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Full text of "Bibliographisches Repertorium"

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Veröffentlichungen  der 

Deutschen  Bibliographischen  Gesellschaft. 


Bibliographisches  Repertorium. 

Begründet  von  Dr.  H.  H.  Houben. 

Fünfter  Band. 


Älmanache  der  Romantik, 

Herausgegeben  von 

Dr.  R.  Pissin. 


Berlin-Zehlendorf 

B.  Behr's  Verlag 
1910. 


Verzeichnis 

der  in  Band  V  bearbeiteten  Almanache. 


I.  Musen-Almanach  für  1802  von  A.  W.  Schlegel  und  Tieck     .     .     Sp.        1—9,       403f. 

IL  Musen-Almanache  für  1802/3  von  Vermehren 

III  Musen-Almanache  für  1804  6  von  Chamisso  und  Varnhagen 

IV.  Erzählungen  und  Spiele  für  1807  von  Neumann  und  Varnhagen 

V.  Poetisches  Taschenbuch  für  1806  von  Friedrich  Schlegel      . 

VI.  Dichtergarten  für  1807  von  Rostorf  . 

VII.  Musenalmanache  für  1807  08  von  Seckendorff 

VIII.  Heidelbergisches  Taschenbuch  für  1809  12  von  A.  Schreiber 

IX.  Poetischer  Almanach  für  1812  von      ) 

,,    „    ^    .       _.  .  ^        , .  ...     ,o,o  Kerner  und  Uhland  .     . 

X.  Deutscher  Dichterwald  für  1813  von  | 

XI.  Jahrbüchlein  Deutscher  Gedichte  für  1815  von  Seegemund     .     . 
XII.  Deutsche  Frühlingskränze  für  1815  16  von  Hornthal     .... 

XIII.  Hesperiden  für  1816  von  Lochen 

XIV.  Taschenbuch  für  Freunde  altdeutscher  Zeit  und  Kunst  für  1816 

von  Groote  und  Carove      

XV    Bundesblüthen  für  1816  von  Graf  Blankensee,  Wilh.  Hensel, 

Graf  Kaickreuth,  Wilh.  Müller,  W.  v.  Studnitz       .... 

XVI.  Die  Sängerfahrt  für  1818  von  Friedrich  Förster 

XVII.  Aurikeln  für  1818  von  Helmina  von  Chezy 

XVIII.  Gaben  der  Milde  für  1817  18  von  Gubitz 

XIX.  Frauentaschenbuch  für  1815  18  von  Fouque 


9- 

-29, 

404  f. 

29- 

-69, 

405  ff. 

69- 

-78 

79- 

-86, 

408. 

86- 

-96, 

408. 

96- 

-112, 

408. 

113- 

-154, 

408  ff". 

155- 

-174, 

410f. 

175- 

-190 

190- 

-200, 

411  ff. 

200- 

-221, 

412. 

221- 

-222, 

415ff. 

223- 

-242, 

415. 

243- 

-256. 

256- 

-282, 

415. 

283- 

-302, 

415. 

302- 

-320, 

415. 

320t 

-402, 

415  ff. 

OTTO  GCERITZ 


dem 


Begründer  und  Hüter  der  kostbaren  Büchersammlung 


Märkisctien  Provinzial-Miisetim 


gewidmet 


als  kleines  Zeichen  jener  dankbaren  Verehrung, 


die  unermüdlich-selbstloses  Helfen  überall  ihm  eintrug. 


Vorwort. 

Die  Notwendigkeit,  eine  Arbeit  wie  die.  vorliegende  sozusagen  im  Nebenamt  fertig  zu 
stellen,  hat  ihren  Abschluss  leider  stark  verzögert.  Die  Tatsache,  dass  ein  von  literarischer 
Forschung  weitab  gelegener  Hauptberuf  oft  wochenlange  Unterbrechung  der  Arbeit  erzwang, 
hat  manche  Ungleichmässigkeit  der  Ausführung,  besonders  in  den  ersten  Bogen,  bewirkt.  Niemand 
kann  jenes  lebhafter  bedauern,  dieses  mehr  durchschauen  als  ich. 

Zu  den  zufälligen  tritt  ein  prinzipieller  Mangel,  der  wohl  jeder  derartigen  Sucharbeit 
anhaftet:  dasa  sie  immer  nur  einen  —  willkürlichen  —  Querschnitt  durch  die  Masse  des  Materials 
darstellt,  das,  zum  Teil  noch  ungehoben,  an  zahllosen  Stellen,  verstreut,  lagert.  Wer  den 
Vorgang  der  allmählichen  Ausbaggerung  eines  solchen  Sammelbeckens  sich  recht  vergegenwärtigt, 
wird  diesen  Mangel  verständnisvoll  würdigen.  —  Hinzu  kommt,  dass  als  dauerndes  Hemmnis 
sich  oft  empfindlich  störend  bemerkbar  machte:  einmal  die  Seltenheit  all  dieser  Almanache  selbst 
und  dann  die  Schwierigkeit,  der  jedesmal  zu  einem  solchen  Taschenbuch  wie  der  Schweif  zum 
Kometen  gehörenden  Literatur  rechtzeitig  habhaft  zu  werden. 

So  mussten  Lücken  bleiben.  Es  wird  ein  Gewinn  der  diesen  Bogen  gewidmeten 
Arbeit  sein,  dass  jetzt  glücklichere  Finder,  entlastet  durch  meine  Vorarbeit,  diese  Lücken  aus- 
füllen können. 

Dennoch  wäre  ohne  mannigfache  Hülfe  nicht  einmal  das  gegenwärtige  Stadium  erreicht. 
Dankbar  nenne  ich  noch  einmal  und  mit  Fug  an  erster  Stelle  die  Göritz-Lübeck-Stiftung, 
deren  bereitwilligst  und  ohne  alle  sonst  so  störend  empfundene  Zeitbeschränkung  dargebotene 
Schätze  wenigstens  einen  einigermassen  befriedigenden  Abschluss  der  ganzen  Arbeit  ermöglichten. 
Einen  besonderen  Dank  schulde  ich  auch  Hermann  Michel,  der  seine  reichen  bibliographischen 
Kenritnisse  diesen  Bogen  freundschaftlich  zur  Verfügung  stellte.  Unterstützung  durch  Eat  und 
Tat  fand  ich  ferner  bei  den  Herren  Verlagsbuchhändler  Walt  her  Bloch-Zehlendorf,  Dr.  Doege- 
Berlin,  Dr.  Alexander  Dombrowsky-Berlin,  Dr.  Heinrich  Fechner- Zehleudorf,  indessen 
Besitz,  wie  er  mir  kürzlich  mitteilte,  die  bedeutende  Almanach-Sammlung  seines  verstorbenen 
Vaters  voraussichtlich  bleiben  wird,  Geheimrat  Güntter-Stuttgart,  Dr.  Leopold  Hirschberg- 
Berlin,  Schulrat  Dr.  Fritz  Jonas-Berlin,  Geheimrat  Ippel-Berlin,  Verlagsbuchhändler  Carl 
Schrag-Nürnberg,  Prof.  Stern-Berlin,  Dr.  Hermann  Tardel-Bremen.  Ihnen  allen  danke 
^ch  Bausteine  für  dieses  Fundament  künftiger  Forschungen. 

Marienfelde  bei  Berlin,  am  16.  August   1910. 

R.  Pissin. 


Einleitung. 


„Mit  1810  ist  ein  Abschnitt  deutseben  Lebi>n8 
zu  Ende,   eine   aite   Welt  untergegangen ;   die   Ge- 
neration, die  darnach  aufwuchs,  bat  die  Bewegung 
j  von  1848  ins  Werk  gesetzt." 

„Die  Almatiaclie  haben  wieJer  ihre  eigene  Geschichte.  Ein  Erforsclien  und  Verfolgen 
ihres  Ursprungs  und  Wachsthuins  könnte  ein  niclit  unvergängliches  Zweiglein  am  Literaturbaum 
seyn,  und  wenn  dieses  verdorren  und  abfallen  werde,  aus  seiner  nunmelirigen  Bliithe,  und  seinem 
stets  üppigem  Hervortreiben  neuer  Sprossen  vorherzusagen,  wäre  eine  eben  so  wenig  gemeine 
Aufgabe  für  einen  ästhetischen  Wetterkündiger.  Die  Anfänge  der  Taschenbücher  sind  Anhänge 
der  Kalender;  erst  fürs  Volk,  aus  dessen  Bedürfnissen  sich  die  vornehmeren  Töne  schon  oft 
entwickelt  haben,  dann  für  die  Vornehmern  selbst;  erst  kümmerliche  Holzschnitte  mit  Witterungs- 
und Gesundiieitsregeln  und  Sprüchen,  dann  und  wann  ein  Verslein,  nachher  Küpferchen  (von 
Chodowiecky  zu  einer  Virtuosität  kleiner  Charakteristik  gesteigert),  magere  geschichtliche  Auf- 
sätzchen, mit  Anekdoten  und  Reimereien  spärlich  gemischt;  zuletzt  aus  den  Musenalmanachen 
hervorgehend  niedliclie  Büchlein  mit  einem  Goldschnitt  und  mannigfaclien  Verzierungen,  ja  die 
Kupfer  oft  zu  versuchten  Kunstwerken,  zu  Abbildern  berühmter  Blätter  der  edeln  Malerkunst 
erhoben.  Das  fernerweite  Ergehen  muss  die  Zeit  lehren;  zM'ei  noch  entfernte  Zeichen  scheinen 
der  Existenz  dieser  schimmernden  Wesen  nicht  günstig:  erstens,  dass  sie  immer  früher  im  Jahre 
erscheinen,  so  dass  sie  bereits  eine  Antiquität  und  abgegriffen  sind  ehe  die  Schenkperiode  der 
Weihnacht  und  des  Neujahrs  herannaht,  zweitens,  dass  sie  unter  der  Hand  anfangen,  sich  aus 
ihrer  kleinen  Gestalt  herauszusehnen,  und  es  schon  für  etwas  Vornehmes  gilt,  wenn  sie  die  Figur 
ansehnlicher  Quadrate  beschreiben,  ja  endlich  zur  Kleinachtelform  übersteigen.  Will  man  vollends 
aus  dem  Allgemeinsten  und  zugleich  Nächsten  schliessen,  so  ist  es  eine  bekannte  Erfahrung, 
dass  bei  uns  wie  überall  die  Masse  in  der  Masse  erstickt,  so  sind  wir  dem  Zeitpunkt,  wo  der 
ewig  durstige  Geist  sich  aus  der  Zersplitterung  in  den  alten  starken  Verband  des  Ernsthaften 
zurückringt  und  die  schwächlichen  Hebel  unsrer  Ciiltur  versinken  lässt,  vielleicht  näher  als 
wir  denken." 

So  schrieb  ein  Anonymus  im  zweiten  Stück  des  „Hermes"  für  das  Jahr  1820.  Dass 
er  in  diesem  Brockliausschen  „Kritischen  Jahrbuch  der  Literatur"  der  Almanachernte  eines 
Jahres  45  Seiten  gründlicher  und  gewissenhafter  Beurteilung  widmet,  ist  ein  Symptom  dafür, 
wie  ernste  Beachtung  immerhin  noch  um  1820  dieser  Literaturgattung  zuteil  ward.  Innerhalb 
dieses  dritten  Jalirzehnts  stirbt  sie  langsam  aus  Dem  scheinbaren  Aufflackern  ihrer  Lebens- 
geister zu  Anfang  der  dreissiger  Jahre,  das  der  Deutsche  Musenalmanach  der  Chamisso 
und  Schwab  darzustellen  schien  —  N.  Kossmann  widmete  ihm  kürzlich  eine  erschöpfende 
Untersuchung  — ,  folgt  rasch  das  Erlöschen:  diese  Literaturgattung  passt  nicht  mehr  in  eine 
Zeit,  die,  dem  zierlich  Tändelnden  abhold,  umstürzlerisch  gesinnt,  all  ihre  Kräfte  zusammen- 
ballend, Monumentales  zu  schaffen  begierig  ist. 

In  Göritz' Exemplar  des  Schlegel-Tieckschen  Musen  -  AI  manacbs  von  1802,  aus 
dem  Besitze  von  Augusta  Klaproth,  der  Schwester  des  —  wie  es  scheint  mit  Fug  — 
berüchtigten  Sinologen,  ist  ein  Zettel  eingelegt,  an  den  mit  grünseidenem  Fädchen  eine  Blume 
geheftet  ist  und  auf  dessen  andere  Seite  die  Besitzerin  geschrieben  hat;  „Gepflückt  als  ich 
am  29.  August  1839  im  Voppelburger  (?]  Walde  im  Schi.  Musenalmanach  gelesen. 
Alle  Erinnerungen  meines  Lebens  standen  helle  und  klar  vor  mir."  Rührend  mutet 
dieses  Bekenntnis  an:  gleichsam  gespenstisch  ragt  die  Erscheinung  des  Almanachs  in  eine  fremde 
Welt,  und  nur  im  stillen  Walde  wagt  er  verstohlen  einen  Blick  der  unvergänglich  belebenden 
Sonne  zu  haschen.  Kaum  ein  Menschenalter  war  vergangen,  und  die  romantische  Epoche  ruht 
in  tiefster  Vergessenheit! 


—     VIII     — 

Die  erste  und  eigentliche  Blütezeit  der  Almauacbe  lag  ja  wieder  mehr  als  ein  Menschen- 
alter  vor  der  Zeit  der  Romantik*).  Aber  von  diesen  Erzeugnissen  des  Rokoko  floss  doch  der 
Strom  der  Tradition  ununterbrochen  fort  bis  bin  zu  jenen  Ahnanachen  der  ersten  beiden  Jahr- 
zehnte des  19.  Jahrhunderts,  die  den  Gegenstand  derhierzusammeugefasstenUntersucliungen  bilden. 

Wie  stark  man  dennoch  schon  damals  den  Unterschied  der  neueren  von  den  älteren 
Almanachen,  ihre  Rangordnung  in  der  Literatur  gewissermassen  empfand,  lehren  vielfältige 
Aeusserungen  der  Zeitgenossen.  Ich  hebe  als  ein  Beispiel  den  Stossseufzer  eines  Kritikers  der 
^Neuen  Leipziger  Literatur-Zeitung"  heraus,  der  seine  Kritik  im  Jahre  1807  folgender- 
massen  beginnt:  „Es  gab  eine  Zeit,  wo  man  der  Erscheinung  der  Musen-Almanache  fast  mit 
eben  der  Freude  entgegensähe,  wie  der  Erscheinung  der  ersten  Frühlingsblumen,  und  als  Voss 
und  Schiller  noch  ihre  Sammlungen  veranstalteten,  konnte  man  hoffen,  dass  man  mit  diesen 
Blumensträusseu  der  Phantasie  einen  herrlichen  Genuss  verschaffen  werde.  Damals,  und  früher, 
wurde  die  Dichtkunst  noch  als  eine  wichtige  Kunst  behandelt.  .  .  .  Jetzt  aber  ist  es  ganz  anders." 
[13.  Stück  vom  30.  Januar.]  —  In  gleichem  Sinne  spricht  sich  das  Morgenblatt  desselben 
Jahres  in  seiner  zweiten  Nummer  aus,  bei  Gelegenheit  der  Anzeige  des  35.  Jahrganges  vom 
Göttingischen  Musen-Almanach,  der,  schon  1803  erschienen,  nun  nach  vier  Jahren  mit  verändertem 
Titel  vom  Verleger  noch  einmal  auf  den  Markt  gebracht  wird,  „um  den  damals  nicht  gehabten 
Absatz  jetzt  zu  erschleichen"  Es  klagt:  „Die  Musen-Almanache  sind  ein,  man  möchte  fast 
sagen,  rührender  Beweis  des  Wechsels  der  Dinge  auch  in  der  poetischen  Welt." 

Aber  war  auch  der  ältere  Zweig  des  Baums  der  Almanache  so  gut  wie  abgestorben, 
um  so  kräftiger  trieben  neue  Schössliuge  überall  hervor  und  schienen  durch  Menge  und  Mannig- 
faltigkeit den  Umfang  des  älteren  Zweiges  bei  weitem  zu  übertreffen.  Dennoch:  überblickt  man 
etwa  die  Jahrgänge  einer  Zeitschrift,  die  den  Taschenbüchern  stets  ein  besonderes  Interesse 
entgegengebracht  hat,  der  „Zeitung  für  die  elegante  Welt",  so  wird  man  beobachten,  dass 
der  Strom  der  Almanache  stetig  —  scheinbar  langsam,  doch  unaufhaltsam  —  zurückgeht,  bis 
er  im  dritten  Jahrzehnt  immer  kümmerlicher  fliesst,  im  vierten  fast  versiecht.  Im  Jahrgang  1801 
der  „Eleganten"  werden  noch  „etliche  60"  Almanache  gezählt.  Noch  im  Jahrgang  1803 
erscheint  die  Menge  dem  Kiütiker  so  überwältigend,  dass  er  den  Eindruck  zu  paralysieren  ver- 
sucht, indem  er  halb  ironisch  „die  Almanache  auf  das  Jahr  1804  an  die  freundliche  Lesewelt 
deutscher  Nation"  das  Wort  ergreifen  lässt:  sie  kämen  wie  die  Schneegänse  und  stürben  wie 
die  Schmetterlinge,  früh  und  unbeweint.  Ihre  Menge  und  ihre  Gunst  beim  Publikum  werde  sie 
innerhalb  zehn  Jalireu  befähigen,  alle  Folianten  und  Quartanten  sowie  die  ganze  Gelehrsamkeit 
aus  Deutsciiland  zu  verdrängen.  „Gern  leisten  wir  auf  Verdienste  und  Gründlichkeit  Verzicht. 
Nahe  sich  uns  niemand,  der  es  ernst  mit  der  Kunst  und  Wissenschaft  nimmt."  Dafür  gelten 
sie  als  „die  hohe  Noblesse  der  Literatur."  Nur  ihnen  sei  der  Zutritt  in  die  grosse  Welt  geöffnet, 
„weil  nur  wir  ihr  gleichen.  Unser  Verdienst  erscheint  hier  in  seinem  herrlichsten  Glänze.  Denn 
dass  die  grosse  Welt  das  Lesen  und  Schreiben  noch  nicht  vergessen  hat,  das  verdankt  sie  doch 
wohl  nur  uns!«  INo.  117  vom  29.  Sept.  1803,  Sp.  927ff.] 

Aber  schon  1806,  in  einer  Uebersicht  über  den  Bücher-Katalog  der  Michaelismesse, 
wird  die  Bemerkung  gemacht:  „Die  Almanache  .  .  .,  die  im  Bücher-Katalog  der  Michaelismesse 
sonst  einen  grossen  Raum  einnalimen,  scheinen  aus  der  Mode  zu  kommen;  sie  vermindern 
sich  von  Jahr  zu  Jahr.  —  —  Der  diesjährige  [Katalog]  zählt  nur  28,  von  welchen  nur 
ungefähr  die  Hälfte  als  willkommene  Fortsetzungen  ihre  Käufer  finden  werden."  „Nur  28" 
immerhin,  unter  1010  Titeln  des  Messkataloges.     [No.  120  vom  7.  Oktober  1806.] 

Zwei  Jahre  später  ist  die  Zahl  noch  mehr  gesunken ;  „Die  Almanache'  und  Taschen- 
bücher werden  gewöhnlich  mit  den  Weintrauben  reif  und  mit  den  Lerchen  auf  die  Leipziger 
Messe  gebracht.  Ilire  Zahl  beläuft  sich  diesmal  ungefähr  auf  18.  Die  Almanachs-Entreprise 
ist,  wie  man  sieht,  immer  noch  im  Sinken."     [No.  169  von  30.  IX.  1808.] 

Die  Entreprise  blieb  im  Sinken:  Der  Jahrgang  1810  der  „Eleganten"  widmet  nicht 
weniger  denn  20  Nummern  einer  „Ausstellung  der  diesjährigen  Almanachs-Literatur",  für  1811 
versteht  sich.  Es  werden  im  ganzen  12  Stück  genauer  besprochen.  —  Dieses  allmähliche  Sinken 
der  Zahl**)  bewirkten  zum  Teil  natürlich  die  Kriegswirren.     Ihren  lähmenden  Einfluss  kann  man, 


♦)  Ueber  da»  Aeussere  dieser  ülteron  Grupjie  orientieren  ausführlich,  unterstützt  zum  Teil  durch 
schöne  Abbildungen,  Anton  Schlossar  im  dritten  Jahrgang  der  „Zeitschrift  für  Bflcherfrouude"  (Mai 
bis  Juni  1899)  und  G.  v.  Hartman u  im  Jahrbuch  des  Freien  Deutschen  Hochstifts  1907,  S.  251  ff. 

*♦)  Wenn  der  Michaelis-Messkatalog  des  Jahres  1811  —  dem  „Morgenblatt"  zufolge  —  im 
ganzen  42  Taschenbücher  und  Almanache  aufführt,  so  erklärt  sich  diese  scheinbar  hohe  Zahl  dadurch, 
dass  der  Begriff  des  „Taschenbuchs",  an  Umfang  allmählich  zuuehraond,  damals  schon  an  luhalt  verloren 
hatte.  —  auch  ein  Symptom  des  boginnomleu  Vorfalls  der  gaiizeu  Gattung:  es  wurden  nach  und  nach 
„-Taflchenbüchpr"  für  alle  erdenklichen  Bedürfnisse  und  Hantierungen  des  menschlichen  Lebens  heraus- 
gogehen  und  so  schon  damals  der  Begriff  des  Taschenbuchs  dem  angenähert,  was  es  hente,  etwa  auf 
dem  Uebiete  der  exakten  Wissonscbaftcn,  als  Nachschlagebuch  und  kleines  Kompendium  alles  Wissens- 
werten darstellt. 


IX      — 

wie  überall,  auch  auf  dein  Gebiete  der  Alinanach-liuliistrie  deutlich  verfolgen:  jäli  zerstört  dit 
idyllische  Herausgeberarbeit  der  Chamisso,  Varnhagen,  Neumann,  Hitzig  das  Ungliicksjahr  1806. 
Das  Heidelbergische  Taschenbuch  A.Schreibers  geht  1811  ein:  im  selben  Jalir  kämpfen 
Kerner  und  Uhlaud  um  die  Verwirklichung  ihres  Poetischen  Almauachs,  dessen  Nach- 
folger, der  Deutsche  Dichterwald,  überhaupt  nur  mit  sehr  grosser  Verspätung  ans  Licht  treten 
konnte.  Auch  das  Erscheinen  von  Seegemunds  „Jahrbüchlein  deutscher  Gedichte"  hinter- 
trieb der  Kriegstrubel,  und  Fouque  erging  es  mit  seiner  Idee  eines  „Frauentaschenbuchs" 
anfänglich  nicht  besser.  In  mittelbarem  Zusammenhang  mit  den  Kriegsjahren  steht  auch  Gubitz' 
Publikation.   — 

Die  drückenden  Folgen  der  langen  Kriegsjahre  machten  sich  recht  erst  bemerklich 
nach  den  heroischen  Anstrengungen  der  Freiheitskämpfe,  nicht  nur  die  Unternehmungslust  der 
Verleger  war  stark  gedämpft,  auch  die  baren  Mittel  arg  zusammengeschmolzen.  Dass  dennoch 
selbst  diese  Armut  und  trüben  Zeitverhältnisse  die  Alnianache  nicht  aus  der  Literatur  ver- 
drängen konnten,  ist  ein  Beweis,  wie  lebhaft  noch  immer  —  um  1815  —  das  Bedürfnis  nach 
ihnen  war,  wie  stark  die  Tradition,  allherhstlich  ihr  Erscheinen  zu  begrüssen.  Und  der  Buch- 
handel kam  diesem  richtig  erkannten  Bedürfnis  entgegen,  indem  er  das  Erscheinen  von  Al- 
mauachen  nach  Kräften  begünstigte.  Die  Zeitung  für  die  elegante  Welt  hat  zweifellos  recht, 
wenn  sie  damals  behauptet,  „dass  Almanache  und  Taschenbücher  fast  das  Einzige  in  imserer 
Literatur  gegenwärtig  sind,  wobei  der  Verleger  sein  Kapital  nicht  in  Gefahr  zu  bringen  scheint," 
[9.  X.  1815]. 

Dieser  .\lmauaclitiadition  konnten  und  wollten  auch  die  Romantiker  nicht  widerstehen. 
Zwar  hatte  die  alte  Gruppe  der  Almanache  abgewirtschaftet ;  dennoch  füllten  sie  unbedenklich 
ihren  neuen  Wein  in  die  alten  Schläuche.  Grade  die  Führer  und  Meister  der  neuen  Schule, 
ein  so  bewusst  und  mit  Berechnung  moderner  Mann  wie  August  Wilhelm  Schlegel  dachte  nicht 
nur  nicht  daran,  sich  dem  Geschmack  seiner  Zeit  zu  entziehen,  sondern  setzte  alle  Energie  ein,  um 
mit  einem  gediegenen  Alraauach  vor  dem  zeitgenössischen  Publikum  zu  debütieren:  als  ob  erst 
dieser  rühmlich  erworbene  Titel  eines  Almanach-Herausgebers  seine  Meisterwürde  in  den  Augen 
der  Menge  legitimierte. 

Selbstverständlich  spielte  bei  den  Schlegel  und  Tieck  die  Rivalität  mit  Schiller,  wie  sehr 
sie  sich  auch  mühten,  ihn  zu  unterschätzen,  eine  grosse  Rolle.  Aber  es  sei,  um  die  Bedeutung 
des  Almauachs  für  jene  Zeit  scharf  zu  beleuchten,  die  Behauptung  gewagt :  auch  ohne  Schillers 
Vorgang  hätte  es  Schlegel  zur  Herausgabe  eines  Musenalmanachs  gedrängt.  Ueberhaupt  sind 
diese  Scliillerschen  „Musen-Almanache"  nur  zufällig  sozusagen,  infolge  der  äusserlicheu  Titel- 
gleichheit, in  die  Rubrik  Almanache  eingereiht  worden.  Tradition  und  Zeitgeschmack  boten 
Schiller  und  Goethe  kein  geeigneteres  Gefäss,  die  überreiche  dichterische  Ernte  aufzunehmen, 
als  den  Almanach.  (Nebenbei  war  er  auch  die  lukrativste  Form  der  Publikation.)  Bilden  doch, 
zum  grösseren  Teile  wenigstens  und  vor  allem  zu  Anfang,  ihre  Schöpfungen  den  Kern  der 
Bändchen :  das  poetische  Gold  ihres  geraeinsamen  SchafiFens  wird  in  ihnen  ausgemünzt. 
Diese  Schillerschen  „Almanache"  sind,  kurz  gesagt,  eine  Klasse  für  sich;  ihre  Substanz  ist, 
wie  alles  Geniale,  eine  zeitlose  Erscheinung;  die  Geschichte  der  romantischen  Almanache  be- 
rühren sie  kaum. 

Wie  typisch  für  die  Unterhaltungslektüre  der  ersten  beiden  Jahrzehnte  des  19.  Jahr- 
hunderts die  Form  des  Taschenbuchs  war,  beweist  noch  1817  die  von  Gubitz  veranstaltete 
„Buch  erverlosung",  bei  der  Bücher  im  Werte  von  30000  Talern  verlost  wurden:  den  Grund- 
stock jedes,  auch  des  grössten  Gewinnes,  dessen  ein  jeder  Losinhaber  teilhaftig  wurde,  bilden 
jene  vier  Bändchen  „milder  Gaben-  namhafter  Schriftsteller,  eine  Sammlung,  die  sich  in  nichts 
vom  damals  üblichen  Almanach  unterscheidet,  höchstens  dass  die  Prosa  stärker  vertreten  ist. 

Ueberall    innerhalb     dieser    Literaturgattung     zeigen    sich    die    Grossen    der    Dichtung, 
soweit  sie  anerkannt  sind,  zurückhaltend.    Von   der  an  sich  manche   abschreckenden  romantischen 
Tendenz    der  Sammlungen    abgesehen,   mochten   sie    denken,    was    Herder    in    einem  aus    dem 
Xachlass  veröffentlichten   Epigramm   „Klopstock  im   Almanach"   aussprach: 
Gereicht's  der  Rose  wohl,  der  Nelke  wohl  zum  Ruhme 
In  Einem  Topf  zu  stehn  mit  Mohn  und   Butterblume? 

[Werke,  hg.  von   Suphan,  29,  420.] 

So  waren  die  Herausgeber  angewiesen  entweder  auf  eine  rein  romantische  Gefolgschaft 
oder  auf  den  Nachwuchs,  der  an  lyrischen  Talenten  keineswegs  arm  war,  oder,  und  das  oft 
genug,  auf  den  hausbackenen  Durchschnittsmitarheiter.  Es  ist  klar,  dass  die  Gelegenheit  sich 
nur  selten  bot,  einen  rein  romantischen  Kreis  von  Mitarbeitern  zur  Verfügung  zu  haben 
oder  .sich-  auf  ihn  beschränken  zu  dürfen.  Das  durfte  August  Wilhelm;  das  konnten  sich 
Friedrich  Schlegel  und  Rostorf  leisten,  die  —  ebenso  wie  später  die  fünf  „Bundesbrüder"  — 
nur  wenige  bestimmte  Mitarbeiter  zuliessen.  Die  Mehrzahl  der  Herausgeber  stand  vor  der 
Aufgabe,  Beiträge  regelrecht  zu  sammeln.  Das  war  schon  damals  so  schwer  wie  heute,  und 
keineswegs  immer  konnte  der  Herausgeber  den  rücksichtslosen  Zensor  spielen ;  gewöhnlich 
nahm  er  dankbar,   was  sich    bot;    denn  durch    die  Honorare    konnten    sie    alle    nicht  locken.     Es 


-     X     — 

ist  bemerkenswert,  daas  die  Melirzalil  dieser  Alinanaclie  und  Tasciieubiiclier  bei  iiiibedeuteiideii 
oder  doch  nur  Verlegern  zweiten  und  dritten  Ranges  eracbien.  Alle  haben  die  Ambition, 
Serien  zu  schaflfen,  aber  den  wenigsten  gelingt  es,  auch  nur  den  dritten  Jahrgang  zu  erreiclien. 
Die  Kapitalkraft  der  grossen  Verleger  fehlt.  —  So  entstanden  Jene  „gemischt-romantischen" 
Almanach-Typen,  deren  Vertreter  etwa  Vermehr ens  Almanache —  ein  gutes  Dritteil  schrieben 
er  und  seine  Gattin  übrigens  selbst,  —  Seegeniunds  „,1  alirbiiclilein",  Hornthals  „l'Vüh- 
lingskränze"    sind. 

Am  besten  gerieten  und  am  wertvollsten  heute  noch,  sicherlich  am  interessantesten 
sind  diejenigen  Almanache,  an  denen  hauptsachlich  der  lyrische  Nachwuchs,  die  Chaniisso, 
Uhland,  Kerner,   Eichendorff,   Schwab,   Wilhelm  Müller  usw.  mitarbeiteten. 

Diesen  gegenüber  vertritt  das  lieidel  bergi  sehe  Taschenbuch  den  Banausentypus. 
Warum  es  dennoch  hier  auftritt,  sogar  sieh  ziemlich  breit  macheu  darf,  habe  ich  in  der  be- 
sonderen Einleitung  zu  seinen  vier  Bänden  begründet.  Auch  die  Tatsache,  dass  es  den  sonst 
bei  romantischen  Almanachen  seltenen  Schmuck  von  Kupfern  hat,  sprach  u.  a  für  seine 
Aufnahme:  sie  ermöglicht  dem  Benutzer  dieses  Bandes  den  lehrreichen  Vergleich  zwischen  den 
dürftig-philiströsen  Heidelberger  Kupfer-Erklarungen  und  den  zwar  sehwärmend-überschwäng- 
lichen,  oft  aber  dichterischen  Para])hrasen  —  auch  F.  G.  Wetzel  war  an  ihnen  beteiligt!  — 
de.s  Frauentaschenbuchs.   —  * 


Aus  den  hier  rasch  skizzierten  Gesichtspunkten  folgt  schon,  dasa  für  eine  Darstellung 
der  romantischen  Almanache  die  Almanachserien  der  grossen  Verleger,  der  Cotta,  Brockhaus  usw. 
nicht  in  l^etracht  kamen.  Diese  bändereichen  Serien,  die  auf  ein  grosses  und  gemischtes 
Publikum  rechneten  und  rechnen  mussten,  waren  genötigt,  mit  ihren  Beiträgen  eine  goldene 
literarische  Mittelstrasse  innezuhalten,  jedenfalls  aber  ihre  Bogen  von  Arbeiten  ausgesprochen 
romantischer  Observanz  freizuhalten. 

Für  unseru  Band  kam  es  aber  grade  darauf  an,  aus  dem  Material  der  ersten  zwanzig 
Jahre  des  111.  Jahrhunderts  die  für  romantische  —  gelegentlich  auch  antiromantische —  An- 
schauungen charakteristischen  Vertreter  der  Almanach-Literatur  herauszugreifen.  Es  durfte 
und  musste  ferner  genügen,  da  ein  chronologisches  Vorgehen  das  natürlichste  war,  ein  bis  zwei 
Vertreter  für  jedes  einzelne  Jahr  zu  bieten.  Auch  dieser  äussere  Grund  verbot  die  Berück- 
sichtigung der  Alnianachserien;  um  seinetwillen  musste  ?..  B.  die  Bändereihe  des  „'l'aschen- 
buchs  der  Liebe  und  Freundschaft  gewidmet"  (bei  Fr.  Wilmans  in  Frankfurt  a.  M.) 
hinter  den   Vermehrenschen   Eintagsfliegen   zurückstehen. 


Tl. 

Die  Mehrzahl  der  Romantiker  gibt  sich  in  unseren  Almanachenein  Stelldichein.  Einige 
spenden  ol't  und  reichlich  —  als  Loeben,  Fouque,  Helmina — ;  andere  sind  zurückhaltender, 
vor  allen  die  Gruppe  der  Frübromantiker:  Brentano  wirbt  Arnim  und  Tieck  für  die  „Sänger- 
falirt"  seines  Freundes  Förster,  die  so  den  Erstdruck  des  schönen  Torsos  „Aus  der  Clnonikn 
eines  fahrenden  Schülers"  erhält.  Sonst  erseheinen  Arnim  und  Brentano  nur  noch  in  (iubitz' 
„Gaben  der  Milde",  diesem  Sammelplatz  von  Beiträgen  und  Beiträgern  aller  Arten  und  Grade; 
Tieck  nur  noch  in  A.  VV.  Schlegels  Musenalmanach  als  ..Jlilberansgeber",  durch  seine  gleicli- 
giltige  Untätigkeit  den  korrekten  Genossen  zur  Verzweiflung  bringend.  —  Zacharias  Werner 
bekennt  Loeben  einmal,  als  er  ihm  zwei  Sonette  für  die  „Hesperiden"  sandte,  er  habe  aus 
Ueberempfindlichkeit  gegen  die  leidigen  Druckfehler  der  Mitarbeit  an  Almanachen  abgeschworen. 
Er  stellt  nur  Seckendorff  gelegentlich  zwei  Sonette  zur  Verfügung.  Dass  er  die  romantische 
Almanach-Produktion  mit  lebhaftem  Anteil  verfolgte,  beweist  seine  grosse  und  verständnisvolle 
Rezension  des  ersten  „(irünlings"  der  Chaniisso,  Varnhagen  und  Neumann.  —  Während  August 
Wilhelm  vornehme  Zurückhaltung  übt,  beteiligt  sich  Friedrich  Schlegel  an  einer  ganzen 
Reihe  von  Almanachen,  auch  des  gemischt-romantischen  Typs.  Seine  Teilnahme  an  dem  ba- 
nausischen Heidelberger  Taschenbuch  ist  allerdings  zweifelhaft.  Dass  bei  ihm,  <lem  ewig 
( ieldbedürftigen,  auch  die  Rücksiciit  auf  die  —  wenngleich  bescheidenen  —  Honorare  eine 
liolb^  spielte,  deutet  seine  praktisclie  Gattin  in  jenem  charakteristischen  Brief  an  Schleiermacher 
Vom  Dezember  1802  [Sp.  llf]  an.  —  E.  T.  A.  Hoffmann  lässt  sich  nur  durch  persönliche 
Beziehungen  etwas  abringen.  Auch  er  bedenkt  die  „(Jaben  der  Milde".  Ein  echter  Hoffmann 
ist  sein  liriet  an  Foui(iie,  als  dessen  „Fostskriptum"  sich  im  vierten  .lahrgang  des  Frauen- 
taschenbuches die  Novelle  vom  Rat  Kres|)el  entwickelt:  zum  zweiten  Jahrgang  steuerte  er  die 
-Fermate"  bei. 


—     XI     — 

Die  liedeuteiulsten  Lyriker  des  roinantisclien  Kreises,  Ulilanil,  Eiehendorff,  Kerner, 
W.  Müller,  daim  Schwab,  Sehe  iikeudorf  und,  am  Ausgang  der  liier  behandelten  Epoche, 
Kückert,  beselnänken  ihre  ^[itarlieit  auf  den  engen  Kreis  der  von  ihnen  selbst  herausgegebenen 
oder  durch  die  Persönlichkeit  ihrer  Herausgeber  ihnen  nahestehenden  'raschenbiieher  rein  ro- 
mantischen Gepräges:  einerseits  also  den  „Poetischen  Almanach",  den  „Uentschen  Dichterwald", 
die  „Bundesblüthen-;  andrerseits  aufScckendorffs  Musenalmanache  und  das  Frauentaschenbuch.  — 

Auch  Hölderlins  tragische  Gestalt  taucht  auf,  beschworen  von  Vermehren  und  Secken- 
dorff.  Und  er,  dessen  poetisches  Genie  alle  überragt,  die  in  diesem  Band  zu  Woite  kommen, 
muss  es  sich  bei  diesen  (Gelegenheiten  gefallen  lassen,  dass  seine  Schöpfungen,  durch  mangel- 
haften Abdruck  noch  schwerer  verständlich,  von  den  Kritikern  mit  einem  Achselzucken  al)- 
Sretan   werden. 


G  oe  the  und  Schiller  nennt  das  Autoren-Kegister  einmal  zusammen;  es  ist  bezeiclinen- 
derweise  ein  unromantisches  Taschenbuch,  das  ihre  Beiträge  bringt:  Knebel  und  Gerning  mögen 
Aloys  Schreiber  den  Einzeldruck  der  Johanna  Sebus,  die  Verse  Schillers  in  Baggesens  Stamm- 
buch vermittelt  haben,  die  beide  auf  den  ersten  Seiten  des  zweiten  Jahrgangs  seines  Heidel- 
berg. Taschenbuches  erschienen.  Während  die  Persönlichkeit  Schillers,  der  diesen  Almanachen,  so- 
weit er  sie  erlebte,  schroif  ablehnend  gegenüberstand,  ganz  zurücktritt,  bildet  Goethe  den  Ge- 
genstand der  höchsten  Verehrung.  Gleich  Vermehren  widmet  ihm  einen  Sonetten-Zyklus,  in 
dem  er  folgende  Themen  behandelt:  „Die  Kunst  und  Goethe'',  ,,Der  Jüngling  an  Croetbe- . 
„Das  Mädchen-,  die  Mutter-,  der  Greis  au  Goethe'^.  Seine  Gesinnung  gegen  die  romantischen 
Almanaclie  ward  trotz  allen  Weihrauchs  nicht  viel  freundlicher.  Natürlich  gab  auch  er  Gubitz 
ein   Scherflein.  — 

Gewiss  ülierwuchert  in  unserer  Auswahl  an  manchen  Stellen  die  namenlose  Fülle  der 
Durchscbnittslyrik;  und  ganz  notwendig  hat  das  romantische  Gewebe  all  dieser  Sammlungen 
einen  mehr  oder  weniger  starken  Einschlag  von  ihr.  Dennoch  ist  Hayms  Verdikt,  „sie  [die  Ver- 
mehren, Chamisso,  Varnhagen)  traten  die  dünnen  Schuhe  Scblegel-Tieckscher  Poesie  vollends 
aus  und  durch",  von  einer  ungerechten  Einseitigkeit:  Chamisso  wenigstens  lässt  auch  damals 
schon  vestigia  leonis  erkennen;  viele  zwar  waren  und  blieben  Epigonen,  Varnhagen  nicht  zum 
wenigsten.  Immerhin,  bei  jenen  späteren  Almanacben  des  beginnenden  zweiten  Jahrzehnts,  die 
Haym  in  seiner  Darstellung  der  Konianti^chen  Schule  nicht  mehr  zu  berücksichtigen  iiatte,  zeigt 
es  sieb  doch,  dass  das  romantische  Blut,  mag  es  auch  manches  Mal  durch  nicht  wenige  Tropfen 
Trivialität  verdünnt  sein,   ein  ganz   besondrer  Saft  ist.   .   .   . 


Der  Reichtum  an  Tönen,  den  die  Mehrzahl  der  romantischen  Zeitschriften  erkllno-en 
lassen,  die  der  erste  Band  dieses  Repertoriums  bucht,  wird  hier  begreitlicherweise  nicht  er- 
reicht, auch  nicht  erstrebt.  Wichtige  und  charakteristisch-romantische  Interessen  und  Be- 
strebungen kommen  auch  in   diesen   lyrischen  Sammlungen  zu   Worte. 

Bemerkenswert  ist  namentlich  die  katholi  sierende  Tendenz,  die  an  vielen  Stellen, 
mehr  luler  weniger  ausgeprägt,  sich  zeigt.  Namentlich  bei  jener  Gruppe,  die  noch  in  naher 
Fühlung  mit  der  Frühromantik  steht,  deren  Meister  Friedri  ch  Schlegel  ist:  Vermehren,  Rostorf, 
Sylvester  und  deren  Gesinnungsgenossen.  Friedrich  Schlegel  selbst  mit  seiner  Wiedererweckung 
—  und  z,  T.  Verballhornung  —  des  Grafen  Spee  geht  voran.  Auf  einem  anderen  Blatte  steht 
der  Marienkult,  den  z.  B.  Carove  und  Groote  in  ihrem  „Taschenbuch  für  Freunde  alt- 
deutscher Zeit  und  Kunst"  trieben.  Sie  knüpfen  an  die  ehrwürdige  Ueberlieferung  ihrer  Vater- 
stadt Köln  in  Malerei  und  Baukunst  an;  ein  stolzer  Lokalpatriotismus  lässt  sie  die  Meister- 
scböpfungen  früherer  Jahrhunderte,  lässt  sie  etwa  Stephan  Lochners  berühmtes  Dombild  beschreiben 
nnd  besingen. 

Derselbe  Groote  ward  25  Jahre  danach  der  erste  Vorsitzende  des  Kölner  Donibau- 
Vereins.  Die  Fundamente  aber  jener  grossen  Restaurationstat  wurden  damals  gelegt;  damals, 
im  zweiten  Jahizehnt  des  Jahrhunderts,  ward  von  diesen  kunstbegeisterten  Kölnern,  den  Groote 
Carove,  Rektor  Fochein,  dem  hochverdienten  Professor  Wallraf  und  wie  sie  beissen,  unter 
Führung  der  Brüder  Boisseree,  und  unter  der  Aegide  Goethes,  die  Liebe  und  das  Verständnis 
für  die  altdeutsche  Kunst  geweckt,  gepflegt,  verbreitet.  Damals  wurden  die  in  den  Zeiten 
nationaler  Erniedrigung  entführten  Schätze  jener  mittelalterlichen  Blütezeit  deutscher  Kunst  mit 
begeisterter  Rücksichtslosigkeit  —  und  Blüchers  kräftiger  Unterstützung  —  den  Museen  der 
Franzosen  wieder  entrissen.  Eifersüchtig  wachte  jede  Stadt  darüber,  dass  sie  ihre  angestammten 
Kunstwerke  wieder  erhielt,  und  eine  lebhafte  Polemik  erstand  z.  B.  der  Försterschen  „Sängerfahrt" 
um  den  künftigen  Aufenthaltsort  des  Danziger  Jüngsten  Gerichts,  dessen  Wiedergabe  im  Stich  dieses 
grösste  aller  Taschenbücher  zierte.  —  Wenn  die  Kölner  und  ihre  Bestrebungen  genannt  werden, 
so  darf  Friedrich  Sciilegels  Name  nicht   vergessen   werden:    für  die  Erkenntnis   der  gothischen 


-    xir   — 

Baukunst  ilaiikleii  die  Zeitgenossen  dein  grossen  Anreger  eindringliclie  Belehrung:  seine  Reise- 
briefe, deren  Haupttliema  die  GotLik  ist,  worden  einstimmig  als  das  wertvollste  Stück  seines 
Poetischen  Taschenbuches  anerkannt. 

Ein  lebhaftes  Interesse  für  <lie  altdeutsche  und  altniederländische  Malerei  entwickelte 
und  bewies  auch  Helmina  von  f'liezy,  wie  ihre  ausführlichen  Aufsätze  über  die  Sammlungen 
der  Boisseriie,   Bertram,   Bettendorf  u.  a.  in   der  „Sängerfahrt"   und  in  ihren  .„Aurikeln"  beweisen. 

Hand  in  Hand  mit  dieser  immer  stärker  und  immer  verständnisvoller  werdenden  Freude 
an  altdeutscher  bildender  Kunst  geht  die  Liebe  zum  altdeutschen  Schrifttum.  Seckendorfl' 
zunächst  betätigt  sicli  in  seinen  Alraauachen  als  eifriger  Sammler  auf  dem  Gebiete  des  Volks- 
liedes. Er  gibt  dann  Uhland  Gelegenheit,  Bruchstücke  aus  dem  Heldenbuch  zu  veröflfentlicheu, 
dem  auch  v.  d.  «Hagen  für  das  altdeutsciie  Taschenbuch  der  Groote  und  Carove  seine  ,, Rhap- 
sodie Huo-dietrich  und  Hildburg'  entnimmt.  Kerner  wird  später  im  „Poetischen  Almanach"  ein 
Wiedererwecker  des  Pegnisschäfers  Betulius-Birken,  für  den  er  im  ..Morgenblatt"  mit  liebevoller 
Beredsamkeit  eintritt.  — 

Fonqne  dann  tummelt  sein  unermüdliches  üichterross  in  den  tTeiilden  der  germanischen 
Poesie  des  Nordens.  Schon  zu  Neumann-Varnhagens  „Erzählungen  und  Spielen"  steuert  er  eine 
dänische  Sage  bei.  Die  „Deutschen  Frühlingskriinze"  Hornthals  bringen  aus  seiner  Feder  eine 
altnordische  Geschichte  in  sechs  Balladen:  „Die  Eroberung  von  Norwegen".  Sechs  Balladen 
sind  für  Fonque  eigentlich  etwas  wenig;  die  Saga  von  Regner  Lodbrog  behandelt  er  in  dreissig 
Balladen  —  „Vorspiel"  >ind  „Nachklang"  nicht  gerechnet.  ?>  eröffnet  mit  ihr  den  vierten 
und  letzten  der  hier  bearbeiteten  Jahrgänge  seines  Frauentaschenbnches. 

Wie  Seckendorff,  auf  Herders  Bahnen  fortschreitend,  auch  fremde  Literaturen  berück- 
sichtigt, so  führen  Uhland  seine  Pariser  Studien  in  das  (iebiet  der  altfranzo  sischen  Dichtung, 
aus  dem  er  die  ersten  Proben  im  Poetischen  Almanach  bietet.  Ebendort  übersetzt  t'onz  zwei 
altenglische  Lieder.  Auch  Pellegrin  veröffenlliciite  die  Bearbeitung  einer  altenglischen  Ballade 
in  Chamissos  Almanach.  Elf  türkische  Liebeslieder  brachte  Vermehren  und  sechzehn  ser- 
bische die  Sängerfahrt,  nach  Kopitars  Uebersetzung,  während  der  Heransgeber  Förster  sie 
irrtümlich  den  Brüdern  Grimm  zuschrieb.  Boccaccio  übersetzte  Neumann  —  mit  gewollter 
Hölzernheit.  Dass  die  vaterländische  Poesie  und  insbesondere  Kriegslieder  in  jenen  waffen- 
starrenden Zeiten  auch  in  den  Alraauachen  eine  grosse  Rolle  spielte,  bedarf  nicht  erst  der 
Belege.  Tyrtäische  Lieder  dichteten  damals  alle:  die  Loeben  und  Seegemund  so  gut  wie  Schenken- 
dorf, Fonque,  Hornthal,  Wilhelm  Müller  und  seine  Bundesbrüder.  Es  ist  eine  Ironie  des 
Schicksals,  dass  grade  diese  vaterland-l)egeisterten  und  wirklich  harmlosen  Jünglinge  die  Strenge 
der  Zensur  zu  fühlen  bekamen,  schon  damals,  noch  drei  Jahre  vor  den  Karlsbader  Beschlüssen, 
ehe  noch   die  Reaktionszeit  alle   Aeussernngen  des  literarischen  Lebens  bereift  hatte. 

Es  ist  ein  schöner  Zug  von  Fonqne  und  nimmt  für  ihn  ein,  dass  und  wie  er  in  seinem 
„Paul  Pomraer"  in  den   Gaben  der  Milde  gegen  diese  Duckmäuserei  auftrumpfte. 

Die  zeitliche  Grenze  unseres  Bandes  ist  etwa  der  Herbst  1817.  Von  Zensurschwierig- 
keiten war  in  dieser  Zeit  sonst  noch  nichts  zu  spüren,  weit  empfindlicher  störten  die  Unter- 
brechungen der  Postverbindungen  durch  die  hin  und  her  flutenden  Kriegszüge.  Wie  schlimm  es 
in  dieser  Beziehung  dann  zur  Zeit  des  jungen  Deutschlands  wurde,  haben  die  bei<ien  Bände 
des  Re|)ertoriums,   die  meinem  vorangehen,   in  aller  Ausführlichkeit  gelehrt. 


R.  P. 


Schlegel- Tieck'B  MuaeD-Almacach  1802. 


Mnsen-Aliuauacli 

füi- 

das   Jahr   1803. 

Herausgegeben 

von 

A.  W.  Schlegrel  und  L.  Tieck. 

Redaktion:  Die  Last  des  Sammeins,  Sichtcns, 
Ordneits  der  Beitrüge  trug  A.  W.  Schlegel 
als  'Bibliothekar  und  Ecgistrator  des  Taschen- 
buclis  so  gut  iric  allein;  Hecks  gleichgiltiges 
Säumen  verzögerte  das  Zustandekommen  sehr. 
Sogar  mit  der  Übersendung  ihm  anvertrauter 
Seiträge  von  Novalis  und  Schätz  war  er  so 
lässig,  dass  ihm  A.  W.,  nach  wiederholt  t^er- 
geblichem  Mahnen,  kurz  vor  Beginn  des  Druckes 
in  hellem  Zorn  drohte:  Schicket  Du  diese 
(Sachen)  aber  nicht  mit  umgehender  Post, 
so  werde  ich  Dich  von  neuem  mahnen,  und 
zwar,  da  Du  einmal  weisst,  was  ich  will, 
durch  ein  blosses  Couvert  ohne  Brief  darin, 
welches  ich  posttüglich  so  lange  wiederholen 
werde,  bis  ich  sie  habe.   Br.  an  Tiecklll,  250. 

Verlag:  Tübingen,  in  der  Cotta'schen  Buch- 
handlung. 

Druck:    Jena,   bei    Frommann   und  Wesselhöft. 

Zeit  des  Erscheinens:  Anfang  November  1801. 
(Holtei,  Briefe  an  Tieck  III,  271.) 

Format:  12". 

Schriftart:  Sehr  kl.  Antiqua.  Dazu  bemerkt 
(Br.  an  Tieck  III,  248)  A.  W.  Schlegel: 
Es  kommt  hauptsächlich  darauf  an,  dass  So- 
nette und  dergleichen  nicht  mit  gebrochenen 
Zeilen  gedruckt  werden  mü.ssen,  sollte  auch 
allenfalls  kleinere  Schrift  dazu  genommen 
werden.     Ebenda  auch  254. 

Honorar:  Cotta  bewilligte  60  Louisd'or  Grund- 
honorar und  versprach  nach  Absatz  von 
1000  Exemplaren  noch  40,  (Br.  an  Tieck  III, 
238  f.,  271);  das  ergab  bei  ca.  300  Seiten 
für  den  Duodezbogen  u.  24  S.  etwa  4 — 5 
Lsd'or.  20  Lsd'or  waren  ein  wenig  mehr 
als  100  Thaler.    Soviel  betrug  Tiecks  Anteil. 

Fundorte:  Kgl.  Bibl.  Berlin.  Univ.-Bibl. 
Berlin,  Bonn,  Breslau.  Greifswald.  Halle,  Kiel, 
Marburg,  Stadt-Bibl.:  Göritz-Bibl.  Berlin,  im 
Mark.  Prov.-Museum.  Prof.  K.Siegen-Leipzig. 

Zur  Geschichte  desAlmanachs:  B.  Haym, 
Die  Romantische  Schule-  (Berlin  1906)  S. 
712  ff.  (713,  Anm.  2  muss  es  statt  339  richtig 
293  Seiten  heissen),  75Gf.  u.  ö.  —  Erstes 
AtiftaucJien  der  Almanachidee  schon  1794, 
nach  Bürgers  Tode;  erneut  1797  iFr.  Schlegels 
Br.  an  s.  Bruder  S.  1S9;  314).  Sehr  bald 
■nach  seiner  Begegnung  mit  Tieck  —  Sommer 
1798  —  reizt  Aug.  Wilhelm  die  Idee  eines 
Spass-Almanac/is,  die  er  dem  neuen  Freund 
am  30.  Nov.  entwickelt  iHoltei,  Br.  an  Tieck. 
III,  229),  die  Freund  und  Bruder  wiederholt 
hin  und  her  wenden.  < Friedrichs  Briefe  an 
A.  W.  411  ff.;  Haym,  Komant.  Schule  75S  f.) 
Die  Zeit  des  Jenaer  Zusammenlebens  1300 
verdrängt  diesen  Plan  durch  den  höheren, 
eine  romantische  Mustersammlung  gemeinsam 
mit  Tieck  herauszugebeji.  „Wir  beyden,  dann 
Hardenberg,  Friedrich  und  Schelling  können 
das     Buch     schon     hinreichend    anfüllen.'' 


Schlechthin  nichts  dürfe  aufgenommen  werden, 
was  von  einem  zweydeutigen  halben  Talent 
zeuge  (Br.  an  Tieck  III,  234  f.,  239).  — 
Vergeblich  erbat  Schlegel  einen  Beitrag 
Goethes.  Seine  Briefe  in  dieser  Angelegen-  5 
heit  vom  16.  XII.  ISOO  und  Febr.  ISOl.  ver- 
zeichnet Walzel  —  Schüddekopf  'Goethe 
und  die  Romantik'  I,  95  f  97  f,  (104);  Goethes 
Antwort  vom  2S.  II.  1801  s.  ebenda  I,   101. 

—  Vgl.  auch  S.  416  f  und  427  f  des  10 
Sehiller-Cottaschen Briefwechsels  und  Schillers 
Briefe,  hrsg.  von  Jorias,  VI,  279,  284. 
[Körner  an  Schiller  4,  251  ff]  Die  aus- 
führlichen Verhandlungen  über  das  nur 
langsam  wacJtsende  Jlaterial  und  seine  Ver-  lä 
Wendung  spielen  die  wichtigste  Rolle  in  der 
Korrespondenz  Aug  Wilhelms  mit  Tieck  während 
des  Jahres  ISOl  (a.  a.  0.  III:  ausser  den  an- 
gegeb.    Stellen   vgl.  noch  241,  43,  45,  47  f., 

51  f,  53  ff.,  67.)  20 

Rezensionen:  An  erster  Stelle  ist  Aug.  Ferd. 
Bernhardis  dem  Almanach  gewidmete  Ab- 
handlung zu  nennen,  im  ersten  (und  einzigen) 
Stück  seiner  Quartal-Schrift  „Kynosarges", 
Berlin  1802.  bei  Heinrich  Frölich,  S.  121-153:  2ö 
Die  ausführliclistc,  auch  die  früheste  Kritik 
(Haym,  Rom.  Schule  754  ff. ;  über  die  Zeit 
des  Erscheinens  755  Anmi.  Nachdem  B.  zu 
Beginn  die  Schwierigkeit  der  Beurteilung  ron 
Sammlungen  kleiner  Gedichte  entwickelt  hat,  30 
stellt  er  ausführlich  seine  kritische  Methode 
dar  und  zimmert  rasch  ein  System,  das  in 
der  Verherrlichung  der  'mystischen  Gedichte^ 
Fr.  Schlegels,  Tiecks  und  Novalis'  gipfelt. 
Friedrichs  Zyklus  ' AbendnJlhe'  scheint  ihm  35 
'allein  schon  hinreichend,  die  Ansprüche  auf 
den  Name)i  eines  grossen  Dichters  zu  recht- 
fertigen'. Nächst  ihm  nennt  er  vor  allem 
Tiecks  'mystisch -dramatische  Romanze'  'Die 
Zeichen  im  Walde' ein  vollendetes  Meisterstück,  ^ 
ein  nie  genug  zu  bewunderndes  Kunstwerk.  — 
Seilt  Resultat  ist,  dieser  Almanach  sei  in  der 
Tat  ein  Musenalmanach,  in  dem  kein  einziges 
schlechtes  Gedicht  enthalten  sei.  Von  so  ein- 
seitiger Bewunderung  ist  selbst  die  'Zeitung  •4» 
für  die  elegante  Welt',  deren  theaterkritischer 
Berliner  Mitarbeiter  Atig.  Wilhelm  damals 
war,  weit  entfernt,  wenngleich  sie  immerhin 
noch  manches  anerkennt.  Ztg.  f.  d.  eleg.  Welt 
lt!ü2,  Xo.  31,  32,  vom  13.  und  16.  März,  äO 
Sp.  241  ff.  'Es  ist  nicht  zu  leugnen,  dass  die 
Vf.  manches  schöne  Talent  haben,  wovon 
sich  auch  hier  und  da  eine  Spur  blicken 
lässt,  welche  aber  wie  ein  Blitz  wieder  ver- 
schwindet.'   Auch  dieser  Kritiker  —  'Narino'    ^ 

—  lobt  die  'Zeichen  im  Walde'  und  A.  W. 
Schlegels  'Fortunat'  und  'Feenkind' :  herrliche 
Sachen!  Aber  aus  Tiecks  'Lebenselementen' 
und  'aus  der  ganzen  Reihe  von  Gedichten 
unter  der  Rubrik:  Abendröthe  kann  er  nicht  ^0 
klug  werden'.  Bei  den  geistlichen  Liedern 
ruft  er:   Gott  bewahre  uns!    Das  kann  ich 

ja  im  Gesangbuche  haben.    Ja,  das  Christen- 
tum ist  nicht  einmal  protestantisch,  sondern 
der   Kryptokatholizismus    steckt  hier   seine    ^ 
Hörner  heraus.  —  Von  all  diesem  das  Gegen- 
teil verkündet   eine   enthusiastisch  preisende 


Schlegel-Tiecks'  Musen-Almanach  1802. 


Anzeige,  —  das  der  näcMen  No.  (32)  der 
'Eleganten'  beigelegte  'Nanenhlatt',  dessen  Vf. 

—  nach  Koberstein  IV  872  Bcrnhaidi  — 
z.  B.,  'Novalis'  Dichtungen  mit  Kennerblicken 

5  prüfend,  prophezeit:  Der  bei  dieser  Gelegen- 

heit angekündigte  Roman  .  .  .  muss  ein  neues 
Früblingsreich    der    Dichtung    erschliessen, 

—  Einen  andern  Ton  schlägt  Nicolais  Neue 
allgem.  Deutsche  Bibl.  an.     (6.  Heft  des  II. 

10  Stückes  von  Bd.  69,   1802,  S.  345  ff.)     Nur 

tviderwillig  mischt  sich  unter  die  knotig-ge- 
hässigen Sätze  ein  Komplimentchen  für  den 
Meister  der  neuen  Schule,  dessen  Dicidungen 
'der  beinahe  einzige  Schmuck  dieses  Älmanachs' 

15  seien.     Sonst  gesteht  'GK.'   —  nach  Kober- 

stein IV,  S5G  ^=  V.  Bohr  —  ohne  Bedenken, 
dass  dieses  gemeinschaftlich  zubereitete  Gast- 
mahl 'grösstenteils  aus  poetischen  Schau- 
gerichten besteht,  teils  mit  Asa  foetida  und 

•>u  Knoblauch,  teils  mit  geschmacklosem  Safran 

und  Wasserpfeffer  oder  Flöhkraut  gewürzt'.  — 
Schroß  ablehnend  verhält  sich  auch  Schiller, 
der  am  2S.  XII.  1801  Körner  antwortet: 
„Was  Du  mir  davon  schriebst,  ist  auch  mein 

25  Gefühl,    obgleich    ich   gestehen   muss,    dass 

ich  kein  eigentliches  Urteil  in  der  Sache 
habe,  weil  ich  es  schlechterdings  nicht  von 
mir  erhalten  konnte,  mehr  als  einige  Ge- 
dichte aus  diesem  Almanache  zu  lesen.     Die 

3IJ  Manier  dieser  Herren,  und  ihre  ganze  daraus 

hervorschimmernde  Individualität  ist  mir  so 
ganz  und  gar  zuwider,  dass  ich  garnicht 
dabei  verweilen  kann."  Br.  hg.  v.  Jonas  VI 
324  =  Briefweclisel  mit  K.  IV  253. 

3^  Inhalts- Verz  eichnis.  p.  Ill— VI. 

A.  W.  Sohle  gel:  Diegrössere  Gefahr. 
„Hochbrausend  rang  mit  Peleus  Sohn  Ska- 
mander"  1.  Sonett.  S.  W.  Bd.  1,  368.  — 
Tieck:    Die   Zeichen  im   Walde.     Ko- 

40  manze.  „0  mein  Sohn,  wiegrässlich  heulend" 
2—24.  ^Gedichte  von  L.  Tieck'^  Dresden 
1821  f,  Bd.  1,  S.  33 ff.  —  Fr.  Schlegel: 
Im  Friihlinge.  „Wie  freut  sich  die  Seele, 
der  Freude  erschlossen"  25 — 26.  —  Gedichte 

4.-,  1S09,  S.  6;  S.  W.  Wien  1823,  Bd.  8,  105. 
A.  W.  Schlegel:  Die  Tragiker.  „Ae- 
schylus  ruft  Titanen  lierauf  und  Götter  her- 
unter« 26.  Epif/ramm.  S.  W.  Bd.  3,  35.  — 
W.   Süvern  [1775—1839,  ADB  .37,  306145 

5u  [Dilthey]:  Wiedergeburt;  im  Herbste 
1800.  „Ins  Dunkel  will  des  Jahres  Licht 
sich  neigen"  27 — 30.  9  Stan.:en.  V()l.  Eupli. 
1899,  4.  Erg.  Ueft  S.  121.  —  SZ.  [Wüh. 
V.    Schätz,    1776—1847,    ADB    33,    134  f. \: 

bu  Eomanze  „An  dem  dunklen  Tagamante"' 
31 — 35.  Novalis  \Eriedr.  v.  Hardenberi/, 
1772—1801,  ADB  10,  563 f.\:  An  Tieck, 
„Ein  Kind  voll  Wehmuth  und  voll  Treue" 
35—38.  —  Novalis  Schrr.  IJg.  Tieck,  .5.  Av/l. 

öo  1837,  II.  TU.  S.  44 f.  Tieck:  Lebens- 
Elemente.  I—VIII.  39—51.  I.  Die  Erde. 
„Hoher  kann  der  Muth  nicht  streben"  39—40. 
ir.  Das  Unterirdische.  „Was  will  die 
Angst  an  meiner  SeeleV"  41 — 43.  111.  Das 

65  Wasser.  „Blauer  fliessenderAether"  43— 44. 
IV.  Die  Luft.  „Holde  Sehnsucht,  steigst 
du  niederV"  45—46.    V.  Das  Feuer.    „Sey 


mir  gegrüsst"  46 — 47.  VI.  Das  Licht. 
„Schon  grüsst  der  Vater  seinen  Sohn"  48. 
VII.  Arbeit.  „Vorwärts  wandeln,  wieder- 
kehren'' 49—50.  VIII.  Sabbath.  „Der 
Himmel  lacht  in  seiner  heitern  Bläue"  50 — 51. 
..Gedichte  .  .  ."  Bd.  1,  S.  122  ff.  Fr.  Schle- 
gel: Klage.  „Was  frommt  die  neu  er- 
wachte Schöpfungspracht"  51.  Stame.  — •  A. 
W.Schlegel:  Die  Warnung.  Romanze. 
„Es  tritt  ein  Wandersniann  herfür"  52 — 59. 
S.  W.Bd.1,223.  Fr.  Schlegel:  Fantasie. 
„Alte Töne  tönen  wieder"  59—63.  Ged.  1809, 
S.  37,  S.  W.  Bd.  8,  113  ff.  A.  W.  Schlegel: 
Studium  des  Alterthums.  „Leset  die 
Alten!  versteht,  die  eigentlich  ältesten  Alten. 
Was  die  Modernen  davon  preisen,  bedeutet 
nicht  viel."  63.  S.  W.  Bd.  3,  40.  —  Sophie 
B.  \S.  Beriihardi,  qeh.  Tieck,  1775—1833, 
ADB.  2,  459] :  B  a  1 1  a  d  e .  [Ein  Ritter  wirbt 
vergeblich  um  die  Liebe  eines  Fräuleins, 
das  am.  Hochzeitstage  ihren  hcissgeliehtcn 
Bräutigam  begraben  musste  und  nun  im 
Kloster  jenen  Seelenfrieden  sucht  und  findet, 
den  ein  alter  Pater,  eine  der  Episodenfiguren 
dieser  ,. Ballade^,  seit  langem  geniesst.  Bald 
aber  vergisst  der  Ritter  seine  Liebesschmersen 
im  Glück  erwiderter  Neigung  zu  einer  Dame, 
deren  Bruder,  Adelbert,  er  aus  Räuber- 
händen befreite.  —  Die  überwiegende  Prosa 
der  lose  an  einander  gereihten  Szenen  —  freies 
Feld;  Blaskensaal;  Hütte; einsamer  Waldplatz; 
ein  Thal;  —  ivechselt  mit  fünßebigen  Jamben 
zweier  Gespräche  des  Ritters  mit  dem  Fräulein, 
der  späteren  Nonne:  im  Garten  und  am  Sprech- 
gitter des  Frauenklosters.]  64—78.  —  SZ. 
[W.  V.  Schütz]:  Zauberey  der  Nacht. 
Romanze.  „Aus  Wolken  tritt  der  Mond 
herfür"  78-82.  —  SZ:  Die  Tänzer. 
83 — 97.  [Eine  Serie  von  16  selbständigen 
Strophen  und  Gedichten.].  [1]  „Der  glänzen- 
den Kerzen  Schein  erhellt"  83—84.  [2]  „Wie 
sie  all'  im  eitlen  Drehen"  84.  [3]  „Wie 
kühn  tritt  der  zum  Mädchen  hin"  85.  [4] 
„Mein  Anzug  ist  überaus  glücklich  gewählt" 
85.  [ö]  „Indessen  wird  bunter  die  schauende 
Welt."  85—86.  [6]  „Es  schauten  trüb'  auf 
mich  der  Mond,  die  Sterne"  86—87.  [7] 
„Blicke  und  Lippen  blinken  im  Glanz"  87. 
[8]  „Frisch  auf  ihr  Gesellen«  87—89.  [9] 
„Dem  Amte  hab'  ich  treu  gelebet"  90 — 91. 
[10]  „Bald  darf  ich  die  Hand  berühren" 
91—92.  [11]  „Es  will  der  Glanz  sich  immer 
neu  vermehren"  93.  [12]  „Knaben  kann  man 
schlank  und  schön"  93 — 94.  [13]  „Er  tanzt 
mit  mürrischem  Gesicht"  94.  [14]  „Wie  sind 
wir,  liebes  Weib,  beglückt"  94— 95.  1 15]  „Wie 
Blumen  seh'  ich  reizende  Gestalten"  95 — 96. 
[16]  „So  kann  der  Dichter  es  doch  niemals 
lassen"  97.  —  SZ:  Wonne  der  Nacht. 
„{)  Mondschein  süss"  98— iai.  —  A.  W. 
Schlegel:  DasFeenkind.  An  Friede- 
rike Unzelmann.  „Ich  kaniit'  ein  seltsam 
Feenkind"  101—106.  <S'.  W.  Bd.  1.  235  f.  — 
A.  W.  Schlegel:  An  Buri,  über  sein 
Bildniss  der  Gräfin  Tolstoy  geb.  Ba- 


Schlegel- Tiecks  Musen-Almanach  1802. 


ratinsky.  „So  schlingt  die  Kechte  in  des 
Hauptes  Schleyer"  107.  Sonett.  S.  W.  Bd.  1, 
.369.  Goethes  Bildnis  nach  Burys  Ölgemälde 
schlug  A."\V.  Schlegel  Cotta.dereinTitelkupfer 

■r,  für  den  Almanach  wünschte,  vor.  Der  Plan 
gelangte  nicht  zur  Ausführung.  Briefe  an 
Tieck,  HI,  242  f.  Friedrich  an  A.  W.  493.  — 
Fr.  Schlegel:  Das  Ideal.  „Der  ist  zu 
schwer,    der  andre    fällt    ins    Leichte"     108. 

10  Sonett.  Gcd.  809,  S.  :>53,  S.  W.  Bd.  9,  45. 
Fr.  Schlegel:  „Nur  das  Ganze,  mein  Freund, 
■vvie  es  lebt  und  im  Leben  sich  spiegelt,  Das 
sey  dein  Ideal,  frey  von  der  Formel  Gespenst." 
108.  —  Tieck:  Der  Besuch.   I— IV.    109 

15  bis  117.  I.  Morgen.  „Die  Waldung  schweigt" 
109—111.  IL  Mittag.  „Ich  soll  sie  sehn!" 
112—113.  III.  Abend.  „Wie  ist  es  denn, 
dass  trüb'und  schwer-  113 — 116.  IV.  Xacht. 
„Im  Windsgeräusch,  in  stiller  Nacht"  116-  117. 

20  /—///.■  Gedichte,  I.  Th.  136—143.  17:  I.  Th. 
S.  115.  Bonaventura  [=  Fr.  Willi.  Jos. 
Schelling;  Uaym,  liomant.  Seh.  635  f.  Änm.; 
Br.  an  Tieck  III,  :.'35,  241,  344  f.  —  Vr/l. 
Plitl,  Aus  Schelliw/s  Leben,  1869, 1  334,  343. 

25  Scheltin f/,  Sämtl.  \V.  X  431.]:  Die  letzten 
Worte  des  Pfarrers  zu  Drottning  auf 
Seeland.  „Die  müden  Glieder  neigen  sich 
zur  Erde"  118-128.  —  A.  W.  Schlegel: 
Skoliou.     „Nicht  einheimischen  Wein  bietet 

30  mir  an,  welcher  die  Lippen  nur"  128.  S.  W. 
Bd.  2,  35.  —  Sophie  B.:  Bilder  der 
Kindheit.  „Der  Winter  hielt  die  Erde  noch 
gefangen"  129—132.  —  Fr.  Schlegel: 
A b e n d r ö  t h  e.    Zyklus  S.  133-157;  Ged.  1809, 

35  S.  12  ff.;  S.  W.  Bd.  8,  149-174.  [Hier  ohne 
Ueherschrift;S.  W.  Bd.  8,  151:  'Erster  TeiV]: 
„Tiefer  sinket  schon  die  Sonne"  133.  — 
Die  Berge.  „Sieht  uns  der  Blick  gehoben" 
134.    —    Die    Vögel.     „Wie    lieblich    und 

40  fröhlich"  135.  —  Der  Knabe.  „Wenn  ich 
nur  ein  V^öglein  wäre"  136.  —  Der  Fluss. 
„Wie  rein  Gesang  sich  windet"  137 — 38.  — 
Der  Hirt.  „Wenn  ich  still  die  Augen  lenke" 
138 — 39.  —  Die  Hose.     „Es  lockte  schöne 

45  Wärme"  139—40.  —  Der  Schmetterling. 
„Wie  soll  ich  nicht  tanzen?"  140 — 41.  — 
Die  Sonne.  „Mit  lieblichem  Bedauern" 
141—42.  —  Die  Lüfte.  „Wie  säuseln,  ach 
so   linde!"    143.    —   Der   Dichter.     „Was 

."40  wünschen  und  was  streben  alle  Sinnen?" 
144.  Sonett.  —  [Hier  ohne  Ueberschrift;  S.  W. 
Bd.  8,  162:  'Zweyter  Tlicil']:  „Als  die  Sonne 
nun  versunken"  145.  —  Der  Wanderer. 
„Wie  deutlich  des  Mondes  Licht"   146 — 47. 

;,;,  —  Der  Mond.  „Es  streben  alle  Kräfte" 
147—48. —  [  WechselriesanyzweierNachtigallen. 
Hier  ohne  Ueberschrift;  S.  W.  Bd.  8,  164: 
'Zwei/  Xachiiff allen']  „Sieh ,  es  steigt  zum 
duiikchiThrone"  148—150.  — DasMädchen. 

fin  «Wie  so  innig,  möcht'  ich  sagen"  151.  — 
Der  Wasserfall.  „Wenn  langsam  Welle 
sich  an  Welle  schliesset"  152.  —  Die 
Blumen.  „Die  schönen  Farben  dürfen  nicht 
mehr    glänzen"    153  —  54.  —  Der   Sänger. 

65    „Nimmer  wird  das  Leid  |so]  geendet"  154—55. 


—  [Leid,  auch  S.  W.  Bd.  8,  171,  Druckf. 
für  Lied.]  —  Die  Sterne.  „Du  staunest, 
o  Mensch,  was  heilig  wir  strahlen?"  155—56. 

—  Die  Gebüsche.      „Es    wehet  kühl  und 
leise'  156. — DerDichter.    „Derschwarze     ö 
Mantel  will  sich  dichter  falten"  157.    Sonett, 
Vgl.   eil   dem   Zyklus,   ursprünglich    für    die 
Luciude  bestimmt,   (Br.  Friedrichs  an  A.  W. 
457,  vom  2.  IL  1801)  Bernhardis  Kynosarges, 
1802,  S.  133141.  —  Bonaventura  [=  Schel-    lo 
lingy.  Thier  und   Pflanze.    „Kurz  nur  ist 
das  Verweilen  des  Frühlinges,  Himmel  und 
Erde"    158—59.     Distichen.    S.   W.  X,  439. 
Novalis:    Bergmanns-Leben.      „Der  ist 
der   Herr   der    Erde"    160—62.    —  Novalis   lö 
Schrr.   5.   Aufl.    Th.  1,    91  f    —    Novalis: 
Lob  des  Weins.    „Auf  grünen  Bergen  wird 
gebohren"  162 — 64.  Schrr.  Th.  1, 138f.  [Anm. 
des  Inh.-Yerz.  p.  IV.     „Die  beyden  vorher- 
gehenden Gedichte  gehören  zu  einem  noch   20 
ungedruckten     und    leider    unvollendet    ge- 
bliebenen Roman,  Heinrich  von  Afterdiugen 
[so!],  welchenTieck  ausderHandschriftunsers 
unvergesslichen,  durch  einenfrühzeitigenTod 
uns  entrissenenHerzensfreundes  hei-ausgeben    25 
wird."]  —  Tieck:  Einsamkeit.    „Der  ist 
nicht   einsam,   der   noch   Schmerzen   fühlet" 
165-68.     Stanzen.    Gedichte,    Th.  1,  105  ff. 

—  Fr.     Schlegel:      Lied.      „Schaff    das 
Tagwerk    meiner   Hände"    169.     Ged.  1809,   30 
S.  11,  S.  W.  Bd.  8,  106.  —  ***  [=  Johann 
Gottlieb     Fichte,      1762—1814]:        Idylle. 
„Was     regst     du,     mein     Wein,      in      dem 
Fasa   dich?«    170.     Sämtl.    W.    1846,    VIII 
460.  —  A.W.Schlegel:  Todten-Opfer.   35 
I — IX.     171 — 186.      I.    Sinnesänderung. 
„Ich  wollte  dieses  Leben"  171 — 74.    IL  Auf 
der    Keise.       „Von    ferne    kommt    zu   mir 
die  trübe  Kunde"  173.    III.  Der  Gesund- 
brunnen.    „Der  Himmel   lacht,   es   wehen    40 
warme  Lüfte"  176.    IV.  Der  erste  Besuch 
am  Grabe.     ,, Schon  Wochen  sind  es,   seit 
sie    hier     versenket"     177.       V.     Geliebte 
Spuren.     „Dich  sollt'  ich  hassen,   und  ich 
rauss  dich  lieben"  178.  VI.  Das  Seh  wan  en-    45 
lied.     „Oft,    wenn   sich    ihre   reine    Stimm' 
erschwungen"  179.    VH.  Die  himmlische 
Mutter.     „Der    Himmel,    sagt    man,    kann 
Gewalt  erleiden."  180.     VIII.  An  Novalis. 
„Ich    klage    nicht    vor    dir:    du   kennst   die    50 
Trauer;"  181 — 85.  IX.  An  denselben.  „Du 
Theurer,    dem    ich    dieses    Lied    gesendet" 
186.    No.  II— VII,  IX:   Sonette.    Xo.   VIII: 
Kanzone.  —  S.  W.  Bd.  1,  127 ff.     Vgl.  Huym, 
Rom.   Seh.   704;    Waits'   Caroline  I  295 f.;   55 
Briefe  an  Tieck  III 232  f.,  237;  s.  Bernhardis 
Kynosarges  S.  148.  —  Tieck:  An  Novalis. 
Zwei    Sonette.      I.    „AVer    in    den    Blumen, 
Wäldern,    Bergesreihen"     187.     IL    „Wann 
sich   die  Pflanz'    entfaltet  aus  dem  Keime"    60 
188.  Gedichte,  IL  Th.  96,   97.  —  Novalis. 
Geistliche    Lieder.     I— VIL      189—204. 

I.  „Was  war  ich  ohne  dich  gewesen?"  189—93. 
IL  „Fern  im  Osten  wird  es  belle"   193 — 95. 
III.  „Wer   einsam   sitzt  in  seiner  Kammer"    66 
1* 


Schlesel-Tiecks  Musen-Almanach  1802. 


195—97.  IV.  „Unter  tausend  frohen  Stunden" 
197-98.  V.  „Wenn  ich  ihn  nurhabe"  199-200. 

VI.  „Wenn  alle  untreu  werden«  200—202. 

VII.  Hymne.     „Wenige   wissen"    202—04. 
5    Novalis    Schrr.    1837,    II.   Th.    S.  ;:iO-3:J. 

—  Fr.  Schlegel:  Alte  Gedichte  aus 
dem  Spanischen.  205 — 11.  [1]  Auf  die 
heilige  Catharina.  „Reine  Magd,  von 
klarem  Golde"  205—206.    [2]  Auf  der  Pil- 

10  grimschaft.  „Jungfrau,  ewig  Braut  am 
Throne"  206-08.  [3]  Vom  Leiden  Christi. 
„Erd  und  Himmel  sich  beklagten"  209—10. 
[4]  Lied.  „Da  nun  todt  der  Herrdes  Lebens" 
210-11.     Ged.  1809,  S.  305  f.;  S.  W.  Bd.  8, 

15  143—47.  Fr.  an  A.  W.  aus  Jena  am  15. 
XII.  1800:  Hier  erhältst  Du  einige  Catholische 
Gedichte  aus  dem  Cancionero.  Kannst  I)u 
nun  dergleichen  für  den  Almanach  brauchen, 
so  mache  ich  wohl  noch  einige  dazu.    Br.  450. 

20  —  A.  W.  Schlegel:  Hymnen  nach  dem 
Lateinischen.  212 — 20.  [1]  Die  vor 
Liebe  sterbende  Maria.  „Hört  Sioni- 
tinnen"  212—13.  [2]  Die  Himmelfahrt 
der  Jungfrau.      „Phöbus,  auf!  am  heitern 

25  Himmel"  214  —  16.  [3]  Vom  jüngsten 
Gericht.  „Jenen  Tag,  den  Tag  des  Zoren" 
217—220.  S.W.  III  188  ft'.  Vgl.  die  Parodie 
des  alten  Vo.ss  auf  dieses  jüngste  Gericht  im 
Morgenhlatt  1808,  (14.  L): 

30  Alles  ivas  mit  Qual  und  Zoren 

Wir  gedudelt,  geht  verloren, 
Hat's  auch  kein  Prophet  beschtvoren. 

Dieses  nicht  unwitzige  ^Busslied  eines  lio- 
mantikers',  von  genau  gleicher  Länge  tvie  das 
35  Vorbild,  bedient  sich  in  1 9  dreiseiligen  Strophen 
(soweit  der  parodistische  Zweck  es  sulässt)  der- 
selben Beime  wie  A.  W.  und  schliesst: 

Wer  gesündigt  hat  mit  Zoren, 
Muss  dort  ewig,  ewig  schmoren ; 
*^  Aber  mich,  trotz  meiner  Schulden, 

Nimm  ins  Paradies  mit  Hulden, 
Gieb  mir  Armen  ew'ge  Kuh, 
Sey   es  auch  —  mit  Kotzebue! 

45  Dazu Görres, Ges. Brr.  1858.1  500f.-Mnioch 
[Joh.  Jakob,  1765-1804,  ADB  22,  36 f 
Vgl.  Nekrolog  d.  Ztg.  f.  d.  eleg.  Welt  1804, 
No.  29,  V.  8.  III.]:  Hellenik  und  Ro- 
mantik.   221—34.    I.  Das  Leben.   „Kräftig 

jo  und  jauchzend  und  klar,  so  strömte  die  Welle 
des  Lebens"  221—29.  [Bis  S.  224  Hexa- 
meter; von  225  an  Stanzen,  beginnend: 
„Da  kamen  andre  Zeiten,  graue  Nacht"] 
II.  Der  Tod.     „Freylich  uns  schneidet  die 

53  Parze  zu  früh  den  Faden  des  Lebens!" 
229—34.  [Bis  232  Distichen;  von  232  ab 
Terzinen,  beginnend:  „Du  hast  im  Tod 
ein  weltlich  Lied  gesungen"]  'Analekten 
oder  Ausivahl  aus  s.  neuesten  Schrr.\  Görlitz, 

ß„  bei  Anton,  1n04,  I13ff.  —  Der  Überschrift 
I  (a  und  b)  des  Alm.  entspricht  hier:  1.  Hel- 
lenischer-, 2.  Romantischer  Lebenssinn.  Der 
Überschr.  11  (a  und  b) :  1.  Hellenischer-,  2.  Bo- 
mantischer  Tod.  —  Sonst  ist,  ausser  Kleinig- 


keiten zum  Vorteil,  hier  so  gut  wie  nichts  ge- 
ändert. Einzig  die  letzte  Zeile  der  S.  223 
des  Almanachs  lautet: 

<C  ...  als  jetzt  ein  seellos  Spiel  der  Begriffe  > 
Alm. :     In  das  Haken-System  des  eisernen       5 

Denkens  ihn  hinwirft ! 
Anal.  1, 17:      Für  die  Keif  ihn  fängt 

im  Netz  des  eis.  D.! 
Vgl.  A.  W.  an  Tieck  III.  249,  251  /'.,  265  ff. 
—  Fr.  Schlegel:  Hymnen.  {Tatsächlich  10 
3  Sonette.)  I.  „Apollo,  wirst  du  diese  Gluth 
noch  lindern?"  235.  II.  Diana,  beil'ge,  wo 
sind  Deine  Brüste?"  236.  III.  „Ich  soll  den 
Schleyer,  Isis,  Dir  zerreissen."  237.  Gedichte 
1809,  S.  243  f ;  S.  W.  Bd  <J,  26  f.  Br.  an  A.W.  15 
457.  —  Tieck:  Der  Zornige.  „Auf  zu'n 
Waffen!  Auf  zu'n  Waffen!"  238-41.  II  Th. 
205 f.;  Untertitel:  Bomanze;  Anfangszeile: 
Zu  den  Waffen !  Bonaventura  [=  Schel- 
linq]:  Lied.  „In  meines  Herzens  Grunde"  20 
24i— 43.  S.  W.  1861,  X  437.  —  A.  W. 
Schlegel:  Fortunat.  Romanze.  „Tliauig 
in  des  Mondscheins  Mantel"  243  —  50.  S.  W. 
Bd.l,  229  f.  —  H.  [=  G.  A.  Karl  von  Harden- 
berg, Ps.  ^Bostorf^,  1776 — 1813,  s.  Kinds  25 
JlarfC^  1816,  III,  351  f.]:  Der  Frühling. 
„Der  Frühling  ist  ein  wunderbarer  Traum" 
251-53.  Vgl.  Fr.  an  A.  W.  S.  470,  vom 
24.  III.  1801.  A.  W.  Tieck  III,  250,  253. 
Franz  Deibel,  Dorothea  S.  102,  der  30 
gegen  Repertor.  I  26  Dorotheas  Autor- 
schaft mit  Recht  leugnet.  —  Fr. 
Schlegel:  Romanze  vom  Licht. 
„Unsre  Erde  liebt  den  Aether"  254—56. 
S.  W.  Bd.  8,  107 f.,  u.  d.  Titel:  Bückkehr  35 
zum  Licht.  —  Vgl.  Br.  Friedrichs  an  A.  W. 
463,  469.  Diese  Bomanze  kann  nicht  mit  der 
damals  (Febr.  Ol)  geplanten  'Canzone  an 
Apollo,  als  Sonne,  Licht,  Natur,  Poesie'  iden- 
tisch sein,  denn  Fr.  übersendet  am  6.  III.  1801  40 
aus  Jena  'von  alten  Sachen,  die  anfäng- 
lich zur  Lucinde  bestimmt  loaren,  nun  auch 
noch  die  Romanze  von  Licht  und  Liebe.'  — 
Sie  bespricht  A.  Huber,  Graz  1896,  Sonder- 
nhdr.  a.  d.  Festschrift  d.  dtsch.  akadem.  Philo-  45 
logen- Vereins  in  Gras.  —  Ungenannter. 
[=  F.  A.  Schulze,  Ps.  Laun]:  Der  Streit 
für  das  Heilige.  „Zum  Kampfe  denn! 
noch  rüsten  sich  die  Frechen"  257.  Sonett. 
Vgl.  Memoiren  von  Friedr.  Laun,  Bunzlau  50 
1837,  I  66  f.  Launs  Sonett  schliesst  mit 
einein  Verse,  der  Fr.  Schlegels  Gedicht  An 
die  Deutschen  (Athenaeum  2.  Stck.  III  Bds. 
=  S.  W.  IX  13  ff.)  entnommen  ist:  Wer 
ivill,  sei  mit  in  Uns.  . .  Durch  Vermittlung  55 
des  befreundeten  Architekten  Heine  kam  das 
Sonett  in  A.  W.  Schlegels  Hände.  'Wie  ich 
mich  später  gegen  Tieck  als  Vf.  zu  erkennen 
gab,  sagte  er  mir,  dass  dieses  Gedicht  der 
einzige  Beitrag  im  Almanach  gewesen,  von  60 
dem  die  Herausg.  auch  gar  nicht  hätten 
ahnen  können,  wer  wohl  der  Vf.  sein  möge.'  — 
Tieck:  Sanftmuth.  „Aus  den  Wolken 
zieht  ein  Weben"  258—61.    Ged.  L  Th.  S.88. 


Vermehrens  Musen-Almanach  1802. 


10 


—  B.  [=  Bernhardt]:  Der  Tiaiim.  „Einst 
ging  der  Menschen  Trübsal  mir  zu  Herzen" 
261—72.  2r  Stanzen.  Ä.  W.  Schlehe/  an  Tieck 
III264f.  253.  —  LL.  [=  ScheUinc,,  im  Be- 

ö  ffister  unter  Bonaventura  aufgeführt]:  Loos 
der  Erde.  „Ist  denn  Krieg  von  Liebe  so 
unzertrennlich  auf  Erden?-'  273.  S.  W.  tiicht 
enih.;  Haym  S.  635,  A.  W.  an  Tieck  111211, 
244.  —  Jnhumanus  [=  J..  W.  Schlegel]:  Ein 

10  schön  kur  zw  eilig  Fastnachtsspiel  vom 
alten  und  neuen  Jahrhund  ert.  274 — 93. 
Tragiert  am  ersten  Januarii  im  Jahre  nach 
der  Geburt  des  Heilandes  1801.  „Der 
Herold   tritt  ein,  verneigt  sich  und  spricht: 

13  „In  dieses  neuen  Jahres  Namen."  \Ber 
Herold  spricht  auch  denEpilog]  —  Den  Haupt- 
teil füllt  ein  Zwiegespräch  zwischen  dem  neuen 
Jahrhundert,  das  noch  in  der  Wiege  liegt,  und 
dem  alten  aufgeklärten,  das  daneben  sitzend 

20  jenes  wiegt.  —  Schliesslich  tritt  der  Satan 
ein  ttnd  führt  das  alte  Jahrhundert  ah;  worauf 
der  Genius  und  die  Fr  eyheit  dem  jungen  er- 
scheinen und  es  segnen.  Haym,  Romant.  Schule 
762,  Fr.  an  A.  W.  Schlegel,  Walzel  462.  - 

25  Verzeichnis  der  ÄTitarbeiter 

am  Schlegel-Ticckschcn  Jlusen- 
Almanach  auf  1802. 

August  Bernhardi. 

Sophie  Bernhardi,  geb.  Tieck. 
30  Bonaventura  =  Schelling. 

Fichte. 

Friedrich  v.  Hardenberg,  s.  Novalis. 

Karl  V.  Hardenberg  (Eostorf). 

Inhumanus  =  A.   W.  Schlegel. 
3,=,  Mnioch. 

Novalis  =  Fr.  v.  Hardenberg. 

Schelling,  s.  Bonaventura. 

Friedrich  \    q„t,i^„^i 

A.   W.       ]  ^'^'"'^9"- 
40  Fr.  A.  Schulze  (Laun). 

Wilhelm  v.  Schütz. 

W.  Süvern. 

Tieck. 

Ungenannter  =  Fr.  A.  Schulze  (Laun). 


Museu-Aliuanaclie 

für 
die  Jahre  1802  (nnd  1803). 

Herausgegeben 
von 
Bernhard  Vermehren. 
Redaktion:   Vermehren. 

Verlag:    1802:    Leipzig,    in    der    Sommerschcn 
Buchhandlung. 
1S03:  Jena,  in  der  Akademischen  Buch- 
handlung 
Gedruckt:  Jena,  bey  Carl  Schloltcr. 
Format:  16°. 
Schriftart:  Antiqua. 

Fundorte:  Beide  Jahrgänge:  Grossherzogl.  Bibl. 

Weimar;  Stadt-Bibl.  Hamburg. 

1802:  Hof-  u.  Staat-s-Bibl  München:  Gross- 

lierzoglidie  Bibl.  I)  a  r  m  Stadt:  Dr.Lcop. 

Hirschherg-Bcrlin,  K.    Sicgcn-Leipzig. 

1803:  Königl.    Bibl.    Berlin;     'Hannover. 


Unie.-Bibl.  Jena;  Würzburg.  Her- 
zoglichcBibl. Gotha.  Göritz-Lübcck- 
Stiflung-Bcrlin,  K.  Siegen-Leipzig. 

Die  „Poesien   von  Louise  Brach- 
mann,    Conz,     Hang,    Kuhn.     Sophie 
Mereau,    Friedr.    Schlegel    usw.     Ein 
Musen-Almanach   für   iso.9.     Frankf. 
bei   Friedr.    Wilh.   Hahn.     13^. •"    sind 
lediglich  eine  mit  diesem  Titel  versehene 
Neu-Ausgabe  des  Jahrgangs  1S03. 
Zur    Cieschichte    des    Musen-Almanachs: 
Der  Jahrgang  1S02  beginnt  mit  einer 
„Erklärung". 
„Oeffentlich   sagt   der  Herausgeber   seinen 
verehrten  Mitarbeitern  innigen  Dank,  dass 
sie  ein  Unternehmen  tbiitig  unterstützten, 
welches   aus   reiner  Liebe    zur   Kunst  be- 
gonnen   wurde.     Sein  Dank   wird   um    so 
wahrer    und     inniger    ausgesprochen,     je 
fester    sich    derselbe    auf   der    deutlichen 
Erkenntniss  gründet,  dass  ohne  die  freund- 
liche    Beibülfe     so     vieler     vortreflichen 
Dichter  und  Dichterinnen  der  Gedanke  des 
Herausgebers      nicht      hätte      ausgeführt 
werden  können.     Der  Wunsch,  auch  in  der 
Folge   einer    ähnlichen   Unterstützung    zu 
gemessen,  drängt  sich  natürlich  aus  seiner 
Seele  hervor,   und   er   sieht  nicht  ein.   da 
es  ihm  aufrichtig   um    die  gute  Sache   zu 
tun    ist.     warum   er   ihn    nicht   frei    und 
offen     äussern    sollte.     Ohne     Umschweif 
fodert    er  also  Deutschlands  Dichter  und 
Dichterinnen  auf,  ihm  für  die  Fortsetzung 
seines  Unternehmens  vorzügliche  poetische 
Beiträge  gütigst  mitzuteilen.  Jeder,  welcher 
den    Federungen    der  Kunst  und   des  ge- 
läuterten Geschmacks  entspricht,  wird  ihm 
sehr  willkommen  seyn,  und  soll  nicht  blos 
in    einer    würdigen    Reihe    ein    würdiges 
Mitglied   ausmachen,    sondern    auch   nach 
allen    äusseren    Rücksichten,    welche   der 
Verfasser    etwa    gerne    beobachtet    sähe, 
geehrt  werden.     Er    wünscht,    dass    man 
bey  der  üebersendung  der  Gedichte  sich 
in    Ansehung    dieses     Punktes    bestimmt 
gegen    ihn  erkläre.     Spätestens  zu  Ende 
des  März-Monathes   muss   er  sich  allemal 
die  Beiträge  erbitten,  weil  diese  Zeit  zur 
Anordnung  des  Ganzen  festgesetzt  werden 
musste  Der  Herausgeber.' 

Dieser  Erklärung  Vermehrens  an  die  zu- 
künftigen Mitarbeiter  [S.  1 — 2J  folgt  seine  zweite 
„An  das  Publikum."  [3 — 4) 
,,Wenn  Du  in  diesem  Kranze  einige  Blumen 
findest,  welche  Dein  Herz  und  Deinen 
Geist  mit  ihrem  süssen  Dufte  erfreuen, 
wenn  Dir  heiter  und  froh  die  schöne 
Zeit  vorüberfliegt,  welche  Du  liebend 
unserem  Bunde  weihst,  wenn  Du,  durch 
uns  aufgefodert,  Dich  gerne  von  den 
holden  Banden  der  Dichtkunst  umschlingen 
lassest,  wenn  Da  mit  inniger  Lust  be- 
merkst, dass  Sie  es  ist,  welche  blühende 
Rosen  auf  den  Weg  des  Lebens  streut, 
so  hast  Du  unsere  höchste  Erwartung 
befriedigt,  und  uns  eine  dauernde  Be- 
lohnung gegeben.  Ein  leiser  Wink  Deiner 
Zufriedenheit,  ein  günstiges  Urtheil,  dass 
Du  unsere  Versuche  nicht  für  ganz  un- 
bedeutend, und  überflüssig  hältst,  eine 
frohe  Aeusserung,  dass  manches  Wort  der 
Liebe  in  Deine  Seele  drang,  werden  unsere 
Kräfte    verjüngen,   unseren  Sinn  beleben. 


11 


Vermelirens  Musen-Almanach  1802. 


12 


und  unser  Gemiith  begeistern,  so  dass 
wir  es  mit  Freuden  wagen  dürfen,  Dich 
in  der  Folge  zu  einem  höheren,  noch 
mehr  gereinigten  Genüsse  in  den  reitzenden 
5  Gärten   der  göttlichen  Poesie  einzuladen. 

V." 

Leider  stand  der  Erfolg  seiner  Werbungen 

um  Beiträge  in  umgekehrtem    Verhältnis  zu 

der    geschwätzig    sprudelnden     Begeisterung 

10  dieser  zwiefachen  Vorrede.     Vermehren  ward 

die  Sammlung  des  Materials  für  seinen  Al- 

manach  und   iceiterhin  seine  Bergung  weder 

leicht   noch    lohnend     Die   Brüder    Schlegel 

bittet  er  wenigstens  nicht  ganz  vergeblich  um 

Ij  Teilnahme.    Zwar   Wilhelm   entspricht  der 

Einladung  (vgl.  Klette,   Verzeichnis  JVo.  So) 

nicht,    aber   Friedrich    Schlegel  —  dem 

Verfasser  der  „Briefe  über  die  Lucinde,  zur 

richtigen    Würdigung  derselben'-'' ,  verpflichtet 

20  • —  kann   nicht   umhin,    einiges   beizusteuern. 

(Vgl.  seinen  Brief  vom  34.  XI.  ISOO  an  den 

Bruder,  Walzel  No.  151.  bes.  S.  440;  ferner 

rom  2.  u.  20.  IL  1801,  S.  457 u.  463  f. )  „Lyrische 

Bruchstücke  aus  dem  ewig  imaginären  IL  Teil 

2.1  der  „Lucinde".   (Hagm,  S.  669,  Anm.).     Auf 

Wilhelms    VorhaÜungen     entgegnet    er     mit 

■^elbstbewusstem  Zynismus:    Was  Vermehren 

und  Seckendorf  betrifft,  so  ist  das  eine  ganz 

unschädliche    Art     von    kleinen    Filzläusen. 

30  Ich   denke   500    solche    schaden   der  Poesie 

nicht    so    viel    als    Schiller.      Goethe   giebt 

ihnen  ja  auch ;  warum  soll  er  sich  allein  die 

Popularität    herausnehmen   dürfen?     (Brief 

vom  20.  IL  1801,   Wakel  464  ) 

35  Eingehender  äussert  sich  zu  diesem  Thema 

die  praktische   Borothca    in    ihrem    ehrlich- 

freimütigen    Briefe    an   Schleiermacher   vom 

22.  Dezember  1802: 

„Warum    sind  Sie    so  sehr    dagegen,    dass 

40  Friedrich     etwas    in    Vermehren     seinen 

Almanach    giebt?     Was    geht    einen    die 

Ivachbarschaft  in  einem  Almanach  an,  es 

singt  jeder  sein  Lied,   und    keiner    redet 

mit   dem  andern   oder   inkommodiert  den 

4.=)  andern;  man  steht  ja  auf  keine  Weise  für 

seine  Nachbarn.     Vermehren  verdient  es 

in  mehr   als    einer  Rücksicht    sehr    wohl, 

dass   man   sein  Unternehmen   unterstützt, 

dennobgleicherein  mittelmässiger  Dichter, 

50  ist    er    doch    ein    guter  Redakteur,    freut 

sich  mit  jedem  Beitrag    und   bezahlt  ihn 

gut  und  bittet  um  neue,   statt   dass    man 

einem  Buchhändler  sehr  viel  gute  Worte 

geben  muss,  ehe  er  einen  Almanach  von 

55  den    Schlegels    und    Tieck    nehmen   .  .  . 

wird.     Die  Leute  kaufen  nun  einmal  lieber 

einen     Almanach     von    Vermehren     und 

Nöller   und  Hang  u.  s.  w.    als   einen   von 

den    Schlegels    und    Tieck,    und     diesen 

60  Lieblingsdichtcrn    zu    Gefallen    lesen    sie 

auch  gern  einmal  ein  Gedicht  von  Schlegel; 

es  kömmt  so  in  viele  hundert  Hände  und 

weckt  doch   wohl  manchen  Sinn   und  er- 

wirbt  manchen  Freund,   anstatt   dass   ein 

65  Almanach,  der  sich  unter  seinem  Namen 

ankündigt,  aus  Opposition  weder  gelesen 

noch  gekauft  wird.  .  .  .    Ich  weiss  nicht, 

oh  Friedrich   wieder    etwas    darin    geben 

wird,    aber  ich    werde   ihm   gewiss   nicht 

T"  abraten.     Und    wie   denn,    lieber  Freund, 

seit     wann     wollt    Ihr    denn    eine    Loge 

machen?     Seit    wann    ist  Euer  Kreis   als 

geschlossen  anzusehen?    Mich  dünkt  wohl, 


allen  die  da  glauben  wird  u.  s.  w.  .  .  . 
Vermehren  ist  ein  rechtlicher  Mensch  und 
meint  es  ehrlich   mit    uns   allen   und  mit 
der  Poesie,  besser  als  er  sagen  kann,  und 
damit    seid    zufrieden;     er    nimmt    Euch     5 
nichts,  aber  Ihr  könnt  ihm  vieles  geben." 
[Eaich,  Dorothea  I  112  f.] 
In     Bezug      auf     Goethes     Miiarbeitcr- 
schaft     an      Vermehrens     Almanach     hatte 
sich     Friedrich      Schlegel     getäuscht :       er   10 
Hess  dem  jungen  Jenaer  Privatdozenten  nicht 
das    geringste    Scherflein    zukommen;    und 
Schiller,    entsprechend    seiner     Gesinnung 
gegenüber   der    ihm    so    'zuwideren    Manier 
dieser  Herren,    der  Schlegel   und   ihrer  Gc-    15 
folgschaft,   lehnte  nicht  nur  jede  Beteiligung 
ab,  sondei-n  warnte  auch  noch  eiligst  Cotta: 
Auf  den  Vorschlag  des  D.  Vermehren  lassen 
Sie  sich  ja  nicht  ein  1     Es  ist  dm'chaus  nichts 
mit  ihm,  und  dass  Goethe  und  ich  ihm  Zu-    20 
sagen  getan,  ist  eine  bare  Lüge.     Vielmehr 
habe   ich   es  ihm   in  einer  neulichen  Unter- 
redung rund  abgeschlagen  und  ihn  von  der 
ganzen    Unternehmung    abzuschrecken    ge- 
gesucht     Ich  lege  Ihnen  den  Brief  bei,  den    25 
er  gestern  an  mich  geschrieben.     (Schill4>rs 
Briefe,   hg.    von  Fritz  Jonas.    VI  236.    vom 
10  Jan.lsOl.) —  V(jl.  auch   M'alzcl-Schüdde- 
kopf,  Goethe  und  dicBomantik,I220f  224. 

Der  !'o?i  Cotta  Abgewiesene  muss  von  neuem  30 
auf  die  Suche  nach  einem  willigeren  Verleger 
gehen  Der  erste  Jahrgang  des  Almanachs 
findet  dann  in  der  Sommerschcn  Buchhand- 
lung zu  Leipzig  Unterkunft;  im  nächsten 
Jahre  bringt  ihn  die  Akademische  Buchhand-  3.1 
hing  in  Jena  heraus.  Aber  noch  Ende  Mai 
1801  weiss  A.  W.  Schlegel,  nicht  ohne  einige 
Schadatfreude,  Tieck  zu  berichten.  Vermehren 
'sei  mit  seinem  Almanach  in  einiger  Not'. 
(Holtei.  300  Briefe,  III  250.)  40 

So  hat  denn  an  den  Dichtungen  des  ersten 
Jahrganges    der    gelehrte    Herausgeber    den 
Hauptanteil:   43  Dichtungen   steuert  er  bei, 
die    zusammen    von    den    271    Seiten    Text 
S2  Seiten  einnehmen;    darunter   an   dreissig   40 
Sonette.      Eechnet    man    die    vier    Beiträge 
seiner    Gattin   Henriette,    geb.   von  Eckardt, 
hinzu,  die  drei  Sonette  und  ein  fünf  Seiten 
langes  Poem  'Die  Gunst  der  Götter^  lieferte, 
so  ist  genau  ein  Drittel  des  gesamten  Alma-   5U 
nacTis   auf  seine  Bechnung   zu  setzen.     Das 
gleiche  Verhältnis  ergibt  der  Jahrgang  1803. 
Wenn  auch  die  Zahl  der  Beiträge  klein   ist 
—  bei  Vermehren  selbst  sind  es  10  Nummern, 
bei  seiner  GiUtin  3  — ,  so  sind  die  einzelnen   55 
um  so  viel  ausgedehnter  und  nehmen  zusammen 
ca.  OD  ( 75  -\- 14)    von  insgesamt  296  Seiten 
Tcvt  ein. 
Rezensionen:  Tücher  den  ersten  Jahrgang  1802 
äusserst    sich    polternd     und    bissig    "Gk."    60 
(=  0.  Bohr,  nach  Koberstein  IV  856)  in  der 
Neuen     Allgem.    Deutschen     Bibliothek,     im 
zweiten  Stück  des  69.  Bandes,  S.  3ö2f.,  wie 
folgt:     Der     neuere    Teil     des    Almanachs 
ist   äusserst   elend   ausgefallen.     Es  hat  uns    6ö 
nicht  gelingen    wollen,    aus  dem  Wust  von 
Sonetten.  Cauzonetten,  Liedern  und  gegen- 
seitigen    Apotheosen,      welche     die     eben- 
genannten Herren  —  Vermehren.  Fr.  Schlegel. 
Kochen,   Mcs>:crschmid  und  Winkelmann    —    70 
sich,    und    ihrem    grossen    Abgott,    Goethe, 
geweihet   haben,   auch    nur   einen  hervor- 
stechenden   Gedanken,    ein    neues    schönes 


13 


Vermehrens  Musen-Almanach  1802. 


14 


Bild,  nur  eine  Ergiessung  eines  unver- 
krüppelten  kunstlosen  Gefühls  herauszufinden. 
Alles  ist  verschwommen,  erkünstelt  und  sagt 
in    toten  Worten   entweder   nichts  —   oder 

5  baren    Nonsense Der    Herausgeber 

ist  bemüht  gewesen,  es  an  platter  Gemein- 
heit seinen  Gönnern  und  Partheigängern 
gleich  zu  thun.  Ausser  einer  ganzen  Sünd- 
flut   kraftloser    Sonette,     die    an    bleyerner 

lü  Mittelmässigkeit  alles,   was    wir  von  diesem 

Schlage  lasen,  selbst  einen  grossen  Theil 
von  Tiecks  und  Beruhardis  Sonetten  über- 
trafen, und  ein  paar  steifen,  dem  Könige 
von  Preussen  und  dem  Herzoge  von  Weimar 

15  gemachten  Bücklingen,  hat  er  unter  anderem 

ein  breites  Geschwätz  über  weibliche  Namen 

geliefert Diese  Saiiniilung  von  Grob- 

lieiien  nennt  derselbe  Kritiker  iiit  74.  Bande 
der  N.  Allg.  Deutschen  Bihl.^   2.  Stück,    S. 

■Ju  345  f.,   wo   er  den  Jahrgang  1S03  aburteilt, 

eine  „dem  grösseren  Teile  nach  nicht  allzu- 
giinstige  Bewiieilung.  wonach  er  fortführt: 
„Indes  hatten  denselben  mehrere  treffliche 
deutsche     Dichter     und    Dichterinnen     mit 

25  schätzbaren  Beiträgen  geschmückt;  wogegen 

denn  freilich  des  Herausgebers  und  seiner 
Freunde  und  soi-disant  Kunstgenossen  Arm- 
seligkeiten seltsam  genug  abstachen.  Sei 
es    nun,     dass    jenen     diese    Nachbarschaft 

3u  nicht    behagt  .  .  .    Genug!     Wir  vermissen 

dieses  Mal  die  ehrenwerten  Namen  :  Klop- 
stock,  Tiedge,  Kosegarten,  Pfeffel  u.  a.  und 
finden  dafür  die  Herren  Bartels,  Brachmann, 
Burdach    {war  schon   im   ersten  Jahr gange 

35  vertreten),    Kuhn  und  Kottulinsky,   und   wie 

die  namenlosen  Herren  weiter  heissenl  .  .  . 
Abgerechnet  einige  niedliche  Kleinigkeiten, 
welche  Sophie  Mereau,  Werthes,  Neubeck 
und  Conz  beigesteuert  haben,   ist   fast  alles 

4ü  übrige  poetischer  Plunder,  und  teils  matter, 

teils  wahrer  Unsinn,  der  besser  ungedruckt 
geblieben  wäre.  —  Bedeutend  wohlwollender 
beurteilt  diesen  Jalirgang  eine  kurze  anonyme 
Anzeige  in  No.  137.  S.  1095    der  'Zeitung 

45  f.  d.  elegante  Welt',  am  16. November  ISOä : 

Man  wird  gewiss  manch  artiges,  ja  einige 
ausgezeichnet  schöne  Gedichte  darin  finden, 
die  man  als  herrliche  Blüten  und  Früchte  der 
Poesie  betrachten  kann ;    aber  freilich,   wie 

50  überall  in  poetischen  Wildnissen   unter  Un- 

kraut und  Gänseblümchen  verstreut.  Doch 
muss  man  sagen,  dass  das  Gute  ganz  unbe- 
dingt den  grösseren  Teil  des  Almanachs 
füllt.  —   Immerhin,  die  Aufnahme  der 

55  Bändchen  scheint  doch   im  gausen  so 

wenig  ermutigend  gewesen  zu  sein, 
dass  der  Almanach  wohl  kaum  einen 
dritten  Band  erlebt  hätte,  auch  wenn 
Vermehren  nicht  bereits  im  November 

60  1S03,  ä9  Jahre  alt,  gestorben  wäre.  — 

Vgl.  noch  Uaym,  S.  714  S91. 

Erster  Jahrgang 

für 
das  Jahr  1803. 

65  Gedichte.  —  5.  Vermehren  [Goedeke 

VI  113;  DNL  135,  III  255  ff.) :  Die 
Poesie.  Eine  Canzonette.  „Die  Brust 
ergreift  ein  namenloses  Sehnen"  7 — 20.  — 
Conz   [Karl  Philipp,  1762 — 1827,    GoedeJce 

70  V  429  f.;  ABB  4,  457  f]:  Die  Nemesia. 
-So  weit   der  Zeitgeschichte  Flut"    21 — 23. 


Gedichte  von  G.  P.  Conz,  Zürichl806  S.12ff.— 
h<ihrecht'i!fö\\er  [Jonathan  L.,  Goedeke  V 
432 f,  VII 295,  Meusel,  Gel.  Teutschland  14, 627, 
Hai/mann,  Schriftsteller  Dresdens  S.  305;  DNL 
1.35,  III,  250.  —  Vgl.  Intell.  Bl.  d.  Ztg.  f.  5 
d.  eleg.  Welt  No.  23,  vom  26.  V.  1804  und 
Jen.  Lü.  Ztg.  1804,  S.  294] :  Trost  an 
Henriette.  „Wenn  zum  letzten  langen 
Grabessclilummer"  24 — 25.  Gedichte  von 
Lebrecht  Noeller,  Dresden  o.  J.  \1805\  lo 
S.  1.32  f  Datiert  1800.  —  A.  [=  Stephau 
August  Winkelmann,   nach  Euphorion  1895, 

II  3 IS  ff.]       Epigramme.     1.     „Klar    und 
freundlieh  ergiesst  sich  der  Strom  poetischer 
Fijlle"    II.    „Ruhig,    wie    die    Natur,    und  in    15 
sich  vollendet  erscheint  er"   25.   —  J.  Hen- 
riette    Vermehren    [Goedeke    VII   11 3]  : 
Der    Morgen.     Sonett.     „Das    Heer    der 
schöngefärbten  Wolken  ziehet"  26.  —  Hang 
[Joh.  Christopjh  Friedr.,  17G1—18.1'9;  Goedeke   20 
V 547] :   Conrad   von  Würzburg  an  den 
Markgraf    Heinrich    von  Meissen,     als 
dieser  in  einem  poetischen  Wettstreit 
obgesiegt    hatte.     „Du    Meisner    prangst 
voran     im      höchsten     Ehrenseheine  '■•       27.    25 
Epigrammeu.verm.GedicMe,BerlinlS05II134. 
Win  ekel  mann  [Stephan  Au  g  ,  im  Alm.  irr- 
tümlich   mit    ck   geschrieben,    1780 — 1806, 
Goedeke     VII    334,    ADB    43,    4.34  f,    vgl. 
Breniauos   ,Godwi'  II  431] :    An  Clemenz   so 
(so!)  Brentano.     Sonett.    „Die   Muse  bat 
ich,  Freundschaft  mir  zu  schenken''    28.  — 
Vermehren:     An  Elisa:    .,In  der  weiten 
Ferne"  2  9—32.  —  Hölderlin:  [1770-1843, 
Goedeke   V  4G9  f;  ADB  12,  728  ff]:  Menons   35 
Klagen  umDiotima.  I.  „Täglich   geli' icli 
heraus,     und     such     ein     Anderes     immer" 

33 — 34.  —  II.  „Ja!  es  frommet  auch  nicht, 
ihr  Todesgütter!  wenn  einmal  34 — 38.  — 
A.  v.  J. :  Werke,  hg.  v.  Marie  Joachimi-Dege,  4u 
Berlin  1 9 08  Erster  Teil,  1 02 /'.  A .  v .  J . :  D  e  r  1  r  r  - 
ha  in  i  n  golden  erAue.,,Wo  in  leisgewundne 
Gänge"  39—41.  —  Gerning  [Joh.  Jsaah 
Frhr.  v.,  1767—1837;  Goedeke  V  458,  VII 
245;  DNL  135,  III  231]:  Geist  und  45 
Natur.  [Epigramm]  „Was  die  Natur  er- 
zielt in  langsam  schreitender  Schöpfung" 
141'  Epigramm.  —  N.  Meyer  [Nikolaus, 
1775-1855,    Goedeke    VII  .336;    DNL  135, 

III  242  f.]:  Der  Abend.  „Die  Sonne  war  50 
gesunken"  42 — 43.  Vermehren:  Die  vier 
Jahreszeiten.  [4  Sonette].  I.  Der  Sommer. 
„Rund  um  uns  her  steht  die  Natur  in  BlUthe" 
1144  II.  DerHerbst.  „Seht  dort  die  muntren, 
unverdrossnen  Schaaren"  45.  III.  Der  55 
Winter.  „Kalt  stürmt  der  Nord  dem 
Wanderer  entgegen"  46.  IV.  Der  Früh- 
ling. „Die  Sonne  strahlt  im  neuverjüngteu 
Glanze"47.  — Conz:  Arabisches  Todteu- 
lied. „Die  BegrJibenen  muss  ich  beneiden"  60 
48—49.  Gedichte  1806,  198  f.  —  Haug: 
Die  Mutter  an  ihren  Sohn.  Nach 
dem  Griechischen.  „Komm  aus  dem 
Schlachtgefilde  Mit  oder  auf  dem  Schilde 
49.      Epigrammen    und    verm.    Ged.    1805,   65 


15 


Vermehrens  Musen-Almanaeh  1802. 


16 


I    337.      —     Overbeck      [Christian     Adolf, 
1755-1831;    Goedeke     V  116  f,    ABB  35,5]: 
Der  Bund.     ..Hand  in  Hand  durchs  Leben 
wandern"    50.     —     Winckelmann:     Die 
*     Schwartze.      Sonett.      „Im      Schoos     der 
Felsen,  die  sie  still  umragen'^  51.  —  Hang: 
N.  N.    _Dass   er   die   Alten  preist,    und  die 
Neueren     tadelt,     ist's    Liebe     52.      Eingr. 
und    verm.     Gedichte     1805,     115.    —    A. 
10    [z=     WinJcelmann].       Das       GrabmaLl. 
"Sarkophag,     dich     verzieren     des    Lebens 
bedeutende  Bilder"  52-55.  Haug:  Auf  B. 
Tod.     „Vortrefflichster!     Verloren  heut"  in 
Dir"  55.     Epigr.  u.  verm.  Gcd.  1805,   115. 
lä    Titel:    Auf   K.    Tod.    —    Messerschmid: 
[Joh.  Georq  Friedrich,  1776—1831;  Goedeke 
VII  296,  ^BNL   135,    III  240] :    Gesang 
der  Freien.   ..Froh  erliebt  sich  der  Gesang", 
56—57.—  K^[=  Fr.  Ad.  Kuhn?]:  DerMor- 
20   gen.     „Im  Osten   lacht   des  Lichtes  Eosen- 
glühen«     58.       Sonett  —  K.     [=    Fr.  Ad. 
Kiihn?\:   Der  Abend.     „Im  Westen  strahlt 
des  Lichtes  Kosenglühen"  59.     Sonett,  dessen 
Reime  in  den  Quartetten  mit  denen  des  vorher- 
25   qehenden  übereinstimmen.  —   K.  [=  Fr.  Ad. 
Kuhn?]:   Die  Nacht.  „Stumm  ist  die  Welt, 
die  Farben  sind  verschwunden"  60.  —  Over- 
beck: Die  Schiffahrt.  „Alle  durchschiffen 
wir  einerlei  Flut:    es  wechseln  die   Winde" 
30   61.  —  Overbeck:   Auf  einen,    den  Ju- 
piter   tragenden    Adler.     Nach   Martial. 
„Sage    mir,    wen    du    da   trägst,    der   Vögel 
König?  'den  Donnrer'"   61.  —  Vermehren: 
Apollo.  „Einsam  sitzet  Apoll  am  grünenden 
35   Abhang  des  Felsen"  62—70. —  J.Henriette 
Vermehren;    Die    Gunst    der    Götter. 
„Ein    Knabe,    schön,    mit    holden    Zügen" 
71 — 76: — V.  [=Y ermehren?]:  „Deutemitleiser 
Beziehung    den    Liebling    der    Götter    und 
*o    Menschen"    76.    —    Winckelmann:    Das 
Frohnleichnamsfest.     „Wie    durch    die 
stille  Nacht  die  Glocken  schallen!"  77—84 
[Stanzen].     —     Haug:    Klosterinschrift. 
„Zum  Tröste,    zur  Wonne    hienieden"    84. 
*5   Epigr.     u.     verm.     Gcd.     1805,     I  34.     — 
Carl    von    Münchhausen     [Carl   Ludwig 
August  Ileino,   1759—1836,  Goedeke  V  415\: 
Das    Frey werberlied  der  jungen  Wil- 
den  in    Nordamerika    beim    Vater   der 
60   Braut.    „Vater,    gieb  sie  mir"  85.   —   Carl 
von  Münchhausen:  Antwort  des  Mäd- 
chens auf  des  Vaters  Frage:  „Ist's  wahr, 
dass   du   ihn   liebstV"       „Wahr!    mein    Herz 
verlangt     den     Mann"     86.    —     Gerning: 
65    Chloe  an  Amyntas.   „Könnt' ich  schildern, 
wie  dich  auf  hundert  Arten  mein  Herz  liebt" 
87  —  88.    —    Vermehren:    Der    Schatz. 
„Wo    sicli    in    einem    Keller"    89— 9;5.    — 
Friedr.  Schlegel:  Lied.  „Kleine  Frauen, 
eo   kleine     Lieder«     94—95.       S.     W.     1823, 
VIII    131.      —      Messerschmid:       Die 
Kornblume.        „In       den      Toppich       der 
Saat  verwebte  dich  freundlich  Demeter"  95. 
—    Gerning:    [Karl  l.ndwii/,    1744 — 1834, 
«5    Goedeke  IV  261  f  ABB  16,  '275  fl\:  An  die 


Laune.     „Feindin  Hygeas  du"    96.  —  Von 
Knebel]:  An  einen  grossen  Mann  bey 
Hofe.     „Lebend    empfängst    du    schon   die 
Ehre,     welche     der    Britte"     96.     —     Von 
Knebel:   Das   Scheiden:    „Freunde   ver-     5 
lassen    die    Freunde,     —    so    wechselt    die 
Szene  des  Lebens"  96.  —  N.Meyer:  Die 
verlöschende  Kerze.   „Sieh  die  Flamme, 
sie  hebt  noch  einmal  sich  kräftig  zum  Leben" 
97.  —  N.Meyer:  Die  Fesseln.  „Fürchte   10 
dich    nicht,    dass    dir   der   flatternde    Zeisig 
entfliehe"  97.  —  Kochen:  [All/recht  Heinr. 
Mathias,  1776—1847,  Goedeke  VII 385,  ABB 
16,  407,  BNL  135,  III,  234]:  An  Schleyer- 
macher.    „Der    Geist    allein    ist    Zeit    und    16 
Raum  entbunden"  98.   —  Sophie  Mereau: 
[1773-1806;  Goedeke  V,  429,  ABB  21,  420  f): 
Die  Gegend  bei  R — .    „Lieblich  wie  der 
Kindheit  bunter  Traum«  99—100.  —  Klop- 
stock:    An    die    Dichter    meiner    Zeit.    2u 
„Die    Neuern    sehen   heller    im   Sittlichen" 
101—103.     Werke    Leipzig  1804,    VII  16  f. 
Batiert     'Im     Januar     1800'.     —      Danz 
[Joh.    Franz    Leherecht,    1769—1851,    Goe- 
deke   VII   797,    ABB   4,     752;    BNL    135,   25 
III    227  f.]:      Das     Band     der     Liebe. 
„Der     Liebe     Band     hält     ewig     fest     zu- 
sammen"     104.     Sonett.    —     Vermehren; 
An    den    Herzog    von    Weimar,    Carl 
August.     „Achtung  und   Liebe   des   Volks   30 
beglückt  Dich,  edler  Augustus"  105.  —  K. 
[=  Fr.  Ad.  Kuhn?]:    Das  Käthsel.    „Wie 
die  gewaltige  Sphinx,  so  giebt  dir  das  Leben 
ein  Rätsel"  106.  —  K  |=  Fr.  Ad.  Kuhn?]: 
An     C  .  .  .  .      Lass     den     Witz    und    die   35 
Welt,   und   weihe    dich   heilig   zu    glauben« 
106.  —  Broxtermann  [Theobald  Wilhelm, 
1771—18.  Sept.  1800:  Goedeke  V  450,  ABB 
3,  .375];  Bon  aparte,  nach  aufgegebenen 
Endreimen    und    Thema,    im    Jänner   *0 
1799.     „Der  Bassa,   der,  vertieft  in  seiner 
Pfeife    Knaster"     107—8.      S.   W.    hg.    von 
Ed.    Wedekind   1841,    S.    5    =   Osnabrück. 
Erholnngsstunden  1838,  No.l4. — Vermeh- 
ren :D  erRuhm.  „Suche  den  göttlichen  Ruhm,   *5 
streb' auf  zum  Hohen,  Erhabnen"  109  — 111. 
—    Vermehren:    Die    Namen    der    Ge- 
liebteti.       „Sanftes    Kind    der    Natur,     du 
gutes,  ^reundliclies  Hannchen"   112 — 14.  — 
Lebrecht  Nöller:  An  den  Abendstern.    5u 
„Sei  gegrüsst  in  deiner  Schöne"   115 — 116. 
Gedichte    1805,    S.    64  f     Batiert    1798.    — 
A.    [=  August   Winkelmann]:    Epigramm. 
III.    ,Sie,    die  Brüder   erscheinen   wie  vom 
Geschlecht  der  Centauren"  116.  —  Haug:   ^^ 
Des   Ammans  Tochter  von   Islington. 
Nach  dem  Altenglischen.    „Ein  liebenswürdi- 
ger   Jüngling"     117 — 20.     Epiqr.    u.    verm. 
Ged.  1805,   II  282 f    —    Overbeck:     Die 
Freude.    „Als    die    Freude    mir    entwich"   ^o 

120.  —  A.  v.  J.:  Die  Gewalt.  Sonett. 
„Hier,  wo  wir  iieimatlos  und  unstät  schreiten« 

121.  —  Winckelmann:  Der  alte  Harf- 
ner. „Still  hält  der  ll.irfner  sein  Saiten- 
spiel" 122-23.  -  N. Meyer:  Die  Schlinge.    65 


17 


Vermehrens  Musen-Almanach  1802. 


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„Schlingen  hast  Du  gestellt,  den  zierlichen 
Vogel  zu  fangen"  124  —  R. :  [=  St.  Aug. 
WinhcJmunn]:  Frohe  Ansicht  des  Le- 
bens.    „Entfliehet  ihr  Sorgen"   125  —  28.  — 

s  A.  [^WinlxJmanny.  Epigramm.  IUI.  „Nur 
in  der  dichtenden  Kunst,  o  Deutschland, 
nährst  du  dein  Leben"  128.  —  Vermehren: 
Lied.  „Trübe  Stunden,  heitre  Tage"  129  — 
130.  —  Friedr.  Schlegel:  Ein  Lied  des 

10  Heinrich  von  Veldeck.  „Mein  sehnendes 
Denken,  dazu  meine  Sinn'  allgemeine"  131  — 
32.  ,5.  W.  IX  117.  Y(jl.  Eaich,  Dorothea, 
I  79  f.  „In  diesem  Gedichte  sind  nur  wenige 
Worte     verändert,     die    nach     der     jetzigen 

15  Sprache  nicht  verständlich  gewesen  seyn 
würden.  S.  Bodmers  Minnesinger  S.  2,  I. 
Theil."  Anm.  Schlegels.  —  Messerschraid: 
Der  Weg  zum  Parnass.  „Zu  der  Voll- 
endung Gipfel,  von  dem  wir  froh  die  Getilde- 

20  133-34.  —  G.  V.  Eckardt  [Vermehrens 
Gattin  Henriette  war  eine  geb.  v.  Eclardt, 
GoedeJce  TT  11.3\:  Ein  Rückblick.  „Um 
meine  Schläfe  rauscht  des  Genius  schwarzer 
Flügel"   135 — 37.     Ich  glaube  gewiss  nicht 

25  mit  Unrecht,  dass  ich  deu  Freunden  des 
verstorbenen  Gottlieb  v.  Eckardt,  Dr.  med  , 
der  zu  früh  für  die  Wissenschaft  verloren 
ging,  weil  er  zu  bedeutenden  Hoffnungen 
berechtigte,    einen    angenehmen    Dienst  er- 

*J  weise,  wenn  ich  in  dieser  Sammlung  einen 
poetischen  Erguss  von  ihm  aufbewahre,  der 
durch  einen  glücklichen  Zufall  in  meine 
Hände  kam,  und  von  seinem  Talente  zur 
Dichtkunst  einen  schönen  Beweis  ablegt.  •  — 

35  Zu  frühe  verliessest  du  uns,  Verklärter! 
Zu  frühe  müssen  wir  dich  beweinen !  Friede 
sey  mit  deiner  Asche,  Friede  deinem  Herzen, 
das  Glück  und  Freude  um  sich  her  ver- 
breitete.  Du  bedarfst  keines  anderen  Denk- 

40  mals,  als  dessen,  das  du  dir  selbst  in  den 
Seeleu  der  Zurückgebliebenen  errichtetest.") 
Anmerkung  Vermehrens  im  Inhaltsverzeichnis 
S.  2s0.  —  R.  [=  Winlcehtmnn]:  Als  icii 
Amalie    mit    der    Docke    spielen    sah. 

4ä  „Warum  spielet  das  Mädchen  so  gern  mit 
der  leblosen  Docke?"  137.  —  Lebrecht 
Nöller:  An  die  Nachtigall.  „Täusclit 
mich  die  Ahnung,  oder  klagst  du  wirklich- 
138.     Gedichte  1805,  S.  35f,    wo  es  beginnt: 

äü  Täuschet  mich  Ahnung  ...  —  Conz: 
Phireneus  nach  der  mythologischen 
Sage.  „Als  zu  seinem  Gelüst  die  Musen 
der  freche  Phireneus"  139.  Distichen.  Gedichte 
180G,S.27.  —  Vermehren:  I.  Die  Kunst 

55  undGöthe.  „Was  hält  mich  auf  in  meinem 
muth'geu  Streben?"  II.  Der  Jüngling  an 
(iötbe.  „Die  Welten  beugen  sich  in  ernstem 
Schweigen."  III.  Das  Mädchen  anGöthe. 
„Was  ist  es  doch,   das  mich  mit  Wonn'  er- 

tiu  füllet?"  IV.  Die  Mutter  an  Göthe 
„Ein  Säugling  ruhte  sanft  in  meinen  Armen." 
V.  Der  Greis  an  Göthe.  „Des  Lebens 
Vorhang  senkt  sich  leise  nieder"  140  —  44. 
[ü   Sonette].    —    Friedr.    Schlegel:    Die 

65    Werke  des  Dichters.     „Faust  und  Tasso 


und  Meister  sind  silbergediegene  Stücke" 
145—46.  Distichen.  S.  W.  1823,  IX  21.  — 
Friedr.  Schlegel:  Das  Räthsel  der 
Liebe.  „Ob  jugendlich  der  Dichter  seine 
Trauer"  147.  S.  W.  1823,1X20.  —  Hang:  ä 
Fabel  und  Wahrheit.  „Künstler Pygmalion 
sprach  zu  seinem  Jupiter:  Lebe!"  148. 
Epigr.  ii.  verm.  Ged.  1805,  135.  —  Klop- 
stock:  Die  Kürze  der  deutschen 
Sprache  durch  Bey  spiele  ge-  10 
zeigt.  (1)  Homer.  Iliad.  III.  vers.  212  — 
215.  „Doch  da  sie  alles  mit  Red'  und  mit 
Rath'  uns  umwehten,  da  sagte"  149.  (2) 
Horaz  IV.  13.  „Ah,  den  wünschenden 
hört,  Lyce,  der  Gott,  der  Gott"  149—51.  15 
(3;)  Virgil.  Aeneid  II  681—686.  „Unter 
deu  Händen,  und  vor  den  Augen  der  trau- 
ernden Eltern"  151.  (4)Aeneidos  II  201... 
227.  „Vor  dem  geweihten  Altar'  erschlug 
des  NeptunusGelooster"  152  — 54.  (5)  Horaz  20 
III.  Od.  I.  Str.  1.  2.  „Die  Ungeweihten  hass" 
ich,  und  ferne  sie"  154.  (6)  Horaz  I  37, 
daret  ut  —  triumpho.  _Dass  die  Fessel 
trage"  155  (7)  Horaz  I  31.  „Was  wünscht 
der  Dichter  von  dem  Geweiheten"  156  —  57.  2ö 
(8j  Horaz  IV.  2.  -Wer  den  Wettstreit 
wagt  mit  dem  Pindar,  Dädals"  157  — 60.  — 
Messers chmid:  Hoffnung  des  Dichters. 
„Hoch  tönt  des  Dichters  Lyra,  wenn  hell 
der  Ton"  161  — 63.  —  Hölderlin:  Elegie.  30 
„Sonst  mir  anders  bekannt!  o  Jugend,  und 
bringen  Gebete"  163  —  64.  Werlie,  hg.  von 
31.  Joachimi-Dege  1908,  1104,  =^  Menons 
Klage  um  Diotima  VI.  -—  Vermehren: 
Aurora.  „Die  Nacht  entflieht  auf  ihreu  35 
schwarzen  Schwingen"  165  —  68.  —  Hang: 
Koketten.  „Ein  Gegenbild  der  Charitinnen" 
168.  Epigr.  u  verm.  Gcd.  1805,  1242.  — 
Hang:  Agathen.  ,,Aber  kannst  du  die 
Liebe  des  Lieben,  Edlen  erringen?'  168.  *> 
Distichen.  Epigr.  u.  verm.  Ged.  1805,  1294. 
Titel:  An  Matthisson.  Erste  Zeile:  Aber 
kannst  du  erringen  die  Liebe  des  Lieben, 
des  Edlen?  —  Henriette  S.  Schubart 
[=  Henriette  Schithert,  Schwester  der  ISOO  •'5 
gest.  Sophie  Mcreau-Brentano,  geb.  Schubert. 
Geb.  1771.  Vgl.  Measel  Das  gel.  Teutschland 
1825,  VIII  294]:  Endymion.  „Phöbus 
lenkt  den  Strahlenwagen"  169 — 72.  —  C. 
G.H.  Burdach  [Christian  Gottfried  Heinrich,  50 
1775-1823,  Goedelic  VI. 371,  §  343,  1082, 
Xekrolog  1311  ff;  DNL  135,  III  225  f.]:  Au 
Sie.  „Ich  denke  dein,  wenn  der  Erinnrung 
Freude"  173  —  74.  —  Conz:  Arabisches 
Liebeslied.  „Dein  denk' ich,  ob  die  Speere  55 
zwischen  uns  schwanken"  175.  —  Ludw. 
T  h  e  o  b  u  1 K  o  s  e  g  a  r  t  e  n  [  J  75  S  — 1818,  Goedcke 
V,  445f,  ADD  ic,  745t\:  An  die  Lyra. 
!  „Guldne  Lyra,  dir  gebühret"  176-80. 
Dichtungen  von  Ludw.  Gotthard  Kosegarten  60 
1824,  8.  Bd.,  5.  Ausg.,  S.Ofj.  —N.Meyer: 
Sehnsucht.  „Ich  suchte  die  Freude,  so 
sonnig,  so  licht"  181  —  82.  —  A.  G.  Eber- 
hard [Christian  August  Gottlob,  1769 — 1845, 
ADD    5,    506]:     Der    Strebende.      „Wie   ^ 


19 


Vermehrens  Museu-Almanach  1802. 


20 


gross,  wie  lierrlich  ist  die  Welt!"  183 
—84.  —  Pfeffel  {Gottlieh  Konrad,  1736— 
1609,  Goedeke  IV  341  f:  ABB  25,  614]: 
Das  Menschen  recht.  „Vor  Zeiten  sass, 
6  laut  uuverjährten  Sagen"  185 — 86.  —  A.  v. 
J. :  Die  Waldgegend.  Sonett.  „Gern  irrt 
mein  Fiiss  in  diesen  dunklen  Hainen"  187. 

—  K.  [=  Wi»Aeh)ia)in]:  An  die  Geliebte. 
„Lass    mich,    theures    Weib!    von    Deinen 

10  Lippen"  188.  —  Julius:  Die  arme  Mutter. 
„Ueber  dem  Strom  braust  schneidend  der 
Wind"  189—90.  —  Hang:  Ausruf.  „Dem 
Staate  weh,  wo  Demagogen  leben"  190. 
Epigr.    n.    venu.  Gedichte   1805,  1 229.   — 

IS  Lebrecht  Nöller:  Die  Betende. 
Sonett.  „Ward  mir  ein  Blick  in  jene 
Welt  gestattet?"  191.  Gedichte  1805, 
S.160f.—  N.Meyer:  Hoffnung.  „Steiget 
lieblicher  nun  der  Lenz  hernieder"  192.  — 

2i)  Vermehren:  An  Friedrich  Wilhelm  den 
Dritten.  „Heil  dir  Preussens  RegentI  in 
deinem  Namen  verkläret"  193.  —  Friedr. 
Schlegel:  Die  Verhältnisse.  „Tapfer 
verhalte    dich    stets,    so   ist   dein  das  beste 

25  Verhältnis"  193.  Btstichon  S.  W.  1823, 
VIII 133.  Bort  aiuiefiigt  dem  (jlcichhetiteUen 
Sonett,  vgl.  Vermehrens  Musen- AI manacli 
1803  S.  252.  —  Kochen:  Meinem 
unvergesslichen  Carl  von  Bremen  (er 

30  starb  zu  Jena  den  21.  Januar  1801). 
„Zu  früh  entsankst  du,  Edler,  meinen  Armen" 
194.  —  J.  Henriette  Vermehren;  An 
S.  M.  Sonett.  „So  willst  du  mir  der  Blumen 
schönste    knicken?"    195.    —    Overbeck: 

i^  Die  Blendlaterne.  „Ein  Dachs,  ein  gräm- 
licher Mineralog"  196.  —  A.  v.  J.:  Das 
Bleibende.  „Was  ist  das  Glück,  das  wen'ge 
nur  empfinden"  197.  —  N.  Meyer:  Die 
Blume.       „Schöner    Mai,     du    kommst    im 

40  Jugendglanze"  198—200  Gedichte,  Bremen 
1814,  S.  98  f.  —  Ludwig  Theobul 
Kosegarten:  Die  Erscheinung.  „Ich 
lag  auf  grünen  Matten"  201—03. 
Biehtungen     1824,    X    20    ff.     —     Hang: 

45  Timons  Grabschrift.  „Mensch!  Ich 
schlummere  hier,  der  Menschen  hassende 
Timon"  203.  Epigr.  it.  verm.  Gedichte  1805, 
I  185.  —  Kapf:  Der  Kaiser  und  die 
Deputierten,      aus     den     Zeiten     der 

50  Reformation.  „Ihr  Bürger,  sonst  so  wacker 
und  so  bieder"  204.  —  Winckelmann:  An 
Johannes  Ritter.  Sonett.  „Der  alte 
Proteus,  sagen  heil'ge  Lieder"  205.  —  Ver- 
mehren:   Ton    und    Farbe.     „Immer  er- 

ö5  scheinen  sie  mir  im  schönen,  wechselnden 
Bunde"  206.  —  Vermehren;  Mann  und 
Weib.  „Ewig  folgt  das  Weib  der  innigen, 
tiefen  Empfindung"  207  — Winckelmann: 
An   Friedrich   Schlegel.   Sonett.    „Wagt 

^   es   der  Geist,    in  Bildern    anzudeuten"  208. 

—  Hölderlin:  Unter  den  Alpen  ge- 
sungen. „Heilige  Unschuld,  du  der  Men- 
schen und  der"  209—10.  Werke,  hg.  von  M. 
Joach im i-Bege  1908,  /^56.-  S o  p h  i  e  M e  r  e  a u: 

*5   Das    Leben.     „Einem    Wanderer,    der    in 


fremden  Gründen"  211 — 12.  — Vermehren: 
Die  Liebe.  ,,Die  Lieb'  ist  ewig,  ewig 
bindet"  213—15.  —  R.  [=  WinMmann]: 
Aufruf.  „Geniesse  dein  Leben,  es  kehret 
nie  wieder"  215.  —  Gerning:  Einfälle. 
,,Wie  im  Reich  der  Natur,  so  sind  im  Reiche 
der  Menschheit  Oft  zu  bestimmen  schwer 
die  leichtesten  Uebergänge"  [und  6  weitere 
einzeilige  .„Einfälle"'  von  gleichem  Tiefsinn]. 
216.  —  Kochen:  Das  Athenaeum. 
,, Nimmer  erscheinen  wir  ganz,  Fragmente 
nur  lassen  wir  schauen"  217.  —  A.  G.  Eber- 
hard: Meine  Braut.  ,,Hier  in  deinen 
sanften  Stralen"  218—21.  —  Kapf:  Auf 
einen  Genie- Affen.  „So  stark  hast  du 
dich,  Freund!  mit  dem  grossen  Geiste  ver- 
ähnlicht"  221.  —  Conz:  Mutterklage. 
„Als  du  zu  sterben  begannst,  da  lebtest  du 
neu  mir,  da  fühlt'  ich"  222.  —  Conz:  Nach 
der  griechischen  Anthologie.  ,, Schlicht 
ist  dieses  mein  Haus,  das  längst  dem  feuch- 
ten Gestade"  222 — 23.  —  Conz:  Nach 
Plato.  „Wer,  und  schmückt'  ihm  der 
Ring  des  Gyges  den  Finger,  und  deckte" 
223.  Bisfichen.  Ged.  1806,  S.  26.  — 
Vermehren:  Friedenslied.  „Wo  die 
Freude,  herrscht  der  Friede"  224  —  27.  — 
von  Knebel:  ,,Der  Rosenstrauch,  Belinde, 
gleicht  dir  an  Anmuth  nicht';  227.  — 
Julius:  Die  Ruhe.  ,,Sie  wohnt  nicht  auf 
Bergen,  sie  wohnt  nicht  im  Thal"  228 — 29. 

—  Overbeck:  Der  Eitle.  Nach  Martial. 
,,Er  will  im  Spiegel  schön,  und  gross  vor 
Leuten  seyn"  229.  —  Overbeck:Ver fehlte 
Absicht.  Nach  der  Anthologie.  „Unter 
Berauschten  umher  will  Akindynos  nüchtei'n 
erscheinen"  229.  —  Danz:  Die  frühe 
Blume.  ,,Was  willst  du  schon,  zu  frühes 
Kind  des  May's?"  230—31.  —  Kapf:  Der 
Soldat  und  der  Gelehrte.  , .Hekatomben 
verdient,  wer  für  das  Vaterland  blutet"  231. 

—  J.  Henriette  Vermehren:  Liebe. 
Sonett.  „Wenn  du  im  Schatten  dichtbelaubter 
Linden"  232.  —  Ludwig  Theobul  Kose- 
garten: Die  Blumenschiffer.  „Eine 
Eugenia  sah  ich,  vermählt  dem  edlen  Pla- 
tanus"  233 — 35.  —  Friedrich  Schlegel: 
Monolog.  „Ja,  ich  fühle  mich  ge- 
zwungen" 236—39.  S.  W.  1823  VIII  110  f. 

—  Vermehren:  [19]  Sonette.  I.  An 
die  Sonette.  ,,In  eure  Form,  ihr 
lieblichen  Sonette"  240.  H.  Die  Macht 
des  Gesanges.  ,,Wer  mag  dem  holden 
Zauber  widerstreben"  241.  III.  Die  Dich- 
ter. ,,Sich  still  verhüllend  mit  der  Zeiten 
Schleier"  242.  IV.  Elisium.  ,, Der  Körper 
schliesst  dich  ein  in  enge  Schranken"  243. 
V.  Die  Heimatli.  „L'nendlich  ist  der  Liebe 
heilig  Sehnen"  244.  VI.  Leben  und  Liebe. 
Mit  neuer  Lust  unifass'  ich  froh  das  Leben" 

245.  VII.  Der  Stein  der  Weisen.  „In 
ew'gem  Wechsel  steigt  und  lallt  die  Wage" 

246.  VIII.  Die  Deutschen  an  Friedrich 
Schlegel.  ^Anmerkung:  Siehe  Schlegels 
Athenaeum  3ten  Bandes  2tes  Stück].  ,,Ver- 


21 


Vermehrens    Musen-Almanach  1803. 


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geblich    hast    du    nimmer    nicht   gesungen" 

247.  IX.  An  Novalis  [ÄnmerJcung :  Siehe 
die  Hymnen  an  die  Nacht  in  Schlegels 
Athenaeuin  3ten  Bandes  2tes  Stück].    ,,Im 

B     Leben  sclieidest  du  schon  avis  dem  Leben" 

248.  X.  Guter  Rath.  „Die  Schlange  birgt 
sich  unter  hlüh'nden  Kosen"  249.  XI.  War- 
nung. „Das  Auge  ist  der  Seele  klarer 
Spiegel"  250.    XII.  Die  Mutter  an  iliren 

10  verklärten  Liebling.  „Vom  Himmel  sah 
ich  dich  lierniederschweben"  251.  XIII.  Ge- 
nesung. „An  einem  finstren,  grausenvollen 
Grunde"  252.  XIV.  Das  Symbol.  „Wie 
aus  der  seidnen,  dichtgewobnen  Hülle"   253. 

lä  XV.  Prophezeiung.  „Du  trachtest  nicht 
nach  jenen  dunklen  Landen"  254.  XVI. 
Metamorphose.  „Entfliehe  bange  Furcht! 
du  darfst  nicht  weilen"  255.  XVII.  Hoff- 
nung.   „Wenn  ich  die  stille  Nacht  in  stillen 

20  Leiden"  25(3.  XVIII.  Die  Brüder.  „Sanft 
schlummernd  ruhn  zwei  schöne  Götterknaben" 
257.  XIX.  Der  Verein.  „Einst  lag  der 
Geist  in  rastlos  wildem  Streite"  258.  — 
Lebrecht    Nöller:     Die    Kinderjahre. 

25  [Motto:  Prccieux  jours  dont  fut  ornöe  La 
jeunesse!  GressetJ.  „Du  strahlst  aus  goldnen 
Weiten"  259—61.  Gedichte  1805,  S.  68  ff. 
Titel:  DieKnabenjahre.  —  Danz:  Die  Wahr- 
heit.   In  den  höh'ren  Himmelsräumen"  262. 

30  —  Overbeck.-  Auf  eine  Statue.  Nach 
der  Anthologie.  „Haltet  die  Bakcha  mir 
fest;  sie  lüftet,  wiewohl  sie  von  Stein  ist" 
262.  —  N.  Meyer:  Elegien.  I.  „Wie  ist 
alles   so   todt  um  mich  her,    die  Vögel  ver- 

35  stummen"  263 — 64.  II.  ,, Stürmend  woget 
das  Meer,  es  segelt  der  Schiffer,  ihm  leuch- 
tet" 264—65.  Gedichte  Bremen  1814  S.  193 
und  S.  195,  No.  2  und  4  der  dort  susammen- 
(jestellten  5  Elegieen.    No.  4  beginnt:  .„Mceres- 

40  wogen  im  Sturme  durchsegelt  der  Schiffer, 
ihm  leuchtet-^.  —  Kochen:  Die  Unsterb- 
lichkeit. Sonett.  „Freund,  was  beweget 
dich  zu  heissen  Thränen?"  266.  —  A.  v.  J. : 
Der  neue   Lenz.     ,,Hat  endlich  doch  der 

4.i  warme  Frühlingshauch"  267 — 70.  —  Ver- 
mehren: Epithymäma.  ,,Muthig  strebt 
hinauf  der  Jüngling"  271 — 74.  —  N.Meyer: 
Die  Blüthe.  ,, Traulich  sass  ich  bey  ihr 
im  Mondenschimmer"  275.    Gedichte  Bremen 

50  1814,  S.  84. —  Tiedge:  [Cliristoph  Auqust, 
1753-1841;  Goedelce  V 454  f,  ADB  38,38 Iff]: 
AnW.  G.  B.  [—Becker].  Wunderbar  ist  Staub 
und  Sinn  verkettet!  276—77.  —  Kochen: 
llie  Bestimmung  der  Zeit.    „Weihe  der 

5ä  Andacht  allein  des  Morgens  heilige  Frühe" 
278.  —  Inhalts-Verzeichnis  279—286. 

Zweiter  Jahrgang 

für 
das  Jahr  Jahr  1S03. 

60  „Erklärung 

Diejenigen,  welche  geneigt  sind,  meinen 
Almanach  für  die  Folge  mit  Ihren  Bei- 
trägen zu  beehren,  muss  ich,  wegen  der 
Anordnung  des  Ganzen,  bitten,  mir  die  Ge- 


dichte .    spätestens     am     Ende     des     März- 
Monathes  zuzusenden." 

Jena.  V. 

Auf  unpaginiertem  Vorsatzblatt. 
Gedichte.     1.    —    Kuhn     [Friedrich    5 
Adolf,  1774—1844;  Gocdeke  VII  388,  ADB 
17,    338,    Uaymann,    Dresdens   Schriftsteller, 
1809,  S.  307,  DNL  135,  III  336  f. \:     Das 
Gedicht.     „Schallte  Dir  der  liebliche  Ge- 
sang" 3-4.  —  Win  ekel  mann:  Die  Blume,    lo 
„Alle  Blumen,  die  auf  hohen  Bergen"  5  —  6. 
Conz.:   Zuruf.     „Lass  walten   und  schalten 
Die  blinden  Gewalten"  7 — 8.    —  Gedichte, 
Zürich  1806,  Aus  dem  Zyklus  „Blumen  um 
eine   Urne"    No.   9,    S.   245;    =    „Biblische    lö 
Gemälde     und     Gedichte",     Frankf.     1818, 
S.  311.    —    Friedrich    Schlegel:    Zorn 
und  Liebe.     „Wenn  leiser  Reiz  den  jungen 
Muth  erregt"  9—10.  —  Stanzen.   Sämtl.  W. 
VIII    211.    Betitelt:     „Der    Zürnende".    —    20 
Hang.:  Bitte.    „Ach,  von  Wein  und  Liebe, 
Krieg  und   Frieden".     10.     Elpigr.    u.    venu. 
Ged.    1805,    I    354.    —    Ernst    Bartels 
[Ernst  Daniel  August,  1774 — 1S38;  erlangte 
1801  den  niedigin-DoTctorgrad  in  Jena.  ADB   2.=> 
3,  6'6];  Die  beiden  Pixis.  „Welch  Lispeln 
und  Säuseln,  welch  Donnern  und  Brausen!" 
11— 19. —N.  Meyer:    Der  Adler.    „Hoch 
von  des  Felsens  höchster  Spitze"  20 — 21.  — 
„Blüthen",  Bremen  1804,  Bd.  3,  S.  305.  „An  30 
A.  V.  Gr."     Vgl.  SU  diesem  Gedichte  die  un- 
gefähr gleiehzeüigeEintragimgMeyersinAugust 
von  Goethes  Stammbuch,  —  Dezember  1801  — ; 
s.  Deutsche  Rundschau  1891,  Bd.  68,  S.  80. 

—  Vermehren:  Kunstsinn.     „Ich  träume    35 
viel    und    sehne"    24 — 22.   —   A  1  b  r  e  c  h  t 
Kochen:     Die    Kirche.      „Jüngst    ver- 
einigten mich  [verdr.  statt  sich]  die  Liebe,  der 
Glaub'  und  die  Hoffnung"    25.  —  Distichen. 
Luise     Brach  mann:      [Karoline     Luise,    40 
1777 — 1833,  Briimmer  1,  84f.\:   Antinous. 
„Schöne  süsse  Gestallt,  Du  erregst  mir  die 
innigste  Liebe"  26 — 27.  Distichen.  Auserlesene 
Dichtungen,  1834,  S.23b  ganz  umgearbeitet.  — 
Luise  Brachmann:  Der  Genius.  „Hold  in   45 
sich  selber  versunken,  in  himmlischer  Einfalt 
und  Ruhe"  28—29.     Distichen.  —   Sophie 
Mereau:  Klage.  „Durch  Wälder  und  Felder, 
das  Thal  entlang"  30— 31.  —  Ro  s  t  o  r  f  [=  Gott- 
lob Albrecht  Karl  von  Hardenberg,  1 776 — 1813 ;   so 
Goedelce  VI 53\:    Die  Sehnsucht.    „luden 
Wellen   schläft   ein  reiches  Leben"  32 — 33. 

—  Henriette  Vermehren:  Schönlieb- 
reiz. Ballade.  „Am  Felsen  erglänzte  der 
Morgenstrahl  wieder"  34 — 45.  —  Wolf-  55 
gang:  Vernichtung:  „Aus  tiefem  Strome 
locken  Melodieeu"  44.  Sonett.  —  Wolfgang: 
Rettung.  „Da  traf  ein  Strahl  von  Golgatha 
den  Thoren"  45.  Sonett.  —  Von  einem 
dr  ey  z  eh  n  j  äh  r  ig  e  n  Knaben:  Auf  60 
meinen  Vogel.  „Das  Fenster  war  oSen" 
46.  —  J.  von  Kottulinsky:  Das  Hütt- 
chen. „Ich  hab'  ein  Gärtcben,  halb  ver- 
steckt" 47—48.  —  C.  G.  H.  Burdach: 
Elegie.     „Meine  Selma!  wie  strahlte  Dein   65 

2' 


23 


Vermehrens   Mueen-Almanaab  1803. 


24 


Bild  mir  aus  dämmernder  Ferne"  49 — 51. 
N.  Meyer:  An  Benigna.  „Einen  bedeu- 
tenden Namen  erhieltst  Du  vom  Vater, 
Benigna!"  51.  —  Lebrecht  Nöller;  An 
Sein  Schiff,  welches  die  Geliebte 
trug.  „Das  Euder  tönt,  die  leichten  Segel 
schwellen"  52.  Sonett.  Gedichte,  Dresden  1S05, 
S.  146,  Titel:  Die  Schi/fende.  —  Ver- 
mehren:     Au    meine    Gattinn.      „Treu 

10  von  dem  inn'ren  lebendigen  Spiele"  53.  — 
Kuhn  [Friedrich  Adolf]:  Die  Ueber- 
raschung.  ^Wird  Sie  hier  im  Garten 
seyn"  54 — 57.  —  Kuhn:  Die  Laute  und 
das  Mädchen.  [Wcchselgesanr/].  ^Himmels- 

15  söhne  sollten  Dir"  58 — 60.  —  Winckler: 
DerTod.  An  Minna.  „Lass  Dein  Zagen, 
lass  Dein  Bangen"  61  —  64.  —  Friedrich 
Ast:  Elegie.  „Wenn  auch  Vater  Homer 
in   dem    alterthümlichen   Epos"   65 — 68.    — 

20  Friedrich  Schlegel:  Romanze.  „'Rosen, 
süsse  Marianna'"  69—72.  Gedichte  1809,  S. 
74;  S.  W,  VIII,  l'J2.  Titel:  Der  Verlassene. 
Celestina  S.  72  =  Colestine  VIII  104.  - 
Vermehren:      Der    Graf    von    Thoren. 

25  Romanze.  „Der  junge  Graf  von  Thoren" 
73  — 82.— C.  G.  H.  Rurdach:  Xaturund 
Liebe.  „Wenn  im  Arm  der  Xatur  sinnend 
der  Sterbliche  8.3  —  84.  Ode.  syst.  Asclep. 
IV.  —  Neubeck:  Hymne  an   die   Nym- 

30   phen    der   Ostsee. 

„Anmerkung.  Die  goldenen  Thrä neu 
der  Heliadeu.  Der  Bernstein,  Agtsteiu, 
welcher  häutig  an  den  Küsten  des-  baltischen 
Meeres  gefunden  wird,   thränte,    nach   Ovid, 

35  aus  der  Rinde  der  Lerchenbäume  oder  Erlen, 
in  welche  die  Heliaden,  die  Schwestern  des 
Phaeton,  verwandelt  wurden. 

Aber  vergebens.  Nach  Hufelands 
Zeugnis    wurde    ein    Fallsüchtiger,    der    in 

4n  Pyrmont  und  an  anderen  Kurorten  vergebens 
Hilfe  suchte,  durch  das  Seebad  zu  Doberan 
vollkommen  geheilt. 

Nereiden  sind  Meernj-mphen;  Xa- 
jaden    Quell-    und    Flussnymphen"       Inli.- 

45    Verz.  303. 

„Euch  Meergöttingen,  will  ich,  im  Chor 
heilbringen  der  Nymphen"  85—88  He.rametcr 
—  J.  F.  von  Meyer  [Johann  Friedrich, 
1772—1849,   Goedeke    VII  244;    DNL   IS 5, 

50  III 246:  Euphorion  1S96,  III  525]:  Recen- 
sion.  „Vieles  hat  er  verbessert,  der  Manu, 
beyiu  zweyten  Erscheinen"  88  —  Distichon. 
F. Schutt :  Das  Gewitter.  „Der  Abendstern 
glänzthehrundmild"89— 90.  —  Hang:  Auf- 

55  schriftan  — Bette.  „Hier  liegt  dem  Müssig- 
gang  ergeben"  90.  Epigr.  u.  verm.  Gcd. 
1805,  I  159.  Titel:  An  Pigers  Bette. — 
M  ü  n  c  h  h  a  u  s  e  n  [Karl  L  ndivig  A  ugust  Hcino 
von] ;  D  i  e  H  e  u  s  c  h  r  ec  k  e  und  die  Ameisen. 

60  Nach  dem  Aesop.  „An  einem  milden 
Wintertage"  91-92. —  R.  [=  Winkelmann]: 
Maxime.  „Kaiser  Julianus  sagte:"  92.  — 
Hölderlin:  Menons  Klagen  um  Dio- 
li.na.    V— IX.    93-](X).    V.   „Feiern  möciit' 

"6    ich;    aber    wofür?    und    singen    mit  Andern" 


93 — 94.  VI.  „Sonst  mir  anders  belsannt! 
0  Jugend,  uns  bringen  Gebete"  94 — 95. 
Vn.  „Aber  o  Du,  die  schon  am  Scheide- 
wege mir  damals"  96—97.  VHI.  „Dich  nur, 
Dich  erhält  Dein  Licht,  o  Heldin!  im  Liebte"  5 
97-98.  IX.  „So  will  ich,  Ihr  Himmlischen! 
denn  auch  danken  und  endlieh"  98 — 100. 
Werke,  1908,  I  104  ff.  —  N.  Meyer: 
Warnung.  „Wie  magst  Du  kühn  zu 
fernen  Höhen  fliegen"  111 — 102.  —  Standen,  if 
Vermehren:  Lied.  „Kleine  Lieder 
kann  ich  singen"  103 — 104.  —  Friedrich 
Schlegel:  Gesinnung.  „Wer  gewährt 
nur  Edlen  Gunst?"  105.  Gedichte  1809, 
S.  10,  S.  W.  VIII  126:  Titel:  Sjmwh.  —  15 
Luise  Brachmanu:  An  die  Unglück- 
lichen. „Die  sind  nicht  glücklich,  die  man 
glücklich  preisst";  106.  —  Auserlesene 
Dichtungen,  1824,  S.  224,  Titel:  Die  Un- 
glücklichen. Sonett.  —  Luise  Brach  mann:  20 
Erfüllung.  „Er  ist,  mir  ist  der  grosse 
Wunsch  gelungen!«  107.  Ebeuda  S.  225. 
Sonett.  —  Werthes  [Friedrich  August 
Clemens,  1748-1817,  Goedeke  IV 260]:  Auf 
Danneckers  Sappho.  „Najaden  und  25 
Dryaden  eilen"  108.  —  J.  F.  von  Meyer: 
Grabschrift.  „Die  Stätte  siehst  Du  hier, 
wo  Zadocks  Reste  ruhn.  Vor  Ehrgeiz  könnt' 
er  nichts  zu  seiner  Ehre  tluin"  108.  — 
E.A.Schmidt:  Die  Sommernacht.  „Der  30 
holden  Dämmerung  leisem  Flügel"  109- — 111. 

—  Albrecht  Kochen.   Die  Natur.  Eine 
Rhapsodie.     „Lasset  mich  so  nach  Hause 
gehen"    112 — 114.    —    Lebrecht    Nöller. 
An  Julie.     Sonett.     „Willst  Du   sorgsam   35 
diesen  Kummer  nähren"   115.  Gedichte  1805, 

S.  154.—  Lebrecht  Nöller:  Trost.  „Soll 
ich  ewig  diese  Fesseln  tragen?"  116.  Sonett. 
Ebenda  S.  156.  —  Gerning:  Ita^lien  und 
Teutschland.  „Schön  ist  Italias  Bild  im  *8 
hellen  Spiegel  der  Vorzeit"  117  — 118. 
Distichen.  —  Von  Knebel:  An  den 
Verfasser  des  Kalenders,  die  Jung- 
frau von  Orleans.  „Wohl  hast  Du  den 
KalendergeschmücktmitZeichenund Bildern"  *'^ 
119—120.  Distichen  —  J.  F.  von  Meyer: 
Modescli  önheit.  „Erdstoss,  blutiger  Mond, 
Grabfackeln  vorm  brenn  enden  Hause,  Drinnen 
Verzweiflung  und  Gift,  und  über  dem  Rauch- 
fang der  Teufel"  120.  —  Vermehren:  ^'^ 
Pallas  Athene.  „Kund  im  geläuterten 
Wort  der  heiligen  Sprache  die  Wahrheit" 
121- — 130.  Distichen.  —  AVinckelmann: 
Abschied  von  Schwarzburg.  „Der 
Zauber  flieht,  —  mit  immer  leisern  Schritten"  ^^ 
131.  Sonett.  —-  Conz:  Dem  Andenken 
meines  Eduard.  Elegie.  „Alles  theilt' 
ich  mit  Dir,  und  jegliche  Freude  genoss 
ich"    132—135.   — '  Gedichte  1806,  S.  250. 

—  Neubeck:  Hymne  an  Rugia.  ^ 
„Dich,  von  baltischen  Wogen  umrauscht, 
Dich,  Rugia,  will  ich"  1.56—139.  [„An- 
merkung. An  Jasmunds  Ufern.  Der 
Gesundbrunnen  zu  Sagard  auf  der  Halb- 
insel    Jasmund."].     Inh.  -Verz.     302.     —   ^ 


25 


Vermehrens  Musen- Almanach  1803. 


26 


C.  G.  H.  Burdach:  Die.  Gedanken- 
striche. „Warum  schreibt  er  so  oft  Ge- 
dankenstriche statt  Worten?  'Denken  sollen 
wir  da,    wo  er   nicht   selber   gedacht'."   139. 

5  —  Gustav  Scholz:  An  den  Frühling. 
,  Wieder  bist  Du,  Lenz,  erschienen-  14U — 142. 
—  Jlesserschmid;  An  die  Freunde. 
„DerTrauerGlocken  mögen  dumpf  erklingenl" 
143.     Sonett.     —     Friedrich      Schlegel: 

10  Lied.  „Bittre  Schmerzen  reissen  wild  **  144. 
S.  W.  VIII 21:j.  Titel:  Wahnsinn.  —  :}.  V. 
von  Meyer:  Das  Studium.  „Jeder  hat 
Etwas,  der  Eine  den  Kopf,  und  der 
Andre     die     Füsse."       145      —     Kostorf 

i.s  ^=^  Karl  von  Hardenherg]:  An  Tieck 
und  die  bey den  Schlegel  bey  dem  Emp- 
fange des  Musen- Almanachs.  „Lieblich 
aus  entfernten  Landen"  146 — 149.  —  Ver- 
mehren: Liebeslieder.  Nach  dem  Tür- 

20  kischen.  150—155.  [1]  „Kosige  Wangen 
verwahrt  euch  vor  den  Seufzern  der  Liebe" 
150.  [2]  „Ein  demüthiger  Staub  sey  du  in 
dem  blumigten  Haine"  150.  [3]  .Würfe  die 
Göttergestalt    der   schlanken,    erhabnen  Cy- 

2ö  presse"  151.  [4]  „Anzubeten  mit  heiligem 
Sinn  die  Thränen  der  Liebe-  151  [5]  „Seit 
Dein  Bild  in  meinem  Herzen"  152.  [6]  „Ich 
sprach  mit  sanfter  Bitte:"  152.  [7]  „Komm' 
in  meine  Arme"   löo.  [8]  „Wie  ein  leichter 

30  Schmetterling"  153.  [9]  „Deine  Zähne  zu 
beschreiben"  154.  [10]  „Und  du  erhebst 
dich  stolz,  weil  Du  gleichst  dem  crystallenen 
Bache"  154.  [11]  „Heisse  brennende  Luft 
zerschmolz  das  Silber  des  Blitzes"  155.  — 

3ä  Vermehren:  [7]  Lebenssprüche.  Nach 
dem  Türkischen.  156—158.  —  [1]  „Lasse, 
Vernünftiger,  Dich  vom  Sclimeize  nimmer 
beherrschen"  156.  [2]  „Nimmer  schreckest 
Du  mich.  In  Deiner  Hölle,  Du  Pred'ger"  156. 

40  |3]  „Willst  Du  geschätzt  und  hochgepriesen 
seyn?"  157.  [4]  „Die  Welt  gleicht  einer 
Mühle;"  157—158.  |5]  „Fliehe  die  Liebe, 
so  Du  die  heilige  Wissenschaft  liebest"  158. 
[6]    „Was  Du    auch    immer    verlangst    und 

•*5  suchest,  auch'  es  im  Innern;"  158.  [7]  „Höre 
mein  kräftiges  Wort,  kostbarer  ist  es  als 
Perlen:"  158.  —  Messerschmid:  Der 
Frühling.  An  Severus.  Nach  dem 
Statins.  „Von  meines  Ländchens  zierlichem 

M  Keizergötzt"  lb9.  Alkäische  Ode.  —  F.Schütt: 
An  eine  Dichterin.  „Sej'  mir  festlich  ge- 
grüsst,  Du  mit  dem  Strahlenblick"  160 — 161. 
Ashlepiad.  Ode.  —  N.M  ey  er: R o m an  z  e.  „Lida 
hatte  mich  gefangen"  162 — 163. —  -Bliiihen'^ 

5'  //  05.  Bas  dort  ^Wechsel'^  genannte  Gedicht 
ist  um  2  Strophen  am  Schluss  vermehrt,  die 
3.  umgearbeitet.  —  Winckelmann:  Ge- 
nesung. „Die  Leyer  sinkt  aus  den  er- 
starrten Händen;"  164.  —  Kuhn:  Lebens- 
glück. „Alle  Stürme  ruhn  und  schweigen" 
165  —  167.  —  Hang:  Pompus.  „Glaubt's, 
ihr  Deutschen!  Eure  grossen  Geister"  167. 
Epigr.  u.  verm.  Gedichte  1805,  I  352.  — 
Lebrecht  Nöller:  Kössigs  Manen. 
1794.     „Auf    ihrem    Thron    entfaltet"    168. 


60 


Gedichte  1805,  S.72 J.  v o n  K  o  1 1  u  1  i  n  s  ky : 

Sehnsucht.  „Wenn  in  einsam  schauerliciien 
Stunden"    169 — 170.    —    Hang:    Gnome. 
„Geburtstagsfej'er!  Dumrae  Mode, 
Sich     freun      ob     seinem     näh'ren     Tode."     5 
170.     Epigramme  mid   vermischte   Gedichte, 
Berlin  1805,  130.  Dort  „nälier'n"  st.  näh'ren. 
—  N.   Meyer:  Frühling.     „Der   Frühling 
ist  wieder  gekommen"  171 — 172.  —  y^Bliithen" 
II  122.  —  Winckelmann:    Grabschrift  10 
Carls   des   Zwölften.     „Müde,    die   Welt 
zu  besiegen"   172.  —  Wezel.  [Carl  Fricdr. 
Gottlob   Wetzet,  gel.  14.  IX.  1779,  Goedeke 
VII  845;  vgl.  Haymanns  ^Dresdner  Schrift- 
steller   ttnd^ Künstler^    180!)   S.    451  f  und   lä 
Meusel,  ^Das  gelehrte  Teutschland  1812,  IV 
208\:       Morgenopfer.       Erster      Theil. 
Dämmerung.      173  — 189.      [1]     Morgen- 
hoffnung.    „Noch   ruht  die  Erd',    in  todte 
Nacht  versunken"  173 — 174.  Frei  gereimtes   20 
Sonett.     [2]     Dämmerung.       „Dämmerung 
ist  unsre  Wonne"  174  —176.  [3]  Die  Sterne. 
„Längst    von   trüber    kalter   Erd'    entflohn" 
176 — 178.    [4]  Der  untergehende  Mond. 
>Ach!   wann   brechen    mir   die   Ketten"   178    2.'> 
bis    180.     [5]     Das     Gebüsch.     „In     den 
Zweigen  spielt  ein  leises  Weben"  180 — 181. 
[6]  Blum  enge  sang.  „Horch  das  stille  Nebel- 
thal entlang"    181—183.     [7]  Die  Lerche. 
„Ohnmacht  ist   der  Erde  Loos!"   184—185.   -^ 
[8]  Die  Storgenröthe.  „Botin  bin  ich  nur 
der  Sonne"  185—186.  |9]  Der  Q.uell.  „Sieh, 
vom   Wolkenfelsen,    himmelhell"   187  —  188. 
[10]  Erwartung.  „L~)er  Morgenröthe  Rosen- 
flügel  wehen"   188—189.   In  F.  G.   Wetucls   So 
„Gesammelten     Gedichten      und      Nachlass-^ 
herausgegeben  von   Z.   Fuiiek,  Leipzig  1838, 
nicht  enthalten.  —  Henriette  Vermehren: 
Meinem  Kinde.    „Auf  den  Blumenfeldern" 
190—191.   —   Vermehren:    Laura.     Ko-   40 
manze.     „Laura   liebt   den   treusten   Jüng- 
ling."   192 — 214.    —    Luise    Brachmanu: 
Amaliens     und     Sidoniens    Tod.       „So 
muss  ich  denn,  ihr  meines  Lebens  Blüthen" 
215.      „Anmerkung.     Amalia   Brachmann,   45 
meine  Schwester,   und  Sidonie  vor.  Harden- 
berg, meine  Jugendfreundinn.     Beide  zeich- 
neten sich  von  Kindheit  auf  durch   liebens- 
würdige  Talente   für   Mahlerey    und   Dicht- 
kunst   aus;    Beide    standen    in    der    Blüthe    SO 
des      Genius      und      des     Lebens,      als     im 
Sommer  1801  der  Tod  ihre  schöne  Laufbahn 
unterbrach."     Inh.-Vers.  299.   —  Sonett.  — 
Friedrich  Schlegel:   Lob   der  Frauen. 
„Ein    göttlich  Spielwerk   strömt   die    schöne    55 
Welt"  216— 220.     Kanzonc.    Gedichte  1809, 
S.  43;    S.   W.    VIII    121  ff.   —   Henriette 
Schubart:  Die  Geister-Königinn.    Aus 
dem   Altenglischen.     „Kömmt    schnell    und 
folget    mir    221—223.    —   Winckelmann:   60 
Der  blinde  Greis.    Romanze.    „Langsam, 
am    dürren    Stabe"    224—226.    —    Hang: 
Lied.     „Dank  Adonide!  —  Könnt'  ich  mit 
Bürgers  Schwung"  227.  —  Münchhausen: 
D  e r  K  a n.  p  f.  [  Wechselgcsung].  „E  r.  Liebchen,   65 


27 


Vermehrens   Miisen-Almanach  1803. 


28 


komm  auf  meinen  Schooss"  228 — 229.  — 
Messerschmid:  Das  höhere  Leben.  An 
die  G.  von  B.  Zwey  Sonette.  I.  „Gern 
träumt     der    Mensch     der    Zukunft     sel'ge 

5  Träume-  230-231.  II.  „Mein  Blick  durch- 
fliegt der  Vorwelt  Heroinen«  231—232.  — 
A  ugustKuhn  [Friedrich Äugust,1784 — 182'J 
vgl.  Ztg.  f.  d.  elegante  Welt  1804  No.  130;  war 
damals  Gymnasiast  in  Eisleben]:   Das  Ge- 

10  schenk  des  Phoebus.  „Dem  Mutterschooss 
der  jungen  Erd'  entblühet"  233 — 234.  — 
Werthes:  Laokoon.  „Bethörte!  Kennt  ihr 
so  die  Myrmidonen?"  235 — 239.  —  Ver- 
mehren: Der  Geister  Spruch.  .,Alle  guten 

15  frommen  Geister"  240  —  247.  Henriette 
Vermehren:  Klage.  „Dort  oben  auf  der 
Höh"  248—249.  —  F.  Schutt:  Der  Tag. 
„Der  junge  Tag  im  schimmernden  Gefieder" 
250—2.51.   —   Friedrich   Schlegel:    Die 

20  Verhältnisse.  „Rücksichten  sind's,  die 
unsern  Blick  berücken;"  252.  Sonett.  Ged. 
1809.  S.  53,  S.  W.  YIII133.  Das  Epigramm 
fehlt  Ged.  1809;  vgl.  oben  Sp.l9.  —  Friedrich 
Schlegel:     Das    Bündniss.     „Wo    mehre 

2b   bildend  sich  in  Eins  verbunden"  253.  Sonett. 

—  Ged.   1809,   S.   .5-1,   S.    W.   VIII  134.  — 
Henriette  Schubart:  Maria's  Himmel 
fahrt.     „Welch    goldner    Glanz    sinkt    aus 
der    Höhe    nieder?"    254.     Sonett.     Hang: 

.■?o  Als  sie  ihren  Geliebten  erwartete. 
„Amorl  Amor!  Ist's  kein  Wahn?  255 — 256. 
Epigr.  u.  verm.  Ged.  1805,  II  344.  — 
E.  [=  Winlcelmann]:  Das  Wunder- 
bare.   „Forschend  nach   eigner  Erkenntniss 

35  enteilen  uns  Stunden  imd  Jahre,  Finden  wir 
endlich  uns  selbst,  kennen  wir  selber  uns 
nicht."  256.  —  N.  Meyer:  Elegie.  „Gleich 
dem  Schitfenden,  der  auf  offenem  Meere 
dahin  treibt"  257—259.  —  „BlUthen-'  II 190. 

40  Dort  als  No.  5  der  Elcgieen  bes.  Verbessert 
und  stark  umgearbeitet.  AlbrechtKochen: 
Die  Lehre.  „Mitleid  fühle  mit  dem,  der 
irret,  und  Nachsicht  erweise"  229.  — Distichon. 

—  R.  [=  Winckelmann]:   Das  eheliche 
4.Ö   BündnissdesReiraes.  „Begeisterteliebende 

Herzen"  260.  —  Münch  hausen:  Die 
Krähe.  „Miss  Krähe  höi-t'  einst  auch  ein- 
mal" 261—262.  —  Hang:  Aus  einem  Ge- 
spräche über  Fürsten      „Zu  Monarchen 

50  hub  sie  das  Geschick"  262.  Epigr.  u.  verm. 
Ged.  1805,  I  353.  —  Vermehren:  Die 
Macht  der  Liebe.  Phantasie.  „Stiller 
Kummer  mir  erscheine"  263  —  268.  — 
Winckelmann:     Ein     Stilleben.      „Ein 

bb  duftend  Laubgewinde  ziert  die  Seiten;"  269. 
Sonett.  —  Oonz:  Lied  der  Klage.  „Von 
schwerem  Traum  umfangen*  270 — 272.  Ge- 
dichte 1800,  S.  2nf,  No.  8  des  Zyklus  Ge- 


„Blumen  um  eine  Urne  (1801 — 02).'''  — 
Friedrich  Schlegel:  Romanze.  Als  der 
Witz  ein  Liebchen  suchte"  273-  274.  Ged. 
1809,  S.  47;  S.  W.  VIII  127.  Titel:  Tünde- 
leyen.  —  Rostorf:  Die  Wellen.  „Die  5 
Woge  spielt  in  tausend  klaren  Wellen" 
275—276.  Kuhn  [Friedr.  Adolf]:  Die 
Wasserfahrt.  „Ueber  mir  den  reinen 
Himmel"  277—278.  —  C.  G.  H.  Burdach: 
Sehnsucht  nach  d  em  Fr  üblinge.  „Dumpf  10 
rauscht  des  Winters  Fittig  im  Eichenhain;" 
279 — 280.  —  Hang:  Julchen.  „Die  dem 
Freyer  ihre  Hand  nur  gab"  280.  Epigr. 
u.  verm.  Ged.  1805,  I  16.  —  N.  Meyer: 
An  Fanny.  Zu  ihrem  Geburtstage.  15 
„Blumen  willst  Du,  Hebe  Kleine?"  281.  — 
„Blüthen"-  II  290.  Titel:  ..Zum  1.  May  mit 
einem  Blumenstranss. "  —  Lebrech tNöller: 
Naumanns  Manen.  „Der  matte  Schein  des 
sterbenden  Tages  bleicht;"  282  —  284.  —  20 
Gcd.1805,  S.  iß.  — Friedrich  Ast:  Elegie. 
„Siehst  Du  den  schimmernden  Mond  im 
ruhigen  Strome  sich  spiegeln?"  285 — 287. 
N.  Meyer:  Sehnsucht  nach  Italien. 
„Der  Lyra  goldne  Saiten  seh'  ich  blinken."  25 
288.  —  Sonett.  ^Bl/Men"'  II .327.  —  Sophie 
M  ere  au:  Tief  fürt  „Schöner  sprossenBlüthen 
hier  im  milden"  289—290.  —  Ernst 
August,  Herzog  zu  Sachsen-Weimar: 
Aus  einem  alten  Buche  von  1742.  „Im  30 
Feuer  wird  erkannt  des  Vaters  starke  Kraft" 
290.  —Friedrich  Schlegel:  Die  Kränze. 
„Wie  süsse  Unschuld  kindlich  sich  erfreue" 
291 — 294.  4  Sonette,  hier  nicht  gezählt,  Nro- 
1—3  =  S.  W.  VIII  188^190'.  Nro.  4  =  ^ 
VIII  213,  Titel:  .,Än  die  Jungfrau.-'  In 
.„Europa"'  1 1  S.  S8,  wo  das  4.  Gedicht  unter 
dem  Titel  „An  Sidonien"  gedruckt  ist,  heisst 
es  in  einer  Anm.,  dass  es  zu  den  im  Ver- 
mehrenschcn  Almanach  S.  291  gedruckten  *o 
Gedichten  gehöre,  von  denen  die  ersten  drei 
„an  Blanka,  an  Juliane,  an  Clementine" 
überschrieben  sein  sollten.  Das  4.  Gedicht, 
S.  294,  sei  nur  aus  Versehen  zu  jenen  ge- 
setzt H'Orden.  „Ueberbaupt  sind  alle  in  jenem  45 
Almanach  von  mir  befindlichen  Gedichte  zu 
den  folgenden  Theilen  der  Lucinde  und  im 
Charakter  bestimmter  Personen  gedichtet. 
Jch  erinnere  dies  bei  dieser  Gelegenheit  für 
die  Freunde  meiner  Gedichte,  weil  es  zum  50 
Verständnis  derselben  notwendig  ist."  Vgl. 
Bibliogr.  Repertor.  I  31.  —  It.  [=Winkel- 
manti]:  Der  Geliebten.  „Ich  ging  hinaus,  die 
weite  Welt  zu  schauen"  295.  Sonett.  —  Ver- 
mehren: Der  Mensch  und  die  Natur.  „So  5,t 
soll  Dein  stiller  Sclinicrz  ohn  Ende  dauern?" 
296  —  298.  —  Inhalts-Verzeichniss  299 
—  805.  —  Druckfehler  306. 


dichte   auf  Conz'  'jungverstorbenes  Söhnchen 

Verzeichnis    der  Mitarbeiter    an  Vermehrens  Musenalmanach. 

Jahryaiiff  ISif^. 
Broxtermann  Chr.  Aug.  Gottl.  Eberhard 

C.  G.  U.  Burdach  G.  v.  Eckardt 

Com  Gerning 

Dane  Uaug 


29 


Vermehrens  Musenalmanach.     Chamissos  und  Varnhagens  Musenalmanache. 


30 


Vermehren 


Hölderlin 

A.  V.  J. 

Julius 

Kapf 

Klopstock 

V.  Knebel 

Kochen 

Koseijarten 

Frifdr.  Adolf  Kuhn 

Friedr.  Autj.  Kuhn 

Sophie  Mereau 

Messersdimid 

X Hol  aus  Mei/er 

Carl  V.  Blünchhausen 

Lehrecht  Äoller 

Overheclc 

Pfeffd 

Friedrich  Schlegel 

Henriette  S.  Schiibert 

Tiedge 

Bernhard  I 

Henriette  I 

St.  Aug.   WiuJ.-eli)iann. 

Jahr  ff  an  ff  IHOS. 
Friedr.  Ast 
Ernst  Bartels 
Luise  Brachmann 
C.  G.  H.  Burdach 

Maseii-AImanache 

auf 
die  Jahre  1801— 180C. 

Herausgegeben 


L.  A.  T.  Chaniisso  und  K.  A.  Varnhagen. 

35    Verlag:  1801:  Bei  Carl  Gottloh  Schmidt. 

1S05/6:     In    der   [Heinrich]  Frölich'- 
schen  Buchhandlung,  dem  Verlag  der 
heiden  letzten  Jahrgänge  des  'Athe- 
näums'.    In  gleichzeitigen  Annoncen 
40  der    Vossischen   Zeitung    —    z.    B. 

Oktober  1S04  —  erscheinen  ztcei 
Buchhändler  des  Namens  Heinrich 
Frölich,  der  eine  Scharrnstrasse 
12,  der  andere,  ,,Buch-  und  Musik- 
45  Händler"-,  Königssirasse  62  wohn- 

haft. Den  Verlag  hatte  wohl  jener, 
der,  nach  Friedrich  Schlegels  Mit- 
teilung an  seinen  Bruder,  einige 
Jahre  vorher  Vieivegs  Buchhandlung 
5ij  gekauft  hatte;  er  fallierte  dann  1S06. 

Drucker:  Christian  Müller  in  Berlin. 
Erscheinungsort:  1S04:  Leipzig. 
1S05I6:  Berlin. 
Format:  12". 
55    Schriftgattung:  Fraktur. 

Preis:  Broschiert  1  Beiclisthaler. 
Redaktion:  Für  die  Jahrgänge  1804  und  ISOö 
besorgten  Ausiruhl  und  Anordnung  der  Ge- 
dichte   tieide    Herausgeber;    auch    für    den 
60  dritten  Jahrgang  trafen  beide  gemeinsam  die 

Auswahl,  die  Anordnung  besorgte  Chamixso 
allein,  während  nach  seinem  Abmarsch  Eberty 
als  „höclist  verderblicher  Korrektor'^  fungierte. 
(Walzel  DNL  148,  p.  XVII;  Varnhagens 
85  „Itenkivürdigkeiten^^  1  '•',  315.) 

Zeit  des  Krscheinens: 

Jahrgang  1804:  Ende  September  1S02. 
1805:  22.  D ezember  1804.    In 


Cons 

Gerning 

Karl  von  Hardenberg,  s.  Bostorf 

Haug 

Hölderlin 

V.  Knebel 

Kochen 

J.  von  KotteHnshy 

Fr.  Adolf  Kuhn 

Sophie  Mereau 

Messerschmid 

J.  F.  von  Meyer 

Carl  von  Miinchhausen 

Neubeck 

Nöller 

Bostorf  =  Karl  von  Hardenberg 

Friedrich  Schleqcl 

E.  A.  Schmidt' 
Gustav  Scholz 
Henriette  Schubert 

F.  Schutt 


Vermehren 


Bernhard], 

Henriette  I 

Werlhes 

Wctzd 

St.  Aug.   Winkelniann 

Winckler 

Wolfgang 


einem  ungedruckten  Briefe 
W.  Neumanns  an   Varn- 
hagen   von    diesem    Tage 
heisst  es:  „Endlich erhältst 
Du  den   frischen   grünen   35 
Almanach  ....  Ich  habe 
die  Exemplare  erst  diesen 
Augenblick  erhalten.'^ 
Jahrgang  1S0G:  September  1806. 
Fundorte:   Die  Künigt.  ßibl.   zu  Berlin   besitzt    40 
dreid)  rollständige  E.cemplare,  darunter  zwei 
broschierte  aus   Varnhagens  Nachlass:   Bibl. 
Varnh   1870—76. 
Jahrgang  1804:  U.  B.  Königsberg. 

„         1805:  Dr.  Leopold   Hirschberg-   45 
Berlifi. 
1805/06:  U.  B.  Berlin;   Göritz- 
Lübeck- Stiftung  im  Mark. 
Mus.  zu  Berlin. 
Zur  Geschichte   des   Musen-Alma  nachs:    ^0 
Mit  dem,  Kreis   der  jungen   Poeten,    die    in 
diesem   „grünen"   Almanach  zum   erstenmale 
dem.   literarischen  Publikum  sich  vorstellten, 
machen  am  ausführlichsten  bekannt :  Hitzig, 
in  Bd.  5  und  6  der  Sämtl.  Werke  Ch  a  m  issos,    ^^ 
5.  Aufl.  18G4,  die  eine  Biographic  und  Briefe 
des  Dichters  enthalten;    ihn  ergänzt  Ludwig 
Geigers     Publikation     „Aus     Chamissos 
Frühzeit",    Berlin    1905,     S.    20 ff.,     die, 
reichlich  Lücken  lassend,  aus  jenem  riesigen    6" 
und  erst  zu  Ideinem  Teil  ausgeschöpften  hand- 
schriftlichen   Material  schöpft,    das    in    der 
Königl.   Bibliolhek  zu  Berlin   als  „Nachlass 
Varnhagens"  aufgespeichert    liegt;    dieser 
selbst    schildert    seine    „Jugendfreunde"     iui    ^^ 
1.  Bande  seiner  „Denkwürdigkeiten  des  eigenen 
Lebens",    II.   Aufl.   1843,    S.  283 ff.,   299  f, 
301  ff.    Varnhagen  lernt  im  Cohenschen  Hau.se 
1803   zunächst    W.    Neumann,    bald    darauf 
Chamis.so   kennen;    dieser   vermittelt   die  Bc-    ™ 
kanntschaft  mit   Hitzig,    Hubert,    Thcremin; 


31 


Chamissos  und   VarnhaRens  Musen-Almanache. 


32 


Adolf  von  Uthiiiann,  Hitzigs  späterer  Schwager, 
und  Louis  de  la  Foi/c,  Chaiimsos  Lands- 
mann, Schicksalsgefährte  und  Kamerad  im 
engeren  Sinne  —  beide  preussisclic  Lieutenants 

5  —  vergröisern  den  Kreis,  dem  bald  auch  Koreff, 

Georij  Reimer  u.  a.  sich  anschliessen.  Als 
Symbol  ihres  gemeiiisamen  Strehens  wird  auf 
Koreffs  Anregung  der  Polarstern  bestimmt: 
To  ror  Tiulov  äargov,  anknüpfctid  an  romantisch- 

10  mystische,  durch  A.  W.  Sehlcgcls  Vorlesungen 

vermittelte  Anschauungen  Baaders,  nach 
dessen  pythagorüischem  Quadrat  die  Himmels- 
gegenden auf  geistige  Regionen  gedeutet  wurden. 
..Der  Norden   als  Region  der  Wissenschaft 

15  war     der     Freunde     erwähltes     allgemeines 

Gebiet.'' 

Jede  Gelegenheit  reizte  die  dichterische 
Begeisterung  der  Jünglinge,  n  eiche  die  Schwelle 
der  Zwanzig   eben   erst  überschritten   hatten^ 

•20  Varnhagen    war  erst  18   Jahre  alt.     Dieser 

berichtet:  „So  mehrte  alles  und  jedes  nur 
immer  unsre  Gedichte,  und  sie  wuchsen  bald 
allzu  gedrängt,  als  dass  sie  nicht  endlich  aus 
dem    Pult    unruhig    an    das   Licht    gestrebt 

ib  hätten.     Der    Gedanke    des    Druckenhissens 

ging  mir  und  Chamisso'n  plötzlich  auf,  als 
wir  am  späten  Abend  allein  im  Garten 
wandelten,  ivir  vereinigten  uns  auf  der  Stelle 
SU  gemeinsamer  Ausführung,  zu  welcher  die 

30  Herausgabe  eines Musen-Almunachs sobecpiem 

als  atiständig  erschien.'-^  (Varnhagen,  a.  a. 
0.,  S.  .301  f.)  Einen  ergötzlichen  Kontrast 
zu  dieser  Darstellung  im  Stil  des  alten  Goethe 
bietet  Chamissos    lakoniscJi-bescheidcnes   Ge- 

35  ständnis:  „Ich  machte  Verse,  erst  französische, 

später  deutsche,  ich  schrieb  Anno  1S03  einen 
Faust.  Dieses  Gedicht  brachte  mich  zufällig 
einem  andern  Jüngling  nahe,  der  sich  gleich 
mir  an  [so!]  Dichten  rersuchte.  K.  A.  Varn- 

4U  hagen  von  Ense.     Wir  rerbrüderten  uns,  und 

so  entstand  unreiferweise  der  Musen- Atmanach, 
der  Anno  1S04,  da  kein  Buchhändler  den 
Verlag  übernehmen  wollte,  auf  meine  Kosten 
herauskam.^'     {Chamissos  Selbstbiographie  bei 

45  L.  Geiger  a.  a.  0  ,  S.  ä  f.)     hi  der  Tat  gab 

Carl  Gottlob  Schmidt,  ein  ..guter  Mann  in 
Leipzig",  nur  seine  Firma  her,  das  Geld 
brachte  der  arme  Lieutenant  im  Regiment 
von  Goetze  auf. 

50  Während  die  beiden  eben  angeführten  aus 

zusammenschiebender  Erinnerung  entstandene 
Spätberichte  sind,  hat  Varnhagens  Sorgfalt 
eine  gleichzeitige  Scliilderung  aufbewahrt,  die, 
unmittelbar  Erlebtes  aphoristisch  skizzierend, 

55  sicherlich   mir    den   /weck   hatte,    die  Fülle 

bedeutend-unbedeutenden  Details  dem  Ge- 
dächtnis rasch  zu  fixieren :  an  den  Rand  des 
1.  Blattes  seines  Stammbuches,  von  dem  ein 
Bruchstück  erhalten  ist,   schrieb  Varnhagen 

60  selbst  folgende  von  Geiger  nicht   abgedi-uckte 

Erinnerung. 
Sonett  an  den  Neofj-ten  *).  Erstes  Sehen 
bei    dem  Eduardschen  Thee,  dos   grünen 


Buchs.  Thee  bei  Chamisso  am  Branden- 
burger Thor.  Mein  Gefährte  am  Abend, 
da  Roberts  Ueberbildete  gegeben  wurden, 
[vgl  Goedeke  VIII  Ö13J.  Abende  im 
Winter  auf  meinem  Zimmer  bei  Cohens,  5 
und  Projekt  nach  New  Sud  Wales.  Abende 
im  Coheuschen  Garten.  Gespräch  über 
KoretF.  Puppenspiel:  Medea.  Geschenk 
des  Ringes  von  Koreif,  Chamisso,  Lafoje. 
Büchertausch.  Zuletzt  Eis  bei  Josti,  Bei  10 
allen  die  herzlichen,  sinnigen  Gespräche. 
Briefe  an  Chamisso.  Kassel.  In  Lützow 
in  der  französischen  Umgebung.  Faust 
und  H3'mnus  auf  Klopstock  nebst  Sonetten 
bei  Mad.  Bernhard.  Verwunderung  über  jj 
meinen  Klopstock,  Wieland  und  Voss. 
Oefteres  Sehen  bei  Mad.  Bernhard. 
Schweres  Nähern.  Geburt  des  Almanachs. 
Erste  Idee  von  mir  bei  den  Treibhäusern 
des  Cohenschen  Gartens.  Neumanns  Bei-  00 
tritt.  Oeftere  Besuche  bei  Cohens.  Thee 
bei  Eduard  und  Ch[amissos]  ausgerissene 
Zähne.  Retirade  auf  mein  Zimmer  und 
Vorlesen  der  Briefe.  Gesellung  Lafoye's 
durch  das  Neofjtensonett")  und  New  Sud  25 
Wales.  Wilhelm  Meister  und  Jarno. 
Ferner  Thee's  des  grünen  Buchs.  Abend, 
da  Ch.  und  ich  Koreff  nach  Hause  be- 
gleiteten, wo  mir  Koreffs  Licht  aufging, 
und  Gespräch  darüber  mit  Ch.  bei  Lippe  3Q 
[Graf  Alexander],  als  Ch.  mich  und  Neu- 
manu  Morgens  um  6  Uhr  entließ.  Thee 
am  Brandenburger  Thor.  Helle  Nacht 
am  Potsdammer  Thor,  to  xoti  tzöXou  äorpov 
bei  der  Sonnenuhr  im  Cohenschen  Garten.  35 
Roberts  Ueberbildete.  Unsere  Küsse  im 
Almanach.  Schaukel.  Enuüyaden  bei  den 
Quartetts.  Thee  bei  Uthmann.  Maler- 
Abende  in  Lützow.  Nachhausegehen  mit 
unserm  b(?risson  [Ige!].  Persisch  und  4^ 
Griechisch,  Puppenspiel,  Medea.  Besuche 
bei  Fichte  und  Schlegel  Aufführung  des 
Faust.  Das  Universum.  Abend  des  Lachens, 
Novellen  und  projektirte  Salzkuchenam- 
bassade.  Besingung  des  Menscheuer-  45 
Würgers."  — 

Pünktlich  Ende  September  1S03  erschien 
„Grünling-  der  erste,  dessen  jüngere  Brüder 
durch  die  Tugend  der  Pünktlichkeit  keineswegs 
ausgezeichnet  iraren.  Da^u  trug  vor  allem  die  5Q 
räumliche  Trennung  der  beiden  Herausgeber 
bei.  Denn  schon  im  Frühlimi  ISUi  ward  die 
kaum  begründete  junge  Dichtergeitossetischaft 
durch  die  Macht  der  Verhältnisse  und  die  aus- 
einandcrstrebenden  Interessen  der  Einzelnen  55 
aufgelöst.  Hitzig  ging  als  Regierungsassessor 
nach  Warschau,  wo  er  bis  Ende  1806  blieb  und 
in.  stetem  angeregten  Briefwechsel  mit  den 
Freunden  sich  als  treues  Mitglied  des  Nwd- 
' Sternbundes  erwies,  dessen  Symbol  i.  t.  tt.  ö.  er   gQ 


65  ')  Es  liegt  bei  diesen  Papieren   eiti  Blatt 

von  der  Hand  de  la  Foyes,  datiert  „Berlin, 
1S03",  überschrieben 

Der  Neophit.     Sonnet. 
Das  eiste  Quartett  lautet: 

7u  Etji  dichter  Nebel  dunkelte  die  Erde, 

Die  Menschheit  irar  mit  Finsterniss  umgeben, 
Sie  wankte,  irrt',  umsonst  war  ihr  bestreben. 
Nach  Licht;  sie  war  ein  (!)  schäferlose  Heerde. 


Als  weiteres  Dokument  dieser  Zeit  sei  das 
reizende  Billet  hier  eingefügt,  das  der  liebens- 
würdige und  wahrhaft  liebevolle  de  la  Foye 
am  14.  April  1S04  Varnhagen  .sendet:  ,üa  65 
ich  heute  auf  wache  in  ihrer  Nachbarschaft 
bin,  und  Coretf  und  Chamisso  erwarte,  so 
bitte  ich  auch  den  Freund  Varnhagen,  mir 
mit  seine  Gesellschaft  zu  beehren  (so!), 
widrigensfals  werde  ich  meine  Gewallt  zu  70 
brauchen  wissen. 

Delafoye 
Am  Küuig-Thor  auf  wache." 


33 


Charuissos  und  Varnhagens   Musen-Almanache  1804—1806. 


84 


seinem  Petschaft  eingraben  Hess,  loenn  er 
auch  7iur  noch  durch  je  eine  Uebersetzung  in 
den  folgenden  Jahrgängen  des  Almanachs  ver- 
treten ist.  Auch  Köre  ff,  der  „Mittelpunkt 
des  Kreises",  der  sich  zur  Promotion  nach 
Halle  begab,  verliess  Berlin  auf  einige  Jahre 
und  sandte  seine  Beiträge  aus  Paris.  Bim, 
dem  „Meister^  [vgl.  H  Tardel,  Chamissos 
Werke  II  53,  Änm.  4;  Varnhagen,  Denkw. 
1-.  313;  Brief  Chamissos  an  Hitzig  vom 
6  VI.  ISOiJ  ividmet  Varnhagen  seine  ge- 
künstelt-schwerverständlichen antikisierenden 
Strophen,  die  den  dritten  Jahrgang  einleiten: 
er  [Korcff]  lehrte  ihn  „die  heiligen  SpriXch' 
und  Beschwörungen^^  sein  Wort  sei  der 
„Urquell  seiner  Begeisterung". 

Koreffs  Wesen  und  sein  Verhältnis  zu 
Varnhagen  und  den  Freunden  beleuchtet  sein 
(ungedruckter)  Brief  aus  Halle  an  Varnhagen, 
von  dessen  Hand  „Anfang  Juni  180i"  datiert. 
Es  heisst  in  ihm: 

Wir  haben  uas  beide  mächtig  aus  dem 
Schvitte  UQsers  Jahrhundertes  heraufge- 
arbeitet   

Mit  bedeutend  ernstem  Blicke  sehen  wir 
in  den  [so  statt  dem]  wiederlichen  Schutt, 
das  unsterbliche  Leben  manches  plastischea 
Kunstwerkes  über  die  gesunkenen  Brüder 
seine  stille  Ewigkeit  fortsetzen,  wir  wollen 
diese  chaotische  Zerstreuung  durch  höhere 
Verknüpfung  und  Gleichung  zur  sinnigen 
Masse    zusammenfassen    u.    organisch   im 
Totalen    machen,    was    im    Einzelnen    so 
unendlich    verworren    und    todt    scheint. 
Was  Wunder,  wenn  Wir  uns  da  gefunden 
haben    wo  2  Augen  fühlen,   dass    sie   nur 
2  Weltgegenden  beschauen  können  u.  dass 
nur    4    Augen    Representanten    des    Qua- 
drates der  Natur  sind,  in  welchem  Typus 
sie   ihre  Bildungen  zur  unsterblichen  Er- 
zeugung verheurathet.     Auf  dieser  Höhe, 
mein  geliebter  Freund,  haben  wir  uns  ge- 
funden,   wiewohl    wif    uns  in   den   ersten 
Momenten  nicht  erkannten,  weil  jeder  zu 
ernst  und  zu  eigen  in  seine  Weltgegend, 
du  in  den  Süden  u.  Westen,  u.  ich  in  den 
Norden  und  Osten,  hinausstarrten  als  dass 
die   thierische  Rückenseite   sich  hätte  er- 
kennen   können,    aber   es    fehlten   jedem 
zwey   Weltgegenden   und    wir   haben  uns 
umgewandt  und  wie  wir  uns  beide  an  den(!) 
Hals  lagen  und  uns  froh  und  satt  weinten, 
weiss  ich  garnicht  zu  sagen  —  genug  wir 
fühlten  es  dass  wir  uns  integrirten  u.  so 
sind  die  Zweige  unsrer  Lel.iensbäume  wild 
und  harmonisch  in  einander  verschlungen." 
In  demselben  Briefe  spricht  Koreff  auch 
über  seinen  Freund  Julius  Klaproth,  der 
in  der  Geschichte  dieses  Almanachs  zwar  nur 
eine  unbedeutende  Rolle  spielt,  um  so  lebhafter 
aber,   wenn  auch   nur   für   einige  Zeit,  das 
Leben  und  Treiben  der  Berliner  Freunde  be- 
ein/lussle     Xeumanns  ungedruckte,  Chamissos 
bei  Hitzig  gedruckte  Briefe  an  Varnhagen  be- 
lehren gelegentlich  darüber.    Vgl.  auch  Geiger, 
a    a.  Ö.     S.  36  f  41. 

Klaproth  reiste  im  März  1S05  luich  China 
ab.     Insofern  seine  hier   gegebene  Charakte- 
ristik auch  Koreffs  Eigenart   beleuchtet,    sei 
die  Bricfstelle  an  dieser  Stelle  eingeschoben: 
Ich  freue  mich,   dass  Klaproth   meinen 
Bitten   Euer   Freund   zu    seyn,    so   Gehör 
gegeben  hat.     Ich  hab  ihn  Euch  gesendet 


damit  Ihr  Jemand    in   Eurer  Mitte   habt, 
der  bey  solchen  ungeheuren  Kenntnissen, 
wie  Klaproth  besitzt,    schöne   freundliche 
Liebe  aus  Energie  entsprossen  und  Emp- 
fänglichkeit für  Alles  hat  —  dahey  solcher     5 
glücklichen  Organisation  sich  erfreut,  dass 
Scherz  und  komisches  Talent  sich  mit  der 
höchsten  Ansicht   und  Religion    so   heilig 
umarmt,    dass    nur    Genialität    reif    ohne 
Frechheit    dadurch    producirt    wird.      Er    10 
wird  euch  herrlich  erquicken,  wie  er  mich 
immer   erquickt   hat;    dahey    hat    er    die 
Tugend,    dass   er   weit  geselliger  wie   ich 
ist  —  ihr  könnt  mir  für  ihn  Dank  wissen. 
An  demselben  Tage  wie  Koreff,  reiste  auch    \h 
de  la  Foye  ab:  er  eilte  auf  die  Nachricht  vom 
Tode  seines  Vaters  zu  dauerndem  Aufenthalt  in 
seine  Heimatstadt  Caen  zurück.     Theremin, 
der     in     Genf  seine    theologischen    Studien 
vollenden  wollte,  kehrte  zwar  bald  wieder,  als   20 
Prediger    der    französischen    Kolonie,     nach 
Berlin    zurück,     betätigte    sich    aber    auch 
abwesend   als  eifriger  Mitarbeiter  namentlich 
im  ziveiten  Jahrgang   des  Almanachs.     Aber 
die  stärkste  Störung  seiner  Entwicklung  be-    2-5 
deutete    Varnhagens    Uebersiedelung    nach 
Hamburg,   im  Frühherbst    1804;    nicht    nur 
für  .seinen   dritten  Jahrgang,    sondern  auch 
schon  für  den  zweiten. 

Für    diesen     einen     Verleger    zu    finden,   so 
scheint  weniger  schwierig  gewesen  zu  sein  als 
das   erstemal,    selbst  angenommen,   Chamisso 
übertriebe  ein  wenig  in  seiner  triumphierenden 
Bemerkung    Hitzig  gegenüber:     „Den   Hohn 
verdienen  sie  nicht  [die  Verleger],  .sie  haben   35 
dies  Jahr  das  Gute   gleich   zu    achten,    das 
Schöne  gleich  zu   sehen   geivusst    und  Viele 
haben  sich  um  unsere  grüne  Gunstbezeuyung 
gerissen."     [Brief   vom    IS.    August    1804,] 
Erst  im  Juli    haben    die  Freunde  „in  aller   40 
Eile  und  Hast''  das  i^om  Verleger  [Heinrich 
Frölich]  geforderte  Manuskript  geordnet  und 
überliefert.     Am  16.  August  kann  ,,Eduards 
Bio   verde  noch  ganz  am  Ende  des  Grünen 
eingeschaltet    werden";    im    Almanach    steht   45 
die.se  Uebersetzung  Hitzigs  aus  dem  Spanischen 
S.  200  ff.,  es  folgen  ihr  noch  Üö  Seiten  Text, 
darunter    mehrere  Beiträge  Thcrcmins.     Am 
IS.  August   erfährt    derselbe  Korrespondent, 
Hitzig,  dass  der  Druck  angefangen  habe  und   50 
fortgehe,  aber  „wegen  zu  erwartender  Nach- 
richten   von    Theremin   schwerlich    vor    dem 
Sten  des  künftigen  Monats  geschlossen  werde.'' 
Aber  gegen   Ende   des    Septembers   hat    der 
.,langsam  vorwärts  schleichende  Druck"  erst   5.i 
deti   vierten  Bogen  eneicht  und  „die  Mitte 
der  Elegie  von  Koreff'.     Das  sind  noch  niclit 
100  Seilen.    [Brief  an  Varnhagen,  Chamissos 
Werke,  1S64,  Bd.   V  43]     Immer  neue  un- 
vorhergesehene Hindernisse  türmen  sieh  auf.    60 
Demselben  Adressaten  sendet   Chamisso  den 
ers  ten  Jahrgang  des  Almanachs  im  November 
mit  folgendem   Stossseufzer :     „Hier    ist    die 
Jungfrau,  die  Du  Dir  aus  Berlin  verschreibest, 
leider  nur  die  alte,   die  junge   ist   noch   im    65 
Drucke,  —  „Noch    im    Drucke ! .' .''    —   Ja, 
Herr    Bruder,    und    ich   möchte    mit  jenem 
Könige,  dem  armen  Schelme,  ausrufen:  „Ich 
glaube    an    keinen     Grünen     mehr ."'     Das 
Papier,  denke  Dir  das  verkehrte  Wesen,  das    70 
Papier  ist  ihm  ausgegangen,  kein  Blättchen 
mehr,    tvorauf  er    sein    Haupt    niederlegen 
könnte!     Und  so  liegen  denn  die  Sachen  seil 
3 


35 


Cliamiseos  und  Varnbagens  Musen-Aljnanache  1804 — 1806. 


36 


Jahr  und  Tag.'-'-  In  einem  ungedntckten 
Brief  erbietet  sich  Varnhagen,  Papier  aus 
Hamburg  zu  schicken,  wenn  es  sein  müsse. 
Vielleicht   hing   es  mit  diesem  l'apiermangcl 

5  auch  zusammen,  dass  sicJi  der  3.   Grüne  — 

nach  Fouques  Zeugnis  [Lebensgeschichtc, 
Halle  1S40,  S.  270]  —  ,,zu  einem  Boten  um- 
wandelte^^ .  .  .  Endlich,  im  Dezember,  be- 
richtet    Neumann     nach     Hamburg:      „Der 

10  Almanach    erscheint  hoffentlich   noch  diese 

Woche ;  seine  Verzögerung  ist  Schuld,  dass 
ich  Dir  nicht  früher  schrieb,  denn  immer 
hoffte  ich,  ihn  Dir  mitsenden  zu  können. 
[Aus  einem  itngcdr.  Briefe  W.  Neumanns  an 

15  Vaj-nhugen.    vom    10    Dezember   ISOi,    Kgl. 

Bibl.  Berlin.]  Endlich  darf  Chamisso  froh- 
locken, es  „klare  sich  sein  ganzer  grüner 
Horizont  auf":  er  kann  Keunuinn  beauftragen, 
die,,  Sendung  der  grünlichen  Kostbarkeiten^' 

20  an  Varnhagen  zu  besorgen,  und  schickt  „die 

grüne  F)-ucht  ihres  gesammien  Treibens- 
persönlich  an  Hitzig:  „  .  .  mögen  immerJän 
alle  Zeitungen  DeutscJilands  schtceigcn.  Ich 
nehme  Dich,    den   stimmfähigen  Mann,   den 

25  Begierungs- Assessor,   zum  Zeugen,    dass   sie 

wirklich  und  effectiv  da  ist,  der  mir  so 
wichtigen  Wahrheit.-'  Es  bedurfte  in  der 
Tat  solcher  Bekräftigung,  denn,  wie  er  Varn- 
hagen  beichtet:     „Keine  lebende  Seele  weiss 

30  in   Berlin,    dass  soldi    ein   Buch    dies  Jahr 

existiere.  Es  ist  ein  Geheimnis,  ein  nicht 
rerrathenes."  Etwas  tröstlicher  scheint 
Hermann  Ebertys  [Heimann  Ephraims]  gleich- 
zeitiger Berieht  an  Varnhagen  zu  lauten,    in 

35  einem  { ungedruckten)Brieferom  5.  Januar  1S05: 

„Mitten  unter  Schnee  und  Eis  hat  sich  bei 
uns  hier  vor  einigen  Tagen  das  neue  Grün 
blicken  lassen,  der  Almanach  ist  erschienen 
und    die    schöne    Berliner  Welt    kauft    die 

40  frische    Waare    rasch    weg    ohne    dass   der 

sonst  redselige  Verleger  auch  nur  ein  Wort 
darüber  hätte  in  die  Zeitungen  setzen  lassen. 
Merkel  soll  in  der  grössten  Bestürzung  des- 
halb   sein,     da    er    die    Rezension,     die    er 

4b  schon  vor  Jahr  und  Tag  pränumerando  ge- 

macht hat,  noch  nicht  ausspeien  darf. 
Chamisso  hat  das  neue  Produkt  schon  in 
die  entferntesten  Zonen  befördert  u.  ihr 
dürft    von    der    gelehrten    Gesellschaft    zu 

fjO  Kalkutta   die   schmeichelhaftesten  Versiche- 

rungen darüber  erwarten  "  Doch  dieses 
Schmusen  erhält  einen  bitterironischen  Bei- 
geschmack, der  Humor  scheint  Galgenhumor, 
hält  7nan  Neumanns  Ausruf  daneben:    «Der 

■»  Almanach  ist  todt  zur  Welt  gekommen,  wie 

es  scheint.  Ich  wollte  lieber,  dass  er  auf 
ofnem  Markt  von  Merkel  verbrannt  würde, 
als  dieses  Grabesschweigen  !'•  Aus  einem 
ungedruckten  Brief  an   Varnhagen  vom  23. 

60  Januar  ISOö.  [Vgl.  zur  Geschichte  des  zweiten 

Jahrganges  noch  L  Geiger,  a.  a.  0.  S.  3S; 
Varnhagen,  Denku:  1-,  320  f.] 

T'nterdes  ward  es  noch  einsamer  um  Cha- 
misso,   als   auch    Wilhelm   Neumann   dem 

65  Ereundeim  Februar  ISObnach  Hamburg  fidgle; 

der  Zurückbleibende  gibt  ihm  einen  Gntss  in 
Versen  für  Varnhagen  mit.  der  schliesst: 

CS  führt  das  1)  a.'/e»irfc 

Den   Freund  Dir  zu,    auf  dass,    rereintcr 

70  Kraft, 

Ihr  tätig,  sinnig  zu  dem  Ziele  sehreitet, 
Verschlungner  Arme,  m  dem  Sterne 

schauend. 


In  dem  Schtceigcn,  das  ihn  umgibt,  verliert 
er  den  Mut.  Auch  Hitzig  hat  Monate  lang 
nichts  von  sich  hören  lassen  und  empfängt 
die  flehentliche  Bitte:  „Schreibe  mir  doch  ja, 
dass  Du  sie  [meine  grünliche  Sendung]  5 
hast,  auf  dass  ich  aus  einem  andern  und 
lieben  Munde  vernehme  dass  er  wirklich  da 
ist,  worim  ich  waJirlich  zu  zweifeln  anfange, 
da  nur  Varnhagen  und  ich  U)ii  das  Geheimnis 
zu  wissen  scheinen  .  .  .'-  Ihm  fehlt  alle  Hoff-  lo 
nung  und  Glaube  „an  einen  Wiedergrünen." 
[Brief  rom  S.  März  1S05.J  Aber  Hitzig  weiss 
sein  Selbstrerti-auen  liebevoll  zu  stärken,  ver- 
spricht auch  seine  Mitarbeit;  und  noch  im 
gleichen  Mcnat,  in  den  Schlussicorten  des  15 
eben  erwähnten  Versbriefes  an  Varnhagen, 
heisst  es  zuversichtlich:  ..Zweitens  muss  ein 
dritter  Grüner  heraus,  und  muss  in  Hamburg 
zu  Stande  kommen,  tco  er  auch  sonst  gedruckt 
werden  mag."  —  Von  neuem  geht  es  an  ein  23 
eifriges  Sammeln.  Stolz  meldet  er  nach 
Mitte  Mai  de  la  Foge:  ..Gi-ünling  der  3. 
schwillt  und  verspricht  das  Beste;  aber  ich 
tue,  so  sehr  ich  es  auch  wünschte,  selbst 
nichts  für  ihn  und  die  Dichtungsader  scheint  2."> 
versiegt.  Ich  habe  immer  nur  mein  Leben 
gesungen  und  lebe  jetzt  nicht.-'  [L.  Geiger 
a.  a.  0.  S.  74.]  —  Zuversichtlicher  noch  rii/t  er 
zur  selben  Zeit  Hitzig  zu:  ,.Grünling  der 
dritte,  mein  Lieber,  wird  sich  sehr  früh  auf  30 
die  Beine  machen.  Zwischen  August  und 
September  miiss  er  zu  dem  Accoucheur  gehen 
und  früh  im  September  schon  todt  da  sein." 
[Brief  vom  _  26.  Mai.]  Damals  ahnt  sein 
Optimismus  noch  nicht,  dass  er  um  ein  volles  35 
Jahr  enttäuscht  werden  sollte,  sondern  hoff- 
nungsfreudig weist  er  Varnhagen  am  letzten 
Tage  des  Mai  an-.  „Das  Manuskript  musst 
Du  im  August  zu  Anfang  Septembers  su- 
sammenschaffen.  —  Der  Verleger  Erblich  40 
wird  zur  Zeit  des  Treffens  abtvesend  sein, 
er  hinterlässt  Befehle,  und  ich  selber  besorge 
den  Druck."  Am  10.  September  hat  dieser 
aber  nveh  nicht  angefangen:  dafür  ,.schwilU 
das  Manuskript-  ....  45 

Da  madit  der  nahe  drohende  Krieg  weiterem 
Sammeln  und  Sichten  ein  gacaltsames  Ende. 
Am  23.  September  schreibt  Chamisso  nach 
Hamburg:  „Ich  marschiere  (welches  Du  gar 
nicht  zu  ahnden  scheinst)  vielleicht  schon  die  öO 
künftige  Woche  mit  meinem  Begimentc 
aus  .  .  .  und  iiberantu-orte  dem  kleinen  Her- 
mann die  ganze  grüne  Bagage.''  [Hermann, 
öfter  auch  Hermännchen  Eberty  wird  Hei- 
mann Epliraiiii  genannt;  vgl.  L.  Geiger,  a.  55 
a.  0.  S.  36  Anm.  2,  5S.  95.]  Becht 
energisch  weist  er  darauf  Varnhagens  „bizarre 
Vorwürfe"  zurück:  ..Meine  zu  tausendmalen 
wiedcrhiilte  Forderung  war  gewesen,  dass  Du 
dies  Jahr  ganz  und  gar  das  Anordnen  über-  60 
nehmen  solltest,  dass  Du  das  Manuskript 
mir  ganz  zum  Drucke  fertig  und  abgefasst 
zusenden  solltest,  und  dass  einzig  die 
Scheei-crei  und  Plackerei  des  Dnickens  auf 
mir  lasten  sallie,  tind  da  Du  ohne  ein  Wort  65 
Entschuldigung  Dich  jenem  entziehest,  mir 
alles  überlassest,  ich  alles  in  lilienweisser 
l'nschuld  nach  bester  Einsicht  einrichte,  und 
an  nichts  Arges  dabei  denke,  so  überkomtn.st 
Du  mit  einem  solemnell  klingenden  Veto  70 
meinen  (sof)  Bemühungen,  und  .scheinest 
schief  zu  nehmen  was  grad  in  meinem  Sintie 
gellt,  und  leitest  wirklich  ganz  andere  Dinge 


37 


Chamissos  und  Varnhagens  Musen-Almanache  1804 — 1806. 


38 


SU  dem  Sehiefsten,  —  nun  habe  ich  das 
sämtliche  übrigbleibende  Manuskript  durch- 
einander geioorfen,  und  überi/cbe  in  sehr 
kurzem  mein  Amt  dem  Kleinen.''  Dieser 
Brief  veranlasste  die  Freunde  in  Hamburg 
SU  dem  raschen  Entschhiss,  ungesäumt  ihr 
Bündel  zu  schnüren  und  nach  Berlin  zu 
eilen,  ivo  sie  über  zwei  Wochen,  bis  wenige 
Tage  vor  doii  Aufbruch  des  Jicgiments  von 
Götze,  in  Chamissos  Zimmer  sich  vereinigten. 
Hier  mag  denn  eine  Einigung  der  beiden 
Herausgeber  leicht  zu  Stande  gekommen  sein ; 
Chamisso  erlebte  vor  seinem  Ahmarsch  noch 
den  Beginn  des  Druckes.  In  seinem  Brief 
an  de  la  Foye  vom  19.  Oktober  [L.  Geiger, 
a.  a.  0.  S.  92  ff.  und  101],  der  durch  die 
schonungslos-aufrichtige  Charakteristik  Varn- 
hagens merkwürdig  und  ivertvoll  ist,  heisst 
es:  „Der  Grüne  ivird  erscheinen,  aber  sehr 
spät.'    Ein  Bogen  mar  da.'' 

Varnhagenfasst  in  den  „Denkwürdigkeiten'', 
I-  .34.9,  summarisch  zusammen:  „Chamissos 
Entfernung  Hess  in  Berlin  den  Musen- 
almanach verwaist,  der  in  einseinen  Bogen 
langsam  in  die  Druckerei  schlich,  dort  den 
verderblichsten  Korrektor  fand,  und  spät  nach 
Neujahr  als  eine  wahre  Musterkarte  der 
gräulichsten  Druckfehler  völlig  todt  zur  Welt 
kam."  Chamisso  verfolgt  ilas  langsame  Werden 
Grünlings  des  dritten  mit  herzlicher  Teilnahme 
und  inniger  Sorge,  tvie  die  Briefe  vom 
Marsch  und  aus  den  wechselnden  Stand- 
quarlicren  beweisen.  Sein  Erscheinen  ver- 
zögerte sich  allerdings  ungebührlich,  so  spät 
nach  Neujahr,  dass  man  vom.  Spätsommer 
sprechen  muss  und  Chamissos  Frage  be- 
rechtigt erscheint:  ,.SoU  der  dritte  sich  Anno 
(i  Oller  7  schreiben'^ '  [Brief  an  Varnhagen 
in  Halle  vom  6.  August  1806]  Beträcht- 
lichen Anteil  an  dieser  leidigen  Verzögerung 
hatte  wohl  die  Unbeholfenheit  und  Lässigkeit 
des  „Korrektors"  Hermann  [Eberty].  Am 
17.  Juni  1806  meldet  Bernhardi  Varnhagen 
in  einem  kurzen  (ungedruckten)  Brief:  „Den 
letzten  Bogen  Ihres  Almanachs  habe  ich 
nicht  corrigieren  können,  weil  das  Manu- 
skript verloren  gegangen  ist  und  ich  auf  gut 
Glück  nicht  ändern  wollte;  es  wimmelt 
übrigens  von  Druckfehlern.  Herr  Hermann 
ist  kein  guter  Corrector."  Varnhagen  ant- 
wortet am  23.  Juni:  „Unser  Almanach  ist  in 
der  Tbat  in  grosses  Unglück  geraten,  und 
das  schmerzt  mich  sehr;  Hermann  ist  in 
so  grosser  Angst,  dass  er  mir  gar  nicht 
schreibt,  so  dass  ich  auch  nicht  einmal  den 
tollen  Bogen  erhalte.  Das  wird  ein  Buch 
für  Kritiker,  in  jeder  Zeile  werden  Emen- 
dazionen  zu  machen  sein,  Gott  wolle  es  nur 
vor  dem  Unglück  bewahren,  dass  es,  wie 
ein  Abschnitt  in  Heinsius'  Deutscher  Sprach- 
lehre, der  mit  Fleiss  ganz  fehlerhaft  ist,  der 
Schuljugend  zur  Uebung  in  die  Hand  ge- 
geben werde:  mir  ahndet  nichts  Gutes! 
Indes  will  doch  die  Fröhlich'sche  Handlung, 
wie  sie  mir  schreibt,  sich  des  Büchleins 
noch  sehr  ernst  annehmen,  ohne  jedoch 
eines  „folgenden  Jahrganges  zu  begehren." 
Einige  Zeit  danach  muss  de  la  Eoye  den 
Stossseufzer  hören:  „Unfall  auf  Unfall  trifft 
den  gar  nicht  herauskommenden  Grünen,  ge- 
schweige dass  ein  Vierter  zu  stände  kommen 
sollte."  Endlich,  im  September,  kommt  er 
heraus  und  gelangt  auch  Chamisso  noch  im 


selben  Monat  zu  Gesicht.  Der  schwerste 
„Unfall"  aber  hatte  ihn  bereits  getroffen:  „Die 
FrölicKsche  Buchhandlung,  ungeachtet,  dass 
sie  uns  verlegt  hat,  spielt  Bankrott",  so  hört 
Chamisso  bestürzt  aus  dem  Munde  des  .,dicken 
Sander",  der  über  Hameln  nach  Pyrmont  reiste. 
„  M^ns  ist  zu  thun  mit  Grünling  dem  Dritten?" 
fragt  er  Neumann.  J.  G.  Reinhold  in  Ham- 
burg gab  Varnhagen  humorvod  den  Bat,  den 
verspäteten  Almanach  gleich  mit  der  Jahres- 
zahl 1808  SU  versehen:  „Sie  erzählen  mir  von 
dem  Almanach  und  den  üblen  Umständen, 
worinn  sich  Fröhlichs  Nachlass  befinden  soll ; 
dann  rufen  Sie  aus:  wehe  dem  Almanach! 
Warum  nicht  lieber,  o  Allzubesoheidener, 
gesprochen:  Heil  den  Fröhlich'schen  Erben! 
Kann  ilmen  eine  schönere  Hofnung  grünen, 
als  eben  in  dem  Grünen?  Aber  verstehe 
ich  Sie  recht,  so  wollen  Sie  ihn  noch  für 
ISüfi  herausgeben.  Ich  hätte  unmaassgeblich 
dafür  gehalten,  die  Michaelismosse  von  1806 
die  so  viel  Unreifes  für  1807  zu  Markte 
bringen  wird,  hätte  die  reifste  aller  Früchte 
sogleich  mit  der  Zahl  1808  der  erstaunten 
Welt  in  den  Mund  geworfen.  Bedenken 
Sie,  welch  Aufsehn  das  machen  würde! 
Und  wer  wird  sich  nicht  schämen,  einen 
Kalender  von  1807  zu  haben,  wenn  Jeder 
ihm  sagen  kann:  der  ist  verdammt  alt ;  ich 
habe  schon  den  von  1808!"     [Aus  einem  un- 

gedr.  Briefe  vom  10.  Juni  1806]. Unter 

solchen  Umständen  wird  begreiflich,  ivas 
Chamisso  schon  im  November  1805  den 
Freunden  schrieb :  „  Wie  unendlich  unendlich 
unbekannt  wir  Grünlinge  sind,  glaubt  kein 
Menschenkind  von  uns."  Dennoch  ist  die 
Zahl  der  kritischen  Stimmen  über  die  drei 
Jahrgänge  verhältnismässig  erheblich. 

Rezensionen:  In  charakteristisch-verschiedener 
Weise  sprechen  sic?i  wiederum  die  beiden 
Herausgebe)'  über  Wert  und  Erfolg  ihres 
Unternehmens  aus:  Chamisso,  anknüpfend 
an  die  oben  zitierte  lakonische  Notiz  seiner 
Selbstbiographie,  betont  bei  seinem  Bückblick 
dankbar,  dass  diese  Jugcnderinncrung,  die 
er  nicht  bereuen  könne,  ein  so  segensreicher 
Wendepunkt  seines  Lebens  ward.  ,,Obgleich 
ein  derartiges  Dichten  nicht  viel  mehr  war 
als  dürftige  Ausfüllung  der  damals  durch  die 
sogenannte  neue  Schule  anempfohlenen  poeti- 
schen Formen,  machte  doch  das  Büchlein 
einiges  Aufsehen,  es  brachte  mich  einerseits 
in  enge  Verbindimg  mit  trefflichen  Jüng- 
lingen, die  zu  au.-igeseichneten  Männern 
heranivuchsen,  andrerseits  zog  es  auf  mich  die 
wohlwollende  Aufmerksamkeit  von  Männern, 
unter  denen  ich  nur  Fichte  nennen  will,  der 
seiner  väterlichen  Freundschaft  mich  loär- 
digte"  [L.  Geiger,  a.  a.  0  S.  3J  Varn- 
hagen, der  Eitle,  stark  auf  das  Acusserliche 
Gerichtete,  sieht  auf  die  Wirkung,  indem  er 
rühmend  hcrrorhcbt,  dass  „verwandtes  Streben 
und  empfänglicher  Sinn"  von  ihnen  (den 
Autoren) Kunde  nahm;  ..und  in  weiter  Ferne 
und  spätem  Jahren  begegneten  uns  noch 
werte  Wirkungen  einer  damals  erregten 
günstigen  Aufmerksamkeit."  Diese  mit  icohl- 
wollendcr  Herablassung  stilisierten  Wendungen 
des  Geheimrats  ergänzen  die  Verse  des  Jüng- 
lings, der  in  wohlgeschürter,  doch  gehaltener 
Begeisterung  seiner  Schwester  den  ersten 
Jahrgang  des  Musen- Almanachs  widmet: 
3* 


S9 


Chamhsos  und  Varnhageas  Musen-Almanache  1804 — 1806. 


40 


An  JRosa  Maria  Varnhagen. 
Empfange  freundlkh,  Schwester,  die  Gesänge, 
Die  heiliggliihend  aus  der  Brust  entsprungen 
Ben  Jünglingen,  vom  elden  WcUgedränge 
Zur  Dichtung  Aether  flaniwend 

aufgeschwungen. 
Nicht  für  profanes  Aug'  ncugicr''gcr  Menge 
Für  Seelen,  zart  wie  Du,  sind  sie  gesungen. 
Der  Eine  Sinn,  der  Eine  Ton  in  allen 
Lässt  Dir  durch  wich  sie  wcihn  zugleich  von 

Allen. 
Auf  der  liückseite  desselben  Blattes  in  diesem 
Exemplar    der    Königlichen   Bibliothek    zu 
Berlin   —    Bibl.    Varnh.    1870    —    quittiert 
Eosa   Maria,  die  gleiclien  Heime  benutzend, 
mit  folgendir  Stanze: 
Seid  mir  willkommen!  liebliche  Gesüngc, 
Wie  Silberflut  aus  reinem  Quell  entsprungen! 
Entziehend    mich   dem   bunten  Weltgedränge 
Hab'  ich  mit  Euch,  mich  liölicr  aufgeschwungen. 
Mitlciilend  seh'  ich  nieder  auf  die  Menge, 
Die   nimmer  fiihlt,    icas  Jünglinge  gesungen, 
Die    hiJicn    Sinn    und   reinen  Ton   in  allen 
Den  Liedern.  Hessen  frcy  und  kühn  erschallen. 
Auch  dem  letzten  Jahrgang,  auf  1S06,  hat 
Eosa     Maria     ein     Versgclcit    gegeben;   sie 
schreibt    „ihrer    geliebten   Freundin  Fannif 
[Hertz   in  Hamburg]   wiederum  eine  Stanze 
auf  die  Deckel-Innenseite  ihres  Exemplars: 
Was   rein   und  zart  und  heilig  im  Gemüthe 
Der  Dichter,  tief  verschlossen  hat  gestanden. 
Und   von    dem  Kelch   entkeimt   zur  farb'gen 

[Blüthe, 
Zwei    Jünglinge    zum    dufVgcn  Slräusschen 

[banden. 
Das  Schiine.  das  dem  Herzen  heiss  entglühte, 
Das  wird  gciciss  run  Deinem  Sinn  verstanden 
Denn  nimmer  ward  icas  Schönes  noch  gesungen, 
Dass  [so\]  schöner  Dir  nicht  im  Gemüth 
[erklungen. 

Wohl  die  früheste  Eezension  lieferte  die 
Haudeund  Spenersche  ,, Königlich  privi- 
legierte Berlinische  Zeitung"  \No.  119  vom 
4.  Okt.].  Die  mit  E.  unterzeichnete  kurze 
Anzeige  nennt  mit  besonderer  Bewunderung 
die  Beiträge  des  „geborenen  Franzosen  und 
Lieutenants  im  Jnf.  Beg.  v.  Goetze,  bei  denen 
man  das  Wunderbare  der  Erscheinung,  dass 
der  Verfasser  ein  Ausländer  sei,  über  deren 
innern  Gehalt  gern  vergisst "  Die  Arbeiten 
der  übrigen  Mitarbeiter  erheben  sich  alle 
unbedingt  über  das  Getvöhnliche."  — 

Das  Wohhvollen  dieser  Kritik  steigert  die 
Zeiiuni/  für  die  elegante  Weltzu  lautem 
Lobe  [No.  133  vom  3.  Nov.  1803].  Diese 
anonym  erschienene,  wohl  von  Bernhardi 
herrührende,  sehr  günstige  Eezension  lautet: 
,.  Verdiente  es  nicht  schon  die  angenehme  und 
seltene  Erscheinung,  einen  Ausländer,  nach 
wenig  Jahren  ernsten  Studiums  unserer 
Muttersprache,  als  Dichter  in  derselben  auf- 
treten zu  sehen,  so  verlangt  doch  der  under- 
wcilige  Wert  dieses  .llmanii<hs  und  sein  nicht 
zu  verkennendes  reines  Slnlun  eine  rühiidiche 
Erwähnung  in  diesen  liUiltcrn.  Gleich  ent- 
fernt von  dem  flachen  Gcjträgc  der  einen 
Schule  und  der  possierlichen  Naclialimungs- 
wut  einer  andern  Jüngerschaft,  wird  er  mit 
Fug  auf  das  Verdienst  Anspruch  machen 
können,  den  rechten Heilsiveg  (Mittelwcgkönnte 
falschverstandemverden),  nach  seinen  Kräften 
zu   halten.    Es  teilen   sich   wenige    in    den 


[so\]  Beiträgen,  die  ihn  ausfüllen;  die  von 
den  Heratisgebern  zeichnen  sich  ohnbedenk- 
lich  am  meisten  aus  .  .  .  Möge  diese  kleine 
Sammlung  eine  so  freundliche  Aufnahme 
finden,  als  sie  verdient,  und  möge  sie  die 
hohe  Fhd  ihrer  Brüder,  die  mm  allmählich 
lierausgcrauscht  ist,  nicht  darum  bringen !  —  Die 
zartgedachte,  sinnige  Dedikation  an  Goethe 
schliesst  den  Almanach  so  artig,  als  ihn  die 
Terzinen  von  Chamisso  „Die  jungen  Dichter'^ 
mit  Kraft  und  Würde  eröffnen'' 

Eine  andere  Tottart  schlägt  Nicolais  „Neue 
Allgem.  deutsehe  Bibliothek''  an  [89. 
Bd.  S.  158  f,  1804].  Es  hätten  sich  in  dem 
Almanach  „einige  Leute  zusammengetan,  um 
Goethe  und  die  Gebrüder  Schlegel  nachzu- 
äffen und  ihnen  dabei,  mit  allerlei  hoch- 
trabenden Worten,  in  tiefster  Demuth,  ihren 
Eespekt  zu  beweisen;  was  diesen  wahrschein- 
lich höchst  gleichgültig  sein  wird."  Ist 
dieser  Eezensent,  „  T.",  nur  hämisch,  so  fügt 
sein  Nachfolger,  ,,X",  im  nächsten  Jahrgang 
noch  Grobheit  hinzu  [104.  Bd.  S.  377 ff]: 
.,Wie  bekannt,  entrcarf  der  selige  Bürger 
einmal  die  Ankündigung  eines  Schofel-Alma- 
nachs,  den  er  aus  den,  zu  der  von  ihm  redi- 
gierten Göttinger  Blumenlese  eingegangenen 
unbrauchbaren  Beylrägen  zusammensetzen 
trollte.  Was  würde  er  gesagt  haben,  icenn 
er,  durch  die  Erscheinung  des  vorliegenden 
Büchleins,  sein  Projekt  nicht  nur  ausgc- 
fühii,  sondern  auch  die  kühnsten  Erwartungen 
der  Lesewclt  davon  übertroffen  gesehen 
hätte?  .  .  .  Es  ist  kaum  möglich,  sich  etwas 
Alberneres  zu  denken,  als  die  Mehrzahl  der 
hier   aufgestöberten,   sogenannten    Gedichte." 

Beide  Eezensenten  überbietet  aber  in  plump- 
knotigem Schimpfen  Garlieb  Merkel  in 
Bicsters  ,.Ncucr  Berlinischen  3Ionats- 
schrift"  1805,  Juli,  Bd  XFV,  S.  53-69. 
,,Dieses  ekelhafte  Gemisch  von  Bombast  und 
Plattheit,  von  empfindsamen  und  trivialen 
Zügen,  von  Frömmelei  und  Frechheit,  von 
sogenannter  Eeligion  und  grober  Unsittlich- 
keit,  ist  ja  eben  der  Charakter  der  von 
einigen  Schreiern  uns  als  einzig  wahr  und 
schön  aufgedrungenen  Poesie."  [S.  58].  Mehr 
äussere  Berechtigung  haben  seine  Bemerkungen 
über  die  kaiholisierenden  Tendenzen  der 
Almanach- Dichter,  ivenn  diese  auch  gerade 
bei  ihnen  wesentlich  nur  als  äusserliche  Nach- 
ahmung auftreten.  Merkel  sagt  darüber : 
..Nicht  das  Erhebende,  Schöne,  Geistige, 
Phantasiereiche,  dessen  so  viel  in  der  katho- 
lichen  Eeligion  ist,  wissin  sie  auszuwählen ; 
sondern  legen  uns,  zur  Emjtfehlung,  grade 
das  T^ngeniessbarste  vor:  unverständliche 
Dogmen,  tändelndes  Wörter-  und  Bilderspiel, 
mystische  Allegorieen,  in  Versen,  wie  sie  zu 
so  altfränkischer  Ware  passen."  [S.  63  f.]. 
Weitere  Auszüge  bietet  Geigers  Neudruck 
des  Jahrgangs  1806  in  den  Berliner  Neu- 
drucken, 1889,  IL  Serie,  Bd.  1,  p.  XXII 
sijq.  Dort  sind  auch  die  gelungenen  Parodiein 
wieder  abgcdrucM,  die  Merkel  auf  Fichtes  t 
zivei „Hymnen  aus  dem  Latiinischcn"  [zweiter 
Jahrgang  S.  36  ff.]  rerfasst  hatte.  Schon 
die  Allgem.  Deutsche  Bibl.  hatte  sie  aufs 
Korn  genommen. 

Zu  diesen  Berliner  Plattitüden  bilden  nun 
einen  grotesken  Gegensatz  die  Bockiprünge 
der  Begeisterung,  in  denen  sich  Zacharias 
Werner  ergeht.     Schon  F.  Poppenberg  hat 


41 


Chami'ssofl  und  Varnhagesn  Musen-Almanacba  1804—1806. 


42 


auf  diese,  auch  i^onVarnhagen  erwähnte,  brief- 
liche Bezension  aufmerksam  gemacht  [Eu- 
phorien 1S95,  II  360],  die  im  Manuskript 
16  Quartseiten  umfasst.  Sie  ist  nicht  zum 
Druck  gelangt,  den  sie  gleichwohl,  auch  nach 
einem  Jahrhundert  noch,  rcrdient;  denn  trotz 
aller  Verstiegenheiten  bietet  sie  eine  ebenso 
erseht ij) f ende  icic  im  ganzen  verständnisrolle 
Würdigung  des  ersten  Jahrgangs  dieses 
Almanachs,  dergleichen  weder  damalige  noch 
nachgeborene  Besensenten  dieser  drei  Jahr- 
gänge auch  nur  versucht  haben.  Werners 
atis  der  Ferne  dem  jungen  unbekannten  Emi- 
granten Leutnant  Chamisso  dargebrachte 
liebevolle  Bewunderung  hat  nicht  nur  etwas 
Bührendes,  sondern  macht  auch  seinem  poe- 
tischen Feingefühl  Ehre:  dass  er  schon  bei 
den  ersten  noch  unsichern  Begungen  von 
Chamissiis  dichterischem  Talente  vestigia  leonis 
■witterte.  Der  Wortlaut  wird  hier  nach  der 
Handschrift  mitgeteilt,  die  sich  in  der  Varn- 
hagen-Sammlung  der  Königl.  Bibl.  zu  Berlin 
befindet: 

[Ich  eile  das  deutsche  Publicum  mit  einer 
Ei'scheirung  bekannt  zu  machen,  die  einzig 
in  ihrer  Art  ist.]  Durchstrichen.  Ein  deut- 
scher Musen-Almanach,  herausgegeben  von 
einem  Pariser,  der  sich  erst  seit  einigen 
Jahren  mit  dem  Studium  der  deutschen 
Sprache  und  Litteratur  beschäftiget  hat,  und 
jetzt  sich  schon  in  den  sehwehi'sten  aestheti- 
schen  Formen  mit  einer  Leichtigkeit  bewegt, 
die  selbst  bey  einem  gebohrnen  Deutschen, 
bey  einem  geübten  Jünger  deutscher  Kunst, 
ruhmvoll  seyn  würde.  Dieses  aesthetische 
Phaenomen  ist  Herr  von  Chamisso,  der  zwar 
bis  jetzt  so  wenig  als  die  übrigen  mit  ihm 
verbundenen  Mitarbeiter  dieses  Almanachs 
öffentlich  bekannt  ist,  aber  schon  jetzt  jeden 
Freund  der  deutschen  Kunst  zu  den  schönsten 
Hoffnungen  berechtigt.  Belege  dieser  Be- 
hauptung und  seines  vollen  herrlichen  Talents 
giebt  jedes  von  ihm  gelieferte  Stück  dieser 
Sammlung;  er  hat  sich  den  Fesseln  seiner 
Muttersprache  so  zu  entwinden,  seine  Wort- 
stellung so  von  allen  Gallicismen  rein  zu  er- 
halten, sich  im  eigentlichsten  und  edelsten 
Sinne  so  zu  verdeutschen  gewusst,  dass  es 
unmöglich  ist,  in  ihm  den  Franken  zu  er- 
kennen. Wer  es  weiss,  was  das  bey  einem 
Franzosen  und  noch  mehrbei  einem  Dichter 
dieser  Nation  sagen  will,  und  Chamisso's 
hier  gelieferte  Gedichte  unbefangen  gelesen 
hat,  der  wird  eingestehen,  dass  er  für  uns 
eine  noch  nie  gesehene,  kaum  möglich  ge- 
glaubte Erscheinung  ist.  Aber  nicht  nur  in 
der  Form,  die  er  seinen  Ideen  und  Ge- 
fühlen gegeben  hat,  selbst  durch  ihren  innern 
Gehalt,  durch  seine  Ansichten,  ven'ath  er 
eine  Mannigfaltigkeit  und  Tiefe,  die  von  der 
flachen,  wenngleich  äusserst  künstlich  aus- 
gearbeiteten und  fein  polirten  Einseitigkeit 
seiner  transrhenanischen  Landsleute  himmel- 
weit verschieden  und  doch  dem  Innei'sten 
seines  Gemüths  entquollen,  keineswegs  aber 
leere  Nachahmung  einer  neueren  aestheti- 
schen  Gattung  ist,  die,  eben  weil  sie  so  innig 
mit  dem  Höchsten  der  Menschheit  verwebt, 
am    wenigsten   gehaltlose  Copieen  verträgt. 

Doch  ich  gehe  zur  Beurtheilung  der  vor- 
stehenden Sammlung  über,  wo  ich  die  Ge- 
dichte des  Herausgebers  von  Chamisso,  die 
sich  von  denen  der  andern  Mitaibeiter  sehr 


vortheilhaft  auszeichnen,  zuerst  berühren 
musR.  Er  eröffnet  den  Almanach  mit  einem 
Gedicht  in  schön  verschlungenen  und  feurigen 
Terzinen,  betittelt:  Die  jungen  Dichter,  worin 
er  seine  und  seiner  Gefährten  Bildungs- 
geschichte acht  künstlerisch,  d.  h.  so  vor- 
trägt, dass  das  Subjective  wieder  allgemein 
gültig  wird.  Er  schildert  seinen  Dichter- 
beruf sehr  rührend  in  folgenden  Zeilen: 
Ein  früher  Winter  bleichet  ihm  die 

[Wangen, 


Es  zweifelt  nicht  das  Herz,  Gefühl 

[ist  Wahrheit. 

Diese  letzten  drey  grossen  Worte  sind  der 

Schlüstel  ZQ  dem  Heiligthume  der  Kunst,  die, 

man  mag  sie  alt  oder  neu  nennen,  in  ewger 

Selbstständigkeit  keinen  Wechsel  kennt. 

Des  Dichters  Herz  erkrankt  jedoch  aufs 
neue: 

Es  weht  der  Nord,  es  drücken  schwer 

[die  Schranken:  — 

Ich  habe  dieses  Gedicht  ausführlich  zer- 
gliedern zu  müssen  geglaubt,  weil  es  den 
Charakter  und  Grundton  aller  folgenden 
angiebt.  Der  Bund,  dem  sich  diese  Freunde 
widmeten,  ist  zwar  noch  Sekte,  aber  der 
Freund  des  Schönen  d.  h.  des  versinnlichten, 
vermenschlichten  Göttlichen,  darf  die  Hoff- 
nung nicht  verliehren,  diese  Sekte  einst 
zur  Kirche  erhoben  zu  sehen,  und  es  muss 
ihm  erfreulich  seyn,  Neophyten  zu  erblicken, 
die  einst  des  Priesterthums  nicht  unwerth 
seyn  werden. 

Da  es  einmahl  Zweck  des  H.  v.  Ch.  war, 
sich  in  mehreren  Dichtungsarten  zu  ver- 
suchen, so  sind  auch  seine  übrigen  hier 
gelieferten  Gedichte  sehr  heterogenen  In- 
halts. Die  Trauung  S.  29  ist  eine  Ballade 
zu  der  Schlegels  Fortunat  die  erste  Idee 
gegeben  haben  mag,  doch  ist  sie  jener 
keineswegs  nachgeahmt  und  erregt  auch  in 
diesem  Dichtungsfache  vom  Verfasser  glück- 
liche Erwartungen.  Sein  Phantasus  ist  hier 
zwar  ein  etwas  wilder  Renner,  er  wird  ihn 
aber  zügeln  lernen,  eine  Mühe,  deren  man 
freylich  bey  Silenens  gleichmüthigem  Träger 
nicht  bedarf.  Sowohl  in  dieser  Ballade,  als 
in  dem  Gedichte:  Nacht  und  Winter  S.  54 
worin  der  Dichter  seine  eigene  Lage  mit 
den  traurigen  Scenen  der  licht-  und  gluth- 
losen  Natm-  vergleicht  und  mit  zum  Herzen 
sprechender  Rührung  ausmahlt,  hat  H.  v.  Ch. 
die  Assonantz  sehr  zweckmässig  benutzt, 
wie  alles  Mechanische  jeder  Kunst  nicht 
Hauptsache,  aber  ein  oft  sehr  wüi-ksames 
cum  grano  salis  anzuwendendes,  Hülffsmittel 
ist.  Die  Elegie  S.  48  und  das  Gedicht  an 
Karolinen  S.  134  sind  Versuche  desselben 
Verfassers  in  reimlosen  Versarten.  Auch 
in  ihnen  weht  eine  leise  durch  die  Kunst 
veredelte  Schwehrmuth  und  ein,  wenngleich 
schwacher  Nachhall  von  Scliillers  Saiten, 
dessen  Muse  den  poetischen  Fremdling  vor- 
züglich begeistert  und  dem  er  daher  auch 
das  Sonnett  S.  218  widmet.  Es  ist  bis  auf 
die  Stelle 

in  Geistes  Umarmungen 
sehr  correct,  bezeichnet  klar  und  kräftig  das 
edle  Anstreben  des  Dichters  und  erregt  den 
Wunsch  dass  der  Meister  der  Ideale  seinen 


43 


Chamissos  und  Varnhagens  Musen-Almanache  1804 — 18C6. 


44 


feurigon  Schüler  vom  Seine-Strohm  gastlich 
behandeln  möge.  Ein  anderes  seiner  Sonette: 
Der  Sturm  S.  74  knüpft  eine  schöne  Kunst- 
ahnduug  au  die  chaotische  Gährung  der 
Natur;  die  kleinen  Incorrectheiten  des  Keims 
in  demselben  werden  von  dem  dadurch  ver- 
stärkten Ausdruck  aufgewogen,  und  bejde 
Sonnette  verratben  Studium  dieser  für  die 
Darstellung  eines  einzigen  (jefüble  so  glück- 
lichen Gedicht-Form.  Hat  sich  der  Ver- 
fasser durch  diese  Poesieen  hauptsächlich 
als  Dichter  legitimiert,  so  verräth  der  dra- 
matische Versuch  Faust  S.  193  zugleich  den 
Denker.  Er  dreht  sich  um  die  sehr  wahre 
Idee:  Der  Zweifel  ist  des  menschlichen 
Wissens  Gränze,  kindlicher  Sinn  und  Glauben 
sind  des  Lebens  Blüthen,  überschreitet  der 
Mensch  jene,  zertritt  er  diese,  so  bringt  die 
Zeit  ihm  keine  Freuden  mehr,  einer  dunkeln, 
empfindungslosen  Macht  gehört  er  an.  der 
letzte  Hoffnungsschimmer  sehwindet  und, 
in  zu  raschem  Verfolgen  der  Dunstgestalt 
Wahrheit,  die  wir  nur  schimmern  sehen 
nicht  fassen  können,  strandet  der  Mensch 
an  schroffen  Klippen.  Dieses  Fragment  ent- 
hält überhaupt  so  schöne  tiefdurchdachte 
Ideen,  dass  es  schon  allein  den  hohen  Dichter- 
beruf unsers  Neu-Franken  un  wiedersprechlich 
bekunden  würde. 

Bey  allen  diesen,  grösstentheils  gelungenen 
Versuchen,  denen  H.  v.  Ch.  noch  S.  192  ein 
mit  epigrammatischer  Schärfe  hingeworfenes 
Lied  in  seiner  Muttersprache  hinzufügt, 
fällt  die  Wahl  schwehr,  zu  welcher  Dichtungs- 
art man  ihm  vorzugsweise  rathen  soll.  Er 
versuche  sein  seltenes  Taleut  in  allen,  aber 
dann  erinnere  er  sich,  dass  man  nur  in 
einem  Fache  gross  seyn  kann,  diesem  widme 
er  sich,  wohin  ihn  sein  guter  Genius  auch 
treibe,  ausschliesslich  und  vergesse  nie  den 
ewig  wahren  Spruch  des  grossesten  Kunst- 
meisters unserer  Zeit: 

Wer  Grosses  will  muss  sich  zusammen 

[raffen, 

In  der  Beschränkung  zeigt  sich   erst  der 
[Meister! 

Was  die  andern  Mitarbeiter  betrifft,  so 
muss  gegen  sie,  als  gebohrene  Deutsche, 
die  Kritic  billig  sti'enger  seyn.  Bei  einer 
so  grossen  Fülle  des  Genies  kann  man  dem 
Franken  Chamisso  seine  äusserst  seltenen 
Incorrectheiten  übersehen,  imd  mit  Horatz 
sagen:  non  ego  paucis  offendor  maculis; 
aber  nicht  so  seinen  Mitai'beitern,  von  denen 
übrigens  Keiner  Jenem  an  poetischem  Ta- 
lente gleich  zu  kommen  scheint.  Der  Mit- 
herausgeber H.  Varnhagen,  liefert  S.  7  ein 
Sonett  an  Friedrich  Schlegel,  was  eine 
richtige  Kunstansicht  verräth.  Nur  giebt 
die  Stelle: 

Hier  muss  im  dumpfen  Grab  der  Ton 

[verwesen 
ein  missfälliges  und  unrichtiges  Bild,  und 
eine  andre 

Doch  reisst  hier  lebend  auch  den  Ton 

[des  Schönen 

Aus  der  Gemeinheit  dumpfer  Last 

[Verderben 

Die  Dichtung  — 
ist,    ungerechnet    der    unangenehmen    Auf- 
häufung so  vieler  Substantiven,  auch,  inso- 
fern sich  lebend  auf  den  Ton  des  Schönen 
bezieht,  iucorrect.     Der   angehende  Dichter 


aber,  besonders  der  Sonnetten  Dichter,  kann 
Incorrectheiten  nie  emsig  genug  vermeiden, 
da  das  Sonett  ein  Miniaturbild  ist  bey  dem 
der  geringste,  dem  Oelmahler  oft  verzeih- 
liche grelle  Farbenton,  beleidigt.  Ein  gleicher 
Vorwurf  trifft  die  mit  sehr  innigem  Gefühl 
gesungenen  Stanzen  S.  13  „Bey  der  Trennung" 
in  der  Stelle: 

Wo  Vorgefühl  des  Himmels  uns 

[umfangen 

Und  rein  des  Lichtes  Strahl  die  Luft 

[durchdringt: 

Wenn  plötzlich  da  uns  Sturmgewölk' 

umhangen; 
da  der  Singular  Vorgefühl  mit  dem  Plural 
umfangen  in  keine  Vorbindung  zu  setzen, 
also  ungrammatikalisch  gebraucht,  umhangen 
(st.  umhängen)  aber  iucorrect  ist,  wiewohl 
das  Lezzte  im  Grunde  auch  als  poetische 
Licenz  sehr  gut  entschuldigt   werden  kann. 

Sodann  hat  uns  H.  Varnhagen  noch  einige 
Sonette  geschenkt,  von  denen  besonders  die 
S.  62,  63,  64  und  157  An  Jeanetten  nicht 
ohne  Feuer  und  dichterisches  Gefühl  sind. 
Doch  erlaubt  er  sich  in  den  letzten  6  Schluss- 
versen eine  von  der  gewöhnlichen  Theorie 
abweichende,  meinem  Gefühl  nach  nicht 
glückliche,  Veränderung.  Der  Ausdruck 
S.  62: 

„Der  Formen  Bild,  an  Flächen  leicht 

[gebunden, 

Gab  ich,  vom  Stahl  geformt, 

nachahmend  wieder." 
hat  wahrscheinlich  Bezug  auf  des  Verfassers 
Privat- Verhältnisse,  dem,  mit  letzteren  nicht 
vertrauten  Leser,  ist  er  unverständlich.  Im 
Sonett  III  S.     64  scheint  die  Pointe  schief. 

Dein  äussres  Auge  nicht.  Dein  innres  sehel 

Umsonst  forscht  jenes  die  verlohrnen 

(Lieder, 

Doch  leicht  erblickt  sie  dies  in  stiller 

[Nähe: 

Du  flnd'st  in  mir,  in  mir  sie  sicher  wieder. 
Die  Lieder  doch  wohl  nicht,  sondern  nur 
das  Gefühl,  was  sie  erzeugte.  Im  Sonett  S.  157 
liesst  man  entleben  und  Zeitgefluth,  beydes 
neugeschaffene  Wörter.  Dergloichon  Sprach- 
freyheiten  sind  nur  in  sehr  seltenen  Fällen, 
wo  sie  den  Eindruck  verstärken,  zu  ent- 
schuldigen ;  in  den  meisten,  so  wie  auch  hier, 
stöhren  sie  ihn  nur  und  sind  daher  ver- 
werflich. In  dem  Sonetten :  Der  Retter 
S.  76  reimt  H.  Varnhagen  auf  Dichter 
eiumahl  flicht  er,  das  andremahl  dichter. 
In  dem  nehmlichen  sagt  er: 

Nichts  baut  die  Phantasie  dem  er  (der 
Dichter)  erwärmet. 
Das  ist  sprachunrichtig  —  Es  würde  zu 
woitläuftig  seyn,  alle  Sonnette  dieses  Ver- 
fassers zu  berühren.  Die  beyden:  Auf- 
forderung und  Hinfallen,  S.  102  u.  103  unter- 
scheiden sich  vorzüglich  durch  Zartheit  und 
Tiefe  des  Gefühls.  Ueberhaupt  kann  man 
beydes  so  wenig  als  Praecision  des  Aus- 
drucks H.  Varnhagen  im  ganzen  absprechen, 
ja  man  kann  hoffen,  dass  er,  bey  fernerem 
Gebrauch  dieser  aesthetischen  Form,  sich 
darin  freyer  bewegen  und  sie  von  allen 
Auswüchsen  reinigen  werde.  Glücklicher 
scheint  H.  V.  im  griechischen  Sylbonmasse; 
er  hat  mehrere  Beyträgo  dieser  Art  ge- 
liefert, aus  welchen  eine  vertraute  Bekannt- 
schaft   mit    den   älteren   Classikern   hervor- 


45 


Chamissos  und  Varnhagens  MuBen-Almanaehe  1804 — 1806. 


46 


leuchtet.  An  Kraft  der  Gedanken  und  des 
Ausdrucks  zeichnen  sich  darunter  der  Ge- 
sang Calliopens  S.  24  und  die  Ode  an  K. 
S.  141  aus.  Der  Schluss  der  lezzteren  be- 
sonders, zeigt  des  Verfassers  Talent  für 
Tonmahlerey;  ich  hebe  die  schöne  Stelle 
aus.  Es  wird  ein  Gewitter  geschildert: 
Hoch  immer  höher  türmt  sich  der 

Wolken  Last 

[I)ie  drei  letzten  Strophen  der  Ode  iverdai 
zitiert] 

In  der  Ode  an  Olympia  S.  18  ist  jedoch 
eine  Härte : 

Des  Mannes  That,  die  jetzt  von  des 

[Augenblicks 

Hand  schnell  gebildet, 
die  H.  V.  nebst   andern   vorerwähnten,  bey 
seiner  bewiesenen  Kenntniss  der  metrischen 
Gesetze  leicht  wird  verwischen  können. 

Bey  einem  andern  Mitarbeiter  Eduard  ist 
es  zu  bedauern,  dass  er  seine  grösstentheils 
leichte  und  fliessende  Versiflcation,  haupt- 
sächlich auf  UebersetzuDg  kleiner  poetischer 
Stücke  beschränkt  hat,  da  er  doch  in  seinem 
Gedichte  S.  16  Bey  Uebersendung  der 
Herzensergiessungen  eines  Kunstliebenden 
Klosterbruders  von  Wakkenroder,  sein  reines 
Kunstgefühl  sehr  edel  ausspricht.  Jeder  der 
die  Werke  des  verewigten  Wakkenroder 
kennt,  und  sie  mit  kindlich  reiner  Seele, 
wie  sie  genossen  werden  wollen,  gelesen 
hat,  wird  finden,  wie  wahr  Eduard  ihn  in 
diesen  Versen  bezeichnet.  0  warum  musste 
diese  herrliche,  derdeutschen  Kunst  vielleicht 
unersetzliche,  Passionsblume,  so  früh  schon 
geknickt  und  in  ihre  Heimath  versetzt 
werden!!  Wenn  die  Seele,  der  Eduard 
diese  Zeilen  und  dieses  Buch  zu  Füssen 
legen?  nein!  —  ans  Hertz  legen  konnte, 
jenem  himmlischen  Geiste  würklich  ver- 
schwistert  ist,  so  ist  der  Dichter  glücklich 
sie  aufgefunden  zu  haben.  Wer  übrigens 
eine  Biographie  jenes  unersezzlichen  Kunst 
Genius,  der  zum  Lichte,  was  sich  so  rein 
in  ihm  spiegelte,  wieder  zurückgeflossen  ist, 
lesen  will,  der  lese  im  Schlegel  und  Tiek- 
schen  Musenalmanach  für  1802  Tieks  un- 
vergleichliches Sonett  An  Novalis  S.  188 

Wann   sich  die  Pflanz  entfaltet  aus  dem 

[Keime 

was,  so  wie  der  Gegenstand  den  es  besingt, 

der  Gottheit  voll  und  wie  sie  unsterblichist.  — 

Die  Sonette  von  Eduard  S.  57  u.  72,  wo- 
von das  erstere  der  Gavalier'  Servente  nach 
dem  Italiänischen,  haben  eine  mehr  epi- 
grammatische als  sentimentale  Tendenz.  Be- 
sonders das  erstere  ist  sehr  gelungen  und 
verräth  unläugbares  Talent  dos  Verfassers 
für  diese  Anwendung  der  Sonettenform,  die, 
so  schön  sie  sich  auch  der  feineren  Satyre 
anschmiegt,  doch  im  Deutschen  nur  selten 
so  angewandt  ist.  Ich  würde  diesen  nach 
dem  Leben  gemahlten  Cavaliere  oder  viel- 
mehr dieses  Ding  Cavaliere  genannt,  meinen 
Lesern,  zumahl  da  wir  diese  Raupenart 
gottlob  noch  nicht  aus  Erfahrung  kennen, 
gei-ne  zum  Besten  geben,  wenn  ich  ihnen 
nicht  das  Vergnügen  aufsparen  wollte,  ihn 
selbst  in  der  Sammlung  aufzusuchen.  Er 
legt  seiner  Schönen  nichts  zu  Füßen,  er  legt 
sich   selbst   unter   ihre   Füße;    so   weit  sind 


wir    Deutsche    gottlob    noch     nicht    vorge- 
schritten! — 

Guarini's  Madrigal:  Con  che  soavitä  labra 
odorate,  in  seiner  ganzen  Kürze  und  Süße 
Deutsch  wiederzugeben,  ist  eine  äußerst  c 
schwehre  fast  unerreichbare  Aufgabe;  der 
Uebersetzer  konnte  sich  höhstens  dem 
Originale  nähern,  und  das  hat  Eduard  S.  131 
gethan.  In  Uebersezzung  der  spanischen 
Romanze  Rio  verde  S.  66  hat  er  die  Assonanz  10 
des  Originals,  seiner  Versicherung  nach,  bey 
behalten ;  ich  kann  sie,  in  Ermangelung  des 
Originals  so  wenig  als  die  beyden  aus  dem 
englischen  und  altschottischen  übersetzten 
Balladen  S.  41  und  92  beurth eilen,  doch  15 
trägt,  vorzüglich  die  lezztere!  Edom  von 
Gordon,  gantz  das  Gepräge  dieser  Gattung. 
Das  Rondeau  nach  Voiture  S.  127  ist  mit 
vieler  Laune  hingeworfen,  unddorjesuitischen 
Moral  S.  155  kann  man  es  gewiß  nicht  nach-  20 
sagen,  daß  sie  nicht  mit  dem  Zeitgeiste  fort- 
geschritten seyn  sollte.  Ueberhaupt  verräth 
Eduard  unläugbare  Anlage  zur  feineren 
Satyre;  er  bilde  sie  aus,  doch  vergesse  er 
nie,  daß  sie  nur  eine  Arabeske  des  Kunst-  25 
tempels  ist,  die  von  dessen  heiligem  Feuer 
beleuchtet  seyn,  aber  es  nicht  verschatten 
muß. 

S.  39  steht  mit  dem  Buchstaben  J.  unter- 
zeichnet, ein  Sonett:  Die  Puppen  und  die  30 
Menschencomoedie,  was  unter  dem  Schein  des 
leichten  Spiels,  eine  sehr  tiefe  Wahrheit  be- 
zeichnet. So  spricht  sich  die  acht  poetische 
Satyre  aus,  die  uns  deutschen  eigen  ist.  und 
die  Tiek  vom  unwürdigen  Todes  Schlafe  ge-  35 
weckt  hat.  Ich  kann  nicht  umhin  es  abzu- 
schreiben, sollte  es  auch  von  schielenden 
Augen  schief  gedeutet  werden,  demKundigen 
wird  der  tiefe  Sinn  nicht  entgehen. 

Von  oben,  wie  das  Schicksal, lenkt  an  Seilen    40 

So  lange  übrigens  Goethe,  Fr.  Schlegel  und 
Tiek  uns  noch  Puppen  Comoedieen  zum  Besten 
geben,  wollen  wir  uns  unsern  Batzen  dafür 
nicht  gereuen  lassen,  ein  Andrer,  zumahl  45 
wenn  er  weiß  wie  sehr  viel  dazu  gehört, 
wird  es  ohnehin  so  leicht  nicht  übernehmen. 
Ein  gewisser  Neumann  hat  auch  zu  dieser 
Sammlung  einige  Gedichte  geliefert,  die  sich 
weniger  durch  glühende  Empfindung,  als  50 
dm-ch  Richtigkeit  der  Gedanken,  klaren  und 
correcten  Ausdruck  auszeichnen.  Unter 
mehreren  Sonnetten  dieses  Verfassers  em- 
pfehlen sich  vorzüglich  die  S.  65,  u.  73  so- 
wohl durch  Kraft,  und  Bestimmtheit  der  55 
Ideen,  als  durch  schöne  fließeude  Diction. 
Ein  anderes  S.  148  betittelt:  Das  Auge 
verräth  daß  H.  Neumann  sich  sehr  glücklich 
den  Geist  der  zartesten  italienischen 
Sonetten  Muster  angeeignet  hat,  alle  seine  60 
Sonette  zeigen  eine  entschiedene  und  aus- 
gebildete Anlage  zu  diesem  Fache.  S.  14 
„An  Lina"  ist  eine  niedliche  Kleinigkeit. 
„Die  Klage  S.  23  gleichfalls  von  Neumann, 
schließt  mit  der  letzteu  Zeile  etwas  matt.  65 
Auch  ist  früh  auf  nie  kein  Reim,  weder  für 
das  Auge  noch  für  das  Ohr.  Solche  Kleinig- 
keiten besonders,  sollte  man  doch  immer 
aufs  sorgsamste  feilen!  —  Das  Sirenenlied 
S.  125  ist  eine  Goethens  Fischer  abgeborgte  70 
Idee,  und  bis  auf  den  etwas  zu  altklugen 
Knaben  nicht  unglücklich  dargestellt.  Auch 
die  Epigramme    desselben  H.  Neumanns  S. 


47 


Chamissos  und  Varnhagens  Musen- Almanache  1804—1806. 


48 


146  und  147  [irrtümlich  für  S.  46  u.  47] 
sind  nicbt  mißlungen.  Ein  ungenannter, 
durch  %  bezeichneter  Mitarbeiter  liefert 
S.  58  ein  schönes  Sonett:  ,.das  Conzert"  und 

.>,  S.  59  ein  anderes:  „Vergebliche  Wünsche". 

Diese  beyden  gehören  mitzu  den  gelungensten 
der  Sammlung.  Im  ersten  erhebt  er  sich 
durch  die  Töne  der  Musik  zu  einer  hohen 
Ahndung  des  Unendlichen,  im  zweyten  sucht 

10  er  mit  tiefem  allegorischen  Sinn  in  der  Erde 

Schooß  den  Gegenstand  seiner  Sehnsucht. 
Schade,  daß  dieses  zweyte  Sonnett  durch 
den  gautz  falschen  Beim  Schooße  und 
Rose  entstellt  wird.  —  Derselbe  Ungenannte 

16  hat  auch  S.  152  u.  153  Petrachs   9  tes  und 

Utes  Sonnett  übersezzt.  Das  erste  ist  mög- 
lichst treu,  nur  daß  atti  wohl  nicht  durch 
Gebehrden  übersezzt,  und  eben  so  wenig  die 
in  diesem  Älmanach  oft  vorkommende  nicht 

20  regelrechte  Stellung  der  6  Endreime  gebilligt 

werden  kann.  Ich  schlage  folgende  kleine 
Veränderung  der  6  Schluß verse  vor: 

Wohl  manche  Frucht  entkeimet  dann  den 
[Auen 

25  ___- _ . ^ 

worin    eine    der   Assonanzen    des   Originals 
wiedergegeben,    und  in   dem  lezzten  Verse 
das  etwas  wiedrige  und  sehr  harte  „Frühling, 
ach,  wird  .  .  ."  vermieden  wird.        ~~^ 
30  Das    zweyte    stellt    auch    den    Sinn    des 

Originals  sehr  richtig  dar,  ja  der  11  te  Vers 
der  Uebersezzung  gewinnt  sogar,  durch  den 
dabey  angebrachten  climax,  der  im  itali- 
änischen  nicht  vorhanden  ist.  Nur  scheint 
35  in  Vers  10 

Nur  dann  wird   mich  mit  solchem  Muth 
[bewehren 
Die  Liebe,  die  Geschichte  Euch  zu  sagen 
durch  Aneinanderreihung  dieser  Substantiven 
40  meinem  Gefühl  nach  eben  so  matt  zu  werden, 

als  am  Schlüsse  des  Sonetts  die  Plagen,  die 
Durch  späte  Seufzer   ein 'gen  Trost   er- 
fahren, umsomehr, davon  diesem  erfahren 
im  Original    gar   nicht   die   Rede   ist.     Wie 
45  wäre  folgende  Aenderung  der  6  Schlußverse? 

Nur  dann   wird  Liebe   solchen   Muth   mir 
[schenken 

—  —  —  — ,  daß  endlich  meinen  Plagen 
50  Zum  armen  Trost  sich  späte  Seufzer  paaren 

wo  das  giunga  wenigstens  bezeichnet  ist. 

Außer  diesen  Sonetten  schenkt  uns    der- 
selbe Dichter  noch  S.  27  ein  Gedicht:    Die 
Nelke,  worin  er  die  Assonanz  glücklich  ge- 
55  braucht  und  eine  ächte  Kunst  Idee  in  eine 

schöne  Allegorie  gekleidet  hat. 

Zu  den  schwächsten  Stücken  der   ganzen 
Sammlung    gehören    einige    von     dem    mit 
Robert    unterzeichneten    Mitarbeiter.      Die 
60  Variazionen  S.  84  sind  sehr  matt  und  athmen 

auch  nicht  einen  Funken  des  heiligen  hohen 
Feuers  welches  die  schönen  Schlegelschen, 
denen  diese  nachgebildet  sind  —  im  ersten 
Heft  der  Europa  —  belebt.  Noch  schlichter 
ffi  und  gantz  dieser  Sammlung  unwerth,  ist  die 

Ausführung  des  Tliema's  S.  89.    Hier  kommt 
unter  andern  ähnlichen  die  Stelle  vor: 
Ihr  alle  müßt  bedenken 
Daß  Ihr  Buch  könnt  des  Lebens  freuu, 

70  und  die  folgende:  —  —  —  —  — 

Ein  Kreuzer  ist  kein  Gulden 
Und  Hundert  nicht  Millionen 
Und  Erbsen  sind  nicht  Bohnen!! 


Auch  die  beyden  von  H.  Robert  nach  der 
Bibel  bearbeiteten  Balladen  Jephta's  Gelübde 
S.  162  und  Simson  S.  168  hätten  ohne  Nach- 
teil der  Sammlung  wegbleiben  können;  von 
aesthetischem  Werthe  sind  sie  wenigstens  5 
nicht  Doch  würde  man  dem  Verfasser  un- 
recht tbun,  wollte  man  ihm  wegen  obiger, 
freylich  nicht  gelungener  Versuche,  Dichter 
Talent  absprechen.  Im  Gegeutheil  beweisen 
seine  3  Elegieen  S.  109,  122,  und  128,  be-  10 
sonders  die  längere  zweyte,  eine  entschiedene 
Anlage  zur  lebhaften  Kunstmahlerey  und 
Studium  antiker  Meister.  Das  Gedicht  eben 
desselben  S.  136.  An  Madame  Meyer  als 
Jungfrau  von  Orleans  ist  ebenfalls  im  ganzen  15 
sehr  gelungen,  bis  gegen  das  Ende,  wo  der 
Dichter  seinen  Hauptgegenstaud  über  dem 
Lobe  des  verstorbenen  Schauspieler  Fleck 
gantz  aus  den  Augen  verliehrt,  und  einer- 
seits in  Flecks  Lobe  schwülstig,  anderseits  20 
aber  selbst  ungerecht  gegen  ihn  wird.  Die 
Frage  nehmlich: 

Und  es  wird  keine  Thräne   zu  Stein! 
und  es  rückt  sich  kein  Sternbild 

Für  den  Großen  zurecht?  etc.  gränzt  nahe    25 
an  Schwulst.     Niemand  kann  mehr  als   ich 
von  Flecks  unsterblichen  Verdiensten  durch- 
drungen seyn,  da  ich,  wenn  gleich  nur  kurze 
Zeit,  das  Glück  seines  persönlichen  Umgangs 
genoß,  und  ihm  als  Mensch  und  Kunstfreund    30 
manche   herrliche   Stunde    verdanke.     Aber 
ich  bin  überzeugt  daß  der  große  bescheidene 
Künstler  selbst,  wenn  er  noch  lebte,  ein  so 
hoch    gespanntes    Lob    mißbilligen    würde. 
Wenn  aber  Robert  am  Ende  des  Gedichts,    35 
den  ewig  wahren  Goethesohen  Spruch:  Selbst 
dem  großen  Talent  drängt  sich  ein  größeres 
nach  auf  Fleck  und  Madame  Meyer  anwendet 
—  denn  kein  anderer  Sinn  kann  in  diesem 
Zusammenhange      der     Stelle     untergelegt    40 
werden  —  so  thut  er  Flecken    unrecht,   da 
man,  bey  aller  Achtung  für  die  Talente  jener 
trefllichen  Künstlerin,  doch,  wenn  überhaupt 
eine  Parallele  zwischen  ihr  und  Fleck  statt 
finden  sollte,  nicht  behaupten  kann,  daß  ihr    45 
Talent    das  größere  sey,    zumahl  da,    wenn 
blos    von    Talenten    die   Rede  ist,   Fleck 
auf  der  deutschen  Bühne   wohl   noch  nicht 
übertroffen  seyn  dürfte. 

Hat  der  Verfasser  hier  zuviel   gesagt,    so    50 
sagt   er    in    einem    andern    Gedichte:    die 
Elemente  S.  144  über  einen  wahrhaft  großen 
Gegenstand  sehr  wenig  und  das  Wenige  sehr 
matt.  —   S.  149    die  Aufgabe,    ein   anacre- 
ontisches  Gedicht,  gehört  zu  Roberts  bessern ;    55 
die    ersten   zehn  Verse    darin   sind  wirklich 
schön,  weil  sie  in  die  mahlerische  Dichtart 
fallen,  die  dem  Verfasser  vorzüglich  glückt. 
Er   schließt   seine  poetischen  Beyträge    mit 
einem   Gedicht    an   Goethe   S.   219   das   zu-    fin 
gleich     die     ganze    Sammlung     endet.      In 
magnis  et  voluisse  sat  est;  ist  diese  Huldi- 
gung   der    größte    des    Gehuldigten    gleich 
nicht  gantz  angemessen,  so  ist  doch  dieses 
kindliche  dahingehen,    dieses  innige  Gefühl    65 
mit    dem    der  Dichter    sicli    an  den   ersten 
Kunstmeister     unsrer    Zeit     anzuschmiegen 
sucht,  lobwürdig.    Originell  war  der  Gedanke 
in  dieses  Gedicht  mehrere  Verse  Goethen's 
aufzunehmen,    und    es    beweist    wenigstens    70 
für    don  Neuling  einen    seltenen  Muth  sich 
einer  Nachbarschaft  bloß  zu  stellen,  die  auch 
den  kunstgeweyhten  gefährlich  seyn  würde. 


49 


Chamissos  und  Varnhagens  Musen-Almanache  1804 — 1806. 


50 


So  viel  über  diesen  Almanach.  Nur 
wenige  hier  gelieferte  Stücke  können  frey- 
lich als  würkliche  vollendete  Kunstwerke 
gelten,  bey  vielen  finden  sogar  in  Betreif 
des  Metrums  und  Reims  Incorrectheiten 
statt,  die.  zumahl  in  so  kleinen  Gedicht 
Formen  als  das  Sonett  etc  —  zu  deren 
Wesen  äussei-ste  Kuodung  und  Praecision 
des  Ausdrucks  gehört  —  nicht  zu  eutschul- 
digen  sind,  und  sorgfältig  vermieden  werden 
müssen.  —  Dagegen  ist,  auf  der  andern 
Seite,  in  dieser  ganzen  Samluug  ein  edler 
harmonischer  Sinn  für  das  höhere  idealische 
Schöne  unverkennbar  und  gleichsam  der 
Grund  auf  dem  diese  poetischen  Miniatur 
Stücke  mehr  oder  minder  glücklich  auf- 
getragen sind.  Jeden  der  Mitarbeiter  be- 
seelt ein  rühmliches  Anstreben  zum  hohen 
Ziele,  selbst  dem  Schwächsten  mangelt  es 
nicht  gänzlich  an  Kunst-Talent.  Vorzüglich 
vortheilhaft  aber  zeichnet  sich  dieser  Alma- 
nach  vor  mehreren  seiner  Mitbrüder  dadurch 
aus,  dass  sie  mit  achtem  Künstlersinn  alle 
moderne  Polemik  verschmäht  und  das  zwar 
verdienstliche  aber  undankbare  Geschäft  die 
Gemeinheit  aas  dem  Tempel  der  neueren, 
oder  besser  der  wiedererweckten  uralten 
und  ewigen  Kunst  zu  verscheuchen,  den 
Coryphaeen  der  lezzteren  überlassen  haben, 
denen  diese  in  jeder  Rücksicht  herculische 
.■\rbeit  Pflicht  ist.  —  Ebenso  löblich  als  jene 
Enthaltsamkeit  ist  das  Bestreben  dieses 
jungen  Dichterbundes,  die  tiefsten  Kunst- 
gefühle mit  möglichster  Klarheit  wieder- 
zugeben und  über  dem  Wortgeklingel  nicht 
die  Sache  zu  vergessen;  ein  Bestreben  was 
sie  von  mehreren  ihrer  Collegen  rühmlich 
auszeichnet.  Man  kann  grosse  Zwecke  durch 
klein  scheinende  Mittel  unterstützen  und  eben 
in  der  glücklichen  Aufhudung  der  lezzteren 
zeigt  sich  der  Meister;  aber  ein  Glocken- 
spiel ist  deshalb  noch  keine  Harmonica  weil 
es,  wie  jene,  Glocken  braucht. 

Ich  wünsche  und  propLezeye  übrigens 
diesem  Almanach  die  gute  Aufnahme,  die 
er  schon  wegen  seines  Herausgebers,  des 
würklich  in  seiner  Art  Einzigen,  von  Cba- 
misso,  verdient.  Ist  dessen  rührende  Klage 
S.  56: 

Mir  nur,  mir-  nur  ew'ger  Winter, 

Ew'ge  Nacht,  und  Schmerz,  und  Thränen. 

Kein  Tag,  keines  Sternes  Flimmer! 
keine  poetische  Fiktion,  ist  sie  würklich 
Krguss  eines  durch  Schicksale  gepressten 
Herzens,  Resultat  einer  vielleicht  unver- 
dienten traurigen  Lage,  so  hoffe  ich  zur 
Ehre  meiner  Landsleute,  die  leider  ihre  ein- 
heimischen Blüthen  gewöhnlich  dem  geruch- 
losen Wucherkraute  des  Auslandes  nach- 
setzen, dass  sie  wenigstens  diesen  jungen 
fremden  Lorbeer  gastlich  pflegen  werden, 
der,  wie  jedes  Hohe  und  Kühne,  vom  Schick- 
sal gebeugt  aber  nicht  zerknickt  erscheint, 
und,  bey  einiger  Wartung,  sehr  bald  eine 
Zierde  unsers  Parnasses  werden  dürfte.    — 

Einen  erfreulichen  Beweis  des  Interesses, 
den  auch  französische  Litteraturfreunde 
damals  an  deutscher  Dichtung  nahmen,  liefert 
die  mass-  und  verständnisvolle  Jiezension  des 
Magasin  Enctjclopedique  ou  Journal 
des  Sciences,  des  Lettrcs  et  des  .irts.  Bedige 
par  A.  L.  [ Äubin-Louis]  Miliin".  Paris 
1805,  Tome  II,  p.  452— döi.     Sie  lautet: 


,.Au  inoment  oii  tous  les  regards  sont 
partes  vers  la  litterature  allemande,  quand 
des  opinions  si  diverses  s'elevcnt  parmi  nous 
sur  l'etat  des  seiences  et  des  lumiercs  cn 
general,  dans  un  paijs  si  voisin  vependant  du  5 
nötre.  tout  ce  qui  tend  ä  nous  faire  jugerpar 
les  faits  d'un  objet  aussi  cssentiel,  doit  Ure 
accueili  avcc  interet.  La  poesie  et  la  iiieta- 
physitiue  paroissent  en  ce  moment  s'y  partager 
le  sceptre :  et  les  disciples  de  Klopstock,  de  10 
Goethe,  de  Wieland,  dont  la  reputalion  est 
maintcnant  etablie  ('.),  n'y  sont  pas  moi)is 
nombreux  que  ceux  de  Mendelssohn,  de  Kant 
et  de  Fichte.  Les  Almanachs  des  Muses 
qui  paroissent  annuclkinent  dans  les  princi-  15 
pales  villes,  deV AUemayne  peuvcnt  etreregar- 
des  comme  les  ihermometres  de  la  poesie 
dans  ce  pays,  mais  plutöt  de  la  yeniration 
qui  s'eleve  que  de  celle  prcsente;  cur  ce  sont 
moins  les  poetes  dtjä  connus  que  ceux  qui  '0 
reulent  l'ttre,  qui  confient  Icurs  productions 
d  ces  sorles  de  recueils  oit  s'exercent  les  talens 
naissans. 

L'almanach  des  Muses  pour  l'annee  1805, 
qui    vicnt   de  paroitre   ä    Berlin,     offre   de   25 
l'interet  et    quelques    morceaux    d'un   merile 
rare,    qui  promettent    ä    la  litterature  alle- 
mande des  successews  aux  Salis,  Matthison, 
Bürger   etc.   M.  M.  Ckamisso  et  Vamhagen 
en  sont  ä  la  fois  les  editeurs  et  les  coopera-    30 
teurs  les  pilus  utiles.     Sur  plus  de  cent  pieces, 
de  poesies  que  renferme  ce  recueil.    environ 
la  moitie,  composie  par  ces  deux  poetes,  offre 
un   grand  nombre  de  romances  et  d'Elegies 
tres-  agreables;  on  sait  asses  generalement  ä   35 
present  que  les  AUemands,   dont  on  accusoil 
la    languc  d'Hre    dure  et  inflexible,  excellent 
dans    la    peinture    des    sentimens    doiix    et 
milancoliques,    dans  l'expression  des  reyrets 
etc.     Plusieurs  de  ces  morceaux  miriteroient   4ü 
d'Hre  traduits  ici " 

Unterzeichnet  ist  die  Bezension  .,M.  B.  »'•,• 
ihr  Verfasser  dankt  die  Kenntnis  des  Musen- 
almanachs vermutlich  Korcffs  Hinweis    [Vgl 
den    Brief   Chamissos    an    die    Hamburger   45 
Freunde  vom  10.  Nov.  1805]. 

Mochten  all  diese  günstigen  oder  ungün- 
stigen Kritiken  die  Herausgeber  nicht  eben 
sehr  anfechten,  als  starken  Schlag  emp- 
fanden sie,  dass  die  unter  Goethes  Auspizien  ^ 
kürzlich  erst  ins  Leben  gerufene  neue  Jenaer 
Allgemeine  Literat ur-Zeitungsieh  scharf 
gegen  sie  erklärte.  Den  Schlag  führte  ein 
„M.  Z".  hinter  welcher  Chiffre  sich  Karl 
FriedrichvonJar  ig  es  verbergen  soll  [1773—  äö 
1S36.  Goedeke  .^  332.  144,  Brummer,  Dichter- 
lexikon 1.  406],  der  sonst  auch  das  Pseudonym 
Beaureyard  Pandin  benutzt.  —  wir  findoi 
es  z.  B.  unter  einem  Aufsatz  über  den  Othello 
in  Ho.  174  der  ..Zeitung  für  die  elegante  '^'^ 
M''elf-  vom  7.  Oktober  1608.  Diese  ,.Blitz- 
mordrezension",  wie  Chamisso  sie  nannte 
[No.  104  ff  des  Jahrganges  1805,  Sp.  241— 
345;  z.  T.  abgedruckt  in  den  Berliner  Neu- 
drucken, a.  a.  O.  p.  XII  -sqq]  erregte  hüben  <» 
und  drüben  Aufsehen.  Chamisso  icar  rasch 
gefiisst,  auf  seinen  von  BernharJi  gebilligten 
Vorschlag  [Brief  an  Vamhagen  vom  8.  Juni 
1805]  ward  das  Ilohnsonelt  des  M.  Z.  ,^ie 
Blume  ist  in  Liebe  hoch  cntbrannf  an  den  "0 
Schluss  des  dritten  Jahrgangs  gesetzt,  als 
von  ihm  zur  [Aufnahme  empfohlen.  Wie 
Vamhagen  mit  aller  Diplomatie  bemüht  war, 


51 


Chamissos  und  Vamhagena  Musen-Almaaache  1804 — 1806. 


52 


in  seinem  Hamburger  Kreise  die  Siosskrafi 
dieser  Kritik  zu  parahjsiren,  berichtet  er 
selbst  aiisführlich  in  den  „Benkwürdigkeiten^' 
und  ist  bekannt.  Weniger  bekannt  ist.  dass  die 
6  Jenaer   Literatur -Zeitung   ihre   schroffe  Ab- 

lehnung in  noch  gehässigerer  Weise  nach  dein 
Erscheinen  des  dritten  Jahrganges  wieder- 
.  holte:  in  No.  72  vom  Uö.  März  1807.  Der 
Rezensent,    „L.     W.",    beginnt:      „Sperlinge 

10  nisten  oft,  wo  Tauben  brüten  sollten.     Auch 

hier  ist  wieder  ein  Nest  voll.  Schon  zwei- 
mal lourden  sie  verstört,  [jene  erste  Eez  be- 
stand aus  einer  kurz  zusammenfassenden  und 
einer  folgenden   ausführlichen  Kritik],    aber 

15  wan     hört     die     Jungen     zum     drittenmale 

pfeifen,  und  zwar  mit  so  brüderlich  gleichen 
Stimmen,  dass  sich  schwer  entscheiden  lässt, 
wer  voranfliegen  oder  wer  das  Nest  hüten 
ivird   Am  besten  ist  es.  sie  auch  zum  dritten 

20  Male  auszunehmen.    —    Es  ist  höchst  unbe- 

quem, immer  nach  den  Druckfehlern  nachzu- 
schlagen, und  axuh  hier  keine  Hilfe  zu  finden.'^ 
—  Eine  zusammenfassende,  fünf  Spalten 
lange  Rezension  aller  drei  Jahrgänge  endlich 

25  brachte  die  Hallcsche  Allgemeine  Litera- 

tur-Zeitung in  der  No.  284  vom  27.  No- 
vember 1807.  Ihr  Verfasser,  Conz,  ist  im  Ton 
weniger  scharf  und  bezeigt  mehr  Wohhcollen: 
„Es   ist  indes  nicht  zu  läugncn,    dass  unter 

30  der    Masse    von  Mittclmässigkeit.    verfehlter 

Kraft.  Gefühlssucht,  Liebelei,  Frömmdei  da 
und  dort  wirklicli  ein  gelungenes  Gedicht,  eine 
liebliche  Blume  der  Phantasie  oder  der  Emp- 
findung auzutreffen  ist.    [Rühmt  Aug.  Bode, 

35  Koreff  und Fouque  ..einen  zartfühlenden,  einer 

festeren,  männlicheren  Bildung  würdigen 
Geist.'-]  .  .  .  Aber  die  Mehrheit  bilden  doch 
durchgängig  höchststümperhafte  Versuclie.  mit 
denen   sich    auch     die    gutmüthigste   Kritik 

40  nicht  versöhnen  kann,  deren  Charakter  häufig 

phantastisch  aufgestutzte  Gemeinheit  ist,  die 
sicli  ungemein  dünkt.''  Im  ganzen  also  eine 
scharfe  Ablehnung,  die  sich  mit  besonderer 
Lebhaftigkeit  gegen  Varnhagen  icendet :  „Der- 

45  selbe  horazisierend.  pindurixicrcnd.  anakreon- 

tisierend,  klopstockisiercnd .  und  iric  wir  weiter 
seine  charakterlose  Schülerhaflii/keit  bezeich- 
nen mögen,  versucht  sich  dennoch  auch,  wie 
es  zu  ertvarten   ist.   häufig    in    neupoetischen 

50  Tönen,  vorzüglich  in  Sonetten,  die  er  uns  in 

jedem  Bändchen  zu  ganzen  Dutzenden  zu- 
schiebt.' Und  nachdem  auch  Chamissos 
., schülerhafte  Studien''  ihren  Tadel  erhalten, 
schliesst  der   Kritiker:      .,In   der    Tat   muss 

55  man  die  Geduld  des  Publikums  und   die  Ge- 

duld der  Herausgeber  und  Mitarbeiter  be- 
wundern, dass  sie  nun  ins  dritte  und  vierte 
Jahr  hinein  ihr  Wesen  treiben  konnten."  — 
Dass  Goethe  den  jungromantischen  Alma- 

(jo  nachen    weder  Neigung  noch   Interesse   ent- 

gegenbrachte, ist  bekannt.  Jene  von  L.  Robert 
berichtete,  auch  von  Geiger  in  der  Einleitung 
zum  Neudruck  wiederholte  Anekdote,  Goethe 
habe  gelegentlich  ihm  zufällig  bei  der  Mittags- 

«5  tafel    überreichte   Alniunnclic    verächtlich  zu- 

rückgewiesen, ist  zwar  ti/jiisch  für  seine 
Stellung  zu  romantischen  Almanrn-hen,  licweist 
aber  weder  etwas  dafür  noch  dagegen,  dass 
auch  ein  Ghamisso-Varnitugoisclicr  sich  unter 

70  den  Zurückgewiesenen  befand.  Chamisso  sandte 

am  24.  Sept.  180.H  den  ersten  Jahrgang  mit 
einem  frnnzösi.^chcn  Brief  an  Goethe,  der,  scheint 
es,  nicht  geantwortet  lud.    [Schrr.  der  Goethe- 


Gesellschaft  XIV  253,  372;  das  Faksimilie 
des  Briefes  jetzt  vor  dem  zweiten  Bunde  der 
Chamisso- Ausgabe  Tardcls]. 

I.  Jahrg-au^  1804. 

Auf  das  Titelblatt  folgen  2  unpag.  Blätter,  5 
entlialtcnd  c.  Widmung  in  Distichen  „An  die 
Königin"  (Luise):  „Ob  unateibliclier  Nacli- 
rulini  Dir  wird,  ob  die  kommende  Welt  einst 
Deinem  geheiligten  Bild'  prangende  Tempel 
erbaut?  — "   Pag.  I — V:  Inhalts- Verzeicbnis.    10 

—  Pag.  VI:  „Anmerkung.  Man  hat  es  für 
nöthig  geachtet,  hier  anzumerken,  dass  dei 
Mitherausgeber  des  Almanacbs,  L.  A.  v. 
Chamisso  ein  geborner  Pariser  ist,  und  sich 
erst  seit  wenigen  Jahren  mit  dem  Studium  15 
der  deutschen  Sprache  und  Litteratur  be- 
schäftiget hat.  Gottlieb  Hiller  ist  ein  Bauer 
aus  Köthen.  Von  den  übrigen  Mitarbeitern 
ist  noch  keiner  öffentlich  bekannt,  v.  Cha- 
misso [Ädclhert,  1781—1835,  Goedekc  VI  20 
138ff,  ADB4,  D7f[]:  Die  jungen  Dichter. 
„Ein  früher  Winter  bleichet  ihm  die  Wangen" 
1—6.  Terzinen.  Wcrhc,  lig.  v.  H.  Tardel, 
Leipzig  1907,  II  13  f.  —  L.  Geiger  -Aus 
Chamissos  Frühseit^  S.  106  übersah,  dass  25 
aucli  der  Anfang  des  von  Chamisso  in  Varn- 
Jiagens  Stammbuch  gescliriebenen  Gedichtes  in 
den  Terzinen  „Die  jungen  DicJiter^  entlialien 
ist:  S.  5  des  Musenalmanachs  10.  Z.  ff.  von 
oben;  und  unmittelbar  an  diese  Zeilen  so 
scliliesst  sich  das  von  Geiger  S.  lOli  zitierte 
Stücf{.  an,  so  dass  ganz  einfacli  das  Stamm- 
hucli-Gediclitbruclistück,  gleich  den  letzten  15 
Zeilen  des  Gedichtes  ,.Die  jungen  Dichter" 
ist.  Infolge  dieses  Versehens  kam  Tardel  35 
dazu,  das  von  Geiger  unwissentlich  zitierte 
Stück  aus  den  „Jungen  Dichtern"  als  beson- 
dereNo.  in  seine  Ausgabe,  II  52,  aufzunehmen. 

—  K.  A.  Varu  L  a g e n  [Karl  August  Hermann, 
1785—1858;  Goede/ce  VI  176,  ABB  39,  769  ff,    40 
Wt^rzbach  49,  282  ff]:  Au  Friedrich  Schle- 
gel. „DieHarmonienumrauschen  alle  Wesen" 

1.  Sonett. —  K.  A.  Varnhagen:  An  Venus. 
„Holde  Cypris,  gebeugt  wend'  ich  den  flehen- 
den" 8 — 11.  Ode,  Syst.  Asclepiadeum  quartum.   4.i 

—  W.  Neumann  [Friedrich  WilJielm,  1781 — 
1834,  Goedcl-e  VI  187,  ABB  23,  536,  DNL 
135,  3,  278]:  Sonnet.  „Nicht  nach  des 
Ruhmes  Zierde  will  ich  ringen"    12.    —   K. 

A.     Varnhagen:      Bei    der    Trennung.    50 
„Wie   zarte  Blumen  in  des  Thalea  Gründen" 
13  — 14.  Stanzen.  Vermischte  Gedichte,  Frankf. 
1816,      12.    —  W.    Neumann:     An    Lina. 
„Niemals  hast  du  mich  gefragt"   14—1,5.  — 
Eduard  [=  Julius  Ed.  Ilitnig,  1780—1849,   55 
Goedekc  §  331,    108,  ADB    12,  509f]:   Bei 
Ueber Sendung derller  z  ensergi  es  SU  n- 
gen    eines     knnstliebcnden     Kloster- 
bruders von   Wakkcnroder.     „Mit   kind- 
lichem Gemüth  betritt  die  Schwelle"  16—17.    «i 
Stanzen. —  K.  A.  Varnhagen:  An  Olympia. 
I. „Ernst tritteinher,  und  rauschend  in  kühnem 
Schwung"   18  —  20.    II.   „Der  Freude  (Jenien 
schweben  in  Morgeuglanz"  20— 22. 2 allcacisciw 


53 


Cfhamissos  und  Varnhagens  Musen-Almauach   1804. 


54 


Oden.  —  W. Neu  mann:  Klage.  „Die  winter- 
starren Reitze  der  Natur"  23.  —  K.  A.  Varn- 
hagen:  Der  Gesang  Kalliopens.  »Tief 
in    kühlende    Fhit    halte    die    flammenden" 

ö  24 — 26.  Äsldepiadeisclte  Ode.  —  *  [=^  Ludw. 
Friedr.  Franz  Th ere m in,l 780 — 1 84<J ;  nach 
einer  Xoliz  in  Varnhagens  Handexemplar.  — 
Goedeke  Vlldl/f,  ABB  37,  724.  UNL  135, 
3,äS5]:  Die  Nelke.   „Dunkle  Blume,  dunkle 

10  Blume^  27—28.  —  v.  Chamisso:  Die 
Trauung.  „Schon  die  heilge  Früh  be- 
grüssend"  29—38.     Tardel,  a.  a.  0.  II  16  ff. 

—  J.  [=  Jul.  Heinr.  Klaproth?,  1783— 
1S.35-    ABB  16,   51  ff]:   Die  Puppen   und 

1,-,  die  Menschenkomödie.  „Von  oben,  wie 
das  Schicksal,  lenkt  an   Seilen"  39.     Sonett. 

—  W.  Neumann:  Sonnet.  „0  wende, 
Phöbus,  doch  die  glüh'nden  Blicke"  40.  — 
Eduard    [Hitzig]:    Ein    Wintergemälde. 

20  Englisch.  Von  Aicken.  „Ea  war  ein 
Winterabend,  hoch  lag  der  Schnee  im  Wald" 
41 — 43.  —  K.  A.  Varnliagen:  Anakreon- 
tische  Ode.  „In  dunkler  Myrtenlaube" 
43—45.    —    W.    Neu  mann;    [l)rei\     Epi- 

2>  gramme.  46 — 47.  I.  „Flüchtig  war  ich  und 
jung,  es  schwanden  die  eilenden  Stunden" 
46.  II.  „Wie  sie  das  Herz  mir  beherrscht, 
das  holde  boshafte  Mädchen!"  47.  III.  „Lasa 
dem   Rausch    uns    entflielin;    den  fliehen  die 

30  Freuden  des  Lebens"  47.  —  v.  Chamiaso: 
Elegie.  „Hab  ich  Dich,  Göttergleiche, 
gefunden,  Dich  endlich  gefunden"  48 — 53. 
Distichen.  Bezieht  sich  auf  Ceres  Duoernay. 
Tardel,   a.  a.  0.  II  2.2  f  und  Anm.    —    v. 

.ü    Chamisso:     Nacht    und     Winter.     „Von 

des  Nordes  kaltem  Wellen"   54 — 56.    Tardel 

.    169;  t'gl.II13,Anm.  —  F,iua.Td\Hitzig]:  Der 

Cavalier'  servente  (Cicisbeo.)    Aus  dem 

Italienischen.     „Ein  Weib  ist  es,  Geberden 

40  nach  und  Sitten"  57.  Sonett  —  *  [=  Theremin]: 
Daa  Konzert.  ,Wann  glühendTöne  mit  den 
Tönen  ringen"  58.  Sonett.  —  *  [^=  Theremin\: 
Vergebliche  Wünsche.  „Was  immer  leise 
Ahndungen  verkünden"  59.  Sonett.  —  K  A. 

45  Varnhagen:  Romanze.  „So  sehnend  klang 
im  Wald  das  Lied"  60-61.  —  K.  A.  Varn- 
hagen: An  Jeanette  F.  Brei  Sonette 
62 — 64.  I.  „Des  Glückes  viel  schon  hab' 
ich  hier  gefunden"    62.    II.    „In  Sfärentanz, 

60  wie  Götter  heimlich,  steigen"  63.  III.  „Du 
suchst  das  Lied,  das  kühn  ich  Dir  gesungen" 
64.  —W.  Neumann:  Sonnet.  „Wie  dank" 
ich  Dir,  Du  lösest  mir  die  Binde"  65.  — 
Eduard     \Hitzig\:     Der     grüne     Strom. 

55  Romanze.  Aus  dem  Spauisclien.  \Als  Fuss- 
noie:  „Rio  verde.  Nomen  proprium  des 
Flusses,  nach  Hrn.  v.  Blankenburgs  Be- 
merkung."] „Grüner  Strom,  o  grüner  Strom 
du"     66—69.      —     K.    A.    Varnhagen: 

60  Olympia.  [Anmerkunc/  auf  p.  II  des 
Inh.-Verz.:  Diese  berühmte  Romanze  ist  zwar 
aus  dem  Spanischen  Originale  [Historia  de 
los  Vandos  de  las  Zegris  y  Ahencerrages , 
Gavalleros  Bloros  de  Granada;   de  las  cioiles 

65   guerrus  que  huvo  en  ella,  sacada  de  un  libro 


Ärabico  por  Gimez  Peres.  Barcel.  1603) 
übersetzt,  schon  in  Herders  Volksliedern  Th.  1. 
S.  250  mitgeteilt;  jedoch  hat  Jene  Uebersetzung 
nicht  wie  die  gegenwärtige,  die  Assonanz  des 
Originals  beil>ehalten.]  „Flüchtig  entschlüpft  5 
Saitengetön  der  verstummten"  70 — 71.    Ode. 

—  Eduard  [Hitzig]:  An  dasFeenkind  als 
Susanna  in  Figaros  Hoch  zeit.  [AlsFuss- 
note:  „Das  Feenkind.  An  Friederike  Unzel- 
mann  im  Schlegel-  und  Tiekschen  Musen-  10 
almanach  auf  1802  S.  101".]  „Wie  Proteus 
tauscht  die  flüchtigen  Gestalten"  72.  Sonett.  — 
W.  Neumann:  Sonnet.  „Ein  grosses  Herz 
kann  ewig  nur  verlieren"  73.  —  v.  Chamisso: 
Der  Sturm.  „Den  stillen  Schooss  der  ij 
duiikeln  Nacht  durchdringen"  74.  Sonett. 
Tardel,  a.  a.  0.  II  23.  —  K.  A.  Varn- 
hagen: An  den  Geweihten.  „Verloren 
liegt  der   Edelstein,    verloren"    75.      Sonett. 

K.  A.  Varnhagen:  An  den  Retter.    „Ent-    -o 
rissen   aus  der  Täuschung  blüh'nden  Fluren" 
76.     Sonett.     —    K.    A.    Varnhagen:     An 
meine   Schwester.      „Wie    soll  das  Reich 
der  Geister  ich  verstehen'?"   77.     Sonett.  — 
Robert  [Ernst  Friedrich  Ludwig,  1778 —   2; 
1832,  Goedeke  VIII  513  ff,  ADB  28,   720  f, 
BNL  135,    3,    281]:    Auf    dem    Wasser. 
„Sitze  still,  mein  Schiflcben  lenk'  ich"   78 — 
79.  Gedichte,   Mannh.  1838,  I  65  f    Bis  auf 
die  erste  Strophe  ganz  umgearbeitet  und  um   30 
eine    Strophe    verkürzt.    —     K.    A.    Varn- 
hagen: [Alkäische]    Ode.    „Sinkt  trüb'  und 
graunvoU   nächtliches   Dunkel    auf"    80 — 83. 

—  Robert:  Variazionen. 

Thema.  35 

Wenn  ich   Dich  vermeide  — 

Ach!  ich   bin  gezwungen; 

Lang'  hab'  ich  gerungen, 

Ohne   Groll  ich  scheide. 
I.    „Nein,    ich    kann    mirs    nicht   verhehlen"    40 
84—86.  II.     „Nein,  ich   will  Dir's  nicht  ver- 
hehlen" 86 — 'dS.  —  Robert:  [Variation  über 
das] 

Thema. 
Ein  kleiner  Mann  ist  auch  ein  Mann,  45 

Ein  Jeder  kann  nicht   Kaiser  sein; 
Man   muss    sich    auch    mit  G'ringem   freu'n : 
Wer  nichts  hat,  ist  am  schlimmsten  dran. 
,Den  Grossen  sollst  Du  loben"  89 — 91.  — 
Eduard    [Hitzig]:    Edom     von     Gordon.    50 
Eine    Ballade.       Aus     dem    Altschot- 
tischen.    „Es    war   wohl    um  Martiuimess" 
92  —  99.    —    K.    A.    Varnhagen:    Liebe. 
Zyklus  von  6  Sonetten    100  —  106.  I.  Schwer- 
muth.       „Der     Hain     ergraut:     der    Sonne   55 
Schimmer  sinken"  100.     II.  Ringen.     „Es 
tobt,  es  tobet  in  des  Schweigens  Ketten"  101. 
III.  Aufforderung.  „Des  Herzens  Unschuld 
hebt  mit  sanften  Schwingen"  102.    IV.  Hin- 
fallen.    „Wie  süss,    wie  lieblich   klang  die    6u 
goldne  Leier"   103.    V.  Entsagung.    „Ent- 
fleuch, o  Traiim,  der  schmeichelnd  mich  um- 
wehet"   104.     VI.   Leben   aus   Tod.      „Du 
hast  im  Stolz  der  Blüte  sie  gebrochen"   103. 

—  Robert:   Elegieen.     106—123.     I.   „O    6,t 

4* 


55 


Chamissos  und  Varnhagens  Musen-Almanach  1804. 


66 


wie  liab'  ich  mich  heut'  so  unerfahren  be- 
tragen" 106 — 108.  II.  „Gerne  schaut  man 
hinab   zur  ostwärtsfliessenden  Donau"   109  — 

122.  HI.   „Scheltet,  ich  muss  es  gestehen: 
5    mir  gewährt  recht   lierzliche  Freude"   122 — 

123.  Distichen.  —  K.  A.  Vamhagen:  „An 
Marianne.  «Der  Göttin  hat  mein  kleines 
Lied  gefallen"  124.  Sonett.  — W.  Nenmann: 
Sirenenlied.     «Komm,  süsser  Knabe,  docli 

10  zu  mir  hernieder-'  125 — 126.  Wechselfiesang 
zwischen  j.Sirene'^  und  „Knabe'^.  —  Eduard 
[Ilitsig]:  Kondeau.  Nach  Voiture.  „Ach 
nun  ist's  aus  mit  mir;  denn  Isabelle"  127. 
—  liobert:  Romanze.    «Nie  war  wohl  ein 

15  Mädchen  treuer"  128—130.  —  Eduard 
[Hitzifl]:  Küsse  und  Worte.  Madrigal. 
Nach  Guarini.  «Mit  welcher  Inbrunst,  o 
ihr  duft'gen  Lippen"  131.  —  K.  A.  Vam- 
hagen: An  Karoline.    \Knroline  Lehmann, 

20  seit  1S04  mit  dem  Komponisten  Muzio  Glementi 
verheiratet,  gest.  August  05;  U.  Tardel,  a.  a.  O. 
II  24]:  I.  Der  Kuss.  «Freundlich  in  der 
Nacht  Gefilden«  132—133.  —  v.  Chamisso: 
II:  v^^-^,   ^^-^  I  -.^v^-^j   ^v>_^    „Karo- 

25  line,  Karoline!  die  Du  lohntest  hold  dem 
Dichter"  134—136.  —  Robert:  Madame 
Meyer,  als  Jungfrau  von  Orleans. 
«Gütig,  mit  segnender  Hand,  beschenkte  der 
Vott   seine   Tochter"     136—140.    —    K.    A. 

30  Vamhagen:  An  'K..[Korcff]  «AnDeine  Brust 
sinkt  glühend  mein  Hacipt!  an  ihr"  141 — 143. 
Alkäische  Ude.  —  Robert:  Die  Elemente. 
„Feuer  brannte  tief  im  Herzen"  144 — 146. 
Gedichte,    Mnnnh.  1838,  I  06.  —   Eduard: 

3.T  Jladrigal.  Aus  dem  Sicilianischen.  ,,So 
hatte  schon  das  Glück  zernagt  mein  Leben" 

147.  —  W.  Neumann:  Das  Auge.  „Dem 
Aug'  ist  manches  Unheil  schon  entsprossen!" 

148.  &'o»e/^  —  Robert:  Aufgabe.    An  D. 
40    „Abend   war's,    es   senkte    sich    die    Sonne" 

149 — 151.  —  *  [=  Thercmin^:  Petrarca's 
IXtes  Sonnet.  „Wenn  der  Planete,  der 
die  Stunden  führet"  162.  —  *  [=  Theremin\: 
Petrarca's  XI  tes  Sonnet.   ,, Ist's  raöglicli, 

45  dass  mein  Leben  solchen  Qualen"  153.  — 
Robert:  Der  Tag.  ,, Sanft  entschwanden  mir 
der  Kindheit  Tage"  154.  —  Eduard: 
Jesuitische  .Moral.  Aus  dem  Lateinischen. 
Von  einem  Jesuiten.     „Dies  sind  unseres 

.•;0  Bund's  unwandelbar  dauernde  Rechte''  155 — 
156.  —  K.  A.  Vamhagen:  Letztes  Lied. 
An  Jeannette  F.  ,,Wie  schön  umfioss 
mich  einst  ein  heitres  Leben!"  157.  Sonett.  — 
Gottlieb  Hiller;  \1778—183(r,   Goedclce  V 

65  543,  ABB  12,  420.  —  Vgl.  auch  Zeitg.  f. 
d.  eleg.  Welt  1804  No.  25  vom  22.  März  und 
No-  71  vom  14.  Juni,  auch  die  Haude  und 
Spenersche  Zeitung  vom  15.  Sept.  1803,  111 
Slclt.\:    Zum  Geburtstage    eines   Forst- 

60  meisters.  ,.Zwar  hat  Dich,  jugendlicher 
(ireia!"  158—161.  G.  Hiller,  Gedichte, 
HL  Aufl.,  Breslau.  1818,  S.  117  „An  einen 
Waldtnann.  Dessau  1803.'-  Um  eine  Strophe 
verharzt.      Im.    118.    Stclc    der    Haudc    und 

65  Spenerschen   Ztg.,  vom  1.  Oktober  1803,  be- 


schliesst    dieses     Gedicht    eine    lange    ^An- 
l'ündigung^  und  Aufforderung  zur  Prännme- 
ration.     Der  hier  ausführlichere  Titel  ^An  e. 
F.,  als  ich  zur  Feier  seines  60.  Geburtstages 
geladen    tvurdc",    ist   im    Almanach    gekürzt     5 
imd    dafür    die    erklärende    2.    Strophe    ein- 
geschoben.    Gebessert    sind    auch    die   beiden 
letzten  Zeilen  der  ersten  Strophe.     «Das  Ge- 
dicht S.  158  An  einen  Porstmeister  ist  von 
Hiller,  einem  Bauern  aus  Cöthen,  dessen  wo    10 
ich  nicht  irre  schon    in    einer   neueren   Zeit- 
schrift  rühmlich    erwähntes   Talent    für    die 
Knust,  sich  auch  hier  nicht  verläugnet.   Diese 
Erscheinung  ist  so  selten  und  erfreulich,  der 
hier    gelieferte    Kunstversuch    so    iiiessend,    15 
rund,  schön  durchdacht  und  doch  auch  correct 
zugleicli,     dass     schon     bey    mindern    Vor- 
zügen,   der    Würzengel    Critik   an   ihm   vor- 
übergehen   müsste."     Ausgestrichenes  Stück 
der  in  der  Finleitung  abgedruckten  F,e;ension   20 
von    Zachnrias    Werner.    —    Robert:    Das 
Gelübde.      Eine    Ballade    ans    der    Bibel. 
„Auf,    ihr   Schwestern!    stellt    den    Reigen" 
162—167.      Gedichte,    1838,   I   70—74.    — 
Robert:    Simsons    Geburt,    Liebe    und    25 
letzte   Rache.      Eine    biblische   Romanze. 
.,Zur    Zeit,    als    Gott    sein    Volk    verliess" 
168—191.     Gedichte  I  74—89.   —  v.  Cha- 
misso:  A  Pauline   [de  Portier  de  Riihella, 
des     Dichters     Schwägerin ,     Gattin     seines    30 
Bruders    Hippolyte].       Sur    1'  air :     Femme 
Sensible.     „En  m'  arrachant  le  bandeau  du 
mensonge"   192.  —   v.   Chamisso:    Faust. 
Eine    Tragödie    in    einem    Akt.       Ein 
Versuch.       \Moitö\:    ,,Doch   wozu    ist    des    40 
Weisen  Thorheit  nütz?"   Shakespeare.    Was 
ihr  wollt.   3.  Aufzug.   IteScene"  193. 
[Personenverzeichnis,  194]  ; 
Faust 

Sein  guter  Geist   1    „      .   <-,,-  40 

c!„-      i  ••         ri   ■  *    f   Zwei   Stimmen. 
Sein   böser  Geist  I 

(Fauslens  Studierzimmer  von  einer  einzigen 
Lampe  erleuchtet.)     Faust  \allein:\ 
Der  Jugend  kurze  Jahre  sind  dahin, 
Dahin  die  Jahre  kräfi'ger  Mannheit,  Faust!    45 
195-215.     H.   Tardel  I,   432.   —  v.   Cha- 
misso:  Der  blinde  Knabe.     Nach  dem 
Englischen  [des  Colleg  Cibber.]     „Sagt  mir 
doch,  was  Licht  ihr  nennet?"  216 — 217.  — 
V.   Chamisso:    An   Friederich  Schiller.    50 
,,Des  heil'gen  Herzens  tiefstem  Grund  ent- 
schweben"   218.     Sonett.     Tardel  II  2(1.     — 
Robert;    An   Göthe.     „Ich  nah'  mich  Dir 
mit    kindlichem    Vertrauen"    219—221.    — 

Zweiter  Jahrgang-  1805.  55 

Atif  der  Bückseite  des  Titelblatts:  „Tö 
Toü  ttoX'ju  ä'arpov."  —  Es  folgen  8Seiten  In- 
halts-Verzeichnis, unpaginiert.  —  N.  U.  Ch. 
[=^  Kcumann  und  Chamisso]:  An  Fichte: 
«Indess  die  niedre  Welt  {jehüllt  in  Grauen"  60 
1.  —  Sonett;  Tardel  a.  a.  0.  II  27.  —  **  [=Joh. 
Gottl.  Fichte]:  Sonett.  „Wenn  dir  das 
inn're  Götterwort  wird  spruchlos"  2.  —  S. 
Werke,    Bd.    8,    401.  —  ***   [=  Joh.  Gottl. 


57 


Chamissos  und  Varnbagens  Musen-Alniaiiaeh  1805. 


58 


Fichte]:  Sonett.  „Was  meinem  Auge  diese 
Kraft  gegeben"  3.  —  Ebenda,  8,  461.  — 
V.  Chamisso:  Anbetung.  ^.Hinaus  ins 
Freie.  4—9.  Tardel  II,  27  tt'  —  K.  A. 
Varnhagen:  Sonett.  .,Ziir  Priesterin  in 
lieil'ger  Glut  zu  dringen"  10.  —  W.  Neu- 
niann:  Sonett.  „In  gliüi'nden  Zügen, 
mächtigen  Gestalten"  11.  —  W.  Neumann: 
Sonett.  ^Wohl  waren  mir  von  Fantasie 
umhüllet"  12.  —  K  A  Varnhagen:  Wieder- 
geburt. „Neu  erschafft  sich  die  Welt,  wenn 
der  Geist  das  gebietende  Wort  sprach" 
13 — 15.  —  Im  Inh.-Yerz.  ^Elcgie^  genannt. 
Distichen.  *  [=  Fichte,  nach  Yarnhagens 
Ha ndcxempla r]:  Hymnen  aus  dem  La- 
teinischen 10—19.  1.  Auf  Maria's  Ge- 
burt. „Hellglänzend  steigt  her"  16  — 17. 
2. D  i e  u n b  e f  1  e  c  k  t  e  E m p f ä n  gn  i .s s M ar i a's. 
„Niemals  erquickender"  17 — 19.  —  W.  Neu- 
mann: Gebet.  „Vergeber  aller  Schulden" 
20 — 21.  —  V.  Chamisso:  Ihr  Traum. 
„Kein  Schlummer  hemmt  den  lieissen  Schmerz 
der  Wunden"  22—23.  —  Tardel  II,  31.  — 
V.  Chamisso:  An  Sie.  Den  Mond  ver- 
schlangen in  des  Himmels  Weite"  24  —  25. 
—  i  Stanzen.  Tardel  II,  31  K.  A.  Varn- 
hagen: Sonette.  I-VII.  26—32.1.  „Früh 
musste  schon  das  Leben  mich  belehren" 
26.  II.  ^Willkommen mir,  lioldseFgeHimmels- 
rosen"  27.  III.  „0  hohe  Freundin!  auch 
wenn  du  nur  Leiden"  28.  IV.  „Ich  leb' ! 
wohl  stehts  in  meiner  Brust  geschrieben"  29. 
V.  „Jungfräulich  blühtest  du,  der  Demuth 
Blume"  30.  VI.  „Es  flog  herab  aus  Gottes 
Schooss  der  Funken"  31.  VII.  „Im  dunklen 
Blau  dort  der  azurnen  Räume"  32.  — 
Anthropos  [=  Joh.  Ferdinand  Koreff, 
1783-1851;  (4oedeke  VI,  186]:  An  die 
Freunde.  ~.  t.  r.  i.  Den  Pilgrim,  tief 
verkannt,  saht  ihr  erscheinen"  33.  Sonett.  — 
Robert:  [Vgl.  Brief  Cliamissos  an  Hitzig 
vom  18.  Aug.  1804:  „Robert  hadert  mit 
mir  auf  eine  gefährliche  Weise."  Dazu  Brief 
an  de  la  Foye  vom  3.  Sept.  04:  R.  habe 
seine  Beiträge  zurückgefordert,  aber  zu  spät. 
Geiger,  S.  51.  Promemoria.  \39  Distichen\. 
34-42. 

1. 
Glückliche    Lieb'    erfüllt   uns  mit  Thatkraft, 

reisst  uns  ins  Leben, 
Wie    sich    die  Liebste  uns  giebt,  geben   der 
Welt  wir  uns  hin. 

2. 
Welcher    unglücklich    liebt   verliert   mit  der 

Liebsten  das  Leben, 
Wie    sie    ihm    grausam    entflieht,  flieht   ihm 
die  Welt  auch  mit  ihr. 

3. 
'I'ief  empfindende  Männer  und  lebenskundige 

Weiber 
Sollten     der     Liebe     Gericht     bilden,     und 

sprechen  das  Recht. 

4. 
Dir,    mein   ehliches    Volk,    Dir   wünsch'  ich 
ehliche  Freuden; 


Aber   blind    fei    und    stumm,    wenn   sich  der 
Liebende  freut. 
5. 
Höre  Dein  Unheil :  Du  darfst  jetzt  in   zehn 

Jahren  nicht  lieben,         5 
Weil  zehn  Jahre  Dn  schon  nur  in  derHofnung 

geliebt. 
6. 
Bleibe,  Du  Fromme,  nur  keusch;  nein,  niemals 

werd'  ich  Dich  tadeln,        10 
Weil    mich     die     Festigkeit     freut,    heiliger 
Wahn  Dich  beglückt. 
7. 
Dich  bedaur'  ich,  Du  wünschest  die  Seligkeit 

tiefer  Einpfindung;        15 
Aber     empfindungslos     bleibt    immer    Dein 
flaches  Gemüth. 
8. 
Aber  Dich  könnt'  ich  verachten,  Du  möchtest 

lieben  und  leben;        oq 
Aber  Du  schwankest  zurück,  fürchtend  des 
Pöbels  Geschwätz. 
9. 
Nein,    ich    schelte  sie  nicht,  die  gleich  und 

gänzlich  sich  hingiebt;        05 
Auch   mir  gab  sich  ein  Weib  ohne  Bedenken 
nicht  hin. 
10. 
Schimmernd  von  Anmuth  umstrahlt,  gefällig 

umschwebt  mich   die  schöne.        30 
Und    so    zieht    sie    mich    an,   sie,   die  mich 
grausam  verstösst. 
11. 
Wie,  du  wünscliest  den  Tod,  weil  Ein  Weib 

Dir  Liebe  versagte?       35 
Lebe,  mein  Freund!   und  den  Tod  brauchst 
Du  im  Leben  nicht  mehr. 
12. 
Freund,    befolge    den    Rath,   ich  rathe  Dir, 

eh'  Du  gefehlet,        40 
Eh'  Du  gelitten,  und  so  hörst  Du  gelassen 
mich  an. 
13. 
Nutze  die  Zeit,  die  eilend  entflieht!  so  rathet 

der  Weise;        45 
Und     ich     rathe     Dir    auch:     such'  Dir    ein 
liebendes  Weib. 
14. 
Geh'  verschwende   nicht  hier  die  köstlichen 

Tage  der  Liebe;        50 
Was    Dir    die    Eine   versagt,    wird   von    der 
Andern  gewährt. 
15. 
Wo  um  das  Weib  der  Mode  die  Menge  sich 

sammelt  und  buhlet,        55 
Freu  Dich  des  lustigen  Spiels;  aber  bewahre 
Dein  Herz. 
16. 
Aus  dem   geselligen  Kreise  der  Freunde,  mit 

welchen  Du  lebest,        go 
Wären  die  Besten  es  auch,  wähle  die  Liebste 
Dir  nie. 
17. 
Lieb'  ich,  so  hör'  ich  mich  lieber  von  Feinden 

verklagt  und  beneidet,       es 


i 


59 


Chatniasos  und  Varnhaffens  Musen-Almanach  1805. 


60 


Als  das  veniiinft'ge  Gescbwätz  freundlicher 
Freunde  von   mir. 
18. 
Auch    das  gebildete  Weib,  so   was  gebildet 

sie  nennen, 
Hat    mich    noch    niemals    gerührt,    Lab'  ich 
noch  nimmer  geliebt. 
19. 
Heilige  Göttergestalt,  du  reizest  mich  mächtig, 

Dich  lieb'  ich, 
Und  ein  reiches  Gemiilh  ist  schon    gebildet 

in  sich. 
20. 
Lieb'    und   Treue,    wer   scheidet   die   gleich- 
bedeutenden AVorte? 
Lieb'    ich,    bin    ich    auch    treu;    treu    ohne 
Liebe  nicht  mehr. 
21. 
Einzig    liebt    das  Mädchen,   sie  ist  mir  die 

Treuste  von  Allen 
Wem    sie    sich    liebend    ergiebt,    dem    auch 
ergiebt  sie  sich  ganz. 
22. 
Wo     die     Eitelkeit    herrscht,     da    entfliehet 

beleidigt  die  Liebe: 
Königin  kann  sie  nur  sein,  nimmer  ertragen 
das  Joch. 
23. 
Welch  ein  selig  Gefühl,  wenn  nach  peinlich 
ermattender  Krankheit 
Wir   im   Frühling  das  Fest  unsrer  Genesung 
begeiin; 
24. 
So  hab'  ich  niemals  geliebt,  um  nimmer  so 

wieder  zu  lieben, 
Doch    stets    gänzlich    mein    Herz    gab'    der 
Geliebten  ich   hin. 
25. 
O,  welch  traurig  Geschick  ist  empfindenden 

Menschen   beschieden, 
In  der  beweglichsten  Brust  wüthet  am  meisten 
der  Sturm. 
26. 
Rauch    der    Opfer    steiget    empor    bis    zum 

Sitze  der  Götter, 
Aber    der    Hagel    mit    Macht     stürzt     und 
zerschlägt  euch  die  Saat. 
27. 
Grosses  Unglück    geschehen,    ach    seht   nur 

den  blutenden  Knaben; 
Schmerzt  Dich  der  brennende  Schnitt?  höre 
zu  weinen  doch  auf! 
28. 
Kennst  Du  die  Weiber,  die  edel  gegliedert 

mit  Anstand  einhergehn. 
Strenges    und    ernstes   Blicks,  dennoch    von 
Anmutli   imd  Keiz? 
29. 
Fern  nun  leb'  ich  von  Menschen  und  liebe 

die  fernen   Verwandten, 
Aus  dem   l'ahschen  Hain  blick'  ich  vergnügt 
in  die  Welt. 
[Vffl.  u.  a.  0.  I,  127 — 131,  wo  unter  dem 
gleichen  Titel  23  der  hier  verzeichneten  Distichen 


—  umgearheilet  —  vereinigt  sind.  Es  fielen 
fort  No.  4,  8, 13,  22,  24,  25;  neu  aufgenommen 
sind  Ko-  1,  3,  7,  8,  25  des  Neudrucks  von 
1838]  ,*  [=  Theremin]:  Romanze  von 
Schall.  „Hoch  in  den  azurnen  Räumen" 
43—45.  —  Authropos  [=;  Koreff]:  Der 
Kampf.  „Zwei  Wesen  sinds,  die  sich  in 
uns  bestreiten" 46. —  Anthropos  [=  Koreff ]: 
Licht  und  Schall.  „Aus  unermessnen 
Höhen  kommen  Strahlen"  47.  —  K.  Woltart 
[Karl  Christian,  1778— 1832;  Goedekc  VI  475, 
ABB  43,  78<),  DNL  135,  III  292]:  Der 
Wandernde.  Romanze.  „Was  schreitet 
der  Gesell"  48 — 51.  —  K.  A.  Varnhagen: 
An  Apollon  und  die  Musen.  „Die  Lyra 
tönt!  welch  wilderer  Taumel  raftt"  52 — 55.  — 
.*  [=:  Theremin]:  Orion.  „Getränket  aiis 
der  Trauer  bittern  Schalen"  56.  —  Augusta 
[=  Augusta  Klaproth]:  Frühling  „Der 
Sturm  durchsaust  der  Bäume  nackte  Aeste" 
57.  —  K.  A.  Varnhagen:  An  Augusta 
[Klaproth]:  „Es  war  Kachmittags,  still,  im 
Blumengarten"  58.  —  K.  Wolfart:  Die 
eine  Farbe.  „Mögt  ihr  auch  alle,  alle  Farben 
nennen"  59.  —  v.  üharaisso:  An  Fiiomela 
Nach  J.  [Jean]  B.  [Baptiste]  Rousseau's 
Ode:  Pourquoi,  plaintive  Philomele, 
S  o  n  g  e  r  e  n  c  o  r  e  a  v  o  s  m  a  1  h  e  u  r  s  ? 
„Warum  deinen  Klagen  geben  [Oeuvres 
Buch  2  Ode  9,  S.  153]  Fiiomela  ew'ge 
Daner?"  60—61.  Tardel,  a.  a.  0.  II 32.  — 
AV.  Neumann:  Ballate  der  Neifile.  Aus 
dem  Decamerone  des  Bocaccio  62 — 63. 
Schrr.  H  156.  —  K.  A.  Varnhagen: 
Romanze.  „Auf  der  hellen  grünen  Wiese" 
64  —  69.  —  V.  Chamisso:  Sie  und  Er. 
70 — 71.  I.  Sie.  „Ob  ich  es  soll  im  raschen 
Wahne  wagen"  70.  H.  E  r.  „Die  zarten 
Saiten,  stark  erschüttert,  lassen"  71.  Zivei 
Sonette.  Tardela.  a.  0.  U 33.  —  W.  N e  u m  a n n : 
An  Varuliagen.  „Ich  sah  den  Tag  voll 
Wchuuith  niedersinken"  72 — 75.  Terzinen. 
Sciirr.  H  159ff.  —  K.  A.  Varnhagen:  An 
Einen  und  Viele.  „Es  regen  sich  in  mir 
der  Lust  Gefühle"  76  —  79.  —  8  Stanzen. — 
V.  Chamisso:  Untergan  g.  „Zu  des  Meeres 
Dunklem  Schoosse"  80—85.  Tardel  a.  a.  0. 
II  34  fj.  —  Augusta  [=  Augusta  Klap- 
roth]: Göthe.  „Was  hör'  ich  in  der  Ferne 
lieblich  tönen?  86.  Sonett.  —  Augusta 
[Klaproth]:  Mignon.  „Dich  zieht  die  Sehn- 
sucht hin  nach  deinem  Vaterlande"  87 — 88. 
Sonett  in  scchshehigen  Versen.  K.  [=  Koreff]: 
Flucht  der  Könige.  Ovid,  Fast.  Lib.  IL 
V.685-  852.  „Kündigend  sing' ich  der  Könige  j 
Flucht.       Nach  ihrer  Vertreibung"   89  — 104. 

—  Ernst  [:=  Karl  Georg  von  Räumer, 
1783— 18G5;  Goedeke  VI 271  f,  ABB 27,  120]: 
Ernst:  (=  Karl  von  Itaumer]:  An  B  .  .  . 
[Bernhardi]  „Das  Heil'ge  wohnt  im  tiefsten  ( 
Herzen"  105.  S.  [=  Karl  v.  liaumer] :  Sonett. 
Aus  dem  Spanischen  des  Cervantes. 
[Fussnole:  Don  Quixote  Th.  II.  Dies  Sonett 
ist  auf  ein  Spanisches  Heer  gemacht,  welches 
auf  der  afrikanischen  Küste  kämpfend  seineu 


61 


Chamissos  und  VarQhagens  Musen-Almaiiach  1805. 


62 


Tod  fand.]:  „Ihr  seel'gen  Seelen  habet  aus- 
gezogen"  106.  — 

W.  Neu  mann:  Die  Blume  au  die 
Quelle.  ^Lieblichste  aller  Freundlichen 
Quellen"  107.  —  v.  Chaniisso:  Die 
Knospe  der  Rose.  „Von  der  üpp'geii, 
grünen  Blätter-  108—109.  Tardel  II 38.  — 
V.  Chamisso:  DieEomaiize  der  Blume 
„Rankend  sich  an  Deinen  Busen"  110 — 111. 
Tardel  II  38  Bezieht  sich  auf  Maschinht 
Burja,  vql.  L.  Geiger,  Ans  Ch.  Frühzeit 
S.  48  f.  ■—  K.  A.  'Varnhagen:  Düfte. 
„Stille  Lüfte  führt  behende"  112-112.  — 
K.  A.  Varnhagen:  Romanze:  „Liebe- 
schmachtend     blüht     entgegen"      114 — 116. 

—  K.  A.  Varnhagen:  An  Rosa.  „Du 
Wunderblume,  die  aus  zarten  Schossen" 
117.  Sonett.  Verm.  Ged.  1816,  II  100.  — 
Anthropos  [=  KorefF]:  Rückkehr.  „Ge- 
wendet von  der  Jlutter,  die  geboren"  118. 
Sonett.  —  Anthropos  [=  Koreff] :  Flamme 
und  Wasser.  „Unwillig  in  der  Erde  Bau 
geschlossen"  119.  Sonett  —  S.  [=  Karl  von 
Räumer]:  Glauben  und  Wissen:  „Ossa 
und  Pelifin  thürniten  Titanen  den  Himmel  zu 
stürmen"  120.  —  I)istichen.  P.  .  .  [=  Paal- 
zotv,  Student  der  Theologie]:  Geburt  des 
Fan.  „Sylvaneia,  die  Nymphe  der  jagenden 
Göttin  Diana"  121—123.  Hexameter.  — 
Ernst  (;=  Karl  v.  Eaumer]:  Der  Strass- 
burger  Münster.  „Gleich  den  ewigen" 
124—125  —  .*  [=  Theremin]:  Das  Wort. 
Nach  Johannes,  Evang.  Johann.  Cap.  I 
V.  1 — 14:  „Das  Wort,  das  seit  die  Zeiten  an- 
gefangen" 126.  Sonett.  —  Tod  Christi. 
Von  Minzoni.  „Als  Berge  zitterten  und 
Gräber  sprangen"  127.  —  Tod  Judä.  Vo  n 
Geanni.  „Als  nach  verübter  Frevelthat 
sich  senkte"  128.  Sonett.  —  Augusta 
[^=  Klaproth]:  Varia  zinn.  Thema: 
„Nicht  lange  wird  der  schöne  Fremde  säumen, 
Die  Wärme  naht,  die  Ewigkeit  beginnt; 
Die  Königin  erwacht  aus  langen  Träumen, 
Wann  Meer  und  Land  in  Liebesglut  zerrinnt; 
Die  kalte  Nacht  wird  diese  Stätte  räumen. 
Wann  Fabel  erst  das  alte  Recht  gewinnt; 
In  Freias  Schooss  soll  sich  die  Welt  entzünden. 
Und  jede  Sehnsucht  ihre  Sehnsuclit  finden." 

[Novalis,  Schriften^  1837,  I  109] 
„Zum     Kampf    gerüstet     stehn     die     wilden 
Krieger"  129  —  132.     8  Stanzen.  —  W.  Neu- 
mann.    Varizion.     Thema: 

Liebe   schwärmt   auf  allen  Wegen, 

Treue  wohnt  für  sich  allein: 

Liebe  kommt  dir  rasch  entgegen, 

Aufgesucht  will  Treue  sein. 
„Ja   ich  fühl's  mit  tiefem  Beben"   133 — 135. 

—  K.  [=  Koreff]:  An  M.  .  .  .  Aus  dem 
Lateinischen  des  Petron.  „Bläulich 
glänzet  dein  Auge  vom  Strahl  ätherischer 
Flammen"  136  —  138.  Hexameter.  .*  [=  There- 
min]: Liebes-Elemente.  Vier  Sonette. 
I.  Feuer.  „So  dunkel  glühend  Flammen 
sich  bereiten"  139.  H.  Luft.  „Du  nahest 
sanft    mit    Deinen     blauen    Flüssen"     140. 


IIL  Erde.  „Sei  mir  gegrüsst  mit  innig- 
tiefem  Schauern"  141.  IV.  Wasser.  „Im 
blauen  Bett  von  fliessenden  Krystallen"    142. 

—  .*[=  Theremin]:  Sonette.  I.  Der  Schwur. 
„Dies     heil'ge    Antlitz,     das     so     hold    sich     5 
wieget"    143.    II    Di  ch  te  r  trosf.    „So  hohe 
Tugend    werd'     ich     nimmer    finden"     144.* 
IH.    Gewissheit    und    Hofnung.      „Zwei 
Dinge  sind  es,  diese  denk'  ich  immer"  145. 
IV.   Wein.    „In    dunkler    Nacht,    wann    auf   10 
den   Brdenthaien"   146.   —  V.  Krucifix  am 
Wege.     ,.Du  stehest  still  an   vielbefahrnen 
Wegen"     147.     VI.     Das     Eine:     „Stets 
wiederkehrend  kommt  nur  dies  allein»"  148, 
VII.   Granaten.     „Wie  der  Granaten  stolze    15 
Blüten    prangen"     149.      VIII.   Gebet  des 
Waldbruders.     „Hochheil'ges  Bildniss  im 
äther'schen  Scheine"   150.   —  K.  A.  Varn- 
hagen:    Elegie.       „Schweigend    umarmet 
mein    Blick    die    Gestalt,    der    himmlischen    w 
Sehnsucht"  151  —  154.  Distichen.  —  Robert: 
Sonette.      1.    Tag.    „War    ich    gelähmt  an 
Geist  und  Herz  und  Sinne"    155.    II.   Mit- 
tag.      „Ein     quälendes,     ein    heiliges    Ver- 
langen"  156.     III.   Dämmerung.     „0    sei'-    20 
ger  Blick,  Pfeil,  holdes  Liebeszeichen"  157. 
IV.  Nacht.     „Mein  Hoffen  ist  dahin,    denn 
kein  Liebe"   158.     V.   Morgenröthe.  „Nie 
wird     der     goldne      Tag     des     Glücks     er- 
scheinen" 151.     Gedichte,  1838,  II,  3 — 5.    /.   30 
3.  und  4.  Zeile  umgestaltet.    II.  verändert,  lies, 
das  1.  Quartett.    Beginn:  y,Ein  brennendes, 
ein  heiliges  Verlangen."'   III.    Beginnt:     „U 
süsser    Blick    ..."     IV.     Verändert.    — 
Robert:       Unterwerfung.       „Wo     blieb    35 
der  Schmerz,  der  mich  so    lang'  gepeinigt " 
160^164.  Kanzone.  Gedichte  II,  6.  —  K.  A. 
Varnhagen:     Canzonc.     „In    tief    emp- 
fundenes    Sehnen"     165 — 166.      Vermischte 
Ged.  1816,  Band  II 89  f.  —  .*[=  Theremin]:  ^o 
Die  Selbst  vern  ichtung.   „Wildes  Feuer, 
ausgegossen"     167 — 169.    —     K.    A.    Varn- 
hagen: \\i  .*[Thcrcmin\:  „Zum  tiefen  Blicke 
hab'  ich  mich  bereitet"  170.  Sonett.  —  K.  A. 
Varnhagen;      Milderung.       „Die     Fluren  45 
schmückt  der  Blumen  farbig  Prangen"   171. 

—  K.  A.  Varnhagen:  Gabe  der  Nacht. 
„Die  heitre Steriiennacht,  dermildeSchIcier" 
172.  —  W.  Neuniann:  Sonett.  „Warum 
doch    rollet   von    so    schönen    Wangen"   173.  50 

—  W.  Neumann:  Sonett.  „Wie  einer, 
dem  ein  Götterlied  getönet"  174.  —  W. 
Neumann:  Genesung.  „0  süsser  Kummer, 
o  ihr  lieben  Leiden"  175.   Schrr.  1835,  II  149. 

—  W^.  Neumann:  An  meine  Schwester.  55 
„Soll  schon  des  Lebens  erster  Strahl  er- 
blassen" 176.  Schrr.  II  149  —  K.  A. 
Varnhagen:  An  Apollon  „Um  mich 
weht  Schwermuth  in  dem  Abendsäuseln" 
177 — 178.  —  K.A.  Varnhagen:  [Alkaeischc]  60 
Ode.  „Empfangt  mich,  leichte  Schatten, 
mit  linderndem"  179—181.  —  K.  Wolfart: 
Räthsel.  „Was  ist  es,  das  im  Zauhers])iel" 
182  —  183.    —   Diehl:  Räthsel.   „Ich  wohne 

au  Felsen,  in  Klüften"   184  —  .*  [=  There-   65 


63 


Chamissos  und  Varnhagens  Musen- Almauach  1806. 


64 


nnn\:  Wald-Gesang,  [Im  Inlialtsverz . 
„  Waldlied"].  „In  Waldes  Nacht"  185—186. 
W.  N  eumanu:  Erklärung.  An  Julie. 
„Ich  sah  die  Leiden  Deiner  jungen  Tage. 
5  Schrr.  II  157.  —  W.  Neumann:  Sonett. 
„Aus  Jugend,  Liebreiz,  Schönheit,  Sinn, 
Verstände«  188.  Schrr.  II  158.  —  W.  Neu- 
niann:  Krieg  und  Friede.  Friede.  „Wer 
stört  die  süsse  Ruh  mit  wildem  Toben"  189 

10  —190.  Schrr.  II  162  —  K.  Wolfart;  Ab- 
schiedslied. „Es  werden  die  Blätter  am 
Baume  schon"  191  — 192.  —  Anthropos 
[=  Koreff]:  Spruch  der  Oenothea.  Aus 
dem    Lateinischen    des    Petron.     „Alles  ge- 

15   horcht    mir,     was    Du    nur     schau'st.      Der 
Frühling  der   Erde"    193  —  194.  —  Anthro- 
pos [=  Koreff]:   Neun  Epigramme.  Frage: 
„Sage  mir,    Volk,  seit  wann  sich  der  Rede 
[Gebrauch  so  verkehret, 

20        Dass  Du  Schwärmer  ihn  schiltst,  welcher 
[Dem  Schwärme  nicht  folgtV"    — 
Antwort:  —  Lucus  a  uon  lucendo  — 
„Schwärmer    schelten     wir    ihn,    und    das 
[mit  dem  gültigsten  Rechte, 

25       Weil    sich     dem     einsamen     Flug     ewig 

[empöret  der  Schwärm."   195.   — 

Asthenie:    „Gelb  erscheinet  die  Welt, 

dem   gelb    das   Auge    gefärbt    ist"    195.  — 

Ebenbild:     „Horchend     der    Stimme     des 

30  Busens  gestaltet  der  Mensch  sich  die  Welt 
nach"  196.  —  Pro  aris  et  focis:  „Reizet 
sie  nicht!  es  streiten  die  Armen  für 
schützende  Gottheit  196.  —  Gleichheit: 
„Wundert     es     Dich,     dass     Schwächlinge 

35  schwächlich  die  Schwäche  vertheidgen?' 
196.  —  Erbeigentum:  „Hindert  sie  doch 
nicht  und  lasst  sie  die  Schwäche  in  Ruhe 
geniessen"  197.  —  EitlerTriumpf:  „Prahle 
mir  nicht,  dass  noch  keine  Kraft  Dein  Wesen 

40  bezwungen"  197.  —  Gerechte  Furcht: 
„Eine  würdige  Sache  verfochten  nur 
schwächliche  Geguer"  197.  —  W.  Neu- 
mann: An  eine  Rose.  „Was  lächelst  Du 
mit  halb  geschlossnem  Munde"   198.   Sonett. 

45  —  W.  Neumann:  Octavian.  An  Tieck. 
„Nicht  länger  bleibt  die  Zauberwelt  ver- 
borgen" l'd'd.  Sonett.  Schrr.II.  162.  — Eduard 
\Hitgig\:  Der  grüne  Strom.  Aus  dem 
Spanischen.    (Vgl.  den  I.  Jahrg.  dieses 

50  Almanachs,  S.  66.)  „Grünes  Wasser,  grünes 
Wasser"  200— 203.  —  Augusta  [A7a;jro/;»] .■ 
Sonett.  „Der  Erde  Schooss  hat  lieblich  sicli 
erschlossen"  204.  —  v.  Chamisso:  Hymne 
an  Johannes.     Aus  dem  Lateinischen. 

."iS  (O  te  Deo  Saturatum).  ..Der  von  Gott 
Du  Dich  erfüllt  hast"  205—209.  Tardel  II, 
39  f.  —  .*  [=  Thcremin]:  Fragment:  Die 
Erscheinung  des  Johannes  spricht. 
„Zwar    nur    aus    jener    Kraft,     die    zu  der 

60  Sonneii"2lO  212.  iS'/aw^e«.  — v.Chamis.so: 
Tö  Toü  llöXou  aatpov.  An  Louis  de  la  Foye 
„Uninaclitet  von  den  Massen  der  Gemein- 
heit" 213.  Tardel  II  42.  —  Franz  There- 
min:  Auf  der  Reise.  Petrarka's  So- 
ft'  nett   14.     „In    weissem    Haar    verläast  der 


Greis  die  Hütte"  214.  —  Franz  Theremin: 
Bitte  an  die  Todte.  Petrarka's  Sonett 
296.  „0  süsses,  theures  Kleinod,  mir  ent- 
wunden" 215.  —  Franz  Theremin:  An 
die  heilige  Jungfrau.  Von  Petrarca.  5 
Mille  volte  iudarno  all'opra  volsi  Jn- 
gegno,  tompo  (so),  peune,  carte,  e'nchi- 
ostri  Petrarca  son.  266.  „Jungfrau,  Du 
Schöne,  in  der  Sonne  Schimmer"  216 — 223. 
Kanzone.  —  v.  Chamisso.  Die  Mutter  10 
am  Kreuze.  Hymne  aus  dem  Latei- 
nischen. (Stabat  mater  dolorosa).  „An 
des  Kreuzes  Fuss  verschmachtet"  224—227. 
Tardel  II  42  f.  Vgl.  den  Brief  Cliamissos  an 
Hü.; ig  vom  26.  V.  1805.  Druckfehler  15 
und  Verbesserungen:  auf  dem  leiden 
unhe.s.  Blatt.  — 

III.  Jahrgang  180«. 

Inhalts-  Verzeichniss     auf     6     un-   20 
paginierten    Seifen;     anschliessend    1    Blatt 
Druckfeliler.  —   K.  A.  Varnhagen;    An 
Koreff.     „Finster  umwölkt   sich  die  Erd'" 
1-5.    —    K.     A.     Varnhagen:     Hellas. 
„Knaben  standen  umher  in  weissem  Gewand'    25 
und  das  Haupt  war"   6  —  7.   —   K.  A.  Varn- 
hagen: Sonett.   „0  schlechtes  Volk,  Bastard 
der  bessern  Alten"  8.  —  Franz  Theremin: 
Au  Varnhagen.  „Stets  muss  das  Hohe  mit 
Gemeinem  ringen"  9.  —  Franz  Theremin:    30 
Die  Alpen.  „Im  heft'gen  Zorne  alle  Wesen 
schalten"  10.  —  Von  einer  Ungenannten 
[=  Karoline  de  la  Motte  Fouque,  geb.  v.  Briest, 
1773—1831,  GoedeJce  F/i5i]:  Perlen.  I-III. 

I.  „Blumen,     süsses    Angedenken"     11.    —    35 

II.  „Ruhig  athmeten  die  Wasser"  13 — 15.  — 

III.  „Schöne  Perle,  schöne  Perle"  16.  — 
Von  einer  Ungenannten  [=  Karoline 
de  la  Motte  Fouque]:  Edelsteine.  „Es 
lenket  mit  Gewalt  mein  Sinn  sich  immer"  40 
18 — 19.  Stanzen.  —  Rosa  Maria  [Varn- 
hagen, 1783—1840,  Goedelce  VI  185  f. [: 
Abendlüfte.  „In  der  Silberpappel  wehen" 
20—21.  Eosa  Marias  poetiscJier  Nachlass, 
hg.  V.  B.  Ä.  Assing,  Altana  1841,  S.  9  f. —  45 
V.  Chamisso:  —  „Die,  Schmerzen  gleich, 

an  meinem  Herzen  nagen"  22 — 23.  Stanzen, 
auf  Augusta  Klaproth.  Tardel,  a.  a.  0.  II 44. 
Vgl.  L.  Geiger,  Aus  Chamissos  Frühzeit 
S.  60  f.  —  V.  Chamisso:  Winter.  „Es  .'o 
zog  verblasst  die  Sonne  sich  zurücke"  24. 
Tardel,  II  45.  —  K.  A.  Varnhagen: 
Wehmuth.  „Wenn  die  stillen  Stunden" 
25—26.  Vermischte  Ged.  1816,  Buch  1 18.  — 
Pellegriu  [^Friedrich  lleinr.  Karl  Baron  ^,5 
de  la  Motte  Fouque,  1777—1843;  Gocdcke 
VI  115  ff,  ABB  7,  198]:  Minnelied.  „Mir 
gefällt  ein  blondes  Haar"  27.  —  Pellegrin 
[=  Friedrich  de  la  Motte  Fouque]:  ICnt- 
sagung.  „Bergt  es  nicht,  geliebte  Blicke"  eo 
28—29.  —  Anthropos  [=  Koreff]:  Der 
Telegraf.  „Ueber  die  Häupter  der  Völker, 
von  Gipfeln  der  Berge  zu  Bergen.  30—31. 
Lyrische  Gedichte,  Paris  1815,  S.  8.  — 
Anthropos  [=^  Koreff]:  Magnet.     „Heilig   6i 


65 


Cliamiesos  und  Varnhagens  Musen-Alnianach   1806. 


66 


belebende  Kraft  duicb dringend  die  Eäume 
des  Aethevs"  32 — 33.  —  W.  Neumann: 
Madrigal.  „Du  bist,  Geliebte,  so  ein  süsses 
Wesen"  34.  Schriften,  Leip-ig  1835,  II.  Theil, 
5  S.  174.  —  W.  Neumann:  Lied.  „Ich 
muss  ertragen"  35 — 36.  Schriften  II 179. — 
W.  Neumann:  Weclisel.  „Als  ich  an 
dem  süssen  Orte"  37 — 38.  Schriften  II 177.  — 
W.  Neumann:  Sonett.  „Bei  schönein 
10'  Tagen  sei  gefasst  auf  Stürme"  39.  Schriften  II 
175.  1.  Zeile  gcindert:  ..Bei  schönem  Weiter 
sei  gefasst  .  .  .~  W.  Neu  mann:  Sonett. 
„Der  Geist,  der  in  dem  Geist  nur  findet 
Nahrung"  40.  Schriften  II  17o:  — 
15  X  [=  Joh.  Gotlhard  Reinhold,  1771— 183S; 
ADB  28,80ff.]:  Schönheit.  .Begäbet  mit 
dem  heiligsten  der  Zeichen"  41 .  —  X  [=^  Bein- 
hold]:  Der  Tag  der  Tage.  „Die  schönste 
Landschaft  lag  zu  unsern  Füssen"  42.  — 
20  X  [=  Ecinhold]:  Sonett.  „Es  liegt  die 
Welt  gestaltlos  vor  den  Blicken"  43. 
Dichterischer  Nachlass,  hij.  von  Varnhaijen, 
Leipzig,  1853,  I  110.  Der  Titel  hat  'den 
Zusatz :  ^In  ein  Stammbuch."  — V  a  i-  i  a  z  i  o  n  e  n. 
25   Thema  I : 

Linde  säuseln  kühle  Lüfte 
Und  im  süssen  Himmelsglanze, 
Bilden  spielend  sich   zum  Kranze 
Töne,   Worte,   Färb'  und  Düfte. 
30   L  Pellegrin:    Die  Verirrte.     „Aus   dem 
schirmenden    Gehege"    44 — 46.    —    11.    B. 
[=Joh.  Christian  Aug.  Ferdinand  Bernhardt, 
1769—1820,  GoedeU  VI  45  f,  ADB  ä,485] : 
„Ist   es   Zauber,   was   ich    schaue?"  47 — 48. 
35    —  Thema  II: 

Liebe  will  der  Erd'   entschweben, 
Löst  des  Lebens  enge  Bande; 
Sehnsucht  trägt  sie  heim  zum  Lande, 
Wo  erblüht  der  Liebe  Leben. 
40   I.  Pellegrin  [=  Fouque].    „Nah  und  weit 
in     bunten    Kreisen"    49  —  51.     —     II.    B. 
[=   Bernhardi]:   Der   Schiffer.     „Bin   ich 
ganz      von      der     verlassen"      52 — 54.        — 
III.  Pellegrin  [=  Fouque]:  Der  Schiffer. 
45    „Freud'    und   Friede,    wie   vergänglich!"    55 
—57.     —     IV.    B.    [=     Bernhardi]:     Der 
Lebensmüde.     ,,Nein,  das  kann  ich  nicht 
ertragen"     58  —  59.     —    X     [^    Beinhold]: 
Variazion.     Thema: 
50  Einen  Abschied  nennt  das  Scheiden, 

Wer  nicht  kennt  ein  liebend  Herz; 
Doch  ich  nenn'   es  einen  Schmerz, 
Der  nur  endigt  im  Verscheiden. 
[Von   A.    W.  Schlegel,    aus   dem   Span,    des 
55  Montemayor  übertragen,  vgl.  Bepertor.  Bd.  I, 
433,   50].     „Menschen   leben    im    Gewülile" 
60—62.  Dichterischer  Nachlass,  1813,1114; 
betitelt  ^Glosse-^.  —  Variazionen.  Thema: 
Dess  gedenken,  was  vergangen, 
60  Muss  die  Seel'  in  Wehmuth  senken, 

Lass  sich  lieber  hoffend  lenken 
Auf  die  Zukunft  Dein  Verlangen. 
K.   A.   Varnhagen:    I.   „Glänzend    war  die 
grüne  Heide"  63—65.  —  IL  „In  der  muntern 
65   Freuden   Mitte"  65—67.   —  August  Bode 


[gest.  19.  Okt.  1801;  vgl.  Ztg.  f  d.  eleg.  Welt 
1801,  No.  130,  Goedvhe  VIII  15, 
Bepertor.  I,  11  f.]:  Der  Waldgeist. 
„Im  Schein  der  schwarzen  Gebüsche" 
68—69.  —  v.  Chaniisso:  Ceres.  Gleich  5 
dem  Gestirn,  welches  der  Sohn  des  ver- 
borgnen" 70—72.  Ode:  Tardel  II,  Iß;  vgl. 
Chamissos  an  Varnhagen  vom  23.  Sept.  1805; 
L.  Geiger,  a.  a.  0.  S.  30 ff.  —  W.  Neumann: 
Treu  im  Tode.  „Wog'  und  Sturm  und  10 
Donner  rauschen"  73 — 74.  Schriften,  1835, 
II  181.  —  K.  A.  Varnhagen:  llomanze. 
.,Sinke,  freundliches  Gestirne"  75 — 81.  — 
Pellegrin  [=  FoHqu.c\:  Der  Lerchen- 
bauni.  Du  so  schlank  emporgeschossen"  1.5 
82— 83.  — Anthropos  [=  Koreff"]:  Blüthen- 
kuss.  [Fussnote:  „Einige  Pflanzen,  die 
nicht  hermafroditisch  sind,  sondern  in  ge- 
trennten Geschlechtern  leben,  vollbringen,  wie 
bekannt,  ihre  Befruchtung  durch  Schmetter-  20 
linge,  die  aus  einem  Kelche  in  den  andern 
den  Blüthenstaub  tragen."]  „Geheimnisvolle 
Brautnacht  zu  begehen"  84—85.  — ■  K.  A. 
Varnhagen:  Des  A.  Propertius  19.  Elegie 
des  III.  Buchs.  „Oft  ja  hör'  ich  von  Dir  25 
den  Vorwurf  unsrer  Begierde"  86 — 88.  — 
Pellegrin  [=  Fouque]:  Königin  Elianors 
Beichte.  Altenglisch.  „Frau  Eüanor  war 
ein  krankes  Weib"  89 — 93.  —  v.  Chamisso: 
Vom  wackern  Reichhart.  Ein  altes  30 
Lied  aus  dem  Französischen  des  XVI. 
Jahrhunderts.  „Von  jenem  Recken 
schreiben  Hochgelahrte"  94—95.  Tardel  II, 
17.  — Pellegrin  (=  Fouque]:  Die  wahr- 
sagenden Bäume.  „Es  war  ein  also  ,% 
schöner  Tag"  96-100.  —  K.  A.  Varn- 
hagen: [3]  Elegien.  I.  Heitere  Sinn  und 
Herz!  es  entfernt  die  grosse  Betrübnis" 
101—103  —  II.  „Ich  wohl  sende  Dir  fern 
in  traulich  gedrängeten  Zeilen"  104.  —  40 
III.  „Dich  in  den  Arm  zu  fassen,  das  Herz 
am  Herzen  zu  fühlen"  105  —  108.  — 
V.  Chamisso:  Nach  Anakreon.  „Den 
mit  Kränzen  sie  banden"  109.   Tardel  II  48. 

—  K.  A.  Varnhagen:  Aus  dem  Anakreon.   45 
I.  An  die  Taube.  „Du  zarte,  süsse  Taube" 
110 — 111.      „II.     Nicht     mich     bekümmert 
Gj-ges"  112.  —  X  [=  Beinhold]:  Ballade 
von    Petrarca.     „Wenn    was     zuerst    zur 
Liebe    mich    verführet"    113.     Dichterischer   ,50 
Nachlass  II 119.      Titel:   „Keine  Befreiung."- 
— X[=  Beinhold]:'Ma.di-iga.\  von  Petrarca. 
„Es    schwang    ein    Engelchen    aus    fernen 
Höhen"    114.    —    X    [=   Beinhold]:    [Vier] 
Sonette  von  Petrarca.  Das  146:  „Wenn   ,^5 
meine    schöne     Feindinn     mich    zuweilen" 
115.   —   Das   147:  „Wohl    kannst    Du,    so, 
auf    Deinen    mächt'gen    Wogen"     116.    — 
Das  249:    „So  gehts   mit  uns!     Jetzt  giebt 
mir  Lust   und  Wonnen"    117.  —  Das   256:   60 
„Zwei  grosse  Feinde  waren  einst  verbunden" 
118.   —    W.    Neumaun:    Petrarcas    250. 
Sonett.     „Wenn     ich     vom    Himmel     seh 
Auroren    steigen"    119.     Schriften,   II  170. 

—  W.   Neumann:    Boccaccio's   Sonett   es 


67 


Chamissos  und  Varnhagens  Musen-Almanach   1806. 


68 


auf  den  Tod  des  Petrarca.  (Or  se 
salito,  caro  Sigiior  niio).  „Nun,  tlieurer 
Herr,  hast  Du  dich  aufgeschwungen"  120 
bis  121.  Schriften,  II  171.  —  Mathilde: 
5  Sonett.  „Wann  Nacht,  ausbreitend  ihre 
schwarzen  Schleier"  122.  —  Kobert:  An 
die  heilige  Caecilie.  „Heilge  Caecilie, 
hier  vor  Deinem  Bilde"  123.  —  Pellegrin 
[=  Fouque]:  Lobgesang   an    die  heilige 

10  Rosa  von  Viterbo.  „Manch  ein  schönes 
Lied  gesungen"  124 — 128 —  Ad.  v.üthmann 
[Später  Ed.  Hitzigs  Schwager,  s.  Yarnhagens 
Denkw.  I.  258]:  Hymne  aus  dem  Latei- 
nischen.    Ave    Maria.     „Giuss    dir.    Stern 

15  des  Meeres"  129—130.  ^  Eduard  [Hiizig]: 
Stabat  mater.  Hymne  aus  dem  ijatei- 
nischen.  Vergl.  d.  2  Jahrgang  dieses 
Almanachs  S.  224.  „Bei  dem  Sohn  am 
Kreutze,     sehnend"      131 — 134.     —     Rosa 

iO  Maria  [Varnhagen]:  Die  Flüsse.  [4  Epi- 
gramme] Freude.  „Nur  der  Massige  wird 
ihm  erquickenden  Nektar  entschöpfen"  135. 
Schwärmerei.  „Trüb'  und  in  Nebel  ge- 
hüllt eutfliessen  die  wirbelnden  Wogen"  135. 

25  Leben.  ,, Willst  Du  mit  Nutzen  und  Lust 
den  breitsten  der  Ströme  beschifi'en?"  136. 
Liebe.  ,,Lieblicli  mit  Rosengebüsch  und 
Myrthen  die  Ufer  umkränzet"  136.  Poetischer 
I\"achlass,  1841,  S.  133,  heiiteü  y,Die  Flusse 

so  -4«  Jitlic."^  Vermehrt  um  zwei  Epigramme: 
Das  erste  ^Kindheit'  und  das  letzte  ^Freund- 
schaft.-^ —  B.  [=  BernhardiV.  Auf  die 
mediceische  Venus.  ,, Warum  bist  Du, 
o  Göttin,  zur  Stadt  der  Franken  gewandert?" 

36  137.  —  K.  A.  Varnhagen.'  Goethe's 
Werke.  „Nein!  er  altert  euch  nicht:  ver- 
gebens harret  ihr  laurend"  138.  K.  A. 
Varnhagen:  Schiller.  „Laut  wehklaget 
das  Volk  nun  um  Dich,  o  Friederich  Schiller'' 
^  40  139.  — K.  A.  Varnhagen:  Der  Jüngling 
und  der  Greis.  „Armer  Mann!  er  starb 
Dir  der  Sohn,  und  der  blühende  Vater" 
140.  —  K.  A.  Varnhagen:  [Allcaeische\ 
Ode.     „Hat    kühn    die    Ahndung    über    die 

4j  Sternenbahn"  141 — 142.  —  Rosa  Maria 
[Varnhagen]:  An  Julie.  „Mit  Blumen  sehn 
wir  unsern  Weg  sich  schmücken"  143 — 144. 
Stanzen.  —  Rosa  Maria  [Varnhagen]; 
Frühling.   ,, Bräutlich  geschmückt,   seh'  ich 

50  im  vollem  Segen"  145.  Sonett.  Poet.  Nachl. 
S.12.  Erstes  Quartett  verändert. — X[=  Rein- 
hold]: Die  fünfte  Canzone  des  Petrarca. 
„O  seelige,  auf  die  sich  Engel  freuen" 
146 — 152.     Dichterischer    Nachlass    II  8.9  f. 

55  Betitelt:  Canzone  3.  An  Jacoh  Colonna  '  — 
Rosa  Maria  [Varnhugen]:  Sonett.  „Im 
Innern  wollten  Blumen  schön  erblühen"  153. 
Poet.  Nachl.  S.  3.  —  Rosa  Maria  [Varn- 
hagen]: Sonett.   „Wenn  bange  Zweifel  mir 

60  im  Busen  toben  154.  Poet.  Nachl.  S.  3.  — 
Rosa  Maria  [Varnhagen]:  An  meinen 
Bruder.  „Mein  Geist  erstaunet  ob  der 
fernen  Höhe"  155.  —  August  Bode: 
Des  armen  Mädchens  Sang.  „Gegrüsset 

65   sei  der  Morgen  klar"   156—157.  —  Robert 


Die  Quelle.  „Weisst  Du  wohl  warum 
die  Thränen"  Ib8~lb9.  Schriften,  1838,  Bd. 

I  67  f.  Titel:  Die  heisse  Quelle.  Bomanse. 
Zahlreiche  Aenderungen.  —  Robert:  Ro- 
manze ,.Hoch  auf  einem  alten  Felsen"  s 
160—162.  Schrifienl  68—70.  —  N.  [=  Neu- 
mann?|:  Liebe  um  Li  ehe.  „Es  sass  in  einer 
Laube"  163.  —  K.  A.  Varnhagen:  Lied. 
„Lieblich  fliessen  blaue  Lüfte"  164 — 165.  — 
K.  A.  Varnhagen:  Zueignung.  „Wo  nur  lO 
der  Dichter  weilte"  166. —  K.A  Varnhagen: 
Sonett.  „Reich  glüht  das  Feld  von  gold- 
ner Aehren  Winken"  167.  —  K.  A.  Varn- 
hagen: Beim  Tode  eines  Kindes.  „Ein 
lieblich  Leben  war  erblüht  aus  Rosen"  168.  15 
—  W.  Neumann:  Ja  und  Nein.  Guarini 
Madrigal  106.  „Ja  sagtest  Du,  ich  aber" 
169.  Schriften  II  178.  —  W.  Neumann: 
Genesung.  Guarini  Madrigal  131  „Es 
hing  an  schwachem  Faden"   170.     Schriften    20 

II  179.  Hier  tülschlich  als  133.  Madrigal 
bezeichnet  —  W.  Neumann:  Guarini' 3 
23.  Sonett  „Wer  Herrin  sehn  will,  ob 
mir  Gunst  gewähren?"  171.  Schriften  II 
183;  Verbessert.  Anfangszeile:  -Wer,  Herrin,  25 
tcissen  will,  ob  Gunst  gewähren'^ .  —  W. 
Neumann:  Guarini's  32.  Sonett.  „Der 
Pilger,  den  der  harten  Aechtung  Bande"  172. 
Schriften  II  17C;  verbessert.  —  Robert: 
Drei  Sonette  der  Maria  Stuart,  ge-  30 
schrieben  an  Bothwell  vor  ihrer  Ver- 
mählung mit  demselben.  Aus  dem 
Altfranzösischen.     I.    „Gerechte  Götter, 

o  erbarmt  Euch  mein",  173      II.  Mein  Sohn, 
mein  Leben,    meine    Ehr'    soll     liegen    174.    35 
III.   „Du  glaubest   sie  voll  Ueberdruss,     ich 
weiss"   175.    —    Rosa  Maria  [Varnhagen]: 
Lied.      „Nach    dem     Französischen.     „Wo 
kühle  Lüfte  wehen"  176—178.  Poet.  Nachl. 
S.    130  f.     —     Rosa    j\l  a  r  i  a    [  Varnhagen] :   40 
Lieil.       Nach     dem     Französisclien.       „Von 
meinem  Ungetreuen"  179 — 180.  Poet.  Nachl. 
S.  121  f.  —  X[=  Beinhold]:  Glückwunsch. 
„Es   blickt    mit    heiterm    Sinne"    181 — 184. 
Dicht.    Nachl.    I  17  f    Hier    betitelt:    ^Am    *5 
Geburtstag  einer  Fxcundin  der  Botanik,    der 
Musik  und  der  Poesie   (ISOl)."-  —  Anthro- 
pos  [=^  Eoreff\:  Rousseau.      „Dir  Feuer- 
^eist  darf  nicht  die  Zeit  genügen"  185.    — 
Anthropos    [=    Korefj]:    Stanze.       ^Ein   50 
heimlich  Fest    im  Schlummer    zu  begehen" 

186.  —  Anthropos  [=  Eorefj]:  Antwort 
auf  einige  Verse.  „Oft  wohl  hast  Du 
gesehn,  wenn   Wetter  mit   Regen  gehauset" 

187.  —  'S\=  Beinhot d]:  Pellegrin  s  Schau-  ss 
spiele  [Der  Falke  und  das  Beh\:  ,^Einst 
war  die  Zeit,  da  mancher  Lanze  Splitter" 
Sonett.  Dichter.  Nachl.  1 104.  „Als  Sie  gestern 
fort  waren,  da  fiel  mir  ein,  der  Grüne  könne 
wohl  noch  ein  Sonett  aufnehmen,  und  da  €0 
holt  ich  unter  meinen  Papieren  dasbeiliegende 
hervor.  Eis  kommt  übrigens  nicht  als  Sonett 
und  Beitrag  an  sich,  sondern  einzig  und 
allein,  weil  sein  Inhalt  die  Verherrlichung 
Pellegrins  ist,  der  von  uns  wohl  ein  Kränzchen    G5 


69 


Chamissos  uud  Varnhagens  Mueen-Almanach  1806. 


70 


verdient."  Beinhold  an  Varnhar/en,  von  dessen 
Hand  datiert  ^Hamburg,  1805."  Hs.  Billet 
auf  der  Kgl.  Bibl.  Berlin.  —  K.  A.  Varn- 
liagen:  An  Pellegrin.      „Gewaltsam  bricht 

5  Natur  das  starre  Schweigen  189.  —  K.  A. 
Varnhagen:  An  Koreff.  „Das  Weltall 
hat  ein  Trunkner  nur  belauschet"  190.  — 
K.  A.  Varnhagen:  An  Franz  Theremin. 
„Zwei  Tauben,   gleich  au  Scliöne,  doch  ver- 

10  schieden."  191.  —  K.  A.  Varnhagen:  An 
Adelbert  von  Chamisso.  Bei  Uebers en- 
dung  des  Seh  legel'schen  Lessing.  „Dein 
gedacht'  ich,  o  Freund,  mit  hochert'reuender 
Andacht"  193-195.  —  K.  A.  Varnhagen: 

15  An  W.  Neumann;  „Vom  Blumenhügel 
herabgeflossen  196 — 200.  —  W.  Neumann. 

Verzeichnis  der  Mitarbeiter  am  Cham 
•Jahrgang  ISiH, 

Chamisso 
20  Eduard  =  Hitzig 

Gottlieb  Eiller 

J.  [=  Julius  Klaproth?] 

W.  Neumann 

Ludwig  liohert 
25  K.  A.   Varnhagen 

*  =  Theremin. 

tTahrgang  1S05. 

Änthropos  =  Koreff 

Augusta  =  [Kliiproth] 
•^'J  Chamisso 

Diehl 

Eduard  Hitzig 

Ernst  =  Karl  Georg  von  Buumcr 

Fichte 
^^  K.  =  Koreff  s.  Antliropos 

W.  Neumann 

P.  =  Paalzow 

L.  Robert 

S.  =  K.  G.  V.  Baumer. 
40  Theremin 

Varnhac/en 

Wolfart 


Beim  Abschiede.  I.  An  Adelbert.  „Wen 
niedern  Lebens  dunkle  Nacht  umstricket" 
201—202.  Sonett.  Schriften  II  174.  — 
II.  V.  Chamisso:  An  Wilhelm.  [Neumann]. 
„Erbrausen  hör'  der  Winde  wüstes  Streifen.  5 
203.  Tardel,  II  48.  —  W.  Neu  mann: 
Sonett.  „Süss  heitres  Leben  strahlt  durch 
zarte  Wangen"  204.  Schriften  II,  183.  — 
K.  A.  Varnhagen:  Elegie.  „Von  der 
bepurpurten  Höhe  entfliesst  hellstrahlender  10 
Schimmer"  205 — 218.  —  B.  \=  Bernhardi\: 
Der  neue  Herkules.  Sonett.  „Die 
Welt  kann  uns  nicht  gröss're  Güter  geben" 
219.  Sonett.  „Die  Blume  ist  in  Liebe 
hoch  entbrannt"  220.  (Von  M.  Z.  zur  15 
Aufnahme  empfohlen). 

is.so-f'arnhagenschen  Musenalmanach. 

.*  ^^  Theremin 


**.  =  > 


=  >  Fichte 


Jahrgang  1H06, 

Antliropos  =^  Koreff 
B.  =  Bernhardt 
August  Bode 
Chamisso 

KaroUne     \  '^'  '«  ^^«"'^  ^"«2«« 

Mathilde 

N.  ^=  Neumann? 

W.  Neumann 

Pellegrin  =  Foucjue 

J.  G    Beinhold  =  X 

Bosa  Maria  =^  Varnhagen 

L.  Bobert 

Tlieremin 

Eine  Ungenannte  =  Karoline 

[de  la  Motte  Fouque 
Ad.  V.   Uthmann 
Karl  August  \  „      , 
Bosa  Maria    )  ^«'■«''«^«« 
X  =  Reinhold 


Erzählungen  und  Spiele. 

Herausgegeben 
45  von 

Wilhelm  Nenmann 

und 
Karl  Angust  Varnhageu. 

Verlag:  Hamburg,  bei  Adoljih  Schmidt. 
50  Zeit  des  Erscheinens:  Ende  Oktober  1806. 
In  einem  hs.  auf  der  Königl.  Bibl.  Berlin  vor- 
handenen Briefe  .•n/hreibt  Neumann  aus  Göt- 
tinrjen  am  15.  November  1806  an  Varnhagen: 
„Unser  Büchlein  ist  fertig,  gerade  33  Bogen 
55  stark,  die  Exemplare  sind  bereits  in  Leipzig.'^ 

Format;   Kl.  S". 

Schriftart:  Antiqua. 

Fundorte:  Königl.  Bibliothek  Berlin,  llniversi- 
täts -  Bibliothek    Breslau,    Dr.    H.    Miehel- 
60  Berlin. 

Zur  Geschichte  der  Sammlung:  Schon  kurz 
vor  seinem  Ausmarsch  aus  Berlin  —  der 
Druck  des  dritten  Jahrganges  halte  noch 
nicht   begonnen    —    riet  Chamisso  ab,    einen 


vierten  zu  planen.  Er  sehreibt,  mit  der  ihm 
eignen  Selbstkritik,  am  12.  August  1805  den 
Freunden  in  Hamburg:  „0  Freunde,  lasset  45 
uns  nicht,  die  ivir  mit  angestemmtem  kräftigen 
Lernen  erfüllen  müssen,  die  Zeit,  mit  Be- 
mühungen des  Bichtisiren  zerfetzen!  und 
Machwerke  doch  zum  öftern  nur  machen. 
Die  Zeit,  Kunstiverke  zu  erschaffen,  müssen  50 
wir  aussäen,  auf  dass  sie  reife.  Das  lege  ich 
euch  an's  Herz,  für  mein  Theil  will  ich  nicht 
dichten  wollen  .  .  .  Mein  Rath  denn  ist, 
der  dritte  (jhiine  soll  nicht  den  vierten  ver- 
sprechen und  ankünden."  Dennoch  ist  er  55 
gern  bereit,  ivieder  mitzuarbeiten,  als  Varn- 
hagen ihm  mitteilt,  er  sei  entschlossen,  einen 
vierten  Jahrgang  herauszubringen.  Er  ant- 
ivortet  ihm  am  10.  September:  „Bleibt 
es  aber  bei  Deinen  Worten,  und  tvird  ferner  61I 
in  der  Welt  ,,gegrünV\  so  versteht  es  sich 
von  selbst,  dass  —  Herausgeier  oder  nur 
Mitarbeiter,  gleichviel  —  so  lange  nur  die 
eigene  ungetriebene  Natur  grüne  Blätter  aus 
b* 


71 


Neumanns  und  Varnhagens  Erzählungen  und  Spiele. 


72 


mir  schiessen  lässt,  ich  mitgrüne."  [Vgl.  auch 
Chamissos  Wei-ke,  hrsg.  von  Geiger,  Beclam 
190S.  11 19Sf.]  Bald  darauf  sahen  suh  die 
Freunde  in  Berlin,  und  der  mündliche  Ge- 
dankenaustausch mag  den  Plan  noch  hetestiyt 
haben.  Am  U.  November  1805  wird  Hitzig 
durch  Chamisso  ..wegen  aller  Grünlichheitef 
an  Varnhagen  gewiesen:  „  .  •  ■  der  dritte 
erscheint  und  der  vierte  soll  ihm  folgen  und 
der  fünfte  nicht  der  letzte  sein.  Also  sein 
Beschlu^'s^'  ...  und  dass  der  Almanach 
ihm  wirklich  trotz  aller  Bedenken  noch  am 
Herzen  liegt,  beweist  sein  Brief  an  Varn- 
Jiaiien  vom  8.  I.  06.  Er  übersendet  das 
einzige  gute  Gedicht,  das  er  seit  Beginn  des 
Fcldsiiges  qemacht  habe,  „auf  dass  es  ja  zu 
lS'ro.4  des' Grünen  auf  bewahrt  werde' .  Ind 
einige  Zeilen  weiter  ruft  er:  „Es  ist  bald 
Zeit  an  den  vierten  Grünen  zu  denken!- 

Unterdessen  hatten  aber  die  Verhandlungen 
mit  dem  Hamburger  Verlage  zu  keinem  Er- 
gebnis geführt  [vgl.  den  Brief  Chamissos  an 
Varnhagen    und    Neumann    in    Halle    vom 
13      iugust    1806    und    Varnhagens    Denk- 
würdigkeiten    V    380  f.]:      er    lehnte    dcts 
honorarlos  angebotene  Manuskript   ab,    war 
aber  bereit,  einige  Uebersetzungen  Varnhagens 
M»(?  Neumanns   (fegen  Honorar  zu   verlegen. 
Varnhaiicn    verwendete   zur  Abrundung    des 
Inhalts' einen  Teil  des  für  den  vierten  Jahr- 
i/ang    des  „Grünen''  gesammelten  Materials, 
undChamisso  billigte,  nicht  ohne  zu  schmunzeln, 
diese    Lösung,     indem    er     Varnhagen     ain 
7.  September  ISOG  aus  Hameln  schrieb:  „Lass 
lins    in    Gotiesnamen    den    vierten    Grünen 
fahren  lassen,  ich  bin  es  zufrieden,  wenn  Bu 
Deinem    Verleger    den    genialischen    Streich 
versetzen  kannst,  ihm  für  bares  Geld  einzu- 
prägen, was  er  nicht  umsonst  geicollt.    Mein 
Vorrath  ist  Dein,  und  ich  glaube,  dass  das 
Geschenk  Pellegrin's  so  gut  hie  als  dort  auf- 
gehoben ist.  —  ...  Ist  es  nicht  an  der  Zeit, 
aufzuhören,   die  Herausgabe  eines  Almanach 
zu  höchstem  Ziele  unsrer  Mühen  zu  machend 
Ich  möchte  wohl,  dass  dies  Buch  von  seiist 
seine  Fortsetzunij    ijefunden   hätte,    aber   sie 
ihm     aufzuzwingen',     mit     Aufbietung     alla- 
Kräfte,  ist  nischts  niche.     Lass  denn  fw  s 
erste  den  Grünen   rcrhlichcn  sein.'-  —  Auch 
,.Pelkgrins  Geschenke'-   waren   zunächst   für 
den   vierten    Grünen    bestimmt.     Er  schreibt 
in  einem  ungedruckten  Briefe  vom  .24.  August 
1806   an  Varnhagen:     „Sie  erhalten  hierbei, 
mein    geschätzter    Freund.    Abschriften   von 
einigen  meiner  Gedichte  für  Ihren  neuesten 
Almanach,  der,  wie  mir  Chamisso  sagte,  mit 
dem  vorjährigen  verspäteten  zugleich  erscheinen 
soll.'-     Am  8.  IX.  06  gibt  er  dann,  auf  Varn- 
hagens Bitte,  seine  FAmoilligung  zum  Gebrauch 
der  Beitrage  für  iiie,.Krzählungen  uml  Spiele.- 
-  Chamissos  Interesse  fürdas  Bwhder  Freunde 
bleibt  in  allem  Krici/strubcl  lebhaft  am  3!).  Okto- 
ber frai/t  erVarnhaiien:.,W'is  nairht  dcmiEuer 
und  unser  Buch?"     Er  niederholt  diese  An- 
fraije  bei  Neumann  (am  5.  Nocemi'er),    und 
bittet,  einenMonat  später,^nach  der  schmach- 
vollen Kapitulation    von  Hameln  schon    auf 
dem  Wege  nach  Frankreich  —  iuni  dritten- 
mal Varnhagen  dringlich    „um  Bericht  über 
Eures  Buches  Schicksal". 

Dieses  hatte,  schon  vor  seinem  Erscheinen, 
das  I^mjlücli,  Anstoss  zu  erregen.  Varnhagen 
berichtet  darüber  [Denkw.  1'  SOifj:     „Der 


hamburgische  Buchhändler    liess   das    Buch, 
welches  er  von  Ncnmann  und  mir  in   t  erlag 
genommen,  zu  unsrer  Bequemlichkeit  in  Halle 
drucken,    und   dasselbe    unterlag    daher   der 
dortigen  Zensur.     Nun   hatte   uns  Chamisso     b 
eine  ijutc  Anzahl  Epigramme  zugeschickt,   m 
welchen  allerlei  Scherze  auch  üher  die  politi- 
schen Verhältnisse  vorkamen,  das  Ganze  sollte 
Enchiridiun    heissen    und   konnte,    bei   aller 
Freimüthiiikeit    mancher    Wendungen,    noch    10 
immer  recht  gut   von  jedem  Preussen  unter- 
schrieben   werden.      Wir     hatten     auf     che 
Wirkuni)    dieses   Beitrags    schon   vorzüglich 
(lerechn'et.  als  unerwartet  die  Zensur  ihm  das 
Imprimatur     verweigerte.      Der     Prorektor    15 
Maass  war  Zensor,   und  ich  eilte  zu  Um  in 
der  Absicht  ihm  vorzustellen,  dass  der  Aufsatz 
von    seinem    Verfasser    persönlich    vertreten 
icürde,   das  Buch  aber   als  ein  in  Hamburg 
verlegtes  gelten  müsse,  der  Druck  eben  so  gut    20 
dort' wie  in  Halle  geschehen  könne,   und  der 
Zensor  daher  nur  gestatten  möge,  luas  er  doch 
nicht  ganz  zu  hindern  im  stände  sei     Er .  . . 
behauptete  aber  sein  Hecht  der  Venoeigerung 
und  <iab  mir,   als    ich  allzudreist   ihm  sagte,   2o 
ich   würde   ihn   verklagen,   ruhig   selbst    die 
Behörde  an,    wo  ich  meine  Beschwerde  an- 
briniien  könnte,    worauf  ich  ihn   sehr  unzu- 
frieden verliess.     Eine  Beschwerde  m  Berlin 
durfte   weniii    Erfoh)   versprechen,    und    die   30 
Boijen    in  Hamburg   drucken  zu   lassen,   wo 
nur  für  Zeitimien  eine  Zensur  bestand,  schien 
doch  zu  umständlich;    um  daher  ohne  ^^elt- 
läußigkeit  von  der  Sache  zu  kommen,  mussten 
wir  uns  entschliessen,  den  Beitrag  aufzuopfern,   3o 
wodurch   das   Buch   grade   die  paar  Iloss- 
federn  verlor,    mit    denen  es  in  der  unglück- 
lichen politischen  Ueberschtcemmung,    in   die 
sein  Erscheinen  fiel,  noch  einigermassen  hatte 
schwimmen  können". 

3Ian  könnte  vielleicht  Bedenken  tragen, 
dieses  Bändchen  „Erzählungen  und  Spiele" 
in  eine  Sammlung  von  Almanachen  auf- 
zunehmen, denn  seine  Herausgeber  haben  an 
das  etwaige  Erscheinen  folgender  Jahrgange  4a 
bestimmt  nicht  gedacht,  es  ist  also  von  vorn- 
herein nicht  einmal  theoretisch  jene  T  oraus- 
setzung  eines  Almanachs  erfüllt,  dass  er  cils 
Glied  einer  Kette  erscheint  und  auftritt. 
Aber  auch  abgesehen  davon,  dass  man  diese   sO 

Erzählungen  und  Spiele"  teenigstens  zu 
einem  Teil  aufzufassen  hat  als  Ersatz  eines 
nicht  zu  Stande  gekommenen  4.  Jahrganges 
des  (hamisso-Varnhai/cnschcn  Almanachs, 
spricht  auch  ihr  Inhalt,  eine  Mischung  von  5ä 
prosaischen  und  poetischen  Beiträgen,  keines- 
wegs (legen  eine  Einordnung  unter  den  Be- 
griff des  Almanaclis,  hätte  den  Titel  „Poeti- 
sches Taschenbuch"  zum  mindesten  mUeben 
.  so  (p-osser  Beir<hli(iu)ui  getragen  wie  Fried-  w 
rieh  Schlegels  Bundchcn,  dessen  Mitarbeiter- 
schar sogar  wwh  unter  der  Sechszahl  der  Mit- 
arbeiter an  den  „Erzählungen  und  Spiele"  bleibt. 
—  Eine  nachträglich  ermittelte  Bez.  s.  Sp.  77. 

Inhalf:  Unpuginiertes  Blatt.  W.  Neu- 
maiin:  Urbano.  Eine  Novelle  aus  dem 
Italienischen  des. Joliann CS  Hoccaccio. 

\;  S.  2  bleibt  frei. 

[Vorw(ivt?i  _  -„ 

„Eines  Tages   mein-  als   gcwölinlicli  von 
sehr  schweren    und  unzahligen   Leiden   an- 


73 


Neumanns  und  Varnhagens  Erzählungen  und  Spiele. 


74 


gefallen  mich  befindend,  ja  von  dem  Tode 
mehr  als  tödtlich  gekränkt,  indem  er  mir 
denjenigen  entrissen,  den  ich  mehr  als  mich 
selbst,  wegen  seiner  Tugenden,  höchlichst 
liebte,  und  mich  erinnernd  an  die  Sittigkeit, 
das  Betragen,  und  die  brüderliche  Liebe, 
die  er  jederzeit  so  warm  gegen  mich  ge- 
tragen, und  zugleich,  dass  ich  den  so  lieben 
Freund  verloren,  ohne  einige  Hofl'nung,  ihn 
noch  wiederzuerlangen;  wie  vielmehr  mir 
davon  ins  Gedächtniss  zurückkehrte,  um  so 
viel  mehr  (wehe  mir)  zwang  es  mich,  auf 
das  bitterlichste  zu  weinen.  Und  da  Ess- 
lust und  Schlaf,  wegen  solcher  Belrübniss, 
von  mir  gewichen  waren,  und  ich  nicht 
konnte  irgend  einen  Gedanken  anders  wo- 
hin wenden,  ward  ich  gewahr,  dass  solche 
eingebildete  Verzweiflung  nicht  allein  un- 
schicklich sei,  sondern  auch  meinem  elenden 
Leben  sehr  sch<ädlich.  Daher  versuchte  ich 
mehrmals,  mich  davon  ab  zu  ziehen,  und 
obschon  ich  alle  Bemühung  vergebens  an- 
wandte, so  zwang  ich  doch  zuletzt  so  weit 
das  stürmische  Gemüth,  dass  es  sich  be- 
quemte, auf  eine  Zeit  lang  Stillstand  zu 
schliessen,  und  einem  andern  Gedanken 
Kaum  zu  geben,  welcher  war,  dass  ich,  mich 
erinnernd  einer  nicht  sehr  alten  Geschichte, 
mich  entschloss,  diese  mit  meiner  niüssigen 
und  müden  Feder  zu  wiederholen,  um  sie 
denen  zu  zeigen,  die  sich  sie  zu  lesen  er- 
götzen werden.  — "     3 — 4. 

Urbano.  „Inhalt.  Silvestra  wird  vom 
Kaiser  Friedrich  dem  Dritten,  dem  Kothbart, 
ihr  nicht  erkannt,  geschwängert:  sie  gebiert 
Urbano,  welcher  erzogen  von  einem  Gast- 
wirth  als  Sohn,  durch  den  Eath  gewisser 
Florentiner,  mit  neuer  List  von  dem  Sultan 
dessen  Tochter  zur  Gattin  erhält:  darauf 
von  jenen  Florentinern  betrogen,  nach 
mannigfaltigen  und  mitleidswürdigen  Zu- 
fällen nach  Kora  gelangt,  wo  er,  vom  Kaiser 
für  seineu  Sohn  erkannt,  mit  seiner  Gattin 
glücklich  lebt"  5 — 115.  —  W.  Neumann: 
Novelle  vom  Erzteufel  Be Ifagor.  Aus 
dem  Italienischen  des  Nicolaus  Ma- 
chiavelli.  117. —  [B.  arcidiavolo  novella  di 
N.  M  .  .  .  ed.  6.  Gargani,  Firenze  1869.] 
Inhalt.  „Belfagor,  der  Erzteufel,  wird  vom 
Pluton  auf  diese  Welt  gesandt,  mit  dem 
Befehl,  sich  ein  Ehgemahl  zu  nehmen.  Er 
kömmt,  nimmt  sie,  und,  nicht  im  Stande, 
die  Hoffahrt  derselben  auszuhaken,  will  er 
lieber  zurückkehren  in  die  Hölle,  als  sich 
wieder    mit    ihr    verbinden."      119 — 142.  — 

„Es  kommt  nämlich  darauf  an  zu  be- 
stimmen, welches  denn  eigentlich  die  Auf- 
gabe des  Uebersetzers  sei,  und  ich  will  nicht 
läugnen,  dass  man  sie  sich  Einmal,  als  einen 
Versuch  denken  kann,  die  Spraclie  worin 
übersetzt  wird  bis  zu  einer  möglichst  ge- 
nauen Nachbildung  der  Formen  des  Originals 
zu  erweitern.  Nach  diesem  Princip  scheint 
mir  zum  Beispiel  Neumanns  Uebcrsetzung 
des  Boccaccio  gearbeitet   zu   sein,    und    aus 


diesem  Gesichtspunkte  betrachtet,  verdient 
sie  auch  das  grössteLob,  wegen  ihrer  strengen 
Konsequenz,  und  dem  (!)  nie  nachlassenden 
Bestreben  sich  so  genau  als  möglich  an  das 
Original  anzuscliliessen.  Nicht  zu  läugnen  5 
scheint  mir  aber  auch  dass  dies  zwar  eine 
grammatische;  aber  keine  poetische  Ueber- 
setzung  genannt  werden  könne;  dass  ich, 
z.  B.,  wenn  ich  nach  diesem  Grundsatz 
ari)eite,  nicht  das  Spanische  ins  Deutsche  lu 
übsrsetze,  da  ich  ja  genau  genommen  nicht 
deutsch  schreibe,  sondern  vielmehr  das 
Deutsche  ins  Spanische  dessen  Sprachformen 
und  Feriodenbau  ich  ja  nachahme;  dass  der 
Geist  des  Originals,  anstatt  durch  diese  ge-  1.-, 
gauere  Nachbildung  heller  durchzuschimmern, 
nur  häufig  durch  sie  mit  einer  todten  Schaale 
bedeckt  wird,  welche  er  garnicht  durch- 
brechen kann,  da  ja  alles  in  der  Sprache 
neu  gewagte  (wenige  Ausnahmen  abgerech-  20 
net!)  noch  todt  ist,  und  erst  wenn  es  in  den 
Gebrauch  übergeht,  belebt  wird."  Aus  einem 
nngedr.  Briefe  Theremins  vom  Jahre  1807 
an    Varnhagen,   Kgl.  Bihl.  Berlin. 

L.  A.  V.  Chamisso:  Adelberts  Fabel.   25 
143.  S.  144  hleiht  frei.     Adelberts  Fabel 
145—159.     H.  Tardel,  Werke  II  197 ff . 

Dieser  Beitrag  Chamissos  ist  der  Ersatz 
für  das  von  der  Zensur  verbotene  „Enchei- 
ridion'^,    Tardel,    Werke    II,    ii8  f.     Dieses   30 
wurde  im  Januar  ISOO  in  Angriff  genommen 
[vgl.  seinen  Brief  an  die  Hamburger  Freunde 
vom  ~^<S'.  Januar  ISOO] ;    einige  Zeit    darauf 
die  ..Fabel"^.     Chamisso  schreibt  an  Varn- 
hagen aus  Hameln  den  25.  April  1806  -von   'X) 
der  Hauptwache  daselbst":  „Diese  Fabel,  an 
der  ich  mich  seit  acht  Tagen  dumm  gedacht 
habe,  und  diese   Wachtnacht  von  10  Uhr  des 
Abends    bis  6   Ulir    des  Morgens    blind   ge 
schrieben,    die    ich    mit    Gewalt   dem    ersten   4ü 
Briefe  beifügen  ivollte,  sei  Euch,  meine  herz- 
gcliebten  Kinder,  die  alleinige  Schuld,    dass 
Ihr  vielleicht  ein  paar  Tage  meinen  Briefen 
entgegengesehen    habet.-'    —    Vgl.    über    den 
Zusammenhang    der   Fabel  mit  Epiktet   und  45 
ihren  Wert   zur  Beurteilung    der  damaligen 
Weltanschauung  Chamissos   die  Bezensionen 
der     E.     Kossmannschen     Publikation     von 
„Fortunati      Glückseckel-^      [Deutsche      Lit. 
Denkm.     Bd.    54  f.]      durch      Walxel       im    50 
Eiqihorion   IV  137  f,    140,    und  Pollah    im 
..Anzeiger-"    24,  91.     Vgl.   auch    DNL    148, 
p.  XXIII   sqq.    —    Karl    August    Varn- 
hagen:   Benigna.      Ein    dramatisches 
Spiel.     161.      Personen.     Ritter    Konrad.    55 
Adolf,   sein  Sohn.     Benigna,  seine  Tochter, 
lütter  Walter.  Franz,  Walters  Knappe.   Ernst, 
Konrads  Knappe.      Andere  Knappen.^.     162. 

Benigna  wird  von  ihrem  Vater,  Bitter 
Konrad,  überrascht,  da  sie  im  Garten  ihren  60 
Geliebten,  Walter,  erwartet,  um  ihm  für 
immer  Lebewohl  zu  sagen.  Sie  soll  des  ihr 
vcrhassten  Grafen  lothar  Gattin  werden, 
damit  ihr  Bruder  Adolf  als  sein  „mächt'ger 
Schwager-'    zu    hohen    Ehren    gelange.    Der  65 


75 


Neumanns  und  Varnhagens  Erzählungen  und  Spiele. 


76 


Vatur  sendet  die  Tochter  ins  Schloss  zurück 
und  lauert  auf  den  BuMcn ;  statt  seiner  kommt 
Adolf  geschlichen,  um  die  Schwester  zu  ent- 
larven, und  loird  im  Dunhel  unerkannt  vom 
Vater  erstochen.  —  Bald  darauf  erscheint 
Walter,  nachdem  er  am  Parlcgitter  den  ihm 
entgegentretenden  Grafen  Lothar  nieder- 
gestossen  hat.  Während  er  mit  seiner  zurüclc- 
f/cJcehrten  Geliebten  eine  lange  Aussprache 
hat,  tritt  Ritter  Konrad,  der  seine  Knechte 
gerufen  hatte,  von  neuem  auf.  Als  er  mit 
dem  Schwert  auf  Walter  eindringt,  wirft 
sich  Benigna  zwischen  beide  und  sinkt  durch- 
bohrt SU  Boden.  Da  loird  auch  Adolfs  Leich- 
nam gebracht  .  .  . 

Der  Akt  ist  in  ihebig-trochäischen  Versen 
gedichtet,  zum  Teil  gereimt:  Reimpaare  imd 
Espinelen  (abbaa  \  ccdde)  ivechseln  ab.  Ln  den 
Wechselreden  bedienen  s  ich  Walter  und  Benigna 
entweder  der  Sonettenform,  indem  sie  dieselben 
Reime  amoenden  [18<i  f\,  oder  der  Stanzen 
[198  f];  eine  Stanze  schliesst  auch  das  Gedicht. 
Der  Einfluss  von  Wilhelm  von  Schütz' 
„Lacrimas^  scheint  sich  bemerkbar  zu  machen. 

Nero  und  Cato  von  Utica.  Ein 
Gespräch  von  f  [=  Bernhardi].  209.  S.  310 
bleibt  frei.  In  dem  bereits  zitierten  Briefe 
Varnhagens  an  Bernhardi  vem  i.'3.  VL  1800 
fordert  er  diesen  auf,  das  freundschaftlich 
versprochene  Todtengcsprüch  zu  senden,  das 
er  sehnlich  erwarte.  Auf  erneute  dringende 
Mahnung  am  2.  VIII.  erhält  er  umgehend 
das  Manuskript.  Bernhardi  schreibt  ihm  am 
12.  VIII:  „Hier  schicke  ich  Ihnen  das  Ge- 
spräch ...  Es  muss  aber  nicht  bekannt 
werden,  dass  das  Gespräch  von  mir  ist; 
daher  muss  ich  es  verbitten  ein  Zeichen, 
z.  B.  ein  B.  oder  dergl.  darunter  zu  setzen, 
weil  mir  dies  Verdriesslichkeit  macheu  könnte. 
Uebrigens  wünsch  ich,  dass  Ihnen  das  Ge- 
spräch gefallen  möge  und  dass  Sie  es 
zweckmässig  finden,  und  bin  mit  Achtung 
Ihr  ergebenster  A  F  Bernhardi."  Nero 
und  Cato  von  Utica.  211 — 231.  Elysiura. 
Der  Kern  S.  219  f: 

„Nero.  Mein  Unglück  war,  dass  ich 
Kaiser,  nicht  Schauspieldirektor,  nicht  Dichter 
war,  und  das  hat  das  Schicksal,  Jupiter,  nicht 
ich  zu  verantworten.  —  Aus  einem  herrlichen 
Dichter  ward  icli  ein  mittelmässiger,  aber 
Kaiser  dabei,  aus  einem  treüTlichen  Musiker 
und  Sänger  ein  erträglicher,  aber  Kaiser 
dabei.  Die  Liebe  zur  Kunst,  zum  Idealischen 
behielt  ich,  in  die  Realität  ward  ich  hinein- 
gerissen, und  mir  die  flacht  verliehen  in 
der  Wirklichkeit  zu  handthieren,  und  so 
dichtete  ich  in  einem  etwas  grossen  und 
tragischen   Sylbenmasse,  in   der  Realität. 

Cato. 
Wie  verstehe  ich  das? 

Nero. 
Bin  Beispiel   mag   es  Dir  erläutern.     Denk 
DirTrojas  Brand,  denk  Dir  die  einstürzenden 
H.änser,  die  jammernden  Weiber  und  Kinder, 
das  Geheul,  den   Lärm,  das  wilde  Geschrei, 


Du  kannst  es,  aber  es  ist  Bild;  denke 
es  Dir  im  prächtigsten,  täuschendsten 
Schauspiel  dargestellt;  es  liegt  der  Wirk- 
lichkeit näher,  aber  es  ist  Bild,  reineres 
vielleicht,  aber  dafür  auch  entfernteres.  —  5 
Mich  zog  es  bin  die  Wahrheit  zu  sehn, 
sichrer  wie  im  Schauspiel  die  Verwüstung 
anzuschauen,  alles  Leiden  mir  recht  nahe 
vor  die  Seele  zu  rücken  und  darüber  zu 
jammern,  darum  zündete  ich  Rom  an  und  if' 
beweinte  es.  Wäre  ich  Schauspieldirektor 
gewesen,  so  würden  ein  Paar  brennende 
Bretter  mich  befriedigt  haben." 

Rosa  Maria  [Varnhagen]:    Fabio  und 
Clara.     Eine  Novelle.     233.     S.  234  bleibt   15 
frei.     Fabio  und  Clara  235—278. 

Don  Fabio  kehrt  nach  sechs  Kriegsjahren 
in  die  Heimat  zurück  und  erblickt  gleich  am 
ersten  Tage  in  einem  Kloster  von  Bladrid, 
in  dem  auch  sie  die  Blesse  hört,  eine  wunder-  20 
schöne  Dame,  Donna  Clara,  in  deren  Ge- 
stalt und  Stimme  er  sich  sterblich  verlieht. 
In  ärmlicher  Verkleidung  vor  den  Fenstern 
des  Palastes  ihres  strengen  Oheims,  Don 
Miguel,  singend  ivird  er  von  einem  alten  23 
Diener  eingelassen.  Der  Zufall  ermöglicht 
ihm  ein  Zusammentreffen  mit  der  Geliebten 
auf  ihrem  Zimmer.  Aber  das  Glück  ihrer 
von  nun  an  allahendlich  stattfindenden  Zu- 
sammenkünfte im  Park  zerstört  der  Oheim,  3" 
der  sie  belauscht:  er  lässt  durch  Bewaffnete 
Fabio  überfallen  und  niederschlagen;  Clara 
muss  widerwillig  Don  Juan,  dessen  Be- 
werbungen sein  Vater  Miguel  energisch  unter- 
stützt, heiraten.  —  Fabio,  von  seinen  Wunden  s.i 
genesen,  kehrt  aus  neuem  Kampf  in  dem 
Augenblicke  zurück,  da  Don  Juan  seine 
Gattin  in  der  Wut  über  ihre  rermeintliche 
Treulosigkeit  erwürgt,  selbst  aber  sich  entleibt. 
Donna  Clara  wird  noch  rechtzeitig  zum  Leben  -^o 
erweckt,  und  nach  Verlauf  eines  Jahres  kann 
sie  die  endliche  Vereinigung  mit  Fabio  feiern. 

Pelle grin  [—  Friedrich  de  la  Motte 
Fouque]:  Des  Helden  Rettung.  Dä- 
nische Sage.  279.  S  280  bleibt  frei  45 
Des  Helden  Rettung.  „Der  Kampf  war 
ausgestritten  noch  vor  dem  Morgenroth-' 
281—287.  —  Pellegrin  f=  Fouque]: 
Blüthenkranz.  289.  S.  290  bleibt  frei.  — 
Wunsch.  „Ach  wie  heiter  wollt  ich  sterben!"  '->^ 
291.  —  Warnung.  ,,Es  war  aus  kühner 
Brust  gedrungen"  291 — 292. —  Die  ernste 
Freundin.  ,, Traum  schafft  aus  War  ein 
Ist,  aus  Zukunft  Gestern".  292—293. 
Sonett.  —  Zu  Rousseaus  dreitöniger  *.■) 
Romanze:  ,.Einsara  ist's  im  Zimmer" 
293  —  295.  —  Der  Knabe  und  die  Jung- 
frau. ,, Unter  Thränen  still  vergossen" 
295— 297. —  Klage  und  Trost.  „Blumen, 
warum  aufwärts  schauen?"  297 — 298.  —  *o 
Karl  August  Varnhagen:  Alonso.  Ein 
Mährchen.  299.  S.  300  bleibt  frei. 
Alonso.  p]in  Mährchen.  301—315. 
F.ntstanden  unter  dem  Einjlnss  des  ,.Ofter- 
dingen  " ;  besonders  des  unvollendeten  2.  Teils,   ^^ 


77 


Neuinanns  und  Varnhagens  Erz'ähhingen  und  Spiele. 


78 


dessen  Äeusseres  und  Tenor  epigonenhaft 
ühertriehcn  sind.  Theremin  schreibt  am 
2.  Fehruar  1807  an  Varnhagen:  „Am  besten 
gefiel    ihr    [Sophie  Sander,    seiner    geliebten 

ö  Freundin,  der  er  de»  ganzen  Band  vorgelesen] 
Dein  Alonso  wegen  des  schönen  Sinnes  nnd 
des  schönen  Styles."  Handschr.  Brief  auf  d. 
Kql.  Bihl.  Berlin.  —  Karl  August  Varn- 
hagen: Sonette.    [XV]    317.    S.  318  bleibt 

"^  frei.  I.  „Zum  grausen  Forst,  auf  unbetret- 
neru  Wege"  319.  —  II.  ,,Du  Fromme,  die 
des  heil'gen  Feuers  wahret"  320.  —  III. 
,,Mit  finsterm  Schaun  grüsst'  ich  des  Tages 
Stralen"  321. —  IV.    „Wie  es  geschah,  das 

*^  weiss  ich  nicht  zu  sagen"  322.  —  V.  ,,Ein 
heilig  Gliihn    in  reiner  Brust  erhebet"    323. 

—  VI.  ,,Das  stille  Mahl,  die  herzlich 
frommen  Worte"  324.  —  VII.  ,,Die  Herrin, 
schön  geschmückt,  blumig  und  seiden"  325. 

^'  VIII.  „Sie  stand  vor  mir  mit  edlem  tiefen 
Schauen"  326.  —  IX.  ,,0  hohe  Freundin, 
die  der  Schickung  Netze"  327.  —  X.  „Mag 
in  der  fabelhaften  Liebe  Wogen"  328.  — 
XI.   ,,Aus  goldnen  Thoren    des   Olymps  er- 

^■^  schallen"  329.  —  XII.  An  Louis  de  la 
Foye.  ,,Dii  lebtest  einst  in  froher  Brüder 
Mitte"  330.  —  XIII.  An  P.  „Noch  schwebt 
ein  Dunkel  Dir  auf  diesen  Zeilen"  331.  — 

XIV.  An  Friedrich  Schlegel.  „Es 
tönen   laut    die   alten  Harnionieen"  332.   — 

XV.  „Hier  ist  von  meinem  innern  Selbst 
ein  Theil"  333.  —  W.  Neumann:  Ge- 
dichte. 335.  S.  336  bleibt  frei.  — 
Guarini.    Sonett.    21.   „Mag  ja  wohl  euer 

^'^  Stolz  und  meine  Leiden"  337.  Dieses  und 
die  beiden  folgenden  Gedichte  nicht  in  den 
Schriften  1835.  Sonett.  „Es  lockt  mit  süssem 
Tone  das  Vergnügen"  338.  —  Der  Traum. 
„Ich  stand  am  Ufer,  und  in  grauer  Ferne"  339. 

—  An  den  Tod.  ^Ach  so  voll  WeLmuth,  so 
in  Schmerz  versunken"  340.  Sonett.  Schriften 
II  182.  —  Die  bessere  Hoffnung.  An 
Rosa  Maria.  ,, In  des  Frühlings  Schimmer" 
341.     Schriften  II  170.    —    Stanzen.     [6] 

^  1.  An  Adelbert  [Chamisso]  „Mag  dunkler 
Nacht  und  herben  Winters  Drängen-  342. 
Schriften  II  152.  —  2.  An  Ludwig 
[Sobert].  In  heil'ger  Nacht  geheimnis- 
vollen    Stunden"     342.      Schriften    II  152. 

^    Titel  daselbst :  Stanze  in  Lafoyes  Stummbueh. 


—  3.  An  Karoline  [Lehmann]  ,,De3 
jungen  Lebens  schöne  Tage  fhessen"*  343. 
Schriften  II  153.  —  4.  An  Köre  ff.  „Den 
hohen  Trieb,  der  ihn  erfüllt,  zu  stillen"  343. 
Schriften  II  153.  —  An  J.  [KU:  Ucinr.  5 
Jxilius'f]  „Wenn  Du,  zur  Kunst  in  glüh'nder 
Lieb'  entzündet"  344.  Dieses  tind  das  folg. 
Gedicht  nicht  in  den  Sehr.  1835.  —  6.  An 
einen  Franken.  ^So  viel  auch  Zungen 
sind  in  allen  Landen"  344.  —  Erasto  10 
und  Filena.  Novelle  aus  dem  Italienisciien. 
[Vf.  W.  Xeumann?]  345.  S.  340  bleibt  frei. 
Erasto  und  Filena.  Novelle.'  347—364. 
Erasto,  ein  edler  Krctenser  aus  Jciiniglichem 
Geblüt,  verliebt  sich  .:ii  Konstantinopel  in  die  15 
Tochter  des  Kaisers,  Filtjiii.  fn/iit  ihr  auf  das 
Schiff,  das  sie  dem  Könige  Wilhelm  von  Si- 
zilien als  Gemahlin  zuführen  soll,  rettet  sie, 
als  dieses  von  Korsaren  überfallen  und  er- 
obert wird  und  Filena  ins  Meer  springt,  vom  20 
Tode  und  wird  ihr  Gatte.  Auf  Irrwegen 
wieder  nach  Konstantinop)el  gelangt,  entdeclcen 
sie  sich  dem  Kaiser,  der,  über  die  Schwanger- 
schaft der  Tochter  ergrimmt,  beide  in  den 
Kerker  werfen  lässt  und  befiehlt,  sie  im  Meer  25 
zu  ertränken.  Aber  von  der  bestochenen 
Wache  freigelassen,  entkamen  sie  unerkannt 
nach  Kreta,  yWO  sie  seit  dieser  Zeit  das 
ruhigste  und  glücklichste  Leben  führten,  und 
ihrer  von  so  viel  Gefahren  geprüften  Liebe  30 
lange  Zeit  genossen^. 

Eine  sehr  absprechend  gehaltene  Bezen- 
sion  der  „Erzählungen  und  Spiele""  findet 
sich  in  der  Jenaischen  All (/em.  Lit.- Ztg. 
vom  23.  May  1807,  No.  120'.  Die  „A"+  d-'  35 
gezeichnete  Kritik  beginnt:  „Man  muss  den 
Poeten  .  .  zugestehen,  dass  es  nicht  leicht 
ist,  mit  ihnen  fertig  zu  werden:  womit  wir 
eben  nur  von  diesen,  nämlich  den  Herren 
Neumann,  Varnhagen,  Chamisso  etc.  reden;  40 
denn  fern  sei  es  von  uns,  sie  irgend  jemand 
weiter  zur  Last  zu  legen  und  zuzusprechen, 
als  sich  selber."  —  Der  Kampf  mit  ihnen 
sei  deswegen  schwer,  ,weil  sie,  selbst  schon 
Parodie,  noch  unermüdlich  sind,  sich  selber  *5 
zu  parodieren,  einige  sogar  mit  keckem 
Wissen  und  Willen,  und  so  der  einzigen 
Waffe  sich  bemächtigen,  die  es  Kurzweile 
machen  könnte  gegen   sie   zu  gebrauchen." 


Verzeichnis  der  Mitarbeiter  an  den  'Erzählungen  und  Spielen'. 

Bcrnhardi  W.  Neumann 

Chamisso  Karl  August  \    y„y),],n(,en 


Fouque 


Bosa  Maria 


Friedrich  Schlegels  Poetisches  Taschenbuch  ISOR. 


80 


Poetisches  Taschenbuch 

für 
das  Jalir  1806 

von 
5  Friedrich  ScMegrel. 

Verlag:  Johann  Friedrich   Vnijcr. 
Ort:  Berlin. 
Format:   16°. 
Schriftgattung:  Fraktur. 

10    Zeit  des  Erscheinens:   Michaelis-Messe  ISOö. 

Fundorte:    Köniijl.   Bibl.   Berlin;    Hof-    und 

StuaisBibl  München;  Könvjl.und 

Vrov.  Bibl  Hannover;  Stadt-Bihl. 

Hambury;  Univ. -Bibl  :  Erlan- 

15  ij  en,  Kiel,  31  ä  n  c  hen.  Freies  Deut- 

sches Hochstift  Frankfurt  n.  M. 
Dr.  Leop.  Hirschbcrcj-Bcrlin. 
Zur  Geschichte   des  Taschenbuchs:     Das 
„Poetische    Taschenbuch"     erschien    in     der 

20  Michaelismesse  1S05.   Dass  sein  Erfolg  wenig 

befriedigend  war,  wissen  wir  aus  Dorotheas 
Briefen.  —  Wie  die  Xikolaiten,  vom  Stamm 
der  entschlafenen  Allgeui.  Deutschen  Bibl., 
über  Friedrich  Schlegel  als  Dichter  urteilten, 

25  lehrt  eine  Bemerkung  über  ihn  in  der  Anzeige 

des  Schlegel-Ticckschen  Muscnalmannclis  von 
1802,  [S.  347  im  2.  Stück  des  69.  Bandes]: 
er  stelle  die  Fabel  vom  Apollo  und  Marsyas 
praktisch  dar,  —  indem  er  die  Poesie  schinde. 

30  ..Er  bietet   dar  schwerfällige  Klinggedichte, 

holprige,  aus  unzusamiuenhängenden  Phrasen, 
Wortspielen  und  Sylbenspielen  mühsam 
zusammengearbeitete  Lieder,  und  mysteri- 
ösen,  Jakob    Böhmen  und   den   mährischen 

3ö  Brüdern    nachgebeteten    Singsang."      Eine 

ähnliche  Gesinnung  beherrscht  den  „Eezensen- 
ten"  der  Bibl.  d.  redenden  und  bildenden 
Künste"  flSOG,  1105  ff].  Im  li.  der  Briefe, 
die  eine  .,Ucbersichi  der  poetischen  Literatur^' 

40  geben  sollen  und  „eiijentlicli  bestimmt  iraren, 

den  Schluss  der  Neuen  Bibl.  der  schönen 
Wissenschaften  und  der  freycn  Künste  zu 
machen^',  beginnt  er:  „Es  kann  nicht  fehlen, 
Sie  müssen  neugierig  sein,    zu    vernehmen, 

4'  wie  Poeten,    die  auf  dem  Pfade  der  Niebe- 

lungen.  Hans  Sachsens  und  der  Minnesänger 
wandeln,  sich  im  Deutschen  aussprechen. 
Geduld !  Ich  will  Sie  nicht  umsonst 
schmachten    lassen.     Soeben    sind    von    der 

50  Presse  ganz  frische  Versuche  in  diesem  Ge- 

schmacke  angekommen:"  .  . .  Darauf  schreibt 
der  Eezensent  auf  3  Seiten  die  11.  Romanze 
des  Heldengedichts  Koland  ab  und  fährt  fort: 
,,Ihre    Neugierde    ist    gesättigt.      Aber    so 

^  wohlfeilen    Kaufes    kommen   Sie    mir   nicht 

davon.  Sie  müssen  sich  schon  noch  ein  paar 
minnigliche  Lieder  aus  besagtem  Taschen- 
buche gefallen  lassen."  Wieder  werden  auf 
drei  Seiten  drei  weitere  Gediclitc  abgeschrieben 

60  und  fortgefahren:  ., Allein  Sie  wissen  genug, 

um  zu  beurteilen,  was  diese  Minne-  und 
Meistersänger  des  neunzehnten  Jahrhunderts 
wollen.  Sie  verstecken  die  Armuth  ihres 
Geistes  hinter  dorn  Schilde    naiver  Poesie, 

*5  ohne  zu  bedenken,  dass  der  geistlose  Dichter 

überall  kein  Dichter,  geschweige  denn  ein 
naiver  sein  kann."  —  Die  geringe  lyrische 
Begabung  Friedrich  Schlcgeh  wird  auch  in 
andern  Besprechungen  richtig    erkannt.     So 

'0  in  der  (Hallisclien)  Allgem.  Literatur- 

Zeitung  ItiOO,  [Ko.  39  vom  14.  Februar, 
Sp.    312].      Der    nicht    genannte    Rezensent 


hebt  als  das  Interessanteste  die  Reisebriefe 
Schleg  eis  hervor:  ,,Sie  zeugen  von  feinem 
ßeobachtungsgeist,  Kenntniss  und  regem 
Sinn  für  die  Schönheiten  der  Natnr  und 
Kunst!  Die  Poesieen,  die  das  Taschenbuch  5 
enthalte,  seien  „nach  dem  Hochgeschmacke 
der  neuesten  Poesie  zubereitet."  Am  we- 
nigsten zugesagt  hat  dem  Rez.  die  Be- 
arbeitung der  Turpinschen  Chronik  „im 
Spanischen  Romanzentone,  mit  Assonanzen  10 
versteht  sich,  und  Aufnahme  vieler  Wort- 
und  Sprachformen  aus  der  Periode  der 
Minuesänger.  —  Atwh  die  neue  Jenaische 
Allg.  Literatur-Zeitung  [No.  121  vom 
22.  May  1S06]  gestellt  den  Bnefen  die  erste  1^ 
Stelle  im  ganzen  Buche  zu.  ,,Sie  enthalten 
hauptsächlich  Bemerkungen  über  gothische 
Baukunst,  so  tief  aus  der  Sache  geschöpft, 
und  so  neu,  dass  man  den  um  die  deutsche 
Kritik  so  verdienten  F.  Schlegel  ganz  ^0 
darinnen  wiedererkennt."  Der  Rezensent 
„X.  Mm.  W.C.",  der  in  einer  grossen  Sammel- 
rezension von  10  Almanachen  das  „Poetische 
Taschenbuch"  unier  No.  8  bespricht,  tadelt 
nur  bei  den  Dichtungen  des  .,mil  Recht  von  ^^ 
dem  Herausgeber  gerülimten  Spec^'  die  „kind- 
liche Reimerei"  des  Liedes  S.  252.  „Die 
meisten  der  Gedichte,  welche  das  Werk  be- 
schliesscn,"  findet  er  „sehr  reizend  und  wahr- 
haft poetisch.:'  30 


[Einsiger]  Jahrgang  1806. 

[Fr.  Schlegel:]  Roland.  Ein  Helden- 
ge, d  i  c  h  t  in  Romanzen  nacli  Turpins 
Chronik.     1 — 124    —    Widmungsverse   S.  3: 

Was  Turpin  uns  treu  berichtet,  35 

Alte  Chronik  alter  Zeiten, 
Von  der  Christenbelden  Streiten, 
Wie  der  Heiden  Macht  vernichtet; 
Was  so  maneiier  seit  gedichtet, 
Kühne   Sänger  aller  Orten,  40 

Wie  Roland  nach  hohen  Thaten, 
Doch  in  Roncisvall  verrathen, 
Aufging  zu  des  Himmels  Pforten: 
Les't  es  hier  in  schlichten  Worten. 
Erste  Romanze:  „Karol  Magnus,  deut-    45 
scher  Kaiser"    5 — 12;    Zweite  Romanze: 
„Doch  der  grimme  Agolante"  1.3  —25;  Dritte 
Romanze:  „Zahllos  wie  der  Sand  am  Meere" 
.26  —  31;  Vierte  Romanze:  „W^ieder  kamen 
sie  zu  schlagen"  32— 36;  Fünfte  Romanze:   50 
„Von    Pamplona     sendet     Boten"     37 — 52; 
Sechste  Romanze  :  „Boten  kamen  her  mit 
Eile"  53—56;  Siebente  Romanze:  „Boten 
kamen,    bei   Xagera"   57  —  69;    Achte   Ro- 
manze: „Altumajor  sammelt  wieder"  70 — 74;   55 
X  e  u u  t  e  R  o  m  a n  z  e :  „Nach  Jacobus  heil'gem 
Münster"  75 — 80;  Zehnte  Romanze:  „Also 
war    nun    sein    geworden"    81 — 97;    Eilfte 
Romanze:  „Eben  las  die  Seelenmesse"  98 
bis  102;  Zwölfte  Romanze:  „Schweigend   go 
durch  des  Waldes  Dunkel"  103—106;  Drei- 
zehnte Romanze:   „Fackeln  irrten,  Feuer 
brannten"  107-  1 13;  Vi  er  zehnte  Romanze: 
„Wie  der  Frommen  Lanze  blühet"  114 — 118; 
Fünfzehnte   Romanze:    -Als   die  Todten    «.■, 


51 


Friedrich  Schlegels  Poetisches  Taschenbuch  1806. 


mm  bestattet"  119—124.  S.W.  Wien  182.3, 
VIII  5-98;  S.  W.  Wien  1846,  IX  .3  ff. 

Trutznachtigall.  Eine  Auswahl 
geistlicher  Volkslieder  nach  Friedrich 
Spee  und  einigen  andern.  125 — 256.  — - 
Vorrede  127 — 136.  Schleijel  Iciirzt  die  Vor- 
rede des  Originals,  das  unter  dem  Titel 
TRYTZ  NACHTIGAL  /  Oder  /  Geistlichs- 
Poetisch/LVST-VVALDLEINVDessgleichen 
noch  nie  zuvor  in  Teut-  /  scher  sprach  ge- 
sehen /  Durch  /  Den  Ebrw:  P.FRIDERICVM 
SPEE  /  Priestern  der  Gesellschaft  /  JESV  / 
Jetzo  nach  vieler  wünsch  vnd  langem  /  an- 
halten zum  erstenraahl  in  Truck  /  verfertiget  / 
zu  Collen  /  In  verlag  Wilhelmi  Friessems 
Buchhändlers  1641)  erschien.  Er  bringt  von 
den  7  Abschnitten  der  ,.Vorrtd  dess  Äuthoris^ 
nur  die  drei  ersten.  Dann  fährt  er  fort: 
„So  schrieb  Friedrich  Spee,  aus  der  Gesell- 
schaft Jesu,  zur  Einleitung  seiner  geistlichen 
Liedersammlung,  welche  im  Jahr  1649  zum 
erstenmale  gedruckt  wurde.  Dieser  Dichter 
war  geboren  im  Jahre  1595,  aus  dem  edeln 
gräflichen  Geschlechte  derer  von  Spee,  trat 
in  die  Gesellschaft  Jesu  im  Jahre  1615, 
lebte  und  lehrte  die  Theologie  zu  Kölln, 
und  starb  im  Jahre  1635  zu  Trier  an  den 
Wunden,  welche  ein  Meuchelmörder  ihm 
beigebracht  hatte.  Der  Muth,  mit  dem  er 
seine  Zwecke  verfolgte,  konnte  ihm  Feinde 
gemacht  haben.  Ein  Beispiel  desselben  gab 
er,  als  Trier  von  Spaniern  und  Kaiserlichen 
erstürmt  ward,  und  er  sich  mitten  unter  die 
Streitenden  stürzte,  um  Plünderung  zu  ver- 
hüten und  die  Verwundeten  zu  pflegen. 
Auch  darf  es  als  ein  Beweis  dieses  Muthes 
angesehen  werden,  daß  er  sich  durch  eine 
kühne  Schrift  zuerst,  und  lange  vor  Tho- 
masius,  der  Barbarei  der  Hexenprocesse 
wirksam  widersetzt  hat.  Er  dichtete  fast 
zur  selben  Zeit  mit  Opitz,  Flemmiug, 
Weckhrliu  und  den  andern  jener  Schule; 
Kenner  der  Sprache  werden  auch  leicht  die 
Spuren  der  Uebereinstimmung  und  Gleich- 
zeitigkeit in  manchen  Eigenheiten  der  seinigeu 
finden,  ungeachtet  er  weder  von  der  schle- 
sischen  Schule  noch  von  andern  gewußt  zu 
haben  scheint,  und  der  erste  zu  seyn  glaubte, 
der  den  Versuch  einer  deutschen  Dichtkunst 
wage.  Denn  auch  sciion  damals  war  das 
bessere  Alte  größtenteils  vergessen,  die  ein- 
zelnen Länder  des  deutschen  Reiches  trennten 
sich  immer  mehr  und  mehr,  und  meistens 
nur  in  den  nördlichen  und  protestantischen 
Ländern  erhielt  sich  die  Litteratur  in  einem 
einigermaßen  fortgehenden  Zusammenhange. 
Daher  ist  es  auch  wolil  gekommen,  daß 
Spee  in  der  Geschichte  der  deutschen  Poesie 
fast  unbekannt  blieb,  ungeachtet  er  den 
vorzüglichsten  Dichtern  jener  Zeit  verglichen 
werden  darf. 

Ich  muß  bekennen,  daß  ich  mir  einige 
Aenderungen  mit  diesen  Gedichten  erlaubt 
habe;  doch  hoffe  ich  nicht,  daß  der  Absicht 
des  Ganzen  dadurch  geschadet  worden   sey. 


Sie  bestehen  meistens  nur  in  Abkürzungen 
und  in  Milderungen  einzelner  Sprachhärteu, 
deren  einige  ohnehin  als  Provinzialismen 
der  V^erständlichkeit  geschadet  haben  würden. 
Bei  Gedichten  aus  jener  blüiiendsten  Zeit  5 
der  deutschen  Sprache  und  Dichtkunst, 
welche  man  gewöhnlich  die  schwäbische 
nennt,  würde  ich  auch  die  geringste  Aende- 
rung  nicht  gern  gestatten,  da  an  dieser 
längst  verlornen  Anmuth  und  Vollendung  lo 
des  Ausdrucks  nichts  zu  verschönern  ist, 
leicht  aber  alles  zu  verderben.  Anders 
jedoch  scheint  es  mir  mit  den  Dichtern  aus 
der  Zeit  des  dreißigjährigen  Krieges  zu  seyn. 
Selbst  in  Flemming  und  Weckhrlin  findet  iö 
mau  neben  einzelnen  Stellen  und  Strophen, 
die  auch  im  Ausdrucke  nicht  schöner  sein 
könnten,  andere  Wendungen,  die  uns  hart 
dünken  und  an  das  Gemeine  grenzen.  Fast 
scheint  es,  als  hätte  schon  damals  die  Ver-  2u 
wilderung  der  alten  Sitten  und  Rechte  sich 
auch  auf  die  Sprache  erstreckt. 

Diese  Ungleichheit  ist  im  Spee  vielleicht 
noch  merkliclier  und  entschiedener  als  in 
jenem.  Mehr  noch  abgr  zeichnet  ihn  das  '-^ 
tiefere  Gefühl  der  Frömmigkeit  vor  allen 
aus  und  die  eigne  Freude  an  den  Lieblich- 
keiten der  Natur.  Auch  sind  seine  Gedichte 
mehr  zum  Gesänge  geeignet,  mehr  Lieder, 
als  die  besten  andern  jeuer  Zeit.  —  Daß  ^ 
es  sein  ausdrücklicher  Zweck  war,  Volks- 
lieder zu  dichten,  besagt  die  Vorrede  deut- 
lich, da  er  die  deutsche  Sprache  vorzüglich 
nur  darum  gewählt  hat,  um  so  auch  für  die- 
jenigen zu  sorgen,  welche  an  der  Andacht  35 
lateinischer  Cancionen  aus  Unbekanntschaft 
mit  der  Sprache  weniger  Antheil  nehmen 
konnten. 

Viele  seiner  Gedichte  sind  wahre  Volks-  , 
lieder  geworden,  werden  seit  mehr  als  andert- 
halb Jahi-hunderten  in  den  Kirchen  und  bei 
Processionen  gesungen,  und  sind  in  die 
allgemeinen  Gesangbücher  aufgenommen. 
Mehrere  der  spätem  Ausgaben  der  Trutz-  ., 
nachtigall  sind  mit  Musiken  begleitet,  von 
denen  hier  einige  zur  Probe  mitgeteilt 
werden.  Leicht  sind  die  meisten  seiner 
Lieder  und  auch  gesangmäßig,  nur  in  einigen 
stimmt  die  poetische  Anlage  nicht  mit  dem 
Charakter  des  Volksliedes  überein. 

Es  wird   der    Absicht   des  Ganzen  nicht 
schaden  können,  daß  in  dieser  Auswahl  auch 
einige  andere,    zum  Theil  noch  ältere,    zum 
Theil    vielleicht    jüngere    Gedichte  gleicher   55 
Art      und    gleichen     Inhalts     aufgenommen 
worden  sind.     Es  sind   wahrhafte    geistliche 
Volkslieder,    die   auch  als  solche  im  Munde 
und  Gesänge   des  Volks   leben.     In  einigen 
ist    ein   ganz    ähnliches    poetisches   Streben   gg 
sichtbar,  wie  in  denen  nnsers  Dichters.     Das 
9'S  lO''',  12t«,  i3t.'^  i4te^  1 5 <'^' und  19'"  Lied 
ausgenommen,  sind  alle  übrigen  von  Friedrich 
Spee,    dem    man    künftig    eine    ehrenvolle 
Stelle  neben  Flemmiug,  Weckhrlin  und  Opitz    ö5 
6 


83 


Friedrich  Schlegels  Poetisches  Taschenbuch  1806. 


84 


auf  dem  Kunstberge  deutscher  Poesie  nicht 
versagen  wird." 

1.    Eingang:    „Wann    Morgenröth    s^ich 
zieret"  137—141.     Trutz  NacJitic/al  S.1-4. 

5  Titel:  ^.EiiKjan;)  zu  diesem  Büchlein  / 
Tr u t z  Na chtigal  genant.-^  Dass  Schlegels 
Bearbeitung  —  wie  die  Ueinrich  von  Wessen- 
bcrga  lSO:i  —  „mehr  Schlegel  als  Spee-  ist 
[Deutsche  Dichter  des  1 7.  Jahrhunderts,  Leipzig 

10  1879,  Bd.  13,  p.  LII],  bestätigt  schon  dieses 
Eingangsgedicht,  dessen  llacMzcilige Strophen 
Schlegel  in  17  vierzeitige  zerlegte,  indem  die 
4.  und  9.  ganz,  von  der  10.  Strophe  die  eiveite 
Hälfte    ausgelassen  tourden.     Dazu    J.ommen 

15  fast  in  jeder  Strophe  mehr  oder  weniger  um- 
fängliche und  tiefgreifende  Aenderungen  des 
Wortlauts  und  der  Stellung.  —  2.  Im  Früh- 
ling: „Der  tiübe Winter  ist  vorbei"  142 — 147. 
Dazu  eine  Kotenbeilage  für  Singstimmc   und 

20  Klavier.  TrutzNachtigal  S.35ff.  Titel: ,, Lieb - 
gesang  der  Gesponss  Jesu,  im  anfang 
der  Sommerzeit."'  Von  den  12  Strophen 
des  Originals  sind  die  8.,  10.  und  iL',  aus- 
gelassen.  —   3.   Bild    des   menschlichen 

25  Lebens:  „Ich  neulich  früh  am  Morgen"  148 
—  153.  Trutz  N.-fchtigal  S.  75  ff.  Titel: 
„Conterfey  des  menschlichen  lebens." 
Je  die  erste  Hälfte  von  Strophe  9  und  11, 
ferner    die    12. — 14.     sind    ausgelassen.    — 

■M  4.  Loblied  im  Frühling:  „Jetzt  wickelt 
sich  der  Himmel  auf"  154—159.  Trutz  Nach- 
tigal  S.  117ft.  Titel:  ^Lob  Gottes  auss 
beschreibung  der  frölichen  Sommer- 
zeit.^''    Genau  die  Hälfte    des  Originals  hat 

.S5  Schlegel  gestrichen;  von  den  :il  achtzeiligen 
Strophen  des  Oriqinals  hat  er  ganz  ausgelassen 
die  2.,  !>.,  13.-^17.;  die  erste  Hälfte  der  6. 
und  12.,  die  ztveife  Hälfte  der  4.,  ö.,  7.  und 
8.  Strophe  blieb  fort.     S.  150  oben  unterlief 

40  Schlegel  ein  Missverständnis,  indem  er  die 
Bliimlein  „scheu-^  antreten  Hess,  während  Spee 
dichtete:  Die  Blümlein  /  schaw  j  wie  treitens 
an  I.  —  5.  Jubel  der  Seele  nach  ver- 
gangener Traurigkeit:  „Wie  so  glanzvoll 

4ä  Trost  von  oben"  160—164.  Dazu  eine  Noten- 
beilage.  —  6.  Christus  im  Garten:  „Bei 
finstrer  Nacht,  zur  ersten  Wacht"  165 — 168. 
Dazu  eine  Notenbeilage.  Trutz  Nachtigal  S. 
225  ff.  Titel:  Travvr-Gesang  von  dernoth 

50  Christi  am  Oelberg  in  dem  Garten."^ 
Beginnt:  „Bei  stiller  nacht /.'^  Strophe  12 
und  13  ausgelassen.  —  7.  Liebe:  „Ganz 
früh,  wann  sich  entzündet"  169 — 172.  Trutz 
Nachtigal    S.    7 ff.      Titel:    ,.Die    gesponss 

65  Jesu,  klaget  ihren  hertzcnbrand."  Be- 
ginnt: „Gleich  früh  wan  sich  entzündet.-' 
Strophe  5  ausgelassen.  —  8.  Erkenntnis» 
des  Schöpfers:  „Das  Meisterstück  mit 
Sorgen"  173—180.    Trutz  Nachtigal  S.  110  ff. 

Bu  2'itel:  „Anleitung  zur  erJcandtnus  /  vnd 
liebe  dess  Schöpffers  auss  den  /  ge- 
schöpffen."^  Ausgelassen  die  9.  Strophe,  von 
der  3.  die  erste  Hälfte,  und  die  zweite  Hälfte 
von  der  1.,   7.0.  und  1il.  —  9.  Weih  nacht  s- 

«5    Lied:   „Am  Weihnachts  Abend  in  der  Still'" 


181 — 185.  F.M.  Böhme,  Altdeutsches  Lieder- 
buch S.  3(>9,  No.  5.S3\  K.  S.  Meister,  Das 
Icath.  deutsche  Kirchen  lied  I  247,  zu  No.   78 

—  10.  Der  Jäger  und  das  Echo:  „In 
Hitze,  in  Kälf"  186-191.  —  11.  Christus  5 
ein  Hirt:  „Des  Himmels  Both'  von  oben" 
192—197.  —  12.  Von  den  unschuldigen 
Kindern:  „Gott  grüss  euch  Marter-Blüme- 
lein"198— 199.  Ph.  Wacher nagel,  Kirchen- 
lied V  1210,  Nu.  1164;  Meister,  a.  a.  0.  10 
/  240,  No.  70,  —  13.  Vom  Mitleiden 
Maria:  „Als  bei  dem  Kreuz  Maria  stand" 
200—201.  —  14.  An  die  Jungfrau  Maria: 
„Dich,  edle  Königinn,  wir  ehren"  202 — 203. 
Dazu  eine  Notenbeilage  für  Singstimme  und  15 
Klavier.  Kehrein,  Katholische  Kirchenlieder 
II  36,  No  .392:  Meister,  a.  a.  0.  II  88,  No. 
17.  —  15  Von  der  heiligen  Jungfrau 
Maria:    „Die  Königinn  von  edler  Art"  204 

—  206.      Kehrein,    Katholische   Kirchenlieder  -° 
II  108,  No.  420;    Meister  II  97,  No.  22,  IL 

—  16.  Klagen  der  Maria:  „Da  zu  Grabe 
Jesus  läge"  207 — 213.  Trutz  Nachtigal 
S.  275  /f.  Titel:  „Klag-  vnd  travvrgesang  j 
der  Mutter  lESV,' vber  den  To'dt  jhres  ^5 
Sohns  I  den  sie  beklagt  vnder  der  pcrson 
dess  I  Hirten  Daphnis'^  Beginnt:  „Dazu 
grabe  /  Daphnis  läge  /."  Strophe  9  ausge- 
lassen, ebenso  die  erste  Hälfte  der  11.  und  18., 
die  zweite  Hälfte  der  5.,  8.,  10.  und  14.  Die  m 
Strophen  15  und  16  ganz  frei  und  gekürzt 
nachgebildet.  —  17.  Ermahnung:  Auf,  auf, 
Gott  will  gelobet  seyn"  214—218.  IVuts 
Nachtigal  S.  152  ff.  Titel:  „Andere  er- 
mahnung  zum  lob  Gottes  in  seinen  30 
vvercken.'^  Ausgelassen:  erste  Hälfte  der  2. 
und  4.,  zweite  Hälfte  der  5.  Strophe,  10.  ganz; 
der  Best  der  Strophen  ist  z.  T.  umgestellt  und 
anders  verknüpft.  —  18.  Der  Nachtigall 
Streit  mit  dem  Widerhall:  „Willkommen,  4U 
süsse  Nachtigall"  219 — 223.  Trutznacht igal 
S.19ff.  Titel:  „Die  gesponss  Jesu  seufftzet 
nach  ihrem  Bräutigam  vnd  ist  ein 
spiel  der  Nachtigalen  mit  einer  Echo 
vnd  vviderschall."  Beginnt:  „Ach  tvan  45 
docli  JESV  liebster  mein.''  Aus  13  zehn- 
zeiligen  Strophen  des  Originals  sind  18  vier- 
zeilige  gebildet  worden.  Sehr  stark  umgearbeitet. 

—  19.  Todten-Lied:   „Es  ist  ein  Schnitter, 
der  heisst  Tod"    224—226.     F.  M.  Böhme,    50 
AM.   Liederbuch  S.    768f,     No.    650.     Fast 
wörtlich    im    1.    Band    des    „Wunderhorn". 

—  20.  Seufzer  nach  dem  himmlischen 
Vaterlande:  „Iguatius  bei  stiller  Nacht" 
227 — 229.  Dazu  eine  Notenbeilagc  für  Sing-  50 
stimme  und  Klavier.  —  21.  Vom  heiligen 
Xaverius:  „Als  in  Japan  weit  entlegen" 
230—232.  Trutz  Nachtigal  S.  103  //'.  Titel: 
Poetisch  Gedicht  von  dem  /  H.  Fran- 
cisco Xavier  der  Gesellschaft  JESV  j  so 
alss  er  in  Jappon  schiffen  vvolte,  alda 
die  I  Heidnische  Völcker  zube-  /  kehren.'' 
Zweite    Hälfte    der    5.    Strophe    ausgelassen. 

—  22.  Spiegel  der  Liebe:  „Die  reine 
Sonn' zu  Morgen"  233— 251.  TrutzNachtigal  eb 


85 


Roatorfs  Dichtergarten.     Erster  Gang.    Violen.     1807. 


86 


.S'.    47 — 73.      Titel:    ^Die  gesponss   Jesu 
sucht  jhren    Bräutigam    /    vnd   findet 
jhn-   nuff  dem    Crcutzvreg.'^      Aus    den 
'i9  aclitzeiligen  Strophen  hat  Schlegel  73  vier- 
:<    geilige   gemacht,    also    nur   etwa   '/s  des  In- 
halts verwendet.  —  23.  Lobgesang;  „Wacht 
auf,  ihr  süssen  Vögelein"  252 — 2ö6.     Trutz 
Nachfigal  S.  338  ff'.     Titel:  -Die  Gesponss 
JESV  ervvecTct  die  Vügelein  zum  Loh 
10  GOTTES."     Ganz  ausgelassen  sind  die  6. 
und  13. Strophe.  Die  J. — 4.  sind  ganz  frei  hear- 
heitetundinztrciStropjhenzusammen(iezo(ien.  — 
[Friedrich  Schlegel]: 

Briefe 
auf  einer  Reise 
i:.  durcli 

die  Niederlande,  Klieingegenden,  die 
Schweiz  lind  einen  Theil    von  Frank- 
reich. 
S.  257.     S.  25S  bleibt  frei. 
■M         Paris:  259-266;  St.- Denis:  266—273; 
Cambray:  273—279;   Brüssel:  279—288; 
Löwen:     288—291;     Lüttich:     291—295; 
Achen(so!):  295—302;  Neuss:  302—307; 
Düsseldorf:   307-3ir,;    KöUn:  313—349 
■2b    [aber  die  gothische  Baukunst];  Rheinfahrt: 
349-.360;  Strassburg:  360—366;  Basel: 
366-369;    Bern:    369—371;    Am  Genfer 
See:   372—374;    Lyon:   374-377;   Paris: 
377—390.    S.  W.  1S23,  VI  2;il^ä9S.    Titel: 
'■'" I   ^Grundziige  der  gothischen  Batdcunst;  unfeiner 
Reise  .  .  .",  mit  dem  Zusatz:  „In  dem  Jahre 
1804—1805.- 

Vermischte  Gedichte.     391. 
L.  [=  Wilh.  V.  Schütz  (?),  Verf.  des  Lacri- 
:is   mas\:    Der  Schäfer.     „Des  Schäfers  Loos 
muss  ich  dem  Thau  vergleichen"  393 — 394. 
Sonett  —  L.  [=  W.  v.  Seh  iitz  .^] :  D  e  s  S  c  h  ä  f  e  r  s 
Klage.    „In  Blumenbläue  sonnt  des  Himmels 
Ver.-eichnis  der  Mitarbeiter  am 
■I"  Karl  V.  Hardenberg  =  Rostarf. 

G.  A.  V.  Hardenberg  —  Sylvester. 
Dorothea  Schlegel. 


Raum« 395—397.  —  [Fr. Schlegel] :  B 1  an ka. 
„Wenn  mich  einsam  Lüfte  fächeln"  398. 
S.  W.  1823,  rill  204.  —  [Fr.  Schlegel]: 
Wettgesang  [zwischen  Julius,  Baphael, 
Antonio, Marcello].  , Julius:  Blanka.Blanka,  5 
lasR  Dir  sagen"  399—404.  S.  W.  1846,  IX 
ISOff.  Titel:  „Bekenntnisse. Miidchen,  Mädchen 
lass  Dir  sagen."  Für  Julius  steht  in  den 
S.  W.  „Der  Heitere'^;  für  Baphael 
„Der  Glühende'^;  für  Antonio  „Der  lo 
Besonnene"';  für  Marcello  ^Der  Unbe- 
friedigte". Vgl.  J.  M.  Raich,  Dorothea 
1176.  —  [Fr.  Schlegel]:  Celestine.  „Ich 
komme  dich  zu  bitten"  405—406.  S.  W.  1823, 
VIII  201.  —  Sylvester  [=  G.  A.  v.  Horden-  15 
berc/]:  An  Novalis.  „WennFarb' und  Glanz  in 
Blüthen  uns  umgeben"  407—408.  Sonett.  — 
Sylvester  [=  G.  A.  v.  Hardenberg]:  Sonett. 
„Wie  Flammen  strömen  aus  dem  goldnen 
Munde"  409—410.  —  Rostorf  [==  Karl  von  20 
Hardenberg]:  Jägerlied.  „Wer  kennt  des 
Waldes  grüneLust?"  411 — 413. —  [Dorothea 
Schlegel;  vgl.  Franz  Deibel,  Dorothea  S.102, 
auch  für  die  folgenden  3  Gedichte]:  Lied. 
„Warme  Abendluft,  Herzensbaiigigkeit!"414.   -iö 

—  F.  [=  Dorothea  Schlegel]:  Der  Stolze. 
„Liebe,  ja  ich  will  dich  hassen!"   415 — 417. 

—  [Dorothea  Schlegel]:  Lied.  „Was  unten 
so  seufzt"  418—419.  —  F.  [=  Dorothea 
Schlegel]:  Mein  Geliebter.  .Keiner  ist  30 
wie  er  auf  Erden"  420—423.  —  [Friedrich 
Schlegel]:  Klaggesang  am  Grabe  eines 
Jünglings.  „Rosamunde:  Jasmin  und 
Lilien,  Veilchen,  junge  Rosen"  424 — 430. 
Wechselgesang  in  Terzinen  zwischen  Rosa-  3.t 
munde  und  Cäcilie.  S.  W.  VIII  215.  — 
[Fr.  Schlegel]:  An  Novalis.  „0  lass  mich, 
lieber  Freund,  nicht  länger  leiden"  431 — 432. 
Sonett.     S.  W.  1823.  IX  37.  — 

Poetischen  Taschenbuch  1806.  *0 

Friedrich  ScMeael. 
Wilh.  r.  Schütz' =  L.? 
Friedrich  Spee  [TrutznachtigaU] . 


Dichter-Grarteii. 
Erster  Gang. 

Violen. 

Herausgegeben 

von 

Rostorf. 

fGottl.  Albr.  Karl  von  Hardenberff.J 

erlag:   Würzhurg,  bei  Joseph  Stahel. 

eit  des  Erscheinens; 

o  r  m  a  t :  H.  .s. 

chrif tgattuug;  Antiqua. 

undorte:  Königl.  Bibl.  Berlin;  Z'niv.-Bibt. 
Künifjsberg ;  Prof.  Dr.  Karl  Siegen- Leipzig. 

ur  Geschichte  des  Dichter-Gartens. 
Einen  grossen  Leserkreis  hat  der  „Dichter- 
garien" vermutlich  nicht  gehabt,  wohl  aber 
cinoi  ijoriihlten  und  —  den  Name»  der  Mit- 
arbeiter entsprechend  —  einen  ijcistig  hoch- 
stehenden. Bekannt  i.st jene  Stelle  uusdcmBrief- 
weehicl  des  Giirres  [V III  SO] .  in  der  Brentano, 


der  Spöttei;  dem  Freunde  schildert,  icie  er  —  in 
Berlin,    Anfang    des    Jahres    1810    —    die   45 
Eichcndorffs  mit  ikremFreundeLoeben  in  einem 
von  Räucherkerzchen  durchdufteten   Zimmer 
bei  der  Lektüre  des  Dichtergurtens  angetroffen 
habe.     Die   drei   sind   lebendige  Zeugen   der 
Begeisterung,  die  der  Dichtergarten  im  Kreise   50 
derjünystromantischen,.Schidc",derLandshut- 
Ileidcilicrger    Akademiker,     erregte ;     ihren 
ihc<irct).xhcn  Ausdruck  hatte  diese  Begeisterung 
bereits  in  einer überschwänglichen Besprechung 
(jefundcn,    die    Friedrich    Ast    in    seiner   js 
„Zeitschrift    für     Wissen schaft    und 
Kunsf,  Landshut  ISOS,  II.  S.  143  ff',  rcr- 
öff'entlicht  hatte.     Ich  wiederhole  sie  wörtlich 
wegen  ihres  interessanten  Inhalts  sowohl  als 
wegen  der  gyo.ssen  Seltenheit  derZs.,  ron  der  ich   eo 
vollständige  Exemplare   nur   in  den  Königl. 
Bibliotheken    zu    Berlin    und    München 
kenne:     „Die    herrlichste    Erscheinung     im 
Gebiete  der  Kunst  ist  der  Dichtergarten, 
herausgegeben  von  Rostorf,   erster  Gang,    §5 
Violen    (Würzb.    b.    Stahel,    1807.  8.).     Die 
6* 


87 


Eostorfs  Dicbtergai-ten.     Erster  Gauer.    VioleD.     1807. 


88 


Dichter,  deren  köstliche  Blumen  in  diesem 
Paradiese  ächter  Poesie  duften,  sind 
Friedrich  Schlegel,  der  mit  herkulischer 
Kraft  gerüstet  auftritt,  der  phantasiereiche 
Rostorfund  Sylvester,  und  die  innige, 
mit  allen  Reizen  eines  zauberischen  und 
zarten  Gemüths  geschmückte  Sophie 
Bernhardi.  Verlangend  hoflten  wir 
auch  Ludewig  Tieck's  Stimme  in  diesem 
Museiichore  zu  vernehmen,  aber  wir  fanden 
ihn  in  dem  Violengange  nicht:  unter  den 
Lilien  wird  er  strahlen. 

Was  diese  Gedichte  und  andere  desselben 
Geistes  in  der  neueren  Poesie  so  einzig  aus- 
zeichnet, ist,  um  es  kurz  auszudrücken,  ihre 
Idealität,  ihr  geistiges,  verklärtes  Leben. 
sei  nun  ihr  Gegenstand  selbst  religiös  und 
mystisch,  oder  historisch  und  individuell. 
Die  besseren  Dichter  vor  Goethe  ver- 
schönerten nur  ihren  Stoff,  ohne  ihn  in  die 
Sphäre  des  idealisohen  Lebens  zu  erheben, 
in  welcher  die  Schönheit  nichts  äusseres, 
dem  Gegenstande  bloss  als  Schmuck  und 
Reiz  angehängtes,  sondern  sein  eigenes, 
reines  Wesen  ist.  Goethe  erhob  zuerst  die 
Poesie  wieder  zu  ihrem  freien,  unbedingten 
und  sich  selbst  setzenden  Wesen.  Darum 
ist  alles  in  seinen  Kunstwerken  organisch, 
aus  sich  selbst  gebildet,  für  und  durch  sich 
selbst  lebend  ;  die  Poesie  ist  bei  ihm  nicht 
Ausschmückung  und  Erhebung  eines  andern, 
sondern  ihr  eigner  Schmuck,  ihre  eigne 
Schönheit;  deshalb  ist  sie  so  rein,  gediegen 
und  objektiv.  Aber  die  Poesie  will  nicht 
blos  objektives  und  sich  selbst  darstellendes 
Leben  seyn,  sondern  ihr  Leben  soll  auch 
eine  höhere  Bedeutung  haben:  es  soll 
geistiges  Symbol  und  Allegorie  dessen  seyn, 
was  jede  Poesie  darzustellen  sich  bestrebt, 
keine  aber  in  seiner  Vollkommenheit  und 
unerschöpflichen  Fülle  [ausjzudrücken  ver- 
mag: desUnendlicheu.  Die  Goethische  Poesie 
offenbart  dieses  Unergründliche  und  in  seiner 
Tiefe  ewig  Undarstellbare  in  vollendeten 
Gleichnissen,  die  aber,  für  sich  selbst  ge- 
bildet, nur  ihre  lebendige  und  harmonische 
Individualität  ausdrücken,  ohne  zugleich  ein 
geistiges  Streben  nach  dem  Unendlichen, 
als  dem  Centrum  aller  Kunst  und  Wissen- 
schaft, zu  verkünden.  Die  Poesieen  von 
Goethe  sind  plastisch,  in  sich  selbst  ge- 
schlossen, kein  Lichtstrahl  durchbricht  die 
irdische  Gestaltung,  den  freien  Geist  aus 
den  Banden  der  Körperlichkeit  erlösend. 

Die  höhere  Stufe  der  Poesie,  auf  welcher 
die  in  sich  selbst  vollendeten  Bildungen  der 
Kunst  zugleich  den  Geist  des  unendlichen 
Lebens  andeuten  und  dahin  streben,  wo 
allein  das  höchste  Ziel  alles  Lebens  strahlt, 
hat  zuerst  Tieck  errungen.  Seine  Poesieen 
sind  der  Form  und  äusseren  Bildung  nach 
vielleicht  nicht  so  vollendet  (jilastisch).  wie 
die  Göthischen,  aber  ihr  Geist,  ihre  Idealität 
erhebt  sie  über  alle  Kunstwerke  der  neueren 
Zeit.  Alles  ist  in  seineu  Darstellungen 
allegorisch,  auf  ein  Höheres  hindeutend, 
dagegen  bei  Göthe  fast  alles  nur  für  sich 
dasteht  oder  höchstens  symbolisch  ist; 
Tieck's  Poesie  ist  idealistisch,  d.  h ,  den 
Dualismus  des  Himmlischen  und  Irdischen, 
gleich  dem  Christenthume,  in  der  Idee  des 
Göttlichen  und  Heiligen   zur  geistigen  Ein- 


heit verklärend;  Göthe's  Poesie  dagegen  ist, 
wie  die  heidnische,  realistisch. 

Den  Geist  der  Idealität  athmon  auch  die 
meisten  Poesieen  in  diesem  Dichtergarten, 
mit  jener  allgemeiuen  Charakteristik  der 
idealen  Poesie  ist  daher  zugleich  ihr  Wesen 
beschrieben.  Eine  eigne,  höchst  merkwürdige 
Erscheinung  aber  sind  die  Gedichte  von 
Friedrich  Schlegel.  In  diesen  seinen  neuesten 
Poesieen  nehmlich  hat  sich  der  bei  Tieck 
und  Novalis  himmelwärts  strebende  Geist 
der  Poesie  zur  Erde  herabgelassen,  damit 
sich  das  Irdische  durch  freie  Kraft  und 
heroische  Tugend  mit  dem  Himmlischen 
wieder  versöhne.  Darum  tritt  Schlegel  als 
ein  Herkules  auf,  mit  Muth  und  Kraft  gegen 
das  Böse  streitend  und  seine  Brüder  auf- 
rufend zu  Einem  Glauben  und  Einem  Kampfe 
für  Ehre,  Tugend  und  Heiligkeit.  Wunder- 
bare Stärke  und  Innigkeit,  die  das  Herz 
eines  jeden  tief  ergreifen  und  erschüttern 
muss,  offenbart  sich  diesen  Gesängen,  und 
zugleich  eine  Klarheit  und  Bestimmtheit, 
wie  sie  in  seineu  frülieren  Poesieen  seltner 
sich  zeigt.  Die  Kunst  ist  ihm  nicht  mehr 
das  Höhere,  wonach  er  noch  sti-ebt  und 
ringt,  nicht  mehr  eine  eigne,  in  dem  Inneren 
des  Gemüths  verschlossene,  noch  nicht  ent- 
faltete Welt,  sondern  sie  ist  zum  Leben 
selbst  geworden.  Darum  erscheint  sie  jetzt 
so  idealisch,  wie  die  TiecUische,  und  zugleich 
so  objektiv  und  plastisch,  wie  die  Goethische. 
Die  Zeit  nehmlieh  hat  Schlegel's  grossen 
Geist  mächtig  ergriffen,  das  Tiefste  seines 
Gemüths  erregt,  und  die  Fülle  seiner  Ge- 
fühle und  Ideen  drängt  ihn,  mit  kunstreicher, 
geübter  Hand  das  zu  bilden  und  darzustellen, 
wovon  sein  Gemüth  erfüllt  und  bewegt  ist. 
Hat  uns  in  seinen  früheren  Gedichten  die 
Innigkeit  und  Kraft  begeistert,  so  ergreift 
uns  in  seinen  neuesten  ausser  der  Kraft  die 
Gediegenheit,  Klarheit  und  Objektivität  der 
Darstelluug.  Seine  früheren  Gedichte  deuten 
uns  die  iuuere,  unendlich  reiche  und  ener- 
gische Welt  des  strebenden  Künstlers  an, 
in  der  jetzigen  ist  sie  aufgeschlossen,  gross 
und  erhaben  hervorgetreten.  Diese  neuesten 
Gedichte  von  Friedrich  Schlegel  bezeichnen 
also  eine  neue  Epoche  der  Poesie,  die  der 
ächten  und  vollendeten  Productivität.  Welche 
Bestimmtheit,  Klarheit  und  Kraft  bei  der 
Erhabenheit  und  Idealität  der  Gedanken  ist 
z.  ß.  in  dem  Gebete  S.  89,  vorzüglich  in  den 
Strophen : 

Wer  einmal,  Herr,  Dich  angerufen  u.  s.  w. 
LTnd  köstlicher    denn    alles    sind    desselben 
Dichters  Sprüche,  z.  B.  S.  58: 
Geistlich  wird  umsonst  genannt. 

Wer  nicht  Geistes  Licht  erkannt; " 

Dass  die  Jünger  Nicolais  imil  Garlieh 
Merkels  in  das  Extrem  schrofßler  Ahlehnmig 
dieses  romantischen  Werices  rer/iclcn,  ist 
zweifellos.  Vermag  ich  auch  eine  liezension 
in  den  mir  uigänglivhcn  Xeitschri/'len  z.  '/.. 
nicht  nnehsnweisen,  so  lasst  doch  die  schroffe 
Ablehnung,  die  Eostorfs  ..Pilgrimschaft 
nach  Elensis^\  Berlin,  bei  Ungcr,  1S04, 
in  der  „IS'euen  allgcm.  deutschen  Bibl.", 
95.  Bandes  1.  Stück,  1H05,  S.  68  f.  und  in 
Biesfers  „Neuer  Berlm.  Monatsschrift'^  Juli 
1805,  Bd.  XIV,  S.  <il  fand,  den  Ton  er- 
kennen, in  dem  der  Dichlergarten  herunter- 
gcmavhf,  ror  allem  seine  katholisierende  Ten- 


89 


Rostorfs  nicbtergavten.     Evstor  flang.    Violen.     1807. 


90 


(lenz  scharf  getadelt  wurde.  Mit  Recht  be- 
(jinnt  die  Kritik  der  Hall.  All//.  Literatur- 
Zeitung  vom  3i.  Febr.  ISOs',  tip.  454—456 
der  No.  57:  „Diese  Samiuiiing  bat  bereits 
das  Schicksal  erfabren,  über  die  Gebühr 
getadelt,  und  über  die  Gebühr  gelobt  zu 
werden.  Vielleicht  liegt  die  Wahrheit  auch 
hier  in  der  Mitte."  Zum  Teil  wird  dem 
iJichtergarten  gemachte  Kachahmuiiy  des 
Schlegel-  Tieckschen  Musenalmanachs  vor- 
geworfen. Dann  fährt  der  ungenannte  Kri- 
tiker fort:  „Es  wird  viel  mit  Blumen  ge- 
tändelt, mit  christkatholischen  Bildern  und 
Vorstellungen  frömmelnd  viel  gespielt,  viel 
geschmachtet,  viel  über  die  gegenwärtige 
Zeit  geseufzt.  Wir  zweifeln  aber  mit  Recht, 
ob  ein  solcher  kränkelnder  und.  wie  es 
scheint,  meist  nur  erkünstelter  Ton  unserm 
Zeitalter,  das  in  der  Tat  anderer  Mittel  zur 
Wiederermannung  bedarf,  heilsam  ist." 
Scharf  werden  dann  die  Gebete  und  Sonette 
^  der  Sgh-ester  und  Ixosiorf  als  „leer  und  eitel 
klingende  Schellen"  verurteilt.  Am  besten 
seien  „rfas  gefällige  Frühlingslied  (S.  9), 
dann  einige  heitere  Lieder,  besonders  das 
Trinklied  S.  14."  Ln  Gegensatz  zu  diesen 
ernten  Friedrich  Schlegel  und  Sophie  Bern- 
hardt grosse  Anerkennung,  lieber  jenen  wird 
gesagt:  „Friedrich  Schlegels  Gedichte  indess 
zeichnen  sich  grösstenteils  sehr  vorteilhaft 
aus.  Manche  geben  zwar  immer  noch  der 
Kritik  Blossen  —  besonders  ist  noch  in 
einigen  der  Geist  der  alten  Verschrobenheit 
dieses  sonst  trefflichen  Kopfes  sichtbar,  und 
viele  drückt  noch  eine  gewisse  Unbeholfen- 
heit des  Ausdrucks  und  der  Form,  die  am 
schlimmsten  wirkt,  wo  sie  gesucht  ist,  oft 
aber  auch  da  vorherrscht,  wo  man  sieht, 
der  Vf.  ringt  dagegen;  —  und  manche  von 
seinen  vielen  Beyträgen  zu  dieser  Samm- 
lung (an  üO),  stossen  durch  Rauheit,  oft 
schales  Reimgeklingel,  auch  Unklarheit  an. 
Vielen  aber  befreundet  man  sich  recht  gern 
und  herzlich.  Sie  ziehen  an  durch  Innigkeit, 
durch  schlichten  wackeren  Sinn,  durch 
kräftigen  männlichen  Geist,  der  manches 
heilsame  Wort  für  die  gegenwärtige  Zeit 
besonders  wohlthätig  ausspricht."  —  — 
„Sophie  Bernhardi,  heisst  es  weiter,  lieferte 
einige  zarte  Sonette;  aber  vorzüglich  wird 
die  Sammlung  von  ihr  noch  gehoben  durch 
ein  sehr  anziehendes  gereimtes  Trauerspiel : 
Egidio  und  Isabella."  Ln  Geiste  des  Cal- 
deron  („Andacht  zum  Kreuz")  erfunden  und 
gedichtet,  sei  es  bis  anfu'enige  Momente  sehr 
glücklich  angelegt  and  durchgeführt ;  die  Er- 
irartungen  würden  iiunur  gespannt,  und  man 
gehe  nicht  unbefriedigt  hinweg.  — 

Dieses  Trauerspiel  behandelt  ebenfalls  sehr 
ausführlich  A.  W.  Schlegel  in  der  j\*. 
Jenaischen  Allq.  Literatur- Zeitung 
vom  19.  September  1S07,  Ko.  320,  Sp.  545— 
552  [=  A.M\ Schlegels  Werkel847,  XII20G.] 
Konzilianz  und  yeioandt  stilisiertes  Wohl- 
wollen kennzeichnet  auch  seine  Besprechung 
der  Beiträge  Bostorfs:  „Der  Herausgeber 
hat  eine  Anzahl  einfacher,  herzlicher  Lieder 
beigetragen,  von  einer  freudigen  Milde,  einer 
Lieblichkeit,  wie  sie  nur  einem  mit  sich 
einigen  Gemüthe  eigen  ist,  das  Glauben, 
Liebe  und  Hoft'nung  zu  seinen  Schutzgeistern 
erwählt  hat."  /Vgl.  zu  dieser  Rezension  auch 
Euphiirion   T,  50C>.  510.]  — 


Eine  satirische  Vorrede  zu  Rostorfs 
„Dichtergarten"'  brachte  der  „Karfunkel 
oder  Klingkling el-  Almanach  .  .  .  auf  das 
■lahr  der  (hiade  1810"  Baggesens  auf  S.  (So 
in  der  Form  eines  Sonetts  von  „Orlando 
Furiiiso"  [=  Heinrich  Voss  dem  Sohn?], 
welches  beginnt: 

„Wir  hassen  der  Correctheit  kalte  Regel 
Der  Kunstzwang  dünkt  uns  wahre  Geist- 
[Entweihung," 
Vgl.  auch  Raich,  Dorothea  I  213  f. 

Erster  [einziger]  Grang'.    1807. 

Verzeichnis    der    Dichter   p.    III — VIII. 

Innerhalb  des  Textes  fehlen  bei  allen  Bei- 
trägen die  Autorangabcn. 

Fr.  Sclilegel:  An  die  Dichter.  „Buhlt 
lauger  nicht  mit  eitlem  Wortgeklingel"  1. 
Sämtl.  Werke,  Wien  1823.  Bd.  IX  S.  1.2.—^ 
Pr.  Schlegel:  An  Viele.  „Vergebens 
wollt  ihr,  dass  mit  eurem  Sinne"  2.  S.  W. 
/Zi5.  — Fr.Schlegel:  ImWalde.  „Windes 
Rauschen,  Gottes  Flügel"  3—4.  S.  W.  IX 
99.  —  Fr.  Schlegel:  Frankenberg  bei 
Aachen.  ,,In  der  Mayen  linden  Tagen" 
5—8.  Ä  W.IX  iö7.  —  Kostorf  [=  Karl 
vonllardenberg]:  Frühling.  Wer  mag  trauern, 
wer  mag  zagen"  9 — 13.  —  Fr.  Schlegel: 
Das  Gedicht  der  Liebe  „Wie  nächtlich 
ungestüm  die  Wellen  wogen"  13.  ,S'.  W. 
VIII  l:J4.  —  Sylvester  [=  G.  A.  von 
Hardciiherg] :  Trinklied.  „Lasst  uns  fröhlich 
trinken"  14 — 15.  —  Ders.:  Der  Kuss. 
„Küssen  ist  ein  seliges  Vergnügen"  16 — 17. 

—  Rostorf:  Das  Beständige.  „Wer  da 
stehet,  der  schaue,  dass  er  nicht  komme  zu 
fallen"  17.  —  Fr.  Schlegel:  Calderone. 
„Ein  Zaubergarten  liegt  im  Meeresgrunde" 
18.  S.  W.  IX  35.  —  Fr.  Schlegel:  An 
üamoens.  „Wo  Indiens  Sonne  trunknen 
Duft  den  Winden«  19.  a.  a.  ().  IX  3(1.  — 
Kostorf:  Florio  und  Blancheflur.  I. 
„Frühling  hatte  wunderherrlich"  20 — '22.  II. 
„Nach   des  Tages   heissen   Gluten"  23 — 26. 

—  Fr.  Schlegel:  Spruch.  „Fern  von  Eitel- 
keit und  innerm  Trug"  26.  S'.W.IXSS;  Titel: 
^-Andacht"". — Fr.  Schlegel :  Gesang.  „Ur- 
alteRie8enzeiten"27— 29.  S.W. 1X104;  Titel: 
^Gesang  der  Erinnernng"-.  —  Fr.  Schlegel: 
Sinnbild.  „Krank,  matt,  gebückt  sah  ich 
den  Alten  schleichen"  30.  Ä  TI'.  VIII  1.S8; 
Titel:  „Bild  des  Lebens"'.  —  Rostorf:  • 
K  o m  an  z  e.  ,,W^as  für  wunderbare  Stimmen" 
31 — 33.  —  Rostorf:  Sehnsucht.  ,,Sind 
die  guten  alten  Zeiten"  34—37.  —  Fr. 
Schlegel:  Spruch.  ,, Ehre  ist  des  Mannes 
Herz  37.  ,S'.  W.  IX  84;  Titel:  ..Trenc'^.  —  ■ 
Fr.  Schlegel:  Wechselgesang  [zw.  dem 
„Alten"  und  dem  „Jungen"].  ,,Es  blinkt 
im  Krystall  das  flüssige  Gold"  38 — 41.  S. 
W.  IX  12.5 f.  —Fr.  Schlegel:  Das  ver- 
sunkene Schloss.  ,,Im  dunkeln  Wald  ' 
alleine"  42-48.  S.  W.  IX  115.  —  Fr. 
Schlegel :  Spruch.  ,. Geistlich  wird  umsonst 
genannt"  4S.     <S'.   TU.  IX  8t  „Geisles  Licht''. 

—  Sylvester:  Sonnett.  ,,Wenn  Blüten  neu 


91 


Rostoifs  Dichtergalten.     Erster  Gang.    Violen.     1807. 


92 


in  goldner  Frucht  erstehen"  49.  —  Ders.: 
AVitz  und  Laune  „Diese  zaiibrisclien  Ge- 
stalten" 50 — 51.  —  Eoatorf:  Wieder- 
geburt. „Wenn  hier  alles  zerbricht,  sich 
löset  alles  in  Trümmer"  51.  —  Fr.  Schlegel: 
Euleuspiegels  guter  Rath.  „Ihr  lieben 
Leute  jetzger  Art"  52—56.     S.  W.  IX  58. 

—  Eostorf:  Komanze.  „Mit  den  tausend 
grünen  Augen"  57 — 66.  —  Rostorf: 
[Spruch.]  „Sterbliche  regen  sich  stets  das 
Rechte  zu  finden  so  mühvoll"  66.  —  Fr. 
Schlegel:  Mahomets  Flucht.  „Gen 
Medina  floh  Malioma"  67  -69    .S.  W.  IX  23. 

—  Fr.  Schlegel:  An  den  Befreier.  Eile 
herbei   zu    retten"  70—71.    S.    W.  IX  142. 

—  Fr.  Schlegel:  [Spruch.]  „Mit  dem 
Schwerdte  sei  dem  Feind  gewehi-t"  71.  S. 
W.IX83;  Titel:  „Adels  S<«e".  — Sylvester: 
An  Novalis.  [3  Sonette]  I.  „Des  Morgens 
lichter  Gruss  erschliesst  die  Blüte"  72.  II. 
„Wem  sich  die  Lieb  im  Herzen  recht  ver- 
kläret" 73.  III.  „Ein  frommer  Pilger  zieht 
zum  heil'gen  Lande"  74.  —  Rostorf:  Sankt 
Wendelin.  „Tief  in  ein'm  dunkeln  AValde" 
75 — 82.  —  Ders.:  [Spruch].  „Immer 
regsam  Leben"  82.  —  Fr.  Schlegel: 
Spruch.  „Früchte  fallen,  Rosen  bleichen" 
83.  S.  W.  IX  8'J;  Titel:  ^Das  Ewige".  — 
Sylvester:  Romanze.  ,,Ein  Held  mit  hohen 
Sinnen"  84 — 87. — Fr.  Schlegel:  Gebet. 
,,Wie  könnt'  ich  Vater,  noch  wohl  zagen" 
88—90,  S.  W.  IX  139.  —  Rostorf:  Die 
himmlische  Mutter.  ,,Wie  bin  ich  so 
seltsamlich  entfremdet"  91 — 94.  —  Syl- 
vester: Rettung.  ,,Wer  kann  doch  noch 
der  Erde  trauen"  94 — 96.  —  Rostorf: 
Trost-Lied.  „Wer  tief  gebückt  im  Staube" 
97—100  —Rostorf:  Frieden  und  Krieg. 
,, Ewigen  Frieden  herbei!  so  rufen  die  Weisen 
und  Thoren"  100  —  101.  —  Fr.  Schlegel: 
Friede.     Wohl  mag  in  diesen  Zeiten"  102 

—  105.  S.  W.  1X1.50.  —  Rostorf:  Losung. 
„Treu  im  alten  Glauben"  105.  —  Rostorf: 
Das  Feste.  „Stunden  vergehen"  106.  — 
Rostorf:  Thomas  a  Kempis,  de  Im. 
Chr.  ,,0  Büchlein  du  so  wundersüss"  107 
— ^109.  — Fr.  Schlegel:  Spruch.  ,, Mannes 
Herz  in  starker  Brust"  109.  ,S'.  W.  IX  83; 
Titel:  y,Gesinnun(j  des  Königs'^.  —  Rostorf: 
Offenbarung.  ,,Au  einem  Morgen  was  [so] 
wunderschön"  110 — 119.  —  Fr.  Schlegel: 
Spruch.  „Die  dem  Würdigsten  sich  giebt" 
119.     S.  W.  IX  84;  Titel:  ..Frauentugend-. 

—  Fr.  Schlegel:  Das  Alte  und  das  Neue. 
„Dieser  folgt  des  Neuen  Schein"  120—121. 

—  S.  W.  IX  .W.  —  Rostorf:  Unsere 
Zeit.      ,,Arnic   Zeiten,    finstre    Nacht"   121. 

—  Ders.:  Trostlied.  „Was  wollen  denn  die 
Schmerzen"  122 — 125.  —  Ders.:  Hoffnung. 
„Wundervolle  Dinge"  125  —  126.  —Ders.: 
Auflösung.  „Von  fern  und  nah  blizzen 
so  grimmige  Augen"  127.  —  Ders.:  Leben. 
,,Nur  aus  der  Asche  kann  Leben  quellen" 
127—128.  —  Sylvester:  Gebet  zum 
Heiland.     „Thut  euch  doch  auf,   ihr  blöden 


Augen"  128— I.SO,  —  Rostorf:  Ehe- 
Jjosung.  „Treu  geliebt  und  demuthsvoll 
getragen"  130.  —  Sylvester:     Sonnette. 

I.  ,,Der  zarten  Perlen  Blüte    zu  gewinnen" 
131.      II.     „Oft    zieht    man    in    der    Berge     5 
dunkeln  Tiefen"   132.     III.     ,,Dle  Lieb'  ent- 
zündet in  der  Erde  Reichen"  133.  IV.  „Wem 

je   des    Glükkes   Gunst   so    sehr    gewogen" 
134.    —   Ders.:   An   Sie.     „Wie  mögt'  ich 
dir   so   gern   die  Sehnsucht   sagen"  135.  —   10 
Fr.  Schlegel:  Im  Spesshart.     ,,Gegrüsst 
sey  du  viel  lieber  Wald!"  136—137.     S.  IT'. 
IX  123.  —  S  3'  1 V  e  s  t  e  r :  Sonett.    ,,In  unsrer 
Ahnen  freud'gem  Thun  und  Streben"  138.  — 
Rostorf:   Frage.     ,,In  den  seltnen  Tagen"    i.i 
139.  —  Fr.  Schlegel:  Deutsche  Sinnes- 
art.    „Froh  mit  Freunden  rasch  gelebt"  140. 
S.  W.  IX  85;    Titel:    ^Deutscher  Sinn".  — 
Fr.  Schlegel:  Eintritt  in  die  deutsche 
Schweiz.     „Freier  athmet  schon  die  Brust"    20 
141—142.      S.    W.   IX  121.    —    Rostorf: 
Sichere    Bahn.      „In    stürmischen    Tagen 
frisch  avifgeschaut"  142.  —  Fr.  Schlegel: 
Auf  dem   Feld  berge.     ,,Wie    still   ist   es 
hier  oben"  143—145.      S.  W.    IX    114.  —   25 
Rostorf:  Wort-Zauber.     ,, Worte  schnell- 
füssig  und  leicht,   ihr   wandelt   in   flücht'ger 
Gestaltung"  144.  —  Rostorf:  Der  Schäfer. 
Romanze.  ,,Dort  drüben  im  kühlen  Grunde", 
146—151.    —    Rostorf:     Trost-Spruch.    :w 
,,Trüb  ist  der  Himmel,  finster  der  Tag"  152. 

—  Sylvester:  Sonette.  I.  „Es  schaut 
der   Baum   in    die    kristallneu    Wogen"    153. 

II.  „Die  edle  Jungfrau  bräutlich  schön  ge- 
schmükket"  154.  —  Fr.  Schlegel:    Weihe   a^ 
des  Alten.     An  einen  j  ungen  Dichter. 
,,Nimm  den  Becher  zur  Hand  den  freudigen" 
155—159.     S.    W.  1X29.  —  Rostorf:  An 
Sie.     I.  Was  ist  vor  Allen  so  lieb  und  hold" 
160 — 161.     II.    „Wie  so  süsse  dringt  es  mir   40 
zum  Herzen"  162 — 163.  —  Fr.  Schlegel: 
Spruch.     ,,Weil  so  schnöde  sich  zum  Spott 
gemacht"  163.    S.  W.  1X87;  Titel:  ..Würde 
der  DieJitJcunst'''.  —  Fr.  Schlegel:  Fortu- 
nata.     ,,Die  Träume  verschwinden,  Aurora   45 
erscheint"   164 — 165.   nur   y,(redicJite''  1809, 
Berlin  (bei  E.  Ritzig)  S.  77  „Die  Freudige". 

—  Sj'lvester:  Demlieil.  Aloysius  von 
Gonzaga.  [Sonett]  ,,Des  Weines  Gold  er- 
blüht aus  grünen  Reben"  166.  —  Sophie  50 
B. [Bernhard!]:  Klagen  [4  Sonette].  I.  „Die 
Lust  entfloh,  verarmt  bin  ich  im  Herzen" 
167.  II.  „Mag  sanfte  Lieb'  in  stillen  Hütten 
wohnen"  168.  III.  ,,Es  weint  der  Fels,  wild 
stürzen  seine  Tiuänen"  169.  IV.  ,,Die  Lieb',  55 
ein  Phönix,  mir  im  Herzen  lebend"  170.  — 
Sj'lvester:  An  Novalis.  ,,Im  wunder- 
vollen Traume  mir  erschienen"  171.  Sonett. 
Rostorf:  Wissenschaft.  ,,Wisst  ihr  nicht, 
was  unten"  172.  —  Sylvester:  An  ....  60 
„Ein  Zaiiberband  glänzend  aus  Gold  ge- 
woben" 173.  Sonett.  —  Sylvester;  An  .  .  .  . 
„Holdsetiger  der  Rose  Purpur  scheinet" 
114.  Sonett.  —  Sylvester:  An  R.... 
[—  liosiorf":']     „In   tiefer    Brust  scliläft    ein   i'5 


93 


Rostorfs  Dichtergarten.     Erster  Gang.     Violen.     1807. 


94 


geheimes  Streben"  175.  Sonett.  —  Sylvester: 
An  K  .  .  .  .  [=  Karl  V.  Hardenberg ?\  „Wer 
.sehnend  sich  der  Heimath  zugewendet"  176. 
Sonett.  —  Sylvester:  Sonette  der  Liebe. 

5  I.  Ein  seltsam  Grüssen  kömmt  aus  fernen 
Landen"  177.  IL  ,,AVer  in  des  Lebens 
frischer  Jugend  Blüte"  178.  IIL  „Der  Früh- 
ling lockt  aus  grüner  Bl.ätter  Schoosse"  179. 
IV.    „Kill  rascher  Schritt   in  das  verworrne 

10  Leben"  180.  V.  „Vorüber  ist  der  Tag,  das 
heisse  Sehnen"  181.  —  Rostorf;  Natur- 
forscher. „Künstliche  Weisen  ersinnt  der 
Forscher  der  irdischen  Werkstatt"  182.  — 
—  Egidio   und  Isabella.     Ein  Trauer- 

15  spiel  in  drei  Aufzügen  von  Sophie 
li.  [Bernhardi]  183— 334  „Personen:  Don 
Marcello;  Isabella,  Leonora,  seine 
Töchter;  Egidio,  Ritter  eines  geistlichen 
Ordens;   Graf  Alonso;  Calandrino,    sein 

20   Diener;       Viola,      Kammermädchen      von 

Marcello's     Töchtern.       Ein     alter     Diener 

Marcello's;  Räuber;    ein  böser  Geist"    184. 

Erster  Aufzug:   185 — M2.     Zweiter 

Äufsiig:    243—297.       Dritter    Aufzug: 

25  298—334. 

Erster  Aufzug:  Ein  spanischer  Grande, 
l)on  Marcello,  erlebt  den  tiefen  Kummer, 
dass  die  Geliehterc  seiner  beiden  Tochter, 
Isahella,  durch  Hoffart  und  Ungehorsam  ihn 

30  bitter  kraulet.  Er  hat  sie  dem  Kloster  be- 
stimmt, sie  über  in  der  Stille  .sich  Don 
Alonso  versprochen,  obgleich  dieser  ihren 
Bruder  im  Zweikampf  getötet,  [ein  übrigens 
ganz   äusserlich    angeschlagenes    Motiv,    das 

as  dann  nicht  mehr  beachtet  wird\.  Alonso  hat 
alles  vorbereitet,  sie  Xachts  ;u  entführen;  aber 
da  die  Leiter  schon  an  ihr  Fenster  gelehnt 
ist,  naht  Egidio,  Bitter  eines  geistlichen 
Ordens,  und  bestimmt  ihn,  indem  er  ihm  seine 

40  Fürsprache  hei  Jlarcello  verheisst,  von  seinem 
Yorhcdien  abzulassen.  Dann  aber  verleitet 
ihn  selbst  die  günstige  Gelegenheit,  personi- 
fiziert durch  die  Verfährerstimme  eines«  Bösen 
Geistes"^,  Isabellas  Kammer  su  ersteigen  und 

45  unerkannt  in  ihren  Armen  die  Lust  zu  ge- 
messen, die  er  dem  betrogenen  Freunde  nicht 
gegönnt  hafte.  Durauf  cnt/lieht  er  mit  ihr; 
von  Räubern  überfallen  wird  er  geztvungen, 
ihr  Anführer   zu    werden;   Isabella    begleitet 

50   ihn  in  Männerhleidern. 

Zweiter  Aufzug:  Die  Iläuher  werden 
in  einem  grossen  Walde  von  Soldaten  um- 
stellt. Egidio  erkauft  seine  Bettung,  indem 
er  dem  Himmel  entsagt;  wieder  vermittelt  den 

55  Verzicht  der  „Böse  Geist^,  der  sich  auch  an 
Isabella  macht,  von  der  Gramgebeugten  aber 
zurückgewiesen  wird.  —  Marcello  und  seine 
zweite  Tochter  Leonora  durchschreiten  eben 
diesen  Wald,  um  ein  neu  erbautes  Lustschloss 

60  ^(f  besuchen,  und  werden  von  der  verkleideten 
Isabella  ungehulteit,  die  den  Segen  des  Vaters 
empfüngl  und  seine  Milde  erführt,  ohne  sich 
zu  erkennen  eu  gehen.  —  Auch  Alonso,  mit 
seinem  Diener    Calandrino,    auf  der  ver- 

65  geblichot  Suche  nach  Isabella,  begegnet,  während 


der  Kampf  mit  den  Räubern  schon  tobt,  der 
Geliebten,  klagt  ihr,  ebenfalls  ohne  sie  zu  er- 
kennen (!)  seinen  Liebeskummer  tmd  empfängt 
aus  ihren  Händen  einen  Ring: 

Diesen  Ring  empfange  hier,  r, 

Gieb  ihn  in  Marcellos  Hände, 
Sprich,  dass  ihn   ein  Räuber  sonde 
Um  dadurch  ihm  kund  zu  thun, 
Dass  sein  Kind  er  nimmer  nun 
AViedersieht  vor  seinem  Ende.  lu 

Den  Calandrino  aber  zwingt  Isabella,  nach- 
dem Alonso  gegangen,  sie  zu  binden  und  im 
Hause  MarceÜos  als  Sklaven  zu  verkaufen: 
lu  Niedrigkeit  will  ich  im  Hause  leben, 
Man  soll  mich  zu  gemeiner  Arbeit  werben.  15 
So  will  ich  nach  des  Himmels  Gnade  streben, 
Und  so  im  Hause  meines  Vaters  sterben. 

Dritter  Aufzug:  Alonso  bringt  Marcello 
den  Ring  Isahellas,  und  dieser,  aufs  höchste 
durch  die  Gabe  erstaunt  tind  verwirrt,  erklärt  20 
ihn  für  gefangen:  zur  Ruhe  und  Sicherheit 
ihnen  beiden;  er  solle  sieh  dem  Könige,  den 
ein  falsches  Wort  nicht  trügen  könne,  stellen. 
—  Darauf  führt  Calandrino  den  Sklaven 
herbei,  den  Marcello  kauft,  tief  gerührt  durch  üs 
Isahellas  schwermütige  Demut.  Endlich  er- 
scheint Egidio,  als  Pilger  verkleidet,  reue- 
crfült,  um  die  Verzeihung  des  beleidigten  Vaters 
zu  erflehen,  dem  er  seine  Sünden  beichtet.  Er 
empfängt  Verzeihung:  so 

^Dir  hat  mein  Herz,  so  loie  mein  Mund 
vergeben.'^ 

Da  nahen  schon  Alonso  und  Leonora 
mit  der  Schreckensbotschaft,  der  eben  gekaufte 
Sklave  sei  im  Garten  freiwillig  aus  dem  Lehen  35 
geschieden,  und  im  Tode  als  IsuhcUu  erkannt 
worden.  BlitErschütterungrernchmenMarcello 
und  die  übrigen  das  Sonett,  das  man  auf 
einem  Blatt  in  ihrem  Busen  fand  \S.  330  f. \: 
Hoffärtig,    stolz,    musst    ich  mich  einst  Dir  40 

zeigen; 
,,Ich   glaubt'    aus    meinen    Augen    ström' 

Entzükken, 
„Ich    sah   sich  Baum  und  Blume  vor   mir 

bükken;        45 
,,Dpn  Himmel  selbst  dem  Glanz  der  Schön- 
heit neigen. 
„Der    Himmel     lehrt     dem    Uebermuth    das 
Schweigen, 
,,Drum    wollt'    er    plözlich     strafend   mir    'jO 

entrükken 
,,Was  so  mit  Wahn  die  Seele  könnt'  uni- 

strikken : 
„Nichts  hab'  ich  mehr  von  dem,  was  sonst 

mein  eigen.        i-' 
„Von    Glanz    umgeben,     hab'  ich    dich    be- 
laden, 
,,Mein    theurer    Vater,    achl    mit    herben 

Schmerzen, 
„Die  alle  meine  Thränen  nimmer  büsseu.   60 
,,Ein    niedrer    Sklave    schleich'    ich    dir  zu 

Füssen, 
,,Und  flehe  so  zu  Deinem  Vaterherzen, 
Zum   Himmel   auch,    mich    Arme   zu   be- 

srnaden.        6i 


95 


V.  Seckendorfs  Musenalmanach  1807  und  1808. 


96 


Die  Biuloije  dieses  „Trauerspiels"  sind 
zum  Teil  in  dhehigeu  Trochäen,  sum  grossem 
Teil  in  Stanzen  geschrieben.  Des  öfter n 
werden  die  Reime  einer  Stanze,  ein  andermal 

b  sogar  die  Quartette  und  Terzette  eines  Sonetts, 
ein  drittes  Mal  die  sechs  Stropheneiner  Sestine 
auf  Spieler  und  Gegenspieler  eerteilt.  S.  3(jlf. 
sprechen  Egidio  und  der  Böse  Geist  je  ein 
ganzes  Sonett,    der  gleichen  Reime  sich    he- 

10  dienend;  Egidio  hcschliesst  den  ä.,  Alonso 
den  3.  AM  mit  einem  Sonett.  Monologe  werden 


in  Stanzen  gesprochen:  Isabella  bedient  sich 
einmal  der  Sestine;  Egidio  einer  kanzoncn- 
artigen  Strophe.  — 

Parodie  des  ^Egidio  ..  ."■   in  der  Co- 
moedia    Divina...    1808,    Königl.    Bibl.     5 
Berlin  Yg  8466,  S.  85  ff.,  104.     Vgl.  ebenda 
auch  S.  llSjl'.).  — 

Sylveste  r  [—  G.  A.  Uardenherg] :  Mähr- 
clien  von  Thule.     335—362.     Entstanden 
unter  dem  unmittelbaren  Einflusss  des  Koca-   m 
lisschen   Ofterdingcn.  — 


Verzeichnis  der  Mitarbeiter  am  Dichte rff arten. 

Sophie  Bernhardi,  geb.  Tieck  Gottl.  Albr.  Karl  von  Hardenberg  ■■ 

Georg  Anton  von  Hardenberg  =  Sylvester  Friedrich  Schlegel. 


■■  Rostorf 


Musenalmanach 

für 
die  Jahre  1807  und  1S08. 


20        Leo  Freiherrn  von  Seckendorf. 

[Franz   Karl  Leopold  Freiherr   von  Secken- 

dorff-Abcrdar,  l'/75—1809;  Goedeke  Villi  f.: 

ABB  33,  519  f.] 

Verlag:    Eegeiisburg,   in  der  Montag-  und 

2i  Weissischen  Buchhandlung. 

Druck:    Bcycnsburg.  gedruckt  bei  Heinrieh 

Augustin. 
Format:  M.  8". 
Schriftgattung:    Antiqua.      Die    Type    des 

30  3.  Jahrganges   ist  bedeutend  kleiner  als  die 

des  ersten:  nährend  hier  im  Bmxlischnitt  24 

Zeilen  auf  die  Seite  gehen,  stehen  dort  28  auf 

einer  Seite. 

Fundorte:  Beide  Jahry änge besitzen  die Kgl. 

3.,  Bibl.  in  Berlin  und  München,  die  Gross- 

herzogl.  in  Weimar  und  die  Univ -Bibl  in 
Strassbu  rg.  Den  Jahrgang  1S07  dieStadtbibl. 
Hamburg,  die  Grossherzogl.  Hey -Bibl.  in 
Schwerin  und  -^^  Prof.  Fechner- Berlin. 

40  Zur  Geschichte  des  Musenalmanachs: 
Beide  Jahrgänge  des  Musenalmanachs  er- 
schienen mit  einiger  Verspätung :  der  für  1S07 
Ende  ISOO  und  der  für  1808  erst  einige  Zeit 
nach  Beginn  dieses  Jahres.    [Vgl  dazu  Karl 

45  Mayer,  Ukland,  Stuttgart  1867,  8.14;  31, 

42;  S.  81.  mit  einem  Briefe  vom  22.  TV.  1808, 
übersendet  T'kland  dem  Freunde  den  Jahr- 
gang 1808.  Ferner  L.  Chlands  Leben. 
Stutt;/.  1865  (1874)  S.  26  f  8  :i2ff:  auf  Us. 

:■*)  Brief  an  8.  vom  Xovcmber  1806  kommt  dessen 

freundliche  Antwort  vom  25.  -Januar  1807  und 
darauf  wieder  Uhlands  Rückantwort  vom  6. 
III.,  8.  32/f,  die  bemerkenswerte  Stelle  ent- 
haltend:   „Es  ist,  wie  ich  schon  gesagt,  als 

5J  wäre  mit  der  Sammlung  171  Ihrem  Almanach 

eine  geiuisse  Periode  meiner  I 'ocsic geschlossen ." 
(.S".  35.)  —  Zu  bcrückwldigen  ist  auch  die 
Berliner  Dissertation  von  1909  Jah  Richerts 
„Geschichte  der  Lyrik  Kerners"  8.  23 f,  32 f. 
1=  Bd.  36  der  Beil.  Beiträge  zur  germ.  u. 
roinan.  Philologie).  Endlich  ist  uiehtiq 
lt.  Krauss'  „Übersieht  über  l'hlands  Brief- 
wechsel" in  den  „Würtcmberg.-Vicrleljahr- 
schrifUnfLandesgesch."  1902,  K.  F.  XI  791}'.] 
Rezensionen:  Die  früheste  Besprechung  des 
ersten  Jahrganges  1807  findet  sich  wohl  in 


60 


der  „Bibliothek  der  redenden  und 
bildenden  Künste-'  von  1806,  11383—388. 
Dort  Jieisst  es:  „Poesie  enthält  dieser  Musen- 
almanach wenig,  aber  desto  mehr  Reimereien 
im  neuesten  Geschmack :  denn  es  scheint, 
die  Verfasser  haben  noch  nicht  vernommen, 
dass  dieser  neueste  Geschmack  bereits  unter 
die  alten  Thorheiten  gehört.  Herr  Hölderlin, 
der  immer  aufs  neue,  und  immer  vergeblich 
sich  martert,  in  seinen  Gesängen  das  Un- 
aussprechliche zu  verkünden,  eröffnet  die 
Sammlung  mit  einem  Gedicht:  Die  Herbst- 
fej-er.  —  —  Ein  Ungenannter,  L.  U.,  hat 
einige  nicht  ganz  zu  verwerfende  Versuche 
geliefert.  —  Desto  weniger  kann  man  ihm 
Reime,  wie  folgende,  verzeihen: 

Wohl  vor  der  Burg  zu  Garten 

usw.  [S.  13]. 

oder 

O  wohl  mir,  dass  gestorben 

Der  treue  Bule  mein! 
usw. 

Wir  wissen  wohl,  dieser  Ton  soll  naiv  und 
kindlich  seyn;  aber  er  ist  nur  albern  und 
kindisch.  —  —  Noch  mehr  als  dieser  Herr 
L.  U.  ist  Herr  C.  K.  [=  Kerner]  in  den  alten 
geschmacklosen  Romanzenton  verliebt.  —  — 
Wir  hoffen  übrigens  auch  von  Herrn  K., 
seine  späteren  Versuche  werden  uns  die 
früheren  vergessen  lassen.  Zu  einer  gleichen 
Hoffnung  scheint  uns  Herr  Kölle  nicht  zu 
berechtigen.  —  —  Der  Herausgeber 
selbst  zeigt  sich,  wenngleich  sein  Beruf  zum 
Dichter  etwas  zweifelhaft  scheint,  doch  als 
einen  Mann  von  Gefühl,  von  Bildung  und 
von  Kenntnissen  ....  Das  Wichtigste 
hätten  wir beynahe  vergessen.  DieserMusen- 
almanach  prangt  mit  einem  Beytrag  von 
Herrn  Friedrich  Schlegel.  —  Zur  Busse 
für  diese  kaum  verzeihliche  Nachlässigkeit 
wollen  wir,  nicht  das  ganze  Gedicht,  aber 
doch  zwey  Strophen  daraus  abschreiben : 
[1.  die  3.  Strophe] :  Von  Bauen  ist  Ver- 
druss  nicht  weit, 
Herr  Reinold  muss  es  büssen; 
Die  Knechte  waren  arge  Leut, 
Die  leben  ihren  Lüsten. 

[2.  die  7.  Strophe]:     Reinold,    der    redlich 
ihnen  traut 
Kam  wieder  da  gegangen, 
Beginnen  die  zu  murren  laut. 
So  sollt'  es  nun  anfangen. 

Heil    unserem  Zeitalter,    in   welchem   die 
Poesie  bis  zu  dieser  Höhe  gelangt  ist  I  Wie  selir 


97 


V.  Seokendorfs  Musenalmanach  1807  und  1809. 


entspricht  die  Form  der  Materie!  Welch 
ein  angenehmer  Wechsel  zwischen  Reimen 
und  Assonanzen!'  Die  Bcscnsion  sclüiesst 
mit   den   Worten:    „Auch   die  Gedichte   der 

.,  übrigen  Verfasser   tragen   grösstenteils    das 

Gepräge  der  ganzen  Sammlung,  und  es  wäre 
daher  überflüssig,  ihrer  besonders  zu  ge- 
denken." —  Einen  loeit  stärkeren  Eindruck 
als  diese  ehrbaren  P/ülisirositäten  machte  im 

10  Lager  der  schwäbischen  Somantiker  die  kurze 

Kritik  des  heimatlichen  iIor</enblatts  vom 
13.  Januar  1807,  No.  11,  S.  i3.  Sie  verhielt 
sich,  etwas  spöttisch,  obcrßächlich  und  von 
oben  herab,  mit  angenommenem  Bedauern  im 

15  ganzen  ablehnend.    Es  Iieisst  da  unter  anderm : 

„Einige  der  grösstentheils  ungenannten  Ver- 
fasser haben  sich  durch  die  bekannten,  den 
Helikon  umflatternden  Irrwische  auf  Abwege 
führen  lassen,  und  sind  daher  auch  richtig, 

'j(i  statt   auf  den  Parnass,    in  Sümpfe   geraten. 

Schade  für  die  Anlagen,  die  aus  einigen 
ihrer  Versuche  durchblicken!  Doch  au  guten 
Köpfen  darf  man  nie  verzweifeln,  und  wir 
hegen  daher  auch  die  angenehme  Hoftnung, 

25  dass  die  Gesänge  dieser,  ohne  Zweifel  noch 

sehr  jugendlichen.  Dichter  dereinst  keine 
Spur  mehr  von  ihrem  jetzigen  Tone  .  .  ver- 
raten werden."  Der  Verfasser  dieser  Anzeige, 
der  sich  „Y"  unterzeichnete,  war  der  Be- 
rn dakteur  des  Wlorgenblalts  Friedrich  Christoph 
Weisser  [1761 — lS3i;  vgl.  auch  Herrn. 
Fischer,  Klassizismus  und  Romantik  in 
Schwaben  .  .,  1SS9,  S.Off,  und  R.  Krauss' 
Schwäbische   Literaturgeschichte    S.    343  ff  J. 

35  Bekannt   sind    die  Reflexe   dieser   Kritik  in 

Kerners  „Reiscschaiten'\  Heidelberg  1811, 
ico  gleich  auf  S.  11  der  Pfarrer  im  Post- 
wagen Holder  anredet:  „Und  nun  mein  Armer, 
verirrter,  höchstwahrscheinlich  nochsehrjunger 

40  Freund!"      Der    „Weisse    Mann"   kritisiert 

(S.  241)  Felix'    ..schlechte  Bänkelsängerey'". 

Es  spielt  ein  Graf  mit  seiner  Frau 

und  vergleicht  sie  mit  dem  „Eisenhammer''  in 

45  der  gleichen  Gesinnung,  mit  ganz  ähnlichen 

Wendungen  tvie  Weisser  im  Morgenblatt 
Seckendorfs  Almanach  bekrittelte.  Boshaft 
bemerkt  dazu  der  Schatienspieler  Luchs  in 
einer  ,, Anmerkung"  (S.  168):   „Die  Verleger 

50  mehrerer    kritisierender   Blätter    mögen   mir 

verzeihen,  dass  ich  in  den  Worten  des  weissen 
Mannes  den  gänzlichen  Inhalt  ihrer 
Schriften  nachdrucke.'-  [Vgl  auch  Kochs 
Zeitschrift  1899,  N.  F.  Bd.  13.  S.  492  und 

55  &'.   ä9,    Anm.    2   des    ;.    Rechenschafts- 

berichts des  Schwab.   Schiller-  Vereins, 
1903,  der  überhaupt  für  diese  Rezensionen  in 
Betracht  zu  ziehen  ist.  — 
Die  fast  gleichzeitige  Rezension  der  Neuen 

60  Leipziger      Literatur-  Zeitung      vom 

30.  Januar  1807.  im  13.  Stück  Sp.  193  ff; 
[nicht  gezeichnet]  ist  bemerkenswert  durch  die 
geflissentliche  IScii-underung,  mit  der  sie  Aurn- 
hammers  Beiträge  rühmt.     Auf  Kosten  aller 

65  andern  Mitarbeiter:    „Die  meisten   der   hier 

sich  findenden  Gedichte  können  wir  für  nicht 
viel  mehr  als  unreife  Versuche  von  Leuten 
ansehen,  welchen  die  ersten  Elemente  der 
grossen  Kunst,  die  sie  treiben  wollen,  noch 

70  nicht  bekannt  zu  sein  scheinen,  wenn  sie  sie 

nicht,  durch  falsche  Beispiele  geleitet,  wieder 
vergessen  haben."  Aber:  ,,Weit  über  den 
andern  stehen  durch  Klarheit,  wahren,  un- 


gekünstelten Ausdruck  einer  Natur  und 
schöner  Innigkeit,  durch  Anmut  und  Adel 
die  meisten  Gedichti-  vou  A  "  — 

Grosse,  wenn  auch  nicht  unbedingte  Aner- 
kennung erntet  Uhland  in  der  Hallischen     5 
und  Jenaischen  Allgemeinen  Literatur- 
Zeitung.    Nachdem  dort  —  in  No.  78  vom 
1.  April  1807,  Sp.  622  -  629  —  Seckendorfs 
eigene  „  Klopstockisierende  ■Jünglingsversuche" 
kurz   abgetan   sind,    heisst  es  über   Uhland:    lu 
„Wenn   seine  Beiträge   auch   von    einer  ge- 
wissen   einseitigen    Manier    nicht   frei 
sind:    so    tragen    sie    doch    den    Charakter 
zarter  Innigkeit,  und  sind  vielversprechende 
Blüten  eines  wahrhaft  poetischen  Geistes.  —    10 
Die  Kritik  in  No.  120  der  Jenaer  Literatur- 
Zeitung  vom  23.  Mai  1807.   ,.A  .  .  .s"  ge- 
zeichnet, lautet:  „Zwar  waltete  dasselbe  Un- 
glücksgestirn   bey    der    Geburt    der    ersten 
Sammlung,    das    auf   die    meisten    neueren    20 
Sammlungen  dieser  Art  seinen  versengenden 
Eiufluss  zeigte,    indem  die  Originalität  und 
Freyheit    der    Dichtungen    immer    seltener 
wird,    je    mehr    Übersetzungen    und    Nach- 
bildungen überhand  nehmen  ;  auch  wird  die    25 
Zeit  in  ihrem  rauschenden  Fluge  viele  Herbst- 
blätter aus   diesem   Kranze    verwehn:    doch 
ist  eiu  edles  Blümehen,    auch    unter  jenem 
versteckt,  von  denen  die  sich  für  dergleichen 
Sammlungen    interessieren,     nicht    zu    ver-    30 
kennen  .  .  ."     Der  Bec.  teilt  die  Stücke  des 
Almanachs  in  drei  Klassen:  t.  eigentliche 
Uebersetzungen .  woldn  er  z.  B.  auch  die 
Bruclistückc   ans    dem  Heldenbuch"  rechnet, 
die,  wie  er  lobend  hervorhebt,   sich  gut  lesen   35 
Hessen -,2., .Nachbildungen, d.h.  Stücke, die 
nach  Mustern  gedichtet  sind,  und  ähnlichen 
Gedichten  ihre  Erfindung,  Form  oder  irgend 
einen  anderen  Eiufluss  verdanken.  Besonders 
gehören  hierher  diejenigen  Gedichte,  die  in    40 
einer   bestimmten  Form    der   Romanze   und 
Ballade  gearbeitet  sind,  welche  dasSchauerlicbe 
und  Abenteuerliche  oft  bis  an  die  Grenze  des 
Crassen  verfolgt."    Der  Rec.  nennt  hier  neben 
der  „sehr  matten  und  unbedeutenden"  Legende   45 
Fr.     Schlegels    „Sankt     Reinolds     Kapelle" 
einige  Gedichte  von  L.  K.  [Kerner],    „dem 
es  nicht  an  Zartheit  der  Empfindung  fehlt, 
der  aber  durch  eine  ausschweifende  Phantasie 
sich   oft  zu   ungewöhnlich    starker   Personi-    60 
flcation  verleiten  lässt,  wodurch  er  manches 

wieder    verdirbt Der   überwiegende 

und    zerstörende   Hang    zum    Schauerlichen 
und   Melancholischen    aber    zeigt    sich    vor- 
züglich in  mehreren  Stücken  des  talentvollen    55 
Sängers,  der  sich  L.  U.  unterschreibt,  z.  B. 
in    den    Gedichten;    die    Nonne,    an    den 
Tod,   Harfnerlied,    welches    an    Schiller 
erinnert,  .  ,  .  besonders  die  3  Fräulein  und 
der     schwarze    Ritter    ....    Zu    den    60 
schönsten  Producten  dieser  Sammlung  aber 
und    zugleich    in    die    dritte    Classe     der 
Originalgedichte    gehören    der   Kranz, 
das   sehr  naive   Gedicht  der   Entschluss, 
der  Abschied,  Entsagung,  Gesang  der    65 
Jünglinge,  mein  Gesang,  das  Schloss 
am  Meere,    von  demselben  Verfasser."  — 

Der  Jahrgang  1808  des  Musenalmanachs 
findet  eine  eingehende  Würdigung  durch 
Conz  in  No.  198  der  Hallischen  Allge-  70 
meinen  Literatur-Zeitung  vo7n  7.  Juli 
1808,  S.  563  f.  Er  erwähnt  die  Uebersetzungen 
von  Üriginalstückcn  in  der  I.  Abteilung,  die 
7 


99 


V.  Seckendorfs  Musenalmanach   1807 


100 


sämtlich  schon  früher  sehr  gut  übersetzt  seien, 
und  fährt  fort:  „So  kam  es  offenbar  jetzt 
darauf  an,  'die  Vorgänger  zu  übertreffen. 
Wir  zweifeln,  ob  dies,  wenigstens  bey  allen, 
gelungen  ist.  Mögen  sich  zum  Beispiel  die 
Schottischen  Gesänge  in  der  neuen  Be- 
arbeitung da  und  dort  etwas  uälier  dem 
Text  anschmiegen,  nac'i  unserm  Gefühl  ist 
der  GrundtoD,  den  Herder  so  gut  aufgefasst 
und  wiedergegeben  hat,  durch  dies  zu  ängst- 
liche Anschmiegen  verloren."  [Der  Scfraiii 
der  Edwarde  Vebersetzimg  loirkt  übrigens 
geradezu  unfreiwillig  komisch. : 
1.  Strophe:  rnd  gehst  so  traurig  hie?  —  0/ 
3.        ,,         :  Der  [Falke]  iiarsowertemi' — 0! 

3.  ,,         Mein  Sohn,  ich  sag  es  di'  —  0! 

4.  .,  Soschön.soireuemi', — Olusic.J  — 
Auch  Conz  rühmt,  neben  Uhlands,  Aurn- 
ham7ners  Beiträge:  „Unter  den  blos  mit 
Buchstaben  bezeichneten  hat  A.  die  meisten 
Beiträge.  Wenn  schon  in  den  Liedern,  wie 
den  Elegieeu  und  Epigrammen,  häufig 
Schiller-che  Nachklänge  zu  vernehmen 
sind:  so  wird  man  doch  darin  selten  ein 
zartes  gefühlvolles  Gemüt  verkennen,  das 
Fremdes  in  sich  aufnehmend,  mit  Eigenem 
das  Fremde  zu  amalgamieren  versteht. 
Zum  Sehluss  nennen  wir  noch  mehrere  lieb- 
liche Blumen  von  L.  U.,  eben  dem,  der  in 
dem  vorjährigen  Almanache  schon  unsere 
Aufmerksamkeit  durch  eine  Reihe  emjifunde- 
ner  Gedichte  erweckt  hat."  Es  spreclte  sieh 
in  seinen  Beiträgen  ..eben  derselbe  still  und 
fein  bildende,  dem  Romantischeu  und  alle- 
gorischer Bedeutsamkeit  vorzüglich  zuge- 
wandte Geist  aus."  — 

Im  Journal  des  Luxus  und  der  Moden 
herausgegeben  von  Carl  Bertuch,  Weimar 
ISOS.  Februarheft  S.  ISS — 133,  findet  sicheinc 
wohlwollend  lobende  Eezension. 

Jahrgang  1807. 

Hölderlin;     Die     Herb  st  fei  er.       An 
Siegfried  Schmidt.     [3 — 12.] 

1.  „Wieder    ein    Glück    erlebt.      Die   ge- 

[fährliclie  Dürre  geneset"  3  —  4. 

2.  „Aber  meinest  Du  nun,  es  haben  die 

[Thore  vergebens 

Aufgetban    und    den  Weg   freudig  die 

[Geister  gemacht;"  4 — 6. 

3.  „Aber  damit  uns   nicht,    gleich  Allzu- 

[klugen,  entfliehe 
Diese  neigende  Zeit,  .  .  .''  6 — 7. 

4.  „So   der  Gewaltgen   gedenk,    und    des 
ernst    ankundenden  Schicksals"  8 — 9. 

5.  „Aber    indess    wir     scliaun    und    die 
mächtige  Freude  durchwandeln"  9 — 11. 

G.  „Engel    des  Vaterlands!    0    ihr,    von 
denen  das  Auge"  11 — 12. 
Werke,  hg.  von  M.  Joachimi-Degc,  1908, 
I,  178  f.  — 

L.  U.    [—  Johann   Ludwig    U  hl  and, 
1787—1862;  Gocdekc  VIII 213— 246,  bes. 
333f.]:  Bruchstücke   aus   dem  Helden- 
buche.    [13—37.] 

1.  Die  Linde  zu  Garten. 

„Kaiser   Otnit    in   Lainparten    hatte   an 

König  Hugdiotericli  in  Konstantinopel  zwölf 

Grafen   gesandt,  dass  dieser  ihm   sein   ]>.nid 

vcrziuseu  sollte.     Uugdictcrich  gab  den  Ge- 


sandten des  verlangten  Goldes.  Wolf  dieterich 
aber,  Hugdieterichs  Sohn,  damals  noch  ein 
Knabe,  Hess  zurücksagen:  sobald  er  Mann 
wäre,  wollt'  er  auf  Otnits  Burg  zu  Garten 
kommen  und  denselben  um  sein  Kaisertum  5 
hestehn.  Als  nachher  der  alte  König  ge- 
storben und  Wolfdieterich  durch  seine  Brüder 
von  seinem  Erbteil  Verstössen  war,  begab 
er  sich  nach  Garten,  um  den  Kamf  (!l  zu 
wagen  und,  wenn  er  den  Sieg  davon  trüge,  10 
sich  den  Kaiser  zum  Streitgenossen  gegen 
seine  Brüder  zu  gewinnen."     13. 

„AVol  vor  der  Burg  zu  Garten"    13 — 24. 
2.   Otnits  Rächer. 

„Kaiser  Otnit  ritt  gegen  die  Lindwürnie,    15 
die  sein  Land  verheerten.     Beim  Abschiede 
befahl  er  seiner  Gemahlin,   im   Fall    er  den 
Tod    finden    würde,    sich    nur    dem    zu   ver- 
mählen, der  durch  Erlegung  der  Ungetüme 
sein   Kächer    wäre.      Er    wurde    von    einem    20 
dieser   Wurme    verschlungen,    da    er    unter 
einer  Zauberlinde  in  festen  Schlaf  versunken 
lag.     Die  Kaiserin  beweinte  ihn  bis  ins  dritte 
Jahr,  denn  noch  war  kein  Eächer  erschienen. 
Sie  musste  schmähliche  Behandlung  erleiden,    25 
weil   sie   sich    weigerte,    einem  Andern   ihre 
Hand    zu   geben.     Nach   dieser   Zeit    kehrt 
Wolfdieterich,  Otnits  Waffengeselle,  aus  dem 
heiligen  Lande.     Schon    auf  dem  Weg'    er- 
erfährt er  des  Kaisers  Tod,  und  will  dessen    30 
Rächer  sein.     Nächtlicher  Weile  kömmt   er 
vor  die  Burg  zu  Garten,  und  hört  die  Klagen 
um  Otnit."    25. 

„Der  Wächter   auf  der   Zinne"   25 — 37. 
Gedichte,   Krtt.  Ausgabe  von  Erich  Schmidt 
und  Jul.  Hartmann  1898  I379ff.;  II 143 ff. 
Vgl.  auch  Goedeke   VII  732.  —  X: 
,, Weisheit  des  Thoren  beginnt  den  Nachbar 

[zu  meistern,  er  selber 
Was  er  am  meisten  bedarf,  wirft  er  für 
[andere  hin."  37.  — 
S.  [:=  Seckcndorf]:  Dem  neuen  Hellas. 
1789.  Wecliselgcsang  zwischen  dem  ,.  Sänger" 
und  ..Hermes",  der  ivandelnd  in  den  Wolken 
erscheint.  Der  Sänger.  ,, Hörst  Du  rauschen 
den  Flug  hoher  Begeisterung"  38 — 41.  Oden- 
form-,  Si/st.  Asclepiad.  quartum.  ,,Auch  ich 
träumte  damals  von  wiederkehrenden  Grie- 
chen. Wer  gedenkt  nicht  gern  der  Träume 
seiner  Kindheit."  Bemcrkf/.  im  Lihaltsvers. 
190.  —  9..[^  Seckendorf]-.  AwZiAW.  Nach 
Horaz.  1789.  ,,Wie  das  Kind  der  Gazelle"42. 
—  S.  [=  Seckendorf]:  Einladung  aufs 
Land.  1790.  „Freund!  Was  säumst  du 
mir  lang  in  niedriger  Zelle,  wo  brütend" 
43_44.  _  X: 
„Gleich  dem  Teiche  Bethesda  eröffnet  heilend 

[ein  Herz   sich, 
Wird  es  vom  Engel  bewegt,  unbewegt  fehlt 

[ihm  die  Kraft."  44.  — 
A.  [=  Emmerich  Jukoh  Aurnhammer, 
1772—1817;  Goedeke  VII  ISO,  vgl.  auch  Till 
6b]:  der  Liebestraum.  „Meine  Hütte,  die 
liel)'  ich  wie  meine  Wiege;  sie  schliessetMeine 
selige   Welt,    winket  am   Abend  mir  Kuh."   gs 


40 


50 


60 


101 


T.  Seckendorfs  Musenalmanach  1807, 


102 


45— 46.— S.  [—Seckendorf]:  Die  Helden 
der  Vorwelt.  „Mächtiger  Peleussohn!  und 
ihr  alle,  Heroen  der  Vorwelt!"  46.  Distichen. 

—  S.  [=  Seclendovfy.  Das  Veilchen. 
Am  19.  Mai  1791.  „Blümchen!  was  sinkt 
dein  Haupt  so  traurig  nieder"  47  —  48.  — 
Idoine:  Erinnerung.  „Ich  ruh'  an  silberner 
Welle"  49.  —  A.  [=  Aurnhammer]: 
Mensch  und  Natur.  „Die  Höre  flieht  — 
nocii  einmal  lächelt  sie"  50.  —  A.  [=  Anrn- 
httmmer\:  Sonne  und  Mensch.  ,,Wo  sank 
sie  hin?  —  In  ferne  Bluinenthale"  50.  — 
Gerstner:  [„Starb  in  der  Blüte  der  Jahre, 
als  Präzeptor  zu  Alpirsbach.  Sein  poetischer 
Nachlass,  etwa  60  Gedichte  nach  Petrarka, 
wartet  auf  Herausgabe  in  den  Händen  eines 
seiner  Schüler."  Bemcrkf/.  im  Inlialisvers. 
189.]:  Sonnette  nach  Petrarka.  1. 
Perch'iot'abbiaguardatodimenzogna.  „Immer 
liab'  ich,  wie  mir  möglich  war"  51.  2.  1  vidi 
in  terra  angelici  costumi  etc.  „Engelanmut 
sah  ich  hier  auf  Erden"  52.  —  S.  [=: 
Seche  ndorf]:  Die  Jungfrau.  1791. 
„Schön,  wie  des  Mais  Glanz,  wallt  er  den 
Hügel  herauf"  5o.  —  Y.:  An  die  Freude. 
„Unter  welchem  der  Bäume"  54.  —  Hölder- 
lin: Die  Wanderung.  ,, Glückselig  Sue- 
vien,  meine  Mutter!"  55— 60.  Werke,  1908, 
I  202 ff.  —  X:  Lauf  der  Welt.  „Riese 
ging  mit  dem  Zwerge  hinaus,  den  Drachen  zu 
binden.  Riese  band  ihn,  doch  Zwerg  kehrt 
triumfirend  nach  Haus."  60.  —  S.  [^ 
Seckendorf]:  Ihr  Gesang.  1791.  „Noch 
staun'  ich?  —  Wars  Traum,  webend  um 
trunknen  Sinn?"  61-62.  —  X:  Vielen. 
„Lieblich  bin  ich  und  reizeud,  gefällig  der 
Sterblichen  jedem-' 62.  —  S.[=  Seckendorf]: 
An  ein  weinendes  Kind.  Nach  Spencer. 
1791.  „Armes,  hilfloses  Kind!  im  Mutter- 
schoose"  6.3.  —  X.:  Auf  die  Statue  der 
BUblis  in  Tieffurt.  „In  ihr  atmet  der 
Geist  der  Gegend,  so  haucht  sie  mit  Lieb' 
an.  Einen  Tempel  hat  ihr  Natur  und  Kunst 
hier  errichtet*  63.  —  S.  [=;  Seckendorf]: 
An  die  Grazien,  1791.  „Muse,  beginne 
mit  mir  der  Chariten  Preis  zu  ertönen"  64. 

—  A.  [=  Aurnhammer]:  Mädchenidille. 
„Komm  Schwester  in  die  Laube!"  G5 — 66.  — 
X:  „Mangel  der  Eigenschaft,  die  du  beklagst, 
wird  oft  zum  Geschenke,  Ein  unselig 
Talent  wird  es  nicht  öfter  zum  Fluch?"  66. 

—  A. [=  Aurnhammer]:  Wiegenlied.  „Er 
sang  an  meiner  Wiege"  67.  —  S,  [:=  Secken- 
dorf]: Das  Hochamt.  Am  Aufer- 
stehungatage.     1791.     „Heiliger  Gesang! 

—  wie  so  süss  hinschmelzend"  68-69.  —  X: 
„V  otivtafeln.  78  Epigramme.  70  —  85. 
„Nimm  aus  der  Schal'ü  Freundin!  Gedanken. 
Empfindungen,  Sprüche,  Perlenschnur  wird 
hier,  was  du  gefällig  vereinst."  70.  — 
X:  Der  Verkannte,  „Dort  am  dornigem 
(!j  Holz'  im  Strauche  verborgen,   da  hänget" 

85.  —  A.  [=  Aurnhammer]:  Sonnette. 
1.  „Umflötet  rings  von  meinen  Nachtigallen" 

86.  2,   „Schön    ist  Hain    unil   Kascnsiz    und 


Quelle"86— 87.  3.  „IndieseraThal,  bei  diesem 
Quellgekose"  87 — 88.  — X.:  Die  Rose  von 
Schiras.  „Rose  von  Schiras,  Du  hauchst 
in  paradiesischen  Lüften"  88.  — A.  [=  Aurn- 
hammer]: Die  Natur  und  der  Mensch. 
,,l)ie  Sterne  wandeln  auf  und  nieder"  89  —90. 
—  Hölderlin:  Die  Nacht.  „Rings  um 
ruliet  die  Stadt.  Still  wird  die  erleuchtete 
Gasse"  90—91.  Werke  1908,  I  240.  — 
Siegfried  Schmidt  [eiijcntlich  Schmid, 
1774—1800,  Goedeke  V  '451]:  Morgen- 
ländisches Lied.  ,, Kennst  Du  der  Raben 
bittenden  Ton?"  92.  —  S.  [=  Seckendorf]: 
Der  Gewitterabend.  1792.  „Lächelnder 
glänzt  die  Flur  im  Vollmondschimmer"  93. 
-^  Siegfried  Schmidt:  Die  Jäger.  „Es 
kochen  die  Füchse!  die  Dünste  steigen"  94. 
—  X:  „Dein  ist  die  ganze  Welt,  vermag 
dein  Herz  sie  zu  tragen,  Was  man  so 
eifrig  gewünscht,  trägt  man  mit  Mühe  zu- 
letzt." 94,  —  Siegfried  Schmidt:  Belebte 
Natur.  ,,In  allen  Gestalten"  95  —  S.  [= 
Seckendorf]:  An  Linora.  1798.,, Ferne  irret 
der  Pfad,  du  hier,  ich  dort  hin"  96.  —  X:  Der 
Wundersüchtige.  ,, Ist  Dir  alles  so  plan 
schon  in  dieser  Welt  voll  Geheimnis"  96.  — 
Külle  [=r  Christoph  Friedrich  Karl  von, 
1781-1848;  Goedeke  VIII  253  f;  ABB 
l(i,473]:  Bächleins  Klage.  „Jüngst  stand 
au  meinem  feuchten  Wege'-  97.  —  S.  [= 
Seckendorf]:  Lied  des  Gefangenen. 
1805.  '  „Der  Vollmond  leuchtet  in  stiller 
Pracht"  98.  —  „Ist  aus  Versehen  hier  ab- 
gedruckt worden,  indem  es  schon  im  Glauben 
uiulPoesie  vonLucian  steht  "  InhaUsverz.190. 
Fr.  Schlegel:  Sankt  Reinolds  Kapelle. 
„Sankt  Reinold  als  Einsiedel  war  Der  An- 
dacht wol  ergeben"  98  —  102.  Sämtliche 
Werke  Wien  1823,  IX  lllff.  Titel:  „Sankt 
Reynold."-  —  X.:PrometheusFackel.„Lang 
vor  der  Hälft'  Arbeit  verlosch  die  Fackel 
Prometheus;  Drum  so  manches  Geschlecht 
läuft  ea  noch  leimern  umher."  102.  —  X: 
Seine  Söhne.  ,,0  Du  verkehreter  Sohn 
des  Prometheus!  er  raubte  den  Göttern  Licht 
für  die  Menschen,  du  raubst  Menschen  ihr 
himmlisches  Licht."  102.  —  S.  [=  Secken- 
dorf]: Stimmen  der  Völker.  „Als  Probe 
eines  grössern  Werkes,  Denkmale  der  Volks- 
poesie nach  Völkern  und  Zeiten  geordnet." 
Inhultsverz  190.  I.  Britten.  1.  Der  Auf- 
stand im  Norden.  ,, Horcht  mir  zu,  ihr 
lieben  Leut'  103  —  110,  Percy,  Reliq  I  3, 
3."  Inhaltsverz.  S.  190.  —  König  Arthurs 
Tod.  ,,Früh  am  Dreieinigkeitsmontag" 
110—119.  „Ebendas.  III  1,4,"  Inhaltsverz. 
S.  190.  —  II.  Spanier.  1.  Zayde  und 
Zayda.  ,, Durch  die  Strasse  seiner  Dame" 
120  —  122.  „Histor.  de  las  guerras  civjles 
de  Grauada.  I  101."  Inhnltsver.:.  S.  190.— 
2.  Die  Schlacht  bei  Sierra  Bermeja 
„Rio  verde!  Rio  verde!"  122—125.  Ebendas. 
111  223.  Inhaltsverz.  S.  191.  —  3.  Vom 
Grafen  Olaros.  „Leid  ist's  mir  um  euch, 
o  Conde"    125-126.     „Biblioth.   Castellana. 


103 


r.  Seckendorfs  MiiseDalmanach  1808. 


104 


Altenb.  1805.  II  296.  hihaltsverz.  191.  — 
Aus  dem  Cid.  „Herbei'  besang  den  Cid 
iiacli  spanischen  Romanzen.  Dies  reizte  zur 
Vei-gleicliung  uiit  den  Origiualien,  und  zum 
5  Versuch  einige  zu  übertragen.  Künftig  viel- 
leicht   das    Ganze."      Inimilsrirz.    191.    — 

4.  Von  Chimena  Gonies.  „Jeden  Tages, 
der  erscheinet"  126 — 128.  —  5.  Voui  Cid 
Rui  Dias.     „Diego  Laines  steigt  zu  Rosse" 

10  128—131.  —  6.  Die  fünf  Mohren- 
könige. ,,Laut  auflermend  sind  gedrungen" 
132 — 133.  —  7.  Vom  Beinamen  des  Cid. 
„Stand  der  König  in  Samora"  134 — 135  — 
„4.   Von     Chimena    Gomes,    bei    Herder    7. 

15  Primera  parte  de  las  silvas  de  varios 
romances,    eu.  (^'arag0(;a,    1550.    12.    Fol.   7i). 

5.  Vom  Cid  Rui  Dia^:,  Herder  5.  Ebendas. 
Fol.  76.  6.  Die  fünf  Mohrenkönige,  Herder  8 
Romances   nuevamente    sacados    compuestos 

20  poi-  Lorenco  de  Sepulveda,  en  Anvers  1551. 
12.  Fol.  110.  7.  Vom  Beinamen  des  Cid. 
Herder  18.  Ebendas.     Fol.   130. 

Beide  sehr  seltene  Sammlungen  enthalten 
59  Romanzen  über  Cid."  Inhalts vere.  8.  191. 

■^  — Lieder  von  C.  K.  [^  Jiistinus Kerner, 
1786-1863;  Goedcke  VIII  197—213]:  1. 
Des  Gärtners  Lied.  „Der  Schäfer  singt 
dort  unten"  136—137.  2:  Der  Schäferiu 
Raub.     „Wer    trabt    herab"   138—139.     3: 

30  Morgen.  ,, Ringsum  malet  die  Sonne"  139 
— 140.  4:  Die  Pilgerinn.  ,,Es  ritt  ein 
muntrer  Knappe"  14t» — 141.  5.:  Kloster- 
fräulein. ,,Ach!  ach!  ich  armes  Kloster- 
fräulein"   141.      Dichtungen    in    Einem 

35  Bande,  1834  S.  107.  Beginnt:  Ich  armes 
Kl.  Auch  die  beiden  andern  Strophen  he- 
ginnen nur  mit  einem  Ach!  Z.  5  hat  „weit, 
weit"-  statt  des  ,,ticf,  tief-^  im  Almanach.  6. 
Lied.    ,,Wol  hat  noch  nie  ein  Mädchen"  142. 

40  7.  Trost:  „Weint  auch  einst  kein  Liebchen" 
143.  Dichtungen  1884,  S.  71.  Titel:  „Sängers 
Trost".  Vgl.  dazu  auch  Schure'  Leben 
Lenaus,  1855,  I  368  f.  Die  Aushängebogen 
der  Gedichte  1834  hatte  Lenau  korrigiert  und 

45  dabei  den  grammatischen  Fehler  der  8.  Zeile: 
auf  ihn  in  „darauf"  geändert,  zugleich,  um  des 
Heimes  ivillen,    Vorüberziehn  in  Voriiberlauf. 

—  Lieder  von  L.  U.  [=  Ludtoiq  Uhland]: 
144—178.     1.:  An  den  Tod.    ])er  Dn  still 

50  im  Abendlichte"  144 — 145.  Gedichte,  heraus- 
gegeben von  E.  Schmidt  und  J.  Hartmann, 
1898,  I  3f  —  2.  Die  Nonne.  „Im  stillen 
Klostergarten"   145—146.     Gedichte  I  IdOf. 

—  3.:  Der  Kranz.     „Es  ptlückte  Bliimlein 
55    mannichfalt"  146  —  147.     Gedichte  I  Ulf.— 

4:  Der  Schäfer.  ,, Der  schöne  Schäfer  zog 
so  nah"  147—148.  Gedichte  I  143  f  — 
5.:  Entsagung.  ,,Wer  enlwandelt  durch 
den  Garten"  149  —  150.     Gedichte  I  139f  — 

80  6:  Harfnerlied  am  Hoch  z  eitniahle. 
„Festlich  ist  der  Freude  Schall"  151—152. 
Gedichte  I  5f.  —  7:  Der  König  auf  dem 
'J'hurme.  „Da  liegen  sie  alle  die  grauen 
Höhn"    152-153.     Gedichte  I  6f.  —  S:  Die 

05    Vätergruft.     ,,Es  ging  w  ol  über  die  Ilaide" 


153—154.  Gedichte  I  U3f  9.:  Der 
Sänger.  ,,Noch  singt  den  Widerhallen"  154. 
Gedichte  1 148.  —  10.:  Gr stehen s  Freude. 
„Was  soll  doch  dies  Drommeten  sein?" 
155—156.  Gedichte  I  149 f  —  11:  Die  5 
Kapelle.  ,, Droben  stehet  die  Kapelle" 
156.  Gedichte  1 11  f.  12.  Gesang  der  Jüng- 
linge. ,, Heilig  ist  die  Jugendzeit!"  157  —158. 
Gedichte  I  lOf.  —  13:  Die  sanften  Tage. 
„Ich  bin  so  hold  den  sanften  Tagen"  158 — 159.  10 
Gedichte  I  13t.  —  1^:  Im  Herbste.  „Seid 
gegrüssl  mit  Frühlingswonne"  160.  Ge- 
dichte 1 13.  —  15:  Mein  Gesang.  ,,0h  ich 
die  Freude  nie  empfunden?"  160 — 161. 
Gedichte  1 14f.  —  16:  Vom  treuen  Walter,  la 
,,Der  treue  Walter  ritt  vorbei"  161—163. 
Gedichte  I  151f.  —  17.:  Wunder.  „Sie 
war  ein  Kind  von  (!)  wenig  Tagen"  163 — 164. 
Gedichte 1 13 f.  Das  richtige  vorgeben  die 
Verbesserungen  auf  S.  184  des  Almanachs  von  20 
1808  selbst  'an.  —  18.  Mönch  und  Schäfer 
„Mönch:  „Was  stehst  so  du  in  stillem 
Schmerz?"  164.  Gedichte  1 15.  —  19.  Ent- 
Bchluss.  Sie  kommt  in  diese  stillen  Gründe" 

165.  Ge</ic/;<cJi.'/— 20:  Schäfers  Sonn-   25 
tagslied.      „Das   ist   der   Tag   des    Herrn" 

166.  Gedichte  I  10.  —  21:  Das  Schloss 
am  Meere.  Hast  du  das  Schloss  gesehen" 
166  —167.  Gedichte  1 15Uf  —  22.  A b  s  c h i e d, 
„AVas  klinget  und  singet  die  Strass'  herauf?"  30 
167—169.  Gedichte  I  154f.  —  23.  Drei 
Fräulein.  1.  ,,Drei  Fräulein  sahn  vom 
Schlosse"  169—170.  2.  „Zwei  Fränlein  sahn 
vom  Schlosse"  170 — 171.  3.  „Ein  Fräulein 
sah  vom  Schlosse"  171  —  173.  Gedichte  1 157ff.   35 

—  24:  Der  schwarze  Ritter.  „Pfingsten 
war,  das  Fest  der  Freude"  173— 175.  Ged. 
1 160f.  —  25:  Gesang  der  Nonnen.  „Er- 
hebet euch  mit  iieilgem  Triebe"  175 — 176. 
Gedichte  I  16 f  —  26.  Der  Pilger.  „Es  40 
wallt'  ein  Pilger  hohes  Dranges"  177 — 178. 
Gedichte  1 153f.  —  27.  Lied  des  Gärtners. 
„Lasst  euch  pflücken,  lasst  euch  pflücken" 
178.  Gedichte 1 373. —  A.  [—  Aurnhammer]: 
Geisterstimmen  aus  Ruinen.  ,, Fremd-  4.') 
liiig,  was  sinnest  du  ernst?  steigt  aus  der 
moosigen   Trümmer"    179 — 183.      Distichen. 

—  A.    [=^    Aurnhammer]:    Der    Beruf. 
,,ljeise  webet  Geheimnis   nm  dich,  ein  Gött- 
liches ahnet"  184.  —  Kölle:   Die  Lösung.    50 
„Dort    ohen    auf  jenem    Berge"    184 — 185. 

—  A.  [=-.  At(rnhammer]:  Das  Namen- 
lose. ,.Weit,  ach  weit  in  der  Ferne"  185  — 
S.  1=  Seckendorf]:  Epilog.  ,,Was  ich 
Hellend  gestrebt,  was  ins  Herz  mir  die  55 
Älnse  gesungen"  186  —  188.  Distichen.  — 
„Inhalt";  189—192. 

Jalirgang  1808. 

Erste  AbteilnDgr.  60 

Stimmen    der  Völker.     3.  —  Titel  S.  1. 
S.  4    enthält    ein    kurzes    Vortvort,  unter- 
zeichnet „Der  Herausgeber^': 

^Ich  habe  über  diese  fortgesetzten  Proben 
mein«']  Di'nkmälcrdei  N'olkspoesie  wenig  zu    (j5 


105 


V.  Seckeudorfe  Miisenaliuanaeb  1808. 


106 


sagen.  Die  scbottiscben  sind  von  einem 
Ungenannten  übersetzt  Mit  Liebe  und  Weli- 
mut  gebe  icii  die  Reste  teutscUen  Gesangs, 
denn  bald  wird  das  lebendige  Wort  ver- 
;,  gangen  sein,  oder  verballen  in  die  Klage- 
weise der  estbniscben  Liedereben.  Was 
A.  V.  Arnim  von  dem  VVunderborn  ge- 
sagt bat:  es  war  der  letzte  Bienenstock, 
er  wollte  eben  wegscbwärmen,  es  bat  uns 
lii  wol  Mübe  gemacbt,  ilm  im  alten  Hause 
zu  sammeln,  bewabrt  ibn,  stört  ibn  nicbt, 
genieUt   seines   Honigs    wie    lecbt  das 

möcbt'  icb   gedenken  bei  diesem  Nacbtrag 
Spätlinge  zu  jenem  berrlicben   Stock, 
lä  Mögen    die    Gleicbgesinnten    sieb   daran 

ergözen,    und    meine  Einladung  um   Bei- 
träge mit  Originalmelodien,  treu  und 
einf'acb  aufgefasst'*),freundlicb  empfangen." 
S.   6:  Stimmen   der  Volker. 
.2Q  1.    Scbotten  und  Britten. 

1.  Die  Judentocbter.  «Der  Kegen 
rinnt  ab  diircli  Mirrilandstadt",  5 — 7.  Percy, 
Keliq.  T.  1,  1,  3.  „Inhalt'  185  —  2.  Edward: 
„Was  trieft  dein  Scbwerd  so  rot  von  Blut? 
2.5  Edward,  Edward!"  7—9.  ibid.  T.  J,  1,5 
IiiliuH  185.  —  3.  Sir  Patrick  Spence: 
„Der  König  sizt  in  Dumferlingstadt"  9 — 11. 
ibid.  T.  I,  1,7.  Inhalt  185.  —  Biese  drei 
Uehersetzungcn  sind  unterz.  x  *  *  *  '/.. 
;«   [=  SecTicndorf?] 

[„n.  Spanier  vaeat."     Nnr  im  ^Jnlia/f^  185 
angegebene  Ahieilung.] 

35  S.  11:    HL   Teutscbc. 

1.  St.  Jakobs  Pilgerlied:  „Wer  das 
Elend  bauen  voll"  11 — 16.  „Aus  der  kön. 
Biblioibek  zu  Miincben  «  Inhalt  185. 
Bühmc.   Altdeutsches  Liederluch  1877, 

40  Ko.  010,  S.  719/f.  —  2.  Vom  lütter  und 
seinem  Liebcb  en:  „leb  bin  durcbFiaiicn 
Willen"  16—18.  „Ebendaber".  Inhalt  185. 
Bühmc,  No.  122,  S.  222f.  Titel:  „Entführung 
des   Burgfräuleins    von    Eerenstein "    —    3. 

4;,  Graf  Friedrieb  s  Brautfabrt :  „Graf Fried- 
rieb tliät  ausreiten"  19 — 23.  „Fliegendes 
Blatt  aus  der  Scbweiz"7«/(o//  185.  Böhme, 
No.  7!i,  S.  166 ff.  Wunderhorn  II  280. 
Uhlands    Gedichte,    hg.    von    £.   Schmidt 

50  und  Hart  mann,  1898,  II  345  f  Uhland  fand 
diese  und  die  unter  No.  8  wiedergegebene 
Bullade  von  der  „tviedergefundenen  Königs- 
tochter" 1806  bei  einem  Schuster  in  Meiringen. 
Durch  Kerners  Freund  Kölhe  erhielt  steSecken- 

55  dorf.  Vgl.  Euphorion  III  426;  Ulilands 
„Schriften"  IV 128, 134;  VIL  liechenschafts- 
berichl  des  Schwäbischen  Schillervereins  1903, 
S.  35.  —  4.  Von  der  jungen  M  arkgräfin: 
„Es      hatt'      ein      Herr      ein      1'öcbterlein" 

60  23 — 25.  „Mündlicb  aus  Schwaben."  Inhalt 
185     Böhme,    Ko.  89,   S.  180.     Vgl.    auch 

'j  Näbere  Auskunft  über  diese  Beiträge,  ab- 
gegeben bei  dem  Verleger  dieser  Blätter,  werde 
65    icli  auf  Vorlaugcn  gtni   mitteilen. 


10 


20 


25 


30 


Wunderhorn  II  250.  —  5.  Das  Lied 
vom  Fubrknecbte:  „Es  fuhr  ein 
Fubrknecbt  über'n  Ebein"  25.  „Aus 
einer  Musikaliensammlnng  im  (!)  Herder's 
Besiz.  Siebe  des  Knaben  Wunderborn  [Bd.  1]  5 
S.  259."  Inhalt  186.  —  6.  Der  Jäger: 
„leb  weiß  ein'n  Jäger,  der  blast  ein  Hörn" 
26 — 27.  „Ebendaber.  Fragmente  davon 
stebn  in  den  Blättern  von  teutscber  Art  und 
Kunst  [1773,  S.  47 f.].  Bekannter  ist  die 
Variazion  im  Wunderborn  [Bd.  1]  S.  34". 
Inhalt  186.  —  7.  Variazion  [des  vorigen 
Liedes]:  „Es  jagt  ein  Jäger  ein  wildes 
Scbwein"  27 — 29.  „Fliegendes  Blatt  aus 
Baiern."  Inhalt  186.  Böhme,  No.  436f, 
441  f.  sind  sinnverwandt.  —  8.  Die  wieder- 
gefundene Königs tocbter:  „Es  batt' 
ein  König  ein  Töcbterlein"  29 — 32.  „Fliegen- 
desBlatt  aus  derScbweiz."  Inhalt  186.  Vgl. 
die  Anm.  zu  No.  3  Uhlands;  „Alte  hoch-  und 
niederdeutsche  Vollslieder"  1 177f.:  „Siideli." 
■ —  9.  Das  hungernde  Kind:  „Mutter! 
Mutter,  es  hungert  mich"  32 — 33.  „Mitge- 
teilt von  Hin.  Hofmedikns  Dr.  Hobnbaum 
in  Hildburgbausen."  Inhalt  186.  —  10. 
Die  schöne  Müllerin:  ,,Icb  weiß  eine 
stolze  Müllerin"  34 — 35.  ,, Fliegendes  Blatt 
aus  Baiern  '  Inhalt  186.  Böhme,  No.  43, 
S.  122.  —  11.  Fubrmannslied:  „leb 
bin  ein  lustiger  Fubrmannsfohn"  35  —  36. 
„Ebenfalls".  Inhalt  186.  —  12.  Tiroler 
Sennenlied:  „Gen  Alma  geh  i  aufi, 
weil's  Wetter  is  so  schön"  36 — 37. 
„Ebenfalls."  Inhalt  186.—  13.  Trinklied: 
„Zu  Klingenberg  am  Maine"  87 — 40.  „Aus 
Eiasmus  Widmanns  musikalischer  Kurzweil, 
Nürnberg  1623."  Inhalt  186.  Böhme, 
No  338,  S.  412 ff.  ist  verwandt.  —  14.  Der 
lieb  ste  Bule;  ,,Der  liebste  Bule,  den  icb 
hab"  41.  „Thomas  Mancini  eist  Buch  neuer 
lustiger  und  höflicher  weltlicher  Lieder. 
Helmstädt  1588.  Inhalt  186.  Böhme, 
No.  335,  S.  410f.  Vgl.  für  dieses  und 
andere  Volkslieder  auch  in  Fischarts 
„Affentheuerlich  .  .  .  Geschichtklitte- 
rung"  1552 —  Kgl.  Bibl.  Berlin  „Xx  2603" 

—  das  8.  Kapitel:  Das  Trunchen  Gespräch  vnd 
die      gcspraechig      TruncJcenzech."     41.      — 

—  15.  Trinklied:  „Er  setzt  das  Gläslein 
an  den  Mund"  41 — 42.  „Harnisch  Hortulus  50 
lieblicher  lustiger  und  höflicher  teutscber 
Lieder.  Nürnb.  1604".  Inhalt  186. 
Böhme,  No.  323.  —  16.  Die  Liebste 
im  grünen  Kleide:  „Gott  grüß  mir 
die  im  grünen  Kock"  42 — 43.  „Nie.  55 
Zangius  schön  newe  auserlesene  l.,ieder. 
Berlin  1617".  Inhalt  186  —  17.  Sommer- 
freuden: ,,Die  Sommerlust  im  Walde"  43. 
„Eben  daher".  Inhalt  186.  —  18.  Die 
schöne  Zusammenkunft:  ,,Ich  ging  ein-  ^ 
mal  spazieren  Durch  einen  grünen  Wald" 
44.  ,,L.  Lecbneri  Athesini  newe  teutsche 
Lieder.  Nürnb."  Inhalt  187.  —  19. 
Liebesgespräch:  „Allerscbönste Schäferin, 
lierziges    Kind"   44— 4b.      Fliegendes    Blatt    55 


40 


45 


107 


V.  Sectendorfs  Musenalmanach  1808. 


108 


aus  Baiern".  Inhalt  187.  —  20.  Ueberall 
Liebe:  ,,Es  >st  Fiirwabr  kein'  Kreatur"  45 
—46.  „Ebenfalls".  Inhalt  IST.  —  21. 
Liebeslied:  „Herzig  lieb  Scliäzele,  tliu  mir 
verzeihn"  47.  „Mündlich  aus  Schwaben-. 
Inhalt  187.  —  22.  Sehnsucht  nach  der 
Geliebten:  „Mein  Gott!  möcht'  sich's  doch 
schicken"  48.  »Nie.  Zangiua  Lieder".  In- 
halt 187.  —  23.  Der  Traum:  „Zu  Kacht 
in  meinem  Bett  ich  lag"  49—50.  „Aus  Jups 
Studentengärtlein,  Nürnberg  1626".  Inhalt 
187.  —  24.  Der  Liebsten  Preis:  „Die 
raicli  erfreut  ist  lobenswert"  50— 51.  „Aus- 
bund schöner  weltlicher  teutscher  Lieder". 
Inhalt  187.  —  25.  Trennung  von  der 
Geliebten:  „Entlaubet  ist  der  Walde" 
51—52.  „Eben  daher".  Inhalt  1S7. 
Böhme,  No.  257,  S.  äSöf-  —  26.  V^er- 
sch wiegen e  Liebe:  „Wol  kommt  der 
Mai"  52 — 53.  „Ebendaher".  Inhalt  187  — 
27.  Das  Vögelein:  „Im  grünen  Wald  ich 
neulich  ging  spazieren"  53 — 54.  „Val.  Hauss- 
mann's  vierstimmige  Canzonetten  Horatii 
Vecchi  mit  teutschem  Text,  Nürnb.  1610". 
Inhalt  187.  —  28.  Liebesfeuer:  „Mit 
freundlich  Blicken  eurer  Aeuglein  beide". 
„Ebendaher".  Inhalt  187.  —  29.  Die  ver- 
zögerte Hochzeit:  „Du  hast  mich  wollen 
nehmen,  Ja  wenn  der  Sommer  kommt"  54 
— 55.  ,.Jac.  Regnart  neue  kurzweilige 
teutsche  Lieder,  Nürnb.  1586.  Die  moderne 
Variazion  ist  bekannt."  Inhalt  187.  —  30. 
Des  Müllers  Tochter:  „Es  wohnt  ein 
Müller  an  einem  Teich':  55 — 56.  „Fliegendes 
Blatt  aus  Baiern".  Inhalt  187.  —  31.  Die 
Sklavin:  ,, Einsmal  fahr  ich  auf  der  See" 
56.  „Fliegendes  Blatt"  vgl.  Inhalt  187.  — 
32.  Der  Salzburger  Bauer:  „Bin  a  Salz- 
burga  Baua,  bei  mein"  best'n  Jahr'n"  57 — 59. 
„Fliegendes  Blatt".  Inhalt  187.  —  33. 
Tiroler  Wildschützenlied:  „Frisch  auf, 
frisch  auf!  wen's  Schießen  freut"  59 — 61. 
„Ebenfalls".  Inhalt  187.  —  34.  Der  Wild- 
schütze: ,,Ein  Wildpretschütz,  das  ist  mein 
Leben  61 — 62  ,, Mündlich  aus  Schwaben". 
Inhalt  ISS.  —  35.  Der  Jäger  aus  Kur- 
pfalz": ,,Ein  Jäger  aus  Kurpfalz"  62 
—63.  „Mündlich".  Inhalt  188.  —  36.  Das 
Kirchlein:  ,, Schönstes  Kirchlein  über  die 
Maßen"  6.3— 64.  „Mündlich".  Inhalt  188.  — öl. 
„Der  Wald:  „Was  kanneinenmehrergözen" 
64—65.  „Fliegendes  Blatt".  Inhalt  188.  — 
38  Jagdlied:  „Fahret  hin!  Schlagt  die 
Grillen  aus  den  (!)  Sinn"  65  67.  ,, Eben- 
falls". Inhalt  188.  —  39.  Das  unglück- 
liche Füllen:  ,,PjS  fragt'  ein  Bauer  seinen 
Sohn,  Wo  er  das  Füllen  hab  hingethan:"  67. 
,,Aus  einer  handschriftlichen  Liedersammlung 
in  meinem  Besitz"  Inhalt  188  —  40.   Bcrg- 

1  mannslied:  ,, Frisch  auf  ins  Feld,  der  Berg- 
mann kommt"  68.  ,, Mündlich  aus  Schwaben. 
Eine  Variazion  ist  das  Tabakslied  im 
Wunderhorn  [Bd.  1.]  S.  144".  Inhalt 
188.       Böhme,      No.     455,     S.     571.     — 

,   41.    Fragmente:    a.    „'S    schwimmet    drei 


Fischli  im  Bodensee"  b.  ,. Zwischen  zwei 
Donaubäum'"  c.  ,, Drohe  in  dem  Wecherle" 
d.  ,,Is  denn  niei  V^ater  a  Leirersmann"  e. 
,.Du  licderli's  Bürschle!"  68 — 69.  „Es  sind 
Anfangsstrofen  alter  Lieder,  die  sich  erhalten  .-, 
haben,  um  Tanzmelodien  danach  zu  bezeich- 
nen. S.  Bragur  III.  B.  Das  erste  ist 
schwäbisch,  das  zweite  östreichisch,  die 
übrigen  fränkisch."     Inhalt  188.  — 

S.  70.     IV.   Italiäner.  jo 

[Uehersetzt  von  Lcov.  Seckendorf.  Inhalt  188.] 
1.  Venezianisches  Gondelliedehen: 
,,Bin  ich  verliebet,  kleines  braunes  Mägd- 
lein" 70.  ,,Sono  innamorato  d'una  morettina". 
Inhalt  188.  —  2.  Ein  andres:  ,, Neulich  j-, 
Abend  mein  Blondinciien"  79.  ,,La  bimidina 
in  gondoletta".     Inhalt   188. 

Zweite  Abteilnng: 

Vermischte  Ge  dichte.   T,').  [S.  74  bleibt   oo 
frei.] 

Martin     Luther:     Zuversicht.      ,,Ein 
feste  Burg  ist  unser  Gott"  75 — 76.  —  C  risalin 
[=  Isaac  von  Sinclair.  1775 — 1815;  (ioedeke 
VI    160;    ADB    34,    388.     Vgl.    auch    Karl   05 
Schwartz  ,, Landgrat  Friedrich  V  von  Hessen- 
Homburg'-,    1878.     I    191  ff|:      Auf    Prinz 
Ludwigs  Tod.     ,, Senkt  die  Speere  und  die 
Schwerde"  77 — 79.  —  Hölderlin:  Pathmos. 
Dem    Landgrafen    von    Hessen-Hom-   3,5 
bürg.     ,,Nah  ist  Und  schwer  zu  fassen  der 
Gott."  79-87.      Werke  1908    I  216-222. 
Abgesehen  von  zahlreichen  Druckfehlern,   die 
zum  Teil  den  schwer  zu  fassenden  Sinn  ent- 
stellen,  bietet  die  Fassung  des  Almanachs   -^ 
einige  Abweichungen   vom    Text  der  Werke. 
So  heisst  es  z.  B. 
dort  S.     80,  Z.  18:    \Asia]    Mit    tausend 

[Gipfeln  duftend 
hier  S.  217,  Z.  .31:    Von    tausend    Tischen  4,, 

[duftend, 
dort  S.  81,     Z.  4:     Die    feierlichen    .  .  . 

[Palläste 
hier  S.  217,  Z.  45:  Die  felsenharten...  P.; 
dort  S.  83,     Z.lu.2  v.u.:  Und  es  grünen  4.1 
Tief  an  den  Bergen  auch 
[lebendige  Bilder; 
hier  S.  21!),  Z.  120, 121:  Undmanchem  ward 
Sein   Vaterland  ein  kleiner  Baum. 
Vgl.    Seckendorfs   Brief  an    Kerner,    Brief-  50 
Wechsel  I  8 ff.,    bes.  S.  10 f    über   die   Text- 
behandlung.    —      Crisalin  [=  Isaak    von 
Sinclair]:    Päan.     ,,Ohne    Acht,     ob    man's 
vernommen,    Sing'  ich  des  Wollauts  freistes 
Lied."    88-91.    —     Siegfried    Schmidt:    5,^ 
An  J.  M.   ,, Lange  ruht  in  würdiger  Stellung" 
91—92       Ode.    —    Eglantina:    Geist    des 
Schicksals.      ..Den    Menschen    drängt    in 
unbekannter  Hülle"  93  Stanzen.  —  Hölder- 
lin: Derllhein.  An  Isaak  von  Sinclair,   go 
,,Im  dunkeln  Efeu  saß  ich,   an   der  Pforte" 
94-102.    Werke  1908,  I  SOS— 211.     Ausser 
häufigen  Abweichungen  der  Interpunktion,  die 
der    Druck    des    Almanachs    giemlich     ver- 
st/hnh)islo.^  hiindliidit.   bietet  dieser   u.   a.  auf  55 


109 


V.  Seckendorfs  Musenalmanach  1808. 


110 


S.  96,  Z.  15  und  20  [^  Werke  S.  207,  Z.  64 
und  69]  Diskrepanzen. 

An  der  ersten  Stelle  heisst  es: 
dort:  denn,  wo  .  .  . 
hier:  denn  wenn,  wo  .  .  . 

An  der  zweiten  Stelle: 
dort:  Im  eigenen  Zaume  lachend 
hier:  Im  eig.  Zahne,  lachend. 

—  A.  [=  Aurnhummer]:  Glaube,  Liebe, 
Hoffnung.  „Drei  Himmlische  segnen  den 
Menschen  ein"  102 — 103.  —  Crisalin: 
[=^  Sinclair]:  An  mein  Vaterland.  „Dich 
preis' ich  znerst,  Hessen,  mein  Land!"  104 — 
106.  —  A.  [=  Aurnhammer]:  Das  Harfe n- 
mädehen.  ,, Horch!  welche  Töne  schallen 
hier?"  107—108.  —  L.  U.  [=  Ludwig 
Uhland]:  Der  Rosengarten.  Von  ei'm 
schönen  Kosengarton"  108  —  110.  Gedichte, 
hg.  V-  E.  Schmidt  u.  J.Uartmann  1162 f.,  II 70. 

—  Hans  Volz[=  Eerncr;  Zs.  f.Dtscli.Philol. 
31,255\:  Lied  auf  die  heilige  Jungfrau 
Maria.  „Am  Himmel,  wo  im  Morgengold" 
110—112.—  L.  U.:  Der  Sohn  des  Meeres. 
,, Fischer:  ,, Versunken,  welie!  Mast  und  Kiel!" 
112-113.  Gedichte  1898,  II  117.  —  J. 
Warten  bürg  [=  Justinus  Kerner]:  Lied. 
,,Ich  kam  vor  Liebchens  Fensterleiu"  113 — 
1 14.  —  X  *  *  *  Z. :  [=Scckendorf?] :  Sestin  e. 
Nach  Petrarca.  „Wer  sichern  Muts  ver- 
trauet all  sein  Leben"  114 — 115.  —  A. :  Das 
verlorne  Paradies.  „In  meines  LebensBlüten- 
tagen"  116.  —  L.  U.;  Die  Lieder  der 
Vorzeit.  „Als  Knabe  stieg'  ich  in  die  Hallen" 
117—118.  Gedichte  1898, 1 164.  —  3 \\iit\nna 
Wartenburg  [=  J.  Kerner;  vgl.  Euphor. 
111426,430]:  Der  Rosenstrauch  Eine 
Legende  ,,Bei  Winters  Frost  in  Kluft  und 
Wald"  118— 119  —  x  +  y:  Herr  Walter. 
Nach  dem  Englischen.  (Percy.  T.  JH. 
I,  10.)  „Herr  Walter  im  Stalle  stund  und 
kost'"  120—126.  —  A:  Der  Kinder- 
glaube.  „Geheimnis  deckt  der  Toden  (!) 
stilles  Land"  126—127.  —  A.:  Skolie. 
,, Geheimnis  ruht  auf  der  Schwelle"  127.  — 
Hölderlin:  Andenken.  ,,Der  Nordost 
wehet"  128-130.  Werke  1908,  I  201f.  L. 
U.:  Brautgesang.  ,,Das  Haus  benedei' 
ich  und.  preis'  es  laut"  130.  Gedichte  1898, 
I  18.  —  J.  W.  [^  J.  Kerner]:  Wanderer. 
„Morgen     kommt    mit    lichtem    Gruße    131. 

—  A.:  \ltier  ti.  ö.  =  Aurnhammer]:  Vier 
Träume.  ,,E8  ruhet  in  dämmernder  Ferne 
ein  Land"  132 — 33.  —  Crisalin  [z=  Sinclair]: 
Akkorde.  In  Wäldern,  den  Fluß  entlang" 
133—134.  —  L.  U.:  Des  Knaben  Berg- 
lied. ,,Ich  bin  vom  Berg'  der  Hirtenknab' 
134—135.  Gedichte  1898,  I  17.  —  A. : 
Säuglings  Wiegenglück.  „Noch  liiillt 
wie  eine  zaite  Blüthe"  136.  —  J.  W.  [= 
Kerner]:  An  den  Mond.  „Erschein',  o 
Mond!  Du  bleicher  136—137.  —  A.:  Lied 
aus  der  Ferne.  „Verschwinde  noch  nicht, 
holder  Traum"  137—138.  —  X*'*Z: 
\=Seckendorf'(']:  Lied.  Nach  dem  Portu- 
giesischen.    „Schlummro    sanft   in   stillem 


Frieden"  138.  —  A.:  Die  Todten.  Skolie. 
„Glühend  schweben  wir  im  Tanz"  139.  — 
L.  U.:  Des  Königs  Jagdlied.  „Königlich 
schreitet"_  139—140.     Gedichte  1898,  1118. 

—  A.:  Liebe  und  Freundschaft.     ,,Zwei     .5 
Grazien  bekränzen  zart  das  Leben:"  40.  — 

J.  W.  [=:  Kerner]:  Ade.  „Was  macht  dir, 
Herzliebster!  Die  Wange  so  blaß'? 
Dichtungen'  1841,  I  102f.  141.  —  L.  IT.: 
Lauf  der  Welt.  An  jedem  Abend  10 
geh'  ich  aus"  142.  Gedichte  1898,  I  20.  — 
A.:  Sehnsucht  nach  Italien.  ,,Dort 
hängt  mein  Ang'  —  Ach!  hinter  jenenHöhen" 

—  Crisalin   [=  Sinclair]:    Nach   Horaz. 
IV.   4.    Diffugere    nives,    redeunt   jam    etc.    15 
,, Schnee  und  Kälte  sind  entflohn"  144 — 145. 
A.:  Der  Bienenstich:     Nach  dem  Eng- 
lischen. Eine  Biene  stach  verwegen"  145.  — 
X***Z.[SecÄ:e«dor/'.?|:Sonett.NachSkake- 
speare.     ,,Hör'  ich  der  Glocke  Ruf  künden    20 
die  Stunden"  146.  —  A.:  Prolog  zur  Feier 
des    1.   Jan.    1807    auf  dem    Theater   zu 
Regensburg.     (In    einem  Hain   ein  Altar, 
worauf  allmählich    schwächer    eine   Flamme 
lodert      Der    Altar    trägt    die    Zahl    1806.)    25 
,,Erste  Erscheinung:  Bald  tönt  der  mitter- 
nächtlichen Stunde  Schlag"  147 — 51. 

S.  152ff.     Elegien  und  Epigramme. 

A.:  Leben  und  Ideal.  ,, Ernst  ist  das 
Leben.  Es  ist  kein  Gang  durch  blumige  30 
Auen:"  152.  —  A.:  Der  Fremdling. 
,, Blühender  Fremdling,  woher  des  Landes? 
,,Weit  aus  der  Ferne"  153 — 154.  —  Sieg- 
fried Schmidt:  Der  Besuch.  „Sprich, 
du  reizendes  Mädchen!  wie  find'  ich  dich  35 
hier  in  der  Hütte?"  155—159.  —  A.:  Die 
Ruine.  ,, Monumente  sind  hier  gesunken  — 
Korinthische  Säule!"  159—160.  A.: 
Orfeus.  ,, Liebend  stieg  er  hinab  in  den 
Orkus;  aber  er  wandte"  160.  —  A. :  Die  40 
Schwestern.  ,, Freundliche  Dichtung  du! 
und  Wahrheit  du  ernste!  wer  mag  euch" 
161. —  A:  Das  Höchste.  „Selig  nenn'  ich 
den  Mann  und  verwandt  den  himmlischen 
Göttern"  161.  —  A.  Sättigung  und  Leere.  45 
,, Außer  sich  im  Gewühle  der  Welt,  auf  dem 
Markte  des  Lebens"  162.  —  S.  [=  Leo  v. 
Seckendorf]:  Sofie.  „Schönheit  erfreuet  das 
Herz,  und  die  Anmut  weiß  es  zu  halten"  162. 

—  S.  [=  Seckendorf]:  Adele.  „Schalkhaft  59 
drehst  du  dasKöpfchen  in  dunkelen  Lotken  und 
erdwärts"  163.  —  A.:  Die  Distichen. 
,,Mehr  nicht  wollen  wir  scheinen,  als  Wiesen- 
blümchen, ein  wenig"  163.  —  A.:  Die 
Muse  ,, Alles  verlor  ich  —  es  stand  vor  5,5 
mir  ein  düstrer  Gedanke;"  164.  —  A.:  Die 
Moralisten.  ,, Nennet  das  Herz  mir  nicht 
schwach.  Es  verschließt  zwei  große  Ge- 
fühle:" 164.  —  A.:  Kunst  und  Hand- 
werk. „Täuschend  pinselt  er  uns  den  go 
Teppich,  die  Traube,  das  Kelchglas"  164.  — 
A.:  Das  Feeumährchen.  ,, Gerne  verirr' 
ich  mich  in  deiner  lieblichen  Dichtung;" 
165.—  A.:  Natur.  Unermeßlichkeit  ist  ihr 
Kreis,  Geheimniß  ihr  Wirken;"  165. —  A.:   «5 


111 


V.  Seckendoi-fs  Musenalmanach  1808. 


112 


Verstand  und  Herz.  „Schauerlich  öde 
liegt  vor  dem  Veratandt  das  Jenseits"  165. 

—  A.:  Grabsciirift  eines  Mädcbens. 
..Reiz  und  Güte  sind  hier  begraben.  Tändeln- 

.5  des  Mädchen"  165.  —  A.:  Der  Stand- 
punl^t.  ..Dünke  dich  nicht  zu  groß  auf 
Deinem  Stäubchen,  der  Erde!"  16ti.  — A.: 
Die  Moiren.  „Drei  sind  der  Schwestern, 
so    wollt'   es  das  unbezwinglicbe  Schicksal:" 

10  166.  —  A.:  Zwei  Kränze.  „Beide  stehen  sie 
schön  der  Jungfrau;  aber  der  eine"  167. — 
A.:  Amor  und  Hymen.  „Jener  verwundet, 
es  heilt  der  andere  —  aber  die  meisten", 
167.    —    A:    Amor    früher    als    Amor. 

1.^  ,,XiedlicherKnabe, wohermitFittigen?  Fliege 
gesell  wind  denn"  167.  —  A.:  Die  Himmels- 
pflanze. ,, Irdischem  Boden  entsproßtest 
du  nicht,  o  Liebe  der  Geister!  '  168.  —  A.: 
Die  Klosterzelle.    , .Wünschte  toben  all- 

20   hier  und  Thränen  glühen  verheimlicht"  168. 

—  A.:  Geisterstimme  von  Jenseits. 
„Wie  ganz  anders  ist's  hier,  als  dort  ich 
wähnte!  Wie  kindisch"  168.  —  A.:  Amor 
und   der  Dichter.       ,, Lieblicher     Knabe, 

25  woher?  .,Von  Pafos  sendet  mich  Kypris, 
Eure  Wilden  verstehn  noch  nicht  zu  lieben 
die  Kunst."  Fleug,  o  Knabe!  zurück  und 
frage  Mütterchen,  ob  sie  Nichts  von  Jacobi, 
von  Gleim,  Wieland  und  Thümniel  gehört?" 

30  169.  —  A.:  Der  Schiffende.  „Waltet 
schüzend  der  Fart,  o  Dioskuren,  zum  Bruder!" 
169.  —  A.:  An  Diana.  „Leit'  o  Ver- 
schwiegene !  mich  den  Pfad  zum  Pförtclien 
der    Liebe!"   169.    —    A.:    Die    doppelte 

35  Satire.  ,, Leicht  nur  rizet  die  Haut  ihr 
Stachel,  aber  der  andre"  170.  —  A. :  An 
einen  Schauspieler,  als  Haml  et.  ,,'Sein? 
oder  nicht  sein?'  —  0  das  lezte,  Lieber, 
das  lezte!"   170.  —    A.:  Die  drei  Sterne. 

40  ,,Wenn  die  schweigende  Nacht  mit  ihren 
Sternen  heranzieht"  170.  —  A:  An  eine 
bräutliche  Wittwe.  Täusche  dich  selbst 
nicht!  du  magst  jezt  reiner  lieben  und  edler" 
171.  — A.:  Der  Kranz  des  Lebens.  Acht 


Distichen.  „Noch  vertändelst  du  frei  des 
Mädcbens  glückliche  Lenze;"  171  — 172.  — 
A.:  D logen.  ,, Einmal  floh  er  die  Menschen, 
dann  sucht'  er  sie  wieder;  doch  immer"  173. 
A:  Das  Unsichtbare.  ,,  Wie  erbärmlich  auch 
der  Mensch  dir  erscheint,  an  der  Menschheit 
173. — Alina:  Tieffurt.  Am  6  tun  Julius. 
,, Gedenkst   du   der  liebenden  Kreise?"  174. 

—  S.  [=  Seckendoif]:  An  Alina.  „Wol 
denk'    ich    der   liebenden    Kreise    174 — 175. 

—  Stell  [Joseph Ludwig  1878— 1815 \Gocdelce 
VIII    114,     ADB    30,     401]:     Die    Zeit. 

,,Es  sitzt   die  Zeit 

Im  weißen  Kleid, 

Und  webt  und  singt  und  webt."  175.  —  i; 
Eglantina:  Freude  der  Sehnsucht. 
..Weinende  Freude!  der  holden  Lacherin 
schönere  Schwester!"  176 — 177.  —  Stell. 
Der  Tod.  ,,Es  läßt  sich  sehn  ein  schwarz 
Vögelchen"  177  —  Werner  [Friedrich  Lud-  o, 
wi(j,  Zacharias,  1768—1823;  Goedele  VI 
90  ff:  Wiirzbach  Bd.  55,  72  S]:  Zwei 
Sonette.  1806.  („Beide  Sonette  ver- 
halten sich  zum  Schauspiel:  die  Weihe 
der  Kraft,  wie  Zueignung  und  Epilog."^  9; 
1.  An  mein  Ideal.  „Was  Schönes  in  der 
Kunst  und  in  dem  Leben"  178.  2.  An  die 
Teutschen.  ,,Ki-aft,  Freiheit,  Glauben!  — 
habt  ihr  es  vernommen?"  178 — 179.  —  S. 
[=  Seckendoif]:  Olympia.  Dem  10.  April  31 
1807.  ,,Also  der  Jüngling  soll  zum  Menscben- 
hasser  noch  werden!"  179  — 184.  „Man  weiss, 
dass  Vater  Wieland  unter  diesem  Namen 
die  allen  Freunden  des  Chtten  und  Schönen 
stets  unveri/eiisliche  Herzorfin  Amalia  von 
Weimar  sang.^^  [Journal  des  Luxus  und  der 
Moden,Weiinar  1808,  Februarheft  S.  128 ff.]  — 

S.  184:  ,, Verbesserungen  im  vor- 
jährigen Almanach"  [,,S.  188,  Z.15:  Zum 
Namen  Herder  die  Note:  Gottfried  von 
Herder  der  Sohn,  Hnfmedikus  zu  Weimar"] 
und  „In  diesem".  Ben  Band  hcschlicssen, 
nicht  pagin irt,   7  Seiten  ,InhaU". 


10 


;» 


Verzeichnis  der  Mitarbeiter  an  Seckcndorfs  Musenahnanachen. 


Jahrgang  1S07. 

A.  =  Aurnhammer 

Gerstner  f 

Uölderlin 

Idoine 

C.  K.  --=  Kerner 

Kölle 

Friedrich  Schlegel 

Siegfried  Schmidt 

Seckendorf 

Uldand 

X. 

Y. 


Jahrgang  ISOS, 

A.  =  Aurnhammer 

Alina 

Crisalin  =  Sinclair 

Eglantina  50 

Hölderlin 

Kerner,  s.  Hans  Vols  und  Jnstinus 

Wartenburg. 
Siegfried  Schmidt 

Seckendorf  55 

Sinclair,  s.   Crisalin 
Stoll 
Uldand 
Hans  Vols  =  Justinus  Wartenburg 

=  J.  W.  =  Kerncr  so 
Zacharias  Werner 
X  ***  Z  =  Seckendorf? 
V  +  !/■ 


113 


A.  Schreibers  Heidelberger  Taschenbuch   1809—1812. 


114 


1810:) 
1811 :( 


Heidelbergisclies  Taschenbuch 
auf  die  Jahre  1809—1812, 

Herausgegeben 

von 

A.    [Alojs]    Schreiber. 

Redaktion:  Alotjs  Schreiber. 

Verlag:   1S09:    Heidelberg ,  gedruckt  und  vcr- 

tcgt  heij  Joseph  Engehnann. 

Mamilieiin,  bei  Tobias  Löffler.  — 

Gedruckt     bei    J.     Engehnann, 

Heidelberg. 
1812:    Tübingen,    in    der  J.   G.   Cotta- 

schen  Buchhandlung. 
Format:  16". 

Schriftart:  Sehr  kl.  Fraktur. 
Fundorte:  vgl.  Nachtrag. 

Zur   Gescliichte   des   Almanachs:    Heraus- 
geber des  Heidelberger  Taschenbuchs  ist  Alois 

—  die  Schreibung  wechselt  im  Gocdekc.  er 
selbst  schrieb  Aloys  —  Wilhelm  Schreiber 
[176:i—lSil;  Gocdekc  IV  229,  HS,  V:'i67f.. 

VII  190,  ABB  32,  471f.J,  jener  „obskure 
Mensch"-,  wie  Creuzer  schrieb,  der  1805  die 
Heidelberger  Professur  f'iir  Aesthetik  erhalten 
hatte;  in  der  Tat  ein  schönrednerischer 
Thilister.  Anfänglich  romantischer  Dichtung 
und  ihren  Vertretern  nicht  ohne  Wohlwollen 
gegenüberstehend,  schlägt  er  sich,  nach  einigem 
Lavieren,  sehr  bald  auf  die  Seite  ihrer  Gegner, 
icie  .seine  Mitherausgabe  der  „Cu  mödia 
Divina",  toie  auch  sein  Mitarbeiten  am. 
.,Karfiinkel  oder  Kling  -  Klingel- 
Almanach'^  einem  „Taschenbuch  für 
vollendete  Romantiker  und  angehende 
Mystiker  auf  das  Jahr  der  Gnade  ISIO'- 

—  Kgl.  Bibl.  Berlin  Yn  111  —  beiccist.  Der 
dort  unter  den  vier  Teilnehmern  an  der  von 
Damcaller  (=  Baggesen)  begründeten 
,.Soneltenfabrik '  genannte  „Professor  mit 
einer  Ehefrau  %md  mehreren  ehelichen  Kindern' ' 
(Einleitung  S.  llf.),  der  sich  dann  „Sirius" 
nennt  {S.  23),  scheint  Schreiber  zu  sein, 
während  der  ..treffliche  Philolog-%  der  sich 
den  Namen  „Orlando  Furioso"  gibt  (S.  22), 
vielleicht  J.  Heinrieh  Voss  der  Sohn  ist. 
Der  ältere  wie  der  jüngere  Voss  und  Baggesen 
gehören  ihrerseits  zu  den  Mitarbeitern  am 
Heidelberger  Taschenbuch.  Dass  Sthreiber 
Loeben,  den  er  1808  in  der  Comödia  Divina 
verhöhnte,  im  selben  Jahre  zur  Mitarbeiter- 
schaft am  ersten  Jahrgang  des  Taschenbuchs 
tvenn  nicht  aufforderte,  so  doch  zuliess. 
charaktermert  seine  Gesinnungslosigkeit  und 
sein  Schivanken.  [Vgl.  auch  Neue  Hcidelb. 
Jahrb.  1896,  VI75f  und  B.  Pissin,  Loeben, 
1905,  S.  73  f. J 

Unter  diesen  Umständen  bedarf  die  Auf- 
nahme der  Almanachserie  einiger  Begründung. 
Dieses  Heidelberger  Taschenbuch  zeigt  sein 
lihiliströses  Antlitz  von  Jahr  zu  Jahr  unver- 
hüllter. Es  entspricht  nicht  einmal  mehr 
dem  Typ  eines  ..gemischt-romantischen"  Al- 
manachs, den  etiva  Vermehrens  zwei  Bändehen 
darstellen ;  as  wendet  sich  allmählich  satirisch 
oder  karikierend  [man  vgl.  z.  B.  W.  von 
Blombergs  Beiträge  1810.  S.  147 ff.,  1811, 
S.  111  ff ]  gegen  die  Bomantik. 

Dennoch,  oder  richtiger  grade  um  deswillen 
wird  man  diese  vier  Bände  nicht  gut  in  einer 
ZusammenstMung  von  Almanaehen  aus  der 
Zeit  der  Bomantik  —  das   will  sagen:   aus 


der  Zeit  der  romantischen  Beiuegung  und  der 
von  ihr  hervorgerufenen  gleichzeitigen 
Gegenbewegung  —  entbehren  können.  Man 
wird  erstens  ein  Taschenbuch  nicht 
übergehen  dürfen,  das  im  Lager  der  eben  s 
aufblühenden  Jungromantik  seinen  Sitz  hatte. 
In  dieser  Stadt  bestand  damals  —  neben  der 
räumlich  meist  getrennten  älteren  Gruppe 
Arnim -Görres- Brentano  —  ciue  sich  in 
Begeisterung  und  an  Ekstasen  berauschende  lo 
jüngstromantische  Gruppe,  deren  Haupt 
Loeben  war,  zu  deren  Mitgliedern  unter 
andern,  tvenn  auch  nur  auf  kurze  Zeit, 
Loebens  damaliger  Schüler  Florens-Eichen- 
dorff'  gehörte.  Diese  ..Schule"  ivenn  man  die  15 
lockre  und  meist  flüchtige  Verbindung  einiger 
junger  Männer  so  nennen  darf,  fraternisierte 
mit  den  „Landshuter  Akademikern",  deren 
Führer  Friedrich  Ast,  deren  Organ  seine 
„Zeitschrift  für  Wissenschaft  und  Kunst"  20 
180S,  1810  war.  Das  I'ebertriebene  und 
Verstiegene  in  der  dichterischen  Betätigung 
dieser  Jüngsten  forderte  natürlich  den  Sjwit 
der  Gesetzten  und  der  Nüchternen  heraus, 
reizte  zur  Parodie  und  Karikatur.  Diese  25 
literarischen  Zeitströmungen  hinterlassen  ihre 
Spuren  auch  in  den  Bänden  des  Heidelberger 
Taschenbuchs;  man.  findet  hier  einen  Nieder- 
schlag antiromantischer  Tendenzen,  —  ein 
Umstand,  der  an  und  für  sich  schon  genügen  30 
würde,  die  genauere  Kenntnis  d.er  Zusammen- 
setzung dieses  Taschenbuches  wünschenswert 
SU  machen. 

Drittens  ist  der  praktische  Gesichtspunkt  in 
Betracht  zu  ziehen,  dass  diese  unruhigen  und  35 
unsicliern  Kriegsjahic  ztoisc/ien  1809  und  1812 
für  unsere  Zwecke  ein  besseres  Material 
überhaupt  nicht  lieferten  als  solche'  Durch- 
schniltsalmanache.  Und  es  ist  immerhin  lehr- 
reich, in  unserer  Sammlung  auch  einen  Ver-  40 
treter  der  guten  Durchschniitsalmanachsware 
jener  Zeit  zu  haben,  mit  dem  modischen  Auf- 
putz der  Kupfer  usw.  —  Endlich  aber  darf 
nicht  vergessen  iverdcn,  dass  diese  vier  Bände 
des  Heidelberger  Taschenbuchs  die  Ahnen  45 
eines  der  beliebtcttcn  undlanglebig.sten  Tasckoi- 
büchcr  des  vorigen  Jahrhunderts  sind:  der 
Cornelia,  des  „Taschenbuchs  für 
Deutsche  Frauen",  die  nach  dreijähriger 
Pause  als  Fortsetzung  des  Heidelberger  50 
Taschenbuchs  von  Schreiber  bis  tu  seinem 
.  Tode  herausgegeben  wurde  Ihm  folgten  als 
Herausgeber  von  1843  an  während  der  nücJisten 
dreissig  Jahre  der  Beihe  nach:  Amalia 
Schoppe,  Walter  Teschc,  J.  W.  Appell,  Aloys  55 
Henninger,  Eduard  Fentsch.  So  entwuclis 
dieser  Keimselle  aus  der  „Zeit  der  Bomantik" 
ein  Baum,  der  seine  Aeste  bis  in  das  neue 
deutsche  Jieich  erstreckte!  — 

Bemerkenswert  ist  der  Zusammenhang  des   6" 
Taschenbuchs    mit    Weimar.     Mittelsperson 
ist   vielleicht  Gerning  gewesen,   dessen  Be- 
ziehungen zu  den  Weimarer  Gros.sen  bekannt 
ist.     Dieser,    „einer   der   eitelsten   Menschen 
und      leersten      Versemacher',       wie       ihn   ^ 
Däntzer  [Unyedr.  Briefe  aus  Knebels  Nach- 
lass  1858,  1.  Bändchen  p.  XX.  sqq.]   nennt, 
drängte    sich    schon    1794,     und    späterhin 
iviederholt  an  Knebel  wie  an  Goethe  und 
Herder  her  an.    Nicht  weniger  scharf  hat  sich   ^'^ 
Goethe  selbst  über  den  Landsmann  und  seine 
„Knickersilhouette"    ausgesprochen.      Durch 
Knebels  Vermittlung  mögen   dann  die  Bei- 


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A.  Schreibers    Heidelberger  TaRcberbuch  1809. 


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träge  atis  Herders,  Fernows,  Boics, 
Lenz'  Nacldass  dem  Taschenbuch  sugeflosscn 
sein,  vielleicht  auch  W.  v.  Blombergs,  der 
„dtirch  seine  Mutter,  eine  geborene  Schott 
voti  Schottenstein,  eine  Jugendfreundin 
Knebels,  diesem  empfohlen  war'  [Düntzer. 
a.  a.  O.  I  p.  XXVII;  rgl.  auch  II 133 ff. J; 
während  Gernings  vielfache  Beziehungen  zu 
Italien  vielleicht  Mahler  Müllers  Beitrage 
aus  Rom  herbeischafften.  — 

RezeDsionen:  Die  früheste  enthält  wohl  No.  356 
des  Morgenblatis  vom  35.  Oktober  1S08. 
Ferner  sind  zu  nennten  in  der  Halleschen 
Allg.  Literatur-  Zeitung  von  1S0.9 
No.  1S7,  Spalte  535  f,  von  ISIO  No.  76. 
Sp.  605  ff.,  —  beide  ungezeiclmet ;  wohlwollend 
und  mehr  oder  weniger  eingehend  wiedicsebcide 
sind  auch  die  beiden  Besprechungen  in  den 
Ergänzungsblättern  der  Allg.  Lit.-Ztg. 
von  ISIO,  No.  13S,  Sp.  1101  f,  von  1813, 
No.  37,  Sp.  389 f.  —  Die  Bibl.  der 
redenden  und  bildenden  Künste 
brachte  ISIO  eine  Rezension  im  1.  Stück  des 
7.  Bandes,  S.  175 — 186;  1811  zwei  im  8.  Bande : 
S.  148  f.,  S.  461  ff.  Kurz  und  lobend  äusserten 
sichRehfues'  „  Süddeut  seh  eMis  Zellen''. 
Karlsruhe  1813,  II.  Jahrg.,  No.  1,  S.  4  über 
den  4.  Jahrgang.  — 

Titelauflagen  erschienen  von  allen  vier  Bänden 
unter  dem  Namen  „Taschenbuch  für 
Freunde  und  Freundinnen  des 
Schönen''  im  Verlage  von  Löffler  in  Mann- 
heim. Der  3.  Jahrgang  erschien  auch  als 
„Taschenbuch  für  das  Jahr  1814".  Der  3. 
als  „Clytie,  ein  Taschenbuch  für  das 
Jahr  1816",  ebenfalls  bei  Löffler.  Diesen 
Jahrgang  bespricht  die  Allg.  Lit.-Ztg.  rnn 
1816  noch  einmal  in  No.  63,  wo  Sp.  501 — 503 
das  ganze  Gedicht  G.  L.  Spaldings  auf 
die  Rückkehr  des  Königs  [von  PreussenJ 
1809  —  11  Strophen  —  zitiert  wird.  — 

Jahrgang  1809. 

Ihro  Hoheit,  der  Frau  Markgräfin 

Am  alie  Fried  erike  /  von  Baden/  elir- 

furchtsvoll  gewidmet. 

Vnpayiniertcs  Vorsatshiatl. 

Es  muss  so  vieles  HerrlicLe  vergeben, 

Es  schreckt  so  Manches,   was  der  Tag  uns 

[bringt, 
Doch  Eines  ist,  und  Eines  wird  besteben. 
Weil  es  nicht  aus  Vergänglichem  entspringt; 
Wo  Friihlingswinde  über  Gräber  wehen. 
Wo  sich  der  Phönix  aus  der  Asche  schwingt, 
Da  darf  der  Blick  vertrauend  aufwärts  sehen, 
Wo  ihm  das  Zeichen  der  Verbeissung  winkt. 
Der  zarte  Sinn  flieht  aus  dem  rohen  Leben, 
Um  sich  selbst  ein  Bessres  zu  erstreben. 

Was  unter  in  dem  dunkeln  Strom  gegangen, 
Ist  nicht  geraubt  dem  liebenden  Gemütb; 
Will  nicht  der  Aim  es  immer  noch  umfangen? 
In  Asche  ist  kein  Leben  ausgeglüht: 
Im  Herzen  bleibt  das  ewige  Verlangen, 
Und    die  Gewissheit  die    nur  Thoren    flieht; 
Es  quellen  warme  Thränen  von  den  Wangen, 
Damit  aus  ihnen  süsser  Trost  erblüht. 
Die  Zeit  gebiert  sich  selber  nur  zum  Hohne, 
Dem  Edlen  bleibt  das  Edelste  zum  Lohne. 
pag.  I — //. 


Vorrede. 

Ich    habe    hei    der    Herausgabe    dieses 
Taschenbuchs   nur    Weniges    zu    bemerken. 
Verschiedene  schätzbare  Beiträge  gingen  zu 
spät   ein,    und    mussten   für    drn    folgenden     f, 
Jahrgang    zurückgelegt   werden.      Die    Auf- 
nahme  einiger  älteren  Gedichte  bedarf  wohl 
keiner  Rechtfertigung.  Das  weltlich  Klöster- 
lein gehört  unter  die    seltensten    fliegenden 
Blätter   des    fünfzehnten  Jahrhunderts,    und    lo 
ich   erinnere   mich   nicht,    dass  .von    unseren 
Literatoren    eine  Erwähnung    desselben    ge- 
schehen wäre.     Die  Erzählung,  die  drei  Ge- 
liebten,   ermangelt   der   letzten   Hand.     Der 
Verfasser  hatte  während  ihrer  Ausarbeitung    15 
mit   körperlichen    Leiden    zu    kämpfen,    und 
dieser  Umstand  muss  ihm  zur  Entschuldigung 
dienen.     Der  Plan  zu    diesem  Taschenbuch 
wurde  überhaupt  etwas  zu  spät  gefasst,  und 
seine  reichere  Ausstattung   bleibt   der  Fort-    o,) 
Setzung  vorbehalten. 

Schreiber. 
pag.  in— IV.  — 
Inhalt;  1—3.  — 
Erklärung  der  Kupfer.     5 — 12.  25 

Titelkupfer. 

„Eine  Flucht  nach  Aegypten,  nach  einem 
geistvollen  Blättchen  von  Dietrich.  Das 
Bild  erklärt  sich  selbst,  und  wir  haben  nichts 
mehr  hinzuzufügen,  als  unsern  Dank  dem  30 
wackern  Künstler,  Herrn  Koch  in  Mannheim, 
der  es  mit  so  viel  Liebe  und  Wärme  nach- 
gebildet hat,  und  unsre  Bitte  an  ihn,  seine 
Arbeiten,  die  ihm  einen  bleibenden  Rang 
neben  G.  Fr.  Schmidt  und  A.  Batsch  an-  35 
weisen,  dem  Publikum  nicht  länger  vorzu- 
enthalten." 

No.  2 — 4.     Die  vier  Jahreszeiten. 

„Diese    und    die    vier   folgenden    Blätter 
sind  aus  den  in  Deutschland  wohl  wenig  be-    40 
kannten,  im  J.  1795  bei  Bodon  in  Parma 
erschienenen  Scherzi  poetici  et  pittorici  ge- 
nommen und   von  Herrn  A.  Weise,    einem 
achtungswerthen    Zöglinge    der   Weimarer 
Kunstschule,  der  bereits  durch  seine  Blätter   45 
nach    Lafage    sein    schönes    Talent    beur- 
kundet hat,   mit  kunstgeübter  Hand,  in  der 
Grösse  der  Originale,  nachgebildet  worden. 
Es    sind    üfbliclie    Mythen,    heitre,    anakre- 
ontische  Dichtungen,    deren    zarter   Sinn    in    50 
diesen    leichten,    schwebenden   Formen    am 
treuesten  bewahrt  wird." 

No.  2.     Der  Winter. 
1       „Ein  zitternder  Greis  wärmt  sich  an  einem 
I  zierlichen  Kohlenbetken.     Eros  nähert  sich    55 
ihm  etwas  schelmisch,  und  bietet  ihm  seine 
Fackel  an;  aber  der  Alte  kennt  und  scheut 
die   verzehrende    Glut,    welche    schon    eher 
manche    rüstigere    Kraft    zerstört    hat,    und 
weist  ihn   zurück.     Es  giebt  junge  und  alte    po 
Greise,  die  so  weise  nicht  sind." 
No.  3.     Der  Frühling. 

„Der  kleine  geflügelte  Knabe  begegnet 
der  Göttin  des  Frühlings.  Was  willst  Du 
mit  deinen  Blumen?  fragt  er  spöttisch.    Sie   65 


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A.  Schreibers  Heidelberger  Taecheubuch  1809. 


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freuen  sich,  und  können  sich  nicht  von  der 
Stelle  bewegen,  sie  neigen  sich  zueinander, 
und  können  sieh  nicht  umarmen;  sie  schauen 
zum  Himmel  auf,  und  haben  ihr  Leben  auf 
der  Erde?  Das  liebende  Mädchen  bricht 
die,  und  sie  sterben  einige  Stunden  früher 
an  ihrem  warmen  Busen.  Jlit  freundlichem 
Ernst  erwiedert  die  Nymphe:  JIuss  nicht  alles 
Schöne  früh  vergehen,  und  kann  der  Mensch 
anders  lieben  als  Vergängliches?  Das  Herz, 
das  im  Gram  der  Liebe  sich  verzehrte,  ruht 
als  kalte  Asche  in  der  kalten  Urne:  aber 
auf  meinen  Wink  spriesen  rankende  Blumen 
auf  rings  um  die  Urne,  und  breiten  ihre 
Arme  um  sie,  und  der  Hauch  ihres  Lebens 
durchschauert  wieder  die  kalte  Asche." 
Xo.  4      Der  Sommer. 

^üer  Tag  ist  schwül  und  die  Arbeit 
drückend.  Die  reizende  Schnitterin  ruht, 
mit  der  Sichel  in  der  Hand,  auf  der  Garbe. 
Amor  trocknet  ihr  den  Schweis  ab.  Gutes 
Mädchen,  fühlst  du  nicht,  daas  die  Glut  sich 
vermehrt,  und  deine  Wangen  immer  stärker 
brennen,  und  dein  Busen  ängstlich  empor- 
strebt über  die  leichte  Hülle!  die  Indier 
sagen,  Amor  sei  ein  Kind  des  Himmels  und 
der  Täuschung.  Sie  haben  vielleicht  un- 
recht. Will  nicht  alles  vergehen  in  Sehn- 
sucht und  Liebe,  oder  es  mnss  zum  kalten 
Stein  erstarren,  oder  in  die  Erde  wurzeln, 
und  ein  Leben  andeuten,  das  ihm  nicht  mehr 
zuThell  wird.  Ruhe  immer  auf  deiner  Garbe, 
freundliche  Schnitterin,  und  lass  dir  auch  die 
glühenden  Wangen  trocknen!  Möge  der 
kleine  Gott  nur  auch  so  gutwillig  sej'n,  wenn 
sie  von  Thräuen  feucht  werden. - 
No.  5.     Der  Herbst. 

„Warum  giesst  Cypripor  den  jungen  Most 
aus  dem  Becher?  Hat  er  ihn  zu  herb  ge- 
funden, oder  will  er  eine  Gottheit  sühnen? 
Vielleicht  hat  eine  Winzer  Heerlinge  ge- 
keltert, denn  nicht  an  jedem  Stock  reift  die 
goldene  Kraft  des  Weins.  Er  ist  ein  Kind 
der  Sonne,  wie  die  Liebe,  und  beide  ge- 
deihen nicht  im  Lande  der  Schatten.  Beide 
wollen  keine  Nahrung  von  der  Erde,  die 
nicht  ihre  Mutter  ist,  darum  müssen  sie  ver- 
gehen in  dem  Unreinen  und  unter  der  Hand 
der  Kunst  " 

No.  6.     Das  Vogelnest. 

„Es  war  ein  lieblicher  Jlaiabend.  Die 
Bäume  streuten  in  trunkner  Lust  ihre  Blüten 
herab,  und  alles  Leben  drang  üppig  hervor 
und  sprengte  seine  Hülle,  und  die  Erde  sah 
liebend  auf  zum  Himmel,  und  zeigte  ihm 
ilire  Kinder.  Eine  junge  Nymplie  schweifte 
durchs  Grüne  hin,  und  alles  sprach  zu  ihr, 
aber  sie  wusste  die  Worte  nicht  zu  deuten. 
Da  fand  sie  im  Geblätter  einer  Linde  ein 
Nest  mit  kleinen  Amoretten,  welche  schel- 
misch die  Händchen  nach  ihr   ausstreckten. 

Ach,  sagte  das  gute  Kind,  so  schöne 
Vögelchen  habe  ich  doch  nie  gesehen.  Sie 
scheinen  hungrig  —  ihre  Mutter  bleibt  zu 
lange  weg,  und  mit  den  schwachen  Fittigeu 


können  sie  sich  noch  nicht  vom  Neste  fort- 
bewegen. —  .Mitleidig  reicht  sie  ihnen  einige 
Körner  zur  Nahrung;  aber  die  Amoretten 
lächeln  und  necken  das  Mädchen  in  seiner 
Einfalt  und  Unschuld,  und  indem  sie  die  ö 
wohlthätige  Hand  berühren,  strömt  ein 
zuckendes  Feuer  durcli  die  Fingerspitzen  der 
Nymphe,  und  ihr  wird  gar  sonderbar  zu 
Muthe.  Sie  kehrt  zurück,  still  und  in  sich 
gesenkt,  und  spricht  mit  den  Blumen  und  lo 
versteht  ihre  Sprache  nicht,  und  fragt  die 
Quellen,  und  weiss  nicht,  was  sie  antworten. 
Ein  Jüngling  begegnet  ihr,  und  blickt  sie  an 
mit  Erröthen,  und  den  Blick  versteht  sie 
und  klar  ist  ihr  nun  das  Geheimnis  ihres  15 
Busens." 

No.  7.    Amor  holt  die  Träume  aus  der 
Unterwelt. 

„Diese  Dichtung  ist  eines  Dante  würdig. 
In  das  Reich  der  Schatten  hinab  steigt  der  20 
kleine  Gott  dem  der  Olymp  gehorcht  und 
die  Erde  und  die  Unterwelt,  und  fordert  von 
Pluto  die  phantastischen  Gestalten,  die  den 
Menschen  im  Schlaf  umschweben,  und  den 
Faden  seines  innern  Lebens  fortspinnen.  25 
Wunderbare  Gebilde,  schreckend  und  lieb- 
kosend, und  oft  mit  dem  Schicksal  im  ge- 
heimen Bunde.  Willig  folgen  sie  dem  Wink 
des  Eros,  und  gaukeln  auf  seinen  Befehl 
um  die  Liebenden  auch  im  Wachen.  Sie  30 
bilden  ihm  ein  neues  wunderbares  Daseyn; 
abgerissen  sind  alle  Fäden,  die  ihn  an  das 
Leben  knüpfen,  und  er  wandelt  in  einer  un- 
bekannten Welt,  wo  das  Pjlysium  und  der 
Tartarus  zusammen  gränzen."  35 

No.  8.     Amor  und  Kronos. 

„Traue  nicht  zu  übermüthig  auf  die  Ge- 
walt deiner  Reize,  blüliendes  Mädchen.  Sieh, 
der  rüstige  Alte  mit  der  Sense  und  dem 
Stundenglase  hat  die  Fessel  zerbrochen,  40 
womit  du  ihn  binden  wolltest,  und  geht  un- 
aufhaltsam seinen  Weg,  und  Eros,  der 
Flatterer,  hält  dir  ein  Bild  vor,  welches  in 
eiuigen  Jahren  das  deinige  sein  wird. 

Weisst  du  denn  nicht,  dass  das  Schönste    45 
immer  am   frühesten  vergeht  und  zum  Häss- 
lichsten   wird  in  seiner  Verunstaltung? 

Aber  gräme  dich  nicht   darob;    denn    es 
giebt   einen  Zauber  für   dich,   den   die  Zeit 
niclit  zu  lösen  vermag.     Die  zarte  Weiblich-    50 
keit,    das  reine  fromme  Gemüth,    der   stille, 
häusliche  Sinn,  binden  die  Herzen  fester  als 
das    Vergängliche.     Wenn    auch    dein    Auge 
nicht  mehr  so   blau   ist,   wie   das  Blümchen 
der  Wiese,  und  deine  Wange  nicht  mehr  so    55 
blühend,  wie   die  Rose  unter  den  Lilien;  du 
wirst    darum    nicht   einsam    stehen   und    un- 
geliebt;  denn  die  Huldgöttinnen  fordern  ihre 
Gaben  nicht  zurück  von  denen,    welche  sie 
treu  bewahren,  und  wenn  die  Schönheit  flieht,    so 
so  gesellt  Würde  sich  zur  Anmuth." 
No.  9.     Amor  und  Hymen. 

„Hymen   kommt   zum  Amor    und    bittet 
ihn  um  einen  Kranz  von  Rosen,  treue  Liebe 
damit    zu    krönen.      Der    Kleine    giebt    ihn   gö 
8* 


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gerne,  aber  die  Roseu  tragen  Dornen.  Der 
Gott  der  Ebe  scheint  darob  zu  stutzen. 
Nimm  niicli  zum  Begleiter  mit,  versetzt  Kiros 
gutmiitbig;  denn  wo  ich  bin,  fallen  die 
Blätter  der  scbönen  Blume  nicbt  ab,  und 
schmerzen  ihre  Dornen  nicht  " 
Aufsätze.  12.  — 
S.  13  bläht  frei. 
Overbeck  [Christian  Adolph,  175b — 1821, 
Goedekeir  416f,ÄDB  25,5]:  Der  Ai^oUyou 
Belvedere.  „Als  Opfer  dir  noch  dampften, 
als  noch  der  Geist"  15 — 16.  Alkäische  Ode 
—  V.  Knebel  [Karl  Ludwig,  1744 — 1834; 
ABB  16,  275  i]:  In  die  anthologische 
Sammlung  (Tempe)  des  Herrn  Prof. 
Jacobs.  „Ilias,  dich,  und  dich,  Odyssee, 
euch  muss  man  bewundern"  16.  —  J.  H. 
Noss.B.[^Sohn.l779—1822]:Vvom(ithe\x% 
Fesselung.  Nach  Aeschylos.  Prom. 
1 — 192.  Kraft  und  Gewalt,  Hefaistos, 
Prometheus.  Kraft:  „Der  Erd  entlegnem 
Randbezirk  sind  wir  genaht"  17  —  28.  — 
V.  Knebel:  Zur  Ankunft  der  Erb- 
prinz essin  von  Weimar:  „Neben  einander 
stelin  zwey  holde  Gestirn"  an  dem  Himmel" 
29.  Distichen.  —  S.  H.  Voss.  S.  [—Sohn]: 
Zur  Vermählung  der  Erbprinzessin 
von  Weimar.  „Seliger  Tag,  du  er- 
schienst! der  andachtvollen  Gesinnung" 
30—32.  BiStichen.  —  Buri:  Pflicht 
vor  Gesang.  „Wo  des  Quellge- 
wässers Perle"  32 — 33.  —  Isidorus:  (= 
Otto  Heinrich  Graf  von  Lochen,  1 786—1 825, 
Goedehe  VI  108 f,  erfiänzt  durch:  R.  Pissin, 
0.  H.  Graf  von  Loche n,  Leben  und  Werke, 
Berlin  1905\.  Hans  Sachsens  Feyerabend 
und  Tod.  „Und  als  der  Meister  sterben 
wollte"  34—37.  Gedichtet  am  11.  IV.  1808. 
Vgl.  Gedichte,  ausgew.  u.  heraiisgegeh.  von 
B.  Pissin  =  B.  Lit.  Benkm.  des  18.  u.  19. 
Jhs.  No.  135,  1905,  S.  139f,  159.  —  Otto 
der  Schütz:  Aus  einer  handschriftlichen 
Chronik,  wörtlich.  Otto,  der  jüngere  Sohn 
Heinrichs  des  Eisernen,  Landgrafen  von 
Hessen,  nach  dessen  Willen  er  in  den  geist- 
lichen Stand  treten  sollte,  lebte  lange  Zeit  un- 
erkannt als  einfacher  Schütz  am  Hofe  des 
Grafen  von  Cleve.  Schliesslich  ward  seine 
Abkunft  verraten,  und  er  heiratete  die  Tochter 
des  Grafen,  Elisabeth .  38 — 42.  Erzählungen. 
Von  Aloys  Schreiber.  1818.  Tübingen  bei 
Heim:  Lattpp,  2.  Bd.  =  Poet.  W. '  3.  Bd. 
S.  275 — 284.  Burch  Einschieben  von  Epi- 
soden erweitert.  — 

Von  der  Hochzeit  Ludwigs  von  Bayern 
mit  Ijudmilla,  Wittwe  Albrechts  III. 
Grafen  von  Bogen.  1203. 
Fussnotc:  Getreu  nach  dem  alten  Codex, 
nur  mit  Aenderung  der  Orthographie,  abge- 
druckt. „Ein  Fürst  von  Bayern  kam  gen 
Bogen  geritten,  Zu  einer  Gräfin  schön, 
klug  und  mit  Sitten."  43 — 45.  —  Overbeck: 
Haidekräutcheu.  Der  Boden  ist  dürr, 
wo  ich  blühe  45 — 46.  —  Overbeck: 
Das  h  äjislicbe  Fest.     Am  22.  Nov.  1807. 


„Jeden  zieht  sein  eigen  Geschick.  Daheimnun" 
47 — 49.  Ode.  —  Schrbr.  \=  Alogs  Schreiher]: 
Ueber  die  Enthaltsamkeit  der  römi- 
schen Weiber  vom  Weine.  „Die  Kömer 
hatten  ein  uraltes  und  sehr  strenges  Gesetz,  5 
welches  den  W^eibern  die  Enthaltsamkeit 
vom  Weine  zur  Pflicht  machte.  Dieses  Ge- 
setz hatte  Romulua  wahrscheinlich  von  den 
Lateinern  entlehnt.  Wenigstens  erzählen 
die  alten  Geschichtsschreiber  von  dem  König  m 
Faunus,  welcher  im  Weltjahr  2691  zur 
Herrschaft  gelangte,  er  habe  seine  Gattin, 
die  Fauna  Fausta,  weil  sie  zur  Schmach 
der  königlichen  Würde  einen  Weiukrug  ge- 
leert imd  betrunken  geworden,  mit  Myrten-    15 

zweigen  zu  Tode  gepeitscht" 

Hierzu  die  Fussnoie.  Macrrobius  erzählt  die 
Geschiebte  freylicli  anders.  Bey  einer  Sage 
kommt  es  aber  auf  die  Varianten  nicht  an. 
50 — 53.  —  Das  Wnnderhorn,  eine  Sage.  21) 
„Im  zehnten  Jahrhundert  lebte  Graf  Otto 
von  Oldenburg,  der  ein  guter  Jäger  war, 
und  sich  einsmals  mit  vielen  Edelleuten  und 
Dienern  auf  die  Jagd  begab."  Burstig  ge- 
worden erschien  ihm  eine  Jungfrau  und  reichte  o.i 
ihm  ein  köstlich  verziertes  silbernes  TrinJcge- 
fäss  in  Gestalt  eines  Jägerhorns,  das  er  aber 
zu  leeren  sich  weigerte,  weil  ihm  der  Trunk 
nicht  geheuer  schien.  Und  als  er  ihn  hinter- 
rücks aiisgoss,  spritzten  einige  Tropfen  auf  30 
seinen  Schimmel,  dem  plötzlich  an  der  Stelle 
die  Haare  ausgingen.  Ba  verschwand  die 
Jungfrau,  der  Graf  aber,  heimgekehrt,  ver- 
wahrte das  kunstreiche  Hörn  zu  Oldenburg  in 
seinem  Schatz.  53 — 55.  —  Schreiber:  Die  35 
Erscheinung.  „Es  rauschen  dumpf  des 
Rheines  Wogen"  56—57.  Gedichte  Tübingen 
1817  =Poet.  W.  1.  Bd.  S.  296 f.  Anm.' im 
„Inhalt"^  p.  XVIII:  «Auf  den  freiwilligen 
Tod  der  Dichterinn  Tian  (Frl.  v.  Gündo-  40 
rode)".  Vgl.  dazu  ^Neue  Heidelberger 
Jahrh-"  1896,  VI  75f.  —  Schreiber: 
Seh walbenlied.  Nach  dem  Neugrie- 
chischen. Gar  schnell  sind  wir  geflogen" 
58-59.  —  Schrbr.  [=  Schreiber] :  Rolands-  45 
eck.  „In  dem  reizenden  Rbeinthale 
zwischen  Koblenz  und  Goddesberg,  nahe  bei 
dem  Städtchen  Oberwinter,  liegen  zwei 
friedliche  Inseln  in  der  Umschattung  dunkler 
Bäume.  Die  grössere,  Rolaudswerder  go-  00 
nannt,  verbirgt  ein  Nonnenkloster."  .... 
Dem  Kloster  gegenüber  liegen  die  Ruinen 
von  Rolandseck  Einst  erbaute  sie,  der  Sage 
nach,  Roland,  Karls  des  Grossen  Neffe.  Er 
hatte  den  Vater  seiner  geliebten  Hildegard,  55 
den  Herrn  der  benachbarten  Burg  Brachen- 
fels, dem  er  in  einer  Fehde  £?(■  Hilfe  geeilt 
war,  versehentlich  getötet,  worauf  Hildegard 
Nonne  tvard,  aber  bald  dahinstarb.  Roland 
in  seiner  Burg  überlebte  ihren  Tod  nicht  eo 
lange.  59— 65.  Erzählungen  1818,  II 529  ff. 
Ganz umgearheitet.—  Schrbr.:Das  goldene 
Vliess.  Dem  Verfasser  des  Jason  ge- 
widmet. „Soll  denn  alles  Herrliche  ver- 
gehen?" 65—07.  —  Wernebnrg:  Das  Be-  es 


121 


A.  Schi-eihera  Heidelbei-ger  Tascli  eubuch  1809. 


122 


gräbniss.  „Duinpf  xind  schaurig,  Horch! 
wie's  läutet"  68  —  75.  —  Overbeck:  In 
einer  Augenkrankheit.  „Habt  ihr's  nicht 
lange  verscliuklet"  75 — 7ü.  —  Der  Kampf 
mit  dem  Löwen.  „Bischoff  Albert  von 
Bremen  war  ein  herrschsüchtiger  Mann  von 
uuriihigera,  stolzem  Sinn,  der  mit  dem  Grafen 
Huno  von  Oldenburg  in  ewiger  Fehde  lebte, 
und  wollte  er  den  Grafen  gern  um  Land  und 
Leute  bringen,  weswegen  er  ihn  bey  Kaiser 
Heinrich  dem  Vierten  als  Friedensstörer  und 
heimlichen  Feind  des  Reichs  angab."  Vom 
Meiclistag  zu  Goslar  wurde  Graf  Huno  dazu 
verurteilt,  mit  einem  Löwen  zu  kämpfen,  wo- 
fern er  sich  von  den  wider  ihn  erhobenen 
Klagen  zu  reinigen  getraue.  Sein  Sohn  In- 
stand für  ihn  den  Kampf  siegreich,  indem  er 
den  Löioen  durch  eine  mit  frischen  Einge- 
tveiden  eines  Rindes  angefüllte  Strohpuppe,  die 
er  vor  sich  herschoh,  täuschte.  77 — 79.  — 
V.  D  oppelmaier:  Zwei  russische  Volks- 
lieder. 1.  „O  du  mein  neues  Vorhang" 
79—81.  —  2.  Ein  gewöhnliches  Lied, 
welches  die  uuverheiratheten  Jüng- 
linge und  Mcädchen  der  Braut  oder 
jungen  Frau  am  Tage  nach  der  Hoch- 
zeit vorzusingen  pflegen,  eines  der 
ältesten  russisclien  Volkslieder.  „Tanz 
nur  schön  Häschen,  tanz".  Fussnotc:  Der 
Haas  als  schüchternes  Thier,  Bild  der 
Schüchternheit  russischerLandmädchen.  81 — 
82.  —  Diebold  Graf  von  Calw.  Nach 
l'elix  Faber.  „Im  Jahr  1025  wurde  Konrad, 
Herzog  von  Schwaben,  zum  Kaiser  erwählt. 
Sein  erstes  Bemühen  war,  den  Landfrieden 
in  Deutschland  herzustellen."  .  .  .  Aus 
Furcht  vor  seiner  Hache  für  mancherlei  Un 
taten  entfloh  Graf  Diebold  in  den  Wald  und 
lebte  mit  den  Seinen  in  einer  armseligen\ 
Hütte.  Dort  traf  ihn  der  Kaiser,  der  seine 
Burg  berannt  hatte,  und  übernachtete  bei  ihm. 
Da  träumte  er,  der  neugeborene  Sohn  des 
Grafen  werde  sein  Eidam  iverden,  und  be- 
fahl erschrecld  den  Knechten,  das  Knäblein 
zu  töten.  Diese  aber,  aus  Mitleid,  setzten  es 
nur  aus,  so  dass  es  die  Gattin  des  Herzogs 
Hermann  von  Schwaben  fand,  für  das  ihrige 
ausgab  und  erzog.  Als  Jüngling  gewann  er 
die  Gunst  des  Kaisers  und  endlich  —  ivider 
dessen  Willen  —  die  Hand  seiner  Tochter. 
,S',3 — S7.  —  Gerning:  Die  Kose.  „Nimm  die 
letzte  Rose  von  meinem  Garten  87.  —  J. 
H.  Voss.  S.:  Traum  der  Atossa  aus 
Aeschylos  Persern  174 — 212.  „Von  vielen 
Traumgesichten  werd'  ich  jede  Nacht"  88 
—89.  —  [G.]:  An  G.  P.  Im  Floreal  des 
7.  .fahrs.  „Ich  denke  dein,  wenn  mir  in 
ferner  Bläue"  90—91.  —  Y.:  Der  Mensch. 
„In  die  Welt  hinaus  gestossen"  92 — 94.  — 
6 — g.  [=:  Ger  Ml«  (/]:  Trost.  „Auch  das  Alter 
verjüngt  sich  oft  im  Lenze  der  Dichtung; 
Unter  verdorrtem  Laub  duften  ihm  Veilchen 

hervor."  94. —  K.:  An  Helena  B 

der     holden    Schwester,     der     treuen 
Gattin,    der    liebenden    Mutter,    zum 


Wiegen-  und  Namensfeste.  „Hold 
lächelnd  entstieg  aus  schwindender  Nacht" 
95—96.  —  Schrbr.:  Aus  dem  Tage- 
buche eines  Freundes.  „Im  Jahr  17 

machte  ich  eine  Reise  auf  dem  Rhein."  5 
Unbedeutende  Novelle  von  der  rechtzeitig  ent- 
deckten und  vereitelten  Entführung  eines 
Mädchens,  mit  der  sich  der  Erzähler  am 
Ende  vermählt.  97 — 119.  Erzählungen  1817, 
I  506  ff.  — G — g.  f=  6rcrwi«5r] :  Armideus  10 
Gürtel.  „Zärtlicher  Unmuth,sanftesWeigern, 
holder"  119.  —  J.H.Voss.  S.:  Prom  etheus 
Trotz,  aus  dem  gef.  Prom.  des  Aeschy- 
los 915 — 951.  „Einst  wird  fürwahr  Zeus, 
hab'  er  noch  so  starren  Sinn"  120 — 122.  —  10 
Gerning:  DerMayregen.  „Träufle  sanft 
hernieder  umweht  vom  Zephyr"  123 — 124. 
Ode. —  M. :  Das  verkannte  Genie.  A.„Alle 
erhabensten  Männer  von  jeher  wurden  ge- 
kreuzigt: Mich  zwar  kreuzigt  man  nicht;  20 
aber  man  lästert  mich  doch:  Ergo  —  — 
B.  Halte  mein  Freund!  von  drei  Gekreuzigten 
sind  dir  Zwey  stets  —  Schacher  am  Kreuz; 
einer  vielleicht  ist  ein  Gott"  124.  —  v.  K.: 
[=  von  Knebel?]  Die  wahre  Hoheit.  25 
Ein  moralischer  Traum.  „Wenn  eine 
Götterschaar  von  Tugenden"  125—126. 
—  G — g.  [=  Gerning]:  Das  Vergiss- 
meinnicht.  „Blümchen!  du  blühest 
mir  so  schön  in  Lina's  schmachtendem  30 
Auge,  Und  ihr  rossiger  [sof]  Mund  duftet 
dein  liebliches  Wort.  126.  —  Buri.:  Amors 
Irrthum.  Frei  nach  Prior's:  Cupid  niistaken. 
„Jüngst  als  Cypria,  zum  Baden"  127 — 128. — 
G. — g  [=  Gerning]:  Der  Spiegel.  „Was  du  35 
zärtlich  erblickst  in  meinem  spiegelnden  Auge, 
Ist,  von  Liebe  beseelt,  Holde!  dein  eignes 
Bild."  128.  Stand  schon  im  Tb.  f.  Freund- 
schaft und  Liebe  auf  1803,  S.  61.  Vier 
Märchen  von  Schuppius  [Johann  Halt-  40 
hasar,  1610—1661;  Goedeke  ni234fj:  Fuss- 
note:  Der  protestantische  Abraham  a  Sancta 
Clara,  nur  noch  witziger,  geistvoller  und  ge- 
haltener als  jener,  aber  vielleicht  eben  darum 
weniger  bekannt.  45 

1.  „Man  sagt,  es  sey  einsmahls  ein  guter 
Kerl  bei  Hofgewesen,  NahmonsNathaaael, 
und  der  habe  seinem  Herrn  treulich  ge- 
dient" ....  129—130.  — 

2.  „Ein  Blinder  und  ein  Lahmer  machten  zu-   50 
sammen  einen  Bund,  dasa  der  Blinde  den 
Lahmen  tragen  sollte  und  was  sie  unter- 
wegs finden,  das  wollen  sie  gleich  theilen." 
....  130-131.  — 

3.  „Es  ist  hie  bevor  eine  grosse  Feldschlacht   55 
vorgegangen,    da  hat  der  liebe  Gott   alle 
Offiziere,  welche  in  der  Schlacht  blieben, 

in  Himmel  genommen."  .  .  .  131 — 132.  — 

4.  „Ein   Mönch    spazierte    in    einem   Wald, 
und  funde  in  einem   hohlen  Baum  etwas    60 
Honig."  .  .  .  132—133. 

Von  dem  verstorbenen  Bojer  [wohl 
verdruckt  für  Heinrich  Christian  Boie,  1744 
—1806,  Goedeke  17  385,  VII  347]:  Der 
Normaun.      Nach    dem   Norwegischen.   65 


123 


A,  Schreil)ers  Heidelberger  Taschenbuch  1810. 


124 


„Wohnplatz   ist  mir  hoher  Fels"  134 — 136. 

—  Schrbr.:  [6]  Kleine  Dichtungen  [in 
Prosa].  [1]  Der  Fruchthalm.  Fröhlich 
erhebst  du  dich  im  frischen  Leben"!  .... 

5  137.  —  [2]  Die  Rose:  „Die  Göttin  der  Liebe 
wandelte  unter  den  Blumen  des  Frühlings, 
und  jede  bat  Aphroditen,  sie  zu  wählen  zu 
ihrer  Lieblingin.«  ....  137—138.  —  [3] 
Das  Vergissmeinnicht:  „Wer  gab  dir  die 

10  Farbe  des  Himmels  und  der  Hoffnung,  und 
den  schüchternen  Blick  der  Liebe?"  138  bis 
139.  —  [4]  Der  Rosmarin:  ,,Xur  der  Land- 
manu  liebt  dich  in  seiuen  Gärten'';  139.  — 
[öj  Der  Buchs  bäum:  „Warum  schaust  du 

15  so  wehmütig  um  dich  her  in  der  Fülle  deines 
Lebens?"  140.  —  [6]  Das  Frühe  Veilchen: 
„Beim  ersten  warmen  Sonnenstrahl  im  März 
schlüpfte  ein  zartes  Veilchen  hervor  aus 
seiner   schützenden    Hülle,    und   freute    sich 

20  des  aufquellenden  Lebens"  140 — 141.  — 
G.— g.  [Gerning]:  Das  Wort  des  Mäch- 
tigen. „Wer  auf  des  Mächtigen  Worte  sein 
Lebensgebäude  hinaufführt,  Baut  auf  wogeii- 
deu  Sand,  wechselndeu  Winden  ein  Spiel.'' 

25  141.  —  Y. :  Die  Händesprache.  „Bey  allem 
Reichthum  der  Wortsprache  würdeder  Mensch 
sehr  arm  seyn,  wenn  er  sonst  kein  Zeichen 
des  Ausdruckes  hätte."  142—146.  G.— g  [= 
Gerning]:  Weiber-Macht:  ^Anmuthzähmet 

30  Gewalt,  drum  tanzen  doch  endlich  die  Männer 
Nach  dem  Pfeifchen  der  Frau,  trillernd  wie 
schön  es  erklingt."  146.  —  Das  weltlich 
Klösterlein.  [Gedruckt  zu  Siemeren 
uff   dem  Hunessrück    bei   Hieronimus 

35  Rodler,  Fürstlichen  Secretarien.] 
„Wollt  ihr  vermerken  Abentheuer"  147  —  164. 

—  V.  Blomberg  [Wilhelm  Freiherr,  1786 
— 1846,  älterer  Br.  des  Karl  Alexander, 
Goedefce     VIT  845;     Briimmer  I  67.       Vgl. 

40  Biintser,  Ungedr.  Br.  a.  Knebels  Xach- 
lass"  1858  i  p.  XXVII]:  Der  Blocks- 
berg. „Wunderlich  ist  zu  schau'n  und  zu  hören 
am  Berge  die  Feyer-'  165— 173.    Hexameter. 

—  Schreiber:  Die    drei  Geliebten.    „Im 
45   Jahr  1145  feierte  König  Konrad  der  Dritte 

das  Weihnachtsfest  zu  Speier."  Dorthin  kam 
auch  Bernhard  von  Clairvaux  und  predigte, 
und  zahllose  Edle  nahmen  mit  dem  Könige 
das  Kreuz.     Auch  Walther  von  Felsenech 

50  ivar  mit  dieser  Absicht  in  den  Dom  gekommen, 
aber  er  erblickte  dort  die  beiden  Töchter  eines 
in  Palästina  gefallenen  Ritters,  die  jetzt  eine 
Zuflucht  im  Kloster  suchen  wollten,  gewährte 
ihnen   .Schutz  auf  seiner   Burg  und   gewann 

bb  bald  heida  lieb,  ohne  sich  zwischen  der  altern 
Agnes  und  der  jungem  Hedwig  entscheiden 
zu  können.  Eines  Tages  kam  ein  wunder- 
schöner Pilgrim  auf  die  Burg,  der  sich  dem 
frommen  lütter  als  ein  in  Palästina  geborenes, 

60  nun  verwaistes  Edelfräulein  Namens  Maria 
entdeckte.  Walther  toies  ihr  auf  ihren  dringen- 
den Wunsch  eine  ihm  gehörende  Bheininffcl 
mit  Einsiedelei  an.  Auch  sie  hatte  er  nnuus- 
sprechlich  lieb  gewonnen.     Die    leidenseha/t- 

65  liehen   Annäherungsversuche   der  Agnes    er- 


widerte er  aber  nicht,  so  dass  diese  die  Burg 
heimlich  verliess,  um  sich  einem  zügellosen 
Leben  hinzugeben.  —  Bald  entschlief  die  Ein- 
siedlerin; an  ihrem  Grabe  tat  Agnes  Busse; 
Wallher  reichte  am  Altar  Hedwig  seine  Hand.     '^ 

—  —  173 — 194.  Gedichte  und  Erzählungen 
1812,  S.  280 ff.;  Poet.  \Yerke  1817,  II  289 ff. 

—  V.  d.  Verf.  d.  goldnen  Kalbs  [=  Karl 
Christian  Ernst  Graf  zu  Bentsel- 
Sternau,  1767-1849;  Goedeke  V  468,  VII  m 
244,  ADB  2,  348.  ^Das  goldene  Kalb. 
Eine  Biographie.^  erschien  1802  —  04  in 
Gotha.  —  Das  Heidelb.  Tschb.  1810  schreibt 
Benzel-Sternau;  bei  Goedeke  wechselt  die 
Schreibung  wiederholt,  vgl.  z.  B.  das  Register  '•' 
zum8.Band\:  Bekehrungs-Epistel.  Fuss- 
note:  Aus  den  Proseliten,  einer  handschriftl. 
Novelle.  „0  gar  nicht  selten  gleicht  die  so- 
genannte Bekehrung  dem   Gedicht  über   die 

göttliclie   Liebe" 195-300    [verdr.   20 

fiir  2001. 


Jahrgang  1810, 


Ihre  Hoheit 

Wilhelminen  Louisen 

Erbgrossherzogin  von  Darm 

getjornen 

Prinzessin  von  Baden 

ehrfurchtsvoll  gewidmet,     p. 


itadt 


III. 


Verschmähe  nicht    den  Kranz,    den   ich    ge- 

[wunden    30 
Von  Blumen,  wie  die  rauhe  Zeit  sie  bringt! 
Auf  Gräbern  hab'  ich  einige  gefunden, 
Wo  die   Cirade  bei  den  Todten  singt, 
Und  andere,  in  schwermuthsvollen  Stunden, 
Da,  wo  im  Thal  des  Neckars  Welle  blinkt.    35 
Das  Schöne   nur    ist    uns    noch    nicht    ent- 
[schwuuden, 
Wie  traurig  auch  der  Ton  der  Laute  klingt. 
Noch  muss  der  Thau   den  dürren  Halm   be- 

[feuchten,    40 
Und    in     der    Nacht    der    Stern    der   Liebe 

[leuchten. 
Im  reinen,  unbefleckten  Sinn  gestaltet 
Sich  herrlicher,  was  rings  der  Tag  zerstört. 
Und  über  dieser  schönen  Schöpfung  waltet    4.^ 
Ein  Geist,  der  nicht  der  Erde  augehört. 
Der  dem  Geweihten  die  Natur  entfaltet, 
Wenn   todter   Schein    den   bunten   Schwärm 

[bethört. 
Dir,  Fürstin,  ward  das  Trefflichste  gegeben :   50 
Du    bildest    aus    dir    selbst    dein    schönes 
[Leben,     p.  V— VI. 
Vorrede. 
Der  erste  Jahrgang  meines  Taschenbuchs 
hat    eine    freundliche    Aufnahme    gefunden,    .55 
und  dies  musste  mir  Aufmunterung  seyn  zur 
Fortsetzung  desselben.    Nicht  oline  Rührung 
werden   die   Leser   erblicken,    was    ich    von 
Herder,    Schiller,    Boje,    Seckendorf, 
Fernow  und  Hamilton  mittheile.     Es  sind    go 
heilige  Gaben  der  Todten,  Blumen  von  ihren 


125 


A.  Schreiliers  Heidelberger  Taschencucb   1810. 


126 


Grabhügeln,  die  ihren  besondern  Werth  haben 
durch  das  Andenken,  welches  sie  erneuern. 
Die  Erzählung,  Roger  und  Marie,  ist 
aus  den  eontes  et  fabliaux  entlehnt,  was  ich 
j  hier  der  Kunstrichter  wegen  nachweisen  zu 
müssen  glaube. 

Von  den  Vossischen  Uebersetzungen 
aus  dem  Tibullus  ist  die  eine  schon  vor 
vielen  Jahren  gedruckt  worden:  sie  erscheint 
Hl  aber  hier  nach  einer  sehr  veränderten  Ab- 
schrift, und  dies  rechtfertigt  den  Abdruck 
derselben. 

Da  der  Druck  des  Taschenbuchs  aus 
Ursachen,  welche  blos  den  Herausgeber  inter- 
15  essiren,  sehr  spät  angefangen  wurde,  so 
musste  die  Bogenzahl  etwas  vermindert 
werden.  Dies  nöthigte  mich,  manchen  schätz- 
baren Beitrag  auf  das  folgende  Jahr  zurück- 
zulegen. 
20  Heidelberg,  am  8.  Aug.   1809. 

Schreiber, 
p.   VIl-VlIl. 
Inhalt,     p.  IX-XIII. 
Druckfehler,     p.  XIV. 
2,s      Erklärung    der   [sec/(s]  Kupferstiche, 
p.  XV— XX. 
Titelkupfer. 
Amor,    nach    Guido    Reni.      Wenigen 
Künstlern    ist    es    gelungen,    die   Welt    der 
3(j    Genien   mit    so    viel   Liebreiz    darzustellen, 
aber  wenige  hatten  auch  den  heitern,  kind- 
lichen Sinn,    aus  welchem  allein   das  Leben 
der   Unschuld    und    der    Anmuth    gebohren 
wird.     Dieser    kleine   Gott    scheint    freilich 
35    nicht  dem  Himmel  allein  anzugehören,   doch 
warum    sollte   er   auch  nicht  etwas   von    der 
Erde   haben,   die   seine   Mutter   ist?     Wenn 
das  Schöne  nur  im  Vergänglichen  erscheint, 
so   muss  auch    die    Liebe    vergänglich   seyn, 
40    und  dem  verwais'ten  Herzen  bleiben  einzig 
noch    Erinnerung    und    Hoffnung.      Eros   ist 
ewig  ein  Kind,  und  ohne  Kindlichkeit  giebt 
es  keine  Liebe.     Aber  wir  hören  nur  zu  früh 
auf,  Kinder  zu  seyn,  wenn  wir  auch,  wo  es 
45    auf   den   Ernst   des  Lebens   ankommt,   noch 
immer  kindisch  bleiben,     p.  XV — XVL 
Die  sterbende  Cleopatra. 
Ebenfalls   nach    Guido.     Man    hat    sich 
oft    über    den    Vorzug    der   Alten   und    der 
50    Neuen    gestritten.      Der   kleine    Unterschied 
zwischen  den  beiden  besteht  wohl  darin,  dass 
jene  den  Muth  hatten,  zur  rechten  Zeit  zu 
sterben,   während  wir  den  Muth  besitzen,  zu 
leben,  so  lange  es  gehen  mag    Cäsarn  musste 
55    es    nicht    wenig    schmeicheln,     die     schöne, 
stolze    Königin    im    Triumphe    aufzuführen, 
aber  sie,  kühn  genug 

—   anzuschaun  die  liegende  Königsburg 
Mit  heiterm  Antlitz,  tapfer  zu  fassen  auch 
eo        Grimvolle  Nattern,  um   ihr  schwarzes 

Gilt   in   den  starrenden  Leib   zu  saugen: 
sie  kannte  das  Mittel,  sich  der  Schmach  zu 
entziehen,  und  wer  huldigt  nicht  mehr  diesem 
Siege,   als   dem    des   römischen  Imperators? 

65  p.    XVI. 


Die  Canadier  am  Grabe  ihrer  Kinder. 

Nach  Le  Barbier.  Wenn  die  wilden 
Bewohner  von  Canada  ein  Kind  durch  den 
Tod  verlieren,  so  besuchen  sie  oft  das  Grab 
desselben,  und  die  Mutter  giesst  die  Milch 
aus  ihrer  Brust  auf  das  kühle  Bett  des  kleinen 
Schläfers.  Viele  unsrer  Mütter  sind  so  zärt- 
lich nicht  gegen  ihre  lebenden  Kinder.  Da- 
für haben  wir  aber  auch  die  Periode  der 
Empfindsamkeit  glücklich  überstanden,  und 
errichten  Vaccin.ationsschulen  für  die  Huma- 
nität, und  werfen  die  Todten  aus  ihren 
heiligen  Ruhestätten,  damit  den  Lebendigen 
die  Welt  nicbt  zu  enge  werden  möge. 

Es  ist  in  der  Tat  ein  schlimmes  Ding 
um  Vorurtheile,  und  ich  wünschte,  ein  auf- 
gekärter  Deutscher  möchte  sich  das  Verdienst 
um  die  gutmüthigen  Canadier  erwerben,  und 
einige  Lesegesellschafteu  von  dem  jährlichen 
Abgang  unsier  pädagogischen  Literatur  unter 
ihnen  errichten,  damit  sie  einsehen  lernten, 
wie  lächerlich  es  sey,  an  das  Leben  der 
Toden  zu  glauben,  und  wie  gefährlich,  sich 
mit  nackter  Brust  auf  Gräber  zu  setzen, 
p.  XVIL 
Sappho. 

Nach  Nahl.  Der  Sprung  von  den  leu- 
kadischen  Felsen  hat  allerdings  etwas  Roman- 
tisches, aber  unsre  modernen  Dichterinnen 
sind  zu  christlich  gesinnt,  um  einen  alber- 
nen heidnischen  Gebrauch  mitzumachen.  Sie 
sterben  höchstens  im  Sonett,  oder  an  einer 
Ballverkältung.  Das  Lesbische  Mädchen 
hatte  viel  zu  warmes  Blut.  Phaon  mochte 
noch  so  liebenswürdig  seyn,  schon  seine  un- 
artige heimliche  Flucht  hätte  eine  Rache 
ganz  andrer  Art  verdient.  Das  griechische 
Feuer  sengte  freilich  zerstörender  als  das 
unsrige.  Wir  haben  nicht  Noth,  die  Wellen 
des  Hellesponts  über  uns  zusammenschlagen 
zu  lassen,     p.  XVIII. 

Die  schöne  Gärtnerin. 

Diese  Bennung  giebt  man  in  Frankreich 
Raphaels  herrlicher  Madonna,  wovon  dieses 
Blättcheu  eine  Kopie  liefert.  Es  ist  die 
Jungfrau,  die  Mutter  war,  und  die  Mutter, 
die  Jungfrau  blieb.  Mädchen  mit  der  Seele 
im  klaren  Auge,  und  mit  der  Unschuld  auf 
der  Stirne,  du  fühlst,  dass  ich  kein  Märchen 
erzähle,  und  auch  du  fühlst  es,  glückliche 
Mutter  mit  dem  blühenden  Knaben,  der  unter 
den   keuschen   Lilien   deines   Busens   spielt. 

Tausende  lächeln  über  mich  und  über 
euch,  und  die  freche  Gemeinheit  wagt  es  so- 
gar, in  eurer  Gegenwart  ihre  schnöde  Be- 
gierde mit  dem  Schimmer  des  Heiligen  zu 
umgeben.  Das  war  unserer  Zeit  vorbehalten, 
dass  sich  die  Sünde  selbst  öffentlich  brüsten 
durfte  als  ein  Göttliches!  p.  XIX. 
Der  Friede.  [„Gemalt  v.  F.  P.  Rubens. — 
Gest.  v.  Ant.  Karcher.     Mannh."] 

Man  erzählt  eine  Geschichte  von  einer 
Mutter,  die  ihr  Kind  auf  dem  Arm  trug,  und 
einem  Löwen  begegnete.  In  der  Angst  ihres 
Herzens  warf  sich  die  Mutter  zur  Erde,  und 


127 


A.  Schreibers  Heidelberger  Taschenbuch  18Ui. 


128 


barg  ihr  Kind  an  ihrem  Busen.  Der  Löwe, 
war  edel,  und  ging  ruhig  seinen  Weg.  Der 
Mann  da  mit  dem  eisernen  Waflfenschmuck 
und  mit  dem  eisernen  Herzen  ist  so  edel 
nicht.  Er  will  den  Säugling  morden  und 
den  blühenden  Knaben,  und  hinter  ihm 
schweben  die  Furien  des  Krieges  und  harren 
des  warmen  Menschenblutes.  Der  Friede 
tritt  als  ein  helfender  Genius  dazwischen. 
Aber  wie  manche  Mutter  mochte  schon 
weinen,  bevor  dieser  ihre  Kinder  gerettet 
wurden?  Wie  manches  Auge  blickt  starr 
und  thräneuleer  zum  Himmel? 

Friede  wird  euch  werden,  ihr  Trauern- 
den! Eine  Handvoll  Erde  heilt  den 
brennenden  Schmerz  vom  Stich  der  Biene, 
und  den  brennen  den  des  gebrochenen  Herzens. 

p.  XX. 

Kalender  auf  1810.   [12  Seiten.] 
Aufsätze.    1. 

S.  2  hIeiU  frei.  J.  H.  Voss: 
Sehnsucht  nach  Frieden.  TibuUs 
erstes  Buch  zehnte  Elegie.  „Wer  doch 
wars,  der  zuerst  die  entsetzlichen  Schwerter 
hervortrug?  3 — 7.  —  Goethe:  [Wolff/aiif)  >•.]: 
Johanna  Sebus. 

Zum  Andenken  |  der  |  Siebzehn- 
jährigen Schönen  Guten  |  aus  dem 
Dorfe  Brienen  |  die  I  am  13.  Januar 
1809  I  bey  dem  Eisgange  des  Kheins 
und  dem  grossen  Bruche  des  Dammes 
von  j  Cleverham  |  Hülfe  reichend 
unterging. 

_Der  Damm  zerreist,  das  Feld  erbraust-' 
8 — 11.  B/"tntzer,GoetlieslyrischeGedichte,185S 
1227 ff.  —  Haug:  Insciirift  auf  Tiraons 
Sarkophag.  -Mir  Timon  ward  das  höchste 
Gut"  11. —  Fr.  Schiller:  In  Baggesens 
Stammbuch.  „Im  frischen  Duft,  im  ew'gen 
Lenze"  12.  datiert  „Januar  1793".  —  Over- 
beck:  An  Agathon.  „Auf  dem  Pfade  der 
Pflicht  (Wonnen  umglänzen  ihn)"  13 — 14. 
Ode.  —  Haug:  AVilm  an  Rosa.  „Treue 
Lieb  in  Ewigkeit"  14.  —  von  Knebel: 
Hymnus  an  die  Sonne  „Sonne!  du  Quelle 
des  Lichts  und  des  Lebens  ewige  Füllel" 
15 — 16.  Hexameter.  Haug:  Furb.  „Ach, 
wegen  siebenzehn  Pistolen"  16.  Gedichte. 
Ausioahl,  1827,  I  418.  —  W.  Ha- 
milton. Bemerkungen.  Aus  einer 
Handschrift.  1798.  -Ich  masse  mir  nicht 
an,  die  Natur  zu  erforschen,  sondern  begnüge 
mich,  sie  in  ihren  erhabenen  Erscheinungen 
zu  verehren,  ohne  ihren  geheimnissvollen 
Schleier  durchschauen  zu  wollen.  Glück- 
licherweise habe  ich  aber  so  viel  gesehen, 
dass  ich  mit  dem  Dichter  sagen  mag: 

Was  ist,  ist  gut !    — 

Nachdem  ich  die  Vulkane  der  beiden 
Sicilien  mit  Aufuieiksamkeit  untersucht  hatte, 
wagte  ich  es,  dem  berühmten  Büffon  in  Paris 
zu  sagen :  dass  er  sicli  geirrt  habe  in  seiner 
V^ermuthung,  als  ob  der  Ileerd  der  Vulkane 
sich  immer  im  Mittelpunkt  oder  nahe  dem 
Gipfel  von  Urgebirgen  befände.    In  der  That 


gehört  weder  der  Aetna  noch  der  Vesuv  in 
die  Reihe  ursprünglicher  Berge,  und  ihre 
Ausbrüche  geschehen  bisweilen  am  Fusse 
von  solchen  Bergen,  die  das  Werk  früherer 
vulkanischer  Ausbrüche  sind.  —  Ach,  nach 
so  vielen  Mühen  und  Gefahren,  was  habe 
ich  entdeckt?  Nichts  weiter,  als  was  Seneca 
schon  recht  gut  wusste,  und  in  seinem  97  sten 
Brief  sagt,  wo  er  vom  Ursprung  des 
vulkanischen  Feuers  redet:  Es  ist  nicht  durch 
sich  selbst,  sondern  entsteht  in  irgend  einem 
unterirdischen  Thale,  wo  es  genährt  wird 
und  aufbraust.  Der  Berg  giebt  ihm  keine 
Nahrung,  sondern  nur  einen  Weg."  17  —18.  — 
V.  Seckendorf:  Auf  das  Pantheon 
zu  Rom.  „Willst  du  ein  sterbliches  Werk 
vollendet  vom  Schöpfer  betrachten"  18. 
Distichen.  — 

Aus  einem  alten  Stamnibuche,  vom  16. 
Jahrhundert: 

(a)  „In  diesem  Buch  begriffen  seynd 
Viele  liebe  und  bekannte  Freund!"    19. 

(b)  „Dornen  stechen,  Nesseln  brennen, 
Wer  kann  falsche  Herzen  erkennen?"  20. 

(c)  „Zu  hoch  will  ich  nicht  fliegen. 

Auch  Niemand  untern  Füssen  liegen."  20. 

(d)  „Den  Füchsen  auf  den  Auen, 
In  Städten  den  Jungfrauen, 
Stellt  man  nach  mit  grosser  List, 
So  lang  der  Balg  noch  gut."   20.   — 
Seh.  [=  Schreiber\:  Grabschrift.  „Hier 

liegt  der  Herr  von  Kakadu!  20.  — 

Dr.  Herder:  Tabula  votiva. 
„Selig,  wer,  wenn  er  Erde  der  Mutter  Erde 
[zurücklässt, 
Aiich  in  des  guten  Werks  dauernde  Gemme 

[geprägt, 
Seiner  Seele  Bild,  den  Enkeln  ein  holdes 
[Vermächtniss, 
„Schenket,  von  Allen  beweint,  jeglichem 
[Edlen  genannt."  21.  — 
B.^*^  [Im  ^Inhalt-^  unter  v.  Seckendorf.]: 
Nach  Cocquard.  „Arist,  der  weiss,  was 
Andre  nicht  geschrieben"  21.  —  0  verbeck: 
Die  Bienen.  „Hüllt  sich  endlos  der  Pol 
in  die  unweis'te  Nacht?"  22  —  23.  —  Haug: 
Wunsch.  „Seid  ihr  entflohen  Selige  Träume! 
— "  23.  —  von  Knebel;  Das  Denkmal 
der  Liebe.  „Ich  weiss  ein  Plätzchen  gar 
wunderschön"  24 — 25.  —  Sehr.  [—Schreiber]: 
Nach  Prior.  „Morill,  der  von  der  Schreih- 
sncht  nie  genass"  25.  ^Poetische  Werke'^ 
Tmngen  1817.  I  477.  —  V.  d.  Verf.  d. 
goldn.  Kalbes:  [=  Christian  Ernst  Graf 
zuBcntzel-Sternau,  1767—1819]:  Der  Prä- 
tor. [Fussnote:]  „Vergl.  eine  kleine  Er- 
zählung im  Publiciste  als  Veranlassung  dieser 
Ausführung."  Dialog  zwischen  einem  Maler 
und  einem  Gerichtspräsidenten,  der  sich  in 
cirosscrGalatmiform  malen  lassen  will,  wahrend 
der  Maler  ^das  romantische  Gcirand  des  schön 
tiildcnden  AUcrthiims-^  vorschUifit  und  endlich 
seinen  Wi/lcn  durchsetzt.  26 — 37.' —  Sehr. 
[=  Schreiber.]  An  Zaiden.  „Heurathen 
soll   ich   dich.   Zaide?     Sprich,  bist  du  denn  ( 


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A.  Schreibers  Heidelberger  Taschenbuck  1810. 


130 


schon  meiner  Liebe  inücle?37.  Poet.  W.  1 479: 
„An  Naiden".  —  Sehr.  \=  Schreiber.]  Die 
Blumen.  , Der  Mai  lächelt  so  freundlich  in 
die  Trauer  der  Zeit,  wie  dort  auf  dem  Bilde 
6  der  Säugling  lächelt  am  Busen  der  Mutter, 
die  den  todten  Gatten  neben  sich  beweint." 
33—34.  —  Poetische  Werke  I  390.  —  Sehr. 
[^=  Schreiber]  Grabsehrift.  „Zwei  Menschen 
liegen    hier,    die   Wunder   unsrer   Zeit,    Und 

10  würdig  der  Unsterblichkeit.  Der  Eine  starb 
in  Dürftigkeit  als  Richter,  Der  Andre  reich  als 
Dichter.  39.  Poetische  Werl(eI477.  Verändert.  — 
H  ein  rieh  Chris  tian  Boie:  Daa  Magist  er- 
ex  amen.   „Die  Zier  der  Universität"  40 — 41. 

15  Weinhold,  Boie,  Halte  1868,  S.  303  f. 
—  Overbeck:  Der  Ochs  und  der  Kater. 
,,Einst  unterhielten  sich  in  einem  Wiesen- 
thahl"  41  —  Gerning:  An  die  Muse. 
„Muse,  von  mir  entweichst  du"  42.  — ■  Bag- 

20  gesen  [=  Jens  Jmmanuel,  1764—1826, 
Goedel;e  VI  161  ff]:  An  einen  Freund. 
„Eben  zum  Manne  gereift,  hast  du  die 
Blume  des  Lebens"  43.  —  Sehr.:  [= 
Schreiber.]      Chloe.      „Jucunde  ist's,   für  die 

2,-,  Damöt  izt  glimmt"  43.  Poetische  Werke  I 
177.  —  C.  L.  Fernow  \Knrl  Ludwiij  176.3 — 
1808,  Goedeke  VI  310 f.]:  In  ein  Stamm- 
buch. [Auf  dem  gegenüberstehenden 
Blatte  hatte  sich  d  er  deutsche  Ueber- 

30  Setzer  des  Homer  eingeschrieben]. 
,Dera  edlen  Deutschen  gegenüber"  44.  — 
J.  C.  Gr.  V.  Hoffmansegg:  Kunst  und 
Natur.  „Viel  sind  der  Zauber  der  Kunst, 
entzückend  ihre  Genüsse"  45.  —  Gerning: 

36    Natur. 

„Xichts     ist     in     der    Natur     allnährendem 

[Sohoosse  verloren, 

Alles  ist  Wiederkehr  ewig  erzeugender  Kraft" 

45.  —    J.    G.    Herder:     An     Gerning. 
40    Weimar  1802. 

„Seit  wir  zuerst  uns  sahn,  als  uns 

Venusiums  Dichter 
Unter  der  Leier  Klang  näher  und 

näher  verband, 
4.5        Sind  zehn  Jahre  dahin!     Nach  zehn 

durchlebeten  Jahren 
Scheiden  wir  liebend  und  trou,  bleiben 

uns  inniger  nah. 
Glücklicher  Freund!  Geneuss  mit  der  Muse 
50  das  Leben,  du  kannst  es! 

Lebe  den   Freunden  und  dir,  lebe  den 

Edelsten  froh."  46. 
iJie  Verse  fehlen  in  Suphans  und  den  übrigen 
Ausgaben.  Vgl.  Goedehe  IV  297.  — 
,-,  B.^*.^  [=^  Seclccndorf?]:  An  einen  guten 
Freund.  „Undeutsch  ist  dein  Geschreib, 
meiu  Lieber!  Sclueib'  Latein,  Gleich  wirst 
du   anerkannt   als  ächter  Deutscher   seyn." 

46.  —    Jean    Paul    Fr.    Richter:    [Fjer] 
60  Denksprüche. 

Autoren,  Generale  und  Kaufleute  müssen 
die  Taschenspieler  nachahmen,  die  nie  das 
Stück  voraussagen,  was  sie  machen  werden. 

(j5  Vor  lauter  Lesen  kommt  man  nicht  zum 


denken;  und  der  Nachsprecher  der  Ori- 
ginalität hält  sich  neben  dem  Nachsprecher 
der  Gemeinheit  schon  für  ein  Original. 

Nicht  nur  der  Aus-  und  Eingang  des 
Lebens,  das  Leben  selber  ist  vielfach  ver-  5 
schieiert  und  zugehüllt.  Wie  um  einen  ägyp- 
tischen Tempel,  liegen  Sphy  nxe  um  die  zweite 
Welt,  und  anders  als  in  Aegypten  löset  der 
das  Räthsel,  welcher  stirbt. 

10 

Es  lohnet  kaum  der  Mühe,  dass  mau  über 
das  ganze  Spiel  so  viele  Worte  macht,  als 
ich.  47.  — 

Heinrich  Christian  Boie:  Der  Rei- 
sende.    „Aus  der  kleinen  Alltagswelt"  48.    15 

—  Buri:    An   Psyche.     „Aus   der  reinen 
Geister  Lande"  49 — 50.  —  Gerning:  Der 
Adler.     „Spät  schwingt  mancher   sich    auf, 
so  weilt  am  Felsen  der  Aar  noch.   Wenn  die 
Lerche  sich  schon  singend  erhebet  vom  Nest".   20 
50.  —  A.:     Sehnsucht.     „Mit  der  Lerche 
möcht'  ich  schweben"  51 — 52.  —  Der  neu- 
vermählte Wittwer    [Aus  dem  15.  Jahr-  /] 
hundert.]     „Wenn    ein   Jäger    dem    Affen- 
thier".  53 — 54.  —  Hang:  Grabschrift  auf  25 
Villa  =^  Mediana.    Nach  Calderon.   „Ihn 

zu  erhöh'n,  vereinte  das  Geschick"  54.  — 
Fussnote:  Das  Wag^estüek,  seine  Königin  zu 
lieben,  zog  ihm  die  Enthauptung  zu.  Er 
starb  mit  bewundoruswerthem  Heldenmuthe.  39 
Heinrich  Voss:  Der  Frühling.  Ron- 
deau.  „Der  Frühling  naht;  ein  seelenvolles 
Leben" 55.  —  ***•  Lied  aus  Shakspeare's 
loves  labours  lost.  [1]  Frühling.  „Wann 
Veilchen  blau  und  Tausendschön"  56—57.  35 
|2]  Winter.  „Wann  Eis  am  Dach  in  Zapfen 
hängt"  54 — 58.  —  Gerning:  Die  Muse. 
..Einer  Geliebten  gleich  sey  dir  die  Muse, 
sie  beut  ja  Nicht  alltäglich  und  nicht  jegliche 
Stunde  den  Kranz."  58.  —  Heinrich  40 
Christian  Boie:  Das  Vergnügen.  „Ein 
zartes  Kind  ist  das  Vergnügen"  59. 
Weinhold,  Boie  S.  364.  —  Weme- 
burg:  Glückwunsch  an  R.  und 
M.  „Wann  sich  öffnet  des  Morgens  Feuer-  45 
thor"  60 — 63.  —  Overbeck:  Kindessinn. 
„Die  Kinderchen  haben  mich  gerne"  64 — 65. 

—  Buri;  Sänger-Recht.  „Wohl  eicher 
lebt     der     Sänger     Orden"      66  —  67.      — 

Heinrich    Christian   Boie:    Erinne-   50 
rung.       „Will      die      Gegenwart      genung" 
68.      Weinhold,    Boie    S.    373.    —      Hein- 
rich     Voss:        .\  n        die      G  r  o  s  s  f  ü  r  s  t  i  n 
Maria  Paulo wna.  Von  15  Weimarischen 
Mädchen    überreicht.     „In    des    Nordens    55 
weiten  Zonen"  69 — 70.  —  M.:  Die  Nemesis. 
Eine    wahre    Anekdote.     „Der  fürchter- 
lichste     aller     Kriege      ist       der      Bürger- 
krieg"    71 — 83.      „Die    schauderhafte    Ge- 
schichte   eines  englischen  Kriegers,    der    in    eo 
Irland    bey    den    letzten    Unruhen    in    dem 
Hause  des  Laudmanns,    den  er  im  Gefecht 
erschlagen    hat,    menschenfreundliche    Auf- 
nahme und  Hülfe  findet,    und   an   der    dem 
Erschlagenen    abgenommenen   Uhr,    die    er   65 
9 


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A.  Schreibers  Heidelberger  Taschenbuch  1810. 


132 


zur  Vergeltung  geben  will,  als  der  Mörder 
dea  Gatten  und  Vaters  erkannt  wird.'' 
Hall.  Allg.  Lü.-Ztg.  1810,  No.  76', 
Sp.  606.    —    S. :    [^Schreiber.]     Auf  dem 

5  Heidelberger  Schlosse.  Im  Früh- 
linge 1809.  „Was  treibt  dich,  Epheii, 
Trümmer  zu  umwehen?  84 — 86.  Poetische 
Werke,  I  233  —  Hang:  Voltaire  auf 
Friederich.     „Auf  diesem   theuern  Haupt 

10  gewahre"  86.  —  Ewald:  Er ndtelied.  Auf 
einem  Hügel  in  Oberneuland,  bei 
Bremen.  „Auf  diesem  Hügel  will  ich  still- 
betrachtend weilen";  87—90.  —  Letti- 
sches   Volkslied.      „O   kam'    er   doch    zu 

15  dieser  Stunde"  91.  —  Werneburg: 
Schwalbenlied.  „Hie  Schwalben  ziehen" 
92-93.  —  H  — e.:  Warnung:  „Pluto  giebt 
den  Freunden  Gold"  93.  —  G.  [=  Haug, 
nach  dem  ^.Inhali'^]:  Kundgesang. 

20   Motto:  Durch  die  starrende  Wildniss,begränzt 
von  der  Wieg'  und  dem  Sarge, 
Ebnen   mit   göttlicher  Huld    Freund- 
schaft und  Liebe  den  Pfad. 

Matthisson. 

25  „Wenn  unerbittlich  Mars  und  Ate  wüthen" 

94  —  98.  —  V  ü  n  K  n  e  b  e  1 ;  U  n  V  e  r  s  c  h  u  1  d  e  t  e  s 
Misstrauen.  „Wenn  der  Flecken  an  dir 
sich  unrein  spiegelt  im  Stahle"  98.  Distichen. 
—     J.     H.     Voss:     Die    Feld:     Weihe. 

30  Tibulls  zweites  Buch  erste  Elegie. 
„Naht  mit  günstiger  Zunge!  Wir  heiligen 
Frucht  und  Gefilde«  99—104.  —  Heinrich 
Voss:  Hexenscene  aus  Macbeth. 
Donner.    Die  d  rei  Hexen.    Erste  Hexe. 

.35  nWo  gewesen,  Schwester?  105 — 108.  — 
Haug:  An  Bave.  „Ohne  Geist  Schreiben 
heisst":  108.  —  von  Knebel:  Hymnus 
an  Selene.  „Dich  auch  will  ich  begrüssen 
in    feyernden   Tone   des   Liedes"    109 — 112. 

40  Hexameter.  Sammlung  kleiner  Gedichte, 
Leipzig,  Göschen,  1815,  S.  10  f.  —  M.: 
Justine.  Aus  dem  Tagebuch  eines 
Deutschen  während  seines  Aufent- 
haltes   in   Frankreich.      „In    Longeville, 

45  eine  Stunde  von  Metz,  liess  uns  unser  Führer 
Halt  machen."  113 — 132.  „Justine,  eine 
französische  Wertherin:  ein  zartes  Mädchen 
erschiesst  sich,  um  das  Glück  ihrer  eifer- 
süchtigen   Schwester    nicht    zu    stören,    für 

50  deren  Verlobten  sie  unwillkürlich  Liebe 
fühlt."  Uall.  Allg.  Lii-Ztg.  1810,  No.  76, 
Sj).  606.  —  S.:  [=  Schreiher]:  Das 
Dunkle.  „Warum  sehnt  sich  alles 
Leben"  133—134.  —  von  Knebel:  An  die 

55  Biene.  „Liebliches  kleines  Geschöpf,  du 
suchst  aus  Blumen  dir  Speise:  Nur  das  Vor- 
trefliche  giebt  edleren  Seelen  Genuss.'-  134. 
Sammig.  kl.  Gedichte,  1815,  S.  81.  — 
Heinrich  Voss:  Scene  aus  Macbeth.  Donner. 

eo  Die  drei  Hexen,  und  Hekate,  die  ihnen  be- 
gegnet. Erste  Hexe.  Nun  Hekate?  warum 
so  ärgerlich?  13ö  — 137.  —  H  —  e.  Homer. 
„Zweimal  schuf  die  Natur,  zuerst  ihr  Bild- 
niss,    das   Weltall,    Dann    das   Bildniss    des 

ß5    All,    in    dem    Gesang    des    Homer".    137.  — 


Hieron:  Elegie.  Das  Palais  Eoyal, 
im  Jahre  1802.  Ilotto:  'ÄYaöov  xai  vuxtI 
iTiöetrSai.  'Oja  ifjpo?.  „Sey  mir  gegrüsst,  um- 
strahletes  Haus,  in  Lutetia's  Mitte"  138 — 143. 
Distichen.  —  Buri:  Liebe.  Segen  über  ö 
edle,  fromme  Liebe"  144 — 145.  —  Buri: 
Emma  an  Wilhelm.  [Nach  dem  Eng- 
lischen.] „Warum,  geliebter  Jüngling, 
schleicht"  146.  —  von  Knebel:  Nach 
dem  Horaz.  lo 

„Gevatter,   lieber I    was  nicht  Sinn  hat  noch 

[Vernunft, 
Lässt  nicht  mit  Sinn  sich  noch  mit  Vernunft 
[behandeln".  146.  — 
W.  von  Blomberg  [Wilhelm  von,  1786 —  i.'> 
1846,  Br/immcr  I  67.  Vgl.  auch  Düntser 
„Ungedr  Briefe  u.  Knebels  Xachlass",  1858, 
I,  pag.  XX VIL] :  Des  sinnreichen  himm- 
lischen Boten  I  Phosphorus  Carfun- 
culus  Solaris  |  jüngste  Comödie,  |  von  20 
ihm  selbst  geboren,  gegeben  und  ge- 
schaut. 147  — 171.  Fussnote:  Das  Leben, 
die  Transsubstantiationen  und  Wanderungen 
dieses  wunderbaren  und  berühmten  Poeten, 
eigentlich  Peter  Müller  mit  Namen,  wird  2."> 
der  Einsender  dieses  Dokuments  zu  seiner 
Zeit  dem  PublicOgVorzulegen  versuchen.  Der 
Poet  stellt  in  dieser  Comödie  den  Prolog, 
oder  die  himmlische  Weihe  zu  seinem 
eigenen  Leben  auf.  sn 

Die  Bühne  stellt  blos  das  Haupt 
Solaris  dar.  Die  Sonne  senkt  ihre  Strahlen 
darauf.  Da  aber  diese  Decoration  ausser 
dem  Marionettentheater  besonders  schwielig 
und  kostspielig  wäre,  so  müssen  wir  zu  der  35 
schönen  Repräsentation  einen  verständigen 
Ausweg  suchen.  Solaris  stralt  also  sein 
Haupt  aus  einem  im  Vorhange  befindlichen 
Loche  hervor,  worüber  als  Sonne  eine  hell- 
brennende Ampel  angebracht  seyn  kann.  40 
Wann  denn  nachher  der  Vorhang  aufrollt, 
und  man  nichts  vorher  als  des  Poeten  Haupt 
gesehen  hat,  wird  dies  schon  von  seibat  die 
Illusion  erzeugen,  als  sey  alles  nun  er- 
scheinende aus  dem  Haupte  hervorgetreten  45 
in  das  Leben  der  Poesie.  147 — 148. 

Des  Solaris  Haupt. 
[Sonnenrothe     Locken     umkränzen     das 
Haupt,  wo  die  obern  Haare  aufhören,  setzt    ■,,, 
ein    starker  Backenbart    den  Kranz  um    das 
ganze  Gesicht   fort.     Eine  hohe   Stirn   lässt 
sich   unter  den    emporgesträubten   Scheitel- 
haaren vermuthen.     Die  Augen   sind   klein, 
und  fast  geschlossen,  doch  ihre  Lenkung  zum    55 
Himmel  sichtbar:  der  IMund  aber,  in  Trauer 
befangen,  ist  etwas  zur  Erde  berabgedrückt.] 
„Es  regt  in  mir  sich  quellend  grosses  Leben; 
Und    wieles    seh'    ich    zwischen    Traum   und 

[Wachen.  — "  148-149.   eo 


Die  Sonne  senkt  sich  herab  in  das  Haupt 
des  Solaris,  er  erscheint  hell  und  leuchtend, 
und  verwandelt  sich  darauf  in  eine  anmuthige 
Wiese,   von  Wässerlein  durchschnitten,  und   (55 


133 


A.  SchrpiliDis  Heidelberger  Taschenbuch   1810. 


134 


blühenden  Amrabäumen  umgeben ;  fem 
starren  die  Indischen  Gebirge.  Es  muss  der 
lihision  wegen  bey  den  letzten  Worten  der 
Poet   sein    Haupt   schnell    zuriickziehn,    und 

:,  mit  bewundrungswürdiger  Gewandtheit,  statt 
seinem,  ein  aus  einem  hohlen  Kürbis  ge- 
schnitztes Gesicht  vorhalten;  hierin  kann 
denn  die  Ampel  herabgelassen  werden,  und 
das  Bild  des  aus  sich  erleuchteten  Hauptes 

Kl  versiniiiichen.  Hiernächst  erhebt  sich  der 
Vorhang,  und  es  erscheint  die  beschriebene 
anmuthige  Wiese.  Aus  den  fernen  Gebirgen 
schallt: 

Die  Stimme  der  Königin  Koniantina. 

1,')  [Diese  Töne  müssen  so  verweht  herüber- 

kliiigen,  dass  es  nicht  wesentlich  ist,  dass  sie 
die  Zuschauer  verstehen,  nur  dem  Ohre 
Solaris  brauchen  sie  vernehmlich  zu  werden.] 
„Hör'  mich,  der  Sonne  Tochter  Komantina, 

20    Dich  ruf  ich  an,   Solaris,  mich  zu  linden;'' 

Nachdem  die  Stimme  der  Königin 
Romantina  nach  Westen  hin  verhallt  ist, 
entsteht  ein  donnerähnliches  Getöse.  Die 
25  Mutter  Erde  mit  ihren  lünt  Kindern  Stein, 
Pflanze,  Tliier,  Mensch,  und  einen 
himmlischen  Boten  [nicht  Solaris]  kommt 
heran  geschritten.     149  —  151. 


sich  ihrer  Tochter  Pflanze,  zeigt  ihr  die 
Sonue,  und  giebt  einen  Wink,  zu  reden. 
Die  Pflanze  kniet  nieder,  und  weist  die 
Mutter  mit  Zeichen,  ihre  Andacht  nicht  zu 
stören,  hinweg.   152 — 153.  ;, 

Die  Pflanze. 
[Ein     zartes    Jungfräulein,     weiss     und 
rosenfarb.] 

„Wie  ist  mir  wohl,  wann  ich  die  Sonne  schaue, 
Unnennbarsüsse Glutwill  mich  durchdringen"    m 

Als  sie  einen  lauten  Seufzer  hören  läsat, 
ergreift    sie    die   unzufriedene  Mutter   Erde, 
und  führt  sie  zu  ihrem  Sohn,   Stein,  der  sie 
unwillig   auf    den    Schooss    nimmt.      Darauf   is 
wendet  sie  sich  an  ihren  Sohn  Thier.  154. 

Das  Thier. 
[Ein    Kriegsmann,    in    Greuadieruniform, 
starker  wilder  Bart,  braun,  schwere  gemischte    20 
Aussprache,   forderndes  Wesen.] 
„So    bin    ich   endlich  frey  und    losgerungen, 
Nun  büsst  ihr  Fesseln,  die  ihr  mich  gehalten !" 

Die  Mutter  Erde  wendet  sich  erschreckt   25 
vom  Thiere  ab;    welches  brummend   in    den 
AVald  gellt,   und  naht  sich  dem  Menschen, 
ihm   die  Sonne   weisend.     155 — 156. 


3t)  Die  Mutter  Erde. 

[Es  versteht  sich  von  selbst,  dass  diese 
und  einige  der  folgenden  Personen  ihrer 
Unbehtilflichkeit  wegen  einer  schicklichen 
Repräsentation   bedürfen.     Die  Mutter  Erde 

35  also  dargestellt  in  einer  vollen  und  ehrbaren 
Matrone,  sonst  aber  doch  etwas  bleich  und 
mitgenommen.  Ihr  Anzug  ist  altfränkisch 
und  unordentlich,  verräth  aber  eine  ehemalige 
durch      Emigration      verlohren      gegangene 

■*"  Würde,  bey  alle  dem  hat  sie  doch  im  Grunde 
etwas  Gemeines.] 

„Allein  könnt'  ich  in  Noth  und  Elend  leben, 
doch    schmerzt    es    mich   um    meine    armen 

[Kinder." 

45    —   —    —  — —  —  —  —    —    —    — 

Nachdem  die  Mutter  Erde  dieses  geredet, 
und  ihre  Hand  zur  Sonne  emporgestreckt 
hat,,  fasst  sie  ihren  Sohn  Stein  bey  der 
Hand,   weist  ihm  die  Sonne,    und  giebt  ihm 

5(1    ein   Zeichen   zum  Reden.     151 — 152. 

Der  Stein. 
[Ein  Philister  mit  einem  Stock  und  drei- 
eckigem Hut,    der  Anzug   abgeschabt,    aber 
5:i    schwer,    volle   Taschenträge,    starre    Miene. 
(Er  ist  steinreich.)  ] 

„Ich  starre  fort,  und  lass  an  mir  sich  rennen. 
Was    sich    nicht    schmiegen    will    an    meine 

[Seiten" 

Nachdem  er  dies  gesagt,  stöst  er  mit  dem 

Stock  auf  den  Boden,  die  Mutter  Erde  giebt 

ihr    Misfallen    zu    erkennen,    und    führt   den 

Stein    in    den  Hintergrund    auf   einen   Stein, 

fi-,    woraul    er   sich    niederlässt;     dann    naht    sie 


Der  Mensch.  ;w 

[Ein  Studierender,  weiss  selbst  nicht,  was 
er  will.] 

„Zufrieden  war'  ich   mit  dem   Augenlichte, 
Mit  meiner  Hand  und  meinem  regen  Sinne" 

Er  geht  darauf  tiefsinnig  einige  Schritte 
gegen  das  Gebirge  hin,  daun  aber  dreht  er 
sich  plötzlich  um,  und  läuft  lachend  in  den 
Wald.  Die  Mutter  Erde  giebt  dem  himm- 
lischen Boten  seufzend  die  Hand,  und  4,, 
sieht  Ihn  verlassen   an.   156 — 157. 

Der  himmlische  Bote.  1 

[Ein  Mann  in  seinen  besten  Jahren,  zwar 
nach  der  Mode,  aber  doch  etwas  ärmlich  an-  \-^ 
gezogen,  übrigens  ganz  hell  von  Augen,  auch 
nicht  mager,  sondern  wohlbehalten  aussehend.] 
„Wie  wird  mir's  schwer  die  Botschaft  zu 
[verrichten ; 
Und   keiner  will  an   meine  Worte    glauben"    5g 

Die  Mutter  Erde  übermannt  solche  Un- 
zufriedenheit, dass  sie  mit  dem  Fusse  stampft, 
und  der  himmlische  Bote  auf  dieser,  sie  auf 
jener  Seite  von  danneii  geht.  Die  Sonne  55 
erscheint  in  Wolken  über  der  Wiese. 
157-1,58. 

Die   Sonne. 
[Kine  goldlockige  deutsche  Jungfrau,  aber    g^ 
stolz  und  spröde.) 

„Kr  will  von  mir  ein  jedes  Heil  empfangen, 
Und  alles  wendet  sich  zu  meinen  Strahlen;" 

Die  Sonne  wendet  ihr  Antlitz   weg  von   ea 
9* 


185 


A.  Schreibers  Heidelborger  Tasclienbucli   1810. 


136 


der  Erde,  und  zieht  ihres  Weges  weiter. 
Indess  erscheint  auf  der  Wiese  der  Herr 
mit  seinen  Söhnen,  dem  Leib  und  dem 
Geist.     Sie  sehen  alle  mild  und  freuniUich 

::,  aus,  und  winken  gegen  Abend  hin  einem 
unsichtbaren  Gegenstande.  Von  daher  iiahi 
sich  eilend  Solaris  mit  einem  Lorbeerliranze 
auf  dem  Haupte,  und  einem  langen,  mit 
Weinreben   und  Epbeu  umwundenen  Stab  in 

jy  der  rechten  Hand,  über  dem  schwarzen 
modernen  Anzüge  trägt  er  ein  Tigerfell.  Er 
verbeugt  sich  vor  dem  Herrn,  aber  nicht 
schüchtern,  so  dass  man  hieraus  abnehmen 
kann,  er  habe  denselben  schon  öfter  gesebn, 

,5    dann  grUsst  er  auch  dessen  Söhne.   158  —  lliO. 

Der  Herr  [zu  Solaris.] 
[Ein  alter  ehrwürdiger  Greis,  im  Königs- 
mantel,    Krone,     Scepter     und     Weltkugel 
20    tragend.] 

„Wohlan !    ich    bin    zur   höchsten    Huld    ent- 

[schlossen, 

Gehoben    werde  jeder  Bann  auf  Erden   — " 

25  Nachdem  der  Herr  dieses  geredet,  naht 

sich  dem  Solaris  des  Herrn  Sohn  Leib,  und 
legt  ihm  die  Hand  auf  das  Haupt.  160—161. 

Uer  Leib. 

.^1,  [Ein  junger  goldgelockterdeutscherMann, 

in  einem  einfachen  weissen  leinenen  Kittel, 
ein  Lamm  an  einem  rothen  Bande  führend, 
so  dass  man  ihm  gar  nicht  ansieht,  dass  er 
eines  solchen  Herrn  Sohn  ist.] 

35  „Der   Leibes   Kraft   kannst   du   von    mir 

empfangen,  denn  in  des  Lebens  Keim  musst 
du  dich  wagen" 

Darauf    naht    sich    ihm    der  Geist,    ihm 
40   ebenfalls  die  Hand  auflegend.     161—162. 

Der  Geist. 
[In  einen  grauen  Mantel  eingehüllt,  etwas 
gebückt,  helles,  scharfes  Auge,   er  sieht  den 

45  Solaris  nur  flüchtig  an,  und  liebkost  dabey 
eine  Taube.] 

„Ich    gebe    dir   zum    Werke    das    Gedeihen; 

Merk'    auf!    wenn    du    den    schweren    Gang 

[vollendet" 

50    — — —     —    — 

Es  kommt  dann  Solaris  selbst  so  vor,  als 
hätte  der  Geist  bey  den  letzten  Worten 
etwas  spöttisch  ausgesehen,  doch  gehen  alle 
drey   mit   solcher  Huld    und   solchem   Ernst 

55  ab,  dass  jeder  Zweifel  sichtbar  aus  seinem 
Gesichte  verschwindet,  und  er  sogar  dem 
ihm  nun  entgegenkommenden  Tod  mit  dem 
Leben,  und  dem  Verstand  mit  der  Lüge 
die  geballte  Faust  entgegen  hält.     Der  Tod 

(jO  mit  dem  Leben  stellt  sich  zu  des  Solaris 
einer,  der  Verstand  mit  der  Lüge  zu  seiner 
andern  Seite.     162 — 163. 

Der  Tod    [zu   Solaris]. 
e5  ll''ett,    voll    und    blühend,    alle    Zeichen 


eines  Bonvivants,  Ketten,  Orden  und  Bril- 
lanten tragend,  frisirt;  den  Hut  unter  den 
Arm,  bey  aller  Lebensart  viel  Frechheit 
verrathend.] 

„Sieh  dort  die  liebe  Frau,  die  mich  ernähret,     1; 
So  geizig  sie  auch  ist,  sie  muss  mir  geben." 

Der  Tod  verbeugt  sich  gegen  Solaris, 
giebt  dann  seiner  Frau  die  Hand,  und  fuhrt 
sie  dem  Solaris  vor.   1()4.  in 

Das  Leben. 
[Schlecht,  fast  lunipicht  angezogen,  höchst 
geraeine  Manieren,  Spuren  von  Halsstarrig- 
keit,   Geiz    und    Klatschsucht,    hager,    dürr    15 
und  gelb.] 

„So   viel   ich    hab',    so    viel    muss   ich    auch 

[zahlen. 
Denn  mein  Gemahl  ist  leider  ein  Ver- 
schwender." 20 

Das  Leben  sinkt  dem  Tode  in  die  Arme. 
Jetzt  nähert  sich  der  Verstand  mit  der 
Lüge  dem  Solaris  165. 

25 

Der  Verstand. 
[Ein  hagerer,    dürrer,   kleiner  Gelehrter, 
ein    dickes    Bucli    unter    dem    Arm,     etwas 
distrait,    auch    unordentlich   angezogen,    viel 
Unruhiges  und  voller  Projecte]  3" 

„Durch    dieses    Buch    werd'    ich   in's   Reine 

[kommen. 
Auszüge  stehn  darin  aus  der  Leetüre" 

Die  Lüge  trennt  sich  von  ihrem  Gemahl,   •'5 
und  nimmt   den  Solaris   bey   der  Hand,   in- 
dem sie  ihm  ins  Ohr  raunt.    166. 

Die  Lüge. 
[Voll   und  üppig  gewachsen,  reizend  an-    40 
gekleidet,    lächelnd  and  äugelnd,    doch  voll 
Anstand,  Ton  und  Welt  verrathend.] 
„Glaub'  nicht,    dass  ich   so  hart  und  spröde 

[seye.   — 
Komm,     komm,     wir    wollen    meinen    Mann    4.1 
[betrügen;" 

Solaris  weis't  die  Schöne  verächtlicli  von 
sich,    und    alle   weichen   ersclireckt    in    den 
Hintergrund,    indem    sie    auf  einen    Ort   der   50 
Wiese,  mit  bedauerndeuMienen  gegen  Solaris 
zeigen.  Auf  der  Wiese  erscheint  [167 — 168]. 

Der  Alltag  [als  Gespenst.] 
[Blass  und  hohläugig,  wie  ein  Gespenst,    .55 
sonst    aber    sehr    gewöhnliche     Züge,     und 
äusserst   unbedeutend.      Dabey    hat    er   den 
unglücklichen  Einfall,     vor  S<ilaris   dialec- 
tisch   zu  erscheinen,  indem   bey  den  ersten 
vier  Versen  blos  die  Beine,  dann  der  Unter-    rto 
leib    nebst    den  Händen,    und   endlich   Brust 
und  Kopf  sichtbar  werden.     Wie  ihn  Solaris 
verachte,  drückt  es  in  einem  milden  Lächeln 
aus.] 
„Was  diese  nicht  vermögen,  werd'  ich  können  I   65 


137 


A.  Schreibers  Heidelberger  Taschenbuch.     Dritter  Jahrgang 


138 


Ich  aber  hatte  heisse  Lust  zu   sehen, 

Was  sie  mit  dir,  du  armerWicht  begönnen." 

Der  Alltag  packt  Solaris  an.  Ein  plötz- 
liches Dunkel  hüllt  die  Bühne  ein.  Alle 
Gestalten  verschwinden,  auch  Solaris  ist  nicht 
mehr  zu  sehn.  Doch  um  das  Publikum  nicht 
in  Bestürzung  zu  setzen,  dass  oben  der 
grosse    Beginn,    und    alle    goldne    Hoffnung 

^y  sich  in  Nichts  auflöse,  und  da  zugleicli 
auch  durch  die  unglückliche  Xothwendigkeit, 
doch  der  Geschichte  [da  sie  noch  nicht 
geschehen  ist]  mit  der  wundervollen  Trans- 
substantiation  nicht  vorgegriffen  werdenkann. 

j-,  so  erscheint  Solaris  allen  guten,  hoffenden, 
kindlichen,  glücklichen  Seelen  zum  Trost 
schliesslich  als  [168—169] 

Vorge  schichte, 
oo  [Solaris,  in   einer  ganz  schwarzen  Maske, 

über  der  Rundung  der  Erde  sichtbar.] 
„Air    eure  Worte  hab'  ich  nun   vernommen, 
So  mag  das  Schwere  denn  anitzt  geschehen." 

25  Er  sinkt  unter  die  Erde  und  spricht  das 

übrige  aus  der  Tiefe. 

„In    fremden   Reichen    werd'   ich   nun    ver- 

[nomraen."  — 

Man   hört   ein    gewaltiges   Getöse    unter 

30  [der  Erde. 

„Ihr  frechen  Feinde  sollt  mir  nicht  entgehen- 

Die  Erde  fällt  auseinander,  drinnen  steht 
Solaris  verklärt  und  herrlich.     Der  Tod,  die 

35  Lüge,  der  Verstand,  das  Leben  und  der 
Alltag  liegen  todt  da. 

„Wie  ich's  gesagt,  so  ist  es  nun  geschehen, 

Ihr  habt  genug  an  meinem  Wort  gehangen!" 

Die  Bühne   verwandelt   sich   iu   die  alte 

40  anmuthige  Wiese ;  die  Sonne  kommt  und 
umarmt  die  herbeyeilende  Erde;  alle  Kinder 
der  Erde  erscheinen.  Solaris  steht  in  aller 
Mitte.  Der  Herr  und  seine  Söhne  führen 
die     holdlächelnde     Königin    Romantina    in 

4.:>  Solaris  Arme.  Gestirne,  Sonnen  und  Milch- 
strassen, nebst  allen  Lebendigen,  fangen  an 
um  Solaris  zu  tanzen,  und  sich  zu  erbauen, 
zu  umarmen,  und  sich  um  ihn  zu  drehen.  Zur 
Beförderung  einer  schicklichen  Aufführungist 

.-,0  noch  zu  erinnern,  dass,  da  diese  Vorgeschiciite 
nicht  wohl  gemahlt,  und  noch  weniger 
durcii  wirkliche  Vorstellung  zur  Erscheinung 
gebracht  werden  kann,  es  wohl  kein  anderes 
Mittel,    diesen  Zweck    zu    erreichen,    geben 

55  kann,  als  Gewalt;  und  da  diese  in  ihrem 
höchsten  Ausdruck  bekanntlieh  sogar  machen 
kann,  dass  man  den  Himmel  für  einen 
Dudelsack  ansieht,  so  wird  ja  wohl  schon 
eine    geringere    Portion   hinreichen,    um    das 

60    Publikum    in   aller  Freundschaft  in  die   ein- 
fache Idee    des    Herumdrehens    aller    Dinge 
zu  bringen.  —  Polaris  mit  stummem  [soll  walu- 
scheiulich  heissen  stumpfem]  Entzücken: 
ü  glücklich,    wer  einsinnig  ist  auf 

«3    Erden! 


Der  ScMuss  nimmt  offenbar  parodistiach 
Bezug  auf  Isidorns  Orietitalis'  (=  Loebens) 
lioman  „&uido-\  1808.  —  Phosphorus 
Occidentalis:  Indische  Sonette.  1.  „0 
heiFges  Land,    wo    die  Madhawiblüte"    172.     5, 

—  2.  „Mein  Auge  trinkt  des  Indus  Ambra- 
fluten- 173.  —  Cri salin  [=  Isaac  von 
Sinclair]:  Kaiser  Heinrichs  Sieg  bey 
Schening,  Anno  927.  „Es  liegt  ein 
Städtchen,  es  liegt  ein  Feld'-  174 — 182.  —  jo 
Overbeck:  Unmuth.  „Was  sollen  mii- die 
Reisen"  183 — 184.  —  von  Knebel:  Die 
neuen  Lehrer. 

„Lehrer  der  Weisheit,  ihr  lehret  gewiss  uns 

[tref liehe  Dinge:  i.»; 
Lebret  nur  wieder  auch  das,  was  ihr  gelehret, 
(verstehn!"  184.  — 
Voss:  Die  Palilien.  [Ovid  Fast.  IV.  121.] 
„Hin  ist  die  Nacht,  und  der  Morgen  ergraut. 
Die  Palilien  heischt  man."  185 — 189.  —  ai 
Hang:  An  unsre  wahren  Dichter.  „Dass 
Reimgenie's   durch  kindisches  Geleyer"  189. 

—  Sehr.  =  [Schreiber.]     Roger  und  Marie 
„Herr  Heinrich  von  Valence  befehdete   seit 
zehn  Jahren  unaufhörlich    den   Grafen  Ber-    %', 
nard  von  Beaucaire."    190 — 214.     Poetische 
Werke,  II  355  ff.  —  Sehr.    [=  Schreiber.]: 
Elegie.       Baden     am     30.     Jul.      1809. 
„Sehnend  kehr'  ich  zu  euch,  ihr  dunkelen, 
heiligen      Berge"       215 — 217.         Poetische   m 
Werke,   1239.    —   H  — e.:   Rath.     „Willst 
du  ein   Werk  erzeugen,  o  Freund,    das  lese 
die  Nachwell"  218.  —  von  Gerning:    An 
die   Täuscherin.     „Ach!    ein  bewegliches 
Herz  von  Amors  Pfeilen  getroffen"  219 — 221.    .ss 
— -H  —  e:  Man  um  de  tabula.    „Zwar  sey 
der  Ausdruck   schön    und    richtig"    222.    — 

H  —  e:  Die  Noth.  „Zu  der  Natur  sprach 
Gott,  ihr  Geist:  erzeuge  mir  Thiere!  Und 
zur  drückenden  Noth :  bilde  mir  Menschen  4ii 
daraus!"  222.  —  A.:  Das  Schöne.  Ich 
hörte  einen  Lauteuton  In  kühlen  Waldes- 
gründen" 223-224.  - 

Dritter  Jahrgang. 

Ihro  Königlichen  Hoheit 

Amalie  Marianne 

Gemahlin  des  Prinzen  Wilhelm 

von  Preussen  K.   H. 

gebornen  50 

Prinzessin  von  Hessen-Homburg 
ehrfurchtsvoll  gewidmet,     p.  III. 
Die  Blumen,    welche  Dir   die   Muse    bringt, 
Sie  haben  auch  nur  ein  vergänglich  Leben! 
Der  Ton,  der  in  des  Herzens  Tiefe   dringt,    55 
Er  muss  wie  der  gemeinste  Laut  verschweben; 
Was  aus  dem  Dunkel  nach  dem  Lichte  ringt. 
Dem  ist  ein  Ziel  des  kurzen  Seyns  gegeben. 

Doch  wenn    auch  Lied   und  Färb'   und  Ton    yo 

(v  ergeh  n. 
Es  bleibt  der  Geist,  dem  sie  zur  Hülle  dienen. 
Nicht  jeder  mag  den  hohen  Sinn  verstehn. 
Nicht  jedem  sind  die  Himmlischen  erschienen. 
Nie  kann  der  Blick  des  Ungeweihteu  sehn,    gö 


139 


A.  Schreibers  Heidelberger  Taschenbuch.     Dritter  Jahrgang. 


140 


Wie    Lieb'    und    Hoffnung    in    den   Blumen 

IgTünen. 

Doch  Dir  ward  früh  die  Deutung  offenbar, 
Befreundet  sej'  das  Göttliche  dem  Schönen. 
Dem  hohen  Sinn  ist  das  Geheimniss  klar, 
Wie  sich  das  Ew'ge  und  die  Zeit  versöhnen. 
Der  Blumenkranz,  der  hier  vergänglich  war. 
Wird  dort  das  Haupt  als  Glorie  bekrönen, 
p.  V— VI. 
Vorrede. 

Der  gegenwärtige  dritte  Jahrgang  meines 
Taschenbuchs  enthält  drei  Gedichte,  die  schon 
einzeln  gedruckt  sind.  Aber  wenige  meiner 
Leser  werden  sie  gesehen  haben,  und  es  ge- 
schah mit  der  Bewilligung  ihrer  Verfasser, 
das3  ich  sie  aufnahm.  Ich  bemerke  dies, 
um  ungerechtem  Tadel  vorzubeugen. 

Auch  diesmal  gebe  ich  wieder  Einiges 
von  edlen  Heimgegangenen.  Die  vier  Ge- 
dichte von  Herder,  die  elegische  Phantasie 
von  Hahn  und  das  kleine  Gedicht  von 
Seckendorf  (alle  noch  ungedruckt)  wecken 
die  Erinnerung  an  theure  Xamen. 

Die  Elegie  aus  Ovid  von  meinem  Freunde 
V.  Gerning  steht  hier  als  Probe  einer 
Übersetzung  des  Ganzen,  in  wie  weit  es 
übersetzt  werden  darf  Der  Verf.  ist  seit 
einigen  Jahren  damit  beschäftigt,  und  hat 
jetzt  eben  auch  ein  grösseres  Gedicht  über 
die  Bäder  am  Rhein  und  Jlain  vollendet, 
welches  ehestens,  mit  Landschaften  von 
Schütz,  in  würdiger  Gestalt  erscheinen  wird. 

Möge  dieser  Jahrgang  des  Heidel- 
bergischen Taschenbuchs  wieder  die  freund- 
liche Aufnahme  finden,  welche  ihm  seit  seiner 
Erscheinung  zu  Theil  geworden. 

Diejenigen  unsrer  Dichter,  welche  mich 
künftig  mit  ihren  Beiträgen  beehren  wollen, 
muss  ich  bitten,  solche  spätestens  zu  Ende 
des  Jlai  an  mich  gelangen  zu  lassen. 

Heidelberg  am  11.   Aug.   1810. 

Schreiber,     p.  VII— VIII. 

Inhalt,     p.  IX— XIL  — 

Erklärung   der   Kupfer,      p.    XIII — XX. 

1. 

Titelkupfer. 

Glytia,  nach  Annibal   Carracci. 

Die  schöne  Nymphe  war  in  den  schönen 
Gott  des  Tags  verliebt,  und  sah  darum  immer 
nach  der  Sonne,  bis  Helios  sie,  aus  Mitleid, 
in   eine   Sonnenblume  verwandelte. 

Es  gab  eine  Zeit,  wo  unsre  jungen 
Mädchen  und  Weiber,  und  sogar  auch  einige 
alte,  eben  so  zärtlich  —  zwar  nicht  nadi 
der  Sonne,  aber  doch  nach  dem  Monde 
schauten,  und  sich  dabei  überselig  fühlten. 
Jetzt  sollen  aber  die  meisten,  wie  man  sagt, 
sich  weder  um  Sonne  noch  Mond  bi'kümniern, 
sondern  ihr  Glück  geduldig  auf  der  Eide 
suchen.  Auch  haben  mit  der  Mondsucht  die 
Thränen  in  der  Liebe  aufgehört,  und  ilies-en 
nur  noch  manciimal  nacli  der  Liebe,  wir 
meinen  in   der   Ehe. 

Wir  lächeln  bisweilen  recht  altklug:  über 


die  närrischen  Verwandlungen,  wovon  die 
altern  Dichter  uns  so  vieles  erzählen,  und 
sehen  dergleichen  doch  täglich  vor  Augen. 
Ich  w-eiss  in  der  That  nicht,  ob  Uvids  Meta- 
morphosen so  wunderbar  sind,  als  die  Meta- 
morphosen im  Modejournal,  derer  zu  ge- 
schweigen,  die  im  heiligen  Ehestande  vor- 
zugehen pflegen,     p.  XIII — XIV. 


Die  Sanftmuth.     Nach   Hamilton. 

Als  Jupiter  das  erste  Weib  geschaffen 
hatte,  kamen  die  Götter  und  Göttinnen,  sie 
zu  beschenken.  Pallas  gab  ihr  eine  Nadel, 
Venus  einen  Spiegel,  und  die  Grazien  ].-, 
schenkten  ihr  Anmuth  und  Milde.  Da  sagte 
Jupiter:  Mit  all  euern  schönen  Sachen  wird 
das  Mädchen  des  Lebens  auf  der  Erde  nicht 
sehr  froh  werden.  Der  Spiegel  wird  ihr  bald 
abgeblühte  Reitze  zeigen,  und  nähen  und  20 
stricken  man  doch  auch  nicht  immer.  Die 
Liebe  und  Anmuth  sind  vergänglich,  und 
der  frohe  Sinn  macht  der  Übeln  Laune  Platz. 
Ich  will  ihr  etwas  zum  Pathengeschenk  ein- 
binden,  was  auf  die  Dauer  ist.  25 

Jupiter  schenkte  dem  Mädchen  ein  Lamm, 
und  küsste  es  auf  die  Stirne,  und  sprach : 
S  e  y  s  a  n  f  t  und  duldsam! 

Das  Mädchen  dankte   gerührt,   und   ver- 

goss  die  erste  Thräne,    und    auf  der  Stelle,    30 

wo  die  Thräne  hinfiel,    blühte    ein  Veilchen 

auf  und  füllte  den  Olvuip  mit  Wohlgeruch. 

p.  XIV— XV. 

Die      heilige      Gäcilie.       Nach      Carlo    35 
Maratti. 

Die  heilige  Cäcilie  ist  in  der  römischen 
Kirche  die  Schntzpatronin  der  Musik.  Und 
warum  sollte  die  Kunst  nicht  unter  dem 
Schirm  einer  Heiligen  stehen,  in  welcher  4,1 
sich  alle  Töne  des  Lebens  aussprechen,  die 
Freude  und  der  Schmerz,  die  Liebe  und  die 
Hoffnung,  die  Gegenwart  und  die  Zukunft.? 
Sie  treibt  in  den  Tod,  und  erhebt  vom  Tode. 
Aber  ach!  das  Herrlichste  wird  am  schnöde-  45 
steu  verunstaltet  von  den  Menschen.  Wo 
sind  die  frommen  Töne,  die  sonst  aus  dem 
Geisterreiche  herüberklangen,  und  das  stille 
Gemüth  hinüberzogen?  Auch  die  Tonkunst 
ist  zur  feilen  Dirne  geworden,  die  umher-  50 
geht,  unreine  Begierden  zu  wecken,  oder 
das  stumpfe   Ohr  mit  Virtuosität  zu  kitzeln. 

Lass  dich  das  nicht  irren,  gutes  Mädchen 
mit  der  reinen  Seele  im  reinen  Auge,  und 
denke  darum  nicht  geringer  von  der  heiligen  ,55 
Gabe  der  Götter,  weil  sie  unrein  geworden 
in  unreinen  Händen,  und  weil  pädagogische 
Olitätenhändler  sie  emj>felilen,  als  ein  Stück 
guter  Lebensart.  Wie  das  Oel  den  Sturm 
der  Wogen,  so  besänftigt  ein  frommes  Lied  go 
das  empörte  Herz,  und  wenn  der  Mensch 
mit  der  Geisterwelt  eine  geiieime  Verbindung 
hat,  so  sind  die  Töne  der  Musik  die  Sprache, 
wodurch    beide    sich    einander   verständigen. 

p.  XV-XVI.        6i 


141 


A.  Schreibers  Heidelberger  Taschenbuch.     Dritter  Jahrgang. 


142 


Dädalus  und  Ikarus.     Nach  Vien. 

Das  Fliegen  scheint  die  genialen  Köpfe 
von  jeher  beschäftigt  zu  haben,  und  es  giebt 
wohl  überhaupt  nur  wenige  Menschen,  die 
nicht  wenigstens  einmal  in  ihrem  Leben  ge- 
flogen wären,  im  Traume  nämlicli.  Die 
Methode,  welche  der  alte  Dädalus  erfand, 
ist  vielleicht  weniger  sicher,  als  die  des 
Herrn  Degen,  aber  auf  jeden  Fall  origineller, 
und  darum  auch  seit  uralten  Zeiten  besonders 
von  den  Dichtern  und  Mystikern  nachgeahmt 
worden.  Von  jenen  sind  wenigstens  einige 
der  Sonne  ziemlich  nahe  gekommen,  die 
letzten  aber  blieben  immer  in  den  Wolken 
stecken,  und  hielten  die  fantastischen  Ge- 
stalten für  christliche  Märtyrer,  scandi- 
navische  Helden,  Lindwürmer  und  Prin- 
zessinnen. 

Es  ist  sonderbar,  dass  die  Menschen  sich 
so  gern  von  derErde  entfernen,  diejenigen  aus- 
genommen, welcbe  auf  der  Spitze  des  Bergs 
blos  an  den  Braten  und  an  den  Rüdesheimer 
denken,  die  jetzt  ihrer  zur  Herzstärkung 
warten;  —  wobei  mir  einfällt,  dass  wir  das 
einzige  Volk  sind,  denen  Herz  und  Magen 
für  gleichbedeutend  gelten.  Sollte  jene  Erd- 
scheii  oder  jenes  Lichtnoniadeuleben  nicht 
einerlei  Grund  mit  dem  St.  Veitstanz  haben, 
von  welchem  die  Aerzte  versichern,  dass  er 
vom  Monde,  von  Würmern,  oder  auch  gar 
von  einer  blossen  Liebhaberei  herrühre?  — 
Aber  wozu  am  Ende  das  Fliegen  und  die 
Flügel  und  die  ganze  dädalische  Kunst? 
Zur  Erde  muss  doch  alles  wieder  zurück, 
wie  Noahs  Taube  in  die  Arche,  denn  in 
den  Wolken  giebt  es  kein  Plätzchen,  wo 
man  sich  ausruhen  könnte,  p.  XVU — XVIIL 


Belisar.     Nach  Gerard. 
Wer  kennt  nicht  den  blinden  Greis,  der 
an  der  Strasse  sitzt,  und  seinen  Helm  hin- 
hält, um  eine  Gabe  des  Mitleids  zu  erhalten? 

in  Gerard,  wohl  der  sinnigste  unter  den  jetzt 
lebenden  Künstlern  der  französischen  Schule, 
hat  für  seine  Darstellung  einen  Moment  ge- 
wählt, der  das  Gemtith  wunderbar  ergreift. 
Der  kleine  Führer  des  blinden  Feldherrn  ist 

50  von  einer  Schlange  am  Fusse  tödtlich  ver- 
wundet worden.  Belisar  tödtet  die  Schlange, 
und  nimmt  den  sterbenden  Knaben  auf  den 
Arm.  Er  steht  auf  der  Spitze  eines  Bergs, 
wo  jeder  Fusstritt  gefährlich  ist.     Tief  unten 

bS  liegt  ein  friedliches  Dorf,  im  milden  Scheine 
des  Abendlicbts. 

Armer  Blinder!  die  Sonne  levichtet  noch 
immer,  aber  du  findest  sie  nicht  mehr  auf 
deinem  Pfad;  todt  ist  der  treue  Knabe,   der 

60  dich  unter  Gottes  Himmel  leitete,  und  nun 
stürzest  du  vielleicht  in  den  Abgrund,  oder 
ein  Philantrop  sperrt  dich  ein  zwischen  vier 
Wände,  um   dich  vor  Schaden  zu  bewahren. 


!'• 


XVHl— XIX. 


6. 

Die  Unschuld.     Nach  M6rim6e. 

Der  Himmel  ist  in  jedem  Menschenleben 
einmal  auf  Erden,  im  Herzen  des  Kindes 
nämlich,  das  noch  nicht  gelernt  hat,  Gutes  5 
und  Böses  zu  unterscheiden,  weil  sein  guter 
Engel  es  bewahrt  vor  der  Neigung  zu  der 
verhängnisvollen  Frucht. 

Wer    blickt   nicht    mit   Rührung   auf    die 
heitern  Spiele  der  fröhlichen  Kinderwelt,  und    10 
in  das  helle,  reine  Auge,   das  so  voll  Liebe 
ist  und  doch  so  furchtbar  dem  Unreinen? 

Wir  sollen  werden  wie  diese  Kleinen,  so 
sagte  der  Göttliche,  der  noch  immer  so  vielen 
ein  Aergerniss  ist,  und  so  vielen  eineThorheit.    15 
Wenn  wahres  Gut  entrissen  ward,  dem  bleibt 
Oft  viel,  wenn  des  Verlusts  Gefühl  ihm  bleibt! 

Wir  machen  es  nur  bequemer,  und   zer- 
schlagen den  Spiegel,  damit  er  uns  die  Ver- 
unstaltung nicht  mehr   zeige,    oder   erfinden    20 
kleine  Künste,  die  Verwesung  zu  verhüllen, 
damit  sie  als  Leben  erscheine,  p  XIX — XX. 

Kalender  auf  1811  [12  Seiten]  Auf- 
sätze 1.  Herder:  Am  Meer  bei 
Neapel.  1787.  „Ermüdet  von  des  Sommers  o;, 
schwerem  Brande"  3-  8  Standen. —  H aug :  D  i  e 
gewaltsamen  Goldmacher.  «iJei" 
Strassenräuber  Alchimisterei  Ist  sicher,  doch 
verpönt:  sie  machen  Gold  mit  Blei".  8.  — 
Friedrich  Hahn  \Johann  Friedrich,  1750 —  30 
?775»;4J;BiÖ,.3tf5/.]:  An  Bardenhold, beim 
Klavier.  Im  November  1772.  „Wem 
Geliebter,  der  Tanz  silberner  Töne  hier? 
9  — 11.  —  Friedrich  Leopold  Graf  zu 
Stol  berg.  Die  Schwalbe.  Ein  Kanon  35 
für  vier  Stimmen,  nach  der  Melodie 
eines  Ammenliedes:  Der  Besen,  der 
Besen  etc.  „Die  Schwalbe!"  12 — 13.  — 
Overbeck:  Rosaliens  Fest,  am  24.  Mai. 
„Sind  wir  nicht  zum  schönen  Fest  ver-  40 
bunden?"  14 — 15.  —  Caroline  Rudolphi 
[Karoline  Christiane  Luise,  1750—1811, 
Goedel-e  V  413;  VII  406 f;  hatte  seit  1803 
in  Heidelberg  ein  angesehenes  Erziehungs- 
institut]: An  die  Mutter,  der  man  ihr  45 
jüngstes  Kind  begrub,  d.  2(i.  Dec.  1808. 
„Geuss  nur,  o  Mutter!  der  Thränen  Fülle" 
16 — 17.  —  Hang:  An  Blandinen,  ein 
schönes  Findelkind.  „Du,  die  verstohlen 
unter'mWesensch warme"  18-  19.—  Weisser:  so 
Die  entarteten  Musen.  Vernunft,  dir, 
achtes  Himmelskind!  19.  —  Lehr:  Geist- 
liches Lied.  „Wenn  in  trüben,  bangen 
Stunden"  20—21.  —  Christian  Nie m eye r: 
Morgenbetrachtungen  eines  glück-  55 
liehen  Gatten.  [Nach  der  Melodie  der 
Menuett  ä  la  Vigano  zu  singen.]  „Wie 
süss  sie  schlummert!"  22 — 24.  —  E.  Stöber 
[Daniel  Ehrenfried,  177!) -1835;  Goedehe  VII 
5.25/7]:  Trinklied.  Mel.  Gegen  die  Be-  60 
seh  wer  den  dieses  Lebens  etc.  [Aus 
dem  kleinen  Matrosen]  „Nimmer  soll 
beim  frohen  Mahle"  25 — 27.  Lyr.  Ged., 
Strasshurg  1811,  S.  76 f.  —  Purpurino: 
Apologie  I  Sr.  höchstseligen  Majestät|   es 


143 


A.  Schreibers  Heidelberger  Taschenbuch.     Dritter  Jahrgang. 


144 


Midas  des  Weisen  |  von  Pbrygien. 
„Ein  König  hat  gewiss  von  Unglück  zu 
sagen,  wenn  Geschichtschreiber  und  Dichter 
ihm  nicht  einmal  Gerechtigkeit  widerfahren 
lassen.  —  —  —  —  Apollo,  ein  bekannter 
hitziger  Kopf,  rächte  sich  an  ihm  für  ein 
Urtheil,  Kraft  dessen  er  der  Flöte  des  Natnr- 
dichters  Pan  vor  der  Leyer  des  stolzen 
Sonnengottes  den  Vorzug  zuerkannte,  durch 
ein  ungebetenes  Geschenk,  das  in  den  Ohren 
des  durch  seinen  Überfluss  an  Geduld  .  .  . 
berühmten  Thiers  bestand.  [33.]  —  —  Ich 
frage,  um  nicht  die  ganze  Welt  zutragen, 
nur  die  deutsche,  ob  noch  eine  Literatur- 
zeitung, oder  sonst  eine  Recensionsanstalt, 
bestehen  könnte,  wenn  jeder  Kunstrichtende 
Midas  auch  Midas-Ohren  bekommen  sollte? 
.  .  .  Gibt  es  nicht  Recensenten,  ihrer  sind 
wenigstens  ein  halbes  Dutzend,  die  einen 
Werner  über  Lessing,  die  neuesten  Hans 
Sachse  und  Wiederhersteller  der  gehörnten 
Siegfriede  .  .  über  Wieland,  und  die  reimen- 
den Schneidersgesellen  voriger  Jahrhiinderte 
über  Ramler  und  Gleim,  über  Bürger  und 
Holt}',  und  überhaupt  über  die  grössten  und 
liebenswürdigsten  Sänger  des  goldenen  Alters 

deutscher  Poesie  erheben?  [34.] "28—36. 

—  Schreiber:  Das  Mädchen  und  die 
Blumen.  Das  Mädchen.  „Süsse  Blumen 
seyd  willkommen"  36—39.  Poet.  Werlie 
1,169.  — K  H.  G.  von  Meusebach:Natur- 
trieb.  „Du  musst  dein  Glück,  du  kannst 
es  nur  von  Innen"  40—41.  —  Hang: 
Klage.  „Lasst  mich!  Ihr  Amoretten 
prahlt!"  41.  —  G.  v.  S. :  Lebens- 
wege. 1.  „Mit  verschlossnen  Sinnen  geht 
die  Menge"  42.  —  2.  „Selig,  wer  in  glück- 
begabter Stunde"  43.  —  3.  Seine  Erde 
liebend  zu  bewohnen"  43.-44  —  Weisser: 
Der  saumselige  Schuldner.  „Die  du  mir 
redlich  zahlst,  zu  klein  ist  nur  die  Schuld" 
44.—  (Herder.  1779):  Aus  dem  Itali- 
änisc hen  des  Mio helAngelo.  [In  seinem 
hohen  Alter.]  „Ach  ich  Armer,  wenn  ich 
au  die  Jahre"  45 — 46.  —  Koreff:  Lied. 
Gomponirt  von  Kienler.  „()  Hain,  auf 
den  Aurora."  47. — 48.  —  Haug:  Bis  dat, 
qui  cito  dat.  „Wer,  schnell  zu  geben,  sich 
bestimmt"  48.  —  Friedrich  Leopold 
Graf  zu  Stollberg:  Spätere  Zueignung 
des  Ossiau  au  meinen  Bruder.  „Ja,  es 
umsäuselte  mich  schon  49—51.  Datiert: 
„Münster,  am  30.  Januar  1806.  -  Herder: 
Das    neue    Lied.     Ein    neues    Lied!    P]in 

i  neues  Lied!  52  —53.  —  E.  St  Ob  er:  Abend- 
lied.  Den  Guten  im  Lande  gewidmet. 
Mel.  Göttin  sanfter  Herzenstriebe  etc. 
[Aus  dem  SchifTspatron  von  Dittersdorf.] 
v'IVage    deines    Ijebens    Bürde"   54 — 57.   — 

I  Gerning:  Lavaters  Tod.  (1801)  „Ruhe 
nun  aus,  o  Seher!  Du  hast  viel  Gutes  er- 
spähet. Böses  nicht  mehr  zu  sehn,  wiegte 
der  Engel  dich  ein."  57.  —  Christian 
Niemeyer:  Ganzone.    Der  Traum  (nach 

;   Sannaz.Tro.)      „Madonna    war    gekommen, 


meinem Sehnen"58.  —  Caroline  Rudolph!: 
Lied  der  Jungfrauen  am  Grabe  der 
jungen  Freundin.  „Erste.  Liebliche 
Freundin!  so  frühe,  so  früh'"  59 — (il.  — 
Haug:  Tänzerin  Diaphani.  „All  ihre  ,5 
Kleider  sind"  61.  —  Lehr:  Trinklied. 
..Klang  und  Sang  und  Sang  und  Klang" 
62 — 64.  —  Weisser:  DerMuthige.  „Nur 
wer,  Famosa!  Dich  nicht  kennt"  64.  — 
Ch.  Niemeyer:  Cumä.  Eine  Elegie  10 
(nach  Sannazaro).  „Hier,  wo  ehdem  die 
Mauern  des  weitgepriesenen  Cumä"  65 — 67. 

—  Gerning.     Iliade.     „Nur   dem  Rächer 
Achill   und  nicht  dem  Zerstörer  von  Troja" 
67.    —    Overbeck:     Der     Schatz.      Ein    15 
Altersmann  hatt'  eine  kranke  Frau"  68 — 70. 

—  E.:  Ehemals  und  jetzt!  „Zu  meiner 
Zeit  war  es  anders!"  Ausführlich  werden 
die  Stadien  der  Miidcheii-Ersiclmnn  vor  einem 
MenschenaUer  etwa  yeschildert.  ^Die  Er-  20 
Ziehung  der  Töchter  war  gänzlich  das  Ge- 
schäft der  Mutter,  und  bestand  meistens  in 
Beispiel:  ein  Mädchen  wurde  erzogen,  ohne 
selbst  zu  wissen  wie.  Eine  gute  Mutter 
hatte  aber  auch  nichts  dawider,  wenn  der  2j 
Vater  sich  mit  um  die  Töchter  bekümmerte, 
und  ihnen  Gelegenheit  gab,  ihren  Geist  aus- 
subiiden.  Nur  hielt  sie  strenge  Wache,  dass 
nur  die  Nebenstunden  auf  etwas  verivandt 
wurden,  was  ihrer  Tochter  den  damals  ver-  30 
hassten  Namen  eines  gelehrten  Frauen- 
zimmers verschaffen  konnte."  „Diese  Nehen- 
stunden'^  waren  sehr  .selten  Den  Hnuptteü 
der  Zeit  fiilllen  die  Schule,  Hnndarbeäen, 
Hausarbeit.  Nur  „der  Abend  des  Sonnabends  85 
war  frei.^^  -■  ,, Fröhlich,  thätig  und  anspruch- 
los trat  zu  meiner  Zeit  ein  Mädchen  in  die 
Welt,  ihr  drohte  keine  Störung  ihrer  Heiter- 
keit dadurch,  dass  sie  manches  gelernt  hatte, 
um  es  zu  vergessen  ....  Gegen  die  Stürme  40 
und  rauhen  Klippen  des  Lebens  trug  sie 
manchen  stillen  Trost  im  Herzen,  an  einem 
kräftigen  Spruch  der  Bibel,  und  einem  Liede 
aus  ihrem  Gesangbuche.  Schüchtern  frei- 
lich, fast  blöde,  war  sie  ausser  ihren  Wänden,  45 
wenige  gab  es,  die  nicht  roth  wurden  und 
verlegen,    wenn    ein  Fremder   sie  anredete. 

—  —  Ehemals  setzte  man  vielleicht  bei 
der  liildung  eines  Mädchens  das  Schöne  zu 
äeiir  unter  das  Gute  und  Nützliche,  hielt  50 
sie  zu  strenge  und  zu  lange  in  dem  Bezirk 
ihres  Hauses,  gab  ihrem  Geist  zu  wenig 
Nahrung.  Doch,  meine  ich,  verdiente  es 
wohl  eine  Untersuchung,  ob  man  jetzt  das 
Scliöne  nicht  zu  sehr  über  das  Gute  55 
und  Nützliche  hebt,  u.  s.  w-."  71  —  81.  — 
(teruiug:  Alte  und  neue  Kritik.  „Jene 
voran  dem  Begeisterten  zog,  wie  dem  Phöbus 
Aurora,  Diese  mit  zähmendem  Ernst  folget 
als  Nemesis  nach."  81.  —  Herder:  Die  gü 
Trichternosen.  Fiissnote:  Vespertilio 
Spectrum  L.  Der  Flatterer,  die 
Trichternose.  Schrober.  „übscuranten 
fliegen  umher.  Mit  gebreiteten  Flügeln" 
82.  —  A.     Eine   alte  Fabel.     „Zur  Eule   es 


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A.  Schreibers  Heidelberger  Taschenbuch.     Dritter  Jahrgang. 


146 


sprach  Frau  Nachtigall":  83.  —  K.  H.  G. 
von  Meusebach:  Der  Jager  und  die 
Schäferin.  „Wie  sie  so  scheu,  wie  sie  so 
flüchtig   hüpfte   84—85.    —    Hang:    Eath. 

5  ,.Dein  romantisches  Gele.yer-'  85.  —  Frie- 
dricli  Leopold  Graf  zu  Stollberg:  An 
Itai's  Aeolische  Harfe.  Den  28  August 
1804  „Nicht  der  kundigen  Hand  noch  dem 
Hauch      des     Meislers     gelehrig"     86  —87. 

10  Distichen.  —  Weisser:  Asins  Reisepass. 
„Bewundert  hier"  87.  —  Weisser:  Geistes- 
freiheitslied. „Auf,  trotz',  o  Lied!  mit 
deutschem  Muth-  88—91.  —  *  *  *  [^. 
i.    B.     nach     dem     ,,TnliaJt'\:      Lied     aus 

16  Shakespeare's  Cymbelin.  „Schlafe, 
wenn  die  Sonne  brennt"  il2 — 93.  —  E. 
Stöber:  An  die  Einsamkeit.  Mel. 
Wiedersehn!  Wort  des  Trostes  etc. 
„Einsarakeit!-94— 96.  — Lehr.  An  Selinde. 

20  Elegie.  „Sahst  du  den  Knaben  wohl  nie 
am  schwellenden  Busen  der  Jlutter"  97 — 100. 
DisticJieii.  Caroline  Eudolphi.  Der  Ge- 
burtstag. An  die  Freunde.  „Was  doch, 
ihrLieben,  soll  die  herrliche  Fülle  derbunten" 

25  101—102.  He.camekr.  —  Weisser:  Der 
Freigebige.  , Schmäht  doch  auf  Nickels 
Geiz  nicht  immer!"  102.  —  G.  v.  S.  Amors 
Rettung.  ■  „Amor  floh  vor  Jovis  Zorne" 
103 — 105. —   — s.:  An  t  f  f.   „Dassvonder 

30  Null  ausgehe  dein  philosophisches  Denken, 
Lehrst  du;  aber,  o  Freund!  geht  es  von  dir 
denn  nicht  au.s?  105.  —  Hang:  Der  beste 
Arzt.  „Wie  ging  dem  treuen  Azolan." 
106  —  108.   Sehr.:  Das  Gärtchen.   „Warum 

35  steht  das  Gärtchen  so  verwildert  an  der  ein- 
samen ländlichen  Wohnung?"  109 — 110. — 
Hang:  Dringende  Bitte.  „Deine  Werke, 
Kabulist"  110.  —  W.  von  Blomberg.  Der 
Teufel  im  Bade   oder  die  Comödie  für 

^0  Gebildete.  „Der  Teufel  reiste  unter  dem 
Namen  eines  Grafen  von  Schwefelburg-Blox- 
berg  im  Sommer  ins  Bad."  111 — 128.  — 
Heinrich  Voss:  Aus  dem  Prometheus 
des  Aeschyl  OS.   434 — 504.   Prometheus. 

*"  „Nicht  wähnt,  dass  Hochmuth  oder  Eigen- 
sinn mich  heisst"  129—132.  —  Ch.  Nie- 
meyer: Lied.  „Blümchen,  weiss  und 
roth  und  blau"  133.  —  A.:  Der 
Künstler.     „Ein  Künstler  trug  mit  frohem 

50  Sinn"  134—135.  —  Sehr.  An  Ceres. 
„Nimm,  o  C.eres,  den  Kranz  von  falben 
Aehren  gewunden"  136.  —  Chr.  Niemeyer: 
Lied:  „Ach,  welch  ein  Schmerz!  — 
137.  —  A.:    An  den  Schlaf.    „Blühenden 

55  Mohn  von  letheischer  Kiaft  und  alten 
Falerner"  138.  —  Schreiber:  Der 
Trauring.  „Vor  vielen  Jahren  lebte  zu 
Siena  ein  Jüngling,  Guido  Tibaldi  mit  Namen, 
edel  von  Geburt  und  Gesinnung.  139 — 156. 

fi'i  —  Chr.  Niemeyer:  Trinklied.  (Nach 
Sannazaro.]  „May  ist  da!  Gib  Kränze 
mir  her,  o  Knabe!  so  hat  das"  157 
— 158!  —  s.:  Selbsttäuschung:  „Bei- 
fall      weniger      Freunde       erfreut      mich, 

65   sagst   du,    die    Menge"     158.    —    A.:     An 


Lyda.  „Wie  wohl  ist  mir  159.  —  Ch. 
Niemeyer:  Romanze.  „Diana  war  Actäons 
Braut"  160.  —  Gerning:  Der  Sonntag 
auf  dem  Lande.  .Feierlich  tönt  durchs 
weite  Gefild'  das  Geläute  der  Glocken"  j 
161 — 162.  —  Schreiber:  Der  Lorbeer. 
„Frohen  Muthes  steht  ein  Sänger"  163—164. 
—  Leo  v.  Socke ndorf:  Einem  scheiden- 
den Freunde.  „Auch  wo  Maro's  heiliger 
Lorbeer  schattet"  164.  —  G.  Scholz:  jq 
Sehnsucht.  „Ich  irr'  umher,  bald  werd' 
ich  scheiden"  165—166.  —  D.  Fausti 
Famulus:  Neueste  ästhetische  Ur- 
theile.     1. 

„All  das  hellenische  Volk  —  es  waren    15 

erbärmliche  Wichte, 
Ich,    Ich   sag'    es,    und  Ich  hab'    es  auch 

jetzo   gesagt.     2.    Kunst    auch    übten 

die  Griechen,  doch  ihre  gepriesenen 

Götter  20 

Waren  Marmor!     Als  Gips    hab'   ich   sie 

selber  gesehn.     3.  Eins  doch  lob   ich 

an    Schiller,     an   dem    sonst    wenig 

zu  loben, 
Dass  er  in  Stammbuchnoth  kleine  Gedanken    25 

uns   borgt."    167.    — 
CarolineRudolphi:  Das  Lied,  gesungen 
am  Myrthen feste.  „Selig  sind,  die  fern  von 
Krieg  und  Schlachten"  168— 169.  —  Hein- 
rich Voss:  Typhon.     Aus  dem  Prome-    30 
theus  des  Aeschylos.     „Nicht  so,  dieweil 
mich  auch   des   Bruders   Missgeschick"    170 
— 171  —  E.  Stöber.-  Vaterfreude.    Mel. 
Kinder  des  Frühlings  etc.     [Aus  dem 
Donauweibchen.]    „Hold  ist  mein  August!    35 
172— 173.  —  Hang:  An  den  Mond.    Nach 
Charlotte  Smith.     „Gedankenfreund!    In 
deinem  bleichen  Schimmer"  174.  — Gerning. 
An     Leo    von    Seckendorf.      „Nimm,    o 
Jugendgenoss !       von      Maros      Grabe      das    40 
Zweiglein"   175.     Disfichen.  —  -s.:    Leser 
und     Schriftsteller.        Leser.       „Wahr- 
lich!     ich     lobe     dein     Buch,      das      dem 
eigenen  Denken   des  Lesers"   176.   —  Chr. 
Niemeyer:  Klage  des  Verzweifelnden.   45 
[Nach    Sannazaro.]     „Mein   holdes  Licht, 
die  Schönste  aller  Schönen"  177.  —  Kessler: 
Margarethens     Geist.       Eine    Ballade 
nach  ]\Iallet.     Es  wiegte  schon  die  Mitter- 
nacht   178  —  182.    —    Sehr.    [=   Schreiber]:    50 
Corregio's  Magdalene   in   der  Wüste. 
„Dreimal  Selige,  die  willig  duldet"  182.  — 
Chr.   Niemeyer:    Neärens   Grabhügel. 
„Welche      Stimmen?"      —     Der      Grazien. 
„Wessen   Bestattung?"     Neärens!    183.    —   55 
Schreiber:      Die     Emigrant  enfarailie. 
„Unter  den  vielen  französischen  Emigranten, 
welche  im  Anfange  der  Revolution  ihr  Vater- 
land verliessen,  befand  sich  auch  der  Markis 
von  B."  184-199.  —  A.  i.  R  :  König  Lear,   eo 

Thou  hast  one   daughter, 

Who  redeems  nature  from  the  general 
[curse 

Which  twain  have  brought  her  to  — 

Lear  Act.  4.  Sc.  2.        65 
10 


147 


A.  Schreibers  Heidelberger  Taschenbuch  1812. 


148 


„Ein  schwacher  Fürst,  den  Schmeichelein 
bethören"    200-202.  —  K. :    Am   Confir- 
mationstage  des  Freiherrn   von  Gem- 
mingen.    Vor  der  Einsegnung.     „Blick, 
5     Herr!  aus  deines  Himmels  Höhn"  203—204. 

—  Nach  der  Einsegnung.  „Beschworen 
ist  der  heil'ge  Bund!"  205-206.  —  A.  i.  R.: 
Ilias.  „Dort  im  C4etiiramel  der  Schlacht, 
wie  zeigen  sich  herrlich  die  Helden!  207—208. 

10  — Haug:  DerneueProteus.  „Hans  Ehen- 
theurer  spricht  zum  Britten:"  208.  —  G.  L. 
Spalding:  Die  llückkehr  des  Königs. 
Berlin  am  28.  December  1809  in  der 
Akademie  der  Wissen  scliaften  vorge- 

15  lesen.  „Nur  Ein  Gefühl,  Unkundige  mit 
Weisen«  209—214.  —  S.  [=  Schreiber?]: 
Propertia  von  Rossi.  „Unter  der  Re- 
gierung Pabst  Clemens  des  7  ten  lebte  zu 
Bologna    eine    junge    Künstlerin,    Propertia 

20  von  Rossi,  reich  begabt  an  Geist  und  Ge- 
müth."  215—223.  —  Haug:  Mystalia 
an  seine  Spiessgesellen.  „Mein  spottet 
überall  Miss  Fame!«  223.  —  Seh.  [= 
Schreiber]:    Die    späte    Ehe.      „Der    alte 

25  Harpax  führt  ein  junges  Weib  nach  Haus, 
die  Strafe  kommt  oft  spät,  doch  niemals  bleibt 
sie  aus."  224.  —  H.  [=Haug]:  Unterschied. 
„Flugs  bezaubert  Helene"  224.  —  G.  Rein- 
bek:     Dichterrache.    Eine  Posse.    (Die 

30  Bühne  ist  in  der  giössten  Unordnung,  jede 
Coulisse  gehört  zu  einer  andern  Dekoration 
und  so  auch  die  Suffiten.  Rechts  steht  eine 
Rasenbank,  links  ein  Sofa  u.  s.  w.)  Ein 
Trupp    Schauspieler    und    Schauspielerinnen 

35  stürzt  hervor,  jeder  aus  einer  andern  Coulisse, 
um  das  Stück  anzufangen,  ein  jeder  in  einem 
andern  Costüme  und  Charakter,  jedoch  von 
bekannten  Rollen,  die  man  sogleich  erkennt. 
Als    sie    einander    erblicken,    erstarren   sie. 

40  Soufleur.  „Was  machen  Sie  dennV  Zurück! 
zurück!    Die  Gardine  herunter!"  225—251. 

—  H.  [=  Haug]:  Vorsicht.  „Bav  wettet  den 
Erlös  von  seinen  Canzonetten,  Und  einen 
Groschen  ich.  Wie  könnt'  ich  gleicher  wetten  ?" 

*^  251. —  Gerning:  An  Atticus.  Ovids  13. 
Buch  9.  Elegie.  Krieger  ist  alles  was 
liebt,  und  es  hält  sein  Lager  Cupido:" 
252 — 255.  —  A. :  AnEuphrosyne.  „Leicht 
bist  du  zu  so   viel  Verstand  gekommen,  Du 

^0  hast  uns  schlau  den  unsrigen  genommen." 

Jahrgang  1812. 

Ihro  Maj  estät 
•''■''        Friederike  Dorothee  Wilhelminc 
Königin  von  Schweden,     pag.  III. 
Was  im  Gesang  der  Musen  ewig  l)lüht. 
Wird  nicht  vom  ungeweihtenSinn  verstanden; 
Das  schöne  Leben  ist  nur  im   (iemüth, 
"^   Vergängliches  liegt  in  der  Erde  Banden. 
Oft  hüllt  die  Nacht  die  Nähe  und  die  Ferne, 
Doch  leuchten  dann  nur  herrlicher  die  Sterne! 

p.  V. 
Vorrede. 
Es  ist  mir  erfreulich,   in  diesem    vierten 


Jahrgänge  meines  Taschenbuchs  wieder 
Einige  von  den  Dichtern  aufführen  zu  können, 
mit  welchen  eine  schöne  Periode  unsrer 
neuern  Poesie  sich  anfing.  Die  Namen 
Bürger,  Voss  und  Miller  erinnern  an  den  5 
schönen  Bund  deutscher  Dichter,  der  sich  in 
Göttingen  anknüpfte,  und  an  die  Frühlings- 
zeit unsrer  Musenalmanache. 

Ein  Paar  Gedichte  aus  Herders  Nach- 
lasse sind  ihres  Verfassers  nicht  unwürdig.  10 
Ein  Freund  des  zu  früh  verstorbenen  J.  M. 
R.  Lenz,  des  Jugendgenossen  von  Göthe, 
theilte  mir  mehrere  ungedruckte  Poesieen  von 
demselben  mit,  in  welchen  das  Gepräge  seiner 
mitunter  excentrischen  Genialität  nicht  zu  15 
verkennen  ist.  Ich  habe  nur  einige  der- 
selben hier  aufgenommen ;  die  übrigen  legte 
ich  für  eine  Sammlung  der  zerstreuten  Werke 
dieses  durchaus  eigenthüuilichen  Dichters 
zurück,  welche  zu  veranstalten  mir  in  jeder  20 
Hinsicht  verdienstlich  scheint.  Warum  sollen 
wir  in  einer  unfruchtbaren  Zeit  nicht  auf- 
suchen, was  sich  aus  Unachtsamkeit  verloren 
hat? 

Heidelberg  am  1.  September  1811.         25 
Schreiber. 

pag.  VII— VIII. 

Inhalt:  p.  IX— XIL   — 

Aufsätze:  S.  1.     S.  2  bleibt  frei:  J.  G. 
Herder:    Der    Altar    der  Barmherzig-   30 
keit.     „Die  Sage  will  uns  irre  führen"  3 — 5. 
WerJce,     hg.     v.     Suphan,     Bd.    29,     598  f. 

—  Gottfr.  Aug.  Bürger:  Geschichtchen. 
„Ein  niedlich  Schäfermädchen  stand"  6 — 7. 
Gedichte,  hg.  v.  A.  Sauer,  =  D.  N'at.  LH.  35 
Bd.  78,  S.  430f.  Titel:  „Der  Sprung.  Eine 
Romanze."  5.  Z.  der  5.  Strophe  lautet: 
„Ich  hob  sie  auf,  verschämt  und  roth"; 
die  U.  Strophe  beginnt:  „Besorgt  ...".— 
Karoline  Rudolphi:  Die  Rosen  im  40 
Oktober.  An  Klopstock.  1800.  „Kinder 
des  sonnigen  Lenzes,  welche  gewiegt  von 
Zephyren"  8—9.  —  Job.  Mart.  Miller:  An 
meinen  Boie.  Den  15.  Februar  1773. 
„Mein  Boie,  wenn  an's  Schilf  des  Donau-  45 
Strandes"  10—12.  —  G.  A.  Bürger:  Resi- 
gnation nach  der  Rowe.  „Nichts  kann 
mirfürder  Freude  geben"  13 — 14.  Ge- 
dichte, hg.  V.  Sauer,  S.  302.  —  Haug: 
Gnome.     „Ehre  ist  der  Tugend  Kind."  14.   50 

—  Conz:  Lucie  und  Antonio.  Legende. 
„In  Bologna  lebt'  ein  edler  Jüngling"  15—20. 
— Haug:  Dubius  letzte  Worte.  „Sterbend 
angeschauert  von  dem  offnen  Grabe"  20. 
Gedichte,  Auswahl  1827,  7595.  —  Herder:  55 
Die  Sonne.  „Und  sollt' der  Eulen  ganzes 
Heer«  21—22.  Werke,  Bd.  29,  599.  — 
Hang:  UeberTiro's  Gedichte.  „O!  rief 
ich  sclion  bei'm  ersten  Blatt:«  22.  —  G.  A. 
Bürger:  Minnelied.  „Hört  von  meiner  go 
Minniglichen«  23.  Gedichte  S.  316.  .^Anfang 
J77(S'."  — Overbeck;  Die  Quelle.  „Auf  den 
Sj)iogel  dieser  Quelle"  24.  —  Haug:  Wein. 
Nacii  S.  L.  Prasch.  1680.  „Wein,  des 
Mahles    Zier    und   Weihe"    25.   —   Hg.    [=   «5 


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A.  Schreibers  Heidelberger  Taschenbuch  1812. 


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Hattg?]:  Bella  und  der  verdorrte 
Rosenstock.Nach  einemLiede  vonl659. 
„Sie:  Ach,  wer  hat  von  deinem  Haupt  Deine 
ßosenkrou'  entwendet?"  26 — 28.  —  J.  H. 
Voss:  An  Mäceuas.  (Properz  B.  II  1.) 
„Fragt  ihr,  woher  mir  so  oft  liebathmende 
Blätter  beschert  seyn-  29—33.  —  Fr.  A. 
Krummache  i:  Das  Licht  auf  dem  Wege. 
Eine  Parabel.  „Uriel  war  ein  weiser  Lehrer 
in  Israel,  der  die  Knaben  und  Jünglinge 
die  himmlische  Weisheit  lehrte  und  ihre 
Herzen  zu  Gott  wendete."  34  -37.  —  Paul, 

Gr.   V tz.    [=  Hauqioitz,    GoedeJce 

VII  430]:  Bitte.  ^Weiß  ich  denn  selber 
wie's  geschah"  38—39.  —  .T.  M.  R.  Lentz: 
Ausfhiss  des  Herzens.  Eine  esote- 
rische Ode.  „Oft  fühl'  ichs  um  Mitter- 
nacht" 40—42.  —  F.  A.  Krummacher: 
Adam  und  der  Seraph.  Eine  Parabel. 
,, Eines  Abends  ruhete  Adam  an  einem  Hügel 
unter  einem  Baum'  in  Eden,  und  sein  Antlitz 
war  aufwärts  gerichtet  und  schauete  gen 
Himmel"  43—44.  —  Overbeck:  Reise- 
bemerkungen eines  Dilettanten.  „Ich 
ging  auf  Reisen;  sah  die  Welt."  45—49.  — 
Sehr.:  Sängers  Lob.  ,,Es  zieht  der  Sänger 
froh  dahin"  50 — 52.  —  Haug:  Der  ge- 
täuschte Amor.  Nach  Georg  Rudolf 
Weckherlin,  1618.  „Gott  Amor,  endlich 
sehr  verdrossen"  53—54.  —  Fr.  A.  Krum- 
macher:  Die  Thautropfen.  Eine 
Parabel.  ,,Der  Schnee  war  verschwunden, 
der  Frühling  kehrte  wieder."  55 — 56  — 
Conz:  Ritters  Liebeski  age.  „Die  besten 
Händel  sind  nicht  gut."  57  —  58.  —  Over- 
beck: Heitrer  Himmel.  „Wo  ist  der 
Mann,  der  froh  zu  seyn  sich  rühmt?"  59—60. 
Lehr:  Als  er  über  alles  aburtheilte. 
,,Urtheil  heischet  in  seine  Ur-Tlieil'  ein  Ding 
zu  zerlegen;  Herrl  und  der  Dinge  sind  viel! 
Herr!  und  das  Urtheil  ist  schwer!"  60.  — 
Ch.  Niemeyer:  Lied.  „Mädchen,  wenn 
ich  sehnend  nach  dir  blicke"  61 — 62.  —  G-g. 
[=  Geinin(i\:  An  die  Gelegenheit.  „Holde 
Göttin!  o  sey  nur  oft  dem  Liebenden  günstig; 
Aber  dem  dichtenden  Geist  hülle  du  spröde 
dich  ein"  62.  —  Conz:  Die  Geister- 
messe. Gesicht  des  Paters  Bonifazio. 
,,Wenn  Lebende  in  zahmer  Knechtschaft 
schweigen"  63—67.  Terzinen.  —  Over- 
beck: Bettina.  „Ich  war  ihm  gut;  was 
ist  davon  zu  sagen?"  68—70.  —  Mahler 
Müller:  Der  Käfer  und  der  Schmetter- 
ling. 

„Schmetterling,   fliegest  so   stolz   mich  red- 

[lichen  Käfer  vorüber. 

Gelt,  du  scheuest  den  Freund,  der  dich  als 

[Raupe  gekannt."  70.  — 

J.  M.  R.  Lenz:  In  einem  Gärtchen  am 

I  Contades,  nachdem  der  Verfasser  im 
Fluss  gebadet  hatte.  „Erlaube  mir,  du 
freundlichster  der  "Wirthe"  71 — 72.  —  Chrn. 
Niemeyer:  Herpylis,  die  Zauberin. 
(Nach  Sanuazaro.)    ,, Herpylis  stieg  hinab 

i   zu  der  klaren  Fluth  des  Sebethoa"  73  —  76. 


Hexameter.  —  J.  M.  R.  Lenz:  Die 
Demuth.  „Ich  wuchs  empor  wie  Weiden- 
bäume" 77—82.—  A.  i.  R.:  Sophie.  „Die 
Jahre  zwischen  den  academischen  und  dem 
Antritt  meines  Amtes  brachte  ich  in  dem  5 
Hause  des  Präsidenten  von  O.  zu,  der  mich 
zum  Lehrer  seiner  beiden  Töchter  bestellt 
hatte."  83—100.  —  Heinrich  Voss: 
Schlacht  hei  Salamis.  NachAeschylos. 
„Bote.  O  alles  Erdreichs  Asia's  Burg-  10 
vestungen!"  101—121.  —  Weisser:  Die 
Wittwe.  „Ihr  findet  keine  Spur  von  Leide" 
121.  —  Conz:  Sokrates  Hymne  an 
Apollon  im  Kerker.  Fussnote:  ,,Xach 
dem  Phädon  des  Piaton  hat  Sokrates  wirk-  \ä 
lieh-  einen  Hymnus  an  Apollon  gedichtet, 
der  aber  nicht  auf  uns  gekommen".  ,,Zeus 
iiochherrlicher  Sohn  und  Letos,  der  du  in 
Pytho"  122-126.  Hexameter. —  Schieihev: 
Der  Strom  der  Zeit.  ,, Dunkel  rauscht  20 
des  Stromes  Welle"  127-128.  —  A. :  Die 
Thränen. 

,, Nimmer  ertrüge  der  Mensch  den  Schmerz, 
[nimmer  die  Freude, 
Hätte  nicht  beiden   ein  Gott   freundlich    die    25 

[Thräne  gesellt."  128.  — 
Neuffer:  Die  Freundschaftsfeier. 
Kundgesang.  „Brüder,  setzt  euch  in  die 
Rundel-i  129—135.  —  Weisser:  Der 
Halbgott.  30 

,,Für  einen  halben  Gott  kann  Flink  mit  Recht 
[sich  preisen. 
Er  wird,  spät  oder  früh,   die  jungen  Raben 
[speisen"  135.  — 

35 
Lehr:  Der  Väter  Tischlied.  Mel.  Das 
alte  Lied,  das  alte  Lied  etc.  ,,Aufthu, 
o  Lied!  mit  heiterm  Mund"  136 — 138.  — 
Chr.  Niemeyer:  Fischer-Idylle.  (Nach 
Sannazaro.j  „Unter  dem  Felsenhang  einst  40 
sass    dort    neben   mir,    Phyllis!"    139 — 141. 

—  Hexameter.  —  Paul,   Gr.  \ tz. 

[=  Gr&t  Haugwitz]:    Charade.     „Ein  Arzt 
die   erste    Silbe    ist"   142.    —    Paul,    Gr. 

V tz:     Charade.     „Zwei  Sylben,    45 

die  geben  ein  grässliches  Wort"  143.  — 
Neuffer:  Wille  und  Willkübr.  „Einzig 
der  Wille  nur  ist's,  auf  welchem  Gesinnung 
und  That  1  übt"  144.  Distichen.  —  A. : 
Bav.  ,,Ein  Wolf  im  Schaafpelz  wäre  Bav?  ^ 
Nein,  er  ist  durch  und  durch  ein  wahres 
Schaaf."  144.  —  J.  M.  Miller:  Nachtlied. 
,,Kein  Lämpchen  scheint  durchs  Fenster 
mehr"  145.  —  Schreiber:  An  die  Nymphe 
des  Heilquells  zu  Baden.  „Sieh,  ich  55 
pilgre  aus  der  Ferne"  146—147.  —  Frese- 
nius: Liebe.     „Trägt  mich  Olympos"  148 

—  150.  —  Weisser:  Der  Plagiarius.  „Um 
der   Natur    zum   Trotz     die   Autorschaft    zu 
treiben"  150.  —  Schreiber:    Am   ersten 
Jaliresmorgen  1811.  An  Gerning.  „Sich   ^ 
deiiTempel  mit  dem  ehrnen Thor"  151-152. — 

J.  M.  Voss:  An  Cynthia.  Properz.  IL  19. 
„Wenn  auch    wider   mein  Wollen   von  Rom 
du,      Cynthia,      scheidest"      153 — 154.      —   65 
10* 


151 


A.  Schreibers  Heidelberger  Taschencueh  1812. 


152 


V.  Knebel.    An  Göthe.    Im  Anfange  des 
Frühlings  1811. 

„Kränze  von  jeglicher  Art  hast  du   dir  ge- 
[wimden,  und  keine 

5     Bhime,    kein   Zweig,    der    ziert    irgend    ein 
[dichterisch  Haupt, 
Oder    den    Pallas    ertheilt    dem    trautesten 

[Liebling,  ist  fremd  mehr 
Deiner  Scheitel;"  155.  — - 

10  Bramigk:  Spur  der  Unsterblichkeit. 
„Auf  Gräbern  keimet  ein  frisches  Grün" 
156.  —  Weisser:  Der  verliebte  Zecher. 
,, Jüngst  lallte  Bibulus,  bereit  vom  Stuhl  zu 
sinken:      Ich   könnte,    Hanucheu!    dich    bei 

15  Gott  vor  Liebe  —  trinken."  156. —  Weisser: 
Aufruf  bei  der  Flasche.  „Auf  wer  ein 
Christ"  157 — 159.  —  Chr.  Niemeyer: 
Vaterlandsruhm.  (Nach  Walther  von 
der   Vogel  weide.)      „Der    deutsche    Mann 

20   ist    wohlgezogen"   160 — 161.   —  A.      An*. 

„Dein  Lied   erweckt  mir  süsse   Liebespein, 

Doch    schläfert   sie    gar    bald    dein    Antlitz 

[wieder  ein."  161.  — 

*  *:  Fröhlichen  Wanderers  Lied.  ,, Heise 

25  zu  Fuss,  Reise  zu  Fuss"  162 — 163.  — 
Lampadius  [=  Ernst  Julius  Leichtlen, 
1791—1830;  Goedeke  VII  546]:  Die  geist- 
liche Braut.  ,,S'isch  bal  Mitternacht,  e 
Todis-Stilli"    164—166.    —    G-g.   [=   Ger- 

30  ning?\:    Die  Ehehälfte.     (Nach   Piron.) 

,,Wundre  dich  nicht,  wenn  du  nicht  ganz  die 

[Genossin  besitzest, 

Denn  zur  Hälfte  ja  nur   wird   sie   gewöhn- 

[lich    verlieh'n."   166.  — 

35  Mahler  Müller:  Kalid  und  Vala.  Eine 
Mohrenballade.  Über  Strom  und  über 
Welle"  157—171.  Unters.  „i?ow".  — 
Neuffer:  Die  Verwandlungen.  Eine 
Vision.      ,,Was    wundersam    umspielt    von 

40  Nachtgesichten"  172—187.  Terzinen.  — 
Fresenius:  Der  Liebe  Anfang.  ,,Ich 
schaue  dich  an"  188 — 191.  —  Gerning: 
Ländliche  Freuden.  (Ovids  Heilmittel 
der  Liebe   von   Vers    169—198.)     ,.Auch 

45  Landleben  und  Flur-Anbau  ergötzen  die 
Seele"  192—193.  Distichen.  —  A.  Neu- 
jahrsgeschenk an  einen  Freund.  „Rasch 
tritt  herein  das  neue  Jahr"  194 — 196.  — 
Weisser:   AnFurius.     ,, Du  schwörst,  dass 

50   es  Dir  Freude  mache"  196.  —  [,,Ungenannter", 

nach      dem      Inhalt]:      Meditationen.     1 . 

Freundschaft  und  Liebe. 

„Steh'  auf  meine  Freundin,   meine  Schöne, 

[und  komm  mit! 

55   „Denn   siehe,    der  Winter  ist   weggezogen, 
„Die  Regenzeit  ist  umgekehrt  und  vorüber. 
„Die  Blume  erblickt  man  am  Boden, 
„Es  nahet  die  Zeit  des  Gesanges.  —  — 
„Es  tut  mir  wohl,  meine  Meditation  mit  den 

60   Worten  eines  feurigen  Morgenländers  anzu- 


fangen. Gern  möchte  ich  mit  Sakontale  und 
GitaGovinda fortfahren  Istdochdieser Mor- 
gen und  dieseStimmung  desOrients  werth."  197 
—  208.  —  J.  M.  K.  Le  n  z :  An  *  *  „In  derNacht 
imkaltenWinter"209.  — Hang:  Lied.  „Hört,  5 
was  mir  Hochgewinn"  210.  —  Fr.  Schi. 
[=  Fr.  Schlegel?]:  Canzone.  Abi  faulx 
ris  etc.  Venet.  Ausg.  des  Dante  Th.  4. 
S.  341.  O  falsches  Lächeln,  was  schlugst 
du  die  Wunde"  211—213-  —  Fr.  Schi.  10 
[=  Fr.  Schlegel?]:  Dantes  Grabscbrift. 
Fussnoie:  ,, Boccaccio,  in  der  Lebensbe- 
schreibung Dnnte's,  schreibt  diese  von  ihm 
daselbst  aufi)ewalirte  lateinische  Grabschrift 
dem  Giovani  del  Virgilio  zu;  Andere  nennen  u 
Dante  selbst  als  Verfasser  der  sechs  letztern 
Verse.  Diese  letztern  befinden  sich  wirklich 
auf  Daute's   Grabmal  in   Ravenna." 

,, Dante,   kundig  der  Theologie  und  jeg- 
licher Lehre"  Ile.cameter  214 — 215.  —  Ger-   20 
ning:  Des  Dichters  Nachruhm.   0  vid  1. 
Buch    15.    Elegie.     „Nagender  Neid!    wie 
rückst     du     mir     vor     Ilubliebende    Tage" 
Distichen.  216— 2\8.    Mahler  Müller:  Die 
Königswahl.     ,, Ihr  Buhler  um  die  Krone"    25 
218.  —  Lentz   [So!  nach  dem   „Inhall-  = 
J.  M.  E.  Lenz]:  Das  Vertrauen  auf  Gott. 
,,Ich  weiss   nichts    von  Angst  und  Sorgen" 
219—221.   —    Karl    Morgenstern:    Das 
Eichenblatt.   Anl.  M.  die  Königin  von   30 
Preussen.  Tauerlauken,  den  9.  August 
1807.    [Eittergitt  im  Kr.  Memel.]    Fitssnote: 
,, Dieses    von    der    unvergesslicben    Königin 
mit  gewohnter  Huld  aufgenommene  Gedicht 
ist  ohne  Zustimmung  des  Verfassers,  ja  ohne   35 
Anfrage  bey  demselben,  in  ein  Berlinisches 
Blatt  gerathen.     So  ist  derselbe  noch  jetzt 
berechtigt,  jenem   selbst   eine   Stelle   anzu- 
weisen."    „  ,,  Ah,  es  ist  ja  verwelkt  1  "  "  — 
,, Heilig    mir    doch    das    Blatt,     Das    Dein   40 
theuerster  Sohn   mir   aus   dem   Eichenkranz 
Darbot,    Königin!    den   jüngst    Lieb'    und 
dankbare  Treue  flocht."    Fussnote:  V.  1.  Die 
ersten   Worte  sind  die   eignen    der  Königin. 
V.  4.     „Am  Lebenstage  Sr.  M.  des  Königs,   45 
den  23.  Juli,  war  zu  Tauerlanken  im  Freien 
ein  ländliches  Fest  vom  königl.  Hofe  gefeiert. 
Von  diesem  frolieru  Tage  hing  am  Eingang 
eines  umbüschten  Wiesenplans  jener  Kranz 
noch."  222 — 225.  —  K.  Morgenstern:  An   00 
gewisse  Dichtererklärer. 
„Haltet  die  Fackeln  uns  nicht  zu  nah  dem 
[lieblichen  Bildwerk! 
Schwärzet   es    lieber    doch  nicht   durch   den 

[unendlichen  Qualm!''  225.  —   55 
Schreiber:  Der  Liebestrank.    Theobald 
verlor  früh  seine  Eltern"  —  Novelle.  226 — 
261.  —  B-b:  Die  Sehnsucht  der  Liebe. 
„  Tiefe  Schmerzen"  262—264.  — 


153 


A.  Schreibers  Heidelberger  Tascheubuch.     Mitarbeiter-Verzeichnis. 


154 


Verseichnis  der  Mitarbeiter  am  Heidelberger  Taschenbuch. 


Jahrgang  1809. 

Gi:  V.  Bentzel  =  Sternau 

W.  V.  Bloiiihcrf/ 

Biiri 

Bojer  /=  Boic] 

Boppelmaicr 

V.  Gerning 

Isidoriis  ==  U.  IL  Gr.  i\  Loeben 

V.  Knebel 

Loeben  =  Isidorus 

M.  [^  Michae/isyj 

Overbecl- 

Schreiber 

ScJmppius 

J.  IL   Voss  d.  J. 

Werneburg 

Y  [=  Weisser?] 

Jahrgang  ISIO. 

A. 

Baggcsen 

Gr.  V.  Beniscl  =  Sternau 

V.  Blumberg 

Bote 

Buri 

Crisalin  =  Sinclair 

Ewald 

Fernow 

V.  Gerning 

V.  Goethe 

H .  .  e 

Hamilton 

Haug 

Herder,  Dr. 

Herder,  J.  G. 

Hier  OH 

V.  Hoflmannsegg 

V.  Knebel 

M.  [=  Michaelis?] 

Overhcolc 

Phosphorits  Oecidentalis 

Eichler,  Jean  Paul  Fr. 

Schiller 

Schreiber 

V.  Seckendorf 

Voss,  H. 

Voss,  J.  H. 

Werneburg 

T.  [—  Weisser?] 

Jahrgang  ISll. 

A. 

A.  i.  R. 
V.  Blomberg 
E. 


D.  Faitsii  Famulus 
V.   Gerning 

Fr.  Hahn 

Haug 

J.  G.  V.  Herder 

K. 

Kessler,  Jflajor  v. 

Kore/f 

Lehr 

V.  Meusebach 

Chr.  Niemeyer 

Overhech 

Purpurino 

G.  Reinbeh 

Caro lin e  Bi i ddp h  i 

G.  Schols 

A.  Schreiber 

Leo  V.  Sechendorf 

Gr.  V.  S. 

G.  L.  Spalding 

E.  Stöber 

Fr.  L.   G-r.  zu  Stolherg 

II.   Voss 

Weisser 


Jahrgang  IHI'2. 

A.  30 

A.  i.  B. 

B-l. 

Bramiglc. 

Bürger 

Com  3r, 

Fresenius,  A. 

Gerning,  v. 

Haug 

Graf  Haugivitz  =  Paul  Gr.  v.  .  .  .  tz. 

Herder,  J.  G.  v.  40 

Knebel,  v. 

Krummacher 

Lampadius  [=  Leichtlcn] 

Ijchr 

Lenz,  J.  M.  R.  45 

Miller,  J.  M. 

Morgenstern 

Müller,  Fr.  in  Rom 

Neuffer 

Niemei/er,  Chr.  ^^ 

Overhecli, 

Rudolphi,  C. 

SchL  Fr.  /■=  Friedr.  Schlegel?] 

Schreiber 

Voss,  Heinrich.  55 

Weisser 


155 


J.  Kerners  Poetiscber  Almanacb  1812. 


156 


Poetischer  Almauach 

für 

(las  Jahr  1812. 

Besorgt 

von 

Jnstinns  Kerner. 

Hedaktion:  Kerner, der  von  Ukland ,. aufopfernd 
unterstützt'  wurde  (E.  Schmidt). 

Verlag:  Heidelberg  hey  Gottlieb  Braun. 

Zeit  des  Erscheinens:  Anfang  September  ISll, 
vgl.  Karl  jMaycr,  ühland  S.  ISS;  Brief 
Ü:s  vom  21.  IX.  ISll. 

Format:  12°. 

Schrift:  Sehr  kleine  Fraktur. 

Fundorte:  Königl.  Bibl.  Berlin;  Grossherzogl. 
Bibl.  Weimar;  Univ.-Bibl.  Freiburg, 
Heidelberg ,  Strassbtirg:  Görits- 
Lübeck-  Stiftung  -  Berlin;  Prof.  Els- 
bacher-Bcrlin;  f  Prof.  Heinr.  Fechner- 
Berlin. 

Titelauflage:  Eomantischc  Dichtungen 
von  Fouque,  Hebel.  Kerner,  Schwab,  Uhland, 
Varnhagen  u.  A.   Karlsruhe,  G  Braun  ISIS. 

Zur  Geschichte  des  Almanachs:  Die  Ge- 
schichte dieses  Almanachs  ist  am  ausführ- 
lichsten zu  verfolgen  in  Justinus  Kerners 
Briefwechsel,  Stuttgart  1S97.  Allein  von 
den  93  Briefen  Uhlands  an  Kerner  berührt 
sicherlich  die  Hälfte  dieses  Thema.  Kerners 
eigene  Briefe  in  dieser  Angelegenheit  dazu 
gerechnet,  ferner  die  Korrespondenz  der  Mit- 
arbeiter am  Almanach,  endlich  die  in  andern 
Sammlungen  veröffentlichten  Zeugnisse  —  in 
Karl  Mayers  Werk  über  ühland  z.  B.. 
in  der  Biographie  seiner  Witwe,  in  den 
Briefen  a  n  Fouque  (1S4S)  usiv.,  zu  schweigen 
von  handschriftlichen  Schätzen,  die  u.  a.  die 
Königl  Bibliothek  in  Berlin,  in  reichcrem 
Maße  sicherlich  das  schwerer  zugängliche 
Schwäbische  Schiller-Archiv  in  Marbach  birgt, 
—  mag  die  Zahl  der  zur  Vorbereitung  dieses 
Almanachs  gewechselten  Schreiben  hundert 
übersteigen. 

Fast  ein  Jahrfünft  zurück  lassen  sich  die 
ersten  Pläne  und  Entwürfe  zur  gemeinsamen 
Herausgabe  eines  Abiianaclts  der  schwäbischen 
Bomantiker  verfolgen.  Schon  am  3G.  Dezember 
ISO"  schreibt  Uhland  dem  Freunde  Karl 
May  er:  „Es  ist  ärgerlich,  dass  wir  Deutsche 
nicht  einen  poetischen  Almanach  haben,  in 
dem  die  vielen  guten  Gedichte,  die  jetzt 
durch  eine  Menge  von  Almanachen  (wo  sie 
oft  unter  so  vielem  Schlechten  und  Mittel- 
massigen  begraben  sind)  zerstreut  stehen, 
alle  vereinigt  wäien.  Dazu  möchte  freilich 
erforderlich  sein,  dass  ein  Held  der  Poesie, 
den  Alle  als  solchen  anerkennen,  sich  an 
die  Spitze  stellte,  wie  es  bei  den  Schillerischen 
Musenalmanachen  war,  die  so  Vieles  leisteten. 
Su,  wie  es  jetzt  ist,  sammelt  oder  stoppelt 
Jeder  seine  und  seiner  Vettern  und  Ge- 
vattern Vermögenschaf  t  zusammen,  und  durch 
solche  Vereinzelung  entstehen  nur  zu  oft 
kleinliche  Erscheinungen,  die  des  Ernstes 
unsrer  Nation  unwürdig  sind."  [K.  Mai/er, 
Uhland.  1807,  1 29  ff\  32.] 

Bevor  dieser  ,j)octische  Almanach'^   Wirk- 
lichkeil wurde,  hatten  die  Freunde  noch  Jahre 
hindurch    an  Ihrer   eigenen  geistigen,    dich- 
I  terischen,  sozialen  Entwicklung   zu  arbeiten. 


20 


25 


Kerner  arbeitete  an  den  Wiener  Kranken- 
häusern, als  er  Uhland,  der  sich  zur  Doläor- 
promotion  vorbereitete,  am  26.  November  1809, 
nach  Tübingen  schreibt:  „Wir  sollten  ein 
Taschenbuch  sammeln  .  .  ."  Umgehend  er-  5 
icidcrt  Uhland  am.  8.  Dezember:  „Der  Vor- 
schlag zu  einem  Taschenbuch  gefällt  mir." 
Er  bemerkt  auch  sogleich  richtig  die  grösste 
Schwierigkeit:  „Der  Hauptumstand  wäre 
aber,  einen  Verleger  zu  finden  ....  Auch  10 
müsste  es  womöglich  ein  Frühlingsalmanach 
werden,  mithin  sobald  als  möglich  zum 
Werk  geschritten  werden."  Beide  denkai 
noch  daran,  die  damah  entstehenden  Scha'ten- 
briefe  Kerners.  Eginhard.  den  Bären  und  15 
anderes  aufzunehmen,  neben  eigenen  und  Ge- 
dichten der  Freunde.  [Vgl.  Kerners  Brief- 
wechsel ISO;  84;  Mayer,  Uhland  1146] 
Dass  der  Plan  schon  damals  ernsthaft  er- 
wogen wird,  beweist  die  Notiz  in  „Uhlands 
Tagbuch''  S.  3.  unter  dem  2S  Januar  1810: 
„Nachts  die  Romanze:  Das  Schifflein  ge- 
dichtet, könnte  vielleicht  auch  als  Epilog 
zu  dem  Almanache  gebraucht  werden." 
[Gedichte  1S9S,  I  ISlf.J 

Uhlands  Pariser  Tteise  vereitelte  für  dieses 
und  dai  nächste  Jahr  weitere  Entwürfe.  Dass 
es  Kerner  )nii  ihrer  Ausführung  ernst  war, 
beireist  sein  Brief  aus  „Stadt  Grasburg" 
vom  Oktober  ISIO,  in  dem  er  zunächst  mit- 
teilt, er  „habe  in  Tübingen  grosse  Dichter 
kennen  gelernt,  den  jungen  Mayer  und  einen 
Schwab,  Romantiker^'.    Dann  fährt  er  fort: 

,,Mayer  und  Schwab  haben  mir  eine  Aus- 
wahl ihrer  Gedichte  übergeben  für  ein 
poetisches  Taschenbuch,  das  wir  auf  das 
Jahr  1812  bei  Braun  herausgeben  werden. 
Dazu  hast  Du  mir  auch  (wie  ich  schon  über- 
all sagte)  eine  Menge  Gedichte  gegeben, 
ebenso  StoU,  durch  deine  A'ermittlung  Kölle 
und  Hebel,  porro  der  ältere  Mayer,  Fouqu(5, 
Varnhagen,  dessen  Schwester  und  Amalie. 
Schattenspieler  Luchs  wird  wahrscheinlich 
ein  neues  Schattenspiel  liefern,  und  alle 
seine  noch  ungedruckten  und  uiigemachten 
Lieder ;  auch  eine  Sammlung  Volkslieder, 
die  er  sammeln  will,  hat  er.  Uebrigens  ist 
mir  die  Sache  en  veritä  ernst,  und  ich  bitte 
Dich,  sie  zu  unterstützen.  Ein  solches 
Bündnis  von  all  unsern  Freunden  wäre 
herrlich  und  würde  zu  neuen  Arbeiten  er- 
muntern und  aufrichten  Eine  Vorrede 
haben  wir  durch  Dein  Schifflied  schon,  und 
Braun  will  durchaus  ein  Taschenbuch  ver- 
legen. Es  ist  nur  die  einzige  Schwierigkeit, 
dass  uns  der  Braun  nichts  durch  seinen 
Spekulationsgeschmack  verhunzt."  [Brief- 
wechsel I  U3ff';  Uhlands  Antwort  U7ft'.] 
Unverzüglich  antwortet  Ukland  aus  Paris 
am  IS.  (Iktober  1810:  „Dein  Plan  zu  Heraus- 
gabe eines  Almanachs  war  mir  sehr  er- 
freulich und  nur  in  der  Rücksicht  un- 
angenehm, dass  ich  mich  nicht  als  thätigen 
Mitarbeiter  ansehen  kann.  Als  Du  mir 
schon  von  Wien  aus  einen  ähnlichen  Vor- 
schlag thatest,  war  ich  ganz  bereitwillig  und 
behielt  all  meinen  Vorrat  lange  Zeit  zurück. 
Du  schriebst  aber  nachher,  dass  die  Schatten 
für  einen  Almanach  zu  stark  würden,  [Brief- 
wechsel I  118]  und  bald  darauf  wurde  ich 
von  Fouquö  fürs  Pantheon  eingeladen,  dem 
ich  dann  alles  Bessere,  worunter  auch  das 
Schiffloin,    zuschickte.  .  .  .      Den  Bären, 


40 


157 


J.  Kerners  Poetischer  Alinanach  1812. 


158 


hoff'  ich,  hast  Du  nicht  für  den  Almauach 
bestimmt,  wenigstens  müsste,  was  von  mir 
darin  ist,  zuvor  herausgewoifen,  und  durch 
Besseres  von  Dir  ersetzt  werden.  Ueberhaiipt 
wünsche  ich,  dass  Du  nur  wahrhaft  Gutes 
aufnehmist  und  ein  Almanach,  den  wir 
herausgeben  (ich  nenne  so  auch,  was  bloss 
von  Dir  liommt),  wirklich  Ehre  einlege."  — 
Seine  Hoß'nung,  selbst  noch  tätigen  Anteil 
am  Almanach  nehmen  zu  können,  ist  gering: 
Am  2ö.  iiovembcr  tSlO,  einem  Sonntag, 
notiert  er  ^Abends  um  6  Uhr"  in  sein 
„Tagbuch^'  (S.  28):  „Wo  bin  ich  wohl  übers 
Jahr  um  diese  Zeit,  in  welchen  Verhältnissen  ; 
wie  wird  es  mit  Kerners  Almanach  sein? 
Wie  mit  den  altfran/.ösiscn  Dichtungen?"  • — 
Dennoch  uirkt  er  weiter  für  ihn  und  schreibt 
z.  B.  am  19.  Dezember  „Nachts  .  .  vegenKirners 
Almanach'  an  Fovque,  am  33.  an  Chamisso. 
[Tagbuch  S.  30  f..  Briefe  an  Fouque.  1848, 
S.  40Ö.J  Auch  Kerncr  warb  überall  um 
Beiträge,  wie  sein  Brief  an  Uhland  vom 
8.  Dezember  1810  verrät.  [Briefwechsel  1 
153  ff.]  Sogar  von  Com,  dem  „Haselhuhn'^ 
der  Beiseschailen,  erbat  er  welche  und 
mahnt  Uhland:  ,,Du  kannst  von  den  deutschen 
Dichtern  in  Paris  auch  welche  erbalten, 
thu's  doch.  Sag  es  auch  Stell !  Ueberhaupt 
bitt'  ich  Dich,  Dir  doch  die  Sache  auch 
angelegen  sein  zu  lassen."  Uhland  bekräftigt 
in  seinem  letzten  Briefe  aus  Paris  vom 
4  Januar  1811.  der  Almanach  liege  ihm  mehr 
um  Herzen,  als  Keiner  glaube,  verspricht 
ihm  u.  a  einige  altfranzösische  Dichiungeii; 
„ich  erspare  das  übrige  aufs  Wiedersehen, 
wo  du  dann  selbst  aus  meinen  Manuskripten 
aussuchen  kannst'.  —  Unterdessen  bekämpft 
er  energisch  eine  Idee  des  Verlegers  Braun 
in  Heidelberg,  die  ihm  Kerner  übermittelt 
und  mit  der  ihm  eigentümlichen  Gleichgiltigkeit 
gegen  das  Aeussere  kurzweg  gut  geheissen 
hatte.  „Braun  will  den  Almanach  betiteln: 
„Der  Rhein,  ein  Taschenbuch  deutscher 
Dichtungen.  Sei's!"  Dagegen  nun  Uhland: 
„Du  solltest  überhaupt  den  Verleger  im 
Zaume  halten.  Was  soll  es  heissen,  der 
Rhein,  wenn  nichts  da  ist,  was  diesen  Titel 
begründet?  Lass  uns  doch  nicht  lächerlich 
machen I  Der  Beisatz:  Deutsche  Dichtungen 
würde  die  Uebersetzungen  ausschliessen. 
Stelle  dem  Braun  vor,  dass  er  Dir  freie 
Hand  lassen  müsse,  weil  Du  sonst  nicht 
mit  gutem  Gewissen  wackere  Dichter  zu 
Beiträgen  einladen  könnest.  Beti'achte 
überhaupt  den  Almanach  als  Dein  und 
nicht  als  des  Buchhändlers  Buch  und  sende 
ihm  nichts  zu,  als  bis  Du  das  ganze 
Manuskript  gesammelt  und  geordnet 
hast;  dann  darf  er  nichts  hinzuthun  noch 
weglassen,  oder  —  lieber  1  unterbleibe  das 
Ganze!"  Bald  darauf  ereifert  sich  Uhland 
noch  heftiger  über  eine  Eigenmächtigkeit 
des  Verlegers.  In  einem  Briefe  vom  20. 
Februar  1811  [Briefwechsel  I  179  f,  181] 
zitiert  er  aus  einem  llriefe  Kiilles,  Helmina 
Hastfer-Chizy  hal>c  auch  Beil  rage  gegeben, 
die. .Braun  Hebeln  zur  Einsicht  gesendet  hat", 
und  ruft  empört:  „Wie  kaun  sich  Braun 
so  etwas  herausnehmen?  Ist  Hebel  Redakteur 
des  Almanachs  oder  Du?  Klopfe  doch  dem 
Braun  auf  die  Finger,  wenn  es  wirklich  so 
ist."  [Vgl.  auch  Kerner,  Briefwechsel  1 189 
und  Uhlaod  ebenda  194]. 


Die  Verlegenkeit  wegen  des  Titels  bestand 
noch  im  März  [Briefwechsel  1 190  ff].  Kerner 
hatte  den  Bhein  vertauscht  mit  „Eosenwald" . 
Dieser  Titel  hatte  wiederum  Brauns  Beifall 
nicht,  auch  Köstin  behagte  er  nicht.  Kerner 
ist  ratlos:  ..Infames  Zeug!  —  Besser  wäre 
gewiss:  ,, Der  Dichtergarten,  (Rosengarten?) 
Am  Neckar,  oder  bloss:  „Musenalmanach" 
—  Kate!!  — " 

Unterdes  en  hatte  Uhland,  auf  der  Bück- 
reise von  Paris,  mit  Kerncr  in  Wildbad 
eine  Zusammenkunft  und  ausführliche  Bück- 
sprache über  das  Almanachsmanuskript  gehabt 
[vom  9.  bis  13.  Februar  1810,  Tagbuch  S.  34  f.], 
über  deren  Besultat  er  sehr  erfreut  Karl 
Mayer  berichtete  [Mager,  Uhland  I  171f.]: 
.  es  seien  „sehr  gute  Beiträge  vorhanden,  und 
so  viele,  dass  Keiner  gesonnen  ist,  gar  keine 
Prosa  zu  nehmen."  Mit  Bücksicht  darauf 
riet  er  Kerncr  am  13.  März,  ein  Almanach 
ohne  Prosa  scheine  ihm  rühmsicher,  er  würde 
ihn  ganz  einfach:  Poetischer  Almanach 
für  1812,  herausgegeben  fgediuckt  wurde 
„besorgt']  von  J.  Kern  er  betiteln  [Brief- 
wechsel I  192  ff].  So  ward  der  vier  Jahre 
zuvor  fast  absichtslos  hingeworfene  Titel  nun 
mit  Bedacht  tcieder  aufgegriffen  und  an- 
nommen.  —  — 

Am  23.  März  beendigte  Uhland  die  Revision 
seiner  Beiträge  zum  Almanach  [Tagbuch  S. 
39];  am  4.  April  erhielt  er  von  diesem  das 
fertig  zusammengestellie  Manuskript  ,.off'en 
:on  der  Post"  [Tagbuch  S.  41[.  nachiUm 
über  die  Einteilung  und  Anordnung  des 
Ganzen  in  der  Zwischenzeit  eingehend  ver. 
handelt  worden.  Ein  gleichzeitiger  Brief 
Uhlands  an  Karl  Mayer  schildert  den 
Empfang  des  Manuskripts  ausführlicher  und 
giebt  genaue  Anweisungen  für  die  durch 
Kerners  rücksichtslose  Behandlung  der  ein- 
zelnen Manuskripte  notwendig  gewordene 
Reinschrift'.  „Gestern  erhielt  ich  von  Kerner 
das  Almanachsmanuscript.  Kr  hatte  es  so 
schlecht  in  lumpiges  Papier  gepackt,  daß 
ich  es  offen,  mit  geborstenem  Ueberzuge 
erhielt.  Du  kannst  meine  Freude  denken, 
als  mir  gleich  die  Blätter  von  Fouque's 
Drama  entgegenleuchteten,  der  so  sehr 
empfohlen  hatte,  auf  das  Manuscript  Acht 
zu  geben,  weil  er  keine  Abschrift  habe,  i 
Zu  allem  Glücke  fehlt  denn  doch  nichts, 
als  ein  Lied  von  Amalie,  das  wahrscheinlich 
bei  Kerner  blieb,  üebrigens  hat  das  ganze 
Postamt  den  Almanach  zum  voraus  kosten 
können.  ; 

Da  Dein  Bruder  sich  anheischig  machte, 
auch  einen  Theil  des  Almanachs  in's  Reine 
zu  schreiben,  und  Du  vielleicht  auch  ein 
paar  Lieder  abschreibst,  so  erlialtet  ihr  hier 
5  Abtheilungen,  woran  ihr  schreibt,  so  viel  i 
euch  gelegen  ist.  Ihr  schreibt  es  bogen- 
weise in  Quart,  so  dass  man  es  nachher  zu- 
sammen stechen  kann,  ja  nicht  in  einzelnen 
Blättern.  Darauf,  daes  dieses  oder  jenes 
Lied  durchstrichen  ist,  habt  ihr  keine  Rück-  f 
sichtzu  nehmen,  auch  nicht  auf  die  Nummern, 
die  auf  den  Blättern  stehn,  sondern  nur 
auf  diejenigen,  die  in  dem  beiliegenden 
Verzeichnisse  angegeben.  Kerner  hat  die 
Manuscripte  mit  seinem  Zerschneiden  und  ; 
Durchstreichen  gar  wunderlich  zugerichtet, 
es  war  dies  um  so  unuöthiger,  da  man  es 
in    solcher    Gestalt    doch    nicht  dem  Buch- 


159 


J.  KernerB  Poetischer  Almanach     1812. 


160 


händler  geben  kann.  Ich  weiss  nicht,  wie 
er  es  machen  will,  wenn  er  an  Fouquö  und 
Loben  die  nicht  gebrauchten  Manuscripte 
zurückgeben  soll.  Ich  bitte  euch  daher, 
doch  ja  diese  Manuscripte  zu  bewahren. 
Ich  selbst  will  Fouque's  Drama  u.  a.  m. 
abschreiben,  wozu  ich  jedoch  vorderhand 
keine  Zeit  habe;  doch  wünschte  ich,  dass 
wir  nach  der  Vacanz  das  Ganze  zusammen- 
brächten. [Mayer,  Vhland  I  llSf  und 
Mayers  Antwort  177.] 

An  der  Zusammenschrift  in  ein  Heft  be- 
teiligten sicJi  ausser  den  beiden  Brüdern 
Karl  und  August  Mayer  und  Vhland 
selbst  noch  Schioab  und  A.  Küstlin,  Hein- 
richs jüngerer  Bruder:  jeder  erhielt  seine 
Partie,  die  er  auf  Papier  von  gleichem  Format 
abschrieb,  dasnathher zusammengeheftet  wurde. 
[Brieficechsel  1108.  203].  Kurz  vorher  sehrieb 
der. )utigc  August  3Iaycr,  der  schon  im  nächsten 
auf  dem  russischen  Feldzuge  so  traurig  enden 
sollte,  dem  altern  Bruder  Karl:  ,, Dieses 
Unternehmen  [des  Almauacbs]  hat  doch 
etwas  eigenes  Vertrauliches  und  Annäherndes 
und  ich  freue  mich  auf  die  Erscheinung 
sehr." 

Auf  Kupfer  verzichteten  die  Herausgeber; 
schon  im  Januar  ISllschrieb  Uhland  an  Kerner : 
„Mit  Kupfern  wolle  das  Buch  gnädiglich 
verschont  bleiben,  es  wären  denn  Zeich- 
nungen von  Mayer.  Es  muss  ja  doch 
nicht  durchaus  ein  Cottaischer  Musen- 
almanach sein  .  .  ."  Und  im  April  teilt  er 
Mager  mit,  Braun  icänschte  nur  ein  Titel- 
kupfer zu  haben,  das  .,als  Allegorie  auf  das 
Blich  passe'';  er  hätte  gern  durch  UJilands 
Vermittlung  eine  Zeichnung  dazu  am  Paris: 
dazu  sei  es  aber  zu  spät  „und  etwas  Schlechtes 
wäre  scJilimmer  als  gar  nichts'' :  so  erschien 
der  Almanach  ohne  Kupfer.  [Briefwechsel 
I  169,  214;  K.  Mayer,  Uhland  I  174;  auch 
17SJ. 

Endlich,  Anfang  Mai,  war  die  Beinsckrift 
vollendet;  August  berichtet  triump>hierend 
dem  Bruder:  ,, Gestern  haben  wir  vollends 
das  Almanachs-Manuskript  herrlich  aus- 
gestattet mit  wehenden  Flaggen  vom  Stapel 
laufen  lassen.  Gottlob!  rief  Uhland  und 
holte  tief  Athem,  als  der  Schatz  petsehiert 
war  und  so  eigentlich  wie  Bürgers  hohes 
Lied  das  Siegel  der  Vollendung  an  der 
Stirn  trug,  und  erst  als  das  Manuskript  der 
Post  überliefert,  war  erganz  frei  von  Sorgen." 

Am  4.  Mai  erfolgte  die  Absendung  des 
Pakets  an  Kerner;  Uhland  schrieb  dazu : 
„Du  erhältst  hier  endlich  den  allervor- 
trcfflichsten  Almanach.  Er  hat  mir  noch 
veriluchte  Mühe  gemacht."  Ueber  Druck, 
Format,  Papier,  Tlegister,  Ueberschriften  u. 
dgl  gicbt  er  dann  dem  Freunde  noch  die 
genauesten  Antrcisungcn.  die  dieser  treulieft 
Braun  übermittelt  Gleich  nach  beendigtem 
Druck  bittet  er  die  Bogen  nach  Tübingen 
zu  senden,  „damit  ein  Druckfehlerverzeichnis 
gemacht  werden  kann,  denn  Dir  ist  doch 
nicht  zu  trauen". 

[Vgl.  K  Mayer,  Uhland  I  178f;  Tagbuch 
S.  45,  Briefwechsel  I  209 ff,  212fl. 

Korner  sandte  das  Manuskript  Mitte  Mai 
nach  Heidelberg,  konnte  aber  noch,  vor 
Toresschluss,  vier  Gedichte  Varuhagens  ein- 
fügen, die  dieser  ihm  gerade  gesandt  hatte. 
Der  Nachlass  Varuhagens  in  derKönigl. 


Bibliothek  zu  Berlin  bewahrt  die 
Handschrift  der  Kernerschen  Antwort  vom 
16.  May  1811,  die  Geiger  bei  seiner  Publi- 
kation eines  Teils  dieser  Korrespondenz  im 
Januarheft  von  „Xord  und  Süd"  1900  (S.  51  ff)  5 
unberücksichtigt  gelassen  hat,  ebenso  wie 
seinen  Brief  vom  10.  April  1811,  in  dem 
es  u.  a.  heisst:  ,,Da  darfst  Dich  auf  den 
Alm.  sehr  freuen:  er  enthält  sehr  aus- 
erlesene Dinge".  Der  Brief  vom  Mai  beginnt:  10 
„Mein  theurer  Varnhagen!  Dein  Brief  mit 
den  Gedichten  hätte  nicht  besser  kommen 
können;  er  kam  gerade  mit  dem  Almanachs 
Manuscript  das  mir  Uhland  nach  seiner 
Durchsicht  wieder  zurücksandte  an,  und  gieng  15 
das  Manuscript,  nachdem  ich  Deine  Gedichte 
einschalt,  den  andern  Tag  nach  Heidelberg 
ab.  —  DeineBeyträgehabenmich  ausnehmend 
erfreut,  besonders  auch  das:  „Auf  der Keise", 
ich  konnte  es  nicht  wiederholt  genug  20 
lesen.  Aber  nun  zweifle  ich  ob  es  die 
Censur  passieren  lässt,  ohne  dass  man  irgend 
eine  List  gegen  sie  gebraucht,  wohl  nicht. 
Weil  wir  zweifelten  ob  Du  Beyträge  senden 
werdest  und  wir  Dich  doch  durchaus  in  25 
unsrem  Kreise  haben  wollten,  so  nahmen 
wir,  (das  einzige  was  wir  gerade  hatten) 
Deine  Romanze  aus  dem  Französischen, 
die  in  den  nordischen  Miscellen  hätte  ab- 
gedruckt werden  sollen  [Hamburg  ISOi  ff]  30 
und  die  besonders  auch  dem  Uhland  wegen 
der  herrlichen  deutschen  Sprache  so  sehr 
gefällt,  in  den  Kreis.  — 

Von  einer  Nonne  aus  PfuUingen,  aus  dem 
15ten  Jahrhundert,  haben  wir  ein  herrliches  35 
Gedicht  aufgefunden.  Ich  kann  Dich  ver- 
sichern und  Du  wirst  es  bald  selbst  sehen, 
dass  dieser  Almanach  mit  dem  Schlegelschen 
wohl  der  beste  ist,  der  seit  Erstehung  der 
romantischen  Poesie  erschien.  Ich  sage  40 
dieses,  weil  von  mir  selbst  nur  zehen  Ge- 
dichte in  ihm,  und  sehr  viele  von  solchen, 
die  die  Mitarbeiter  an  Deinen  Almanachen 
waren." 

Der  Brief  blieb  bis  zum  Juli  liegen  und  45 
wurde  erst  im  August  ctpedicrt.  Im  „July' 
schreibt  Kerner:  „Der  Verleger  des  Alm. 
wurde  gewarnt.  Dein  Lied  ,.  Auf  der  Reise" 
abzudrucken  und  so  erscheint  es  leider  im 
Alm.  nicht."  [Vgl.  dazu  Briefwechsel  1212,  50 
221;    K.  Mayer,  Uhland  I  ISi]. 

Auch  Kerneis  Brief  an   Fouque  vom  21. 
Januar  ISll  ist  aufschhi.':srcich.    Er  beginnt: 

„Von  dem  Musenalmanache,   zu   dem   Sie 
mir  gütigst  Beiträge   sandten,   bin   ich   nur    55 
der  Sammler  und  Ancinanderreiher.     Es  sey 
eine  Tafelrunde,  wo  sich    die   Freunde  ver- 
sammeln und  ich  ihnen  die  Plätze   anweise 
und  sie  bediene.     Es  macht  mir  gar  grosso 
Freude,  von   einander   getrennte  Menschen,    60 
die    einander    innen    so   verwandt,   in   nahe 
Berührung    zu    bringen.      So   kam    es,   dass 
jeder,    den   ich   in   der   Fremde   als   Freund 
erkannte,  auch  bald  der  Bekannte  und  Freund 
meines    Freundes    in    der    Ueimath    wurde.    65 
So  lernte  Varnhagen  Uhland  kennen,  Uhland 
den  Chamisso,  Kosa  und  Anialie  Weisse  :C. '' 
[Briefe  an  Fouque  1S4S  S.  203  f]     Durch 
Fouquis     Vermittlung     trat    wieder   Lochen 
mit  den  Schwaben  in    Verbindung.      Seinen    70 
ersten    Brief  an    Kerner,  dem    er   in  seiner 
Krankheit  so  nahe  kommen  sollte,  vom  30. 
Janttar    ISll,    bringt    dessen    Brieficechsel 


161 


,).   Korners  Pootischer  Almauach    1H12. 


162 


falmiiäliert  [I  173  fj.  Wer  sei  ein  inter- 
essantes ungednicktes  Bekenntnis  Loebens 
über  die  Wirkung  der  Kernerschen  Poesie 
auf  ihn,  suuleich  ein  charakteristisches  Zeugnis 
5  seiner  Freundschaftsseligkeit,  eingefügt.  —  Das 

Sonett  befindet  sich  jetzt  im  Marbacher  Archiv 
des  Schwäbischen  Schilter- Vereins;  ei  ist  in 
der  Zeit  um  1S30  geschrieben  und  lautet: 

An  Justin  US  Kern  er. 
lu    Zum  Herzeu  drangen  oft  mir  Deine  Töne 
Wie  Klagen  der  Natur  im  Waldesgrünen, 
Ein  tiefer  ürund  bist  oft  Du  mir  erschienen 
Wo  Sehnsucht  weint'  in  stiller  Frühlingsschöne. 

Dass  ich  mich  heimathlich  hinein  gewöhne, 
l.i    Las  ich  in  Deinen  Liedern  Deine  Mienen, 
Und  Briefe  mussten  mir  zum  Rahmen  dienen 
Des  Bilds,  dass  Treu    es  mir  mit   Stralen  kröne. 

Doch  ach,  der  Uriefe  Rahmen  ging  zerbrochen, 
Es  strebt  die  Luft,  dass  sie  Dein  Bild  entführe, 
20    Da  trag  ich  Deine  Lieder  still  im  Innern. 

0  sei  um  neuen  Rahmen  angesprochen. 

Und  dass  mein  Bild  bei  Dir  sich  nicht  verliere, 

Soll  Dich  der  dunkle  Rahmen  hier  erinnern. 

Während  der  Druck  des  Almanachs  seinen 
Forttjang  mihia  —  glitte  Juni  waren  drei 
Bogen  gedruckt  fMayer,  Uhlaml  I  LSG]  — . 
halte  Kerner  sich  durch  Brauns,  itcs  Ver- 
legers, Lamentieren  ..über  den  Kichlabgaug 
der  l'oesiew  bestimmen  lassen,  u.  a.  Schwab 
um  Subskription  für  den  Almanach  zu 
bitten.  Dieser  Schritt  erstaunte  die  Freunde, 
erfüllte  Kö.iÜin  .,mit  grosser  Betrübnis'-, 
empörte  vor  allem  Uhland,  der  umgehend 
schrieb:  „Ich  kann  nicht  begreifen,  wie  Du 
Dir  einfallen  lassen  konntest,  auf  den 
Almauach  subskribieren  zu  lassen  und  uns 
als  öubskribentensamraler  zu  bestellen. 
Braun  hat  ja  auf  der  Welt  keine  Kosten 
^,  als  Druck,   Papier    und    Versendung.      Wie 

viel  mehr  würde  es  ihn  gekostet  hal:ien, 
wenn  er  hätte  Kupfer  stechen  lassen,  und 
der  Allgang  wäre  dadurch  wohl  nicht  grösser 
geworden."  fBriefwechsel  I  äSo.  226,  229]. 
Endlich,  Ende  August  ISll,  erhielten  die 
Tübinger  Freunde  die  letzten  Korrektur- 
bogen, und  Anfang  September  erschien 
der  Almanach.    [Briefweclisel  1 236,  238.]  — 

,,Den  Schad'scheu  Almauach   Hess  ich  noch 

50  nicht  rocht  aufmachen,  aus  Furcht,  es  möchte 

sein  goldbordierter  Rock  Schaden  leiden  .  . 
Wie  dieser  Schad'sche  Almanach  so  aristo- 
kratisch und  hoffähig  gekleidet  ist  gegen 
unsern,  im  lumpigen  Zwilchrock,  vom  Jahre 

55  1812!"     So  schrieb  Kerner  am  18.  Dezember 

1857  dem  alten  Freunde  Mager  [Mayer, 
Uhland  II  2iöf] ;  und  in  demselben  Briefe 
bittet  er  ihn,  eins  seiner  Kinder  möchte  ihm. 
doch    aus    dem    ..Poetischen  Almanach'-'  das 

60  Lied    „Hoff]    wo   nichts   zu   hoffen    wi"   ab- 

schreiben :  „ich  finde  ihn  nicht  mehr  vor-' !  — 
Vgl.  zur  Geschichte  des  Almanachs  auch 
noch:  Herrn  Fischer  „Klassizismus  und 
Uoiiianlik    in  Schwaben'-  1889;  E.  Krauss' 

65  Schwäbische    Literaturgesch.    1899,    II  24  f; 

ühlands  Leben,  1874,  S.  91f;  Joh.  Richert, 
„Geschichte  der  Li/rik  ■/  Kerners".  Berl. 
Diss.  11)09.  S.  46 ff';  7.  Bechenschaftsberichl 
des  Schicab.  Schiller-Vereins,  1903  S.  45 f  — 


Rezensioneu:  Brieflich  äusserte  sich  Grimm, 
nach  Uhlands  Tagbuch  S.  105  [Januar 
181 3J;  ferner  Fouque  imd  liosa  Maria 
[Kerners  Briefw.  I  259  f,  271  f.J;  der 
Philologe  B  ekle  er  in  ungünstigem  Sinne 
[rgl.  Taybuch  S.  76 ;  Mayer,  Uhland 
I  21if] ;  lobend  Dorothea  Schlegel  in  einem 
llriefe  an  Varnhagen  vom  5.  April  1812 
[Baich,  Dorothea,  II  75]:  ., Er  gehört  zu 
den  hübschesten  Almanachs  unsrer  Winter- 
zeit.  Wundern  und  erstaunen  muss  man 
über  Euch  junge  deutsche  Dichter,  dass 
Ihr,  werde  es  wie  es  wolle,  und  sei  es  wie 
es  sei,  doch  immerfort  und  auf  alles  Lieder 
dichtet  Ich  schrieb  an  Graf  Lochen 
darüber,  Ihr  kämt  mir  vor  wie  Kanarien- 
vögel, die  immer  lauter  im  Bauer  singen, 
'  ie  mehr  Lärm  im  Zimmer  ist."  —  Aus 
Uhlands  Bemerkung,  der  Almanach  habe 
doch  eine  sehr  schnöde  Aufnahme  gefunden, 
er  werde  entweder  gar  nicht  angezeigt  „oder 
auf  solche  Weise-'.  [Briefw.  1289]  geht  hercor, 
dass  schroff'  ablehnende  Bezensionen  damals 
nicht  ausblieben.  Zu  ihnen  gehört  auch  die 
folgende  Notiz  im  Morgenblatt  No.  243 
vom  10.  Oktober  1811.  Bei  einem  „Blick 
in  das  Bücherverseichniss  von 
der  Michaelis-Messe  1811"  heisst  es: 
„■l'?,  Taschenbücher  und  Almanache!  Die 
Anzahl  ist  zwar  gross,  aber  sie  entspricht 
einem  Zeitbedürfnise.    Es  gibt  jetzt  vielleicht 

mehr  als  je  —  leere  Taschen Unter 

denen,  welche  zum  Erstenmal  erscheinen, 
bemerkten  wir  einen  poetischen  Almanach, 
besorgt  durch  J.  Kerner,  —  für  dessen  Fort- 
gang auch  wir  besorgt  sind,  weil  das  Pub- 
likum uns  noch  durch  das  Ehemals  verwöhnt 
zu  seyn  scheint,  wo  man  zur  Herausgabe 
einer  poetischen  Blumenlese  keine  geringere 
(!)  Männer  verlangte  als  einen  Bürger,  einen 
Voss,  einen  Schiller. —"  Der  wortspielerische 
Stil  könnte  auf  Hang  hinweisen.  [„Den 
Almanach  hat  Hang  gegen  mich  sehr  ge- 
rühmt, im  Morgenblatt  aber  steht  das  bci- 
foUiende.'-  Brief  Uhlands  anKemer,  Briefw. 
I  243]  Geraume  Zeit  spater  äussert  sich 
das  Morgenblatt  noch  einmal  über  den 
Almanach.  im  Februar  1813.  Bald  darauf 
ist  seine  Stimmung  zu  Gunsten  der  schwäbi- 
schen Romantiker  umgeschlagen,  wie  schon 
die  Rezension  des  „Dichter waldes"  be- 
weisen wird.  Im  Februar  1813  wird  in  der 
Uebersicht  der  neuesten  Literatur'-, 
No.  5,  gesagt:  „Ein  buntes  Gemisch  mannich- 
faltiger  Töne,  deren  einige  lieblich,  andere 
misshällig  klingen.  Die  Zierde  des  Stücks 
ist  das  Schlachtfeld  [258fr|  und  Weh- 
muth  [131f.]  vom  geistreichen  Verfasser 
der  Undine.  Zuuächst  ihm  steht  der  Her- 
ausgeber, dessen  Romanzen  und  Lieder, 
bey  all  ihrer  stellenweisen  Dunkelheit,  an- 
ziehen. Varnhagen  und  Uhland  haben 
ebenfalls  lobenswerte  Beyträge  geliefert. 
Graf  Lochen  ist  bis  zum  üebermass  kindlich. 
Man  freut  sich  seiner  Taubeneinfalt,  wünscht 
ihm  aber  nur  ein  wenig  Schlangenklugheit 
dabey.  Kurd  [=  Conz]  zeigt  sich  als  origi- 
neller Erzähler  im  Volkston.  Hebel  und 
Conz  würden  wir  noch  besonders  ausheben, 
wenn  sie  hier  an  ihrem  Platz  stünden.  Wir 
fragen  sie:  ,,Wie  seyd  ihr  unter  die 
Romantiker  kommen V'-  Vielleicht  ver- 
anlasste auch  die  besonders  Uhland  schnöde 
11 


163 


J.  Keruers  Poetiselipr  Aliuanach  1812. 


164 


ahfcrtiijcnde  Itezcnsion  der  ,,Zeiiuv(/  für  die 
elegante  Welt''  seine  Bemerkung  „auf 
solche  Weise'',  tcelche  die  Ueba-sendung  des 
Artikels    an    Kcrncr    begleitete.     Diese    llc- 

S  zension   lautete   in  No.  15.    vom   21.  Januar 

ISlÜ:  „Keiner  von  den  vielen  Almanachen. 
welche  für  dieses  Jahr  erschienen  sind,  hat 
wohl  so  viele  bekannte  und  unbekannte 
Dichternamen  aufzuweisen,    w-ie   der  gegen- 

10  w'ärtige,  der  daher  auch   vorzugsweise    sich 

einen  poetischen  nennt.  E.s  fiuden  eich  darin 
Gedichte  allerlei  Art  von  [folgen  die  Kamen 
der  Miiarheiter] .  und  unter  diesen  vielen 
Gedichten    ist   manches    recht    zarte,    sinn- 

1")  reiche,  liebliche,    manches    auch  nicht  ohne 

Originalität  und  tief  empfunden,  manches 
aber  auch  blos  ein  angenehmer  Klang,  oder 
vor  Ueberzartheit  wie  die  leere  Luft  ver- 
scbwebeud.  oder  ganz  gewöhnlich,  oder  miss- 

20  lungen.      Die     besten     Beiträge     zu     dieser 

Sammlung  haben  wohl  geliefert:  Fouquä, 
Helmina.  Kerner.  Kölle.  Schwab  — 
und  am  wenigsten  befriedigen  die  Reime 
vonUhland.  Chamisso  undVarnhagen. 

2,1  Zur  Probe  teilen  wir  unseru  Lesern  ein  Ge- 

dicht von  Kern  er  [,. Morgen gefühl"].  und 
ein  paar  Kleinigkeiten  von  Uhland  mit, 
[..An  Sie''  und  ..Lob  des  Frühlings''],  die 
letzteren  als  Belege,  dass  sich  auch  manches 

30  Gewöhnliche    und  Misslungeiie  hier  findet." 

Wohlwollend  äussert  sich  das  ..Journal 
des  Luxus  und  der  Moden''.  Koreiiiher 
ISU,  S.  737.  Manches  recht  (häe,  und 
einiges  Treuliche  finde  sich  darin.      „Einiges 

35  ist  zu  tändelnd,    im    ganzen    weht    aber  in 

diesen  Gedichten  ein  kräftiger  freudiger 
Geist,  und  wir  wünschen,  daes  die  beiden 
streitenden  Parteien  auf  unsei'em  ver- 
wildernden Paruass    diesen    Musenalmanach 

40  als  ein  Wort  des  Friedens  annehmen  mögen, 

wenn  schon  Manches  zu  sehr  der  romanti- 
schen Schule  anzugehören  scheint.  Hebel, 
Couz.  Uhland  und  Amalia  haben  vor- 
zügliche   Gedichte,    mehrere    andere    nicht 

45  unbekannte    und     einige     neu    Auftretende 

manches  Schöne  geliefert.  Druck  und  Papier 
sind  sauber,  nur  der  Einband  etwas 
gar  zu  dürftig;  vielleicht  um  den 
ökonomischen  Zustand  derteutschen 

50  Kunst  darzustellen.'-  [Verf.  der  Sez.  ist. 

nach  Kerners  Briefir.  I  267.  Kölle-,  vgl. 
auch  Mager.  Uhland  I  1!)7.] 

Frieden    zwischen     der    alten    und    neuen 
Schide    predigen     auch     II eh fu es'   „Süd- 

55  deutsche  Miscellen   für  Leben.  Lite- 

ratur und  Kunst"  vom  9.  Oktober  ISll. 
No.  81  (Proben  brachten  No.  S4.S6):  „Es  ist 
schon  an  und  für  sich  etwas  Erfreuliches, 
in    unsern,    der  Poesie    so  abholden   Zeiten 

6o  einen    der  Poesie    geweihten    Almauach    zu 

erblicken.  Bei  näherer  Bekanntschaft  ge- 
winnt obengenanntes,  mit  keiner  Zierde 
ausgestattetes,  Taschenbuch  um  so  mehr, 
als  eine  gewisse  innere  Einheitdarin  herrscht, 

«.'■  Unter      den      Pseudonymen     |Mitarbeitern] 

glauben  wir  mehrere  rühmlich  bekannte 
Dichter  entdeckt  zu  haben  .  .  .  Es  scheint 
dieser  Almanach  uns  geeignet,  die  Palaeo- 
düxen    unserer    schönen    Literatur    mit  der 

10  sogenannten     neuen     Schule     auszusöhnen, 

indem  hier  die  Wärme  der  Letzteren 
grösstentheils  mitCorrektheit,  demPaseworte 
jeni'r,g6paart  ist,  auch  der  leidigen  Sonnettc 


nicht  viele,  aber  solche  gefunden  werden. 
in  welchen  nur  wenig  geleimt  ist.  Wir 
wünschen  diesem  Almanach  ein  fröhliches 
Gedeihen,  und  ein  längeres  Leben,  als  seinen 
Brüdern  gegönnt  war.'." 


Uebersicht. 

Erste  Abthoihing   .    Blumen.      .     .        1 
Zweite  „  .    Koinanzen.     .     1)3 

Dritte  „  .    Jahres-  und  lu 

Tagszeiten  71 

Vierte  ..  .   Wanderung. 

Jagd.     Krieg     1U8 
Fünfte  „  .    Wehmut  und 

Liebe       .  .  131    i;, 

Sechste         „  .    Gesang  .     .     .   I.j7 

Siebente      „  .   Sonette  und 

Distichen  .     .   1  75 
Achte  „  .    Lieder  von 

Helmina      .     .  197    20 
Neunte  „  .   Gedichte  von 

Fr.  Kölle    .     .  209 
Zehnte  „  .    Altfranzö- 

sisehe   Ge- 
dichte übers,  v.  25 

L  u  d  w  i  g 

Uhland    .     .  230 
Eilfte  y.  .    Dramatische 

Dich  tun  gen    .   249 
Unpaginicrtcs  B/alt.  30 

Blumen.  1.  —  S.  :.'  bleibt  frei.  — 

Floridan    |=  Sigmund    Betulius    von 
Birken    1626—1681,    Goedeke    III    113  ff.]: 
Kosenlied    ^Niin    ich    komm'    zu    dir   ge- 
gangen^ 2 — 4.      Vgl.  im  Morf/cnh/utt  1811  3,-, 
Ko.  M7f  (S.  iu:>6f.)  J.  Kerners. 
Erinnern  ng  an  Sigmund  von  Birken. 

Es  ist  Pflicht,  auch  manclimal  einen  von 
Denen    wieder    zu    uns  in    den    Keigen    des 
Lebens  zu  führen,  die  man  entweder  darum    4^1 
niclit  mehr  beachtet,  weil  ihre  Schöne  durch 
die    Formen     einer     zu    ihrer     Zeit    gerade 
herischenden Schule  (wie  durch  den  Modereif- 
rock  die   schlanke    Gestalt)    entstellt  wurde, 
oder    die   man    darum   nicht   mehr    aufführt,    45 
weil    sie    zu    wenig    auf    dem    Markte    er- 
schienen,   und    an   die  Menge  sprachen,  als 
daß    die    stillen,    jjrunklosen    Kinder     ihres 
Geistes,    die    einfachen,    nur   von    Thau    ge- 
füllten Blumen,  aus  dem  buntwogenden  Felde   50 
der  geistigen  Erzeugnisse  hätten  hervorragen 
können.  —   —  — 

Lese  man  was  sein  ist  nur  in  dem 
Büchlein  „Pegnesis,  Feldgedichte  in  neun 
Tagszeiten-,  Nürnberg  1673,  namentlich  55 
Schäfer[s]  freude,  Lob  der  Liebe, 
Kriegestrost  :c.,  so  ist  es  einem,  als  ver- 
nähme man  einen  Sangvogel,  der,  in  ein 
schön  geputztes  Käfig  verschlossen,  künst- 
liche Triller,  die  man  ihn  lehrte,  hervorbringt,  eo 
der  aber  mitten  in  dieser  Arbeit  plötzlich 
wieder  in  die  Töne  seines  ihm  angebornen 
vollcM   Waldiicsangs  verfällt:    weiter,   "laubt 


165 


J.  Keniers  Poetischor  Almacach  1812, 


166 


man  in  einem  französischen  Garten  zugehen, 
wo  liier  nnd  da  in  steife  Formen  geschnittene 
Bäume,  lieimlich,  noch  nicht  bemerkt  vom 
alten,   halbblinden   Gärtner,    lange,   schlanke 

5  Bliitheuzweige,  auf  denen  bequem  sich  die 
Vögel  wiegen,  in  den  blauen  Himmel  aus- 
strecken.-'   Vg/.  Florida ns  ,,Per/)iesis" 

1073  [KönUjl.  Bihl.  Berlin  Yi  3811]  S.  101  f., 
wo  Lerian   in    ,.!>  er  P  eg  nit  z  -  Seh  iifcrc 

10  Blum- Gesellschaff"  dieses  Bosen-Lied  — 
den  Titel  bringt  nur  das  Begisfer  —  singt. 
Kerner  hat  die  drei  letzten  Strophen  des 
Originals  fortgelassen,  Strophe  4  und  5  xm- 
gestellt  und  Strophe  3   des  Originals  an  die 

1.')  fiinftc    Stelle  geriicU.      Diese    ist   giinzlich 
umgearbeitet,  während  sonst  nur  geringfiigigc 
Änderungen  rorliegen;  sie  lautet  im  Original: 
;5.     Wilst  du    loser  Xeid!   dich   weiden  (a) 
uns  au3sa[u]gen  blut  und  Kraft? 

•i}  Ha!   Dein  knirschend-tolles  Xeiden 

heilt  der  Rosen  Wuizelsaft. 
Last  die  Kettenhunde  mucken: 
Keiner  wird  uns  ganz  verschlucken, 
(a)  Fussnote:  Die  wilde  Rosen. 

2.")  Letterw.     Weidloser  Xeid. 

Ludwig  Uhland  /ir.N/~— iS^.?:  GocdeleVIII 
213  ff. ;  ADB  39,  1  isff.J .-  D  e  r  R o  s  e  n  k  r a  n  z. 
„In  des  Maies  holden  Tagen"  5  —  8.  Ge- 
dichte 189S,IlSr,.  —  Otto  Heinrich,  Graf 

3ii  von  Loben:  Moosröslein.  „Es  ist  ein 
kleiner  Garten-  9  -  Amalia  /=  Änialie 
Emma  Sophie  Katharina  Schopjje,  geb.  Weise, 
1791—1858;  ADB  32,  368 f:  Briimmer  2, 
31C>f.]:     Rose,     Rose!     Warum    hast  du 

Hö  DornenV  „Es  liegt  so  ewig  nahe"  10  — 11. 
Mayer,  Uhland  I  HIß.  —  Justinus 
Kerner:  [J.  Andreas  Christian,  1786—1862, 
Goedele  YIII  19 7  ff.]:  An  R o s a m u n d . 
„Sommers     wenn     die    Lilien     blühen"     12. 

40  Dichtungen.  3.  Aufl.  1811,  I  248:  „An 
Bosnwunde."  —  Lu  dwig  Uhland  :  An  Sie. 
„Deine  Augen  sind  nicht  himmelblau-  13. 
Gedichte  1898.  I  93.  —  — d.  /=  Uhland]: 
Gasilde.   Spanische  Legend  e    .Mohren- 

45  königs  Kind,  Casilde"  14 — 15.  Gedichte 
I  Uli  f.  —  Floridan:  /=  Sigmund  ron 
Birlen]:  Die  Maienblume  „Wo  des 
SchattensFittig  schwebet"  16.  „Pegnesis" 
1073,    „Der    Pegnit.-Schäfere    Blum-Gesell- 

U)  Schaft-  S.  97.  Titel:  Das  MAjenbliimlein. 
Nur  die  letzte  Strophe  ist  von  Ferner  ge- 
ändert, und  zwar  erheblich:  sie  linitei  im 
Original: 

„MSjenblümlein!  Deine   Glocken 

.V)  sind   zerspaltnen  Perlen  gleich: 

der  sich  untersteht   '   entweich  / 
eins  von   diesen  abzuflocken." 

Dieser  Stern  am  Schluss  deutet  aber 
«j  daran f  hin ,  dass  Birken  nicht  der  Vf. 
ist.  In  seiner  „Vor- Anrede  zum  Wol- 
geneigten  Feser'^hemerlct  er  zumSchluss , 
er  habe,  „ftm  nicht  mit  fremden  Federn 
sich  zu  schmiiclcen  I  ivas  andere  hinzu- 
G5  ff  ei  h  an  I  mit    einem  *  bezeichnet '^    —    T^. 


X.  [=  Heinrich  Köstlin.  1787— 1859,  Goedele 
Vlll  253;  Mayer,  Uhland  1  179;  die 
komische  Debatte  über  das  für  K.  zu  wählende 
Pseudonym  enthält  Kerners  Brieftv.  I 
213  ff'.]  :  F  r  ü  h  1  i  n  g  s  s  t  i  m  ni  e  n.         1. 

Hyazinthen.  .Vom  frühen  Strahl  der 
Sonne  leis  getrotfen"  17.  2.  Nar- 
zissen und  Lilien.  „Aus  der  Knospe 
bricht  das  junge  Leben"  18.  3.  Der 
Ijorbeer.  „Den  Farbenglanz  der  zarten 
t\iihlingskinder"  19.  Mai/er,  Uhland  1 201 
enih.  Xo.  1.  —  L.  X.  '/=  H.  KöstUn] : 
Herbstes-Nachruf.  Die  Zeitlosen. 
„Alle  Blumen  sind  geschwunden"  20.  K. 
Mayer,  uhland  I  201.  —  Karl  Mayer: 
[K.  Friedr.  Hartmann,  17SO  —  1S70,  Goedcl:e 
VIII  25:1] :  Die  Reben.  „Schon  lacht  die 
Flur  im  Blumenkleide"  21.  —  K.  Mayer: 
Täuschung.  „Freut  euch,  Blümlein,  spät  im 
Jahre"  22.  —  Rosa  Maria  [Assing, 
1783— 1840,  Goedele  VI  185]:  Das  seltene 
Blümlein.  „O  Mädchen,  sprich,  was  suchest 
du"  23 — 26.  Bosa  Marias  Poet  Kachlass, 
1841,  S.  13f  —  Ludwig  Uhland:  Der 
Ring.  „Es  ging  an  einem  Morgen"  27  —  29. 
Gedichte  189S,  12:>4f  —  L.  X.  (=  U.  Kosttin]: 
Die  Schnecke.  -Ich  ging  im  Blumengarten" 
30—32. 

Romanzen.    33. 

S  34  bleibt  frei.  —  V  o  n  der  schönen 
Bernauerin.  Bairisches  Volkslied. 
„Fs  reiten  drei  Herren  zu  München  hinaus" 
35  —  38.  —  ,1  ustinus  Kern  er:  Graf  Eber- 
hard der  Grein  er  im  Wildbad.  „Von 
Würtenberg  Graf  Eberhard  39-40.  „Die 
Dichtuneien  von  J.  K.  inEinem  Buiide^  1834, 
S.  139.'—  Ludwig  Uhland.  Graf  Eber- 
hards Weissdorn.  „Graf  Eberhard  im 
Bart"  41—42.  Gedichte  1898,  I  228  f  — 
Justinus  Kern  er:  Das  weisse  Ross. 
„Graf  Turneck  kam  nach  hartem  Strauss" 
43—44-.  Dichtungen  1834,  S.  96  f  Titel: 
Das  Ireue  Boss.  —  Volker:  [=  Uhland]: 
Junker  Rechberger.  „Rechberger  war 
eiu  Jnnker  keck  45 — 49.  Gedichte  I  248  ff. 
Kurd:  [=  Karl  Phil.  Conz.  1762— ls27, 
Goedele  V  429.  Vgl.  K.  Mayer,  Uhland  1 1 79] : 
HansEntendee.  Kindermährchen.  „Ein 
Bäuerlein  in  Schuldennoth"  50 — 54.  —  Kurd 
[=  Conz]:  Der  Gastwirth  und  sein  Ohm. 
„Ein  Gastwirth  war  in  einer  Stadt"  55  —  57. 
-  Kurd  [=  Conz]:  Die  Raben.  Zwei 
altenglische  Lieder.  1.  „Als  ich  war 
gehen  ganz  allein"  58 — 59.  2.  „Es  sassen 
drei  Raben  auf  einem  Baum"  50 — 60.  - — 
V^olker  [=  Uhland]:  Die  Jagd  von 
Winchester.  -König  Wilhelm  hatt'  ein' 
schweren    Traum"    61—62.     Gedichte  is98, 

1:233  f. d.[=  Uhland]:  Sankt  Ildefons. 

Aus  dem  König  Wamba  des  Lope  de 
Vega.  „Wann  der  Landmann  scblummer- 
trunken"  63—68.  Gedichte  I  397  ff.  — 
Ludwig  Uhland:  Der  Sieger.  „Anzu- 
schauen das  Turnei"  69.  Gedichte  I  189.  — 
Ludwig  Uli  I  .in  d:  Der  nächtliche  Ritter. 
11* 


167 


.1.  Kerners  Poetischer  Almauach  1812. 


168 


A 


„In     der    itiondlop  stillen     Nacht"    70.       Ge- 
dichte I  190.   — 

Jahres-  und  Tagszeiten.  71.  — 

Ludwig  Uliland:  Ijob  des  Frülili  ugs. 
ä  ^Saatengriiu,Veilchenduft"  71.  Gedichte  189S, 
130.  —  Otto  Heinrich,  Graf  von 
L  ö  b  e  n  :  Frühlingstrost.  ,. Vöglein,  die 
wir  lang  entbehrt"  7.  Gedichte,  ausgew.  v. 
B.  Pissin  =  D.  LiteraturdenJ.-iii.  des  18.  u. 

10  10.  Jhs.  No.  135,  S.  51.  —  August  Mayer 
\Karls  jüngerer  Bruder,  179;.'— 1813.  Goedele 
VII  229.  Seine  Beiträge  gesaiiimelt  hei  Karl 
Mayer,  TJhland,  1 113  ff.]:  Vorboten.  „Durch 
trüben    Regenhimmel"    73.    —    Ein    Mai. 

15  Von  einer  Nonne  zu  Pfullingen;  aus 
einem  Kodex  des  fünfzehnten  Jahr- 
hunderts initgetheilt  von  Ferdinand 
AVeckherlin.  [Vgl.  Kerners  Briefw.  1348] 
„Ich      weiss     mir     einen     Maien"     74 — 76. 

20  —  Justinus  Kerner:  Herbst. „  Zieh 
mir,  du  Sonne,  zieh"  77.  Dichtungen  183J, 
S.  75.  Titel:  Im  Herbst.  — 'Amalia 
[Schopjje] :  Spätherbst.  „Des  Sommers 
Blumen  sah  ich  ach  verwelken"  78—79.  — 

2:)  Otto  Heinrich,  Graf  von  Loben: 
Winterlied.  „Auf,  blühe  nun,  du  Silber- 
welt" 80-81.  —  Hebel  [Johann  Peter, 
1700—1830;  GoedeJce  VII  533  ff'.]:  Der 
Sperling  amFenster.  „Zeig,  Chind!  Wie 

30  het  sei  Spcätzli  gseit?"  82—84.  Vgl. 
GoedeJce  VII  543,  No.  15),  i.s>  Werke  18.34, 
3,  83  f.  —  Ju  stinus  Kerner:  An  Friede- 
burge  „Vom  Winter  zu  gesunden"  85—86. 
Dichtungen    1834,  S.  85  f.     Titel:   „Von  ilir 

3-,  [Inhalt:  Ikr\  im  Winter^.  —  Varnhagen: 
Wiedersehen.  „Die  einst  am  schönsten 
Sonimertag"  87—88.  —  Gustav  Schwab 
[6^.  Benjamin,  1793—1850;  Goedele  VIII 
246 ff;  ADD  33,  153 ff]:  Liebesgefühl  im 

40  Winter.  ^Sie  ist  so  schön,  des  Winters 
stille  Gegend"  89—90.  Gedichte.  I.  Band, 
1828,  S.  sf.  Titel:  „Liebe  im  Winter. 
An  TheJcla  1810.'^  —  L.  N.  |=  Heinrich 
Köstlin]:  Damis  an  Galatee.    Im  Winter 

4,-,   des  Jahrs  1738.     3Iotfo  und  liefrain: 
Auf  dem   Eise,  in  dem  Schnee 
Denk'  ich   dich   nur,   (4alateel 
„Wenn  des  Eises  Spiegelflächen"  9] -93.  JfM^e»', 
1203  f.-  J  u  s  t  i  n  u  s  K  e  r  n  e  r :  M  o  r  g  e  n  g  e  f  ü  h  1 . 

.w  »Der  Morgenröthe  Schein"  94—95.  Dich- 
tungen 1834,  S.  7(!  f.  —  Kernel-:  Sonnen- 
lauf. „Weh,  o  well  der  bösen  Sonne!  stellt 
mit  liebelosem  Siral"  ilß  Dichtungen  1834, 
S.    188.    —    Floridan      [=    Sigmund    von 

.'>,'>  Birhen]:  Ahe.\\A.  „Fin  betagterllirt  spazirte" 
97 — 99.  — Varnhagen:  An  eine  schöne 
Frau.  „Leise  wogetauf  und  nieder"  ]()().  — 
Gustav  Seh  wab:  An  die  Stern  e.  „Wann 
die  Seele  klar  und  helle"   101-103.    Gedichte 

60  1838, 113.  „  J8W.- L.  N.  1=  H.KiJstlii'] :  An**'- 
„In  diesem  Schmacliteu.  diesem  liefen 
Sehnen"  104.  K.  Mayer,  Uhland  I  303.  — 
Gu  stav  Schwab:  An  die  G  c liebte.  „Sie 
fassen  nicht  den  ew'gen  Schimmer"  105 — 106. 

«r,    <;c,lichtr  1S-JS,S.  J3.-  Volker    \^  Ih/ainl]: 


Nachts.     „Dem   stillen  Hause  blick'   ich  zu" 
107.  —  Gedichte  1898,  l  34.  — 

Wanderung.    Jagd.    Krieg.     1h8. 
Justinus  Kern  er:     Wanderlied   ..Wohl- 
auf!  noch  getrunken"  108  —  HO.    Dichtungen     ,5 
1834,  S.  93 f.  —  Karl  Mayer:    Lied  von 
der  Ferne.    „Was  ist's,    das    dir   in  Raum 
und  Zeit"   111 — 112.    Gedichte,  3.,  sehr  verm. 
Ausgabe,  Stnttg.  1839,  S.  55  f.     Von  einigen 
kleinen  Aenderungen  abgesehen,  ist  dieganze    in 
fünfte  Strophe    umgearbeitet,   die   sechste 
fortgelassen.    —    I/.  N.  [=  Heinr.   Köstlin]: 
Klage.     „Ja,     ich     möchte    vieles    sagen" 
113—114.      K.Mayer,     Uhland  I  204f.    — 
Justinus  Kerner:   Das  Kreutz   auf  der    iB 
Höhe.  „Ich  hieng  mit  heiBerLiebe"!  15  —  1 17. 
Dichtungen  1831,  S.  305.     Titel:  Der  Pilger. 
Varnhagen:  Romanze.     Aus  dem  Fran- 
zösischen.     „Ein    junger    Trubadur"     118 
—  120. —  Justinus  Kerner:  DerPilger.    20 
„Auf  dürrer  Haide  gehl"   121.      Dichtungen 
1834,     S.    30.      In    der    letzten   Zeile    „hin- 
stirbt" statt  des  ,.erstirbt"  im    Almanach.  — 
Adelbert  von    Chamisso:     Der    Vogel 
„Es  fliegt  ein  Vogel  in  den  Hain"  122  —  123.   25 
H.  Tardel,   Chamii<sos   Werke  1907,  I  103, 
II 104.    Titel  in  den  Ausgaben:  Der  Glüclcs- 
10 gel.      Je    in    der  ersten  und  dritten  Zeile 
der  1.  und  3.  Strophe  heisst  es  im  Almanach: 
.   .  .  in    den    Hain,    welche    Lesart  mir  vor   30 
Tardels  ■  ■  in  dem  Hain  wegen  der  grösseren 
Anschautichlceit     den     Vorzug    zu    verdienen 
scheint.     Sie  scheint  auch  sinngemäfscr,  denn 
der  Vogel  fliegt  [erst]   ,,in   den  Hain,  [dann] 
Aus    dem  Hain    in    den   Wald,  in   die   Welt   35 
hinein.^  —    Ludwig  LHiland:  Das    Reh. 
„Es   jagt'    ein    Jäger    früh    am    Tag"    124 
Gedichte  I  333. —  Uhland:  Der  verlorne 
Jäger.   „Der  Graf  zum   Walde  reitet"  125. 
Gedichte    I  400 f.  —  Volker    [=    Uhland]:   40 
Der    Schmied.    „Ich  hör'  meinen   Schatz" 
126.     Gedichte  I  3(1.  —  Franz  Küuinger: 
[=    Christoph     Friedrich    Karl    von    Eölle, 
1781—1848;   Goedele   VIII  253  f,  ADB  16, 
473  ff]:      Auf    Leben    und    Tod.     „Mein   ih 
Schwerd  bah'  ich  gezogen"  127.  —  Volker: 
1=  Uhland]:    Der    gute  Kamerad.    „Ich 
iiatt'    einen    Kameraden"    128.      Gedichte    I 
isi.  —    H.     [=   Hebel]:     Musketierlied. 
„Steh' ich  im  Feld"    129—130.      Werle  18.H4,   hO 
2,    173  ff'.       Vgl.    GoedeJce    VII  543  No.  13. 
Zuerst  erscheinen  in  „  Vier  schöne  neue  Kriegs- 
lieder.    Zum  Besten  der  Invaliden  des  Feld- 
eugs.     GedrucJd  in  diesem  Jahr  (1809).'^    Vgl. 
Kerners  Brief /r    I  67  f.  —  hh 

Wehmuth  und  Liebe.    'i'i^\. 

Friedrich,  Harou  de  1  a  M  ot  t  e  Fouqu  e: 
Wehmut.  „Der  graue  Wolkenhimmel"  131 
-132.  —  Otto  Heinrich,  Graf  von 
Lölien:  Vc rloren e  Liebe.  ,. Früh  ich  hoch  fiü 
auf  Bergen  steh'"  133,  — August  Mayer: 
Tidst  in  Erinnerung.  „Oft  naht,  wann 
ich  mich  ganz  verlassen  glaubte"  134.  Zwei 
Stanzen.  Mayer,  UJdand,  1113.  ^(Jan.  1809)''. 
K(i  =  .n  M  ari  .1  [Assiiig]:  Lied. ,.  Du  gieugst  daliin    (15 


16!) 


J.  Kernei'B  Poetischer  Almanach  1812. 


170 


zu  Lust  und  Spiel"  135—136.  Pod.  Nach- 
lass  1841,  S.  22.  —  Karl  Mayer:  An  das 
Bächlein.  „Bächlein!  will  um  deine  Welle" 
137.  (iedülde  183!),  S.  1.  Veründcri,  be- 
sonders stark  die  dritte  Strophe,  von  deren 
sechs  Zeilen  die  Hälfte  neu  ist.  —  Adelbert 
von  Chamisso:  Lied.  „Kann  nicht  reden, 
kann  nicht  schweigen"  138.  Tardel,  Cha- 
missos  Werke,  II  62  Titel:  An  Fouquc 
(1810).  Lesarten  in  den  Anw.  II  138. 
Vgl.  Hitzig,  .ö.  Aufl.,  S.  281.  —  Karl 
Mayer:  Mein  Innerstes.  An  L.  U. 
\Uliland\.  ^Tief  in  mich,  du  enges  Leben" 
139.  —  A  m  a  1  i  a  [Schoppe]:  Sprache. 
An  ....  „Dich  feiern  wollte  ich  durch 
süsse  Töne"  140.—  Karl  Mayer:  Stille. 
„Süsse  Todesstille  sey,  willkommen"  141.  — 
Volker  [=;  JJhland]:  Die  Zufriedenen. 
„Ich  sass  bei  jener  Linde"  142.  (•tdirhte 
I  22.  —  Volker  [^  Uliland]:  Die  Ab- 
geschiedenen. „So  hab'ich  endlich  dich 
gerettet"  143.  Gedichte  1 21  f.  —  Justinus 
Kerner:  Der  Sankt  St ephanst hurni. 
„Lichtvoll  die  Heerde  gehet"  144 — 146. 
Dichtungen  1834,  S.  09  f.  Fussnotc:  „Ein 
solcher  Thurm  ist  auch  für  uns  und  unsere 
Welt  das  Petrefakt  eines  colossalen  Ge- 
schöpfes einer  mächtigeren  Natur  und  Zeit, 
eine  Versteinerung  gleich  denen,  die  in  den 
Tiefen  der  Erde  uns  noch  die  Riesengebilde 
einer  untergegangenen  Schöpfung  zeigen; 
um  den  versteinerten  Riesen  her  die  Corallen- 
häuschen  und  ('orallenbänke  des  mensch- 
lichen Zoophytengeschlechts.  [L.]  N."  Diese 
Fussrwte  entstammt  einem  Briefe  Köstlins 
an.  Kerner,  s.  dessen  Briefw.  1155 f.  —  L.  N. 
[=  Heinr.  Kiistlin] :  Des  Münsters  Klage. 
„In  meiner  Kindheit  Tagen"  147 — 148.  — 
K.  3Iager,  Uhland  1207 f.  —  Floridan 
[=  Sigmund  von  Birken]:  Zuruf.  „Viele 
streben,  viel  zu  wissen"  149 — löl.  —  L.  N. 
[=  Köstlin]:  Spruch.  „Wie  jetzt,  so  war  es 
oft  und  immer"  152.  E.  Mayer,  Uldand 
I  208.  — Friedrich,  Baron  de  la  Motte 
Fouque:  Sinnspruch. 
„Lass    Andre    Vieles    seyn,    und    mehr    als 

du   auf  Erden; 
Hier  trachte,  ganz  du  selbst,  ein  Engel  dort 

zu  werden."  152.  — 
Floridan  [=  S.v. Birken]:  Hoff,  w  o  nichts 
zu  hoffen  ist.  „Ein  betrübter  Schäfers- 
mann-' 153 — 54.  Pegnesis  1(173,  „Strefons 
nnd  Klajus  Schäfer-Gcdichf^  S.  18  f.  Wenig 
geändert.  Im  Eefrain  yd  a^  st.  wo.  — 
Gustav  Schwab:  Die  stille  Stadt. 
„Nenne  mir  die  stille  Stadt"  155 — 156.  Ge- 
dichte 182S,  S.  15.  — 

Gesang.  157. 
Conz:  Die  alten  Lieder.  „Alter  Ritter 
Glanz  und  Ehre"  157 — 159.  —  Friedrich. 
Baron  de  la  Motte  Fouque:  Tröstung. 
„Es  war  der  traurige  Ritter"  160.  —  Lud- 
wig Uhland:  Sängers  Vorüberziehen. 
,.Ich  schlief  am  Bliitenhngel-'  161.  (ie- 
dirhtc     1     7S;J.     —      Ulli  and:      Die      drei 


Schlösser.  ^Drei  Schlösser  sind  in  meinem 
Gaue"  162—165.  Gedichte  I  22(i  jf.  — 
August  Mayer:  Der  Sänger  an  seine 
Lieder.  ,.Mit  süssen  Wehen  muss  ent- 
springen" 166—167.  Karl  Mager,  Uhland  5 
1113.  —  Amalia  \Schoppe]:  Der  Sänger. 
An  JustinusKerner.  „DerSänger  schwebt 
in  Harmonieen"  168 — 169.  —  Otto  Hein- 
rich, (iraf  von  Loben:  Botschaft  an 
Florens  \Joseph  von  Eichendorff].  „Ein-  lo 
siedlertaube,  girr'  ich"  170 — 171.  —  Frie- 
drich, Baron  de  la  Motte  Fouque:  Au 
Otto  Heinrich,  Graf  von  Loben.  In 
ein  spanisches  Wörterbuch.  „Hier  geht 
der  Weg    nach  Südens    Würzegarten"    172.    i.^ 

—  Ludwig  Uhland:  An  K.  M.  [=  Karl 
Mayer]:  „Wann  die  Natur  will  knüpfen  und 
erbauen"  173—174.  Gedichte  1898,  1 113  f: 
Stanzen.  — 

20 

Sonette  und  Distichen.    175. 

[Alle  Gedichte  von  S.  176 — 188  sind  Sonette.] 
Gustav  Schwab:  Die  Gesänge.  „Oft  im 
Gewitter,  Trübes  mir  zu  schönen"  175 — 176. 
Gedichte  182s,  S.  iN.  Aus  d.  Jahre  1809.  —  20 
G.  Schwab:  Weiblichkeit.  „An  dünnen 
Fäden  lieblich  aufgesaitet"  177.  Gedichte  1828, 
S.  19.  1809.  —  Teutschheit.  „Sie  tönen 
alle  laut  in  mir  zusammen"  178.  Gedichte 
S  20.  Titel:  yDeiitschheit  ISIO'^.  —  G.  30 
Schwab:  Erdenkrieg  und  Himmels- 
frieden. „Es  blickt  der  Erden  Antlitz  unver- 
drossen" 179.  Gedichte  S.  21,  1810.  — 
Derselbe:  Maria  mit  dem  todten  Jesus 
auf  dem  Schooss.  „So  hielt  ich  dich,  ein  35 
zartes  Kind,  umfangen"  18U.  Gedichte  S.  22, 
1811.  Titel-Zusatz:  „N'ach  einem  Bilde.'^  — 
AugustMayer:  Poesie  und  Musik.  „Zwei 
.Tungfrau'n  sind's,  die  mit  gelindem  Walten" 
181.     Mayer,    Uhland  1114.   „(Dec.   1808.)"   ^g 

—  Derselbe:  Grade  der  Seligkeit. 
„Halt'  ich  dich  im  Arme  still  um- 
fangen" 182.  K.  Mager,  Uhland  I  114. 
„(März  1809.)"  —  Varnhagen:  An  die 
Freunde.  „Dass  ich  ar.  das  Gestade  bin  45, 
entronnen"  183.  —  Ludwig  Uhland:  In 
Varnhagen s  Stammbuch.  „Als  Phöbus 
stark  mit  Mauern,  Tluirmen,  Gittern"  184. 
Gedichte  I  102.  —  Derselbe:  Erstorbne 
Liebe.  „Wir  waren  neugeboren,  himmlisch  50 
helle"  185.  Gedichte  I  106.  —  L.  Uhland: 
Todesfühl.  „Wie  sterbenden  zu  Mut,  wer 
mag  es  sagen V"  186.  Gedichte  1  106.  —  Der- 
selbe: Oeder  Frühling.  „Wol  denk'  ich 
jener  sel'gen  Jugendträume"  187.  Gedichte  55 
I  107.  —  Derselbe:  Die  theure  Stelle. 
„Die  Stelle,  wo  ich  auf  verschlungnen 
Wegen"   188.     Gedichte  I  108.  —Uhland: 

[Elf]  Distichen.  ho 

(1)  An  Apollo,  den  Schmetterling. 
„Göttlicher    Alpensohn,    sey    huldreich    uns 

Epigrammen! 
ilber    der     nächtlichen     Kluft     flatterst    du, 

spielend  im  Glanz-'   189.        e.i 


171 


J.  Kerners  Poetischer  Almanaoh   1812. 


172 


(2)  Achill. 
,Dort    nun  thronet   Achill,  ein  Gott,  in  der 

Seligen  Lande. 
Wogen  umschlingen  es;  du,  Göttin  der  Wogen, 
den  Sohn!-    189. 

(3)  Helena. 

„Soll    ich    furchtsames    Weib    des    Krieges 

Furie  heissenV 
Suchet    doch    tiefer   den    Grund  I    Hat    nicht 
der  Apfel  die  Schuld?^   189. 

(4)  Xarciss. 

„Seltsam    spielest    du    oft    mit   Sterblichen, 

Amorl  es  liebet 
Einen   Schatten  Narciss,   aber  ihn  liebet  ein 
Hall."      190. 
(5)  Teils  Platte. 
„Hier  ist  das  Felsenriff,  drauf  Teil  aus  der 

Barke  gesprungen, 
Sieh!  ein   ewiges  Maal   hebet   dem   Kühnen 
sich  hier."    190. 
iO)  Die  Ruinen. 
.Wandrer!    es  ziemt  dir  wohl,   in  der  Burg 

Ruinen  zu  schlummern, 
Träumend    baust    du    vielleicht   herrlich  sie 
wieder  dir  auf."      191. 
(7)  Märznacbt. 
„Horch!    wie    brauset    der    Sturm    und    der 

schwellende  Strom  in  der  Nacht  hin! 

Schaurig  süsses  Gefühl!  lieblicher  Frühling, 

du  nahst!"      191. 

(8)  Im  Mai. 

„Blumen    und    Blüten    wie    licht,    und     das 

Glorienlaub  um  ilie   Bäume! 
Bleibe  nur,  Himmel,  bewölkt !  Erde  bat  eigenen 
Glanz!"   191. 
(9)  Amors  Pfeil. 
„Amor!    Dein  mächtiger  Pfeil,    mich   hat  er 

tödlich  getroffen, 
Schon    im    elysischen  Land,  wacht'  ich,   ein 
Seliger,  auf!"   192. 
(10)  Traumdeutung. 
„Gestern  halt'  ich  geträumt,  mein  Mädchen 

am  Fenster  zu   sehen; 
Doch,  was  sah   ich    des  Tags?    Blumen  der 
Lieblichen  nur."     192. 
Die  Rosen. 
„Oft  einst  hatte  sie  mich  mit  duftigen  Rosen 

beschenket, 
Eine  noch  sprosste  mir  jüngst  aus  der  Ge- 
liebtesten Grab."     192. 
(ledichtel  fi9—!)2,  wo  insffesnmt  is  Disiichcn 
stehen;  vgl.  auch  II  48  f.  — 
Seh.  l^^Schoder,  vgl.  Kerners  Briefwechsel 
I  IUI.]: 

[5]  Epigramme.     193. 
„Sind   dir  die  Schwingen  versagt,  so  hast  du 

doch  immer  ein  Auge; 
Auch    den  Himmel    geniesst,    wer    zu    dem 
Herrlichen  schaut. - 

In    den  Gewässern    verfault,  im  Feuer  ver- 
brennet der  Eichbaum, 
Blcilit     er    im     Walde,    mit  Ruhm    strebt   er 
zum  Himmel  hinauf. 


Helden    zertrümmern    die    Welt,     nur    über 

dem  Schutte  zu  leben; 
Dichter  beschwören  den  Schutt,  dass  er  ihr 
Pantheo[n]  wird 

Deinen  Tod   verkündet  ein   jeglicher  deiner 

Gesänge, 
Bist,    o    Mävius,    du,     darum     ein    tönender 
Schwan   [?] 

Fein,  wer    alle    durchschaut,    selbst   jedem 

Späher  entschlüpfend. 
Gross,  wer  alle  durchschaut,  allen  zu  schauen 

sich  gibt.  193. 
Justinus  Kerner:  Winter.  „Stets  wann 
Winter  und  Sturm  unfreundlich  tobt  auf  der 
Erde,  Glaub'  ich,  o  Liebe!  Du  seyst 
doppelt  entfernet  von  mir"  194.  Dichtungen 
ISil,  I  :JS(i.  —  Karl  Mayer:  Frage. 
„Blick  ich  dir  tief  in  das  Aug',  so 
stralet  mit  feurigen  Zügen  Aus  dem  seligen 
Raum  Süsse,  mein  Bild  mir  zurück."  194. 
—  Franz  Küninger:  [=  Christoph  Friedr. 
Karl  von  KOlle,  1781-18i<S;  Goedelr  VIII 
ä53  f.\:  An  eine  Rose.  Nach  einem 
lateinischen  Epigramme  von  Erhard. 
„Blume,  wie  bist  du  so  zart,  nicht  wagt  dich 
der  Finger  zu  pflücken"  195.  —  Derselbe: 
[=  Kiille]:  Grabschrift  eines  Kindes, 
welches  gleich  nach  seiner  Geburt 
starb.  „Einen  Frühlingsmorgen  und  emsige 
Liebe  nur  sah'  ich"  196.  —  Derselbe 
[=  Kölle] :  D  e  r  R  ii  e  i  n.  „Wild  durchströmte  die 
Fluth  den  armenl'laneten.  dathürmte-  196. — 

Lieder  von  Helmina.    197. 
[Wilheliiiine  Christine  van  Chesy,  1783 — 1856; 
(loedele  VI  134 f,]: 

1.  „Beim  Wellenklang,    beim   Waldgesang" 

197—198. 

2.  -Einsam  sass  ich  oft  in  Thränen"  199 — 200. 

3.  „Auf  Bergen  glänzt  der  Schnee"  201. — 

4.  Ständchen.       „Ich    kenn'     ein    Iiöslein 

süss  und  licht"  202-203.  — 
ö.  Abschiedslied.      „Hin  nimm  die  Seele 

mein"  204.  — 
(i.  Braut lied.     „Lass,  o  Myrtli',  aus  grünen 

Schoosses  Fülle"  205.  — 
7.  An  Elise  Pilat,  geb.  von  Mengers- 
hausen.  Am  14.  Okt.  1807.  ..Lächelnd 
in  der  Wiege  liege"  206—208.  Gedichte 
der  EnJcelin  der  Karschin,  Aschaffcnhurq, 
1812:  No.  :>:  II ',1  f.;  3:  II  34;  4:  Iliäj.; 
7:  I  'r.'f,  Titel:  ^Elistns  (!chiirtst((g.  Paris 
11.   Okt.   ISoS.-  — 

Gedichte  von  Friedrich  Kölle.    209. 
Vgl.   Uhlands  Brief  an  Kern  er,  Brief- 
wechsel I  1!)8:    „Kölle  stört  die  game  Form 
des  Almanachs  ....    Es  ist  sehr  ärgerlich." 
Vgl.  auch  Brief w.  I  :>:->'> ;  Mit  ge  r,  Lhlnnd  1 1  TU. 

Zueignung  Ihr. 
„Mit  leichtem  Sinn,  mit  froher  Hoffnung 
Beben"  209-210.  Stanzen.  —  Den 
Fi-eunden.  „Ihr  wisst  noch,  wie  in  schwerer 
'J'rubsal  Tagen"  211.  Slnmeu.  —  Sänger- 
jugend.    „Der  guten  alten  Amme  Mähren" 


17£ 


J,  Kerners  Poetischer  Aliuanach  1812. 


174 


212  — 213. —  Die  Waldfrau.  „Was  schallet 
im  Walde,  was  schallt  in  der  Kluft?"  214.  — 
Frühe  Liebe.  „Gleichet  nicht  ihr  freund- 
liches Gemiite"  215.  —  Die  Rache.     „Da 

5  droben  stehet  ein  runder  Stein"  21(5.  — 
Abends,  „^ie  Sorge  des  Tages  trat  ein" 
217.  —  Der  Sänger  am  Meere.  „Fremd 
in  Kleidern  und  in  Sitten  218.  —  Was  ich 
bei    Tag    etc.      „Meine    Leidenschaft    und 

10  Lust"  219.  —  Frage  ohne  Antwort. 
„Hier  in  diesen  milden  Räumen"  220.  — 
Trinklied.  „Auf  den  hingewälzten  Berg" 
221.  —  Schwank.  „Bei  Limburg  im  Was- 
gau"222  — 224.  —  Das  wilde  Heer.    „Wann 

15  grosse  Wasser  vom  Berge  rinnen-  225 — 22(5. 
—  In  das  Stammbucli  einer  genia- 
lischen Frau.  „AVas  ein  treues  Herz  ge- 
lieget"  227.  —  Glück  des  Reisenden. 
„Nicht    aus    den    Augen    darf  ich's  lassen" 

2u   228—229.  — 

Altfranzösische  Gedichte 
übersetzt  von 
Ludwig  Uhland.    230. 
Die  Königstochter.  Volkslied.  „Des 

'^ä  Königs  von  Spanien  Tochter"  230 — 231. 
Gedichte  1S9S,  I  3:^7.  -  Graf  Richard. 
1.  „Graf  Richard  von  der  Normandie" 
232—234.  2.  „In  der  Abtei  von  Sankt 
Quen"    234-239.      Gedichte    I    328  ff.     — 

30  Legende.  „Es  ist  'ne  Kirche  wohlbekannt" 
240—242.  Gedichte  I  333 f.  —  Roland 
und  Aude.  Aus  einem  Heldengedicht. 
„Schon  kehrten  die  Vianer  in  die  Stadt" 
243—248.     Gedichte  1335  ff.     Titel:  Rohiiul 

3;>   und  Aide.  — 

Dramatische  Dichtungen.    249. 
Volker:  [=  Uliland]:  Scliildeis.  Frag- 
ment.     „(Böhmerwald.      Im    Hinter- 
grunde das  SchlossSchildeis)   (Herzog 

■III  Eginhard,  die  Herzogin,  Ritter  Diet- 
wald  und  ein  Einsiedler  treten  auf). 
Einsiedler:  Dort  liegt  das  Jagdschloss, 
so  man  Schildeis  nennt.  Ganz  in  des  Bölimer- 
waldes  Innerstem"  249—257.    Gedichte  1808, 

■15    I  12?;    lujl.    auch    II    02 f  —   Friedrich, 


Baron     de     la     Motte     Foucju 


Das 


Schlaclitfeld. 

Eine  nordische  Abentheure. 
Personen. 
50  Ein  Sänger 

Ein  Weegweiser 
Verseichnis  der  Mitarbeiter  a 
Amalia  =  A.  Schoppe 
Sigmund  v.  Birhen,  s.  Floridan 
55  Ghamisso 

V.  Chezy,  s.  llehninu 
Com,  s.  Kurd 
—  rf.  =  Uhland 

Floridan  =  Sigmund  coii  Birken 
60    Fouquc 
Hebel 

Uelmina  ==  Wilhelmine  von  Ghcsy 
Jnsliniis  Keiner 

Friedrich   Koelle,  s.  Frans  Küninger 
H ,    Frau.:  Kiininger  =  Fr.  Koelle 


Eine  Frau 

Högne  \ 

Hilda    \  Erscheinungen. 

Hithin  ) 
„(Wüste  Haidegegend.  Grosse  Steine 
liegen  und  stehen  in  verschiedenen 
Gestaltungen  umiier)  (Ein  Sänger 
und  ein  Weegweiser  treten  auf).'-  , .Weeg- 
weiser: Nun,  Herr,  das  ist  das  Feld,  dahin 
Ihr  wolltet."  258-288.  —  Inlialt:  289—295. 
—  Zu  verbessern:  296.  —  Anzeigen: 
unpay.  Blatt.  In  der  Verlagsbuchhandlung 
dieses  Almanachs  sind  ferner  erschienen: 
Reiseschatten  von  dem  Schatten- 
spieler Luchs.  (Justinus  Kerner)  8. 
1811.  269  S.  1  Thlr.  oder  1  fl.  48  Kr."  Die 
anschliessende  Anzeige  der  Reiseschatlen  rührt 
nach  Kerners  Briefwechsel  von  Schwab  her. 
Sie  lautet:  „Schattenbilder  des  Lebens, 
Träume  und  Phantasieen  über  das- 
selbe; könnten  und  dürfen  sie  anders 
seyn?  —  So  wie  im  Traum  Eine 
Person  Gestalt,  Stimme  und  Namen 
oft  wechselt,  und  über  die  ganze 
Traumwelt  ein  wunderbarer  Schleyer 
geworfen  ist,  der  uns  Alles  glaublich 
macht,  so  gestalten  sich  auch  die 
Wesen  in  diesem  Buche  jeden  Augen- 
blick anders,  und  doch  vergessen  wir, 
wie  im  Traum,  alle  Un  wahrsch  ein- 
lichkeiten  und  Widersjjrüche.  Aus 
der  Phantasie  ging  diese  Schrift 
hervor,  und  als  ein  bunter  Trau  m  der- 
selben will  sie  betrachtet  werden. 
Gerade  das  Phantastische  ist  ihr 
Eigenthum,  und  insofern  diese  Er- 
scheinung Einzig  auf  teutschem 
Boden.  Das  reiche  Gemüth  des  Ver- 
fassers könnte  anTiek;  die  poetische 
Tiefe  des  Einzelnen,  besonders  der 
weiblichen  Gestalton  an  Novalis;  der 
Witz  an  Jean  Paul  mahnen;  der  Geist 
der  Phantasie  aber  verwandelt  Alles 
diess  wieder  und  wirft  einen  wunder- 
baren, eigenthümlichen  Schein  auf 
da.s  Ganze  der  Schrift,  welche  man 
am  ehesten  mit  AV  u  u  d  e  r  t  r  ä  u  m  e  n 
spanischer  Poesie  vergleichen 
möchte."  „Jos.  Ludw.  Stoll's  poetische 
Schriften.     Ir  Thl.     8.  1811.     191   S." 

rit  Poetisclien  Aliiianach  iSi2. 

Knril  =  K.  l'h.   Coik 

Loeben 

August 

Karl      ) 

Rosa  Maria  --  li.  M.    Varnhagen 

Schwab 

Seh.  =  Schodcr 

Amalie  Schoppe 

Uhland,  s.   Volker  und  —d. 

Karl  August  1   y^^„j 

Rosa  Maria   J  '' 

Volhcr  =  L.   Uhland 

Ferdinand    II  ccklierliii. 


Mayer 


173 


J.  Kerners  Deutscher  Dichterwald   1813. 


176 


Deutscher  IMchterwald 

von 

Jastinns  Keruer,  Friedricli  B.iron  de  In  Mutte 

Fonqn^,  Lndwig  Uhland  nud  Anderu. 

Redaktion:  TJhland  und  Kerner. 

Verlag:   Tiihinyen  in  der  J.  !■'.  Ueerhranitt  sehen 
liuchliandlung. 

Zeit  des  Erscheinens:    hini  ISI'i. 

Format:  S. 
10   Schriftart:  Fraktur. 

Fundorte:  Köniyl.  Bibl.  Berlin.  Hannover. 

Großhcrzogl.  Bibl.  Darmst  adt ,  Weimar, 

Univ.-Bibl.    Erlangen.   Heidelberg, 

Straßburg:    Gi^i  ritz- Lübeck- Stiftung. 

15  Berlin,    t)r.  Leopold  Hirsclibcrg-Berlin. 

Auf  der  Riichseite  des  Titelblatts  steht: 
Lieder. 

Sonette,  Octaven. 
Sinngedichte. 

20  Legenden,   Balladen,  Mahrclien. 

Xachlese. 
Zur  Geschichte    des    Dichterwalds:     Der 
Vorbereitung   dieses  zweiten   Almanaehs   ist 
auch    schon   ein  Teil   der   in  der  Einleitung 

25  zum     „Poetischen     Almanach"     angefiihrten 

Korresiiondenz  geiridmet.  Diesem  eine  Fort- 
setzung zu  geben  waren  lldand  und  Kerner 
bereits  entschlossen,  ehe  auch  nur  sein 
Manuskript  zusammengebracht  nar.     Schon 

30  Anfang  Januar  1811  schreibt  J' bland  dem 

Freunde:  „Ich  wünschte  sehr,  dass  der  Al- 
manach auch  in  folgenden  Jahren  zum 
Vereinigungspunkt  dessen  dienen  könnte, 
was  jeder  unserer  Freunde  jährlich  hervor- 

35  gebracht."     Dass  Kern  er  ebenso  denkt,  be- 

weist seine  Bemerkung  einige  Wochen  später: 
„Freilich  sollte  man  die  Poesie  in  Prosa 
nicht  ganz  ausschliessen  wegen  den  künf- 
tigen     Jahrgängen      (Du      darfst      gar 

4'  nicht  lachen.'),    wo  wir  was  Gutes  in  Prosa 

haben  könnten."  [Kerners  Briefwechsel 
1170.  auch  :J3G f..  ISS.]  Schon  im  September 
ISll  scherzt  lliland  übertreibend,  indem  er 
Karl  Mayer   auf  ..ein    ganzes  Paket'-  seiner 

45  neueren  Gedichte  hinweist,  er  werde  ..ersehen, 

dass  beinahe  schon  wieder  ein  neuer  Almanach 
angefüllt  werden  könnte,  nährend  der  erste 
kaum  erschienen  ist."  Zwar  bestätigt  er  auch 
Ende    Xovember:     „Stoff    zum     Almanach 

50  sammelt  sich  bereits;  Kerner  hat  gar  schöne 

Legenden  gemacht.  Schwab  gleichfalls  einige 
Gedichte";  aber  am  21.  Januar  1S12  mahnt 
er  Mayer,  er  solle  wegen  Thorbeckes  an 
Neander  schreiben:  „es  ist  wahrhaftig  wieder 

55  Zeit,  dass  die  Beiträge  zum  nächsten  Jahr- 

gang einlaufen."  [Maiier.  f'hland  I  Iss: 
313:  315.\  Aber  das  Einlaufen  der  lieiträge 
verzögerte  sich  und  Kerners  Stossseufzer: 
,.alle  schreiben,  sie  irotlcn  ■■ioiden.  und  keiner 

60  sendet-    ist    der  Hefrain    der  Freundesbriefe 

während  der  näch-^ten  Monate.  Es  hatte  den 
Anschein.  u!.t  .^idltc  l'hlands  Spottvers  auf 
Kerner  in  Erfüllung  gehen: 

65  Der  Vogelsteller  im  grünen  Haus 

Lauscht  zum  kleinen  Fenster  hinaus: 
Will  nichts  sich  setzen 
hl   meinen  Netzen, 
liaubvögel  streichen, 


Kreisen  und  schweifen. 

Hätten  mir  fast  die  lieben, 

Schönen  Vögel  vertrieben. 
[Brief wecMel  I  SSI;  349:  2S5.] 

Dennoch  wuchs  das  Manuskript  aUinählich, 
wenn  auch  langsam  genug.  —  Schwerer 
wogen  die  Sorgen,  ivo  man  schliesslich  das 
fertige  Manuskript  unterbringen  .tollte: 
Braun  hatte  zu  Anfang  des  Jahres  1812  die 
Uebernahme  des  neuen  Jahrganges  abgelehnt, 
nicht  ohne,  nach  Verlegerart,  reichlich 
Lamentationen  über  den  schlechten  Abgang 
des  Poetischen  Almanaehs  einzu/lechten. 
[Briefwechsel  I  279  f:  387.]  Dass  der 
deutsche  Buchhandel  damals  überhaupt  eine 
schwere  Zeit  durchzumachen  hatte,  ist  zweifel- 
los: Die  Kriegswirren  lähmten  Unternehmungs- 
und Kauflust,  hemmten  den  Verkehr  und 
unterbanden  sogar  die  briefliche  Verbindung 
zwischen  dem  I\'ordcn  und  dem  Süden 
Deutsehlands  fast  vollständig.  Die  schtväbi- 
schen  Bomantikcr  litten  bald  unter  diesen 
Schwierigkeiten,  als  ihnen  der  Hamburger 
Verleger  Campe  —  durch  hilfreiche  Ver- 
mittlung der  Hamburger  Freunde  (noch  lebte 
auch  Justinus'  Bruder  Georg,  der  Arzt,  in 
Hamburg)  —  näher  getreten  war.  [Brief- 
loechsel  I  390 f:  293 ff.:  Mayer,  Uhland 
I  251;  257;  274.] 

( 'ampe  hatte  Anfang  April  Kerner  folgenden 
verständnisvollen  und  entgegenkommenden 
Brief  geschrieben:  ,,Was  Ihren  Antrag  be- 
trifft, so  bin  ich  Ihnen  für  das  Vertra\ieu. 
welches  Sie  mir  dadurch  beweisen,  herzlich 
verbunden .  Ihren  poetischen  Almanach 
kenne  ich  sehr  gut.  es  sind  aber  nur  wenige 
Exemplare  hierher  gekommen,  weil  der 
Einführung  neuer  Artikel  jetzt  so  grosse 
Schwierigkeiten  entgegenstehen,  und  weil 
das  Publikum  aus  den  von  Ihnen  so  treffend 
angegebenen  Gründen  für  dergleichen  Sachen 
auch  hier  nicht  gross  ist.  Man  muss  dazu 
aber  auch  (um  billig  zu  seini  das  grosse 
f  ngemach  der  Zeitumstände  rechnen,  wobei 
keine  freie  Regung,  weder  der  äusseren 
Kräfte,  noch  der  Innern  Gefühle  möglich 
ist  ...  .  Wenn  Sie  aber  Ihre  besonderen 
Gründe  haben,  zum  Besten  der  wenigen, 
die  durch  Lage  und  Gemütsverfassung  im 
stände  sind,  der  Ausseuwelt  nicht  zu  achten 
und  der  innern  zu  leben,  keine  Pause  zu 
machen,  so  bin  ich  auch  bereit,  den  Druck 
.zu  besorgen  und  den  Almanach  zum  nächsten 
Herbst  erscheinen  zu  lassen  ..."  Darauf 
fassten  die  Freunde  neuen  Mut  und  beeilten 
sich  auf  das  ernstlichste,  das  Manuskript 
..zusammenzutrommeln"'.  Im  Juni  schrieben 
dann  Uhland  und  Schwab  das  Manuskriijt 
ins  Beine,  was  bei  der  grossen  Entfernung 
lies  Druckortes  um  so  notwendiger  ivar: 
Anfang  Juli  ging  das  Ganze  dann  an  Kerner 
zur  letzten  Durchsicht  und  schleunigen  Ab- 
fertigung an  Campe.  „Wenn  nur  der  Ver- 
leger keine  Sprünge  macht,  da  es  schon  so 
spät  in  der  Zeit  ist"  schrieb  Uhland.  [Brief- 
wechsel I  29!);  305,  .308 ff.;  Mayer,  Uhland 
I  344  ff] 

Auf  eine  Ausschmückung  des  Bandes  mit 
Kupfern  halte  man  nach  manchem  Verhandeln 
hin  und  her  und  Vcrsuelien  mit  Zeichnungen 
des  begabten,  leider  so  frülneitig  aufgericbevcn 
(iangloff  verzichtet,  schlics-flich  lic-if  man 
auch     die    Idee     eines     l'itclkupfcrs     fdlen. 


177 


J.  Kerners   Deutscher  Dichterwald  1813. 


178 


l tSrie/'ioecksel  1357;  ^7S;  Matjer,  Uhland 
1312 tf.;  215.] 

Aber  die  Geduld  der  Herausijeber  lourdc 
während  des  ganzen  So))imers  und  Herbstes 
IS  12  auf  eine  harte  Probe  (jestellt:  vom 
Almanacli  erfahren  sie  nichts.  Im  Auijust 
werden  noch  zwei  Balladen  Fouquis  zum 
Einrücken  in  das  Manuskript  nach  Hamburi/ 
gesandt;  Anfang  Oktober  erschien  .sogar  .schon 
seine  Voranzeige  im  (dlgcnieincn  Leipziger 
Katalog.  Endlich  koiniiit,  Ende  November, 
durch  Assiir  ein  Lebenszeichen ;  er  schreibt 
lakonisch,  der  Almanach  2oerde  durch  die 
französische  Zensur  sehr  beschnitten.  Re- 
signiert schreibt  Kerner  um  Weihnachten  an 
Uhland:  „Zuletzt  werden  wir  noch  durcli 
französische  Gensdarmes  nach  Hamburg  ab- 
geholt, was  gar  lierrlich  wäre!  Ich  muss 
redlich  sagen,  dass  auf  die  Art  mir  das 
Almanachherausgeben  sehr  entleidet,  und 
ich  denke  fast  (wenn  nicht  der  erste)  der 
zweite  wird  der  Letzte  sein.  Was  mein.st 
Darr^"   [ Briefwechsel  I31S\  32(i:  3iS:  3iS.] 

Uhland  hatte  seine  Ahnung  nicht  getrogen: 
Campe  ., machte  Sprünge  mit  dem  Almanach.'^ 
Obgleich,  nach  Haugs  Aussage,  seine  lie- 
zcnsiuii  schon  für  die  Uebersichten  beim 
Morgenblalt  eingegangen  loar,  setzte  Campe 
im  Januar  den  Druck  aus,  weil  er  von  der 
französischen  Zensur  in  Hamburg  den  Be- 
scheid erhalten  hätte,  das  Manuskript  müsse 
erst  zur  nochmaligen  Zensur  nach  Paris! 
[Maijer,  Uhland  I  274;  Briefwechsel  I  354, 
Anin.  3] 

In  dieser  Verlegenheit  erbot  sich  Kerners 
Freund  Heerbrandt  in  Tübingen,  den 
Almanach  zu  übernehmen.  Er  hatte  im 
Vor.jahre  auch  Kerners  Schrift  über  das 
„Wildbad  im  Königreich  Württemberg^'  ver- 
legt. „Es  ist  schön  von  Oslander,  dass  er 
den  Almanach  so  honorig  übernimmt", 
schrieb  Uhland  erfreut.  In  der  Tat  honorig, 
insofern  ein  kleines  Honorar  von  50  jl.  in 
Büchern  für  die  Herausgeber  vereinbart 
wurde.  Aber  die  Abrechnung  Hess  Jahre 
auf  sich  warten.  Anderthalb  Jahre  nach 
dem  Erscheinen  des  Dichter waldes  —  Ende 
Mai  1813  —  bat  Heerbrandt,  man  solle  doch 
keine  grossen  Forderungen  an  ihn  wegen  des 
Dichtcrwaldes  machen,  er  habe  so  vielen 
Verlust  usw.!  „Die  infamen  Buchhändler!!" 
ruft  Kcrncr  empört.  Und  erst  iveiicre  zwei 
Jahre  .später,  im  Oktober  lalO,  erhielt  Uhland, 
der  keine  Bücher  von  Heerbrandt  nahm, 
seinen  Anteil  von  25,  buchstäblich  fünfund- 
zwanzig, Gulden  ausgezahlt  [Briefwechsel 
I  352,  364,  398,  437.'] 

Bis  zuletzt  verfolgte  den  Dichterwald  das 
ßfissgeschick:  erst  blieb  das  Manuskript  über-- 
massig  lange  bei  Professor  Michaelis  in  der 
Zensur  liegen,  dann  war  kein  Papier  da,  als 
der  Druck  endlich  beginnen  sollte.  Zuguter- 
letzt hatte  Schwidi  noch  eigentnächtig  eine 
„Nachlese''  angefügt  —  „weil  es  Oslander 
so  wollte,  damit  kein  Papier  verloren  ginge!''' 
—  die  u  a.  ein  Gedicht  von  Htm  „An  August 
Mayer"  enthielt,  der  auf  dem  Bückzuge  der 
'Gratide  Armee''  aus  Bussland  verschollen  war. 
Da  die  Freunde  die  Hoffnung,  den  liebens- 
werten Jüngling  doch  noch  als  gerettet  be- 
grüssen  zu  können,  damals  noch  nicht  auf- 
gegeben hatten,  so  betrübte  und  erzürnte  sie 
diese  Taktlosigkeit   tief;   ids  Kerner    endlich 


im    Juni  1813  seine   Exemplare   zu    Gesicht 
bekam,,   riss  er  die   „unselige  Nachlese"  als- 
bald   heraus.    In   seiner    impulsiven    Weise 
äusserte    er    sieh    Uhland    gegenüber:     „Sie 
wäre  mir  nicht  so  ärgerlich,  wenn  nicht  das     ,■> 
einen    ganz   zerknirschende  Gedicht   auf   A. 
Mayer    hingesetzt    wäre.      Durch    dies    ist 
gewiss  dem  Karl  Mayer  alle  Freude  an  dem 
Buche  geraubt,  und  grossenteils  ist  mir  die 
Unternehmung  bloss  wegen  der  Freude,  die    lo 
der  liebe  Mayer  daran  haben  könnte,  wert. 
Es   i.st    unvorsichtig    von    Schwab    und    ich 
habe  mich  in  einem  Briefe  an  ihn,  den  ich 
Dir  hier  beilege  und  ihn  zu  besorgen  bitte, 
offen    darüber    erklärt.      Sende    den    Brief    lä 
doch  ja  ab!"     [Briefwechsel  I  357f.,  360f., 
.303  f.';  Mayer,  Uhland  II  4 ff] 
Rezensionen:     Briefliche    Rezensionen    liegen 
u.   a    von    Seegemund    und   Loeben    im 
Briefwechsel    Kerners   I    369ff.,    300f.    20 
vor;  von  Sulinz  Boisseree  in  Karl  Mayers 
Uhland    II   8 f.,     [in   ,,Sulpiz    Boisseree" 
I  185  f.    findet   sich   ein    Brief  Mayers   aus 
Heilbronn  vom  22.  Juni  1813,  der  die  Ueber- 
s'cndung  des  „neu  herausgekommenen"  Dichter-   2j 
Waldes   begleitete];    ebendori    II   12 f.    auch 
Aeusserungen  Neanders.      Witzig  ist    auch 
Kerners    Parodie    einer     Rezension,     sein 
„Holzuericht",  der  die  Freunde  ergötzte: 
,,Hüchlöblichem  Forstamt  erstatte  ich  pflicht-    ao 
massigen    Holzbericht,    allerguädigstem  Be- 
fehle   vom  22.  ds.  gemäss,    betreffend    den 
s.  g.  deutschen  Dichterwald,  diesseitiger  Hut. 
Dieser    s.   g.    Dichterwald,    augenscheinlich 
aus  veraltetem  Samen  angesät,  ist  ein  junger    3ä 
unbedeutender    Anflug,    dazu    noch    in    der 
Zeit  zurückgeblieben  und  in  jeder  Hinsicht 
traurig.     Es  ist  uemlich  in  ihm  von  seinem 
Anfang  bis  an'sEnde  nichteinhochstämmiger 
zum    Schlagen    tüchtiger  Baum    zu    treffen,    40 
ja,    die    dem    ersten  Anscheine    nach    noch 
gesunden  Schösslinge  zeigen  sich  immer  in 
der  Wurzel    von    dem    s.    g.  Borken-    oder 
Schlegelkäfer  bis  auf  das  Mark  angefressen." 
[Mager,  Uhland  II 19.]  45 

Eine  besondere  Ironie  des  Schicksals  ist 
es,  dass  dieser  parodistische  Scherz  Kerners 
wenige  Jahre  ciarauf  bei  einem  Antipoden 
der  Romantik,  bei  Platen,  blutiger  Ernst 
wird.  Vgl.  in  der  „Deutschen  Dichtung",  50 
hg.  von  Karl  Emil  Franzos,  Stuttgart  1888, 
Bd.  4,  S.  325f.:  „Etwas  über  die  neuere 
deutsche  Poesie.  Nach  Durchlesung 
des  'Deutschen  Dichterwalds'  (1817)". 
Platen  beginnt:  ,,Ich  komme  eben  von  einem  55 
Spaziergange  aus  dem  deutschen  Dichter- 
walde zurück,  der  aber  leider  schon  abge- 
blüht hat  und  keine  Früchte  mehr  trägt. 
Den  einzigen  Nutzen,  den  diese  Bäume  noch 
stiften  könnten,  wäre,  einen  Ofen  zu  heizen."  60 
Einiges  findet  Gnade  vor  seinen  Ohren,  aber 
j.aus  eiuundzsvanzig  Kehlen  denselben  Tcm 
zu  hören  ist  unerträglicher,  als  weiland  das 
Schweiuekonzert  Ludwigs  XI.  gewesen  sein 


Ganz  andere  Töne  schlägt  jetzt  das 
3Ior<jcnblatt  an  als  noch  ein  halbes  Jahr 
zuvor;  in  No.  20  der  ,,U ebersicht  der 
neuesten  Literatur,  1S13'\  September  1813, 
lässt  der  allgemach  versöhnte  „schmeckende 
Wurm"  sich  folgendermassen  vernehmen: 
„Je  verschiedener  die  Sänger  in  einem 
12 


179 


.1.   Kernei's  Doutsclioi-  Diclitcrwald  1813. 


180 


Walde  sind,  desto  ergetzliclier  für  das  Olir 
der  Hörer.  Nicht  mir  dem  Orpheus  der 
Wälder,  der  zärtlichen  Philomele,  auch  der 
Drossel,  dem  Dompfatfen,  dem  Finken,  dem 
Hänfling,  dem  Zeisig  und  der  Grasmücke, 
kurz,  allen  gefiederten  und  liederbegabteu 
Bewohnern  des  heiligen  Hains  gebührt  es, 
mit  stärkerer  oder  schwächerer  Stimme  das 
mannigfaltige  Konzert  zu  begleiten,  und  wer 
wollte  selbst  den  tonreichen  Bohrsperling, 
blos  weil  er  zuweilen  seinen  Ernst  mit  ein 
wenig  Schimpf  vermischt,  oder  den  luftig 
belustigenden  Spottvogel,  oder  den  eintönigen 
Egoisten,  den  oft  verspotteten  Kuckuck, 
ausschliessen? 

Es  ist  blosse  Gerechtigkeit,  wenn  mau 
von  dem  Dichterwalde,  welchen  die  Lieder- 
freunde von  den  auf  dem  Titelblatte  ge- 
nannten Dichtern  zu  besuchen  gebeten 
wi'rden,  das  Zeugniss  ablegt,  dass  darin  die 
Nachtigallen,  wie  es  recht  und  billig  ist, 
den  Ton  angeben,  und  dass,  wenn  es  auch 
uicht  immer  eine  Nachtigall,  doch  immer 
ein  Sänger  ist,  der  seine  Stimme  erhebt. 
Lieder,  Sonette  und  Oktaven,  Sinngedichte, 
Legenden,  Balladen  und  Mährehen  machen 
den  Inhalt  dieser  Sammlung  aus,  und  zu 
welcher  der  beyden.  seit  dem  Anfange  des 
neunzehnten  Jahrhunderts,  den  deutschen 
Helikon  trennenden,  Hauptpartien  ein  Leser 
auch  gehören  mag,  er  wird,  wenn  er  nur 
gerecht  ist,  dem  wahrhaft  Schönen  und 
Guten,  das  sich  ihm  hier  an  Ohr  und  Herz 
drängt,  beyde  nicht  verschliessen.  Es 
herrscht  freylich  zwischen  einem  Lied  von 
Hagedorn,  oder  Uz,  oder  um  Dichter  aus 
einer  späteren  Zeit  zu  nennen,  von  Hölty 
oder  Bürger,  des  reflektierenden  Schiller 
nicht  zu  gedenken,  und  zwischen  den 
Poesien  dieses  Dichterwalds  eine  so  totale 
Verschiedenheit,  dass  ein  Leser,  dem  Proben 
von  beyden  zum  ersten  Mal  vorgelegt 
würden,  zu  zweifeln  sich  versucht  fühlen 
könnte,  ob  es  auch  nur  eine  und  eben  die- 
selbe Sprache  sey,  in  welcher  er  sich  an- 
geredet findet.  Aber  die  Poesie  ist  keine 
Sterbliche,  welcher  nur  eine  Zunge  verliehen 
ist.  Ihr  ist  gegeben,  mit  tausend  Mal 
tausend,  und  mit  immer  neuen  Zungen  zu 
reden,  und  das  Symbol  ihrer  Göttlichkeit 
ist  ihre  Freiheit  Freuen  wir  uns  also  der 
neuen  Weise,  ohne  minder  gerecht  gegen 
die  alte  zu  seyn,  und  vielleicht  gefällt  es 
selbst  den  Sängern  unsers  Dichterwalds, 
sich  zuweilen  auch,  wäre  es  auch  blos  der 
Uehung  und  der  dem  Leser  wie  dem  Dichter 
erfi'eulii-hen  Abwechslung  wegen,  in  dieser 
zu  versuchen.  Singt  doch  selbst  einer  der 
treiflichsten  von  ihnen,  Uhland,  in  dem 
sehr  schönen,  die  Sammlung  eröffnenden, 
Lied:  ,. Formel  hält  uns  nicht  gebunden, 

Ünsro  Kunst  heisst  Poesie.'' 
Der  Dichter  beflecke  nur.  wie  sein  würdigster 
Gesetzgeber  durch  Lehre  und  Beyspiel,  wie 
Jean  Paul  Friedrich  Kichter,  der  Er- 
habene und  der  Tiefe,  fordert,  die  Ewigkeit 
nicht  mit  irgend  einer  Zeit,  er  ziehe  die 
hohe  Muse  nicht  zur  Tänzerinn  oder  Flöten- 
spielerinn  an  dem  flüchtigen  Gastmahl  dos 
Lebens  herab,  und  ihm  werden,  welcher 
Form  und  welcher  Weise  ihn  auch  sein 
Genius  zuführen  mag,  alle  frommen  und 
reinen   Herzen   zufallen.      Wer    weiss    nicht. 


um  eine  Betrachtung,  zu  welcher  der  so 
eben  erwähnte  Streit  über  Formen  die  Ver- 
anlassung gibt,  nicht  zu  unterdrücken,  dass 
Kunst  nnd  Poesie  nicht  immer  in  der 
besten  Uebereinstimmung  leben,  und  aller-  5 
dings  kann  diese  jener  triumphierend  vor- 
halten, dass  man  ohne  alle  Kunst  ein 
Dichter,  und  mit  aller  Kunst  keiner  seyn 
könne.  Aber  es  ist  nicht  minder  wahr, 
wenn  jene  antwortet:  Alles,  was  Du  ver-  \o 
magst,  wirkt  weniger  ohne  meinen  Beystaud, 
und  gefallen  kannst  Du  gar  nicht  ohne 
mich.  Eine  gänzliche  Trennung  der  beyden, 
sich  wechselseitig  bekriegenden,  und  doch 
sich  wechselseitig  dienenden  Gefährtinnen,  15 
die  nicht  viel  besser  als  Barbarey  wäre, 
darf  man  also  schwerlich  fürchten  und  es 
ist  in  einem  hohen  Grade  erfreulich,  dass 
auch  die  Sänger  des  Dichterwalds  nicht  nur 
der  göttlichen,  sondern  auch  der  mensch-  20 
liehen  Schwester  Gerechtigkeit  widerfahren 
lassen,  obgleich  ihr  Genius  sich  hin  und 
wieder  ein  wenig  gegen  die  freylich  etwas 
schweren  Fesseln  des  Reims,  des  Sylben- 
masses    und    der    Sprache     gesträubt    hat.    25 

Das  Morgenblatt  muss  sich  schon  des 
Raums  wegen  enthalten,  von  jedem  einzelneu 
Theilnehmer  an  der  Sammlung  die  unter- 
scheidenden Eigenschaften  anzugeben, 
\ind  noch  weniger  kann  eiue  Würdigung  30 
der  einzelnen  Gedichte  Statt  finden.  Es 
genüge  also  an  dem  allgemeinen  Urtheil, 
dass  die  Beyträge  mehr  oder  weniger  durch 
Innigkeit,  Zai'tgefühl,  Anmuth  und  Lieblich- 
keit, und  als  Erzeugnisse  einer  ebenso  reinen  35 
als  fruchtbaren  Phantasie  das  Wohlgefallen 
des  Lesers  in  Anspruch  nehmen,  dass  jedoch 
die  Herren  Kerner,  Uhland,  de  la 
Motte  Fouqut^  und  Schwab,  und  vor- 
züglich die  beyden  ersten,  sich  die  schönsten  40 
Kränze  von  der  Hand  der  Leser  und  der 
Leserinnen    zu   versprechen   haben  dürften. 

Je  mehr  Achtung  und  Aufmunterung  dem 
ächten  Dichter-Beruf  gebührt,  und  je  ver- 
waister in  unsern  Tagen  die  schönste,  45 
würdigste  und  wohlthätigste  aller  Künste 
ist,  desto  mehr  muss  man  wünschen,  dass 
diese  Sammlung  von  dem  Publikum  nach 
Verdienst  aufgenommen  werde,  und  keine 
andere,  als  wohlwollende  und  gerechte  Be-  50 
urthoiler  finde."  Vi/l.auch  Lci}is.  LH-  Ztg. 
1S13,  No.  286,  Sp.^3281ft.  - 


Inhalt.     Sechs  uiqjai/uncrie  Seiten.  — 

Lieder.    1-  —  S.  jj  bleibt  frei.  55 

Uhland:  Freie  Kunst.  „Singe,  wem 
Gesang  gegeben"  3-4.  GedicMc  1898, 1 3:i>.  — 
Uhland:  Frühlings  glaube.  ^Die  linden 
liiifte  sind  erwacht"  5.  (iediclite  I  ^".l.  — 
Keruer:  Früliliugsk  läge.  „Die  Sänger  gu 
frei  sich  schwingen"  6.  DicMungen,  3.  Auf- 
lage, 1811,  I  178.  ■ —  Spindelmann,  der 
Recensent  [=  Uhland]:  Frühlings- 
kritik.  ,,Frühling  ist's,  ich  lass'  es  gelten"  7. 
Gedichte  IHI ;  II 33  ~  d.  [=  Uhland] :  M  a  i  -  65 
klage.  „Leuchtet  schon  die  Frülilings- 
sonne"  8-9.  Gedichte  17 f. —  Kerner:  Ratli 
im  Mai.  „Wo  Saaten  sich  erlielien"  10. 
IHcMuniien  1841,  I  :i7:i  f.  -Uhland: 
Früli  lingsrulie.      „0   logt  mich   nicht  in's    70 


181 


J.  Kerners  Deutscher  Dichterwald  ISIH. 


182 


dunkle  Grab"  11,  Gedichte  I  -J!>.  —  Rosa 
Maria  [  Varnhagen] :  F  r  ii  li  1  i  n  g  s  1  i  e  d. 
„O  Frühlingszeit!"  12 — 13.  Bosa  Marias 
Foet.  Xachlass,  ls41,  S.  23 f.  —  Assur 
5  [Assing\:  Der  Rücken.  _0  jener  schönen 
blonden  Haare-  14.  Vgl.  Karl  Mayer,  Uliland, 
1867,  I  25!).  —  Kölle:  Die  Kresse. 
„Heut  will  die  Sonne  freudiger  erhellen"  15. 

—  Varnhagen    von    Ense:    Die  Blüte 
in   an  den  Baum.    „Als  jugendliche  Blüte"  16. 

—  Amalia  [Schoppe]:  Als  Ida  an  Oskar 
eine  weisse  Blume  gesendet  hatte. 
,0  so  sey  denn  tausendmal  willkommen"  17. 

—  Kölle:  Das  weisse  Blümlein.     „Der 
1.5    Knabe   ziehet   aus,   zu  kriegen"  18— 19.  — 

Assur  [^.s.5en/?] :  Schicksal.  „Dieser 
geht  bei  Regen  aus"  20.  K.  Mayer, 
ijhland  I  248.  —  Karl  Mayer:  In 's 
Ferne    hin!     „Wer,    bei    diesen    blauen 

20  Tagen"  21.  K.  Mayer,  Uhland,  I  248.  — 
Thorbecke:  Fröhlichen  Wanderers 
Lied.  „Reise  zu  Ful;i,  reise  zu  Fuß!" 
22—23.  K.  Mayer,  Uhland,  I  241.  — 
Kerner:    Der  Einsame.      „W^ohl    gehest 

2,-,  du  an  Liebeshand"  2-1.  Dichfungen  1841, 
I  22.  —  Thorbecke:  Botenlied.  „Immer 
vorwärts  mit  dem  Fuß"  25—26.  —  Uhland: 
Acht  neue  Wanderlieder.  1.  Lebe- 
wohl.      ,,Lebe     wohl,     lebe     wohl!     mein 

30  Lieb!"'  27.  2.  Scheiden  u.  Meiden.  „So 
soll  ich  nun  dich  meiden"  28.  3.  Morgen- 
lied. „Noch  ahnt  man  kaum  der  Sonne 
Licht"  29.  4.  N  achtreise.  „Ich  reit'  in's 
finstre  Land  hinein"  30.     5.  Winterreise. 

35  ,,Bei  diesem  kalten  Wehen"  31.  6.  Ab- 
reise. ,,S()  hab'  ich  nun  die  Stadt  ver- 
lassen" 32.  7.  Einkehr.  ,,Bei  einem 
Wirthe  wundermild"  33.  8.  Heimkehr. 
„0    brich    nicht,    Steg,    du     zitterst    sehr!" 

40  34.  Gedichte  1 4(i — .5'"''.  —  Thorbecke:  Der 
harrende  Wirtli.  „Der  Wirth  erwartet 
Gäste"  35.  Mayer,  Uhland,  I  243.  — 
Kerner:  Alte  Heimat.  ,,In  einem 
dunklen  Thal"  37.   BicMungen  1841,  125 — 

4,-,  Kerner:  W^anderer.  „Die  Straßen,  die 
ich  gehe"  38.  Dichtungen  1841,  I  20.  — 
Kerner:  Alphorn.  ,, Ein  Alphorn  hör' ich 
schallen"  39.  Dichtungen  1841,  I  99.  — 
Florens    [=  Joseph   von   Eichendorff',  1788 

M)  —  1857,  Goedeke  VIII  178/f]:  Lied.  .,In 
einem  kühlen  Grunde"  40.  Vgl.  II.  Pissin, 
Jugendgedichte  der  Brüder  E.,  Berlin,  Frens- 
dorff  1906,  S.  111;  auch  Beilage  zu  Ko  351 
der    All  gem.    Ztq.    vom    17.    Dez.    1857.    — 

-,5  — d.  [='CT/a«(/]':  Das  Thal.  „Wie  willst  du 
dich    mir  oiTenbaren"  41.       Gedichte,  I  35f. 

—  Uhland:  Ruhethal.  „Wann  im  letzten 
Abendstral"  42.  Gedichte,  l  36.  —UBXmiwB. 
von     Chc'zy:     Ein     neues     altes    Lied. 

fiu  ,, Vertrau  nicht  fürder  mehr"  43.  Vgl.  K. 
Player,  Uhland,  1 261.  —  K  e  r n  e  r :  Winter- 
klage.  ,,Wann  in  lichten  Somniertagen"  44. 
Dichtungen  1841,  I  135 f.  —  Schwab: 
[Gti.<'tav,    17!>2—18'^0,  Goedeke    VIII  '>46ff.: 

ÜD    ADB    33.    753/'.]:     Zueignung.      „In    da« 


gelobteLandder  Liebe"  45.  Gedichte  1828, 15. 
^.1811"^. —  Schwab:  Liebe  in  der  Fremde. 
„Endlich  rauscht  des  Stromes  Welle"  46. 
Gedieh  <e,  /  4?9.  .  ISii  -^ .  —  S  p  i  n  d  e  1  m  a  n  n ,  d  e  r 
Recensent  [=  Kerner]:  Kritik  der 
Gegend.  „Näher  inuli  ich  jetzt  be- 
trachten" 47.  Gedichte  1841,  I  31.0;  Titel: 
„Spindelmanns  Recension  der  Gegend."  — 
Assur  [Assing] :  Der  blinde  Knabe. 
,,lhr  lieben  Frauen,  schön  und  gut"  48.  — 
Assur:  Sängers  Lied.  „Ich  sing'  empor 
zu  Sonn'  und  Mond"  49 — 50.  —  Varn- 
hagen von  Ense:  Der  unverliebte 
Dichter.  „So  holder  Stimme  Gütigkeit" 
.51—52.  —  GOHL.  [=  Graf  0.  H.  Lochen]: 
Lob  eines  Spielmanns.  ,,Ich  und  ein 
Spielmann  sind  gar  gute  Brüder!"  53.  Vgl. 
R.  Pissin,  Gediclite  von  0.  H.  Grafen 
Lochen,  Berlin  1905,  S.  69  und  161f.;  auch 
K.  Mayer,  Uhland  1 252.  —  —  d.  [=  Uhland] : 
Des  Dichters  Abendgang.  ,, Ergehst 
du  dich  im  Abendlicht"  54.  Gedichte  I,  3. 
—  Varnhagen  von  Ense:  Romanze. 
„Wie  wird  mir  der  Tag  so  lang!"  55 — 56.  — 
J.  G.  S.:  [=  Johann  Georg  Seeqemund,  geh. 
1 794,  Goedeke  VII 852] :  Abendbesu  c"li  e. 

1.  „Ich    irre    rastlos    liin  und    her"  57  —  58. 

2.  „Zu  dem  Schiff  die  leichte  Planke"  .59—60. 

3.  ,,Aus  des  Schiffleins  trautem  Dunkel"  61- 
62.  —  Assur [.4s5mr/]:  DieXachtsc hatten. 
,,0  wie  oft  ich  hielt  die  Winde"  63—64.  — 
Schwab:  Morgenbegegnung.  An  A.  L. 
,,Sie  ist  an  mir  vorbeigegangen"  65 — 66. 
Gedicht  1828,  I  30.  „1812'''.  —  d  e  1  a  Motte 
Fouque:  An  Xaidion.  „Der  Tanz  be- 
gann, die  hellen  Saiten  klangen"  67.  — 
S  ch  w  ab :  N  ac  h  r  uf.  „Nur  Eine  laß  von  Deinen 
Gaben"  68.  GedichteI27.  „1811'^.  Florens 
[^^  Eichendo)-ff]:  ,,Sinds  die  Häuser?  sinds 
die  Gassen V"  69.  V(/l.  It.  Pissin,  Jnqend- 
gedichte  der  Brüder  E.,  1906^  S.  !>7f.  — 
Assur  [Assing]:  Die  Wandnachbarin. 
,,Hätt'  ich  eine  Wandnachbarin"  71  —  72.  — 
Thorbecke:  Christ oph  orus.  „Christo- 
phorus,  mein  lieber  Mann"  73 — 74.  K.  Mayer, 
Uhland,  I  242.  —  Kölle:  M  ä  n  n  e  r  a  r  t. 
„Jetzt  kömmt  er  an  mein  Fensterlein"  75.  — 
Kölle:  Das  Schifflein.  „Lustig  und 
munter"  76.  —  Thorbecke:  Lied  des 
Tischlergesellen.  ,,Zu  kommen  bei'm 
Tischler  in  die  Lehr',  ( )  wie  war  das  früh  auf 
mein  liebst  Begehr!"  77.  K.  Mat/er, 
Uhland,  I  244.  —  Volker  [=  Uhland]: 
Zimmerspruch.  ,, Das  neue  Haus  ist  auf- 
gcricht't"  78.  Gedichte,  I  50 f.  —  Volker 
[=  lldand]:  Trinklied.  „Wir  sind  nicht 
mehr  am  ersten  Glas"  79 — 81.  Gedichte 
I  55  f.  —  de  1  a  Motte  F  n  u  i|  u  e  : 
G  r  e  n  a  d  i  e  r  1  i  e  d  bei  Landshut  a  in 
23.  J  u  n  i  1760.  Nach  der  Weise  des 
Dessauer  Marsches.  ,,Mit  Gott!"  82 — 83. 
Fussnotc:  ,, Dieses    Lied    besingt    den    Tag, 

an    welchem    der    Großvater    des 
Dichters,    nach  einem  rühmlichen 
Widerstände,   vor  Ijaudons  Ileber- 
12* 


183 


J.  Kernei-s  Deutscher  Dichterwald  1813. 


184 


macht  njid  Heldengeist  erlag,  und 
verwundet,  unter  seinem  Pferde 
liegend,  gefangen  ward. 

A.  d.  H." 
5  Kölle:  Der  See.  ,, Kannst  du  dir  das 
Bild  nicht  deuten"  cS4.  —  Assur  \Assinf/]: 
Bitte.  „0  schmückt  mir  die  Wände  der 
Bahre"  85.  —  Assur:  Der  Himmels- 
brief.        „Wenn     mich     meine     Wunden 

10  nagen"  86.  K.  Mai/er,  Uhland,  II  14.  — 
Assur:  Brautkranz  und  Trauring.  ,, Ge- 
zogen ist  ein  Kreis"  87.  —  A  m  a  1  i  a 
[Schoppe] :  A  n  R  o  s  a  M  a  r  i  a  [  Varnh  agen] : 
,,Du    gabst  mir  längst  Dein  schönes  Herz" 

15  88.  —  Amalia:  An  Elise.  „Was  in  mir 
tief  das  Heilige  ich  nenne"  89.  —  Kern  er: 
An  A  m  a  1  i  e  [Sclio])pe\.  „Wie  wer  an 
Hiranielshöhen"  90.  IHcldwigen  1841,1116.  — 
A.Mayer  [Alf  c/ust ,  Karl  Mayers  j.  Bruder, 

20  1793—1813.  Goedele  VII  329,  VIII  3r,p:\: 
Abschied.  ,,W^ann  golden  sich  der  Morgen 
bebt"  91—92.  K.  Mayer,  UMand,  I  347  f. 
—  Kerner:  Hebens  taufen.  An  Conz. 
,,Ea    steht    in    stiller    Dämmerung"  93  —  94. 

25  Dichtungen  1841,  I  398 f.  —  Varnhagen 
von  Ense:  An  Wilhelm,  Reicbsgrafen 
zu  Bentheim  1812.  ,,So  wie  ein  lächelnd 
Kind  in  holden  Träumen"  95 — 97.  — Kern  er: 
An  das  Trinkglas  eines  verstorbenen 

30  Freundes.  Um  Mitternacht.  „Du 
herrlich  Glas,  nun  stehst  Du  leer!"  98. 
DicJifungen  1841,  I  347.  —  Kern  er:  An 
die  Freunde.  „Daß  ein  stumpfer  Ee- 
censente"  99 — 100.    In  den  Dichtungen  1841 

35   nicht  enf halfen;  vgl.  Mayer,  Uhland,  1 319 f. — 
Sonette,  Octaven. 
101.  —  S.  103  hleiht  frei. 
[Bis    S.  118  Sonette,  S.  119—130  Stanzen]. 
Kerner:  Todtenopfer.     1.  ,, Frisch 

40  aufgeblühet  stand  die  Heimat  wieder"  103. 
2.  ,,Du  tbeurer  Bruder!  der  durch's  steilste 
Leben"  104.  3.  „Du  strebtest  oft,  ein  herzlich 
Kind,  mit  Thränen"  105.  Dichtunqen  1841, 
ZJ'SÖ-IS?.  — Schwab:  Todtenopfer  für 

45  L.  A.  P.  [=  Ludwig  August  Pauly,  1793 
—1813;  Goedeke  VIII  355;  vql.  auch  K. 
Mayer,  Uhland,  I  31(i  f.;  347,  350  361  f.\; 
,,War  mir  ein  heiter  Liebesloos  gefallen"  106. 
Gedichte  1838,  I  39.    —  Uhland:  An  den 

50  Unsichtbaren.  ^Du,  den  wir  suchen  auf 
so  finstern  Wegen"  107.  Gedichte,  I  105.  — 
Helm  in  a  von  Cbez)':  Das  schlafende 
Kind.  „O  sel'ge  Ruh'!  von  deinem  Arm 
umfangen"     108.    —    Schwab:    An    eine 

55  Weinende.  «Von  Sphären  weiss  ich,  die 
in  lichten  Kreisen"  109.  Gedichte  1838, 
jaS.^lSll«.  — Schwab : Vorzeichen.  „Oft, 
wenn  ich  einen  langen  Tag  verloren"  110. 
Nicht  in  den  Gedichten  1838.  —   Schwab: 

fiO  Herbstesahnung.  „Es  ist  lang  her;  die 
welken  Blätter  sanken"  111.  Nicht  in  den 
Gedichten.  —  Schwab:  Irrthinn.  An 
A.  L.  „Du  fandest  mich  um  alte  Liebe 
klagen"    112.    Gedichte   I  40.     „An   Sophie 

6-,    1812."  -    Schwab:     b*  o  c  b  t  f  er  t  i  g  ii  ii  -. 


An  dieselbe.  „O  zürne  nicht,  dass  ich 
muss  offen  fragen"  113.  Gedichte  I  41.  — 
Uhland:  Geisterleben.  »Von  dir  ge- 
trennet, lieg'  ich  wie  begraben"  114.  Ge- 
dichte, I  107.  —  Varnhagen  von  Ense: 
Herbstgefübl.  Nürnberg  am  28.  Ok- 
tober 1808.  „Die  Felder  stebn  in  warmem 
Sonnenscheine"  115.  —  Derselbe.  An  H. 
„Du  schautest  frommen  Sinns  die  Liebes- 
blUte"  116.  —  Schwab:  Auf  eine  Land- 
charte  der  Schweiz.  „Das  ernste  Land 
mit  seinen  Felsenstegen"  117.  Gedichte, 
I  38.  —  Uhland:  An  Kern  er.  „Es  war 
in  traurigen  Novembertagen"  118.  Gedichte, 
I  103.  —  Keruer:  Denkmale.  L  Kepler, 
„Arm,  preisgegeben  jeglicher  Beschwerde" 
119.  Dichtungen  1841,  HCl.  —  H.  Frisch- 
lin.  „Hin  schlössen  sie  in  starre  Felsen 
ein«  119.  Dichtungen  I  161.  —  IM. 
S  c  h  u  b  a  r  t.  „Ihn  stiessen  sie  aus  fi'ischen 
Lebensgärten"  120.  Dichtungen  I  103.  Je 
eine  Stanze.  —  Schwab:  V e r m ä c b t n i s s.  An 
rlie  Freunde.  „Es  kommt  die  Zeit,  da 
ich  nicht  mehr  zu  sagen"  121 — 122.  Ge- 
dichte, 1 35.  -Fussnoie:  „Durch  einen  Traum 
veranlasst.'-  —  Schwab:  Im  Tempel. 
„Der  Priester  schweigt,  es  sendet  die  Ge- 
meine" 123—124.  Gedichte,  133.  —  J. 
6.  S.  [=  Seegemund] :  D  a  s  Z  a  u  b  e  r- 
mädchen  und  der  schlafende  Jüng- 
ling. Das  Zaubermädchen.  „Er  schläft, 
den  einst  die  zauberkund'ge  Hand"  125.  — 
Schwab:  L  i  e  b  e  s  m  o  r  g  e  n.  An  A.  L. 
„Gelagert  sprachlos  sassen  wir  im  Kreise" 
126.  Gedichte.  133.  ^1813".—  Schwab:  An 
A.v.  Bl.  ins  Stammbuch.  „An  Schwabens 
treu  vereinigende  Weine"  127.  Gedichte, 
I  37.  .,An  einen  Freund."  [Alex.  r.  Blom- 
herg?\  —  de  la  Motte  Fouquc':  (1)  An 
eine  Sängerin.  „Erst  hielt  ich's  für  'nes 
frommen  Glöckloins  Klingen"  128.  (2)  An 
eine  Flöttenspielerin.  „Man  sagt, 
Hirtinnen  auf  sicil'schem  Rasen"  128.  — 
S  p  i  n  d  e 1 m  a  n  n ,  der  R  e  c  e  n  s  e  n  t 
[=  Uhland];  Glosse. 

„Süsse  Liebe  denkt  in  Tönen, 
Denn  Gedanken  stehn   zu  fern ; 
Nur  in  Tönen  mag  sie  gern 
Alles,  was  sie  will,  verschönen. 

Tieck.« 
„Schönste!  Du  hast  mir  befohlen"  129 — 130. 
Gedichte,  1 130.  Titel:  ^Der  Becensent.-^  — 
Sinngedichte.  131.  -  S.  133  bleibt  frei. — 
[Bis  S.  145  Distichen.] 
Varnhagen  von  Ense:  Prinz  Lud- 
wig Ferdinand  von  Proussen.  L  „Kühn 
durchschritt  er  das  Loben,  die  Kraft  aus- 
tobend des  hoben"  133.  H.  „Fürstliches 
Blut  hinströmte  der  Held,  anstürmend  in 
Kampflust"  133.  —  Derselbe:  Furcht- 
barkeit der  G  eliebten.  ,. Lieblich  bist  du, 
und  sanft,  wie  ein  heiterer  Frühlingsniorgen" 
134.  —  Derselbe:  Die  Elbe  bei 
Meissen.  ,,Ganz  wie  der  heimische  Rhein 
will   hier  mich   die  Elbe   liediinken:"  l.Sr>.  — 


185 


J.  Kerners  Deutscher  Dichterwald  1813. 


186 


Schwab:  Die  Bluineii.  An  A.  1j.  „Jedes- 
mal, flieg'  ich  mit  dir  die  fröhlichen  Reihen 
im  Tanz  iiin"  136 — 137.  Kicld  in  denGedicliten 
1828.  —  Kern  er:  Der  Eosenstock. 
„Siehe!  die  Wurzel,  sie  liegt  im  schweigenden 
Dunkel  begraben"  138.  Dichtungen  1841, 
I  64.  —  Kerner:  Im  Herbst.  „Eh'  sie 
erstirbt,  die  Natur,  die  treue  Mutter,  noch 
einmal"  138.  JHcliiungeii  1841,  I  05.  — 
Kerner:  Im  Winter.  ,, Fühlt,  welch  hohes 
Geschenk  die  sterbende  Mutter  zurückliess: 
Schloss  sie  die  Sonn'  euch  nicht  liebend 
in  glühenden  Wein?"  138.  Dichtungen  18 U, 
I  05.  —  Kerner:  An  L.  ü.  „Als  wir 
schieden,  da  war's  am  Himmel  stürmisch 
und  trübe"  139.  Dichtungen  1841,  I  .32!). 
—  Kern  er:  Tröstung.  ,,Was  im 
weinenden  Auge  mir  oft  die  Thränen  zurück- 
hält, Ist  ein  spielendes  Kind,  oder  ein  Vogel 
im  Flug"  139.  Dichtungen  1841,  I  68.  — 
K  e  r  n  e  r  :  An  die  *  *  "*  ,,Wenn  mit 
frevelndem  Mund  ihr  Heiliges  wagt  zu  ver- 
künden" 139.  Dichtungen  1841,  I  328.  — 
Kerner:  Gespräch.  Erster.  ,, Widrig  ist 
mir  fürwahr,  was  schön  tönt,  ohne  zu  nützen." 
140.  Dichtungen  1841,  I  140.  —  Chrysa- 
lethes  [:=  Ueinnch Köstlin]:  Mikrokosmus. 
,, Mikrokosmus    ja    wohl    ist  der  Mensch,   es 

stecken  die  Thiere 
Sämtlich  in  menschlicher  Haut;   offener  oder 

verhüllt, 
I51ickt  hier  der  Affe  hervor,  hier  der  Hund, 

hier  der  Wurm  und  der  F'rosch   dort. 
Aber    das  böseste  Thier  traget  dein  Busen, 
o  Mensch!   141.  — 
Das  Furchtbare. 
,, Traurig  ist  es   zu  irren,  und  schröeklich  zu 

[toben  im   Wahnsinn, 
Doch     das     Abscheuliche    ist:     hohler    Ver- 

[ständigkeit  Trotz."  141.^ — 
[Dieses  Distichon  ist  ebenso  wie  die  nüchsten 
sechsehn  von  Chrysalethcs= Köstlin]. 
Der  Witz. 
,,Keck    muss    er    seyn !    Nur    wenn    er  sich 

[selbst,    wie  die  Dinge  verspottet. 
Lebt  er  freudig;   er  stirlit,  wie  er  sich  selber 
[gefällt."  141.  — 
Liebe. 
,, Schwatzet    von    ewiger    Liebe    das    Volk! 

[Wann  kannt  es  die  Eine 
Ewige  Liebe?  Die  ist's,  welche  nur  Ewiges 
[liebt."  141.  — 
Der  Bann. 
,, Seihst    in    dem    Kreise,    den    du    mit    den 

[eigenen  Thaten  gezogen, 
Bannst    du  dich,  Seele,  und  kannst  ninimor 
[dir  selber  entfliehn."   142.  — 
Der  Mensch  und  die   Zeit. 
,,Ab  von  den  Sternen  gekehrt,  in  die  Fluten 

[sich  warf  er,  und  strömend 
Ueber    des  Ringenden     Haupt    wälzen     die 
[Wogen  sich  hin."   142.  — 
Freiheit. 
„Aus  des  Bannes  Quaal,  des  verbannenden, 
Ihiiunilische   Freiheit! 


Führst  du  in's   ewige  Licht,   ewig  vereinend, 
[zurück."   142.  — 
Pflanz  e. 

(a)  ,,Wie    im  Boden  die  Pflanze,  so  wurzle 

[dich  fest  in  dir  selber. 
Immer  zum  Lichte,  wie  sie,  wirke  und  treibe 
[den  Stamm. 

(b)  Die  ihr  geringe   sie  achtet,  o  möchtet  ihr 

[Eines  ihr  gleichthun! 
Weiss    sie    zwar    nicht,  was  sie  thut,  aber: 
[sie  thut,  was  sie  weiss."  142 — 148.  — 

Vorzug  der  Menschennatur. 
,, Reden    können    die  Sterne,   die  Lüfte,  die 

[Blumen,  der  Stein  selbst, 
Aller    zu    schwatzen,    verlieh'    einzig    dem 
[Menschen  der  Gott."  143.  — 
Forscher. 
,, Möchtet    das    Wort    ihr    der    Geister    ver- 

[nebmen,  wollet  den  Mund  erst 
Schliessen,   da  ihr  mit  Geschwätz  immer  die 
[Zarten  verjagt."   143.  — 
Pflanzengeist. 
,, Einen  Geist  in  der  Pflanz'  erkennt  er,  den 

[Spiritus  rector. 
Der    aus    der    Reh'    ihn    stets  mächtig  und 
[sichtbar  regiert."   143.  — 
Die  Kürbisse. 
,, Saugt  euch  nur  voll  und  strotzet  und  prangt 

[mit  mächtigen   Köpfen, 
Prüft    man  euch,  ist  es  docli  nur  fader  und 
[wässriger  Schwulst!"  144.  — 
Die  Bohne. 
,, Siehe    des    Lebens    Lauf!    Erst  Duft   und 

[geflügelte  Blüte, 
Dann  ein  brauchbar  Gemüs,  trockene  Hülse 
[zuletzt."  144.  — 
Der  Granatapfel. 
,, Herrlich    blühte    das    Mädchen  in   üppiger 

[Glut  der  Granaten, 
Aber    im    Ehstand    ward    bitter    ein     Apfel 
jdaraus."  144.  — 
Zufriedenheit. 
„Um    ein    zufriedenes    Herz    nur    bittet    er 

[Gott,  und  er  ist  auch 
Immer  zufrieden  mit  sich  selber,  der  glück- 
[liche  Mann."   144.  — 
Die  Lebensweisheit. 
„Nicht  des  Kampfes  begehr',  gehorche  dem 

[besseren  Rathe, 
Liebe    die    Fesseln,    und    bald    lieben    die 
[Fesseln  auch   dich!"   145.  — 
K  e  n  n  e  r  s  c  h  a  f  t. 
„Sonn'  und  Sterne,    so   meinten    die  Alten, 

[ziehn  um  die  Erde 
Stets    im    Kreise,    sie    selbst    steht    in    der 

[und  ruht. 
Also     um     dich,     wähnst    du,    der    dunkele, 

[kreisen   die   Geister, 
Während    sie    frei    ihre    Bahn    wandeln    im 
[himmlischen  Raum."   145.  — 

Trost  aus  der  Akustik. 
,. Schwingend  tönt,   wie  Melall,   so  das  Talg- 
I liebt  auch,  ja  die   Wurst  selbst," 


187 


J.  Kerners  Deutscher  Dichterwald  1813. 


188 


Immer   dein    Liedchen    denn   fort    sing'   uns, 
[o  Talg  und  o  Wurst!"  145.  — 
Spindelmann,    der    Recensent 
[=  Kerner]:     Eecension     von     A.     W. 
5     Schlegels  Gedichten. 

'S  iat  kein  ganz   schlechtes  Lesen  drum, 
'S  ist  aber  noch  nicht  aufgeschnitten, 
Wenn  "man  die  Nase  reibt  drauf  'rum, 
So    riecht's    nach    was    —    ich  mein',    nach 
10  Quitten.     146. 

Diclituiifien    1841,    I   älS,    Titel:    „Spindel- 

nianns  Recension  eines  Biiclis."  — 
Kerner:  Auf  einen  Ep  i  grammatisteu. 
„Dein  Epigramm,  o  Theodor! 
j5  Ist  spitzig,  wie  ein  Eselsohr."  146. 

In  den  DicMnngen  ls41  nicht  enthalten     Vf/L 

K.  Mayer,   Uhland  I  250.  — 
Assur  \Assingy.  Schriftzüge. 
,,Stralet  im  Auge  die  Sonn', 
20       Funkeln  die  Stern'  im  Briefe."  147.  — 
Assur:  Erklärung. 
,, Springende  Saiten  ertönen. 
Drum  ist  so  liedeireich  der  Schmerz."  147. — 
Assur:  Hoffnung,  Glaube,  Liebe. 
25       ,,In  Lüften  fliegt  die  Hoffnung, 

Der  Glaub'  einst  gieng  auf  Wogen  — 
Und  Liebe  könnt'  versinken':'"   147.  — 
Biese    und  die  vorhergehenden  Verse   repro- 
duiiert  K.  Mayer,  Uhland,  I  249.  — 
30   Kerner:    Räthsel.     ,, Kennst  du  den  selt- 
samen   Krystall?"  148.      Dichlune/en.    1841, 
I  133.  — 

Legenden,  Balladen,  Mährchen.     149. 

35  S.  ir,o  lilciht  frei.  — 

Uhland:  Die  verlorene  Kirche. 
,,Man  höret  oft  im  fernen  Wald"  151 — 153. 
Gedichte  I  .31.3 — 315.  —  Kern  er:  Die 
Stiftung  des  Klosters  Hirschau.  ,,Heli- 

40  cena  eine  Wittwe  war"  154 —156  JHehtunc/en 
184,  I  130f.  —  Kerner:  Sankt  Walde- 
richs  Capelle  zu  Murrhardt.  ,, In  alter 
Hurg  auf  wolk'ger  Höh"  157 — 159.  Dich- 
iunf/en  1841,    I  304f.  —   Kerner:    Sankt 

,{5  Alban.  ,,Es  steht  dem  Land  zum  Grusse" 
160—161.  nichtimgcnlS41, 1374.  — Keiner: 
(t  raf  Mon  tfort.  „(iraf  Montfort  von  der 
liotbenfahn  zog  über  das  weite  Meer."  162  — 
164.  In  den  Dichtungen  1841  nicht  enthalten. — 

50  Uhland:  Jungfrau  Si  eglinde.  ,, Das  war 
.Jungfrau  Sieglinde"  165 — 166.  Gedichte.  I 
1>t7 — 18U.  —  Kern  er:  Die  heilige  Regis- 
wind  von  Laufen.  ,, Der  Ritter  Ernst,  der 
war   ergrimmt    zu   einer  bösen  Stund"  167 

55  —169.  Dichtungen  1841,  I auf.  —  Kernev: 
Sankt  Elsbeth.  ,,Zu  Wartburg  unterm 
Lindenbaum"  170  —  173.  In  den  Dichtungen 
1841  nicht  enthalten.  —  Kölle:  Gute  Wahl. 
,.Sie   füllet   den  Krug   an   der  Quelle"   174. 

i;o  —  Der  Schäfers  söhn.  (Fliegendes  Blatt. 
Merkwürdig  ist  die  Aehnlichkeit  im  Refrain 
\..Berg  und  Thal,  Kühler  Schnee:  Herst ieii! 
Scheiden,  das  thut  weh.^]  mit  den  altdänischen 
Halladen).   ,,Es  weidet  ein  Schäfer  im  langen 

er,    Holz"  175—178.   Nach  Kerners  IJrie/ Wechsel 


I  303  ist  das  Gedicht  ron  BetuUus- 
ßirken.  —  Tliorbecke:  Der  hohe 
Apfelbaum.  „Zwei  Aepfel  hat  Jemand 
getragen"  179 — 180. —  Volker  [—  Uhland]: 
Der  Wirthin  Töchterlein.  „Es  zogen  5 
drei  Bursche  wohl  über  den  Rhein"  181. 
Gedichte,  1 176.  —  Kern  er:  Die  traurige 
Hochzeit.  „Zu  Augspurg  in  dem  hohen 
Saal"  182.  Dichtungen  1841,  I  253.  —  de 
la  Motte  Fouque:  Graf  Wilhelm  von  10 
der  Lippe.  Volkssage.  ,,Im  Norden 
unsres  Lands,  des  lieben,  alten,"  183—186. 
Terzinen.  —  de  la  Jlotte  Fouque:  Der 
Wahnsinnige.  ,,Mach'  auf  die  Thüre, 
Mütterlein"  187  — 188.  — Volker  [=  Uhland]:  15 
Harald.  ,,Vor  seinem  Heergefolge  ritt" 
189—191.  Gedichte  I  234f.  —  Uhland: 
Rolands  Schildträger.  ,, Der  König  Karl 
sass  einst  zu  Tisch"  192 — 199.  Gedichte  I 
263—270. —  Uhland:  König  KarlsMeer-  20 
fahrt.  ,,Der  König  Karl  fuhr  über  Meer" 
200-2(12.  Gedichte  I  270—272.  —  de  la 
Motte  Fouquc:  Burg  Volmarstein. 
I.  ,,Icli  will  Euch  eine  deutsche  Mähr'  ver- 
künden" 203.  II.  .,Wer  hat  in  seiner  stolzen  25 
Ritterpracht"  203—204.  —  III.  Im  grünen, 
sonndurchblickten  Bergforst"  204—206.  — 
IV.  ,,Als  in  die  Burg  eintrat  der  grosse 
Freiherr"  206  —  207.  —  V.  „Ein  guter  Haupt- 
mann war  Graf  Volmarstein,  Ein  bess'rer  war  30 
der  Freiherr  von  der  Reck"  207—208.  — 
VI.  Was  flattert  von  den  Thürmen"  209 — 
210.  —  VII.  „Sie  zogen  allsamt  aus  dem 
Thorgewölb"  210— 211.  —  Uhland:  Tail- 
lefer.  „Normannenherzog  Wilhelm  sprach  35 
einmal:"212— 214.  r/crf/c/i^ei,  272—372.  — 
de  la  Jlo  tte  Fouqr:  I.  Königslohn.  ,,Sie 
Sassen  im  Schiff  bei  Metli  und  Wein"  215 
— 217.  II.  Sängerlohn.  „Der  Schäfer  hütet 
seine  Heerde"  218—220.  —  Uhland:  Der  40 
Königssohn.  I.  ,,Der  alte,  graue  König 
sitzt"  221.  2.  ,,Der  .Tüngling  steht  auf  dem 
Verdeck"  221—222.  3.  Fischer.  „Ver- 
sunken, wehe,  Mast  und  Kiel!"  222—223. 
4.  Fischer.  ,,Was  spähest  du  nach  der  45 
Angel"  223.  5.  ,,Wie  schreitet  königlich 
der  Leu!"  223—224.  6.  „Im  Walde  Läuft 
ein  wildes  Pferd"  224—225.  7.  „Es  steht 
ein  hoher,  schroffer  Fels"  225—226.  8.  „Der 
König  und  die  Königin"  226.  Gedichte  I  50 
301 — .306.  —  Kerner:  Goldener.  Ein 
Kind  e  rmährch  en.  „E.s  sind  wohl  zwei- 
tausend .Tabre,  oder  noch  länger,  da  hat  in 
einem  dichten  Wald  ein  armer  Ilirte  gelebt, 
der  hatte  sich  ein  bretternes  Haus  mitten  5-, 
im  Walde  erbaut,  darin  wohnte  er  mit  seinem 
Weib  und  seinen  sechs  Kindern:  die  waren 
alle  Knaben".  227—233.  Dichtungen  1841,  II 
23i/f,  wo  das  Märchen  den  y Heimatlosen''^ 
eingefügt  ist.  —  Die  Fussnote  ebenda  lautet:  ai 
..Dieses  Mahrchen  wurde  als  ein  Bruchstiich 
dieser  grossem  Dichtung  in  dem  Dichterwald 
aufgeführt,  und  aus  diesem  von  Gottsehall' 
in  seiner  Sammlung  von  Vollstnährchen  ab- 
gedruckt,   wuhrscheinlieli    weil    der    Heraus- 


189 


Jaliiliüclilein  deutscbor  Gfdichti?  1815. 


190 


gelier  vcrmeinie,  es  liei/e  diesem  Mährchen 
eine  Volkssac/e  oder  VoliisdicMuny  zu  Gininde, 
was  aber  nicht  isi."  Vgl.  zu  Kerners  ,,Gol- 
dener''  UMunds  Vierzeiler  in  den  Gedichten 
189!^,  11:.'^,  dazu  II  165.  —  U hl  and: 
Mährchen.  ,.IIir  habt  gehört  die  Kunde:" 
234—242.  Gedichte  I,  317—3:24.  — 


Nachlese.  243.    S.:i4i  bleibt  frei. d.' 

[=:  UJdand]:  Theelied.  „Ihr  Saiten!  tönet 
sanft  und  leise"  245-246.  GedichteI51JI3>:  — 
Schwab:  An  August  Mayer.  Antwort 
auf  dessen  Abschied  S.  91.  ,,Achl  nicht 
so  gut  ist  dirs  geworden"  247 — 248.  Vgl. 
Mayer,   Uhland  I  2(Jlf.  und  die  Einleitung. 


Verzeichnis  der  Mitarbeiter  am  Detitsclien  Dichtericald. 


Amalia  \Scho]^pe\ 

Assur  \Assiny\ 

Chizy  (Helmina  von) 

Chri/salethes  =  Heinrich  Köstlin 

— d.  =  ühland 

Florens  =  Joseph  von  Eichendor/f' 

Fouque  (Friedrich  Baron  de  la  Motte) 

GOHL  =  Graf  Otto  Heinrich  Loeben 

Kerner  (Jtistinus) 

KOlle  (Friedrich) 

H.  Köstlin,  s.  Cltrgsalcthcs 

Mayer  (Auyust) 


Mayer  (Karl) 

Hosa  Maria  [Varnhageii\ 

Amalia  Schox)jJC. 

S.  (J.  G.)  =  Seegemund 

Schwab  (Gustav) 

Spindelmnnn,  |=  Uhland  (S.  7,  121)) ; 

der  Bccensent  1=  Kerner  {S.  47,  140.) 

ThorbecJce  (Karl) 

Uhland  (Ludwig) 

Varnhagen  von  Ense  (Karl  Auyust) 

Volker  =  Uhland 


Jahrhüchleiii 

deutscher  tredichte 

auf  1815 

von 

^      Heiiir.  Loest,  Friedr.  IJaroii  de  la 


Verlagl 

und      >  ; 
Druck: J 


.Motte  Fouque,  Ludwig  Glesebrecht  u.  a. 

Stettin. 

gedruckt  hei  Carl  Wilhelm  Struck. 

1S15 

Fundorte:  Königliche  und  Univcrsiläls - 
Bibliothek  zu  Berlin.  —  Göritz-Lübeck- 
Sti/luny  zu  Berlin.  Dr.  Leop.  Hirsehberg  zu 
Berlin. 

Zur  Geschichte  des  Jahrbüchleins:  Sehr 
jung  schon,  selbst  für  jene  Zeit  bcmerkensucrt 
friih.  begann  S eegemunds.  des  spateren 
Schulrats,  dichterische  l'roduktion.  Im  Tage- 
buch Loebens.  der  Okiober  1811  in  Nenn- 
hauscn  bei  l-'ouqui  wohnte,  findet  sich  die 
Notiz:  ..Ganz  herrliche  Gedichte  des  17jährigen 
Gymnasiasten  in  Stettin,  Seegemunds,  ge- 
lesen.-' Die  durch  Fouque  vermittelte  Be- 
kanntschaft führt  rasch  zum  Briefwechsel: 
schon  am  12.  November  schreibt  Lochen  dem 
^.angehenden  Berliner  Akademiker'' .  Zu  Weih- 
nachten 1811  kam  Seegemund  sogar  zu- 
sammen mit  Neumann  at(s  Berlin  herüber 
nach  Nennhausen,  wie  ebenfalls  Loebens 
Tagebuch  berichtet.  — 

Das  Taschenbuch  wäre  wahrscheinlich 
schon  erheblich  früher  zu  Tage  getreten,  wenn 
nicht  die  Kriegswirren  sein  Erscheinen  hinter- 
trieben hatten.  Ein  Brief  Seegemunds  an 
Kern  er  com  17.  Deiembcr  ISlil  berichtet 
darüber:  „Zugleich  hab  ich  den  Wunsch  und 
zu  seiner  Erfüllung  einige  Anstalten  gemacht, 
zuvor  auch  hier  im  Norden  einen  Dichter- 
garteu  anzulegen,  in  welchem  Fouque, 
Ludwig  Giesebrecht  (von  welchem  Sie 
noch  nichts  wissen,  aber  einst  das  Herrlichste 
erfahren  werdeujund  —  Sie.  verehrter  Freund. 
Schwab  und  ühland  die  Stämme  sein 
möchten.     Der  Entwurf  dazu  ist  längst  ge- 


hegt, das  Werkchen  war  daran,   unter  dem    20 
Titel:     .Jahrbüchleiu     deutscher     Ge- 
dichte in  Stettin  herauszukommen,  ehe  diese 
Stadt  eingeschlossen   ward.      Ich    habe    die 
Beiträge    von    allen    in   Händen,    auch    von 
Uhland.    den  Fouqu^  früher  darum   ersucht   20 
hat  —  nur  zu  Ihnen  und  Schwab  muss  ich 
noch  mit  der  Bitte  gehen,  und  ich  thue  das 
mit  dem   herzlichsten  Zutraueu."     fKerncrs 
llrieficechsel  I  3'il]    Ende  Januar  1615  ivar 
es  fertig  und  wurde  verschickt.     Secgemuund   ^ 
berichtet  am  2i.  .Januar  Kerner:  .,Mit  unserm 
Jahrbüchlein  hat's  auch  lang  gedauert,  und 
nun   ist's   fertig  und   sieht   recht  gut   aus." 
[Kemcrs  Briefwechsel  I  i06f;  vgl.  auch  411.] 

Loeben  notiert  am  20.  Februar  den  35 
Empfang  des  Jahrbüehlcins.  Er  besprach 
es  auch  sehr  ausfüMieh  und  instruktiv  in 
der  ..Jenaiser  renommistiseh-romantischen 
Zeitung'-,  icie  Haug  sie  einmal  Matthison 
gegenüber  grollend  tituliert,  [in  dessen  Literar.  4u 
Nachlass  18.32,  II  160]. 

Unter  seiner  Chiffre  G.  L.  =  Graf  Loeben 
■schrieb  er  in  No.  179  der  Jenaisehen 
Allg.  Literatur- Zeitung  vom  Sept.  1815, 
Sp.  475 ff  folgendes :  45 

,, Kräftiges,  selbstständiges  und  unbe- 
fangenes Leben  ist  der  Genius  der  vorzüg- 
lichsten dieser  Gedichte,  und  bietet  aus 
jugendlichem  Füllhorn  erfreuliche  Gaben. 
Wir  fiilgen  der  Eintheilung  des  Ganzen,  um  50 
über  das  Einzelne  unser  l'rtheil  näher  zu 
bestimmen.  I.Lieder.  Nicht  alle  sprechen 
vollendet  und  anziehend  an.  Heinrich 
Loest  hält  sich  dem  Boden  der  Erde  nah'; 
und  weil  er  zur  Prosa  zu  wenig  geflügelte  55 
Poesie  mitbringt,  verflüchtigt  das  Humo- 
ristische, wohin  sich  mehrere  seiner  Ge- 
dichte neigen,  nicht  reizend  genug  den  Stoff, 
und  bleilit  schwer  und  ohne  Grazie.  Die 
Siiinnerin  ist  ihm  am  besten  gelungen,  ein  eo 
ganz  artiges  Laudliedchen  in  vossischor 
Weise  ...  —  Die  Lieder  von  Ä.  Karow 
sind  allerding»  einfacher  und  in  sich  selbst 
runder,  sie  ermatten  aber  häufig  an  zu  ;>ll- 


191 


Jahrbüclilein  deutscher  Gedichte  1815. 


192 


täglichem  Gedankengange  .  .  .  oder  geben 
ihrem  Gegenstand  eine  sonderbare  Wendung 
.  .  ;  da,  wo  in  ihnen  Phantasie  vorherrscht, 
ist  Zartheit  und  Neuheit  der  Erfindung  vor- 
handen, aber  in  der  Ausführung  bemerkt 
man  noch  bisweilen  Unbehülflichkeit,  noch 
nicht  die  letzte  freye  Leichtigkeit  im  me- 
trischen Bau  und  Ausdruck. Doch 

spricht  aus  allen  der  Geist  einer  freund- 
lichen, geschäftigeuJugend  ....  Die  meisten 
Beyträge  hatGottwalt  gegelien.  Erzeigt 
sich  geistreich,  männlich,  1  bisweilen  bis  zur 
Derliheit  und  prosaischen  Wendung  im 
Ausdrucke,  und  dort  wie  da,  wo  er  mehr 
in  zartere  und  lieblichere  Weichheit  über- 
geht, scheint  er  den  pnetischen  Stoff  im 
Centrum  der  Reflexion  aufzusammeln,  und 
von  da  mit  einer  gewissen  sinnigen  Ver- 
gnüglichkeit, die  bis  zur  Laune  und  Ironie 
geht,  zu  vertheilen.  Er  beschäftigt  mehr, 
als  dass  er  rührt,  und  verräth  eine  Ver- 
wandtschaft mit  jener  goetheschen  Eigen- 
schaft, die  hinter  ihren  einfachen  Worten 
ein  hingeworfenes  Räthsel  des  Meisters  ver- 
muthen  lässt;  und  diese  geistreiche,  kluge 
Bedeutsamkeit  zieht  an  und  erwirbt  sich 
eine  fesselnde  Aufmerksamkeit.  Das  leiseste 
Geheimnissvolle  hat  für  den  Menschen  einen 
Zauber,  die  Ahnung  einer  Befreyung,  einer 
höheren  Erfahrung.  —  —  —  — 

Die  zweyte  Abtheilung:  Eklogen. 
Elegieen,  Epigramme,  enthält  maunich- 

faltige  und  sehr  vorzügliche  Sachen. 

Eine  der  geistvollsten  Glossen,  welche  die 
meisten  Versuche  dieser  Art  durch  Eigen- 
thümlichkeit.  Feuer  und  Fülle  übertrifft,  ist 
Gottwalts  ,,Sieg  der  Kunst",  vielleicht 
oder  vielmehr  ohne  Frage  die  schönste  und 
originellste  Lösung  des  vielfach  variirten 
Themas  von  Tiecks: 

Liebe  denkt  in  süssen  Tönen  usw. 

IIL  Sonette.  Die  24  Sonette  von 
Ludw.  Giesbrecht  enthalten  viel  Treff- 
liches: sie  sind  keck  und  rasch  im  Gange, 
weniger  zart  und  lieblich  als  stark,  frisch 
und  grandios.  .  .  ".  Man  sieht  wohl,  dass 
in  diesem  Dichter  eine  bedeutende  Kraft 
und  Tüchtigkeit  sich  regt,  die  Alles,  was 
eich  ihr  zum  Gegenstände  darbietet,  mit 
raschem  Muth  ergreift.  Die  Weihe  der 
Meisterschaft  haben  die  S  o  n  e  1 1  e  von  Ludw. 
Uhlaud.  Auch  sie  regen,  wie  Mehreres  von 
Gottwalt,  mehr  den  inneren  Sinn  als  das 
Gemüth  an;  aber  es  ist  Alles  aufs  Lieblichste 
aufgelöst  in  Leichtigkeit,  Spiel  und  blühendes 
Wesen.  Der  Witz  giebt  sich  hier  gleich- 
sam, träumerisch  auf  Rosen  hingestreckt,  ein 
Fest.  Es  ist  als  schrieb'  er  diese  Sonette 
auf  flatternde  Kosenblätter,  und  Zephyr  trüge 
sie  scherzend  davon,  durch  ihn  selbst  dazu 
ermuntert.  —  — 

Die  Weitläufigkeit  unserer  Anzeige  möge 
den  Herausgebern  ein  Beweis  der  Aner- 
kennung ihrer  srhönen  Absicht  seyn." 

Eine  zweite  (uisfuhrUrhc  llcsension,  irclchc 
die  cnliieyenin'scI'Ac  Ansvliduumj  zur  (ii'Uunij 
hrinijl,  ist  bcmcrkcnsirert  durch  ilic  loran- 
gestellten  alli/cmeinen  Uemcrkungen.  Ein 
Ungenannter  ichreibt  in  der  Hall.  Allg. 
LiteraturZeitung  vom  Julius  1815,  in 
No.  15S,  Sp.  485 /f.: 

„So  häufig  und  jährlich  wiederholt  sonst 
d!o     Tas^chonbüeher     erschienen,     die     sich 


Museualmanaclie  nannten  und  lauter  Dich- 
tungen enthielten,  eben  so  selten  erscheinen 
sie  jetzt  und  haben  den  Mischlingen  Platz 
gemacht,  in  denen  gebundene  Rede  mit  der 
ungebundenen  wechselt.  Diess  Jahrbächlein 
beobachtet  die  alte  Gestalt:  es  giebt  nur 
Gedichte.  Bey  diesem  Rückblick  auf  die 
ältereZeit  bietet  sich  unscineVergleichungvon 
selbst  dar,  und  erfordert  wohl  einige  Worte." 
—  Das  Äeusscrc  der  Gedichte  habe  sich  all- 
mählich zum  Vorteil  i/ea-andclt,  es  sei  immer 
mehr  Ilücksicht  auf  ihre  kunstmässige  Ge- 
staltung iicnoiiimcH  tcurde»,  die  meisten  Ge- 
dichte schritten  jetzt  „gebundener,  fester  und 
sicherer  einher  als  ehedem". 

„Wenn  so  das  Aeussere  besticht,  so  lässt 
dagegen  das  Innere  oft  überaus  leer,  da  — 
es  leer  ist;  es  ist  eine  hohle  Form,  aus 
welcher  der  Geist  verfingen,  oder  die  nie 
Geist  in  sich  gebannt  enthielt.  Das  ganze 
Häuflein  neuerer  Dichter  sieht  sich  im 
Grunde  so  überaus  ähnlich,  alle  haben  einen 
Solchen  Familienachnitt,  dass  es  bequem 
angienge,  man  würfelte  die  Namen  unter 
einander  und  schriebe  sie  nun,  wie  sie 
fielen,  unter  die  Gedichte;  man  würde  jedes 
für  den  zufällig  bestimmten  Vf.  passend 
finden,  da  eine  hervorstechende  Eigenthüm- 
lichkeit  in  wenigen  sich  beurkundet.  Sonst 
musste  denn  doch  ein  Dichter,  wollte  er  vor 
dem  Richterstuhle  der  Beurtheiler  bestehen, 
seinen  Dichtungen  einen  einigermassen 
hervorstechenden  Inhalt  zu  geben  wissen, 
jetzt  kann  schon  eine  blosse  äussere  kunst- 
volle Gestalt  anziehen,  und  das  Urtheil, 
wenn  auch  nicht  beste[c]hen,  doch  be- 
schwichtigen und  bedingen. 

Alles  diess  Angedeutete  gilt  im  vollsten 
Maasse  von  dem  vorliegenden  Jahrbüchlein, 
in  welchem  eine  unverkennbare  Familien- 
ähnlichkeit hervorleuchtet,  abgerechnet,  dass 
eine  Familie  [Giesebrechtj  wirklich  reichlich 
mit  Dichtern  gesegnet  ist  und  so  wieder 
diess  Taschenbuch  begabte.  Das  meiste 
bewegt  sich  darin  in  gefälliger  äusserer 
Gestalt,  der  Inhalt  schlüpft  leicht  am  Leser 
vorüber,  und  weniges  ist  darin,  was  den 
Leser  so  fesselt,  dass  er  oftmals  dahin 
znrück  kehren  möchte,  so  lieb  ihm  auch 
einige  der  darin  wieder  auftretenden  Dichter 
seyn  mögen. 

Die  erste  Abtheilung  begi-eift  Lieder  in 
sich ;  wir  wüssten  kein  Ausgezeichnetes 
darunter  zu  nennen,  eines  fiiesst  hinter  dem 
andern  glatt  und  unbemerkt  fort.  —  — 
Von  den  Eklogen,  Elegien,  Epi- 
grammen lässt  sich  auch  nicht  viel 
sagen  ....  Einige  sind  so  überaus  holz- 
schnittartig, und  in  dem  Glauben,  ihnen 
eine  alterthümliche  Haltung  zu  geben,  so 
hölzern  gerathen,  dass  man  manches  Blatt 
nicht  ohne  Vergnügen,  die  Seite  überwunden 
zu  haben,  umwendet. 

In  den  Sonetten  findet  man  sich  schon 
heimlicher,  aber  etwas  bunt  schweifen  die 
Gedanken  in  und  auseinander,  und  man 
weiss  nicht  recht,  wie  sie  zu  und  neben 
einander  kommen.  —  —  Am  freudigsten 
wird  man  sich  in  den  Balladen,  Le- 
genden und  Mährchen  ergehen  können. 
F  o  u  q  u  !■  beginnt  mit  einer  altnordischen 
Geschichte  in  Balladen:  Die  Eroberung 
von  Norwegen.     Es  ist   wohl   uubestreit- 


193 


Jahrbüchleiu  deutscher  Gedichte  1815. 


194 


bar,  dass  Fouque,  wie  so  vieles  andere, 
auch  Ton  und  Geist  der  Ballade  tüchtig 
und  wahr  ergriffen  hat.  Nicht  ein  breites, 
philosophisches  Lehrgedicht  soll  eine  Ballade 
seyn,    sondern    eine    lebendige  Darstellung. 

auch    vorübergehender    Handlungen. 

Auch  Hr.  Uhland  bewährt  seine  erfreuliche 
Dichtergabe,  besonders  in  dem  Romanzen- 
tone, wieder  in  dem  Gedichte:  Paris.  — 
—  Die  Abtheilung  dramatische  Gedichte 
enthält  nur  eines :  D  i  eWi  ederbevölkerung 
von  Island,  eine  Abenteure  von  Fouqu6. 
In  diesen  Nordlandsdichtungen  ist  Fouquö 
recht  eigentlich  zu  Hause,  ja  sie  haben, 
verpflanzt  auf  unsern  Boden,  erst  eine  rechte 
Gestalt  durch  ihn  gewonnen.  Kaub,  keck 
und  kräftig  ist  auch  diese,  wenngleich 
minder  anmuthig  als  manche  andere  des- 
selben  Dichters.  —  — " 


aj   Innhalt.     Drei  unpcujinierte  Seiten. 
Lieder.     1-    S.  2  bleibt  frei.   — 
Gottwalt  [=  Johann  Georg  Seegemund, 
geb.    1791;    GoedeU   VllSöä.    '  Vgl.     „Die 
Musen.    Eine  norddeutsche  Zeitschrift",  her- 

25  ausgeg.  von  .  .  Fou[|ue  und  W.  Neumann, 
Jahrgang  1814,  2.  Stück:  „J.  G.  Seegemund, 
Offizier  im  Regiment  Colberg".]  :  Bundes- 
lied. „In  der  hehren  Feierstunde"  3 — 4.  — 
Heinrich      Loest     [Heinrich     Wilhelm, 

m  1778  —  1848,  Goedeke  VI 468 f]:  Ruud- 
gesang.  »Des  Menschen  Geist  hat  viel 
gefunden"  5—7.  —  Adalbert  von  Cha- 
misso:  Wechselgesang  bei  der  Ab- 
fahrt.    Auf  dem  Wasser.     „Ausgespannt 

X>  das  Tiial  der  Wogen"  8—10.  H.  Tardel, 
Gedichte  1907,  II  315;  dazu  425  u.  413.  — 
A.  Karow:  Geistliches  Lied.  „Bin 
müde  nun  zum  Sterben  11  — 12.  — ■  Gottwalt 
1=  Seegemund]:  Lebensphantasien.   l.An 

40  einem  Sommerabeud.  „Wir  wandeln 
kindlich  durch  das  Leben"  13-14.  2.  An 
einem  Herbstesmorgen.  „Hinüber  zu 
jenen  Hügeln".  15.  —  Karl  Giesebrecht 
[Karl  Heinrich  Ludwig,  1782—1832;  Goedeke 

45  VI  113:  AHB  9,  157]:  Lenzgefühl. 
„Wenn  dem  Winter  die  Gewalt"  16  —  17.  — 
A.  Karow:  Auf  dem  Wasser.  „Wie  der 
Mond  mit  zarten  Blitzen"  18.  —  Otto 
Heinrich     Graf    von     Loeben:     Leben 

50  und  Liebe.  „Das  Rad  da  unten  ohne  Ruh 
und  Rast"  19.  —  A.  Karow:  Die  Lampe. 
„Zarte  goldne  Strahlen  schweifen"  20.  - 
A.  Karow:  Erinnerung.  Wo  „goldue 
Früchte  flammend  reifen"  21.  —  Gottwalt: 

55  [=^  Seegemund]:  Die  stumme  Antwort. 
„Bei  des  Morgens  frühem  Schimmer"  22 — 23. 
—  A.  Karow:  In  der  Frühe.  „Und 
schon  war  die  Sonne  gesunken"  24.  —  H. 
Loest:     Die  Spinnerinn.   „Und  wann  im 

60  Maien  der  Kukuk  schreit"  25.  —  A.  Karow: 
Das  Veilchen.  „Ich  hatte  lang'  sie  nicht 
gesehen"  26— 27.  —  L. Uhland:  Der  Leit- 
stern „Der  ausfuhr  nach  dem  Morgenlande" 
28 - 29.    Gcd.  1898, 1 179  f.  —  Gottwalt  [= 

65   Seegemund]:    Die  Gärtnerinn.   „Wie  meine 


Grotte  heimlich  lieget"  30—31.  —  H.  Loest: 
Schön  Elsel.  Ein  Vöglein  saß  auf  grünem 
Zweig"  32 — 33.  —  Gottwalt:  Der  neue 
Rinaldo.  „Stilles  HofiFen,  langes  Zagen!" 
34—36.  ■ —  Otto  HeiurichGraf  v.  Loeben: 
Reiterlied.  „Den  Muth  hab'  ich  ver- 
loren" 37. —  Gottwalt:  Entsagung.  „Ich 
fahr' ein  Schiff  auf  hohen  Wogen"  38 — 40.  — 
A.  Karow  :  D  er  Ungeliebte.  „Aus  meinem 
Himmel  ausgestossen"  41 — 42.  —  v.  Fouque 
[=  Friedrich  Baron  de  la  Motte  Fouque,  1777 — 
1843,  Goedeke  VlllS/f]:  D  er  Ungeliebte. 
„Andre  lass'  auf  Kleider  sinnen"  43 — 44. 
Gedichte  181 7,  Bd.  2,  S.  .S/'.  —  0 1 1  o  H  e  i  n  r  i  c  h 
Graf  von  Loeben:  Verknüpfung.  „Dies 
schwarze  Band"  45.  —  A.  Karow.  Ab- 
schied. „Mein  Schwerdt  hab' ich  gezogen" 
46 — 47.  —  Gottwalt  [=  Scegemund\:  An 
die  Muse.  Beim  Abschied  ins  Feld. 
„Willst  auch  du  dich  von  mir  wenden" 
48-49.  —  A.  Karow.  Abschied  vom 
Hause.  „Wohl  aus  dem  stillen  Vaterhaus" 
50—51.  —  Gottwalt:  Während  der 
Waffenruhe  1813.  „Tritt  o  Geliebte  Meine" 
52—53.  —  Gottwalt:  Der  Verwundete. 
„Der  ich  einst  mit  sicherm  Schluss"  54 — 56. 
—  .J.  G.  S.  \^Joh.  Georg  Seegemund]:  Der 
Verwundete.  „Was  rührt  sich  mein 
Schwert  in  der  Scheide?"  57  —  58.  —  Gott- 
walt: Mit  Fausts  Zaubermantel.  ,,Eine 
schnelle  liebe  Stunde"  59-60  —  A.  Kr. 
[=  A.  Karate?]:  An  fAer  Feldwacht.  ,,Ich 
steh'  in  einsamer  Ferne"  61.  —  A  Karow: 
Die  Flisfahrt.  „Wie  der  Spiegel  von  Dia- 
mant" 62 — 63.  —  Heinrich  Loest:  Der 
Champagnerelfe.  Wechselgesnng  ztoi- 
.■ichen  den  zechenden  Philistern  und  dem  Cham- 
pugncrelfen.  Die  zechenden  Philister: 
, .Seilt,  wie  der  Champagner  glüht"  64  —  67.  — 
G .  [  =  Gottwalt-Seegcmund:'] :  T  r  i  n  k  1  i  e  d  für 
Dichter.  „Gesang  zum  Jubel  des  Ver- 
oines"  68-69.  —  Seite  70  bleibt  frei  — 
Eklogen.  Elegieen,  Epigramme.     71.  — 

S.  72  bleibt  frei.  —  A.  Karow:  Am 
Meere.  „Wie  hehr  das  Land,  wo  in  der 
Eichen  Nacht"  73 — 74.  Bie  Iteiden  ersten 
Strophen  sind  „Robert^,  die  beiden  nächsten 
^Arthur-",  die  letzte  ^Felix"  überschrieben.  — 
Otto  Heinrich  Graf  von  Loeben:  An 
der  Donau  bei  Presburg.  „O  freies 
Leben"  75  —  77.  Gedichte,  ausgetv.  und  her- 
ausgeg   von  B.  Pissin,  Berlin  1905,  S.  140  f. 

—  Otto  Heinrich  Graf  von  Loeben: 
Schloss  Stubenberg  in  Oesterreich. 
„Willkommen,  Gast,  auf  stiller  Höh'"  78-79. 

—  Gottwalt:  Der  alte  Ritter.  „Es 
sass  auf  hohem  Rittersaal"  80— 81.  —  Karl 
Giesebrecht:  Das  Schlachtfeld  bei 
Lützen.  ..Hier,  wo  meine  Todten  liegen" 
82-84.  — 

Nachtstücke. 
1.  Gottwalt:     Der  Gefangne.      „Die 
Winde  geh'n  wie  Lautenklänge"  85 — 86.   — 
2.   A.  Karow:     Kirchhofsreigen.     „Ver- 
hallt ist  die  Glocke  der  Mitternacht"  87—88. 
13 


195 


Jahrbüchlein  deutscher  Gedichte  1815. 


196 


—  3.  A.  Karow:  Asmodi's  Jubelgelag. 
ylJnten  tief  und  oben  thront"  89—91.  — 
Otto  Heinrich  Graf  von  Loebeii: 
Lebenslauf    des     Fräuleins     und     der 

5  Magd.  „Sonnabends  wo  in  jedem  Haus" 
92—95.  Knittelverse.  —  Ludwig  Giese- 
brecht  [Heinrich  Ltidwig  Tlieodor,  1792  — 
1873,  vgl.  Frans  Kern.,  L.  Giesebrecht, 
Stettin  1875]:  Glosse. 
10    Text:  Um  dich  her  soll  ewig  spielen 

Die  gesunde  Mayenluft. 

P.   Flemming. 
„Als  die  ersten  Veilchen  keimten"  96  —  97.  — 
Gottwalt.        Sieg    der    Kunst.       (Nach 
15    einem  Gemälde  von   Daehling.) 
Th  ema. 
Liebe  denkt  in  süssen  Tönen 
Denn  Gedanken  stehn  zu  fern, 
Nur  in  Tönen  mag  sie  gern 
20  Alles  was  sie  will  verschönen. 

[Tieck.] 
Variation.  [Es  treten  nacheinander  cm  f:  Pru- 
dentia,  BenedettOyBosu  ,Scel(o,  Perduto,  Yirtuoso, 
Corinna  \     Prudentia:   ^Wie  ihr  Kunst  und 
2")    Schule  fehle"  98—100.  —  Ludwig  Giese- 
brecht:   Zur  Zeit  der  Waffenruhe.    In 
Schlesien.     ..Eine  Zeit  ist   mir   gewesen- 
101  —  105.      —      Adolph        Giesebrecht 
[Adolph  Friedrich  Benjamin,   1790—1S5:J\: 
30    Geistes waudrung.       1.     Flucht.      _Was 
jagt  dich  auf  mein  Herz,   aus  deinem  Kreise" 
106—108.       2.    Eückkehr.      „Am    Lande 
wieder?     Ist  das    Meer   durchschwömmen?" 
109—111.     Die  Schlussstrophe  dieses  zweiten 
35   hat    die    gleichen    Reime    wie    die    Anfangs- 
strophe  des   ersten  Gedichts.  —  Karl  Giese- 
brecht:   Die. Jünger  nach  der  Himmel- 
fahrt.   ,,Wir  kommen  zu  des  Grabes  Pforte" 
112—115.   —   Gottwalt:     Novalis.     „Ein 
40   Bote  kam  aus  Himmels  Reichen"  116 — 117. 

—  A.  Karow:  An  die  Geliebte.  „Ewig 
steigen  die  Sterne  hinab,  hinauf;"  118 — 119. 

—  S.  [Wahrscheinlich  =;  Seegemund ;  vgl.  u. 
a.  die    Aehnlichkeit    der    Anschauungen    im 

46   4.  Epigramme   und   in   dem   Gedicht   S.  116- 
Bas  Inhaltsverzeichnis  hat  •rF'^]: 
[Breissig]   Epigramme. 
1.    Die  diesjährigen  Epigramme. 
^Wie  sich  im  Lenz  ein  Gewühl  von  spielenden 
50  [Kindern  versammelt, 

Leicht  geschürzt  und  behend  nab'n  Epigramme 

[sich   mir, 
Doch  ruft  Jedes  micii   an:   wo  blieb  der  ge- 
[flügelte  Knabe, 
äö    Welcher    mit     Bogen     und    Pfeil     sonst    ja 
[mitinnen  gespielt?"      120. 
Leben   und   Kunst. 
2 

..V^ior  Zeitalter  durchlebte  die  neuere  Welt, 
SO  in   der  ersten 

Gab  das  Eisen  den  Jiiibni,  schaffte  das  Eisen 
[die   Frucht;"      120. 
3. 
„Blind    gebobrne    sind   selig,   so   stehst  du, 
65  [künstliche  Mystik, 


Heut  denn  zu  Markte  und  stichst  Sehenden 
[gerne  den  Staar."     121. 
Novalis. 
4. 
„Bräutlich    liebt"    ihn    die  Erd'    und    zog  in     5 

[die  erzenen  Schachten 
Erst  ihn   hernieder  und  bald  zu  sich  hinein 
[in  den  Schoss."      121. 
Heinrich   von    Ofterdingeu. 

5-  10 

„Weil  nach  Vollendetem  stets  der  Deutsche 

[verlangt,  so  gewährt  ihm 
Endlich  dieMuse  znmTrost  dies  unvollendete 
[Buch.«     121. 
Leben   und  Liebe.  15 

6. 
„Treffliche    Scheuche    der  Furcht,    du    gute 

[Klinge,  du   triffst  mir 
Nicht  nur  im  Felde  den  Feind,  auch  in  der 

[eigenen  Brust;"     121.        ^0 
7. 
„Oft  durchflieg'  ich  die  Bidle,  das  Schauspiel, 

[volle  Konzerte, 
Und    in    dem   bunten  Gewühl    wird   mir  der 

[Buseu  so  schwer."     122.        95 
8. 
..Amor    du    heidnischer    Gott!     ein    kleiner 

(Teufel   gewisslich 
Bist  du  und  ärger  als  er  Tücken  und  Lügen 

[geneigt:-      122.        30 
9. 
„Blicke    fliegen   wie  Pfeile   von    Fenster   zu 
[Fenster  herüber"      123. 
10. 
„Amor  streitet  und  Mars  in  meinem  Herzen,    35 

[der  Knabe 
Zieht    sich    schüchtern    zurück,    Bogen    und 
[Köcher  versteckt"      123. 
11. 
„Ernst    erschein    ich    den    Freunden,    niicii    40 

[freut  nicht  wenig  der  Glaube, 
Sicherer    waltet    sodann    nur    im  Geheimen 
[der  Schalk."     123. 
12. 
„Einer  schilt  mir  die  Jugend,    zu   männlich    45 

[erblickt  mich   der  Andre, 
Du    hast,    Freundin,     allein     Kindheit    dem 
[Manne  vereint."     123. 
13. 
„Täglich    vertraut  sie  allhier  die  blühenden    50 
[Glieder  dem  Bade"      124. 
14. 
„Gern    wo    sie  wandelt    und  weilt,    verbleib' 

[ich,   am  liebsten  im  Bade, 
Süss  ja  ist  es  im   Bett    seiner  Geliebten  zu    55 
[ruhn."      124. 
15. 
„Bist  du  doppelt,   o  Amor?   ich   suche   dich 

[vorne,   dich  rückwärts. 
Dich   an    den   Seiten    und    rings    stehst  Du    go 
[und   lachst  wie  ein  Schalk"      124. 
Kunst   und   Liebe. 
16. 
„Eine  der  Himmlischen  sah  ich,  sie  blickte 

[mich  an  und  entschwebte,        03 


197 


Jahrbüchleiu  deutscher  Gedichte   1815. 


198 


Und   von    der  Mus'   ein  Blick  —  nennt  ihr 
[das  nicht  Epigramm?"     124. 
17. 
„Rohde,   Dich  lehrte  die  Mus'   und  eine  der 
5  [txrazien   hört  dich, 

Aber  es  ruhet  ihr  Spiel  während  des  deinigen 
18.  [nicht:"      125. 

„Sorg'  und   Zweifel  der  Liebe  besprach  ich 
[mit  euch,   Epigramme   — 
10    Seit  mir  Amor  gewährt,  schweigt  nun  auch 
[mein   Epigramm  "      125. 
Jahresüeiten. 
19. 
„Sonst    auch     spendetest    du,     o    Mai,     mir 
15  [liebliche  Blüthen, 

Aber  noch    nimmer   wie  heut,    brachtest  du 
[ewige  mit."      125. 
20. 
„Flammt  mir  die  Sonne  von  oben,  im  Herzen 
20  [der  Gott,  ich  verbrenne. 

Dennoch   von  Flammen  allein   wird  mir  dies 
[Feuer  gestillt."     125. 
21. 
„Wer  an  dem  Feste  des  Bacchus  sich  kränzt 
•25  [mit  grünender  Rebe"     126. 

Morgen. 
22. 
-Winterlich  täuschte  Gebirg'  und  See,  weiss 
[wallend,   der  Nebel, 
30    Wahrheit    nirgend  und    doch    glänztest    du, 
[Xebel,  noch  schön."     126. 
23. 
„Wenn    sie    frühe    dem   Bettchen    entsteigt, 
[ihr  erstes  Geschäft  ist, 
35    Gleich  zum  Fenstergesims  stellen  die  Blumen 
[hinaus;"      126. 
Abend  und  Nacht. 
21. 
„Bergen    auch    Götter   ihr  Glück?     Es    um- 
40  [armen  sich  Himmel  und   Erde 

Und   in    der  Dämmerung  Flor   seh'   ich    die 
[beiden  nicht  mehr."'      127. 
25. 
„Wäre  der  Tag  so  gesellig!  er  scheidet  die 
45  [Strassen  der  Menschen, 

Gastlich  beherbergt  Nachts  Baucis  den  Herrn 
[des  Olymps."     127. 
26. 
„Xachts   wie   die    Sterne    so  gehet  ihr   auf, 
50  [ihr  zierlichen  Frauen! 

Schade    nur    dass    man    dabei    Fackeln    und 
[Kerzen  verbraucht."      127. 
27. 
„Stürmisch   durchglüh'  ich    die  schweigende 
55  [Nacht,  verdenk'   es  mir  nimmer, 

Hab'    ich    iin    Lärme    des   Tags    einsam    die 
[Zeit  ja  verträumt."      127. 
28. 
„Blicke    nur    auf    zum  Gestirn!     Ach  wäre 
6  1  [das  meine  dort  oben, 

Heute  noch  stürb'    ich,    um    gleich    dort  bei 
[den  Sternen   zu  seyn."     127. 
29. 
„Schliesäen   sich   zu  vier  seelige  Augen,  so 
fl5  [darf  wohl  der  Himmel 


Tausend   haben   und   mehr,    aber    die    Erde 
[nicht  eins  ■'      128. 
30. 
„Gute  Nacht!    wie     so  frühe    doch   sagst  du 

[es,  sag'  es  am  Morgen, 
Nacht    ist's  immer   wenn  Du  scheidest.  Ge- 
lliebte, von  mir."     128. 
Sonnette.     129.  — 
S.  130  bleibt  frei.   — 
Ludwig  Giesebrecht:  [24)  Sonnette. 

1.  „Was  ist  der  Liebe  wundersüsses  Wesen?" 
131.  Gedichte  1867,  1  38.  Titel:  „Was  ist 
Liebe?-'  Gleich  den  andern  Sonetten  und 
Dichtungen  umgearbeitet.  2.  „Ich  mögte 
fröhlich  seyn  und  mögte  weinen"  132.  Ge- 
dichte S.  37.  Titel:  „Zu  Ihr."  3.  „O  jene 
Zeit,  da  sah  ich  Sie,  die  Schöne"  132 — 138. 
Gedichte  I  36f.  Titel:  „Die  Bekränzte." 
Beginnt:  ,,Ich  sähe  dich,  du  Herrliche,  du 
Schöne".  Gänzlich  umgearbeitet.  4.  „'Die 
Freundin  ist  von  dir  zu  Gott  gegangen':" 
133—134.  Gedichte  I  30.  Titel:  „Der 
Todtenkran  z".  Beginnt:  'Weisst  du?  Die 
Freundin  ist  zu  Gott  gegangen'.  5.  „Ich  bin  nun 
oft  in  einem  Wald' gewesen"  134  6.  „Du  grauer 
Stein  sollst  es  den  Wandrern  sagen"  135. 
7.  „Komm  süsser  Name,  dass  mein  Herz 
sich  labe"  135  —  136.  8.  'Wie  fügst  du 
auch  dich  in  Prokrustes  Bette?'  136 — 137. 
9.  „Der  Säule  Memnons  muss  ich  mich  ver- 
gleichen" 137.  Gedichte  147.  Titel:  „Mähr- 
chentrieb". 10.  „Ich  hal)8  nie  der  Kind- 
heit Glück  erkannt"  138.  11.  „Den  Tag, 
da  ich  das  Angesicht  der  Süssen"  138  — 139. 
12.  Auf  Wielands  Tod.  [I.]  „Du  wolltest 
Deinen  Brüdern  alles  geben"  139 — 140. 
[II]  13.  „Eh  ich  dich  kannte  hab'  ich  dich 
verehrt"  140.  14.  ,,'Lebt  wohl,  ihr  Freunde, 
au  des  Hafens  Rande'"    141. 

15.  „Ijiebe  ist  ewig;  ist's  dem  Menschenkinde 
Denn  möglich  von  der  ewigen  zu  lassen?" 
141 — 142  16.  „Was  Menschen  besser  sei, Tod 
oder  Leben?"  142—143.  17.  „Auf  Berg 
und  Wiese  wachsen  manche  Kräuter"  143 
—144.  18.  Auf  Virgils  Eklogen.  „Ein 
Hirtenjüngling  sitzt  am   klaren  Bache"   144. 

19.  „Ich  bin  dir  nah  und  bin  dir,  ach,  so 
ferne"  145. 

20.  „Wenn  einer  meine  Lieder  lobt  von  jenen 
Die  wohl  verstehn  von  Poesie  zu  sagen;" 

145—146.  21.  „Es  hallt  wie  Waffenklang 
in  meine  Ohren"  146—147.  22.  „'Verstummt 
und  lautlos  ruht  mein  Saitenspiel:"  147. 
23.  Auf  das  Schauspielhaus  in  Neu- 
strelitz.  „Du  stilles  Haus,  von  Bäumen 
grün  umgeben"  148.  24.  ,.Es  liegt  ein 
klarer  See  auf  Welschlands  Auen"  148—  149. 
—  Ludwig  U bland:  Sonnette.  [7]  1. 
■Vermächtniss.  „EinSängerin  den  frommen 
Rittertagen"  150.     Gedichte  189S,  I  101.  — 

2.  An  Petrarca.  „Wenn  du  von  Laura 
Wahres  hast  gesungen-  151.  Gedichte  1898, 
I  101 — 102.  —  3.  Der  Blumenstrauss. 
„Wenn  Sträuchen,  Blumen  manche  Deutung 
eigen"     152.      Gedichte     1898,     I   110.     — 

13* 


199 


Deutsche  Pröhlingsklänge  für  1816  und  1816. 


200 


4.  Eilt  schul  digiing.  ,,  Wen«  ich  in  Liedern 
manchesmal  berichte*'  153.  Gedichte  1898, 
I  110—111.  —  5.  Die  zwo  Jungfiaun. 
„Zwo  Jungfiaun  sah  ich  auf  dem  Hügel 
droben"  154.  Gedichte  1898,  I  10!).  — 
6.  Schlusssonnet.  „Wie,  wenn  man  auch 
die  Glocke  nicht  mehr  ziehet"  155.  Gedichte 
1898,  I  112—113.  —  [7.]  Der  Wald. 
„Was  je  mir  spielt'  um  Sinnen  und  Ge- 
müthe"  166.     Gedichte  1898,  1 109—110.  — 

Balladen,  Legenden,  Mährchen.     157.  — 
S.  15s  Utiht  frei. 

Friedrich  Baron  de  la  Motte 
Fouqu6:  Die  Elroberung  von  Nor- 
wegen. Eine  altnordische  Geschichte 
in  [6]  Balladen.  Des  Königs  Begehr. 
,, Harald  der  junge  Königs=Sohn"  159 — 161. 
Der  Jungfrau  Antwort.  „Oede  Haide! 
Finstre  Nacht!"  162— 165.  Das  Gelübde. 
„'Und  hat  die  Maid  also  gesprochen, 
Wie  jetzt  Euchs  von  den  Lippen  tont'?'" 
166—167.  Die  Schlachten.  „Das  Lied 
rollt  'nen  blutigen  Teppich  auf;"  168 — 170. 
Der  Verein. 

„Die  Schöne  pflückt  sich  Blüthen 
Am  Meeresstrand" 
171 — 173.  Des  Gelübdes  Lösung. 
,,'Kegiuwald,  Du  alter  Held'"  174—176.  —  L. 
Uhland:  Paris.  ,, Paris  ist  der  schönste 
lütter"  177—179.  Gedichte  1898,  I  198— 
199.  —  Friedrich  Giesebrecht  [Fried- 
rich   Gustav    Theodor,    Ludwigs    Zivillinffs- 


hruder,  1792-1875]:  Es  ist  das  Heil 
uns  kommen  her.  Erste  Sage.  „Es  ist 
das  Heil  uns  kommen  her".  180 — 184.  — 
Die  andre  Sage.  „Wer  singt  da  draussen 
vor  der  Thür«  185-  187.  —  T>.  Uhland:  5 
Sankt  Georgs  Ritter. 

1.  .Hell  erklingen  dieTiorameten"  188 — 191. 

2.  „In  den  abendlichen  Gärten"     191—193. 
Gedichte  1898,  I  192-190;  vgl.  auch  11  79 f. 

—  Fouque:     Der    Mutter    Trost.     „Ich    10 
Wittwe  hatt'  ein  Knäblein  schöne"  194—200. 

—  Fouque:  Sankt  Nikolaus  Fest.  „'Still 
du  in  dem  Winkel  dorten!"  201—208.  — 
Ludwig  Giesebrecht:  Die  Brautfahrt. 
Ein  Mährchen.  „Der  Fürst  der  Nacht  15 
ging  durch  die  kühlen  Schatten"  209  —  221. 
38  Stanzen.  Gedichte  1867.  S.  47ff.  YerJciirzt 
auf  21  Stanzen.  —  S.  222  hleiht  frei.  — 
Dramatische  Gedichte.  223.  —  S.  224 
bleibt  frei.  —  Friedrich  Baron  de  1  a  M  otte  20 
Fouquö:  Die  Wiederbevölkrung  von 
Island.     Eine    Abentheure.      225-279. 

Personen: 
Kwelldulfur,  ein  alter  Held. 
Skallagrimur,  sein  Sohn.  25 

Harald    Schönhaar,    König    von    Nor- 
wegen. 
Anlver  Heufa,  ein  Kämpfer  und  Sänger 

des  Königs. 
Ein  Schiffmeister,  Hauptleute,  Kämpfer       30 
und   Kriegsknecbte.     226. 


Verzeichnis  der  Mifnrbeiter  am  Jahrhüchlein  Deutscher  Gedichte. 

Chamisso 

Fouque 

G.  =  GotlwaU  =  Seec/emund 

Adolph      ) 

Friedrich  \    ^ .     ,      , , 
Giesebrecht 


Karl 
Ludwig 


A.  Kr.  =  A.  Karow? 

A.  Karow 

Loehen 

Heinrich  Loest 

S.  =  J.  G.  S.  =  Secgemund,  s.  Gotiwalt 

uhland. 


Deutsche  Friihii  11  gsk ranze 

für  isiö  [und  ISIG] 


Isidorns  (=  Loeben),  Karl  v.  Oberkamp,  Dr. 
F.  (li.  Wetzel,  A.  Seyfried,  M.  liirnbanni  n.  A. 
[181G:  Isidorns,  Max  t.  Schenkeiidorf,  (Jiistav 
Schwab,  K.  A.  Varnhagen  von  Ense.  Dr.  F.  (J. 
Wetzel,  Karl  v.  Oberkauip  11.  A. 

Herausgegeben 
von 

Jobauii  Peter  von  Horiitlial. 

[4.  XII.  1794 — 1S64;  in  Bamberg  geti.,  als  Sohn  des 
dortigen  Bürgermeisters,  vgl.  MeuselErsch . 
Das   gelehrte    Teutschland   1831.    XVIII,   215]. 

Verlag  iirnl  Druck:  1815:  Bamberg,  in  Kom- 
mission lici  Karl  Friedrich  Kunz.  1810: 
Bamberg  und  Würzburg,  in  den  doch- 
hardt  'sehen  Buchhandlungen . 

Format:     8". 


Schriftart:     Fraktur. 

Fundorte:  Königl.  Bibl.  Berlin;  Univ.-Bibl.  40 
Freiburg  i.  B.,  Jena,  München,  Würz- 
burg [nur  1815 J;  Hof-  und  Staats-Bibl. 
München  [nur  1S16J;  Königl  Bayer.  Bibl. 
Bamberg;  Königl.  und  Provimial-Bibl. 
Hannover;  Grossherzogl  Bibl.  yVeivxar;  45 
Göritz- Lübeck- Sii/iiing  Berlin. 

Zur     Geschichte      der     Frühlingskränze: 
l'cber  Hornthal   vgl.    die    „Zeitung   für 
die  elegante  WeW  von  1814.  tvo  in  Ko.  14.^ 
vom  21  Juli  ein  grosses  Gedicht  von  ihm  ab-   50 
gedruckt  ist:  „Germanias  Bückkehr",  das 
nach  eina-  Anmerkung  des  Verfassers  bereits 
im    Februar  1814    entstand.     £s   ist   unter- 
zeichnet „Landshut  in  Baiern' ;  Hornthal 
stand    also    in    Beziehung    zum.    Kreise    der   f'5 
..Landshuicr    Akademiker".     [Vgl.  Sp.  114]. 
Die    Vorbereitungen    für    das    Taschenbuch 
scheinen  sich  geraume  Zeit  hingcschhppt  sw 
haben;   aus   Loebens    Tagebüchern   notiere 
ich,  dass  er  erst  am  20.  Januar  1815  „einen   60 
Antrag  aus  Wür:bvrg.   an   ein    Alm.    Thiil 


201 


Deutsche  Frühlingskränze  1815  und  1816. 


202 


£U  nehmen",  erhielt.  Am  2.  Februar  geht 
die  eiste  Seiuluvii  seiner  Beiträge  ab;  am 
äs.  Februar  erhält  Loeben  eine  zireite  Auf- 
forderung und  erwidert  sie  mit  einer  neuen 
Sendung.  Am  3.  April  sehreibt  er  an  Horn- 
thal  und  erhält  dessen  Antwort  am  4.  Mai  1815. 
Sogleich  sendet  er  einen  IS'achtrag,  dem  noch 
am  22  Juli,  auf  Grund  eines  tags  zuvor 
erhaltncn  Briefes,  ein  zweiter  folgte!  —  Wie 
grosses  (Gewicht  man  auf  Locbens  Mitarbeiter- 
schaft legte,  den  die  jungen  Dichter  willig, 
ja  begeistert  als  ..Führer  und  Meister"  an- 
erkennen, wie  dankbar  man  ihm  war,  bezeugt 
Hornthals  Sonett  auf  S.  99  des  ersten 
Jahrgangs 

An  Isidorus. 

Im  Namen  der  Freunde. 

Wie  Du  die  Leil'ge  Freiheit  zu  verkünden. 
Mit  Deinen  Scliaaren.  tapfer,  kühn  und  bieder. 
Hinaus  getrabt,  ein  ächter  Cbristenritter, 
Hineilend    zu   den   freud'gen   Kampfgt winden : 

So  willst  Du  jetzt  mit  uns  auch  Dich  verkünden, 
Und  streiten  mit  im  Klange  Deiner  Lieder, 
Dass  Gott  sich  senke  in  die  Herzen  nieder, 
Und  heilig  sich's  im  Menschen  mög'  entzünden. 

Denn  was  aus  des  Gemüthes  reinen  Tiefen 
Hei  vorsprieest  in  der  DichtkunstLichtgestalten, 
In  dem  wohnt  Gott  ja  und  die  sel'gen  Geister. 

Drum  Dank  auch  Dir,  den  Engel  längst  beriefen 
Zu  diesem  Werk,  dass  Du  zu  uns  willst  halten: 
Sey  Du  uns  ferner  Führer  da  und  Meister! 

AucJi  der  ziveite  Jahrgang  erschien  mit 
übergrosscr  Verspätung:  Hornthals  Gedicht 
,.Am  Jahrestage  der  Schlacht  zum  sefiöncn 
Bunde"  (18.  Juni  1S16)  kann  noch  S.  2Slf. 
eingefügt  icerden ;  330  Seiten  zählt  der  Band. 
Er  hat  an  namhaften  Mitarbeitern  Eiickert. 
Schenkendorf,  Varnliagcn  gewonnen;  die 
schwäbischen  Dichter  hielttn  sich  zurück,  trotz 
Hornthals  Brief  an  Kerner  vom  26.  III.  1816 
l Kerners  Briefwechsel  Band  1],  der  lautet: 
,Kw.  Wohlgeboren  habe  ich  die  Ehre,  an- 
liegend ein  Exemplar  der  1815  von  mir 
herausgegebenen  Deutschen  Früblings- 
kränze  zu  fibersenden.  Es  sollte  dies  Büch- 
lein einen  Dichterverein  im  Süden  begründen, 
wie  deren  der  Norden  so  manche  aufzeigt 
und  woran  es  uns  so  sehr  mangelt.  Ich 
verkenne  gar  nicht,  dass  vieles  in  dem 
Kranze  gerechtem  und  wohlbegründetem 
Tadel  unterliegen  müsse,  allein  es  war  vor- 
erst nur  darum  zu  thun,  dem  endlich  er- 
richteten Vereine  auch  nach  aussen  Leben 
zu  geben  .  .  .  Die  wiederholt  zugesagte 
Teilnahme  der  meisten  älteren  Freunde, 
der  neue  Beitritt  würdiger  Sänger,  wie 
Freimund  Reimar  .  .  .  haben  es  denn  auch 
möglich  gemacht,  im  nächsten  Früh- 
jahr [1817?]  eine  zweite  Sartmlung  heraus- 
zugeben. Es  ist  dabei  der  innige  Wunsch 
aller  älteren  Teilnehmer,  die  vorzüglichsten 
Sänger  des  deutschen  Südens  hier  zu  ver- 
einen, und  so  bitte  ich  Sie  denn  im  Namen 
aller  und  für  mich,  unserem  Vereine  die 
Freundeshand  bieten  zu  wollen." 

Rezensionen:  In  der  Jenaischen  Allg 
Lit.-Ztg.  vo7n  November  1817  [No.  203j 
äusserte  sich  L.  ir.  wie  folgt:  „Die  soge- 
nannte Schule,  die  auf  ein  höheres  Streben 


der  Poesie  drang,  die  manches  Gute,  aber 
auch  manches  Böse  stiftete,  indem  sie  durch 
grössere  Forderungen  an  Phantasie,  dunkele 
Gefühle  und  Sinn  und  Bedeutung  nicht 
selten,  ohne  es  zu  wollen,  zur  Phantasterey, 
zu  musikalischem  Klingklang  und  zum 
Allegorischen  verleitete,  Willkiihrliches  ein- 
mischte, der  Deutschen  Sprache  Zwang  an- 
that,  und  manche  gute  Köjjfe,  die  in  ihrer 
eigenthümlichen  Kraft  nicht  stark  genug 
waren,  sich  selbst  zu  behaupten,  aus  ihrer 
Originalität  lierausriss  und  mit  Verwischung 
einer  charakteristischen  Naivetät  zu  einer 
allgemeinen  gehaltlos  verschwebenden  Ton- 
weise und  geistreich  maniriiten,  der 
Phantasie  schmeichelnden  .Spielerey  ver- 
lockte, hat  auch  in  der  neueren  Zeit  noch 
■nicht  ganz  ihren  Einfluss  verloren,  und  so 
denn  auch  in  diesen  Frühlingskränzen  noch 
einige  Spuren  zurückgelassen,  so  dass  sie 
Gelungenes  und  Geschmackloses  bunt  durch- 
einander mischen."  —  Sodann  werden  die 
einzelnen  Beiträge  im  Stil  der  Guetheschen 
Wunderhom-Bezension  knapp  charakterisiert 
und  beurteilt  und  wohlwollend  geschlossen: 
„Wer  aus  allen  diesen  Kränzen  wieder  eine 
Auswahl  tretl'eu  wollte,  dem  dürfen  wir 
wenigstens  versichern,  dass  er  sich  daraus 
einen  recht  guten  Blumenstrauss  binden 
könnte." 

Im  November  1821  brachte  das  129.  Er- 
gänzungsblatt der  Hall.  Allg.  Lit.- 
Ztg.  noch  eine  Beurteilung  des  zweiten  Jahr- 
ganges. Aueh  diese  verspätete  Bezension 
eines  Ungenannten  bespricht  der  Reihe  nach 
einen  der  Diehier  nach  dem  andern  und 
gibt  jedem  seine  Note.  —  Zusammenfassend 
schliesst  der  Bezensent  auf  der  4  Spalte: 
„Werfen  wir  roch  einen  Blick  auf  das 
Ganze,  so  finden  wir  in  diesem  Verein  meist 
junger  Sänger  ein  Vorherrschen  des  Ernsten 
und  Idealen,  ein  strenges  Ausschliessen  des 
Scherzhaften,  des  Witzes  und  der  Satire, 
was  offenbar  zu  den  Zeichen  der  Zeit  gehört. 
Ihren  Werth  erhält  diese  Blumenlese  durch 
eine  Anzahl  Gesänge  voll  zarter  süsser  Innig- 
keit und  heller  kräftiger  Lebensfreudigkeit; 
was  im  Fach  der  Romauze,  der  Elegie  und 
sonst  etwa  noch  geleistet  ist,  bedeutet 
weniger.  Eine  durch  das  Ausschliessen  des 
Scherzes  erzeugte  Einseitigkeit  bey  einer 
L'eberfülle  des  Ernstes  ist  nicht  zu  verkennen, 
und  auf  die  Hälfte  oder  ein  Drittel  seines 
Umfangs  zurückgeführt,  würde  das  Ganze 
an  Gediegenheit  sehr  gewonnen  haben. 
Endlich  dürfen  wir  auch  nicht  unbemerkt 
lassen,  dass  viele  der  hier  auftretenden 
Dichter  auffallend  unrichtig  reimen, 
und  dass  man  in  dem  Zusammenreimen 
des  ch  mit  dem  g,  des  do]ipelten  s  mit 
dem  einfachen  und  so  ferner  das  Vater- 
land derselben.  Franken,  wahrnimmt."  — 
—  —  Bei  Birnbaums  Volkssage  „Kaiser 
Karl  im  Fniersberge'  wird  hervor- 
gehoben, sie  bewege  sich  „iu  dem  ganz  un- 
passenden Sylbenmasse  von  Schlegels 
Arion  matt  und  steif;  um  das  Ganze  noch 
verfehlter  zu  machen,  hat  der  Vf.  aus  der 
Schlegelscheu  Romanze  eine  Menge  Aus- 
drücke und  Redewendungen  nachgeahmt 
und  gleichsam  parodiert,  man  begreift  nicht, 
wozu?" 


203 


Deutsche  Frfihlingskränze  1815  und  1816. 


204 


Jahrgang  1815. 

Inhalt:  Fünf  unpaginierte  Seiten;  auf 
der  sechsten:  Verbesserungen.  —  v.  Horn- 
thal:  Zueignung.  „Frühlingsduft,  bliilieu- 
tler  Kegen"   1 — 2.  — 

Erster  Kranz  3.  —  Seite  4  bleibt  frei. 
Isidorus  [=  Otto  Heinrich  Graf  von  Locbe)i]: 
Friihlingsgrüße:  „Liebe  Kinder,  Blumen 
süsse"  5—6.  —  A  Sej'fried  [Offizier 
in  München,  vgl.  Goede'ke  V  438,  VII  ISä] : 
lionianze.  „Liebchen  flog  im  grünen  Kleide"' 
7 — 8.  —  Ludwig  Eugen  Hesse:  Nacht- 
phantasie. „Wer  deutet  mir  das  liebevolle 
Sehnen"  9—10.  —  Adrian  [=  Johann 
Valentin  Adrian?  1793—1864;  ABB  1, 
133f]:    Der  Troubadour. 

1.  ,.  Wenn  kühl  der  Abendschleier"  11  — 12. 

2.  ,,In  des  Südens  mildem  Laude"  12 — 13. 

3.  ,,Wie  floh'n  da  die  Stunden"   13. 

4.  ,, Doch  bald  verglüh'n  die  Lenze"  13-  14. 

5.  ,.Nun   irrt   er  in  der  Abendstille"  1.5.  — 
F.  W.  Carovt-  [Friedrich   Wilhelm,  1789— 

1853,   ADB  4,7 f]:    An   A.  v.  H r. 

„Noch  war  mein  Geist  von  schwarzer  Nacht 
umfangen"  16.  Sonett.  —  M  v.  Prieser: 
Der  Schutzgeist.  „Friede  schwebte  über 
Gottes  Schöpfung"  17.  —  M.  Birnbaum: 
Keiselied.  ,,Das  Herz  ist  eng,  die  Welt  ist 
weit"  18 — 19.  —  v.  Hornthal:  An  Maria, 
mit   Fouques  Frauentaschenbuch. 

Den   deutsclien  Frau'n  im  bunten 

[Liederkreise, 
Ein   würdig  Opfer  will  der  Dichter 

[bieten, 
Will   huldigen  des  deutschen  Gartens 

[Blüten 
Mit  zartem  Sinn,  nach   froher  Sänger 

[Weise."  20.  — 
Adrian:  Die  Sterne.  ,,Wie  freundlich 
aus  der  lichten,  blauen  Hülle  Des  Himmels 
helle,  goldne  Sterne  blinken!"  21  —  22. 
Stangen.  —  Isidorus  [=  Locberi]:  Früli- 
lingsgefühl.  ,,Die  Jugend  regiert"  23.  — 
A.Seyfried:  Skolie.  ,, Siehst  du  der  blauen 
Himmlischen  Auen  Glänzende  Bogen?"  24 — 
25.  —  M.  Birnbaum:  Der  Jüngling  am 
Meere.  Komanze.  „Ein  Jüngling  saß 
am  Meeresrand"  26 — 27.  —  Dr.  Wetzel 
[Carl  Friedrich  Gottlob,  1779-1819,  Gocdeke 
VII  8J5f\:  Echo.  „Wer  bist  du,  und  was 
lockst  du  mich  Mit  meinem  eignen  Laute?" 
28—29.  —  Chordalis  [=  Johann  Adam 
von  Seuffert,  1793—1857;  Goedeke  VII 
183f;  ADB  31,  58ff]:  Der  Sänger  als 
er  in  den  Kampf  gebt.  Bei  der  Nach- 
richt von  Fouques  Einreihung  in  die 
freiwillige  Schaar.  „Gott  wohnt  in  mir, 
ich  hall'  ihn  tief  empfunden"  30.  Sonett.  — 
Ludwig  Eugen  Hesse:  Der  Kuss  des 
Lenzes.  ,,Aus  dem  Blau  des  Himmels" 
31—33.  —  v.  Hornthal:  Lied  des  Waffen- 
schmiedes. „Kunstreich  zu  erschaffen" 
34—36.  —  Chordalis  [=  v.  Senffert]:  Die 
Herrmannsschlacht  bei   Leipzig.     Am 


11.  November  1813.  „Es  hat  die  neue 
Herrmannsschlacht  begonnen"  37.  Sonett.  — 
Karl  V.  Oberkamp:  Liebe  und  Genuss. 
,,Nur  mit  Unrecht  klagt  der  Triebe  Schnelle 
Fli.cht,  ihr  Schönen,  an!"  38—41.  —  F.  W.  5 
Carove:  Knappenlied.  ,,Die  Mädchen, 
der  Wein  Mich  allzeit  erfreu'n"  42 — 43.  — 
Chnrdalis  [v.  Seiiffert]:  Zuversicht.  Den 
24.  November  1813  , .Ich  deutscher  Jüng- 
ling stell'  mich  in  die  Reihen"  44.  Sonett.  —  10 
M.  v.  Prieser:  Phantasie.  „In  des  Sternen- 
himmels goldnem  Glänzen"  45  —  46.  —  M. 
Birnbaum:  Käthsel.  ,, Kennst  Du  das 
grosse  Ungeheuer"  47 — 51.  —  Adrian: 
Kloster  Engelberg.  [Fussnote:  Am  Maine  15 
bei  Miltenberg.]  Legende.  ,,Dort  oben  auf 
des  Berges  Rücken"  52 — 54.  —  v.  Horn- 
thal:   [Fiec]  Lieder. 

1.  ,, Lauschend  steh'  ich   in  der  Ferne" 

55—56.  20 

2.  ,,Ach,   warum   erschien  sie  nicht" 

56 — 57. 

3.  „Sah    sie   in  der  Kirche  knie'n"    57. 

4.  ,, Zither,    magst  nun  lautlos  bleiben" 

57—58.   —  25 

Cbordalis  [=  Seuffert]:  Sturmeslust 
Den  25.  November  1813.  ,, Hinaus,  hin- 
aus! ich  kann  es  nimmer  tragen"  59. 
Sonett.  —  F.W.  Carove:  Li  ed.  Nach  dem 
Spanischen  des  Ettevan  Manuel  de  3ü 
Villegas.    ,,Wie  lieblich  ist's  und  süße"  60. 

—  I.  0.  [=  Isidorus  Orientalis  =Loeben] :  Am 
Rheine.     „Die  glühende  rotbe  Sonne"  61. 

—  C  h  o  r  d  a  1  i  s :     An     Theodor    Körner. 
Den  6.  Dezember  1813.    ,, Dich  preis' ich    35 
glücklich,    Jüngling    sonder    Gleichen"    62. 
Sonett.    —    M.    Birnbaum:      Der    Liebe 
Stufen.     [1  —  6]. 

1.  ,, Stille  zeuget 

In  dem  finstern  Schoos  der  Nacht"  63     40 

2.  ,, Strahlende  Lichter  dringen 
In  der  Frühe"  63—64. 

3    „Hüpfende  Wellen 

Wohinaus,   wohinaus  so  früh  am  Tag?" 

64.  45 

4.  ,,Wo's  Aug'   dem  Aug'  sich   beut" 

64—65. 

5.  ,, Schwester  des  Gesangs  ist  Liebe"  65. 

6.  , (Blicken  mit  den   Liebesaugen 
Sterulein  in  die  Nacht  herein"  66.    —    50 

V.  Hornthal:  Des  kranken  Knaben 
Klage.  In  Maria's  Brieftasche.  „Der 
Knabe  sass  am  Felsenhang"  67.  —  E.  Bbm. 
[=  Birnbaum?]:  Des  Liebenden  Nacht- 
gedanken. 1.  Klage.  ,,Naclit  und  Stille  5S 
ruhen  rings  um  mich"  69.  2.  Trost  der 
Hoffnung.  ,,Was  des  Auges  leise  Sprache 
spricht"  69  —  70.  —  A.  Seyfried:  Wonne 
der  Nacht.  ,, Umflossen  von  des  Mondes 
Silberscheine"  71.  Sonett.  —  Dr.  Wetzel:  60 
Die  alte  Burg.  1813.  ,, Jüngst  in  schwüler 
Sommerhitze,  Strich  ich  durch  Gebüsch  und 
Strauch"  72—74.  —  v.  Hornthal:  Das 
Hl  um  lein.  Todtenopfer.  ,,Ueber  die 
Berge  herein    Kommt  Frühling  lächelnd  ge-   es 


205 


Deutsche  Frühlingskräuze  1815  und  1816. 


206 


zogen"   75 — 76.    —    F.  W.    Carove:    Aus 
dem  Italieni  sehen.     [3  Sonette.]     1.  Das 
Johannist'ün  klein.      „0   Sternlein   das  iu 
heimliclieni   Entzücken"   77.     2.  Das  Veil- 
5     eben.     „Das  liebste,  anmutlisvollste  Blüme- 
lein"    78.  —  Adrian:    Die  Biene.     Nach 
dem    Sizilianischen.     Fussnote.     Poesie 
Siciliane  del  Abate  Giovanni  Sleli.    Tom.  I. 
pag.    159.     „Kleine    Biene,    rede,    rede     Wo 
10    so    früh    schon    eilst    du   hin?"    79 — 80.    — 
A.  Seyf'ried:     Fust.      Ballade.      „Blitze 
zischen,   Winde  brausen"    81 — 84.   —   Lud- 
wig Eugen  Hesse:    Sinngedichte. 
[1]    Ahnung  der  Begeisterung. 
15        „Es  ahnet  dich  in   deiner  Zaubernähe, 

Begeist'rung!  meine  tiefbewegte  Brust"  8ö. 

|2]  Der  Freunde  Abschied. 

„Leb'  wohl   Geliebter!    —    bleib',   o  bleib' 

[mein  Freund  1  — 

20        Dem    Tode    sag'    ich's   einst,    dass    icli 

[dich  liebe!"  8ö.  — 

[3]   Die   Orackel. 

„Ob    Du    glücklich     einst    wirst?      Wohl 

[magst  Du  den  Delphier  fragen, 

2ö        Aber:    ob  edel  und  gross?    —    Frage  die 

[eigene  Brust!  85.  — 

[4]  Meine  Gelehrsamkeit. 

,,Kühn    ist    die    Liebe    und   stolz    auf  ihr 

[unendliches  Wissen"  8(5.  — 

30   L    0.    [:=    Isidonts    Orientalis    =    Loibcn]. 

Der  heilige  C  hrysostoni  us.   ,,0b  Deinem 

Lernen  wurde  Spott  gepflogen"  87.  Sonett.  — 

V.  Hornthal:  Liebesraelodieen.  „Woeilet 

ihr   bin,    ihr   lustigen   Quellen"    88 — 89.    — 

35    M.    Birnbaum:     Graf    Oswald     Milser. 

Ballade.     ,,Am  heil'gen  Christfest  früh  am 

Tag"   90-98.    —    v.  Hornthal:    An   Isi- 

dorus.     Im  Namen   der  Freunde.    ,,Wie 

Du  die  heil'ge  Freiheit   zu  verkünden"   99. 

40  Sonett.  — 

Zweiter  Kranz.    101.  —  S.  102  b/etht  frei. 
Dr.   Wetzel:    Das    feste  Haus.     „Ich 
kenne   wo    ein    festes   Haus"    103 — 104.   — 
I.   0.  [=  Isidorus  Orientalis  =  Loeben]:  Das 
45    Kleinod.    „Es  ist  ein  Kleinod  zu  erblicken'' 
105—106.     —     Ludwig    Eugen     Hesse: 
Minnelied.    „Im  Kämmerlein,   Du  Reine I"* 
107—108.    —    V.    Hornthal:    Liebe    ans 
der  Ferne.     An  Maria.    „Ich    kann  jetzt 
50    nur    von    weiten"     [:  breiten]     109—110.    — 
Karl  V.   Oberkamp:  Lied. 
„Tiefe  Schmerzen, 
Wunde  Herzen 

Sind   des  Menschen  irdisch  Loos;" 
55  111-113. 

F.  W.  Carove:  Des  Sängers  Scheiden. 
„In  jener  ersten,  goldnen  Zeit"  114 — 116. 
—  A.  Seyfried:  Klage.  „Wenn  die  Abend- 
winde wehen"  117  —  118.  —  E.  Bbm. 
60  \=  Biruhaum'r']:  An  Friedrich  Jakobs 
„Dass  ich  den  tiefen  Sinn  hellenischer  Bildung 
begreife"  119.  Distichen.  — Karl  v.  Ober- 
kamp: Täuschung  des  Lebens.  „Es 
wandert  ein  Knabe  von  holder  Gestalt 
65   Durch    Flur    und   Wald"    120—121.   —   M. 


Birnbaum:  Die  Brücke.  „Einst  kam  ich 
müde,  mit  wanderndem  Stab"  122 — 124.  — 
V.  Hornthal:  Liebesgruss.  An  Maria: 
„W^illst  Du  immer,  immer  weinen"  125 — 126. 

—  E.  Bbm.  [=  Birnhaum?]:  Ahndung  der 
Liebe;  „Es  regt  sich  wunderbar  mir  in  dem 
Herzen"  127.  —  Ludwig  Eugen  Hesse: 
Gefühl  des  Seyns. 

„Ich  bin!  — 

Ich  Sprech'  es  aus  und  fühl   es" 

128-130.   — 
V.    Hornthal:    Mein    Garten. 

„Ich   will  dich  nun,  weil's  Frühlingszeit, 
In  meinen   Garten  führen:"    l.-il — 133.    — 
A.  Seyfried:  Moreau's  Tod.      „Wenn  in 
der     Zeiten     wundervollem     Ringen"      134. 
Sonett.     —     Adrian:       Romanze.       Nach 
dem  Spanischen.     „Frische  Rose,  frische 
Rose"   135 — 136.     Fussnote:  Silva  de  varios 
Romances.    Sarago(;a.    1550.    Primera  parte. 
Pag.   15.T.   —  A.   Seyfried:   Glossen. 
Thema  I. 
Hoffnung  starb  im   bangen  Herzen, 
Mit  ihr  starb  der  Minne  Lust; 
Ewig  in  der  kranken  Brust 
Glühen  tief  derTreue  Schmerzen.  — 
„Still    verglühen    meine    Sterne"    137—138. 
Thema  II. 
Wieder  blühen  Liebesrosen, 
Reich  mit  frohen   Zaubertönen 
Will  mein  Leben  neu  verschönen 
Süsses  Küssen,  süsses  Kosen. 
„Herrlich     ist     die     Nacht     entschwunden" 
139—140.   —    E.    Bbm.:     Die   Erwählte. 
„Unbefangner   Jugend   stiller   Friede"    141. 

—  V.  Hornthal :  Die  Nachtigall.  Kennst 
Du  denn  wohl  mein  Sehnen"  142 — 143.  — 
Adrian:  Lied  des  Zigeunermädchens. 
„Blumen,   die  mit  süssen  Düften"  144 — 145. 

—  V.  Hornthal:  Raphael.  „Aus  fernem 
Land  ein  Jüngling  war  gekommen"  146. 
Sonett.  —   Dr.  Wetzel:  Der  Mond. 

1.  Schöpfung. 

„Von   dir,  von   dir  beginne  alles  Lied, 

O   Erde,   heil'ge   segensreiche  Mutter" 

147-153. 

2.  Sabbath. 

„O  selig  Loos,  vom  Dienst  der  Eitelkeit 

Ganz  und  auf  ewig  frey  zu  seyn!" 

153—156.  — 
F.  W.  Carov6:  Traum  und  Wachen. 
„Ich  sah  im  Traum  die  Liebe  zu  mir 
schweben"  157.  Sonett.  —  M.  Birnbaum: 
Räthsel  „Weisst  Du  mir  ein  Wort  zu 
nennen?"  158 — 161.  —  A.  Seyfried:  Die 
heilige  Elisabeth.  „Es  eilt  die  Holde, 
eine  Gottgesandte*  162.  Sonett.  —  Karl 
V.  Oberkamp:  An  Anton  Seyfried.  Bei 
seinem  Auszuge  in's  Feld  am  lOten 
Juni  1812.  „Die  Erde  wankt,  die  alten 
Formen  sinken"  163  —  164.  St(in.:en.  Fns.i- 
/!ote;„Der  Dichter,  seit  dem  letzten  deutschen 
Freiheitskriege  gegen  Frankreich  selbst  auch 
in  Kriegsdien^ten,  war  damals  noch  in  einem 
Civilamte  anofestellt.  A.  d.  H."  -    Isidorus 


207 


Deutsche  Frühlinsekiän/.e   1815  und   1816. 


208 


[—  Loeben]:  Herbstlied.  „Wohl  hab'  ich 
Schmerz  empfunden"  165 — 166.  —  v.  Horu- 
thal:  Klage  aua  der  Ferne.  „Hast, 
armes     Herz,     dir     Kuh'     noch     nicht      ge- 

5  Wonnen"  167.  Sonett.  —  v.  Hornthal: 
Ermuthigung.  „Soll  freudlos  ich  mein 
Leben  fiirder  tragen"  168.  Sonett.  —  M. 
V.  Prioser:  Des  Sängers  Wünsche. 
1.   ,,Wohl  rauschten  die  Saiten,  wie  wogende 

10  Fluth"  169.  2.  „Im  starken  Herzen  voll 
von  Kraft  und  Leben"  169—170.  3.  „Wenn 
des  Morgens  Purpurtittig"  170 — 171.  — 

A d  ri a n :  M  e  <1  o  r  o  u  n  d  A n  g  e  1  i  k  a.  X  a  c  h 
dem   Spanische  n. 

15  ,,Medoro  in  tiefer  Trauer 

Auf  dem  öden  Schlachtfeld  lag;" 

172—174. 
Fussnote:   Aus   dem    Romancero    historiado. 
Alcala.     1579    —  A.  Seyfried:  I  m  August 

20  1813.  „Furchtbare  Zeit,  wo  keine  Hoffnung 
leuchtet"  175  — 176.  —  Ludwig  Eugen 
Hesse:  Lebe  wohl.  „Im  Freundeskreise 
Sassen  wir  beysammen"  177 — 179.  —  Chor- 
dalis    [=  Seuffert]:    Auf    dem     Brocken 

2->  am  Pfingstsonnt age  1815.  „Auf  Brockens 
lichten,  wolkennahen  Höhen"  180  —  181. 
Stanzen.  —  F.  W.  Carove:  Madchens 
Klage.  „Bleibst  du  ewig  mir  verschwun- 
den" 182—183.  —  Adrian:  Klage.    Nach 

30  dem  Spanischen.  „Jetzt,  da  Frühling 
niederschwebet"  184.  Fussnote:  Silva  de 
varios  Romances.  Sarago(;a.  1550.  Primera 
parte.  Pag.  176.  —  M.  Birnbaum:  Frau 
Hut.     Volkssage. 

:r3      „Im  Thale,  wo  jetzt  am  rauschenden  lun 

Das  schöne  Innspruck  gelegen"    185  -  192. 

—    I.    O.  [—Isidonis  Orientahs  =  Loeben]: 

Des    Bergmanns    Klage.     „Mir    war    so 

wohl  da  unten   in   den  Nächten"   193  —  194. 

40  —  V.  Hornthal:  An  Maria,  für  das  Ge- 
schenk eines  Perlenbandes.  „Wie  Du 
im  schönen  Fiirbenhund  verscliUingen"  195. 
Sonett.  —  F.  W.  Carove:  Romanze. 
Nach   dem  Spanischen. 

45  „Ganz  mit  Staub  und  Blut  bedecket 

Sah  ich  einen  Ritter  reiten"  196 — 197. 
Fussnote:  Aus  dem  Romancero  historiado. 
Alcala.  1579.  —  M.  Birnbaum.  Herbst- 
lied.  „Wer  schüttelt  an  den  hohen  Bäumen" 

50  198-200.  —Chordalis  [=  Seiiff'crt]:  Am 
Weihnachtstage.  Der  sterbende 
Jesus.  Evangel.  Job.  XVH.  „Der 
Heiland  blickt  zum  Himmel  auf  und  .spricht:" 
201.    Sonett.  —  Isidorus  [=  J.oebcn\:  Die 

55  jungen  Lieder.  ..Im  Liede  war  mein 
süsses  Leben"  202—203.  —  A.  Seyfried: 
Abschied.  „Zur  lieben  Heymalh  rufen 
mächt'ge  Töne"   204.    Sonett.   — 

SO  Dritter  Kranz.  205.  —  S.  206  bleibt 
frei.  -  F.  W.  (^. arove:  Der  Himmlischen 
Gegenwart.  „Als  noch  jung  die  Mensch- 
heit war"  207—210.  —Isidorus  [=  Loeben]: 
Frühlings  weihe.     „Wenn    ich    den    Früli- 

65   ling     in     der     Brust    empfinde"    211 — 212. 


Stanzen.  —  Karl  von  Oberkamp:  An 
einen  Freund.  „Es  wandeln  All'  dahin 
auf  vielen  Wegen"  213.  Sonett.  —  Adrian: 
Die  Nachtigall.  Nach  Marino.  „Von 
allen  Vögeln,  die  im  Haine  weben"  214 — 216.  ; 
Stanzen.  —  A.  Seyfried:  Abschied. 
An  T  .  .  .  a.  „Schon  dämmert  der  Morgen, 
der  Feldrnf  klingt"  217.  —  A.  Seyfried: 
Wiedersehen.  An  T  .  .  .  a.  „Hab'  ich 
wirklich   wieder    dich    gewonnen"    218—219. 

—  v.  Hornthal:  Froher  Ta\isch.  „Herz, 
lieb  Herz,  wohin,  wohin?  220-221.  —  Dr. 
Wetzel:  Die  letzten  Herbstblumen. 
„Brecht  ihr  noch  so  spät  aus  eurer  Hülle?' 
222-223.  —Isidorus  [=  Loeben]:  Wein- 
lied. „Der  Himmel  ist  den  Trauben  hold" 
224—226.  —  A.  Seyfried:  Tod  der  Ge- 
liebten. „Vom  Himmel  schwebt  mit  zarten 
Engels chwingen"  227.  Sonett.  —  M.  Birn- 
baum: Der  Sternenliimrael.  „Oft  liebt 
die  Welt  Verbundnes  zu  entbinden"  228 — 231. 

—  E.  Bbm.  [=  Birnbaum?]  Magie  der 
Kunst. 

„Auf  süsser  Melodieen  leichten  Schwingen 
Läßt  gern  die  Rührung  sich  zum  Herzen 
nieder" 
232.  Sonett.  —  v.  Hornthal:  Vier  Früh- 
lingslieder. 1. Frühlingsruf.  „Ich  komme, 
der  blühende  Knabe"  233 — 235  2.  Früh- 
lingsschmerz. „Frühlingskindet,  sanft  und 
süsse"  235—237.  3.  Frühlingsgruss. 
„Bist  doch  ein  frommes,  liebliches  Kind" 
237  —  238.  4.  Frühlingsscheiden.  „Soll 
ich  dich  wieder  missen"  238 — 242.  — 
K  von  Oberkamp:  Die  Blumen  und 
die  Liebe.  Er.  „Diese  Blumen,  die  die 
Felder  geben"  243.  —  Ludwig  Eugen 
Hesse:  Offenbarung.  „Der  Tag  entfloh, 
die  heil'ge  Nacht  erschien"  244  —  247.  — 
L  O.  [=  Isidorus  Orientnlis  =  I^oeben]: 
Die  Passionsblume. 

„Lass  sie  ihre  Freude  loben, 
Liebe  mit  mir  unsern  Schmerz'' 
248—249.—  M.  Birnbaum:  Das  Schiff- 
lein. Räthsel.  „Kennst  du  das  Schiff  auf 
blauen  Wogen"  250—252.  —A.  Seyfried: 
An  die  Freunde.  Im  Januar  1814. 
„Der  Schlachtruf  tönt,  des  Kampfes  Wogen 
schwellen"  253  —  254.  Stanzen.  —  I.  O. 
[Isidorus  Orientulis  =  Loeben] :  [  Vier]  D  i  - 
Stichen. 

[1]   „Hörst  du  den  Schweigenden  nicht,   so 
[spricht  dir  der  Redende  nimmer; 
Die  mich  von  ferne  versteht,  fühlt  sich 
[dem  Herzen  mir  nah'."      255. 
[2]   „Freud'  ist  ein  Kind,  am  Herzen  dir  hat 
[es  nur  liebliche   Launen; 
Halt'  es  zum  Herzen  gedrückt,  {eire  der 
[Ewigen  Glück!"     255. 
|3|   „Dass    man    die  Rose    gepflückt,     wer 
[wollte  sie  darum   beklagen? 
Grausam  schont    das   Geschick    jener, 

[die  langsam  verblülit. 
Es  bedeutet  das  Glück,  wenn  die  Rose 
[mit  Dornen  mir  wehret: 


209 


Deutsche  Frühlingskränze  1815  und  1816. 


210 


Aber   mich   rühret   doch  die,   die  sich 
[mir  dorulos  ergiebt."   255 — 256. 
[4]  , Nicht  inisgöiinet  ihr  mich,    den  Viel- 
Iversunknen,  der  Muse; 
5  Euch    verdriesst   nur,    wenn   uns    eine 

[der  Schwestern  gefällt."  2öÖ.  — 
V.  llornthal:  An  Maria  Zu  ihrem  Ge- 
burtsfeste im  Mai,  „Viel  Holdes  hatte 
Frühling  schon  geboren"  257.  Sonett  „colla 
10  coda'^.  —  F.  W.  Carove:  Probe  aus  der 
Bearbeitung  eines  altfranzösischen 
Fabliau's 

„ —  Als  im  festen  Thurm  gefangen 
Sich  nun  sah  die  arme  Weise" 
15   258  —  261.      Fussnote:     „Zum    Verständnisse 
dieser  Romanze  sey  bemerkt,  dass  Gutelinde 
auf  den  Befehl    des  Vaters  ihres  Geliebten, 
der  die  Liebe  seines  Sohnes  Adelwin  billigte, 
den    Blicken     desselben     entzogen     wurde." 
20    E.  Bbra.    [~  Birnbaum?]:    Die    Spröde. 
„Wohl    sieht    man     sie    in    stiller    Anrauth 
blühen"  262.  Sonett.  —  v.  Hornthal:   Nähe 
im  Traum.     An  Maria. 

„Alles  rings  so  stille, 
25  Nur  im  Herzen 

Lauten  Lebens  Fülle" 
263—265.  —  Dr.  Wetzel:  An  die  alten 
Herrn.  „Ihr  wart  doch  wohl  einmal  auch 
jung"  266—267.  —  L  0.  [=  Isidorus 
30  Orientalis  =  Loeljen] :  H e i  1  i g e  Kunst.  „Das 
innre  Feuer  möge  nie  verblassen"  268  —  270. 
Stangen.  —  Dr.  Wetzel:  Aufklärer. 
„So  mancher  Gottesmann  stund  auf"  271. 
Sonett.  —  V.  Hornthal:  Meine  Lieder. 
35  „Im  Herzen  heil'ge  Gluten  wallen"  272 — 274. 
—  M.Birnbaum:  Abschied.  „Der  Früh- 
ling ist   gekommen"  275 — 278.   — 


Zweiter  Jahrgang.     1816. 
Ihrer  königlichen  Hoheit 

40  der 

Frau  Kronprinzessin 

Therese  von  Baiern 

ehrfurchtsvoll  zugeeignet 

von  dem  Herausgeber. 
45  [  Vorsat.:bhdt.] 

J.  P.  von  Hornthal:  Zueignung.  „In 
jenen  wackern,  lang  verklimgnen  Zeiten" 
Sechs  Stanzen,  deren  letzte  lautet: 

Drum  wolle  Eure  Hoheit  Gnade  üben, 
50        Wenn  schüchtern  nur  zu  treten  wagt  vor 

[Euch, 
Was  zu  erschaffen  heil'ge  Glut  getrieben: 
Mög'  Eurer  Huld,  in  diesem  bunten  Reich 
Sich  freundlich  zu  ergehen,  es  gelieben, 
5jj  Dann  ist  des  Sanges  Lohn  wohl  überreich, 
Und  wollt   den   treuen  Sinn  Ihr   drin    er- 

[kennen. 
So  giebt's  kein  Wort,  solch  sel'ges  Glück 
[zu  nennen. 
60  Zwei  unpaginierte  Seiten. 


Inhalt:    f'/inf  unpaf/inierte  Seiten.     Auf 
der  (i.  Seite:  Verbesserungen. 

Karl  V.  Oberkamp:  Frühlings  kränze. 
„Wenn    der   Frühling    niedersteiget".      Vier 
unpaginierte  Seiten.     22  viereeiligc  Strophen,     5 
deren  letzte  lautet: 

Vielfach  tönen  die  Gesänge 

Jedem  and're  Weis'  gefällt; 

In  dem  bunten  Streit  der  Klänge 

Baut  im  Einklang  sich  die   Welt.  lo 

Erster  Kranz.    Rosen,    i. — 

Ueber  das  Chaos  der  Welt  rief  der  Herr 

[die  Sonnen  der  Liebe, 
Und    aus    dem    finsteren   Nichts    flammte    i.i 

[das  Leben  herauf; 
So,  was  geboren,  ein  Kind  ist's  der  ewig 

[heiligen  Liebe, 
Und   weil   es   ausging  von  ihr,   kehrt  es 

[zu  Ihm  auch  zurück.        20 
2.  —  Freimund  Reimar  [Johann  Michael 
Friedrich  Büchert,  1788 — iKiiO.    Goedeke 
VIII  143/f. ;  ü.  war  damals  Red.  am  Colta- 
schen Morffenhlatt]:   „Eine  frühe  Lerche  sah 
ich  fliegen"    .3—4.    —    M.  B.  [=  M.  Bim-    25 
bäum  'f]:     L i  e  b  e  s  g r ü  s  s  e.      [  Vier     Sonette.] 
1.   „So  sehr  verlangt  das  Herz  nach  zarten 
Trieben"  5.  2.  „Will  man  der  Liebe  zarten 
Laut  behorchen"  5—6.     3.    „Wer  hat   noch 
je  gehört  von  einem  Orte"   6.     4.   „Zu  wem    30 
die    Liebesgrüsse    wollen    kommen"    7.    — 
V.  Hornthal:  Liedesweihe.     An  Maria. 
„Wohl  fühlt'    ichs    ahnend    in    dem   Herzen 
glühen"    8 — 9.   Stanzen.  —  A.    Seyfried: 
An  F**.   Bey  Uebersendung  einerRose.    35 
„Sey  mir  als  liebliche  Schwester  gegrüsst! 

[Süssinnige  Worte 
Soll    ich  dir  sagen,    die    oft   sorgsam    der 
[Freund  mich  gelehrt." 
10 — 11.  —  V.  Hornthal:   Frühlingsnähe.    40 
„Fühlst  du,  Herz,  den  Frühling  nahen"   12. 
--  Adrian:  Provenzaler  Lieder.     Nach 
Azalais.      1.  Romanze.     „Ich  seufze  fern 
von  meiner  Schönen"  13 — 14.     2.  Hirten- 
gesang.    „Ihr    Armen,    die    durch's    wilde   4s 
Meer"    14 — 15.  —    Max  von   Schenken- 
dorf    [Gottlob      Ferdinand      Ma.i  imilian 
Gottfried,  1783— 1S17;   Goedeke   VII  831  f.]: 
Der   Spaziergang     1816.     ['An   Frau    v 
Jasmund'.]  50 

„Auf  dem  Leinpfad  geht  sie  gern 
Längs  dem  holden  Rheine" 
16 — 17.     —     Fussnote:     Der   Leinpfad   bei 
Koblenz   bildet,    noch    aus   den  Zeiten    des 
verstorbenen  Präfekten  Lezai-Mavnesia  her,    .53 
einen   der  anmuthigsten  Spaziergänge.    Eine 
Erinnerung  an  Spaziergänge  längs  der  Leine 
in  Göttingen  gab  ein  Wortspiel,  aus  welchem 
dieses  kleine  Gedicht  entstand: 

Denket  rückwärts  froh  und  fern  so 

In    das  Thal    der  Leine.     Ged.    1862, 
S,  389.   —    V.  Hornthal:     [i]  Distichen. 

Sonnenaufgang. 
„Nicht  verstand    ich    das    Leben    in    seiner 

[heiligen  Tiefe,        es 
14 


211 


Deutsche  Frühlineskränze  1815  und  1816. 


212 


Und  es  lastete  Nacht  schwer  auf  dem  zarten 
[Gemüth:"   18. 
Deutung. 
„Wohl   ist's  begreiflicli,    warum   Ihre  Briefe 
{,  [mich  also  beglücken; 

Hat   ja    Ihr   Aug'    drauf   geniht,    hat    Ihre 
[Hand  sie  berührt"  18. 
Die  Blumensprache. 
„Wie   wohl  sagte    in    süsseren  Worten   das 
]0  [Herz  seine  Liebe, 

Als    in    dem    blühenden    Strauss,    sinnig  ge- 
pflückt und  gereicht?"  18—19. 
Die  Blumen  im  Strausse. 
„Nimmer    beklag'    unsern    frühen    Tod    am 
15  [Busen   der  Liebsten, 

Weil  wir  im  Garten   vielleicht  länger  noch 
[hätten  geblüht:"   19.    - 
Adrian:  Romanze.     Nach  dem  Spa- 
nisclien. 
20  „Es  sah'n  Ibero's  Silberwellen 

Auroren,  strahlten  hell  ihr  Bild- 
20—21.    —    Fr.  W.  Carovc:     Madrigal. 
Aus  dem  Italiänischen. 

„Wenn  ich  mit  Augen  oder  in  Gedanken, 

25      Geliebte  IDeinerScbönheitPrachterreiche" 

22.     Fnssnote:  Madr.  Nro.  2  del  D.  Ariosto. 

—  V.  Hornthal:  Rosenblätter. 

Maria. 
„Einst  bracht'  die  heil'ge  Maria  den  Himmel 
3u  [zur  Erde  hernieder, 

Jezt    zieht    Maria    von    ihr    mich    zu    dem 
[Himmel  hinauf." 
Ihr  Name. 
„Mutter  heisset  Maria;    wohl    hat    sich    ihr 
35  Nam'  mir  bewähret : 

Mütterlich   pflegt    sie    mein  Herz,    dass    es 
|vom  Tode  genas. 
Sicherer  Schluss. 
„Spiegelt  im  Aug'  sich  die  Seele,  nenn"  ich 
40  [mich  glücklich  vor  Allen, 

Weil  dann  die  Deine  sich  zeigt  wie  Frühlings- 
[himmel  so  klar"  23. 
Ihre  Augen. 
„Himmel,  umsonst  versuchst  Du  mit  Deinen 
45  [Sternen  zu  leuchten, 

Nimmermehr     rufest     Du    ja    Deine    zwei 
[hellsten   zurück."  24. 
Aufklärung. 
„Keine  Arznei    war   erfunden,    den   Todten 
.50  [wieder  zu  wecken?  — 

Freund,    Dir    hat    nicht    gereicht    je    ihre 
[Lippe  den  Kusa."  24. 
Ihr  Gesicht. 
„Willst  Du    die    Morgenrölhe    schauen    des 
.55  [ewigen  Lebens, 

Sieh  nur  der  Liebsten  Gesicht,  wenn  es  die 
[Liebe  verklärt."  24. 
Verzeihlicher  Geiz. 
„Weil    ich  dem  Gold,   wie  Du  weisst,   stets 
60  Ihuld'gc   mit  freudigstem   Sinne, 

Mach'  mich  auf  einmal  nun  reich,  gieb  Deine 
[Locken  mir  all'!"  24. 

—  v.   Hornthal:  Königthum.      „Ich  sitze 
hier  im   Grünen"   27 — 28.  —    A.  Scyfried: 

65  An  T***.     In  diclittm  Schleier  träumt  die 


zarte  Blüte"  29.  Sonett.  —  v.  Hornthal: 
An  die  alten  Meister.  „Wenn  ihr  ein 
herrlich  Lied  vor  holden  Frauen"  30.  Sonett. 
—  M.  Birnbaum:  Kaiser  Karl  im  Un- 
tersberge. [Fnssnote:  Vier  Stunden  von  5 
Salzbiu'g.]  Volkssage.  „Ineineni  Thal  unfern 
vomStrande"31 — 40. —  Adrian:  Romanze. 
Nach  Azalais.  „Welch  güt'ge  Gottheit 
wohnt  in  diesem  Hain?-  41  —  42.  —  v.  Horn- 
thal: Abendgefühl.  „Sinkt  der  Abend  10 
still  hernieder"  43—44.  —  M.  B.  [^  Birn- 
laum?]:  Elegieen.  1.  „Stimmen  giebt  es 
und  Laute,  die  nicht  dem  Ohre  verständlich" 
45—47.  2.  „Brauch'  ich  die  Hände  doch 
nicht,  wohlklingende  Verse  zubilden"  47 — 48.  15 
^  Theodor  Frank:  An  die  Freundin, 
bei  Uebersendung  einiger  Feigen. 
„So  wuchsen  sie  in  meinem  Vaterlande"  49. 
Sonett. —  G.  Zimmermann  \ Johann  Christoph 
Gottlieh,  r/eJ).  1 788,  1816  Professor  in  Bothen-  20 
hurg;  GoedeJcc  VII  179]:  Die  Perlen. 

„Köstlich    und    schön    ist    die   Perle    des 
[Meers,  die  fern  an  den  Klippen 

Kühn,  von  der  Glocke  beschirmt,   erndtet 

[ein  tauchender  Mann."  25 
50 — 51.  —  V.  Hornthal:  An  Maria. 
Mit  einem  Blumenkranze.  „Es  fühlt 
die  Brust  so  oft  den  glüh'ndsten  Drang" 
52.  Sonett. —  Gustav  Schwab  [Gustav  Ben- 
jamin, 179;i—l850;  Goedcke  7111:^46/}'.]:  30 
Ilir  Schweigen. 

„()   schweige,  lass  ihn  ernst  und  stille 

Den  süssen  Mund  verschlossen  ruh'n" 
53. —   Isidorus  [^Loeben]:  Stromfahrt. 
Traumbild    aus    einem   Romane.     „Die    35 
W^asser   gingen    auf   und    nieder"     54 — 56. 
Kanzonenartige  Strophe.    —    A.   Seyfried: 
An  K***. 

„Wenn  auf  der  Dichtung  zarten  Geister- 

[schwingen       40 

Die  reinen  Töne  leicht  nach  oben  schweben" 
57.  Sonett.  —  v.  Hornthal:  Ritterschlag. 
An  Maria. 

„Du  hast,  o  Süsse,  Reine, 
Der  frommen  Augen  Scheine  45 

Mir  gnädig  zugewandt. - 
58—60.  —  Adrian:  Reginald  und  Kilda. 
Schottische  Sage.    „Es  tauchte  die  Sonne 
in's  glühende  Meer"   61  —  65.    —   v.  Horn- 
thal:   Der  Abendgang.     Im   Mai    1816.   50 
[5  Sonette.]     1.  „Hörst  nicht  die  Lerche  sich 
in  Lüften  rühren"     66.     2.  „O  lass  uns  so 
durch's      bunte     Leben      gehen"      66 — 67. 
3.   „Dort  zu  dem  Kirclilein  willst   den  Fuss 
Du  lenken"    67.     4.  „Nach  Blumen    suchst  55 
Du  auf  den  bunten  Gründen"  68.     5.  „Da 
bist    Du    nun    in    Deinem    stillen    Haiise" 
68—69.  —  F  r  e  i  m  u  n  d  R  e  i  m  a  r  [=  BiicJcert] : 
Frühlingsminnelied.      „Der    Lenz    thut 
seinen  Freudcngruss"  70 — 71.  —  v.  Hörn-   60 
thal:       Früh  lingsstimme.      „Freundlich 
scheint  die  Sonn'  herein"  72 — 73.  —  Chor- 
dalis  [=  f.   Sciiffert]:  Glosse. 

„Ach      im      Wind      verfliesst      mein 

[Grüssen!       65 


213 


Deutsche  Frühlingskränze  1815  und  1816. 


214 


Einmal,  eh  der  Tag  erwacht, 
Möcht'  ich  Deinen  Mund  nur  küssen, 
Sterbend  so  in  süsser  Nacht." 

V.   Eichendorf. 
„Seh'  ich  an  den   Wetterfahnen, 
Dass  die  Lüfte  südwärts  geheu" 
74 — 76.  —  K.  A.  Varnhagen  von  Ense: 
Zum  Feste  der  Gräfin  Z**. 

„Ach  wie  rinnen  kranke  Stunden 
Einsam  durch  die  trübe   Brust, 
Wäluend  fern  in   Glanzesfülle 
Brausend  wogt  die  frohe   Lust." 
77 — 80.  —  A.  Seyfried:  Klage.      „Meiner 
Wünsche  träumerisches  Sehnen"  81 — 83.  — 
P.   W.  Carov6:  Die  Eine. 

„Wohl  wandr'  ich  hin  und  waudre  her 
Und  kann  nicht  Kühe  finden;" 
84 — 85.  —  Max  v.  Schenkendorf:  An 
ein  Bild.  ,,Was  schaust  Du  mich  so 
freundlich  an"  8G — 87.  —  Theodor  Frank: 
Au  die  Freundin.  1.  Die  Tageszeiten. 
„Vergiss     mein    nicht,     wenn    Dir    die 

[Morgenröthe 
Erscheint  im  Rosenangesicht!" 
88.  2.  Ergebung.  „Nicht  soll  Dir  mehr 
des  Liedes  Opfer  wallen?"  89.  —  v.  Ilorn- 
thal:  Heimweh.  ,, Nicht  in  Worten  kann 
ich's  sagen"  90—91.  —  Dr.  We  t  z  e  1  : 
Liebesklage.  Nach  Cervantes.  „In 
stiller  Nacht,  wenn  Schlaf  mit  dunklen 
Schwingen"  92.  Sonett.  —  Adrian:  Das 
Lebewohl.  Arabisches  Lied.  „Der 
Schiffer  ruft,  die  Woge  schäumt"  93  —  94. 
Fussnote:  Aus  Specimen  of  Arabian  poetry. 
By  Darlyle.  —  K.  A.  Varnhagen  v.  Ense: 
Gezwungne  Liebe. 

,,Es  ward  ein  Band  gebunden. 
Seitdem  ich  dich  gefunden. 
Um  mich  und  auch  um  dich!" 
95.  —  V.  Ilornthal:  Lied  des  Kranken. 
„Krank  in  stiller  Kammer  sitzen"  96 — 97. 
—  Fr.  W.  Carov6:  An  Fr.  v.  L  .  .  .  r. 
„()  blaue  Augen,  lichte  Himmelssterne!" 
98 — 99.  —  Gustav  Schwab:  Hochzeit- 
grus s.  „Der  heisern  Kehle  Freudensang 
entlocken"  100.  Sonett.  —  Fr.  W.  Carovö: 
Aus  dem  Spanischen.  1.  Sonett  von 
Garcilasso  de  la  Vega.  ,,Wie  wenn  ein 
leidend  Kind  die  Händchen  ringt"  101. 
2.  Oopla  von  Boscan.  „Meinen  heissen 
Schmerz  will  kühlen"  101 — 102.  —  J. 
Kreuser:  Der  Trauring.  „Die  Braut 
zur  Ruh'  nicht  kommen  kann"  103 — 106.  — 
E.  J.  Aurnhammer:  [Emmerich  Jacob, 
177:.' —181  r-,  Goedeke  VII  ISO]:  Romanze 
meines  Ijebens.  „Sie  schlief,  umschwärmt 
von  Maienlilütheu"  107—108.  —  A.  Sey- 
fried:    Elegie. 

„Liebend  achte  die  Welt  und  alles  Schöne 

[und  Gute, 
Aber  die  heiligste  Glut  fülle   dein  ganzes 

[Gemüth, 
Wenn   du  ein  liebend  Herz,  verwandt  dem 
[deinen,  gefunden;" 
109-115.     —     Fr.   W.   Carove:   Liebes- 


wünsche. „0  könnt  ich  Sie  als  Mondes- 
glanz umwehen"  116.  Sonett.  —  Adrian: 
Das  Veilchen.  Nach  dem  Italienischen, 
„ü  Veilchen,  so  bescheiden  schön"  117.  — 
Theodor  Frank:  Die  Freunde  an  die  5 
Braut  des   Freundes. 

„Wir    sehen    Dich.     Im  jungfräulichen 
[Schleier 

Kniest  Du  vor  Gott  am  stillen  Uausaltar." 
118.  Sonett.  —  v.  Ilornthal:  Rechte  10 
Feie  r.  „Nicht  des  Himmels  Glanz  im 
Morgengolde"  119—120.  —  Fr.  W.  Carove: 
Wahre  Liebe.  Aus  dem  1  tali an i sehen. 
,, Nicht  ist  Dein  göttlich  Wesen"  121.  Fuss- 
note: Gli  Afolani  di  F.  Bembo.  Fol.  5.  —  15 
Gustav  Schwab:  Die  Todte.  1811. 
,,Mich  hat  nicht  also  hartes  Weh  betroffen" 
122 — 123.  Stanzen.  —  Isidorus  [=  Jjoeben]: 
Die  Bergleute.  1.  Junger  Bergmann. 
,,Zu    Tag    empor    aus    alter    Nacht!"     124.    'so 

2.  Alter  Bergmann.  „Mich  kränzen  stille 
Silberhaare"  124 — 125.  —  3.  Genius,  den 
Diamant  als  Leuchte  auf  dem  Haupt. 

,,Die   Lust  und  diese  Schmerzen 
Versöhnt  der  Silberblick"  20 

125—126.  — 

Zweiter  Kranz. 
Passionsblumen  und  Violen.    127.  — 
,, Leben  gebiert    nur  die  Liebe;    in    des 

[Urseyns   Umnachtung        30 
Streute  ihr  himmlisch  Erblüh'u  sühnend 

[den  Samen  des  Lichts: 
Sieh!     Und   sein  göttlicher  Keim   ringt 

[ewig  hinauf  nach  der  Heimath, 
Sey  es  durch  Thränen  und   Lust  — ■  sey    35 
[es  durch   Wissen  und  Kunst." 
128.    —    M.    Birnbaum:    Schutz    gegen 
Gleichmuth. 

,,Wenn  in   uns  selber,    gleich    dammlosen 

I  Welleil,        40 
Die    Fhith    des    Geistes    auf    und    nieder 
[rauscht" 
129  — 132.  — Karl  v.   Überkamp:    Ixion. 
„Endest  Du  nie  denn. 
Verzehrende  QualV"  45 

133 — 137.  —  E.  J.  Aurnhammer:  Der 
Fremdling  und  die  Hirten.  „Komm, 
fremder  Mann,  an  unsern  Ueerd!"  138 — 139. 
—  Gustav  Schwab:  Sonett  von  Dante. 
,,Wenn  nun  die  Nacht  mit  dunkelom  Ge-  50 
tieder"  140.  —  Theodor  Frank:  An 
niei  ne  Zwillingsschwester.  ,,Ein  stilles 
Blatt,  umgrünt  vom  Myrthenkranze"  141. 
Sonett.  —  F  r  e  i  m  u  n  d  R  e  i  m  a  r  \=  Rüclcert] : 
[~]  Reisesonett  e.  1.  „Nur  immer  vorwärts  55 
in  die  neuen  Weiten"  142.  2.  Nicht  immer 
nach  dem  unbekannten  Neuen!"    142  — 143. 

3.  Auf  einen  Leinweber.  ,, Beglückt  bist 
du,    der    du,    in   stetem  Fleisse"     143  — 144. 

4.  ,, Beglückt  die  Pflanze,  die  ein  Spiel  der  eo 
Lüfte"  144.  5.  Bei  der  Besteigung 
einer  alten  Burg.  „Die  Locken  triefen, 
und  die  Adern  kochen"  145.  6.  Die  Burgen. 
,,Zu  Trümmern  sankt  ihr  unter  Schicksals 
Streichen"      145—146.        7.     Im     Gebirg,    ei» 

14* 


215 


Deutsche  Frühlingskränze  ]8l5  und  1816. 


216 


„Wohin,  ach!  sollen  aus  des  Markts  Ge- 
wühle" 146—147.  —  A.  Seyfried.  Die 
Treue. 

„Zwey  Silben   nenn'  ich,    Ihr   hört    sie 
5  [nicht  melir, 

Sie  sind  von  der  Erde  geschwunden;" 
148—149.  —  E.  J.  Aurnhammer:  Höhe 
und  Tiefe. 

„Nicht  nieden  im  Thal,  auf  luftiger  Höh' 
lu        Will  ich  eine  Zelle  mir  bauen" 

150—151.  —  M.  Birnbaum.  Die  Rück- 
kehr. „Das  blaue  Liclitmeer  sah  ich 
schweigend  wogen"  152 — 153.  —  E.  J. 
Aurnhammer:  Der  Grasmücke  Heim- 
15  weh.  „Es  keimte  junges  Wintergrün" 
154 — 155.  —  E.  J.  Aurnhammer:  Ro- 
manze: 

„Dort  oben  auf  Felseshöhen 
Da  stehet  ein   Hurgruin" 
20    156.    —    E.  J.  Aurnhammer:    Des   Ein- 
samen   Klage.      „Harr',     o     harre,     liebe 
Quelle!"   157—158.  —  A.  Bd.:  Elegie  im 
Frühling.    ,,Nein,  ihr  ergötzet  mich  nicht, 
ihr    schimmernden     Stunden     des     Jahres" 
25   159 — 162.     IHsticlien.     —     F.  W.  CaroviS: 
Die  sternhelle  Nacht.     Frei  nach  dem 
Spanischen  des  Luis  de  Leon.     „Wenn 
zu     des    Himmels     sternbekränzter    Höhe" 
163  —  166.    —    Isidorus    {=  Lochen]:     Im 
30    W  i  n  t  e  r. 

,,Ich  ging  in  stillem  Sinnen 

Im  öden  Feld  umher"  167—169.    — 

M.     Birnbaum:     Menschen  wünsche. 

,,Wenn    des    Menschen     Wünsche     fliegen" 

35   170 — 171.  —  E.  J.  Aurnhammer:  Sonett. 

,,Allliebend  strebt  das  Herz  in  ferne  Räume" 

172.  —  Dr.  Wetzel:  Das  Kleinod.     „Nur 

Ernst  und  Kraft    vor    allen  Dingen!"*     173. 

Sonett.  Ges.  Gedichte  u.Nacldass,  herausj/egehen 

40  von  Z.  Funcli,  Leipzig  1S3S,  S.  19.  —  Karl 

V.    C)berkamp:      Wechsel    des    Lebens. 

„Was  seh'  ich!  Welche  trübe, [!]  schwere]!] 

[Düfte 
Erfüllen  schnell  die  heitern,  reinen  Lüfte" 
45  174.  — 

Gustav  Schwab:  Die  Wolke  am 
Sternenhimmel. 

„Welch   eine  Saat  von  goldnen  Aehren 
Durchwandr     ich     dunkle     Nachtgestalt" 
60  175—176.  — 

Isidorus  [=  Loebcn]:  Entwölkung.  „Nun 
ist  der  Nebel  zertheilt"  177.  —  J.  Kreuser: 
Wunsch. 

„Ein  Blümlein  blüht  das  Leben 
55  Im  bunten  Farbenschein"  178—180.  — 
Dr.  Wetzel:  Sylbonräth  sei.  „Die  Erste 
hegt  in  sichern  Mauern"*  181 — 182.  Ges. 
Gedichte,  1<S38,  S.  .'is.Hf.  —  Karl  v.  Ober- 
kanip:  Jugendlust.  Die  Alte.  ,.Holde 
60  Mädchen,  süsse  Blüthen"  183  —  184.  Das 
Mädchen. 

„Mutter,  eben   weil  es  fliehet, 
Haschen  wir  das  leichte  Glück"  184—185.— 
Dr.    Wetzel:    Reiseliod.     „Die    Strassen 
65   hin   und   wieder"    186—187.     Ges.   Gedichte, 


183'S,  S.  10 f.  —   Fr.  W.  Carov^:     Guter 
Rath. 

„Lass  das  Lesen,  lass  das  Schreiben, 
AN'irst  doch    nimmer  klug"     188 — 19(1.  — 
Dr.   Wetzel:    Aufm  Berge.     „Lockt   die     5 
Sehnsucht     mich    in's    Freye?"     191  — 192. 
Ges.  Gedichte,  1838,  S.  31  f.  — E.  J.  Aurn- 
hammer:  Lebensniuth. 

„Nicht  die  Flüchtigkeit  des  Lebens 
Nicht  die  Stunde  klaget  an!"  193—194.  —    jo 
Karl  v.  Gberkamp:  Die  Sterne.  „Sprich, 
o!    kennst  Du    uns   nicht,    uns,    die   kleinen 
goldenen  Kinder?"   195 — 197.    Distichen!  — 
Gustav     Schwab:     Auf     einen     Greis. 
„Ein  halb  Jahrhundert  langliastDu  geleeret    15 
Des    Weines    und    der    Liebe    Freuden- 
becher" 198.     Sonett.     Gedichte   1851, 
S.  174.  —  M.  Birnbaum:  Mutterliebe. 
„Es  geht   ein  Licht  aus  vom  Verstände 
Dies  machet  nur  das  Niedre  klar,  .jy 

Doch   wird  in  des   Gefühls  Gewände 
Das  Höchste  oflenbar!"   199—200.  — 
E.  J.   Aurnhammer:  Bächleins   Erden- 
wallen.  „Ein  Bächleiu  rinnt  durch  Wiesen- 
grün""    201—202.     —    Dr.    Wetzel:     Die   25 
Buche.     „Frühlingslüfte!     lindes    Wehen!" 
203—205.    Ges.  Gedichte  S.  38  f.  —  Is\dovus 
[^=  Lochen]:  Aeneas.     „Als  List,  verborgen 
in  dem  hohlen  Pferde"   206.     Sonett.  —  Dr. 
Wetzel:  Herkules  Gebet.     „Lass  mich's   30 
nach     Herzenswunsch     vollbringen!"      207. 
Sonett.     Ges.  Gedichte S.  317.  —  E.J.  Aurn- 
hammer: Die  Hoffenden. 

A.  Sonne  schwand  in  Abendflnthen 

Heiter  steigt  der  Mond  herauf;  35 

Freundlich  nach  des  Tages  Gluten 
Dämmert    uns     die    Traumwelt    auf." 
208-209.  — 
Fr.  W.  Carove:  Abschieds  wort. 

,,Es  trennet  weder  Raum  noch  Zeit  40 

Die  nur  das  Eine  stets  erstreben;"  210.  — 
E.  J.  Aurnhammer:  Epigramme.  Aus 
dem  Griechischen.  „Thörigtes  Herz!  wie 
lange  vertraust  du  täuschender  HoflnungV" 
211.     Lebensweisheit.  45 

,, Kränze    mit    heiterer   Kunst    das    eraste 

[Leben!     Es  dufte, 
Priester   der  Grazien,     dir    noch    an    der 
[Urne  der  Kranz!"     211. 
Weg  zur  Ewigkeit.  äu 

„Geniuswerke    zerstiebet  kein  Sturm,    sie 

[trotzen  der  Zeitfluth; 
Denn     ihr    unsterblich     Gepräg'    ist    das 
[empfindende  Herz."   211. 
Die  Muse  der  Lyra,  und  die  Muse  des   5:, 
Gesanges. 

,, Beide  gingen  sie  einst  auf  Hellas  Fluren 

[vereinigt, 
Und  was  die  Schwester  sang,   wiegte  der 

[Schwester  Akkord."     212.   —    eo 
Fr.  W.  Caro v^:  Des  Sängers  Freiheits- 
lust. 

„Mir  Vöglein  in  den  Lüften 
Gehört  die   weite   Welt"  213—215.  — 
Isidorus  [=  Lochen]:    Der  Neckarwein.   65 


5>1'? 


Deutsche  Prühlingskränze  18l5  und   1S16. 


218 


„Wenn's  niclit  Necktar  ist,  ihr  Freunde, 
Ist'8  doch  froher  Neckarweiii"  216 — 217.  — 
V.  Hornthal:  Fieie  Knust.  ,,Frei  in 
blauen  Lüften  sclnvehen"  21<S  —  219.  —  E. 
J.  Aurnhanimer:  Das  fremde  Mädchen. 
,,In  Hirtentracht  lebt'  unter  Hirten 
Ein  Mädchen  namenlos  und  still"  220-221. — 
E. J. A u r n h a ra ni  e  r :  1)  i e  n  e  u n S c  h  w  e  s t  e r n. 
,,ln  einem  alten  Lorbeerhain"  222 — 223.  — 
Fr.  Kassmann:  An  die  mimische 
Künstlerin,  Frau  Hendel  -  Schütz. 
1.  „Mag  immerhin  auf  solche  Sonnenblicke" 
224.  Sonett.  —  2.  „Teils  Pfeile  Dir  als 
Sinnbild  beizulegen"  224—225.  Somit.  — 
E.  .1.  Aurnhanimer:  Die  An  akr  conti  seh  e 
Muse.  ,,Ich  bin  die  jüngste  der  Musen" 
226—227.  —  Fr.  Kassmann:  An  Fried- 
rich  Baron   de  la  Motte  Fouque. 

„Im  rauhen  Norden,  wo  die  Vhe.  schweifen 
Und  Kiesenscblangen  sich  in  Knäuel 
[winden"  228.  Sondt.  — 
J.  Kreuser:  Üssian.  ,, Sänger  von  Selma, 
Dein  Lied  ist  süss"  229 — 230.  —  Isidorus 
\=  Loelien\:  Sonnenlied.  ,,()  lass  mich 
athmen  diese  Gliiten"  231 — 232.  Gedichte, 
Misgew.  von  R.  I'issin,  1905,  S.  130.  — 
V.  Hornthal:  An  Maria,  mit  Fouques 
Frauentaschenbuch  für  181().  ,.Gar 
manches  ist  im  Jahreslauf  verblüht"  233. 
Sonett.  —  Isidorus  [=■  I.oeben]:  Das 
C  entruni. 

„Der  Fantasie   geheime  Glut, 
Und  Grazie,   und  Heldenmuth, 
Witz   und   Verstand  und   Hildnerkraft, 
Und  jede  schöne   Wissenschaft 
Gehören  in  des  Dichters  Welt, 
Und  wenn  das  alles  sich  gesellt, 
Und  fehlt  das  innige  Gemüth, 
So  ist  es  doch  kein  göttlich  Lied."  234.  — 
V.   Hornthal:   Wahre  Kunst. 

,,Es  wird   die  Kunst    nur   aus    dem   Geist 

[geboren. 
Der    ewig   quillt    und    strömt    herab    von 
[Gott;"  235-230.     Stanzen.  — 
Karl   V.   Oberkanip:     An    Friedrich   de 
la  Motte  Fouque. 

„So  wie,   entfremdet  all'   den  Seinen, 
Von.  seines  Vaters  Haus  entfernt, 
Verführt  von  nicht'gen  Irrlichts-Scheinen, 
Ein    Sohn     der    Heimath    Art    verlernt:" 
237—240.  — 
J.  Kreuser:  Der  Dom  in  Colin.     Herrn 
Professor  Wallraff  gewidmet. 
„Eine  hohe  Felsriiine 

Ijeuchtet  in  dem  Morgenschein"  241-246.  — 
Isidorus  [=:  Loehen]:  Die  alte  Meister- 
ze i  t : 

,,Gern  weilt  des  deutschen  Herzens  Sinn 
Beim  schlichtenBau  der  Väter"  247—250. — 

Dritter  Kranz. 
Eichenbiätter.    251.  — 
,,Dass  sich  entfalte  der  Keim   zu  himmelan 

(strebendem  Baume, 
Aller  Kräfte  Verein  baue  am  ewigen  Dom ; 


Schlang    um    Liebe    und    Leben    Er    ein 
[schirmendes  Kleinod: 

Vaterland!    heilig    bist  du.     Wiege    des 
[göttlichen  Reichs!"  252.  — 
E.    J.   Aurnhanimer:     An    mein    Vater-     5 
land.     Vor   dem  Jahre   1812.     ,,0b    auch 
noch  frisch  die  alten  Wunden  bluten"   253. 
—   Isidorus     [=  Lochen]:     Ileldenthum. 
Im    Januar    1813.     „Bist  Du  ein  Held,  so 
fühle     Dich     unsterblich"     254.     Sonett.    —    10 
Isidorus     [=    Lochen]:     Der     knieende 
Ritter.      In    Theodor    Körners    Brief- 
tasche,   im    März     1813.     ,,Hier  fällt    der 
Ritter,  schwer  von  Wucht  der   Waften"  255. 
Sonett.  —  Isidorus  [=  Lochen]:  Der  Rhein.    15 
Im' November    1813.     „Wo   sie    versenkt 
den    Hort    der    Nibelungen"     256.     Sonett. 
Gedichte,     aitsgew.     von    B.    Pissin,     1905, 
S.151f. —  Isidorus  [^Lochen]:  Am   Ufer 
der  Marne.     Im  April   1814.    „In  fremdes    20 
Land  entfremdet  hingezogen"    257.     Sonett. 
Gedichte  1905,    S.  152.     —     A.  Seyfried: 
T e  D  e u ni  I  a u  d a  m u s  an  d e n  U  f e r n  der 
Isere,    bey    der    Nachricht    vom    Ein- 
rücken d  er  Verbündeten  in  I'aris,  1814.    25 
„AVas    kündet    der    heilige     Glockenklang" 
258—259.     —     Isidorus  [=  Lochen]:  Ab- 
schied von  Paris.     Im  Mai  1814.     ,,Die 
neue  Babel,   mit    der  Circe  Künsten"     260. 
Sonett.     Gedichte  1905,  S.  153.  —   A.  Sey-   3u 
fried:     Auf    der    Brücke    bey    Rheiii- 
weiler,  am  23.  Junius  1814. 

,,IIochauf  fiammendes  Herz 

Walle  in  freudiger  Glut!"  261-262.  — 
I.  O.  (=  Isidorus  Orientalis  =  I^oehen]:  35 
Huldigung.  Im  Julius  1814.  ,, Wielaut 
das  Herz  mir  in  der  Brust  mag  schlagen" 
263.  Sonett.  Mit  der  15.  Zeile  schlicsscnd: 
,,Icli  glaub'  au  Gott,  die  Freiheit  und  den 
Kaiser."  —  Isidorus  \=  Lochen]:  Klage  4u 
der  Zeit. 

,,Es  dreht  sich  anders,  als  es  hat  begoinieii, 

Das  rauschende  Gewebe  dieser  Zeil"  264. 
Sonett.  — 
Isidorus    [=  Loeben]:     Trost    der    Zeit.   45 
„Viel    ist    für    uns    geschehn    durch    Gottes 
Gnade!"  265     Sonett.  —  Gustav  Schwab: 
Kirchenbesuch    am    18.   October    1814. 
,,Die    Sonne    lichtet    sich    in    Morgenbläue" 
266.     Sonett.     Gedichte  1S28, 1134.'—   Karl   5ü 
v.  0  b  e  rk  am  p :  Bey'  m  Wieder  au  s  bru  cli  e 
des  Krieges  mit   Frankreich  im  Früh- 
linge 1815. 

,, Wohlauf!     Noch  einmal  denn!    Mit  Gott! 

Den    frechen     Treubruch    zu     bestrafen!"    55 
267—269.  — 
A.   Seyfried:   An  Seine  k.  Hoheit,  den 
Kronprinzen  Ludwig  von  B  a  i  e  r  n ,  am 
5.  Junius   1815. 

„Es    naht    der    Kampf!     In    alter    Kraft   60 
[entzündet 

Beginnt    Germania's    heil'ger    Völkerziig" 
270—272.     Stanzen.  — 
Fr.     W.     Carovd:      Zum     Straus!       Im 
Sommer  1815.  6b 


219 


Deutsche  Frühlingskränze  1815  und  1816. 


220 


„Hinaus,  liinaus 

Zum  freien  Straus!''  273 — 275.  — 
A.  Seyfried:  „Vaterlaiidsgränze.  Am 
1.  lJezeml)er  1815.  „Was  glänzt  durch 
des  Waldea  heimliclie  Nacht''  27Ö — 278.  — 
V.  Hornthal:  An  Theodor  Körner. 
Nach  der  Vorstellung  seines  Zriny. 
1815. 

,,Was   Du  mit  lieil'ger  Dichtkunst  Gottes- 
[weihe 

In  gliih'nder  Ahnung   flammend    hast   ge- 
[sungen"  279.     Sonett.   — 
V.  Hornthal:   Auf  der  Betteuburg.  1815. 
l''2iss7iote:     Des     Freiherrn     von    Truchsess 
herrlicher  Kittersitz  iu  Franken. 

„Hier,  wo  von  helluragrünten  Hügels  Höhe 

Die    alte     Burg    schaut     in     die    reichen 
[Gründe"  280.     Sonett.  — 
y.   Hornthal:  Am  Jahrestage  der 
Sc  hl  acht    vom    schönen    Bunde      [Be//e- 
A/Iiiince\.     Den  18.  Jun.  1816. 

,,( )   Schlacht  vom  schönen  Bunde, 

Du  Morgenrotlies  Kunde 

Nach  wilder  Sturniesnacht!  281  —  283.  — 
Chordalis  [=  c.  Seii/fert]:  Der  Gerolds- 
ecker Hort,  i^itssnote:  Eine  alte,  zum 
Nibelungenkreis  gehörige,  am  Rheine  noch 
lebende  Sage. 

„Im   Wasichgau  am  Rheine 

Sciiaut  vom   bemooss'ten  Steine 

Burg  Geroldseck  in's  Land"  284 — 280.  — 
Vierter  Kranz. 
Lilien.    287.  — 

„Du,  den  Namen  nicht  nennen,  den  Welten 
[nimmer  erfassen, 

Der    Du    gewaltigen     Arms    Erden     und 
[Himmel   umspannst: 

Ewig   trägst  Du,    was    ist,    am    väterlich 
[liebenden  Herzen, 

Alles  bist  Du  und  Eins,  Alles  nur 
[lebet  in  Dir!"  288.  — 
Fr.  W.  Carove:  Die  weisse  Rose. 
Nach  dem  Lateinischen  des  P.  Su(|uet. 
,, Warum  sind  weiss  die  Rosen,  die  dich, 
Magdalena,  umsprossen."  i-'wssMo/f;  Lacryinae 
divae  Magdalenae.  pag.  204.  • —  v.  Horn- 
thal:  Gebet  der  Liebenden. 


„Gott  der  Gnade,  Gott  der  Güte, 
Nah',  o  nahe  unsrer  Brust!"  290 — 291.  — 
V.  Hornthal:   Gebet. 

,,Gott!   Du  siehst  mein  Herz! 

Ewig  himmelwäi'ts,  5 

Ewig  zu  Dir  hinauf 

Glüht  es."  292-293.  — 
Theodor  Frank:  An  Sidouia,   bei  ihrer 
(t  1  au  bens  weihe. 

,,Dein    Schutzgeist    schwebt    aus    lichten    10 

(Atmosphären 
Herab    mit   Segen    thaueudem    Gefieder." 
294.     Sonett.  — 
Ghordalis    [=  v.  Seiiffert\:  Eitles  Glück. 
Geistliches  Lied.  15 

„Hier  auf  Erden 
Gi-oss  zu  werden 

Ist  ein  eitler  Wahn"  295—296.  — 
Isidorus   [=  J.oebrn]:  Mutter  und  Kind. 
„Wenn  Schmerzen  Deine  Brust  beschweren"'    -jo 
297.  —  Isidorus  [^  Ijoelicn]:    Das  Fest. 
„Kann  man  denn  nur  an  seinen  Schmerzen 
sterben?"  298—299.—  v.  Hornthal:   Der 
Gärtner.     „Kennst  du    den  alten  GärtnerV" 
3U0— 301.  —   Isidorus   [=  Lofl<fn]:    Ver-   20 
trauen.     „Wenn  Angst  und  Noth  im  Leben 
gähren"  302— 303.  —  v.  Hornthal:  Pilger- 
fahrt. 

„Ein  Pilgersmann  wandert  so  eilig 
Dort     durch     den     grünenden     Wald"        30 
304—305. 
Fr.   \V.  Oarov6:  Romauze. 

,,Eiu  Knabe  sass  in  später  Nacht 
Mit  seinem  Gram  alleine"  306 — 308.  — 
v.  Hornthal:  Am  Gharfreitage  1816.  35 
„Wo  göttlich  Leben  ringt  mit  ird'schem 
Tode"  309-310.  Stanzen.  —  Chordalis 
[=  /•.  Senffert] :  Sankt  Johannis  Leben 
im  Tode.     Legende. 

1.  ,.Aus  des  Heilands  heil'gem  Munde         4ü 
Gilt  ein  Wort  im  neuen  Bunde"  311 — 15. 

2.  Weinend  halb  und  halb  eutzücket 
Schaun    die    Brüder    d'rauf    sich     an" 

315-317.   — 
Isidorus  [=  Loelen]:  DasScepter.  45 

,,Der  König  hat  ein  Kleinod  fein 
Ein  Scepter  ist's  von  Golde  rein"  318  —  320. 


Verseiclmis  der  Mitarbeiter  an  den  Frühlingskränsen. 


Jahrgang  IS  Lt. 

Adrian,  J.  F. 

Biniltaiiw,  Fr.  M. 

Carorc,  Friedrich    Wilhelm 

Chordalis  =  v.  Sen/fert 

E.  lihm.    — •  Birntiditm? 

Hesse,  Ludiri;/  Kniien 

Hornthal,  J .  1'.  von 

I.   O.  =  Isidorus  Orientalis  =  Loeben 

Isidorus  =  Loeben 

Loeben,  0.  H.  (traf  v.,  s.  Isidorus 

Obcrlanip,  Karl  ron 


Prieser,  M.  von 
V.  Seuffert,  s.   Chordalis 
Seyfried,  Anton 
Wetzet,  Dr.  F.  I!. 


./((Iirf/dui/   IS  Hl. 

A.  Bd. 

Adrian,  J>r.  J.  Friedr. 

Aurnhaminer,  E.  J. 

Birnliaum,  Dr.  Fr.  M.,  s.  M.  B. 

Carorr,  Fr.    Wilh. 


221  Isidoras'  Hesperiden  1816.  222 

Clwrdalis  =  v.  Set(ff'ert  Rassmann,  Fri'edr. 

Frank,   Theodor  Schenlendorf,  Max  von 

Freimiind  Beimar  =  Rückcrt  Schicab,  Gustav 

Hondhal,  J.  P.  von  v.  Seuffert,  s.   Chordalis 

I.   0.  =  Isidorus  Orientalis  =  Loehen  Sei/fried,  Anton 

Isidoriis  =  Otto  Heinrich  Graf  V.  Loehcn  Varnhaqen  von  Ense,  K.  A. 

Kreuser,  J.  Weizel,^  Dr.  F.  G. 

J/.  B.  =  Birnbaum  Zimmermann,  J.   Ch.  Gotti. 

Oberkamp,  Karl  von 

Hier  wdren  cinzuschallen: 

Die  Hesperideii. 

Blütben    und    Früchte 

aus  der  Heimatb  der  Poesie  und 

des  Gemüths. 

Herausgegeben 

von 

Isidorns. 

[^  Otto  Heinrich  Grafen  von  Lochen.] 

Leipzig 

bei  Georg  .Toacbim  Goescben  1816. 

Diesen  Almanach  hat  Houhen  nchon  in  den 

I.    Band    des    BiJjliograph     Vcpcrtor..    der    die 

,. Zeitschriften    der  Eomantik'    enthält,  einr/c- 

reiht  [Sp.  3l5ff.]. 

Die  kurzen  Angaben  Houbens siir  Geschichte 
des  Almaiiachs  sind  jetzt  SU  ergänscn  aus  Pissins 
Locljcn-Biographie,  S.  307ff.  —  Nicht  nur  im 
,.Berlinct  Litter atur- Archiv'',  sondern  auch 
auf  der  Königl.  Bibl.  zu  Berlin,  [„Varnhagen 
a  33''J.  lagern  Briefe  Loebens  zmd  der  Chizij. 
den  langicicrigcn  Vorbereitungen  die,ies  Al- 
manachs  gewidmet.  —  Die  Gedichte  in  Hclminas 
Aurikcln,  ISIS,  waren  ursprimglich  für  den  nicht 
zustande  gekommenen  zweiten  Band  der  Hes- 
pcriden  bestimmt. 

Verzeichnis  der  Mitarbeiter 
an  den  Hespcrideu. 

Assur  =  Assing 
Birnbaum 
Helmina  von  Chesy 
Dcinhardslein, 

Fouque 

Frisius 

Friedr.  Giesebrecht 

Goldmann 

Goflwalt  =  Secgcmund 

Hardenberg,  Karl  von 

Hornthal 

Isidorus  =  Karl  v.  Lochen 

Kcrncr 

Koreff 

Laun 

Jlalsburf/ 

C.  N.  =  iVaeZ-e 

Bostorf  =■  Karl  von  Hardenberg 

Schenkendorf 

Schütz 

Seegemund  s.  Gottn-alt 

Theorosa  =   Theresc  a.  d.    Winkel 

Zacharias   Werner 

Weteel. 


223 


Taschenbuch  für  Freunde  altdeutscher  Zeit  und  Kunst.     1816. 


224 


Taschenbuch 

für 

Freunde  altdeutscher  Zeit  und  Kunst 
auf  das  Jahr  1816. 

6  Mit  Knpfern. 

Redaktion:   E.  ron  Grootc;  F.  W.  Carovc. 
\"erlag:     Köln,    ijedruckt  bei  M.  Du   3Iont- 

Schauberq. 
Format:  S". 

10    Schriftart:  Fraktur. 

Fundorte:  Hof-  und  Staats-Bibl.  Manchen: 
Fniv.-Bibl.  Bunn.  Breslau,  Göttingen. 
Halle,  Kiel,  Königsberg,  Marburg, 
Strassburg;      Grossheriogl.     Bibl.     Neu- 

iT  strelits;      Grosshcrzogl.      Bibl.     Weimar; 

Landcsbibl  Kassel,  Nassauische  Landes- 
bibl.  Wiesbaden;  Fiirstl.  Fürstenberg.  Hof- 
bibl.  Donaiieschingcn;  Kaiser  Wilhclm- 
Bibl.    Posen:    Stadtbibl.    Cöln,    Danzig; 

2rt  Göritz-Lübeck-Süftung  Berlin.    Die  Künigl. 

Bibl.  Berlin  besitzt  nur  die  Titclanflage 
vom  Jahre  1S22:  „Zeit  und  Kunst,  Alt- 
tcutsche.  Hg.  von  E  v.  Groote,  Carovi, 
V.  d.  Hagen.  Görres,  v.  Schenkendorf, 

25  i\  Hornthal,  Grimm  und  Prof  Wallraf 

Mit  Kupfern.     Frankfurt  a.  M.     Bei  Bern- 
hard Körner.^ 
Zur  Geschichte  des  Taschenbuchs:  Eber- 
hard von  Groote  [Everhard?:  1789  -lS6i: 

30  ABB  9.  T;iSff- ;   er  ist  später  auch  als  Ger- 

mani.H  hervorgetreten]  hatte  1S15  ah  Volnntär- 
ofjizier  die  von  den  Franzosen  entführten 
Kunstsehützc  aus  Paris  zurückgeholt.  Nach 
seiner  Bückkehr    wurde   er   der  Kölner  Bc- 

35  gicrunij  als  Assessor  zugewiesen  —  Das  Er- 

scheinen seines  Tmchenhuches  für  Freunde 
altdeutscher  Zeit  und  Kunst  fiel  in  eine 
Zeit,  die  für  die  Stadt  Köln  und  die  Bau- 
geschichte   ihres    gewaltigen    Domtorsos   von 

^ü  entscheidender    Bedeutung    war.      Noch    ehe 

Görres  ISU  den  Ausbau  des  Domes  als  ein 
Dankopfer  der  siegenden  Nation  forderte, 
hatte  seit  1S08  Sulpiz  Boisseree  mit  un- 
endlichem Flcissc   die   kün.itlerischen  Unter- 

•15  lagen    für    den    Dombau    geschaffen,     wenn 

auch  sein  grosses  Werk  über  den  Dom  erst 
in  den  Jahren  1834—1831  an  die  Oeffent- 
lichkeit  kam.  1816  nun  weilte  Goethe 
erneut  in  Köln  und  sprach  sich  für  die  Er- 

50  haltung   des   Bc^itchtndcn    und   den  Aushau 

aus.  In  dewscUien  Jahre  wurde  Schin- 
kel  mit  der  genauen  Vntersuehimg  des  Doms 
betraut.  Wie  nahe  Groote  jetzt  und  später 
all   diesen  Bestrebungen   stand,    ward  u.   a. 

55  auch   dadurch   dokumentiert,    dass   man   ihn 

1841  zum  ersten  Vorsitzenden  des  neu  ent- 
standenen Dombauvereins  ivähltc.  [Vgl. 
Edmund  Benard.  Köln,  =  Berühmte 
Kunst.sUUien  No.  .S'S,  Leipzig  1907.  S.  303f 

m  Von  Bei/ferscheid  llonn  1876  herausgegebene 

„Mitteilungen  aus  Grootes  Brief- 
wechsel" waren  mir  nicht  zugänglich.  Vgl. 
auch  (Sj).  361. J 

Sein  Taschenbuch  fand  eine  freudige  Auf- 

65  nähme;  lebhaft  wurde  seine  Tendenz  gehilligt 

Nicht  nur  die  oben  erwähnte  Tilclauflagc 
von  1822  beweist  es,  sondern  auch  gleich- 
zeitige Kritiken;  zu  nennen  sind  die  aus- 
führlichen   im    Journal   des  Luxus   und 

70  der  Mode  und  in  den  Hcidclbergischen 

Jahrbüchern. 


Im  Journal  des  Luxus  und  der  Mode, 
August  1816.  S.  508-513,  wird  mit  grosser 
Anerkennung  das  „edle  und  gutgemeinte 
streben  der  Herausgeber"  hervorgehoben ;  die 
h'czcnsion  .schliesst:  —  —  „Möge  es  [das  5 
Taschenbuch]  seine  freundlichen  Gaben  uns 
immerfort  so  wohlwollend,  bescheiden  und 
gehaltvoll  bringen.'" 

l  angezeichnet  gleich  dieser  ist  auch  die  An- 
zeige   in     den    Heidelbergischen    Jahr-    10 
büchern   der   Littcralur,    1816,    No.  17, 
S.  271f:  „Schon  durch  sein  Aeusseres  verräth 
dieses  Taschenbuch,  dass  es  nichtSiiekulations- 
Waare,    sondern    aus    reiner  Liebe   für  die 
Sache  hervorgegangen  ist.    Der  Titel  deutet    15 
auf  den  Inhalt.     —   —   —    Die   Gemählde- 
schilderungeu    sind    zwar    zum  Theil    recht 
sinnige  Spiele,   aber  doch  zu  ihrem  Gegen- 
stande  nur  Spiele,    und  wir   geben  darum 
dem  Sonette  von  Herrn  Carovi'  unbedingt    20 
vor    allen    den  Vorzug,    der    wohl    fühlend, 
wie    eitel    vergeblich    solch    Unternehmen, 
mit  Bescheidenheit  fragt: 
..Wer  bin  ich,  dass  ich  wollt'  vermessen  wagen, 
nai«  Heiligste  der  Kunst  und  Frömmigkeit  25 

Zu  fassen  in  der  Rede  Aermlichkeit, 
Der  Farben  höchsten  Zauber  dir  zu  sagen?" 

—  —  —   Die   Ansichten    der   Kunst    des 
Deutschen  Mittelalters  von  Hrn.  F.  M.  Gar  ovo 
S  43 — 95  zeugen  von  einem  schönen  Ringen.    .10 
Wir     möchten     sie    farbigen    Regenbogen- 
lirücken  vergleichen,    womit   er  die  einzeln 
blühenden  Inseln,    deren  er   auf  der  ersten 
Seite    erwähnt,    in    Verbindung    bringt.    — 
Von  den  altdeutschen  Miuneliedern  S.  118 —    35 
140  kennen   wir   einige   schon   aus  halbver- 
kluugenen  Zeiten    in    noch   lebenden  Volks- 
liedern, und  namentlich    das  S.  136  befind- 
liche .      mit     wenigen     Abweichungen     als 
fliegendes  Blatt.     [„Es  woU  gut  Jäger  jagen,    40 
irolt  jagen  in  einem  Holz."] 

Möge  eine  ausgebreitete  freundliche  Auf- 
nahme die  Herren  Herausgeber  ermuntern, 
dies  Taschenbuch  eine  Reihe  von  Jahren  45 
hindurch  fortzusetzen.  Die  alte  Stadt  Kölln 
mag  noch  manchen  herrlichen  Schatz  in 
ihren  Mauern  verbergen,  der,  an  das  Licht 
hervorgezogen,  gar  manche.s  Herz  erquicken 
könnte,  und  dies  Verdienst  sich  zu  erwerben,  50 
scheinen  gerade  sie  die  Erwählten  zu  seyn." — 


Titelblatt,     p.  I. 
Inhalt,     p.  III- IV. 
Vorwort.    Bilder  der  Zeiten. 

„Wir     waren      erwacht      aua     lieblichen    55 
Träumen  glücklicher   Vergangenheit. 

Pie  feste  Ilimnielsburg,    zu  welcher  wir 
in    frommer   Dichtung    einst    als    zu    einem 
Felsen  ewigen  Trostes  liinangeblickt  hatten, 
stand    entrückt    und    verschleiert    im    Nebel    60 
der  Abenddämmerung  nach   Westen  hin. 

Die  alten  Dome,  an  welchen  wir 
schlummernd  noch  immer  andäclitig  gestiftet 
und  fortgebaut  und  zu  heiligem  Ablass 
weiter  gearbeitet  hatten,  sie  standen  in  65 
grauer,  ernster  Stille,  und  hoben  wie  Ge- 
birge mit  fremd  und  dunkel  gewordener 
Runen.schrift  ihre  Knospen,  Blätter  und 
Hlüthen  zu  den   Wolken  hinan. 


225 


Taschenbuch  für  Freunde  altdeutscher  Zeit  und  Kunst.     1816. 


226 


Auf  bunter  Wiese  sassen  wir  und  es 
wanden  sich  Silberbache  von  fernen  Höhen 
herunter,  und  in  dem  Thale  wollten  wir, 
wie  geblendete  Kinder,  all  das  schimmernde 
5  Gewässer  iu  einen  einzigen  See  zusammen 
leiten,  dass  ea  uns  zum  Bade  der  vollesten 
Lebenskraft  werde.  Und  in  blauen  Fernen 
standen  marmorne  Tempel  mit  himmlischen 
Götterbildern    und  vom   Olympe    her   neigte 

10  dort  die  fröhliche  Schaar  jubelnder  Ge- 
stalten zu  den  Tempeln  und  Orakelhölen, 
und  es  sangen  bekränzte  Dichter  Helden- 
geaänge  in  göttlichen  Weisen.  Ehrwürdige 
Alten  zogen  mit  wunderschönen  Jünglingen 

15  einher,  und  tiefe  Lehren  der  Weisheit  ab- 
wechselnd mit  muntern  Scherzen,  und  tapfern 
Kriegesthaten,  und  männlichen  Spielen,  und 
Liebeskämpfen,  und  Opfern,  und  szenischen 
Darstellungen,  und  orgiastischenTänzen  waren 

20  ihre  Beschäftigungen,  und  es  war,  gleich 
als  löse  sieh  all  dieses  Herrliche  in  silberne 
Fluten  auf,  und  wälze  sich  in  schönem 
Strome  in  unser  Thal  hinunter. 

Dann    zogen    auf  andern  Bergen    grosse 

25  Helden,  Männer  festen  Sinnes  und  in 
glänzenden  Waffen  einher.  Alle  Welt  beugte 
sich  vor  ihrem  Triumphwagen,  der  von  Löven 
gezogen  zu  dem  Tempel  einer  kolossalen 
Viktoria  hinrollte.     Alle  Götter  folgten  dem 

30  schönen  Zuge,  jeder  mit  dem  Symbole  seiner 
Macht,  die  er  zu  dem  Siege  des  welt- 
erobernden Volkes  angewandt  hatte.  Un- 
ermessene  Schätze  der  besiegten  Völker, 
auch  ihre  heiligen  Bücher  und  ihre   Götter- 

35  bilder  vind  alle  ihre  lleiligthümer  wurden 
in  neuen  Tempeln  von  dem  triumphierenden 
Volke  aufgestellt.  Endlich  aber  trat  auch 
in  jener  Jubelfeier  ein  Stillstand  ein,  und 
all    der    Raub,    und    die    Schätze,    und    die 

40  Bilder,  und  die  Gesänge,  und  die  Heilig- 
thümer  rauschten  wie  flutendes  Metall  zu 
unserem  Wiesengrunde  herunter. 

Dann  sahen  wir  ferner  noch  längs  diesen 
hell    beleuchteten    Höhen    vorbei,    und    er- 

45  blickten  seltsame  Gefilde,  wo  ewiger  Frühling 
lebte.  Dort  war  es,  ala  ob  Blüthen,  und 
Tiiiere,  und  Töne,  und  Crystalle,  und  die 
Lothuspilanzen,  und  die  Seelen  derMenschen, 
und  die  tiefsten  Naturkräfte    und  die  Stern- 

50  bilder  in  schwesterlichem  Vereine  sich  er- 
götzten, und  sich  ewig  herzten  und  küssten, 
und  über  die  Erde  in  leichtem  Spiele  fort- 
schwebten, damit  sie  sich  einst  zu  un- 
begränzter    Lust    umschlängen,    und    so    in 

55  ewiger  Umarmung  zu  fernen  Welten  hinijber 
zögen.  Aber  auf  dem  Ganges  und  Indus 
wogten  nun  jene  blühenden  Gestalten  mit 
ihrem  Frühling  und  ewigem  Scherze,  mit 
Laub  und  Crystallen,  und  Düften  und  Tönen 

60  zu  uns  herüber  au  den  glänzenden  Götter- 
bergen vorbei. 

Und  ein  finsteres  Land  lag  wie  in  Todes- 
schlummer an  breitem  Strome.  Ruhe  war 
sein  Loben,    Stillstand   seine   Seligkeit,    und 

65   längst  verstorbene  Geschlechter  standen  alle 


noch  in  ihren  unverwesten  Hüllen,  und  die 
Lebenden  glichen  in  ihrer  Uubeweglichkeit 
den  Todten.  Alle  Kraft  stand  in  ihr  selbst 
gefesselt  wie  iu  betäubtem  Wahn,  Sphinxe, 
Pyramiden,  Crocodillo,  dunkle  Stiere,  Vögel,  5 
Mumien. 

Aber    die    Naturerscheinungen    klangen 
gross  und  bedeutsam  aus  diesem  Lande,  und 
tiefe  Weisheit  wohnte  bei  diesen  betrachtenden 
Eremiten.     Mit   bleiernem   Griff'el    schrieben    10 
sie    sinnvolle    Worte   in    Hieroglyphenschrift 
an   ihre  Pyramiden   und   auf  Papirusblätter, 
die  sie  vor  der  ewig  verschleierten  unbeweg- 
lichen   Göttinn   niederlegten.     Und    entlang 
den   heitern   Tempeln    der   Olympier   führte    15 
der  dunkle  Strom  all  jenes  heilige  Gebilde 
auf  langsam  wogender  Flut  zu  uns  herüber. 
An  den  glänzenden  Mannorgebirgen  entnahm 
der  Delphin    von  dem   Crocodill  das  heilige 
Geräthe,  und  die  Laute,    welche  früher  nur   20 
stumm    dahin    schwamm,    fing    dort    an    zu 
tönen  und  stimmte  zu  den  Dithyramben  des 
frohen  Gefolges,  welches  mit  dem  Dionysos 
die  lachenden  Gefilde  durchzog.     So  führten 
nun    die    strömenden    Silberbäche    alles    in    20 
unser  schimmerndes  Thal  herunter. 

Da  blickten  wir  auch  auf  die  näheren 
Gebirge  wieder  hin,  wo  wir  vor  einem  kurzen 
Jahrhundert  noch  geträumt  und  fromm  und 
unendlich  selig  geliebt  und   gebetet  hatten.    30 

Die  zauberhaften  Mähreu  riefen  noch 
ganz  verständlich  zu  uns  herunter,  und  noch 
weinten  wir  stille  Thränen,  wenn  wir  die 
grauen  Väter  auf  schnaubenden  Rossen  als 
wackere  Ritter  in  blitzenden  Rüstungen  er-  35 
blickten,  wie  sie  zum  Kampfe  in  deutscher 
Zunge  riefen,  und  uns  ermahnten,  mit  nach 
[demj  Morgenland  zum  heiligen  Grabe  zu 
ziehen. 

Die   alten   Burgen  lugten  wie  grau   ge-    40 
wordene  Märterinnen  unarer  frohen  Kindheit 
herüber,  und  luden  uns  wieder  zu  sich  ein. 

Züchtige  Jungfrauen  standen  inpräciitigen 
Sammtgewanden    und    mit   goldenen    Ketten 
umgürtet,    und    warteten,    dass    wir    sie    in    45 
treuer  deutscher  Rittersitte  begrUsaten. 

Auf  heimischen  Fluten  wogten  uns 
Minnegesänge  und  Rittergeschichten ,  und 
Zauberspi'üche  und  die  ganze  heilige  Legende 
in  lieblicher  deutscher  Kunst  und  auf  aller-  50 
lei  Geräthe  und  auf  unleserlich  gewordenen 
Membranen,  und  auf  kleinen  Ringsclulden, 
die  wir  statt  Schlachtschilden  an  den  Fingern 
trugen,  entgegen. 

Altklug  schauten  wir  über  die  grünlichen  55 
Flüsse  bis  zu  ihren  Quellen  hinauf,  und 
fühlten  dann,  was  Glaube  und  heisse  Liebe 
in  den  goldenen  Zeitaltern  glücklicher  Kind- 
heit vermochten,  und  was  sie  geschaften  in 
den  weiten  Gefilden  desLebens  und  derKunst.    eo 

Wir  fühlten  es  und  weinten,  denn  wir 
hatten  ja  versucht,  nicht  mehr  zu  glauben 
und  nicht  mehr  zu  lieben;  wir  waren  altklug 
geworden  und  wachten  nun,  und  empfanden 
nichts   als   Mangel    an   Kraft   und  an  Trost,   es 

16 


227 


Taschenbuch  für  Freunde  altdeutscher  Zeit  und  Kunst.     1816. 


228 


Hart  und  schroff  tönten  uns  die  Lieder 
der  alten  Helden  und  Sänger,  denn  wir 
waren  an  geistlose  Keime  gewohnt,  die  schaal 
und  matt  höchstens    zum  Schlafe   uns   noch 

s  einwiegten,  und  keine  Spur  dauernder 
Kührung  in  uns  übrig  Hessen. 

Glatter  llarinor,  wie  er  uns  von  den 
heiteren  Bergen  der  Olympier  entgegen 
glänzte,     wollte    unsern    flach     gewordenen 

10  Sinnen  besser  gefallen,  als  die  zackigen 
Granit-  und  Porphyrgebilde,  die  sich  in 
tausend  seltsamen  Verzweigungen  zu  dem 
Gewölke  hinan  hoben.  Wir  kannten  ihren 
tiefen    Sinn    nicht    mehr,     und    wussten    es 

15  nicht,  dass  auf  ihnen  unsre  irdischen  Dome 
als  ewige  Wohnungen  der  Seligen  zum 
Himmel   liinanwachsen  wollten. 

Die  Mährchen  sprachen  uns  lieblich  an ; 
aber  sie  konnten   uns  aus  sieh  keinen  Trost 

20  geben,  denn  wir  hatten  gewaltsam  ihren 
Zauber  zerstört. 

Die  schönen  Gebilde  fassten  wir  nicht 
mehr.  Denn  das  göttliche  Leben,  aus  dem 
sie  hervorgegangen  waren,  und  welches  sie 

25  gerne  nocli  verkünden  wollten,  war  uns  in 
unserer  Gemüthlosigkeit  zum  Zerrbilde  be- 
dauernswerthen  Aberglaubens  geworden. 
Wir  ergötzten  uns  lieber  an  den  reizenden 
Bildwerken     üppiger    Marmorformeu,     denn 

30  sie  spraciien  sich  für  unsre  lüsterne  Sinn- 
lichkeit verständlicher  ans,  wenn  wir  gleich 
ihr  eigenthüniliches  tiefes  Leben  und  ihren 
innersten  Sinn  längst  nicht  mehr  zu  fassen 
vermochten. 

35  Da  aber  brachen  schrecklich   die  AVogen 

des  Zweifels  und  des  Lasters  auf  uns  ein, 
und  umringt  von  so  vielen  Schätzen  darbten 
wir  selbst,  weil  keine  unsre  eigenen  waren, 
und  wir  keine  uns  aneignen  durften. 

40  Und  da  wir  so  reclit  armselig  ohne  Liebe 
und  ohne  Vertrauen  uns  selbst  angrinzten, 
und  weder  zu  grosser  Tugend  noch  zu 
kräftigem  Laster  Mutli  genug  hatten,  sondern 
nur  die  ekele  Schwäche  der  Innern   Gehalt- 

45  losigkeit  zu  fühlen  vermochten,  da  öffneten 
sich  rings  umher  gähnende  Abgründe,  die 
uns  in  unserer  Halbheit  und  eiteleu  "Weis- 
heit rücksichtslos  verschlingen  und  unser 
Andenken    von   der  Erde   vertilgen    wollten. 

50  Und  wir  schauderten  zurück,   da  wir  die 

eigene  Erbärmlichkeit  wahrnahmen  und  es 
kläglich  empfanden,  dass  wir  überall  nur 
von  fremdem  Worte  antönten,  und  selber 
höchst  matt  und  willenlos  zu  eigenem  Ueber- 

55  druss  durch  das  l.ieben  liinzogen,  und  dass 
uns  nur  die  Furcht  vor  grösserer  Schwäche 
und  Uubedeutenheit  jenseits  des  Grabes  au 
das  irdische  Daseyn  noch   fesselte. 

L^nd  da  sahen  wir  noch    einmal    zu    den 

60  köstlichen  Zeiten  unserer  Väter  Jiinüher,  und 
und  sahen  es,  wie  sie  überall  in  festem 
Glauben  von  einer  überirdischen  Hand  ge- 
leitet und  gestärkt  wurden,  und  wie  in 
ihrem   Gemüthe  nicht   die  wilde  Gewalt  des 

6.1  Frevels   und  Uebermutlies,   sondern   überall 


nur  die  begeisterte  Kraft  des  Glaubens  und 
tief  empfundener  Sittlichkeit  und  Kechtlich- 
keit  wirkte,  und  wie  in  Waffen  und  in 
Kunst,  in  Kreuzzügen  wie  in  Gesängen  und 
Bauwerken,  und  Bildern  und  Mähren,  immer  5 
ein  einziger,  tief  eingedrungener  und  alles 
Leben  und  Wirken  beseligender  Glaube  an 
unbegreifliche  Geheimnisse  heiliger  Wesen- 
heit durchblickte,  und  alle  seine  Bekenner 
aus  einem  einzigen  Feuerfunken  hinaus  zu  10 
gleichem  Beginnen  auf  die  nianchfaltigsten 
Weisen  begeisterte.  Das  sahen  wir,  und 
staunten  und  blickten  dann  wieder  weinend 
in  unsre  Zeit  hin. 

Und  traurig  stiegen  wir  zu  den  nächsten  15 
Bei'gen  wieder  hinan,  und  öffneten  die 
schweren  Pforten  der  dunkeln,  lang  ver- 
schlossenen Dome  wieder,  und  ach!  —  wir 
waren  zu  sehr  an  das  blendende  Liclit  des 
Tages  gewöhnt,  und  konnten  uns  daher  nur  uo 
schwer  an  ihre  stille  Nächtlichkeit  wieder 
gewöhnen  1 

Wir  verstanden  ihren  mj'stischen  Bau 
nicht  mehr  und  gingen  w'ie  Fremdlinge  in 
den  Ueiligthümern  unserer  Väter  umher.         25 

Wir  traten  in  die  hallenden  Burgen  ein, 
und  ihre  Felsenstärke  und  ihre  sicheren 
Gemächer  wollten  uns  wie  Kerker  bedünken, 
weil  wir  es  bisher  für  Freilieit  gehalten 
hatten,  in  ungezügelter  Flatterhaftigkeit  30 
weder  in  uns,  noch  von  aussen  her  der 
eigenen  Kraft  eine  einzige  und  bedeutende 
Kichtung  zu  geben.  Wir  kannten  jenes 
Höchste  der  Kraft  nicht  mehr,  welche  sich, 
in  sich  selbst  demttthig,  fromm  an  das  Heilige  35 
hingegeben,  stärkt,  sich  so  selbst  zwingt, 
und  frei  und  ohne  Heuchelei  zu  dem  Un- 
sichtbaren neiget,  und  so  die  höchsten 
Triumphe  der  eigenen  Idealität,  den  Sieg 
des  Göttlichen  in  der  menschlichen  Natur  40 
feiert. 

Und  wir  sahen  uns  schaniroth  einander 
an  und  fragten,  ob  denn  bei  uns  nicht  auch 
jener  Glaube  noch  gelte,  und  ob  wir  seine 
Mysterien  nicht  auch  noch  in  der  tiefsten  45 
Seele  verehrten  und  feierten,  und  ob  es 
nicht  vielmehr  ein  blosses,  eiteles,  gellendes 
Geschrey  sey,  in  dem  wir  unsern  heiligen, 
treuen  Glauben,  der  sich  immer  noch  uu- 
vertilgbar  in  dem  Busen  bewahrte,  zu  über-  .so 
schreien   suchten? 

Da  aber  traten  Thränen  der  Reue  in 
unsre  Augen,  und  da  wir  wieder  weinen  und 
uns  einander  die  Hand  bieten  konnten,  da 
verstanden  wir  bald  die  heiligen  Denkmäler  55 
deutscher,  christlicher  treuer  Zeit  wieder, 
und  die  alten  Gesänge  sprachen  uns  freund- 
licher an. 

Allein  in  die  alten  Mysterien  waren  wir 
noch  nicht  wieder  eingeweilit.  Erst  als  wir  gii 
tiefer  in  die  geheimen  Tabernakel  der 
dunkeln  Dome  wieder  hineinblickten,  und 
aus  den  Werken  des  festen  gläubigen  Ge- 
niüthes,  und  aus  den  Eiesenschöpfungen, 
welche    daraus  hervorgingen,    die  Kraft  des    155 


■229 


Taschenbucli  für  Freunde  altdeutscher  Zeit  und  Kunst.     181 6. 


230 


Glaubens  und  des  aus  demselben  begeisterten 
Willens  näher  würdigen  und  bewundern 
lernten,  da  staunten  wir  über  unsere  eigene 
Blindheit;  da  wollten  wir  uns  gerne  an  die 
5  überirdische  Gewalt,  welche  in  Deniuth  und 
Vertrauen  solche  Wunder  zu  wirken  ver- 
mochte, hingeben,  und  lieber  so  durch  den 
Zauber  gläubiger  Liebe  jene  unbegreiflichen 
Werke     der    Begeisterung     neu     entstehen 

19  sehen,  als  kalt  und  herzlos  an  uns  selbst, 
wie  an  allem  Bessern  verzweifeln,  und  in 
unserer  unvermögenden  frostigen  Verständig- 
keit wie  leere  Meteore  schwirren  und  platzen 
und  zu  Grunde  gehen. 

15  Und  dann  gaben  sich  die  Brüder,  welche 

sich  nun  in  Einem  Glauben  und  in  Einer 
Liebe  wieder  erkannten,  freudig denEriedens- 
kuss,  und  sagten :  Wissen  wir  nun  die 
Quellen   der  Kraft  und  der  Grösse   und  der 

20  bleibenden  tiefen  Kunst  wieder  zu  entdecken, 
und  ist  es  genug  des  richtuugslosen  Be- 
ginnens undEorschens  und  Streitens,  worüber 
ganze  Geschlechter  und  Menschenalter  ohne 
Genuss    und    ohne    Nachruhm    zur    Grube 

•25   fahren  V 

Und  da  setzten  sie  sich  tiefgerührt  in 
einen  Kreis  zusammen  und  sangen  vor  den 
Domen  und  Burgen  mit  den  längst  grau 
gewordenen    Sängern     der    alten     Zeit    die 

30  deutschen  Heldengesäuge  und  die  Tliaten 
der  tapfern  Kreuzzieher,  und  die  Mähren 
zauberliafter  Kindheit,  und  dann  auch  die 
ewigen  Mysterien  des  Christenthumes,  des 
Herrn  Geburt   und   sein  Leben    und    seinen 

3ä  Tod,  und  sein  Reich,  welches  dauert  hieniedeu 

unter  seinen  Lieben  bis  zum  Ende  der  Zeiten, 

und  drüben  von   Ewigkeiten  zu  Ewigkeiten. 

Und   so  sangen    sie  bald  in  altdeutscher 

Zunge  die  Weisen  der  grauen  Zeit,  und  bald 

40  in  neuer  Sprache  dieThaten  der  romantischen 
Jahrhunderte,  und  so  kamen  sie  zurück  von 
der  wortreichenLeichtfertigkeit  des  fütternden, 
marklos  gewordenen  Lebens. 

Und  solcher  Weisen  haben  wir  auch  hier 

4j  aufgezeichnet,  und  geben  sie  hin,  mit  Bildern 
nach  denen,  welche  andächtige  Künstler 
jener  guten  Zeit  gefertiget  haben;  und  was 
übrigens  in  dem  Büchlein  vorkommt,  das 
sollen  nur  Fingerzeige  seyn,  wie  die  Alten 

50  sich  ihr  Leben  in  Kunst  und  Glauben  zu 
einem  Lustgarten  und  zu  einem  weiten  Küst- 
saale für  die  eigene  Tugend  und  Kväftigkeit 
und  für  den  selbstständigen  Muth  in  ihrem 
liittertliume  machten. 

55  Ausser  den  Gesängen  der  alten  Ilelden- 

thaten,  der  Minne  und  des  frommen  Glaubens, 
nahmen  wir  daher  auch  alles  gerne  hier 
auf,  was  uns  mit  dem  eigensten  Leben  der 
guten  deutschen  Zeit,  mit  ihrer  Kindlichkeit 

60  und  Ueldengrösse,  so  wie  mit  ihren  eigen- 
thümliehen  erhabenen  Ideen  in  Kunst,  in 
Leben  und  Glauljen  näher  bekannt  machen 
kann. 

Dank  sey  es  den  Guten,  welche  uns  zu 

65    diesem  Zwecke   freundlich    haben   die  Hand 


bieten  wollen  und  sie  uns  fürder  noch  bieten 
werden.       Dank     sey     es     jedem      unserer 
deutschen   Brüder,    welcher   auf  was    immer 
für    Art    unser    Unternehmen     unterstützen 
und  in  Aufnahme  bringen,  so  also  zur  Fort-     5 
Setzung   desselben   thätig     mitwirken    wird. 
Die  Herausgeber." 
[Verf.  nach  dem  „Inhalt"  E.  v.  ijroote.\ 
p.  V— XIV. 
Das  Bild  im  Dom  zu  Köln.  10 

E.  V.  Groote:  \ßonett\. 

I.  „Im  Auge  glänzen  niegeweinte  Thränen, 
Im  Busen  tönen  niegehöite  Töne"    1.  — 

Die  Verkündigung. 

F.  W.  Carove  [17S9—1S5l>;  ABB  4,7f]:    u 
\So)iell]. 

II.  „Man  sieht  ein  himmlisch  süsses  Wunder- 

lbild 
In  KöUens  prachterfülltem  Dome  hängen"  2.  — 
E.  V.  Grote:  [Sonett].  20 

III.  ,, Die  Jungfrau  betet.  Heilige  Geschichten 
Betrachtet  sie  im  Kämmerlein  alleine."  3.  — 

Zioischen    S.  2  und  3    ist   eine  Repro- 
dnldion  der  ^Verhündigung"  eincicschaltet, 
die  auf  den  beiden  Fliigcliüren  des  heiiihmten  25 
Kölner  Domhildcs  dargestellt  ist.     l)ieses  Ge- 
mälde Stephan  Lochners  aus  Meershurg  am 
Bodensee  war  1810  in  den  Dom  übertragen 
worden.     Zwischen  S.  0  und  7  ist  das  y,innere 
Bombild'^    m    sehen,   gleich    den    übrigen    4  30 
Kupferstichen     des     Taschenbuchs     von    ^B. 
BeckenJcam    in    Köllen-'-,    gestochen    von 
„£.    Thclott    in  Düsseldorf-^     Das  Mittel- 
stiicl;  des  Triptijchons  stellt  die  Anbetung  der 
heiligen   drei  Könige  dar,    der   linke   Flügel  35 
dii'  heilige  Ursula  mit  ihren  Jungfrauen,  der 
rechte  den  heiligen  Gereon  mit  den  Märtyrern 
der    thebanischen    Legion.       Wallrafs    Be- 
schreibung   folgt    erst    S.    .349 ff.      [Vgl.    R. 
Muther,    Geschichte  der  Malerei,    19U'J,  II  40 
bsff;  Edmund  lienard,  Köln,  =  Berühmte 
Kunststätten,  No.  38,  1907,  S.  129,  139.] 
Das  innere  Dombild 

E.  V.   Groote:    [Sonett]. 

IV.  ,,Es  öfl'nen  sich  die  Flügel  weiter  Pforten,    45 
Die  .Jungfrau   sitzt   von    goldnem  Duft  um- 

[woben"  4.  — 

F.  W.  Carov6:  [Sonett]. 

V.  „Wenn  Feste  durch  des  Himmels  lichte 

[Räume    50 
Mit  Harfenklang  undMayenwonnetönen"5. — 
E.  V.  Groote:  [Sonett]. 

VI.  „Des  Morgenlandes  Fürsten,  alte  Weisen, 
Geführt  von  einem  wunderbaren  Stern"  6.  — 

E.  V.  Groote:  [Sonett].  55 

VII.  „Ein  Greis,  den  Gold   und  Schwert  und 

[Krön'  umklirren, 
Legt  zu  des  Kindes  Füssen  seine  Krone"  7.  — 

E.  V.  Grote:  [Sonett]. 

VIII.  „Des  deutschen  Doms  erhabne,  ernste    eo 

[Würde 
Zeigt  uns  Maria,  wie  iu  Himmelsmitten"  8.  — 

F.  W.  Carov6:  [Sonett], 

IX.  „Wer  bin  ich,  dass  ich  wollt'  vermessen 

[wagen,   65 
15* 


^31 


Taschenbuch  für  Freunde  altdeutscher  Zeit  und  Kunst.     181(5. 


232 


Das  Heiligste   der  Kunst  und   Frömmigkeit 
Zu  fassen  in  der  Rede  Aermlichkeit''  9.  — 
E.  V.   Groote:  X.  Jnbellied. 
„Von  reinem  Golde 
5  Schwebt  ein  Duft 

Durch  die  Luft 
Um  die  Holde;"  10—17. 

S.  IS  bleibt  frei.  —   E.  v.  Groote: 
jQ  Wie   eine   todte    Frau    wieder   vom 

Grabe  erst  and.     1357.    Cronika  von  der 
h.  Stadt  Köln.   Pag.  CCrJv.XXVI.  a  Gele- 
nius  de  aduiir.Magnit.  Colon.Pag. 2Ü2.19. 
„Es  ist  merkwürdig,    dass  die  Sage   von 
15    einer  todten   und   wieder   erstandenen  Frau, 
beinahe  auf  gleiche  Weise,  in  vielen  grossen 
Städten  Deutschlands  erzählt  wird.    (S.  z.  B. 
Minerva,  Taschenbuch  für  d.  J.  1815,   Seite 
177  tlg.)  Wir  theilen  sie  hier  mit  nach  unserer 
20    alten,    1499   gedruckten,    kölnischen    Cronik 
und  nach  andern  Geschichtbüchern  der  Stadt, 
und  haben  selbst  noch  die  Pferde   gesehen, 
die  als  angebliches,  docli  auch  oft,  iiud  viel- 
leicht mit  Hecht,  bezweifeltes  Denkmal  dieser 
25    Geschichte  an  den  Speicherfeustern  des  ehe- 
maligen HackeneischenHanses  auf  dem  neuen 
Markte  standen."     20. 
Komanze: 

..Hier  unten  an  dem  Rheine, 
j,  Da  liegt  ein  schönes  Land, 

Es  wogt  die  Luft  so  reine 
An  keinem  deutschen  Strand;"  21 — 42. 
Li  der  ,Mllen  Stadt  von  Collen'^  spielt  die 
breit  erzählte  Sage: 
35  In  grauen  Zeiten  lebte 

Ein  Mann  da  schlecht  und  recht, 

Hochhin  in's  Alter  strebte 

Sein  adelich  Geschlecht.     [S.  28.] 

40  Vom  Stamm  der  Adncht  führte 

Herr  Mengis  Schild  und  Nahm; 
Sein  Haus  Richmodis   zierte 
Die  er  zum  Weibe  nahm.     [S.  29.] 
Beide  entstammten  den  ältesten  und  an- 
45  gesehensten  Patriziergeschlechtern  Kölns,  Bich- 
inodis    den    „Overstoltzen    von    Lisolph- 
hirchen  (vulgo  Lyskircheny.  Ihre  Ehe  war 
hinderlos.     JJa   ereignete  es  sich,  dass  Bich- 
modis  als  scheintot  begraben,  aber  durch  den 
Kt  grabschänderischen  'Totengräber  errettet  wurde 
und  des  Nachts  zu  ihrem  Gatten  zurückkehrte, 
der  erst  durch  das  Wunder,  dass  seine  Gäule 
zum  Söller  seines  Ilauses  emporstiegen,  über- 
zeugt ward,  kein  Gespenst  vor  sich  zu  sehen. 
55  Ihre  erneute  Ehe  war  noch  mit  drei  Kindern 
gesegnet.  — 

F.   W.    Carov6:    Ansichten    der    Kunst 
des  deutschen  Mittelalters. 
„Im  Drang  des  vollen,  tieferregten  Herzens, 
60   jedoch  nicht  ohne  heinilichzage  Schüchtern- 
heit, versuche  ich  von  jener  Zeit  zu  sprechen, 
die   wie    ein   fenies  Zauberland  sich    unsern 
Ulicken  zeigt  —  wundervoll,  geheimnissreich, 
und    rings    von    Duft    und   Dämmerung    um- 
65    woben.     Da  ist  kein  Weg,  der  uns  unmittel- 


bar zu  ihm  hinüber  trüge,  kein  Blick  so 
scharf,  das  Weitentfernte  zuerkennen:  aber 
zwischen  ihm  und  uns  ragen  blühende  Inseln 
aus  dem  Strome  der  Zeiten  hervor,  und  auf 
diesen  kommt  man  ihm  naher  und  näher,  5 
und  immer  heller  und  klarer  entfaltet  sich 
dem  sehnenden  Auge  das  Land  mit  seinen 
hohen  Bergen  und  Felsfesten,  seinen  stillen 
Thälern  und  Munstern,  und  den  seltsamen 
Gestalten,  die  da  ruhen  und  wandeln.  — "  j,i 
43—95. 

Ueber  die  älteste  Poesie  der  Germanen,  ihre 
geschichtlichen  Gesänge  und  Heldendichtungen 
40 — öd.  —  Karl  der  Grosse  50— ■',::;.  —  hie 
Turniere;  poetische  Weltkämpfe;  langsame  55 
Entwicklung  der  Dichtkunst  unter  fran- 
zösischem Einfluss  52 — 62.  —  Höhe  der 
deutschen  Poesie  in  der  Blütezeit  des  Mittel- 
alters; drei  grosse  epische  IHchtnngskreise: 
das  Nibelungenlied;  die  Graldichtung,  König  20 
Artus'  Tafelrunde,  Tristan,  Lanzelot;  Karl 
und  seine  Uelden,  vor  allen  Boland  02 — 71. 

—  T)ie  mittelalterliche  Baukunst  71 — 78.  — 
Die  christliche  Bildnerei  und  Malerei  79 — 87. 

—  Die  ältere  Tonkunst  88 — Hl.  —  Beschluss:  05 
„Ist  nicht  in  den  zwei  letzten  Jahrzehnten 
die  alte,  volkstümliche  Kimst,  wie  ein 
Phönix,  ihrer  eigenen  Asche  entstiegen?  — 
Die  längst  verschollenen  Lieder  sind  er- 
standen aus  den  vergessenen  Pergamenten,  30 
und  in  allen  Gruben  arbeiten  Bergleute,  um 
die  noch  verborgenen  Edelsteine  zu  Tage  zu 
fördern;  —  die  lieblichen  alten  Bilder  werden 
aufgesucht,  vom  unverdienten  Staube  befreit, 
erfrischt,  und  spenden  nun  wieder  ilir  mildes  35 
und  freundliches  Licht;  ja  die  vielfach  ver- 
stümmelten künstlichen  Bauwerke  werden, 
wenn  nicht  in  der  Wirklichkeit,  doch  in  der 
Idee  ergänzt,  und  ihre  ewige  Herrlichkeit 
von  vielen   anerkannt,   ihre  Grösse    gefühlt;    4u 

—  so  ist  jetzt  die  alte  Künstlerwelt  wieder- 
geboren und  .  .  .  hat  sieh  aus  ihrem  Grabe 
hinaufgeschwungen  iu  des  Geistes  unver- 
gänglich Reich,  und  lebt  und  blüht  nun  dort, 
um  nimmer  zu  vergehen."  94 — 95.  45 

F.  H.  V.  d.  Hagen  {Friedrich  Heinrich, 
1780—1856;  ADB  10,  332ff]:  Die  Mähre. 
Ballade. 

„Uraf  Walter  sprengt  über  Stock,  über  Stein : 
Er  will  heut'  Abend    zu  Hause  noch  seyn.   so 
Die  Wasser  diefliessen  zusammen. "96 — 97.  — 

F.  H.  V.  d.  Hagen:  Geistes  Dank. 
Legende. 

„Herr  Rudolf  reitet  durch  finstere  Nacht; 
Er  weiss,  dass  noch  Feinsliebchen  sein  wacht.    55 
DieBrünnlein  fliesseu  ohn'Ende."98 — ICK). — 

E.  V.  (xroote:  Maria  mit  dem  Kind- 
lein am  Brunnen.  Zu  einem  Kupfer  nach 
S.  106.  ., Absichtlich  geben  wir  hier  noch 
eine  Vorstellung  der  heil.  Jungfrau,  aber  go 
aus  einer  spätera  Periode,  um  den  ver- 
schiedenen Charakter  der  Kunst  in  beiden 
Bildern  nachzuweisen.  |l'll  ]  • —  Das  liebliche 
Gemälde,  nach  welchem  dieses  Kupfer  ge- 
arbeitet ist,    dürfte  wohl  in  oder  kurz   nach    65 


233 


Taschenbuch  für  Freunde  altdeutscher  Zeit  nnd  Kunst.     1816. 


234 


Albrecbt  Dürers  Zeit,  also  in  den  Anfang 
des  16.  Jalirhiinderts,  vielloiclit  gar  in  die 
Scliule  dieses  Meisters  gehören,  und  wäre 
somit   um    etwa    llJO   Jabre  jünger,   als   das 

5  Bild  im  kölniscben  Dome.  Aber  welch  ein 
Unterschied  auch  in  Erfindung,  Anordnung, 
Ausdruck  und  Umgebung!  —  —  —  Maria 
bat  Schmuck  und  Krone  abgelegt  und  sitzt 
als  zärtliche  Mutter  nur  in  dem  Würzgärtlein 

id  und  reicht  versunken  in  stilles  Sinnen  dem 
lieben  Kindlein  die  Brust.  In  auspruch- 
loseni,  blauem  Uuterkleide,  und  rotbem, 
faltenreichem  ^Mantel  hat  sie  sich  an  ein 
Wasserbrünnlein   niedergelassen.      Sie    ruht 

j5  auf  einer  Blumenplanie;  ein  leichter  Schleier 
umwallt  ihr  schönes  Ilaarund  die  jungfräuliche 
Multerbrust;  ein  offnes  Buch  liegt  neben 
ihr  .  .  .  Sie  hat  sidi  wohl  zurückgezogen 
aus  dem  geschäftigen  Leben  der  nahen  Burg, 

20  um  sich  in  der  Einsamkeit  zu  sammeln.  .  .  . 
Blumen  duften  um  sie  her:  belle  Wasser 
sprudeln  in  dem  ehernen  Brunnen;  alles  ist 
so  gehalten  umher,  so  in  acht  altertbüm- 
lichem,    etwas  klösterlichem    Sinne    sorgsam 

25  gepflegt  und  besorgt,  nicbtsin freiem,  üppigem 
Leben  verwildert.  Aber  in  der  Ferne  öfl'net 
sich  eine  weite  Landschaft,  und  man  sieht 
gleichsam  in  die  Mühsale  und  Leiden  der 
Welt  hinein.  [103.]  —  Zum  Schlüsse  wollen 

30  wir  noch  etwas  von  dem  Originale  sagen, 
nach  welchem  das  eben  geschilderte  Kupfer 
gearbeitet  ist.  Es  ist  nämlich  jenes  Bild  in 
der  Sammlung  altdeutscher  Kunstsachen, 
welche  Herr  Kektor  Fochem  in  Köln  besitzt, 

35    keines  der  unbedeutendsten.  Das  etwa  15  Zoll 

hohe  und  12  Zoll  breite  Gemälde  ist  äusserst 

.    wohl  erhalten,  und  wenn  wir  auch  das  Werk 

des  Kupferstechers  im  Ganzen  loben  müssen, 

so  wollen  wir  es   doch  auch  gerne  zugeben, 

4(j  dass  das  Duftige,  Zarte  und  Warme  des  alten 
Gemäldes,  so  wenig  als  das  Leben  der  Farben 
sich  im  Kupfer  wiedergeben  liess.  —  — 
Das  ganze  Bild  hat  ein  so  warmes,  zartes 
und  dabei  doch  so  frisches,  klares  und  an- 

45  muthiges  Leben,  wie  es  uns  aus  den  gemütb- 
lichsten  Bildern  Leonardos  da  Vinci  anspricht, 
und  80  wie  bei  diesen  ergreift  uns  auch  dort 
ein  Gefühl,  wie  wenn  man  in  einem  ein- 
samen, kühlen,  üppichgrünen  Thalgrunde,  bei 

60   plätschernden    Quellen    und     frohen    Wald- 
vöglein   sitzt,   und   um    die    Abendstunde    in 
in  das  Leben  der  geschäftigen  Welt  hinaus- 
blickt."     [105—106.]  — 
E.  V.   Groote:   I. 

55    „DasHerz  voll  Lieb",  ihrKindlein  in  denArmen, 
Verweilt  Maria  in  dem  Frühlingsgarten. "  107. 
[Sonett.  — 
F.  W.  Carove:   IL 
,Im   Stilleu  Garten  sitzt  Maria  rein, 

60    Wo  Liljen  sehnend  ihr  entgegen  sprossen;" 
[108.     Sonett.  — 
E.  v.  Groote:    III.  Maria. 

,Wo  bunte  Blümlein  stehn, 
Liebliche  Lüftchen  wehn, 

65  Hier  lass  uns  ruhn;" 


Jesus. 
„Mutter  zur  Ruhe  nicht. 
Zum  Leiden  ruft  die  Pflicht, 
Ruft  was  da  lebt:"   109—110.  - 
F.      W.      Carovi:      Cliristus      erste     5 
Thränen. 

(Aus  der  Seele  Trost.  Manuscript  aus 
der  ersten  Hälfte  des  fünfzehnten  Jahr- 
hunderts. Pag.  93.  col.  2.)  .Liebes  Kind, 
ich  will  dich  ein  Gebete  lehren  von  ersten  jo 
bittern  Thränen  unsers  lieben  Herrn  Jesu 
Christ."   111  —  112.  — 

F.    W.    (Carove:     Ave    Maria.      (Aus 
demselben  Manuscript  p.  82.  col.  2.) 

„Do  was  ein  Edelritter,  der  begab  sich  jj 
in  einen  Orden.  Der  Ritter  enkonde  kein 
Paternoster  noch  anderhande  Gebet.  Do 
wart  im  ein  Meister  gegeben,  der  yn  sin 
Gebet  leren  solt.  Do  hatte  der  Ritter  also 
hartten  Synne,  dass  er  nit  me  gelereu  en-  20 
konde,  dan  disse  zwey  Wort  „Ave  Maria." 
Biese  Worte  standen  nach  seinem  Tode  mit 
goldeneti  Buchstaben  auf  einer  Lilie,  die  aus 
seinem  Munde  gewachsen  war.    113.  — 

E.    v.    Groote:    Des   Ritters  Klage.   2j 
Romanze. 
.Ich  liatt'  ein  heimlich  Lieb, 
15ei  dem  ich  manche  Nacht 
In  stiller  Kammer  blieb. 
Bis  dass  der  Morgen  tagt'."  114—116. —  30 

Altdeutsche  Minnelieder;  nwli  dem  Inhalt 
„eingesandt  von  J.  Görres".   117.   —  S.  118 
hleiht  frei.  — 
[1.]    „Ich  weis  mir  ein  Bluemlein  blauwe        35 

Von  himmelklorem  Schein"  119 — 121.  — 
[2]    „Frölicb  wil  ich   singen, 

Frölich  aus  meinem  Muet"  122 — 123.  — 
(3.)   „Khunt  ich  von  Hertzen  singen 

Ein  hübsche  tageweis"  124  —  128.  4Q 

Variation    des    Pi/ramus    und    Thishe- 

Motivs. 
[4.]    „Mit  gantzem  elendem  Hertzen 

Klag  ich  mein  schweres  Leidt"  129-131. — 
[5.]    Ich  bin  durch  Freuleinswillen  45 

Geritten  so  manche  Xacht"  132 — 133.  — 
[6.1    „Ich  reu  und  klag-   134 — 135.  — 
|7.]    „Es  wolt  gut  Jäger  jagen,    wolt  jagen 
[in  einem  Holz, 

Da  gingen  auf  der  Hayde  drei  Dirnlein,   50 
[die  waren  stolz"  136 — 137. 
Fr//.  Böhme,    Altdeutsches   Liederbuch    No. 
115  \1];  30  [3];  121  [.5];  4.56-,   S.  543  [7]. — 
[8.]    „Mein   Dienst  mit  gantzen  Treuen 

Vor  Liebi  muss  ich  wachen"138 — 139. —   55 
[9.]    ,,Ich   schrieb  dir  gern  cluge  W^ort, 

So  hast  du  mein  Herz  gefangen, 

Mein  lieber  Bul,  mein  höchster  Hort, 

Du  hasts  in  deinen  Banden."   14U.  — 
E.  v.  Groote:  Der  Geist  amGodes-   eo 
berge.     141—205. 

Personen. 
Siegmund's  von  Dracbenfels   Geist. 
Cuno    von    Stroinberg    Probst    auf    dem 

h.  Apollinarisberge.    65 


235 


Taschenbuch  für  Freunde  altdeutscher  Zeit  und  Kunst.     1816. 


236 


Ebbo  von  der  Löwenburg,  junger  Ritter, 

Siegmunds  unehlicher  Sohn. 

Berta     von     Drachenfels,      Siegniund's 

Wittwe. 

5  Walther  von  Drachenfels)  Siegn.und^s 
Maria  von  Drachenfels       [  «nd  Herta  s 

/   Kinder. 
Ebbo's  Schildknappe. 
Knechte  und  Reisige. 

1,)  Die    Szene    ist    auf  dem    Siebengebürge 

und  in  der  Gegend;  sie  fällt  iu  den  Anfang 
des  fünfzehnten  Jahrhunderts.    142. 

Prolog.     „Gegend  an  dem  alten  Kreuze 
nahe  bei  dem  Godesberge.     Der  Geist  Sieg- 

15  mund's  erhebt  sich  und  geht  dort  langsam 
vorüber." 

Geist. 
„0  Löwenburg,  zu  schwer  wirst  du  gerächt! 
Ist  denn  der  zorndurchglühte  Rittergeist, 

20  Den  du  verhaucht  im  ternen  Morgenlande, 
Noch  nicht  versöhnt?  — "  [143-144.]  -  ,S'.  ~'(Hi 
bleibt  frei.  — 

E.  V.  Groote:    Einleitung   [so   betitelt 
im  Inhalt]  in  das  Studium  zweier  dem  Buche 

25  beigegebener  Kupfer :  des  heiligen  Mi e h a e Is, 
hinter  S.  214  eingeschaltet,  und  der  heiligen 
Katharina,  hinter  S.  31S  befindlich,  iro 
über  dieses  Kunstwerk  noch  ausführlicher  ge- 
sprochen wird.     207 — 214. 

30  „Wir  haben  hier  noch  über  zwei  Kupfer 

zu  reden,  die  nacli  Miniaturgemälden  eines 
alten  Manuscriptes,  wahrscheinlich  aus  der 
Mitte  des  fünfzehnten  Jahrhunderts,  gearbeitet 
sind.     Das  Buch  ist    in  gross  Oktavformat, 

35  auf  das  reinste  Pergament  von  ganz  unbe- 
kannter Hand  geschrieben  und  gemalt,  und 
befindet  sich  in  der  Sammlung  des  Herrn 
Fochem,  Rektors  an  der  Elendskirclie  in 
Köln.      Schon    der    alte,    rothsanuntene,    in 

■"^  Silber  reich  gestickte  Einband  verräth,  dass 
man  in  jener  Zeit  den  Schatz,  den  diese 
Hülle  umschliessen  sollte,  wohl  gekannt  habe, 
und  es  ist  wahrscheinlich,  dass  das  Wei'k 
Eigeuthum  einer  vornehmen,  vielleicht  fürst- 

•'^    liehen  Familie  gewesen  sey.     Titel,  und  was 
sonst  noch  zu  Anfange  eines  Buches  zu  stehen 
pflegt,  ist  nicht  vorhanden,  sondern  das  erste 
Blatt  ist  ein  schönes  Salvatorbild."  [210.] 
Der  heilige  Michael. 

50  ,,Die  Würde  des  Engels,  in  Gestalt  und 

Haltung,  wie  er  mit  edelm  Zorne  den  bösen 
Geist  in  die  Unterwelt  schleudert,  muss  jeden 
ansprechen,  der  das  Bild  auch  nur  eines 
flüchtigen  Blickes  würdigt."    [213—214.]  — 

Bö  F.  W.  Garove: 

1.   ,,ln  kühnem  Stolz  und   eitehn  IJebermnth 

Wollt'  sich  ein  Engel  einst  vermessen  heben" 

[215.  Sonett.  — 

E.  v.  Groote: 

''0    iL   ,,So    fährt    ein    P)litz    mit    schrecklichen 

[Getösen, 

Doch  klar  und  glänzend  in  das  Eingeweide" 

[216.    Sonett.  — 

F.  W.    Carove:    Yta   von    Toggenburg 
«5   217.  —  S.  218  bleibt  frei.  — 


Vorwort.    An  den  freundlichen  Leser. 

,,Eine  Mähre  will  ich  dir  verkünden,  die 
sich  begab,  als  man  schrieb  nach  unseres 
Herrn  und  Heilandes  Geburt  Eintausend  Ein- 
hundert und  achtzig."     219 — 220.  5 

L  Von  dem  Ritter  Heinrich  von 
Toggenburg  und  seinem  Gemahl  Yta 
von  Kilchberg. 

„Auf  der   hohen  Toggenburg   im  Lande 
Schwyz   lebte  Graf  Heinrich  mit  seinem  Ge-    10 
mahl,    der    edlen    Frau  Yta   von    Kilchberg, 
in   vergnüglicher  Ehe."     221 — 223.  — 
ILWieHerrHeinrich  in  dieFehdezog. 

,,Da  begab  es  sich  einmal,  dass  ein  Freund 
Herrn  Heinrichs  in   einer   grimmigen  Fehde    15 
begriffen   war,    und  zu  ihm    hinüber   sandte, 
und  ihn  bitten  Hess,  ihm  bald  möglichst  zu 
Hülfe  zu  kommen.     223 — 225.  — 

III.  Wie  es  Frau  Yta  zu  Muthe  war, 
als  ihr  Gemahl  hinaus  gezogen  war  iu    oy 
die   Fehde,    und   welch    gottgefälliges 
Leben    sie  da  führte. 

„Da  sass  nun  die  hoble  Yta,  einsam  und 
allein  auf  ihrem  stillen  Kämmerlein,  und  übe.r- 
liess    sich    ganz    ihren    betrübten  Gedanken.    25 
225—228.  — 

IV.  Wie  Herr  Heinrich  durch  teuf- 
lische   Gaukeleien    verblendet    ward. 

Nun  möchte  gewiss  jedermänniglicli  gern 
erfahren,  welch  böser  Mensch  es  wohl  ge-  3^ 
wagt  habe,  unsere  gute  Gräfinn  zu  be- 
drängen und  ein  so  fromm  und  züchtig  Weib 
in  Leid  und  Ungemach  zu  bringen?" 
228-231.  — 

V.  Wie      der      verblendete      Graf  35 
seinem  Gemahl  ein  Leid  anthat,   und 

es  ihm  darauf  erging. 

„Frau  Y'ta  lustwandelte  eben  auf  den 
Wällen  der  Burg,  um  ihr  betrübtes  Gemüth 
an  dem  gar  milden  Scheine  der  Abendsonne  4g 
zu  erheitern  und  es  durch  Betrachtung  der 
schönen  Werke  Gottes  zu  erquicken  und  zu 
stärken.     231 — 233.   — 

VI.  Wie  Frau  Yta  gar  wund  er  barlich 
vom  Tode  errettet  ward.  45 

„Aber  Frau  Yta  war  nicht  todt:  in  dem 
Augenblick,  als  sie  den  Felsen  hinabgestossen 
ward,  verband  sich  ihr  Schutzengel  mit 
seinem  Brüderlein,  das  Herrn  Heinrich  be- 
gleitete, und  beschlossen  sie,  die  edle  50 
Gräfinn  aus  dieser  Todesgefahr  zu  erretten, 
um  ihr  ein  seliges  und  ruhigeres  Sterbstünd- 
lein zu  bereiten,  und  auf  dass  sie  hier  noch 
durch  ihr  Gebet  die  gränelvoUe  Schuld  ihres 
Gemahles  mildern  möge.     234 — 23f).   —  55 

VII.  Wie  sich  Frau  Yta  in  der 
Wildniss  niederliess. 

„Als    schon    die    Nacht   zu   bleichen    be- 
gunnte,  und  ein  Stern  nach  dem  andern  das 
müde  Aeuglein  schloss,   erreichte  Frau  Yta   eo 
das   Thal,    in    welchem    der   Waldbach    aus 
dem  Felsen  hervorsprudelte."     23() — 237.  — 

VIII.  Wie  Yta  durch  göttliche 
Schickung  ans  der  Wildniss  heraus  iu 
ein   Kloster  geführt  ward.  «5 


237 


Taschenbuch  für  Freunde  altdeutscher  Zeit  und  Kunst.     1816. 


238 


„Aber  dahingegangen  waren  Frühling  und 
Sommer,  und  der  Herbst  neigte  sich  zu  Ende, 
und  in  den  Nächten  begann  es  gewaltig  zu 
frieren."     238-241.  — 

.,  IX.     Wie     es    Herrn     Heinrich     im 

heiligen  Lande  erging,  und  wie  er 
durch  einen  Traum  bewegt  ward, 
wieder  heim   zu  kehren. 

„Mittlerweile  war  der  büsseude  Heinrich 

10  nach  einer  mühseligen  Fahrt  weit  hin  bis 
zum  gelotiten  Lande  gekommen,  und  konnte 
erst  dann  wieder  frei  athmcn,  als  er  eine 
ganze  Nacht  an  dem  Grabe  unseres  Heilandes 
gewacht    hatte    in    tiefer,    reuiger    Zerknir- 

1.5   schung."     241 — 243.  — 

X.  Wie  Herr  Heinrich  heimkehrte 
nach  dem  Lande  Schwyz  und  was  sich 
weiter  mit  ihm  begab. 

,,Herr  Heinrich   war    zwar  alt  geworden 

20    durch  den  schweren  Kummer,  der  an  seinem 

Herzen  nagte,  und  war  das  Feuer  in  seinen 

Augen   durch   das  vielfältige  Weinen    schier 

ganz  und  gar  verloschen."     243—249.  — 

XL    Wie   Herr  Heinrich    sein    Ge- 

2.T  mahl  ersuchen  lässt,  wieder  zu  ihm 
auf  sein  Schloss  zu  ziehen;  Frau  Yta 
aber   im  Kloster  verbleibt. 

,,Am  andern  Morgen  aber,  als  kaum  die 
Sonne    aufgegangen    war    über   den    grünen 

,S0  Bergen,  stand  Graf  Heinrich  schon  auf  und 
ging  herab  zum  Pfarrer  und  wollte  fortgehen 
nach   Fischingeu  zu. seinem   Gemahl."     249 

—  251.   — 

XII.  Beschluss  der  ganzen  Ilistoria. 

35  ,,Mit    betrübtem   Herzen   wanderte   Herr 

Bertran  z'.irück,  «o  Graf  Heinrich  seiner 
harrte,  abwechselnd  hoffend  und  fürchtend, 
aber  im  Ganzen  ergeben  in  den  Willen 
Gottes."     251—252.  — 

40  Nachwort. 

„Du  hast  nun,  lieber  freundlicher  Leser, 
die  übertraurige  Mähre  vernommen,  und 
gewisslich,    wärest  Du   auch    noch    so  karg, 

—  der  unglücklichen  Yta   eine  Thräne  und 
4,,    Herrn  Heinrich    einen  Seufzer  des  Mitleids 

nicht  versagt!  Aber  nun  freue  Dich  auch, 
freue  Dich  mit  mir,  dass  Yta  ausgelitten, 
und  nicht  allein  da  droben  im  himmlischen 
Liebesgarten  ewig  blühet  \ind  duftet,  sondern 

60  auch  hier  im  tiefen  Schmerzensthale  als 
Heilige  verehrt,  und  so  —  zwiefach  gekrönet 
wird  für  ihre  Liebe  und  ihre  Leiden.  — 
Wie  Manche  litt  und  liebte  und  schied  von 
hinnen,  die  auch  einen  demantnen  Altar  und 

55  eine  leuchtende  Heiligenkrone  verdiente  ob 
ihrer  schweren  Leiden,  und  ihrer  noch 
grössern  Liebe !  Sie  liebte  und  litt  im 
Stillen,  und  nur  wenige  kannten  sie  und 
liebten  und  litten  mit  ihr  —  und  litten  und 

60  weinten  im  Stillen,  als  sie  dahinging  zu 
ihrem  Vater  im  Himmel. 

Aber  diese  Wenigen  weinen  oi't  und  ihre 
Herzen  weinen  mit  —  und  die  Engel  zählen 
und    wägen    die   Thränen    und    bringen    die 

66   Schwergeweinteu   in   den  Garten   der  Liebe 


und  senken  sie  als  ätherischen  Thau,  opfernd, 
in  die  Kelche  der  ewigen  Blume."  253.  — 
S.  254  hleiht  frei.  —  J.  W.  Carove:  Herr 
Gerhard. 

„In  göttlichtiefer  Kunst  ersonnen,  j 

Von     frommer    Priester-Hand     begonnen" 
255-2.57.  — 
Max  V.  Scheukendorf:    Vor  dem  Dom. 
„Seh'  ich  immer  noch  erhoben 
AufdemDach  den  alten Krahn" 258 — 259. —    lo 
Max    v.   Schenkendorf:     Der   Dom    zu 
Köln. 

„Es  ist  ein  Wald  voll  Loher  Bäume, 
Die  Zweige  seh'  ich  fröhlich   blühn" 

2fiO-261.  —       15 
Max   V.  Schenkendorf:     Andacht    zum 
Grabe    der    heiligen    drei    Könige     in 
Köln.    „Seyd  gegrüsst,  ihr  theuern  Pfänder" 
Fussnotc:    Ein  Hymnus   des  werthen  Wall- 
raf  beginnt  also:   Salvete  sacra  Pignora  etc.    20 
262 — 203.  —  Max  v.  Schenkendorf:  Als  er 
in  Frankenberg  bei   Achen(!)    wohnte. 
„Ich  zieh'  in  euch,  ihr  Mauern 
Mit  W^ehmuth    und   mit  Lust"    264—265. 
Gedichte,     IIl.    Aufl.,    ShdUjin-t    1802,   25 
S.  450;    452;    d54;    350.    —    S.'  266  bleibt 
frei.   —   F.  H.  v.  d.  Hagen:  Hugdietrich 
und  Hildburg.  261.  —  S.  268  bleibt  frei.-- 
„Diese     Rhapsodie     aus     dem     grossen 
Heldenliede    von     Otnit,     Hugdietrich    und    30 
Wolfilietrich,    eignet    sich    wohl    durch   ihre 
Liebliclikeit,     Einfalt     und     Abrundung     zu 
einem    Schaustück    desselben.     Der    Inhalt 
ist  anziehend,  und  die  schlichte,  unbefangene 
und  gemüthliche  Darstellung  zeugt   von  dem    35 
festen  und  sichern  Styl,  den  das  altdeutsche 
Epos   sich    erschaffen,    und   in    den   Liedern 
des     Heldenbuchs     ausgedrückt     hat.      Wir 
finden    in  diesem  kurzen  Stücke    nicht    nur 
die  Wiederkehr  ganzer  und  halber  Stanzen    ^g 
und  Zeilen,    sondern    dergleichen    auch    als 
episches  Gemeingut   mit  andern  Gedichten, 
z.  B.  mit  dem  Nibelungen-Lied,  welches  auf 
dem  erhabensten  Stoff"  diese  Volksweise  nur 
am    vollkommensten    offenbart    hat.      Diese    ^^ 
Erneuung  ist  hauptsächlich  nach  der  Strass- 
burger    Handschrift,    mit    Vergleichuug    der 
aus  der  Wiener  und  Vatikanischen  bekannten 
Stellen  gemacht,  und  daraus  die  in  den  alten 
Drucken  des  Heldenbuchs  ganz  verdunkelte    5,1 
Gestalt  des  alten  Liedes  wieder  hergestellt. 
Insonderheit  ist  die,  wahrscheinlich  für  jene 
Drucke    gemachte,    Umschmelzung    in    die 
achtreimige  Stanze  von  gleicher  Silbenzahl 
wieder    auf    die     uisprüngliche    vierreimige    50 
Nibelungen-Stanze,  mit  freien  Rhythmen  und 
etwas  längerer  Schlusszeile,    zurückgeführt; 
und  somit  sind  alle  die  dadurch  veranlassten 
Pjiuschiebsel,    Flickwörter    und   Härten    ab- 
geworfen, und  Auslassungen,  worunter  einige    eo 
volle  Stanzen,   zurückgenommen,    und  sonst 
manches    Missverstäudniss    berichtigt.      Die 
Sprache    anlangend,    so    ist    diese   hier   fast 
nur  in  die  jetzige  Schreibung  umgeschrieben, 
dabei  das  Schwäbische  u   (lliis)  und  i  (min)    b5 


239 


Taschenbuch  für  Freunde  altdeutscher  Zeit  und  Kunst.     1816. 


240 


in  das  gemeine  au  und  ei  verändert,  und 
alles  Uebrige  lieber  erklärt.  Dieser  Schritt 
weiter  zu  dem  Alter  scheint  mir,  nach  hin- 
länglicher Vorbereitung,  zeitgemäss,  und 
gern  werde  ich  ihn  auch  bei  der  neuen  Aus- 
gabe meiner  Erneuung  der  Nibelungen  thun." 
„Es   wuchs   in  Koustautiuopel    ein  junger 

[König  reich, 
Gewaltig   und   biederbe,    der    hiess   Uug- 
[dietereich-  269—307.  — 
Erläuterungen  308-310.  -  J.  P.  v.  Horn- 
thal:      Drei     Liebeslieder     nach     Se- 
bastian Ochsenkun,    [1520—1574,    Goc- 
deke  II  29,  Xo.  7h]  von  1558. 
I. 
„Du  freundlicher  Held, 
Dich  hab'  ich  erwählt 
Dem  Herzen  zur  Lust  und  zu  Freuden!" 
311.  — 

n. 

,.Recht  schmerzlich  klingt 

Mein  Hörn  in's  Thal, 

Die  Freud'  ist  mir  entschwunden."  312.  — 

in. 

„Mir  selbst  gehör'  ich  fürder  nicht^ 

313-314.  — 
E.  V.  Groote:  Die  heilige  Cathariua. 
„Was  ewig  muss  der  kalte  Stolz  entbehren" 
315.  Sonett.  —  S.316 — 319folffcn BemerJtungcn 
£U  dem  Ki<j>  ferst  ich  hinter  S.  318,  der 
ehenfnlls  ein  JIiiiiiitii/(ic)n<ildc  des  ohcnS.207ff. 
bereits  erwähnten  alten  2Iumiskripts  rcprodu- 
siert.  Es  stellt  im  Vordergründe  die  heilige 
Katharina  dar,  während  im  Hintergründe, 
„in  der  Ejiisode^,  vom  Himmel  fallendes 
Feuer  das  Marterwerl-zciig,  auf  dem  sie  ge- 
rädert werden  sollte,  verzehrt.  „Auf  duftigem, 
grünem  Vordergrunde  sitzt  die  Heilige. 
Sie  scheint  in  stiller  Beschaulichkeit  ver- 
loren . .  .  Eine  goldene,  mit  vielen  farbigen 
Edelsteinen  gezierte  Krone  deckt  ihr  Haupt, 
von  welchem  das  schöne  Haar  in  sanften 
Wellen  hinimterfliesst.  Ueber  einem  dunkel- 
blauen Untergewande  trägt  sie  eine  Art  von 
weitem,  faltenreichem  Mantelkleide,  mit 
schönen  Verbrämungen,  dessen  Farbe  wir 
nur  mit  jener  der  violett  und  rötlich 
spielenden  Siringen  oder  Maienblumen  ver- 
gleichen können."  [318  f.]  S.  320  bleibt  frei. 
—  Grimm:   Ein  Mährcbeu. 

„Vor  langen,  langen  Jahren  lebte  einmal 
eine  arme  Frau;  so  arm  sie  war,  hätte  sie 
gerne  ein  Kind  gehabt  und  bekanj  immer 
keins,  und  es  verstrich  weder  Tag  noch 
Xacht,  dass  sie  sich  nicht  darnach  gesehnt 
hätte,  mehr  als  der  Kranke  sich  sehnt  nach 
frischem  Trunk  oder  ein  Wirth  nach  lustigen 
Gästen."  321—331.  — 

E.  v.    Groote:     Der     Mädchensprung. 
Sago  vom  llarzgebirge. 

„Maria  hilf!     Nur  Du   kannst    hier    mich 

[retten, 
Dass    mich    die   Wuth    des    Kiesen    nicht 
[erreicht"  332.    Sonett.  — 

F.  W.   ("arove:  Meine  Kindlieit. 


„Als  ich  noch  ein  Kindlein  war, 
Hatt'  ich  viele  Freude«  333-334.  — • 

F.    W.    Carove:     Was    ist    schöner    als 

mein  Liebchen. 

„Röslein  roth,  wie  bist  Du  schön, 
Wie  duftest  Du  so  süsse!"  335.  — 

F.    W.    Carov6:     Herbstklage.       r>^^^ 

süsse  Blümlein,  warum  wollt  ihr  geselieiden 

von  dann?"  336.  —  F.  W.  Carove:    Der 

schöne  Jäger. 

„Ich   ging  so  froh    zum  Tanz 

Wohl  in  des  Frühlings  Beigen"  337-338. — 

F.  W.   Carove:   Leupold  und  Jutta. 
„Herr  Leupold  in  stürmender  Eile  entflieht, 
Hält  Jutta  im  Arme,  die  himmlische 

[Braut."  339—340.  — 

E.  V.  Groote:  Bomanze. 

„Durch  Nacht  und  Wald 
Ging  Willibald"  341—342.  — 

F.  W.  Carove:  Von  zwei  Gesellen. 
(Aus  der  Seele  Trost.  Mauuscript  aus 
der  Iten  Hälfte  des  15.  Jahrhunderts. 
S.  179—182.)  „liiebes  Kint,  Du  sah  nit 
ungetruwe  sin  noch  falsche."  343 — 348.  — 
Prof.  Wallraf  [Ferdinand  Franz,  1748 — 
1823]:  Das  berühmte  Gemälde  der 
Stadtpatronen  Kölns,  ein  Werk 
altdeutscher  kölnischer  Kunst  von 
1410,  in  der  hohen  D  o  m  k  i  r  c  h  e 
daselbst.  349—389. 

„Auf  der  Stelle,  wo  die  im  Jahre  1424 
aus  der  Stadt  verjagten  Juden  ihre  Synagoge 
gehabt  hatten,  bauete  der  Senat  von  Grund 
aus  die,  noch  immer  so  genannte  Kaths- 
kapelle.  Das  Gemälde  wurde  nun  über  dem 
Altar  daselbst  aufgestellt.  Hier  blieb  es 
so  lange  Zeit  hindurch,  ward  nur  bei  der 
Rathsmesse  und  an  Festtagen  geöffiiet, 
ward  wie  ein  Schatz  erkannt  und  be- 
wahret  Als  die  Handlanger  der  fran- 
zösischen Revolution  die  Kapelle  verunehrten 
und  den  schönen  Kircheuschatz  öffentlich 
verkauften;  wurde  das  Gemälde  durch  eine 
glückliche  Fügung  gerettet,  und  in  einem 
Zimmer  des  Rathhauses  verschlossen.  Die 
Verehrer  dieses  Schatzes  suchten,  so  lange 
als  möglich,  seinen  AVerth,  der  Gefahr  wegen, 
unbekannt  zu  halten.  Man  zeigte  es  endlich 
dem,  als  Professor  der  Philosophie  bei  der 
Centralschule  unter  uns  wohnenden  Herrn 
Friedrich  Schlegel,  welcher,  durch  dessen 
Vortrefflichkeit  hingerissen,  als  er  in  dieser 
Zeit  mehrere,  in  kölnische  Sammlungen  ge- 
rettete oder  schon  vorher  darin  aufbewahrte 
alte  Gemälde  zu  beschreiben  anfing  (in  seiner 
Europa  2ten  Bandes  2tem  lieft),  mit  der 
hohen  Anpreisung  dieses  Bildes  hervortrat, 
und  den  alten  Kunstruhm  Kölns  durch  dieses 
Product  vor  dem  ganzen  Deutschlande  pro- 
clamirte.     [Vgl.  Ivpcrtor.    I,    S/i.   11,    33 f.] 

Das  Kunstbild  wurde  endlich  bei  der 
ersten  Friedensndio  nach  der  hohen  Doni- 
kirchc  hingebracht,  wo  unser  geschickter 
Zeichner  und  alter  Gemälde-Hersteller,  Herr 
Maximil.      Fuchs,     dessen     Beschädigungen 


41 


Taschenbuch  für  Freunde  altdeutscher  Zeit  und  Kunst.     1816. 


242 


heilte,  imd  ihm  die  alte  Sauberkeit  samt 
einer  neuen  Vergolduuf?  seiner  Zierrathen 
wiedergab '"  350 — 351.  — 

5  ,,Was    nun   noch    unter    den    erhaltenen 

Denkmälern  unser  erhabenes  Domgebäude 
ist,  das  ist  binnen  diesem  Tempel  unser 
vortreffliches  Kunstbild,  wovon  wir  reden 
wollen.     Beide  haben  nicht  nur  bisher  eine 

10  Menge  Ausländer  und  selbst  Personen  vom 
höchsten  Range  durch  wiederholte  Besuche 
hier  festgehalten,  sondern  auch  das  Ver- 
langen nach  einer  etwas  ausführlichen  Be- 
schreibung    des     so    berühmt    gewordenen 

15  iJildcs  ist  so  rege  geworden,  dass  man  es 
ohne  Beleidigung  des  Kunstfreundes  nicht 
länger  unbefriediget  lassen  darf  Hier  folgt 
sie  Ulm  mit  Bezug  auf  eine  sehr  beschränkte 
Abbildung  davon,  die,  wiewohl  sie  trotz  aller 

20  Bestrebung  weder  dem  Ausdruck  der  Köpfe, 
weder  den  Verhältnissen  des  Ganzen,  am 
wenigsten  aber  dem  Begriffe  seiner  malerischen 
Schönheiten  genug  thun  kann,  dennoch 
wenigstens  dem  damit  schon  Bekannten  zur 

2j  "Wiedererinnerung,  dem  es  vielleicht  nie 
Sehenden  zu  einer  bestmöglichen  Einbildung 

zu    verhelfen    fähig    seyn    wird " 

353—354.  — 

30  «Die    auswendige     Malerei     auf    den 

gewöhnlich  verschlossenen  Thürflügeln  des 
Bildes  ist  manchem  sinnigen  Anschauer  be- 
reits so  schön  vorgekommen,  dass  er  nichts 
Weiteres    oder    gar    nichts    Schöneres     im 

35    Inneren     zu    erwarten     zu    haben    wähnte. 

Dennoch   ist    sie    nur    die  Decke    und    das 

•  vielversprechende   Vorspiel    des   Folgenden. 

Sie  enthält  auf  zwei  durch  die  ganze  Höhe 

des    Bildes     sich     voneinander     spaltenden 

■"-^  Tafeln,  die  Verkündigung  des  himmlischen 
Boten  an  die  zur  Gebärerinn  des  göttlichen 
Wclterlösers  bestimmte  Jungfrau  aus  Davids 

königlichem     Geschlechto "      355 

—356.  — 

45    —    —    — —    — —    — 

„Nun  eröffnet  sich  das  innere  Gemälde 
Indreifacher  Abtheilung,  mit  einer  auffallenden 
Schönheit  und  Pracht. 

I.  Im  grossen  Mittelstück  erscheint  jener, 
■>ii    für  die  Kunst  überaus  ideenreiche,   aber  wohl 
nie  mit  solcher  Bedeutsamkeit,  als  hier,  er- 
griffene   und    entfaltete  Mythus    der  christ- 
lichen Keliiiion:  die  durch  einen  sie  leitenden 


Wunderstern  zur  Anbetung  der  auf  Erden 
sich  offenbarenden  Gottheit  aus  dem  Orient 
herankommenden  königlichen  Magier. 

II.  Im  Nebenstücke  rechts  zeigt  sich  die 
brittannische  Fürstinn  Ursula,  welche  sammt  5 
ihrem  Gefolge  und  ihrem  Bräutigam  in  Köln 
war,  und  mit  einer  grossen  Anzahl,  der 
Verfolgung  wegen  von  den  Alpen  bis  hie- 
her  geflüchteten  Christen,  durch  die  Wuth 
der  Ungläubigen  hier  überfallen  und  er-  lo 
mordet  wurden. 

III.  Im  Nebenstücke  links  steht  voran 
der  heil.  Gereon,  der  Anführer  einer  Schaar 
christlicher  Soldaten  aus  der  römischen 
Thebäer-Legion.  Unter  dem  Kaiser  Maximian  15 
wurden  sie  ihres  standhaften  Bekenntnisses 
wegen,  auf  dem  römischen  Marsfelde  dahier, 
zum  Tode  verurtheilt.  Die  heilige  Maria 
imd  die  benannten,  in  ihren  üeberbleibseln 
hier  ruhenden  Heiligen  sind  die  Haupt-  20 
patronen  Kölns,  zu  deren  Ehre  unser  Kunst- 
Palladium  verfertigt,  und  für  die  Dauer 
ihres  ewigen  Schutzes  unveräusserlich  ge- 
widmet wurde  "  360—361.   — 

„Die  Nebengemälde  mit  der  Gesellschaft 
der  hl.  Ursula  und  Gereon  müssten  deswegen 
eigentlich  nur  in  einem  gegen  die  Fläche  des 
Mittelstücks  wenig  stumpfen  Winkel  geöffnet 
werden,  und  auf  diese  Art  erschienen  sie  so 
in  ihrer  Natm-  beiderseits  erst  gehörig  be- 
leuchtet, wie  sie  es  in  der  Rathskapelle 
durch  ihr  von  gegenseitigen  Fenstern  ab- 
geleitetes Kreuzlicht  waren:  indem  sie  auch 
noch  in  den  Halbzirkel  des,  aus  dem  3.5 
Centrum  des  Ganzen  hervorgehenden 
Scheines  gehören,  und  daher  desto  mehr 
Täuschung  für  die  Einbildungskraft  des 
Anschauers  gewähren.  Ueberhaupt  muss 
man  solche  Bilder  in  altkatholisch-deutschem  -n^ 
Sinne  nur  als  himmlische  Conversationen, 
als  reine  Erscheinungen  zur  Meditation  an- 
nehmen. Wer  sie  gleich  unbedingt  als 
anachronistische  Zusammensetzungen  ent- 
fernter Zeitalter  oder  gar  als  einfältige,  45 
sinnlose  Träumereien  verwirft,  der  kennt  keine 
himmlische  Poesie  und  ihm  gedeihet  nie  der 
Sinn  für  die  Kraftsprache  der  Kunst  und 
für  die  schönsten  Idealbildungen,  worüber 
sich  nur  Poesie  und  Religion  mit  höhern  50 
Geistern  unterhalten  und  vereinigen  können." 
374.    — 


16 


243 


Bundesbliithen.     1816. 


244 


30 


Bundesblütlieii. 

Von 

tJeorg:  (irafen  vou  lilankensee 

Wilhelm  Hensel 

ö  Friedrich  Grafen  vou  Kalckrenth 

Wilhelm  Müller 

Wilhelm  von  Stndnitz. 

Verlag;     In    der    MaiiierscJicii    Biichhandbtitg, 
Poststrassc  No.  Ü'J. 

10    Ortu.Zeit  des  Erscheinens:  Bc»'ii»  ^h/((«(7 
Januar  1S16.     Vgl.    Hat fi cid.    Viary  and 
Letters  of  Wilh-  Müller,  1903.    S.  74,  Sl. 
Format:  S". 
Schriftart:  Fraktur. 

15  Fundorte:  Königl.  Bibliothek  Berlin:  l'niv.- 
Bibl.  Halle,  Jena.  Königl.  öffaitl.  Bibl. 
Dresden;  Grosshersogl.  Bibl.  IS'eustreliti; 
(rrossherzogl.  Bibl.  Weimar;  Stadtbibl. 
Hamburg. 

20  Zur  Geschichte  der  Bundesbliithen:  Das 
9  Stück  da-  Vossische})  Zeitung,  vom 
20.  Januar  ISW,  brachte  unter  der  Itubrik 
„Literarische  Anzeigen''  folgende  Ankün- 
digung,   die  am   gleichen   Tage  gleichlautend 

25  auch  in  No.  9  der  .,Bcrlinischen  Xach- 

richten  von  Staats-  und  gelehrten  Sachen'' 
iVerlag  der  Haude-  und  Spenerschcn 
Buchhandlung)  erschien : 

„In  der  Maurer  sehen  Buchhandlung, 
Poststrasse  No.  29,  ist  erschienen: 
Bandesblttthen 
von 
[folgen  die  yamcn  der  fünf  Mitarbeiter.] 
gr.  8.  in  einem  sauberen  Umschlage  geheftet 

35  1  Thlr.  8  Gr. 

Nicht  etwa,  wie  einige  aus  dem 
Titel  abnehmen  könnten,  ein  Ver- 
stoss gegen  die  Königl.  Verordnung 
TOm   6ten  Januar,   sondern   blos   eine 

40  Sammlung  Gedichte  der  hier  genann - 

ten  für  Kunst  undWissenschaft  ver- 
bundenen Freunde."' 

Die  hier  zitierte  „Verordnung  wegen  der 
angeblichen  geheimen  Gesellschaften", 

45  hatte  die  Voss.  Zeitg.  soeben  an   der  Spitze 

ihres  5.  Stückes,  a)n  11.  Januar  1S16,  ver- 
öffentlicht: sie  wiederholte  u.  a.  das  Königl. 
Edikt  vom  20.  Oktober  179S  ..wegen  Ver- 
hütung    und     Bestrafung     geheimer 

60  Verbindungen,     welche      der     allge- 

meinen Sicherheit  nachtheil  ig  werden 
könnten",  und  verordnete  ferner.  ..daß  von 
nun  an,  bei  namhafter  Geld-  oder 
Leibesstrafen    von    Nieman    (so.')     in 

55  Unsern  Staaten  etwas  darüber  [über 
die  Existenz  geheimer  Gesellschaften  und 
über  ihre  Zwecke]  gedruckt  oder  ver- 
legt werde".  Diese  Verordnung  hatte 

bewirkt,  dass  der  Zensor  Eenfner  die  An- 

60  kündigungsvcrse   der  fünf  Bundesbrüder 

gestrichen  und  an  deren  Stelle  die  eben  zitierte 
pedaniisch-viir.iichliiic  A nkündigungsj}rns<i  ge- 
setzt hatte.  Wilhelm  Müller  war  cmpurt 
über    dieie    Eigenmächtigkeit,     l'.r    berichtet 

6,=i  in  seinem  Tagebuch   am  IS.  Januar  IhKi: 

„Heute  morgen  war  ich  mit  Hon  sei  beim 
Geheimen  Staatsrat!)  Renfner  in  betreff 
unsrer  Ankündigung.  Wir  richteten  aber 
nichts   aus,  jedoch   erklärten   wir,    dass  wir 

70  seine  Anzeige  nicht  einrücken  würden.     Er 


mutzte  uns  besonders  auf,  daü  wir  so  viel 
von  der  Freiheit  in  unsern  Versen  sprachen, 
und  als  ich  ihm  sagte:  der  König  habe  ja 
dazu  aufgerufen,  sagte  er:  ja  damals!" 
[Vijl.  Di  arg  a  nd  Letters  of  Wi  l  h.  Müller,  ; 
crf."  by  J.  Taft  Hatficid,  Chicago  1903, 
S.  S2f.;  desselben  Aufsalz  über  das  Tage- 
buch in  der  Deutschen  Bundseh  au,  1902, 
Bd.  110.  S.  367 f:  Euphorion  1S96,  Er- 
gitnzunyshcft.  S.  121;  den  Brief  Müllers  an 
Eiiiiquc  com  14. Februar  1S16.  in  den. .Briefen 
an  Fonque",  1S4S,  S.  273 ff.]  Als  nun  am 
SO.  Januar  die  Batfnersehe  Ankündigung 
in  den  Zeitungen  erschien,  setzte  Midier,  wie 
er  selbst  berichtet,  zusammen  mit  Hensel 
..sogleich  eine  Erklärung  auf,  um  unsere  Ehre 
zu  retten".  —  Der  Zensor  scheint  aber  auch 
sie  unterdrückt  zu  haben.  Kicht  zu  hindern 
vermochte  er  dagegen,  dass  die  anstössigcn 
Verse  eine  Vnterkunft  im  Intelligenzblait  Nu.  4 
(vom  21.  Februar  1S16)  des  Blorgenblatts 
fanden,  wo  sie  auf  S.  14  stehen: 
„Fünf  Sänger  reichten  einstens   sich 

[die  Hand 
Zu    ew'gen    Bundes    heilgem    Unter- 

[pfand. 
Sie  hatten  lang  in  frommer  Glut  ge- 

[f  echten 
Für   Gott,   die    Freyheit,   Frauenlieb 

[und  Sang, 
Und    Eichengrün    um    ihre    Stirn    ge- 

[flochten, 
Errungen     in     der     Waffen      wildem 

(Drang, 
Und   da   sie   nun   die  Freyheit  siegen 

[machten, 
V'erbanden   sie   sich   treu  zu   heitrem 

[Klang: 
Und   von  den  Blfithen,    so   der  Bund 

[getragen, 
Will  Euch  dies  Buch  die  erste  Kunde 
(sagen." 
Rezensionen:  Kui'z  und  nicht  ohne  der  De- 
magogenriechcrei  einen  Seitenhieb  zu  ver- 
rersetzcn,  äussert  sich,  verspätet,  Mp.  [=  F. 
G.  Wetzet]  in  Ko.  55  der  Jenaischen 
Allg.  Lit.-Ztg.  vom  März  ISIS:  „Wohl 
mögen  die  fünf  Bundesbrüder,  welche  die 
schöne,  durch  diplomatische  und  andere 
dergleichen  Wasserspritzen  endlich  glücklich 
gelöschte  Begeisterung  vim  1813  auch  in 
den  Kampf  für  Deutschlands  Befreyung  ge- 
trieben, besser  zusammen  gestritten,  als 
zusammen  gesungen  haben.  Und  so  können 
sie  wohl  den  einen  Lorbeer  über  dem 
anderen  entbehren  und  vergessen  I^*  — 
]\[it  grossem  Wohlwollen  bespricht  die  Bundes- 
blüthen  ein  Ungenannter  in  Xu  305  der 
Hall.  Allg.  Lit.-Ztg.  vom  Dezember  Islli: 
„In  den  letzten  grossen  Kämpfen  für 
Deutschlands  Freyheit  und  Selbststiindigkeit 
zogen,  wahrhaft  vergleichbar  der  ritterlichen 
Vorzeit,  mehrere  deutsche  Jünglinge,  der 
verewigte  Theodor  Körner  an  ihrer  Spitze, 
mit  Schwert  und  Leyer  zugleich,  gegen  des 
Vaterlands  zwanzigjährigen  Feind.  Auf 
diese  Weise  ist  auch  gegenwärtige,  recht 
gefällig  gedruckte  Sammlung  von  Poesieen 
entstanden,  deren  Verfasser  alle  selbst 
rühmlichen  Antlieil  an  dem  grossen  Be- 
freiungswerk, mit  den  Waffen  in  der  Hand, 
genommen.  Nur  von  einem  poi'tischen. 
und    nicht    einem    politischen  Bunde    ist 


245 


Bundesblüthen.     1816. 


246 


aber  hier  die  Rede,  wie  schon  die  Anzeige 
des  Verlegers,  der  aus  dem  Titel  dieser 
Sammlung,  (naiv  oder  ironisch?)  besorgte, 
man  möchte  darin  etwas  für  oder  wider  den 
Tugendbuud  wittern,  der  Lesewelt  be- 
kannt gemacht  hat.  Natürlich  enthält  auch 
dies(3  Sammlung  mehrere,  und  zum  Theil 
sehr  wohlgelungene  Kriegs-  und  Vaterlands- 
lieder, aber  ihr  Hauptinhalt  besteht  doch 
in  Gedichten,  welche  vun  der  Beziehung 
auf  die  bedeutungsvolle  Gegenwart,  in  der 
sie  verfasst  wurden,  völlig  unabhängig,  ein 
rein  poetisches  Interesse  haben."  —  Der 
Bez.  zitiert  sodann  das  kleine,  statt  einer 
Vorrede  vorangesetzte  GcdicJit  des  Grafen 
Blankensee  ,,Die  fünf  Bundesbrüd er 
an  die  Leser",  dessen  erste  Strophe  unten 
im  Text  gebracht  tvird,  dessen  zwei  weitere 
lauten : 

„Und  Eines  dürfen  kühn  wir  nennen. 
Das  hoffend  in  uns  lebt: 

Fünf  Freunde  wollen  nie  sich  trennen 
Wie  sie  vereint  gesti'ebt. 

So  bieten  sie,  was  sie  empfunden 
Mit  kindlich-frommem  Sinn, 

Und  wie  der  Kran/,    für  Kuch    gebunden 
Neigt  Euch  zur  Nachsicht  hin. 

Aus  diesem  Gesichtspunkt  muss  denn 
auch  billig  Zweck  und  Inhalt  dieses  Büch- 
leins betrachtet  werden,  und  wenn  schon 
an  sich  das  Dase3n  eines  solchen  Bundes 
von  fünf  edeln,  durch  Gleichheit  eines  würdig 
geistigen  Strebens  vereinten,  vaterländischen 
Jünglingen,  ein  auf  dem  Hintergrunde  dieser 
thatenvoUen  Zeit,  der  sie  selbst  durch  eigne 
Thatkraft  angehörten,  sehr  erfreulich  hervor- 
tretendes Bild  gewährt,  so  ist  es  doppelt 
erfreulich,  aus  dem  Inhalt  dieser  Sammlung 
selbst  zu  vernehmen,  daß  nicht  nur  von 
einem  edeln  Geist  und  Gemüth,  sondern 
auch  von  wirklichem  dichterischen  Talent 
dieser  Bund  geschlossen  worden  ist.  Denn 
das  letztere  thun  unverkennbar  die  meisten 
dieser  Gedichte  dar,  die  man  doch  überdiess 
nur  als  die  ersten  öffentlichen  Versuche 
ihrer  Verfasser   zu  beurtheilen  hat."    —  — 

—  Während  über  Wilhelm  Müllers  Ge- 
dichte nur  kurz  bemerkt  wird,  sie  enthielten 
gleich  denen  des  W.  von  Studnitz  ,,manches 
anmuthiyc  Krzeugniss  einer  lebhaften  Phan- 
tasie unil  wohllautenden  Sprache,'^  werden 
die  He  HS  eis  besonders  i/erühmt:  „sie 
empfehlen  sich  vorzüglich  durch  Tiefe  eines 
wahrhilft  dichterischen  Geviüthes  und  Correkt- 
heit  der  Sprache    und   metrischen  Formen." 

—  Der  Jiez.  schliesst  „mit  dem  herzlichen 
Wunsche,  dass  dieser  erfreuliche  Bund,  durch 
lange  Dauer  und  ein  immer  mehr  zum  Voll- 
kommneu  der  Kunst  aufstrebendes  Wirken, 
dazu  beitragen  möge,  uns  die  schöne  Zeit 
unsrer  frühem  vaterländischen  Dichter- 
vereine, jetzt,  wo  leider!  fast  jedes  Talent 
vereinzelt  nur  auf  sich  selbst  beruhet, 
wiederum  zu  erneuern."  — 


Die  fünf  Bundesbriider   an   die,   I>eser. 
Von    Georg    Grafen    von    Blankensee. 

Was  wir  auf  lieber  Flur  gefunden 
In  reiner  stiller  Lust, 


Bescheiden  ist's  als  Kranz  gewunden 
Und  will  von  Brust  zu  Brust. 

p.   III— IV. 

Georg  Graf  von  Blankensee.  5 

[Geori/  Friedrich  Alexander,  17!)'3—1SG7; 
Goedel-e  VIII  :.'.st)f.\   l    --.'.O.  —  S.  :.'  bleibt  frei. 
Marie's  Klage. 
,, Fraget  Jemand,   was  mir  fehlet. 
Kann  ich  es  ihm  da  wobl  sagen?"   3 — 4.  —    10 

Des  Mädchens  Klage 
„In  meinem  Busen  fühl'  ich  oft 
Ein   sclimerzenvolles   Sehnen"  4.   — 

Des  Jünglings  Klage. 

„Im   Dunkeln  irr'  ich  still  und  wild,  15 

Und  klage  meine  Leiden"  5.  — 

Der  Wahnsinnige. 

Ballade. 

,, Siehst   Du  den   Jüngling    wohl   in    unsrem 

ChorV"  5-7.        20 
Lied  des  armen  Dichters. 
,,Ich  dichtete  gern  und  diciitete  viel, 
Wenn  anders  die  Muse  nur  wollte"  7 — 8.   — 
Die     Musikanten.      ,,Wir    spielen    schon 
lange  und  hören  nicht  auf;"  8 — 11.  —  Lied    25 
des  Müllers. 

,, Wasser  hab'  ich  auf  der  Mühle, 
Endlich   bin  ich  an  dem   Ziele: 
Wie  zufrieden  werd'  ich  seyn, 
Nettchen  wird  nun  ehstens  mein."  12—13.  —    30 
Minstrel's  Scheiden. 

,,Die   Stunde  naht,  die  Harfe  klingt. 
Und  alle  Töne  in  mir  klingen:"  13 — 15.  — 
(Jssian. 

„An  dem  Fels   im  bleichen  Mondenstrahl    35 
Schwebet  eines  Greises  Hochgestalt" 
15—16.  — 
Gesang   des  Heiden   am   blanken  See. 
,, Zerstoben     sind     Stürme,     zerstoben     die 
Wellen"   16 — 18.  —  Trost   des   Dulders.   40 
,,Wie    bangt  Dich    so,    mein    armes    Herz, 
Gehst  Du  nicht  ein  durch  Nacht  zum 

[Licht?"  18^19.  — 
Klage. 

,,Es  kehrt  der  schöne   Lenz   zurück  45 

(Tnd  heitrer  seh'  ich  jeden  Blick"  19— "20.  — 
Klage  des  Freundes. 

„Klagend  steh'  ich,  einsam  und  verlassen, 
Jede  Freude  muss  ich  fiirder  hassen:" 

ai— 22.  —   50 
Der  Jüngling   an    seine    Freundinnen. 
„Schwer  erwach'  ich  aus  dem  langen  Traume, 
Eng  und  lastend    wird  die  Wirklichkeit." 
22-23.   — 
Kriegslied  für  1813.     Ein  Freiwilliger   55 
an     die     Freussen.      Zum    Besten    un- 
bemittelter    Freiwilligen      in     Musik 
gesetzt   und  gestochen   1813  im  März. 
„Herbei  zum  Kampf!   so  rufe  jetzt 
Ein  jeder  brave  Freusse"  24 — 25.  —  60 

Kriegslied  für  1815.  (Auf  die  Weise: 
Vive  Henri  quatre,  etc.)  „Auf,  tapfre 
Preussen!  auf  in  den  heil'gen  Streit!" 
25 — 26.  —  An  meine  Hyazinthen. 

,, Wollet  ihr  denn  niemals  werden,  6.i 

16* 


247 


Bnndesblüthen.     181Ö. 


■248 


Aus  dem  Topf  von  dürrer  Erden 
Euch  zu  reichem  Blüthenleben 
Nie  zu  holdem  Glanz  erheben?"     26.   — 
An  Dieselben.      „Endlich    habt   ihr   eucli 
ft     entfaltet:"  27.  —  Grnss. 

„Jungfräulich    entsteigt    Eos    in    rosigem 

[Glänze 

Und  der  erquickende  Thau  stillt  die  ver- 

[zehrende  Gluth."  27—28.  — 

lu   An  einen  jungen  Geschieh  tsforschor. 

„Freund, Du  hättest  noch  nie  mit  lockenden 

[Mädchen  gebiihlet? 
Kuhet   nicht  Klio    verschämt  Dir    an    der 
[liebenden  Brust?"  28.  — 
15    Für    dessen    Antwort   auf  das  vorher- 
gehende F^pigramm. 

,,Lohnst  Du  das  kleine  Geschenk  mir  so 

[mit  reichlicher  Spende, 
Hüte  Dich,    Guter,    alsdann,    lüstern    nur 
20  [machest  Du  mich!"  29.  — 

Abschied.     „Die  schwache  Leier    hat    ge- 
klungen" 29.  —  Inhalt.  30. — 


Wilhelm  Hensel. 

[1704—1801;  GoecM-e  VIII  37s f.,  ABB  12, 

3ff.\  31—112.  —  S.  82  bleib/  frei. 
An  die  Guten. 

„Nehmt    meines    Frühlings    anspruchlose 

[Blüthen, 
Bald  grünen  Friedensauen  hell  ent- 
keimt" 33.   — 
Vor  dem  heiligen  Abendmahle.  • 
„Noch   einmal,  eh'   des  Krieges  Wetter 
Die  Seele  nächtig  mir  umziehn, 
Wall'  ich,  o  Christ,  Du  Hort   und  Retter, 
Zu  Deinem  Gnadentische  hin;"  34 — 35.  — 
Nach  dem  heiligen  Abend  mahle. 
,, Seele  auf!     Du  hast  genossen 
Ew'ge  Liebe,  ew'ges  Heil"  35 — 36.   — 
Gennss  der  Gegenwart.     ,,Wie   wogt  so 
laut  um  mich  die  bunte  Menge!"  37 — 38.  — 
Angriffslied. 

,, Sonne  steigt, 
Nebel  weicht, 

Brüder!  gute  Zeichen!"  38—39.  — 
Sängers  Abscliied  an  die  Frauen. 
,,Ade!  ihr  holden  Frauen!"  39.  —  Malers 
Abschied  von   der   Werkstatt. 

,,AufsNeue  hör'  ich  Kriegeswotter  rauschen 
Und  wieder  will  die  Hand  in  freier  Wahl 
Den    Pinsel    gegen   Schwerteswucht    ver- 

[tauschen 
Und     malen     mit    des  Feindbluts   rothcm 
Stral."  40—43.  — 
Letzter  Wunsch  an  Hedwig. 

,,Ich  weiss  nicht  recht  in  ziere  Klänge 
Zu  hüllen,  was  im  Busen  spricht" 43 — 44.  — 
An    Fouquc.     ,,Bald    wird    der    Trennung 
ernste    Stunde    schlagen:"    45  —  46.  —    Am 
Bund  es  morgen     den     4  ton     Mai     1815. 
An    Friedricii   Grafen    von  Kalkreutli. 
„Sey  froh  du  junger  'J'ag  gegrüsst 
Der    mich    mit    Himmelsstrahlnn    küsst;" 
47—48.  — 


Das  Blüuilein  der  Treue. 
,,Das  Blümlein  der  Treue, 
Das  ewigalt'  und  neue, 
Blüht  tief  in  Herzens  dunkler 


Schrein:'' 
48.  — 


Die  Blumen. 

„Wie  lieblich,  wie  milde 
Die  Blümleiu  stehn"  49.  — 
Sänger  und  Bach. 

„Zwei  Jünglinge  stehen   an   rauschendem 

[Quell, 
Allzweien    wohl    glänzen    die    Augen    so 
hell:"  50—51.  — 
Kampfmahnung       an       Deutschlands 
Sänger.      1813. 

,,Auf,  Deutschlands  Sänger,  auf  und  greift 

zum  Schwerdte! 
Erkämpft    der    Kunst     ein    freies    Vater- 
land!" 51—53.  — 
Sängers  Wünsche. 
,,Mag  nicht  Rang, 
Titelklang, 

Frei  nur  singen  frommen  Sang."    53.    — 
Sonett.     An  meine  Schwester. 

,,Nimm     dieses     Saitenspiel     aus     meinen 

[Händen 
In  milden  Hulden,  trautes  Schwesterlein." 
54.   — 
Morgengruss  vor  der  Schlacht. 
,,Morgenröthe  steigt  herauf 
Und  die  Sterne  gehen  unter:"  55.  — 
Nachtgruss  vom  Schlaclitfelde.    ,, Will- 
kommen   liebe    stille     Nacht!     56 — 57.     — 
Bitten. 

,, Weiche, 
Schwüle ! 
Reiche, 
Kühle, 

Mir  Erquickung, 
Dass   Entzückung 
Schwebe 
Wieder, 
Webe 
Nieder 

Lustumkränzung, 
Himmelagläuzung 
Um  die  Seele!"  57—58.  — 
An  Max  von  Schenkendorf. 
„Du  sangest  von  drei  Grafen, 
Die  unterm  Rasen  schlafen 
So  lust-  und  liebevoll:"  58 — 60.   — 
Prinz  Wilhelm. 

„Gegrüsst  im  Waffenfeldo, 
Du  edler  F'ürstensohn!"  61 — 62.  — 
Prinzessinn   Wilhelm. 
„Wer  ist  die  holde  Fraue, 
Die  dort  erhaben  glänzt"  t)2 — 64.  — 
Jägerlied. 

,,IIornesklang, 
Kriegsgesang 
Wald  entlang, 

Tief  im  Busen  Freilieitsdrang!"  65.  — 
Die  Nacht. 

,, Nebel  steigen 

Aus   mondlichem  Tlial"  66.   — 


249 


ßimdesblütheu.     1816. 


250 


Lied.       „Wohl     kenn     ich     ein     niedlich 
Vögelein"  66—67.  —  Beim  Walzen. 
,,Ach,  die  volle  Seele  will  zerfliessen 
Bei  snliimmelseligem  Umfangen!" 67-68.  — 
Pomm  erlied. 

„Wir  tapfren  Pommerdegen 
Wohl  ziehen  allzumal 
So  freudig  und  verwegen 
Zu  bliit'gem  Siegesthal."  6i).   — 
Kampflied  für  schwarze  Husaren. 
„Auf!   schwarze  Eächer  auf  und  fliegt 
Zum  wilden  Freiheitstreite!"    7t>  —  72.    — 
Der    erste    Kuss.     „Wir  sassen    still  bei- 
sammen" 72 — 74.  —  Das  Flammengrab. 
Ballade.     „Ritter  trabt  durch  Ilaide  grün" 
75—80.  —  Die  Zauberin.     Ballade. 
„Das  Heimchen  zirpt,  die   Eule  schwirrt, 
Der    Kappe     steigt,     der    Panzer    klirrt; 
80— tu.  — 
Adolf    von    Nassau     und     Amalgunde. 
91—106. 
Ballade  1. 
„Adolf  von  Nassau,    so    stattlich    und    helir. 
Reitet  durch  blumige  Thale"  91  —  95. 

Ballade  2. 
,,Dureli   den  Himmel  zielin   Gewitter, 
Blitze  leuchten  schaurigbleich"  95—  97. 

Ballade  3. 
„Nonnenbild  in  stiller  Zelle 
Regt  so  mild  der  Saiten  Gold"  97 — 98. 

Ballade  4. 
,,Der  Säge  Rauschen,  des  Beiles  Schlag 
Durchtönet  die  Oede,  ruft  Echo  wach" 

98—99. 
Bie  Schlussverse  lanten: 
„Hier    wahr'    ich  mein   Liebchen  mir  sicher 

[lind  gut, 
Und  gegen  neidischer  Buben  Geneck 
Steht  fest  mir  das  dräuende  Adolfseck." 
Yql.  S.  läfif. 
Ballade  5. 
„Still  in  öder  Kammer 
Nonneubild  so  trübe 
Weint  in  süssem  Jammer 
Um  entsagte  Liebe."  99—101. 
Ballade  6. 
,.5[it  seinem  Liebchen  im  Wald   auf  hohem 
[Schloss"  101—102. 
Ballade   7. 
J.Nassau  schied  von  den  Freuden  der  Minne" 

103. 
Ballade  8. 
„Trauernd  haus'te  Amalgunde 
Auf  vieleinsamlichem   Schloss:"     103 — 104. 

Ballade  9. 

,,Hört  ilir  den  dumpfen  Lärm  der  Schlacht?" 

104  —  105. 

Ballade  10. 

,, Unter  Wunden,  unter  Todten, 

Wankt  dieHerrin  schauderndhin  :"  105  —106. 

Befehl  H  SS : 
,,So  büssten  wohl  Beide  die  sündigen  Triebe, 
Das  Brechen  der  Eide  durch  sühnenden  Tod; 
Und  droben   erblühte  geläuterte   Liebe 
Verzeihend  der  Seligkeit  Morgenroth.''   106. 


—  Seekönig.     Nordische  Ballade. 
„Seekönig  fuhr,   der  starke  Held, 
In   braunem  Schifte  hin"   107—111.  — 
Inhalt.     111-112.— 


Friedrich  Graf  von  Kalcicreuth. 

[Friedrich   Ernst  Adolf  Karl,    1790—1873; 

Gocdel-e  VIII  ;^7fif.\ 

113—170.  —  Seite  114  hleiht  frei.  — 

Weihe  1815. 

,,Der    Jüngling    wandernd    stand    auf    öder 

[Haiden 
Ermattet  von  der  Sonne  Glutheubrand, 
Wo  tausend  Wege  überall  sich  scheiden, 
l  ud  forschet  sehnend  nach  dem  Labunga- 
strand;" 115—118.  — 
Friedrich  der  Einzige.  Ode  auf  die 
hundertjährige  Geburtsfeier  des 
grossen  Königs.  Vom  24ten  Januar 
1812.  ,,Auf,  Volk  der  Brennen!  heiliges 
Vaterland!"  118-120.  —  Die  Riesen - 
koppe  in  Schlesien.  „Gruss  Dir,  Königin, 
hochragende,  herrliche!  120 — 123.  — 
Theodor  Körner.  An  Friedrich 
Grafen  von  Kalckreuth.  ,, Stürmend 
jagt  sich  die  Flutli  von  der  Quelle  hinab 
bis  zum  Meere"  123.  Distichen.  Vgl.  Goedehe 
VII  843,  27.  —  An  T h e o d o r "  K ö r n e r. 
,,Aus  einer  Quelle  stammet  alles  Leben 
Aus  einem  ew'gen  Götterschooss;"  123 — 125. 
—  Agrippina's  Landung  in  Brundu- 
sium. 

..Was  drängt  das  Volk  zum  Hafen 

[schwellend  hin, 

Gleich    dumpfer    Meeresfluthen  Wallen?" 
125—129.  — 
Die  Erbauung  von  A  d  o  1  p  h  s  e  c  k. 

..Zu  welches  Festes  heil'ger  Feier 

Entbietet  uns  das  FrühgelänteV"129— 136. 
Vffl.  11".  Ueiisels  Ualladeiieyklus  S.  i/l/f.  — 
Die  Bundesn  acht.  An  WilhelniHensel. 

..Sey  gegiüsset,  Weihestunde, 

Mitten  scheidendTagund  Nacht!"  136-138.— 
Die  Erscheinung.  „Wer  bist  Du? 
sprich  —  befreundet  heilig  Wesen?  —" 
138—140.  Stanzen.  —  Auf  Laura's  Tod. 
An  meinen  Bruder  zu  seinem  Ge- 
burtstage. ..Sey  gegrüsset,  friedlich 
Thal"   141—147.  —  Abschied  strost. 

..Wenn   ein  Licht  der  heissesten  Gefühle 

In  dein  Herz  sich  niedersenkt" 

147—148.  — 
Auf  Hen sei's  Gemälde:  Das  Wieder- 
sehen des  Prinzen  Wilhelm  von 
Preussen  und  des  Hofmarschalls 
Grafen  von  der  Groben  vor  der 
Schlacht  bei  Lützen. 

„Der  Fürst  an  treuen  Dieners  Brust! 

Werist  sich  Edleren  , !)bewusst?"149-150.- 
Die  Knaben. 

„In  einem  stillen  Thal  im  Eichenschatten 

Ein  Knab'  ins  Leben  trat"  151 — 153.  — 
Meine  Heimath.  „Ich  wandelte  bei  Nacht 
durch  Waldes  Dunkel-     154 — 155.  —  Auf 


251 


Bundesblüthen.     1816. 


252 


das  Fräulein  von  R — ,  als  sie,  den 
Tod  im  Herzen,  auf  der  Oder  hinab 
zu  ihren  Verwandten  nach  Pommern 
reisen  wollte.  „Feindliche  Mächte  des 
5  Todes,  o  hemmt  das  verderbliche  Zürnen!" 
156 — 157.  Distichen.  —  An  der  Bahre 
eines  schönen  acht  zehnj  äiir  igen  Mäd- 
chens, des  Fräulein  von  K  .  .  .  .  „Er- 
loschen schon  der  holde  BlickV"  157 — 160. 
m  —  Die  drei  Brüder  von  Schierstädt, 
gefallen  in  den  Schlachten  von  Lützen 
und  Haynau. 

„Ewiger  Tempel  des  Euhms,  du  Heimath 
[alter  Heroen, 
15        Nimm   diess  Brüdergeschlecht  freudig  ins 
[Heiligthuni  auf!«  161—162.  — 
Der  Winter  an  Eleonoren. 

„Was  soll   ich  Armer  dir  wohl  weihn 
Zum  liebevollen  Angebinde?"  162 — 163.  — 
20    S  o  n  e  t.     ^Mit  reichen  Kräften  tritt  der  Baum 
ins  Leben"   164.  —  Sonet. 

„Den  Pfad    durchs    trübe   Leben    zu    er- 

[hellen 
Kam  uns  vom  Himmel    schön    ein    mildes 
25  [Licht"  165.  — 

Der    Ring     mit    Perlen.      Sonet.     „Die 
Welten    geh'n    in    Ringes    ew'gem    Kreise" 
166.  —  Mysterien  der  Nacht.  ■ 
„Beim   Sternenlicht  vertrauter  Nächte 
30        Enthüllet  sich   ein  rein  Gemüth"   167.  — 
An    die    Musen    und    den    Genius    der 
Freundschaft.     „Seyd  mir  gepriesen  hoch 
und  herrlich,  ihr  heiligen  Schwestern!"    167. 
Distichen.  —  Bei  dem  Zuge  Napoleons 
35    nach  Russland.     „Mein  Jahrhundert,    dir 
Ruhm!     Du  strahlest  vor  allen  im  Glänze." 
168.     Distichen.  —  Inhalt.     169  —  170.    — 

Wilhelm  Müller. 

40  \1794—1^::>7;  Goedeke   VIII  2ü5lf., 

ADB  X>3,  683 ff\] 
171—222.  —  S.  17ä  Ueibt  frei.  — 
An  die  Leser. 

„Empfangt  im  leichten  Liederkleide 
4:,  Mich  wie  ich  war  und  wie  ich  bin!"  173.  —  - 
Morgenlied  am  Tage  der  ersten 
Schlacht.  „Frisch  auf!  Dort  steigt  der 
Morgenstern:"  174  — 176.  —  Erinnerung 
und  Hoffnung.  Nach  dem  Rückzug 
50    über  die   Elbe  im  Mai   1813. 

„Wie  manche  stille  Mitternacht, 
Wann  Freund'  und  Feinde  schlafen, 
H.ast    schon,    mein    armes    Herz,    durch- 
I  wacht!"   176  —  179.   — 
.-,ä    L  e  i  c  h  e  n  s  t  e  i  n    meines    Freundes    I^  u  d  - 
wig  Bornemann. 

„Noch  einmal   heut   zu  Rosse ! 
Die  Fahrt  ist  Reitens  werth."  179—182.  — 
Ditbyranib.    Geschrieben  in  der  Neu- 
KO  Jahrsnacht  1813. 

„  Willkommen,  willkommen, 
Strahlende  .Jungfrau, 
Sonne  des  neuen 

Dämmernden  Morgens!"   183 — ^189. — 
66   Die  zerbrochene  Zither.     Romanze. 


„Leb  wohl,  leb  wohl,  Geliebte  mein, 
Und  zügle  deinen  Schmerz!"  190 — 192. — 
Der    Verbrannte.      Romanze.      ...Jüngst 
zog  ein  Ritter  übern  Rhein:"   193 — 195.    — 
Der  Ritter  und  die  Dirne.  j 

„Ein  Ritter  klopft  um   Mitternacht 
An  Gretchens  Fensterlein:"   195      199. — 
Die  Blutbecher.     Romanze. 
„Auf,  auf,  ihr  edlen  Frauen, 
Ihr  llecken  allzumal!"    199—203.  — 
Das  Band.     Romanze. 

„Was  suchst  du,  Schäfer,  hier  so  spät 
Im  dunkeln  Ulmenhain?«     203—205.    — 
Ständchen. 

„Klinge  mein  Leierchen  klinge! 
Rufe  mein  Mädchen  heraus!"  205  —  206.  — 
Der  Kuss.  „Ich  küsste  einst  Amandens 
Mund:"  207.  Vermisclite  Schriften,  1830, 
I  41S:  „Jüngst  grüsste  mich  ein  rother 
Mund."  Titel:  y,Kuss  und  Lied."-  —  Der 
Z  e  p  h  y  r. 

„Auf  einer  Rose   ward  ich  jung, 
Ein  Rosenblatt  war  meine   Wiege, 
Ein  Rosenblatt   mein  Hochzeitbett. "   207. 
Venu.  Sehr.  I  117.     —     Die   erste  Rose. 
„Dich  hat  ein  früher  West  geküsst"   208.  — 
Die   letzte   Rose.     „Dich   deckten  Amors 
Flügelchen"  208.  —  Mailiedchen. 
„Mai  kommt  gezogen, 
Lerche  geflogen:"  209.  — 
Amors  Triumph. 

„Als  ich  ein  Kind  w.ar. 
Sah  ich   den  Amor 
Auf  bunten  Bildern"   210.  — 
We  c  k  t  sie  nicht! 

,.Hinweg,    hinweg, 
Ihr  losen   Zephyre!"  211.   — 
Ihr  S  c  h  1  u  m  m  e  r. 

„Ani.anda  war  entschlummert 

In  ihrer  Rosenlaube:"   212. 

Verm.  Sehr.  I  44Gf.:     „Mein  Mädchen    war 

er\iic\\\i\mme.ri.'^  Titel :  y,Die  Schlummernde."-  — 

Epigramme. 

1.   Weihe. 

..Wie    sich    mein    Busen    erhebt,    so    erhebt 

[der  heroische  Vers  sich 
Und    im    fallenden    Ach    fällt    er    elegisch 

[herab. 
Liebe    nur    bring'   ich  der  Welt    und  Liebe 

[nur  fordr'  ich  zurücke: 
Was   ihr   dem  Sänger   versagt,    werde    dem 
[Liede  zu  Tlieil."  213.  — 
2.  Amor  und  die  Muse. 
„Amor  spannte  den  Bogen    und    zielte;    da 

[winkte  die  Muse: 
Pfeil   und  Leier  zugleich  sandten  die  Himra- 
[lischen  mir."   213.   — 

3.  Lenz  und  Amor. 

„Amors   Bruder  ist  Lenz:    er   wirbt  für  den 

[trauten  Genossen, 
Schnäbelnd  im   Rosengebüsch  preist  er  sein 
[liebliches  Reich."   213.  — 

4.  Mars  und  Amor. 

„Amor,   nimm  mir  den  Panzer,  den  lästigen, 
Inimm   ihn  herunter! 


253 


Bundesbliithen.     1816. 


254 


Hebe  den  drückenden  Helm    sauft   von  der 

[glüiienden  Stirn ! 
Deine  Wai3fen  dafür,  die  leichten  gelenkigen 
[fordr'  ich: 
.-,    Geh'  ich  mit  diesen  zum  Kampf,  spiele  mit 
[meinen  indess!"  214:.  — 
5.  Apollo   als  Schäfer.     Eine    Gemme. 
^Seht    mit    dem   Schäfergewand    vertauschte 
[den  goldenen  Mantel 
10   Phöbus  Apollo  und  spielt'  Lieder  der  Liebe 

[auf  liohr. 
Mächtiger  Amor,    so  machst  du  unsterbliche 

[Götter  7.U  Menschen 
Und   zu  den  Götteru    empor    hebst    du    die 
15  [Kinder  des  Staubs."  215.  — 

6.    Gruss  des  Winters. 
„Alles  erbebt    und   erbleicht  vor  dem  grei- 

[sigen  Erdentyraunen 
Wann    ihm    mit    Jubelgeschrei    tanzen    die 
20  [Stürme  voran:"  215 — 216.  — 

7.  Auf  einen  Sternseher. 
„Warum  Mävius    immer   den  Blick    zu  dem 

[Hinniiel  emporhebt? 
Weil  er's  auf  Erden  nicht  wagt  Einem  in's 
25  [Auge  zu  sehn."  217.  — 

8    Auf  den  Dichter  Krispin. 
„Schlecht  sind  jene  Gedichte,    weil  du    sie 

[geschrieben,  Krispinus, 
Aber    du  selber  bist  schlecht,    weil  du  Ge- 
•0  (dichte  gemacht."  217.  — 

9.  Auf  Dön selben. 

„Selber  verfertigte  sich  Krispin  die  prahlende 

[Grabschrift: 
Suchet  ihr  Schlummer,   so  geht   nur  zu  dem 
35  [Schlummernden  hin!"  217. 

10.  Auf  Denselben. 
„Passend    hast    du     dein   Buch    Erholungs- 

[stunden  betitelt: 
Also  haben  wir  stets  stärkenden  Schlummer 
4ü  [genannt,"  218.  — 

11.  Auf  Denselben. 

„Willst    du  Unsterblichkeit    in  Duodez    er- 

[ringen, 
So  höre  meinen Rath,  ich  stehe  für's Gelingen: 
4o   Auf  jedes  Epigramm,  das  du  geschrieben  hast, 
Sei    von  dir  selber  gleich   ein  Spottgedicht 
[verfasst.«  218.  — 

12.  Auf  Denselben. 
„Staune    nicht    über    den    Bauch    Krispins: 

50  [von   seinen  (:!edichten 

Muss    er   sich  nähren    und    hoch    bläht    ihn 
[die  Wassersucht  auf."  219.  — 
LS.   Auf  D  enselben. 
„Liebchen,   merke  diess   Haus!    Krispin,   der 
55  [Dichter,  bewohnt  es: 

Schlage  die  Augen  nicht  auf,    willst  du  be- 
[sungen  nicht  seyn!"   219.   — 

14.  Auf  Denselben. 

„Deine    Tragödie    hat    die    hiesige    Bühne 
60  [betreten: 

Ach,    zum    Kothschuh    dient    nun    uns    der 
[hohe  Kothurn."   219.  — 

15.  Auf  Denselben. 
„Wundern  muss  ich  mich  selbst,  dass  diese 

65  [Gedichte  nicht  schmutzig: 


Au  Kri.spineu  ja  doch  rieben  und  reiben  sie 
[sich."   219.  — 

16.  Auf  Denselben. 

„Hülle  die  goldenen  Locken  in  Asche    dir, 

[Phöbus  Apollo!        6 
Musen  und  Grazien,  ziehet  Trauergewänder 

[euch  an! 
Weine,    du    silberner    Strudel    des  Helikon, 

[blutige  Thräneu! 
Ach,    Krispinus,     er    hat    wieder    Gedichte    lo 
[gemacht!"  220.  — 

17.  Auf  Denselben. 

„Mögen    die    Musen,    Krispin,    und    Phöbus 

[Apollo  dir  lächeln  ! 
Mögen  zu  Tinte  noch  heut  werden  die  Flüsse   lä 

[und  Seen! 
Mögen    die    Grazien    dir    die     Aehren    des 

[Feldes   in  Federn 
Und  in    weis.ses  Papier   wandeln   die  Maku- 

[latur!"  220.  —       20 

18.  Auf  Denselben. 

„Ueber  die  heutigen  Tage  schimpft  wie  ein 

[Matrose  Krispinus: 
0  des  Thoren!  ihm  blüht  jetzo  die  goldene 

[Zeit."  220.  —       25 
Inhalt.     221 — 222.     Diese    Jagcndr/ediclde, 
mit    Ausnahme     der    drei    nachyewiescnen, 
druckte  neu  James    Taft   Hatficld,  Balti- 
more 189S.  — 

30 

Wilhelm  von  Studnitz. 

[Karl   Wolf   Wilhelm  Hans  Sciju'o  von  Stud- 
nitz, 1789—-181U;  Ooedele   VlII  2Slf.\ 
223—251.  —  S.  :.':.>1  bleibt  frei.  — 
Zueignung.     „Treu  von  Freundeshand   35 
geleitet"  225 — 326.  —  Freiheitslied., 
„Erklinge,  traute  Lyra,  mir 
Und  schalle  weit  umher"  226 — 227. — 
An   eine  gestohlene  Locke.     „Du  wirst 
ihr    nicht    mehr    um    die    Schläfe    spielen"    ^^ 
228—229.  —  An  Amor. 

„Schwinge  deine  Flügel, 
Aller  Gauner  Spiegel, 
Gott  von  Amathunt!"  [;  Bund.\  230.  — 
Der     Sprung     von     der    Gräditzburg.    *^ 
Eine  schlesische  Sage. 

„Am   hohen   Gebirge,    auf  felsigen  Höhn, 
Da  ragen  noch  heute  die  Trümmern" 
231—234.  — 
Die  drei  Worte  der  Preussen.  ^ 

„Drei  Worte  nenn'  ich  euch  inhaltschwer, 
Das  sind  die   drei  Worte  der  Preussen:" 
234-235.  — 
Rheinweinlied  am  Isten  Jan.  1814,  bei 
dem    Uebergange     des     schlesischen   55 
Heeres. 

„Vaterlandsrächer 
Füllet  die  Becher!  236—238.  — 
Am  Eheine. 
(Als  am  Isten  Januar  1814  das  scble-   60 
sische  Heer  bei  Ca  üb  zurUeberfahrt 
bereit  unter  den  Waffen   stand,   stieg 
ein   grosser  Aar    aus    den  Felsen   des 
linken  Ufers,  schwebte  herüber, 
kreisete    einigemale    über    uns,    und   65 


255 


Die  Sänserfahrt.     1818. 


256 


flog    dann    langsam    dem    jenseitigen 

Ufer  wieder  zu.) 
„Sey  mir  gegrüsst,    du  treulicher  Begleiter, 
Entfalte  mächtig  deiner  Schwingen  Praclil!-' 

[238—242.  — 
Missmuth.   „Als  meines  Lebens  erste  Segel 
schwellten"  242 — 245.  —  Der  Burggeist. 
Silbenräthsel. 

„Trotzend  auf  die  alte  Dauer 

Froh   der  Jahre  langen  Zahl, 

Schau  ich  von  der  Felsenraauer 

Stolz  hinab  ins  bunte  Thal."  245 — 247. — 
Der  Witz.     Räthsel. 

,.Auf  Sylphidentlügelu, 

Los  von   allen   Zügeln 

Flattr'  ich  mit  muntrem  Sinn 

Durch  das  Leben  her  und  hin,"  247.  — 
Der  Augenblick.  Silbenräthsel.  ,, Wollt 
ihr,    dass  ich  euch  die  Ersten  male?"     248. 

—  An  Venus  Urania     „Stiegst  du,   Hohe, 
herab,  die  rohe  Brust  mir  zu  bilden?"  249. 

—  An  eine  Kokette. 

,, Weihen  will  ich  mich  dir,  so  wie  der 

[Hurone  dem  Fetisch 
Gläubigen  Sinnes  sich  weiht:"   249.  — 


Bei  der  Q,uadriga  im  Hofe  des  Louvre. 
,,Sagt!    Was  zaudert  ihr  noch,  Poseidons 

[muthige  Rosse? 
Nach   der  Hcimath  zurück  lenkte  der  Sieg 

[sein  Gespann:"  250.  —         6 
Aprilschnee. 

„]\[it  der  feindlichen  Kraft  des  eis- 

lumstarreten   Hyems 
Hang  in  oberer  Luft  der  blumenspendende 

[Jüngling        10 
Und    zerzauste    den    Pelz    dem    tückisch 
[grämelndeu  Alten:"  250.  — 

Inhalt.  251.  —  2  Seiten  „Druckfehler." 
Z*«„w  die  Bcmcrhtng:  „Die  Entfernung  des  ir> 
Herausgebers  und  der  Verlagsbaiidlung  vom 
Drnckort  hat  eine  so  grosse  Anzahl  von 
Druckfehlern  veranlasst,  dasa  wir  uns  hier 
beschränken  müssen,  nur  die  groben,  sinn- 
widrigen aufzuführen,  und  es  dem  Leser  selbst  20 
anheimstellen,  falsche  Literpunktion  und 
ungleiche  Orthographie  entweder  zu  ver- 
bessern oder  zn  übcrsehu." 


Veri^eichnls  der  Mitarbeiter  an  den  Btindeshliithen . 


Georg  Graf  von  Blankensee 

Wilhelm  Hensel 

Friedrich  Graf  von  Kalckrciith 


Wilhelm  Müller 
Wilhelm  von  Studnits 


Die 

Säiigerfahrt. 

Eine  Neujahrsgfabe 

für 

Frennde   der  Dichtknüst    nnd  Mahlerey    mit 

BeyträgeH 


Ludwig  Tiek  und  W.  v.  Schütz,  von 
Ziebingen  an  der  Oder.  Max  von 
Schenkendorf,    von    Köln    am    Rhein. 

•10  C  lernen  z  Brentano,  von  Frank  f.  am 
Main.  Karl  Förster,  von  Dresden  an 
der  Elbe.  Messerschmidt,  von  Alton- 
burg im  Pleissner  Lande.  A.  Berclit, 
von    Bremen    an    der    Weser.      Achim 

^  V.  Arnim,  aus  dem  Ländchcn  Bchr- 
walde.  [„Wiepersdorf  im  Ländchen 
Bärwaldo  bei  Dahme"  wie  Brentano 
einmal  an  Rahel  schreibt.  Vgl.  Varn- 
hagen,    Biograph.    Portraits,    1871,'   S. 

50  115.]  A.  Karow,  aus  Pommern.  A. 
Waldheim,  aus  der  Schweiz.  L.  Nagel, 
Mekelnl)urg.  W.  Müller,  aus  Dessau. 
W.  Hensel,  aus  der  Priegnitz.  Sege- 
mund,    genannt     Gottwalt,     aus     der 

.w  Mark.  Frau  z  Iloin,  von  Braunschweig. 
Von  C.  Kalbe,  Biichhoru,  Meyer  d.  A., 
Meier  d.  J.  und  Naumann   aus  Berlin. 


Gesammelt  30 

von 

Friedrich  Förster, 

aus  dem  Osterlande. 

Mit  Kupfern  aus  dem  Daiiziger  Gemälde: 
Das  jüngste  Gericht.  ■<& 

Ort  des  Erscheinens:  herJin.  in  der 
Maure r s chen  Biic h h  a n  dlun ij. 

Zeit:     Die   kurze  An;ci(ic    Th.  Heils  in  No.  9 
der  Dresdner  Ahendzcitung  vom  Januar 
LS  18  deutet  darauf  hin.    dass  — (feijcn  l'/itde   40 
Avs  Jahres  1S17  —  die  Sangerfahrt  pünktlich 
herausijegeltcn  werden  konnte 

.Schriftart:  Kleine  Fraktur. 

Format:  gr.  8". 

Pnndorto:  Köngl.  Bibliothek  Berlin;  Hof- 
u.  Staats-Bihl.  München;  Königl.  ö/f.  Bibl.  " 
Dresden:  Orosshcrzogl.  Hofitibl.  Darin- 
stadt;  (hvs.fhcrsngl.  ö//'.  Bilil  Oldenburg. 
Nassauische  Landishibt.  Wiesbaden; 
Kaiser  Wilhclm-Bibl.  l'osen.  Fürstl. 
Fürstcnb.  Hofbibl.  Dunaueschingcn. 
Univ.-Bibl.  Bonn,  Breslau,  Königs- 
berg, Heidelberg.  Würsburg.  Freies 
deutsches  Uochstift,  Frankfurt  a.  M.; 
(fOriis-l^übeek-Stiftting,  Berlin.  Stadt- 
bibl.  Breslau,  Danzig. 

Zur  Geschichte  der  Süngerfahrt:  Die 
Vorbereitungen  für  dieses  Taschenbuch  haben 
sich  ziemlich  lange  hingezogen.  Wilhelm 
Müller  bericldcl  in  seinem  von  Hat/ield  ver- 


257 


Die  Sängerfahrt.     1818. 


258 


öffenllichlen  Tagebuche  [S.  S5],  daß  er  am 
1.  Äjnil  1S16  mit  Förster  Brüderschaß  in 
Chokolade  getrunken  und  bei  dieser  Gelegen- 
heit sich  mit  ihm  „über  den  Plan  einer 
grösseren  Sänger-  Vereinigung'^  ausgesprochen 
habe.  —  „Za  Pfingsten  1S16,  als  auch  Sa- 
vignijs  und  Wilhelm  Grimm  in  Wiepers- 
dorf  (bei  Arnims)  vereinigt  waren,  suchte 
Clemens  Brentano  die  Freunde  für  ein 
Taschenbuch  zu  gewinnen,  dessen  Herausgabe 
Friedrich  Förster  plante.  Er  schrieb 
dann  aus  Berlin  an  Arnim:  „Fr  [Förster] 
hat  sich  ganz  meinem  Eath  überlassen,  und 
ich  bestimme  mit  ihm  die  Wahl  aller  Auf- 
sätze. Er  erhält  für  die  lAeferung  des 
Textes  300  Thaler  von  dem  Inhaber  der 
Maur  ersehen  Buchhandlung  .  .  .  Erdenkt 
den  Text  zwanzig  Bogen  stark  zu  machen, 
und  so  kommen  ihm  drei  Louisdors  auf  den 
Bogen  zu  honorieren.^'  [R.  Steig,  Arnim 
und  Brentano  lS9i,  I  3i5f.J  —  Auch  Tieck 
bittet  Brentano  um  Beiträge:  „Herr  Förster, 
ein  junger  Gelehrter  <«(.<  Alienburg,  der  die 
Preussischen  Feldzüge  mitgemacht  und  blessirt, 
[bittet  mich,]  ihm  einige  Zeilen  an  Sic  einzu- 
legeti.  Dieser  junge  Mann  ist  recht  wacker 
und  bescheiden.  Er  bat  mich  um  meinen  Bath 
bei  einem  Taschenbuch  auf  1S17,  dessen 
Herausgabc  die  Maurersche  Buchhandlung 
ihm  anvertraut."  Brentano  fügt  hinzu,  Tieck 
könne  das  Honorar  selbst  bestimmen.  [Holtei, 
Briefe  an  Tieck,  1 105].  —  Endlich  berichtet 
Förster  am  20.  Februar  1S17  Tieck  direkt 
über  seine  Neujahrsgabe:  „Nuti  endlich  will 
ich  Urnen  auch  Bede  stehen  wegen  des 
Taschenbuches,  dessen  Ausbleiben  aber  mehr 
oder  vielmehr  allein  dem  Buchhändler  und 
dem  Kupferstecher  zur  Schuld  :u  rechnen  ist. 
Es  erscheint  für  das  Jahr  ISIS,  freilich  aber 
schon  zu  guter  Zeit  in  diesem  Jahre;  es  ist 
in  Leipzig  gedruckt  und  die  Bogen,  die  ich 
davon  gesehen,  sind  schön  und  sauber  und 
ohne  jJruckfehler ;  ich  hoffe,  dass  es  auch  als 
ein  spätgebornes  Kind  noch  immer  eine  freund- 
liche Aufnahme  finden  wird.  — '•  [Briefe  an 
Tieck,  I  205  f.] 

Eine  sehr  ausführliche  Anzeige  der 
Sängerfahrt  von  ,„!/.—  «"  findet  sich  in  den 
„Jahrbüchern  der  Literatur,"  Wien 
181S.  Sie  bildet  den  XIIL  Artikel  des 
2.  Bandes  [S.  201—230]  und  beginnt: 
„In  einer  anständigen  Auflage  ohne  klein- 
fügige  Zierlichkeit  erscheint  uns  hier  zum 
erstenmale  in  klein  (juart  ein  Musen- 
almanach, der  vielleiclit  schon  durch  diese 
äußere  ti estalt,  in  der  er  in  die  Welt 
tritt,  ankündigt,  daß  er  nicht  mit  ge- 
wöhnlichen Erscheinungen  ähnlicher  Art 
verwechselt  werden  will.  Die  hergegebenen 
Kupfer  ....  deuten  .  .  .  auf  ein  Zun'ick- 
streben  in  eine  bereits  hingeschwundene 
Zeit  der  Kunst,  welches  wir  statt  es  zu  ver- 
lachen, wie  Manche  getlian,  lieber  mit  auf- 
merksamem  Blicke  prüfen  wollen.  —  — 

—  Die  Herausgelier  dieses  Buchs  haben 
zwar  nicht  mit  gleich  glücklichem  Geiste 
gearbeitet,  auch  nicht  durchgängig  in 
einem  Sinne,  doch  läßt  das  Ganze  den 
Rindruck  eines  gelungenen  Strebens  im 
Gemüthe  zurück.  Der  Vorwurf,  daß  die 
Deutschen,  wie  sie  ehemals  Andere  nach- 
ahmten, nun  sich  selbst,  nämlich  ihre 
alt    hingeschwundene    Zeit  nachäffen,  trifft 


im  Ganzen  diese  Sammlung  keineswegs, 
da  sie  im  Gegentheile  größtentheils  aus 
Dichtungen  besteht,  welche  entweder 
durch  die  gebietende  Gegenwart  im  Ge- 
müthe hervorgerufen,  oder  durch  einen 
freyon  Hinblick  auf  Vergangenheit  und 
Zukunft  entstanden,  ohne  sich  durch  eigent- 
liche Nachahmung  entweiht  zu  habeu.  — 

—  —  Die  Beyträge  des  Almanachs 
selbst  bestellen  hauptsächlich  aus  lyrischen 
Dichtungen,  aus  dramatischen  Arbeiten 
und  Novellen.  Die  lyrischen  Dichtungen 
tragen  beynahe  alle  den  Charakter  des 
Liedes  in  dem  Sinne,  wie  Goethe  das- 
selbe unter  uns  erneuerte,  und  wir  be- 
kennen gerne,  daß  wir  dieß  für  die  Einzige, 
den  Deutschen  wahrhaft  zusagende  Form 
des  Liedes  halten,  weil  sie  auf  dem  Volkg- 
gesange  selbst  beruht  und  eigentlich  nur 
die  Wiedererneuerung  einer  vorlängst  ge- 
übten  Weise   genannt  werden  muß.    —    — 

Von  Ludwig  Tiek  wird  uns  erlaubt 
seyn,  hier  im  Vorübergehen  zu  bemerken, 
daß  er,  der  nach  Goethe  als  der  vor- 
züglichste Begründer  des  Liedes  zu  be- 
trachten ist,  dieser  Sammlung  nur  Eines: 
Bei  der  Abreise  einer  Freundin,  mit- 
gegeben habe;  die  beyden  andern  Gedichte: 
An  einen  Liebenden  im  Frühling, 
und:  An  Stella,  im  Herbst  1813,  sind, 
obwohl  ganz  dem  Charakter  des  Almanachs 
angemessen,  in  italienischer  Form  gedichtet 

Sehr  eingehend  teird  W.  v.  Schütz' 
„Baub  der  Proscrpina,  eine  Früh- 
lingsfeyer',  nach  hihalt  und  L^orm  be- 
trachtet (S.  213-219).  — 

„Der  dritte  dramatische  Beytrag  der 
Sängerfahrt  ist  ein  Bruchstück  eines  größeren 
Wertes,  der  erste  Akt  eines  romantischen 
Schauspiels:  Das  Donauweib,  welches 
Ludwig  Tiek,  nach  dem  bekannten 
Schauspiele  der  Leopoldstädter  Bühne 
zu  Wien,  bearbeitete.  Wenn  es  nun 
freylich  keinem  Zweifel  unterliegen  kann, 
welchem  der  beyden  Dichter  der  Lorber 
gebühre,  so  müßte  es  doch  bey  ganz  Fremden 
ein  günstiges  Vorurteil  für  die  Leopold- 
stätter  Schaubühne  erwecken,  wenn  ein  au 
romantischer  Phantasie  so  reicher  Dichter, 
wie  Ludwig  Tiek,  ein  dem  Charakter 
dieser  Bühne  nicht  liloß  zusagendes, 
sondern  aus  ihrer  innersten  Eigentüm- 
lichkeit hervorgegangenes  Werk  zum 
Gegenstande  der  Bearbeitung  wählt 
(221).  —  —  Herr  Tiek,  welcher  [dieses 
ritterliche  Schauspiel]  noch  vor  dem 
Jahre  1807,  wo  wir  ihn  gegen- 
wärtiges Bruchstück  in  Wien  vor- 
lesen hörton,  zu  bearbeiten  anfing, 
konnte  freylich  nicht  auf  eine  künstle- 
rische Auflassung  des  Prinzipiellen  be- 
dacht seyn.  da  ihm  dessen  eigentliche 
Natur,  bevor  er  Üesterreich  kannte, 
nicht  hinreicliend  klar  seyn  mochte." 

Hämisch  und  recht  ober/lächlich  äußerte 
sich  August  von  Kotzebue  in  seinem 
Literar.  Wochenblatt  [No.  Li  des 
Jahrganges  1S18,  S.  108  f.] :  „Die  Sänger- 
fahrt ist  eine  Neujahrs-Gabe,  die  sich 
mit  nicht  geringem  Pomp  ankündigt. 
Ungewöhnliches  Format,  Druck,  Papier, 
Kupferstiche,  der  Einband,  alles  lockt 
den  Leser,  und  vollends  die  Nahmen 
17 


259 


Die  Sänfrerfahrt.     1818. 


260 


der  zwanzig  Dichter,  die  eämmtlich  auf 
dem  Titelblatte  von  dem  Ein  und 
zwanzigsten  gesammelt  worden!  und 
vollends  die  hinzugefügten  Geburts- 
orte derselben,  sammt  den  Ström  ou, 
an  welchen  die  Geburtsorte  liegen,  so 
daß  man  gleich  die  große  Neuigkeit  er- 
fährt, daß  Dresden  an  der  Ellie  und 
Bremen  an  der  Weser  zu  suchen  ist.  — 
Alles  das  zusammen  genommen  scheint 
anzudeuten,  daß  für  diese  Sammlung  eine 
ganz  liesondere  Aufmerksamkeit  in  An- 
spruch genommen  wird  Nun  wollen 
wir  zwar  gern  bekennen,  das  manches 
Schöne  und  Gute  darin  betindlich,  müssen 
aber  auch  freiwillig  hinzufügen,  daß 
manches    weniger    als    mittelmäßig    ist.   — 

Das  ganze  Buch  gleicht  einem  schönen 
Kästchen,  in  welchem  eine  Dame,  neben 
einigen  Ringen  und  andern  kostbaren 
Nippes !  auch  Reste  von  Bändern,  leere 
BalsambUchschen  und  dergl.  Sächelchen 
verwahrt.  — " 

Gerechter  urteilt  Mp.  [F.  G.  W'ctzcl] 
in  Ko.  114  der  Jenaischen  Ally.  Lit.- 
Ztg.  rom  Junius  1818.  welcher  „gesteht, 
daß  er  dieses  Taschenbuch,  welches  schon 
durch  seine  Form  vor  seinen  Brüdern 
hervorragt,  mit  nicht  geringen  Er- 
wartungen zur  Hand  nahm.  Nun  ist 
zwar  nicht  zu  leugnen,  daß  an  Bord  des 
Schift'leins,  das  da  auf  dem  Titelkiipfer 
so  lustig  dahinfährt,  neben  einigen  be- 
währten Sängern  auch  mancher  Klimperer 
sich  eingesetzt,  und  nicht  Wenige,  die 
bloß  durch  die  Fistel  singen.  Trotzdem 
geht  durchs  Ganze  ein  Grundton,  der 
das  sinnigere  Gemüth  befieundet  an- 
spricht. —  " 


40  Titelkupfer. 

Die      Sängerfahrt,      gezeichnet      von 
Kolbe,  gestochen  von  Meyer. 
Wie  fern  und  fremd  und  verschieden  auch 
45    3ie   Männer   und    Frauen    uns    scheinen,    die 
auf    dem     grünuuilaubten    Schiffe     sich    zu- 
sammenfanden, sie  mögen  wolil  zu  einander 
gehören.     Und    wie  wir  sie  so  traulich    und 
sicher  daliingleiten  seilen,  bleiben  wir  nicht 
5Q    ohne  Sehnsucht  am  Ufer  stehen,  doch  fürchten 
wir  sie   zu  stören,    darum    lauschen  wir   nur 
von  weitem.    Eben  soll  der  Gesang  beginnen, 
der  rüstige  Zitberschläger  hat  augeschlagen, 
der  gekrönte  Äleistersänger  leitet  mit  sichrer 
5-,    Behutsamkeit  die  Stimme  der  holden  Jung- 
frauen, sie  singen  ein  Lied  von  dem   Glück 
und  der  Treue  der   ersten  Liebe;    die  Eine 
hat  ea    gedichtet,    die  Andre,    des  Gesanges 
kundiger,    gab    dem  Liede  Leben    durch   die 
6(1    zarte  Weise,  die  sie  selbst  dazu  ersann;  nur 
leise  folgt  ihnen  der  Zitherspicler. 
Bleib  erster  Lieh',  o  Herz,  getreu, 
Die  erste  IJeb"  ist  immer  neu 
Und  Lieb'  ist  sie  allein. 
fh        Die   bald   aus   blanrm   Auge   flieht. 

Von  schwarzem  Haar  zu  blondem  zieht. 
Kann   das  wohl  Liebe  scyn? 


Sie  zieht  nerans,  sie  zieht  herein, 
Und  eines  L-rlichts  falschen  Schein 
ILit  sie  sich  angetraut. 
Adi!  die  auf  Erden  hier  nicht  find't, 
W^as  sie  mit  treuem  Herzen  nimmt, 

[verdfucld  für  minnli'] 
Die  gebt  dem  Tod  zur  Braut. 
Der  Töne  Wohllaut  führt  den  Geist  immer 
dahin,  wo  er  am  liebsten  weilen  mag,  der  weit- 
gereiste geistige  Pilger,  der  vor  sich  das 
spielende  Kind  sieht,  ist  wnhl  bei  irgendeinem 
schönenTraume  seiner  Jugend,  die  Mutter  mit 
deniKleinen  auf  demSchoosse  wiegt  und  wägt 
Vergangenheit  und  Zukuni't  in  ihrem  Herzen. 
Auch  die  strengen  Euderer  sind  niclit  gleich- 
gültig geblieben,  die  Fischlein  spielen  in  den 
AVellen  und  der  freundliche  Delphin  kömmt 
herangezogen.  Paradiesvögel  fliegen  vorauf, 
dem  Schiffe  den  We^  und  uns  das  Land  be- 
zeichnend, wohin  die  Fahrt  gerichtet  ist; 
aber  das  Steuer  führt  Einer,  der  ist  nicht 
von  dieser  Welt,  wohl  Euch,  wenn  ihr  diesem 
vertraut.  Euer  Spruch  sey :  G  o  1 1  b  e  f  o  h  1  e  n ! 
—  Unters  :  F.  F.  [=  Friedrich  Förster.]  p  I. 

Das  jüngste  Gericht. 

[Hieran  (jehören  eine  unmittelbar  hinter 
dem  InhaUsversciehnis  liefindliche  dreiteilige 
GesamtdursieUung  des  Gemäldes  und  14  sich 
anschliessende  Tafeln,  die  Einzelheiten,  ror- 
nchmlich  Köpfe,  wieder  gehen.] 
Vorerinnerung. 

„Ueber  die  Wahl  und  Anordnung  dieser 
Kupfer  bedarf  es,  wenn  auch  keiner  Ent- 
schuldigung, doch  bei  manchem  wohl  ein 
näheres  Bedeuten,  denn  in  Taschenbüchern 
ist  man  gewohnt  viele,  kleine,  bunte  Bilder- 
chen  zu  finden,  und  ich  habe  nur  ein  einziges 
Bild  gewählt,  und  auch  dieses  Eine  nur  in 
Bruchstücken  niitgetheilt. 

Dem  Künstler  und  gewiss  auch  allen,  die 
Freude  an  vaterländischerKunst  haben,  ist  die 
Mitlheilung  dieses  Bildes  sicher  willkommen, 
und  diesen  soll  es  auch  nur  gegeben  seyn. 
Andre  werden  vielleicht  sagen,  die  Blätter 
wären  so  leer  und  so  einfach,  als  sey  es 
ein  Zeichenbuch  für  Schulknaben;  auch  dies 
soll  mich  nicht  betrüben,  denn  vor  allen 
gönn'  ich  es  der  Jugend,  dass  sie  au  den 
Meisterwerken  der  Alten  sich  erbaue  und 
sich  demüthige  vor  dem  Geist  und  dem  Fleisse. 
mit  dem  in  jener  Zeit  gearbeitet  wurde. 

Die  erste  Platte  soll  die  Anordnung  des 
ganzen  Bildes  zeigen;  an  sie  dürfen  keine 
Forderungen  gemacht  werden,  als  diese,  dass 
wir  nur  jede  Gestalt  auf  der  Stelle  finden, 
wie  in  der  folgenden  Beschreibung  des  Bildes 
es  näher  angegeben  wird,  derKeichthum  und 
der  Einklang  in  der  Zusammenstellung  wird 
daraus  erkannt  werden,  und  weiter  soll  es 
nichts  sagen. 

Der  heilige  Michael,  den  man  auf  dem 
zweiten  Blatte  findet,  ist  ganz  ausgeführt, 
jedoch  im  verkleinerten  Jlaassstabe,  unter 
allen    Gestalten    des  Bildes    tritt    er   am  be- 


•261 


Die  Sängerfahrt.     1818. 


262 


deutsamsten  hervor,  und  weil  bei  ihm  sich 
so  viel  Schönes  zusammen  findet,  was  die 
andern  Gestalten  nur  einzeln  haben,  war 
mein  Wunsch  ihn  so  treii  als  möglich  wieder- 
zugeben. 

Auf  den  folgenden  Blättern  ist  Christus, 
Maria,  die  vorzüglichsten  Apostelköpfe,  einige 
Engelsköpfe,  aus  dem  Himmelreich  Petrus 
und  mehrere  Selige,  aus  der  Hölle  einige 
Verdammte  leicht  zu  erkennen.  Die  Um- 
risse sind  getreu  durcligezeichnet,  also  ganz 
in  der  Grösse  des  wirklichen  Hildes.  —  Die 
Zeichnungen  bitte  ich  schonend  zu  beurtheilen, 
da  das  Ganze  unternommen  wurde  von  einem 
einzelnen  Kunstfreund,  dem  es  leid  that, 
dies  Bild,  nachdem  es  glücklich  den  Feinden 
wieder  entrissen  worden,  nun  nach  der  ent- 
fernten Kirche  tragen  zu  sehen,  wo  es  für 
den  Glauben  das  nicht  seyn  kann,  was  es 
hier  in  Berlin  für  die  Kurst  gewesen  war. 
—  Mögen  besonders  die  Herren  nicht  zu 
strenge  richten,  deren  Pflicht  es  gewesen 
wäre,  Sorge  zu  tragen,  dass  ein  vollendeteres 
Andenken  dieses  Bildes  uns  bliebe  —  gewiss 
eine  schöne  Aufgabe  für  eine  Aeademie  der 
Künste!  — 

Geschichtliche  Nachrichten  von    dem 
Bilde. 

Seit  dem  Jahr  1517  befand  sich  dieses 
Bild,  nach  Angabe  mehrerer  Chronicken 
Danzigä,  in  der  dasigen  grossen  Pfarrkirche 
zu  St.  Marien.  Wie  es  immer  mit  Kunst- 
werken aus  alter  Zeit  zu  gehen  pflegt,  dass 
der  Ort,  der  sie  verwahrt,  sie  weniger  kennt, 
oft  auch  weniger  schätzt,  als  das  Ausland,  so 
ging  es  auch  mit  dem  Danziger  Bilde,  des- 
halb hatte  auch  der  französische  Raubvogel, 
Herr  Denon,  lange  schon  davon  Vvitterung 
und  trug  es,  reichbeladen  mit  noch  mancher 
schönen  Beute,  im  Jahr  1807  zurück  nach 
seinem  so  sichern  Neste.  Aber  so  sicher 
war  es  doch  nicht,  dass  es  nicht  endlich  er- 
stiegen worden  war.  Einmal  wohl  Hessen  wir 
uns  halb  mit  Drohung,  halb  mit  Schmeichel- 
rcde  zurückweisen  und  der  schönste  Theil 
unspis  Ruhmes  und  unsrer  Siege  blieb  in 
den  Hallen  der  Louvre,  aber  desto  strenger 
ward  in  dem  Jahre  1815  gerichtet;  noch  eh' 
Paris  zum  zweiten  Male  die  Thore  geöffnet, 
hatte  mein  Freund,  der  jetzige  Regierungs- 
rath  V.  Groote  aus  Cöln,  an  den  ich  mich, 
wo  etwas  zurückzunehmen  war,  als  ein  treuer 
Gehülfe  anschloss,  diese  Vollmacht : 

^Der  Professor  und  Officier  unter  den 
„Freiwilligen,  Herr  v.  Groote  aus  Köln, 
„ist  von  mir  beauftragt,  alle  von  den  Fran- 
„zosen  in  Deutschland  geraubten  Kunst- 
„werke  zuiückzunehmen;  meine  unter- 
„gebenen  Befehlshaber  werden  ihn  nöthigen- 
„falls  mit  der  Gewalt  der  Waffen  unter- 
„stützen,  übrigens  bin  ich  für  Alles 
„verantwortlich,  was  gedachter  Freiwillige 
_v.     Groote    thut    oder    unterlässt."    — 


„Blücher.  [Vgl.  A.  Hagen,  Schenkeinlorfs 
Lehen,  1S63,  S.  189 f.] 

Das  war  das  rechte  Freibillet  zu  dem 
Pariser  Museum;  die  Nationalgarde  wollte 
den  Einlass  zwar  wehren,  als  der  General  5 
Ziethen  aber  ein  Bataillon  Pommersche  Land- 
wehr anrücken  Hess,  ward  der  Weg  frei,  die 
Thüren  geötfnet  und  das  jüngste  Gericht  war 
das  erste  Bild,  was  den  Saal  verliess,  mit 
ihm   der  heil.   Petrus  aus  Köln.  —  ly 

Ich  könnte  manches  angenehme  Zu- 
sammentieff'enmitden  Parisern  erzählen,  wenn 
dies  nicht  zu  weit  abführte;  nur  so  viel  will 
ich  den  Aufsehern  deutscher  Kunstsamm- 
lungen zum  Trost  für  die  Behandlung,  die  15 
sie  von  dem  übermüthigen  Denon  erfuhren, 
sagen,  dass  er  genugsam  gezüchtigt  worden 
ist.  Zwar  kam  er  uns  bei  den  ersten  Forde- 
rungen mit  einem:  vous  vous  plaisantez  (sie 
belieben  zu  scherzen)  entgegen,  als  ihm  eine  20 
gehörige  Anzahl  Grenadiere  geschickt  wurden, 
sprach  er  nicht  weiter  von  scherzhaften 
Forderungen. 

So  kam  das  Danziger  Bild  wiederum 
nach  Berlin,  wo  es  jetzt  durch  die  kunst-  25 
geübte  Hand  des  Herrn  Prof.  Bock  (Spittel- 
markt  Nr.  15)  sehr  schön  wieder  aufgefrischt 
und  gereinigt  worden  ist.  Die  Danziger 
haben,  da  man  ihnen  das  geforderte  Geld 
(20.(X)0  Rthlr)  nicht  zahlen  konnte,  auch  go 
den  Antrag  verworfen,  da?s  sie  ein  Abbild 
der  Raphaelschen  Madonna,  die  sich  in 
Dresden  befindet,  dafür  erhalten  sollten  und 
die  Berlinische  Aeademie  immer  drei  Zög- 
linge aus  Danzig  hier  frei  aufzunehmen  sich  35 
erbot,  das  Bild  zurückverlangt,  und  dadurch 
gezeigt,  wie  wenig  sie  —  —  doch  das  Bild 
ist  noch  in  Berlin  und  ich  will  nicht  voreilig 
urtheilen.  — 

[Hierzu    erschien    in  No.  118    der  Hall.   40 
AI  lg.  Lit.-Ztg.  vom  May  1818  folgende 

Berichtigung. 
„Zur    Geschichte    des    in    Dangig    be- 
findlichen    Gemäldes     vom    jüngsten 

Gericht.  45 

Nach  S.  HI  der  in  Berlin  hermtsgegehenen : 
Sängerfahrt  haljen  die Ihimiger,  y,da  man 
ihnen  das  geforderte  Geld  (20U00  Rthlr.) 
nicht  zahlen  konnte,  aucli  den  Antrag  ver- 
ivorfen,  dass  sie  ein  Abbild  der  Raphaeli sehen  50 
Madonna,  die  sich  in  Dresden  befindet,  dafür 
erhalten  sollten,  und  die  Berlin ische  Alademie 
immer  drey  Zöglinge  aus  Danzig  frei/  auf- 
zunehmen sich  erbot,  das  Bild  zuriick  verlangt 
und  dadurch  gezeigt,  wie  wenig  sie  —  doch  55 
(fährt  der  Vf.  fort)  das  Bild  ist  noch  in 
Berlin,  und  ich  will  nicht  voreilig  urtheilen."^ 

Das  Gemälde  hat  durch  seinen  Werth 
und  seine  Geschichte  so  viel  Aufmcrlsamkeit 
erregt,  dass  es  nicht  gleichgültig  seyn  wird,  eo 
zu  wissen,  loas  an  der  Sache  sey,  daher  fol- 
gende kurze  Anzeige:  Das  siegreiche  Heer 
sandte  im  Jahr  1810  das  Gemälde  von  Paris 
nach  Berlin.  Cöln  und  Achen  erhielten  ihre 
Gemälde  zurück,  Danzig  glaut/te  sich  des  63 
17* 


263 


Die  Sängerfahrt.     1818. 


2ö4 


seinigen  nicht  imwerth,  sondern  es  rrr/clrerh/ 
und  bezeichnend  für  den  wtitidei  baren  Um- 
sclmmng  der  VerhiVtnisse,  dass  das  wieder- 
eroberte als  Tropliec  mir  da  recht  ivürdig 
anfgestellt  würde,  von  wo  es  entf/ihrt  war. 
AcMiingsirerthe  K/'insller  und  Kniislfrevtide 
der  Hauptstadt  äusserten  hie  niul  da  den 
Wunsch,  es  möge  dort  unter  andern  Meister- 
werlen  seinen  ihm  gebührenden  Hang  be- 
haupten, und  gaben  zu  verstehen,  es  Hesse 
sich  über  eine  Entschädigung  unterhandeln. 
Doch  vom  Handel  war  hichey  nicht  die  Bede. 
Bas  Gemälde  war  ein  der  Kirche  oder  den 
Bürgern  Banzigs  in  tmhekanntcr  Vorzeit  an- 
vertrauter Schatz,  stets  geachtet,  und  durch 
die  neuesten  Ereignisse  noch  mcrlnrurdiger 
geivorden,  niemand  hielt  sich  berechtigt, 
darüber  zu  verfügen.  Auch  gedachte  man 
achtbarer  Vorfahren,  welche  ähnlichen  be- 
deutenden Anerbietvngcn  widerstanden.  So 
kam  es  niemand  in  den  Sinn,  irgend  eine 
Forderung  zu  wachen.  Eine  treß liehe  Copie 
eines  Meisterwerks  hätte  allerdings  zum 
Schmuck  eines  Altars  dienen  können,  allein 
kein  zum  (lottcsdienst  bestimmter  Altar  toar 
durch  die  Entfährung  jenes  Gemäldes  seiner 
Zierde  berauht,  und  hiUte  man  sich  auf 
Tausch  eingelassen,  so  konnte  doch  nur  ein 
etien  so  ausgezeichnetes  Original,  als  jenes, 
zum  Erscdz  geboten  werden:  kurz,  was  etwa 
möglicher  Weise  getioten  werden  dürfte  — 
denn  zu  eigentlichen  Unterhandlungen  kam 
es  nie  —  war  immer  nicht  das  rechte,  nii'ht 
das,  loas  entbehrt,  was  wieder  zurück  ge- 
wünscht würde.  So  Hess  der  Banziger  im 
Bewusstsein  seiner  Ansprüclie  der  Sache 
ihren  Lauf,  bis  das  vom  Throne  gesprochene: 
Jedem  das  Seine,  ihm  die  Freude  rerschafjte, 
am  18ten  Januar  des  v.J.  [also  schon  1S17] 
in  der  St.  Marien-  oder  Pfarr-Kirehe  das 
zurückgekehrte  Gemälde  feyerlich  wieder  auf- 
zustellen.'^] 

Zu  der  Geschichte  des  Bildes  geliiirt  nun 
vor  .allen),  wer  denn  eigentlich  der  Meister 
des  Bildes  sey;  da  die  gesehiclitliohen  Nach- 
richten nicht  übereinstimmen,  theilen  sich 
auch  die  Meinungen  der  Künstler  selir  ver- 
schieden. Was  ich  davon  gefunden  ist 
erstens:  in  Herrn  George  von  Fürst,  eines 
berühmten  ("avaliers  ans  Schlesien,  Curieuse 
Reisen  durch  Europa.  Sorau  1739.  Dieser 
erzählt  S.   22: 

„Man  trifft  auch  in  dieser  Kirche  (Ulier- 
„Pfarrkirche  zu  St.  Slarien  in  Danzig) 
„einen  kleinen  Altar  an,  welcher  stark 
„vergnltet  ist  und  daran  das  jüngste  Ge- 
bricht sehr  künstlich  abgemahU.  Ein 
„Schiffer  fand  ihn  im  Jleer,  als  es  auf 
, seiner  Reise  entsetzlich  wüthete  Dabei 
„that  er  ein  Gelübde,  ihn  der  Kirche  des- 
„selbeu  (Jrts  zu  verehren,  wo  er  am  ersten 
„anlanden  würde.  Solches  geschah  nun 
„zu  Danzig.   —   Auf  des  Engels   Gürtel 


„ist    sehr   subtil    gezeichnet    die  .Jahrzahl 
„MCCCLXVII.*) 
Zu  Ende  des  Buches  S.  454.  erzählt  unser 
Reisende,   wie  er  noch  einmal  nach  Danzig 
gekommen,  und  nun  noch  manches  ausführ- 
licher niittbeilen   wolle;    er  schreibt: 

„Den  Anfang  mache  ich  mit  dem  welt- 

„gepriesenen    Gem.ählde,    welches   in    der 

„grossen    Pfarrkirche    zu    sehen    ist.     Es 

„bleibt  stets  verschlossen  und  wird   nicht 

„allen    Reisenden   gezeigt.      Zwei    Brüder 

„haben  es  gemahlt,  die  Jakob  und  George 

„von  Eichen  geheissen;  sie  haben  vierzig 

„Jahre  d.aran   gearbeitet."    — 

Nach  dieser  Erzählung  wären  die  Brüder 

van  Eyk  unbezweifelt  die  Meister,  denn,  dass 

sie  Johann  und  Hubert  geheissen,  hat  unser 

reisende  Cavalier  leicht  verwechselt.  — 

Dem  entgegen  ist  nun  die  Nachricht,  die 
sich  in  Reinhold  Curicken's  Besehreibung 
von  Danzig  findet;  S.  312.  wo  er  bei  Er- 
wähnung der  Marien-Kirche  sagt: 

„Anno   1517,    am  Montage   nach  Pauli 
„Bekehrung  wurde  die  schöne,  neue  Tafel 
„auf  dem  hohen  Altare  überantwortet  von 
„einem  Meister  Mich  eil  genannt;  —  das 
„Bild  und  das  grosse  Kruzefix    h.at   einer 
machen  lassen  Namens  Ketting."  — 
Diese     Stelle     veranlasste      den     Herrn 
Director  Schadow   zu  der  Verniuthung,  dass 
dies    Bild    von    Michael    Wohlgemuth,    dem 
Tyehrer  Albrecht  Dürers  herstamme;  da  dieser 
Meister  aber  erst  1439  geboren  ist,   so  wider- 
spricht die  auf  dem  Bild  sich  findende  .Tahr- 
zahl  der  Meinung  des  Herrn  Schadow.   Aber 
auch  ohne  dieses  würde  aus  der  Vergleichung 
unseres  Bildes  mit  denen,  die  wir  noch  von 
Mich.   Wohlgemuth  und  von   den  Gelniidern 
van  Eyk,    besonders   von    Johann  van   Eyk 
besitzen,   unbezweifelt  hervorgegangen  seyn, 
dass    kein    andrer  Meister   daran    gearbeitet, 
und   es    weder    in    eine    frühere    noch    eine 
spätere  Zeit  zu  setzen  sey. 

Zeichnung  und  Malilerei. 

Schon  der  Gedanke,  eine  so  reiche  Dar- 
stellung auch  bis  auf  das  kleinste  Häärcben 
so  unermüdet  fleissig  auszuführen,  muss  uns 
mit  hoher  Achtung  für  die  Zeit  erfüllen,  wo 
ein  Künstler  sein  ganzes  Leben  daran  setzte, 
das  Eine,  was  er  einmal  unternommen,  durch- 
zufühien,    wenn   es    auch    noch    so  mühsam. 

Bei  den  nackten  Körpern  vermissen  wir 
die  vollendete  Zeichnung,  die  die  italienischen 
Meister,  die  an  den  Statuen  sich  frühzeitiger 
üben  konnten,  die  auch  früher  Kunstschulen 
hatten,  vor  den  deutschen  Meistern  bald  aus- 
zeichneten. Dennoch  müssen  wii'  bewundern, 
wie  die  Hand  nnsers  Meisters,  einige  Körper, 
und   zwar  in    den    schwersten   Verkürzunsrtn 


*)  Hier  irrt  tnibor  reisender  Cavalier,  deiiii 
auf  dem  Gürtel  des  Kngels  findet  sieb  durclian« 
keine  Jahrz.Thl  —  wobl  aber  auf  einem  Jjcichen- 
steino  in  der  uiittelsteu  grossen  Tafeb 


•265 


Die  Sätiprerfahrt.     1818. 


266 


so  richtig  gezeichnet  hat,  dass  iiiclit  eine 
Muskel  am  iinrechteu  Ort  sich  fände,  be- 
sonders zeichnet  sich  in  dieser  Hinsicht  ein 
Körper  aus,  der  in  dem  Grunde  der  Hölle 
auf  dem  Rücken  liegt. 

Ungleich  höhere  Vollkommenheit  ist  in 
der  Zeichnung  der  Köpfe,  und  dies  veran- 
lasste auch  mich,  nur  diese  mitzutheilen,  da 
die  Zeit  mich  darauf  beschränkte,  nur  das 
Beste  aus  dem  Hilde  aufzunehmen.  Das  Bild 
ist  auf  '/■.  Zoll  starkes  Eichenholz  gemahlt, 
zum  Theil  auf  einen  mit  Leim  gemischten 
Kreidegrund,  zum  Theil  auf  Gold. 

Mit  Erstaunen  sehen  unsre  Künstler,  wie 
die  Alten  es  doch  so  vorzüglich  verstanden, 
ihre  Farben  so  leise  hinziihauchen,  und  ihnen 
doch  diese  Dauer  zu  geben;  an  manchen 
Stelleu  schimmern  die  Abänderungen,  oder 
die  früheren  Anlagen,  die  aber  nicht,  wie 
man  früher  geglaubt,  mit  Bleistift,  sondern 
mit  einer  schwarzen  Farbe  aufgetragen  sind, 
durch;  die  Farben  selbst  scheinen  mit  Waclis 
und  Terpentinöl  gemischt  zu  seyn,  und  selbst 
nachdem  das  Bild  fertig  war,  noch  abge- 
schliffen. 

An  der  mehr  oder  mindern  Vollendung 
einzelner  Gestalten  erkennt  man,  dass  ohn 
fehlbar  mehrere  Hände  daran  gearbeitet,  so 
dass  es  darin  mit  dem  in  Gent  sich  finden- 
den grossen  Bilde  von  Johann  und  Hubert 
van  Eyk  sehr  übereinstimmt.  Das  ganze 
steht  in  völliger  Beleuchtung  von  oben,  wie 
alle  Bilder  der  altdeutschen  Schule,  die 
Schatten  sind  nur  leise  angegeben.  —  Dieses 
Bild  giebt  uns  zugleich  durch  die  Himmels- 
pforte, die  wir  auf  dem  rechten  Flügel  seilen, 
ein  erfreuliches  Zeugniss,  wie  der  Meister, 
der  es  mahlte,  auch  in  der  Baukunst  wohl- 
erfahren war,  eine  Kunst,  die  die  Mahler 
unserer  Tage  zu  oft  versäumen  und  deshalb 
den  festen  Grund  entbehren,  auf  dem  ihre 
Kunst,  als  auf  einem  recht  sichern  Haupt- 
pfeiler ruhen  sollte. 

Was  auf  dem  Bilde  zu  sehen. 

Mehrere»,  was  ich  darüber  niederge- 
schrieben, warf  ich  wieder  bei  Seite,  denn 
so  oft  ich  das  Bild  wieder  sah,  fühlt  ich 
immer  mehr,  wie  weit  eine  jede  Beschreibung 
dahinter  bleiben  muss,  darum  genügte  mir 
auch  das  nicht,  was  einige  Künstler  und 
Kiinstfreunde  mir  darüber  mittheilten,  man 
hätte  unsre  Worte  gewiss  immer  hart  ange- 
fochten, und  wohl  mit  vollem  Rechte.  Darum 
nehm'  ich  meinen  reisenden  Cavalier  wieder 
zur  Hand  und  lass  ihn  erzählen,  wie  ihm 
vor  hundert  Jahren  das  Bild  erschienen,  so 
hab'  ich  den  Vorwurf  nicht  zu  fürchten,  dass 
ich  Einer  von  denen  sey,  die  derlei  altes 
Heiligthum,  durch  mystischen  Weihrauch  und 
BUithenduft  von  Sonetten  noch  mehr  eiu- 
räuchern,  als  es  zuvor  der  Küster  mit  der 
Lampe  that;  mein  Schlesischer  Wandersmann 
beschreibt  also: 

-Oben   an  in  der  Mitte  sitzt  der  Richter 


„der  Welt  und  zwar  auf  einem  Regenbogen, 
„welcher  von  weiten  vortrefflich  in  die 
„Augen  glänzet.  Auf  einer  jeglichen  Seite 
„stehen  sechs  .Jünger,  welche  sehr  freudig 
„anzusehen  sind.  (Joseph  oder  Johannes 
„der  Täufer  und  Maria  knieen  einander 
„gegenüber  zu  beiden  Seiten  der  Apostel.) 
„Unter  dem  Heilande  steht  der  Erzengel 
„Michael,  welcher  sich  jung  und  sehr  schön 
„zeiget;  in  der  rechten  Hand  hält  er  ein 
„Schwert  und  in  der  linken  die  Wag- 
„sclialc,  mit  welcher  er  die  Gerechten  und 
„Gottlosen  abwieget.  Die  Schaale,  in 
„welcher  der  böse  Mensch  sitzet,  wird  zu 
„leicht  erfunden  und  die  andre  mit  dem 
„Frommen,  welcher  das  Gesichte  eines 
„von  diesen  zwei  Brüdern  zeiget,  schlaget 
„sehr  tief  nieder.  Auf  seinem  Brust- 
„harnische  sieht  man  die  Tliaten  aller 
„derer,  welche  sich  um  ihn  herum  befinden, 
„gleichsam  in  einem  Schatten.  Zur  Rechten 
„stehen  die  Auserwählten  und  zur  Linken 
„die  Verstossenen.  Beider  Gebehrden  sind 
„einander  so  zuwider,  dass  man  sie  nicht 
„ohne  Erstaunen  betrachtet.  Hinter  dem 
„Erzengel  kömmt  der  Teufel,  welcher  ihm 
„einen  Gerechten  von  derSeite  wegnehmen 
„will.  Zur  Linken  liegt  ein  Weibsbild  auf 
„der  Erde  und  schlägt  die  Finger  aus  Ver- 
„zweiflung  in  den  Boden,  wobei  ihr  die 
„Thränen  so  natürlich  über  die  Backen 
„rinnen,  dass  man  meinen  möchte,  man 
„sähe  eine  lebendige  Person  vor  sich. 
„Andere  sitzen  bei  den  Bergen  und  rufen: 
„O  ihr  Berge  fallet  über  uns.  Und  was 
„hierbei  am  meisten  zu  bewundern,  so  hat 
„ein  jegliches  von  diesen  geängstigten  Ge- 
„sichtern,  deren  doch  an  der  Zahl  viele 
„hundert  sind,  seine  besondern  traurigen 
„Gebehrden.  Man  kann  nicht  sagen,  dass 
„auch  nur  an  einem  Gliedmasse  das  Ge- 
„ringste  versehen  wäre.  Alles  ist  auf  das 
„künstlichste  und  natürlichste  ausgearbeitet. 
„Auf  den  Seitenbretern,  welche  man  zu- 
„schlägt,  steht  zur  Rechten  die  Thüre  des 
„Himmels,  welche  iiiwendig  von  lauterm 
„Golde  strahlet.  Petrus  steht  an  der  Thüre 
„und  hält  den  Schlüssel  in  der  Hand;  der 
„Papst  mit  seiner  dreifachen  Krone  geht 
„voran  und  die  Auserwählten  folgen  ihm 
„nach,  doch  siebet  man  unter  ihnen  kaum 
„zwei  geschorne  Mönche.  Zur  linken  Hand 
„erblicket  man  die  Hölle,  welche  recht 
„abscheulich  anzusehen  ist.  Denn  das 
„Pech,  der  Schwefel  und  die  dampfenden 
„Flammen  geben  einen  hellgebratenen 
„Widerglanz,  welcher  sich  von  den  Leibern 
„der  Verdammten  zeiget.  Ihre  Gebehrden 
„sind  so  erbärmlich,  dass  sie  sogar  das 
„h albentkräftete  Heulen  vorstellen.  Einer 
„liegt  mit  dem  Kopfe  niedriger,  als  mit 
„den  Füssen,  einem  andern  fliesset  das 
„Geblüt  recht  natürlich  zu  den  Ohren 
„heraus,  bei  einem  andern  beben  die  Kinn- 
„backen,    als    wenn    sie    lebendig    wären. 


26? 


Die  Sängerfahrt.     1818. 


268 


„All  andern  kann  man  die  Wunden  recht 
eigentlich  erkennen,  welche  ihnen  von  den 
„Teufeln   aiiid   geschlagen   worden.     Man 
„muss  erstaunen,  wenn  man  es  mit  Fleiss 
„ansiebt;  viele  haben  deswegen    gar    ge- 
„zweif'elt,  ob  es  von  Meuscheuhänden  sey 
^gemacht    worden.     Wer    durch    das  An- 
„schaueii  dieses  halbredenden  Bildes  niclit 
„beweget  wird,  dasa  er  von  seinen  Sünden 
„ablasset,   von  dem  glaube   ich,    dass    der 
„beste    Keduer     mit    allen     seineu     Vor- 
„stellungen  bei  ihm  nichts  wird  ausrichten 
„können.    Auf  der  auswendigen  Seite  aber 
„stehet  das  Bildniss   des  andern  Bruders, 
„wie  aucli   die  Abbildung  seiner  Frauen." 
(Bei  diesen  beiden  Bildern  sind  die  Köpfe 
von    neuerer  Hand   und  durchaus   nicht   mit 
der  Arbeit  des  übrigen  Bildes  zu  vergleichen. 
Vorzüglich  schön  und  gross  ist  auf  der  einen 
Aussenseite    der  Engel   Michael,    es   scheint 
gleichsam,  als  habe  der  eine  Bruder,  unzu- 
frieden  mit    dem  Engel,    der   vielleicht   von 
der  Hand   des  Andern    sich    in   dem  Mittel- 
bilde befindet,  zeigen  wollen,    wie  ein  Erz- 
engel stehen  müsse.  —  Erst  nach  der  Reini- 
gung des  Bildes  wurde  diese  schöne  Gestalt 
entdeckt,  und  wenn  es  die  Zeit  erlaubt,  füge 
ich  einen  leichten  Umriss  davon  noch  mit  bei.) 
„Dieses  ist  das  schöne  Stücke,  welches 
,,der  Pohlnische  Hofmahler  auf  zweihundert 
,,tau3end    Thaler   geschätzet   hat,    woraus 
,,man    dessen     Vortrettlichkeit    abnehmen 
„kann."  — 
Soweit  mein  Erzähler;  nur  eines  erwähn' 
ich  noch,  was  er  übergangen,  die  lieblichen 
Engel,  sowohl  die,  welche  über  dem  Heiland 
die    Zeichen    des   Marterthuras    tragen,    als 
auch  die,  welche  die  Seligen  an  der  Himmels- 
thür   einkleiden;   die   mitgetheilten  Umrisse 
geben    wenigstens    einen    leichten    Schatten 
von  der  Herrlichkeit,  die  ihnen  der  Meister 
des    Bildes    gab."  —   Vf.   wohl  Fr.  Forder. 
p.  II -VI.  — 
[Fr//,  auch  Ihlmina  r.  Chezys  Anßaiz 
,.Ueher  das  AUarhlatt   von  Banzig  als 
Biicldtlick  auf  alte  Zeit  und  alte  Kunst-^   in 
den  ..Neuen  Auserlesenen  Schriften  der 
Enkelin  der  Karschin",  Heidelberf/ 1817, 
1.  Abtli ,  S.    14!)ff.   und  Loehens    .^sich  in 
;  der    (ieda)ikrn folge    dieser    Abhandlung    an- 
schliessendes" (icdicht  „Der  Dichtung  Wahr- 
heil-, ebenda  S.  lOof]  — 

Ueher  dielieuiähldesaiuuiliuig  der 
Herren   Boisseree   und  Bertram. 

Gosclirleben  1813 

von 

Heluiina  v.  Chozv«  geb.  l'rejiu  KIciike. 

p.  VII—XVII. 

„Deutschland,    jetzt    an    mannigfaltigen 

I    Bestrebungen  reich,  hatte  vor  mehrern  Jahr- 

huuderten  ein  schöneres  Besitzthum,  es  hatte 

Scliuleu    der   Kunst,    die    das    Gepräge    des 

Volksthiims  und  des  Zeitgeistes  trugen,  die 

frülier   als    die    Italienischen    zur   Keife    gc- 

I    (liehen  waren,   die  in  unsrer  Zeit,  durcli  ihre 


Würde,  ihren  Fleiss,  ihre  Anmuth  und  Herr- 
lichkeit unser  Volk  ernster  und  rührender, 
als  selbst  die  Geschichte,  an  das  mahnen, 
wa3  wir  gewesen  sind,  und  was  aus  uns  noch 
werden  könnte.  Aus  jenen  deutschen  5 
Schöpfungen  weht  noch  rein  der  Duft  der 
Seele;  die  Bestrebungen  der  alten  Meister 
waren  noch  durch  keine  Rücksicht  bedingt. 
Der  Künstler  rang  nach  Schönheit,  doch 
diese  sollte  nur  der  zarte  Blumenkelch  seyn,  1 
durch  welchen  der  heilige  Liclitgeist  rein 
schimuiern  konnte.  Die  Vorzeit  erbaute, 
erhob  sich  an  den  Bildern,  unare  Zeit  will 
sich  daran  ergötzen."  p.  VII.  —  —  — 

Diese  Bemerkungen,  welclio  Jedem,  der  1 
Boisserees  unvergleichliche  Sammlung,  der 
das  Bild  im  Dom  zu  Cölu  gesehn,  sehr 
dürftig  und  trocken  erscheinen  müssen,  hielt 
ich  nothwendig  für  alle  diejenigen,  welche 
mit  bedingten  einseitigen  Ansichten,  und  ; 
nicht  mit  Liebe  vor  ein  Kunstwerk  aus  alt- 
deutscher Zeit  hintreten.  Der  Meister  gab 
seine  Seele,  er  verlangt  die  Eurige  dagegen ; 
all  seine  Kraft  bot  er  auf,  eure  Gesinnung 
zu  wecken,  zu  erheben,  warum  verschliesset  ' 
ihr  euch  dem  Ruf  seiner  Liebe?  Er  offen- 
bart Gestalt  und  Wesen  der  himmliachen 
Engel,  die  seinen  Innern  Blick  mit  Licht 
getränkt,  und  ihr  verlangt  üppigen  Sinnen- 
reiz! Er  stellt  die  Heiligen  dar,  die  für  die 
Wahrheit  gelitten,  und  ihr  gelit  theilnahmloF, 
wohl  gar  mit  leisem  Hohn  an  ihnen  vor- 
über. Die  Heiligkeit  gottgcliebter  Naturen 
hat  der  edle  Meister  im  Bilde  umgeben  mit 
Frühlingsblüthen  der  Erde,  hat  kein  Plätz- 
chen uuausgestattet  gelassen,  und  überall 
den  heimatlilichen  Boden  hingezaubert,  wie 
er  noch  einst  nach  Jahrtausenden  fjuillt  und 
blühet.  Ucberall  Eigentliümlichkeit  [1]  Der 
Kleister  will  kindlich  dem  Auge  liebkosen, 
anmuthig  fesseln  den  Sinn,  und  ihn  ein- 
heimisch machen  im  Bilde.  Unbefangene 
Zuversicht,  und  frcnnme  Ehrfurcht  für  das 
Heilige  gaben  dem  Künstler  die  wahre 
Richtung,  das  Schwerste  stellt  er  mit  kind- 
licher Wagniss  und  liebevollem  Fleiss  dar. 
Den  Blicken  erschliesst  sich  die  reiche  Land- 
schaft, in  ihrem  Schoos  die  hohen  Burgen, 
der  gewundene  Strom,  die  Städte  mit 
schlanken  Thürmen,  Dörfer  mit  lustigen  Ge- 
hägen,  mit  Wald  und  Wiesen,  Kornfelder 
blau  und  roth  durchblüht,  die  schlanken 
Reben  auf  sonnigen  Hügeln,  die  fernen 
blauen  Kränze  der  Gebirge,  und  drüber  der 
lächelnde  Himmel  voll  Liebe,  der  Alles  um- 
fängt. 

Der  Gegenstand,  den  ich  mir  zur  Be- 
handlung wähle,  ist  so  reich,  so  tief,  so  ver- 
zweigt in  Gesinnung  und  That  nnsrer  alt- 
deutschen Väter,  dass  Muth  und  liiebe  zum 
Werke  gehören;  möchte  diese  Bestrebung, 
in  ihrer  anspruchlosen  Unbefangenheit,  einen 
Funkon  zur  Erweckung  des  Lichtes  in  sich 
tragen!  Dem  Sinne  nach  sich  anschliessend 
an  die  Eingebungen  unaers  Meisters  Göthe, 


269 


Die  Sängerfahrt.     1818. 


270 


an  Tiek  und  Schlegel,  den  Ersten  unter 
uns,  welche  die  Seele  der  deutscheu  Kunst 
erkannt,  scy  sie  jenen  zugesellt,  wie  die 
Blume  dem  sternuinkränzten  Fclsenhaupte. 
5  Alle,  die  mit  Liebe  und  Lust  alter  Zeit 
Denkuiahl  grüssen,  werden  den  Sinn  meines 
Strebens  erkennen,  und  ich  darf  ihrer  Nach- 
sicht vertrauen."   p.  Vlll.  —   —   — 

„Im  Museum  zu  Frankfurth  am  Mayn  u. 

10  a.  O.  traf  ich  unter  herrlichen  Werken  auch 
Gemählde  von  ungenannten  altdeutschen 
Meistern,  von  denen  es  Niemand  verargen 
kann,  der  sie  ihrer  Wahrheit,  Lebendigkeit 
und   manchen  ihrer  Schönheiten   ungeachtet, 

If,  barbarisch  findet  Ohne  in  den  edleren  Ge- 
stalten Schönheit  errungen  zu  haben,  noch 
hohe  Vollendung  der  Ausführung,  bieten 
diese  Bilder  herbe  Gegensätze  dar.  Die 
Farbenbehandlung   ist,    wenn    gleich   fleissig 

•jo  ausgepinselt,  doch  trocken  und  hart.  Der 
Gegensatz  wird  durch  Zerrbilder  bewirkt, 
das  Unedle  durch  Hässliclikeit  versinnlicht, 
meist  ohne  Tiefe." 

„Einen  höheren  Standpunkt,   eine  andere 

2">  Ansicht  bietet  schon  die  göttliche  Sammlung 
des  Herrn  Bettendortf  in  Aachen,  die 
köstlichedesverdienstvolleuKektorFochem, 
und  die  noch  reichere  systematische  und 
klassische  der  Brüder B  o  i  s  s  e  r  e  e  dar.  In  diese 

30  tritt  der  Beschauende,  freundlich  geleitet, 
wie  in  ein  Heiliglhum  der  deutschen  Vfir- 
welt.  Ein  jedes  dieser  Bilder  ist  ein  Juweel 
zu  heissen,  bei  Mehreren  der  Köstlichsten 
ist  man  unschlüssig,  welchem   die  Palme  zu 

;ib  reichen  sey,  weil  jeder  dieser  edeln  sinnigen 
Meister  auf  eigner  Bahn  seinen  Gipfel  er- 
reicht."    p.  XII.  — 

Auf  den  folgenden  Seiten  tverden  einzelne 
Gemälde  beschrieben,  gelcgenUich  auch  Bezug 

40  genommen  auf  Goethes  y,Ehein  und  Mai/n."' 
—  Besonders  Mcmling  wird  begeistert  ge- 
priesen : 

„Der  dichtuugsreichste  der  alten  Meister 
ist  Hemmelink.     Nicht  eine  seiner  mir  bc- 

to  kannten  Darstellungen  ist  ohne  Tiefe  und 
hohe  Poesie.  Ein  glühender  Geist  weht  aus 
den  Zügen  und  erhebt  Herz  und  Seele  des 
Schauenden.  Die  Verklarung  des  schöpfe- 
rischen Gemüths  durchdringt  die  Farben  wie 

50  mit  Licht  von  Innen  heraus.  Der  Gesichts- 
bildungen  welimuthvoller  Ernst,  die  Klarheit 
und  Bestimmtheit,  die  Eigenthüudichkeit, 
das  Beruhigte  und  Seelenvolle  des  Ge- 
müths, bezeichnen  ganz  unverkennbar  diese 

55  Gestalten.  Doch  hat  Hcmmelink  weibliche 
Schöne  und  kindliche  Iluldseligkeit  minder 
erreicht,  als  den  Ernst  und  die  Tiefe  des 
Lebens.  Boisseroe,  Fochem  und  Bettendortf 
besitzen    die   herrlichsten   Hemnielinks,    die 

60  ich  kenne.  Es  ist  sehr  glücklich,  wenn  man 
diese  alle  gesehu.  Der  Vorzug  möchte 
schwer  zu  bestimmen  seyn,  denn  in  eine 
jede  dieser  Darstellungen  hat  der  Meister 
sein    eignes    Selbst   an    die   Nachwelt    über- 

65   geben."     p.  XV.  —  —  —      Y<jl.    auch    im 


Jahrgang  1812    der  „Musen'^   S.  87 ff.    des 
IL  Quartals,    liepcrtor  I,  Sj»j.  273,  35  f  — 
In  haltsverzeichniss.     p.  XVIII — XX. 
Im  Text  des  Taschenbuchs   selbst   werden 
die  Namen   der    Verfasser  nicht  angegeben-     .=, 
Der  Gruss.     1.  -    &'.  2  bleibt  frei.  — 
Friedrich  Förster  [1791—1868;    Goe- 
del-e   VII  848 f.]:  1.  Die  Sängerfahrt. 
„Den  Wellen   wollen  wir  vertrauen, 
Sie  tragen  uns  dem  Eiland  zu,  jq 

Nach  dem  wir  still  hiiuiberschauen, 
Als  wohnte  jenscit  nur  die  Ruh."  3  4.  — 
Friedrich  Förster    [V]:     2.    Das    Eine 
Wort. 

„Wollt  ihr  euer  Werk  vollbringen,  ij 

Wählet  euch  ein  ernstes  Wort"  4  —5.  — 
Friedrich  Förster  [V]:  3.  Woher? 
Wohin? 

„Grüsst  uns  mit  freundlichem  Willkommen 
Und  pflegt  uns  mit  getreuer  Hand"  5  6.  —    20 
L.  Tiek  \Johaini  Ludwig  Tieelc  1773 — 1853; 
Goedeke    VI    '-Sff.\:    Der    erste    Akt    des 
Schauspiels:       das      Donauweib       \im 
Inhaltsverz      ^Donatitoeibchen^.]     7.     — 
S.    8    bleibt    frei.  —  Erster  Akt.     Erste   25 
Scene.       (Saal.)      Herzbold     tritt      mit 
Christoph    und   andern  Dienern  auf. 
Herzbold. 
„Nun     rührt     euch,    rührt    euch,    dass    es 

(einmal  wird,        30 
Der    Junker    schult,    dass    ihr    so    lange 
[trentelt."  9-.38. 
Vgl.  Pissiii,  Loeben,  S.  157.  — 

Romanzen,  Balladen,  Erzählungen.  S.  39.  .35 

—  S.  10  bleibt  frei.  — 

1.  A.  Bercht  [Vgl.  Mcuscl.  Das  gel. 
Teutschland,  1829,  XXII  205:  ^Privatisiert 
jetzt  in  Creuznach.  Geb.  zu  Torgau  178*; 
gab  heraus:  Bremer  politische  Zeitung  40 
'l817—1819\:  Der  Marschall  auf  dein 
Grabe   des  Kaisers  Karl. 

„Wer  kam  zu  meiner  Urstätt  her? 
Mir  wird  ja  dieDecke  so  heiss  und  schwer." 
„Sag'  an,  du  edler  Marschall  mein,  ■'^ 

Sind  stark  und  muthig    die  Ritter  dein?" 
„Herr  Kaiser,  die  Ritter  sind  stark  und  gut. 
Und  dürsten  nach  Drachenkönigs  Blut." 
„Vorn   reitet  Neidhart    von    Gneisenan,    50 
Der  Roland  auf  Kolbergs  grüner  Au." 

„Den  Zweiten    zu  nennen,    das    war'   mir 

[schwer, 
Wenn's  nicht  der  edle  Grollmaun  war." 
„Dazu  hat  sich  mein  Pfuel  gesellt,  ™ 

Der  tapfre  Degen,   der  kühne  Held." 
„Das  sind   die  drei  festen  Schwerter  mein, 
Mit  denen  ich   stürz'  in  die  Schlacht 

[hinein."        60 
\15.—20.  Strophe]     41-42.  — 

2.  G  o  1 1  w  a  1 1    [=   Secgemnnd] :     Des 
Skalden  Brantfabrt.     Ballade. 

„Es  liegt  der  weisse  Winter  woiil  auf  der 

[eis'gen  Höh,       65 


271 


Die  Sängerfahrt.     1818. 


272 


Wer  schreitet  keck  uud  rüstig  hinauf 
(durch  Stiiriu  uud  Schnee-''*  43  —  44.  — 

3.  W.  Hensel  \ Wilhelm  Uensd,  1794 
-1861;  Goedcke  VIII  278  f.  —  Vrß.  auch 
S.  Hensel,  Die  Familie  Mendelssohn. 
Berlin,  12.  Aufl.,  1904,  I  111  ff.]:  Nnt- 
burga. 

1.  „Was  stellest,  Königtöchterleiu, 
So  maidlich  auf  der  Wart 

Und  schauest  in  die  Nacht  hinein, 
Als  wie  zum  Bild'  erstarrt?"  44—45. 

2.  „Ach!  Kna)ipe,  trauter  Knappe, 
Die  Füsse  sind  mir  wund, 
Will  Gott  nicht  Gnade  spenden, 
So  fall  ich  um  zur  Stund!"  45. 

3.  „So  holet  mir  die   Braut, 

Der  Bräutigam  ist  kommen!"    45 — 46. 

4.  „Der  König   an  dem  Fenster  stand, 

Der  Knapp  an  Hirsches  Krone  band 
Ein  Tiichlein   weiss   und   klare."     46. 

5.  „Das  Hirsclilein    kömmt   wohl    wieder 
Am  andren  Tage  still 

Und  neigt  die  Hörner  nieder 

Als  obs  was  bitten  will."    46—48.  — 

4.  Graf  V.  Loeben  [17S6—1S25; 
Goedeke  VI  108 f.]:  Der  Tanz  mit  dem 
Tode. 

„Zur  Hochzeit  ward  gefahren 
Nach  einer  Stadt   am  Khein"   48 — 49.  — 
.   5.  \llivr  u.  (i.   Verf.  nicht  genannt.] 
Die  Heimatli. 

„Ein    Jägersmann   jagte    wohl    über    das 

(Feld 
Und  über  die  Halde"  49—51.  — 

6.  L.  Nagel:  Die  Erscheinung  bei  der 
Goerde.  i^(/ss«o<e.„J.Procha  ska,ausPots- 
dani,  fiel  in  dem  Gefecht  an  der  Goerde  am 
löten  Septbr.  1813;  nachdem  sie  die  5  ersten 
Monate  des  Krieges  hindurch  unerkannt 
unter  den  Lützowschen  Jägern  viele  Ge- 
fahren und  Gefechte  muthig  und  unschuldig 
bestanden." 

„So   zart   die  Hand,    und    so    muthig   der 

[Stahl  — 
Mich  bangt,  du  verwegner  Schütze!" 
51-52.  — 

7.  {Verf.  nicht  genannt;  L.  Nagel:']: 
Prochaska, 

„Bei  Tronimel.spiel  und  Hörnerklang 
Zieli'n  wir  vom  heim'schen  Heerd"52— 53.— 

8.  Wilhelm  MiiUer  [1794-1827;  Goe- 
deke VIII  255 ff.;  ABB  22,  OSHff.]:  Die 
Sage  vom  Frankcnberger  See  bei 
A  c  h  e  n .  1 . 

„Zu  Achen  in  der  Kaiserburg 
Da  sitzt  der  Fraiikeuheld:"  53. 

2. 
„Zu  Achen  in  der  Kaiserburg 
Da  weint  der  Frankenheld. "  54. 

3. 
„Zu  Köllen  in  dem  Dome 
Da  kniet  ein  Gottesmann:"  55 — 5fi. 

4. 
„Bei  Achen   in   der  Kaiserstadt 
Da  liegt  ein  grüner  See."  56. 


\ Gedichte,  hq.  von  2Iax  Müller,  1868,  — 
1)NL  Bd.  17,  18,  I  128 ff.  — 

9.    A.   Bercht:    Die    Kriegsleut'    im 
Pariser  Bildersaal. 

„Ich  ging  im  heitern  Morgenstral  .=, 

VollDemuth  durch  den  Bildersaal"  57-61. — 
10. 
Der  Eitler  durch  Tod  und  Teufel. 
Fussnote:  „Nach  Albrecht  Dürers  Bild: 
Franz  von  Sickingen  —  welches  in  Brüssel  lo 
in  der  Sammlung  des  Hrn.  Burlin  sich  be- 
findet; Herr  Jacobi  in  Berlin  besitzt  eine 
treue  Abbildung  davon." 

„Wer  reitet  dort  im  Felsenthal, 
Gar  hoch  zu  Ross  er  hält,  is 

Gerüstet  ist  er  blank  in   Stahl 
Und  schaut  frey  in  die  Welt."  61 — 63.  — 
11. 
Das  Schueeglöcklein. 

„Und  der  Winter  schien  geendet  20 

Und  die  Wiesen  wurden  grün"  63-64.  — 
12. 
Das  Jungfern-Rad. 

„Im  Mond  ein  Mühlrad  dort 

Kommt  nicht  von  seinem   Ort,  25 

Kein  Wasser  reisst  es  fort."   64 — 65.    — 

13.  Wilhelm     Müller:     Der    blaue 
Mondschein. 

„Ach  Söhnchen,  liebes  Söhnchen, 
Was  suchst  du  nur  immer  allein?"  66 — 68.    30 
Gedichtet     im    November    1815.      Arthur 
Mueller,  Moderne  Reliquien,  1845, 114  ff.   Vgl. 
Deutsche  Rundschau    1902,   S.  36Sf.    (Tage- 
buch.) — 

14.  sb 
Das  Mägdlein  am  See. 

„Einsam  bei  der  Sterne  Schein 

Ging  ein  armes  Mägdelein 

Zu  dem  geruhigen  See."  69.  — 

15.  40 

Die  gräuliche  Brautfahrt. 

„Wie   auf  Glücksrädern   kam    ein   Wagen 
[geflogen, 

Vier  Rappen  den  Wagen  gewaltig  zogen. 

Es  pfiff  nur  so  durch  den  dichten  Wald."    4,1 
70.  — 
L.   Achim    v.  Arnim    [Ludwig  Achim    ron 
Arnim,  1781—1831;  Goedeke  VI  07 ff:  ADB 
1,  557 f.]: 

Seltsames  Begegnen  und  Wiedersehen.  50 
Eine  Erzählung.  71.  S.  7J  hlciht  frei.  — 
1  Die  Verlobung.  73-75.  2.  Die 
Trennung.  75 — 85.  3.  Der  General- 
marsch. 85 — 89.  4.  Die  Reise  über  das 
Schlachtland.  89—92.  5.  Die  Hand-  5.^ 
Schrift.  92  —  97.  6.  Deutsche  Frauen. 
98—101.  7.  Das  Wiedersehen.  101—106. 
ll'e/7.c,  Bd.  10.  — 

Lieder,     1(17.  —  S.  108  bleut  frei.  — 

1.     Max     V.     Schenkendorf     [Gottlob   1» 

Ferdinand  Maximilian  Gottfried  Sdtenk  von 

Schenkendorf;  1783—1817,  Goedeke  VIISHlff; 

ADB  31,  74  ff.]:  Die  gefangenen  Sänger. 

„Vöglein,  einsam  in  dem  Bauer, 

Herzchen,  einsam  in  der  Brust,  65 


273 


Die  Sängerfiihit,     1818. 


274 


Beide  haben  grosse  Trauer 
Um  die  süsse  Friihlingshist"   109. 
Säiiimtl.  Gedichte  183?,  S.  üC.  ^181(r\  — 
2.  F.  F.  [=  Friedrich    Forster;    1791— 
isi;s.     Ooedeke    YII  8 18 f.]:     Die    freien 
Sänger. 

„Voglein  hüpfet  in   dem  Haine, 
Herzchen  hüpfet  in  der  Brust, 
Bei  des  Früliroth'a  erstem  Scheine, 
Sind  sie  wach  voll  Lieb'  und  Lust." 

109—110.  — 
:i.  Karl  Förster   [1784—1811,  Prof.  in 
Dresden;  Schwar/er  Friedrich  Försters,  dessen 
Schwester    Luise    er    heiratete;    vgl.     deren 
„Biograph,  u.  literar.  Skis.:en  a.  d.  Zeit  Karl 
Forsters",  1810]:  Der  Frühling. 
,, Strahlen  steigen  auf  und  nieder, 
Süsse  Kinder  froli  und  frei, 
Dass  der  Himmel  huldreich  wieder 
Und  die  Erd'  ein  Himmel  sey."  110—112.  - 

4.  L.  Tiek:  Bei  der  Abreise  einer 
Freundin. 

„Vergänglichkeit!     muss    denn    in    allem 

[Schönen, 
Das    uns    erfreut,    dein    Spott    uns    auch 
[begrüssenV''   112 — 114. 
Stanzen.     Gedichte  1821,  U  105  f. 

5.  A.  Gebauer  [Christian  August, 
1792—1852;  Brummer  I  225f\  vgl. 
Bibliograph.  Bepertor  I,  Sp.  350 ff.]:  Blumen- 
andacht.   1816. 

,, Kommt  der  Morgen  nicht  gegangen 
Mit  den  rnthgeschlafnen  Wangen  — 
Und  ihr  Blümlein,  schlummert  noch?'' 
114.   — 

6.  Messerschmidt  [Johann  Georg 
Friedrich  Messerschmidt,  1776 — 1831, 
Goedeke   VII  296]:  Die  Sängerin. 

,, Geliebtes  Wesen,  das  ich  meine, 
Willst  du  dich  ewig  mir   entziehnV" 

115—116.  — 

7.  Karl  Förster:  Die  Schifffahrt. 
lcS16. 

,,Mag  auch  wild  der  Strom  des  Lebens 
An   die  freie  Brust  mir  schlagen; 
Seine  Woge  zürnt  vergebens!  — " 

117—118.  — 

8.  F.  F-  [—  Friedrich  Förster] :  Der 
Zauberring. 

,       ,,Es  trat  nach  Rieseugeister  Weise 

Ein  loses  Kind  zu  mir  heran"  118  —  119.  — 
y.     G  o  1 1  w  a  1 1    [=    Seegemund] :     G  e  - 
w  ä  h  r  u  n  g. 

,,Tiiebe  findet  schnell  die  Worte, 
,        Wenn  sie  einsam  sehnend  geht"  1 19—120.   - 
10.   G  Ott  w  alt    [=  Seegemund]:     Früh- 
lingsahnung. 

,,Meiu   Leben  schlicli  so  trübe 
Im  eignen  blassen   Schein"  120 — 121.    — 
,  11.      Gottwalt     [=  Seegemund]:     Ein 

Spaziergang  im  Wald.    ,,L'egt  euch,  stille 
Lüfte!"  122—123.  — 

12.   Karow:  An  Gottwalt. 
„Wir  haben  uns  gefunden, 
Und  liebend  half  ich  dich"  123—124.  — 


13.  A.   Waldheim:    Die    U  eb  er- 
rasch u  n  g. 

,,An  einem  schönen  Tage 

voll  Licht  und  süsser  Düfte 

gieug  ich  mit  meiner  Klage  5 

hinaus  in  frische  Lüfte"  124 — 126.  — 

14.  A.  Waldheim:     Bescheidenheit. 
.,Es  hüllte  mit  dem  Schleier 

Die  Nacht  das  Lenzgefild"   127—128.  — 

15.  L.  Tiek:     Au   einen   Liebenden   10 
im  Frühling  1814. 

,, Wonne  glänzt  von  allen  Zweigen, 
Muthig  regt  sich  jedes  Reiss"  128 — 129.  — 

16.  L.  Tiek:   An  Stella;    im  Herbst 
1813.  15 

,,Wir  hatten  Freiheit,  Vaterland  verlohren. 
Dahin    der  deutsche   Sinn,    die    höchsten 
[Rechte"  129      Sonett.  — 
Gedichte,    Dresden   1821,    151  f.;  213.   — 

17.  Weinhold  v.  Rheiubergen:    Die   20 
Himmelsbraut.         Eine         Erzählung. 
[130-145.] 

1. 
„Der  Feldzug  war  geendet,   und  Adolf 
V.  Fraukenthal    nach    einem   kurzen  Be-   25 
suche    des    väterlichen    Landgutes    an    der 
Donau,  wo  man  ihn  lange  schon  mit  heisser 
Sehnsucht     erwartet,     wiederum     nach    der 

hohen  Schule  zu  Augsburg  gezogen. " 

130—131.  30 

2. 
,, Unter    den   Reisegefährten   fand   Adolf 
keinen,    an   den   er   sich  näher  anschliessen 
mochte;  um  desto  ungestörter  konnte  er  der 
stillen  Neigung   seines  Herzeus    nachgeben,    35 
das  noch  oft  zurück  floh  in  die  Kirche  und 
hinaufblickte   nach    dem   Chor,    ob   ihm    der 
Engel  erscheinen  wollte,  mit  dessen  Bild  er 
immer  vertrauter  geworden."  —    Fr  kannte 
ihr  Antlits  nicht,  aber  die  seelenvolle  Stimme  4(1 
seiner  „Himmelsbraut"  hatte  Um  einen  unaus- 
löschlichen Eindruck  gemacht.  —  Unterwegs 
fand  sich  ein  ehemaliger   Waffengefährte  zu 
ihm, Karl,  den  einebitter-vcrzwcifclte Stimmung 
gepackt  hielt.     131 — 133.  45 

3. 
„Die  Freunde  ruheteu  jetzt  unter  einem 
blühenden  Baume  auf  der  Höhe,  gegenüber 
im  Thale    sahen    sie   die   Hirtenknaben   am 
Bach  traulich  gelagert  bei  ihren  Lämmern."    50 
133—134. 

4. 
,,Je  näher  sie  dem  Rheine  kamen,  desto 
waffenlauter    fanden    sie    das    Leben,    denn 
die  Grenzlande  rüsteten  sich  mit  Ernst  und    55 
der    kriegerische    Geist,    der    dort    in    dem 
Landsturm    und    der  Landwehr    sich    regte, 
gab    den    weiterwaudernden    Kriegern    eine 
gute  Zuversicht,  da  sie  eine  so  eherne  Mauer 
hinter    sich     wussten."  —     —    Jenseits    des   60 
Rheins  trafen  die  Freunde  auf  die  Hecres- 
abtcilunq,    zu  der  sie  bestimmt   waren.     134 
—135. 

5. 
,IMehrerc  Wochen  waren  vergangen,  die   65 
18 


275 


Die  SäDgerfahrt.     1818. 


276 


Vorposten     hatten     sich    ruhig    gegenüber- 
gestanden,    ohne    dass     es    beiden    Theilen 
Ernst  zu  sejn  schien,  als  mit  eineinnial  der 
Kanonendonner    verkündigte:    der    Vorhang 
5    sey    aufgerollt    und    das     blutige    Festspiel 
sollte  beginnen."  —  —  135 — 138. 
6. 
„Adolf  erwachte  geweckt  von  den  heiligen 
Gesängen    eines    fernen    Chors."  —    —  Er 
10  lag  nämlich    in  einer  ElosterJnrche  hart  an 
seinen  Wunden  darnieder.  138 — 139. 
7. 
,,Die  Hauptstadt  des  Feindes  war  gefallen 
nnd  mit  ihr  das  ganze  Land  gewonnen,   denn 
15    das  Reich    führt    sie    am    Zügel    der    Mode 
und  tragen    sie    erst  nur  dort  die  bonnets  ä 
la  Blücher,    dann  wollen  die  andern  in  den 

Provinzen  nicht  zurückbleiben." Adolf 

Icehrte    in    die  Heimat    zuriich,    tco    unterdes 
20  sein  Vater  das  Zeitliche  geseqnet  hatte.     140 
—141. 

8. 
,, Adolf   ivar   nach  der  Stadt  gezogen,   in 
der    Zelle     war    wiederum    die    Lampe    ge- 
2s    zündet,  aber  der  ersehnte  Morgenstern  blieb 
ihm  verborgen."  —  —  Er    icar    nach    und 
nach     herzlich     vertraut     mit     einem     guten 
Mädchen  namens  Emma  geworden;   aher  er 
blieb  der  lieimlicli  geliebten,, Himmelsbraut^' treu, 
30   deren  Stimme  er  ein  einziges  Mal  nieder  im 
Hause    der    befreundeten    Gräfin    Wcrthhcim 
gehört  hatte.  141— U4. 
9. 
,,Die  Kirche  war  früher  angegangen,  als 
35   er    sich    dort    eingefunden;    die    Feier    des 
Festes,     vor    allen    die    Aufführung     eines 
grossen    kirchlichen    Gesanges,    hatte    viele 
an    diesem   Tage    dahingezogen,    nnd   Adolf 
rnusste    geduldig    in    der  Vorhalle    harren." 
40    —  —  I^a  enthüllt  es  sich,   dass  die  gefeierte 
Sängerin  seine  erwählte  Himmelsbraut,    diese 
aber  leine  andere  als  Emma  ist.'  ..Die  Mutter 
aber  sprach:  wen  also  der  Himmel  zusammen- 
geführt,    den     sollen     die    Menschen     nicht 
j-,    scheiden!"     144—145.  — 

18.  K.  Förster:  Der  Knabe  und  das 
Mädchen.     [Wechselgesang.] 

Knabe: 
,,Wohl  umsonst  in  ferne  Weiten 
50       Schweift  dein  Auge,  armes  Kind  I" 

146—148.  — 

19.  Max  von  Schenkendorf:  AmSee 
|^flt'7(f«]  im  August  1815. 

,,ünd  wenn  ich  hier  am  Wasser  steh 
55       In  diesem  klaren  Spiegel  seh 

Den  Himmel  und  die  Bäume"    148 — 149. 
Sämtl.  Gedichte  1S37,  S.  57 f.   — 
21).  F.  F.    1=  Friedrieh  Eürster]:     Mein 
Verlangen. 
fri        ,,AchI  war'  ich  doch  zu  dieser  Stund 

Wohl  eine  Blum'  auf  grünem  Grund"  149. — 
21.  F.  F.  [—Friedrich  Förster]:    'J'rost 
in  der  Ferne. 

,,Sie  ging  ins  hohe  Fürstenhaus, 
65       Ich  war  daheim  geblieben"   150.  — 


22.  F.  F.  [=  Friedrich  Förster]:  An 
Arthur,  als  er  nach  den  Kh  einlanden 
zog. 

„Du,  dem  ich  frühe  mich  ergeben. 
Der  mich  mit  Lieb'    und  Huld    empfing" 
151  —  152.  — 

23.  Gottwalt  [=Ä'e^t'H«<«(f]:  Wander- 
lied. 

„Gute  Nacht  mein  Leid, 

Meine  Einsamkeit"  152 — 153.  — 

24.  Bercht:  Des  Sängers  Harm. 
,,Alle  Saiten  sind  gesprungen, 

Und  das  Herz  ist  leer  und  müd'" 

153-154.  — 

25.  Bercht:  Waldgespräch  [zwischen 
Birke,   Wacholder,  Fichte  und  Eiche]. 

Die  Birke. 
,, Schlank,  von  hellenischem  Wuchs,    heb' 

[ich  mein  Haupt  in  die  Lüfte, 
Nenne     die    Jungfrau    mich    dieses     ge- 
[weiheten  Hains"  155.  Distichen.  — 

26.  L.  Nagel:  Des  Rheins  Weis- 
sagung. 

,,Was  erfüllt   mit  Jubel    das   ungewohnte 
Ohr,  und  weckt  den  sorgebeladenen  Greis 
[auf!"  156.  Ode.  — 

27.  W.  v.  Schütz  [Christian  Wilhelm, 
1776— ls47;  Gocdeke  VI  110 f;  ABB  33. 
134  f]: 

Der  Raub  der  Proserpina.  Eine  Früh- 
lingsfeier. 157.  — 

Personen: 

Jupiter. 

Pluto. 

Venus. 

Ceres. 

Proserpina. 

Tellus. 

Sol. 

Zephyr. 

Flora. 

Poraoua. 

Akis,  der  Flussgott. 

Agriope 

Kaiais 

Eurita 

Sisyphus. 

Tantalus. 

Die  Danaiden. 

Die  Parzen. 

Gefolge  des  Pluto. 

Gefolge  der  Ceres.     158.  — 
Drei  Aufzüge.     15t) — 1S6. 
Erster  Aufzug.     Im  Thal  Enna. 
Der  Flussgott  Akis  (entsteigt  seinem 
Fliissbette  das  in  Nebeln  gehüllt  ist.) 

Akis. 
„Auf  meiner  frischen  Wellen 
Gekühlten  Wangen 

Empfind  ich  euch, ihr  goldenen  Morgenküsse." 
28.  W.  Müller:  Freie  Glosse.  Vier 
parodierende  Strophen.  >i(sprochen  von  dem 
^Prächtigen',  dem  ..Xntin-tichen'^,  dem  y,Aes- 
thetiker'^,  dem  ^  Verrathenen-. 


J 


Gespielinnen  der 
Proserpina 


277 


Die  Sängerfahrt.     1818. 


278 


Thema. 
„Süsse  Ahnungscliauer  gleiten 
lieber  Fluss  und  Flur  daliiu, 
Mondenstrahlen  hold  bereiten 
Lager  liebetninknein  Sinn."   [T/ec/c] 
Der  Präclitige. 
„Sinkt  hinab   die  güldne   Sonne, 
Steigen  auf  zwei  Moude    blau:"     187  —  188. 
Verm.  Schriften,   hg.   von  Schwab,    1830, 
I  414 f.     Titel:    „Sehnsucht    und    Erfüllunr/. 
Parodiere II de  G/ossc-  — 

'29.  Bercht:  Der  schmachtende 
Knabe. 

„Mein  Liebchen,  siehst  Du's  Gärtlein  dort':* 
Komm  mit!"   188-189.  — 

HO.  F.  [^Förster.]:  Der  Sänger  und 
der  Mab  1er. 

„Ey!  wenn  ich   doch   ein  Maliler  war, 
Mein  Liebchen  wollt'  ich  mahlen, 
Mir  aber  ist  die  Hand  zw  schwer, 
Muss  einen  mir  bezahlen."    189 — 190.  — 
31.   W.   Müller:   Wechselreigen. 
„Ich  liab'  ein  Herz  verloren 
Wohl  iu  dem  grünen  Mai"   190—191. 
Vcrm.  Sehr.  1S30,  1179 f.     Titel:  ,.Länd- 
liclicr  lieigew^.  — 

'■VI.  [Verf.  nicht  genannt]:  Warnung: 
„Wollt  ihr  nach  den  Mädchen  sehn, 
Oder  auch  die  Sternlein  zählen"  191  — 192.  — 

33.  Chamisso  [Adelbert  von  Chamisso; 
1781—1838,  Goedeke  VI138ff]:  Volks-  und 
Wiegenlied.  [In  den  Werken:  „Katzen- 
natur." 

„'s  war  'mal  'ne  Katzenkonigin, 

Ja,  ja! 
Die  hegte  edlen  Katzensinn, 

Ja  ja!"  192—193. 

Werke,  hg.  v.   Tardel,  1907,  I  87 f    — 

34.  F.  Förster:  Trinklied.  Der 
Meister. 

„Sag'  an  Gesell 

Was  klingt  so  hell, 

Wie  Glockenspiel  und  Saiten  V  194—196.— 

35.  Ludwiga  [=^  Luise  Hensel]: 

Will  auch  mit. 
„Ach  Mutter,  ein'  Laut'  ist  erklungen, 
„Da  hat  sich   das  Herz   mir  geregt, 
„Ach  Mutter !  ein  Lied  ist  gesungen, 
„Das  hat  mir  die  Seele  bewegt."  196 — 197.  — 

36.  Liebetraut:  Müllers  Liebchen. 
„Ei,  sieht  ins  kleine  Fensterlein 

Das  Frühlicht  mir  nicht  schon  herein?" 

197—199.  — 

37.  [Verf.  nicht  genannt]:  Blau  Blümlein 
auf  dem  Strohdach. 

„Du  Blümlein  lichte,  Blümlein  blau 

Was  blühst  auf  schlichtem  Dach"   199.   — 

38.  [.„Von'^,  gemeint  aus'r']  Schmal- 
kalden:   Studentenliebchen. 

„Hört'  ich  es  nicht  Zwölfe  schlagen? 
Jii,   die   Herrn  in  langen   Haaren 
Mit  Baret  und  deutschem  Kragen 
Ziehen  heim  in  grossen  Schaaren." 

39.  Liebetraut:  Mein  Sinn. 
„Durch  Felsgestein  und  Büsche 


In  mailich  grüne  Frische 
Treibt  es  mich  hin."  201—202.  — 
Hörn    [Franz    Christoph,    1783—1837, 
Goedek     VI    388  f]:     Zwei    Worte    über 
Gesellschaft    und    geaellschaftlichen   5 
Ton! 

Fiissnote:  „Geschrieben  im  April  1814." 
„Eine  sehr  geistreiche  Frau  unterbrach 
neulich  das  Lob,  welches  ich  mit  grosser 
Freudigkeit  über  die  lieben  Deutschen  aus-  jq 
sprach,  durch  die  Bemerkung,  dass  zwar 
unser  Volk  im  Allgemeinen  einen  hohen 
Jiuhm  verdiene,  doch  auch  noch  manches 
zu  lernen  habe,  ganz  besonders  aber  den 
Geist  undTon  der  Gesellschaft.«  203—205.—   15 

Jacob  und  Wilhelm  Grimm  [Goedeke 
VI  350 ff]: 

Vql.  Archiv  für  Slavische  Philologie 
1906,^  Bd.  i'8,  584/f,  wo  Stjcpan  Tropsch 
nachioeist,    dass    weder    Wilhelm    noch    auch    jjy 
Jacob  Grimm,   [Kl.   Sehr.   18G9,   IV  455ff], 
wie  man   bisher  annahm,    an    dieser    Ueber- 
setzung  beteiligt  sind,    sondern  dass  sie  von 
dem      Wiener      Slavisten     Bartholomäus 
Kopitar   herrührt.     Bie    neunzehn    Lieder  25 
stammen   aus   der  1815  von   ihm   beendigten 
Ucbersctzung  des  ersten  Teiles  der  Pjesnarica, 
die  Kopitar  damals  an  Goethe  sandte.     Das 
Manuskript  befindet  sich  im  Weimarer  Goethe- 
Schiller- Archiv.     Jacob  Grimm  hatte  in  Wien  30 
eine  Abschrift  genommen. 

Die  Frage,  ivic  es  dazu  gekommen,    dass 
die  Brüder  Grimm  für  die  Uebersetzer  dieser 
Gedichte      angesehen     wurden,      beantwortet 
Tropsch    auf   S.   587f.     Wahrscheinlich    hat  35 
Brentano  den  Irrtum    veranlasst,    der   die 
Uelierlassung    einiger    Lieder    an    Friedrich 
Förster  vermittelte,  der  den  Text  auch,  einer 
Anregung  Grimms  folgend,  das  Deutsche  der 
Uebersetzung  „gefüger  und  besser  zu  drehen   40 
und   zu    wenden'''',   für    den    Druck    her- 
richtete,    ihn    zivar     ,,sprachlich     ver- 
besserte, aber  sachlich  sehr  häufig  ver- 
schlechterte,^^   wie  Tr.  durch  Beispiele  be- 
legt. —  45 
Neunzehn  serbische  Lieder. 
1. 
Die  .Jagd  Muley's. 
„Jagd  jagte  Muley  Vesir, 

Jagd  grosse,  nach  grünem  Gebirg  50 

Mit  seinen  zwölf  Dellen. 
Und   mit   selbdreizehnten    dem  Königssohne 
[Marco."  206—208. 
2. 
Vom  Tode   Kulin   des   Kapitän.     1806.   .«is 
„Flogen  zwei  schwarze  Raben 
Blutig  die  Schnäbel  bis  zu  den  Augen" 

[208—210. 
3. 
„Oi  Donau  stilles  Wasser,  60 

Wie  läufst  du  mir  so  trüb."   210. 
4. 
„Schön  ist  in  die  Nacht  hinzuschauen 
Dort  unten  längst  der  stillen  Donau" 

[210—211.   65 
18* 


279 


Die  Sängerfahrt.     1818. 


280 


5. 

., Wo  wir  gestern  im  Quartiere  lagen, 
Nachtmahlten  wir  herrliches  Nachtmahl"-  211. 
6. 
5    ,,Wann  wirrl  jene  schöne  Zeit  kommen 
Und  man  anfangen  Buben  zii  verkaufen"  '211. 

7. 
.,Falke  fliegt  über  Sarajewa, 
Sucht  Kühle  um  sich  abzukühlen"  211 — 212. 
10  8. 

^Gegen   die  Nacht  ging  ich  Mädchen  schaun, 
Aber  die  Mädchen  sasseu  beim  Abendessen" 
9.  [212. 

„Wind  trug  Kose  über's  Feld, 
15   Trug  sie  auf  des  Ranko   Zelt, 
Wo  Ranko  mit  Miliza  war, 
Ranko  schreibt,    Miliza    stickt."     212—213. 

10. 
„Mädchen,  niedlich,  kleines  Veilchen, 
■10    „Lieben  möcht  ich  dich,  aber  bist  klein!"  213. 
11. 
„Hinter  dem  Berge,  dem  grünen. 
Schreit  was  von  Zeit  zu  Zeit  hell  auf"   213. 
12. 
25    „(ianze  Nacht  durch  singt  mir  der  Falke 
An  des  ]\[ilan  Fenster;"  213—214. 

13. 
„Weis8t  du  meine  Seele,   wie    du    mein  ge- 

[wesen, 
30   In  meinem  Schoosse  bittre  Thränen  geweint, 
Tliränen    geweint,    durch    die   Thränen    ge- 
[sprochen!"  214. 
14. 
„Naclitigall,  kleiner  Vogel 
35  Gab  jedem  Frieden, 

Aber  mir  Junak 
Gab  er  drei  Wehe."   214—215. 
15. 
„Winden  sich  heraus  weisse  Weinreben 
40   Herunter  von  der  weissen  Stadt  Ofen;"  215. 
16. 
,, Schön  singt  die  Nachtigall 
Im  grünen  Haine"  215 — 216. 
17. 
45   „Mädchen  Avusch  das  Antlitz 

Hat  das  Antlitz  waschend  gesprochen:"  21(). 

18. 
,,Wein  trinken   serbische  Hauptleute 
Am  Ufer  längst  dem  Strome  Satar, 
50    Mit  ihnen  trinkt  Laudon  der  General."  217. 
19. 
,,Falk  flieget  hoch,  die  Flügel  trägt  er  breit 
Kechtsiiin  schwenkend  das  Schlosstbor  sieht 
[er"  217—218.  — 

F.Förster:    Der  Sylvester-Abend.  Lust- 
spiel in  einem  Aufzuge. 

Personen, 
liaura 
60  Hedwig 

August 

Ilofrath   Jeremias  ]''link. 
Erster  Aul  tri  tt.    Hedwig  und  Laura 
an     ihrem     Tisch     mit     Arbeiten      lie- 
65    schäftigt. 


Laura:   ,,Es  sieht  so  einsam  beut,   so  traurig 
[bei  dir  aus, 
Als    wüsste    man    vom    Fest    gar    nichts    in 
[unserm  Haus, 
S'ist  todtenstill,  iind  der  Sylvesterabend  geht   5 
Vorüber  und  man  sitzt  allein  und  strickt  und 
[näht."  219—228.  — 
l.  \Vt:rf.  nicht  r/cnannt]:  Trinklied. 
„Ich  schwieg  nur  weil  ich  kalkulirte 
In  Adam  Riesens  Rechenb>ich,  10 

Wie  viel  des  Weines  mir  gebürte. 
Es  giebt  des  Weines  schon  genug."  229.  — 

2.  Achim    V.  Arnim:    Ermunterung. 
,,Thne  doch  die  Augen  auf 

Liebe  Seele  aus  dem  Ueberdrusse,  15 

Sieh  den  Fluss  im  schnellen  Lauf, 

Sieh  der  Wolken  ruhend  Bild  im  Flusse!"  230.— 

3.  Achim    v.    Arnim:    Der    sündige 
Heilige. 

„Ein  Heilger  in  der  "Wüste  20 

Versank  in  böse  Lüste, 

Und  seufzte  zu  den  Bergen:"  2;)0 — 231.  — 

4.  A.   Bercht:   Sehnsucht. 

„Das  Auge  früh  dem  Innern   zugewendet. 
Durchirrt  ich  träumend  oft  die  grünen  Auen;"    23 
231—232.     Sonett.  — 

5.  F.    F.    [=  Friedrich    Förster]:     Der 
Regenbogen.     An  Elisa. 

,,Wenn    sich    die   Thräne,    die    der   Himmel 

[weinet,    30 
Und  wenn  der  Sonne  Strahlen  sich  berühren. 
Erscheint  ein  Bundeszeichen  allen  Schwüren, 
Der  Regenbogen  ist's  der  solches    meinet." 

232.  Sonett.  — 

G.  A.  Bercht:  Der  Kriegesmann    an   35 
die  Schreiber  in  Paris. 
„Wie  lange  w<dlt  ihr  aberu  noch  und  odern, 
Mit  Seifenblasen  nach  Sperlingen  zielen, 
Uird  um  das  Recht  mit  Federspiden  spielen?" 

232—233.  Sonett.  —   w 

7.  A.  Bercht:  Am  Rhein. 
,,ln  diesen  Au'n,   auf  diesen  grünen  Höhen 
Da  hielt  vordem  ein  giftgeschwollner  Drache 
Bei  unsern  lust'gen  Rebengärten  Wache, 
Und  liess  gar  wild  sein  blutig  Banner  wehen."   45 

233.  Sonett.  — 
A.     [so!]     Brentano     [Clemens    Maria; 

1778—1842;  Goedeke  VI  52ff|: 

Aus    der  Chronieka    eines   fahrenden 

Schülers.  50 

Vorwort.  ,,Vor  fünfzehn  Jahren  machte 
es  mir  Freude,  die  folgende  einfache  (ie- 
schichte  niederzuschreiben.  Sie  sollte  nur 
die'  Einfassung  mehrerer  schöner  altdeutschen 
Erzählungen  seyn,  die  sie  mit  mancherlei  55 
Ereignissen  aus  dem  Z\isammenleben  des 
alten  Ritters  Veltlin  von  Türlingen  und  seiner 
drei  Töchter  unterbricht,  mit  deren  Ver- 
sorgung und  der  Abreise  des  Erzählers  sie 
schliesst.  So  lieb  ich  das  Gedicht  hatte,  eo 
blieb  es  doch  unterbrochen,  der  Sinn  der 
Leser  schien  dazu  zu  fehlen.  Jetzt,  da  diese 
Erzählung  mehr,  ja  selbst  die  altdeutschen 
Röcke,  vor  sich  hat,  fiel  sie  mir  wieder  in 
die    Hände,    und   ich   versuche  es,    sie   den   65 


281 


Die  Sängerfahrt.     1818. 


282 


Lesern  vorzulegen,  mit  der  Erinnerung,  dass 
sie  zu  pädagogischen  Zwecken  entworfen 
worden,  als  ich  von  der  sogenannten  Romantik 
noch  wenig  wusste,  und  dass  sie  daher  neben 

6  den  allerneuesten  Kitterromandichtern  in 
ihrer  redseligen  Einfalt  um  Schonung  bittet. 
Sollte  dem  Leser,  durch  Eisenfresserei  und 
isländisches  Moos  verwöhnt,  diese  Geschichte 
wie  unsere  deutsche  Kamillen  und  Hollunder- 

lü    blüthe  nicht  behagen,  so  bringe  er  sie  einem 
kranken  Freunde,  oder  ÄL'igdlein,  denen  sie 
Gott  gesegnen  möge!"  234 — 258.    Schriften 
Bd.    i.  — 
Geistliche  Lieder.  259.  —  260  Weiht  frei.  — 

15  1.   Isidorus    [=  Loeben]:    Das    stille 

Kirchlein. 

-Tief  im  Herzen  ist  ein  Drängen, 
Eine  Thränenseligkeit"  261— 2G2.  — 

2.  K.  Förster:  Der  freie  Himmel. 
•20        „Im  Freien  ist  das  rechte  Leben  !- 

262—264.  — 

3.  Ludwiga  [=ZHtseZZe«6e/]:  Todten- 
feier. 

,Was  läuten  uns  die  Glocken?"  264—265.— 
•25  4.  Ludwiga  [=  Luise  Hensel]:  Gebet. 

„Bedenk'  ich  deine  grosse  Treue, 
Bedenk'  ich   meine  tiefe   Schuld, 
Dann   fühl'    ich   heisse   Scham    und  Keue 
Und  preis'  in  Demuth  deine  Huld." 
30  265—266.  — 

5.  Ludwiga  {=  Luise  Uensel]:    Trost. 
„0  Sorge,  die  mich  niederdrückt, 

0  Sorge  weiche  fern"  266—267.    — 

6.  L  u  d  w  i  g  a  [=  Luise  Heiiset] :     E  r  - 
35   gebung. 

„Herr  ich  will  gerne  leiden 

Was  deine  Hand  mir  giebt"  267 — 268.  — 

7.  A.  Karow:    Die  heiligen  Klänge. 
„Wenn  durch   der  Kirche  stolze  Bogen 

4u        Ein  Lied    von   frommen  Lippen   schwebt" 

268.  — 


8.  A.  Karow:   Der  Morgen.  (Psalm.) 
„Es  rauscht  der  blüthenvolle  Wald, 
Aus  Nachtgewölken  schwebt  der  schönste 
Der  Cherubim."  269.  — 

9.  A.   Karow:   Das  Kreuz.  5 

„Die  Blicke  hebt    aus   dunkelm  Thränen- 

[thale 
Der  kummermüde  Pilger    fromm    empor" 
269—270.  — 
10.    M.    V.    Schenkendorf:     Auf    der    lu 
Reise.     Zum    Geburtstage     der    Frau 
V.    Graimberg,   geb.   v.  Budberg.     Den 
15.   Decemb.    1815.     Fussnotc:     „Die    ge- 
segnete Stifterin  einer  zu  Karlsruh  blühenden 
weiblichen    Erziehungs-Anstalt     musste    die    15 
nächste  Leitung  derselben  aufgeben,  um  die 
Erziehung   der  beiden  Prinzessinnen    S.  K. 
H.   des  Grossherzogs    von   Baden   zu  über- 
nehmen." 

„Ein  Pilger  zieht  in  weites  Land,  20 

Er  klopft  an  manches  Thor;"    270—271. 
Sämtl  Gedichte  ls3~,  S.  363f.  — 
11.  M.  V.  Schenkendorf:  Am  Elisa- 
beth s-Tage  1810. 

_0   Zier  der  deutschen  Frauen,  -^ 

Preiss  dir,  Elisabeth"    272. 

S.  Ged.  S.  34Sf.  — 
12.  M.  v.  Sclienkendorf:  Der  Feigen- 
baum.     Nach      dem      Evangelio      des 
Sonntags  Jubilate.  *•' 

„Nimm,  Gärtner,  diesen  Feigenbaum 
Und  wirf  ihn  aus  dem  Garten"  273 — 274. 
S.   Ged.  S.  343 f  — 

13.  M.    V.    Schenkendorf:      An     das 
Herz.     März  1816.  35 

„Lass  legen  sich  die  Ungeduld, 
Sey  stille,    Herz,    nur   stille!"    274.     Ge- 
dichte, 3.  Aufl.,  1SG2,  .S.   iGlf.  — 

14.  [Friedrich]  Förster:     Abschied. 
-Und  hiermit  Lied  am  Ende;"  275.  —        *^ 


Verzeichnis  der 


Arnim 

A.  Bcrcht 

Brentano 

Buchhorn 

Chamisso 

Helmine  v. 

Friedrich 

Karl 

A.  Gehauer 

Goitioaltr=  Seeciemnnd 

[Gebrüder  Grimm] 

Luise       I 

Wilhelm  i 

Frans  Hörn 

C.  Kalbe 

A    Karow 


Chezy 
Förster 


Hensel 


Mitarbeiter  att  der  Sängerfahrt. 

Liehetraut 
Loeben 

Ludwiga  =  Luise  Hensel 
Messerschmidt 
•    Meyer  d.  A.  und  d.  J. 
Wilhelm  Müller 
L.  Nagel 
Naumann 
Schenlcndorf 
Schmallialden? 
Wilhelm  z.  Schüti 
See(iemund,  s.  (iottwah 
Tiecl- 

A.   Waldheim 
Weinhold  von  Bheinberqen 


283 


Amikelü.     1818. 


284 


A  ti  r  i  k  e  1  ii. 

Eine 
Blnmeng^abe  Ton  dentschen  Häaden 

herausgegeben 
von 

Helmina  Ton  Chezy 
geb.  Freyin  von  Kleuclie. 

Erster  Band. 

Verlag;  Duiuker  um!  Ilumhlot. 

Ort:  Berlin 

Zeit:  ISIS. 

Format:  12. 

Schriftart:  Fraktur. 

Fundorte:  KiinUjl.  Bihl.  Berlin;  Univ.-Bibl. 
Berlin,    Halle,   Kiel,  Königsberg. 

Rezensionen  der  Aurikeln:  Die  Jenaische 
Allg.  Lit.-Ztg.  brachte  in  No.  111  vom 
tftinius  ISIS  eine  Anzeige.  Mit  M'ohlwollen. 
besonders  für  die  llerausgeberin,  bespricht 
3Ip.  =  F.  G.  Wetze l  die  Gabe  der  Frau  von 
Chezy.  Nachdrücklich  tinicr.<itrcicht  er  die 
von  Helmina  —  übrigens  nur  gelegentlich 
fS.  297]  —  attsge-^prochene  Mißbilligung  der 
jetzt  herrschend  geirordenen  „blinden  An- 
betung altdeutscher  Kunst."  Er  geht  auf 
dieses  Thema  atisführlich  ein  und  bemerkt 
unter  anderm:  „Uns  scheint  Vollendung  der 
Form  durchaus  unerläßliche  Bedingung,  so 
wie  jedes  Kunstwerks,  so  besonders  der 
Schöpfungen  des  Pinsels,  und  wir  können 
daher  das  technische  Ungeschick  jener 
Kinderjahre  der  Kunst  unmöglich  zur  Tugend 
nmstempeln." 

Die  Erinnerungen  aus  dem  Leben  der 
Chezy  icerdcn  auch  in  der  kurzen  Anzeige 
der  Zeitung  für  die  elegante  Welt 
[Ko.  14  vom  14  Mai  ISIS]  für  das  In- 
tressantcste  dieser  Blumengabc  erklärt.  „Vor- 
züglich anziehend  ist  der  reine  moralische 
und  religiöse  Sinn,  der  sich  unbefangen 
überall  darlegt,  wo  es  die  Gelegenheit  ver- 
anlaßt. Unter  den  Gedichten  ist  vieles,  was 
man  poetische  Spielerei  nennen  möchte,  d.  h. 
nicht  leichtes  poetisches  Spiel,  sondern  Spiel 
mit  der  Poesie.  Indessen  spricht  doch  auch 
Manches  die  Empfindung  erfreulich  an."  — 
Auch  Kotzebue  in  seinem  „Literarischen 
Wochenblatt-  flSlS.  Xo.  39,  S.  312]  kann 
nicht  imhin,  wenigstens  der  autobiographischen 
Darstellung  Helminas  ein  halbes  Lob  zu 
spenden:  „Weit  lieber  [als  die  soeben  be- 
sprochenen neuen  auserlesenen  Schriften  der 
Enkelin  der  Karschin]  empfehlen  wir  die 
Aurikeln  von  derselben  Verfasserin,  doch 
nur  die  Erinnerungen  aus  ihrem  Leben  .  .  . 
Die  Gedichte  haben  uns  nicht  angesprochen, 
und  eben  so  wenig  die  Novelle  Alarcos, 
wo  ein  Mann  sein  geliebtes  Weib  in  einem 
Boote  den  Wellen  Preiß  giebt.  —  Den  Be- 
schluß machen  Abhandlungen,  die  wir 
nicht  gelosen  haben  (!),  weil  wir  die  Be- 
gritfe  Abhandlung  und  Frauenzimmer 
nicht  wohl  zusammen  denken  können.  Frau 
von  Chezy  schreibt  zu  viel.  — "  [Witzig  und 
energisch  fertigte  die  streitbare  Hclmina  kurx 
nach  dieser  Anzeige  Kotzebue  mit  einer 
,.D(tnksagung  an  Herrn  von  Kotzebue' 
ab,  die  im  29  Intelligcnzblatt  der 
Zeitung    f.    d.    elegante    Welt   rom  30. 


Kovemba-   ISIS  erschien:   „Ich  habe  gehört 

—  denn  ich  lese  weniges  —  daß  sich  Hr. 
von  Kotzebue  die  Mühe  gegeben  bat,  sich 
über  mein  armes,  vergessenes  Taschenbuch 
über    Heidelberg    (1815)    lustig    zu  machen.     5 

—  —  Danken  muß  ich,  —  —  denn,  wie 
gesagt,  das  arme  Taschenbuch  war  vergessen, 
Kotzebue  tadelt's,  nun  wird  man  es  kaufen. 
....  Zu  wünschen  wilr's,  daß  Hr.  von 
Kotzebue  alle  Bücher  selbst  schriebe  10 
statt  über  al  1  e  Bücher  s e  1  b s  t  zu  s c h  r  e  i  be n, 
sie  würden  gewiß  alle  so  seyn,  daß  er  selbst 
nichts  mehr  daran  auszusetzen  hätte,  ge- 
schweige denn  ein  Andrer!  —  — "] 

Die  Leipziger  Literatur-Zeitung  von    15 
ISIS,  deren  JVo.  .110,    nach    einet-  Notiz  Fr. 
Bassmanns,    eine  Bczension   der  Aurikeln 
bringt,  war  mir  nicht  zugänglich.  — 

Verspätet  äusserte  sich  die  Hallesche 
Allg.  Lit.-Ztg.  in  No.  WS  ihrer  Er-  00 
g ä nzungsblätter  vom  September  1S20.  Die 
ungezeichnete  Anzeige  beginnt:  „Gewiss  eine 
recht  erfreuliche  Gabe,  zu  der  aber  die  edle 
Gärtnerin  nicht  gerade  nöthig  gehabt  hätte, 
sich  nach  fremden  Treibhauspflanzen  um-  25 
zusehen,  denn  was  sie  selbst  beytrug,  ist 
unstreitig  das  Gehaltvollste  uud  Beste. 
Vorzüglich    rechneu    wir    dahin    die    „  Er- 

innerungen  aus  meinem  lieben" , 

in  welchen  sich  ein  höchst  edles  und  reines,  3u 
durch  Leiden  früh  geläutertes  Herz  und  ein 
Gemüth  abspiegelt,  wie  in  dieser  Tiefe  nur 
eine  deutsche  weibliche  Natur  in  sich  zu 
tragen  vermag  .  .  .'  Fünf  von  den  sieben 
Spalten  der  Anzeige  sind  einer  ausführlichen  35 
Inh<dtsgabe  dieser  Erinnerungen  gewidmet. 
Die  Beiträge  der  idirigen  Mitarbeiter  werden 
sehr  kurz  abgetan:  manches  sei  „artig",  aber 
nichts  ausgezeichnet. 


Pag.  II  hleiht  frei.  — 

Ilelmina  [=  Wilhelmine  Clirisiiane  von 
ChL-i/,  178.3—185(1.  Goedelce  IV  134 f;  ABB 
4,  119f]: 

An  Freundlich-Gesinnte. 
„Des  Frühlings  zarte  Lieblichkeiten 
Gepflegt  von  fleiBig  reger   Hand, 
Erlilülien  aucli  zu   Wintors-Zeiteu, 
VV^ann    Fluren     deckt    ein    Schneegewaud. 
Aurikeln  Frühlings-Kunde  geben, 
Und   bringen  ja  den  Frühling  schon, 
In  milden  Düften  zielit  ihr  Leben 
Dahin,   bei  Nachtigallen-Ton. 

Wenn  Tulpen  stolz  in  Urnen  prangen. 
Viel  andre  Blumen  herrlicli  glülm, 
So  wollen  auch  mit  zarten  Wangen 
Aurikeln  stille   Wonne  blüh'n. 
Vielfarbig,  dunkelhell  geschmücket 
Hat  sie  die  ÄFuttterliand  Natur, 
Und  wer  ihr  kindlich  Aug'   erblicket, 
Erkannte  bald  der  Mutter  Spur! 

Des  Herzens  sanfte  Blumengaben 
Erfreuen  wohl  ein  sanft  Gemüth, 
In  'l'liränen   kann  die  Brust  sich  laben, 
Wenn  fromme  Külirnng  sie  durchglüht, 
Natur  ist  wohl  ein  reicher  Garten, 


285 


Amikeln.     1818. 


286 


Und  Poesie  die  Gärtnerinu  — 
Wir  wollen  frische  Blumen  warten, 
Nehmt  ihr  nur  diese  froundlich  hin! 

III— IV.  —  Inhalt:  V— VI.   — 

5  Druckfehler:    auf  einem  neuen  Blatt, 

auf  dessen  Bücicseüc  fol(/endc  „Nachricht'^ 
steht:  „Die  Meisten  der  in  diesem  Bande 
enthaltenen  Gedichte  sind  der  llerausgeberin 
von     ihrem     Freunde     dorn     Grafen     von 

jQ  Loebeu  mitgetheilt  worden,  der  sie  ursprüng- 
lich für  den  zweiten  Band  der  Hesperiden 
bestimmt  hatte."  Vgl.  licpcrlormm  I,  &}). 
315  f  — 

15  Erinnerungen  aus  meinem  Leben. 

Von  der  Herausgeberin. 

Berliu,   1817   niedergeschrieben 
S.  1.  —  S.  .y  bleild  frei.  — 
„Wer    von    weiter    Fremde    aus,     nacli 

20  stnrmisclier Fahrt  mit  abwechselnden  Sounen- 
blicken  wiedergekehrt,  das  heimathliche  Ufer 
wieder  begrüsst,  der  blickt  wohl  mit  einem 
schmerzlich  süssen  Gefühl  auf  die  Gegend 
zurück,  wo  Freude  und  Leid  ihn  in  tausend- 

25  facher  Gestaltung  trafen,  und  schaut  über 
das  Gewässer  hin,  das  sein  Fahrzeug  durch- 
eilt. 

Ich   habe    eine    grosse    Zeit   erlebt,    ihre 
gehaltvollsten  Geister  sind  mir  nah  gewesen, 

30  ilu'e  verhängnissvollsten  Begebenheiten  zogen 
dicht  an  mir  vorüber,  und  regten  mein 
inneres  Leben  mächtig  an.  Aus  den  Stürmen 
und  Blüther.  dieser  Wunderzeit  hab'  ich  nur 
eine   Frucht  gerettet,    die   Frucht,    die   des 

35  Herzeus  Erquickung  im  Leben  und  Tod  ist: 
Wahrheit  und  Glauben;  sie  reich'  ich 
meinen  Leserinnen  (Frauen  sollten  nur  für 
Frauen  schreiben)  mit  freundlicher  Liebe 
hin.     Was  ich  von  mir  sagen  kann  und  darf, 

40  sag'  ich  gern,  um  die  Gegengesinnung  zu 
wecken.  —  Der  Menscli,  sagt  mein  Freund 
August  Wilhelm  v.  Schlegel,  kann  dem 
Menschen  nichts  Köstlicheres  geben,  als  sich 
selbst!«   3—4.   — 

45  S.    4  ff    behandelt    ihre    Kindheit,     die 

friedlieh  und  still  war.  „Fleissig  las  ich  die 
Bibel,  am  liebsten  die  Bergpredigten  (!)  Christi. 
Meine  Mutter  gab  mir  den  Homer,  von 
Voss      übersetzt,       Goethes,       Gleims, 

50  Gellerts,  Pestalozzis,  Klopstocks 
Werke,  Hippels  Lebensläufe  in  aufsteigen- 
der Linie,  ein  Buch,  das  durch  mein  ganzes 
Leben  hindurch  in  meinem  Innern  gewirkt 
hat.''     [4]. 

55         In  ihrem  dreizehnten  Lehe'nsjahre  begann 
sie  auf  Anregung  der  Mutter  ein  Tagebuch 
mit  folgenden  Zeilen: 
Ich  will  mein  Tagebuch  nun  schreiben, 
Nachdem   zwölf  Jahr  vergangen  sind, 

tjü    Und  hoffe  stets  getreu  zu  bleiben 
Den  Lehren,  als  ein  gutes  Kind, 
Die  meine  Mutter  mir  gegeben: 
Gehorsam,  fleissig,  gut  zu  seyn. 
Mit  Freund    und  FeindiMi   gut  zu    leben,   — 

65   Dann  kann  ich  mich  des  Lebens  freun. 


Den  Pflichten  stets  getreu  zu  bleiben. 

Die  mir  mein  lieber  Gott  empfahl. 

Und  sollte  ich  einst  leben  bleiben 

Bis  60,  80  au  der  Zahl, 

Und  alles  dieses  gut  erfüllen, 

Und  mehr,  als  ich  hier  sagen  kann: 

Kommt  dann  mein  Tod  nach  Gottes  Willen, 

Fahr'  ich  mit  Freuden  himmelan. 

Berlin,  den  26.  Januar   17i)5. 
[5.] 
-S'.  lU  ff  tcird  eine  Ausivahl  aus  den  hinter- 
lassenen  Papieren  ihrer  Grossmutter,  Anna 
Luise  Kar  seh  in,  eingeschoben: 

[IJBewillkommnung  an  meinen  Sohn 

Carl  von  Klencke. 
„Sey  mir  gesegnet  tausendmal 
Am  Tage  Deines  Ehebundes, 
Sohn  meiner  Wahl! 
Dem  in  der  Stimme  meines  IMundes 
Mein  Herz  den  süssen  Namen  giebt  '^ 

10—11.  — 

[2J     Verzeichnis 8  der  empfangenen 

Gelder  von  Sr.  Majestät  Friedrich  dem 

Grossen,  vom  Jahre  176.3  —  1785.  11 — 13. — 

[3]      An      meine      mir      neugeborne 

Tochter.     21.  Junius  178.').     13-15.  — 

[4]       Die       Ankündigung       meines 
Glücks,    dem    Fräulein    von    Viereck 
erzählt  1.  Februar  1787. 
Dir,  edle  Herzensbildnerin 
Der  liederwerthen  Prinzessin, 
Dir,  saufte  Viereck,  will  ich's  sagen. 
Wie   Wöllner,    Friedrich    Wilhelms   Rath, 
Mich  überraschte  vor  acht  Tagen, 
Als  ich  in  Deckers  Zimmer  trat. 

Er  rief: 
Freu'  Dich,  Deutschlands  Dichterin, 
Freu'  Dich  hoch  in  Deinem  Sinn! 
Der  König  hat  befohlen  mir 
Ein  neues  Haus  zu  bauen    Dir!   15 — 16.   — 
|5]a    Rede     beim     Grundsteinlegen 
zum     Hause     der     Frau     Anna     Luise 
Karschin.     17.  — 

b.  Anrede  an  die  Zuschauer. 

18—19. 
[6]a  Schreiben  Gleims  an  Friedrich 
Wilhelm   den   Zweiten. 

Datiert:  Halberstadt  den  23.  August 
1786.     18—19. 

b.   Kabinetsschreiben   Sr.    Maje-; 
stät. 

Würdiger    lieber    Getreuer!       Zur     Auf- 
munterung  könnt  Ihr   der    deutschen  Muse, 
der  Ihr  in  Eurem  Schreiben  vom  23.  dieses 
mit  deutscher  Treuherzigkeit  das  Wort  redet, 
die  Versicherung  geben,  dass  Ich   mit  Ver- 
gnügen Ihr  Beschützer  seyn  werde;  besonders 
wenn   sich  alle  deutschen  Dichter  bemühen, 
Euch   zu  gleichen,  und  jeder  in    seiner  Art 
den    Eurigen    gleiche    Werke    lieferte.      Ich 
bin  Euer  gnädiger  König. 
Berlin,   den  27.  August   1786."    20-21.  - 
|7]  Geliert  an  die  Karschin. 
Datiert:  Leipzig,  den  29.  April  1769. 
21  —  22.  — 


287 


Aurikeln.     1818. 


288 


[8]    Rammler     an    meine     [Uelminas] 
Mutter. 

Datiert:  Berlin,  den  10.  November  1771. 
Fussnotc:  „Ki  Jahre  alt  war  meine  sesige 
.5   Mutter  damals."  2.T — 25.  — 

[9]      J.      B.      Zimmermann       au      die 
Karschin. 

Datiert:  Berlin,  denß.  Novbr.  1771.26.  — 

[10]   Goethe  an  die  Karschin. 

in  a.    Datiert:    Ot'feubacli    am    Main, 

den   17.  August  1775.     „Ich    treibe    mich 

auf  dem   Lande  herum,  liebe  Frau!  um  das 

Leid    und    Freud,     was    eben    Gott    jungen 

Herzen  zu  ihrem  Theil  gegeben  hat,  in  freier 

16   Luft  zu  gcniessen."     27 — 28. 

b.  Datiert:   Weimar,   den   11.    Sep- 
tember   1776.      „Ich    gedenke    au    meine 
Sünde!     Liebe  Frau,   in  dem  GewUrge    des 
Lebens  vergess'  ich  Alles."  28-29. 
20  c.  Goethe  au  meine  Mutter. 

(Einlage  des  vorigen  Briefes.)     29.    Vgl. 
Gocdche  IV  560.  — 

[11]   Wieland  an  die  Karschin. 
„An    die    Dichterin,    in    welcher    Sappbo 
25   wiederlebt. " 

a.  Datiert:    Weimar,    den    ?>.   Juni 
1775      30-32. 

b.  Datiert:  Weimar,  den  11.  Januar 
1776.     33-34.  — 

30  [12]   Büsching  an  die  Karschin. 

Datiert:  Berlin,  am  29.  Mai  1777. 

34—35.  — 
[13]    Frau    Christiaue,     Gräfin    zu 
Stolberg-Wernigerode     an    die    Kar- 
35   scbin. 

a.  Datiert:  Wernigerode,  17.  Nov. 

1778.  35—36. 

b.  Datiert:  Wernigercde,  22.  Juni 

1779.  36. 

40  c.      Undatiert:      „Werthe      Freundin! 

Dankend  erkennt  mein   Herz  die   liebreiche 

Theilnahuie    an    meinem   Freud   und    Leid." 

36-37.    - 

[14]  Aurelio  de  GeorgiPertola  andie 

45  Karschin.  Undatiert.  ,, Der  Ruf  Ihrer  un- 
vergleichlichen Talente  hat  Ihnen  seit  einiger 
Zeit  eine  grosse  Menge  Bewunderer  in  Italien 
zugezogen.  Durch  einen  langen  und  anhalten- 
den Fleiss,    den  ich    auf  die  Erlernung    der 

50  deutschen,  durch  Ihre  Gedichte  verschönerten 
Sprache  verwandt  habe,  konnte  ich  meiner 
Nation  einen  Theil  der  Produkte  Ihres  Genius 
bekannt  machen,  und  diese  versetzten  uns 
in  einen  allgemeinen  Enthusiasmus.     Ich  bin 

55  nicht  gewiss,  ob  das  vor  einem  Jahre  von 
mir  herausgegebene  Werk  unterm  Titel: 
Idea  dclla  Poesia  Allemanna  (Ideen  der 
deutschen  Dichtkunst)  in  Berlin  angekommen 
seyV   Einer  meiner  berühmten  Freunde,   der 

60  Ihres  Beifalls  würdig  ist,  Herr  Salomon 
Gessner,  maclit  mir  Hoffnung,  Ihnen  einige 
Exemplare  von  diesem  Werke  zukommen  zu 
lassen.  Ich  habe  es  gewagt,  daselbst  in  der 
(iescliichte  der  Poesie  sehr  viel    von  Ihnen 

65    zu  reden  und  versucht,  Ihre  Deukkraft  und 


Ihren  Verstand  zu  analysieren.  — "  37 — 39.  — 

[15]    Archenholz    an    die   Karschin. 

Datiert:  Hamburg,  den  8.  Juni  1787. 

,, Meine  Verehrung  Ihrer  Talente  ist  Ihnen 
vielleicht  nicht  unbekannt,  ich  habe  davon  5 
das  Zeugniss  in  mehreren  Stellen  in  meinen 
Schriften  abgelegt,  unter  andern  in  meinem 
Werk:  England  und  Italien,  bey  Ge- 
legenheit der  Dichterin  CoriUa."  llelmina 
zitiert  die  Stelle  —  10.  Abschnitt,  S.  377,  10 
:^S5  —  und  fiifft  hinzu:  „Vermutlich  war  es 
diese  Gorilla,  welche  der  Frau  v.  Stael  den 
Gedanken  zu  ihrer  herrlichen  Corinna  ge- 
geben." 39 — 42.  — 

[16]  Schubart  an  die  Karschin.  ]-, 

a.  Datiert:   Veste  Asperg,    den  23. 
Febr.   1787.     42—45.  — 

b.  Datiert:  Stuttgardt,  den  3.  Sept. 
1788.     45-47.— 

[17]  [.lohanu  Casp  ar]  Lavater  an  die   20 
Karschin. 

Datiert:    Zürich,    Samstags    Morgen 
den  16.  Febr.   1788.     47—48.  — 

[18]   Se.   Excel  lenz   Graf  von  Ilerz- 
berg  an  die  Karschin.  25 

Datiert:    Berlin,    den    14.   Juli    1791. 
48—49    — 

Graf  Ucrzhcry  hatte  ihr  zur  Labung  und 
Stärkung  ,.cin  paar  Dutzend  Bouteillen 
von  reeht  altem  Frans-  und  Bheinwein^  ge-  so 
Schicht;  sie  sollte  nicht  mehr  zu  ihrem  Genuss 
gelangen,  denn  kurz  darauf  erkranlde  sie 
tödlich  in  Frankfurt  a.  d  Oder,  von  wo 
aus  sie  Tirschtiegel,  ihren  Geburtsort,  be- 
suchen ivollte.  [19 — 50]  —  Sie  kehrte  nach  35 
Berlin  zurück  und  starb  dort  am  12.  Oktober 
desselben  Jahres.  Von  Frankfurt  aus  richtete 
sie  noch  die  folgenden  Briefe  an  ihre  junge 
Enkelin: 

[19]  Briefe  der  Karschin  an  Helmina.       40 

a.  Datiert:    Frankf.    a.    d.    0.    den 
9.  August  1791.     51-52. 

b.  Datiert:     Frankfurth    den     14. 
Septbr.   1791.     52-54. 

c.  Überschrieben:    „An    mein   liebes   4-, 
Mi  neben,      geschrieben      aus      Frank- 
furth"    54 — 55.  — 

Einige  Episoden  aus  ihrer  frithen  Jugend 
schildert  llelmina  auf  den  folgenden  Seiten  ,50 
[5ö — 63];  besondere  Erwähnung  rerdient  die 
Schilderung  ihres  Unterrichts  bei  ühodo- 
wicckg  und  ihres  Verkehrs  in  seinem  Hause, 
in  dem  sie  täglich  mehrere  Stunden  zubrachte. 
,, Während  er  mit  unermüdetem  Fleisse  ,=,5 
arbeitete,  vinterhielt  er  sich  freundlich  und 
belehrend  mit  mir.  Er  bewiess  mir  eine 
recht  väterliche  Sorgfalt,  uud  hatte  liebe- 
volle Geduld  mit  allen  meinen  kindischen 
Einfällen.  Sein  Beispiel  des  Fleisses,  der  60 
Massigkeit,  der  nie  ermüdenden  Barmherzig- 
keit gegen  Arme  und  Leidende,  sein  äcbt- 
christlicher  Sinn  konnten  nicht  gleich  in 
vollem  Masse  auf  mich  wirken;  aber  sie 
haben  nachgewirkt"     [()3  -66.]  ea 


289 


Aurikeln.     ISlg. 


2Ö0 


I'Jnde  17fiS  hrntr  sie  durch  Yermiltlung 
ihrer  liebsten  Ju;iendfreiiiidiii  Adelheid  von  G. 
Frau  V.  Genlis  Jceniieii,  die  ein  ron  Uelmiiia 
gemaltes  Blumenstiiclc  mit  sehr  freundlichen 
5  Versen  pries.  [O'S — ~1.]  Der  „alte  Gleim- 
warnte  die  junge  Braut  —  sie  hatte  sich  mit 
dem  Freiherrn  Carl  Gustav  von  Hastfer 
verloht  und  ward  ihm  am  19.  Angust  1799 
vermählt  [70]  —  brieflich  ivr  dem  Umgänge 
10  mit  ihr  in  vorsichtigen  Wendungen:  ohne 
Frfolg: 

[20]  Briefe  (Heims  an  Helmina: 

a.  Datiert:  Ilal  berstadt,  den  9.  Juli 
1799.     73-74. 
15  b.   Datiert:    Halberatadt,    den    31. 

Juli  1799.     75. 

c.  Datiert:  24.  Januar  1800.    76.  — 

„Während   der  trüben   Zeit    meiner   un- 

20  glücklichen  Ehe  fuhr  ich  in  meinen  schrift- 
lichen Versuchen  von  Zeit  zu  Zeit  fort. 
Mein  Unglück  hatte  in  mir  manches  Gute 
wieder  geweckt.  Hier  sind  einige  Versuche 
aus     jener     Zeit    mit    einigen    freundlichen 

25  Worten  von  .leau  Paul  Friedrich  Richter, 
den  ich  1800  im  Frühling  kennen  lernte, 
und  der  voll  Nachsicht  für  meine  Fehler 
mich  nur  zu  freundlich  zum  Schreiben  an- 
regte: 

30  |21]    Fragment    aus    einem    Roman. 

Vierter.\bschnitt.  Berlin  18Ü0."77— 81.— 
[22]    „Hiernebeu    hatte    Jean    Paul 
geschrieben. 

Sanfte  Seele,  die  uns  wie  eine  Luna  die 

35  Strahlen  der  gesunkenen  Sonne  wieder  giebt, 
in  Deinem  Leben  sei  mehr  Morgenroth  als 
Abendroth,  und  Deine  Sterne  gehn  Dir  nur 
auf,  und  nicht   eher  unter,  als  mit  Dir!   — " 

81.  — 

40  [23]    Celine.     Berlin   1800. 

,,Am  friedlichen  Ufer  des  Genfer-Sees 
steht  eine  einsame  Hütte,  von  dunkeln  Ulmen 
umschattet,  umschlungen  von  Weinranken 
und  Immergrün. 

45  Hier   lebten   in    schöner   Eintracht    Carl 

und  Elise.     Celine,  ihr  Kind,  war  der  P]ngel, 

der  das  Band  ihrer  Liebe  noch  fester  knüpfte. 

Aber  wie  die  Knospe,  vom  giftigen  Mehl- 

thau   befeuchtet,    matt    ihr   Köpfchen   neigt, 

50  und  dahin  welkt,  so  sank  Celine  plötzlich 
hin  auf  ihr  Ruhebettchen.  Die  klaren  blauen 
Augen  erlöschen,  die  rosigen  Lippen  er- 
bleichen, die  blühenden  Wangen  sinken  welk 
ein,  die  Rose  ist  zur  Lilie  verwandelt."     Sie 

55  starb  und  ward  liestattet.  Als  an  ihrem  Grabe 
der  Mutter  Thriincn  /losscn,  rief  Carl:  „Weine 
nicht I  Sie  hat  früh  gefunden,  was  die 
Menschen  so  heiss  ersehnen  —  die  Ruhe! 
Sie  fand  sie  im  Todtenkranz,  und  die  junge 

60    Braut  verliert  sie  oft  in   derMyrthe." 

81—83.  — 

,,Dies  waren,  nebst  ähnlichen  Dichtungen 

die  wehmüthigen  Gedanken,    mit  denen  ich 

die  zerreissenden  Schmerzen  meines  Lebens 

65    zu  beschwichtigen  suchte.     Ich  fand  zuletzt 


nur  noch  in  einer  Trennung  Heil;  diese  zu 
bewerkstelligen  war  schwer,  weil  Herr  von 
Hastfer  lauge  Zeit  nicht  einwilligen  wollte." 
Fndlich,  im  Mai  ISOl,  ward  Hehnina  frei, 
—  mit  dem  Verlust  ihres  Eingebrachten;  5 
atich  ihre  Jcrä nlelnde  Mutter,  bei  der  sie 
während  des  langen  Scheidungsprozesses 
wohnte,  hatte  alles  verloren.  S3 — <s'S'.  — 

Unterdes  hatte  Frau  von  Genlis  schon 
.:u  Beginn  des  Jahres  ISOl  Helmina  dringend  10 
eingeladen,  zu  ihr  mich  Paris  zu  Icommen: 
^ich  biete  Hinen  eine  Freistatt  und  mütter- 
liche Liehe  und  Sorgfalt  an-'  —  Helmina  re- 
produziert mehrere 

[24]  Briefe  der  Frau  von  Genlis.        15 

a.  An  Helmina,  vom  2.  Januar  1801. 

88—89. 

b.  Au  Helm  inas  i\Iutter,  Frau  von 
Klencke,  vom  2.  März   1801.     89—90. 

c.  An  Helmina,  vom  29.  [?]  Februar   20 
1801.     90-91. 

d.  An  Helmina,  vom  30.  April  1801. 

92—93.  — 

Endlich,  am  24.  Mai,  Abends  8  Uhr, 
jolgte  sie  dem  Drängen  der  Frau  ron  Genlis  20 
u?id  reiste  ah;  nach  i  Tagen  unaufhaltsamer 
Fahrt  war  sie  am  Ufer  des  Bheins,  am 
^'.  Juni  in  Paris,  wo  sie  strömender  Hegen 
empfing.  9:s — 9fi.  — 

„Ich  hatte  es  nicht  gewusst,  und  Niemand    30 
hatte  mich  darüber   aufgeklärt,    dass    hinter 
all  den  schönen  Flauen,  bei  Frau  v.  Genlis 
mich    zu    bilden,    von    dort    aus    für   meine 
iMutter  zu  wirken,    sie  mir  nachkommen   zu 
lassen  u.  s.  w.,  der  Böse  versteckt  lag:   eine    35 
ungeduldige    Neugier,    ein   Drang   nach    der 
grossen   Welt,    ein   übermüthiges   Vertrauen 
in  meine  Kräfte.   —  —  Meine  Eitelkeit  und 
Selbstverblendung  war  gross,  mein  Wunsch 
berühmt   zu  werden,   und  in  der  Welt   eine    40 
glänzende  Rolle   zu   spielen,  so   wie   meine 
Verwegenheit,   so  jung,    unter  Fremden    ein 
fernes  Land  zu  bewohnen,  gingen  aus  dieser 
übertriebenen    Eitelkeit    hervor;    ich     habe 
schwer  dafür  gebüsst!''   —   97 — 98.   —   Sie   45 
fühlte  sich   ungluclJich    im  Hause  der  Frau 
von  Genlis,   ein  Gefühl,    das   verstärkt   ward 
durch  die  Bosheiten   eines  Knahen,   Casimir, 
den    diese    aus    Berlin    mit    sich    genommen 
hatte.    99 — 105.     Vgl.  „Unvergessenes'^,  1S58,  so 
I  K;?,  1S5  ff.  — 

Die  folgenden  Blätter  füllt  eine  Auslese 
aus  den 

[25|  Briefen  der  Frau  von  Klencke 
an  Helinina.  55 

a.  Datiert:  Berlin,  den  2.  Mai  1801. 

Der  Brief  lieginnt:  ^Tch  bin  heute  nicht 
so  ohne  Banghrit.  als  gestern  bei  Deinem  Ab- 
schiede, meine  Liebe!'  Also  muss  das  Datum 
verbessert  werden  in  25.  Mai.     106—107.       eo 

b.  Datiert:   16.  Juni  1801.  108-109. 

c.  Datiert:     22.  Juni.     109. 

d.  Datiert:  16.  Juli.     110. 

e.  Datiert:  14.  August  1810.     111. 

f.  Datiert:  17.  Sept.     1801.  65 

19 


29l 


Aurikeln.     181Ö. 


2Öä 


Der  Brief  srhUcsst:    „Maurer    [der    Ic- 
kannte  Verleger]  wünscht,  dass  Un  in  unsrer 
Sprache    ein  fortgesetztes  Werk,    oder,    wie 
es    Stoff    und    Zeit    mit    sich    bringen    will, 
5    schreiben  möchtest:  über  Sitten,  Lebensart, 
Moden,  und  kurz  über  alles,  was  Frankreich 
ausser    den   politischen   Verhätnissen    ]\Ierk- 
würdiges    in    seinem    Innern   und    in    seinen 
bürgerlichen  Verhältnissen   hat.     Dazu   will 
10    er  aber  keine  Beschreibungen  von  Gebäuden 
und  Gegenden,  noch  von  Kunstwerken,  über 
die   Jedermann    schon    schreibt    und    redet; 
aber  von  Künstlern  und  Gelehrten  und  deren 
Eiutiuss  auf's  Ganze."     Das  Ganze  solle  ror- 
15   yetraxien    werden    „in     Yorikscher    Blanier.'^ 
Dasu    bemerkt    llelmina:    „Es    sind    in    der 
Eunomia,    Jahrgang  1801,    meine:    Emp- 
findungen     und     Erfahrungen      einer 
jungen  Deutschen  in  Paris,  abgedruckt.'' 
20  111—113.  — 

[Eunomia,      eine    Zeitschrift     des 
19.  Jahrhunderts.     Von  einer  Gesellschaft 
von  Gelehrten.     Utrausgegehen  von  Fessler 
iindlihode,  Berlin,  hei  Friedrich  Maurer.] 
25  [2(jj  Brief  llelminas:  An  meine  Mutter. 

Datiert:  Versailles,  November  1801. 
114—117.  — 
[271  Meine  Mutter  an  mich. 

a.  Datiert:  Den  25/26.  Januar  1802. 
30          „Ahlefeldt   hat    mir    gestern    eine   recht 

unverhofl'te  Freude  gemacht,  er  war  bei  mir, 
und  bemerkte  Deine  Novellen  und  übrigen 
Arbeiten,  die  ich  eben  Abends  zuvor  zur 
Hand   genommen,    um    sie   dieser  Tage   H. 

35  Maurer  zu  schicken.  Ahlefeldt  bat  sich  so- 
gleich die  Novelle  vom  Ringe  aus,  um  sie 
zum  Druck  zu  befördern.  [Helmina  merkt 
an:  Sie  heisst  das  Jlisstrauen,  und  steht 
in  der  Flora,  Jahrgang  1803]    Als  Schrift- 

40  stellerin  kannst  Du  von  nun  an  froher  Hoft'- 
nung  leben;  würden  doch  alle  Deine  schönen 
frommen  Wünsche  so    erhört!"    118 — 120. 

b.  Datiert:  Den  9.  März  1802. 

120—121. 
45  c.  Datiert:  Den  21.  Juni  1802. 

121—122. 

d.  Datiert:  Berlin,  den  9.  Juli  1802. 

122—123. 

e.  Datiert:    Berlin,    den     17.    Aug. 
50   1802.     123—126. 

t  Datiert:  Berlin,  den  4.  S  ept.  1802. 

126-1.30.  — 

„Am  21.  Sept.  |18(»2]  Nachmittags  wurde 

die   Dulderin  von    allen   Leiden  ohne  Maass 

55  durch  einen  herzlich  ersehnten  Tod  befreit. 
Einsam,  ohne  ihre  Kinder,  musste  sie  sterben, 
sie,  welche  ihre  Mutter  bis  in  den  Tod 
liebevoll  gepflegt  und  erquickt,  sie,  die 
treuste,   redlichste  Mutter,    die  nur  für   ihre 

6ü  Kinder  gelebt  hatte!  —  —  Zum  Denkmal 
auf  ihren  Hügel  ]aul  dem  Liiisenkirchhof[  — 
hatte  sie  ein  schwarzes  hölzernes  Kreuz  ge- 
wünscht, in  dessen  Mitte  sollte  ein  weisses 
Kreuz    gemalt   seyn,   mit  den   Worten:    Es 

65   drückt  nicht  mehr."     130—132.  — 


Unterdes  hatte  sich  Helmina  bemüht,  ein 
anderes  Unterkommen  su  finden,  und  gunächst 
die  Einladttng  yCines  würdigen  Schweigers, 
des  Grafen  von  IJscherni/"  [„I  'nrcrgessenes", 
I  23.i'lf\  angenommen,  einige  Blonate  ~u  ihrer  5 
Erholung  auf  seinem  Landgute  hei  Versailles 
zuzubringen.  Dort  lernte  sie  u.  a.  auch 
Fanny  Beauharnais  kennrn,  deren  Um- 
gang sie  von  Zelt  zu  Zeit  aufsuchte.  „Da 
sie  kein  sehr  glänzendes  Haus  hielt,  .  .  so  jo 
waren  es  nicht  die  Mode-Schriftsteller,  die 
sie  besuchten,  sondern  eine  gewisse  Farthei 
der  raittelmässigen  Schöngeister  fand  sich 
bei  ihr  ein,  .  .  unter  denen  nur  derjenige 
Genialität  und  Würze  des  Geistes  besass,  55 
dem  ausser  dem  Hause  der  Beauharnais  wohl 
kein  Einziges  sonst  offen  stand,  lletif  de 
la  Bre tonne."  [134]  —  Li  dieser  Zeit  be- 
reitete sie  die  Herausfiabe  französischer  Mis- 
zellen,  vor,  deren  Bedaktio»  Cotta,  in  .20 
dessen  Verlag  sie  erschienen,  ihr  anvertraut 
hatte.  Diese  Arbeit  setzte  sie  auch  im 
Hause  des  Biichhündlers  Henrichs  fort,  wo- 
hin sie  im  Spfdherbst  1802  übersiedelte. 

133-138.  -    ..,5 

„Ich  ging  Sonntags  früh  die  Kollegia 
zu  hören,  die  Fried.  Schlegel  über  Poesie 
\ind  Kunst  las:  ich  traf  dort  viele  Deutsche, 
deren  Angedenken  mir  theuer  bleibt:  Carl  39 
Freiherr  von  Hardenberg-Reventlow 
und  dessen  liebenswürdige  Gemalin,  dessen 
Freund  Herrn  von  Bülow,  nachherigen 
Finanzminister,  den  Freiherrn  v.  Otterstädt, 
Hrn.  Achim  v.  Arnim,  den  wackern  35 
Schweizer  Muralt,  den  gelehrten  Dänen 
Oersted,  den  verewigten  Keichardt,  den 
Professor  Jagemann  .  .  .  und  viele  andere 

wackere  Männer  mehr.   [138] Bei  dem 

Umgang  mit  Friedrich  Schlegel  ersehloss    40 
sich  mir  eine  neue,  überraschend  reiche  und 
lebenvolle  Welt  von  Begriffen,  Bildern  und 

Gedanken.    [139] Ich  lebte  nun, 

fast  wie  ein  unabhängiger  Mann,  ohne  häus- 
liche Pflichten,  ohneAngehörige,  ohne  wahre  45 
Freunde,  ganz  der  Poesie,  der  Kunst,  den 
Anschauungen  ohne  Zahl,  welche  das  damals 
höchst  lebendige,  blühende,  heitre  Paris 
darbot,  und  wenn  ich  an  irgend  eine  Zeit 
meines  Lebens  mit  heissem  Schmerz  über  jq 
die  in  Nichtigkeiten  und  Wahn  verscherzten 
Tage  zurückdenke,  so  ist  es  an  jenes  Jahr, 
wo  meine  wissenschaftliche  und  poetische 
Ausbildung  so  einseitig  betrieben  wurde,  und 
wo  ich  so  falsche  Lebensansichten  gewann.  55 
Ich  vermeinte,  stets  nur  der  Poesie  leben 
zu  müssen,  nie  Gattin  und  Mutter  werden 
zu  sollen,  weil  die  Ausübung  häuslicher 
i'flicbten  mir  drückend  und  gemein  erschien. 
Ich  stand  dicht  am  Abgrund  —  wie  wunder-  eo 
bar  die  Vaterhand  Gottes  mich  durch  Leiden 
errettet  hat,  auf  welchen  dunkeln  und  ver- 
schlungenen Pfaden  mich  der  Allmächtige 
zur  Erkenntniss  des  Keclitcn  geführt,  dazu 
fehlet    mir    in    diesen   Blättern   Kaum,    und   65 


293 


Aurikeln.     1818. 


294 


meinem  Herzen  gebricht  es  noch  an  Kraft, 
es  auszusprechen."     140  —  141.  — 

Auch  Madame  llecamier  lernte  Ifelmina 
5  d-imals  kennen:  vor  allem  im  Hause  Schlriicls 
Antoinc  Leonard  de  Chezy,  den  ürientalisten, 
unter  dessen  Lcilantj  sie  das  Persische  zu 
studieren  begann,  dessen  Gattin  sie  nach  kurzer 
Frist  ward.    Noch  der  letzte  Brief  ihrer  Mutter, 

in  wenige  Wochen  vor  ihrem  Ende,  hatte  zu 
ruhiger  Prüfung  aufgefordert;  ihre  War- 
nungen waren  nur  zu  bereehtigt.  Sie  hätten 
wohl  noch  dringender  gelautet,  wenn  die  Mutler 
das    tcnglciche    Paar    noch    halte    beot)achtcn 

15  kiinnrn:  das  junge  zwanzigjährige  Weib,  — 
scliönlwitdurstig,  Naturschwärmerin,  übcr- 
schwänglich  in  ihrem  Fühlen  und  seinem 
Ausdruck,  die  Veränderung  liebend,  stets  von 
einer   unstäten    Begeisterungscligkeit    crfiiUt, 

20  nicht  zuletzt  ehrgeizig  — ,  und  den  dreissig- 
y'ihrigen  Konservator  der  orientalischen  Hand- 
schriften, der  „von  seinem  Studium  des 
Indischen  dergestalt  hingenommen  war,  dass 
er  an  nichts  anderm  auf  der  Welt  noch  An- 

25  theil  nahm,  und  allenfalls  mit  seinen  Manu- 
skri/iten  in  eine  thetxiische  Wästc  gegangen 
tvärc.^  [lOfJ]  Es  ist  übrigens  bemerkenswert, 
dass  gegen  Herrn  von  Chezy  in  diesen  Er- 
innerungen nirgends  Vorwürfe  erhoben  wo  den, 

3n  überhaupt  die  Frage  nach  dem  Masse  der 
Schuld  an  der  einige  Jahre  später  notwendig 
werdenden  Scheidung  in  der  Schwebe  gelassen 
wird.  Helminas  Sohn  Wilhelm,  in  seinen 
„Erinnerungen    aus     meinem    Lehen'^ 

35   \1863f,  1.  Band],  die  durch  einen  Zug  von 
hämischer       Pietällosigkeit       unsympathisch 
■  wirken,  wird  sehr  viel  deutlicher  und  charakte- 
risiert seine  Mutter  schonungslos.  — • 

Die  lledaktion  der  französischen  Miszellen 

40  gab  Helmina  bald  ab:  redigierte  später  die 
Zeilschrift  Tltalie  et  Melpomene  und  ver- 
ö/fenl lichte  1805 f.  ihr  Werk  ^Kunst  und 
Leben  in  Paris"',  „welches  Napoleon  ISll  in 
Paris   bei  den   deutschen  Buchhändlern  auf- 

45  suchen  und  prohibieren  liess."^    lil — 143.  — 
„Meine  Unbekanntschaft  mit  den  Namen 
der  südlichen  Formen,  und  meine  Leichtig- 
keit, mich  in  eine  jede  hinein  zu  schmiegen, 
war  Ursach,  dass  ich  mein  erstes  Sonnet 

50  und  meine  ersten  Stanzen  und 
Terzinen  dichtete,  ohne  zu  wissen, 
dass  dies  Formen  waren,  die  von  der 
Schule  gescliätzt  wurden,  und  welche 
damals    noch    ihre    Schwierigkeiten    hatten, 

.>,5  über  die  man  seitdem  ganz  gemächlich  hin- 
wegsprang."  —  v-S-V  Ilclmina,  Du  hast  Ja 
ein  Sonnet  gemacht!'^  rief  Dorothea  Schlegel 
eines  'Tages  angesichts  eines  Gedichtes,  das 
Hclmina    „ganz    unwillkürlich    in   die  Form 

60  eines  Sonetts  gebracht"'  hatte.  Ein  andermal 
rief  Friedrich  Schlegel  überrascht  und  freudig 
aus,  das  seien  Ja  recht  schöne  Terzinen,  die 
sie  ihm  da  zeige,  und  fügte  hinzu:  „Unser 
Einer  ist  froh,    wenn  er  eine  Seite  Terzinen 

tjb  herunter  hall"  Kurz  darauf  regte  sie  ein  Ge- 


dicht Arnims  in  Stanzen  an,  sich  im  gleichen 
Versmass  zu  versuchen,  und  erfuhr  ebenfalls 
erst  von  Friedrieh,  dass  sie  „Stanzen,  und 
zwar  gute"  gemacht  hätte.     113 — 115.  — 

Damals  lernte  sie  auch  Frau  von  Kr  ü  dener   5 
in   Paris   kennen   und    übersetzte  gemeinsam 
mit  Dorothea  Schlegel  iliren  lioman   Valerie 
aus  dem  Manuskript,  ebenso  wie  sie  Dorothea 
geholfen    hatte,    den  Merlin    zu    übersetzen, 
der  den    ersten   Band   der    „romantischen   10 
Dichtungen  aus  dem  Mittelalter"  bildete, 
die  1S04    unter  Friedrich   Schlegels    Namen 
erschienen.     Den  zweiten  Band  dieser  Samm- 
lung   füllte    Helminas     damals    entstandene 
Ül)ersetzung    der   Geschichte    der   „schönen   10 
und      tugendsamen     Euryanthc      von 
Savoyen."     145 — 150.  — 

Ich  war  damals  (1802,  1803)  von  von 
Buonaparte  sehr  eingenommen,  und  machte 
ihm  ein  Sonnet,  welches  ich  ihm  aber  nicht  20 
erst  zuschickte;  ich  wollte  auch  seine  Thaten 
in  einem  epischen  Gedicht  feiern,  aber  ich 
war  eben  so  getäuscht  in  meinen  Erwartungen 
von  meinem  Talent  zur  Epopöe,  als  von 
dem  Verdienst  meines  Helden,  und  am  Tage,  25 
wo  Enghien  fiel,  zerriss  ich  meine  Stanzen, 
mit  denen  ich  mir  nicht  wenig  gewusst  hatte." 
,,Es  sei  ihr  später  oft  zum  Vortvurf  gemacht 
worden,  dass  sie  dieses  Sonett  in  ihre  Ge- 
dichte aufgenommen  habe  [Gedichte  der  30 
Enkelin  des  Karschin,  ISIS,  I  3(j\;  es 
sei  aber  „ein  Freipass  für  ihre  Sammlung, 
ja  für  ihre  Person"  gewesen. 

„Der  deutlichste  Beweis,  dass  ich  durch 
Aufnahme  dieses  Sonnets  nur  Sicherheit,  zb 
nicht  eine  elende  Schmeichelei  bezweckte, 
ist  der  notorische  Umstand,  dass  ich  die 
beste  Gelegenheit  hatte,  meine  Sammlung 
durch  den  Fürsten  Primas  an  Napoleon,  oder 
an  Marie  Louise,  Kaiserl.  Hoheit,  zu  senden,  40 
und  dass  diese  Sendung  hinreichend  gewesen 
wäre,  mir  den  Weg  zum  Glück  zu  bahnen; 
denn  Napoleon  fühlte  sich  sehr  geschmeichelt, 
wenn  ihm  deutsche  Dichter  huldigten.  Ich 
that  das  nicht,  unverkennbar  ist  es,  dass  ich  45 
zu  redlich  und  stolz  war,  mein  Glück  dem 
Tyrannen  danken  zu  wollen,  den  ich  laut 
verabscheute,  so  dass  mich  Freunde  baten, 
vorsichtiger  in  meinen  Reden   zu  seyu." 

150—155.  —   50 

,,Ich  habe  schon  erwähnt,  dass  die 
Pflichten  der  Hausfrau  und  Mutter,  die  ich 
mir  bewusst  bin,  redlich  und  mit  der  höchsten 
Anstrengung  erfüllt  zu  haben,  mich  vom 
Studium  des  Persischen  abhielten.  Meine  55 
Verhältnisse  machten  noch  immer  Arbeiten 
nothwendig,  welche  ich  selbst  im  Wochen- 
bett nicht  versäumte.  [Wilhelm  von  Chezy 
wurde  am  21.  März  1806  geboren]  Der 
Morgenstern  fand  mich  oft  noch  am  Schreib-  60 
tisch,  während  mein  Wilhelm,  au  meiner 
Brust  schlummernd,  Nahrung  sog.  Was 
ich  in  jener  Zeit  gestrebt  und  geduldet, 
das  weiss  nur  Gott."  Die  Schwierigkeiten 
in  ihrer  Ehe  begannen  bereits  im  Früh-  65 
19» 


295 


Aurikeln.     1818. 


296 


jälir  1S07,  als  sie  mit  ihrer  Schwiegermutter 
im  Palais  Bourhon  rine  Wohnung  von  fünf 
Trimmern  in  der  Weise  teilen  musste,  dass 
jener  zteei  hohe  u)id  geräumit/e  Gemächer  ge- 
5  geben  wurden,  tciihrend  das  Ehepaar  die  drei 
Enircsols  erhielt,  üher deren TJumpfheit llelmina 
bitter  klagte.     155 — 15S.  — 

Zu     eben    dieser    Zeit     lernte    sie    auch 

Wilhelm    Schlegel    kennen    „dessen   lieb- 

10   reiches    Zureden    und    nur    zu    freundliches 

Lob    meiner    bisherigen    Bestrebungen     auf 

kurze  Zeit   wieder  Leben   in   meinen    Geist 

hauchte,    der   unter   manchem  Leid  gebeugt 

war."     Auch  mit  Sinclair  und  Koreff  ver- 

15   kehrte  sie;  vor  allen  andern  stand  ihr  Therese 

aus  dem  Winkel  nahe,  deren  Haus  sie  jeden 

Sonnabend  regelmässig    besuchte.      Bort    traf 

sie    oft    mit    Oehlenschläger    susammen. 

158 — 15'J.      [„Unvergessenes"    I  315 f;    das 

20  game  3.  Kapitel  des  1.  Bandes,  S.  177 — 377, 

ist    dem  Aufenthalt    in  Paris  gewidmet.]  — 

Unterdes    nahmen   die   häuslichen   Äfiss- 

vcrsiändnisse    zu;    im   Sommer   1808   bezog 

Helmina,  mit  Einwilligung  ihres  Gatten,  eine 

25    „höchst  an  in  utige''  Wohnung  in  Mo  n  t  ni  o  r  ency 

Eousseaus  Lieblingsort.     Sie  wollte  das  Haus 

ihrer  Schwiegermutter  nicht  wieder  bewohnen. 

159—165. 
[28]    Brief   der    Frau   von   Stael   an 
30   Helmina. 

Datiert:  Coppet  7.  Sept.  1808.  166.— 

„Die  Klage  der  Frau  v.  Stael  über  ilire 

Verbannung    rührte    mich    tief;     ich    wollte 

versuchen,  sie  zu  trösten,  nicht  ahnend,  dass 

35    es  mir  wunderbar  gelingen  würde. 

Ich  schrieb  ihr  aus  dem  Gedächtniss  die 
mir  stets  gegenwärtige  Ode  des  Hafis, 
die  ich  einst  in  der  leidenvollsten  Stunde 
meines  Lebens  unter  Thränen  nieder- 
40  geschrieben,  indess  mein  Mann  sie  mir  in 
die  Feder  sagte: 

„Jusuf  der  langverlornc  kehrt  einst  noch 
zurück  nach  Canaan,  tröste  Dich!" 

4.5  Frau   von    Stael    liess    mir    durch    ihren 

vortrefflichen  Freund  \August  Wilhelm 
Schlegel]  auf  das  innigste  für  diese  Ode 
danken,  welche  sie  höchst  angenehm  über- 
rascht und  erquickt  hatte."   166 — 10)8.  — 

50  An  einem  regniehten  Herbsttage  ISo,'^ 
entstand  in  Montmorcncii  die  „M  linder - 
nacht  in  Arabien",  ubqedrtiekt  in  den  Ge- 
dichten 1813,  Bd.  -',  S.  84ff.  Vgl.  dort  auch 
das  Gedicht  auf  das  Thal  M."     Bd.  1,  S.  7i>. 

55   \16d\  — 

„Gegen  den  Winter  wurde  es  nothwendig 
für  mich,  Paris  wieder  zu  bewohnen.  Mein 
Mann  blieb  zur  Pflege  seiner  höchst  krank- 
lichen Mutter  bei  ihr,    und   ich   bezog   eine 

60   Wohnung  in  seiner  Nähe  .... Unter 

den  vielen  Deutschen,  die  mich  jenen  Winter 
besuchten,  erinnere  icli  mich  besonders  des 
berühmten  Werner  und  des  würdigen  Carl 
V.  Morgenstern.    —  —    In  der  Mitte  Mai 

65   1809   ging   ich    nach   Moutmnrency    zurück. 


.  .  Ich  lebte  einige  Monden  ganz  einsam  und 
glücklich  in  einer  süssen  Wehmuth  fort. 
Mein  Lied  der  Lerche  diclitete  ich  in 
jenen  Tagen,  so  wie  das:  beim  Wellen- 
klang, beim  Waldgesang,  und  manches  5 
andre  meiner  Lieder,  die  zum  Theil  schon 
bekannt  sind 

Lerchengesang. 
1809. 
Was  tönt  so  süss  aus  holiem  Blau  10 

Hinunter  in  die  Blumenau, 
Es  sind  der  Lerche  Lieder.  — 
[Gedichte  1812,  II  53f;  verändert  | 

,.Tief    im    November    (1809)    bezog    ich    15 
wieder  eine  Wohnung  in  Paris,  dies  war  der 
traurigste  Winter  meines  Lebens.  Der  Krieg 
mit    Oestreich    hatte     in     die    litterarischen 

Unternehmungen  Stockung  gebracht 

Während  des  Winters  zahlte  Napoleon  die  20 
Besoldungen  nicht  aus,  und  Hülfsquellen 
hatte  ich  nicht,  meine  Lage  war  höchst 
drückend  und  schmerzlich.  Die  Theurung 
war  übermässig  gestiegen.  Endlich  war  der 
lange  Winter  überstanden,  und  der  Mai  (1810)  25 
rief  mich  nach  Montmoroucy  zurück,  wo  ich 
wieder  Athem  schöpfte."   169 — 175.  — 

Die  Bedrängnisse  dieses  Winters,  dazu 
ihr  eigener  kränklicher  Zustand  und  die 
welkende  Gesundheit  ihrer  kleinen  Kinder  er-  30 
weckte  in  Helmina  ^mit  3Iacht  die  schlum- 
mernde, langgehegte  Sehnsucht  nach  Deutsch- 
laiid"^.  Paris  wurde  ihr  „mit  jedem  Tage 
mehr  vcrhasst."  „Ich  sehnte  mich  nach  un- 
gestörter Euhe,  nach  einer  Hütte,  wo  ich  35 
mit  meinen  Kindern  leben  könnte,  ohne 
tägliche  nagende  Nahrungssorgen,  .  .  .  Ich 
bat  demnach  meinen  Mann,  mir  zu  erlauben, 
dass    ich    mich    mit    meinen    Kindern    nach 

Deutschland  begeben  dürfe. Mein  Mann    40 

gab  mir  seine  Einwilligung,  und  wir  gingen 
beide  zum  General  v.  Krusemark,  dem 
damaligen  Gesandten,  um  meinen  Pass  aus- 
fertigen zu  lassen,  der  auf  Berlin  ausge- 
stellt wurde,  wohin  ich  niclit  zu  kommen  4s 
gedachte!  Ich  ging  nach  Heidelberg, 
welches  mir  von  allen  deutschen  Freunden 
mit  Eecht  als  ein  Ort  geschildert  war,  der 
alle  bezaubernden  Keize  der  Natur  mit  den 
Gemächlichkeiten  einer  wohlfeilen  Lebens-  50 
weise  vereinige.  — IMit  den  bittersten  Thränen 
verliess  ich  das  schöne  Montmoreney  am 
l-l.  Sept.  181(1.  —  —  Von  Niemand  in  Paris 
nahm  ich  Abschied,  als  von  meinem  Manne, 
vom  Vater  meiner  Kinder,  von  dessen  Herzen  55 
ein  ungünstiges  Geschick,  nicht  Abneigung 
mich  fortriss  .  .  .  ."   176 — 179.  — 

[29]  Brief  der  Frau  von  Stael  an 
Ilclmina. 

Datiert:  Blois  ce  11.  Sept.  IHK).  eo 

180-181.  — 

Es  ward  bequem  gereist:  täglich  nicht 
mehr  als  10  Stunden.  In  Heidelberg  hei  einer 
Professorin  Fischer  am  Fuss  des  Schlos.fbergs, 
zurückgezogen,  ^beinahe  ganz  einsam"  lebend,  aj 


297 


Aurikeln.     1818. 


298 


fand  sie  die  Brüder  Boisseree  ivieder,  die 
sie  schon  in  Paris  bei  Friedrich  Schlegel 
gesehen  hatte,  und  gewann  ein  neues  Kunst- 
verstdndnis  im  Genuss  ihrer  herrlichen  Samm- 
f,  hing.  181—188.  —  Zum  ersten  Mal  ward 
ihren  Kindern  eine  Weihnachtsbcschcning  zu 
teil  .  .  . 

„Mitternaclit  fand  noch  den  leuchtenden 
Christbaum  und  unsre  frohen  wachen  Blicke. 
10  Das  Christfest  leuchtete  noch  duicli  die 
folgenden  Tage  bis  zum  Neujahre  1811 
freundlich  durch  unare  einsamen  Stunden 
hin,  und  das  vcrhängnisroiche  Jahr  schloss 
sich  heiter  in  ungestörtem  Frieden  des  Da- 
l.T    seyns  für  mich!   1S9 — 190."   — 

Gedichte.     191.  —  192  bleibt  frei.  — 
Dein  hardst  ein:   Liebesschmerz. 
„Ich  sass  mit  ihr  am  Bach  allein, 
Der  Mond  war  aufgegangen, 
20  Und  lüstern  sah  der  bleiche  Schein 

Den  Morgen  ihrer  Wangen."   193.  — 
1)  e  i  n  h  a r  d  s  t e  i  n :   L  i  e b  e  s k  1  a  g e. 
„Kothe  Lippen,  rothe  Rosen, 
Hat  die  Sehnsucht  aufgeschwellt"      194.  — 
25    D  e  i  n  h  a  r  d  s  t  e  i  n :   Die  A  n  t  o  u  s  b  r  ü  c  k  e  i  in 
Helenenthal   bei  Baaden. 
„Es  steh'n  zwei  graue  Felsen 
Und  schliesscn  ein  Bächlein  ein; 
Zwei  Tannen  schauen  herunter, 
30        Die  Jedem  das  Her;',  erfreun."   195.   — 

Deinhardstein:  Alte  Zeit.    Vor  der 
Veste  Merkenstein. 

„Andachtsvoll  schau'  ich   nach  jener  Stelle, 
Niederknieen  möcht'  ich  an  den   Stufen" 
35  196.   Trochäisches  Sonett.  — 

Assur  [=  David  Assur  Assing,   1787 — 
•     1842;  GocdeJce   VI  18ti]: 

Der  Gang  zum  Liebchen. 
„Ich  ging  zum  Liebchen  feine 
40  Hin   über  manchem  Grab"   197.  — 

Assur:  Die  Begegnung. 
„Als  ich  ging  zu  meinem  Kinde 
Sah  ich  auf  dem  Weg  zwei  Blinde 
Tappend  mir  entgegen  gehn."  197.  — 
45  Assur:  Blumen  im  Winter. 

„Wann   Haine    und   Gärten    im   Winter   er- 

[starrten, 
Dann    werden    die   Mägdlein    zu    lebendem 
[Garten"  198.  — 
50  Assur:  Im  Spätherbst  1813. 

„Von  feindlichem  Geblütc  wallt  beflossen, 
Gleich  einer  roth  von  Blut  besprengten  Leiche 
Der    Mantel,     der     die     Glieder    hält    um- 
[schlossen"  198—199.  Stanzen.  — 
56  Assur:    Lied    des  armen   Mädchens. 

„Das  schwarze  Brot,  das  schwarze  Brot, 
Für  meine  Mutter  in  der  Noth 
Hol'  ich  vom  Bäcker  her."   2(MJ.   — 
Assur:  Die  Einsame. 
60  nDcr  Aliend   ist  so  lange, 

Mir  armen  Kind  wird  bange, 
Ich  sitze  ganz  allein."  201.  — 
Helm  in  a  [v.  Cheii/]:  Glosse. 
Thema:  „Himmelschlüssel,  Blümlein  kleine, 
65  Kommst,  den  Himmel  aufzuthun; 


Himmel  ist's,  auf  Erden  ruhn 
In  der  Liebe  Maienscheine."  Lochen. 
„Spriesset,  knospt  auf  grünen  Auen, 
Air    ihr    Blümlein    wonniglich"     202—303. 
Tgl.  Pissin,  Locbens  ausgew.  Gedichte,  S.  52f. 
II.  Aniu.  S.  KiO.  — 

Graf  V.  Blankensee  [Georg,  1792  — 
lSti7;  GoedeJce  VIII 280f]:  Die  drei  Jüng- 
linge. 

„Drei    Jünglinge     wandelten    einstmal    gar 

[weit,  — 
Erdolchet   sie   fanden  die   lieblichste  Maid" 

204.  — 
Graf     V.     Blankensee:      Die     drei 
Schwäne. 

(Als  Aufgabe  nach  Gottschalks 
Sagen  S.  202  treu  bearbeitet.) 

„Ein  Knabe  stand  auf  grüner  Flur" 

205—215.    - 
Wilhelm  von  Seh  ütz(CA>-ts/w«IF!7//e/m 
von  Schätz,  1776—1847;  Goedecke    VI  llOf] 
Prüfungszeit. 

„Wenn  die  Zeit  der  Leiden  naht, 
Dir  zu  demuthsvoUem  Bussen, 
Tilge  nicht  der  Thränen  Saat, 
Such'  die  Thränen  zu  versüssen."  213.  — 
C.  N.  [=   Carl  Adolf  Nükc,  Eeperior.  I, 
Sp.   317,   12]: 

Der  Liebe  Jahreszeiten.  Zi/klus  von 
4  Sonetten. 

I. 
„Soll  ich   dich  meiden,    seligstes  Verlangen, 
Was    scheinst    du    dich    vor   andern    mir    zu 
[neigen?"     214. 
II. 
„Nun    furcht  ich  nicht  mehr   des  Geschicks 
[Empörung 
Und    jeden   Wunsch   mag  es   mir  nun    ver- 
[sagen"  215. 
HL 
„Wohl   mag    so   schnell   des  Stromes   Flulh 
[nicht  rauschen"  216. 
IV. 
„Was   klag'  ich  noch,    warum  noch  fliessen 
[Thränen?"   217.  — 
Wilh.   von  Schütz:   Das  Wahre. 
„Wenn  was  wahr  ist,  du  willst  finden 
Lerne,  eine  Lieb'   erfassen 
Von  ihr  bis  zum  Tod  nicht  lassen, 
Lind   Ein  Licht  wird   sich   entbinden.     218. 
Die  3.  (letzte) Strojilic  lautet  mit  <liexer  gleich. — 
Koroff:  yjiihaiui, Ferdinand,  178.3—1851, 
Gocdecke   VI  18(if\: 
Misstrauen. 

„Wie  hast  du  dich,  Freude, 
Verirrt  mir  ins  Herz?"   219—221.   — 
Koreff:  Marc  Aureis  Büste. 
Der  Beschauer. 
„Sprich,  warum  denn  so  ernst,  warum  in  die 
[Güte  der  Weisheit 
Mischt  sich  der  Trauerzug,  der  um  die  Lippe 
[dir  klagt? 
Der  Kaiser. 
Schau'   in  mein    Leben   zurück!     Tief  hab' 
[ich  die  Menschen  geliebt  ja. 


299 


Aurikeln  1818. 


300 


Redlich  wollt'  ich  ihr  Glück,  ach!    und  ich 
[kannte  sie  gut."  221.  — 
Justinus  Kerner:      Frühlings- und 
Gesanges-Er  wachen. 

5  .  1-         .  . 

„Könnt'  ich  einmal  wieder  singen, 

War'  ich  wiederum  gesund"     222. 

2. 
„Es  wollen  Vögel  wieder  singen, 
10  Es  wollen  Blumen  wieder  blüh'u"  223. 

Justinus  Kerner:  Lied. 
„O  könnt  ich  einmal  los 
Von   all'    dorn  Menschentreiben"   224 — 225. 
.lustinus  Kern  er:   Lied. 
LS    „Warum  Du  nur  Klagetöne.»»  225—226.  — 
Wilhelm,     Freih.     v.     Eichendorff. 
[Willielm  Freiherr  von  Eiche ndurff,  1780  bis 
1849,  Goedckc   VIII  196 f.]: 
Geheimer  Wunsch. 
20    „Mich   entzückt  das  Frühlingswehen, 

Und  des  Sommers  Morgenluft"  227 — 028.  — 
Gottwalt  [i^  Seegemund]:  Einsamkeit 
und  Liebe. 

„Nur  Ein  Wort,  nur  Ein  Gedanke!"  229-230.- 
25       Novellen.  231.  —  S.  232  bleibt  frei.  — 

Helmina  von  Chezy:  GrafAlarkos. 
233—275.  — 
S.  276  bleibt  frei.     Abhandlungen    277. 
S.  278  bleibt  frei.  — 
.so  Helmina  v.   Chezy:  Vom  Seyn  und 

Schein  im  christlichen  Wandel.     Eine 
Skizze.     27!) — 299.       «Wer     jemals      die 
Süssigkeit  des  inneren  Lebens  in   Gott  und 
in  Christo    empfunden,    und    sieb    aus    dem 
35   Treiben   der    Welt    in    jenes    Asyl    zurück- 
gezogen,  wo  des  Herrn  Frieden  waltet,  und 
wollin    wohl    keiner,     wie    gerecht    er    sich 
selbst  erscheinen  möge,  ohne  Busse  gelangt; 
—  wer  jemals  sein  irdisches  Hoflfen,  so  wie 
40    sein   Leid  in  Gottes  Hand  gelegt,  und  jedes 
Miasgeschick    mit  Ergebung  getragen,     ein- 
gedenk der  Leiden  unsers  Erlösers,  und  klar 
erkennend,     dass     es     sonst    für    uns    kein 
Unglück   giebt,    als    das,    den    himmlischen 
4.=,   Vater    durch    Sünde  zu    betrüben:    der   liat 
auch    wohl    einen    unwiderstehlichen  Drang 
empfunden,    sein    aus    Schmerzen    erblühtes 
Glück  den  Brüdern  mitzutheilen,  und  seine 
Ijieben    auf    dem    Wege,    den    er    für    den 
6(1    rechten  erkannt,    zu  Gefährten    einzuladen; 
der  hat   auch  wohl  wünschen  müssen,    Gott 
möchte  die  Kinder  der  Welt  der  Leere  und 
Trostlosigkeit  eines  Daseyns  entreissen,  das, 
mit  Selbstsucht    nur   für    die    nichtige  Ver- 
55    gänglichkeit  irdischer  Hoffnungen  bereclinet, 
dem  Irrthum  und  der  Sünde  verfallen  ist."  — 
Helmina  v.  Cliözy:  Die  altdeutsche 
und     altniederländische     Malcrkunst. 
Geschichtliche     Ueber  sieht     alter 
fio   Gemälde,  im  Besitz  der  Herrn  Focii ein 
iu       Cöln,         Wallraf       ebendaselbst, 
Boisseröe  in  Heidelberg,  Freiherr  von 
^lehring     und     Lioversberg     in     (^öln, 
Bettendorf   in    Aaclien,    Obrist  Kühle 
65   von  Liljenstern  in  Berlin,  und  einiger 


Gemälde  iu  der  Schlossgallerie  zu 
Aschaffenburg.  300 — 362.  „Dem  ewig 
denkwürdigen  Erwachen  deutschen  Volk- 
sinns zur  That,  giug  als  Herold  wenige 
Jahre  das  Erwachen  des  Sinus  für  altdeutsche 
Kunst  und  Poesie  voraus.  Gleichzeitig 
mit  der  Uebersetzung  des  Liedes  der  Nibe- 
lungen, und  andere[n]  schönen  Bestrebungen, 
war  das  Wiederaufsuchen  der  heiligen  Ueber- 
reste  der  bildenden  Kunst  unserer  Väter, 
waren  die  Bemühungen  würdiger  junger 
Künstler:  Cornelius,  Tieck,  Ilenschel 
in  Cassel  und  vieler  Andern,  wieder  ein 
frommes  und  ernstes  Streben  iu  der  Malerei 
und  Bildhauerkunst  zu  ergreifen,  und  im 
Geist  der  Väter  Künstler  zu  seyn. 

Das  Wiederaufsuchen  alter  Gemälde  hat 
durch  Friedrich  Schlegels  Anregung  in  Cöln 
am  Ehein  seinen  Anfang  genommen.  —  — 
Herr  Kanonikus  Wallraff,  der  Herr  Lie- 
versberg,  Herr  Rektor  F och  ein  ,  und  vor 
allem  die  Herren  Sulpitz  und  Melchior 
Boisseree,  waren  die  ersten,  welchen  wir 
es  zu  danken  haben,  dass  eine  ungeheure 
Menge  wahrhaft  köstlicher  Altertbümer  dein 
Untergang  entrissen  worden  sind.  Herr 
von  Mehring  hat  seine  schöne  Sammlung 
grösstenteils  geerbt,  besitzt  in  dieser  auch 
keine  bedeutende  Anzahl  altbyzantinischer 
und  altdeutscher  Gemälde,  wenn  diese  gleich 
sehr  schön  sind.  Bettendorffs  Gemälde 
sind  gleichfalls  Fatnilien-Eigenthum.  Obrist 
von  Rühle  verdankt  seine  Sammluug  an- 
haltenden preiswürdigen  Bemühungen. 

Der  Hauptzweck  benannter  Gemälde- 
sammlungen ist:  Altdeutscbe  Kunst- 
werke vereinigt  zu  bewahren,  und 
sicher  ist  dieser  Zweck  jedes  Lobes  werth! 

"    (300—302.]     S.' 305— 339    stimmen 

fast  wörtlich  mit  Hclminas  Ausf/ihrungen  zu, 
Bci/inn  der  „Sängerfahrt"^,  pag.  VII — 
XVII,  iibercin:  ,.Im  Schlosse  zu  Aschaffen- 
burg, in  der  Gallerie,  befinden  sich  einige 
der  herrlichsten  Alb  recht  Dürer,  die  ich 
kenne.  —  —  Im  ersten  Saal  hatte  S.  k.  H. 
der  hochselige  Grossherzog  Carl,  die  gött- 
lichen altdeutschen  Bilder  vereinigt,  die  in 
seinem  Besitz  waren."  [339f.]  „Kehren  wir  zu 
Boisser^e'sBesitzthüinern  zurück.  "[342 -356.] 
Der  Sammlung  des  Freiherrn  von  3Iehring  in 
Cöln  werden  nur  wenige  Worte  gewidmet. 
[356f.]  „Die  Sammlung  des  Rektora  Fochem 
in  Cöln  gäbe  wegen  ihrer  klassischen  Ein- 
heit zu  einem  eigenen  Werke  Stoff,  und  ist 
mir  nicht  gegenwärtig  genug,  um  über  sie 
ausführlich  zu  sprechen."   [357  f.] 

„Der  verdienstvolle  Obrist  Rühle  von 
Lilienstern  sammelt  seit  einigen  Jahren 
Altdeutsche  und  Niederländische,  zum  Theil 
auch   Italienische  Bilder. 

Bis  jetzt  ist  seine  Sammlung  mehr  merk- 
würdig als  schön,  wenn  sie  gleich  schon 
maiichos  Heri liehe  in  sich  fasst."  [358 ff]  — 

L.  [=  ZyOc6(7/|:  Lobcnsansich teu.  „Um 
das,  woran  das  Zeitalter  in  seiner  Gestaltung 


301 


Gaben  der  Milde.     1817,  1818. 


302 


zu  kranken  pclicint,  kurz  und  docb  bündig 
zu  bezeielinen,  scheint  der  kurze.  Satz  hiu- 
reicbend:  „Es  feblt  uns  der  Naturliauch  des 
Lebens,  der  von  Gott."  362 — 373.  — 

L.    [=    Loehen\:     Weihn  achts  -  Erap- 


findungen  eines  Genesenen  im  Freien. 
Datiert:  19.  November  1813.  ^Icb  habe 
wieder  die  Kraft  gehabt  auf  einer  Wiese  zu 
gelien.  Es  war  ein  frühlingrblauer  Noveniber- 
tag.«  374—376.  — 


Verseichuis  der  Mitarbeiter  an  den  Aurikeln. 

Assyr  Assiiig  Kerner 

Graf  Blanl-ensee  Koreff 

He/müia  von  Chezij  Loeben 

Deinliardstein        "  C'.  N.  —  Catl  Naehe 

Wilhelm  von  Eichendorff  Wilhelm  von  Schütz 

GoUwall  =  Seegemund  Seegemund,  s.  Gottwalt. 


Gaben  der  .Milde. 
Erstes  [bis  viertes]  Bündchen. 

Für  die  Büeher-Verloosung 

^zum  Viirtheil  hülfloser  Krieger" 

herausgegeben 

von 

F.  W.  Gubitz. 

[Friedrich   Wilhelm,  1786—1870.] 

Ort  und  Zeit:  Berlin  1S17,  181S. 

Format:  8". 

Schriftart:  Fraktur. 

Fundorte:  Kimigl.  Bild.  Berlin;  I'niv.-Bibl. 
Giessen,  Leipzig,  Rostock,  Stras.i- 
burg;  Grossherzogl.  Ilof-  und  Landcsbibl. 
Karlsrjthe;  Grosshcrzogl.  Bci/ierungs-Bibl. 
Schwerin  [nur  Bd.  3,  4J;  GrosuheiMyl. 
Bibl.  M'^eimar;  Kaiser  M'ilhelm-BiU.  Bösen; 
Stadibibl.  Breslau,  Hamburg;  Görits- 
L ü beck-Stiftuny  Ber lin. 

Zur  Geschichte  der  Gaben  der  Milde: 
„Meinem  Ziirückblick  naht  sich  jetzt  der 
„Vaterländische  Frauen-Verein  zur  Ver- 
pflegung der  in  den  Feldzügen  y  m  1813 
bis  1815  hülfloB  gewordenen  Berliner  Krieger, 
deren  Wittwen  und  Waisen."  An  der  Spitze 
stand  Prinzessin  Marianne  (von  Hessen- 
Homburg)  vermählt  dem  Prinzen  Wil- 
helm, Bruder  des  Königs  Friedrich 
Wilhelm  III.,  deren  Stellvertreter,  wenn 
sie  nicht  bei  den  Versammlungen  erscheinen 
konnte,  der  Geheimrath,  nachmalige  Minister 
V.  Kamptz  war.  Meine  Freundin  Amalia 
Beer,  schon  bei  Stiftung  des  Vereins  voran- 
wirkend, hatte  sich  für  den  wohltbätigen 
Zweck  eifrigst  betheiligt,  sie  fand  auch  mich 
bereit  zum  Bethätigen  für  Einnahmen. 
Meinerseits  begann  die  Mithülfe  im  Jahre 
1814  durch  eine  „Ausstellung",  wozu  ich 
alle  bedeutsamen  und  mannigfachsten  Kunst- 
werke, die  im  Familien-Besitz  waren,  mir 
erbat.  Glücklicherweise  Hessen  sich  un- 
entgeltlich die  nöthigen  grossen  Küume 
ermitteln  in  dem  derzeit  völlig  unbewohn- 
ten Gebäude,  das  in  der  Folge  dem  Prinzen 
von  Preussen  gehörte,  und  von  ihm  auch 
als  König  Wilhelm  I.  noch  bewohnt  wird. 
—  Des  Zugesendeten  war  so  viel,  dass  die 
Sä,le  ein  paar  Mal  Anderes  aufnehmen 
mussten,  was  den  Ertrag  steigerte.  —  Am 
3.  und  17.  April  gab  ich  Mittags-Vor- 
Btellungeu    im    Opernhause,    später   Abend- 


L  nterhaltungen  im  Saale  des  Schauspiel- 
hauses, und  drei  Mal,  1817,  1837  und  1840, 
veranstaltete  ich  „Bücher- Verlosungen". 
Jeder  Theilnehmer  erhielt,  abgesehen  von 
den  grösseren  damit  verbundenen  Gewinnen, 
die  vier  Bändchen  „Gaben  der  Milde" 
—  eine  Sammlung  erbetener  und  geschenkter 
Beiträge  namhafter  Schriftsteller  —  das 
„Handbuch  aller  Wissenschaften",  und  ein 
bis  dahin  ungedrucktes  Musikstück  von  Carl 
Maria  v.  Weber,  überhaupt  so  viel,  dass 
nach  Massgabe  buchhändlerischer  Preise  der 
Einsatz  von  drei  Thalern  hinlänglich  aus- 
geglichen war.  Mir  zur  Freude  erwarb  ich 
mit  diesen  und  noch  nebenherigen  Unter- 
nehmungen dem  „Vaterländischen  Verein" 
gleich  anfangs  18,000  Tb Ir.  und  der  Ertrag 
steigerte  sich  bis  zu  32000  Thir.,  wonach 
ich  auch,  auf  mir  zugekommene  Wünsche, 
Lazarethen  ausserhalb  Berlin  Antheile 
.'chicken  korjute.  Wie  geringfügig  der  sich 
weit  ausbreitenden  Noth  gegenüber,  es  war 
doch  eine  Beihülfe  in  einer  Zeit,  wo  die 
von  den  Zuständen  allseitig  mit  dringenden 
Anforderungen  belasteten  Staatseinnabmeu 
nicht  ausreichten  zu  genügender  Unter- 
stützung Derer,  die  im  Kampfe  für  das 
Vaterland  schwer  gebrechlich  und  arbeits- 
unfähig wurden. 

Hier  über  jene  Unternehmungen  in  viel 
Ausführliches  einzugehen,  würde  weit- 
schweifig sevn  —  — "  [F.  W.  Gubitz, 
Erlebnisse',  Berlin  1S6S.  II  GUfJ 

Diese  bescheidene  BarstcUnng  Gubitz'  wird 
erqänzt  durch  seinin  gleichzeitigen  Rechen- 
schafisbcricht  in  Kr.  244  der  llall.  Allg. 
Bit. -Ztg.  vom  Oktober  1817.     Es  heisst  dort: 

IL  Vermischte  Anzeigen. 
Bücher-VerloBung. 
zum  Vortbeil  des  „Vaterländischen 
Vereins  für  hülflose  Krieger." 
Mit  Allerhöchster  Königlicher  Bewilligung 
und    zum    Vortheile    des    „Vaterländischen 
Vereins    für    hülflose   Krieger"    veranstaltet 
der  Unterzeichnete    eine  Bücher -Verlosung. 
Der  Plan  derselben  ist  folgender: 

Es  werden  6C00  Nummern  ä  6  Rthlr. 
Pr.  Courant  ausgegeben,  der  einkouimende 
ganze  Betrag  von  30000  Kthlr.  wird  schon 
allein  in  den  grossem  Gewinnen  an  Büchern 
verausgabt,  genau  nach  den  feststehenden 
gewühuliehen  Preisen,  und  zwar  in  guten 
schriftstellerischen  Werken  der  Deutschen. 
Es  hat  demnach  diese  Bücher-Verlosung 


503 


Gaben  der  Milde.     Erstes  Bändchen,  ISl"! 


304 


1  Gewinn 

von 

2000 

Rthlr 

2000  Rthlr. 

2  Gewinne 

von 

1000 

— 

2000  — 

5    — 



5(J0 



2500  — 

10    — 

— 

300 

— 

3000  - 

15   — 

— 

200 



3000  — 

30 



100 

— 

3000  — 

60   — 

— 

50 

— 

3000  — 

100   — 

— 

25 

— 

2500  — 

600   — 

— 

15 

— 

9000  - 

323  Gew.  geben  d.Einpfangsbetragv.  8ÜUU0  litlilr. 

Wer  keinen  diesor  grössern  Gewinne 
zieht ,  empfangt  vier  Händchen  neuer 
Schriften,  welche  nur  3urch  diese  Ver- 
losung zu  haben  sind,  durchaus  nicht 
in  den  Buchhandel  kommen,  und  die 
im  Ladenpreis-Werthe  6  Rthlr.  betragen 
würden.  Zu  diesen  Bändchen  gaben  bisher 
noch  ungedruckte  Beyträge:  Göthe,  Achim 
V.  Arnim  u.  s.  w.  — 

In  allen  grössern  Gewinnen  sind 
diese    vier  Bändchen    mit   enthalten. 

Gai'antiert  ist  diese  Verlosung,  unter 
Autorität  der  Königl.  Preuss.  General- 
Lotterie  -  Directiun,  von  dem  Vater- 
ländischen Vereine,  der  Maurer'scheu 
Buchhandlung  und  von  mir  selbst.  Die 
Lose  ä  6  Rthlr.  Prenas.  Cour,  sind  durch 
alle  Königl.  Lotterie-Einnehmer  und  wohl- 
löblichen Postämter,  so  wie  durch  alle  Buch- 
handlungen zu  beziehen;  in  Berlin  von 
der  Maurer'scheu  Buchhandlung  (Poatstr. 
Nr.  29)    und    von    mir  (Zimmorstr.  Nr.  31). 

Berlin,  am  ISten  Februar  1817. 
F.  W.  Gubitz, 
Professor  der  Königl.  Akademie 
der  Künste. 

Auf  den  Grund  des  Allerhöchsten  Kabinets- 
Befehls  vom  lOton  November  1816,  und  der 
hohen,  ministeriellen  Verfügung  vom  27ten 
desselben  Monats,  wird  die  unterzeichnete 
Directiou  an  dem  vorstehenden  AusspieUings- 
Plane  in  so  weit  Theil  nehmen,  dass  die 
Ziehung  und  öffentliche  Bekanntmachung 
der  Gewinne  unter  ihrer  Leitung  zu  seiner 
Zeit  erfolgen  soll,  welches  wir  hiermit  zur 
öffentlichen  Kenntniss  bringen  ,  wobey 
sämmtliche  bestellte  Lotterie  -  Einnehmer 
aufgefordert  werden,  sich  nicht  allein  dem 
Verkauf  der  Lose  dieser  Bücher-Ausspielung 
zu  unterziehen,  sondern  auch  zur  Erreichung 
des  vorliegenden  lobenswerten  Zweckes 
möglichst  beizutragen. 

Berlin,  am  18.  Februar  1817. 

Königl.  Preussische   General- 
Lotterie-Direktion. 
Scherzer.         Heynich. 

Bey  dieser  Bücher -Verlosung  verzögerte 
sich  der  Ziehungs-Termin,  weil  die,  jedem 
Teilnehmer  zukommenden  vier  Bändchen 
mehr  Zeit  fordern,  als  nach  dem  Zeit- 
verluste bey  allen  Vorarbeiten  dazu  übrig 
blieb;  ferner  durch  das  langsame  Einsenden 
der  leisten  und  spätes  Bestellen  der  Lose, 
veranlasst  davon;  dass  an  manchen  Orten 
erst  Anfangs  August  des  Abdrucken  der 
Anzeigen  erfolgte.  Indem  ich,  dieser  Um- 
stände wegen,  Kntschuldigung  hoffen  darf, 
spreche  ich  meinen  Dank  dafür  aus,  durch 
ein  lieaohten  der  Wünsche,  welche  aus 
mancherlei  brieflichen  Fragen  bey  der 
Angelegenheit     mir     klar     wurden.      Viele, 


welche  Lose  nehmen  und  bestellten,  hätten 
gern,  im  Fall  ein  grösserer  Gewinn  sie 
trifft,  einen  Catalog  der  Bücher  znr  Aus- 
wahl ;  ein  solcher  Katalog,  enthaltend  eine 
grosse  Anzahl  guter  Werke  in  allen  Fächern  5 
der  Literatur,  soll  mit  den  Ziehungs- 
Listen  versandt,  und,  von  Ende  Septembers 
au,  auch  Allen,  bey  denen  die  Angelegen- 
heit Theilnahmo  erregt,  gratis  ausgeliefert 
werden  von  den  Königlichen  wohllöblichen  lo 
Postämtern  und  Lotterie-Einnehmern,  und 
auch  durch  alle  Buchhandlungen  ;  in  Berlin, 
Maurer'sche  Buchhandlung.  Poststr.  Nr.  29 
und  bey  mir,  Zimmerstrasse  Nr.  34.  Nach 
diesem  Katalog  wählt  man,  boy  den  Ge-  15 
winnen  von  300  Rthlr.  ab,  sich  die  Bücher 
selbst,  neben  den  vier  Bändchen  zu  6  Rthlr. 
Die  grössern  Gewinne  sind  schon  bereit, 
und  enthalten  unter  andern  die  sämmtlichen 
Werke  Gcithe's,  Schiller's,  Werke  von  20 
Kant,  Herder,  .Jean  Paul  usw.  In 
jenem  Cataloge  ist  ein  bedeutender  Theil 
des  Inhalts  der  grössern  Gewinne  mit  ab- 
gedruckt, zur  Ueberzeugung:  dass  Gutes 
gegeben  wird,  wie  ich  das  bey  einem  Plane,  os 
wo  fast  der  doppolte  Betrag  der  Einnahme- 
Summe  im  Bücherwerth  verausgabt  wird, 
ermögliche ,  soll  nach  Beendigung  des 
Ganzen  eine  kleine  Schrift  deutlich  machen, 
in  welcher  ich  vielen  Unterstützern  zu  3(1 
danken  habe.  Noch  bat  man  gewünscht: 
den  Inhalt  der  vier  Bändchen,  welche 
Jeder  empfängt,  genauer  zu  kennen;  er 
ist  im  erwähnten  Catainge  ebenfalls  mit 
abgedruckt,  und  damit  auch  hier  gleich  35 
das  Mögliche  geschehe,  werden  zwey  Bänd- 
chen  in  wenigen  Wochen  schon  Allen,  die 
Lose  besitzen,  eingehändigt.  Zu  kaufen 
sind  sie  aber  nicht;  man  empfängt  sie, 
laut  dem  Plane,  nur  durch  diese  Verlosung,  40 
deren  Ziehung  erfolgt,  sobald  der  Druck 
der  sämmtlichen  Bändchen  beendet  ist.  — 
Die  noch  vorräthigen  Lose  ä  6  Rthlr.  Preuss. 
('our.  sind  durch  alle  Königlichen  Postämter, 
Kiiuigl.  Lotterie-Einnehmer  und  durch  alle  45 
Buchhandlungen  zu  haben;  in  Berlin  auch 
bei  mir. 

Berlin,  im  August  1817. 

F.  W.  Gubitz,  s„ 

Professor  der  Königl.  Akademie 
der  Künste". 

Weder  der  J'ataluy"  noch  die  oben  in 
ÄussicJit   (lesteilte   „Kleine  Sclirifl"-    Gubitz',    y, 
falls   sie   überhaupt   erschienen,    waren    mir 
eri  eichbar. 


Erstes  Bäudclien. 

Mit  Beiträgen  ,„, 

von 
Ilelmina    von    Chezy,     de    la     Motte- 
Fou((ue,  Franz  Horu,  Gustav  Jördens, 
Karl   Stein,  und  der  Verfasserinn  von 
„.I  u  11 0 n s  Brie f e"  [=^  KaroUne  Engelhard],   gö 

de  la  Motte-Foiuiue  [1777—184.% 
Goedeke  VI  ll'>lf.] :  ]'  a  u  1  P  o  m  m  e  r. 
Sceuen  aus  dem  Leben  eines  preussi- 


305 


Gal)en  der  Milde.     1818. 


306 


sehen  Invaliden.  „In  einer  der  preussi- 
schen  Provinzen,  ganz  dicht  am  Weserufer, 
hatte  sich  eine  gar  anmuthige  Besitzung 
erhoben,  auf  höchst  ordentliche  Weise  an- 
5  gebaut;  ein  hübsches  Häuschen  aus  dunkelein 
Buchenhaine  schauend,  inmitten,  reiche,  vor- 
trefi'lich  eingehegte  Gärten  und  Kornfelder 
umher.  Das  alles  gehörte  dem  Invaliden 
Paul,    den   sie   hier  Paul  Pommer   nannten; 

10  nicht  etwa,  weil  das  sein  Zuname  gewesen 
wäre,  sondern  weil  ihn  der  liebe  Gott  hatte 
in  Pommern  geboren  werden  lassen,  und 
er  darauf  —  als  auf  einen  absonderlichen 
Vorzug  —  ganz  ausnehmend  viel  gab,  ohne 

15  jedoch  der  tüchtigen  Menschenart,  iu  deren 
Umgebung  er  jetzt  wohnte,  das  Mindeste 
von  ihrer  Kraft  und  Würdigkeit  absprechen 
zu  wollen.  —  —  Es  war  in  der  schwer- 
gedrückten   Zeit    unsres    lieben    deutschen 

20  Vaterlandes,  —  die  Mancher  jetzt  gern 
vergessen  oder  doch  ihre  strengen 
Farben  verwischen  will,  um  sich 
sündlichem  Gemurre  und  unzufriede- 
ner Klugthuerei  desto  beqtiemer  hin- 

2.^  zugeben,  —  da  sasa  eines  Abends  Paul 
Pommer  mit  seinem  schönen  Töchterlein 
Helene  am  heimatlichen  Tisch,  und  die 
blühende  Jungfrau  las  ihm  etwas  aus  den 
Zeitungen  vor,  denn  dem  alten  Paul  Pommer 

30  ging  es  nicht ,  wie  den  oben  erwähnten 
klugen  Muckern;  vielmehr  war  er  selbst  in 
jenen  Angsttagen  beflissen,  etwas  Gutes 
und  Liebes  und  lloffnungbringendes  aus  den 
Weltläuften     herausziibuchstabieren ,      aber 

35  freilich  hielt  das  grade  dazumal  ausnehmend 
schwer."  [1 — 3j.  I)ie  Szenen  spielen  in  der 
Zeit  der  Befreiiin(jsJcrief/e,  1812 — 1S13.  Frit:: 
Klingenhroch,  Paul  Pommers  Pfler/esohn, 
der  als  Leutnant  der  freiwilligen  Jäger  ins 

40  Feld  zicJit,  lieht  die  Tochter  des  hcgüterten 
Invaliden  und  führt  sie  heim,  nachdem  er,  bei 
Meaux  wund  geschossen,  seinen  ehrenvollen 
Abschied  erhalten  hat.  —  Interessant  ist  die 
harmlos-gemiitlich    erzählte  Geschichte    durch 

45  die  leiedcrholte  episodische  Einfiihrung  des 
Puppentheaters.  ^l>er  alte  Puppenspieler, 
der  mit  seiner  schönen  Melusine  umherzieht 
und  mit  seinem  wiithenden  Boland,  und  was 
weiss  ich  mit  was  für  Dingen  noch  sonst^, 

50  kommt  als  gern  gesehener  Gast  alle  paar 
Monate  in  das  Dorf.  [Vgl.  S.  lif,  16ff., 
32ff'.].  Im  März  1813  war  wieder  einmal 
das  Gasthauszimmer  gedrängt  voll  von  Zu- 
schauern,   die  „ein   ganz  extraneues  Stück'' 

55  auf  der  kleinen  liühnc  sich  ent/rickeln  sahen. 
Paul  Pommer  sass  auf  seinem  Elircnplatz 
vorn,  einem  Lchnstuhl  grade  der  Bühne  gegen- 
über. Plötzlich  kommandierte  er,  voller  Ent- 
rüstung,    mit    donnernder    Stimme:     ^Halt! 

60  Bichft  Euch!'''  und  inquiricrte  den  zwischen 
den  Puppen  auftauchenden  schwarzen  Kraus- 
kopf. 

„Wie    heisst  das   Stück,    was    man    hier 
aufführt?« 

65  «Die    Belagerung     und    Einnahme    von 


Kolberg,  mein  hochgeschätzter  Gönner, 
durch  den  unüberwindlichen  General 
Loison!" 

„Er    hochgeschätzter  Affe,    red'   Er  mir 
nur    kein    dummes  Zeug    vor!     Kolberg   ist   5 
wohl    in    seinem    ganzen  Leben    nicht    ein- 
nommen  worden,    am  wenigsten    aber   durch 
Seinen  sehr  überwindlichen  General  Loison. 
Und    wer   davor    gut   war,    den   kennen    wir 
Alle,  und  ich  bring'  ihm  hiermit  ein  freudiges    10 
Vivat  lioch!"  —  Einige  Monate  s^täter  kündigt 
der  Puppenspieler  als  Thema  an:  ^Des  un- 
überwindlichen Kaiser  Napoleon  Rück- 
zug   von    Bussland    nach    Leipzig    zu 
Schlitten,  tmd  von  Leipzig  nach  Frank-   15 
reich    zu  Boss!^     Auch    diese  Vorstellung 
lehnt  der  alte  Pommer  ab,  denn  man  brauche 
nicht    eben    fratzenhaft    um    einen    gefällten 
Feind  herumzutanzen.     Und  dann:  die  schöne 
JMelusina    sehe    er    nun    einmal    von    allen  20 
Komödien    auf  der  Welt   über   alle    Massen 
gern.     [31.]  1—46.  — 

Franz  Hörn  [1783—1837;  Goedeke  VI 
38Sf,  ABB  13,136f]:  Fragmente  zur 
Erinnerung  an  Doris,  Freifrau  von  25 
Canitz.  Ungemein  gefallen  hat  gar  man- 
chen Männern  jenes  vielberühmte  Epigramm, 
demzufolge  man  die  beste  Frau  daran  er- 
kennen soll,  dass  man  von  ihr  nicht  spricht." 
—  «Der  Freiherr  Friedrich  Ludwig  von  30 
Canitz,  geboren  am  27.  November  1654, 
gehörte  zu  den  bedeutendsten  deutscheu 
Männern  seines  Jahrhunderts.  Wir  möchten 
die  Grundlage  seines  Gemüthes  als  sittliche 
Vornehmheit  bezeichnen,  aus  welcher  Klar-  35 
lieit,  Feinheit  und  Gewandtheit  erwuchsen." 
[48  f.]  —  „Im  Jahre  1677  lernte  er  seine 
junge  Nachbarin  kennen,  das  Fräulein 
Dorothea  v.  Arnimb,  und  die  Neigung, 
die  er  für  sie  fasste,  entschied  für  sein  40 
ganzes  Leben.  Sie  war  am  10.  Februar  1656 
in  Lindenberg,  einem  Märkischen  Gute, 
geboren,  wurde  in  Berlin  erzogen,  und  bald 
für  dessen  Zierde  gehalten. 

Ich  kenne  kein  Familienporträt  von  ihr,  45 
aber  der  Kupferstich,  welcher  der  Ausgabe 
von  den  Gedichten  ihres  Gatten  beigefügt 
ist,  zeigt  ihr  Antlitz  in  einer  so  freund- 
lichen Milde,  und  anmuthigen  Klarheit, 
dass  wir  die  reine  Prauenholdseeligkeit  an-  50 
zuschauen  glauben.  Mit  diesem  Aeusseren 
war  ihr  Inneres  wohl  übereinstimmend : 
denn  Tiefe,  innige  Frömmigkeit,  die  eigent- 
liche Lebensluft  der  Frauen,  und  sanfte 
Heiterkeit  machte  das  Wesen  ihres  Gemüthes  55 
aus."  [50f.]  „Wir  wollen  keineswegs  durch 
erhitzte  Ausrufungen  das  Glück  dieser  Ehe 
zu  schildern  versuchen,  die  eben  deswegen 
so  glücklich  war,  weil  sie  auf  ruhig  dauernde 
Wärme  sich  gründete.  Wohl  ist  es  gross  eo 
und  bedeutend,  wenn  der  edle  Mensch  in 
sich  selbst  die  Quelle  der  Beruhigung  findet, 
aber  Köstlicheres  und  Erfreulicheres  gibt 
es  doch  nicht,  als  wenn  zwei  zarte,  reine 
uud    starke    Gemüther,    durch    ein    heiliges    65 

20 


307 


Gaben  der  Milde.     1818. 


308 


Band  vereint,  sich  ineinander  anschauen, 
und  so  zu  stets  sieb  erneuernder  freudiger 
Tugend  reifen. 

Wenn  du,  lieber  Leser,  von  Berlin  nacb 
Freienwalde  fäbrst,  so  vergiss  docb  ja  nicbt 
einen  recbt  klaren  Blick  zu  werfen,  auf 
das  freundlicbe  Dorf  und  Landgut  Blumen- 
berg, denn  dort  waren  zwei  gute  Menseben 
sebr  glüeklicb."  [53.]  —  Schon  mit  39  Jahren 
entschlief  sie.  Inniger  und  tiefer  sei  riel- 
leicht  nie  der  Tod  einer  Frau  betrauert  worden 
als  dieser:  Die  Leichenrede  habe  ihr  Philipp 
Jacob  Spener  (/ehalten.  ^Er,  dessen  Mund 
nur  die  reinste  Wahrheit  verkündete,  rühmt 
ihr  nacb:  einen  edlen  Glauben,  eine  rühm- 
liche Gutthätigkeit,  eine  ungemeine  Sanft- 
muth,  eine  sorgfältige  Erziehung  ihrer  selbst, 
und  eine  unermüdeteGeduld."  [64f.]  47 — 66. 
Vgl.  ^Franz  Hörn.  Ein  biopraph.  JDenl-mal," 
Leipzig  1839,  S.  179.  — 

Helmina  von  Cbözy:  Der  Sieg  der 
Treue.  Eine  Novelle,  nacb  dem  Spani- 
schen. „In  die  Gewalt  des  ritterlichen 
Sultans  von  Egypten  war,  bei  einer  Wall- 
fahrt nacb  dem  heiligen  Grabe,  der  Herzog 
Federigo  von  Toskana  gekommen.  Reich, 
Gemahliun  und  Tochter  blieben  unbeschützt, 
denn  jedes  Lösegeld  schlug  Ptolemäus  aus, 
seine  Blicke  weidend  an  der  Jjust,  einen 
so  vortrefflichen  Christenhelden  in  seinen 
Fesseln  zu  haben."  —  Seine  heramcachsende 
Tochter,  liosamunde,  liebt  ihren  Vetter  und 
Lebensretter,  den  Grrafen  Lukanor,  nach  dem 
später  die  Novelle  mil  Recht  betitelt  wurde. 
Htm  gelingt  es,  mit  List  den  Sultan  gefangen 
zu  nehmen  und  die  Befreiung  des  Herzogs 
so  zu  erwirken.  Er  erhält  natürlich  Bosa- 
mundens  Hand.  67 — 103.  Vgl.  „Erzäh- 
lunqen  und  Novellen"^,  Leipzig  1822, 
Zweiter  Theil,  S.  371—407.  — 

Gustav  Jördens  [SohndesbekanntenKarl 
Heinrich  J.,  endete  1S34  durch  Selbstmord; 
ÄDB14,527\:L>\e  armeMarie.Er Zählung. 
„Sie  singen  ja  so  leise!"  sprachMarie,  undbob 
ihr  Auge  von  den  gestickten  Blumen  zum 
Sänger  empor.  'Kopfweh!'  erwiderte  Julius. 
„Und  doch",  fuhr  Marie  fort,  „klagten  Sie 
eben  erst  über  Herzweb".  —  Marie,  die 
Tochter  eines  Landpfarrers,  lieht  den  Sohn 
des  Jugendfreundes  ihres  Vaters,  Julius, 
der  ihre  Liebe  erwidert.  Er  tcird  in  einem 
Feldzuge  des  Landesfiirstcn,  den  er  als  Frei- 
toilliger  mitmacht,  schwer  veru-tindet  und  gilt 
lange  für  rcrschoUen.  Die  (falsche)  Nach- 
richt seines  Todes,  die  einer  seiner  Kameraden 
ins  Pfarrhaus  trägt,  bringt  Marie  um  den 
Verstand.  Als  aber  der  endlich  genesene 
Bräutigam  zurückkehrt,  tütet  die  plötzliche 
Freude  ihren  geschwächten  Körper.  104-150.— 

Die  Verfasserinn  von  „Juliens  Brie- 
fen" /=  Karoline  Engelhard,  1781  — 
1855;  Goedeke  VI  431  fj:  Der  Hypo- 
chonder. „In  düstere  Träumereien  vertieft, 
sass  Edgar  in  einem  Winkel  seines  Zimmers, 
das   blasse  Gesiebt    auf  die  Brust  gesenkt, 


die  Arme  ohne  Spannkraft  herabgefallen. 
Um  ihn  lagen  die  Philosophen  der  alten 
und  neuen  Zeit,  in  dauerhaftes  Pergament 
und  eleganten  Maroquin  gebunden,  zerstreut. 
Welke  Blumen  —  unvollendete  Aufsätze  —  5 
Gemälde  und  Briefe  —  Kleidungsstücke 
und  Medizingläser  umgaben  ihn  bunt  durch- 
einander. Sein  erstorbenes  Auge  irrte  auf 
allen  diesen  Gegenständen  ohne  einen  zu 
halten.  Der  Wind  aus  dem  offnen  Fenster  jg 
gegen  ihm  über  spielte  mit  den  seidneu 
Locken,  die  wild  und  unordentlich  über  den 
eingefallenen  Schläfen  lagen." 

Edgars  Schivermut  und  Lebensüberdruss 
wird  geheilt  durch  die  Bekanntschaft  mit  15 
einem  armen,  aber  in  ruhigem  Gottvertrauen 
heiter  gefassten  Greise,  mit  dessen  Beistand 
er  ein  neues  arbeitsames  einfaches  Leben 
beginnt.  Er  verlieht  sich  dann  bald  in  des 
Predigers  Tochter  Einehen,  kauft  ein  benach-  20 
hartes  Gütchen  und  begründet  einen  glück- 
lichen Hausstand.     151 — 197. — 

Karl  Steiu  [1773—1855,  Goedeke  VI 
392 f]:  Liebeszwist.  „Die  reife  Traube 
fiel  vor  des  Winzers  Messer,  das  falbe  ^ 
Laub  vom  Brausen  des  Nordwindes;  der 
Herbst  war  gekommen.  Die  Vornehmen  des 
Landes  hatten  fünf  Monden  lang  auf  dem 
Dorfe  gegähnt,  und  eilten  nun  nach  der 
Hauptstadt,  dort  des  Jahres  Rest  zu  durch-  3Q 
gähnen. 

Unter  diesen  befanden  sich  diesmal  aber 
auch  zwei  Menschenkinder,    die  noch  etwas 
thun  wollten,  das  in  der  Regel  dem  Gähnen 
vorangeht;    das  heisst:    sie  strebten  sich  zu   35 
Verheiratben. " 

Es  waren  der  Baron  Hochstein  und 
die  jung  verwitwete  Frau  Emma  v.  Funck, 
die  sich  im  Hause  der  Frau  v.  Brose 
kennen  gelernt  hatten,  ^die  einstmals  Kammer-  40 
frai(  bei  Emmas  Mutter  gewesen,  einen 
reichen  bejahrten  Herrn  als  Ehemann  gefischt 
halte,  %ind  seit  Kurzem  Wittwe  war~.  Um 
sie,  die  gefallsüchtig  und  leichtsinnig,  auf 
die  Probe  zu  stellen,  macht  Hochstein  die  45 
Verlobte  mit  seinem  vornehm  als  .„Lord 
Edson^  auftretenden  .^.Geheimschreiber'* 
Ewald  bekannt,  Emma  aber  verkleidet,  zu 
gleichem  Zweck,  ihre  Gesellschafterin  Doris 
Biring  in  eine  Gräfin  Hortense  de  50 
Doreite  und  veranlasst  denn  auch  durch 
die  offenbare  Bevorzugung,  die  sie  dem  Briten 
zu  Teil  werden  lässt,  dass  Hochstein  sich  der 
^Gräfin'^  mehr  und  mehr  nähert.  So  „warf 
die  entbrannte  Eifersucht  Beide  auf  die  55 
schrecklichste  Folter  und  leitete  sie  auf  un- 
sichere Irrwege.'  [203.]  Fingierte  lAcbes- 
anträge  im  Hause  der  schwatzhaften  Frau 
von  Brose,  gegenseitig  belauscht,  schüren  das 
Feuer  der  Eifersucht  rasch.  Aber  die  Werkzeuge  uo 
der  Liebesrache  empfinden  bald  und  gestehen 
einander  ihre  aufrichtige  Liebe.  Die  Eid- 
dcckung  bleibt  nicht  la?ige  aus;  der  vierfachen 
Beschämung  folgt  eine  Doppclversöhnung  auf 
dem  Fusse.     198—224.  —  65 


309 


Gaben  der  Milde.     1817. 


310 


Zweites  ßäudchen. 

Mit  Beiträgen 
von 
G  o  e  t  li  8 ,  C!  1  e  m  e  n  s  B  r  e  n  t  a  n  o ,  B  ü  s  c  li  i  n  g , 
F.  W.  Guljitz,  Th.  Hell,  Willi.  Hensel, 
Ho  ff  mann,  C.  Holtei,  Kessler,  Louise 
Brachmann,  Hang,  Fr.  Kuhn,  A.  F.  E. 
Langbein,  O.  H.  Graf  von  Jjoeben, 
Karl  Mücliler,  K.  L.  Methus.  Müller 
und  K    G.  Prätzel. 

Goethe:  Wonn  e  des  Gebens.  „Lieb- 
lich ist  des  Mädchens  Blick  der  winket" 
].  Weimarer  Atisff.,  1.  Ahfh.,  VI  70.  — 
O.  H.  Graf  von  Loeben:  Einsamkeiten 
[Zyklus  von  6  Sonetten.]  Liluiadael.  „Willst 
du,  vertieft  in  Waldeseinsamkeiten,  Der 
grünen  Nächte  Herzenskräfte  trinken"  2. — 2. 
Claude  Lorrain.  „Aus  stillem  Grün,  das 
kräftigend  beschränket.  Bin  ich  in's  leichte 
Blau  hineingekommen."  3.-3.  Wieder- 
halle der  Liebe. 

„Im   Wald,    wenn  munter  hell,    die   Vogel 

pfeifen, 
Und  goldne  Seliininier  durch  die  Schatten 

blicken, 
Die  heller  Quelle  Perlenbande  schmücken, 
Lieb'    ich    im    Herbst,    und  Frühlingslicht 
zu  schweifen."     3 — 4.  — 

4.  Narcissus.  „Wo  Wellenbusen  zarte 
Wurzeln  säugen,  Verweil'  ich  gern  einsam;" 
4 — 5.  —  5.  Lustfahrt.  „Vom  frohen  Schiif- 
lein  bin  ich  ausgestiegen"  5.-6.  Ein- 
samkeiten. 

„Die  Einsamkeit,  die  seel'ge,  die  ich  meine, 
Wird  von  Natur  und  Liebe  uns  geboten, 
Sie  ist  ein   Auferstehen  von  den  Todten, 
Stillgrüne  Nacht  und'I'ag  aus  Glorienscheine." 

().  Gedichte,  ausgewählt  von.  R.  Pissin, 
19()5  =  I)LI)Bd.lSr,',S.  75f.,  102.—  Clemens 
Brentano:  Geschichte  vom  braven 
Kasperl  und  dem  schönen  Annerl. 
7—81.  Schriften,  Bd.  4,  S.  169ff.  — 
A.  F.  E.  Langbein  [Atiqust  Friedrich 
Ernst,  1757—1835;  Gocdel-e  IV  341  f.]: 
Die  arme  Frau  und  der  Mönch.  „Zwei 
bleiche  Kindlein  auf  den  Armen,  Durch- 
wankt ein  junges  Weib  die  Stadt,  Und  flehet, 
selbst  vor  Hunger  matt,  Für  ihre  Kleinen 
um  Erbarmen."  Ein  fetter  Miinch  verweigert 
ihr  das  Brot,  das  er  in  der  Kutte  verbiri/t, 
und  schwört,  es  sei  ein  Stein,  y,nach  bösen 
Hunden  ihn  zu  werfen^K  Zur  Strafe  wird  es 
ihm  in  einen  Stein  verwandelt. 

In  Danzig  hat  es   sich  begeben. 

Und  nachher  sah  man  fort  und   fort 

In  einer  Klosterkirche  dort 

Den  Wunderstein  an  Ketten  schweben. 
82—84.  — 
Karl  Müchler  [Karl  Friedrich),  176.3 — 
1857;  Goedeke  VI  375 ff]:  Das  Glück.  „Es 
ist  das  Glück,  nach  dem  die  Menge  trachtet, 
Ein  Hirngespinnst,  ein  Schattenbild,  ein 
Traum,    Wonach    des   Jünglings  Feuerseele 


schmachtet.  Erfreut  den  Greis  in  der  Er- 
inn'rnng  kaum."  Stangen.  85—90.  — 
Friedrich  Kuhn  [Friedrich  Adolph, 
1774—1844;Goedeke  VII288f.;ADBl7,.338\: 
Die  Maskerade  auf  dem  Papier. 
Erstes  Lied.  Redouten- Leben.  „Hört 
Ihr  nicht  die  Wagen  rollen  V  In  die  Wagen 
frisch  hinein!  91—100.  Zweites  Lied, 
Die  Tänze.  „Tänze  muss  man  sich  be- 
trachten, was  sie  deutend  zeigen  an;"  Polo- 
naise, Menuett,  Walser,  Ant/laise  werden 
charakterisiert.  101 — 105.  Drittes  Lied. 
Die  Heimkehr. 

„Rollt  und  rauscht  der  Töne  Wellen! 
Bildet  ab  der  Zeiten  Fluth!"  105—109. 
Gedichte,  Leipzi;/.  1830,  S.  185—206.  — 
R.  L.  Methus."  Müller  [Karl  Ludwii/ 
Methusalem,  1771—1837;  Goedeke  VI  378 f; 
ABB  22,  C52f]:  Herbstblumenkranz 
für  Fanny  gewunden. 

„Freundliche    Kinder   der   schönen   Natur, 

ihr  schimmernden  Blumen: 
Die    ihr    das    scheidende   Jahr    schmückt 

mit  erfreuendem  Glanz, 
Windet    euch   willig   zum   Kranz    für   die 

euch  liebende  Freundin, 
Und    verkündet,    was   tief  spricht    mir   im 
Herzen  für  sie."      110. 
Die  Aster. 
„In  vielfarbiger  Pracht  entfaltet  mein  Stern 

sich  dem  Lichte, 
Und   die  Erinn'rung    erwacht  dir    an  den 
blumigen  Lenz.''     110 — 111. 
Die  Le vkoye. 
„Gern   auch   biet'  ich   sie   dar,    die  üppig 
entfalteten  Blüthen."     111. 
Die  Nelke. 
„Mich  auch  wählst  du?  du  denkest  gewiss 

des  belebenden   Geistes, 
Der  aus   dem  Aug'  ihr  strahlt,    süss  von 
den  Lippen  ihr  strömtV"      112. 
Die  Malve. 
„Hochaufstrebend,       verschmähend       am 

niederen  Boden  zu  ranken. 
Steh'  ich  ein  Bild  des  Gemüths.   welches 

mit  muthiger  Kraft 
Sich  dem  Gemeinen  enthebt  in  den  Aether 

der  Schönheit  und  Güte, 
Spottend  des  Neides,  der,  gleich  niederra 

Gewürm,  es  umkriecht. 
Darum  wählte  sie  mich   zum  Schmuck  in 
des  Hauses  Umgebung." 
Fussnote:  „In  einem  Zimmer  des  Garten- 
hauses, welches  die  Dame  den  Sommer  über 
bewohnt,  sind  die  Wände  mitMalven  verziert." 
112—113. 
Die  Resede. 
„Immer    dieselb'    in    jeglicher    Zeit     des 
wechselnden  Jahres."     113 — 114.  — 
Hoffmann  (Verfasser  der  Phantasie-   , 
stücke  in  Callots  Manier.)    [Ernst  Theo- 
dor   Wilhelm,    1776—1832;     Goedeke    VIII 
468ff]:  Erscheinungen.     „Gedachte  man 
der    letzten    Belagerung    von    Dresden,    so 
wurde  Anselnius  noch  blässer  als  er  schon    , 

20* 


Sil 


Gaben  der  Milde.     1817. 


312 


sonst     wai-"      115 — 133.     Anseimus    ist   der 
Held     des     Hoffmannsdien    Märchens     vom 
^goldenen     Topf-^.      Auch     der     Archimritis 
Lindhorst  taucht  auf.    Die  ,.Erscheinu)uicn" 
5   sind    ir/edcrabocdrucht  ]831  im  i.  Bande  der 
„Scrapions -Brüder^,  S.  262 ff.  —  F.    W. 
Gubitz:    Das   Leben    und    die  Jahres- 
zeiten.    Gesangsspiel.     ^Ideale  Gegend 
mit  weiter  Aussicht,   Blumen  im  Vorgrnnde 
10   und     ein     Grab.       Wie     von     unsichtbaren 
Geistern   ertönt  flüsternder  Chor  der 
Blüthen  und  Kl.änge. 
Nebel   entfliehen, 
Strahlen  umziehen 
15  Lockend  und  schmückend  das  All, 

Munter  seyd,  Blüthen  und  Schall!"   134. 
„(Der    Knabe    kommt    mit   Blumen    und 
setzt    sich    nachher   auf   das  Grab,    Kränze 
windend.)  Der  Knabe. 

20  Heitrer  Morgen  ist  bereit: 

Mir  ist  jeder  Morgen  heiterl-       135. 
„(Der  Jüngling,  in  Pilgerkleidern,  eilt  mit 
Heftigkeit  heran  ) 

Der  Jüngling. 
2i    ^Was  braus't  mir  im  Herzen,  was  tobt  mir 
im  Geist?'-     135—136. 
//((•  Zivicgespräch:  136 — 139. 
^(Der  Maun  tritt  auf  mit  einem  Gefolge 
von  Schnittern.) 
30  Der  Mann  und   Chor. 

Die   Zeit  entfernte 
Zum  Herbst  sich  schon, 
Sey  nun  die  Erndte 
Des  Fleisses  Lohn!"         139  —  142. 
35  ,,Der    Greis    (schlich  heran  mit    einem 

Todtenkranz  in  der  Hand.) 
Wohl  dem,  der  glaubt: 
Dass  Tod  ihm  nützet!-'    143—147.— 
WilhelmHenaehDiedreiSchwäne. 
40   Volkssage. 

1.  Bei  Wimpfen  auf  dem  Berge 
Wohl  weiss  ich  einen  See, 
Da  sass   einmal   ein  Knabe 
Wie  Blümeleiu  im  Klee!-  148—149. 

45    2.   „Knabe  liegt  in  duftgem  Moos 

Auf  smaragdner  Wunderaue"  149  —  151. 
Der  Knabe,  drei  siWerweisscn  Schwänen 
nachschwimmend,  ut  versunken  und  findet  sich 
im   Wundcrschloss  der  Scejiingfern  iviedcr. 
50   3.  Wohl  war  vergangen  so  mancher  Tag, 
Wohl  war  vergangen  so  manches  Jahr, 
Schön  Knäblein  immer  in  Blumen  lag 
Vergass  der  einstigen  Heimatb  gar!" 

151—152. 
55         Die  Sehnsucht  erfasst  ihn  endlich  und  lässt 
ihn  nicht  mehr  los. 

4.  „Knäblein  mit  den  bleichen  Wangen 
Sag,  um  Gott  was  hat  Dir  so 
Deinen  Blumensinn  befangen: 

60  Knäblein  werde  wieder  froh!"    152 — 153. 

5.  „Nach  langem  Schlaf  erwachet 
Der  Knab  in  süssem  Weh, 
Da  liegt  er  auf  dem  Borge 

Wohl  an  dem  blauen  See."  153 — 154.  — 
65         Kessler   \Georif    Wilhelm;   1782—1846; 


Goedeke  VII  804;  ABB.  15,  656  f\: 
Therese  oder  die  verstellte  Bäuerin. 
(Nach  den  C  i  n  q  n  o  u  v  e  1 1  e  s  h  e  1  v  6  - 
ti  e n  n  e  s.)  Geweiht  allen  gefühlvollen 
Schönen,  die  mit  Empfindun  gen  Spiel  5 
treiben. 

„Um  nicht  mehr  zu  seyn  als  das  Weib 
eines  einfachen  Prokurators  eines  Schweitzer 
Städtleins,  war  Therese  doch  ein  zu  ausser- 
ordentliches Wesen."  Sic  irar  ausserordent-  \q 
lieh  exaltirt  und  leichtsinnig.  „Unerwartete 
Verhältnisse,  aussergewölmliche  Abentheuer, 
zu  besiegende  Hindernisse  :  Dieses  hatte  für 
sie  einen  ganz  besondern  Keiz."    [155 — 156.] 

Um  ihrer   Veränderungssucht  zu  fröhnen,    15 
versteht  sie  es  mit  raffinierter  List  —  ver- 
kleidet als  Bäuerin  auf  einsamem  Landsitz  — 
Zusammenkünfte  mit  dem  gefurcht  eisten  Rom 
der  Stadt  erst  herlcizuführen,  dann  fortzusetzen. 
—  In  die  Stadt  zuräckgckeht  l,  erfährt  sie  von   20 
drängenden  Ehrenschulden  ihres  leidenschaft- 
lich geliebten   Bruders,   eines    Offiziers.      Um 
ihm  das   Geld  zu  verschaffen,    das  sie    sonst 
nirgends  für  ihn   auftreiben   kann,    lüsst    sie 
sich  hinreissen,  den  Geliebten  in  seiner  Wohnung  2.1 
zu  besuchen,  und  unter  der  Vorspiegelung,  sie 
trage  die  Frucht  ihres  vertrauten  Verhältnisses 
unter  dem  Herzen,    ihn  um  die  1000  Taler 
zu  bitten.    Dieser,  in  seiner  Verlegenheit,  ruft 
einen  soeben  vorübergehenden  Freund  herauf,  30 
um  seinen  Bat  zu  erbitten.     Der  tritt  ein  und 
erblickt  —  seine  Gattin.  Sie  stürzt  besinnungs- 
los SU  Boden  und  erliegt  nach  einem  Monat 
furchtbarer  Leiden.  155 — 178. 

Louise       Brachmann       [1777 — 1822;   35 
Briimmer  I  81f.\ :     W  o  h  1 1  h  ä  t  i  g  k  e  i  t. 
,. Selig  wer  von  bleichen  Wangen  Eine  Thräne 
trocknen  kann!"    179  —  180.   — 

Hang:  Alceste.  (Frey  nach  Seneve.) 
„Eines  Morgens,  da  Proserpine  zürnend  nach    40 
Chocolate  schrie,  Und  mit  feinem  Weiss  und 
Karmine  Ihrer  Göttlichkeit  Eeize  lieh" 

181—188.  — 

Büsching    [Johann   Gustav,    1783 — 
1S29:    Meusel,    Das    qel.   T.,    1808,   XIII  45 
195 f.,   1820,    XVII  292 f;   ADB   3,  6 15 f.]: 
Der  Kitte r  und  der  getreue  Hund. 

,,Das  altdeutsche  Schriftwesen  ist  reich 
an  lieblichen  und  ergötzlichen  Erzählungen, 
wenige  wurden  erst  davon  bekannt.  Eine  50 
der  zierlichsten  Sammlungen,  1 5  Erzählungen, 
wie  im  morgenländischen  Mährchen  einfach 
durch  eine  andere  Geschichte,  die  ihre  Ein- 
fassung ist,  verbunden,  liefern  die  sieben 
weisen  Meister.  In  ungebundener  Rede  nicht  55 
unbekannt,  war  bis  jetzt  doch  noch  keine 
in  gebundener  Rede  gedruckt  worden,  und 
ich  liefere  daher  die  erste  Probe  einer  Ueber- 
tragung  aus  der  Handschrift,  welche  ein 
Eigenthum  des  Herrn  Hofrath  Eschenburg  iw 
zvi  Braunscliweig  ist,  wobei  die  Handschrift, 
welche  sich  in  Erlangen  befindet,  zur  Er- 
klärung mit  zugezogen  ist.  Ich  wünsche, 
dass  die  Leser  die  Erzählung  hier  eben  so 
gerne  lesen,  als  sie    gerne   mitgeteilt   ward.    Gd 


313 


Gaben  der  Milde.     1818. 


314 


Es   war  einst  ein  Kitter  gut, 
Der  war  reich  und  woblgemuth, 
Der  hat  einen  einzigen  Solin 
Der  ward  erzogen  zart  und  schon  (schön). 
;,        Drei  Ammen  wollte  der  Vater  haben, 
Die  da  alle  drei  dienetem  den  Knaben, 
Und  warteten   seiner  zu  aller  Stund'." 
Sein    treuer  Jagdhund   rettete    einstmals  das 
Kind  in  der  Wiege  vor-  einer  bösen  Schlange, 
10  die  er  nach  hartem  und  blutigem  Kampf  tütete. 
Das  gewissenlose  Gesinde  hatte  unterdes  dem 
Turnier    zugeschaut,    kam    .:uriicJc,    sah    die 
M^iege    umgestürzt    und    den     blutbe/l eckten 
Hund  und  beschuldigte  den  Hund,  das  Kind 
15   totgebissen  zu  haben.     Der  Eitler  schlägt  ihn 
im  ersten  Zorne  nieder.     Danach,    erst  icard 
unter  der   Wiege   der  Sohn    leidend   gefunden 
und  die  Unschuld  des  edlen  Tieres  erkannt. 
189—195.  — 
20         K.   G.  Prätzel    [Karl  Gottlieb,    1785 
(nach     Meusel,     18:^3,    XIX    1!)3:    17U1) 
—1861  ;     B  r  ii  m  m  e  r     II     158  f\:       Die 
Walpurgisnacht.     ,, Wir    sassen    trau- 
lich am  Walpurgisabend,    An    seltnen  Mähr- 
25   eben  aus  der   Zauberwelt   Nach    alter   Sitte 
Geist  uud  Sinne  labend.  Und    vom    Kamin- 
licht   i'reundlich     überbellt.      Die    Mädchen 
spannen  und  wirBursclie  woben  Uns  Mascheu- 
werk  zur  Prülilingsfisclierey"    196 — 203.  — 
30  C.E.o\tei  [Karl  Eduard,  1797—1880; 

ÄDBlo,  3ff.\:  Propertia  di  Rossi.  „Was 
stehet  besser,  an  dem  freien  Sänge,  als 
Liebesglück,  als  schwere  Liebesqual?"  — 
204-212.  Stanzen.  — 
35  Th.  Hell  [=.  Karl  Gottlieb  Theodor 
Winkler,  1775^1856;  ADB  11,  693t-, 
Brummer  II'')10  f\ :  Lebens-Ueberdruss. 
„Ha!  was  ist  das  Leben?  eine  Kette  Die  den 
Geist  an  diesen  Körper  zwängt"   213 — 216. 

40  Drittes  Bündchen. 

Mit  Beiträgen 

von 

[H.  V.  Beulwitz],    L.    M.   Büschenthal, 

b\  W.  Gubitz,   L.  S.  Günsburg,   Haug, 

45  Ludwig  Purgold  und  L.  Velhar. 

Ludwig  Purgold  [1780—1831;  Goedcke 
VII  193;    ADB  20,    712t]:     Abälard    und 
Heloise    oder   die    Fragen   der   Menschheit. 
Komantisch  -  Platonisches     Gespräch. 
50  „Inhalts-  Lehre:  Beantwortung  d.  wich- 

tigsten   Fragen     der    Menschheit.    —    Fort- 
scbreitung  der  Menschheit.  —  Gott.    —  Er- 
klärung   der  Natur.  —  Unsterblichkeit  und 
Freiheit  der  menschlichen  Seele.  —  Glaube. 
55   —  Liebe.  —  Tugend.  —  Vollendung."    [1] 
„Spruch. 
Thor,  was  suchst  Du  in  der  Weite, 
In  der  Formwelt,  in  der  Breite, 
In  der  fremden  Kräfte  Streite 
60  Deine  Freiheit,  Glück  und  Kraft? 

In  Dein  Innres  musst  Du  dringen, 
Frei  —  die  Welt  Dir  zu  bezwingen, 


Thor,  was  suchst  Du  dranssen?  Lerne: 
Nicht  im  stolzen  Flug  um  Sterne 
Ist  Dir  Gottes  Kraft  daheim. 
Nicht  in  stolzer  Wipfel  Ferne, 

Tief  im  Kerne  5 

Treibt  der  Keim!"  [2] 

Abälard   und    Heloise    oder   die 
Fragen  der  Menschheit. 

Motti: ,, Ringe  göttlich  innerlich  zu  werden, 
und  die  Welt  vergöttlicht  sich.  10 

'H   (XEv   Y^p  xaxi'a  dvopixoaxi'a, 
fj  6s  otpETrj  apjjiovia.  FlAATflN. 

Denn  wohl  ist  das  Böse  Disharmonie, 
Doch  Harmonie  die  Tugend. 

oder  15 

Denn  nur  das  Böse  stimmt  nie  zusammen. 
Alles  Gute  stimmt  zusammen. 

Piaton. 
Die  Abendsonne  sank  am  lichtblauen 
Aether  herab  in  stiller  Majestät.  Weit,  bis  oj 
an  des  Horizontes  letzte  Fernen  hin,  blinkten 
die  stolzen  Kuppeln  und  Spitzen  von  den 
Tbürmen  und  Kirchen  der  tausendjährigen, 
dennoch  damals  jugendlichen  (uns  sieben- 
liundert  Jahre  jungem)  und  mächtig  heran-  25 
wachsenden  Stadt  Paris."  1 — 14. 

S.  19 — 22  ist  ein  Gesang  Abi'dards  zur 
Laute  eingeschoben: 

„Die  Erfindung  des  Kreuzes, 
ein  kleines  heil.   Familien-Gemühlde.   30 

Lang^  in  zartem  Slangcii-Kästlcin  Hielt 
der  kleine  St.  Johannes  Eine  Baupe  still  ver- 
borgen, —  Und  es  spieltot  froh  die  lieben  Hcilgen 
Kinder  um  die  Mütter.^  —  S.  61 — 70  findet 
sich  eine  fortlaufende,  sehr  ausführliche  .„An-  35 
merkung'-^  iiber  den  Unterschied  seines  Sys- 
tems von  dem  seines  „id)rigens  verehrten  und 
geliebten  Lehrers  Schellings".  Es  tvird 
auf  dessen  y,Denkmal  der  Schrift  von  den 
göttlichen  Dingen  usw."^  S.  80f  hin-  40 
getoiesen.  —  S.  79 — 90  deklamiert  Abälard: 

.„Die  Vorsehung- 
Ais  Moses  einst  vor  Gott  auf  Nebo's 

höherm  Berge 
Zum  letzten  Blähte  trat  in  dunkler  Wolken-   45 

nacht 
Noch  vor  des  Hahnes  Ruf  und  frühster 

Morgenlerche{!)'^  — 
S.  100  folgt  „aus  einem  Gesänge  der  Herzogin 
in  dem  noch  ungedruckten  Trauerspiele  des  50 
Verfassers:  Johann  Friedrich,  der  Blut- 
lere, Herzog  zu  Sachsen,  oder  das  Schloss 
Grimm  enstein^ 

Das  Loos  des  Irdischen  auf  der  Erde. 
„Es  fühlt  der  Mensch  in  dunkelm  Kreise        55 
Durch  ew'gen   Wechsel  sich  geführt. 
Doch  nicht  die  heil'ge  innre  Weise 
Erforscht  er,  die  sein  TJiun  regiert."'  — 
S.  101  „schlägt  Abälard  in   die  Saiten  und 
singt  darein  den:  60 

Flug  der  himmlischen  Seele. 
(Pindarische  Ode.) 
Seele,  Du  Strahl  aus  der  Gottheit  Aug' ! 

Wärst  du  verloren?-''     101—102.  — 
Drei  Sonette  Ahälards  folgen:  b5 


3lf 


Gaben  der  Milde.     1818. 


316 


^Ihre  Heimath. 
Von   Thal  zu  Thal,  von  Hain  zu  Haine  irret 
Mein  leichter  Fuss,  umf/aulelt  mich  ihr  Bild, 
Um  jede  Blume  spielts  und  lächelt  mild, 
j   Hir  ists,  der  jedes  Täubchen-Paur  nur  c/irrct." 

133.  — 
„Heldenthum  für  Sie. 
Sac/f,  wann  kommt  ihr  mir,  o  hohe  Trostes- 

Stunden, 
10   Dass  ich  liämpfend,  kühn,  aus  lodernder 

(iefahr 
Ihrer  werth  Sie  retten,  in  der  Sei/werter 

Schaar 
Für  sie  stürzen  darf  in  tausend  blutige 
15  Wunden.-'     134.  — 

^An  Ihren  Engel. 
Holdestes  von  allen  Himmelswesen, 
Schönster  Engel  der  aus  goldnen  Bäumen, 
Mit  dem  Krans  von  jungen  Lebensbäumen, 
90        Wurdest  Ihr  zum  hohen  Schirm  erlesen;- 
13G—137.  — 
S.  151— 168  schliesst  sich  ein  ^Anhang'  an. 
S.    152   findet    sich    zunächst    eine    Vorbe- 
merkung. 
25  i,Zur    Erläuteruug     manches    Gescbiclit- 

lichen  aus  dem  Leben  Abälards  und  Helnisens, 
vergleiche  man  auch  die  berühmte,  so  be- 
liebte, zum  Tlieil  aus  den  eignen,  doch 
unserm  Bild  in  vielem  näher  kommenden 
30  Briefen  beider  zusammengestellte  Horoide 
Pope's  Eloiaa  to  Abelard,  wovon  eine,  um 
der  Ehre  unserer  Sprache  und  Kunst 
willen  zugleich  vom  Verfasser  dieses  Ge- 
sprächs gewagte,  treue,  wetteifernde  Deutsche 
35  Nachbildung  in  gereimtem  gleichen  Vers- 
maass  und  gleicher  Verszahl,  mit  der  Ur- 
schrift zur  Seite,  nächstens  erscheinen  wird: 
ein  Versuch,  den  derselbe  wohl  mit  einigem 
Vertrauen,  dass  es  ihm  nicht  missliingen  sei, 
40  nach  redlicher  Anstrengung  längrer  Feile, 
der  ( )efte.ntlichkeit  nun  übergeben  darf,  und 
auf  den  er,  eben  um  der  Ehre  unsrer 
Sprache  willen,  eiuigerraassen  aufmerk- 
sam zu  machen  sich  für  verpflichtet  hält, 
45  da  vor  noch  nicht  lange  selbst  mehrere 
unsrer  ersten  Liebersetzer  und  Kenner  beider 
Sprachen,  namentlich  A.  W.  Schlegel  und 
L.  Spalding,  an  der  Möglichkeit  einer 
solchen  Nachbildung  verzweifelt  haben." 
50  I-  Beilage. 

(Zu  Seite  17,  18.) 
Die  Geburt  der  Freude. 
„Noch  lag  einst  die  Erde 
Still  wie  Grabes-Stille."   153—162. 
55  „(Anmerkung      während      des 

Druckes.)  Der  Verf.  ist  es  sich  selbst 
schuldig,  hier  noch  anzufügen,  dass  er  eben 
in  dem  Augenblicke  nach  dem  ersten  Ab- 
druck dieses  Stückes  erst  das  Dasein  einer 
60  ähnlichen,  in  mehreren  zusammentreffenden, 
schönen  Dichtung  erfährt,  der  Geburt  der 
Freude  von  dem  edlen  Verfasser  der 
Urania;  s.  Tiodge,  Elegien  2.  Bändchen. 
—  Auch  durcli  die  Ilinweisung  auf  den 
e5   Gruss    und   die   Vergleichung   der    dort  be- 


findlichen schönen  elegischen  Antwort  Abä- 
lards an  Heloisen  nebst  der  Erläuterung 
des  verehrungswürdigen  Verfassers  hoffen 
wir  diejenigen  Leser,  die  sie,  wie  wir,  bis 
dahin  nicht  kannten,  zu  erfreuen."  162.  —  5 
IL  Anmerkung  zu  dem  Gedichte 
Die  Vorsehung 

oder 
Moses  auf  Nebo. 
Seite   79.    [s.  oben]  10 

„Bei  diesem  Stücke  .(verfasst  kurz  vor 
der  Befreiung  der  Völker  Europa's 
und  Deutschlands  im  J.  1812),  mit  dem 
zumTheilauch  die  uralte  rabbinischeSage, 
s.  Job.  Müller  Allg.  Gesch.  1.  Band  Seite  15 
457 f  (Buch  IX.  6.  Jes.  Christ.)  zu  ver- 
gleichen ist,  möge  man  einige  Aufmerksam- 
keit auch  dem  Versuche  schenken,  der  für 
die  epische  Kunst,  zum  mindesten  der  äussern 
des  Versbaues,  wohl  von  einiger  Wichtig-  20 
keit  sein  dürfte,  eine  dieser  (vesentliche 
Stetigkeit  und  Versverkettung,  wie  [sie]  die 
epische  Darstellung  der  Alten  auf  andre 
Weise  erreichte,  ohne  Verlust  der  schönen 
romantischen  Stanzen  oder  Strophen  durch  05 
Versreihen  (Strophen  oder  Stanzen)  mit  ver- 
kettenden oder  antwortenden  Schluss- 
und  Anfangs  -  Keimen,  verbunden  mit 
einem  freieren  Reimwecbsel  der  inneren 
Zeilen   zu  gewinnen. (!)"  163 — 164    —    30 

IIl.  Beilage. 
(Zu  Seite  120.) 
Vertrauen  auf  Gott. 
Lied. 
,, Wohlauf,  meine  Seele,  35 

Erwähle,  erwähle 
Was  hoch  ist,  was  recht! 
Was  gross,  was  gerecht!" 

165—166.  — 
Entschlossenheit.  40 

,,Zur   Wahl!  zur  Wahl!  rasch  spähe  was 

edel  ist, 
Was  gross,  was  beherzt  dir  die  Seel' 

erhebt."     166  —  167.  — 
Schluss- Spruch.  45 

Weg  zum  Göttlichen. 
Motto:  Die  Welt  ist  Peines,  aber  nur  im 
guten,  weisen  und  grossen,  im  göttlichen 
Willen. 

„Frage:       _  sü 

Sag',  o  sage  mir,  wie  vollend'  ich  göttliches 

Grosses? 
Antwort: 
Göttlich  vollende  dich  selbst,  traun,  du 

vollendest  durch  dich.    55 
Frage: 
Aber  so  sage  niii-,  sag',  wie  vollend  ich 

göttlich  mich  selber? 
Antwort: 
Wolle    nur    Göttliches    gross,    traun.    Du   eo 
vollendest  —  und  dich!"    168.  — 
F.  W.  Gubitz:   Harald   von  Engern. 
„Verrath  war   es   und    Raubgier,    was    einst 
Polens  Schaaren  auf  das  Gebiet  des  deutschen 
Ordens  trieb."    Anekdote.   169  —  173.  —  «3 


317 


Gaben  der  Milde.     1818. 


318 


L.  M.  Büscheiithal  [Ludwig  Micliael; 
Meusel,  1820,  XVII  291\: 

Die  Fischerin. 
„Es  fuhr  eine  Jungfrau  im  Nachen, 

5  Wohl   schaukelnd  hin  und  her; 

Und  th<ät  sich   Vergnügen  machen 
Weit  auf  dem  offnen  Meer." 

174-175.  — 
L.  Velhar: 

10  Ida  von  Unspunnen.  „Auch  ich,  ihr  glück- 
lichen Bewohner  grosser  Städte,  auch  ich 
trank  aus  dem  Kelche  eures  Genusses;  auch 
ich  kostete  die  ungebundene  Freiheit  eurer 
Sitten,  die  ihr  in  den  täuschenden  Schleier 

16  des  guten  Anstandes,  der  höheren  Ausbil- 
dung so  fein  zu  bergen  versteht.  —  —  Ich 
theile  die  Erzählung  mit,  wie  ich  sie  von 
einem  alten  Bewohner  dieser  schönen  Land- 
schaft   [des    Berntr    Oberlandes;    vgl.  —   zu 

20  S.  179  —  den  Aufsatz  in  der  ^.Zeitung  für 
die  elegante  Welt-"  (Ende  May  1806 :  Jlirten- 
fest  der  Scliweizer  Aelpler  zu  lJnspunneH-^'\ 
erfuhr.  —  Der  \letzte[  Freiherr  von  un- 
spunnen   besass    einen    grossen    Theil    des 

25  <  »berlandes.  Er  lebte  schon  seit  mehreren 
Jahren  einsam  in  dem  geräumigen  Schlosse 
seiner  Ahnen;  untröstlich  über  den  Verlust 
einer  Gattin,  die  ihm  der  Tod  in  der  Blüthe 
ihrer  Jugend  entriss,    von   welcher  ihm  nur 

30  noch  eine  einzige  Tochter,  die  schöne  Ida, 
hinterlassen  war,  denn  ihre  drei  Brüder 
waren  in  dem  unglücklichen  Kriege  der 
burgundischen  Lehnsmänner  mit  den  An- 
hängern des  Reichs  rühmlich  umgekommen." 

35   176-200.  — 

,.(Der     Schluss     folgt     im    vierten 
Bändchen,  [S.  Ift])."' 

'a..\-.^e\.\\^-\i2.[Meuseia820,XYniG:i?]: 
Die    neue  Welt.      „Die    Professoren    der 

40  medizinischen  Fakultät  an  der  Universität 
Christenthal  schlössen  ihre  Vorlesungen 
einige  Tage  früher  als  ihre  Collegen,  ehe 
sich  die  sogenannten  Hundstage-Ferien  an- 
fingen "  201-209.  — 

45  Hang:  Das  Rebhuhn  un  d  der  Fuchs. 

„Ein  junges  Rebhuhn  ging  munter  im  Hain, 
Da  rief  ein  Fuchs:  „0  welch  ein  Purpur- 
schein!"    210.  — 
C.  S. Gün s b nr g[2Leuscl  1820,XVII817] : 

50  Parabeln.  1.  Kosaliens  fromme  Ein- 
falt. „Die  kleine  Rosalie  liatte  oft  ihre 
Eltern  sprechen  liören  über  den  Sinn  und 
die  vielfache  Bedeutung  der  Farben;  und  so 
vernahm    sie  denn  auch,    dass  Weiss,    der 

55  Lilie  reines  Kleid,  die  Farbe  sey  der  Un- 
schuld." 211—212.  —  2.  Die  Thürme. 
„Ein  Vater  reiste  mit  seinem  Sohne  viel 
umher,  um  zu  sehen  die  Herrlichkeiten  der 
Länder,  die  Pracht  und  Zierde  der  Städte." 

60  Parabeln  von  Br.  C.  S.  Günsburg ,  Berlin 
1818,  15 f,  Iff.  Vgl.  Giibitz'  r Gesell- 
schafter'^ 1818,  ^Bemerher'^  No.  11. 
212—216.  — 


Viertes  Bändchen. 

Mit  Beiträgen 

von 

L.  Achim    von    Arnim,    F.    W.  Gubitz, 

Heraklius,    C.    F.    E.    Ludwig,    Wilh.   5 

Müller,  L.  Velh  ar  und  Julius  von  Voss. 

L.  Velhar:  Ida  von  Unspunnen. 
(Schluss).  1-20.  — 

C.  F.  E.  Ludwig: 
Das  Menschenleben.     ,,Wenn  des  Früh-    10 
lings  Rosen  Dich  umblühen,  Wenn  der  Jugend 
Morgenröthe  winkt"  21 — 22.  — 

Julius  von  Voss  \17G8—18S2;  Mcusel- 
Ersch,  1827,  XVI  274ff.   ABB  10,  819 ft[: 
Die  Potsdammer  Unteroffizier  in         15 
St.  Petersburg. 
(Dramatisierte  Anekdote  aus  dem  Leben  des 

General  von  Winterfeld.) 
Versuch  eines  preussischen  National- 

Schauspiels.  20 

Personen: 
Kaiser  Peter  der  Grosse. 
Graf  Münnich,  Feldmarschall. 
Dessen  Gemahlin. 

Dessen  Tochter,  Hofdame.  25 

Adjudant  des  Kaisers. 
Adjudant  des   Grafen. 
Noch   zwei  Kaiserliche  Offiziere. 
Ein  Kämmerier. 

Ein  Hoffourier.  .30 

Hans  Carl  v.  Winterfeld,   Lieutenant 
der  Potsdammer  grossen  Grenadier- 
garde. 
Zwölf  Unteroffizier  dieser  Garde. 
Stummes    Gefolge    —    Einwohner    von    St.   35 
Petersburg  —  ZweiPagen  —  Dienerschaft  usw. 
Die  Handlung  begiebt  sich 

im  Jahre  1724. 
Brei  .„Szenen"^  mit  insgesamt  22 

^Auftritten-".     23-74.  —  40 

L.  Achim  von  Arnim  [1781 — 1831, 
Goedelcc  VI  67 ff;  ABB.  1,  557 f]:  Der  tolle 
Invalide  auf  dem  FortRatonneau.  Er- 
zählung. 75 — 124. 

Sämtliche  WerJce,  Berlin  1839,  Bd.  2,  —  45 
Beclams  Univ.-Bibl.  No.  197.— 

F.  W.  Gubitz:  Abel  Adef.  Er- 
zählung. ,,Im  Morgenlande,  wo  die  Weiber 
Sclavinnen  seyn  sollen  und  am  Ende  die 
Rollen  so  gut  zu  vertauschen  wissen,  wie  so 
die  europäischen  Frauen,  hatte  ein  Philo- 
soph gewaltig  geliebelt;  er  war  dabei  sehr 
scheu  geworden  vor  Weiberränken  und  wollte 
nun  mit  der  Liebe  und  den  Weibern  sich 
völlig  auseinandersetzen,  was  er:  Klug  werden  55 
nannte."  125—145.  „W irMichl:cit  und  Phan- 
tasie", Ges.  Erz ,  Berlin  1801,  II  9üff. 
Titel:  ..Der  Weiherhasser.''  — 

Heraklius: 
Der  verkaufte  Knabe.  Erzählung.  60 
„Wilhelm  Homer  hatte  in  seinem  drei 
undzwanzigsten  Jahre  eine  derjenigen Ueber- 
eilungen  begangen,  die  so  mancher  Weich- 
herzige hienieden  begeht:  Er  hatte  ge- 
heirathet."  146—213.  —   65 


319 


Frauentaschenbuch.     1815—1818. 


320 


Wilhelm   Müller:   Müllerlieder.   |1]  rühren!'    216.      Vgl.  GoedeJcc  VIII 263,  No. 

AVanderlu  st.  ,, Das  Wandern  ist  des  Müllers  12)    Titel  con  [1\  später :  .^Wanderschaft"'; 

Lust,  Das  Wandern!"    214 — 215.     [2]  Der  von  [3]:  „Wohin?''   [3\  erschien  gleichzeitid 

Bach.      „Ich    hört'    ein    Bächlein   rauschen  im   „Fraucntaschcnbuch"    für    das  Jahr 

5   Wohl  aus  dem  Felsenquell"  215.      [3]    Am  1818,  S.  347f.  — 
Feierabend.     ,,Hätt'  ich  tausend  Arme  zu 

Verseichnis  der  Mitarbeiter  an  den  Gaben  der  Milde. 


Arnim 

Beulwitz 

Luise  Brachmann 

Brentano 

Büschenthal 

B  äschin  (/ 

Ilelmina  von  Chcsi) 

Karoline  Engelhard, 

s.   Verf.  von  „Julius  Briefen"^ 
Guhitz 

L.  S.  Gänsburg 
llauq 

Th.  'Hell  =  Winhlcr 
Wilhelm  Kensei 
Hcralclius 

E.  T.  A.  Hoffmann 
Holtet 


Franz  Hörn 

Gustav  J Ordens 

Friedrich  Kuhn  lo 

LanqJjein 

C.  F.  E.  Ludwig 

Karl  Mächler 

K.  L.  Methus.  Muller 

Wilhelm  Bläller  v^ 

K.  G.   Prützcl 

L.  Purgold 

Karl  Stein 

L.  Velhar 

Verfasserin  von  „Julius  Briefen"^  20 

=  Karoline  Engelhard 
Julius  V.   Voss 
Winklcr;  s.  Th.  Hell. 


F  r  a  u  e  11 1  a  s  c  h  e  n  I)  11  c  h 

für  die  Jahre 
1815—1818 

von 
de  la  Motte  Fonqne, 
Franz  Hörn,  Caroline 
do  la  Motte  Fonqn^, 
Fr.  Kind,   L    Uliland 
D.  a. 
[Vom  2.  Jahrgang,  1816,  an  nur: 
von  de  la  Motte  Fouqiie.] 
Verlag:  Nürnberg,  bei  Joh  Leonh.  Schräg 
Druck:     Nürnberg,    bei   Johann    Georg 
Milbradt;  Leipzig,  bei  C.  A.  Dcutrich 
Format:   12". 
Schriftart:  Fraktur. 

Preis:  Im  .lahrgang  1S20  findet  sieh  die  Notiz 
des  Verlegers:  „Um  den  Ankauf  der  früheren 
Jahrgiinge  desselben  zu  erleichtern,  hat  der 
Verleger  den  1  -4ten  im  Prcissc  von  8  Thaler 
auf  5  Thlr.  S  gr.  gemindert;  auch  jeder  ein- 
zelne dieser  Jahrgänge  rvn  tsl5  bis  ISIS 
wird  zur  gewünschten  Complcltirung  um  1  Thlr. 
8  gr.  erlassen.  Der  öte  Jahrgang  für  1819, 
so  loie  der  neueste  für  1830,  leostet  im  Laden- 
preise 2  Thlr.,  und  ein  Maroguin-E.cemplar 
mit  den  ersten  Kupferabdrücken  3  Thlr. 
Fundorte:  Königl.  Bibliothek  Berlin.  fExem- 

plar  defekt.] 
Univ.-Bibl.:  Berlin  [nur  ISIGJ;  Göttingen; 
Halle  [nur  1815,  181!),  lS21f].  Lipper- 
hei  des  che  Kostümhibliotliek,  Berlin; 
Göritz-Lübcck-Stiftung,Berlin;  Freies 
Deutsches  Hochstift,  Frank  fürt  a.  M. 
Dr.  Leopold  Hirsehberg-Bcrlin.  f  Traf.  Dr. 
Fechner-Bcrlin. 
Z\ir  Geschichto  dfs  Fraucntaschonbuchs: 
Das  Frauetittaehenbuch  in  seiner  vollen  zeit- 


lichen Ausdehnung,  die  durch  die  Jahre  1815   2) 
und  1831  begrenzt  irird,  hier  su  reproduzieren 
verbietet  der  noch  verfügbare  Baum;  es  wider- 
spräche auch   dem   Plan,  der  diesem  Bande 
des  Itepcrtonums  zugrunde  gelegt  ist.  mit  dem 
den  Freiheilskriegen  folgenden  Jahrfünft  die   ■'"' 
Sammlung  ah zuschli essen.     IJebrig  ns  würden 
die  17  Bände,  hinter  einander  registriert,  gar 
sehr  ermüdend  wirken      So  muss  und  wird 
die    dargebotene    Probe    der    vier    ersten 
Bände  vollauf  genügen.    Zudem  sind  grade   ^^ 
die   ersten  Bände   wohl    die   reichhaltigsten; 
grade  sie  sind  noch   mit  den  Beiträgen  be- 
deutender Dichter  der  Zeil  beschenkt  worden, 
die  sich  den  späteren   Bänden  fern  hielten. 
Von  1819  an  sind  u  a.  nickt  mehr  vertreten   *" 
Kerner,    Uhland,   Eichendorff  —    mit 
einer    Ausnahme:   seinem   „Marmorbild"    im 
Jahrgang  1819. 

Das  Material  zu  der  sicherlich  sehrintres-   4i 
santen   J\edaktionsge''chiclitc   dieses  Taschen- 
buches birgt  das  Archiv  dc.s-  heute  noch  be- 
stehenden Joha  n  n  Leonhurd  S  ehr  ag  sehen 
Verlages.     Sauer,  der  auf  Grund  persön- 
licher   Einsichtnahme    seine    Ordnung    und   50 
Beiehhaltigkeit   rühmte   [vgl.    Eupliorion  II 
616 ff.],  bestätigte  mir,  dass  es  „für  die  Ge- 
schichte   des    Frauentasehenbuchs    grund- 
legend   wäre".     Es    ivar  mir  leider    nicht 
zugänglich.     Herr  Carl  Schräg,  der,jctzige   b;> 
Inhaber  der  Firma.,    teilte   der  Bibliograph. 
Gesellschaft  am  18.  Mai  1910  auf  wiederholte 
Anfrage   mit;    „Das  Archiv,    das   nicht   in- 
ventarisiert    und     katalogisiert     ist,     loird 
gegenwärtig    in    eigener   Sache    benutzt,    da    60 
zum   hevorslchendcn  hundertjährigen 
Gründungs- Jubiläum  der  Firma  J.  L. 
Schräg  eine   kleine  Geschichte  dieses 
Verlages  erscheint.    Dazu  sind  die  Briefe 
benötigt  •'     Auch    könne   eine    —    später  ge-    6b 
stattete    —    Benutzung   nur  in  Nürnberg 


321 


Frauentaschenbuch.     1815—1818. 


322 


vor f/enoii) tuen  werdet),  „da  eine  Versendung 
nach  auiicärt.'!,  in  Anbetracht  der  grossen 
Zahl  der  Kisten,  in  der  die  Briefe  nach 
Jahrgängen  und  unter  sich  alphabetisch  ge- 
ordnet sind,  ausgeschlossen  ist."  —  — 

Es  bleibt  also  Iciinftii/er  Forschung  vor- 
behalten, die  (rcschichte  des  Fraucntaschcn- 
buchs  und  seiner  verschiedenen  liedaktionen 
zu  schreiben.  Das  Folgende  bietet  nur  einige 
Andeutungen  über  die  erste  Periode,  in  der 
Fouqui  selbst  es  redigierte.  Er  war  für 
sein  ErscJieinen  schon  1813  tätig,  zii  einer 
Zeit,  als  ihn  die  Mitarbeit  am  „Poetischen 
Almanach"  und  dem  „Deutschen  JHchterwald" 
mit  den  schwäbischen  Romantikern  in  Be- 
rührung brachte.  Bereits  am  7.  Dezember 
1812  schrieb  er  an  Kerner:  „Sie  würden  mir 
eine  grosse  Freude  machen,  lieber  Kerner, 
wenn  sie  mir  zu  einem  Frauentaschenlmche, 
welches  bei  Schräg  im  künftigen  Jahr  er- 
scheinen soll,  und  dessen  Besorgung  ich 
auf  Begehren  des  Verlegers  übernummeu 
habe,  einige  Beiträge  senden  wollten.  Da 
mir  die  Wahl  der  Mitailieiter  zustand,  habe 
ich  ausser  Ibnen  und  Uhland  dazu  er- 
koren: Jean  Paul,  Frau  v.  Hei w ig, 
meine  Frau,  Fanny  (Die  Verfasserin 
der  Natalie  in  Hitzigs  Damenliibiio- 
thek),  August  Ajjel,  Franz  Hörn  und 
einen  jungen,  echtbegeisterten  Dich- 
ter, dem  ich  den  Sängernamen  Gott- 
walt  gegeben  habe.  Schicken  sie  mir, 
wenn  es  sein  kann,  recht  bald  etwas  aus 
Ihrem  üarten,  denn  auch  besondere  in  diesem 
Falle  heißt  es;  wer  schnell  gibt,  gibt  do[ipelt." 
[Kerners  Briefwechsel,  I  o4-iff.J  Kerners 
umgehende  Antwort  auf  Fouc£uis  Bitte  um 
Beiträge  erfolgte  am  22.  Dezember  [vgl. 
Briefe  an  Fouqui,  1S4S,  S.  205f.].  — 
Die  Befreiungskriege,  an  denen  Fouquc  den 
lebluiftesten  Anteil  nahm,  vei-sögertcn  das 
Erscheinen  des  ersten  Jahrganges,  der  erst 
die  Jahreszahl  1815  tragen  konnte.  Erschienen 
ist  er  im  Oktober  1814,  eine  l'ünkllichkeit, 
die  auch  die  folgenden  Jahrgänge  auszeichnete. 
Ihre  Rezensionen  gehören  immer  zu  den  ersten, 
die  alljährlich  der  neuen  Almanachernte  ge- 
widmet lourden.  — 

Gegen  Ende  des  Jahres  1820  cntschloss 
sich  Fouque,  die  Redalction  des  Frauentaschen- 
buches niederzulegen.  Er  teilte  diesen  Ent- 
schiuss  dem  Publikum  in  einer  „Anzeige" 
mit,  die  am  Sonnabend  den  16.  Dezember  im 
151.  Stück  der  Vossisvhen  Zeitung  erschien. 

Diese   Anzeige     wiederholte    das    Frauen- 
taschenbuch auf  1832  in  folgendem 
„Vorwort. 

Für  diejenigen  unserer  Leser,  die  über 
den  eingetretenen  Wechsel  der  Kodaetion 
dieses  Taschenbuchs  gar  nicht,  oder  nicht 
vollständig,  unterrichtet  sind,  stehe  hier  die, 
von  Seiten  des  bisherigen  Herausgebers,  in 
den  Berliner  Zeitungen  erschieuono 
Anzeige. 

Das  von  mir  seit  sieben  Jahren  redigierte 
Frauen taschenbuoh  habe  ich  in  die  Hände 
des  Verlegers,  Herrn  Johann  Leonhard  Schräg 
in  Nürnberg  zurückgegeben,  mit  gänzlicher 
Freiheit,  darüber  nach  seinem  Belieben  zu 
verfügen.  Unnöthige  Anfragen  zu  ver- 
meiden, bringe  ich  diese  Nachricht  zur 
öfEentlichen   Kenntniss,    zugleich    allen    den 


achtuugsworthen  Männern  und  Frauen,  die 
mich  auf  dieser  nun  geschlossenen  Bahn 
mit  ihren  Beiträgen  unterstützten,  meinen 
innigsten  Dank  aussprechend.  Wir  arbeiteten 
in  Einem  Sinn,  und  werden  deshalb  auch 
in  unsern  künftigen  Bahnen  nicht  geschieden 
sein. 

An  dem  durch  den  Herrn  Verleger  fortan 
yermuthlich  weiter  geführten  Institut  habe 
ich  seit  dem  letzten  Jahrgange  1821,  nicht 
den  mindesten  Antheil  mehr  und  bitte 
deshalb  die  Herren  Mitarbeiter,  deren 
Dichtungen  noch  in  meinen  Händen  sind, 
um    nähere  Verfügung   über   ihre   Arbeiten. 

Nenuhausen  bei  Rathenow, 
am  10.  December  1820. 

Friedrich  Baron  de  la  Motte 
F  o  u  q  u  ö. 

Hierauf  hat  Friedrich  Kückert  die 
Besorgung  des  Taschenbuches  übernommen. 
Wir  werden  uns  bemühen,  die  seitherige 
Theilnabme  der  Lesewelt  immer  mehr  für 
die  Zukunft  zu  verdienen,  indem  wir  die 
Mängel  des  gegenwärtigen  Jahrgangs  mit 
der  durch  den  ßedactionswechsel  nothwendig 
eingetrotenenStockung  entschuldigen  müssen, 
diess  besonders  in  Bezug  auf  die  Kupfer- 
ausstattung, die  in  dieser  Uebergangsjieriode, 
wo  das  von  uns  bealisichtigte  Neue  noch 
nicht  gehörig  vorbereitet,  so  wie  das  bereits 
Vorhandene  nicht  mehr  zu  unterdrücken 
war,  nicht  anders  als  fragmentarisch  un- 
zusammenhängend ausfallen  konnte.  Da- 
gegen versprechen  wir,  von  dem  nächsten 
Jahre  an,  durch  die  Reihe  der  folgenden, 
eine  fortlaufende  Gallerie  von  Scenen  aus 
Calderon's  Schauspielen,  nach  Zeichnungen, 
die  der  erste  Meister  und  Mitgründer  der 
neuen  deutschen  Malerschule,  Peter  Cor- 
nelius, gegenwärtig  in  München,  nach  seiner 
Angabe  und  unter  seinen  Augen,  von  seinen 
besten  Schülern  wird  arbeiten  lassen.  Wir 
fangen,  wie  liillig,  von  der  Schlegel'schen 
üebersetzung  an,  und  der  nächste  Jahrgang 
gibt  8  Darstellungen  aus  der  Andacht  zum 
Kreuz. 

Herausgeber  und  Verleger." 

Ebenso  hämisch  wie  befriedigt  äusserte  sicli 
zu  diesem  Entschlüsse  Fouques  das  Lite- 
rarische Gonvcrsations  -  Blatt  des 
Urania  -  Verlegers  Brockhaus  vom  16.  Fe- 
bruar 1821,  in  No.  40.  Im  „Berliner 
Pickenick"  dieser  Nummer  —  das,  „zufällig 
verspätet",  vom  Dezember  [1820]  datiert 
ist  —  heisst  es  auf  S.  159:  „Herr  Fouque 
hat  angezeigt,  dass  das  „Frauentaschen- 
buch" wenigstens  unter  seiner  Redaction 
aufgehört  habe.  Das  soll  wohl  nur  ein  feines 
Umgehen  der  nicht  gern  ausgesprochenen 
Annonce  seyn,  dass  auch  dies  nicht  unbe- 
deutende Symptom  der  mystischen  Karfunkel- 
Periode  unserer  neuesten  Poesie  wieder  er- 
storben sei?  Die  Anzeige  scheint  mir  für 
den  Literaturfreuud  wichtig,  der  mit  Freuden 
die  vaterländische  Dichtkunst  von  einer 
toll-lächerlichen  Verirrung  nach  und  nach 
wieder  gesunden  sieht,  deren  Ende  der 
Gesundeste  wohl  nicht  so  nah  geträumt 
hatte,  als  es  wirklich  zu  seyn  scheint.  Auch 
das  Frauentaschenbuch  wird  dereinst  nicht 
alle  seine  Sünden  vor  dem  Bichterstuhl  der 
21 


323 


Frauentaechenbucli.     Erster  Johrgang  1815. 


324 


gesunden  Vernunft  verantworten  können, 
und  seine  Freunde  werden  mit  Kopfschütteln 
bedauern,  dass  alle  die  unzähligen,  darin 
bis  zum  -wahren  Ekel  zersungenen  und  ab- 
b  conterfeiten    [1]    Ritter    und    Knappen    mit 

ihren  Schwertern  und  Lanzen  dem  kleinen 
Büchlein  keine  längere  Existenz  erkämpfen 
konnten.  —  Aber,  vielleicht  machen  wir  uns 
nur  zu  sanguinische  Hoffnungen  über  seinen 

10  Tod,  denn  Hr.  Baron  Fouque  sagte  ja  nur: 

„dass  er  das  Frauentaschenbuch  in  die  Hände 
des  Verlegers  zurückgegeben,  mit  gänzlicher 
Freiheit,  darüber  nach  seinem  Belieben  zu 
verfügen."    Er  sagte  ferner,  dass  er  an  dem 

15  von    dem    Verleger    „fortan    vermuthlich 

weitergeführten  Institute"  keinen  Antheil 
mehr  haben  werde.  Ei  nun,  wir  wollen's 
abwarten  I" 

Weniger  hämisch,  aber  viit  ebenso  yeringem 

20  WohhüoUen  bespricht    ein    ungenannter   Re- 

zensent —  J.V^  —  vier  Nummern  später  — 
am  21.  Februar  1S21  —  deti  neuesten  Jahr- 
gang des  Frauentaschenbuchs:  er  versteigt 
sich  zu  dem  blamablen  Geständnis,  er  möchte 

25  „einem   Mädchen    lieber    Klauren' s    [so!] 

frivole  und  flache  Vergissmeinnicht- Erzählun- 
gen schenken,  als  das  Frauentaschenbuch"  [!.'J. 

Rezensionen:    Ich   ergänze    die    Angaben    im 

Gocdekc  [VIII 87,  oben],  welche  die  ersten 
30  vier  Jahrgänge  wenig  oder  gar  nicht  beriick- 

sichligen: 
Jahrgang  1815:   Journal    des    Luxus   und 

der   Mode.     Januar    1S15,    S.    17—20.    — 

Zeitung   für  die  elegante    Welt,    1814, 
30  No.  228,    vom   17.  November.    —    Brieflich 

sprach   Uhland  sich  unbefriedigt  aus  [vgl. 

Kerners    Briefwechsel    I   399;    vgl.    auch 

396].  — 

Jahrgang  1816:   Zeitung  für  die  elegante 
40  Welt,   1815,    No.  308  vom  21.  Oktober.  — 

Wilhelm  Müllers  Urteil  über  den  zweiten 
Jahrgang  enthält  sein  Tagebuch  [Di arg 
and  Letters,  ed.  by  J.  Taft  Bat,'  eld,  1903. 
S.  11].  — 

45   Jahrgang  1817:    Journal    des    Luxus    und 
der  Mode,  November  1816,  S.  742  ff.  — 

Jahrgang   ISIS:    Zeitung  für  die  elegante 
Welt  1818,  No.  202,    vom    15.   Oktober.  — 
50  Dresdner    Abendzeitung    ISIS,  No.  256 

[Th.  Hell].  — 

Jahrgang  ISlOf:    Journal  des  Lu.i:us  und 
der  Mode.  Januar  1S19.   S.  43ff'.;   ebenda, 
November  1819,  S.  705 /f  [auf  1820];  ebenda, 
,55  Novembei-    1820,    S.  691ff.  [auf  1821;    „aus 

einem  Schreiben  einer  Dame"].  —  Kotze- 
bues„Literar.  Wochenblatt"  1820,  Bd.  V, 
No    1  [auf  IS20J.  — 


I.  .1  a  h  r 


1815. 


Ihrer  Majest  ät 

der 

Königin  von  Baiern, 

Friederike  Wilhelmine   Karoline, 

der  Fürstin, 

deren  schönste  Krone  die  Liebe 

Ihres  Volkes  ist, 


der  Freundin  alles  Guten  und 

Schönen, 

die  in  der  Poesie  die  Quelle  ewiger 

Jugend  und  Aumuth  gefunden, 

der  erhabenen  Vorsteherin  5 

von  Baierns   Frauen  vereinen  für   des 
gemeinsamen   deutschen  Vaterlandes 
heiligste  Sache, 
legt  diese   Gabe  des  Dichters, 
der  für   dieselbe  Sache  mit  Mund        jq 
und  Hand  gestritten, 
in  tiefster  Unterthänigkeit  zu  Füssen 
der  Verleger. 
Unpaginicrtes  Vorsatzblatt. 
„Erhabne  Fürstin,  welcher  mit  Entzücken      15 
Ein  treues  Volk  den  Mutternamen  spendet, 
Was,  Musenfreundin!   Dir  die   Muse  sendet, 
0  nimm  es  auf  mit  huldesreichen   Blicken! 

Ein  Garten  ist's,  den  manche  Blumen  20 

schmücken. 
Und,  siehe,  vom  dem  Eingang  zugewendet. 
Ein  königliches  Paar,  deß  Schönheit  blendet. 
Er  Welschlands  Stolz,  Sie  Baierlands 

Entzücken.        -25 
Und  wie  befreundet   Beide  Dich   begrüßen, 
Und  sich  mit  frommer  Sitte  vor  Dir  neigen, 
Sieh'st  Du  bekannte   Züge  Dir  erscheinen. 

Du  Sel'ge!    Schau  nur  auf  den  Kreis  der      30 

Deinen, 
Und  manche  Theudelinde  wird  sich  zeigen. 
Auch  Aufharite  wirst  Du  nicht  vermissen." 
Unpayiniertes  Blatt. 

lieber  die  Kupferstiche.  35 

Der  Umschlag. 

[Entwürfen  von:',  gc.i^locheii  von  C.  Geisler. 
Die  Or igi nalkartoHS,  in  denen  das  bro- 
schierte Taschenbuch  geliefert  icurde,  sind 
natürlich  zum  alkrgrössten  Teile  verloren  40 
gegangen.  Erst  recht  die  Futterale.  Ein 
auch  in  dieser  Bezielntny  ganz  vollständiges 
Exemplar  besitzt  die  Lipperiteidesche 
Kostämbihliothch  in  Berlin.] 

Vorderseite.  45 

Ihr,  die  Ihr  dieses  Büchlein  mit  zarten 
Händen  und  bescheidenem  Sinne  berührt, 
deutsche  Frauen ,  blickt  nicht  schüchtern 
zurück,  wenn  Euch  sogleich  ein  Spiegel  ent- 
gegenblinkt. Die  Ihr  das  Schöne,  das  Liebens-  50 
würdige  zu  sehen  begierig  seyd,  was  könnte 
man  Euch  besseres  geben  als  ein  Gemälde, 
in  dem  Ihr  Euch  selbst  erblickt.  Also  seht 
ihm  dreiste  ins  Gesicht,  schämt  Euch  nicht 
Eures  Lieblings,  —  o  sprächen  alle  Lieb-  55 
linge  die  Wahrheit,  wie  der!  —  Von  dem 
klaren  Quell,  dem  ersten  Spiegel,  den  die 
Natur  bot,  bis  zur  siebenfußbohen,  mit  Amal- 
gama  belegten  Glasplatte,  welche  Stufen- 
leiter durchlief  dieses  der  Göttin  der  Schön-  go 
heit  gewidmete  Werkzeug!  Mit  dem  Fort- 
schritte der  Zeit  wuchs  seine  Grösse.     Unsre 


325 


Frauentascbenbuch.     Erster  Jahrgang  1815. 


326 


alten  deutsclien  Frauen  des  Mittelalters,  ent- 
behrten die  grossen  Glaces,  in  denen  Ihr 
forschen  könnt,  ob  jedes  Fältchen  an  Eurem 
ganzen  Anzüge  von  den  Grazien  geordnet 
5  ist.  —  Sie  sahen  allein  das  Gesicht.  Sie 
konnten  nicht  ilire[n]  reiche[n]  Kleiderpraclit 
an  sich  selbst  bewundern;  denn  nur  spät 
erst  entstand  die  Kunst,  das  Glas  in  Tafeln 
von    beträchtlicher  Grösse  hervorzubringen. 

10  Seid  dankbar  Ihr  Schönen  gegen  den  Er- 
finder dieser  Kunst.  Sah  auch  Minerva, 
wie  die  Alten  uns  sagen,  nie  in  den  Spiegel, 
dies  schrecke  Euch  nicht  ab!  —  Sie,  die 
Göttin   der   Weisheit,    wie    konnte    sie    das 

lö  Symbol  der  Weisheit  so  ungebraucht  lassen! 
—  Es  ist  an  Euch,  dieß  wieder  gut  zu 
machen. 

Gerne  gesellt  sich  der  dem  Ilelnibusche 
des  Kitters  ähnliche  Dameufächer  zum  Attri- 

20  bute  der  Schönheit,  und  erinnert  unter  dieser 
Form  an  den  Sinn  der  deutschen  Frauen 
für  kriegerische  Verdienste,  und  unter  der 
andern  an  die  Sorgfalt  für  häusliche  Garten- 
kultur.   Blumen  verzieren  den  übrigen  Raum 

25  und  goldene  Halsketten,  an  deren  einer  das 
Bild  des  Kaisers  prangt. 

Die   Gegenseite. 
Nach  der  Sorge  für  Kleidung  und  Putz, 
kommt    die  Sorgfalt    für    die  Umgebungen. 

30  Alles  in  dem  Gemache  der  Hausfrau  athmet 
Reinlichkeit  und  Ordnung.  Ein  gothisch 
verzierter  Kragstein  ragt  aus  der  Wand  her- 
vor und  ist  mit  einem  schönen  doppelarmigten 
Gefässe    besetzt,    das    die  schön    gefärbten 

35  Kinder  des  Frühlings  darbietet,  unter  denen 
die  liebliche  Maiblume  mit  bescheidenem 
Reize  sich  schmiegt.  Am  Kragsteine  ist  der 
Kopf  einer  Nürnbergischen  Kronbraut  zur 
Verzierung  angebracht. 

40  Der  Titel. 

[Gezeichnet  von  Haller  v.  Hallersiein, 
gestochen  von  A.  üeindel.  Die  Lämjsseiten 
der  Titelumrahmung  -werden  von  den  ge- 
schilderten yvier  Stufen  des  weiblichen  Alters-^ 

45  eingenommen.  Daewischen  zur  Linken  die 
,.  Werkzeuge  der  Bildung  des  Sinnes  für 
Gesang''':  eine  Theorbe  (0  und  ein  auf- 
geschlagenes Notenbuch,  zur  Rechten  ,.diü 
Trophäen  des  Fleisses  und  der  Nützlichkeit'^ : 

60  ein  Spinnrocken.  Die  obere  Schmalseite 
ziert  ein  Kruzifix,  das  nebst  einem  Hose n- 
krans  auf  einer  Bibel  —  der  ^Schrift-^  — 
ruht;  den  untern  Abschluss  geben  Teller, 
Schüsseln,   Kannen,    die    .„Gerätschaften   der 

55  nützlichen  llausfrau"^.] 

In  den  Zeiten,  in  denen  die  Leuchte  der 
Philosophie  kaum  schwach  noch  erglimmte, 
und  spärlich  nur  des  Mönches  dunkle  Zell' 
erleuchtete,  wo  erhielt  sich  der  Sinn  für  das 

6u  Wahre  und  Gute?  —  In  dem  Scliatzkästlein 
aller  Tugenden,  in  dem  Herzen  des  Weibes, 
das  selbst  des  Mannes  Kraft  und  Stolz  im 
Keim  verwahrt.  Der  Sinn  für  Religiosität 
herrschte    in   unsern  Müttern   vom  Mädchen 

65    bis   zur  Matrone. 


Das  Bild  des  erhabensten  Opfers  der 
Liebe  liegt  hier  auf  der  Schrift,  die,  wenn 
auch  dem  Laien  nicht  ganz  bekannt,  dennoch 
der  Inbegriff  aller  ihm  durch  Bilder  und 
Zeremonien  bekannten  lleligionsbegriflfe  war. 
Das  gothische  Laub  und  Astwerk  schliesst 
die  vier  Stufen  des  weiblichen  Alters  ein. 
Das  Mädchen  trägt  die  Buchstabir-  und 
Rechentafel.  Heiter  blickt  die  Jungfrau 
auf  die  so  eben  verlassene  Stufe.  Die  Tro- 
phäendes  Fleisses  und  der  Nützlichkeit  nebst 
iliren  Gegenstücken,  den  Werkzeugen  der 
Bildung  des  Sinnes  für  Gesang,  führen  zur 
ernsthaftem  Stufe  der  Gattin  und  Mutter, 
welcher  die  ehrwürdige  Matrone  in  dem 
Ornate  ihres  Standes  freundlich  entgegen 
kommt.  Die  Geräthschaften  der  nützlichen 
Hausfrau,  die  in  Formen  und  Verzierungen 
die  Spuren  des  durch  Ordnung  und  Spar- 
samkeit erhöhten  Wohlstandes  tragen,  nehmen 
die  untere  Stufe  des  Cyklus  des  weib- 
lichen Daseyns  ein.  H.  v.  H.  [=Ualler 
V.  Hallerstein'i] 

Das  Titelkupfer. 

Tafel   1.    [C.  Kalbe  del.;   Müller  sc.J 

Eine  blühende  Jungfrau  in  allteutscher 
Trachtund  einenKranz  vonRosen  im  schönen 
Haar  —  was  hindert  uns,  in  der  edlen  Ge- 
stalt Teutschlands  Muse,  die  Schöpferin 
Sigurds,  der  Undine,  des  Zauberrings  zu  er- 
kennen? —  öffnet  ernst  und  sinnig  uns  den 
Garten  alter  Ritterlichkeit  und  Poesie.  Fröh- 
liche Vögel  —  Bilder  des  leichten  ätherischen 
Lebens  —  umflattern  sie;  aber  im  Hinter- 
grund fesselt  den  Blick  ein  Bild  jener  Zeit, 
wo  Ritterthum,  Liebe  und  Dichtkunst  noch 
als  heiliger  Dreiklang  den  Grundton  des 
Lebens  bildeten,  und  die  im  neuerweckten 
teutschen  Rittergeist  und  Gesang  wieder 
aufzuleben  scheint.  In  herzlicher  Eintracht 
sitzen  Ritter  und  edle  Frauen  um  eine  gast- 
liche Tafel  versammelt,  und  der  Stoff  ihrer 
Gespräche,  von  Lautenspiel  und  Gesang  be- 
seelt und  beflügelt  —  warum  könnten  es 
nicht  zufällig  eben  einige  jener  schönen 
Mährchen  und  lieblich  ernsten  Geschichten 
seyn,  welche  dieses  Büchlein  in  neuer  Weise, 
aber  mit  altem  Sinn  —  Blumen  von  jenen 
Beeten,  die  vor  der  Rittertafel  blühn  — 
dem  holden  Geschlecht  darbietet?  Und 
örtnet  sich  der  Wundergarten  ächtteutscher 
Poesie  nicht  am  liebsten  dem  sinnigen  Ge- 
raüth  teutscher  Frauen?      W.[=Wetzel?] 

Tafel  2-4. 

[Gezeichnet     von    Ramberg;     gestochen     ist 

Tafel  2  von  Rist,  3  von  H.  Schmidt,  1  von 

Rist. 

F o  u  qn  e '  s  Z  a u b  e  r r  i  n  g ,  dieser  köstliche 
Kreis  ritterlicher  Tugend,  frauenhafter  An- 
muth  und  wunderreichen  Zaubers,  hat  wohl 
allen  Lesern  schon  so  viel  innige  Freude 
gemacht,  dass  Bilder  einzclnerScenen  daraus, 
von  selbst,  wie  alte  Bekannte  sich  einführen, 
ohne  eines  Ausrufers  zu  bedürfen,  der  ihre 
Namen,    als   interessanter    Fremdlinge,    der 

21* 


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Frauentascheubuch.     Erster  Jahrgang  1815. 


328 


Versammlung  nenne.  Indessen  schliesst  sich 
an  den  Anblick  einer  betVeiindeteu  und  ge- 
liebten Gestalt  gern  die  Erinnerung  an  das 
erste  Zusammentreffen,  man  wiederholt  sich 
5  wohl  gegenseitigmanchesdamalsgesprochene 
Wort  und  einer  hilft  dann  dem  Andern  nach, 
wo  ihn  die  Menge  schöner  Erinnerungen 
vielleicht  zerstreut.  So  findet  auch  wohl 
mancher  Leser,  indem  er  die  Bilder  betrachtet, 

10  nicht  ungern  ein  hindeutendes  Wort  auf  die 
Begebenheiten,  welche  in  diesen  Abbildungen 
dargestellt  sind,  und  dann  ergreift  er  wohl 
das  Buch  selbst,  und  lieset  von  neuem  die 
Geschichte,  und  angezogen  von  dem  Zauber 

lö  der  kräftig-lieblichen  Erzählung  zuletzt  den 
ganzen  Zauberring  vom  Anfang  zum  Ende 
noch  einmal. 

Die  blühende  Brieftaube. 

20  Tafel  2.    Th.  1.    S.  63. 

Lisberta,  die  schönste  jungfräuliche  Blüte 
des  schönen  Jlailandes,  steht  im  hohen  offenen 
Fenster  ihres  Zinimergartens.  Sie  hält  die 
lange  blühende  Kanke  einer  Schlingpflanze 

25  in  der  Hand,  und  drückt  mit  dem  trüben, 
gesenkten  Blick  getäuschter  Erwartung  und 
hinschwindender  Hoffnung  einen  Brief  an 
die  schmerzenvolle  Brust. 

Mit    so    trübem    Blick    hatte    sie    früher 

30  diese  grüne  Ranke  nicht  betrachtet.  Am 
Abend  eines  Festes,  das  Lisberta  durch  ihre 
Schönheit  verherrlicht  hatte,  bemerkte  sie 
zuerst,  wie  dieses  blühende  liankengewächs 
sich  von  dem    Stamme,    den    es    sonst   um- 

35  rankte,  abwärts  nach  der  Terrasse  gesenkt 
hatte.  Indem  sie  den  schlanken  Zweig  em- 
porzurichten bemüht  war,  erblickte  sie  unten 
den  Ritter,  dessen  Heldengestalt  und  Liebes- 
worte schon  am  Morgen  in  dem  Garten  ihr 

40  Herz  gewannen.  Er  ging  an  ihrem  Fenster 
vorüber,  aber  mit  jeuer  Ranke  zog  Lisberta 
einen  Brief,  von  dem  furchtbar  lieblichen 
Wanderer  daran  befestigt,  zu  sich  herauf. 
Uguccioue's    Name,    des    weit    und    überall 

45  bewunderten  Helden,  unterstützte  die  Worte 
seiner  Liebe,  und  nun  trug  die  schlanke 
Pfliinze,  als  blühende  Brieftaube,  Grüsse  und 
Gegengrüsse  der  Liebe  zu  Lisberta  und  dem 
Ritter,  und  oft,  statt  der  lieblichen  Briefblüte, 

,50  fand  Uguccione  die  liebliche  Lisberta  selbst 
in  dem  einsamen  unbelauschten  Garten. 

Es  geschah  aber  endlich,  dass  Lisberta's 
Briefe  sich  wohl  an  der  Ranke  hinabsenkten, 
Niemandjedochvorbeiging,  sie  aus  dem  grünen 

55  Geflechte  zu  lösen.  Wenn  sie  es  nun  wieder 
emporzog,  fand  sie  nur  das  Siegel  ihrer 
Trostlosigkeit  daran,  den  eigenen  unent- 
siegelten  Brief.  Sie  fing  endlich  an,  nach 
Uguccione  zu    fragen,   und   erfuhr,    dass    er 

CO  schon  seit  vielen  Tagen  auf  eine  unbegreif- 
liclie  Weise  aus  Mailand  verschwunden  sei. 
Dennoch  Hess  die  Arme  nicht  ab,  täglich 
das  Rankengewächs  vom  Baste  zu  lösen, 
und  auf  die  Terrasse  hinabsinken  zu  lassen. 

65    Zog  sie  es  alsdann  ohne  Brieffrucht  herauf, 


so  weinte  sie  bitterlich,  und  trieb  dies  so 
lange,  bis  ihr  das  Herz  am  Ende  von  vielen 
Tliränen  brach.  Da  sorgte  eine  Freundin, 
dass  die  rankende  Blüte  auf  den  Grabbügel 
eingepflanzt  ward,  und  die  Blätter  und  5 
Blumen  überschatten,  und  überduften  noch 
jetzt  die  einsame  Stätte. 

Bertha. 
Tafel  3.    Tb.  II.    S.  84.  w 

Ein  uraltes  steinernesKreuz  umschlingend, 
und  den  Räubern  die  Rache  des  Himmels 
androliend,  schreckt  Bertha  den  Mohrenritter 
mit  seinen  Kriegsleuten  von  sich  zurück. 

Bertha    (des    alten    Ritters    Hugh    von   15 
Trautwangen  Nichte)  lebte  mit  ihren  Freun- 
dinnen Blancheflour  und  Gabriele  auf  einem 
dem  Meere  nah  gelegeneu  Schlosse,  als  der 
Freiherr    Folko    von    Montfaucon    den    ge- 
fangenen Mohrenfürsten  Muza  bei  Gabrielen,    20 
der   Besitzerin    dieses   Schlosses,   einführte. 
Der  Mohr,   von  Gabrielens  Reiz  bezaubert, 
behauptete  in  anscheinendem  Scherz,  er  sei 
von  seinem   Besieger  in  Feenbande   gelegt, 
und  dadurch  seinem  frühern  Ehrenwort  als   25 
Kriegsgefangener    entbunden;    aber    Folko, 
keinen  verborgenen  Trug  ahnend,  nahm  die 
Rede  für  bedeutungslosen  Scherz  und  Hess 
den    Gefangenen,     seinem     Ritterwort     ver- 
trauend, unbewacht    bei    Gabrielen    zurück.    30 
Einst,  als  diese  mit  ihren  Freundinnen  nahe 
bei  dem  Meerstrand  lustwandelte  und  Blanche- 
flour dem  sehnsuchtsvollen  Lied  des  Sängers 
Aleard  aus  der  Ferne  lauschte,    sahen    sich 
die  Frauen  plötzlich  von  fremden,  mohrisch    35 
gekleideten    Jlännern    umringt,     aus    deren 
Reihe  Muza  trat,  im    prächtigsten  Schmuck 
der  Mohrenfürsten.     Ihm  folgten  zwei  nicht 
minder     glänzend      geschmückte      Mohren- 
jünglinge   von    fürstlichem    Stamm.      Muza   40 
forderte  Gabrielen  auf,  ihm  zu  folgen.    Ver- 
gebens schalt  diese    seinen    Wortbruch   und 
die   Verletzung  des    Gastrechtes.     Er  fasste 
sie  mit  starken  Armen,  und  trug  schmeichelnd 
die  Sträubende  in    das   nah    liegende  Fahr-   45 
zeug.      Der    andre  Mohrenfürst    fasste    die 
ohnmächtige  Blancheflour,  und  trug  sie  dem 
Fülirer  nach.     Aber  vergebens  drängte  sich 
der  dritte  Mohrenritter  an  Berta.    Verachtend 
kehrte  sie    dem    Räuber    den  Rücken,    und   50 
ein  altes  steinernes  Kreuz    mit    dem    linken 
Arm  umschlingend,  und  mit  dem  rechten  den 
Verwegenen  zurückschreckend,    rief  sie  mit 
lauter,     begeisterter     Stimme:    ^Ich    nehme 
Gott  und  Menschen,  und  Himmel  und  Erde    55 
zu  Zeugen,  dass  hier  eine  bodenlos  verruchte 
Gewaltthat  geschieht.     Ob  ein  Wunder  be- 
ginnen wird,  sie   zu  rächen  und   zu  liindern, 
weiss  ich  nicht,  aber  hütet  euch,  ilir  Buben, 
es  kann  wahrlich  geschehen.    Und  das  sag'    go 
ich   Euch,  denn  ich  fühl  es  klar  und  sicher, 
wie    mein    eigenstes    Leben,     wer    mich    mit 
fortreisst  auf  das  Raubschiff,  reisst  sich  den 
Tod  auf  den   Scheitel  herab." 

Der  Mohrenritter  prallte  entsetzt  vor  der  65 


329 


Frauentaschenbuch.     Erster  Jahrgang  1815. 


330 


zürnenden  Jungfrau  zurück,  wie  sie  in  allen 
Glorien  der  Abendlicbter  vom  Kreuzes- 
stamme zu  ihm  hinunter  schalt.  Seine 
Kriegsleute  zogen  sich  in  stiller  Scheu  nach 
5  dem  Strande  abwärts,  und  als  Bortha  den 
Zweifelnden  noch  einmal  ernst  bedräuend 
fortwinkte,  schrie  er  auf:  Es  ist  ein  Ge- 
spenst in  ihr,  und  flüchtete  sich  taumelnd 
in  das  Boot,  welches  gleich  darauf  vom 
10   Lande  stiess. 

Der  Kloster-Bruder  Zelotes. 
Tafel  4.    Th.  III.    S.  157. 
In  seiner  Waffenhalle  sitzt  der  alte  Kitter 

15  Hugh  von  Traiitwaugen,  vor  ihm  auf  einem 
Sessel  sein  Sohn,  ehemals  Ottur,  jetzt  als 
Mönch,  Zelotes  genannt,  mit  strenger  Bus- 
predigt den  Vater  bestürmend.  Ritter  Otto 
von  Trautwangen  stürzt  jetzt  herein  in  die 

20  Halle,  und  wehrt  den  Bruder,  den  scheltenden 
Eiferer,  von  dem   Vater  ab. 

Die  Eingangsceue  zu  dem  grossen  gigan- 
tischen Finale,  dem  nur  kein  Opertheater 
ausser    der    Fantasie  genügt.     Alle    Riiter- 

2.1  tugend,  alle  Liebe,  aller  Zauber  drängt  aus 
jeder  Ferne  sich  in  den  Burghof  von  Traut- 
wangen, zu  dem  furchtbarsten  Kampf,  den 
nur  die  hohe  Vereinigung  von  Tugend,  Liebe 
und    Zauber,    im    heiligen    Wunder,   durch 

30   Bertha's  Erscheinen  löset. 

Ottur,  seines  Halbbruders  Otto  Ebenbild, 
verschmäht  von  seiner  Geliebten,  der  Zauber- 
jungfrau Gerda,  hatte,  schaudernd  vor  ihren 
Zaubereien,  das  Klosterleben  erwählt.  Wild, 

35  wie  vormals  als  ritterlicher  Held,  eifert  er 
jetzt  als  geistlicher  Kämpfer,  und  bewährt 
die  Deutung  seines  Klosternamens  Zelotes, 
als  strenger  Eiferer.  So  tritt  er  auch  in 
die  Burg  seines  Vaters,   des  Ritters   Hugh, 

4Q  wo  die  Reisigen  von  der  Aehnlichkeit  ge- 
täuscht, dem  alten  Ritter  die  Rückkehr  seines 
Sohnes  Otto  ansagten.  Aber,  indem  der 
Vater  sich  erhebt,  um  dem  ritterlichen  Sohn 
entgegen  zutreten, rauschen  lange,schleppende 

45  Gewände  heran,  und  ein  Benediktiner- 
mönch schreitet  in  seiner  weiten  schwarzen 
Umhüllung  gegen  den  Ritter.  Wo  ist  mein 
Sohn?  ruft  der  Alte,  und  taumelt  schwin- 
delnd  über  die   unbegreifliche  Erscheinung 

5Q  von  Ottos  Gestalt  in  mönchischer  Umhüllung 
zurück  in  seinen  Stuhl.  Doch  schnell  sich 
fassend,  fordert  er  streng  vom  Sohne  Rechen- 
schaft über  seine  Lossagung  vom  Ritterthum. 
Da  nennt  der  schwarze  Mönch    ihm    seinen 

55  Namen:  Ottur,  schön  Astrid's  und  des  starken 
Hugur  Sohn,  und  jetzt  Bruder  Zelotes. 

Furchtbar  getroffen  von  schön  Astrid's 
Namen,  die  Hugh,  in  Norden  Hugur  genannt, 
einst  erschlug,  als  er   den    Rächer   mit   den 

(5,)  Geierfittichen  zu  treffen  wähnte,  und  er- 
schüttert von  alten  Erinnerungen,  die  sich 
an  den  Doppelnamen  Hugur  anschlössen, 
und  nun  auch  die  andern  vielfachen  Ge- 
stalten und    Namen    des    alten   Helden    als 

65   Uguccione,    Hugueuin,     Hygies,     ihm     vor- 


führten, sass  der  Greis  regungslos  im  Lehu- 
sluhl  und  blickte  wie  in  eisiger  ErstaiTung 
in  das  Auge  des  furchtbaren,  so  unerwartet 
aufgestiegenen  Sohnes,  der  mit  strenger 
Buspredigt  auf  ihn  einstürmte,  dass  dem  5 
Alten  das  Mark  in  den  Gebeinen  erbebte 
vor  den  gewaltigen  Worten,  und  ihrem 
schweren  Inhalt. 

Da  tritt  Otto  herein,  und  schon  das 
ritterliche  Tönen  seines  Harnisches  ruft  jq 
neues  Leben  in  die  starren  Augen  des 
Greises.  Er  ruft  dem  Vater  freundliche 
Botschaft  zu,  von  seiner  Mutter  Hildiridur, 
der  Schwester  schön  Astrid's,  während  Zelotes 
noch  immer  mit  strengem  Ernst  forteifert,  15 
so  dass  der  alte  Herr  Hugh  zwischen  beiden 
Männern,  die  als  Gesandte  so  verschiedener 
Art  auf  ihn  einredeten,  dem  Thurm  einer 
versunkenen  Burg  glich,  unter  hin  und  her- 
tlutendeu  Wassern.  «O 

Was  nun  weiter  geschah,  wie  Tebaldo  — 
Lisberta's  Sohn  —  unten  im  Burghöfe  mit 
dem  gewaltigen  Zauberring  zu  der  Mutter 
Rache  gegen  den  Vater  Uguccione  sich  be- 
waffnet, wie  Zelotes  den  Greis  fruchtlos  25 
gegen  den  starken  Zauber  in  sein  kirchliches 
Gewand  hüllt,  wie  Meister  Walthers  trösten- 
der Gesang  immer  lauter  und  lauter  schallen 
soll,  dass  der  alte  Ritter  Gesang  und  Saiten- 
klang vernehme,  bis  Saiten  und  Zither  selbst,  30 
von  den  mächtigen  und  doch  immer  zu 
scliwachenGriffen  des  Meisters  weheschreiend, 
zerreissen,  wie  alle  Helden,  selbst  der  See- 
könig und  der  grosse  Freiherr  Folko  zu- 
weilen in  das  Gewirr  des  wilden  Zaubers  35 
gerissen  werden,  dass  sie  geblendet  gegen 
ihre  Freunde  kämpfen,  bis  endlich  Bertha, 
gleich  einer  lichten  Himmelserscheinung, 
bloss  durch  ihr  Herannahen  den  bösen  Zauber 
bricht,  und  nun  endlich  die  ganze  unermess-  4Q 
liehe  Fülle  wilder  und  zarter  Klänge  von 
Kampf,  Liebe  und  Zauber  sich  am  Ende 
dieses  Heldenbuches  in  lichthelle  freudige 
Harmonie  autlöset,  und  langaushallend  noch 
nachklingt  —  das  liegt  ausser  der  Gränze  45 
dieser  letzten  Darstellung  und  gäbe  wohl 
noch  eine  lange  Gallerie  von  Helden,  Zauber 
und  Liehesbildern,  zu  welchen  sich  liier  mit 
Otto's  Eintritt  in  die  väterliche  Waffenhalle, 
die  Thüre  zu  eröffnen  scheint.  —  Ueber-  50 
haupt  ist  dieser  Zauberring  so  reich  an  Ge- 
stalten, wie  an  Melodien,  und  der  tiefe 
reiche  Genius  des  Verfassers  kann  sich  im 
Geist  des  bildenden  Künstlers  ebenso  schön 
und  mannigfach  abspiegeln,  wie  er  in  den  55 
Melodien  widerhallt,  in  welchen  von  Miltiz 
einigen  Liedern  des  Zauberrings  das  Leben 
des  Gesanges  gegeben  hat,  so  dass  demHörer 
kein  Wunsch  unbefriedigt  bleibt,  als  der  nach 
Melodien  für  die  Lieder,  welchen  sie  noch  go 
fehlen.  A.  A. 

Die  Tafeln  5—8. 

Enthalten  Scenen  aus  dem  Inhalt  des 
Taschenbuchs,  und  bedürfen  darum  keiner 
weitem  Erklärung.  65 


331 


Frauentaschenbuch.     Erster  Jahrgang  1815. 


332 


[Tafel  5:    Theudelinde  von  Fouquc.     Zu 

S.  14.     Gee.  und  gest.    von  J.  M.  Mettcn- 

leiter.  Tafel  6:  Die  diamantene  Kutsche 

von    Frans    Hörn.     Zu    S.  106.     Gez.  von 

C.  Eolhe,  gest.  von  A.  Reindel.     Tafel  7: 

Die  Weihnachtsfeier  von  Gotttoalt.     Zu 

S.  1?S.     Ges.  von  Heller  (?),    gest.    von  C. 

Barth.     Tafel  8:   Walgerss  und  Hilde- 

gunde    von    Fotique.     Ges.    und  gest.  von 

C.  A.  Schwerdgeburth.] 

Inhalt:  3  unjmginiertc  Seiten. 

de  la  Motte  Fouque:  Theudelinde.  1.  — 

S.  2  bleibt  frei.  — 

(Schlachtfeld  in  der  Nähe  der  Alpen,  auf 
langobardischem  Gebiet.  Die  Nacht  bricht 
ein.  Flüchtige  Franken  sprengen  und  laufen 
über  die  Ebne  nach  den  Bergen  zu.  Lango- 
barden hauen  nach.) 

Viele  Langobardenreiter, 
(durcheinander  rufend.) 
„Fass'   Den  mir,  den  auf  weissem  Ross! 
—  Ho,  Jagd!  — "  1—21.  — Lud.  Uhland: 
Der  Castellan  von  Ooucy. 

„Wie  der  Castellan  von   Coucy 
Schnell  die  Hand  zum  Herzen  drückte, 
Als  die  Dame  von  Fayel 
Er  zum  ersten  Mal  erblickte!" 

21  —  26.  — 
Uhlands  Gedichte,  hg.  v.  E.  Schmidt  ii. 
Hartmann,  1898,1305.  —  Gottwalt/=See^e- 
mund,  Goedeke  VII  852;  vgl.  D.  D.  2, 
341]:  Des  Ritters  Abschied.  „Nun  geh, 
mein  Knapp!  Du  warst  mir  treu  ergeben." 
27.  SoneU.  —  P.  J.  Rehfues  [Philipp, 
Joseph,  1779-1843,  Goedele  VF 396;  ADD 
27,  590 f.]:  Ehre  um  Liebe.  Eine 
Romanze. 

„Eh  die  Morgensterne  grauten, 
In  den  Armen   seiner  Trauten, 
Süss   umstrickt  von  Liebesbanden, 
Lag  der  Ritter  Helisanden." 

28-31.  — 
Lud.  Uhland:  Don  Massias. 
„Don  Massias  aus  Gallizien, 
Mit  dem  Namen:  der  Verliebte, 
Sass  im  Thurm  zu  Arjonilla, 
Klagend  um  die  Treugeliebte" 

32-34.  — 
Uhlands  Gedichte  18.98,    I  209.  —  Jus- 
tinus    Kerner:    Der    Gärtner    auf    der 
Höhe. 

„Verlass'  die  kalten  Höhen 
Du  armer  Gärtnersraann!"    35 — 36. — 
F.Kind  [.Johann  Friedrich,   1768 — 1843; 
ADB  15,   742 f.;    vgl.    auch  U.  A.  Krüger, 
Pseudoromaniik,    1905,    S.    43tf.]:     Die 
Ruinen  des  Waldschlosses. 
„Wie?  immer,  immer  kehrst  du  durstig  wieder. 
Du  aammtne  Hummel,    spielst  im  Sonnen- 
[glanz"  37-40. 
Gedichte  1819,  III  50.  — 
F.  Kind:  Das  Veilchen  im  Thal. 
„Ein  Veilchen  blüht  im  Thale, 
Im  dunkeln  Tannengrün;"     41 — 42. 
Gedichte,  1819,  IV  140 f.      Verändert.  — 


Gottwalt:   Der  Schatten  im  See. 
„Es  ist  eine  klare  Stelle 
Wol  in  dem  tiefen  See, 
Da  lockt  mich  die  grüne  Welle 
Stets  hin  mit  süssem  Weh."     43—44.  —   5 
Franz     Hörn:     Die     diamantene 
Kutsche,   ein  deutsches  Mährchen. 

Fussnotc:  „Einen  kleinen  Theil  des  Stoffs 
verdankt  der  Verf.  einer  alten  nicht  gedruckten 
Puppenkomödie. "     „In  jener  bösen  Zeit,   wo    10 
zuerst  die  böhmischen  Unruhen  den  schweren 
Krieg  über  unser  liebes  Deutschland  hervor- 
riefen,    der    ganze     dreissig    Jahre    lastete, 
lebte    in    einer    freien   Stadt    in    Thüringen 
ein  junges  Fräulein,   die  man  allgemein,  da   15 
die  Leute    nicht   gern  beschreiben,    sondern 
lieber  schnell  eine  Sache  aussprechen  mögen, 
die  wunderschöne   Dame  nannte."  45 — 113. 
Novellen,  Berlin  ISWf,  Bd.  1.    Vgl.  auch 
^Frans    Hörn.      Ein    biograph.    Denkmal,"^   20 
Leipzig  1839,  S.  156.  —  ' 

de  la  Motte  Fouque:  Fromme  Liebe. 
Die  Hexe. 
„Gieb  ein  Löckchen,   gieb  ein  Siebchen." 

114—115.   —    25 
Gottwalt  [^  Seegemund]:  Abschied. 
,, Weine  nicht!  wandre  nur  still  fort!" 

116.  — 
Gottwalt  [^^^Seegenmnd]:  Pilgerfahrt 
zur  Todten.  30 

„Fromme  Hände  haben 
Still  sie  eingegraben, 
Weiss  die  Stätte  nicht." 

117—118.  — 
Gottwalt    [^=Seegemund\:  Der  kleine   35 
Flötenspieler. 

,,Am  Bache,  wo  drei  Erlen  stehn." 

119—120.  — 
Karoline  de  la  Motte   Fouque:  Bil- 
der aus  dem  Leben   der  Kaiserin  Eu-   40 
doxia.    121  — 155, 

1. 
„In    dem   reichen,    hellen    Purpurzimmer 
zu  Bizanz  spielten   die  beiden  Kaiserkinder 
Valentinian  und  Eudoxia,  am  Boden  sitzend,    45 

mit  bunten  Steinchen. Nicht  weit  von 

ihnen  sass  die  weise  Muhme  Pulcheria  in 
einem  Armsessel  auf  goldenen  Greifen 
ruhend,  die  zarten  Glieder  aus  eigner  Wahl 
in  strenger  Nonnentracht  verhüllt."  Zu  ihr  50 
tritt  „die  bleiche,  com  Schicksal  geseichnete 
Placidia-^,  Yalentinians  Mutter,  und  sucht 
Pulcheria  für  ihre  ehrgeizigen  Pläne  zu  ge- 
winnen.    [121 — 124.] 

2.  .=,5 

„Hoch  stand  die  Sonne  über  Constanti- 
nopel.  Herolde  sprengten  durch  die  Strassen, 
das  Volk  strömte  in  immer  gedrängteren 
.Massen  durch  Triumphbogen  und  Portikus 
zum  Forum  hinein.  Hier  sass  auf  einer  gQ 
Tribüne,  der  erznon  Bildsäule  des  Apollo 
gegenüber,  Athenais  unter  Gold-  und  l'urpur- 
schlciern,  mit  gesenktem  feuchtem  Blick  die 
kleine  Eudoxia  auf  iiirem  Schosse  haltend. 
—    —    Leutselig     froh     stand    der    Kaiser   ge, 


333 


Frauentaschenbuch.     Erster  Jalu-gang  1815. 


334 


Theodosius  von  der  einen  Seite,  während 
Placidia  von  der  andern,  mit  unruhig  be- 
wegtem Atheni  und  schnellem,  gespanntem 
Blick    ihren    Sohn    zum    Cäsar    des   Abend- 

5    landes    und  Verlobten    der   kleinen  Eudoxia 
ausrufen  hörte."     [124 — 126.] 
3. 
„Einsam  spielte  Eudoxia  zu  den  Füssen 
der  Mutter,   die   über   ein  grosses  Buch  ge- 

]0   beugt,   emsig  darin  las."     Sie  hat  Sehnsucht 
nach  ihrem  Vetter  und  jungen  Verlobten,  der 
nach  liom  gesogen  ist.     [126 — 129.] 
4. 
„Linde  Frühlingslüfte  weheten  von  Asiens 

15  Küsten  über  den  Propontis,  und  rührten 
still  und  wehmütig  an  die  junge  Brust  der 
zart  erschlossenen  jungfräulichen  Eudoxia. 
Sinnend  ging  diese  auf  den  Terassen  der 
kaiserlichen  Gärten,   ungewiss,    was  die  un- 

20  bezwingliche  Trauer  in  ihre  Seele  giesse." 
Da  erblickt  sie  die  kosihar  cerzierte  Barke, 
auf  der  lioins  kaiserliche  Botsehaftcr  heran- 
nahen. „Sie  kommen,  rief  sie,  sie  kommen 
mich  zu  holen.     Das  bedeutete  mir  die  be- 

25   klemmende  Angst."     [129 — 132.] 
5. 
„Auf  der   Strasse   von   Ostia  nach   Rom 
wogte   seit   Stunden   das   unruhige   Volk   zu 
Fuss,Ross  und  Wagen,  und  begleitete  jubelnd 

30  den  pomphaften  Einzug  der  jungen  Kaiserin." 
Im  Palast  führte  ihr  Placidia  selbst  den 
jugendlichen  Gatten  entgegen,  neben  dem  die 
hohe,  gebietende  Gestalt  des  grossen  Äetius 
stets  aufgerichtet  stand.     [132 — 134.] 

35  .  ^-     . 

„Die    ungeprüften    Glieder    auf    weichen 

Polstern  dehnend,  schob  Valentinian  Becher 

und  Würfel  ermüdet  von  sich,   und  griff  nach 

der  elfenbeinernen  Leier,  deren  helle  Klänge 

4Q  wie  leuchtende  Blitze  durch  sein  däraraerndes 
hinre  zuckten."  W'ihrend  er  neue  und 
schwelgerischere  Genüsse  zu  erjagen  strebt,  sitzt 
^im  entlegenen  Gemach  Eudoxia,  den  schönen 
Arm  nachlässig  über  den  Stickrahmen  gelehnt, 

45  mit  trübem  Ernst  die  Arbeit  beachtend.'^ 
[134-137.] 

7. 
„In.  seinem  königlichen  Dorfe,    an  dem 
Ufer  der  Theisse,  erwog  des  lliigilas  Nefi'e, 

IQ  der  entsetzliche  Hunnenfürst  Attila,  ob  der 
empfangene  Ring  aus  den  Händen  von 
Placidias  Tochter,  das  letzte  Glied  einer 
Kette  seyn  dürfe,  die  ihm  seit  Jahren  durch 
stille  Verträge  das  abendländische  Kaiserhaus 

55   verband."     [137—140.1 
8. 
„In    des    verwaisten   Herzens    tödtlicher 
Angst   lag  Eudoxia   auf  ihren   Knieen,   und 
betete     mit    letzter    Anstrengung     zu    dem 

60    ewigen  Retter,  der  allein  noch  helfen  konnte. 
Denn  schon   brausten  Attila's  Schaaren  über 
die   Alpen,   Italiens    gesegnete   Städte    zer- 
störend."    [140—142.] 
9. 

g5  »Am    Eingange    des    Zeltes,    dem    See 


Benacus  gegenüber,  sasa  Abends  der  Hunnen- 
könig, das  Auge  in  finsterer  Ruhe  auf  die 
dunkelnden  Wogen  gerichtet."  Da  erscheint 
ihm  der  greise  Bischof  Leo  und  bewegt  ihn 
zum  Biickeuge.  [142 — 144.] 
10. 

„Einer  grossen  Gefahr  durch  Attila's 
Ruckzug  und  Tod  entgangen,  liebte  es  die 
Kaiserin,  die  heitere  Stille  der  Gegenwart 
an  früherm  Elend  zu  erhohen.  Darum  liicss 
sie  die  weise  Proba .  .  .  von  ihrer  Flucht 
nach  Afrika  unter  Alarieh's  verheerendem 
Einbruch  erzählen."  Plötzlich  stürzt  in  ihre 
trauliche  Einsamkeil  der  Kaisermit  gesträubtem 
Haar  und  stieren  Blicken,  das  blutige  Schwei  t 
in  der  Hand:  er  hat  Aetius  ermordet!  [144 
-146.] 

11. 

„Unter  steigender  Beklemmung  sah  sich 
des  Senators  Petronius  Maximus  schöne 
Gattin,  leise  und  schweigsam  in  geschlossener 
Sänfte  durch  die  geheimsten  Gänge  des 
Pallastes  tragen.  Wohl  hundertmal  hatte 
sie  den  Eing  ihres  Mannes  nachdenklich 
zwischen  den  Fingern  hin  und  her  gedreht, 
und  sich  gefragt,  was  ihr  die  nächtig  späte 
Einladung  der  Kaiserin  bedeute,  deren  un- 
gewohnte Sendung  der  Ring  eben  beglaubigen 
sollte."  Da  sieht  sie  sich  dem  kaiserlichen 
Wüstling  gegenüber,  nimmt  Gift  und  erstarrt 
in  seinen  Armen.  [146-147.] 
12. 

Valentinian  ist  erschlagemvorden;Eudoxia 
mitss     sich     dem    neuen    Kaiser,    Petronius 
3Iaxinius,  beugen.     [148 — 149.  | 
13 

Da  sendet  sie  ihre  Sklavin,  Amalaswintha 
,,zu  Eurich  dem  Gothenfürsten  in  der   Van- 
dalen  Beich,'^  dass  er  Geiserich   mit  seinen 
Scharen  nach  Born  führe.     [150 — 151.] 
14. 

Er    kommt,     verwüstet    Born    und    führt 
Eudoxia  in  Fesseln  mit  sich  fort.   [151 — 153.] 
15. 

„Gefangen,  niederer  Sklavin  gleich, 
büsste  Roms  Kaiserin  in  Karthagos  Mauern 
des  schwachen  Herzens  Schuld.  Da  er- 
barmte sich  Gott.  Die  Verlockerin,  Amala- 
swintha, löste  Nachts  heimlich  und  still  ihre 
Ketten."  Nach  langer,  mühevoller  Wanderung 
gelangt  sie  zu  einem  Kloster.  Hir  öffnet  — 
Athenais,  die  einst  verstossenc  Mutter.  [153 
— 155.]  Neue  Erzählungen,  Berlin  1817, 
S.  221  ff.  - 

F.  Kind:  Eigner  Sinn. 
,, Gutes  lässt  sich  viel  erflehen, 
Aber  nicht  der  gute  Geist;"  156  — 157. — 

Lud.  Uhland:    Gesang    und    Krieg. 
1. 
,,  Wühlt  jener  schauervolle  Sturm  aus  Norden 
Zerstörend  auch  im  frischen  Liederkranze?" 
157—158.     Gleich  No.  2  Stanzen.  — 
2. 
„Nicht  schaamroth  weichen  soll  der  Sänger- 
orden 


335 


Frauentaschenbiich.     Erster  Jahrgang  1816. 


336 


Wann  Kriegerscbaaren  zieb'n  im  Waffen- 
glanze;"  159—160.  — 
Gedichte  1S08,  1 115. —  Ludwig  Eugen 
Hesse:     Der    Traum     des     Mägdleins 
5  Maria. 

„Als  noch  die  Hocligebenedeite 
Ein  kleines  zartes  Mägdlein  war" 

161—164.   — 
Gotlwalt  [=:Seegemund]:  An  Maria  S — d. 
ici  „In  Deiner  alten  Treue, 

Maria,  sei  auf's  Neue 
Mit  Hulden  mir  gegriisst." 

165—166.  — 
Gottwalt  l^Seegcmund]:  An  die  heilige 
15   Cäcilia. 

„Wann  meine  Augen  einst  verscheiden" 

167-168.— 
Gottwalt  [^  Seegemund]:  Die  Weih- 
nachtsfeier. 
20  ,,Es  war  dunkel  und  alles  still  in  der  engen 
Stube,  Gottfried  sass  auf  dem  Bette,  in 
welchem  die  kranke  Mutter  ruhte,  zu  ihren 
Füssen  und  wachte"  169 — 188.  — 

A.  Karow:  Sabbathstille. 
25    ,,Die  Zelle   strahlt  im  reinsten   Schimmer 

heute":  189.  — 
Lud.   U hl  and:    Auf    den    Tod    eines 
Land  geistlichen. 

„Bleibt  abgeschied'nen  Geistern  die  Gewalt, 
so    Zu  kehren  nach    dem    ird'schen  Aufenthalt, 
So  kehrest  Du  nicht  in  der  Mondennacbt, 
Wann  nur  die  Sehnsucht  und  die  Schwer- 
muth   wacht."   190.  — 
Gedichte  1S98,   I  93.    —    De  la  Motte 
35    Fouquc:  Bitte  und  Wunsch. 
„Betet  für  mich,  Ihr  holden,  blauen 
Augen,  wenn  mir  die  Wolken  grauen. 
Und  das   Leben  mich  wilder  und  wilder 

fas.st."  190.  — 
40  F.  Kind:  Liebes- Wiedersehn. 

„Was  kleidet  Ihr  so  weiss  mich  ein, 
So  zierlich  und  so  nett?'      191  — 193. 
Gedichte  1819,  III  261  f.  — 
Heinrich    Löst:   Die   Nachtigall    an 
45   Min  n  a. 

,,Sonst  traf  ich  immer  nur  aus  milder  Ferne 
Dein  lauschend  Ohr  mit  klingendem 

Gesango"  194.  Sonett.  — 
Minna    an    ihre    Nachtigall   (die     in 
50   einem  Blumentopf  begraben  lag). 

,,Den  holden  Lenz  durchbebten  Deine  Töne" 
195.     Sonett.  — 
F.    Kind:    D  a  s  B  1  u  m  e  n  g  las.      An 
einen  Freund. 
55  „Veilchen  welkten,  und  des  Mai's 

Nettgebaute  Glockenspiele 
Regen  am  verwaisten  Stiele 
Längst  nicht  mehr  ihr  zartes  Weiss;" 
196-199.   Gedichte  1819,  III2ilf.  — 
60         Ludwig  Eugen  Hesse: 
Das   Blümchen  des  Herzens. 

„Mir  ist  ein  Blümchen  aufgegangen" 

200-201.  — 
Gottwalt  [=  Seegenmnd]:   Die    junge 
05    Schäferin. 


„Zu  den  Knaben  will  ich  gehen" 

201-202.  — 
Gottwalt  [=  Seegenmnd] :  Des  Müllers 
Klage. 

,,Der  Müller  kann  nicht  singen  5 

Zu  Nacht, 

Die  Wasserbäche  springen 
Mit  Macht 
Auf  die  rollenden,   tosenden  Räder   hinab:" 

203-204.  —    lü 
F.    Kind:     Der    jungen     Pächterin 
F  r  ü  h  1  i  n  g  s  m  o  r  g  e  n . 

„Auf  zur  Arbeit!    Falbes  Licht 
Schimmert  durch  die  Kürbissranken." 

205—208.    Gedichte  1819,  III 385 ff.  —   15 
F.    Kind:    Herbstabend    des    alten 
Gärtners. 
,,Die  Sonne  ging  hinunter"     209 — 212. 
Gedichte  1819,  III  289t.  — 
J.  G.  S.  [=  Seegemund]:  Die  Fischer-   20 
dirne. 

„Ein   schönes  Kind  auf  leichten  Füssen 
Geht  unbefangen  über  Land."  213 — 214. — 
Gottwald  [=  Seegemund]:    Grete   und 
Lise.     Grete.  25 

,, Hochzeit  ist  im  Hause,  traun !" 

215-217.  — 
d  e  1  a  M  0 1 1  e  F o  u  (]  u  6 ;  D  a s  S  o  1  d a  t  e  n- 
licb  eben. 

,,Was  er  mir  auch  hat  gestohlen,  30 

War  doch  gar  zu  hold  der  Raub, 
Süss  genommen,  süss  verholen, 
Grün  umweht  von   Siegeslaub."      217.  — 
F.  Kind:   Heumahd. 

,,Wie  froh  am  Brombeerhange  35 

Die  braunen  Mähder  steh'u" 
218—220.    Gedichte  1819,  III295ff.  — 
Gottwalt  [=  Sccgenmud.]:  Dämmerung. 
,, Kreisend   ziehn  durch  meinen  Garten 
Töne  hin  gleich  Silberschwänen:"   221. —    40 
Fanny  [=  Fransisha  Christiane  Johanna 
FriederiJce  Tarnotv  1779—1862,  GoedeJce  VI 
4.32  ff.      ABB    37,     399 ff]:    Auguste  ns 
Tagebuch.     „Mein  Vater  ist  todt!  —  Ach, 
er   war   gut,    trotz    der    kalten  Aussenseite,   45 
die  ihm  das  glänzende,  geräuschvolle  Leben, 
das    er    über    alles    liebte,     gegeben    hatte. 
Hätte  er  nur  länger  gelebt,    so    würde    der 
Werth  meiner  trefflichen  Mutter,  ihre  duldende 
und    unüberwindliche    Liebe    zu    ihm    doch    50 
gewiss  noch  alles  besiegt  und  entfernt  haben, 
was  zwischen  ihm  und  ihr  stand.    .Jetzt  hat 
er,  die  Erde  verlassen,    ohne   glücklich    ge- 
wesen zu  seyn,   ohne  glücklich  gemacht  zu 
haben  —  ach  das  schmerzt!  — •'  222—265.   .55 
Aus  IV  a  h  l  ans  Fa  n  n  g  Ta  rnows  Sehr  iß  c  n , 
Leipzig  18.30,  Bd.  11.    — 

J  u  s  t  i  n  u  s     K  ('  r  n  e  r :    K  u  !•  z  e  s    E  r- 
waclien. 

,,Ich  bin  im  Mai  gegangen"   268.        60 
Dichtungen,  III.  Aufl.,  1811,  I  84.  — 
Ludwig  G  i  e  s  e  b  r  e  c  h  t 
\Ilcinrich  Lndwiq  Theodor  1792  —  1873;  vgl. 
Franz  Kern,    L.' G.,    Stettin   1875]:    Sehn- 
sucht nach  Erlösung.  65 


337 


Frauentaschenbuch.     Zweiter  Jahrgang  1816. 


338 


,,A11  mein   Denken,   all   mein  Siunen" 

269.  — 
A,     Kai'ow:     Die     Freude     an     den 

Dichter. 

„Wenn  alle  Nachtigallen  schlagen, 
Dann,  Lieber,  will  ich  wieder  kommen;" 

270.  — 
A.  Karow:  Xachtgruss. 

,, Lausch'  empor,  mein  zartes  Himmelskind" 

271.  — 
Gottwalt  [^=  See(/cmiind]:  Die  frühen 

Lieder. 

,,Es  ist  recht  süss  und  wehe  doch 
Die  alten  Lieder  lesen, 
Die  man  erfunden,  die  man  noch 
Ein  liebes  Kind   gewesen;"  272.  — 

F.  Kind:  Sehnsucht  des  Lehrlings. 
,,(_)   dass  ich  nicht  ein  Malerbin!" 

273-274.  — 

Sebastian:    Lied    vom    Steuermann. 

„Uns  ist  in   Sturmesnoth 

Ein  Steuermann  gegeben"    275  —  27(3.  — 

de  la  Motte  Fouquö:  Walgerss  und 

llildegunde.    Eine  Polnische  Sage  in 

Balladen. 

Fussiiote:  „Die  Polen  sprechen  Walgerss: 
Walgersch." 

Lieb  eslioffnung. 
., Tanze  leicht,   mein  weisses  Rösslein, 
Du,  viel  Goldes  werthl"        277  —  279. 
Der  Tanz. 
,,Weit  sind  die  Pforten  aufgethan 
Zu  Frankenkönigs  Feste"    279-  281. 
Die   Waffeuübung. 
,,Mit  hinaus  im  reis'gen  Zug!''   281 — 283. 
Des  Polen  Liebesklage. 
,, Durch  Forstes  Irren 
Geht  er  allein. 
Recht  tief  in  der  wirren 
Gesträuche  Dunkel  hinein.  284—286. 
Der  Sieg  der  Lieder. 
,,Ein  heimlich   Sinnen  schwebt,  gleichwie 

ein  Flor, 
Am  Morgen  drauf  um  Fräulein   Hildeguud" 
286—289. 
Des  Herrn   vom   Rheine  Fahrt. 
„Weit  weg  von  dem  Schlosse, 
Durch  manch  ein  Thal, 
Waldaus,  bergan, "waldein. 
Da  reitet,  im  Herzen  Liebesqual, 
Der  edle  Herr  vom  Rhein"  289—291. 
Die  Flucht. 
,, Rings  um  die  Veste 
Des  Fraukenherrn 
Hiilt  Nacht  verschleiert, 
So  Mond  als  Stern."     291—292. 
Der  F a s s  am  Rhein. 
„Mein  Fährmann   Du  vom  Rheine, 
Auf,  löse  Deinen  Kahn;"  293 — 295. 

Der  Zweikampf. 
„Halt  an,  Du  Held,  Dein  Ross!" 

295—299. 
Des  Verliebten   Heimkehr. 
„Polenritter,   Polenfrauen, 
Koramt  hervor  zum  Tanze!  299 — 301. 


Die  Feld  Züge. 
,, Wohinaus,  wohinaus,  Walgerss,  mein 
Held?"     301—303. 
Hildegundes  Klage. 
„Was  hilft  mir  all'   das  Ehrbezeigen?"        5 
303-304. 
Der  Zofe  Rathschlag. 
„Herrin,  Herrin,  lass  das  Weinen 
Weinen  trübt  der  Augen   Licht;" 

305 — 306.  10 

Die  Nachtfahrt. 
,,Wislaus,  süsser  Räuber, 
Lass  schnell  die  Rosse  traben, 
Denk  nicht  an  Kuss  und  Sang." 

306—308.  15 

Des  Siegers  Heimkehr. 
,,Lasst  die  Rosse  lustig  springen! 

308-309. 
Der  Verrath. 
,,f]s  stand   am  goldnen  Schlossesfenster        20 
Schön  Hildegunde."  309—311. 

Der  Hohn. 
„Fesselt  mir  den  Feind  mit  eh'rnen  Schlingen 
Schwer  au  dieses  Speisesaales  Wand." 

312.  25 

Das  Gericht. 
,,Was  siehst  Du  heut  so  finster,  schön 
Hildegund?"     315-316. 
Des  Rächers  Heimkehr. 
,, Polenritter,  Polenfrauen,  30 

Schwebt  hervor  zum  Tanze!" 

316—317. 
S  c  h  1  u  s  s. 
„Nicht  lauge  mehr   hat  er  darnach  gelebt." 
317.    Gedichte,  181S,  III  105f}.  —  3,i 

Zweitei*  Jahrgang  1816. 

„Ihrer  Kaiserlichen  Majestät 

der  regierenden 

Kaiserin  von  Russland, 

Louise  Marie  Auguste  Elisabethe  Alexiewna,  4o 

der  erhabenen  Fürstin, 

die  auch  auf  dem  Throne  zweier 

Welttheile  der 

freundlichen  Heimath  nicht  vergessen, 

der  45 

s  i  e  fr  g  0  k  r  ö  n  t  e  n   ( i  o  f  ä  b  i- 1  i  n 

Alexanders  des  Gesegneten, 

der, 

wie  jener  des  AI terthums  dem  Orient 

Ketten,  M 

dem  Occident  Freiheit  gebracht, 
in  tiefster  Verehrung  geweiht 
vom  Verleger". 

1.    Vorsatzblatt. 
,,Vom  fernen  Norden    kam   die  frohe  Kunde    55 
Der  Welterlüsung  aus  Tyrannen-Ketten, 
Ein   Gotteshcld  ward    ausgesandt    zu  retten. 
Mit  Legionen  Himmlischer  im  Bunde. 
22 


339 


Frauentaschenbuch.     Zweiter  Jahrgang  1816. 


340 


Da  schlug  auch  uns  die  Auferstehungs- 
stunde! 
Der  Rhein  fuhr  auf  in  seinen  Felsenbetten: 
Wer,  rief  er,  kommt  zu  brechen  meine 
5  Ketten  V 

Und  Alexander!  schoU's  aus  Einem  Munde. 

Und  wie  es  wohl  in  alter  Zeit  geschehen, 
Dass  Engel  an  der  Helden  Seite  standen, 
Ward  auch  bey  Ihm  ein  Himmelsbild  ge- 
10  sehen. 

Ein  sel'ger  Glanz  erschien  in  allen  Landen  — 
Und  als  wir  nach  dem  Licht  von  Oben 

schauen: 
Du  warst  es,  königlichste  aller  Frauen!" 
j5  ü.    VorsaUhlatt.   — 

Andeutungen,  die  Kupfertafeln  betreffend. 

Der  Umschlag. 

[Ges.  von  Haller  v.  Halle)  stein,  gesi.  von 

Crist'iJt  Geisler,  Nürnherg.] 

20  Die   Vorderseite. 

,,Ein  Kreuz,  von  Lilien  umblüht,  ist  das 
Erste,  was  dem  Auge  begegnet,  welches  die- 
sem Büchlein  seine  Aufmerksamkeit  schenkt. 
Denn  der  fromme  Sinn,  der  als  Zeichen  der 

25  höchsten  und  innigsten  Vereinigung  des 
Göttlichen  und  Menschlichen  das  Kreuz  ver- 
ehrt, soll  das  Erste  sein,  wonach  der  Mensch 
überhaupt,  und  insbesondere  die  weibliche 
Natur  zu  ringen    hat;    denn    ihren    Händen 

3Q  ist  die  erste  Pflege  unsterblicher  Geister  an- 
vertraut. Aber  nicht  die  Tulpe  in  eitler 
Farbenpracht,  nur  die  reine  Lilie  in  ihrem 
fleckenlosen  Weiss  darf  Ihm  sich  nahen. 
In    dieses    zarte     Lilienweiss     kleidet     am 

35  liebsten  sich  die  Demuth,  die  erste  und  lezte 
aller  menschlichen  und  weiblichen  Tugenden, 
und  der  heilige  Boden,  woraus  sie  insge- 
sammt  sprossen.  Nicht  erkünstelt  fromme 
Gefühle  zur  Schau  tragend,  sondern  in  un- 

40  gefärbter  Treue  gibt  sie  gern  Dem  sich 
eigen,  den  das  Kreuz  bedeutet,  und  mit 
Freuden  ihr  Kreuz  auf  sich  nehmend,  ver- 
mag sie  auch  ihre  liebsten  W^ünsche  an  das- 
selbe zu  schlagen,  wenn  die  höhere  Stimme 

45   gebietet.  — " 

Die  Gegenseite 
bezeichnet,    so    wie   jene   durch   das  Kreuz 
das   himmlische    Leben,    durch    den    aufge- 
stellten,   mit   Hosen    reich     umblühten,    mit 

50  Rosen  bekränzten  Ritterharnisch  die  irdische, 
die  Kehrseite  des  Daseins,  jedoch  in  seiner 
höchsten  Erscheinung  als  Eitterthum  für 
Glauben,  Vaterland  und  für  die  Ehre  der 
Frauen.     Vielleicht  berührt  sich  in  lezterer 

55  Beziehung  die  Idee  einer  männlichen  Rü- 
stung am  innigsten  mit  der  einer  Dichtergabe 
für  das  holde  Geschlecht.  Die  Rosen,  wo- 
mit der  Harnisch  umwunden,  mögen  selbst 
für  diese  Vermuthung  sprechen,  und  vielleicht 

60  stimmt  manche  duft'ge  Rosenlippe  bei!  Wie 
heisst  sie  doch,  die  liebe  Hand,  welche  die 
tausend  Sorgen  und  Mühen  des  heisseu 
Lebens,  welche  die   ebeme   Rüstung,   worin 


der  Mann  den  feindlichen  Weltkräften  Troz 
bieten  soll,  mit  ewig  frischen  Rosen  bekränzt, 
welche  Eisenfesseln  selbst  in  Rosenketten 
wandeln  kann,  ja  aus  dem  Blut  des  rühm- 
lich gefallenen  Kämpfers  die  Rose  einer  5 
ewig  sehnsüchtigen  Erinnerung  aufblühen 
lässt?  — 

Der  Rücken  des  Umschlags  deutet 
mit  seinen  Verzierungen  in  leicht  fasslichen 
Symbolen  auf  die  verschiedenen  weiblichen  10 
Tugenden,  welche  der  Titel  in  noch  an- 
schaulicheren Bildern  zu  versinnlichen  strebt. 
Der  Titel. 

[Gez.  von  Haller  von  Hallerstein, 
gest.  von  Alhert  Eeindel.] 

Im   vorigen  Jahrgang    bezeichneten    die    15 
Verzierungen  des  Titelblattes  den  Kreis  des 
weiblichen  Daseins  im  Geist  des  Mittelalters 
im  Allgemeinen,    und   stellten    sowohl    das- 
selbe in  seinen  4  vornehmsten  Altersstufen, 
als  auch  dessen  Hauptbestrebungen    in  ent-    20 
sprechenden    Sinnbildern    vor.      Diese    Be- 
strebungen, im  Kinde,  in  der  Jungfrau  nur 
noch  als    schöne    Anlagen    wie    in  Blüthen- 
kelchen  verschlossen  ruhend,  haben  sich  in- 
dess,  so  wie  das  Weib   zu   seiner  höchsten   25 
und   letzten   Bestimmung    still   herangereift, 
zu  entschiedenen    Tugenden    entfaltet,    und 
diese,  die  Zierden  der  weiblichen  Natur,  hat 
der  Künstler    auf   dem    Titelblatt,    welches 
gleichsam    eine    Steinplatte    zeigt,    wie    in   30 
dauernden  Granit,  als  unvergängliche  Bilder, 
eingegraben.     Ernst  und  lieblich    stehen  in 
gothischen  Bilderblenden  die  Figuren,  leicht 
kenntlich  an  ihren   Attributen    —   die    erste 
der  Glaube  mit  dem  Kreuz  und  dem  nach    35 
oben  brennenden  Herzen,  —  ihr  gegenüber 
die  Liebe  mit  dem  Säugling  an  der  Brust, 
und  dem  Pelikan  zu  Füssen,  der,  nach  der 
Sage,  seine  Jungen  mit  seinem  eignen  Blute 
tränkt  —   sodann  die  Unschuld  mit  Taube    40 
und    Lilienstengel     —    endlich     der    häuss- 
liche  Fleiss  mit  dem  Rocken.     Ein  Raucli- 
fass,    als  Bild    der    Andacht    und    Inbrunst, 
füllt  den  obern  Verzierungsraum.   Im  unteren 
bezeichnen  Anker  und  SchlüsseldieTugenden    4.j 
der  Hoffnung,  der  Treue  und  Verschwiegen- 
heit. 

Tafel  1. 
D  a  s  T  i  t  e  1  k  u  p  f  e  r.     [C.  Kolhe  del. ; 

A.  Eeindel  sc]  50 

Wenn  im  vorigen  Jahrgang  die  blühende 
Jungfrau  den  Garten  der  Poesie  und  Liebe 
erschloss,  in  dessen  Blumen  und  üppigem 
Grün  tausend  romantische  Träume  jugend- 
licher Phantasie  fruchtverheisseud  zu  blühen  55 
schienen:  so  hat  sich  nun  die  holde  Gestalt, 
zur  sittsamen  Matrone  erwachsen,  aus  dem 
bunten  reichen  Garten  zurückgezogen  in  das 
stille  häusliche  Gemach,  fröhlich  zurück- 
schauend auf  manche  erfüllte  Hoffnung,  no 
über  manche  vereitelte  getröstet  durch  jene 
höhere  Hoffnung,  zu  welcher  ein  treu  er- 
füllter Beruf  als  Gattin  und  Mutter,  berech- 
tigt.    Da  stehet  die  züchtige  Hausfrau,  den 


341 


Frauentaschenbuch.     Zweiter  Jahrgang  1816. 


342 


Schlüsselbund  an  der  Seite,  vor  dem  ge- 
öfneten  Schrein  voll  Erzeugnisse  des  stillen 
Fleisses,  weiblichen  Ai-beitsgeräths,  Gefässe 
zum  Hausgebrauch  u.  s.  w.  und  winkt  den 
5  Beschauer  mit  freundlichem  Ernst  herbei. 
Rocken  und  Weife  ist  nicht  vergessen,  und 
scheint,  an  jene  treue  schöne  Zeit  erinnernd, 
wo  noch  Ritterfrau'n  und  Königstöchter 
spannen,  unsre  heutigen  Schönen    von    dem 

10  allzuemsig  besorgten  Stickrahmen  zu  jenen 
einfacheren  und  gesunderen  Beschäftigungen 
der  deutschen  Vorzeit  zurückrufen  zu  wollen, 
die,  wenigerdemDienstder Eitelkeit  fröhnend, 
wohl  eben  so  warme  Empfehlung  verdienen 

15  als  die  altdeutsche  Tracht,  die  ohne  alt- 
deutsche Gesinnung  doch  weiter  gar  nichts 
ist,  als  eine  Hülse  ohne  Kern. 

Tafel  2  u.  3. 
[Beide   Tafeln  zeichnete  M.   Hetz  seh,  Tafel 
20  ~  stach  H.  Schmidt,   Tafel  3  Fr.  Geissler] 
Der  unbekannte  Kranke. 

Fou([ue"s  kleine  Romane  Theil  III. 
Seite  62  u.  92. 
Wie    die    Verherrlicliung    des    Christen- 

25  thums  der  Hauptzweck  der  meisten  und 
glänzendsten  Dichtungen  unsers  Fouque  ist: 
also  auch  der  Erzählung  vom  unbekannten 
Kranken.  Einem  Magus  d.  h.  einem  Un- 
glücklichen,   der,    über    dem   Geschöpf    den 

3Q  Schöpfer,  über  der  Natur  iliren  ewigen  Ur- 
heber vergessend  auf  falschem  Wege,  wo 
der  Strahl  des  Lichts  von  Oben  erlischt  und 
das  krankhafte  Gemüth  der  Gewalt  der  Unter- 
irdischen anheimfällt,    in    den    Tempel    des 

35  ewigen  Geheimnisses  zu  dringen  versucht, 
dessen  Pforte  blos  dem  reinen  Herzen  sich 
öfnet  —  einem  solchen  Verirrten  gelingt  es, 
der  unerfahrenen  Jugend  eines  deutschen 
Malers  sich  zu  bemächtigen  und  ihn  auf  den- 

4(1  selben  Abweg  zu  verlocken.  Und  so  wie 
jenem  die  Natur  mit  ihren  räthselhaft  un- 
geheuren Kräften,  so  muss  diesem  die  Kunst 
der  alten  Welt  das  Werkzeug  werden,  dessen 
sich  der  Geist  der  Lüge  zu  seiner  Verführung 

45  bedient.  Wir  haben  in  den  neuesten  Zeiten 
viel  gehört  und  gelesen  von  einer  soge- 
nannten ,, göttlichen  Frechheit",  die  dem 
Künstler  wohl  anstehe  und  wie  ein  gewisser 
Grad  von  Unsittlichkeit  die  Seele  des  ächten 

,r,0  Künstlerlebens  sey.  Und  in  diesem  Fall- 
strick haben  sich  der  Unsern  viele  gefangen, 
von  welchen  daher  auch  keine  Spur  leben- 
digen Wirkens  übrig  geblieben.  Denn  es 
sind  die  Werke  der  Kunst  keineswegs  Kinder 

55  eines  wüsten  wilden  Rausches,  sondern  einer 
klaren  nüchternen  Beschaulichkeit.  Also 
sind  Albrecht  Dürer,  der  deutsche  Maler, 
und  andere  seiner  Zeitgenossen  gross  ge- 
worden, und  selbst  Phidias  und  all'  die  ge- 

60  priesenen  Meister  der  Griechen  haben  ihre 
Göttergestalteu  wohl  mit  ernsterem  Sinne 
gebildet,  als  der  kranke  Kraftkitzel  heutiger 
Kunstlüstlinge  wähnt.  Aber  es  ist  dem  Stolz 
der  Menschen   ein  allzu  verführerischer  Ge- 


danke: „über  die  Natur  und  deu  Menschen 
zu  herrschen  wie  die  alten  Götter!"  Was 
Wunder,  dass  unsern  jungen  Maler  Frei- 
m-und  derselbe  Schwindel  ergreift,  zumal  in 
jenem  Lande,  wo  die  Citronen  blüh'n  und  5 
wo  der  Sinnengeist  den  Menschen  ohnehin 
stärker  beherrscht,  als  im  kühlem  Norden! 
Endlich  folgt  der  Jüngling  seinem  Lehrer, 
dem  alten  Zauberer,  nach  Deutschland,  be- 
deutsam verkleidet  in  die  Tracht  jenes  Glau-  ,q 
bens,  dessen  Seele,  wie  ein  grosser  deutscher 
Schriftsteller  sagt,  die  ,, Begeisterung  des 
Hochmuths"  ist.  In  der  Vaterstadt  des 
jungen  Malers  wirft  den  schon  längst  geistig 
kranken  Alten  auch  eine  leibliche  Krankheit  i^ 
aufs  Lager.  Aber  diese  Krankheit  hat  die 
leitende  Hand  über  den  Wolken  zur  heil- 
samen Krisiserkohren,  die  beider  Abtrünnigen 
Rettung  herbeiführt.  In  2  ansprechenden 
Bildern  hat  ein  Künstler,  dem  jener  oben  20 
gerügte  Uebermuth  der  Afterkunst  fremd 
geblieben,  die  Hanptmomente  der  Erzählung 
festzuhalten  gesucht.  In  dem  ersten  (Tafel 
2)  sehen  wir  den  unbekannten  Kranken  in 
den  Armen  des  als  Türke  verkleideten  Jung-  25 
lings  mit  dem  schrecklichen  Uebel  ringend; 
eine  Larve,  die  sein  Gesicht,  entstellt  vom 
Zauber  des  Abgrunds,  bedeckt,  lässt  zwar 
die  Folter  des  Gequälten  nicht  in  den  Mienen 
lesen,  aber  das  gewaltsam  zurückgebogene  30 
Haupt,  der  ausgestreckte  Arm,  die  zusammen- 
gekrämpfte  Faust  verrathen  nur  zu  deutlich 
die  innere  Pein.  Da  tritt  der  alte  würdige 
Arzt,  in  welchem  später  der  Vater  des  Jüng- 
lings erkannt  wird,  sein  Arzneikästchen  35 
in  der  Hand,  ins  hellerleiichtete  Gemach, 
mit  jenem  rüstigen  Glaubensmath,  der  keinen 
Spuk  der  Hölle  scheut  und  alle  Gewebe 
der  Finsterniss  mit  einem  Griff  zerreisst. 
Die  Macht  der  Kunst  bezwingt  des  Armen  40 
leibliches  Uebel  bald,  auch  sein  geistiges 
bessert  sich  durch  des  wackern  Arztes,  der 
Leib  und  Seele  zugleich  heilt,  frommen 
kräftigen  Zuspruch.  Der  Jüngling,  noch  nicht 
so  tief  verstockt  im  Dienst  des  Bösen,  wird  45 
zuerst  gerettet.  Denn  ihm  ist,  wie  droben 
die  ewige  Liebe,  auch  ein  holdes  Bild 
sterblicher  Liebe,  ein  ,, Engel"  an  Gestalt 
und  Namen,  in  Welschland  lieblos  von  ihm 
verl,assen,  nachgezogen  über  die  Alpen.  50 
Eines  Morgens  findet  der  Jüngling  Vater 
und  Geliebte  betend  im  Freien  —  ,,sie  beten 
für  mich!"  dieser  Gedanke  bricht  ihm  das 
Herz;  er  wirft  den  Turban,  das  Zeichen  des 
Dienstes  der  Eitelkeit,  von  sich;  die  schwarze  55 
Farbe,  die  sein  Angesicht  verstellt,  fliesst, 
abgewaschen,  mit  dem  Gedächtniss  der 
schwarzen  Vergangenheit,  mit  des  Baches 
Wellen  hinweg;  Vater  und  Liebende  erkennen 
ihn  (Tafel  3);  mit  der  alten  Liebe  kehrt  die  go 
alte  deutsche  Kunst  in  sein  Herz  zurück 
und  ein  schönes  Leben  thut  sich  wie  ein 
reicher  Garten  mit  unabsehbaren  Baum- 
gängen vor  ihm  auf.  Auch  der  alte  Zauberer, 
aus  seinem  langen  furchtbaren  Fiebertraum  6.5 
22* 


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Frauentaschenbuch.     Zweiter  Jahrgang  1816. 


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aufgeschreckt,  findet  Gnade  und  büsst  im 
Kloster  ein  reiches,  in  trüben  Missverständ- 
nissen vergeudetes  Daseyn. 

Tafel  4.  u.  5. 

[Beide  eeichnete  Retzsch,  die  erste  stach   G. 

Bist,  die  sioeite  Fr.  Geissler.] 

Das  Schwerdt  des  Fürsten. 

Aus  Fouqu(''s   kleinen  Komanen 
Th.  11,  S.  169  u.  175. 

In  dem  Kriege,  welchen  Albrecht  von 
Brandenburg,  wegen  seines  Heldenwesens 
Achilles  zubenannt,  mit  der  alten  freien 
Reichsstadt  Nürnberg  führte,  kämpften  auch 
zwei  wackere  junge  Degen,  Söhne  der  ehr- 
würdigen Stadt,  Leutwalt  der  Sänger  und 
Adelhard,  Waffenzögling  des  Achill-Hohen- 
zoUem,  nach  dessen  grossem  goldeingelegten 
Schwerdt  viele  edle  Jünglinge  der  Stadt, 
vor  allen  aber  jene  beiden  ein  Verlangen 
trugen,  welches  nur  denen  begreiflich  ist, 
die  da  jene  wundersame  Magnetenkraft  des 
Eisens  für  die  männliche  Brust  nicht  blos 
aus  dem  Homer  kennen  (,,da8  Eisen  zieht 
von  selber  den  Mann  an."  Odyssee  Gesang 
19  V.  13.)  Das  Loos  hatte  dem  lieblichen 
Sänger,  der  doch  nicht  allein  das  Schwerdt 
des  Liedes  zu  schwingen  verstand,  die  Füh- 
rung des  Stadtbanners  zuerkannt,  gestickt 
von  der  Hand  der  schönen  Elisabeth,  eines 
Ratsherrn  Tochter  von  Nürnberg  und  die 
Krone  der  Stadt.  Beide  fühlen  sich  ent- 
zündet von  der  holden  Blume,  doch  ihr 
Herz  wandte  sich,  wie  die  Sonnenblume  der 
Sonne,  dem  Kriegerglanz  des  ritterlichen 
Adelhard  zu,  wiewohl  der  Vater  ihre  Hand 
dem  Sänger  versprochen.  Als  nun  aber  der 
Achilles  sich  den  alten  Mauern  Nürnbergs 
mit  seinen  Schaaren  nahte  und  die  kampf- 
lustige Jugend  der  Reichsstadt  ihm  entgegen- 
zog: waren  Adelhard  und  Leutwalt  mit  noch 
14  kühnen  Jünglingen  dem  Haufen  voran- 
gejagt und  sahen  plötzlich  von  einem  Hügel 
ihnen  nahe  gegenüber  die  feindliche  Schlacht- 
ordnung, in  der  Ebene  Waffen  blitzend  sich 
entrollen.  Da  auf  einmal  sprengt  ein  eherner 
Kriegsfürst  mit  goldnem  Helm  auf  weissem 
Streitross  auf  die  Jünglinge  ein  (Tafel  4), 
die  kleine Sciiaar stürzt  von  seines  Schwerdtes 
Schwüngen  oder  flieht  erschrocken  der  Stadt 
zu,  deren  ,,alte  Vcste"  aus  der  Ferne  herüber- 
überschaut. Leutwald  sinkt  unter  dem  mäch- 
tigen Schwerdt  des  Achilles  (denn  Er  ist 
es  selbst!)  vom  Ross  zu  Boden,  aber  des 
Jünglings  Hand  hält  noch,  mit  krampfhafter 
Stärke,  seiner  Vaterstadt  und  seiner  Elisa- 
beth Banner  fest,  als  wollt'  er  auch  im  Tode 
niclit  von  ihm  lassen.  Auch  Adelhard  fasst, 
ritterlich  kühn  und  gewandt,  des  Banners 
Stange;  aber  ein  gewaltiger  Scliwertstreich 
des  Gegners  wirft  auch  ihn  betäubt  und  be- 
sinnungslos zur  Erde;  die  Trophäe  bleibt 
in  des  Achilles  Heldenfaust,  während  sein 
Stahl  wie  ein  dräuender  Komet  hoch  in  die 
Luft   aufblitzt   und    seine    waekern    Krieger, 


um  ihn,  den  Einzigen  im  Kampf  mit  Sech- 
zehn, besorgt,  dunkel  hinter  ihm  andrängen. 
Des  freundlichen  Sängers  Geist  entfloh  zur 
ewigen  Heimath  der  Lieder,  davon  die  sterb- 
lichen Gesänge  nur  ein  schwach  verlohrner 
Nachhall.  Der  schwer  verwundete  Adel- 
hard wird  in  seine  Vaterstadt  gebracht,  in 
das  Haus  des  Vaters  seiner  Elisabeth,  der, 
nach  Leutwalt's  Erlöschen,  für  Adelhard's 
Genesung  die  Hand  seiner  Tochter  dem 
Jüngling  gelobt  hat.  Darum  darf  die  züch- 
tige Jungfrau  ohne  Errötheu  des  Kranken 
pflegen,  der  unter  solchen  Arztes  Sorge 
auch  gar  bald  wieder  von  seiner  Wunde  zu 
genesen  beginnt.  Da  geht  eines  Tages  die 
Thür  auf,  der  grosse  Achill,  der  indess  mit 
Nürnberg  Friede  gemacht,  tritt  herein  an 
des  ehrwürdigen  Ratsherrn  Hand  (Tafel  5), 
willens,  der  Verlobung  seines  vormaligen 
Waffenzöglings  beizuwohnen;  (denn  beider 
wahren  Kraft  wohnt  beständig  menschlicher 
Sinn  und  gütige  Milde.)  Freundlich  fasst  er 
die  Hände  beider  Liebenden  und  fügt  sie 
in  einander,  während  der  stattliche  Ratsherr 
und  die  sittige  Hausfrau  die  stille  Feier  mit 
würdiger  Fassung  begeh'n.  Abei'  ein  be- 
deutender Wink  des  Fürsten  begleitet  das 
Werk  der  Liebe:  nicht  noch  einmal,  bemerkt 
er  dem  Jüngling,  möge  er  sich  gelüsten 
lassen  nach  dem  Schwerdt,  welches  für  eine 
gar  andere  Faust  geschliffen,  nach  einem 
Kleinod,  welches  ein  höherer  Wille  nach 
Wohlgefallen  vertheilt:  „Denn  die  Gaben 
der  Fürstenschwerdter  sind  feierlich  und 
lasten  schwer." 

Tafel  6. 
[Von  Bctssch  gezeichnet,  von  Geissler 
gestochen.] 
Die  Zauberer  und  der  Ritter. 
[Von  Fouquc.] 
Aus  dem  Tasclienbuc|h  S.  8. 
Dasselbe  grosseThema,  welches  derDich- 
ter  im  Zauberring  behandelt,    wiederholt   er 
in  diesem  kleinen,  aber   überaus   köstlichen 
Drama,  in  — jedoch  nurscheinbar  —  engerem 
Kreise,  und   —  (soll  der  Erklärer  aufrichtig 
seyn!)  fast  auf  noch   menschlichere   einfach 
ansprechendere  Weise,  mehr  Herz  zu  Herzen, 
als  in  jenem   grossen    Prachtgcmählde.      Es 
ist    der   Sieg    des    Christenthums    über    die 
dunkeln   Zaubereien  und  Gräuel  jenes   ent- 
arteten Heidentliums,  das,  im  Lauf  der  Jahr- 
hunderte dem  ursprünglichen  Licht  fast  gänz- 
lich entfremdet,   endlich  sich    so   völlig  ver- 
lohren  in  den  Dienst  des  Bluts  und  der  unter- 
irdischen Mächte,  dass  selbst,   was  vom  An- 
beginn aller  Religion  Mittelpunkt  und  tiefstes 
Geheimniss  war,  in    ihm    zur    scheusslichen 
Fratze,    das    ewige    Gottesopfer    zum    gräss- 
lichen  Menschenopfer  geworden.     Vor   dem 
Kreuz  auf  dem  Schwerdt  des  Christenritters 
zerstiebt    des    Abgrunds    dunkler    Spuk   — 
reine  Erdenliebe  steht  jener  höheren  Liebe 
am  nächsten    und    empfängt   am    leichtesten 
in  sich  deren  Strahl  von  Oben  —  der  Vater 


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Frauentascheubuch.     Zweiter  Jahrgang  1816. 


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des  Mädchens  wird  sodann  für  den  Glauben 
der  Liebe  gewonnen,  denn  als  Vater  steht 
er  dem  Menschlichen,  dessen  Gipfel  das 
Göttliche  ist,  näher  als  jener  finstere  Ge- 
sell, den  kein  zarteres  Band  an  die  freund- 
liche Erde  und  an  den  schönen  Himmel 
knüpft.  —  Doch  auch  für  diesen  ist  das 
Thor  der  Gnade  nicht  ganz  verschlossen, 
aber  ihm,  der  mit  recht  verteufelter  Conse- 
quenz  auf  seinem  Heidenthum  beharrt,  muss 
harter  Dienst  als  Knecht  eines  Knechtes  der 
Weg  zur  vielleicht  dereinstigen  Rettung 
werden.  —  Gar  ergötzlich  guckt  mit  grossen 
dummen  Augen  die  ganz  gemeine  Natur, 
die  weder  an  Hölle  noch  Himmel,  sondern 
blos  an  den  Magen  glaubt,  aus  dem  Busch 
hervor  in  das  wunderliche  Thun  und  Treiben, 
und  sieht  im  Tanz  der  Sphären  nur  einen 
lustigen  Kehraus  und  Walzer,  der  nichts 
macht  als  Appetit.  Dass  der  Mond  (auf  dem 
Baum  unsers  Sonnensystems  vielleicht  die 
überreifste  Frucht!)  in  seiner  gespenstischen 
Abgestorbenheit,  schon  vor  Alters  der  grosse 
Zauberer  war,  dem  die  'J'hore  des  Todes  offen 
stehen,  der  Repräsentent  alles  schauderhaft 
geheimnissvollen,  weiss  man  bereits  aus  den 
griechischen  Mythen.  Dass  aber  der  Mann 
im  Mond  noch  zuweilen  Lust  bekömmt  zu 
schönen  Erdentöchtern,  wird  man  ihm  kaum 
verargen,  wenn  man  das  einsame  traurige 
Leben  bedenkt,  das  er  oben  auf  dem  todten 
kalten  Sterne  fühern  muss  und  wenn  man 
sich  erinnert,  dass  der  Mond  selbst  noch 
immer  zurück  verlangt  nach  dem  Element 
des  Lebens  und  der  Liebe,  dem  Wasser, 
dessen  er  gänzlich  ermangelt,  welchem  sehn- 
süchtigen Hinneigen  die  Erscheinung  der 
Ebbe  und  Fluth  zugeschrieben  wird.  Dass 
er  die  Liebenden  in  Stein  verwandelt,  was 
der  Mond  selber  ist,  darf  auch  Niemand 
Wunder  nehmen,  nur  dass  keine  Morgen- 
sonne ihn  zurtönendenMemnonssäule  machen 
will!  Aus  der  urlangen  Trennung  von  der 
Erde,  die  noch  immer  mit  ihren  liebenBlumen 
und  Menschen  fröhlich  fortblüht  und  wo  auf 
einen  Winter  noch  stets  ein  Frühling  folgt, 
ist  es  endlich  zu  begreifen,  wie  der  Mond- 
geist, der  Menschensprache  längst  entwöhnt, 
nur  noch  in  halbartikulirten  Tönen  lallt  und 
winselt  —  es  ist  das  Schlafreden  eines  Nacht- 
wandlers, (der  Mond  ist  der  mondsüchtigste 
Narr  unter'm  und  über'm  Monde!)  das  dumpf 
verworrene  Brausen  des  dunklen  Elements, 
welches  wie  das  Rauschen  des  Windes,  wie 
die  Stimme  des  Wassers,  wohl  manchmal 
menschlichen  Laut  nachzuahmen  scheint, 
aber  bald  wieder  unverständlich  durch  Wald 
und  Busch  forttosst  —  fast  wie  die  prosaische 
Erklärung  eines  ächten  Dichterwerks. 

Tafel  7. 

[Von    Itetssch   fi  es:  cid  in  et .   von   M.    Esslinyer 

ficsti)rhen.\ 

Der  Cypressenkranz. 

[Von  Caroline  l-'oi(qiii''.\ 


Aus  dem  Taschenbuch  Seite  91. 

Diese  mit  der  Freyheit  der  Dichtung  und 
der  furchtbar  ergreifenden  Wirklichkeit  des 
Lebens  entworfene  und  ausgeführte  Erzäh- 
lung bedarf  keines  erläuternden  Wortes.  5 
Die  Dichterin  hat  hier  aufs  neue  bewährt, 
dass  sie  in  der  sichtbaren  Welt  wie  in  jener 
der  Geister  gleich  wohl   zu  Hausn  ist. 

Tafel  «. 
[Von  Reürch  und  llist  geschaffen.]  10 

Der  ewige  Jude. 
[Von  Frans  Hörn.] 
Aus  dem  Taschenbuch,  S.   126. 
Die  graue  Sage  vom   ewigen  Juden   ist, 
wie  alles,   was    aus    dem    Geist    des  Volkes    15 
lebendig  entsprungen,  so  vieldeutig  und  un- 
erschöpflich,  dass  jene  sinnreiche   Variation 
auf  das  alte  Thema  gewiss  willkommen  ist. 
Die  genannte  Erzählung  will  uns  vielleicht 
andeuten,  wie   der  im  Irdischen   befangene,    20 
gegen    den  Glauben    an    das  Höhere    blind 
verstockte   Verstand,    durch    den    Nebel    der 
weltlichen  Dinge  das  Licht  von   oben   zwar 
zu  ahnden,  auch  wohl  das  Hohe  und  Heilige 
recht  logisch  und   gelehrt    zu    demonstriren    2.') 
vermag,  im  Grunde  aber  doch  in  dem  Gött- 
lichen  nur    den  Wiederschein    der    eigenen 
Beschränkung  und  Gemeinheit  erblickt,  und 
wie  der    geworfene    Stein    zwar    Himmelan 
strebt,  aber  bald  von  seiner  Schwere  gezogen    30 
zur  Erde   zurückkehrt,  des  Lebens  einzigen 
und    höchsten    Zweck    blos    in    des  Lebens 
engen  Gränzen   suchend,   und   wechselsweis 
in   Hoffarth  eitlen   Wissens  und  thierischem 
Genuss    sich    abarbeitend    und    verzehrend.    35 
Ein    solcher    Geist,    ins    Irdische    gebannt, 
wird  ruhelos    gehetzt    durchs    wüste  Leben 
und    kann     nicht     ersterben,     nie     und 
nimmer  aufgehen,    in  dem    Licht    göttlicher 
Anschauung,  und  durch  solchen  seligen  Tod    40 
hindurchdringen   zum  wahren  ewigen  Leben: 
gleichwie  die  Mumien  Egyptens,  von  irdischen 
Stoßen  einer  Scheinunsterblichkeit  bewahrt, 
vor  den  Rückkehr  ins   reine  Element    auch 
immerdar  zurückgehalten  werden.     Also  hat   4.5 
der  ewige  Jude  die   Göttlichkeit   des  Herrn 
gar  wohl  geahndet,  und  wusste  sich  viel  mit 
seinem  Wissen  vor  der  armen  blöden  Menge. 
Aber  er  hoffte  von  ihm   ein  irdisches  Reich 
und   weltliche   Herrlichkeit,   und    vermochte    .-,0 
sich    Ihn,    —    vor    dem    der    Engel   Kronen 
sinken,   den  der  Himmel  Himmel  nicht  um- 
fassen — -  nicht  anders    zu    denken,    als    in 
irdischer  Krone   und   Purpur.      Und    als    Er 
nun  in  niedriger  Gestalt,  mit  seinem  Kreutze   55 
beladen,  vor  seiner  Thüre  rasten  will,  da  ver- 
stösst  ihn  der  Hartherzige  von  seiner  Schwelle; 
denn  nun  sieht  er  ja  alle  eitle  Welthoffnungen 
schwinden,  nicht  ahnend,  dass  der  Göttliche 
eben  auf  dem  Wege  ist,    durch  seinen  Tod    60 
das  rechte  Leben  und  ein  ewiges  herrliches 
Reich  zu  erwerben.  Also  betrachtet,  erscheint 
der  Fluch,  dass  der  Verblendete   ewig  um- 
wandeln  soll  auf  Erden,    als    kein  willkühr- 


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Frauentasclienbuch.     Zweiter  Jahrgang  1816. 


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lieber  Machtspruch,  vielmehr  als  ein  noth- 
wendigea  Naturgesetz;  denn  für  das  Irdische 
ist  kein  Himmel,  die  Erde  ist  sein  Himmel, 
ihr  entfliehen  wollend,  bliebe  ihm  nichts, 
5  als  eben  —  das  Nichts;  darum  niuss  er  ewig- 
lich ohne  Rast  umtreiben,  zwischen  Tag  und 
Nacht,  zwischen  Seligkeit  und  Verdammniss, 
bis  dass  er  erkennt  „die  Unzulänglichkeit 
des  Lebens  zum  wahren  Leben,"  die  unbe- 

10  friedigende  Dürftigkeit  der  Erde  und  ihrer 
Freuden  für  den  zur  Unsterblichkeit  ge- 
schaffenen Geist,  und  bis  ihm  aufgegangen 
ist  das  Geheimniss  des  Todes,  wie  auf  ihm 
des   Lebens  Grund    beruht,    und    wie    durch 

15  Seinen  Tod  —  das  rechte  Leben  offenbar 
worden.  —  Ein  ernster  Lehrer  dieser  ei'nsten 
Wahrheit,  wandelt  er  noch  heut  zu  Tag 
unter  uns  umher,  jener  unstäte  Geist,  wenn 
auch  nicht  in  menschlicher  Gestalt,  doch  nur 

20  zu  oftin  philosophischen  Systemen,  politischen 
Träumen,  im  bunten  Einerlei  des  sogenannten 
geselligen  Lebens  und  in  tausend  andern 
eitlen,  mühseligen  Bestrebungen  des  armen, 
wahnsinnkranken  Menschengeistes  —  dieses 

25  wahren  ewigen  Juden!  —  uns  begegnend. 
Dr.  F.  G.  Wetzel.  — 

Inhalt:    5  unpaginiHe  ScUe)i.  — 
L   M.   Fouque:    Die   Zaubrer   und   der 
Ritter.      Einige     Scenen     von     Fou([Ui'. 

30  l-~" 

Personen: 
Erich  Kanitz,  ein  junger  Ritter. 


Abrodat    )„       , 
b  1  m  u  1  e  1 1  J 


35   Kaspar,  ein  Bauer. 

Die  Erscheinung  des  Mondmannes. 

o 

(Nacht.     Wilde  Waldgegend   am    Ufer 
der  Ostsee  in  Preussen.) 
40  Kaspar  (tritt  auf). 

„So  wollt'  ich  doch  —  und  würd'  ich  auch 

so  alt. 
Wie  Goliath,  —  wollt'  ich  sagen,   wie 

Methusalem!   — 
45    So  wollt'  ich  doch  mein  liebes  Leben  lang 
Nicht  wieder  den  verfluchten  Bernstein 

suchen!"     1  —  55. 
Gedichte,  Stuttqart    und  Tübingen  1820, 
IV.  Band.  — 
50  Friedr.  Krug  v.  Nidda. 

[Friedrich  Alhrecht  Frans;  Meuiel- 
Ersch,  Das  gelehrte  Teutschland,  XVIII 
44Sf\: 

Der  Wunderbare. 
55  Osth  uri  ngische  Legende. 

,,Von  ferner  Brittenküste 
Zog  einst  in  gläub'ger  Ruh 
Winfried  der  Haidewüste 
(iermanscher  Marken  zu;" 
60  5Ü-61.   - 

Gottwald  [=  Seegemund] : 

Nachtbegleitung. 
,,Was   wallt  mir  so  zur  Seite 
Und  gibt  mir  bei  Nacht  das  Geleite 


Waldein  hinab  und  hinauf?"   61—63.  — 
Freimund  Reimar  [^=^  Rüchert]: 
Zw  ei  Sonette 
aus   einer  ländlichen  Todtenfeyer. 

,,Die  Rose  sprach  zurLilje:  dich  verneigen 
Musst  du  vor  mir;  denn  ich  war  die 

beglückte,  — 
Der  Jene,  die  der  Himmels  Aug'  eutzückte. 
Die  Beete  Ihrer  Wangen  gab  zu  eigen."        lo 

63-64. 
II. 
,,Süss  ist  der  Sonne  Blick  nur,  weil  zu 

strahlen 
Er  scheint  so  bell,  als  einst  gestrahlt  der      15 
deine;"     64.  — 

Caroline  de  la  Motte  Fouqu6  [geh. 
von  Briesf,  1773—1831;  Goedeke  VI  131f; 
ABB   7,  200 f\: 

Der  Cypres  senkranz.  00 

,,Was  der  Friede  seit  Monaten  verhiess, 
sollte  endlich  erfüllt  werden.  Die  Regimenter 
kehrten  zurück.  Ernst  und  feierlich  zogen 
sie  in  die  befreite,  wunderbar  errettete  Haupt- 
stadt ein."  65 — 95.  Neue  Erzählungen,  05 
Berlin  1817,  S.  157—190. 

Fouque:  Ein  Klaglied  des  kranken 
Ritters. 

„Du  Brust  voll  Gluth  nach  Ehre, 
Warum,  warum  so  schwach?"  30 

95-96.     Gedichte,  1817,  II  73 f.  — 
Fouquö:    Mailied     im     Jahre    1815. 
„Frank  und  frei. 
Lieber  Blüthenkönig  Mai, 
Kommst  Du  in  die  Welt  gezogen"  35 

96—98.  — 
Ehrenfried  Blochmann  [Christian 
Ehrenfried  Lehrechf,  1777—1840,  Goedeke 
VII  422;  Meusel,  Das  gel.  Teutschland,  1820, 
Xr//Z85];  Weihnachtslied.  1813.  (Auch  40 
wohl  in  der  Weise:  „Vom  Himmel  hoch  da 
komm  ich  her"   zu  singen ) 

,,Vom  Himmel  fliegt  der  Engel  Schaar, 
Und  künd't  uns  fröhlich's  Neues  Jahr." 

98 -IOC).  —   45 
Fouque:  Geh  e  t. 
,,Gieb,  Herr,  dass  heil'ges  Sehnen 
Diirchglüb'   all  mein   Sinnen" 
10(3-101.     Gedichte,  1817,  II  76 f.    — 
Franz  Hörn:  Der  ewige  Jude,  eine    .50 
Novelle. 

1. 
„In     der    Dämmerung     eines     freundlichen 
Oktoberabends  sass  der  alte  Graf  von  Lau- 
ingen im  Lehnsessel  am  Kamin,    und   hörte    55 
dem  wohlbelesenen    Schlosskaplan    zu,    der 
ihm   manche    denkwürdige    Geschichten    aus 
älterer  und  neuerer  Zeit  erzählte." 
102—187.    Novellen,  Berlin  181!),  Bd.  1. — 
Fouque:  Trost.  60 

,,Wenn  alles  eben  käme. 
Wie   Du  gewollt  es  hast, 
Und   Gott   Dir  gar  nichts  nähme. 
Und  gab'    Dir  keine  Last, 


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Frauentaschenbuch.     Zweiter  Jahrgang  1816. 


350 


Wie  wär's  da  um  Dein  Sterben, 
üu  Menschenkind  bestellt?" 

187—188.     Gedichte,  1817,  II  75.  — 
Paul    Gr.    V    Haugwitz  [1791— ISSO; 
i   ABB.  11,  69f]:  Beim  Schlafengehen. 
„Deck'   dich   zu,  deck'   dich   zu 
Schlummre  nun   zu  guter  Ruh." 

188—189. 
F.  Kind:  Christus  als  Gärtner.   (Alt- 
10    deutsches  Altarbild.) 

,,Als  die  drei  Frauen,  die  mit  Salben  nahten, 
Bei  SabbatslVüh'  zum  heil'gen  Grabe  traten. 
Da  sahen   sie  herabgewälzt  den   Stein;" 

189—191.     Gedichte,  1817,  1 2öf.  — 
l.i  Ludwig  Giesebrecht: 

Sanct  Veronica. 
,,Zu  des  Lebens  leztem   Gange, 
Schickt  sich  schon  der  Heiland  an" 

191—194.  — 
20  Joseph     Freyherr    v.     Eichendorff 

[Joseph  Karl  Benedikt,  1788—1857,  Gocdclr 
VIII,  178ff\:  Die  Brautfarth. 

„Durch  des  Meeresschlosses  Hallen 
Auf  bespültem  Felsenhang 
25  Weht  der  Hörner  festlich  Schallen" 

194-199.     Werke  I  öSO/f.  — 
Caroline     Baronin     de     la     Motte 
Fouque,  geb.  v.  Briest: 

Der  Abtrünnige. 
30   Eine  Vision  aus  der  Nacht  des  siebe  n- 
ten  August  1814  in  Berlin. 
„Das  Schauspiel  war  beendet,  die    schönste 
Sommernacht   brach    herein,    zwischen    den 
grünen  Linden  flackerten  auf  weissen,  leicht- 
35   geformten  Feuerbecken  die  bellen  Flammen". 
200—227.     Neue  £*-.,    1817   =    „Kl.   Bo- 
rn an  enhihl.  von  u.fiir  Barnen'^,  7.  Liefe- 
rung, S.  191  ff.  — 

j,     Gustav     Schwab     [Gustav    Benjamin, 

40   1792-1850,  Goedeke  YIII,  216ft,  ABB.  .33, 

S.  153/f.]:    Der    Todesklang.      Ballade. 

„Es  steht  an  Finnlands  Gränzen 

Ein  festes  Schloss  erbaut"  228—230.  — 

Gedichte  1828,  I  181.  —  Joseph  Freyherr 

45   V.  Eichendorff:    Das    kalte  Liebchen. 

Er.  ,,Lass  mich  ein,  mein  süsses  Schäzchen! 

Sie.  Finster  ist  mein  Kämmerlein." 230 — 231. 

Eichendorffs    Werke    I    663f.    —     Joseph 

Frey  h  er  r    v.     Eichendorff:     Ver- 

ta   schiedene  Bahn. 

,, Gebannt  in  stillem  Kreise  sanfter  Hügel, 
Schlingt  sich  ein  Strom  von  e\viggleichen 

Tagen" 
231.  Sonett.  Pissin,  Jutjendged.  d.  Brüder 
55  E.,  Berlin  1906,  S.  108.  Eichendorffs  Werke  I 
.38tif,  Titel:  „Entschluss-^ .  -  Paul  Gr.  v. 
Haugwitz:  Im  Frühjahr  1814. 
„Schon  oft,  o  Lenz,  bist  du  herabgestiegen 
Und  hast  uns  lange  nicht  wie  jetzt  erfreut'' 
m  232.  Sonett.  — 

Joseph    Freyherr    v.    Eichendorff: 
Die  ernsthafte  Fastnacht  1814,  als  das 
Ute     schles.     L  a  nd  wehr  -  Infanterie- 
Regiment    Wittenberg    in    der    Nacht 
65    mit  Sturm  nahm. 


,,Wohl  vor  Wittenberg  auf  den  Schanzen 
Sind  der  edlen  Werber  viel"  233  —235. 

Eichendorffs  Werke  I  398 f.  —  C.  L.  Blum 
[Karl  Ludioig;  1796—1869,  ABB  2,  738 f; 
machte  die  Feldsiige  1814:15  unter  den  5 
hessischen  Jägern  mit.]:  Abschied  1813. 
„Die  Glocken  rufen;  lebewohl,  Geliebte!" 
235-236.  — 

Friedrich  Giesebrecht:  Das  Kreuz 
oder  die  Nacht    vor    Paris.     Ein    dra-    10 
matisches  Gemähide. 

„Nach  Mitternacht.  Mondlicht. 

Im  Hintergrund  sieht    man    die  Thürrae 
von  Paris,  nach  dem  Vordergrunde  zu  liegen 
preussische    Soldaten,    um    ein    Wachtfeuer   15 
schlafend;  ganz  vorn  eine  Eiche  und  unter 
derselben  ein  Crucitix. 

Kreuzer  (vortretend  unter  die  Eiche). 
„Wie  bin  ich  müde!    Hier,  hier  ist  ein  Platz, 
Wo  ich  erschöpft    die    trägen  Glieder  bette.   20 

(er  erblickt  das  Crucifix) 
Ein  Crucifix!  —  Ja  doch,  sie  fühlen  es. 
Selbst  hier  in  Babels  sündvoller  Umgebung, 
Dass  ohne  dich  die  Welt  nicht  kann  besteh'n,   25 
Sieglauben  nichtandich,  doch  sie  erbeben. — ^ 
237—249.  — 
Ehren  fried     Blochmann:     Der 
Schwestern    Abschied.    December 
1813.     Wechselgespräch  zwischen  Friederike,  30 
Henriette,  Luise  u.  ihrem-  Bruder, demHusaren. 
H  u  s  ar. 
,, Schwestern,  nun  den  Abschiedskuss. 
Hört  ihr  der  Trompete  Rufen, 
Lauten  Schlag  von  Pferdeshufen':''  35 

24D-251.  — 
Joseph    Freyherr    v.    Eichendorff: 
Glückliche  Farth. 

„Wünsch'  an   Wünsche  feindlich  schlagen 
Und  die  feige  Klugheit  gilt."         251 — 252.   4u 
Eichendorffs  Werke  I  341,  etwas  verändert.  — 
A.  Karow:  Des  Jägers  Klage. 
,,Da  steh'  ich  vorn  im  Gliede 
Und  seufze  tausendmal"    252 — 253. — 
Joseph    Freyherr    v.     Eichendorff:    45 
Der  zauberische   Spielmann. 

,, Nächtlich  in  dem  stillen   Grunde, 
Wenn  das  Abendroth  versank, 
Um  das  Waldschloss  in  die  Runde 
Gieng  ein  lieblicher  Gesang."  254—256.   so 
Eichendorffs  Werke  I  ti80ff.  —    Gottwalt 
[=Secgemund] :  Schmerzverklärung.  ,,Leid 
der  Liebe,  Todesschmerz!"       257 — 259.  — 
Paul    Gr.    v.    Haugwitz:    Verlorene 
Liebe.  ä5 

,,Ach  es  drückt  kein  Schmerz  so  sehr 
Als  wenn  man  von  Liebe  läast;  — " 

259-260.  — 
Fouque:  Dichterschicksal. 

„Weltlich  kluge  Leute,  60 

Herren,  Frau'n,  und  Bräute, 

Euer  Wortgeläute 

Stört  mein   Glück  mir  nicht. 

260-261.   Gedichte  II K5f.  — 
Karl  Schellhoru  [1788—1814,  Goedeke  65 


351 


Frauentaschenbuch.     Zweiter  Jahrgiing  1816. 


352 


VII  579\:     Elegie.       „Einstmals    wandelt' 

ich  still  durch  blühende  Saaten  und  Fluren" 

262—265.  — 

la  Motte  Fouquö:  Der  Dichter  und 

5   sein  Freund.    Ein  Gespräch. 

Andrea: 

„Was  geht  doch  heute  mit  Dir  vor,  mein 

Tasso?  Du  schreitest  wohl  sinnend  auf  und 

ab,    wie    meist   immer   [!|    in    dieser  Tages- 

10    stunde;    Du    eilst   wohl   manchmal   an  Dein 

Pult,  aber  nicht  wie  sonst  ergreifest  Du  den 

Kiel,    und   strömest   anmutbige    Dichtungen 

auf    das    Blatt.     Kann    wohl    auch    Dir    die 

Muse    einmal     für    Stunden     die    Gabe    des 

15   Aussprechens  Deiner  Innern  Erscheinungen 

entziehn? 

Tasso: 
Es   ist   nicht   eben   das,    Andrea.     Aber 
mir   steigen    Zweifel   auf,    ob   ich   schreiben 
20    darf,  was  ich  schreiben  möchte." 

265—275.  — 
F.    Kind:    Der    Dichter    und    seine 
Schöpfungen. 

,,Icli  kenn'  euch  wohl,  ihr  Lichtgestalten, 
2j        Die  ihr  so  lockend  niederschwebt" 

275—277.  Gedichte,  1819,  III  15f.  — 
Fouque:  Fromme  Minne.    Nachdem 
Troubadour  Folquet  von  Saintes. 
„Ja,  ich  trage  Deine  Ketten, 
30  Stolz  und  freudig  trag'  ich  sie." 

277—278.     Gedichte,  1817,  II  81.  — 

Fr.  Krug   v.  Nidda:    L  i  e  b  e  s  t  r  o  s  t. 

,,Ja,  scheiden  kannst  du  nicht   mein  süsses 

Leben!"  278 — 279.  Sonett.  Gedichte,  Leipzig 

35   1820,  S.  1-12.  — 

Ludwig    G  i  e  s  e  b  r  e  c  h  t :    Kampf   und 
Gewährung. 

,,Ihr  nichtigen   Gedanken, 
Hinweg,  hinweg  von  mir"     279 — 280.  — 
40  Wetzel:  Liebestraum. 

,,Zur  wunderschönen   Sommerzeit, 

Wenn    die  Rosen    blüh'n   und   der  Kuckuck 

schreyt, 
Das  Wandern  kam  mir  in  den  Sinn, 
45   Ich  nahm  mein'n  Stab  und   zog  dahin." 

280-282. 
Gedichte    u.    Nachlass,  1838,    S.    12f.  — 
Ludwig     Giesebrecht:     Rückblick. 
,,Und  ich  hatt'  es  ja  gefunden, 
50  Meines  Lebens  Glück, 

Und  nach  meinen  Rosenstnnden 
Blick'  ich  stets  zurück."    282 — 283.  — 
Gustav  Schwab:  Trost. 
„Wie  ist  sie  mir  erschienen 
55  So  bleich,  so  lieb  im  Traum;" 

283—284.     Gedichte  I  50.    -- 
Ludwig    Giesebrecht:    Am    Abend, 
„Schöne  Lilienblüthe, 
Süsse  Königin, 
60  Deine  sel'ge  Güte, 

Weht  durch  meinen  Sinn:" 

284—286.  — 
Wetzel:    Die    beyden    Rosen.      „Es 
steh'n    zwey    Röslein    im  Thale"  286-287. 
fi.5   Gedichte  und  Nachlass,  S.  177 f.  — 


G  Ott  w  alt    \=  Secficmund]:    Die    junge 
Schäferin.      „Auf  grüner  Haide  steht  der 
Klee"  287—289.  — 
Paul  Gr.   V.  Haugwitz:   Wie  Undine 
dem  Huldbrandt  zuletzt  erscheint.  .5 

Huldbrandt. 
„Ich  kenn  und  wage  nicht  zu  kennen 
Was  mein  erstauntes  Auge  sieht;" 

290—291.  — 
0.  L.  Blum:  Abendlied.  10 

„Wie  erschwillt  mir  bang  die  Brust, 
Welches   Schwanken  vor  den  Sinnen!" 

291—292.  — 
G  0 1 1  w  a  1 1  [=  Seegemund] ;  S  t  u  m  m  e  L  i  e  b  e. 
„O  könnt'  ich  Sie  nur  einmal  fragen,  15 

Was  ihr  ein  Herz  voll  Treue  gilt" 

293—294.  — 
Friedrich    Kind:     Die    Engelsehe. 
Erzählung. 

„Der  rüstige  Jungherr,  Veit  Vollrath,   20 
aus  einem  alten  reichsstädtischen  Geschlecht, 
unternahm  in  früher  Zeit  mancherlei  Reisen, 
von    welchen  er  auch   zuletzt  ein  Mehrere?, 
als    gute  Erfahrung   und  ehrsame  Bekannt- 
schaften,   in    seine  Heimatli    zurückbrachte.    25 
Zu    Genua   nämlich,    als    er    eines    Abends 
von    der   Lustfahrt    auf  dem    Meere   in    den 
Haven  zurückkehrte,  begab  es  sich,   dass  er 
mit   dem    Schiffer   des   Fährlohns   halber    in 
Unfrieden  und  Verdruss  gerieth."    295  —333.   30 
„Lindenblilthen"' ,  Ges.  Erz.,  Leipzig  1818, 
I  1—58.  — 

Wetzel:  Geister-Weihnacht.  „Ein 
Reiterjagt  durch's  Feld  zu  Nacht"  333—335. 
Gedichte  und  Nachlass,  S.  181f. 

Fr.   Krug  v.  Nidda:  Die  Träume.  35 

„Als  des  Paradieses  Sonnenauen 
Noch    das    erste  Menschenpaar  umfingen" 
336—339.     Gedichte,  1820,  S.DOf.   — 
Gottwalt  [=  Seegemund]:  Minneboton. 
„Nachtviolen  I   Liebesklagen!  40 

Oeffnet  euch  dem  Abendhauch." 

339—340.  — 
Freiraund    Reimar:    Barbarazweig. 
Fussnote:  ,,  Zum  Feste  der  heiligen  Barbara, 
im  Anfang  des  Decembers,  ptiegt  das  Land-   45 
Volk     Zweige    von    der    deutschen    Pappel 
(populua     nigra),     in     Wasserscherben     ins 
Zimmer    zu    stellen,    um    sie    den    Winter 
durch    grünen    zu    lassen.      Diese     Zweige 
heissen    Barbarazweige."       Vql.    Poetische   50 
Werke,  1868,   VII  195ff. 
l. 
An  die  heilige  Barbara. 
„Nikomedische  Martyrin,  im  grossen 
Chor  der  Heiligen  und  der  Heiliginnen 
Keiuesweges  an  Ruhm  undPreiss  die  letzte;"    5."' 
341—342. 
II. 
Die  Barbara-Kapelle. 
„Gen    Westen    auf    des    sanften    Hügels 

Haupte  dort,        eo 
Von  wo  die  Sonn'  im  Untergang 
Des    Städtchens    Mauern,    die    im    Thal 
geröthct  stelin, 


353 


Frauentaschenbucb.     Zweiter  Jahrgang  1816. 


354 


Mit  ihrem  letzten  Gruss  bestrahlt;" 

342—343. 
III. 
Die  Legende  der  heiligen  Barbara. 
n  „Es  war  die  heil'ge  Barbara 

Ein  Kind  in  Nikomedia, 
Ihr'  Eltern  blinde  Heiden:* 

.343-346.  — 
IV. 
10        „Nun  geschwinde  mit  deinem  Zweig,    und 

[gehe, 

Muse  Barbara,  hinzu  meinem  Truchsess, 

Der  gleich  alles  will  haben,  was  nur  immer 

Im  poetischen  Gärtcben  hier  mir  aufwächst." 

15   347.     No.  IV  fehlt  in  den  Poet.  Werken.  — 

E.    T.    A.    Hoffmanu     [Ernst    Tlteodor 

Wilhelm,  1776— 1822,  Goedeke  VIII,  IGSff.]: 

Die    Fermate.     Erzählung. 

„Hummels  heitres  lebenskräftiges  Bild, 
20  die  Gesellschaft  in  einer  italiänischen  Lo- 
kanda,  ist  bekannt  worden  durch  die  Berliner 
Kunstaustelluiig  im  Herbst  1814,  auf  der  es 
sich  befand,  Aug'  und  Gemüth  gar  vieler 
erlustigend.  — "  347—379.  Sämtl.  Werke, 
25   hg.  von  Grisebach,   VI  57 — 74.  — 

Ludwig  Giesebrecht.    ZweiGlossen. 
[1.]  Text. 
„Dein  durchlauchtig  rother  Mund 
30  Hat  mich  auf  den  Tod  verwundt." 

Glosse. 
„Durch  der  Wiesen  grüne  Kräuter, 
Ging  ich  oft  am  Abend  hin«  379—380. 
[2.]  Text. 
35  „Dort  im  stillen  einsam  grünen   Thal 

Suche  Ruh  für  deines  Herzens  Qual:" 
Glosse. 
„Bist  so  gänzlich  anders  worden 
Mir  im  Busen,  liebes  Herz?"   381.  — 
40         Friedrich  Hörn:  Die  Rolandssäule 
in  Bremen. 

„Ein  Sinnbild  der  strafenden  Gerechtig- 
keit, —  geehrt  von  dem  bremischen  Volke 
als  Zeichen  und  Hüter  seiner  Freiheit, 
45  welche,  der  Sage  nach,  mit  ihm  steht  und 
fällt.  Diesen  hoffenden  Glauben  befeindend, 
wollten  französische  Behörden  die  Säule 
abbrechen;  es  kam  anders!  —  Napoleons 
Adler  wurden  zu  Rolands  Füssen  zerbrochen 
60  und  verbraunt." 

Den  6.  November,   1814. 
„Am  Rathhaus  steht  zu  Bremen 
Des  Rolands  hohes  Bild;«  382—384.  — 
Ludwig  Giesebrecht:    Das  Königs- 
55   grab. 

1. 
Der  Sarg  auf  der  Maasinsel. 
„Es  fuhren  Schiffer  die  Maas  hinab, 
Ein  Pilger  sass  stumm  bei  den  Leuten." 
60  384—388. 

2. 
Die  Kapelle  in  Speier. 
„Zu  Speier  an  dem  Rheine, 
Da  ruh  mein  Herre  traut" 
65  388—390.  — 


Fouque:  Lebenablumen. 
„Ach  lieber  Gott,  wie  krank  und  matt 
Sehnt  sich  nach  letzter  Lagerstatt 
Ein  Herz  das  viel  gelitten  hat!" 

391-392.     Gedichte,  1817,  II  82f.  —  s 
Paul    Gr.    V.    Haugwitz.      Nachhall. 
„In  der  Asche  glimmt  ein  Funken 
Bald  ist  seine  Kraft  versunken;" 

392—393.  — 
Ludwig    Giesebrecht:     Die    Hoch-    lo 
zei  tsgabe. 

„Der  Doctor  Luther  sass  beim  Hochzeits- 

raahle, 
Sein  neuverlobt  Gemahl  an  seiner  Seite" 

393.   Sonett.  —       15 
Wetzel:  Der  Edelstein. 
„Ueber  schwarzen  Wassers  Grunde 
Schwebt  ein  gülden  Vögelein«  394 — 395. 
Gedichte  u.  Nachlass  176.  — 

Joseph    Freyherr    v.    Eichendorff:    20 
Abschied       und        Wiedersehen. 
[2  Sonette.] 

I. 
„In  süssen  Spielen  unter  nun  gegangen 
Sind    Liebchens    Augen,    und    sie  athmet   05 
linde«  395. 
II. 
„Ein    zart    Geheimniss    webt    in     stillen 
Räumen"  396.  — 
Eichendorff s  Werke  I  Hilf  Titel:  „An  i."   30 
Fouque:   Sprüche. 
1. 
„Schweigen  iind  entsagen  lernen. 
Das  ist  unser  Erdenlauf; 
Tönend  blühn  in  seel'gen  Fernen,  35 

Einst  die  stummen  Saaten  auf. " 

396—397. 
2. 
„Oft  schlägt  das  Menschenherz  so  schwer. 
Wenn  hell  die  Lerche  schlägt  40 

Nur  frisch  mit  auf.  Du  Herz,   denn  Er 
Hat  Dich  ans  Herz  gelegt."  397. 
3. 
„Lass  Dein  Auge  nur  von  Thränen 
Quillen,  wie  es  mag  und  kann«    397.      45 
4. 
„Krankheit    mag    den    müden    Leib    um- 
winden. 
Nie  das  Herz,  was  es  begehrte,  finden. 
Unter  Zwölfen  mögen  immer  Zehn  50 

Dein  begeistert  Reden  klügelnd  achmähn!« 

397. 
5. 
„Ob  dich  an  eign'  und  fremdem   Heerde 
IManch  Irrlicht  plagt,   betrügt  und  neckt,      55 
Was  thut's,  wenn  nur  einst  freie  Erde 
Dich  unbescholtnen  Kämpfer  deckt!«  398. 

6. 
„Liegt  schuldlos  Dir  ein  Spass  im  Wege, 
0  wende  nicht  den  stolzen  Tritt!"  398.      eo 
7. 
„Stummer  sei,  unQ  immer  stummer. 
Mein  zu  kecker  Mund!"  398. 

Gedichte,  1817,  II  64  f  — 


23 


355 


Frauentaschenbuch.     Dritter  Jahrgang  1817. 


356 


Dritter  Jahrgang.     1817. 

Andeutungen,  die  Kupfertafein  betreffend. 

Tafel  1. 

Das  Titelkupfer. 

5      [Gezeichnet  von  H.  Naelcc,  c/estocJien  von 

A.  Beindel] 

Zur    stillen    ernsten   Wohnstube,    in   der 

die  Mutter  unter  ihren   Kindern   weilet,   ist 

die  Umgebung  geworden,   in  der  wir  diess- 

]0  mal  das  holde  Frauenbild  erblicken,  das 
uns  freundlich  in  jedem  Jahrgang  dieses 
Taschenbuchs  begrüsste.  —  Das  letztemahl 
stand  sie,  wir  möchten  fast  glauben  in  ihrem 
Prunkzimmer,  vor  dem  künstlichen  Schrein, 

15  sich  freuend  des  reichen  Vorraths  an  selbst- 
gesponnenem Linnen  zum  eigenen  Haushalt, 
dessen  freundliche  Bande  sie  damahls  schon 
umfassten.  Nun  begegnet  sie  uns  als  glück- 
liche Mutter,  und  vier  geliebte  Kinder  sind 

20  um  sie  emporgeblüht,  und  beschäftigen  ilire 
ganze  Seele.  Der  Glanz  der  ersten  Schön- 
heit hat  sich  in  den  frommen  Mutterblick 
verklärt,  und  so  in  reiner  Anmuth  und 
Liebe    waltend,    Schlüssel    und    Tasche    an 

25  der  Seite,  sehen  wir  sie  hier  im  schlichten 
Anzug  als  die  Hausfrau  sitzen,  die  nicht 
der  grossen  Welt,  sondern  den  Lieblingen 
angehört,  die  um  sie  heranwachsen.  Wie 
die  zwei  holden  Knaben  auf  jedes  Wort  der 

30  freundlichen  Mutter  lauschen,  die  mit  aufge- 
hobenem Finger  sie  warnet,  und  ihnen  viel- 
leicht eines  der  goldenen  Mährchen  erzählt, 
die  noch  jetzt  ein  kindlich  Gemüth  ergötzen! 
Und   das   Mädchen    neben    der   Mutter,    wie 

35  es  so  innig  fragend  oder  lauschend  auf  die 
ältere  Schwester  blickt,  die  das  Garn  von 
der  Weife  abwindet!  Der  Künstler  hat  uns 
in  diesen  Kindern  ein  schönes  Doppelbild 
häuslicher  Einigkeit,  an  die  Mutter  sich  an- 

40  schliessend  und  von  ihr  ausgehend,  dar- 
gestellt, und  ein  höchst  anziehendes  Ge- 
mählde  guter  deutscher  Sitte  geliefert.  Die 
glatte  Steinwand  spricht  für  die  Einfachheit, 
die   im  Hause   herrscht,    der   Hausaltar   für 

45  die  Gottesfurcht,  —  der  zwar  schwere  doch 
bequeme  lederne  Sessel,  für  die  weise  Spar- 
samkeit, die  nicht  auf  Glanz,  sondern  auf 
Dauer  sieht  —  und  wer  kann  sich  hier  des 
Gedankens    an     unsere    Prachtgeräthe     er- 

50  wehren,  die  so  reizend  sind,  und  so  —  für 
den  Augenblick  gemacht  zu  sein  scheinen, 
oder  so  schnell  andern  Platz  machen  müssen? 
Die  charakteristische  Treue  in  den  kleinsten 
Details   ist   nicht    der   unbedeutendste    Vor- 

65  zug,  womit  der  sinnige  Zeichner  seine  rei- 
zenden Schöpfungen  auszustatten  weiss,  der 
Ausdruck  der  wahren  Natur  ist  jeder  Figur 
aufgedrückt,  und  das  Ganze  mit  so  viel 
Geist  und  Innigkeit  gedacht,    dass  wir   dem 

60  Meister  den  Namen  eines  Seelenmalers  ge- 
wiss mit  höchstem  Eechte  zutheilen.  Der 
Kupferstecher  hat  mit  gleich  grossem  Gefühl 
und  technischer  Fertigkeit  seinem  Vorbild 
nacligerungen    und    es    gelungen    wiederge- 


geben, so  dass  dieses  Blatt  würdig  den 
Kreis  der  Kunstdarstellungen  eröfiPnet,  mit 
denen  dieses  Taschenbuch  seine  freundlichen 
Leser  und  Leserinnen  beschenkt.  — 

Tafel  2.  5 

Das  Fürstenkind,  von  de  la  Motte 
Fouque. 
[Gez.  ron  H.  I^aeke.  gest.  von  Hess.] 
Die  Scene,  welche  dieses  Blatt  darstellt, 
kaun  S.  17    in    dem    Taschenbuche    selbst   10 
nachgelesen  w-erden.    In  die  Zeiten  der  un- 
aufhörlichen Kämpfe  in  Oberitalien,  wo  der 
gewaltige  Ezzelin  hauste,   versetzt  sich  der 
Dichter;  Ezzelin  selbst  mit  zornig  rollendem 
Auge   steht  vor   dem  Sohne   seines  Feindes    15 
Floriarte,  Mutter  und  Burgvogt  sind  in  Schlaf 
gesunken  durch  das,  was  er,  ein  verkappter 
Kaufmann,   ihnen   geboten  hatte,    er  ist  im 
Begriff  den  Knaben  zu  ermorden,  aber  dessen 
Unschuld,    des  Kindes    unsichtbarer  Genius,    20 
hält   ihm    die   Hand,  er  beschenkt  es  sogar, 
und    eilt  aus  der  verschlossenen  Burg,   die 
Gewalt  des  Himmels   über   sich   erkennend. 

Tafel  3. 
[Die  Eheinfahrt  von  de  la  Motte  Fouque.]      20 
[Ges.  von  H.  Na  ehe,  gest.  von 
A.   W.  Böhm] 
Den  Commentar  zu  diesem  Bilde  werden 
die    Leser    S.     154     dieses     Taschenbuchs 
finden.     Die     wunderschöne     etwas    bleiche    30 
Frauengestalt,    die   Gräfin    Ambrosiana,    hat 
den     lebensfrohen     Sänger     Friedlieb      aus 
seinem  Sänge  aufgeschreckt,  und  verwundert 
blickt   er    zu   ihrem   holden    Antlitz    empor, 
gleichsam     seiner     selbst     unbewusst    noch    35 
einen  schmelzenden  Accord  auf  seiner  Zither 
suchend.  —   Die  beiden  Künstler  haben  sich, 
einer  den  andern  übertrefl'end,    bemüht,    die 
Begeisterung    des    Sängers    und    die    holde 
Gräfin    unter    den    verwitterten   Kuinen    mit    40 
der  Aussicht   auf  den   schönen  Rhein    und 
eines    seiner   Schlösser,    im    Bilde    zu    ver- 
wirklichen,   ihr    Werk    wird    daher    gewiss 
jedem  Beschauenden  gefallen.  — 

Tafel  4.  45 

[Die  Eheinfahrt  von  Fouquv] 
[Ges.  von  H.  Xaelc,  (/est.  von 
H.  Schmidt.] 
Im    Taschenbuch     S.     174    ist    die    Be- 
schwörung    erzählt,     welche     der     Schüler   50 
Sebaldus   an  Seiten    der  Gräfin  Ambrosiana 
und    mit   dem    Kriegsmann    Rutland    vorzu- 
nehmen wagt.  Dunkle Ncbelgestalten  strecken 
riesig  lange  Arme  wie  Fühlhörner   aus    den 
Gräbern   hervor,    und    in    grässlicheni    Ent-    55 
setzen    schaudert    die    Huldin    Ambrosiana 
zusammen,  für  die  der  wilde  Kutland,   halb 
nur   auf    die    Geister    blickend,    einzig    und 
allein  zu  sorgen  bemüht  ist.     Zeichner  und 
Kupferstecher    haben    in    diesem    Bild    das   (jo 
Grässliche,  welches  ein  solch  Beginnen  haben 
muss,  gewiss  mit  Glück  dargestellt,  und  vor 


357 


Frauentaschenbuch.     Dritter  Jahrgang  1817. 


358 


diesen  Erscheinungen  musste  nicht  blos 
Frauensinn,  sondern  selbst  Männermuth, 
erbeben.  — 

Tafel  5. 
5    Zu  Eginhard  und  Emma,  einem  Schau- 
spiel von  de  la  Motte  Fouqu6. 
\Gez.  von  II.  Naeke,  gest.  von 
II.  Guttenherff.] 
Aus  dem  hohen  Bogenfenster  halte   der 

10  grosse  Kaiser  Karl  es  mit  seinen  eignen 
Augen  erschaut,  was  Erama's  Liebe  für 
ihren  Eginhard  zu  wagen  fähig  war.  Da 
verschliesst  er  in  seinem  Herzen,  was  ihm 
so  viel  kostete;   am  Morgen  ertheilt  er  dem 

15  Cancillar  seinen  Abschied:  das  ernste  Gericht 
versammelt  sich,  um  über  des  Herrn  eigne 
Tochter  und  ihren  Buhlen  Recht  zu  sprechen; 
—  der  Pfalzgraf  trägt  die  Klage  vor, 
Arsophius,    der   griechische    Gesandte,    fleht 

20  um  Gnade,  der  Sachse  Degenwerth  wirft 
sich  zu  Emmas  Kämpen  auf,  —  umsonst, 
die  Richter  erkennen  für  Eginhard  den 
Scheiterhaufen,  für  Emma  stillen  Tod  durchs 
Schwerdt,  und  mildern  letztern  endlich  noch 

25  in  Klosterzucht.  —  Nun  tritt  der  Erzbischof 
mit  sanfter  Rede  inmitten  der  unerbittlichen 
Ritter,  und  räth  den  Vater,  nicht  den  Kaiser, 
hier  zur  Entscheidung  aufzurufen.  Alles 
stimmt  ihm   bei,   das  Gericht  ist  aufgehoben, 

30  und  Gnade  waltet  und  frohe  heitere  Liebe. 
Der  mannhafte  Degenwerth  führt  auf  des 
Kaisers  Wort  das  Paar  herbei,  über  dessen 
Loos  so  ein  schwarzes  Schicksal  geschwebt 
hatte;  hoffend  und  verwundert  und  demüthig, 

35  sein  Leben  als  neues  Geschenk  empfangend, 
blickt  Eginhard  auf  seinen  kaiserlichen 
Herrn;  an  Karin  sich  schmiegend,  erwartend 
und  voll  kindlicher  Freude  hebt  Emma  ihr 
Auge  zum  verzeihenden  Vater  empor;  neben 

40  dem  Kaiser  der  Erzbiscliof,  der  mit  ge- 
falteten Händen  dem  Bunde  Gedeihen 
wünscht,  welchen  er  bald  im  Namen  der 
Kirche  einweihen  soll,  und  hinter  Eginhard 
Degenwerth,  den  Kreis  schliessend,  den  der 

45  Künstler  uns  auf  seinem  Bilde  vor  Augen 
stellt.  Der  Zeichner  hat  gewiss  den  gün- 
stigsten Moment  sich  erkohren  und  mit 
Liebe  seinen  Gegenstand  ausgeführt,  in  des 
Kaisers  Auge,  das  auf  der  reizenden  Tochter 

50  ruht,  ist  eine  reine  Milde,  eine  väterliche 
Freude  zu  lesen;  in  Degenwerth  freund- 
schaftlich heitre  Theiluahme,  in  den  beiden 
andern  Rittern  zufriedne  Uebereinstimmung 
mit  einem  solchen  Ausgange.    Der  Kupfer- 

55  Stecher  hat  zierlicher  und  zarter,  als  es  sich 
von  seinen  weit  vorgerückten  Jahren  fordern 
Hesse,  dieses  Blatt  behandelt,  und  gewiss 
ist  es  jedem  Kunstliebhaber  eine  will- 
kommene Erscheinung,  den,  aus  früher  Zeit 

60  schon  gefeierten  Namen  eines  in  sein  Vater- 
land endlich  heimgekehrten  deutschen 
Meisters  auf  diesem  Blatte  wieder  zu  finden. 

Tafel  6. 
Der  Kampf  mit  dem  Löwen 


[aus  Fouques  „Fahrten  Thiodolfs".] 
[Gez.  von  H.  JSfaeke,  gest.  von 
H.  Schmidt.] 
Die  Schilderung  dieser  Heldenthat   ent- 
hält das  neunte   Capitel  des   zweiten  Buchs    5 
im  ersten  Theile  von  Thiodolfs  Fahrten  von 
Fouque.    Der  schöne  Heldenjüngling  Thio- 
dolf  war  mit  seiner  Irländerschaar  von    der 
holden  Sicilia  der  afrikanischen  Küste  zuge- 
steuert, und  hatte  dort  gelandet.  Die  Trümmer    10 
der  zerstörten  Carthago  schwammen  in   feu- 
rigem   Abendroth,    als    der    Norderheld,    in 
sehnsüchtigem  Denken  an  die  liebe  Heimath 
und    im    Verlangen    nach     dem    Frauenbild 
Isolde,  das  der  Araberfürst  Achmet,  wie  er   15 
von    der    freundlichen   Fischerin    erkundete, 
mit    sich   geführt    hatte,    alleine    durch    die 
einsame    Gegend    daherschritt,      und     einen 
Hirtenjungen   fand,    der   sich    willig    zeigte, 
ihn    zu   Haruns    Wohnung,    an    welchen    er    20 
einen    Gruss   von   Bertram    zu    sagen    hatte, 
zu    geleiten.      In    immer    tieferes    Weh    in 
seinem  Gemüthe  versunken,   nahete  er  sich 
schon  dem  verwitterten  Gemäuer,  dem  Ziele 
seines   Ganges,    wo  ihn   alles  an  die  ihm  so   25 
fremde     Natur     mahnet;     da    schrickt    sein 
junger    Gefährte    mächtig     zusammen,     und 
zeigt  dem  riesigen  Kämpfer   aus  der  Ferne 
den     entsetzlichen     sprungfertigen     Löwen. 
Thiodolf  hält   ihn   für   einen    schönen    gold-    30 
gelben  Hund,  und  will  ihn  an  sich  locken,  — 
da  erfaest   ihn    dieser   gewaltigen  Sprunges, 
zei'rt  ihm  beinahe  den  Schildraud  vom  Arm, 
und  streift  mit  seinem  Zahn  ihm  die  Hüfte. 
Und    so   kräftigen   Schlags    lässt   der   Nord-    35 
landsritter    seine  Streitaxt   auf  das   reichbe- 
hangene  Thierhaupt  fallen,   dass  es  in  zwei 
Hälften    zerspaltet,    und    das    gräuliche    Tln- 
thier    mit    schrecklichem    Gebrüll    hinsinkt, 
und  seine  Glieder  im  Sterben  weit  hinstreckt.    40 
Erst  des  Hirtenknaben  Reden  reisst  ihn  aus 
seinem    langen   Irrthum,    und   fast    Verwun- 
derung  darüber,    dass  der  Löwe  nicht  noch 
stärker    sei,    fühlt    der   Kämpfer    beim    Be- 
schauen des  königlichen  Thieres,  das  seinen   45 
Streichen    erlegen    ist.    —    Auf  das   Todes- 
heulen  des    Löwen   war   Harun    aus    seinen 
Mauern      herabgestigen,      vermeinend      ein 
Donnerschlag   habe   das   Thier   gefällt,    und 
wie    ihm  Thiodolf   die    Streitaxt    zeigte,    er-    50 
kannte  er   den    tapfern  Kämpen,    und   nahm 
den  Heldeujüngling,    der   sich    als  Bertrams 
Freund    durch    Gruss    und    Ring    bewiesen 
hatte,    an    seine   Hand,    in    seine   Burg    ihn 
freundlich    führend.    —     Uebrigens     erklärt   55 
sich    das  Bild   durch    sich    selbst,    den  Muth 
des  heldenkräftigen  Thiodolfs    und  dagegen 
den    zaghaften  Sinn    des   fliehenden  Hirten- 
knaben  hat  der  Zeichner   passend    einander 
gegenübergestellt,     und     nur    dem   Tapfern   60 
blüht  im  Kampf  der  Sieg.  — 

Tafel  7. 

Der  Priester  Jonas  tauft  Thiodolf 

in  seiner  Zelle. 

23* 


359 


Frauentaschenbuch.     Dritter  Jahrgang  1817. 


360 


[Aus  den  Fahrten  Thiodolfs.] 
[Ges.  von  H.  Naeke,  gest.  von 
H.  C.  Maller.] 
Den  Lesern   der  Fahrten  Thiodolfs,    des 

5  Irländers,  von  Fouquö,  können  wir  dieses 
Blatt  ohne  Erklärung  übergeben,  sie  werden 
aus  der  Darstellung  selbst  sich  erinnern, 
dass  die  Künstler  hier  nur  sich  bemühten, 
im  Bild§  zu  versinnlichen,  was  der  Dichter 

10  im  fünf  und  zwanzigsten  Kapitel  des  zweiten 
Buchs  des  zweiten  Theils  erzählt  hat.  Nach 
uuserm  Bedünken  ist  es  dem  Zeichner  und 
Kupferstecher  in  gleichem  Maasse  gelungen. 
Die  drei  Personen  in  der  dämmerigen  Zelle 

15  sprechen  uns,  jede  auf  eine  eigne,  aber 
gewiss  höchst  wohlthuende  Weise  an,  und 
die  ganze  Darstellung  ist  so  in  sich  selbst 
abgeschlossen ;  es  ist,  möchten  wir  sagen, 
so  viel  reine  wahre  Andacht   über  die  han- 

20  delnden  Personen  ausgegossen,  dass  man 
den  Männern,  die  den  Gegenstand  und  den 
Geist  des  Dichters  so  fühlten,  wahrhaft 
Dank  wissen  muss.  —  In  tiefer  Andacht 
kniet   der   junge  Währingerfürst,    Thiodolf, 

25  an  geweihter  Stätte;  das  Sacrament  der 
heiligen  Taufe  hat  er  vom  Priester  Jonas 
begehrt,  und  empfängt  es  mit  der  freudigen 
Demuth  und  dem  innigen  Erwarten  eines 
unendlichen  Heils,  das  ein  wahres  Christen- 

30  gemüth  dabei  empfinden  muss!  Und  wie 
erlabend,  dass  sich  der  junge  Fürst  im 
Eisenkleide  vor  dem  Christus  und  der  Macht 
des  Kreuzes  beugt  und  seine  Segnung  ver- 
langt!   —    Hinter   ihm   sehen   wir   Bertram, 

35  der  den  Thiodolf  zu  Jonas  geleitet,  der  ihm 
an  der  Sophienkirche  noch  zu  diesem  Schritt 
ermahnt  hat  —  er  bückt  sich  gegen  seinen 
Schüler  —  seinem  Munde  entgleiten  leise 
heisse  Segenswünsche  für  Thiodolf,   —  aus 

40  seiner  Seele  steigen  fromme  Gebete,  auf 
deren  Erhörung  seine  festgefalteten  Hände 
als  den  sehnlichsten  Gegenstand  seines 
Herzens  andeuten.  —  Der  Priester  Jonas 
endlich  senkt  sein  Haupt,  und  heimlich  und 

45  andächtig  vollzieht  er  die  Handlung  an  dem 
neuen  Jünger.  An  diesem  Diener  des  Herrn 
ist  keine  Spur  der  blossen  Ausübung  vor- 
geschriebener Form  bemerkbar,  es  segnet 
nicht   die   Hand   da,    sondern   das   Herz,   es 

50  spricht  der  Mund  nicht  allein  die  "Worte, 
sondern  sein  Innerstes  fühlt  sie  mit,  und 
aus  dem  ernsten  frommen  Auge,  aus  den 
heiligen  Zügen  können  wir  uns  das  Hoch- 
wichtige   der    Handlung    für    Jonas    selbst, 

55  und  seine  innige  Freude  deuten  über  solch 
einen  gewonnenen  Christusjünger.  —  Kor- 
rektheit der  Zeichnung,  Costüme,  Beleuch- 
tung und  Stich  tragen  das  ihrige  zur  Vol- 
lendung des  Ganzen  bei.  — 

eo  Tafel  8. 

Rose,  eine  Erzählung  von 

de  la  M.  Fouquc. 

(Aus  seine  n  n  e  u  e  n   Erzähl  u  n  gen, 

II.   Band.) 


[Von  NaeJce  und  H.  C.  Müller.] 
Ritterlich  edles  Thun,  tapferen  freien 
Sinn  der  alten  Bürger  der  berühmten  Hansa, 
Stärke  der  reinen  unverfälschten  Minne, 
Ermannen  der  unglücklich  Liebenden  zu  ; 
hohem  Kampfesmuth  und  Siegen,  Selbstauf- 
opferung und  Bescheidenheit,  und  endlich 
stilles  Dahinwelken  in  dem  schönsten  Er- 
blühen, wie  der  Liebe  Blume  so  oft  unter 
schweren  Stürmen  sinkt,  schildert  dem  Leser  ] 
diese  Erzählung.  —  Der  ehrbare  junge 
Waffenschmidt  zu  Bremen,  Friedrich  Hau- 
bold, den  wir  auf  unserm  Bilde  im  Sessel 
sitzen  sehen,  hatte  einst  bei  dem  in  vor- 
liegender Darstellung  ihm  zu  Häupten 
stehenden  Handelsherrn  und  Rathmann, 
Siegmund  Füllrath,  um  dessen  einzige  Tochter, 
Rose,  angehalten;  aber  mit  ernsten  begü- 
tigenden Worten  ein  Nein  empfangen.  Kurz 
nach  Haubolds  Werbung  trat  der  mann-  ; 
hafte  Stadthauptmann  Eberhard  Waldburg 
in  den  Stadtkeller,  und  empfing  als  Ehren- 
geschenk aus  Rosens  Hand  vom  besten 
Wein,  den  sie  auch  Rose  hiessen,  den  ge- 
füllten Silberbecher,  und  beider  Herzen 
schlugen  dabei  in  eine  Liebesflamme  zu- 
sammen. Erschreckt  von  einem  schweren 
Traum  und  besorgt  um  Waldburgs  Leben, 
reitet  Haubold  am  folgenden  Morgen  zu 
diesem  nach  der  Burg,  erfährt  auf  dem 
Wege  die  neue  Fehde  mit  dem  Raubritter 
Dietbald,  holt  sich  unter  dem  Vorwand 
einer  Ausschmückung  des  Stadthauptmanns 
Rüstung,  bessert  und  verschönt  sie  mit 
ängstlicher  Sorge  in  zwei  Tagen,  damit, 
wenn  der  unglückliche  Traum  in  Erfüllung 
ginge,  des  mannhaften  Ritters  Leben  ge- 
sichert sei,  und  wie  er  sie  zurückbringt, 
kommt  Herr  Waldburg  mit  seiner  Braut 
Rose,  und  begabt  den  seiner  Gefühle  kaum 
mächtigen  Haubold  mit  einem  selbst  erbeu- 
teten Mohrensäbel.  —  Die  Fehde  beginnt, 
die  geschlagenen  Räuber  flüchten  sich  in 
eine  niederzureissen  versäumte  Veste;  die 
Bremer  lagern  sich  in  der  Nähe,  Waldburg 
und  Haubold  reiten  bei  Nacht  auf  die 
Spähe,  und  als  der  Anführer  die  Mauer 
untersucht,  stürzt  sie  über  ihm  zusammen, 
und  begräbt  ihn  unter  ihrem  Gerulle.  Die 
Räuber  machen  einen  Ausfall,  und  werden 
von  den  Bremern  ganz  überwunden,  Diet- 
bald von  Haubold  mit  dem  Mohrensäbel 
erlegt,  Waldburg  von  ebendemselben  heraus- 
gegraben, ins  Leben  zurückgerufen;  Hau- 
bold tritt  an  des  Anführers  Stelle,  zerstört 
alle  Burgen,  und  wie  bei  seinem  Sieges- 
heimzug der  Ratli  ihm  zuerkennt  sich  einen 
Dank  auszubitten,  bittet  er  bescheidentlich 
um  einen  Becher  und  einige  Flaschen  von 
der  köstlichen  Rose  aus  Rose's  Hand  nach 
ihrer  Trauung.  Sie  reicht  ihm  denselben 
mit  Eichenlaub  umwunden,  er  pflegt  damit 
seine  alte  Mutter,  und  nach  ihrem  Erblassen 
sinkt  auch  in  ihm  der  Lebensfunke,  er 
welkt   dem  Grabe   zu.     E>en   letzten  Trunk 


361 


Frauentasohenbuch.     Dritter  Jahrgang  1817. 


362 


davon  wünscht  er  aus  Kosens  Hand  zu  er- 
halten; hier  im  Bilde  steht  die  liebreizende 
Frau  neben  dem  herrlichen  Gatten  und 
ihrem    Vater,    umkriinzt   mit    den    duftigsten 

5  Kosen  nimmt  Hauljold  den  Pokal  aus  ihrer 
Hand,  und  als  er  ihn  geleert  hat,  geht  seine 
freundliche  Seele  sanft  und  selig  zu  Gott.  — 
Solches  Bildes  Innigkeit,  das  auch  der  Künst- 
ler mit    allem  Reize    ausgestattet    hat,    lässt 

10    sich  nur  fühlen,  nicht  in   Worten  schildern. 

Tafel  9. 

Adler  und  Löwe,  von  Fouqu6. 

(In  seinen  neuen  Erzählungen, 

II.  Band.) 

15       [Ges   von  H.  Naeke,  gest.  von  J.  Lips.] 

Zu  der  vielgeliebten  Herrin  seines  Her- 
zens, dem  Fräulein  Alfhilde,   in  ihre  Nord- 
landsburg tritt  der  schlanke  junge  Schweden- 
held   Sywald    hin,     des    gegebenen    Gebots 
20   Erfüllung    in    dem    gezähmten    Löwen     ihr 
darbringend   und   die  Lösung  ihrer  Zusage, 
den    Lohn    der    Minne    dagegen    heischend 
und   mit   der   Hand,    die    sie    ihm    darreicht, 
empfangend.    —    Belehrt   von    dem   greisen 
25    Skalden,   dem  sangereichen   Wehrmund  war 
der  Ritter    in    der  Mitternacht    zu    der    von 
grässlichen    Gestalten    umlagerten  Burg   auf 
seinem     getreuen    weissen    Ross    hindurch- 
gedrungen,   hatte  herzhaft   den  bösen  Loki, 
30    einen  Feind  der  altnordischen  Asgardgötter, 
überwunden,    und    die   Pforte    des    wunder- 
baren Gebäudes,  in  dem  die  Huldin  wohnte, 
hatte     sich    ihm     erschlossen.       Aus     ihrem 
Munde  vernahm  er,    dass  sie  nur  dann  sein 
3,r,    werden     könnte,     wenn     er    die    That    voll- 
führte, die  ihr  Vater  als  das  Ziel  für  jeden 
ihrer  Werber  aufgestellt  habe,  und  aus  dem 
heissen  Land  Afrika  den  königlichen  Löwen 
gezähmt  wie  ein  gehorsamliches  Hündlein  zu 
40   ihr  hinaufbringen  würde.    Der  kühne  Sywald 
macht    den   Zug   in   die  Wüste   von  Afrika, 
und   findet   nach    langem    Ermatten    in    der- 
selben einen  mit  Palmen,  Gras  und  Früchten, 
Quellen  und  Schatten  erquicklichen  Ort,  wie 
46   man  dort  sie  hiess,    eine  Oasis,    und  in  ihr 
den   königlichen  Löwen.     Nun  begann   tag- 
täglich ein  heisses  Kämpfen  zwischen  Ritter 
und    Leuen,    Sywald    bleibt    immer   Sieger, 
aber    wird    immer    wundenmatter,    und    der 
50    Löwe    durch  den  bösen  Loki  immer  wieder 
gestärkt.     Da  drohen  ihm   im  Traume  auch 
noch   von   diesem   Heillosen    die  schwersten 
Verlockungen ;    endlich    besteht  er  sie  sieg- 
reich durch  das  Anrufen  Baldurs;  Loki's  Be- 
55   mühen  wird  zunichte,  Sywald  heil,  der  Löwe 
unterliegt    und   wird    zuletzt    so  zahm,  dass 
er  sich  seinem  Sieger  um  die  Füsse  windet, 
und  der  treue  Held  in  seine  ersehnte  Heimath 
zurückkehren  kann,  wo  ihm  für  seine  That  der 
gO    schönste  Gewinn  wird.  —  Diess  haben  uns 
die  Künstler  dargestellt,  und  Alfhilde  selbst 
ganz    in   der  Art  gebildet,  wie  wir  auf  den 
ältesten  Basreliefs  oder  in  Holzschnitzereien 
Frauenbilder  finden;  —  zwar  nicht  so,  wie 


wir  sie  zu  erblicken  gewohnt  sind,  steht 
diese  Gestalt  daher  vor  uns,  aber  umwallt 
vom  langen  Schleier  und  von  den  reichen 
Locken,  die  das  Knie  berühren,  reicht  sie 
mild  ihre  Hand  dem  glücklichen  Sieger,  5 
und  ihres  Lebens  Loose  verschlingen  sich 
mit  gemeinsamem  Band  zu  Einem  schönen 
Ganzen.   — 

Tafel  10. 
Das  Städtchen  und  Schloss  Dürnstein    10 

an  der  Donau  in  Niederöstreich. 
[Gez.  von  J.  A.  Klein,  gest.  von  Fr.Geisslcr] 

Die    dargestellte    Ruine    hat  nicht  bloss 
Interesse     als     Landschaft,     sondern     auch 
historischen   Werth.      Auf  dieser    zerstrüm-    15 
nierten    Veste,    deren   nackte    leere   ]\[auern 
auf   unbewachsenen   Felsen    ins  Thal    her- 
niederstarren,   zeigt   man   noch   das  schmale 
Fenster  des  Thurmes,  worin  Richard  Löwen- 
herz,    Englands    hochherziger    König,     die    20 
Blume     aller    Ritterschaft,    gefangen    sass. 
Wer    kennt    diesen     vielgefeierten    Helden 
nicht    aus    Geschichte    und    Dichtung!     Er, 
der    Heidenwelt   Schrecken,    der  Joppe    er- 
stürmte, ward  vom  Sturm   auf  seiner  Heim-    25 
kehr  verschlagen,  und  wollte   zu  Land  seine 
Reise  fortsetzen,  —   da  lauerte  Verrath  auf 
ihn,   und  als  er  des  Herzogs  von   Oestreich 
Land  durchzog,  verschwand  er  auf  einmahl 
zur  Trauer  aller  derer,  die  Tapferkeit  noch    30 
ehrten.     —     Sein     treuer    Minstrel     Blondel 
durchwanderte  weite  Gauen  umsonst,    über- 
stieg  manche  Bergeshalde,    und    zog    durch 
manches  Thal,  bis  endlich  des  süssen  Liedes 
Klang  wie  ein  Zauberspruch    zu  Richard  in   .35 
die  Grabesnacht  des  einsamen   Gefängnisses 
hinabtönte,    und    die    willkommene    Gegen- 
antwort aus  dem  Thurm  in  gleicher  Sanges- 
weise dem  edlen  Diener  von  seines  Herren 
Leben    Kunde    gab.      Es    gelang    ihm    die   40 
Rettung   seines   königlichen    Gebieters,    und 
die  Nachwelt    ehrt    seinen  Namen.  —  Wie 
gewaltig    diese    Veste     ehemahls     gewesen 
sein  niuss,    beweist   ihre  ganze  Lage,    noch 
jetzt   laufen    Mauern   und   Thürnie   bis    zum    45 
Städtchen    hinab,     gewaltige    Thore     stehen 
in  den  Ruinen,  und  weit  umher  konnte  über 
die  Donau    gebieten,    wer    sie    besass;    der 
Thurm,    dessen   wir   oben    gedachten,    steht 
auf    der    unserm    Bilde    entgegengesetzten   50 
Seite.     Jetzt  stehen  diese  Mauern  verlassen 
auf   der   gewaltigen  Höhe,    und   nur  in  der 
Tiefe    regt    sich    das    emsige    Treiben ;    auf 
dem    DonauschiflF    erblicken    wir    alles     in 
muntrer  Thätigkeit,  und  wie  viele  Tausende   55 
schiffen    an    dieser  Trümmer   vorüber,    ohne 
der    grossen    Vorwelt    zu    gedenken !      Uns 
dünkte    diese  Darstellung    zu    den    übrigen 
artistischen     Zügen     dieses    Büchleins     um 
desto    eher    zu    passen,    da   unter   den    aus    eo 
Fouqueschen  Werken   genommenen  Bildern 
das  Schloss  vor  allem  stehen  darf,    in    dem 
der    grosse    Held     schmachtete,     der    auch 
noch    am    Schlüsse     des    Zauberringes     zur 
Verherrlichung     des    Ganzen     in    die    Ge-   «5 


363 


Frauentaschenbuch.     Dritter  Jahrgang  1817. 


364 


schichte  hineinverflochten  wurde.  Den 
Werth  der  technischen  Ausführung  mögen 
die  Beschauer  selbst  sich  angeben,  die 
gewiss  bei  diesem  Blatt  ihr  Auge  weiden. 
5  —  Uebrigens  wollen  wir  durch  diess  oben 
Angeführte  einem  Gedicht  in  diesem  Taschen- 
buch nicht  widersprechen,  das  ein  anderes 
Schloss  als  Richards  Gefängniss  nennt;  die 
alten    Sagen    lassen    so    viel    unbestimmtes 

10  übrig,  dass  eine  Entscheidung  schwer  wird, 
und  da  sich  ohnediess  annehmen  Hesse,  dass 
der  Gefangene  von  einem  Schloss  nach  dem 
andern  gebracht  worden  wäre,  so  ist  es  des- 
halb nicht  nöthig,   das   zu  verwerfen,  was  in 

15  alter  Sagen  Munde  gleichsam  auf  uns  ge- 
kommen ist. 

Tafel  11. 

Das  Schloss  und  Servitenkloster 

Schönbühel  an  der  Donau 

20        [Von  J.  A.  Klein  und  Fr.  Geissler.] 

Wir  gedenken  nur  in  zwei  Worten  un- 
sern  Lesern  hier  eine  Nachweisung  über  die 
geographische  Lage  dieses  Schlosses  zu 
geben.    Es  ist  eine  Herrschaft,  Schloss  und 

25  Markt  im  Kreise  ob  dem  Wienerwalde,  im 
Lande  unter  der  Ens,  eine  Stunde  von  dem 
Kloster  Molk,  und  gehört  zu  den  Besitzungen 
der  gräflich  Stahrenbergisehen  Familie,  von 
welchem    Hause    bekanntlich   noch    mehrere 

30  Stammschlösser,  grösstentheils  in  den 
malerischsten,  herrlichsten  Ruinen  in  Oester- 
reich  zerstreut  liegen.  —  Auf  die  mächtigen 
Felsen  hart  an  dem  breiten  Strom  gegründet, 
gewährt   diess  Schloss   in   seiner  alterthüm- 

35  liehen  Bauart  gewiss  eine  anziehende  Aus- 
sicht; an  das  ritterliche  Gebäude  schliesst 
sich  die  einfache  Kirche,  unter  der  die  Wellen 
in  ewiger  Strömung  vorüber  rauschen,  fried- 
lich   an,    und   links    über   ihr    erblicken   wir, 

40  gleichsam  als  ob  diess  fromme  Gotteshaus 
in  Schutz  zu  nehmen  bestimmt  gewesen 
wäre,  freilich  nur  noch  in  Ruinen,  die  ge- 
waltige Vesto  Aggstein,  die  auf  der  kahlen 
Felsenstirn,    auch    noch    in    ihrem    Verfall, 

45  dem  Wandrer,  der  sie  zu  besteigen  die 
Mühe  nicht  scheut,  von  dem  kühnen  Sinn 
unsrer  Vorfahren  ein  beinahe  schauderhaftes 
und  doch  herrliches  Bild  vor  die  Seele  stellt; 
Wald  und  Berge  machen  die  reizenden  Um- 
so gebungen  dieser  Landschaft  ans,  die  schon 
im  Bilde  die  Sehnsucht  nach  der  scheinen 
Wirklichkeit  erwecken  kann.  —  Da  wir  von 
den  Rheinlandschaften  so  viele  interessante 
Darstellungen  besitzen,  Ruinen  aus  Sachsen, 

55  Böhmen,  so  verdiente  es  wolil  auch  der 
deutsche  Donaustrom,  dass  einige  seiner 
interessanten  Parthien  in  ein  Taschenbuch 
aufgenommen  wurden,  und  die  Besitzer  des 
gegenwärtigen    sind   mit   dieser  Zugabe   des 

60  Verlegers  wahrscheinlich  nicht  unzufrieden. 
—  Das  Bild  mag  sich  übrigens  selbst  am 
besten  loben;  über  die  reine,  gefällige, 
klare,  naturgetreue  Behandlung  des  Kupfer- 
stichs,  die  jedem  ins  Auge   fällt,   bedarf  es 


keiner  Zeile;  nur  von  dem  Zeichner  wollen 
wir  beifügen,  dass  dieser  junge  Künstler 
(aus  Nürnberg  gebürtig),  der  sich  der  Dar- 
stellung des  edlen  Rossgeschlechtes,  länd- 
licher und  militärischer  Scenen  und  Land-  5 
Schäften  widmet,  die  grossen  Hoffnungen, 
zu  denen  er  berechtigte,  durch  seine  zahl- 
reichen, geistvoll  radirten  Blätter  schon 
herrlich  erfüllt  hat,  und  Deutschland  sich 
seiner  freuen  darf.  —  ki 

Tafel  12. 
Das  Titelblatt  zum  Taschenbuch. 
[Ge^.  vonCarlUcidlof,  (fest,  von  Albert  Reindel] 
Um    auch    durch    Bilder    schon    an    der 
Stirne    dieses    Büchleins    uns    in  den  Kreis    15 
des  schönen  Frauenlebens  einzuführen,  dem 
dasselbe     gewidmet     ist,     hat    der    sinnige 
Künstler    den  Stern    der   Liebe  und   Treue, 
in    einen    Doppelkranz    verschlungen,    über 
der  Inschrift    erglänzen    lassen,  weil  er  uns    211 
durch     das  Walten  des  holden  Geschlechts, 
dessen  Name  das  Taschenbuch  trägt,  in  der 
Wirklichkeit    aufgeht.      In    der  einen  Ecke 
sitzt    die    aufgeblühte    Jungfrau,     noch     in 
kindlicher    Unschuld    und     Unbefangenheit,    05 
und,  sie  selbst  eine  duftende  Rose,  bekränzt 
sie    das  Lamm    mit  Rosen,    weil   dies  Spiel 
ihrem     Herzen    noch     genügt.       Gegenüber 
knieet    sie   in  innigem  heissem  Gebet,  neue 
Gefühle    sind    in    ihrer  Seele    aufgegangen,    30 
sie  fleht  vielleicht  um  den  abwesenden  Ge- 
liebten   oder    um   Glück    zu    ihrer  Liebe.    — 
Das    holde    Kind    ist    herangewachsen,    der 
Knabe    ruht    auf    der    Mutter    Schoos,    ein 
Mägdlein,    seine  Schwester,    reicht   ihm  ihre    35 
Puppe,  und  Kinderglückseligkeit  und  Mutter- 
freuden erblicken  wir  vor  uns,  und  manches 
Frühlicht  der  Erinnerung  aus  eigner  Jugend 
oder   eignem  Leben    wird  dabei  in  manches 
Lesers,  in  mancher  holden  Leserin   Gemüth    40 
erquicklieh  hereinfallen. 

Wilder. 
\(ieor<j  Christian,  1797-1855;  ABB  12,  50L\ 

de  la  Motte  Fouqu6:  Das  Fürstenkind. 
Dramatische  Dichtung.  1.  45 

Personen: 
Doribella,  V er wittwete Herzogin  von 

Oastelalto. 
Floriarte,   ein  Knabe,  ihr  Sohn. 
Armaduro,  Burgvogt.  ,=,0 

Ein   Handelsmann. 

E  in  Reisiger.  2.  — 

(Burghof  auf  Castelalto,  von  hohen  Bäumen 

überschattet). 
Doribella    auf  einer  Steinbank,   in   einem   55 
Bliche  lesend;  zu  ihr  tritt  Armaduro). 
Doribella: 
„Willkommen,  treuer  Freund."  3 — 23. — 
Gustav  Schwab  \17'J2-1850;  Goedeice 
VIII  246ff'\:  Kaiser  Heinrich.  yo 

„Herzog  Heinrich  war's  von  Baiern, 
Der  sich  in   der  Mitternacht, 
Wo  die  frömmsten  Brüder  feiern, 


365 


Frauentaschenbuch.     Dritter  Jahrgang  1817. 


366 


Hin  zur  Kirche  aufgemacht."  24 — 26.  — 

Gedichte,  ls28,  I  213. 

V.  Halem  [Gerhard  Anton,  1752 — 1819, 

Goedeke   V  428;  Meusel-Ersch,   Das  gel. 

5   Teutschland,   1821,    XVIII  30;     ABB   10, 

407 f.;  Brämmcr  I  308\: 

Weihe  des  Sohnes,  den  1.  Mai  1815. 
„Es  sei!  Gerühret  weih'  ich  dich, 
O  Sohn,  zum  edeln  Krieger-Orden - 
10  27-29. 

Gerhard    Anton    v.    Halems    Selhst- 
h io g r aph ie ,herausgehenvon  C.  F. Stracker- 
jan,  Oldenburg  1840,  S.  195  ff. 
V.  Halem:  Te  Deum. 
15        „Gott  wir  loben  dich !  schallt's,  da  Europens 
gepeinigte  Völker, 
Neu    sich   fügend  dem    Kecht,   schliesseu 
den  friedlichen  Bund."  29 — 30.  — 
Frdr.  Krug  v.  Nidda: 
20         Krieger  und  Adler.  AYechselgesang. 
Krieger: 
„Was  säumst  Du  so  lässig  im  Abendklar 
Auf  Deinen  goldigen  Schwingen?" 

31-34. 
25         Gedichte,  Leipzig  1820,  S.  50f.  Beginnt: 
„Was  ruhst  du  .  .  ." 

Paul  Graf  v.  Haugwitz: 
Erinnerung   an  den  Dom  zu  Colin. 
„Wie  schlanke  Bäume  hoch  zum  Himmel 
30  steigen"  34 — 35.     Sonett.  — 

V.  Lehr: 

Ein  neues  Lied  von  der  alten  Zeit. 
„Singt  der  alten  Zeiten  Ruhm!"  35—37.  — 
Wilhelm  Hensel  [1794-1861,  Goedeke 
35    VIII  278t]: 

Erinnerung. 
„An  vielgrünem  Loirestrande, 
In  der  Mandelbäume  Schatten, 
Fern  vom  lieben  Vaterlande, 
40  Nordmann  sitzt  auf  Blumenmatten." 

38.  — 
Fanny  [=  Fanng  Tarnoiv,  1779^-1862, 
Goedeke   VI  432 f]: 
Schuld  und  Busse. 
45  „Eveline    von    Waldau   war   in    ihrem 

sechszehenten  Jahr  eben  so  schön  und 
blühend  als  eitel  im  Selbstbewusstsein  ihrer 
Reize.  Eine  stürmische  Jugendzeit  hatte 
ihren  Vater  nach  Westindien  geführt;  hier 
50  verheiratete  er  sich  mit  einer  schönen  und 
reichen  Creolin,  mit  der  er  nach  Europa 
zurückkehrte  und  bis  zu  den  blutigen  Zeiten 
der  Revolution  mit  ihr  in  Frankreich  lebte. 
Eveline  wardvon  ihrer  reizenden,  gutmüthigen, 
55  aber  durchaus  gehaltlosen  Mutter  zu  blinder 
Abgötterei  verzogen  und  wenn  sie  gleich 
erst  dreizehn  Jahr  alt  war,  als  diese  starb, 
waren  doch  schon  alle  Anlagen  in  ihr  ent- 
wickelt, die  sie  später  zu  einem,  für  das 
60  Glück  eines  tieffuhlenden  Mannes  so  höchst 
gefährlichen  Wesen  machten."  39 — 144. 
Erzählungen.  Leipzig  1820.  — 

Gottwalt  [=  Johann  Georg  Seer/emund, 
Goedeke  VII  852]: 
65         Bei  stürmischem  Wetter. 


„Mich   hat    ein   trüber   Muth  umfangen." 
115—116.  — 
Gottwalt  [— Seegemund]: 
Das  stille  Lied. 
„Schweige  nur,  5 

Süsser  Mund  der  heil'gen  Liebe." 

116—117.  — 
La    Motte    Fouque:    An    die    Braut 
eines  Freundes. 

„Süsse,  liebe  fromme  Augen,  10 

Klug  erspäirnd  das  Wo  und  Wie, 
Schliesst  Euch  meinem  Freunde  nie!" 

118.  — 
Gottwalt    [  =  Seegemund]: 

Erste  Liebe.  15 

„Sel'ge  Engell  helft  mir  tragen 
All  die  reiche  Himmelslust!"    119—120. 
Glückliche  Liebe. 
„Nun  hauch'  in  tausend  Liedern 
Dein  ganzes  Leben  hin."        120 — 121.   20 
Verlorne  Liebe. 
„Alles,  alles  nun  zu  Ende!" 

121—122.  — 
Paul     Graf   v.     Haugwitz.       Segen 
ohne  Gleichen.  25 

„Fährt  der  Bergmann  in  den  Schacht, 
Steigt  der  Taucher  tief  in's  Meer, 
So  bringt  Einer  Goldespracht 
Und  der  Andre  Perlen  her:  — " 

123—124.  —   30 
Pau  1  Graf  v.  Haugwitz:  Geheimnis 8. 
„Auf    dem    liebsten    Gesicht   da  ruht  ein 

tiefes  Geheimniss, 
Keinem    enthüllet  wie   dem,   welcher  mit 

Liebe  sich  naht."  124.  —   35 
Gustav    Schwab:    Der    Mönch    und 
die  Nonne. 
„Einst  auf  der  Wai-tburg  Abends  frisch 
Vor  seinem  braunen  Eichentisch, 
Dem  theuren  Erbstück  von  der  Mutter,       40 
Sass  bei  der  Arbeit  Doktor  Luther." 

125-127. 
Fussnote:  Diesen  Namen  führt  noch  jetzt 
ein    so    gestaltetes  Felsstück    auf    dem   der 
Wartburg    gegenüberliegenden    Berge,    der   45 
die  alte  Wartburg  genannt  wird. 
Gedichte,  1828,  I  21G.  — 
G.   Szr: 

B  e  a  t  a. 
„Beata,  eine  .Jungfrau,  rein  und  fromm,  511 

Ging,  als  das  Frühroth  kaum  im  Osten  glomm, 
Jlit  bangem  Herzen   zur  Capelle  hin. 
Zu  beichten  dort  der  Himmelskönigin." 

128—129.  — 
Job.  Heinrich  Wezel  [Bruder  Friedr.   55 
Gottl.   Wefzels]:    Die  Untrennbaren. 
„Nun  lasst  uns  singen  mit  rechter  Art 
Von  einer  edlen  Jungfrau  zart;" 

129—131. 
F.  G.  Wetzds  Gedichte  und  Kachlass,  163.   60 
Von  Z.  Funk  wohl  gleich  dem  folgenden  ver- 
sehen tUch  a ufgenom men . 

Job.  HeinrichWezel:  Sommervogel. 
„Ein  Knösplein  war  ich  still  und  klein" 

132—134.   65 


367 


Frauentaschenbuch.     Dritter  Jahrgang  1817. 


368 


jF.    G.    Wetzeis    Gedichte   und    Nachlass, 
S.  191  f. 

Wilhelm    Hensel:    Der  Ritter    und 
der  Rhein. 
5      n^Ver  sitzt  dort  unter  dem  blauen  Zelt?" 
134-135.  — 
Gottwalt  [=  Seegemund]: 
Variation   auf  Dählings  Bild:    Der 
Wettgesang. 
10  Thema. 

„Liebe  denkt  in  süssen  Tönen, 
Denn  Gedanken  stehn  zu  fern, 
Nur  in  Tönen  mag  sie  gern 
Alles,  was  sie  will,  verschönen." 
15  P  r  u  d  e  n  z  i  a : 

„Wie  ihr  noch  die  Schule  fehle 
Wag'  es  keiner  sie  zu  schelten;" 

1.3(3—140.  — 
L.  M.  Fouque:  Die  Rheinfahrt. 
20  „Aus   der  Stadt  Strasburg  im  Elsass  — 

dieser  schöne,  hochtheure  Ort  gehörte  da- 
niahls  noch  zum  lieben  deutschen  Reiche  — 
kamen  eines  hellen  Sommermorgens  drei 
junge  Gesellen  geschritten,  und  begaben 
25  sich  in  ein  zierlich  gebautes  Schiff,  auf  dem 
Jeder  von  ihnen,  die  Andern  weiter  nicht 
kennend,  einen  Platz  zur  Reise  bis  Kölln 
gemiethet  hatte."  14Ü— 195.— 

L.  Uhland:  Tenzon. 
30  „Sänger,  sprecht  mir  einen  Spruch! 

Sagt  mir,  was  ist  mindre  Noth: 
Der  Geliebten  Treuebruch 
Oder  der  Geliebten  Tod?« 

35  »Diß  ^'om  Schwur  sich  losgezählet. 

In  der  reichsten  Schönheit  Schmuck 
Ist  sie  doch  ein  HöUeuspuk, 
Dessen  Anblick  schreckt  und  quälet." 
195-197.  — 
40  Ulilands  Gedichte,  hg.  von  Erich  Schmidt 

u.  Hartmann  1S9S,  I  407f. 

F.  Riickert  [Joh.  Michael  Friedr.,  1778— 
18GG,  Goedeke  VIII  112 ff']: 
„Gegner,  doppelt  überlegen, 
45  Ausgerüstet  mit  zwiefalter 

Waff'  als  Dichter  und  Sachwalter;" 

197—198.  — 
Gottwalt  [=  Seegemund]: 
Die  Meisterin. 
60  „Vieles  hat  sie  angefangen. 

Manches  glücklich  ausgeführt, 
Und  von  Mund  zu  Mund  gegangen 
Ist  das  Lob,  so  ihr  gebührt;"     199.   — 
Gottwalt  \^^  Seegemund]:  Die  Geburt 
55   der  Geliebten. 

„Du  sel'ge  Blüthe  dieser  Welt" 

199-201.  — 
Gustav  Schwab:  O!  Liebe. 
„0  aller  Berge  Quellen"       201—202.  — 
60         Gedichte  182s,  I  82.  — 

Gottwalt  [=  Seegemund]:  DerSchatz. 
„Der  Steiger  sitzt  im  dunkeln  Schacht" 
202—206.  — 
Gottwalt     [=  Seegemund]:    Die    eine 
65   Schwester. 


„Von  zwei  Schwestern,  die  ich  kenne. 
Blüht  die  eine,  die  ich  nenne, 
Wie  im  klaren  Sonnenlicht." 

207—208.  — 
Gottwalt    [=  Seegemund]:   Mit  einem   5 
Frauentaschenbuch  von  1815. 
„Nur  um  der  Christnacht  selige  Erhebung" 
208—209.  Sonett.  — 
Gottwalt  [=  Seegemund]:  Zum  Lebe- 
w  o  h  1.  10 

„Der  schöne  Kreis,  dem  ich  mich  schnell 
vertraute"     209—210.  Sonett.  — 
C.  L.  Blum:  Begegnung. 
„Dunkle,  kühle  Waldeagrüne, 
Rufst  mir  schon  aufs  neue  wieder"  15 

210—212.  — 
V.  Lehr:  Stille  Musik.     Ein  Gesell- 
s  chaftsspiel. 

.,Ja,  Sie  nahm  sich  allerliebst 
Auch  als  Flöte-traverchen."  20 

213-214.  — 
Joh.  Heinrich  Wetzel  ]Die  Schreibung 
der  Xamen  icard  damals  sehr  oft  gleichgiltig 
behandelt]:    Der  Fabeln  Streit. 
„Ich  ging  einsmahls  zum  grünen  Wald"      23 

215.  — 
V.  Halem:  Die  Richter,  die  Dichter. 
„Die  Richter, 
Die  Dichter 

Sie  fanden,  30 

Sie  banden 
Gefundenes  Wahres  in  Regel  und  Weisen. 
DieRichter,  die  Dichter  sind  ewig  zu  preisen." 
Fussnotc:  Der  Name  der  Finder  war 
im  Mittelalter  beiden  gemein.  Der  Richter  35 
fand  das  Urtheil,  der  Dichter  (trobadore, 
trouveur)  den  Gesang.  Auch  der  Name 
Schaffer  ehrte  beide.  216.  — 

L.  M.  Fouqu6:  Der  Dichter  und  sein 
Freund.  40 

Zweites  Gespräch.  (Siehe  den 
vorigen  Jahrgang,  S.  265).  Andrea 
(eilig  hereinstürzend)  „Nein,  jetzt  ist  es  mir 
dennoch  zu  arg."  217 — 225.  —  Gustav 
Schwab:  Dichter-Weben.  „Weiss  ich,  45 
was  ich  thu'  und  will?  225—226.  Schwabs 
Gedichte  I  77.  — 

Gottwalt  \=Seegemmid]:  Winterfreude. 
„Winter  auf  sonniger  Au'"  226  —  227.    — 

Friedr.  v.  Heyden:  Die  Romanze.       jo 
„Es  schwebet  hold  aus  nie  betret'nen  Hallen 
Die    Göttin,   deren  Flammenblick  entzückt" 
228—230.  — 
Fr.    Krug  v.  Nidda.      Der   Sternen- 
himmel. 55 
„Wie  hoch  die  Sonnen  funkeln 
Als  wollten  mich  retten  aus  dem  Dunkeln;" 
230—231. 
Gedichte,  1830,  S.  84 f.     Titel:  „Sterncn- 
lieder.   i."  —  eo 

Max  v.  Sclienkendorf  [178S—1817, 
Gordel-e  VII  831  f,  ABB  31,  74lf]:  Palm- 
sonntag 1816.  „Mildes  warmes  Frühlinga- 
wetter!"  231—232. 

Gedichte  1802,  S.  441.  —  65 


369 


Frauentaschenbuch.     Dritter  Jahrgang  1817. 


370 


Max  V.  S  chenkendorf:  Gesang  zu 
Vater  Stilling's  Fest  den  12.  Sep- 
tember 1815. 

„Erschalle  laut  aus  frommer  Brust, 
O  heller  Klang  der  Lierlor!"  233—234.   — 
M  e  s  s  e  r  s  c  h  m  i  d   [Joh.   Georg  Fiiedf. 
1776—31,Goedek-e   VII  2!t6]:  Beruhigung. 
„Oft,   wenn  in  schweren  Stunden 
Ich  inniglich  geweint, 
Gedacht'  ich  deiner  Wunden, 
Dutreuer Herzensfreund!"  235 — 236  — 
V.  Lehr:  Den  Frauen. 

„Was  ist  von  Frau'ngesclimeide 
Die  Krön'  und  schönste  ZierV 

237—238.  — 
G.  Szr.:  Dichtergaben. 
„Wenn  die  Andern  Gaben  bringen, 
Gold  und  Perlen  allzumalil"  238 — 239.  — 
Gottwalt  [=  Seeqemund]:  Abschieds- 
r  u  f. 

„Also  willst  du,  o  mein  Friede, 
Du  ein  Schwan  auf  stillem  Seee, 
Der  mich  zog  in  seine  Nähe, 
Willst  du  mit  dem  Schwanenliede, 
Ach  gesungen  mir  zum  Wehe, 
Von  mir  scheiden,  du  mein  Friede?" 

240—241.  — 
V.  Halem:    Das  Maal.     Den  31.  De- 
zember 1815. 

„Jahr,  in  dem  ich   mit  ihr 

Lebt',  in  dem  sie  mir  starb"  242 — 243.  — 

Gottwalt    [—  Seci/emund]:    Bei    der 

Leiche  eines  Vollendeten.     „Wenn  sich 

die    letzte   Wunde   schliesst"    244 — 245.  — 

V.  Halem:  Die  Kränze.     „Räumt  mir 

die  Kränze  nicht  weg,  die  welkenden!" 

246-247.   - 
V.  Halem:  An  die  Nachtigall. 
„Kehrst    du    wieder    zurück,    o  Sängerin? 

Sie,  die  dir  horchte, 
Da    du    verliessest    die  Flur,   —  starb   — 
und  du  singest  dein  Lied?"    247.  — 
Nachtigall: 
„Ihr    sonst    sang    ich    das  Lied,    von  ihr 

nun  will  ich  dir  singen. 
Dir,  dem  Verlass'nen,  von  ihr."  248.  — 
Lyäne  [(so!)  Im  „Inhalt'^  richtig 
C y  an  e  =  Philippine  Sophie  von  Caleiiberg 
1765—1848,  Goedcke  VII  239]:  Der  Berii- 
steinring.  1814.  „Am  Strande  der  Ostsee 
ruhten  im  leichten  goldenen  Sande  Helmhold 
und  Else,  eben  als  die  Sonne  —  über  den 
ganzen  Horizont  ihr  Rosenbhit  verströmend 
—  in  den  ruhigen  Wogen  versank,  und 
sahen  ihr  stille  nacb,  eingedenk  der  nahen 
Trennung,  die  auf  ihren  Herzen  lastete." 

249—255.  — 
Paul  Graf  v.Haugwitz:  Resignation. 
„Lisch  aus,  mein  Licht! 
Was  dir  gebricht. 
Das  ist  nun  fort, 
An  diesem   Ort 
Kannst  du's  nicht  wieder  finden!  256.  — 
Franz  Hörn    [Fmn.:  Chriatoph,  1783  — 
1837,    Goedeke    VI  3 88 f.;   ABB  13,    136 f]: 


Beatrix.     Novelle    [in  46  Meinen  Kapiteln  ] 
1. 
„Es  mochten  jetzt  etwa  sechs  Jahre  ver- 
flossen   sein,    seitdem  ich  in  W.   zwei  über- 
aus anziehende  und  seltsame  Menschen  hatte 
kennen  lernen."     257  —  321. 
Novellen,  Berlin  1830,  Bd.  2. 
C.   L.   Blum:   Sehnsucht. 
„Rings  umtobt  von  dumpfen  Stürmen, 
Fleh  ich  hier  im  Staub   vor  dir" 

322—323.  — 
Gottwalt    [^  Seegemimdy.    Auf    das 
Angesicht  meiner  Braut. 

„Viele  liebliche  Gestalten 
Seh'  ich  auf  der  Erde  walten" 

324—325.  — 
Ein  Brief  von  Adolf  Müller.    Paris 
im  April  1808. 

„Was    kann  ich  Gutes,  Bessres  thun,  als 

reden 
Zu  Pjuch,  Ihr  lieben  Freunde,  immer  flieht 
Mein  innres  Herz   zu  Euch   zurück,  wenn 

auch 
Viel  bunte   Bilder  an  den  Augen  rasch 
Vorbeiziehn;   —  —  —  — 
Um  aber  in  dem  rechten  Gleis  zu  bleiben. 
Mag  mir  ein  klein  Geschichtchen  dienen,  das 
Von  Eik  und  seinen  alten  Bildern  handelt. 
Die    oft    ich    angesehn,    den    Fleiss    be- 
wundernd, 
Ergrifl"en  von  der  Heiligkeit  darin. 
Vermeinend,  dass  in  dreien  ganz  vorzüglich 
Des  Malers  Lebensalter  abgespiegelt." 
Fussnote:    „Den    edlen  Verfasser  dieses 
prophetischen    Briefes,    einen    jungen    Arzt 
aus    Bremen,    raffte    noch    vor  dem  Beginn 
unsers    Freiheitskampfes     ein     Nervenfieber 
hinweg.      Seine  Hinterlassenen    vergönnten 
dem  Herausgeber   die  Bekanntmachung  der 
hier    abgedruckten    Dichtungen,     und    auch 
noch    künftig    hofft    er  Blüthen  dieses  frtth- 
verklärteu  Geistes  mittheilen  zu  können. 

326—328.  — 
„Ein  Maler,  der  vor  langen  Jahren 
Die  treue  Hand  beständig  übt" 

329—332. 
Doch  ein  langweiliges  Malen  fürchtend 
eines  so  herrlichen  Kunstwerks,  werfe  ich 
meine  beschreibende  sammt  der  versmachen- 
den Feder  aus  der  Hand,  wie  der  alte  Meister, 
da  er  den  Himmel  wirklich  schauen  sollte, 
seinen  Pinsel,  und  er  sich  dem  Tode  gern 
und  bereit  hingab."  332 — 333.  — 

Friedrich  v.  Heyden:  Phantasie  am 
R  i  c  h  a  r  d  s  s  c  h  1  o  s  s. 

1. 
„Hoch  oben  auf  dem  Berge, 
Da  ragt  ein  altes  Schloss, 
In  welches  Feindestücke 
Das  Löwenherz  verschloss." 
Fussnote:  „Burg  Dryfels  im  Anweilerthal 
ohnweit    Landau.       Eine    herrliche    Ruine. 
Dies    Schloss    hat    der    Barbarossa    gebaut, 
bisweilen    bewohnt.    —    Dann    war    es    der 
Lieblingssitz    des  jungen  Prinzen    Heinrich, 
24 


371 


Frauentasehenbucb.     Dritter  Jahrgang  1817. 


372 


Solins  undReichsveiweserKaiserFriedricli  II. 
Als  der  erstere  in  dem  Empöningskampf 
gegen  den  kaiserlichen  Vater  schon  ganz 
besiegt  war,  hielt  er  sich  auf  Dryfels  noch 
kurze  Zeit,  bis  auf  Zureden  des  Kitters 
Herrmann  von  Salza  er  sich  vor  dem  Kaiser 
demütbigte.  —  Die  Sage,  (die  Landleute 
der  Gegend  haben  es  dem  Dichter  erzahlt); 
—  maclit  dieses  Scliloss  zum  Gefängnisse 
Kichard  I.,  von  England,  soviel  die  Ge- 
schichte dagegen  einzuwenden  hat.  — Meister 
Blondel  soll  ihn  daselbst  erlöst  haben!  — 
Das  Thal  um  die  Burg  nennt  jedes  Kind 
das  Blondelsthal."  333—338. 
Dichtungen,  Konigsherg  1820,  S.  77fl.  — 
Friedr.  Krug  v.  Nidda:  Die  Hiinen- 
gruft.     (Nordthtiringisch). 

„Genügt  Euch,  edle  deutsche  Frau'n, 
Ein'  IMähr  aus  Sängers  Heimathgau'n" 

339—346. 
Gedichte,  1820,  S.  235 ff.  Viel  ge- 
ändert; die  15.  der  42  viereeiligen  Strophe» 
des  Almanachs  ward  gestrichen.  Titel:  „Das 
Ilänenhett  (VolJiSsage)."  Anfang:  „Ge- 
nügt euch,  liehe  Herrn  und  Frau'n".   — 

Friedrich     Krug     von     Nidda: 
Waldina,  Sage  in  acht  Bildern. 
I  r  r  t  h  u  m. 
„Ruht  im   Wald  ein  schöner  Jäger, 
Losgegürtet  nach   der  Waid  — " 

346-348.  — 
Argwohn. 
„W^o  säumst  du,  mein  Getreuer?" 

348 — 350.  — 
S  c  li  u  1  d. 
„Wohin   so  früh,   du  Waldessobn" 

350—352.  — 
Reue. 
„Sinnenliebe,   dein  Verlangen 
Ist  ein   Wurm   der  nimmer  ruht!" 

352—354.  — 
Liebe. 
„Willkomm,   zur  Vortragsfeier 
Von  Hugo's  Ehgelag"      354-355.  — 

Rache. 
„Hätt'  ich  nimmer  doch   gehofft 
Vorwurfslos  zu  scheiden"  356 — 357.  — 
S  ü  h  n  u  n  g. 
„Glück  auf,   Glück  auf,  mein  Trauter!" 
357—359.  — 
S  c  h  1  u  s  s. 
„Klingen  doch  die  Feierglocken 
Durch  den  Wald  wie  Grabgetön" 

359—361.  — 
Wihelm  Müller    [1794—1827,   Gocdchc 
YIII  255ff]:  Der  Todtgesagte. 
Ballade. 
„Ich  sehe  ein  Magdlein  vorübergehen: 
Die  Augen  hab'  ich  schon  einmahl  gesehn!" 
361-362. 
Caroline  Baronin  de  la  Motte 
Fouquö,    gebohrne    von    Briest:      Der 
Delphin.     „Ich  war  lange  in  den  dunkelnden 
Abend    hineii]gefaliren.      Spät    erreichte   ich 
das    Thor    und    hielt    endlich,    aufs    höchste 


ungeduldig  und  verdriesslich,  vor  dem  Gast- 
hof zum  Delphin,  der,  in  schwarzer  Bronze 
gearbeitet,  den  klugen  Kopf  wunderlich 
genug  über  das  Portal  aufhob."   363 — 397.  — 

L.    Uhland:     Das    Nothhemd.      „Ich     5 
muss  zu  Feld  mein  Töchterlein"    398  —  400. 
Uhlands  Gedichte  I,  274:ff.  — 

Friedr.  v.  H  e  y  d  e  n :  Lied  der 
G  ä  r  t  n  e  r  i  n.  „Es  duftet  ihr  Blumen  in 
farbigen  Reih'n"     400-401.  —  10 

J  OS.  Freiherr  v.  Eiche  n  dort  f: 
Liedchen. 

„Was  jauchzt  meine  Seele 

Und  singet  in  sieh!"        401-402.  — 

Gottwalt  \ßecgemunä\:  Maiblumen.        15 
„Alle  Blumen  in  dem  Garten 
Steh'n  und  warten"  402 — 404. — 

Freimund  Reimar  (Friedrich  Rückert): 
Die   Geschichte    von  Flor   und  Blank- 
flor.    Bruchstück  eines  grösseren  Ge-   20 
d  i  c  h  t  s.      \Tersinen^ 

„Gezogen  von  der  ungesehuen  Hand 
DerLenk'rin,  deren  Odem  mich  umwitterte, 
Gelangt'    ich     zu     des     dunklen    Haines   25 
Rand"     404—411. 
IL 
„Der  Heidenkönig  sprach  zur  Königin: 
(So    sprach    der   eine    Halm    zum    andern 

weiter)        30 
Mein  Blumeukind,  der  Flor,  liegt  mir  im 
Sinn."     412—417. 
III. 
„Der  König  in  dem  Lande  Babylon, 
Der  um  sein  Gold  erhandelte  Blankfloren,    ;-5 
(Fuhr  die  Erzähl'rin  fort  mit  rein'  rem  Ton) 
Verschloss    sie    drauf   in  seines  Schlosses 
Tboren"  418—423. 
IV. 
„Hoch  stand  die  Sonn',  als  Flor  noch  lag  40 
und  schlief;"  423—429. 
V. 
„Wenn    irgend  sich   in   dieser  Einsamkeit 
Ein    Abendwind    versteckt     hält,    um    zu 

lauschen"     429—435    45 
Ygl.  Briefe  an  Fouquc,  1848,  S.  332, 
334  ff.    — 

Friedr.  v.  Heyden:  Der  Dichter 
und  die  Nachtigall.  Im  Frühling  des 
Jahres  1815.  00 

„Horch,  es  tönt  aus  grünen  Hallen 
Philomelens  süsses  Lied"    436 — 438. 
Dichtungen,  1820,  S  83 f   Umgearheitcf, 
besonders  die  2.  der  vier  Strophen.    Anfang: 
„Horch,  es  tönt  aus  grünen  Bäumen."  —        50 

Friedr.  H  o  r  u  [im  ,,Inhult",  tcohl  ver- 
sehentlich, V.  Heyden  zugeschrieben]:  Die 
deutschen  Krieger  und  der  Vater 
Rhein.  In  der  N  enjalir  snacht  1814. 
„Kommt,  Brüder,  zum  Rheine!"  438 — 440.  —    go 

Max  von  Schenkendorf:  Die  Tafel 
am  Rhein.     Koblenz  1816. 

„Der  Sänger  kommt  zur   guten  Stunde 

Und  ihn   empfängt   ein   holder  Grnss, 

Den  Feldherrn  und  die  Tafelrunde  65 


373 


Frauentasclienbuch.     Vierter  Jahrgang  1818. 


374 


Krblickt  er  an  ilein  grünen  Fluss." 

441-443. 

Gedichte,  3.  Aufl.,  Stutgart  1862,  S.  396 f. 

„Tafel  am  Rhein,   zu  der  der  General 

5     Graf    von    Gneisenau    seine     Freunde 

eingeladen  hatte."  — 

Messerschmid:  xVn  Theodor  Körner, 
„0  junger  Barde  mit  der  Kraft  des  Aaren !- 
444.   Sonett.   — 
10  V.  Lehr:  P  reussisch  erGene  ral- 

marscli   1813.      „Heraus  du  alter  Degen!-' 
445—447.  — 
A.    Müller:    Nach t Wandlung.       „Oft- 
mahls öffn' ich  mir  das  Pförtchen"  448 — 449.  — 
15  Lehr:    U  u  f  r  e  i  w  i  1 1  i  g  e  B  e  i  c  h  t  e 

„Saramt  und  sonders  sind  wir  alle 
Mehr  und  minder  in  dem   Falle, 
Dass  wir's  tiefgelehrt  ergründen, 
Und  am  Ende  doch  nicht  finden." 
20  449.  ~ 


Vierter  Jahrgang.  1818. 

1  lirer 
Kaiserlich    Königlichen 
M  a  j  0  s  t  S  t 
25  Caroline  Auguste, 

Kaiserin  von   Oesterreich, 

der  hohen  deutschen 

a  1 1  V  e  r  e  h  r  t  e  n  F  r  a  u , 

deren  Tugenden  den  Glanz  der 

30  ersten  Krone  der 

Welt  noch   überstrahlen, 

Bojariens  Stolz   und  Austriens 

Wonne, 

legt  diesen  Kranz 

3.5    aus  d  e  u  t  s  c  h  e  r  D  i  c  h  t  k  u  n  s  t  E  i  c  h  e  n  h  a  i  n 

ehrfurchtsvoll  zu  Füssen 

der  Verl  eger. 
1.   Vorsalzhlatt. 

Die  Perle,  dem  gemeinen  Aug'   entrücket, 
40        Ruht  in  des  Weltmeers  heil'gem  dunklem 

Grunde, 
Bis  sie,  entdeckt  in  hochbeglückter  Stunde, 
Als  schönstes  Kleinod  eine  Krone 

schmücket. 

45    Köstlichste  Perle,  die  die  Welt  entzücket, 
Demutli  und  Herrlichkeit  in  seltnem 

Bunde, 
Verborgen  in  Dir  selbst,  bis   Du  zur 
Stunde 
50        Den  ersten  Thron   der  Christenheit 

beglücket. 

Die  holden  Musen  ehren  Dich  mit  Kränzen, 
Weil,  Perlen  auch,  auf  Deiner  edlen 
Stirne 
55        Die  Dankesthränen  Deiner  Ai-raen 

glänzen. 

Wie  oft  HabsburgB  und  Wittelabachs 
Gestirne 


Sich  schon  vermählt,   o  Fürstin  sonder 
Gleichen, 
Diessmal  geschah's  im  schönsten  Himraels- 
zeichen. 

^*.    Vorsntzblatt.  5 

Andeutungen,  die  Kupfertafeln  betrefend. 

Ueber  das    Kupfer    auf  dem    Futteral. 
[C.  Heideloff  del.  et  scul2)s.] 

,, Einem  Sänger    bieten    wir    den    ersten 
Gruss,  der  vor  zwei  Frauen,  verschieden  an    10 
Jahren,  sein  Saitenspiel    rührt.      Frauen    zu 
singen,   ist   ein   dankbares   Geschäft;    ihnen 
melir  als  dem  Manne  ist  es    gegeben,    ohne 
Zerstreuung  durch  Ueberweisheit  oder  Ver- 
neinungsgeist, der  Dichtkunst  immer  sogleich    i.i 
den    rechten    rührbaren    Sinn    zuzuwenden. 
Wie   das  Weib,    in   Bezug    auf   das  Leben, 
auch     in     den    verschiedenen     Stufenjahron 
doch    immer   von    einem    Gefühl    der   Pflicht 
erfüllt  ist,   ebenso  nimmt  sie,  was  die  Kunst   20 
auf  silberner  Sehale  ihr  darbringt,  als  Jung- 
frau, Mutter  und  Matrone  mit  dem  nämlich 
froh  dankbaren  Herzen  auf. 

So  führe  denn  der  freundliche  Minne- 
sänger unsereFrauen  seinenkunstverwandten  25 
Brüdern  zu,  die  sie  in  maunichfaltiger  Ge- 
sangsweise von  den  wechselnden  Schick- 
salen und  Gefühlen  der  Menschen,  —  von 
den  ernsten  Thaten  der  Männer,  —  von  dem 
einfach  frommen  Sinn  der  Frauen  unterhalten;  30 
und  wenn  sie  mancher  Abweichung  von  dem 
Pfade  des  Schönnienschlichen  gedenken,  so 
mögen  sie  durch  sanft  mahnende  Töne  jedes 
Verirrte  auf  die  rechte  Bahn  zurückzuleiten 
suchen.  35 

F.  L.  B." 
Ein   Wörtchen  über  die  Kupfer  des 
Umschlags. 
[Carl  Heideloff  inv.  et  sc.] 

,,Wie    die    Natur    es    liebt,        zuweilen    40 
schon  durch  die  Schale  die  Gestalt  und  Art 
des  Innern   Kerns   zu  verrathen,  so  hier  die 
Kunst.      Die    hiezu    von    dem    Künstler    ge- 
wählten  Bilder    sind    so    verständlich,    dass 
einiges  Festhalten    der    Augen    des    Lesers    45 
jede  Erklärung  überflüssig  macht.     Religion 
und  Unschuld  beschützen,  ist  in  allen  Zeiten 
der    edelste    Beruf    des    Mannes     gewesen; 
aber  der  Künstler  hat  durch  die  Ausstattung 
seiner  Gestalten,  ja  selbst  durch  den  Rahmen    50 
um  seine  Bilder,  uns  in  jene  alterthümliche 
Zeit  versetzen  wollen,    wo  dieses  edle    Ge- 
schäft,   wo    der    Kampf    für     alles    Hohe, 
Rechte,     Schöne,    noch    nicht    in    eine    Be- 
schäftigung mit    so    vielen  und  mannich-    55 
fachen  Dingen,  oft  von  zweideutigem  Werth, 
zersplittert  war.      Wie    der    Mann    das    ge- 
wichtige   Schwerdt  in    seiner   Rechten    wohl 
fühlte,  ebenso  wusste  er  in  seinem  schlichten 
Sinn  auch  klar,  was  er  that,  und  wenn  der   so 
Erfolg,  feindlichen  Mächten   zum  Trotz,  ge- 
lang, 90  krönte  den  Sieger  ein  schöner  Lohn, 
zuweilen    neben    dem    inneren    Bewusstseiu 

24* 


375 


Frauentaschenbuch.     Vierter  Jahrgang  1818. 


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der  schönste  irdische  Dank,  die  Liebe  eines 
liebenswürdigen  Weibes. 

F.  L.  B." 
Tafel  1. 

6  Das  Titelkupfer. 

[Geseichnet  von  H.  Naelce,  gestochen  von 
H.  C.  Maller.] 
„Thut  es  denn    Noth,    dem    freundlichen 
Bild   noch    eine    Deutung    beizugeben,    das 

10  uns  beim  Anfang  dieses  Taschenbuchs,  in 
dem  uns  der  Dichter,  dessen  Namen  es 
trägt,  aus  seinem  und  seiner  Freunde  reichen 
Vorrath  eine  neue  willkommne  Gabe  bietet, 
als  wie    ein    einladender  Willkomm    darge- 

15  reicht  wird?  Es  spricht  sich  zwar  durch 
sich  selbst  klar  und  verständlich  aus,  gleich 
der  Vortrefflichkeit  des  Rebengoldes,  das 
im  Becher  uns  geboten  wird,  und  nicht  erst 
des  Anpreisens  bedarf,    aber    wie   uns  über 

20  solchen  Trank  wohl  ein  Wörtlein  gegönnt 
sein  würde,  werden  wir  auch  eines  bei  diesem 
ersten  Blatte  uns  erlauben  dürfen,  mit  dem 
die  Rahme  von  Bildern  beginnt,  welche  dies 
Frauentaschenbuch  gleichsam  umgeben,  und 

2j  es  seinen  schönen  Leserinnen  empfehlen 
soll. 

Der  sinnige  Künstler,  dessen  Composition 
wir  hier  vor  uns  haben,  lässt  uns  einen 
Schritt  weiter  fortmachen  in  dem  Kreis  des 

30  schönen  Frauenlebens,  in  den  uns  die  Titel- 
blätter dieses  Almanachs  eingeführt  haben. 
Wir  sahen  das  holde  Frauenbild  als  heitere 
Jungfrau  den  Rosengarten  der  Liebe  lächelnd 
und  verschämt  aufschliessen,  sahen  sie  dann 

35  als  Hausfrau  vor  dem  Schrein  ihrer  köst- 
lichen Habe  überlegend  und  still  in  sich 
vergnügt,  dann  als  Mutter  unter  den  holden 
Kindern,  die  sie  in  Unschuld  und  Liebreitz 
umgaben,    —    hier    schliesst    er    ein    neues 

40  Bild  vor  unserm  Blicke  auf.  Die  ächte 
wahre  Liebe  kann  nur  aus  frommem,  mildem 
Herzen  stammen,  dies  hat  uns  der  Künstler 
hier  überaus  reizend  dargestellt.  An  dem 
gothischen  Eingang  einer  hohen  Cathedrale 

45  reichen  die  beiden  Töchter,  der  geliebten 
Mutter  zur  Seite,  einem  alten  neben  die 
Pforte  gelagerten  Bettler  ein  Almosen  mit 
solcher  kindlicher  und  jungfräulicher  Huld, 
dass   ihnen    das   Wohlwollen,    mit    dem    sie 

50  geben,  das  Herz  jedes  Beschauers  gewinnen 
wird.  Auf  sie  herab  bückt  sich  die  Mutter, 
in  stille  Frömmigkeit  schon  an  der  Pforte 
der  Kirche  versunken  und  voll  Liebe  das 
Auge  heftend  auf  ihre  Töchter.     Sie  erlabt 

55  sich  in  mütterlicher  reiner  Wonne  an  dem 
Gedanken,  wie  sie  heranwachsen  werden  zu 
Jungfrauen,  in  denen  sich  ihr  eignes  Bild, 
das  der  bescheidenen  Mutter  immer  noch 
nicht  genüget,  viel    schöner   bald   verklären 

60  und  verjüngen  soll.  —  Doch  wer  sollte 
nicht  selbst  fühlen,  was  in  dem  Bilde  der 
Mutter  liegt y  Der  Mutter  Anzug  ist  schlicht 
wie  ihr  ganzes  Wesen,  kein  Baret  mit  wallen- 
den   Federn    trägt    sie    auf   dem    Haupt,    ein 

p,5   knappes    Tuch   hängt  ihr    auf   den  Rücken 


herab,  ein  langer  Mantel  deckt  das  Kleid, 
das  nicht  zum  Prunke  bestimmt  ist,  das  rein 
und  zierlich  gefaltete  Busentuch  schliesst 
sich  eng  dem  Hals  an,  und  fast  möchte 
man  glauben  zur  Morgenandacbt  ginge  sie  5 
in  die  Kirche.  Sittsamkeit,  Frömmigkeit, 
Wohlthätigkeit  sind  die  schönsten  Blumen 
im  Kranze  der  Frauen  und  adeln  ihre 
Seelen,  das  will  uns  der  Zeichner  versinn- 
lichen, und  er  hat  es  gewiss  ergreifend  und  10 
an  unsere  Zeit,  die  wir  hoffentlich  bald  die 
vergangene  Zeit  der  Noth  nennen,  mahnend 
genug  gethan.  So  vorbereitet,  nachdem  sie 
ein  Werk  der  Liebe  geübt,  führt  die  Mutter 
die  Töchter  zu  dem  Altar,  um  zum  Gott  lö 
der  Liebe  zu  beten,  —  gewiss  die  würdigste 
Verehrung,  die  dem   ewigen   Vater  gefällt." 

Tafel  2. 
Das  Titelblatt. 
[Erfunden  und  gezeichnet  von  C.  Heidcloff,   20 
gestochen  von  M.  Esslinger] 
,,In  der   bilderreichen   Vorzeit,    wo    sich 
diePhantasie  gerne  beschäftigte  mit  Gestalten, 
und  gerade  die  entgegengesetzte  Grundregel 
von  jetzt  verfolgte,  wo  man  alles  recht  nackt   25 
und    einfach   haben   will,    um    es    schön    zu 
finden,   wo  es   dem  Künstler  gestattet  war, 
selbst  die  sonderbarsten  Bildwerke,  wie  sie 
nirgends  vorhanden  sind,  zusammenzusetzen, 
wenn  sie  ihm  nur  zu  seinem  Zwecke  paßten,   30 
umgab  man  auch  die  Titel   der  Büclier  mit 
solcher   alles   versinnlichenden   Ausstattung, 
gleichsam    als    einer    Verkündigung   dessen, 
was  man  erwarten  dürfe.  Das  Frauentaschen- 
buch   ist   von    seinem    Beginnen    an   dieser   35 
alterthümlichen  Sitte  treu  geblieben,  und  es 
hat   uns    auch    diesmahl   in   reicher    Bedeut- 
samkeit der  Künstler  eine  sinnige  Zusammen- 
stellung gegeben,  für  welche  ihm  so  manches 
holde  Auge  vielleicht  Dank  zunicken  würde,    40 
wenn  es  ihm  nahe  wäre.    Ein  Schild  neben 
Schwerdt    und   Helm   und   Handschuh    liegt 
auf  dem  Steine,   der  die  Inschrift  trägt,  und 
was  die  beiden  Pole  der  Ritterschaft  waren, 
Religion  und   Minne,    das   ist    hier   genannt,    45 
und  mit  einem  Kranze  von  Rosen,  dem  Bilde 
alles  Liebreizes,   das  Ganze  umwunden.    Zur 
einen   Seite  steht  der  Glaube,   das  Kreuz  in 
den   gefaltenen  Händen  haltend  und  an  die 
Brust  drückend,    als  ob   nur  gesagt  werden    50 
sollte,  daß  der  zarteste    Glaube    in   Frauen- 
seelen vor  allen  wohnen  müsse.    Zur  andern 
steht  die  Liebe,  ihr  Kind  herzend,  und  neben 
sich  ein  Kinderpaar,  das  sich   eben  so  innig 
umschlingt,  —  beide  als  Sinnbilder,  daß  so   55 
auch     im     Leben     Glaube     und    Liebe     die 
schirmenden  Engel    derer   sind,    denen    dies 
Büchlein    geweihet   ist.      Dem    Glauben    ist 
ein  Bienenstock    unten  beigegeben,  weil    er 
auch  alles  mit  eben  so  sorglichem  Eifer  zu-    60 
sammentragen  muß,  und  im  Herzen  bewahrt, 
was  ihn  trösten  kann,   wie    es  jene  kleinen 
Bewohner  dieser  Stöcke  thun,  —   der  Liebe, 
ein  Hund,   das  Bild  der  Treue,   weil  durch 


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diese  die  Liebe  erst  in  ihrer  böcbsten  Ver- 
herrlichung erscheint,  und  in  Mitten  beider 
Embleme  blüht  eine  Lilie,  das  Bild  der 
Zartheit  und  Unschuld.  Könnte  sie  aber 
5  auch  an  einem  schöneren  Platze  stehen,  als 
hier,  oder  sonst  wo  mehr  bezeichnen,  als 
gerade  zwischen  solchen  UmgebungenV  — " 

Tafel  3. 
Die  Pilgerfahrt,   von  de  la  Motte 

10  Fouquö.     S.  77. 

[Von  Naeke  und  Esslinger] 
„Einen    Cyclus   von    Darstellungen    aus 
diesem  dramatischen  Werke  Fouqu^s  sollen 
wir    liier    in    drei    auf    einander    folgenden 

15  Blättern  erhalten.  So  sehr  wir  überzeugt 
sind,  daß  ein  großer  Theil  der  Freunde  des 
Dichters  mit  diesem  Geisteserzeugniß  des- 
selben sich  längst  schon  bekannt  gemacht 
hat,  so  glauben  wir  doch  über  den  Moment, 

20  den  der  Künstler  auffaßte,  einiges  sagen  zu 
dürfen.  Es  ist  gewiß  einer  der  entscheidendsten, 
der  poetischsten.  — 

Der    alte    Thüring,     gefoltert    von    den 
Truggestalten    seiner    Einbildungskraft     und 

25  von  der  schweren  Last  des  Verbrechens, 
begangen  an  seinem  Freund  Lothar,  den  er 
vom  Fels  herab  zu  Tod  stürzte,  allüberall 
verfolgt,  ist  in  Begriff  seine  Söhne  zur 
Pilgerfahrt     nach     Jerusalem     einzusegnen. 

30  Den  zarten  Florus,  der  im  Pilgergewand 
vor  ihm  andächtig  und  ergeben  kniet,  hatte 
er  lange  darum  bittend  angelegen,  aber  der 
furchtsame  Jüngling  sich  immer  und  immer 
geweigert,  bis   ihn    endlich    das    Ausbleiben 

35  seines  greissen  Freundes  Antonius,  dessen 
reicher  Liedermund  ihm  oft  das  Herrlichste 
gelehrt  hatte,  und  des  Vaters  Worte  dazu 
bestimmen.  Der  ältere  Sohn,  Irwin,  in  straf- 
würdiger Liebe  der  Gattin   seines  Freundes 

40  Winfreds  Verena  ergeben,  kniet  dem  Bruder 
gegenüber,  und  empfängt  dengleichenSeegen 
zur  selben  Fahrt,  die  der  Vater  ihm  ver- 
wehren möchte,  aber  nicht  zu  hindern  ver- 
mag.      Winfred    war    auf    einer    Bärenjagd 

45  umgekommen,  Verena  hatte  dies  eben,  als 
sie  schwach  genug  sich  an  Irwin  ergeben 
wollte,  vernommen,  und  mit  einem  Mahle 
überrascht  sie  einst  der  finstere  Thüring, 
und   verpflichtet    sie    mit    furchtbarem    Eide, 

50  zu  ihm  in  seine  Burg  zu  kommen,  und  sich 
lebendig  todt  in  einem  Thurme  zu  vergraben. 
Als  wäre  sie  gestorben ,  erschallen  um  sie 
die  Todesglockeji,  Irwin  hört  sie,  und  die 
Fahrt  nach  Palästina  ist  in  ihm  beschlossen. 

55  Ein  ganz  anderes  Gefühl,  als  in  Florus 
Blicken  liegt,  ruht  auf  Irwins  Antlitz,  ersterer 
ist  fromm,  letzterer  heldenmüthig  des 
Willens  einerlei  zu  bestehen.  —  Der  Vater 
legt    die   Hände    auf  sie,    —    mit   Euch    der 

gri  Friede  —  hat  er  ausgesprochen,  da  be- 
mächtigen die  linsfern  Bilder  des  ihn  überall 
verfolgenden  Fluchs  sich  seiner  Seele,  er 
kann  seinen  Seegen  nicht  aussprechen,  Wahn- 
sinn befällt  ihn  fast,  und  verschüchtert  fliehen 


die  beiden  Brüder  hinaus.  Was  die  beiden 
Künstler  mit  Liebe  und  Geist  für  diese 
Scene  geleistet  haben,  stellt  sich  jedem  Be- 
schauer selbst  dar,  noch  liegt  Ruhe,  Innig- 
keit, fast  Liebe  und  W^ohlwollen  auf  der  5 
Miene  des  seegnenden  Alten,  aber  wenn  sie 
sich  nun  mit  einmahl  zu  gräßlichen  Zügen 
verändert,  welcher  schauderhafte  Wechsel, 
welche  Qual  für  den  schuldbeladenen  Alten, 
dem  man  gerne  die  Vaterwonne  gönnen  ^^•, 
würde,  wenn  er  sie  ertragen  könnte.  — " 

Tafel  4. 
Die    Pilgerfahrt   von    de   la   Motte 
F  o  u  q  u  (5.     S.   132. 
■      \Von  Naeke  und  H.  C.  Müller]  ,5 

„Von  einsamem  Gemach  umschlossen  in 
tiefer  Fensternische  sitzt  hier  Verena  allein, 
mit  dem  Bewusstsein  ihrer  Schuld  und  an- 
gefochten von  der  immer  wiederkehrenden 
Liebe  zu  dem  Buhlen  Irwin,  dem  sie  die  20 
Treue,  die  sie  dem  Gatten  schuldig  war, 
geopfert  hatte.  Sie  hatte  zur  Laute  ein 
Lied  angestimmt,  gerichtet  an  den  Todten- 
schädel,  der  vor  ihr  lag.  Das  Saitenspiel 
ist  verklungen,  und  lehnt  neben  ihr  am  25 
hohen  schmalen  Fenster.  Entsetzen  erfasst 
sie.  indem  sie  den  kalten  nackten  Grab- 
bewohner auf  ihrem  Schoosse  hält,  und  die 
schweren  Gedanken  drohen  ihr  Haupt  nieder- 
zuziehen, dass  sie  es  mit  matter  Hand  zu  30 
stützen  gezwungen  ist.  Sie  fühlt,  dass  nur 
die  Andacht,  nur  fromm  Gebet  und  Bücher 
den  Geist  auf  guten  Bahnen  festzuhalten 
vermöge,  nicht  aber  die  Einsamkeit  den 
Angefochtenen  schützen  könne,  denn  seinen  35 
eigenen  Feind  habe  er  in  sich  behalten  und 
mit  sich  genommen,  seine  immer  sich  er- 
neuenden Qualen  empfindend.  —  Sie  muss 
wohl  das  Opfer  dieses  Schicksals  selbst  sein, 
denn  auch  jetzt  steigen  die  Erinnerungen  40 
an  den  Buhlen  in  ihr  auf,  wie  er  in  Abend- 
goldes Schimmer  zu  ihr  kam,  und  sich  vom 
stattlichen  Rosse  schwang  —  sie  malt  sich 
alles  aus  mit  der  Glutli  der  noch  immer 
auch  das  Verbotene  liebenden  Seele,  bis  45 
Antonius  ihr  erscheint,  und  ihr  das  Lied 
vom  verrathenen  Gastfreund  —  wie  es  sich 
zuletzt  enthüllt,  eine  Andeutungseines  eigenen 
Schicksals  —  singt,  durch  welches  sie  die 
noch  schlimmem  Gäste  ihres  Herzens  aus-  50 
getrieben  zu  sehen  hofft.  —  Der  Zeichner 
hat  fein  und  zart  gedacht  und  wiedergegeben 
die  Verena  in  ihrem  einsamen  Thurme;  in 
den  wenigen  Geräthen  ist  die  Treue  gegen 
das  Alterthümliche,  die  wir  von  diesem  55 
Meister  immer  zu  sehen   gewohnt  sind." 

Tafel  5. 

Die   Pilgerfahrt   von    de   la   Motte 

F  o  u  ([  u  e.     S.   207. 

\Von  Naeke  und  Esslinger.]  go 

„Von   der  alles  sühnenden  und  einenden 

letzten    Scene    dieses   Trauerspiels   hat   uns 

der    beiden    Künstler    fühlender    Sinn    ein 


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vollendetes,  höchst  anziehendes  Bild  geliefert, 
das  schon  durch  seinen  Gegenstand  eine 
Zierde  des  Taschenbuches  ist.  —  Im  fernen 
Morgenlande     sind     beide     Brüder     in     das 

5  Zaubergebiet  des  furchtbaren  Hormis-das  ge- 
kommen, der  die  schöne  Zilia  eingeschlossen 
hielt;  von  Irwin  wird  der  Grässliche  ge- 
tödtet,  und  Zilia  zieht  in  Liebe  verbunden 
und  als  Christin  getauft,  mit  Florus  stattlich 

10  und  herrlich  dem  Vaterland  des  Jünglings 
zu.  Irwin,  den  Lohn  seiner  Ritterthat  frucht- 
los erheischend,  eilt  ihnen  feindlich  auf  dem 
Fasse  nach,  und  trifft  das  liebende  Paar  am 
Thor  der   väterlichen   Burg.     Da   dringt   er, 

15  Zilien  dem  Bruder  zu  entreissen  verlangend, 
auf  diesen  ein,  des  Willens,  selbst  mit 
Bruderblut  sich  zu  beflecken,  doch  Florus 
rettet  sich,  und  wird  von  Irwin  in  der  Burg 
belagert.       Das    treibt    den     alten     Thüring 

20  vollends  zur  Verzweiflung,  in  Wahnsinn 
schröckt  er  wie  ein  finstrer  Geist  alles  zu- 
sammen, und  unaufliörlich  verfolgt  ihn  mit 
seinen  Schlangenbissen  der  Gedanke:  dein 
Segen,    den    du    ihnen   gabst,    kann    nur   in 

25  Brudermord  Erfüllung  finden.  —  Da  muss 
die  zarte  Liebe  den  furchtbar  verschlungenen 
Schickaalsknoten  entwirren,  und  Thüring  zur 
Ruhe  kommen,  der  genug  gelitten  und  das 
Glück   seiner  Kinder    zuletzt   noch    gesehen 

30  hat.  —  Dies  erblicken  wir  hier.  —  Zilia 
neben  ihrem  Florus  hinter  dem  Vater  stehend, 
hat,  sich  ihrer  morgenländischen  Zauber- 
künste bedienend,  den  alten  Antonius  ge- 
funden,   Irwin  seine  Verena,    und  damit  der 

3ö  Schwur  der  letzteren  gelöst  würde,  suchen 
sie  den  alten  Thüring  auf,  der  in  wirrer 
Verzweiflung  sie  nicht  erkennt,  so  dass  sie 
fürchten,  nie  vereint  zu  werden.  Da  tritt 
Antonius,     Zilia    und    Florus     zu    ihm;     der 

40  erstere  entdeckt  sich  als  der  von  Thüring 
todtgeglaubte  wunderbar  errettete  Lothar, 
und  furchtbar  erschüttert  sinkt  der  Alte  in 
Ohnmacht  zusammen  Den  Augenblick  des 
Erwacliens    aus    diesem     Halbtode    hat    der 

4.T  Künstler  gewählt.  Der  Vater  weiss  alles 
und  willigt  in  alles,  Lothar  reicht,  sich  zum 
Greis  hinbückend,  ihm  die  Hand,  es  soll 
nun  wieder  alles  gut  sein,  lieber  Thüring, 
hat  er  gesprochen,   und   freudig   stimmt   der 

50  schwache  Mund  des  Greises  ein,  um,  seine 
Kinder  segnend,  von  der  Welt  zu  scheiden. 
So  findet  auch  das  finsterste  Gemüth  znletzt 
noch  Ruhe  in  der  Liebe  und  dem  seeligcn 
Vergeben." 

.%  Tafel  6. 

Aus    Karls    des    Grossen   Geburt    und 

Jugendjahren,    von    de    la    Motte 

Fouquö. 

[Von  C.  Ucidcloff  (/ezeichnct.\ 

60  „So  wie  die  vorhergellenden  drei  Blätter 

eine  Reihenfolge  von  Darstellungen  aus 
einem  dramatischen  Werke  Fouquös  aus- 
machten, so  geben  uns  drei  andere  Blätter, 
die.     mit     dieser     Nummer     beginnen,     «Mne 

«5   i'reundliche  Zugabe  zu  einer  andern  Dichtung 


Fouquds,  die  in  einem  Liede  nach  altem 
Ton  und  strenger  Versweise  eine  Sage  von 
Karls  des  Grossen  Geburt  und  Jugend  auf 
eine  sehr  anziehende  Art  behandelt,  so  da?s 
wir  uns  durch  das  romantische  Gewand  des  5 
Sanges  wohl  für  den  Mangel  der  historischen 
Wahrheit  entschädigt  fühlen,  die  dieser  Er- 
zählung fehlt.  Dem  König  Pipin  hatte  der 
Kurlinger  König  Iluldareich  seine  Tochter 
zur  Gemahlin  anbieten  lassen;  sie  wird  für  10 
Pipinen  heimlich  geholt,  aber  der  falsche 
rothe  Ritter,  der  sie  schützen  sollte,  bringt 
dem  Pipin  seine  eigene  Tochter,  und  die 
Prinzessin,  zum  Tode  bestimmt,  wird  nur 
durch  die  Müdigkeit  der  zwei  Knechte  des-  i.s 
selben  gerettet.  In  einer  Mühle  birgt  sie 
sich,  und  bringt  unschuldig  einsam  ihre  Tage 
dorten  zu  in  Arbeit  und  künstlichem  Fleiss; 
da  verirrt  sich  von  einer  Jagd  Pipin  in 
diese  Gegend,  übernachtet  in  der  Mühle,  20 
lind  die  Königstochter  wird  Karls  Mutter. 
Der  Königssohn  wächst  kräftig  und  rauthig 
heran,  frühe  lodert  in  ihm  schon  auf  der 
männliche  Sinn,  der  kein  Unrecht  duldet, 
und  sogar  auch  streng  an  einem  Gespielen  20 
Strafe  übt  für  seine  Tücke,  so  dass  dieser 
mit  dem  Tode  büsst.  Der  Vater  dieses 
Knaben  verfolgt  ihn,  und  deshalb  wurde  er 
zu  einem  Herrn  von  Adel  auf  der  Veste  zu 
Pell  untergebracht.  Der  wurde  von  seiner  30 
Buhlin  um  seine  Güter  schimpflich  betrogen, 
so  dass  er  zuletzt  nichts  mehr  hatte,  und 
trüben  Sinnes  der  Zukunft  entgegen  sehen 
muss.  Da  beut  sich  der  junge  Karl  zum 
Fürsprecher  ihm  an;  ihm  zum  Recht  zu  35 
helfen  geht  er  zum  rothen  Ritter,  der  in 
Weihenstoffen  Gericht  hielt,  und  seine 
siegende  Beredtsamkeit  brachte  es  zum 
Schrecken  der  neben  ihm  stehenden  Buhlin, 
und  trotz  des  Grimms  ihres  Anwalts  dahin,  40 
dass  dem  Ritter  alles  zurückerstattet  werden 
musste,  was  ihm  so  trüglieh  abgestohlen 
worden  war.  —  Diesen  Augenblick  hat  der 
Zeichner  dargestellt,  die  Treue  in  der 
Kleidung,  der  Charakter  der  noch  vor-  45 
gothischen  Bauart,  jede  Einzelnheit  an  den 
Figuren,  dazti  der  freie  feste  Blick  des 
Knabens,  die  finstre  Tücke  des  rothen 
Ritters  gegen  ihm  über,  das  alles  ist  vom 
Künstler  mit  tiefem  Sinn  und  Geist  zu-  50 
sammengestellt  und  wäre  einer  weit  ge- 
lungeneren und  sorgfältigeren  Ausführung 
in  Kupfer  werth  gewesen,  als  ihr  zu  Theil 
geworden  ist." 

Tafel  7.  55 

Karls  des  Grossen  Geburt  und 
Jugendjahre,  von  de  la  Motte  Fouqu6. 
[Gezeichnet  von  Heideloff,  gestochen  von 
Ä.  W.  Böhm.] 
„Zum  Ritter  herangewachsen  ist  der  eo 
freimüthige  Knabe,  den  wir  eben  noch  vor 
dem  rothen  Ritter  das  Recht  eines  andern 
so  glücklich  verfechten  sahen,  und  reich  im 
Glanz   der  Thaten   steht   er  hier  unter  den 


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rauhen  Kriegsgenosaen  in  dem  GewafFen 
der  Schlacht.  ■ —  Pipin  hatte  den  Knaben 
an  seinen  Hof  gezogen,  Hertha,  die  Mutter 
desselben,    aus    der  einsamen  Mühle  geholt, 

5  zur  Königin  gemacht,  und  in  allem,  was 
ritterliches  Thun  heissen  mag,'  war  der 
Karl  der  erste,  der  stattlichste.  Der  Vater 
stirbt,  die  Stielbrüder  Karols,  Wernmann 
und  Eappolt  trachten  ihm  nach  dem  Leben, 

10  doch  der  edle  Graf  Diepholt  von  Tronege 
räth  ihm  und  begleitet  ihn  auf  heimlicher 
Flucht  nach  Vannes,  im  Reiche  Karlingen, 
wo  er  beim  Grossvater  in  herrlicher  Jünglings- 
kraft    aufblüht.       Seine    Mutter    kehrt    als 

!;-)■  Wittwe  auch  dorthin  zurück,  bange  i'ür  das 
Wohl  des  einzigen  Sohnes,  der  einmahl 
schon  fast  wie  durch  ein  Wunder  der  Gefahr 
kaum  entgehen  konnte.  —  Da  räth  der  Graf 
Diepholt  zu   einem  Kitterzuge,  auf  dem  der 

20  Jugendmuth  des  Helden  sich  erproben  soll, 
und  nach  Spanien  führt  der  erfahrene 
Degenheld  den  Königssohn,  wo  sie  mit  zehn 
Genossen  als  die  ungenannten  Helden  im 
Dienste     des     Königs    Marsilies     sich    den 

25  Heidenschaaren  furchtbar  machen.  Begabt 
mit  Gütern  und  Ehren  haben  sie  dort  ein 
gar  ergötzlich  Leben,  und  von  ihrem  Worte 
gebunden  müssen  sie  sogar  gegen  die 
Franken  mit  Marsilies  fechten,  und  erringen 

ao  ihm  den  Sieg.  Eappolt,  einer  von  des 
Helden  Stiefbrüdern,  ist  unter  den  Ge- 
fangenen, der  Karol  erkennt  ihn,  und  bittet 
für  sich  und  seine  Genossen  um  zwölf  Ge- 
fangene   zum    Siegerlohn.     Sie  wählen    sich 

35  die  besten  unter  den  Gefesselten,  und  Karl 
befreit  den  Kappolt  zuerst,  ihm  Haß  und 
Liebe  und  Kettung  vergeltend.  Dieser  kniet 
vor  seinem  grossmüthigen  Ueberwinder,  der 
ihn  heimsendet,  und  zu  seinen  Rittertugenden 

40  nun  auch  den  Kranz  der  Seelengrösse  er- 
rungen hat.  Dies  liat  der  Zeichner  auf 
unserni  Blatte  gewählt;  ganz  in  dem  alten 
strengen  Kriegerscbmuck  mit  den  eisernen 
Hauben    ohne  Feder  oder  anderes,    was  die 

45  späteren  Jahrhunderte  des  Ritterthums  oft 
überflüssiges  zu  dem  Eisenkleide  hinzu- 
fügen, sehen  wir  Karin  und  seine  Genossen — , 
eine  Treue,  in  der  man  wohl  das  Verdienst 
des  Künstlers,    der  so  sinnig,    was  man   aus 

50  so  früher  Zeit  auf  Denkmalen  selten  findet, 
zusammentrug  und  wiedergab,  nicht  ohne 
Dank  erkennen  wird.  — " 

Tafel  8. 
Karls  des  Grossen  G  eburt  und  Jugend- 
55  jähre,   von  de  la  Motte  Fouque. 

[Von  Heidcloff  und  Fr.  Geissler.] 
„Das  Heldenlied  von  Karols  Jugendleben 
läset  der  Dichter  sich  in  Liebe  auflösen  und 
verklingen,  und  mit  der  Heimkehr  seines 
«0  Paladins  in  das  väterliche  Reich  schliesscn, 
dessen  Krone  ihm  der  von  seinem  Sieger 
durch  Grossmuth  überwundene  Rappolt  an- 
bieten lässt.  Slarsilics  Schwester,  die 
reizende    Fatnie,     hatte     i-ich    lange     schon 


in  heisser  Gluth  der  Liebe  zu  dem  herr- 
lichen Jüngling  hingeneigt,  der  Lieder  Töne 
haben  ihm,  als  er  im  warmen  Nachthauch 
Spaniens  einst  in  ihren  Garten  drang,  das 
Geständiiiss  ihrer  Leidenschaft  zugeweht,  5 
und  gerne  folgte  der  Königssohn  dem 
Klang,  der  sie  ihm  entgegentrug.  Mit  jedem 
Abendglanze,  der  sich  niedersenkte,  stieg 
von  nun  der  Stern  der  Liebe  für  ihn  empor, 
und  die  verschwiegenen  Schleier  der  Nacht  jq 
nahmen  allnächtlich  in  ihren  Schutz  die 
Glücklichen  auf,  die  in  ihrer  Wonne  alles 
lim  sich  her  und  sich  selbst  vergassen. 
—  Und  nun  mit  einem  Mahle  hier  die 
bittere  Trennung.  —  Li  dem  Halblicht  des  15 
durch  Wolken  sich  hindurchdrängenden 
Mondes,  unter  duftenden  Rosen  und  den 
goldnen  Aepfeln  des  Südlands,  neben  den 
vielzackig  verzierten  Hallen  des  Mohren- 
palastes spricht  der  Frankenheld  die  ihm  20 
liebgewordne  Heidin  Fatme  zum  letzten 
Mahle,  und  wie  des  Scheidens  Schmerzen 
sich  ihm  in  ihren  Thränen  und  klagenden 
Worten  kund  thun,  und  sie  ihn  umschlungen 
hält,  um  ihn  zum  Bleiben  zu  bewegen,  be-  05 
schwichtigt  er  sie  mit  mildem  Trösten,  ihr 
verheissend,  es  sei  ein  Heldenkind,  das  sie 
gebähren  werde,  er  selbst  sei  Karol,  Herr 
der  Franken,  und  vieles  werde  sie  von  ihm 
einst  noch  vernehmen.  Es  war  die  letzte  :jo 
Nacht,  die  den  Liebenden  in  Lust  und 
Wonne  verstrich.  —  Doch  dies  mag  genug 
sein,  da  sich  dies  Bild  von  selbst  genugsam 
ausspricht,  und  durch  die  gegebenen  An- 
deutungen der  Gang  des  erfreulich  alter-  ^j 
thümlichen  Gedichtes,  bis  zur  Handlung 
dieses  Blattes  nur  entwickelt  werden  sollte. 
Was  die  Künstler  mit  Liebe  für  den  Gegen- 
stand geleistet  haben,  bedarf  hier  nicht  erst 
noch  eines  Lobes;  die  Behandlung  in  Kupfer  40 
wird  sich  durch  ihre  Wahrheit  und  Weich- 
heit von  selbst  am  besten  empfehlen." 

Tafel  9. 
Aus     Regner     Lodbrog,      einer     aus- 
ländischen   Sage,     von     de    la    Motte   45 

Fouqu6. 
[Gezeichnet  von  G.  Zwinger,   f/esiocJien  von 
M.  Esslinger.] 
,,Wir   verweisen    unsere    Leser    auf   den 
Almanach      selbst,      zu      dessen     schönsten    50 
Blumen     wir    wohl     das    Gedicht     rechnen 
dürfen,    aus    welchem    dies   Bild    genommen 
ist.     Auf  Seite  10  werden  sie  die  Deutung 
dazu    finden.      Der    kampfmulhige     Dänen- 
könig  Regner,    dem    ein    Wafl'enmeister   aus    55 
seines    Schildrandes    Bildern    sein    Schicksal 
hatte  lesen  lassen,  bekiiegte  Norwegs  König, 
und   unter   den    Heldenfrauen,    die    sich    an 
seine    Schaar    anschliessen,     ist    Lathgertha 
die  herrlichste,  und  wird  auch  bald  Regners    eo 
Siegerin.     Regner    erfüllt,    was    sie   ihm   als 
Bedingni-'s  geboten  hatte,  zu  seinen  Füssen 
liegt   der  Hund  hiiigcsticckt,  den   Bäien  er- 
legt   er,     und    wie    der    Held    eintrat    zur 


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Frauentaschenbuch.     Vierter  Jahrgang  1818. 


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Huldin,    ergiebt    sie   sich   ihm,    und   erkLärt 
sich  ihm  zu  eigen.  — " 

Tafel  10. 

Aus  Regner  Lodbrog. 

5         \Geseichnet  von  Naeke,  gestochen  von 

H.  Gattenberg.] 

„Hier  ist  das  Ende  der  Heldeniaufbahn 

Regners,    dessen    erste    That    wir   auf  dem 

vorhergehenden    Bilde    sahen.     Gegen  Ella, 

10  den  Sachsenkönig,  nach  Angelland  war  er 
mit  wehenden  Wimpfen  gezogen,  und  wie 
es  zum  schweren  Kämpfen  kam,  wurde 
Regner  zuletzt  doch  gefangen,  und  musste 
lebendig  seinen  Sieger  sehen.     Dem  gesteht 

15  Regner  seineu  Namen  nicht,  und  Ella  lässt 
ihn  in  den  Schlangenthurm  werfen.  Singend 
bekämpft  und  erdrückt  der  Starke  die  gräu- 
lichen Unthiere,  aber  endlich  erliegt  er,  und 
sein  Sang  verklingt.    Das  sagen  die  Knechte, 

20  die  zur  Wache  standen,  ihrem  Herrn  an, 
und  an  dem  Singen  des  Gefangenen  erkennt 
er,  dass  Regner  sein  Gefangener  war. 
Ella  stürzt  vor  Schrecken  in  den  Thurm, 
ob  er  vielleicht  noch  lebe,   denn  er  fürchtet 

2ö  sich  vor  der  Rache  der  Söhne  Regners, 
denen  er  auch  wirklich  unterliegt,  aber  er 
sieht  ihn,  wie  er  nun  hinunter  leuchtet, 
stumm  und  todt.  Auf  Seite  54  ist  unsere 
Scene  geschildert.  — " 

30  Tafel  11  und  12. 

Die  Apostel    S.  Thomas   und    S.  Jaco- 

bus  der  kleinere,  Figuren  anSebalds 

Grab    von    Peter    Fischer   [so!]    in    der 

Sebal  duskirche  von  Nürnberg. 

35         [Gezeichnet  und  gestochen  von  Albert 
Eeindcl.] 
,,Wenn    die    landschaftlichen    Kupferzu- 
gaben,  die  das  vorjährige  Taschenbuch  ent- 
hielt, mit  freundlichem  Auge  betrachtet  und 

40  willkommen  geheisseu  wurden,  so  werden 
vielleicht  diese  beiden  Blätter  ein  gleich 
erfreuliches  und  noch  erfreulicheres  Schick- 
sal erfahren  und  der  Verleger  sich  Dank 
dadurch   erwerben,  dass  er  gerade  auf  diese 

45  Weise  ein  Mittel  zur  allgemeinen  Bekannt- 
machung solcher  Meisterwerke  ergriffen  hat. 
Wir  erlauben  uns  hier  durch  einige  Worte 
historischer  Nachweisungen  und  Kunst- 
bemerkungen  den  Beschauern   dieser  Bilder 

50    ihren  Geuuss  zu  erleichtern  und  zu  erhöhen. 
Es    sind    deutsche,    acht    deutsche    Bild- 
werke,   das    ist    Eines,    was    wir  vor   allem 
sagen    wollen.     Unser   Volk   hat   sich   Jahr- 
hunderte lang  durch  Bewunderung  und  Lob- 

55  preisungen  fremder  Kunstwerke  ausgezeichnet 
wie  kein  anderes,  und  so  viel  Lob  diess 
Anerkennen  der  fremden  Vorzüge  verdient, 
80  gebührt  ilun  doch  auch  wieder  darum 
Tadel,  dass  es  ein  Verachten  alles  Eigenen 

60  und  eine  solche  Herabniedrigung  des  im 
Vaterland  Erzeugten  herbeiführte,  dass  sie 
waiiriiaft  unglaublich  wäre,  wenn  wir  sie 
nicht    durch    su    gar   vieles    hatten    bestätigt 


sehen  müssen.  Das  hat  sich  alles  jetzt 
höchst  erfreulich  zum  Besseren  gewandt, 
und  wäre  nur  manches  noch  voi-handen, 
das  man  eben  darum  untergehen  Hess,  so 
würden  wir  die  deutsche  Kunstblüthe  in 
einem  noch  herrlicheren  Glänze  sich  vor 
uns  erschliessen  sehen,  als  sie  jetzt  vor  uns 
steht.  —  In  den  deutschen  Kunstwerken, 
das  wollen  wir  auch  noch  andeuten,  ist  der 
tiefe  Sinn  und  die  Wahrheit  verschwistert 
mit  frommen  Ernste,  und  geweiht  der 
Religion,  oder  dem  Ritterthum  sind  fast 
alle  ihre  Werke;  dem  heitern  freien  Lebens- 
genuss  wie  ihn  Griechen  und  Römer  sich 
dadurch  erhöhten,  war  in  der  frühem  Zeit 
die  deutsche  Kunst  weniger  gewidmet  und 
wir  wollen  sie  darum  nicht  schelten  sondern 
froh  und  dankbar  ihre  Spenden,  so  viel  wir 
davon  noch  haben,  annehmen. 

In  Denkmälern  und  Kirchen,  ist  das 
Einzige  aber  auch  das  Höchste  uns  von  ihr 
noch  übrig  und  so  braucht  es  also  keines 
Wortes  mehr  darüber,  dass  wir  hier  so  rein 
christliche  Kunstgaben  darbieten,  Religion 
und  Minne  war  in  den  Frauenseelen  ja  immer 
heimisch  und  dem  Freunde  des  Schönen 
vollends  ist  ja  jedes  was  ihm  sich  zeigt 
willkommen,  wenn  es  nur  den  Forderungen 
der  Kunst  genügt.   — 

Zwei  Apostel,  S.  Thomas  und  Jacobus 
der  kleinere  schliessen  die  Folge  der  Bilder 
dieses  Taschenbuchs,  und  Schluss  und  Be- 
ginnen stehen  so  in  schöner  Ueberein- 
stimmung  mit  einander;  zur  Kirche  geht  die 
Mutter  auf  dem  ersten,  und  erfreuliche 
Bilder  aus  einem  alten  herrlichen  Gottes- 
hause finden  wir  auch  auf  den  letzten 
Blättern  wieder  die  es   zieren. 

In  der  Sebaldskirche  zu  Nürnberg  be- 
wahrt der  auch  durch  sein  äusseres  reich 
geschmücktes  Ansehen  wahrhaft  erhabene 
Chor  eines  der  schönsten  Bildwerke  alt- 
deutscher Kunst,  das  Grabmal  in  dem  einige 
wenige  Reliquien  der  Knochen  des  H.  Se- 
balds  ruhen,  aus  Bronze  gegossen,  von  Peter 
Fischer,  Kunstgiesser  und  seinen  Söhnen  zu 
Nürnberg.  An  diesem  Grabe  stehen  die 
zwölf  Apostel  als  herrliche  Zierde  des 
Ganzen,  und  zwei  von  ihnen  sind  die  hier 
dargestellten,  zu  welchen  wir  einige  histo- 
rische Nachweisungen  den  Leserinnen  vor 
allen  schuldig  sind,  so  wie  sie  auch  manchem 
unsrer  Leser  gerade  hier  vielleicht  doch 
nicht  so  ganz  unwillkommen  sein  ilürften. 

Es  ist  dies  Kunstwerk  in  der  Zeit  der 
höchsten  Kraft  altdeutscher  Kunst,  als  Dürer 
lebte  und  zugleich  in  Italien,  das  freilich 
den  andern  Ländern  an  Bildung  im  Schönen 
damals  weit  vorangeschritten  war,  die  gross- 
tcn  Meister  blühten,  begonnen  und  nach 
vierzehnjähriger  Arbeit  vollbracht  worden. 
Aufgestellt  wurde  es  im  Jahr  1519  von 
Fischer  und  seinen  drei  Söhnen,  die  dem 
Vater  in  seiner  Kunst  als  treue  (iehülfen 
zur  Hand  gingen;   es  kostete  2402  Gulden, 


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Frauentaschenbuch.     Vierter  Jahrgang  1818. 


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Goklgulden  nämlich.  —  Die  Kunstgeschichte 
verlässt  uns  bei  dein  Forschen  nach  nähern 
Angaben  über  Fischers  Bildungsstufen;  sein 
Kunstgenius  steht  wie  in  seiner  höchsten 
5  Vollendung  in  diesem  Werke  mit  einem  male 
vor  uns,  und  nur  der  Gedanke,  dass  er  uns 
durch  seine  Kunst  unvergänglichere  und 
herrlichere  Gaben  schenkte,  als  wenn  er  sein 
Leben  noch  so  treulich  abgeschildert  hätte, 

10  mag  uns  einigermassen  über  den  Mangel 
dieser  so  wünschenswerthen  Angaben  zur 
Ruhe  verweisen,  üen  Zeitgenossen  ist  es 
freilich  nicht  zu  vergeben,  dass  sie  nicht 
mehr  von  ihm  uns  aufbewahrt    haben,  doch 

IS  eben  die  Kunstverwandten,  und  Freunde 
Fischers  waren  seines  Besitzes  zu  froh,  als 
dass  sie  dazn  sich  Zeit  nahmen  aufzuzeichnen 
was  ihnen  von  Fischern  so  gut  bekannt  war. 
In  Nürnberg  brachte  Fischer  seine  Jugend- 

20  jähre  zu,  das  wissen  wir  gewiss,  er  starb 
auch  daselbst  1530.  Auf  Reisen,  wahrschein- 
lich in  Italien,  verschaffte  er  seinem  Kunst- 
sinne die  hohe  Reife,  die  alle  seine  herr- 
lichen Werke  beurkunden,  von  denen  manche 

25  seitdem  zu  Grunde  gingen,  (wie  selbst  ein 
herrliches  Gitter  in  Nürnberg  eingeschmolzen 
wurde,  das  sonst  bis  vor  ohngefähr  zehn 
Jahren  daselbst  auf  dem  Rathhaussaale 
stand)   und  viele  überall  hin  verstreut  sind. 

30  Sebalds  Grab  ist  ein  wahrhaft  iu  sich  vollen- 
detes Ganzes.  Ein  mit  Silberblech  über- 
zogner, drei  Fuss  hoher,  fünf  Fuss  zelin 
Zoll  langer,  anderthalb  Fuss  breiter  Sarg, 
worin    die   Reliquien   liegen    wird    von    dem 

35  bronzenen  Werke  Fischers  umschlossen, 
dessen  schönste  Zierde  die  Apostelfiguren 
sind,  von  denen  zwei  hier  gegeben  werden. 
Zu  einem  spitzigen,  in  drei  Theile  getheilteu 
oben  mit  einer  Menge  Hallen  und  Häuschen 

40  (dem  Bilde  von  Jerusalem  sagt  man)  ver- 
zierten länglich  viereckigem  Gehäuse  baut 
sich  dieses  Grabmal  hinauf,  bis  zu  einer 
Höhe  von  fünfzehn  Fuss,  da  es  in  der  Länge 
acht   Fuss    sieben   Zoll,   in   der  Breite    vier 

45  Fuss  acht  Zoll  hat.  Auf  den  reich  mit  Bild- 
werken verzierten  schlank  und  frei  empor- 
steigenden runden  Säulen,  die  vor  den 
Pfeilern,  welche  das  Ganze  stützen  und 
tragen,     sich     erheben,     stehen     die     zwölf 

50  Apostelfiguren,  jede  einen  Fuss  eilf  Zoll 
hoch.  Der  grosse  erhabene  Styl,  iu  dem 
sie  gearbeitet  sind,  die  herrlichen  Formen 
nicht  an  den  Köpfen  allein,  sondern  an  allen 
einzelnen  Theilen,  der  Wurf  der  Gewänder, 

55  der  nicht  grösser  und  einfacher  und  ver- 
ständiger geordnet  an  den  Bildwerken  aus 
dem  Zeitalter  der  vollendetsten  griechischen 
Kunst  angetroffen  werden  kann,  das  alles 
stellt   Fischern    als    einen    Meister   dar,    der 

60  seine  Zeitgenossen  in  der  Kunst  weit  über- 
flog und  gross  und  herrlich  immer  da  stehen 
wird  Auch  dies  einzige  Werk  verherrlicht 
ihn  mehr  als  wenn  von  andern  eine  Menge 
von  Kunstbildungen  auf  die  Nachwelt  kommt. 

65  Vor  einigen  Jahren  wurden  diese  Apostel 


herabgenommen  und  in  Gips  abgegossen;  zu 
dieser  Zeit  hat  der  verdiente  Künstler,  der 
diese  beiden  Figuren  in  Kupfer  stach,  nach 
den  Originalen  mit  solcher  Treue  und  Vol- 
lendung gezeichnet,  dass  sie  nichts  zu  wün-  5 
sehen  übrig  lassen.  Und  dass  eben  er,  der 
so  ganz  mit  dem  Geist  dieser  herrlichen 
Werke  vertraut  ist,  sie  der  Kunstwelt  hier 
schenkt,  die  davon  durchaus  keine  gute  Ab- 
bildung noch  besass,  das  ist  gewiss  ein  sehr  10 
grosser  Dienst,  den  ihm  jeder  Freund  des 
Schönen,  besonders  wenn  er  aus  deutschem 
Alterthum  stammt,  danken  wird.  Der  Ver- 
leger des  Taschenbuchs  wird  iu  den  folgen- 
den Jahrgängen  immer  eine  ähnliche  Zugabe  15 
dem  Almanach  beifügen,  was  wir  als  etwas 
gewiss  sehr  erfreuliches  hiermit  allen  unsern 
Lesern  ankünden  dürfen.  —  Und  dass  der 
hohe  Werth  dieser  Figuren  überall  erkannt 
werden  müsse,  beweiset  uns  auch  die  ehren-  20 
volle  Aufstellung  der  zur  Akademie  in  Mün- 
chen übersandten  Abgüsse,  von  woher  wir 
in  so  manchem  was  kunstsinnige  Beschauer 
und  Reisende  in  ihren  Schilderungen  durch 
Tagesblätter  und  Schriften  aussprechen,  die  25 
verdiente  Würdigung  und  Bewunderung 
desselben  vernehmen,  so  dass  Nürnberg  sich 
freuen  darf  solche  Werke  zu  besitzen  und 
einen  solchen  Meister  den  ihrigen  nennen 
zu  können."  so 

Wilder. 

Inhalt:    4  unpaginierli  Seiten. 

de  la  Motte  Fouque:  Regner  Lod- 
brog.  Eine  altdänische  Sage  in  |.30] 
Balladen.     1 — 56.  —  S.  ä  lilcibt  frei.  35 

(1)  Vorspiel. 

„Gott  und  Euch  lieben  deutschen  Frau'n 

zu  Ehren 
Tjass  ich  hier  eine  Nordlandssage  schau'n. 
Wollt    meine    Kraft    durch   Eure   Huld   40 
vermehren!"  —  3 — 4.   Terminen.  — 

(2)  Der  Schild. 

„Was  jauchzt  von  Bergen  und  Thälern 
So  hell  und  kühn  und  wild?"    5  —  8. 

(3)  Die  Siegerin.  45 
„Regner  zieht  auf  Norwegs  König, 
Wohl  nach  achtem  Ritterbrauch."  8 — 9. 

(4)  Lathgertha's  Stolz. 
„Um  meine  Hand 

Wirbt  überdreist  50 

Der  junge  Dänenkönig?"  10 — 11. 

(5)  Die  Scheidung. 
„Eigenwill'ge  Frauen  werden 
Manchmal  wohl  auch   Helden  eigen, 
Schmeicheln  anfangs,  thun  gar  hold."    55 

11—12. 

(6)  Das  Geschenk. 
„Es  ist  ein  seltsam  Weben 

Am  menschlichen  Geschick."    13 — 14. 

(7)  Der  Aufruf.  60 
,,Es    ffine  ein    Botenwort   durch   alles 

Land:"  lo. 
25 


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18) 


5 

(9) 

(10) 

10 

(11) 

15 

(12) 

(13) 

20 

(14) 

25 

(15) 

(16) 

30 

(17) 

(18) 

35 

(19) 

(20) 

40 

(21 

45 

(22) 

50 

(23)_ 

(24) 

B5 

(25) 

60 

(26) 

(27) 

Eegner's  Zweisprach  mit  dem 

Waffenm  eister. 
„Trauter  alter  Degen, 
Der  zu  Schlachten  mich  erzog"   16  —  17. 

Kluger  Rath. 
„Ich  komme  noch  vor  der  Fahrt  herein, 
Du  kluge  Amme  zu  Dir."  18 — 19. 

Der  Schlangenkampf. 
^In  viel   scheußlich  bunten  Ringen 
Wirbeln    sich    die    Drachen    schon." 
19—21. 
Thora's  und  Regners  Gespräch. 
„Sie  rief  ihm   staunend  nach 
Von  ihrem   gold'nen  Thurm:"   22. 

Die  Verlobung. 
„Und  kanns  denn  nun  nicht  anders  sein" 
23—24. 
Liebesglück. 
„Was  der  Sang  soll  weiter  melden? — " 
25—26. 
Kriegsrüstung. 
„Herr  Regner,  sammle  die  Mannen 
zum  Strand!"  26—27. 
Die  Hülfsflotte. 
„Da  zieh'n  ja  hundert  und  noch  zwanzig 

Segel 
Heran  durch's  blaue  Meer."  27 — 28. 

Eine  Schlacht. 

„Die  Lanzen  fliegen."  29 — 30. 

Blutige   Botschaft. 

„Fern  durch  Berg  und  Thal 

Zieht  die  arge  Kunde:"  31. 

Todtenklage. 

„Weh,   sie  harrt  Dein  nicht!«  32—33. 

Heldentrost. 
„Ja,  mein  Herz  schlägt  weh  und  scharf" 
34-35. 
Neue  Liebe. 
,,Die  Knechte  sind  zu  Rittern  worden 
An  manchem  heißen  Heldentag." 

35 — 36. 
Die   Spötter. 
,,Was  flüstern   in  Regners  Heldensaal 
Bei  Fest  und  Mahl 
Die  jungen  fröhlichen  Recken?"  37. 

Die   Festbethörung. 
,,De8  Königs  Eysteiu  Boten   zieh'n 
Heran  vom  Schwedenland:"   38 — 39. 

Reue. 
,,Er  nahte  sich  der  heim'schen  Burg, 
Ihm  einst  so  lieb  und  wohlvertraut. 
Im  heitern  Sehnen  oft  erschaut!"  40 — 41. 

Das  Fürstenkind. 
,,Und  Kraka  blitzt  ihn  an  mit  ernsten 
Blicken."  41—43. 
Trübe  A  h  n  u  n  g. 
„Seinen    Schild  schmückt  Regner 

Lodbrog, 
Glättet  ihn  gar  kunstgeübt."  44 — 46. 

Der  Zug  gegen  Ella. 
„Die  Wimpel  König  Regners   weh'n." 
46-*47. 
Des  Helden  Fall. 
„Dichter   drängen  sich  die  Schaaren." 
48—49. 


(28)  Regner  und  Ella. 

„Der  Sieger  starrt'  ihn  an  mit  stolzem 

Blick, 
Und  Regner  warf  noch  stolzern  Blick 

zurück."  49 — 50.        5 

(29)  Des  Helden   Tod. 
„Tretet  nur  mit  mir  heran, 

Schöne  Frau'n  zum  Schlangenthurme!" 
50—52. 

(30)  Ella'a  Furcht.  10 
,,Der  zitternd  bleiche  Knappe  kam, 
Und  sagt's  dem  Ella  an."  53—54. 

(31)  Des  Helden  Rache. 
„Der  Ella  sendete  Boten  aus. 

Gar  stattliche  Boten  in's  Regnerhaus;"    15 
54-55. 

(32)  Nachklang. 

,,Die  holden  Frauen  steh'n  und  fragen, 
Warum  der  Regner  so  verdarb?"  56. — 
Wildenhayn:  Waldo's  Tod.  20 

(Abentheure.) 
,,Auf  seiner  Burg  der  hohen  der  Held 

gebettet  lag, 
Vermeinte  heut  zu  schauen  den  letzten 

Erdentag"  57—63.  —        25 
Heinrich  von  Kleist:    Das  letzte 
Lied.    (Gesungen  in  der  Zeit  von 
Deutschlands  Unterdrückung.) 
„Fernab  am  Horizont  auf  Felsenrissen 
Liegt    der    gewitterschwarze    Krieg       30 
gethürmt."  64 — 66. 
Fussnoti.     „Ein    ernster    Nachklang  aus 
einem  früh  von  der  Erde  geschiedenen  Leben! 
Mögen    wir    dabei  abermal    bedenken,    was 
Gott  seitdem    an  uns  gethan    hat    (es  kann   35 
nie    oft  genug  geschehen!)    und  mögen  die 
edlen  deutschen  Frauen  des  edlen  unglück- 
lichen Sängers  Grab  mit  neuen  Blumen  der 
Erinnerung  bekränzen."     Sämtl.   WerJce,  hg. 
von  Eloesser,  Leipzig  1910,  I  43  f.  —         40 
Jos.  V.  Eichendorff:  Lied. 

„Ach,  daß  auch  wir  schliefen!"  67 — 69. 
Eichendorffs  Werke  1 537  ff,  Titel:  „Nach- 
ruf an  meinem  Bruder."'  — 

Paul   Graf  v.  Haugwitz:  Das  Berg-   45 
werk  bei  Falun. 

„In  dem  kalten  Schweden -Lande 
Bei  Falun,  wo,  tief  verborgen, 
Fest  in  alter  Erden -Bande 
Doch  erspäht  von  Menschen- Sorgen,     50 
(Die  bei  mattem  Lampenscheine 
Dringen  zwischen  Erd'  und  Steine) 
Kupfererz  aus  dunklem  Schacht 
Wird  zu  Tages  Licht  gebracht. 
Fand  man  einst   mit  milden  Zügen         55 
Einen  todten  Jünglingliegen. "70 — 72. — 
Wilhelm   Hensel:     Der   fünfzehnte 
Oktober    1816.      Bei    Aufführung    des 
standhaften  Prinzen. 

„Wie  auf  der  Bühne  Brettern  eo 

Ein  Prinz  sich  heute  weist." 

73—76.— 
Caroline  de  laMotteFouqud  geborne 
V.  Briest:     Der  Scharffenstein.    Eine  Er- 
zählung.    \In  Briefform. j  es 


389 


Frauentaschenbuch.     Vierter  Jahrgang  1818. 


390 


Julius       an       Felix.  Jagdschloß 

Scharffens  tein. 

„Sage  nicht  länger,  das  Glück  verziehe 
mich."  77 — 155 
5  Kleine  Romane   und  Erzählungen,    Jena 

1820  Bd.  1.— 

G.    Schwab:  Württembergische 

Sagen. 

1. 
10         Der  Hirte  von  Dein  ach. 

„Bei  Deinach  lag  ein  Hirte, 
Und  schlief  im  grünen  Gras."  156 — 159. 
2. 
Das  Eßlinger  Mädchen. 
15  ,,Melak,  der  Franzengeneral 

Mit  seinen   wüth'gen  Schaaren" 

160—164. 
3. 
Der  Riese  von  Marbach. 
20  „Seht  ihr,  wie  freundlich  sich  die  Stadt 

Im  Neckarfluß  beschauet?  164-168. 

Gedichte  1828,  Bd.  1,  271;  260;  249.— 
Heinr.    Baron    Schwerdtner:       Das 
Lied  vom  traurigen  Jäger. 
25  ,,E3    zieht    ein   Jäger    durchs   Land;" 

169—170.  - 
v.   Halem:   [5]   Distichen. 

(1)  Gemüth. 

,,Wo  sich   der  Wille  vermählt  der  Ver- 
30  nunft,  umfassende  Liebe 

Weihet  den  holden  Verein,    da  ist  im 
Menschen  Gemüht."  171. 

(2)  An    den    fünf    und    zwanzigsten 

Mai  1816. 
35  „Scheidend    erst   lächelt    er  uns,    der 

Wonnemond.  0  der  Wonne 
Darbeten  wir;    doch  schnell  hat  mich 

dein  Lächeln  versöhnt. 
Wahrlich  ein  Mädchen  bist  du,  o  Maja! 
40  Du  weist  es,  o  Schlaue 

Was    ein    liebender    Blick    über    uns 
Schwache  vermag."   171. 

(3)  Die  Schöne  und  die  Hübsche, 
„Seht  die  Pariserin  dort    von  Vierzig 

45  schöner  geworden, 

Seit  sie  den  Anspruch  ließ,  immer  die 
Hübsche  zu  sein."  172. — 

(4)  Die  Perserin  und  Sparterin. 

Perserin. 
50  ,,Wohl  ist  die  Spartische  Frau  es  einzig, 

die  über  den  Mann  herrscht. 
Sparterin. 
,, Sei's  doch  ist  es  auch  sie  einzig,  die 
Männer  gebiert."  172. — 
55   (5)  Die  Vollendung. 

„Wohl  ist  schön  die  Tugend  durch  sich. 

Doch  wisse,  das  Unglück 
Träuft    der  Vollendung    Oel    auf    die 
Geweihten  herab."  172. — 
60  Jos.  V.  Eichendorff.    In  der  Nacht. 

„Das  Leben  draußen  ist  verrauschet." 
173. 
Werke,  Leipzig  1809,  2.  Auß ,  I  575  f.— 
Wilhelm  Hensel:     Weihnachtslied. 


„Nun  jubiliert 

Ihr  Christen  all"  174—175.— 
Franz    Hörn:    Erinnerung    an    Sybille 
Schwarz  [Bie  „pommersche  Sappho",  1021 — 
1638;    ABB    33,248  f.      Die    Gedichte    der  5 
Sibylla  gab  1630  der  hier  S.  182 f.  erwähnte 
Magister  Samuel  Gerlach  in  Danzig  heraus.] 
„Aus  einem  Briefe  an**.     Berlin  im 
Januar  1817." 
„Sie    wissen,    meine    theure  Fi-eundin,    10 
wie  gern  ich   in  dem  viel  bedeutenden  und 
viel    verkannten    siebzehnten    Jahi-hunderte 
der   Deutschen    verweile,    und   wie    mich   in 
demselben  selbst  manches  Unscheinbare  und 
Uebersehene   anziehen  kann."  176 — 210.  —    15 
Ygl.  (Carol.  Bernstein),  Frang  Hörn.  Ein 
hiograph.    Denkmal,    Leipzig    1839,    S.  179; 
Hörn    nannte    Sibylle    Schwäre    „sein   liebes 
Findet-  und  Dichterkind."  — 

Paul    Gr.    V.    U a u g w i t z :     Wir    sind    20 
sieben.      (Nach    dem    Englischen    des 
Win.   Wordsworth.) 

y, —  —  Ein  einfach  Kind, 

Das  frisch,  gesund  und  roth, 

Dem     Leben  in  jeder  Ader  rinnt,  25 

Was  weiss  wohl  das  vom  Tod?"  210 — 213. 

G.  Schwab:    Abendsegen. 
„Dank,  Vater!  dir  für  Freud'  und  Leid. 
Und  was  du  mir  gegeben;"  214. 

Gedichte  1828,  I  53.  —  30 

Paul     Gr.     V.     Haugwitz.       Herbst- 
morgen. 

„Die  Sonne  schlägt   die  Nebel   nieder" 

214—215.  — 
Rese   [Johann  Karl  Auc/ust,  1783 —   35 
1847,  Goedeke   VII 306 f.,  ABB  28,  240 f.]: 
Das  Opfer.     Sonett. 

„Es    weh'n    die   Geister    meiner    schönen 

Stunden 
Mich  traurig  an  in   diesen  Lenzestagen;"   40 
216.  — 
V.     Halem:     Grabesfeier.       Den 
22.  Sept.   1816. 
„Geist  derTodten  sei  uns  nah!"  217 — 218.  — 

Friedr.    v.   Luck:    Zwei   Lieder,    zur   45 
Herbst-Tag-  und  Nachtgleiche.    [Zwei- 
spaltig neben  einander  gedruckt]. 
Nacht. 

„Wie  die  Blätter  fallen, 
Fällt  das  Leben  ab."  50 

Tag. 

„Welch  ein  Tag  ist  heute?"  — 
Datiert:  „Herxheim  vor  Landau  1815.  — 
218-219. 

Ein  Brief  von  Hoffmann  an  Herrn  55 
Baron  de  la  Motte-Fouqu6.  „Da  Sie, 
geliebtester  Herr  Baron!  Le  Sage's  hinken- 
den Teufel  gelesen  haben,  so  werden  Sie 
Sich  gütigst  erinnern,  mit  welcher  tiefen 
Verwunderung  der  berühmte  Student  Don  eo 
Cleofas  Leandro  Perez  Zambullo  jenen 
langen  hagren  Mann  erblickte,  der,  als 
Nachtmantel,  Neglig^e,  Prunk-Schlafrock, 
bloss  ein  kurzes  Hemde  tragend,  in  seinem, 
durch  eine  schlechte  Lampe  matt  erleuchteten   65 

25* 


391 


Frauentaschenbuch.     Vierter  Jahrgang  1818. 


392 


Stübchen  mit  starken  Scbritten  auf-  und  ab- 
ging. Bald  ricbtete  er  den  Blick  starr  in 
die  Höbe,  bald  sab  er  zum  Boden  nieder, 
dann  seblug  er  mit  flacher  Hand  sieb  an 
5  die  Stirn,  dann  focht  er  mit  geballten  Fäusten 
in  der  Luft  —  dann  stiess  er  einige  unver- 
ständliche Laute  aus,  dann  rannte  er  an 
den  Schreibtisch  und  prallte  wieder  zurück. 
Hatte  Don  Cleofas  Leandro  Perez  Zam- 
bullo  nur  ein  Quentlein  mehr  Menscben- 
kenntniss,  so  bedurfte  es  keines  Teufels, 
ihm  zu  erklären,  dass  jener  Mann  ein 
Dichter  war,  der  einen  merklichen  Maugel 
an  eigentlicher  Schaffungskraft  verspürend 
denn  doch  nun  durchaus  schreiben 
wollte  oder  sollte.  Sahen  Sie,  Baron! 
gestern  Abend  Ihrem  gehorsamsten  Freund 
und  Diener  jenem  Manne  gleich  (obwohl  bei 
weitem  besser  gekleidet)  mit  Ihrem  sehr 
werten  Schreiben  in  der  Hand  sein  Zimmer 
nach  der  Länge  und  Breite  durchmessen; 
in  der  That,  es  wäre  Ihnen  klar  geworden, 
dass  in  schriftstellerischer  Hinsicht  nun  eben 
auch  mit  ihm  nichts  anzufangen  ist.  Ich 
soll  dieses  Jahr  etwas  für  das  Frauentaschen- 
buch schreiben.  —  Der  Aufiorderung  des 
gütigen  Freundes  ist  nicht  zu  widersprechen, 
das  sehe  ich  wohl  ein,  aber  ebenso  gut  auch, 
dass,  bin  ich  nicht  anmuthig,  geistreich, 
fantastisch,  romantisch,  witzig,  empttndsam, 
humoristisch,  heiter,  tief  —  ja  bin  ich  nicht 
das  alles,  ich  mich  grosser  Gefahr  aussetze. 
Mein  Beitrag  wird  als  schnöder  Lücken- 
büsser  nur  in  unnützer  Weise  einige  Blätter 
füllen,  die  jede,  um  den  guten  Geschmack 
(in  Kunst  und  Litteratur  nämlich)  einiger- 
massen  besorgte  Frau  mit  feiner  Nadel 
zusammenheftet,  um  nicht  als  ein  um- 
gekehrter Nestor  (man  sehe:  Zerbino)  wider 
Willen    aus    dem  Garten    der   Poesie   in   die 

Wildnis  seichter  Prosa  zu  gerathen. " 

220 — 223.  [Dieser  Brief  wird  wiederholt  hei 
Arthur  Mueller,  Moderne  Reliquien,  Berlin, 
1845,  2,  333j6.\ 

„P  o  s  t  8  crip  t  u  m.  Geschah  es  Ihnen, 
Baron!  nicht  auch  schon  recht  oft,  dass  aus 
grauen  düstern  Wolkenschatten,  die  tief  in 
Ihr  Leben  hineinhingen,  plötzlich  in  farbigem 
Feuer  allerlei  freundliche  Himmelsgestalten 
hervorblitzten,  und  dass  nach  solchem 
Leuchten  nur  schwärzereNacht  sie  umfing?  — 
Aber  dann  ging  in  weiter,  weiter  Ferne  ein 
blasser  Schimmer  auf  und  in  Ihrer  Brust 
sprach  es,  ach  das  ist  ja  das  geliebte  Bild, 
aber  seine  hochherrlichen  himmlischen  Züge 
erkennt  nur  der  Schmerz !  Als  nun  der 
Schimmer  feuriger  und  feuriger  strahlend 
sich  zu  gestalten  begann,  da  gewahrten  Sie 
wohl,  dass  das,  was  Ihnen  als  schimmerndes, 
strahlendes  Bild  erschien,  nur  der  Reflex 
der  heissen  unaussprechlichen  Sehnsucht 
war,  die  in  ihrem  eigenen  Innern  aufge- 
gangen! —  Glauben  Sie  wohl,  Baron!  dass 
ich,  nachdem  ich  mich  heute  vergebens 
recht  abgequält,    nachdem    ich   in    der  mise- 


rabelsten philistermässigsteu  Stimmung  Ihnen 
brieflich  den  gewünschten  Betrag  abgesagt 
hatte,  glauben  Sie  wohl,  dass  ich  dann  an 
Lametta  und  Teresina  denkend,  Ihr  Taschen- 
buch von  181G  zur  Hand  nahm,  um  die 
Fermate  zu  durchblättern?  Es  gelang  mir 
nicht,  auch  nur  ein  Wort  zu  lesen,  denn 
indem  ich  voll  trüben  Unmuths  hineinstarrte, 
da  blitzten,  wie  ich  es  oben  beschrieben, 
allerlei  Gestalten  um  mich  her  und  ver- 
schwanden plötzlich,  wenn  ich  sie  zu  er- 
fassen gedachte.  Es  war  tiefe  Abend- 
dämmerung geworden,  und  mochte  es  sein, 
dass  der  durch  das  Fenster  hineinströmende 
Abendwind  über  den  offen  stehenden  Flügel 
hineingestreift,  oder  dass  ein  flatternder 
Sommervogel  die  Saiten  berührt  hatte  — 
genug,  ein  klarer  Ton,  wie  aus  weiblicher 
Brust  hervorgehaucht,  ging  lang  und  leise 
verhallend  durch  das  Zimmer.  Ich  hielt  den 
Athem  an,  um  das  Verschweben  des  wunder- 
baren Lautes  recht  deutlich  zu  vernehmen, 
und  da  war  es  mir,  als  sei  es  die  Stimme 
einer  mir  wohlbekannten  Sängerin,  die  zu 
meinem  Geist  spräche,  und  doch  wusst'  ich 
nicht,  hatt'  ich  sie  einst  wirklich  oder  nur 
im  Traum  gehört.  ,,Ist  das  Lanretta  oder 
Theresina  —  oder  —  So  hörte  ich  ganz 
vernehmliche  Worte,  und  ich  wusste  wohl, 
dass  ein  gewisses  neckendes,  hohnlächelndes 
Teufelchen,  das  oft,  dem  sokratischen  Genius 
sehr  unähnlich,  neben  mir  sitzt,  sie  ge- 
sprochen zum  offenbaren  Tort,  ich  Hess  ihn 
daher  nicht  ausreden,  sondern  als  er  bei 
dem  ,,oder"  ein  ganz  klein  wenig  stockte, 
seufzte  ich  aus  tiefer  Brust:  Antonie!  Das 
Teufelchen  ging  nun  in  sonderbarer  Gestalt 
zur  Stubenthüre  heraus,  nämlich  als  ein 
nicht  zu  grosser,  aber  sehr  hagrer 
Mann  in  einem  grauen  Kleide  so  zu- 
geschnitten, wie  ihn  jetzt  unsere 
Jünglinge  tragen,  und  die  Tracht 
deutsch  nennen,  jedoch  mit  vielen 
Schnüren  besetzt.  Dazu  war  der 
Mann  nach  der  Militär-Mode  der 
siebzehnhundertsechziger  siebziger 
Jahre  frisiert,  nämlich  ein  Caur- 
Toupöe  (einer  aufgeworfenen  Schanze 
nicht  unähnlich),  Pistolenhalfter- 
förmige  Locken  und  ein  langer  impo- 
santer Zopf  mit  a  n  g  e  h  e  f  t  e  t  e  r  Ko- 
karde. Sein  Gesicht  war  sehr  bleich, 
aber  auf  den  spitzen  hervorstehen- 
den Backenknochen  ein  rother  Fleck, 
unter  überhängenden  Augenbrauen 
blitzten  ein  paar  grosse  graue  Augen 
hervor,  die  Nase  war  gebogen  — 
scharf  gezeichnet,  der  Mund  herauf- 
gezogen zum  ironischen  Lächeln, 
das  Kinn  lang  und  hervorragend.  — 
Wie  sollte  ich  denn  nicht  gleich  auf 
den  ersten  Blick  den  Rath  Krespel 
erkannt  haben?  — "  224—263.  Werle, 
lig.  vo>i  Grisehacli,  VI  30ff.  Bas  „Po ut- 
eri}) tum'^,  dessen  gesperrt  gedruclder  Sciduss 


393 


Frauentaschenbuch.     Vierter  Jahrgang  1818. 


394 


die  interessante  Beschreihuug  Krespels  ent- 
hält, bringen  die  Werke  nicht.     Sie  beginnen 
mit  dem  Satz,  der  auch  im  Taschenbuch  sich 
anschliesst :    „Dieser    Rath   Krespel    war    in 
5    der     Tliat     einer     der     allerwunderlichsten 
]\[enschen,    die   mir  jemals    im    Leben   vor- 
gekommen." Der  „Brief'  Ho/Imanns  schliesst 
mit     folgendem     „Postscripti     Postscriptum: 
CTlauben    Sie,  wertbgescLätzter  Baron!   dass 
jy    sich  aus  dem  Inhalt  vorstehenden  etwas  langen 
Postscripti     eine     Art    Erzählung     für     das 
Frauentaschenbucb    anfertigen    Hesse,    oder 
meinen    Sie  vielleicht  gar,    es  sei  schon    zu 
drucken    möglich    in    der  jetzigen   Gestalt? 
15    Schreiben  Sie  mir  dies  gütigst. 
Nochmals  Ihr 

treu  ergebenster 

E.  T.  A.  Hoffmanu.« 
Rese:  Nachtleben.     Sonett. 
20        „Rings  breitet  Nacht  die  duftig  leise  Hülle, 
Im  Dörflein  überall  ein  tiefes  Schweigen" 
263—264.  — 
Joseph  Freih.   v.  Eichendorff:     An 
W.  Zum  Abschiede.     Im    Jahre    1813. 
25  ,, Steig'  aufwärts,  Morgenstunde!"  264 — 266. 
Eichendorff^    Werhc  I  390t.     Titel:    An 
meinen    Bruder  siim  Abschied.    J813.      Vgl. 
auch  Pissin,  Jugendgedichte,  S.  130,  174  f.  — 
Jos.  v.  Eichendorff:     Treue. 
30       ,, Frisch   auf,   mein  Herz!   wie   heisa   auch 
das  Gedränge, 
Bewahr'    ich    doch   mir   kühl  und  frei    die 
Brust."     266—267. 
Eichendorffs  Werke  I  336 f.  — 
35          Wilder:     Frauenliebe. 
,,Wo  vom  Abeudlande  fliehet, 
Durch  des  Meeres  Flut  geschieden, 
Morgenland  mit  seinen  Blüthen, 
Seinen  Reizen,  seinen  Gaben  — 

40  —    —    —    — —    —    —    — 

Ragt  mit  seinen  Zinnen  hoch 
Alterthümlich,  Glanzversendend, 
Und  das   Auge  fast  verblendend 
Noch  Constantinopolis."     268 — 272  — 
45  Wilder:     F  r  a  u  e  n  e  h  r  e. 

„Wie  die  sturmbewegten  Wogen 
Unheil  bringend,  Tod  verkündend, 
Menschen  mordend,  Gluth  entzündend, 
Waren  siegreich  eingezogen 
50        Alarichs  des  Gothen   Schaaren 

In  das  grosse  weite  Rom."    273 — 276.  — 
Wildenbayn:     Frauenlob. 
„Sass  am  Klippenübergange 
Einst  ein  Sänger  jung, 
55  Blickte  nach  dem  Wogendrange 

Voll  Bekümmerung."    277—281.  — 
G.   Schwab:     Zum    Sophientag, 
den    15.    Mai.     Sonette. 
1. 
60        ,,Dem   Monat,   der  von   Sonnenglanz   um- 
flossen 
Was  nur  die  Erde  Blühendes   mag  tragen 
In  seinen  ein  und    dreisaig  süssen  Tagen 
Mit     warmer     Frühliiigslust     hält     einge- 
65  schlössen;"     281 — 282. 


,,Von    jener    Weisheit,     die    vor    Gottes 

Thronen 
Verständig,  heilig,  einig,  mannichfaltig. 
Rein,  freundlch,  klar  und  sanft  und  doch    5 

gewaltig 
Von  Anbeginn  mitschaffend  durfte  wohnen:" 
282.  — 
No.  2:     Gedichte,  Stuttgart  1851,  4  Aufl. 
S.  175.    —  10 

Rese:     T  a  s  s  o. 
,, Endlich  ist  das  Werk  gelungen. 
Das  des  Schicksals  Ernst  gebeut;" 
283—285.  — 
Rese:     Des  jungen  Ritters  Klage.    15 
„Ist    ewig    die    süsse    Geliebte     so    weit?" 
285—286.  — 

Rese:     Ritters  Treue. 
,,Wohl  ging  mein  Stern   zurücke; 
Mein  Liebes  schaft't  mirLeid!''  286 — 287.  —   20 
Rese:    Ros' und  Liebchen.  Romanze. 
„Was  suchst  du,  Jüngling,  im  FrüLlings- 
[thal?"  288—289.  — 
Friedrich    Krug    von    Nidda:    Wieder- 
vergeltung,    Erzählung     aus     der    neu-    25 
esten  Vorzeit. 
„Die    Nacht     brach    herein,     der     Sturm 
bewegte   schwere   Massen   am   Himmel,   wo- 
durch der  Mond  wie  ein  Sichelschwert  sah, 
und    schauerliche   Bilder    durch    die   Ebene   30 
streckte,    da    zog  vor  seiner  kecken  Reiter- 
schaar     Kurt     von     Hainau      durch      die 
Winterwüste,    anscheinend   einem   freudigen 
Ziele    zu,    doch    als    die    muntern    Sanges- 
weisen  seiner  WafiFenfreunde   ihn   mild  um-   35 
klangen  wie  Festgeläut,  versank  er  gemach 
in  seltsame  Träume."     290 — 329. 
Erzählungen  und  Romanzen,    Leipzig  1S31, 
Bd.  1.  — 
Rese:    Der  Muse  Trost.  40 

„Göttin  mit  dem  süssbegabten  Munde, 
Stillt     dein    Balsam     auch    der   Liebe 
Schmerz?"     329-331.  — 
G.  Schwab:  Sonnenschein. 

Alle  Blütbe  war  verdorben  45 

In  der  trüben  Regenzeit."     331 — 332. 
Gedichte,  18.28,  I  83 f.  — 

Rese:  Der  eine  Schmerz. 
„Wenn  dir  die  lächelnde  Lust  der  Jugend- 

[blüthe  gewelkt  ist,       sq 
Still,    mit   gelassener    Hand,    trockne    die 
[Thräne  dir  ab."     333. 
Distichen.  — 
Heinrich  Bernhardi: 
Vögleins  Ausflug.   „0  dumein weiches,   55 
mein  trauliches  Nest!"     334.  — 
Wilhelm  v.Schütz:  Heimweh  derLiebe. 
Erster  Gesell. 
,, Geselle  jung,  sprich,  was  dir  fehlt? 
Du  gehst  so  vor  dir  hin."  60 

Zweiter  Gesell. 
„Weil  du  denn  fragst,  sei's  unverhelt. 
Es  liegt  mir  was  im  Sinn, 
Das  mich  wie  Heim  weh  quält."  335 — 338.  — 
Joseph  V. Eichendorff:  Friihlingsfahrt.    65 


395 


Frauentaschenbuch.     Viei-ter  Jahrgang  1818. 


396 


„Es  zogen  zwei  rüst'ge  Gesellen 
Zum  eraten  Malil  von  Haus.«   339—340. 
Eichcndm-ffs  Werke  I  300;  Titel: 
^Die  zwei  Gesellen.'^ 
Heinrich  Bernharcli:     In's  Blaue. 
„Wie   manche   Stunde    vergeht  im  Traum 
Auf  meines  Berges  Gipfel!"     341.  — 
[VVilh.  V.Schütz,  nach  dem  Inhalt]: 
Der  Spröden  im  Frühling. 
„Und    du    lässt    dich     nicht    erweichen?" 
342—344.  — 
Wilh.  V.  Schütz:  Im  Bergthal. 
„Wie  die  Berge  hier  so  mächtig. 
Wie  die  Ouellen  hier  so  rein, 
Wie  die  Bäum'  all'  hoch  und  kräftig, 
Wie  die  Pflanzen  üppig  sein !"  344 — 345.  — 
Wilhelm    Müller:     Drei    M  ü  1 1  e  r  1  i  e  d  e  r. 
Meine  Blumen. 
„Am   Bach  viel  kleine  Blumen  steh'n, 
Aus  hellen  blauen  Augen  sehn;"  346 — 347. — 
Feierabend. 
„Hätf  ich  tausend 
Arme  zu  rühren!"    347 — 348.  — 
T  h  r  ä  n  e  n  r  e  g  e  n . 
„Wir  sassen  so  traulich  beisammen 
Im  kühlen  Erlendach"  348  —349.  — 
[Vgl.  Goedeke  VIII  26 S,  T\\.  — 
Fr.  R a s s m a n n :     Mädchen   und   Frauen 
Villancico. 
„Lust'ge  Mädchen,  stille  Frauen, 
Welche  mag  ich  lieber  schauen?"  350. — 
Fr.  Rassmann:     Vertheidigung  der 
Heroinen. 

„Auch  das  Kecke,  das  Gewagte, 
Mag    ich    wohl    an    den   Frauen   leiden:" 
350—351.  — 
W  i  1  d  e  n  h  e  y  n :    [sonst,  a  uch   im  Inhalt : 
Wildenhayn]:     Der  Tausch. 

„In  Gärtners  Laub  ein  Sänger  trat, 
Der  Blumen  Lob  er  sang  — "  352 — 354.  — 
WilhelmHensel:  Sonett  an  Johanne 
Eunike,  als  Undine. 

„Ein  Wunderkind  in  lichten  Wunderhallen 
Willst   du   des   Sängers   trunknem   Blick 

erscheinen"   355.  — 
G.   Sze    [Vielleicht  =  August    Zeune '/]: 
Sehnsucht. 

„Es  hat  ein  Zauber  wohl  befangen 
Mir  meinen  jugendlichen  Sinn"  356— 357. — 
G.  Sze.:     Friedrich  Barbarossa. 
„Es  sass  in  Berges  Tiefe 
Der  Friederich  wie  lang, 
So  still  als  ob  er  schliefe 
Auf  seiner  Felsenbank.    357 — 358.  — 

Zeune  [Im  Inhalt:  6.  &e.]:  Das  [der?] 
Letzte  von  Eschenbach. 

„Es  sind  etwa  hundert  Jahre,  dass  Frei- 
herr Werner  von  Eschenbach,  der  letzte 
Ritter  seines  Stammes,  schmucklos  auf 
seinem  schmucklosen  Rosse,  vorüber  an 
seiner  verödeten  Stammburg  am  Eschibacli, 
der  aus  dem  Reicheusee  in  die  schäumende 
Rüss  fiiesst,  liinritt  in  ferne  Landschaften 
gen  Norden,    so   wie   einst  umgekehrt  seine 


Land[s]leute  die  Schweizer  nach  alten  Sagen 
von  Norden  südwärts  gezogen.  —  —  — 
Das  handeis-  und  kunstreiche  Leipzig 
zog  unsern  Ritter  wie  mit  geheimer  Tarn- 
kraft an.  Hier  ward  ihm  klar,  dass,  da  die 
Bedeutung  des  Ritterthums  untergegangen, 
jetzo  eine  geordnete  bürgerliche  Thätigkeit 
an  dessen  Stelle  treten  müsse.  .  .  Er  ver- 
kaufte sein  Pferd,  und  besuchte  nun  als  Herr 
Werner  Eschenbach  die  Hörsäle  der 
dortigen  hohen  Schule."  [361]  Das  weltliche 
mit  einem  geistlichen  Bittertume  vertauschend 
ward  er  Landprediger  in  der  Nähe  von 
Leipzig,  „lebte  im  Schoosse  einer  glücklichen 
Häuslichkeit,  und  seine  Nachkommen  sind 
Pfarrherren  und  Aerzte,  Ritter  gegen  geist- 
liche und  leibliche  Noth  in  Sachsenland 
und  Schlesien  geworden,  und  blühen  allda 
bis  auf  den  heutigen  Tag."  359 — 362.  — 
Heinrich  Bernhardi:  Der  Segen 
des  Jahres. 

„Noch  glänzte  ringsum  Berg  und  Thal 
IVLit  tiefem  Schnee  erfüllt, 
Da  sah  ich  Sie  zum  ersten  Mahl 
In   lichtes  Grün  verhüllt."     362  —  363.  — 
V.    Halem:       Die     Feier     auf    dem 
Asaberge    (Aschberg)     an     Elise     bei 
ihrerJIutterGeburtstage  1816.  Novbr. 
„Grosse  Feier  ist  heut  auf  dem  Asaberg, 
der    den    W^aldsee    Plöns    majestätisch    be- 
herrscht."    363—364.  — 

Adolph    Müller:    Sonett.      „Es   hofft 
die   Pflanze   Pflege   zu   erlangen"      365.    — 
Jos.   V.   Eichendorff:     Die    Lerche. 
„Ich   kann  hier  nicht  singen. 
Aus  dieser  Mauern  dunklen  Ringen 
Muss  ich  mich  schwingen 
Vor  Lust  und  tiefem  tiefem  Weh."  366. 

Eichendorffs   Werke  I  457 f.  — 
Wilh.  V.  Schütz:     Wehklage  in  der 
Unterdrückung. 

,,Wenn  im  goldnen  Abendscheine 
Heimscher  Burgen  Zinnen  stehn, 
Und  zum  Rest  der  Eichenhaine 
Eothe  Sonneudüfte  gehn"    367 — 369.  — 
Heinrich  Baron  Schwerdtner:    Un- 
treue und  Treue. 

,,Fi'üh    morgens    ritt    zu   jagen    Herr 

Owen  in  den   Wald 
Doch  fand  er,   kam's  zu  Mittag,    wohl 
schönern  Aufenthalt;"  369 — 370.  — 
Jos.  V.  Eichendorff:    Soldatenlied. 
,,Wa8  zieht  da  für  schreckliches  Sausen, 
Wie   Pfeiffen   durch   Sturmes  Wehu?" 
371-373. 
Eichendorffs  Werke  I  396  f.— 
Fr.    Rassraann:     Die    aufgebrachte 
säugende    Mutter. 

„Böse  Trommel,  böse  Trommel!  Kaum 
erst  war's  gelungen, 
Dass  ich  mein  unruhig  Kindlein  in  den 
Schlaf  gesungen;"  373 — 374. — 
Wilhelm  Müller:    Der  Fiedler  vom 
Rli  c  i  n. 

„Mein  Liebchen  hat  g'sagt: 


397 


Frauentaschenbuch.     Vierter  Jahrgang  1818. 


398 


Dein  Sang  inir  behagt."  ST-l— 375.— 
Max   V.  Schenkendorf.'     Am    ersten 
Mai  1816. 

„Hast  du  den  Mai  gesehen 
5  In  seinem  hellen  Strahl?"  376  —  377. — 

Gedichte,  1862,  S.  391.  ^Einladung  zum 
frühen  Spaziergant/e.'^ 

de  la  Motte  Fouque:    Ehrlich  währt 
am  längsten.    Erzählung. 
]ii  ,,Uie  Mitternacht    lag    ernst    und    still 

über  dem  prachtvollen  Heereslager,  welches 
zur  Lust  des  Fürsten  und    zur  Uebung  der 
Truppen  unweit  der  Hauptstadt  aufgesclilagen 
stand."  378—417.— 
]5  Wildenhayn:  Während  derSchlacht 

bei  Lützen.     Im  Leipziger  Park. 

„Horch,    Frau  Nachtigall,    horch,    war 
das  antwortender  Nachhall?"  417—418. 
Distichen^  — 
20         Heinr.    Bernhardi:       Des     Helden- 
sängers Todtenfeier. 

,, Wohnt  des  Sängers  Wittw'  im  kleinen 

Hause 
Still  und  Freudenbaar  — "  418-421.— 
25  C.  B.Freiherr  V.  Miltitz:  [Carl  Borro- 

mäus  Theodor  Werner  Alexander  Stephan; 
1780—1845.  Vgl.  Otto  Eduard  Schmidt: 
Fouqite,  Apel,  Miltits,  Leipzig  1908, 
S.  30ff\: 
30  Die  Bilder  des  Andrea  del  Sarto.  Eine 
Erzählung. 

,,Ein  junger  deutscher  Edelmann,  von 
unwiderstehlicher  Liebe  zur  Malerkuust 
getrieben,  hatte  mit  grosser  Freudigkeit  eine 
35  Geschäftsreise  nach  den  französischen  Nieder- 
landen angetreten,  wo  er  in  den  dortigen 
herrlichen  Kirchen  reichen  Genuß  an  alten 
Bildern  zu  finden  hofite."  421—442. 

Nicht  in  den  Gesammelten  Erzählungen. 
40  Friedrich  Etickert:     Aprilflocken. 

I. 
,,So  reich  an  Schnee-  und  Blütenflocken  war 
Mir  kein  April,  als  der  in  diesem  Jahr."443. 
II. 
45        „Es    rührt    mich    an    der    Früblingslüfte 

Schauern, 
Sie  kommen  sanft  ans  Herz  herangeglitten, 
Und     wollen     draus    vertreiben    dumpfes 
Trauern, 
50        Das    drinnen    wohnet,     wie     in    Winters 
Mitten."  443. 
III. 
,, Gründonnerstag,  und  nicht  nur  grün  allein, 
Womit,      nach      Winters      halbvertobtem 
55  Wüthen, 

Sonst    um   die   Zeit   man    mag    zufrieden 
sein;"  444. 
IV. 
„Der  Himmel  ist  so  helle 
60       Von  Wölk-  und  Wolkenstreifen, 

So  hell  ist  mein  Gemüthe,  sein  Geselle;" 
444—445. 
V. 
„Ihr  Vögel,    wenn    ihr  warten    wollt    mit 
65  Singen, 


Bis  mit  Gesang  ich  euch  vorangegangen !" 
445-446. 
VI. 
,,Was  ich  unmöglich  achtet',   ist  geschehn, 
Daß,  die  in  allen  stillen  Knospen  wühlen,    5 
Und    Blüthen   machen  aus  einander  gehn, 
Die  Frühlingslüft'   auch  meine  Brust  niuss 
fühlen;"  446. 
VII. 
,, Warum  nicht  auch,  wenn  mich  unzählbare    10 

Augen 
Des  Strauches  Jugend  und  des  Baumes  Alter 
Des  Lichts  Erregung  durstig  in  sich  sau- 
gen" 446. 
VIII.  ,5 

„Und    wenn    ich    war'    ein    abgestorbner 

Baum  — 
So  hab'  ich  einen  solchen  jüngst  gesehen" 
446-447. 
IX.  20 

,,Weil  ganz  als  milder  Mai  an  Laub  und 

Blüte, 
Am  Himmelblau  und  Wehen  linder  Lüfte, 
An  Wechselspiel  der  Farben  und  der  Düfte, 
Sich   heuer   zeigt  Aprils   besondre  Güte:"    25 
447.  Sonett. 
X. 
,,Ist  das  Jahr  ein  Bild  des  Lebens 
In  dem  eingepressten  Kreis 
Seines  Auf-  und  Niederschwebens  30 

Aus  dem  Eis  zurück  ins  Eis"    447  -  449. 

XI. 
,,In  einem  Lande  möcht'  ich  wohnen, 
Wo  der  Natur  gesetzter  Zwang 
Hinwandeln    lässt  durch    glüh'nde    Zonen   35 
Des  Jahres  unverrückten  Gang;''  449  —  450. 

XII. 
,,Ich    schäme    mich,    daß    eine    Handvoll 

Flocken, 
Die    plötzlich     bei    halbheiterm    Himmel   40 

sprühte. 
Und  selbst  den  Boden  lassen  mußte  trocken. 
Wo  sie  umsonst  zu  haften   sich  bemühte. 
So  sehr  verstören  konnte  mein  Gemüthe" 

450.  Sonett.       45 
XIII. 
,,Dies  Schneegeflock,  vom  heitern  Himmel 

sprühend. 
Kein    Schnee    ists,    wie    der  Winter    ihn 

macht  sterben;"  450—451.  Sonett.        50 
XIV. 
,,Ich  hab'  ihr  einen  Eosenstock  gebracht, 
Den  schönsten,    der  beim   Gärtner  aufzu- 
treiben;" 451. 
XV.  _  _         55 

,,Weil  unversehens  aus  dem  stillen  Licht 
Verderbenschwanger    kann     die    Flamme 
brechen;"  451. 
XVI. 
,,Und  wär'es  nichts  gewesen,  als  ein  Traum,   eo 
So    war    es     einer,    werth,    sich    sein    zu 
freuen;"  451—452. 
XVII. 
,,Mir  ist  bewusst,  o  mein  geliebtes  Leben, 
Wie  über  dich  ich  eine  Kraft  ausübe"  452.   65 


399 


Frauentaschenbucli.     Vierter  Jahrgang  1818. 


400 


XVIII. 

„Wenn  diese  Blumen,    die  aus  dem  Ent- 
zücken 
Des   Schmerzes   und    der    Liebe,    welche 

ringen 
Als  Frühlingskräft'  in  meiner  Brust,    ent- 
springen. 
Ich,  um  gleich  andeniBlumen  sie  zu  pflücken, 
Mich  brauchte  nur   mit  leichter  Hand    zu 

bücken. 
Wie  hier  nach  denen,    die   die  Au'n   mir 
bringen:"  452.  Sonett- 
XIX. 
,,Der    Frühling    übt    ein    fröhliches    Ver- 
schwenden, 
Ersetzend  Blumen,  die  ihm  gestern  starben 
Mit  neuen  beute,    bis    mit   seinen   Garben 
Der  Sommer  wird  das  Blütenleben  enden;" 
452-453.  Sonett. 
XX. 
,,Wenn  ich  nur  wüsst',  ob  auch  in  solchen 

Tönen, 
Wie  meiner  liebeswunden  Brust  entklingen, 
Unsterblichkeit  noch  wäre   zu  erringen, 
Die    sich    Petrark    errang    durch    süsses 
Stöhnen:"  453.  Sonett. 
XXI. 
,,0  ungestorbner  Kaiser  Barbarossa 
Den  ich  mit  Heldensang  von  Sieg  zu  Siege 
Geleiten  wollte  durch   die  heil'gen  Kriege 
Bis  zu  der  Ruh  im  unterird'schen  Schlosse:" 
453—454.  Sonett. 
XXII. 
„Solch  einen  Wandel  wünscht'   ich  euch. 
Wie  ich  hab'  umgeschlagen 
Ihr  Blüthen,  die  ihr  frieren  müsst 
In  diesen  kalten  Tagen."  454.   — 

xxni. 

„Ich  habe  mir  nun  eiurnalil  vorgenommen, 
Dass  es  in  meinem  Herzen  Lenz  soll  sein" 
454—455. 
Viersehnmal  wiederholtes  Beimjiaar. 
XXIV. 
„Die     ihr     von     falscher    Sonnenstrahlen 

Brüten 
Euch  arglos  wärmen  liessetlange  Wochen." 
455.    Sonett. 
XXV. 
,,lhr,  die  ich  aus  dem  Drängen  rauher  Lüfte, 
Wo  eure  Stimmen  leis'  um  Hülfe  riefen. 
Gerettet  hab'    in    meines  Herzens  Tiefen, 
Zarte  Gewächs'  in  Winterhauses  Grüfte!" 
455-456.   Sonett. 
XXVL 
,,0  wir  von  unheilbarem  Kampf  zerrissenen. 
Aus  kalter  Heimat  winterlicher  Zone 
Nach  Südens  sommerlichem  Gluthauch  ohne 
Befriedigung  von  Sehnsucht  hingerissenen. 

Und  sind  zum  Ziele  dann,  nach  eingerissenen 
Der    Hemmung    Schranken,    wir    gelangt 

cntflohne 
Ach  wieder  dann   von   tiefem  Zaubertono 
Zurückgezognen  nach    dem    uns  Entrisse- 
neu!" 456.  Sonett. 


XXVII. 

,,Du  träumtest:   Rosenblätter, 
Die  du  durch  meine  Kammer  sähest  stieben, 
Hab'  ich  genommen,  und  darauf  geschrie- 
ben." 456. 
XXVIII. 
,,Du   träumtest,  dass,    da   morgens  aufge- 
standen 
Du  schmücken  wolltest  dich,  wie's  ziemet 
Bräuten"  457. 
XXIX. 
,,So  schöne  Füll'  an  wunderbaren  Träumen 
Umgiebt  dich    in    des  Schlummers    stiller 
Ruh;"  457. 
XXX 
,,Das  Augenglas,   erlischend. 
Das  trüb  und  blind  nicht  mehr  hat  taugen 

wollen. 
Hat  deine  Hand,  mit  leisemTuche  wischend, 
Mir  hergestellt,    erfrischend. 
Aus   mattem    Glanz    zum   vollen."  457. 

XXXI. 
,,Wann  ich  dem  Schlaf  des  Morgens  mich 

entrissen, 
Um  fortzuschreiben,  was  ich  angefangen;" 

457. 
XXXII. 
,,0  gebet,  eh  ich  nun  von  hier  muss scheiden, 
Ihr  Musen,  die  ihr  nie  mich  habt  verlassen. 
Gebt,    mein    Gefühl    in    Worte    noch    zu 

kleiden. 
In  Reime  meine  Liebe  noch  zu  fassen;" 458. 

XXXIII. 
,,0 saugt,  ihrdesGesang[e]sdurat'ge  Bienen, 
Die   ihr  stets  trinkt,    und    nie  trinkt    zur 

Genüge, 
O  sauget  lange,   tiefe,  volle,  Züge, 
Zum  Abschied  noch  aus  Blumen,     diesen 
Mienen;"  458-   Sonett. 
XXXIV. 
,,Wenn  jeder  Stunde,  jedem  Augenblicke, 
Wenn  jedem  Orte  auch   und  jeder  Stelle, 
Wo  ich  die  Brust  mit  deiner  Lieb'  erhelle, 
Wo  ich  mit  deinem  Bild  das  Herz  erquicke;" 
458-459.  Sonett. 
XXXV. 
,,Wenn    ich    nun    werde    sein    von    hier 
gegangen"  459.  Sonett. 
XXXVI. 
,,So  sind  mir  eingetheilt  des  Tages  Räume:" 
459.  Sonett. 
XXXVH. 
,,Man  sagt,  dass  nicht  gedeih  Aprileniilüte;" 
459—460. 
XXXVIII. 
„Die    Knospen    an    den  Bäumen    wollten 

zagen. 
Als   fürchteten   von    der  Natur   Gesetzen 
Sie  eins  das  allerhöchste  zu  verletzen. 
Wenn    vor    dem   Mai    sie   wagten    auszu- 
schlagen." 460.  Sonett. 
Poetische  Werke,  1868,  11304  f.  306  f. 
Biese  „  Aprilflochen'^  sind  in  den  Werken 
sum    grösstcn    Teil    in    y^Mnilieder'^    ttm- 
(jctauft.  — • 


401 


Frauentaschenbuch.     Mitarbeiterverzeichnis. 


402 


Verseichuis  der  Mitarbeiter  am  Fratientaschenbuch. 


Jahrgang  lNl,i, 

Fanny  =  Fanny  Tarnoio 

FrMvich]  '^'  '"  ^""^  -^""3"« 

Ludwig  Giesehrecht 

Gottwalt  =  Seeqemiind 

L.  E.  Hesse 

Franz  Hörn 

A.  Karow 

Kerner 

Fr.  Kind 

H.  Lost 

P.  J.  Rehfues 

Sebastian 

Seef/emund,  s.  Gottwall 

Fr.  L.   Graf  zu  Stoiber y 

Uliland 

'Jahrgang  IHHi. 

Ehrenfried  Blochmann 

C.  L.  Blum 

Joseph  von  Eichendorff 

Caroline    1    ,    ,     t^  ..     tt. 

Friedrich  ]  ^  ^«  ^^''"'  "^'"'«"'^ 

Friedrich  1 

Ludwig    j 

Gottwalt  =  Seegemund 

Paul  Graf  von  Haugwitz 

E.  T.  A.  Hoffmann 
Franz  Hörn 

A    Karow 

Fr.  Kind 

Fr.  Krug  von  Xidda 

Freimnnd  Reimar  =  Rückert 

Karl  Schellhorn 

Gustav  Schwab 

F.  G.    Wetzet 

•Jahrgang  IS  17. 

C.  L.  Blum 

Cyane  ^  Philippine  von  Calcnberg 

Joseph  V.  Eichendorff 

Caroline    \    t     i     -.r  ,^     -n, 

Friedrich]  '^'  '"  '^^""^  ^""1"' 


Giesebrcchi 


Goihvalt  =  Seegemund 

G.  A.  V.  Halem 

Paul  tjh-af  Haugwite 

W.  Hensel 

V.  Hey  den 

Franz  Hörn) 

Ir.  Krug  v.  Xidda 

V.  Lehr 

Messerschmid 

Ad.  Müller 

W.  Malier 

Freimund  Reimar  ^=  Ruckert 

Schenkendorf 

Schwab 

G.  Szr. 

ühland 

Friedrich  Gottlob  \    ,„  ,    ,   f ti-      j7 

Johann  Heinrich  \    ^^'^'''  l^^ '^'''^ 

Jahrgang  ISIS. 

Heinrich  Bernhardi 

Joseph  V.  Eichendorff 

Caroline  \    „ 

Friedrich  \  ^""3'«' 

G.  A.  V.  Halem 

Paul  Graf  Haugwitz 

Wilh.  Hensel 

E.   T.  A.  Hoffmann 

Franz  Hörn 

Heinrich  v.  Kleist 

Fr.  Krug  v.  Nidda 

Friedrich  v.  Luck 

C.  B.  V.  Miltitz 

Adolf  Müller 

Wilhelm  Müller 

Rassmann 

Rese 

Rückert 

Schenkendorf 

Schtoab 

Heinrich  Baron  Schwerdtner 

W.  V.  Schütz 

G.  Sze.  =  Zeune? 

Wildenhayn 

Wilder 


26 


403 


404 


Nachträge  und  Berichtigungen. 


Schlegel-Tiecks  Museit-Alwauach, 

JS02. 

Spaltel,i(i:  Auch  das  Freie  Deutsche  Uoch- 
stift  in  Frankfurt  a.  31.  hesitzt  den 
Almannch. 
„  3,20:  Wichtig  sind  auch  zwei  Stellen 
ans  dem  Brief  A.  W.  Schlegels  an 
SophieBernhardi[Jena,21:M  August 
1S01\:  „Der  Drucl;  des  AtiiKin.  ist  un- 
gefangen und  wird  nun  rasch  fortgehen. 
Noch  habe  ich  l-eine  Zeile  von  TiecJ: 
und  ich  werde  mich  auch  nicht  mit 
sclireihen  bemühen:  denn  tvo~ii  soll  ich 
mich  rcrgcblich  ereifern?  Der  Alma  nach 
ist  reich  genug,  wenn  er  auch  nichts 
mehr  liefert. 

„Text. 
Der  Faule  stirbt  über  seinen  Wünschen, 
Denn  seine  Hände  wollen  nichts  thunl 
In  diesen  wenigen  Worten  liegt  eine 
sehr     getreue     und     reichhaltige     Be- 
schrcilmng  von  dem  Zustande  und  der 
Lebensweise  unseres  Freundes  Ticck." 
[Holtei,  300  Briefe  1872,  III  CG;  69.] 
Die    Korrespondenz    iibcr    das   von 
A.   W.  Schlegel  auf  Üarolinens  Wunsch 
nicht  in  den  Almanach    aufgenommene 
Gedicht  Friedrichs  „DerwctlcKram" 
brinqt:  Bd.  III der  Brief c  an  Tiecl\ 
S.  319;  Baichs  Dorothea  I  55;  Wait£ 
Caroline  II  134.  — 
..     3,  ir,:  12,  GO:  40,  20:  @f.  [nicht  GK] 
und  T  sind  die  Schiffern  des  Begicrungs- 
rals  von  Bohr  in  Berlin.  Tgl.  Bartlici/, 
Die    Mitarbeiter  an  Nicolais  Allg.  D. 
Bibl,  1842,  S.  22  f,  59,  69.  — 
.,     ö,  21;  7,  19:    Vgl.    Frans  Schultz, 
Der    Verfasser    der  Nachtivachen    von 
Bonaventura,    Berlin,   1909,  S.'106f, 
109  ff,  115  ff.  - 
„     7,43:  V(il.  auch  W.  Herbst,  Joh.  Ilcinr. 
Voss,  1876,  2.  Bd.,  2.  Ablh  ,  S.119f 
..     10, 10:  Das  Münchner  Antiquariat  von 
Ludwig  Basen thal  notiert  im  Kata- 
log 142  vom  J.  1910  unter   No.  3811: 
„Miisen-Alm.  1S02,  v,  Jtcrnli. 
Vermehren. 
Mit  4:  Kupfer)!  \:\  2Sii  S. 
Die    4    Kupfer    sind    von     Ucinr. 
.Seil III itit  f/estoclien". 
In  den   mir  belannten  FxemiAarcn 
befinden    sich  heine  Kupfer.     Die   Bc- 
zcnsion     in     Nicolais     „Neuer    Allg. 
Deutscher    Bill."    schliesst    allerdings: 


„Die  diesem  Almanach  beygefiigten 
Kupfer,  vier  an  der  Zahl,  gehören, 
mirabite  dictu!  —  zu  einem  noch  un- 
gedrncJiten  Bomane,  und  einem 
Magazine  der  Beisen  und  Schiff-  5 
briiche,  welches  liinftigcs  Jahr  bei/  dem 
Verleger  des  Almanachs  [Soiinner  in 
Leip.:i(i\  heraiislommcn  wird"  [69. 
Bandes  2.  Stück,  S   353.\ 

Vermchrens  Museti-AlinatiacJie,        10 
1S02/03. 

Spalte  13,  (il: 

Bezension: 

Eine     drastische     Bezension     des 
Vermehren  sehen  Almanachs  enthalt  auch    '^ 
No.     3     des     „Freimüthigeii"     vom 
6.  Januar  1803.  Sie  ist  nicht  gezeichnet, 
wahrscheinlich  von  Kotzebue  und  lautet: 

„UV««    die    Musen    einmal    eine 
AultioH  veranstalten,   um   ihre  Biblio-   2C 
thek   von   dem    Unwerthen  zu  reinigen, 
so  wird  dieser  Almanach  gewiss  nicht 
zurückbleiben.     Man  findet  darin  zwar 
ein  Paar  gute  Gedichte;  aber  es  sind 
ein    Paar    einzelne    Blümchen,    deren   '^ 
Samen  verirrte  Vöglein  auf  einen  nackten 
Felsen  trugen,  wo  er  mühsam  anwurzelte. 
Der  Herr  Herausgeber  hat  das  meiste 
geliefert,   und  dadurch  —  um   mit  den 
Herren     Schlegel     und    Bernhardi    zu   3' 
ioitzcln   —   den   Werth  des  Almanachs 
nicht   vermehrt.     Unter  allen  Talenten, 
welche   die  Natur  ihm  zugeteilt   haben 
mag,  ist  das  poetische  nicht,  und  wer 
ihm  sagt,  er  besitze  es,  ist  sein  Feind.   '^' 
—  —  —   Seine  Bomanzcn  sind  laues 
Wasser.     Auch  wenn  er  ein  Lied  mit 
den  Worten  anhebt: 

Kleine  Lieder  kann  ich  singen. 

Doch  der  Flug  will  nicht  gelingen:  ^' 
Kann  man  ihm  nur  die  Wahrheit  der 
zweiten  Hälfte  unbedingt  zugestehen.  — 
Kurz,  in  Herrn  T.  glimmt  kein  poe- 
tischer Funke,  der  auch  nur  so  hell 
leuchtete,  wie  eine  Berlinische  Strassen-  * 

laterne. Drei  Gedichte  [sind]  von 

Bostorf,  worunter  besonders  das  an  Tieck 
und  die  beiden  Schlegel  merkwürdig  ist 
Man  lernt  daraus,  dass  diese  Herren 
am  Hochaltäre  stehen,  neue  Worte  zu  ■' 
verkünden;  (jawohl,  Worte!)  dass  ihnen 
Wundertöne  von  den  Lippen  strömen; 
(ja  wohl  Töne!)  dass  ihre  Saat  ewig 
keimen    wird,    (da  scy  Gott  vor!)  und 


405 


Nachträge  und  Berichtigungen. 


406 


üirc  Ftüchte  iinrerwelklicJi  sind\(manche 
sind  schon  abf/efa/len !)  dass,  wenn  die 
Zukunft  sie  heiiihrt,  ein  Blitz  durchs 
Dunkel  zuckt:  (Gott  wolle  uns  das 
Lessingschc  und  Wictandsche  Dunkel 
noch  lange  erhalten!)  dass  der  neue 
Schlegelsche  Tempel  himmlisch  glänzt 
und  eine  Brücke  von  Edelsteinen  er- 
hauet ist;  ildss  tausend  Wanderer  zu 
der  neuen  Bundeshütte  eilen;  dass  die 
Herren  Schlegel  und  Tieck  die  alte  Zeit 
hervorgerufen  (nehmlich  Jakob  Böhme) 
und  die  neue  schon  verjüngt  haben, 
(allerdings  ist  die  neue  Zeit  ein  muth- 
williger  Knabe  geworden,  der  für  sein 
Leben  gern  der  alten  Zeit  die  Fenster 
einwirft) :  kurz,  dass  sie  die  ächten 
Hohenpriester  ttnd  treuen  Hüter  der 
ewigen  Lampe  sind.  Solches  Alles  wird 
besiegelt durchden  jedem  längst  bekannten 

Nahmen  —  Rostorf. Herr  Friedrich 

Schlegel  hat  den  Almanach  mit  neun 
(iedichtcn  ausgestattet,  die  zum  Tkeil 
wohl  nur  ihm  verständlich  seyn  können, 
und  vielleicht  auch  das  nicht  einmal. 
—  —  —  Aber  die  Pflicht  fordert  von 
dem  Freimüthigen,  zwei  dieser  Gedichte 
vorzüglich  auszuzeichnen,  und  mit 
willigem  Herzen  zu  gestehen,  dass  Herr 
Friedrich  Schlegel  in  diesen  beiden  Ge- 
dichten sich  äusserst  liebenswürdig  dar- 
stellt.    Das  erste  ist  die  Romanze: 

„Rosen,  süsse  Jlarianna" 

äusserst  zart  gedacht    und  empfunden. 

Das  zweite  ist: 

„Als  der  Witsein  Liebchensuchte", 

[wird  ganz  zitiert.] Alle  übrigen, 

die  in  diesem  Almanach  geverselt  haben, 
verdienen  keine  Erwähnung''.  — 
Spalte  22,  J: 9:  Das  Gedicht  der  Sophie Mercati 
„Durch   Wälder  und  Felder" 
ist    wieder    abgedruckt    bei    R.     Steig, 
Arnim  und  Brentano,  1S94, 183;  dazu 
Anm.  S.  353.  — 
„     20,17:  lieber  F.  G.  Wetzet  ist  Jetzt 
zu    vgl.    Franz   Schultz,   „Der  Ver- 
fasserderNachtwachen  von  Bonaventura", 
Berlin  1909.  — 

Chamisso-VarnliagcHs 
Musen- A  Im  a  n  a  che,  1804^1806. 

Spalte  29,50:  Vgl.  Archiv  für  die  Geschichte 
des  deutschen  Buchhandels,  1SS3,  VII 
207.  — 

„  S3,J:)f.:  lieber  Koreff  vgl.  auch  Voss. 
Ztg.,  SB.,  November  IHOH  und  M.  Allg. 
Ztg.,  S.—IO.  Januar  1'J07. 

.,  SU,  19:  Den  Brief  Koreffs  aus  Halle, 
Juni  ISOl,  nach  dessen  Original  auf 
der  Königl.  Bibl.  zu  Berlin  der  Abdruck 
hier  erfolgte,  brachten  bereits  Varnhagcns 


„Biograph.  Portraits",  Leipzig 
1871,  S.  33  ff.  — 
Spalte  34,  .y.t:  Vgl.  auch  den  wichtigen  Brief 
Chamissos  an  E.  Bode  vom  12.  Oktober 
l''^0[4\in  Holteis  „Dreihundert  Briefen", 
Hannover  1872,  I  57 f  — 
„  52,  3:  Der  „Nachlass  Varnhagens"  in 
der  Handschriften- Abteilung  der  Königl. 
Bibl.  zu  Berlin  enthält  einen  Brief 
Friedrich  Schlegels  an  Varnhagen  vom 
20.  Mai  1805,  aus  Köln,  der  lautet: 

„  Wenn  Sie  wüssten,  von  wie  vielen 
Geschäften  und  Arbeiten  ich  seit  einigen 
Monaten  bedrängt  werde,  so  loürden  Sie 
mich  gewiss  entschuldigt  halten,  dass 
ich  auf  Dir  geehrtestes  Schreiben  nicht 
eher  geantwortet  habe,  welches  sonst  un- 
streitig geschehen  sein  tvürde. 

Das  Geschenk  ihres  Alma  nach  s 
kannte  mir  nicht  anders  als  sehr  ange- 
nehm sein  da  ich  gewiss  die  Gesinnung 
zu  schätzen  weiss,  in  der  Sie  meiner 
dabei  gedacht  haben.  —  In  Htren  Ge- 
dichten wird  man  die  Liebe  zur  Poesie 
so  wenig  verkennen  dürfen,  als  das  sorg- 
fältige Studium  der  Versifikation,  deren 
nur  von  Wenigen  erkannte  Tiefen  ge- 
wiss lange  ein  Gegenstand  des  Nach- 
denkens sein  können,  ehe  man  mit 
diesem  wesentlichen  Theil  der  Dicht- 
kunst in's  Reine  kommt. 

Noch  erlauben  Sie  mir  zu  bemerken, 
dass  dergleichen  einzelne  kleine  Gedichte 
nur  dann,  wenn  sie  ganz  von  selbst  aus 
eigner  Stimmung  hervorgehn,  das  Natür- 
liche, Eindringliche  und  Unnachahm- 
liche haben,  was  ihren  eigentlichen  Reiz 
ausmacht.  Lyrische  Gedichte  müssen 
nicht  sowohl  gemacht  als  vielmehr  ge- 
worden sein.  Meine  Überzeugung  ist 
tvenigstens,  dass  mehrere  unsrer  besten 
lyrischen  Dichter  grade  dadurch  ihr 
Ziel  verfehlt  haben,  dass  sie  es  über- 
fliegen wollten,  und  die  Wirkung  der 
ersten  natürlichen  aus  dem  Herzen 
kommenden  Grundtone  durch  die  Menge 
der  nachmals  verfertigten  lyrischen  Kunst- 
gedichte selbst  erstickt  und  verderbt 
haben.  Ein  junger  Künstler  sollte  da- 
her vorzüglich  durch  ein  grösseres  dra- 
matisches oder  romantisches  Werk  sich 
selbst  und  die  Tiefe  der  Kunst  mit  An- 
strengung aller  Kraft  zu  erproben 
streben ;  ein  Versuch,  wozu  man  freilich 
der  Vorbereitungen  und  Studien  fast 
nicht  genug  machen  kann.  Denn  un- 
streitig kann  nur  aus  einem  Geist,  der 
durch  diemannigfaltigstenh  i  stör  ischen 
und  philosophischen  Studien  lange  ge- 
nährt ward,  eine  geistige  Geburt  her- 
vorgehen von  selbständiger  Kraft  und 
Gestalt.  Sie  sind  so  glücklich,  dass 
Hinen  noch  eine  weite  Bahn  bevorsteht 
in  einer  Zeit,  wo  man  wenigstens  hie 
und  da  anfängt  das  Wahre  zu  achten, 
26* 


407 


Nachträge  und  Berichtigungen. 


408 


und  doch  einige  der  gröbsten  Irrthümer 
widerlegt  sind.  Und  hei  dem  Eifer, 
der  Sie  beseelt,  und  der  Aussicht  einer 
Zeil,  wo  noch  so  vieles  su  thtm  übrig 

5  ist,    kann    es    Ihnen    an    Sporn    nicht 

fehlen.  —  Fichte  kennt  Sie  personlich, 
und  so  hat  er  Ihnen  wahrscheinlich  mit 
gutem  (hund  das  Studium  der  Alten 
besonders  empfohlen.    Freilich  ist's  .'ij)äl, 

10  nach   dem  zwanzigsten   Jahre  mit  dem 

Griechischen  anzufangen,  und  wäre  nicht 
jedem  zu  rathen.  Es  ist  eine  imer- 
schöpf liehe  Sprache,  fast  iriedasDcufsche, 
d'ssi'ii    StinliiiHi    iiitch    fiele  Jahre  hin- 

y^  nehmen  kann.  —  Selir  iriirde  ich  mich 

freuen,  wenn  ich  einmal  Gelegenheit 
haben  sollte,  Ihre  persönliche  Bekannt- 
schaft ni  machen.  Vielleicht  würde 
auch  dann  das    Vertrauen,  mit  dem  Sie 

20  mich    beehren,  mir    Midh   machen,   das 

Misslichste  zu  unternehmen,  was  man 
ttnternehmen  kann;  in  die  Seele  eines 
Andern  nämlich  zu  rathen,  wohin  unser 
Streben  auf  dem  uncr messlichen    Welt- 

25  meere  des  Studiums  das  Steuer  richten  soll. 

Wenneher  wieder  ein  Stück  „Europa'' 
herauskommt  weiss  ich  noch  gar  nicht ; 
sobald  geiviss  nicht.  Auch  sind  Ge- 
dichte eigentlich  von  Anfang   an  nicht 

30  in  dem  Plan  dieser  Zeitschrift  gewesen; 

die  wenigen  im  ersten  Stück  waren  eine 
besondere  Ausnahme.  Entziehen  Sie 
also  Ihre  Elegie  IJirem  eigenen  Almanach 
nicht.       Gern    sendete    ich    zu    diesem 

35  Ihnen  Beiträge,  allein  das  Wenige,  was 

ich  vorräthig  habe,  ist  gerade  su  einem 
eignen  Zwecke  schon  bestimmt,  so  dass 
ich  nicht  mehr  darüber  disponieren  kann. 
Für  das  nächste   Jahr  werd'  ich  aber 

40  gern  etwas  beitragen. 

Hecht  sehr  danke  ich  für  Ihre  Be- 
mühung wegen  des  von  Olearius  ver- 
deutschten G  itlistan 

Mit  Freuden  habe  ich  die  Beise  des 

45  Herrn  Ktaproth  nach  China  vernommen. 

Es  lassen  sich  grosse  Dinge  von  ihm 
erwarten  .... 

Ihr  ergebenster  Schlegel." 
SpalteS'^,40ff',:  Wilh.  Neumanns  „Sonnet" 

f,0  [Jahrgang   1804,  S.  12\   ist  abgedruckt 

im  2.  Theil  seiner  „Schriften'^,  1835, 
S.  143.  —  Ebenda  sein  Gedicht  .„An 
Lina"'  [.4?»».,  S.  14].  Die  ^Klage"^ 
[Alm.    23]     steht     Schriften    II    144. 

55  Sein  .^Sonnet''  [Alm.  40]  Sehr.  II 145. 

Ebenda  „Die  Epigramme,  1—3'^, 
[Alm.  46].  Die  beiden  „Sonnete'^ 
[Alm.  6'5  und  73]  folgen  sich  in  den 
Schrr.:  II  146 f.    Das  „Sirenenlied"' 

60  [Alm.  12,5]  steht  in  den  Schrr.  II  148. 

„Das A u g c« [Alm. 148] t^  Schrr. II 147 f. 

„     ßiifS'.fff.:  Das  von  W.  Neumann  und 

Chamisso   gemeinsam    vcrfasste   Sonett 

„An  Fichte"    ist  auch    aufgenommen 

ee  in     Neumanns     „Schriften",     II    158. 


Neumanns  beide  .^Sonette'''  [Alm.  1805, 
S,  11,  12]  stehen  in  den  Schrr.  II 153, 
154.  Das  r.Gebet''  [Alm.  20]  =  Schrr. 
II  161.  —  y,Die  Blume  an  die 
Quelle"  [Alm,  107]=  Schrr,  II 151.  —  5 
.^Variazion'^  [Alm.  133]  =  Schrr,  II 
154ff,  —  Die  „Sonette"  [Alm.  173 f,] 
=  Schrr.  II  150 f,  —  „Genesung" 
und  „An  meine  Schwester"  [Alm. 
175  f.\  =  Sehr,  II  14!)  f  —  An  eine 
Böse"  [Alm.  198]  =  Schrr    II  103.  —    ,0 

Poetisches  Taschenbuch,  1S06. 
Spalte  81,3  und  84, 32:  Vgl.  B.  Steig,  Ar- 
nim und  Brentano,  1894,  I  137f. 
Brief  Brentanos  vom  2.  IV.  1805  an 
Arnim,  dem  er  zwei  Gedichte  aus  der  15 
„  Trutznachtigall"  übersendet,  die  Schlegel 
zwar  nicht,  aber  der  erste  Band  des 
„Wunderhorns"  [S.  I(i6  und  238]  l/ringt. 

Rostorfs  Dichtergartc»,  180'j.  ^o 

Spalte  HO,:i  und  113,31:  Ueber  den  Kling- 
klingel-Almanach  vgl.  auch  Herbd, 
J.  H.  Voss,  II  144. 
„  !tO,  10:  Eine  Bezension  brachten  auch 
dis  Heidelberger  Jahrbücher  f.  25 
Litteratur,  1809,  V.  Abth.,  2.  Heft, 
S.  53.  — 

Seckendorffs  Musenalmanache, 

1S07/0S. 
Spalte  03, 42:  Vgl.  auch  B.  Sieig,  Arnim  '^'^ 
und  Brentano,  I  237:  „Brief  Arnims 
vom  12,  Februar  1808,  „Eben  erhalte 
ich  von  Voss  den  Seckendo>-ff sehen 
Almanach,  wo  ein  4  schöne  Stücke  drin 
sind"-.  '^^ 

.,  103,  44:  Vgl,  „Lenau  als  Korrektor 
Kerners'''  von  i.  Geiger  in  No,  173 
der  Beilage  zur  Allg.  Ztg.  1898, 

„  106,  '25:  Soll  [nach  Conz]  schon  im 
Morgenblatt  1807  stehen.  40 

Heidelbergische  Taschenbücher, 
180QI12. 
Spalte  113, 15:  Fundorte :  Alle  Jahrgänge 
haben  die Königl.  Bibliotheken  zu  Berl in 
und  Dresden.  —  45 

Jahrg.1809— 10:  Heidelberg  U.B. 
„    1809 — 11:  Grossherzogl.  Hof- 

Bibl    Darmstadt, 
„    1811 :  Königl.  Hof-  und  Staats- 

Bibl.  München,  m 

„    1812:  Freies  deutsches  Hoch- 
stift-Frankfurt, t  Prof.  Dr. 
U.  Fechner-Berlin, 
Spalte  115, 11:  Die  Bezension  im  Morgen- 
blatt   ist    vier  Spalten   lang   und  un-   55 
gezeichnet.        Sehr      wohlwollend     und 
lot>end.       Ihre    phrasenreichen     ersten 
beiden  Absätze  lauten: 

„Mit  holder  Bescheidenheit  und  lieb- 
licher Anmuth  erscheinen  hier  frühzeitig   60 
die    Musen,     darbringend     eine     neue 


409 


Nachträge  und  Berichtigungen. 


410 


Gabe,  getveiht  dem  Ernste  wie  dem 
Frohsinne,  der  sanften  nnd  tiehenden 
Schivärmerey  des  Hertens  wie  der  hohen 
Feyer  des  (ieistes  und  dem  verherrlichten 
5  Leben     im     inneren    Ueiliijlhume    der 

Kunst.  Eine  frohe  Verl.ündiiimni  ist 
uns  diese  neue  Erscheiniin;/;  die  liinst- 
reichen  Bildungen,  aus  welchen  ti'e  ge- 
staltet ist,  giebt  ans  die  beruhigende 
10  Gewissheit,  dass  der  deutsche  Dichter- 

geist nicht  im  Sinken  bcgrifjcn  ist  [!] 
von  der  Höhe,  zu  welcher  ihn  die 
Heroen  unserer  schönen  Litteraiur  ge- 
hohen haben  —  wie  die  Kleinmiithig- 
1,^  Jceit  im  laufenden  Jiihreoft  rerlauten  Hess. 

Bewahrte  und  irrchrte  Xaiiicn  ver- 
bürgen die  Treff lich/ail  ihrer  Bcgtrdge 
zu  dem  neuen  Taschenbuche,  aber  auch 
jüngere    Zöglinge    der    Kunst    hat    der 
20  sinn-    und   geistvolle  Herausgeber  ein- 

geführt in  die  Gesell-Schaft  der  acht- 
baren Flieger  deutscher  Poesie:  denn  das 
Aufstreben  zum  Treffliehen  verdient  Er- 
munterung —  das  Gelingen  anfeuernden 
2ö  Bei/fall.''  —  —   Ueber  Schreibers  Er- 

zählung „Die  drei  Geliebten'-  wird 
gesagt:  „Ausser  der  in  Deutschland 
ziemlich  seltenen  Kunst,  gut  zu  er- 
zählen, hat  diese  letztere  noch  ein  be- 
30  sonderes  Interesse  für  den  Freund  des 

Schönen.  Ihr  hihalt  ist  christlich- 
romantisch  —  und  lunn  als  Master 
der  Behandlung  dieses  Stoffes  dienen, 
mit  dem  in  unsern  lagen  so  vielerlei 
35  Mi.'^shrauch  c/eirieben  wird''. 

Spalte  l->-i,  *>*  Unit  fiS,  31:  Zu  Prior  vgl. 
Sj).    Walcadinouic,    Prior   in   Deutsch- 
land: Grazer  Studien  zur  d.  Philologie, 
hg.   V.    Schönbach  und   Seuffert,   1S95, 
40  ^-  Heft. 

„     rii,41:  Ueber  Joh.  B.  Schupp,  vgl. 
jetzt    auch   Carl   Toi)t   im    Euphorion 
190!),  Bd.  XVI,  1.  Heft,  S.  6 ff.  — 
.,      123,  'iO:  Die  „Kleinen  Dichtungen"  in 
45  Prosa    sind    abgedruelt    in    Schreibers 

Poet.   Wcrl-en,  ISIT.  I  391  ff. 
„     l-i4,:il:  Das  Intelligenzblatt   No.  :,>3, 
vom  9.  Sept.  1809,  der  ,.Ztg.  f.  d.  elegante 
Welt"    enthält   eine  Anzeige  des   Ver- 
50  legers  Tobias  Loeftlcr,  dass  der  Jahr- 

gang  1810   „näclistens   die  Presse  ver- 
lassen" werde;  er  erschien  also  wohl  im 
Oktober  1809. 
„     127,1:7:    Knebels    Hymnus    steht    auf 
S.  7  seiner  „Sammlung  Kl.  Gedichte," 
Leipzig,  1815,  unter  dem  vereinfachten 
Titel:  „An  die  Sonne". 
„     129,  iiS:  Das  ist  ein  Irrtum,  der  nicht 
Goedeke,    sondern    mir  zur  Last  fällt: 
60  denn   die  Distichen    sind    in  Su2>hans 

Ausgabe  nachgetragen    in   dem   erst 
1899  erschient  nen   Bunde  3:J,  S.  53:i. 
[Vgl.  dazu  S.  54:J.\ 
„     mt,:U:    Vgl.    Goedeke   VII  711.     Ist 
65  der   Ueber  Setzer   G.   W.   Kessler,    der 


1809     in     Hitzigs     Berliner     Verlag 
„Cgmbeline"  übersetzt  hafte'r' 
Spalte  112,'i6:HerdersWerke,hg.v  Suphan, 
Bd.  :.".i.  S  170— lU.  Titel:  IParthcnope. 
Ein  See  Gemähide  bei  Neapel-"'  5 

„  142, öl:  Ueber  Christ  ian  Niemeyer 
wird  in  No.  138  disr  Ergänzungsbl. 
zur  Hall.  Allg.  LH.-  Ztg.  vom  13.  Dezem- 
ber 1810  gesagt,  er  sei  „Prediger  zu 
Dedeleben".  lo 

..     m,  61  f. :  Ti  ichternoscn  ist  Druckfehler 
des  Heidelberg.  Taschenbuchs  fiirTrichler- 
nasen.     Siehe   Herders  Werke,    hg.    v. 
Suphan,  20,  663. 
„     113,3Gff.:  A.  Schreibers  „Gärtchen"    y., 
ist  abacdruckt  im  ersten  Bande  seiner 
Poct.-Werke,    S.    397.     „An    Ceres" 
[Taschenb.    1811,    136]    steht    in    den 
P.  W.  I  457.     Die    Erzählung    „Der 
Trauring"   [Tschb.   139 ff]  =  P.  W.   20 
II  311  ff.     [Diese  Novelle  stimmt  stoff- 
lieh mit  Eichendorffs  „Marmcrbild"  — 
Frauentaschenbuch  für  1819    —   über- 
ein.    Sic  wurde  von  Schreiber  fast  zu- 
gleich   in    seinen   ,.Gedichten  und  Er-  20 
Zählungen."  Heidelberg  1812,  S.  303  ff. 
veröffentlicht,  wo  auch  die  Erzählungen 
„Boger  und  Marie'^  —  S   253 ff  — 
und  „Die  drei  Geliebten'^  —  S.  280  ff  — 
schon  zu  findensind.}—  „Der  Lorbeer"   30 
[Tschli.  163\  =  P.  W  I  95.  „Correggios 
Magdalenc"  [Tschb.  182]  =  P.  W.  I  458. 
Die  Erzählung  „Properfiavonliossi" 
[Tschb.    215  ff]    =    P.  W.    II  424  ft\ 
[Vgl.  dazu   Holteis  Sta?izen  „Properlia   35 
di  Bossi"  in  Gubitz  „Gaben  der  Milde" 
[II 204  ff  Sp  313,  31  f]  ,.Die  späte  Ehe" 
[Tschb    224]  =  P.  W.  I  476.  — 
.,     140,  Ä>:    Vgl   zum   „Donauweibchen" 
jetzt     Floeck,     Die     Elementargeister,   40 
Heidclheni  1909.  — 
„     131,  IS:     Wallher    v.    d.    Vogelweide, 
hrsg  von  Lachmann,  56,  14  ff;  57,  7. — 
„     133,7:   Einzuschieben:  G.  [121,56]  = 

Haua-     [Vgl.  auch  131,18]  45 

,.  133,27,  33  inid  1.'>1,30:  Hier  und 
überall,  wo  im  Text  des  2.-4.  Jahr- 
ganges A.  vorkommt,  ist  zu  setzen: 
A.  [=At(rnhammer?]  Vgl.  Sp.  100,  61.- 

Kerners  Poetischer  Ahiianach,   1812.  so 
Spalte  160,3:    Vgl   auch  den  Bericht  Geigers 
in  der  „Zeitsehr.  f.  d.  Philologie,'^  31, 
371  f,  373. 
„     160,67:  Gemeint  ist  Amalie  Schoppe, 

qeb.  Weise.  5^ 

„  167,  IS :  „  F  e  r  d  i  n  a  n  d  We  c  k  h  e  r  l  i  n 
war  Adjunkt  der  Hof-Bibliothek  in 
Stuttaart.  Er  i.-t  bereits  1817  gestorben. 
Vgl.'Uhlands  Leben  S.  82'*  [Uhlands 
Taabuch,  S-  -13  f.,  Anm.   7]  60 

„  171,  IS:  Vgl.  Kerners  Briefwechsel 
1897,  I  228.  Uhland  schreibt  am 
10.  VIII.  1811:  „Schwab  hat  eine 
Anzeige   der   Beisesehattcn  an    Braun 


411 


Nachträge  und  Berichtigungen. 


412 


geschickt'^  [für  den  Alma  nach- Anhang 

bestimmt,  vgl.  S.  227\.  —  Damit  erledigt 

sich  die  von  E.  Schmidt  in  BLZ  1898, 

Sj}.    352    ausgesprochene     Vermutung, 

5  wenn  auch    nicht  geklärt    ist,    oh    und 

wo   dann    die    von    Uhland    ^gemachte 

Recension  der  Reiseschatten-^    [Tughiich 

S.  50]  gedruclä  ist. 

Spalte  177, 10:   Vgl.  auch  den  Brief  Assur 

10  Assings  an  Kerner    aus    Hamburg 

vom  18.  Dezember  1812,  über  Gam2)e 

und  den  nicht   zu  stände    kommenden 

Bruch  des  Bichierwalds.    [Zetlschr.  f.  d. 

Phil.  1899,  31,  271.] 

yahrbüchlein  deutscher  Gedichte, iSif;. 
SiHiltc  ISO  If:  Bic  Kolumnen- Ueberschriflen 
sollten    lauten:    .„Seegemunds    Jahr- 
büchlein deutscher  Gedichte,  1815,"  um 

20  zu     betonen,     dass    sein    Herausgeber 

J.  G.  Seegemund  war. 
,.     189,  29: 

Schriftart  1   des  Jahr-     Fraktur. 
Format        \  büchleins:     8'\ 

25  ,.  190,  35:  Ben  Brief  Seegemunds  an 
Lochen,  der  die  Uebersendung  des  „Jahr- 
büchleins'^  begleitete,  datiert  ^.Berlin  am 
20.  Januar  1815^,  fand  ich  kürzlich. 
Er  lautet: 

30  ^Lieber  Graf!  Mag  Jhnen  beiliegendes 

Buch,  in  welchem  unsere  Namen  und 
unsere  Herzensergüsse  einträchtig  und 
freundseclig  neben  einander  stehn,  eine 
liebe  Erinnerung  an  die  schöne,   kind- 

35  lieh  heitre  Zeit,   da  es  zuerst  von  mir 

angelegt  und  in  Ihrem  Geiste  liebend 
aufgenommen  wurde,  dieselbe  Zeit,  da 
wir  uns  überhaupt  kennen  lernten.  — 
mag  es  Ihnen  ein  tre>ic:<  Z<i'-hi-ii,  dass 

40  unsere  geistige   Nähe  nurh   in  unserer 

langen  Entfernung  fortgedauert  und 
die  Stürme  der  Zeit  bestanden  hat  — 
mag  es  Ihnen  ein  herzlicher  Gruss  und 
Glückwunsch  zu  unserm  neuen  Wieder- 

45  begegnen    sein!   Mir    selbst   ist  es   ein 

freudiges  Zeugniss,  dass  Gott  die  Be- 
strebungen meiner  Zeit  gnädig  ansiehet, 
weil  er  ihnen  noch  jetzt  Raum  gibt  in 
der  allen  (iestall  :.n  erseheinen.  Manches 

50  toerden   Sic  darin  fimlen,   was  meinen 

Gang  während  der  letzten  Jahre  bezeich- 
net; die  Hauptmomente  desselhen,  mein 
Fechten  im  KoUieniiselien.  Regimente 
als    Freiwilliger    iiiul    ofl'r.ier,    meine 

55  Verwundung  in  der  Seidaejit  bei  Benne- 

witz,  kennen  Sie  wohl  schon  aus  Nach- 
richten der  Freunde  und  öffentlicher 
Blätter.  Ich  gehe  jetzt  mit  Ernst 
meinem    geistlichen    Berufe,     vielleicht 

60  auch   einem    höhern   Rufe    des    Herrn 

entgegen  —  mein  siecher  Körper  lasst 
mich  deutlich  absehen,  dass  ich  nicht 
lange  mehr  dieses  Zeitliehe  bcirohnen 
werde.     Mein   Streben   trennt  sieh  von 

65  der  Poesie  nicht,  aber  es  ist  doch  unter 


diesem  Namen  nicht  mehr,  dass  ich 
mein  Heil  und  meine  Bestimmung 
suche,  und  ich  nehme  nur  wie  gelegent- 
lich an,  was  mir  der  Herr  von  dieser 
seiner  Gabe  noch  zu/tiessen  Idsst.  Es  5 
gehört  doch  eine  gewisse  Unschuld  und 
Lauterkeit,  tvie  aus  dem  Paradiese  ge- 
rettet, die  auch  den  natürlichen 
Menschen  nicht  ganz  verlassen  und 
sich  in  dem  erlösetcn  nur  höher  verklärt,  10 
diese  Züge  aus  unserer  ersten  Kind- 
heit gehören  dazu,  einen  Künstler  und 
Bichter  zu  bilden:  ich  aber  fühle  mich 
von  Grund  meines  Herzens  und  in  all 
meinem  Wandel  also  verderbt,  dass  ich 
an  mir  und  durch  mich  gar  nichts  15 
habe  und  nichts  hoffe  als  hier  Ver- 
gebung meiner  Sünden  und  dort  die 
ewige  Seeligkeit.  Und  so  könnte  denn 
dieses  Buch  auch  ein  Abschiedsgruss 
sein  von  der  Poesie  dieser  Welt  und  20 
was  uns  beiden  in  ihr  gemein  war. 
Boch  der  Mensch  soll  sich  selbst  keine 
Grenze  stecken  und  so  will  auch  ich  es 
nicht.  Was  ich  mir  aber  nicht  mehr 
zutraue  und  mir  nur  selber  nicht  25 
wehren  will,  das  wünsch  ich  Ihnen 
von  ganzem  Herzen,  das  gebe  Ihnen 
der  heilige  Geist  mit  dem  sichern  Ge- 
präge seines  Siegels,  er  lass'  es  Sie  am 
Stamme  des  Kreuzes  niederlegen  und  311 
wiederfinden  und  gibt  er  auch  das  nicht, 
er  gibt  ja  das  Höchste  und  Alles  in 
Einem.  Und  hiemit  ein  fröhliches 
ihn  schmerzlich  ergriffen. 
Neujahr!  J.  G.  Seegemund.'^       33 

Bieser  Brief  erklärt  die  Bemerkung 
Loebens  in  seinem  Tagebuch,  er  habe 
ihn  schmerzlicli  ergriffen. 

Deutsche  JF^riihliiigskrättse  für  iSiS 
und  iSiö. 

Spalte  201,  66:  Eine  sehr  anerkennende  {un- 
gezeichnete) Rezension  des  2.  Jahr- 
ganges bietet  No.  15  der  „Zeitung 
für  die  elegante  Welt"-  vom4.März 
1817,  Sp.  369-372.  —  45 

Die  Hesperiden,  1S16. 
Spalte  222:   [Vgl.  auch  114,19.]  In  meinem, 
Besitz  ist  ein  Brief  Friedrich  Asts 
[aus    Landshut,    vom.    22.    X.    ISl-f], 
der  die  Mit<uheiler.-<elnift  an  den  „Hcs-   m 
peridcn"-  ahlehnl.     Ihi   er  für  Ast  und 
seinen  Kreis  miffn  hhe^^reich  ist,  bringe 
ich  ihn  liier  im  Wortlaut: 
^Geliebtestcr  Freund! 

Nicht  Vergessenheit  war  die  Ursache  55 
meines  so  langen  Stillschweigens  — 
denn  wie  könnte  man  vergessen,  was 
dem  Herzen  so  iheuer  geworden  ist, 
und  worin  sich  der  eigne  Genius  in 
trauter  Verwandtschaft  tricderfindel'i  --  r>ii 
sondern  verseh iedcne  ..usamuienicirkcndc 
Umstände  hinderten  mich   an  der  Be- 


rn 


413 


Nachträge  und  Berichtigungen. 


414 


antioorltmci     Ihrer     mir     so     fheuren 
Schreiben. 

Schon  früher  wollte  ich  TImcn  Nach- 
richt (/eben  von  dem  Schicksale  meiner 
Zeitschrift  [fiir  Wissenschaft  und  Kunst], 
an    welcher    Sic    so    freundscliaftlichen 
Antheil  geHoiiimen\  ich  war  mit  meinem 
früheren  Verleger  unzufrieden,  der  aus 
Manfiel  an   Industrie  oder  aus  Fahr- 
lässif/lccit  die  Zeitschrift  nicht  so  ver- 
breitete,   wie   es  .:u  ihrem  Forthestatide 
notwendifi  ficwesen  wäre;  deshalti/:niii>ftc 
ich  mit  einem  Münchner  Buchhändler 
eine    Verbindung    an,    die    aber    auch 
nicht    lanf/e    bestand,    theils,    weil    die 
Aussichten,   auch  für  den  Buchhandel, 
immer      iriiber     und     beiinruhii/ender 
wurden,   theils  auch,   weil  mir  mehrere 
in     München     cntgcf/enwirlien.      Aus 
Verdruss  darüber  gab  ich  die  Zeitschrift 
ganz  auf;  und  weil  ich  nur  mit  einem 
gewissen  Unwillen  daran  denken  konnte, 
dass  ein  so  eifriges  Bestreben  für  das 
Beste  der  Kunst  und  Wissenschaft,  das 
iibcrdiess    so    rein    und    tineigrnnütsig 
war  —  denn  was  »nii   der  Buchhändler 
zahlte,    reichte    kaum    hin.    um    meine 
Ausgaben  für  Corrcspondcnzen,  Porto  etc. 
zu  decken  —  im  Ganzen  so  lieblos  aufge- 
nommen worden  war,  und  mir  seltist   so 
manchen    Verdruss   zugezogen  hatte,   so 
verschob    ich    es    von    einer    Zeit    zur 
andern,  Sie  von  dem  Hergange  der  Sache 
zu    benachrichtigen;    'und    schlimnietes 
giebt  es  nicht,  als  das  Verschieben,  zu- 
mahl  wenn  man  unangenehmes  zu  be- 
richten hat.     Späterhin  erhielt  ich  einen 
Brief  von  Ihnen   ans   Wien  [1810?], 
worin  Sie  mir  meldeten,  dass  Sie  bald 
in  IJire  Ileinmth   zurückgehen   würden. 
In    der    Ungcwissheit,    ob    mein    Brief 
Sie  noch  in  Wien  treffen  würde,  wollte 
ich     erst    bestimmtere    Nachricht     von 
Uirem  Aufenthalte  abwarten;  und  dieses 
zwei/te  Aufschieben   brachte   mich   noch 
weiter  zurück;    bis  die  KriegsunruJien 
in    Sachsen    begannen       Da    zog    ich 
mich,    halb   in    Verziveiflung  über  die 
getäuscfiten  Hoffnungen  —  denn  Lüizen 
tind Bautzen  hatten  meinen  sonst  starken 
Mutli    fast    niedergcheugt    —    in    das 
griechische  Allerthum   zurück,    um    in 
der   Welt   der  Platonischen  Ideale  die 
angstrolle  Gegenwarf  zu  vergessen;  in 
dieser  Zeit    habe    ich    die,    vergangene 
Ostern   erschienene,   Ausgabe   der  Pla- 
tonischen   Gesetze    vollendet.     —     Als 
dann, nach  t-erftossnem  Waffenstillstände, 
der  [f'J  heroismus  flammend  sich  erhob, 
den  Dämon  zu  bekämpfen,   konide   ich 
nicht     es     ahnden,    dass     auch    meine 
theuren    Freunde  die    Waffen   für   die 
heilige  Sache  der  Menschheit  ergreifen 
würden?   Und  wie  freut  es  mich,  jetzt 
aus  Ihrem  Briefe  zu  vernehmen,  dass 


meine  Ahndung  gegründet  war!  Wahr- 
haftig, ich  beneide  Sie  um  das  Glück, 
diesem  Feldzuge,  der,  wenn  irgend 
einer,  ein  heiliger  Kampf  genannt  zu 
werden  verdient,  beggewohnt  zu  haben.  5 
Mir  versagte  es  das' Schicksal.  Wäre 
ich  in  Sachsen  oder  in  Preussen  ge- 
wesen, so  würde  mich  nichts  davon 
abgehalten  liaben. 

Und  nun,  Freund!    Die  Hand  zur  10 
VersöJmung,  wenn  noch  irgend  ein  Un- 
icille  über  mein  so  langes  Stillschweigen 
in    Ihrer    so    liebevollen    Brust    haften 
sollte;    ich    verdiente  es,    dass  Sie   mir 
zürnten;    wohl    gestehe    ich    es;    denn   10 
meine    Verzögerung    war    doch    Nach- 
lässigkeit und  Verabsäumung  der  Ihnen, 
als     Freunde,     zu     leistenden    Pfl teilt. 
Ben  noch  hoffe  ich,   dass  Sic,  wenn  Sie 
meine   Lage,    wie    ich   sie   Ihnen   ge-  20 
schildert    habe,     erwägen,     mich     cnt- 
sclnddigen  werden. 

Sie  erkundigen  sieh  nachPoltmanner 
und  Sendtncr  [Mitarbeitern  d.  ^Zeit- 
schrift für  Wissenschaft  und  Kunst"].   •2'< 
Ersterer  ist  leider  für  die  Musen  ge- 
storben.    Fr   hat   nach    seines   Vaters 
Tode  ein  Gut,  3  Stunden  von  Lands- 
hut,  übernommen,    und  sich  ganz  den 
oekonomischen     Geschäften      gewidmet.   3o 
Schade  ist  es,  dass  seine  äusseren  Ver- 
hältnisse dies  erheischten    Sein  Interesse 
für  Kunst  und  Wissenscltaft  scheint  in 
dieser  Beschäftigung  ganz  erloschen  zu 
sei/n.       Sendtner     ist     Kedacteur     der  35 
MüncJiner  iwlitisclien  Zeitung  und  des 
Gesellschaftsblattes    (ich  glaube,    so  ist 
der  Titel  des  Untcrhaltu ngsblattes,  das 
er   lierausgiebt;    ich    lese   selten   etwas 
darin).     Soviel  icli   weis,   treibt  er  die  40 
Poesie    nur    zur    ITnterhaltung    seines 
Publikums.     Ich  selbst  bin  seit  einigen 
Jahren   den   Slusen   ganz   abgestorben, 
da  ich  mich  in  das  Allerthum  hinein- 
geworfen   Italic,    so  dass   ich  kaum  von   45 
den  Journalen  und  den  neueren  Erzeug- 
nissen des  deutschen  Genius  im  Gebiete 
der    Kunst  Notiz  nelime;    und   kömmt 
mir  etwas  in  die  Hand,  so  ist  es  mir, 
als  würde  ich   in  eine  fast  vergessene  so 
Welt  zurückversetzt.     So  sehr  sich  mein 
Geist   nach    diesem    einzigseeligen  Ge- 
misse  zurücksehnt,   so   muss    ich  doch 
aushalten,   bis   ich   mein  philologiscJies 
Ziel  erreicltt  habe;  denn  Beschäftigung  65 
mit    der  Kunst    würde  mich  jetzt  nur 
unterbrechen  und  von  jenem   mir  vor- 
gesteckten    Ziele    entfernen.       Darum 
auch  muss   ich  Ihnen  für  die  freund- 
schaftliche Einladung,  an  Ihrem  poeti-  60 
selten    Almanache    Tlieil    zu    nehmen, 
herzlich  danken. 

Empfehlen  Sie  mich  Ihrem  Freunde 
Florens,    und   erhalten    Sie    mir  Ihre 


415 


Nachträge  und  Berichtigungen. 


416 


mir  so  theure  Freundschaft.  Ich  hin 
unveränderlich 

Ihr  Freiind  Fr.  Äst. 

1  asclienbuch  für  Freunde 
5  altdeutscher  Zeit  und  Kunst. 

Spulte  •*-i.3,  ii'i:  S.  Monatsschrift  fiir  rhcin.- 
irestfälische  Geschtchlsforschunjf  1S75, 
Jahrg.  1:  A.  Bcifferscheid,  Erinnerunff 
an  Eberhard  von  Grootc. 

10  Die  Sängerfahrt,  iSiS. 

Spalte  231i,  40:  Die  „Sä nger fahrt'  ivird  ron 
der  Maurersehen  Buchhandlung  als  er- 
schienen angeländigt  auf  dem  1.0k- 
tober-BlaltdfsjTeseUschafters'  ronlSlT. 

r>  _  203.30:  Vgl.  die  Kot i::  auf  S  6S  des 
17.  Blattes  von  Gubitz'  .„Gesellschafter'^ 
[:.'!).  Januar  JS17]:  j,Das  ofterwähnte 
.^Damiger  Bild"  ist,  nachdem  es  in 
Berlin  trefflich  restauriert  wurde  von 
Hrn.  Boclc   und  mit   der  höchsten   und 

20  nOIhigen  Sorgfalt  von  Hrn.   Prf  Schu- 

mann   zur    Absendung     bereitet     war, 
glücllich     zu    seinem    allen    Standorte 
gekommen.^ 
„      204,  13 ff.:  Das    Danziger    ^ Jüngste 

25  Gericht"'  ist  ein   Weik  Memlings. 

y,  278,  4 ff.:  Frans  Hörn  nahm  seinen 
Aufsatz  unter  dem  Titel:  „Einige 
Worte  .  .  .•'  in  seine  .^Freundlichen 
Schriften  für  freundliche  Leser"',  1817, 

30  I.   Theil,  III,  S.  81—91   auf  und  ver- 

mehrte ihn  um  einige  Seilen:  S.  91 
bis  100.  ~ 

Avrikeln,  iSiS. 
Spalte  203,  3S:  BesondersS.Sff.  Der  I.Band 
35  dieser  ISti'l erschienenen  „Erinnerungen"' 

Wilhelm  Chczys  —  das  „von-^  halte  er 
abgelegt,  vgl.  S.O  —  hat  den  Untertitel: 
„Helmina  und  ihre  Söhne". 
~      300,  31:     lieber  die   Bettendorffsche 
4i  Gemälde  Sammlung  in    Aehen"    findet 

sich  ein  ausführlicher  Aufsatz  von  Noger 
im  ^Gesellschafter"  vom  September  1S17, 
Blatt  105  ff.  — 

Gaben  der  Milde,  iSiy'iS. 

45  Spalte  303,  r,Uff.:Ikn  Wortlaut  dieser 2.  Be- 
nachrichtigung bringt  auch  die  Beilage 
zum  15:').  Blatt  des  „Gesellschafters'' 
vom  20.  September  1817  [)'.  Blatt  der 
Ankündigungen.] 

£,0        r      300, 23 ff . :  Vgl.  Vurnhagens  Biograph  ie 

von      Canitz:      Biograph.      Denkmale, 

4.  Teil,  2.  Aufl.  Berlin  1840,  S.  Ui9lf., 

195ff. 

„      SIS,  14:   L'eber  Julius   von   Vo.is  vgl. 

55  jetzt  Falaestra 94:  Johannes  Hahn, 

Julius  V.   Voss.     Berlin  1910. 

Frauentaschenbuch,  iSi^jiS. 
Spalte  320,  04:   Unterdes  erschien  dieJubi- 


läums-Sclirifl,  datiert  „Nürnberg,  1.  Juli 
1910-^,  im  wesentlichen  ein  Verzeichnis 
der  „  Veröffentlichungen  des  Verlags  von 
.1.  L.  Schräg  in  Nürnbera  1810—1910^ 
bildend.     Vgl.  p.    VIII; ' S.  14ff.,  S.?.  —   .=, 
33S,  33:  Ueber  die  ivon   Fouquc   be- 
nutzte)   polnische    J'ersion    der  Sage 
von  Walther  und  Hildegunde  vgl.  Pauls 
Grundriss  2.  Aufl.    3',704f  {Si/mons). 
S.  705    auch  Litter atur    (mehr  als  bei  lo 
Goedeke  1 14). 
Spalte  304, 13:  Sonst,  z.  B.  auch   auf  dem 
Umschlag    die.<:es  Jahrganges,    ist    die 
Schreibung:  Carl  Heideloff 

„  304.  43  und  SSO,  31:  Zu  Wilder:  15 
Wohl  der  Sohn  des  Pfarrers  in  Nürn- 
berg Georg  Christian  W.,  geh  1748.  Vgl. 
Meusel-Ersch,  Das  qel.  Teutschland 
1827,  XXI  575  f,  und  Wills  Nürn- 
berger Gelehrten-Lexikon,  Bd.  8,  S.  .339 ff.  20 
300,  33:  H.  Michels  Güte  verdanke  ich 
folgende  Notiz  über  Johann  Heinr. 
Wetzel,  den  Fr.  Schultz  in  seinem  Sp. 
403,  .38  zitierten  Buche  niclit  erwähnt: 

Einige   Briefe   von   Friedrich   Gott-    ■£, 
lob   Wetzel.    Urse/,  r.  Friedrich  Engel. 
Leipzig  7903  (Privatdruck)  Seite  28 f 
(das  Heft  hat  31  S.) 

Wetzel  an  seinen    Freund    Conrad 
Benjamin    Meissner     {evanq.    Geist-   30 
Heller,  1782—1860).  12.  Juni  1817. 

„Mein  Bruder  Heinrich,  von  dem 
im  letzten  FouquescJien  Taschenbuch 
die  schone  Fabel  steht,  ist  auch  nicht 
mehr.  Nachdem  er  im  Sommer  1815  3-, 
zum  letztenmal  hier  [Bamberg]  gewesen, 
hielt  er  sich  ein  Jahr  bcy  dem  in 
Oschatz  ansässigen  Bruder  auf.  Da 
trieb  es  ihn,  Vater  und  Schioesier  nach 
vicljühriger  Abtoesenheit  in  Bautzen  40 
wiederzusehen.  Auf  der  Rückreise  kam 
er  noch  bis  Meissen,  wo  er  sich  vor 
dem  Thor  niedersetzen  musste  und  in 
dem  Augenblicke  todt  blieb,  den  14. 
Mag  gegen  7  Uhr.  Da  er  weder  Pass  45 
noch  sonstiges  Kennzeichen  bei/  sich 
halte,  so  icusste  kein  Mensch  wer  er 
war  und  er  wurde  daselbst  des  andern 
Tages  .  .  .  still  beerdigt.  Am  18.  Mittags 
erfuhr  mein  Bruder  in  Oschatz,  dass  .=,u 
ein  völlig  unbekannter  Mensch  am 
Thor  zu  Meissen  plötzlich  gestorben. 
Er  ging,  von  Ahndung  getrieben,  so- 
gleichhin  und  erkannte  die  aufbewahrten 
Kleider  des  bereits  vor  3  Tagen  Be-  60 
grabenen.  Es  war  ein  Gemiith  von 
seltener  Iteinheit  und  Liehe,  sein  Leben 
eine  ewige  Wanderschaft,  doch  immer 
zog  es  nach  Süden." 

„     SOS,  33:    Dichtungen,    Königsberg  eo 
1820,  S.  4ff. 

„      300,  3:  Sämtl.  Gedichte,  1.  vollst.  Ausg., 
Berlin,   1837,  S.  36  f.   — 

„      371,13:  Diese  „Phantasie  amliichards- 
schloss"    wiederholen   die   „Gedichte"   t» 


417 


Nachträge  und  Berichtigungen. 


418 


Friedrich  von  Heydens,  die  Th.  Mundt 
1852  in  Leipsig  herausgab,  auf 
S  115 — 130.  Umgearbeitet  erscheinen 
die  erste  Hälfte  der  7.  und  die  13.  Strophe. 
Der  Titel  lautet:  Trlfels. 

Bemerkenswert  ist  das  in  der  Aus- 
gabe sich  anschliessende  Gedicht 
y,Trifels  noch  einmal.^ 
Es  beginnt: 

„Der  Dichter,  ivelchem  widerfahren 
Was  er  im  ersten  Lied  ersühlt, 
Hat  nach  viel  mühevollen  Jahren 
Den  Weg  zum  Trifels  neu  gewählt. 
Der  Pfad  von  dem  umgrünten  Weiler, 
Den  Berg  hinauf,  erschien  ihm  steiler 
Und   rauher   als  vordem.     Es  war 
Der  Athem  oft  ihm  ausgegangen. 
Eh'  zu  demSchloss  erlconnt' gelangen, 
Und  als  er  endlich  oben  tvar, 
Könnt   er  mit  alle   seinem  Sinnen 
Dem  Ort  den  Reiz  nicht  abgewinnen, 
Der    ihn    vordem   so  hoch  begläcJct, 
Bis  zu  Visionen  ihn  entzückt. 
Ruinen  schaut  er  wie  so  viele. 
Er  wurde   fast  vor  Ingrimm  roth, 
Dass  nichts  von  jenem  Zauberspiele 
Der  alten  Zeit  sich  heute  bot.'''' 
[S.  121—123]  — 
Vgl     auch    die    der    Ausgabe    Th. 
Hundts  vorgedruchteBiographieHeydens, 
bes.  pag.  XVI  sqq.  — 
Spalte  373,  4:  Der  Einßuss  E.  T.  A.  Hoff- 
manns auf  diese  Erzählung  der  Caroline 
Füuque  ist  unverkennbar. 
„       J:V-i,rt9:    Ueber  Lundshut,  die  junge 
Universität,  —  die  Uebersiedelung  von 


Ingolstadt  war  am  25.  V.  1800  erfolgt  — 
sei  noch  eine  bemerkenswerte  Notiz  aus 
dem  „Freimüthigen-^  vom  Jahre  1803 
angeführt:  „Der  netteste  Idealis- 
mus im  Süden  Deutschlands.^ 
Es  wird  darin  hingewiesen  auf  eine 
Note  C.  A.  Böttigers  im  ersten  Heft 
des  Neuen  deutschen  Merkurs  von 
1803,  in  der  es  u.  a.  heisst:  „Der 
Himmel  behüte  das  gute  Landshut  .  .  . 
vor  einem  solchen  Concubinat 
des  krassesten  Katholicismus  mit  dem 
sublimsten  Idealismus!"'  —  —  Die 
Mystiker  unter  den  Professoren  daselbst 
fielen  „heisshungrig  über  die  salbungs- 
■  vollen  Bcdlams -Visionen  des  hoch- 
entzückten Schusters  in  Görlitz  her."^ 
Wenn  man  diese  Tollwure  als  ein  ent- 
zauberndes Moly  an  Mindert  staunende 
und  bethörte  Jünglinge  verkaufe,  so  sei 
es  Sache  der  Polizei,  die  „in  ihrer 
zartesten  Blüthe,  der  akademischen 
Jugend,  angegriffene  Menschheit"'  zu 
schützen. 
Spalte  4:15, 10:  EineBezension  der  „Sang  er- 
fahrt'^ bietet  auch  die  Wünschelruthe 
in  No.  24  vom  23.  III.  1818.  Vgl. 
Repertor.  Bd  1,  Sp.  337,49. 
„  79/.:  Eine  weitere,  sehr  anerkennend 
gehaltene  Rezension  des  Poetischen 
Taschenbuchs  enthält  das  3.  Heft 
des  ersten  Jahrgangs  der  „Heidel- 
bergischen Jahrbücher  der  Lite- 
ratur", 1808,  auf  S.  432—435.  Sie 
ist  nicht  gezeichnet. 


Spalte  :-i42:    Versehentlich  fortblieb  das 

Verzeichnis  der  Mitarbeiter  am  Taschenbuch  für  Freunde  altdeutscher 
Zeit  und  Kunst. 
Carovi,  F.    W. 
Görres,  Joseph 
Grimm,   Wilhelm 
Groote,  Eberhard  von 
Hagen,  Fr.  H.  v.  d. 
Hornthal,  J.  P.  von 
Schenkendorf,  Max  von 
■    Wallraf,  Ferd.  Franz. 


27 


Druckfehler. 

Es    ist   zu    lesen: 

Spalte  3, 1 :  nächsteti 
„       7,5:  Novalis' 

„      27,62  und  29,25:     A.  =    St.    Aug. 
Winlcelmann    ist    einzuschieben 

,  28,  36:  In  der  ^Europa'^ 

„  30,  8:  Kotlulinsky 

„  30, 12:  Nikolaus  Meyer  ist  einzuschieben 
„       72,  64:  Sp.  78. 

„  88,  65:  lässt 
„      95,  6 3 f.:  Vierteljahrsheften 

r.  105,  54:  Eölle 

„  106,46:  1582 

r  114,  64:  sind 

„  114,  70:  heran 

^  122, 10:  n  506 ff. 

„  122, 10:  Armidens 

„  126,  43:  Benennung 

„  131,29:  Die  Feld-Weihe 

,.  133  134:  im  Kolumnentitel:  A.Schreibers. 

r,  146,  51:  Correggio's 

^  147, 10:  Hans  Ebenthcurer 

^  156, 14:  Schattenbriete 

>  158, 10:  Unterdessen 

V  158,  21:  rühmlicher 

y.  158,22:  Foetisclter 

y.  161,  34:  allen 

r  169,  32:  um.  —  Biese  Spalte  ist  falsch 
gezählt;  sie  enthält  65  Zeilen. 

„  190,  44:  Zeitung 

„  257, 13:  .  . .  meinem  Math  dabei  über- 
lassen 

y.    278,37:  Lieder 

„    282,52:  Wilhelm  v.  Schütz 

„    287, 4:     selige 

„    287,6:     J.  G. 

r.    288,  53:  ChodowiecJci 

„    365, 25:  beginnt 

„    365,44:  Busse 

„  382, 44:  ausländischen  schreibt  das 
Taschenbuch;  vielleicht  ist  es  ein 
Druckfehler  für  isländischen? 


im  Register  werden  folgende  Abkürzungen  der  Ahnanache 

angewendet : 

Schl.-T.  =  ScLlegel-Tieeks  Alm.  1802 

Verm.  02  [03]  =  Vermehrens  Alm.  1802  03 

Cham.  04  [05,  06]  =  Chamisso-Varnliagens  Alm.  1804/06 

Erz.  =  Jseumaim-Varnbagens  Erzählungen  und  Spiele  1807 

Poet.  T.  =  Fr.  Schlegels  Poet.  Taschenbuch  1806 

Rost.  =  Rostorfs  Dichtergarten   1807 

Seck.  07  [08]  =  Seckendorffs  Alm.  1807  08 

Heid.T.09[IO,ll,l2]  =  Heidelberg.  Taschenbuch  1809  12 

Poet.  Alm.  =  Kerners  Poet.  Alm.  1812 

De.  Di.  —  Deutscher  Dichterwald  1813 

Jahrb.  =  Seegemunds  Jahrbücblein  deutscher  Gedichte   1815 

Frühl.  15  [16]  ^  Deutsche  Frühlingskränze   1815'16 

Altd.  =  Taschenbuch  für  Freunde  altd.  Zeit  und  Kunst   1816 

Bund.  =  Bunde.sblüthen  1816 

Sang.  =  Fr.  Försters  Sängerfahrt  1818 

Aur.  =  Aurikeln  1818 

Gaben  =  Gubitz'  Gaben  der  Milde,  1.— 4.  Bändchen,  1817/18 

Fouquel5[l6,l7,l8]  =  Frauentaschenbuch   1815/18 


423 


425 


Autoren-Register. 


Ein  Blick  in  dieses  Register  stellt  fest,  an  welchen  Taschenbüchern  ein 
jeder  Autor  mitgearbeitet  hat.  Es  enthält  nur  die  Namen  der  Autoren,  welche 
direkt  oder  indirekt  —  z.  B.  indem  sie  .übersetzt  oder  wieder  entdeckt  wurden 
(Spee,  Birken)  —  für  die  verschiedenen  Almanache  tätig  waren.  —  Ueber  die  Mit- 
arbeiter eines  jeden  Almanachs  andrerseits  belehren  schon  die  dem  Text  j  edesinal 
am  Schluss  eines  Werkes  eingefügten  Einzelregister,  deren  Inhalt  hier  nicht  noch 
einmal  berücksichtigt  ist. 

Es  sind  in  diesem  Register  nicht  alle  Stellen,  an  denen  der  Name  eines  Autors  auf- 
tritt, namhaft  gemacht,  sondern  es  sind  —  um  die  Uebersicht  zu  erhöhen  —  innerhalb  eines 
Bogens  etwa,  in  dem  er  häufiger  vorkommt,  nacli  Bedarf  ein  oder  zwei  markante  Stellen  heraus- 
gehoben und  mit  einem  ^ff."  versehen  worden,  zum  Zeichen,  dass  der  Name  auf  den  folgenden 
Spalten  des  öfteren  genannt  wird. 


A  =--  Aurnhammer : 

100,  61  ff. 
A.  =  .Stephan  August  Vi'inkelmann: 

14,   USF.,   17,  5. 
A.  Bd.: 

216,  22  f. 
Adrian,  J.  F. : 

Mitarb.  an  Frühl.    15,  16. 

203,  15  ff. 
Aeschylos : 

145,  44;  146,  31;  160,  9. 

Aicken : 

63.  20. 
A.  I.  R.: 

146,  60  [He  id.  T.   12.]. 
Alina: 

Mitarb.  an  Seck.  08. 

112,  7. 
Amalla  =  A   Schoppe.  geb.  Weise: 

165,  31ff.,   181,    Uff. 
Anthropos  =  Koreff: 

57,  87  f.,  61,  21. 
Archenholz: 

28«,  2. 
Arnim,  L.  Achim  von : 

Mitarb.  an  Sang  ;  Gaben. 

105.  7;  272,  47t}'.;  318,  4lff  ;  408,  löf. 
Assur  =  David  Aasur  .A.^aing: 

Mitavb.  an  De.  Di  ;  A  n  r. 

182,  4tT.;   187,   ISff.;  297,  36ff.;  411.  P. 
Assing,  Ro^a  IWaria,  geb.  Varniiagen,  e.  Rosa 

Maria 
Ast,  Friedrieb: 

Mitarb.  an  Verm.  03. 

28,  21  ;  412,  48  ff. 
Augusta  ---  Augusta  Klaprotb: 

Mitarb.  an  Cham.  06. 

60,  60. 
Aurnlianinier,  Emmerich  Jacob: 

Mitarb.   an     Seck.   07,08;    Heid.  T 
10-12;  Früh!.   16. 

100,  61  ff.;  109,  9;  13s,  4Iff.;  213.  54  ff.; 

410,  49. 

B%*  =  Seckendorff: 

128.  42. 

B.,  Sophie  ^^  Sophie  Bemhardi,  geb.  Tieck  : 

Mitarb.  an  Schl.-T;  Rost. 

4,  18;  6    31;  93,  16;  403,  8. 
B.,  la.  =  M.  Birnbaum: 

210,  26  ff. 
B  —  b: 

152,  68  [Heid.  T.   12]. 
Baggesen,  Jens  Imanupl: 

Mitarb.  an  Heid.  10. 

129,  20  f. 


22.  23  f. 
Bbm.,  E.  = 

204,  53  9 
Be'ilier: 


.  T.  09.  10. 


124,  Sff.;  128,  65  ff. 
Berclit,  A.: 

270,  37 ff.  [Sang.]. 
Bernliardi,  .Tob.  Chr.  Augutt  Ferd. : 

Mitarb.  an  Schl.T.;  Cham.  06;  Erz. 

2,  21;  9,  1;  05,  31  f.;  75,  26f. 
Bernhardi,  Heinrich: 

S94,  64  f.  [Fouqu«  18] 
Bernhard!,  Sopliie,  geb.  Tieck:  s.  Sophie  B. 
Betulius  =  Sigmund  Bei.  v.  Birken: 

188,   1  f. ;  s.  Floridan. 
Beuiwitz,  H.  T. : 

317,  88 ff.  [Galieu]. 
Birken,  Sigmund  von,  s.  Fioridan. 
Birnbaum,  M. : 

Mitarb.  an  Frübl.  15,  16. 

2   3.  28  ff. 
Blanhensee,  Georg  Grsrvon: 

Mitarb.  an  Bund.;  Aur. 

246,  .5«.;  298,  7  ff. 
Blochmann,  Cbristian  Ehrenfried  Lehrecht: 


juq« 


16. 


348,  37  ff, 
Biomberg,  Alex,  von: 

123,  38;   184,  38? 
Biomberg,  W.  von: 


Mita 


Heid    T.  09-11. 


113,  65;   123,  37 f 
B!um,  C.  L.: 


Bode,  Ausuat: 

Mitarb.  an   Cha 

65,  65;  67.  64. 
Boie,  Heinrich  Chr.: 

115,   1;  122,  63  f.; 
Bojer  =  Boie: 

122,  62  f. 
Boisser^e,  Suipiz: 


17s 


Bonaventura  —  Fr.  VVilh.  Jos.  S  c  h  e  1 1  i  n  g : 

5,  21;  8,   19. 
Brachmann,  Lnise: 

Mitarb.  an  Verm.  03;   Gaben. 

22,  40f.;  312,  35  ff. 


Bramigk: 

Mitarb.  an  Heid.  T.   12. 

151.   10. 
Brentano,  Clemens  Mari.i: 

Mitarb.  an  Sang.;  Gaben. 

2-i7,  9;  278,  36;  280,  47ff.;  408,  I4f. 
Broitermann,  Thcobald  Wilhelm: 

Mitarb.  an  Verm.  02 

16,  37. 
Buchhorn: 

281.  45  [Sang.] 
Burdach:  C.  G   H.: 

Mitarb.  an  Verm.  02,  03. 

18,  49;  22,  64;  28    9. 
BUrger,  G.  A  : 

Mitarb.  an  Heid.  T.  12 

148.  33  ff. 
Buri: 

Mit.irb.  an  Heid.  T.  09.  10. 

119,  30f 
Büschenthal,  L.  M. : 

Mitarb.  an  Gaben. 

317,  Iff 
BUsching,  Job.  Guatav: 

Mitarb.  an  Gaben. 

287,  30;  312,  44  ff. 

Carav6,  Friedrich  Wilhelm : 

Mit  arb    an  FrUhl.  l,->,  16;  A  1  (  d. 

203,  23  ff.;  230,  ISff. 
Chamisso,  Adalbert  von: 

Mitarb.  an  Oh  am,  04-06;  Poet.  Alm  ; 
Jahrb.;  Sang. 

29,    34;    62,    19ff.;    74,    26f.;    168,  24ff.; 

193,  32  f.;  277.  30  ff.;  406.  62  ff. 
Ch£zy,  Helmina  von.  geb.Freyin  von  Rlencke 

s   auch  Helmina: 

Mitarb.    an    Poet.    Alm.;    De     Di.; 
Sang;  Aur.;  Gaben. 

172.  35  ff.;  181.  69f.;  222,  32;  267,  44ff.; 

283,  6ff. ;   307,  21  ff. 
Ch«zy,  Wiih.: 

29:i.  33;  415,  36. 
Chordaiis  =  Job  an  nAdamvonSeufferi: 

203,  53ff.    [Frühl,  16,   16.]. 
Chrysaiethes  —  Heinrich  Köstlin: 

1S5,  27  ff.    [De.  Di,] 
Cocquard: 

128,  42. 
Conz,  Philipp  [a.  auch  Kurd|: 

Mitarb.  an  Verm  02,  03;  Heid.  T.  12; 
Poet.  Alm.;  De.  Di. 

13,  69;    17,  50;    18,  64:    20,  17;    24,  6G; 

27,  66;  148,  61  ff. 
Crisaiin  =  Isaac  v.  Sinclair: 

108,  23  f.;  13S,  7. 


426 


Autoren-Register. 


428 


Cyane  ^  Philippine  von  Calenberg; 
369,  47f.  (FouquÄ  17.]. 

DanZf  Johann  Franz  Leberecht: 

Mitarb.  an  Verm,  02. 

16.  23;  20,  37;  21,  28, 
de  la  Foye: 

34,   16;  77,  25. 
Delnhard  Stein : 

Mitarb.    an  Aur.    und   Hesper 

297.  17  ff. 
DIehl : 

Mitarb.  .in  Cham,  05. 

62.  64. 
Doppelmaier: 

Mitarb.  an  Held.  T.  09. 

121.  21. 


Mitarb,  an  Heid.  T.  11. 

144.   17. 
Eberhard,  Chr.  A.  G.: 

Mitarb.  an  Verm.  02. 

18,  63;  21,  12. 
Eckardt,  a.  v  : 

Mitarb.  an  Verm.  02. 

17.  20, 
Eduard  =  Jm.  Ed.  Hitzig: 

52.  55  «f. 
Egiantina: 

Mitarb    an  Seck.  08. 

108.  .57;  112,   16. 
Elchendorff,       Joseph       Freiherr       v, 

s.  auch  Florens: 

Mitarb.  an  Poet.  Alm.;  De.  Di; 
Fouque  16,  18. 

349,  21  ff.;  410,  22. 
Elchendorff,  Wilb.  von: 

Mitarb.   an  Aur.   und    Hesperiden. 

299.  16  f. 
Engelhard,  Karoline: 

Mitarb.  au  Gaben. 

307,  60  ff. 
Ernst  =  Karl  Georg  v.  Kaumer: 

Mitarb.  an  Cham   05. 

60.  57  f. 
Ernst  August,  Herzog  zu  .S,  W, : 

Milarb,  an  Verm,  03, 

28.  28, 
Ewald : 

131.   10  IHeid.  T.   10]. 

F.  =  Dorothea  Schlegel: 

86.  26, 
Faber,  Felix: 

121,  33  [He  id.  T.  09]. 
Fanny  =  Franziska  Tarnow: 

336,  41  ff,;  365,  42 ff, 
Faust!  Famulus: 

146,  12  [Hcid,  T,  11], 
Fernow,  C'.  L  : 

Mitarb.  an  Held.  T.  10. 

116,   1;  124,  60;   129,  26 f. 

Fesslet: 

291,  23. 
F.  F.  =  Friedrieb  Förster: 

273,  4ff.  [Sang.]. 
Flehte: 

Mitarb.  an  Schi.  T.;  Cham.  05. 

6,  31;  56.  61;  56,  64f. ;  407.  64. 
Flersns  ~  Joseph  von  Elchendorff: 

170,   lOff.,  181,  49ff. 
Florldan    s=    Sigmund    Betnlius    von 

Birken: 

Mitarb.  an  Poet.  Alm, 

164,  32 ff,;   167,  51;  169.  50. 
FSrsler,  Karl: 

273.  12ff.  [S.ing.]. 
Ftfrster,  Friedrich: 

Mitarb,  au  Sang. 

266,  32 ff.;  270,  7  ff. 
Fouqu6|  Friedrich  Baron  de  la  Motte: 

Mitarb.  an  Cham.  06;  Erz.;  Poet. 
Alm.;  De.  Di;  Jahrb.;  PouqnÄ 
16-18. 

1.'i5,  36;  168.  67 ff.;  176,  Sff.;  182.  34ff.; 

194,  lOft.;  304. 66 ff.;  331,  12ff.;  347",28ff.; 

386.  33;  416.  Gf. 
Fouqut:  Caroline  de  la  Motte: 

Mitarb.    an    Cham.    06    [F.ine    un- 
genannt«]; FouquÄ  16—18. 

64.  32  f.;  332.  39ff.;  348,   ITtr.;  417.  34. 
Frank,  Theodor: 

212,  I6ff.  (Frühl.  16]. 
Fresenius,  A. : 

Mitarb.  an  Heid.  T.  12. 

1.10,  66;  151,  41. 


Friedrich  Wilhelm  II.: 

286.  47. 
Fürst,  George  von: 
263.  60. 


G.  :,=  Uaug: 

131,  18;  410.  45. 
G.  =  Gottwalt,  s,  .S  e  e  g  e  n 
Garcilasso  de  la  Vega: 

213,  4S, 
Gebauer,    Christian  August: 

Mitarb,  an  .S.ing, 


Genlls:  Frau  v,: 

290.  25. 
Gerning,  Joh.  Isaik  Frhr.  v.: 

Mitarb.    an  Verm.    02,    03;    Heid.  T. 
09—12. 

14.  43;    15.  54  f.;   20,  5;  24.  39;  114,  62; 

121,  51  ff. 
G-g  =  Gerning: 

121,  60  f. 
Gerstner : 

Mitarb,  an  Scok,  07, 

101.   13ff. 
Giesebrecht,  Adolph  Friedrich  Benjamin: 

la.i.  2» ff.  [J.slirb.]. 
Giesebrecht,  Friedrich  Gustav  Theodor: 

19a.  Slff.  iJalirb], 
Giesebrecht,  Karl  Heinrich  Ludwig: 

193,  44 ff,  [Jahru,]. 
Giesebrecht,  Heinrich  Ludwig  Tlieodor: 

Mitarb.    an   Jahrb,;  Fouque    15,  16. 

195,  6ff,;  336,  62ff,;  351.  36 ff. 
@(  =  V.  Rohr: 

3.  16;  12,  60;  403,  33. 
Glelm : 

286.  46  ff. 
GSrres,  Joseph: 

234.  33  ff.  [Altd.]. 
Goethe : 

Mitarb.  an  Heid.  T.  10. 

61,     69;     114.     69;     127,     25;     278,    28 

287.  9ff.;  309,  11. 

Gohl  =  Graf  O.  H.  Loeben: 

182,   16  ff    [De,  Di,], 
Gottwalt  —  Jobann  Georg  Seegemünd: 

193.  22ff.;  270,  62ff,;  299,22;  331,30ff.; 

366.  63  ff. 
Grimm,  Jacob  und  Wilhelm: 

Nicht  Mitarb    an  Säug. 

278.  16  ff. 
Grimm,  Wilhelm : 

Mitarb.-an  Altd. 

Il!2,  1;  289.  50;  257,  7. 
Groote,  Eberhard  von: 

Mitarb.  an  Altd. 

223.  29 ff.;  416,  9 f. 
G.  S2e=  August  Zeune?: 

395,  46  ff. 
Guarlnl : 

68.  16f.;  77,  34. 
Gubltz,  Fr.  Wilh  : 

Mitarb.  au  Gaben. 

301,  19ff.;  311,  6ff.;  415,  16. 
GUnsburg,  C.  .S.: 

317,  49ff,  [Gaben], 


H.  ^  G.  A.  Karl  T.  Hardenberg; 

8,  24. 
H.  ^=  Hebel: 

168,  49  [Poet.  Alm.]. 
Hagen,  Friedrich  Heinrich  v.  d.: 

Mitarb.  an  Altd. 

282,  46 ff.;  23«,  27 ff. 
Hahn,  Frledr. : 

142,  30  [Heid,  T.  U]. 
Halem,  Gerhard  Anton  v.: 

Mitarb.  an  Fouque  17,  IS. 

366,  ,Sff, 
Hamilton : 

Mit  irb,  an  Hei.l,  T.   10, 

124,  nn;   127,  49, 
Hardenberg,  I'riedricb  von  [Novalis]: 

Milarb.  an  Schi.  T. 

1,   13;  a.  5li;  6,  61;  61.  49. 
Hardenberg,  G.  A   von  [Sylvester): 

Mitarb.  an  Poet.  T.;  Rost. 

86.  15 f.;  90.  29. 
Hardenberg,  Ivarl  von  [Rostorf]: 

Mitarb.     an     Schi.    T.;     Verm.     03; 
I'oet.  T.;  Uost. 

22,  49;  26,  14;  85,  53;  86,  20. 


02,    03;    Heid,  T. 


Haug: 

Mitarb.   an  V« 

10— IJ;  Gabe 
14.   19;    14,   61;    16,  6;    15.  43;    18.  i  ; 
18,  39;  19,   12;   127.  36f.;  312,  39. 
Haugwitz,  Paul  Graf  von: 
Mitarb.    an    Heid,    T.    12;    Fouque 

16—18. 
149,  12 ff.;  349.  6 ff.;  369,  58. 

H-e: 

138,  36  [Heid.  T.  10]. 
Hebel: 

166,  41;   167,  27  ff. 
Hell,  Th.  =  Winkler: 

SI3,  35  ff.  [Gaben]. 
Helmina  =  Helmina  von  Chizy: 

172,  35  ff. 
Mensel,  Wilhelm: 

Mitarb.  an   Bund.;    Sang.;    Gaben; 
Fouqui^  17,  18. 

247,  25ff. ;  271,  3ff,;    311,  39ff,;  388.  57. 
Hensel,  Luise,  s.  auch  Ludwiga: 

Mitarb.  an  Sang. 

2S1.  22  ff. 
Heraklius: 

318,  69  [Gaben], 
Herder,  J    G.: 

Mitarb    an  Heid.  T.  10—12. 

114,    70;    124,    59;     129.    39;     142,    24; 

143,  42;   148.  29;  410,  3f. 
Herder,  Dr.: 

Mitarb.  an  Heid,  T,   10, 

128.  33  f, 
Herzberg,  <;r.it  v,: 

288,  24  f. 
Hesse,  Ludwig  Eugen: 

Mitarb.  an  Frühl.   15;  Fouqu*  16. 

203.  13ff.;  386.  601f. 
Heyden,  Friedr.  v.: 

370.  54;  417,  Iff,  [Fouqu^  17], 
Hieron: 

132,  1  [Heid,  T.  lU]. 
Hiller,  Goitlieb: 

.■.5,  64  [Cham.  04]. 
Hitzig,  Julius  Eduard: 

Mitarb.  an  Cham.  04,  05. 

30.  54;  32,  56;  410,  1. 
Heffmann,  E.  T.  A  : 

Mitarb.  an  Gaben;    Fonqu«  16,  18. 

310,  60ff.;    3.53,   16ff.;   390,  56;  417,  82f. 
Hoffmannsegg,  v. : 

129,  32f,  [Heid,  T.  10]. 
Hbiderlin: 

Mitarb.  an  Verm.  02,  03;  Seck.  07,  08 

14.  34;  18,  30;  19,  61;  23.  63;  99.  40 ff. 

108,  29  f. 
Holtel,  Karl  Ed.: 

Mitarb.  an  Gaben. 

1.  27;  313,  30. 
Homer: 

18.   II  f. 
Horaz: 

18.  14  ff. 

Hern,  Franz  Christoph: 

Mitarb.  an  Sang.;  Gaben;  PouquÄ 
15-18. 

27S.3ff.;  306.  23  ff.;  332, 6ff.;  348,  50ft\; 

369,  64 ff.;  390,  3;  415,  26. 
Horn,  Friedrich; 

Mitarb.  an  Fouque  16,  17. 

363.  39 ff.;  H72.  56. 
Hornthal,  Johann  Peter  von: 

Mitarb.  an  FrUhl.  l.i,  16;  Altd. 

199,  63ff. ;  239,  11  ff. 

J.  =  Julius  H,  Klaproth? 

53,  13f. 
J.,  A.  V.: 

Mitarb    an  Verm.  02. 
14.  41;  16,  61;  19,  5. 

(deine: 

Mitarb.  an  Seck.  07. 

101,  7  f. 
Inhumanes  =  A.  W.  Schlegel: 

9.  9  f. 
1.0.=  Isidorus  Orient ali3  =  Loeben: 

204.  32  ff. 

Isidorus  ~  Otto  Heinrich  Graf  v.  L  o  e  b  e  n: 

119,  32f.;  201,  16ff.;  203.  8ff.;  222,  17ff.; 

2S1.  15. 
Johannes,  der  Evangeliel: 

61,  33  f. 
JBrdens,  Gustav: 

.307.  41  ff.  [Gaben]. 
Julius: 

Mitarb.  an  Verm.  02. 

19,  10. 


429 


Autoren-Register. 


431 


J.  W.  =  J.  Kerner: 

109,  49  ff. 

K.  =  Koretf: 

55,  30;  61,  58. 
K.  =  Fr.  Ad.  Kuhn? 

15,  19  ff. 

K.,  V.  =  Knebel? 

122,  24. 
K.: 

121.  63  [Heiii.  T.  11]. 
K.,  C.  =  Kerner: 

103,  25  ff. 
Kalbe,  C: 

281,  56  [Sang.]. 
Kaickreuth,  Frifdr.  Grat  v.: 

Mitarb.  an  Bund. 

250,  äff. 

Kapf: 

19,  48;  20,  14  [Verm.  02]. 
Karow,  A.: 

Mitarb.  an  Jahrb  ;  Sang.;  Fonqne 
16.  16. 

193,  37ff  ;  273,  63 ff.;  335,  24 ff.;  837,  3ff.; 
Karschin,  Anna  Luise: 

286.   1 1  f. 
Kerner,  .Tnstinns,   s.  auch  C.  E.;  J.  W.; 

JustinuiWartenburg,  HansVolz: 

Mitarb.  an  Seck.  07,  08;  Poet.  Alm.; 
De.    Di.;  Äur  ;  Ponque  16. 

103,  26  ff.;  155.  6ff,;  165,  SGff.;  175,  3ff.; 

180,    60 ff.;    299,    3  ff.;    336,  58;    408,  37; 

410,  61  f. 
Kessler,  Major  von: 

146,  47f.  [Heid.  T.   11]. 
Kessler,  Georg  Wilbelm: 

311,  65  ff.;  409,  65. 
Kind,  Johann  Friedrich : 

Mitarb.  an  Fouque  15,  16. 

331,  54  ff. 
Klaproth,  Julius: 

Mitarb.  an  Cham.  04? 

33,  58 f.;  63,  13? 
Klaproth,  Auguata: 

Mitarb.  an  Cham.  05. 

60.  60. 
Kleist,  Heinrich  von: 

Mitarb.  an  Fouque  18. 

388,  26. 
Klencke,  Frau  v.: 

290,  54  ff. 
Klopstock : 

Mitarb.  an  Verm.  02. 

18,  8. 
Knebel: 

Mitarb.   an  Verm.    02,   03;    Heid.  T. 
09,  10,  12. 

16,  If.;     20,    28f.;     24,    42;     114,    69; 
119,  13ff.;  409,  64. 

Kochen : 

Mitarb.  an  Verm.  02,  03. 

12,  70;    16.  12;    19,  28;    20,  10;    21,  41; 

22,  36;  24,  32. 
KBIIe,      Friedrich,      s.     auch      Franz 

KUninger: 

Mitarb.     an    Seclt.     07;     Poet.    T. ; 
De.  Di. 

102,  27  f.;    156,  40;  172,  65  ff.;  181,   14ff. 
KopItar,  Bartholomäus: 

278.  24 f.  [Sang.]. 
Koreff: 

Mitarb.  an  Cham.  06,06;  Heid.  T.  11; 
Aur. 

32,  28;  33,  4ff.;  60,  44;  65,  30;  57,  37 ff.; 

143,  46  f.;  296,  14;  298,  52  ff.;  405,  57. 
Kosegarten : 

Mitarb.  an  Verm.  02. 

18,  56;  19,  41. 
KBstlln,     Heinrich,    s.    auch    Chrysa- 

lethea  und  L.  N. : 

Mitarb.  an  De.  Di. 

186,  27  ff. 
Kottullnsky,  J.  von: 

Mitarb.  an  Verm.  03. 

22,  62;  26,   1. 
Kotzebue,  August  von: 

258,  66;  283,  48  f. 
Kreuser,  J. : 

217.  22ff.  [Fruhl.  16]. 
Krummacher,  Fr.  A.: 

14;).  7  ff.  [Heid.  T.   12|. 
KrUdener,  Frau  von: 

294,  5. 
Kuhn,  Friedr.  Adolf: 

Mitarb.  an  Verm.  02,  03;  Gaben. 

15,  12ff.;   16,  31  f.;  22,  5  ff.;  23,   11. 


Kuhn,  Fr.  Augast: 

Mitarb.  an  Verm.  03. 

27.  7;  310,  3ff. 
KUninger,  Franz  =  Kölle: 

168,  42  ff. 
Kurd  --=  Conz: 
16«,  49  f. 

l.  =  Wilh.  V.  .Schütz?: 

85,  34  f. 
Lampadlus  =  Leichtlen: 

151,  26  [Heid.  T.   12). 
Langbein: 

309.  43ff.  [Gaben]. 
Lavater,  Jobann  Caspar: 

288,  20. 

Lehr,  v.: 

Mitarb.  an  Heid.  T.U.  12;  Fouque  I 

144,  6;  149,  38;  369,   12ff. 
Lanau: 

103,  42;  4C'8,  36. 
Lenz,  J.  M.  R. : 

115,  2;  149.   I5ff.  (Held.  T.   12]. 
Liebetraut: 

277,  60  [SäBg.j. 

166,  Iff. 
L.  -=  Loeben: 

300,  64. 
L.,  G.  ^=  Loeben: 

190,  42  ft'. 
L.  L.  =  Schelling: 

9.  4. 
L.  N.  =  Heinrich  Köstlin: 

166.  Iff. 

Loeben,    Otto    Heinrich    Graf    voi 

s.  auch  Isidorus;  J.  ().: 

Mitarb.  an  Heid.  T.  09;  Poet.  Alm 
De.  Di.;  Jahrb.;  Fruhl.  1.%  K 
Sang.;  Aur. 

161,  2;    166,  29;    193,  49ff.;    271,   26ä 

309,    Uff. 
LBst,  Heinrich  Wilhelm: 

Milarb.  an  Jahrb.;  Fouqu6  15. 

19S.  29  ft'.;   335,  44  ff. 
Luchs  =  Kerner: 

174,  löff.;     410,  64    [Reiseachatter 
Luck,  Fiiedr.  von: 

390,  löff.  [Fouque   18]. 
Ludwig,  C.  F.  E.: 

318.  9  [Gaben]. 
Ludwiga  =  Luise  Hensel: 

281,  22ff.  [Sang.]. 
Luther,  Martin: 

Mitarb.  an  Seck.  08. 

108,  22. 

M.  [=  Michaelis?]: 

122.   18;   130,  Ö6ff.  [Heid.  T.  09.   10]. 
Macchiavelll: 

73,  46. 
Maria  Stuart: 

68,   80. 
Mathilde: 

Mitarb.  au  Cham.  06. 

67;  4. 
Mayer,  August: 

Mitarb.  an  Poet.  Alm.;  De.  Di. 

167,  lOff.;   183,  19ff.;  190,  4  f. 
Mayer,  Karl: 

Mitarb.  an  Poet.  Alm.;  De.  Di. 

1S.5,   11  ff.;   166,  15ff.;   181,  18ft'. 
Mereau,  Sophie: 

Mitarb,  an  Verm.  02,  03. 

16,  16;   19.  64;  22.  47. 
Messerschmldt,  Job.  Georg  Friedr  : 

Mitarb.  an  Verm.  02,  03;  Sang 
Fouque   17. 

12.  70;  15.  16;   15,  61;  17,  17;  27.H,  86  fl 

369,  6. 
Meusebach,  K.  H.  G.  v.: 

143,  31;   145,  1   [Heid.  T.  11]. 
Meyer,  J.  F.  v  : 

Mitarb.  au  Verm.  03. 

23,  48;  24,  40. 
Meyer,  Nikolaus; 

Mitarb.  an  Verm.  02,  03. 

14,  48;  16.  7;  18,  61;  19,  18;  21.  33. 
Miller,  Joh.  Mart. : 

148,  43  ff'.  [Heid.  T.  12]. 
Mlltitz,  C.  B.  Freiherr  v. : 

397,  25f.  (Fouque  18]. 
MInzoni: 

61.  36. 
Mnloch,  .loh.  Jacob: 

Mitarb.  an  Schl.-T. 

7,  46. 
Montemayor : 

66,  66. 


Morgenstern,  Karl: 

152.  29ff.  [Heid.  T.   12]. 
MUchler,  Karl: 

30'J,  69  [Gaben]. 
Malier,  Adolf: 

Mitarb.  an  Fouque   17.  18. 

370.  17ft-.;  373,  13;  396,  31. 
MUller,  Mahler: 

151.  36  ff.  [Heid.  T.   12]. 
MUller,  R.  L.  Methusalem: 

310,  17ff.  [Gaben]. 
MUller,  Wilhelm: 

Mitarb.  an  Bund.;   Sang.;  Gaben; 
Fouque  17.  18. 

251. 39  ff.;  271,51ff.;  371,  5öff.;  395,  t7f. 
MUnchhausen,  Carl  von: 

Mitarb.  an  Verm.  02,  03. 

15,  46;  23,  öS;  26,  64. 

N.  =  Neumann? 

68,  6  f. 
N.,  C  — Carl  Naeke: 

298,  27  ft-.  [Aur.]. 
Nagel,  L.: 

271,  35 ft'.  [Sang.]. 
Naumann: 

■282.  49  [Säug.]. 
Neander: 

178,  27. 
Neubeck: 

Mitarb.  an  Verm.  03. 

23,  29;   24,  60. 
Neuffer: 

15(1,  27  [Heid.  T.  12]. 
Neumann.  Wilhelm: 

Mitarb.  an  Cham.  04—06;  Erz. 

32.  20;  35,64;  62,  46  ff.;  69.  46ff.;  77,32; 

407.  49ff. 
Nicolai: 

3,  8  ff. 
NIdda,  Friedr.  Krug  von: 

347,  öOft'.;  394,  24  [Fouque  lC-18]. 
Nlemeyer,  Christian : 

Mitarb.  an  Heid.  L   11.  12. 

142,  54ff.;  149,  63;  410,  3  f. 
NBIIer,  Lebrecht: 

Milarb.  an  Verm    02.  03. 

14.  2;  16.  60;  17.46;  19,  15;  21, '24;  25,64. 
Novalis  —  Friedr.  v.  Hardenberg: 

1.  13;  3.  66;  6,  61;  61,  49. 

Oberkamp,  Karl  von: 

204,  3  ff.  [Frühl.  15,  16]. 
Ochsenkun,  Sebastian: 

239,  13  f.  [Altd.] 
Overbeck,  Christian  Adolf: 

Mitarb.  an  Verm.  02;  Heid.  T.  09—12. 

15,  1;   16,  30;  19,  34;   119,  9  ft". 
0«ld: 

161,  43. 

P,  =^  Paalzow: 

Mitarb.  an  Cham.  06. 

61,  27. 
Pellegrin  =  Fouqu^: 

64,  6.')  ff.;  76,  43ff.  [Cham.  06;  Erz.]. 
Perez.  Gimez: 

64.  1. 
Pertola,  Aurelio  de  Gaorgi: 

■287,  44. 

63.  64;  64.  5;    66,  49f.;    67,  62;  101,  18; 
109,  29. 
Pfeffel: 


02. 


Phosphorus  Occidentalls: 

I3s,  3  [Heid.  T.   10]. 
PIron : 

151.  30. 
Platen : 

178,  49. 
Piaton : 

150,   15. 

Presch: 

148,  64. 
Prätzel,  Karl  Gottl.: 

Mitarb.  an  Gaben. 

313,  20  ff. 
Prisser,  M.  v. : 

203,  26  a'.  [Prühl.   15]. 
Prior: 

128.  61;  409,  37. 

Properz : 

149.  6  f.;  l.iO.  631'. 
Purgold,  Ludwig: 

313,  46 ff.  [Gaben]. 


432 


Autoren-Register. 


434 


Purpurino : 

142,  64.  [He id.  T.  11]. 

R,  ^=  WiDkelmann : 

!7,  2. 
Rammler: 

287.  1. 
Rassmann,  Fi.: 

Jlilarb.    an    Fruhl.   16;    Fouque  18. 

297.   lOff,;  39,i.  28f. 
Raumer,  K  .a  v  1  G.  v. : 

60,  57  ff.;   61.  23. 
Rehfues,  Pbilipp  Josepb : 

331,  34 ff.  [l'ouque  16]. 
Rheinbergen,  W  e  i  n  h  o  1  d  v. : 

274,  20  [Sang.] 
Reimer,    K  reim  und    =     Kiiediicb 

H  ii  c  k  e  r  t : 

Milaib.anFrUhl.  16;  Fouqa«16— 18. 

210,  21  ff.,  348,  2ff.;  352,  43 ff.;  372,  18ff. 
Reinbek,  G.: 

147,  28. 
Reinhold,  J.  G.: 

Mitarb.  an  Cham.  06. 


38. 


Rese,  Job.  Karl  Aaguät: 
390,  Soff.  [Pouque  18]. 

R6tif  de  la  Brätanne: 

292,  17. 
Rhode: 

291,  21. 
Richter,  JeanPaulFr. : 

Mitarb.  an  Heid.  '1'.  10. 


ö9ff. 


Robert,  E   Fr.  Ludwig: 

.Mitarb.  an  Cham.  04—06. 

54,  25  ff. 
Rohr,  T.: 

3,  16 f.;  403,  33. 
Rosa  Maria  =  R.  M.  Assing,  geb.  Varn- 

hagen: 

Mitarb.    an  Cham.  06;    Poet.  Alm.; 
De.  Di. 

64.41f.;  76,  14;  162,  3;  166,20ff.;  181, Iff. 
Rüstorf  =  Karl  von  Hardenberg: 

22.  49;  2ä,   14;  85,  53;  86,  20. 

Rousseau,  J.  B  : 

60,  26. 
RUciiert,    Frieilricb,    s.    auch   Freimund 

Keimar: 

Mitarb.  an  Früh).  16;    F  o  u  q  u  6. 

322,  20;  367.  42;  397,  40f. 
Rudoiphi,  Caroline: 

Mitarb.  an  Heid.  T.  11,  12. 

142,  41  ff.;  148,  40f. 


S.  =  Karl  V.  Raumer: 

61,  23.  [Cham.] 
S.  ^^  Aloya  Schreiber : 

131,  4ff.  [Heid  T.]. 
S.    —  Seckendorff: 

100,  42ff.;  110,  47  [Secit.] 
S.,  G.  T.: 

143,  35  [Heid  T.  11]. 
S.  =  Seegemund: 

195,  43. 
S.,  J.  G..  Seegemund: 

1S2,  25  ff.;   194,  27  ff.;  336,  20. 

Sannazaro : 

143,  65;   149.  64. 
Savigny: 

257,   1. 
Seh.  =  Seh  oder: 

171,  53  ff.  [Poet  Alm.] 
Schelihorn,  Karl: 

350,  65  ff.  [Fouque  16]. 
Schelling,  Caroline: 

403,  27. 
Schelling,  F  r.  VV  i  1  b. 

Mitarb.  an  Schl.-T. 

5,  21;  8,  19. 
Schenitendarf,  Max  tou: 

Mitarb.  an  Früh).  16;  Altd. 
Fouqui  17,  18. 

210,  46 ff.;  238,  8ff.;  272,60ff.; 
Schiller: 

Mitarb.  an  Heid.  T.  10. 

124,  59;   127,  3b f. 
Schlegel,  A.  W.: 

Mitarl).  an  Sebl.-T. 
3,  36 ff.; 


403, 


Sang.; 
168,  61  ff. 


31,  10;   66,  64; 


Schlegel,  Dorothea: 
Mitarb.  an  Poet.  T. 
86    22ff;  162,  7;  294,  7;  403,  31. 


Schlegel,  Friedrieb: 

Mitarb.   an  Schl.-T.;    Verm.   02,  03; 

Poet.  T.;  Rost;  Seck.  Ol;   Heid.  T. 

12  ?; 

3,  42;  5,  8;  7,6;  12,69;  15,59:  17,  9ft.; 

24,  13;   25,  9;    77,  29;    79.  5ff.;    90,  15; 

98,  46;     102,  36;    152,  6ff.?;    292,  27  ff.; 

403,  28;  406,  10. 
Schmalkelden,  von: 

227,  58  [S.ang] 
Schmidt,  E.  A.: 

Mitarb.  an  Verra.  03. 

24,  30. 
Schmid,  Siegfr. : 

Milarb.  an  Seck.  07,  08. 
102.   10;   108,  55. 

Scholz,  G.: 
Mitarb.   an   Verm.  03;    Heid.  T.  11. 

25,  5;  146.  lOf. 
Schoppe,  Amalia: 

Mitarb.  an  Poet  Alm.;  De.  Di. 

165,  31ff.;  181,  11  ff.;  410,  54. 
Schreiber,  A  l  o  v  s : 

Mitarb.  an  Heid.  T.  09-12; 

113,  19ff.;  410,  15f. 
Sehr,  und  Sehrbr.  =  41.  Schreiber: 

120,  62  ff. 
Schubart,  Henriette  [Schubert,  vgl.  18,45]: 

Mitarb.  an  Verm.  02,  03; 

18.  44  f.;  27,  27;  288,   15. 
Sehuize,  F.  A.  =  r.aun: 

Mitarb.  an  Schl.-T. 

8,  47, 
Schuppius,  Job.  B.: 

122.  40f.;  J09,  11.  [Held.  T.  09]. 
Schutt,  F.: 

Mitarb.  an  Vorm.  03. 

Schutz,  Wilh.  V.: 

Mitarb.     au    Schi.  T.;     Poet    T.?; 

Süng.;  Aur.;  Fouque  18. 

1,  13;  3,  54;  75.  23;  85,  34f.?;   268,  33; 

276,  27  ff.;  298,  20 ff.;  395,  8 f. 
Schwab,  Gustav: 

Mitarb.    an    Poet    Alm.;    De.    Di.; 

Frübl.  16;  Fouque  16—18. 

156,  34ff.;  167,  37a.;  181.  64ff.;   190.4; 

212,  29  ff.;  349,  38ff.;  364,  59 ff:;  410,  63f. 
Schwerdtner,  Heinr.  Baron: 

389,  23;  396,  46  [Fouque  18], 
Sebastian : 

337,  20  [Fouqnd  15]. 
Seckendorff,  Leo  Frhr.  von: 

Mitarb.    an    Seck.    07,  08;    Heid.    T. 

10,  11. 

95,  20ff.;   108,  11;  124,  69;  128,   l.iff. 
Seegemund,  Job.  Georg,  s.  auch  G o 1 1 w a  It : 

Mitarb.  an  PoetT.;  J  ahrb.;  Sau  g.; 

Aur.;  Fouqui  15—17. 

178,  19;  189,  36 ff.;    193,  22 ft".;   299,  22; 

411,  17ff. 

Senevi : 

Seuffert,  von;  s.  auch  Chordalis: 

Mitarb.  an  Frübl.  15,  16. 

203,  53  a\ 
Seyfried,  Anton: 

203.  lOff.  [Früh!.  15,  16]. 
Shakespeare: 

56,  41ff.;  115,   15f. 
Sinclair,  Isaac  von: 

Mitarb.  an  Seck.  08. 

108,  60;  295,  14  8.  auch  Crisalin. 
Smith,  Charlotte: 

146,  37. 
Spalding,  G.  L. : 

1J7,  U  [Heid.  T.  11]. 
Spee,  Friedrich  Graf: 

Mitarb.  an  Poet  T. 

81,  4  ff. 
Spindelmann,  der  Reeensent  =  Eemer : 

182,  4f. ;  187,  3  f.  [De.  Di.] 
Splndeimann,  der  Recenaent  ^  Uhland : 

180,  62ff.;    184,  44.   [De.  Di.) 
Staül,  M  m  e.   de: 

296,  29  ff. 
Stein,  Karl: 

308,  23 ff.  (Gaben). 
StSber,  B.: 

Mitarb.  an  Heid.  T.  11. 

142,  5Sff. 
Stell,  Jos.  Ludwig: 

Mitarb.  an  Seck.  08. 
112,    II;   156,  40;    174,  49. 


Stolberg,  Friedrich  Leopold  Grat' zu: 
Mitarb.  au  Heid.  T.  11;  Fouqui  16. 
142,  34  ft'. 


Studnitz,  Wilh.  von. 

Mitarb.  an  Bund. 

264,  3 Iff. 
SUvern,  W.: 

Mitarb.  an  Sch!.-T. 

3,  49. 
Sylvester  ==  G.  A.  v.  Hardenberg: 

86,  15  f,;  90,  29. 
S.  Z.  =  Wilh.  V.  Schütz: 

3,  53. 
Sze.,  G.  =  Zeune? 

395.  46  ff.  [Pouque  18). 
Szr.,  G.  [=  G.  Sze.?  =  Zeune?) 

369,  16  [Fouque  17]. 

T.  =  v.  Rohr: 

403,  34. 
Tarnow,  Franziska,  s.  auch  Fanny: 

Mitarb.  an  Fouque  15. 

336,  41  ff. 
Theremin : 

Mitarb.  an  Cham.  04—06. 

34,   18;  53,  6 ff. 
Thorbecke: 

181,  260'.  [De.  Di.]. 

Tieck,  L: 

Milarb.  an  Schl.-T.;  Säug. 

1,    6;     1,    27;    8,     16;    25,    15;    63,    45; 

258,  22;  270,  21ff.;  403,  24. 

Tiedge: 

Jlitarb.  an  Verm.  02. 
21,  50. 


U.,  L.  =   Ludwig  Ilhland: 

99,  59  ff.;  103,  48 ff. 
Uhiand,  Ludwig,  s.  auch  Volker  unJ—d.: 

Mitarb.  an  Seck.  07.  08;  Poet  Alm,; 
De.  Di.;  Jahrb.;  Fouque  15,  17. 

98,4;    155,    Uff.;    165.  26ff.;    175,  3 ff.; 

180,      56ff.;       193.      62ff.;      198,      58ff.; 

331,  22ff.;  367,  29;  372,  5;  410,  62f. 
Uthmann,  Ad.  v.: 

Mitarb.  an  Cham.  06. 

67,  11. 


Varnhagen  von  Ense,  Karl  August: 

Mitarb.  an  Cham.  04-C6;Erz.;  Poet. 
Alm.;  De.  Di.;  Frübl.  16. 

29,  34;  31,  31;  34,  26;  52.  39ff.;  69,  48; 

74,    63;    156,   42;    167.    35ff.;    181,    9ff.; 

213,  7ff.;  405,  52ff.;  415.  SO. 
Varnhagen,    Rosa   Maria,    s.    unter    Rosa 

Maria. 
Veideck,  Heinr.  von: 

17,  10. 
Veihar,  L  : 

317.  9ff.  [Gaben]. 
Verf.  d.  gold.  Kalbs  =  G  r 


i  e  n  t  z  e  I- 


S  1 


124,  8 ff.;   128,  56flf. 
Vermehren,  Bernhard: 

Milarb.  an  Verm.  02,  03. 

9,  .Wfl'.;    12,  69;    13,  65;    16,  33;  15,  57; 

17.  54. 
Vermehren,  Henriette: 

Mltarh.  an  Verm.  02,  03. 
14.  16;  15,  36;   19,  32. 

Virgii: 

18,  16. 

Vogeiweide,  Walther  von  der: 

161,  18;  410,  42. 
Volker  =  Ibland: 

[Poet.  Alm.;  De.  Di.] 

166.  43;   173,  37. 
Volz,  Hans  ==  Kerner: 

109,  20  ff. 
Voss,  Heinrich,  der  Sohn: 

Milarb.  an  Heid.  T.  09-12. 

119,  17  ff.;  130,  52  f.;  149,  4  f. 
Voss,  Job.  Heinrieb: 

Milarb.  au  Heid.  T.  10. 

131,  29  fl'.;  403,  42. 
Voss,  Julius  von : 

Mitarb.  an  Gaben 

318.  13 ff.;  416,  54. 


435 


Autoren-ßegister 


437 


Waldheim,  A.: 

274,  Iff.  ISaiig.]. 
Wailraf,  Ferdinand  Franz.: 

Milarb.  an  Altd. 

217,  63;  240,  2öff, 
Wartenburg  =  J.  Korner ; 

100.  34. 
Weckherlln,  Ferdinand: 

Mitarli.  au  Poet.  Alm. 

167,   17ff.;  410.  56. 
Weckherlin,  Georg  Rudolf: 

149.  29  f. 

Weisser,  auch  ^  y.?: 

Mitarb.  an  Heid    T.  09-10?;    11.  12. 
143,  SO;  14.i,  lüff. 

Werneburg : 

120,  66;  131,  15  [Heid.  T.  09]. 
Werner,  Zacharias; 

Mitarb.  an  Sock.  0,S. 

40.  72 ff.;  56,  21;   112,  20. 
Werthes,  Fr.  Aug.  Clemens: 

Mitarb.  an  Verm.  03. 

24,  23;  27,   12. 
Wetzei,  Carl  Friedrich  Gottlob: 

Mitarb.  an  Verm.  03;  Frühl.  15,  16; 
Fouqu6  16,  17. 

26,  12t.;  208,  49ff.;   259,  23;  416,  25  f. 


Wetzei,  .lohanu  lleinrieb : 

Milarb.  an  Fouque  17. 

36G,  .56  ff.;  36S,  22;  416,  22. 
Wleiand : 

112,  33;  2S7,  33. 
Wiidonhayn: 

388,  20fr.  IFouquo  18|. 
Wilder,  Georg  Christian ; 

364,  421'.;  416.  16  [Fouqud  17,  IS]. 

Wlnckeimann,  st.  A.: 

Mitarb.  an  Verm.  02,  03. 

12,  70;   14,  27;  15,  4;  15,  10;  19,  68 
Winkier,  s.  auch  Tb.  Hell: 

Mitarb.   an   Verui.  03. 

23,    l.if. 

Wolfart,  K.: 

Mitarli.  an  Cham.  Uä. 
60,   10  i:  :  62,  62. 
Wolfgang : 
Milail).  an  Vorm.  03. 


100,  29  ff.  [Sock.  07], 
X  =  J.  G.  Ueinhold: 
65,  15  ff.    [C  b  a  m.  06]. 


X***  Z.  ^=  Seckendorf?: 

109,  2Sf.;  110,  19. 
x  +  y: 

199,  38  [Seck  08]. 
Y  =  Weisser? 

121,  68  IHcid.  T.  09]. 
Y: 

101,  25 f.  [Seck.  07]. 
Zeune: 

396,  46 ff.  [Füuqui5  18]. 
Zimmermann,  Johann  Christoph  Gottlieb : 

Mitarb.  an  Frühl.  15. 

212,   19  fi.;  287,  6. 
t  =  A.  F.  Bernhaidi: 

75,  26  f. 
.*  und  *=  Theremin,  Ludwig  Prledr.  Franz 

53,  6;  66,  41  f.  ;  60,  1'. 
*•     1 
**.     }  =  F  i  c  b  t  e  : 


6,  81;  66,  61  ; 
'  [A.  i.  U] : 
145,  13  [Heid. 

56,  64 
T.   11 

146,  41  [Heid. 
d.  =  Uhland 
165,  43  ff.  [Poo 

T.  11 
t    AU 

28 


438 


440 


Sach-Register. 


Abaiard  u.  Heloise: 

Beckenkam,  B.: 

Canltz.  Doris,  Freifrau  v, : 

313.  47  n: 

230,  32. 

306.  25  ff. 

Abraham  a  Sancta  Clara: 

Beer,  Amaila: 

Canitz,  Fried.  Ludwig,  Freiherr  v.: 

122,  42. 

301.  45. 

3i  6,  30ff„  415.   51, 

Adolf  V.  Nassau : 

Belie-Alliance: 

Carl  August,  Herzog  v.  Weimar: 

249,  20. 

219,  20. 

16,  29. 

Aetlus: 

Bembo: 

Caroline  Auguste,  Kaiserin  v.  Oesterreich 

338.  33. 

214.   15. 

373,  25. 

Agrippina: 

Bentheim,  Wilhelm  Reichsgraf  zu 

Carracci,  Annibale: 

250.  30. 

l:^3,  26. 

139.  4S. 

Akademische  Buchhandlung  In 

Jena: 

Berlin : 

Cato  von  Utica: 

9.  .14. 

243.   10;  256,  36;  283,   11;  301,  21. 

75.  25. 

Akustik : 

Berliner  Literatur-Archl« : 

Caub: 

1S6.  63. 

222.  28. 

254.  61. 

Alexander  1,  Kaiser  v.  RuBland 

Berlinische    Nachrichten    von    Staats-     u. 

Cervantes : 

338.  47. 

gelehrten  Sachen: 

60.  1)2;  213.  29. 

Altenglisch: 

24:-:,  ir,. 

Ch6zy,  Antolne  Leonard  de: 

66.  28. 

Bernstein,  Caroline: 

293.  6  ff. 

Altenglische  Lieder: 

390,   16 

Chodowlecki: 

166.  .5:). 

Bertuch,  Carl : 

288,  52  ff. 

Altfranzbslsche  ;  ^'„'„"e^te :  es 

30. 
33. 

99    38 

Bettenburg,  die: 

Cibber,  Colley: 

56,  48. 

Amalaswintha: 

219,  13. 

Cid: 

334,   37  If. 

Bettendorf: 

103,  2  ff. 

Amalla,  Herzogin  v.  Weimar : 

269,  26;   299.  64;   415,  39, 

Clementi,  Muzio: 

112,  :.■.=.. 

Bibliothek  d.  redenden  u.  bildenden  KUnste: 

55,  20. 

Amalla  Marianne,  Gem.  des  Pri 

zen  Wilhelm 

79,  37  ;  96,   15;   US,  21, 

Cohenscher  Garten  In  Berlin: 

V.  Preuflen: 

Biester: 

32,  35. 

13».  47. 

40.  39;   88.  70. 

Comoedia  Divina: 

Amalle  Friederike,  Markgräfin 

V.  Baden: 

Blätter  von  teutscher  Art  u.  Kunst: 

96.  4;    113.  29. 

11.5,  43. 

ii'G,  :'. 

Contades : 

Apel,  August: 

BlUcher: 

149,  60. 

321,  29. 

262.    1, 

Conz: 

Arabisches  Lied: 

Bodmer,  S.: 

51,  27;  98.  70;    157,   24. 

213,   32. 

n.  16. 

Das       ..Haselhuhn-,       der      ..Iteiso 

Arnim,  Achim  *.: 

Bodon : 

schatten-'  Kerner3. 

292.  35. 

116,  41. 

Corilla: 

trnlmb,  Dorothea  v. : 

Boccaccio: 

288,  9. 

306.  39. 

152.   12, 

Cornelia,  Taschenbuch  für  Deutsche  Frauen 

Artus,  Kbnig: 

Böhm,  A.  W.,  Kupferstecher: 

114.  48  ff. 

232.  20. 

3,ii;,  27;   380.  59, 

Cornelius,  Peter: 

Aschaffenburg: 

Bbhme,  F.  M.,  Hg.  des  Altd.  Liederbuchs: 

322.  40. 

300.  2. 

84,    1  ff.;   105,  39  ff. 

Cotta,  Verleger: 

Ast,  Friedrich: 

Böhme,  Jacob: 

1.  23  tr.;    12,17f.;   113,12. 

86.  .56. 

79,  34, 

Cymbelin : 

Athenaeum : 

Bolsserie,  Brllder: 

145.   15. 

20.   10. 

26:i,  29:  299,  62, 

Daehling,  Maier: 

Athenais: 

Bonaparte: 

196.    15;  367.  8. 

334.  .52. 

It;,  :f9;  294,   19,     .S.  auch  Napoleon. 

Dänische  Sage: 

Aitlla : 

Bornemann,  Ludwig: 

76.  44. 

333,  50  ff. 

-','il,  ,"'5, 

Dante : 

Augustin,  Heinrich,  Drucker  In 

Regensburg: 

Brachmann,  Amalla: 

152.   11. 

95.  26. 

26;   45, 

Danwailer  -  Baggesen: 

Azaials: 

Braun,  Goltlieb,  Verleger  In  Heidelberg: 

113.  37. 

212,  8. 

155,  9;    176,   0. 

Dedeleben: 

Bremer  pollt.  Zeltung: 

410.   10. 

B.,  W.  G.=^  Backer: 

270,  40. 

Deibel,  Franz: 

21.  52. 

Brentano,  Clemens: 

8,  So;  86,  2'. 

Baaden : 

14,  30;  85,  62, 

Denen : 

297,  26. 

Brocken,  der: 

261,   40, 

Baader: 

207,  24. 

Deutsche  Rundschzu: 

31,  11. 

Brockhaus,  Verleger: 

244,  8, 

Balrlsches  Volkslied: 

322.  53 

Deutrich,  C.  A.: 

166.  31. 

Brunduslum: 

319.    18. 

Bamberg: 

260.  30. 

Dittersdorf 

199.  57. 

BUrger: 

143.   58. 

Barbara,  Heilige: 

1,  52, 

Donauweibchen: 

352,  44  ir 

BurI: 

270.  24:  JiH.  ■.{■: 

Barbarossa,  Friedrich: 

4.  64, 

Don  Quixote: 

395.  50, 

Burja,  Maschinka: 

60,   63. 

Barth,  C: 

61.  9. 

Dresdner  Abendzeitung  18t  8: 

331,  7. 

2.56.  39;  323,  oO. 

Batach,  A.: 

Calderon : 

Dryfels,  Burg: 

116.  36. 

89,  64;   180,  26;  323,  38. 

370.  61. 

Baukunst,  gothlsche: 

Nä,  25. 

Campe: 

176,  24  ff,;   411,   11, 

Du  Mont-Schauberg: 

223     ■, 

Beauharnais,  Fanny: 

Canclonaro,  dar: 

Duncker  u.  Humblot: 

292,  8. 

7,   17. 

283.   10. 

441 


Sach-Register. 


443 


DUntzer: 

114.  66;   132.   16. 
DOrer,  Albrecht: 

233.  1  :  Uli,  32;  300,  44. 

Eberty,   Hermann    |^    Hsimann    Ephraim): 

:i:..  :;;i 
Eichendorff,  BrUder: 

Eloesser,  Arthur: 

3SS.  .in. 
Encheiridion: 

72.   9;   74.   29. 

Engel,  Friedrich: 

41C.   2'' 
Engelberg,  Kloster: 

2(14.    1.7. 

Engelmann,  Joseph: 

113.   ^. 

Epiktet 

74.  4.7. 
Erhard : 

172.  26. 

Erholungsstunden,  OsnabrUcliischs : 

lii.  44 
Eschenbach,  Werner  v. 

Eschenburg: 

312.   6fi. 
Espinelen: 

7.7.    IS. 

Esslinger,  M.: 

34.7.  61;  376,  21  ff. 
Eudoiia: 

332.  411  ff. 
Eunike,  Johanne 

39.7.  41. 
Eunomia,  Zeitschrift: 

2-1.  21, 
Euphorion,  das 

244.  U. 
Euryanthe  v.  Savoyen 

294.   16. 
Eyk,  Joh.  van: 

264,  39. 
Fabliau,  Altfranzäs.: 

209.   11. 
Falun : 

38S.  46. 
Fouqu6 : 

247.   .79. 
Figaros  Hochzeit: 

.74.   s. 
Fischart: 

106.  44. 
Fischer,  Herm. : 

161.   63. 
Flor  u.  Blankflor: 

Floeck: 

4111.   4ii. 
Fochem : 

233.  :;4;   269.  27;   299.  60  ff. 
Folquet  von  Saintes,  Troubadour: 

3.71.   2s 
Frankenberg: 

Franzos,  Karl  Emil: 

17^.   .71 

FreimUthige,  der 

4n4.   16  rt7 
Friederike  Wilhelmine  Karoline,  Königin  von 

Baiern 

Friederike     Dorothee    Wilhelmine,     Königin 
von  Schweden: 

147.   .7.7 

Friedrich  der  Einzige  (der  Große) 

270.   16 
Friedrich  II.,  Kaiser 

371,   1. 
Friedr.  Wilhelm  III.: 

152.  4.7. 
Fröhlich,  Heinr.: 

2.  25;  29.  42. 
Frommann  u.  Wesselhöft,  Drucker  In  Jena: 

1.  25. 
Fuchs,  Maximil. : 

210    67. 
Funk,   Z.     ^    F.   Kunz,    Herausgeber   F.   G. 

Wetzeis: 

366.  61. 

Gangloff: 

176.   72. 
GeannI: 


Geiger,  Ludwig: 

30.  .74  ff'.;  40«.  37. 
Geisler,  Christian: 

324.  47  ff-.;  339,   19  ff. 
Geisshr,  Fr.: 

341.  20rt7;  362,   12  ff'.;  381.  56. 
Geiserich: 

334.  39  ff. 
Geliert: 

2S5.  .70. 
Gemmingen,  Freiherr  v. : 

147,  3 
Genlis,  Frau  v.: 

289.  3  ff. 
Gerard : 

141,  41. 
Gereon,  Heiliger: 

230.  3". 
Gerlach,  Samuel 

Geroldseck: 

219,  2ö. 
Gerning: 

121.  39;   150.  60. 
Gesellschafter,  der 

115.    14. 

Gessner,  Salomon: 


Gleit 


60. 


49. 


5,    49;      26S,    65. 


Godesberg: 

2:U.  60. 
Goebhardl'sche   Buchhandlungen,    Bamberg 

und  WUrzburg: 

r.l9.  59. 

Göritz-LUbeck-Stiftung  Berlin: 

1.  45;  10,  2  u.  o. 
Gfirres,  J.: 

7.  45 
Goeschen,  Georg  Joachim: 

222.   10. 
Goethe,  August  von: 

22.  32. 
Goethe,  W.  von: 

17.55  ft7;      151,     1; 
304.  20. 
Goethe-Schiller-Archiv : 

278.  29. 
Gottschalk: 

188.  63. 
Govinda,  Hita- : 

152.   1 
Graimberg,  Frau  v.,  geb.  von  Rudberg 

282.   1 1  lt. 
Graldichtung : 

232,   20. 
Grazer  Studien  zur  d.  Philologie: 

409,  38. 
Grisebach,  Ed.: 

353,  25;  392,  64. 
Groben,  Graf  von  der: 

250,  55. 
Guarini: 

55,   17, 
Guido,  Roman  Loebens: 


Guttenberg,  H.: 

357,  8;  383.  6. 


Hahn,  Joh.: 


415 


70; 


Hallesche  Allgem.  Literatur  Zeitung: 
1806:  79.  lo; 
1807:  51.  25;  98 
1808:  89.  2;  98, 
1809:  115.  13; 
1810:   131,  3f,; 
1815:   191.  68; 
1816:   244.  59; 
1817:  302,  17; 
1818:  262,  41; 
1820:  284,  19; 
1821:   202,  32.  —  410.  S. 

Haller  v.  Hallerstein: 

325,  41  ff.;  339.   ISff. 
Hamilton: 

140.    11. 

Hardenberg,  Sidonie  von: 

26.    46 

Hastfer,  Carl  Gustav  v.: 

289.   7  ff. 
Hatfield,  James  Taft: 

243,    11  :   241.   6,   2.74.   2.«;    32 

Haude  u.  Spenersche  Zeltung: 

39,  42;  65.  öS. 


Haug: 

162,  61. 
Haym: 

1.  47;   5.  22;   13,  61. 
Haymann: 

14.  4;  22,  7. 
Heerbrandt'sche  Buchhandlung,  Tübingen: 

175,  6;   177,  36. 
Heldenbuch: 

99.  61. 
Heidelberg: 

113.   7;  295.  63. 
Heidelberg.  Jahrbücher  der  Litteratur: 

224,    In;   40^.   25. 

Heidelberger  Schloss: 

131.    .7. 

Heideloff  (Heidlof),  Carl: 

364,   13;  374,  8  ff. 
Heil,  Th.  (=  Winkler): 

256.  38. 
Hellenik  u.  Romantik: 

7.   4^. 
Helwig,  F.-au  v. : 

321.  26. 
Hendel-SchUtz,  Frau: 

217.    II. 

Hensel,  Wilhelm,  der  Maler: 


Herder: 

:M4.  21. 
Herrmannsschhcht  bei  Leipzig: 

Hertz,  Fanny: 

Hess: 

356.  8. 
Hippel: 

2-.7.   51. 

Hirschau,  Klgster : 

ls7.  :>.9. 
Hirschberg,  Dr.  Leopold: 

9.  63  11.  ö. 
Hitzig: 

410,   1. 
Holtei: 

1.  27 fl.;  257,  31  ;  406,  5, 

Homer: 

2S5.  4S. 
Houben,  H.  H.: 

Hugdietrich  und  Hildburg: 


Isäre: 

2!S,  24. 
Island: 

200,  22. 

Jacobs,  Prof.: 

im.  15. 
Jacobus  der  Kleinere: 

3s,:.  31. 
Jagemann,  Prof.: 

292.  38. 

Jasmund,  Halbinsel: 

24.  63. 
Jean  Paul: 

179.  65;  289,  25  ff.;    304,  21;  321,  26. 
Jena: 

1,  25;  9.  54  u,  ö. 

Jenaer  Allgem.  Literatur-Zeitung: 

1805:  50.  51. 

1806:  80,   13. 

1807:  78,  34;  89.  62;  98,   16. 

1815:  190.  43. 

1817:  201,  66. 

1818:  244.  46;  2,79,  24;  283,   IS. 
Joachim!  —  Dege,  Marie: 

14,  1". 
Johann    Friedrich   der    Mittlere,    Herzog    zu 

Sachsen: 

314.  51. 

Jonas,  Fritz: 

2.  12;    12.  27. 

Journal  des  Luxus  und  der  Moden: 
1808:   99.  37;   112,  36, 
1811:  163.  31. 
1815:  323.  32. 
1816:   224,   Iff.;  323,  32  ff, 

Jude,  der  ewige: 

346,  llff  ;  348,  50. 

28* 


444 


Sach-Register. 


446 


Kamptz: 

SUl.  -14. 
Kant: 

304.  21. 
Karcher,  Anton: 

1  ■.>(;,  61. 
Karfunkel-  oder  Kling-Klingelalmönach: 

113,  31. 
Karl  der  Große: 

23'.>.    14, 
Karollne  (Lehmann): 

TS,   1. 
Karschln,  Anna  Luise: 

172,  51;  386.   12  ff. 
Katharina,  Heilige: 

7,  7;  235.  26. 
Kehrein : 

S4.   16  ff. 
Kern,  Franz: 

195,  8;  336.  64. 
Kerner,  Justinus: 

97,     36;     161,     9;     174,     14.      [..Reise- 
schatten']. 
Kienler: 

143,  46. 
Klaproth,  Augusta: 

64,  48. 
Klein,  J.  A  : 

363,  12  ff, 
Klette: 

11,  16. 
Klopstock : 

148.  41;  285,  50. 
Kaberstein : 

3,  :J 
Koch  in  Mannheim,  Kupferstecher: 

116,  31. 
Kolbe,  C: 

259,  42;  326,  25  ff.;  340,  49. 
Kfille: 

163,  öl. 
KBIn: 

■233,  7, 
Kfirner,  Theodor: 

:),  23;  218.   12;    250,  23. 
Kossmann,  E.: 

74.  4S, 

Köstlin,  A.: 

159,  15. 
Kraus,  R.: 

95,  62;  161,  64. 
KrOger,  H.  A.: 

331.  5.=.. 
Kunz,  Karl  Friedrich,  Verleger  in  Bamberg 

199,  58. 
Kynosarges,  Zeitschrift: 


L.  W.: 

51,  9, 
Lachmann: 

410,  43. 
Landshut: 

182.  59;  200.  54  ff.;  412,  49, 
Lateinische  Hymnen: 

7,  20. 
Lanzelot : 

232,  21. 
Laun,  Friedrich: 

B,  50, 
Lavater: 

143,  60. 
Le  Barbier: 

126,  2, 
Lechner,  L. : 

106.  63. 
Lehmann,  Karoline: 

55.  19. 

Leipzig: 

9,  52   u.  ö. 

Leipziger  LIt.-Zeitung : 

1813:  180,  51. 

1818:  384.  15. 
Leo,  Bischof: 

334,  4. 
Leon,  Luis  de: 

315.  27, 
Lettisches  Volkslied: 

l:il,  13, 
Liljenslern : 

3'J9,   65  IV 

Lippe,  Alexander  Graf  v. : 

:!3.   3(1 

Lippe,  Wlllielm  Graf  v.: 


LIps,  J.: 

361,    15. 

Literarisches  Conversationsbiatt: 

Literarisches  Wochenblatt: 

1818:  258,  67;  2'-3,  48. 

1820:  :'2:i.  67. 
Lochner,  Stephan: 

33(1,  27. 
Loeben: 

SÖ,  4b. 
LSffler,  Toblas: 

113,  9;  4(19.  50, 
Lopa  de  Vega: 

166,  60. 
Louvre : 

356,  1 ;  261,  49. 
Lucinde: 

II.  25;  28.  47. 
Ludwig  von  Baiern  [1203]: 

119.  55. 
Ludwig,  Kronprinz  v.  Baiern: 

218,    ,i>, 

Ludwig  Ferdinand,  Prinz  v.  Preussen: 

184.   55, 

Luise,   Königin: 

153.   3  tiV, 

Luise  Marie  Auguste  Elisabeth  Alexiewna, 

Kaiserin  von  Russland: 

338,  39. 
Luther: 

366,  41. 

Mp.  ==  F.  6.  Wetzel: 

244.  45;  259.  23:   2S3,   21. 
M:  Z.  =  Karl  Friedrich  von  Jarlges: 

50,   64. 
Macbeth: 

131,  33. 
MSdchensprung: 

Madrigal: 

68,    17  ff.;   211,   22, 
Magasin  Encyclop^dique: 

49,  70, 
Maratti,  Carlo: 

140,  o5, 
Maria  Paulowna,  GrossfUrstin : 

130,  üi. 

Marianne,  Prinzessin   v.  Hessen-Homburg: 

301,  3S. 
Marino: 


Matthison: 

3,  8:   13,  (.2f  ;    In.   13;  ss.  6s, 

1^,  43;   190.  39. 

Neue  Berlinische  Monatsschrift: 

Mancini,  Thomas: 

4U,  :>',';  f-8,  T'i. 

1(16.   40, 

Neue  Leipziger  Literatur-Zeitung: 

Maurersche  Buchhandlung  in  Berlin: 

97,  59. 

24;^,  s;   3.56,  37;    115,   12  ff. 

Neustrelitz: 

Mayer,  Carl: 

198,  54. 

95,   -14. 

Nibelungenlied: 

Mehring,  Freiherr  v.: 

233.  20. 

299.  tci. 

Nicolai: 

Meiringen: 

88.  60. 

105.  53. 

Koger: 

Melssen: 

415.  41. 

184.   Cl, 

Norwegen: 

Meissner,  Conrad  Benjamin,  Geistlicher: 

199,   14. 

4ir.,  3:', 

Novalis: 

Meister,  K.  S.: 

21,  3;   91.  19;   195.  39. 

M,  3lV, 

Nürnberg: 

Meli,  Giovanni: 

319.  SO. 

3(1.'.,  f-. 

Nürnberger  Geiehiten-Lcxicon: 

Memling: 

416,  39. 

269.  41«,;   415,  25. 

Mendelssohn: 

Oehlenschläger: 

395    1  s. 

MifmiBi 

Oersted: 

292.  37. 
Ofterdingen,  Novalis'  Roman: 

Merkel,~Garlieb: 

40,   SS;   8S.  «0. 

76,  64. 

Mettenleiter,  i.  M.: 

Olympia: 

331.  3. 

112.  30. 

Meusei: 

Orleans,  Jungfrau  von: 

14.  3;    18.  47   u.  8. 

21,  43. 

Michael,  Heiliger: 

Oslander       Heerbrandt,  Verleger: 

Michaelis,  Prof.: 

177.  6(1, 
Michelangelo: 

143,  43, 
Michel,  Hermann: 

416,   31, 

Milbradt,  Joh.  Georg: 
Miliin,  Aubin-Louls: 


Minerva,  Taschenbuch  f.  d.  Jahr  1815: 

231,   18. 

Minnelieder,  Altdeutsche: 
234,  31, 

Minnesinger: 
17,   16, 

Monatsschrift  f.  rhein.-westfäl.  Geschichts- 
forschung : 

415,    G. 

Montag    u.    Weissische    Bu;hhendlung    in 
Regensburg: 

95,  34, 
Montfort,  Graf: 

187,  47, 
Montmorency : 

295,  25. 
Moreau : 

206,   15. 
Morgenblatt: 

7,  29;    97,  11;    162,  25  ff.;    164,  35      178, 

68  fl'.;  244.  21.   -     408.  40. 
Moses: 

314,  43;  316,9. 
MUller,  Christian: 

29,   .'•1, 

MUller,  H.  C: 

359,  Sff,;  375,   7  ff. 
MUller,  Joh.: 

316.   15. 
Münchner  Allg.  Zeitg.: 

405.  58. 
Muralt: 

292.  36, 
Murrhardt,  Capelle  zu: 

137,  43, 
Muther,  R.: 

230,  39. 

Naeke,  H.: 

355,  6 ff.;   375,  Off. 
Nahl: 

126.  27. 
Napoleon : 

351.  34;  306,   13, 
Narino: 


Nennhausen: 

189,  38. 
Nero: 

Neue  allgem.  Deutsche  Bibliothek: 


Olterstldt,  Freiherr  v.: 

293.  31. 

Overstollzen  von  Lisoiphkirchen: 


Ovid: 

138,  18. 


447 


Sach-Register. 


44y 


P.,  L.  A.  ^  Ludwig  August  Pauly: 

183.  15 
Palaestra : 

415.  5.5. 
Pandin,  Beauregard  =  K.  F.  v.  Jariges: 


Pegnesis: 

|6».  54 fl 
Pellegrin: 


Petrarca : 

198.  61. 
Patron : 

61.  .'.9. 
Petronlus  Maxim  us: 

334.  2Urt'. 
Pissin,  Raimund: 

181.  51  ff.;    194,  55 

298.  5;  ;(09,  38;  3' 
Placidia : 

332.  .52  ff. 
Plato: 

■-'n.  23;  314.   18. 
Pütt: 

5.  21. 
Polarstern  : 

31,  Siff. 
Pollall : 

74.  61. 
Prochaska,  Johanna: 

271,  36ff. 
Proserpina: 

276.  30. 
Provenzaler  Lieder: 

210.  42. 


222,  26;  270,  34; 
4;  393.  28. 


17.  12;  162.  9;  403.  31. 


Ralch : 

12,  7; 
Ramberg : 

826.  55  ff. 
Rteamler: 

293.  4. 
Regensburg : 

95.  21. 


Regiswind.  v.  Laufen,  d.  heilige: 

187,  5  2 

Rehfues: 

116,   26;    163,  54, 
Reichardt : 

292,  37. 

Reifferscheld : 

416,  8. 
Reimer,  Georg: 

:».  6, 
Reindei,  Albert: 

•:<V,.  4>ff. ;  340.  50;  3S3.  35. 
Reiseschatten,  Kerners: 

IT4,   14;   41u.  64. 
Renard,  Edmund: 


Renf ner : 

243.  S9ff. 
Reni,  Guido: 


Richard  I.  von  England: 

371.  10. 
Reichert,  Joh.: 

95,  58;    161,  66. 
Rist: 

326,  ö6fr.;  343,  6 ff. 
Roland : 

188.   18;  232.  22. 
Rosenthal,  Ludwig: 

Vi.    4.1. 

Rottmanner 

414,  2:i 

Rousseau : 

295,  26. 
Rubens: 

126,  60. 
Rugia : 

24,  60. 
ROhle : 

299.  64. 


Sander,  Sophie: 

77,  4. 
Sanict  Stephansthurm : 

169.  2>. 
Sauer: 
320.  49  ff. 

Schadow: 

2C4.  :iO. 
Schelling,  Caroline: 

Schenicendorf,  Max  v. 

248.  4s. 
Schiller: 

3.   22;  12.   13;   304,   2U. 
Schlegel,  A.  W  : 

315.  47. 
Schlegel,  Frledr.: 

19.  59;  20,  63;  240.  51. 
Schlotter,  Carl: 

Schmidt,  Adolph 

Schmidt,  Carl  Gottlob : 

29,  :i5;  31,  40. 
Schmidt,  G.  Fr.: 

116,  35. 
Schmidt,  H.: 

326.  56:  341,  20ff.;  356,  48ff. 

Schmidt,  Otto  Eduard: 

397,  27. 
Schoppe,  Amalia: 

U4.  S4. 
Schräg,  Carl : 

821'.  .i.'.tV. 
Schräg,  Joh,  Leonh. : 

3i'.i.  :!r,:  416.  4. 
SchUddeliopf: 

Schultz,  Franz: 

403,  38ft\ 
Schurz: 

103.  42. 
Schwartz,  Karl: 

lUS.  25 
Schwarz,  Sybille: 

S'.iO,  :itv. 
Schweidgeburth: 

3:si.  li>. 
Sebus,  Johanna: 

127.   26. 
Sendtner: 

414.  24. 
Serapions-BrUder: 

311.   6. 

Serbische  Lieder: 

278,  46. 
Sestine: 

95,  0 
Siegen,  K.: 

1,  46;  9.  64. 
Slavische  Philologie,  Archiv  fUr 

27  s.   isrt'. 
Solcrates: 

l.ill,    13. 

Sommersche  Buchhandlung  in  Leipzig 

9,  .52. 
Spalding,  G,  L,: 

115.  29;  ;'.l.i.  4s. 
Spanische  Gedichte 

7.  6. 
Spener.  Philipp  Jacob: 

307.    13. 
Stabat  mater: 

64.  12;  67,  16. 
Stahel,  Joseph: 

85,  50. 
Steig,  R.: 

257,  20;  405.  45  ff, 

Stettin: 

189,  27. 
Stilling: 

369,  2 
Stimmen  der  Vttiker: 

102.   4s;   1U4.  61  tl'. 
Strackerjan: 

365,   i;!. 


Suphan: 

148.    32;  410,  3. 
Symons: 
416,  9, 


Taillefer: 

18S.  34. 
Tardel,  H.: 

52.   23;    168,  26. 
Tauerlauken : 

152.   31. 

Thalie  et  Melpomäns,  Zeitschrift: 

Thelott,  E.: 

230,  33. 
Theodosius; 

333.  I. 
Theremin: 

74,  23. 
Therese,  Kronprinzessin  v.  Baiern: 

2n9.  41. 

Thomas,  Sankt: 

383,  39. 
Tian  ^  Caroline  v.  Glinderode: 

120,  40. 
Tibull: 

131,  SO, 
Tiedge : 

314,  6,3.- 
Tieffurt: 

28,  27;   101,  41;    112,  7. 
Tirschtlegel: 

2S8,  34. 
Tolstoy,  Gräfin  geb,  Baratnisky: 

4.  65. 
Trichternasen,  die: 

144.   111. 

Tristan: 

232.  21. 
TrGpsch,  Stjepan: 

278.  l!l. 
Truchsess,  Freiherr  v.: 

219.  14. 
Trutznachtigall: 

81,  3;  40s.   10, 
Tübingen: 

1,  23  1t. 
Tugendbund: 

Türkische  Liebeslieder: 

25,  19. 

Turpin: 

SO,  33. 
Unger,  Joh.  Friedr.: 

Unspunnen: 

317.  22. 
Unzelmann,  Friederike: 

4.  61 ;  54.  9. 
Ursula,  Heilige: 

230,  36. 

Varnhagens  Denkwürdigkeiten: 

37,  21. 
Varnhagen,  Rosa  Maria: 

39.    1. 

Veronica,  Heilige: 

349,  17. 
Vlen: 

141.  2. 
Vitlegas,  Ettevan  Manuel  de: 

204.  30. 
Virgil: 

198,  ^5. 
Vischer,  Peter: 

3S:t.  33  ff. 
Vogt,  Carl: 

409.  42. 
Volkslieder,  Herders: 

64,  2. 
Volmarstein : 

188,  23. 
Voss,  Joh.  Heinrich: 

7,  28;   113,  44;  286,  49. 
Vossische  Zeltung: 

243,  21  ff;  821,  55;  406,  67. 


Wackernagel,  Ph, : 


Walgerss  und  Hlldegunde: 


33  7 


23  ff. 


Wallraf: 

299.  61. 
Walzel-SchUddekopf: 

2,   7;   12,  28, 
Wartburg: 

366.  45. 


450 


Sach-ßegister. 


452 


Weinhold: 

129,   15  ff. 
Weise  A.: 

116.  43. 
Weisser,  Friedr.  Chrlstopli: 

97.  :jii 
Wessenberg,  Heinrich  «.: 

Widmann,  Erasmus: 

106    3G. 
Wiener  Jahrbücher  der  Literatur: 

2,57.  48  ff 
Wiepersdorf : 

Wilhelmine     Luise,     ErbgroBherzogin     von 
Darmstadt: 


Wilhelm,  Prinz: 

■2.'.0.  .i8;   ■21'i.   :.2. 
Wilhelm,  Prinzessin: 

Wohlgemuth,  Michael: 

■_'i;i.  :;i 
Wultadinowic,  Sp. 

Wunderhorn,  des  Knaben: 

10.=.,   7  l'f 

WUrttembergische  Sagen: 

389.  7 


Xaverius,  Heiliger: 

84,  67. 


I    Zeitung  für  die  elegante  Welt: 


1802: 
1803: 
1804: 
1808: 


7.  -17;  ö 
317,  19. 


,  55;  66,  1. 


4119,  48. 

1812:   16:).   1. 

1814;  200.  48;  323,  34tf. 

1817:  412,  43. 

1818:  283.  37  ff. 
Zeitschrift    für  Wissenschaft    und    Kunst 

von  Fr.  Ast: 

86,  .511. 
Zwinger,  G.: 

382,  47. 


Druclt  von  Max  öcliinersüvv.  Kirciihaiti  .\.-1j. 


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