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Full text of "Beschreibung der Herzoglichen Gemälde-Gallerie zu Gotha : mit Berücksichtigung des Chinesischen Kabinets, der Sammlung der Abgüsse von Bildwerken, des Münzkabinets, der Sammlung der Zeichnungen, Miniaturgemälde, Holzschnitte und Kupferstiche, der Bibliothek und noch einer in den Vorzimmern des Naturalienkabinets befindlichen Sammlung : beim Studium der Geschichte der neueren Kunst als Leitfaden anwendbar"

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Beschreibung 


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Herzoglichen  Gemälde-Gallerie 


zu  G « t li  a, 


mit  Berücksichtigung 


des  Chinesischen  Kabinets , der  Sammlung  der  Abgüsse  von 
Bildwerken,  des  Münzkabinets , der  Sammlung  der  Zeich- 
nungen, Miniaturgemälde,  Holzschnitte  und  Kupferstiche, 
der  Bibliothek  und  noch  einer  in  den  Vorzimmern  des 


Der  Schlufs,  au9  circa  7 Bogen  bestehend,  wird  zu  Anfang  de9  Jahres 
1835  versendet. 


- 


ist,  hält  zwei  Handschuhe.  Das  Haar  des  Mannes  ist  kurz 
verschnitten,  sein  Bart  kurz.  Er  ist  bekleidet  mit  einer 
flachen,  schwarzen  Mütze,  weifsem  Hemde,  rother  Weste, 
deren  Aermel  an  den  Unterarmen  hervorsehen , schwarzen 
Oberärmeln  und  einem  dazu  gehörigen  sehr  grofsen  Pelzkra- 
gen mit  breitem  Aufschläge.  Auch  dieses  Gemälde  hat  der 
durch  die  eingestellte  Restauration  des  Domes  zu  Erfurt  be- 
kannte Pereira  überfirnifst.  Bei  dem  weiblichen  dagegen  ist 
diese  Sicherung  unterlassen  worden.  Die  abspringenden  Far- 
ben lassen  hier  den  dicken  Kreidegrund  hindurchblicken. 
Die  ältliche  Frau,  etwas  links  gewendet,  hält  mit  der  Rech- 
ten eine  Nelke;  eine  andere  liegt  vor  ihr  auf  der  Brustwehr. 
Die  Bekleidung  besteht  in  einer  durchscheinenden  Mütze, 
weifsen  Chemise,  goldgelbem  Kleide  mit  eingewirkten  Ara- 
besken, sehr  gröfsen  und  breiten  Aermeln,  welche  die  gan- 
zen Unterarme  bedecken  und  an  der  Handwurzel  rothe  Aer- 
mel hervorsehen  lassen.  Vom  Halse  hängt  eine  goldene 
Kette,'  eine  andere  dient  als  Gürtel.  Nichts  war  in  jenen 
Zeiten  der  Darstellung  weiblicher  Figuren  nachtheiliger , als 
die  ungraziöse  Kleidertracht,  der  viereckige,  einer  Gothischen 
Basis  ähnliche  Kopfputz  und  die  ängstliche  Verbergung  des 
Haupthaares.  Holbeins  ohnediefs  weit  charakteristischere 
Männerköpfe  sind  daher  viel  anziehender  als  seine  Weiber- 
köpfe. 

Das  abgeschilderte  Ehepaar  scheint  in  der  Scliweitz  oder 
in  den  Rheingegenden  gelebt  zu  haben.  Es  gelingt  vielleicht 
noch,  die  Namen  zu  bestimmen.  Uebrigens  sind  diese  Bilder 
etwas  geringer  als  Sulzers  und  der  Sulzerin  Bildnisse. 

Dem  Holbein  wird  unrichtig  das  kleine,  auf  schwarzem 
Grunde  gemalte  Bild  der  heiligen,  das  Rad  haltenden  Katha- 
rina zugeschrieben.  Dieses  unbedeutende , sehr  wenig  aus- 
geführte Bild  ist  des  Meisters  völlig  unwürdig. 

Es  sind  noch  zwei  kleine  Gemälde  dem  jüngeren  Hans 
Ilolbein  zugeschrieben  worden.  Die  Unbekannte  in  schwar- 
zer, innerlich  mit  gelbbräunlichem  Pelz  gefütterter  Kleidung, 
die  in  der  Linken  ein  rothgebundenes  Gebetbuch  hält  urfd\ 
die  Rechte  auf  einem  grünen  und  rothen  Beutel,  der  auf  ei\ 
nem  Tische  liegt,  ruhen  läfst,  dürfte  Dorothea  Susanna  seyn. 


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Diese  Pfälzische  12)  Churprinzessiii  vermählte  sich  am  15. 
Jun.  1560.  an  Johann  Wilhelm  Herzog  zu  Sachsen -Weimar. 
Das  Bildnifs  der  Fürstin  könnte  weit  später  bei  Gelegenheit 
eines  Besuches  in  ihrem  Vaterlande  angefertigt  worden  seyn. 
Ihr  Kopf  wird  von  einem  weifsen  durchsichtigen  Tuche  be- 
deckt. — Das  andere  Gemälde  hat  den  von  Holbein  gelieb- 
ten grünen  Hintergrund.  Ein  fürstlicher  Knabe  I3)  ist  bis 
an  die  Nabelgegend  dargestellt.  Seine  Hände  sind  über  ein- 
ander gelegt;  die  rechte  hält  gelbbräunliche  Handschuhe. 
Den  Kopf  bedeckt  ein  schwarzes,  mit  weilser  Feder  und 
Goldkügelchen  geschmücktes  Barett,  den  Leib  ein  schwarzer 
knapp  anliegender  Rock  und  den  Hals  umgeben  goldene 
Ketten.  Diese  beiden  Gemälde  haben  allerdings  manche 
schöne  Eigenthümlichkeit  Holbeinischer  Werke;  aber  die 
blasse  Gesichtsfarbe  unterscheidet  sich  doch  von  der  voll- 
blühenden der  ächten,  die  wir  früher  betrachtet  haben. 
Wollen  wir  auch  in  Anschlag  bringen,  dafs  den  fürstlichen 
Personen  jene  feine  weifse  Farbe  eigenthümlich  gewesen  sey, 
so  würde  Holbein  der  Jüngere  selbst  demungeachtet  einen 
sehr  verschiedenen  Weg  in  der  Darstellung  derselben  einge- 
schlagen  haben.  Das  Einzige,  was  mit  einiger  Sicherheit 
angenommen  werden  kann,  ist,  dafs  irgend  ein  Mitglied  der 
zu  Augsburg  I4)  ansässigen  Holbeinischen  Familie  beide 
Bilder  verfertigt  habe.  Diese  Familie  dürfte  schon  frühe 
manche  der  Eigenthümlichkeiten  besessen  haben,  die  erst 
durch  des  berühmten  jüngeren  Holbeins  Werke  recht  be- 
kannt geworden  sind.  Andererseits  kann  auch  der  mächtige 
Fortschritt  jenes  berühmten  Holbeins  wiederum  zu  allererst 


12)  Ueber  Holbeins  Herkunft  von  Grünstadt  handelt  Hegner  S. 
9.  widerlegend. 

13)  Vergl.  das  von  Hegner  S.  131.  aus  Walpole  erwähnte  Bild 
eines  fürstlichen  Knabens. 

14)  Hegner  S.  19  — 25.  Daselbst  S.  180.  wird  auch  der  Brüder 
Holbeins,  welche  gleichfalls  malten  , jgedacht.  Auf  der  Bibliothek  zu 
Basel  sind  zwei  Knabenköpfe,  ungefähr  Halblebensgröfse  und  von 
Ambrosius  Holbein  gemalt.  Hegner  S.  180.  — Schüler  Hans  Holbein 
des  Jüngeren  waren  Christoph  Amberger  von  Nürnberg  und  Hans 
Asper  von  Zürich.  Hegner  S.  175  — 180. 


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auf  die  übrigen  Mitglieder  jener  Malerfamilie  zurückgewirkt 
haben. 

Wem  nun  diese  Ansichten  nicht  allzu  hypothetisch  er- 
scheinen sollten , der  wird  auch  dasjenige  wohlwollend  auf- 
nehmen, was  ich  im  Verfolg  dieser  Schrift  über  das  in 
der  Herzoglichen  Gallerie  befindliche  Bildnifs  eines  Juweliers 
und  seinen  Zusammenhang  mit  der  Familie  Holbein  vortra- 
gen werde. 

Ich  schliefse  diesen  Abschnitt  mit  der  Bemerkung,  dafs 
auch  das  von  John  Chamberlaine  I5)  herausgegebene  Werk 
in  der  Kupferstichsammlung  zu  Gotha  aufbewahrt  wird  und 
also  für  die , welche  über  Holbeins  Werke  sich  zu  belehren 
wünschen,  wenigstens  so  gut  gesorgt  ist,  als  man  von  einer 
so  kleinen  Stadt  es  nur  erwarten  kann.  — 

Unter  den  Sächsischen  Medaillen  ist  diejenige  nicht  al- 
lein die  gröfste,  sondern  auch  die  kunstvollste,  welche  Hein- 
rich Ritz  im  J.  1544.  unter  dem  Herzog,  nachmaligen  Chur- 
fürst Moritz  von  Sachsen  verfertigt  hat  I6).  Auf  der  Vor- 
derseite ist  die  Dreieinigkeit I6b)  von  Engeln  umgeben  und  an- 
gebetet. Ueberall  ist  mit  dem  Grabstichel  unterarbeitet  und 
aufgelöthet.  Ich  bin  überzeugt,  dafs  Ritz  das  Ganze  nach 
dem  Vorbilde  eines  in  Holz  geschnitzten  Kunstwerkes  ver- 
fertigt habe.  Die  Hinterseite  enthält  zwei  Engel,  die  eine 
Tafel  halten,  worauf  Stellen  aus  dem  Athanasianischen  Glau- 
bensbekenntnifs  zu  lesen  sind. 

Auf  einer  silbernen  aber  vergoldeten  Med.  1?)  vom  J. 


15)  Imitations  of  original  drawings  by  Hans  Holbein , in  the  Col- 
lection of  his  Majesty,  for  the  portraits  of  illustrious  persons  of  the 
court  of  Henry  VIII.  Published  by  John  Chamberlaine.  London.  1792. 
fol.  (Vergl.  I.  A.  G.  Schcteligs  ikonograph.  Bibliothek.  2.  St.  Hanno- 
ver. 1796.  S.  342  — 345.)  — Auf  der  Bibliothek:  The  dance  of  deatli; 
painted  by  H.  Holbein , and  engraved  by  W.  Hollar.  8vo. 

16)  Tentz.  Lin.  Alb.  P.  I.  tab.  8.  p.  84.  Fr.  van  Mieris  H.  d.  Ned. 
V.  3.  Deel.  p.  87. 

16  h)  Vergl.  Albrecht  Dürers  christlich  - mythologische  Hand- 
zeichnungen. (München  1808.  fol.)  3.  Heft.  Taf.  13.  Die  Handzeichn, 
sind  meistens  aus  d.  J.  1515. 

11)  Ijs  Loth  schwer. 


11  * 


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1544.  zeigen  sich  vorne  Jacob’s  und  der  Ilaliel  Bildnisse, 
hinten  der  schlafende  Jacob  und  die  Himmelsleiter. 

Hanns  Osdentarffer  l8)  verfertigte  die  von  Hanns  Schenk 
angegebenen  Gemälde  des  sonst  auf  der  Bibliothek  zu 
Gotha  I9)  aufbewahrten  Turnierbuches  Herzog  Wilhelms  von 
Baiern.  Auf  dem  ersten  Bilde  steht  H.  Osdentarffer  1541. 
Hanns  Schenk  nennt  sich  des  Herzogs  Wappenmeister.  Bei 
dieser  Nachricht  steht  die  Jahrz.  1544.  Herzog  August  von 
S.  G.  u.  A.  verehrte  die  Handschrift  dem  König  von  Baiern. 
So  gelangte  sie  auf  die  Bibliothek  zu  München.  An  ihrer 
Stelle  wird  zu  Gotha  folgendes  Werk  gezeigt:  „Turnierbuch 
Herzogs  Wilhelm  des  Vierten  von  Bayern  von  1510  bis  1545. 
Nach  einem  gleichzeitigen  Manuscript  der  Königl.  Bibliothek 
zu  München,  treu  in  Steindruck  nachgebildet  von  Theobald 
und  Clemens  Senefelder,  mit  Erklärung  begleitet  von  Fried- 
rich Schlichtegroll.  München.  1817.“  qu.  Fol. 

Der  Glasmaler  Augustin  Hirschvogel  von  Nürnberg  stach 
im  J.  1545.  eine  Bärenjagd  in  Kupfer  2°).  Zwei  andere 
Blätter  der  Kupferstichs,  enthalten  Landschaften.  Alle  drei 
werden  für  sehr  selten  gehalten. 


7.  Bis  auf  Cranach’s  Tod.  1553. 

Cranachsche  Gemälde  der  Herzoglichen  Gallerie  zu 
Gotha,  die  nach  ihren  Jahreszahlen  in  den  Jahren  1509.  bis 
1535.  verfertigt  wurden,  habe  ich  schon  in  früheren  Auf- 
sätzen beschrieben.  Nur  die  bei  weitem  gröfsere  Zahl  de- 
rer, die  entweder  in  eine  spätere  Zeit  fallen,  oder  gar  keine 
Jahrzahlen  haben,  ist  noch  zu  betrachten  übrig. 

Luthers  Kränkliclikeit , noch  mehr  sein  Tod  im  J.  1546. 


18)  Hans  Ostentarffer , vielleicht  der  Sohn  Martin  OstentarfTers, 
Hofmalers  zu  München  , erscheint  im  Stadtbuche  der  Stadt  München 
1534.  als  Zunftführer,  lebte  noch  1579.  und  trug  den  Namen  eines  dor- 
tigen Hofmalers.  Von  Heller  wird  ein  Formschneider  Michael  Osten- 
dorfer aufgeführt 

19)  Cyprian.  Catal.  p.  107.  n.  60.  — 20)  B.  P.  gr.  IX.  177.  n.  24. 


blieb  auf  die  Vervielfältigung  seiner  Bildnisse  nicht  ohne 
Einflufs. 

Flüchtig  auf  blauem  Grunde  gemalt  ist  das  links  mit 
der  geflügelten  Schlange  versehene  Bild,  wo  Luther  zuge- 
kehrt  mit  beiden  Händen  ein  geschlossenes  Buch  hält. 

Auf  einer  Holztafel  (nr.  154.)  ist  das  mit  der  grünen 
Farbe  des  Grundes  überstrichene  Abzeichen  des  Künstlers 
nur  wenig  sichtbar.  Luther,  dessen  weiises  Haar  mit  Sorg- 
falt gemacht  ist,  hält  auch  hier  mit  beiden  Händen  vor  sich 
ein  Buch,  ist  aber  etwas  zur  Rechten  gewendet.  Luther  ist 
liier  keineswegs  so  grob  und  ungeschickt  dargestellt,  wie  in 
andern  Bildern.  Es  ist  das  Gemälde  nr.  154.  ein  ächtes 
Cranachisches  Werk. 

Die  Gallerie  besitzt  noch  ein  Bildnifs  Luthers  , von  ei- 
nem Unbekannten  verfertigt  *)• 

Die  Jalirz.  1546.  steht  auf  einem  der  Gemälde  der  zur 
Bibliothek  und  zum  Münzcab.  führenden  Buchwaldischen 
Gallerie.  Es  stellt  Dorothea  Prinzessin  von  Dänemark  und 
H.  in  Preufsen  in  Lebensgröfse  und  ganzer  Figur  dar.  Da 
die  meisten  ohnediefs  durch  Frevel  sehr  beschädigten  Ge- 
mälde jener  Gallerie  in  einer  weit  späteren  Zeit  angefertigt 
und  mehrere  Bildnisse  von  Personen  des  16.  Jahrh.  nur  Co- 
pieen  sind,  werde  ich  sämmtliclie  Gemälde  im  Zusammen- 
hänge erst  weiter  unten  in  einer  Anmerkung  vorführen. 

Ein  Glasgemälde  in  einem  der  Vorzimmer  des  Natura- 
liencab. aus  d.  J.  1516.  stellt  einen  geharnischten  Ritter  dar, 
welcher  vor  dem  gekreuzigten  Christus  auf  den  Knieen  liegt. 

MDXLVII.  Dido  Regina,  ist  die  Aufschrift  eines  Gemäl- 
des, welches  ein  Nachahmer  Lucas  Cranach’s  verfertigt  hat. 
Die  von  den  Künstlern  jener  Zeit  so  überaus  gern  darge- 
stellte Königin  zeigt  sich  in  goldgelbem  und  andersfarbigem 
Anzuge  und  trägt  einen  Pelzmantel  und  Halsgeschmeide. 
Der  Ton  ist  zu  gelblich,  der  Grund  schwarz. 

Oefters  ist  die  silberne  Medaille  des  Cabinets  zu  Gotha 


1)  Die  beiden  von  Juncker  (Einen- Ged.  Fr.  u.  L.  1106.  S.  262. 
u.  2Gö.)  erwähnten  Bildnisse  Luthers  sind  nicht  mehr  auf  der  Bibliu- 
thek  vorhanden. 


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herausgegeben  worden  2),  deren  Vorderseite  die  Brustbilder 
Kaiser  Carl  V.  und  Königs  Ferdinand  enthält.  Hinten  ist 
die  Schlacht  bei  Mühlberg  dargestellt.  Darüber  lind  darun- 
ter liest  man:  Captivitas  Joannis  Friderici  Ducis  Saxoniae. 

1547. 

Dreiseitig,  wie  die  beim  J.  1543.  aufgeführte,  ist  die 
überaus  seltene  silb.  Medaille  mit  der  Darstellung  des  Oster- 
lammes und  der  Jalirz.  1547.  3).  Sie  verherrlicht  den  Sieg, 
welchen  einige  Schmalkaldische  Bundesverwandten  unter  Erich 
dem  Jüngeren,  Herzog  von  Braunschweig  und  Lüneburg  Ca- 
lenbergischer  Linie,  bei  Drakenburg  im  Hoyschen  über  die 
Kaiserlichen  erfochten. 

Eine  sehr  grofse  Schweitzerische  Med.  soll  der  dem  Kö- 
nig Heinrich  II.  im  J.  1518.  geborenen  Tochter  Claudia  als 
Pathen- Geschenk  bestimmt  gewesen  seyn.  Das  goldene  300 
Kronen  schwere  Exemplar  hatte  Hans  Jacob  Stampfer  gegos- 
sen. Im  Cab.  ist  ein  silb.  u.  vergold.  4 5)  Exemplar. 

Ein  Bildnifs  Luthers  in  der  Kupferstichs,  hat  Melchior 
Lorch  im  J.  1548.  verfertigt  6). 

Am  10.  May  1547.  wurde  das  Todesurtheil  über  den 
Churfürsten  Johann  Friedrich  den  Grofsmüthigen  ausgespro- 
chen 6).  Ein  im  J.  1549,  angefertigtes  Gemälde,  auf  des- 

2)  Tcntz.  Lin.  Ern.  P.  I.  tab.  13.  n.  5.  p.  170.  Juncker  Ehren- 
Gedäclitn.  Lutheri  p.  555.  cf.  p.  309.  Herrgott  T.  II.  P.  I.  tab.  23.  n. 
47.  p.  90.  van  Mieris  3.  Deel.  p.  110.  Lochner  1737.  S.  177. 

3)  1^  Loth  schwer.  Tentz.  Lin.  Ern.  tab.  13.  n.  7.  p.  184.  Köh- 
ler M.  Bel.  Th.  19.  S.  249.  van  Mieris  3.  Deel.  p.  168. 

4)  6|-  Loth  schwer,  aber  hohl.  Hottinger  Alt  u.  Neues  aus  der 
gelehrten  Welt.  517  — 532.  Köhler  M.  Bel.  IIL  217.  Neue  Europ. 
Staats-  u.  Reisegeogr.  10.  B.  tab.  ad  p.  411.  n.  1.  von  Haller  Schwei- 
tzer Münz  - u.  Med.  - Cab.  1.  Th.  S.  20  — 24.  n.  30. 

5)  Bartsch  P.  gr.  IX.  506.  n.  12. 

6)  Sleidan.  L.  XVIII.  p.  321.  Müller  Sachs.  Ann.  S.  107.  Im  Vor- 
zimmer des  Naturaliencabinets  wird  unter  ähnlichen  Curiositäten  ein 
rehlederner,  sehr  hoher  und  bei  den  Fnfszehen  sehr  breiter  d.  h. 
spitzenloser  Stiefel  gezeigt,  welchen  der  Churfürst  bei  Mühlberg  trug. 
Juncker  Ehren  - Ged.  Lutheri  S.  307.  f. : „Es  ist  dieser  Churfürst  ein 
starcker  schwerfälliger  Herr  gewesen;  wie  denn  seiner  Stiefeln  einer, 
In  welchem  gar  bequcmlich  ein  mäfsiges  Kind  Platz  haben  konte,  zur 


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seil  Rückseite  die  Inschrift  PVI  (als  Monogramm)  faciebat 
zu  lesen  ist,  zeigt  den  Churfürsten  mit  Herzog  Ernst  von 
Lüneburg  (f  1567.)  im  Schachspiele  begriffen. 

Ungefähr  in  dieser  Zeit  wurden  auch  die  Bildnisse  Jo- 
hann Friedrichs  und  seiner  Gemahlin  ungemein  vervielfältigt. 
Eines  dieser  Cranachschen  Bildnisse  des  Churfürsten  (nr. 
142.)  rührt  aus  Herzog  Augusts  Sammlung  her. 

Auf  einem  hohen  aber  schmalen  Cranachschen  Gemälde 
hat  der  mit  dem  Pelzmantel  bekleidete  Johann  Friedrich  die 
Finger  ,in  einander  gefaltet.  Im  goldenen  Halsbande  des 
Churfürsten  stehen  S. 

Gegenstück  hierzu  ist  das  Bildnifs  des  schon  1532.  ver- 
storbenen Churfürsten  Johann.  Dieser  hat  die  Finger  der 
linken  Hand  auf  die  rechte  gelegt  und  ist  mit  schwarzer 
Mütze  und  einem  Pelzmantel  bekleidet. 

Von  zwei  Bildnissen  Cranachs  stellt  das  eine  (nr.  64.), 
welches  kein  Abzeichen  hat,  den  Churfürsten  Johann  Fried- 
rich, das  andere  (nr.  65.)  dessen  Gemahlin  Sibylla * * * * * *  7)  dar. 
Dieses  letztere  hat  die  geflügelte  Schlange. 

Curiosität  zu  Madrit  in  Spanien  in  der  Königlichen  Rüstkammer  ver- 
wahret Mird;  siehe  Monconys  Reiseheschreibnng  p.  954.  und  habe  ich 
selbst  einen  dergleichen  braunen  ledernen  Stiefel  zu  Gotha  betrachtet, 
durch  welchen  die  Wahrheit  von  des  Monconys  Erzehlung  glaubwür- 

dig bestättiget  wird;  wie  auch  Tentzel  Lin.  Ern.  P.  I p.  184  — 188. 

anmerket.“  — Das  alte  Bildnifs  des  Churfürsten  auf  der  kleinen  von 

der  Bibliothek  zum  Spiegelsaale  führenden  Gallerie  ist  hinsichtlich 

der  Fufsbekleidung  und  des  übrigen  Costums  recht  treu.  — Im  Hand- 
schriftenzimmer der  Bibliothek  (B.  Chartac.  64.)  findet  man:  Custodia 

und  Liberatio  Johann  Friedrichs  des  Aeltern  von  Johann  Förster  dem 
Jüngern  , der  Rechten  Dr.  zu  Arnstadt.  1587. 

7)  Im  J.  1526.  vermählte  sich  Johann  Friedrich  mit  der  Prin- 
zessin Sibylla,  der  einzigen  Tochter  Johann  III.  von  Cleve,  und 
feierte  mit  ihr  im  folgenden  Jahre  die  sogenannte  Heimfahrt  za 
Torgau  (Müllers  .4nnal.  S.  80.  f.  Böhme  Sachs.  Grosch.-Cab.  2. 
Th.  S.  167.).  Durch  diese  Vermählung  erwarb  Johann  Friedrich 
dem  Ernestinischen  Hause  Ansprüche  auf  das  Herzogthum  Cleve. 
(Rückblick  auf  die  Gesch.  d.  Herzogth.  Cleve.  Wesel.  1830.  S.  8.) 
Bildnisse  der  Sibylla  sieht  inan  auch  sonst  noch  im  Schlosse  zu 
Gotha,  z.  B.  auf  der  von  der  mittleren  Bibliothek  zum  Spiegelsaalc 
führenden  Gallerie. 


— 168  — 


Sehr  ähnlich  sind  zwei  andere  derselben  fürstlichen 
Personen.  Das  des  Churfürsten  Johann  Friedrich  (nr.  44.) 
hat  links  die  geflügelte  Schlange.  In  den  Arabesken  des 
Halsschmuckes  und  in  denen  der  übrigen  Kleider  zeigt  sich 
einige  Verschiedenheit  von  dem  Gemälde  nr.  64.  — Auf 
dem  Gemälde  der  Sibylla  (nr.  45.)  steht,  wie  auch  in  dem 
Gemälde  nr.  65.  auf  der  das  Hinterhaupt  bedeckenden  Mütze 
und  auf  dem  Halsbande  ALS  IN  EHEN  IN  EREN  ™).  Da- 
gegen fehlt  auf  nr.  45.  die  geflügelte  Schlange.  Mit  nr.  65. 
und  nr.  45.  können  die  bekannten  Cranachschen  Holzschnitte 
verglichen  werden  8). 

Weit  bekannter  als  alle  Cranachschen  Gemälde  der  Her- 
zoglichen Gallerie  ist  dasjenige  geworden,  welches  die  Fa- 
milie von  Henning  zu  Gotha  besitzt.  Es  enthält  die  Bild- 
nisse der  drei  Sächsischen  Churfürsten  Friedrich  des  Wei- 
sen, Johann  des  Beständigen  und  Johann  Friedrich  des  Grofs- 
müthigen.  Den  im  Reformations  - Almanach  9)  stehenden 
Kupferstich  hat  Schwerdgeburth  verfertigt.  Die  mir  zu  Ge- 
sicht gekommene  Copie  des  Gemäldes  durch  einen  Dilettan- 
ten kann  ich  nicht  loben. 

In  den  Jahren  1540 — -1549.  arbeitete  der  Kupferstecher 
Joh.  Ladenspelder  von  Essen  10). 

Der  kurz  vorher  erwähnte  Melchior  Lorch  ir)  stach  im 
J.  1550.  Albrecht  Diirer’s  Bildnifs  in  Kupfer. 

„Histori  vnnd  Geschichten  der  Bischoffen  zu  Wurtzburgk 
durch  Laurentium  Friesen,  Fürst!.  Würtzburgischen  Rath 
vnnd  Secretarium,  zusammenbracht  vnnd  geschrieben u I2). 
Diese  Handschrift,  die  bereits  gedruckt  worden  ist  I3)  und 


7b)  Vergl.  Jagemann  Lebensbeschr.  Johann  d.  Standh,  Halle. 
1756.  S.  226. 

8)  Heller  S.  418.  n.  44.  S.  384.  n.  279.  b.  S.  385.  n.  279.  b. 

9)  Auf  d.  ev.  Jubelj.  1817.  Her.  v.  Fr.  Keyser.  Erfurt.  S.  LI. 
Auch  v.  Heller  S.  197.  erwähnt. 

10)  B.  P.  gr.  IX.  57.  — 11)  B.  P.  gr.  IX.  505.  n.  10. 

12)  Cyprian,  p.  76.  n.  183.  184.  A.  Chartac.  n.  183.  184. 

13)  In  Geschieht- Schreiber  von  dem  Bischoffthum  Würtzburg. 
Von  Joh.  Peter  Ludewig.  Franckf.  1713.  fol.  ist  Fricsens  Chronik 


— 169  — 


hier  nur  wegen  ihrer  Gemälde  erwähnt  wird,  mufs  nach  dem 
Jahre  1544.,  in  welchem  der  Verfasser  sein  Werk  beendigte, 
geschrieben  seyn.  Lorentz  Friefs  I4)  starb  60  Jahre  alt  im  J. 
1550.  und  ist  zu  Wiirzburg  im  Kreuzgange  der  Domkirche 
begraben.  Als  spätester  Zeitraum  der  Abschrift  kann  das 
Jahr  1596.  angesetzt  werden,  in  welchem  dieselbe  gebunden 
wurde.  Betrachten  wir  den  ersten  Band,  so  ist  zwar  schon 
von  vorne  herein  für  Gemälde  Raum  gelassen,  aber  das 
erste,  ein  Wappen,  steht  erst  fol.  344.  — • Die  folgenden 
Gemälde  sind : fol.  346.  Vonn  der  Schlacht  mit  den  Graven 
von  Hennenberg  vnd  Castell  bey  der  Statt  Kitztzingen  be- 
schehen  I5).  — fol.  349.  Das  Hennebergische  Wappen.  — 
fol.  351.  Wie  Graf  Berthold  von  Hennenberg  abermals  bey 
dem  Capiettel  angesucht  hat,  ihn  zu  einem  Herren  anzuneh- 
men I6).  — fol.  354.  Wappen.  — fol.  358.  Wie  der  er- 
wählte Herr  Berthold  gen  Rom  gezogen,  daselbst  bestätiget 
und  geweihet  ist  worden  I7).  — fol.  363.  Wie  Bischou  Ber- 
thold der  Zunft  halben  zu  Würtzburg  eine  sondere  Ordnung 
gemacht.  — - fol.  368.  Von  dem  untern  Truchsessen  oder 
Küchenmeisteramt  des  Stilfts  Würtzburg  und  seinen  Rech- 
ten 18),  — fol.  371.  Wie  ein  Reichstag  u.  Concili  zu  Würtz- 
burg gehalten  ward,  darauf  der  IJabst  den  Geistlichen  eine 
Schatzung  aufgelegt  I9).  — fol.  373.  Wie  König  Rudolff  vf 
dem  tag  zw  würtzburg  einen  Landtfrieden  gemacht  vnd  uf- 
gerichtt  hat  20).  — fol.  382.  Wappen  Mangoldt’s,  des  45. 
Bischoffs.  — fol.  383.  Wann  das  Teutsche  Ilaufs  zu  Würtz- 
burg bey  den  Schotten  zu  bauen  angefangen  worden  2I).  — 
Der  übrigen  Gemälde  dieses  Bandes  sind  zwei  und  zwanzig. 
Darunter  ist  fol.  421.  der  Jahrmarkt  oder  die  Mefs  zu  Würtz- 
burg. 

Im  zweiten  Bande  ist  das  erste  Gemälde  fol.  457.  Wie 
Graf  Albert  von  Hohenburg  obgenant  gen  Würtzburg  kommen 


von  S.  373.  an , nach  vier  Handschriften  abgedruckt,  vergl.  Ludc- 
wigs  Vorrede  §.  9.  n.  IV. 

14)  Das.  §.  9.  — 15)  Ludewig  S.  575.  — 16)  S.  518. 

17)  S.  581.  — 18)  S.  584.  — 19)  S.  589.  — 20)  S.  590. 
21)  S.  594. 


— 170  — 


vnd  das  Bistumb  gefordert.  Hierauf  folgen  45  Gemälde, 
z.  B.  fol.  507.  Von  vnser  Frauen  Capeln  vff  dem  Juden 
Platz,  und  fünf  gemalte  Wappen.  22  Gemälde  sind  nur  an- 
gelegt, d.  h.  mit  der  Feder  vorgezeichnet.  Die  letzten  Ge- 
mälde des  zweiten  Bandes  sind  folgende:  fol.  915.  Wie  durch 
den  König  zu  Beheim  zwischen  beiden  Partheyen  ein  fridt- 
licher  Anstandt  gemacht  wardt  22).  — fol.  921.  Wie  Bischou 
Johannes,  Scheinfeldt,  Geifselwind  und  Prichsenstadt  ge- 
wonnen, aber  vor  Uffenheim  wieder  abgezogen  23).  — fol. 
928.  Wie  den  Bürgern  zu  Bamberg  etliche  ihre  Wein  umge- 
schlagen und  ufgehalten  wurden  24).  — fol.  935.  Wie  die 
Fürsten  zu  Coburg  tagleisteten  u.  Bischoff  Johansen  ein 
Kayserlich  mandat  verkündigt  ward  25).  — fol.  942.  Von 
Bischoff  Johannes  Leibknecht  2<s).  — fol.  947.  Wappen.  — 
fol.  951.  Wie  Bischoff  Rudolffen  die  Regalia  und  gülden- 
zoll geliehen  worden  27).  — fol.  959.  Zwei  Wappen.  — fol. 
963.  Von  der  walfardt  vnnd  grofsen  gelauf  zu  dein  Baucker 
gen  Niclashausen  an  der  Tauber  28).  — fol.  972.  Wie  Jo- 
hann von  Ditzelau  im  Würtzburgischen  glayt  gefangen  hin- 
weg gefurdt  vnd  geschätzt  worden  29).  — fol.  978.  Wie 
Sachsen  mit  Bischoff  Rudolffen  handelt,  seinen  Sohn  Herzog 
Friedrichen  zu  einem  Coadjutor  anzunehmen  3°).  — fol.  986. 
Wie  Maynbernheim  von  etlichen  von  Adel  genommen  wor- 
den 3I).  Die  in  diesem  zweiten  Bande  (fol.  451 — 995.) 
vorgetragene  Geschichte  endiget  mit  dem  Jahre  1495. 

Uin  1550  mögen  die  mit  folgenden  Bildnissen  verzierten 
Bretspielsteine  angefertigt  seyn  : Kaiser  Carl  V.  und  seine 

Gemahlin  Isabella,  Johann  Friedrich  H.  v.  Sachsen  und  seine 
Gemahlin  Sibylla,  Soliman,  — Hulderich  Fugger,  Anton 
von  Fugger  und  seine  Gemahlin  Anna  Regina,  Anna  geb. 
Herzogin  v.  Schlesien,  Margaretha  von  Fruntsperg,  Anna  de 
Biscera,  Georg  H.  v.  Sachsen,  Cardinal  Albert,  Johann  v. 
Leyden,  K.  Ferdinand,  Mocenigo  Doge  von  Venedig,  Christina 
geb.  Herzogin  v.  Sachsen,  Anna  Georgs  von  Fruntsberg  32) 

22)  S.  832.  — 23)  S.  835.  — 24)  S.  839. 

25)  S.  842.  — 26)  S.  845.  — 27)  S.  848.  — 28)  S.  852. 

29)  S.  856.  — 30)  S.  859.  — 31)  S.  863. 

32)  F.  W.  Barthold,  George  von  Frundsberg.  Hamburg.  1833.  8. 


— 171  — 


Gemahlin , Aemilia  geh.  Herzogin  v.  Sachsen , Ursula  Ehin- 
garina  Augusta , Leonora  Königin  v.  Frankreich.  Diese  24 
Bretspielsteine,  unter  denen  zwei  jetzt  sehr  beschädigt  sind, 
haben  Umschriften  und  die  Gestalt  einseitiger  Medaillen. 
Sie  sind  im  Vorzimmer  des  Naturaliencabinets  33). 

In  Tentzel’s  Werke  wird  eine  vergoldete,  lf  Loth  schwere 
und  früher  zum  Anhängen  eingerichtete  Med.  nicht  beschrie- 
ben. Das  links  gewendete  Brustbild  des  Bruders  Johann 
Friedrichs  des  Grofsmiithigen  ist  von  folgender  Inschr.  um- 
geben: Von  Gottes  Gnaden.  Johans.  Erst.  Hercz.  v.  SachlTen. 
AE.  29.  Am  Abschnitt  ist  eingravirt:  1550.  Auf  der  hintern 
Seite  ist  sowohl  das  Sächs.  Wappen , welches  gar  keine 


33)  Juncker  hat  im  Ehren  - Ged.  Lutheri  S.  244.  den  Stein  eines 
Bretspieles  abbilden  lassen,  auf  welchem  das  Bildnifs  der  Gattin 
Luthers  von  folgender  Umschrift  umgeben  ist:  Catharina  Martini 

Lutheri  uxor.  Zugleich  theilt  er  folgende  Stelle  aus  Olearius  Briefe 
(v.  J.  1705.)  mit:  „Hiebey  sende  den  Abrifs  von  dem  ßretspiel- 

Steine,  auf  welchem  Lutheri  Conjux,  auf  einer  bifs  dato  mir  unbe- 
kannten mafsa,  so  fast  einem  Elffenbeine  gleich  sihet,  sehr  sauber 
gebildet  oder  geschnitten.  Es  sind  dieser  Steine , so  sonst  einen  aus 
Holtz  gedreheten  Grund  haben,  noch  mehr  dabey,  welche  die  Bild- 
nisse hoher  Personen  selbiger  Zeiten , als  Kayser  Maximiliani  des 
Ersten,  u.  Churfiirst  Friedrichs  zu  Sachsen  beysammen , Kayser 
Carln  des  Fünfften  , König  Ferdinandi  des  Ersten  und  andrer  mehr, 
ingleichcn  vornehmer  Patriciorum  zu  Augfpurg,  Hulderici  und  An- 
tonii  der  Fugger,  Cuonradi  de  Rosa,  etc,,  ingleichen  Isabellae, 
Kayser  Carl  V.  Gemahlin , Aemiliae,  Herzogin  zu  Sachsen,  vermähl- 
ter Marggräfin  zu  Brandenburg;  Annae,  Georgii  von  Freundsberg, 
Eheweib,  Margaretha  von  Freundsberg,  Regina  Eggenbergin,  ingl. 
zwo  Sängerin  Kayser  Maximiliani,  Maria  u.  Regina,  nebst  einigen 
andern,  zusammen  an  der  Zahl  drey  und  zwanzig.  Ich  habe  diese 
Curiosität  erst  von  einem  Freunde  bekommen,  als  Stein  eines  Spiel- 
bretes,  auf  welchem  Kayser  Carolus  V.  ehemals  mit  denen  Herren 
Fuggern  soll  gespielct  haben.“  Merkwürdig  ist  die  Uebereinstim- 
mung  dieser  in  Olearius  Zeit  zu  Arnstadt  befindlichen  Bretspielsteine 
mit  denen  der  Sammlung  zu  Gotha.  Ucbrigens  werden  letztere 
gleichfalls  als  Fuggerische  Bretspielsteine  vorgezeigt.  — Ueber  die 
Fugger  und  mehrere  andere  auf  den  Steinen  abgebildete  Personen 
s.  I.  A.  G.  Schetelig’s  Ikonographische  Bibliothek.  5.  St.  Celle,  1800, 
S.  150-102. 


— 172  — 


Helme  hat,  als  folgende  Umschrift  vertieft  oder  eingravirt: 
Von  Gottes  Gnaden  Johans  Ernst  Ilerczog  zu  Sachsen  etc. 
Johann  Ernst  starb  im  J.  1553. 

Vergoldet  ist  die  im  J.  1551.  zu  Ehren  Johann  Fried- 
rich des  Grofsmüthigen  verfertigte  Medaille  34).  Nur  das 
Gesicht,  die  Ohren  und  die  Weste  sind  nicht  vergoldet  und 
jetzt  schwarz. 

Ein  Unbekannter  malte  den  Churfürsten  Johann  Fried- 
rich, der  bei  Carl  V.  sich  beurlaubt  35). 

In  der  Kupferstichsammlung  3 6)  wird  der  lobenswerthe  Ku- 
pferstich eines  unbekannten  Meisters  aufbewahrt,  dessen  in 
die  Buchstaben  P und  G.  zerfallendes  Monogramm  3?)  mit 
dem  des  Georg  Pencz  und  noch  mit  einigen  ähnlichen  Mono- 
grammen nicht  verwechselt  werden  darf.  Das  Monogramm 
steht  rechts  unten  auf  einem  Steine,  links  unten  die  Jahrz. 
1552.  Es  ist  hier  ziemlich  derselbe  Gegenstand,  welchen 
wir  oben  auf  einem  von  Cranach  im  J.  1529.  verfertigten 
Gemälde  fanden  38),  jedoch  durchaus  mit  Freiheit  und  Selb- 
ständigkeit behandelt.  Man  erblickt  Christus  am  Kreuze 
und  das  Lamm , welches  den  Speer  und  die  daran  flatternde 
Fahne  hält.  Auch  hier  zeigt  der  Täufer  Johannes  dem  Adam 
den  gekreuzigten  Heiland.  Ganz  rechts  sind  Gerippe  und 
Ungeheuer,  aus  denen  der  auferstehende  Heiland,  der  den 
Tod  überwältiget  hat,  sich  erhebt.  In  der  Höhe  ist  der 
Weltrichter  Christus  von  Engeln  umgeben,  deren  einer  die 
Posaune  bläst.  Auf  der  linken  Seite  wird  in  der  Ferne  ein 
nackter  Mann  vom  Gerippe  oder  vom  Tod  gestofsen  39). 
Noch  mehr  in  der  Ferne  ist  der  Sündenfall  dargestellt.  Auch 
Moses  mit  den  Gesetztafeln  ist  aufgenommen. 

34)  Tentz.  L.  Ern.  tab.  14.  n.  3.  p.  195. 

35)  Fr.  Hortleder,  des  Röm.  Kayser  Handlungen  vnd  Aufsschr. 
Franckf.  a.  M.  1618.  fol.  2.  B.  3.  Buch.  87.  Cap.  S.  706.  f. 

36)  In  dem  reichhaltigen  und  auch  geordneten  Bande:  IV.  20. 

Dürers  und  andere  Kupfer,  fol.  vergl.  Bartsch  P.  gr.  Vol.  IX.  p.  234. 
n.  2. 

37)  Bartsch  nr.  267.  des  monogr.  Vol.  IX.  p.  233.  Fr.  Brulliot, 
Dictionn.  d.  monogr.  P.  I.  Munich.  1832.  4.  p.  286.  n.  2233. 

38)  Vergl.  auch  das  Titelbl.  der  zu  Wittenberg  1556.  gedr.  Bibel. 

39)  Bartsch  1.  1.:  la  mort  comnie  suite  du  peche. 


Johann  Ernst,  des  Churfürsten  Johann  Friedrich  Bru- 
der, war  im  J.  1521.  geboren  und  starb  im  Febr.  1553.  Er 
wurde  in  der  St.  Moritzkirche  zu  Coburg  beigesetzt  und  er- 
hielt ein  messingenes  Epitaphium  40).  In  seinem  Sarge  soll 
ein  im  Vorzimmer  des  Naturaliencabinets  aufbewahrter  Ring 
gefunden  worden  seyn , dessen  Steine  das  Sächsische  Wap- 
pen eingegraben  ist  4I). 

IOH.  FRIDER.  SEN.  DVX.  SAX.  ET  NAT.  ELECT. 
1553.  las  man  an  der  Schlofskirchthüre  des  Grimmenstein, 
welche  nach  Erbauung  des  Friedensteines  unter  Herzog  Ernst 
dem  Frommen  beibehalten  und  gleichfalls  zur  Schlofskirch- 
thüre bestimmt  wurde.  Zwar  ist  dieselbe  noch  bis  auf  die- 
sen Tag  vorhanden,  aber  aufser  anderem  Schmuck,  welcher 
in  früheren  Beschreibungen  42)  erwähnt  wird,  fehlt  jetzt  die 
obige  Inschrift  und  Jahrzahl.  Da  Johann  Friedrich  der  Grofs- 
müthige  im  J.  1553.  zu  Gotha  sich  auf  hielt  43)  und  auf  dem 
Grimmenstein,  der  damals  auf  seinen  Befehl  und  unter  sei- 
nen Augen  wiederhergestellt  war,  die  erhaltenen  Silbermün- 
zen gepräget  wurden  44),  ist  es  möglich,  dafs  damals  auch 
zur  Ausschmückung  des  Schlosses  die  drei  Reliefs  verfertigt 


40)  Hönn  Coburgische  Chronik  2.  B.  1.  Abth.  Cob.  1806.  4.  cf. 
Monum.  Landgrav.  Thur.  ill.  a Sam.  Reyhero.  Gothae.  1692.  fol. 
tab.  IT.  S.  16. 

41)  Der  älteste  namentlich  bekannte  Deutsche  Steinschneider  ist 
der  1552.  verstorbene  Daniel  Engelhard  aus  Nürnberg.  Uebrigens 
ist  die  nach  des  Herzogs  Tod  angefertigte  Med.  (Tentz.  L.  E.  tab. 
15.  n.  ult.  p.  225.)  ein  Werk  des  Tobias  Wost. 

42)  I.  H.  Stufs  Continuatio  commentationis  de  arce  Fridenstei- 
nia.  Gothae.  1749.  4.  §.  3. 

43)  Sagittarii  hist.  Goth.  Jenae.  1713.  p.  38.  Tcntzelii  Suppl. 
reliqua  hist.  Goth.  Jenae.  1716.  p.  780. 

44)  1 Loth  schwer.  Tentzelii  Suppl.  hist.  Goth.  secundum. 
Jenae.  1702.  tab.  II.  n.  6.  Tentz.  Sax.  num.  Lin.  Ern.  tab.  15.  n.  2. 
p.  204.  Tentz.  Suppl.  reliqua  p.  780  — 782.  Schlegelii  de  numis  an- 
tiquis  Gothanis  diss.  Francof.  et  Lipsiae.  1717.  4.  tab.  II.  n.  3.  p. 
124  — 126.  Was  Schlegel  allererst  in  der  Münzbibel  über  jene  Sil- 
berm.  bemerkt  hatte,  wurde  von  Tentzel  in  der  Sax.  num.  wider- 
legt. Dagegen  vertheidigte  Schlegel  seine  Ansichten  in  dem  1717. 
erschienenen  Buche. 


— m — 


wurden,  welche  lange  nachher  Herzog  Ernst  der  Fromme 
an  den  Aufsenseiten  des  von  ihm  erbaueten  Schlosses  ein- 
setzen  liefs,  wo  sie  noch  gegenwärtig  vorhanden  sind,  lie- 
ber dem  hinteren  und  äufseren  Thore  des  Zeughauses  und 
zwischen  den  Fenstern  der  untersten  Bibliothek  ist  das  Bild- 
nifs  des  Churf.  Johann  Friedrich  des  Grofsmüthigen  und 
darunter  das  Sächsische  Wappen  mit  drei  Helmen  45).  Ganz 
ähnlich  ist  das  an  der  Aufsenseite  des  rechten  Flügels  über 
dem  dortigen  Thore  eingesetzte  Relief  46).  Noch  ein  klei- 
neres an  der  Aufsenseite  des  linken  Flügels  befindliches  Re- 
lief stellt  den  Sächs.  Churf.  Johann  Friedrich  den  Grofs- 
mütliigen  dar.  Als  Ueberschrift  des  unter  diesem  befindli- 
chen Reliefs  liest  man  FORTVNA.  Das  untere  Relief  selbst 
zeigt  in  einem  Kreise  oder  Rade  die  Fortuna,  neben  ihr  zur 
Linken  eine  stehende  oder  sich  erhebende  Figur,  zur  Rech- 
ten dagegen  eine  mit  dem  Kopfe  nach  unten  fallende  Figur, 
endlich  unter  der  mittleren  Figur  eine  vierte,  die  bereits  zu 
Boden  liegt.  Rings  um  steht  die  Umschrift:  LVDERE  SIC 
NOVIT  DEA  MOBILIS,  ET  MALE  LVD1T.,  nicht  ohne  Hin- 
blick auf  die  Wechsel  des  Glückes,  welche  Johann  Friedrich 
derGrofsmüthige  erlebte  47).  Wie  mir  scheint,  ist  die  Inschrift 
des  alten  Reliefs  in  späterer  Zeit  einmal  theilweise  ausge- 
bessert oder  ergänzet  worden.  Möglich  ist,  dafs  durch  Jo- 

45)  Rud.  G.  d.  Th.  2.  S.  202.  erwähnt  noch  „zwei  dabei  befind- 
liche in  Stein  gehauene  Kriegshelden“  und  Stufs  contin.  comm.  §.  6. 
schreibt : Haud  procul  distant  ab  utraque  imaginis  parte  in  forulis 
muri  locatae  duae  statuae,  repraesentantes  viros  adinodum  barbatos, 
inermes,  habitu  tarn  antiquo , ut  Saxones  vel  Thuringos  saeculi,  quod 
decimum  sextum  longe  antecessit , referre  videantur.  Diese  müssen 
sich  zwischen  den  sowohl  rechts  als  links  von  dem  mittleren  Relief 
zunächst  folgenden  Bibliothekfenstern  befunden  haben  und  es  ist  an 
diesen  zwei  Stellen  auch  die  Wand  neu  übertünchet.  — Ueh.  entspre- 
chende Figuren  am  Rathhause  s.  Sagitt.  hist.  G.  p.  10.  Tentz.  Suppl. 
h.  G.  secund.  p.  26. 

46)  Dieses  ebenfalls  den  Churfürsten  Johann  Friedrich  den 
Grofsmüthigen  in  Churkleidung  und  mit  dem  Churschwerte  darstel- 
lende Relief  hielt  Stufs  1.  1.  unrichtig  für  ein  Bildnifs  des  Herzogs  Jo- 
hann Friedrich  des  Mittleren. 

47)  Stufs  ib.  §.  6. 


— 175 


liann  Friedrichs  damaligen  Aufenthalt  zu  Gotha  einer  und 
der  andere  gegenwärtig  im  Museum  48)  befindliche  Gegen- 
stand nach  Gotha  gelangte. 

Wenn  Heller  behauptet,  dafs  in  der  Herzogi.  Kunst- 
kammer zu  Gotha,  deren  Gemälde  in  die  jetzige  Gallerie 
versetzt  worden  sind,  ein  von  Cranach  verfertigtes  Bildnifs 
Friedrichs  des  Streitbaren  vorhanden  sey  49),  so  scheint 
diese  Notiz  aus  einer  völlig  ungegründeten  und  unrichtigen 
Angabe  Rudolphi’s  50)  hervorgegangen  zu  seyn. 

Ueberhaupt  sind  die  historischen  und  die  mit  Jahrzahlen 
versehenen  Cranachschen  Gemälde  nun  alle  beseitigt.  Es 
liegt  mir  nur  noch  ob,  die  grofse  Zahl  der  übrigen  zu  be- 
schreiben. 

Der  ältere  Cranach,  dessen  Frau  aus  Gotha  gebürtig 
war  5I),  starb  den  16.  October  1553.  im  81.  Jahre  seines 

48)  Einen  Onyx  mit  Johann  Friedrichs  des  Grofsmütliigen  Kopfe 
findet  man  im  Vorzimmer  des  Naturaliencabinets.  Eben  da  ist  ein 
Glasbecher  mit  des  Churf.  Johann  Friedrichs  und  Luthers  Brustbildern 
und  Wappen  geziert,  ferner  desselben  Churf.  Ring,  „welcher  — wie 
Rud.  G.  d.  2.  Th.  S.  201.  sagt  — bei  Endigung  der  Stunden  durch 
ein  künstlich  Uhrwerck  anstatt  des  Steines  allezeit  eine  Marque  durch 
einen  subtilen  Stich  giebt.“  [Juncker  im  Ehren -Ged.  Lutheri  S.  307. 
f.  vergl.  S.  554.  beschreibt  eine  Schlaguhr  mit  der  Jahrz.  1547. , deren 
sich  der  Churfürst  im  Kriege  bediente.  Sie  war  zu  Juncker’s  Zeit  im 
Cab.  des  Herzogs  Moritz  Wilhelm  zu  Zeitz.]  Fünf  silberne  und  ver- 
goldete Gefäfse  werde  ich  beim  Todesjahre  des  Churf.  aufführen. 
Den  Churfürsten  zeigt  ein  in  Stein  gehauenes  Relief  auf  dem  Rathhause 
(Rud.  G.  d.  3.  Th.  S.  11.  u.  352.). 

49)  Heller  S.  197. 

50)  Rud.  G.  dipl.  2.  Th.  S.  202.,  wiederholt  von  Galletti  (2.  Th. 
S.  267  ) und  Klebe. 

51)  Barbara  Brengebier,  verehelichte  Cranach , war  die  Tochter 
des  Gothaisclien  Bürgers  Jobst  Brengebier’s,  welcher  im  J.  1502.  als 
„Ratifsmeister“  und  im  J.  1516.  als  Rathsherr  aufgeführt  wird.  Sie 
machte  sich  durch  ein  Vermächtnifs  um  den  bei  Gotha  an  der  Strafse 
nach  Erfurt  liegenden  Siechhof  verdient.  S.  die  Dedication  in  W.  E. 
Tentzeüi  Suppl.  hist.  Goth.  secundum.  Jenae.  1702.  4.  Tentzel  rühmt 
sich  mütterlicher  Seite  von  der  Tochter  des  jüngeren  Lucas  Cranach 
abzustammen. 


— 176  — 


Alters  52),  der  jüngere  war  1515.  zu  Wittenberg  geboren, 
wurde  1549.  zum  llathslierrn  erwählt  und  starb  zu  Weimar 
den  25.  Januar  1586.,  71  Jahre  3 Monate  und  21  Tage  alt  53). 
Wenn  schon  zwischen  diesen  beiden  Künstlern  mehrere  der 
nachfolgenden  Gemälde  streitig  sind,  so  dürfen  auch  die 
Schüler  des  1553.  verstorbenen  Cranachs  nicht  aufser  Acht 
gelassen  werden.  Es  sind  drei  derselben  bekannt.  Vischer 
soll  1572.  das  in  der  Sacristei  der  Stadtkirche  zu  Weimar 
vorhandene  Bildnifs  Luthers  (als  Mönch  und  Junker  Georg) 
gemalt  haben.  Matthias  Krodel  verfertigte  in  den  Jahren 
1586  — 91.  Freskomalereien  für  den  Herzog  Christian.  Joa- 
chim Kreuters  Werke  sind  nicht  bekannt. 

a)  Heidnische  Sujets. 

Das  zu  Gotha  befindliche  Gemälde  des  Hercules  und 
der  Omphale  (nr.  160.)  habe  ich  in  einem  anderen  Werke 
beschrieben  54).  Die  sehr  manchfarbigen  Gewänder  hat 
Cranach  mit  Fleifs  und  Sorgfalt  gemalt.  Vielleicht  ging  die- 
ses sehr  kleine  Gemälde  im  J.  1820.  aus  einer  Frankfurter 
Sammlung  55)  in  die  des  Herzogs  August  über. 

Ungemein  glasig  sind  die  unbekleideten  Theile  einer 
Lucretia  (nr.  111.)  aus  Cranachs  Schule  gehalten,  welche  in 
der  Rechten  den  Dolch  56),  mit  der  Linken  das  Schnupf- 
tuch hält  und  in  Thränen  zerfliefst.  Links  zeigen  sich  zwei 
felsige  Berge.  Die  Holztafel  hat  schwarzen  Grund  und  ward 
neuerlich  gereinigt. 

Gegenstück  hierzu  ist  das  nicht  restaurirte  Gemälde 
(nr.  109.)  der  nackten  Dido,  wo  auf  der  Brustwehr  der  Fen- 
steröffnung die  geflügelte  Schlange  angebracht  ist.  Schaam 
und  Hüften  bedeckt  ein  durchsichtiger  weifser  Schleier.  Ohne 
Thränen  zu  vergiefsen  erduldet  Dido  schon  die  Schmerzen 
der  Wunde.  Diese  Holztafel  scheint  den  drei  Königen  (nr. 
55.)  gleichzeitig  zu  seyn. 


52)  Heller  S.  28  — 30.  — 53)  S.  33.  f.  S.  69. 

54)  Allg.  Epcykl.  d.  W.  u.  K.  3.  Sect.  3.  Th.  Leipz.  1832.  4. 
S.  389.  unter  Ornphale. 

55)  Heller  S.  195. 

56)  Vergl.  das  von  Köhler  angef.  Gern.  Heller  S.  239. 


— 177  — 


b)  Alttestamentliche  Sujets. 

Geringfügig  und  schlecht  ist  das  dem  Cranach  zuge- 
schriebene Gemälde  nr.  165.  mit  schwarzem  Grunde : Adam 
und  Eva;  zwischen  ihnen  der  Baum  und  die  Schlange.  Die- 
selbe Darstellung  (nr.  119.)  aus  dem  Jahre  1527.  habe  ich 
früher  beschrieben. 

Das  lächerlich  genug  dem  Lucas  van  Leyden  57)  zuge- 
schriebene Gemälde  (nr.  87.),  worauf  Judith  mit  entblöfstem 
Oberleib  in  der  Rechten  ein  Schwert  und  vor  sich  auf  einer 
Schüssel  das  Haupt  des  Holofernes  hält,  rührt  von  einem 
Arbeiter  her,  der  Cranachs  Werke  kannte,  auch  seinen 
Kreidegrund  angewendet  hat.  Wie  aber  darin  manche  den 
Cranachschen  Werken  eigenthümliche  Fehler  vermieden  sind> 
so  vermifst  man  hinwiederum  manche  schöne  Eigenthümlich- 
keit  des  bei  allen  Mängeln  höchst  achtungswerthen  Meisters. 

c)  Neutestamentliche  Sujets. 

Von  Lucas  Cranach  sollen  folgende  zwei  Gemälde  ver- 
fertigt seyn: 

nr.  134.  Die  Mutter  Gottes  mit  dem  Jesuskinde,  welches 
dem  kleinen  Johannes  eine  Weintraube  reicht.  Zwei  Engel 
halten  ein  rothes  Gewand  über  dem  Haupte  der  heiligen 
Jungfrau. 

nr.  135.  Die  Mutter  Gottes  mit  dem  Jesuskinde,  der 
heil.  Katharina  und  drei  anderen  heiligen  Frauen. 

Ausgezeichnet  schön  ist  das  Gemälde  nr.  55.  Die  drei 
Könige  des  Morgenlandes  bringen  dem  Jesuskinde  Geschenke 


57)  Lucas  Cranach  reiste  während  des  Sommers  1509.  im  37.  Jahre 
seines  Alters  nach  den  Niederlanden.  Zu  Meclieln  malte  er  das  Bild 
des  nachmaligen  Kaisers  Carl  V.  in  dessen  achtem  Lebensjahre.  Da 
schon  damals  zwischen  den  älteren  Niederländischen  und  älteren  Deut- 
schen Gemälden  in  manchen  Stücken  eine  Uebereinstimmung  herrschte, 
könnte  Cranach  noch  eines  und  das  andere  Niederländische  und  wie- 
derum die  Niederländer  manche  Eigenthümlichkeit  des  Deutschen 
Künstlers  sich  angeeignet  haben.  Ziemlich  verwandt  dem  Gothaer 
Gemälde  nr.  87.  ist  die  Malweise  eines  grofsen  in  der  Herzogl.  Gallerie 
zu  Meiningen  befindlichen  und  daselbst  dem  älteren  Franck  beigeleg- 
ten Werkes. 


12 


— 178  — 


dar.  Vortrefflich  ist  der  Kopf  des  ältesten  Königs,  der  ein 
Gefäfs  überreicht,  angefüllt  mit  goldenen  Münzen,  wie  sie 
in  Cranachs  Zeit  cursirten.  Aber  auch  der  Kopf  des  andern 
Königs  und  der  des  Mohren  sind  aclitungswerthe  Werke. 
Die  Farben  springen  theilweise  ab. 

Kleiner  ist  die  wiederholte  Darstellung  des  Ereignisses 
(nr.  127.).  Während  auf  nr.  55.  ganze  Figuren  zu  sehen 
sind  und  Maria  links  gewendet  auf  der  rechten  Seite  des 
Gemäldes  sitzet,  enthält  nr.  127.  nur  Kniefiguren  und  Maria 
sitzt  in  völlig  entgegengesetzter  Wendung.  Hinsichtlich  der 
Köpfe  der  Könige,  ihrer  Kleidung  und  Geschenke  herrscht 
ziemliche  Uebereinstimmung,  nur  ist  nr.  55.  noch  sorgfältiger 
ausgeführt.  Durch  den  Stall  ist  eine  Aussicht  ins  Freie  ge- 
stattet, wo  der  Engel  den  Hirten  auf  einer  Anhöhe  erscheint. 

Auf  dem  schwarzen  Grunde  einer  hohen  aber  schmalen 
Tafel  (nr.  90.)  ist  Herodias  gemalt,  die  Johannes  abgeschla- 
genes Haupt  auf  der  Schüssel  hält.  Ihr  Hinterhaupt  um- 
schliefst ein  Netz,  auf  dem  vorderen  Kopfe  liegt  ein  rothes 
Barett.  Dieses  dem  Lucas  Cranach  zugeschriebene  Bild  ist 
ziemlich  gut. 

Mit  dem  schon  erwähnten  ausgezeichneten  Gemälde  des  bei 
der  Omphale  verweilenden  Herakles  gehören  folgende  zwei 
wegen  ihrer  Kleinheit  und  sorgfältigsten  Ausführung  in  eine 
Classe : Auf  schwarzem  Grunde  steht  die  geflügelte  Schlange  und 
die  zur  Erklärung  aus  Marc.  10,  14.  beigefügte  Inschrift.  Den 
in  der  Mitte  angebrachten  Christus  umringen  acht  Weiber 
und  zwölf  theils  ganz  kleine,  theils  erwachsenere  Kinder. 
Auch  drei  Männer  sind  zugegen  (nr.  169.).  Die  Kleidung 
ist  die  der  damaligen  Zeit,  doch  ist  sie  durch  Weglassung 
alles  Ungefälligen  in  gewissem  Sinne  idealisirt. 

Gleiche  Gröfse  und  Behandlung  hat  das  andere,  ebenfalls 
auf  dem  schwarzen  Grunde  mit  der  geflügelten  Schlange  be- 
zeichnete  Bildchen  (nr.  170.).  Die  beigefügte  Inschrift  giebt 
zu  erkennen , dafs  die  Darstellung  aus  Ev.  Joh.  8,  7.  ent- 
nommen ist.  Die  Körper  und  Waffen  der  Männer  sind  sehr 
ausgeführt,  aber  ihre  zu  unedlen  Gesichter  sind  fast  Kari- 
katuren. 

Die  Ehebrecherin  und  Christus  zeigt  auch  das  nachfol- 


— 179  — 


gende  viel  gröfsere  Bild  (nr.  69.),  Copie  des  in  der  Gallerie 
zu  Schleisheim  auf  bewahrten  Cranachischen  Originals  58). 
In  vielen  Parthieen  wird  Cranachs  Sorgfalt  vermifst;  zumal 
die  Köpfe  der  auf  der  linken  Seite  stehenden  Figuren  sind 
gering  und  unbedeutend  ausgefallen. 

d)  Neuere  Sujets. 

Drei  Gemälde  der  Gallerie  führen  ein  Sujet  vor,  wel- 
ches gewöhnlich,  obwohl  unrichtig,  das  Urtheil  des  Paris 
benannt  wird.  Alfred  der  Grofse,  König  in  England,  be- 
suchte seinen  adeligen  Vasallen  Wilhelm  von  Albonak  und 
liefs  sich  durch  die  Schönheit  seiner  Töchter  reizen.  Der 
Vater,  besorgt,  dafs  er  davon  eine  zur  Beischläferin  verlan- 
gen möchte,  bringt  sie  ihm  an  einem  Morgen  alle  drei  nackt 
herein  , die  eine  von  ihm  selbst,  die  zweite  von  seiner  Frau 
und  die  dritte  von  seinem  Sohn  geleitet.  Ein  blofses  Schwert 
haltend , erklärte  Albonak  dem  Könige,  dafs,  wenn  sein  Arg- 
wohn Grund  habe,  er  alle  drei  vor  seinen  Augen  hinrichten 
wolle,  im  Fall  er  aber  reine  Absichten  hege,  er  aus  ihnen 
eine  zur  Gemahlin  wählen  könne,  worauf  dann  der  äufserst 
betroffene  König  die  zweite  Tochter  wirklich  zur  Königin 
nahm. 

Diese  Geschichte  mufs  im  16.  Jalirh.  ungemein  beliebt 
gewesen  seyn.  Es  giebt  zwei  Dürerische  Blätter  59),  ferner 
einen  Cranachschen  Holzschnitt  v.  J.  1508  60).  Auch  dürfte 
der  von  Cranach  im  J.  1503,  gelieferte  Holzschnitt,  worauf 
drei  nackte  Frauenzimmer  sind,  mit  dieser  Geschichte  Zu- 
sammenhängen 6I).  Ein  Cranachisches  Gemälde  des  Ereig- 


58)  von  Männlich  3.  B.  S.  37.  — 2.  B.  nr.  701. 

59)  B.  P.  gr.  VII.  p.  146.  nr.  134.  p 80.  n.  65. 

60)  B.  n.  114.  Heller  S.  372.  n.  256.  vergl.  Heller  S.  414.  nr.  24. 
und  den  Band  der  Kupferstichsammlung  zu  Gotha:  N.  5.  Lucae  Cra- 
nachs Holzschnitte.  380  Blätter,  fol.  max.  tab.  44. 

6L)  Noch  einige  andere  Blätter,  die  zwar  das  Urtheil  des  Paris 
enthalten  , aber  doch  verglichen  werden  können,  sind  in  der  Kupfer- 
stichs. zu  Gotha.  In  dem  Bande  N.  79.  Albr.  Dürers  Kupfer  in  klein 
4to.  hat  nr.  11.  die  Bezeichnung:  1434.  I.  S.  — • Das  Blatt  nr.  33. 
rührt  von  Aldegrever  (Urth.  d.  Paris  B P.  gr.  VIII.  393.  nr.  98.) 

12  * 


— 180  — 


nisses  ist  nach  Heller’s  Angabe  im  Königl.  Schlosse  zu  Ber- 
lin 62);  ein  anderes,  mit  dem  Zeichen  des  Künstlers,  war 
zu  Hamburg  in  der  Sammlung  1.  H.  Kroger’s,  welche  nach 
dem  Tode  des  Besitzers  d.  17.  Aug.  1812.  öffentlich  verkauft 
wurde  63).  Heller  vermuthet,  dafs  von  diesem  das  zu  Würz- 
burg in  der  Sammlung  des  Regierungsrathes  Martinengo  be- 
findliche Gemälde  nicht  verschieden  sey,  oder  dafs  Kroger’s 
Gemälde  in  Martinengo’s  Besitz  überging  64).  Ob  noch  spä- 
ter dasselbe  Gemälde  von  Würzburg  nach  Gotha  gelangte 
und  also  die  Zahl  dieser  Gemälde  sich  etwas  vermindern 
würde,  diese  Frage  glaube  ich  durch  die  Notiz  zu  beseiti- 
gen , dafs  alle  drei  Gemälde , die  ich  alsbald  beschreiben 
werde,  aus  der  ehemaligen  Kunstkainmer  in  die  jetzige  Gal- 
lerie  gelangten  und  also  schon  seit  vielen  Jahren  ein  Eigen- 
thum  der  Herzoge  von  Gotha  waren.  Der  regierende  Her- 
zog liefs  alle  drei  durch  Pereira  reinigen. 

Auf  einem  überhängenden  Felsen  des  Hintergrundes  ist 
die  Burg  Albonaks  erbauet.  Das  weifse  Pferd  des  Ritters 
Alfred  steht  unter  einem  hohen  Baum.  Der  Ritter,  ohne 
Helm  , mit  eisenfarbigem  Harnisch,  der  theilweise  eine  ro- 
the  Kleidung  zu  sehen  gestattet,  lehnt,  auf  der  Erde  lie- 
gend, sich  an  einen  Baum  in  Albonaks  Forst  und  ist  eben 
erwacht.  Der  alte  Wilhelm  von  Albonak  ist  mit  Ausnahme 
der  Unterarme,  der  halben  Oberarme  und  der  Waden  und 
halben  Schenkel  gepanzert  und  hält  in  der  erhobenen  Linken 
einen  Speer.  Diesen  Speer  fafst  die  erste  der  drei  entkleide- 
ten Töchter  Albonaks , welche  der  Vater  dem  erwachten 
Alfred  zeigt.  Sowohl  von  ihrem  als  von  den  Köpfen  der 


und  nr.  34.  von  Hans  Brosamer  her.  Bei  B.  P.  gr.  VIII.  152.  n.  88. 
Urth.  cl.  P.  von  Hans  Sebald  Bekam.  Zwei  alte  Blätter  werden  auf- 
gef.  in  Nene  Nachr.  v.  Künstlern  u.  Kunsts.  Th.  1.  Dre»d.  u.  Leipz. 
1180.  S.  341.  n.  261.  262.  Wer  weifs,  ob  nicht  noch  viele  Blätter, 
die  weniger  das  Urtheil  des  Paris  selbst  als  die  ihm  gleichende  Dich- 
tung vorführen  , in  andern  Sammlungen  vorhanden  sind,  die  ich 
nicht  kenne. 

62)  Heller  S.  179.  „Das  Urtheil  des  Paris.  Ein  Ritter  von  drei 
Frauen  und  dem  Teufel  versucht.“ 

63)  Heller  S.  198.  — 64)  Heller  S.  234. 


— 181  — 


beiden  andern  Jungfrauen  hängt  auf  den  Rücken  ein  weifser 
durchsichtiger  Schleier  herab,  der  auch  über  die  Schaam 
gezogen  ist.  Aufserdem  tragen  die  drei  nackten  Jungfrauen 
noch  goldenes  Geschmeide  um  den  Hals.  Ganz  im  Vorder- 
gründe fliefst  unter  Felsen  eine  Quelle  hervor  und  Cra- 
nachs  geflügelte  Schlange  steht  auf  einem  Stein. 
Dieses  Gemälde  hat  Pereira  ganz  verwaschen.  Zum  Glück 
ist  der  Kopf  des  Ritters  ziemlich  unbeschädigt  geblieben. 

Im  Hintergründe  des  zweiten  Gemäldes  liegt  die  Burg 
Albonaks  auf  dem  Abhange  eines  Felsen,  der  noch  über 
sie  überhängend  sich  erhebt.  Man  sieht  nur  den  Kopf  des 
Pferdes,  die  übrigen  Glieder  werden  durch  die  Bäume  des 
Forstes  Albonaks,  unter  denen  der  mit  goldener  Rüstung 
gepanzerte  Ritter  Alfred  sitzt , dem  Auge  entzogen.  Der 
Ritter,  der  an  einen  Baum  sich  lehnt  und  die  Rechte  auf 
den  ihm  zur  Seite  liegenden  Helm,  die  Linke  auf  einen  ab- 
gehauenen Baumstamm  stützt,  ist  zwar,  von  Albonak  ge- 
weckt, schon  erwacht,  aber  gleichwohl  sieht  er  noch  ziem- 
lich schlaftrunken  zu  dem  silberbärtigen  Greise  empor.  Wil- 
helm von  Albonak  ist  auf  dem  Kopfe  und  überall  mit  Pfauen- 
federn bekleidet  und  hält  in  der  Linken  den  Apfel,  den  die 
erste  der  drei  nackten  Jungfrauen,  welche  ihr  Vater  dem 
erweckten  Alfred  sehen  läfst,  mit  der  Rechten  berührt.  Bei 
dem  Laube  des  Baumes , unter  dem  der  Ritter  liegt , fliegt 
ein  Liebesgott  und  schiefst  auf  die  Mädchen  einen  Pfeil  hin- 
ab. Wiewohl  diesem  Gemälde  das  Cranachsche  Abzeichen 
fehlt,  stimmt  es  doch  mit  seinen  Werken  auf  eine  auffallende 
Weise  überein.  Dafs  es  ganz  in  seiner  Manier  verfertigt  sey, 
läfst  sich  zuversichtlich  behaupten.  Der  mit  Fleifs  gearbei- 
tete Kopf  des  Ritters  erinnert  an  ganz  ähnliche  Köpfe  auf 
anerkannt  Cranachschen  Bildern.  Alle  drei  Jungfrauen  haben 
durchsichtige  weifse  Flore  über  die  Schaam  gezogen  und 
sind  völlig  wie  Cranachs  Sächsische  Fürstinnen  65)  nicht 


65)  Auch  in  der  Kais.  Königl.  Gallerie  zu  Wien  sicht  man  die 
Bildnisse  dreier  junger  Frauenzimmer,  in  prächtigem,  damals  übli- 
chem Anzuge,  mit  vielem  Geschmeide  und  breiten  goldenen  Ketten 
um  den  Hals.  Heller  S.  229. 


182  — 


allein  mit  goldenen  Halsketten  geschmückt,  sondern  die  erste 
trägt  auch  die  diesen  beliebte  Hinterhauptbedeckung  und  da& 
rothe  Barett. 

Das  dritte  Gemälde  soll  Christian  Richter,  der  um  1630 
lebte  und  auch  die  Flügel  des  Cranachschen  Altargemäldes 
in  der  Stadtkirche  zu  Weimar  übermalte,  verfertigt  haben. 
Nicht  ohne  Grund  reihe  ich,  mit  Verletzung  der  sonst  streng 
befolgten  chronologischen  Anordnung,  es  an  dieser  Stelle  ein. 
Was  nämlich  in  dem  Gemälde  einigermafsen  gelungen  ist. 
hat  Richter  von  älteren  Werken  des  16.  Jahrhunderts  ent- 
nommen. Was  aber  verfehlt  und  mifslungen  erscheint , fällt 
dem  niederen  Standpunkte  der  Kunst  des  IT.  Jahrhunderts 
zur  Last.  — Berge  und  eine  Stadt  bilden  den  Hintergrund. 
Das  gesattelte  Pferd  verweilt  auf  einer  Anhöhe  in  der  Ferne. 
Der  unter  zwei  Bäumen  schlafende  Ritter  Alfred  hat  sich 
an  einen  Brunnen  gelehnt  und  hält  den  GrilF  des  an  seiner 
Linken  hängenden  Schwertes.  Des  Ritters  Panzer  ist  eisenfar- 
big. Sein  mit  vielfarbigen  Federn  geschmückter  Helm  liegt 
bei  den  Füfsen.  Der  kahlköpfige  und  weifsbärtige  Greis 
Wilhelm  von  Albonak  legt  die  Linke  auf  das  Haupt  des 
schlafenden  Ritters  und  hält  eine  goldene  Kugel  in  der  Rech- 
ten. Höchst  phantastisch  ist  sein  Anzug.  Er  gleicht  einem 
blauen  Mefsgewand.  Der  Kragen  und  die  Einfassung  sind 
braun  und  mit  Perlen  geschmückt,  das  Unterkleid  und  seine 
weiten  Aermel  sind  röthlich.  Unter  den  drei  Jungfrauen  ist 
die,  welche  die  Linke  auf  ihres  Vaters  rechte  Schulter  legt, 
schöner  als  ihre  Schwestern  und  überdiefs  geflügelt  6 5 b). 

Es  leuchtet  ein,  wie  lächerlich  die  Benennung  LTrtheil 
des  Paris,  die  allerdings  anderen  im  16.  Jahrli.  angefertig- 
ten Kunstwerken  zukommen  kann66),  bei  den  in  der  Galie- 
rie  zu  Gotha  vorhandenen  Gemälden  sey.  Der  Trojanische 

65b)  Im  Vorzimmer  des  Naturaliencab.  ist,  von  einem  runden 
schwarzen  Rahmen  umgeben , noch  ein  sehr  schlechtes  Relief  aus 
Wachs,  welches  dieselbe  Geschichte  vorführt  u.  unter  Herzog  Fried- 
rich I.  von  einem  Frauenzimmer,  Namens  Braun,  verfertigt  wurde. 

66)  Auch  die  oben  zum  Theil  aus  Katalogen  von  mir  aufgeführ- 
ten Kupferstiche  u.  Holzschn.  bedürfen  noch  sorgfältiger  und  genauer 
Einsicht, 


— 183  — 


Krieg  und  die  damit  zusammenhängenden  Sagen  waren  im 
W esteu  und  Norden  Europa’ s bekannt  genug,  noch  ehe  die 
Dichter  des  Mittelalters  sie  in  unübersehbar  grofsen  epischen 
Gesängen  behandelten  67);  aber  eben  hierdurch  wurden 
endlich  die  Hellenischen  Sagen  so  nationalisirt,  dafs  das 
Fremde  oft  nur  wenig  hindurchblickt.  So  hat  denn  auch 
die  Sage  von  Alexandros,  Hermes  und  den  drei  entkleideten 
Göttinnen  die  Sage  vom  König  Alfred  68),  von  Wilhelm  von 
Albonak  und  von  seinen  Töchtern  ins  Daseyn  gerufen.  Den 
Personen  der  völlig  nationalisirten  Sage  fremde  Namen  auf- 
zudringen, ist  um  so  tadelnswerther,  als  alle  Einzelnheiten 
der  Gemälde  damit  im  gröfsten  Widerspruche  stehen  würden. 
Das  Pferd  des  grofsen  Königs  Alfred  erscheint  mit  Recht 
auf  den  Gemälden  weifs.  Bekanntlich  sieht  man  an  einem 
Hügel  auf  dem  Wege  nach  Batli  Alfreds  weifses  Pferd  in 
einem  hohen  Kalkhügel  ausgegraben , von  so  beträchtlicher 
Gröfse,  dafs  es  hundert  und  sechszig  Quadratruthen  ein- 
nimmt und  zehn  Englische  Meilen  weit  ganz  deutlich  gese- 
hen werden  kann.  Es  ist  galoppirend  vorgestellt  (wie  in 
dem  Braunschweig.  Wappen)  und  hat  einen  blendend  weifsen 
Glanz,  wenn  die  Sonnenstrahlen  den  Hügel  erleuchten  69). 
Da  nun  Alfreds  und  Albonaks  Geschichte  für  Bewohner 


67)  Wach ler  H.  d.  Gesell,  d.  Litt.  2 Th.  Fr.  a.  M.  1823.  S.  184. 
Konrad  von  Würzburgs  Trojanischer  Krieg,  v.  der  Hagen  u.  Bü~ 
sching  Literarischer  Grundrifs  z.  Gesch.  d.  Deutschen  Poesie.  Berlin. 
1812.  8.  S.  208. 

68)  In  Joh.  Spelraan  Aelfredi  Magni  Anglorum  regis  inv.  vita. 
Oxonii.  1678.  fol.  und  in  Fr.  Leop.  Gr.  zu  Stolberg  Leben  Alfred 
des  Grofsen,  Königs  in  England  (Gesammelte  Werke  der  Brüder  Chr. 
u.  Fr.  Leop.  Gr.  zu  Stolberg.  10.  B.  Hamb.  1822.)  wird  die  Sage 
nicht  angetroffen,  weil  jene  Werke  nur  Historisches  mittheilen. 

69)  Francis  Wise’s  Letter  to  Dr.  Mead  concerning  some  anti- 
quities  in  Berkshire.  Oxford.  1738.  4.  Dess  Farther  observatious 
upon  the  white  Hoarse  and  otlier  antiquities.  Oxford.  1742  4.  Göde 
England,  Wales,  Irl.  u.  Scliottl.  Th.  V.  S.  27.  Eine  kleine  Abbil- 
dung des  Pferdes  in  Gentleman’s  Magazine.  T.  LWI.  P.  I.  p.  105. 
fig.  2.  und  in  Blätter  aus  der  Gegenwart  f.  nützl.  Unt.  u.  wiss.  Bel. 
Her.  v.  A.  Diezmann.  Leipz.  1833.  Jul.  Ko.  29.  — Erhalten  hat  sich 
Alfred’s  King. 


— 184  — 


Grofsbritanniens  von  besonderem  Interesse  ist,  hat  noch  B. 
West  im  vorigen  Jahrhundert  für  den  Herzog  von  Rutland, 
der  vom  Helden  der  Geschichte  abstammte,  den  König  Al- 
fred gemalt,  dem  Wilhelm  von  Albonak  seine  Töchter  un- 
bekleidet vorführt.  Das  Gegenstück  ist  Alfred  der  Grofse, 
der  sein  letztes  Brod  mit  einem  Pilger  theilet.  Das  erste 
Gemälde  wurde  von  Johann  Baptist  Michel  70),  der  um 
1782.  zu  London  blühte,  das  andere  von  Wilhelm  Sharp 
(geb.  zu  London  1716.)  in  Kupfer  gestochen. 

Von  einem  Zeitgenossen  Cranach’s  rührt  folgendes  wi- 
derliche Stück  (nr.  93.)  her:  Eine  häfsliche  Alte  liebkoset 

einen  jungen  Ritter  und  sucht  ihn  durch  einen  Geldbeutel 
zu  bestechen.  Vorne  hält  ein  junges  Mädchen  Trinkgefäfse 
in  den  Händen.  Der  Kopf  des  Ritters  ist  das  Einzige,  was 
gesehen  zu  werden  verdient.  Der  Grund  ist  schwarz. 

Nicht  von  Lucas  Cranach  verfertigt,  wohl  aber  ihm  zu- 
geschrieben ist  das  Brustbild  eines  Mannes  mit  krummen 
Maule,  rothbraunem  Rocke  und  schwarzer  Mütze  (nr.  124.). 
Es  kam  aus  Herzog  Augusts  Sammlung  an  diesen  Ort. 

Cranachs  Manier  zeigt  sich  in  dem  mehr  hohen  als 
breiten  und  auf  blauem  Grunde  gemalten  Bildnifs  eines  fürst- 
lichen Frauenzimmers  (nr.  41.).  An  dem  Hachen  schwarzen 
Barett  hängen  ein  goldener  Anker,  eine  Sanduhr,  ein  Hüft- 
horn,  Schiff  und  dergl.  Das  Colorit  des  Fleisches  ist  jetzt 
zu  weifslich  und  matt  geworden.  Möglich  ist  denn  doch, 


70)  Huber  8.  B.  S.  316.  — Neue  Bibliothek  der  schönen  Wiss. 
u.  der  freien  Künste.  28.  Band.  Leipz.  1783.  8.  S.  159.  Hier  wird 
gemeldet,  dafs  mit  dem  englischen  Kupferstiche  auch  auf  einem 
Blättchen  eine  in  englischer  und  französ.  Sprache  gedruckte  Erklä- 
rung ausgegeben  werde.  Meifsner  hat,  ohne  den  eigentlichen  Ver- 
lauf der  Sage  zu  kennen,  nur  vom  Kupferstiche,  dessen  beigelegte 
Erklärung  ihm  übrigens  nicht  zu  Gesichte  kam,  angeregt , eine  Er- 
zählung niedergeschrieben,  welche  die  Ueberschrift  hat:  Die  Töch- 
ter Wilhelm’s  von  Albonak.  Sie  steht  in  Erzählungen  und  Dialogen 
von  A.  G.  Meifsner.  Zweites  Heft.  Leipz.  1783.  8.  S.  68  — 81.  Das 
hierzu  gehörige  Titelkupfer,  worauf  Alfred,  Albonak  und  seine  drei 
entkleideten  Töchter  sich  zeigen,  hat  Seydelmann  gezeichnet  und 
E.  G.  Krüger  zu  Dresden  gestochen. 


dafs  ein  Nachahmer  Cranachs  auf  dieser  Holztafel  die  Si- 
bylla  von,  Cleve  habe  darstellen  wollen,  ohne  jedoch  die 
Cranachschen  Bilder  nur  von  ferne  erreichen  zu  können. 

Nachdem  ich  so,  obwohl  mit  einigen  anderen  unter- 
mischt, sämmtliche  Gemälde , die  ohne  den  Einflufs  Crana- 
chischer  Vorbilder  nicht  zu  Stande  gekommen  sind,  aufge- 
führt und  kürzlich  charakterisirt  habe,  ist  es  kaum  noch 
nöthig,  das  allgemeine  Urtheil  beizufügen,  dafs  die  Herzog- 
liche Gallerie  zu  Gotha  7I)  des  Cra  11a chis chen  zwar  viel, 
demungeachtet  aber  der  ächten  Cranachs  nur  wenige  ent- 
halte. Ein  ächtes,  unverdorbenes  Gemälde  Cra- 
nachs  war  dasjenige  (nr.  70.),  welches  die  Jahrzahl  1529. 
hat  und  hinsichtlich  der  darauf  dargestellten  Sujets  dem 
Altargemälde  zu  Weimar  entspricht.  Im  Cranachischen  Ho- 
lofernes (nr.  105.  et  108.)  aus  dem  Jahre  1531.  sind  einige 
Köpfe  verdorben.  Auch  die  schöne  Darstellung  Albonaks 
(nr.  52.)  ist  durch  Pereira  oder  früher  verwaschen.  Zum 
Glück  ist  der  Kopf  des  Königs  Alfred  unverdorben  geblie- 
ben. Bei  diesem  gröfseren  Gemälde,  so  wie  bei  der  Dar- 
stellung der  heiligen  Familie  und  der  drei  Könige  (nr.  55.) 
dürfte  ein  ausgezeichneter  Gehiilfe,  der  wohl  auch  beim 
grofsen  Altargemälde  zu  Weimar  thätig  war,  den  Lucas 
Cranach  unterstützt  haben.  Hervorgehoben  zu  werden  ver- 
dienen endlich  die  drei  ganz  kleinen  Gemälde  Hercules  und 
Omphale  (nr.  160.),  Jesus  und  die  Kinder  (nr.  169.),  Jesus 
und  die  Ehebrecherin  (nr.  170.),  die  Cranach  mit  Hülfe  ei- 
nes andern  Mitarbeiters,  der  eben  mehr  im  Kleinen  tüchtig 
war,  verfertigt  haben  könnte.  Unter  Luthers  Bildnissen  ist 
nr.  154.  das  beste  und  wolil  von  Cranach  selbst  gemalt* 
Zwar  mögen  einige  der  Maler,  von  denen  die  übrigen  Cra- 

71)  Der  größere  Theil  dieser-Gemälde  dürfte  schon  frühzeitig 
in  Gotlia  sich  befunden  haben.  Des  älteren  Cranach’s  Gattin  war 
aus  dieser  Stadt  gebürtig  und  seine  Tochter  war  an  den  Gotliaischen 
Canzler  Brück  verheir.atliet.  Anderes  gelangte  wol  durch  Johann 
Friedrich  den  Grofsmüthigen  (vor  und  in  dem  J.  1553.),  so  wie 
durch  Johann  Friedrich  den  Mittleren  in  diese  Stadt,  noch  anderes 
aber  weit  später  durch  Ernst  den  Frommen.  Auch  Ernst  II.  und 
August  haben  einiges  erkauft. 


— 186  — 


na  duschen  Gemälde  herrühren,  Schüler  und  Gehülfen  Cra- 
naclis  gewesen  seyn,  aber  bei  weitem  nicht  alle.  Es  lebten, 
wie  ich  annehme,  in  und  nach  Cranachs  Zeit  der  Maler  viele 
in  Deutschland,  von  denen  wenige  nach  Originalität  strebten. 
Da  nun  Cranachsche  Werke  allgemein  beliebt  waren,  malte 
alle  Welt  nach  Cranachs  Vorbildern  und  in  Cranachs  Weise. 
Es  ist  sogar  möglich,  dafs  viele  Maler,  die  gar  nicht  mit 
Cranach  in  Verbindung  standen,  desselben  geflügelte  Schlange 
auf  ihre  Gemälde  setzten,  so  dafs  die  Kritik  auf  dieses  Ab- 
zeichen nur  wenig  bauen  müfste.  Als  zumal  der  ältere  Cra- 
nach  gestorben  war,  ja  auch  der  jüngere  nicht  mehr  lebte, 
scheint  in  Cranachs  Weise  rüstig  fortgemalt  worden  zu  seyn. 
Es  fehlte  wenigstens  in  einem  grofsen  Theile  Deutschlands, 
oder  im  nördlichen  und  mittleren,  an  einem  Ilauptkünstler, 
der  Cranachs  erledigten  Thron  hätte  einnehmen,  d.  h.  wie 
Cranach  es  bei  seinen  Lebzeiten  that,  in  selbständiger  Weise 
die  vaterländische  Kunst  hätte  weiter  fördern  können.  Da- 
gegen war  sicherlich  an  Malern  zweiten,  dritten  oder  noch 
niederen  Ranges  kein  Mangel.  Diese  haben  die  nöthigsten 
Kunstbedürfnisse  ihrer  Zeit  befriedigt,  während  die  Künst- 
ler des  südlichen  Deutschlands  mehr  Italienisches  zu  erstre- 
ben suchten.  Ob  man  die  Weglassung  der  Namensunter- 
schrift als  Bescheidenheit  oder  auf  andere  Weise  auffassen 
müsse,  lasse  ich  dahin  gestellt.  Die  Geschichte  der  vater- 
ländischen Kunst  ist  durch  ihr  Verfahren  und  durch  die 
sclavische  Anschliefsung  an  Cranachs  Vorbilder  überhaupt 
verwirrt  genug  geworden.  Es  handelt  sich  darum,  Cranachs 
ächte  Werke  zusammenzustellen,  davon  das  blos  Cranachi- 
sche  auszuscheiden  und  auch  Letzteres  in  Classen  zu  brin- 
gen. Die  Aufgabe  ist  schwierig,  einmal  weil  Jahrhunderte 
hindurch  bei  gänzlichem  Mangel  an  Kritik  alles  verwirrt 
worden  und  bei  jedem  Schritte  ein  Irrthum  wegzuräumen  ist, 
zweitens  weil  sowohl  die  ächten  Werke  Cranachs  als  die 
seiner  Nachahmer  in  einer  Unzahl  der  entlegensten  Orte 
zerstreut  sind.  Könnte  man  diese  Unzahl  von  Gemälden  ein- 
mal nach  einer  Stadt  des  mittleren  Deutschlands  transporti- 
ren,  so  würden  einige  tüchtige  Kunstkenner  hinreichen,  um 
einen  Gegenstand,  der  so  lange  im  Dunkeln  lag,  in  der  kür- 


— 187  — 


zesten  Zeit  aufs  Reine  zu  bringen.  Das  Weitere  wäre  dann, 
die  Namen  der  nach  ihren  Werken  unterschiedenen  Nach- 
ahmer in  Archiven  ausfindig  zu  machen  — • ein  mühevolles 
Unternehmen,  welches  freilich  in  vielen  Fällen  ohne  Erfolg 
bleiben,  aber  doch  in  einigen  wenigen  Fällen  zu  einem  Re- 
sultate führen  dürfte. 

Es  liegt  mir  noch  ob,  auf  den  überschwenglichen  Reich- 
thum der  Kupferstichsammlung  an  Cranachschen  Holzschnit- 
ten hinzudeuten  72).  Sollten  diese  dereinst  aus  den  Holz- 
schnitten und  Kupferstichen  anderer  Meister  herausgenom- 
men und  in  eine  passende  Ordnung  gebracht  werden,  so 
dürfte  nicht  allein  was  Bartsch,  Heller  und  Andere  aufge- 
führt haben,  vollständig  sich  zusammen  finden,  sondern  auch 
eine  grofse  Zahl  von  Doubletten,  Tripletten  u.  s.  f.  bei  Seite 
gelegt  werden  können. 


8.  Bis  auf  Rottenhammers  Tod. 

Unter  Anleitung  der  Gemälde  der  Gallerie  soll  nunmehr 
die  vaterländische  Kunst  bis  auf  denjenigen  Zeitabschnitt 
verfolget  werden,  in  welcher  einige  Deutsche  ihrer  Nationa- 
lität sich  zu  entäufsern  und  Fremdes  sich  anzueignen  streb- 
ten. Noch  ehe  wir  an  jenen  Wendepunkt  gelangen  werden, 
finden  wir  in  dieser  Gallerie  hinreichende  Gelegenheit,  bei 
einem  hinsichtlich  der  Kunst  höchst  ausgezeichneten  Werke 
von  sehr  grofser  Ausdehnung  zu  verweilen.  Von  geringerer 
Erheblichkeit  dagegen  sind  mehrere  der  ihm  vorangehenden 
Werke,  die  ich  alsbald  vorführen  werde. 

Ein  Unbekannter  malte  im  J.  1553.  den  32jährigen  Her- 
zog Ernst  und  1554.  den  52jährigen  Johann  Friedrich  (nr. 
121.). 


72)  Darunter  sind  z.  B.  auch  die  für  selten  gehaltenen  Kupfer- 
stiche: Das  Portrait  Luthers  v.  J.  1523.  (B.  P.  gr.  VII.  278.  n.  5.) 
und  der  Zustand  Adams  und  der  Eva  nach  dem  Sündenfall  oder  die 
Bufse  des  heil.  Chrysostomus  v.  J.  1509.  (B.  P.  gr.  VII.  270.  n.  1. 
Heller  S.  254.  n.  27.)  , beide  aus  der  ehemals  Huberschen  Samm- 
lung (nr.  532.  et  533.). 


— 188  — 


Unter  Johann  Friedrich  dem  Grofsmüthigen , der  am  4. 
März  1554.  starb,  sind  einige  silberne  und  vergoldete  Ge- 
fäfse  verfertigt  worden.  Vier  Maasbecher  haben  auf  dem 
Deckel  eine  kleine  silberne  Weintraube  mit  drei  ausgebrei- 
teten Blättern.  Jeder  Becher  ist  mit  zwei  silb.  Medaillen 
Johann  Friedrichs  des  Grofsmütliigen  verziert.  Alle  vier 
wiegen  10  Mark  9 Loth  3 Quentchen.  — Weit  gröfser  ist 
der  silberne,  inwendig  und  äufserlich  vergoldete  Willkomm, 
der  aus  drei  Stücken  bestellt,  dergestalt,  dafs  jedesmal  das 
obere  von  dem  unteren  abgenommen  werden  kann.  Auf  dem 
goldenen  Grunde  des  untersten  Stückes  sind  fünfzehn  Schil- 
der mit  Metallstiften  befestigt.  Betrachtet  man  diese  von 
der  Linken  zur  Rechten,  so  zeigt  sich  1.  ein  Wappenschild 
mit  senkrechten  Schraffirun gen  *).  Die  übrigen  Wappenschilder 
folgen  in  dieser  Ordnung:  2.  Herrschaft  Eisenberg.  3.  Burg- 
grafsch.  Altenburg.  4.  Orlamünda.  5.  Herrschaft  Brena. 
6.  Pfaltz  Sachsen.  T.  Sachsen.  8.  Erzmarschallamt.  9.  Land- 
grafschaft Thüringen.  10.  Margrafschaft  Meifsen.  11.  Mar- 
grafschaft Landsberg.  12.  Pfaltz  Thüringen.  13.  Herrschaft 
Pleifsen.  14.  Burggrafschaft  Magdeburg,  endlich  15.  die 
Regalia,  ein  ganz  glattes  und  polirtes  Schild.  An  dem  zwei- 
ten, mit  Handhabe  versehenen  Aufsatze  sind  drei  Helme, 
der  Thüringische,  Sächsische  und  Meifsnische.  Im  Gipfel 
des  obersten  kleinen  Aufsatzes  ist  eine  silberne  Med.  Johann 
Friedrichs  des  Grofsmiithigen  J)  eingesetzt.  Einige  theils 
erhabene,  theils  eingegrabene  Verzierungen  sind  am  Fufse, 
an  den  Henkeln  u.  s.  f.  Das  Gewicht  des  ganzen  Willkomm 
beträgt  35  Mark  6 Loth  2 Quentchen.  Alle  fünf  Gefäfse 
sind  unter  denen,  die  zur  Ausschmückung  der  Schenke  noch 
jetzt  angewendet  werden,  die  ältesten.  Auch  die  Silber- 
kammer hat  kein  Gefäfs  von  gleichem  Alter  aufzuweisen. 

Im  J.  1554.  erschien  auch  eine  biblische  Med.  aus  Sil- 
ber * 1 2).  Auf  der  Vorderseite  schlägt  Moses  mit  dem  Stabe 


*)  Es  bildet  wol  mit  dem  letzten  Wappensch.  die  Blutfahne  des 
H.  Röm.  Reiches. 

1)  Tentz.  L.  E.  tab.  9.  n.  5.  p.  119.  (1539.  3|  L.) 

2)  2r3ff  Loth  schwer. 


— 189  — 


an  den  Felsen,  auf  der  hintern  Seite  unterredet  sich  Chri- 
stus am  Brunnen  mit  der  Samariterin. 

Die  in  der  Kupferstichs,  befindliche  „schöne  Historia 
von  dem  König  David  und  der  Bath  Sebau  (2.  Sam.  11.), 
welche  zu  Erfurt  erschien,  darf  nicht  dem  H.  Burgmair  zu- 
geschrieben werden,  wiewohl  der  eigentliche  Verfertiger  mir 
unbekannt  ist. 

Aus  den  zahlreichen  Kupferstichen  Heinrich  Aldegre- 
ver’s  (1530  — 1555.),  welche  die  Sammlung  enthält,  werde 
ich  Beispiels  halber  nur  folgende  wenige  nennen:  Erschaf- 
fung der  Eva,  Adam  arbeitend,  Eva  säugend,  Thamar  wird 
von  Ammon  zurückgeschickt  (1530.)  3),  Geschichte  der  Su- 
sanna  (1555.)  4),  der  barmherzige  Samariter,  Geschichte 
des  Reichen  und  des  armen  Lazarus,  die  von  einem  reiten- 
den Faun  entführte  Frau  (1530.)  5),  das  Urtheil  des  Paris, 
Fortuna,  Socordia.  Ueberaus  selten  ist  das  Blatt,  worauf 
ein  Mönch  und  eine  Nonne,  in  ungeziemender  Umarmung 
begriffen,  von  einem  Manne  überrascht  werden  6).  Zuletzt 
sind  vorhanden  Bildnisse  Johanns  van  Leyden  (1536.),  Bern- 
hard Knipperdollings  (Copie  von  Müller),  Martin  Luthers  7), 
Phil.  Melanchthon’s  (1510.)  8),  Alberts  van  der  Helle  (1538.), 
lind  Bildnisse  Aldegrever’s  selbst  9). 

Die  Jahrzahl  1555.  liest  man  am  Schlüsse  der  Inschrift, 
welche  dem  in  der  Stadtkirche  zu  Weimar  befindlichen  Al- 
targemälde 10)  beigefügt  ist  IX).  Der  ältere  Cranacli  hat- 

3)  B.  P.  gr.  VIII.  368.  n 24.  — 4)  ib.  p.  371. 

5)  ib.  P.  386.  n 68.  — 6)  ib.  p.  413. 

7)  ib.  p.  416.  n.  184.  — 8)  ib.  p.  417.  n.  185. 

7)  B.  P.  gr.  VIII.  419.  n.  188.  189.  — 10)  Vergl.  oben  S.  130.  f. 

11)  Joh.  Frid.  I.  Duci  Saxoniae  Imperii  Romani  nato  Electori 
— et  Sibyllae  natae  Duci  Clevenßi  — desideratissimis  parentibus 
luctuosi  filii  Joh.  Frid.  II.  Joh.  Wilhelmus,  Job.  Frider.  III.  grati- 

tudinis  ergo  posuerunt.  — parentibus  — Grata  piis  Soboles,  uno 

Tres  pectore  fratres  Hane  tabulani  posuere.  — Vollständig  ist  die 
Inschr.  initgetheilt  in  Wetten  Hist.  Nachr.  v.  Weimar.  S.  249  — 251. 
Paullini  rerum  Germanic.  synt.  p.  157.  Vergl.  Die  Vorzeit.  1.  B. 
Erfurt.  1817.  8.  S.  326  — 329.  Taf.  9.  Diesem  Aufs.  üb.  das  Altarblatt 
geht  (S.  304  — 325.)  ein  anderer  vorher , der  über  beide  Cranaclis 
handelt. 


— 190  — , 

tc  das  grofse  Werk  angefangen,  der  jüngere  führte  es  zu 
Ende. 

Auf  der  Morgenseite  des  Schlofshofes  zu  Gräfentonna, 
dem  durchs  Thor  Eingegangenen  zur  Linken,  ist  ein  ver- 
zierter Erker  oder  Vorsprung  des  Gebäudes,  auf  dessen 
Vorderseite  unter  den  Fenstern  rechts  in  deutschen  Schrift- 
zügen die  vierzeilige  Aufschrift:  „Ernst  und  Sigmund,  Ge- 
brueder,  Grafen  zu  Gleichen  und  Herren  zu  Tonna.“,  links 
unter  einer  Guirlande  und  von  Schnörkeln  umgeben  die  Jahrz. 
T5*5*5*  zu  lesen  ist.  An  der  rechten  Nebenseite  sind  drei 
seltsame  Kopfe  nach  Art  eines  Triquetrum  zusammengestellt, 
an  der  linken  Nebenseite  sind  Arabesken.  Das  Ganze  be- 
steht aus  Sandstein.  Sigmund  IV.  starb  im  J.  1556.  und 
erhielt  in  der  Kirche  zu  Gräfentonna  ein  Grabmal  I2),  wo 
bereits  der  am  10.  Apr.  1525.  verstorbene  Sigmund  II.  I3), 
ferner  die  1535.  verst.  Margaretha,  Gemahlin  Grafen  Phi- 
lipp’s  I4)  und  der  1512.  verstorbene  Johannes  III.,  Graf  von 
Gleichen,  Grabmäler  erhalten  hatten  I5).  Auch  anderen 
1563.  I6),  1510.  1?),  1514.  I8),  1515.  19),  1518.  20),  d. 
22.  Jul.  1599.  2I)  und  d.  5.  Oct.  1599.  22)  verstorbenen 
Gräfinnen  und  Grafen  von  Gleichen  sind  daselbst  Denkmäler 
errichtet  worden. 

Kehren  wir  jetzt  zur  Betrachtung  des  Museum  zurück. 

Zu  Ehren  Philipp  II.,  Königs  von  Spanien,  erschien 
1551.  eine  Medaille  mit  deutscher  Schrift,  welche  das  Ca- 
binet in  Gold  und  Silber  besitzt  23). 


12)  Sagittarii  Hist.  d.  Grafsch.  Gleichen.  Franckf.  a.  M.  1732. 
4.  S.  397. 

13)  Sagitt.  p.  376.  — 14)  ib.  P.  405.  — 15)  ib.  p.  397. 

16)  Graf  Ernst  XIV.  ib.  p.  396.  — 17)  Georg  II.  ib.  p.  420. 

18)  Gräfin  Margaretha,  ib.  p.  406. 

19)  Fräulein  Dorothea,  Gräfin  zu  Gleichen,  f 19.  Febr.  1575. 
ib.  p.  407. 

20)  Sigmund  VI.  f 16.  Mai  1578.  ib.  p.  426. 

21)  Frau  Walpurg,  Gräfin  zu  Gleichen,  ib.  p.  423. 

22)  Georg  III.  ib.  p.  427. 

23)  In  Gold  7f  Duc.,  in  Silber  ff  Loth  schwer.  Luckii  Syll. 
p.  183.  Herrgott  T.  II.  P.  I.  tab.  31.  n.  22.  p.  139. 


— 191  — 


Aus  demselben  Jahre  ist  die  silberne  Med.  des  TOjähr. 
Wilhelm  Grafen  von  Henneberg  24). 

Eine  Handschrift  25)  der  H.  Bibliothek  in  eigenthüm- 
lichem  Format  (1§  Fufs  hoch,  7 Zoll  breit)  enthält  Abbil- 
dungen von  32  Sommer-  und  Winterkleidungen  Johann  Fried- 
richs des  Grofsmiithigen  und  seiner  Söhne  Johann  Friedrich  II., 
Johann  Wilhelms  und  Johann  Friedrichs  des  Jüngeren  aus 
den  Jahren  1539  — 1558.  26).  Auf  den  Kleidungsstücken 
liest  man  insgemein  V.  D.  M.  I.  M,  d.  i.  Verbum  domini 
manet  in  aeternum.  Sie  wurden  tlieils  in  Torgau,  tlieils  in 
Weimar  getragen.  Trachtenbücher  dieser  Art  sind  bald  für 
das  Theaterkostum,  bald  auch  dem  Historienmaler  von  Nu- 
tzen 27).  Beigefügt  sind  weitläufige  Rechnungen  über  den 
Kostenbetrag  dieser  Kleider. 


24)  3§  Loth  schwer.  Kohl.  M.  Belust.  Th.  5.  S.  345.  Diplomat. 
Geschichte  des  Gräfl.  Hauses  Ilenneberg.  Th.  2.  Hildburgh.  1791.4. 
Tab.  XI.  No.  8. 

25)  169  Blätter.  — Cyprian.  Cat.  p.  82.  n.  231.  A.  Chartac.  234. 

26)  Auch  die  Gemälde  der  ähnlichen  beim  Jahre  1589.  beschrie- 
benen Handschrift  führen  Trachten  aus  den  Jahren  1535  — 1554.  vor. 
— Hofkleider  gaben  die  Fürsten  nicht  allein  ihren  Dienern,  sondern 
auch  ihren  Vasallen  und  denen,  welche  ihre  Hofämter  bekleideten. 
Wenigstens  schrieben  sie  denselben  die  Farben  der  Kleider  vor,  wel- 
che sie  tragen  mufsten,  wenn  sie  an  ihren  Hof  kamen,  von  ihnen 
an  fremde  Höfe  in  Geschäften  verschickt  wurden,  auf  Reichstage, 
zu  Hochzeiten,  Kindtanfen  oder  anderen  Hoffesten  mit  ihnen  zogen. 

27)  Zu  wünschen  wäre,  dafs  Werke  wie  die  zu  Leipzig  1892. 
erschienene  Gallerie  Alt- Deutscher  Trachten  (vergl.  Der  Freimüthige. 
1804.  nr.  141.)  vervielfältigt  würden.  In  den  Curiositäten  (6  B.  Wei- 
mar. 1817.  S.  257  — 269.  Taf.  7.)  findet  man  einen  Aufsatz  über  die 
Ilofkleidung  des  Churfürsten  Otto  Heinrich  von  der  Pfalz  im  J.  1557. 
und  (7.  B.  Weira.  1818.  S.  57 — 63.  Taf.  1.)  einen  anderen,  über- 
schrieben : Hofkleider  der  vorigen  Jahrhunderte.  Diesem  letzteren 
sind  Abbildungen  von  Trachten  aus  den  Jahren  1532,  33,  39,  47,  49, 
1550.  beigefügt.  Im  zuerst  genannten  Aufsatz  liest  man  S.  268  : 
„Auf  der  Grofsherzoglichen  Bibliothek  zu  Weimar  befindet  sich  eine 
grofse  schätzbare  Zeichnung  des  vortrefflichen,  älteren  Lukas  Kra- 
nach;  Papier  auf  Holz  geleimt  [Diese  Zeichnung  ist  auch  beschrie- 
ben in  der  Zeitschrift:  Die  Vorzeit  1.  B.  S.  331.].  Sie  enthält,  in 
vielen  Figuren,  mancherlei  Hofkleidungen  unter  den  beiden  Chur- 


— 192  — 


Auf  einer  silbernen  und  vergoldeten  Med.  28)  ist  das 
Bildnifs  des  61jährigen  Melanchthon. 

Von  Melchior  Lorch  aus  Flensburg  ward  der  Türkische 
Kaiser  Solimau  im  J.  1559.  in  Kupfer  gestochen. 

In  der  Gallerie  sind  folgende  Fürstliche  Bildnisse  vor- 
handen : 

1.  Wolfgang  Fürst  von  Anhalt  (j-  1566.), 

2.  Philipp,  König  v.  Spanien  (j-  1598.). 

3.  Barnim  XI.,  Herzog  von  Pommern  (j-  1573.)  29). 

4.  Johann  Friedrich,  Churfürst  v.  Sachsen  (-j-  1551.). 

5.  Huldericus,  Herzog  v.  Wirtenberg  30)  (j-  1550.). 

6.  Johann  Wilhelm,  Herzog  von  Sachsen  (j*  1573.). 

7.  Friedrich  III.,  Churfürst  von  Sachsen  (j-  1525.). 

8.  Philipp  I.,  Herzog  von  Pommern  3I)  (*j-  1560.). 

9.  Ernst,  Herzog  von  Braunschweig  (*j-  1567.). 

10.  Johann  Friedrich  III.  der  Jüngere,  jüngster  Sohn  Jo- 
hann Friedrichs  des  Grofsmüthigen  (j-  1565.). 

11.  Georg,  Herzog  von  Sachsen  (f  1539.). 

12.  Philipp,  Landgraf  von  Hessen  32)  (j*  1567.). 

13.  Johann  Friedrich  II.  oder  der  Mittlere  (f  1595.). 

14.  Philipp  I.,  Herzog  von  Braunschweig  (-j*  1551.). 

15.  Wolfgang,  Fürst  von  Anhalt. 

16.  Georg,  Margraf  von  Brandenburg. 

17.  Johann  Friedrich  der  Grofsmüthige,  Churf.  v.  S.  (geb. 
1503.,  Churf.  seit  1532.)  in  der  Jugend. 


fürsten  Johann  und  Johann  Friedrich  von  Sachsen,  mit  der  Feder 
Umrissen  und  mit  Wasserfarben  vortrefflich  ausgemalt,  welche  sehr 
wahrscheinlich  meistentheils  die  Originale  zu  jenen  vorzüglicheren 
Abbildungen  sind,  die  sich  in  den  Trachtenbüchern  auf  der  Herzog- 
lichen Bibliothek  zu  Gotha  befinden;  wie  wenigstens  jene  daraus 
genommenen,  [in  den  beiden  Heften  der  Gallerie  altdeutscher  Trach- 
ten] bekannt  gemachten  Figuren  bezeugen.“ 

28)  Juncker  S.  152. 

29)  Bildnisse  dess.  in  Pommern,  s.  Oelrichs , Das  gepries.  An- 

dencken  der  Pommersehen  Hertzoge.  Berlin.  1763.  8.  S.  103  — 107. 

30)  Holzschn.  v.  Luc.  Cran.  Heller  S.  420.  nr.  61. 

31)  Holzschn.  v.  Luc.  Cran.  Heller  S.  420.  nr.  60. 

32)  Holzschn.  v.  Luc.  Cran.  Heller  S.  420.  nr.  58. 


— 193  — 


18.  Heinrich  der  Fromme,  Herzog  von  Sachsen  (f  1541.). 

19.  Johann  der  Beständige,  Churf.  von  Sachsen  (f  1532.). 

20.  Joachim  II.,  Churfürst  von  Brandenburg  (f  1531.). 

21.  Johann  Ernst,  H.  v.  S.  (f  zu  Coburg  1553.). 

22.  23.  Ernst,  II.  von  Lüneburg. 

21.  Georg,  Margr.  von  Brandenburg. 

25.  Friedrich,  H.  von  Sachsen,  Georg’s  Sohn. 

26.  Johann,  H.  von  Sachsen,  Georg’s  Sohn. 

21.  Heinrich  der  Friedfertige  (1503  — 1552.),  H.  von 
Mecklenburg. 

Unter  den  hier  dargestellten  Fürsten  fällt  der  Tod  des  am 
frühzeitigsten  verstorbenen , dessen  Bild  wol  lange  nach  sei- 
nem Tode  gemacht  wurde,  in  das  Jahr  1525.,  der  des  am 
spätesten  verstorbenen  in  das  Jahr  1595.  Da  nun  alle  Bild- 
nisse gleichzeitig  nach  einander  weg  angefertigt  sind,  dürften 
sie  in  die  Jahre  1550 — 1560.  zu  setzen  seyn.  Alle  oder  we- 
nigstens fast  alle  Bildnisse  sind  mit  dem  in  die  Buchstaben 
IS  zerfallenden  Monogramm  bezeichnet  33). 

„Sachsen  Chronik“  in  drei  starken  Foliobänden.  Es  ist 
mir  unbekannt,  ob  diese  Handschrift  34),  die  ich  hier  nur 
wegen  ihrer  zahlreichen  Gemälde  erwähne,  ein  Auszug  der 
uralten  Sachsen- Chronik  ist,  welche  wenigstens  sonst  in 
Niederteutsclier  Sprache  handschriftlich  zu  Halberstadt  sich 
befand  35).  Die  Handschrift  der  Bibliothek  zu  Gotha  war, 
wie  aus  eingeschriebenen  Bemerkungen  hervorgeht,  schon  im 
J.  1564.  vorhanden  36).  In  den  J.  1614  und  1615.  wurde 
sie  von  Johann  Philipp  H.  zu  Altenburg  sehr  eifrig  gelesen. 
Es  mufs  aber  den  drei  Bänden  sonst  noch  einer  vorangegan- 

33)  Was  Rudolphi  (G.  d.  2.  Th.  S.  202.)  und  aus  ihm  Galletti 
im  2.  Th.  S.  267.  über  diese  Bildnisse  bemerken , ist  beinahe  in  je- 
dem Worte  unrichtig. 

34)  Cyprian.  Cat.  p.  77.  n.  189 — 191.  Jetzt  A.  Chartac.  nr.  189. 
190.  191. 

35)  Weinart  Versuch  e.  Litt.  d.  Sachs.  Gesch.  2.  Th.  Drcsd.  u. 
Lcipz.  1791.  8.  S.  17.  Casp.  Abel,  Sammlung  etlicher  noch  nicht  ge- 
druckten alten  Chroniken,  Braunschw.  1738.  8.  S.  1.  ff.  Adelung  Di- 
rectorium.  Meissen.  1802.  4.  S.  203. 

36)  Im  2.  B.  fol.  54.  wird  Sabellicus  angeführt,  der  1506.  starb. 

13 


— 194  — 


gen  seyn,  der  jetzt  fehlt  37).  Der  erste  Band  geht  von 
Wittekind  bis  auf  Margraf  Friedrich  im  J.  1316.  und  enthält 
395  Gemälde,  unter  denen  folgende  die  ersten  sind:  Sachs. 
Wappen  mit  drei  Helmen,  in  der  Mitte  die  Churs ch werter. 

— Von  Königk  Wydekindt  zu  Sachsen  dem  Grofsen  u.  hei- 
ligen genanndt.  Derselbe  steht  geharnischt.  — Von  König 
Widekindts  zu  S.  Gemahlinn  u.  Kindern.  Stammbauin.  — 
Wie  König  Wydekindt  ist  König  zu  Sachfsen  worden.  Fünf 
sitzende  Männer.  Auf  dem  Boden  liegt  rücklings  ein  Hund. 

— Wie  K.  Widekind  mitt  denn  Sechfifchen  Furftenn  ein 
Tagk  wieder  Kayfer  Carln  in  Oftualn  gehalten  hat.  — Wie 
K.  W.  hat  Syburg  wider  gewunnen  u.  eingebrochen  u.  die 
Frantzofen  darautf  ergriffen  erfchlagen.  — Wie  K.  W.  hat 
Ilerfsbrugk  belegt  u.  gewonnen.  — * Wie  K.  W.  hat  das  Land 
zu  helfen  verheert.  — Wie  K.  W.  lieh  im  Land  zu  Helfen 
vor  eine  Kirche  gelegt  u.  wie  er  durch  ein  Zeichen  fambt 
feinem  volck  ift  fluchttigk  worden.  — Wie  die  Sachfsen  nach 
diefer  Flucht  geruhet  haben. 

Der  zweite  Band  fängt  von  Kaiser  Otto  d.  Grofsen  an 
und  geht  bis  auf  d.  J.  1013.  Er  enthält  461  Gemälde,  de- 
ren sehr  viele  zur  Geschichte  der  Ottonen  gehören. 

Im  dritten  Bande,  der  mit  Herzog  Friedrich  zu  Sach- 
sen und  Churfürsten  dem  ersten  dieses  Namens  anfängt,  ist 
auf  den  ersten  Blättern  zwar  für  die  Gemälde  Raum  gelas- 
sen, aber  sie  sind  nicht  hineingemalt.  Doch  enthält  dieser 
Band  430  Gemälde,  unter  denen  folgende  die  letzten  sind: 
Von  Landgr.  Georgen  zu  Duhringen  u.  Marggr.  z.  Meilfen 
des  erften  Churfürften  Hertzog  Fridrichs  Bruder.  — Wie 
diefer  Fürst  wider  die  Huffenn  im  Franckenlandt  gelegen 
ist.  — Von  Landtgr.  Wilhelmen  in  Duringen  u.  M.  zu  Meif- 
fen.  — Warum  diefer  Landgr.  der  Einaugete  ist  genant 
worden.  — Wie  dieser  Landgr.  mitt  gewalt  in  Behmen  ge- 
tzogen  u.  dalf.  verheert  hat.  — Wie  die  Behmen  Meilfen 
verheert  haben.  — Wie  die  Ketzer  dieses  Landgr.  Volck 
vor  Leiptzig  gefchlagen  haben.  — Wie  dieser  Landgr.  hat 
die  Ketzer  vberwunden.  — Wie  dieser  Landgr.  die  Ketzer 


31)  Vergl.  den  ersten  Band  fol.  1.  et  21. 


— 194  — 


aus  dem  Landt  vertrieben  vnd  ihnen  einen  großen  raub  ab- 
gejaget  hat.  — Wie  diefer  Fürft  eine  Wittwin  in  feinenn 
Scliutz  genommen  hat.  Der  Band  schliefst  mit  den  Worten: 
„Und  wardt  in  feinem  Stifft  zu  Aldenburgk  begraben.  Nach 
Chrifti  gebürt  Vierzehnhundert  vnd  im  fünff  und  dreiffigten 
Jahr.“ 

Im  Handschriftenzimmer  der  Bibliothek  sind  drei  Mi- 
niaturgemälde auf  einzelnen  Pergamentblättern  (in  fol.).  Das- 
jenige, welches  mit  der  Jahrz.  1560.  bezeichnet  ist,  scheint 
Johann  Friedrich  den  Mittleren  darzustellen. 

Demselben  Jahre  gehört  ein  Glasgemälde  im  Vorzim- 
mer des  Naturaliencab.  an,  das  Wappen  der  Barbara  Pir- 
ckaimerin. 

Auf  einem  anderen  Glasgemälde  sind  mehrere  Wappen 
vereinigt  und  von  folgenden  Inschriften  umgeben : 1561. 

Magdalena  Tucherin.  1514.  Barbara  Letschrin.  1558.  Doro- 
thea Hegnerin. 

Die  Jahrzahl  1561.  und  eine  Schlange , wie  sie  der 
schon  1553.  verstorbene  ältere  Cranach  auf  seine  Werke  zu 
setzen  pflegte,  sieht  man  auf  dem  gemalten  Bildnisse  eines 
Fürsten  (Friedrich’s  Pfalzgrafen  bei  Rhein,  gest.  1576.),  der 
mit  der  Kette  des  goldenen  Vliefses  geschmückt  ist.  Es 
steht  das  Biidnifs  in  einem  Gebetbüchlein,  dessen  Gemälde 
beim  Jahre  1601.  im  Zusammenhänge  aufgeführt  werden 
sollen. 

Eine  runde  goldene  Medaille  38)  des  Churfürsten  Au- 
gust von  Sachsen,  die  an  drei  Kettchen  hängt,  dürfte  nach 
dem  in  den  beiden  ersten  Monaten  des  Jahres  1561.  zu 
Naumburg  gehaltenen  Fürstentage  ausgetheilt  worden  seyn. 
Die  Inschrift  der  hintern  Seite  ist  Te  Gubernatore.  Der 
Churfürst  zeigt  sich  auf  einem  Schiffe,  vor  dessen  Segel- 
tuche der  gekreuzigte  Christus  zu  sehen  ist.  Sieben  Rei- 
ter, die  durch  die  Meeresfluthen  schwimmen,  bestürmen 
das  Schiff. 


38)  Gr\  Duc.  schwer.  Tentz.  Lin.  Alb.  fab.  11.  n.  7.  p.  118. 
cf.  Schlegel  de  numin,  aut.  Gotli.  tab.  III.  n.  9.  p.  127.  128.  131. 
132. 


13  * 


— 196 


Von  FB.  sind  Christus,  die  Apostel  39)  und  noch  22 
Blätter  der  Kupferstichsammlung  4°)  verfertigt. 

„Biblifche  Figuren  defs  Alten  Teftaments,  gantz  künft- 
lich  geriffen.  Durch  den  weitberiunpten  Vergilium  Solis, 
Maler  und  Kunftftecher  zu  Nürnberg.  1562.  Getruckt  zu 
Franckfurt  am  Mayn.u  4I).  Dieses  Werk  diente  als  Stamm- 
buch einer  der  beiden  Gemahlinnen  Friedrich  Wilhelm  I., 
Herzogs  zu  Weimar  und  der  Chur  Sachsen  Administrators 
(1591.),  und  wird  dieser  eingeschriebenen  Bemerkungen  hal- 
ber unter  den  Handschriften  der  II.  Bibliothek  aufbewahrt42). 
Ich  erwähne  es  nur  wegen  der  zur  Offenbarung  Johannis 
gehörenden  Figuren,  in  denen  der  Einflufs  der  Dürerischen 
Apokalypsis  und  auch  der  Gemälde  der  bei  dem  Jahre  1532. 
beschriebenen  Handschrift  des  Neuen  Testaments  unverkenn- 
bar ist.  Hier  kann  man  sehen,  wie  eine  reich  begabte  Na- 
tur auch  nach  dem  Tode  auf  kommende  Geschlechter  fort- 
wirken kann. 

Es  ist  noch  ein  anderes  Exemplar  43)  vorhanden,  in 
welches  viele  Wappen  hineingemalt  sind.  Dieses  diente  um 
das  Jahr  1571.  als  Stammbuch  des  Herzogs  Friedrich  Wil- 
helm. 

Unter  den  Blättern  des  Virgilius  Solis  in  der  Kupfer- 
stichsammlung ist  dasjenige  das  ansehnlichste  und  schönste, 
welches  er  nach  einer  Zeichnung  Aldegrevers  gestochen  hat. 
Es  stellt  ein  Bad  dar  und  wird  gewöhnlich  die  Gesellschaft 
der  Wiedertäufer  benannt  44). 

Durch  eine  silberne  Medaille  45)  wird  Kaiser  Maximi- 
lian II.  dreifache  Krönung  (1563.)  gefeiert. 

Völlig  unbekannt  ist  Hans  von  Diskau  und  seiner  Gattin 
Maria  von  Witzleben  goldene,  mit  einer  Einfassung  umge- 
bene Medaille  46).  Hans  auf  Lochaw,  Glösin  und  Benndorf 

39)  B.  P.  gr.  IX.  443.  n.  1 — 13. 

40)  In  dem  Bande  N.  20.  Dürers  u.  andere  Kupfer,  fol. 

41)  Bei  B.  P.  gr.  IX.  316.  n.  1.  mit  den  Jalirz.  1560.  und  1565. 

42)  B.  Chart.  978.  — 43)  B.  Chart.  977. 

44)  B.  P.  gr.  IX.  277.  n.  265. 

45)  2 Lotli  schwer.  Lochner  1741.  S.  185. 

46)  4|  Duc.  schwer.  Hans  von  Diskau.  Effigies  ejus,  ad 


— 197  — 


u.  s.  w.,  geb.  1513.,  wurde  Generalfeldzeugmeister  und  starb 
im  J.  1563.  Seine  erste  Gattin,  Maria  von  Korstewitz, 
starb  1580.  ohne  Kinder.  Seine  andere  Gattin,  Maria  Jacobe 
von  Witzleben,  gebar  ihm  vier  Töchter  und  zwei  Söhne  47 ). 

Die  zu  einem  Monogramm  verschlungenen  Buchstaben 
1LG.  und  die  Jahreszahl  1566.  liest  man  auf  zwei  Gemälden. 
Das  erste  (nr.  29.)  hat  bläulichen  Grund.  Friedrich  111. 
der  Weise,  Churfi’irst  von  Sachsen,  ist  hier  mit  schwarzer 
Mütze,  schwarzem  Rocke  und  Pelzkragen  bekleidet  und  hält 
eine  Krone  in  der  Rechten.  Hinter  ihm  steht  auf  einer  roth- 
behangenen  Tafel  ein  Asch  mit  einer  kleinen  Pflanze.  — • 
Grünen  Grund  hat  das  andere  Bildnifs  (nr.  28.).  Johann  I. 
der  Beständige,  Churfürst  von  Sachsen,  zeigt  sich  hier  in 
ganz  ähnlicher  Kleidung.  Wegen  der  Ringe  haben  seine 
weifsen  Handschuhe  Ausschnitte  erhalten. 

Auf  der  Bibliothek  findet  man  die  von  dem  kurz  vorher 
erwähnten  Virgilius  Solis  mit  Figuren  geschmückten  Aesopi- 
schen  Fabeln  48). 

Eine  goldene  Medaille  Kaiser  Maximilian  II.  hat  Luckius 
auf  das  Jahr  1566.  bezogen  49). 

In  diesem  Jahre  starb  Elisabeth,  geborne  H.  zu  Braun- 
schweig  und  Lüneburg,  41  Jahre  alt.  Auf  einer  silb.  Med.  50) 
ist  sie  mit  geschlossenen  Augen  abgebildet.  Die  hintere  Seite 
zeigt  ihren  Gemahl,  den  55jährigen  Georg  Ernst,  Grafen 
von  Henneberg. 


pectus  usquc,  antrorsum  spectantis,  caput  nudi,  barbati,  catcnulis  a 
collo  propendentibus.  — Maria  von  Witzleben.  Effigies  ejus, 
ad  pectus  usquc,  sinistrorsum  spectantis,  vittatae  ct  catenulis  ornatae. 

47)  Unter  diesen  wurde  Katharina  an  Jobst  Branden  von  Lin- 
dow  , Margaretha  an  Hans  Christoph  von  Malditz,  Ottilia  an  Hans 
Schlegeln  auf  Quetzke  und  Maria  an  Joachim  von  Böltzig  auf  Wörb- 
zig  verheirathet.  Dietrich  von  Diskau  blieb  1588.  in  dem  Einfalle 
zu  Antwerpen.  Otto  von  Diskau,  geh.  1561.,  starb  1586.  unbeerbct. 

48)  Aesopi  Phrygis  fabulae.  Joannis  Posthii  Germershemii  Te- 
trastichis  illustratae.  Durch  Hartmann  Schopper  von  jXeuwmarck. 
Francof.  ad  Moen.  1566.  8vo. 

49)  b^Duc.  schwer.  Luck.  Sy  11.  p.218.  n.  1.  Locliner  1741.  S.  177. 

50)  |-  Lotli  scliwer. 


— 198  — 


Die  Medaillen  des  unglücklichen  Herzogs  Johann  Fried- 
rich II.  hat  schon  Tentzel  aus  dem  Gothaischen  Cabinet 
mitgetheilt.  Die  viereckigen  Münzen  vom  J.  156T. , auf  de- 
nen Hans  Friedrich  sich  einen  geborenen  Churfürsten  nennt 
und  die  Churschwerter  zur  Linken  der  Sächsischen  Raute 
anbringen  liefs  5I),  nach  dem  Vorbilde  der  unter  seinem 
Vater  1517.  geprägten  Klippen,  sind  gleichfalls  von  histori- 
scher Wichtigkeit.  Ein  Bildnifs  des  Herzogs  hängt  auf  der 
Buchwaldischen,  ein  jüngeres  auf  der  sogenannten  Weima- 
rischen  Gallerie.  Audi  von  Thümmel  hat  Bildnisse  des  Her- 
zogs und  seiner  Gemahlin  seinem  Buche  cinverleibt  52). 


51)  | | Loth  schwer.  Luckii  Syll.  p.  225.  — Köhler  M. 
Bel.  Th.  12.  S.  161.  Auch  eine  goldene  im  Cab.  zu  Gotlia,  f-  Duc. 
schwer.  Srlilegelii  de  nuinis  antiquis  Gothanis  diss.  Francof.  et  Li- 
psiae.  1717.  4.  tal».  II.  n.  6.  p.  127.  Tentz.  tab.  16.  n.  10.  p.  240. 

52)  Der  Beschreibung  eines  Gemäldes  aus  dem  J,  1567.,  worauf 
die  Belagerung  des  Grimmenstein  zu  sehen  ist , mufs  ich  folgende 
historische  Bemerkungen  voransenden. 

Der  Grimmenstein  wurde  in  den  Jahren  1530.  (vergl.  Myconius 
Handschrift  „Von  der  Stadt  Gotha,  wie  das  Evangelium  dahin  kom- 
men^ B.  Chartac.  65.  p.  22.  Tentz  Suppl.  reliqua  hist.  Goth.  Jenae. 
1716.  4.  p.  743.),  1532.  (ib.  p.  753.)  und  später,  so  wie  im  J.  1534. 
(Rud  G.  dipl.  Th.  2.  S.  4.),  1535,  1537.  überhaupt  unter  Churfürst 
Johann  eilf  Jahre  lang  stärker  befestigt , als  er  es  früher  war.  Des- 
haib  mufstc  die  Domkirche  niedergerissen  werden.  [In  der  schon 
erwähnten  Handschrift  S.  22.:  „Also  hub  man  an  anno  1530:  brach 
die  alte  StifFts  — und  Pfarr- Kirchen  u.  einen  wunderschönen  Thurm 
ab:  die  Ceremonien  wurden  transferiret  zum  Augustinerkloster : die 
Glocken  zu  S.  Margarethen  und  die  Orgel  nach  Friedrichroda.  Die 
Canonicen  - Häuser , deren  etliche  viel  wunderlustig  allda  erbauet, 
muftcn  zu  gründe  weichen.“  Vergl.  Sagittarii  hist.  Goth.  Jenae. 
1713.  4.  p.  51.  beim  Jahre  1530.].  Dagegen  war  die  1332.  von  der 
heil.  Elisabeth  gestiftete  Schlofskirche  noch  nach  1532.  vorhanden 
oder  war  vielmehr  unter  Johann  und  Johann  Friedrich  von  neuem 
erbauet  (Sal.  Glassii  Prophet.  Spruch -Postill  4.  Th.  S.  793.  Rud. 
G.  d.  p.  4 : „Diese  Schlofskirche  ist  in  dem  Gebäude  nach  Morgen 
zu  an  dem  hintern  Sclilofs  - Thore  gewesen).  In  den  Jahren  1540. 
und  1541.  ist  die  Befestigung  des  Schlosses  beendiget  (Tentz.  p.  766.) 
und  1543.  unter  Churf.  Johann  Friedrich  wurde  auch  die  Stadt  be- 
festigt. In  Rudolplii’s  Werk  wird  ein  Grundrifs  des  Schlosses  gelie- 


— 199  — 


fert,  woraus  man  über  den  damaligen  Zustand  eich  unterrichten 
kann.  Der  Platz,  auf  welchem  die  niedergerissene  Kirche,  d.  i.  die 
alte  StifTts  - u.  Pfarrkirche  gestanden,  zeigt  eich  auf  dem  dem  Sund- 
häuser Thore  zugekehrten  Walle.  Vom  4.  Sept.  bis  15.  Octob.  hat 
Lazarus  von  Schwendi  die  Festung  Grimmenstein  geschleift  (Tentz. 
Suppl.  reliqua.  p.  77fi.  Rud  p.  5.).  Auch  im  J.  1547.  und  nochmals 
1548.  wurde  an  der  Zerstörung  gearbeitet.  Im  J.  1552 , in  welchem 
der  auf  der  Wartburg  befindliche  MarstaU  in  das  jetzige  Zeughaus 
umgewandelt  wurde , begann  die  Wiederherstellung  des  Grimmen- 
stein , wie  denn  Johann  Friedrich  im  J.  1553.  sich  daselbst  aufhielt. 
Die  durch  diesen  Aufenthalt  veranlafsten  und  noch  vorhandenen  Re- 
liefs und  Münzen  sind  oben  beim  Jahre  1553.  erwähnt  worden.  Auch 
ist  im  J.  1553.  (Tentz.  Suppl.  reliqua.  p.  780.  782.)  und  1554.  (ib. 
p.  791.  Rud.  p.  8 — 10.)  an  den  Festungswerken  der  Stadt  gearbeitet 
worden.  Aus  dem  Zeughausc  der  Wartburg  wurde  mancherlei  für 
die  Festungswerke  des  Gothaischen  Schlosses  abgegeben  (Schlofs 
Wartburg.  Gotha.  1792.  8.  S.  148.) , ungeachtet  man  thcils  1550., 
llieils  1558.  die  Wartburgischen  Festungswerke  selbst  zu  verstärken 
beabsichtigte,  wobei  der  Bau-  und  Zeugmeister  Niclas  Groinann 
sich  thätig  zeigte  (das.  S.  21.).  In  Rudolphi’s  Werke  wird  Th.  2. 
cap.  1.  vom  Grimmenstein  insgemein,  cap.  2.  von  den  Grenzen  dess., 
cap.  3.  von  der  Sclilofskapelle,  cap.  4.  von  Ursachen  der  ersten  Zer- 
schleifung  des  Schlosses,  cap.  5.  von  der  Reparation  desselben  ge- 
handelt. 

Das  auf  dem  Rathhause  zu  Gotha  befindliche  Bild  wird  liier 
nicht  seines  Kunstwerthes  halber,  der  ungefähr  wie  bei  dem  oben 
S.  96.  erwähnten  Bilde  aus  dem  Jahre  1494.  im  höchsten  Grade  ge- 
ring ist,  sondern  allein  wegen  seiner  historischen  Wichtigkeit  auf- 
geführt. Es  ist  auf  Leinwand  gemalt  und  hat  folgende  Aufschrift: 
,,Wahrliafftigc  Abcontrafactur  der  Stadt  Gotha  und  des  Schlofies 
GrimmenHem,  wie  es  in  feinein  bawliclien  wefen  geftanden,  und  wie 
es  von  dem  H:  Röm:  Reich  belagert  gewesen  Anno  1567.“  Wer 
eine  Geschichte  jener  Belagerung  schreiben  wollte , kann  dasselbe 
eben  so  wenig  aufser  Acht  lassen,  als  die  in  Rud.  G.  dipl.  [Th.  2. 
tab.  ad  p.  108.  tab.  ad  p.  114.  (ferner  von  I.  G.  Göbel  gestochen  in 
Tentz.  Suppl.  reliqua.  tab.  ad  p.  806 ).  Der  dritte  Kupferstich  iu 
Rud.  G.  d.  Th.  2.  tab.  ad  p.  144.  stellt  nicht  die  Belagerung,  son- 
dern die  Hinrichtung  Grumbachs  dar.  — Ferner  findet  man  in  Seb. 
Munsters  Cosmographey,  d.  i.  Beschreibung  aller  Länder.  Basel.  1598. 
fol.  3.  Buch  cap.  421.  eine  Ansicht  der  Stadt.  Vergl.  das  in  Tentz. 
Suppl.  reliqua  befindliche  Blatt  tab.  II  ad  p.  806  mit  der  Ueberschr. 
Antiqua  urbis  et  arcis  facics.]  mitgetheilten  Kupferstiche,  die,  wie 


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Ich  glaube,  nach  ähnlichen  jetzt  nicht  mehr  vorhandenen  Gemälden 
angefertigt  sind.  Vermuthlich  hat  ein  und  derselbe  schlechte  Arbei- 
ter sowohl  letztere  als  das  erhaltene  verfertigt.  Man  mufs  mit  ihnen 
vorlieb  nehmen,  weil  nichts  Besseres  angefertigt  oder  auf  unsere 
Zeit  gekommen  ist.  Das  Gemälde  ist  zuvörderst  schon  darum  in- 
teressant, weil  das  Erfurter  Thor  in  der  Mitte  des  Vordergrundes  ist, 
wogegen  auf  dem  zweiten  und  dritten  der  von  Rudolphi  mitgeth eil- 
ten Kupferstiche  so  wie  auf  dem  von  I.  G Göbel  gestochenen  in 
Tentzels  Werke  das  Brühler  Thor  dem  Betrachter  zugekehrt  ist. 
Auf  dem  Grimmenstein  zeigen  sich  sämmtliche  Gebäude  desselben. 
Auf  dem  hohen  Thurm , aus  welchem  geschossen  wird  , steht  der 
Thurmfähnrich,  der  eine  Fahne  hält.  (Müller’s  Annal.  12.  Jul.  1567. 
Rud.  Th.  2.  S.  160.  §.  65.  cf.  Part.  I.  cap.  9.).  Es  sind  auch  das 
hintere  Thor  des  Schlosses,  ferner  der  Pulverthurm  und  das  Korn- 
haus aufgenommen.  In  der  Stadt  zeigen  sich  die  Augustinerkirche, 
der  Hospitalthurm  und  das  der  Storch  benannte  Haus.  Im  Vorder- 
gründe ist  der  Erfurter  Berg,  der  Pfaffenberg,  und  rechts  davon  das 
Brühler  Thor  und  der  Klosterteich.  Die  Belagerer  graben  einen 
unterirdischen  in  die  Stadt  führenden  Gang.  Links  in  der  Ferne  ist 
das  Siechhaus,  näher  der  Rabenstein,  die  Stege -Mühle,  Kessel- 
Mühle  und  Münch- Mühle.  Auf  dieser  Seite  ist  von  den  Feinden 
ein  durch  Schanzkörbe  verwahrtes  Bollwerk  aufgeführt , wobei  die 
etwas  beschädigte  Schrift  steht:  „Graffen  von  (Schwarz)burg  Lager.“ 
(Vergl.  Rud.  G.  dipl.  S.  141.  §.  43.  44.  Pfefferk.  Gesch.  v.  d.  Land- 
grafseh. Thüringen.  1685.  4.  S.  492.  über  den  Ausfall  der  Belager- 
ten). Rechts  von  der  Stadt  zeigen  sich  Valtin  Nobels  Wolff  Haus- 
manns Blochhaus,  der  Gottesacker,  die  Bissingsraühle,  das  Francken- 
lager  und  der  Galgenberg.  Im  Vordergründe  ist  das  Feldlager  der 
Belagerer.  Ihre  Fahnen  sind  tlicils  weifs  und  rotli , theils  schwarz 
und  weifs , theils  blau  und  weifs.  Auch  einige  Reiter  zeigen  sich 
mit  einem  Trompeter  an  der  Spitze. 

Vorstehendes  hatte  ich  geschrieben,  als  ich  im  Geheimen  Ar- 
chive auf  dem  Schlosse  zu  Gotha,  wo  man  auch  eine  Darstellung 
der  Belagerung  von  Leipzig  (6  — 27.  Januar  1547.)  und  eine  andere 
der  Belagerung  von  Wolfenbüttel  (3.  Aug.  1547.)  , beide  auf  Lein- 
wand gemalt , die  letztere  ,,aus  Liicas  Mahlers  Holtzschnitt  nachge- 
malilt“  antrifft , noch  eine  auf  Papier  gemalte  und  auf  Leinwand 
gekleisterte  ,,Ware  Contrafactur  der  beeden  Beveßigungcn  Grimmen- 
ßein  und  Gotha“  und  ihre  Belagerung  im  J.  1566.  und  1567.  auf- 
fand. Das  Ganze  ist  ungefähr  2 Fufs  hoch,  aber  um  vieles  breiter. 
Es  sind  Zahlen  beigefügt,  welche  auf  eine  darunter  stehende  schrift- 
liche Auslegung  liinweisen.  Zugekehrt  ist  dem  Betrachter  „nr.  6. 


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das  Prellerthor  gegen  Kronberg,  welliehes  vertharraß  vnd  die  Pru- 
ckhenn  abgeworffen  geweß.“  An  diesem  Brühlthor  war  ein  Relief 
(vermuthlicli  Johann  Friedrich  der  Grofsmüthige)  und  sowohl  an 
der  rechten  als  an  der  linken  Seite  ein  bewaffneter  Mann , der  eine 
Fahne  und  ein  Wappen  hielt.  Der  hohe  Thurm  des  Schlosses,  „den 
sie  genannt  haben  Trutznkaiser,  “ ist  im  Ganzen  in  dem  Style,  wel- 
chen nachmals  Johann  Ernst  seinem  auf  der  Wartburg  befindlichen 
Modelle  des  ganzen  Schlosses  gab.  Ganz  oben  bemerkt  man  die 
darauf  stehende  Bildsäule.  Ferner  zeigen  sich:  „nr.  9.  das  Haus  im 
Schlofs,  oberra  Thor  gegen  den  Seeberg,  darin  Wilhelm  von  Grum- 
bach  gewohnt ; nr.  8.  das  Haus  Oberm  gegen  der  Stadt , darin  Wil- 
helm Ton  Stain  lampt  denn  feinenn  Wohnung  gehabt;  nr.  3.  ein 
Cloßer  inn  der  Stadt  unterhalb  des  Schlofs.“  Gebäude  der  Stadt 
sind  nr.  2.  die  Capelle  am  Markte  mit  ihrem  Thurme,  nr.  1.  St. 
Margarethenkirche  mit  ihrem  (bald  nach  dem  Jahre  1531.  beendig- 
ten und  am  24.  Aug.  1632.  abgebrannten)  Thurme,  der  weit  zierli- 
cher war  als  der  jetzige  ist,  nr.  5.  das  Erfurther  Thor,  nr.  4. 
„Thurm  des  Thores  vnderm  Schlofs  Inn  der  Statt  gegen  dem  Siech- 
liaufs , welches  verfperret  vnnd  die  Brücken  abgeworfen  geweß.“ 
Anfserdem  zeigen  sich  nr.  7.  der  Wall  und  das  Bollwerk  um  die 
Stadt , nr.  20.  der  abgegrabene  Brunnen , ferner  die  Blochhäuser, 
das  Lager  der  Feinde  und  die  um  die  Stadt  liegenden  Dörfer.  Mit 
Genauigkeit  scheinen  die  Monturen  der  belagernden  Soldaten  wieder- 
gegeben zu  seyn. 

An  die  Belagerung  erinnert  eine  von  den  Feinden  eingeschos- 
sene Bombe,  die  mit  anderem  Eisenwerke  und  verbranntem,  tlieil- 
weise  versteinertem  Holze  eines  Gefäfses  vor  mehreren  Jahren  beim 
jetzigen  Schlosse  ausgegraben  wurde  und  in  einem  der  Vorzimmer 
des  Naturaliencabinets  gezeiget  wird. 

Die  Belagerung  Gotha's  betreffen  die  Handschrift  der  Bibliothek: 
B.  Chartac.  410. , ferner  die  an  B.  Chartac.  65.  angebundene  Hand- 
schrift: Wahrhaftige  und  kurze  Erzehlung  aller  verlauffenen  Hand- 

lung, so  sich  inn  u.  aufserhalb  der  Vehstung  Gotha  in  wehrender 
Belagerung  zugetragen.  1567.;  B.  Chartac.  411.  (VergJ.  Sagitt.  Hist. 
Goth.  Jenae.  1713.  4.  p.  37.).  B.  Chartac.  211.  (von  Paul  Löher)  A. 
Chartac.  235.  233.  Ueber  die  Belagerung  handeln  Historica  deseriptio 
susceptae  a Caesarea  Majestate  executionis  etc.  1568.  8.  Wieder  ge- 
druckt mit  dem  Namen  des  Verfassers  Huberti  Langueti  Historica  de- 
scr.  etc.  Bremae.  1735.  4.  Damit  mufs  man  zwei  Bände  zusammen- 
gebundener kleiner  Schriften  der  Bibliothek  zu  Gotha  (mit  der  äu- 
fseren  Aufschrift  Grumbachiana.  Hist.  4.  p.  271.  272.)  verbinden,  de- 
ren der  erste  Band  eilf,  der  zweite  dreizehn  enthält. 


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Nach  der  Einnahme  Gotha’s  im  J.  1567.  zogen  Johann  Fried- 
richs Gemahlin  Elisabeth , eine  geborene  Pfalzgräfin  bei  Rhein,  und 
ihre  zwei  Prinzen,  Johann  Casimir  und  Johann  Ernst,  „mit  vielen 
fürstlichen  Mobilien“  aus  dem  Grimmenstein  nach  Eisenach  in  das 
Zollhaus  bei  der  St  Georgenkirche,  so  hernach  Herzog  Johann  Ern- 
stens  Residenz  geworden  (Pfefferkorn  s Gesch.  v.  d.  Landgr.  Thü- 
ringen S.  498).  So  könnte  manches  Kunstwerk  gerettet  worden 
seyn,  z.  B.  der  silberne  und  vergoldete  Willkomm  und  die  vier 
Maasbecher  Johann  Friedrichs  des  Grofsmüthigen,  endlich  eines  und 
das  andere  der  jetzt  auf  der  Buchwaldischen  Gallerie  aufgehängten 
Gemälde.  Gleichzeitig  haben  die  Obristen  Wolf  von  Schönburg, 
Daniel  von  Wezen  und  Hans  Philipp  von  Berlepsch  die  1552.  wie- 
derhergestellten Festungswerke  des  Grimmenstein  geschleift.  Am  12. 
Aug.  1567.  wurde  durch  eine  18  Centner  Pulver  enthaltende  Mine 
das  Hintertheil  des  Schlosses  zersprengt,  am  24.  Aug.  sank  der 
Thurm  herunter  und  d.  30.  Aug.  wurde  der  vordere  Theil  zersprengt. 
Hierauf  ist  der  aus  vergoldetem  Kupfer  verfertigte  Kolofs,  welcher, 
wie  schon  früher  gesagt,  auf  dem  Schlofsthurme  stand,  nach  Dresden 
geschafft  worden.  Ueberreste  des  Grimmcnstcines  sind  die  verzierte 
Schiofsthüre,  welche  Herzog  Ernst  der  Fromme  nach  Erbauung  des 
Friedensteines  beibehalten  liefs,  und  noch  einige  an  der  Aufsenseite 
des  letzteren  befindliche,  unter  Johann  Friedrich  dem  Grofsmüthigen 
angefertigte  und  schon  oben  beim  Jahre  1553.  erwähnte  Reliefs. 

Der  am  27.  März  1567.  bei  der  Belagerung  verwundete  und  am 
12  Mai  verstorbene  Christoph  von  Her  erhielt  in  der  Augustiner- 
kirche eine  Grabschrift  (I.  Chr.  Bachov.  Tract.  jur.  hist.  G.  1724. 
p.  149.),  die  aber  jetzt  sehr  abgetreten  ist. 

In  der  von  Juncker  herausg.  Beschreibung  des  Schlosses  Wart- 
burg durch  I.  Mich.  Koch  liest  man  S.  180. , Johann  Friedrichs  des 
Mittleren  Sohn,  Herzog  Johann  Ernst  zu  S.  Eisenach,  der  1633. 
starb,  habe  „fonderbahre  Luft  am  Bauen  gehabt,  dahero  er  auch 
unterfcliiedenes  felbft  verfertiget,  u.  unter  andern  das  fehr  eigent- 
liche Model  in  Holtz,  oder  Abbildung  des  ehemaligen  Seliloffes 
Grimmenftein  zu  Gotha,  so  auf  der  Wartburg  in  einem  tieften  Ge- 
wölbe noch  gezeiget  wird.“  Auch  Thon  (Schlofs  Wartburg.  Gotha 
1792.  8.  S.  151.)  und  Wilhelm  von  Clemens  - Milwitz  (der  Thüringer 
Wald.  Erfurt.  1830.  S.  127.)  erwähnen  das  Modell.  Ich  habe  das- 
selbe selbst  in  Augenschein  genommen,  so  dafs  ich  folgende  Berich- 
tigungen niederschreiben  kann.  Zuvörderst  steht  es  nicht  mehr  im 
Rittersaale,  sondern  mitten  in  einem  Saale,  worin  früher  getanzt 
wurde.  Da  das  Modell  zusammengefallen  war,  ist  es  vor  zwei  Jahren 


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ausgebessert  und  neu  angestrichen  worden.  Die  Gestalt  ist  im  Ganzen 
viereckig,  jedoch  sind  die  vorspringenden  Ecken  gebrochen  oder  ab- 
gestumpft. Unten  sind  zuerst  die  Wälle  mit  einem  Vorsprunge  auf  je- 
der Seite.  Ueber  eine  Zugbrücke  führt  der  Eingang  durch  das  Thor 
der  Kasematten  in  den  rings  um  das  Schlofs  liegenden  Hof  oder  Zwin- 
ger. Das  Schlofs  selbst  hat  wiederum  im  Ganzen  eine  viereckige  Ge- 
stalt, nur  sind  auch  hier  die  vorspringenden  Ecken  gebrochen  oder 
abgestumpft.  Das  unterste  Stockwerk  des  Schlosses,  in  welchem  das 
Thor  ist,  hat  wegen  der  weit  höheren  Wälle  gar  keine  Aussicht  ins 
Freie.  Das  zweite  Stockwerk  hat  ringsum  einen  Säulengang,  zu  wel- 
chem von  innen  Thüren  führen.  Eine  ähnliche  Einrichtung  hat  das 
dritte  Stockwerk.  Nur  läuft  hier  statt  des  Säulenganges  blos  eine  Gal- 
lerie  ringsum,  die  von  den  Säulen  des  unteren  oder  zweiten  Stock- 
werkes getragen  wird.  Auch  hier  führen  von  innen  Thüren  auf  die 
Gallerie.  Endlich  sind  auf  den  vier  gebrochenen  Ecken  des  Schlosses 
vier  Thürme  vertheilt,  die  an  sich  nicht  sonderlich  hoch  sind , wie- 
wohl das  ganze  Schlofs  eine  beträchtliche  Höhe  hat.  Schon  hieraus 
kann  man  schliefsen , dafs  das  Wrerk  unrichtig  für  ein  Modell  des 
zerstörten  Grimmenstein  ausgegeben  werde.  Dieser  hatte  einen 
und  so  hohen  Tliurm,  dafs  er  weit  über  die  übrigen  Gebäude  hinaus- 
ragte. Auch  stand  ein  Kolofs  auf  der  Spitze  desselben.  Vier  niedrige 
u.  spitzig  zulaufende  Thürme  gehören  den  Nebengebäuden  an.  Ferner 
war  der  Grimmenstein  kein  so  stattliches,  regelmäfsiges  und  verzier- 
tes Schlofs,  sondern  ein  planloses  Aggregat  sehr  vieler,  mit  hohen 
Giebeldächern  versehener  Gebäude,  die  allzusammen  kein  schönes  und 
dem  Auge  gefälliges  Ganzes  bildeten.  Wenn  also  das  Modell  nicht  so 
aufzufassen  ist,  als  habe  Johann  Ernst,  der  ohnediefs,  am  9.  Jul. 
1560  geboren,  den  1567.  zerstörten  Grimmenstein  nur  als  siebenjäh- 
riger Prinz  gesehen  hatte,  ein  Bild  der  äufsern  Gestalt  sich  verfertigen 
wollen,  welche  der  von  seinem  Vater  bewohnte  Grimmenstein  vor  sei- 
ner Zerstörung  hatte,  so  ist  es  doch  gestattet , das  Modell  auf  andere 
Weise  mit  dem  Gothaischen  Schlosse  in  Verbindung  zu  bringen.  Jo- 
hann Casimir  und  Johann  Ernst  trugen  sich  sicherlich  mit  dem  Ge- 
danken einer  Wiederaufbauung  des  Grimmenstein,  vorzüglich  vor  der 
am  4.  Dec.  1596.  vollzogenen  Tlieilung.  Zu  diesem  Zwecke  verfer- 
tigte Johann  Ernst,  der  an  Zimmermannsarbeit  und  am  Bauen  über- 
haupt Freude  fand  und  schon  1588.  den  Bau  eines  Schlosses  zu  Ei- 
senach angefangen  hatte  (Tentz.  L.  E.  p.  309.),  ein  Modell  derjenigen 
Gestalt,  welche  der  Grimmenstein  , wenn  er  wieder  aufgebauet  würde, 
erhalten  sollte.  Hieraus  würde  sich  auch  die  geringe,  fast  nur  die 
Festungswerke  betreffende  Aehnlichkeit  erklären  lassen,  die  man  allen- 


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falls  zwischen  dein  früher  bestehenden  Schlosse  und  dem  Modell  noch 
auffinden  könnte.  Interessant  bleibt  immer  das  Modell , um  zu  sehen, 
wie  ein  kunstsinniger  und  baulustiger  Fürst  in  den  letzten  Jahren  des 
16.  Jahrh.  schön  und  sicher  zu  wohnen  wünschte.  Noch  interessanter 
ist  die  Vergleichung  mit  der  Art,  wie  Ernst  der  Fromme  dieselbe  Auf- 
gabe einige  Jahrzehnte  später  wirklich  gelöst  hat.  Auch  die  unter 
Herzog  Ernst  dem  Frommen  angefertigten  zwei  Modelle  des  von  ihm 
erbauefen  Schlosses  haben  sich  in  der  31odellkaminer  zu  Gotha  erhal- 
ten. Wer  letztere  zwei  Modelle  sieht  und,  der  hier  gelieferten  Aus- 
einandersetzung eingedenk , neben  ihnen  das  Modell  des  Schlosses  zu 
Wienerisch- Neustadt  aufgestellt  findet,  worauf  Johann  Friedrich  der 
Mittlere,  der  Vater  Johann  Casimir’ s und  Johann  Ernst’s,  so  viele 
Jahre  hindurch  gefangen  safs,  mufs  unwillkührlich  zu  der  Vermu- 
thung  sich  hingedrungen  fühlen , Johann  Ernst  habe , um  ein  Bild 
des  Neustädter  Schlosses  zu  besitzen , auf  welchem  er  im  Nov.  1591. 
sein  Beilager  mit  Elisabeth,  Tochter  des  Grafen  Johann  von  Mans- 
feld, hielt,  das  Modell  jenes  Schlosses  wo  nicht,  wie  das  auf  der  Wart- 
burg befindliche  Modell,  selbst  verfertiget,  wenigstens  dasselbe  für 
sich  verfertigen  lassen.  Ich  werde  später  bemerken,  dafs  das  Mo- 
dell des  Neustädter  Schlosses  bei  Erbauung  des  Friedensteines,  d.  h. 
des  von  Ernst  dem  Frommen  errichteten  Schlosses  theilweise  als  Vor- 
bild gedient  hat.  — 

Im  J.  1568.  wurde  die  ihres  hohen  Thurmes  wegen  merkwür- 
dige Jakobskapelle  zu  Gotha  niedergerissen,  die  manches  alte  Denk- 
mal enthalten  haben  mag.  So  war  ihr  Thor  mit  einem  Relief  ver- 
ziert, welches  links  ein  Osterlamm  mit  der  Siegesfahne  und  rechts 
einen  Lindwurm  darstellt,  der  einen  Menschenkopf  im  Rachen  hält. 
Dieses  auch  dem  Phil.  Melanchthon  und  anderen  berühmten  Männern 
bekannte  Relief  hat  sehr  tolle  Irrtluimer  veranlafst,  worüber  man  Sa- 
gittarii  Hist.  Goth.  Jenae.  1713.  4.  p.  3.  Tentzelii  Suppl.  hist.  Goth. 
secundum.  Jenae.  1702.  4.  p.  2.  et  3.  tab.  I.  fig.  1.  nachlesen  kann. 
Aber  offenbar  soll , wie  auf  dem  oben  S.  130.  beschriebenen  Cra- 
nachschen  Gemälde  der  Gallerie  aus  dem  Jahre  1529.,  durch  den 
Lindwurm  nur  der  Tod,  durch  das  Osterlamm  die  Auferstehung  an- 
gedeutet werden,  welche  Sinnbilder  für  das  Portal  einer  Kirche  nicht 
unpassend  waren.  Als  aber  im  J.  1574.  das  Rathhaus  neu  gebauet 
war , wurde  über  dem  hinteren  Tliore  desselben  (oder  dem  Thore 
der  Waage),  welches  dem  Jakobsplatz  zugekehrt  ist,  das  von  der 
wenige  Jahre  früher  niedergerissenen  Jakobskapelle  herrührende  Re- 
lief eingesetzt,  jedoch  damals  erst  die  Jalirz.  1574.  liineingehaaen.  Das 
Relief  ist  abgebildet  in  Tentzelii  Supplementa  reliquahist.  Goth.  Jenae. 
1716.  4.  Tab.  I.  fig.  1.  p.  860.  cf.  Rud.  G.  d.  Th.  3.  tab.  ad  p.  352.  n.  8. 


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Es  kann  nicht  befremden,  dafs  die  ohne  Zweifel  ge- 
raume Zeit  vor  der  Hinrichtung  angefertigten  Medaillen 
Grumbach’s  53)  und  Brück’s  in  der  Sammlung  einer  Stadt, 
der  sie  so  vieles  Unheil  brachten,  keine  Stelle  gefunden 
haben.  Nur  einen  schlechten  bleiernen  Abgufs  der  Medaille 
Briick’s  5*)  bemerkte  ich  unter  den  zinnernen  Medaillen,  die 
lange  Zeit  zur  öffentlichen  Ansicht  nicht  bestimmt  waren. 

Gattin  Brück’s  war  des  berühmten  Malers  Lucas  Cra- 
nach’s  des  älteren  Tochter.  Doch  hat  Cranach  das  unglück- 
liche Ende  seines  Schwiegersohnes  nicht  erlebt.  An  der 
Thüre  des  auf  dem  Markte  zu  Gotha,  der  Bergmühle  gegen- 
über, liegenden  Hauses,  welches  Brück  mit  seiner  Gattin  be- 
wohnte, bemerkt  man  Cranachs  geflügelte  Schlange  55). 

Deutsche  Inschrift  56),  wie  die  silberne  8£  Loth  schwere 
Med.  des  Königs  Christian  III.  von  Dänemark  mit  der  Jahrz. 
1541.,  hat  eine  goldene  Medaille  57 ) des  Königs  Friedrich  II. 
von  Dänemark  aus  dem  J.  1567.  Dieselbe  ist  gegossen,  zum 
Theil  emaillirt  und  zum  Anhängen  eingerichtet.  Der  König 
pflegte  solche  Medaillen  an  seine  Treuen  zu  verschenken, 
damit  diese  sie  an  goldenen  Ketten  trugen.  Uebrigens  hat  die 
Medaille  auf  den  unter  Daniel  Rantzow  über  die  Schweden 
erfochtenen  Sieg  Bezug. 

Ein  gröfseres  Glasgemälde  im  Vorzimmer  des  Natura- 
liencab. mit  der  Jahrz.  1568.  zeigt  sechs  bei  Tische  sitzende 


53)  Luckii  Syll.  p.  224.  — Bildnifs  des  70jähr.  Grumbach  v.  J. 
1567.  in  Rud.  G.  dipl.  Th.  2.  Tab.  ad  p.  109.  Sagitt.  hist.  Gotli. 
Jenae.  1713.  tab.  III.  fig.  3. 

54)  Rad.  1.  1.  Sagitt.  1.  1.  fig.  4.  Köhl.  M.  Bel.  Th.  12.  S.  401. 
Joann.  Ahr.  Wimmer  vita  Greg.  Pontani.  1730.  p.  304. 

55)  Ein  an  der  Stelle,  wo  Grumbachs  und  Brucks  Hinrichtung 
(18.  Apr.  1567.)  vor  sich  ging,  eingegrabener  und  sehr  beschädigter 
Stein  wird  für  das  Bildnifs  Brucks  ausgegeben. 

56)  Treu  ist  Wildbrat.  d.  i.  Treue  ist  eine  seltene  Sache,  zu- 
gleich auch  nach  dem  Lutherischen  Sprüchwort : Fürsten  und  Herrn 
seynd  Wildpret  im  Himmel.  Der  König  hatte  auch  einen  Hund,  der 
Wildbrat  hiefs. 

57)  Sr?  Duc  schwer.  Oligeri  Jacobaei  Museum  Regium.  Hafniae. 
1696.  fol.  tab.  19.  n.  7.  p.  74.  cf.  p.  73. 


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nnd  trinkende  Männer.  Ein  Frauenzimmer  bedienet  sie.  Die 
Inschrift  fängt  an:  „Welcher  verthruwt  einem  Wrolff  uf  der 

Weid,  Einem  Juden  vfF  fein  Eyd,  Einem  Pfaffen“  u.  s.  f., 
Ringsum  stehen  sechs  Wappen:  Hans  Khitz  1568.  Hanns 

Ruscher  von  Baden.  Nicolaus  Bürlin  von  Lansperg.  Ulrich 
Stütz  von  SchafFhausen.  Heinrich  Wis  von  Zürich  1568. 
Abraham  Schneider  von  SchafFhausen. 

Noch  ein  anderes  Glasgemälde  von  sehr  abweichendem 
Style,  welches  die  Aufschrift  IMP.  MAXEN  CI  VS.  und  den 
Kopf  dieses  Kaisers  enthält,  erinnert  hinsichtlich  seiner  Ein- 
richtung an  die  Werke  des  Mantuaner  Jacob  de  Strada,  wel- 
che unter  den  Italienischen  Kunstwerken  beim  Jahre  1550. 
aufgeführt  worden  sind. 

Medaillen,  die  Personen  von  nicht  grofser  Wichtigkeit 
auf  die  Nachwelt  bringen  sollten,  können  insgemein  für  Sel- 
tenheiten gelten.  Das  Cabinet  enthält  für  sie  eine  besondere 
Abtheilung:  Obliterati.  In  unten  stehender  Anmerkung  be- 
schreibe ich  eine  v.  J.  1568.  58),  eine  andere  bald  nachher 
beim  J.  1572. 

Drei  unter  den  altdeutschen  aufgehängte  Gemälde  von 
Frans  de  Vriendt  oder  Frans  de  Floris  gehören  zur  Nieder- 
ländischen Schule. 

Die  am  16.  April  1570.  verstorbene  Walpurg,  Gräfin 
von  Gleichen,  geborene  von  Henneberg,  hat  in  der  Kirche  zu 
Kranichfeld  ein  Grabmal  erhalten  59).  Zu  Gräfentonna  fin- 
det man  den  Grabstein  des  im  61.  Lebensjahre  verstorbenen 
Grafen  Georg  von  Gleichen.  Er  hat  folgende  Umschrift: 
„Anno  Domini  15.70.  Sonntages  nach  Matthei  ift  gewefen  der 
21.  Septembris  ift  der  Wohlgeborne  und  Edle  Herr  George 

Grafe  zu  Gleichen  und  in  Gott  felichlichen  ver- 

fchieden.  amen.“  60). 

Die  Jahrz.  1571.  hat  das  goldene,  6|  Duc.  schwere 


58)  I.  R.  V.  A.  Effigies  Jo.  Reinhardi  facie  plena  et  capite  pi- 
leato.  — Quinque  linearum  epigr. : IOAIN'ES.  REINHARDVS.  S. 
ENOCH.  POCKHELIO.  AMORIS.  ERGO.  DD.  1568.  (IM.  perforatus 
deauratusque.  £ L.). 

59)  Sagitt.  S.  31G.  — 60)  Sag.  S.  420. 


— 207  — 


Schaustück  eines  Bischoffs  von  Lübeck  6I).  Ich  habe  das- 
selbe noch  nirgends  beschrieben  oder  abgebildet  gefunden. 

Gleich  unbekannt  ist  die  silberne  Medaille  auf  V.  C. 
Schwartz  v.  J.  1572.  62). 

In  diesem  Jahre  starb  Fräulein  Margaretha,  fünfte  Toch- 
ter Sigmund  II.,  Grafen  von  Gleichen.  Sie  war  Klosterfräu- 
lein zu  Döllstedt  und  erhielt  in  der  1542.  von  P.  Knobloch 
erbaueten  Kirche  63)  dieses  Ortes  ein  Grabmal  64). 

Reiche  Darstellungen  enthalten  die  beiden  Seiten  eines 
silbernen,  im  J.  1574.  gegossenen  Medaillon.  Derselbe  soll 
die  Freundschaft  der  beiden  Churfürsten  August  von  Sach- 
sen und  Johann  Georg  von  Brandenburg  verherrlichen.  Zu- 
gleich wird  die  Sächsische  Kirchenrestitution  berücksichtigt  65 ). 

61)  EVERT.  V.  HOLLE.  Bis.  ZW.  LVBECK.  V.  VERDE.  ABT. 
I.  LVNEB.  Caput  episcopi  nudum  et  barb.  ad  collum  usque,  cum  col- 
lari  tutulato;  ad  latus  nota  anni  1571.  IN.  MANIBVS.  TVIS.  DEVS. 
SORTES.  MEAE.  Scutum,  episcopali  tiara  tectum  et  crucis  ope  in 
quatuor  sectum  laterculos , quorum  primus  et  ultimus  crucem , secun- 
du»  vero  et  tertius  virum,  sinistra  manu  pedum  tenentem,  praeferunt; 
medio  scuti  incumbente  parmula,  dominorum  de  Holle  gentilitia;  pone 
ad  dextram  gladius  et  ad  sinistram  pedum.  — Numus  limbo  quadrato 
circumdatus. 

62)  VITVS.  CONRADVS.  SCHWARTZ.  A°.  DNI.  1572.  JE-  31. 
Apertum  ejus  et  barb.  caput.  — ET.  HALO.  ET.  PVNGO.  Frutex, 
ternis  rosis  ferax , e thorace  progerminans.  A dextris  scutum  , praefe- 
rens  fasciam  tribus  rosis  comitatam,  a sinistris  vero  omnis  generis 
armorum  congeriei  imposita  galea  coronata , cui  herma,  duas  rosas 
tenens  . insistit.  1^  L. 

63)  Ueber  der  Thüre  der  Kirche  zu  Döllstedt , an  ihrer  Mittags- 
geite,  erblickt  man  das  Gleichische,  ingleichen  das  Knoblocliische 
Wappen  in  Stein  gehauen.  Jenes  hat  die  Ueberschr.  PHI.  G.  Z. 
GLICHE.  UNT.  H Z.  THON.  Ueber  diesem  steht:  P.  KNOBLOCH. 
Bubemeister  (Baumeister)  der  Kerchen.  Vergl.  Samml.  v.  Nachr.  z. 
e.  Beschr.  d.  Kirchen-  u.  Schulenstaats.  2.  Th.  3.  St.  Gotha.  1758. 
4.  S.  22.  (wo  S.  23.  auch  das  Schadische  Epitaphium  aus  dem  Jahre 
1542.  erwähnt  wird).  Galletti  Gesch.  d.  H.  Tonna.  S.  110. 

64)  Sagittarii  Hist.  d.  Gr.  Gleichen.  S.  378.  Kirchen-  u.  Schu- 
lenstaat. S.  22.  Aus  dems.  Jahre  ist  das  Polentzische  Epitaphium. 

65)  44  Loth  schwer.  In  Luckii  Syll.  p.  254.  ist  nur  die  hintere 
Seite  abgeb.  Beide  Seiten  geben  Tentz.  Lin.  Alb.  tab.  13.  n.  1.  p.133. 


— 208  — 


Vielleicht  hat  der  Stahlschneider  Tobias  Wost,  der  in  dieser 
Zeit  so  viel  am  Churfürstlichen  Hofe  zu  Dresden  arbeitete, 
auch  diesen  Medaillon  verfertigt. 

Das  Biklnifs  des  Grafen  Boppo  von  Henneberg  findet 
sich  auf  einem  Gemälde  der  Buchwaldischen  Gallerie  66) 
und  auf  einer  goldenen  Medaille,  welche  3J  Duc.  wiegt  67). 

Ein  auf  Glas  gemaltes  Wappen  im  Vorzimmer  des  Na- 
turaliencabinets  wird  durch  die  Inschrift  erläutert:  „Hanns 

Thoma  Newckun  de  Junger  von  Nurnb.  1574.“  Darüber  sieht 
man  „die  drei  guten  Haidin“  (d.  i.  Heidinnen)  Lucretia , Ve*- 
turia,  Virginia,  welche  man  auch  unter  Virgilius  Solis  68) 
Blättern  antrifft. 

In  dem  Gewölbe  der  Pfarrkirche  zu  Gräfentonna  findet 
man  den  Grabstein  der  am  23.  Sept.  1574.  verstorbenen  Mar- 
garetha, geborenen  Gräfin  von  Gleichen.  Sie  hatte  nach 
dem  Tode  ihres  Gemahles  von  Puttlitz  zu  Gräfentonna  sich 
aufgehalten  69).  Auch  das  am  19.  Febr.  1575.  verstorbene 
Fräulein  Dorothea,  Gräfin  von  Gleichen,  hat  daselbst  eineil 
Grabstein  erhalten  70). 

Selten  und  unbekannt  scheint  das  ovale  goldene  Schau- 
stück eines  Grafen  von  Schauenburg  zu  seyn  7I).  Das  Ge- 
wicht beträgt  9|  Duc. 


Juncker,  guld.  u.  silb.  Ehren -Gedächtn.  Lutheri  p.  353.  Lochner  1737. 
S.  205. 

66)  Daselbst  ist  auch  das  seiner  Gemahlin  Sophia,  geborenen 
Herzogin  zu  Braunschweig  und  Lüneburg,  aufgehängt.  Etwas  klei- 
nere Copieen  beider  Bildnisse  enthält  der  Rittersaal  der  Wartburg. 
Noch  ein  altes,  den  Grafen  darstellendes  Gemälde  hängt  in  der  Kirche 
des  ehemals  Hennebergischen,  jetzt  Preufsischen  Dorfes  Rora  zwischen 
den  Bildnissen  zweier  anderer  Grafen  von  Henneberg.  Die  Gemälde 
an  der  Brustwehr  der  oberen  Stoen  hat  vor  einigen  Jahren  Albrecht 
aus  dem  in  der  Nähe  liegenden  Albrechts  übermalt. 

67)  Diplomat.  Gesch.  des  Gräfl.  Hauses  Henneberg.  Th.  2.  Hild- 
burgh.  1791.  4.  Tab.  XI.  n.  10.  Ueber  Boppo  s.  Weinrich,  Kirchen- 
u.  Sch. -St.  d.  F.  Henneb.  S.  222. 

68)  B.  P.  gr.  IX.  253.  — 69)  Sagitt.  S.  406.  — 70)  S.  407. 

71)  AETIS.  SV.  50.  ANNO.  75.  Effigies,  fortassis  Jodoci  II.  Co- 

mitis  Scliauenburgio- Gehmensis,  ad  medium  usque  corpus,  antrorsum 
spectantis , caput  pileo  tecti , collum  collari  tutulato  circumdati , cor- 


— 209  — 


Eia  Miniaturgemälde  aus  dem  Jahre  1515.  zeigt  die 
Weimarische  Herzogin  Dorothea  Susanna.  Dasselbe  steht  in 
einem  gedruckten  Gebetbuche  7 1 b) , welches  wegen  einge- 
schriebener Sachen  im  Handschriftenzimmer  der  Bibliothek 
niedergelegt  ist. 

In  das  Jahr  1516.  ist  ein  vergoldeter  Medaillon  Rudolph  II. 
zu  setzen.  Der  Kaiser  reitet  im  Krönuiigsornat.  Von  einer 
über  ihm  fliegenden  Siegesgöttin  wird  sein  Scepter  bekränzt. 
Ein  nackter,  überwundener  Feind  liegt  zu  den  Fiifseu  des 
Pferdes  und  in  der  Ferne  zeigt  sich  eine  an  einem  Flusse 
liegende  Stadt.  Auf  der  hintern  Seite,  welche  keine  Inschrift 
hat,  wird  der  auf  dem  Throne  sitzende  Kaiser  von  der  Frie- 
densgöttin bekränzt.  Die  an  seiner  andern  Seite  stehende 
Kriegsgöttin  hält  Scepter  und  Palmzweig  und  ein  nackter 
Gefangener,  dessen  Hände  auf  dein  Rucken  gebunden  sind, 
liegt  auf  Waffen  vor  dem  Thron,  an  dessen  Seiten  rechts 
und  iinks  die  Churfürsten  sitzen  72). 

pus  veste  et  paliio  pelliceo  amicti,  torqueque  aurea  ornati,  atque 
dextra  manu  chirothecas  tenentis. 

Scuturn  quadripertitum,  in  cujus  area  prima  et  ultima  stella 
Sternbergica,  et  in  secunda  atque  tertia  Sslyfiu  dynastiae  Gehmensis, 
nempe  fascia  tribus  palis  interstincta.  Parinula  media  exhibet  Holsa- 
ticam  urticain  trium  foliorum , cum  totidem  clavis.  Scuto  impositae 
sunt  tres  galeae.  Prior  sustinet  inter  duo  cornua  stellam  Sternbergi- 
cam;  mediae  insistunt  inter  duos  bacillos , pltimis  pavoninis  ornatos, 
octo  vexilla  Holsatiae , seu  Schauenburgica;  extrema  coronata  est  et 
ostentat  jugum  alarum  complicatum  , in  quibus  fascia  Gehmensis  con- 
spicitur.  — Numus  oblongus. 

71  b)  „Der  Psalter  mit  den  Summarien  Doct.  Mart.  Luth.  Ge- 
druckt zu  Jena  durch  Ernestum  von  Gera.  Anno  M.D.UXXII.“  in 
8vo.  Voran  steht  ein  von  Dorothea  Susanna  an  ihren  Solin  geschrie- 
bener Brief.  Sowohl  auf  der  oberen  Decke  des  Einbandes  als  auf 
der  unteren  ist  das  Sachs.  Wappen  cingestickt,  vielleicht  von  der 
Herzogin  selbst.  Auf  dem  goldenen  Schnitte  des  Buches  liest  man 
oben:  H.  E.  M.  B.  D.  W.,  darunter:  F.  W.  H.  Z.  S. ; an  der  langen 
Seite:  „Betet  on  Unterlas.  Verb.  Dom.  ma.  in  aet.  1575. unten: 
I.  W.  D.  M.  E.  L. ; D.  S.  H.  Z.  S.  W. 

12)  7|:  Lotli  schwer.  Herrgott  T.  II.  P.  II.  tab.  13.  n.24.  p.  92.  sq. 
Assidentes  Electores  velut  denuo  in  ejus  electionem  conspirare  eam- 
quc  confirmare  vidcntur. 


14 


— 210  — 


Während  Johann  Friedrich  des  Mittleren  Gefangenschaft 
im  J.  1516.  wurde  die  Medaille  73)  geprägt,  welche  sein 
und  seiner  Gemahlin  Elisabeth  74)  Bildnifs,  ferner  die  Med., 
welche  des  Herzogs  Bildnifs  allein  75)  enthält. 

Derselben  Zeit  scheint  auch  die  silberne  Med.  76)  an- 
zugehören,  welche  auf  den  Herzog  von  Baiern  Albert  und 
seine  Gemahlin  Anna,  Erzh.  von  Oesterreich,  geprägt  ist. 
Diese  war  die  Tochter  Kaiser  Ferdinand  I«  und  starb  1580. 

Im  Gewölbe  der  Pfarrkirche  zu  Gräfentonna  ist  der  Grab- 
stein des  am  16.  Mai  1518.  verstorbenen  Sigismund  VI., 
Grafen  von  Gleichen,  aufgestellt  77).  Sein  Leichnam  war 
von  Cassel  nach  Arolsen  und  von  hier  nach  Tonna  gebracht 
worden. 

„Cronica  der  Freyherrn  zue  Hohenftauffen  und  Herzo- 
gen zu  Schwaaben.  Durch  David  Wollebern  von  Schorndorff. 
1581.“  Diese  dem  Pfalzgrafen  bei  Rhein  Ludwig  zugeeig- 
nete  Handschrift  7 8)  enthält  folgende  Gemälde : Wappen  der 
Freiherrn  zu  Hohenst.,  ferner  in  ganzer  Figur  die  Bildnisse 
folgender  Freiherrn  zu  Hohenst.  und  ihrer  Gemahlinnen: 
Ludwig,  Walther,  Friedrich,  Agnes,  Conrad,  Friedrich  mo- 
noculus,  Friedrich  I.,  Philipp,  Irene,  Heinrich  VI.,  Fried- 
rich II.  und  Conradin.  Aufgenommen  sind  auch  das  Wappen 
Friedrichs,  Herzogs  zu  Schwaben,  und  die  der  kaiserlichen 
Gemahlinnen.  Conradin  ist  geharnischt.  Hätte  Tischbein 
dieses  Gemälde  und  die  noch  weit  älteren  Bullen  des  Münch- 
ner Archivs,  welche  von  Raumer  sah,  gekannt,  so  würde  er 


13)  2f  Lotli  schwer.  Tentz.  Lin.  Ern.  tab.  17.  n.  1.  p.  245. 

14)  Ueber  diese  s.  Chr.  Ferd.  Schulze,  Elisabeth.  Gotha.  1832.  8. 

15)  3f  Loth  schwer.  Tentz.  1.  1.  n.  2.  cf.  Tentzelii  Supplem.  hist. 
Goth.  secundum.  Jenae.  1102.  tab.  III.  fig.  1.  Vermuthlich  von  A. 
Dab.  verfertigt.  S.  Exters  Vers.  e.  S.  v.  Pfalz.  Med.  S.  60.  Ammon, 
Kurzgef.  JVachr.  v.  Künstlern.  Nürnb.  1181.  4.  S.  141.  n.  301.  — Bei 
Liick.  Syll.  p.  225.  n.  2.  Tentz.  n.  3 p.  246.  Köhler  M.  Bel.  Th.  16. 
S.  137.  eine  Med. , welche  der  Herzogin  Bildnifs  allein  enthält. 

16)  li^Loth  schwer.  Heraeos  Taf.  30.  fig.  0.  p.  40.  HerrgottT.il. 
P II.  tab.  V.  n.  10.  p.  30. 

11)  Sagitt.  S.  426. 

18)  A.  Chart.  106. 


— 211  — 


in  dem  berühmten  Gemälde  der  Gallerie  zu  Gotha  den  Con- 
radin wol  anders  dargestellt  haben. 

Tobias  Wost  lieferte  im  J.  1581.  eine  goldene  Medaille  7 9). 
Auf  der  einen  Seite  sind  die  rechts  gewendeten  Brustbilder 
der  Brüder  und  Herzoge  Friedrich  Wilhelm  und  Johann, 
auf  der  andern  die  links  gewendeten  der  Dorothea  Susanna 
(Johann  Wilhelm’ s von  Weimar  Wittwe),  und  ihrer  Tochter 
Maria.  An  dieser  Medaille  ist  oben  ein  grofser  Ring. 

Demselben  Jahre  gehört  die  silberne  Medaille  80)  an, 
worauf  der  41jährige  Thomas  Schweicker  in  ganzer  Figur 
abgebildet  ist.  Derselbe  war  ohne  Arme  geboren  und  konnte 
mit  den  Füfsen  sehr  vielerlei  Künste  ausüben. 

Ein  unbekannter  Maler  (P.  P.  C.)  lieferte  im  J.  1582. 
das  Bildnifs  Heinrich  Julius  (aet.  18.),  Herzogs  zu  Braun- 
schweig, Administrators  zu  Halberstadt.  (Auf  Holz,  nr.112.) 
In  der  linken  Abtheilung  des  Gemäldes  ist  das  Brustbild  des 
jugendlichen  Herzogs,  der  in  der  Rechten  die  Handschuhe 
hält.  Die  andere  Abtheilung  füllt  das  von  dem  Namen  und 
den  Titeln  des  Herzogs  umgebene  Wappen.  Weiter  unten 
wird  ein  in  der  Gallerie  befindliches  Gemälde  (auf  Holz.  nr. 
103.)  vorgeführt  werden,  welches  laut  der  Aufschrift  Herzog 
Heinrich  Julius  selbst  verfertiget  hat. 

Ein  anderes  Gemälde  der  Gallerie  (nr.  166.)  zeigt  das 
Bildnifs  einer  unbekannten  Fürstin,  deren  Kopf  mit  einem 
Hütchen  bedeckt,  demjenigen  nicht  unähnlich,  welches  So- 
phia , geborene  Margräfin  zu  Brandenburg  und  seit  1582. 
Gemahlin  des  nachmaligen  Churfürsten  Christian  I.  von  Sach- 
sen, auf  Medaillen  aus  dem  Jahre  1583.  und  auf  einer  spä- 
teren trägt,  die  in  das  Jahr  1586.  zu  setzen  ist  und  im  Ca- 
binet  zu  Gotha  aufbewahrt  wird  80b).  Aehnliche  Kopftracht 
hat  Anna  Maria,  seit  1592.  Friedrich  Wilhelm  I.  zweite 
Gemahlin,  auf  einer  silbernen  Medaille  80c).  Mit  einem  et- 
was unschöneren  Hütchen  zeigt  sich  auch  Hedwig  einmal, 
des  Churfürsten  Christian  II.  von  Sachsen  Gemahlin. 

79)  7t9f  Duc.  schwer.  Tentz.  Lin.  Ern.  tab.  25.  n.  7,  p.  347. 

80)  li  Loth  schwer.  Locliner  1738.  S.  249. 

80  b)  In  Silber  11  Loth.  Tentz.  L.  A.  tab.  17.  n.  8.  p.  252. 

80  c)  lf  Loth  schwer.  Tentz.  L.  E.  tab.  27.  n.  1.  p.  370. 

14  * 


— 212  ~ 


Am  27.  Dec.  1583.  ereignete  sich  der  Tod  des  gefürste 
ten  Grafen  Georg  Ernst  von  Henneberg.  Es  hat  derselbe 
eine  goldene  8f£  Ducaten  schwere  Medaille  veranlafst  8I). 


81)  Weinrich , Kirchen  - u.  Schulen  - Staat  d.  F.  Ilenncberg. 
Leipz.  1720.  8.  fig.  XI.  p.  832.  — Die  Grafen  von  Henneberg- 
Schleusingen  wurden  anfangs  im  Kloster  Vefsra  beerdigt.  Als 
aber  dieses  säeularisirt  war,  verlegte  Graf  Georg  Ernst  im  J.  1566. 
das  Erbbegräbnifs  in  die  an  der  Stadtkirche  zu  Schleusingen  erbauetc 
Egidienkapelle , wo  achtzehn  Henncbergische  Epitaphia  sind.  Andere 
steinerne  und  eherne  Bildsäulen  und  Denkmäler  verstorbener  männ- 
licher und  weiblicher  Personen  des  Hauses  Henneberg  sind  in  der 
Stadt  - oder  Collegiatstiftskirche  zu  Römhild  (Walch,  Beschr.  d.  ch. 
u.  h.  säclis.  Lande.  Meiningen.  1792.  S.  74.).  — Graf  Heinrich  XI. 
(XIII.)  starb  d.  26.  Dec.  1405.  und  wurde  im  Kloster  Vefsra  begra- 
ben. (Diplom.  Gesell,  d.  Gr.  H.  Henneberg.  2.  Th.  Hildburgh.  1791. 

4.  S.  89.  tab.  1.)  — Graf  Wilhelm  III.  (IV.)  starb  d.  8.  Januar 
1444.  und  wurde  eben  da  begraben  (2.  Th.  108.  tab.  2 ) — Graf 
Georg  starb  d.  25.  Jul.  1465.  auf  dem  Schlosse  Hartenberg,  olinge- 
fälir  im  71.  Jahre  seines  Alters  und  liegt  in  der  von  ihm  erbaueten 
Stiftskirche  zu  Römhild  begraben , wo  sein  Epitaphium  ist  (Th.  1. 

5.  372.  tab.  1.)  — Hermann  VII.  starb  d.  13.  Febr.  1465.  Sein 
Grabmal  zu  Römhild  (Th.  1.  tab.  3.  S.  377.)  — Graf  Wilhelm  IV. 
(V.)  starb  im  J.  1480.  Sein  Körper  wurde  zwar  in  der  Pfarrkirche 
zu  Butzen  begraben,  seine  Gemahlin  liefs  aber  denselben  im  J.  1482. 
in  das  Kloster  Vefsra  bringen  und  in  dem  dasigen  Erbbegräbnifs  bei- 
setzen (Th.  2.  S.  129.  tab.  3.)  — Frau  Margaretha,  Herzogin  zu 
Lüneburg,  Gemahlin  des  Grafen  Wilhelm,  starb  1509.  (Th.  2.  tab.  3. 
S.  130.)  — Johannette,  Gemahlin  des  Grafen  Georg,  starb  d.  1. 
Febr.  1481.  und  wurde  zu  Römhild  begraben  (Th.  1.  tab.  2.  S.373.) 
— Graf  Friedrich  II.  starb  d.  7.  Nov.  1488.  Sowohl  er  (Th.  1.  tab. 
4.  S.  391.)  , als  seine  Gemahlin  Elisabeth , die  1501.  starb  (Th.  1. 
tab.  5.  S.  392.),  und  Otto  IV.,  der  1502.  starb  (Th.  1.  tab.  6.  S. 
390.)  , wurden  zu  Römhild  begraben. 

In  den  letzten  Jahren  des  fünfzehnten  Jahrhunderts  dürfte  ein 
im  Vorzimmer  des  Naturaliencabinets  aufbewahrtes,  metallenes 
Schmuckkästchen  verfertigt  seyn.  Der  Aufsenseite  des  Deckels  sind 
zwei  Nelken  eingravirt.  Die  innerlich  stehende  Inschrift  desselben 
beginnt  mit  den  Worten:  „Das  Kaeßlein  war  Fr.  Anna  Herzogin  zu 
Sachfen,  welche  war  verheuraht  Markgräfin  zu  Brandenburg,  deren 
Dochter  iß  geweß  Anaßafia  Markgraevin  zu  Brandenberg,  w ar  ver- 
hewrath  Fürß  Wilhelm  zu  Henneberg“  etc.  Anna,  Friedrichs  des 


— 213  — 


Eine  erfreuliche  Erscheinung  ist  der  schönen  Mansfelderin 
Bildnifs.  Gebhard,  Truchses,  Churfürst  und  Erzbiscliolf 


Sanftmütliigen,  Churfürsten  zu  Sachsen,  Tochter,  war  an  den  Mark- 
grafen Albrecht  verlieirathet.  Ihr  Sohn,  der  Markgraf  Friedrich  zu 
Brandenburg  in  Franken,  geh.  im  J.  1459.,  starb  den  2.  Mai  1536. 
Ihre  Tochter  Anastasia  war  geh.  im  J.  1480.  Wilhelm  VI.  (VII.) 
Graf  von  Henneberg  vermählte  sich  mit  dieser  am  15.  Jul.  1499. 
Als  Anastasia  im  J.  1502.  eine  Tochter  (Anna)  geboren  hatte,  war 
Anastasiens  Mutter  Anna  hei  der  Taufe  zugegen  (vergl.  die  heim  J. 
1590.  aufgeführte  Handsclir.  A.  Chartac.  197  ).  Das  Kästchen  ging 
hierauf  laut  der  Inschriften  immer  ans  einer  fürstlichen  Hand  in  die 
andere  über.  Die  letzten  Worte  der  Inschrift  sind : „durch  Erbschaft 
an  Sr.  Durchl.  den  regierenden  Herzog  Emil  von  S.  Coburg  und 
Gotha  uebergegangen.“ 

Kehren  wir  jetzt  zur  Betrachtung  der  Hennebergisclien  Epita- 
phien zurück.  Berthold  XV.  starb  deii  21.  Dec.  1504.  und  liegt  in 
der  Domkirche  zu  Mainz  begraben,  wo  ihm  ein  Epitaphium  errich- 
tet wurde  (Th.  1.  tab.  9.  S.  379.).  — Elisabeth,  Tochter  des  Chur- 
fürsten Albrecht  zu  Brandenburg,  starb  1507.  — Anastasia,  Besitze- 
rin des  vorhererwähnten  Kästchens,  starb  d.  4.  Jul.  1534.  Ihr  Grab- 
mal ist  in  der  Kirche  zu  Sclileusingen  (Th.  2.  S.  179.). — Wilhelm  VI. 
(VII.)  starb  d.  24.  Jan.  1559.  im  81.  Jahre  seines  Alters  und  im  64. 
J.  seiner  Regierung.  Er  wurde  in  dem  Erbbegräbnisse  seiner  Vor- 
eltern zu  Kloster  Vefsra  beigesetzt  und  erhielt,  so  wie  Anastasia,  ein 
Epitaphium  (Th.  2.  tab.  4.  S.  178.).  — Anna  starb  d.  26.  Jul.  1542. 
und  erhielt  in  der  Römhildischen  Stiftskirche  ein  Epitaphium  (Th.  1. 
tab.  8.  S.  405.).  — Elisabeth,  eine  Brandenburgische  Prinzessin  und 
Gemahlin  Poppo’s,  starb  den  25.  Mai  1558.  Ihr  neben  dem  Altar 
in  der  Kapelle  zu  Kloster  Vefsra  liegender  Leichenstein  ist  ganz  ver- 
treten. Desto  prächtiger  ist  das  in  der  Begräbnifskirehe  zu  Schleu- 
singen befindliche  Monument  (Th.  2.  tab.  6.  S.  189.).  — Poppo  XII. 
(XVIII.)  starb  d.  2.  März  1574.  und  wurde  in  dem  nach  Schleusin- 
gen verlegten  fürstlichen  Begräbnisse  beigesetzt,  wo  zwei  seiner  Epi- 
taphien sind  (Th.  2.  tab.  5.  S.  188.).  — Georg  Ernst  starb  72 
Jahre  alt  d.  27.  Dec.  1583.  und  beschlofs  den  Henneberg -Schleusin- 
gischen  Mannsstamm.  Sein  Leichnam  wurde  d.  28.  Dec.  nach  Mafs- 
feld,  hierauf  aber  d.  17.  Jan.  1584.  in  einem  zinnernen  Sarge  nach 
Schleusingen  geführt  und  in  dem  von  ihm  dahin  verlegten  Erbbe- 
gräbnisse beigesetzt.  Das  Monument  zeigt  den  Grafen  in  Lebensgrö- 
fse  zwischen  seinen  beiden  Gemahlinnen,  obgleich  die  eine  noch  am 
Leben  war.  — Sophia,  Tochter  Herzogs  Ernst  zu  Braunschweig  und 


214  — 


von  Cölln,  liefs  sich  mit  Agnes  von  Mansfeld,  Johann  Georg  I., 
Stifters  der  Eislebischen  Linie,  Tochter,  die  eine  Zeitlang 
in  dem  Kloster  Gerrisheim  sich  aufgehalten  hatte,  in  Ge- 
genwart ihres  Vaters  und  ihres  Bruders  den  4.  Febr.  1583. 
zu  Bonn  durch  einen  Protestantischen  Geistlichen  vermäh- 
len 82).  Aber  von  den  Katholiken  bedrängt,  mufste  er  1584. 
zum  Prinzen  von  Oranien  flüchten , dann  sich  unter  den 
Schutz  der  Elisabeth , Königin  von  England,  begeben.  Auch 
Agnes  reiste  dahin.  Weil  sie  aber  das  Palais  des  Grafen 
von  Essex,  Günstlings  der  Königin,  bezog,  bekam  letztere 
gegen  Agnes  eine  solche  Abneigung,  dafs  sie  ihr  das  König- 
reich in  aller  Eile  zu  verlassen  befahl  83).  Agnes  Ehe  blieb 
unfruchtbar  84).  Sie  verlor  im  J.  1601.  ihren  Gemahl  85). 
• — * Agnes,  auf  bräunlich  grünem  Grunde  gemalt,  ist  am 
Hinterhaupt  mit  Goldschnüren  und  Perlen  geschmückt.  Bir 
schwarzer  Rock,  unter  dem  der  Hemdkrausenkragen  am 
Halse  etwas  hervorsiehet,  ist  hin  und  wieder  durch  Gold- 
zierrath verschönert.  Eine  Perlenschnur  schmückt  den  Hals. 
Agnes  hat  die  feine  blühende  Gesichtsfarbe,  die  gesunden 
Personen  der  höheren  Stände  eigenthümlich  zu  seyn  pflegt. 
Ueber  ihre  regelmäfsigen  Gesichtszüge  ist  eine  sanfte  Schön- 
heit ausgegossen,  die,  von  eigener  Sittlichkeit  zeugend,  auch 
sittliche  Gemüther  gewinnen  und  fesseln  wird. 

der  Sophia,  Herzogin  zu  Meklenburg,  und  zweite  Gemahlin  des  Gra- 
fen Poppo,  ist  in  ihrer  seltsamen  Tracht  auf  einem  Gemälde  der  Buch- 
waldischen  Gallerie  und  auf  einem  anderen  im  Rittersaale  der  Wart- 
burg zu  sehen.  Sie  starb  im  90.  Lebensj.  d.  17.  Jan.  1631.  und  wurde 
in  der  Begräbnifskapclle  zu  Schleusingen  beigesetzt , wo  ihr  Grab- 
stein ist.  Das  zweite  Monument  (Th.  2.  tab.  7.  S.  191.)  stellt  die 
Grälin  in  Lebensgröfse  dar. 

82)  Gespräche  in  dem  Reiche  der  Todten.  41ste  Entrevuc  p.  658.  — 
Gebhards  Bildnifs  auf  zwei  Thalern  vom  J.  1583.  im  Cab.  zu  Gotha. 
Ge.  Dan.  Seylers  Hist.  Nachr.  von  wahrsagenden  Müntzen.  Franckf.  u. 
Leipz.  1733.  S.  22  — 25. 

83)  Gespr.  in  d.  R.  d.  T.  4te  Entrevue.  p.  256. 

84)  Euseb.  Chr.  Francken  Hist.  d.  Grafsch.  Manfsfeld.  Leipz.  1723. 
S.  302.  f. 

85)  Thuanus  LXXVI.  Mich,  ab  Issclt.  de  Bello  Colon,  et  in  hist, 
sui  temp.  MersaeusDe  archiep.  Colon. 


— 215  — 


Höchst  selten  ist  eine  goldene  3§  Duc.  schwere  Med. 
Herzogs  Johann  Friedrich’s  des  Mittleren,  vor  dessen  rechts 
gewendetem  Kopfe  man  einen  Zweig  bemerkt  (1581.)*  Zwar 
hat  Tentzel  (tab.  17.  n.  4.  p.  250  — 255.)  eine  ähnliche  ge- 
kannt; aber  das  Gothaische  Exemplar  ist  gröfser  und  über- 
diefs  von  einer  Einfassung  mngeben. 

Die  Jahrz.  1585.  liest  man  auf  der  goldenen  Medaille  86), 
die  zu  Ehren  Friedrichs,  Grafen  zu  Würtemberg  und  Mem- 
pelgart,  und  seiner  Gemahlin  Sibylla  geprägt  ist.  Sibylla 
war  Joach.  Ernst’s , Fürsten  zu  Anhalt , Tochter. 

Unter  den  Miniaturgemälden  findet  man  ein  im  J.  1585. 
verfertigtes  Bildnifs  der  Dorothea  Susanna,  geborenen  Pfalz- 
gräfin bei  Rhein,  Gemahlin  Johann  Wilhelms,  Herzogs  zu 
Sachsen.  Sie  erscheint  in  schwarzer  Kleidung,  und  mit  wei- 
fser  Kopfbedeckung.  Auf  dem  grünen  Grunde  steht  ein  Mo- 
nogramm, welches  auch  auf  einem  Gemälde  des  beim  Jahre 
1601.  beschriebenen  Büchleins  angetroffen  wird.  Noch  ein 
ovales  Miniaturgemälde  auf  Metall  zeigt  jene  Fürstin.  Sie 
starb  den  29.  März  1592. 

Im  Jahre  1586.,  in  welchem  der  jüngere  Cranach  TI 
Jahre  3 Monate  und  21  Tage  alt  zu  Weimar  starb , malte 
ein  Unbekannter  (nr.  96.)  die  Bildnisse  Johann  Wilhelm’s, 
Herzogs  zu  Sachsen  Weimar,  und  seiner  Gemahlin  Dorothea 
Susanna,  nebst  denen  zweier  Kinder.  Auf  dem  rechten  Flü- 
gel dieses  Mittelgemäldes  zeigen  sich  Friedrich  Wilhelm  und 
Sophie  H.  zu  S. , auf  dem  linken  Flügel  Johannes  und  Ma- 
ria, H.  z.  S.  Die  Jahrz.  1586.  steht  auf  den  Flügeln. 

Das  ganze  Werk  ist  nochmals  in  einer  Wiederholung 
(nr.  3T.)  vorhanden,  wo  aber  sowohl  auf  dem  Mittelgemälde 
als  auf  den  Flügeln  die  Jahreszahl  158T.  zu  lesen  ist.  Oben 
zwischen  den  Fürstlichen  Eltern  sind  ihre  Wappenschilde. 
Die  auf  dem  einen  Flügel  gemalten  Kinder  Johann  Willielm’s, 
Johannes  und  Maria  haben  die  unter  jenem  Herzoge  gepräg- 
ten goldenen  Medaillen  8?),  die  schon  Tentzel  herausgegeben 


86)  Tf I Duc.  schwer.  Heraeus  Taf.  49.  fig.  13.  p.  74. 

87)  Im  Cab.  zu  Gotha  in  Gold  5^  Duc.  schwer.  Ebendas,  in 
Silber.  Tentz.  Lin.  Ern.  P.  II.  tab,  25.  n.  5.  p.  342. 


216  — 


hat,  angehängt.  Es  wird  durch  die  Gemälde  über  die  Be- 
stimmung jener  Medaillen  ein  unerwartetes  Licht  verbrei- 
tet88). Uebrigens  ist  das  Gemälde  nr.  37.,  wo  man  die  Na- 
men der  abgebildeten  Personen  auf  Täfelchen  liest,  vorzüg- 
licher als  nr.  96. 

Enter  den  Miniaturgemälden  ist  ein  sehr  kleines  vier- 
eckiges, auf  Pergament  gemaltes  Bildnifs  des  am  6.  Dec. 
1586.  verstorbenen  Joachim  Ernst  F.  zu  Anhalt. 

Eine  goldene  Medaille  Johann  Casimirs,  Pfalzgrafens 
hei  Rhein,  v.  J.  1588.  89)  ist  derjenigen  höchst  ähnlich, 
die  bei  Luckius  90)  die  Jahrzahl  1578.  hat. 

Im  Münzcabinet  ist  eine  ganze  Reihe  der  Braunschwei- 
gischen Juliuslöser.  Die  erste  dieser  Münzen  (16|  Loth 
schwer)  erschien  1574  9I),  die  zweite  (16J  L.)  und  dritte 
(9f  L.)  1576.  92),  die  vierte  (18§  L.)  1578.  93),  die  fünfte, 
eben  so  schwer,  1583.  94),  die  sechste  (9J  L.)  und  siebente 
(5J  L.)  1585.  Am  schwersten  ist  der  Juliuslöser  vom  Jahr 
1588.,  der  29|  Loth  wiegt  95).  In  demselben  Jahr  erschien 
ein  anderer,  5f  Loth  schwer  96).  Diese  Stücke  haben  die 
Inschrift:  „Nach  des  Reichs  Schrot  und  Korn“  und  sind  in 

dieser  Hinsicht  Münzen.  Es  ist  aber  auch  gestattet,  sie 
unter  den  Medaillen  niederzulegen,  wegen  ihres  grofsen  Um- 
fanges und  Gewichtes  und  wegen  ihrer  reichen,  obwohl  sehr 
flachen  Darstellungen.  Um  das  runde  mittlere  Feld  sind  auf 
jeder  Seite  die  Sonne,  der  Mond  und  die  Planeten  und  rings- 

88)  Vergl.  Tentzel  von  Sachs.  Begräbnifs -Medaillen.  S.  5.  f. 

81))  41  Duc.  schwer. 

90)  Luckii  Syll.  p.  2G8.  Auf  dein  Exemplare  des  Münzcab.,  wo 
überdiefs  die  Worte  : Aet.  36.  fehlen,  ist  Joli.  Casimirs  Bildnifs  rechts, 
in  Luckius  Abbild,  dagegen  zur  Linken  gewendet. 

91)  Numoph.  Molano -Boehmerianum.  Ccllis.  1744.  8.  p.  387.  n. 
97.  Nie.  Seeländer  tab.  16.  n.  1. 

92)  Num.  Mol.  1.  1.  n.  98.  Vollst.  Braunschw.  Liin.  Münz- Cab, 
Heimst.  1747.  4.  p.  49.  Köhl.  M.  Belust.  Th.  1.  S.  393. 

93)  N.  M.  B.  p.  389.  n.  99.  Sceländer  tab.  16.  n.  2.  Catal.  des 
wonn.  en  arg.  ä Vienne.  1769.  fol.  p.  127.  n.  2. 

94)  Tentzel  Monatl.  Unterred.  Octob.  1692.  Titelkupfer  u.  S.  795. 
N.  M B.  p.  390.  n.  100. 

95)  N.  M.  B.  p.  391  n.  102.  - 96)  N.  M.  B.  p.  391.  n.  102. 


— 217  — 


um  der  Thierkreis.  Diese  beiden  Kreise  werden  wieder- 
um von  zwei  Zeilen  Inschrift  eingeschlossen.  — Durch 
den  reichen  Ertrag  seiner  Silberbergwerke  wurde  Julius, 
Herzog  zu  Braunschweig  Wollfeiibüttel , auf  den  Gedanken 
geleitet,  zu  allgemeinem  Nutzen  seinen  Untertlianen  einen 
Nothpfennig  in  die  Hand  zu  geben.  Er  liefs  daher  Stücke 
zu  10,  5,  4,  3 und  2 Speciesthaler  prägen.  Jeder  Unterthan 
mufste  ein  solches  Stück  um  den  darauf  gesetzten  Werth 
einwechseln,  der  Reiche  ein  schweres,  der  Arme  ein  leich- 
teres. Jeder  mufste  dasselbe  sorgsam  aufheben  und  jährlich 
zu  einer  bestimmten  Zeit  der  Obrigkeit  vorzeigen.  So  wufste 
der  Herzog  nicht  allein,  was  für  eine  Summe  unzinsbaren 
Geldes  im  Lande  vorhanden  sey,  sondern  er  konnte  dieses 
auch  bei  plötzlich  eintretendem  Geldmangel  sogleich  erheben 
und  zu  Kriegs-  oder  andern  Staatsausgaben,  überhaupt  zu 
des  Landes  Nutzen  anweuden,  indem  er  kleines  Geld  daraus 
münzen  liefs.  Wäre  dann  eine  solche  schlimme  Zeit  vor- 
über, so  wollte  der  Herzog  den  Werth  in  anderem  Gehle 
wiederum  ersetzen  97).  So  viel  zur  Erklärung  des  Namens 
Juliuslöser.  Es  wird  nirgends  berichtet,  dafs  diese  Julius- 
löser jemals  wieder  eingelöset  worden  wären.  Sie  sind  kei- 
neswegs häufig  und  wenn  auch  jetzt  nicht  mehr  wie  in  Ten- 
tzels  Zeit  ein  Exemplar  von  Münzliebhabern  mit  40 — 50 
Tlialern  bezahlt  werden  dürfte,  so  bleibt  doch  die  Samm- 
lung schätzbar  genug.  Wenig  grofse  Cabinete  dürften  der 
Juliuslöser  so  viele  besitzen. 

Die  Jahrz.  1588.  hat  das  von  Friedrich  Wilhelm,  H.  v.  S. 
Weimar,  geführte  Churschwert. 

Aus  dem  Jahre  1588.  sind  mehrere  auf  Glas  gemalte 


97)  Durch  das  Einwechseln  — bemerkt  Köhler  — erhielt  der 
Herzog  so  viel  Geld  , als  er  unter  seine  Untertlianen  auf  jene  Weise 
vertheilte.  Er  machte  so  aus  einem  Capitale  zwei.  Dasjenige,  wel- 
ches die  Unterthanen  von  ihm  empfingen,  lag  in  ihren  Häusern  zu 
jedem  Nothfall  bereit.  Das  andere  erhielt  heim  Einwechseln  der 
Herzog  von  den  Unterthanen.  Dieser  aber  wendete  es  kläglich  an, 
60  dafs  es  aus  einer  Hand  in  die  andere  zum  allgemeinen  Besten 
überging. 


— 218  — 


Wappen  im  Vorzimmer  des  Naturaliencab.  Eines  derselben 
enthält  einen  goldenen  Fuchs  auf  schwarzem  Schilde. 

Ein  Kunstwerk  aus  dieser  Zeit  ist  endlich  das  an  der 
äufseren  Mauer  der  Kirche  zu  Friedrichroda  eingesetzte  Epi- 
taphium des  am  23.  Jan.  1588.  verstorbenen  Joannes  Sne- 
gafs.  Derselbe  liegt  über  der  Inschrifttafel  vor  dem  gekreu- 
zigten Christus  auf  den  Knieen. 

Nützlich  zur  Kenntnifs  der  Trachten  sind  die  30  Gemälde 
einer  Handschrift  der  H.  Bibliothek  98).  Sie  zeigen  die 
Sommer-  und  Winterkleidung,  die  Johannes,  Herzog  zu 
Sachsen,  1518  — 1521.  zu  Coburg  und  Weimar  trug,  ferner 
die  der  Brüder  Friedrich,  Churf.  v.  S.,  und  Johann,  H.  zu 
S. , aus  dem  J.  1522.  Auf  sehr  vielen  Blättern  sieht  man 
des  Churf.  Johann  Friedrich  Winter-  und  Sommerkleidung 
zu  Weimar  und  Torgau  aus  den  Jahren  1535  — 1554.,  zu- 
gleich mit  der  Trabantenkleidung  ").  Die  letzten  Blätter 
enthalten  der  Brüder  und  H.  z.  S.  Friedrich  Wilhelm  und 
Johann  Sommer  - und  Winterkleidung  aus  den  Jahren  1588. 
und  1589. 

Nicht  später  als  1590.  wurde  die  beim  J.  1511.  er- 
wähnte Hennebergische  Handschrift  I0°)  abgeschrieben.  Auch 


98)  A.  Cliartac.  233.  Auf  dem  ersten  Blatte  liest  man : „Sommer- 
Kleidung  anno  1518.  Diefe  Sommerkleidung  ist  zu  Zwiekau,  durch 
den  Hoffchneider  Hanfs  Preufsen  aufsgegeben,  und  iß  diefe  Färb 
grau  gewefen.  — Taf.  5.  Winter- Kleidung  Anno  1520.  In  diefer 
Kleidung  iß  man  auf  den  Reichstag  gen  Worms  gezogen  u.  s.  f. 
Hanfs  Pofsner  aufsgegeben.  — Taf.  15.  Sommerkleid,  an.  1542.  In 
diefer  Kleidung  Mitwoche  nach  Margarethen,  iß  mein  Gnedigßer 
Herr  nach  Wohlenbüttel  gezogen,  mit  aller  Kriegs- Rußung,  vnd 
dafselbe  erobert.  Hanfs  Pofsner.  — Taf.  28.  Friedericli  Wilhelm 
vnnd  Johann  H.  z.  S.  Gebrüdern,  Sommer-Kleidung  1588.  Diefe 
Sommer  - Kleidung  hat  — Friedericli  Wilhelm  H.  z.  S.  durch  den 
Hoffgewaiult  Aufstheiler,  Ruprecht  Pulinxer  aufsgeben  lafsen.  — 
Taf.  29.  Winter -Kleidung  An.  1588.  Diefe  Kleidung  iß  vor  die 
Junckern  vnndt  Gefinde,  von  der  F.  Durch.  Cammer  vber  Hoff  aufs- 
gegebcn  worden  durch  Ruprecht  Pulinxer,  Hoffgewandt  aufstheiler.“ 

99)  Vergl.  die  Gemälde  der  oben  S.  191.  beim  Jahre  1558.  be- 
schriebenen Handschrift. 

100)  Cyprian.  Cat.  p.  11.  n.  191.  A.  Chart.  191.  Vergl.  I.  P. 


219  — 


sind  dieselben  Bildnisse  in  Copieen  beigefügt  und  nur  die 
Bildnisse  Boppo’s  (f  1118.)  und  der  Beatrix  (*j-  1120.)  hin- 
zugekommen.  Wilhelm  IV.  (*1*  1559.)  und  Anastasia  zeigen 
sich  in  höherem  Lebensalter. 

Auf  einem  kleinen  Gemälde  der  Gallerie  ist  die  Sünd- 
fluth  dargestellt  (Auf  Holz.  nr.  102.).  Noah’s  Arche  zeigt 
sich  in  der  Ferne.  Jene  fanden  wir  auf  einer  schönen  eher- 
nen Medaille  aus  dem  Jahre  1531.  In  der  Kupferstichsamm- 
lung ist  die  Siindfluth  von  Melchior  Lorch.  Auch  nicht- 
deutsche Künstler  haben  öfters  diesen  Gegenstand  behandelt, 
z.  ß.  Nie.  Poussin  (-[-  1665.)  und  Alessandro  Turchi  Vero- 
nese, detto  l’Orbetto  (-j-  16T0.). 

Im  J.  1590.  erschien  eine  silberne  Strafsburgische  Med., 
die  eine  dortige  Lustbarkeit  betrifft  und  noch  nicht  heraus- 
gegeben ist  x). 

Sehr  erhaben  gearbeitet  ist  die  goldene  Medaille * 1  2), 
deren  eine  Seite  das  Bildnifs  Otto  Heinrichs,  Pfalzgrafen  zu 
Sulzbach,  mit  der  Jahrz.  1590.  enthält.  Am  Armabschnitt 
liest  man  AE.  34.  Auf  der  hintern  Seite  sieht  man  seine 
Gemahlin  Dorothea  Maria,  Pfalzgräfin  bei  Rhein,  geborene 
Herzogin  zu  Würtemberg. 

In  dem  Gebetbüchlein , dessen  übrige  Gemälde  beim 
Jahre  1601.  beschrieben  werden  sollen,  findet  man  das  Bild- 
nifs der  16jährigen  Anna  Maria  H.  zu  Sachsen  aus  dem  J. 
1591.  Als  Abzeichen  des  Künstlers  ist  die  geflügelte  Schlange 
beigefügt.  Das  Gemälde  ist  aber  kein  Werk  des  jüngeren 
Cranach. 

Reinhard  Beytr.  zu  der  Hist.  Franckenl.  Baireuth.  1760.  p.  103 — 130. 
Diplomat.  Gesch.  des  Gräfl.  Hauses  Henneberg.  Th.  1.  Leipz.  1788. 
4.  S.  IX. 

1)  2§  Loth  schwer. 

2)  6|  Duc.  schwer.  Fabers  Entwurf  einer  Numismat.  Ivenntu. 
der  Europ.  Staaten.  S.  515.  n.  2264.  Exter  Th.  1.  S.  457  — 459.  n. 
446. , wo  das  Gothaische  Exemplar  erwähnt  wird.  Die  hintere  Seite 
ist  abgeb.  in  dir.  Fr.  Sattlers  Gesch.  d.  Herzogth.  Würtenberg  un- 
ter der  Reg.  d.  Herz.  4.  Th.  Ulm.  1771.  Tah.  II.  fig.  14.  Eine  ähn- 
liche Med.  in  Heraeus  Taf.  49.  fig.  10.  (entweder  ungenau  edirt  oder 
nach  einem  abweichenden  Exemplar,  auf  welchem  Jahrzahl  und  Al- 
ter des  Herzogs  weggelassen  waren). 


— 220  — 


Ein  anderes  Gemälde  desselben  Büchleins  mit  der  Jahrz. 
1591.  stellt  den  29jährigen  Friedrich  Wilhelm  II.  zu  S.  dar. 

Auf  zwei  verzierten  Messerscheiden  liest  man  W.  G.  W. 
1589.  und  1591. 

Im  J.  1591.  starb  Jost  Amman.  Holzschnitte  von  ihm 
sind  die  Hochzeit  zu  Cana  und  das  höchst  seltene  und  sehr 
grofse  Blatt,  welches  eine  Ansicht  des  Marcusplatzes  zu  Ve- 
nedig und  der  Procession  des  Dogen  giebt  3). 

Von  einem  Goldarbeiter  verfertigt  ist  das  achteckige 
goldene  Schaustück  4)  des  Weimarischen  Herzogs  Johann. 

Eine  gegossene  silb.  Med.  5)  enthält  das  Bildnifs  des 
69jahr.  Joachim  von  Beust  in  Planitz  (1591.). 

Aus  dem  folgenden  Jahre  ist  ein  silberner  und  vergol- 
deter Hirsch.  Herzog  Johann,  der  ihn  an  seinem  Geburts- 
tage, den  22.  Mai  1592.  6),  von  seinem  Bruder  Friedrich 
Wilhelm,  welcher  als  Administrator  der  Churländer  am  25. 
April  1592.  seine  Residenz  von  Weimar  nach  Torgau  verlegt 
hatte,  als  Willkomm  zu  Altenburg  erhielt,  erwählte  einige 
Monate  später  Altenburg  zu  seiner  Residenz,  woselbst  er  am 
9.  Sept.  mit  seinem  Hofstaate  ankam  7).  Der  Willkomm 
wurde  sonst  zu  Georgenthal  aufbewahrt  8). 

Durch  eine  goldene  Med.  v.  J.  1592.  ist  der  33jährige 
Johann  Ilenze  auf  die  Nachwelt  gebracht  9). 

Mit  vieler  Kunst  gearbeitet  ist  die  ovale  goldene  Me- 

3)  B.  P.  gr.  IX.  382.  n.  27.  — Auf  der  Bibliothek  eine  späte 
Ausg.  der  Livischen  Figuren.  Strafsburg.  1631.  4.  und  die  weiter 
unten  bei  Gelegenheit  des  Tobias  Stimmer  erwähnte  lat.  Uebers.  der 
Jüd.  Alterth.  des  Josephus.  Francoforti.  1580.  fol. 

4)  4ttf  Duc.  schwer.  Tentz.  Lin.  Ern.  P.  III.  tab.  33.  n.  4.  p.  475. 

5)  lrV  Loth. 

6)  Müller  Sächs.  Ann.  S.  156.  Herzog  Johann  war  am  22.  Mai 
1570.  zu  Weimar  geboren. 

7)  v.  Beust,  Jalirb.  d.  Fürst.  Altenburg.  2.  Th.  Camhurg.  1800. 
8.  S.  114. 

8)  Gelbke,  Herzog  Ernst  der  Fromme.  1.  B.  S.  5.  — Auf  Ko- 
sten Herzog  Johann’s  wurde  vor  1604.  der  Kirchenbau  zu  Georgen- 
thal veranstaltet  und  sein  Sohn  Friedrich  Wilhelm  starb  in  diesem 
Orte  den  16.  Aug.  1619. 

9)  5^  Duc.  schwer. 


221  — 


daille  I0)  vom  J.  1593.,  worauf  Friedrich  Wilhelm  I. , Her- 
zog und  der  Chur  Sachsen  Administrator,  geharnischt  und 
bis  zu  den  Knieen  dargestellt  ist. 

Die  ovale  und  goldene  Medaille  XI)  des  Herzogs  Johann 
zu  Weimar  vom  J.  1593.  bietet  eine  Darstellung  der  Gele- 
genheit oder  Glücksgöttin  dar. 

Von  zwei  Miniaturgemälden  auf  Pergament  stellt  das  eine 
den  Süldan  Mürat,  das  andere  den  Süldan  Meheinet  dar. 
Diese  beiden  Gemälde  ohne  sonstige  Zuthat  haben  einen 
prächtigen  Einband  erhalten,  dergestalt,  dafs  sie  an  der 
Decke  desselben  befestigt  sind.  Auf  dem  Einbande  ist  die 
Jahrz.  1593.  angebracht. 

Um  das  Jahr  1593.  wurden  die  einundsechszig  lobens- 
werten Miniaturgemälde  eines  Büchleins  1 2)  in  Duodez  ver- 
fertigt, welches  im  Vorzimmer  der  INaturaliensammlung  auf- 
bewahrt wird.  Die  Gemälde  enthalten  Bildnisse  fürstlicher 
Personen  aus  der  angegebenen  Zeit,  zum  Theil  auch  früher 
Verstorbener  13). 

Caspar  Conradtberg  1594.  ist  die  Inschrift  eines  Glasge- 
mäklcs. 

Mit  Reliefs  ist  ein  aus  gefärbtem  Horn  bestehendes  und 
mit  vergoldetem  Silber  beschlagenes  Trinkgeschirr  verziert, 
in  dessen  Inschriften  die  Jahrz.  1594.  zu  lesen  ist. 

An  Johann  Casimir,  einen  Sohn  des  unglücklichen  Her- 
zogs Johann  Friedrichs  des  Mittleren,  erinnern  einige  alte 
Gemälde  zu  Reinhardsbruim  I4).  Bekanntlich  war  er,  wie 


10)  10§  Duc.  schwer.  Tentz.  Lin.  Ern.  tab.  27.  n.  5.  p.  376. 

11)  4|-  Duc.  schwer.  Tentz.  Lin.  Ern.  tab.  33.  n.  6.  p.  478. 

12)  Erwähnt  in  I.  G.  Keyfslers  Forts,  n.  R.  Hannov.  1741.  4. 
S.  1135.  f.  Verz.  d.  Gern,  in  I.  H.  Möller’s  Sehr.  S.  44. 

13)  z.  B.  die  Kaiser  Maximilian  IT.,  Rudolph  II.,  die  Könige 
Heinrich  IV.  v.  Frankr.,  Christian  III.  v.  Dänem.,  die  Churf.  August 

u.  Christian  v.  Sachsen,  die  Herzoge  Johann  Casimir,  Johann  Ernst 

v.  Sachsen  und  hauptsächlich  viele  Fürstendes  Brandenburg.  Hauses. 

14)  Als  er  und  sein  Bruder  Johann  Ernst  mit  ihrem  Vatersbruder 
Johann  Wilhelm  im  J.  1572.  theilten,  wurden  zwei  Theile  gemacht, 
der  Weimarisclie  und  Coburgische.  Der  letztere  befafste  auch  Ten- 
neberg, Gotha,  samrat  dem  Stifte  und  Reinhardsbrunncr  Hof  daselbst. 


— 222  — 


die  auf  dem  Schlosse  Tenneberg  noch  vorhandene  Gallerie 
(aus  den  Jahren  1630  — 1633.),  ferner  die  Gemälde  der  beim 
Jahre  1639.  beschriebenen  Handschrift  und  des  Herzogs 
eigene  Geständnisse  beweisen  I5),  ein  grofser  Freund  der 
Jagd.  Es  darf  also  nicht  befremden,  wenn  das  eine  der  Rein- 
hardsbrunner  Gemälde  ein  1594.  erlegtes  wildes  Schwein, 
das  andere  eine  1604.  geschossene  wilde  Katze  darstellt. 
Diese  Thierportraite  sind  durch  Alter  entstellt. 

In  der  Sammlung  der  Miniaturgemälde  findet  man  ein 
im  J.  1594.  angefertigtes  Bildnifs  Johann  Ernst  des  Jünge- 
ren. Er  war  unter  den  eilf  Söhnen  Herzogs  Johann  und  der 
Dorothea  Maria  der  älteste.  Er  war  geb.  zu  Altenburg  den 
21.  Febr.  1594.  und  starb  in  Ungarn  am  4.  Dec.  1626.  Das 
Miniaturgemälde  stellt  ihn  13  Wochen  alt  dar. 

Herzog  Johann  Friedrich  II.  starb  nach  achtundzwan- 
zigjähriger  I6)  Gefangenschaft  den  9.  Mai  1595.  Diese  Jahr- 

Gleichwohl  scheint  das  Amt  Reinhardsbrunn  bis  1641. , da  die  neue 
Ernestinische  oder  Gothaisclie  Linie  ihren  Anfang  nahm  , beständig 
unter  Weimarischer  Regierung  gehliehen  zu  seyn.  (Rud.  G.  d.  2.  Th. 
S.  237.  §.  10.).  Nach  dem  Anfänge  des  Jahres  1602.,  in  welchem 
Friedrich  Wilhelm  und  viele  seiner  Unterthanen  von  der  Pest  ergrif- 
fen waren,  hielt  dieser  Herzog,  umseine  zerrüttete  Gesundheit  wie- 
der herzustellen , sich  oft  auf  dem  Lande  und  besonders  zu  Ichters- 
hausen und  Reinhardsbrunn  auf  (Gottschalg,  Gesch.  d.  H.  F.  Sachsen- 
Weimar  u.  Eisenach.  Weifsenf.  u.  Leipz.  1797.  S.  51.) 

15)  Dem  Bischoff  Philipp  von  Wiirzburg  sagte  Johann  Casimir: 

„Ich  bin  ein  Liebhaber  der  Jägerei,  so  will  ich  auch  ganz  jägerisch 
von  dieser  Sache  reden.  Die  Jesuiten  kommen  mir  vor  wie  die 
Füchse“  u.  s.  f.  (Pfefferkorns  Gesch.  v.  d.  Landgrafsch.  Thüringen. 
S.  186.).  D.  I.  Gerhard  sagte  in  seinem  Elirengedäclitnifs  Johann 
Casimirs:  „Lafs  cs  seyn,  dafs  Ihro  fürstliche  Gnaden  je  zuweilen 

den  Jagden  zu  viel  nachgehängt.  Es  haben  solches  andere  Fürsten 
auch  gcthan.“  — Trinck  is  unt  Got  nit  vergis.  1594.  und  Anderes 
liest  man  auf  einem  mit  vergoldetem  Silber  beschlagenen  Trink- 
geschirr aus  gefärbtem  Horn.  Die  Reliefs,  mit  denen  es  verziert  ist, 
stellen  Jagdscenen  dar.  — Justus  Byrgi  fecit  Casselis  1594.  ist  die 
Inschr.  einer  messingenen  und  vergoldeten  Tischuhr  in  Gestalt  einer 
Himmelskugel.  Letztere  zwei  Stücke  sind  im  Vorzimmer  des  Natu- 
raliencabinets. 

16)  Während  dieser  Gefangenschaft,  besonders  in  den  Jahren 


— 223  — 


zahl  liest  man  auf  der  ihm  zu  Ehren  geprägten  goldenen 
Medaille  I7).  Auf  dem  Grunde,  von  welchem  das  Bilduifs 
des  Herzogs  sich  erhebt,  sind  Arabesken  eingegraben. 

Nach  dem  Jahre  1595.,  in  welchem  Johann  Georg  I. 
von  Anhalt  Dessau  in  zweiter  Ehe  mit  Dorothea,  Tochter 
Johann  Casimirs,  Pfalzgrafen  zu  Simmern,  sich  vermählte, 
wurde  die  achteckige  silberne  Medaille  1 7 b)  gegossen , auf 
welcher  die  Brustbilder  jener  fürstlichen  Personen  zu  sehen 
sind. 

Ein  auf  Glas  gemaltes  Bilduifs  hat  die  Jahrzahl  1596. 

Im  J.  1597.  ist  das  Bilduifs  Friedrich  Wilhelms,  Her- 
zogs zu  Sachsen,  Landgrafen  zu  Meifsen,  gemalt  worden  (nr. 
48.).  Friedrich  Wilhelm  I.,  H.  v.  S.  Weimar,  starb  am  7. 
Jul.  1602.  I8). 


1567.,  69,  70,  71,  74,  75,  76,  77,  78,  81,  1582.  schrieb  Johann  Fried- 
rich sehr  viele  religiöse  Betrachtungen  nieder,  nicht  wenige  in  ge- 
bundener Sprache.  Diese  Schriften  bilden  einen  ziemlich  starken 
Folioband  des  Handschriftenzimmers  der  Bibliothek  (Cyprian.  Catal. 
p.  58.  n.  77.  cf.  Supplera.  hist.  Gotli.  tertium.  Jenae.  1716.  4.  p.  68 — 
70.  — Jetzt  A.  Chartac.  77.).  Der  von  Matth.  Alhinus  abgefafste 
Titel  lautet:  Piae  et  illustres  aliquot  — Johannis  Friderici  secundi 
captivi  — sub  octovicennali  Celsitudinis  suae  Custodia,  animo  et  manu 
elaboratac  Meditationes  et  Soliloquia. 

17)  13f  Duc.  schwer.  Tentz.  L.  E.  tab.  17.  n.  5.  p.  256.  Dieselbe 
Med.  in  Silber  1^  Lotli  schwer,  vergl.  Juncker  Ehren -Ged.  S.  319. 
n.  2.  Endlich  eine  kleine  silb.  u.  vergold.  Sterbemed.  ff  Loth  schwer, 
ib.  tab.  17.  n.  8.  p.  260.).  Grabmal  des  Herzogs  u.  seiner  Gemahlin 
in  der  St.  Moritzkirche  zu  Coburg:  Monum.  Landgrav.  Thur.  ill.  a S. 
Reyhero.  Gothae.  1692.  fol.  am  Ende  des  Bandes.  Grüner  Hist.  Statist. 
Beschreib,  des  Fürstenth.  Coburg.  Th.  1.  S.  133.  Th.  2.  S.  65.  Erst 
bei  der  Renovation  der  Kirche  wurde  das  Denkmal  mit  bunten  Farben 
ausgemalt. 

17  b)  I.  Clir.  Beckmann  Hist.  d.  Fürst.  Anhalt.  Zerbst  1710.  fol. 
tab.  I.  n.  9.  S.  566.  Heraeus  tab.  37.  n.  10.  S.  46. 

18)  Im  Supplementum  historiae  Gotlianae  tertium  Jo.  Dinckelii 
orationem  etc.  compiectens.  Jenae.  1716.  4.  wird  folgendes  Werk  aus 
dieser  Zeit  erwähnt:  In  templo  Sundhusano  exstat  Monumentum  li- 
gneum  cum  pictura,  in  qua  conspicitur  Wipertus  ille  cum  Conjuge  et 
septem  liberis,  qui  omnes  miserrima  peste  simul  sublati  sunt,  unica 
euperstite  pupilla,  in  ordine  tertia.  Monumento  subjcctum  est  Car- 


„Sthall  oder  Armbrolt  Schieflen  des  Fürften  Johann  Ca- 
simirs H.  zu  Sachlfen.  Wurde  gehalten  zu  Coburg  d.  2.  Octob. 

1597. u  Die  Gemälde  dieser  Handschrift  I9)  zeigen  das  sau- 
ber gemalte  Herzogi.  Wappen,  den  Hauptgewinnst , der  in 
einer  silbernen  Kanne  bestand,  ferner  die  Haupt-  oder  Ge- 
winnfahne, die  Zweckfahne,  die  seltsame  Herings-  oder 
Brillenfahne  und  die  Wappen  der  Schiefsenden.  Auf  einem 
sehr  breiten  Gemälde  ist  der  Procefs  und  Abzug  des  Stahl- 
schiefsens  dargestellt.  Es  werden  die  Gewinne  und  unter 
vielen  andern  Fahnen  auch  Brillenfahnen  und  ein  in  einem 
Käfich  eingesperrtes  Schwein  getragen.  Die  übrigen  Gemälde 
betreffen  das  am  9.  Octob.  1597.  zu  Coburg  gehaltene  Ham- 
mel- oder  Herbst  - Schiefsen.  Da  der  Hofmaler  Fetter  Sen- 
gellaub  sowohl  im  Stahl-  oder  Armbrust-  als  im  Hammel- 
oder Herbstschiefsen  unter  den  Mitschiefsenden  aufgeführt 
wird,  ist  es  möglich,  dafs  er  die  Gemälde  verfertigt  habe. 

Alle  diese  Gemälde  und  Schriften  sind  in  einer  andern 
Handschrift  20)  wiederholt,  wo  aber  noch  das  am  15.  Octob. 

1598.  zu  Coburg  gehaltene  Stahlschiefsen,  das  von  Johann 
Casimir  am  10.  und  11.  Jun.  1617.  zu  Coburg  und  das  am 
20.  August  1615.  zur  Neustadt  an  der  Heyden  gehaltene 
Crantz-  und  Gesellenschiefsen  mit  dem  halben  Stahl  hinzuge- 
kommen sind.  Die  beigefügten  Gemälde  führen  zum  Theil 
höchst  seltsame  und  lächerliche  Geräthschaften  vor,  die  den 
Schiefsenden  „zugestellt  und  überantwortet  worden.41. 

Die  Jahrz.  1598.  steht  auf  dem  silbernen  Gewichte  ei- 
ner silbernen  Wage  im  Vorzimmer  des  Naturaliencabinets. 
Ich  erwähne  dasselbe  lediglich  wegen  der  an  ihm  befindlichen 
Hohenlohischen,  Reufsischen  und  Montfortis chen  Wappen. 

Den  13.  Sept.  1598.  starb  Philipp  II.  König  von  Spanien. 

men  etc.  Vergl.  Saminl.  v.  N.  z.  c.  B.  d.  Kirchen-  u.  Schulenst.  2. 
Th.  3.  St.  S.  84.  f.  Die  an  den  Seiten  von  Schnörkeln  umgebene 
Grabschrift  aus  dem  J.  1597.,  welche  im  kurz  vorher  angef.  Suppl. 
tertium  p.  73.  sq.  mitgetheilt  ist,  bemerkt  man  im  Kirchhofe  zu 
Sundhausen,  wo  sie  neben  einer  Thüre,  dem  Eingehenden  zur  Rech- 
ten, eingesetzt  ist.  Die  vier  letzten  Distichen  sind  aber  jetzt  durch 
Alter  zerstört. 

19)  A.  Chartac.  578.  — 20)  A.  Chartac.  579. 


— 225  — 


In  früherer  Zeit  wurde  sein  Bildnifs  (nr.  72.)  gemalt  2I). 
Der  König  trägt  sehr  einfache  schwarze  Kleidung.  Doch  ist 
er  mit  dem  goldenen  Yliefse  geziert. 

Hans  Hofmaim  von  Nürnberg,  der  aufserdem  Thiere, 
Blumen,  Pflanzen  u.  s.  f.  mit  Gummifarben  und  in  Miniatur 
malte,  am  Kaiserlichen  Hofe  arbeitete  und  zu  Prag  um  1600 
starb,  hat  Albr.  Dürers  22)  berühmtes  Bildnifs  des  im  57. 
Jahre  gemalten  Hieronymus  Holzschuher  copirt. 

Seit  vielen  Jahren  besitzt  die  Herzogliche  Sammlung 
ein  in  seiner  ursprünglichen  Frische  wo!  ausgezeichnetes, 
jetzt  leider  durch  Beschädigung  entstelltes  Bild:  , .»Gürtel- 
stück eines  in  einem  Stuhle  sitzenden,  schwarz  gekleideten 
Mannes  mit  sieben  auf  einer  Bolle  gesteckten  Ringen  in  der 
linken  Hand.  In  dem  alten  Kunstkammer- Catalog  als  Ju- 
welier bezeichnet.“  Da  über  dieses  Gemälde  sonst  keine 
Notizen  vorliegen  23),  sind  wol  Vermuthungen  gestattet, 
dir.  von  Mechel  las  „Eine  Supplication  von  1611.  Philipp 
Holbeins,  Kaiserlichen  II  o f j u w e li  e r s und  Bürgers  in  Augs- 
burg, bei  dem  Kaiser  Matthias  um  Confirmirung  und  Besse- 
rung seines  uralten  adeligen  Wappens,  worin  ihm  auch  gnä- 
diglich willfahret  wurde  durch  einen  den  1.  October  1612. 
verliehenen  Adel  - und  Wappenbrief.“  Die  Supplication  hat 
Ulr.  Hegner  S.  31.  abdrucken  lassen,  und  die  Bemerkung 

21)  Den  König  malten  Tizian  (Real  Museo  Borbonico  Vol.  IV. 
Napoli  182T.  tav.  XVI.)  und  andere  berühmte  Künstler. 

22)  In  G.  A.  Will’s  Nürnberg.  Münzbelust.  1.  Tli.  Altd.  1764.  4. 
S.  390.  wird  unter  den  Dürerischen  Gemälden  aufgeführt:  „Ein  aut 
Holz  gemalter  Hieronymus  Holzschuher,  von  1526.;  bei  der  Familie 
in  Nürnberg.“  Das  in  von  Murr  Journ.  z.  Kunstgescli.  7.  Th.  S.  41. 
erwähnte  Stück  könnte  als  vorläufige  Skitze  mit  Hofmanns  Copie  in 
Verbindung  stehen. 

23)  Es  ist  nicht  gestattet,  das  Gemälde  mit  einem  Ereiguifs  in 
Heinrich  Julius,  Herzogs  von  Braunschweig,  Leben  in  Verbindung 
zu  bringen.  Als  dieser  seine  Braut,  die  Königlich  Dänische  Princessin 
Elisabeth,  abholen  wollte,  begab  er  sich,  als  Juwelier  verkleidet,  in 
ihren  Aufenthaltsort  Kronenburg.  Den  weiteren  Verlauf  der  Geschichte 
möge  man  bei  Lochner  1742.  S.  320.  nachlesen.  Heinrich  Julius  war 
im  J.  1590.,  in  welchem  er  sich  zum  zweitenmale  vermählte,  erst  26 
Jahre  alt.  Der  auf  dem  Gemälde  dargestellte  Mann  ist  weit  älter. 

15 


— 226 


beigefügt,  der  Umstand,  dafs  der  Mann  nach  allem,  was  er 
von  seinen  Vorfahren  erzählt,  und  da  er  schon  seit  1600  in 
Wien  sefshaftwar,  sich  noch  1611  Bürger  in  Augsburg  schrei- 
be, deute  wieder  auf  den  alten  dort  eingeborenen  Geschlechts- 
stamm. Gegen  Ende  des  16.  Jahrhunderts  — schreibt  Paul 
von  Stetten  24)  — waren  schon  mehrere  vom  Wasser  ge- 
triebene Werke  zum  Steinschneiden  angelegt,  davon  eines 
einem  Dia  mantschneid  er,  Philipp  Holbein,  gehörte. 
Dieser  — fügt  Hegner  bei  — wird  wohl  mit  dem  künstli- 
chen Hofjuwelier  dieselbe  Person  seyn.  So  unsicher  übri- 
gens die  in  der  Adelspetition  gegebenen  altern  Nachrichten 
von  diesem  Stamme  seyn  mögen , so  ist  doch  gewifs  , dafs 
gegenwärtig  noch  in  Wien  adelige  Nachkommen  des  K,  K, 
Hofjuweliers  leben.  Derselbe  hinterliefs  zwei  Söhne, 
von  denen  einer  wieder  Hofjuwelier  wurde,  von  welchem 
der  durch  mannichfache  Verdienste  ums  Theater  bekannte 
Schauspieldichter  Franz  von  Holbein  abstammte.  Ich  nehme 
nun  an,  dafs  der  Kunstsinn  nie  ganz  aus  dem  Geschlechte 
gewichen,  und  irgend  ein  Mitglied  der  Familie  Holbein,  in 
welcher  es  von  jeher  Sitte  war,  die  Kinder  zur  Kunst  zu 
erziehen  25),  nach  den  Werken  des  berühmten  längst  ver- 
storbenen Hans  Holbein  des  Jüngeren,  ferner  nach  anderen 
Gemälden  der  im  Bildnifsmalen  so  bewanderten  Malerfamilie 
Holbein  sich  gebildet  und  so  das  Bildnifs  des  Juweliers  an- 
gefertigt habe. 


Beschreibung  des  Schirmes. 

Gegen  den  Sclilufs  des  sechszehnten  Jahrhunderts  wurde 
das  unschätzbarste  Stück  der  H.  Gemälde -Gallerie  verfer- 
tigt, welches  für  sich  allein  eine  kleine  Gallerie  bildet.  Es 
ist  diefs  eine  spanische  Wand  mit  74  in  den  Rahmen  der- 
selben eingesetzten  hölzernen  Tafeln,  welche  auf  beiden  Sei- 
ten bemalt  sind  und  also  148  Gemälde  enthalten.  Die  Dar 
Stellungen  sind  alle  aus  den  vier  Evangelien  entnommen.  Ich 
habe  dieses  grofse  Kunstwerk  in  den  Schriften  der  deut- 


24)  Kunst  u.  Gesch.  v.  Augsburg  I.  144.  — 25)  Hegner  S.  44. 


— 227  ~~ 


scheu  Gesellschaft  zu  Leipzig  zu  beschreiben  den  Anfang 
gemacht  26)  und  dort  bemerkt,  dafs  die  landschaftlichen 
Parthieen  an  Gegenden  der  Schweitz  oder  auch  des  Ober- 
rheinthales  erinnern  und  diejenige  Ansicht,  dafs  Christoph 
Maurer,  geh.  1558.,  gest.  1614.,  Verfertiger  der  „Histori- 
schen Vorstellungen  über  die  ganze  Bibel“  27 ) und  biblischer 
Glasgemälde,  den  Schirm  gemalt  habe,  die  wahrscheinlichste 
bleibe.  Christoph  Maurer  hatte  einen  Bruder  Josias.  Auch 
die  Werke  der  Strafsburger  Stimmer  28)  dürften  bei  fortge- 


26)  Bericht  vom  J.  1833.  an  die  Mitgl.  d.  D.  G.  z.  Erf.  v.  Spr. 
u.  A.  in  L.  Leipz.  1833.  S.  38 — 46. 

27)  Huber  u.  Rost  Handb.  1.  B.  S.  220.  vergl.  (I.  Casp.  Fües- 
li’s)  Geschichte  u.  Abbildung  der  besten  Mahler  in  der  Schweitz. 
Zürich  1755. , worin  auch  über  Josias  Maurer  und  Tobias  Stimmer 
gehandelt  wird.  Ueber  seine  Landcliarte  der  Schweitz  s.  von  Haller, 
in  Büsching  Magaz.  f.  d.  neue  Hist.  u.  Gcogr.  Th.  5.  Hamb.  1771. 
4.  S.  251. 

28)  Künftliche  wolgerissene  wolproportionirte  Figuren  vnd  Ab- 
bildungen. Deren  etliche  Tobias  Stimmer,  vnd  die  andere  Chriltoff 
Maurer  gerissen.  Strasburg,  Bernli.  Jobin.  1590.  4.  Novae  Tobiae 
Stimmeri  Sacrorum  Bibliorum  figurae,  versibus  latinis  et  germanicis 
expositae.  Argentorati , Bernli.  Jobinus.  1590.  (in  fine  1589.)  4. 
[Vergl.  Brunet,  Nouvelles  recherches  bibliogr.  T.  III.  Paris.  1834. 
p.  289.].  Bei  Thomas  Guarin,  zu  Basel.  Nach  dieser  Bibel  haben 
viele  grofse  Maler  studirt.  Rubens  selbst  hatte  sie  im  Anfänge  sei- 
ner Kunst  benutzt  und  sagte,  dafs  sie  eine  vortreffliche  Schule  für 
die  Jugend  und  eine  wahre  Schatzkammer  der  Kunst  sey.  — Das 
neue  Testament,  mit  der  Offenbarung;  1588.  zu  Strafsburg  gedruckt, 
in  4.  — ■ Die  Kupferstichs,  hat  von  Tob.  Stimmer  aus  Hubers  Samml. 
(nr.  587.)  eine  Landschaft  mit  Gebäuden  u.  Figuren  zu  Pferde,  qu. 
Fol.  — Auf  der  Bibliothek  ist:  „Titus  Livius,  vnd:  Lucius  Florus. 
Durch  Zachariam  Müntzer.  Mit  fchönen  Figuren  geziert,  derglei- 
chen vorhin  im  Druck  nie  aufsgangen.  1568.  Zu  Franckfurt  am  Mayn.“ 
fol.  Die  Holzschnitte  sind  nach  Zeichnungen  des  Tobias  Stimmer 
gemacht.  Von  Andern  werden  erwähnt  Ausgaben  sine  loco  et  anno 
(B.  P.  gr.  IX.  348.  n.  64.),  ferner  v.  J.  1571.  (Fr.  a.  M.  — Ueber- 
diefs  1575.  gedr.  zu  Strafsburg  durch  Theodos.  Rihel.  Sonst  in  Bi- 
blioth.  Duc.  Bip.).  Die  Bibliothek  zu  Gotha  besitzt  auch:  Opera 
Josephi  de  Antiquitatib.  Judaicis.  Francoforti.  1580.  fol.  Darin  sind 

15  * 


— 228  — 


setzten  Untersuchungen  über  den  Schirm  noch  mehr  zu  be- 
achten seyn.  So  viel  aber  stellt  fest,  dafs  in  ihm  die  Deut- 
sche Kunst  noch  in  ihrer  herrlichsten  Eigenthümlichkeit  und 
Selbständigkeit  sich  zeigt  und  von  irgend  einem  Haschen 
nach  Fremdem  keine  Spur  aufzufinden  ist.  29). 


64  Hol/schnitte  nach  Zeichnungen  des  Tobias  Stimmer , andere  da- 
gegen nach  Zeichnungen  des  Jost  Amman  gemacht  (B.  P.  gr.  IX. 
347.  n.  63). 

29)  In  dem  Zimmer,  worin  der  Schirm  und  die  altdeutschen 
Gemälde  aufbewahrt  werden,  wird  man  zwei  Gemälde  (nr.  71.  u.  nr. 
73.)  antreffen,  die  gleichfalls  neutestaraentliche  Geschichten  vorfüh- 
ren , jedoch  nach  der  Angabe  des  handschriftlichen  Cataloges  eben 
so  wie  das  Gemälde  nr.  98.  [„Charitas  und  Pax“]  von  dem  aus  Ant- 
werpen gebürtigen  Franz  Floris  (geh.  1520.  gest.  1570.)  verfertigt 
seyn  sollen.  Beide  sind  auf  Kupfer  gemalt.  Auf  dem  einen  (nr.71.) 
sitzt  der  gebundene  Christus  auf  einer  Erhöhung,  so  dafs  die  viel 
niedriger  stehenden  und  ihn  verspottenden  Juden  nur  mit  den  Köpfen 
hervorragen.  Bei  der  Darstellung  der  Physiognomien  und  Trachten 
der  Juden  hat  der  Künstler  nach  ähnlichen  Grundsätzen  verfahren, 
als  der  Verfertiger  des  Schirmes.  Rings  um  das  Ganze  ist  eine 
Randeinfassung.  Darin  zeigen  sich  oben  Gott  Vater  mit  der  drei- 
theiligen  oder  päbstlichen  Krone,  in  den  Ecken  die  vier  Evangelisten, 
rechts  der  gekreuzigte  Heiland  und  am  Fufse  des  Kreuzes  die  hei- 
ligen Frauen,  links  die  Auferstehung  Christi.  Unten  wird  ein  Todten- 
gerippe von  zwei  Teufeln  geplagt.  — Das  andere  Gemälde  (nr.  73. 
gleichfalls  auf  Kupfer)  zeigt  die  sitzende  Maria , welche  mit  Nähen 
beschäftigt  ist,  während  das  Christkind  in  einer  Wiege  schläft,  die 
in  altdeutschem  Style  verzieret  ist.  Rings  um  die  Wiege  knieen 
vier  betende  Engel.  Diese  haben  bunte  Flügel  und  sind  mit  präch- 
tigen Gewändern,  wie  sie  im  katholischen  Gottesdienste  üblich  sind, 
bekleidet.  Die  gelungene  Darstellung  des  Unschuldigen  und  Fried- 
lichen, welches  in  der  eben  beschriebenen  Scene  herrscht,  läfst  ei- 
nen wohlthuenden  Eindruck  zurück.  In  der  Höhe  zeigt  sich  Gott 
Vater,  der,  wie  in  dem  vorigen  Gemälde,  die  dreitheilige  oder  päbst- 
liche  Krone  auf  dem  Haupte  hat.  An  manchen  Stellen  dieses  Ge- 
mäldes ist  Vergoldung  angewendet,  wie  auf  einem  andern  Gemälde 
der  Gallerie  (nr.  141.) , welches  den  im  Oelgarten  betenden  Christus 
vorführt.  Wer  die  Gemälde  nr.  71.  und  73.  betrachtet,  wird  bemer- 
ken, dafs  sie  nicht  von  einem  Meister  verfertigt  sind  und  also  die 
Angabe  des  Cataloges , Franz  Floris  habe  beide  gemalt , ungegründet 


— 229  — 


So  wünschcnswerth  es  wäre,  alle  148  Gemälde  des  Schir- 
mes durcli  Kupferstiche  oder  Lithographieen  allgemein  be- 
kannt zu  machen , würde  doch  ein  solches  Unternehmen  ei- 
nen grofsen  Aufwand  von  Zeit  und  Kosten  erheischen.  Diefs 
in  Erwägung  ziehend , werde  ich  die  im  Jahresbericht  der 
Deutschen  Gesellschaft  mit  dem  36.  Gemälde  abgebrochene 
Beschreibung  an  diesem  Orte  bis  zum  118.  fortführen. 


ist.  Vermuthlich  ist  das  eine  Gemälde  um  Jahrzehnte  früher  als  das 
andere  verfertigt.  Der  Besitzer  des  einen  Gemäldes  wünschte  ein  Ge- 
genstück zu  demselben  zu  haben,  und  liefs  darum  das  andere  dazu 
malen,  wie  denn  auch  beide  gleiche  Rahmen  erhalten  haben.  Auch 
ist  cs  möglich,  dafs  eines  dieser  Gemälde  nur  Copie  eines  in  früherer 
Zeit  angefertigten  Kunstwerkes  sey.  Jedenfalls  aber  wird  man  mit 
Nutzen  Vergleichungen  anstellen  zwischen  diesen  neutestamentlichen 
Gemälden  und  denen  des  Schirmes.  Es  sind  die  hier  besprochenen 
angeblich  von  Franz  Floris  verfertigten  Gemälde  dieselben,  auf  die 
ich  schon  oben  S.  200.  hingewiesen  habe. 


— 230  — 


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— 231 


Vorderseite. 

Untere  Gemälde.  31.  Links  in  einiger  Ferne  unter- 
redet sielt  Jesus  mit  dem  am  Zoll  sitzenden  Matthäus  (Matth. 
9,  9.  Luc.  5,  2T.).  Von  ihm  eingeladen,  sitzt  er  im  inneren 
Hause,  dessen  Pfeiler  die  Einsicht  gestatten,  mit  Zöllnern 
zu  Tische  (L.  5,  29.).  Vor  dein  Gebäude  stehen  die  Schrift- 
gelehrten und  Pharisäer  (L.  5,  30.).  Sowohl  die  Bauart  des 
Hauses  als  der  manchfache  Ausdruck  der  Köpfe  ist  gut. 

38.  Christus,  unter  einem  Baume  stehend,  heilt  den 
von  zwei  Männern  geführten  Besessenen,  der  obendrein  blind 
und  taub  war  (M.  12,  22.).  Ein  Skorpion  fliegt  aus  dem 
Munde  desselben.  Die  Figur  des  Leidenden  verdient  Lob. 

39.  In  einer  Landschaft  redet  Christus,  hinter  dem  seine 
Jünger  stehen,  zur  Versammlung  der  Schriftgelehrten  und 
Pharisäer  (M.  12,  31  — 3T.). 

40.  Am  Ufer  des  Meeres,  worauf  ein  Schiff  ist,  steht 
Christus  und  richtet  die  zum  Gebet  an  einander  gelegten 
Hände  zum  Himmel  empor.  Die  beigeschriebene  Stelle  (M. 
11,  20.  ff.  11,  25.  ff.)  pafst  nicht  zum  Gemälde. 

41.  Christus,  aus  dem  Schiffe  ans  Land  gestiegen  und 
von  Petrus  und  einem  andern  Jünger  begleitet,  spricht  vor 
den  hier  ihn  erwartenden  Pharisäern  (Marc.  8,  10 — 12.), 
unter  denen  man  auch  eine  Frau  bemerkt  (L.  11,  21.). 

42.  Christus  ist  von  einer  Versammlung  von  Männern 
umgeben,  unter  denen  auch  seine  Mutter  sich  befindet  (Mr. 
3,  31.  f.).  In  der  Ferne  zieht  Christus  eine  Anhöhe  hinauf. 
Ihm  folgen  Jünger  und  mehrere  Weiber,  deren  eine  das  Ge- 
päck trägt  (L.  8,  1 — 3.). 

43.  Das  Schiff  im  Sturm.  Petrus,  sinkend,  wird  von 
dem  auf  dem  Meere  stehenden  Christus  gehalten  (M.  14,31.). 

44.  Jesus  auf  dem  Lehrstuhle.  Vor  ihm  sehr  viele  Män- 
ner mit  sehr  unterschiedenen  Charakteren.  (Die  Stelle  Joh. 
6,  21 — 44.  pafst  nicht.) 

45.  Zu  Christus,  der  auf  dem  freien  Platze  einer  Stadt 
von  vielem  Volke  umgeben  ist,  werden  Kranke  gebracht,  ei- 
ner auf  den  Armen,  ein  anderer  auf  dem  Rücken,  ein  drit- 
ter auf  einer  Tragbahre.  Christus  selbst  legt  die  Hände  auf 
zwei  Kranke,  die  vor  ihm  knieen  (Mr.  0,  56.). 


232  — 


46.  Auf  einem  Ufer  sprechen  mit  Petrus  die  Einneh- 
mer des  Zinsgroschen  (M.  11,  24.).  Zum  zweiten  Male  sieht 
man  ihn,  eine  Angel  tragend,  vor  einem  Hause,  dessen  in- 
nere Treppe  sichtbar  ist  (M.  11,  21.).  Endlich  ist  er  in 
der  Ferne  angelnd  dargestellt. 

41.  In  einem  Zimmer,  welches  runde  Fensterscheiben 
hat,  stellt  Christus  den  zwölf  Jüngern  ein  Kind  vor  (L.  9, 
41.  M.  18,  2.). 

48.  Christus  spricht  über  ein  Kind  (M.  18,  10.).  Johan- 
nes und  ein  anderer  Jünger  verbieten  die  Austreibung  der 
Teufel  (Mr.  9,  38.). 

49.  Die  Jünger  nähern  sich  einem  Schilfe.  Jesus  spricht 
zu  einigen  Männern  (M.  8,  18.  19.).  In  Bezug  auf  seine 
Gleichnisse  sieht  man  im  Vordergründe  einen  pflügenden 
Mann,  in  der  Ferne  ein  Grabscheid  (M.  8,  21.  22.). 

50.  Christus  schläft  auf  dem  Hintertheile  des  vom  hef- 
tigsten Sturme  bewegten  Schiffes.  Petrus  ist  in  Verzweif- 
lung. Ein  anderer  Jünger  will  eben  den  Heiland  wecken 
(Mr.  4,  38.  L.  8,  23.  24.  M.  8,  25.). 

51.  Christus,  Petrus  und  noch  ein  Jünger  verweilen  am 
Ufer.  Ein  nackter  Wahnsinniger,  der  seine  Bande  zerrissen 
hat,  läuft  den  steilen  Felsen  hinab  ihnen  entgegen  (Mr.  5, 
2.  L.  8,  21.  Nebendarst.  Mr.  5,  13.  14.  L.  8,  33.  31.). 

52.  In  sinnreicher  Zusammenstellung  sind  mehrere  Gleich- 
nisse veranschaulicht.  Ein  mit  Getreide  beladener  Wagen 
steht  in  der  Scheuer  eines  Hauses.  Oben  sägt  ein  Dieb  (M. 
6,  19.).  Christus  wird  im  Vordergründe  in  Betreff  einer 
Erbschaftsangelegeuheit  von  einem  der  Brüder  angesprochen. 
In  der  Nähe  steht  der  mit  der  Erbschaft  gefüllte  Kasten  (L. 
12,  13.  14.).  Dahinter  liegt  das  Feld  des  Reichen  (L.  12, 
16.).  Durch  das  Fenster  des  schon  erwähnten  Hauses,  in 
dessen  Scheuer  die  Frucht  des  Reichen  niedergelegt  ist  (L. 
12,  11.),  sieht  man  den  sterbenden  Reichen  und  seine  Seele, 
von  einem  seltsamen  und  herausfliegenden  Vogel  getragen 
(L.  12,  20.). 

53.  Das  Zimmer,  worin  die  Haupthandlung  vor  sich  ge- 
het, wird  durch  runde  Fensterscheiben  erleuchtet  und  ent- 
hält einen  Schrank  mit  vielen  Kasten.  Hinter  dem  Tische 


— 233  — 


sitzt  der  Reiche,  welchem  sein  Ilaushalter,  den  abgenom- 
menen  Hut  haltend,  Rede  steht  (L.  16,  2.).  Die  Köpfe  der 
zwei  Männer  sind  gut  gezeichnet.  Vor  dem  Tische  liegt 
ein  Hund.  Durch  einen  Bogen  sieht  man  in  ein  entfernteres 
Gewölbe,  wo  drei  Oeltonnen  liegen.  Ein  sitzender  Mann 
schreibt,  zwei  andere  stehen  dabei  (L.  16,  6.). 

51.  In  einer  Landschaft,  die  ein  Flufs  durchziehet, 
weist  Jesus  den  hinter  ihm  stehenden  Jüngern  die  fliegen- 
den Vögel  (M.  6,  26.  L.  12,  21.).  Am  Ufer  des  Flusses 
blühen  Lilien  (M.  6,  28.).  In  der  Ferne  ist  ein  pflügender 
Landmann. 

55.  Jesus  unterredet  sich  mit  einigen  Männern  über  die 
Galiläer  (L.  13,  1.  2.).  In  einiger  Entfernung  vor  einem 
Weinberge  spricht  der  Besitzer  desselben  zu  seinem  Gärtner 
(L.  13,  7.).  Man  sieht  auch  die  durch  den  Einsturz  des 
Thurmes  von  Siloah  erschlagenen  Männer  (L.  13,  1.). 

56.  Christus  lehrt  am  Sabbath  vor  vielen  Männern  in 
der  Schule.  Ein  contractes  Weib  nähert  sich  ihm  (L.  13, 
10.  11.). 

57.  Clffistus  hat  auf  Befehl  der  Pharisäer  die  Schule 
verlassen  und  spricht  zu  drei  Männern.  In  der  Thüre  sieht 
man  noch  zwei  herauskommende  Jünger.  Ein  Thor  gestattet 
die  Aussicht  in  die  Ferne,  wo  Herodes  und  viele  Bewaffnete 
reiten  (X-  13,  31.  f.). 

58.  Die  fünf  Hallen  des  Teiches  Bethesda.  Ein  Engel 
bewegt  das  Wasser.  Unter  den  Hallen  liegen  zwei  Kranke, 
mit  denen  Jesus  spricht.  Einen  von  diesen  beiden  sieht  man 
weiter  mit  seinem  Bette  Weggehen.  Drei  Männer  begegnen 
ihm.  Im  Hintergründe  erscheint  Jesus  noch  zweimal,  jedes- 
mal mit  Männern  sprechend  (Job.  5,  3 — 17  ).  Die  Archi- 
tectur  und  der  Ausdruck  der  Köpfe  in  diesem  gut  erhalte- 
nen Gemälde  verdienen  Lob. 

59.  Christus  redet  vor  vielen  Juden  (J.  7,  37.  f.).  Mau 
sieht  den  Lelirstulil  und  einen  Tisch,  worauf  Brode  liegen 
(J.  7,  4L). 

60.  Christus  lehrt  im  Tempel  vor  dem  Volke  (J.  7, 14.). 
Ganz  im  Vordergründe  sind  einige  Soldaten,  die  auf  Ge- 


— 234 


Jieifs  der  Pharisäer  und  des  Hohenpriesters  ihn  gefangen 
nehmen  sollen  (J.  7,  32.). 

61.  Das  Innere  eines  Hauses.  Im  Eingänge  spricht  Chri- 
stus zu  vielen  Schriftgelehrten  und  Pharisäern  von  Jerusa- 
lem (M.  15,  1.  Mr.  7,  1.).  Ein  Mann  in  der  Kleidung  eines 
Schweitzerischen  Gelehrten  trocknet  die  Hände  am  Hand- 
tuch, ein  anderer  wäscht  den  Tisch  ab  (Mr.  7,  2 — 5.  M. 
15,  2.).  Dieses  Gemälde  ist  vortrefflich  erhalten. 

62.  Bei  Christus,  der  durch  das  Thor  in  die  Hausflur 
eines  Gebäudes  gehen  will,  liegt  ein  Cananäisches  Weib  auf 
den  Rnieen  (M.  15,  22.).  Näher  sieht  man  diese  Figuren 
und  zugleich  die  Jünger  Christi  in  der  Hausflur  selbst.  Ne- 
ben der  vor  Christus  knieenden  und  um  die  Gesundheit 
ihrer  Tochter  bittenden  Frau  sitzt  ihr  Hund  (M.  15,  23  — 
26.).  Zum  drittenmale  sieht  man  sie  durch  ein  Thor  hin- 
durch mit  ihrem  Hunde  sich  entfernen  (Mr.  7,  30.). 

63.  Landschaft  am  Meere.  Christus  heilet  den  Taub- 
stummen durch  Berührung  seiner  Zunge  und  Ohren.  Etwas 
entfernter  stehen  die  Jünger.  Ganz  entfernt  sitzt  Christus 
wiederum  auf  einem  Hügel,  um  den  seine  Jünger  stehen. 
Zwei  Kranke  sind  vor  seinen  Fiifsen  niedergelegt,  ein  drit- 
ter wird  auf  einem  Tuche  von  zwei  Männern  den  Hügel 
hinan  getragen  (M.  15,  30.). 

64.  Yor  den  Häusern  einer  Strafse  spricht  Jesus  zu  Pe- 
trus und  andern  Jüngern.  Die  vorderste  Darstellung  bezieht 
sich  auf  M.  18,  16 — -19.  Ganz  hinten  sieht  man  in  das  Ge- 
mach eines  Hauses,  zu  welchem  von  aufsen  eine  steinerne 
Treppe  mit  einem  Geländer  führet.  Daselbst  sitzt  der  Kö- 
nig an  einem  Tische.  Sein  Knecht  liegt  vor  ihm  auf  den 
Knieen  in  Gegenwart  mehrerer  dabei  stehenden  Männer  (M. 
18,  23—26.). 

65.  Yor  mehreren  Häusern  bemerkt  man  ein  Weib,  über 
die  Christus  in  Gegenwart  der  Jünger  zu  den  Pharisäern 
spricht  (M.  10,  2.  f.). 

66.  In  einem  Zimmer,  dessen  Fenster  runde  Scheiben 
haben,  sitzt  Christus  und  legt  die  Linke  auf  ein  Kind,  wäh- 
rend er  mit  der  Rechten  den  Jüngern,  die  mit  einer  ihr 
Kind  auf  den  Armen  tragenden  Frau  sprechen,  ein  Zeichen 


— 235  — 


giebt.  Ein  Kind  wird  von  seinem  Vater  auf  dem  Rücken 
herbei  getragen,  andere  laufen  herbei  (M.  19,  13.  11.  Mr. 
10,  13.  L.  18,  15.  16.). 

67.  Jesus,  in  einem  Hause  auf  einem  besondern  Stuhle 
zu  Tische  sitzend,  wendet  sich  zu  dem  Wassersüchtigen  um 
(L.  11,  1 — 4.).  Durch  Thüre  und  Fenster  sieht  man  ins 
Freie,  wo  ein  Mann  bei  einem  Ochs  und  Esel  verweilet 
(L.  14,  5 ). 

68.  Vor  dem  Ilause,  neben  welchem  man  eine  Land- 
schaft erblickt,  spricht  Christus  zu  Zöllnern  und  Sündern. 
Auch  eine  Frau  und  Petrus  sind  zugegen  (L.  15,  1 — 3.). 
In  der  Ferne  zeigen  sich  ein  Mann,  der  ein  Schaaf  zu  sei- 
ner Heerde  trägt,  näher  in  der  Hausflur  des  erwähnten  Hau- 
ses eine  auskehrende  Frau  (L.  15,  8.),  die  man  wiederum 
durch  ein  Fenster  im  oberen  Stockwerke  erblickt,  wie  sie, 
ein  Licht  tragend,  den  gefundenen  Pfennig  einem  Manne 
und  zweien  Weibern  zeigt  (L.  15,  9.). 

69.  In  einer  Landschaft  ist  bei  einem  Haus  in  Bezug 

auf  die  mifs verstandenen  Worte  avl  rcov  Ttohrav, 

„henket  sich  an  ein  Burger, u das  Rad  eines  Galgens  zu  se- 
hen (L.  15,  15.).  Der  Bürger  und  dessen  Frau  stehen  vor 
dem  Hause.  Der  ungerathene  Sohn  läfst  die  Schweine  fres- 
sen (L.  15,  16.).  Im  Vordergründe  ist  in  einer  Hausflur  ein 
Gastmahl  veranstaltet  (L.  15,  23.).  Der  Vater  steht  vor  dem 
Haus  und  nimmt  den  ankommenden  Sohn  auf  (L.  15,  20.). 
Seitwärts  sieht  man  die  zu  L.  15,  22.  f.  gehörende  Darstel- 
lung. 

70.  Jesus  schreibt  in  Gegenwart  der  Ehebrecherin  auf 
die  Erde  (Joh.  8,  8.).  Dahinter  im  Innern  eines  Gebäudes 
sieht  man  ihn,  auf  dem  Lehrstuhle  sitzend  (J.  8,  12.). 

71.  Eine  andere  Abtheilung  des  eben  erwähnten  Gebäu- 
des. Christus  geht  weg;  Juden,  deren  einige  völlig  die  Na- 
tionalphysiognomie haben , heben  Steine  auf  (J.  8,  59.). 

72.  Jesus  bestreicht  die  Augen  des  Blinden  (J.  9,  6.). 
Letzterer  steht,  nachdem  er  die  Schuhe  ausgezogen  hat,  im 
Wasser  und  wäscht  sich.  Dahinter  sieht  man  ihn  Weggehen 
(J.  9,  7.).  In  der  Hausflur  eines  Gebäudes  stehen  einige 
Männer,  andere  vor  dem  Hause  (J.  9,  18. — 9,  21.).  Ganz 


— 230  — 

in  der  Ferne  betet  der  geheilte  Blinde  Christum  an  (J.  9, 
38.). 

Hinterseite. 

Obere  Gemälde.  73.  Jesus  unterhält  sich  bei  Nacht  in 
einer  Landschaft  mit  Nicodemus  (J.  3,  2.).  Links  stehen 
Petrus  und  andere  Jünger.  Rechts  in  einiger  Entfernung  ist 
bei  Felsen  die  von  Moses  erhöhete  Schlange  (J.  3,  14.). 

74.  Christus  und  die  Samariterin  (J.  4,  6.  7.).  In  der 
Ferne  zeigen  sich  Petrus  und  noch  ein  Mann  (J.  4,  27.). 
Da  Jesus  jetzt  in  Samaria  verweilet,  hat  der  verständige 
Maler  eine  von  den  bisherigen  ganz  verschiedene  Landschaft 
gewählet.  Die  fernen  Berge  gleichen  Gletschern.  Links  auf 
einer  Anhöhe  sieht  man  das  Bild  eines  vierlufsigen  Thieres 
auf  einer  Säule. 

75.  Im  Hintergründe  die  Stadt  Kapernaum.  Christus, 
hinter  welchem  Petrus  und  andere  Jünger  sind,  spricht  mit 
dem  Hauptmann  von  Kapernaum  (M.  8,  5.  f.),  der,  so  wie 
auch  sein  Begleiter,  die  Mütze  abgenommen  hat.  Zwei  hin- 
ter diesen  stehende  Männer  haben  rotlie  Kopfbedeckung. 

76.  Zwei  an  einander  sich  anschliefsende  Ereignisse  sind 
passend  vereinigt.  Johannes  wird  von  zwei  Soldaten  in  das 
Thor  des  Gefängnisses  geführt.  Herodes,  Ilerodias  und  noch 
ein  Frauenzimmer  sehen  vom  Balkon  eines  Nebengebäudes 
herab  (M.  14,  3.).  Rechts  in  einiger  Entfernung  ziehet  Chri- 
stus mit  seinen  Jüngern  nach  Galiläa  (M.  4,  12.  J.  2,  12.). 
Eine  Versammlung  von  Männern  sieht  ihnen  nach. 

77.  Jesus,  von  den  Jüngern  umgeben,  lehrt  auf  einem 
Berge  sitzend  (M.  5,  1.  2.).  Am  Fufse  der  Anhöhe  sind 
eine  Frau  mit  ihrem  Kinde  und  viele  Männer,  deren  einer 
höhnisch  lachet  (L.  6,  25.). 

78.  In  der  Ferne  liegen  auf  einem  felsigen  Berg  eine 
Kirche  mit  spitzigem  Thurme  und  andere  Häuser.  Rechts 
sieht  man  in  eine  Schule,  worin  gelehrt  wird  (M.  5,  19.). 
An  dem  Rocksaume  eines  aufsen  stehenden  Mannes  sind 
Hebräische  Buchstaben.  Ein  Licht  brennt  (M.  5,  14.);  ein 
hölzernes  Salzgefäfs  (M.  5,  13.)  ist  nach  moderner  Weise 
zum  Aufhängen  eingerichtet.  Ganz  links  drei  Männer.  Alles 
in  Bezug  auf  Christi  Reden  und  Gleichnisse. 


— 237  — 


79.  Landschaft.  Ein  Aussätziger  liegt  vor  Jesus,  hinter 
welchem  seine  Jünger  stehen,  auf  den  Knieen  (M.  8,  2.  3. 
Mr.  1,  10.  41.  L.  5,  12.  13.  — Nebendarst.  L.  5,  16.  Mr. 
1,  45.). 

80.  In  der  Schule  zu  Nazareth,  wo  mehrere  Bücher  auf 
einem  Pulte  aufgestellt  sind,  steht  Christus  auf  einem  Lehr- 
stuhle und  giebt  das  Buch  Jesaiä  dem  Diener.  Auf  Christus 
sind  die  Augen  der  im  Vordergründe  sitzenden  Männer  ge- 
richtet. Das  Architektonische  ist  gefällig  und  richtig  (L.  4, 
16.  17.  20.). 

81.  Christus,  aus  der  Schule  bereits  herausgestofsen, 
wird  von  einem  Manne  fortgedrängt  (L.  4,  28.).  Unter  den 
übrigen  Juden,  welche  im  Thor  der  Schule  stehen,  hat  ei- 
ner am  Saum  der  Kleidung  Hebräische  Schriftzüge.  Rechts 
ist  die  Aussicht  auf  ein  Wasser  und  ferne  Berge  gestattet, 
liier  sieht  man  Christum  und  seine  Jünger  nach  Kapernaum 
ziehen  (L.  4,  30.).  Eine  Frau  trägt  das  Gepäck. 

82.  Auf  dem  Vorplatz  eines  Hauses,  der  oben  bedeckt, 
an  der  Seite  frei  ist,  sitzt  der  Reiche  allein  zu  Tische,  von 
gelbgekleideten  Bedienten  umgeben.  Vor  dem  Hause  liegt 
Lazarus,  während  ein  Mann  mit  einem  Hunde  vorübergeht 
(L.  16,  19  — 21.).  In  der  Ferne  liegt  Lazarus  Leichnam  auf 
Stroh.  Engel,  die  in  der  Höhe  schweben,  tragen  ihn  auf  ei- 
nem Tuche  (v.  22.).  In  den  Wolken  zeigt  sich  die  von  ei- 
ner Glorie  umgebene  Maria.  Links  noch  entfernter  brennt 
das  Feuer  der  Hölle  (v.  23.). 

83.  Landschaft.  Mit  vieler  Laune  sind  der  Mann  mit 
dem  Balken  und  der  andere  mit  dem  Splitter  im  Auge  vor- 
geführt (M.  7,  3.  4.  L.  6,  41.  42.).  Der  letztere,  dessen 
Miene  recht  höhnisch  ist,  greift  an  seine  Mütze.  Rechts 
frifst  ein  Schwein  Spitzen  und  dergl.  und  ein  Mann,  dessen 
Kopf  und  ganze  Haltung  sehr  richtig  erfunden  und  gezeich- 
net ist,  wird  von  einem  Hunde  am  Rock  gepackt  (M.  7,  6.). 
Im  zweiten  Grund  giebt  Christus  zweien  Männern,  von  de- 
nen einer  den  Rock  aufhält,  „ein  voll,  gedriicket,  gerüttelt 
und  überflüssig  Mafs“  (L.  6,  38.). 

84.  Wiederum  Gleichnisse  Christi.  Die  äufsere  Wand 
eines  Gebäudes.  Ein  Mann  pocht  an  die  Hausthüre.  Ein 


— 238  — 


anderer  wirft  aus  einem  Fenster  heraussehend  ihm  Brod  her- 
ab (M.  7,  7.  8.).  Oben  am  Fenster  liest  jemand  in  einem 
Buche  und  eine  andere  Person  betet.  Rechts  giebt  ein  Mann 
mit  weifsem  Haar  und  Barte  zweien  Kindern  Brod  (M.  7,  9.  f.). 

85.  Landschaft.  Jesus  in  der  Mitte.  Seitwärts  und  hin- 
ter ihm  sind  je  zwei  und  zwei  der  zwölf  Jünger.  Einige 
hören  auf  seine  Rede,  andere  bereiten  sich  zur  Abreise, 
noch  andere  haben  ihren  Weg  schon  angetreten  (L.  9,  3.  5.). 

86.  Vorne  bemerkt  man  eine  Schlange,  zwei  Tauben 
und  zwei  von  drei  Wölfen  angefallene  Schaafe.  Unter  einer 
Halle  sitzt  ein  Mann  auf  dem  Katheder.  Eben  da  erhält  ein 
anderer  Stockhiebe.  Zwei  Männer  werden  von  Soldaten  fort- 
geführt. Ein  auf  Befehl  des  Richters  nackt  an  eine  Säule 
gebundener  Mann  wird  gegeifselt.  Noch  im  Hintergründe 
bei  dem  Thore  des  Städtchens  wird  ein  Mann  von  einem  an- 
dern geschlagen  (M.  10,  16  — 18.). 

87.  Hinten  links  ein  angefangener  Thurmbau  (L.  14,  28.), 
rechts  ein  aufgestelltes  Heer  mit  Fahnen  und  Wagen  (L.  14, 
31.).  Vorne  trinkt  ein  Mann  den  erhaltenen  Becher  aus 
und  erhält  ein  Brod  gereicht  (M.  10,  42.).  In  dem  Laden 
eines  Hauses  sitzt  der  Haushalter  (L.  12,  42.).  Der  vor 
ihm  stehende  Mann  hält  eine  Lanze.  Drei  Männer  unterre- 
den sich  und  ein  vierter  kommt  herbei. 

88.  Christus,  der  mit  einem  Jünger  auf  einem  Kahne 
fährt,  redet  vor  dem  auf  dem  Ufer  versammelten  Volk  durch 
Gleichnisse  (M.  13,  2.).  Vorne  fällt  der  vom  Säemann  aus- 
geworfene Saamen  in  die  Disteln  und  wird  zum  Theil  von 
den  Vögeln  aufgefressen  (M.  13,  3.  4.). 

89.  Gott  Vater  ist  in  einer  himmlischen  Glorie  sichtbar. 
Durch  die  beiden  Fenster  eines  Hauses  sieht  man  zwei  Bet- 
ten. Während  die  Ackerbesitzer  hier  schlafen  (M.  13,  24. 
25.),  säet  der  Teufel  in  der  Verzäunung  des  Ackers  Unkraut 
zwischen  den  Weitzen  (M.  13,  25.).  Der  Feind  ist  vogel- 
beinig  und  hat  zwei  lange  rothe  Ohren.  Er  trägt  den  schwar- 
zen Rock  und  gelben  Kragen  eines  Mönchs  und  hat  auch 
die  Tonsur  29b). 

29b)  Dieses  89.  Gemälde  hat  B.  Beek  im  J.  1833.  für  einen  Rus- 
sischen Grafen  copirt. 


— 230  — 


90.  Vorne  behackt  ein  Mensch  die  verzäunten  Acker 
und  findet  einen  Schatz  (M.  13,  41.).  Zwei  auf  einem  Kahne 
fahrende  Männer  ziehen  ein  Netz  (v.  IT.).  Am  Ufer  unter- 
halten Fischer  (v.  48.)  ein  Feuer.  Ein  Pferd  wird  in  den 
Flufs  geritten,  über  den  eine  Brücke  geschlagen  ist.  In  der 
Thüre  eines  Hauses,  welches  einen  Taubenschlag  hat,  stellen 
Christus  und  seine  Jünger.  Ein  anderes  Haus  hat  einen 
Kaufladen. 

91.  In  dem  grofsen  Thore  eines  Hauses  sitzt  die  Ver- 
dammnifs,  eine  dreifache  Krone  auf  dem  Haupt  und  in  der 
liechten  einGefäfs,  auf  einem  siebenköpfigen  Ungeheuer,  wel- 
ches einen  Löwenleib  hat.  Viele  Männer  und  Weiber  nähern 
sich  dem  Thore  (M.  T,  13.).  Aus  dem  Fenster  eines  Seitenge- 
bäudes predigt  ein  Wolf  im  Schaaf kleide  und  mit  schwarzer 
Mütze  bedeckt  (v.  15.).  Links  ein  Baum  mit  Früchten  (v. 
16.  IT.).  Andere  Bäume  sind  zu  Brenn-  oder  Bauholz  ge- 
fällt. Hier  verweilen  Männer , Weiber  und  Kinder.  Hinter 
Christus  umgiebt  eine  Glorie  den  heiligen  Geist. 

92.  Unter  dem  von  einer  Glorie  und  Wolken  umgebenen 
Christus  ist  die  zum  Leben  führende  Pforte,  vor  welcher 
Männer  und  Weiber  stehen.  Ein  Mann  klopfet  an  (M.  T,  14.). 
Ueber  die  halbgeöffnete  Thüre  eines  Hauses  lehnt  sich  der 
heraussehende  Besitzer,  hinter  welchem  seine  Frau  mit  ei- 
nem Kinde  steht.  Der  ThÖrichte,  der  sein  Haus  auf  Sand 
bauete  (M.  T,  26.  L.  6,  49.) , sinkt  in  den  Gewässern  (M.  T, 
2T.)  unter  und  streckt  Hülfe  rufend  die  Arme  aus. 

93.  Landschaft.  Rechts  eine  Stadt  mit  ihren  Mauern 
und  Thoren  in  richtiger  Perspective.  In  der  Ferne  liegt  der 
Oberste  vor  Christus,  bei  dem  auch  einige  Jünger  sind,  auf 
den  Knieen  (M.  9,  18.).  Die  Hauptdarstellung  zeigt  Chri- 
stus, dessen  Kleidsaum  das  leidende  Weib  berührt  (v.  20.). 
Petrus  und  viele  andere  Männer  sind  zugegen. 

91.  Berge  und  einige  Häuser  bilden  den  Hintergrund. 
Vorne  wird  aus  dem  Thore  der  Stadt  Nain  die  Leiche  des 
Jünglings  herausgetragen , welcher  Männer  und  Weiber  fol- 
gen (L.  T,  12.).  Christus,  von  Petrus  und  anderen  Jün- 
gern begleitet,  kommt  der  Leiche  entgegen , legt  die  Rechte 
auf  den  Rand  des  unbedeckten  Sarges  und  spricht  mit  dem 


— 240  — 

aufgelebten  Jüngling  (L.  7,  14.  15.),  der  schon  in  die  Hohe 
sich  gerichtet  hat. 

95.  Häuser,  ein  Thor  und  das  in  einem  Thurme  be- 
findliche Gitter  des  Gefängnisses  Johannis  bilden  den  Hinter- 
grund (M.  11,  2.).  Zu  Christus,  hinter  welchem  Petrus  und 
zwei  andere  Jünger  stehen,  kommen  die  zwei  Jünger  Johan- 
nis (M.  11,  4.).  Links  in  einiger  Entfernung  sind  Geheilte 
und  ihre  weggeworfenen  Krücken  (M.  11,  5.). 

96.  Hinten  Häuser  und  eine  kleine  Anhöhe.  Die  zwei 
Jünger  Johannis  entfernen  sich.  Christus  redet  zu  sechs 
Männern  (M.  11,  7.). 

97.  Unter  einer  Pfeilerhalle  ist  ein  grofses  Gastmahl 
veranstaltet.  Die  Tochter  des  in  der  Mitte  sitzenden  Hero- 
des  tanzt  bei  dem  Geländer  da,  wo  auch  die  Pfeiler  stehen 
(Mr.  6,  21.  M.  14,  6.).  Von  hier  führt  eine  Treppe  zu  dem 
Vorplatz  herunter,  wo  Herodias  wiederum  zu  sehen  ist. 
Hinter  ihr  zwei  Frauenzimmer  ihres  Gefolges.  Sie  empfängt 
Johannis  Haupt  vom  Henker,  der  noch  das  Schwert  hält 
(M.  14,  11.  Mr.  6,  28.).  Johannis  Leichnam  liegt  auf  dem 
Boden.  Rechts  führt  eine  Treppe  zu  seinem  unterirdischen 
Gefängnifs  hinab. 

98.  Links  in  der  Halle  seines  Pallasts  der  sitzende  He- 
rodes.  Eben  da  vorne  berührt  ein  junger  Mann  die  Stirne 
eines  anderen,  der  vor  ihm  auf  den  Knieen  liegt.  Rechts 
in  der  Ferne  ist  die  vom  Flusse  bewässerte  Landschaft  (M. 
14,  13.  Mr.  6,  32.).  Näher  berührt  der  Heiland  die  Stirne 
eines  vor  ihm  knieenden  und  betenden  Mannes  in  Gegen- 
wart vieler  eben  da  stehenden  Männer  (M.  14,  14.). 

99.  Eine  aufserordentlich  grofse  Versammlung  von  Män- 
nern, worunter  auch  einige  Weiber  und  Kinder  sind,  ver- 
weilt unter  zwei  Bäumen  auf  einer  theatralisch  sich  erhe- 
benden Anhöhe.  Ganz  im  Vordergründe  stehen  Körbe.  Chri- 
stus und  noch  ein  bärtiger  Jünger  theilen  Brod  aus  (J.  6, 
11.  M.  14,  19.  Mr.  6,  41.  L.  9,  16.). 

100.  Links  ist  der  Flufs.  An  ihm  liegt  eine  Stadt  mit 
einem  Miinsterthurme , einem  Thor  und  einer  Zugbrücke. 
Dahinter  zeigt  sich  ganz  in  der  Ferne  ein  auf  einem  Berge 
errichteter  Pfeiler.  Im  Vordergründe  auf  dem  diesseitigen 


— 241  — 


Ufer  spricht  Christus  zu  Petrus  und  andern  Jüngern  (M.  16, 
16  — 18.).  Rechts  nähern  sich  Christus,  Petrus  und  noch 
sieben  Männer  der  oben  erwähnten  Zugbrücke  und  dem 
Thore  (M.  16,  21—24.). 

101.  Christus  schwebt  auf  Wolken  in  einer  Glorie  zwi- 
schen Moses  und  Elias.  Petrus,  Jacobus  und  Johannes,  die 
vorne  auf  dem  Berge  sind , können  den  Glanz  der  Erschei- 
nung kaum  ertragen  (M.  17,  2 — 6.).  Rechts  sieht  man  Je- 
sus und  die  Jünger  sicli  entfernen  (M.  17,  9.). 

102.  Landschaft.  Christus  nahet  sich.  Naher  spricht 
Petrus,  hinter  welchem  die  andern  Jünger  sind,  zu  drei 
Männern.  Rechts  im  Vordergrund  liegt  der  von  einem 
sprachlosen  Geist  besessene  Mensch  (Mr.  9,  17.  18.)  rück- 
lings auf  dem  Boden.  Während  Jesus  ihn  am  rechten  Arme 
fafst  (Mr.  9,  27.),  fliegt  der  sprachlose  Geist,  der  die  Ge- 
stalt eines  geflügelten  Insectes  hat,  aus  dem  Munde  des  Be- 
sessenen (Mr.  9,  26.  M.  17,  18.).  Den  Liegenden  betrachten 
Petrus  und  die  übrigen  eilf  Jünger,  die  hinter  ihm  stehen. 

103.  Ein  Hausvater  ertheilt  zwei  Arbeitern,  welche  Ha- 
cken holen,  Befehle.  Derselbe  Hausvater  spricht  mit  einem 
sich  entfernenden  Arbeiter.  Rechts  im  Hintergründe  sind 
Häuser  mit  runden  Glasscheiben.  Der  in  einer  Halle  oder 
einem  Laden  sitzende  Schaffner  giebt  fünf  Arbeitern  ihren 
Lohn.  Links  in  der  Ferne  zeigt  sich  ein  Thor  und  aufser- 
halb  des  Thores  der  Weinberg.  Zwei  Arbeiter,  welche 
Hacken  tragen,  gehen  zum  Thore  hinaus  (M.  20,  2 — 14.). 

104.  Das  Innere  eines  Zimmers,  welches  einen  Estrich- 
fufsboden  und  hohe  Lambris  hat.  Durcli  die  drei  Fenster 
hinaus  sieht  man  das  Stadtthor.  Vom  Thore  her  nähern 
sich  Christus,  Petrus  und  andere  Jünger  dem  Hause,  worin 
das  beschriebene  Zimmer  ist  (L.  10,  38.).  Im  Zimmer  selbst 
ist  eine  Bank  ringsum  angebracht.  Der  Tisch  ist  gedeckt. 
Petrus  schneidet  Brod  ab.  Seitwärts  vom  Tische  sitzt  Chri- 
stus auf  einem  Grofsvaterstuhle.  Er  segnet  Maria,  welche 
vor  ihm  auf  das  eine  Knie  sich  niedergelassen  hat  und  die 
Hände  zum  Gebet  an  einander  legt.  Ihre  langen  Haare  hän- 
gen unter  der  Kopfbedeckung  herab.  Martha,  in  Küchenklei- 
dung, trägt  eine  Casserolle  und  einen  hölzernen  Küchen- 

16 


— 242  — 


löffel  (L.  10,  38  — 40.).  Das  Ganze  ist  schön  und  natürlich 
gruppirt.  Ira  Zimmer  ist  alles  aufserordentlich  reinlich  und 
die  Perspective  ist  von  grofser  Richtigkeit. 

105.  Im  Zimmer  des  Pharisäers  sitzt  Jesus  mit  fünf 
Männern  zu  Tische  auf  hölzernen  Bänken  (L.  11,  3T.).  Ein 
alter  Jude  wischt  sich  die  Hände  an  dem  an  der  Wand  hän- 
genden Handtuche  (L.  11,  38.)  und  ein  Diener  kommt  mit 
zwei  Krügen  herbei.  Das  Ganze  ist  einfach  und  natürlich 
angeordnet. 

106.  In  der  Ferne  zeigt  sich  eine  Burg,  an  deren  Fufse 
einige  Häuser  liegen.  Vor  Jesus,  hinter  welchem  Petrus 
und  neun  andere  Jünger  stehen,  liegt  die  Mutter  der  Zebe- 
daiden  auf  den  Knieen.  Die  Zebedaiden  selbst  stehen  hinter 
ihr  (M.  20,  20.  21.). 

10T.  Christus,  welchem  seine  Jünger  folgen,  nähert  sich 
dem  Thore  von  Jericho  (L.  19, 1.)  und  spricht  zu  Zacchäus, 
welcher  auf  dem  Maulbeerbaume  steht  (L.  19,  2 — -5.).  Rechts 
am  Thore  hat  eine  grofse  Menge  von  Männern  sich  versam- 
melt (L.  19,  2.).  Sie  erwarten  hier  den  ankommenden  Hei- 
land. Links  in  der  Ferne  sieht  man  durch  die  Fenster  ei- 
ner Halle.  Diese  gehört  zu  dem  Hause  des  Zacchäus,  wel- 
ches an  jenem  Hause  liegt.  Hier  sitzt  Jesus  mit  Zacchäus 
und  andern  Männern  zu  Tische  (L.  19,  6.). 

108.  Im  Hintergründe  liegt  Jericho,  aus  dessen  Thore 
Jesus  ausgezogen  ist  (M.  20,  29.).  Vorne  zeigen  sich  Pe- 
trus, Johannes  und  andere  Jünger  und  vor  ihnen  Christus. 
Dieser  berührt  das  Auge  eines  der  beiden  Blinden  (M.  20, 
34.).  Bei  Christus  steht  ein  kleiner  Knabe.  Dieser  ist  der 
Führer  der  Blinden. 

Untere  Gemälde.  109.  Christus  und  hinter  ihm  die 
Jünger.  Ihm  gegenüber  sind  die  zehn  Aussätzigen  in  bitten- 
der Stellung  (L.  14,  12.  13.).  Nochmals  zeigt  sich  der  zehnte 
Aussätzige,  ein  Samariter.  Er  liegt  vor  Christus  auf  den 
Knieen  und  dankt  für  seine  Heilung  (L.  TT,  16.).  Die  übri- 
gen neun  gehen  in  der  Ferne  durch  das  Thor  des  Städt- 
chens , welches  den  Hintergrund  bildet. 

110.  Vorne  sitzt  der  Richter,  das  Scepter  haltend,  auf 
einem  thronähnlichen  Stuhle  und  die  Wittwe  knieet  vor  ihm 


— 243  — 


(L.  18,  30*  Im  Hintergründe  führen  zwei  mit  Vorhängen 
behangene  Thüröffnungen  in  das  Allerheiligste  des  Tempels. 
Vor  der  Lade,  worauf  die  Brode  liegen,  steht  der  betende 
Pharisäer,  vom  Allerheiligen  entfernt,  dem  Vordergründe 
näher  der  betende  Zöllner  (L.  18,  10  — 13.).  Es  sind  hier 
auf  einem  Gemälde  zwei  an  verschiedenen  Orten  vorge- 
hende Handlungen  vereinigt. 

111.  Bergige  Gegend.  Christus  wandert  nach  Jerusalem. 
Seine  Jünger  folgen  ihm  (Mr.  10,  32.). 

112.  Christus  steht  in  der  Thüre  des  Schaafstalles  (J. 
10,  9.).  Mönche  in  verschiedener  Tracht  gehen  nicht  durch 
diese  Thüre,  sondern  zwischen  den  Balken  der  eingerissenen 
Mauer  hinein  (J.  10,  10.  u.  8.).  Einer  hat  den  Rosenkranz. 
Im  Freien  ist  innerhalb  der  Verzäunung  eine  Schaafheerde. 
Hier  gehen  ein  schwarzgekleideter  Mönch  mit  Tonsur  und 
noch  ein  anderer  Mann,  jener  der  Miethling,  dieser  der  gute 
Hirte  (J.  10,  12.). 

113.  In  der  Halle  Salomons  steht  Christus  von  vielen 
Juden  umgeben  (J.  10,  22 — 24.).  Ganz  im  Vordergründe 
heben  zwei  derselben  Steine  auf  (J.  10,  31.). 

114.  Links,  wo  die  Aussicht  auf  Berge  und  Häuser  ge- 
stattet ist,  liegt  ein  Weib  vor  Christus  auf  den  Knieen  (J.  11, 
3.  20.).  Man  bemerkt  die  in  Lazarus  Grab  führende  Thüre. 
Dieser  ist  aus  dem  Grabe  herausgekrochen  und  liegt  vor 
Christus  auf  den  Knieen  (J.  11,  44.).  Ein  Mann  bindet  ihm 
die  Hände  los.  Christus,  hinter  welchem  Petrus  und  die 
übrigen  Jünger  und  noch  andere  Männer  so  wie  auch  zwei 
Weiber  sind,  segnet  Lazaruin,  bei  dessen  Erweckung  einige 
Juden  zugegen  sind.  Mit  besonderem  Fleifse  sind  die  Köpfe 
gemalt  und  ihre  Erhaltung  ist  sehr  gut. 

115.  Im  Innern  eines  Saales  sitzen  die  Pharisäer  und 
ein  Hoherpriester  ringsum  auf  Bänken.  Ein  anderer  Hoher- 
priester,  der  den  Vorsitz  führet,  sitzt  auf  einem  über 
Stufen  errichteten  Sessel  (J.  11,  4T.  49.).  Durch  das  Fen- 
ster ist  der  nach  Ephrem  wandernde  Jesus  sichtbar  (J.  11, 
54.). 

116.  In  einem  Zimmer,  dessen  Fenster  runde  Scheiben 
haben,  sitzt  Christus  mit  Petrus,  Judas  Ischarioth,  Lazarus 

16  * 


und  noch  drei  Männern  zu  Tische,  der  Heiland  auf  einem 
Stuhle,  die  übrigen  auf  hölzernen  Bänken.  Martha  trägt 
eine  Schüssel  zur  TJiüre  herein  und  Maria  salbt  Christi 
Füfse  (J.  12,  2 — 4.).  Eine  grofse  Scheere  und  ein  Fächer 
hängen  an  der  Wand. 

117.  Häuser  und  rechts  das  Thor  eines  Städtchens,  auf 
welches  der  auf  einem  Esel  sitzende  Christus  zureitet,  von 
seinen  Jüngern  begleitet  und  von  vielem  Volke  umgeben. 
Ein  Vater  hat  sein  Kind  auf  seine  Schultern  gesetzt,  damit 
es  Christum  sehe.  Ein  rothgekleideter  Mann  bricht  Zweige 
von  einem  Baume  (M.  21,  7 — 10.). 

Die  Gemälde  nr.  118.  119.  120.  zeigen  das  Innere  des 
Tempels,  dergestalt  dafs  die  den  Emporkirchen  vergleich- 
bare und  an  ihrer  äufsern  Wand  mit  Arabesken  geschmückte 
Gallerie  in  gleicher  Linie  durch  alle  drei  Gemälde  fortläuft. 
Die  auf  der  Gallerie  verweilenden  Männer  unterreden  sich 
theils,  theils  sehen  sie  nach  unten  herab.  • — Im  Gemälde 
nr.  118.  treibt  Jesus  die  Verkäufer  und  Käufer  aus  dem 
Tempel  und  stöfst  die  Tische  der  Wechsler  und  die  Stühle 
der  Taubenkrämer  um  (M.  21,  12.  Mr.  11,  15.  J.  2, 15.  16.). 

119.  Im  Vordergründe  spricht  Jesus  zu  mehreren  Män- 
nern, hierauf  zeigen  sich  die  mit  emporgehobenen  Armen 
rufenden  Kinder  (M.  21,  15.),  und  in  der  Ferne  wiederum 
Jesus  von  mehrern  Männern  umgeben  (J.  2,  19.  M.  21,  16.). 

120.  In  einiger  Ferne  und  im  Thore  des  Tempels  redet 
Philippus  mit  drei  Griechen  (J.  12,  20.  21.).  Vorne  spricht 
Philippus  zu  Andreas.  Hinter  diesem  stehen  Christus,  Pe- 
trus und  die  übrigen  Jünger  (J.  12,  22.  23.). 

121.  Auf  einem  Hügel  unter  Bäumen  verweilen  eine 
grofse  Zahl  Männer  und  Frauen.  Der  mitten  inne  bei  den 
Brodkörben  stehende  Christus  hält  ein  Brod.  Andere  thei- 
len  die  umhergehenden  Jünger  aus  (M.  15,  30  — 38.).  Die 
ganze  sehr  reiche  Darstellung  steht  in  Beziehung  auf  den 
Mittelpunkt  Christus.  In  der  Volksmasse  herrscht  die  gröfste 
Manchfaltigkeit  hinsichtlich  der  Physiognomien,  Stellungen, 
Kleidungen  u.  s.  f, 

122.  Links  in  der  Ferne  ein  Schiff  (M.  15,  39.).  Vier 
Figuren  nähern  sich.  Voran  spricht  der  von  fünf  Jüngern 


245  — 


begleitete  Christus  zu  den  ihn  versuchenden  Pharisäern  und 
Sadducäern  (M.  16,  1.),  welche  unter  einem  Baume  stehen. 

123.  Im  Hintergründe  Häuser  und  das  Thor  von  Beth 
saida,  durch  welches  Petrus  und  andere  Männer  gehen. 
Vorne  heilt  Christus  den  Blinden  (Mr.  8,  23.). 

121.  Landschaft.  Hier  und  da  einzelne  Gebäude.  Chri- 
stus zu  einem  Manne  sprechend.  Viele  andere  sind  hinter 
Christus.  Ferner  wandern  überall  je  zwei  der  von  Christus 
ausgesendeten  siebenzig  Jünger  nach  verschiedenen  Gegen- 
den (L.  10,  1.).  Rechts  füllt  einer  aus  der  Quelle,  die  aus 
einem  Felsen  fliefst,  seine  Reiseflasche. 

125.  Landschaft.  Im  Hintergründe  ein  Städtchen.  Vorne 
unterredet  sich  Christus,  hinter  welchem  Petrus  und  die  an- 
deren Jünger  stehen,  mit  einem  reichen  jungen  Mann,  der 
mit  abgenommenem  Hute  vor  ihm  auf  das  eine  Knie  sich  ge- 
lassen hat  (Mr.  10,  IT.  18.  21.).  Dieselben  Personen  erschei- 
nen nochmals  im  zweiten  Grunde,  wo  der  junge  Mann  mit 
bedecktem  Haupte  sich  entfernt  (Mr.  10,  22.).  Ganz  hinten 
ein  Kaineel  und  eine  vor  ihm  in  die  Erde  gesteckte  Nadel 
(Mr.  10,  25.). 

126.  Landschaft.  Christus  spricht  zu  Petrus,  hinter 
welchem  die  übrigen  Jünger  stehen  (M.  19,  2T.  f.  Mr.  10, 
28.  f.). 

12T.  Im  Tempel,  dessen  Bauweise  liier  eben  so  ist  wie 
auf  nr.  118.  119.  120.,  steht  Christus  auf  einer  Erhö- 
hung und  spricht  zu  mehreren  Männern  (J.  12,  44.).  Von 
der  Gallerie  sieht  ein  Mann  herab.  Durch  das  Thor  ist  die 
Aussicht  ins  Freie  auf  den  mit  drei  Jüngern  nach  Bethanien 
wandernden  Christus  (M.  21,  IT.)  gestattet.  Die  guten  und 
ausdrucksvollen  Köpfe  haben  sich  besonders  schön  erhalten. 

128.  Im  Hintergründe  ein  Städtchen.  Vorne  rechts  eine 
Felsenwand.  Links  ein  Feigenbaum.  Die  darunter  stellenden 
Jünger  sehen  zu  seinem  Laube  empor,  während  Jesus  zu  Pe- 
trus gewendet  die  bei  M.  21,  19  — 22.  Mr.  11,  13.  stehen- 
den Worte  spricht.  Auch  hier  sind  die  Gesichter  gut  er- 
halten. 

129.  Innerhalb  eines  von  Pfeilern  getragenen  Gebäudes, 
in  welches  man  durch  zwei  Thore  gelangt,  spricht  Christus, 


24G  — 


hinter  welchem  Petrus  und  die  übrigen  Jünger  stehen,  zu 
den  Hohenpriestern  und  Aeltesten  im  Volk  (M.  21,  23.  24.). 

130.  Gleiclinifs.  Vor  Häusern  ist  rechts  ein  Weinberg. 
Der  gelbgekleidete  Besitzer  spricht  zu  seinem  gelbgekleideten 
Sohne  (M.  21,  30.).  Der  rothgekleidete  Sohn,  der  anfangs 
den  Befehl  des  Vaters  zu  vollziehen  sich  weigerte,  geht 
ohne  Hacke , aber  die  Hand  am  Schwert , nach  jenen  zwei 
Figuren  sich  umsehend.  Im  Hintergrund  geht  er  mit  der 
Hacke  zum  Weinberg,  wo  man  ihn  endlich  auch  arbeiten 
sieht  (M.  21,  28.  29.). 

131.  Hinten  der  Weinberg  und  dessen  Verzäunung.  Ein 
Arbeiter  trägt  ein  Gefäfs  auf  dem  Rücken,  ein  anderer  tritt 
die  Trauben  aus.  Von  zwei  Weingärtnern  wird  der  eine 
Knecht  geschlagen,  der  andere  getödtet  (M.  21,  33.  Mr.  12, 1. 
L.  20,  12.).  Aufserhalb  des  Weinberges  sind  im  Vorder- 
gründe noch  drei  Männer.  Der  eine  im  blauen  Rock  ist  der 
Sohn  des  Hausvaters.  Er  ist  zur  Erde  geworfen  und  wird 
von  den  Weingärtnern  getreten  und  gehauen  (M.  21,  39.  L. 
20,  15.). 

132.  Vor  einem  Hause  liegen  ganz  im  Vordergründe  un- 
ter einem  sehr  grofsen  behauenen  Stein  (M.  21,  42.  L.  20, 
IT.  Psalm.  118,  22.)  ein  grün  - und  ein  rothgekleideter  Mann. 
Ein  weifsgekleideter  Mönch  mit  Tonsur,  dessen  Schultern 
ein  schwarzes  Tuch  bedeckt,  fällt  auf  jenen  grofsen  Stein 
(M.  21,  44.  L.  20,  18.).  In  dem  Hause  spricht  Jesus  zu 
mehreren  Männern,  die  ihn  durch  verfängliche  Fragen  zu 
überlisten  suchen  (Mr.  12,  13.  L.  20,  20.). 

Die  Leidensgeschichte  hätte  auf  Tafeln  von  der  Gröfse 
der  bisher  beschriebenen  nicht  Raum  gefunden.  Der  Künst- 
ler sah  sich  daher  genöthigt,  sie  auf  zwei  Tafeln,  welche 
noch  einmal  so  hoch  sind,  vorzuführen.  Diese  zwei  Tafeln 
bilden  den  siebenten  und  letzten  Flügel  des  Schirmes.  Das 

133.  und  das  darunter  stehende  134.  Gemälde  sind  auf  der 
Vorderseite,  das  135.  und  das  darunter  stehende  136.  Ge- 
mälde auf  der  Hinterseite  des  siebenten  Flügels. 

133.  Hinten  der  im  Oelgarten  betende  Christus  (M.  26, 
39.  40.  Mr.  14,  35.  36.  L.  22,  41.).  Ein  Engel  stärket  ihn 
(L.  22,  43.).  Näher  die  schlafenden  Jünger  (L.  22,  45.). 


— 247 


Im  Vordergründe  ziehen  die  Kriegskne  eilte,  Judas  an  der 
Spitze,  in  das  Thor  des  Oelgartens  hinein  (M.  26,  47.  48. 
Mr.  14,  43.  44.  L.  12,  47.  J.  18,  3.). 

134.  Hinten  gellt  Christus,  bei  welchem  drei  Jünger 
sind,  den  Kriegsknechten  entgegen.  Diese  weichen  erschro* 
cken  zurück  (J.  18,  4 — 9.).  Im  Mittelgründe  wird  Christus 
von  Judas  geki'ifst  (M.  26,  49.)  und  zugleich  von  den  Kriegs- 
knechten umringt.  Einer  dieser  letzteren  wirft  von  oben 
herab  einen  Strick  um  den  Heiland  (J.  18,  12.  M.  26,  50.). 
Vorne  hauet  Petrus  das  Ohr  des  Soldaten  ab  (J.  18,  10.  M. 

26,  51.  Mr.  14,  47.  L.  22,  50.).  Seitwärts  und  entfernter 
läfst  der  Jüngling  den  Mantel,  welchen  der  Soldat  ergriffen 
hat,  im  Stich  und  ergreift  die  Flucht  (Mr.  14,  51.  52.  J. 
18,  8.). 

135.  (nr.  1.  und  nr.  3 — 10.:)  Im  Vordergründe  wird 
Jesus  auf  einer  Treppe  zum  Pallast  des  Pontius  Pilatus  hin- 
auf geführt  (M.  27,  2.  Mr.  15,  1.  L.  23,  1.  J.  18,  28.)  und 
im  Innern  des  Pallastes  von  dem  vor  ihm  sitzenden  Pilatus 
verhört  (M.  27,  11.  12.).  Nochmals  wird  er  eine  Treppe 
höher  in  einem  Nebengemach  von  demselben  Pilatus  unter 
vier  Augen  verhört.  Hierauf  spricht  Pilatus,  hinter  dem  äu- 
fseren  Geländer  stehend,  zu  den  vor  dem  Pallaste  versam- 
melten Juden  hinab  (L.  23,  13  — 18.).  Neben  der  äufseren 
zu  dem  Pall  aste  führenden  Treppe  ist  das  Gefängnifs,  worin 
Barabbas  (L.  23,  19.)  und  Andere  sitzen.  — Freisprechung 
des  Barabbas.  — Pilatus  läfst  den  angebundenen  Christus 
geifseln  (J.  19,  1.  M.  27,  26.).  — Christus,  mit  der  Dornen- 
krone bekränzt,  wird  von  den  Kriegsknechten  gegeifselt  (M. 

27,  30.).  In  diesem  und  dem  zunächst  folgenden  Gemälde 
ist  die  Vogelperspektive  angewendet. 

136.  (nr.  13. :)  In  der  Ferne  wäscht  der  unter  einem 
Zelte  sitzende  Pilatus  seine  Hände  (M.  27,  24.).  Aufserhalb 
des  Zeltes  stehen  Jesus  und  hinter  ihm  die  ihn  bewachenden 
Soldaten  (M.  27,  27.).  — (nr.  15.:)  Vorne  wird  Christus 
gebunden  zum  Thore  hinaus  geführt  (M.  27,  31.  32.  Mr.  15, 
20.  J.  19,  16.).  Ringsum  ein  grofser  Volkshaufe.  Weiber 
folgen  unter  Wehklagen  dem  Heiland  (L.  23,  27.). 

Das  137.  bis  148.  Gemälde  folgen  wieder  in  gehöriger 


— 248  — 

Ordnung  auf  der  Hinterseite  des  fünften  und  sechsten  Flü- 
gels. 

137.  Christus,  mit  der  Linken  die  Weltkugel  haltend, 
und  von  einer  aufserordentlich  grofsen  Glorie  umgehen, 
schwingt  sich  von  der  Thür  seines  Grabes  zum  Himmel  em- 
por. Bei  den  Soldaten,  welche  durch  die  Erscheinung  aus 
dem  Schlafe  erweckt  und  in  Schreck  gesetzt  sind  (M.  28, 
2 — 4.),  liegen  zwei  Spielwürfel  und  eine  Trinkflasche.  In 
der  Ferne  zeigen  sich  Maria  Magdalena  und  die  andere  Ma- 
ria, welche  durch  die  Gartenthüre  in  den  Garten,  worin  das 
Grab  ist,  sich  begeben  wollen  (M.  28,  1.). 

138.  Links  sitzen  zwei  weifsgekleidete  Engel  auf  dem 
Grabe  (J.  20,  12.).  Rechts  erscheinen  zwei  Engel  den  drei 
Weibern  und  reden  mit  ihnen  (L.  24,  4 — 6.).  Im  Vorder- 
gründe erscheint  Christus  selbst  einer  dieser  Frauen  (J.  20, 
14.  f.). 

139.  Rechts  im  zweiten  Grunde  sieht  man  durch  ein 
Thor  die  drei  Weiber  gehen  (M.  28,  8.).  Vorne  begegnet 
Christus  denselben  Weibern.  Eine  liegt  vor  ihm  auf  den 
Knieen  und  umfafst  seine  Füfse  (M.  28,  9.  10.).  In  der 
Ferne  ist  das  Thor  des  Gebäudes,  in  welchem  die  Hohen- 
priester und  Aeltesten  sich  versammelten.  Zu  ihnen  gehen 
die  Hüter  des  Grabes,  um  den  Vorgang  zu  melden  (M.  28, 
12.).  Sie  haben  ihre  vier  Lanzen  aufsen  abgesetzt. 

140.  Durch  die  geöffnete  Thüre  des  Saales,  worin  Pe- 
trus und  die  übrigen  zehn  Apostel  stehen,  sind  die  drei 
Frauen  hineingekommen  und  verkündigen  Christi  Auferste- 
hung (L.  24,  9 - — 11.  Mr.  16,  10.  11.).  Die  Köpfe  der  Män- 
ner sind  vortrefflich  und  das  ganze  Gemälde  ist  sehr  gut 
erhalten. 

141.  Den  Vordergrund  bilden  die  Stacketen  und  das 
Thor  des  Gartens.  Johannes  ist  schon  im  Garten,  der  ihm 
nachfolgende  Petrus  läuft  eben  durch  das  Thor  (J.  20,  3.  4.). 
Entfernter  kann  das  leere  Grab  der  Felsenkammer  wahrge- 
nommen werden.  Johannes  und  Petrus  stehen  davor  und 
sehen  hinein  (J.  20,  4 — 6.). 

142.  Berge  und  ein  Städtchen  bilden  den  Hintergrund. 
Hier  in  der  Ferne  wandern  Kleophas,  noch  ein  Jünger  und 


— 249  — 


zwischen  ihnen  Christus  nach  Einmaus  (L.  24,  15.).  Diesel- 
ben Reisenden  nähern  sich  im  Vordergründe  der  Thüre  ei- 
nes Hauses  jenes  Fleckens  (L.  21,  28.  29.).  Christus  trägt 
einen  rotlien  Mantel  und  Sandalen.  Er  hat  den  gräulichen 
Reisehut,  der  an  einem  Faden  befestiget  ist,  zurückgewor- 
fen. Die  Köpfe  sind  sehr  fleifsig  ausgeführt  und  sehr  gut 
erhalten.  Rechts  im  zweiten  Grunde  kann  man  durch  die 
Fenster  in  das  Zimmer  sehen,  welches  im  ersten  Stockwerk 
eines  Hauses  ist.  Darin  sitzen  die  drei  Reisenden  zu  Tische 
(L.  24,  30.). 

143.  Ein  grofser  Saal.  An  der  hintern  Wand  desselben 
eine  Gallerie,  zu  welcher  man  aus  dem  Saale  selbst  auf  vier 
Stufen  gelangt.  In  dieser  Gallerie,  deren  Decke  von  Säulen 
getragen  wird,  sitzt  Christus  mit  zwei  andern  Männern  zu 
Tische.  Die  übrigen  Jünger  stehen  bei  dem  Tische  (L.  24, 
42  — 44.).  In  dem  niedriger  liegenden  Saale  zeigt  sich  Chri- 
stus bei  verschlossenen  Thüren  zehn  daselbst  verweilenden 
Jüngern.  Die  Köpfe  dieser  Figuren  sind  sehr  gut  erhalten 
(J.  20,  19  — 23.). 

144.  Der  durch  drei  Fenster,  welche  runde  Glasschei- 
ben haben,  erleuchtete  Saal.  Christus,  der  wiederum  mitten 
unter  den  Jüngern  steht,  gestattet  dem  ungläubigen  Thomas 
die  Berührung  seiner  Seitenwunde  (J.  20,  27.). 

145.  Während  die  Sonne  aus  dem  Meere  bei  Tiberias 
sich  erhebt,  steht  Christus  auf  einer  vorspringenden  Land- 
zunge (J.  21,  4.).  Auf  einem  Kahn  fahren  sechs  Jünger  (J. 
21,  2.).  Petrus  schwimmt  dem  Heiland  entgegen  (J.  21,  7.). 
Im  Vordergründe  sitzt  Christus  auf  dem  Meeresufer,  um- 
ringt von  den  ihre  Mahlzeit  haltenden  Jüngern.  Einer  der- 
selben legt  drei  Fische  vor  Christi  Fiifse  (J.  21,  12.).  Ent- 
fernter steht  Christus  wiederum  auf  dem  Ufer,  hinter  wel- 
chem zwei  Jünger  sind.  Petrus,  hinter  dem  gleichfalls  ein 
Jünger  steht,  richtet  an  Christus  die  Frage:  Herr,  was  soll 
aber  dieser4?  (J.  21,  20.  f.). 

146.  Christus , in  der  Linken  die  Weltkugel  tragend, 
fährt,  umgeben  von  einer  sehr  grofsen  Glorie,  zum  Himmel 
empor  (Act.  Apost.  1,  9.).  Auf  der  Weltkugel  ist  das  Kreuz 
befestigt,  an  welchem  eine  Fahne  flattert,  auf  deren  weifsem 


— 250 


Grunde  ein  rotlies  Kreuz  sich  zeigt.  Eine  grofse  Versamm- 
lung von  Männern,  unter  denen  man  auch  zwei  Weiber  be- 
merkt, sind  Zeugen  des  Ereignisses.  Zwei  dahinter  stehende 
Engel  in  weifser  Kleidung  reden  zu  den  Aposteln  in  Betreff 
des  Ereignisses  (ib.  1,  10.). 

147.  Durch  zwei  grofse  Bogen  eines  Gebäudes  ist  die 
Aussicht  auf  Wohnhäuser  gestattet,  welche  den  Hintergrund 
bilden.  Links  stehen  Petrus,  Johannes  und  die  neun  übri- 
gen Jünger  (Act.  Apost.  1,  15.  sq.).  In  der  Mitte  sind  Jo- 
seph Barsabas  und  Matthias  (ib.  1,  23.).  Einer  der  zur 
Rechten  in  grofser  Zahl  versammelten  Männer  führt  an  der 
Hand  zum  Behuf  der  Losung  (ib.  1,  26.)  einen  kleinen  Kna- 
ben herbei.  In  den  Köpfen  herrscht  viel  Ausdruck. 

148.  Ausgiefsung  des  heil.  Geistes.  In  einem  Saale  si- 
tzen die  Apostel  und  andere  Personen  auf  einer  ringsum 
laufenden  Stufe.  Alle  blicken  in  die  Höhe,  wo  die  Taube 
in  einer  Glorie  schwebt  (Act.  Apost.  2,  1 — 5.).  Durch  die 
Thoröffnung  des  Saales  ist  die  Aussicht  auf  einige  im  Hin- 
tergründe befindliche  Häuser  gestattet,  vor  welchen  Petrus 
zu  einer  grofsen  Versammlung  von  Männern  spricht  (ib.  2, 
6- — 14.).  Das  Ganze  ist  mit  Verstand  sehr  natürlich  und 
wahr  angeordnet.  Sehr  mannichfaltig  sind  die  Gesichter  und 
Stellungen  der  Figuren  und  ihre  Tracht. 

Zu  dem  Schirme  gehören  noch  einige  andere  Gemälde 
desselben  Meisters.  Ihre  Sujets  hätten  auf  den  kleineren 
Tafeln  des  Schirmes  nicht  Raum  gefunden.  Zuvörderst  sieht 
man  das  Abendmahl  und  die  Fufswaschung  Christi  3I);  fer- 
ner Christus  vor  dem  Hohenpriester  Kaiphas  32).  Zwischen 
diesen  grofsen  Tafeln  ist  auf  einer  noch  weit  gröfseren  mit 
andern  Sujets  aus  der  Leidensgeschichte  auch  die  Kreuzi- 
gung angebracht  33).  (VI.  n.  81.  83.  82.). 


31)  1.  (Mr.  14,  13.  L.  22,  10.)  2.  (J.  13,  2G.  M.  26,  23.)  3.  J. 
13,  4—11.  bes.  v.  6.  — 4.  M.  26,  30.  Mr.  14,  26.  L.  22,  39.  J.  13,  20. 

32)  1.  (J.  18, 19.)  2.  (J.  18,  16.  ff.).  — 3.  (J.  18, 18.  25.  26.  27.). 
4.  (M.  26,  65  ).  5.  (M.  26,  75.  L.  22,  62.).  6.  (M.  26,  67.  Mr.  14,  65.). 

33)  Judas  wirft  das  Geld  hin.  — 2.  (Act.  Apost.  1, 18.).  — Chri- 
stus in  einem  Zelte,  J.  18,  33.,  und  von  Soldaten  geführt.  L.  23,  7. 


— 251  — 


Noch  fünf  andere  Gemälde  A.  B.  C.  D.  E.,  unter  denen 
A.  am  gröfsten  ist,  die  übrigen  vier  kleineren  aber  einander 
an  Gröfse  gleich  sind,  bilden  zusammen  ein  Ganzes  34). 
(VI.  n.  100.). 

Da  nun  diese  Tafeln  nicht  wie  die  vier  und  siebenzig 
der  spanischen  Wand  auf  beiden  Seiten  bemalt,  sondern  nur 
einseitig  35)  sind,  müssen  sie  an  der  Wand  über  dem  fürst- 
lichen Bette,  welches  der  Schirm  umgab,  aufgehängt  gewe- 
sen seyn.  Die  drei  ersten  sehr  grofsen  Tafeln  hingen  über 
dem  Kopfstücke  des  zweischläfrigen  Bettes;  die  andern  in 
fünf  Abtheilungen  an  der  Wand  zur  Seite  des  Schlafenden. 

Schon  in  früheren  Abschnitten  habe  ich  angedeutet,  dafs 
noch  zwei  hohe  aber  schmale  und  einseitige  Tafeln  in  dem- 
selben Zimmer,  worin  die  spanische  Wand  stand,  die  Flü- 
gel des  Fensterladens  bildeten.  (VI.  n.  66.  61.).  Wie  der 
Stammbaum  Christi  auf  diesen  beiden  Flügeln  vertheilt  ist, 
habe  ich  gleichfalls  (S.  113.)  berichtet. 

So  bleibt  denn  endlich  noch  ein  einseitiges  Kranzstück 
übrig,  welches  über  jenen  drei  sehr  grofsen  Tafeln,  die  über 
dem  Kopfstücke  des  zweischläfrigen  Bettes  hingen,  seine 
Stelle  hatte.  Die  drei  oberen  Darstellungen  des  Kranzstückes 


— 11.  (M.  27,  27  — 30.  Mr.  15,  16  — 19  ).  — 14.  (J.  19,  17.)  — 16. 

(M.  27,  48.  L.  23,  36).  — 17.  (M.  27,  37.  Mr.  15,  26.  L.  23,  38. 

J.  19,  19.).  — 18.  (M.  27,  35.  Mr.  15,  24.  L.  23,  34.  J.  19,  24  >.  — 
19.  (M.  27,  54.  Mr.  15,  39.  L.  23,  47.).  — 20.  (L.  23,  39  ).  — 21. 
(J.  19,  25.  26  ).  — 24.  (J.  19,  32.).  — 25.  (J.  19,  34.).  — 26.  (M. 
27,  59.  60.  Mr.  15,  46.  L.  23,  53.  J.  19,  40.). 

34)  A.  enthält  1.  (M.  22,  23.  Mr.  12,  18.  L.  20,  27.).  — 2.  (M. 

22,  34.  35.  Mr.  12,  28—34  ).  — 3.  (L.  20,  30.  bis  35.).  B.  enthält 
1.  (L.  14,  18.).  — 2.  (L.  14,  19  ).  — 3.  (L.  14,  20  ).  — 4.  (M.  22, 

6.),  — 5.  (L.  14,  22  ).  — 6.  (L.  14,  23.)  — 7.  (M.  22,  13.).  C. 

enthält  M.  22,  15  — 22.  bes.  v.  19.  Mr.  12,  15.  16.  L.  20,  24.  D. 
enthält  1.  (M.  23,  2.).  — 2.  (M.  23,  14.).  — 3.  (M.  23,  25.  26.).— 

4.  (L.  11,  39.).  — 5.  (L.  11,  42.).  E.  enthält  1.  (Mr.  12,  41  — 44.). 

— 2.  (L.  21,  37.). 

35)  Vergl.  die  Beschreibung  des  ähnlichen  zu  Wien  befindlichen 
Kunstwerkes,  v.  Mechel  Beschreib,  der  K.  K.  Gallerie  zu  Wien.  Nr. 
57.  S.  250. 


— 252  — 


sind  aus  der  Genesis  36),  die  drei  unteren  aus  Matthäi  Evan- 
gelium 37 ) entnommen.  (VI.  n.  172.). 

Durch  Vorstehendes  glaube  ich  Untersuchungen  über  ein 
Kunstwerk  von  so  grofser  Ausdehnung , welches  in  der  letzten 
Periode  der  noch  unverfälschten  deutschen  Kunst  entstanden 
ist,  hinlänglich  eingeleitet  zu  haben.  Ein  Einflufs  der  Kunst 
anderer  Länder  ist,  wie  schon  gesagt  wurde,  nirgends  bemerk- 
bar. Nur  da,  wo  Römische  Paläste  oder  das  prachtvolle  Hei- 
ligthum  der  Juden  vorzuführen  waren,  hat  der  Künstler  die 
nach  classisclien  Vorbildern  entstandene  Bauart,  wie  sie  da- 
mals in  Italien  herrschte , nicht  aber  die  Deutsche  angewen- 
det  38).  Ein  gleiches  Verfahren  linden  wir  in  den  Glasge- 
mälden beobachtet,  zu  welchen  ich  nunmehr  übergehen  werde. 


Chr.  Maurer  fec.  ist  die  Unterschrift  eines  Glasge- 
mäldes, welches  den  kleinen  unter  seinen  eilf  Brüdern  ste- 
henden Joseph  zeigt.  Am  Himmel  glänzen  die  Sonne,  der 
Mond  und  die  Sterne.  1.  Mos.  37,  9.:  „Und  er  hatte  noch 
einen  andern  Traum , den  er  erzählte  an  seinen  Brüdern, 
und  sprach:  Siehe,  ich  habe  noch  einen  Traum  gehabt.  Mich 
däuchte,  die  Sonne  und  der  Mond  und  eilf  Sterne  neigeteil 
sich  vor  mir.“  Der  Zusammensetzer,  der  die  sämmtlichen 
Glasgemälde  so  wie  sie  jetzt  im  Vorzimmer  des  Naturalien- 
cabinets  sich  zeigen,  vereinigte,  hat  albern  genug  unter  die- 
ses Gemälde  die  Unterschrift  Gen.  41.  geflickt,  die  von  ei 
nem  andern  Maurerischen  Glasgemälde  herrührt. 

Dem  sitzenden  Jacob  wird  der  bunte  Rock  Josephs  vor- 
gezeigt, welchen  ein  Hund  beriechet.  Jacob  zerreifset  sein 
Gewand  (1.  Mos.  37,  32-^34.). 


36)  1.  (1  Mos.  1,  27.).  — 2.  (ib.  3,  6.).  — 3.  (ib.  3,  24.). 

37)  4.  a.  (Matth.  24,  1.  2.).  b.  (M.  24,  3.  4.).  — 5.  a.  (M.  24, 
30.  31.  M.  25,  31.  32.).  b.  (M.  25,  35.)  c.  (M.  25,  41  — 46.).  — 6. 
a.  (M.  25,  1 — 12.).  b.  (M.  25,  14—25.). 

38)  Der  Künstler  hatte  sicherlich  nie  Italien  bereiset.  Da  er 
aber  in  der  Scliweitz  oder  im  südwestlichen  Deutschland  lebte, 
konnte  er  durch  Zeichnungen  oder  Kupferbücher  hierüber  sich  weit 
leichter  unterrichten,  als  ein  im  mittleren  Deutschland  wohnender 
Künstler. 


— 253  — 


Joseph  vor  Pharao.  In  der  Ferne  die  sieben  fetten  und 
die  sieben  mageren  Kühe  (1.  Mos.  41,  16.  f.). 

Vor  Joseph  liegen  innerhalb  eines  Gebäudes  seine  Brü- 
der auf  den  Knieen.  Ein  vor  Josephs  Füfsen  sitzender  Hund 
sieht  zu  ihm  in  die  Höhe.  In  der  Ferne  zeigen  sich  die 
Kameele  (1.  Mos.  42,  6.  f.). 

Das  Ereignifs  mit  Benjamins  Sack  (1.  Mos.  44,  12.). 

Während  die  übrigen  Brüder  auf  den  Knieen  liegen,  um- 
armet Joseph  den  Benjamin  (1.  Mos.  45,  14.). 

Erhalten  hat  sich  auch  die  Unterschrift  des  aus  Gen. 
46.  entnommenen  Gemäldes,  zu  welcher  aber  das  jetzt  dar- 
über eingesetzte  und  einen  innerhalb  der  Schranken  verwei- 
lenden Kitter  darstellende  Glasgemälde  nicht  gehöret. 

Da  nun  auch  die  Unterschriften  der  obigen  Maurerischen 
Glasgemälde  zum  Theil  nicht  passen,  kann  man  schliefsen, 
dafs  Herzog  Ernst  II.  noch  mehrere  Stücke  angekauft  hatte, 
als  jetzt  vorhanden  sind.  Es  fällt  diese  Verderbung  der 
Glasgemälde  eben  so  sehr  den  Handwerkern,  welche  sie  so 
albern  zusammengesetzt  haben,  als  der  schluterigen  Aufsicht 
Wilhelm  Ernst  Braun’s  zur  Last. 

Dafs  gerade  die  Maurerischen  Glasgemälde  bei  jener 
Zusammensetzung  am  schlechtesten  weggekommen  sind,  ist 
um  so  mehr  zu  beklagen,  da  sie,  wie  aus  den  Ueberre- 
sten  erhellt,  die  besten  und  ausgezeichnetsten  der  ganzen 
Sammlung  sind.  Die  Composition  ist  reich  und  schön,  alles 
Detail  mit  Liebe  behandelt.  Die  dauerhaften  Farben  haben 
sich  gut  erhalten.  Die  Römische  Architektur,  welche  der 
Verfertiger  den  prachtvollen  Aegyptischen  Gebäuden  gelie- 
hen hat,  ist  so  edel  als  an  den  Römischen  Gebäuden  des 
früher  beschriebenen  Schirmes  der  Gallerie.  Noch  mehr  in 
der  Ferne  sind  landschaftliche  Hintergründe.  Jedes  der  Jo- 
sephs Geschichte  betreffenden  Glasgemälde  hat  sowohl  rechts 
als  links  an  den  Seiten  eine  Säule,  auf  der  ein  Bogen  ru- 
het, durch  welchen  hindurch  man  das  geschilderte  Ereignifs 
sieht.  Am  Postament  jeder  Säule  ist  ein  Wappen  ange- 
bracht. 

Ferner  hat  Christoph  Maurer  die  Geschichte  des  ver- 
lorenen Sohnes  gemalt,  wovon  zwei  Tafeln  sich  erhalten 


— 254  — 


haben.  Die  eine  scheint  den  Abschied  des  zu  Pferde  sitzen- 
den Sohnes  von  seinem  Vater  darzustellen.  Dabei  liest  inan 
„Lapsus.  Wann  die  Luft  empfangen  hat,  gebieret  sie  die 
Sünde.  Jac.  1.  Cap.u  (v.  15.). 

Auf  dem  andern  Gemälde  zeigt  sich  die  Rückkehr  des 
verlorenen  Sohnes.  Dabei  liest  man  die  Schrift:  „Gratia 
Ezech.  18,  33.  Cap.  (soll  heifsen:  Hesekiel  33.  v.  11.):  So 
wahr  ich  lebe,  spricht  der  Herr44  u.  s.  f.  Auch  hier  ist  jetzt 
nicht  alles  vorhanden,  sondern  vieles  aus  Bruchstücken  an- 
derer, zum  Theil  auch  Maurerischer  Glasgemälde  vom  Zu- 
sammensetzer zusammengestoppelt. 

Schrecklich  aus  Fragmenten  zerbrochener  Glasgemälde 
zusammengestoppelt  sind  eine  Anbetung  der  Hirten  zu  Luc. 
2.,  und  ein  gekreuzigter  Christus  zu  Matth.  27.  Diese 
Glasgemälde,  so  wie  ein  anderes,  welches  die  Auferstehung 
Christi  zum  Gegenstand  hat,  scheinen  von  einem  Zeitgenos- 
sen Maurer’ s herzurühren. 

Im  schönsten  Zeitalter  Schweitzerischer  Glasmalerei  ist 
eine  gröfsere  Glastafel  bemalt  worden:  „Die  schyltt  (d.  i. 

Schilde  oder  Wappen)  der  XIII.  Ortten  einer  löblichen  Eid- 
genofsfchafft.  Bern.  Lucern.  Ury.  Schwytz.  Underw.  Zug. 
Glaris.  Basel.  Friburg.  Solothurn.  Schalfhusen.  AppentzlI. 
Ueberdiefs  Zürich.44 

Neben  diesen  Schweizerischen  Glasgemälden  möge  man 
die  zahlreichen  Gemälde  einer  Handschrift  der  H.  Bibliothek 
(A.  Chartac.  365.)  betrachten,  welche  die  Sempacher  Schlacht 
und  die  in  ihr  Gefallenen  vorführen.  Wegen  der  auf  dem 
Einbande  stehenden  Jahrzahl  162T.  ist  es  besser,  die  Be- 
schreibung selbst  erst  weiter  unten  zu  liefern. 

In  der  Kupferstichsammlung  sind  von  Christoph  Mau- 
rer zwei  Bl.  Holzschnitte,  zwei  Gerichtsstuben  mit  Partheien, 
kl.  qu.  4.  39). 

Christoph  Maurer  starb,  wie  Bartsch  40)  bemerkt,  im 
J.  1614. 

39)  Vergl.  Huber  u.  Rost  Handb.  f.  Kunstliebh.  1.  B.  Zürich. 
1796.  S.  221.  Ueber  seine  Monogramme  s.  Heller  Gesch.  d.  Holz- 
schneidek.  S.  204.  u.  148.  Brulliot  P.  I.  (Munich.  1832.  4.)  p.  145. 
n.  1164.  p.  176.  n.  1393. 

40)  B.  P.  gr.  IX.  384. 


— 255  — 


Es  ist  interessant,  mit  den  Glasgeinälden  des  Schwei- 
tzerischen  Künstlers  ein  gleichzeitiges  Glasgemälde  zu  ver- 
gleichen, welches  in  unsern  Gegenden  angefertigt,  aber  frei- 
lich weit  unerheblicher  ist.  Auf  dem  im  Vorzimmer  des 
Naturaliencabinets  aufbewahrten  Trinkglase  liest  man  oben 
1597.  II.  L.  M.  I.  D.  W.  Zwischen  dem  M.  und  I.  ist  ein 
von  zwei  Pfeilen  durchstochenes  Herz,  auf  welchem  die  zu 
einem  Monogramm  vereinigten  Buchstaben  D.  M.  d.  i.  Doro- 
thea Maria  zu  lesen  sind.  Darunter  ist  das  Sächsische  Wap- 
pen mit  dreizehn  Feldern,  unter  denen  das  Hennebergische 
das  unterste  ist,  und  mit  drei  Helmen  gemalt.  Auf  der  hin- 
teren Seite  ist  oben  zu  lesen : 1597.  G.  W.  M.  E.  Zwischen 
den  Buchstaben  W.  und  M.  bemerkt  man  ein  dem  vorigen 
ganz  ähnliches  Herz , worauf  der  Buchstabe  I.  d.  i.  Johann 
steht.  Darunter  ist  das  Anhaitische  Wappen  gemalt.  Die 
Unterschrift  lautet:  Dorothea  Maria  Ilertzogin  zw  Sachsen 

etc.  Entweder  wird  Herzog  Johann,  der  damals  noch  zu 
Altenburg  residirte,  das  Glas  der  Herzogin  oder  diese  es  dem 
Herzoge  verehret  haben. 

Einen  grofsen  Medaillon  Kaiser  Rudolph  II.  hat  Luckius 
in  das  Jahr  1599.  gesetzt.  Köhler  giebt  an,  derselbe  habe 
auf  die  im  J.  1599.  und  1601.  besiegten  Fürsten  in  Sieben- 
bürgen, den  Cardinal  Andreas  Bathor  und  Sigismund  Bathor, 
Bezug.  Nach  Herrgott’s  Bemerkung  kann  der  Medaillon 
auch  auf  das  J.  1603.  bezogen  werden  4I).  Vielleicht  ist 
das  zu  Wien  befindliche  das  einzige  Exemplar.  Zu  Gotha 
ist  nur  ein  bleierner  Abgufs  der  Vorderseite.  Dagegen  wird 
im  Vorzimmer  des  Naturaliencabinets  ein  ovales  rechtsge- 
wendetes Bildnifs  desselben  Kaisers  auf  bewahrt,  welches  D, 
M.  aus  Perlmutter  verfertiget  hat. 

In  der  Kirche  zu  Gräfentonna  findet  man  die  Grabmäler 
der  am  22.  Jul.  1599.  verstorbenen  Frau  Walpurg,  Gräfin 
zu  Gleichen  42)  und  ihres  am  5.  Oct.  1599.  verstorbenen 
Sohnes  Georg  III.,  Grafen  zu  Gleichen  43). 


41)  Luckii  Syll.  p.  379.  sq.  Herrgott  T.  II.  P.  II.  tab.  13.  n.  21. 
p.  90.  Die  Med.  in  Köhler  M.  Bel.  Th.  22.  S.  265.  ist  kleiner. 

42)  Sagitt.  Hist,  der  Gr.  Gleichen,  p.  423. 

43)  ib.  p.  427.  Der  am  15.  Januar  1631.  zu  Ohrdruf  verstorbene 


— 256  — 


Grabsteine  der  Grafen  von  Gleichen  sind  in  mehrern 
Orten  aufgestellt  worden,  z.  B.  zu  Erfurt,  Blanckenhayn  44) 
Kranichfeld  45),  Remda  und  anderwärts.  Ich  habe  jedoch 
in  diesem  Werke  nur  der  Gräfentonnaischen  kürzlich  ge- 
dacht. Letztere  befinden  sich  gegenwärtig  unter  dem  Thurme 
der  Pfarrkirche,  da  wo  an  der  Aufsenseite  der  Mauer  ganz 
in  der  Höhe  das  Gleicliische  und  Schönburgische  Wappen 
zu  sehen  sind,  die  auch  das  beim  Jahre  1541.  erwähnte  Re- 
lief des  alten  Schlosses  zu  Gräfentonna  enthält.  OefFnet  man 
die  im  Innern  der  Kirche  hinter  der  kunstvollen  Altartafel  be- 
findliche -eiserne  Thüre,  so  führt  eine  steinerne  Treppe  in 
ein  durch  zwei  schmale  Lichtöffnungen  spärlich  erleuchtetes 
Gewölbe  hinab , in  dessen  Mitte  der  zinnerne  mit  schwarzem 
Sammet  überzogene  Sarg  des  am  31.  Mai  1771.  verstorbenen 
Prinzen  Wilhelm  von  S.  Gotha  und  Altenburg,  der  ein  Sohn 
Herzogs  Friedrich  II.  war,  und  noch  ein  völlig  ähnlicher 
Sarg  erhöhet  aufgestellt  sind.  Ringsum  sind  die  Grab- 
steine der  Grafen  und  Gräfinnen  von  Gleichen  an  die  Wände 
des  Gewölbes  gelehnt.  Ohne  Zweifel  hatten  sie  in  früherer 
Zeit  eine  andere  Stelle  46).  Die  Reliefs  stellen  die  Ver- 
storbenen in  ganzer  Figur  dar.  Zum  Theil  sind  sie  kunst- 
voll, wie  z.  B.  die  Arabesken  eines  Harnisches  mit  Fieifs 
ausgeführt  sind.  Ringsum  steht  die  Schrift  47). 


Hans  Ludwig , letzter  Graf  von  Gleichen , wurde  zwr.r  den  29.  Apr. 
zu  Tonna  begraben,  es  wird  aber  kein  Grabmal  erwähnt. 

44)  Sigismund  III.  f 1519.  (Sagitt.  S.  292.),  Ludwig  II.  f 1522. 
(das.  S.  293.),  Wolf  Sigismund  f 1554.  (das.  S.  300.). 

45)  Christoph  II.  f 1515.  (das.  S.  294.). 

46)  Die  Kirche  wurde  in  den  Jahren  1691.  und  1692.  bis  auf  die 
alte  Sacristei  ganz  neu  gebauet. 

47)  Caspar  Sagittarius,  der  verdienstvolle  Verfasser  der  Ge- 
schichte der  Grafschaft  Gleichen , hatte  die  Grabsteine  der  Grafen  und 
Gräfinnen , als  sie  noch  in  der  Kirche  zu  Gräfentonna  über  der  Erde 
sich  befanden,  durch  Jacob  von  Melle  zeichnen  lassen.  Ernst  Salo- 
mo Cyprian,  der  Sagittarius  Buch  nach  des  Verfassers  Tode  drucken 
liefs , hat  jedoch  aus  Mangel  an  Kunstsinn  die  Grabmonumente  nicht 
lierausgegeben , und  nur  die  Umschriften  mitzutlieilen  sich  begnügt. 
Nachdem  nun  das  eigenhändige  Manuscript  Sagittarii  gedruckt  und  in 
das  Geheime  Archiv  gelangt  war,  hielt  man  es  für  unnöthig,  das- 


— 257 


Zu  Ehren  der  kurz  vorher  erwähnten  Walpurgis  ist  hinter 
der  Kanzel  der  Pfarrkirche  zu  Gräfentonna  eine  grofse  In- 
schrifttafel aufgehängt.  W alpurgis  war  eine  geborene  Gräfin 
zu  Spiegelberg  und  Pyrmont  und  Gemahlin  des  1570.  verstor- 
benen Georg  II.,  Grafen  von  Gleichen.  Ihr  verdankte  Georg  III., 
Graf  von  Gleichen,  den  Titel  eines  Grafen  von  Spiegelberg 
und  Pyrmont,  welchen  man  in  der  Aufschrift  seines  Grab- 
steines liest. 

Um  diese  Zeit  wird  auch  das  in  der  Kirche  zu  Burgtonna 
aufgehängte  runde  Relief  verfertigt  seyn,  welches  das  nun- 
mehrige Wappen  48)  der  Grafen  von  Gleichen  darstellt.  Im 
blauen  Felde  des  Mittelschildes  ist  ein  zum  Streit  gerüsteter 
silberner  Löwe  mit  herausgestreckter  Zunge  und  goldener 
Krone  auf  dem  Haupte.  Das  erste  und  auch  das  vierte  Schild 
zeigt  den  rotlien  Spiegelbergischen  Hirsch,  im  zweiten  und 
auch  im  dritten  Schild  steht  das  rothe  Pyrmontische  Anker- 


selbe noch  weiter  aufzubewahren,  sondern  es  wurde  mit  Fürstlicher 
Genehmigung  zerschnitten.  So  dürften  auch  die  ohne  Zweifel  mit 
dem  Manuscripte  verbundenen  Zeichnungen  nicht  mehr  vorhanden 
seyn.  Inzwischen  (1691.)  waren  die  Grabsteine  in  das  unterirdische 
finstere  Gemach  versetzt  worden , worin  die  Anfertigung  neuer  Zeich- 
nungen mit  Schwierigkeiten  verbunden  ist.  — Der  genannte  E.  S.  Cy- 
prian besorgte  im  J.  1734. , wie  aus  einem  Bande  seines  aufgedunsenen 
Briefwechsels  erhellt  (Epistolae  ad  E.  S.  Cyprianum  scriptae.  Tom. 
XV.  im  Handschriftenzimmer  der  Bibliothek  : A.  Cliartac.  436.),  den 
Ankauf  des  iin  Vorzimmer  des  Naturaliencabinets  befindlichen  irdenen 
und  um  1542.  in  Italien  bemalten  Geschirres,  welches  Hanfs  Fried- 
rich Freiherr  von  Roth  zu  Wien  durch  Erbschaft  besafs.  Hätte  Cy- 
prian nicht  aller  Kunstkenntnifs  ermangelt , so  würde  er  dem  Herzog 
den  Ankauf  so  geringer  und  doch  im  Preise  so  enorm  hoch  angeschla- 
gener Waare  widerrathen  haben.  Als  dagegen  die  Gemeinde  zu  Sund- 
liauscn  beim  Ober- Consistorium,  dessen  Vicepräsident  Cyprian  war, 
uin  die  Erlaubnifs  nachsuchte , ihre  Kirche  ausmalen  zu  lassen , wozu 
sie  durch  Legate  die  Mittel  besafs,  ertheilte  Cyprian  den  dummen 
Bescheid:  „Mahlet  die  Tempel  eures  Herzens!  Lasset  euch  mit  eurer 
ungemahlten  Kirche  begnügen!“ 

48)  Dieses  Wappen  findet  man  auch  auf  Siegeln  aus  den  J.  1592. 
u.  1621.  (Sagitt.  tab.  VI.  n.  3.  4.).  Mit  den  Grafschaften  Spiegelberg 
u.  Pyrmont  wurde  Tonna  schon  1593,  vermehrt,  Sagitt.  S.  431. 

17 


— 259  — 


kreuz  auf  goldenem  Grunde.  Ueber  dem  Ganzen  sind  drei 
Helme.  Das  aus  Holz  geschnitzte  Relief  ist  bemalt  und 
vergoldet. 

Unter  vielen  andern  bemalten  Stammbüchern  im  Hand- 
schriftenzimmer  der  Bibliothek  sind  zwei  besonders  merk- 
würdig, welche  Trachten  und  Gebräuche  ausländischer  Völ- 
ker in  Gemälden  vorführen,  das  Stammbuch  Balthasar  Den- 
ner’s  48b)  und  das  andere  Johann  Reichardt’s  von  Steinbach 
(B.  Chartac.  1039.).  Die  wichtigeren  Gemälde  des  letzteren 
fallen  in  die  Jahre  1591  — 1593.;  aber  es  enthält  auch  spä- 
tere, ja  noch  eines  aus  dem  Jahre  1602.  Das  Stammbuch 
ist  mit  Türkischem  Papier  durchschossen , auf  welchem 
man  Verzierungen,  bisweilen  auch  Türkische  Schrift  (fol. 
22.  52.  68.)  bemerkt.  Die  Gemälde  wurden  durch  Stein- 
bach’s  Aufenthalt  in  sehr  vielen  Ländern  veranlafst.  Der- 
selbe war  am  22.  Octob.  1591.  zu  Griechisch  Weifsenburg, 
am  30.  Oct.  zu  Jagodna  in  Servien,  am  18.  Nov.  zu  Adriano- 
pel, in  demselben  Monat  auch  zu  Nissa  in  Bulgarien.  Am 
3.  Jan.  1592.  besuchte  er  mit  vielen  Deutschen  eine  soge- 


48  b.)  B.  Chartac.  1010.  Die  Gemälde  fallen  in  die  Jahre  1583. 
und  1584.  und  hätten  also  oben  S.  214  eingereihet  werden  sollen. 
Balthasar  Denner , Magistratsperson  zu  Nürnberg,  war  am  19.  Oct. 
1583.  und  den  November  hindurch  zu  Bologna , wo  er  viele  Deut- 
sche antraf.  Am  6.  Dec.  1583.  bis  zu  Ende  des  Febr.  1584.  finden 
wir  ihn  zu  Siena,  am  24.  u.  25.  März  1584.  zu  Neapel,  am  6.  u. 
7.  Apr.  zu  Rom,  am  2.  Mai  zu  Lucca,  am  19.  Mai,  17.  Jul.,  9. 
Aug.  zu  Pisa  und  am  25.  u.  2fi.  Ang.  1584.  wieder  zu  Siena.  Die 
Gemälde  zeigen  Italienische  Trachten  und  Gebräuche.  So  den  Do- 
gen von  Venedig  und  desselben  Schiff,  einen  Cardinal  zu  Pferde, 
fünfzehn  Frauenzimmertrachten,  Geflügelverkäuferinnen,  eine  Dame 
mit  einem  Knaben,  der  ihre  Schleppe  trägt,  ein  Frauenzimmer  zu 
Pferde,  ein  von  einem  Maulesel  getragenes  Frauenzimmer  und  ein 
anderes,  welches  zwei  Männer  in  einer  Sänfte  tragen,  Carnevals- 
lustbarkeiten  , Weinkelter,  endlich  das  Fuggerisclie  und  das  Wald- 
purgischc  Wappen.  Es  haben  sich  in  das  Stammbuch  noch  am  12.  u. 
29.  Sept.,  ferner  am  15.,  16.,  25.  Octob.  1613.  zu  Regensburg  (in  co- 
mitiis)  Personen  eingeschrieben ; vielleicht  führte  ein  dem  älteren 
Denner  gleichnamiger  jüngerer  Mann  dasselbe  damals  fort. 


— 259  — 


nannte  Säule  des  48c)  Pompejus  (Coluninam  Pompei  et  La- 
ternam  in  Ponto  Euxino  positas),  am  14.  IT.  20.  21.  22. 
28.  Jan.  hielt  er  in  Constantinopel  sich  auf.  Hierauf  finden 
wir  ihn  am  2.  März  1592.  in  Griechisch  Weifsenburg,  am 
2T.  Mai  in  Wien , am  14.  Dec.  in  Stauros , am  T.  Jan.  1593. 
in  Prag,  am  4.  Jul.  in  Breslau,  am  2T.  Jul.  in  Wehina,  am 
2.  Aug.  in  Warschau,  am  18.  Aug.  zu  Wilna  in  Lithauen, 
ain  21.  Sept.  und  am  20.  Oct.  in  Moskau.  Von  da  zurück- 
gekehrt , war  Steinbach  im  J.  1591.  wieder  zu  Wilna , hier- 
auf am  21.  Mai  zu  Regensburg  auf  dem  Reichstage.  Am 
30.  Dec.  1598.  finden  wir  ihn  zu  Altorf,  am  5.  Jan.  1599. 
zu  Nürnberg,  am  28.  Jan.  zu  Eger,  am  4.  Nov.  zu  Strafs- 
burg, am  25.  Sept.  1602.  zu  Dresden,  in  demselben  Jahre 
auch  zu  Prag,  endlich  am  18.  Sept.  1610  in  Karlsbad.  Aus 
diesen  Angaben  kann  auch  die  Folge  und  Zeit  der,  wie  ich 
glaube,  von  Johann  Reichardt  von  Steinbach  selbst  verfer- 
tigten Gemälde  bestimmt  werden,  welche  männliche  und 
weibliche  Trachten  der  von  ihm  bereiseten  Länder,  auch 
einige  daselbst  herrschende  Gebräuche,  z.  B.  die  der  Gauk- 
ler (fol.  164.  b.  1T2.  182.),  und  Strafen  (fol.  289 fol. 

353.  Bastonnade)  enthalten.  Am  interessantesten  bleiben  die 
Türkischen  und  Russischen,  deren  auch  die  gröfsere  Zahl 
ist.  Einige  Gemälde,  welche  Jäger  (fol.  128.  202.  341. 
393.),  Soldaten  (fol.  286.  320.),  auch  Herren  und  Da- 
men (fol.  61.  b.)  vorführen,  sind  in  Deutschland  verfertigt. 
Das  fol.  30T.  stehende  Wappen  hat  Christoph  Seiferdt  vonSeif- 
fenaw  am  3.  Febr.  1595.  gemalt.  Ein  anderes  wurde  1602. 
zu  Prag  verfertiget. 

Um  1600.  wurde  die  ovale  goldene  Medaille  49)  Hein- 
rich Julius,  Herzogs  von  Braunschweig  (geb.  d.  15.  Octob. 
1561.),  verfertigt.  Hinten  liest  man:  Honestum  pro  patria. 


48  c.)  Diese  Säule  wird  eben  so  wenig  aus  Pompejus  Zeit  her- 
gerührt haben  als  die  bekannte  zu  Alexandrien. 

49)  7|-  Duc.  schwer.  In  Seeländers  nicht  herausgeg,  Kupferta- 
feln tab.  26.  n.  4.  Relitm.  tab.  IX.  n.  11.  Vollst.  ßraunschw.  Lüneb. 
Münz-  ii.  Med.  Cab.  p.  65,  n.  135. 


IT  * 


— 260  — 


Ein  Gemälde  der  Gallerie  (auf  Holz.  nr.  103.)  hat  rechts 
die  Inschrift : 

RD9  ET  ILLM9.  II.  I.  P.  E.  II.  D.  B.  ET.  L.  FEC1T. 
welche  nur  bedeuten  kann:  Reverendus  et  Illustrissimus  Hen- 
ricus  Julius  Postulatus  Episcopus  Ilalberstad.  Dux  ßrunsv.  et 
Luneb.  fecit.  Das  Gemälde  zeigt  links  Lotli  in  unanständi- 
ger Handlung  mit  seinen  Töchtern  begriffen  5°).  Dahinter 
steht  Sodom  in  Flammen. 

Ein  herzförmiges  Miniaturgemälde  auf  Blech  und  mit 
der  Jahrz.  1600.  stellt  den  Coburgischen  Herzog  Johann  Ca- 
simir dar.  — 

I11  das  Jahr  1601.  fällt  das  letzte  Gemälde  des  schon 
bei  den  Jahren  1561.  und  1591.  erwähnten  Büchleins  im 
Handschriftenzimmer  der  Bibliothek  „Christliche,  einfaltige 
Sprüche,  fo  Maria  geh.  Hertzogin  zu  Sachfen,  gebetet  hat. 
Gedruckt  zu  Jhena.  1588.“  Angebunden : „Der  Pfalter,  deutfch 
mit  kurtzen  Summarien,  durch  Vitum  Dietrich.“  Einge- 
schrieben sind  Nachrichten  über  Geburt,  Vermählung  und 
Tod  fürstlicher  Personen,  eingeklebt  folgende  Miniaturge- 
mälde : 

Bildnisse  der  Pfalzgrafen  bei  Rhein  und  Erztruchsesse 
Friedrich  II.  (*j-  1556.)  und  Friedrich  III.  (f  1576.);  bei 
letzterem  die  Jahrz.  1561.  und  die  geflügelte  Schlange. 

Eine  schwarz  gekleidete , mit  goldenen  Ketten  ge- 
schmückte Fürstin,  weiche  unter  der  Brust  die  Hände  zu- 
sammengelegt hat,  dürfte  Maria  seyn,  Tochter  des  Mark- 
grafen Casimir  von  Brandenburg- Ansbach  und  Gemahlin 
Friedrich  III.  Churfürsten  von  der  Pfalz.  Wenigstens  sind 
unter  dem  Gemälde  die  vier  Wappenschilde  angebracht,  die 

50)  Diese  Geschichte  siebt  man  auch  auf  einem  Emailgemälde 
im  Vorzimmer  des  Naturaliencabinets,  so  wie  auf  einem  Gemälde 
der  Gallerie  [auf  Kupfer.  IX.  Nr.  31.] , welches  eine  von  Peter  van 
der  Werff  nach  Adrian  van  der  Werff  verfertigte  Copie  seyn  dürfte. 
Dem  letzteren  wurden  die  wenigstens  sonst  in  der  Gallerie  zu  Cassel 
(Verzeichn,  d.  Hochf.  Hess.  Gern.  Samml.  in  Cassel.  1783.  S.  206. 
n.  62.  auf  Holz.) , ferner  zu  Paris  im  Palais  royal  (gestochen  von 
N.  de  Launay)  befindlichen  Gemälde  zugeschrieben.  Ein  dem  Gothaer 
entsprechendes  Gemälde  ist  auch  zu  Berlin. 


— 201  — 


mail  auf  einem  Thaler  der  Brüder  Casimir  und  Georg,  Mark- 
grafen von  Brandenburg,  mit  der  Jalirzahl  1525.  bemerkt. 
Ueber  dem  Gemälde  ist  zu  lesen  : „Als.  mitt.  Gottes.  Hvlff.“ 
1591.  Friedrich  Willi.  II.  zu  Sachsen , 29  J.  alt. 

1591.  mit  der  geflügelten  Schlange:  Anna  Maria,  II.  z. 

5.,  16  J.  alt. 

Maria,  Pfalzgräfin  bei  Rhein,  'j-  1567. 

Elisabeth,  seit  1510.  Johann  Casimir’s,  Pfalzgrafen  bei 
Rhein,  Gemahlin. 

Anna  Elisabeth,  geborene  Pfalzgräfin  bei  Rhein,  geh. 

1519. , Landgräfin  zu  Hessen. 

Kunegunde  Jacobi , geborene  Pfalzgräfin  bei  Rhein , geb. 
d.  9.  Oct.  1559. 

Johannes,  H.  v.  S.  1592. 

Georg  Ernst,  Graf  v.  Henneberg.  1567. 

Elisabeth,  geborene  Herzogin  v.  Braunschw.  u.  Lüneb., 
Gräfin  v.  Henneberg,  1566. 

Johann  Friedrich  1Y. , II.  z.  S. , geb.  1559.,  *j-  1560. 
Friedrich  Wilhelm,  II.  z.  S.,  geb.  1562. 

Sibylla  Maria , H.  z.  S. , geb.  1565. 

Ein  am  19.  Octob.  1561.  unzeitig  zur  Welt  gekomme- 
nes Kind. 

Sibylla  Maria,  H.  z.  S.,  gestorben  zu  Altenburg  1569. 
Johann,  H.  z.  Si,  geb.  1570. 

Maria,  H.  z.  S. , geb.  1571. 

Johann  Philipp  (am  25.  Januar  1597.  im  Schlosse  zu 
Torgau  geboren),  d.  8.  März  1597.  sechs  Wochen  alt. 

Anna  Sophia,  II.  z.  S. , geb.  zu  Torgau  1598. 

Friedrich,  H.  z.  S. , geb.  1599. 

Johann  Wilhelm,  H.  z.  S. , geb.  1600. 

Dorothea,  II.  z.  S. , geb.  1601. 

Johann , II.  z.  S. , geb.  1570. , vermählt  1593.  auf  dem 
Schlosse  zu  Altenburg  mit  Dorothea  Maria,  Fürstin  von 
Anhalt,  geb.  1574. 

Johann  Ernst,  H.  z.  S. , geb.  1594.,  und  Friedrich , FI. 
Z.  S. , geb.  1596. , beide  gemalt  1599. 

Johann,  II.  z.  S.,  geb.  1797. 

Wilhelm,  II.  z.  S.,  geb.  1598. 


— 262  — 


Die  vier  zuletzt  genannten  Fürsten  waren  Söhne  Jo- 
hannas und  der  Dorothea  Maria  und  Brüder  des  erst  1601. 
geborenen  Ernst  des  Frommen.  Mehrere  jetzt  fehlende  Ge- 
mälde glaube  ich  in  der  Sammlung  der  Miniaturgernälde  wie- 
der aufgefunden  zu  haben.  Das  Büchlein  gehörte  der  Ma- 
ria, Aebtissin  zu  Quedlinburg  5I),  deren  ich  beim  Jahre 
1608.  gedenken  werde.  — 

Aus  dem  Jahre  1601.  hat  ein  auf  Glas  gemaltes  Wappen 
sich  erhalten. 

Einseitig  ist  die  silberne  Med.  auf  Nicolaus  Grell  52). 

Adam  Elsheiiner,  1574.  zu  Frankfurt  geb.,  studirte  zu 
Rom  53)  die  Natur  und  verstand  mit  seinen  kleinen  Gemäl- 
den, in  denen  er  sehr  gern  verschiedene  Wirkungen  von 
künstlichen  Lichtern  anbrachte,  einen  erhabenen  Styl  zu  ver- 
einigen. Die  kleine,  ovale,  auf  Kupfer  gemalte  Schmie- 
dewerkstätte, die  nicht  mit  Unrecht  mitten  unter  Nie- 
derländischen Gemälden  aufgehängt  ist,  gefällt  wegen  der 
Beleuchtung  des  dunkeln  Raumes  und  wegen  der  Figur  des 
Schmidtes.  In  seinen  Landschaften  pflegte  Elzheimer  sehr 
gern  etwas  Historisches  anzubringen.  Gemälde  des  Künst- 
lers sind  in  allen  gröfseren  Sammlungen,  wie  z.  B.  die  Kaiserl. 
zu  Wien  eine  Ruhe  der  heil.  Familie  54),  die  König!,  zu  Pa- 
ris eine  auf  Kupfer  gemalte  Flucht  in  Aegypten  55)  hat. 

51)  Tentz.  Lin.  Ern.  P.  II.  p.  328. 

52)  | Loth  schwer.  Köhler  M.  Bel.  Th.  7.  S.  193.  Juncker  Eh- 
renged.  Luth.  S.  359.  M.  Mazz.  T.  I.  tab.  71.  n.  2.  p.  329.  Erbstein, 
Num.  Bruchst.  1.  2.  3.  Dr.  1816.  S.  52.  n.  31. 

53)  Das  Lehen  Elslieimers  ist  in  Meusels  Museum  für  Künstler 
u.  Kunstliebhaber  im  eilften  Stücke  1790.  ausführlich  und  aus  si- 
chern Quellen  niedergeschrieben.  Sein  Bildnifs:  Serie  di  ritratti  de- 
gli  ecc.  pittori  ncll’  Imp.  Gail,  di  Firenze.  Vol.  II.  in  Fir.  1754.  fol. 
tav.  XXV.  p.  125.  Reale  Gail,  di  Fir.  Ser.  III.  Ritr.  di  pitt.  Vol.  II. 
Fir.  1820.  8.  tav.  101.  p.  122  — 124. 

54)  Haas,  K.  K.  Bild.  Gail.  Nr.  49. 

55)  Musee  Fran^ais.  Recueil  complet  des  tableaux,  statues  et 
bas-reliefs  qui  composent  la  collection  nationale.  Premiere  serie. 
Tableaux  de  genre.  T.  II.  P.  IV.  (gest.  v.  Hatdenvang.).  Le  site 
est  ainsi  eclaire  par  trois  point  diflerens,  et  cependant  l’ensemble 
presente  une  unite  parfaite.  La  lueur  du  feu  des  bergers,  reflechie 


— 26*3  — 


Aus  der  Huberschen  Sammlung  (nr.  51  — 57.)  sieht  mail  in 
der  Kupferstichsammlung  zu  Gotha  dreizehn  nach  seinen  Ge- 
mälden gestochene  Blätter:  einen  Aufgang  der  Sonne;  drei 
Blätter  aus  Tobias  Geschichte  56),  eines  derselben  von  Luc. 
Vorstermann  gestochen ; die  Pforte  eines  Tempels,  vor  wel- 
chem Kranke  und  Bettler  verweilen,  von  Wencesl.  Hollar; 
Pallas,  die  Vorsteherin  der  Künste  und  Wissenschaften  von 
Johanna  Sibylla  Küslen;  Venus  und  Amor  in  einer  Landschaft 
von  Wencesl.  Hollar  und  auch  von  dem  erwähnten  Frauen- 
zimmer gestochen.  Magdalena  Pafs  stach  die  mit  ihren  Kin- 
dern in  einer  schönen  Landschaft  dargestellte  Latona;  von  die- 
ser werden  Bauern  in  Frösche  verwandelt.  Vorhanden  ist 
auch  die  Landschaft  mit  dem  Bacchanal,  von  Wenc.  Hollar 
gestochen,  und  endlich  die  Zauberin  57).  — Elzheimer,  ein 
Opfer  seines  langsamen,  ihm  nicht  genug  lohnenden  Fleifses, 
starb , da  er  den  Schuldthurm  kaum  verlassen  hatte , in  Ar- 
muth  und  Kummer  58),  da  indessen  seine  seltenen  Gemälde 
die  Kunstsäle  der  Fürsten  bereichern. 

Die  altdeutsche  Kunst  erhob  sich  wie  ein  kräftiger  Baum 
vom  gesundesten  Wüchse,  der  die  köstlichsten  Blüthen  und 
Früchte  versprach ; aber  theils  die  veränderte  Religionsan- 
sicht, die  der  Kunst  ihre  Hauptgegenstände  raubte,  theils 


par  les  arbres  voisins,  ne  jette  sur  ces  personnages  et  sur  les  ani- 
maux  rassembles  autour  d’eux  que  des  teintes  vertes  et  blanchätres. 
Les  rayons  de  la  lune  luttent  avec  les  ombres  des  bois ; la  partie  du 
tableau  qu’ils  eclairent  offre  des  oppositions  menagees  avec  habilete, 
des  demiteintes  mystericuses , un  coloris  argentin  et  suave ; l’air  pa- 
roit  y circuler  dans  les  detours  de  la  foret:  plus  on  la  considere, 

plus  on  1’adinire.  Les  figures  principales  appellent  les  regards  par 
des  tons  chauds  et  fermes,  et  dominent  sur  toute  la  coraposition.  — 
II  est  regarde  comme  le  fondatcur  de  cette  laboricuse  ecole  flamande 
et  liollandaise,  qui  s’est  fait  admircr  comme  lui,  tont  ä la  fois,  par 
une  exacte  verite,  et  par  un  extreme  fini. 

56)  Fior.  I.  552.  erwähnt  als  seltene  Blätter  den  kleinen  Tobias 
und  den  grofsen  Tobias,  welche  der  Graf  von  Goud  in  Kupfer  stach. 
Vergl.  Huber  u.  Rost  I.  229. 

57)  Huber,  Cat.  rais.  du  cab.  d’est.  d.  Brandes.  T.  II.  p.  82 — 84. 

58)  Knorr  S.  116.  f. 


— 264  — 


die  Einwirkung  ausländischer  Kunstmanieren  unterbrachen 
den  schön  anhebenden  Wuchs  der  einheimischen  Pflanze. 

Wenn  schon  nach  einer  Bemerkung  Weise’s  einige  Schü- 
ler Albrecht  Diirer’s  durch  ihre  Entfernung  ins  Ausland  sich 
völlig  von  dem  Style  ihres  Lehrers  entfernten,  so  mufste  in 
der  spätem  Zeit  nach  der  Holbeine  und  Cranache  Tod,  als 
die  Deutschen  Maler  gar  kein  Oberhaupt  mehr  hatten,  das 
Aufsehen,  welches  die  Italienischen  überall  erregten,  recht 
eigentlich  das  Streben  der  Deutschen  Maler  auf  Italien  rich- 
ten. Vorzüglich  dem  glänzenden  Colorit  der  Venetianer  wur- 
de allgemeine  Bewunderung  gezollt.  Andere  suchten  das 
Florentinische  sich  anzueignen.  Deutsche  Künstler  fanden 
bei  Italienischen  Malern  Arbeit  und  leisteten  als  Gehülfen 
ihnen  gute  Dienste.  Kehrten  diese  Deutschen  Künstler  in 
ihre  Heimath  zurück,  so  führten  sie  das  Fremde  ein.  Da 
nun  ohnedies  das  Verlangen  nach  bedeutenden  Leistungen 
nicht  sonderlich  grofs  war  und  Niemand  seine  Anforderung 
an  die  Künstler  dahin  gestellt  haben  wird,  dafs  sie,  statt 
fremde  Kunst  zu  bringen,  in  Deutscher  Weise  fortmalen 
möchten , scheint  die  Lauheit  der  Besteller  und  die  Unnatio- 
nalität der  Künstler  die  vaterländische  Kunst  im  Verein  zu 
Grabe  getragen  zu  haben. 

Johann  Rottenhamer  (geh.  zu  München  1564.)  studierte 
zu  Rom,  und  zu  Venedig  nach  Tintoretto,  scheint  aber  auch 
Werke  Florentinischer  Künstler  beachtet  zu  haben.  Er  lebte 
später  zu  Augsburg.  Von  ihm  besitzt  die  Gallerie  zu  Pa- 
ris 59)  eine  Ruhe  der  heil.  Familie  in  Aegypten,  ein  klei- 
nes auf  Kupfer  gemaltes  Bild.  Zu  Gotha  ist  ein  ganz  ähn- 
liches Gemälde,  die  Anbetung  der  Hirten  darstellend.  Es 
werden  unter  Rottenhamers  Werken  gerade  diese  kleinen, 


59)  Filhol  et  Lavallee  Gal.  du  Mus.  Napoleon.  T.  IX.  Par.  1813* 
m\  632.  La  brillante  couleur  — prouve  qu’il  est  posterieur  ä son 
sejour  a Venise.  — On  remarque  plus  de  honte  que  de  noblesse 
dans  la  tete  de  la  Vierge.  — tous  ses  enfans  sont  charmans , leur 
grace,  leurs  mouvemens,  sont  de  la  plus  aimable  na'ivete.  II  excel- 
lait  ä peindre  le  nud.  — Die  Gallerie  zu  München  hat  acht  Ge- 
mälde von  ihm.  Zu  Schleisheiin  Maria  mit  dem  Jesuskinde,  von 
Männlich  3.  B.  S.  370. 


— 265  — 


auf  Kupfer  gemalten  und  mit  vieler  Feinheit  toccirten  Bilder 
am  meisten  geschätzt.  Den  Hintergrund  des  Gemäldes  der 
Gothaischen  Gail,  bildet  ein  prächtiges  antikes  Gebäude. 
Die  männlichen  Köpfe  und  Leiber  sind  ziemlich  gut  gezeich- 
net und  haben  viel  Anmuth.  Die  Färbung  ist  lebhaft  und 
kräftig.  Der  Einflufs  Italienischer  Kunstschulen  ist  aber  in 
allen  Theilen  sichtbar. 

Die  Kupferstichs,  zu  Gotha  erhielt  aus  Ilubers  Nachlafs 
folgende  nach  Rottenhamers  Gemälden  gestochene  Blätter: 
Maria  und  die  heil.  Kinder  Christus  und  Johannes , von  Ae- 
gid.  Sadeler;  die  Flucht  nach  Aegypten  und  Jesus  und  die 
Samariterin,  beide  Blätter  von  Crisp.  de  Passe;  die  Himmel- 
fahrt der  Maria  in  Gegenwart  der  Apostel  von  Luc.  Kilian. 

Rottenhamer  starb  zu  Augsburg  1608,  oder  nach  Ei- 
nigen 1601. 


9.  Bis  zum  Jahre  1675. 

Da  die  talentvollsten  Maler  Deutscher  Nation  nach  Rot- 
tenhamers Tod  ihre  Blicke  auf  das  Ausland  richteten,  ist 
allerdings  gerade  im  Fremden  ihrer  Gemälde  das  Geniefs- 
barste  damaliger  Kunst  anzutreffen.  Solche  Werke  möge 
man  in  anderen  Gallerieen  aufsuchen.  Eine  Eigenthümlich- 
keit  der  Gallerie  zu  Gotha  ist  nämlich,  dafs  sie  aus  der 
Periode  bis  1615  nur  wenige  Werke  aufzuweisen  hat,  in  de- 
nen ein  Studium  ausländischer  Kunst  sichtbar  ist.  Ich  lasse 
unentschieden,  ob  unter  den  angedeuteten  Umständen  die 
Abwesenheit  des  unter  fremden  Einflüssen  Entstandenen  ein 
Vorzug  oder  Mangel  der  Sammlung  ist.  Bei  dem  gröfseren 
Theile  der  vorhandenen  Gemälde  wird  zuvörderst  der  Kunst- 
werth vom  ikonologischen  überwogen  und  der  Gemälde,  die 
in  beiden  Hinsichten  sich  empfehlen,  ist  eine  nur  geringe 
Zahl.  Man  erkennt  zweitens,  dafs  ihre  Verfertiger  zwar  an 
den  älteren  Deutschen  Bildnifsmalern  einer  günstigeren  Zeit 
sich  gebildet,  selten  aber  eine  und  die  andere  gute  Seite 
sich  angeeignet  hatten.  Zu  ihrer  Entschuldigung  kann  vor- 
gebracht werden,  dafs  die  Periode  zur  Entstehung  bedeu- 
tender Kunstwerke  nicht  günstig  war,  am  wenigsten  die  iui- 


glückselige  des  dreifsigjährigenPfaffenkrieges  (1618  — 1618,) 
wie  man  denn  die  ganze  Periode  als  die  der  verkümmern- 
den Deutschen  Kunst  bezeichnen  kann.  Da  nun  ohnedies 
die  Zahl  der  in  der  Gallerie  vorhandenen  Gemälde  aus  den 
drei  ersten  Vierteln  des  IT.  Jahrh.  nicht  einmal  sonderlich 
grofs  ist,  werde  ich  ungleich  öfter  als  in  den  früheren  Ab- 
schnitten die  Lücken  durch  Einschaltung  von  Medaillen  des 
Mi'inzcabinets  eben  so  fühlbar  zu  machen  als  auszufüllen  su- 
chen. Nicht  ohne  Vorbedacht  sollen  insonderheit  diejenigen 
Schaustücke  vorgeführt  werden , welche  nach  einer  damals 
ungemein  verbreiteten  Sitte  an  Ketten  getragen  zu  werden 
pflegten.  Einerseits  mufsten  sie  als  Schaustücke  im  eigent- 
lichen Sinne  des  Wortes  mit  besonderem  Fleifse  ausgeführt 
werden  und  sind  darum  wenigstens  besser  als  viele  gleich- 
zeitige Medaillen  der  gewöhnlichen  Art,  wiewohl  auch  diefs 
seine  Ausnahmen  hat,  andererseits  sind  sie  selten,  weil  sie 
in  nicht  vielen  Exemplaren,  oft  nur  in  einem  einzigen,  und 
in  Golde  ausgeprägt  wurden,  darum  aber  in  vielen  Fällen 
die  zu  Gotha  vorhandenen  Exemplare  die  einzigen  seyn  dürf- 
ten, welche  barbarischer  Einschmelzung  entgangen  sind. 

a)  Vor  dem  dr  eifsigj  ähr igen  Kriege. 

Die  ovale  goldene  Medaille  J)  des  Herzogs  von  Braun- 
schweig-Lüneburg  und  BischofFs  von  Osnabrück  Philipp  Si- 
gismund vom  Jahre  1602.  stimmt  mit  derjenigen  nicht  völlig 
überein,  welche  bei  Heraus 1  2)  die  Jahrz.  1606.  hat. 

Im  J.  1602.  wurde  auch  die  ovale  goldene  Medaille 
Philipp  Ludwigs  des  andern  3)  geprägt.  Dieser  war  Graf 
zu  Hanau  Münzenbergischer  Linie. 

1)  8|  Duc.  schwer.  Hier  ist  der  Herzog  links  gewendet.  Vergl. 
Ph.  Jul.  Rehtmeier,  Braunscliw.  Lüneb.  Chronica.  Braunschw.  1722. 
fol.  tab.  VIII.  n.  7.  8.  Vollst.  Braunscliw.  Liin.  Münz- Cab.  p.  54.  n. 
114.  Seeländer  tab.  29.  n.  1.  — Ziemlich  ähnlich  ist  eine  andere 
ovale,  goldene  Med.,  wo  aber  der  Herzog  rechts  gewendet  ist  und 
auf  der  hintern  Seite  die  Jahrzahl  fehlt.  Das  Gewicht  beträgt  4i§ 
Duc.  Piumoph.  Molan.  Boehmer.  P.  IV.  p.  217.  n.  21.  Vollst.  Br.  L, 
M.  C.  p.  54.  n.  112. 

2)  Heraeus  Taf.  9.  nr.  6. 

3)  2i  Duc.  Köhler  M.  Belust.  Th.  7.  S.  73. 


— 261 


Moritz,  Landgraf  zu  Hessen- Cassel , vermählte  sich 
1603.  in  zweiter  Ehe  mit  Juliana,  Tochter  Johanns  Grafen 
von  Nassau -Siegen.  Ihre  Bildnisse  zieren  die  beiden  Seiten 
eines  ovalen  goldenen  Schaustückes  4). 

Wahrscheinlich  ist,  dafs  zwei  ovale  goldene  Medaillen  5) 
mit  dem  Bildnisse  der  Hedwig,  Königs  Friedrichs  II.  von 
Dänemark  und  Norwegen  Tochter,  bald  nach  der  Vermäh- 
lung dieser  Princessin  mit  dem  Churfiirsten  Christian  II.  von 
Sachsen  (d.  12.  Sept.  1602.)  erschienen  sind. 

Tentzel  hat  zwar  die  goldene  Medaille  6)  des  Herzogs 
Johann  zu  Weimar  und  seiner  Gemahlin  Dorothea  Maria  mit 
der  Jahrz.  1601.  herausgegeben;  aber  das  im  Cab.  zu  Gotha 
befindliche  Exemplar  ist  mit  einer  zierlichen  und  durchbro- 
chenen Einfassung  umgeben.  In  dieser  sind  vorne  vier  Säch- 
sische, hinten  wo  das  Bildnifs  der  Dorothea  Maria  ist,  vier 
Anhaitische  Wappenschildchen  von  Email.  Oben  an  dem 
Schaustücke  sind  drei  goldene  Kettchen.  Dasselbe  wurde 
offenbar  vor  der  Brust  getragen. 

Aus  dem  Jahre  1604.  ist  die  auf  Sohlenhofer  Schiefer 
gearbeitete  Karte  von  Deutschland  (Totius  Germaniae  De- 
scriptio)  7)  im  Vorzimmer  des  Naturaliencabinets.  In  der 


4)  4f  Duc.  Oblongus  hicce  munus  arte  encaustica  ornatus  at- 
que  praeterea  duplici  instructus  cst  ansa. 

5)  3f  Duc.  Tentz.  Lin.  Alb.  tab.  29.  n.  1.  p.  363.  — 6T55  Duc. 
Tentz.  ib.  n.  2.  p.  364. 

6)  10|  Duc.  schwer.  Tentz.  Lin.  Ern.  tab.  33.  n.  7.  p.  478. 

7)  Keyfsler  : „Aus  einer  marmornen  Tafel,  worauf  die  geogra- 
phische Karte  von  Deutschland  mit  allen  dazu  gehörigen  Namen 
erhaben  vorgestellet  ist,  läfst  sich  muthmafsen,  dafs  der  Künstler 
die  Wissenschaft  den  Marmor  zu  beitzen  besessen  habe,  weil  man 
nicht  die  geringste  Spur  eines  Grabstichels  bemerkt,  sondern  alles 
als  gegossen  scheint.  Diese  für  verloren  geachtete  Kunst  ist  seit 
einigen  Jahren  zu  grofsem  Vortheil  der  Bildhauer,  die  in  Marmor 
und  dergleichen  Steinen  arbeiten,  wieder  entdecket,  da  man  denn 
vermittelst  Spiritus  Salis  und  destillirten  Weinessigs,  die  zu  glei- 
chen Tlieilen  vermischet  werden,  den  Marmor  so  weit  man  will, 
und  zwar  in  sehr  kurzer  Zeit  ausbeitzet , indessen  dasjenige,  was 
erhaben  und  en  bosse  seyn  soll , mit  einem  gewissen  Firnifs  oder 
Lack  bedecket  ist,  und  unbeschädigt  bleibt.“ 


Einfassung  sind  oben  Jul.  Cäsar,  Augustus,  Tiberius,  Caligu- 
la,  Claudius  und  Nero  zu  Pferde  dargestellt  und  unmittel- 
bar unter  ihnen  die  Wappen  der  Clnirfiirsten.  An  den  Sei- 
ten sind  Brustbilder  der  Ahnherren  der  Deutschen,  links 
Tuiscon,  Mannus,  Wigewon,  Heriwon,  Eusternun,  Marsus, 
rechts  Cambrivius,  Suevus,  Vandalus,  Ariovistus,  Armi- 
nius,  Carolus.  Unten  reiten  Galba,  Otho,  Vitellius,  Vespa- 
sianus,  Titus  und  Domitianus.  Zwischen  Marsus  und  Galba 
steht  die  Jahrz.  1601.  — Das  Gegenstück  bildet  eine  Tafel 
von  gleicher  Gröfse.  Hier  sieht  man  den  aus  dem  Schilfe 
geworfenen  und  vom  Wallfische  aufgefangenen  Propheten 
Jonas , die  Susanna  im  Bade , musikalische  Noten  und  aller- 
lei anderes  in  toller  Zusammenstellung.  Beide  Tafeln  haben 
früher  als  Tischblätter  gedient.  In  einem  fürstlichen  Zim- 
mer aufgestellt,  dürfte  der  eine  Tisch  für  ernste  Beschäfti- 
gung, der  andere  für  Spiel  und  Ergötzliclikeit  bestimmt  ge- 
wesen seyn. 

Eines  zu  Reinhardsbrunn  befindlichen  Thierportraits 
habe  ich  schon  oben  bei  Gelegenheit  eines  andern  aus  dem 
Jahre  1591.  gedacht. 

Im  J.  1605.  wurde  der  am  1.  März  1596.  zu  Altenburg  ge- 
borene Friedrich  H.  zu  S.  (auf  Leinew.)  gemalt.  Derselbe 
war  Herzogs  Johann  dritter  Sohn.  Er  ist  im  Brustbild,  von 
vorne  und  mit  beiden  Händen  vorgestellt.  Das  Gemälde  ist 
nicht  aufgehängt,  sondern  im  Schlosse  unter  das  Dach  des 
rechten  Flügels  verworfen. 

Auf  Elisabeth,  Tochter  Friedrichs  II.  Königs  von  Dä- 
nemark und  Gemahlin  des  Herzogs  Heinrich  Julius  von 
Braunschweig  und  Lüneburg,  wurde  eine  ovale  goldene  Me- 
daille 8)  geprägt.  Die  Hinterseite  hat  die  Inschrift : Es  ste- 
het alles  in  Gottes  Henden.  1605. 

Das  mit  einem  Hute  bedeckte  Bildnifs  einer  ovalen  sil- 
bernen Medaille  wird  durch  folgende  Umschrift  erklärt:  JO- 
IIANS  V.  G.  G.  E.  Z.  N.  (Erbe  zu  Norwegen)  H.  Z.  S. 


8)  2|  Duc.  schwer.  Abgeb.  in  Seeländers  nicht  lierausgcg. 
Kupferst.  tab.  27.  n.  6.  Rclitm.  tab.  X.  n.  8.  Vollst.  Braunscliw. 
Lün.  Münz-  u.  Med.  Cab.  Heimst.  1747.  4.  p.  73.  n.  173. 


— 269  — 


IIOLS.  (Herzog  zu  Schleswig  Holstein)  1605.  Auf  der  hin- 
teren Seite  ist  das  weibliche  Bildnifs  von  folgender  Schrift 
umgeben:  V.  G.  G.  A.  H.  G.  F.  Z.  A.  H.  Z.  S.  H.  1605.  ») 

Im  Zeughause  der  Wartburg  wird  die  schöne  Rüstung 
des  Herzogs  Johann  von  Weimar  und  die  seines  Pferdes  ge- 
zeigt I0). 

Auf  einem  Gemälde  des  Rittersaales  der  Wartburg  ist 
das  Bildnifs  desselben  Herzogs  Johann  mit  dem  seiner  Ge- 
mahlin vereinigt. 

Auch  in  der  Sammlung  der  Miniaturgemälde  zu  Gotha 
findet  man  ein  Bildnifs  des  schwarzgekleideten  Herzogs  Jo- 
hann von  Weimar  (gest.  d.  31.  Octbr.  1605.)  und  ein  ande- 
res seiner  Gemahlin  Dorothea  Maria. 

Interessant  sind  ferner  die  in  der  Sammlung  der  Minia- 
turgemälde vorhandenen  Bildnisse  der  zahlreichen  Kinder  JI) 
jenes  fürstlichen  Ehepaares: 

9)  1§  Lotli  schwer.  Bei  Heraeus  Taf.  23.  n.  39.  S.  30.  ist  nur 
die  Yorders.  mit  dem  Bildn.  des  II.  v.  Holst.  Sunderb.  abgebildet.  — 
Am  27.  Dec.  1605.  starb  Michael  Julius,  der  in  der  Augustinerkirche 
zu  Gotha  eine  Grabschrift  erhielt.  Bachov.  p.  150.  Vermuthlich  ist 
sie  der  sehr  abgetretene  Stein,  welchen  man  in  der  Mitte  der  Kir- 
che nahe  bei  der  gleichfalls  sehr  abgetretenen  Grabschrift  des 
Christoph  von  Her  bemerkt. 

10)  Daselbst  findet  man  noch  ältere  Rüstungen,  z.  B.  die  (an- 
geblichen?) Harnische  Ludwigs  des  Eisernen,  Ludwigs  des  Sprin- 
gers, den  blauen  Harnisch  Heinrichs  des  Erlauchten,  die  Harni- 
sche Kunz’s  von  Kaufungen,  der  Prinzen  Ernst  und  Albert  und  des 
Grafen  von  Barby , welcher  der  Page  der  geraubten  Prinzen  war. 
Für  die  Rüstung  Julius  II.  wird  diejenige  ausgegeben,  wo  am  Halse 
der  Rüstung  des  Pferdes  der  Sündenfall  dargestellt  ist.  Aeclit  ist 
die  Rüstung  Heinrich  II.  von  Frankreich,  der  in  einem  Turniere 
tödtlich  verwundet  wurde.  Uebrigens  enthält  der  erste  Saal  der 
Rüstkammer  18  vollständige  Rüstungen  (vergl.  Der  Thür.  Wald. 
Erfurt  1830.  8.  S.  127.),  die  alle  bestimmten  geschichtlichen  Perso- 
nen , doch  meistens  ohne  Grund  zugeschrieben  werden. 

11)  Wolfg.  Heid  er  i Parentaliorum  Johannis  Ducis  Sax.  oratio 
III.  Jenac.  1615.  4.  fol.  Z.  — Die  Reihenfolge  der  zwölf  Kinder  ist 
durch  die  Lolimeierschen  Tabellen  und  durch  Juncker’s  Sachs.  Ge- 
schichtkalender  verwirrt  worden,  weil  darin  die  Gencalogieen  nicht 
vollständig  mitgetheilt  sind.  Diesen  unverzeihlichen  Fehler  hat 


— 270  — 


1)  Johann  Ernst  der  Jüngere,  geb.  zu  Altenburg  d.  21. 
Febr.  1591.  Ein  älteres  Bildnil's  desselben  habe  ieh  oben 
beim  J.  1591.  erwähnt. 

2)  Johann  Wilhelm,  geh.  zu  Altenburg  d.  6.  Apr.  1595. 
und  gestorben  bald  nach  der  Taufe. 

3)  Friedrich,  geb.  zu  Altenburg  d.  1.  März  1596.  Noch 
ein  anderes  Bildnils  desselben  ist  auf  Pergament  gemalt. 

I)  Johannes,  geb.  zu  Altenburg  d.  31.  März  1597.,  gest. 
zu  Weimar  1601.  Noch  ein  anderes  Bilduifs  desselben  ist 
auf  Pergament  gemalt. 

5)  Wilhelm,  geb.  zu  Altenburg  d.  11.  Apr.  1598.  (Zwil- 
lingsbruder des  todtgebornen  Prinzen,  6.  N.  N.)  Auf  Perga- 
ment gemalt. 

7)  Albrecht,  geb.  zu  Altenburg  d.  21.  Jul.  1599.  a)  in 
goldenem  Itähmchen,  b)  auf  Pergament,  c)  auf  Pcrg.,  d)  auf 
Kupfer. 

8)  Johann  Friedrich,  geb.  d.  19.  Sept.  1600.  Es  sind 
zwei  oder  gar  drei  Miniaturgemälde  auf  Pergament  vorhan- 
den. Die  Bildnisse  dieses  unglücklichen  Herzogs  sind  selten. 

9)  Ernst  (der  Fromme),  geb.  zu  Altenburg  d.  25.  Dec. 
1601.  Zwei  Gemälde  auf  Pergament. 

10)  Friedrich  Wilhelm,  geb.  zu  Weimar  d.  7.  Febr. 
1603.  Aul  Pergament. 

II)  Bernhard  (der  Grofse),  geb.  zu  Weimar  d.  6.  Aug. 
1601.  Auf  Pergament. 

12)  Johanna.  Diese  am  14.  Apr.  1606.,  also  nach  des 
Vaters  Tod  geborene  Princessin  starb  drei  Jahre  nach  ihrer 
Geburt  wieder.  12)  Es  sind  zwei  Miniaturgemälde  vorhanden. 

Bildnisse  einiger  der  hier  aufgeführten  Prinzen  fanden 
wir  bereits  in  dem  beim  Jahre  1601.  beschriebenen  Büchlein 
des  Handschriftenzimmers  der  Bibliothek.  Nochmals  werden 
wir  Herzog  Johann,  seine  Gemahlin  und  zahlreiche  Nach- 
kommenschaft auf  dem  Reinhardsbrunner  Altargemälde  aus 
dem  Jahre  1615.  antreffen.  • — • 

schon  Tentzel  gerügt  in  Begräbnifs -Müntzcn  der  Chur-  u.  F.  z. 
Sachsen.  Jena.  1699.  fol.  S.  13.  u.  14. 

12)  Müll.  S.  238.  ii.  246.  Leichenpredigten,  z.  B.  Abrah.  Langen, 
Christi.  Leich  vnd  Trostpred.  Jehna.  1609.  4.  (Theol.  4.  p.  942.) 


— 271  — 


Zwei  Miniaturgemälde  wurden  im  J.  1606.  verfertigt. 
Das  eine  stellt  den  15jährigen  H.  Friedrich  Ulrich,  das  an- 
dere den  1jährigen  Herzog  Christian  dar. 

In  den  Jahren  1603  — 1601.  sind  die  Gemälde  des  von 
dem  Mecklenburger  Georg  von  Hobe  geführten  Stammbu- 
ches verfertigt  (in  kl.  8V0.  — Im  Jacobsischen  Cataloge  der 
Handschriften:  B.  Chartac.  1030.).  Zuerst  stehen  die  sieben 
Wappen  seiner  Ahnen  väterlicher  Seite,  der  von  Hoben, 
von  Prene,  von  Oldenburgk,  von  Lützo..n,  hierauf  die  sei- 
ner Ahnen  mütterlicher  Seite,  der  von  der  Lühe,  von  Beh- 
ren, von  Bassewitz,  von  der  Osten.  Unter  den  übrigen  ein- 
gemalten 211  Wappen  findet  man  auch  die  einiger  fürstli- 
chen Personen,  welche  in  von  Hobe’s  Stammbuch  sich  ein- 
geschrieben haben,  z.  B.  1604.  Augustus  Dux  Saxoniae,  5. 
Mai.  1605.  Lipsiae:  Johannes  Albertus  Dux  Megalopolita- 
nus,  überdiefs  Henricus  Volradus  Comes  in  Stolberg  et 
Honstein,  1601.  Wilhelmus  Dux  Curlandiae.  Das  Stamm- 
buch enthält  noch  35  andere  Gemälde,  in  denen  fast  immer 
Vergoldung  angewendet  ist.  Am  leidlichsten  sind  das  mu- 
sicirende  Frauenzimmer  und  die  ihm  accompagnirenden  Her- 
ren, so  wie  die  Darstellung  des  Zeus  und  der  Antiope.  In 
den  übrigen  ist  der  Verfall  der  Kunst  nur  allzu  sichtbar 
und  es  erscheinen  bereits  die  frostigen  Späfse  vom  Fuchse 
und  dessen  Schwänze,  woran  die  adeligen  Herren  der  da- 
maligen Zeit  sich  unendlich  amüsirt  zu  haben  scheinen. 

Von  Heraus  wurde  eine  ovale  goldene  Medaille  Augusts, 
Fürsten  von  Anhalt -Plötzgau,  mitgetheilt  I3).  Sie  hat  die 
Jahrz.  1601.,  und  das  Monogramm  M.  C.  F. 

Eine  ovale  silb.  Med.  I4)  hat  vorne  das  rechtsgewende- 
te Brustbild  Christian  I.  von  Anhalt  Bernburg,  hinten  das 
links  gewendete  seiner  Gemahlin  Anna  (nata  Comi.  Bentb.) 

13)  7 Duc.  schwer.  Heraeus  Taf.  37.  Nr.  28.  p.  47.  Auf  dem 
Exemplare,  welches  im  J.  Chr.  Beckmann  Hist,  des  Fürstenth.  An- 
halt. 1.  Rand.  Zerbst.  1710.  Fol.  tab.  I.  n.  12.  S.  566.  abgebildet 
wurde,  stand  unter  dem  Armabschnitte  statt  der  Buchstaben  M.  C. 
F.  die  Jahrz.  1618.  Wahrscheinlich  wurde  in  diesem  Jahre  die 
1607.  erschienene  Med.  von  neuem  geprägt. 

14)  i Lotli  schwer.  Heraeus  Taf.  37.  n.  14.  S.  46. 


— 272  — 


Das  im  J.  1608.  verfertigte  goldene  Schaustück  der  Ma- 
ria Aebtissin  zu  Quedlinburg  hat  Tentzel  unter  den  Sächsi- 
schen Medaillen  herausgegeben  I5).  Maria,  geb.  zu  Wei- 
mar d.  7.  Nov.  1571.,  war  die  Schwester  Friedrich  Wilhelms, 
Herzogs  und  Administrators  der  Chur  Sachsen.  Das  ihr  an- 
gehörige  Buch  habe  ich  früher  beschrieben. 

Oval  ist  die  goldene  I6)  Medaille  des  Herzogs  Johann 
Adolph  von  Holstein  - Gottorp.  Auf  der  hinteren  Seite  liest 
man:  Vivit  post  funera  virtus.  1608. 

Aus  dem  Jahre  1609.  sind  drei  Glasgemälde  vorhanden, 
z.  B.  das  Wappen  Cunradt’s  Frey.  Ein  anderes  Wappen  ent- 
hält einen  geharnischten  Mann,  den  man  auch  auf  dem  Hel- 
me erblickt,  und  hat  die  Umschrift:  „Felix  Manich.  Gottes 
Segen  bringt  alles  zu  Wegen.“ 

Eine  silberne  Med.  I7)  zeigt  vorne  den  zur  Linken  rei- 
tenden Heinrich  Julius  , Herzog  von  Braunschweig  und  Lü- 
neburg (geb.  d.  15.  Octob.  1561.).  Die  Umschrift  lautet : 
Ilenricus  Julius  Dei  Gra.  Postulat.  Episcopus  Halberstad, 
Dux  Bruns,  et  Lune.  Auf  der  hintern  Seite  liest  man:  Ho- 
nestum  pro  patria  1609.  Dieses  Stück  hat  den  grofsen  Um- 
fang der  früher  beschriebenen  Juliuslöser.  Madai  nennt  es 
einen  Heinrich  - J ulius  - Löser. 

Die  ovale  goldene  I8)  Medaille  Johann  Friedrichs,  Her- 

15)  Tentz.  Lin.  Ern.  tab.  26.  p.  353.  — „Numus  liicce  oblongus 
limbo,  arte  encaustica  picto,  ac  praeterea  triplici  catenula  et  annu- 
lo  instructus  est.“  Fr.  E.  Kettner,  Kirchen  - u.  Reformations  - Histo- 
rie des  Stiffts  Quedlinburg.  Quedl.  1710.  4.  tab.  ad  p.  285.  n.  1. 
S.  285.  Schlegel,  Müntz  - Bibel  S.  311.  Supplcm.  S.  116.  Das  Ge- 
wicht betr.  8J  Duc.  — 16)  7f-  Duc.  schwer. 

17)  8J  Loth  schwer  mit  eingeschlagener  Zahl  5.  Madai,  Vollst. 
Thaler-Cab.  1.  Th.  Königsb.  1765.  S.  353.  n.  1119.  Die  ganz 
ähnlichen  Stücke,  deren  Abbildungen  in  Augustiss.  gentis  Brunsv. 
L.  monetae  in  aes  inc.  a Nie.  Seelaender.  1754.  tab.  19.  n.  3.  Cata- 
logue  des  monn.  en  arg.  ä Vienne.  1769.  p.  228.  n.  2.  stehen , sind 
10  Tlialerstiicke , wie  aus  der  eingeschlagenen  10  erhellt. 

18)  6|§  Ducaten  schwer.  Heraeus  Taf.  49.  fig.  16.  p.  74.  Chr. 
Fr.  Sattlers  Gesch.  d.  Herzogth.  Würtenberg  unter  d.  Reg.  der  Her- 
zogen. 6.  Th.  Ulm.  1773.  4.  Tab.  II.  Nr.  16.  und  die  hintere  Seite 
Nr.  24. 


273  — 


zogs  von  Würteinberg  Stuttgardischer  Linie,  mit  der  Jahrz. 
1609.  haben  Heraus  und  Sattler  herausgegeben. 

Eine  ovale , goldene  Medaille  Johann  Georgs , Margra- 
fen  von  Brandenburg  und  Herzogs  zu  Jägerndorf,  mit  der 
Jahrz.  1609.  hat  eine  Einfassung  und  drei  Kettchen,  um  an- 
gehängt werden  zu  können  19).  Uebrigens  ist  sie  derjeni- 
gen höchst  ähnlich,  welche  in  Dewerdeck’s  Werke  die  Jahrz. 
1601.  hat  20). 

Ein  Künstler,  dessen  Monogramm  in  die  Buchstaben 
PoB  zerfällt,  malte  im  J.  1610.  auf  Holz  eine  Schüssel 
mit  Trauben,  ein  Trinkgefäfs  und  zwei  auf  einer  Platte  lie- 
gende Aepfel.  In  einer  Fensterbrüstung  sitzen  zwei  Sper- 
linge, die  nebst  den  Trauben  das  Leidlichste  im  Gemälde 
sind.  (X.  nr.  52.) 

Im  Jahre  1610.  wurde  ein  Kniestück  des  Rittersaales  der 
Wartburg  gemalt.  Dem  Herzog  Johann  Casimir  von  Coburg 
ist  der  Kopf  seines  Jagdhundes  beigefügt. 

In  dem  mit  Chinesischen  Tapeten  gezierten  Zimmer  des 
Schlosses  Tenneberg  bei  Waltershausen  findet  man  zwei  Ge- 
mälde auf  Leinwand.  Das  eine  hat  oben  rechts  die  Auf- 
schrift: D.  G.  Johannes  Casimirus  Dux  Saxoniae.  1610.  Der 
Herzog  ist  in  halber  Figur  und  in  grüner  Jagdkleidung  ge- 
malt. Das  andere  Gemälde  hat  oben  links  die  Aufschrift: 
Margaretha  Herzogin  zu  Sachsen,  geborene  Herzogin  zu 
Braunschweig  u.  Lüneburg.  1610.  Johann  Casimirs  zweite 
Gemahlin  erscheint  in  schwarzer,  weifs  besetzter  Kleidung. 
Da  Johann  Casimir,  wie  die  Reinhardsbrunner  Gemälde  v. 
J.  1591.  und  1601.  und  die  Tenneberger  aus  den  Jahren 
1613  — 1630.  beurkunden,  sich  oft  genug  der  Jagd  halber 
in  diesen  Gegenden  aufhielt,  dürften  die  zwei  guten  Bild- 
nisse durch  ihn  selbst  hierher  gelangt  seyn.  Man  mufs  be- 
dauern, dafs  sie  gelitten  haben,  obwohl  bei  weitem  nicht  so 
sehr,  als  die  grofse  Zahl  der  übrigen,  welche  Friedrich  I. 
und  Friedrich  II.  zur  Ausschmückung  des  Tenneberges  be- 
stimmten. 


19)  9 Ducaten  schwer. 

20)  Gottfr.  Dewerdeck  Silesia  numismatica.  Jauer.  1711.  4.  Taf. 
27.  Nr.  95.  S.  572. 


18 


Im  Vorzimmer  des  Naturaliencab.  zu  Gotha  ist  ein  Glas- 
gemälde mit  der  Inschr.  1610.  Anna  Dornin  geh.  u.  s.  f. 

Zwei  andere  Glasgemälde  aus  dem  Jahre  1610.  enthal- 
ten Wappen.  In  dem  einen  ist  ein  emporgerichteter  Wind- 
hund , in  dem  andern  ein  laufendes  vierfüfsiges  Thier. 

Ein  Ganzes  bilden  drei  andere  Glasgemälde , die  viel- 
leicht von  Maurer  verfertigt  seyn  dürften.  Links:  Hans 

Leitzfru  anno  1610.  Der  Evangelist  Johannes.  - — In  der 
Mitte:  Hans  Göpmer.  1610.  Die  Taufe  Christi.  — Rechts: 
Frantz  Hain.  Eine  malende  Heilige. 

Der  wenig  bekannte  Rauschner  hat  im  J.  1610.  allerlei 
Wachsreliefs  verfertigt,  welche  Menschen  in  verschiedenen 
Krankheitszuständen  darstellen.  Sie  sind  im  Vorzimmer  des 
Naturaliencabinets. 

Eine  silb.  Med.  2I)  der  Stadt  Bisanz  enthält  auf  der 
einen  Seite  das  Bildnifs  des  Kaisers  Rudolph  II. 

Eine  ovale  goldene  Medaille  22),  welche  vorne  das 
rechtsgewendete  Bildnifs  des  Churfürsten  Johann  Georg  I. 
von  Sachsen,  hinten  das  links  gewendete  seiner  Gemahlin 
Magdalena  Sibylla  hat,  dürfte  in  das  Jahr  1611.  zu  setzen 
seyn.  Magdalena  Sibylla  war  des  Margrafen  Albrecht  Fried- 
richs zu  Brandenburg  Preufsischer  Linie  Tochter. 

Dieser  Zeit  gehören  folgende  Glasgemälde  an:  Lorentz 
Pogner.  1611.  — Adam  Pröil.  1612.  (Wappen).  — Bern- 
hardt von  Stain,  1612.  (Zwei  Scheiben).  — Heinrich  von 
Stain.  1612.  (Wappen).  — Christus  am  Kreuze.  1612. 

Das  den  Ritter  Georg  darstellende  Glasgemälde  ist  ein 
gelungenes  Werk. 

iNach  dem  Tode  Kaisers  Rudolph  II.  begaben  sich  Jo- 
hann Georg  von  Sachsen  und  mit  ihm  Johann  Ernst  der 
Jüngere,  Herzog  zu  Sachsen -Weimar , nach  Frankfurt  am 
Mayn,  um  der  neuen  Kaiserwahl  beizuwohnen.  Am  4.  Jun. 
1612.  ritten  Johann  Casimir  H.  von  Sachsen  - Coburg , am  6. 


21)  2^  Loth  schwer.  — Tessera  Bisuntina  coronata  cinctaque  se- 
ptem  senatorum  scutulis.  — Aehnlich,  aber  v.  J.  1584.  in  Monn,  eil 
arg.  ä Vienne  1769.  fol.  p.  513.  n.  2. 

22)  5f§  Duc.  schwer.  Tentz.  Lin.  Alb.  tab.  32.  n.  11.  p.  39G. 


— 275  — 


Jun.  Johann  Georg  daselbst  ein  23).  Beim  Krönungsaufzuge 
ritten  dieselben  Herzoge  24),  wie  sie  auch  auf  dem  Kaiser- 
lichen Saale  die  Mahlzeit  einnahmen  25).  Ueber  das  Mitte- 
wochs  Nachmittags  gehaltene  stattliche  Ringelrennen  berich- 
tet Khevennhiller  26) : „Das  Dritte  oder  maiste  Treffen  ha- 
ben gethan  Johann  Ernst  Hertzog  zu  Sachsen  - Weimar,  vnd 
darmit  gewonnen  ein  Trinckgeschirr , so  zugleich  auch  ein 
Vhrwerck  gewesen , mit  einer  Diana.“  In  einer  Handschrift 
der  ehemals  Buderischen  Bibliothek  zu  Jena  liest  man : 
„Nachdem  im  J.  1612.  zu  Frankfurt  am  Mayn  König  Mat- 
thias zu  Ungarn  und  Boheimb  zum  R.  Kaiser  erwehlt  wor- 
den — • sind  Sr.  Fürstlichen  Durclil.  H.  Johann  Ernst  zu 
Sachsen  auch  dahin  verreifst,  wie  denn  S.  F.  Durchl.  auch 
bei  den  damaligen  gehaltenen  Kaiserlichen  Ringelrennen  und 
darauf  erfolgten  Danze  mit  beigewohnet  haben.“  27 ) Das 
Ereignifs  wurde  auch  durch  Schriften  verherrlicht  28). 

23)  Fr.  Clir.  Klicvenhillers  Annal.  Ferdinand.  7.  u.  8.  Th.  Leipz. 
1723.  Fol.  S.  457. 

24)  Khcv.  S.  461.  — 25)  Khev.  S.  470. 

26)  Khcv.  S.  477.  Derselbe  berichtet:  „Auf  welches  Fest  vnd 
Ringel- Rennen  auf  den  Abend  Ihr.  Majestät  denen  Churfürstlichen, 
Gräflichen,  Herren-  vnd  Adels- Standes -Persohnen  auff  dem  Römer 
einen  Ehren -Tantz  gehalten;  vnd  als  Ihr.  Kayserl.  Majestät  sambt 
Dero  Chur-  vnd  Fürstlichen  Persohnen  ein  Weil  getanzt,  haben  die 
Richter  angefangen  die  Danck  auszutheilen,  vnd  hat  — den  fünfften 
Danck  Johann  Ernst  Hertzog  zu  Sachsen  - Weimar,  mit  einem 
Churfl.  Fräwlein  von  Heidelberg  gehabt.  u 

27)  Von  Hcllfeld,  Leben  Johann  Ernsts  des  Jüngern.  Jena. 
1784.  S.  43. 

28)  Theod.  Sitzmanni  virtus  triumphans  ad  Jo.  Ernestum,  du- 
cem  Saxon.  — et  ejusd.  decus  programmatum  de  ludo  equestri  Fran- 
cofurt.  1612.  Lips.  1612.  4.  zwei  Bogen.  — M.  Thom.  Sagittarii 
Carmen  heroicum  de  victoria  et  prima  corona  Jo.  Ernesti  in  ludis 
equestribus  Francofurtens.  Jenae.  1612.  4.  Drei  Bogen.  Diese  Schrif- 
ten sind  mir  nicht  zu  Gesicht  gekommen.  Wohl  aber  besitzt  die 
Bibliothek  das  grofse  lateinische  Gedicht:  Ulysses  Saxonicus,  seu 
Iter  quod  Johannes  Ernestus  Dux  Saxoniae  etc.  anno  1613.  instituit, 
descriptum  a Thoma  Sagittario.  Breslae  1621.  4.  in  sieben  Büchern 
(303  Seiten) , worin  die  von  dem  19jährigen  Johann  Ernst  am  27. 
März  1613.  angetretene  Reise  besungen  wird. 

18  * 


— 2?6  — 


Im  Vorzimmer  des  Naturaliencabinets  zu  Gotha  findet  man 
die  zwei  silbernen  und  vergoldeten  Hirsche  (Nr.  116.  und 
Nr.  140.),  welche  Johann  Ernst  in  dem  erwähnten  Ringei- 
reimen auf  dem  Wahltage  zu  Frankfurt  gewann.  Jeder  die- 
ser Hirsche,  deren  Köpfe  sich  abnehmen  lassen,  steht  auf 
einem  vergoldeten  Postamente,  in  welchem  ein  Laufwerk 
ist.  Unter  jedem  Hirsche  ist  ein  Hund  und  auf  jedem  Hir- 
sche sitzt  eine  Artemis  von  gegossenem  Silber  mit  vergolde- 
tem Haare,  Kopfputze  und  Gewand.  Das  Räderwerk  des 
einen  Postamentes  soll  noch  in  gutem  Stande  seyn. 

Wie  Johann  Ernst  der  Jüngere  zu  Sachsen- Weimar 
und  Johann  Casimir  bei  der  Wahl  des  Kaisers  Matthias  zu- 
gegen waren,  so  erfreuten  sich  derselbe  Coburgisclie  Herzog 
und  sein  Bruder  Johann  Ernst  von  Eisenach  am  20.  Dec. 
1612.  einer  Begünstigung  vom  Kaiserlichen  Hofe  29).  Mög- 
lich ist,  dafs  durch  die  eine  oder  die  andere  Veranlassung 
das  Mundglas  des  Kaisers  Matthias  30)  an  die  Sächsischen 
Höfe  gelangte.  Dasselbe  wurde  im  J.  1612.  verfertigt,  wie 
aus  der  Inschrift  erhellt,  welche  an  der  innern  Seite  des 
durchbrochenen , aus  Goldfäden  bestehenden  Deckels  mit 
Schmelz  werk  angebracht  ist.  Es  wird  im  Vorzimmer  des 
Naturaliencabinets  aufbewahrt. 

Ein  Unbekannter  malte  den  König  Friedrich  von  Däne- 
mark (Nr.  31.),  den  König  Heinrich  IV.  von  Frankreich,  der  1610. 
starb  (Nr.  32.) , den  K.  Matthias  (Nr.  30.) , ferner  die  Bild- 
nisse eines  Unbekannten  (Nr.  34.),  eines  Fürsten  mit  ange- 
hängtem Orden  (Nr.  35.)  und  einer  fürstlichen  Frau  Na- 
mens Sophia  (Nr.  36.).  Letztere,  schon  ziemlich  betagt,  ist 
am  Halse  mit  Spitzen,  auf  dem  Kopfe  mit  halbkreisförmig 
an  einander  gereiheten  Perlen  geschmückt.  Diese  sechs  Ge- 
mälde der  Gallerie  haben  gleiche  Gröfse. 

Ungefähr  in  dieser  Zeit  wird  auch  die  goldene,  6|  Duc. 
schwere  Medaille  des  Herzogs  von  Mecklenburg  - Schw  erin, 
Adolph  Friedrich  geprägt  seyn.  Die  Fortuna  findet  sich 
auch  auf  den  ähnlichen  Medaillen,  welche  Heraus  sah. 


29)  Müllers  Säclis.  Annalen  S.  264. 
3«)  Keyfsler  S.  1135. 


— 277  — 


Nicht  später  als  im  J.  1613.  kann  die  goldene  zum  An- 
hängen eingerichtete  Medaille  3I)  verfertigt  seyn,  auf  deren 
Vorderseite  der  Herzog  Heinrich  Julius  von  Braunschweig 
und  Lüneburg  bis  zu  den  Knieen  abgebildet  ist.  Die  In- 
schrift der  hintern  Seite  lautet:  Concordiae  aeviternae. 

Die  ovale  silberne  Sterbemedaille  32)  dieses  Fürsten 
zeigt  auf  der  Vorders.  sein  zierlich  gearbeitetes  und  rechts 
gewendetes  Bildnifs.  Die  Inschr.  der  hinteren  Seite  giebt 
an,  dafs  Heinrich  Julius  im  J.  1561.  geboren  wurde  und  am 
20.  Jul.  1613.  zu  Prag  starb. 

Ein  Niirnbergischer  silberner  Medaillon  von  Goldschmidts- 
arbeit aus  dem  J.  1613.  bezieht  sich  „auf  die  Bastei  bei  dem 
Woehr  der  Thürlein“  33). 

In  dieses  Jahr  ist  auch  die  unvergleichlich  nette  Me- 
daille 34)  zu  setzen,  welche  vorne  das  Bildnifs  Friedrich  V. 
Churf.  von  der  Pfalz,  hinten  das  seiner  Gemahlin  Elisabeth 
hat.  Die  ovale  silberne  Med.  ist  schlecht  vergoldet  und  hat 
keine  Jahrzahl. 

Eine  der  ovalen  goldenen  Medaillen  35)  des  Herzogs 
Johann  Casimir  von  Coburg  wird  in  Tentzels  Werke  nicht 


31)  6|  Duc.  schwer.  Gentis  Brunsv.  Luneb.  monetae  ine.  a See- 
länder fol.  tab.  26.  n.  1.  Rehtin.  tab.  IX.  nr.  3.  Yollst.  Braunschw. 
Lün.  Münz -Cab.  p.  65.  nr.  139. 

32)  lf  Loth  schwer.  Rehtmeier  T.  II.  tab.  13.  n.  7.  p.  1189. 
Sceländer  tab.  26.  n.  5. 

33)  Iin  Hof,  Samml.  c.  Nürnberg.  Münz -Cab.  Th.  1,  Abth.  2, 
n.  24.  S.  62  — 64. 

34)  Locliner  1740.  S.  17.  Exter  Tb.  1.  Z weybrücken.  1759.  4. 
S.  82.  n.  82.  van  Loon  Hist.  met.  T.  II.  p.  89.  nr.  1.  Als  Verferti- 
ger hat  sich  IDR  genannt.  — Eine  andere  Med.  des  Böhm.  Königs 
wird  beim  J.  1627.  mitgetheilt  werden.  Unter  den  Werken  des 
Nürnberger  Steinschneiders  Georg  Höfler  (f  nach  1630.)  wird  in- 
sonderheit das  in  einen  Rubin  geschnittene  Bildnifs  des  Böhmischen 
Königs  Friedrich  gerühmt.  Doppelmayr  S.  220.  Biisching  Entw.  e. 
Gesch.  d.  z.  K.  Hamb.  1781.  S.  320. 

35)  lf  Duc.  schwer.  D.  G.  IOIIAN.  CASIM1RVS.  Caput  ejus 
nudum,  a fronte,  paullulum  dextrorsum  spectans,  ad  pectus,  cum 
tutulato  collari  et  cataphracta;  cum  cffigicm , tum  epigraplien  cingit 
corona  laurea. 


— 278  — 


an  ge  troffen.  Sie  wird  auf  beiden  Seiten  von  einem  Lorbeer- 
kranze umgeben.  Oben  ist  ein  Ring  und  unten  ein  Henkel, 
weil  die  angellängte  Medaille  noch  etwas  trug. 

Eine  andere  ovale  und  goldene  Medaille  36)  Johann 
Casimirs  hat  die  Jahrz.  1613.  und  wird  in  Tentzels  Werke 
vergebens  gesucht. 

Von  einem  Unbekannten  wurde  im  J.  1613.  das  Bilduifs 
Johann  Philipps,  Herzogs  von  S.  Weimar,  der,  am  25.  Ja- 
nuar 1597.  geboren,  1639.  in  einem  Alter  von  42  Jahren 
starb  37),  auf  Kupfer  gemalt  (Nr.  167.)  Die  unbekleideten 
Theile  des  Jünglings  misfallen  wegen  des  grünlich  bläulichen 
Tones. 

Die  ovale  goldene  Med.  des  Pfalzgrafen  Wolfgang  Wil- 
helm vom  J.  1614.  hat  bereits  Exter  nach  dem  vielleicht  ein- 
zigen Exemplare  38)  des  Gothaischen  Cabinets  beschrieben. 

Demselben  Jahre  gehört  eine  ovale  goldene  Medaille  39) 
August’s,  Herzogs  zu  Sachsen -Lauenburg,  an. 

DVX.  SAX.  IUL  CLI.  ET.  MONT.  LAN.  THV.  M.  MIS.  C.  M. 
Scutum  quadrifidnm,  in  quo  leo  Thuringicus,  carbuneulus  Ciiviensis, 
leo  Juliacensis  et  Montanus,  medio  incumbente  parmula,  Saxonicis 
taeniis,  superinducto  serto  rutaceo , decora.  Et  scutum  et  inscriptio- 
uein  circumdat  corona  laureu. 

36)  21  Duc.  schwer.  D.  G.  IOHANNES  CASIMIRVS  DVX.  SAX. 

IVL:  CLI:  MONT.  Caput  Johannis  Casimiri  nudum,  paullulum 
dextrorsum  spectans , ad  pectus  usque , cum  tutulato  collari , cata- 
phracta  et  huic  superinjecto  pallio.  LAND:  THVR:  M:  MISN:  COM!. 
M:  ET:  RAVENSB.  D.  RAVENST:  Scutum  laciniis  ornatum, 

in  quo  eaedem  tesserae,  quae  in  praecedente;  infra  ad  latus 
indicatur  annus  1613.  Auch  im  Vorzimmer  des  Naturaliencabi- 
nets  findet  man  ein  ovales  goldenes  Schaustück,  welches  (wie  das- 
jenige, welches  Tentzel  tab,  20.  n.  1.  p.  285.  aus  dem  Königl.  Preufs. 
Cab.  zu  Berlin  herausgegeben  hat)  von  einer  durchbrochenen  golde- 
nen und  an  einigen  Stellen  weifsen,  grünen  u.  blauen  Einfassung 
umgeben  ist.  Uebrigens  ist  es  dem  eben  beschriebenen  sehr  ähnlich. 

37)  Heinrich  II.  646  — 650. 

38)  31|  Duc.  schwer.  Exter,  Versuch  c.  S.  v.  Pfältz.  M.  1. 
Th.  Zweybriicken.  1168.  4.  S.  205.  n.  195. 

39)  ff  Duc.  schwer.  A:  H:  Z:  S:  E:  V:  W:  Caput  Augusti  nu- 
dum et  sinistrorsum  spectans,  ad  pectus  usque,  cum  collari  tutulato, 
cataphracta  et  huic  superinjecto  pallio.  — Scutum  corona  ducali 


In  der  Kirche  zu  Döllstedt  wurde  das  Knoblochische 
Epitaphium  errichtet  40). 

Einige  biblische  Glasgemälde  im  Vorzimmer  des  Natu- 
raliencabinets  scheinen  nach  dem  Tode  Christoph  Maurers 
(1614.)  verfertigt  zu  seyn.  Sie  sind  um  vieles  geringer  als 
die  ausgezeichneten  Werke  jenes  Künstlers.  Man  sieht  die 
Geburt  Christi , die  Anbetung  der  Hirten , die  der  Könige, 
die  Beschneidung  und  Taufe  Christi.  Ein  anderes  Glasge- 
niähle  betrifft  den  Ausspruch  Christi:  Kommt  her  zu  mir 
alle,  die  ihr  mühseelig  und  beladen  seyd.  Hierauf  zeigen 
sich  das  Abendmahl,  der  im  Oelgarten  betende,  von  Judas 
geküfste,  und  vor  Pilatus  geführte  Heiland.  Auch  die  Geifse- 
lung,  Aufsetzung  der  Dornenkrone  und  Kreuztragung  wird 
man  antreffen.  Zweimal  ist  der  gekreuzigte  Christus  vor- 
handen. Die  übrigen  Glasgemälde  betreffen  die  Abnahme 
vom  Kreuze,  den  dem  W'eibe  erscheinenden  Christus  und  die 
Auferstehung.  Letztere  ist  zweimal  vorhanden;  doch  ist  das 
eine  Glasgemälde  weit  vorzüglicher  als  das  andere. 

Mehrere  Glasgemäide  sind  zu  einem  Ganzen  vereinigt, 
dergestalt , dafs  unter  dem  gekreuzigten  Christus  die  Mutter 
mit  dem  Schwerte  in  der  Brust  und  links  von  dieser  mittle- 
ren Hauptdarstellung  die  Beschneidung,  rechts  die  Kreuz- 
tragung, nochmals  der  gekreuzigte  Heiland  und  die  Grable- 
gung gesehen  werden. 

Auf  vier  anderen  Glasscheiben  sind  ein  Heiliger,  die 
heil.  Christina,  die  heil.  Clara  und  noch  eine  Heilige  ge- 
malt. 

Von  II.  R.  ist  die  silb.  Med.  4I)  Friedrich  Ulrichs  II. 


tcctum  et  taeniis  Saxonicis,  guperinducto  serto  rutaceo  insignc.  Su- 
pra  ad  latus  1614. 

40)  Ilans  v.  Kiiobloch  (-{-  7.  Mai  1614.)  und  seine  Frau  Anim 
Knoblochin,  geb.  von  Natza  (f  16.  Aug.  1613.),  sind  lebensgrofs  in 
Stein  gehauen.  Neben  jenem  zeigen  sich  das  Knoblochische,  Ru- 
dolphisclie,  Janusische  und  Hubitzische  Wappen,  neben  dieser  das 
Natzische,  Aspachische,  Endische  und  Willerlebische  Wappen  (Samm- 
lung versch.  Nachr.  zu  e.  Besclir.  des  Kirchen-  und  Schulcnstaats 
im  H.  Gotha.  2.  Th.  3.  St.  G.  1758.  4.  S.  23.) 

41)  12^  Loth  schwer.  Numoph.  Molano- Boeliru.  Collis.  1744. 


— 280 


von  Braunschweig  verfertigt.  Auf  der  Hinters,  ist  eine  Ei- 
che mit  der  Umschr.  Flecteris  an  frangeris.  1615. 

Unter  den  Miniaturgemälden  ist  ein  ovales  Kupfertäfel- 
chen, auf  dessen  Vorderseite  Johann  Casimir  (1615.)  und 
auf  der  Hinters.  Margaretha,  H.  z.  S.  geh.  Herz,  zu  Braun- 
scliw.  u.  Liineb. , gemalt  sind. 

Aus  dem  Jahre  1615.  ist  das  Altargemälde  der  Schlofskir- 
che  zu  Reinhardsbrunn.  — Johann  II.,  Herzog  von  S.  Wei- 
mar und  Stammvater  aller  jetzt  lebenden  Herzoge  der  Ernestini- 
schen  Linie  von  Sachsen,  hatte  sich  im  J.  1593.  mit  Dorothea  Ma- 
ria, Tochter  des  Fürsten  Joachim  Ernst  von  Anhalt , vermählt 
und  mit  ihr  eilf  Söhne  erzeugt.  Als  Johann  am  31.  Octob.  1605. 
35  Jahre  5 Monate  und  11  Tage  alt 42)  zu  Weimar  starb,  hinter- 
liefs  er  acht  lebende  Prinzen  und  seine  Gemahlin  schwanger. 
Dieselbe  kam  einige  Monate  nachher  mit  einer  Prinzessin  nieder, 
die  aber  drei  Jahre  nach  ihrer  Geburt  wieder  starb.  43)  In  der 
Stadtkirche  zu  Weimar  ist  Johanns  Epitaphium  aufgestellt. 
Es  besteht  aus  schwarzem  und  weifsem  in  Thüringen  ge- 
brochenen Marmor.  Johann , seine  Gemahlin  und  zwölf 
Kinder  sind  daran  in  Lebensgröfse,  nebst  einigen  biblischen 
Geschichten  abgebildet.  44)  Johann  und  nach  dessen  Tode 

P.  IV.  p.  217.  n.  23.  Sceländer  tab.  32.  n.  1.  Rehtro.  tab.  XIV.  n. 
2.  Köhl.  M.  Bel.  Th.  2.  S.  190.  ohne  Abb.  Vollst.  Br.  Lim.  Miinz. 
u.  M.  Cab.  S.  93.  — Ueber  Heinrich  Reitz  s.  (J.  L.  Ammon)  Kurz- 
gef.  Nachr.  v.  Künstlern.  Niirnb.  1781.  4.  S.  42.  n.  85. 

42)  Von  Hellfeld  Leben  Johann  Ernst  des  Jüngern.  Jena.  1784. 
S.  11, 

43)  Müll.  Sachs.  Ann.  S.  209.  „Dergleichen  wird  man  wohl  in 
keiner  Chronicka  lesen , dafs  innerhalb  200  und  mehreren  Jahren  in 
dem  Hause  Sachsen , ja  in  ganz  Tentscliland , von  einer  fürstlichen 
Person  eilf  fiirstl.  Prinzen , als  wie  hier  geschehen , nach  einander 
gebohren  worden.“ 

44)  Am  Ende  der  Inschrift  liest  man:  e ditionis  liujus  marmore 
Thuringico.  H.  M.  P.  C.  anno  M.  D.  C.  XVII.  vergl.  Gr.  A.  Wetten 
Hist.  Nachr.  von  Weimar.  W.  1737.  S.  281.  f.,  der  folgendes  anmerkt: 
„Die  Fiirstl.  Cammer  zu  Weimar  hat  1 Acker  Feld  einem  Unter- 
thanen  in  dem  DorfFe  Krölpa  in  dem  Amte  Salfeld  damahls  denen 
von  Brandenstein  gehörig  zu  Brechung  des  zur  selbigen  Zeit  daselbst 
vorhanden  gewesenen  Alabaster -Steines,  welcher  zu  Verfertigung 


— 281  — 


Dorothea  Maria  erbaueten  die  Schlofskirche  zu  Reinliards- 
brunn  45),  an  welchem  Orte  letztere  sich  im  J.  1607. , als 


und  Aufrichtung  Hertzog  Johannsens  zu  Weimar  Epitaphii,  so  in 
der  Stadt -Kirche  allda  zu  sehen,  gebraucht  worden,  erkaufft.  Yid. 
Mulleri  Annales  ad  ann.  1615.  d.  3.  Febr.  p.  304.“ 

45)  Rud.  G.  d.  Th.  2.  S.  237.  In  der  Inschrift  des  der  Doro- 
thea Maria  in  der  Stadtkirche  zu  Weimar  errichteten  Epitaphium 
liest  man:  Ad  Reinliardi  Fontem,  Aedein,  Aramque  splendidissi- 
mam  in  locum  ruderum  extrui  curavit,  grata  erga  Deum  et  reli- 
giosa  in  majorum  ibi  sepultorum  cineres  arcem  Regiomontanorum 
aedicula  vacare  noluit.  Wetten  S.  283,  Sehr  gefeiert  wird  die  Gott 
zu  Ehren  und  zum  Gedächtnifs  der  alten  Landgrafen  in  Thüringen 
erbauete  Kirche  zu  Reinhardsbrunn  in  den  zu  Ehren  der  Dorothea 
Maria  erschienenen  Leichenpredigten , z.  B.  von  Balthas.  Gualthe- 
rus,  Job.  Kromayer  (Jclina.  1617.  4.),  in  den  Leichenreden  (Jenae. 
1618.  4.),  so  wie  inEpicedia  et  epitaphia  dicata  Manibus  Dorotlieae  Ma- 
riae. Jenae.  4.  (Theol.  4.  p.  942.)  In  Samuel  Göchliausens  Gedicht, 
welches  diese  Epicedia  enthalten,  liest  man:  Erga  Deum  pietas  fuerit 
reverentia  quaeque,  Reinliardi  ad  fontes  res  manifesta  docet : Regii 
et  ad  Montis  castrum  testatur,  utrinque  Sumptibus  extruxit  splen- 
dida  templa  suis.  Die  letzten  Worte  betreffen  die  von  Dorothea 
Maria  auf  dem  Schlosse  zu  Königsberg  in  Franken  erbauete  Kirche. 
— Im  Geheimen  Archive  auf  dem  Schlosse  zu  Gotha  findet  man 
einen  ziemlich  alten,  mit  der  Feder  gezeichneten  „Grundrifs 
des  Fürstlichen  Hauses  Reinhardsbrunn.“  — Eine  Ansicht  der 
Kirche  und  der  übrigen  Gebäude  zu  Reinhardsbrunn  giebt  ein 
auf  dem  Schlosse  Tenneberg  befindliches  Gemälde  (auf  Lein- 
wand), dessen  Gegenstück  eine  Ansicht  des  noch  nicht  been- 
digten Schlosses  Friedrichswerth  und  der  ihm  gegenüber  liegen- 
den Gebäude  enthält.  Beide  Gemälde  sind  unter  Herzog  Fried- 
rich I.  verfertigt.  Mithin  sind  nicht  die  alten  Klostergebäude,  son- 
dern die  im  Anfänge  des  17.  Jahrh.  errichteten  Gebäude  vorgestellt, 
die  noch  vor  nicht  vielen  Jahren  fast  vollständig,  jetzt  aber  nur 
zum  Theil  vorhanden  sind.  Aufser  der  Kirche  sieht  man  auf  dem 
Gemälde  z.  B.  den  in  ihrer  Nähe  liegenden  kleinen  Thurm,  die 
noch  vorhandene  Mühle,  die  alle  Gebäude  umscliliefsende  Mauer. 
Im  Vordergr.  sind  zwei  Reiter  und  zwei  Jäger.  Eine  Ansicht  der 
Kirche  und  der  übrigen  Gebäude  zu  Reinhardsbrunn  steht  in  Rud. 
G.  d.  Th.  2.  tab.  ad  p.  232.  und  in  Thuringia  sacra.  Francof.  1737. 
fol.  tab.  ad  p.  41.  — Das  jetzt  in  der  Schlofskirclie  aufgehängte, 
sehr  alte,  aus  Holz  geschnitzte  Bild  des  gekreuzigten  Christus  war 


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sonst  in  der  St.  Johanniskirche  zu  Altenberga , welches  langst 
nicht  mehr  vorhandene  Gebäude  man  auf  einer  Federzeichnung 
im  Geheimen  Archive  antreffen  wird,  hierauf  in  der  zwischen  Al- 
tenherga und  Catterfeld  1712.  errichteten  Irnraanuelskirche.  Nach 
Reinhardsbrunn  kam  es  wol  erst  hei  Gelegenheit  der  Errichtung 
des  Candclabers  bei  Altenberga,  d.  1.  Sept.  1811.  Dagegen 
ist  der  Schlüssel  zur  Johanni skirche,  über  welchen  eines  der  Thü- 
ringer Lieder  von  P.  H.  Welcker  (Goth.  1831.  S.  79  — 83.)  han- 
delt, im  Jahre  1834.  in  das  Vorzimmer  des  Naturaliencabinets  zu 
Gotha  gelangt.  — Bei  dieser  Gelegenheit  erlaube  ich  mir  eine 
Stelle  aus  C.  Herzog’s  Taschenbuch  für  Reisende  durch  den  Thü- 
ringer Wald.  Magdeb.  1832.  12.  S.  281.  mitzutheilen : „Von  den 
alten  Klostergebäuden  zu  Reinhardsbrunn  sind  nur  noch  die  Ge- 
wölbe übrig,  auf  denen  das  jetzige  Schlofs  und  die  Kirche  ruhen. 
Sie  sind  wohl  eines  Besuches  wertli.  In  ihnen  befindet  sich  ein 
kleines,  erst  1775.  oder  1776.  durch  geometrische  Ausmessung  des 
Gebäudes  entdecktes  Gewölbe.  Da  es  sich  zwischen  dem  Gewölbe, 
auf  welchem  die  Kirche,  und  dem,  auf  welchem  das  Schlofs  er- 
bauet ist,  befindet,  und  nur  einen  Zugang  von  oben  herab,  durch 
eine  enge  verfallene  Schleuse  hatte,  so  entging  es  lange  der  Ent- 
deckung. Dieser  geheimnifsvolle  Ort  war  allem  Anscheine  nach  ei- 
ne Münzstätte  der  Mönche,  wo  sie  falsches  Geld  schlugen;  denn 
noch  sieht  man  Spuren  von  Schmelzöfen  mit  Sclilotlien , und  es 
wurden  etwa  30  — 36  ungeprägte  ovale  Münzen  von  zehnlöthigem 
Silber  und  der  Gröfse  eines  § Rthlr.  gefunden , die  in  das  Münzka- 
binet  nach  Gotha  gekommen  seyn  sollen.  Eine  davon  befindet  sich 
noch  im  Besitze  des  Kastellans.“  Ich  kann  nicht  angeben,  ob  diese 
Erzählung  gegründet  ist.  Wenigstens  wird  im  Münzcab.  zu  Gotha 
kein  einziges  Stück  dieser  Art  aufbewahrt.  Ferner  kann  jenes  un- 
terirdische Gemach  schwerlich  eine  ,, Münzstätte  der  Mönche“  gewe- 
sen seyn , indem  die  jetzige  Schlofskirclic  und  die  angränzenden 
Gebäude  erst  im  sicbenzehnten  Jahrhundert,  also  lange  nach  dem 
Untergange  des  Klosters  aufgeführt  sind.  Ist  aber  etwas  Wahres 
an  der  Erzählung,  so  finde  ich  es  rathsamer  , an  die  Kipper-  und 
Wipperzeit  (von  Hellfeld,  Leben  Johann  Ernst  des  Jüngern.  S.  141.  f. 
401.  f. ) im  Jahre  1621.  zu  denken,  über  welche  llecrmann  (Bei- 
trag z.  Ergänz,  der  Lebensgesch.  Johann  Ernst  des  Jüngeren.  Weim. 
1785.)  gehandelt  hat:  „da  die  Weimarischen  Lande  im  J.  1621.  mit 
dem  schlechten  Gelde  noch  mehr  überschwemmt , und  alle  gute 
Münze  eingeschmolzen  wurde , machte  man  auch  daselbst  Vorkeh- 
rungen, aufser  der  Münzstatt  zu  Weimar,  mehrere  in  geringen 


— 283  — 


die  Pest  zu  Weimar  wüthete  46),  mit  ihrem  Hofstaate  auf- 
hielt. Die  Kirchthüre  ist  mit  zwei  Dorischen  Säulen  verziert. 
Ueber  den  Kapitalen  derselben  sitzen  zwei  gleichfalls  aus 
Sandstein  verfertigte  Figuren,  von  denen  die  eine  einen 
Palm  zweig  hält.  Unmittelbar  über  dem  Thore  sind  drei 
Cherubimköpfe.  Höher  steht  eine  Inschrifttafel  aus  bläulich- 
schwarzem Alabaster  mit  goldenen  Buchstaben.  Die  In- 
schrift selbst,  in  welcher  man  die  Jahrzahl  1611.  liest,  ist 
bereits  in  der  Thuringia  sacra  4?)  mitgetheilt.  Ueber  der 
Schrifttafel  ist  in  einem  Ovale  aus  Sandstein  das  Sächsische 
Wappen  angebracht.  Auch  die  hölzerne  Thüre  enthält  eini- 
ge unerhebliche  Arabesken.  Die  Kanzel  der  Schlofskirche 
besteht  aus  buntem  Alabaster  mit  Ausnahme  einiger  archi- 
tektonischen Glieder  und  der  Bildsäulen,  welche  aus  weifsem 
Alabaster  verfertigt  sind.  Die  Kanzel  ruht  auf  einer  gröfse- 
ren  Bildsäule  des  die  Gesetztafel  haltenden  Moses.  Rings 
um  die  Kanzel  stehen  in  kleinen  Nischen  die  vier  Evange- 
listen durch  die  zwischen  innen  stehenden  Ionischen  Säulen 
von  einander  getrennt.  Eben  so  eingerichtet  ist  die  Wand 
der  auf  die  Kanzel  führenden  Treppe.  Hier  sind  drei  Apo- 
stelfigürchen  angebracht.  Endlich  bilden  zwei  gröfsere  Io- 
nische Säulen  die  Thüre  der  Treppe.  Die  Bildhauerarbeit 

Städten  und  sogar  in  Dörfern,  als  zu  Ichtershausen,  Berka,  Rein- 
hard s b r u n n , Königsberg , Crawinkel , Zellblas  , Ringleben  , Ro- 
tenstein und  Gebstädt  aufzurichten.“  Ich  weifs  nicht,  ob  mit  dem 
unterirdischen  Gemach  das  schlothförmige  seltsame  Mauerwerk  in 
Verbindung  stand,  welches  man  auf  der  alten  in  Kupfer  gestochenen 
Abbildung  der  Reinhardsbrunner  Gebäude  bemerkt  (Thur,  sacra. 
tab.  ad  p.  41.).  Auch  auf  dem  Schlosse  Gleichen  ist  ein  sonderbares 
schlotliförmiges  Mauerwerk,  welches  Hellbach  (S.  52.)  vermuthungs- 
weise  für  einen  Schmelzofen  hielt.  Bisweilen  dürften  solche  Gebäu- 
de, die  den  Schlössern  eben  keine  sonderliche  Zierde  gewährten,  dem 
Hange  der  Fürsten  zur  Alchemie  ihre  Errichtung  verdanken.  So 
trieb  auf  dem  Schlosse  zu  Weimar  ein  Italienischer  Chemist,  der 
einen  Goldmacher  vorstellen  wollte,  sein  Unwesen.  Durch  ihn  ent- 
stand am  2.  Aug.  1618.  die  bekannte  Feuersbrunst. 

46)  Müll.  Sächs.  Ann.  S.  40.  von  Hellfeld  S.  76. 

47)  P.  189.  Samml.  v.  Nachr.  z.  e.  B.  d.  Kirch.  u.  Schulcnst. 
3.  Th.  1.  St.  G.  1760.  S,  18. 


— 284  — 


ist  zwar  nicht  fehlerfrei,  beurkundet  aber  doch  einen  ge- 
schickten Künstler.  Vermutlilich  hat  derselbe  Meister,  der 
das  oben  erwähnte  Epitaphium  zu  Weimar  verfertigte,  auch 
diese  Figuren  gearbeitet.  Von  ihm  rührt  auch  die  Bild- 
hauerarbeit her,  welche  das  Reinhardsbrunner  Altarblatt 
umgiebt.  Da  die  Fürstliche  Wittwe  aus  dem  Hause  Anhalt- 
Dessau  gebürtig  war,  hat  der  Altar  nicht  die  bei  den  Lu- 
theranern übliche  Form  eines  Parallelepipedum , sondern  er 
besteht  aus  einer  aus  vier  Stücken  bunten  Alabasters  zusam- 
mengesetzten Platte,  welche  von  vier  starken  und  ganz  frei- 
stehenden alabasternen  Fiifsen  getragen  wird.  Er  wurde,  wie 
aus  der  hinter  ihm  und  unter  dem  Altargemälde,  welches 
hei  Errichtung  des  Altares  noch  nicht  ganz  beendigt  war, 
befindlichen  Inschrifttafel  erhellt,  im  J.  1614  errichtet  48). 

Um  diese  Zeit  befanden  sich  die  Grabsteine  der  Thü- 
ringischen Landgrafen  zu  Gotha.  Herzog  Johann  Friedrich 
hatte  sie  aus  dem  Kloster  Reinhardsbrunn  auf  den  Grim- 
menstein schaffen  lassen,  weil  er  hier  ein  fürstliches  Erb- 
begräbnifs  errichten  wollte.  Zu  diesem  Zweck  liefs  er  auch 
die  Ueberreste  und  den  Grabstein  Friedrichs  mit  der  gebisse- 
nen Wange  und  noch  andere  fürstliche  Leichen  aus  Eisenach 
herbeiholen49).  Nach  Zerstörung  des  Schlosses  mufste  Peter 
Saalreuter,  der  damalige  Schösser,  auf  fürstlichen  Befehl  50), 
zugleich  mit  den  Ueberresten  Friedrichs  mit  der  gehissenen 
Wange  die  Grabsteine  (1568.)  in  dem  Giefshause  niederle- 
gen 5I).  Letztere  wären  beinahe  imJ.  1603.  auf  Befehl  Johann 
Casimirs  zur  Ausbesserung  von  Kirchen  und  Schulgebäuden 
angewendet  worden  52).  Dorothea  Maria  liefs  im  Sept,  1616.  je- 
ne Grabsteine,  die  ganz  vergessen  waren,  durch  Hortleder,  Wil- 


48)  Quae  aram  hanc  tibi  memoriaeque  ita  demandantis  feli- 
cissimi  conjugis  sacram  esse  voluit,  anno  post  redeintorem  nahmt 
M.  DC,  XIV.  etc.  — factae  ex  marmore  atque  jaspidc  Tlmringica  di- 
tionibns  divisis,  in  medio  saltu  Thuringico  territorii  Saxo- Vinariensis. 

49)  Andr.  Toppii  Hist,  der  Stadt  Eisenach,  her.  v.  Juncker.  Ei- 
sen. und  Leipz.  1710.  8.  S.  55.  f.  Koch  S.  38. 

50)  Pfefferkorns  Gesell,  von  der  Landgrafscli.  Thüringen.  S.  508. 

51)  Müll.  Sachs.  Ann.  Ami.  1613.  Tentz.  Suppl.  rcl.  p.  876. 

52)  Tentz.  1.  1.  p.  873. 


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kc  und  Weitz  aufsuchcn  und  mit  Bewilligung  Johann  Casimirs 
am  8.  Sept.  1616.  und  später  von  Gotha  nach  Reinhardsbrunn 
versetzen  53).  Noch  gegenwärtig  findet  mail  acht  Grabsteine 
aus  Sandstein  an  der  Aufsenseite  der  Schlofskirche  und  rechts 
von  der  oben  erwähnten,  jetzt  freilich  immer  verschlossenen 
Kirchthüre  eingesetzt.  Durch  kleine  Schieferdächer  werden 
sie  gegen  die  verderblichen  Einwirkungen  der  Witterung 
wenigstens  einigermafsen  geschützt. 

Das  grofse  Altargemälde  selbst , auf  welchem  ganz  un- 
ten in  der  Mitte  Christian  Richter  fecit  1615.  zu  le- 
sen ist,  besteht  aus  einer  Zinntafel  54),  die  oben  halbkreis- 
förmig abgerundet  ist.  Rechts  im  Vordergründe  liegt  der 
schlafende  Jacob.  lieber  ihm  zeigt  sich  entfernter  die  Him- 
melsleiter, auf  welcher  Engel  hinabsteigen  55).  Viele  mu- 


53)  Tentzelii  Suppl.  reliqua  p.  876  — 879.  Rud.  G.  d.  Th.  2. 
S.  237.  f.  Die  Ueberreste  Friedrichs  mit  der  gebissenen  Wange 
wurden  im  J.  1702.  wieder  aufgefnnden  (Tentz.  I.  1.  p.  877.) 
und  im  J.  1805.,  wie  oben  S.  78.  schon  gesagt  wurde,  von  neuem 
nach  Gotha  gebracht.  Ein  Ueberrest  des  alten  Klosters  ist  ein  al- 
tes Relief.  In  der  Inseln*,  steht  die  Jahrz.  1301.  Vergl.  Gelbke  2. 
Th.  1.  B.  S.  571. 

54)  Damit  sie  nicht  durch  ihre  Last  reifse,  sind  an  der  hintern 
Seite  Breter  befestigt. 

55)  1.  Mos.  28,  10.  f.  „Aber  Jacob  zog  aus  von  Ber  Saba, 
und  reisete  gen  Haran.  Und  kam  an  einen  Ort,  da  blieb  er  über 
Nacht , denn  die  Sonne  war  untergegangen.  Und  er  nahm  einen 
Stein  des  Ortes,  und  legte  ihn  zu  seinen  Häupten,  und  legte  sich 
an  demselbigen  Ort  schlafen.  Und  ihm  träumte:  und  siehe,  eine 
Leiter  stund  auf  Erden,  die  riihrete  mit  der  Spitze  an  den  Himmel; 
und  siehe,  die  Engel  Gottes  stiegen  daran  auf  und  nieder.  Und  der 
Herr  stand  oben  darauf,  und  sprach : Ich  bin  der  Herr , Abrahams, 
deines  Vaters  Gott , und  Isaacs  Gott ; das  Land , darauf  du  liegest, 
will  ich  dir  und  deinem  Saamen  geben.  Und  dein  Saame  soll 
werden , wie  der  Staub  auf  Erden , und  du  sollst  ausgebreitet  wer- 
den gegen  Abend,  Morgen,  Mitternacht  und  Mittag.  Und  durch 
dich  und  deinen  Saamen  sollen  alle  Geschlechter  auf  Erden  geseg- 
net werden.  — Und  Jacob  furchte  sich , und  sprach : Wie  heilig  ist 
diese  Stätte!  Hie  ist  nichts  anders  denn  Gottes  Haus,  und  hie  ist 
die  Pforte  des  Himmels.  — Und  dieser  Stein,  den  ich  aufgerichtet 
habe  zu  einem  Mahl , soll  ein  Gotteshaus  werden  $ und  alles , was 


— 280  — 


sicirende  Engel  sind  in  den  Wolken.  Ganz  in  der  Ferne 
zeigen  sich  eine  Stadt  und  Berge.  Links  im  Vordergründe 
knieen  neben  dem  Schlafenden  sieben  Prinzen  mit  gefalte- 
ten Händen  und  zur  Rechten  gewendet  auf  rotlien  Kifschen. 
Noch  ein  achtes  ganz  kleines  Kind  steht  vor  ihnen.  Hinter  die- 
ser Reihe  ist  eine  zweite  Reihe  von  fünf  fürstlichen  Perso- 
nen , zuerst  der  verstorbene  Herzog  5 6) , dann  seine  Gemah- 
lin Dorothea  Maria  57),  hierauf  drei  Prinzen,  unter  denen 
der  letzte  sehr  klein  ist  58).  Alle  diese  Personen  erschei- 
nen in  Lebensgröfse  und  in  perlfarbenen  Kleidern.  Die 
sämmtlichen  zwölf  Kinder  Herzog  Johann’s  habe  ich  schon 
oben  beim  Jahre  1606.  nach  Anleitung  der  im  Museum  zu 
Gotha  befindlichen  Miniaturgemälde  aufgeführt.  Von  diesen 
zwölf  Kindern  waren,  als  das  Gemälde  verfertigt  wurde, 
noch  acht  Söhne,  Johann  Ernst  der  J. , Friedrich,  Wilhelm, 
Albrecht,  Johann  Friedrich,  Ernst  (der  Fromme),  Friedrich 
Wilhelm  und  Bernhard,  am  Leben  69).  Die  Verstorbenen 
tragen  Kränze  auf  dem  Haupte.  Das  Gemälde  ist  schon 
darum  interessant,  weil  es  aufser  den  fürstlichen  Eltern 
und  Johann  Ernst  dem  Jüngeren,  Herzog  zu  S.  Weimar,  auch 
die  berühmten  Herzoge  Ernst  den  Frommen  und  Bernhard 
in  früheren  Lebensjahren  vorführet,  mit  ihnen  auch  den 

du  mir  giebst,  des  will  ich  dir  den  Zehnten  geben.“  Ucbrigens 
hatte  Polycarp  Leyser , Churfürstl.  Oberhofprediger  zu  Dresden , in 
der  dem  ältesten  Sohne  Herzog  Johann’s,  Johann  Ernsten,  zugeeig- 
nete n Geschichte  des  Patriarchen  Jacob  den  Herzog  Johann  diesem 
Patriarchen  verglichen,  ja  demselben  noch  vorgezogen.  Der  Pa- 
triarch Jacob  hatte  zwölf  Söhne,  der  Herzog  Johann  eilf  Söhne  und 
eine  Tochter. 

56)  inprimis  autem  pro  matrimonio  exoptatiss.  quod  per  annos 
prope  tredecim  possedit  summa  concordia  cum  conjuge  beatissimo 
Johanne  Duce  Saxoniae  cujus  hic  expressa  viva  imago  est. 

57)  Quae  aram  hanc  etc.,  ea  manu  artificis  similiter  cffigiata 
coram,  ministra  tua  est,  vidua  Saxonica,  princeps  Anhaltina,  nomi- 
ne tibi  noto  Dorothea  Maria. 

58)  proque  numerosa  et  dulciss.  sobole,  cujus  itidem  icones  hic 
adpictae  sunt.  ' 

59)  octo  filiorum  itaquc  meorum  tua  gratia  adliuc  superstitum 
et  patre  orborum,  curam  paternam  suscipe. 


— 287  — 


1600.  geborenen  unglücklichen  Johann  Friedrich,  dessen 
Bildnisse  höchst  selten  sind,  wie  auch  seine  dunkele  Ge- 
schichte erst  neulich  etwas  aufgehellt  worden  ist  60).  Das 
Gemälde  wurde  bald  nach  der  Ankunft  des  jetzt  regierenden 
Herzogs  durch  den  Coburgischen  Hofmaler  Eckardt  gerei- 
nigt. Unter  dem  Gemälde  ist  eine  schwarze  Tafel , welche 
zehn  Zeilen  von  Friedrich  Hortleder  abgefafster  Schrift  6I) 
in  vergoldeten  Buchstaben  enthält.  Die  Inschrift  würde  sich 
leichter  lesen  lassen,  wenn  die  Zeilen  um  die  Hälfte  kürzer 
wären.  Die  kunstvolle  Einfassung  des  Altargemäldes,  hinter 
welchem  man  Weggehen  kann , ist  aus  weifsem  Alabaster 
verfertigt.  Rechts  ist  die  Religion  dargestellt,  links  die  Ec- 
clesia, ein  heiliges  Gebäude  haltend.  Ueber  diesen  weibli- 
chen Figuren  sind  Engelköpfe,  und  noch  höher  sowohl  auf 
der  rechten  als  auf  der  linken  Seite  die  Wappenschilde  mit 
ihren  Helmen.  Noch  eine  gröfsere  Figur  ist  ganz  oben 
über  der  Mitte  des  hier  halbkreisförmigen  Altargemäldes. 
Auch  dieses  reiche,  höchst  freie  und  durchbrochene  Ganze 
werden  dieselben  Hände  ausgeführt  haben,  von  denen  die 
Kanzel  verzieret  ist.  Waren  vielleicht  die  Bildhauer  Hein- 
rich Hünefeld  zu  Leipzig  und  Lewin  Tukichen  die  Verferti- 
ger? Wenigstens  haben  diese  das  in  der  Stadtkirche  zu  Wei- 
mar befindliche  Epitaphium  des  1626.  verstorbenen  Johann 

60)  Bernli.  Rose,  Johann  Friedrich  der  Sechste,  Herzog  zu 
Sachsen , Ernestinischer  Linie.  Neustadt  a.  d.  Orla.  1827.  Rose 
kennt  S.  XIII.  nur  ein  Bildnifs  Johann  Friedrich’s,  welches  in  der 
Sammlung  Fürstlicher  Familiengemälde  auf  dem  Schlosse  zu  Alten- 
burg ist.  Wäre  es  1603.  verfertigt,  so  müfste  es  den  Herzog  als 
dreijähriges  Kind  darstellen  und  hätte  also  geringe  Erheblichkeit.  — 
Man  findet  Johann  und  ganz  im  Hintergründe  seine  Gemahlin  Do- 
rothea Maria  und  ihre  zwölf  Kinder  auch  auf  einem  von  P.  Troschel 
verf.  Kupferstiche,  womit  die  Ernestinisclic  oder  Weimarisclie  Bibel 
(Nürnb.  b.  Wolf  Endter.  1644.  fol.  Th.  1.  tab.  5.  Wiederholt  Nürnb. 
1670. , ferner  1686.  und  1736.)  verzieret  ist. 

61)  Theilweise  ist  die  Inschrift  zum  Behuf  der  Auslegung  des 
Altargemäldes  in  vorstehenden  Anmerkungen  mitgetheilt.  Vollstän- 
dig und  im  Zusammenhänge  findet  man  sie  in  Tentzei  Curieuse 
Bibi.  1704.  S.  88.  f.  Thuringia  sacra  p.  189.  Samml.  v.  Nachr.  z. 
e.  ßesclir.  d.  Kirch.  u.  Schulenst.  3.  Th.  1.  St.  S.  18.  f. 


— 288  — 


Fernst  des  Jüngern  ausgearbeitet,  welches  der  Herzog  selbst 
viele  Jahre  vor  seinem  Tode  , nämlich  bereits  im  J.  1610. 
und  also  in  derselben  Zeit,  in  welche  die  Ausschmückung 
der  Schlofskirche  zu  Reinhardsbrunn  zu  setzen  ist,  sich  zu 
errichten  beabsichtigte.  — Die  ehemalige  schöne  Orgel  der 
Reinhardsbrunner  Kirche  wurde  1767.  in  die  Kirche  zu 
Georgenthal  versetzt.  Die  Reinhardsbrunner  Kirche  erhielt 
dafür  aus  der  Kirche  zu  Georgenthal  ein  kleines  Orgelwerk, 
welches  noch  jetzt  vorhanden  ist.  — Dorothea  Maria  starb 
d.  18.  Jul.  1617.  62),  nachdem  sie  12  Jahre  8 Monate  in 
der  Ehe  und  eben  so  lang  im  Wittwenstande  gelebt  hatte  63). 
Sie  war  die  Stammmutter  aller  jetzt  lebenden  Herzoge  der 
Ernestinischen  Linie  von  Sachsen. 

Interessant  des  Gegenstandes  halber  ist  ein  grofses  Ge- 
mälde der  Gallerie,  welches  Christian  Richter  ein  Jahr  nach 
Beendigung  des  Reinhardsbrunner  Altargemäldes  verfertigt 
hat.  Kaiser  Friedrich  I.  badet  sich  in  Gegenwart  mehrerer 
Ritter  im  Flusse  Kalykadnos  64).  Am  Fufse  ferner  Gebirge 
liegt  eine  Stadt,  entweder  Sebastia  oder  Seleukia.  Die  Auf- 
schrift Christian  Richter  1616.  wird  man  unten  in 
einiger  Entfernung  von  der  linken  Seite  des  Gemäldes  be- 
merken. (Auf  IIolz.  Nr.  80.) 

Ueber  ein  anderes  Gemälde  Richters  (Nr.  152.),  worauf 
Albonak,  seine  drei  Töchter  und  Alfred  zu  sehen  sind,  ha- 
be ich  oben  S.  182.  bei  Gelegenheit  zweier  Cranachischen 
Gemälde  gehandelt. 

Zwischen  1611  — 1616.  erschien  die  ovale  goldene 
Med.  65)  mit  den  Bildnissen  Johann  Albert  II.,  Herzogs  von 


62)  von  Hellfeld  S.  73  — 75. 

63)  Ihre  und  ihres  Gemahls  Grabmonumente  in  Sturms  histo- 
risch-politischem Archive  Th.  2.  S.  315. 

64)  Am  10.  Jun.  1190.  Gemälde  aus  dem  Zeitalter  der  Kreutz- 
züge. 3 Th.  Leipz.  1824.  S.  126.  Michaud  Hist,  des  croisades.  2. 
Partie.  2.  vol.  ä Paris.  1818.  p.  338.  T.  VII.  ä Par.  1822.  p.  32.  Fr. 
Wilken,  Gesch.  d.  Kreuzz.  4.  Th.  L.  1826.  S.  139.  f. 

65)  7|  Duc.  schwer.  HA.  ALB.  H.  Z.  M.  V.  MARGRETHTA. 
(sic.)  ELI.  GE.  V.  VE:  H.  Z.  M.  Eorum  capita  nuda  et  jugata  ad 
pectus  usque,  iilius  cum  collari  plano,  cataphracta  ct  pallio,  liujus 


Mecklenburg-  Güstrov,  und  seiner  Gemahlin  Margaretha 
Elisabeth,  Tochter  Christ.  H.  zu  Mecklenburg. 

In  der  Gailerie  (IV.  n.  50.)  findet  man  das  Brustbild 
eines  Mannes  mit  weifser  Halskrause  und  schwarzem  Pelz. 
Es  hat  die  Schrift:  Aetatis  70.  Ao.  1617.  66 ) 

Der  schon  beim  J.  1610.  aufgeführte  Künstler  (P.  B.) 
malte  im  J.  1617.  auf  Holz  eine  grofse  mit  Früchten  ange- 
fülltc  Schüssel  und  ein  mit  Blumen  gefülltes  Gefäfs,  wel- 
ches auf  einer  Tischplatte  steht.  Dabei  sind  zwei  Papageien. 
Das  Gegenstück  bildet  ein  mit  Früchten  angefüllter  Korb, 
vor  welchem  todtes  Geflügel  und  Weintrauben  liegen.  In 
diesen  zwei  Gemälden  sind  die  Vögel  und  Blumen  das  Beste. 

In  das  Jahr  1617.  fallen  die  spätesten  Gemälde  der  oben 
beim  Jahre  1597.  beschriebenen  Handschrift  67). 

Eine  andere  Handschrift  in  gröfstem  Folioformat  (A. 
i Chartac.  742.)  und  in  ein  beschriebenes  Pergament  aus  dem 
16.  Jalirh.  (1533.7)  gebunden,  enthält  mehrere  hundert 
„grofse  und  kleine  Wappen,  so  die  meisten  alle  von  freyer 
Hand  gerissen  und  gemahlet.“  Zuvörderst  sind  zu  nennen 
die  Wappen  der  Römischen  Kaiser  Philipp,  Rudolph  von 
Habsburg,  Adolph  von  Nassau  und  Albrecht  von  Oestreich 
(p.  33.  35.) , so  wie  ein  Wappen  aus  dem  J.  1259.  vermuth- 
lich  nach  einem  gleichzeitigen  Denkmale  mit  Rötliel  gezeich- 
net (p.  65.).  Unter  den  übrigen  sind  folgende  die  merk- 
würdigsten: L.  R.  1516.  A.  S.  — « H.  L.  1516.  M.  P.  — 
1527.  Barbara  geborene  von  Gleyntz.  — J.  L.  1529.  F.  L. 
— 1531.  Wolf  von  Karling  (Holzschn.)  — Munus  Caroli  V. 
(mp.  Anselm:  Ephor:  Siles.  Romae.  1537.  — 1540.  Wappen 
les  Carchesius  (Holzschn.)  — 1543.  Christof  Zöllner.  — 

:um  unionibus,  collari  ct  vestimentis.  — Hinc  bubalus,  isthinc 
pyphus  sustinent  scutum  quadripertitum , notatum  Megapolitanis, 
lustochiensibus , Suerinensibus  ct  Henetis  insignibus,  media  incum- 
I, »eilte  parmula  Stargardiensi.  Scuto  impositae  tres  galeae  coronatac, 
warum  media  Megapolitana,  ad  dextrain  Stargardiensis  et  ad  si- 
listram  Rostochiensis  est. 

66)  Das  Gegenstück  bildet  eine  schlechte  Copie  nach  van  Dyck 
|V.  n.  48. 

67)  A.  Chartac.  579. 


19 


— 290  — 


1553.  W.  mit  Rötliel  gezeichnet.  — 1555.  Dietrich  Heuff- 
ler’s  W.,  nach  Art  einer  runden  Glasscheibe  gemalt.  — 1566. 
Eustachius  Zeller  a Zellerreit.  — • Titelblatt  und  andere 
Blätter  des  Stammbuches  Ambrosi  Prandstetter  von  Regens- 
burg aus  den  J.  1519.  und  1580.  (p.  113  — 146.)  — Wap- 
pen des  Herzogs  von  Alba.  — 1581.  „Herr  Anthoni  Fugger 
Rom.  Kay.  vnd  Königlicher  Majestatt  Rath.“  Wappen  dess., 
nach  Art  einer  runden  Glasscheibe  gemalt.  — 1592.  Sig- 
mundt  Zollers  Wappen.  — T.  V.  1594.  M.  H.  — Drei 
1602.  zu  Padua  geschriebene  Stammbuchblätter.  — 1608. 
Gemaltes  W.  aus  einem  Stammbuche.  — 1611.  Zwei  gemalte 
Wappen.  — W.  der  Stadt  Hannover.  — „Herr  Berchtold 
von  Ilindenlang  Haintz  Zobel  Ritter  Epitaphium  zu  Tan- 
haim  in  der  Pfarrkirche“  u.  s.  f.  (p.  49  — 53.)  Vermuth- 
lich  ist  Thannheim  zu  verstehen,  Pfarrdorf,  Schlofs  und 
ehemaliges  Amt  des  Stiftes  Ochsenhausen  im  Illcrthale  in 
Schwaben.  — • „Anndre  Schnätterla’s“  W.  — Christoph  Ha- 
neberger’s  W.  — Die  p.  151  — 169.  stehenden  Wappen 
werden  zur  Benennung  inschriftloser  Glasgemälde  von  Nutzen 
seyn.  — Andere  gemalte  Wappen  (p.  111  — • 182.)  sind 
äufserlich  von  in  Holz  geschnittenen  Linien  umgehen.  — 
Am  Ende  des  Bandes  (p.  183  — 191.)  steht  eine  grofse 
Anzahl  Italienischer  Wappen  nach  alphabet.  Ordnung.  Die 
ersten  sind:  Agadi,  Auanxago,  Abramo,  Alberti,  Anshelmi, 
die  letzten  Xiani,  Xancharelle,  Xancani,  Xüsti,  Xacharia, 
Xülian. 

Sethus  Calvisius,  Astronom  und  Dichter,  geh.  zu  Grosch- 
leben,  einem  Dorfe  in  Thüringen,  d. 21.  Febr.  1556.,  starb  am 
23.  Nov.  1611.  zu  Leipzig.  Sein  Bildnifs  ist  dem  Stammbuche  ei- 
nes späteren  Sethus  Calvisius  angesetzt,  welches  in  die  Jahre 
1629.  und  1630.  gehört  und  einige  gemalte  Wappen  enthält  68). 

Das  Glasgemälde,  worauf  ein  Wappen  von  der  Inschr. 
Hieronymus  della  Porta  1611.  umgeben  ist,  wird  wol  in  der 
Schweitz  verfertigt  seyn.  Das  Wappen  stellt  einen  Thurm 
dar,  worin  ein  Thor  ist.  — Das  Ganze  ist  nochmals  in  ei- 
ner Wiederholung  vorhanden. 


68)  B.  Chartac.  1003. 


— 201 


In  demselben  J.  wurde  eine  ovale  goldene  Med.  69) 
verfertigt , welche  vorne  das  rechts  gewendete  Brustbild  Ja- 
nusch  II.  zu  Radzivil  - Birz , hinten  das  links  gewendete  sei- 
ner Gemahlin  Elisabeth  Sophia  enthält.  Diese  war  eine  ge- 
borene Margräfin  von  Brandenburg. 

b)  Im  dreifsigjährigen  Kriege. 

Von  einem  Meister  wurden  folgende  Sächsische  Für- 
sten in  ganzer  Figur  (auf  Holz)  gemalt: 

Friedrich  der  Streitbare,  Churf.  v.  Sachsen  (Nr.  117.). 
Die  Darstellung  im  Hintergründe  bezieht  sich  auf  den  1. 
Aug.  14 . . . 

Friedrich  II.  der  Sanftmüthige,  Churf.  v.  Sachsen. 
(Nr.  19.) 

Ernst  Churf.  v.  Sachsen  ( Nr.  46. ).  Im  Hintergr.  der 
Prinzenraub.  Auch  sind  Friedrich  III.  Churf.  v.  Sachsen, 
Albrecht  Churf.  v.  Mainz,  Ernst  Erzbisch,  v.  Magdeburg, 
Herzog  Wolfgang  u.  Churf.  Johann  aufgenommen. 

Friedrich  III.  der  Weise  (Nr.  115.).  Im  Hintergr. 
Luther  u.  A.  in  Bezug  auf  den  31.0ct.  1517.  und  28.  Jun.  1519. 

Johann  der  Beständige  (Nr.  116.).  Was  man  im  Hinter- 
gründe sieht,  betrifft  den  15.  Mai  1525.  und  25.  Jun.  1530. 

Johann  Friedrich  der  Grofsmüthige  (Nr.  113.).  Neben- 
werke sind  die  Schlacht  bei  Mühlberg  (24.  Apr.  1547.)  und 
der  Schachspielende  Churfürst.  Offenbar  hat  bei  dieser 
letzteren  Nebendarstellung  das  im  Jahre  1549.  verfertigte 
und  oben  S.  166.  f.  aufgeführte  Gemälde  der  Gallerie  als 
Vorbild  gedient. 

An  diese  Churfürsten  schliefsen  sich  folgende  Herzoge  an: 

Friedrich  Wilhelm  I.  Herzog  von  Sachsen  1597.  (Nr. 
i 48. ) Dieser  Stifter  des  Altenburgischen  Hauses  starb  d.  7. 
Jul.  1602. 

Johann  Herzog  von  Sachsen  Weimar  (Nr.  47.).  Links  im 
Hintergr.  umarmen  sich  der  Friede  und  die  Gerechtigkeit. 

* Rechts  sitzt  des  Herzogs  Gemahlin  Dorothea  Maria  mit 

69)  5 Duc.  schwer.  Heraeus  ßildn.  Taf.  40.  n.  16.  p.  51. 

19  * 


— 292  — 


zwölf  Kindern.  Ueber  die  zahlreiche  Nachkommenschaft 
dieses  am  31.  Octob.  1605.  verstorbenen  Herzogs  habe  ich 
oben  bei  den  Jahren  1605.  und  1615.  gehandelt. 

Herzog  Bernhard  von  S.  Weimar  (Nr.  118.).  Die  Ne- 
bendarstellungen betreffen  den  29.  Mai  1613.  (Thüringische 
Siiudfiuth)  70)  und  den  2.  Aug.  1618.  (Feuersbrunst,  auf 
dein  Residenzschlosse  zu  Weimar  entstanden)  7I). 

Ziemlich  nach  dem  Vorbilde  dieser  Gemälde  sind  einige 
Kupferstiche  eingerichtet,  womit  Ernst  der  Fromme  die  Er- 
nestinische  oder  Weimarische  Bibel  (Nürnberg.  1614.  fol.) 
schmücken  liefs.  — 

Eine  ovale  goldene  Medaille  72)  Johann  Casimirs  H.  v. 
Coburg,  welche  die  Jahrz.  1618.  hat,  ist  in  Tentzels  Werke 
nicht  aufgeführt.  Sie  gleicht  der  früher  beschriebenen  vom 
J.  1613.,  ist  aber  gröfser  und  hat  einen  Cherubimkopf  über 
dem  Wappen. 

Bildnisse  der  acht  Weimarischen  Brüder  Johann  Ernst, 
Friedrich,  Wilhelm,  Albrecht,  Johann  Friedrich,  Ernst* 
Friedrich  Wilhelm,  Bernhard,  die  wir  bereits  in  Minia- 
turgemälden und  auf  dem  Reinhardsbrunner  Altargemälde 
aus  dem  Jahre  1615.  fanden,  stehen  auch  auf  ihren  im 
Münzcab.  befindlichen  Thalern.  Es  sind  Exemplare  aus 
den  Jahren  1609. , 1610. , 1611. , zweie  aus  dem  J. 

1612.  73),  andere  aus  den  J.  1613.  7*),  1614.,  1617.,  1618. 
und  1619.  vorhanden,  überdiefs  eine  kleinere  Silbermünze  aus 
dem  J.  1611.  und  drei  Goldstücke  aus  d.  J.  1615.  (2  Duc.), 
1616.  (3  Duc.),  1619.  (|  Duc.)  75). 

Ein  Nürnbergischer  Medaillon  vom  J.  1619.  giebt  eine 
Ansicht  des  dortigen  Rathhauses  76).  Jacob  Wolf  hat  ihn 

70)  Müller  Ann.  S.  269  — 272. 

71)  Müll.  Ann.  S.  315.  — Medaille.  Tentz.  Lin.  Ern.  tab.  43. 
n,  8.  p.  595. 

72)  2-f  Duc.  schwer. 

73)  Tentz.  L.  E.  tab.  35.  n.  2.  p.  491.  Monn,  en  arg.  p.  335.  n.  5. 

74)  Monn,  en  arg.  p.  335.  n.  6. 

75)  lleermann,  Beytrag  z.  E.  u.  B.  D.  Lcbensgesch.  Johann 
Ernsts  des  Jüngern.  Weimar.  1785.  S.  40  — 54. 

76)  Will  Nürnberg.  Münz-Belust.  Tli.  1.  S.  410.  Titelkupfer, 
im  Hof  Th.  1.  Abth.  2.  S.  76  — 78. 


— 293  — 


erfunden  und  gezeichnet,  G.  Holdermann  getrieben  und  ge- 
gossen, Hieronymus  Berkhausen  aber  mit  dem  Meifsel  oder 
Grabstichel  ausgearbeitet. 

Im  Vorzimmer  des  Naturaliencabinets  findet  man  ein 
kleines  Figürchen  eines  Kaisers.  Derselbe  sitzt  im  Krönungs- 
ornate auf  einem  Stuhle,  der  nur  an  der  Lehne  mit  zwei 
Cherubimköpfen  verziert,  übrigens  aber  höchst  einfach  ist. 
Der  Kaiser  ist  mit  dem  Orden  des  goldenen  Vliefses  ge- 
schmückt und  hält  auf  der  Linken  den  Reichsapfel,  in  der 
R.  den  (oben  abgebrochenen)  Scepter.  Der  Mantel  ist  aus 
einander  geschlagen , so  dafs  der  gut  gearbeitete  Leib  und 
die  Fiifse  sichtbar  sind.  Das  Ganze  ist  aus  Elfenbein  ver- 
fertigt uud  scheint  Ferdinand  II.  darzustellen  77). 

Drei  Glasgemälde,  von  denen  das  erste  den  schreiben- 
den Propheten  Jesaias  (1622.),  das  andere  die  Anbetung 
der  Hirten  (Luc.  2.),  das  dritte  den  gekreuzigten  Christus 
(Matth.  27.)  darstellt,  dürften  aus  der  Schule  des  im  J. 
1614.  verstorbenen  Maurer  hervorgegangen  seyn. 

Auf  einer  ovalen  in  Silber  gegossenen  Medaille  78)  des 
gefürsteten  Grafen  Ernst  von  Mansfeld  hat  der  Verfertiger 
sein  in  die  Buchstaben  AR  zerfallendes  Monogramm  ein- 
gravirt.  Sie  wird  von  van  Loon  in  das  Jahr  1622.  gesetzt. 

Ovale  Gestalt  hat  die  goldene,  5f|  Duc.  schwere  Me- 


77)  Im  Miinzcabinet  findet  man  folgendes  Stück:  „ Ferdinandus 
D.  G.  El.  Roma.  Imp.  Semp.  Aug.  Germaniae  Hung.  Boh.  Dal. 
Ci'oa-  Sela.  Ec.  Rex  Archidux  Austriae.  Dux  Burg.  Marchio  Moravi. 
ec.  Com.  Tiro.“  Effigies  Ferdinandi  II.  throno  insidentis,  caput 
laureati,  collum  collari  crispo  ornati , corpus  cataphracti  palliatique 
ac  dextra  sceptrum,  sinistra  vero  globum  crucigerum  tenentis.  Ante 
ipsuin  mensa,  cui  corona  imperialis  imposita.  Supra  thronum  scu- 
tum , in  quo  legitur : „Legitime  certantibus.  “ Das  Ganze  ist  nur 
ein  grofses  Silberblech  (J  Lotli  schwer),  welches  auf  einem  wäch- 
sernen Kerne  befestigt  war,  vermuthlich  ein  Probestück.  Eine  Hin- 
terseite ist  gar  nicht  vorhanden.  Es  ist  mir  unbekannt,  ob  jemals 
eine  förmliche  goldene  oder  silberne  Medaille  dieser  Art  geprägt 
worden  ist. 

78)  2 Loth  schwer,  van  Loon  T.  II.  p.  143.  Hauscliild  2.  Th. 
S.  70.  n.  539.  llistor.  Lex.  s.  v.  Ernestus. 


daille  eines  Grafen  von  Schauenburg  mit  der  Jahrzahl 
1622  7 9). 

In  diesem  Jahre  liefs  Herzog  Ernst  der  Fromme  einen 
der  unter  Churf.  August  im  J.  1567.  auf  die  Einnahme  von 
Gotha  geprägten  Thaler  in  zwei  Hälften  schneiden  und  durch 
den  Kupferstecher  Wolf  Kilian  zu  Augspurg  auf  die  eine 
innere  Seite  den  Churf.  August  in  halber  Figur,  auf  die  an- 
dere innere  Seite  den  belagerten  Grimmenstein  graviren  80). 

Das  ovale  von  einem  Goldarbeiter  verfertigte  Stück  des 
Herzogs  Johann  Ernst  von  Eisenach  mit  der  Jahrz.  1623. 
ist  nur  scheinbar  eine  Medaille;  denn  die  Aufsenseiten  allein 
bestehen  aus  Goldblech,  der  innere  Kern  aus  Wachs.  Dar- 
um ist  es  in  Tentzels  Werke  nicht  mitgetheilt. 

Das  im  Jahre  1623.  auf  Holz  gemalte  Bildnifs  Nr.  62. 
stellt,  wie  aus  Vergleichung  der  Medaillen  des  Herzogi. 
Cab.  zu  Gotha  hervorgeht  8I),  den  Herzog  Johann  Casimir 
v.  S.  Coburg  in  ganzer  Figur  dar.  Uebrigens  ist  dieses 
Gemälde  weit  vorzüglicher,  als  die  ähnlichen  Bildnisse  fürst- 
licher Personen  ( Nr.  58.  63.  und  57. ) , von  denen  weiter 
unten  nach  dem  Jahre  1651.  die  Rede  seyn  wird. 

Bildnisse  Johann  Casimirs  enthalten  ein  ungefähr  7 Zoll 
hohes  Alabasterrelief  und  das  Relief  einer  Dose.  Auf  jenem 
zeigt  sich  der  Herzog  stehend,  die  Rechte  auf  einen  Stock 
stützend.  Rechts  auf  dem  Boden  liegt  der  Helm.  Diese 
Reliefs  und  überdies  eine  goldene  Kette,  auf  deren  Schilde 
die  Anfangsbuchstaben  des  Namens  Job.  Casiinir’s  stehen, 
sind  im  Vorzimmer  des  Naturaliencab inets  niedergelegt. 

Elisabeth,  früher  Gemahlin  des  Herzogs  August,  jüng- 
sten Bruders  des  Churfürsten  Christian  II.  von  Sachsen,  ver- 


79)  IVST.  IIERMAV.  CORES.  HOLSATIAE.  SCHAWENB. 
Caput  Comitis  nudum,  ad  pectus  usque,  cum  collari , fimbria  dcn- 
ticulata  ornato , cataphracta  et  fascia  militari. 

TO  VT.  VIENT.  A.  POINCT.  QVI.  PEVT.  ATTENDRE.  1622. 
Scutum  coronatum,  in  quo  Holsatica  urtica  trium  foliorum  cum  to- 
tidcm  clavis. 

80)  Tcntz.  Lin.  Alb.  tab.  12.  n.  5.  p.  128. 

81)  In  Gold  u.  Silber.  Tentz.  Lin.  Ern.  P.  II.  tab.  21.  n.  5.  p. 
295.  v.  J.  1630.  — in  ganzer  Figur,  oval  in  Silber,  ib.  n.  1.  p.  301. 


— 295  — 


mahlte  eich  im  J.  1618.  mit  Johann  Philipp,  Herzog  von 
Altenburg.  Eine  ovale  goldene  Medaille  82)  derselben  er- 
schien 1625.,  also  in  demselben  Jahre,  in  welchem  Herzog 
Wilhelm  zu  Weimar  sein  Beilager  hielt. 

Die  ovale  und  goldene  Yerinählungsmedaille  8 3)  des  Her- 
zogs Wilhelm  zu  Weimar  und  der  Eleonora  Dorothea  hat 
oben  ein  Oelir. 

Unter  den  Miniaturgemälden  ist  ein  Bildnifs  des  Siebeu- 
bürgischen  Fürsten  Bethlem  Gabor  mit  der  Jahrz.  1626. 
vorhanden  84).  Es  dürfte  durch  Johann  Ernst  den  Jünge- 
ren in  diese  Gegenden  gelangt  seyn  85). 

Als  Johann  Ernst  der  Jüngere  Herzog  zu  Sachsen  Wei- 
mar, noch  nicht  33  Jahre  alt,  d.  4.  Dec.  1626.  zu  St.  Mar- 
tin in  Ungarn  gestorben  war , wurde  in  der  Stadtkirche  zu 
Weimar  der  Leichnam  der  1535.  verstorbenen  Margaretha, 
Cliurf.  Johanns  jüngster  Tochter,  ausgegraben  86)  und  Jo- 

82)  2H  Duc.  schwer.  Schlegel  Biblia  in  nummis  S.  292.  Tentz. 
Lin.  Alb.  tab.  31.  n.  2.  p.  386. 

83)  5f§  Duc.  schwer.  Tentz.  Lin.  Ern.  tab.  41.  n.  3.  p.  561. 

84)  Im  Münzcab.  findet  man  folgende  Goldst.  und  Thaler : 1609. 
(1  Duc.),  1611.  (1  Duc.),  1616.  (4  Duc.),  1616.  (1  Duc.),  1619. 
(9ff  Duc),  1621.  (Thaler  mit  dem  angemafsten  Titel  eines  er- 
wählten Königs  in  Ungarn.  Köhl.  M.  Bel.  Th.  15.  S.  249.),  1621. 
(Viereck.  Thal.),  1626.  (Goldst.),  1627.  (Thal.),  1627.  (Thal.),  1628. 
(viereck.  Doppelth.) , 1629.  (1  Duc.),  1629.  (Thal ).  Endlich  Katha- 
rina, Gemahlin  des  Gabriel  Bethlen  1630.  (1  Duc.) 

85)  Als  Christian  IV. , König  von  Dänemark , als  niedersächsi- 
scher Kreisoberster  den  Krieg  gegen  Ferdinand  II.  eröffnete,  trat 
Johann  Ernst  in  Dänische  Dienste  und  begleitete  den  Grafen  Ernst 
von  Mansfeld,  mit  einem  ansehnlichen  Corps  selbstgeworbener 
Truppen,  durch  Schlesien  nach  Ungarn,  wo  sie,  unterstützt  von 
dem  Fürsten  von  Siebenbürgen,  Bethlem  Gabor,  dem  Kaiser  eine 
Diversion  machen  wollten.  Epitom.  rer.  germ.  ad  an.  1626.  p.  27. 
Brachelii  historia  nostri  temporis.  Amstel.  1655.  12.  L.  III.  p.  140. 
sq.  Carol.  Carafae  Germania  sacra  restaurata.  Francof.  1641.  12.  p. 
293.  315.  Pufendorf  de  rebus  Suecicis  Ultraj.  1686.  fol.  lib.  I.  §.  48. 
p.  18.  von  Hellfeld  S.  168.  Heermann  S.  126.  142.  212.  ff.  Ein  den 
Bethlem  Gabor  betreffender  Aufsatz  in  Curiositäten.  6.  Band.  Weim. 
1817.  S.  29. 

86J  Wetten  S.  291. 


— 296  — 


hann  Emst  IV.  oder  der  Jüngere  daselbst  beerdigt.  Die 
Grabschrift  hat  Wetten  initgetheilt  87).  Das  in  der  Stadt- 
kirche zu  Weimar  errichtete  Epitaphium  stellt  Johann  Ernst 
den  Jüngern  nebst  seinen  Brüdern  knieend  in  Lebensgröfse 
dar.  Geber  dasselbe  giebt  Heermann  88)  folgende  Notiz: 
„Der  weifse  und  schwarze  Alabaster  dazu  war  bei  Nordhau- 
sen, im  Salfeldischen  Dorfe  Krelpa  und  vermuthlich  auch 
einiger  zu  Königsberg  in  Franken  gebrochen.  Die  Bogen- 
und  Kraksteine  waren  aus  einem  Steinbruche  bei  Jena.  Nach 
Wetten  sollen  sich  die  Unkosten  auf  7051  fl.  10  gr.  und 
11  pf.  belaufen  haben.  Im  Ilerzogl.  Archive  finde  ich , dafs 
dem  Bildhauer  Heinrich  Hünefeld  zu  Leipzig  die  Arbeit  für 
3000  Gulden  bedungen  worden,  doch  wird  auch  eines  an- 
dern Bildhauers,  Namens  Lewin  Tukichen  gedacht.  Ich  fin- 
de zugleich  den  merkwürdigen  Umstand,  dafs  die  fürstlichen 
Personen  nach  dem  Leben  gebildet  worden  sind.  Auch  soll 
Herzog  Johann  selbst  noch  bei  seiner  Lebenszeit  Willens 
gewesen  seyn,  dieses  Epitaphium  sich  setzen  zu  lassen. 
Churfürst  Christian  II.  zu  Sachsen,  als  Vormund,  liefs  sich 
den  Abrifs  zuschicken  und  genehmigte  die  Verfertigung  die- 
ses Monuments  in  einem  Schreiben  aus  Prag  vom  21.  May 
1610.“  Ich  habe  das  zu  Weimar  befindliche  prachtvolle 
Epitaphium  erwähnen  zu  müssen  geglaubt,  weil  die  Verfer- 
tiger desselben  auch  die  oben  beim  Jahre  1615.  beschriebene 
Bildhauerarbeit  der  Schlofskirche  zu  Reinhardsbrunn  gelie- 
fert haben  könnten  und  es  jedenfalls  nützlich  seyn  wird, 
beide  ohnediefs  theilweise  aus  gleichem  Material  bestehende 
Kunstwerke  mit  einander  zu  vergleichen. 

Nicht  schlecht  sind  zwei  in  Kupfer  gestochene  88b) 
Bildnisse  des  Coburgisclien  Herzogs  Johann  Casimir.  Das 
kleinere  in  zwei  Ex.  hat  die  Unterschrift : Petr.  Ifselburg 
Coloniensis  ad  vivum  delineavit  et  sculpsit.  A:  C:  1626.;  das 

87)  Wetten  S.  297.  vergl.  300. 

88)  Gottl.  Ephr.  Heermann,  Beitrag  zur  Ergänzung  u.  Bericht, 
der  Lebensgesch.  Johann  Ernsts  des  Jüngern.  Weimar.  1785.  S.  83.  f. 

88b.)  In  dem  reichhaltigen  (im  Handschriftenzimmer  der  Bi- 
bliothek aufgestellten)  Bande : ElTigies  Ducum  Principum  Baronum 
Nobili  um  et  artificuin.  tab.  132.  133. 


— 297  — 

gröfsere:  Matheus  Gundelach  delineavit.  Petrus  Ifselburg 
Coloniensis  sculptor. 

Des  Herzogs  Albrecht  zu  Eisenach  achteckige  Medaille  89) 
v.  J.  1627.  ist  von  einer  durchbrochenen  und  dunkelbraun 
emaillirten  Einfassung  umgeben.  Drei  Kettchen , woran  das 
Ganze  hängt,  werden  oben  durch  eine  Zieratli  vereinigt. 

Eine  ovale  und  mit  zwei  Henkeln  versehene  goldene  90) 
Medaille  des  unglücklichen  Königs  von  Böhmen  und  Chur- 
fürsten von  der  Pfalz  Friedrich  hat  auf  der  Vorderseite  die 
Inschrift:  Fridericus  D.  G.  Rex.  Bohe.  Elect.  Palat.  1627. 
Uebrigens  ist  sie  derjenigen  gleich,  welche  bei  Heraus  9I) 
die  Jahrz.  1619.  hat. 

Achteckig  ist  der  goldene  Medaillon  92)  Georg  II., 
Landgrafen  zu  Hessen  - Darmstadt , mit  der  Jahrz.  1627. 
Die  Inschrift  der  hintern  Seite  ist  die  gewöhnliche  der  Mün- 
zen und  Medaillen  dieses  Landgrafen:  Secundum  vohmtatem 
tuam  domine. 

Eine  ovale  goldene  Medaille  Johann  Georg’s,  Margrafen 
von  Brandenburg,  hat  die  in  Heraus  Werke  abgebildete  Vor- 
derseite. Die  Beschreibung  der  hinteren  Seite  liefere  ich 
in  unten  stehender  Anmerkung  93).  Der  in  halber  Figur 
dargestellte  Fürst  kann  nicht  der  Bruder  Johann  Sigismunds 
seyn;  denn  dieser  Johann  Georg  starb  schon  1613.  Er  kann 
auch  nicht  derjenige  Margraf  von  Brandenburg  seyn,  der 
1623.  sein  Fürstenthum  Jägerndorf  verlor  und  am  2.  März 
1621.  zu  Leutschau  in  Oberungarn  starb.  Mithin  mufs  er 
der  Bruder  Joachim  Friedrichs  seyn.  Dieser  Johann  Georg 


89)  8f  Duc.  schwer.  Tentz.  Lin.  Ern.  tab.  37.  n.  1.  p.  521. 

90)  8 Duc.  schwer.  Dewerdeck  Silesia  numism.  Jauer.  1711.  4. 
Tab.  1.  n.  17.,  wo  aber  nur  die  Hinterseite  völlig  übereinstimmt, 
auf  der  Vorders.  dagegen  eine  andere  Jahrz.  steht.  Ferner  hei  Ex- 
ter Th.  1.  S.  88.  n.  92.  (mit  der  Jahrz.  1(120.) 

91)  Heraeus  Taf.  44.  nr.  27.  p.  63. 

92)  4*|  Duc.  schwer. 

93)  TRAVW  GOTT  TIIVE  RECHT  SCHEV  NIEMAND.  Tro- 
pliaeum , cui  appcnsa  parmula , cum  aquila  Brandenburgiea , in  pe- 
ctore  gestans  insignia  Hohenzollerana,  supra  adjicitur  II.  V.  P.  1627. 
An  Gewicht  6|  Duc. 


— 298  — 

war  im  J.  1598.  geboren  und  starb  als  kaiserlicher  Oberster 
im  J.  1637. 

Zahlreich  sind  die  Gemälde  einer  die  Sempacher 
Schlacht  93b)  betreffenden  Handschrift  der  Herzogi.  Biblio^ 
thek  (A.  Chartac.  365.).  Auf  dem  Einbände  liest  man  HCL 
1627.,  welches  Jahr  als  spätester  Zeitpunkt  ihrer  Anferti- 
gung gelten  kann,  wiewohl  es  möglich  ist,  dafs  die  Gemälde 
in  eine  etwas  frühere  Zeit  fallen  und  ungefähr  den  oben 
aufgeführten  Schweitzerischen  Glasgemälden  gleichzeitig  sind. 
In  dem  vorangesetzten  Texte,  dessen  Ueberschriften  ich  in 
unten  stehender  Anmerkung  93C)  mittheile,  findet  man 
p.  56.  ein  lebendiges  Gemälde  der  Sempacher  Schlacht,  in 
welcher  Arnold  Strutthan  von  Winkelried  mit  Aufopferung 
seines  Lebens  die  Blüthe  der  Schweitzerischen  Mannschaft 
von  ihrem  Untergange,  das  Vaterland  von  äufserster  Ge- 
fahr rettete,  aufserdem  die  Wappen  von  Lucent,  Vri,  Vn- 
derwalden,  Schaffhusen;  auf  den  Text  folgen  eine  Ansicht 
des  Klosters  Königsfelden , des  Begräbnisses  zu  Königsfel- 
den,  worin  die  Königin  Agnes  mit  andern  ihres  Hauses  ru- 
hete,  und  ein  gemaltes  Brustbild  Herzog  Leopold  III.  von 
Oesterreich,  der  im  J.  1386.  zu  Sempach  seinen  Tod  fand. 
Der  übrige  Tlieil  dieses  starken  Bandes  enthält  knieende 
und  betende  Personen,  dergestalt  dafs  vor  den  Knieen  das 
Wappen,  bisweilen  noch  eines  hinter  den  Füfsen,  und  oben 


93b)  J.  v.  Müller,  der  Gesell.  Schweiz.  Eidg.  2.  Tli.  Leipz. 
1806.  Daselbst  wird  S.  464.  von  der  Ankunft  bei  Sempach,  S.  465. 
von  der  Schlachtordnung,  S.  469  — 482.  von  der  Schlacht  und 
S.  483.  vom  Stillstand  gehandelt. 

93c)  p.  27.  Verzaichnufs  der  (183)  Fürsten  Herren  vnd  Edlen 
so  den  Eydtgenossen  vor  der  Sempacher  Schlacht  von  der  Herrschaft 
Oesterich  wegen  widersagtendt.  — p.  36.  Hertzog  Liipoldt  züclit 
mit  sinen  herzug  vnnd  dem  Adel,  wie  auch  die  4 Ort  der  Eydtge- 
nossen  mit  ihren  4 Pannern  vff  Sempach.  Anno  1386.  — p.  39. 
Wafs  vor  dem  Angryff  von  bayden  Partlieyen  beschehen , gredt 
vnd  gethan  wardt.  — p.  44.  Von  dem  Angryff  vnd  bluttigen  stren- 
gen Stritt  defs  H.  v.  Oesterreych  vnnd  Eydtgenossen  vor  der  Statt 
Sempach.  — p.  59.  Was  nach  der  Schlacht  bescliähen,  vnd  von 
grofser  Fröiid  der  Eydtgen.  vnd  grofscm  Leydt  der  Oesterreyclicrn. 


— 299 


und  hinter  den  Betenden  hier  und  da  ihre  Helme  mit  den 
Kleinodien  angebracht  sind.  In  dieser  Weise  zeigen  sich 
zuerst  folgende  fürstliche  Personen : p.  84.  Andreas  König 
von  Ungarn,  Albert  Römischer  König,  Elisabeth  Römische 
Königin,  Agnes  Königin  von  Ungarn  und  Rudolph  Röm.  K. 
Jetzt  wird  die  Reihe  durch  eine  Ansicht  des  Habsburgischen 
Schlosses  (p.  89.)  unterbrochen.  Hierauf  zeigen  sich  (p. 
90.)  Rudolph  K.  von  Böhmen , Albert  und  Leopold  H.  von 
Oesterreich,  Ruodolfus  Albertus  Austriae  fiiius,  zwei  Her- 
zoginnen zu  Luteringen  zu  Königsfelden  also  funden,  Ru- 
dolph H.  v.  Lothringen,  Otho  und  Heinrich  II.  von  Oester- 
reich, Elisabeth  geborene  Gräfin  von  Fyrnenberg,  Hertzog 
Heinrich  von  Oesterreychs  des  Fridsamen  Gemahel,  (p.  100.) 
„Friedrich  II.  zu  Oesterreich  den  man  nend  den  Ilüpschen. 
Leopolds  Bruder  defs  vorgenden.  gebar  ein  Sohn  ward  zu 
Königsfelden  begraben“,  die  Wappen  von  Lucern,  Vri, 
Schwytz  Vnderwalden,  und  (p.  102.)  Leopold  H.  v.  Oester- 
reich in  ganzer  Figur.  Die  folgenden  195  Gemälde  stellen 
nichtfürstliche  Personen  eben  so  geharnischt,  knieend, 
betend  und  mit  ihren  Wappen  dar.  Die  ersten  sind 
(p.  103.)  Herr  Hanns  von  Ochsenstein  Freyherr  defs 
Hertzogen  Landuogt  vnd  Thumbropst  zu  Strafsburg,  (p.  101.) 
Andreas  Graff  von  Kleff,  (p.  105.)  des  Graffen  von  Kleff 
knecht,  die  letzten  (p.  295.)  Herr  Hanns  von  Wynckelsheim 
von  SchafFhusen , (p.  296.)  Herr  Eybrecht  Schönlöw  ge- 
nandt  Oestericher  von  SchafFhusen,  (p.  29T.)  Herr  Hanns 
Heggentzi  von  Schaffhusen.  Nachdem  hierauf  (p.  298  — • 
300.)  die  Fahnen  von  SchafFhusen , Habspurg  Mellingen, 
die  Wappen  von  Basel,  Arow,  Leutzburg,  Zoffingen,  Ar- 
burg,  Burgund,  Niiwenburg  und  Rynfelden  abgebildet  sind, 
folgen  noch  15  betende  Männer , unter  denen  (p.  301.)  Herr 
Beidli  von  Biiefingen , (p.  302.)  Herr  Ilug  Freyherr  von 
Kremhingen,  (p.  303.)  Herr  Hanns  Freyherr  von  Kremhin- 
gen die  ersten,  und  (p.  313.)  Herr  Johann  Freyherr  zu 
Iffen,  (p.  314.)  Herr  Litolt  von  Milheim,  (p.  315.)  Herr 
Frick  von  Brandifs  die  letzten  sind.  Freilich  können  die 
Gesichter  der  dargestellten  Personen  nicht  als  Bildnisse  be- 
trachtet werden , aber  wegen  der  Rüstungen  und  Wappen 


— 300  — 


bleibt  doch  das  Ganze  anmuthig  genug.  Insgemein  stimmt 
die  Auszierung  des  die  Hüften  bedeckenden  Theiles  der 
Rüstung  mit  dem  Wappen  überein.  Gottlieb  Emanuel  von 
Haller  hat  eine  auf  der  Bibi,  zu  St.  Gallen  befindliche  Hand- 
schrift beschrieben  93d),  worin  dieselben  Personen  knieend 
und  mit  ihren  Wappen  abgebildet  sind. 

F.  Casparus  Dolmar  Praepositus  in  Mergenthal.  Anno 
1629.  ist  die  Inschrift  eines  Glasgemäldes.  Das  Wappen  des 
Mannes  ist  unten  mit  zwei  zur  Seite  angebrachten  Tugen- 
den, oben  mit  zwei  Engeln  geziert. 

Tentzel  hat  eine  ovale  goldene  Medaille  94)  des  62jähr. 
Herzogs  Johann  Ernst  von  Eisenach  (geb.  1566.  gest.  1638.) 
nicht  gekannt.  Sie  wird  von  einer  strickartigen  Einfassung 
umgeben.  Oben  und  unten  ist  ein  Ring.  Die  Arbeit  ist 
ziemlich  roh.  Diese  Medaille  liefs  Herzog  Johann  Ernst 
bei  der  Einweihung  der  auf  der  Wartburg  stehenden  Kirche  9 5), 


93  d)  von  Haller,  Bibliothek  der  Schweizer -Geschichte.  5.  Tli. 
Bern.  1787.  S.  44. 

94)  3f  Duc.  schwer.  J.  M.  Koch  in  eines  Anonymi  Staat  d. 
F.  Eisenach  m.  e.  Vorr.  v.  Chr.  Juncker.  Eisen,  u.  Leipz.  1710.  8. 
S.  181  — 188.  tab.  22.  [J.  C.  S.  Thon]  Schloß  Wartburg.  Gotha. 
1792.  S.  150.  f. 

95)  Der  Architekt,  durch  welchen  die  Burgkapelle  ihre  damalige 
Einrichtung  erhalten  hatte,  liiefs  Joli.  Weber  (Chr.  Franc.  Paullini 
rerum  et  antiquit.  Germanic.  syntagma.  Francof.  ad  M.  1698.  4.  p. 
236.)  In  der  Burgkapelle  ist  jetzt  ein  im  Mittelalter  aus  Holz  ge- 
schnitztes und  theils  bemaltes  tlieils  vergoldetes  Relief  aufgestellt, 
welches  früher  als  Altarbild  gedient  haben  dürfte.  Dasselbe  ist 
um  vieles  niedriger  als  das  oben  S.  77.  erwähnte  Hörselgauer.  In 
der  Mitte  sieht  man  die  Grablegung  Christi,  links  davon  den  heil, 
ßonifacius,  rechts  einen  Pilger,  vielleicht  den  Heil.,  der  zum  heil. 
Grabe  zog.  In  der  Burgkapelle  ist  ferner  ein  halbkreisförmiges  Ge- 
mälde mit  Gebäuden  im  Hintergründe  und  sehr  vielen  Figuren.  Die 
heil.  Elisabeth  , ein  Blumenkörbchen  in  der  Rechten  in  Bezug  auf 
die  Legende  von  den  in  Blumen  verwandelten  Gaben,  theilt  an  Arme 
und  Kranke  Gaben  aus.  Ich  kann  nicht  sagen,  ob  diefs  Gemälde 
im  J.  1827.  durch  den  Hofmaler  Weigand  aus  Kassel  nur  restaurirt 
oder  ganz  neu  gemalt  worden  ist.  [Ueber  einige  auf  der  Wartburg 


— 301  — 


d.  9.  Jul.  1628.,  welcher  Tag  auch  sein  Geburtstag  war,  un- 
ter die  Anwesenden  vertheilen.  Die  Worte  der  Inschr.  Ver- 
bum Domini  manet  in  aeternum  (Psalm.  119,  89.)  stehen 
nicht  allein  an  der  Kanzel  der  Kirche,  sondern  waren  auch 
der  Text  der  von  Götz  gehaltenen  Einweihungspredigt. 

Auf  dem  linken  Flügel  des  Altars  zu  Tossen  soll  die 
heilige  Elisabeth  zu  sehen  seyn,  welche  eine  Schüssel  mit 
Obst  in  der  einen  Hand  hält  und  mit  der  andern  einem  vor 
ihr  knieenden  Bettler  ein  Stück  Brod  reichet  96).  Dasselbe 
Ereignifs  führt  ein  Gemälde  der  Wartburg  vor.  In  der  Gal- 
lerie  zu  Gotha  findet  man  ein  Gemälde  (auf  Holz  Nr.  101.), 
auf  welchem  Cranach’s  geflügelte  Schlange  und  die  Jahrzahl 
1519.  zu  lesen  sind.  Wiewohl  diese  Bezeichnung  von  neuer 
Hand  herrührt,  ist  es  doch  nicht  unwahrscheinlich,  dafs  dieses 
Gemälde  Copie  eines  vielleicht  längst  untergegangenen  Cra- 
nachschen  Werkes  und  in  dieser  Hinsicht  zu  beachten  sey. 
Im  Hintergründe  liegt  eine  Burg.  Einem  Krüppel,  dessen 
Gestalt  einen  unangenehmen  Eindruck  zurückläfst,  reicht  ein 
roth  und  grün  gekleidetes  Frauenzimmer,  welches  mit  der 
Linken  einen  Krug  und  auf  einer  Schüssel  Obst  trägt,  mit 
der  rechten  Hand  ein  Brod.  Die  Begleiterin  hält  in  beiden 
Händen  ein  goldenes  Gefäfs.  Eine  kriechende  Schnecke  soll 
die  langsame  Fortbewegung  des  Gebrechlichen  andeuten. 
Die  Copie  rührt  von  einem  schlechten  Arbeiter  des  IT.  Jahr- 
hunderts her. 

Mit  W'appen  pflegten  Handschriften  sowohl  im  16.  als 
IT.  Jahrh.  ungemein  oft  ausgeschmückt  zu  werden,  so  dafs 


befindl.  Gemälde  s.  das  1710.  von  Juncker  her.  Buch  Abth.  3.  S.  95. 
tab.  13.  und  Abth.  2.  S.  294.  und  C.  Herzog  Taschenb.  f.  Reis.  d. 
d.  Thür.  Wald.  Magdeb.  1832.  12.  S.  78.  f.J  Unter  Herzog  Johann 
Ernst  sind  angefertigt  die  an  der  Kanzel  der  Burgkapelle  befindli- 
chen Gemälde  der  vier  Evangelisten,  von  denen  Marcus  und  Lucas 
sehr  beschädigt  sind,  ferner  zwei  kleinere  Gemälde,  welche  musici- 
rende  Engel  darstellen  und  den  Chor  jener  Kapelle  schmücken.  Die 
im  Waffensaale  aufgehängten  Bildnisse  Johann  Emsts  und  seiner 
Gemahlin  werde  ich  beim  Todesjahre  des  Herzogs  erwähnen. 

96)  Fior.  I.  443. 


— 302  — 


eine  Literatur  der  Wappenwissenschaft,  wie  Bernd97)  sie 
geliefert  hat,  noch  viel  weitläufiger  ausfallen  würde,  wenn 
jemand  neben  den  im  Druck  erschienenen  Werken  auch  die 
ungedruckten  berücksichtigen  wollte.  Auch  auf  Medaillen 
jener  Jahrhunderte  sind  Wappen  gleich  oft  angebracht.  Wä- 
ren die  Räume,  worauf  jetzt  Wappen  uns  begegnen,  mit  an- 
dern Darstellungen  ausgefüllt  worden,  fo  würde  diefs  der 
Kunst  nicht  wenig  erspriefslich  gewesen  seyn  und  noch  jetzt 
würde  man  in  vielen  Fällen  die  Kunstwerke  jener  Jahrhun- 
derte mit  weit  gröfserem  Interesse  und  Nutzen  betrachten. 
Auch  unter  den  Handschriften  der  Bibliothek  zu  Gotha  sind 
so  viele  mit  gemalten  Wappen  ausgeschmückt,  dafs  ich  nicht 
alle  anführen  mag.  Eine  der  reichhaltigsten  ist  folgende: 
Album  alumnatus  nobilis  Juliani  Würtzeburgici,  sive  über, 
quo  Nobilium  Juvenum  Seminarii,  a Reverendissimo  Episco- 
po  et  Illustrissimo  Principe  Julio  facta  Institutio , Institut! 
Constitutio  — annotatum  videre  licet98).  Julius  aus  dem 
Geschlechte  der  Echter  von  Mespelbrunn  war  der  65.  Bi- 
schoff  von  Würzburg.  Sein  Wappen,  sowohl  rechts  als  links 
mit  einem  Engel,  der  in  eine  Arabeske  endiget,  geschmückt, 
ist  dem  Titel  gegenübergesetzt.  Auf  diesen  folgt:  Julii  — 
Declaratio  curae  pastoralis  et  affectus  paterni  erga  nobilita- 
tem  Francicam  de  instituendo  nobilium  adolescentum  Semi- 
nario,  welche  Schrift  mit  den  Worten  endiget:  Datae  in  arce 
Nostra  S.  Mariae,  in  Monte,  Wirceburgi,  Calendis  Januarii 
Anno  Novo  1607.  Hieran  schliefsen  sich  dieselbe  Schrift 
deutsch  p.  19  — 28.,  so  wie  die  Gesetze  jenes  Seminarium, 
wie  Julius  den  auf  seine  Kosten  in  demselben  unterhaltenen 
edlen  Jünglingen  sie  vorgeschrieben  hatte  (p.  29  — 31.) , und 
die  Formel  der  Unterschrift,  mit  welcher  letztere  den  Ge- 
setzen des  Kilianschen  Collegium  und  des  Seminarium  der 
Adeligen  Gehorsam  zu  leisten  versprachen.  Die  übrigen 
Blätter  der  Handschrift  enthalten  die  eigenhändigen  Unter- 
schriften der  Jünglinge,  dergestalt  dafs  jedesmal  eine  dersel- 


97)  Chr.  Sam.  Theod.  Bernd,  Allgem.  Schriftenkunde  der  ges. 
Wappenwissensch.  Th.  1.  2.  Bonn.  1830.  8. 

98)  Cyprian.  Cat.  p.  76  sq.  nr.  187.  Jetzt  A.  Chartac.  187. 


— 803 


ben  auf  der  unteren  Seite  eines  Blattes  zu  lesen  ist  und  der 
übrige  oder  obere  Tlieil  des  Blattes  mit  brillanten  Gemälden 
ihrer  Wappen  angefüllt  ist:  Pag.  37.  Georg.  Willi,  ab  Erthal 
(13.  März  1608.).  Sein  Wappen,  ferner  an  den  Seiten  noch 
folgende  acht  Wappen:  Erthall,  Fuchs,  Schodt,  Hutten,  Ilo- 
seuberg,  Geyer,  Seckendorff,  Berlingen.  — Erhardus  Adol- 
phus  a Vischborn  (13.  März  1608.).  Sein  Wappen,  ferner 
an  den  Seiten  noch  folgende  acht  Wappen:  Vischborn,  Dre- 
berin,  Benneberg,  Falckenberg,  Schatt,  Gürtz,  Heydersdorff, 
Watzdorlf.  — Georgius  Christophorus  a Venningen  (21.  Oc- 
tob.  1608.).  Sein  Wappen,  ferner  an  den  Seiten  noch  fol- 
gende acht:  Philipp  Christoph  von  Venningen,  Magdal.  Landt- 
schädin  von  Steinach,  Agnes  Nothafftin  von  Hochenburg, 
Magdalena  Nixin  von  Entzburg,  Agnes  von  Dienheim,  Aga- 
tha von  Reiffenburg,  Ursula  Cretzin  von  Scharpfenstein,  An- 
na von  Staffel.  — Matthaeus  a Neuhausen  (15.  Febr.  1609.). 
Sein  Wappen  und  überdiefs  noch  16  W.  — Ludovicus  a 
Bernhausen  (6.  Dec.  1608.).  Sein  Wappen  und  überdiefs  noch 
16  W.  — Wildhans  a Neyneck  (20.  Jun.  1608.).  — Chri- 
stophorus Bernardus  Thum  a Neuburg  (Sept.  1609.).  — Lu- 
dovicus a Grauenegg  (4.  Oct.  1608.).  — Georgius  Wilhel- 
mus  Tum  a Neuburg  (13.  März  1613.).  Ueber  jeder  dieser 
letzteren  vier  Unterschriften  sind  aufser  dem  Wappen  des 
Unterschriebenen  noch  acht  andere  angebracht.  — Johannes 
Theodoricus  ab  Ileesse  (12.  Apr.  1609.).  Sein  und  noch  14 
W.  — Eberhardus  Laurentius  Schliderer  a Lachen  (24.  Oct. 
1609.).  Seinem  Wappen  sind  noch  16  Wappen  beigefügt.  — 
Joannes  Joachimus  a Liechtenstein  (12.  Jun.  1609.).  Sein 
Wappen  und  aufserdem  noch  acht.  — Philippus  Theod.  a 
Schoenenbergh.  1609.  — Joan.  Sigismundus  a Brandt.  1609. 
— Wolffg.  Sigism.  a Vhorburg.  1609.  — Wolffg.  Theodori- 
cus Truchses  von  Hennenberg.  1610.  — Cuno  a Reiffenberg. 
1609.  — Hugo  Wilhelmus  a Stotzingen.  1611.  — Lotharius 
a Wildtberg.  1611.  — Joannes  Fridericus  Speth  a Sulzburg. 
1611.  — Joannes  Burchardus  a Berlichingcn.  28.  Jul.  1611. 
(Zweimal  das  Wappen  der  H.  von  Berlicliingen "),  aufser- 

99)  Ueber  diese  noch  in  neuerer  Zeit  blühende  Familie  s.  Goe- 
the’s Werke.  48.  B.  St.  u.  Tüb.  1833.  12.  S.  73. 


— 304  — 


dem  die  Wappen  Vohenstain,  Vennigen,  Neypperg,  Bibera, 
Zübnhartt,  Stockliaim,  Helmstadt,  Velperg,  Wolmersliausen, 
Rechberg , Creilshaim , Nippenburg , Gich  , Riedtliaiin , Gün- 
delsliaim).  — Sigism.  Laurentius  a Wildenstein.  1610.  — 
Guilielinus  Wernerus  a Prasperg.  1612.  — Philippus  Erne- 
stus a Bubenhofen.  1612.  Achtzehn  Wappen.  — Hartman- 
nus Theodoricus  Keller  a Schlayten.  1612.  — Joannes  Con- 
radus  ab  Erthall.  1613.  — Joannes  Christopliorus  a Thün- 
gen.  1614.  • — Georgius  Emmericus  a Fechtenbach.  1614.  — 
Joannes  Godefridus  Baro  a Grauenegg.  1614.  — Wilhelmus 
Conradus  Schenck  a Staulfenberg.  1615.  — Joannes  Caspa- 
rus  Voit  a Saltzburg.  1615.  — Joannes  Christophorus  a Lau- 
benberg. — Joannes  Casparus  a Stadion.  1611.  Julius  re- 
gierte 43  Jahre  9 Monate  13  Tage  und  starb  den  13.  Sept. 
1611.  — Hierauf  folgt  p.  224.  ein  Blatt  mit  der  Unterschrift 
Joannes  Godefridus  Bambergensis  et  Herbipolensis  Episco- 
pus  et  Franconiae  Dux.  1611.  Johann  Gottfried  der  Erste 
aus  dem  Geschlechte  von  Aschhausen  wurde  am  5.  Oct. 
1611.  der  66.  BischofF  zu  Würzburg.  Auf  jenem  Gemälde 
zeigen  sich  links  von  seinem  Wappen  die  Religion  mit  dem 
Kreuze,  rechts  die  Hoffnung  mit  dem  Anker.  Die  sich  an- 
schliefsenden  Blätter  enthalten  die  Unterschriften  und  Wap- 
pen folgender  jungen  Leute:  Lotharius  Kratz  a Scharffen- 
stein.  — Jodocus  Gabriel  a Wildenstein.  1611.  — Joannes 
Adamus  a Thüngen.  — Joannes  Joachimus  a Wildenstein. 
1621.  — Damianus  ab  Efferen.  1620.  — Georgius  Erasmus 
Heus  ab  Eussenheim.  1620.  — Julius  Rudolphus  a Neuhau- 
sen. 1620.  — Everhardus  Christophorus  a Seckendorff.  1620. 

— Balthasar  Joachimus  a Dermbach.  1620.  — Adolphus  Geor- 
gius Yoit  a Saltzburg.  1620.  — Petrus  Joannes  Christopho- 
rus a Bettendorff.  1620.  — • Wolffgangus  Philippus  Fuchs  a 
Dornheim.  1620.  — Christophorus  Daniel  Voit  a Rineck. 
1621.  — Joannes  Theodoricus  a Rott.  1621.  — Reinhardus 
Wilhelmus  a Schletten  (1621).  • — Christophorus  Pancratius 
Zöllner  a Brandt.  1621.  • — Rudolphus  a Stadion.  1621.  — 
Philippus  Rudolphus  a Fronhoffen.  1621.  — Joannes  Henri- 
cus  ab  Haslang.  1621.  — Georgius  Philippus  ab  Aufses.  1622. 

— Valentinus  Carolus  Voidt  a Rineck.  1622.  • — Wolfgangus 


— 305  — 


Conradus  a Bautz.  1622.  — Joannes  Guilielmus  a Parsperg. 
1621.  — Gottfried  der  Erste  regierte  5 Jahre  2|  Monat  und 
starb  als  Cardinal  den  29.  Dec.  1622.  auf  dem  Reichstage  zu 
Regensburg.  Sein  Nachfolger  Philipp  Adolph  aus  dem  Ge- 
schleclite  Ebrenberg  wurde  am  6.  Febr.  1623.  Bischoff  zu 
Würzburg.  Links  von  seinem  Wappen  zeigt  sich  der  heilige 
Philipp,  rechts  der  heil.  Kilian.  Die  übrigen  Blätter  enthal- 
ten die  Unterschriften  und  Wappen  folgender  Jünglinge:  Da- 
vid Christophorus  ab  Hüneken.  1621.  — Joannes  Jacobus 
Schweigger  a Freihausen.  1625.  - — Joannes  Schwicardus  ab 
Ingelheim.  1621.  — Casparus  Adamus  a Rapp.  1621.  — * Phi- 
lippus Christophorus  a Rosenbach.  1626.  — Joann.  Ilenri- 
cus  a Polaiult.  — Hector  Hieronymus  Christopliorus  a Ro- 
tenlian.  162T.  — Otho  Wilhelmus  a Dermbach.  1626.  — 
Joannes  Theodoricus  a Commerstadt.  1626.  — Wolffgangus 
Theodoricus  Bautz.  1628.  — Vitus  Udalricus  ab  Auffsess. 
1628.  — Joannes  Stephanus  a Demantstein.  1628.  — Geor- 
gius  Fridericus  a Mentzingen.  1628.  — Joannes  Reinliardus 
ab  Eyb.  1628.  — Georgius  Philippus  Voyt  a Rieneck.  1628. 
Auf  dem  Blatte  , welches  diese  letzte  Unterschrift  enthält, 
sieht  man  das  Rienecksche  Wappen,  aufserdem  links  dasselbe 
nochmals  und  noch  folgende  Wappen:  Staffel  von  Urba,  Geb- 
sattel, Niderwolfs  Kälill;  rechts:  von  Hausen  in  Westericli, 
von  Eichelberg,  Holtzapfel  am  Stein,  Bernecke  zu  Steyer. 

Ein  fürstliches  Stammbuch  des  Handschriftenzimmers 
der  Herzoglichen  Bibliothek100)  ragt  unter  vielen  andern 
hervor  durch  die  glanzvollen  Wappen , welche  über  den  Na- 
men der  eingeschriebenen  fürstlichen  und  übrigen  Personen 
angebracht  sind : 1599.  Philipp  Ernst  Graf  zu  Gleichen  und 
Spiegelberg.  — 1600.  Johann  Casimir  und  Johann  Ernst,  H. 
z.  S. ; Friedrich  H.  zu  Braunschw.  u.  L.;  Moritz  von  Heldrit ; 
Bernhart  Munich;  Hanf  das  rufworm;  Joachim  von  Schau- 
rodt (p.  191.);  Chriftoff  von  Wangenheini;  Caspar  Willi,  v. 
Witzleben;  Raphael  v.  Witzleben.  — 1601.  Veit  v.  Lichten- 
stein. — 1603.  Ernst  IL  zu  Braunschw.  u.  Lim.  (p.  43.); 

Christian  ßischoff  zu  Minden,  H.  zu  Br,  u,  L. ; Hans  Ludw. 


100)  B.  Chart.  986. 


20 


— 306  — 


v.  Schaumbergk.  — 1606.  Anthonius  Heinrich,  Graf  zu 

Sch  wart  zburgk.  • — 1608.  August  Pfalzgraf;  Heinrich  Reufs 
Iler  von  Plauen  der  Junge;  Wolff  Herr  von  Schönburg.  — 
3609.  Georg  (p.  51.)  und  Johann  (p.  53.)  II.  zu  Br.  u.  L.; 
Philipp  Ernst  Graf  v.  Ilolienl. ; Hans  Vitzthumb  von  Eck- 
städt;  Carl  v.  Schaurodt.  — 1610.  Christian  Clmrf.  v.  S.; 
Ludw.  Günther  Graf  zu  Schwartzb.  — 1611.  August  u.  Jo- 
hann Georg,  II.  zu  S. ; Albertus  Haeres  NorvagiaeDux  Schles- 
vici  Ilolsatiae  (p.  61.) ; Johann  Casimir  Graf  zu  Lynar.  — 
1612.  Joachim  von  der  Schulenburgk.  — 1614.  Christian 

Günther  Gr.  zu  Schwartzb.  — 1615.  Johann  Philipp  u.  Jo- 
hann Ernst  der  Jüngere,  H.  zu  S.  — 1616.  Christian  Graf 
zu  Waldeck.  — « 1618.  Friedrich  II.  zu  S.  (p.  60.);  Friedrich 
Pfalzgr.;  Julius  Friedrich  H.  zu  Würtemberg.  — 1619.  Chri- 
stian Markgr.  zu  Brandenburg.  — 1621.  Hans  Ludwig  Gr. 
zu  Gleichen  Spiegelb. ; Hanns  Melchior  von  Bottler  (p.  29T.). 
— 1625.  Christian  Pfalzgr.;  Christian  Schenk  undt  Freyherr 

zu  Tautenburg.  — 1621.  Heinrich  Wilhelm Obrister 

(p.  95.).  — 1628.  Hanfs  quirin  von  Falckenstein  (p.  313.).  — 
1629.  Joachim  Ludwig  von  Sethend orff  (p.  311.).  — Auf  dem 
Titelblatte  ist  zu  lesen:  „Trev.  Herr.  Trev.  Knecht.  Du 
Recht  Schev  JNimant.“  und  auf  dem  Einbande  ist  sowohl 
hinten  als  vorne  das  Sächsische  Wappen  angebracht.  Aus- 
gemacht ist,  dafs  keinem  der  Sächsischen  Fürsten,  welche 
in  das  Stammbuch  sich  eingeschrieben  haben,  dasselbe  ange- 
boren konnte.  Doch  kann  der  eigentliche  Besitzer  nicht  mit 
Bestimmtheit  angegeben  werden. 

In  Böhmen  wurde  1629.  eine  sehr  grofse  Medaille  auf 
den  einundzwanzigjährigen  Ferdinand  III.  geprägt x).  Sie 
hat,  vorausgesetzt  dafs  sie  auch  innerlich  durchaus  aus  Gold 
besteht,  das  Gewicht  von  50  Ducaten.  Uebrigens  bietet  sie 
nichts  Merkwürdiges  dar. 

Das  im  J.  1629.  verfertigte  goldene  Schaustück  der  Ku- 
nigunde, Aebtissin  des  Stiftes  Münster,  habe  ich  noch  nir- 
gends beschrieben  oder  abgebildet  gefunden.  Ich  theile  die 


1)  Adauetus  Voigt  Beschreib,  der  Böhmischen  Münzen.  Band  4. 
Prag  1181.  4.  S.  102.  tab.  II.  n.  3. 


genaue  Beschreibung  aus  dem  handschriftlichen  Catalogc 
mit  2). 

Bekanntlich  gaben  die  iin  Nov.  1G28.  nach  Leipzig  be- 
rufenen Theologen  eine  nothwendige  Yertheidigung  des  evan- 
gelischen Augapfels  d.  i.  der  wahren,  reinen  und  ungeänder- 
ten  Augspurgischen  Confession  3)  heraus.  Hierdurch  ange- 
regt, verfertigte  Sebastian  Dadler  zu  Dresden  im  J.  1629.  die 
silberne,  mit  deutscher  Inschrift  umgebene  Medaille  4),  wor- 
auf die  triumphirende  Beständigkeit  abgebildet  ist,  deren 
Wagen  Geduld  und  Hoffnung  ziehen.  Hinten  knieet  die  Be- 
ständigkeit bei  der  Friedenssäule. 

Der  eben  genannte  Künstler  hat  bei  Gelegenheit  der 
hundertjährigen  Gedächtnisfeier  der  Augsburgischen  Confes- 
sion (25.  Jun.  1630.)  noch  eine  Medaille  verfertigt,  die  auf 


2)  KVNEGVNDIS.  FERIN.  ABBATIS.  IN.  Z h-  II  -t-  M -h  Scu- 
tum  quadrifidum,  in  cujus  area  prima  et  ultima  baltheus  dexter  tes- 
sclatus , in  secunda  vero  et  tertia  leo  erectus.  Scuto  imposita  ad 
dextratn  galea , tabulam  octogonam  pennis  pavoninis  ornatam  exara- 
tamque  baltheo  scutario  sustinens,  ad  sinistram  vero  galea  tecta  co- 
rona,  ex  qua  leo  exsurgit.  Supra  MRA  et  cor  gladio  transfixum. 

SAJXCTA  -+-  KVN1GVNDIS.  St.  Kunigundis  coronata  et  nimbata 

stans  ad  ignem  cum  cultro;  supra  IHS.  et  tres  claves,  infra  vero  an- 
nus  1629.  — Numus  hicce  oviformis,  si  numismatis  nomine  venire  po- 
test,  opus  aurifabri , limbo  et  ansa  est  praeditus.  Das  Gewicht  be- 
trägt 8|  Duc.  — Ueber  die  heil.  Kunigunde  s.  M.  v.  Cochem 
Verbesserte  Legend  der  Heiligen.  Augsb.  1779.  4.  S.  220  — 223  (3. 
März.). 

3)  Leipz.  1628.  4.  Necessaria  defensio  ev.  stat.  pupillae.  Lips. 
1629.  4.  Diese  und  andere  den  Augapfel  betreffende  und  in  den  Jah- 
ren 1629.  und  1630.  erschienene  zum  Theil  satyrisclie  Schriften , so 
wie  des  ev.  Augapfels  Vertheid.  u.  Hauptvertheid.  aufs  neue  zusammen- 
gedr.  Leipz.  1673.  4.  findet  man  auf  der  Bibliothek  zu  Gotha  Theol. 

4.  p.  453.  Vcrgl.  Clir.  Aug.  Saligs  Vollst.  Hist.  d.  Augsp.  Conf.  Th.  I. 
Halle  1730.  S.  780  — 788.  Schröckli  Christi.  Kirchengesch.  seit  der 
Reform.  Th.  4.  Leipz.  1805.  S.  481. 

4)  3f  Loth  schwer.  Bizot.  Hist.  met.  T.  II.  p.  209.  fig.  3.  Tentz. 
L.  Alb.  tab.  44.  n.  1.  p.  471.  Juncker  Ehrengedächtnifs  M.  Lutlieri. 

5.  432. 


— 308  — 

der  Vorderseite  des  Sächsischen  Churfürsten  Johann  (-J*  1532.) 
Bihlnifs  enthält 5). 

Im  Jahr  1630.  wurde  Iledwig,  Churf.  Christian  II.  von 
Sachsen  Wittwe  aus  Königl.  Dänischem  Stamme,  auf  Kupfer 
gemalt  (nr.  155.).  Die  Fenster  ihres  Zimmers  haben  runde 
Scheiben.  Ihr  Hündchen  liegt  auf  einem  Stuhle  6). 

Auch  unter  den  Miniaturgemälden  ist  ein  Bihlnifs  der 
Hedwig  (auf  Perg.)  vorhanden. 

Die  1631.  geprägte  ovale  und  silberne  Med.  Albrechts, 
Herzogs  von  Meklenburg,  Friedland  und  Sagan,  enthält  sein 
Wappen  auf  der  hintern  Seite7).  Ein  goldener  Ring,  der 
im  Vorzimmer  des  Naturaliencabinets  gezeigt  wird,  soll  die- 
sem Herzog  angehört  haben,  wie  Möller  bemerkt. 

Von  zwei  silb.  Med.,  die  zu  Ehren  des  Kaiserl.  Feld- 
herrn Gr.  von  Tilly  (-J-  1632.)  erschienen,  ist  die  eine  oval 8), 
die  andere  rund  9). 


5)  Das  goldene  Exemplar  wieget  15i^  Dncaten,  das  silberne  3 1 
Loth.  Tentz.  L.  Alb.  tab.  46.  n.  4.  p.  483.  Köhler  M.  Bel.  Th.  2. 
S.  200.  a.  (in  einem  aufserordentlichen  Stücke  datirt  vom  28.  Jun.  1730  ) 
mit  Abbild. 

6)  Es  hat  sich  im  Schlosse  zu  Reinliardsbrunn  noch  ein  anderes  sehr 
grofses  Gemälde  aus  dem  Jahre  1630.  erhalten.  Dasselbe  stellt  Ernst 
des  Frommen  Reitpferd  dar,  welches  hin  und  wieder  weifsgefleckt  ist 
und  von  einem  Knaben  geführt  wird.  Freilich  ist  dieses  Bild  jetzt 
durch  Alter  im  höchsten  Grade  entstellt. 

7)  li  Loth  schwer.  Lochner.  1744.  S.  377.  Priorato  Lebensgesch. 
Albr.  v.  Waldstein.  Niirnb.  1769.  8.  tab.  n.  6.  — Folgende  weniger 
bekannte  silb.  Med.  wiegt  | Loth.  Septem  linearum  inscr.  Albertus 
D.  G.  Dux  Meg.  Fridl.  et  Sag  Fund.  Carae:  Castri.  B.  M.  V.  in  Wal- 
ditz. Amplis.  — Protome  Wallensteinii , capite  nudo  et  adverso , cum 
plano  collari  et  cataphracta  pallioque  ad  pectus.  Sine  epigraphe.  Fer- 
ner sind  folgende  Münzen  im  Cab. : 1628.  Duc.  — 1629.  1 Duc. 
(Monn,  en  or  du  cab.  de  l’Empercur.  Vienne.  1759.  Fol.  p.  221.  n.  10.) 
— 1629.  Thaler.  — 1631.  1 Duc.  (Köhl.  M.  Bel.  Th.  3.  S.  17.  Monn, 
en  or  1.  1.  n.  11.  Priorato  tab.  n.  4.)  — 1631,  Thaler.  — 1634.  1*  Duc. 
(Monn,  en  or.  I.  1.  n.  13  ). 

8)  1 Loth  schwer.  Köhl.  M.  Bel.  Th.  19.  S.  169. 

9)  | Loth  schwer.  Köhl.  M.  Bel.  Th.  7.  S.  129. 


- 309 


Durch  eine  silb.  Med.10)  wird  die  erste  Leipziger 
Schlacht  (1631.)  gefeiert. 

Bei  dem  Brande  der  Margarethenkirche  zu  Gotha  (am 
21.  Aug.  1632.)  ging  ein  Cranachisches  Gemälde  zu  Grunde11). 

Das  Bildnifs  Gustav  Adolphs  Königs  von  Schweden  (*)•  d. 
6.  Nov.  1632.)  hat  Christian  Richter  gemalt  I2),  wie  aus  der 
unten  links  stehenden  Schrift  erhellet  (nr.  158.). 

Das  auf  eine  Glasscheibe  gemalte  Bildnifs  des  Königs 
hat  die  Inschrift:  Gustavus  Adolphus  Der  Schweden  - König. 
1632. 

Unter  den  Glasgemälden  ist  noeh  ein  Bildnifs  Gustav 
Adolphs  und  als  Gegenstück  das  der  Maria  Eleonora  von 
Schweden  vorhanden  I3). 


10)  3|  Loth  schwer.  Tentz.  L.  A.  tab.  48.  nr.  1.  p.  496.  Juncker 
S.  451.  Brenner  tab.  7.  n.  4.  p.  151.  Locliner.  1737.  S.  233. 

11)  „Da  dann  insonderheit  darauf!  gegangen  1.  die  Kirche  zu  S. 
Margarethen  samt  den  daranstehenden  Thurm  [dieser  war  zwischen 
1510.  u.  1516.  angefangen  worden.  Vergl.  die  Handschrift  B.  Chartac. 
65.  p.  20.]  , drei  grofse  und  zwei  kleine  Glocken,  das  berühmte  Orgel- 
werk, Tauflfstein  , samt  vielen  Epitaphien  , worunter  fürnelimlich  das 
Salvators  Bild  von  Lucas  Cranach  gemahlet , so  ein  schön  Kunststück 
gewesen.“  Collectanea  Gothana  Casp.  Sagittarii  (unter  den  Hand- 
schriften der  H.  Bibi.  A.  Chartac.  456.)  pag.  104.  — Vergl.  Casp.  Hof- 
rnanni  Poematum  sacror.  centur.  IV.  Altdorfi,  1651.  8.  carm.  145. 

12)  Ein  schöneres  Gemälde,  welches  diesen  König  darstellt,  ist  in 
der  Herzogi.  Gallerie  zu  Meiningen.  Van  Dyck  soll  dasselbe  verfer- 
tigt haben.  — In  dem  Speisesaale  des  neuen  1677.  erbaueten  Schlos- 
ses oder  des  sogenannten  Prinzenhauses  zu  Gräfentonna,  worin  derGo- 
thaische  Prinz  Wilhelm  von  1737  bis  1771.  residirte,  findet  man  ein 
sehr  grofses  Gemälde,  welches  Gustav  Adolph  stehend , links  im  Hin- 
tergründe sein  Pferd  darstellt.  Gleich  grofs  ist  das  Carl  XII.  vorfüh- 
rende Gemälde.  Beide  sind  vorzügliche  Werke  aus  dem  achtzehnten 
Jahrhundert. 

13)  Auch  einem  gläsernen  Pokale,  vermuthlich  aus  Carl  XII.  Zeit, 
ist  Gustav  Adolphs  Bildnifs  eingegraben.  Eine  Sonnenblume  ist  an  der 
hintern  Seite.  — In  einem  der  Vorzimmer  des  Naturaliencab.  findet 
man  in  einem  runden  schwarzen  Rahmen  und  unter  Glas  ein  kleines 
Wachsrelief,  welches  Guslav  Adolph  darstellt. 


— 310  — 


Eine  goldene  Medaille  14)  Gustav  Adolphs  ist  in  Deutsch- 
land von  Seb.  Dadler  verfertigt. 

Zu  Nürnberg  soll  zu  Ehren  Gustav  Adolphs  die  grofse 
ovale  Medaille15)  verfertigt  seyn,  auf  deren  Vorderseite  der 
Schwedische  König  in  ganzer  Figur  dargestellt  ist.  Die  hin- 
tere Seite  enthält  deutsche  Reime. 

Berühmt  ist  die  grofse  auf  den  Tod  Gustav  Adolphs 
geprägte  Medaille  I6).  Der  Leichnam  desselben  liegt  auf 
dem  Paradebett.  Ueber  ihm  schweben  viele  Engel.  Auf  der 
hintern  Seite  fährt  der  Triumphwagen  des  Königs,  den  drei 
geflügelte  Rosse  ziehen,  über  Lindwürmer  hinweg.  Der  Kö- 
nig wird  von  der  Religion  und  Tapferkeit  bekränzt. 

Mit  diesem  grofsen  von  Sebastian  Dadler  verfertigten 
Schaustücke  stimmt  eine  kleine17)  und  noch  eine  nicht  viel 
gröfsere  1 8)  v.  J.  1634.  ziemlich  überein. 

Auf  dem  Schlosse  Tenneberg  bei  Waltershausen  ist  eine 
lange  Gallerie  mit  Gemälden  (auf  Leinw  and)  ausgefüllt,  wel- 
che beinahe  alle  Herzogs  Johann  Casimir  Jagden  betreffen, 
von  dessen  Jagdliebhaberei  schon  beim  Jahre  1594.  gehan- 
delt wurde.  Es  sind  eingestellte  Jagden,  die  im  Thüringer 
Wald  Statt  fanden.  Die  oben  und  unten  auf  den  Rahmen 
stehende,  hin  und  wieder  etwas  beschädigte  Schrift  giebt 
den  Ort  und  die  Zeit  der  Jagd,  so  wie  die  Zahl  des  erleg- 
ten Wildes  sehr  genau  an:  22.  Jul.  1613.  zu  Kleinschmalkal- 
den an  der  Haufsgeinafs.  — 24.  Jul.  1613.  am  Weiffen  Berg 


14)  20  Ducaten  schwer.  Auch  in  Silber.  Tentzel.  Schediasma  de 
nmnis  Saxonicis  pacis  bellique  teinp.  cusis.  Thulcmarius  de  Octoviratu 
cap.  29.  num.  35.  Juncker,  das  güldene  und  silb.  Ehren -Gcdäclitn. 
Lutlieri.  Brenner  tab.  7.  n.  1.  p.  150  sq. 

15)  15^  Loth.  El.  Brenneri  Thesaurus  numm.  Sueo  - Gothic.  Hol» 
miae.  1731.  4.  tab.  9.  p.  152. 

16)  In  Silber  9§  Loth  schwer.  Jac.  Fabricius,  Justa  Gustaviana 
d.  i.  christl.  Klag-  und  Ehrenpredigt.  Alten  Stettin  in  4.  Köhler  M. 
Bel.  Th.  3.  S.  197.  Brenner  tab.  10.  n.  1.  p.  153  — 155. 

17)  ^ Loth  schwer.  Juncker,  Ehrengedäclitn.  M.  Lutheri.  p.  457. 

18)  3 1 Loth  schwer.  Juncker  S.  458.  Köhler  M.  Bel.  Th.  3. 
S.  193.  Brenner  tab.  11.  n.  3.  p.  156.  cf.  Reiher  diss.  de  nummis  ex  mc- 
tallo  cliymico.  p.  8 sq. 


— 311  — 


in  Kleinschmalkalden.  — 27.  Jul.  1613.  Kleinschmalkalden.  — 
31.  Jul.  1613.  im  Burck  Holtz.  — 7.  Aug.  1613.  in  der 
Ehernen  Kammer.  — 11.  Aug.  1613.  an  der  Hohen  Heilte. 
— 21.  Aug.  1613.  am  Inselsbergloch  und  Scharfenberg.  — • 
21.  Aug.  1613.  an  den  Giibellin  Windlöchern.  — 28.  Aug.  1613. 
am  llothen  Berg  bei  Obertabarz.  — 1.  Sept.  1613.  Wasser- 
berg. — 3.  Aug.  1616.  am  Breiden  Bergk.  — 17.  Aug.  1616. 
Schmalkalden.  — 19.  Aug.  1616.  Kleinschmalkalden.  — 20. 
Aug.  1616.  in  der  Kleinschmalkalden.  — 26.  Aug.  1616.  an 
der  Hohen  Heiden.  — • 29.  Aug.  1616.  Burckholtz?  — 3.  Sept. 
1616.  in  der  Ehren  Kammer  (d.  i.  ehernen  Kammer,  auch 
Oerlkammer  bei  Ruhla).  — 6.  Sept.  1616.  Breiden  Berg.  — • 
10.  Sept.  1616.  am  Scharffen  und  Inselsberg.  — 18.  Sept. 
161..  (1610  oder  1616?)  am  Klein  Jagdsberg.  — 21.  Sept. 
1616.  am  Uebels  Berg.  — 27.  Sept.  1616.  an  der  hohlen 
Koppen.  — [28.  Sept.  1616.  Holtzgeiger  geschossen  von  Hans 
Heinrich  Melchior  von  Kefslau.  — 19.  Oct.  1616.  Fuchs  vom 
Grafen  von  Hohenlohe  und  Herrn  zu  Langenberg,  Obristen 
und  Ritter,  neben  Christoph  Hundt,  F.  S.  Hofmeister,  und 
andern  jungen  Herrn  zwischen  Gotha  und  Seeberg  im  freien 
Felde  gehetzt.  — 12.  Nov.  1616.  Georg’s  Landgrafen  zu  Hes- 
sen Saujagen  im  Burgwald  am  Rosenberg].  — 22.  Jul.  1620. 
am  Klein  Weifs  Bach  in  der  Kleinschmalkalden.  — 25.  Jul. 
1620.  am  Weifsen  Berg  in  der  Klein  Schmalkalden.  — 29. 
Jul.  1620.  in  der  Klein  Schmalkalden  im  Küchengehöck.  — 
30.  Jul.  1620.  in  der  Kleinschmalkalde.  — 1.  Aug.  1620.  Küh- 
ler Breitenberg.  — 3.  Aug.  1620.  am  Wasserberg.  — 6.  Aug. 
1620.  in  der  ehernen  Kammer.  — 27.  Jul.  1621.  im  Amt 
Tenneberg  an  der  Kühler  Breitenberg.  — 29.  Jul.  1621.  in 
der  ehern  Kammer  im  Ampt  Tenneberg.  — 31.  Jul.  1621. 
im  Amt  Tenneberg  in  der  Hohen  Heyden.  — 3.  Aug.  1621. 
im  Amt  Tenneberg  an  der  Kahlen  Koppen.  — 5.  Aug.  1621. 
im  Amt  Tenneberg  am  ftroborer.  — 16.  Aug.  1621.  amt 
Tenneberg  am  Scharfenberg.  — 18.  Aug.  1621.  im  Amt  Ten- 
neberg  in  der  wilden  Gruben.  — 20.  Aug.  1621.  im  Amt  Ten- 
neberg am  Ilübelfs  Bergk.  — 1.  Sept.  1621.  im  Amt  Ten- 
neberg am  Uebelsberg.  — 3.  Sept.  1621.  im  Amt  Tenneberg 
am  kleinen  Jagdsberg.  - — 12.  Jul.  1630.  in  Ilaufs  bei  der 


— 312  — 


Klein  Schmalkalden.  — 10.  Aug.  1630.  am  Scharfferiberg.  — 
LI.  Aug.  1630.  an  dem  langen  Berg  bei  der  Kniebrechen.  — > 
3.  Sept.  1635.  (T)  im  Klein  Jagdtsbergk  1 ö).  Die  bezeichne- 
ten  Orte  sind  meistens  auch  geologisch  interessant  und  in 
so  fern  durch  Ileiin’s  Beschreibung  des  Timringer  Waldge- 
birges auch  dem  Auslande  bekannt.  Aus  den  Zeitbestim- 
mungen erfährt  man,  wann  Johann  Casimir  in  diesen  Lan- 
den verweilte,  wonach  Einiges  in  der  von  Grüner  geliefer- 
ten Biographie  des  Herzogs  sich  genauer  bestimmen  läfst. 
Die  Gemälde  zeigen  den  Lauf,  den  darin  aufgeschlagenen 
Schiefsschirm,  wo  der  Herzog  mit  seinem  Gefolge  verweilt 
und  das  vorüberlaufende  Wild  pürschet,  dafs  meistentheils 
Knall  und  Fall  zugleich  geschiehet.  Zulaufende  Jägersbur- 
sche geben  den  Genickfang.  Sodann  wird  das  Wild  auf  die 
Wiidpretstrage  gehoben,  zur  Rechten  getragen  und  liier  mit 
dein  Gehörne  und  den  Köpfen  nach  dem  Schirme  zu  ge- 
streckt20). ln  der  Regel  wird  man  auch  eine  grofse  Waage 
in  dem  Laufe  bemerken.  Aufsen  halten  die  Equipagen  und 
Wagen21).  Wollten  Jäger  die  sehr  genau  abgeschilderten 
Jagden  mit  der  in  Hans  Friedrich’s  von  Fleming  Vollkom- 
menem Jäger  befindlichen  Anweisung  hinsichtlich  des  einge- 
stellten Jagens,  so  wie  mit  den  in  demselben  Werke  gelie- 
ferten Abbildungen 22)  vergleichen,  so  werden  sie  eingeste- 
hen müssen,  dafs  die  Gemälde  des  Schlosses  Tenneberg  weit 
unterrichtender  sind  und  die  üblichen  Jagdgebräuche  schon 
zu  Johann  Casimirs  Zeit  in  vollem  Schwünge  standen.  Jag- 
den dieser  Art  wurden  in  den  Coburgischen  Landen  auch  in 
der  neueren  Zeit  nicht  selten  veranstaltet.  Im  Gothaischen 
waren  seit  vielen  Jahren  keine  gehalten  worden,  bis  endlich 


19)  Ich  habe  die  Schreibweise  der  Unterschriften  befolgt.  Im 
Munde  des  Volkes  werden  Kamen  der  Berge  und  Thäler  oft  sonderbar 
verändert  oder  verderbt.  Heim,  Geolog.  Besclir.  d.  Thür.  W.  1.  Th. 
Mein.  1796.  S.  55. 

20)  von  Fleming  2.  Th.  Leipz.  1724.  Fol.  S.  164. 

21)  Das.  1.  Th.  Leipz.  1719  fol.  S.  278. 

22)  Das.  1.  Th.  S.  271  fl',  tab.  ad  p.  277.  tab.  ad  p.  279.  — 2.  Th. 
tab.  23.  ad  p.  161.  tab.  22.  ad  p.  163. 


— 313  — 


am  31.  Aug.  1829.  mit  einem  Aufwaiide  von  etwa  1500  Tha- 
lern  zu  Stutzhaus  ein  Versuch  gemacht  wurde,  sie  den  Be- 
wohnern des  Gothaischen  Landes  ins  Gedächtnifs  zuriiekzu- 
rufen  oder  ihre  Theilnalime  für  dieses  fürstliche  Vergnügen 
zu  erregen.  Das  Jagdgeräthe  wird  in  dem  am  Fufse  des 
Burgbergs,  auf  welchem  das  Schlofs  Tenneberg  erbauet  ist, 
liegenden  Jagdzeughause  23)  aufbewahrt.  Eines  und  das  an- 
dere Stück  soll  noch  aus  Johann  Casimirs  Zeit  herrühreii. 
Ich  habe  den  Inhalt  des  Jagdzeughauses  nicht  selbst  in  Au- 
genschein genommen. 

Im  Vorzimmer  des  Naturaliencabinets  zu  Gotha  ist  ein 
im  J.  1633.  von  G.  St.  (Georg  Strauch)  verfertigtes  Minia- 
turgemälde. Es  stellt  einen  mir  unbekannten  Mann  dar,  der 
1564.  geboren  wurde  und  am  7.  Jun.  1638.  starb.  Strauch’s 
Bildnisse  haben  Sandrart  u.  A.  in  Kupfer  gestochen. 

In  einer  Handschrift  der  Hcrzogl.  Bibliothek 23  b)  findet 
man  eine  grofse  Anzahl  gemahlter  Scheiben  abgebildet,  die 
bei  verschiedenen  Biichsenschiefsen  gebraucht  wurden.  Die 
ältesten  sind  aus  den  Jahren  1574,  75,  76,  77,  78,  1580  und 
1581.  Sehr  viele  haben  keine  Jahrzahlen.  Die  dem  Bande 
Vorgesetzten  Blätter  betreffen  Biichsenschiefsen,  die  am  11. 
April  1633.  und  am  2.  Mai  1633.  zu  Coburg  gehalten  wurden. 

Johann  Rüdigers  Stammbuch  24)  enthält  einige  1633.  zu 
Danzig  gemalte  Wappen. 

Altenburgische  Landschaft.  1633.  liest  man  am  oberen 
Rande  eines  zwar  nicht  grofsen  aber  überaus  kostbaren  Ge- 
fäfses.  Dasselbe  ruht  auf  drei  Mohrenköpfen,  besteht  aus 
Gold  und  ist  mit  Edelsteinen  sehr  reich  besetzt.  Auf  der 
einen  Seite  wird  von  solchen  ein  Anker  gebildet.  Die  Be- 
stimmung des  Bechers  ist  ziemlich  unbekannt.  So  viel  wis- 
sen wir,  dafs  im  Anfänge  des  Jahres  1633.  die  Schwedische 
Armee  mit  Herzog  Bernhard  zu  Altenburg  verweilte  und  dafs 
unmittelbar  nachher  die  Stadt  durch  eine  ansteckende  Seu- 


23)  Ueber  Einrichtung  dieser  Jagdzeughäuser  gibt  von  Fleming 
Vorschriften  Th.  1.  S.  237.  Th.  2.  S.  313. 

23b)  A.  Chartac.  745. 

24)  B.  Chartac.  1157. 


— 314  — 


che  mul  noch  später  (19.  Aug.)  durch  die  Plünderungen  des 
kaiserlichen  Heeres  fürchterlich  litt.  Daselbst  wurde  ferner 
ein  enger  Aussclmfstag  gehalten.  Der  Herzog  Johann  Wil- 
helm war  zu  Brieg  in  Schlesien  im  Dec.  1632.  gestorben 
und  sein  Bruder  Herzog  Friedrich  Wilhelm  hatte  das  Com- 
mando  übernommen.  Am  24.  Jun.  1633.  hielt  Herzog  Al- 
brecht  zu  Weimar  Beilager  mit  der  Altenburgischen  Prinzes- 
sin Dorothea25).  Das  Wahrscheinlichste  ist  wol , das  jetzt 
im  Vorzimmer  des  Naturaliencabinets  aufbewahrte  Gefäls  sey 
bei  Gelegenheit  dieses  Beilagers  von  der  Altenburgisclien 
Landschaft  als  ein  Geschenk  überreicht  worden. 

Christian  Richter  fecit.  1634.  ist  unten  rechts  auf  einer 
kupfernen  Tafel  (nr.  60.)  zu  lesen,  worauf  mehrere  fürstli- 
che Bildnisse  vereinigt  sind.  Oben  links  ist  das  Sächsische, 
rechts  das  Anhaitische  Wappen  angebracht.  Ein  grüner  Vor- 
hang bedeckt  die  Wand,  an  welcher  ein  gröfseres  Bildnifs 
und  rings  um  dieses  vier  kleinere  befestigt  sind.  Das  gröfsere 
mittlere  Bildnifs  stellt  den  Weiinarisclien  Herzog  Wilhelm 
im  Harnisch  und  seine  Gemahlin  Eleonora  Dorothea  in  röth- 
lichein  Kleide  dar.  Herzog  Wilhelm,  fünfter  Sohn  des  am 
31.  Oct.  1605.  verstorbenen  Herzogs  Johann  von  Weimar 
und  der  Dorothea  Maria,  war  am  11.  April  1598.  zu  Alten- 
burg geboren.  Gemälde,  die  ihn  noch  sehr  jugendlich  zei- 
gen, sind  früher  aufgefi'ihrt  worden.  Wilhelms  Vermählung 
mit  der  Anhalt -Dessauischen  Prinzessin  Eleonora  Dorothea, 
die  am  6.  Febr.  1602.  geboren  war,  geschah  am  23.  Mai 
1625.  Im  Jahre  der  Anfertigung  des  Gemäldes,  am  12.  Jul. 
wurde  Herzog  Wilhelms  fünfter  Prinz  Johann  Georg  gebo- 
ren. Da  dieser  in  das  Gemälde  nicht  aufgenommen  ist,  wird 
dasselbe  in  den  ersten  Monaten  des  Jahres  1634.  angefer- 
tigt seyn.  Ueber  den  fürstlichen  Eltern  ist  das  Bildnifs  des 
am  6.  März  1626.  geborenen,  am  1.  Nov.  1626.  verstorbenen 
Prinzen  Wilhelm.  Zur  Linken  zeigt  sich  Johann  Ernst  der 
Fünfte  und  Jüngere,  geh.  den  11.  Sept.  162T.,  zur  Rechten 
Johann  Wilhelm  der  Fünfte,  geboren  den  16.  Aug.  1630. 

25)  Tentzel , Fiirstl.  Sachs.  Geschidits  - Calender.  Leipz.  1697. 
8.  S.  33. 


— 315  — 


Unter  dem  Hauptbildnisse  der  fürstlichen  Eltern  ist  das  ih- 
res vierten  Prinzen  Adolph  Wilhelm,  der  am  15.  Mai  1632. 
zu  Weimar  geboren  wurde.  Ganz  unten  sind  zwei  Bildsäu- 
len gemalt,  nämlich  links  der  Krieg,  rechts  der  Ueberflufs 
in  Gestalt  einer  weiblichen  Figur.  Der  dreifsigjährige  Krieg 
öffnete  dem  Herzog  Wilhelm  ein  Feld,  in  welchem  er  sich 
eben  so  viel  Ruhm  als  Ansehen  erwarb.  Nicht  weniger  er- 
haben zeigte  er  sich  in  den  Künsten  des  Friedens.  Die  Art, 
mit  welcher  er  sowohl  in  seiner  Brüder  als  in  seinem  eige- 
nen Namen  die  Regierung  führte,  macht  seinem  Verstände 
und  seinem  Herzen  grofse  Ehre. 

Johann  Schwartzwald’s  Stammbuch  im  Handschriftenzim- 
mer der  Bibliothek  2 6)  enthält  neun  Gemälde,  die  in  den  Jah- 
ren 1633.  und  1634.  zu  Danzig  angefertigt  sind.  Ein  die 
Cither  spielender  Mann  und  ein  singendes  Frauenzimmer 
sitzen  in  einer  Landschaft  unter  einem  Baume.  Darunter 
liest  man  G.  B.  fecit.  Wahrscheinlich  ist  Gerhard  Bartsch 
a Demuth  Nob.  Bor.  zu  Danzig,  der  gegenüber  (am  4.  April 
1634.)  sich  eingeschrieben  hat,  der  Verfertiger.  Noch  ein 
anderes  Gemälde  (29.  April  1634.  Albert  Rosenbergk  zu  Dan- 
zig) mit  der  Unterschrift:  Dum  canis  os  rodit,  socium  quem 
diligit  odit,  enthält  eine  hierauf  bezügliche  Darstellung  mit 
drei  Figuren  in  der  seltsamen  Kleidertracht  der  damaligen 
Zeit.  In  dieses  Stammbuch  hat  auch  Caspar  Scioppius  im 
Jun.  1635.  zu  Basel  sich  eingeschrieben. 

Eine  bemalte  Glasscheibe  hat  die  Inschrift:  Erhärt  De- 
chelmair  Barbara  Dechelmair.  1634. 

Eine  andere  zeigt  ein  Wappen  und  darüber  einen  reiten- 
den Trompeter.  Dabei  liest  man:  Jacob  Wurm.  Feit  Trum- 
beter. 1634. 

Friedrich  Ulrich,  Herzog  zu  Braunschweig- Wolffenbiit- 
tel  liefs  1634.  vielfache  St.  Jacobs  - Ausbeutethaler  prägen27). 


20)  B.  Charfac.  10*20. 

27)  Kohl.  M.  Bel.  Th.  2.  S.2G1.  Vergl.  Nie.  Seeländers  höchst  sel- 
tene Abbild,  tab.  34.  Relitm.  tab.  XVI.  n.  4.  Vollst.  Braunschw.  Lim. 
Münz -Cab.  Heimst.  1747.  4.  p.  92.  n.  237.  Monn,  en  arg.  ä Vienne. 
1769.  fol.  p.  230.  n.  4. 


— 316  — 


Das  eine  Exemplar  wiegt  18 J,  das  andere  14§  Loth.  Der 
Herzog  starb  den  11.  Ang.  1634.  im  43.  Jahre  seines  Alters 
und  im  21.  Jahre  seiner  Regierung. 

Des  Herzogs  Johann  Philipp  von  Altenburg  ovale  und 
goldene  Medaille28)  hat  die  Jahrzahl  1635. 

Am  24.  Oct.  1636.  wurde  Herzog  Ernst  des  Frommen 
und  der  Elisabeth  Sophia  Beilager  vollzogen.  Bei  dieser  Ge- 
legenheit erschien  das  achteckige  goldene  Schaustück29)  des 
Cabinets  zu  Gotha,  welches  recht  kunstvoll  gearbeitet  ist  und 
der  Neuvermählten  Bildnisse  enthält. 

Diese  sind  noch  auf  einer  andern  achteckigen,  aber  ein- 
seitigen Goldplatte30)  vereinigt,  die  wahrscheinlich  in  einem 
Ringe  gefasset  war. 

Ein  Werk  Seb.  Dadlers  ist  die  auf  die  Eroberung  von 
Smolensk  (1636.)  geprägte  silberne  Medaille 3 r).  Vor  dem 
reitenden  Wladislaus  IV. , König  von  Polen,  liegen  drei  Mos- 
kowiter auf  den  Knieen  und  bitten  um  Frieden.  Der  Re- 
vers zeigt  drei  Türken  und  drei  Schwedische  Abgeordnete, 
welche  den  reitenden  König  um  Frieden  bitten.  Dudler  hat 
in  diesen  beiden  Darstellungen  gewissermafsen  geprägte  Ge- 
mälde geliefert. 

Johann  Gleggler  malte  im  J.  1636.  den  Goliaths  Haupt 
tragenden  David  und  die  ihm  entgegenziehenden  Israelitinnen 
(auf  Leinewand  nr.  110.).  Es  ist  eine  Copie  nach  Lucas 
van  Leyden,  wie  aus  einem  Kupferstich  der  Herzoglichen 
Sammlung  hervorgeht 3 2). 

Auf  Holz  ist  ein  Ecce  liomo  (nr.  61.)  gemalt.  Christus 


28)  5|  Duc.  schwer.  Tentz.  Lin.  Ern.  tab.  29.  n.  6.  p.  404. 

29)  8^  Duc.  schwer.  Tentz.  Lin.  Ern.  tab.  58.  n.  2.  p.  721. 

30)  \ Duc.  schwer.  Tentz.  Lin.  Ern.  tab.  58.  n.  5.  p.  729.  — Ein 
ganz  ähnliches  Kunstwerk  unter  den  geschnittenen  Steinen  im  Vorzim- 
mer des  Naturaliencabinets. 

31)  8£  Loth  schwer.  Preufsische  Sammlung  allerlei  ungedr.  Urk., 
Nadir.  u.  Abh.  3.  Band.  Dantzig  1750.  8.  Vergl.  Schlägers  hand- 
schriftl.  Beschreib,  der  Poln.  Miintzen  (in  der  Bibliothek  des  Münzcab. 
zu  Gotha).  S.  113. 

32)  In  dem  systematisch  geordneten  Bande:  N.  20.  Dürers  und 
andere  Kupfer,  fol. 


— 317  — 


sitzt  mit  Dornen  bekränzt  und  hält,  während  er  die  Linke 
auf  die  Brust  legt,  mit  der  Rechten  die  auf  seinen  Knieen 
liegenden  Ruthenbündel.  Links  auf  dem  schwarzen  Grunde 
bemerkt  man  ein  in  die  Buchstaben  C und  R zerfallendes 
Monogramm  und  die  Jahrzahl  1G36.,  woraus  hervorgellt,  dafs 
der  oft  erwähnte  Christian  Richter  Verfertiger  dieses  Ge- 
mäldes ist. 

Christian  Richter  wird  ferner  als  Verfertiger  einer  Co- 
pie  nach  J.  Breughel33)  genannt.  Dieselbe  ist  auf  Kupfer 
gemalt  und  etwas  breiter  als  hoch  (nr.  132.).  Die  Juden 
haben  zu  Christus  die  Ehebrecherin  geführt.  Jener  bückt 
sich,  um  die  auf  dem  Fufsboden  stehende  Schrift  zu  lesen  34). 
Das  Ganze  ist  sehr  anmuthig.  Am  gelungensten  sind  der 
Kopf  Christi  und  der  eines  alten  Juden  mit  grüner  Kopfbe- 
deckung. 

Im  J.  1636.  vermuthlich  bei  Gelegenheit  der  kurz  vor- 
her erwähnten  Vermählung  wurde  auch  Elisabeth,  Gemahlin 
Johann  Philipps  Herzogs  zu  Altenburg  und  Mutter  der  Ge- 
mahlin Ernst  des  Frommen,  gemalt.  Das  auf  der  sogenann- 
ten Weimarischen  Gallerie  aufgehängte  Bild  jener  Elisabeth, 
worauf  die  Jahrzahl  1636.  steht,  ist  wol  nur  Copie. 

Auf  einem  Glasgemälde  sitzen  vier  Männer  an  einem 
Tische,  ein  fünfter  steht  auf  einem  Katheder.  Die  Inschrift 
lautet:  Philipp  Hager.  Singer.  Mercker  vnd  Schumacher. 
1637. 

Im  Rittersaale  der  Wartburg  findet  man  ein  Gemälde, 
welches  den  Herzog  Johann  Ernst  (geb.  zu  Gotha  d.  9.  Jul. 
1550.)  in  Lebensgröfse  darstellt.  Stehend  und  in  Lebens- 
gröfse  zeigt  ihn  noch  ein  anderes  sehr  grofses  Gemälde  im 
Waffensaale  der  Wartburg.  Bei  ihm  ist  ein  Hund  und  ein 


33)  Von  J.  Breughel,  geb.  1589.  gest.  1642.,  sind  im  neunten 
Zimmer  der  Gallerie  nr.  1.  eine  Waldgegend  mit  einer  Schweinejagd, 
nr.  3.  eine  Waldgegend  mit  einer  Fuchsjagd,  nr.  17.  eine  Landschaft, 
worin  ein  grofser  Flufs  ist,  nr.  85.  eine  Herbstlandschaft , in  deren 
Vordergründe  ein  grofser  Apfelbaum  ist. 

34)  Joli.  8,  3.  Dasselbe  Ereignifs  fanden  wir  auf  zwei  Cranach- 
schen  Gemälden  (nr.  170.  S.  178.  u.  nr.  69.  S.  178  f.),  so  wie  auf  dem 
70.  Gemälde  des  Schirmes  (S.  235.). 


— 318  — 


Papagei.  Links  im  Hintergründe  erhebt  sich  der  Berg,  wor- 
auf die  Wartburg  liegt.  Gleich  grofs  ist  das  Gemälde,  wor- 
auf seine  Gemahlin  in  einem  vielblumigen  Kleide  und  mit 
vielen  Spitzen  am  Halse  dargestellt  ist35).  Sie  war  am  18. 
Oct.  1518.  zu  Cassel  geboren  und  vermählte  sich  mit  Jo- 
hann Ernst  im  J.  1630.  Johann  Ernst  starb  im  J.  1638.  Im 
Waffensaale  der  Wartburg  ist  noch  ein  drittes  Gemälde  auf 
Leinwand,  welches  Ludwig  den  Eisernen  in  Lebensgröfse 
darstellt.  Unten  liest  man:  Ferreus  indicitur  Ludovicus  du- 
ra clientum  cervix  cui  leni  ferrea  tela  dedit36). 

Eine  goldene,  von  einer  Einfassung  umgebene  Ausbeu- 
temünze,  4£  Louisd’or  schwer,  aus  dem  Jahre  1631.,  zeigt 
vorne  das  rechts  gewendete  Bildnifs  Johann  Philipps,  hinten 
das  links  gewendete  seines  Bruders  Friedrich  Wilhelm.  Je- 
ner hält  in  der  Rechten  den  Commaiulostab,  dieser  legt  die 
Linke  auf  den  Griff  des  Schwertes.  Unter  dem  vor  ihm 
liegenden  Helme  stehen  die  Buchstaben  MR.  Rings  um  die 
Bildnisse  sind  die  Wappenschilde  vertheilt.  An  dieser  (im 
Accessionsschrank  niedergelegten)  Münze  ist  oben  ein  Ring. 

Herzog  Friedrich  Wilhelm  II.  zu  Altenburg,  geb.  nach 
des  Vaters  Tode  zu  Weimar  den  12.  Febr.  1603.,  zeichnete 
im  dreifsigjährigen  Kriege  sich  aus.  So  nahm  er  z.  B.  im 
April  1634.  Bautzen  ein  und  wohnte  am  3.  Mai  1634.  dem 
Treffen  bei  Liegnitz  bei,  in  welchem  die  Kaiserlichen  von 
den  Chursächsischen  geschlagen  wurden.  Aus  diesen  Grün- 
den stellt  ein  im  Vorzimmer  des  Naturaliencabinets  auf  be- 
wahrtes, aus  Holz  geschnitztes  Relief  den  Herzog  im  Har- 
nisch dar.  Er  reitet,  den  Commandostab  in  der  Hand,  zur 
Rechten.  Hinter  ihm  liegt  auf  einer  Anhöhe  das  Altenbur- 
ger Schlofs.  Friedrich  Wilhelm  legte  im  Jul.  1635.  seine 
Stelle  eines  Chursächs.  General  - Lieutenant  der  Cavallerie 
nieder. 

Eine  ovale  silberne  Medaille37)  des  Herzogs  Friedrich 


35)  Thon  S.  152. 

36)  Thon  S.  36  f. 

37)  | Loth  schwer.  Tentz.  L.  E.  tab.  30.  n.  1.  p.  419.  J.  G.  Grü- 
ner, Biographie  Friedr.  Willi.  II.  Koburg.  1789.  S.  50  f. 


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Wilhelm  II.  von  Altenburg  aus  dem  J.  1638.  soll  sein  Beila- 
ger mit  Sophia  Elisabeth,  des  Margr.  Christian  Wilhelm  zu 
Brandenburg  und  Administrators  des  Erzstifts  Magdeburg 
Tochter,  verherrlichen. 

Den  Kopf  desselben  Herzogs  dürfte  ein  ovales  Relief 
von  weifsein  Alabaster  darstellen,  welches  von  einem  acht- 
eckigen schwarzen  Rahmen  umgeben  ist  und  im  Vorzimmer 
des  Naturaliencabinets  auf  bewahrt  wird.  Friedrich  Wilhelm  II. 
starb  erst  im  J.  1669. 

Beim  Jahre  1634.  wurde  ein  von  Christian  Richter  ver- 
fertigtes Gemälde  beschrieben,  welches  die  Bildnisse  des 
Weimarischen  Herzogs  Wilhelm , seiner  Gemahlin  Eleonora 
Dorothea  und  ihrer  vier  Prinzen  enthält,  unter  denen  der 
älteste  schon  im  Geburtsjahre  gestorben  war.  Die  Gallerie 
besitzt  noch  ein  anderes  von  Richter  im  Jahre  1638.  verfer- 
tigtes Gemälde  (nr.  129.).  Im  Hintergründe  ist  links  ein 
Bild  aufgehängt,  worauf  ein  Heer  sich  zeigt  in  Bezug  auf 
Herzog  Wilhelms  Thaten  im  dreifsigjährigen  Kriege.  Rechts 
hat  man  die  Aussicht  auf  Weimarische  Häuser.  Hier,  wo 
im  zweiten  Grunde  des  Herzogs  Gemahlin,  eine  geborene 
Fürstin  zu  Anhalt,  sitzt,  ist  auf  einer  bei  ihr  stehenden  Ta- 
fel ein  Gemälde  aufgestellt,  worauf  ein  Engel  bei  einem  klei- 
nen Prinzen  wahrzunehmen  ist,  gleichsam  um  ihn  dieser 
Erde  zu  entführen.  Der  kleine  Prinz  ist  Herzog  Wilhelms 
und  der  Eleonora  Dorothea  erster  Sohn,  nämlich  Wilhelm 
der  Jüngere,  geb.  den  26.  März  1626.  und  gestorben  in  dem- 
selben Jahre  am  1.  November.  Herzog  Wilhelm,  die  Haupt- 
figur des  Gemäldes38),  deutet  stehend  auf  die  Bibel,  die 
auf  einem  Tische  aufgeschlagen  liegt.  Bei  ihm  zeigen  sich 
folgende  Söhne  desselben : der  11jährige  Johann  Emst  der 
Fünfte  und  Jüngere,  der  achtjährige  Johann  Wilhelm  der 
Fünfte  und  der  sechsjährige  Adolph  Wilhelm,  welche  wir 
alle  zusammen  jünger  auf  dem  Gemälde  aus  dem  Jahre  1631. 
fanden.  Aufserdem  zeigt  aber  das  1638.  angefertigte  Ge- 


38)  Nach  einem  solchen  den  Herzog  Wilhelm  darstellenden  Ge- 
mälde Richters  hat  Johann  Dürr  einen  Kupferstich  verfertigt.  Allgem. 
Kiinstlerlex.  2.  Th.  5.  Abschn.  Zürich.  1810.  S.  1281. 


— 320  — 


mäkle  noch  den  am  12.  Jul.  1634.  geborenen  und  im  Jahr 
1638.  vierjährigen  Johann  Georg,  die  am  7.  Jun.  1636.  ge- 
borene und  im  J.  1638.  zweijährige  WiJhelmina  Dorothea 
und  den  am  21.  Febr.  1638.  geborenen  Bernhard  den  Jün- 
geren. Wilhelmina  Eleonora  wird  von  ihrer  im  Hintergründe 
sitzenden  Mutter  Eleonora  Dorothea  an  der  Hand  gehalten 
und  Bernhard  liegt  als  Wickelkind  auf  dem  Sclioofse  der 
Mutter  39). 

Wolfgang  Pirkner  (von  Christ  Birckner  geschrieben)  aus 
Baireuth  war  der  Lehrer  des  Coburgischen  Malers  Johann 
Weyern40).  Pirkner  verfertigte  1639.  die  Gemälde  des 
Jagdbuches  Johann  Casimirs  Herz,  zu  Sachsen,  Seit  vielen 
Jahren  wird  dieses  Jagdbuch  nicht  mehr  auf  der  Gothaischen 
Bibliothek,  sondern  im  Residenzschlosse  zu  Coburg  aufbe- 
wahrt.  Aus  diesem  Grunde  kann  ich  nicht  angeben,  in  wie 
fern  die  Gemälde  desselben  mit  den  44  Gemälden  des  Schlos- 
ses Tenneberg,  welche  die  von  Johann  Casimir  gehaltenen 
Jagden  darstellen,  übereinstimmen  4I). 

Sebastian  Dadler  verfertigte  auf  die  Ankunft  des  Chur- 
fürsten Georg  Wilhelm  von  Brandenburg  und  seines  Sohnes 
des  Churprinzen  Friedrich  Wilhelm  in  Preufsen  und  die  da- 
selbst hergestellte  Ruhe  (1639.)  einen  seltenen  goldenen  Me- 
daillon42), der  50  Ducaten  wiegt. 

Das  in  der  Sammlung  der  Miniaturgemälde  niedergelegte* 


39)  Auf  einer  der  Gallerieen  des  Schlosses  hing  sonst  ein  mit  dem 
hier  beschriebenen  sehr  übereinstimmendes  Gemälde  von  bedeutendem 
Umfange,  wie  denn  die  Figuren  in  Lebensgröfse  sich  zeigten.  Das 
Ganze  ist  noch  unter  dem  Dache  des  Vordergebäudes  vorhanden,  na- 
türlich in  höchst  schlechtem  Zustande. 

40)  J.  Fr.  Christen  Anz.  d.  Monogramm.  Leipz.  1747.  S.  243. 

41)  Nach  einer  mündlichen  Nachricht  hatten  die  Gemälde  des 
Jagdbuches  den  Zweck,  eine  anschauliche  Anleitung  zum  Jagen  zu 
ertheilen,  weshalb  z.  B.  auch  die  Vorbereitungen  grofser  Jagden  auf 
einzelnen  Tafeln  enthalten  Avaren. 

42)  G.  D.  Seyler , Leben  und  Tliaten  Friedr.  Wilhelms  des  Gr. 
Churf.  zu  Brandenb.  Frankf.  u.  Leipz.  Fol.  S.  6.  J.  C.  C.  Oelrichs 
Erläut.  Chur- Brandenb.  Medaillencab.  Berlin.  1778.  4.  No.  1.  — 
Ders.  Med.  in  Silber  6g-  Lotli  schwer. 


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