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Beschreibung
d ei
Herzoglichen Gemälde-Gallerie
zu G « t li a,
mit Berücksichtigung
des Chinesischen Kabinets , der Sammlung der Abgüsse von
Bildwerken, des Münzkabinets , der Sammlung der Zeich-
nungen, Miniaturgemälde, Holzschnitte und Kupferstiche,
der Bibliothek und noch einer in den Vorzimmern des
Der Schlufs, au9 circa 7 Bogen bestehend, wird zu Anfang de9 Jahres
1835 versendet.
-
ist, hält zwei Handschuhe. Das Haar des Mannes ist kurz
verschnitten, sein Bart kurz. Er ist bekleidet mit einer
flachen, schwarzen Mütze, weifsem Hemde, rother Weste,
deren Aermel an den Unterarmen hervorsehen , schwarzen
Oberärmeln und einem dazu gehörigen sehr grofsen Pelzkra-
gen mit breitem Aufschläge. Auch dieses Gemälde hat der
durch die eingestellte Restauration des Domes zu Erfurt be-
kannte Pereira überfirnifst. Bei dem weiblichen dagegen ist
diese Sicherung unterlassen worden. Die abspringenden Far-
ben lassen hier den dicken Kreidegrund hindurchblicken.
Die ältliche Frau, etwas links gewendet, hält mit der Rech-
ten eine Nelke; eine andere liegt vor ihr auf der Brustwehr.
Die Bekleidung besteht in einer durchscheinenden Mütze,
weifsen Chemise, goldgelbem Kleide mit eingewirkten Ara-
besken, sehr gröfsen und breiten Aermeln, welche die gan-
zen Unterarme bedecken und an der Handwurzel rothe Aer-
mel hervorsehen lassen. Vom Halse hängt eine goldene
Kette,' eine andere dient als Gürtel. Nichts war in jenen
Zeiten der Darstellung weiblicher Figuren nachtheiliger , als
die ungraziöse Kleidertracht, der viereckige, einer Gothischen
Basis ähnliche Kopfputz und die ängstliche Verbergung des
Haupthaares. Holbeins ohnediefs weit charakteristischere
Männerköpfe sind daher viel anziehender als seine Weiber-
köpfe.
Das abgeschilderte Ehepaar scheint in der Scliweitz oder
in den Rheingegenden gelebt zu haben. Es gelingt vielleicht
noch, die Namen zu bestimmen. Uebrigens sind diese Bilder
etwas geringer als Sulzers und der Sulzerin Bildnisse.
Dem Holbein wird unrichtig das kleine, auf schwarzem
Grunde gemalte Bild der heiligen, das Rad haltenden Katha-
rina zugeschrieben. Dieses unbedeutende , sehr wenig aus-
geführte Bild ist des Meisters völlig unwürdig.
Es sind noch zwei kleine Gemälde dem jüngeren Hans
Ilolbein zugeschrieben worden. Die Unbekannte in schwar-
zer, innerlich mit gelbbräunlichem Pelz gefütterter Kleidung,
die in der Linken ein rothgebundenes Gebetbuch hält urfd\
die Rechte auf einem grünen und rothen Beutel, der auf ei\
nem Tische liegt, ruhen läfst, dürfte Dorothea Susanna seyn.
11
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Diese Pfälzische 12) Churprinzessiii vermählte sich am 15.
Jun. 1560. an Johann Wilhelm Herzog zu Sachsen -Weimar.
Das Bildnifs der Fürstin könnte weit später bei Gelegenheit
eines Besuches in ihrem Vaterlande angefertigt worden seyn.
Ihr Kopf wird von einem weifsen durchsichtigen Tuche be-
deckt. — Das andere Gemälde hat den von Holbein gelieb-
ten grünen Hintergrund. Ein fürstlicher Knabe I3) ist bis
an die Nabelgegend dargestellt. Seine Hände sind über ein-
ander gelegt; die rechte hält gelbbräunliche Handschuhe.
Den Kopf bedeckt ein schwarzes, mit weilser Feder und
Goldkügelchen geschmücktes Barett, den Leib ein schwarzer
knapp anliegender Rock und den Hals umgeben goldene
Ketten. Diese beiden Gemälde haben allerdings manche
schöne Eigenthümlichkeit Holbeinischer Werke; aber die
blasse Gesichtsfarbe unterscheidet sich doch von der voll-
blühenden der ächten, die wir früher betrachtet haben.
Wollen wir auch in Anschlag bringen, dafs den fürstlichen
Personen jene feine weifse Farbe eigenthümlich gewesen sey,
so würde Holbein der Jüngere selbst demungeachtet einen
sehr verschiedenen Weg in der Darstellung derselben einge-
schlagen haben. Das Einzige, was mit einiger Sicherheit
angenommen werden kann, ist, dafs irgend ein Mitglied der
zu Augsburg I4) ansässigen Holbeinischen Familie beide
Bilder verfertigt habe. Diese Familie dürfte schon frühe
manche der Eigenthümlichkeiten besessen haben, die erst
durch des berühmten jüngeren Holbeins Werke recht be-
kannt geworden sind. Andererseits kann auch der mächtige
Fortschritt jenes berühmten Holbeins wiederum zu allererst
12) Ueber Holbeins Herkunft von Grünstadt handelt Hegner S.
9. widerlegend.
13) Vergl. das von Hegner S. 131. aus Walpole erwähnte Bild
eines fürstlichen Knabens.
14) Hegner S. 19 — 25. Daselbst S. 180. wird auch der Brüder
Holbeins, welche gleichfalls malten , jgedacht. Auf der Bibliothek zu
Basel sind zwei Knabenköpfe, ungefähr Halblebensgröfse und von
Ambrosius Holbein gemalt. Hegner S. 180. — Schüler Hans Holbein
des Jüngeren waren Christoph Amberger von Nürnberg und Hans
Asper von Zürich. Hegner S. 175 — 180.
— 163 —
auf die übrigen Mitglieder jener Malerfamilie zurückgewirkt
haben.
Wem nun diese Ansichten nicht allzu hypothetisch er-
scheinen sollten , der wird auch dasjenige wohlwollend auf-
nehmen, was ich im Verfolg dieser Schrift über das in
der Herzoglichen Gallerie befindliche Bildnifs eines Juweliers
und seinen Zusammenhang mit der Familie Holbein vortra-
gen werde.
Ich schliefse diesen Abschnitt mit der Bemerkung, dafs
auch das von John Chamberlaine I5) herausgegebene Werk
in der Kupferstichsammlung zu Gotha aufbewahrt wird und
also für die , welche über Holbeins Werke sich zu belehren
wünschen, wenigstens so gut gesorgt ist, als man von einer
so kleinen Stadt es nur erwarten kann. —
Unter den Sächsischen Medaillen ist diejenige nicht al-
lein die gröfste, sondern auch die kunstvollste, welche Hein-
rich Ritz im J. 1544. unter dem Herzog, nachmaligen Chur-
fürst Moritz von Sachsen verfertigt hat I6). Auf der Vor-
derseite ist die Dreieinigkeit I6b) von Engeln umgeben und an-
gebetet. Ueberall ist mit dem Grabstichel unterarbeitet und
aufgelöthet. Ich bin überzeugt, dafs Ritz das Ganze nach
dem Vorbilde eines in Holz geschnitzten Kunstwerkes ver-
fertigt habe. Die Hinterseite enthält zwei Engel, die eine
Tafel halten, worauf Stellen aus dem Athanasianischen Glau-
bensbekenntnifs zu lesen sind.
Auf einer silbernen aber vergoldeten Med. 1?) vom J.
15) Imitations of original drawings by Hans Holbein , in the Col-
lection of his Majesty, for the portraits of illustrious persons of the
court of Henry VIII. Published by John Chamberlaine. London. 1792.
fol. (Vergl. I. A. G. Schcteligs ikonograph. Bibliothek. 2. St. Hanno-
ver. 1796. S. 342 — 345.) — Auf der Bibliothek: The dance of deatli;
painted by H. Holbein , and engraved by W. Hollar. 8vo.
16) Tentz. Lin. Alb. P. I. tab. 8. p. 84. Fr. van Mieris H. d. Ned.
V. 3. Deel. p. 87.
16 h) Vergl. Albrecht Dürers christlich - mythologische Hand-
zeichnungen. (München 1808. fol.) 3. Heft. Taf. 13. Die Handzeichn,
sind meistens aus d. J. 1515.
11) Ijs Loth schwer.
11 *
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1544. zeigen sich vorne Jacob’s und der Ilaliel Bildnisse,
hinten der schlafende Jacob und die Himmelsleiter.
Hanns Osdentarffer l8) verfertigte die von Hanns Schenk
angegebenen Gemälde des sonst auf der Bibliothek zu
Gotha I9) aufbewahrten Turnierbuches Herzog Wilhelms von
Baiern. Auf dem ersten Bilde steht H. Osdentarffer 1541.
Hanns Schenk nennt sich des Herzogs Wappenmeister. Bei
dieser Nachricht steht die Jahrz. 1544. Herzog August von
S. G. u. A. verehrte die Handschrift dem König von Baiern.
So gelangte sie auf die Bibliothek zu München. An ihrer
Stelle wird zu Gotha folgendes Werk gezeigt: „Turnierbuch
Herzogs Wilhelm des Vierten von Bayern von 1510 bis 1545.
Nach einem gleichzeitigen Manuscript der Königl. Bibliothek
zu München, treu in Steindruck nachgebildet von Theobald
und Clemens Senefelder, mit Erklärung begleitet von Fried-
rich Schlichtegroll. München. 1817.“ qu. Fol.
Der Glasmaler Augustin Hirschvogel von Nürnberg stach
im J. 1545. eine Bärenjagd in Kupfer 2°). Zwei andere
Blätter der Kupferstichs, enthalten Landschaften. Alle drei
werden für sehr selten gehalten.
7. Bis auf Cranach’s Tod. 1553.
Cranachsche Gemälde der Herzoglichen Gallerie zu
Gotha, die nach ihren Jahreszahlen in den Jahren 1509. bis
1535. verfertigt wurden, habe ich schon in früheren Auf-
sätzen beschrieben. Nur die bei weitem gröfsere Zahl de-
rer, die entweder in eine spätere Zeit fallen, oder gar keine
Jahrzahlen haben, ist noch zu betrachten übrig.
Luthers Kränkliclikeit , noch mehr sein Tod im J. 1546.
18) Hans Ostentarffer , vielleicht der Sohn Martin OstentarfTers,
Hofmalers zu München , erscheint im Stadtbuche der Stadt München
1534. als Zunftführer, lebte noch 1579. und trug den Namen eines dor-
tigen Hofmalers. Von Heller wird ein Formschneider Michael Osten-
dorfer aufgeführt
19) Cyprian. Catal. p. 107. n. 60. — 20) B. P. gr. IX. 177. n. 24.
blieb auf die Vervielfältigung seiner Bildnisse nicht ohne
Einflufs.
Flüchtig auf blauem Grunde gemalt ist das links mit
der geflügelten Schlange versehene Bild, wo Luther zuge-
kehrt mit beiden Händen ein geschlossenes Buch hält.
Auf einer Holztafel (nr. 154.) ist das mit der grünen
Farbe des Grundes überstrichene Abzeichen des Künstlers
nur wenig sichtbar. Luther, dessen weiises Haar mit Sorg-
falt gemacht ist, hält auch hier mit beiden Händen vor sich
ein Buch, ist aber etwas zur Rechten gewendet. Luther ist
liier keineswegs so grob und ungeschickt dargestellt, wie in
andern Bildern. Es ist das Gemälde nr. 154. ein ächtes
Cranachisches Werk.
Die Gallerie besitzt noch ein Bildnifs Luthers , von ei-
nem Unbekannten verfertigt *)•
Die Jalirz. 1546. steht auf einem der Gemälde der zur
Bibliothek und zum Münzcab. führenden Buchwaldischen
Gallerie. Es stellt Dorothea Prinzessin von Dänemark und
H. in Preufsen in Lebensgröfse und ganzer Figur dar. Da
die meisten ohnediefs durch Frevel sehr beschädigten Ge-
mälde jener Gallerie in einer weit späteren Zeit angefertigt
und mehrere Bildnisse von Personen des 16. Jahrh. nur Co-
pieen sind, werde ich sämmtliclie Gemälde im Zusammen-
hänge erst weiter unten in einer Anmerkung vorführen.
Ein Glasgemälde in einem der Vorzimmer des Natura-
liencab. aus d. J. 1516. stellt einen geharnischten Ritter dar,
welcher vor dem gekreuzigten Christus auf den Knieen liegt.
MDXLVII. Dido Regina, ist die Aufschrift eines Gemäl-
des, welches ein Nachahmer Lucas Cranach’s verfertigt hat.
Die von den Künstlern jener Zeit so überaus gern darge-
stellte Königin zeigt sich in goldgelbem und andersfarbigem
Anzuge und trägt einen Pelzmantel und Halsgeschmeide.
Der Ton ist zu gelblich, der Grund schwarz.
Oefters ist die silberne Medaille des Cabinets zu Gotha
1) Die beiden von Juncker (Einen- Ged. Fr. u. L. 1106. S. 262.
u. 2Gö.) erwähnten Bildnisse Luthers sind nicht mehr auf der Bibliu-
thek vorhanden.
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herausgegeben worden 2), deren Vorderseite die Brustbilder
Kaiser Carl V. und Königs Ferdinand enthält. Hinten ist
die Schlacht bei Mühlberg dargestellt. Darüber lind darun-
ter liest man: Captivitas Joannis Friderici Ducis Saxoniae.
1547.
Dreiseitig, wie die beim J. 1543. aufgeführte, ist die
überaus seltene silb. Medaille mit der Darstellung des Oster-
lammes und der Jalirz. 1547. 3). Sie verherrlicht den Sieg,
welchen einige Schmalkaldische Bundesverwandten unter Erich
dem Jüngeren, Herzog von Braunschweig und Lüneburg Ca-
lenbergischer Linie, bei Drakenburg im Hoyschen über die
Kaiserlichen erfochten.
Eine sehr grofse Schweitzerische Med. soll der dem Kö-
nig Heinrich II. im J. 1518. geborenen Tochter Claudia als
Pathen- Geschenk bestimmt gewesen seyn. Das goldene 300
Kronen schwere Exemplar hatte Hans Jacob Stampfer gegos-
sen. Im Cab. ist ein silb. u. vergold. 4 5) Exemplar.
Ein Bildnifs Luthers in der Kupferstichs, hat Melchior
Lorch im J. 1548. verfertigt 6).
Am 10. May 1547. wurde das Todesurtheil über den
Churfürsten Johann Friedrich den Grofsmüthigen ausgespro-
chen 6). Ein im J. 1549, angefertigtes Gemälde, auf des-
2) Tcntz. Lin. Ern. P. I. tab. 13. n. 5. p. 170. Juncker Ehren-
Gedäclitn. Lutheri p. 555. cf. p. 309. Herrgott T. II. P. I. tab. 23. n.
47. p. 90. van Mieris 3. Deel. p. 110. Lochner 1737. S. 177.
3) 1^ Loth schwer. Tentz. Lin. Ern. tab. 13. n. 7. p. 184. Köh-
ler M. Bel. Th. 19. S. 249. van Mieris 3. Deel. p. 168.
4) 6|- Loth schwer, aber hohl. Hottinger Alt u. Neues aus der
gelehrten Welt. 517 — 532. Köhler M. Bel. IIL 217. Neue Europ.
Staats- u. Reisegeogr. 10. B. tab. ad p. 411. n. 1. von Haller Schwei-
tzer Münz - u. Med. - Cab. 1. Th. S. 20 — 24. n. 30.
5) Bartsch P. gr. IX. 506. n. 12.
6) Sleidan. L. XVIII. p. 321. Müller Sachs. Ann. S. 107. Im Vor-
zimmer des Naturaliencabinets wird unter ähnlichen Curiositäten ein
rehlederner, sehr hoher und bei den Fnfszehen sehr breiter d. h.
spitzenloser Stiefel gezeigt, welchen der Churfürst bei Mühlberg trug.
Juncker Ehren - Ged. Lutheri S. 307. f. : „Es ist dieser Churfürst ein
starcker schwerfälliger Herr gewesen; wie denn seiner Stiefeln einer,
In welchem gar bequcmlich ein mäfsiges Kind Platz haben konte, zur
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seil Rückseite die Inschrift PVI (als Monogramm) faciebat
zu lesen ist, zeigt den Churfürsten mit Herzog Ernst von
Lüneburg (f 1567.) im Schachspiele begriffen.
Ungefähr in dieser Zeit wurden auch die Bildnisse Jo-
hann Friedrichs und seiner Gemahlin ungemein vervielfältigt.
Eines dieser Cranachschen Bildnisse des Churfürsten (nr.
142.) rührt aus Herzog Augusts Sammlung her.
Auf einem hohen aber schmalen Cranachschen Gemälde
hat der mit dem Pelzmantel bekleidete Johann Friedrich die
Finger ,in einander gefaltet. Im goldenen Halsbande des
Churfürsten stehen S.
Gegenstück hierzu ist das Bildnifs des schon 1532. ver-
storbenen Churfürsten Johann. Dieser hat die Finger der
linken Hand auf die rechte gelegt und ist mit schwarzer
Mütze und einem Pelzmantel bekleidet.
Von zwei Bildnissen Cranachs stellt das eine (nr. 64.),
welches kein Abzeichen hat, den Churfürsten Johann Fried-
rich, das andere (nr. 65.) dessen Gemahlin Sibylla * * * * * * 7) dar.
Dieses letztere hat die geflügelte Schlange.
Curiosität zu Madrit in Spanien in der Königlichen Rüstkammer ver-
wahret Mird; siehe Monconys Reiseheschreibnng p. 954. und habe ich
selbst einen dergleichen braunen ledernen Stiefel zu Gotha betrachtet,
durch welchen die Wahrheit von des Monconys Erzehlung glaubwür-
dig bestättiget wird; wie auch Tentzel Lin. Ern. P. I p. 184 — 188.
anmerket.“ — Das alte Bildnifs des Churfürsten auf der kleinen von
der Bibliothek zum Spiegelsaale führenden Gallerie ist hinsichtlich
der Fufsbekleidung und des übrigen Costums recht treu. — Im Hand-
schriftenzimmer der Bibliothek (B. Chartac. 64.) findet man: Custodia
und Liberatio Johann Friedrichs des Aeltern von Johann Förster dem
Jüngern , der Rechten Dr. zu Arnstadt. 1587.
7) Im J. 1526. vermählte sich Johann Friedrich mit der Prin-
zessin Sibylla, der einzigen Tochter Johann III. von Cleve, und
feierte mit ihr im folgenden Jahre die sogenannte Heimfahrt za
Torgau (Müllers .4nnal. S. 80. f. Böhme Sachs. Grosch.-Cab. 2.
Th. S. 167.). Durch diese Vermählung erwarb Johann Friedrich
dem Ernestinischen Hause Ansprüche auf das Herzogthum Cleve.
(Rückblick auf die Gesch. d. Herzogth. Cleve. Wesel. 1830. S. 8.)
Bildnisse der Sibylla sieht inan auch sonst noch im Schlosse zu
Gotha, z. B. auf der von der mittleren Bibliothek zum Spiegelsaalc
führenden Gallerie.
— 168 —
Sehr ähnlich sind zwei andere derselben fürstlichen
Personen. Das des Churfürsten Johann Friedrich (nr. 44.)
hat links die geflügelte Schlange. In den Arabesken des
Halsschmuckes und in denen der übrigen Kleider zeigt sich
einige Verschiedenheit von dem Gemälde nr. 64. — Auf
dem Gemälde der Sibylla (nr. 45.) steht, wie auch in dem
Gemälde nr. 65. auf der das Hinterhaupt bedeckenden Mütze
und auf dem Halsbande ALS IN EHEN IN EREN ™). Da-
gegen fehlt auf nr. 45. die geflügelte Schlange. Mit nr. 65.
und nr. 45. können die bekannten Cranachschen Holzschnitte
verglichen werden 8).
Weit bekannter als alle Cranachschen Gemälde der Her-
zoglichen Gallerie ist dasjenige geworden, welches die Fa-
milie von Henning zu Gotha besitzt. Es enthält die Bild-
nisse der drei Sächsischen Churfürsten Friedrich des Wei-
sen, Johann des Beständigen und Johann Friedrich des Grofs-
müthigen. Den im Reformations - Almanach 9) stehenden
Kupferstich hat Schwerdgeburth verfertigt. Die mir zu Ge-
sicht gekommene Copie des Gemäldes durch einen Dilettan-
ten kann ich nicht loben.
In den Jahren 1540 — -1549. arbeitete der Kupferstecher
Joh. Ladenspelder von Essen 10).
Der kurz vorher erwähnte Melchior Lorch ir) stach im
J. 1550. Albrecht Diirer’s Bildnifs in Kupfer.
„Histori vnnd Geschichten der Bischoffen zu Wurtzburgk
durch Laurentium Friesen, Fürst!. Würtzburgischen Rath
vnnd Secretarium, zusammenbracht vnnd geschrieben u I2).
Diese Handschrift, die bereits gedruckt worden ist I3) und
7b) Vergl. Jagemann Lebensbeschr. Johann d. Standh, Halle.
1756. S. 226.
8) Heller S. 418. n. 44. S. 384. n. 279. b. S. 385. n. 279. b.
9) Auf d. ev. Jubelj. 1817. Her. v. Fr. Keyser. Erfurt. S. LI.
Auch v. Heller S. 197. erwähnt.
10) B. P. gr. IX. 57. — 11) B. P. gr. IX. 505. n. 10.
12) Cyprian, p. 76. n. 183. 184. A. Chartac. n. 183. 184.
13) In Geschieht- Schreiber von dem Bischoffthum Würtzburg.
Von Joh. Peter Ludewig. Franckf. 1713. fol. ist Fricsens Chronik
— 169 —
hier nur wegen ihrer Gemälde erwähnt wird, mufs nach dem
Jahre 1544., in welchem der Verfasser sein Werk beendigte,
geschrieben seyn. Lorentz Friefs I4) starb 60 Jahre alt im J.
1550. und ist zu Wiirzburg im Kreuzgange der Domkirche
begraben. Als spätester Zeitraum der Abschrift kann das
Jahr 1596. angesetzt werden, in welchem dieselbe gebunden
wurde. Betrachten wir den ersten Band, so ist zwar schon
von vorne herein für Gemälde Raum gelassen, aber das
erste, ein Wappen, steht erst fol. 344. — • Die folgenden
Gemälde sind : fol. 346. Vonn der Schlacht mit den Graven
von Hennenberg vnd Castell bey der Statt Kitztzingen be-
schehen I5). — fol. 349. Das Hennebergische Wappen. —
fol. 351. Wie Graf Berthold von Hennenberg abermals bey
dem Capiettel angesucht hat, ihn zu einem Herren anzuneh-
men I6). — fol. 354. Wappen. — fol. 358. Wie der er-
wählte Herr Berthold gen Rom gezogen, daselbst bestätiget
und geweihet ist worden I7). — fol. 363. Wie Bischou Ber-
thold der Zunft halben zu Würtzburg eine sondere Ordnung
gemacht. — - fol. 368. Von dem untern Truchsessen oder
Küchenmeisteramt des Stilfts Würtzburg und seinen Rech-
ten 18), — fol. 371. Wie ein Reichstag u. Concili zu Würtz-
burg gehalten ward, darauf der IJabst den Geistlichen eine
Schatzung aufgelegt I9). — fol. 373. Wie König Rudolff vf
dem tag zw würtzburg einen Landtfrieden gemacht vnd uf-
gerichtt hat 20). — fol. 382. Wappen Mangoldt’s, des 45.
Bischoffs. — fol. 383. Wann das Teutsche Ilaufs zu Würtz-
burg bey den Schotten zu bauen angefangen worden 2I). —
Der übrigen Gemälde dieses Bandes sind zwei und zwanzig.
Darunter ist fol. 421. der Jahrmarkt oder die Mefs zu Würtz-
burg.
Im zweiten Bande ist das erste Gemälde fol. 457. Wie
Graf Albert von Hohenburg obgenant gen Würtzburg kommen
von S. 373. an , nach vier Handschriften abgedruckt, vergl. Ludc-
wigs Vorrede §. 9. n. IV.
14) Das. §. 9. — 15) Ludewig S. 575. — 16) S. 518.
17) S. 581. — 18) S. 584. — 19) S. 589. — 20) S. 590.
21) S. 594.
— 170 —
vnd das Bistumb gefordert. Hierauf folgen 45 Gemälde,
z. B. fol. 507. Von vnser Frauen Capeln vff dem Juden
Platz, und fünf gemalte Wappen. 22 Gemälde sind nur an-
gelegt, d. h. mit der Feder vorgezeichnet. Die letzten Ge-
mälde des zweiten Bandes sind folgende: fol. 915. Wie durch
den König zu Beheim zwischen beiden Partheyen ein fridt-
licher Anstandt gemacht wardt 22). — fol. 921. Wie Bischou
Johannes, Scheinfeldt, Geifselwind und Prichsenstadt ge-
wonnen, aber vor Uffenheim wieder abgezogen 23). — fol.
928. Wie den Bürgern zu Bamberg etliche ihre Wein umge-
schlagen und ufgehalten wurden 24). — fol. 935. Wie die
Fürsten zu Coburg tagleisteten u. Bischoff Johansen ein
Kayserlich mandat verkündigt ward 25). — fol. 942. Von
Bischoff Johannes Leibknecht 2<s). — fol. 947. Wappen. —
fol. 951. Wie Bischoff Rudolffen die Regalia und gülden-
zoll geliehen worden 27). — fol. 959. Zwei Wappen. — fol.
963. Von der walfardt vnnd grofsen gelauf zu dein Baucker
gen Niclashausen an der Tauber 28). — fol. 972. Wie Jo-
hann von Ditzelau im Würtzburgischen glayt gefangen hin-
weg gefurdt vnd geschätzt worden 29). — fol. 978. Wie
Sachsen mit Bischoff Rudolffen handelt, seinen Sohn Herzog
Friedrichen zu einem Coadjutor anzunehmen 3°). — fol. 986.
Wie Maynbernheim von etlichen von Adel genommen wor-
den 3I). Die in diesem zweiten Bande (fol. 451 — 995.)
vorgetragene Geschichte endiget mit dem Jahre 1495.
Uin 1550 mögen die mit folgenden Bildnissen verzierten
Bretspielsteine angefertigt seyn : Kaiser Carl V. und seine
Gemahlin Isabella, Johann Friedrich H. v. Sachsen und seine
Gemahlin Sibylla, Soliman, — Hulderich Fugger, Anton
von Fugger und seine Gemahlin Anna Regina, Anna geb.
Herzogin v. Schlesien, Margaretha von Fruntsperg, Anna de
Biscera, Georg H. v. Sachsen, Cardinal Albert, Johann v.
Leyden, K. Ferdinand, Mocenigo Doge von Venedig, Christina
geb. Herzogin v. Sachsen, Anna Georgs von Fruntsberg 32)
22) S. 832. — 23) S. 835. — 24) S. 839.
25) S. 842. — 26) S. 845. — 27) S. 848. — 28) S. 852.
29) S. 856. — 30) S. 859. — 31) S. 863.
32) F. W. Barthold, George von Frundsberg. Hamburg. 1833. 8.
— 171 —
Gemahlin , Aemilia geh. Herzogin v. Sachsen , Ursula Ehin-
garina Augusta , Leonora Königin v. Frankreich. Diese 24
Bretspielsteine, unter denen zwei jetzt sehr beschädigt sind,
haben Umschriften und die Gestalt einseitiger Medaillen.
Sie sind im Vorzimmer des Naturaliencabinets 33).
In Tentzel’s Werke wird eine vergoldete, lf Loth schwere
und früher zum Anhängen eingerichtete Med. nicht beschrie-
ben. Das links gewendete Brustbild des Bruders Johann
Friedrichs des Grofsmiithigen ist von folgender Inschr. um-
geben: Von Gottes Gnaden. Johans. Erst. Hercz. v. SachlTen.
AE. 29. Am Abschnitt ist eingravirt: 1550. Auf der hintern
Seite ist sowohl das Sächs. Wappen , welches gar keine
33) Juncker hat im Ehren - Ged. Lutheri S. 244. den Stein eines
Bretspieles abbilden lassen, auf welchem das Bildnifs der Gattin
Luthers von folgender Umschrift umgeben ist: Catharina Martini
Lutheri uxor. Zugleich theilt er folgende Stelle aus Olearius Briefe
(v. J. 1705.) mit: „Hiebey sende den Abrifs von dem ßretspiel-
Steine, auf welchem Lutheri Conjux, auf einer bifs dato mir unbe-
kannten mafsa, so fast einem Elffenbeine gleich sihet, sehr sauber
gebildet oder geschnitten. Es sind dieser Steine , so sonst einen aus
Holtz gedreheten Grund haben, noch mehr dabey, welche die Bild-
nisse hoher Personen selbiger Zeiten , als Kayser Maximiliani des
Ersten, u. Churfiirst Friedrichs zu Sachsen beysammen , Kayser
Carln des Fünfften , König Ferdinandi des Ersten und andrer mehr,
ingleichcn vornehmer Patriciorum zu Augfpurg, Hulderici und An-
tonii der Fugger, Cuonradi de Rosa, etc,, ingleichen Isabellae,
Kayser Carl V. Gemahlin , Aemiliae, Herzogin zu Sachsen, vermähl-
ter Marggräfin zu Brandenburg; Annae, Georgii von Freundsberg,
Eheweib, Margaretha von Freundsberg, Regina Eggenbergin, ingl.
zwo Sängerin Kayser Maximiliani, Maria u. Regina, nebst einigen
andern, zusammen an der Zahl drey und zwanzig. Ich habe diese
Curiosität erst von einem Freunde bekommen, als Stein eines Spiel-
bretes, auf welchem Kayser Carolus V. ehemals mit denen Herren
Fuggern soll gespielct haben.“ Merkwürdig ist die Uebereinstim-
mung dieser in Olearius Zeit zu Arnstadt befindlichen Bretspielsteine
mit denen der Sammlung zu Gotha. Ucbrigens werden letztere
gleichfalls als Fuggerische Bretspielsteine vorgezeigt. — Ueber die
Fugger und mehrere andere auf den Steinen abgebildete Personen
s. I. A. G. Schetelig’s Ikonographische Bibliothek. 5. St. Celle, 1800,
S. 150-102.
— 172 —
Helme hat, als folgende Umschrift vertieft oder eingravirt:
Von Gottes Gnaden Johans Ernst Ilerczog zu Sachsen etc.
Johann Ernst starb im J. 1553.
Vergoldet ist die im J. 1551. zu Ehren Johann Fried-
rich des Grofsmüthigen verfertigte Medaille 34). Nur das
Gesicht, die Ohren und die Weste sind nicht vergoldet und
jetzt schwarz.
Ein Unbekannter malte den Churfürsten Johann Fried-
rich, der bei Carl V. sich beurlaubt 35).
In der Kupferstichsammlung 3 6) wird der lobenswerthe Ku-
pferstich eines unbekannten Meisters aufbewahrt, dessen in
die Buchstaben P und G. zerfallendes Monogramm 3?) mit
dem des Georg Pencz und noch mit einigen ähnlichen Mono-
grammen nicht verwechselt werden darf. Das Monogramm
steht rechts unten auf einem Steine, links unten die Jahrz.
1552. Es ist hier ziemlich derselbe Gegenstand, welchen
wir oben auf einem von Cranach im J. 1529. verfertigten
Gemälde fanden 38), jedoch durchaus mit Freiheit und Selb-
ständigkeit behandelt. Man erblickt Christus am Kreuze
und das Lamm , welches den Speer und die daran flatternde
Fahne hält. Auch hier zeigt der Täufer Johannes dem Adam
den gekreuzigten Heiland. Ganz rechts sind Gerippe und
Ungeheuer, aus denen der auferstehende Heiland, der den
Tod überwältiget hat, sich erhebt. In der Höhe ist der
Weltrichter Christus von Engeln umgeben, deren einer die
Posaune bläst. Auf der linken Seite wird in der Ferne ein
nackter Mann vom Gerippe oder vom Tod gestofsen 39).
Noch mehr in der Ferne ist der Sündenfall dargestellt. Auch
Moses mit den Gesetztafeln ist aufgenommen.
34) Tentz. L. Ern. tab. 14. n. 3. p. 195.
35) Fr. Hortleder, des Röm. Kayser Handlungen vnd Aufsschr.
Franckf. a. M. 1618. fol. 2. B. 3. Buch. 87. Cap. S. 706. f.
36) In dem reichhaltigen und auch geordneten Bande: IV. 20.
Dürers und andere Kupfer, fol. vergl. Bartsch P. gr. Vol. IX. p. 234.
n. 2.
37) Bartsch nr. 267. des monogr. Vol. IX. p. 233. Fr. Brulliot,
Dictionn. d. monogr. P. I. Munich. 1832. 4. p. 286. n. 2233.
38) Vergl. auch das Titelbl. der zu Wittenberg 1556. gedr. Bibel.
39) Bartsch 1. 1.: la mort comnie suite du peche.
Johann Ernst, des Churfürsten Johann Friedrich Bru-
der, war im J. 1521. geboren und starb im Febr. 1553. Er
wurde in der St. Moritzkirche zu Coburg beigesetzt und er-
hielt ein messingenes Epitaphium 40). In seinem Sarge soll
ein im Vorzimmer des Naturaliencabinets aufbewahrter Ring
gefunden worden seyn , dessen Steine das Sächsische Wap-
pen eingegraben ist 4I).
IOH. FRIDER. SEN. DVX. SAX. ET NAT. ELECT.
1553. las man an der Schlofskirchthüre des Grimmenstein,
welche nach Erbauung des Friedensteines unter Herzog Ernst
dem Frommen beibehalten und gleichfalls zur Schlofskirch-
thüre bestimmt wurde. Zwar ist dieselbe noch bis auf die-
sen Tag vorhanden, aber aufser anderem Schmuck, welcher
in früheren Beschreibungen 42) erwähnt wird, fehlt jetzt die
obige Inschrift und Jahrzahl. Da Johann Friedrich der Grofs-
müthige im J. 1553. zu Gotha sich auf hielt 43) und auf dem
Grimmenstein, der damals auf seinen Befehl und unter sei-
nen Augen wiederhergestellt war, die erhaltenen Silbermün-
zen gepräget wurden 44), ist es möglich, dafs damals auch
zur Ausschmückung des Schlosses die drei Reliefs verfertigt
40) Hönn Coburgische Chronik 2. B. 1. Abth. Cob. 1806. 4. cf.
Monum. Landgrav. Thur. ill. a Sam. Reyhero. Gothae. 1692. fol.
tab. IT. S. 16.
41) Der älteste namentlich bekannte Deutsche Steinschneider ist
der 1552. verstorbene Daniel Engelhard aus Nürnberg. Uebrigens
ist die nach des Herzogs Tod angefertigte Med. (Tentz. L. E. tab.
15. n. ult. p. 225.) ein Werk des Tobias Wost.
42) I. H. Stufs Continuatio commentationis de arce Fridenstei-
nia. Gothae. 1749. 4. §. 3.
43) Sagittarii hist. Goth. Jenae. 1713. p. 38. Tcntzelii Suppl.
reliqua hist. Goth. Jenae. 1716. p. 780.
44) 1 Loth schwer. Tentzelii Suppl. hist. Goth. secundum.
Jenae. 1702. tab. II. n. 6. Tentz. Sax. num. Lin. Ern. tab. 15. n. 2.
p. 204. Tentz. Suppl. reliqua p. 780 — 782. Schlegelii de numis an-
tiquis Gothanis diss. Francof. et Lipsiae. 1717. 4. tab. II. n. 3. p.
124 — 126. Was Schlegel allererst in der Münzbibel über jene Sil-
berm. bemerkt hatte, wurde von Tentzel in der Sax. num. wider-
legt. Dagegen vertheidigte Schlegel seine Ansichten in dem 1717.
erschienenen Buche.
— m —
wurden, welche lange nachher Herzog Ernst der Fromme
an den Aufsenseiten des von ihm erbaueten Schlosses ein-
setzen liefs, wo sie noch gegenwärtig vorhanden sind, lie-
ber dem hinteren und äufseren Thore des Zeughauses und
zwischen den Fenstern der untersten Bibliothek ist das Bild-
nifs des Churf. Johann Friedrich des Grofsmüthigen und
darunter das Sächsische Wappen mit drei Helmen 45). Ganz
ähnlich ist das an der Aufsenseite des rechten Flügels über
dem dortigen Thore eingesetzte Relief 46). Noch ein klei-
neres an der Aufsenseite des linken Flügels befindliches Re-
lief stellt den Sächs. Churf. Johann Friedrich den Grofs-
mütliigen dar. Als Ueberschrift des unter diesem befindli-
chen Reliefs liest man FORTVNA. Das untere Relief selbst
zeigt in einem Kreise oder Rade die Fortuna, neben ihr zur
Linken eine stehende oder sich erhebende Figur, zur Rech-
ten dagegen eine mit dem Kopfe nach unten fallende Figur,
endlich unter der mittleren Figur eine vierte, die bereits zu
Boden liegt. Rings um steht die Umschrift: LVDERE SIC
NOVIT DEA MOBILIS, ET MALE LVD1T., nicht ohne Hin-
blick auf die Wechsel des Glückes, welche Johann Friedrich
derGrofsmüthige erlebte 47). Wie mir scheint, ist die Inschrift
des alten Reliefs in späterer Zeit einmal theilweise ausge-
bessert oder ergänzet worden. Möglich ist, dafs durch Jo-
45) Rud. G. d. Th. 2. S. 202. erwähnt noch „zwei dabei befind-
liche in Stein gehauene Kriegshelden“ und Stufs contin. comm. §. 6.
schreibt : Haud procul distant ab utraque imaginis parte in forulis
muri locatae duae statuae, repraesentantes viros adinodum barbatos,
inermes, habitu tarn antiquo , ut Saxones vel Thuringos saeculi, quod
decimum sextum longe antecessit , referre videantur. Diese müssen
sich zwischen den sowohl rechts als links von dem mittleren Relief
zunächst folgenden Bibliothekfenstern befunden haben und es ist an
diesen zwei Stellen auch die Wand neu übertünchet. — Ueh. entspre-
chende Figuren am Rathhause s. Sagitt. hist. G. p. 10. Tentz. Suppl.
h. G. secund. p. 26.
46) Dieses ebenfalls den Churfürsten Johann Friedrich den
Grofsmüthigen in Churkleidung und mit dem Churschwerte darstel-
lende Relief hielt Stufs 1. 1. unrichtig für ein Bildnifs des Herzogs Jo-
hann Friedrich des Mittleren.
47) Stufs ib. §. 6.
— 175
liann Friedrichs damaligen Aufenthalt zu Gotha einer und
der andere gegenwärtig im Museum 48) befindliche Gegen-
stand nach Gotha gelangte.
Wenn Heller behauptet, dafs in der Herzogi. Kunst-
kammer zu Gotha, deren Gemälde in die jetzige Gallerie
versetzt worden sind, ein von Cranach verfertigtes Bildnifs
Friedrichs des Streitbaren vorhanden sey 49), so scheint
diese Notiz aus einer völlig ungegründeten und unrichtigen
Angabe Rudolphi’s 50) hervorgegangen zu seyn.
Ueberhaupt sind die historischen und die mit Jahrzahlen
versehenen Cranachschen Gemälde nun alle beseitigt. Es
liegt mir nur noch ob, die grofse Zahl der übrigen zu be-
schreiben.
Der ältere Cranach, dessen Frau aus Gotha gebürtig
war 5I), starb den 16. October 1553. im 81. Jahre seines
48) Einen Onyx mit Johann Friedrichs des Grofsmütliigen Kopfe
findet man im Vorzimmer des Naturaliencabinets. Eben da ist ein
Glasbecher mit des Churf. Johann Friedrichs und Luthers Brustbildern
und Wappen geziert, ferner desselben Churf. Ring, „welcher — wie
Rud. G. d. 2. Th. S. 201. sagt — bei Endigung der Stunden durch
ein künstlich Uhrwerck anstatt des Steines allezeit eine Marque durch
einen subtilen Stich giebt.“ [Juncker im Ehren -Ged. Lutheri S. 307.
f. vergl. S. 554. beschreibt eine Schlaguhr mit der Jahrz. 1547. , deren
sich der Churfürst im Kriege bediente. Sie war zu Juncker’s Zeit im
Cab. des Herzogs Moritz Wilhelm zu Zeitz.] Fünf silberne und ver-
goldete Gefäfse werde ich beim Todesjahre des Churf. aufführen.
Den Churfürsten zeigt ein in Stein gehauenes Relief auf dem Rathhause
(Rud. G. d. 3. Th. S. 11. u. 352.).
49) Heller S. 197.
50) Rud. G. dipl. 2. Th. S. 202., wiederholt von Galletti (2. Th.
S. 267 ) und Klebe.
51) Barbara Brengebier, verehelichte Cranach , war die Tochter
des Gothaisclien Bürgers Jobst Brengebier’s, welcher im J. 1502. als
„Ratifsmeister“ und im J. 1516. als Rathsherr aufgeführt wird. Sie
machte sich durch ein Vermächtnifs um den bei Gotha an der Strafse
nach Erfurt liegenden Siechhof verdient. S. die Dedication in W. E.
Tentzeüi Suppl. hist. Goth. secundum. Jenae. 1702. 4. Tentzel rühmt
sich mütterlicher Seite von der Tochter des jüngeren Lucas Cranach
abzustammen.
— 176 —
Alters 52), der jüngere war 1515. zu Wittenberg geboren,
wurde 1549. zum llathslierrn erwählt und starb zu Weimar
den 25. Januar 1586., 71 Jahre 3 Monate und 21 Tage alt 53).
Wenn schon zwischen diesen beiden Künstlern mehrere der
nachfolgenden Gemälde streitig sind, so dürfen auch die
Schüler des 1553. verstorbenen Cranachs nicht aufser Acht
gelassen werden. Es sind drei derselben bekannt. Vischer
soll 1572. das in der Sacristei der Stadtkirche zu Weimar
vorhandene Bildnifs Luthers (als Mönch und Junker Georg)
gemalt haben. Matthias Krodel verfertigte in den Jahren
1586 — 91. Freskomalereien für den Herzog Christian. Joa-
chim Kreuters Werke sind nicht bekannt.
a) Heidnische Sujets.
Das zu Gotha befindliche Gemälde des Hercules und
der Omphale (nr. 160.) habe ich in einem anderen Werke
beschrieben 54). Die sehr manchfarbigen Gewänder hat
Cranach mit Fleifs und Sorgfalt gemalt. Vielleicht ging die-
ses sehr kleine Gemälde im J. 1820. aus einer Frankfurter
Sammlung 55) in die des Herzogs August über.
Ungemein glasig sind die unbekleideten Theile einer
Lucretia (nr. 111.) aus Cranachs Schule gehalten, welche in
der Rechten den Dolch 56), mit der Linken das Schnupf-
tuch hält und in Thränen zerfliefst. Links zeigen sich zwei
felsige Berge. Die Holztafel hat schwarzen Grund und ward
neuerlich gereinigt.
Gegenstück hierzu ist das nicht restaurirte Gemälde
(nr. 109.) der nackten Dido, wo auf der Brustwehr der Fen-
steröffnung die geflügelte Schlange angebracht ist. Schaam
und Hüften bedeckt ein durchsichtiger weifser Schleier. Ohne
Thränen zu vergiefsen erduldet Dido schon die Schmerzen
der Wunde. Diese Holztafel scheint den drei Königen (nr.
55.) gleichzeitig zu seyn.
52) Heller S. 28 — 30. — 53) S. 33. f. S. 69.
54) Allg. Epcykl. d. W. u. K. 3. Sect. 3. Th. Leipz. 1832. 4.
S. 389. unter Ornphale.
55) Heller S. 195.
56) Vergl. das von Köhler angef. Gern. Heller S. 239.
— 177 —
b) Alttestamentliche Sujets.
Geringfügig und schlecht ist das dem Cranach zuge-
schriebene Gemälde nr. 165. mit schwarzem Grunde : Adam
und Eva; zwischen ihnen der Baum und die Schlange. Die-
selbe Darstellung (nr. 119.) aus dem Jahre 1527. habe ich
früher beschrieben.
Das lächerlich genug dem Lucas van Leyden 57) zuge-
schriebene Gemälde (nr. 87.), worauf Judith mit entblöfstem
Oberleib in der Rechten ein Schwert und vor sich auf einer
Schüssel das Haupt des Holofernes hält, rührt von einem
Arbeiter her, der Cranachs Werke kannte, auch seinen
Kreidegrund angewendet hat. Wie aber darin manche den
Cranachschen Werken eigenthümliche Fehler vermieden sind>
so vermifst man hinwiederum manche schöne Eigenthümlich-
keit des bei allen Mängeln höchst achtungswerthen Meisters.
c) Neutestamentliche Sujets.
Von Lucas Cranach sollen folgende zwei Gemälde ver-
fertigt seyn:
nr. 134. Die Mutter Gottes mit dem Jesuskinde, welches
dem kleinen Johannes eine Weintraube reicht. Zwei Engel
halten ein rothes Gewand über dem Haupte der heiligen
Jungfrau.
nr. 135. Die Mutter Gottes mit dem Jesuskinde, der
heil. Katharina und drei anderen heiligen Frauen.
Ausgezeichnet schön ist das Gemälde nr. 55. Die drei
Könige des Morgenlandes bringen dem Jesuskinde Geschenke
57) Lucas Cranach reiste während des Sommers 1509. im 37. Jahre
seines Alters nach den Niederlanden. Zu Meclieln malte er das Bild
des nachmaligen Kaisers Carl V. in dessen achtem Lebensjahre. Da
schon damals zwischen den älteren Niederländischen und älteren Deut-
schen Gemälden in manchen Stücken eine Uebereinstimmung herrschte,
könnte Cranach noch eines und das andere Niederländische und wie-
derum die Niederländer manche Eigenthümlichkeit des Deutschen
Künstlers sich angeeignet haben. Ziemlich verwandt dem Gothaer
Gemälde nr. 87. ist die Malweise eines grofsen in der Herzogl. Gallerie
zu Meiningen befindlichen und daselbst dem älteren Franck beigeleg-
ten Werkes.
12
— 178 —
dar. Vortrefflich ist der Kopf des ältesten Königs, der ein
Gefäfs überreicht, angefüllt mit goldenen Münzen, wie sie
in Cranachs Zeit cursirten. Aber auch der Kopf des andern
Königs und der des Mohren sind aclitungswerthe Werke.
Die Farben springen theilweise ab.
Kleiner ist die wiederholte Darstellung des Ereignisses
(nr. 127.). Während auf nr. 55. ganze Figuren zu sehen
sind und Maria links gewendet auf der rechten Seite des
Gemäldes sitzet, enthält nr. 127. nur Kniefiguren und Maria
sitzt in völlig entgegengesetzter Wendung. Hinsichtlich der
Köpfe der Könige, ihrer Kleidung und Geschenke herrscht
ziemliche Uebereinstimmung, nur ist nr. 55. noch sorgfältiger
ausgeführt. Durch den Stall ist eine Aussicht ins Freie ge-
stattet, wo der Engel den Hirten auf einer Anhöhe erscheint.
Auf dem schwarzen Grunde einer hohen aber schmalen
Tafel (nr. 90.) ist Herodias gemalt, die Johannes abgeschla-
genes Haupt auf der Schüssel hält. Ihr Hinterhaupt um-
schliefst ein Netz, auf dem vorderen Kopfe liegt ein rothes
Barett. Dieses dem Lucas Cranach zugeschriebene Bild ist
ziemlich gut.
Mit dem schon erwähnten ausgezeichneten Gemälde des bei
der Omphale verweilenden Herakles gehören folgende zwei
wegen ihrer Kleinheit und sorgfältigsten Ausführung in eine
Classe : Auf schwarzem Grunde steht die geflügelte Schlange und
die zur Erklärung aus Marc. 10, 14. beigefügte Inschrift. Den
in der Mitte angebrachten Christus umringen acht Weiber
und zwölf theils ganz kleine, theils erwachsenere Kinder.
Auch drei Männer sind zugegen (nr. 169.). Die Kleidung
ist die der damaligen Zeit, doch ist sie durch Weglassung
alles Ungefälligen in gewissem Sinne idealisirt.
Gleiche Gröfse und Behandlung hat das andere, ebenfalls
auf dem schwarzen Grunde mit der geflügelten Schlange be-
zeichnete Bildchen (nr. 170.). Die beigefügte Inschrift giebt
zu erkennen , dafs die Darstellung aus Ev. Joh. 8, 7. ent-
nommen ist. Die Körper und Waffen der Männer sind sehr
ausgeführt, aber ihre zu unedlen Gesichter sind fast Kari-
katuren.
Die Ehebrecherin und Christus zeigt auch das nachfol-
— 179 —
gende viel gröfsere Bild (nr. 69.), Copie des in der Gallerie
zu Schleisheim auf bewahrten Cranachischen Originals 58).
In vielen Parthieen wird Cranachs Sorgfalt vermifst; zumal
die Köpfe der auf der linken Seite stehenden Figuren sind
gering und unbedeutend ausgefallen.
d) Neuere Sujets.
Drei Gemälde der Gallerie führen ein Sujet vor, wel-
ches gewöhnlich, obwohl unrichtig, das Urtheil des Paris
benannt wird. Alfred der Grofse, König in England, be-
suchte seinen adeligen Vasallen Wilhelm von Albonak und
liefs sich durch die Schönheit seiner Töchter reizen. Der
Vater, besorgt, dafs er davon eine zur Beischläferin verlan-
gen möchte, bringt sie ihm an einem Morgen alle drei nackt
herein , die eine von ihm selbst, die zweite von seiner Frau
und die dritte von seinem Sohn geleitet. Ein blofses Schwert
haltend , erklärte Albonak dem Könige, dafs, wenn sein Arg-
wohn Grund habe, er alle drei vor seinen Augen hinrichten
wolle, im Fall er aber reine Absichten hege, er aus ihnen
eine zur Gemahlin wählen könne, worauf dann der äufserst
betroffene König die zweite Tochter wirklich zur Königin
nahm.
Diese Geschichte mufs im 16. Jalirh. ungemein beliebt
gewesen seyn. Es giebt zwei Dürerische Blätter 59), ferner
einen Cranachschen Holzschnitt v. J. 1508 60). Auch dürfte
der von Cranach im J. 1503, gelieferte Holzschnitt, worauf
drei nackte Frauenzimmer sind, mit dieser Geschichte Zu-
sammenhängen 6I). Ein Cranachisches Gemälde des Ereig-
58) von Männlich 3. B. S. 37. — 2. B. nr. 701.
59) B. P. gr. VII. p. 146. nr. 134. p 80. n. 65.
60) B. n. 114. Heller S. 372. n. 256. vergl. Heller S. 414. nr. 24.
und den Band der Kupferstichsammlung zu Gotha: N. 5. Lucae Cra-
nachs Holzschnitte. 380 Blätter, fol. max. tab. 44.
6L) Noch einige andere Blätter, die zwar das Urtheil des Paris
enthalten , aber doch verglichen werden können, sind in der Kupfer-
stichs. zu Gotha. In dem Bande N. 79. Albr. Dürers Kupfer in klein
4to. hat nr. 11. die Bezeichnung: 1434. I. S. — • Das Blatt nr. 33.
rührt von Aldegrever (Urth. d. Paris B P. gr. VIII. 393. nr. 98.)
12 *
— 180 —
nisses ist nach Heller’s Angabe im Königl. Schlosse zu Ber-
lin 62); ein anderes, mit dem Zeichen des Künstlers, war
zu Hamburg in der Sammlung 1. H. Kroger’s, welche nach
dem Tode des Besitzers d. 17. Aug. 1812. öffentlich verkauft
wurde 63). Heller vermuthet, dafs von diesem das zu Würz-
burg in der Sammlung des Regierungsrathes Martinengo be-
findliche Gemälde nicht verschieden sey, oder dafs Kroger’s
Gemälde in Martinengo’s Besitz überging 64). Ob noch spä-
ter dasselbe Gemälde von Würzburg nach Gotha gelangte
und also die Zahl dieser Gemälde sich etwas vermindern
würde, diese Frage glaube ich durch die Notiz zu beseiti-
gen , dafs alle drei Gemälde , die ich alsbald beschreiben
werde, aus der ehemaligen Kunstkainmer in die jetzige Gal-
lerie gelangten und also schon seit vielen Jahren ein Eigen-
thum der Herzoge von Gotha waren. Der regierende Her-
zog liefs alle drei durch Pereira reinigen.
Auf einem überhängenden Felsen des Hintergrundes ist
die Burg Albonaks erbauet. Das weifse Pferd des Ritters
Alfred steht unter einem hohen Baum. Der Ritter, ohne
Helm , mit eisenfarbigem Harnisch, der theilweise eine ro-
the Kleidung zu sehen gestattet, lehnt, auf der Erde lie-
gend, sich an einen Baum in Albonaks Forst und ist eben
erwacht. Der alte Wilhelm von Albonak ist mit Ausnahme
der Unterarme, der halben Oberarme und der Waden und
halben Schenkel gepanzert und hält in der erhobenen Linken
einen Speer. Diesen Speer fafst die erste der drei entkleide-
ten Töchter Albonaks , welche der Vater dem erwachten
Alfred zeigt. Sowohl von ihrem als von den Köpfen der
und nr. 34. von Hans Brosamer her. Bei B. P. gr. VIII. 152. n. 88.
Urth. cl. P. von Hans Sebald Bekam. Zwei alte Blätter werden auf-
gef. in Nene Nachr. v. Künstlern u. Kunsts. Th. 1. Dre»d. u. Leipz.
1180. S. 341. n. 261. 262. Wer weifs, ob nicht noch viele Blätter,
die weniger das Urtheil des Paris selbst als die ihm gleichende Dich-
tung vorführen , in andern Sammlungen vorhanden sind, die ich
nicht kenne.
62) Heller S. 179. „Das Urtheil des Paris. Ein Ritter von drei
Frauen und dem Teufel versucht.“
63) Heller S. 198. — 64) Heller S. 234.
— 181 —
beiden andern Jungfrauen hängt auf den Rücken ein weifser
durchsichtiger Schleier herab, der auch über die Schaam
gezogen ist. Aufserdem tragen die drei nackten Jungfrauen
noch goldenes Geschmeide um den Hals. Ganz im Vorder-
gründe fliefst unter Felsen eine Quelle hervor und Cra-
nachs geflügelte Schlange steht auf einem Stein.
Dieses Gemälde hat Pereira ganz verwaschen. Zum Glück
ist der Kopf des Ritters ziemlich unbeschädigt geblieben.
Im Hintergründe des zweiten Gemäldes liegt die Burg
Albonaks auf dem Abhange eines Felsen, der noch über
sie überhängend sich erhebt. Man sieht nur den Kopf des
Pferdes, die übrigen Glieder werden durch die Bäume des
Forstes Albonaks, unter denen der mit goldener Rüstung
gepanzerte Ritter Alfred sitzt , dem Auge entzogen. Der
Ritter, der an einen Baum sich lehnt und die Rechte auf
den ihm zur Seite liegenden Helm, die Linke auf einen ab-
gehauenen Baumstamm stützt, ist zwar, von Albonak ge-
weckt, schon erwacht, aber gleichwohl sieht er noch ziem-
lich schlaftrunken zu dem silberbärtigen Greise empor. Wil-
helm von Albonak ist auf dem Kopfe und überall mit Pfauen-
federn bekleidet und hält in der Linken den Apfel, den die
erste der drei nackten Jungfrauen, welche ihr Vater dem
erweckten Alfred sehen läfst, mit der Rechten berührt. Bei
dem Laube des Baumes , unter dem der Ritter liegt , fliegt
ein Liebesgott und schiefst auf die Mädchen einen Pfeil hin-
ab. Wiewohl diesem Gemälde das Cranachsche Abzeichen
fehlt, stimmt es doch mit seinen Werken auf eine auffallende
Weise überein. Dafs es ganz in seiner Manier verfertigt sey,
läfst sich zuversichtlich behaupten. Der mit Fleifs gearbei-
tete Kopf des Ritters erinnert an ganz ähnliche Köpfe auf
anerkannt Cranachschen Bildern. Alle drei Jungfrauen haben
durchsichtige weifse Flore über die Schaam gezogen und
sind völlig wie Cranachs Sächsische Fürstinnen 65) nicht
65) Auch in der Kais. Königl. Gallerie zu Wien sicht man die
Bildnisse dreier junger Frauenzimmer, in prächtigem, damals übli-
chem Anzuge, mit vielem Geschmeide und breiten goldenen Ketten
um den Hals. Heller S. 229.
182 —
allein mit goldenen Halsketten geschmückt, sondern die erste
trägt auch die diesen beliebte Hinterhauptbedeckung und da&
rothe Barett.
Das dritte Gemälde soll Christian Richter, der um 1630
lebte und auch die Flügel des Cranachschen Altargemäldes
in der Stadtkirche zu Weimar übermalte, verfertigt haben.
Nicht ohne Grund reihe ich, mit Verletzung der sonst streng
befolgten chronologischen Anordnung, es an dieser Stelle ein.
Was nämlich in dem Gemälde einigermafsen gelungen ist.
hat Richter von älteren Werken des 16. Jahrhunderts ent-
nommen. Was aber verfehlt und mifslungen erscheint , fällt
dem niederen Standpunkte der Kunst des IT. Jahrhunderts
zur Last. — Berge und eine Stadt bilden den Hintergrund.
Das gesattelte Pferd verweilt auf einer Anhöhe in der Ferne.
Der unter zwei Bäumen schlafende Ritter Alfred hat sich
an einen Brunnen gelehnt und hält den GrilF des an seiner
Linken hängenden Schwertes. Des Ritters Panzer ist eisenfar-
big. Sein mit vielfarbigen Federn geschmückter Helm liegt
bei den Füfsen. Der kahlköpfige und weifsbärtige Greis
Wilhelm von Albonak legt die Linke auf das Haupt des
schlafenden Ritters und hält eine goldene Kugel in der Rech-
ten. Höchst phantastisch ist sein Anzug. Er gleicht einem
blauen Mefsgewand. Der Kragen und die Einfassung sind
braun und mit Perlen geschmückt, das Unterkleid und seine
weiten Aermel sind röthlich. Unter den drei Jungfrauen ist
die, welche die Linke auf ihres Vaters rechte Schulter legt,
schöner als ihre Schwestern und überdiefs geflügelt 6 5 b).
Es leuchtet ein, wie lächerlich die Benennung LTrtheil
des Paris, die allerdings anderen im 16. Jahrli. angefertig-
ten Kunstwerken zukommen kann66), bei den in der Galie-
rie zu Gotha vorhandenen Gemälden sey. Der Trojanische
65b) Im Vorzimmer des Naturaliencab. ist, von einem runden
schwarzen Rahmen umgeben , noch ein sehr schlechtes Relief aus
Wachs, welches dieselbe Geschichte vorführt u. unter Herzog Fried-
rich I. von einem Frauenzimmer, Namens Braun, verfertigt wurde.
66) Auch die oben zum Theil aus Katalogen von mir aufgeführ-
ten Kupferstiche u. Holzschn. bedürfen noch sorgfältiger und genauer
Einsicht,
— 183 —
Krieg und die damit zusammenhängenden Sagen waren im
W esteu und Norden Europa’ s bekannt genug, noch ehe die
Dichter des Mittelalters sie in unübersehbar grofsen epischen
Gesängen behandelten 67); aber eben hierdurch wurden
endlich die Hellenischen Sagen so nationalisirt, dafs das
Fremde oft nur wenig hindurchblickt. So hat denn auch
die Sage von Alexandros, Hermes und den drei entkleideten
Göttinnen die Sage vom König Alfred 68), von Wilhelm von
Albonak und von seinen Töchtern ins Daseyn gerufen. Den
Personen der völlig nationalisirten Sage fremde Namen auf-
zudringen, ist um so tadelnswerther, als alle Einzelnheiten
der Gemälde damit im gröfsten Widerspruche stehen würden.
Das Pferd des grofsen Königs Alfred erscheint mit Recht
auf den Gemälden weifs. Bekanntlich sieht man an einem
Hügel auf dem Wege nach Batli Alfreds weifses Pferd in
einem hohen Kalkhügel ausgegraben , von so beträchtlicher
Gröfse, dafs es hundert und sechszig Quadratruthen ein-
nimmt und zehn Englische Meilen weit ganz deutlich gese-
hen werden kann. Es ist galoppirend vorgestellt (wie in
dem Braunschweig. Wappen) und hat einen blendend weifsen
Glanz, wenn die Sonnenstrahlen den Hügel erleuchten 69).
Da nun Alfreds und Albonaks Geschichte für Bewohner
67) Wach ler H. d. Gesell, d. Litt. 2 Th. Fr. a. M. 1823. S. 184.
Konrad von Würzburgs Trojanischer Krieg, v. der Hagen u. Bü~
sching Literarischer Grundrifs z. Gesch. d. Deutschen Poesie. Berlin.
1812. 8. S. 208.
68) In Joh. Spelraan Aelfredi Magni Anglorum regis inv. vita.
Oxonii. 1678. fol. und in Fr. Leop. Gr. zu Stolberg Leben Alfred
des Grofsen, Königs in England (Gesammelte Werke der Brüder Chr.
u. Fr. Leop. Gr. zu Stolberg. 10. B. Hamb. 1822.) wird die Sage
nicht angetroffen, weil jene Werke nur Historisches mittheilen.
69) Francis Wise’s Letter to Dr. Mead concerning some anti-
quities in Berkshire. Oxford. 1738. 4. Dess Farther observatious
upon the white Hoarse and otlier antiquities. Oxford. 1742 4. Göde
England, Wales, Irl. u. Scliottl. Th. V. S. 27. Eine kleine Abbil-
dung des Pferdes in Gentleman’s Magazine. T. LWI. P. I. p. 105.
fig. 2. und in Blätter aus der Gegenwart f. nützl. Unt. u. wiss. Bel.
Her. v. A. Diezmann. Leipz. 1833. Jul. Ko. 29. — Erhalten hat sich
Alfred’s King.
— 184 —
Grofsbritanniens von besonderem Interesse ist, hat noch B.
West im vorigen Jahrhundert für den Herzog von Rutland,
der vom Helden der Geschichte abstammte, den König Al-
fred gemalt, dem Wilhelm von Albonak seine Töchter un-
bekleidet vorführt. Das Gegenstück ist Alfred der Grofse,
der sein letztes Brod mit einem Pilger theilet. Das erste
Gemälde wurde von Johann Baptist Michel 70), der um
1782. zu London blühte, das andere von Wilhelm Sharp
(geb. zu London 1716.) in Kupfer gestochen.
Von einem Zeitgenossen Cranach’s rührt folgendes wi-
derliche Stück (nr. 93.) her: Eine häfsliche Alte liebkoset
einen jungen Ritter und sucht ihn durch einen Geldbeutel
zu bestechen. Vorne hält ein junges Mädchen Trinkgefäfse
in den Händen. Der Kopf des Ritters ist das Einzige, was
gesehen zu werden verdient. Der Grund ist schwarz.
Nicht von Lucas Cranach verfertigt, wohl aber ihm zu-
geschrieben ist das Brustbild eines Mannes mit krummen
Maule, rothbraunem Rocke und schwarzer Mütze (nr. 124.).
Es kam aus Herzog Augusts Sammlung an diesen Ort.
Cranachs Manier zeigt sich in dem mehr hohen als
breiten und auf blauem Grunde gemalten Bildnifs eines fürst-
lichen Frauenzimmers (nr. 41.). An dem Hachen schwarzen
Barett hängen ein goldener Anker, eine Sanduhr, ein Hüft-
horn, Schiff und dergl. Das Colorit des Fleisches ist jetzt
zu weifslich und matt geworden. Möglich ist denn doch,
70) Huber 8. B. S. 316. — Neue Bibliothek der schönen Wiss.
u. der freien Künste. 28. Band. Leipz. 1783. 8. S. 159. Hier wird
gemeldet, dafs mit dem englischen Kupferstiche auch auf einem
Blättchen eine in englischer und französ. Sprache gedruckte Erklä-
rung ausgegeben werde. Meifsner hat, ohne den eigentlichen Ver-
lauf der Sage zu kennen, nur vom Kupferstiche, dessen beigelegte
Erklärung ihm übrigens nicht zu Gesichte kam, angeregt , eine Er-
zählung niedergeschrieben, welche die Ueberschrift hat: Die Töch-
ter Wilhelm’s von Albonak. Sie steht in Erzählungen und Dialogen
von A. G. Meifsner. Zweites Heft. Leipz. 1783. 8. S. 68 — 81. Das
hierzu gehörige Titelkupfer, worauf Alfred, Albonak und seine drei
entkleideten Töchter sich zeigen, hat Seydelmann gezeichnet und
E. G. Krüger zu Dresden gestochen.
dafs ein Nachahmer Cranachs auf dieser Holztafel die Si-
bylla von, Cleve habe darstellen wollen, ohne jedoch die
Cranachschen Bilder nur von ferne erreichen zu können.
Nachdem ich so, obwohl mit einigen anderen unter-
mischt, sämmtliche Gemälde , die ohne den Einflufs Crana-
chischer Vorbilder nicht zu Stande gekommen sind, aufge-
führt und kürzlich charakterisirt habe, ist es kaum noch
nöthig, das allgemeine Urtheil beizufügen, dafs die Herzog-
liche Gallerie zu Gotha 7I) des Cra 11a chis chen zwar viel,
demungeachtet aber der ächten Cranachs nur wenige ent-
halte. Ein ächtes, unverdorbenes Gemälde Cra-
nachs war dasjenige (nr. 70.), welches die Jahrzahl 1529.
hat und hinsichtlich der darauf dargestellten Sujets dem
Altargemälde zu Weimar entspricht. Im Cranachischen Ho-
lofernes (nr. 105. et 108.) aus dem Jahre 1531. sind einige
Köpfe verdorben. Auch die schöne Darstellung Albonaks
(nr. 52.) ist durch Pereira oder früher verwaschen. Zum
Glück ist der Kopf des Königs Alfred unverdorben geblie-
ben. Bei diesem gröfseren Gemälde, so wie bei der Dar-
stellung der heiligen Familie und der drei Könige (nr. 55.)
dürfte ein ausgezeichneter Gehiilfe, der wohl auch beim
grofsen Altargemälde zu Weimar thätig war, den Lucas
Cranach unterstützt haben. Hervorgehoben zu werden ver-
dienen endlich die drei ganz kleinen Gemälde Hercules und
Omphale (nr. 160.), Jesus und die Kinder (nr. 169.), Jesus
und die Ehebrecherin (nr. 170.), die Cranach mit Hülfe ei-
nes andern Mitarbeiters, der eben mehr im Kleinen tüchtig
war, verfertigt haben könnte. Unter Luthers Bildnissen ist
nr. 154. das beste und wolil von Cranach selbst gemalt*
Zwar mögen einige der Maler, von denen die übrigen Cra-
71) Der größere Theil dieser-Gemälde dürfte schon frühzeitig
in Gotlia sich befunden haben. Des älteren Cranach’s Gattin war
aus dieser Stadt gebürtig und seine Tochter war an den Gotliaischen
Canzler Brück verheir.atliet. Anderes gelangte wol durch Johann
Friedrich den Grofsmüthigen (vor und in dem J. 1553.), so wie
durch Johann Friedrich den Mittleren in diese Stadt, noch anderes
aber weit später durch Ernst den Frommen. Auch Ernst II. und
August haben einiges erkauft.
— 186 —
na duschen Gemälde herrühren, Schüler und Gehülfen Cra-
naclis gewesen seyn, aber bei weitem nicht alle. Es lebten,
wie ich annehme, in und nach Cranachs Zeit der Maler viele
in Deutschland, von denen wenige nach Originalität strebten.
Da nun Cranachsche Werke allgemein beliebt waren, malte
alle Welt nach Cranachs Vorbildern und in Cranachs Weise.
Es ist sogar möglich, dafs viele Maler, die gar nicht mit
Cranach in Verbindung standen, desselben geflügelte Schlange
auf ihre Gemälde setzten, so dafs die Kritik auf dieses Ab-
zeichen nur wenig bauen müfste. Als zumal der ältere Cra-
nach gestorben war, ja auch der jüngere nicht mehr lebte,
scheint in Cranachs Weise rüstig fortgemalt worden zu seyn.
Es fehlte wenigstens in einem grofsen Theile Deutschlands,
oder im nördlichen und mittleren, an einem Ilauptkünstler,
der Cranachs erledigten Thron hätte einnehmen, d. h. wie
Cranach es bei seinen Lebzeiten that, in selbständiger Weise
die vaterländische Kunst hätte weiter fördern können. Da-
gegen war sicherlich an Malern zweiten, dritten oder noch
niederen Ranges kein Mangel. Diese haben die nöthigsten
Kunstbedürfnisse ihrer Zeit befriedigt, während die Künst-
ler des südlichen Deutschlands mehr Italienisches zu erstre-
ben suchten. Ob man die Weglassung der Namensunter-
schrift als Bescheidenheit oder auf andere Weise auffassen
müsse, lasse ich dahin gestellt. Die Geschichte der vater-
ländischen Kunst ist durch ihr Verfahren und durch die
sclavische Anschliefsung an Cranachs Vorbilder überhaupt
verwirrt genug geworden. Es handelt sich darum, Cranachs
ächte Werke zusammenzustellen, davon das blos Cranachi-
sche auszuscheiden und auch Letzteres in Classen zu brin-
gen. Die Aufgabe ist schwierig, einmal weil Jahrhunderte
hindurch bei gänzlichem Mangel an Kritik alles verwirrt
worden und bei jedem Schritte ein Irrthum wegzuräumen ist,
zweitens weil sowohl die ächten Werke Cranachs als die
seiner Nachahmer in einer Unzahl der entlegensten Orte
zerstreut sind. Könnte man diese Unzahl von Gemälden ein-
mal nach einer Stadt des mittleren Deutschlands transporti-
ren, so würden einige tüchtige Kunstkenner hinreichen, um
einen Gegenstand, der so lange im Dunkeln lag, in der kür-
— 187 —
zesten Zeit aufs Reine zu bringen. Das Weitere wäre dann,
die Namen der nach ihren Werken unterschiedenen Nach-
ahmer in Archiven ausfindig zu machen — • ein mühevolles
Unternehmen, welches freilich in vielen Fällen ohne Erfolg
bleiben, aber doch in einigen wenigen Fällen zu einem Re-
sultate führen dürfte.
Es liegt mir noch ob, auf den überschwenglichen Reich-
thum der Kupferstichsammlung an Cranachschen Holzschnit-
ten hinzudeuten 72). Sollten diese dereinst aus den Holz-
schnitten und Kupferstichen anderer Meister herausgenom-
men und in eine passende Ordnung gebracht werden, so
dürfte nicht allein was Bartsch, Heller und Andere aufge-
führt haben, vollständig sich zusammen finden, sondern auch
eine grofse Zahl von Doubletten, Tripletten u. s. f. bei Seite
gelegt werden können.
8. Bis auf Rottenhammers Tod.
Unter Anleitung der Gemälde der Gallerie soll nunmehr
die vaterländische Kunst bis auf denjenigen Zeitabschnitt
verfolget werden, in welcher einige Deutsche ihrer Nationa-
lität sich zu entäufsern und Fremdes sich anzueignen streb-
ten. Noch ehe wir an jenen Wendepunkt gelangen werden,
finden wir in dieser Gallerie hinreichende Gelegenheit, bei
einem hinsichtlich der Kunst höchst ausgezeichneten Werke
von sehr grofser Ausdehnung zu verweilen. Von geringerer
Erheblichkeit dagegen sind mehrere der ihm vorangehenden
Werke, die ich alsbald vorführen werde.
Ein Unbekannter malte im J. 1553. den 32jährigen Her-
zog Ernst und 1554. den 52jährigen Johann Friedrich (nr.
121.).
72) Darunter sind z. B. auch die für selten gehaltenen Kupfer-
stiche: Das Portrait Luthers v. J. 1523. (B. P. gr. VII. 278. n. 5.)
und der Zustand Adams und der Eva nach dem Sündenfall oder die
Bufse des heil. Chrysostomus v. J. 1509. (B. P. gr. VII. 270. n. 1.
Heller S. 254. n. 27.) , beide aus der ehemals Huberschen Samm-
lung (nr. 532. et 533.).
— 188 —
Unter Johann Friedrich dem Grofsmüthigen , der am 4.
März 1554. starb, sind einige silberne und vergoldete Ge-
fäfse verfertigt worden. Vier Maasbecher haben auf dem
Deckel eine kleine silberne Weintraube mit drei ausgebrei-
teten Blättern. Jeder Becher ist mit zwei silb. Medaillen
Johann Friedrichs des Grofsmütliigen verziert. Alle vier
wiegen 10 Mark 9 Loth 3 Quentchen. — Weit gröfser ist
der silberne, inwendig und äufserlich vergoldete Willkomm,
der aus drei Stücken bestellt, dergestalt, dafs jedesmal das
obere von dem unteren abgenommen werden kann. Auf dem
goldenen Grunde des untersten Stückes sind fünfzehn Schil-
der mit Metallstiften befestigt. Betrachtet man diese von
der Linken zur Rechten, so zeigt sich 1. ein Wappenschild
mit senkrechten Schraffirun gen *). Die übrigen Wappenschilder
folgen in dieser Ordnung: 2. Herrschaft Eisenberg. 3. Burg-
grafsch. Altenburg. 4. Orlamünda. 5. Herrschaft Brena.
6. Pfaltz Sachsen. T. Sachsen. 8. Erzmarschallamt. 9. Land-
grafschaft Thüringen. 10. Margrafschaft Meifsen. 11. Mar-
grafschaft Landsberg. 12. Pfaltz Thüringen. 13. Herrschaft
Pleifsen. 14. Burggrafschaft Magdeburg, endlich 15. die
Regalia, ein ganz glattes und polirtes Schild. An dem zwei-
ten, mit Handhabe versehenen Aufsatze sind drei Helme,
der Thüringische, Sächsische und Meifsnische. Im Gipfel
des obersten kleinen Aufsatzes ist eine silberne Med. Johann
Friedrichs des Grofsmiithigen J) eingesetzt. Einige theils
erhabene, theils eingegrabene Verzierungen sind am Fufse,
an den Henkeln u. s. f. Das Gewicht des ganzen Willkomm
beträgt 35 Mark 6 Loth 2 Quentchen. Alle fünf Gefäfse
sind unter denen, die zur Ausschmückung der Schenke noch
jetzt angewendet werden, die ältesten. Auch die Silber-
kammer hat kein Gefäfs von gleichem Alter aufzuweisen.
Im J. 1554. erschien auch eine biblische Med. aus Sil-
ber * 1 2). Auf der Vorderseite schlägt Moses mit dem Stabe
*) Es bildet wol mit dem letzten Wappensch. die Blutfahne des
H. Röm. Reiches.
1) Tentz. L. E. tab. 9. n. 5. p. 119. (1539. 3| L.)
2) 2r3ff Loth schwer.
— 189 —
an den Felsen, auf der hintern Seite unterredet sich Chri-
stus am Brunnen mit der Samariterin.
Die in der Kupferstichs, befindliche „schöne Historia
von dem König David und der Bath Sebau (2. Sam. 11.),
welche zu Erfurt erschien, darf nicht dem H. Burgmair zu-
geschrieben werden, wiewohl der eigentliche Verfertiger mir
unbekannt ist.
Aus den zahlreichen Kupferstichen Heinrich Aldegre-
ver’s (1530 — 1555.), welche die Sammlung enthält, werde
ich Beispiels halber nur folgende wenige nennen: Erschaf-
fung der Eva, Adam arbeitend, Eva säugend, Thamar wird
von Ammon zurückgeschickt (1530.) 3), Geschichte der Su-
sanna (1555.) 4), der barmherzige Samariter, Geschichte
des Reichen und des armen Lazarus, die von einem reiten-
den Faun entführte Frau (1530.) 5), das Urtheil des Paris,
Fortuna, Socordia. Ueberaus selten ist das Blatt, worauf
ein Mönch und eine Nonne, in ungeziemender Umarmung
begriffen, von einem Manne überrascht werden 6). Zuletzt
sind vorhanden Bildnisse Johanns van Leyden (1536.), Bern-
hard Knipperdollings (Copie von Müller), Martin Luthers 7),
Phil. Melanchthon’s (1510.) 8), Alberts van der Helle (1538.),
lind Bildnisse Aldegrever’s selbst 9).
Die Jahrzahl 1555. liest man am Schlüsse der Inschrift,
welche dem in der Stadtkirche zu Weimar befindlichen Al-
targemälde 10) beigefügt ist IX). Der ältere Cranacli hat-
3) B. P. gr. VIII. 368. n 24. — 4) ib. p. 371.
5) ib. P. 386. n 68. — 6) ib. p. 413.
7) ib. p. 416. n. 184. — 8) ib. p. 417. n. 185.
7) B. P. gr. VIII. 419. n. 188. 189. — 10) Vergl. oben S. 130. f.
11) Joh. Frid. I. Duci Saxoniae Imperii Romani nato Electori
— et Sibyllae natae Duci Clevenßi — desideratissimis parentibus
luctuosi filii Joh. Frid. II. Joh. Wilhelmus, Job. Frider. III. grati-
tudinis ergo posuerunt. — parentibus — Grata piis Soboles, uno
Tres pectore fratres Hane tabulani posuere. — Vollständig ist die
Inschr. initgetheilt in Wetten Hist. Nachr. v. Weimar. S. 249 — 251.
Paullini rerum Germanic. synt. p. 157. Vergl. Die Vorzeit. 1. B.
Erfurt. 1817. 8. S. 326 — 329. Taf. 9. Diesem Aufs. üb. das Altarblatt
geht (S. 304 — 325.) ein anderer vorher , der über beide Cranaclis
handelt.
— 190 — ,
tc das grofse Werk angefangen, der jüngere führte es zu
Ende.
Auf der Morgenseite des Schlofshofes zu Gräfentonna,
dem durchs Thor Eingegangenen zur Linken, ist ein ver-
zierter Erker oder Vorsprung des Gebäudes, auf dessen
Vorderseite unter den Fenstern rechts in deutschen Schrift-
zügen die vierzeilige Aufschrift: „Ernst und Sigmund, Ge-
brueder, Grafen zu Gleichen und Herren zu Tonna.“, links
unter einer Guirlande und von Schnörkeln umgeben die Jahrz.
T5*5*5* zu lesen ist. An der rechten Nebenseite sind drei
seltsame Kopfe nach Art eines Triquetrum zusammengestellt,
an der linken Nebenseite sind Arabesken. Das Ganze be-
steht aus Sandstein. Sigmund IV. starb im J. 1556. und
erhielt in der Kirche zu Gräfentonna ein Grabmal I2), wo
bereits der am 10. Apr. 1525. verstorbene Sigmund II. I3),
ferner die 1535. verst. Margaretha, Gemahlin Grafen Phi-
lipp’s I4) und der 1512. verstorbene Johannes III., Graf von
Gleichen, Grabmäler erhalten hatten I5). Auch anderen
1563. I6), 1510. 1?), 1514. I8), 1515. 19), 1518. 20), d.
22. Jul. 1599. 2I) und d. 5. Oct. 1599. 22) verstorbenen
Gräfinnen und Grafen von Gleichen sind daselbst Denkmäler
errichtet worden.
Kehren wir jetzt zur Betrachtung des Museum zurück.
Zu Ehren Philipp II., Königs von Spanien, erschien
1551. eine Medaille mit deutscher Schrift, welche das Ca-
binet in Gold und Silber besitzt 23).
12) Sagittarii Hist. d. Grafsch. Gleichen. Franckf. a. M. 1732.
4. S. 397.
13) Sagitt. p. 376. — 14) ib. P. 405. — 15) ib. p. 397.
16) Graf Ernst XIV. ib. p. 396. — 17) Georg II. ib. p. 420.
18) Gräfin Margaretha, ib. p. 406.
19) Fräulein Dorothea, Gräfin zu Gleichen, f 19. Febr. 1575.
ib. p. 407.
20) Sigmund VI. f 16. Mai 1578. ib. p. 426.
21) Frau Walpurg, Gräfin zu Gleichen, ib. p. 423.
22) Georg III. ib. p. 427.
23) In Gold 7f Duc., in Silber ff Loth schwer. Luckii Syll.
p. 183. Herrgott T. II. P. I. tab. 31. n. 22. p. 139.
— 191 —
Aus demselben Jahre ist die silberne Med. des TOjähr.
Wilhelm Grafen von Henneberg 24).
Eine Handschrift 25) der H. Bibliothek in eigenthüm-
lichem Format (1§ Fufs hoch, 7 Zoll breit) enthält Abbil-
dungen von 32 Sommer- und Winterkleidungen Johann Fried-
richs des Grofsmiithigen und seiner Söhne Johann Friedrich II.,
Johann Wilhelms und Johann Friedrichs des Jüngeren aus
den Jahren 1539 — 1558. 26). Auf den Kleidungsstücken
liest man insgemein V. D. M. I. M, d. i. Verbum domini
manet in aeternum. Sie wurden tlieils in Torgau, tlieils in
Weimar getragen. Trachtenbücher dieser Art sind bald für
das Theaterkostum, bald auch dem Historienmaler von Nu-
tzen 27). Beigefügt sind weitläufige Rechnungen über den
Kostenbetrag dieser Kleider.
24) 3§ Loth schwer. Kohl. M. Belust. Th. 5. S. 345. Diplomat.
Geschichte des Gräfl. Hauses Ilenneberg. Th. 2. Hildburgh. 1791.4.
Tab. XI. No. 8.
25) 169 Blätter. — Cyprian. Cat. p. 82. n. 231. A. Chartac. 234.
26) Auch die Gemälde der ähnlichen beim Jahre 1589. beschrie-
benen Handschrift führen Trachten aus den Jahren 1535 — 1554. vor.
— Hofkleider gaben die Fürsten nicht allein ihren Dienern, sondern
auch ihren Vasallen und denen, welche ihre Hofämter bekleideten.
Wenigstens schrieben sie denselben die Farben der Kleider vor, wel-
che sie tragen mufsten, wenn sie an ihren Hof kamen, von ihnen
an fremde Höfe in Geschäften verschickt wurden, auf Reichstage,
zu Hochzeiten, Kindtanfen oder anderen Hoffesten mit ihnen zogen.
27) Zu wünschen wäre, dafs Werke wie die zu Leipzig 1892.
erschienene Gallerie Alt- Deutscher Trachten (vergl. Der Freimüthige.
1804. nr. 141.) vervielfältigt würden. In den Curiositäten (6 B. Wei-
mar. 1817. S. 257 — 269. Taf. 7.) findet man einen Aufsatz über die
Ilofkleidung des Churfürsten Otto Heinrich von der Pfalz im J. 1557.
und (7. B. Weira. 1818. S. 57 — 63. Taf. 1.) einen anderen, über-
schrieben : Hofkleider der vorigen Jahrhunderte. Diesem letzteren
sind Abbildungen von Trachten aus den Jahren 1532, 33, 39, 47, 49,
1550. beigefügt. Im zuerst genannten Aufsatz liest man S. 268 :
„Auf der Grofsherzoglichen Bibliothek zu Weimar befindet sich eine
grofse schätzbare Zeichnung des vortrefflichen, älteren Lukas Kra-
nach; Papier auf Holz geleimt [Diese Zeichnung ist auch beschrie-
ben in der Zeitschrift: Die Vorzeit 1. B. S. 331.]. Sie enthält, in
vielen Figuren, mancherlei Hofkleidungen unter den beiden Chur-
— 192 —
Auf einer silbernen und vergoldeten Med. 28) ist das
Bildnifs des 61jährigen Melanchthon.
Von Melchior Lorch aus Flensburg ward der Türkische
Kaiser Solimau im J. 1559. in Kupfer gestochen.
In der Gallerie sind folgende Fürstliche Bildnisse vor-
handen :
1. Wolfgang Fürst von Anhalt (j- 1566.),
2. Philipp, König v. Spanien (j- 1598.).
3. Barnim XI., Herzog von Pommern (j- 1573.) 29).
4. Johann Friedrich, Churfürst v. Sachsen (-j- 1551.).
5. Huldericus, Herzog v. Wirtenberg 30) (j- 1550.).
6. Johann Wilhelm, Herzog von Sachsen (j* 1573.).
7. Friedrich III., Churfürst von Sachsen (j- 1525.).
8. Philipp I., Herzog von Pommern 3I) (*j- 1560.).
9. Ernst, Herzog von Braunschweig (*j- 1567.).
10. Johann Friedrich III. der Jüngere, jüngster Sohn Jo-
hann Friedrichs des Grofsmüthigen (j- 1565.).
11. Georg, Herzog von Sachsen (f 1539.).
12. Philipp, Landgraf von Hessen 32) (j* 1567.).
13. Johann Friedrich II. oder der Mittlere (f 1595.).
14. Philipp I., Herzog von Braunschweig (-j* 1551.).
15. Wolfgang, Fürst von Anhalt.
16. Georg, Margraf von Brandenburg.
17. Johann Friedrich der Grofsmüthige, Churf. v. S. (geb.
1503., Churf. seit 1532.) in der Jugend.
fürsten Johann und Johann Friedrich von Sachsen, mit der Feder
Umrissen und mit Wasserfarben vortrefflich ausgemalt, welche sehr
wahrscheinlich meistentheils die Originale zu jenen vorzüglicheren
Abbildungen sind, die sich in den Trachtenbüchern auf der Herzog-
lichen Bibliothek zu Gotha befinden; wie wenigstens jene daraus
genommenen, [in den beiden Heften der Gallerie altdeutscher Trach-
ten] bekannt gemachten Figuren bezeugen.“
28) Juncker S. 152.
29) Bildnisse dess. in Pommern, s. Oelrichs , Das gepries. An-
dencken der Pommersehen Hertzoge. Berlin. 1763. 8. S. 103 — 107.
30) Holzschn. v. Luc. Cran. Heller S. 420. nr. 61.
31) Holzschn. v. Luc. Cran. Heller S. 420. nr. 60.
32) Holzschn. v. Luc. Cran. Heller S. 420. nr. 58.
— 193 —
18. Heinrich der Fromme, Herzog von Sachsen (f 1541.).
19. Johann der Beständige, Churf. von Sachsen (f 1532.).
20. Joachim II., Churfürst von Brandenburg (f 1531.).
21. Johann Ernst, H. v. S. (f zu Coburg 1553.).
22. 23. Ernst, II. von Lüneburg.
21. Georg, Margr. von Brandenburg.
25. Friedrich, H. von Sachsen, Georg’s Sohn.
26. Johann, H. von Sachsen, Georg’s Sohn.
21. Heinrich der Friedfertige (1503 — 1552.), H. von
Mecklenburg.
Unter den hier dargestellten Fürsten fällt der Tod des am
frühzeitigsten verstorbenen , dessen Bild wol lange nach sei-
nem Tode gemacht wurde, in das Jahr 1525., der des am
spätesten verstorbenen in das Jahr 1595. Da nun alle Bild-
nisse gleichzeitig nach einander weg angefertigt sind, dürften
sie in die Jahre 1550 — 1560. zu setzen seyn. Alle oder we-
nigstens fast alle Bildnisse sind mit dem in die Buchstaben
IS zerfallenden Monogramm bezeichnet 33).
„Sachsen Chronik“ in drei starken Foliobänden. Es ist
mir unbekannt, ob diese Handschrift 34), die ich hier nur
wegen ihrer zahlreichen Gemälde erwähne, ein Auszug der
uralten Sachsen- Chronik ist, welche wenigstens sonst in
Niederteutsclier Sprache handschriftlich zu Halberstadt sich
befand 35). Die Handschrift der Bibliothek zu Gotha war,
wie aus eingeschriebenen Bemerkungen hervorgeht, schon im
J. 1564. vorhanden 36). In den J. 1614 und 1615. wurde
sie von Johann Philipp H. zu Altenburg sehr eifrig gelesen.
Es mufs aber den drei Bänden sonst noch einer vorangegan-
33) Was Rudolphi (G. d. 2. Th. S. 202.) und aus ihm Galletti
im 2. Th. S. 267. über diese Bildnisse bemerken , ist beinahe in je-
dem Worte unrichtig.
34) Cyprian. Cat. p. 77. n. 189 — 191. Jetzt A. Chartac. nr. 189.
190. 191.
35) Weinart Versuch e. Litt. d. Sachs. Gesch. 2. Th. Drcsd. u.
Lcipz. 1791. 8. S. 17. Casp. Abel, Sammlung etlicher noch nicht ge-
druckten alten Chroniken, Braunschw. 1738. 8. S. 1. ff. Adelung Di-
rectorium. Meissen. 1802. 4. S. 203.
36) Im 2. B. fol. 54. wird Sabellicus angeführt, der 1506. starb.
13
— 194 —
gen seyn, der jetzt fehlt 37). Der erste Band geht von
Wittekind bis auf Margraf Friedrich im J. 1316. und enthält
395 Gemälde, unter denen folgende die ersten sind: Sachs.
Wappen mit drei Helmen, in der Mitte die Churs ch werter.
— Von Königk Wydekindt zu Sachsen dem Grofsen u. hei-
ligen genanndt. Derselbe steht geharnischt. — Von König
Widekindts zu S. Gemahlinn u. Kindern. Stammbauin. —
Wie König Wydekindt ist König zu Sachfsen worden. Fünf
sitzende Männer. Auf dem Boden liegt rücklings ein Hund.
— Wie K. Widekind mitt denn Sechfifchen Furftenn ein
Tagk wieder Kayfer Carln in Oftualn gehalten hat. — Wie
K. W. hat Syburg wider gewunnen u. eingebrochen u. die
Frantzofen darautf ergriffen erfchlagen. — Wie K. W. hat
Ilerfsbrugk belegt u. gewonnen. — * Wie K. W. hat das Land
zu helfen verheert. — Wie K. W. lieh im Land zu Helfen
vor eine Kirche gelegt u. wie er durch ein Zeichen fambt
feinem volck ift fluchttigk worden. — Wie die Sachfsen nach
diefer Flucht geruhet haben.
Der zweite Band fängt von Kaiser Otto d. Grofsen an
und geht bis auf d. J. 1013. Er enthält 461 Gemälde, de-
ren sehr viele zur Geschichte der Ottonen gehören.
Im dritten Bande, der mit Herzog Friedrich zu Sach-
sen und Churfürsten dem ersten dieses Namens anfängt, ist
auf den ersten Blättern zwar für die Gemälde Raum gelas-
sen, aber sie sind nicht hineingemalt. Doch enthält dieser
Band 430 Gemälde, unter denen folgende die letzten sind:
Von Landgr. Georgen zu Duhringen u. Marggr. z. Meilfen
des erften Churfürften Hertzog Fridrichs Bruder. — Wie
diefer Fürst wider die Huffenn im Franckenlandt gelegen
ist. — Von Landtgr. Wilhelmen in Duringen u. M. zu Meif-
fen. — Warum diefer Landgr. der Einaugete ist genant
worden. — Wie dieser Landgr. mitt gewalt in Behmen ge-
tzogen u. dalf. verheert hat. — Wie die Behmen Meilfen
verheert haben. — Wie die Ketzer dieses Landgr. Volck
vor Leiptzig gefchlagen haben. — Wie dieser Landgr. hat
die Ketzer vberwunden. — Wie dieser Landgr. die Ketzer
31) Vergl. den ersten Band fol. 1. et 21.
— 194 —
aus dem Landt vertrieben vnd ihnen einen großen raub ab-
gejaget hat. — Wie diefer Fürft eine Wittwin in feinenn
Scliutz genommen hat. Der Band schliefst mit den Worten:
„Und wardt in feinem Stifft zu Aldenburgk begraben. Nach
Chrifti gebürt Vierzehnhundert vnd im fünff und dreiffigten
Jahr.“
Im Handschriftenzimmer der Bibliothek sind drei Mi-
niaturgemälde auf einzelnen Pergamentblättern (in fol.). Das-
jenige, welches mit der Jahrz. 1560. bezeichnet ist, scheint
Johann Friedrich den Mittleren darzustellen.
Demselben Jahre gehört ein Glasgemälde im Vorzim-
mer des Naturaliencab. an, das Wappen der Barbara Pir-
ckaimerin.
Auf einem anderen Glasgemälde sind mehrere Wappen
vereinigt und von folgenden Inschriften umgeben : 1561.
Magdalena Tucherin. 1514. Barbara Letschrin. 1558. Doro-
thea Hegnerin.
Die Jahrzahl 1561. und eine Schlange , wie sie der
schon 1553. verstorbene ältere Cranach auf seine Werke zu
setzen pflegte, sieht man auf dem gemalten Bildnisse eines
Fürsten (Friedrich’s Pfalzgrafen bei Rhein, gest. 1576.), der
mit der Kette des goldenen Vliefses geschmückt ist. Es
steht das Biidnifs in einem Gebetbüchlein, dessen Gemälde
beim Jahre 1601. im Zusammenhänge aufgeführt werden
sollen.
Eine runde goldene Medaille 38) des Churfürsten Au-
gust von Sachsen, die an drei Kettchen hängt, dürfte nach
dem in den beiden ersten Monaten des Jahres 1561. zu
Naumburg gehaltenen Fürstentage ausgetheilt worden seyn.
Die Inschrift der hintern Seite ist Te Gubernatore. Der
Churfürst zeigt sich auf einem Schiffe, vor dessen Segel-
tuche der gekreuzigte Christus zu sehen ist. Sieben Rei-
ter, die durch die Meeresfluthen schwimmen, bestürmen
das Schiff.
38) Gr\ Duc. schwer. Tentz. Lin. Alb. fab. 11. n. 7. p. 118.
cf. Schlegel de numin, aut. Gotli. tab. III. n. 9. p. 127. 128. 131.
132.
13 *
— 196
Von FB. sind Christus, die Apostel 39) und noch 22
Blätter der Kupferstichsammlung 4°) verfertigt.
„Biblifche Figuren defs Alten Teftaments, gantz künft-
lich geriffen. Durch den weitberiunpten Vergilium Solis,
Maler und Kunftftecher zu Nürnberg. 1562. Getruckt zu
Franckfurt am Mayn.u 4I). Dieses Werk diente als Stamm-
buch einer der beiden Gemahlinnen Friedrich Wilhelm I.,
Herzogs zu Weimar und der Chur Sachsen Administrators
(1591.), und wird dieser eingeschriebenen Bemerkungen hal-
ber unter den Handschriften der II. Bibliothek aufbewahrt42).
Ich erwähne es nur wegen der zur Offenbarung Johannis
gehörenden Figuren, in denen der Einflufs der Dürerischen
Apokalypsis und auch der Gemälde der bei dem Jahre 1532.
beschriebenen Handschrift des Neuen Testaments unverkenn-
bar ist. Hier kann man sehen, wie eine reich begabte Na-
tur auch nach dem Tode auf kommende Geschlechter fort-
wirken kann.
Es ist noch ein anderes Exemplar 43) vorhanden, in
welches viele Wappen hineingemalt sind. Dieses diente um
das Jahr 1571. als Stammbuch des Herzogs Friedrich Wil-
helm.
Unter den Blättern des Virgilius Solis in der Kupfer-
stichsammlung ist dasjenige das ansehnlichste und schönste,
welches er nach einer Zeichnung Aldegrevers gestochen hat.
Es stellt ein Bad dar und wird gewöhnlich die Gesellschaft
der Wiedertäufer benannt 44).
Durch eine silberne Medaille 45) wird Kaiser Maximi-
lian II. dreifache Krönung (1563.) gefeiert.
Völlig unbekannt ist Hans von Diskau und seiner Gattin
Maria von Witzleben goldene, mit einer Einfassung umge-
bene Medaille 46). Hans auf Lochaw, Glösin und Benndorf
39) B. P. gr. IX. 443. n. 1 — 13.
40) In dem Bande N. 20. Dürers u. andere Kupfer, fol.
41) Bei B. P. gr. IX. 316. n. 1. mit den Jalirz. 1560. und 1565.
42) B. Chart. 978. — 43) B. Chart. 977.
44) B. P. gr. IX. 277. n. 265.
45) 2 Lotli schwer. Lochner 1741. S. 185.
46) 4| Duc. schwer. Hans von Diskau. Effigies ejus, ad
— 197 —
u. s. w., geb. 1513., wurde Generalfeldzeugmeister und starb
im J. 1563. Seine erste Gattin, Maria von Korstewitz,
starb 1580. ohne Kinder. Seine andere Gattin, Maria Jacobe
von Witzleben, gebar ihm vier Töchter und zwei Söhne 47 ).
Die zu einem Monogramm verschlungenen Buchstaben
1LG. und die Jahreszahl 1566. liest man auf zwei Gemälden.
Das erste (nr. 29.) hat bläulichen Grund. Friedrich 111.
der Weise, Churfi’irst von Sachsen, ist hier mit schwarzer
Mütze, schwarzem Rocke und Pelzkragen bekleidet und hält
eine Krone in der Rechten. Hinter ihm steht auf einer roth-
behangenen Tafel ein Asch mit einer kleinen Pflanze. — •
Grünen Grund hat das andere Bildnifs (nr. 28.). Johann I.
der Beständige, Churfürst von Sachsen, zeigt sich hier in
ganz ähnlicher Kleidung. Wegen der Ringe haben seine
weifsen Handschuhe Ausschnitte erhalten.
Auf der Bibliothek findet man die von dem kurz vorher
erwähnten Virgilius Solis mit Figuren geschmückten Aesopi-
schen Fabeln 48).
Eine goldene Medaille Kaiser Maximilian II. hat Luckius
auf das Jahr 1566. bezogen 49).
In diesem Jahre starb Elisabeth, geborne H. zu Braun-
schweig und Lüneburg, 41 Jahre alt. Auf einer silb. Med. 50)
ist sie mit geschlossenen Augen abgebildet. Die hintere Seite
zeigt ihren Gemahl, den 55jährigen Georg Ernst, Grafen
von Henneberg.
pectus usquc, antrorsum spectantis, caput nudi, barbati, catcnulis a
collo propendentibus. — Maria von Witzleben. Effigies ejus,
ad pectus usquc, sinistrorsum spectantis, vittatae ct catenulis ornatae.
47) Unter diesen wurde Katharina an Jobst Branden von Lin-
dow , Margaretha an Hans Christoph von Malditz, Ottilia an Hans
Schlegeln auf Quetzke und Maria an Joachim von Böltzig auf Wörb-
zig verheirathet. Dietrich von Diskau blieb 1588. in dem Einfalle
zu Antwerpen. Otto von Diskau, geh. 1561., starb 1586. unbeerbct.
48) Aesopi Phrygis fabulae. Joannis Posthii Germershemii Te-
trastichis illustratae. Durch Hartmann Schopper von jXeuwmarck.
Francof. ad Moen. 1566. 8vo.
49) b^Duc. schwer. Luck. Sy 11. p.218. n. 1. Locliner 1741. S. 177.
50) |- Lotli scliwer.
— 198 —
Die Medaillen des unglücklichen Herzogs Johann Fried-
rich II. hat schon Tentzel aus dem Gothaischen Cabinet
mitgetheilt. Die viereckigen Münzen vom J. 156T. , auf de-
nen Hans Friedrich sich einen geborenen Churfürsten nennt
und die Churschwerter zur Linken der Sächsischen Raute
anbringen liefs 5I), nach dem Vorbilde der unter seinem
Vater 1517. geprägten Klippen, sind gleichfalls von histori-
scher Wichtigkeit. Ein Bildnifs des Herzogs hängt auf der
Buchwaldischen, ein jüngeres auf der sogenannten Weima-
rischen Gallerie. Audi von Thümmel hat Bildnisse des Her-
zogs und seiner Gemahlin seinem Buche cinverleibt 52).
51) | | Loth schwer. Luckii Syll. p. 225. — Köhler M.
Bel. Th. 12. S. 161. Auch eine goldene im Cab. zu Gotlia, f- Duc.
schwer. Srlilegelii de nuinis antiquis Gothanis diss. Francof. et Li-
psiae. 1717. 4. tal». II. n. 6. p. 127. Tentz. tab. 16. n. 10. p. 240.
52) Der Beschreibung eines Gemäldes aus dem J, 1567., worauf
die Belagerung des Grimmenstein zu sehen ist , mufs ich folgende
historische Bemerkungen voransenden.
Der Grimmenstein wurde in den Jahren 1530. (vergl. Myconius
Handschrift „Von der Stadt Gotha, wie das Evangelium dahin kom-
men^ B. Chartac. 65. p. 22. Tentz Suppl. reliqua hist. Goth. Jenae.
1716. 4. p. 743.), 1532. (ib. p. 753.) und später, so wie im J. 1534.
(Rud G. dipl. Th. 2. S. 4.), 1535, 1537. überhaupt unter Churfürst
Johann eilf Jahre lang stärker befestigt , als er es früher war. Des-
haib mufstc die Domkirche niedergerissen werden. [In der schon
erwähnten Handschrift S. 22.: „Also hub man an anno 1530: brach
die alte StifFts — und Pfarr- Kirchen u. einen wunderschönen Thurm
ab: die Ceremonien wurden transferiret zum Augustinerkloster : die
Glocken zu S. Margarethen und die Orgel nach Friedrichroda. Die
Canonicen - Häuser , deren etliche viel wunderlustig allda erbauet,
muftcn zu gründe weichen.“ Vergl. Sagittarii hist. Goth. Jenae.
1713. 4. p. 51. beim Jahre 1530.]. Dagegen war die 1332. von der
heil. Elisabeth gestiftete Schlofskirche noch nach 1532. vorhanden
oder war vielmehr unter Johann und Johann Friedrich von neuem
erbauet (Sal. Glassii Prophet. Spruch -Postill 4. Th. S. 793. Rud.
G. d. p. 4 : „Diese Schlofskirche ist in dem Gebäude nach Morgen
zu an dem hintern Sclilofs - Thore gewesen). In den Jahren 1540.
und 1541. ist die Befestigung des Schlosses beendiget (Tentz. p. 766.)
und 1543. unter Churf. Johann Friedrich wurde auch die Stadt be-
festigt. In Rudolplii’s Werk wird ein Grundrifs des Schlosses gelie-
— 199 —
fert, woraus man über den damaligen Zustand eich unterrichten
kann. Der Platz, auf welchem die niedergerissene Kirche, d. i. die
alte StifTts - u. Pfarrkirche gestanden, zeigt eich auf dem dem Sund-
häuser Thore zugekehrten Walle. Vom 4. Sept. bis 15. Octob. hat
Lazarus von Schwendi die Festung Grimmenstein geschleift (Tentz.
Suppl. reliqua. p. 77fi. Rud p. 5.). Auch im J. 1547. und nochmals
1548. wurde an der Zerstörung gearbeitet. Im J. 1552 , in welchem
der auf der Wartburg befindliche MarstaU in das jetzige Zeughaus
umgewandelt wurde , begann die Wiederherstellung des Grimmen-
stein , wie denn Johann Friedrich im J. 1553. sich daselbst aufhielt.
Die durch diesen Aufenthalt veranlafsten und noch vorhandenen Re-
liefs und Münzen sind oben beim Jahre 1553. erwähnt worden. Auch
ist im J. 1553. (Tentz. Suppl. reliqua. p. 780. 782.) und 1554. (ib.
p. 791. Rud. p. 8 — 10.) an den Festungswerken der Stadt gearbeitet
worden. Aus dem Zeughausc der Wartburg wurde mancherlei für
die Festungswerke des Gothaischen Schlosses abgegeben (Schlofs
Wartburg. Gotha. 1792. 8. S. 148.) , ungeachtet man thcils 1550.,
llieils 1558. die Wartburgischen Festungswerke selbst zu verstärken
beabsichtigte, wobei der Bau- und Zeugmeister Niclas Groinann
sich thätig zeigte (das. S. 21.). In Rudolphi’s Werke wird Th. 2.
cap. 1. vom Grimmenstein insgemein, cap. 2. von den Grenzen dess.,
cap. 3. von der Sclilofskapelle, cap. 4. von Ursachen der ersten Zer-
schleifung des Schlosses, cap. 5. von der Reparation desselben ge-
handelt.
Das auf dem Rathhause zu Gotha befindliche Bild wird liier
nicht seines Kunstwerthes halber, der ungefähr wie bei dem oben
S. 96. erwähnten Bilde aus dem Jahre 1494. im höchsten Grade ge-
ring ist, sondern allein wegen seiner historischen Wichtigkeit auf-
geführt. Es ist auf Leinwand gemalt und hat folgende Aufschrift:
,,Wahrliafftigc Abcontrafactur der Stadt Gotha und des Schlofies
GrimmenHem, wie es in feinein bawliclien wefen geftanden, und wie
es von dem H: Röm: Reich belagert gewesen Anno 1567.“ Wer
eine Geschichte jener Belagerung schreiben wollte , kann dasselbe
eben so wenig aufser Acht lassen, als die in Rud. G. dipl. [Th. 2.
tab. ad p. 108. tab. ad p. 114. (ferner von I. G. Göbel gestochen in
Tentz. Suppl. reliqua. tab. ad p. 806 ). Der dritte Kupferstich iu
Rud. G. d. Th. 2. tab. ad p. 144. stellt nicht die Belagerung, son-
dern die Hinrichtung Grumbachs dar. — Ferner findet man in Seb.
Munsters Cosmographey, d. i. Beschreibung aller Länder. Basel. 1598.
fol. 3. Buch cap. 421. eine Ansicht der Stadt. Vergl. das in Tentz.
Suppl. reliqua befindliche Blatt tab. II ad p. 806 mit der Ueberschr.
Antiqua urbis et arcis facics.] mitgetheilten Kupferstiche, die, wie
— 200 —
Ich glaube, nach ähnlichen jetzt nicht mehr vorhandenen Gemälden
angefertigt sind. Vermuthlich hat ein und derselbe schlechte Arbei-
ter sowohl letztere als das erhaltene verfertigt. Man mufs mit ihnen
vorlieb nehmen, weil nichts Besseres angefertigt oder auf unsere
Zeit gekommen ist. Das Gemälde ist zuvörderst schon darum in-
teressant, weil das Erfurter Thor in der Mitte des Vordergrundes ist,
wogegen auf dem zweiten und dritten der von Rudolphi mitgeth eil-
ten Kupferstiche so wie auf dem von I. G Göbel gestochenen in
Tentzels Werke das Brühler Thor dem Betrachter zugekehrt ist.
Auf dem Grimmenstein zeigen sich sämmtliche Gebäude desselben.
Auf dem hohen Thurm , aus welchem geschossen wird , steht der
Thurmfähnrich, der eine Fahne hält. (Müller’s Annal. 12. Jul. 1567.
Rud. Th. 2. S. 160. §. 65. cf. Part. I. cap. 9.). Es sind auch das
hintere Thor des Schlosses, ferner der Pulverthurm und das Korn-
haus aufgenommen. In der Stadt zeigen sich die Augustinerkirche,
der Hospitalthurm und das der Storch benannte Haus. Im Vorder-
gründe ist der Erfurter Berg, der Pfaffenberg, und rechts davon das
Brühler Thor und der Klosterteich. Die Belagerer graben einen
unterirdischen in die Stadt führenden Gang. Links in der Ferne ist
das Siechhaus, näher der Rabenstein, die Stege -Mühle, Kessel-
Mühle und Münch- Mühle. Auf dieser Seite ist von den Feinden
ein durch Schanzkörbe verwahrtes Bollwerk aufgeführt , wobei die
etwas beschädigte Schrift steht: „Graffen von (Schwarz)burg Lager.“
(Vergl. Rud. G. dipl. S. 141. §. 43. 44. Pfefferk. Gesch. v. d. Land-
grafseh. Thüringen. 1685. 4. S. 492. über den Ausfall der Belager-
ten). Rechts von der Stadt zeigen sich Valtin Nobels Wolff Haus-
manns Blochhaus, der Gottesacker, die Bissingsraühle, das Francken-
lager und der Galgenberg. Im Vordergründe ist das Feldlager der
Belagerer. Ihre Fahnen sind tlicils weifs und rotli , theils schwarz
und weifs , theils blau und weifs. Auch einige Reiter zeigen sich
mit einem Trompeter an der Spitze.
Vorstehendes hatte ich geschrieben, als ich im Geheimen Ar-
chive auf dem Schlosse zu Gotha, wo man auch eine Darstellung
der Belagerung von Leipzig (6 — 27. Januar 1547.) und eine andere
der Belagerung von Wolfenbüttel (3. Aug. 1547.) , beide auf Lein-
wand gemalt , die letztere ,,aus Liicas Mahlers Holtzschnitt nachge-
malilt“ antrifft , noch eine auf Papier gemalte und auf Leinwand
gekleisterte ,,Ware Contrafactur der beeden Beveßigungcn Grimmen-
ßein und Gotha“ und ihre Belagerung im J. 1566. und 1567. auf-
fand. Das Ganze ist ungefähr 2 Fufs hoch, aber um vieles breiter.
Es sind Zahlen beigefügt, welche auf eine darunter stehende schrift-
liche Auslegung liinweisen. Zugekehrt ist dem Betrachter „nr. 6.
— 201 —
das Prellerthor gegen Kronberg, welliehes vertharraß vnd die Pru-
ckhenn abgeworffen geweß.“ An diesem Brühlthor war ein Relief
(vermuthlicli Johann Friedrich der Grofsmüthige) und sowohl an
der rechten als an der linken Seite ein bewaffneter Mann , der eine
Fahne und ein Wappen hielt. Der hohe Thurm des Schlosses, „den
sie genannt haben Trutznkaiser, “ ist im Ganzen in dem Style, wel-
chen nachmals Johann Ernst seinem auf der Wartburg befindlichen
Modelle des ganzen Schlosses gab. Ganz oben bemerkt man die
darauf stehende Bildsäule. Ferner zeigen sich: „nr. 9. das Haus im
Schlofs, oberra Thor gegen den Seeberg, darin Wilhelm von Grum-
bach gewohnt ; nr. 8. das Haus Oberm gegen der Stadt , darin Wil-
helm Ton Stain lampt denn feinenn Wohnung gehabt; nr. 3. ein
Cloßer inn der Stadt unterhalb des Schlofs.“ Gebäude der Stadt
sind nr. 2. die Capelle am Markte mit ihrem Thurme, nr. 1. St.
Margarethenkirche mit ihrem (bald nach dem Jahre 1531. beendig-
ten und am 24. Aug. 1632. abgebrannten) Thurme, der weit zierli-
cher war als der jetzige ist, nr. 5. das Erfurther Thor, nr. 4.
„Thurm des Thores vnderm Schlofs Inn der Statt gegen dem Siech-
liaufs , welches verfperret vnnd die Brücken abgeworfen geweß.“
Anfserdem zeigen sich nr. 7. der Wall und das Bollwerk um die
Stadt , nr. 20. der abgegrabene Brunnen , ferner die Blochhäuser,
das Lager der Feinde und die um die Stadt liegenden Dörfer. Mit
Genauigkeit scheinen die Monturen der belagernden Soldaten wieder-
gegeben zu seyn.
An die Belagerung erinnert eine von den Feinden eingeschos-
sene Bombe, die mit anderem Eisenwerke und verbranntem, tlieil-
weise versteinertem Holze eines Gefäfses vor mehreren Jahren beim
jetzigen Schlosse ausgegraben wurde und in einem der Vorzimmer
des Naturaliencabinets gezeiget wird.
Die Belagerung Gotha's betreffen die Handschrift der Bibliothek:
B. Chartac. 410. , ferner die an B. Chartac. 65. angebundene Hand-
schrift: Wahrhaftige und kurze Erzehlung aller verlauffenen Hand-
lung, so sich inn u. aufserhalb der Vehstung Gotha in wehrender
Belagerung zugetragen. 1567.; B. Chartac. 411. (VergJ. Sagitt. Hist.
Goth. Jenae. 1713. 4. p. 37.). B. Chartac. 211. (von Paul Löher) A.
Chartac. 235. 233. Ueber die Belagerung handeln Historica deseriptio
susceptae a Caesarea Majestate executionis etc. 1568. 8. Wieder ge-
druckt mit dem Namen des Verfassers Huberti Langueti Historica de-
scr. etc. Bremae. 1735. 4. Damit mufs man zwei Bände zusammen-
gebundener kleiner Schriften der Bibliothek zu Gotha (mit der äu-
fseren Aufschrift Grumbachiana. Hist. 4. p. 271. 272.) verbinden, de-
ren der erste Band eilf, der zweite dreizehn enthält.
— 202 —
Nach der Einnahme Gotha’s im J. 1567. zogen Johann Fried-
richs Gemahlin Elisabeth , eine geborene Pfalzgräfin bei Rhein, und
ihre zwei Prinzen, Johann Casimir und Johann Ernst, „mit vielen
fürstlichen Mobilien“ aus dem Grimmenstein nach Eisenach in das
Zollhaus bei der St Georgenkirche, so hernach Herzog Johann Ern-
stens Residenz geworden (Pfefferkorn s Gesch. v. d. Landgr. Thü-
ringen S. 498). So könnte manches Kunstwerk gerettet worden
seyn, z. B. der silberne und vergoldete Willkomm und die vier
Maasbecher Johann Friedrichs des Grofsmüthigen, endlich eines und
das andere der jetzt auf der Buchwaldischen Gallerie aufgehängten
Gemälde. Gleichzeitig haben die Obristen Wolf von Schönburg,
Daniel von Wezen und Hans Philipp von Berlepsch die 1552. wie-
derhergestellten Festungswerke des Grimmenstein geschleift. Am 12.
Aug. 1567. wurde durch eine 18 Centner Pulver enthaltende Mine
das Hintertheil des Schlosses zersprengt, am 24. Aug. sank der
Thurm herunter und d. 30. Aug. wurde der vordere Theil zersprengt.
Hierauf ist der aus vergoldetem Kupfer verfertigte Kolofs, welcher,
wie schon früher gesagt, auf dem Schlofsthurme stand, nach Dresden
geschafft worden. Ueberreste des Grimmcnstcines sind die verzierte
Schiofsthüre, welche Herzog Ernst der Fromme nach Erbauung des
Friedensteines beibehalten liefs, und noch einige an der Aufsenseite
des letzteren befindliche, unter Johann Friedrich dem Grofsmüthigen
angefertigte und schon oben beim Jahre 1553. erwähnte Reliefs.
Der am 27. März 1567. bei der Belagerung verwundete und am
12 Mai verstorbene Christoph von Her erhielt in der Augustiner-
kirche eine Grabschrift (I. Chr. Bachov. Tract. jur. hist. G. 1724.
p. 149.), die aber jetzt sehr abgetreten ist.
In der von Juncker herausg. Beschreibung des Schlosses Wart-
burg durch I. Mich. Koch liest man S. 180. , Johann Friedrichs des
Mittleren Sohn, Herzog Johann Ernst zu S. Eisenach, der 1633.
starb, habe „fonderbahre Luft am Bauen gehabt, dahero er auch
unterfcliiedenes felbft verfertiget, u. unter andern das fehr eigent-
liche Model in Holtz, oder Abbildung des ehemaligen Seliloffes
Grimmenftein zu Gotha, so auf der Wartburg in einem tieften Ge-
wölbe noch gezeiget wird.“ Auch Thon (Schlofs Wartburg. Gotha
1792. 8. S. 151.) und Wilhelm von Clemens - Milwitz (der Thüringer
Wald. Erfurt. 1830. S. 127.) erwähnen das Modell. Ich habe das-
selbe selbst in Augenschein genommen, so dafs ich folgende Berich-
tigungen niederschreiben kann. Zuvörderst steht es nicht mehr im
Rittersaale, sondern mitten in einem Saale, worin früher getanzt
wurde. Da das Modell zusammengefallen war, ist es vor zwei Jahren
— 203 —
ausgebessert und neu angestrichen worden. Die Gestalt ist im Ganzen
viereckig, jedoch sind die vorspringenden Ecken gebrochen oder ab-
gestumpft. Unten sind zuerst die Wälle mit einem Vorsprunge auf je-
der Seite. Ueber eine Zugbrücke führt der Eingang durch das Thor
der Kasematten in den rings um das Schlofs liegenden Hof oder Zwin-
ger. Das Schlofs selbst hat wiederum im Ganzen eine viereckige Ge-
stalt, nur sind auch hier die vorspringenden Ecken gebrochen oder
abgestumpft. Das unterste Stockwerk des Schlosses, in welchem das
Thor ist, hat wegen der weit höheren Wälle gar keine Aussicht ins
Freie. Das zweite Stockwerk hat ringsum einen Säulengang, zu wel-
chem von innen Thüren führen. Eine ähnliche Einrichtung hat das
dritte Stockwerk. Nur läuft hier statt des Säulenganges blos eine Gal-
lerie ringsum, die von den Säulen des unteren oder zweiten Stock-
werkes getragen wird. Auch hier führen von innen Thüren auf die
Gallerie. Endlich sind auf den vier gebrochenen Ecken des Schlosses
vier Thürme vertheilt, die an sich nicht sonderlich hoch sind , wie-
wohl das ganze Schlofs eine beträchtliche Höhe hat. Schon hieraus
kann man schliefsen , dafs das Wrerk unrichtig für ein Modell des
zerstörten Grimmenstein ausgegeben werde. Dieser hatte einen
und so hohen Tliurm, dafs er weit über die übrigen Gebäude hinaus-
ragte. Auch stand ein Kolofs auf der Spitze desselben. Vier niedrige
u. spitzig zulaufende Thürme gehören den Nebengebäuden an. Ferner
war der Grimmenstein kein so stattliches, regelmäfsiges und verzier-
tes Schlofs, sondern ein planloses Aggregat sehr vieler, mit hohen
Giebeldächern versehener Gebäude, die allzusammen kein schönes und
dem Auge gefälliges Ganzes bildeten. Wenn also das Modell nicht so
aufzufassen ist, als habe Johann Ernst, der ohnediefs, am 9. Jul.
1560 geboren, den 1567. zerstörten Grimmenstein nur als siebenjäh-
riger Prinz gesehen hatte, ein Bild der äufsern Gestalt sich verfertigen
wollen, welche der von seinem Vater bewohnte Grimmenstein vor sei-
ner Zerstörung hatte, so ist es doch gestattet , das Modell auf andere
Weise mit dem Gothaischen Schlosse in Verbindung zu bringen. Jo-
hann Casimir und Johann Ernst trugen sich sicherlich mit dem Ge-
danken einer Wiederaufbauung des Grimmenstein, vorzüglich vor der
am 4. Dec. 1596. vollzogenen Tlieilung. Zu diesem Zwecke verfer-
tigte Johann Ernst, der an Zimmermannsarbeit und am Bauen über-
haupt Freude fand und schon 1588. den Bau eines Schlosses zu Ei-
senach angefangen hatte (Tentz. L. E. p. 309.), ein Modell derjenigen
Gestalt, welche der Grimmenstein , wenn er wieder aufgebauet würde,
erhalten sollte. Hieraus würde sich auch die geringe, fast nur die
Festungswerke betreffende Aehnlichkeit erklären lassen, die man allen-
— 204 —
falls zwischen dein früher bestehenden Schlosse und dem Modell noch
auffinden könnte. Interessant bleibt immer das Modell , um zu sehen,
wie ein kunstsinniger und baulustiger Fürst in den letzten Jahren des
16. Jahrh. schön und sicher zu wohnen wünschte. Noch interessanter
ist die Vergleichung mit der Art, wie Ernst der Fromme dieselbe Auf-
gabe einige Jahrzehnte später wirklich gelöst hat. Auch die unter
Herzog Ernst dem Frommen angefertigten zwei Modelle des von ihm
erbauefen Schlosses haben sich in der 31odellkaminer zu Gotha erhal-
ten. Wer letztere zwei Modelle sieht und, der hier gelieferten Aus-
einandersetzung eingedenk , neben ihnen das Modell des Schlosses zu
Wienerisch- Neustadt aufgestellt findet, worauf Johann Friedrich der
Mittlere, der Vater Johann Casimir’ s und Johann Ernst’s, so viele
Jahre hindurch gefangen safs, mufs unwillkührlich zu der Vermu-
thung sich hingedrungen fühlen , Johann Ernst habe , um ein Bild
des Neustädter Schlosses zu besitzen , auf welchem er im Nov. 1591.
sein Beilager mit Elisabeth, Tochter des Grafen Johann von Mans-
feld, hielt, das Modell jenes Schlosses wo nicht, wie das auf der Wart-
burg befindliche Modell, selbst verfertiget, wenigstens dasselbe für
sich verfertigen lassen. Ich werde später bemerken, dafs das Mo-
dell des Neustädter Schlosses bei Erbauung des Friedensteines, d. h.
des von Ernst dem Frommen errichteten Schlosses theilweise als Vor-
bild gedient hat. —
Im J. 1568. wurde die ihres hohen Thurmes wegen merkwür-
dige Jakobskapelle zu Gotha niedergerissen, die manches alte Denk-
mal enthalten haben mag. So war ihr Thor mit einem Relief ver-
ziert, welches links ein Osterlamm mit der Siegesfahne und rechts
einen Lindwurm darstellt, der einen Menschenkopf im Rachen hält.
Dieses auch dem Phil. Melanchthon und anderen berühmten Männern
bekannte Relief hat sehr tolle Irrtluimer veranlafst, worüber man Sa-
gittarii Hist. Goth. Jenae. 1713. 4. p. 3. Tentzelii Suppl. hist. Goth.
secundum. Jenae. 1702. 4. p. 2. et 3. tab. I. fig. 1. nachlesen kann.
Aber offenbar soll , wie auf dem oben S. 130. beschriebenen Cra-
nachschen Gemälde der Gallerie aus dem Jahre 1529., durch den
Lindwurm nur der Tod, durch das Osterlamm die Auferstehung an-
gedeutet werden, welche Sinnbilder für das Portal einer Kirche nicht
unpassend waren. Als aber im J. 1574. das Rathhaus neu gebauet
war , wurde über dem hinteren Tliore desselben (oder dem Thore
der Waage), welches dem Jakobsplatz zugekehrt ist, das von der
wenige Jahre früher niedergerissenen Jakobskapelle herrührende Re-
lief eingesetzt, jedoch damals erst die Jalirz. 1574. liineingehaaen. Das
Relief ist abgebildet in Tentzelii Supplementa reliquahist. Goth. Jenae.
1716. 4. Tab. I. fig. 1. p. 860. cf. Rud. G. d. Th. 3. tab. ad p. 352. n. 8.
— 205 —
Es kann nicht befremden, dafs die ohne Zweifel ge-
raume Zeit vor der Hinrichtung angefertigten Medaillen
Grumbach’s 53) und Brück’s in der Sammlung einer Stadt,
der sie so vieles Unheil brachten, keine Stelle gefunden
haben. Nur einen schlechten bleiernen Abgufs der Medaille
Briick’s 5*) bemerkte ich unter den zinnernen Medaillen, die
lange Zeit zur öffentlichen Ansicht nicht bestimmt waren.
Gattin Brück’s war des berühmten Malers Lucas Cra-
nach’s des älteren Tochter. Doch hat Cranach das unglück-
liche Ende seines Schwiegersohnes nicht erlebt. An der
Thüre des auf dem Markte zu Gotha, der Bergmühle gegen-
über, liegenden Hauses, welches Brück mit seiner Gattin be-
wohnte, bemerkt man Cranachs geflügelte Schlange 55).
Deutsche Inschrift 56), wie die silberne 8£ Loth schwere
Med. des Königs Christian III. von Dänemark mit der Jahrz.
1541., hat eine goldene Medaille 57 ) des Königs Friedrich II.
von Dänemark aus dem J. 1567. Dieselbe ist gegossen, zum
Theil emaillirt und zum Anhängen eingerichtet. Der König
pflegte solche Medaillen an seine Treuen zu verschenken,
damit diese sie an goldenen Ketten trugen. Uebrigens hat die
Medaille auf den unter Daniel Rantzow über die Schweden
erfochtenen Sieg Bezug.
Ein gröfseres Glasgemälde im Vorzimmer des Natura-
liencab. mit der Jahrz. 1568. zeigt sechs bei Tische sitzende
53) Luckii Syll. p. 224. — Bildnifs des 70jähr. Grumbach v. J.
1567. in Rud. G. dipl. Th. 2. Tab. ad p. 109. Sagitt. hist. Gotli.
Jenae. 1713. tab. III. fig. 3.
54) Rad. 1. 1. Sagitt. 1. 1. fig. 4. Köhl. M. Bel. Th. 12. S. 401.
Joann. Ahr. Wimmer vita Greg. Pontani. 1730. p. 304.
55) Ein an der Stelle, wo Grumbachs und Brucks Hinrichtung
(18. Apr. 1567.) vor sich ging, eingegrabener und sehr beschädigter
Stein wird für das Bildnifs Brucks ausgegeben.
56) Treu ist Wildbrat. d. i. Treue ist eine seltene Sache, zu-
gleich auch nach dem Lutherischen Sprüchwort : Fürsten und Herrn
seynd Wildpret im Himmel. Der König hatte auch einen Hund, der
Wildbrat hiefs.
57) Sr? Duc schwer. Oligeri Jacobaei Museum Regium. Hafniae.
1696. fol. tab. 19. n. 7. p. 74. cf. p. 73.
— 206 —
nnd trinkende Männer. Ein Frauenzimmer bedienet sie. Die
Inschrift fängt an: „Welcher verthruwt einem Wrolff uf der
Weid, Einem Juden vfF fein Eyd, Einem Pfaffen“ u. s. f.,
Ringsum stehen sechs Wappen: Hans Khitz 1568. Hanns
Ruscher von Baden. Nicolaus Bürlin von Lansperg. Ulrich
Stütz von SchafFhausen. Heinrich Wis von Zürich 1568.
Abraham Schneider von SchafFhausen.
Noch ein anderes Glasgemälde von sehr abweichendem
Style, welches die Aufschrift IMP. MAXEN CI VS. und den
Kopf dieses Kaisers enthält, erinnert hinsichtlich seiner Ein-
richtung an die Werke des Mantuaner Jacob de Strada, wel-
che unter den Italienischen Kunstwerken beim Jahre 1550.
aufgeführt worden sind.
Medaillen, die Personen von nicht grofser Wichtigkeit
auf die Nachwelt bringen sollten, können insgemein für Sel-
tenheiten gelten. Das Cabinet enthält für sie eine besondere
Abtheilung: Obliterati. In unten stehender Anmerkung be-
schreibe ich eine v. J. 1568. 58), eine andere bald nachher
beim J. 1572.
Drei unter den altdeutschen aufgehängte Gemälde von
Frans de Vriendt oder Frans de Floris gehören zur Nieder-
ländischen Schule.
Die am 16. April 1570. verstorbene Walpurg, Gräfin
von Gleichen, geborene von Henneberg, hat in der Kirche zu
Kranichfeld ein Grabmal erhalten 59). Zu Gräfentonna fin-
det man den Grabstein des im 61. Lebensjahre verstorbenen
Grafen Georg von Gleichen. Er hat folgende Umschrift:
„Anno Domini 15.70. Sonntages nach Matthei ift gewefen der
21. Septembris ift der Wohlgeborne und Edle Herr George
Grafe zu Gleichen und in Gott felichlichen ver-
fchieden. amen.“ 60).
Die Jahrz. 1571. hat das goldene, 6| Duc. schwere
58) I. R. V. A. Effigies Jo. Reinhardi facie plena et capite pi-
leato. — Quinque linearum epigr. : IOAIN'ES. REINHARDVS. S.
ENOCH. POCKHELIO. AMORIS. ERGO. DD. 1568. (IM. perforatus
deauratusque. £ L.).
59) Sagitt. S. 31G. — 60) Sag. S. 420.
— 207 —
Schaustück eines Bischoffs von Lübeck 6I). Ich habe das-
selbe noch nirgends beschrieben oder abgebildet gefunden.
Gleich unbekannt ist die silberne Medaille auf V. C.
Schwartz v. J. 1572. 62).
In diesem Jahre starb Fräulein Margaretha, fünfte Toch-
ter Sigmund II., Grafen von Gleichen. Sie war Klosterfräu-
lein zu Döllstedt und erhielt in der 1542. von P. Knobloch
erbaueten Kirche 63) dieses Ortes ein Grabmal 64).
Reiche Darstellungen enthalten die beiden Seiten eines
silbernen, im J. 1574. gegossenen Medaillon. Derselbe soll
die Freundschaft der beiden Churfürsten August von Sach-
sen und Johann Georg von Brandenburg verherrlichen. Zu-
gleich wird die Sächsische Kirchenrestitution berücksichtigt 65 ).
61) EVERT. V. HOLLE. Bis. ZW. LVBECK. V. VERDE. ABT.
I. LVNEB. Caput episcopi nudum et barb. ad collum usque, cum col-
lari tutulato; ad latus nota anni 1571. IN. MANIBVS. TVIS. DEVS.
SORTES. MEAE. Scutum, episcopali tiara tectum et crucis ope in
quatuor sectum laterculos , quorum primus et ultimus crucem , secun-
du» vero et tertius virum, sinistra manu pedum tenentem, praeferunt;
medio scuti incumbente parmula, dominorum de Holle gentilitia; pone
ad dextram gladius et ad sinistram pedum. — Numus limbo quadrato
circumdatus.
62) VITVS. CONRADVS. SCHWARTZ. A°. DNI. 1572. JE- 31.
Apertum ejus et barb. caput. — ET. HALO. ET. PVNGO. Frutex,
ternis rosis ferax , e thorace progerminans. A dextris scutum , praefe-
rens fasciam tribus rosis comitatam, a sinistris vero omnis generis
armorum congeriei imposita galea coronata , cui herma, duas rosas
tenens . insistit. 1^ L.
63) Ueber der Thüre der Kirche zu Döllstedt , an ihrer Mittags-
geite, erblickt man das Gleichische, ingleichen das Knoblocliische
Wappen in Stein gehauen. Jenes hat die Ueberschr. PHI. G. Z.
GLICHE. UNT. H Z. THON. Ueber diesem steht: P. KNOBLOCH.
Bubemeister (Baumeister) der Kerchen. Vergl. Samml. v. Nachr. z.
e. Beschr. d. Kirchen- u. Schulenstaats. 2. Th. 3. St. Gotha. 1758.
4. S. 22. (wo S. 23. auch das Schadische Epitaphium aus dem Jahre
1542. erwähnt wird). Galletti Gesch. d. H. Tonna. S. 110.
64) Sagittarii Hist. d. Gr. Gleichen. S. 378. Kirchen- u. Schu-
lenstaat. S. 22. Aus dems. Jahre ist das Polentzische Epitaphium.
65) 44 Loth schwer. In Luckii Syll. p. 254. ist nur die hintere
Seite abgeb. Beide Seiten geben Tentz. Lin. Alb. tab. 13. n. 1. p.133.
— 208 —
Vielleicht hat der Stahlschneider Tobias Wost, der in dieser
Zeit so viel am Churfürstlichen Hofe zu Dresden arbeitete,
auch diesen Medaillon verfertigt.
Das Biklnifs des Grafen Boppo von Henneberg findet
sich auf einem Gemälde der Buchwaldischen Gallerie 66)
und auf einer goldenen Medaille, welche 3J Duc. wiegt 67).
Ein auf Glas gemaltes Wappen im Vorzimmer des Na-
turaliencabinets wird durch die Inschrift erläutert: „Hanns
Thoma Newckun de Junger von Nurnb. 1574.“ Darüber sieht
man „die drei guten Haidin“ (d. i. Heidinnen) Lucretia , Ve*-
turia, Virginia, welche man auch unter Virgilius Solis 68)
Blättern antrifft.
In dem Gewölbe der Pfarrkirche zu Gräfentonna findet
man den Grabstein der am 23. Sept. 1574. verstorbenen Mar-
garetha, geborenen Gräfin von Gleichen. Sie hatte nach
dem Tode ihres Gemahles von Puttlitz zu Gräfentonna sich
aufgehalten 69). Auch das am 19. Febr. 1575. verstorbene
Fräulein Dorothea, Gräfin von Gleichen, hat daselbst eineil
Grabstein erhalten 70).
Selten und unbekannt scheint das ovale goldene Schau-
stück eines Grafen von Schauenburg zu seyn 7I). Das Ge-
wicht beträgt 9| Duc.
Juncker, guld. u. silb. Ehren -Gedächtn. Lutheri p. 353. Lochner 1737.
S. 205.
66) Daselbst ist auch das seiner Gemahlin Sophia, geborenen
Herzogin zu Braunschweig und Lüneburg, aufgehängt. Etwas klei-
nere Copieen beider Bildnisse enthält der Rittersaal der Wartburg.
Noch ein altes, den Grafen darstellendes Gemälde hängt in der Kirche
des ehemals Hennebergischen, jetzt Preufsischen Dorfes Rora zwischen
den Bildnissen zweier anderer Grafen von Henneberg. Die Gemälde
an der Brustwehr der oberen Stoen hat vor einigen Jahren Albrecht
aus dem in der Nähe liegenden Albrechts übermalt.
67) Diplomat. Gesch. des Gräfl. Hauses Henneberg. Th. 2. Hild-
burgh. 1791. 4. Tab. XI. n. 10. Ueber Boppo s. Weinrich, Kirchen-
u. Sch. -St. d. F. Henneb. S. 222.
68) B. P. gr. IX. 253. — 69) Sagitt. S. 406. — 70) S. 407.
71) AETIS. SV. 50. ANNO. 75. Effigies, fortassis Jodoci II. Co-
mitis Scliauenburgio- Gehmensis, ad medium usque corpus, antrorsum
spectantis , caput pileo tecti , collum collari tutulato circumdati , cor-
— 209 —
Eia Miniaturgemälde aus dem Jahre 1515. zeigt die
Weimarische Herzogin Dorothea Susanna. Dasselbe steht in
einem gedruckten Gebetbuche 7 1 b) , welches wegen einge-
schriebener Sachen im Handschriftenzimmer der Bibliothek
niedergelegt ist.
In das Jahr 1516. ist ein vergoldeter Medaillon Rudolph II.
zu setzen. Der Kaiser reitet im Krönuiigsornat. Von einer
über ihm fliegenden Siegesgöttin wird sein Scepter bekränzt.
Ein nackter, überwundener Feind liegt zu den Fiifseu des
Pferdes und in der Ferne zeigt sich eine an einem Flusse
liegende Stadt. Auf der hintern Seite, welche keine Inschrift
hat, wird der auf dem Throne sitzende Kaiser von der Frie-
densgöttin bekränzt. Die an seiner andern Seite stehende
Kriegsgöttin hält Scepter und Palmzweig und ein nackter
Gefangener, dessen Hände auf dein Rucken gebunden sind,
liegt auf Waffen vor dem Thron, an dessen Seiten rechts
und iinks die Churfürsten sitzen 72).
pus veste et paliio pelliceo amicti, torqueque aurea ornati, atque
dextra manu chirothecas tenentis.
Scuturn quadripertitum, in cujus area prima et ultima stella
Sternbergica, et in secunda atque tertia Sslyfiu dynastiae Gehmensis,
nempe fascia tribus palis interstincta. Parinula media exhibet Holsa-
ticam urticain trium foliorum , cum totidem clavis. Scuto impositae
sunt tres galeae. Prior sustinet inter duo cornua stellam Sternbergi-
cam; mediae insistunt inter duos bacillos , pltimis pavoninis ornatos,
octo vexilla Holsatiae , seu Schauenburgica; extrema coronata est et
ostentat jugum alarum complicatum , in quibus fascia Gehmensis con-
spicitur. — Numus oblongus.
71 b) „Der Psalter mit den Summarien Doct. Mart. Luth. Ge-
druckt zu Jena durch Ernestum von Gera. Anno M.D.UXXII.“ in
8vo. Voran steht ein von Dorothea Susanna an ihren Solin geschrie-
bener Brief. Sowohl auf der oberen Decke des Einbandes als auf
der unteren ist das Sachs. Wappen cingestickt, vielleicht von der
Herzogin selbst. Auf dem goldenen Schnitte des Buches liest man
oben: H. E. M. B. D. W., darunter: F. W. H. Z. S. ; an der langen
Seite: „Betet on Unterlas. Verb. Dom. ma. in aet. 1575. unten:
I. W. D. M. E. L. ; D. S. H. Z. S. W.
12) 7|: Lotli schwer. Herrgott T. II. P. II. tab. 13. n.24. p. 92. sq.
Assidentes Electores velut denuo in ejus electionem conspirare eam-
quc confirmare vidcntur.
14
— 210 —
Während Johann Friedrich des Mittleren Gefangenschaft
im J. 1516. wurde die Medaille 73) geprägt, welche sein
und seiner Gemahlin Elisabeth 74) Bildnifs, ferner die Med.,
welche des Herzogs Bildnifs allein 75) enthält.
Derselben Zeit scheint auch die silberne Med. 76) an-
zugehören, welche auf den Herzog von Baiern Albert und
seine Gemahlin Anna, Erzh. von Oesterreich, geprägt ist.
Diese war die Tochter Kaiser Ferdinand I« und starb 1580.
Im Gewölbe der Pfarrkirche zu Gräfentonna ist der Grab-
stein des am 16. Mai 1518. verstorbenen Sigismund VI.,
Grafen von Gleichen, aufgestellt 77). Sein Leichnam war
von Cassel nach Arolsen und von hier nach Tonna gebracht
worden.
„Cronica der Freyherrn zue Hohenftauffen und Herzo-
gen zu Schwaaben. Durch David Wollebern von Schorndorff.
1581.“ Diese dem Pfalzgrafen bei Rhein Ludwig zugeeig-
nete Handschrift 7 8) enthält folgende Gemälde : Wappen der
Freiherrn zu Hohenst., ferner in ganzer Figur die Bildnisse
folgender Freiherrn zu Hohenst. und ihrer Gemahlinnen:
Ludwig, Walther, Friedrich, Agnes, Conrad, Friedrich mo-
noculus, Friedrich I., Philipp, Irene, Heinrich VI., Fried-
rich II. und Conradin. Aufgenommen sind auch das Wappen
Friedrichs, Herzogs zu Schwaben, und die der kaiserlichen
Gemahlinnen. Conradin ist geharnischt. Hätte Tischbein
dieses Gemälde und die noch weit älteren Bullen des Münch-
ner Archivs, welche von Raumer sah, gekannt, so würde er
13) 2f Lotli schwer. Tentz. Lin. Ern. tab. 17. n. 1. p. 245.
14) Ueber diese s. Chr. Ferd. Schulze, Elisabeth. Gotha. 1832. 8.
15) 3f Loth schwer. Tentz. 1. 1. n. 2. cf. Tentzelii Supplem. hist.
Goth. secundum. Jenae. 1102. tab. III. fig. 1. Vermuthlich von A.
Dab. verfertigt. S. Exters Vers. e. S. v. Pfalz. Med. S. 60. Ammon,
Kurzgef. JVachr. v. Künstlern. Nürnb. 1181. 4. S. 141. n. 301. — Bei
Liick. Syll. p. 225. n. 2. Tentz. n. 3 p. 246. Köhler M. Bel. Th. 16.
S. 137. eine Med. , welche der Herzogin Bildnifs allein enthält.
16) li^Loth schwer. Heraeos Taf. 30. fig. 0. p. 40. HerrgottT.il.
P II. tab. V. n. 10. p. 30.
11) Sagitt. S. 426.
18) A. Chart. 106.
— 211 —
in dem berühmten Gemälde der Gallerie zu Gotha den Con-
radin wol anders dargestellt haben.
Tobias Wost lieferte im J. 1581. eine goldene Medaille 7 9).
Auf der einen Seite sind die rechts gewendeten Brustbilder
der Brüder und Herzoge Friedrich Wilhelm und Johann,
auf der andern die links gewendeten der Dorothea Susanna
(Johann Wilhelm’ s von Weimar Wittwe), und ihrer Tochter
Maria. An dieser Medaille ist oben ein grofser Ring.
Demselben Jahre gehört die silberne Medaille 80) an,
worauf der 41jährige Thomas Schweicker in ganzer Figur
abgebildet ist. Derselbe war ohne Arme geboren und konnte
mit den Füfsen sehr vielerlei Künste ausüben.
Ein unbekannter Maler (P. P. C.) lieferte im J. 1582.
das Bildnifs Heinrich Julius (aet. 18.), Herzogs zu Braun-
schweig, Administrators zu Halberstadt. (Auf Holz, nr.112.)
In der linken Abtheilung des Gemäldes ist das Brustbild des
jugendlichen Herzogs, der in der Rechten die Handschuhe
hält. Die andere Abtheilung füllt das von dem Namen und
den Titeln des Herzogs umgebene Wappen. Weiter unten
wird ein in der Gallerie befindliches Gemälde (auf Holz. nr.
103.) vorgeführt werden, welches laut der Aufschrift Herzog
Heinrich Julius selbst verfertiget hat.
Ein anderes Gemälde der Gallerie (nr. 166.) zeigt das
Bildnifs einer unbekannten Fürstin, deren Kopf mit einem
Hütchen bedeckt, demjenigen nicht unähnlich, welches So-
phia , geborene Margräfin zu Brandenburg und seit 1582.
Gemahlin des nachmaligen Churfürsten Christian I. von Sach-
sen, auf Medaillen aus dem Jahre 1583. und auf einer spä-
teren trägt, die in das Jahr 1586. zu setzen ist und im Ca-
binet zu Gotha aufbewahrt wird 80b). Aehnliche Kopftracht
hat Anna Maria, seit 1592. Friedrich Wilhelm I. zweite
Gemahlin, auf einer silbernen Medaille 80c). Mit einem et-
was unschöneren Hütchen zeigt sich auch Hedwig einmal,
des Churfürsten Christian II. von Sachsen Gemahlin.
79) 7t9f Duc. schwer. Tentz. Lin. Ern. tab. 25. n. 7, p. 347.
80) li Loth schwer. Locliner 1738. S. 249.
80 b) In Silber 11 Loth. Tentz. L. A. tab. 17. n. 8. p. 252.
80 c) lf Loth schwer. Tentz. L. E. tab. 27. n. 1. p. 370.
14 *
— 212 ~
Am 27. Dec. 1583. ereignete sich der Tod des gefürste
ten Grafen Georg Ernst von Henneberg. Es hat derselbe
eine goldene 8f£ Ducaten schwere Medaille veranlafst 8I).
81) Weinrich , Kirchen - u. Schulen - Staat d. F. Ilenncberg.
Leipz. 1720. 8. fig. XI. p. 832. — Die Grafen von Henneberg-
Schleusingen wurden anfangs im Kloster Vefsra beerdigt. Als
aber dieses säeularisirt war, verlegte Graf Georg Ernst im J. 1566.
das Erbbegräbnifs in die an der Stadtkirche zu Schleusingen erbauetc
Egidienkapelle , wo achtzehn Henncbergische Epitaphia sind. Andere
steinerne und eherne Bildsäulen und Denkmäler verstorbener männ-
licher und weiblicher Personen des Hauses Henneberg sind in der
Stadt - oder Collegiatstiftskirche zu Römhild (Walch, Beschr. d. ch.
u. h. säclis. Lande. Meiningen. 1792. S. 74.). — Graf Heinrich XI.
(XIII.) starb d. 26. Dec. 1405. und wurde im Kloster Vefsra begra-
ben. (Diplom. Gesell, d. Gr. H. Henneberg. 2. Th. Hildburgh. 1791.
4. S. 89. tab. 1.) — Graf Wilhelm III. (IV.) starb d. 8. Januar
1444. und wurde eben da begraben (2. Th. 108. tab. 2 ) — Graf
Georg starb d. 25. Jul. 1465. auf dem Schlosse Hartenberg, olinge-
fälir im 71. Jahre seines Alters und liegt in der von ihm erbaueten
Stiftskirche zu Römhild begraben , wo sein Epitaphium ist (Th. 1.
5. 372. tab. 1.) — Hermann VII. starb d. 13. Febr. 1465. Sein
Grabmal zu Römhild (Th. 1. tab. 3. S. 377.) — Graf Wilhelm IV.
(V.) starb im J. 1480. Sein Körper wurde zwar in der Pfarrkirche
zu Butzen begraben, seine Gemahlin liefs aber denselben im J. 1482.
in das Kloster Vefsra bringen und in dem dasigen Erbbegräbnifs bei-
setzen (Th. 2. S. 129. tab. 3.) — Frau Margaretha, Herzogin zu
Lüneburg, Gemahlin des Grafen Wilhelm, starb 1509. (Th. 2. tab. 3.
S. 130.) — Johannette, Gemahlin des Grafen Georg, starb d. 1.
Febr. 1481. und wurde zu Römhild begraben (Th. 1. tab. 2. S.373.)
— Graf Friedrich II. starb d. 7. Nov. 1488. Sowohl er (Th. 1. tab.
4. S. 391.) , als seine Gemahlin Elisabeth , die 1501. starb (Th. 1.
tab. 5. S. 392.), und Otto IV., der 1502. starb (Th. 1. tab. 6. S.
390.) , wurden zu Römhild begraben.
In den letzten Jahren des fünfzehnten Jahrhunderts dürfte ein
im Vorzimmer des Naturaliencabinets aufbewahrtes, metallenes
Schmuckkästchen verfertigt seyn. Der Aufsenseite des Deckels sind
zwei Nelken eingravirt. Die innerlich stehende Inschrift desselben
beginnt mit den Worten: „Das Kaeßlein war Fr. Anna Herzogin zu
Sachfen, welche war verheuraht Markgräfin zu Brandenburg, deren
Dochter iß geweß Anaßafia Markgraevin zu Brandenberg, w ar ver-
hewrath Fürß Wilhelm zu Henneberg“ etc. Anna, Friedrichs des
— 213 —
Eine erfreuliche Erscheinung ist der schönen Mansfelderin
Bildnifs. Gebhard, Truchses, Churfürst und Erzbiscliolf
Sanftmütliigen, Churfürsten zu Sachsen, Tochter, war an den Mark-
grafen Albrecht verlieirathet. Ihr Sohn, der Markgraf Friedrich zu
Brandenburg in Franken, geh. im J. 1459., starb den 2. Mai 1536.
Ihre Tochter Anastasia war geh. im J. 1480. Wilhelm VI. (VII.)
Graf von Henneberg vermählte sich mit dieser am 15. Jul. 1499.
Als Anastasia im J. 1502. eine Tochter (Anna) geboren hatte, war
Anastasiens Mutter Anna hei der Taufe zugegen (vergl. die heim J.
1590. aufgeführte Handsclir. A. Chartac. 197 ). Das Kästchen ging
hierauf laut der Inschriften immer ans einer fürstlichen Hand in die
andere über. Die letzten Worte der Inschrift sind : „durch Erbschaft
an Sr. Durchl. den regierenden Herzog Emil von S. Coburg und
Gotha uebergegangen.“
Kehren wir jetzt zur Betrachtung der Hennebergisclien Epita-
phien zurück. Berthold XV. starb deii 21. Dec. 1504. und liegt in
der Domkirche zu Mainz begraben, wo ihm ein Epitaphium errich-
tet wurde (Th. 1. tab. 9. S. 379.). — Elisabeth, Tochter des Chur-
fürsten Albrecht zu Brandenburg, starb 1507. — Anastasia, Besitze-
rin des vorhererwähnten Kästchens, starb d. 4. Jul. 1534. Ihr Grab-
mal ist in der Kirche zu Sclileusingen (Th. 2. S. 179.). — Wilhelm VI.
(VII.) starb d. 24. Jan. 1559. im 81. Jahre seines Alters und im 64.
J. seiner Regierung. Er wurde in dem Erbbegräbnisse seiner Vor-
eltern zu Kloster Vefsra beigesetzt und erhielt, so wie Anastasia, ein
Epitaphium (Th. 2. tab. 4. S. 178.). — Anna starb d. 26. Jul. 1542.
und erhielt in der Römhildischen Stiftskirche ein Epitaphium (Th. 1.
tab. 8. S. 405.). — Elisabeth, eine Brandenburgische Prinzessin und
Gemahlin Poppo’s, starb den 25. Mai 1558. Ihr neben dem Altar
in der Kapelle zu Kloster Vefsra liegender Leichenstein ist ganz ver-
treten. Desto prächtiger ist das in der Begräbnifskirehe zu Schleu-
singen befindliche Monument (Th. 2. tab. 6. S. 189.). — Poppo XII.
(XVIII.) starb d. 2. März 1574. und wurde in dem nach Schleusin-
gen verlegten fürstlichen Begräbnisse beigesetzt, wo zwei seiner Epi-
taphien sind (Th. 2. tab. 5. S. 188.). — Georg Ernst starb 72
Jahre alt d. 27. Dec. 1583. und beschlofs den Henneberg -Schleusin-
gischen Mannsstamm. Sein Leichnam wurde d. 28. Dec. nach Mafs-
feld, hierauf aber d. 17. Jan. 1584. in einem zinnernen Sarge nach
Schleusingen geführt und in dem von ihm dahin verlegten Erbbe-
gräbnisse beigesetzt. Das Monument zeigt den Grafen in Lebensgrö-
fse zwischen seinen beiden Gemahlinnen, obgleich die eine noch am
Leben war. — Sophia, Tochter Herzogs Ernst zu Braunschweig und
214 —
von Cölln, liefs sich mit Agnes von Mansfeld, Johann Georg I.,
Stifters der Eislebischen Linie, Tochter, die eine Zeitlang
in dem Kloster Gerrisheim sich aufgehalten hatte, in Ge-
genwart ihres Vaters und ihres Bruders den 4. Febr. 1583.
zu Bonn durch einen Protestantischen Geistlichen vermäh-
len 82). Aber von den Katholiken bedrängt, mufste er 1584.
zum Prinzen von Oranien flüchten , dann sich unter den
Schutz der Elisabeth , Königin von England, begeben. Auch
Agnes reiste dahin. Weil sie aber das Palais des Grafen
von Essex, Günstlings der Königin, bezog, bekam letztere
gegen Agnes eine solche Abneigung, dafs sie ihr das König-
reich in aller Eile zu verlassen befahl 83). Agnes Ehe blieb
unfruchtbar 84). Sie verlor im J. 1601. ihren Gemahl 85).
• — * Agnes, auf bräunlich grünem Grunde gemalt, ist am
Hinterhaupt mit Goldschnüren und Perlen geschmückt. Bir
schwarzer Rock, unter dem der Hemdkrausenkragen am
Halse etwas hervorsiehet, ist hin und wieder durch Gold-
zierrath verschönert. Eine Perlenschnur schmückt den Hals.
Agnes hat die feine blühende Gesichtsfarbe, die gesunden
Personen der höheren Stände eigenthümlich zu seyn pflegt.
Ueber ihre regelmäfsigen Gesichtszüge ist eine sanfte Schön-
heit ausgegossen, die, von eigener Sittlichkeit zeugend, auch
sittliche Gemüther gewinnen und fesseln wird.
der Sophia, Herzogin zu Meklenburg, und zweite Gemahlin des Gra-
fen Poppo, ist in ihrer seltsamen Tracht auf einem Gemälde der Buch-
waldischen Gallerie und auf einem anderen im Rittersaale der Wart-
burg zu sehen. Sie starb im 90. Lebensj. d. 17. Jan. 1631. und wurde
in der Begräbnifskapclle zu Schleusingen beigesetzt , wo ihr Grab-
stein ist. Das zweite Monument (Th. 2. tab. 7. S. 191.) stellt die
Grälin in Lebensgröfse dar.
82) Gespräche in dem Reiche der Todten. 41ste Entrevuc p. 658. —
Gebhards Bildnifs auf zwei Thalern vom J. 1583. im Cab. zu Gotha.
Ge. Dan. Seylers Hist. Nachr. von wahrsagenden Müntzen. Franckf. u.
Leipz. 1733. S. 22 — 25.
83) Gespr. in d. R. d. T. 4te Entrevue. p. 256.
84) Euseb. Chr. Francken Hist. d. Grafsch. Manfsfeld. Leipz. 1723.
S. 302. f.
85) Thuanus LXXVI. Mich, ab Issclt. de Bello Colon, et in hist,
sui temp. MersaeusDe archiep. Colon.
— 215 —
Höchst selten ist eine goldene 3§ Duc. schwere Med.
Herzogs Johann Friedrich’s des Mittleren, vor dessen rechts
gewendetem Kopfe man einen Zweig bemerkt (1581.)* Zwar
hat Tentzel (tab. 17. n. 4. p. 250 — 255.) eine ähnliche ge-
kannt; aber das Gothaische Exemplar ist gröfser und über-
diefs von einer Einfassung mngeben.
Die Jahrz. 1585. liest man auf der goldenen Medaille 86),
die zu Ehren Friedrichs, Grafen zu Würtemberg und Mem-
pelgart, und seiner Gemahlin Sibylla geprägt ist. Sibylla
war Joach. Ernst’s , Fürsten zu Anhalt , Tochter.
Unter den Miniaturgemälden findet man ein im J. 1585.
verfertigtes Bildnifs der Dorothea Susanna, geborenen Pfalz-
gräfin bei Rhein, Gemahlin Johann Wilhelms, Herzogs zu
Sachsen. Sie erscheint in schwarzer Kleidung, und mit wei-
fser Kopfbedeckung. Auf dem grünen Grunde steht ein Mo-
nogramm, welches auch auf einem Gemälde des beim Jahre
1601. beschriebenen Büchleins angetroffen wird. Noch ein
ovales Miniaturgemälde auf Metall zeigt jene Fürstin. Sie
starb den 29. März 1592.
Im Jahre 1586., in welchem der jüngere Cranach TI
Jahre 3 Monate und 21 Tage alt zu Weimar starb , malte
ein Unbekannter (nr. 96.) die Bildnisse Johann Wilhelm’s,
Herzogs zu Sachsen Weimar, und seiner Gemahlin Dorothea
Susanna, nebst denen zweier Kinder. Auf dem rechten Flü-
gel dieses Mittelgemäldes zeigen sich Friedrich Wilhelm und
Sophie H. zu S. , auf dem linken Flügel Johannes und Ma-
ria, H. z. S. Die Jahrz. 1586. steht auf den Flügeln.
Das ganze Werk ist nochmals in einer Wiederholung
(nr. 3T.) vorhanden, wo aber sowohl auf dem Mittelgemälde
als auf den Flügeln die Jahreszahl 158T. zu lesen ist. Oben
zwischen den Fürstlichen Eltern sind ihre Wappenschilde.
Die auf dem einen Flügel gemalten Kinder Johann Willielm’s,
Johannes und Maria haben die unter jenem Herzoge gepräg-
ten goldenen Medaillen 8?), die schon Tentzel herausgegeben
86) Tf I Duc. schwer. Heraeus Taf. 49. fig. 13. p. 74.
87) Im Cab. zu Gotha in Gold 5^ Duc. schwer. Ebendas, in
Silber. Tentz. Lin. Ern. P. II. tab, 25. n. 5. p. 342.
216 —
hat, angehängt. Es wird durch die Gemälde über die Be-
stimmung jener Medaillen ein unerwartetes Licht verbrei-
tet88). Uebrigens ist das Gemälde nr. 37., wo man die Na-
men der abgebildeten Personen auf Täfelchen liest, vorzüg-
licher als nr. 96.
Enter den Miniaturgemälden ist ein sehr kleines vier-
eckiges, auf Pergament gemaltes Bildnifs des am 6. Dec.
1586. verstorbenen Joachim Ernst F. zu Anhalt.
Eine goldene Medaille Johann Casimirs, Pfalzgrafens
hei Rhein, v. J. 1588. 89) ist derjenigen höchst ähnlich,
die bei Luckius 90) die Jahrzahl 1578. hat.
Im Münzcabinet ist eine ganze Reihe der Braunschwei-
gischen Juliuslöser. Die erste dieser Münzen (16| Loth
schwer) erschien 1574 9I), die zweite (16J L.) und dritte
(9f L.) 1576. 92), die vierte (18§ L.) 1578. 93), die fünfte,
eben so schwer, 1583. 94), die sechste (9J L.) und siebente
(5J L.) 1585. Am schwersten ist der Juliuslöser vom Jahr
1588., der 29| Loth wiegt 95). In demselben Jahr erschien
ein anderer, 5f Loth schwer 96). Diese Stücke haben die
Inschrift: „Nach des Reichs Schrot und Korn“ und sind in
dieser Hinsicht Münzen. Es ist aber auch gestattet, sie
unter den Medaillen niederzulegen, wegen ihres grofsen Um-
fanges und Gewichtes und wegen ihrer reichen, obwohl sehr
flachen Darstellungen. Um das runde mittlere Feld sind auf
jeder Seite die Sonne, der Mond und die Planeten und rings-
88) Vergl. Tentzel von Sachs. Begräbnifs -Medaillen. S. 5. f.
81)) 41 Duc. schwer.
90) Luckii Syll. p. 2G8. Auf dein Exemplare des Münzcab., wo
überdiefs die Worte : Aet. 36. fehlen, ist Joli. Casimirs Bildnifs rechts,
in Luckius Abbild, dagegen zur Linken gewendet.
91) Numoph. Molano -Boehmerianum. Ccllis. 1744. 8. p. 387. n.
97. Nie. Seeländer tab. 16. n. 1.
92) Num. Mol. 1. 1. n. 98. Vollst. Braunschw. Liin. Münz- Cab,
Heimst. 1747. 4. p. 49. Köhl. M. Belust. Th. 1. S. 393.
93) N. M. B. p. 389. n. 99. Sceländer tab. 16. n. 2. Catal. des
wonn. en arg. ä Vienne. 1769. fol. p. 127. n. 2.
94) Tentzel Monatl. Unterred. Octob. 1692. Titelkupfer u. S. 795.
N. M B. p. 390. n. 100.
95) N. M. B. p. 391 n. 102. - 96) N. M. B. p. 391. n. 102.
— 217 —
um der Thierkreis. Diese beiden Kreise werden wieder-
um von zwei Zeilen Inschrift eingeschlossen. — Durch
den reichen Ertrag seiner Silberbergwerke wurde Julius,
Herzog zu Braunschweig Wollfeiibüttel , auf den Gedanken
geleitet, zu allgemeinem Nutzen seinen Untertlianen einen
Nothpfennig in die Hand zu geben. Er liefs daher Stücke
zu 10, 5, 4, 3 und 2 Speciesthaler prägen. Jeder Unterthan
mufste ein solches Stück um den darauf gesetzten Werth
einwechseln, der Reiche ein schweres, der Arme ein leich-
teres. Jeder mufste dasselbe sorgsam aufheben und jährlich
zu einer bestimmten Zeit der Obrigkeit vorzeigen. So wufste
der Herzog nicht allein, was für eine Summe unzinsbaren
Geldes im Lande vorhanden sey, sondern er konnte dieses
auch bei plötzlich eintretendem Geldmangel sogleich erheben
und zu Kriegs- oder andern Staatsausgaben, überhaupt zu
des Landes Nutzen anweuden, indem er kleines Geld daraus
münzen liefs. Wäre dann eine solche schlimme Zeit vor-
über, so wollte der Herzog den Werth in anderem Gehle
wiederum ersetzen 97). So viel zur Erklärung des Namens
Juliuslöser. Es wird nirgends berichtet, dafs diese Julius-
löser jemals wieder eingelöset worden wären. Sie sind kei-
neswegs häufig und wenn auch jetzt nicht mehr wie in Ten-
tzels Zeit ein Exemplar von Münzliebhabern mit 40 — 50
Tlialern bezahlt werden dürfte, so bleibt doch die Samm-
lung schätzbar genug. Wenig grofse Cabinete dürften der
Juliuslöser so viele besitzen.
Die Jahrz. 1588. hat das von Friedrich Wilhelm, H. v. S.
Weimar, geführte Churschwert.
Aus dem Jahre 1588. sind mehrere auf Glas gemalte
97) Durch das Einwechseln — bemerkt Köhler — erhielt der
Herzog so viel Geld , als er unter seine Untertlianen auf jene Weise
vertheilte. Er machte so aus einem Capitale zwei. Dasjenige, wel-
ches die Unterthanen von ihm empfingen, lag in ihren Häusern zu
jedem Nothfall bereit. Das andere erhielt heim Einwechseln der
Herzog von den Unterthanen. Dieser aber wendete es kläglich an,
60 dafs es aus einer Hand in die andere zum allgemeinen Besten
überging.
— 218 —
Wappen im Vorzimmer des Naturaliencab. Eines derselben
enthält einen goldenen Fuchs auf schwarzem Schilde.
Ein Kunstwerk aus dieser Zeit ist endlich das an der
äufseren Mauer der Kirche zu Friedrichroda eingesetzte Epi-
taphium des am 23. Jan. 1588. verstorbenen Joannes Sne-
gafs. Derselbe liegt über der Inschrifttafel vor dem gekreu-
zigten Christus auf den Knieen.
Nützlich zur Kenntnifs der Trachten sind die 30 Gemälde
einer Handschrift der H. Bibliothek 98). Sie zeigen die
Sommer- und Winterkleidung, die Johannes, Herzog zu
Sachsen, 1518 — 1521. zu Coburg und Weimar trug, ferner
die der Brüder Friedrich, Churf. v. S., und Johann, H. zu
S. , aus dem J. 1522. Auf sehr vielen Blättern sieht man
des Churf. Johann Friedrich Winter- und Sommerkleidung
zu Weimar und Torgau aus den Jahren 1535 — 1554., zu-
gleich mit der Trabantenkleidung "). Die letzten Blätter
enthalten der Brüder und H. z. S. Friedrich Wilhelm und
Johann Sommer - und Winterkleidung aus den Jahren 1588.
und 1589.
Nicht später als 1590. wurde die beim J. 1511. er-
wähnte Hennebergische Handschrift I0°) abgeschrieben. Auch
98) A. Cliartac. 233. Auf dem ersten Blatte liest man : „Sommer-
Kleidung anno 1518. Diefe Sommerkleidung ist zu Zwiekau, durch
den Hoffchneider Hanfs Preufsen aufsgegeben, und iß diefe Färb
grau gewefen. — Taf. 5. Winter- Kleidung Anno 1520. In diefer
Kleidung iß man auf den Reichstag gen Worms gezogen u. s. f.
Hanfs Pofsner aufsgegeben. — Taf. 15. Sommerkleid, an. 1542. In
diefer Kleidung Mitwoche nach Margarethen, iß mein Gnedigßer
Herr nach Wohlenbüttel gezogen, mit aller Kriegs- Rußung, vnd
dafselbe erobert. Hanfs Pofsner. — Taf. 28. Friedericli Wilhelm
vnnd Johann H. z. S. Gebrüdern, Sommer-Kleidung 1588. Diefe
Sommer - Kleidung hat — Friedericli Wilhelm H. z. S. durch den
Hoffgewaiult Aufstheiler, Ruprecht Pulinxer aufsgeben lafsen. —
Taf. 29. Winter -Kleidung An. 1588. Diefe Kleidung iß vor die
Junckern vnndt Gefinde, von der F. Durch. Cammer vber Hoff aufs-
gegebcn worden durch Ruprecht Pulinxer, Hoffgewandt aufstheiler.“
99) Vergl. die Gemälde der oben S. 191. beim Jahre 1558. be-
schriebenen Handschrift.
100) Cyprian. Cat. p. 11. n. 191. A. Chart. 191. Vergl. I. P.
219 —
sind dieselben Bildnisse in Copieen beigefügt und nur die
Bildnisse Boppo’s (f 1118.) und der Beatrix (*j- 1120.) hin-
zugekommen. Wilhelm IV. (*1* 1559.) und Anastasia zeigen
sich in höherem Lebensalter.
Auf einem kleinen Gemälde der Gallerie ist die Sünd-
fluth dargestellt (Auf Holz. nr. 102.). Noah’s Arche zeigt
sich in der Ferne. Jene fanden wir auf einer schönen eher-
nen Medaille aus dem Jahre 1531. In der Kupferstichsamm-
lung ist die Siindfluth von Melchior Lorch. Auch nicht-
deutsche Künstler haben öfters diesen Gegenstand behandelt,
z. ß. Nie. Poussin (-[- 1665.) und Alessandro Turchi Vero-
nese, detto l’Orbetto (-j- 16T0.).
Im J. 1590. erschien eine silberne Strafsburgische Med.,
die eine dortige Lustbarkeit betrifft und noch nicht heraus-
gegeben ist x).
Sehr erhaben gearbeitet ist die goldene Medaille * 1 2),
deren eine Seite das Bildnifs Otto Heinrichs, Pfalzgrafen zu
Sulzbach, mit der Jahrz. 1590. enthält. Am Armabschnitt
liest man AE. 34. Auf der hintern Seite sieht man seine
Gemahlin Dorothea Maria, Pfalzgräfin bei Rhein, geborene
Herzogin zu Würtemberg.
In dem Gebetbüchlein , dessen übrige Gemälde beim
Jahre 1601. beschrieben werden sollen, findet man das Bild-
nifs der 16jährigen Anna Maria H. zu Sachsen aus dem J.
1591. Als Abzeichen des Künstlers ist die geflügelte Schlange
beigefügt. Das Gemälde ist aber kein Werk des jüngeren
Cranach.
Reinhard Beytr. zu der Hist. Franckenl. Baireuth. 1760. p. 103 — 130.
Diplomat. Gesch. des Gräfl. Hauses Henneberg. Th. 1. Leipz. 1788.
4. S. IX.
1) 2§ Loth schwer.
2) 6| Duc. schwer. Fabers Entwurf einer Numismat. Ivenntu.
der Europ. Staaten. S. 515. n. 2264. Exter Th. 1. S. 457 — 459. n.
446. , wo das Gothaische Exemplar erwähnt wird. Die hintere Seite
ist abgeb. in dir. Fr. Sattlers Gesch. d. Herzogth. Würtenberg un-
ter der Reg. d. Herz. 4. Th. Ulm. 1771. Tah. II. fig. 14. Eine ähn-
liche Med. in Heraeus Taf. 49. fig. 10. (entweder ungenau edirt oder
nach einem abweichenden Exemplar, auf welchem Jahrzahl und Al-
ter des Herzogs weggelassen waren).
— 220 —
Ein anderes Gemälde desselben Büchleins mit der Jahrz.
1591. stellt den 29jährigen Friedrich Wilhelm II. zu S. dar.
Auf zwei verzierten Messerscheiden liest man W. G. W.
1589. und 1591.
Im J. 1591. starb Jost Amman. Holzschnitte von ihm
sind die Hochzeit zu Cana und das höchst seltene und sehr
grofse Blatt, welches eine Ansicht des Marcusplatzes zu Ve-
nedig und der Procession des Dogen giebt 3).
Von einem Goldarbeiter verfertigt ist das achteckige
goldene Schaustück 4) des Weimarischen Herzogs Johann.
Eine gegossene silb. Med. 5) enthält das Bildnifs des
69jahr. Joachim von Beust in Planitz (1591.).
Aus dem folgenden Jahre ist ein silberner und vergol-
deter Hirsch. Herzog Johann, der ihn an seinem Geburts-
tage, den 22. Mai 1592. 6), von seinem Bruder Friedrich
Wilhelm, welcher als Administrator der Churländer am 25.
April 1592. seine Residenz von Weimar nach Torgau verlegt
hatte, als Willkomm zu Altenburg erhielt, erwählte einige
Monate später Altenburg zu seiner Residenz, woselbst er am
9. Sept. mit seinem Hofstaate ankam 7). Der Willkomm
wurde sonst zu Georgenthal aufbewahrt 8).
Durch eine goldene Med. v. J. 1592. ist der 33jährige
Johann Ilenze auf die Nachwelt gebracht 9).
Mit vieler Kunst gearbeitet ist die ovale goldene Me-
3) B. P. gr. IX. 382. n. 27. — Auf der Bibliothek eine späte
Ausg. der Livischen Figuren. Strafsburg. 1631. 4. und die weiter
unten bei Gelegenheit des Tobias Stimmer erwähnte lat. Uebers. der
Jüd. Alterth. des Josephus. Francoforti. 1580. fol.
4) 4ttf Duc. schwer. Tentz. Lin. Ern. P. III. tab. 33. n. 4. p. 475.
5) lrV Loth.
6) Müller Sächs. Ann. S. 156. Herzog Johann war am 22. Mai
1570. zu Weimar geboren.
7) v. Beust, Jalirb. d. Fürst. Altenburg. 2. Th. Camhurg. 1800.
8. S. 114.
8) Gelbke, Herzog Ernst der Fromme. 1. B. S. 5. — Auf Ko-
sten Herzog Johann’s wurde vor 1604. der Kirchenbau zu Georgen-
thal veranstaltet und sein Sohn Friedrich Wilhelm starb in diesem
Orte den 16. Aug. 1619.
9) 5^ Duc. schwer.
221 —
daille I0) vom J. 1593., worauf Friedrich Wilhelm I. , Her-
zog und der Chur Sachsen Administrator, geharnischt und
bis zu den Knieen dargestellt ist.
Die ovale und goldene Medaille XI) des Herzogs Johann
zu Weimar vom J. 1593. bietet eine Darstellung der Gele-
genheit oder Glücksgöttin dar.
Von zwei Miniaturgemälden auf Pergament stellt das eine
den Süldan Mürat, das andere den Süldan Meheinet dar.
Diese beiden Gemälde ohne sonstige Zuthat haben einen
prächtigen Einband erhalten, dergestalt, dafs sie an der
Decke desselben befestigt sind. Auf dem Einbande ist die
Jahrz. 1593. angebracht.
Um das Jahr 1593. wurden die einundsechszig lobens-
werten Miniaturgemälde eines Büchleins 1 2) in Duodez ver-
fertigt, welches im Vorzimmer der INaturaliensammlung auf-
bewahrt wird. Die Gemälde enthalten Bildnisse fürstlicher
Personen aus der angegebenen Zeit, zum Theil auch früher
Verstorbener 13).
Caspar Conradtberg 1594. ist die Inschrift eines Glasge-
mäklcs.
Mit Reliefs ist ein aus gefärbtem Horn bestehendes und
mit vergoldetem Silber beschlagenes Trinkgeschirr verziert,
in dessen Inschriften die Jahrz. 1594. zu lesen ist.
An Johann Casimir, einen Sohn des unglücklichen Her-
zogs Johann Friedrichs des Mittleren, erinnern einige alte
Gemälde zu Reinhardsbruim I4). Bekanntlich war er, wie
10) 10§ Duc. schwer. Tentz. Lin. Ern. tab. 27. n. 5. p. 376.
11) 4|- Duc. schwer. Tentz. Lin. Ern. tab. 33. n. 6. p. 478.
12) Erwähnt in I. G. Keyfslers Forts, n. R. Hannov. 1741. 4.
S. 1135. f. Verz. d. Gern, in I. H. Möller’s Sehr. S. 44.
13) z. B. die Kaiser Maximilian IT., Rudolph II., die Könige
Heinrich IV. v. Frankr., Christian III. v. Dänem., die Churf. August
u. Christian v. Sachsen, die Herzoge Johann Casimir, Johann Ernst
v. Sachsen und hauptsächlich viele Fürstendes Brandenburg. Hauses.
14) Als er und sein Bruder Johann Ernst mit ihrem Vatersbruder
Johann Wilhelm im J. 1572. theilten, wurden zwei Theile gemacht,
der Weimarisclie und Coburgische. Der letztere befafste auch Ten-
neberg, Gotha, samrat dem Stifte und Reinhardsbrunncr Hof daselbst.
— 222 —
die auf dem Schlosse Tenneberg noch vorhandene Gallerie
(aus den Jahren 1630 — 1633.), ferner die Gemälde der beim
Jahre 1639. beschriebenen Handschrift und des Herzogs
eigene Geständnisse beweisen I5), ein grofser Freund der
Jagd. Es darf also nicht befremden, wenn das eine der Rein-
hardsbrunner Gemälde ein 1594. erlegtes wildes Schwein,
das andere eine 1604. geschossene wilde Katze darstellt.
Diese Thierportraite sind durch Alter entstellt.
In der Sammlung der Miniaturgemälde findet man ein
im J. 1594. angefertigtes Bildnifs Johann Ernst des Jünge-
ren. Er war unter den eilf Söhnen Herzogs Johann und der
Dorothea Maria der älteste. Er war geb. zu Altenburg den
21. Febr. 1594. und starb in Ungarn am 4. Dec. 1626. Das
Miniaturgemälde stellt ihn 13 Wochen alt dar.
Herzog Johann Friedrich II. starb nach achtundzwan-
zigjähriger I6) Gefangenschaft den 9. Mai 1595. Diese Jahr-
Gleichwohl scheint das Amt Reinhardsbrunn bis 1641. , da die neue
Ernestinische oder Gothaisclie Linie ihren Anfang nahm , beständig
unter Weimarischer Regierung gehliehen zu seyn. (Rud. G. d. 2. Th.
S. 237. §. 10.). Nach dem Anfänge des Jahres 1602., in welchem
Friedrich Wilhelm und viele seiner Unterthanen von der Pest ergrif-
fen waren, hielt dieser Herzog, umseine zerrüttete Gesundheit wie-
der herzustellen , sich oft auf dem Lande und besonders zu Ichters-
hausen und Reinhardsbrunn auf (Gottschalg, Gesch. d. H. F. Sachsen-
Weimar u. Eisenach. Weifsenf. u. Leipz. 1797. S. 51.)
15) Dem Bischoff Philipp von Wiirzburg sagte Johann Casimir:
„Ich bin ein Liebhaber der Jägerei, so will ich auch ganz jägerisch
von dieser Sache reden. Die Jesuiten kommen mir vor wie die
Füchse“ u. s. f. (Pfefferkorns Gesch. v. d. Landgrafsch. Thüringen.
S. 186.). D. I. Gerhard sagte in seinem Elirengedäclitnifs Johann
Casimirs: „Lafs cs seyn, dafs Ihro fürstliche Gnaden je zuweilen
den Jagden zu viel nachgehängt. Es haben solches andere Fürsten
auch gcthan.“ — Trinck is unt Got nit vergis. 1594. und Anderes
liest man auf einem mit vergoldetem Silber beschlagenen Trink-
geschirr aus gefärbtem Horn. Die Reliefs, mit denen es verziert ist,
stellen Jagdscenen dar. — Justus Byrgi fecit Casselis 1594. ist die
Inschr. einer messingenen und vergoldeten Tischuhr in Gestalt einer
Himmelskugel. Letztere zwei Stücke sind im Vorzimmer des Natu-
raliencabinets.
16) Während dieser Gefangenschaft, besonders in den Jahren
— 223 —
zahl liest man auf der ihm zu Ehren geprägten goldenen
Medaille I7). Auf dem Grunde, von welchem das Bilduifs
des Herzogs sich erhebt, sind Arabesken eingegraben.
Nach dem Jahre 1595., in welchem Johann Georg I.
von Anhalt Dessau in zweiter Ehe mit Dorothea, Tochter
Johann Casimirs, Pfalzgrafen zu Simmern, sich vermählte,
wurde die achteckige silberne Medaille 1 7 b) gegossen , auf
welcher die Brustbilder jener fürstlichen Personen zu sehen
sind.
Ein auf Glas gemaltes Bilduifs hat die Jahrzahl 1596.
Im J. 1597. ist das Bilduifs Friedrich Wilhelms, Her-
zogs zu Sachsen, Landgrafen zu Meifsen, gemalt worden (nr.
48.). Friedrich Wilhelm I., H. v. S. Weimar, starb am 7.
Jul. 1602. I8).
1567., 69, 70, 71, 74, 75, 76, 77, 78, 81, 1582. schrieb Johann Fried-
rich sehr viele religiöse Betrachtungen nieder, nicht wenige in ge-
bundener Sprache. Diese Schriften bilden einen ziemlich starken
Folioband des Handschriftenzimmers der Bibliothek (Cyprian. Catal.
p. 58. n. 77. cf. Supplera. hist. Gotli. tertium. Jenae. 1716. 4. p. 68 —
70. — Jetzt A. Chartac. 77.). Der von Matth. Alhinus abgefafste
Titel lautet: Piae et illustres aliquot — Johannis Friderici secundi
captivi — sub octovicennali Celsitudinis suae Custodia, animo et manu
elaboratac Meditationes et Soliloquia.
17) 13f Duc. schwer. Tentz. L. E. tab. 17. n. 5. p. 256. Dieselbe
Med. in Silber 1^ Lotli schwer, vergl. Juncker Ehren -Ged. S. 319.
n. 2. Endlich eine kleine silb. u. vergold. Sterbemed. ff Loth schwer,
ib. tab. 17. n. 8. p. 260.). Grabmal des Herzogs u. seiner Gemahlin
in der St. Moritzkirche zu Coburg: Monum. Landgrav. Thur. ill. a S.
Reyhero. Gothae. 1692. fol. am Ende des Bandes. Grüner Hist. Statist.
Beschreib, des Fürstenth. Coburg. Th. 1. S. 133. Th. 2. S. 65. Erst
bei der Renovation der Kirche wurde das Denkmal mit bunten Farben
ausgemalt.
17 b) I. Clir. Beckmann Hist. d. Fürst. Anhalt. Zerbst 1710. fol.
tab. I. n. 9. S. 566. Heraeus tab. 37. n. 10. S. 46.
18) Im Supplementum historiae Gotlianae tertium Jo. Dinckelii
orationem etc. compiectens. Jenae. 1716. 4. wird folgendes Werk aus
dieser Zeit erwähnt: In templo Sundhusano exstat Monumentum li-
gneum cum pictura, in qua conspicitur Wipertus ille cum Conjuge et
septem liberis, qui omnes miserrima peste simul sublati sunt, unica
euperstite pupilla, in ordine tertia. Monumento subjcctum est Car-
„Sthall oder Armbrolt Schieflen des Fürften Johann Ca-
simirs H. zu Sachlfen. Wurde gehalten zu Coburg d. 2. Octob.
1597. u Die Gemälde dieser Handschrift I9) zeigen das sau-
ber gemalte Herzogi. Wappen, den Hauptgewinnst , der in
einer silbernen Kanne bestand, ferner die Haupt- oder Ge-
winnfahne, die Zweckfahne, die seltsame Herings- oder
Brillenfahne und die Wappen der Schiefsenden. Auf einem
sehr breiten Gemälde ist der Procefs und Abzug des Stahl-
schiefsens dargestellt. Es werden die Gewinne und unter
vielen andern Fahnen auch Brillenfahnen und ein in einem
Käfich eingesperrtes Schwein getragen. Die übrigen Gemälde
betreffen das am 9. Octob. 1597. zu Coburg gehaltene Ham-
mel- oder Herbst - Schiefsen. Da der Hofmaler Fetter Sen-
gellaub sowohl im Stahl- oder Armbrust- als im Hammel-
oder Herbstschiefsen unter den Mitschiefsenden aufgeführt
wird, ist es möglich, dafs er die Gemälde verfertigt habe.
Alle diese Gemälde und Schriften sind in einer andern
Handschrift 20) wiederholt, wo aber noch das am 15. Octob.
1598. zu Coburg gehaltene Stahlschiefsen, das von Johann
Casimir am 10. und 11. Jun. 1617. zu Coburg und das am
20. August 1615. zur Neustadt an der Heyden gehaltene
Crantz- und Gesellenschiefsen mit dem halben Stahl hinzuge-
kommen sind. Die beigefügten Gemälde führen zum Theil
höchst seltsame und lächerliche Geräthschaften vor, die den
Schiefsenden „zugestellt und überantwortet worden.41.
Die Jahrz. 1598. steht auf dem silbernen Gewichte ei-
ner silbernen Wage im Vorzimmer des Naturaliencabinets.
Ich erwähne dasselbe lediglich wegen der an ihm befindlichen
Hohenlohischen, Reufsischen und Montfortis chen Wappen.
Den 13. Sept. 1598. starb Philipp II. König von Spanien.
men etc. Vergl. Saminl. v. N. z. c. B. d. Kirchen- u. Schulenst. 2.
Th. 3. St. S. 84. f. Die an den Seiten von Schnörkeln umgebene
Grabschrift aus dem J. 1597., welche im kurz vorher angef. Suppl.
tertium p. 73. sq. mitgetheilt ist, bemerkt man im Kirchhofe zu
Sundhausen, wo sie neben einer Thüre, dem Eingehenden zur Rech-
ten, eingesetzt ist. Die vier letzten Distichen sind aber jetzt durch
Alter zerstört.
19) A. Chartac. 578. — 20) A. Chartac. 579.
— 225 —
In früherer Zeit wurde sein Bildnifs (nr. 72.) gemalt 2I).
Der König trägt sehr einfache schwarze Kleidung. Doch ist
er mit dem goldenen Yliefse geziert.
Hans Hofmaim von Nürnberg, der aufserdem Thiere,
Blumen, Pflanzen u. s. f. mit Gummifarben und in Miniatur
malte, am Kaiserlichen Hofe arbeitete und zu Prag um 1600
starb, hat Albr. Dürers 22) berühmtes Bildnifs des im 57.
Jahre gemalten Hieronymus Holzschuher copirt.
Seit vielen Jahren besitzt die Herzogliche Sammlung
ein in seiner ursprünglichen Frische wo! ausgezeichnetes,
jetzt leider durch Beschädigung entstelltes Bild: , .»Gürtel-
stück eines in einem Stuhle sitzenden, schwarz gekleideten
Mannes mit sieben auf einer Bolle gesteckten Ringen in der
linken Hand. In dem alten Kunstkammer- Catalog als Ju-
welier bezeichnet.“ Da über dieses Gemälde sonst keine
Notizen vorliegen 23), sind wol Vermuthungen gestattet,
dir. von Mechel las „Eine Supplication von 1611. Philipp
Holbeins, Kaiserlichen II o f j u w e li e r s und Bürgers in Augs-
burg, bei dem Kaiser Matthias um Confirmirung und Besse-
rung seines uralten adeligen Wappens, worin ihm auch gnä-
diglich willfahret wurde durch einen den 1. October 1612.
verliehenen Adel - und Wappenbrief.“ Die Supplication hat
Ulr. Hegner S. 31. abdrucken lassen, und die Bemerkung
21) Den König malten Tizian (Real Museo Borbonico Vol. IV.
Napoli 182T. tav. XVI.) und andere berühmte Künstler.
22) In G. A. Will’s Nürnberg. Münzbelust. 1. Tli. Altd. 1764. 4.
S. 390. wird unter den Dürerischen Gemälden aufgeführt: „Ein aut
Holz gemalter Hieronymus Holzschuher, von 1526.; bei der Familie
in Nürnberg.“ Das in von Murr Journ. z. Kunstgescli. 7. Th. S. 41.
erwähnte Stück könnte als vorläufige Skitze mit Hofmanns Copie in
Verbindung stehen.
23) Es ist nicht gestattet, das Gemälde mit einem Ereiguifs in
Heinrich Julius, Herzogs von Braunschweig, Leben in Verbindung
zu bringen. Als dieser seine Braut, die Königlich Dänische Princessin
Elisabeth, abholen wollte, begab er sich, als Juwelier verkleidet, in
ihren Aufenthaltsort Kronenburg. Den weiteren Verlauf der Geschichte
möge man bei Lochner 1742. S. 320. nachlesen. Heinrich Julius war
im J. 1590., in welchem er sich zum zweitenmale vermählte, erst 26
Jahre alt. Der auf dem Gemälde dargestellte Mann ist weit älter.
15
— 226
beigefügt, der Umstand, dafs der Mann nach allem, was er
von seinen Vorfahren erzählt, und da er schon seit 1600 in
Wien sefshaftwar, sich noch 1611 Bürger in Augsburg schrei-
be, deute wieder auf den alten dort eingeborenen Geschlechts-
stamm. Gegen Ende des 16. Jahrhunderts — schreibt Paul
von Stetten 24) — waren schon mehrere vom Wasser ge-
triebene Werke zum Steinschneiden angelegt, davon eines
einem Dia mantschneid er, Philipp Holbein, gehörte.
Dieser — fügt Hegner bei — wird wohl mit dem künstli-
chen Hofjuwelier dieselbe Person seyn. So unsicher übri-
gens die in der Adelspetition gegebenen altern Nachrichten
von diesem Stamme seyn mögen , so ist doch gewifs , dafs
gegenwärtig noch in Wien adelige Nachkommen des K, K,
Hofjuweliers leben. Derselbe hinterliefs zwei Söhne,
von denen einer wieder Hofjuwelier wurde, von welchem
der durch mannichfache Verdienste ums Theater bekannte
Schauspieldichter Franz von Holbein abstammte. Ich nehme
nun an, dafs der Kunstsinn nie ganz aus dem Geschlechte
gewichen, und irgend ein Mitglied der Familie Holbein, in
welcher es von jeher Sitte war, die Kinder zur Kunst zu
erziehen 25), nach den Werken des berühmten längst ver-
storbenen Hans Holbein des Jüngeren, ferner nach anderen
Gemälden der im Bildnifsmalen so bewanderten Malerfamilie
Holbein sich gebildet und so das Bildnifs des Juweliers an-
gefertigt habe.
Beschreibung des Schirmes.
Gegen den Sclilufs des sechszehnten Jahrhunderts wurde
das unschätzbarste Stück der H. Gemälde -Gallerie verfer-
tigt, welches für sich allein eine kleine Gallerie bildet. Es
ist diefs eine spanische Wand mit 74 in den Rahmen der-
selben eingesetzten hölzernen Tafeln, welche auf beiden Sei-
ten bemalt sind und also 148 Gemälde enthalten. Die Dar
Stellungen sind alle aus den vier Evangelien entnommen. Ich
habe dieses grofse Kunstwerk in den Schriften der deut-
24) Kunst u. Gesch. v. Augsburg I. 144. — 25) Hegner S. 44.
— 227 ~~
scheu Gesellschaft zu Leipzig zu beschreiben den Anfang
gemacht 26) und dort bemerkt, dafs die landschaftlichen
Parthieen an Gegenden der Schweitz oder auch des Ober-
rheinthales erinnern und diejenige Ansicht, dafs Christoph
Maurer, geh. 1558., gest. 1614., Verfertiger der „Histori-
schen Vorstellungen über die ganze Bibel“ 27 ) und biblischer
Glasgemälde, den Schirm gemalt habe, die wahrscheinlichste
bleibe. Christoph Maurer hatte einen Bruder Josias. Auch
die Werke der Strafsburger Stimmer 28) dürften bei fortge-
26) Bericht vom J. 1833. an die Mitgl. d. D. G. z. Erf. v. Spr.
u. A. in L. Leipz. 1833. S. 38 — 46.
27) Huber u. Rost Handb. 1. B. S. 220. vergl. (I. Casp. Fües-
li’s) Geschichte u. Abbildung der besten Mahler in der Schweitz.
Zürich 1755. , worin auch über Josias Maurer und Tobias Stimmer
gehandelt wird. Ueber seine Landcliarte der Schweitz s. von Haller,
in Büsching Magaz. f. d. neue Hist. u. Gcogr. Th. 5. Hamb. 1771.
4. S. 251.
28) Künftliche wolgerissene wolproportionirte Figuren vnd Ab-
bildungen. Deren etliche Tobias Stimmer, vnd die andere Chriltoff
Maurer gerissen. Strasburg, Bernli. Jobin. 1590. 4. Novae Tobiae
Stimmeri Sacrorum Bibliorum figurae, versibus latinis et germanicis
expositae. Argentorati , Bernli. Jobinus. 1590. (in fine 1589.) 4.
[Vergl. Brunet, Nouvelles recherches bibliogr. T. III. Paris. 1834.
p. 289.]. Bei Thomas Guarin, zu Basel. Nach dieser Bibel haben
viele grofse Maler studirt. Rubens selbst hatte sie im Anfänge sei-
ner Kunst benutzt und sagte, dafs sie eine vortreffliche Schule für
die Jugend und eine wahre Schatzkammer der Kunst sey. — Das
neue Testament, mit der Offenbarung; 1588. zu Strafsburg gedruckt,
in 4. — ■ Die Kupferstichs, hat von Tob. Stimmer aus Hubers Samml.
(nr. 587.) eine Landschaft mit Gebäuden u. Figuren zu Pferde, qu.
Fol. — Auf der Bibliothek ist: „Titus Livius, vnd: Lucius Florus.
Durch Zachariam Müntzer. Mit fchönen Figuren geziert, derglei-
chen vorhin im Druck nie aufsgangen. 1568. Zu Franckfurt am Mayn.“
fol. Die Holzschnitte sind nach Zeichnungen des Tobias Stimmer
gemacht. Von Andern werden erwähnt Ausgaben sine loco et anno
(B. P. gr. IX. 348. n. 64.), ferner v. J. 1571. (Fr. a. M. — Ueber-
diefs 1575. gedr. zu Strafsburg durch Theodos. Rihel. Sonst in Bi-
blioth. Duc. Bip.). Die Bibliothek zu Gotha besitzt auch: Opera
Josephi de Antiquitatib. Judaicis. Francoforti. 1580. fol. Darin sind
15 *
— 228 —
setzten Untersuchungen über den Schirm noch mehr zu be-
achten seyn. So viel aber stellt fest, dafs in ihm die Deut-
sche Kunst noch in ihrer herrlichsten Eigenthümlichkeit und
Selbständigkeit sich zeigt und von irgend einem Haschen
nach Fremdem keine Spur aufzufinden ist. 29).
64 Hol/schnitte nach Zeichnungen des Tobias Stimmer , andere da-
gegen nach Zeichnungen des Jost Amman gemacht (B. P. gr. IX.
347. n. 63).
29) In dem Zimmer, worin der Schirm und die altdeutschen
Gemälde aufbewahrt werden, wird man zwei Gemälde (nr. 71. u. nr.
73.) antreffen, die gleichfalls neutestaraentliche Geschichten vorfüh-
ren , jedoch nach der Angabe des handschriftlichen Cataloges eben
so wie das Gemälde nr. 98. [„Charitas und Pax“] von dem aus Ant-
werpen gebürtigen Franz Floris (geh. 1520. gest. 1570.) verfertigt
seyn sollen. Beide sind auf Kupfer gemalt. Auf dem einen (nr.71.)
sitzt der gebundene Christus auf einer Erhöhung, so dafs die viel
niedriger stehenden und ihn verspottenden Juden nur mit den Köpfen
hervorragen. Bei der Darstellung der Physiognomien und Trachten
der Juden hat der Künstler nach ähnlichen Grundsätzen verfahren,
als der Verfertiger des Schirmes. Rings um das Ganze ist eine
Randeinfassung. Darin zeigen sich oben Gott Vater mit der drei-
theiligen oder päbstlichen Krone, in den Ecken die vier Evangelisten,
rechts der gekreuzigte Heiland und am Fufse des Kreuzes die hei-
ligen Frauen, links die Auferstehung Christi. Unten wird ein Todten-
gerippe von zwei Teufeln geplagt. — Das andere Gemälde (nr. 73.
gleichfalls auf Kupfer) zeigt die sitzende Maria , welche mit Nähen
beschäftigt ist, während das Christkind in einer Wiege schläft, die
in altdeutschem Style verzieret ist. Rings um die Wiege knieen
vier betende Engel. Diese haben bunte Flügel und sind mit präch-
tigen Gewändern, wie sie im katholischen Gottesdienste üblich sind,
bekleidet. Die gelungene Darstellung des Unschuldigen und Fried-
lichen, welches in der eben beschriebenen Scene herrscht, läfst ei-
nen wohlthuenden Eindruck zurück. In der Höhe zeigt sich Gott
Vater, der, wie in dem vorigen Gemälde, die dreitheilige oder päbst-
liche Krone auf dem Haupte hat. An manchen Stellen dieses Ge-
mäldes ist Vergoldung angewendet, wie auf einem andern Gemälde
der Gallerie (nr. 141.) , welches den im Oelgarten betenden Christus
vorführt. Wer die Gemälde nr. 71. und 73. betrachtet, wird bemer-
ken, dafs sie nicht von einem Meister verfertigt sind und also die
Angabe des Cataloges , Franz Floris habe beide gemalt , ungegründet
— 229 —
So wünschcnswerth es wäre, alle 148 Gemälde des Schir-
mes durcli Kupferstiche oder Lithographieen allgemein be-
kannt zu machen , würde doch ein solches Unternehmen ei-
nen grofsen Aufwand von Zeit und Kosten erheischen. Diefs
in Erwägung ziehend , werde ich die im Jahresbericht der
Deutschen Gesellschaft mit dem 36. Gemälde abgebrochene
Beschreibung an diesem Orte bis zum 118. fortführen.
ist. Vermuthlich ist das eine Gemälde um Jahrzehnte früher als das
andere verfertigt. Der Besitzer des einen Gemäldes wünschte ein Ge-
genstück zu demselben zu haben, und liefs darum das andere dazu
malen, wie denn auch beide gleiche Rahmen erhalten haben. Auch
ist cs möglich, dafs eines dieser Gemälde nur Copie eines in früherer
Zeit angefertigten Kunstwerkes sey. Jedenfalls aber wird man mit
Nutzen Vergleichungen anstellen zwischen diesen neutestamentlichen
Gemälden und denen des Schirmes. Es sind die hier besprochenen
angeblich von Franz Floris verfertigten Gemälde dieselben, auf die
ich schon oben S. 200. hingewiesen habe.
— 230 —
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— 231
Vorderseite.
Untere Gemälde. 31. Links in einiger Ferne unter-
redet sielt Jesus mit dem am Zoll sitzenden Matthäus (Matth.
9, 9. Luc. 5, 2T.). Von ihm eingeladen, sitzt er im inneren
Hause, dessen Pfeiler die Einsicht gestatten, mit Zöllnern
zu Tische (L. 5, 29.). Vor dein Gebäude stehen die Schrift-
gelehrten und Pharisäer (L. 5, 30.). Sowohl die Bauart des
Hauses als der manchfache Ausdruck der Köpfe ist gut.
38. Christus, unter einem Baume stehend, heilt den
von zwei Männern geführten Besessenen, der obendrein blind
und taub war (M. 12, 22.). Ein Skorpion fliegt aus dem
Munde desselben. Die Figur des Leidenden verdient Lob.
39. In einer Landschaft redet Christus, hinter dem seine
Jünger stehen, zur Versammlung der Schriftgelehrten und
Pharisäer (M. 12, 31 — 3T.).
40. Am Ufer des Meeres, worauf ein Schiff ist, steht
Christus und richtet die zum Gebet an einander gelegten
Hände zum Himmel empor. Die beigeschriebene Stelle (M.
11, 20. ff. 11, 25. ff.) pafst nicht zum Gemälde.
41. Christus, aus dem Schiffe ans Land gestiegen und
von Petrus und einem andern Jünger begleitet, spricht vor
den hier ihn erwartenden Pharisäern (Marc. 8, 10 — 12.),
unter denen man auch eine Frau bemerkt (L. 11, 21.).
42. Christus ist von einer Versammlung von Männern
umgeben, unter denen auch seine Mutter sich befindet (Mr.
3, 31. f.). In der Ferne zieht Christus eine Anhöhe hinauf.
Ihm folgen Jünger und mehrere Weiber, deren eine das Ge-
päck trägt (L. 8, 1 — 3.).
43. Das Schiff im Sturm. Petrus, sinkend, wird von
dem auf dem Meere stehenden Christus gehalten (M. 14,31.).
44. Jesus auf dem Lehrstuhle. Vor ihm sehr viele Män-
ner mit sehr unterschiedenen Charakteren. (Die Stelle Joh.
6, 21 — 44. pafst nicht.)
45. Zu Christus, der auf dem freien Platze einer Stadt
von vielem Volke umgeben ist, werden Kranke gebracht, ei-
ner auf den Armen, ein anderer auf dem Rücken, ein drit-
ter auf einer Tragbahre. Christus selbst legt die Hände auf
zwei Kranke, die vor ihm knieen (Mr. 0, 56.).
232 —
46. Auf einem Ufer sprechen mit Petrus die Einneh-
mer des Zinsgroschen (M. 11, 24.). Zum zweiten Male sieht
man ihn, eine Angel tragend, vor einem Hause, dessen in-
nere Treppe sichtbar ist (M. 11, 21.). Endlich ist er in
der Ferne angelnd dargestellt.
41. In einem Zimmer, welches runde Fensterscheiben
hat, stellt Christus den zwölf Jüngern ein Kind vor (L. 9,
41. M. 18, 2.).
48. Christus spricht über ein Kind (M. 18, 10.). Johan-
nes und ein anderer Jünger verbieten die Austreibung der
Teufel (Mr. 9, 38.).
49. Die Jünger nähern sich einem Schilfe. Jesus spricht
zu einigen Männern (M. 8, 18. 19.). In Bezug auf seine
Gleichnisse sieht man im Vordergründe einen pflügenden
Mann, in der Ferne ein Grabscheid (M. 8, 21. 22.).
50. Christus schläft auf dem Hintertheile des vom hef-
tigsten Sturme bewegten Schiffes. Petrus ist in Verzweif-
lung. Ein anderer Jünger will eben den Heiland wecken
(Mr. 4, 38. L. 8, 23. 24. M. 8, 25.).
51. Christus, Petrus und noch ein Jünger verweilen am
Ufer. Ein nackter Wahnsinniger, der seine Bande zerrissen
hat, läuft den steilen Felsen hinab ihnen entgegen (Mr. 5,
2. L. 8, 21. Nebendarst. Mr. 5, 13. 14. L. 8, 33. 31.).
52. In sinnreicher Zusammenstellung sind mehrere Gleich-
nisse veranschaulicht. Ein mit Getreide beladener Wagen
steht in der Scheuer eines Hauses. Oben sägt ein Dieb (M.
6, 19.). Christus wird im Vordergründe in Betreff einer
Erbschaftsangelegeuheit von einem der Brüder angesprochen.
In der Nähe steht der mit der Erbschaft gefüllte Kasten (L.
12, 13. 14.). Dahinter liegt das Feld des Reichen (L. 12,
16.). Durch das Fenster des schon erwähnten Hauses, in
dessen Scheuer die Frucht des Reichen niedergelegt ist (L.
12, 11.), sieht man den sterbenden Reichen und seine Seele,
von einem seltsamen und herausfliegenden Vogel getragen
(L. 12, 20.).
53. Das Zimmer, worin die Haupthandlung vor sich ge-
het, wird durch runde Fensterscheiben erleuchtet und ent-
hält einen Schrank mit vielen Kasten. Hinter dem Tische
— 233 —
sitzt der Reiche, welchem sein Ilaushalter, den abgenom-
menen Hut haltend, Rede steht (L. 16, 2.). Die Köpfe der
zwei Männer sind gut gezeichnet. Vor dem Tische liegt
ein Hund. Durch einen Bogen sieht man in ein entfernteres
Gewölbe, wo drei Oeltonnen liegen. Ein sitzender Mann
schreibt, zwei andere stehen dabei (L. 16, 6.).
51. In einer Landschaft, die ein Flufs durchziehet,
weist Jesus den hinter ihm stehenden Jüngern die fliegen-
den Vögel (M. 6, 26. L. 12, 21.). Am Ufer des Flusses
blühen Lilien (M. 6, 28.). In der Ferne ist ein pflügender
Landmann.
55. Jesus unterredet sich mit einigen Männern über die
Galiläer (L. 13, 1. 2.). In einiger Entfernung vor einem
Weinberge spricht der Besitzer desselben zu seinem Gärtner
(L. 13, 7.). Man sieht auch die durch den Einsturz des
Thurmes von Siloah erschlagenen Männer (L. 13, 1.).
56. Christus lehrt am Sabbath vor vielen Männern in
der Schule. Ein contractes Weib nähert sich ihm (L. 13,
10. 11.).
57. Clffistus hat auf Befehl der Pharisäer die Schule
verlassen und spricht zu drei Männern. In der Thüre sieht
man noch zwei herauskommende Jünger. Ein Thor gestattet
die Aussicht in die Ferne, wo Herodes und viele Bewaffnete
reiten (X- 13, 31. f.).
58. Die fünf Hallen des Teiches Bethesda. Ein Engel
bewegt das Wasser. Unter den Hallen liegen zwei Kranke,
mit denen Jesus spricht. Einen von diesen beiden sieht man
weiter mit seinem Bette Weggehen. Drei Männer begegnen
ihm. Im Hintergründe erscheint Jesus noch zweimal, jedes-
mal mit Männern sprechend (Job. 5, 3 — 17 ). Die Archi-
tectur und der Ausdruck der Köpfe in diesem gut erhalte-
nen Gemälde verdienen Lob.
59. Christus redet vor vielen Juden (J. 7, 37. f.). Mau
sieht den Lelirstulil und einen Tisch, worauf Brode liegen
(J. 7, 4L).
60. Christus lehrt im Tempel vor dem Volke (J. 7, 14.).
Ganz im Vordergründe sind einige Soldaten, die auf Ge-
— 234
Jieifs der Pharisäer und des Hohenpriesters ihn gefangen
nehmen sollen (J. 7, 32.).
61. Das Innere eines Hauses. Im Eingänge spricht Chri-
stus zu vielen Schriftgelehrten und Pharisäern von Jerusa-
lem (M. 15, 1. Mr. 7, 1.). Ein Mann in der Kleidung eines
Schweitzerischen Gelehrten trocknet die Hände am Hand-
tuch, ein anderer wäscht den Tisch ab (Mr. 7, 2 — 5. M.
15, 2.). Dieses Gemälde ist vortrefflich erhalten.
62. Bei Christus, der durch das Thor in die Hausflur
eines Gebäudes gehen will, liegt ein Cananäisches Weib auf
den Rnieen (M. 15, 22.). Näher sieht man diese Figuren
und zugleich die Jünger Christi in der Hausflur selbst. Ne-
ben der vor Christus knieenden und um die Gesundheit
ihrer Tochter bittenden Frau sitzt ihr Hund (M. 15, 23 —
26.). Zum drittenmale sieht man sie durch ein Thor hin-
durch mit ihrem Hunde sich entfernen (Mr. 7, 30.).
63. Landschaft am Meere. Christus heilet den Taub-
stummen durch Berührung seiner Zunge und Ohren. Etwas
entfernter stehen die Jünger. Ganz entfernt sitzt Christus
wiederum auf einem Hügel, um den seine Jünger stehen.
Zwei Kranke sind vor seinen Fiifsen niedergelegt, ein drit-
ter wird auf einem Tuche von zwei Männern den Hügel
hinan getragen (M. 15, 30.).
64. Yor den Häusern einer Strafse spricht Jesus zu Pe-
trus und andern Jüngern. Die vorderste Darstellung bezieht
sich auf M. 18, 16 — -19. Ganz hinten sieht man in das Ge-
mach eines Hauses, zu welchem von aufsen eine steinerne
Treppe mit einem Geländer führet. Daselbst sitzt der Kö-
nig an einem Tische. Sein Knecht liegt vor ihm auf den
Knieen in Gegenwart mehrerer dabei stehenden Männer (M.
18, 23—26.).
65. Yor mehreren Häusern bemerkt man ein Weib, über
die Christus in Gegenwart der Jünger zu den Pharisäern
spricht (M. 10, 2. f.).
66. In einem Zimmer, dessen Fenster runde Scheiben
haben, sitzt Christus und legt die Linke auf ein Kind, wäh-
rend er mit der Rechten den Jüngern, die mit einer ihr
Kind auf den Armen tragenden Frau sprechen, ein Zeichen
— 235 —
giebt. Ein Kind wird von seinem Vater auf dem Rücken
herbei getragen, andere laufen herbei (M. 19, 13. 11. Mr.
10, 13. L. 18, 15. 16.).
67. Jesus, in einem Hause auf einem besondern Stuhle
zu Tische sitzend, wendet sich zu dem Wassersüchtigen um
(L. 11, 1 — 4.). Durch Thüre und Fenster sieht man ins
Freie, wo ein Mann bei einem Ochs und Esel verweilet
(L. 14, 5 ).
68. Vor dem Ilause, neben welchem man eine Land-
schaft erblickt, spricht Christus zu Zöllnern und Sündern.
Auch eine Frau und Petrus sind zugegen (L. 15, 1 — 3.).
In der Ferne zeigen sich ein Mann, der ein Schaaf zu sei-
ner Heerde trägt, näher in der Hausflur des erwähnten Hau-
ses eine auskehrende Frau (L. 15, 8.), die man wiederum
durch ein Fenster im oberen Stockwerke erblickt, wie sie,
ein Licht tragend, den gefundenen Pfennig einem Manne
und zweien Weibern zeigt (L. 15, 9.).
69. In einer Landschaft ist bei einem Haus in Bezug
auf die mifs verstandenen Worte avl rcov Ttohrav,
„henket sich an ein Burger, u das Rad eines Galgens zu se-
hen (L. 15, 15.). Der Bürger und dessen Frau stehen vor
dem Hause. Der ungerathene Sohn läfst die Schweine fres-
sen (L. 15, 16.). Im Vordergründe ist in einer Hausflur ein
Gastmahl veranstaltet (L. 15, 23.). Der Vater steht vor dem
Haus und nimmt den ankommenden Sohn auf (L. 15, 20.).
Seitwärts sieht man die zu L. 15, 22. f. gehörende Darstel-
lung.
70. Jesus schreibt in Gegenwart der Ehebrecherin auf
die Erde (Joh. 8, 8.). Dahinter im Innern eines Gebäudes
sieht man ihn, auf dem Lehrstuhle sitzend (J. 8, 12.).
71. Eine andere Abtheilung des eben erwähnten Gebäu-
des. Christus geht weg; Juden, deren einige völlig die Na-
tionalphysiognomie haben , heben Steine auf (J. 8, 59.).
72. Jesus bestreicht die Augen des Blinden (J. 9, 6.).
Letzterer steht, nachdem er die Schuhe ausgezogen hat, im
Wasser und wäscht sich. Dahinter sieht man ihn Weggehen
(J. 9, 7.). In der Hausflur eines Gebäudes stehen einige
Männer, andere vor dem Hause (J. 9, 18. — 9, 21.). Ganz
— 230 —
in der Ferne betet der geheilte Blinde Christum an (J. 9,
38.).
Hinterseite.
Obere Gemälde. 73. Jesus unterhält sich bei Nacht in
einer Landschaft mit Nicodemus (J. 3, 2.). Links stehen
Petrus und andere Jünger. Rechts in einiger Entfernung ist
bei Felsen die von Moses erhöhete Schlange (J. 3, 14.).
74. Christus und die Samariterin (J. 4, 6. 7.). In der
Ferne zeigen sich Petrus und noch ein Mann (J. 4, 27.).
Da Jesus jetzt in Samaria verweilet, hat der verständige
Maler eine von den bisherigen ganz verschiedene Landschaft
gewählet. Die fernen Berge gleichen Gletschern. Links auf
einer Anhöhe sieht man das Bild eines vierlufsigen Thieres
auf einer Säule.
75. Im Hintergründe die Stadt Kapernaum. Christus,
hinter welchem Petrus und andere Jünger sind, spricht mit
dem Hauptmann von Kapernaum (M. 8, 5. f.), der, so wie
auch sein Begleiter, die Mütze abgenommen hat. Zwei hin-
ter diesen stehende Männer haben rotlie Kopfbedeckung.
76. Zwei an einander sich anschliefsende Ereignisse sind
passend vereinigt. Johannes wird von zwei Soldaten in das
Thor des Gefängnisses geführt. Herodes, Ilerodias und noch
ein Frauenzimmer sehen vom Balkon eines Nebengebäudes
herab (M. 14, 3.). Rechts in einiger Entfernung ziehet Chri-
stus mit seinen Jüngern nach Galiläa (M. 4, 12. J. 2, 12.).
Eine Versammlung von Männern sieht ihnen nach.
77. Jesus, von den Jüngern umgeben, lehrt auf einem
Berge sitzend (M. 5, 1. 2.). Am Fufse der Anhöhe sind
eine Frau mit ihrem Kinde und viele Männer, deren einer
höhnisch lachet (L. 6, 25.).
78. In der Ferne liegen auf einem felsigen Berg eine
Kirche mit spitzigem Thurme und andere Häuser. Rechts
sieht man in eine Schule, worin gelehrt wird (M. 5, 19.).
An dem Rocksaume eines aufsen stehenden Mannes sind
Hebräische Buchstaben. Ein Licht brennt (M. 5, 14.); ein
hölzernes Salzgefäfs (M. 5, 13.) ist nach moderner Weise
zum Aufhängen eingerichtet. Ganz links drei Männer. Alles
in Bezug auf Christi Reden und Gleichnisse.
— 237 —
79. Landschaft. Ein Aussätziger liegt vor Jesus, hinter
welchem seine Jünger stehen, auf den Knieen (M. 8, 2. 3.
Mr. 1, 10. 41. L. 5, 12. 13. — Nebendarst. L. 5, 16. Mr.
1, 45.).
80. In der Schule zu Nazareth, wo mehrere Bücher auf
einem Pulte aufgestellt sind, steht Christus auf einem Lehr-
stuhle und giebt das Buch Jesaiä dem Diener. Auf Christus
sind die Augen der im Vordergründe sitzenden Männer ge-
richtet. Das Architektonische ist gefällig und richtig (L. 4,
16. 17. 20.).
81. Christus, aus der Schule bereits herausgestofsen,
wird von einem Manne fortgedrängt (L. 4, 28.). Unter den
übrigen Juden, welche im Thor der Schule stehen, hat ei-
ner am Saum der Kleidung Hebräische Schriftzüge. Rechts
ist die Aussicht auf ein Wasser und ferne Berge gestattet,
liier sieht man Christum und seine Jünger nach Kapernaum
ziehen (L. 4, 30.). Eine Frau trägt das Gepäck.
82. Auf dem Vorplatz eines Hauses, der oben bedeckt,
an der Seite frei ist, sitzt der Reiche allein zu Tische, von
gelbgekleideten Bedienten umgeben. Vor dem Hause liegt
Lazarus, während ein Mann mit einem Hunde vorübergeht
(L. 16, 19 — 21.). In der Ferne liegt Lazarus Leichnam auf
Stroh. Engel, die in der Höhe schweben, tragen ihn auf ei-
nem Tuche (v. 22.). In den Wolken zeigt sich die von ei-
ner Glorie umgebene Maria. Links noch entfernter brennt
das Feuer der Hölle (v. 23.).
83. Landschaft. Mit vieler Laune sind der Mann mit
dem Balken und der andere mit dem Splitter im Auge vor-
geführt (M. 7, 3. 4. L. 6, 41. 42.). Der letztere, dessen
Miene recht höhnisch ist, greift an seine Mütze. Rechts
frifst ein Schwein Spitzen und dergl. und ein Mann, dessen
Kopf und ganze Haltung sehr richtig erfunden und gezeich-
net ist, wird von einem Hunde am Rock gepackt (M. 7, 6.).
Im zweiten Grund giebt Christus zweien Männern, von de-
nen einer den Rock aufhält, „ein voll, gedriicket, gerüttelt
und überflüssig Mafs“ (L. 6, 38.).
84. Wiederum Gleichnisse Christi. Die äufsere Wand
eines Gebäudes. Ein Mann pocht an die Hausthüre. Ein
— 238 —
anderer wirft aus einem Fenster heraussehend ihm Brod her-
ab (M. 7, 7. 8.). Oben am Fenster liest jemand in einem
Buche und eine andere Person betet. Rechts giebt ein Mann
mit weifsem Haar und Barte zweien Kindern Brod (M. 7, 9. f.).
85. Landschaft. Jesus in der Mitte. Seitwärts und hin-
ter ihm sind je zwei und zwei der zwölf Jünger. Einige
hören auf seine Rede, andere bereiten sich zur Abreise,
noch andere haben ihren Weg schon angetreten (L. 9, 3. 5.).
86. Vorne bemerkt man eine Schlange, zwei Tauben
und zwei von drei Wölfen angefallene Schaafe. Unter einer
Halle sitzt ein Mann auf dem Katheder. Eben da erhält ein
anderer Stockhiebe. Zwei Männer werden von Soldaten fort-
geführt. Ein auf Befehl des Richters nackt an eine Säule
gebundener Mann wird gegeifselt. Noch im Hintergründe
bei dem Thore des Städtchens wird ein Mann von einem an-
dern geschlagen (M. 10, 16 — 18.).
87. Hinten links ein angefangener Thurmbau (L. 14, 28.),
rechts ein aufgestelltes Heer mit Fahnen und Wagen (L. 14,
31.). Vorne trinkt ein Mann den erhaltenen Becher aus
und erhält ein Brod gereicht (M. 10, 42.). In dem Laden
eines Hauses sitzt der Haushalter (L. 12, 42.). Der vor
ihm stehende Mann hält eine Lanze. Drei Männer unterre-
den sich und ein vierter kommt herbei.
88. Christus, der mit einem Jünger auf einem Kahne
fährt, redet vor dem auf dem Ufer versammelten Volk durch
Gleichnisse (M. 13, 2.). Vorne fällt der vom Säemann aus-
geworfene Saamen in die Disteln und wird zum Theil von
den Vögeln aufgefressen (M. 13, 3. 4.).
89. Gott Vater ist in einer himmlischen Glorie sichtbar.
Durch die beiden Fenster eines Hauses sieht man zwei Bet-
ten. Während die Ackerbesitzer hier schlafen (M. 13, 24.
25.), säet der Teufel in der Verzäunung des Ackers Unkraut
zwischen den Weitzen (M. 13, 25.). Der Feind ist vogel-
beinig und hat zwei lange rothe Ohren. Er trägt den schwar-
zen Rock und gelben Kragen eines Mönchs und hat auch
die Tonsur 29b).
29b) Dieses 89. Gemälde hat B. Beek im J. 1833. für einen Rus-
sischen Grafen copirt.
— 230 —
90. Vorne behackt ein Mensch die verzäunten Acker
und findet einen Schatz (M. 13, 41.). Zwei auf einem Kahne
fahrende Männer ziehen ein Netz (v. IT.). Am Ufer unter-
halten Fischer (v. 48.) ein Feuer. Ein Pferd wird in den
Flufs geritten, über den eine Brücke geschlagen ist. In der
Thüre eines Hauses, welches einen Taubenschlag hat, stellen
Christus und seine Jünger. Ein anderes Haus hat einen
Kaufladen.
91. In dem grofsen Thore eines Hauses sitzt die Ver-
dammnifs, eine dreifache Krone auf dem Haupt und in der
liechten einGefäfs, auf einem siebenköpfigen Ungeheuer, wel-
ches einen Löwenleib hat. Viele Männer und Weiber nähern
sich dem Thore (M. T, 13.). Aus dem Fenster eines Seitenge-
bäudes predigt ein Wolf im Schaaf kleide und mit schwarzer
Mütze bedeckt (v. 15.). Links ein Baum mit Früchten (v.
16. IT.). Andere Bäume sind zu Brenn- oder Bauholz ge-
fällt. Hier verweilen Männer , Weiber und Kinder. Hinter
Christus umgiebt eine Glorie den heiligen Geist.
92. Unter dem von einer Glorie und Wolken umgebenen
Christus ist die zum Leben führende Pforte, vor welcher
Männer und Weiber stehen. Ein Mann klopfet an (M. T, 14.).
Ueber die halbgeöffnete Thüre eines Hauses lehnt sich der
heraussehende Besitzer, hinter welchem seine Frau mit ei-
nem Kinde steht. Der ThÖrichte, der sein Haus auf Sand
bauete (M. T, 26. L. 6, 49.) , sinkt in den Gewässern (M. T,
2T.) unter und streckt Hülfe rufend die Arme aus.
93. Landschaft. Rechts eine Stadt mit ihren Mauern
und Thoren in richtiger Perspective. In der Ferne liegt der
Oberste vor Christus, bei dem auch einige Jünger sind, auf
den Knieen (M. 9, 18.). Die Hauptdarstellung zeigt Chri-
stus, dessen Kleidsaum das leidende Weib berührt (v. 20.).
Petrus und viele andere Männer sind zugegen.
91. Berge und einige Häuser bilden den Hintergrund.
Vorne wird aus dem Thore der Stadt Nain die Leiche des
Jünglings herausgetragen , welcher Männer und Weiber fol-
gen (L. T, 12.). Christus, von Petrus und anderen Jün-
gern begleitet, kommt der Leiche entgegen , legt die Rechte
auf den Rand des unbedeckten Sarges und spricht mit dem
— 240 —
aufgelebten Jüngling (L. 7, 14. 15.), der schon in die Hohe
sich gerichtet hat.
95. Häuser, ein Thor und das in einem Thurme be-
findliche Gitter des Gefängnisses Johannis bilden den Hinter-
grund (M. 11, 2.). Zu Christus, hinter welchem Petrus und
zwei andere Jünger stehen, kommen die zwei Jünger Johan-
nis (M. 11, 4.). Links in einiger Entfernung sind Geheilte
und ihre weggeworfenen Krücken (M. 11, 5.).
96. Hinten Häuser und eine kleine Anhöhe. Die zwei
Jünger Johannis entfernen sich. Christus redet zu sechs
Männern (M. 11, 7.).
97. Unter einer Pfeilerhalle ist ein grofses Gastmahl
veranstaltet. Die Tochter des in der Mitte sitzenden Hero-
des tanzt bei dem Geländer da, wo auch die Pfeiler stehen
(Mr. 6, 21. M. 14, 6.). Von hier führt eine Treppe zu dem
Vorplatz herunter, wo Herodias wiederum zu sehen ist.
Hinter ihr zwei Frauenzimmer ihres Gefolges. Sie empfängt
Johannis Haupt vom Henker, der noch das Schwert hält
(M. 14, 11. Mr. 6, 28.). Johannis Leichnam liegt auf dem
Boden. Rechts führt eine Treppe zu seinem unterirdischen
Gefängnifs hinab.
98. Links in der Halle seines Pallasts der sitzende He-
rodes. Eben da vorne berührt ein junger Mann die Stirne
eines anderen, der vor ihm auf den Knieen liegt. Rechts
in der Ferne ist die vom Flusse bewässerte Landschaft (M.
14, 13. Mr. 6, 32.). Näher berührt der Heiland die Stirne
eines vor ihm knieenden und betenden Mannes in Gegen-
wart vieler eben da stehenden Männer (M. 14, 14.).
99. Eine aufserordentlich grofse Versammlung von Män-
nern, worunter auch einige Weiber und Kinder sind, ver-
weilt unter zwei Bäumen auf einer theatralisch sich erhe-
benden Anhöhe. Ganz im Vordergründe stehen Körbe. Chri-
stus und noch ein bärtiger Jünger theilen Brod aus (J. 6,
11. M. 14, 19. Mr. 6, 41. L. 9, 16.).
100. Links ist der Flufs. An ihm liegt eine Stadt mit
einem Miinsterthurme , einem Thor und einer Zugbrücke.
Dahinter zeigt sich ganz in der Ferne ein auf einem Berge
errichteter Pfeiler. Im Vordergründe auf dem diesseitigen
— 241 —
Ufer spricht Christus zu Petrus und andern Jüngern (M. 16,
16 — 18.). Rechts nähern sich Christus, Petrus und noch
sieben Männer der oben erwähnten Zugbrücke und dem
Thore (M. 16, 21—24.).
101. Christus schwebt auf Wolken in einer Glorie zwi-
schen Moses und Elias. Petrus, Jacobus und Johannes, die
vorne auf dem Berge sind , können den Glanz der Erschei-
nung kaum ertragen (M. 17, 2 — 6.). Rechts sieht man Je-
sus und die Jünger sicli entfernen (M. 17, 9.).
102. Landschaft. Christus nahet sich. Naher spricht
Petrus, hinter welchem die andern Jünger sind, zu drei
Männern. Rechts im Vordergrund liegt der von einem
sprachlosen Geist besessene Mensch (Mr. 9, 17. 18.) rück-
lings auf dem Boden. Während Jesus ihn am rechten Arme
fafst (Mr. 9, 27.), fliegt der sprachlose Geist, der die Ge-
stalt eines geflügelten Insectes hat, aus dem Munde des Be-
sessenen (Mr. 9, 26. M. 17, 18.). Den Liegenden betrachten
Petrus und die übrigen eilf Jünger, die hinter ihm stehen.
103. Ein Hausvater ertheilt zwei Arbeitern, welche Ha-
cken holen, Befehle. Derselbe Hausvater spricht mit einem
sich entfernenden Arbeiter. Rechts im Hintergründe sind
Häuser mit runden Glasscheiben. Der in einer Halle oder
einem Laden sitzende Schaffner giebt fünf Arbeitern ihren
Lohn. Links in der Ferne zeigt sich ein Thor und aufser-
halb des Thores der Weinberg. Zwei Arbeiter, welche
Hacken tragen, gehen zum Thore hinaus (M. 20, 2 — 14.).
104. Das Innere eines Zimmers, welches einen Estrich-
fufsboden und hohe Lambris hat. Durcli die drei Fenster
hinaus sieht man das Stadtthor. Vom Thore her nähern
sich Christus, Petrus und andere Jünger dem Hause, worin
das beschriebene Zimmer ist (L. 10, 38.). Im Zimmer selbst
ist eine Bank ringsum angebracht. Der Tisch ist gedeckt.
Petrus schneidet Brod ab. Seitwärts vom Tische sitzt Chri-
stus auf einem Grofsvaterstuhle. Er segnet Maria, welche
vor ihm auf das eine Knie sich niedergelassen hat und die
Hände zum Gebet an einander legt. Ihre langen Haare hän-
gen unter der Kopfbedeckung herab. Martha, in Küchenklei-
dung, trägt eine Casserolle und einen hölzernen Küchen-
16
— 242 —
löffel (L. 10, 38 — 40.). Das Ganze ist schön und natürlich
gruppirt. Ira Zimmer ist alles aufserordentlich reinlich und
die Perspective ist von grofser Richtigkeit.
105. Im Zimmer des Pharisäers sitzt Jesus mit fünf
Männern zu Tische auf hölzernen Bänken (L. 11, 3T.). Ein
alter Jude wischt sich die Hände an dem an der Wand hän-
genden Handtuche (L. 11, 38.) und ein Diener kommt mit
zwei Krügen herbei. Das Ganze ist einfach und natürlich
angeordnet.
106. In der Ferne zeigt sich eine Burg, an deren Fufse
einige Häuser liegen. Vor Jesus, hinter welchem Petrus
und neun andere Jünger stehen, liegt die Mutter der Zebe-
daiden auf den Knieen. Die Zebedaiden selbst stehen hinter
ihr (M. 20, 20. 21.).
10T. Christus, welchem seine Jünger folgen, nähert sich
dem Thore von Jericho (L. 19, 1.) und spricht zu Zacchäus,
welcher auf dem Maulbeerbaume steht (L. 19, 2 — -5.). Rechts
am Thore hat eine grofse Menge von Männern sich versam-
melt (L. 19, 2.). Sie erwarten hier den ankommenden Hei-
land. Links in der Ferne sieht man durch die Fenster ei-
ner Halle. Diese gehört zu dem Hause des Zacchäus, wel-
ches an jenem Hause liegt. Hier sitzt Jesus mit Zacchäus
und andern Männern zu Tische (L. 19, 6.).
108. Im Hintergründe liegt Jericho, aus dessen Thore
Jesus ausgezogen ist (M. 20, 29.). Vorne zeigen sich Pe-
trus, Johannes und andere Jünger und vor ihnen Christus.
Dieser berührt das Auge eines der beiden Blinden (M. 20,
34.). Bei Christus steht ein kleiner Knabe. Dieser ist der
Führer der Blinden.
Untere Gemälde. 109. Christus und hinter ihm die
Jünger. Ihm gegenüber sind die zehn Aussätzigen in bitten-
der Stellung (L. 14, 12. 13.). Nochmals zeigt sich der zehnte
Aussätzige, ein Samariter. Er liegt vor Christus auf den
Knieen und dankt für seine Heilung (L. TT, 16.). Die übri-
gen neun gehen in der Ferne durch das Thor des Städt-
chens , welches den Hintergrund bildet.
110. Vorne sitzt der Richter, das Scepter haltend, auf
einem thronähnlichen Stuhle und die Wittwe knieet vor ihm
— 243 —
(L. 18, 30* Im Hintergründe führen zwei mit Vorhängen
behangene Thüröffnungen in das Allerheiligste des Tempels.
Vor der Lade, worauf die Brode liegen, steht der betende
Pharisäer, vom Allerheiligen entfernt, dem Vordergründe
näher der betende Zöllner (L. 18, 10 — 13.). Es sind hier
auf einem Gemälde zwei an verschiedenen Orten vorge-
hende Handlungen vereinigt.
111. Bergige Gegend. Christus wandert nach Jerusalem.
Seine Jünger folgen ihm (Mr. 10, 32.).
112. Christus steht in der Thüre des Schaafstalles (J.
10, 9.). Mönche in verschiedener Tracht gehen nicht durch
diese Thüre, sondern zwischen den Balken der eingerissenen
Mauer hinein (J. 10, 10. u. 8.). Einer hat den Rosenkranz.
Im Freien ist innerhalb der Verzäunung eine Schaafheerde.
Hier gehen ein schwarzgekleideter Mönch mit Tonsur und
noch ein anderer Mann, jener der Miethling, dieser der gute
Hirte (J. 10, 12.).
113. In der Halle Salomons steht Christus von vielen
Juden umgeben (J. 10, 22 — 24.). Ganz im Vordergründe
heben zwei derselben Steine auf (J. 10, 31.).
114. Links, wo die Aussicht auf Berge und Häuser ge-
stattet ist, liegt ein Weib vor Christus auf den Knieen (J. 11,
3. 20.). Man bemerkt die in Lazarus Grab führende Thüre.
Dieser ist aus dem Grabe herausgekrochen und liegt vor
Christus auf den Knieen (J. 11, 44.). Ein Mann bindet ihm
die Hände los. Christus, hinter welchem Petrus und die
übrigen Jünger und noch andere Männer so wie auch zwei
Weiber sind, segnet Lazaruin, bei dessen Erweckung einige
Juden zugegen sind. Mit besonderem Fleifse sind die Köpfe
gemalt und ihre Erhaltung ist sehr gut.
115. Im Innern eines Saales sitzen die Pharisäer und
ein Hoherpriester ringsum auf Bänken. Ein anderer Hoher-
priester, der den Vorsitz führet, sitzt auf einem über
Stufen errichteten Sessel (J. 11, 4T. 49.). Durch das Fen-
ster ist der nach Ephrem wandernde Jesus sichtbar (J. 11,
54.).
116. In einem Zimmer, dessen Fenster runde Scheiben
haben, sitzt Christus mit Petrus, Judas Ischarioth, Lazarus
16 *
und noch drei Männern zu Tische, der Heiland auf einem
Stuhle, die übrigen auf hölzernen Bänken. Martha trägt
eine Schüssel zur TJiüre herein und Maria salbt Christi
Füfse (J. 12, 2 — 4.). Eine grofse Scheere und ein Fächer
hängen an der Wand.
117. Häuser und rechts das Thor eines Städtchens, auf
welches der auf einem Esel sitzende Christus zureitet, von
seinen Jüngern begleitet und von vielem Volke umgeben.
Ein Vater hat sein Kind auf seine Schultern gesetzt, damit
es Christum sehe. Ein rothgekleideter Mann bricht Zweige
von einem Baume (M. 21, 7 — 10.).
Die Gemälde nr. 118. 119. 120. zeigen das Innere des
Tempels, dergestalt dafs die den Emporkirchen vergleich-
bare und an ihrer äufsern Wand mit Arabesken geschmückte
Gallerie in gleicher Linie durch alle drei Gemälde fortläuft.
Die auf der Gallerie verweilenden Männer unterreden sich
theils, theils sehen sie nach unten herab. • — Im Gemälde
nr. 118. treibt Jesus die Verkäufer und Käufer aus dem
Tempel und stöfst die Tische der Wechsler und die Stühle
der Taubenkrämer um (M. 21, 12. Mr. 11, 15. J. 2, 15. 16.).
119. Im Vordergründe spricht Jesus zu mehreren Män-
nern, hierauf zeigen sich die mit emporgehobenen Armen
rufenden Kinder (M. 21, 15.), und in der Ferne wiederum
Jesus von mehrern Männern umgeben (J. 2, 19. M. 21, 16.).
120. In einiger Ferne und im Thore des Tempels redet
Philippus mit drei Griechen (J. 12, 20. 21.). Vorne spricht
Philippus zu Andreas. Hinter diesem stehen Christus, Pe-
trus und die übrigen Jünger (J. 12, 22. 23.).
121. Auf einem Hügel unter Bäumen verweilen eine
grofse Zahl Männer und Frauen. Der mitten inne bei den
Brodkörben stehende Christus hält ein Brod. Andere thei-
len die umhergehenden Jünger aus (M. 15, 30 — 38.). Die
ganze sehr reiche Darstellung steht in Beziehung auf den
Mittelpunkt Christus. In der Volksmasse herrscht die gröfste
Manchfaltigkeit hinsichtlich der Physiognomien, Stellungen,
Kleidungen u. s. f,
122. Links in der Ferne ein Schiff (M. 15, 39.). Vier
Figuren nähern sich. Voran spricht der von fünf Jüngern
245 —
begleitete Christus zu den ihn versuchenden Pharisäern und
Sadducäern (M. 16, 1.), welche unter einem Baume stehen.
123. Im Hintergründe Häuser und das Thor von Beth
saida, durch welches Petrus und andere Männer gehen.
Vorne heilt Christus den Blinden (Mr. 8, 23.).
121. Landschaft. Hier und da einzelne Gebäude. Chri-
stus zu einem Manne sprechend. Viele andere sind hinter
Christus. Ferner wandern überall je zwei der von Christus
ausgesendeten siebenzig Jünger nach verschiedenen Gegen-
den (L. 10, 1.). Rechts füllt einer aus der Quelle, die aus
einem Felsen fliefst, seine Reiseflasche.
125. Landschaft. Im Hintergründe ein Städtchen. Vorne
unterredet sich Christus, hinter welchem Petrus und die an-
deren Jünger stehen, mit einem reichen jungen Mann, der
mit abgenommenem Hute vor ihm auf das eine Knie sich ge-
lassen hat (Mr. 10, IT. 18. 21.). Dieselben Personen erschei-
nen nochmals im zweiten Grunde, wo der junge Mann mit
bedecktem Haupte sich entfernt (Mr. 10, 22.). Ganz hinten
ein Kaineel und eine vor ihm in die Erde gesteckte Nadel
(Mr. 10, 25.).
126. Landschaft. Christus spricht zu Petrus, hinter
welchem die übrigen Jünger stehen (M. 19, 2T. f. Mr. 10,
28. f.).
12T. Im Tempel, dessen Bauweise liier eben so ist wie
auf nr. 118. 119. 120., steht Christus auf einer Erhö-
hung und spricht zu mehreren Männern (J. 12, 44.). Von
der Gallerie sieht ein Mann herab. Durch das Thor ist die
Aussicht ins Freie auf den mit drei Jüngern nach Bethanien
wandernden Christus (M. 21, IT.) gestattet. Die guten und
ausdrucksvollen Köpfe haben sich besonders schön erhalten.
128. Im Hintergründe ein Städtchen. Vorne rechts eine
Felsenwand. Links ein Feigenbaum. Die darunter stellenden
Jünger sehen zu seinem Laube empor, während Jesus zu Pe-
trus gewendet die bei M. 21, 19 — 22. Mr. 11, 13. stehen-
den Worte spricht. Auch hier sind die Gesichter gut er-
halten.
129. Innerhalb eines von Pfeilern getragenen Gebäudes,
in welches man durch zwei Thore gelangt, spricht Christus,
24G —
hinter welchem Petrus und die übrigen Jünger stehen, zu
den Hohenpriestern und Aeltesten im Volk (M. 21, 23. 24.).
130. Gleiclinifs. Vor Häusern ist rechts ein Weinberg.
Der gelbgekleidete Besitzer spricht zu seinem gelbgekleideten
Sohne (M. 21, 30.). Der rothgekleidete Sohn, der anfangs
den Befehl des Vaters zu vollziehen sich weigerte, geht
ohne Hacke , aber die Hand am Schwert , nach jenen zwei
Figuren sich umsehend. Im Hintergrund geht er mit der
Hacke zum Weinberg, wo man ihn endlich auch arbeiten
sieht (M. 21, 28. 29.).
131. Hinten der Weinberg und dessen Verzäunung. Ein
Arbeiter trägt ein Gefäfs auf dem Rücken, ein anderer tritt
die Trauben aus. Von zwei Weingärtnern wird der eine
Knecht geschlagen, der andere getödtet (M. 21, 33. Mr. 12, 1.
L. 20, 12.). Aufserhalb des Weinberges sind im Vorder-
gründe noch drei Männer. Der eine im blauen Rock ist der
Sohn des Hausvaters. Er ist zur Erde geworfen und wird
von den Weingärtnern getreten und gehauen (M. 21, 39. L.
20, 15.).
132. Vor einem Hause liegen ganz im Vordergründe un-
ter einem sehr grofsen behauenen Stein (M. 21, 42. L. 20,
IT. Psalm. 118, 22.) ein grün - und ein rothgekleideter Mann.
Ein weifsgekleideter Mönch mit Tonsur, dessen Schultern
ein schwarzes Tuch bedeckt, fällt auf jenen grofsen Stein
(M. 21, 44. L. 20, 18.). In dem Hause spricht Jesus zu
mehreren Männern, die ihn durch verfängliche Fragen zu
überlisten suchen (Mr. 12, 13. L. 20, 20.).
Die Leidensgeschichte hätte auf Tafeln von der Gröfse
der bisher beschriebenen nicht Raum gefunden. Der Künst-
ler sah sich daher genöthigt, sie auf zwei Tafeln, welche
noch einmal so hoch sind, vorzuführen. Diese zwei Tafeln
bilden den siebenten und letzten Flügel des Schirmes. Das
133. und das darunter stehende 134. Gemälde sind auf der
Vorderseite, das 135. und das darunter stehende 136. Ge-
mälde auf der Hinterseite des siebenten Flügels.
133. Hinten der im Oelgarten betende Christus (M. 26,
39. 40. Mr. 14, 35. 36. L. 22, 41.). Ein Engel stärket ihn
(L. 22, 43.). Näher die schlafenden Jünger (L. 22, 45.).
— 247
Im Vordergründe ziehen die Kriegskne eilte, Judas an der
Spitze, in das Thor des Oelgartens hinein (M. 26, 47. 48.
Mr. 14, 43. 44. L. 12, 47. J. 18, 3.).
134. Hinten gellt Christus, bei welchem drei Jünger
sind, den Kriegsknechten entgegen. Diese weichen erschro*
cken zurück (J. 18, 4 — 9.). Im Mittelgründe wird Christus
von Judas geki'ifst (M. 26, 49.) und zugleich von den Kriegs-
knechten umringt. Einer dieser letzteren wirft von oben
herab einen Strick um den Heiland (J. 18, 12. M. 26, 50.).
Vorne hauet Petrus das Ohr des Soldaten ab (J. 18, 10. M.
26, 51. Mr. 14, 47. L. 22, 50.). Seitwärts und entfernter
läfst der Jüngling den Mantel, welchen der Soldat ergriffen
hat, im Stich und ergreift die Flucht (Mr. 14, 51. 52. J.
18, 8.).
135. (nr. 1. und nr. 3 — 10.:) Im Vordergründe wird
Jesus auf einer Treppe zum Pallast des Pontius Pilatus hin-
auf geführt (M. 27, 2. Mr. 15, 1. L. 23, 1. J. 18, 28.) und
im Innern des Pallastes von dem vor ihm sitzenden Pilatus
verhört (M. 27, 11. 12.). Nochmals wird er eine Treppe
höher in einem Nebengemach von demselben Pilatus unter
vier Augen verhört. Hierauf spricht Pilatus, hinter dem äu-
fseren Geländer stehend, zu den vor dem Pallaste versam-
melten Juden hinab (L. 23, 13 — 18.). Neben der äufseren
zu dem Pall aste führenden Treppe ist das Gefängnifs, worin
Barabbas (L. 23, 19.) und Andere sitzen. — Freisprechung
des Barabbas. — Pilatus läfst den angebundenen Christus
geifseln (J. 19, 1. M. 27, 26.). — Christus, mit der Dornen-
krone bekränzt, wird von den Kriegsknechten gegeifselt (M.
27, 30.). In diesem und dem zunächst folgenden Gemälde
ist die Vogelperspektive angewendet.
136. (nr. 13. :) In der Ferne wäscht der unter einem
Zelte sitzende Pilatus seine Hände (M. 27, 24.). Aufserhalb
des Zeltes stehen Jesus und hinter ihm die ihn bewachenden
Soldaten (M. 27, 27.). — (nr. 15.:) Vorne wird Christus
gebunden zum Thore hinaus geführt (M. 27, 31. 32. Mr. 15,
20. J. 19, 16.). Ringsum ein grofser Volkshaufe. Weiber
folgen unter Wehklagen dem Heiland (L. 23, 27.).
Das 137. bis 148. Gemälde folgen wieder in gehöriger
— 248 —
Ordnung auf der Hinterseite des fünften und sechsten Flü-
gels.
137. Christus, mit der Linken die Weltkugel haltend,
und von einer aufserordentlich grofsen Glorie umgehen,
schwingt sich von der Thür seines Grabes zum Himmel em-
por. Bei den Soldaten, welche durch die Erscheinung aus
dem Schlafe erweckt und in Schreck gesetzt sind (M. 28,
2 — 4.), liegen zwei Spielwürfel und eine Trinkflasche. In
der Ferne zeigen sich Maria Magdalena und die andere Ma-
ria, welche durch die Gartenthüre in den Garten, worin das
Grab ist, sich begeben wollen (M. 28, 1.).
138. Links sitzen zwei weifsgekleidete Engel auf dem
Grabe (J. 20, 12.). Rechts erscheinen zwei Engel den drei
Weibern und reden mit ihnen (L. 24, 4 — 6.). Im Vorder-
gründe erscheint Christus selbst einer dieser Frauen (J. 20,
14. f.).
139. Rechts im zweiten Grunde sieht man durch ein
Thor die drei Weiber gehen (M. 28, 8.). Vorne begegnet
Christus denselben Weibern. Eine liegt vor ihm auf den
Knieen und umfafst seine Füfse (M. 28, 9. 10.). In der
Ferne ist das Thor des Gebäudes, in welchem die Hohen-
priester und Aeltesten sich versammelten. Zu ihnen gehen
die Hüter des Grabes, um den Vorgang zu melden (M. 28,
12.). Sie haben ihre vier Lanzen aufsen abgesetzt.
140. Durch die geöffnete Thüre des Saales, worin Pe-
trus und die übrigen zehn Apostel stehen, sind die drei
Frauen hineingekommen und verkündigen Christi Auferste-
hung (L. 24, 9 - — 11. Mr. 16, 10. 11.). Die Köpfe der Män-
ner sind vortrefflich und das ganze Gemälde ist sehr gut
erhalten.
141. Den Vordergrund bilden die Stacketen und das
Thor des Gartens. Johannes ist schon im Garten, der ihm
nachfolgende Petrus läuft eben durch das Thor (J. 20, 3. 4.).
Entfernter kann das leere Grab der Felsenkammer wahrge-
nommen werden. Johannes und Petrus stehen davor und
sehen hinein (J. 20, 4 — 6.).
142. Berge und ein Städtchen bilden den Hintergrund.
Hier in der Ferne wandern Kleophas, noch ein Jünger und
— 249 —
zwischen ihnen Christus nach Einmaus (L. 24, 15.). Diesel-
ben Reisenden nähern sich im Vordergründe der Thüre ei-
nes Hauses jenes Fleckens (L. 21, 28. 29.). Christus trägt
einen rotlien Mantel und Sandalen. Er hat den gräulichen
Reisehut, der an einem Faden befestiget ist, zurückgewor-
fen. Die Köpfe sind sehr fleifsig ausgeführt und sehr gut
erhalten. Rechts im zweiten Grunde kann man durch die
Fenster in das Zimmer sehen, welches im ersten Stockwerk
eines Hauses ist. Darin sitzen die drei Reisenden zu Tische
(L. 24, 30.).
143. Ein grofser Saal. An der hintern Wand desselben
eine Gallerie, zu welcher man aus dem Saale selbst auf vier
Stufen gelangt. In dieser Gallerie, deren Decke von Säulen
getragen wird, sitzt Christus mit zwei andern Männern zu
Tische. Die übrigen Jünger stehen bei dem Tische (L. 24,
42 — 44.). In dem niedriger liegenden Saale zeigt sich Chri-
stus bei verschlossenen Thüren zehn daselbst verweilenden
Jüngern. Die Köpfe dieser Figuren sind sehr gut erhalten
(J. 20, 19 — 23.).
144. Der durch drei Fenster, welche runde Glasschei-
ben haben, erleuchtete Saal. Christus, der wiederum mitten
unter den Jüngern steht, gestattet dem ungläubigen Thomas
die Berührung seiner Seitenwunde (J. 20, 27.).
145. Während die Sonne aus dem Meere bei Tiberias
sich erhebt, steht Christus auf einer vorspringenden Land-
zunge (J. 21, 4.). Auf einem Kahn fahren sechs Jünger (J.
21, 2.). Petrus schwimmt dem Heiland entgegen (J. 21, 7.).
Im Vordergründe sitzt Christus auf dem Meeresufer, um-
ringt von den ihre Mahlzeit haltenden Jüngern. Einer der-
selben legt drei Fische vor Christi Fiifse (J. 21, 12.). Ent-
fernter steht Christus wiederum auf dem Ufer, hinter wel-
chem zwei Jünger sind. Petrus, hinter dem gleichfalls ein
Jünger steht, richtet an Christus die Frage: Herr, was soll
aber dieser4? (J. 21, 20. f.).
146. Christus , in der Linken die Weltkugel tragend,
fährt, umgeben von einer sehr grofsen Glorie, zum Himmel
empor (Act. Apost. 1, 9.). Auf der Weltkugel ist das Kreuz
befestigt, an welchem eine Fahne flattert, auf deren weifsem
— 250
Grunde ein rotlies Kreuz sich zeigt. Eine grofse Versamm-
lung von Männern, unter denen man auch zwei Weiber be-
merkt, sind Zeugen des Ereignisses. Zwei dahinter stehende
Engel in weifser Kleidung reden zu den Aposteln in Betreff
des Ereignisses (ib. 1, 10.).
147. Durch zwei grofse Bogen eines Gebäudes ist die
Aussicht auf Wohnhäuser gestattet, welche den Hintergrund
bilden. Links stehen Petrus, Johannes und die neun übri-
gen Jünger (Act. Apost. 1, 15. sq.). In der Mitte sind Jo-
seph Barsabas und Matthias (ib. 1, 23.). Einer der zur
Rechten in grofser Zahl versammelten Männer führt an der
Hand zum Behuf der Losung (ib. 1, 26.) einen kleinen Kna-
ben herbei. In den Köpfen herrscht viel Ausdruck.
148. Ausgiefsung des heil. Geistes. In einem Saale si-
tzen die Apostel und andere Personen auf einer ringsum
laufenden Stufe. Alle blicken in die Höhe, wo die Taube
in einer Glorie schwebt (Act. Apost. 2, 1 — 5.). Durch die
Thoröffnung des Saales ist die Aussicht auf einige im Hin-
tergründe befindliche Häuser gestattet, vor welchen Petrus
zu einer grofsen Versammlung von Männern spricht (ib. 2,
6- — 14.). Das Ganze ist mit Verstand sehr natürlich und
wahr angeordnet. Sehr mannichfaltig sind die Gesichter und
Stellungen der Figuren und ihre Tracht.
Zu dem Schirme gehören noch einige andere Gemälde
desselben Meisters. Ihre Sujets hätten auf den kleineren
Tafeln des Schirmes nicht Raum gefunden. Zuvörderst sieht
man das Abendmahl und die Fufswaschung Christi 3I); fer-
ner Christus vor dem Hohenpriester Kaiphas 32). Zwischen
diesen grofsen Tafeln ist auf einer noch weit gröfseren mit
andern Sujets aus der Leidensgeschichte auch die Kreuzi-
gung angebracht 33). (VI. n. 81. 83. 82.).
31) 1. (Mr. 14, 13. L. 22, 10.) 2. (J. 13, 2G. M. 26, 23.) 3. J.
13, 4—11. bes. v. 6. — 4. M. 26, 30. Mr. 14, 26. L. 22, 39. J. 13, 20.
32) 1. (J. 18, 19.) 2. (J. 18, 16. ff.). — 3. (J. 18, 18. 25. 26. 27.).
4. (M. 26, 65 ). 5. (M. 26, 75. L. 22, 62.). 6. (M. 26, 67. Mr. 14, 65.).
33) Judas wirft das Geld hin. — 2. (Act. Apost. 1, 18.). — Chri-
stus in einem Zelte, J. 18, 33., und von Soldaten geführt. L. 23, 7.
— 251 —
Noch fünf andere Gemälde A. B. C. D. E., unter denen
A. am gröfsten ist, die übrigen vier kleineren aber einander
an Gröfse gleich sind, bilden zusammen ein Ganzes 34).
(VI. n. 100.).
Da nun diese Tafeln nicht wie die vier und siebenzig
der spanischen Wand auf beiden Seiten bemalt, sondern nur
einseitig 35) sind, müssen sie an der Wand über dem fürst-
lichen Bette, welches der Schirm umgab, aufgehängt gewe-
sen seyn. Die drei ersten sehr grofsen Tafeln hingen über
dem Kopfstücke des zweischläfrigen Bettes; die andern in
fünf Abtheilungen an der Wand zur Seite des Schlafenden.
Schon in früheren Abschnitten habe ich angedeutet, dafs
noch zwei hohe aber schmale und einseitige Tafeln in dem-
selben Zimmer, worin die spanische Wand stand, die Flü-
gel des Fensterladens bildeten. (VI. n. 66. 61.). Wie der
Stammbaum Christi auf diesen beiden Flügeln vertheilt ist,
habe ich gleichfalls (S. 113.) berichtet.
So bleibt denn endlich noch ein einseitiges Kranzstück
übrig, welches über jenen drei sehr grofsen Tafeln, die über
dem Kopfstücke des zweischläfrigen Bettes hingen, seine
Stelle hatte. Die drei oberen Darstellungen des Kranzstückes
— 11. (M. 27, 27 — 30. Mr. 15, 16 — 19 ). — 14. (J. 19, 17.) — 16.
(M. 27, 48. L. 23, 36). — 17. (M. 27, 37. Mr. 15, 26. L. 23, 38.
J. 19, 19.). — 18. (M. 27, 35. Mr. 15, 24. L. 23, 34. J. 19, 24 >. —
19. (M. 27, 54. Mr. 15, 39. L. 23, 47.). — 20. (L. 23, 39 ). — 21.
(J. 19, 25. 26 ). — 24. (J. 19, 32.). — 25. (J. 19, 34.). — 26. (M.
27, 59. 60. Mr. 15, 46. L. 23, 53. J. 19, 40.).
34) A. enthält 1. (M. 22, 23. Mr. 12, 18. L. 20, 27.). — 2. (M.
22, 34. 35. Mr. 12, 28—34 ). — 3. (L. 20, 30. bis 35.). B. enthält
1. (L. 14, 18.). — 2. (L. 14, 19 ). — 3. (L. 14, 20 ). — 4. (M. 22,
6.), — 5. (L. 14, 22 ). — 6. (L. 14, 23.) — 7. (M. 22, 13.). C.
enthält M. 22, 15 — 22. bes. v. 19. Mr. 12, 15. 16. L. 20, 24. D.
enthält 1. (M. 23, 2.). — 2. (M. 23, 14.). — 3. (M. 23, 25. 26.).—
4. (L. 11, 39.). — 5. (L. 11, 42.). E. enthält 1. (Mr. 12, 41 — 44.).
— 2. (L. 21, 37.).
35) Vergl. die Beschreibung des ähnlichen zu Wien befindlichen
Kunstwerkes, v. Mechel Beschreib, der K. K. Gallerie zu Wien. Nr.
57. S. 250.
— 252 —
sind aus der Genesis 36), die drei unteren aus Matthäi Evan-
gelium 37 ) entnommen. (VI. n. 172.).
Durch Vorstehendes glaube ich Untersuchungen über ein
Kunstwerk von so grofser Ausdehnung , welches in der letzten
Periode der noch unverfälschten deutschen Kunst entstanden
ist, hinlänglich eingeleitet zu haben. Ein Einflufs der Kunst
anderer Länder ist, wie schon gesagt wurde, nirgends bemerk-
bar. Nur da, wo Römische Paläste oder das prachtvolle Hei-
ligthum der Juden vorzuführen waren, hat der Künstler die
nach classisclien Vorbildern entstandene Bauart, wie sie da-
mals in Italien herrschte , nicht aber die Deutsche angewen-
det 38). Ein gleiches Verfahren linden wir in den Glasge-
mälden beobachtet, zu welchen ich nunmehr übergehen werde.
Chr. Maurer fec. ist die Unterschrift eines Glasge-
mäldes, welches den kleinen unter seinen eilf Brüdern ste-
henden Joseph zeigt. Am Himmel glänzen die Sonne, der
Mond und die Sterne. 1. Mos. 37, 9.: „Und er hatte noch
einen andern Traum , den er erzählte an seinen Brüdern,
und sprach: Siehe, ich habe noch einen Traum gehabt. Mich
däuchte, die Sonne und der Mond und eilf Sterne neigeteil
sich vor mir.“ Der Zusammensetzer, der die sämmtlichen
Glasgemälde so wie sie jetzt im Vorzimmer des Naturalien-
cabinets sich zeigen, vereinigte, hat albern genug unter die-
ses Gemälde die Unterschrift Gen. 41. geflickt, die von ei
nem andern Maurerischen Glasgemälde herrührt.
Dem sitzenden Jacob wird der bunte Rock Josephs vor-
gezeigt, welchen ein Hund beriechet. Jacob zerreifset sein
Gewand (1. Mos. 37, 32-^34.).
36) 1. (1 Mos. 1, 27.). — 2. (ib. 3, 6.). — 3. (ib. 3, 24.).
37) 4. a. (Matth. 24, 1. 2.). b. (M. 24, 3. 4.). — 5. a. (M. 24,
30. 31. M. 25, 31. 32.). b. (M. 25, 35.) c. (M. 25, 41 — 46.). — 6.
a. (M. 25, 1 — 12.). b. (M. 25, 14—25.).
38) Der Künstler hatte sicherlich nie Italien bereiset. Da er
aber in der Scliweitz oder im südwestlichen Deutschland lebte,
konnte er durch Zeichnungen oder Kupferbücher hierüber sich weit
leichter unterrichten, als ein im mittleren Deutschland wohnender
Künstler.
— 253 —
Joseph vor Pharao. In der Ferne die sieben fetten und
die sieben mageren Kühe (1. Mos. 41, 16. f.).
Vor Joseph liegen innerhalb eines Gebäudes seine Brü-
der auf den Knieen. Ein vor Josephs Füfsen sitzender Hund
sieht zu ihm in die Höhe. In der Ferne zeigen sich die
Kameele (1. Mos. 42, 6. f.).
Das Ereignifs mit Benjamins Sack (1. Mos. 44, 12.).
Während die übrigen Brüder auf den Knieen liegen, um-
armet Joseph den Benjamin (1. Mos. 45, 14.).
Erhalten hat sich auch die Unterschrift des aus Gen.
46. entnommenen Gemäldes, zu welcher aber das jetzt dar-
über eingesetzte und einen innerhalb der Schranken verwei-
lenden Kitter darstellende Glasgemälde nicht gehöret.
Da nun auch die Unterschriften der obigen Maurerischen
Glasgemälde zum Theil nicht passen, kann man schliefsen,
dafs Herzog Ernst II. noch mehrere Stücke angekauft hatte,
als jetzt vorhanden sind. Es fällt diese Verderbung der
Glasgemälde eben so sehr den Handwerkern, welche sie so
albern zusammengesetzt haben, als der schluterigen Aufsicht
Wilhelm Ernst Braun’s zur Last.
Dafs gerade die Maurerischen Glasgemälde bei jener
Zusammensetzung am schlechtesten weggekommen sind, ist
um so mehr zu beklagen, da sie, wie aus den Ueberre-
sten erhellt, die besten und ausgezeichnetsten der ganzen
Sammlung sind. Die Composition ist reich und schön, alles
Detail mit Liebe behandelt. Die dauerhaften Farben haben
sich gut erhalten. Die Römische Architektur, welche der
Verfertiger den prachtvollen Aegyptischen Gebäuden gelie-
hen hat, ist so edel als an den Römischen Gebäuden des
früher beschriebenen Schirmes der Gallerie. Noch mehr in
der Ferne sind landschaftliche Hintergründe. Jedes der Jo-
sephs Geschichte betreffenden Glasgemälde hat sowohl rechts
als links an den Seiten eine Säule, auf der ein Bogen ru-
het, durch welchen hindurch man das geschilderte Ereignifs
sieht. Am Postament jeder Säule ist ein Wappen ange-
bracht.
Ferner hat Christoph Maurer die Geschichte des ver-
lorenen Sohnes gemalt, wovon zwei Tafeln sich erhalten
— 254 —
haben. Die eine scheint den Abschied des zu Pferde sitzen-
den Sohnes von seinem Vater darzustellen. Dabei liest inan
„Lapsus. Wann die Luft empfangen hat, gebieret sie die
Sünde. Jac. 1. Cap.u (v. 15.).
Auf dem andern Gemälde zeigt sich die Rückkehr des
verlorenen Sohnes. Dabei liest man die Schrift: „Gratia
Ezech. 18, 33. Cap. (soll heifsen: Hesekiel 33. v. 11.): So
wahr ich lebe, spricht der Herr44 u. s. f. Auch hier ist jetzt
nicht alles vorhanden, sondern vieles aus Bruchstücken an-
derer, zum Theil auch Maurerischer Glasgemälde vom Zu-
sammensetzer zusammengestoppelt.
Schrecklich aus Fragmenten zerbrochener Glasgemälde
zusammengestoppelt sind eine Anbetung der Hirten zu Luc.
2., und ein gekreuzigter Christus zu Matth. 27. Diese
Glasgemälde, so wie ein anderes, welches die Auferstehung
Christi zum Gegenstand hat, scheinen von einem Zeitgenos-
sen Maurer’ s herzurühren.
Im schönsten Zeitalter Schweitzerischer Glasmalerei ist
eine gröfsere Glastafel bemalt worden: „Die schyltt (d. i.
Schilde oder Wappen) der XIII. Ortten einer löblichen Eid-
genofsfchafft. Bern. Lucern. Ury. Schwytz. Underw. Zug.
Glaris. Basel. Friburg. Solothurn. Schalfhusen. AppentzlI.
Ueberdiefs Zürich.44
Neben diesen Schweizerischen Glasgemälden möge man
die zahlreichen Gemälde einer Handschrift der H. Bibliothek
(A. Chartac. 365.) betrachten, welche die Sempacher Schlacht
und die in ihr Gefallenen vorführen. Wegen der auf dem
Einbande stehenden Jahrzahl 162T. ist es besser, die Be-
schreibung selbst erst weiter unten zu liefern.
In der Kupferstichsammlung sind von Christoph Mau-
rer zwei Bl. Holzschnitte, zwei Gerichtsstuben mit Partheien,
kl. qu. 4. 39).
Christoph Maurer starb, wie Bartsch 40) bemerkt, im
J. 1614.
39) Vergl. Huber u. Rost Handb. f. Kunstliebh. 1. B. Zürich.
1796. S. 221. Ueber seine Monogramme s. Heller Gesch. d. Holz-
schneidek. S. 204. u. 148. Brulliot P. I. (Munich. 1832. 4.) p. 145.
n. 1164. p. 176. n. 1393.
40) B. P. gr. IX. 384.
— 255 —
Es ist interessant, mit den Glasgeinälden des Schwei-
tzerischen Künstlers ein gleichzeitiges Glasgemälde zu ver-
gleichen, welches in unsern Gegenden angefertigt, aber frei-
lich weit unerheblicher ist. Auf dem im Vorzimmer des
Naturaliencabinets aufbewahrten Trinkglase liest man oben
1597. II. L. M. I. D. W. Zwischen dem M. und I. ist ein
von zwei Pfeilen durchstochenes Herz, auf welchem die zu
einem Monogramm vereinigten Buchstaben D. M. d. i. Doro-
thea Maria zu lesen sind. Darunter ist das Sächsische Wap-
pen mit dreizehn Feldern, unter denen das Hennebergische
das unterste ist, und mit drei Helmen gemalt. Auf der hin-
teren Seite ist oben zu lesen : 1597. G. W. M. E. Zwischen
den Buchstaben W. und M. bemerkt man ein dem vorigen
ganz ähnliches Herz , worauf der Buchstabe I. d. i. Johann
steht. Darunter ist das Anhaitische Wappen gemalt. Die
Unterschrift lautet: Dorothea Maria Ilertzogin zw Sachsen
etc. Entweder wird Herzog Johann, der damals noch zu
Altenburg residirte, das Glas der Herzogin oder diese es dem
Herzoge verehret haben.
Einen grofsen Medaillon Kaiser Rudolph II. hat Luckius
in das Jahr 1599. gesetzt. Köhler giebt an, derselbe habe
auf die im J. 1599. und 1601. besiegten Fürsten in Sieben-
bürgen, den Cardinal Andreas Bathor und Sigismund Bathor,
Bezug. Nach Herrgott’s Bemerkung kann der Medaillon
auch auf das J. 1603. bezogen werden 4I). Vielleicht ist
das zu Wien befindliche das einzige Exemplar. Zu Gotha
ist nur ein bleierner Abgufs der Vorderseite. Dagegen wird
im Vorzimmer des Naturaliencabinets ein ovales rechtsge-
wendetes Bildnifs desselben Kaisers auf bewahrt, welches D,
M. aus Perlmutter verfertiget hat.
In der Kirche zu Gräfentonna findet man die Grabmäler
der am 22. Jul. 1599. verstorbenen Frau Walpurg, Gräfin
zu Gleichen 42) und ihres am 5. Oct. 1599. verstorbenen
Sohnes Georg III., Grafen zu Gleichen 43).
41) Luckii Syll. p. 379. sq. Herrgott T. II. P. II. tab. 13. n. 21.
p. 90. Die Med. in Köhler M. Bel. Th. 22. S. 265. ist kleiner.
42) Sagitt. Hist, der Gr. Gleichen, p. 423.
43) ib. p. 427. Der am 15. Januar 1631. zu Ohrdruf verstorbene
— 256 —
Grabsteine der Grafen von Gleichen sind in mehrern
Orten aufgestellt worden, z. B. zu Erfurt, Blanckenhayn 44)
Kranichfeld 45), Remda und anderwärts. Ich habe jedoch
in diesem Werke nur der Gräfentonnaischen kürzlich ge-
dacht. Letztere befinden sich gegenwärtig unter dem Thurme
der Pfarrkirche, da wo an der Aufsenseite der Mauer ganz
in der Höhe das Gleicliische und Schönburgische Wappen
zu sehen sind, die auch das beim Jahre 1541. erwähnte Re-
lief des alten Schlosses zu Gräfentonna enthält. OefFnet man
die im Innern der Kirche hinter der kunstvollen Altartafel be-
findliche -eiserne Thüre, so führt eine steinerne Treppe in
ein durch zwei schmale Lichtöffnungen spärlich erleuchtetes
Gewölbe hinab , in dessen Mitte der zinnerne mit schwarzem
Sammet überzogene Sarg des am 31. Mai 1771. verstorbenen
Prinzen Wilhelm von S. Gotha und Altenburg, der ein Sohn
Herzogs Friedrich II. war, und noch ein völlig ähnlicher
Sarg erhöhet aufgestellt sind. Ringsum sind die Grab-
steine der Grafen und Gräfinnen von Gleichen an die Wände
des Gewölbes gelehnt. Ohne Zweifel hatten sie in früherer
Zeit eine andere Stelle 46). Die Reliefs stellen die Ver-
storbenen in ganzer Figur dar. Zum Theil sind sie kunst-
voll, wie z. B. die Arabesken eines Harnisches mit Fieifs
ausgeführt sind. Ringsum steht die Schrift 47).
Hans Ludwig , letzter Graf von Gleichen , wurde zwr.r den 29. Apr.
zu Tonna begraben, es wird aber kein Grabmal erwähnt.
44) Sigismund III. f 1519. (Sagitt. S. 292.), Ludwig II. f 1522.
(das. S. 293.), Wolf Sigismund f 1554. (das. S. 300.).
45) Christoph II. f 1515. (das. S. 294.).
46) Die Kirche wurde in den Jahren 1691. und 1692. bis auf die
alte Sacristei ganz neu gebauet.
47) Caspar Sagittarius, der verdienstvolle Verfasser der Ge-
schichte der Grafschaft Gleichen , hatte die Grabsteine der Grafen und
Gräfinnen , als sie noch in der Kirche zu Gräfentonna über der Erde
sich befanden, durch Jacob von Melle zeichnen lassen. Ernst Salo-
mo Cyprian, der Sagittarius Buch nach des Verfassers Tode drucken
liefs , hat jedoch aus Mangel an Kunstsinn die Grabmonumente nicht
lierausgegeben , und nur die Umschriften mitzutlieilen sich begnügt.
Nachdem nun das eigenhändige Manuscript Sagittarii gedruckt und in
das Geheime Archiv gelangt war, hielt man es für unnöthig, das-
— 257
Zu Ehren der kurz vorher erwähnten Walpurgis ist hinter
der Kanzel der Pfarrkirche zu Gräfentonna eine grofse In-
schrifttafel aufgehängt. W alpurgis war eine geborene Gräfin
zu Spiegelberg und Pyrmont und Gemahlin des 1570. verstor-
benen Georg II., Grafen von Gleichen. Ihr verdankte Georg III.,
Graf von Gleichen, den Titel eines Grafen von Spiegelberg
und Pyrmont, welchen man in der Aufschrift seines Grab-
steines liest.
Um diese Zeit wird auch das in der Kirche zu Burgtonna
aufgehängte runde Relief verfertigt seyn, welches das nun-
mehrige Wappen 48) der Grafen von Gleichen darstellt. Im
blauen Felde des Mittelschildes ist ein zum Streit gerüsteter
silberner Löwe mit herausgestreckter Zunge und goldener
Krone auf dem Haupte. Das erste und auch das vierte Schild
zeigt den rotlien Spiegelbergischen Hirsch, im zweiten und
auch im dritten Schild steht das rothe Pyrmontische Anker-
selbe noch weiter aufzubewahren, sondern es wurde mit Fürstlicher
Genehmigung zerschnitten. So dürften auch die ohne Zweifel mit
dem Manuscripte verbundenen Zeichnungen nicht mehr vorhanden
seyn. Inzwischen (1691.) waren die Grabsteine in das unterirdische
finstere Gemach versetzt worden , worin die Anfertigung neuer Zeich-
nungen mit Schwierigkeiten verbunden ist. — Der genannte E. S. Cy-
prian besorgte im J. 1734. , wie aus einem Bande seines aufgedunsenen
Briefwechsels erhellt (Epistolae ad E. S. Cyprianum scriptae. Tom.
XV. im Handschriftenzimmer der Bibliothek : A. Cliartac. 436.), den
Ankauf des iin Vorzimmer des Naturaliencabinets befindlichen irdenen
und um 1542. in Italien bemalten Geschirres, welches Hanfs Fried-
rich Freiherr von Roth zu Wien durch Erbschaft besafs. Hätte Cy-
prian nicht aller Kunstkenntnifs ermangelt , so würde er dem Herzog
den Ankauf so geringer und doch im Preise so enorm hoch angeschla-
gener Waare widerrathen haben. Als dagegen die Gemeinde zu Sund-
liauscn beim Ober- Consistorium, dessen Vicepräsident Cyprian war,
uin die Erlaubnifs nachsuchte , ihre Kirche ausmalen zu lassen , wozu
sie durch Legate die Mittel besafs, ertheilte Cyprian den dummen
Bescheid: „Mahlet die Tempel eures Herzens! Lasset euch mit eurer
ungemahlten Kirche begnügen!“
48) Dieses Wappen findet man auch auf Siegeln aus den J. 1592.
u. 1621. (Sagitt. tab. VI. n. 3. 4.). Mit den Grafschaften Spiegelberg
u. Pyrmont wurde Tonna schon 1593, vermehrt, Sagitt. S. 431.
17
— 259 —
kreuz auf goldenem Grunde. Ueber dem Ganzen sind drei
Helme. Das aus Holz geschnitzte Relief ist bemalt und
vergoldet.
Unter vielen andern bemalten Stammbüchern im Hand-
schriftenzimmer der Bibliothek sind zwei besonders merk-
würdig, welche Trachten und Gebräuche ausländischer Völ-
ker in Gemälden vorführen, das Stammbuch Balthasar Den-
ner’s 48b) und das andere Johann Reichardt’s von Steinbach
(B. Chartac. 1039.). Die wichtigeren Gemälde des letzteren
fallen in die Jahre 1591 — 1593.; aber es enthält auch spä-
tere, ja noch eines aus dem Jahre 1602. Das Stammbuch
ist mit Türkischem Papier durchschossen , auf welchem
man Verzierungen, bisweilen auch Türkische Schrift (fol.
22. 52. 68.) bemerkt. Die Gemälde wurden durch Stein-
bach’s Aufenthalt in sehr vielen Ländern veranlafst. Der-
selbe war am 22. Octob. 1591. zu Griechisch Weifsenburg,
am 30. Oct. zu Jagodna in Servien, am 18. Nov. zu Adriano-
pel, in demselben Monat auch zu Nissa in Bulgarien. Am
3. Jan. 1592. besuchte er mit vielen Deutschen eine soge-
48 b.) B. Chartac. 1010. Die Gemälde fallen in die Jahre 1583.
und 1584. und hätten also oben S. 214 eingereihet werden sollen.
Balthasar Denner , Magistratsperson zu Nürnberg, war am 19. Oct.
1583. und den November hindurch zu Bologna , wo er viele Deut-
sche antraf. Am 6. Dec. 1583. bis zu Ende des Febr. 1584. finden
wir ihn zu Siena, am 24. u. 25. März 1584. zu Neapel, am 6. u.
7. Apr. zu Rom, am 2. Mai zu Lucca, am 19. Mai, 17. Jul., 9.
Aug. zu Pisa und am 25. u. 2fi. Ang. 1584. wieder zu Siena. Die
Gemälde zeigen Italienische Trachten und Gebräuche. So den Do-
gen von Venedig und desselben Schiff, einen Cardinal zu Pferde,
fünfzehn Frauenzimmertrachten, Geflügelverkäuferinnen, eine Dame
mit einem Knaben, der ihre Schleppe trägt, ein Frauenzimmer zu
Pferde, ein von einem Maulesel getragenes Frauenzimmer und ein
anderes, welches zwei Männer in einer Sänfte tragen, Carnevals-
lustbarkeiten , Weinkelter, endlich das Fuggerisclie und das Wald-
purgischc Wappen. Es haben sich in das Stammbuch noch am 12. u.
29. Sept., ferner am 15., 16., 25. Octob. 1613. zu Regensburg (in co-
mitiis) Personen eingeschrieben ; vielleicht führte ein dem älteren
Denner gleichnamiger jüngerer Mann dasselbe damals fort.
— 259 —
nannte Säule des 48c) Pompejus (Coluninam Pompei et La-
ternam in Ponto Euxino positas), am 14. IT. 20. 21. 22.
28. Jan. hielt er in Constantinopel sich auf. Hierauf finden
wir ihn am 2. März 1592. in Griechisch Weifsenburg, am
2T. Mai in Wien , am 14. Dec. in Stauros , am T. Jan. 1593.
in Prag, am 4. Jul. in Breslau, am 2T. Jul. in Wehina, am
2. Aug. in Warschau, am 18. Aug. zu Wilna in Lithauen,
ain 21. Sept. und am 20. Oct. in Moskau. Von da zurück-
gekehrt , war Steinbach im J. 1591. wieder zu Wilna , hier-
auf am 21. Mai zu Regensburg auf dem Reichstage. Am
30. Dec. 1598. finden wir ihn zu Altorf, am 5. Jan. 1599.
zu Nürnberg, am 28. Jan. zu Eger, am 4. Nov. zu Strafs-
burg, am 25. Sept. 1602. zu Dresden, in demselben Jahre
auch zu Prag, endlich am 18. Sept. 1610 in Karlsbad. Aus
diesen Angaben kann auch die Folge und Zeit der, wie ich
glaube, von Johann Reichardt von Steinbach selbst verfer-
tigten Gemälde bestimmt werden, welche männliche und
weibliche Trachten der von ihm bereiseten Länder, auch
einige daselbst herrschende Gebräuche, z. B. die der Gauk-
ler (fol. 164. b. 1T2. 182.), und Strafen (fol. 289 fol.
353. Bastonnade) enthalten. Am interessantesten bleiben die
Türkischen und Russischen, deren auch die gröfsere Zahl
ist. Einige Gemälde, welche Jäger (fol. 128. 202. 341.
393.), Soldaten (fol. 286. 320.), auch Herren und Da-
men (fol. 61. b.) vorführen, sind in Deutschland verfertigt.
Das fol. 30T. stehende Wappen hat Christoph Seiferdt vonSeif-
fenaw am 3. Febr. 1595. gemalt. Ein anderes wurde 1602.
zu Prag verfertiget.
Um 1600. wurde die ovale goldene Medaille 49) Hein-
rich Julius, Herzogs von Braunschweig (geb. d. 15. Octob.
1561.), verfertigt. Hinten liest man: Honestum pro patria.
48 c.) Diese Säule wird eben so wenig aus Pompejus Zeit her-
gerührt haben als die bekannte zu Alexandrien.
49) 7|- Duc. schwer. In Seeländers nicht herausgeg, Kupferta-
feln tab. 26. n. 4. Relitm. tab. IX. n. 11. Vollst. ßraunschw. Lüneb.
Münz- ii. Med. Cab. p. 65, n. 135.
IT *
— 260 —
Ein Gemälde der Gallerie (auf Holz. nr. 103.) hat rechts
die Inschrift :
RD9 ET ILLM9. II. I. P. E. II. D. B. ET. L. FEC1T.
welche nur bedeuten kann: Reverendus et Illustrissimus Hen-
ricus Julius Postulatus Episcopus Ilalberstad. Dux ßrunsv. et
Luneb. fecit. Das Gemälde zeigt links Lotli in unanständi-
ger Handlung mit seinen Töchtern begriffen 5°). Dahinter
steht Sodom in Flammen.
Ein herzförmiges Miniaturgemälde auf Blech und mit
der Jahrz. 1600. stellt den Coburgischen Herzog Johann Ca-
simir dar. —
I11 das Jahr 1601. fällt das letzte Gemälde des schon
bei den Jahren 1561. und 1591. erwähnten Büchleins im
Handschriftenzimmer der Bibliothek „Christliche, einfaltige
Sprüche, fo Maria geh. Hertzogin zu Sachfen, gebetet hat.
Gedruckt zu Jhena. 1588.“ Angebunden : „Der Pfalter, deutfch
mit kurtzen Summarien, durch Vitum Dietrich.“ Einge-
schrieben sind Nachrichten über Geburt, Vermählung und
Tod fürstlicher Personen, eingeklebt folgende Miniaturge-
mälde :
Bildnisse der Pfalzgrafen bei Rhein und Erztruchsesse
Friedrich II. (*j- 1556.) und Friedrich III. (f 1576.); bei
letzterem die Jahrz. 1561. und die geflügelte Schlange.
Eine schwarz gekleidete , mit goldenen Ketten ge-
schmückte Fürstin, weiche unter der Brust die Hände zu-
sammengelegt hat, dürfte Maria seyn, Tochter des Mark-
grafen Casimir von Brandenburg- Ansbach und Gemahlin
Friedrich III. Churfürsten von der Pfalz. Wenigstens sind
unter dem Gemälde die vier Wappenschilde angebracht, die
50) Diese Geschichte siebt man auch auf einem Emailgemälde
im Vorzimmer des Naturaliencabinets, so wie auf einem Gemälde
der Gallerie [auf Kupfer. IX. Nr. 31.] , welches eine von Peter van
der Werff nach Adrian van der Werff verfertigte Copie seyn dürfte.
Dem letzteren wurden die wenigstens sonst in der Gallerie zu Cassel
(Verzeichn, d. Hochf. Hess. Gern. Samml. in Cassel. 1783. S. 206.
n. 62. auf Holz.) , ferner zu Paris im Palais royal (gestochen von
N. de Launay) befindlichen Gemälde zugeschrieben. Ein dem Gothaer
entsprechendes Gemälde ist auch zu Berlin.
— 201 —
mail auf einem Thaler der Brüder Casimir und Georg, Mark-
grafen von Brandenburg, mit der Jalirzahl 1525. bemerkt.
Ueber dem Gemälde ist zu lesen : „Als. mitt. Gottes. Hvlff.“
1591. Friedrich Willi. II. zu Sachsen , 29 J. alt.
1591. mit der geflügelten Schlange: Anna Maria, II. z.
5., 16 J. alt.
Maria, Pfalzgräfin bei Rhein, 'j- 1567.
Elisabeth, seit 1510. Johann Casimir’s, Pfalzgrafen bei
Rhein, Gemahlin.
Anna Elisabeth, geborene Pfalzgräfin bei Rhein, geh.
1519. , Landgräfin zu Hessen.
Kunegunde Jacobi , geborene Pfalzgräfin bei Rhein , geb.
d. 9. Oct. 1559.
Johannes, H. v. S. 1592.
Georg Ernst, Graf v. Henneberg. 1567.
Elisabeth, geborene Herzogin v. Braunschw. u. Lüneb.,
Gräfin v. Henneberg, 1566.
Johann Friedrich 1Y. , II. z. S. , geb. 1559., *j- 1560.
Friedrich Wilhelm, II. z. S., geb. 1562.
Sibylla Maria , H. z. S. , geb. 1565.
Ein am 19. Octob. 1561. unzeitig zur Welt gekomme-
nes Kind.
Sibylla Maria, H. z. S., gestorben zu Altenburg 1569.
Johann, H. z. Si, geb. 1570.
Maria, H. z. S. , geb. 1571.
Johann Philipp (am 25. Januar 1597. im Schlosse zu
Torgau geboren), d. 8. März 1597. sechs Wochen alt.
Anna Sophia, II. z. S. , geb. zu Torgau 1598.
Friedrich, H. z. S. , geb. 1599.
Johann Wilhelm, H. z. S. , geb. 1600.
Dorothea, II. z. S. , geb. 1601.
Johann , II. z. S. , geb. 1570. , vermählt 1593. auf dem
Schlosse zu Altenburg mit Dorothea Maria, Fürstin von
Anhalt, geb. 1574.
Johann Ernst, H. z. S. , geb. 1594., und Friedrich , FI.
Z. S. , geb. 1596. , beide gemalt 1599.
Johann, II. z. S., geb. 1797.
Wilhelm, II. z. S., geb. 1598.
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Die vier zuletzt genannten Fürsten waren Söhne Jo-
hannas und der Dorothea Maria und Brüder des erst 1601.
geborenen Ernst des Frommen. Mehrere jetzt fehlende Ge-
mälde glaube ich in der Sammlung der Miniaturgernälde wie-
der aufgefunden zu haben. Das Büchlein gehörte der Ma-
ria, Aebtissin zu Quedlinburg 5I), deren ich beim Jahre
1608. gedenken werde. —
Aus dem Jahre 1601. hat ein auf Glas gemaltes Wappen
sich erhalten.
Einseitig ist die silberne Med. auf Nicolaus Grell 52).
Adam Elsheiiner, 1574. zu Frankfurt geb., studirte zu
Rom 53) die Natur und verstand mit seinen kleinen Gemäl-
den, in denen er sehr gern verschiedene Wirkungen von
künstlichen Lichtern anbrachte, einen erhabenen Styl zu ver-
einigen. Die kleine, ovale, auf Kupfer gemalte Schmie-
dewerkstätte, die nicht mit Unrecht mitten unter Nie-
derländischen Gemälden aufgehängt ist, gefällt wegen der
Beleuchtung des dunkeln Raumes und wegen der Figur des
Schmidtes. In seinen Landschaften pflegte Elzheimer sehr
gern etwas Historisches anzubringen. Gemälde des Künst-
lers sind in allen gröfseren Sammlungen, wie z. B. die Kaiserl.
zu Wien eine Ruhe der heil. Familie 54), die König!, zu Pa-
ris eine auf Kupfer gemalte Flucht in Aegypten 55) hat.
51) Tentz. Lin. Ern. P. II. p. 328.
52) | Loth schwer. Köhler M. Bel. Th. 7. S. 193. Juncker Eh-
renged. Luth. S. 359. M. Mazz. T. I. tab. 71. n. 2. p. 329. Erbstein,
Num. Bruchst. 1. 2. 3. Dr. 1816. S. 52. n. 31.
53) Das Lehen Elslieimers ist in Meusels Museum für Künstler
u. Kunstliebhaber im eilften Stücke 1790. ausführlich und aus si-
chern Quellen niedergeschrieben. Sein Bildnifs: Serie di ritratti de-
gli ecc. pittori ncll’ Imp. Gail, di Firenze. Vol. II. in Fir. 1754. fol.
tav. XXV. p. 125. Reale Gail, di Fir. Ser. III. Ritr. di pitt. Vol. II.
Fir. 1820. 8. tav. 101. p. 122 — 124.
54) Haas, K. K. Bild. Gail. Nr. 49.
55) Musee Fran^ais. Recueil complet des tableaux, statues et
bas-reliefs qui composent la collection nationale. Premiere serie.
Tableaux de genre. T. II. P. IV. (gest. v. Hatdenvang.). Le site
est ainsi eclaire par trois point diflerens, et cependant l’ensemble
presente une unite parfaite. La lueur du feu des bergers, reflechie
— 26*3 —
Aus der Huberschen Sammlung (nr. 51 — 57.) sieht mail in
der Kupferstichsammlung zu Gotha dreizehn nach seinen Ge-
mälden gestochene Blätter: einen Aufgang der Sonne; drei
Blätter aus Tobias Geschichte 56), eines derselben von Luc.
Vorstermann gestochen ; die Pforte eines Tempels, vor wel-
chem Kranke und Bettler verweilen, von Wencesl. Hollar;
Pallas, die Vorsteherin der Künste und Wissenschaften von
Johanna Sibylla Küslen; Venus und Amor in einer Landschaft
von Wencesl. Hollar und auch von dem erwähnten Frauen-
zimmer gestochen. Magdalena Pafs stach die mit ihren Kin-
dern in einer schönen Landschaft dargestellte Latona; von die-
ser werden Bauern in Frösche verwandelt. Vorhanden ist
auch die Landschaft mit dem Bacchanal, von Wenc. Hollar
gestochen, und endlich die Zauberin 57). — Elzheimer, ein
Opfer seines langsamen, ihm nicht genug lohnenden Fleifses,
starb , da er den Schuldthurm kaum verlassen hatte , in Ar-
muth und Kummer 58), da indessen seine seltenen Gemälde
die Kunstsäle der Fürsten bereichern.
Die altdeutsche Kunst erhob sich wie ein kräftiger Baum
vom gesundesten Wüchse, der die köstlichsten Blüthen und
Früchte versprach ; aber theils die veränderte Religionsan-
sicht, die der Kunst ihre Hauptgegenstände raubte, theils
par les arbres voisins, ne jette sur ces personnages et sur les ani-
maux rassembles autour d’eux que des teintes vertes et blanchätres.
Les rayons de la lune luttent avec les ombres des bois ; la partie du
tableau qu’ils eclairent offre des oppositions menagees avec habilete,
des demiteintes mystericuses , un coloris argentin et suave ; l’air pa-
roit y circuler dans les detours de la foret: plus on la considere,
plus on 1’adinire. Les figures principales appellent les regards par
des tons chauds et fermes, et dominent sur toute la coraposition. —
II est regarde comme le fondatcur de cette laboricuse ecole flamande
et liollandaise, qui s’est fait admircr comme lui, tont ä la fois, par
une exacte verite, et par un extreme fini.
56) Fior. I. 552. erwähnt als seltene Blätter den kleinen Tobias
und den grofsen Tobias, welche der Graf von Goud in Kupfer stach.
Vergl. Huber u. Rost I. 229.
57) Huber, Cat. rais. du cab. d’est. d. Brandes. T. II. p. 82 — 84.
58) Knorr S. 116. f.
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die Einwirkung ausländischer Kunstmanieren unterbrachen
den schön anhebenden Wuchs der einheimischen Pflanze.
Wenn schon nach einer Bemerkung Weise’s einige Schü-
ler Albrecht Diirer’s durch ihre Entfernung ins Ausland sich
völlig von dem Style ihres Lehrers entfernten, so mufste in
der spätem Zeit nach der Holbeine und Cranache Tod, als
die Deutschen Maler gar kein Oberhaupt mehr hatten, das
Aufsehen, welches die Italienischen überall erregten, recht
eigentlich das Streben der Deutschen Maler auf Italien rich-
ten. Vorzüglich dem glänzenden Colorit der Venetianer wur-
de allgemeine Bewunderung gezollt. Andere suchten das
Florentinische sich anzueignen. Deutsche Künstler fanden
bei Italienischen Malern Arbeit und leisteten als Gehülfen
ihnen gute Dienste. Kehrten diese Deutschen Künstler in
ihre Heimath zurück, so führten sie das Fremde ein. Da
nun ohnedies das Verlangen nach bedeutenden Leistungen
nicht sonderlich grofs war und Niemand seine Anforderung
an die Künstler dahin gestellt haben wird, dafs sie, statt
fremde Kunst zu bringen, in Deutscher Weise fortmalen
möchten , scheint die Lauheit der Besteller und die Unnatio-
nalität der Künstler die vaterländische Kunst im Verein zu
Grabe getragen zu haben.
Johann Rottenhamer (geh. zu München 1564.) studierte
zu Rom, und zu Venedig nach Tintoretto, scheint aber auch
Werke Florentinischer Künstler beachtet zu haben. Er lebte
später zu Augsburg. Von ihm besitzt die Gallerie zu Pa-
ris 59) eine Ruhe der heil. Familie in Aegypten, ein klei-
nes auf Kupfer gemaltes Bild. Zu Gotha ist ein ganz ähn-
liches Gemälde, die Anbetung der Hirten darstellend. Es
werden unter Rottenhamers Werken gerade diese kleinen,
59) Filhol et Lavallee Gal. du Mus. Napoleon. T. IX. Par. 1813*
m\ 632. La brillante couleur — prouve qu’il est posterieur ä son
sejour a Venise. — On remarque plus de honte que de noblesse
dans la tete de la Vierge. — tous ses enfans sont charmans , leur
grace, leurs mouvemens, sont de la plus aimable na'ivete. II excel-
lait ä peindre le nud. — Die Gallerie zu München hat acht Ge-
mälde von ihm. Zu Schleisheiin Maria mit dem Jesuskinde, von
Männlich 3. B. S. 370.
— 265 —
auf Kupfer gemalten und mit vieler Feinheit toccirten Bilder
am meisten geschätzt. Den Hintergrund des Gemäldes der
Gothaischen Gail, bildet ein prächtiges antikes Gebäude.
Die männlichen Köpfe und Leiber sind ziemlich gut gezeich-
net und haben viel Anmuth. Die Färbung ist lebhaft und
kräftig. Der Einflufs Italienischer Kunstschulen ist aber in
allen Theilen sichtbar.
Die Kupferstichs, zu Gotha erhielt aus Ilubers Nachlafs
folgende nach Rottenhamers Gemälden gestochene Blätter:
Maria und die heil. Kinder Christus und Johannes , von Ae-
gid. Sadeler; die Flucht nach Aegypten und Jesus und die
Samariterin, beide Blätter von Crisp. de Passe; die Himmel-
fahrt der Maria in Gegenwart der Apostel von Luc. Kilian.
Rottenhamer starb zu Augsburg 1608, oder nach Ei-
nigen 1601.
9. Bis zum Jahre 1675.
Da die talentvollsten Maler Deutscher Nation nach Rot-
tenhamers Tod ihre Blicke auf das Ausland richteten, ist
allerdings gerade im Fremden ihrer Gemälde das Geniefs-
barste damaliger Kunst anzutreffen. Solche Werke möge
man in anderen Gallerieen aufsuchen. Eine Eigenthümlich-
keit der Gallerie zu Gotha ist nämlich, dafs sie aus der
Periode bis 1615 nur wenige Werke aufzuweisen hat, in de-
nen ein Studium ausländischer Kunst sichtbar ist. Ich lasse
unentschieden, ob unter den angedeuteten Umständen die
Abwesenheit des unter fremden Einflüssen Entstandenen ein
Vorzug oder Mangel der Sammlung ist. Bei dem gröfseren
Theile der vorhandenen Gemälde wird zuvörderst der Kunst-
werth vom ikonologischen überwogen und der Gemälde, die
in beiden Hinsichten sich empfehlen, ist eine nur geringe
Zahl. Man erkennt zweitens, dafs ihre Verfertiger zwar an
den älteren Deutschen Bildnifsmalern einer günstigeren Zeit
sich gebildet, selten aber eine und die andere gute Seite
sich angeeignet hatten. Zu ihrer Entschuldigung kann vor-
gebracht werden, dafs die Periode zur Entstehung bedeu-
tender Kunstwerke nicht günstig war, am wenigsten die iui-
glückselige des dreifsigjährigenPfaffenkrieges (1618 — 1618,)
wie man denn die ganze Periode als die der verkümmern-
den Deutschen Kunst bezeichnen kann. Da nun ohnedies
die Zahl der in der Gallerie vorhandenen Gemälde aus den
drei ersten Vierteln des IT. Jahrh. nicht einmal sonderlich
grofs ist, werde ich ungleich öfter als in den früheren Ab-
schnitten die Lücken durch Einschaltung von Medaillen des
Mi'inzcabinets eben so fühlbar zu machen als auszufüllen su-
chen. Nicht ohne Vorbedacht sollen insonderheit diejenigen
Schaustücke vorgeführt werden , welche nach einer damals
ungemein verbreiteten Sitte an Ketten getragen zu werden
pflegten. Einerseits mufsten sie als Schaustücke im eigent-
lichen Sinne des Wortes mit besonderem Fleifse ausgeführt
werden und sind darum wenigstens besser als viele gleich-
zeitige Medaillen der gewöhnlichen Art, wiewohl auch diefs
seine Ausnahmen hat, andererseits sind sie selten, weil sie
in nicht vielen Exemplaren, oft nur in einem einzigen, und
in Golde ausgeprägt wurden, darum aber in vielen Fällen
die zu Gotha vorhandenen Exemplare die einzigen seyn dürf-
ten, welche barbarischer Einschmelzung entgangen sind.
a) Vor dem dr eifsigj ähr igen Kriege.
Die ovale goldene Medaille J) des Herzogs von Braun-
schweig-Lüneburg und BischofFs von Osnabrück Philipp Si-
gismund vom Jahre 1602. stimmt mit derjenigen nicht völlig
überein, welche bei Heraus 1 2) die Jahrz. 1606. hat.
Im J. 1602. wurde auch die ovale goldene Medaille
Philipp Ludwigs des andern 3) geprägt. Dieser war Graf
zu Hanau Münzenbergischer Linie.
1) 8| Duc. schwer. Hier ist der Herzog links gewendet. Vergl.
Ph. Jul. Rehtmeier, Braunscliw. Lüneb. Chronica. Braunschw. 1722.
fol. tab. VIII. n. 7. 8. Vollst. Braunscliw. Liin. Münz- Cab. p. 54. n.
114. Seeländer tab. 29. n. 1. — Ziemlich ähnlich ist eine andere
ovale, goldene Med., wo aber der Herzog rechts gewendet ist und
auf der hintern Seite die Jahrzahl fehlt. Das Gewicht beträgt 4i§
Duc. Piumoph. Molan. Boehmer. P. IV. p. 217. n. 21. Vollst. Br. L,
M. C. p. 54. n. 112.
2) Heraeus Taf. 9. nr. 6.
3) 2i Duc. Köhler M. Belust. Th. 7. S. 73.
— 261
Moritz, Landgraf zu Hessen- Cassel , vermählte sich
1603. in zweiter Ehe mit Juliana, Tochter Johanns Grafen
von Nassau -Siegen. Ihre Bildnisse zieren die beiden Seiten
eines ovalen goldenen Schaustückes 4).
Wahrscheinlich ist, dafs zwei ovale goldene Medaillen 5)
mit dem Bildnisse der Hedwig, Königs Friedrichs II. von
Dänemark und Norwegen Tochter, bald nach der Vermäh-
lung dieser Princessin mit dem Churfiirsten Christian II. von
Sachsen (d. 12. Sept. 1602.) erschienen sind.
Tentzel hat zwar die goldene Medaille 6) des Herzogs
Johann zu Weimar und seiner Gemahlin Dorothea Maria mit
der Jahrz. 1601. herausgegeben; aber das im Cab. zu Gotha
befindliche Exemplar ist mit einer zierlichen und durchbro-
chenen Einfassung umgeben. In dieser sind vorne vier Säch-
sische, hinten wo das Bildnifs der Dorothea Maria ist, vier
Anhaitische Wappenschildchen von Email. Oben an dem
Schaustücke sind drei goldene Kettchen. Dasselbe wurde
offenbar vor der Brust getragen.
Aus dem Jahre 1604. ist die auf Sohlenhofer Schiefer
gearbeitete Karte von Deutschland (Totius Germaniae De-
scriptio) 7) im Vorzimmer des Naturaliencabinets. In der
4) 4f Duc. Oblongus hicce munus arte encaustica ornatus at-
que praeterea duplici instructus cst ansa.
5) 3f Duc. Tentz. Lin. Alb. tab. 29. n. 1. p. 363. — 6T55 Duc.
Tentz. ib. n. 2. p. 364.
6) 10| Duc. schwer. Tentz. Lin. Ern. tab. 33. n. 7. p. 478.
7) Keyfsler : „Aus einer marmornen Tafel, worauf die geogra-
phische Karte von Deutschland mit allen dazu gehörigen Namen
erhaben vorgestellet ist, läfst sich muthmafsen, dafs der Künstler
die Wissenschaft den Marmor zu beitzen besessen habe, weil man
nicht die geringste Spur eines Grabstichels bemerkt, sondern alles
als gegossen scheint. Diese für verloren geachtete Kunst ist seit
einigen Jahren zu grofsem Vortheil der Bildhauer, die in Marmor
und dergleichen Steinen arbeiten, wieder entdecket, da man denn
vermittelst Spiritus Salis und destillirten Weinessigs, die zu glei-
chen Tlieilen vermischet werden, den Marmor so weit man will,
und zwar in sehr kurzer Zeit ausbeitzet , indessen dasjenige, was
erhaben und en bosse seyn soll , mit einem gewissen Firnifs oder
Lack bedecket ist, und unbeschädigt bleibt.“
Einfassung sind oben Jul. Cäsar, Augustus, Tiberius, Caligu-
la, Claudius und Nero zu Pferde dargestellt und unmittel-
bar unter ihnen die Wappen der Clnirfiirsten. An den Sei-
ten sind Brustbilder der Ahnherren der Deutschen, links
Tuiscon, Mannus, Wigewon, Heriwon, Eusternun, Marsus,
rechts Cambrivius, Suevus, Vandalus, Ariovistus, Armi-
nius, Carolus. Unten reiten Galba, Otho, Vitellius, Vespa-
sianus, Titus und Domitianus. Zwischen Marsus und Galba
steht die Jahrz. 1601. — Das Gegenstück bildet eine Tafel
von gleicher Gröfse. Hier sieht man den aus dem Schilfe
geworfenen und vom Wallfische aufgefangenen Propheten
Jonas , die Susanna im Bade , musikalische Noten und aller-
lei anderes in toller Zusammenstellung. Beide Tafeln haben
früher als Tischblätter gedient. In einem fürstlichen Zim-
mer aufgestellt, dürfte der eine Tisch für ernste Beschäfti-
gung, der andere für Spiel und Ergötzliclikeit bestimmt ge-
wesen seyn.
Eines zu Reinhardsbrunn befindlichen Thierportraits
habe ich schon oben bei Gelegenheit eines andern aus dem
Jahre 1591. gedacht.
Im J. 1605. wurde der am 1. März 1596. zu Altenburg ge-
borene Friedrich H. zu S. (auf Leinew.) gemalt. Derselbe
war Herzogs Johann dritter Sohn. Er ist im Brustbild, von
vorne und mit beiden Händen vorgestellt. Das Gemälde ist
nicht aufgehängt, sondern im Schlosse unter das Dach des
rechten Flügels verworfen.
Auf Elisabeth, Tochter Friedrichs II. Königs von Dä-
nemark und Gemahlin des Herzogs Heinrich Julius von
Braunschweig und Lüneburg, wurde eine ovale goldene Me-
daille 8) geprägt. Die Hinterseite hat die Inschrift : Es ste-
het alles in Gottes Henden. 1605.
Das mit einem Hute bedeckte Bildnifs einer ovalen sil-
bernen Medaille wird durch folgende Umschrift erklärt: JO-
IIANS V. G. G. E. Z. N. (Erbe zu Norwegen) H. Z. S.
8) 2| Duc. schwer. Abgeb. in Seeländers nicht lierausgcg.
Kupferst. tab. 27. n. 6. Rclitm. tab. X. n. 8. Vollst. Braunscliw.
Lün. Münz- u. Med. Cab. Heimst. 1747. 4. p. 73. n. 173.
— 269 —
IIOLS. (Herzog zu Schleswig Holstein) 1605. Auf der hin-
teren Seite ist das weibliche Bildnifs von folgender Schrift
umgeben: V. G. G. A. H. G. F. Z. A. H. Z. S. H. 1605. »)
Im Zeughause der Wartburg wird die schöne Rüstung
des Herzogs Johann von Weimar und die seines Pferdes ge-
zeigt I0).
Auf einem Gemälde des Rittersaales der Wartburg ist
das Bildnifs desselben Herzogs Johann mit dem seiner Ge-
mahlin vereinigt.
Auch in der Sammlung der Miniaturgemälde zu Gotha
findet man ein Bildnifs des schwarzgekleideten Herzogs Jo-
hann von Weimar (gest. d. 31. Octbr. 1605.) und ein ande-
res seiner Gemahlin Dorothea Maria.
Interessant sind ferner die in der Sammlung der Minia-
turgemälde vorhandenen Bildnisse der zahlreichen Kinder JI)
jenes fürstlichen Ehepaares:
9) 1§ Lotli schwer. Bei Heraeus Taf. 23. n. 39. S. 30. ist nur
die Yorders. mit dem Bildn. des II. v. Holst. Sunderb. abgebildet. —
Am 27. Dec. 1605. starb Michael Julius, der in der Augustinerkirche
zu Gotha eine Grabschrift erhielt. Bachov. p. 150. Vermuthlich ist
sie der sehr abgetretene Stein, welchen man in der Mitte der Kir-
che nahe bei der gleichfalls sehr abgetretenen Grabschrift des
Christoph von Her bemerkt.
10) Daselbst findet man noch ältere Rüstungen, z. B. die (an-
geblichen?) Harnische Ludwigs des Eisernen, Ludwigs des Sprin-
gers, den blauen Harnisch Heinrichs des Erlauchten, die Harni-
sche Kunz’s von Kaufungen, der Prinzen Ernst und Albert und des
Grafen von Barby , welcher der Page der geraubten Prinzen war.
Für die Rüstung Julius II. wird diejenige ausgegeben, wo am Halse
der Rüstung des Pferdes der Sündenfall dargestellt ist. Aeclit ist
die Rüstung Heinrich II. von Frankreich, der in einem Turniere
tödtlich verwundet wurde. Uebrigens enthält der erste Saal der
Rüstkammer 18 vollständige Rüstungen (vergl. Der Thür. Wald.
Erfurt 1830. 8. S. 127.), die alle bestimmten geschichtlichen Perso-
nen , doch meistens ohne Grund zugeschrieben werden.
11) Wolfg. Heid er i Parentaliorum Johannis Ducis Sax. oratio
III. Jenac. 1615. 4. fol. Z. — Die Reihenfolge der zwölf Kinder ist
durch die Lolimeierschen Tabellen und durch Juncker’s Sachs. Ge-
schichtkalender verwirrt worden, weil darin die Gencalogieen nicht
vollständig mitgetheilt sind. Diesen unverzeihlichen Fehler hat
— 270 —
1) Johann Ernst der Jüngere, geb. zu Altenburg d. 21.
Febr. 1591. Ein älteres Bildnil's desselben habe ieh oben
beim J. 1591. erwähnt.
2) Johann Wilhelm, geh. zu Altenburg d. 6. Apr. 1595.
und gestorben bald nach der Taufe.
3) Friedrich, geb. zu Altenburg d. 1. März 1596. Noch
ein anderes Bildnils desselben ist auf Pergament gemalt.
I) Johannes, geb. zu Altenburg d. 31. März 1597., gest.
zu Weimar 1601. Noch ein anderes Bilduifs desselben ist
auf Pergament gemalt.
5) Wilhelm, geb. zu Altenburg d. 11. Apr. 1598. (Zwil-
lingsbruder des todtgebornen Prinzen, 6. N. N.) Auf Perga-
ment gemalt.
7) Albrecht, geb. zu Altenburg d. 21. Jul. 1599. a) in
goldenem Itähmchen, b) auf Pergament, c) auf Pcrg., d) auf
Kupfer.
8) Johann Friedrich, geb. d. 19. Sept. 1600. Es sind
zwei oder gar drei Miniaturgemälde auf Pergament vorhan-
den. Die Bildnisse dieses unglücklichen Herzogs sind selten.
9) Ernst (der Fromme), geb. zu Altenburg d. 25. Dec.
1601. Zwei Gemälde auf Pergament.
10) Friedrich Wilhelm, geb. zu Weimar d. 7. Febr.
1603. Aul Pergament.
II) Bernhard (der Grofse), geb. zu Weimar d. 6. Aug.
1601. Auf Pergament.
12) Johanna. Diese am 14. Apr. 1606., also nach des
Vaters Tod geborene Princessin starb drei Jahre nach ihrer
Geburt wieder. 12) Es sind zwei Miniaturgemälde vorhanden.
Bildnisse einiger der hier aufgeführten Prinzen fanden
wir bereits in dem beim Jahre 1601. beschriebenen Büchlein
des Handschriftenzimmers der Bibliothek. Nochmals werden
wir Herzog Johann, seine Gemahlin und zahlreiche Nach-
kommenschaft auf dem Reinhardsbrunner Altargemälde aus
dem Jahre 1615. antreffen. • — •
schon Tentzel gerügt in Begräbnifs -Müntzcn der Chur- u. F. z.
Sachsen. Jena. 1699. fol. S. 13. u. 14.
12) Müll. S. 238. ii. 246. Leichenpredigten, z. B. Abrah. Langen,
Christi. Leich vnd Trostpred. Jehna. 1609. 4. (Theol. 4. p. 942.)
— 271 —
Zwei Miniaturgemälde wurden im J. 1606. verfertigt.
Das eine stellt den 15jährigen H. Friedrich Ulrich, das an-
dere den 1jährigen Herzog Christian dar.
In den Jahren 1603 — 1601. sind die Gemälde des von
dem Mecklenburger Georg von Hobe geführten Stammbu-
ches verfertigt (in kl. 8V0. — Im Jacobsischen Cataloge der
Handschriften: B. Chartac. 1030.). Zuerst stehen die sieben
Wappen seiner Ahnen väterlicher Seite, der von Hoben,
von Prene, von Oldenburgk, von Lützo..n, hierauf die sei-
ner Ahnen mütterlicher Seite, der von der Lühe, von Beh-
ren, von Bassewitz, von der Osten. Unter den übrigen ein-
gemalten 211 Wappen findet man auch die einiger fürstli-
chen Personen, welche in von Hobe’s Stammbuch sich ein-
geschrieben haben, z. B. 1604. Augustus Dux Saxoniae, 5.
Mai. 1605. Lipsiae: Johannes Albertus Dux Megalopolita-
nus, überdiefs Henricus Volradus Comes in Stolberg et
Honstein, 1601. Wilhelmus Dux Curlandiae. Das Stamm-
buch enthält noch 35 andere Gemälde, in denen fast immer
Vergoldung angewendet ist. Am leidlichsten sind das mu-
sicirende Frauenzimmer und die ihm accompagnirenden Her-
ren, so wie die Darstellung des Zeus und der Antiope. In
den übrigen ist der Verfall der Kunst nur allzu sichtbar
und es erscheinen bereits die frostigen Späfse vom Fuchse
und dessen Schwänze, woran die adeligen Herren der da-
maligen Zeit sich unendlich amüsirt zu haben scheinen.
Von Heraus wurde eine ovale goldene Medaille Augusts,
Fürsten von Anhalt -Plötzgau, mitgetheilt I3). Sie hat die
Jahrz. 1601., und das Monogramm M. C. F.
Eine ovale silb. Med. I4) hat vorne das rechtsgewende-
te Brustbild Christian I. von Anhalt Bernburg, hinten das
links gewendete seiner Gemahlin Anna (nata Comi. Bentb.)
13) 7 Duc. schwer. Heraeus Taf. 37. Nr. 28. p. 47. Auf dem
Exemplare, welches im J. Chr. Beckmann Hist, des Fürstenth. An-
halt. 1. Rand. Zerbst. 1710. Fol. tab. I. n. 12. S. 566. abgebildet
wurde, stand unter dem Armabschnitte statt der Buchstaben M. C.
F. die Jahrz. 1618. Wahrscheinlich wurde in diesem Jahre die
1607. erschienene Med. von neuem geprägt.
14) i Lotli schwer. Heraeus Taf. 37. n. 14. S. 46.
— 272 —
Das im J. 1608. verfertigte goldene Schaustück der Ma-
ria Aebtissin zu Quedlinburg hat Tentzel unter den Sächsi-
schen Medaillen herausgegeben I5). Maria, geb. zu Wei-
mar d. 7. Nov. 1571., war die Schwester Friedrich Wilhelms,
Herzogs und Administrators der Chur Sachsen. Das ihr an-
gehörige Buch habe ich früher beschrieben.
Oval ist die goldene I6) Medaille des Herzogs Johann
Adolph von Holstein - Gottorp. Auf der hinteren Seite liest
man: Vivit post funera virtus. 1608.
Aus dem Jahre 1609. sind drei Glasgemälde vorhanden,
z. B. das Wappen Cunradt’s Frey. Ein anderes Wappen ent-
hält einen geharnischten Mann, den man auch auf dem Hel-
me erblickt, und hat die Umschrift: „Felix Manich. Gottes
Segen bringt alles zu Wegen.“
Eine silberne Med. I7) zeigt vorne den zur Linken rei-
tenden Heinrich Julius , Herzog von Braunschweig und Lü-
neburg (geb. d. 15. Octob. 1561.). Die Umschrift lautet :
Ilenricus Julius Dei Gra. Postulat. Episcopus Halberstad,
Dux Bruns, et Lune. Auf der hintern Seite liest man: Ho-
nestum pro patria 1609. Dieses Stück hat den grofsen Um-
fang der früher beschriebenen Juliuslöser. Madai nennt es
einen Heinrich - J ulius - Löser.
Die ovale goldene I8) Medaille Johann Friedrichs, Her-
15) Tentz. Lin. Ern. tab. 26. p. 353. — „Numus liicce oblongus
limbo, arte encaustica picto, ac praeterea triplici catenula et annu-
lo instructus est.“ Fr. E. Kettner, Kirchen - u. Reformations - Histo-
rie des Stiffts Quedlinburg. Quedl. 1710. 4. tab. ad p. 285. n. 1.
S. 285. Schlegel, Müntz - Bibel S. 311. Supplcm. S. 116. Das Ge-
wicht betr. 8J Duc. — 16) 7f- Duc. schwer.
17) 8J Loth schwer mit eingeschlagener Zahl 5. Madai, Vollst.
Thaler-Cab. 1. Th. Königsb. 1765. S. 353. n. 1119. Die ganz
ähnlichen Stücke, deren Abbildungen in Augustiss. gentis Brunsv.
L. monetae in aes inc. a Nie. Seelaender. 1754. tab. 19. n. 3. Cata-
logue des monn. en arg. ä Vienne. 1769. p. 228. n. 2. stehen , sind
10 Tlialerstiicke , wie aus der eingeschlagenen 10 erhellt.
18) 6|§ Ducaten schwer. Heraeus Taf. 49. fig. 16. p. 74. Chr.
Fr. Sattlers Gesch. d. Herzogth. Würtenberg unter d. Reg. der Her-
zogen. 6. Th. Ulm. 1773. 4. Tab. II. Nr. 16. und die hintere Seite
Nr. 24.
273 —
zogs von Würteinberg Stuttgardischer Linie, mit der Jahrz.
1609. haben Heraus und Sattler herausgegeben.
Eine ovale , goldene Medaille Johann Georgs , Margra-
fen von Brandenburg und Herzogs zu Jägerndorf, mit der
Jahrz. 1609. hat eine Einfassung und drei Kettchen, um an-
gehängt werden zu können 19). Uebrigens ist sie derjeni-
gen höchst ähnlich, welche in Dewerdeck’s Werke die Jahrz.
1601. hat 20).
Ein Künstler, dessen Monogramm in die Buchstaben
PoB zerfällt, malte im J. 1610. auf Holz eine Schüssel
mit Trauben, ein Trinkgefäfs und zwei auf einer Platte lie-
gende Aepfel. In einer Fensterbrüstung sitzen zwei Sper-
linge, die nebst den Trauben das Leidlichste im Gemälde
sind. (X. nr. 52.)
Im Jahre 1610. wurde ein Kniestück des Rittersaales der
Wartburg gemalt. Dem Herzog Johann Casimir von Coburg
ist der Kopf seines Jagdhundes beigefügt.
In dem mit Chinesischen Tapeten gezierten Zimmer des
Schlosses Tenneberg bei Waltershausen findet man zwei Ge-
mälde auf Leinwand. Das eine hat oben rechts die Auf-
schrift: D. G. Johannes Casimirus Dux Saxoniae. 1610. Der
Herzog ist in halber Figur und in grüner Jagdkleidung ge-
malt. Das andere Gemälde hat oben links die Aufschrift:
Margaretha Herzogin zu Sachsen, geborene Herzogin zu
Braunschweig u. Lüneburg. 1610. Johann Casimirs zweite
Gemahlin erscheint in schwarzer, weifs besetzter Kleidung.
Da Johann Casimir, wie die Reinhardsbrunner Gemälde v.
J. 1591. und 1601. und die Tenneberger aus den Jahren
1613 — 1630. beurkunden, sich oft genug der Jagd halber
in diesen Gegenden aufhielt, dürften die zwei guten Bild-
nisse durch ihn selbst hierher gelangt seyn. Man mufs be-
dauern, dafs sie gelitten haben, obwohl bei weitem nicht so
sehr, als die grofse Zahl der übrigen, welche Friedrich I.
und Friedrich II. zur Ausschmückung des Tenneberges be-
stimmten.
19) 9 Ducaten schwer.
20) Gottfr. Dewerdeck Silesia numismatica. Jauer. 1711. 4. Taf.
27. Nr. 95. S. 572.
18
Im Vorzimmer des Naturaliencab. zu Gotha ist ein Glas-
gemälde mit der Inschr. 1610. Anna Dornin geh. u. s. f.
Zwei andere Glasgemälde aus dem Jahre 1610. enthal-
ten Wappen. In dem einen ist ein emporgerichteter Wind-
hund , in dem andern ein laufendes vierfüfsiges Thier.
Ein Ganzes bilden drei andere Glasgemälde , die viel-
leicht von Maurer verfertigt seyn dürften. Links: Hans
Leitzfru anno 1610. Der Evangelist Johannes. - — In der
Mitte: Hans Göpmer. 1610. Die Taufe Christi. — Rechts:
Frantz Hain. Eine malende Heilige.
Der wenig bekannte Rauschner hat im J. 1610. allerlei
Wachsreliefs verfertigt, welche Menschen in verschiedenen
Krankheitszuständen darstellen. Sie sind im Vorzimmer des
Naturaliencabinets.
Eine silb. Med. 2I) der Stadt Bisanz enthält auf der
einen Seite das Bildnifs des Kaisers Rudolph II.
Eine ovale goldene Medaille 22), welche vorne das
rechtsgewendete Bildnifs des Churfürsten Johann Georg I.
von Sachsen, hinten das links gewendete seiner Gemahlin
Magdalena Sibylla hat, dürfte in das Jahr 1611. zu setzen
seyn. Magdalena Sibylla war des Margrafen Albrecht Fried-
richs zu Brandenburg Preufsischer Linie Tochter.
Dieser Zeit gehören folgende Glasgemälde an: Lorentz
Pogner. 1611. — Adam Pröil. 1612. (Wappen). — Bern-
hardt von Stain, 1612. (Zwei Scheiben). — Heinrich von
Stain. 1612. (Wappen). — Christus am Kreuze. 1612.
Das den Ritter Georg darstellende Glasgemälde ist ein
gelungenes Werk.
iNach dem Tode Kaisers Rudolph II. begaben sich Jo-
hann Georg von Sachsen und mit ihm Johann Ernst der
Jüngere, Herzog zu Sachsen -Weimar , nach Frankfurt am
Mayn, um der neuen Kaiserwahl beizuwohnen. Am 4. Jun.
1612. ritten Johann Casimir H. von Sachsen - Coburg , am 6.
21) 2^ Loth schwer. — Tessera Bisuntina coronata cinctaque se-
ptem senatorum scutulis. — Aehnlich, aber v. J. 1584. in Monn, eil
arg. ä Vienne 1769. fol. p. 513. n. 2.
22) 5f§ Duc. schwer. Tentz. Lin. Alb. tab. 32. n. 11. p. 39G.
— 275 —
Jun. Johann Georg daselbst ein 23). Beim Krönungsaufzuge
ritten dieselben Herzoge 24), wie sie auch auf dem Kaiser-
lichen Saale die Mahlzeit einnahmen 25). Ueber das Mitte-
wochs Nachmittags gehaltene stattliche Ringelrennen berich-
tet Khevennhiller 26) : „Das Dritte oder maiste Treffen ha-
ben gethan Johann Ernst Hertzog zu Sachsen - Weimar, vnd
darmit gewonnen ein Trinckgeschirr , so zugleich auch ein
Vhrwerck gewesen , mit einer Diana.“ In einer Handschrift
der ehemals Buderischen Bibliothek zu Jena liest man :
„Nachdem im J. 1612. zu Frankfurt am Mayn König Mat-
thias zu Ungarn und Boheimb zum R. Kaiser erwehlt wor-
den — • sind Sr. Fürstlichen Durclil. H. Johann Ernst zu
Sachsen auch dahin verreifst, wie denn S. F. Durchl. auch
bei den damaligen gehaltenen Kaiserlichen Ringelrennen und
darauf erfolgten Danze mit beigewohnet haben.“ 27 ) Das
Ereignifs wurde auch durch Schriften verherrlicht 28).
23) Fr. Clir. Klicvenhillers Annal. Ferdinand. 7. u. 8. Th. Leipz.
1723. Fol. S. 457.
24) Khcv. S. 461. — 25) Khev. S. 470.
26) Khcv. S. 477. Derselbe berichtet: „Auf welches Fest vnd
Ringel- Rennen auf den Abend Ihr. Majestät denen Churfürstlichen,
Gräflichen, Herren- vnd Adels- Standes -Persohnen auff dem Römer
einen Ehren -Tantz gehalten; vnd als Ihr. Kayserl. Majestät sambt
Dero Chur- vnd Fürstlichen Persohnen ein Weil getanzt, haben die
Richter angefangen die Danck auszutheilen, vnd hat — den fünfften
Danck Johann Ernst Hertzog zu Sachsen - Weimar, mit einem
Churfl. Fräwlein von Heidelberg gehabt. u
27) Von Hcllfeld, Leben Johann Ernsts des Jüngern. Jena.
1784. S. 43.
28) Theod. Sitzmanni virtus triumphans ad Jo. Ernestum, du-
cem Saxon. — et ejusd. decus programmatum de ludo equestri Fran-
cofurt. 1612. Lips. 1612. 4. zwei Bogen. — M. Thom. Sagittarii
Carmen heroicum de victoria et prima corona Jo. Ernesti in ludis
equestribus Francofurtens. Jenae. 1612. 4. Drei Bogen. Diese Schrif-
ten sind mir nicht zu Gesicht gekommen. Wohl aber besitzt die
Bibliothek das grofse lateinische Gedicht: Ulysses Saxonicus, seu
Iter quod Johannes Ernestus Dux Saxoniae etc. anno 1613. instituit,
descriptum a Thoma Sagittario. Breslae 1621. 4. in sieben Büchern
(303 Seiten) , worin die von dem 19jährigen Johann Ernst am 27.
März 1613. angetretene Reise besungen wird.
18 *
— 2?6 —
Im Vorzimmer des Naturaliencabinets zu Gotha findet man
die zwei silbernen und vergoldeten Hirsche (Nr. 116. und
Nr. 140.), welche Johann Ernst in dem erwähnten Ringei-
reimen auf dem Wahltage zu Frankfurt gewann. Jeder die-
ser Hirsche, deren Köpfe sich abnehmen lassen, steht auf
einem vergoldeten Postamente, in welchem ein Laufwerk
ist. Unter jedem Hirsche ist ein Hund und auf jedem Hir-
sche sitzt eine Artemis von gegossenem Silber mit vergolde-
tem Haare, Kopfputze und Gewand. Das Räderwerk des
einen Postamentes soll noch in gutem Stande seyn.
Wie Johann Ernst der Jüngere zu Sachsen- Weimar
und Johann Casimir bei der Wahl des Kaisers Matthias zu-
gegen waren, so erfreuten sich derselbe Coburgisclie Herzog
und sein Bruder Johann Ernst von Eisenach am 20. Dec.
1612. einer Begünstigung vom Kaiserlichen Hofe 29). Mög-
lich ist, dafs durch die eine oder die andere Veranlassung
das Mundglas des Kaisers Matthias 30) an die Sächsischen
Höfe gelangte. Dasselbe wurde im J. 1612. verfertigt, wie
aus der Inschrift erhellt, welche an der innern Seite des
durchbrochenen , aus Goldfäden bestehenden Deckels mit
Schmelz werk angebracht ist. Es wird im Vorzimmer des
Naturaliencabinets aufbewahrt.
Ein Unbekannter malte den König Friedrich von Däne-
mark (Nr. 31.), den König Heinrich IV. von Frankreich, der 1610.
starb (Nr. 32.) , den K. Matthias (Nr. 30.) , ferner die Bild-
nisse eines Unbekannten (Nr. 34.), eines Fürsten mit ange-
hängtem Orden (Nr. 35.) und einer fürstlichen Frau Na-
mens Sophia (Nr. 36.). Letztere, schon ziemlich betagt, ist
am Halse mit Spitzen, auf dem Kopfe mit halbkreisförmig
an einander gereiheten Perlen geschmückt. Diese sechs Ge-
mälde der Gallerie haben gleiche Gröfse.
Ungefähr in dieser Zeit wird auch die goldene, 6| Duc.
schwere Medaille des Herzogs von Mecklenburg - Schw erin,
Adolph Friedrich geprägt seyn. Die Fortuna findet sich
auch auf den ähnlichen Medaillen, welche Heraus sah.
29) Müllers Säclis. Annalen S. 264.
3«) Keyfsler S. 1135.
— 277 —
Nicht später als im J. 1613. kann die goldene zum An-
hängen eingerichtete Medaille 3I) verfertigt seyn, auf deren
Vorderseite der Herzog Heinrich Julius von Braunschweig
und Lüneburg bis zu den Knieen abgebildet ist. Die In-
schrift der hintern Seite lautet: Concordiae aeviternae.
Die ovale silberne Sterbemedaille 32) dieses Fürsten
zeigt auf der Vorders. sein zierlich gearbeitetes und rechts
gewendetes Bildnifs. Die Inschr. der hinteren Seite giebt
an, dafs Heinrich Julius im J. 1561. geboren wurde und am
20. Jul. 1613. zu Prag starb.
Ein Niirnbergischer silberner Medaillon von Goldschmidts-
arbeit aus dem J. 1613. bezieht sich „auf die Bastei bei dem
Woehr der Thürlein“ 33).
In dieses Jahr ist auch die unvergleichlich nette Me-
daille 34) zu setzen, welche vorne das Bildnifs Friedrich V.
Churf. von der Pfalz, hinten das seiner Gemahlin Elisabeth
hat. Die ovale silberne Med. ist schlecht vergoldet und hat
keine Jahrzahl.
Eine der ovalen goldenen Medaillen 35) des Herzogs
Johann Casimir von Coburg wird in Tentzels Werke nicht
31) 6| Duc. schwer. Gentis Brunsv. Luneb. monetae ine. a See-
länder fol. tab. 26. n. 1. Rehtin. tab. IX. nr. 3. Yollst. Braunschw.
Lün. Münz -Cab. p. 65. nr. 139.
32) lf Loth schwer. Rehtmeier T. II. tab. 13. n. 7. p. 1189.
Sceländer tab. 26. n. 5.
33) Iin Hof, Samml. c. Nürnberg. Münz -Cab. Th. 1, Abth. 2,
n. 24. S. 62 — 64.
34) Locliner 1740. S. 17. Exter Tb. 1. Z weybrücken. 1759. 4.
S. 82. n. 82. van Loon Hist. met. T. II. p. 89. nr. 1. Als Verferti-
ger hat sich IDR genannt. — Eine andere Med. des Böhm. Königs
wird beim J. 1627. mitgetheilt werden. Unter den Werken des
Nürnberger Steinschneiders Georg Höfler (f nach 1630.) wird in-
sonderheit das in einen Rubin geschnittene Bildnifs des Böhmischen
Königs Friedrich gerühmt. Doppelmayr S. 220. Biisching Entw. e.
Gesch. d. z. K. Hamb. 1781. S. 320.
35) lf Duc. schwer. D. G. IOIIAN. CASIM1RVS. Caput ejus
nudum, a fronte, paullulum dextrorsum spectans, ad pectus, cum
tutulato collari et cataphracta; cum cffigicm , tum epigraplien cingit
corona laurea.
— 278 —
an ge troffen. Sie wird auf beiden Seiten von einem Lorbeer-
kranze umgeben. Oben ist ein Ring und unten ein Henkel,
weil die angellängte Medaille noch etwas trug.
Eine andere ovale und goldene Medaille 36) Johann
Casimirs hat die Jahrz. 1613. und wird in Tentzels Werke
vergebens gesucht.
Von einem Unbekannten wurde im J. 1613. das Bilduifs
Johann Philipps, Herzogs von S. Weimar, der, am 25. Ja-
nuar 1597. geboren, 1639. in einem Alter von 42 Jahren
starb 37), auf Kupfer gemalt (Nr. 167.) Die unbekleideten
Theile des Jünglings misfallen wegen des grünlich bläulichen
Tones.
Die ovale goldene Med. des Pfalzgrafen Wolfgang Wil-
helm vom J. 1614. hat bereits Exter nach dem vielleicht ein-
zigen Exemplare 38) des Gothaischen Cabinets beschrieben.
Demselben Jahre gehört eine ovale goldene Medaille 39)
August’s, Herzogs zu Sachsen -Lauenburg, an.
DVX. SAX. IUL CLI. ET. MONT. LAN. THV. M. MIS. C. M.
Scutum quadrifidnm, in quo leo Thuringicus, carbuneulus Ciiviensis,
leo Juliacensis et Montanus, medio incumbente parmula, Saxonicis
taeniis, superinducto serto rutaceo , decora. Et scutum et inscriptio-
uein circumdat corona laureu.
36) 21 Duc. schwer. D. G. IOHANNES CASIMIRVS DVX. SAX.
IVL: CLI: MONT. Caput Johannis Casimiri nudum, paullulum
dextrorsum spectans , ad pectus usque , cum tutulato collari , cata-
phracta et huic superinjecto pallio. LAND: THVR: M: MISN: COM!.
M: ET: RAVENSB. D. RAVENST: Scutum laciniis ornatum,
in quo eaedem tesserae, quae in praecedente; infra ad latus
indicatur annus 1613. Auch im Vorzimmer des Naturaliencabi-
nets findet man ein ovales goldenes Schaustück, welches (wie das-
jenige, welches Tentzel tab, 20. n. 1. p. 285. aus dem Königl. Preufs.
Cab. zu Berlin herausgegeben hat) von einer durchbrochenen golde-
nen und an einigen Stellen weifsen, grünen u. blauen Einfassung
umgeben ist. Uebrigens ist es dem eben beschriebenen sehr ähnlich.
37) Heinrich II. 646 — 650.
38) 31| Duc. schwer. Exter, Versuch c. S. v. Pfältz. M. 1.
Th. Zweybriicken. 1168. 4. S. 205. n. 195.
39) ff Duc. schwer. A: H: Z: S: E: V: W: Caput Augusti nu-
dum et sinistrorsum spectans, ad pectus usque, cum collari tutulato,
cataphracta et huic superinjecto pallio. — Scutum corona ducali
In der Kirche zu Döllstedt wurde das Knoblochische
Epitaphium errichtet 40).
Einige biblische Glasgemälde im Vorzimmer des Natu-
raliencabinets scheinen nach dem Tode Christoph Maurers
(1614.) verfertigt zu seyn. Sie sind um vieles geringer als
die ausgezeichneten Werke jenes Künstlers. Man sieht die
Geburt Christi , die Anbetung der Hirten , die der Könige,
die Beschneidung und Taufe Christi. Ein anderes Glasge-
niähle betrifft den Ausspruch Christi: Kommt her zu mir
alle, die ihr mühseelig und beladen seyd. Hierauf zeigen
sich das Abendmahl, der im Oelgarten betende, von Judas
geküfste, und vor Pilatus geführte Heiland. Auch die Geifse-
lung, Aufsetzung der Dornenkrone und Kreuztragung wird
man antreffen. Zweimal ist der gekreuzigte Christus vor-
handen. Die übrigen Glasgemälde betreffen die Abnahme
vom Kreuze, den dem W'eibe erscheinenden Christus und die
Auferstehung. Letztere ist zweimal vorhanden; doch ist das
eine Glasgemälde weit vorzüglicher als das andere.
Mehrere Glasgemäide sind zu einem Ganzen vereinigt,
dergestalt , dafs unter dem gekreuzigten Christus die Mutter
mit dem Schwerte in der Brust und links von dieser mittle-
ren Hauptdarstellung die Beschneidung, rechts die Kreuz-
tragung, nochmals der gekreuzigte Heiland und die Grable-
gung gesehen werden.
Auf vier anderen Glasscheiben sind ein Heiliger, die
heil. Christina, die heil. Clara und noch eine Heilige ge-
malt.
Von II. R. ist die silb. Med. 4I) Friedrich Ulrichs II.
tcctum et taeniis Saxonicis, guperinducto serto rutaceo insignc. Su-
pra ad latus 1614.
40) Ilans v. Kiiobloch (-{- 7. Mai 1614.) und seine Frau Anim
Knoblochin, geb. von Natza (f 16. Aug. 1613.), sind lebensgrofs in
Stein gehauen. Neben jenem zeigen sich das Knoblochische, Ru-
dolphisclie, Janusische und Hubitzische Wappen, neben dieser das
Natzische, Aspachische, Endische und Willerlebische Wappen (Samm-
lung versch. Nachr. zu e. Besclir. des Kirchen- und Schulcnstaats
im H. Gotha. 2. Th. 3. St. G. 1758. 4. S. 23.)
41) 12^ Loth schwer. Numoph. Molano- Boeliru. Collis. 1744.
— 280
von Braunschweig verfertigt. Auf der Hinters, ist eine Ei-
che mit der Umschr. Flecteris an frangeris. 1615.
Unter den Miniaturgemälden ist ein ovales Kupfertäfel-
chen, auf dessen Vorderseite Johann Casimir (1615.) und
auf der Hinters. Margaretha, H. z. S. geh. Herz, zu Braun-
scliw. u. Liineb. , gemalt sind.
Aus dem Jahre 1615. ist das Altargemälde der Schlofskir-
che zu Reinhardsbrunn. — Johann II., Herzog von S. Wei-
mar und Stammvater aller jetzt lebenden Herzoge der Ernestini-
schen Linie von Sachsen, hatte sich im J. 1593. mit Dorothea Ma-
ria, Tochter des Fürsten Joachim Ernst von Anhalt , vermählt
und mit ihr eilf Söhne erzeugt. Als Johann am 31. Octob. 1605.
35 Jahre 5 Monate und 11 Tage alt 42) zu Weimar starb, hinter-
liefs er acht lebende Prinzen und seine Gemahlin schwanger.
Dieselbe kam einige Monate nachher mit einer Prinzessin nieder,
die aber drei Jahre nach ihrer Geburt wieder starb. 43) In der
Stadtkirche zu Weimar ist Johanns Epitaphium aufgestellt.
Es besteht aus schwarzem und weifsem in Thüringen ge-
brochenen Marmor. Johann , seine Gemahlin und zwölf
Kinder sind daran in Lebensgröfse, nebst einigen biblischen
Geschichten abgebildet. 44) Johann und nach dessen Tode
P. IV. p. 217. n. 23. Sceländer tab. 32. n. 1. Rehtro. tab. XIV. n.
2. Köhl. M. Bel. Th. 2. S. 190. ohne Abb. Vollst. Br. Lim. Miinz.
u. M. Cab. S. 93. — Ueber Heinrich Reitz s. (J. L. Ammon) Kurz-
gef. Nachr. v. Künstlern. Niirnb. 1781. 4. S. 42. n. 85.
42) Von Hellfeld Leben Johann Ernst des Jüngern. Jena. 1784.
S. 11,
43) Müll. Sachs. Ann. S. 209. „Dergleichen wird man wohl in
keiner Chronicka lesen , dafs innerhalb 200 und mehreren Jahren in
dem Hause Sachsen , ja in ganz Tentscliland , von einer fürstlichen
Person eilf fiirstl. Prinzen , als wie hier geschehen , nach einander
gebohren worden.“
44) Am Ende der Inschrift liest man: e ditionis liujus marmore
Thuringico. H. M. P. C. anno M. D. C. XVII. vergl. Gr. A. Wetten
Hist. Nachr. von Weimar. W. 1737. S. 281. f., der folgendes anmerkt:
„Die Fiirstl. Cammer zu Weimar hat 1 Acker Feld einem Unter-
thanen in dem DorfFe Krölpa in dem Amte Salfeld damahls denen
von Brandenstein gehörig zu Brechung des zur selbigen Zeit daselbst
vorhanden gewesenen Alabaster -Steines, welcher zu Verfertigung
— 281 —
Dorothea Maria erbaueten die Schlofskirche zu Reinliards-
brunn 45), an welchem Orte letztere sich im J. 1607. , als
und Aufrichtung Hertzog Johannsens zu Weimar Epitaphii, so in
der Stadt -Kirche allda zu sehen, gebraucht worden, erkaufft. Yid.
Mulleri Annales ad ann. 1615. d. 3. Febr. p. 304.“
45) Rud. G. d. Th. 2. S. 237. In der Inschrift des der Doro-
thea Maria in der Stadtkirche zu Weimar errichteten Epitaphium
liest man: Ad Reinliardi Fontem, Aedein, Aramque splendidissi-
mam in locum ruderum extrui curavit, grata erga Deum et reli-
giosa in majorum ibi sepultorum cineres arcem Regiomontanorum
aedicula vacare noluit. Wetten S. 283, Sehr gefeiert wird die Gott
zu Ehren und zum Gedächtnifs der alten Landgrafen in Thüringen
erbauete Kirche zu Reinhardsbrunn in den zu Ehren der Dorothea
Maria erschienenen Leichenpredigten , z. B. von Balthas. Gualthe-
rus, Job. Kromayer (Jclina. 1617. 4.), in den Leichenreden (Jenae.
1618. 4.), so wie inEpicedia et epitaphia dicata Manibus Dorotlieae Ma-
riae. Jenae. 4. (Theol. 4. p. 942.) In Samuel Göchliausens Gedicht,
welches diese Epicedia enthalten, liest man: Erga Deum pietas fuerit
reverentia quaeque, Reinliardi ad fontes res manifesta docet : Regii
et ad Montis castrum testatur, utrinque Sumptibus extruxit splen-
dida templa suis. Die letzten Worte betreffen die von Dorothea
Maria auf dem Schlosse zu Königsberg in Franken erbauete Kirche.
— Im Geheimen Archive auf dem Schlosse zu Gotha findet man
einen ziemlich alten, mit der Feder gezeichneten „Grundrifs
des Fürstlichen Hauses Reinhardsbrunn.“ — Eine Ansicht der
Kirche und der übrigen Gebäude zu Reinhardsbrunn giebt ein
auf dem Schlosse Tenneberg befindliches Gemälde (auf Lein-
wand), dessen Gegenstück eine Ansicht des noch nicht been-
digten Schlosses Friedrichswerth und der ihm gegenüber liegen-
den Gebäude enthält. Beide Gemälde sind unter Herzog Fried-
rich I. verfertigt. Mithin sind nicht die alten Klostergebäude, son-
dern die im Anfänge des 17. Jahrh. errichteten Gebäude vorgestellt,
die noch vor nicht vielen Jahren fast vollständig, jetzt aber nur
zum Theil vorhanden sind. Aufser der Kirche sieht man auf dem
Gemälde z. B. den in ihrer Nähe liegenden kleinen Thurm, die
noch vorhandene Mühle, die alle Gebäude umscliliefsende Mauer.
Im Vordergr. sind zwei Reiter und zwei Jäger. Eine Ansicht der
Kirche und der übrigen Gebäude zu Reinhardsbrunn steht in Rud.
G. d. Th. 2. tab. ad p. 232. und in Thuringia sacra. Francof. 1737.
fol. tab. ad p. 41. — Das jetzt in der Schlofskirclie aufgehängte,
sehr alte, aus Holz geschnitzte Bild des gekreuzigten Christus war
— 282 —
sonst in der St. Johanniskirche zu Altenberga , welches langst
nicht mehr vorhandene Gebäude man auf einer Federzeichnung
im Geheimen Archive antreffen wird, hierauf in der zwischen Al-
tenherga und Catterfeld 1712. errichteten Irnraanuelskirche. Nach
Reinhardsbrunn kam es wol erst hei Gelegenheit der Errichtung
des Candclabers bei Altenberga, d. 1. Sept. 1811. Dagegen
ist der Schlüssel zur Johanni skirche, über welchen eines der Thü-
ringer Lieder von P. H. Welcker (Goth. 1831. S. 79 — 83.) han-
delt, im Jahre 1834. in das Vorzimmer des Naturaliencabinets zu
Gotha gelangt. — Bei dieser Gelegenheit erlaube ich mir eine
Stelle aus C. Herzog’s Taschenbuch für Reisende durch den Thü-
ringer Wald. Magdeb. 1832. 12. S. 281. mitzutheilen : „Von den
alten Klostergebäuden zu Reinhardsbrunn sind nur noch die Ge-
wölbe übrig, auf denen das jetzige Schlofs und die Kirche ruhen.
Sie sind wohl eines Besuches wertli. In ihnen befindet sich ein
kleines, erst 1775. oder 1776. durch geometrische Ausmessung des
Gebäudes entdecktes Gewölbe. Da es sich zwischen dem Gewölbe,
auf welchem die Kirche, und dem, auf welchem das Schlofs er-
bauet ist, befindet, und nur einen Zugang von oben herab, durch
eine enge verfallene Schleuse hatte, so entging es lange der Ent-
deckung. Dieser geheimnifsvolle Ort war allem Anscheine nach ei-
ne Münzstätte der Mönche, wo sie falsches Geld schlugen; denn
noch sieht man Spuren von Schmelzöfen mit Sclilotlien , und es
wurden etwa 30 — 36 ungeprägte ovale Münzen von zehnlöthigem
Silber und der Gröfse eines § Rthlr. gefunden , die in das Münzka-
binet nach Gotha gekommen seyn sollen. Eine davon befindet sich
noch im Besitze des Kastellans.“ Ich kann nicht angeben, ob diese
Erzählung gegründet ist. Wenigstens wird im Münzcab. zu Gotha
kein einziges Stück dieser Art aufbewahrt. Ferner kann jenes un-
terirdische Gemach schwerlich eine ,, Münzstätte der Mönche“ gewe-
sen seyn , indem die jetzige Schlofskirclic und die angränzenden
Gebäude erst im sicbenzehnten Jahrhundert, also lange nach dem
Untergange des Klosters aufgeführt sind. Ist aber etwas Wahres
an der Erzählung, so finde ich es rathsamer , an die Kipper- und
Wipperzeit (von Hellfeld, Leben Johann Ernst des Jüngern. S. 141. f.
401. f. ) im Jahre 1621. zu denken, über welche llecrmann (Bei-
trag z. Ergänz, der Lebensgesch. Johann Ernst des Jüngeren. Weim.
1785.) gehandelt hat: „da die Weimarischen Lande im J. 1621. mit
dem schlechten Gelde noch mehr überschwemmt , und alle gute
Münze eingeschmolzen wurde , machte man auch daselbst Vorkeh-
rungen, aufser der Münzstatt zu Weimar, mehrere in geringen
— 283 —
die Pest zu Weimar wüthete 46), mit ihrem Hofstaate auf-
hielt. Die Kirchthüre ist mit zwei Dorischen Säulen verziert.
Ueber den Kapitalen derselben sitzen zwei gleichfalls aus
Sandstein verfertigte Figuren, von denen die eine einen
Palm zweig hält. Unmittelbar über dem Thore sind drei
Cherubimköpfe. Höher steht eine Inschrifttafel aus bläulich-
schwarzem Alabaster mit goldenen Buchstaben. Die In-
schrift selbst, in welcher man die Jahrzahl 1611. liest, ist
bereits in der Thuringia sacra 4?) mitgetheilt. Ueber der
Schrifttafel ist in einem Ovale aus Sandstein das Sächsische
Wappen angebracht. Auch die hölzerne Thüre enthält eini-
ge unerhebliche Arabesken. Die Kanzel der Schlofskirche
besteht aus buntem Alabaster mit Ausnahme einiger archi-
tektonischen Glieder und der Bildsäulen, welche aus weifsem
Alabaster verfertigt sind. Die Kanzel ruht auf einer gröfse-
ren Bildsäule des die Gesetztafel haltenden Moses. Rings
um die Kanzel stehen in kleinen Nischen die vier Evange-
listen durch die zwischen innen stehenden Ionischen Säulen
von einander getrennt. Eben so eingerichtet ist die Wand
der auf die Kanzel führenden Treppe. Hier sind drei Apo-
stelfigürchen angebracht. Endlich bilden zwei gröfsere Io-
nische Säulen die Thüre der Treppe. Die Bildhauerarbeit
Städten und sogar in Dörfern, als zu Ichtershausen, Berka, Rein-
hard s b r u n n , Königsberg , Crawinkel , Zellblas , Ringleben , Ro-
tenstein und Gebstädt aufzurichten.“ Ich weifs nicht, ob mit dem
unterirdischen Gemach das schlothförmige seltsame Mauerwerk in
Verbindung stand, welches man auf der alten in Kupfer gestochenen
Abbildung der Reinhardsbrunner Gebäude bemerkt (Thur, sacra.
tab. ad p. 41.). Auch auf dem Schlosse Gleichen ist ein sonderbares
schlotliförmiges Mauerwerk, welches Hellbach (S. 52.) vermuthungs-
weise für einen Schmelzofen hielt. Bisweilen dürften solche Gebäu-
de, die den Schlössern eben keine sonderliche Zierde gewährten, dem
Hange der Fürsten zur Alchemie ihre Errichtung verdanken. So
trieb auf dem Schlosse zu Weimar ein Italienischer Chemist, der
einen Goldmacher vorstellen wollte, sein Unwesen. Durch ihn ent-
stand am 2. Aug. 1618. die bekannte Feuersbrunst.
46) Müll. Sächs. Ann. S. 40. von Hellfeld S. 76.
47) P. 189. Samml. v. Nachr. z. e. B. d. Kirch. u. Schulcnst.
3. Th. 1. St. G. 1760. S, 18.
— 284 —
ist zwar nicht fehlerfrei, beurkundet aber doch einen ge-
schickten Künstler. Vermutlilich hat derselbe Meister, der
das oben erwähnte Epitaphium zu Weimar verfertigte, auch
diese Figuren gearbeitet. Von ihm rührt auch die Bild-
hauerarbeit her, welche das Reinhardsbrunner Altarblatt
umgiebt. Da die Fürstliche Wittwe aus dem Hause Anhalt-
Dessau gebürtig war, hat der Altar nicht die bei den Lu-
theranern übliche Form eines Parallelepipedum , sondern er
besteht aus einer aus vier Stücken bunten Alabasters zusam-
mengesetzten Platte, welche von vier starken und ganz frei-
stehenden alabasternen Fiifsen getragen wird. Er wurde, wie
aus der hinter ihm und unter dem Altargemälde, welches
hei Errichtung des Altares noch nicht ganz beendigt war,
befindlichen Inschrifttafel erhellt, im J. 1614 errichtet 48).
Um diese Zeit befanden sich die Grabsteine der Thü-
ringischen Landgrafen zu Gotha. Herzog Johann Friedrich
hatte sie aus dem Kloster Reinhardsbrunn auf den Grim-
menstein schaffen lassen, weil er hier ein fürstliches Erb-
begräbnifs errichten wollte. Zu diesem Zweck liefs er auch
die Ueberreste und den Grabstein Friedrichs mit der gebisse-
nen Wange und noch andere fürstliche Leichen aus Eisenach
herbeiholen49). Nach Zerstörung des Schlosses mufste Peter
Saalreuter, der damalige Schösser, auf fürstlichen Befehl 50),
zugleich mit den Ueberresten Friedrichs mit der gehissenen
Wange die Grabsteine (1568.) in dem Giefshause niederle-
gen 5I). Letztere wären beinahe imJ. 1603. auf Befehl Johann
Casimirs zur Ausbesserung von Kirchen und Schulgebäuden
angewendet worden 52). Dorothea Maria liefs im Sept, 1616. je-
ne Grabsteine, die ganz vergessen waren, durch Hortleder, Wil-
48) Quae aram hanc tibi memoriaeque ita demandantis feli-
cissimi conjugis sacram esse voluit, anno post redeintorem nahmt
M. DC, XIV. etc. — factae ex marmore atque jaspidc Tlmringica di-
tionibns divisis, in medio saltu Thuringico territorii Saxo- Vinariensis.
49) Andr. Toppii Hist, der Stadt Eisenach, her. v. Juncker. Ei-
sen. und Leipz. 1710. 8. S. 55. f. Koch S. 38.
50) Pfefferkorns Gesell, von der Landgrafscli. Thüringen. S. 508.
51) Müll. Sachs. Ann. Ami. 1613. Tentz. Suppl. rcl. p. 876.
52) Tentz. 1. 1. p. 873.
— 285 —
kc und Weitz aufsuchcn und mit Bewilligung Johann Casimirs
am 8. Sept. 1616. und später von Gotha nach Reinhardsbrunn
versetzen 53). Noch gegenwärtig findet mail acht Grabsteine
aus Sandstein an der Aufsenseite der Schlofskirche und rechts
von der oben erwähnten, jetzt freilich immer verschlossenen
Kirchthüre eingesetzt. Durch kleine Schieferdächer werden
sie gegen die verderblichen Einwirkungen der Witterung
wenigstens einigermafsen geschützt.
Das grofse Altargemälde selbst , auf welchem ganz un-
ten in der Mitte Christian Richter fecit 1615. zu le-
sen ist, besteht aus einer Zinntafel 54), die oben halbkreis-
förmig abgerundet ist. Rechts im Vordergründe liegt der
schlafende Jacob. lieber ihm zeigt sich entfernter die Him-
melsleiter, auf welcher Engel hinabsteigen 55). Viele mu-
53) Tentzelii Suppl. reliqua p. 876 — 879. Rud. G. d. Th. 2.
S. 237. f. Die Ueberreste Friedrichs mit der gebissenen Wange
wurden im J. 1702. wieder aufgefnnden (Tentz. I. 1. p. 877.)
und im J. 1805., wie oben S. 78. schon gesagt wurde, von neuem
nach Gotha gebracht. Ein Ueberrest des alten Klosters ist ein al-
tes Relief. In der Inseln*, steht die Jahrz. 1301. Vergl. Gelbke 2.
Th. 1. B. S. 571.
54) Damit sie nicht durch ihre Last reifse, sind an der hintern
Seite Breter befestigt.
55) 1. Mos. 28, 10. f. „Aber Jacob zog aus von Ber Saba,
und reisete gen Haran. Und kam an einen Ort, da blieb er über
Nacht , denn die Sonne war untergegangen. Und er nahm einen
Stein des Ortes, und legte ihn zu seinen Häupten, und legte sich
an demselbigen Ort schlafen. Und ihm träumte: und siehe, eine
Leiter stund auf Erden, die riihrete mit der Spitze an den Himmel;
und siehe, die Engel Gottes stiegen daran auf und nieder. Und der
Herr stand oben darauf, und sprach : Ich bin der Herr , Abrahams,
deines Vaters Gott , und Isaacs Gott ; das Land , darauf du liegest,
will ich dir und deinem Saamen geben. Und dein Saame soll
werden , wie der Staub auf Erden , und du sollst ausgebreitet wer-
den gegen Abend, Morgen, Mitternacht und Mittag. Und durch
dich und deinen Saamen sollen alle Geschlechter auf Erden geseg-
net werden. — Und Jacob furchte sich , und sprach : Wie heilig ist
diese Stätte! Hie ist nichts anders denn Gottes Haus, und hie ist
die Pforte des Himmels. — Und dieser Stein, den ich aufgerichtet
habe zu einem Mahl , soll ein Gotteshaus werden $ und alles , was
— 280 —
sicirende Engel sind in den Wolken. Ganz in der Ferne
zeigen sich eine Stadt und Berge. Links im Vordergründe
knieen neben dem Schlafenden sieben Prinzen mit gefalte-
ten Händen und zur Rechten gewendet auf rotlien Kifschen.
Noch ein achtes ganz kleines Kind steht vor ihnen. Hinter die-
ser Reihe ist eine zweite Reihe von fünf fürstlichen Perso-
nen , zuerst der verstorbene Herzog 5 6) , dann seine Gemah-
lin Dorothea Maria 57), hierauf drei Prinzen, unter denen
der letzte sehr klein ist 58). Alle diese Personen erschei-
nen in Lebensgröfse und in perlfarbenen Kleidern. Die
sämmtlichen zwölf Kinder Herzog Johann’s habe ich schon
oben beim Jahre 1606. nach Anleitung der im Museum zu
Gotha befindlichen Miniaturgemälde aufgeführt. Von diesen
zwölf Kindern waren, als das Gemälde verfertigt wurde,
noch acht Söhne, Johann Ernst der J. , Friedrich, Wilhelm,
Albrecht, Johann Friedrich, Ernst (der Fromme), Friedrich
Wilhelm und Bernhard, am Leben 69). Die Verstorbenen
tragen Kränze auf dem Haupte. Das Gemälde ist schon
darum interessant, weil es aufser den fürstlichen Eltern
und Johann Ernst dem Jüngeren, Herzog zu S. Weimar, auch
die berühmten Herzoge Ernst den Frommen und Bernhard
in früheren Lebensjahren vorführet, mit ihnen auch den
du mir giebst, des will ich dir den Zehnten geben.“ Ucbrigens
hatte Polycarp Leyser , Churfürstl. Oberhofprediger zu Dresden , in
der dem ältesten Sohne Herzog Johann’s, Johann Ernsten, zugeeig-
nete n Geschichte des Patriarchen Jacob den Herzog Johann diesem
Patriarchen verglichen, ja demselben noch vorgezogen. Der Pa-
triarch Jacob hatte zwölf Söhne, der Herzog Johann eilf Söhne und
eine Tochter.
56) inprimis autem pro matrimonio exoptatiss. quod per annos
prope tredecim possedit summa concordia cum conjuge beatissimo
Johanne Duce Saxoniae cujus hic expressa viva imago est.
57) Quae aram hanc etc., ea manu artificis similiter cffigiata
coram, ministra tua est, vidua Saxonica, princeps Anhaltina, nomi-
ne tibi noto Dorothea Maria.
58) proque numerosa et dulciss. sobole, cujus itidem icones hic
adpictae sunt. '
59) octo filiorum itaquc meorum tua gratia adliuc superstitum
et patre orborum, curam paternam suscipe.
— 287 —
1600. geborenen unglücklichen Johann Friedrich, dessen
Bildnisse höchst selten sind, wie auch seine dunkele Ge-
schichte erst neulich etwas aufgehellt worden ist 60). Das
Gemälde wurde bald nach der Ankunft des jetzt regierenden
Herzogs durch den Coburgischen Hofmaler Eckardt gerei-
nigt. Unter dem Gemälde ist eine schwarze Tafel , welche
zehn Zeilen von Friedrich Hortleder abgefafster Schrift 6I)
in vergoldeten Buchstaben enthält. Die Inschrift würde sich
leichter lesen lassen, wenn die Zeilen um die Hälfte kürzer
wären. Die kunstvolle Einfassung des Altargemäldes, hinter
welchem man Weggehen kann , ist aus weifsem Alabaster
verfertigt. Rechts ist die Religion dargestellt, links die Ec-
clesia, ein heiliges Gebäude haltend. Ueber diesen weibli-
chen Figuren sind Engelköpfe, und noch höher sowohl auf
der rechten als auf der linken Seite die Wappenschilde mit
ihren Helmen. Noch eine gröfsere Figur ist ganz oben
über der Mitte des hier halbkreisförmigen Altargemäldes.
Auch dieses reiche, höchst freie und durchbrochene Ganze
werden dieselben Hände ausgeführt haben, von denen die
Kanzel verzieret ist. Waren vielleicht die Bildhauer Hein-
rich Hünefeld zu Leipzig und Lewin Tukichen die Verferti-
ger? Wenigstens haben diese das in der Stadtkirche zu Wei-
mar befindliche Epitaphium des 1626. verstorbenen Johann
60) Bernli. Rose, Johann Friedrich der Sechste, Herzog zu
Sachsen , Ernestinischer Linie. Neustadt a. d. Orla. 1827. Rose
kennt S. XIII. nur ein Bildnifs Johann Friedrich’s, welches in der
Sammlung Fürstlicher Familiengemälde auf dem Schlosse zu Alten-
burg ist. Wäre es 1603. verfertigt, so müfste es den Herzog als
dreijähriges Kind darstellen und hätte also geringe Erheblichkeit. —
Man findet Johann und ganz im Hintergründe seine Gemahlin Do-
rothea Maria und ihre zwölf Kinder auch auf einem von P. Troschel
verf. Kupferstiche, womit die Ernestinisclic oder Weimarisclie Bibel
(Nürnb. b. Wolf Endter. 1644. fol. Th. 1. tab. 5. Wiederholt Nürnb.
1670. , ferner 1686. und 1736.) verzieret ist.
61) Theilweise ist die Inschrift zum Behuf der Auslegung des
Altargemäldes in vorstehenden Anmerkungen mitgetheilt. Vollstän-
dig und im Zusammenhänge findet man sie in Tentzei Curieuse
Bibi. 1704. S. 88. f. Thuringia sacra p. 189. Samml. v. Nachr. z.
e. ßesclir. d. Kirch. u. Schulenst. 3. Th. 1. St. S. 18. f.
— 288 —
Fernst des Jüngern ausgearbeitet, welches der Herzog selbst
viele Jahre vor seinem Tode , nämlich bereits im J. 1610.
und also in derselben Zeit, in welche die Ausschmückung
der Schlofskirche zu Reinhardsbrunn zu setzen ist, sich zu
errichten beabsichtigte. — Die ehemalige schöne Orgel der
Reinhardsbrunner Kirche wurde 1767. in die Kirche zu
Georgenthal versetzt. Die Reinhardsbrunner Kirche erhielt
dafür aus der Kirche zu Georgenthal ein kleines Orgelwerk,
welches noch jetzt vorhanden ist. — Dorothea Maria starb
d. 18. Jul. 1617. 62), nachdem sie 12 Jahre 8 Monate in
der Ehe und eben so lang im Wittwenstande gelebt hatte 63).
Sie war die Stammmutter aller jetzt lebenden Herzoge der
Ernestinischen Linie von Sachsen.
Interessant des Gegenstandes halber ist ein grofses Ge-
mälde der Gallerie, welches Christian Richter ein Jahr nach
Beendigung des Reinhardsbrunner Altargemäldes verfertigt
hat. Kaiser Friedrich I. badet sich in Gegenwart mehrerer
Ritter im Flusse Kalykadnos 64). Am Fufse ferner Gebirge
liegt eine Stadt, entweder Sebastia oder Seleukia. Die Auf-
schrift Christian Richter 1616. wird man unten in
einiger Entfernung von der linken Seite des Gemäldes be-
merken. (Auf IIolz. Nr. 80.)
Ueber ein anderes Gemälde Richters (Nr. 152.), worauf
Albonak, seine drei Töchter und Alfred zu sehen sind, ha-
be ich oben S. 182. bei Gelegenheit zweier Cranachischen
Gemälde gehandelt.
Zwischen 1611 — 1616. erschien die ovale goldene
Med. 65) mit den Bildnissen Johann Albert II., Herzogs von
62) von Hellfeld S. 73 — 75.
63) Ihre und ihres Gemahls Grabmonumente in Sturms histo-
risch-politischem Archive Th. 2. S. 315.
64) Am 10. Jun. 1190. Gemälde aus dem Zeitalter der Kreutz-
züge. 3 Th. Leipz. 1824. S. 126. Michaud Hist, des croisades. 2.
Partie. 2. vol. ä Paris. 1818. p. 338. T. VII. ä Par. 1822. p. 32. Fr.
Wilken, Gesch. d. Kreuzz. 4. Th. L. 1826. S. 139. f.
65) 7| Duc. schwer. HA. ALB. H. Z. M. V. MARGRETHTA.
(sic.) ELI. GE. V. VE: H. Z. M. Eorum capita nuda et jugata ad
pectus usque, iilius cum collari plano, cataphracta ct pallio, liujus
Mecklenburg- Güstrov, und seiner Gemahlin Margaretha
Elisabeth, Tochter Christ. H. zu Mecklenburg.
In der Gailerie (IV. n. 50.) findet man das Brustbild
eines Mannes mit weifser Halskrause und schwarzem Pelz.
Es hat die Schrift: Aetatis 70. Ao. 1617. 66 )
Der schon beim J. 1610. aufgeführte Künstler (P. B.)
malte im J. 1617. auf Holz eine grofse mit Früchten ange-
fülltc Schüssel und ein mit Blumen gefülltes Gefäfs, wel-
ches auf einer Tischplatte steht. Dabei sind zwei Papageien.
Das Gegenstück bildet ein mit Früchten angefüllter Korb,
vor welchem todtes Geflügel und Weintrauben liegen. In
diesen zwei Gemälden sind die Vögel und Blumen das Beste.
In das Jahr 1617. fallen die spätesten Gemälde der oben
beim Jahre 1597. beschriebenen Handschrift 67).
Eine andere Handschrift in gröfstem Folioformat (A.
i Chartac. 742.) und in ein beschriebenes Pergament aus dem
16. Jalirh. (1533.7) gebunden, enthält mehrere hundert
„grofse und kleine Wappen, so die meisten alle von freyer
Hand gerissen und gemahlet.“ Zuvörderst sind zu nennen
die Wappen der Römischen Kaiser Philipp, Rudolph von
Habsburg, Adolph von Nassau und Albrecht von Oestreich
(p. 33. 35.) , so wie ein Wappen aus dem J. 1259. vermuth-
lich nach einem gleichzeitigen Denkmale mit Rötliel gezeich-
net (p. 65.). Unter den übrigen sind folgende die merk-
würdigsten: L. R. 1516. A. S. — « H. L. 1516. M. P. —
1527. Barbara geborene von Gleyntz. — J. L. 1529. F. L.
— 1531. Wolf von Karling (Holzschn.) — Munus Caroli V.
(mp. Anselm: Ephor: Siles. Romae. 1537. — 1540. Wappen
les Carchesius (Holzschn.) — 1543. Christof Zöllner. —
:um unionibus, collari ct vestimentis. — Hinc bubalus, isthinc
pyphus sustinent scutum quadripertitum , notatum Megapolitanis,
lustochiensibus , Suerinensibus ct Henetis insignibus, media incum-
I, »eilte parmula Stargardiensi. Scuto impositae tres galeae coronatac,
warum media Megapolitana, ad dextrain Stargardiensis et ad si-
listram Rostochiensis est.
66) Das Gegenstück bildet eine schlechte Copie nach van Dyck
|V. n. 48.
67) A. Chartac. 579.
19
— 290 —
1553. W. mit Rötliel gezeichnet. — 1555. Dietrich Heuff-
ler’s W., nach Art einer runden Glasscheibe gemalt. — 1566.
Eustachius Zeller a Zellerreit. — • Titelblatt und andere
Blätter des Stammbuches Ambrosi Prandstetter von Regens-
burg aus den J. 1519. und 1580. (p. 113 — 146.) — Wap-
pen des Herzogs von Alba. — 1581. „Herr Anthoni Fugger
Rom. Kay. vnd Königlicher Majestatt Rath.“ Wappen dess.,
nach Art einer runden Glasscheibe gemalt. — 1592. Sig-
mundt Zollers Wappen. — T. V. 1594. M. H. — Drei
1602. zu Padua geschriebene Stammbuchblätter. — 1608.
Gemaltes W. aus einem Stammbuche. — 1611. Zwei gemalte
Wappen. — W. der Stadt Hannover. — „Herr Berchtold
von Ilindenlang Haintz Zobel Ritter Epitaphium zu Tan-
haim in der Pfarrkirche“ u. s. f. (p. 49 — 53.) Vermuth-
lich ist Thannheim zu verstehen, Pfarrdorf, Schlofs und
ehemaliges Amt des Stiftes Ochsenhausen im Illcrthale in
Schwaben. — • „Anndre Schnätterla’s“ W. — Christoph Ha-
neberger’s W. — Die p. 151 — 169. stehenden Wappen
werden zur Benennung inschriftloser Glasgemälde von Nutzen
seyn. — Andere gemalte Wappen (p. 111 — • 182.) sind
äufserlich von in Holz geschnittenen Linien umgehen. —
Am Ende des Bandes (p. 183 — 191.) steht eine grofse
Anzahl Italienischer Wappen nach alphabet. Ordnung. Die
ersten sind: Agadi, Auanxago, Abramo, Alberti, Anshelmi,
die letzten Xiani, Xancharelle, Xancani, Xüsti, Xacharia,
Xülian.
Sethus Calvisius, Astronom und Dichter, geh. zu Grosch-
leben, einem Dorfe in Thüringen, d. 21. Febr. 1556., starb am
23. Nov. 1611. zu Leipzig. Sein Bildnifs ist dem Stammbuche ei-
nes späteren Sethus Calvisius angesetzt, welches in die Jahre
1629. und 1630. gehört und einige gemalte Wappen enthält 68).
Das Glasgemälde, worauf ein Wappen von der Inschr.
Hieronymus della Porta 1611. umgeben ist, wird wol in der
Schweitz verfertigt seyn. Das Wappen stellt einen Thurm
dar, worin ein Thor ist. — Das Ganze ist nochmals in ei-
ner Wiederholung vorhanden.
68) B. Chartac. 1003.
— 201
In demselben J. wurde eine ovale goldene Med. 69)
verfertigt , welche vorne das rechts gewendete Brustbild Ja-
nusch II. zu Radzivil - Birz , hinten das links gewendete sei-
ner Gemahlin Elisabeth Sophia enthält. Diese war eine ge-
borene Margräfin von Brandenburg.
b) Im dreifsigjährigen Kriege.
Von einem Meister wurden folgende Sächsische Für-
sten in ganzer Figur (auf Holz) gemalt:
Friedrich der Streitbare, Churf. v. Sachsen (Nr. 117.).
Die Darstellung im Hintergründe bezieht sich auf den 1.
Aug. 14 . . .
Friedrich II. der Sanftmüthige, Churf. v. Sachsen.
(Nr. 19.)
Ernst Churf. v. Sachsen ( Nr. 46. ). Im Hintergr. der
Prinzenraub. Auch sind Friedrich III. Churf. v. Sachsen,
Albrecht Churf. v. Mainz, Ernst Erzbisch, v. Magdeburg,
Herzog Wolfgang u. Churf. Johann aufgenommen.
Friedrich III. der Weise (Nr. 115.). Im Hintergr.
Luther u. A. in Bezug auf den 31.0ct. 1517. und 28. Jun. 1519.
Johann der Beständige (Nr. 116.). Was man im Hinter-
gründe sieht, betrifft den 15. Mai 1525. und 25. Jun. 1530.
Johann Friedrich der Grofsmüthige (Nr. 113.). Neben-
werke sind die Schlacht bei Mühlberg (24. Apr. 1547.) und
der Schachspielende Churfürst. Offenbar hat bei dieser
letzteren Nebendarstellung das im Jahre 1549. verfertigte
und oben S. 166. f. aufgeführte Gemälde der Gallerie als
Vorbild gedient.
An diese Churfürsten schliefsen sich folgende Herzoge an:
Friedrich Wilhelm I. Herzog von Sachsen 1597. (Nr.
i 48. ) Dieser Stifter des Altenburgischen Hauses starb d. 7.
Jul. 1602.
Johann Herzog von Sachsen Weimar (Nr. 47.). Links im
Hintergr. umarmen sich der Friede und die Gerechtigkeit.
* Rechts sitzt des Herzogs Gemahlin Dorothea Maria mit
69) 5 Duc. schwer. Heraeus ßildn. Taf. 40. n. 16. p. 51.
19 *
— 292 —
zwölf Kindern. Ueber die zahlreiche Nachkommenschaft
dieses am 31. Octob. 1605. verstorbenen Herzogs habe ich
oben bei den Jahren 1605. und 1615. gehandelt.
Herzog Bernhard von S. Weimar (Nr. 118.). Die Ne-
bendarstellungen betreffen den 29. Mai 1613. (Thüringische
Siiudfiuth) 70) und den 2. Aug. 1618. (Feuersbrunst, auf
dein Residenzschlosse zu Weimar entstanden) 7I).
Ziemlich nach dem Vorbilde dieser Gemälde sind einige
Kupferstiche eingerichtet, womit Ernst der Fromme die Er-
nestinische oder Weimarische Bibel (Nürnberg. 1614. fol.)
schmücken liefs. —
Eine ovale goldene Medaille 72) Johann Casimirs H. v.
Coburg, welche die Jahrz. 1618. hat, ist in Tentzels Werke
nicht aufgeführt. Sie gleicht der früher beschriebenen vom
J. 1613., ist aber gröfser und hat einen Cherubimkopf über
dem Wappen.
Bildnisse der acht Weimarischen Brüder Johann Ernst,
Friedrich, Wilhelm, Albrecht, Johann Friedrich, Ernst*
Friedrich Wilhelm, Bernhard, die wir bereits in Minia-
turgemälden und auf dem Reinhardsbrunner Altargemälde
aus dem Jahre 1615. fanden, stehen auch auf ihren im
Münzcab. befindlichen Thalern. Es sind Exemplare aus
den Jahren 1609. , 1610. , 1611. , zweie aus dem J.
1612. 73), andere aus den J. 1613. 7*), 1614., 1617., 1618.
und 1619. vorhanden, überdiefs eine kleinere Silbermünze aus
dem J. 1611. und drei Goldstücke aus d. J. 1615. (2 Duc.),
1616. (3 Duc.), 1619. (| Duc.) 75).
Ein Nürnbergischer Medaillon vom J. 1619. giebt eine
Ansicht des dortigen Rathhauses 76). Jacob Wolf hat ihn
70) Müller Ann. S. 269 — 272.
71) Müll. Ann. S. 315. — Medaille. Tentz. Lin. Ern. tab. 43.
n, 8. p. 595.
72) 2-f Duc. schwer.
73) Tentz. L. E. tab. 35. n. 2. p. 491. Monn, en arg. p. 335. n. 5.
74) Monn, en arg. p. 335. n. 6.
75) lleermann, Beytrag z. E. u. B. D. Lcbensgesch. Johann
Ernsts des Jüngern. Weimar. 1785. S. 40 — 54.
76) Will Nürnberg. Münz-Belust. Tli. 1. S. 410. Titelkupfer,
im Hof Th. 1. Abth. 2. S. 76 — 78.
— 293 —
erfunden und gezeichnet, G. Holdermann getrieben und ge-
gossen, Hieronymus Berkhausen aber mit dem Meifsel oder
Grabstichel ausgearbeitet.
Im Vorzimmer des Naturaliencabinets findet man ein
kleines Figürchen eines Kaisers. Derselbe sitzt im Krönungs-
ornate auf einem Stuhle, der nur an der Lehne mit zwei
Cherubimköpfen verziert, übrigens aber höchst einfach ist.
Der Kaiser ist mit dem Orden des goldenen Vliefses ge-
schmückt und hält auf der Linken den Reichsapfel, in der
R. den (oben abgebrochenen) Scepter. Der Mantel ist aus
einander geschlagen , so dafs der gut gearbeitete Leib und
die Fiifse sichtbar sind. Das Ganze ist aus Elfenbein ver-
fertigt uud scheint Ferdinand II. darzustellen 77).
Drei Glasgemälde, von denen das erste den schreiben-
den Propheten Jesaias (1622.), das andere die Anbetung
der Hirten (Luc. 2.), das dritte den gekreuzigten Christus
(Matth. 27.) darstellt, dürften aus der Schule des im J.
1614. verstorbenen Maurer hervorgegangen seyn.
Auf einer ovalen in Silber gegossenen Medaille 78) des
gefürsteten Grafen Ernst von Mansfeld hat der Verfertiger
sein in die Buchstaben AR zerfallendes Monogramm ein-
gravirt. Sie wird von van Loon in das Jahr 1622. gesetzt.
Ovale Gestalt hat die goldene, 5f| Duc. schwere Me-
77) Im Miinzcabinet findet man folgendes Stück: „ Ferdinandus
D. G. El. Roma. Imp. Semp. Aug. Germaniae Hung. Boh. Dal.
Ci'oa- Sela. Ec. Rex Archidux Austriae. Dux Burg. Marchio Moravi.
ec. Com. Tiro.“ Effigies Ferdinandi II. throno insidentis, caput
laureati, collum collari crispo ornati , corpus cataphracti palliatique
ac dextra sceptrum, sinistra vero globum crucigerum tenentis. Ante
ipsuin mensa, cui corona imperialis imposita. Supra thronum scu-
tum , in quo legitur : „Legitime certantibus. “ Das Ganze ist nur
ein grofses Silberblech (J Lotli schwer), welches auf einem wäch-
sernen Kerne befestigt war, vermuthlich ein Probestück. Eine Hin-
terseite ist gar nicht vorhanden. Es ist mir unbekannt, ob jemals
eine förmliche goldene oder silberne Medaille dieser Art geprägt
worden ist.
78) 2 Loth schwer, van Loon T. II. p. 143. Hauscliild 2. Th.
S. 70. n. 539. llistor. Lex. s. v. Ernestus.
daille eines Grafen von Schauenburg mit der Jahrzahl
1622 7 9).
In diesem Jahre liefs Herzog Ernst der Fromme einen
der unter Churf. August im J. 1567. auf die Einnahme von
Gotha geprägten Thaler in zwei Hälften schneiden und durch
den Kupferstecher Wolf Kilian zu Augspurg auf die eine
innere Seite den Churf. August in halber Figur, auf die an-
dere innere Seite den belagerten Grimmenstein graviren 80).
Das ovale von einem Goldarbeiter verfertigte Stück des
Herzogs Johann Ernst von Eisenach mit der Jahrz. 1623.
ist nur scheinbar eine Medaille; denn die Aufsenseiten allein
bestehen aus Goldblech, der innere Kern aus Wachs. Dar-
um ist es in Tentzels Werke nicht mitgetheilt.
Das im Jahre 1623. auf Holz gemalte Bildnifs Nr. 62.
stellt, wie aus Vergleichung der Medaillen des Herzogi.
Cab. zu Gotha hervorgeht 8I), den Herzog Johann Casimir
v. S. Coburg in ganzer Figur dar. Uebrigens ist dieses
Gemälde weit vorzüglicher, als die ähnlichen Bildnisse fürst-
licher Personen ( Nr. 58. 63. und 57. ) , von denen weiter
unten nach dem Jahre 1651. die Rede seyn wird.
Bildnisse Johann Casimirs enthalten ein ungefähr 7 Zoll
hohes Alabasterrelief und das Relief einer Dose. Auf jenem
zeigt sich der Herzog stehend, die Rechte auf einen Stock
stützend. Rechts auf dem Boden liegt der Helm. Diese
Reliefs und überdies eine goldene Kette, auf deren Schilde
die Anfangsbuchstaben des Namens Job. Casiinir’s stehen,
sind im Vorzimmer des Naturaliencab inets niedergelegt.
Elisabeth, früher Gemahlin des Herzogs August, jüng-
sten Bruders des Churfürsten Christian II. von Sachsen, ver-
79) IVST. IIERMAV. CORES. HOLSATIAE. SCHAWENB.
Caput Comitis nudum, ad pectus usque, cum collari , fimbria dcn-
ticulata ornato , cataphracta et fascia militari.
TO VT. VIENT. A. POINCT. QVI. PEVT. ATTENDRE. 1622.
Scutum coronatum, in quo Holsatica urtica trium foliorum cum to-
tidcm clavis.
80) Tcntz. Lin. Alb. tab. 12. n. 5. p. 128.
81) In Gold u. Silber. Tentz. Lin. Ern. P. II. tab. 21. n. 5. p.
295. v. J. 1630. — in ganzer Figur, oval in Silber, ib. n. 1. p. 301.
— 295 —
mahlte eich im J. 1618. mit Johann Philipp, Herzog von
Altenburg. Eine ovale goldene Medaille 82) derselben er-
schien 1625., also in demselben Jahre, in welchem Herzog
Wilhelm zu Weimar sein Beilager hielt.
Die ovale und goldene Yerinählungsmedaille 8 3) des Her-
zogs Wilhelm zu Weimar und der Eleonora Dorothea hat
oben ein Oelir.
Unter den Miniaturgemälden ist ein Bildnifs des Siebeu-
bürgischen Fürsten Bethlem Gabor mit der Jahrz. 1626.
vorhanden 84). Es dürfte durch Johann Ernst den Jünge-
ren in diese Gegenden gelangt seyn 85).
Als Johann Ernst der Jüngere Herzog zu Sachsen Wei-
mar, noch nicht 33 Jahre alt, d. 4. Dec. 1626. zu St. Mar-
tin in Ungarn gestorben war , wurde in der Stadtkirche zu
Weimar der Leichnam der 1535. verstorbenen Margaretha,
Cliurf. Johanns jüngster Tochter, ausgegraben 86) und Jo-
82) 2H Duc. schwer. Schlegel Biblia in nummis S. 292. Tentz.
Lin. Alb. tab. 31. n. 2. p. 386.
83) 5f§ Duc. schwer. Tentz. Lin. Ern. tab. 41. n. 3. p. 561.
84) Im Münzcab. findet man folgende Goldst. und Thaler : 1609.
(1 Duc.), 1611. (1 Duc.), 1616. (4 Duc.), 1616. (1 Duc.), 1619.
(9ff Duc), 1621. (Thaler mit dem angemafsten Titel eines er-
wählten Königs in Ungarn. Köhl. M. Bel. Th. 15. S. 249.), 1621.
(Viereck. Thal.), 1626. (Goldst.), 1627. (Thal.), 1627. (Thal.), 1628.
(viereck. Doppelth.) , 1629. (1 Duc.), 1629. (Thal ). Endlich Katha-
rina, Gemahlin des Gabriel Bethlen 1630. (1 Duc.)
85) Als Christian IV. , König von Dänemark , als niedersächsi-
scher Kreisoberster den Krieg gegen Ferdinand II. eröffnete, trat
Johann Ernst in Dänische Dienste und begleitete den Grafen Ernst
von Mansfeld, mit einem ansehnlichen Corps selbstgeworbener
Truppen, durch Schlesien nach Ungarn, wo sie, unterstützt von
dem Fürsten von Siebenbürgen, Bethlem Gabor, dem Kaiser eine
Diversion machen wollten. Epitom. rer. germ. ad an. 1626. p. 27.
Brachelii historia nostri temporis. Amstel. 1655. 12. L. III. p. 140.
sq. Carol. Carafae Germania sacra restaurata. Francof. 1641. 12. p.
293. 315. Pufendorf de rebus Suecicis Ultraj. 1686. fol. lib. I. §. 48.
p. 18. von Hellfeld S. 168. Heermann S. 126. 142. 212. ff. Ein den
Bethlem Gabor betreffender Aufsatz in Curiositäten. 6. Band. Weim.
1817. S. 29.
86J Wetten S. 291.
— 296 —
hann Emst IV. oder der Jüngere daselbst beerdigt. Die
Grabschrift hat Wetten initgetheilt 87). Das in der Stadt-
kirche zu Weimar errichtete Epitaphium stellt Johann Ernst
den Jüngern nebst seinen Brüdern knieend in Lebensgröfse
dar. Geber dasselbe giebt Heermann 88) folgende Notiz:
„Der weifse und schwarze Alabaster dazu war bei Nordhau-
sen, im Salfeldischen Dorfe Krelpa und vermuthlich auch
einiger zu Königsberg in Franken gebrochen. Die Bogen-
und Kraksteine waren aus einem Steinbruche bei Jena. Nach
Wetten sollen sich die Unkosten auf 7051 fl. 10 gr. und
11 pf. belaufen haben. Im Ilerzogl. Archive finde ich , dafs
dem Bildhauer Heinrich Hünefeld zu Leipzig die Arbeit für
3000 Gulden bedungen worden, doch wird auch eines an-
dern Bildhauers, Namens Lewin Tukichen gedacht. Ich fin-
de zugleich den merkwürdigen Umstand, dafs die fürstlichen
Personen nach dem Leben gebildet worden sind. Auch soll
Herzog Johann selbst noch bei seiner Lebenszeit Willens
gewesen seyn, dieses Epitaphium sich setzen zu lassen.
Churfürst Christian II. zu Sachsen, als Vormund, liefs sich
den Abrifs zuschicken und genehmigte die Verfertigung die-
ses Monuments in einem Schreiben aus Prag vom 21. May
1610.“ Ich habe das zu Weimar befindliche prachtvolle
Epitaphium erwähnen zu müssen geglaubt, weil die Verfer-
tiger desselben auch die oben beim Jahre 1615. beschriebene
Bildhauerarbeit der Schlofskirche zu Reinhardsbrunn gelie-
fert haben könnten und es jedenfalls nützlich seyn wird,
beide ohnediefs theilweise aus gleichem Material bestehende
Kunstwerke mit einander zu vergleichen.
Nicht schlecht sind zwei in Kupfer gestochene 88b)
Bildnisse des Coburgisclien Herzogs Johann Casimir. Das
kleinere in zwei Ex. hat die Unterschrift : Petr. Ifselburg
Coloniensis ad vivum delineavit et sculpsit. A: C: 1626.; das
87) Wetten S. 297. vergl. 300.
88) Gottl. Ephr. Heermann, Beitrag zur Ergänzung u. Bericht,
der Lebensgesch. Johann Ernsts des Jüngern. Weimar. 1785. S. 83. f.
88b.) In dem reichhaltigen (im Handschriftenzimmer der Bi-
bliothek aufgestellten) Bande : ElTigies Ducum Principum Baronum
Nobili um et artificuin. tab. 132. 133.
— 297 —
gröfsere: Matheus Gundelach delineavit. Petrus Ifselburg
Coloniensis sculptor.
Des Herzogs Albrecht zu Eisenach achteckige Medaille 89)
v. J. 1627. ist von einer durchbrochenen und dunkelbraun
emaillirten Einfassung umgeben. Drei Kettchen , woran das
Ganze hängt, werden oben durch eine Zieratli vereinigt.
Eine ovale und mit zwei Henkeln versehene goldene 90)
Medaille des unglücklichen Königs von Böhmen und Chur-
fürsten von der Pfalz Friedrich hat auf der Vorderseite die
Inschrift: Fridericus D. G. Rex. Bohe. Elect. Palat. 1627.
Uebrigens ist sie derjenigen gleich, welche bei Heraus 9I)
die Jahrz. 1619. hat.
Achteckig ist der goldene Medaillon 92) Georg II.,
Landgrafen zu Hessen - Darmstadt , mit der Jahrz. 1627.
Die Inschrift der hintern Seite ist die gewöhnliche der Mün-
zen und Medaillen dieses Landgrafen: Secundum vohmtatem
tuam domine.
Eine ovale goldene Medaille Johann Georg’s, Margrafen
von Brandenburg, hat die in Heraus Werke abgebildete Vor-
derseite. Die Beschreibung der hinteren Seite liefere ich
in unten stehender Anmerkung 93). Der in halber Figur
dargestellte Fürst kann nicht der Bruder Johann Sigismunds
seyn; denn dieser Johann Georg starb schon 1613. Er kann
auch nicht derjenige Margraf von Brandenburg seyn, der
1623. sein Fürstenthum Jägerndorf verlor und am 2. März
1621. zu Leutschau in Oberungarn starb. Mithin mufs er
der Bruder Joachim Friedrichs seyn. Dieser Johann Georg
89) 8f Duc. schwer. Tentz. Lin. Ern. tab. 37. n. 1. p. 521.
90) 8 Duc. schwer. Dewerdeck Silesia numism. Jauer. 1711. 4.
Tab. 1. n. 17., wo aber nur die Hinterseite völlig übereinstimmt,
auf der Vorders. dagegen eine andere Jahrz. steht. Ferner hei Ex-
ter Th. 1. S. 88. n. 92. (mit der Jahrz. 1(120.)
91) Heraeus Taf. 44. nr. 27. p. 63.
92) 4*| Duc. schwer.
93) TRAVW GOTT TIIVE RECHT SCHEV NIEMAND. Tro-
pliaeum , cui appcnsa parmula , cum aquila Brandenburgiea , in pe-
ctore gestans insignia Hohenzollerana, supra adjicitur II. V. P. 1627.
An Gewicht 6| Duc.
— 298 —
war im J. 1598. geboren und starb als kaiserlicher Oberster
im J. 1637.
Zahlreich sind die Gemälde einer die Sempacher
Schlacht 93b) betreffenden Handschrift der Herzogi. Biblio^
thek (A. Chartac. 365.). Auf dem Einbände liest man HCL
1627., welches Jahr als spätester Zeitpunkt ihrer Anferti-
gung gelten kann, wiewohl es möglich ist, dafs die Gemälde
in eine etwas frühere Zeit fallen und ungefähr den oben
aufgeführten Schweitzerischen Glasgemälden gleichzeitig sind.
In dem vorangesetzten Texte, dessen Ueberschriften ich in
unten stehender Anmerkung 93C) mittheile, findet man
p. 56. ein lebendiges Gemälde der Sempacher Schlacht, in
welcher Arnold Strutthan von Winkelried mit Aufopferung
seines Lebens die Blüthe der Schweitzerischen Mannschaft
von ihrem Untergange, das Vaterland von äufserster Ge-
fahr rettete, aufserdem die Wappen von Lucent, Vri, Vn-
derwalden, Schaffhusen; auf den Text folgen eine Ansicht
des Klosters Königsfelden , des Begräbnisses zu Königsfel-
den, worin die Königin Agnes mit andern ihres Hauses ru-
hete, und ein gemaltes Brustbild Herzog Leopold III. von
Oesterreich, der im J. 1386. zu Sempach seinen Tod fand.
Der übrige Tlieil dieses starken Bandes enthält knieende
und betende Personen, dergestalt dafs vor den Knieen das
Wappen, bisweilen noch eines hinter den Füfsen, und oben
93b) J. v. Müller, der Gesell. Schweiz. Eidg. 2. Tli. Leipz.
1806. Daselbst wird S. 464. von der Ankunft bei Sempach, S. 465.
von der Schlachtordnung, S. 469 — 482. von der Schlacht und
S. 483. vom Stillstand gehandelt.
93c) p. 27. Verzaichnufs der (183) Fürsten Herren vnd Edlen
so den Eydtgenossen vor der Sempacher Schlacht von der Herrschaft
Oesterich wegen widersagtendt. — p. 36. Hertzog Liipoldt züclit
mit sinen herzug vnnd dem Adel, wie auch die 4 Ort der Eydtge-
nossen mit ihren 4 Pannern vff Sempach. Anno 1386. — p. 39.
Wafs vor dem Angryff von bayden Partlieyen beschehen , gredt
vnd gethan wardt. — p. 44. Von dem Angryff vnd bluttigen stren-
gen Stritt defs H. v. Oesterreych vnnd Eydtgenossen vor der Statt
Sempach. — p. 59. Was nach der Schlacht bescliähen, vnd von
grofser Fröiid der Eydtgen. vnd grofscm Leydt der Oesterreyclicrn.
— 299
und hinter den Betenden hier und da ihre Helme mit den
Kleinodien angebracht sind. In dieser Weise zeigen sich
zuerst folgende fürstliche Personen : p. 84. Andreas König
von Ungarn, Albert Römischer König, Elisabeth Römische
Königin, Agnes Königin von Ungarn und Rudolph Röm. K.
Jetzt wird die Reihe durch eine Ansicht des Habsburgischen
Schlosses (p. 89.) unterbrochen. Hierauf zeigen sich (p.
90.) Rudolph K. von Böhmen , Albert und Leopold H. von
Oesterreich, Ruodolfus Albertus Austriae fiiius, zwei Her-
zoginnen zu Luteringen zu Königsfelden also funden, Ru-
dolph H. v. Lothringen, Otho und Heinrich II. von Oester-
reich, Elisabeth geborene Gräfin von Fyrnenberg, Hertzog
Heinrich von Oesterreychs des Fridsamen Gemahel, (p. 100.)
„Friedrich II. zu Oesterreich den man nend den Ilüpschen.
Leopolds Bruder defs vorgenden. gebar ein Sohn ward zu
Königsfelden begraben“, die Wappen von Lucern, Vri,
Schwytz Vnderwalden, und (p. 102.) Leopold H. v. Oester-
reich in ganzer Figur. Die folgenden 195 Gemälde stellen
nichtfürstliche Personen eben so geharnischt, knieend,
betend und mit ihren Wappen dar. Die ersten sind
(p. 103.) Herr Hanns von Ochsenstein Freyherr defs
Hertzogen Landuogt vnd Thumbropst zu Strafsburg, (p. 101.)
Andreas Graff von Kleff, (p. 105.) des Graffen von Kleff
knecht, die letzten (p. 295.) Herr Hanns von Wynckelsheim
von SchafFhusen , (p. 296.) Herr Eybrecht Schönlöw ge-
nandt Oestericher von SchafFhusen, (p. 29T.) Herr Hanns
Heggentzi von Schaffhusen. Nachdem hierauf (p. 298 — •
300.) die Fahnen von SchafFhusen , Habspurg Mellingen,
die Wappen von Basel, Arow, Leutzburg, Zoffingen, Ar-
burg, Burgund, Niiwenburg und Rynfelden abgebildet sind,
folgen noch 15 betende Männer , unter denen (p. 301.) Herr
Beidli von Biiefingen , (p. 302.) Herr Ilug Freyherr von
Kremhingen, (p. 303.) Herr Hanns Freyherr von Kremhin-
gen die ersten, und (p. 313.) Herr Johann Freyherr zu
Iffen, (p. 314.) Herr Litolt von Milheim, (p. 315.) Herr
Frick von Brandifs die letzten sind. Freilich können die
Gesichter der dargestellten Personen nicht als Bildnisse be-
trachtet werden , aber wegen der Rüstungen und Wappen
— 300 —
bleibt doch das Ganze anmuthig genug. Insgemein stimmt
die Auszierung des die Hüften bedeckenden Theiles der
Rüstung mit dem Wappen überein. Gottlieb Emanuel von
Haller hat eine auf der Bibi, zu St. Gallen befindliche Hand-
schrift beschrieben 93d), worin dieselben Personen knieend
und mit ihren Wappen abgebildet sind.
F. Casparus Dolmar Praepositus in Mergenthal. Anno
1629. ist die Inschrift eines Glasgemäldes. Das Wappen des
Mannes ist unten mit zwei zur Seite angebrachten Tugen-
den, oben mit zwei Engeln geziert.
Tentzel hat eine ovale goldene Medaille 94) des 62jähr.
Herzogs Johann Ernst von Eisenach (geb. 1566. gest. 1638.)
nicht gekannt. Sie wird von einer strickartigen Einfassung
umgeben. Oben und unten ist ein Ring. Die Arbeit ist
ziemlich roh. Diese Medaille liefs Herzog Johann Ernst
bei der Einweihung der auf der Wartburg stehenden Kirche 9 5),
93 d) von Haller, Bibliothek der Schweizer -Geschichte. 5. Tli.
Bern. 1787. S. 44.
94) 3f Duc. schwer. J. M. Koch in eines Anonymi Staat d.
F. Eisenach m. e. Vorr. v. Chr. Juncker. Eisen, u. Leipz. 1710. 8.
S. 181 — 188. tab. 22. [J. C. S. Thon] Schloß Wartburg. Gotha.
1792. S. 150. f.
95) Der Architekt, durch welchen die Burgkapelle ihre damalige
Einrichtung erhalten hatte, liiefs Joli. Weber (Chr. Franc. Paullini
rerum et antiquit. Germanic. syntagma. Francof. ad M. 1698. 4. p.
236.) In der Burgkapelle ist jetzt ein im Mittelalter aus Holz ge-
schnitztes und theils bemaltes tlieils vergoldetes Relief aufgestellt,
welches früher als Altarbild gedient haben dürfte. Dasselbe ist
um vieles niedriger als das oben S. 77. erwähnte Hörselgauer. In
der Mitte sieht man die Grablegung Christi, links davon den heil,
ßonifacius, rechts einen Pilger, vielleicht den Heil., der zum heil.
Grabe zog. In der Burgkapelle ist ferner ein halbkreisförmiges Ge-
mälde mit Gebäuden im Hintergründe und sehr vielen Figuren. Die
heil. Elisabeth , ein Blumenkörbchen in der Rechten in Bezug auf
die Legende von den in Blumen verwandelten Gaben, theilt an Arme
und Kranke Gaben aus. Ich kann nicht sagen, ob diefs Gemälde
im J. 1827. durch den Hofmaler Weigand aus Kassel nur restaurirt
oder ganz neu gemalt worden ist. [Ueber einige auf der Wartburg
— 301 —
d. 9. Jul. 1628., welcher Tag auch sein Geburtstag war, un-
ter die Anwesenden vertheilen. Die Worte der Inschr. Ver-
bum Domini manet in aeternum (Psalm. 119, 89.) stehen
nicht allein an der Kanzel der Kirche, sondern waren auch
der Text der von Götz gehaltenen Einweihungspredigt.
Auf dem linken Flügel des Altars zu Tossen soll die
heilige Elisabeth zu sehen seyn, welche eine Schüssel mit
Obst in der einen Hand hält und mit der andern einem vor
ihr knieenden Bettler ein Stück Brod reichet 96). Dasselbe
Ereignifs führt ein Gemälde der Wartburg vor. In der Gal-
lerie zu Gotha findet man ein Gemälde (auf Holz Nr. 101.),
auf welchem Cranach’s geflügelte Schlange und die Jahrzahl
1519. zu lesen sind. Wiewohl diese Bezeichnung von neuer
Hand herrührt, ist es doch nicht unwahrscheinlich, dafs dieses
Gemälde Copie eines vielleicht längst untergegangenen Cra-
nachschen Werkes und in dieser Hinsicht zu beachten sey.
Im Hintergründe liegt eine Burg. Einem Krüppel, dessen
Gestalt einen unangenehmen Eindruck zurückläfst, reicht ein
roth und grün gekleidetes Frauenzimmer, welches mit der
Linken einen Krug und auf einer Schüssel Obst trägt, mit
der rechten Hand ein Brod. Die Begleiterin hält in beiden
Händen ein goldenes Gefäfs. Eine kriechende Schnecke soll
die langsame Fortbewegung des Gebrechlichen andeuten.
Die Copie rührt von einem schlechten Arbeiter des IT. Jahr-
hunderts her.
Mit W'appen pflegten Handschriften sowohl im 16. als
IT. Jahrh. ungemein oft ausgeschmückt zu werden, so dafs
befindl. Gemälde s. das 1710. von Juncker her. Buch Abth. 3. S. 95.
tab. 13. und Abth. 2. S. 294. und C. Herzog Taschenb. f. Reis. d.
d. Thür. Wald. Magdeb. 1832. 12. S. 78. f.J Unter Herzog Johann
Ernst sind angefertigt die an der Kanzel der Burgkapelle befindli-
chen Gemälde der vier Evangelisten, von denen Marcus und Lucas
sehr beschädigt sind, ferner zwei kleinere Gemälde, welche musici-
rende Engel darstellen und den Chor jener Kapelle schmücken. Die
im Waffensaale aufgehängten Bildnisse Johann Emsts und seiner
Gemahlin werde ich beim Todesjahre des Herzogs erwähnen.
96) Fior. I. 443.
— 302 —
eine Literatur der Wappenwissenschaft, wie Bernd97) sie
geliefert hat, noch viel weitläufiger ausfallen würde, wenn
jemand neben den im Druck erschienenen Werken auch die
ungedruckten berücksichtigen wollte. Auch auf Medaillen
jener Jahrhunderte sind Wappen gleich oft angebracht. Wä-
ren die Räume, worauf jetzt Wappen uns begegnen, mit an-
dern Darstellungen ausgefüllt worden, fo würde diefs der
Kunst nicht wenig erspriefslich gewesen seyn und noch jetzt
würde man in vielen Fällen die Kunstwerke jener Jahrhun-
derte mit weit gröfserem Interesse und Nutzen betrachten.
Auch unter den Handschriften der Bibliothek zu Gotha sind
so viele mit gemalten Wappen ausgeschmückt, dafs ich nicht
alle anführen mag. Eine der reichhaltigsten ist folgende:
Album alumnatus nobilis Juliani Würtzeburgici, sive über,
quo Nobilium Juvenum Seminarii, a Reverendissimo Episco-
po et Illustrissimo Principe Julio facta Institutio , Institut!
Constitutio — annotatum videre licet98). Julius aus dem
Geschlechte der Echter von Mespelbrunn war der 65. Bi-
schoff von Würzburg. Sein Wappen, sowohl rechts als links
mit einem Engel, der in eine Arabeske endiget, geschmückt,
ist dem Titel gegenübergesetzt. Auf diesen folgt: Julii —
Declaratio curae pastoralis et affectus paterni erga nobilita-
tem Francicam de instituendo nobilium adolescentum Semi-
nario, welche Schrift mit den Worten endiget: Datae in arce
Nostra S. Mariae, in Monte, Wirceburgi, Calendis Januarii
Anno Novo 1607. Hieran schliefsen sich dieselbe Schrift
deutsch p. 19 — 28., so wie die Gesetze jenes Seminarium,
wie Julius den auf seine Kosten in demselben unterhaltenen
edlen Jünglingen sie vorgeschrieben hatte (p. 29 — 31.) , und
die Formel der Unterschrift, mit welcher letztere den Ge-
setzen des Kilianschen Collegium und des Seminarium der
Adeligen Gehorsam zu leisten versprachen. Die übrigen
Blätter der Handschrift enthalten die eigenhändigen Unter-
schriften der Jünglinge, dergestalt dafs jedesmal eine dersel-
97) Chr. Sam. Theod. Bernd, Allgem. Schriftenkunde der ges.
Wappenwissensch. Th. 1. 2. Bonn. 1830. 8.
98) Cyprian. Cat. p. 76 sq. nr. 187. Jetzt A. Chartac. 187.
— 803
ben auf der unteren Seite eines Blattes zu lesen ist und der
übrige oder obere Tlieil des Blattes mit brillanten Gemälden
ihrer Wappen angefüllt ist: Pag. 37. Georg. Willi, ab Erthal
(13. März 1608.). Sein Wappen, ferner an den Seiten noch
folgende acht Wappen: Erthall, Fuchs, Schodt, Hutten, Ilo-
seuberg, Geyer, Seckendorff, Berlingen. — Erhardus Adol-
phus a Vischborn (13. März 1608.). Sein Wappen, ferner
an den Seiten noch folgende acht Wappen: Vischborn, Dre-
berin, Benneberg, Falckenberg, Schatt, Gürtz, Heydersdorff,
Watzdorlf. — Georgius Christophorus a Venningen (21. Oc-
tob. 1608.). Sein Wappen, ferner an den Seiten noch fol-
gende acht: Philipp Christoph von Venningen, Magdal. Landt-
schädin von Steinach, Agnes Nothafftin von Hochenburg,
Magdalena Nixin von Entzburg, Agnes von Dienheim, Aga-
tha von Reiffenburg, Ursula Cretzin von Scharpfenstein, An-
na von Staffel. — Matthaeus a Neuhausen (15. Febr. 1609.).
Sein Wappen und überdiefs noch 16 W. — Ludovicus a
Bernhausen (6. Dec. 1608.). Sein Wappen und überdiefs noch
16 W. — Wildhans a Neyneck (20. Jun. 1608.). — Chri-
stophorus Bernardus Thum a Neuburg (Sept. 1609.). — Lu-
dovicus a Grauenegg (4. Oct. 1608.). — Georgius Wilhel-
mus Tum a Neuburg (13. März 1613.). Ueber jeder dieser
letzteren vier Unterschriften sind aufser dem Wappen des
Unterschriebenen noch acht andere angebracht. — Johannes
Theodoricus ab Ileesse (12. Apr. 1609.). Sein und noch 14
W. — Eberhardus Laurentius Schliderer a Lachen (24. Oct.
1609.). Seinem Wappen sind noch 16 Wappen beigefügt. —
Joannes Joachimus a Liechtenstein (12. Jun. 1609.). Sein
Wappen und aufserdem noch acht. — Philippus Theod. a
Schoenenbergh. 1609. — Joan. Sigismundus a Brandt. 1609.
— Wolffg. Sigism. a Vhorburg. 1609. — Wolffg. Theodori-
cus Truchses von Hennenberg. 1610. — Cuno a Reiffenberg.
1609. — Hugo Wilhelmus a Stotzingen. 1611. — Lotharius
a Wildtberg. 1611. — Joannes Fridericus Speth a Sulzburg.
1611. — Joannes Burchardus a Berlichingcn. 28. Jul. 1611.
(Zweimal das Wappen der H. von Berlicliingen "), aufser-
99) Ueber diese noch in neuerer Zeit blühende Familie s. Goe-
the’s Werke. 48. B. St. u. Tüb. 1833. 12. S. 73.
— 304 —
dem die Wappen Vohenstain, Vennigen, Neypperg, Bibera,
Zübnhartt, Stockliaim, Helmstadt, Velperg, Wolmersliausen,
Rechberg , Creilshaim , Nippenburg , Gich , Riedtliaiin , Gün-
delsliaim). — Sigism. Laurentius a Wildenstein. 1610. —
Guilielinus Wernerus a Prasperg. 1612. — Philippus Erne-
stus a Bubenhofen. 1612. Achtzehn Wappen. — Hartman-
nus Theodoricus Keller a Schlayten. 1612. — Joannes Con-
radus ab Erthall. 1613. — Joannes Christopliorus a Thün-
gen. 1614. • — Georgius Emmericus a Fechtenbach. 1614. —
Joannes Godefridus Baro a Grauenegg. 1614. — Wilhelmus
Conradus Schenck a Staulfenberg. 1615. — Joannes Caspa-
rus Voit a Saltzburg. 1615. — Joannes Christophorus a Lau-
benberg. — Joannes Casparus a Stadion. 1611. Julius re-
gierte 43 Jahre 9 Monate 13 Tage und starb den 13. Sept.
1611. — Hierauf folgt p. 224. ein Blatt mit der Unterschrift
Joannes Godefridus Bambergensis et Herbipolensis Episco-
pus et Franconiae Dux. 1611. Johann Gottfried der Erste
aus dem Geschlechte von Aschhausen wurde am 5. Oct.
1611. der 66. BischofF zu Würzburg. Auf jenem Gemälde
zeigen sich links von seinem Wappen die Religion mit dem
Kreuze, rechts die Hoffnung mit dem Anker. Die sich an-
schliefsenden Blätter enthalten die Unterschriften und Wap-
pen folgender jungen Leute: Lotharius Kratz a Scharffen-
stein. — Jodocus Gabriel a Wildenstein. 1611. — Joannes
Adamus a Thüngen. — Joannes Joachimus a Wildenstein.
1621. — Damianus ab Efferen. 1620. — Georgius Erasmus
Heus ab Eussenheim. 1620. — Julius Rudolphus a Neuhau-
sen. 1620. — Everhardus Christophorus a Seckendorff. 1620.
— Balthasar Joachimus a Dermbach. 1620. — Adolphus Geor-
gius Yoit a Saltzburg. 1620. — Petrus Joannes Christopho-
rus a Bettendorff. 1620. — • Wolffgangus Philippus Fuchs a
Dornheim. 1620. — Christophorus Daniel Voit a Rineck.
1621. — Joannes Theodoricus a Rott. 1621. — Reinhardus
Wilhelmus a Schletten (1621). • — Christophorus Pancratius
Zöllner a Brandt. 1621. • — Rudolphus a Stadion. 1621. —
Philippus Rudolphus a Fronhoffen. 1621. — Joannes Henri-
cus ab Haslang. 1621. — Georgius Philippus ab Aufses. 1622.
— Valentinus Carolus Voidt a Rineck. 1622. • — Wolfgangus
— 305 —
Conradus a Bautz. 1622. — Joannes Guilielmus a Parsperg.
1621. — Gottfried der Erste regierte 5 Jahre 2| Monat und
starb als Cardinal den 29. Dec. 1622. auf dem Reichstage zu
Regensburg. Sein Nachfolger Philipp Adolph aus dem Ge-
schleclite Ebrenberg wurde am 6. Febr. 1623. Bischoff zu
Würzburg. Links von seinem Wappen zeigt sich der heilige
Philipp, rechts der heil. Kilian. Die übrigen Blätter enthal-
ten die Unterschriften und Wappen folgender Jünglinge: Da-
vid Christophorus ab Hüneken. 1621. — Joannes Jacobus
Schweigger a Freihausen. 1625. - — Joannes Schwicardus ab
Ingelheim. 1621. — Casparus Adamus a Rapp. 1621. — * Phi-
lippus Christophorus a Rosenbach. 1626. — Joann. Ilenri-
cus a Polaiult. — Hector Hieronymus Christopliorus a Ro-
tenlian. 162T. — Otho Wilhelmus a Dermbach. 1626. —
Joannes Theodoricus a Commerstadt. 1626. — Wolffgangus
Theodoricus Bautz. 1628. — Vitus Udalricus ab Auffsess.
1628. — Joannes Stephanus a Demantstein. 1628. — Geor-
gius Fridericus a Mentzingen. 1628. — Joannes Reinliardus
ab Eyb. 1628. — Georgius Philippus Voyt a Rieneck. 1628.
Auf dem Blatte , welches diese letzte Unterschrift enthält,
sieht man das Rienecksche Wappen, aufserdem links dasselbe
nochmals und noch folgende Wappen: Staffel von Urba, Geb-
sattel, Niderwolfs Kälill; rechts: von Hausen in Westericli,
von Eichelberg, Holtzapfel am Stein, Bernecke zu Steyer.
Ein fürstliches Stammbuch des Handschriftenzimmers
der Herzoglichen Bibliothek100) ragt unter vielen andern
hervor durch die glanzvollen Wappen , welche über den Na-
men der eingeschriebenen fürstlichen und übrigen Personen
angebracht sind : 1599. Philipp Ernst Graf zu Gleichen und
Spiegelberg. — 1600. Johann Casimir und Johann Ernst, H.
z. S. ; Friedrich H. zu Braunschw. u. L.; Moritz von Heldrit ;
Bernhart Munich; Hanf das rufworm; Joachim von Schau-
rodt (p. 191.); Chriftoff von Wangenheini; Caspar Willi, v.
Witzleben; Raphael v. Witzleben. — 1601. Veit v. Lichten-
stein. — 1603. Ernst IL zu Braunschw. u. Lim. (p. 43.);
Christian ßischoff zu Minden, H. zu Br, u, L. ; Hans Ludw.
100) B. Chart. 986.
20
— 306 —
v. Schaumbergk. — 1606. Anthonius Heinrich, Graf zu
Sch wart zburgk. • — 1608. August Pfalzgraf; Heinrich Reufs
Iler von Plauen der Junge; Wolff Herr von Schönburg. —
3609. Georg (p. 51.) und Johann (p. 53.) II. zu Br. u. L.;
Philipp Ernst Graf v. Ilolienl. ; Hans Vitzthumb von Eck-
städt; Carl v. Schaurodt. — 1610. Christian Clmrf. v. S.;
Ludw. Günther Graf zu Schwartzb. — 1611. August u. Jo-
hann Georg, II. zu S. ; Albertus Haeres NorvagiaeDux Schles-
vici Ilolsatiae (p. 61.) ; Johann Casimir Graf zu Lynar. —
1612. Joachim von der Schulenburgk. — 1614. Christian
Günther Gr. zu Schwartzb. — 1615. Johann Philipp u. Jo-
hann Ernst der Jüngere, H. zu S. — 1616. Christian Graf
zu Waldeck. — « 1618. Friedrich II. zu S. (p. 60.); Friedrich
Pfalzgr.; Julius Friedrich H. zu Würtemberg. — 1619. Chri-
stian Markgr. zu Brandenburg. — 1621. Hans Ludwig Gr.
zu Gleichen Spiegelb. ; Hanns Melchior von Bottler (p. 29T.).
— 1625. Christian Pfalzgr.; Christian Schenk undt Freyherr
zu Tautenburg. — 1621. Heinrich Wilhelm Obrister
(p. 95.). — 1628. Hanfs quirin von Falckenstein (p. 313.). —
1629. Joachim Ludwig von Sethend orff (p. 311.). — Auf dem
Titelblatte ist zu lesen: „Trev. Herr. Trev. Knecht. Du
Recht Schev JNimant.“ und auf dem Einbande ist sowohl
hinten als vorne das Sächsische Wappen angebracht. Aus-
gemacht ist, dafs keinem der Sächsischen Fürsten, welche
in das Stammbuch sich eingeschrieben haben, dasselbe ange-
boren konnte. Doch kann der eigentliche Besitzer nicht mit
Bestimmtheit angegeben werden.
In Böhmen wurde 1629. eine sehr grofse Medaille auf
den einundzwanzigjährigen Ferdinand III. geprägt x). Sie
hat, vorausgesetzt dafs sie auch innerlich durchaus aus Gold
besteht, das Gewicht von 50 Ducaten. Uebrigens bietet sie
nichts Merkwürdiges dar.
Das im J. 1629. verfertigte goldene Schaustück der Ku-
nigunde, Aebtissin des Stiftes Münster, habe ich noch nir-
gends beschrieben oder abgebildet gefunden. Ich theile die
1) Adauetus Voigt Beschreib, der Böhmischen Münzen. Band 4.
Prag 1181. 4. S. 102. tab. II. n. 3.
genaue Beschreibung aus dem handschriftlichen Catalogc
mit 2).
Bekanntlich gaben die iin Nov. 1G28. nach Leipzig be-
rufenen Theologen eine nothwendige Yertheidigung des evan-
gelischen Augapfels d. i. der wahren, reinen und ungeänder-
ten Augspurgischen Confession 3) heraus. Hierdurch ange-
regt, verfertigte Sebastian Dadler zu Dresden im J. 1629. die
silberne, mit deutscher Inschrift umgebene Medaille 4), wor-
auf die triumphirende Beständigkeit abgebildet ist, deren
Wagen Geduld und Hoffnung ziehen. Hinten knieet die Be-
ständigkeit bei der Friedenssäule.
Der eben genannte Künstler hat bei Gelegenheit der
hundertjährigen Gedächtnisfeier der Augsburgischen Confes-
sion (25. Jun. 1630.) noch eine Medaille verfertigt, die auf
2) KVNEGVNDIS. FERIN. ABBATIS. IN. Z h- II -t- M -h Scu-
tum quadrifidum, in cujus area prima et ultima baltheus dexter tes-
sclatus , in secunda vero et tertia leo erectus. Scuto imposita ad
dextratn galea , tabulam octogonam pennis pavoninis ornatam exara-
tamque baltheo scutario sustinens, ad sinistram vero galea tecta co-
rona, ex qua leo exsurgit. Supra MRA et cor gladio transfixum.
SAJXCTA -+- KVN1GVNDIS. St. Kunigundis coronata et nimbata
stans ad ignem cum cultro; supra IHS. et tres claves, infra vero an-
nus 1629. — Numus hicce oviformis, si numismatis nomine venire po-
test, opus aurifabri , limbo et ansa est praeditus. Das Gewicht be-
trägt 8| Duc. — Ueber die heil. Kunigunde s. M. v. Cochem
Verbesserte Legend der Heiligen. Augsb. 1779. 4. S. 220 — 223 (3.
März.).
3) Leipz. 1628. 4. Necessaria defensio ev. stat. pupillae. Lips.
1629. 4. Diese und andere den Augapfel betreffende und in den Jah-
ren 1629. und 1630. erschienene zum Theil satyrisclie Schriften , so
wie des ev. Augapfels Vertheid. u. Hauptvertheid. aufs neue zusammen-
gedr. Leipz. 1673. 4. findet man auf der Bibliothek zu Gotha Theol.
4. p. 453. Vcrgl. Clir. Aug. Saligs Vollst. Hist. d. Augsp. Conf. Th. I.
Halle 1730. S. 780 — 788. Schröckli Christi. Kirchengesch. seit der
Reform. Th. 4. Leipz. 1805. S. 481.
4) 3f Loth schwer. Bizot. Hist. met. T. II. p. 209. fig. 3. Tentz.
L. Alb. tab. 44. n. 1. p. 471. Juncker Ehrengedächtnifs M. Lutlieri.
5. 432.
— 308 —
der Vorderseite des Sächsischen Churfürsten Johann (-J* 1532.)
Bihlnifs enthält 5).
Im Jahr 1630. wurde Iledwig, Churf. Christian II. von
Sachsen Wittwe aus Königl. Dänischem Stamme, auf Kupfer
gemalt (nr. 155.). Die Fenster ihres Zimmers haben runde
Scheiben. Ihr Hündchen liegt auf einem Stuhle 6).
Auch unter den Miniaturgemälden ist ein Bihlnifs der
Hedwig (auf Perg.) vorhanden.
Die 1631. geprägte ovale und silberne Med. Albrechts,
Herzogs von Meklenburg, Friedland und Sagan, enthält sein
Wappen auf der hintern Seite7). Ein goldener Ring, der
im Vorzimmer des Naturaliencabinets gezeigt wird, soll die-
sem Herzog angehört haben, wie Möller bemerkt.
Von zwei silb. Med., die zu Ehren des Kaiserl. Feld-
herrn Gr. von Tilly (-J- 1632.) erschienen, ist die eine oval 8),
die andere rund 9).
5) Das goldene Exemplar wieget 15i^ Dncaten, das silberne 3 1
Loth. Tentz. L. Alb. tab. 46. n. 4. p. 483. Köhler M. Bel. Th. 2.
S. 200. a. (in einem aufserordentlichen Stücke datirt vom 28. Jun. 1730 )
mit Abbild.
6) Es hat sich im Schlosse zu Reinliardsbrunn noch ein anderes sehr
grofses Gemälde aus dem Jahre 1630. erhalten. Dasselbe stellt Ernst
des Frommen Reitpferd dar, welches hin und wieder weifsgefleckt ist
und von einem Knaben geführt wird. Freilich ist dieses Bild jetzt
durch Alter im höchsten Grade entstellt.
7) li Loth schwer. Lochner. 1744. S. 377. Priorato Lebensgesch.
Albr. v. Waldstein. Niirnb. 1769. 8. tab. n. 6. — Folgende weniger
bekannte silb. Med. wiegt | Loth. Septem linearum inscr. Albertus
D. G. Dux Meg. Fridl. et Sag Fund. Carae: Castri. B. M. V. in Wal-
ditz. Amplis. — Protome Wallensteinii , capite nudo et adverso , cum
plano collari et cataphracta pallioque ad pectus. Sine epigraphe. Fer-
ner sind folgende Münzen im Cab. : 1628. Duc. — 1629. 1 Duc.
(Monn, en or du cab. de l’Empercur. Vienne. 1759. Fol. p. 221. n. 10.)
— 1629. Thaler. — 1631. 1 Duc. (Köhl. M. Bel. Th. 3. S. 17. Monn,
en or 1. 1. n. 11. Priorato tab. n. 4.) — 1631, Thaler. — 1634. 1* Duc.
(Monn, en or. I. 1. n. 13 ).
8) 1 Loth schwer. Köhl. M. Bel. Th. 19. S. 169.
9) | Loth schwer. Köhl. M. Bel. Th. 7. S. 129.
- 309
Durch eine silb. Med.10) wird die erste Leipziger
Schlacht (1631.) gefeiert.
Bei dem Brande der Margarethenkirche zu Gotha (am
21. Aug. 1632.) ging ein Cranachisches Gemälde zu Grunde11).
Das Bildnifs Gustav Adolphs Königs von Schweden (*)• d.
6. Nov. 1632.) hat Christian Richter gemalt I2), wie aus der
unten links stehenden Schrift erhellet (nr. 158.).
Das auf eine Glasscheibe gemalte Bildnifs des Königs
hat die Inschrift: Gustavus Adolphus Der Schweden - König.
1632.
Unter den Glasgemälden ist noeh ein Bildnifs Gustav
Adolphs und als Gegenstück das der Maria Eleonora von
Schweden vorhanden I3).
10) 3| Loth schwer. Tentz. L. A. tab. 48. nr. 1. p. 496. Juncker
S. 451. Brenner tab. 7. n. 4. p. 151. Locliner. 1737. S. 233.
11) „Da dann insonderheit darauf! gegangen 1. die Kirche zu S.
Margarethen samt den daranstehenden Thurm [dieser war zwischen
1510. u. 1516. angefangen worden. Vergl. die Handschrift B. Chartac.
65. p. 20.] , drei grofse und zwei kleine Glocken, das berühmte Orgel-
werk, Tauflfstein , samt vielen Epitaphien , worunter fürnelimlich das
Salvators Bild von Lucas Cranach gemahlet , so ein schön Kunststück
gewesen.“ Collectanea Gothana Casp. Sagittarii (unter den Hand-
schriften der H. Bibi. A. Chartac. 456.) pag. 104. — Vergl. Casp. Hof-
rnanni Poematum sacror. centur. IV. Altdorfi, 1651. 8. carm. 145.
12) Ein schöneres Gemälde, welches diesen König darstellt, ist in
der Herzogi. Gallerie zu Meiningen. Van Dyck soll dasselbe verfer-
tigt haben. — In dem Speisesaale des neuen 1677. erbaueten Schlos-
ses oder des sogenannten Prinzenhauses zu Gräfentonna, worin derGo-
thaische Prinz Wilhelm von 1737 bis 1771. residirte, findet man ein
sehr grofses Gemälde, welches Gustav Adolph stehend , links im Hin-
tergründe sein Pferd darstellt. Gleich grofs ist das Carl XII. vorfüh-
rende Gemälde. Beide sind vorzügliche Werke aus dem achtzehnten
Jahrhundert.
13) Auch einem gläsernen Pokale, vermuthlich aus Carl XII. Zeit,
ist Gustav Adolphs Bildnifs eingegraben. Eine Sonnenblume ist an der
hintern Seite. — In einem der Vorzimmer des Naturaliencab. findet
man in einem runden schwarzen Rahmen und unter Glas ein kleines
Wachsrelief, welches Guslav Adolph darstellt.
— 310 —
Eine goldene Medaille 14) Gustav Adolphs ist in Deutsch-
land von Seb. Dadler verfertigt.
Zu Nürnberg soll zu Ehren Gustav Adolphs die grofse
ovale Medaille15) verfertigt seyn, auf deren Vorderseite der
Schwedische König in ganzer Figur dargestellt ist. Die hin-
tere Seite enthält deutsche Reime.
Berühmt ist die grofse auf den Tod Gustav Adolphs
geprägte Medaille I6). Der Leichnam desselben liegt auf
dem Paradebett. Ueber ihm schweben viele Engel. Auf der
hintern Seite fährt der Triumphwagen des Königs, den drei
geflügelte Rosse ziehen, über Lindwürmer hinweg. Der Kö-
nig wird von der Religion und Tapferkeit bekränzt.
Mit diesem grofsen von Sebastian Dadler verfertigten
Schaustücke stimmt eine kleine17) und noch eine nicht viel
gröfsere 1 8) v. J. 1634. ziemlich überein.
Auf dem Schlosse Tenneberg bei Waltershausen ist eine
lange Gallerie mit Gemälden (auf Leinw and) ausgefüllt, wel-
che beinahe alle Herzogs Johann Casimir Jagden betreffen,
von dessen Jagdliebhaberei schon beim Jahre 1594. gehan-
delt wurde. Es sind eingestellte Jagden, die im Thüringer
Wald Statt fanden. Die oben und unten auf den Rahmen
stehende, hin und wieder etwas beschädigte Schrift giebt
den Ort und die Zeit der Jagd, so wie die Zahl des erleg-
ten Wildes sehr genau an: 22. Jul. 1613. zu Kleinschmalkal-
den an der Haufsgeinafs. — 24. Jul. 1613. am Weiffen Berg
14) 20 Ducaten schwer. Auch in Silber. Tentzel. Schediasma de
nmnis Saxonicis pacis bellique teinp. cusis. Thulcmarius de Octoviratu
cap. 29. num. 35. Juncker, das güldene und silb. Ehren -Gcdäclitn.
Lutlieri. Brenner tab. 7. n. 1. p. 150 sq.
15) 15^ Loth. El. Brenneri Thesaurus numm. Sueo - Gothic. Hol»
miae. 1731. 4. tab. 9. p. 152.
16) In Silber 9§ Loth schwer. Jac. Fabricius, Justa Gustaviana
d. i. christl. Klag- und Ehrenpredigt. Alten Stettin in 4. Köhler M.
Bel. Th. 3. S. 197. Brenner tab. 10. n. 1. p. 153 — 155.
17) ^ Loth schwer. Juncker, Ehrengedäclitn. M. Lutheri. p. 457.
18) 3 1 Loth schwer. Juncker S. 458. Köhler M. Bel. Th. 3.
S. 193. Brenner tab. 11. n. 3. p. 156. cf. Reiher diss. de nummis ex mc-
tallo cliymico. p. 8 sq.
— 311 —
in Kleinschmalkalden. — 27. Jul. 1613. Kleinschmalkalden. —
31. Jul. 1613. im Burck Holtz. — 7. Aug. 1613. in der
Ehernen Kammer. — 11. Aug. 1613. an der Hohen Heilte.
— 21. Aug. 1613. am Inselsbergloch und Scharfenberg. — •
21. Aug. 1613. an den Giibellin Windlöchern. — 28. Aug. 1613.
am llothen Berg bei Obertabarz. — 1. Sept. 1613. Wasser-
berg. — 3. Aug. 1616. am Breiden Bergk. — 17. Aug. 1616.
Schmalkalden. — 19. Aug. 1616. Kleinschmalkalden. — 20.
Aug. 1616. in der Kleinschmalkalden. — 26. Aug. 1616. an
der Hohen Heiden. — • 29. Aug. 1616. Burckholtz? — 3. Sept.
1616. in der Ehren Kammer (d. i. ehernen Kammer, auch
Oerlkammer bei Ruhla). — 6. Sept. 1616. Breiden Berg. — •
10. Sept. 1616. am Scharffen und Inselsberg. — 18. Sept.
161.. (1610 oder 1616?) am Klein Jagdsberg. — 21. Sept.
1616. am Uebels Berg. — 27. Sept. 1616. an der hohlen
Koppen. — [28. Sept. 1616. Holtzgeiger geschossen von Hans
Heinrich Melchior von Kefslau. — 19. Oct. 1616. Fuchs vom
Grafen von Hohenlohe und Herrn zu Langenberg, Obristen
und Ritter, neben Christoph Hundt, F. S. Hofmeister, und
andern jungen Herrn zwischen Gotha und Seeberg im freien
Felde gehetzt. — 12. Nov. 1616. Georg’s Landgrafen zu Hes-
sen Saujagen im Burgwald am Rosenberg]. — 22. Jul. 1620.
am Klein Weifs Bach in der Kleinschmalkalden. — 25. Jul.
1620. am Weifsen Berg in der Klein Schmalkalden. — 29.
Jul. 1620. in der Klein Schmalkalden im Küchengehöck. —
30. Jul. 1620. in der Kleinschmalkalde. — 1. Aug. 1620. Küh-
ler Breitenberg. — 3. Aug. 1620. am Wasserberg. — 6. Aug.
1620. in der ehernen Kammer. — 27. Jul. 1621. im Amt
Tenneberg an der Kühler Breitenberg. — 29. Jul. 1621. in
der ehern Kammer im Ampt Tenneberg. — 31. Jul. 1621.
im Amt Tenneberg in der Hohen Heyden. — 3. Aug. 1621.
im Amt Tenneberg an der Kahlen Koppen. — 5. Aug. 1621.
im Amt Tenneberg am ftroborer. — 16. Aug. 1621. amt
Tenneberg am Scharfenberg. — 18. Aug. 1621. im Amt Ten-
neberg in der wilden Gruben. — 20. Aug. 1621. im Amt Ten-
neberg am Ilübelfs Bergk. — 1. Sept. 1621. im Amt Ten-
neberg am Uebelsberg. — 3. Sept. 1621. im Amt Tenneberg
am kleinen Jagdsberg. - — 12. Jul. 1630. in Ilaufs bei der
— 312 —
Klein Schmalkalden. — 10. Aug. 1630. am Scharfferiberg. —
LI. Aug. 1630. an dem langen Berg bei der Kniebrechen. — >
3. Sept. 1635. (T) im Klein Jagdtsbergk 1 ö). Die bezeichne-
ten Orte sind meistens auch geologisch interessant und in
so fern durch Ileiin’s Beschreibung des Timringer Waldge-
birges auch dem Auslande bekannt. Aus den Zeitbestim-
mungen erfährt man, wann Johann Casimir in diesen Lan-
den verweilte, wonach Einiges in der von Grüner geliefer-
ten Biographie des Herzogs sich genauer bestimmen läfst.
Die Gemälde zeigen den Lauf, den darin aufgeschlagenen
Schiefsschirm, wo der Herzog mit seinem Gefolge verweilt
und das vorüberlaufende Wild pürschet, dafs meistentheils
Knall und Fall zugleich geschiehet. Zulaufende Jägersbur-
sche geben den Genickfang. Sodann wird das Wild auf die
Wiidpretstrage gehoben, zur Rechten getragen und liier mit
dein Gehörne und den Köpfen nach dem Schirme zu ge-
streckt20). ln der Regel wird man auch eine grofse Waage
in dem Laufe bemerken. Aufsen halten die Equipagen und
Wagen21). Wollten Jäger die sehr genau abgeschilderten
Jagden mit der in Hans Friedrich’s von Fleming Vollkom-
menem Jäger befindlichen Anweisung hinsichtlich des einge-
stellten Jagens, so wie mit den in demselben Werke gelie-
ferten Abbildungen 22) vergleichen, so werden sie eingeste-
hen müssen, dafs die Gemälde des Schlosses Tenneberg weit
unterrichtender sind und die üblichen Jagdgebräuche schon
zu Johann Casimirs Zeit in vollem Schwünge standen. Jag-
den dieser Art wurden in den Coburgischen Landen auch in
der neueren Zeit nicht selten veranstaltet. Im Gothaischen
waren seit vielen Jahren keine gehalten worden, bis endlich
19) Ich habe die Schreibweise der Unterschriften befolgt. Im
Munde des Volkes werden Kamen der Berge und Thäler oft sonderbar
verändert oder verderbt. Heim, Geolog. Besclir. d. Thür. W. 1. Th.
Mein. 1796. S. 55.
20) von Fleming 2. Th. Leipz. 1724. Fol. S. 164.
21) Das. 1. Th. Leipz. 1719 fol. S. 278.
22) Das. 1. Th. S. 271 fl', tab. ad p. 277. tab. ad p. 279. — 2. Th.
tab. 23. ad p. 161. tab. 22. ad p. 163.
— 313 —
am 31. Aug. 1829. mit einem Aufwaiide von etwa 1500 Tha-
lern zu Stutzhaus ein Versuch gemacht wurde, sie den Be-
wohnern des Gothaischen Landes ins Gedächtnifs zuriiekzu-
rufen oder ihre Theilnalime für dieses fürstliche Vergnügen
zu erregen. Das Jagdgeräthe wird in dem am Fufse des
Burgbergs, auf welchem das Schlofs Tenneberg erbauet ist,
liegenden Jagdzeughause 23) aufbewahrt. Eines und das an-
dere Stück soll noch aus Johann Casimirs Zeit herrühreii.
Ich habe den Inhalt des Jagdzeughauses nicht selbst in Au-
genschein genommen.
Im Vorzimmer des Naturaliencabinets zu Gotha ist ein
im J. 1633. von G. St. (Georg Strauch) verfertigtes Minia-
turgemälde. Es stellt einen mir unbekannten Mann dar, der
1564. geboren wurde und am 7. Jun. 1638. starb. Strauch’s
Bildnisse haben Sandrart u. A. in Kupfer gestochen.
In einer Handschrift der Hcrzogl. Bibliothek 23 b) findet
man eine grofse Anzahl gemahlter Scheiben abgebildet, die
bei verschiedenen Biichsenschiefsen gebraucht wurden. Die
ältesten sind aus den Jahren 1574, 75, 76, 77, 78, 1580 und
1581. Sehr viele haben keine Jahrzahlen. Die dem Bande
Vorgesetzten Blätter betreffen Biichsenschiefsen, die am 11.
April 1633. und am 2. Mai 1633. zu Coburg gehalten wurden.
Johann Rüdigers Stammbuch 24) enthält einige 1633. zu
Danzig gemalte Wappen.
Altenburgische Landschaft. 1633. liest man am oberen
Rande eines zwar nicht grofsen aber überaus kostbaren Ge-
fäfses. Dasselbe ruht auf drei Mohrenköpfen, besteht aus
Gold und ist mit Edelsteinen sehr reich besetzt. Auf der
einen Seite wird von solchen ein Anker gebildet. Die Be-
stimmung des Bechers ist ziemlich unbekannt. So viel wis-
sen wir, dafs im Anfänge des Jahres 1633. die Schwedische
Armee mit Herzog Bernhard zu Altenburg verweilte und dafs
unmittelbar nachher die Stadt durch eine ansteckende Seu-
23) Ueber Einrichtung dieser Jagdzeughäuser gibt von Fleming
Vorschriften Th. 1. S. 237. Th. 2. S. 313.
23b) A. Chartac. 745.
24) B. Chartac. 1157.
— 314 —
che mul noch später (19. Aug.) durch die Plünderungen des
kaiserlichen Heeres fürchterlich litt. Daselbst wurde ferner
ein enger Aussclmfstag gehalten. Der Herzog Johann Wil-
helm war zu Brieg in Schlesien im Dec. 1632. gestorben
und sein Bruder Herzog Friedrich Wilhelm hatte das Com-
mando übernommen. Am 24. Jun. 1633. hielt Herzog Al-
brecht zu Weimar Beilager mit der Altenburgischen Prinzes-
sin Dorothea25). Das Wahrscheinlichste ist wol , das jetzt
im Vorzimmer des Naturaliencabinets aufbewahrte Gefäls sey
bei Gelegenheit dieses Beilagers von der Altenburgisclien
Landschaft als ein Geschenk überreicht worden.
Christian Richter fecit. 1634. ist unten rechts auf einer
kupfernen Tafel (nr. 60.) zu lesen, worauf mehrere fürstli-
che Bildnisse vereinigt sind. Oben links ist das Sächsische,
rechts das Anhaitische Wappen angebracht. Ein grüner Vor-
hang bedeckt die Wand, an welcher ein gröfseres Bildnifs
und rings um dieses vier kleinere befestigt sind. Das gröfsere
mittlere Bildnifs stellt den Weiinarisclien Herzog Wilhelm
im Harnisch und seine Gemahlin Eleonora Dorothea in röth-
lichein Kleide dar. Herzog Wilhelm, fünfter Sohn des am
31. Oct. 1605. verstorbenen Herzogs Johann von Weimar
und der Dorothea Maria, war am 11. April 1598. zu Alten-
burg geboren. Gemälde, die ihn noch sehr jugendlich zei-
gen, sind früher aufgefi'ihrt worden. Wilhelms Vermählung
mit der Anhalt -Dessauischen Prinzessin Eleonora Dorothea,
die am 6. Febr. 1602. geboren war, geschah am 23. Mai
1625. Im Jahre der Anfertigung des Gemäldes, am 12. Jul.
wurde Herzog Wilhelms fünfter Prinz Johann Georg gebo-
ren. Da dieser in das Gemälde nicht aufgenommen ist, wird
dasselbe in den ersten Monaten des Jahres 1634. angefer-
tigt seyn. Ueber den fürstlichen Eltern ist das Bildnifs des
am 6. März 1626. geborenen, am 1. Nov. 1626. verstorbenen
Prinzen Wilhelm. Zur Linken zeigt sich Johann Ernst der
Fünfte und Jüngere, geh. den 11. Sept. 162T., zur Rechten
Johann Wilhelm der Fünfte, geboren den 16. Aug. 1630.
25) Tentzel , Fiirstl. Sachs. Geschidits - Calender. Leipz. 1697.
8. S. 33.
— 315 —
Unter dem Hauptbildnisse der fürstlichen Eltern ist das ih-
res vierten Prinzen Adolph Wilhelm, der am 15. Mai 1632.
zu Weimar geboren wurde. Ganz unten sind zwei Bildsäu-
len gemalt, nämlich links der Krieg, rechts der Ueberflufs
in Gestalt einer weiblichen Figur. Der dreifsigjährige Krieg
öffnete dem Herzog Wilhelm ein Feld, in welchem er sich
eben so viel Ruhm als Ansehen erwarb. Nicht weniger er-
haben zeigte er sich in den Künsten des Friedens. Die Art,
mit welcher er sowohl in seiner Brüder als in seinem eige-
nen Namen die Regierung führte, macht seinem Verstände
und seinem Herzen grofse Ehre.
Johann Schwartzwald’s Stammbuch im Handschriftenzim-
mer der Bibliothek 2 6) enthält neun Gemälde, die in den Jah-
ren 1633. und 1634. zu Danzig angefertigt sind. Ein die
Cither spielender Mann und ein singendes Frauenzimmer
sitzen in einer Landschaft unter einem Baume. Darunter
liest man G. B. fecit. Wahrscheinlich ist Gerhard Bartsch
a Demuth Nob. Bor. zu Danzig, der gegenüber (am 4. April
1634.) sich eingeschrieben hat, der Verfertiger. Noch ein
anderes Gemälde (29. April 1634. Albert Rosenbergk zu Dan-
zig) mit der Unterschrift: Dum canis os rodit, socium quem
diligit odit, enthält eine hierauf bezügliche Darstellung mit
drei Figuren in der seltsamen Kleidertracht der damaligen
Zeit. In dieses Stammbuch hat auch Caspar Scioppius im
Jun. 1635. zu Basel sich eingeschrieben.
Eine bemalte Glasscheibe hat die Inschrift: Erhärt De-
chelmair Barbara Dechelmair. 1634.
Eine andere zeigt ein Wappen und darüber einen reiten-
den Trompeter. Dabei liest man: Jacob Wurm. Feit Trum-
beter. 1634.
Friedrich Ulrich, Herzog zu Braunschweig- Wolffenbiit-
tel liefs 1634. vielfache St. Jacobs - Ausbeutethaler prägen27).
20) B. Charfac. 10*20.
27) Kohl. M. Bel. Th. 2. S.2G1. Vergl. Nie. Seeländers höchst sel-
tene Abbild, tab. 34. Relitm. tab. XVI. n. 4. Vollst. Braunschw. Lim.
Münz -Cab. Heimst. 1747. 4. p. 92. n. 237. Monn, en arg. ä Vienne.
1769. fol. p. 230. n. 4.
— 316 —
Das eine Exemplar wiegt 18 J, das andere 14§ Loth. Der
Herzog starb den 11. Ang. 1634. im 43. Jahre seines Alters
und im 21. Jahre seiner Regierung.
Des Herzogs Johann Philipp von Altenburg ovale und
goldene Medaille28) hat die Jahrzahl 1635.
Am 24. Oct. 1636. wurde Herzog Ernst des Frommen
und der Elisabeth Sophia Beilager vollzogen. Bei dieser Ge-
legenheit erschien das achteckige goldene Schaustück29) des
Cabinets zu Gotha, welches recht kunstvoll gearbeitet ist und
der Neuvermählten Bildnisse enthält.
Diese sind noch auf einer andern achteckigen, aber ein-
seitigen Goldplatte30) vereinigt, die wahrscheinlich in einem
Ringe gefasset war.
Ein Werk Seb. Dadlers ist die auf die Eroberung von
Smolensk (1636.) geprägte silberne Medaille 3 r). Vor dem
reitenden Wladislaus IV. , König von Polen, liegen drei Mos-
kowiter auf den Knieen und bitten um Frieden. Der Re-
vers zeigt drei Türken und drei Schwedische Abgeordnete,
welche den reitenden König um Frieden bitten. Dudler hat
in diesen beiden Darstellungen gewissermafsen geprägte Ge-
mälde geliefert.
Johann Gleggler malte im J. 1636. den Goliaths Haupt
tragenden David und die ihm entgegenziehenden Israelitinnen
(auf Leinewand nr. 110.). Es ist eine Copie nach Lucas
van Leyden, wie aus einem Kupferstich der Herzoglichen
Sammlung hervorgeht 3 2).
Auf Holz ist ein Ecce liomo (nr. 61.) gemalt. Christus
28) 5| Duc. schwer. Tentz. Lin. Ern. tab. 29. n. 6. p. 404.
29) 8^ Duc. schwer. Tentz. Lin. Ern. tab. 58. n. 2. p. 721.
30) \ Duc. schwer. Tentz. Lin. Ern. tab. 58. n. 5. p. 729. — Ein
ganz ähnliches Kunstwerk unter den geschnittenen Steinen im Vorzim-
mer des Naturaliencabinets.
31) 8£ Loth schwer. Preufsische Sammlung allerlei ungedr. Urk.,
Nadir. u. Abh. 3. Band. Dantzig 1750. 8. Vergl. Schlägers hand-
schriftl. Beschreib, der Poln. Miintzen (in der Bibliothek des Münzcab.
zu Gotha). S. 113.
32) In dem systematisch geordneten Bande: N. 20. Dürers und
andere Kupfer, fol.
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sitzt mit Dornen bekränzt und hält, während er die Linke
auf die Brust legt, mit der Rechten die auf seinen Knieen
liegenden Ruthenbündel. Links auf dem schwarzen Grunde
bemerkt man ein in die Buchstaben C und R zerfallendes
Monogramm und die Jahrzahl 1G36., woraus hervorgellt, dafs
der oft erwähnte Christian Richter Verfertiger dieses Ge-
mäldes ist.
Christian Richter wird ferner als Verfertiger einer Co-
pie nach J. Breughel33) genannt. Dieselbe ist auf Kupfer
gemalt und etwas breiter als hoch (nr. 132.). Die Juden
haben zu Christus die Ehebrecherin geführt. Jener bückt
sich, um die auf dem Fufsboden stehende Schrift zu lesen 34).
Das Ganze ist sehr anmuthig. Am gelungensten sind der
Kopf Christi und der eines alten Juden mit grüner Kopfbe-
deckung.
Im J. 1636. vermuthlich bei Gelegenheit der kurz vor-
her erwähnten Vermählung wurde auch Elisabeth, Gemahlin
Johann Philipps Herzogs zu Altenburg und Mutter der Ge-
mahlin Ernst des Frommen, gemalt. Das auf der sogenann-
ten Weimarischen Gallerie aufgehängte Bild jener Elisabeth,
worauf die Jahrzahl 1636. steht, ist wol nur Copie.
Auf einem Glasgemälde sitzen vier Männer an einem
Tische, ein fünfter steht auf einem Katheder. Die Inschrift
lautet: Philipp Hager. Singer. Mercker vnd Schumacher.
1637.
Im Rittersaale der Wartburg findet man ein Gemälde,
welches den Herzog Johann Ernst (geb. zu Gotha d. 9. Jul.
1550.) in Lebensgröfse darstellt. Stehend und in Lebens-
gröfse zeigt ihn noch ein anderes sehr grofses Gemälde im
Waffensaale der Wartburg. Bei ihm ist ein Hund und ein
33) Von J. Breughel, geb. 1589. gest. 1642., sind im neunten
Zimmer der Gallerie nr. 1. eine Waldgegend mit einer Schweinejagd,
nr. 3. eine Waldgegend mit einer Fuchsjagd, nr. 17. eine Landschaft,
worin ein grofser Flufs ist, nr. 85. eine Herbstlandschaft , in deren
Vordergründe ein grofser Apfelbaum ist.
34) Joli. 8, 3. Dasselbe Ereignifs fanden wir auf zwei Cranach-
schen Gemälden (nr. 170. S. 178. u. nr. 69. S. 178 f.), so wie auf dem
70. Gemälde des Schirmes (S. 235.).
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Papagei. Links im Hintergründe erhebt sich der Berg, wor-
auf die Wartburg liegt. Gleich grofs ist das Gemälde, wor-
auf seine Gemahlin in einem vielblumigen Kleide und mit
vielen Spitzen am Halse dargestellt ist35). Sie war am 18.
Oct. 1518. zu Cassel geboren und vermählte sich mit Jo-
hann Ernst im J. 1630. Johann Ernst starb im J. 1638. Im
Waffensaale der Wartburg ist noch ein drittes Gemälde auf
Leinwand, welches Ludwig den Eisernen in Lebensgröfse
darstellt. Unten liest man: Ferreus indicitur Ludovicus du-
ra clientum cervix cui leni ferrea tela dedit36).
Eine goldene, von einer Einfassung umgebene Ausbeu-
temünze, 4£ Louisd’or schwer, aus dem Jahre 1631., zeigt
vorne das rechts gewendete Bildnifs Johann Philipps, hinten
das links gewendete seines Bruders Friedrich Wilhelm. Je-
ner hält in der Rechten den Commaiulostab, dieser legt die
Linke auf den Griff des Schwertes. Unter dem vor ihm
liegenden Helme stehen die Buchstaben MR. Rings um die
Bildnisse sind die Wappenschilde vertheilt. An dieser (im
Accessionsschrank niedergelegten) Münze ist oben ein Ring.
Herzog Friedrich Wilhelm II. zu Altenburg, geb. nach
des Vaters Tode zu Weimar den 12. Febr. 1603., zeichnete
im dreifsigjährigen Kriege sich aus. So nahm er z. B. im
April 1634. Bautzen ein und wohnte am 3. Mai 1634. dem
Treffen bei Liegnitz bei, in welchem die Kaiserlichen von
den Chursächsischen geschlagen wurden. Aus diesen Grün-
den stellt ein im Vorzimmer des Naturaliencabinets auf be-
wahrtes, aus Holz geschnitztes Relief den Herzog im Har-
nisch dar. Er reitet, den Commandostab in der Hand, zur
Rechten. Hinter ihm liegt auf einer Anhöhe das Altenbur-
ger Schlofs. Friedrich Wilhelm legte im Jul. 1635. seine
Stelle eines Chursächs. General - Lieutenant der Cavallerie
nieder.
Eine ovale silberne Medaille37) des Herzogs Friedrich
35) Thon S. 152.
36) Thon S. 36 f.
37) | Loth schwer. Tentz. L. E. tab. 30. n. 1. p. 419. J. G. Grü-
ner, Biographie Friedr. Willi. II. Koburg. 1789. S. 50 f.
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Wilhelm II. von Altenburg aus dem J. 1638. soll sein Beila-
ger mit Sophia Elisabeth, des Margr. Christian Wilhelm zu
Brandenburg und Administrators des Erzstifts Magdeburg
Tochter, verherrlichen.
Den Kopf desselben Herzogs dürfte ein ovales Relief
von weifsein Alabaster darstellen, welches von einem acht-
eckigen schwarzen Rahmen umgeben ist und im Vorzimmer
des Naturaliencabinets auf bewahrt wird. Friedrich Wilhelm II.
starb erst im J. 1669.
Beim Jahre 1634. wurde ein von Christian Richter ver-
fertigtes Gemälde beschrieben, welches die Bildnisse des
Weimarischen Herzogs Wilhelm , seiner Gemahlin Eleonora
Dorothea und ihrer vier Prinzen enthält, unter denen der
älteste schon im Geburtsjahre gestorben war. Die Gallerie
besitzt noch ein anderes von Richter im Jahre 1638. verfer-
tigtes Gemälde (nr. 129.). Im Hintergründe ist links ein
Bild aufgehängt, worauf ein Heer sich zeigt in Bezug auf
Herzog Wilhelms Thaten im dreifsigjährigen Kriege. Rechts
hat man die Aussicht auf Weimarische Häuser. Hier, wo
im zweiten Grunde des Herzogs Gemahlin, eine geborene
Fürstin zu Anhalt, sitzt, ist auf einer bei ihr stehenden Ta-
fel ein Gemälde aufgestellt, worauf ein Engel bei einem klei-
nen Prinzen wahrzunehmen ist, gleichsam um ihn dieser
Erde zu entführen. Der kleine Prinz ist Herzog Wilhelms
und der Eleonora Dorothea erster Sohn, nämlich Wilhelm
der Jüngere, geb. den 26. März 1626. und gestorben in dem-
selben Jahre am 1. November. Herzog Wilhelm, die Haupt-
figur des Gemäldes38), deutet stehend auf die Bibel, die
auf einem Tische aufgeschlagen liegt. Bei ihm zeigen sich
folgende Söhne desselben : der 11jährige Johann Emst der
Fünfte und Jüngere, der achtjährige Johann Wilhelm der
Fünfte und der sechsjährige Adolph Wilhelm, welche wir
alle zusammen jünger auf dem Gemälde aus dem Jahre 1631.
fanden. Aufserdem zeigt aber das 1638. angefertigte Ge-
38) Nach einem solchen den Herzog Wilhelm darstellenden Ge-
mälde Richters hat Johann Dürr einen Kupferstich verfertigt. Allgem.
Kiinstlerlex. 2. Th. 5. Abschn. Zürich. 1810. S. 1281.
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mäkle noch den am 12. Jul. 1634. geborenen und im Jahr
1638. vierjährigen Johann Georg, die am 7. Jun. 1636. ge-
borene und im J. 1638. zweijährige WiJhelmina Dorothea
und den am 21. Febr. 1638. geborenen Bernhard den Jün-
geren. Wilhelmina Eleonora wird von ihrer im Hintergründe
sitzenden Mutter Eleonora Dorothea an der Hand gehalten
und Bernhard liegt als Wickelkind auf dem Sclioofse der
Mutter 39).
Wolfgang Pirkner (von Christ Birckner geschrieben) aus
Baireuth war der Lehrer des Coburgischen Malers Johann
Weyern40). Pirkner verfertigte 1639. die Gemälde des
Jagdbuches Johann Casimirs Herz, zu Sachsen, Seit vielen
Jahren wird dieses Jagdbuch nicht mehr auf der Gothaischen
Bibliothek, sondern im Residenzschlosse zu Coburg aufbe-
wahrt. Aus diesem Grunde kann ich nicht angeben, in wie
fern die Gemälde desselben mit den 44 Gemälden des Schlos-
ses Tenneberg, welche die von Johann Casimir gehaltenen
Jagden darstellen, übereinstimmen 4I).
Sebastian Dadler verfertigte auf die Ankunft des Chur-
fürsten Georg Wilhelm von Brandenburg und seines Sohnes
des Churprinzen Friedrich Wilhelm in Preufsen und die da-
selbst hergestellte Ruhe (1639.) einen seltenen goldenen Me-
daillon42), der 50 Ducaten wiegt.
Das in der Sammlung der Miniaturgemälde niedergelegte*
39) Auf einer der Gallerieen des Schlosses hing sonst ein mit dem
hier beschriebenen sehr übereinstimmendes Gemälde von bedeutendem
Umfange, wie denn die Figuren in Lebensgröfse sich zeigten. Das
Ganze ist noch unter dem Dache des Vordergebäudes vorhanden, na-
türlich in höchst schlechtem Zustande.
40) J. Fr. Christen Anz. d. Monogramm. Leipz. 1747. S. 243.
41) Nach einer mündlichen Nachricht hatten die Gemälde des
Jagdbuches den Zweck, eine anschauliche Anleitung zum Jagen zu
ertheilen, weshalb z. B. auch die Vorbereitungen grofser Jagden auf
einzelnen Tafeln enthalten Avaren.
42) G. D. Seyler , Leben und Tliaten Friedr. Wilhelms des Gr.
Churf. zu Brandenb. Frankf. u. Leipz. Fol. S. 6. J. C. C. Oelrichs
Erläut. Chur- Brandenb. Medaillencab. Berlin. 1778. 4. No. 1. —
Ders. Med. in Silber 6g- Lotli schwer.
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