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Veröffentlichungen der
Deutschen Bibliographischen Gesellschaft.
Bibliographisches Repertorium.
Begründet von Dr. H. H. Houben.
Fünfter Band.
Älmanache der Romantik,
Herausgegeben von
Dr. R. Pissin.
Berlin-Zehlendorf
B. Behr's Verlag
1910.
Verzeichnis
der in Band V bearbeiteten Almanache.
I. Musen-Almanach für 1802 von A. W. Schlegel und Tieck . . Sp. 1—9, 403f.
IL Musen-Almanache für 1802/3 von Vermehren
III Musen-Almanache für 1804 6 von Chamisso und Varnhagen
IV. Erzählungen und Spiele für 1807 von Neumann und Varnhagen
V. Poetisches Taschenbuch für 1806 von Friedrich Schlegel .
VI. Dichtergarten für 1807 von Rostorf .
VII. Musenalmanache für 1807 08 von Seckendorff
VIII. Heidelbergisches Taschenbuch für 1809 12 von A. Schreiber
IX. Poetischer Almanach für 1812 von )
,, „ ^ . _. . ^ , . ... ,o,o Kerner und Uhland . .
X. Deutscher Dichterwald für 1813 von |
XI. Jahrbüchlein Deutscher Gedichte für 1815 von Seegemund . .
XII. Deutsche Frühlingskränze für 1815 16 von Hornthal ....
XIII. Hesperiden für 1816 von Lochen
XIV. Taschenbuch für Freunde altdeutscher Zeit und Kunst für 1816
von Groote und Carove
XV Bundesblüthen für 1816 von Graf Blankensee, Wilh. Hensel,
Graf Kaickreuth, Wilh. Müller, W. v. Studnitz ....
XVI. Die Sängerfahrt für 1818 von Friedrich Förster
XVII. Aurikeln für 1818 von Helmina von Chezy
XVIII. Gaben der Milde für 1817 18 von Gubitz
XIX. Frauentaschenbuch für 1815 18 von Fouque
9-
-29,
404 f.
29-
-69,
405 ff.
69-
-78
79-
-86,
408.
86-
-96,
408.
96-
-112,
408.
113-
-154,
408 ff".
155-
-174,
410f.
175-
-190
190-
-200,
411 ff.
200-
-221,
412.
221-
-222,
415ff.
223-
-242,
415.
243-
-256.
256-
-282,
415.
283-
-302,
415.
302-
-320,
415.
320t
-402,
415 ff.
OTTO GCERITZ
dem
Begründer und Hüter der kostbaren Büchersammlung
Märkisctien Provinzial-Miisetim
gewidmet
als kleines Zeichen jener dankbaren Verehrung,
die unermüdlich-selbstloses Helfen überall ihm eintrug.
Vorwort.
Die Notwendigkeit, eine Arbeit wie die. vorliegende sozusagen im Nebenamt fertig zu
stellen, hat ihren Abschluss leider stark verzögert. Die Tatsache, dass ein von literarischer
Forschung weitab gelegener Hauptberuf oft wochenlange Unterbrechung der Arbeit erzwang,
hat manche Ungleichmässigkeit der Ausführung, besonders in den ersten Bogen, bewirkt. Niemand
kann jenes lebhafter bedauern, dieses mehr durchschauen als ich.
Zu den zufälligen tritt ein prinzipieller Mangel, der wohl jeder derartigen Sucharbeit
anhaftet: dasa sie immer nur einen — willkürlichen — Querschnitt durch die Masse des Materials
darstellt, das, zum Teil noch ungehoben, an zahllosen Stellen, verstreut, lagert. Wer den
Vorgang der allmählichen Ausbaggerung eines solchen Sammelbeckens sich recht vergegenwärtigt,
wird diesen Mangel verständnisvoll würdigen. — Hinzu kommt, dass als dauerndes Hemmnis
sich oft empfindlich störend bemerkbar machte: einmal die Seltenheit all dieser Almanache selbst
und dann die Schwierigkeit, der jedesmal zu einem solchen Taschenbuch wie der Schweif zum
Kometen gehörenden Literatur rechtzeitig habhaft zu werden.
So mussten Lücken bleiben. Es wird ein Gewinn der diesen Bogen gewidmeten
Arbeit sein, dass jetzt glücklichere Finder, entlastet durch meine Vorarbeit, diese Lücken aus-
füllen können.
Dennoch wäre ohne mannigfache Hülfe nicht einmal das gegenwärtige Stadium erreicht.
Dankbar nenne ich noch einmal und mit Fug an erster Stelle die Göritz-Lübeck-Stiftung,
deren bereitwilligst und ohne alle sonst so störend empfundene Zeitbeschränkung dargebotene
Schätze wenigstens einen einigermassen befriedigenden Abschluss der ganzen Arbeit ermöglichten.
Einen besonderen Dank schulde ich auch Hermann Michel, der seine reichen bibliographischen
Kenritnisse diesen Bogen freundschaftlich zur Verfügung stellte. Unterstützung durch Eat und
Tat fand ich ferner bei den Herren Verlagsbuchhändler Walt her Bloch-Zehlendorf, Dr. Doege-
Berlin, Dr. Alexander Dombrowsky-Berlin, Dr. Heinrich Fechner- Zehleudorf, indessen
Besitz, wie er mir kürzlich mitteilte, die bedeutende Almanach-Sammlung seines verstorbenen
Vaters voraussichtlich bleiben wird, Geheimrat Güntter-Stuttgart, Dr. Leopold Hirschberg-
Berlin, Schulrat Dr. Fritz Jonas-Berlin, Geheimrat Ippel-Berlin, Verlagsbuchhändler Carl
Schrag-Nürnberg, Prof. Stern-Berlin, Dr. Hermann Tardel-Bremen. Ihnen allen danke
^ch Bausteine für dieses Fundament künftiger Forschungen.
Marienfelde bei Berlin, am 16. August 1910.
R. Pissin.
Einleitung.
„Mit 1810 ist ein Abschnitt deutseben Lebi>n8
zu Ende, eine aite Welt untergegangen ; die Ge-
neration, die darnach aufwuchs, bat die Bewegung
j von 1848 ins Werk gesetzt."
„Die Almatiaclie haben wieJer ihre eigene Geschichte. Ein Erforsclien und Verfolgen
ihres Ursprungs und Wachsthuins könnte ein niclit unvergängliches Zweiglein am Literaturbaum
seyn, und wenn dieses verdorren und abfallen werde, aus seiner nunmelirigen Bliithe, und seinem
stets üppigem Hervortreiben neuer Sprossen vorherzusagen, wäre eine eben so wenig gemeine
Aufgabe für einen ästhetischen Wetterkündiger. Die Anfänge der Taschenbücher sind Anhänge
der Kalender; erst fürs Volk, aus dessen Bedürfnissen sich die vornehmeren Töne schon oft
entwickelt haben, dann für die Vornehmern selbst; erst kümmerliche Holzschnitte mit Witterungs-
und Gesundiieitsregeln und Sprüchen, dann und wann ein Verslein, nachher Küpferchen (von
Chodowiecky zu einer Virtuosität kleiner Charakteristik gesteigert), magere geschichtliche Auf-
sätzchen, mit Anekdoten und Reimereien spärlich gemischt; zuletzt aus den Musenalmanachen
hervorgehend niedliclie Büchlein mit einem Goldschnitt und mannigfaclien Verzierungen, ja die
Kupfer oft zu versuchten Kunstwerken, zu Abbildern berühmter Blätter der edeln Malerkunst
erhoben. Das fernerweite Ergehen muss die Zeit lehren; zM'ei noch entfernte Zeichen scheinen
der Existenz dieser schimmernden Wesen nicht günstig: erstens, dass sie immer früher im Jahre
erscheinen, so dass sie bereits eine Antiquität und abgegriffen sind ehe die Schenkperiode der
Weihnacht und des Neujahrs herannaht, zweitens, dass sie unter der Hand anfangen, sich aus
ihrer kleinen Gestalt herauszusehnen, und es schon für etwas Vornehmes gilt, wenn sie die Figur
ansehnlicher Quadrate beschreiben, ja endlich zur Kleinachtelform übersteigen. Will man vollends
aus dem Allgemeinsten und zugleich Nächsten schliessen, so ist es eine bekannte Erfahrung,
dass bei uns wie überall die Masse in der Masse erstickt, so sind wir dem Zeitpunkt, wo der
ewig durstige Geist sich aus der Zersplitterung in den alten starken Verband des Ernsthaften
zurückringt und die schwächlichen Hebel unsrer Ciiltur versinken lässt, vielleicht näher als
wir denken."
So schrieb ein Anonymus im zweiten Stück des „Hermes" für das Jahr 1820. Dass
er in diesem Brockliausschen „Kritischen Jahrbuch der Literatur" der Almanachernte eines
Jahres 45 Seiten gründlicher und gewissenhafter Beurteilung widmet, ist ein Symptom dafür,
wie ernste Beachtung immerhin noch um 1820 dieser Literaturgattung zuteil ward. Innerhalb
dieses dritten Jalirzehnts stirbt sie langsam aus Dem scheinbaren Aufflackern ihrer Lebens-
geister zu Anfang der dreissiger Jahre, das der Deutsche Musenalmanach der Chamisso
und Schwab darzustellen schien — N. Kossmann widmete ihm kürzlich eine erschöpfende
Untersuchung — , folgt rasch das Erlöschen: diese Literaturgattung passt nicht mehr in eine
Zeit, die, dem zierlich Tändelnden abhold, umstürzlerisch gesinnt, all ihre Kräfte zusammen-
ballend, Monumentales zu schaffen begierig ist.
In Göritz' Exemplar des Schlegel-Tieckschen Musen - AI manacbs von 1802, aus
dem Besitze von Augusta Klaproth, der Schwester des — wie es scheint mit Fug —
berüchtigten Sinologen, ist ein Zettel eingelegt, an den mit grünseidenem Fädchen eine Blume
geheftet ist und auf dessen andere Seite die Besitzerin geschrieben hat; „Gepflückt als ich
am 29. August 1839 im Voppelburger (?] Walde im Schi. Musenalmanach gelesen.
Alle Erinnerungen meines Lebens standen helle und klar vor mir." Rührend mutet
dieses Bekenntnis an: gleichsam gespenstisch ragt die Erscheinung des Almanachs in eine fremde
Welt, und nur im stillen Walde wagt er verstohlen einen Blick der unvergänglich belebenden
Sonne zu haschen. Kaum ein Menschenalter war vergangen, und die romantische Epoche ruht
in tiefster Vergessenheit!
— VIII —
Die erste und eigentliche Blütezeit der Almauacbe lag ja wieder mehr als ein Menschen-
alter vor der Zeit der Romantik*). Aber von diesen Erzeugnissen des Rokoko floss doch der
Strom der Tradition ununterbrochen fort bis bin zu jenen Ahnanachen der ersten beiden Jahr-
zehnte des 19. Jahrhunderts, die den Gegenstand derhierzusammeugefasstenUntersucliungen bilden.
Wie stark man dennoch schon damals den Unterschied der neueren von den älteren
Almanachen, ihre Rangordnung in der Literatur gewissermassen empfand, lehren vielfältige
Aeusserungen der Zeitgenossen. Ich hebe als ein Beispiel den Stossseufzer eines Kritikers der
^Neuen Leipziger Literatur-Zeitung" heraus, der seine Kritik im Jahre 1807 folgender-
massen beginnt: „Es gab eine Zeit, wo man der Erscheinung der Musen-Almanache fast mit
eben der Freude entgegensähe, wie der Erscheinung der ersten Frühlingsblumen, und als Voss
und Schiller noch ihre Sammlungen veranstalteten, konnte man hoffen, dass man mit diesen
Blumensträusseu der Phantasie einen herrlichen Genuss verschaffen werde. Damals, und früher,
wurde die Dichtkunst noch als eine wichtige Kunst behandelt. . . . Jetzt aber ist es ganz anders."
[13. Stück vom 30. Januar.] — In gleichem Sinne spricht sich das Morgenblatt desselben
Jahres in seiner zweiten Nummer aus, bei Gelegenheit der Anzeige des 35. Jahrganges vom
Göttingischen Musen-Almanach, der, schon 1803 erschienen, nun nach vier Jahren mit verändertem
Titel vom Verleger noch einmal auf den Markt gebracht wird, „um den damals nicht gehabten
Absatz jetzt zu erschleichen" Es klagt: „Die Musen-Almanache sind ein, man möchte fast
sagen, rührender Beweis des Wechsels der Dinge auch in der poetischen Welt."
Aber war auch der ältere Zweig des Baums der Almanache so gut wie abgestorben,
um so kräftiger trieben neue Schössliuge überall hervor und schienen durch Menge und Mannig-
faltigkeit den Umfang des älteren Zweiges bei weitem zu übertreffen. Dennoch: überblickt man
etwa die Jahrgänge einer Zeitschrift, die den Taschenbüchern stets ein besonderes Interesse
entgegengebracht hat, der „Zeitung für die elegante Welt", so wird man beobachten, dass
der Strom der Almanache stetig — scheinbar langsam, doch unaufhaltsam — zurückgeht, bis
er im dritten Jahrzehnt immer kümmerlicher fliesst, im vierten fast versiecht. Im Jahrgang 1801
der „Eleganten" werden noch „etliche 60" Almanache gezählt. Noch im Jahrgang 1803
erscheint die Menge dem Kiütiker so überwältigend, dass er den Eindruck zu paralysieren ver-
sucht, indem er halb ironisch „die Almanache auf das Jahr 1804 an die freundliche Lesewelt
deutscher Nation" das Wort ergreifen lässt: sie kämen wie die Schneegänse und stürben wie
die Schmetterlinge, früh und unbeweint. Ihre Menge und ihre Gunst beim Publikum werde sie
innerhalb zehn Jalireu befähigen, alle Folianten und Quartanten sowie die ganze Gelehrsamkeit
aus Deutsciiland zu verdrängen. „Gern leisten wir auf Verdienste und Gründlichkeit Verzicht.
Nahe sich uns niemand, der es ernst mit der Kunst und Wissenschaft nimmt." Dafür gelten
sie als „die hohe Noblesse der Literatur." Nur ihnen sei der Zutritt in die grosse Welt geöffnet,
„weil nur wir ihr gleichen. Unser Verdienst erscheint hier in seinem herrlichsten Glänze. Denn
dass die grosse Welt das Lesen und Schreiben noch nicht vergessen hat, das verdankt sie doch
wohl nur uns!« INo. 117 vom 29. Sept. 1803, Sp. 927ff.]
Aber schon 1806, in einer Uebersicht über den Bücher-Katalog der Michaelismesse,
wird die Bemerkung gemacht: „Die Almanache . . ., die im Bücher-Katalog der Michaelismesse
sonst einen grossen Raum einnalimen, scheinen aus der Mode zu kommen; sie vermindern
sich von Jahr zu Jahr. — — Der diesjährige [Katalog] zählt nur 28, von welchen nur
ungefähr die Hälfte als willkommene Fortsetzungen ihre Käufer finden werden." „Nur 28"
immerhin, unter 1010 Titeln des Messkataloges. [No. 120 vom 7. Oktober 1806.]
Zwei Jahre später ist die Zahl noch mehr gesunken ; „Die Almanache' und Taschen-
bücher werden gewöhnlich mit den Weintrauben reif und mit den Lerchen auf die Leipziger
Messe gebracht. Ilire Zahl beläuft sich diesmal ungefähr auf 18. Die Almanachs-Entreprise
ist, wie man sieht, immer noch im Sinken." [No. 169 von 30. IX. 1808.]
Die Entreprise blieb im Sinken: Der Jahrgang 1810 der „Eleganten" widmet nicht
weniger denn 20 Nummern einer „Ausstellung der diesjährigen Almanachs-Literatur", für 1811
versteht sich. Es werden im ganzen 12 Stück genauer besprochen. — Dieses allmähliche Sinken
der Zahl**) bewirkten zum Teil natürlich die Kriegswirren. Ihren lähmenden Einfluss kann man,
♦) Ueber da» Aeussere dieser ülteron Grupjie orientieren ausführlich, unterstützt zum Teil durch
schöne Abbildungen, Anton Schlossar im dritten Jahrgang der „Zeitschrift für Bflcherfrouude" (Mai
bis Juni 1899) und G. v. Hartman u im Jahrbuch des Freien Deutschen Hochstifts 1907, S. 251 ff.
*♦) Wenn der Michaelis-Messkatalog des Jahres 1811 — dem „Morgenblatt" zufolge — im
ganzen 42 Taschenbücher und Almanache aufführt, so erklärt sich diese scheinbar hohe Zahl dadurch,
dass der Begriff des „Taschenbuchs", an Umfang allmählich zuuehraond, damals schon an luhalt verloren
hatte. — auch ein Symptom des boginnomleu Vorfalls der gaiizeu Gattung: es wurden nach und nach
„-Taflchenbüchpr" für alle erdenklichen Bedürfnisse und Hantierungen des menschlichen Lebens heraus-
gogehen und so schon damals der Begriff des Taschenbuchs dem angenähert, was es hente, etwa auf
dem Uebiete der exakten Wissonscbaftcn, als Nachschlagebuch und kleines Kompendium alles Wissens-
werten darstellt.
IX —
wie überall, auch auf dein Gebiete der Alinanach-liuliistrie deutlich verfolgen: jäli zerstört dit
idyllische Herausgeberarbeit der Chamisso, Varnhagen, Neumann, Hitzig das Ungliicksjahr 1806.
Das Heidelbergische Taschenbuch A.Schreibers geht 1811 ein: im selben Jalir kämpfen
Kerner und Uhlaud um die Verwirklichung ihres Poetischen Almauachs, dessen Nach-
folger, der Deutsche Dichterwald, überhaupt nur mit sehr grosser Verspätung ans Licht treten
konnte. Auch das Erscheinen von Seegemunds „Jahrbüchlein deutscher Gedichte" hinter-
trieb der Kriegstrubel, und Fouque erging es mit seiner Idee eines „Frauentaschenbuchs"
anfänglich nicht besser. In mittelbarem Zusammenhang mit den Kriegsjahren steht auch Gubitz'
Publikation. —
Die drückenden Folgen der langen Kriegsjahre machten sich recht erst bemerklich
nach den heroischen Anstrengungen der Freiheitskämpfe, nicht nur die Unternehmungslust der
Verleger war stark gedämpft, auch die baren Mittel arg zusammengeschmolzen. Dass dennoch
selbst diese Armut und trüben Zeitverhältnisse die Alnianache nicht aus der Literatur ver-
drängen konnten, ist ein Beweis, wie lebhaft noch immer — um 1815 — das Bedürfnis nach
ihnen war, wie stark die Tradition, allherhstlich ihr Erscheinen zu begrüssen. Und der Buch-
handel kam diesem richtig erkannten Bedürfnis entgegen, indem er das Erscheinen von Al-
mauachen nach Kräften begünstigte. Die Zeitung für die elegante Welt hat zweifellos recht,
wenn sie damals behauptet, „dass Almanache und Taschenbücher fast das Einzige in imserer
Literatur gegenwärtig sind, wobei der Verleger sein Kapital nicht in Gefahr zu bringen scheint,"
[9. X. 1815].
Dieser .\lmauaclitiadition konnten und wollten auch die Romantiker nicht widerstehen.
Zwar hatte die alte Gruppe der Almanache abgewirtschaftet ; dennoch füllten sie unbedenklich
ihren neuen Wein in die alten Schläuche. Grade die Führer und Meister der neuen Schule,
ein so bewusst und mit Berechnung moderner Mann wie August Wilhelm Schlegel dachte nicht
nur nicht daran, sich dem Geschmack seiner Zeit zu entziehen, sondern setzte alle Energie ein, um
mit einem gediegenen Alraauach vor dem zeitgenössischen Publikum zu debütieren: als ob erst
dieser rühmlich erworbene Titel eines Almanach-Herausgebers seine Meisterwürde in den Augen
der Menge legitimierte.
Selbstverständlich spielte bei den Schlegel und Tieck die Rivalität mit Schiller, wie sehr
sie sich auch mühten, ihn zu unterschätzen, eine grosse Rolle. Aber es sei, um die Bedeutung
des Almauachs für jene Zeit scharf zu beleuchten, die Behauptung gewagt : auch ohne Schillers
Vorgang hätte es Schlegel zur Herausgabe eines Musenalmanachs gedrängt. Ueberhaupt sind
diese Scliillerschen „Musen-Almanache" nur zufällig sozusagen, infolge der äusserlicheu Titel-
gleichheit, in die Rubrik Almanache eingereiht worden. Tradition und Zeitgeschmack boten
Schiller und Goethe kein geeigneteres Gefäss, die überreiche dichterische Ernte aufzunehmen,
als den Almanach. (Nebenbei war er auch die lukrativste Form der Publikation.) Bilden doch,
zum grösseren Teile wenigstens und vor allem zu Anfang, ihre Schöpfungen den Kern der
Bändchen : das poetische Gold ihres geraeinsamen SchafiFens wird in ihnen ausgemünzt.
Diese Schillerschen „Almanache" sind, kurz gesagt, eine Klasse für sich; ihre Substanz ist,
wie alles Geniale, eine zeitlose Erscheinung; die Geschichte der romantischen Almanache be-
rühren sie kaum.
Wie typisch für die Unterhaltungslektüre der ersten beiden Jahrzehnte des 19. Jahr-
hunderts die Form des Taschenbuchs war, beweist noch 1817 die von Gubitz veranstaltete
„Buch erverlosung", bei der Bücher im Werte von 30000 Talern verlost wurden: den Grund-
stock jedes, auch des grössten Gewinnes, dessen ein jeder Losinhaber teilhaftig wurde, bilden
jene vier Bändchen „milder Gaben- namhafter Schriftsteller, eine Sammlung, die sich in nichts
vom damals üblichen Almanach unterscheidet, höchstens dass die Prosa stärker vertreten ist.
Ueberall innerhalb dieser Literaturgattung zeigen sich die Grossen der Dichtung,
soweit sie anerkannt sind, zurückhaltend. Von der an sich manche abschreckenden romantischen
Tendenz der Sammlungen abgesehen, mochten sie denken, was Herder in einem aus dem
Xachlass veröffentlichten Epigramm „Klopstock im Almanach" aussprach:
Gereicht's der Rose wohl, der Nelke wohl zum Ruhme
In Einem Topf zu stehn mit Mohn und Butterblume?
[Werke, hg. von Suphan, 29, 420.]
So waren die Herausgeber angewiesen entweder auf eine rein romantische Gefolgschaft
oder auf den Nachwuchs, der an lyrischen Talenten keineswegs arm war, oder, und das oft
genug, auf den hausbackenen Durchschnittsmitarheiter. Es ist klar, dass die Gelegenheit sich
nur selten bot, einen rein romantischen Kreis von Mitarbeitern zur Verfügung zu haben
oder .sich- auf ihn beschränken zu dürfen. Das durfte August Wilhelm; das konnten sich
Friedrich Schlegel und Rostorf leisten, die — ebenso wie später die fünf „Bundesbrüder" —
nur wenige bestimmte Mitarbeiter zuliessen. Die Mehrzahl der Herausgeber stand vor der
Aufgabe, Beiträge regelrecht zu sammeln. Das war schon damals so schwer wie heute, und
keineswegs immer konnte der Herausgeber den rücksichtslosen Zensor spielen ; gewöhnlich
nahm er dankbar, was sich bot; denn durch die Honorare konnten sie alle nicht locken. Es
- X —
ist bemerkenswert, daas die Melirzalil dieser Alinanaclie und Tasciieubiiclier bei iiiibedeuteiideii
oder doch nur Verlegern zweiten und dritten Ranges eracbien. Alle haben die Ambition,
Serien zu schaflfen, aber den wenigsten gelingt es, auch nur den dritten Jahrgang zu erreiclien.
Die Kapitalkraft der grossen Verleger fehlt. — So entstanden Jene „gemischt-romantischen"
Almanach-Typen, deren Vertreter etwa Vermehr ens Almanache — ein gutes Dritteil schrieben
er und seine Gattin übrigens selbst, — Seegeniunds „,1 alirbiiclilein", Hornthals „l'Vüh-
lingskränze" sind.
Am besten gerieten und am wertvollsten heute noch, sicherlich am interessantesten
sind diejenigen Almanache, an denen hauptsachlich der lyrische Nachwuchs, die Chaniisso,
Uhland, Kerner, Eichendorff, Schwab, Wilhelm Müller usw. mitarbeiteten.
Diesen gegenüber vertritt das lieidel bergi sehe Taschenbuch den Banausentypus.
Warum es dennoch hier auftritt, sogar sieh ziemlich breit macheu darf, habe ich in der be-
sonderen Einleitung zu seinen vier Bänden begründet. Auch die Tatsache, dass es den sonst
bei romantischen Almanachen seltenen Schmuck von Kupfern hat, sprach u. a für seine
Aufnahme: sie ermöglicht dem Benutzer dieses Bandes den lehrreichen Vergleich zwischen den
dürftig-philiströsen Heidelberger Kupfer-Erklarungen und den zwar sehwärmend-überschwäng-
lichen, oft aber dichterischen Para])hrasen — auch F. G. Wetzel war an ihnen beteiligt! —
de.s Frauentaschenbuchs. — *
Aus den hier rasch skizzierten Gesichtspunkten folgt schon, dasa für eine Darstellung
der romantischen Almanache die Almanachserien der grossen Verleger, der Cotta, Brockhaus usw.
nicht in l^etracht kamen. Diese bändereichen Serien, die auf ein grosses und gemischtes
Publikum rechneten und rechnen mussten, waren genötigt, mit ihren Beiträgen eine goldene
literarische Mittelstrasse innezuhalten, jedenfalls aber ihre Bogen von Arbeiten ausgesprochen
romantischer Observanz freizuhalten.
Für unseru Band kam es aber grade darauf an, aus dem Material der ersten zwanzig
Jahre des 111. Jahrhunderts die für romantische — gelegentlich auch antiromantische — An-
schauungen charakteristischen Vertreter der Almanach-Literatur herauszugreifen. Es durfte
und musste ferner genügen, da ein chronologisches Vorgehen das natürlichste war, ein bis zwei
Vertreter für jedes einzelne Jahr zu bieten. Auch dieser äussere Grund verbot die Berück-
sichtigung der Alnianachserien; um seinetwillen musste ?.. B. die Bändereihe des „'l'aschen-
buchs der Liebe und Freundschaft gewidmet" (bei Fr. Wilmans in Frankfurt a. M.)
hinter den Vermehrenschen Eintagsfliegen zurückstehen.
Tl.
Die Mehrzahl der Romantiker gibt sich in unseren Almanachenein Stelldichein. Einige
spenden ol't und reichlich — als Loeben, Fouque, Helmina — ; andere sind zurückhaltender,
vor allen die Gruppe der Frübromantiker: Brentano wirbt Arnim und Tieck für die „Sänger-
falirt" seines Freundes Förster, die so den Erstdruck des schönen Torsos „Aus der Clnonikn
eines fahrenden Schülers" erhält. Sonst erseheinen Arnim und Brentano nur noch in (iubitz'
„Gaben der Milde", diesem Sammelplatz von Beiträgen und Beiträgern aller Arten und Grade;
Tieck nur noch in A. VV. Schlegels Musenalmanach als ..Jlilberansgeber", durch seine gleicli-
giltige Untätigkeit den korrekten Genossen zur Verzweiflung bringend. — Zacharias Werner
bekennt Loeben einmal, als er ihm zwei Sonette für die „Hesperiden" sandte, er habe aus
Ueberempfindlichkeit gegen die leidigen Druckfehler der Mitarbeit an Almanachen abgeschworen.
Er stellt nur Seckendorff gelegentlich zwei Sonette zur Verfügung. Dass er die romantische
Almanach-Produktion mit lebhaftem Anteil verfolgte, beweist seine grosse und verständnisvolle
Rezension des ersten „(irünlings" der Chaniisso, Varnhagen und Neumann. — Während August
Wilhelm vornehme Zurückhaltung übt, beteiligt sich Friedrich Schlegel an einer ganzen
Reihe von Almanachen, auch des gemischt-romantischen Typs. Seine Teilnahme an dem ba-
nausischen Heidelberger Taschenbuch ist allerdings zweifelhaft. Dass bei ihm, <lem ewig
( ieldbedürftigen, auch die Rücksiciit auf die — wenngleich bescheidenen — Honorare eine
liolb^ spielte, deutet seine praktisclie Gattin in jenem charakteristischen Brief an Schleiermacher
Vom Dezember 1802 [Sp. llf] an. — E. T. A. Hoffmann lässt sich nur durch persönliche
Beziehungen etwas abringen. Auch er bedenkt die „(Jaben der Milde". Ein echter Hoffmann
ist sein liriet an Foui(iie, als dessen „Fostskriptum" sich im vierten .lahrgang des Frauen-
taschenbuches die Novelle vom Rat Kres|)el entwickelt: zum zweiten Jahrgang steuerte er die
-Fermate" bei.
— XI —
Die liedeuteiulsten Lyriker des roinantisclien Kreises, Ulilanil, Eiehendorff, Kerner,
W. Müller, daim Schwab, Sehe iikeudorf und, am Ausgang der liier behandelten Epoche,
Kückert, beselnänken ihre ^[itarlieit auf den engen Kreis der von ihnen selbst herausgegebenen
oder durch die Persönlichkeit ihrer Herausgeber ihnen nahestehenden 'raschenbiieher rein ro-
mantischen Gepräges: einerseits also den „Poetischen Almanach", den „Uentschen Dichterwald",
die „Bundesblüthen-; andrerseits aufScckendorffs Musenalmanache und das Frauentaschenbuch. —
Auch Hölderlins tragische Gestalt taucht auf, beschworen von Vermehren und Secken-
dorff. Und er, dessen poetisches Genie alle überragt, die in diesem Band zu Woite kommen,
muss es sich bei diesen (Gelegenheiten gefallen lassen, dass seine Schöpfungen, durch mangel-
haften Abdruck noch schwerer verständlich, von den Kritikern mit einem Achselzucken al)-
Sretan werden.
G oe the und Schiller nennt das Autoren-Kegister einmal zusammen; es ist bezeiclinen-
derweise ein unromantisches Taschenbuch, das ihre Beiträge bringt: Knebel und Gerning mögen
Aloys Schreiber den Einzeldruck der Johanna Sebus, die Verse Schillers in Baggesens Stamm-
buch vermittelt haben, die beide auf den ersten Seiten des zweiten Jahrgangs seines Heidel-
berg. Taschenbuches erschienen. Während die Persönlichkeit Schillers, der diesen Almanachen, so-
weit er sie erlebte, schroif ablehnend gegenüberstand, ganz zurücktritt, bildet Goethe den Ge-
genstand der höchsten Verehrung. Gleich Vermehren widmet ihm einen Sonetten-Zyklus, in
dem er folgende Themen behandelt: „Die Kunst und Goethe'', ,,Der Jüngling an Croetbe- .
„Das Mädchen-, die Mutter-, der Greis au Goethe'^. Seine Gesinnung gegen die romantischen
Almanaclie ward trotz allen Weihrauchs nicht viel freundlicher. Natürlich gab auch er Gubitz
ein Scherflein. —
Gewiss ülierwuchert in unserer Auswahl an manchen Stellen die namenlose Fülle der
Durchscbnittslyrik; und ganz notwendig hat das romantische Gewebe all dieser Sammlungen
einen mehr oder weniger starken Einschlag von ihr. Dennoch ist Hayms Verdikt, „sie [die Ver-
mehren, Chamisso, Varnhagen) traten die dünnen Schuhe Scblegel-Tieckscher Poesie vollends
aus und durch", von einer ungerechten Einseitigkeit: Chamisso wenigstens lässt auch damals
schon vestigia leonis erkennen; viele zwar waren und blieben Epigonen, Varnhagen nicht zum
wenigsten. Immerhin, bei jenen späteren Almanacben des beginnenden zweiten Jahrzehnts, die
Haym in seiner Darstellung der Konianti^chen Schule nicht mehr zu berücksichtigen iiatte, zeigt
es sieb doch, dass das romantische Blut, mag es auch manches Mal durch nicht wenige Tropfen
Trivialität verdünnt sein, ein ganz besondrer Saft ist. . . .
Der Reichtum an Tönen, den die Mehrzahl der romantischen Zeitschriften erkllno-en
lassen, die der erste Band dieses Repertoriums bucht, wird hier begreitlicherweise nicht er-
reicht, auch nicht erstrebt. Wichtige und charakteristisch-romantische Interessen und Be-
strebungen kommen auch in diesen lyrischen Sammlungen zu Worte.
Bemerkenswert ist namentlich die katholi sierende Tendenz, die an vielen Stellen,
mehr luler weniger ausgeprägt, sich zeigt. Namentlich bei jener Gruppe, die noch in naher
Fühlung mit der Frühromantik steht, deren Meister Friedri ch Schlegel ist: Vermehren, Rostorf,
Sylvester und deren Gesinnungsgenossen. Friedrich Schlegel selbst mit seiner Wiedererweckung
— und z, T. Verballhornung — des Grafen Spee geht voran. Auf einem anderen Blatte steht
der Marienkult, den z. B. Carove und Groote in ihrem „Taschenbuch für Freunde alt-
deutscher Zeit und Kunst" trieben. Sie knüpfen an die ehrwürdige Ueberlieferung ihrer Vater-
stadt Köln in Malerei und Baukunst an; ein stolzer Lokalpatriotismus lässt sie die Meister-
scböpfungen früherer Jahrhunderte, lässt sie etwa Stephan Lochners berühmtes Dombild beschreiben
nnd besingen.
Derselbe Groote ward 25 Jahre danach der erste Vorsitzende des Kölner Donibau-
Vereins. Die Fundamente aber jener grossen Restaurationstat wurden damals gelegt; damals,
im zweiten Jahizehnt des Jahrhunderts, ward von diesen kunstbegeisterten Kölnern, den Groote
Carove, Rektor Fochein, dem hochverdienten Professor Wallraf und wie sie beissen, unter
Führung der Brüder Boisseree, und unter der Aegide Goethes, die Liebe und das Verständnis
für die altdeutsche Kunst geweckt, gepflegt, verbreitet. Damals wurden die in den Zeiten
nationaler Erniedrigung entführten Schätze jener mittelalterlichen Blütezeit deutscher Kunst mit
begeisterter Rücksichtslosigkeit — und Blüchers kräftiger Unterstützung — den Museen der
Franzosen wieder entrissen. Eifersüchtig wachte jede Stadt darüber, dass sie ihre angestammten
Kunstwerke wieder erhielt, und eine lebhafte Polemik erstand z. B. der Försterschen „Sängerfahrt"
um den künftigen Aufenthaltsort des Danziger Jüngsten Gerichts, dessen Wiedergabe im Stich dieses
grösste aller Taschenbücher zierte. — Wenn die Kölner und ihre Bestrebungen genannt werden,
so darf Friedrich Sciilegels Name nicht vergessen werden: für die Erkenntnis der gothischen
- xir —
Baukunst ilaiikleii die Zeitgenossen dein grossen Anreger eindringliclie Belehrung: seine Reise-
briefe, deren Haupttliema die GotLik ist, worden einstimmig als das wertvollste Stück seines
Poetischen Taschenbuches anerkannt.
Ein lebhaftes Interesse für <lie altdeutsche und altniederländische Malerei entwickelte
und bewies auch Helmina von f'liezy, wie ihre ausführlichen Aufsätze über die Sammlungen
der Boisseriie, Bertram, Bettendorf u. a. in der „Sängerfahrt" und in ihren .„Aurikeln" beweisen.
Hand in Hand mit dieser immer stärker und immer verständnisvoller werdenden Freude
an altdeutscher bildender Kunst geht die Liebe zum altdeutschen Schrifttum. Seckendorfl'
zunächst betätigt sicli in seinen Alraauachen als eifriger Sammler auf dem Gebiete des Volks-
liedes. Er gibt dann Uhland Gelegenheit, Bruchstücke aus dem Heldenbuch zu veröflfentlicheu,
dem auch v. d. «Hagen für das altdeutsciie Taschenbuch der Groote und Carove seine ,, Rhap-
sodie Huo-dietrich und Hildburg' entnimmt. Kerner wird später im „Poetischen Almanach" ein
Wiedererwecker des Pegnisschäfers Betulius-Birken, für den er im ..Morgenblatt" mit liebevoller
Beredsamkeit eintritt. —
Fonqne dann tummelt sein unermüdliches üichterross in den tTeiilden der germanischen
Poesie des Nordens. Schon zu Neumann-Varnhagens „Erzählungen und Spielen" steuert er eine
dänische Sage bei. Die „Deutschen Frühlingskriinze" Hornthals bringen aus seiner Feder eine
altnordische Geschichte in sechs Balladen: „Die Eroberung von Norwegen". Sechs Balladen
sind für Fonque eigentlich etwas wenig; die Saga von Regner Lodbrog behandelt er in dreissig
Balladen — „Vorspiel" >ind „Nachklang" nicht gerechnet. ?> eröffnet mit ihr den vierten
und letzten der hier bearbeiteten Jahrgänge seines Frauentaschenbnches.
Wie Seckendorff, auf Herders Bahnen fortschreitend, auch fremde Literaturen berück-
sichtigt, so führen Uhland seine Pariser Studien in das (iebiet der altfranzo sischen Dichtung,
aus dem er die ersten Proben im Poetischen Almanach bietet. Ebendort übersetzt t'onz zwei
altenglische Lieder. Auch Pellegrin veröffenlliciite die Bearbeitung einer altenglischen Ballade
in Chamissos Almanach. Elf türkische Liebeslieder brachte Vermehren und sechzehn ser-
bische die Sängerfahrt, nach Kopitars Uebersetzung, während der Heransgeber Förster sie
irrtümlich den Brüdern Grimm zuschrieb. Boccaccio übersetzte Neumann — mit gewollter
Hölzernheit. Dass die vaterländische Poesie und insbesondere Kriegslieder in jenen waffen-
starrenden Zeiten auch in den Alraauachen eine grosse Rolle spielte, bedarf nicht erst der
Belege. Tyrtäische Lieder dichteten damals alle: die Loeben und Seegemund so gut wie Schenken-
dorf, Fonque, Hornthal, Wilhelm Müller und seine Bundesbrüder. Es ist eine Ironie des
Schicksals, dass grade diese vaterland-l)egeisterten und wirklich harmlosen Jünglinge die Strenge
der Zensur zu fühlen bekamen, schon damals, noch drei Jahre vor den Karlsbader Beschlüssen,
ehe noch die Reaktionszeit alle Aeussernngen des literarischen Lebens bereift hatte.
Es ist ein schöner Zug von Fonqne und nimmt für ihn ein, dass und wie er in seinem
„Paul Pomraer" in den Gaben der Milde gegen diese Duckmäuserei auftrumpfte.
Die zeitliche Grenze unseres Bandes ist etwa der Herbst 1817. Von Zensurschwierig-
keiten war in dieser Zeit sonst noch nichts zu spüren, weit empfindlicher störten die Unter-
brechungen der Postverbindungen durch die hin und her flutenden Kriegszüge. Wie schlimm es
in dieser Beziehung dann zur Zeit des jungen Deutschlands wurde, haben die bei<ien Bände
des Re|)ertoriums, die meinem vorangehen, in aller Ausführlichkeit gelehrt.
R. P.
Schlegel- Tieck'B MuaeD-Almacach 1802.
Mnsen-Aliuauacli
füi-
das Jahr 1803.
Herausgegeben
von
A. W. Schlegrel und L. Tieck.
Redaktion: Die Last des Sammeins, Sichtcns,
Ordneits der Beitrüge trug A. W. Schlegel
als 'Bibliothekar und Ecgistrator des Taschen-
buclis so gut iric allein; Hecks gleichgiltiges
Säumen verzögerte das Zustandekommen sehr.
Sogar mit der Übersendung ihm anvertrauter
Seiträge von Novalis und Schätz war er so
lässig, dass ihm A. W., nach wiederholt t^er-
geblichem Mahnen, kurz vor Beginn des Druckes
in hellem Zorn drohte: Schicket Du diese
(Sachen) aber nicht mit umgehender Post,
so werde ich Dich von neuem mahnen, und
zwar, da Du einmal weisst, was ich will,
durch ein blosses Couvert ohne Brief darin,
welches ich posttüglich so lange wiederholen
werde, bis ich sie habe. Br. an Tiecklll, 250.
Verlag: Tübingen, in der Cotta'schen Buch-
handlung.
Druck: Jena, bei Frommann und Wesselhöft.
Zeit des Erscheinens: Anfang November 1801.
(Holtei, Briefe an Tieck III, 271.)
Format: 12".
Schriftart: Sehr kl. Antiqua. Dazu bemerkt
(Br. an Tieck III, 248) A. W. Schlegel:
Es kommt hauptsächlich darauf an, dass So-
nette und dergleichen nicht mit gebrochenen
Zeilen gedruckt werden mü.ssen, sollte auch
allenfalls kleinere Schrift dazu genommen
werden. Ebenda auch 254.
Honorar: Cotta bewilligte 60 Louisd'or Grund-
honorar und versprach nach Absatz von
1000 Exemplaren noch 40, (Br. an Tieck III,
238 f., 271); das ergab bei ca. 300 Seiten
für den Duodezbogen u. 24 S. etwa 4 — 5
Lsd'or. 20 Lsd'or waren ein wenig mehr
als 100 Thaler. Soviel betrug Tiecks Anteil.
Fundorte: Kgl. Bibl. Berlin. Univ.-Bibl.
Berlin, Bonn, Breslau. Greifswald. Halle, Kiel,
Marburg, Stadt-Bibl.: Göritz-Bibl. Berlin, im
Mark. Prov.-Museum. Prof. K.Siegen-Leipzig.
Zur Geschichte desAlmanachs: B. Haym,
Die Romantische Schule- (Berlin 1906) S.
712 ff. (713, Anm. 2 muss es statt 339 richtig
293 Seiten heissen), 75Gf. u. ö. — Erstes
AtiftaucJien der Almanachidee schon 1794,
nach Bürgers Tode; erneut 1797 iFr. Schlegels
Br. an s. Bruder S. 1S9; 314). Sehr bald
■nach seiner Begegnung mit Tieck — Sommer
1798 — reizt Aug. Wilhelm die Idee eines
Spass-Almanac/is, die er dem neuen Freund
am 30. Nov. entwickelt iHoltei, Br. an Tieck.
III, 229), die Freund und Bruder wiederholt
hin und her wenden. < Friedrichs Briefe an
A. W. 411 ff.; Haym, Komant. Schule 75S f.)
Die Zeit des Jenaer Zusammenlebens 1300
verdrängt diesen Plan durch den höheren,
eine romantische Mustersammlung gemeinsam
mit Tieck herauszugebeji. „Wir beyden, dann
Hardenberg, Friedrich und Schelling können
das Buch schon hinreichend anfüllen.''
Schlechthin nichts dürfe aufgenommen werden,
was von einem zweydeutigen halben Talent
zeuge (Br. an Tieck III, 234 f., 239). —
Vergeblich erbat Schlegel einen Beitrag
Goethes. Seine Briefe in dieser Angelegen- 5
heit vom 16. XII. ISOO und Febr. ISOl. ver-
zeichnet Walzel — Schüddekopf 'Goethe
und die Romantik' I, 95 f 97 f, (104); Goethes
Antwort vom 2S. II. 1801 s. ebenda I, 101.
— Vgl. auch S. 416 f und 427 f des 10
Sehiller-Cottaschen Briefwechsels und Schillers
Briefe, hrsg. von Jorias, VI, 279, 284.
[Körner an Schiller 4, 251 ff] Die aus-
führlichen Verhandlungen über das nur
langsam wacJtsende Jlaterial und seine Ver- lä
Wendung spielen die wichtigste Rolle in der
Korrespondenz Aug Wilhelms mit Tieck während
des Jahres ISOl (a. a. 0. III: ausser den an-
gegeb. Stellen vgl. noch 241, 43, 45, 47 f.,
51 f, 53 ff., 67.) 20
Rezensionen: An erster Stelle ist Aug. Ferd.
Bernhardis dem Almanach gewidmete Ab-
handlung zu nennen, im ersten (und einzigen)
Stück seiner Quartal-Schrift „Kynosarges",
Berlin 1802. bei Heinrich Frölich, S. 121-153: 2ö
Die ausführliclistc, auch die früheste Kritik
(Haym, Rom. Schule 754 ff. ; über die Zeit
des Erscheinens 755 Anmi. Nachdem B. zu
Beginn die Schwierigkeit der Beurteilung ron
Sammlungen kleiner Gedichte entwickelt hat, 30
stellt er ausführlich seine kritische Methode
dar und zimmert rasch ein System, das in
der Verherrlichung der 'mystischen Gedichte^
Fr. Schlegels, Tiecks und Novalis' gipfelt.
Friedrichs Zyklus ' AbendnJlhe' scheint ihm 35
'allein schon hinreichend, die Ansprüche auf
den Name)i eines grossen Dichters zu recht-
fertigen'. Nächst ihm nennt er vor allem
Tiecks 'mystisch -dramatische Romanze' 'Die
Zeichen im Walde' ein vollendetes Meisterstück, ^
ein nie genug zu bewunderndes Kunstwerk. —
Seilt Resultat ist, dieser Almanach sei in der
Tat ein Musenalmanach, in dem kein einziges
schlechtes Gedicht enthalten sei. Von so ein-
seitiger Bewunderung ist selbst die 'Zeitung •4»
für die elegante Welt', deren theaterkritischer
Berliner Mitarbeiter Atig. Wilhelm damals
war, weit entfernt, wenngleich sie immerhin
noch manches anerkennt. Ztg. f. d. eleg. Welt
lt!ü2, Xo. 31, 32, vom 13. und 16. März, äO
Sp. 241 ff. 'Es ist nicht zu leugnen, dass die
Vf. manches schöne Talent haben, wovon
sich auch hier und da eine Spur blicken
lässt, welche aber wie ein Blitz wieder ver-
schwindet.' Auch dieser Kritiker — 'Narino' ^
— lobt die 'Zeichen im Walde' und A. W.
Schlegels 'Fortunat' und 'Feenkind' : herrliche
Sachen! Aber aus Tiecks 'Lebenselementen'
und 'aus der ganzen Reihe von Gedichten
unter der Rubrik: Abendröthe kann er nicht ^0
klug werden'. Bei den geistlichen Liedern
ruft er: Gott bewahre uns! Das kann ich
ja im Gesangbuche haben. Ja, das Christen-
tum ist nicht einmal protestantisch, sondern
der Kryptokatholizismus steckt hier seine ^
Hörner heraus. — Von all diesem das Gegen-
teil verkündet eine enthusiastisch preisende
Schlegel-Tiecks' Musen-Almanach 1802.
Anzeige, — das der näcMen No. (32) der
'Eleganten' beigelegte 'Nanenhlatt', dessen Vf.
— nach Koberstein IV 872 Bcrnhaidi —
z. B., 'Novalis' Dichtungen mit Kennerblicken
5 prüfend, prophezeit: Der bei dieser Gelegen-
heit angekündigte Roman . . . muss ein neues
Früblingsreich der Dichtung erschliessen,
— Einen andern Ton schlägt Nicolais Neue
allgem. Deutsche Bibl. an. (6. Heft des II.
10 Stückes von Bd. 69, 1802, S. 345 ff.) Nur
tviderwillig mischt sich unter die knotig-ge-
hässigen Sätze ein Komplimentchen für den
Meister der neuen Schule, dessen Dicidungen
'der beinahe einzige Schmuck dieses Älmanachs'
15 seien. Sonst gesteht 'GK.' — nach Kober-
stein IV, S5G ^= V. Bohr — ohne Bedenken,
dass dieses gemeinschaftlich zubereitete Gast-
mahl 'grösstenteils aus poetischen Schau-
gerichten besteht, teils mit Asa foetida und
•>u Knoblauch, teils mit geschmacklosem Safran
und Wasserpfeffer oder Flöhkraut gewürzt'. —
Schroß ablehnend verhält sich auch Schiller,
der am 2S. XII. 1801 Körner antwortet:
„Was Du mir davon schriebst, ist auch mein
25 Gefühl, obgleich ich gestehen muss, dass
ich kein eigentliches Urteil in der Sache
habe, weil ich es schlechterdings nicht von
mir erhalten konnte, mehr als einige Ge-
dichte aus diesem Almanache zu lesen. Die
3IJ Manier dieser Herren, und ihre ganze daraus
hervorschimmernde Individualität ist mir so
ganz und gar zuwider, dass ich garnicht
dabei verweilen kann." Br. hg. v. Jonas VI
324 = Briefweclisel mit K. IV 253.
3^ Inhalts- Verz eichnis. p. Ill— VI.
A. W. Sohle gel: Diegrössere Gefahr.
„Hochbrausend rang mit Peleus Sohn Ska-
mander" 1. Sonett. S. W. Bd. 1, 368. —
Tieck: Die Zeichen im Walde. Ko-
40 manze. „0 mein Sohn, wiegrässlich heulend"
2—24. ^Gedichte von L. Tieck'^ Dresden
1821 f, Bd. 1, S. 33 ff. — Fr. Schlegel:
Im Friihlinge. „Wie freut sich die Seele,
der Freude erschlossen" 25 — 26. — Gedichte
4.-, 1S09, S. 6; S. W. Wien 1823, Bd. 8, 105.
A. W. Schlegel: Die Tragiker. „Ae-
schylus ruft Titanen lierauf und Götter her-
unter« 26. Epif/ramm. S. W. Bd. 3, 35. —
W. Süvern [1775—1839, ADB .37, 306145
5u [Dilthey]: Wiedergeburt; im Herbste
1800. „Ins Dunkel will des Jahres Licht
sich neigen" 27 — 30. 9 Stan.:en. V()l. Eupli.
1899, 4. Erg. Ueft S. 121. — SZ. [Wüh.
V. Schätz, 1776—1847, ADB 33, 134 f. \:
bu Eomanze „An dem dunklen Tagamante"'
31 — 35. Novalis \Eriedr. v. Hardenberi/,
1772—1801, ADB 10, 563 f.\: An Tieck,
„Ein Kind voll Wehmuth und voll Treue"
35—38. — Novalis Schrr. IJg. Tieck, .5. Av/l.
öo 1837, II. TU. S. 44 f. Tieck: Lebens-
Elemente. I—VIII. 39—51. I. Die Erde.
„Hoher kann der Muth nicht streben" 39—40.
ir. Das Unterirdische. „Was will die
Angst an meiner SeeleV" 41 — 43. 111. Das
65 Wasser. „Blauer fliessenderAether" 43— 44.
IV. Die Luft. „Holde Sehnsucht, steigst
du niederV" 45—46. V. Das Feuer. „Sey
mir gegrüsst" 46 — 47. VI. Das Licht.
„Schon grüsst der Vater seinen Sohn" 48.
VII. Arbeit. „Vorwärts wandeln, wieder-
kehren'' 49—50. VIII. Sabbath. „Der
Himmel lacht in seiner heitern Bläue" 50 — 51.
..Gedichte . . ." Bd. 1, S. 122 ff. Fr. Schle-
gel: Klage. „Was frommt die neu er-
wachte Schöpfungspracht" 51. Stame. — • A.
W.Schlegel: Die Warnung. Romanze.
„Es tritt ein Wandersniann herfür" 52 — 59.
S. W.Bd.1,223. Fr. Schlegel: Fantasie.
„Alte Töne tönen wieder" 59—63. Ged. 1809,
S. 37, S. W. Bd. 8, 113 ff. A. W. Schlegel:
Studium des Alterthums. „Leset die
Alten! versteht, die eigentlich ältesten Alten.
Was die Modernen davon preisen, bedeutet
nicht viel." 63. S. W. Bd. 3, 40. — Sophie
B. \S. Beriihardi, qeh. Tieck, 1775—1833,
ADB. 2, 459] : B a 1 1 a d e . [Ein Ritter wirbt
vergeblich um die Liebe eines Fräuleins,
das am. Hochzeitstage ihren hcissgeliehtcn
Bräutigam begraben musste und nun im
Kloster jenen Seelenfrieden sucht und findet,
den ein alter Pater, eine der Episodenfiguren
dieser ,. Ballade^, seit langem geniesst. Bald
aber vergisst der Ritter seine Liebesschmersen
im Glück erwiderter Neigung zu einer Dame,
deren Bruder, Adelbert, er aus Räuber-
händen befreite. — Die überwiegende Prosa
der lose an einander gereihten Szenen — freies
Feld; Blaskensaal; Hütte; einsamer Waldplatz;
ein Thal; — ivechselt mit fünßebigen Jamben
zweier Gespräche des Ritters mit dem Fräulein,
der späteren Nonne: im Garten und am Sprech-
gitter des Frauenklosters.] 64—78. — SZ.
[W. V. Schütz]: Zauberey der Nacht.
Romanze. „Aus Wolken tritt der Mond
herfür" 78-82. — SZ: Die Tänzer.
83 — 97. [Eine Serie von 16 selbständigen
Strophen und Gedichten.]. [1] „Der glänzen-
den Kerzen Schein erhellt" 83—84. [2] „Wie
sie all' im eitlen Drehen" 84. [3] „Wie
kühn tritt der zum Mädchen hin" 85. [4]
„Mein Anzug ist überaus glücklich gewählt"
85. [ö] „Indessen wird bunter die schauende
Welt." 85—86. [6] „Es schauten trüb' auf
mich der Mond, die Sterne" 86—87. [7]
„Blicke und Lippen blinken im Glanz" 87.
[8] „Frisch auf ihr Gesellen« 87—89. [9]
„Dem Amte hab' ich treu gelebet" 90 — 91.
[10] „Bald darf ich die Hand berühren"
91—92. [11] „Es will der Glanz sich immer
neu vermehren" 93. [12] „Knaben kann man
schlank und schön" 93 — 94. [13] „Er tanzt
mit mürrischem Gesicht" 94. [14] „Wie sind
wir, liebes Weib, beglückt" 94— 95. 1 15] „Wie
Blumen seh' ich reizende Gestalten" 95 — 96.
[16] „So kann der Dichter es doch niemals
lassen" 97. — SZ: Wonne der Nacht.
„{) Mondschein süss" 98— iai. — A. W.
Schlegel: DasFeenkind. An Friede-
rike Unzelmann. „Ich kaniit' ein seltsam
Feenkind" 101—106. <S'. W. Bd. 1. 235 f. —
A. W. Schlegel: An Buri, über sein
Bildniss der Gräfin Tolstoy geb. Ba-
Schlegel- Tiecks Musen-Almanach 1802.
ratinsky. „So schlingt die Kechte in des
Hauptes Schleyer" 107. Sonett. S. W. Bd. 1,
.369. Goethes Bildnis nach Burys Ölgemälde
schlug A."\V. Schlegel Cotta.dereinTitelkupfer
■r, für den Almanach wünschte, vor. Der Plan
gelangte nicht zur Ausführung. Briefe an
Tieck, HI, 242 f. Friedrich an A. W. 493. —
Fr. Schlegel: Das Ideal. „Der ist zu
schwer, der andre fällt ins Leichte" 108.
10 Sonett. Gcd. 809, S. :>53, S. W. Bd. 9, 45.
Fr. Schlegel: „Nur das Ganze, mein Freund,
■vvie es lebt und im Leben sich spiegelt, Das
sey dein Ideal, frey von der Formel Gespenst."
108. — Tieck: Der Besuch. I— IV. 109
15 bis 117. I. Morgen. „Die Waldung schweigt"
109—111. IL Mittag. „Ich soll sie sehn!"
112—113. III. Abend. „Wie ist es denn,
dass trüb'und schwer- 113 — 116. IV. Xacht.
„Im Windsgeräusch, in stiller Nacht" 116- 117.
20 /—///.■ Gedichte, I. Th. 136—143. 17: I. Th.
S. 115. Bonaventura [= Fr. Willi. Jos.
Schelling; Uaym, liomant. Seh. 635 f. Änm.;
Br. an Tieck III, :.'35, 241, 344 f. — Vr/l.
Plitl, Aus Schelliw/s Leben, 1869, 1 334, 343.
25 Scheltin f/, Sämtl. \V. X 431.]: Die letzten
Worte des Pfarrers zu Drottning auf
Seeland. „Die müden Glieder neigen sich
zur Erde" 118-128. — A. W. Schlegel:
Skoliou. „Nicht einheimischen Wein bietet
30 mir an, welcher die Lippen nur" 128. S. W.
Bd. 2, 35. — Sophie B.: Bilder der
Kindheit. „Der Winter hielt die Erde noch
gefangen" 129—132. — Fr. Schlegel:
A b e n d r ö t h e. Zyklus S. 133-157; Ged. 1809,
35 S. 12 ff.; S. W. Bd. 8, 149-174. [Hier ohne
Ueherschrift;S. W. Bd. 8, 151: 'Erster TeiV]:
„Tiefer sinket schon die Sonne" 133. —
Die Berge. „Sieht uns der Blick gehoben"
134. — Die Vögel. „Wie lieblich und
40 fröhlich" 135. — Der Knabe. „Wenn ich
nur ein V^öglein wäre" 136. — Der Fluss.
„Wie rein Gesang sich windet" 137 — 38. —
Der Hirt. „Wenn ich still die Augen lenke"
138 — 39. — Die Hose. „Es lockte schöne
45 Wärme" 139—40. — Der Schmetterling.
„Wie soll ich nicht tanzen?" 140 — 41. —
Die Sonne. „Mit lieblichem Bedauern"
141—42. — Die Lüfte. „Wie säuseln, ach
so linde!" 143. — Der Dichter. „Was
."40 wünschen und was streben alle Sinnen?"
144. Sonett. — [Hier ohne Ueberschrift; S. W.
Bd. 8, 162: 'Zweyter Tlicil']: „Als die Sonne
nun versunken" 145. — Der Wanderer.
„Wie deutlich des Mondes Licht" 146 — 47.
;,;, — Der Mond. „Es streben alle Kräfte"
147—48. — [ WechselriesanyzweierNachtigallen.
Hier ohne Ueberschrift; S. W. Bd. 8, 164:
'Zwei/ Xachiiff allen'] „Sieh , es steigt zum
duiikchiThrone" 148—150. — DasMädchen.
fin «Wie so innig, möcht' ich sagen" 151. —
Der Wasserfall. „Wenn langsam Welle
sich an Welle schliesset" 152. — Die
Blumen. „Die schönen Farben dürfen nicht
mehr glänzen" 153 — 54. — Der Sänger.
65 „Nimmer wird das Leid |so] geendet" 154—55.
— [Leid, auch S. W. Bd. 8, 171, Druckf.
für Lied.] — Die Sterne. „Du staunest,
o Mensch, was heilig wir strahlen?" 155—56.
— Die Gebüsche. „Es wehet kühl und
leise' 156. — DerDichter. „Derschwarze ö
Mantel will sich dichter falten" 157. Sonett,
Vgl. eil dem Zyklus, ursprünglich für die
Luciude bestimmt, (Br. Friedrichs an A. W.
457, vom 2. IL 1801) Bernhardis Kynosarges,
1802, S. 133141. — Bonaventura [= Schel- lo
lingy. Thier und Pflanze. „Kurz nur ist
das Verweilen des Frühlinges, Himmel und
Erde" 158—59. Distichen. S. W. X, 439.
Novalis: Bergmanns-Leben. „Der ist
der Herr der Erde" 160—62. — Novalis lö
Schrr. 5. Aufl. Th. 1, 91 f — Novalis:
Lob des Weins. „Auf grünen Bergen wird
gebohren" 162 — 64. Schrr. Th. 1, 138f. [Anm.
des Inh.-Yerz. p. IV. „Die beyden vorher-
gehenden Gedichte gehören zu einem noch 20
ungedruckten und leider unvollendet ge-
bliebenen Roman, Heinrich von Afterdiugen
[so!], welchenTieck ausderHandschriftunsers
unvergesslichen, durch einenfrühzeitigenTod
uns entrissenenHerzensfreundes hei-ausgeben 25
wird."] — Tieck: Einsamkeit. „Der ist
nicht einsam, der noch Schmerzen fühlet"
165-68. Stanzen. Gedichte, Th. 1, 105 ff.
— Fr. Schlegel: Lied. „Schaff das
Tagwerk meiner Hände" 169. Ged. 1809, 30
S. 11, S. W. Bd. 8, 106. — *** [= Johann
Gottlieb Fichte, 1762—1814]: Idylle.
„Was regst du, mein Wein, in dem
Fasa dich?« 170. Sämtl. W. 1846, VIII
460. — A.W.Schlegel: Todten-Opfer. 35
I — IX. 171 — 186. I. Sinnesänderung.
„Ich wollte dieses Leben" 171 — 74. IL Auf
der Keise. „Von ferne kommt zu mir
die trübe Kunde" 173. III. Der Gesund-
brunnen. „Der Himmel lacht, es wehen 40
warme Lüfte" 176. IV. Der erste Besuch
am Grabe. ,, Schon Wochen sind es, seit
sie hier versenket" 177. V. Geliebte
Spuren. „Dich sollt' ich hassen, und ich
rauss dich lieben" 178. VI. Das Seh wan en- 45
lied. „Oft, wenn sich ihre reine Stimm'
erschwungen" 179. VH. Die himmlische
Mutter. „Der Himmel, sagt man, kann
Gewalt erleiden." 180. VIII. An Novalis.
„Ich klage nicht vor dir: du kennst die 50
Trauer;" 181 — 85. IX. An denselben. „Du
Theurer, dem ich dieses Lied gesendet"
186. No. II— VII, IX: Sonette. Xo. VIII:
Kanzone. — S. W. Bd. 1, 127 ff. Vgl. Huym,
Rom. Seh. 704; Waits' Caroline I 295 f.; 55
Briefe an Tieck III 232 f., 237; s. Bernhardis
Kynosarges S. 148. — Tieck: An Novalis.
Zwei Sonette. I. „AVer in den Blumen,
Wäldern, Bergesreihen" 187. IL „Wann
sich die Pflanz' entfaltet aus dem Keime" 60
188. Gedichte, IL Th. 96, 97. — Novalis.
Geistliche Lieder. I— VIL 189—204.
I. „Was war ich ohne dich gewesen?" 189—93.
IL „Fern im Osten wird es belle" 193 — 95.
III. „Wer einsam sitzt in seiner Kammer" 66
1*
Schlesel-Tiecks Musen-Almanach 1802.
195—97. IV. „Unter tausend frohen Stunden"
197-98. V. „Wenn ich ihn nurhabe" 199-200.
VI. „Wenn alle untreu werden« 200—202.
VII. Hymne. „Wenige wissen" 202—04.
5 Novalis Schrr. 1837, II. Th. S. ;:iO-3:J.
— Fr. Schlegel: Alte Gedichte aus
dem Spanischen. 205 — 11. [1] Auf die
heilige Catharina. „Reine Magd, von
klarem Golde" 205—206. [2] Auf der Pil-
10 grimschaft. „Jungfrau, ewig Braut am
Throne" 206-08. [3] Vom Leiden Christi.
„Erd und Himmel sich beklagten" 209—10.
[4] Lied. „Da nun todt der Herrdes Lebens"
210-11. Ged. 1809, S. 305 f.; S. W. Bd. 8,
15 143—47. Fr. an A. W. aus Jena am 15.
XII. 1800: Hier erhältst Du einige Catholische
Gedichte aus dem Cancionero. Kannst I)u
nun dergleichen für den Almanach brauchen,
so mache ich wohl noch einige dazu. Br. 450.
20 — A. W. Schlegel: Hymnen nach dem
Lateinischen. 212 — 20. [1] Die vor
Liebe sterbende Maria. „Hört Sioni-
tinnen" 212—13. [2] Die Himmelfahrt
der Jungfrau. „Phöbus, auf! am heitern
25 Himmel" 214 — 16. [3] Vom jüngsten
Gericht. „Jenen Tag, den Tag des Zoren"
217—220. S.W. III 188 ft'. Vgl. die Parodie
des alten Vo.ss auf dieses jüngste Gericht im
Morgenhlatt 1808, (14. L):
30 Alles ivas mit Qual und Zoren
Wir gedudelt, geht verloren,
Hat's auch kein Prophet beschtvoren.
Dieses nicht unwitzige ^Busslied eines lio-
mantikers', von genau gleicher Länge tvie das
35 Vorbild, bedient sich in 1 9 dreiseiligen Strophen
(soweit der parodistische Zweck es sulässt) der-
selben Beime wie A. W. und schliesst:
Wer gesündigt hat mit Zoren,
Muss dort ewig, ewig schmoren ;
*^ Aber mich, trotz meiner Schulden,
Nimm ins Paradies mit Hulden,
Gieb mir Armen ew'ge Kuh,
Sey es auch — mit Kotzebue!
45 Dazu Görres, Ges. Brr. 1858.1 500f.-Mnioch
[Joh. Jakob, 1765-1804, ADB 22, 36 f
Vgl. Nekrolog d. Ztg. f. d. eleg. Welt 1804,
No. 29, V. 8. III.]: Hellenik und Ro-
mantik. 221—34. I. Das Leben. „Kräftig
jo und jauchzend und klar, so strömte die Welle
des Lebens" 221—29. [Bis S. 224 Hexa-
meter; von 225 an Stanzen, beginnend:
„Da kamen andre Zeiten, graue Nacht"]
II. Der Tod. „Freylich uns schneidet die
53 Parze zu früh den Faden des Lebens!"
229—34. [Bis 232 Distichen; von 232 ab
Terzinen, beginnend: „Du hast im Tod
ein weltlich Lied gesungen"] 'Analekten
oder Ausivahl aus s. neuesten Schrr.\ Görlitz,
ß„ bei Anton, 1n04, I13ff. — Der Überschrift
I (a und b) des Alm. entspricht hier: 1. Hel-
lenischer-, 2. Romantischer Lebenssinn. Der
Überschr. 11 (a und b) : 1. Hellenischer-, 2. Bo-
mantischer Tod. — Sonst ist, ausser Kleinig-
keiten zum Vorteil, hier so gut wie nichts ge-
ändert. Einzig die letzte Zeile der S. 223
des Almanachs lautet:
<C ... als jetzt ein seellos Spiel der Begriffe >
Alm. : In das Haken-System des eisernen 5
Denkens ihn hinwirft !
Anal. 1, 17: Für die Keif ihn fängt
im Netz des eis. D.!
Vgl. A. W. an Tieck III. 249, 251 /'., 265 ff.
— Fr. Schlegel: Hymnen. {Tatsächlich 10
3 Sonette.) I. „Apollo, wirst du diese Gluth
noch lindern?" 235. II. Diana, beil'ge, wo
sind Deine Brüste?" 236. III. „Ich soll den
Schleyer, Isis, Dir zerreissen." 237. Gedichte
1809, S. 243 f ; S. W. Bd <J, 26 f. Br. an A.W. 15
457. — Tieck: Der Zornige. „Auf zu'n
Waffen! Auf zu'n Waffen!" 238-41. II Th.
205 f.; Untertitel: Bomanze; Anfangszeile:
Zu den Waffen ! Bonaventura [= Schel-
linq]: Lied. „In meines Herzens Grunde" 20
24i— 43. S. W. 1861, X 437. — A. W.
Schlegel: Fortunat. Romanze. „Tliauig
in des Mondscheins Mantel" 243 — 50. S. W.
Bd.l, 229 f. — H. [= G. A. Karl von Harden-
berg, Ps. ^Bostorf^, 1776 — 1813, s. Kinds 25
JlarfC^ 1816, III, 351 f.]: Der Frühling.
„Der Frühling ist ein wunderbarer Traum"
251-53. Vgl. Fr. an A. W. S. 470, vom
24. III. 1801. A. W. Tieck III, 250, 253.
Franz Deibel, Dorothea S. 102, der 30
gegen Repertor. I 26 Dorotheas Autor-
schaft mit Recht leugnet. — Fr.
Schlegel: Romanze vom Licht.
„Unsre Erde liebt den Aether" 254—56.
S. W. Bd. 8, 107 f., u. d. Titel: Bückkehr 35
zum Licht. — Vgl. Br. Friedrichs an A. W.
463, 469. Diese Bomanze kann nicht mit der
damals (Febr. Ol) geplanten 'Canzone an
Apollo, als Sonne, Licht, Natur, Poesie' iden-
tisch sein, denn Fr. übersendet am 6. III. 1801 40
aus Jena 'von alten Sachen, die anfäng-
lich zur Lucinde bestimmt loaren, nun auch
noch die Romanze von Licht und Liebe.' —
Sie bespricht A. Huber, Graz 1896, Sonder-
nhdr. a. d. Festschrift d. dtsch. akadem. Philo- 45
logen- Vereins in Gras. — Ungenannter.
[= F. A. Schulze, Ps. Laun]: Der Streit
für das Heilige. „Zum Kampfe denn!
noch rüsten sich die Frechen" 257. Sonett.
Vgl. Memoiren von Friedr. Laun, Bunzlau 50
1837, I 66 f. Launs Sonett schliesst mit
einein Verse, der Fr. Schlegels Gedicht An
die Deutschen (Athenaeum 2. Stck. III Bds.
= S. W. IX 13 ff.) entnommen ist: Wer
ivill, sei mit in Uns. . . Durch Vermittlung 55
des befreundeten Architekten Heine kam das
Sonett in A. W. Schlegels Hände. 'Wie ich
mich später gegen Tieck als Vf. zu erkennen
gab, sagte er mir, dass dieses Gedicht der
einzige Beitrag im Almanach gewesen, von 60
dem die Herausg. auch gar nicht hätten
ahnen können, wer wohl der Vf. sein möge.' —
Tieck: Sanftmuth. „Aus den Wolken
zieht ein Weben" 258—61. Ged. L Th. S.88.
Vermehrens Musen-Almanach 1802.
10
— B. [= Bernhardt]: Der Tiaiim. „Einst
ging der Menschen Trübsal mir zu Herzen"
261—72. 2r Stanzen. Ä. W. Schlehe/ an Tieck
III264f. 253. — LL. [= ScheUinc,, im Be-
ö ffister unter Bonaventura aufgeführt]: Loos
der Erde. „Ist denn Krieg von Liebe so
unzertrennlich auf Erden?-' 273. S. W. tiicht
enih.; Haym S. 635, A. W. an Tieck 111211,
244. — Jnhumanus [= J.. W. Schlegel]: Ein
10 schön kur zw eilig Fastnachtsspiel vom
alten und neuen Jahrhund ert. 274 — 93.
Tragiert am ersten Januarii im Jahre nach
der Geburt des Heilandes 1801. „Der
Herold tritt ein, verneigt sich und spricht:
13 „In dieses neuen Jahres Namen." \Ber
Herold spricht auch denEpilog] — Den Haupt-
teil füllt ein Zwiegespräch zwischen dem neuen
Jahrhundert, das noch in der Wiege liegt, und
dem alten aufgeklärten, das daneben sitzend
20 jenes wiegt. — Schliesslich tritt der Satan
ein ttnd führt das alte Jahrhundert ah; worauf
der Genius und die Fr eyheit dem jungen er-
scheinen und es segnen. Haym, Romant. Schule
762, Fr. an A. W. Schlegel, Walzel 462. -
25 Verzeichnis der ÄTitarbeiter
am Schlegel-Ticckschcn Jlusen-
Almanach auf 1802.
August Bernhardi.
Sophie Bernhardi, geb. Tieck.
30 Bonaventura = Schelling.
Fichte.
Friedrich v. Hardenberg, s. Novalis.
Karl V. Hardenberg (Eostorf).
Inhumanus = A. W. Schlegel.
3,=, Mnioch.
Novalis = Fr. v. Hardenberg.
Schelling, s. Bonaventura.
Friedrich \ q„t,i^„^i
A. W. ] ^'^'"'^9"-
40 Fr. A. Schulze (Laun).
Wilhelm v. Schütz.
W. Süvern.
Tieck.
Ungenannter = Fr. A. Schulze (Laun).
Museu-Aliuanaclie
für
die Jahre 1802 (nnd 1803).
Herausgegeben
von
Bernhard Vermehren.
Redaktion: Vermehren.
Verlag: 1802: Leipzig, in der Sommerschcn
Buchhandlung.
1S03: Jena, in der Akademischen Buch-
handlung
Gedruckt: Jena, bey Carl Schloltcr.
Format: 16°.
Schriftart: Antiqua.
Fundorte: Beide Jahrgänge: Grossherzogl. Bibl.
Weimar; Stadt-Bibl. Hamburg.
1802: Hof- u. Staat-s-Bibl München: Gross-
lierzoglidie Bibl. I) a r m Stadt: Dr.Lcop.
Hirschherg-Bcrlin, K. Sicgcn-Leipzig.
1803: Königl. Bibl. Berlin; 'Hannover.
Unie.-Bibl. Jena; Würzburg. Her-
zoglichcBibl. Gotha. Göritz-Lübcck-
Stiflung-Bcrlin, K. Siegen-Leipzig.
Die „Poesien von Louise Brach-
mann, Conz, Hang, Kuhn. Sophie
Mereau, Friedr. Schlegel usw. Ein
Musen-Almanach für iso.9. Frankf.
bei Friedr. Wilh. Hahn. 13^. •" sind
lediglich eine mit diesem Titel versehene
Neu-Ausgabe des Jahrgangs 1S03.
Zur Cieschichte des Musen-Almanachs:
Der Jahrgang 1S02 beginnt mit einer
„Erklärung".
„Oeffentlich sagt der Herausgeber seinen
verehrten Mitarbeitern innigen Dank, dass
sie ein Unternehmen tbiitig unterstützten,
welches aus reiner Liebe zur Kunst be-
gonnen wurde. Sein Dank wird um so
wahrer und inniger ausgesprochen, je
fester sich derselbe auf der deutlichen
Erkenntniss gründet, dass ohne die freund-
liche Beibülfe so vieler vortreflichen
Dichter und Dichterinnen der Gedanke des
Herausgebers nicht hätte ausgeführt
werden können. Der Wunsch, auch in der
Folge einer ähnlichen Unterstützung zu
gemessen, drängt sich natürlich aus seiner
Seele hervor, und er sieht nicht ein. da
es ihm aufrichtig um die gute Sache zu
tun ist. warum er ihn nicht frei und
offen äussern sollte. Ohne Umschweif
fodert er also Deutschlands Dichter und
Dichterinnen auf, ihm für die Fortsetzung
seines Unternehmens vorzügliche poetische
Beiträge gütigst mitzuteilen. Jeder, welcher
den Federungen der Kunst und des ge-
läuterten Geschmacks entspricht, wird ihm
sehr willkommen seyn, und soll nicht blos
in einer würdigen Reihe ein würdiges
Mitglied ausmachen, sondern auch nach
allen äusseren Rücksichten, welche der
Verfasser etwa gerne beobachtet sähe,
geehrt werden. Er wünscht, dass man
bey der üebersendung der Gedichte sich
in Ansehung dieses Punktes bestimmt
gegen ihn erkläre. Spätestens zu Ende
des März-Monathes muss er sich allemal
die Beiträge erbitten, weil diese Zeit zur
Anordnung des Ganzen festgesetzt werden
musste Der Herausgeber.'
Dieser Erklärung Vermehrens an die zu-
künftigen Mitarbeiter [S. 1 — 2J folgt seine zweite
„An das Publikum." [3 — 4)
,,Wenn Du in diesem Kranze einige Blumen
findest, welche Dein Herz und Deinen
Geist mit ihrem süssen Dufte erfreuen,
wenn Dir heiter und froh die schöne
Zeit vorüberfliegt, welche Du liebend
unserem Bunde weihst, wenn Du, durch
uns aufgefodert, Dich gerne von den
holden Banden der Dichtkunst umschlingen
lassest, wenn Da mit inniger Lust be-
merkst, dass Sie es ist, welche blühende
Rosen auf den Weg des Lebens streut,
so hast Du unsere höchste Erwartung
befriedigt, und uns eine dauernde Be-
lohnung gegeben. Ein leiser Wink Deiner
Zufriedenheit, ein günstiges Urtheil, dass
Du unsere Versuche nicht für ganz un-
bedeutend, und überflüssig hältst, eine
frohe Aeusserung, dass manches Wort der
Liebe in Deine Seele drang, werden unsere
Kräfte verjüngen, unseren Sinn beleben.
11
Vermelirens Musen-Almanach 1802.
12
und unser Gemiith begeistern, so dass
wir es mit Freuden wagen dürfen, Dich
in der Folge zu einem höheren, noch
mehr gereinigten Genüsse in den reitzenden
5 Gärten der göttlichen Poesie einzuladen.
V."
Leider stand der Erfolg seiner Werbungen
um Beiträge in umgekehrtem Verhältnis zu
der geschwätzig sprudelnden Begeisterung
10 dieser zwiefachen Vorrede. Vermehren ward
die Sammlung des Materials für seinen Al-
manach und iceiterhin seine Bergung weder
leicht noch lohnend Die Brüder Schlegel
bittet er wenigstens nicht ganz vergeblich um
Ij Teilnahme. Zwar Wilhelm entspricht der
Einladung (vgl. Klette, Verzeichnis JVo. So)
nicht, aber Friedrich Schlegel — dem
Verfasser der „Briefe über die Lucinde, zur
richtigen Würdigung derselben'-'' , verpflichtet
20 • — kann nicht umhin, einiges beizusteuern.
(Vgl. seinen Brief vom 34. XI. ISOO an den
Bruder, Walzel No. 151. bes. S. 440; ferner
rom 2. u. 20. IL 1801, S. 457 u. 463 f. ) „Lyrische
Bruchstücke aus dem ewig imaginären IL Teil
2.1 der „Lucinde". (Hagm, S. 669, Anm.). Auf
Wilhelms VorhaÜungen entgegnet er mit
■^elbstbewusstem Zynismus: Was Vermehren
und Seckendorf betrifft, so ist das eine ganz
unschädliche Art von kleinen Filzläusen.
30 Ich denke 500 solche schaden der Poesie
nicht so viel als Schiller. Goethe giebt
ihnen ja auch ; warum soll er sich allein die
Popularität herausnehmen dürfen? (Brief
vom 20. IL 1801, Wakel 464 )
35 Eingehender äussert sich zu diesem Thema
die praktische Borothca in ihrem ehrlich-
freimütigen Briefe an Schleiermacher vom
22. Dezember 1802:
„Warum sind Sie so sehr dagegen, dass
40 Friedrich etwas in Vermehren seinen
Almanach giebt? Was geht einen die
Ivachbarschaft in einem Almanach an, es
singt jeder sein Lied, und keiner redet
mit dem andern oder inkommodiert den
4.=) andern; man steht ja auf keine Weise für
seine Nachbarn. Vermehren verdient es
in mehr als einer Rücksicht sehr wohl,
dass man sein Unternehmen unterstützt,
dennobgleicherein mittelmässiger Dichter,
50 ist er doch ein guter Redakteur, freut
sich mit jedem Beitrag und bezahlt ihn
gut und bittet um neue, statt dass man
einem Buchhändler sehr viel gute Worte
geben muss, ehe er einen Almanach von
55 den Schlegels und Tieck nehmen . . .
wird. Die Leute kaufen nun einmal lieber
einen Almanach von Vermehren und
Nöller und Hang u. s. w. als einen von
den Schlegels und Tieck, und diesen
60 Lieblingsdichtcrn zu Gefallen lesen sie
auch gern einmal ein Gedicht von Schlegel;
es kömmt so in viele hundert Hände und
weckt doch wohl manchen Sinn und er-
wirbt manchen Freund, anstatt dass ein
65 Almanach, der sich unter seinem Namen
ankündigt, aus Opposition weder gelesen
noch gekauft wird. . . . Ich weiss nicht,
oh Friedrich wieder etwas darin geben
wird, aber ich werde ihm gewiss nicht
T" abraten. Und wie denn, lieber Freund,
seit wann wollt Ihr denn eine Loge
machen? Seit wann ist Euer Kreis als
geschlossen anzusehen? Mich dünkt wohl,
allen die da glauben wird u. s. w. . . .
Vermehren ist ein rechtlicher Mensch und
meint es ehrlich mit uns allen und mit
der Poesie, besser als er sagen kann, und
damit seid zufrieden; er nimmt Euch 5
nichts, aber Ihr könnt ihm vieles geben."
[Eaich, Dorothea I 112 f.]
In Bezug auf Goethes Miiarbeitcr-
schaft an Vermehrens Almanach hatte
sich Friedrich Schlegel getäuscht : er 10
Hess dem jungen Jenaer Privatdozenten nicht
das geringste Scherflein zukommen; und
Schiller, entsprechend seiner Gesinnung
gegenüber der ihm so 'zuwideren Manier
dieser Herren, der Schlegel und ihrer Gc- 15
folgschaft, lehnte nicht nur jede Beteiligung
ab, sondei-n warnte auch noch eiligst Cotta:
Auf den Vorschlag des D. Vermehren lassen
Sie sich ja nicht ein 1 Es ist dm'chaus nichts
mit ihm, und dass Goethe und ich ihm Zu- 20
sagen getan, ist eine bare Lüge. Vielmehr
habe ich es ihm in einer neulichen Unter-
redung rund abgeschlagen und ihn von der
ganzen Unternehmung abzuschrecken ge-
gesucht Ich lege Ihnen den Brief bei, den 25
er gestern an mich geschrieben. (Schill4>rs
Briefe, hg. von Fritz Jonas. VI 236. vom
10 Jan.lsOl.) — V(jl. auch M'alzcl-Schüdde-
kopf, Goethe und dicBomantik,I220f 224.
Der !'o?i Cotta Abgewiesene muss von neuem 30
auf die Suche nach einem willigeren Verleger
gehen Der erste Jahrgang des Almanachs
findet dann in der Sommerschcn Buchhand-
lung zu Leipzig Unterkunft; im nächsten
Jahre bringt ihn die Akademische Buchhand- 3.1
hing in Jena heraus. Aber noch Ende Mai
1801 weiss A. W. Schlegel, nicht ohne einige
Schadatfreude, Tieck zu berichten. Vermehren
'sei mit seinem Almanach in einiger Not'.
(Holtei. 300 Briefe, III 250.) 40
So hat denn an den Dichtungen des ersten
Jahrganges der gelehrte Herausgeber den
Hauptanteil: 43 Dichtungen steuert er bei,
die zusammen von den 271 Seiten Text
S2 Seiten einnehmen; darunter an dreissig 40
Sonette. Eechnet man die vier Beiträge
seiner Gattin Henriette, geb. von Eckardt,
hinzu, die drei Sonette und ein fünf Seiten
langes Poem 'Die Gunst der Götter^ lieferte,
so ist genau ein Drittel des gesamten Alma- 5U
nacTis auf seine Bechnung zu setzen. Das
gleiche Verhältnis ergibt der Jahrgang 1803.
Wenn auch die Zahl der Beiträge klein ist
— bei Vermehren selbst sind es 10 Nummern,
bei seiner GiUtin 3 — , so sind die einzelnen 55
um so viel ausgedehnter und nehmen zusammen
ca. OD ( 75 -\- 14) von insgesamt 296 Seiten
Tcvt ein.
Rezensionen: Tücher den ersten Jahrgang 1802
äusserst sich polternd und bissig "Gk." 60
(= 0. Bohr, nach Koberstein IV 856) in der
Neuen Allgem. Deutschen Bibliothek, im
zweiten Stück des 69. Bandes, S. 3ö2f., wie
folgt: Der neuere Teil des Almanachs
ist äusserst elend ausgefallen. Es hat uns 6ö
nicht gelingen wollen, aus dem Wust von
Sonetten. Cauzonetten, Liedern und gegen-
seitigen Apotheosen, welche die eben-
genannten Herren — Vermehren. Fr. Schlegel.
Kochen, Mcs>:crschmid und Winkelmann — 70
sich, und ihrem grossen Abgott, Goethe,
geweihet haben, auch nur einen hervor-
stechenden Gedanken, ein neues schönes
13
Vermehrens Musen-Almanach 1802.
14
Bild, nur eine Ergiessung eines unver-
krüppelten kunstlosen Gefühls herauszufinden.
Alles ist verschwommen, erkünstelt und sagt
in toten Worten entweder nichts — oder
5 baren Nonsense Der Herausgeber
ist bemüht gewesen, es an platter Gemein-
heit seinen Gönnern und Partheigängern
gleich zu thun. Ausser einer ganzen Sünd-
flut kraftloser Sonette, die an bleyerner
lü Mittelmässigkeit alles, was wir von diesem
Schlage lasen, selbst einen grossen Theil
von Tiecks und Beruhardis Sonetten über-
trafen, und ein paar steifen, dem Könige
von Preussen und dem Herzoge von Weimar
15 gemachten Bücklingen, hat er unter anderem
ein breites Geschwätz über weibliche Namen
geliefert Diese Saiiniilung von Grob-
lieiien nennt derselbe Kritiker iiit 74. Bande
der N. Allg. Deutschen Bihl.^ 2. Stück, S.
■Ju 345 f., wo er den Jahrgang 1S03 aburteilt,
eine „dem grösseren Teile nach nicht allzu-
giinstige Bewiieilung. wonach er fortführt:
„Indes hatten denselben mehrere treffliche
deutsche Dichter und Dichterinnen mit
25 schätzbaren Beiträgen geschmückt; wogegen
denn freilich des Herausgebers und seiner
Freunde und soi-disant Kunstgenossen Arm-
seligkeiten seltsam genug abstachen. Sei
es nun, dass jenen diese Nachbarschaft
3u nicht behagt . . . Genug! Wir vermissen
dieses Mal die ehrenwerten Namen : Klop-
stock, Tiedge, Kosegarten, Pfeffel u. a. und
finden dafür die Herren Bartels, Brachmann,
Burdach {war schon im ersten Jahr gange
35 vertreten), Kuhn und Kottulinsky, und wie
die namenlosen Herren weiter heissenl . . .
Abgerechnet einige niedliche Kleinigkeiten,
welche Sophie Mereau, Werthes, Neubeck
und Conz beigesteuert haben, ist fast alles
4ü übrige poetischer Plunder, und teils matter,
teils wahrer Unsinn, der besser ungedruckt
geblieben wäre. — Bedeutend wohlwollender
beurteilt diesen Jalirgang eine kurze anonyme
Anzeige in No. 137. S. 1095 der 'Zeitung
45 f. d. elegante Welt', am 16. November ISOä :
Man wird gewiss manch artiges, ja einige
ausgezeichnet schöne Gedichte darin finden,
die man als herrliche Blüten und Früchte der
Poesie betrachten kann ; aber freilich, wie
50 überall in poetischen Wildnissen unter Un-
kraut und Gänseblümchen verstreut. Doch
muss man sagen, dass das Gute ganz unbe-
dingt den grösseren Teil des Almanachs
füllt. — Immerhin, die Aufnahme der
55 Bändchen scheint doch im gausen so
wenig ermutigend gewesen zu sein,
dass der Almanach wohl kaum einen
dritten Band erlebt hätte, auch wenn
Vermehren nicht bereits im November
60 1S03, ä9 Jahre alt, gestorben wäre. —
Vgl. noch Uaym, S. 714 S91.
Erster Jahrgang
für
das Jahr 1803.
65 Gedichte. — 5. Vermehren [Goedeke
VI 113; DNL 135, III 255 ff.) : Die
Poesie. Eine Canzonette. „Die Brust
ergreift ein namenloses Sehnen" 7 — 20. —
Conz [Karl Philipp, 1762 — 1827, GoedeJce
70 V 429 f.; ABB 4, 457 f]: Die Nemesia.
-So weit der Zeitgeschichte Flut" 21 — 23.
Gedichte von G. P. Conz, Zürichl806 S.12ff.—
h<ihrecht'i!fö\\er [Jonathan L., Goedeke V
432 f, VII 295, Meusel, Gel. Teutschland 14, 627,
Hai/mann, Schriftsteller Dresdens S. 305; DNL
1.35, III, 250. — Vgl. Intell. Bl. d. Ztg. f. 5
d. eleg. Welt No. 23, vom 26. V. 1804 und
Jen. Lü. Ztg. 1804, S. 294] : Trost an
Henriette. „Wenn zum letzten langen
Grabessclilummer" 24 — 25. Gedichte von
Lebrecht Noeller, Dresden o. J. \1805\ lo
S. 1.32 f Datiert 1800. — A. [= Stephau
August Winkelmann, nach Euphorion 1895,
II 3 IS ff.] Epigramme. 1. „Klar und
freundlieh ergiesst sich der Strom poetischer
Fijlle" II. „Ruhig, wie die Natur, und in 15
sich vollendet erscheint er" 25. — J. Hen-
riette Vermehren [Goedeke VII 11 3] :
Der Morgen. Sonett. „Das Heer der
schöngefärbten Wolken ziehet" 26. — Hang
[Joh. Christopjh Friedr., 17G1—18.1'9; Goedeke 20
V 547] : Conrad von Würzburg an den
Markgraf Heinrich von Meissen, als
dieser in einem poetischen Wettstreit
obgesiegt hatte. „Du Meisner prangst
voran im höchsten Ehrenseheine '■• 27. 25
Epigrammeu.verm.GedicMe,BerlinlS05II134.
Win ekel mann [Stephan Au g , im Alm. irr-
tümlich mit ck geschrieben, 1780 — 1806,
Goedeke VII 334, ADB 43, 4.34 f, vgl.
Breniauos ,Godwi' II 431] : An Clemenz so
(so!) Brentano. Sonett. „Die Muse bat
ich, Freundschaft mir zu schenken'' 28. —
Vermehren: An Elisa: .,In der weiten
Ferne" 2 9—32. — Hölderlin: [1770-1843,
Goedeke V 4G9 f; ADB 12, 728 ff]: Menons 35
Klagen umDiotima. I. „Täglich geli' icli
heraus, und such ein Anderes immer"
33 — 34. — II. „Ja! es frommet auch nicht,
ihr Todesgütter! wenn einmal 34 — 38. —
A. v. J. : Werke, hg. v. Marie Joachimi-Dege, 4u
Berlin 1 9 08 Erster Teil, 1 02 /'. A . v . J . : D e r 1 r r -
ha in i n golden erAue.,,Wo in leisgewundne
Gänge" 39—41. — Gerning [Joh. Jsaah
Frhr. v., 1767—1837; Goedeke V 458, VII
245; DNL 135, III 231]: Geist und 45
Natur. [Epigramm] „Was die Natur er-
zielt in langsam schreitender Schöpfung"
141' Epigramm. — N. Meyer [Nikolaus,
1775-1855, Goedeke VII .336; DNL 135,
III 242 f.]: Der Abend. „Die Sonne war 50
gesunken" 42 — 43. Vermehren: Die vier
Jahreszeiten. [4 Sonette]. I. Der Sommer.
„Rund um uns her steht die Natur in BlUthe"
1144 II. DerHerbst. „Seht dort die muntren,
unverdrossnen Schaaren" 45. III. Der 55
Winter. „Kalt stürmt der Nord dem
Wanderer entgegen" 46. IV. Der Früh-
ling. „Die Sonne strahlt im neuverjüngteu
Glanze"47. — Conz: Arabisches Todteu-
lied. „Die BegrJibenen muss ich beneiden" 60
48—49. Gedichte 1806, 198 f. — Haug:
Die Mutter an ihren Sohn. Nach
dem Griechischen. „Komm aus dem
Schlachtgefilde Mit oder auf dem Schilde
49. Epigrammen und verm. Ged. 1805, 65
15
Vermehrens Musen-Almanaeh 1802.
16
I 337. — Overbeck [Christian Adolf,
1755-1831; Goedeke V 116 f, ABB 35,5]:
Der Bund. ..Hand in Hand durchs Leben
wandern" 50. — Winckelmann: Die
* Schwartze. Sonett. „Im Schoos der
Felsen, die sie still umragen'^ 51. — Hang:
N. N. _Dass er die Alten preist, und die
Neueren tadelt, ist's Liebe 52. Eingr.
und verm. Gedichte 1805, 115. — A.
10 [z= WinJcelmann]. Das GrabmaLl.
"Sarkophag, dich verzieren des Lebens
bedeutende Bilder" 52-55. Haug: Auf B.
Tod. „Vortrefflichster! Verloren heut" in
Dir" 55. Epigr. u. verm. Gcd. 1805, 115.
lä Titel: Auf K. Tod. — Messerschmid:
[Joh. Georq Friedrich, 1776—1831; Goedeke
VII 296, ^BNL 135, III 240] : Gesang
der Freien. ..Froh erliebt sich der Gesang",
56—57.— K^[= Fr. Ad. Kuhn?]: DerMor-
20 gen. „Im Osten lacht des Lichtes Eosen-
glühen« 58. Sonett — K. [= Fr. Ad.
Kiihn?\: Der Abend. „Im Westen strahlt
des Lichtes Kosenglühen" 59. Sonett, dessen
Reime in den Quartetten mit denen des vorher-
25 qehenden übereinstimmen. — K. [= Fr. Ad.
Kuhn?]: Die Nacht. „Stumm ist die Welt,
die Farben sind verschwunden" 60. — Over-
beck: Die Schiffahrt. „Alle durchschiffen
wir einerlei Flut: es wechseln die Winde"
30 61. — Overbeck: Auf einen, den Ju-
piter tragenden Adler. Nach Martial.
„Sage mir, wen du da trägst, der Vögel
König? 'den Donnrer'" 61. — Vermehren:
Apollo. „Einsam sitzet Apoll am grünenden
35 Abhang des Felsen" 62—70. — J.Henriette
Vermehren; Die Gunst der Götter.
„Ein Knabe, schön, mit holden Zügen"
71 — 76: — V. [=Y ermehren?]: „Deutemitleiser
Beziehung den Liebling der Götter und
*o Menschen" 76. — Winckelmann: Das
Frohnleichnamsfest. „Wie durch die
stille Nacht die Glocken schallen!" 77—84
[Stanzen]. — Haug: Klosterinschrift.
„Zum Tröste, zur Wonne hienieden" 84.
*5 Epigr. u. verm. Gcd. 1805, I 34. —
Carl von Münchhausen [Carl Ludwig
August Ileino, 1759—1836, Goedeke V 415\:
Das Frey werberlied der jungen Wil-
den in Nordamerika beim Vater der
60 Braut. „Vater, gieb sie mir" 85. — Carl
von Münchhausen: Antwort des Mäd-
chens auf des Vaters Frage: „Ist's wahr,
dass du ihn liebstV" „Wahr! mein Herz
verlangt den Mann" 86. — Gerning:
65 Chloe an Amyntas. „Könnt' ich schildern,
wie dich auf hundert Arten mein Herz liebt"
87 — 88. — Vermehren: Der Schatz.
„Wo sicli in einem Keller" 89— 9;5. —
Friedr. Schlegel: Lied. „Kleine Frauen,
eo kleine Lieder« 94—95. S. W. 1823,
VIII 131. — Messerschmid: Die
Kornblume. „In den Toppich der
Saat verwebte dich freundlich Demeter" 95.
— Gerning: [Karl l.ndwii/, 1744 — 1834,
«5 Goedeke IV 261 f ABB 16, '275 fl\: An die
Laune. „Feindin Hygeas du" 96. — Von
Knebel]: An einen grossen Mann bey
Hofe. „Lebend empfängst du schon die
Ehre, welche der Britte" 96. — Von
Knebel: Das Scheiden: „Freunde ver- 5
lassen die Freunde, — so wechselt die
Szene des Lebens" 96. — N.Meyer: Die
verlöschende Kerze. „Sieh die Flamme,
sie hebt noch einmal sich kräftig zum Leben"
97. — N.Meyer: Die Fesseln. „Fürchte 10
dich nicht, dass dir der flatternde Zeisig
entfliehe" 97. — Kochen: [All/recht Heinr.
Mathias, 1776—1847, Goedeke VII 385, ABB
16, 407, BNL 135, III, 234]: An Schleyer-
macher. „Der Geist allein ist Zeit und 16
Raum entbunden" 98. — Sophie Mereau:
[1773-1806; Goedeke V, 429, ABB 21, 420 f):
Die Gegend bei R — . „Lieblich wie der
Kindheit bunter Traum« 99—100. — Klop-
stock: An die Dichter meiner Zeit. 2u
„Die Neuern sehen heller im Sittlichen"
101—103. Werke Leipzig 1804, VII 16 f.
Batiert 'Im Januar 1800'. — Danz
[Joh. Franz Leherecht, 1769—1851, Goe-
deke VII 797, ABB 4, 752; BNL 135, 25
III 227 f.]: Das Band der Liebe.
„Der Liebe Band hält ewig fest zu-
sammen" 104. Sonett. — Vermehren;
An den Herzog von Weimar, Carl
August. „Achtung und Liebe des Volks 30
beglückt Dich, edler Augustus" 105. — K.
[= Fr. Ad. Kuhn?]: Das Käthsel. „Wie
die gewaltige Sphinx, so giebt dir das Leben
ein Rätsel" 106. — K |= Fr. Ad. Kuhn?]:
An C . . . . Lass den Witz und die 35
Welt, und weihe dich heilig zu glauben«
106. — Broxtermann [Theobald Wilhelm,
1771—18. Sept. 1800: Goedeke V 450, ABB
3, .375]; Bon aparte, nach aufgegebenen
Endreimen und Thema, im Jänner *0
1799. „Der Bassa, der, vertieft in seiner
Pfeife Knaster" 107—8. S. W. hg. von
Ed. Wedekind 1841, S. 5 = Osnabrück.
Erholnngsstunden 1838, No.l4. — Vermeh-
ren :D erRuhm. „Suche den göttlichen Ruhm, *5
streb' auf zum Hohen, Erhabnen" 109 — 111.
— Vermehren: Die Namen der Ge-
liebteti. „Sanftes Kind der Natur, du
gutes, ^reundliclies Hannchen" 112 — 14. —
Lebrecht Nöller: An den Abendstern. 5u
„Sei gegrüsst in deiner Schöne" 115 — 116.
Gedichte 1805, S. 64 f Batiert 1798. —
A. [= August Winkelmann]: Epigramm.
III. ,Sie, die Brüder erscheinen wie vom
Geschlecht der Centauren" 116. — Haug: ^^
Des Ammans Tochter von Islington.
Nach dem Altenglischen. „Ein liebenswürdi-
ger Jüngling" 117 — 20. Epiqr. u. verm.
Ged. 1805, II 282 f — Overbeck: Die
Freude. „Als die Freude mir entwich" ^o
120. — A. v. J.: Die Gewalt. Sonett.
„Hier, wo wir iieimatlos und unstät schreiten«
121. — Winckelmann: Der alte Harf-
ner. „Still hält der ll.irfner sein Saiten-
spiel" 122-23. - N. Meyer: Die Schlinge. 65
17
Vermehrens Musen-Almanach 1802.
18
„Schlingen hast Du gestellt, den zierlichen
Vogel zu fangen" 124 — R. : [= St. Aug.
WinhcJmunn]: Frohe Ansicht des Le-
bens. „Entfliehet ihr Sorgen" 125 — 28. —
s A. [^WinlxJmanny. Epigramm. IUI. „Nur
in der dichtenden Kunst, o Deutschland,
nährst du dein Leben" 128. — Vermehren:
Lied. „Trübe Stunden, heitre Tage" 129 —
130. — Friedr. Schlegel: Ein Lied des
10 Heinrich von Veldeck. „Mein sehnendes
Denken, dazu meine Sinn' allgemeine" 131 —
32. ,5. W. IX 117. Y(jl. Eaich, Dorothea,
I 79 f. „In diesem Gedichte sind nur wenige
Worte verändert, die nach der jetzigen
15 Sprache nicht verständlich gewesen seyn
würden. S. Bodmers Minnesinger S. 2, I.
Theil." Anm. Schlegels. — Messerschraid:
Der Weg zum Parnass. „Zu der Voll-
endung Gipfel, von dem wir froh die Getilde-
20 133-34. — G. V. Eckardt [Vermehrens
Gattin Henriette war eine geb. v. Eclardt,
GoedeJce TT 11.3\: Ein Rückblick. „Um
meine Schläfe rauscht des Genius schwarzer
Flügel" 135 — 37. Ich glaube gewiss nicht
25 mit Unrecht, dass ich deu Freunden des
verstorbenen Gottlieb v. Eckardt, Dr. med ,
der zu früh für die Wissenschaft verloren
ging, weil er zu bedeutenden Hoffnungen
berechtigte, einen angenehmen Dienst er-
*J weise, wenn ich in dieser Sammlung einen
poetischen Erguss von ihm aufbewahre, der
durch einen glücklichen Zufall in meine
Hände kam, und von seinem Talente zur
Dichtkunst einen schönen Beweis ablegt. • —
35 Zu frühe verliessest du uns, Verklärter!
Zu frühe müssen wir dich beweinen ! Friede
sey mit deiner Asche, Friede deinem Herzen,
das Glück und Freude um sich her ver-
breitete. Du bedarfst keines anderen Denk-
40 mals, als dessen, das du dir selbst in den
Seeleu der Zurückgebliebenen errichtetest.")
Anmerkung Vermehrens im Inhaltsverzeichnis
S. 2s0. — R. [= Winlcehtmnn]: Als icii
Amalie mit der Docke spielen sah.
4ä „Warum spielet das Mädchen so gern mit
der leblosen Docke?" 137. — Lebrecht
Nöller: An die Nachtigall. „Täusclit
mich die Ahnung, oder klagst du wirklich-
138. Gedichte 1805, S. 35f, wo es beginnt:
äü Täuschet mich Ahnung ... — Conz:
Phireneus nach der mythologischen
Sage. „Als zu seinem Gelüst die Musen
der freche Phireneus" 139. Distichen. Gedichte
180G,S.27. — Vermehren: I. Die Kunst
55 undGöthe. „Was hält mich auf in meinem
muth'geu Streben?" II. Der Jüngling an
(iötbe. „Die Welten beugen sich in ernstem
Schweigen." III. Das Mädchen anGöthe.
„Was ist es doch, das mich mit Wonn' er-
tiu füllet?" IV. Die Mutter an Göthe
„Ein Säugling ruhte sanft in meinen Armen."
V. Der Greis an Göthe. „Des Lebens
Vorhang senkt sich leise nieder" 140 — 44.
[ü Sonette]. — Friedr. Schlegel: Die
65 Werke des Dichters. „Faust und Tasso
und Meister sind silbergediegene Stücke"
145—46. Distichen. S. W. 1823, IX 21. —
Friedr. Schlegel: Das Räthsel der
Liebe. „Ob jugendlich der Dichter seine
Trauer" 147. S. W. 1823,1X20. — Hang: ä
Fabel und Wahrheit. „Künstler Pygmalion
sprach zu seinem Jupiter: Lebe!" 148.
Epigr. ii. verm. Ged. 1805, 135. — Klop-
stock: Die Kürze der deutschen
Sprache durch Bey spiele ge- 10
zeigt. (1) Homer. Iliad. III. vers. 212 —
215. „Doch da sie alles mit Red' und mit
Rath' uns umwehten, da sagte" 149. (2)
Horaz IV. 13. „Ah, den wünschenden
hört, Lyce, der Gott, der Gott" 149—51. 15
(3;) Virgil. Aeneid II 681—686. „Unter
deu Händen, und vor den Augen der trau-
ernden Eltern" 151. (4)Aeneidos II 201...
227. „Vor dem geweihten Altar' erschlug
des NeptunusGelooster" 152 — 54. (5) Horaz 20
III. Od. I. Str. 1. 2. „Die Ungeweihten hass"
ich, und ferne sie" 154. (6) Horaz I 37,
daret ut — triumpho. _Dass die Fessel
trage" 155 (7) Horaz I 31. „Was wünscht
der Dichter von dem Geweiheten" 156 — 57. 2ö
(8j Horaz IV. 2. -Wer den Wettstreit
wagt mit dem Pindar, Dädals" 157 — 60. —
Messers chmid: Hoffnung des Dichters.
„Hoch tönt des Dichters Lyra, wenn hell
der Ton" 161 — 63. — Hölderlin: Elegie. 30
„Sonst mir anders bekannt! o Jugend, und
bringen Gebete" 163 — 64. Werlie, hg. von
31. Joachimi-Dege 1908, 1104, =^ Menons
Klage um Diotima VI. -— Vermehren:
Aurora. „Die Nacht entflieht auf ihreu 35
schwarzen Schwingen" 165 — 68. — Hang:
Koketten. „Ein Gegenbild der Charitinnen"
168. Epigr. u verm. Gcd. 1805, 1242. —
Hang: Agathen. ,,Aber kannst du die
Liebe des Lieben, Edlen erringen?' 168. *>
Distichen. Epigr. u. verm. Ged. 1805, 1294.
Titel: An Matthisson. Erste Zeile: Aber
kannst du erringen die Liebe des Lieben,
des Edlen? — Henriette S. Schubart
[= Henriette Schithert, Schwester der ISOO •'5
gest. Sophie Mcreau-Brentano, geb. Schubert.
Geb. 1771. Vgl. Measel Das gel. Teutschland
1825, VIII 294]: Endymion. „Phöbus
lenkt den Strahlenwagen" 169 — 72. — C.
G.H. Burdach [Christian Gottfried Heinrich, 50
1775-1823, Goedelic VI. 371, § 343, 1082,
Xekrolog 1311 ff; DNL 135, III 225 f.]: Au
Sie. „Ich denke dein, wenn der Erinnrung
Freude" 173 — 74. — Conz: Arabisches
Liebeslied. „Dein denk' ich, ob die Speere 55
zwischen uns schwanken" 175. — Ludw.
T h e o b u 1 K o s e g a r t e n [ J 75 S — 1818, Goedcke
V, 445f, ADD ic, 745t\: An die Lyra.
! „Guldne Lyra, dir gebühret" 176-80.
Dichtungen von Ludw. Gotthard Kosegarten 60
1824, 8. Bd., 5. Ausg., S.Ofj. —N.Meyer:
Sehnsucht. „Ich suchte die Freude, so
sonnig, so licht" 181 — 82. — A. G. Eber-
hard [Christian August Gottlob, 1769 — 1845,
ADD 5, 506]: Der Strebende. „Wie ^
19
Vermehrens Museu-Almanach 1802.
20
gross, wie lierrlich ist die Welt!" 183
—84. — Pfeffel {Gottlieh Konrad, 1736—
1609, Goedeke IV 341 f: ABB 25, 614]:
Das Menschen recht. „Vor Zeiten sass,
6 laut uuverjährten Sagen" 185 — 86. — A. v.
J. : Die Waldgegend. Sonett. „Gern irrt
mein Fiiss in diesen dunklen Hainen" 187.
— K. [= Wi»Aeh)ia)in]: An die Geliebte.
„Lass mich, theures Weib! von Deinen
10 Lippen" 188. — Julius: Die arme Mutter.
„Ueber dem Strom braust schneidend der
Wind" 189—90. — Hang: Ausruf. „Dem
Staate weh, wo Demagogen leben" 190.
Epigr. n. venu. Gedichte 1805, 1 229. —
IS Lebrecht Nöller: Die Betende.
Sonett. „Ward mir ein Blick in jene
Welt gestattet?" 191. Gedichte 1805,
S.160f.— N.Meyer: Hoffnung. „Steiget
lieblicher nun der Lenz hernieder" 192. —
2i) Vermehren: An Friedrich Wilhelm den
Dritten. „Heil dir Preussens RegentI in
deinem Namen verkläret" 193. — Friedr.
Schlegel: Die Verhältnisse. „Tapfer
verhalte dich stets, so ist dein das beste
25 Verhältnis" 193. Btstichon S. W. 1823,
VIII 133. Bort aiuiefiigt dem (jlcichhetiteUen
Sonett, vgl. Vermehrens Musen- AI manacli
1803 S. 252. — Kochen: Meinem
unvergesslichen Carl von Bremen (er
30 starb zu Jena den 21. Januar 1801).
„Zu früh entsankst du, Edler, meinen Armen"
194. — J. Henriette Vermehren; An
S. M. Sonett. „So willst du mir der Blumen
schönste knicken?" 195. — Overbeck:
i^ Die Blendlaterne. „Ein Dachs, ein gräm-
licher Mineralog" 196. — A. v. J.: Das
Bleibende. „Was ist das Glück, das wen'ge
nur empfinden" 197. — N. Meyer: Die
Blume. „Schöner Mai, du kommst im
40 Jugendglanze" 198—200 Gedichte, Bremen
1814, S. 98 f. — Ludwig Theobul
Kosegarten: Die Erscheinung. „Ich
lag auf grünen Matten" 201—03.
Biehtungen 1824, X 20 ff. — Hang:
45 Timons Grabschrift. „Mensch! Ich
schlummere hier, der Menschen hassende
Timon" 203. Epigr. it. verm. Gedichte 1805,
I 185. — Kapf: Der Kaiser und die
Deputierten, aus den Zeiten der
50 Reformation. „Ihr Bürger, sonst so wacker
und so bieder" 204. — Winckelmann: An
Johannes Ritter. Sonett. „Der alte
Proteus, sagen heil'ge Lieder" 205. — Ver-
mehren: Ton und Farbe. „Immer er-
ö5 scheinen sie mir im schönen, wechselnden
Bunde" 206. — Vermehren; Mann und
Weib. „Ewig folgt das Weib der innigen,
tiefen Empfindung" 207 — Winckelmann:
An Friedrich Schlegel. Sonett. „Wagt
^ es der Geist, in Bildern anzudeuten" 208.
— Hölderlin: Unter den Alpen ge-
sungen. „Heilige Unschuld, du der Men-
schen und der" 209—10. Werke, hg. von M.
Joach im i-Bege 1908, /^56.- S o p h i e M e r e a u:
*5 Das Leben. „Einem Wanderer, der in
fremden Gründen" 211 — 12. — Vermehren:
Die Liebe. ,,Die Lieb' ist ewig, ewig
bindet" 213—15. — R. [= WinMmann]:
Aufruf. „Geniesse dein Leben, es kehret
nie wieder" 215. — Gerning: Einfälle.
,,Wie im Reich der Natur, so sind im Reiche
der Menschheit Oft zu bestimmen schwer
die leichtesten Uebergänge" [und 6 weitere
einzeilige .„Einfälle"' von gleichem Tiefsinn].
216. — Kochen: Das Athenaeum.
,, Nimmer erscheinen wir ganz, Fragmente
nur lassen wir schauen" 217. — A. G. Eber-
hard: Meine Braut. ,,Hier in deinen
sanften Stralen" 218—21. — Kapf: Auf
einen Genie- Affen. „So stark hast du
dich, Freund! mit dem grossen Geiste ver-
ähnlicht" 221. — Conz: Mutterklage.
„Als du zu sterben begannst, da lebtest du
neu mir, da fühlt' ich" 222. — Conz: Nach
der griechischen Anthologie. ,, Schlicht
ist dieses mein Haus, das längst dem feuch-
ten Gestade" 222 — 23. — Conz: Nach
Plato. „Wer, und schmückt' ihm der
Ring des Gyges den Finger, und deckte"
223. Bisfichen. Ged. 1806, S. 26. —
Vermehren: Friedenslied. „Wo die
Freude, herrscht der Friede" 224 — 27. —
von Knebel: ,,Der Rosenstrauch, Belinde,
gleicht dir an Anmuth nicht'; 227. —
Julius: Die Ruhe. ,,Sie wohnt nicht auf
Bergen, sie wohnt nicht im Thal" 228 — 29.
— Overbeck: Der Eitle. Nach Martial.
,,Er will im Spiegel schön, und gross vor
Leuten seyn" 229. — Overbeck:Ver fehlte
Absicht. Nach der Anthologie. „Unter
Berauschten umher will Akindynos nüchtei'n
erscheinen" 229. — Danz: Die frühe
Blume. ,,Was willst du schon, zu frühes
Kind des May's?" 230—31. — Kapf: Der
Soldat und der Gelehrte. , .Hekatomben
verdient, wer für das Vaterland blutet" 231.
— J. Henriette Vermehren: Liebe.
Sonett. „Wenn du im Schatten dichtbelaubter
Linden" 232. — Ludwig Theobul Kose-
garten: Die Blumenschiffer. „Eine
Eugenia sah ich, vermählt dem edlen Pla-
tanus" 233 — 35. — Friedrich Schlegel:
Monolog. „Ja, ich fühle mich ge-
zwungen" 236—39. S. W. 1823 VIII 110 f.
— Vermehren: [19] Sonette. I. An
die Sonette. ,,In eure Form, ihr
lieblichen Sonette" 240. H. Die Macht
des Gesanges. ,,Wer mag dem holden
Zauber widerstreben" 241. III. Die Dich-
ter. ,,Sich still verhüllend mit der Zeiten
Schleier" 242. IV. Elisium. ,, Der Körper
schliesst dich ein in enge Schranken" 243.
V. Die Heimatli. „L'nendlich ist der Liebe
heilig Sehnen" 244. VI. Leben und Liebe.
Mit neuer Lust unifass' ich froh das Leben"
245. VII. Der Stein der Weisen. „In
ew'gem Wechsel steigt und lallt die Wage"
246. VIII. Die Deutschen an Friedrich
Schlegel. ^Anmerkung: Siehe Schlegels
Athenaeum 3ten Bandes 2tes Stück]. ,,Ver-
21
Vermehrens Musen-Almanach 1803.
22
geblich hast du nimmer nicht gesungen"
247. IX. An Novalis [ÄnmerJcung : Siehe
die Hymnen an die Nacht in Schlegels
Athenaeuin 3ten Bandes 2tes Stück]. ,,Im
B Leben sclieidest du schon avis dem Leben"
248. X. Guter Rath. „Die Schlange birgt
sich unter hlüh'nden Kosen" 249. XI. War-
nung. „Das Auge ist der Seele klarer
Spiegel" 250. XII. Die Mutter an iliren
10 verklärten Liebling. „Vom Himmel sah
ich dich lierniederschweben" 251. XIII. Ge-
nesung. „An einem finstren, grausenvollen
Grunde" 252. XIV. Das Symbol. „Wie
aus der seidnen, dichtgewobnen Hülle" 253.
lä XV. Prophezeiung. „Du trachtest nicht
nach jenen dunklen Landen" 254. XVI.
Metamorphose. „Entfliehe bange Furcht!
du darfst nicht weilen" 255. XVII. Hoff-
nung. „Wenn ich die stille Nacht in stillen
20 Leiden" 25(3. XVIII. Die Brüder. „Sanft
schlummernd ruhn zwei schöne Götterknaben"
257. XIX. Der Verein. „Einst lag der
Geist in rastlos wildem Streite" 258. —
Lebrecht Nöller: Die Kinderjahre.
25 [Motto: Prccieux jours dont fut ornöe La
jeunesse! GressetJ. „Du strahlst aus goldnen
Weiten" 259—61. Gedichte 1805, S. 68 ff.
Titel: DieKnabenjahre. — Danz: Die Wahr-
heit. In den höh'ren Himmelsräumen" 262.
30 — Overbeck.- Auf eine Statue. Nach
der Anthologie. „Haltet die Bakcha mir
fest; sie lüftet, wiewohl sie von Stein ist"
262. — N. Meyer: Elegien. I. „Wie ist
alles so todt um mich her, die Vögel ver-
35 stummen" 263 — 64. II. ,, Stürmend woget
das Meer, es segelt der Schiffer, ihm leuch-
tet" 264—65. Gedichte Bremen 1814 S. 193
und S. 195, No. 2 und 4 der dort susammen-
(jestellten 5 Elegieen. No. 4 beginnt: .„Mceres-
40 wogen im Sturme durchsegelt der Schiffer,
ihm leuchtet-^. — Kochen: Die Unsterb-
lichkeit. Sonett. „Freund, was beweget
dich zu heissen Thränen?" 266. — A. v. J. :
Der neue Lenz. ,,Hat endlich doch der
4.i warme Frühlingshauch" 267 — 70. — Ver-
mehren: Epithymäma. ,,Muthig strebt
hinauf der Jüngling" 271 — 74. — N.Meyer:
Die Blüthe. ,, Traulich sass ich bey ihr
im Mondenschimmer" 275. Gedichte Bremen
50 1814, S. 84. — Tiedge: [Cliristoph Auqust,
1753-1841; Goedelce V 454 f, ADB 38,38 Iff]:
AnW. G. B. [—Becker]. Wunderbar ist Staub
und Sinn verkettet! 276—77. — Kochen:
llie Bestimmung der Zeit. „Weihe der
5ä Andacht allein des Morgens heilige Frühe"
278. — Inhalts-Verzeichnis 279—286.
Zweiter Jahrgang
für
das Jahr Jahr 1S03.
60 „Erklärung
Diejenigen, welche geneigt sind, meinen
Almanach für die Folge mit Ihren Bei-
trägen zu beehren, muss ich, wegen der
Anordnung des Ganzen, bitten, mir die Ge-
dichte . spätestens am Ende des März-
Monathes zuzusenden."
Jena. V.
Auf unpaginiertem Vorsatzblatt.
Gedichte. 1. — Kuhn [Friedrich 5
Adolf, 1774—1844; Gocdeke VII 388, ADB
17, 338, Uaymann, Dresdens Schriftsteller,
1809, S. 307, DNL 135, III 336 f. \: Das
Gedicht. „Schallte Dir der liebliche Ge-
sang" 3-4. — Win ekel mann: Die Blume, lo
„Alle Blumen, die auf hohen Bergen" 5 — 6.
Conz.: Zuruf. „Lass walten und schalten
Die blinden Gewalten" 7 — 8. — Gedichte,
Zürich 1806, Aus dem Zyklus „Blumen um
eine Urne" No. 9, S. 245; = „Biblische lö
Gemälde und Gedichte", Frankf. 1818,
S. 311. — Friedrich Schlegel: Zorn
und Liebe. „Wenn leiser Reiz den jungen
Muth erregt" 9—10. — Stanzen. Sämtl. W.
VIII 211. Betitelt: „Der Zürnende". — 20
Hang.: Bitte. „Ach, von Wein und Liebe,
Krieg und Frieden". 10. Elpigr. u. venu.
Ged. 1805, I 354. — Ernst Bartels
[Ernst Daniel August, 1774 — 1S38; erlangte
1801 den niedigin-DoTctorgrad in Jena. ADB 2.=>
3, 6'6]; Die beiden Pixis. „Welch Lispeln
und Säuseln, welch Donnern und Brausen!"
11— 19. —N. Meyer: Der Adler. „Hoch
von des Felsens höchster Spitze" 20 — 21. —
„Blüthen", Bremen 1804, Bd. 3, S. 305. „An 30
A. V. Gr." Vgl. SU diesem Gedichte die un-
gefähr gleiehzeüigeEintragimgMeyersinAugust
von Goethes Stammbuch, — Dezember 1801 — ;
s. Deutsche Rundschau 1891, Bd. 68, S. 80.
— Vermehren: Kunstsinn. „Ich träume 35
viel und sehne" 24 — 22. — A 1 b r e c h t
Kochen: Die Kirche. „Jüngst ver-
einigten mich [verdr. statt sich] die Liebe, der
Glaub' und die Hoffnung" 25. — Distichen.
Luise Brach mann: [Karoline Luise, 40
1777 — 1833, Briimmer 1, 84f.\: Antinous.
„Schöne süsse Gestallt, Du erregst mir die
innigste Liebe" 26 — 27. Distichen. Auserlesene
Dichtungen, 1834, S.23b ganz umgearbeitet. —
Luise Brachmann: Der Genius. „Hold in 45
sich selber versunken, in himmlischer Einfalt
und Ruhe" 28—29. Distichen. — Sophie
Mereau: Klage. „Durch Wälder und Felder,
das Thal entlang" 30— 31. — Ro s t o r f [= Gott-
lob Albrecht Karl von Hardenberg, 1 776 — 1813 ; so
Goedelce VI 53\: Die Sehnsucht. „luden
Wellen schläft ein reiches Leben" 32 — 33.
— Henriette Vermehren: Schönlieb-
reiz. Ballade. „Am Felsen erglänzte der
Morgenstrahl wieder" 34 — 45. — Wolf- 55
gang: Vernichtung: „Aus tiefem Strome
locken Melodieeu" 44. Sonett. — Wolfgang:
Rettung. „Da traf ein Strahl von Golgatha
den Thoren" 45. Sonett. — Von einem
dr ey z eh n j äh r ig e n Knaben: Auf 60
meinen Vogel. „Das Fenster war oSen"
46. — J. von Kottulinsky: Das Hütt-
chen. „Ich hab' ein Gärtcben, halb ver-
steckt" 47—48. — C. G. H. Burdach:
Elegie. „Meine Selma! wie strahlte Dein 65
2'
23
Vermehrens Mueen-Almanaab 1803.
24
Bild mir aus dämmernder Ferne" 49 — 51.
N. Meyer: An Benigna. „Einen bedeu-
tenden Namen erhieltst Du vom Vater,
Benigna!" 51. — Lebrecht Nöller; An
Sein Schiff, welches die Geliebte
trug. „Das Euder tönt, die leichten Segel
schwellen" 52. Sonett. Gedichte, Dresden 1S05,
S. 146, Titel: Die Schi/fende. — Ver-
mehren: Au meine Gattinn. „Treu
10 von dem inn'ren lebendigen Spiele" 53. —
Kuhn [Friedrich Adolf]: Die Ueber-
raschung. ^Wird Sie hier im Garten
seyn" 54 — 57. — Kuhn: Die Laute und
das Mädchen. [Wcchselgesanr/]. ^Himmels-
15 söhne sollten Dir" 58 — 60. — Winckler:
DerTod. An Minna. „Lass Dein Zagen,
lass Dein Bangen" 61 — 64. — Friedrich
Ast: Elegie. „Wenn auch Vater Homer
in dem alterthümlichen Epos" 65 — 68. —
20 Friedrich Schlegel: Romanze. „'Rosen,
süsse Marianna'" 69—72. Gedichte 1809, S.
74; S. W, VIII, l'J2. Titel: Der Verlassene.
Celestina S. 72 = Colestine VIII 104. -
Vermehren: Der Graf von Thoren.
25 Romanze. „Der junge Graf von Thoren"
73 — 82.— C. G. H. Rurdach: Xaturund
Liebe. „Wenn im Arm der Xatur sinnend
der Sterbliche 8.3 — 84. Ode. syst. Asclep.
IV. — Neubeck: Hymne an die Nym-
30 phen der Ostsee.
„Anmerkung. Die goldenen Thrä neu
der Heliadeu. Der Bernstein, Agtsteiu,
welcher häutig an den Küsten des- baltischen
Meeres gefunden wird, thränte, nach Ovid,
35 aus der Rinde der Lerchenbäume oder Erlen,
in welche die Heliaden, die Schwestern des
Phaeton, verwandelt wurden.
Aber vergebens. Nach Hufelands
Zeugnis wurde ein Fallsüchtiger, der in
4n Pyrmont und an anderen Kurorten vergebens
Hilfe suchte, durch das Seebad zu Doberan
vollkommen geheilt.
Nereiden sind Meernj-mphen; Xa-
jaden Quell- und Flussnymphen" Inli.-
45 Verz. 303.
„Euch Meergöttingen, will ich, im Chor
heilbringen der Nymphen" 85—88 He.rametcr
— J. F. von Meyer [Johann Friedrich,
1772—1849, Goedeke VII 244; DNL IS 5,
50 III 246: Euphorion 1S96, III 525]: Recen-
sion. „Vieles hat er verbessert, der Manu,
beyiu zweyten Erscheinen" 88 — Distichon.
F. Schutt : Das Gewitter. „Der Abendstern
glänzthehrundmild"89— 90. — Hang: Auf-
55 schriftan — Bette. „Hier liegt dem Müssig-
gang ergeben" 90. Epigr. u. verm. Gcd.
1805, I 159. Titel: An Pigers Bette. —
M ü n c h h a u s e n [Karl L ndivig A ugust Hcino
von] ; D i e H e u s c h r ec k e und die Ameisen.
60 Nach dem Aesop. „An einem milden
Wintertage" 91-92. — R. [= Winkelmann]:
Maxime. „Kaiser Julianus sagte:" 92. —
Hölderlin: Menons Klagen um Dio-
li.na. V— IX. 93-](X). V. „Feiern möciit'
"6 ich; aber wofür? und singen mit Andern"
93 — 94. VI. „Sonst mir anders belsannt!
0 Jugend, uns bringen Gebete" 94 — 95.
Vn. „Aber o Du, die schon am Scheide-
wege mir damals" 96—97. VHI. „Dich nur,
Dich erhält Dein Licht, o Heldin! im Liebte" 5
97-98. IX. „So will ich, Ihr Himmlischen!
denn auch danken und endlieh" 98 — 100.
Werke, 1908, I 104 ff. — N. Meyer:
Warnung. „Wie magst Du kühn zu
fernen Höhen fliegen" 111 — 102. — Standen, if
Vermehren: Lied. „Kleine Lieder
kann ich singen" 103 — 104. — Friedrich
Schlegel: Gesinnung. „Wer gewährt
nur Edlen Gunst?" 105. Gedichte 1809,
S. 10, S. W. VIII 126: Titel: Sjmwh. — 15
Luise Brachmanu: An die Unglück-
lichen. „Die sind nicht glücklich, die man
glücklich preisst"; 106. — Auserlesene
Dichtungen, 1824, S. 224, Titel: Die Un-
glücklichen. Sonett. — Luise Brach mann: 20
Erfüllung. „Er ist, mir ist der grosse
Wunsch gelungen!« 107. Ebeuda S. 225.
Sonett. — Werthes [Friedrich August
Clemens, 1748-1817, Goedeke IV 260]: Auf
Danneckers Sappho. „Najaden und 25
Dryaden eilen" 108. — J. F. von Meyer:
Grabschrift. „Die Stätte siehst Du hier,
wo Zadocks Reste ruhn. Vor Ehrgeiz könnt'
er nichts zu seiner Ehre tluin" 108. —
E.A.Schmidt: Die Sommernacht. „Der 30
holden Dämmerung leisem Flügel" 109- — 111.
— Albrecht Kochen. Die Natur. Eine
Rhapsodie. „Lasset mich so nach Hause
gehen" 112 — 114. — Lebrecht Nöller.
An Julie. Sonett. „Willst Du sorgsam 35
diesen Kummer nähren" 115. Gedichte 1805,
S. 154.— Lebrecht Nöller: Trost. „Soll
ich ewig diese Fesseln tragen?" 116. Sonett.
Ebenda S. 156. — Gerning: Ita^lien und
Teutschland. „Schön ist Italias Bild im *8
hellen Spiegel der Vorzeit" 117 — 118.
Distichen. — Von Knebel: An den
Verfasser des Kalenders, die Jung-
frau von Orleans. „Wohl hast Du den
KalendergeschmücktmitZeichenund Bildern" *'^
119—120. Distichen — J. F. von Meyer:
Modescli önheit. „Erdstoss, blutiger Mond,
Grabfackeln vorm brenn enden Hause, Drinnen
Verzweiflung und Gift, und über dem Rauch-
fang der Teufel" 120. — Vermehren: ^'^
Pallas Athene. „Kund im geläuterten
Wort der heiligen Sprache die Wahrheit"
121- — 130. Distichen. — AVinckelmann:
Abschied von Schwarzburg. „Der
Zauber flieht, — mit immer leisern Schritten" ^^
131. Sonett. —- Conz: Dem Andenken
meines Eduard. Elegie. „Alles theilt'
ich mit Dir, und jegliche Freude genoss
ich" 132—135. — ' Gedichte 1806, S. 250.
— Neubeck: Hymne an Rugia. ^
„Dich, von baltischen Wogen umrauscht,
Dich, Rugia, will ich" 1.56—139. [„An-
merkung. An Jasmunds Ufern. Der
Gesundbrunnen zu Sagard auf der Halb-
insel Jasmund."]. Inh. -Verz. 302. — ^
25
Vermehrens Musen- Almanach 1803.
26
C. G. H. Burdach: Die. Gedanken-
striche. „Warum schreibt er so oft Ge-
dankenstriche statt Worten? 'Denken sollen
wir da, wo er nicht selber gedacht'." 139.
5 — Gustav Scholz: An den Frühling.
, Wieder bist Du, Lenz, erschienen- 14U — 142.
— Jlesserschmid; An die Freunde.
„DerTrauerGlocken mögen dumpf erklingenl"
143. Sonett. — Friedrich Schlegel:
10 Lied. „Bittre Schmerzen reissen wild ** 144.
S. W. VIII 21:j. Titel: Wahnsinn. — :}. V.
von Meyer: Das Studium. „Jeder hat
Etwas, der Eine den Kopf, und der
Andre die Füsse." 145 — Kostorf
i.s ^=^ Karl von Hardenherg]: An Tieck
und die bey den Schlegel bey dem Emp-
fange des Musen- Almanachs. „Lieblich
aus entfernten Landen" 146 — 149. — Ver-
mehren: Liebeslieder. Nach dem Tür-
20 kischen. 150—155. [1] „Kosige Wangen
verwahrt euch vor den Seufzern der Liebe"
150. [2] „Ein demüthiger Staub sey du in
dem blumigten Haine" 150. [3] .Würfe die
Göttergestalt der schlanken, erhabnen Cy-
2ö presse" 151. [4] „Anzubeten mit heiligem
Sinn die Thränen der Liebe- 151 [5] „Seit
Dein Bild in meinem Herzen" 152. [6] „Ich
sprach mit sanfter Bitte:" 152. [7] „Komm'
in meine Arme" löo. [8] „Wie ein leichter
30 Schmetterling" 153. [9] „Deine Zähne zu
beschreiben" 154. [10] „Und du erhebst
dich stolz, weil Du gleichst dem crystallenen
Bache" 154. [11] „Heisse brennende Luft
zerschmolz das Silber des Blitzes" 155. —
3ä Vermehren: [7] Lebenssprüche. Nach
dem Türkischen. 156—158. — [1] „Lasse,
Vernünftiger, Dich vom Sclimeize nimmer
beherrschen" 156. [2] „Nimmer schreckest
Du mich. In Deiner Hölle, Du Pred'ger" 156.
40 |3] „Willst Du geschätzt und hochgepriesen
seyn?" 157. [4] „Die Welt gleicht einer
Mühle;" 157—158. |5] „Fliehe die Liebe,
so Du die heilige Wissenschaft liebest" 158.
[6] „Was Du auch immer verlangst und
•*5 suchest, auch' es im Innern;" 158. [7] „Höre
mein kräftiges Wort, kostbarer ist es als
Perlen:" 158. — Messerschmid: Der
Frühling. An Severus. Nach dem
Statins. „Von meines Ländchens zierlichem
M Keizergötzt" lb9. Alkäische Ode. — F.Schütt:
An eine Dichterin. „Sej' mir festlich ge-
grüsst, Du mit dem Strahlenblick" 160 — 161.
Ashlepiad. Ode. — N.M ey er: R o m an z e. „Lida
hatte mich gefangen" 162 — 163. — -Bliiihen'^
5' // 05. Bas dort ^Wechsel'^ genannte Gedicht
ist um 2 Strophen am Schluss vermehrt, die
3. umgearbeitet. — Winckelmann: Ge-
nesung. „Die Leyer sinkt aus den er-
starrten Händen;" 164. — Kuhn: Lebens-
glück. „Alle Stürme ruhn und schweigen"
165 — 167. — Hang: Pompus. „Glaubt's,
ihr Deutschen! Eure grossen Geister" 167.
Epigr. u. verm. Gedichte 1805, I 352. —
Lebrecht Nöller: Kössigs Manen.
1794. „Auf ihrem Thron entfaltet" 168.
60
Gedichte 1805, S.72 J. v o n K o 1 1 u 1 i n s ky :
Sehnsucht. „Wenn in einsam schauerliciien
Stunden" 169 — 170. — Hang: Gnome.
„Geburtstagsfej'er! Dumrae Mode,
Sich freun ob seinem näh'ren Tode." 5
170. Epigramme mid vermischte Gedichte,
Berlin 1805, 130. Dort „nälier'n" st. näh'ren.
— N. Meyer: Frühling. „Der Frühling
ist wieder gekommen" 171 — 172. — y^Bliithen"
II 122. — Winckelmann: Grabschrift 10
Carls des Zwölften. „Müde, die Welt
zu besiegen" 172. — Wezel. [Carl Fricdr.
Gottlob Wetzet, gel. 14. IX. 1779, Goedeke
VII 845; vgl. Haymanns ^Dresdner Schrift-
steller ttnd^ Künstler^ 180!) S. 451 f und lä
Meusel, ^Das gelehrte Teutschland 1812, IV
208\: Morgenopfer. Erster Theil.
Dämmerung. 173 — 189. [1] Morgen-
hoffnung. „Noch ruht die Erd', in todte
Nacht versunken" 173 — 174. Frei gereimtes 20
Sonett. [2] Dämmerung. „Dämmerung
ist unsre Wonne" 174 —176. [3] Die Sterne.
„Längst von trüber kalter Erd' entflohn"
176 — 178. [4] Der untergehende Mond.
>Ach! wann brechen mir die Ketten" 178 2.'>
bis 180. [5] Das Gebüsch. „In den
Zweigen spielt ein leises Weben" 180 — 181.
[6] Blum enge sang. „Horch das stille Nebel-
thal entlang" 181—183. [7] Die Lerche.
„Ohnmacht ist der Erde Loos!" 184—185. -^
[8] Die Storgenröthe. „Botin bin ich nur
der Sonne" 185—186. |9] Der Q.uell. „Sieh,
vom Wolkenfelsen, himmelhell" 187 — 188.
[10] Erwartung. „L~)er Morgenröthe Rosen-
flügel wehen" 188—189. In F. G. Wetucls So
„Gesammelten Gedichten und Nachlass-^
herausgegeben von Z. Fuiiek, Leipzig 1838,
nicht enthalten. — Henriette Vermehren:
Meinem Kinde. „Auf den Blumenfeldern"
190—191. — Vermehren: Laura. Ko- 40
manze. „Laura liebt den treusten Jüng-
ling." 192 — 214. — Luise Brachmanu:
Amaliens und Sidoniens Tod. „So
muss ich denn, ihr meines Lebens Blüthen"
215. „Anmerkung. Amalia Brachmann, 45
meine Schwester, und Sidonie vor. Harden-
berg, meine Jugendfreundinn. Beide zeich-
neten sich von Kindheit auf durch liebens-
würdige Talente für Mahlerey und Dicht-
kunst aus; Beide standen in der Blüthe SO
des Genius und des Lebens, als im
Sommer 1801 der Tod ihre schöne Laufbahn
unterbrach." Inh.-Vers. 299. — Sonett. —
Friedrich Schlegel: Lob der Frauen.
„Ein göttlich Spielwerk strömt die schöne 55
Welt" 216— 220. Kanzonc. Gedichte 1809,
S. 43; S. W. VIII 121 ff. — Henriette
Schubart: Die Geister-Königinn. Aus
dem Altenglischen. „Kömmt schnell und
folget mir 221—223. — Winckelmann: 60
Der blinde Greis. Romanze. „Langsam,
am dürren Stabe" 224—226. — Hang:
Lied. „Dank Adonide! — Könnt' ich mit
Bürgers Schwung" 227. — Münchhausen:
D e r K a n. p f. [ Wechselgcsung]. „E r. Liebchen, 65
27
Vermehrens Miisen-Almanach 1803.
28
komm auf meinen Schooss" 228 — 229. —
Messerschmid: Das höhere Leben. An
die G. von B. Zwey Sonette. I. „Gern
träumt der Mensch der Zukunft sel'ge
5 Träume- 230-231. II. „Mein Blick durch-
fliegt der Vorwelt Heroinen« 231—232. —
A ugustKuhn [Friedrich Äugust,1784 — 182'J
vgl. Ztg. f. d. elegante Welt 1804 No. 130; war
damals Gymnasiast in Eisleben]: Das Ge-
10 schenk des Phoebus. „Dem Mutterschooss
der jungen Erd' entblühet" 233 — 234. —
Werthes: Laokoon. „Bethörte! Kennt ihr
so die Myrmidonen?" 235 — 239. — Ver-
mehren: Der Geister Spruch. .,Alle guten
15 frommen Geister" 240 — 247. Henriette
Vermehren: Klage. „Dort oben auf der
Höh" 248—249. — F. Schutt: Der Tag.
„Der junge Tag im schimmernden Gefieder"
250—2.51. — Friedrich Schlegel: Die
20 Verhältnisse. „Rücksichten sind's, die
unsern Blick berücken;" 252. Sonett. Ged.
1809. S. 53, S. W. YIII133. Das Epigramm
fehlt Ged. 1809; vgl. oben Sp.l9. — Friedrich
Schlegel: Das Bündniss. „Wo mehre
2b bildend sich in Eins verbunden" 253. Sonett.
— Ged. 1809, S. .5-1, S. W. VIII 134. —
Henriette Schubart: Maria's Himmel
fahrt. „Welch goldner Glanz sinkt aus
der Höhe nieder?" 254. Sonett. Hang:
.■?o Als sie ihren Geliebten erwartete.
„Amorl Amor! Ist's kein Wahn? 255 — 256.
Epigr. u. verm. Ged. 1805, II 344. —
E. [= Winlcelmann]: Das Wunder-
bare. „Forschend nach eigner Erkenntniss
35 enteilen uns Stunden imd Jahre, Finden wir
endlich uns selbst, kennen wir selber uns
nicht." 256. — N. Meyer: Elegie. „Gleich
dem Schitfenden, der auf offenem Meere
dahin treibt" 257—259. — „BlUthen-' II 190.
40 Dort als No. 5 der Elcgieen bes. Verbessert
und stark umgearbeitet. AlbrechtKochen:
Die Lehre. „Mitleid fühle mit dem, der
irret, und Nachsicht erweise" 229. — Distichon.
— R. [= Winckelmann]: Das eheliche
4.Ö BündnissdesReiraes. „Begeisterteliebende
Herzen" 260. — Münch hausen: Die
Krähe. „Miss Krähe höi-t' einst auch ein-
mal" 261—262. — Hang: Aus einem Ge-
spräche über Fürsten „Zu Monarchen
50 hub sie das Geschick" 262. Epigr. u. verm.
Ged. 1805, I 353. — Vermehren: Die
Macht der Liebe. Phantasie. „Stiller
Kummer mir erscheine" 263 — 268. —
Winckelmann: Ein Stilleben. „Ein
bb duftend Laubgewinde ziert die Seiten;" 269.
Sonett. — Oonz: Lied der Klage. „Von
schwerem Traum umfangen* 270 — 272. Ge-
dichte 1800, S. 2nf, No. 8 des Zyklus Ge-
„Blumen um eine Urne (1801 — 02).''' —
Friedrich Schlegel: Romanze. Als der
Witz ein Liebchen suchte" 273- 274. Ged.
1809, S. 47; S. W. VIII 127. Titel: Tünde-
leyen. — Rostorf: Die Wellen. „Die 5
Woge spielt in tausend klaren Wellen"
275—276. Kuhn [Friedr. Adolf]: Die
Wasserfahrt. „Ueber mir den reinen
Himmel" 277—278. — C. G. H. Burdach:
Sehnsucht nach d em Fr üblinge. „Dumpf 10
rauscht des Winters Fittig im Eichenhain;"
279 — 280. — Hang: Julchen. „Die dem
Freyer ihre Hand nur gab" 280. Epigr.
u. verm. Ged. 1805, I 16. — N. Meyer:
An Fanny. Zu ihrem Geburtstage. 15
„Blumen willst Du, Hebe Kleine?" 281. —
„Blüthen"- II 290. Titel: ..Zum 1. May mit
einem Blumenstranss. " — Lebrech tNöller:
Naumanns Manen. „Der matte Schein des
sterbenden Tages bleicht;" 282 — 284. — 20
Gcd.1805, S. iß. — Friedrich Ast: Elegie.
„Siehst Du den schimmernden Mond im
ruhigen Strome sich spiegeln?" 285 — 287.
N. Meyer: Sehnsucht nach Italien.
„Der Lyra goldne Saiten seh' ich blinken." 25
288. — Sonett. ^Bl/Men"' II .327. — Sophie
M ere au: Tief fürt „Schöner sprossenBlüthen
hier im milden" 289—290. — Ernst
August, Herzog zu Sachsen-Weimar:
Aus einem alten Buche von 1742. „Im 30
Feuer wird erkannt des Vaters starke Kraft"
290. —Friedrich Schlegel: Die Kränze.
„Wie süsse Unschuld kindlich sich erfreue"
291 — 294. 4 Sonette, hier nicht gezählt, Nro-
1—3 = S. W. VIII 188^190'. Nro. 4 = ^
VIII 213, Titel: .,Än die Jungfrau.-' In
.„Europa"' 1 1 S. S8, wo das 4. Gedicht unter
dem Titel „An Sidonien" gedruckt ist, heisst
es in einer Anm., dass es zu den im Ver-
mehrenschcn Almanach S. 291 gedruckten *o
Gedichten gehöre, von denen die ersten drei
„an Blanka, an Juliane, an Clementine"
überschrieben sein sollten. Das 4. Gedicht,
S. 294, sei nur aus Versehen zu jenen ge-
setzt H'Orden. „Ueberbaupt sind alle in jenem 45
Almanach von mir befindlichen Gedichte zu
den folgenden Theilen der Lucinde und im
Charakter bestimmter Personen gedichtet.
Jch erinnere dies bei dieser Gelegenheit für
die Freunde meiner Gedichte, weil es zum 50
Verständnis derselben notwendig ist." Vgl.
Bibliogr. Repertor. I 31. — It. [=Winkel-
manti]: Der Geliebten. „Ich ging hinaus, die
weite Welt zu schauen" 295. Sonett. — Ver-
mehren: Der Mensch und die Natur. „So 5,t
soll Dein stiller Sclinicrz ohn Ende dauern?"
296 — 298. — Inhalts-Verzeichniss 299
— 805. — Druckfehler 306.
dichte auf Conz' 'jungverstorbenes Söhnchen
Verzeichnis der Mitarbeiter an Vermehrens Musenalmanach.
Jahryaiiff ISif^.
Broxtermann Chr. Aug. Gottl. Eberhard
C. G. U. Burdach G. v. Eckardt
Com Gerning
Dane Uaug
29
Vermehrens Musenalmanach. Chamissos und Varnhagens Musenalmanache.
30
Vermehren
Hölderlin
A. V. J.
Julius
Kapf
Klopstock
V. Knebel
Kochen
Koseijarten
Frifdr. Adolf Kuhn
Friedr. Autj. Kuhn
Sophie Mereau
Messersdimid
X Hol aus Mei/er
Carl V. Blünchhausen
Lehrecht Äoller
Overheclc
Pfeffd
Friedrich Schlegel
Henriette S. Schiibert
Tiedge
Bernhard I
Henriette I
St. Aug. WiuJ.-eli)iann.
Jahr ff an ff IHOS.
Friedr. Ast
Ernst Bartels
Luise Brachmann
C. G. H. Burdach
Maseii-AImanache
auf
die Jahre 1801— 180C.
Herausgegeben
L. A. T. Chaniisso und K. A. Varnhagen.
35 Verlag: 1801: Bei Carl Gottloh Schmidt.
1S05/6: In der [Heinrich] Frölich'-
schen Buchhandlung, dem Verlag der
heiden letzten Jahrgänge des 'Athe-
näums'. In gleichzeitigen Annoncen
40 der Vossischen Zeitung — z. B.
Oktober 1S04 — erscheinen ztcei
Buchhändler des Namens Heinrich
Frölich, der eine Scharrnstrasse
12, der andere, ,,Buch- und Musik-
45 Händler"-, Königssirasse 62 wohn-
haft. Den Verlag hatte wohl jener,
der, nach Friedrich Schlegels Mit-
teilung an seinen Bruder, einige
Jahre vorher Vieivegs Buchhandlung
5ij gekauft hatte; er fallierte dann 1S06.
Drucker: Christian Müller in Berlin.
Erscheinungsort: 1S04: Leipzig.
1S05I6: Berlin.
Format: 12".
55 Schriftgattung: Fraktur.
Preis: Broschiert 1 Beiclisthaler.
Redaktion: Für die Jahrgänge 1804 und ISOö
besorgten Ausiruhl und Anordnung der Ge-
dichte tieide Herausgeber; auch für den
60 dritten Jahrgang trafen beide gemeinsam die
Auswahl, die Anordnung besorgte Chamixso
allein, während nach seinem Abmarsch Eberty
als „höclist verderblicher Korrektor'^ fungierte.
(Walzel DNL 148, p. XVII; Varnhagens
85 „Itenkivürdigkeiten^^ 1 '•', 315.)
Zeit des Krscheinens:
Jahrgang 1804: Ende September 1S02.
1805: 22. D ezember 1804. In
Cons
Gerning
Karl von Hardenberg, s. Bostorf
Haug
Hölderlin
V. Knebel
Kochen
J. von KotteHnshy
Fr. Adolf Kuhn
Sophie Mereau
Messerschmid
J. F. von Meyer
Carl von Miinchhausen
Neubeck
Nöller
Bostorf = Karl von Hardenberg
Friedrich Schleqcl
E. A. Schmidt'
Gustav Scholz
Henriette Schubert
F. Schutt
Vermehren
Bernhard],
Henriette I
Werlhes
Wctzd
St. Aug. Winkelniann
Winckler
Wolfgang
einem ungedruckten Briefe
W. Neumanns an Varn-
hagen von diesem Tage
heisst es: „Endlich erhältst
Du den frischen grünen 35
Almanach .... Ich habe
die Exemplare erst diesen
Augenblick erhalten.'^
Jahrgang 1S0G: September 1806.
Fundorte: Die Künigt. ßibl. zu Berlin besitzt 40
dreid) rollständige E.cemplare, darunter zwei
broschierte aus Varnhagens Nachlass: Bibl.
Varnh 1870—76.
Jahrgang 1804: U. B. Königsberg.
„ 1805: Dr. Leopold Hirschberg- 45
Berlifi.
1805/06: U. B. Berlin; Göritz-
Lübeck- Stiftung im Mark.
Mus. zu Berlin.
Zur Geschichte des Musen-Alma nachs: ^0
Mit dem, Kreis der jungen Poeten, die in
diesem „grünen" Almanach zum erstenmale
dem. literarischen Publikum sich vorstellten,
machen am ausführlichsten bekannt : Hitzig,
in Bd. 5 und 6 der Sämtl. Werke Ch a m issos, ^^
5. Aufl. 18G4, die eine Biographic und Briefe
des Dichters enthalten; ihn ergänzt Ludwig
Geigers Publikation „Aus Chamissos
Frühzeit", Berlin 1905, S. 20 ff., die,
reichlich Lücken lassend, aus jenem riesigen 6"
und erst zu Ideinem Teil ausgeschöpften hand-
schriftlichen Material schöpft, das in der
Königl. Bibliolhek zu Berlin als „Nachlass
Varnhagens" aufgespeichert liegt; dieser
selbst schildert seine „Jugendfreunde" iui ^^
1. Bande seiner „Denkwürdigkeiten des eigenen
Lebens", II. Aufl. 1843, S. 283 ff., 299 f,
301 ff. Varnhagen lernt im Cohenschen Hau.se
1803 zunächst W. Neumann, bald darauf
Chamis.so kennen; dieser vermittelt die Bc- ™
kanntschaft mit Hitzig, Hubert, Thcremin;
31
Chamissos und VarnhaRens Musen-Almanache.
32
Adolf von Uthiiiann, Hitzigs späterer Schwager,
und Louis de la Foi/c, Chaiimsos Lands-
mann, Schicksalsgefährte und Kamerad im
engeren Sinne — beide preussisclic Lieutenants
5 — vergröisern den Kreis, dem bald auch Koreff,
Georij Reimer u. a. sich anschliessen. Als
Symbol ihres gemeiiisamen Strehens wird auf
Koreffs Anregung der Polarstern bestimmt:
To ror Tiulov äargov, anknüpfctid an romantisch-
10 mystische, durch A. W. Sehlcgcls Vorlesungen
vermittelte Anschauungen Baaders, nach
dessen pythagorüischem Quadrat die Himmels-
gegenden auf geistige Regionen gedeutet wurden.
..Der Norden als Region der Wissenschaft
15 war der Freunde erwähltes allgemeines
Gebiet.''
Jede Gelegenheit reizte die dichterische
Begeisterung der Jünglinge, n eiche die Schwelle
der Zwanzig eben erst überschritten hatten^
•20 Varnhagen war erst 18 Jahre alt. Dieser
berichtet: „So mehrte alles und jedes nur
immer unsre Gedichte, und sie wuchsen bald
allzu gedrängt, als dass sie nicht endlich aus
dem Pult unruhig an das Licht gestrebt
ib hätten. Der Gedanke des Druckenhissens
ging mir und Chamisso'n plötzlich auf, als
wir am späten Abend allein im Garten
wandelten, ivir vereinigten uns auf der Stelle
SU gemeinsamer Ausführung, zu welcher die
30 Herausgabe eines Musen-Almunachs sobecpiem
als atiständig erschien.'-^ (Varnhagen, a. a.
0., S. .301 f.) Einen ergötzlichen Kontrast
zu dieser Darstellung im Stil des alten Goethe
bietet Chamissos lakoniscJi-bescheidcnes Ge-
35 ständnis: „Ich machte Verse, erst französische,
später deutsche, ich schrieb Anno 1S03 einen
Faust. Dieses Gedicht brachte mich zufällig
einem andern Jüngling nahe, der sich gleich
mir an [so!] Dichten rersuchte. K. A. Varn-
4U hagen von Ense. Wir rerbrüderten uns, und
so entstand unreiferweise der Musen- Atmanach,
der Anno 1S04, da kein Buchhändler den
Verlag übernehmen wollte, auf meine Kosten
herauskam.^' {Chamissos Selbstbiographie bei
45 L. Geiger a. a. 0 , S. ä f.) hi der Tat gab
Carl Gottlob Schmidt, ein ..guter Mann in
Leipzig", nur seine Firma her, das Geld
brachte der arme Lieutenant im Regiment
von Goetze auf.
50 Während die beiden eben angeführten aus
zusammenschiebender Erinnerung entstandene
Spätberichte sind, hat Varnhagens Sorgfalt
eine gleichzeitige Scliilderung aufbewahrt, die,
unmittelbar Erlebtes aphoristisch skizzierend,
55 sicherlich mir den /weck hatte, die Fülle
bedeutend-unbedeutenden Details dem Ge-
dächtnis rasch zu fixieren : an den Rand des
1. Blattes seines Stammbuches, von dem ein
Bruchstück erhalten ist, schrieb Varnhagen
60 selbst folgende von Geiger nicht abgedi-uckte
Erinnerung.
Sonett an den Neofj-ten *). Erstes Sehen
bei dem Eduardschen Thee, dos grünen
Buchs. Thee bei Chamisso am Branden-
burger Thor. Mein Gefährte am Abend,
da Roberts Ueberbildete gegeben wurden,
[vgl Goedeke VIII Ö13J. Abende im
Winter auf meinem Zimmer bei Cohens, 5
und Projekt nach New Sud Wales. Abende
im Coheuschen Garten. Gespräch über
KoretF. Puppenspiel: Medea. Geschenk
des Ringes von Koreif, Chamisso, Lafoje.
Büchertausch. Zuletzt Eis bei Josti, Bei 10
allen die herzlichen, sinnigen Gespräche.
Briefe an Chamisso. Kassel. In Lützow
in der französischen Umgebung. Faust
und H3'mnus auf Klopstock nebst Sonetten
bei Mad. Bernhard. Verwunderung über jj
meinen Klopstock, Wieland und Voss.
Oefteres Sehen bei Mad. Bernhard.
Schweres Nähern. Geburt des Almanachs.
Erste Idee von mir bei den Treibhäusern
des Cohenschen Gartens. Neumanns Bei- 00
tritt. Oeftere Besuche bei Cohens. Thee
bei Eduard und Ch[amissos] ausgerissene
Zähne. Retirade auf mein Zimmer und
Vorlesen der Briefe. Gesellung Lafoye's
durch das Neofjtensonett") und New Sud 25
Wales. Wilhelm Meister und Jarno.
Ferner Thee's des grünen Buchs. Abend,
da Ch. und ich Koreff nach Hause be-
gleiteten, wo mir Koreffs Licht aufging,
und Gespräch darüber mit Ch. bei Lippe 3Q
[Graf Alexander], als Ch. mich und Neu-
manu Morgens um 6 Uhr entließ. Thee
am Brandenburger Thor. Helle Nacht
am Potsdammer Thor, to xoti tzöXou äorpov
bei der Sonnenuhr im Cohenschen Garten. 35
Roberts Ueberbildete. Unsere Küsse im
Almanach. Schaukel. Enuüyaden bei den
Quartetts. Thee bei Uthmann. Maler-
Abende in Lützow. Nachhausegehen mit
unserm b(?risson [Ige!]. Persisch und 4^
Griechisch, Puppenspiel, Medea. Besuche
bei Fichte und Schlegel Aufführung des
Faust. Das Universum. Abend des Lachens,
Novellen und projektirte Salzkuchenam-
bassade. Besingung des Menscheuer- 45
Würgers." —
Pünktlich Ende September 1S03 erschien
„Grünling- der erste, dessen jüngere Brüder
durch die Tugend der Pünktlichkeit keineswegs
ausgezeichnet iraren. Da^u trug vor allem die 5Q
räumliche Trennung der beiden Herausgeber
bei. Denn schon im Frühlimi ISUi ward die
kaum begründete junge Dichtergeitossetischaft
durch die Macht der Verhältnisse und die aus-
einandcrstrebenden Interessen der Einzelnen 55
aufgelöst. Hitzig ging als Regierungsassessor
nach Warschau, wo er bis Ende 1806 blieb und
in. stetem angeregten Briefwechsel mit den
Freunden sich als treues Mitglied des Nwd-
' Sternbundes erwies, dessen Symbol i. t. tt. ö. er gQ
65 ') Es liegt bei diesen Papieren eiti Blatt
von der Hand de la Foyes, datiert „Berlin,
1S03", überschrieben
Der Neophit. Sonnet.
Das eiste Quartett lautet:
7u Etji dichter Nebel dunkelte die Erde,
Die Menschheit irar mit Finsterniss umgeben,
Sie wankte, irrt', umsonst war ihr bestreben.
Nach Licht; sie war ein (!) schäferlose Heerde.
Als weiteres Dokument dieser Zeit sei das
reizende Billet hier eingefügt, das der liebens-
würdige und wahrhaft liebevolle de la Foye
am 14. April 1S04 Varnhagen .sendet: ,üa 65
ich heute auf wache in ihrer Nachbarschaft
bin, und Coretf und Chamisso erwarte, so
bitte ich auch den Freund Varnhagen, mir
mit seine Gesellschaft zu beehren (so!),
widrigensfals werde ich meine Gewallt zu 70
brauchen wissen.
Delafoye
Am Küuig-Thor auf wache."
33
Charuissos und Varnhagens Musen-Almanache 1804—1806.
84
seinem Petschaft eingraben Hess, loenn er
auch 7iur noch durch je eine Uebersetzung in
den folgenden Jahrgängen des Almanachs ver-
treten ist. Auch Köre ff, der „Mittelpunkt
des Kreises", der sich zur Promotion nach
Halle begab, verliess Berlin auf einige Jahre
und sandte seine Beiträge aus Paris. Bim,
dem „Meister^ [vgl. H Tardel, Chamissos
Werke II 53, Änm. 4; Varnhagen, Denkw.
1-. 313; Brief Chamissos an Hitzig vom
6 VI. ISOiJ ividmet Varnhagen seine ge-
künstelt-schwerverständlichen antikisierenden
Strophen, die den dritten Jahrgang einleiten:
er [Korcff] lehrte ihn „die heiligen SpriXch'
und Beschwörungen^^ sein Wort sei der
„Urquell seiner Begeisterung".
Koreffs Wesen und sein Verhältnis zu
Varnhagen und den Freunden beleuchtet sein
(ungedruckter) Brief aus Halle an Varnhagen,
von dessen Hand „Anfang Juni 180i" datiert.
Es heisst in ihm:
Wir haben uas beide mächtig aus dem
Schvitte UQsers Jahrhundertes heraufge-
arbeitet
Mit bedeutend ernstem Blicke sehen wir
in den [so statt dem] wiederlichen Schutt,
das unsterbliche Leben manches plastischea
Kunstwerkes über die gesunkenen Brüder
seine stille Ewigkeit fortsetzen, wir wollen
diese chaotische Zerstreuung durch höhere
Verknüpfung und Gleichung zur sinnigen
Masse zusammenfassen u. organisch im
Totalen machen, was im Einzelnen so
unendlich verworren und todt scheint.
Was Wunder, wenn Wir uns da gefunden
haben wo 2 Augen fühlen, dass sie nur
2 Weltgegenden beschauen können u. dass
nur 4 Augen Representanten des Qua-
drates der Natur sind, in welchem Typus
sie ihre Bildungen zur unsterblichen Er-
zeugung verheurathet. Auf dieser Höhe,
mein geliebter Freund, haben wir uns ge-
funden, wiewohl wif uns in den ersten
Momenten nicht erkannten, weil jeder zu
ernst und zu eigen in seine Weltgegend,
du in den Süden u. Westen, u. ich in den
Norden und Osten, hinausstarrten als dass
die thierische Rückenseite sich hätte er-
kennen können, aber es fehlten jedem
zwey Weltgegenden und wir haben uns
umgewandt und wie wir uns beide an den(!)
Hals lagen und uns froh und satt weinten,
weiss ich garnicht zu sagen — genug wir
fühlten es dass wir uns integrirten u. so
sind die Zweige unsrer Lel.iensbäume wild
und harmonisch in einander verschlungen."
In demselben Briefe spricht Koreff auch
über seinen Freund Julius Klaproth, der
in der Geschichte dieses Almanachs zwar nur
eine unbedeutende Rolle spielt, um so lebhafter
aber, wenn auch nur für einige Zeit, das
Leben und Treiben der Berliner Freunde be-
ein/lussle Xeumanns ungedruckte, Chamissos
bei Hitzig gedruckte Briefe an Varnhagen be-
lehren gelegentlich darüber. Vgl. auch Geiger,
a a. Ö. S. 36 f 41.
Klaproth reiste im März 1S05 luich China
ab. Insofern seine hier gegebene Charakte-
ristik auch Koreffs Eigenart beleuchtet, sei
die Bricfstelle an dieser Stelle eingeschoben:
Ich freue mich, dass Klaproth meinen
Bitten Euer Freund zu seyn, so Gehör
gegeben hat. Ich hab ihn Euch gesendet
damit Ihr Jemand in Eurer Mitte habt,
der bey solchen ungeheuren Kenntnissen,
wie Klaproth besitzt, schöne freundliche
Liebe aus Energie entsprossen und Emp-
fänglichkeit für Alles hat — dahey solcher 5
glücklichen Organisation sich erfreut, dass
Scherz und komisches Talent sich mit der
höchsten Ansicht und Religion so heilig
umarmt, dass nur Genialität reif ohne
Frechheit dadurch producirt wird. Er 10
wird euch herrlich erquicken, wie er mich
immer erquickt hat; dahey hat er die
Tugend, dass er weit geselliger wie ich
ist — ihr könnt mir für ihn Dank wissen.
An demselben Tage wie Koreff, reiste auch \h
de la Foye ab: er eilte auf die Nachricht vom
Tode seines Vaters zu dauerndem Aufenthalt in
seine Heimatstadt Caen zurück. Theremin,
der in Genf seine theologischen Studien
vollenden wollte, kehrte zwar bald wieder, als 20
Prediger der französischen Kolonie, nach
Berlin zurück, betätigte sich aber auch
abwesend als eifriger Mitarbeiter namentlich
im ziveiten Jahrgang des Almanachs. Aber
die stärkste Störung seiner Entwicklung be- 2-5
deutete Varnhagens Uebersiedelung nach
Hamburg, im Frühherbst 1804; nicht nur
für .seinen dritten Jahrgang, sondern auch
schon für den zweiten.
Für diesen einen Verleger zu finden, so
scheint weniger schwierig gewesen zu sein als
das erstemal, selbst angenommen, Chamisso
übertriebe ein wenig in seiner triumphierenden
Bemerkung Hitzig gegenüber: „Den Hohn
verdienen sie nicht [die Verleger], .sie haben 35
dies Jahr das Gute gleich zu achten, das
Schöne gleich zu sehen geivusst und Viele
haben sich um unsere grüne Gunstbezeuyung
gerissen." [Brief vom IS. August 1804,]
Erst im Juli haben die Freunde „in aller 40
Eile und Hast'' das i^om Verleger [Heinrich
Frölich] geforderte Manuskript geordnet und
überliefert. Am 16. August kann ,,Eduards
Bio verde noch ganz am Ende des Grünen
eingeschaltet werden"; im Almanach steht 45
die.se Uebersetzung Hitzigs aus dem Spanischen
S. 200 ff., es folgen ihr noch Üö Seiten Text,
darunter mehrere Beiträge Thcrcmins. Am
IS. August erfährt derselbe Korrespondent,
Hitzig, dass der Druck angefangen habe und 50
fortgehe, aber „wegen zu erwartender Nach-
richten von Theremin schwerlich vor dem
Sten des künftigen Monats geschlossen werde.''
Aber gegen Ende des Septembers hat der
.,langsam vorwärts schleichende Druck" erst 5.i
deti vierten Bogen eneicht und „die Mitte
der Elegie von Koreff'. Das sind noch niclit
100 Seilen. [Brief an Varnhagen, Chamissos
Werke, 1S64, Bd. V 43] Immer neue un-
vorhergesehene Hindernisse türmen sieh auf. 60
Demselben Adressaten sendet Chamisso den
ers ten Jahrgang des Almanachs im November
mit folgendem Stossseufzer : „Hier ist die
Jungfrau, die Du Dir aus Berlin verschreibest,
leider nur die alte, die junge ist noch im 65
Drucke, — „Noch im Drucke ! .' .'' — Ja,
Herr Bruder, und ich möchte mit jenem
Könige, dem armen Schelme, ausrufen: „Ich
glaube an keinen Grünen mehr ."' Das
Papier, denke Dir das verkehrte Wesen, das 70
Papier ist ihm ausgegangen, kein Blättchen
mehr, tvorauf er sein Haupt niederlegen
könnte! Und so liegen denn die Sachen seil
3
35
Cliamiseos und Varnbagens Musen-Aljnanache 1804 — 1806.
36
Jahr und Tag.'-'- In einem ungedntckten
Brief erbietet sich Varnhagen, Papier aus
Hamburg zu schicken, wenn es sein müsse.
Vielleicht hing es mit diesem l'apiermangcl
5 auch zusammen, dass sicJi der 3. Grüne —
nach Fouques Zeugnis [Lebensgeschichtc,
Halle 1S40, S. 270] — ,,zu einem Boten um-
wandelte^^ . . . Endlich, im Dezember, be-
richtet Neumann nach Hamburg: „Der
10 Almanach erscheint hoffentlich noch diese
Woche ; seine Verzögerung ist Schuld, dass
ich Dir nicht früher schrieb, denn immer
hoffte ich, ihn Dir mitsenden zu können.
[Aus einem itngcdr. Briefe W. Neumanns an
15 Vaj-nhugen. vom 10 Dezember ISOi, Kgl.
Bibl. Berlin.] Endlich darf Chamisso froh-
locken, es „klare sich sein ganzer grüner
Horizont auf": er kann Keunuinn beauftragen,
die,, Sendung der grünlichen Kostbarkeiten^'
20 an Varnhagen zu besorgen, und schickt „die
grüne F)-ucht ihres gesammien Treibens-
persönlich an Hitzig: „ . . mögen immerJän
alle Zeitungen DeutscJilands schtceigcn. Ich
nehme Dich, den stimmfähigen Mann, den
25 Begierungs- Assessor, zum Zeugen, dass sie
wirklich und effectiv da ist, der mir so
wichtigen Wahrheit.-' Es bedurfte in der
Tat solcher Bekräftigung, denn, wie er Varn-
hagen beichtet: „Keine lebende Seele weiss
30 in Berlin, dass soldi ein Buch dies Jahr
existiere. Es ist ein Geheimnis, ein nicht
rerrathenes." Etwas tröstlicher scheint
Hermann Ebertys [Heimann Ephraims] gleich-
zeitiger Berieht an Varnhagen zu lauten, in
35 einem { ungedruckten)Brieferom 5. Januar 1S05:
„Mitten unter Schnee und Eis hat sich bei
uns hier vor einigen Tagen das neue Grün
blicken lassen, der Almanach ist erschienen
und die schöne Berliner Welt kauft die
40 frische Waare rasch weg ohne dass der
sonst redselige Verleger auch nur ein Wort
darüber hätte in die Zeitungen setzen lassen.
Merkel soll in der grössten Bestürzung des-
halb sein, da er die Rezension, die er
4b schon vor Jahr und Tag pränumerando ge-
macht hat, noch nicht ausspeien darf.
Chamisso hat das neue Produkt schon in
die entferntesten Zonen befördert u. ihr
dürft von der gelehrten Gesellschaft zu
fjO Kalkutta die schmeichelhaftesten Versiche-
rungen darüber erwarten " Doch dieses
Schmusen erhält einen bitterironischen Bei-
geschmack, der Humor scheint Galgenhumor,
hält 7nan Neumanns Ausruf daneben: «Der
■» Almanach ist todt zur Welt gekommen, wie
es scheint. Ich wollte lieber, dass er auf
ofnem Markt von Merkel verbrannt würde,
als dieses Grabesschweigen !'• Aus einem
ungedruckten Brief an Varnhagen vom 23.
60 Januar ISOö. [Vgl. zur Geschichte des zweiten
Jahrganges noch L Geiger, a. a. 0. S. 3S;
Varnhagen, Denku: 1-, 320 f.]
T'nterdes ward es noch einsamer um Cha-
misso, als auch Wilhelm Neumann dem
65 Ereundeim Februar ISObnach Hamburg fidgle;
der Zurückbleibende gibt ihm einen Gntss in
Versen für Varnhagen mit. der schliesst:
CS führt das 1) a.'/e»irfc
Den Freund Dir zu, auf dass, rereintcr
70 Kraft,
Ihr tätig, sinnig zu dem Ziele sehreitet,
Verschlungner Arme, m dem Sterne
schauend.
In dem Schtceigcn, das ihn umgibt, verliert
er den Mut. Auch Hitzig hat Monate lang
nichts von sich hören lassen und empfängt
die flehentliche Bitte: „Schreibe mir doch ja,
dass Du sie [meine grünliche Sendung] 5
hast, auf dass ich aus einem andern und
lieben Munde vernehme dass er wirklich da
ist, worim ich waJirlich zu zweifeln anfange,
da nur Varnhagen und ich U)ii das Geheimnis
zu wissen scheinen . . .'- Ihm fehlt alle Hoff- lo
nung und Glaube „an einen Wiedergrünen."
[Brief rom S. März 1S05.J Aber Hitzig weiss
sein Selbstrerti-auen liebevoll zu stärken, ver-
spricht auch seine Mitarbeit; und noch im
gleichen Mcnat, in den Schlussicorten des 15
eben erwähnten Versbriefes an Varnhagen,
heisst es zuversichtlich: ..Zweitens muss ein
dritter Grüner heraus, und muss in Hamburg
zu Stande kommen, tco er auch sonst gedruckt
werden mag." — Von neuem geht es an ein 23
eifriges Sammeln. Stolz meldet er nach
Mitte Mai de la Foge: ..Gi-ünling der 3.
schwillt und verspricht das Beste; aber ich
tue, so sehr ich es auch wünschte, selbst
nichts für ihn und die Dichtungsader scheint 2.">
versiegt. Ich habe immer nur mein Leben
gesungen und lebe jetzt nicht.-' [L. Geiger
a. a. 0. S. 74.] — Zuversichtlicher noch rii/t er
zur selben Zeit Hitzig zu: ,.Grünling der
dritte, mein Lieber, wird sich sehr früh auf 30
die Beine machen. Zwischen August und
September miiss er zu dem Accoucheur gehen
und früh im September schon todt da sein."
[Brief vom _ 26. Mai.] Damals ahnt sein
Optimismus noch nicht, dass er um ein volles 35
Jahr enttäuscht werden sollte, sondern hoff-
nungsfreudig weist er Varnhagen am letzten
Tage des Mai an-. „Das Manuskript musst
Du im August zu Anfang Septembers su-
sammenschaffen. — Der Verleger Erblich 40
wird zur Zeit des Treffens abtvesend sein,
er hinterlässt Befehle, und ich selber besorge
den Druck." Am 10. September hat dieser
aber nveh nicht angefangen: dafür ,.schwilU
das Manuskript- .... 45
Da madit der nahe drohende Krieg weiterem
Sammeln und Sichten ein gacaltsames Ende.
Am 23. September schreibt Chamisso nach
Hamburg: „Ich marschiere (welches Du gar
nicht zu ahnden scheinst) vielleicht schon die öO
künftige Woche mit meinem Begimentc
aus . . . und iiberantu-orte dem kleinen Her-
mann die ganze grüne Bagage.'' [Hermann,
öfter auch Hermännchen Eberty wird Hei-
mann Epliraiiii genannt; vgl. L. Geiger, a. 55
a. 0. S. 36 Anm. 2, 5S. 95.] Becht
energisch weist er darauf Varnhagens „bizarre
Vorwürfe" zurück: ..Meine zu tausendmalen
wiedcrhiilte Forderung war gewesen, dass Du
dies Jahr ganz und gar das Anordnen über- 60
nehmen solltest, dass Du das Manuskript
mir ganz zum Drucke fertig und abgefasst
zusenden solltest, und dass einzig die
Scheei-crei und Plackerei des Dnickens auf
mir lasten sallie, tind da Du ohne ein Wort 65
Entschuldigung Dich jenem entziehest, mir
alles überlassest, ich alles in lilienweisser
l'nschuld nach bester Einsicht einrichte, und
an nichts Arges dabei denke, so überkomtn.st
Du mit einem solemnell klingenden Veto 70
meinen (sof) Bemühungen, und .scheinest
schief zu nehmen was grad in meinem Sintie
gellt, und leitest wirklich ganz andere Dinge
37
Chamissos und Varnhagens Musen-Almanache 1804 — 1806.
38
SU dem Sehiefsten, — nun habe ich das
sämtliche übrigbleibende Manuskript durch-
einander geioorfen, und überi/cbe in sehr
kurzem mein Amt dem Kleinen.'' Dieser
Brief veranlasste die Freunde in Hamburg
SU dem raschen Entschhiss, ungesäumt ihr
Bündel zu schnüren und nach Berlin zu
eilen, ivo sie über zwei Wochen, bis wenige
Tage vor doii Aufbruch des Jicgiments von
Götze, in Chamissos Zimmer sich vereinigten.
Hier mag denn eine Einigung der beiden
Herausgeber leicht zu Stande gekommen sein ;
Chamisso erlebte vor seinem Ahmarsch noch
den Beginn des Druckes. In seinem Brief
an de la Foye vom 19. Oktober [L. Geiger,
a. a. 0. S. 92 ff. und 101], der durch die
schonungslos-aufrichtige Charakteristik Varn-
hagens merkwürdig und ivertvoll ist, heisst
es: „Der Grüne ivird erscheinen, aber sehr
spät.' Ein Bogen mar da.''
Varnhagenfasst in den „Denkwürdigkeiten'',
I- .34.9, summarisch zusammen: „Chamissos
Entfernung Hess in Berlin den Musen-
almanach verwaist, der in einseinen Bogen
langsam in die Druckerei schlich, dort den
verderblichsten Korrektor fand, und spät nach
Neujahr als eine wahre Musterkarte der
gräulichsten Druckfehler völlig todt zur Welt
kam." Chamisso verfolgt ilas langsame Werden
Grünlings des dritten mit herzlicher Teilnahme
und inniger Sorge, tvie die Briefe vom
Marsch und aus den wechselnden Stand-
quarlicren beweisen. Sein Erscheinen ver-
zögerte sich allerdings ungebührlich, so spät
nach Neujahr, dass man vom. Spätsommer
sprechen muss und Chamissos Frage be-
rechtigt erscheint: ,.SoU der dritte sich Anno
(i Oller 7 schreiben'^ ' [Brief an Varnhagen
in Halle vom 6. August 1806] Beträcht-
lichen Anteil an dieser leidigen Verzögerung
hatte wohl die Unbeholfenheit und Lässigkeit
des „Korrektors" Hermann [Eberty]. Am
17. Juni 1806 meldet Bernhardi Varnhagen
in einem kurzen (ungedruckten) Brief: „Den
letzten Bogen Ihres Almanachs habe ich
nicht corrigieren können, weil das Manu-
skript verloren gegangen ist und ich auf gut
Glück nicht ändern wollte; es wimmelt
übrigens von Druckfehlern. Herr Hermann
ist kein guter Corrector." Varnhagen ant-
wortet am 23. Juni: „Unser Almanach ist in
der Tbat in grosses Unglück geraten, und
das schmerzt mich sehr; Hermann ist in
so grosser Angst, dass er mir gar nicht
schreibt, so dass ich auch nicht einmal den
tollen Bogen erhalte. Das wird ein Buch
für Kritiker, in jeder Zeile werden Emen-
dazionen zu machen sein, Gott wolle es nur
vor dem Unglück bewahren, dass es, wie
ein Abschnitt in Heinsius' Deutscher Sprach-
lehre, der mit Fleiss ganz fehlerhaft ist, der
Schuljugend zur Uebung in die Hand ge-
geben werde: mir ahndet nichts Gutes!
Indes will doch die Fröhlich'sche Handlung,
wie sie mir schreibt, sich des Büchleins
noch sehr ernst annehmen, ohne jedoch
eines „folgenden Jahrganges zu begehren."
Einige Zeit danach muss de la Eoye den
Stossseufzer hören: „Unfall auf Unfall trifft
den gar nicht herauskommenden Grünen, ge-
schweige dass ein Vierter zu stände kommen
sollte." Endlich, im September, kommt er
heraus und gelangt auch Chamisso noch im
selben Monat zu Gesicht. Der schwerste
„Unfall" aber hatte ihn bereits getroffen: „Die
FrölicKsche Buchhandlung, ungeachtet, dass
sie uns verlegt hat, spielt Bankrott", so hört
Chamisso bestürzt aus dem Munde des .,dicken
Sander", der über Hameln nach Pyrmont reiste.
„ M^ns ist zu thun mit Grünling dem Dritten?"
fragt er Neumann. J. G. Reinhold in Ham-
burg gab Varnhagen humorvod den Bat, den
verspäteten Almanach gleich mit der Jahres-
zahl 1808 SU versehen: „Sie erzählen mir von
dem Almanach und den üblen Umständen,
worinn sich Fröhlichs Nachlass befinden soll ;
dann rufen Sie aus: wehe dem Almanach!
Warum nicht lieber, o Allzubesoheidener,
gesprochen: Heil den Fröhlich'schen Erben!
Kann ilmen eine schönere Hofnung grünen,
als eben in dem Grünen? Aber verstehe
ich Sie recht, so wollen Sie ihn noch für
ISüfi herausgeben. Ich hätte unmaassgeblich
dafür gehalten, die Michaelismosse von 1806
die so viel Unreifes für 1807 zu Markte
bringen wird, hätte die reifste aller Früchte
sogleich mit der Zahl 1808 der erstaunten
Welt in den Mund geworfen. Bedenken
Sie, welch Aufsehn das machen würde!
Und wer wird sich nicht schämen, einen
Kalender von 1807 zu haben, wenn Jeder
ihm sagen kann: der ist verdammt alt ; ich
habe schon den von 1808!" [Aus einem un-
gedr. Briefe vom 10. Juni 1806]. Unter
solchen Umständen wird begreiflich, ivas
Chamisso schon im November 1805 den
Freunden schrieb : „ Wie unendlich unendlich
unbekannt wir Grünlinge sind, glaubt kein
Menschenkind von uns." Dennoch ist die
Zahl der kritischen Stimmen über die drei
Jahrgänge verhältnismässig erheblich.
Rezensionen: In charakteristisch-verschiedener
Weise sprechen sic?i wiederum die beiden
Herausgebe)' über Wert und Erfolg ihres
Unternehmens aus: Chamisso, anknüpfend
an die oben zitierte lakonische Notiz seiner
Selbstbiographie, betont bei seinem Bückblick
dankbar, dass diese Jugcnderinncrung, die
er nicht bereuen könne, ein so segensreicher
Wendepunkt seines Lebens ward. ,,Obgleich
ein derartiges Dichten nicht viel mehr war
als dürftige Ausfüllung der damals durch die
sogenannte neue Schule anempfohlenen poeti-
schen Formen, machte doch das Büchlein
einiges Aufsehen, es brachte mich einerseits
in enge Verbindimg mit trefflichen Jüng-
lingen, die zu au.-igeseichneten Männern
heranivuchsen, andrerseits zog es auf mich die
wohlwollende Aufmerksamkeit von Männern,
unter denen ich nur Fichte nennen will, der
seiner väterlichen Freundschaft mich loär-
digte" [L. Geiger, a. a. 0 S. 3J Varn-
hagen, der Eitle, stark auf das Acusserliche
Gerichtete, sieht auf die Wirkung, indem er
rühmend hcrrorhcbt, dass „verwandtes Streben
und empfänglicher Sinn" von ihnen (den
Autoren) Kunde nahm; ..und in weiter Ferne
und spätem Jahren begegneten uns noch
werte Wirkungen einer damals erregten
günstigen Aufmerksamkeit." Diese mit icohl-
wollendcr Herablassung stilisierten Wendungen
des Geheimrats ergänzen die Verse des Jüng-
lings, der in wohlgeschürter, doch gehaltener
Begeisterung seiner Schwester den ersten
Jahrgang des Musen- Almanachs widmet:
3*
S9
Chamhsos und Varnhageas Musen-Almanache 1804 — 1806.
40
An JRosa Maria Varnhagen.
Empfange freundlkh, Schwester, die Gesänge,
Die heiliggliihend aus der Brust entsprungen
Ben Jünglingen, vom elden WcUgedränge
Zur Dichtung Aether flaniwend
aufgeschwungen.
Nicht für profanes Aug' ncugicr''gcr Menge
Für Seelen, zart wie Du, sind sie gesungen.
Der Eine Sinn, der Eine Ton in allen
Lässt Dir durch wich sie wcihn zugleich von
Allen.
Auf der liückseite desselben Blattes in diesem
Exemplar der Königlichen Bibliothek zu
Berlin — Bibl. Varnh. 1870 — quittiert
Eosa Maria, die gleiclien Heime benutzend,
mit folgendir Stanze:
Seid mir willkommen! liebliche Gesüngc,
Wie Silberflut aus reinem Quell entsprungen!
Entziehend mich dem bunten Weltgedränge
Hab' ich mit Euch, mich liölicr aufgeschwungen.
Mitlciilend seh' ich nieder auf die Menge,
Die nimmer fiihlt, icas Jünglinge gesungen,
Die hiJicn Sinn und reinen Ton in allen
Den Liedern. Hessen frcy und kühn erschallen.
Auch dem letzten Jahrgang, auf 1S06, hat
Eosa Maria ein Versgclcit gegeben; sie
schreibt „ihrer geliebten Freundin Fannif
[Hertz in Hamburg] wiederum eine Stanze
auf die Deckel-Innenseite ihres Exemplars:
Was rein und zart und heilig im Gemüthe
Der Dichter, tief verschlossen hat gestanden.
Und von dem Kelch entkeimt zur farb'gen
[Blüthe,
Zwei Jünglinge zum dufVgcn Slräusschen
[banden.
Das Schiine. das dem Herzen heiss entglühte,
Das wird gciciss run Deinem Sinn verstanden
Denn nimmer ward icas Schönes noch gesungen,
Dass [so\] schöner Dir nicht im Gemüth
[erklungen.
Wohl die früheste Eezension lieferte die
Haudeund Spenersche ,, Königlich privi-
legierte Berlinische Zeitung" \No. 119 vom
4. Okt.]. Die mit E. unterzeichnete kurze
Anzeige nennt mit besonderer Bewunderung
die Beiträge des „geborenen Franzosen und
Lieutenants im Jnf. Beg. v. Goetze, bei denen
man das Wunderbare der Erscheinung, dass
der Verfasser ein Ausländer sei, über deren
innern Gehalt gern vergisst " Die Arbeiten
der übrigen Mitarbeiter erheben sich alle
unbedingt über das Getvöhnliche." —
Das Wohhvollen dieser Kritik steigert die
Zeiiuni/ für die elegante Weltzu lautem
Lobe [No. 133 vom 3. Nov. 1803]. Diese
anonym erschienene, wohl von Bernhardi
herrührende, sehr günstige Eezension lautet:
,. Verdiente es nicht schon die angenehme und
seltene Erscheinung, einen Ausländer, nach
wenig Jahren ernsten Studiums unserer
Muttersprache, als Dichter in derselben auf-
treten zu sehen, so verlangt doch der under-
wcilige Wert dieses .llmanii<hs und sein nicht
zu verkennendes reines Slnlun eine rühiidiche
Erwähnung in diesen liUiltcrn. Gleich ent-
fernt von dem flachen Gcjträgc der einen
Schule und der possierlichen Naclialimungs-
wut einer andern Jüngerschaft, wird er mit
Fug auf das Verdienst Anspruch machen
können, den rechten Heilsiveg (Mittelwcgkönnte
falschverstandemverden), nach seinen Kräften
zu halten. Es teilen sich wenige in den
[so\] Beiträgen, die ihn ausfüllen; die von
den Heratisgebern zeichnen sich ohnbedenk-
lich am meisten aus . . . Möge diese kleine
Sammlung eine so freundliche Aufnahme
finden, als sie verdient, und möge sie die
hohe Fhd ihrer Brüder, die mm allmählich
lierausgcrauscht ist, nicht darum bringen ! — Die
zartgedachte, sinnige Dedikation an Goethe
schliesst den Almanach so artig, als ihn die
Terzinen von Chamisso „Die jungen Dichter'^
mit Kraft und Würde eröffnen''
Eine andere Tottart schlägt Nicolais „Neue
Allgem. deutsehe Bibliothek'' an [89.
Bd. S. 158 f, 1804]. Es hätten sich in dem
Almanach „einige Leute zusammengetan, um
Goethe und die Gebrüder Schlegel nachzu-
äffen und ihnen dabei, mit allerlei hoch-
trabenden Worten, in tiefster Demuth, ihren
Eespekt zu beweisen; was diesen wahrschein-
lich höchst gleichgültig sein wird." Ist
dieser Eezensent, „ T.", nur hämisch, so fügt
sein Nachfolger, ,,X", im nächsten Jahrgang
noch Grobheit hinzu [104. Bd. S. 377 ff]:
.,Wie bekannt, entrcarf der selige Bürger
einmal die Ankündigung eines Schofel-Alma-
nachs, den er aus den, zu der von ihm redi-
gierten Göttinger Blumenlese eingegangenen
unbrauchbaren Beylrägen zusammensetzen
trollte. Was würde er gesagt haben, icenn
er, durch die Erscheinung des vorliegenden
Büchleins, sein Projekt nicht nur ausgc-
fühii, sondern auch die kühnsten Erwartungen
der Lesewclt davon übertroffen gesehen
hätte? . . . Es ist kaum möglich, sich etwas
Alberneres zu denken, als die Mehrzahl der
hier aufgestöberten, sogenannten Gedichte."
Beide Eezensenten überbietet aber in plump-
knotigem Schimpfen Garlieb Merkel in
Bicsters ,.Ncucr Berlinischen 3Ionats-
schrift" 1805, Juli, Bd XFV, S. 53-69.
,,Dieses ekelhafte Gemisch von Bombast und
Plattheit, von empfindsamen und trivialen
Zügen, von Frömmelei und Frechheit, von
sogenannter Eeligion und grober Unsittlich-
keit, ist ja eben der Charakter der von
einigen Schreiern uns als einzig wahr und
schön aufgedrungenen Poesie." [S. 58]. Mehr
äussere Berechtigung haben seine Bemerkungen
über die kaiholisierenden Tendenzen der
Almanach- Dichter, ivenn diese auch gerade
bei ihnen wesentlich nur als äusserliche Nach-
ahmung auftreten. Merkel sagt darüber :
..Nicht das Erhebende, Schöne, Geistige,
Phantasiereiche, dessen so viel in der katho-
lichen Eeligion ist, wissin sie auszuwählen ;
sondern legen uns, zur Emjtfehlung, grade
das T^ngeniessbarste vor: unverständliche
Dogmen, tändelndes Wörter- und Bilderspiel,
mystische Allegorieen, in Versen, wie sie zu
so altfränkischer Ware passen." [S. 63 f.].
Weitere Auszüge bietet Geigers Neudruck
des Jahrgangs 1806 in den Berliner Neu-
drucken, 1889, IL Serie, Bd. 1, p. XXII
sijq. Dort sind auch die gelungenen Parodiein
wieder abgcdrucM, die Merkel auf Fichtes t
zivei „Hymnen aus dem Latiinischcn" [zweiter
Jahrgang S. 36 ff.] rerfasst hatte. Schon
die Allgem. Deutsche Bibl. hatte sie aufs
Korn genommen.
Zu diesen Berliner Plattitüden bilden nun
einen grotesken Gegensatz die Bockiprünge
der Begeisterung, in denen sich Zacharias
Werner ergeht. Schon F. Poppenberg hat
41
Chami'ssofl und Varnhagesn Musen-Almanacba 1804—1806.
42
auf diese, auch i^onVarnhagen erwähnte, brief-
liche Bezension aufmerksam gemacht [Eu-
phorien 1S95, II 360], die im Manuskript
16 Quartseiten umfasst. Sie ist nicht zum
Druck gelangt, den sie gleichwohl, auch nach
einem Jahrhundert noch, rcrdient; denn trotz
aller Verstiegenheiten bietet sie eine ebenso
erseht ij) f ende icic im ganzen verständnisrolle
Würdigung des ersten Jahrgangs dieses
Almanachs, dergleichen weder damalige noch
nachgeborene Besensenten dieser drei Jahr-
gänge auch nur versucht haben. Werners
atis der Ferne dem jungen unbekannten Emi-
granten Leutnant Chamisso dargebrachte
liebevolle Bewunderung hat nicht nur etwas
Bührendes, sondern macht auch seinem poe-
tischen Feingefühl Ehre: dass er schon bei
den ersten noch unsichern Begungen von
Chamissiis dichterischem Talente vestigia leonis
■witterte. Der Wortlaut wird hier nach der
Handschrift mitgeteilt, die sich in der Varn-
hagen-Sammlung der Königl. Bibl. zu Berlin
befindet:
[Ich eile das deutsche Publicum mit einer
Ei'scheirung bekannt zu machen, die einzig
in ihrer Art ist.] Durchstrichen. Ein deut-
scher Musen-Almanach, herausgegeben von
einem Pariser, der sich erst seit einigen
Jahren mit dem Studium der deutschen
Sprache und Litteratur beschäftiget hat, und
jetzt sich schon in den sehwehi'sten aestheti-
schen Formen mit einer Leichtigkeit bewegt,
die selbst bey einem gebohrnen Deutschen,
bey einem geübten Jünger deutscher Kunst,
ruhmvoll seyn würde. Dieses aesthetische
Phaenomen ist Herr von Chamisso, der zwar
bis jetzt so wenig als die übrigen mit ihm
verbundenen Mitarbeiter dieses Almanachs
öffentlich bekannt ist, aber schon jetzt jeden
Freund der deutschen Kunst zu den schönsten
Hoffnungen berechtigt. Belege dieser Be-
hauptung und seines vollen herrlichen Talents
giebt jedes von ihm gelieferte Stück dieser
Sammlung; er hat sich den Fesseln seiner
Muttersprache so zu entwinden, seine Wort-
stellung so von allen Gallicismen rein zu er-
halten, sich im eigentlichsten und edelsten
Sinne so zu verdeutschen gewusst, dass es
unmöglich ist, in ihm den Franken zu er-
kennen. Wer es weiss, was das bey einem
Franzosen und noch mehrbei einem Dichter
dieser Nation sagen will, und Chamisso's
hier gelieferte Gedichte unbefangen gelesen
hat, der wird eingestehen, dass er für uns
eine noch nie gesehene, kaum möglich ge-
glaubte Erscheinung ist. Aber nicht nur in
der Form, die er seinen Ideen und Ge-
fühlen gegeben hat, selbst durch ihren innern
Gehalt, durch seine Ansichten, ven'ath er
eine Mannigfaltigkeit und Tiefe, die von der
flachen, wenngleich äusserst künstlich aus-
gearbeiteten und fein polirten Einseitigkeit
seiner transrhenanischen Landsleute himmel-
weit verschieden und doch dem Innei'sten
seines Gemüths entquollen, keineswegs aber
leere Nachahmung einer neueren aestheti-
schen Gattung ist, die, eben weil sie so innig
mit dem Höchsten der Menschheit verwebt,
am wenigsten gehaltlose Copieen verträgt.
Doch ich gehe zur Beurtheilung der vor-
stehenden Sammlung über, wo ich die Ge-
dichte des Herausgebers von Chamisso, die
sich von denen der andern Mitaibeiter sehr
vortheilhaft auszeichnen, zuerst berühren
musR. Er eröffnet den Almanach mit einem
Gedicht in schön verschlungenen und feurigen
Terzinen, betittelt: Die jungen Dichter, worin
er seine und seiner Gefährten Bildungs-
geschichte acht künstlerisch, d. h. so vor-
trägt, dass das Subjective wieder allgemein
gültig wird. Er schildert seinen Dichter-
beruf sehr rührend in folgenden Zeilen:
Ein früher Winter bleichet ihm die
[Wangen,
Es zweifelt nicht das Herz, Gefühl
[ist Wahrheit.
Diese letzten drey grossen Worte sind der
Schlüstel ZQ dem Heiligthume der Kunst, die,
man mag sie alt oder neu nennen, in ewger
Selbstständigkeit keinen Wechsel kennt.
Des Dichters Herz erkrankt jedoch aufs
neue:
Es weht der Nord, es drücken schwer
[die Schranken: —
Ich habe dieses Gedicht ausführlich zer-
gliedern zu müssen geglaubt, weil es den
Charakter und Grundton aller folgenden
angiebt. Der Bund, dem sich diese Freunde
widmeten, ist zwar noch Sekte, aber der
Freund des Schönen d. h. des versinnlichten,
vermenschlichten Göttlichen, darf die Hoff-
nung nicht verliehren, diese Sekte einst
zur Kirche erhoben zu sehen, und es muss
ihm erfreulich seyn, Neophyten zu erblicken,
die einst des Priesterthums nicht unwerth
seyn werden.
Da es einmahl Zweck des H. v. Ch. war,
sich in mehreren Dichtungsarten zu ver-
suchen, so sind auch seine übrigen hier
gelieferten Gedichte sehr heterogenen In-
halts. Die Trauung S. 29 ist eine Ballade
zu der Schlegels Fortunat die erste Idee
gegeben haben mag, doch ist sie jener
keineswegs nachgeahmt und erregt auch in
diesem Dichtungsfache vom Verfasser glück-
liche Erwartungen. Sein Phantasus ist hier
zwar ein etwas wilder Renner, er wird ihn
aber zügeln lernen, eine Mühe, deren man
freylich bey Silenens gleichmüthigem Träger
nicht bedarf. Sowohl in dieser Ballade, als
in dem Gedichte: Nacht und Winter S. 54
worin der Dichter seine eigene Lage mit
den traurigen Scenen der licht- und gluth-
losen Natm- vergleicht und mit zum Herzen
sprechender Rührung ausmahlt, hat H. v. Ch.
die Assonantz sehr zweckmässig benutzt,
wie alles Mechanische jeder Kunst nicht
Hauptsache, aber ein oft sehr wüi-ksames
cum grano salis anzuwendendes, Hülffsmittel
ist. Die Elegie S. 48 und das Gedicht an
Karolinen S. 134 sind Versuche desselben
Verfassers in reimlosen Versarten. Auch
in ihnen weht eine leise durch die Kunst
veredelte Schwehrmuth und ein, wenngleich
schwacher Nachhall von Scliillers Saiten,
dessen Muse den poetischen Fremdling vor-
züglich begeistert und dem er daher auch
das Sonnett S. 218 widmet. Es ist bis auf
die Stelle
in Geistes Umarmungen
sehr correct, bezeichnet klar und kräftig das
edle Anstreben des Dichters und erregt den
Wunsch dass der Meister der Ideale seinen
43
Chamissos und Varnhagens Musen-Almanache 1804 — 18C6.
44
feurigon Schüler vom Seine-Strohm gastlich
behandeln möge. Ein anderes seiner Sonette:
Der Sturm S. 74 knüpft eine schöne Kunst-
ahnduug au die chaotische Gährung der
Natur; die kleinen Incorrectheiten des Keims
in demselben werden von dem dadurch ver-
stärkten Ausdruck aufgewogen, und bejde
Sonnette verratben Studium dieser für die
Darstellung eines einzigen (jefüble so glück-
lichen Gedicht-Form. Hat sich der Ver-
fasser durch diese Poesieen hauptsächlich
als Dichter legitimiert, so verräth der dra-
matische Versuch Faust S. 193 zugleich den
Denker. Er dreht sich um die sehr wahre
Idee: Der Zweifel ist des menschlichen
Wissens Gränze, kindlicher Sinn und Glauben
sind des Lebens Blüthen, überschreitet der
Mensch jene, zertritt er diese, so bringt die
Zeit ihm keine Freuden mehr, einer dunkeln,
empfindungslosen Macht gehört er an. der
letzte Hoffnungsschimmer sehwindet und,
in zu raschem Verfolgen der Dunstgestalt
Wahrheit, die wir nur schimmern sehen
nicht fassen können, strandet der Mensch
an schroffen Klippen. Dieses Fragment ent-
hält überhaupt so schöne tiefdurchdachte
Ideen, dass es schon allein den hohen Dichter-
beruf unsers Neu-Franken un wiedersprechlich
bekunden würde.
Bey allen diesen, grösstentheils gelungenen
Versuchen, denen H. v. Ch. noch S. 192 ein
mit epigrammatischer Schärfe hingeworfenes
Lied in seiner Muttersprache hinzufügt,
fällt die Wahl schwehr, zu welcher Dichtungs-
art man ihm vorzugsweise rathen soll. Er
versuche sein seltenes Taleut in allen, aber
dann erinnere er sich, dass man nur in
einem Fache gross seyn kann, diesem widme
er sich, wohin ihn sein guter Genius auch
treibe, ausschliesslich und vergesse nie den
ewig wahren Spruch des grossesten Kunst-
meisters unserer Zeit:
Wer Grosses will muss sich zusammen
[raffen,
In der Beschränkung zeigt sich erst der
[Meister!
Was die andern Mitarbeiter betrifft, so
muss gegen sie, als gebohrene Deutsche,
die Kritic billig sti'enger seyn. Bei einer
so grossen Fülle des Genies kann man dem
Franken Chamisso seine äusserst seltenen
Incorrectheiten übersehen, imd mit Horatz
sagen: non ego paucis offendor maculis;
aber nicht so seinen Mitai'beitern, von denen
übrigens Keiner Jenem an poetischem Ta-
lente gleich zu kommen scheint. Der Mit-
herausgeber H. Varnhagen, liefert S. 7 ein
Sonett an Friedrich Schlegel, was eine
richtige Kunstansicht verräth. Nur giebt
die Stelle:
Hier muss im dumpfen Grab der Ton
[verwesen
ein missfälliges und unrichtiges Bild, und
eine andre
Doch reisst hier lebend auch den Ton
[des Schönen
Aus der Gemeinheit dumpfer Last
[Verderben
Die Dichtung —
ist, ungerechnet der unangenehmen Auf-
häufung so vieler Substantiven, auch, inso-
fern sich lebend auf den Ton des Schönen
bezieht, iucorrect. Der angehende Dichter
aber, besonders der Sonnetten Dichter, kann
Incorrectheiten nie emsig genug vermeiden,
da das Sonett ein Miniaturbild ist bey dem
der geringste, dem Oelmahler oft verzeih-
liche grelle Farbenton, beleidigt. Ein gleicher
Vorwurf trifft die mit sehr innigem Gefühl
gesungenen Stanzen S. 13 „Bey der Trennung"
in der Stelle:
Wo Vorgefühl des Himmels uns
[umfangen
Und rein des Lichtes Strahl die Luft
[durchdringt:
Wenn plötzlich da uns Sturmgewölk'
umhangen;
da der Singular Vorgefühl mit dem Plural
umfangen in keine Vorbindung zu setzen,
also ungrammatikalisch gebraucht, umhangen
(st. umhängen) aber iucorrect ist, wiewohl
das Lezzte im Grunde auch als poetische
Licenz sehr gut entschuldigt werden kann.
Sodann hat uns H. Varnhagen noch einige
Sonette geschenkt, von denen besonders die
S. 62, 63, 64 und 157 An Jeanetten nicht
ohne Feuer und dichterisches Gefühl sind.
Doch erlaubt er sich in den letzten 6 Schluss-
versen eine von der gewöhnlichen Theorie
abweichende, meinem Gefühl nach nicht
glückliche, Veränderung. Der Ausdruck
S. 62:
„Der Formen Bild, an Flächen leicht
[gebunden,
Gab ich, vom Stahl geformt,
nachahmend wieder."
hat wahrscheinlich Bezug auf des Verfassers
Privat- Verhältnisse, dem, mit letzteren nicht
vertrauten Leser, ist er unverständlich. Im
Sonett III S. 64 scheint die Pointe schief.
Dein äussres Auge nicht. Dein innres sehel
Umsonst forscht jenes die verlohrnen
(Lieder,
Doch leicht erblickt sie dies in stiller
[Nähe:
Du flnd'st in mir, in mir sie sicher wieder.
Die Lieder doch wohl nicht, sondern nur
das Gefühl, was sie erzeugte. Im Sonett S. 157
liesst man entleben und Zeitgefluth, beydes
neugeschaffene Wörter. Dergloichon Sprach-
freyheiten sind nur in sehr seltenen Fällen,
wo sie den Eindruck verstärken, zu ent-
schuldigen ; in den meisten, so wie auch hier,
stöhren sie ihn nur und sind daher ver-
werflich. In dem Sonetten : Der Retter
S. 76 reimt H. Varnhagen auf Dichter
eiumahl flicht er, das andremahl dichter.
In dem nehmlichen sagt er:
Nichts baut die Phantasie dem er (der
Dichter) erwärmet.
Das ist sprachunrichtig — Es würde zu
woitläuftig seyn, alle Sonnette dieses Ver-
fassers zu berühren. Die beyden: Auf-
forderung und Hinfallen, S. 102 u. 103 unter-
scheiden sich vorzüglich durch Zartheit und
Tiefe des Gefühls. Ueberhaupt kann man
beydes so wenig als Praecision des Aus-
drucks H. Varnhagen im ganzen absprechen,
ja man kann hoffen, dass er, bey fernerem
Gebrauch dieser aesthetischen Form, sich
darin freyer bewegen und sie von allen
Auswüchsen reinigen werde. Glücklicher
scheint H. V. im griechischen Sylbonmasse;
er hat mehrere Beyträgo dieser Art ge-
liefert, aus welchen eine vertraute Bekannt-
schaft mit den älteren Classikern hervor-
45
Chamissos und Varnhagens MuBen-Almanaehe 1804 — 1806.
46
leuchtet. An Kraft der Gedanken und des
Ausdrucks zeichnen sich darunter der Ge-
sang Calliopens S. 24 und die Ode an K.
S. 141 aus. Der Schluss der lezzteren be-
sonders, zeigt des Verfassers Talent für
Tonmahlerey; ich hebe die schöne Stelle
aus. Es wird ein Gewitter geschildert:
Hoch immer höher türmt sich der
Wolken Last
[I)ie drei letzten Strophen der Ode iverdai
zitiert]
In der Ode an Olympia S. 18 ist jedoch
eine Härte :
Des Mannes That, die jetzt von des
[Augenblicks
Hand schnell gebildet,
die H. V. nebst andern vorerwähnten, bey
seiner bewiesenen Kenntniss der metrischen
Gesetze leicht wird verwischen können.
Bey einem andern Mitarbeiter Eduard ist
es zu bedauern, dass er seine grösstentheils
leichte und fliessende Versiflcation, haupt-
sächlich auf UebersetzuDg kleiner poetischer
Stücke beschränkt hat, da er doch in seinem
Gedichte S. 16 Bey Uebersendung der
Herzensergiessungen eines Kunstliebenden
Klosterbruders von Wakkenroder, sein reines
Kunstgefühl sehr edel ausspricht. Jeder der
die Werke des verewigten Wakkenroder
kennt, und sie mit kindlich reiner Seele,
wie sie genossen werden wollen, gelesen
hat, wird finden, wie wahr Eduard ihn in
diesen Versen bezeichnet. 0 warum musste
diese herrliche, derdeutschen Kunst vielleicht
unersetzliche, Passionsblume, so früh schon
geknickt und in ihre Heimath versetzt
werden!! Wenn die Seele, der Eduard
diese Zeilen und dieses Buch zu Füssen
legen? nein! — ans Hertz legen konnte,
jenem himmlischen Geiste würklich ver-
schwistert ist, so ist der Dichter glücklich
sie aufgefunden zu haben. Wer übrigens
eine Biographie jenes unersezzlichen Kunst
Genius, der zum Lichte, was sich so rein
in ihm spiegelte, wieder zurückgeflossen ist,
lesen will, der lese im Schlegel und Tiek-
schen Musenalmanach für 1802 Tieks un-
vergleichliches Sonett An Novalis S. 188
Wann sich die Pflanz entfaltet aus dem
[Keime
was, so wie der Gegenstand den es besingt,
der Gottheit voll und wie sie unsterblichist. —
Die Sonette von Eduard S. 57 u. 72, wo-
von das erstere der Gavalier' Servente nach
dem Italiänischen, haben eine mehr epi-
grammatische als sentimentale Tendenz. Be-
sonders das erstere ist sehr gelungen und
verräth unläugbares Talent dos Verfassers
für diese Anwendung der Sonettenform, die,
so schön sie sich auch der feineren Satyre
anschmiegt, doch im Deutschen nur selten
so angewandt ist. Ich würde diesen nach
dem Leben gemahlten Cavaliere oder viel-
mehr dieses Ding Cavaliere genannt, meinen
Lesern, zumahl da wir diese Raupenart
gottlob noch nicht aus Erfahrung kennen,
gei-ne zum Besten geben, wenn ich ihnen
nicht das Vergnügen aufsparen wollte, ihn
selbst in der Sammlung aufzusuchen. Er
legt seiner Schönen nichts zu Füßen, er legt
sich selbst unter ihre Füße; so weit sind
wir Deutsche gottlob noch nicht vorge-
schritten! —
Guarini's Madrigal: Con che soavitä labra
odorate, in seiner ganzen Kürze und Süße
Deutsch wiederzugeben, ist eine äußerst c
schwehre fast unerreichbare Aufgabe; der
Uebersetzer konnte sich höhstens dem
Originale nähern, und das hat Eduard S. 131
gethan. In Uebersezzung der spanischen
Romanze Rio verde S. 66 hat er die Assonanz 10
des Originals, seiner Versicherung nach, bey
behalten ; ich kann sie, in Ermangelung des
Originals so wenig als die beyden aus dem
englischen und altschottischen übersetzten
Balladen S. 41 und 92 beurth eilen, doch 15
trägt, vorzüglich die lezztere! Edom von
Gordon, gantz das Gepräge dieser Gattung.
Das Rondeau nach Voiture S. 127 ist mit
vieler Laune hingeworfen, unddorjesuitischen
Moral S. 155 kann man es gewiß nicht nach- 20
sagen, daß sie nicht mit dem Zeitgeiste fort-
geschritten seyn sollte. Ueberhaupt verräth
Eduard unläugbare Anlage zur feineren
Satyre; er bilde sie aus, doch vergesse er
nie, daß sie nur eine Arabeske des Kunst- 25
tempels ist, die von dessen heiligem Feuer
beleuchtet seyn, aber es nicht verschatten
muß.
S. 39 steht mit dem Buchstaben J. unter-
zeichnet, ein Sonett: Die Puppen und die 30
Menschencomoedie, was unter dem Schein des
leichten Spiels, eine sehr tiefe Wahrheit be-
zeichnet. So spricht sich die acht poetische
Satyre aus, die uns deutschen eigen ist. und
die Tiek vom unwürdigen Todes Schlafe ge- 35
weckt hat. Ich kann nicht umhin es abzu-
schreiben, sollte es auch von schielenden
Augen schief gedeutet werden, demKundigen
wird der tiefe Sinn nicht entgehen.
Von oben, wie das Schicksal, lenkt an Seilen 40
So lange übrigens Goethe, Fr. Schlegel und
Tiek uns noch Puppen Comoedieen zum Besten
geben, wollen wir uns unsern Batzen dafür
nicht gereuen lassen, ein Andrer, zumahl 45
wenn er weiß wie sehr viel dazu gehört,
wird es ohnehin so leicht nicht übernehmen.
Ein gewisser Neumann hat auch zu dieser
Sammlung einige Gedichte geliefert, die sich
weniger durch glühende Empfindung, als 50
dm-ch Richtigkeit der Gedanken, klaren und
correcten Ausdruck auszeichnen. Unter
mehreren Sonnetten dieses Verfassers em-
pfehlen sich vorzüglich die S. 65, u. 73 so-
wohl durch Kraft, und Bestimmtheit der 55
Ideen, als durch schöne fließeude Diction.
Ein anderes S. 148 betittelt: Das Auge
verräth daß H. Neumann sich sehr glücklich
den Geist der zartesten italienischen
Sonetten Muster angeeignet hat, alle seine 60
Sonette zeigen eine entschiedene und aus-
gebildete Anlage zu diesem Fache. S. 14
„An Lina" ist eine niedliche Kleinigkeit.
„Die Klage S. 23 gleichfalls von Neumann,
schließt mit der letzteu Zeile etwas matt. 65
Auch ist früh auf nie kein Reim, weder für
das Auge noch für das Ohr. Solche Kleinig-
keiten besonders, sollte man doch immer
aufs sorgsamste feilen! — Das Sirenenlied
S. 125 ist eine Goethens Fischer abgeborgte 70
Idee, und bis auf den etwas zu altklugen
Knaben nicht unglücklich dargestellt. Auch
die Epigramme desselben H. Neumanns S.
47
Chamissos und Varnhagens Musen- Almanache 1804—1806.
48
146 und 147 [irrtümlich für S. 46 u. 47]
sind nicbt mißlungen. Ein ungenannter,
durch % bezeichneter Mitarbeiter liefert
S. 58 ein schönes Sonett: ,.das Conzert" und
.>, S. 59 ein anderes: „Vergebliche Wünsche".
Diese beyden gehören mitzu den gelungensten
der Sammlung. Im ersten erhebt er sich
durch die Töne der Musik zu einer hohen
Ahndung des Unendlichen, im zweyten sucht
10 er mit tiefem allegorischen Sinn in der Erde
Schooß den Gegenstand seiner Sehnsucht.
Schade, daß dieses zweyte Sonnett durch
den gautz falschen Beim Schooße und
Rose entstellt wird. — Derselbe Ungenannte
16 hat auch S. 152 u. 153 Petrachs 9 tes und
Utes Sonnett übersezzt. Das erste ist mög-
lichst treu, nur daß atti wohl nicht durch
Gebehrden übersezzt, und eben so wenig die
in diesem Älmanach oft vorkommende nicht
20 regelrechte Stellung der 6 Endreime gebilligt
werden kann. Ich schlage folgende kleine
Veränderung der 6 Schluß verse vor:
Wohl manche Frucht entkeimet dann den
[Auen
25 ___- _ . ^
worin eine der Assonanzen des Originals
wiedergegeben, und in dem lezzten Verse
das etwas wiedrige und sehr harte „Frühling,
ach, wird . . ." vermieden wird. ~~^
30 Das zweyte stellt auch den Sinn des
Originals sehr richtig dar, ja der 11 te Vers
der Uebersezzung gewinnt sogar, durch den
dabey angebrachten climax, der im itali-
änischen nicht vorhanden ist. Nur scheint
35 in Vers 10
Nur dann wird mich mit solchem Muth
[bewehren
Die Liebe, die Geschichte Euch zu sagen
durch Aneinanderreihung dieser Substantiven
40 meinem Gefühl nach eben so matt zu werden,
als am Schlüsse des Sonetts die Plagen, die
Durch späte Seufzer ein 'gen Trost er-
fahren, umsomehr, davon diesem erfahren
im Original gar nicht die Rede ist. Wie
45 wäre folgende Aenderung der 6 Schlußverse?
Nur dann wird Liebe solchen Muth mir
[schenken
— — — — , daß endlich meinen Plagen
50 Zum armen Trost sich späte Seufzer paaren
wo das giunga wenigstens bezeichnet ist.
Außer diesen Sonetten schenkt uns der-
selbe Dichter noch S. 27 ein Gedicht: Die
Nelke, worin er die Assonanz glücklich ge-
55 braucht und eine ächte Kunst Idee in eine
schöne Allegorie gekleidet hat.
Zu den schwächsten Stücken der ganzen
Sammlung gehören einige von dem mit
Robert unterzeichneten Mitarbeiter. Die
60 Variazionen S. 84 sind sehr matt und athmen
auch nicht einen Funken des heiligen hohen
Feuers welches die schönen Schlegelschen,
denen diese nachgebildet sind — im ersten
Heft der Europa — belebt. Noch schlichter
ffi und gantz dieser Sammlung unwerth, ist die
Ausführung des Tliema's S. 89. Hier kommt
unter andern ähnlichen die Stelle vor:
Ihr alle müßt bedenken
Daß Ihr Buch könnt des Lebens freuu,
70 und die folgende: — — — — —
Ein Kreuzer ist kein Gulden
Und Hundert nicht Millionen
Und Erbsen sind nicht Bohnen!!
Auch die beyden von H. Robert nach der
Bibel bearbeiteten Balladen Jephta's Gelübde
S. 162 und Simson S. 168 hätten ohne Nach-
teil der Sammlung wegbleiben können; von
aesthetischem Werthe sind sie wenigstens 5
nicht Doch würde man dem Verfasser un-
recht tbun, wollte man ihm wegen obiger,
freylich nicht gelungener Versuche, Dichter
Talent absprechen. Im Gegeutheil beweisen
seine 3 Elegieen S. 109, 122, und 128, be- 10
sonders die längere zweyte, eine entschiedene
Anlage zur lebhaften Kunstmahlerey und
Studium antiker Meister. Das Gedicht eben
desselben S. 136. An Madame Meyer als
Jungfrau von Orleans ist ebenfalls im ganzen 15
sehr gelungen, bis gegen das Ende, wo der
Dichter seinen Hauptgegenstaud über dem
Lobe des verstorbenen Schauspieler Fleck
gantz aus den Augen verliehrt, und einer-
seits in Flecks Lobe schwülstig, anderseits 20
aber selbst ungerecht gegen ihn wird. Die
Frage nehmlich:
Und es wird keine Thräne zu Stein!
und es rückt sich kein Sternbild
Für den Großen zurecht? etc. gränzt nahe 25
an Schwulst. Niemand kann mehr als ich
von Flecks unsterblichen Verdiensten durch-
drungen seyn, da ich, wenn gleich nur kurze
Zeit, das Glück seines persönlichen Umgangs
genoß, und ihm als Mensch und Kunstfreund 30
manche herrliche Stunde verdanke. Aber
ich bin überzeugt daß der große bescheidene
Künstler selbst, wenn er noch lebte, ein so
hoch gespanntes Lob mißbilligen würde.
Wenn aber Robert am Ende des Gedichts, 35
den ewig wahren Goethesohen Spruch: Selbst
dem großen Talent drängt sich ein größeres
nach auf Fleck und Madame Meyer anwendet
— denn kein anderer Sinn kann in diesem
Zusammenhange der Stelle untergelegt 40
werden — so thut er Flecken unrecht, da
man, bey aller Achtung für die Talente jener
trefllichen Künstlerin, doch, wenn überhaupt
eine Parallele zwischen ihr und Fleck statt
finden sollte, nicht behaupten kann, daß ihr 45
Talent das größere sey, zumahl da, wenn
blos von Talenten die Rede ist, Fleck
auf der deutschen Bühne wohl noch nicht
übertroffen seyn dürfte.
Hat der Verfasser hier zuviel gesagt, so 50
sagt er in einem andern Gedichte: die
Elemente S. 144 über einen wahrhaft großen
Gegenstand sehr wenig und das Wenige sehr
matt. — S. 149 die Aufgabe, ein anacre-
ontisches Gedicht, gehört zu Roberts bessern ; 55
die ersten zehn Verse darin sind wirklich
schön, weil sie in die mahlerische Dichtart
fallen, die dem Verfasser vorzüglich glückt.
Er schließt seine poetischen Beyträge mit
einem Gedicht an Goethe S. 219 das zu- fin
gleich die ganze Sammlung endet. In
magnis et voluisse sat est; ist diese Huldi-
gung der größte des Gehuldigten gleich
nicht gantz angemessen, so ist doch dieses
kindliche dahingehen, dieses innige Gefühl 65
mit dem der Dichter sicli an den ersten
Kunstmeister unsrer Zeit anzuschmiegen
sucht, lobwürdig. Originell war der Gedanke
in dieses Gedicht mehrere Verse Goethen's
aufzunehmen, und es beweist wenigstens 70
für don Neuling einen seltenen Muth sich
einer Nachbarschaft bloß zu stellen, die auch
den kunstgeweyhten gefährlich seyn würde.
49
Chamissos und Varnhagens Musen-Almanache 1804 — 1806.
50
So viel über diesen Almanach. Nur
wenige hier gelieferte Stücke können frey-
lich als würkliche vollendete Kunstwerke
gelten, bey vielen finden sogar in Betreif
des Metrums und Reims Incorrectheiten
statt, die. zumahl in so kleinen Gedicht
Formen als das Sonett etc — zu deren
Wesen äussei-ste Kuodung und Praecision
des Ausdrucks gehört — nicht zu eutschul-
digen sind, und sorgfältig vermieden werden
müssen. — Dagegen ist, auf der andern
Seite, in dieser ganzen Samluug ein edler
harmonischer Sinn für das höhere idealische
Schöne unverkennbar und gleichsam der
Grund auf dem diese poetischen Miniatur
Stücke mehr oder minder glücklich auf-
getragen sind. Jeden der Mitarbeiter be-
seelt ein rühmliches Anstreben zum hohen
Ziele, selbst dem Schwächsten mangelt es
nicht gänzlich an Kunst-Talent. Vorzüglich
vortheilhaft aber zeichnet sich dieser Alma-
nach vor mehreren seiner Mitbrüder dadurch
aus, dass sie mit achtem Künstlersinn alle
moderne Polemik verschmäht und das zwar
verdienstliche aber undankbare Geschäft die
Gemeinheit aas dem Tempel der neueren,
oder besser der wiedererweckten uralten
und ewigen Kunst zu verscheuchen, den
Coryphaeen der lezzteren überlassen haben,
denen diese in jeder Rücksicht herculische
.■\rbeit Pflicht ist. — Ebenso löblich als jene
Enthaltsamkeit ist das Bestreben dieses
jungen Dichterbundes, die tiefsten Kunst-
gefühle mit möglichster Klarheit wieder-
zugeben und über dem Wortgeklingel nicht
die Sache zu vergessen; ein Bestreben was
sie von mehreren ihrer Collegen rühmlich
auszeichnet. Man kann grosse Zwecke durch
klein scheinende Mittel unterstützen und eben
in der glücklichen Aufhudung der lezzteren
zeigt sich der Meister; aber ein Glocken-
spiel ist deshalb noch keine Harmonica weil
es, wie jene, Glocken braucht.
Ich wünsche und propLezeye übrigens
diesem Almanach die gute Aufnahme, die
er schon wegen seines Herausgebers, des
würklich in seiner Art Einzigen, von Cba-
misso, verdient. Ist dessen rührende Klage
S. 56:
Mir nur, mir- nur ew'ger Winter,
Ew'ge Nacht, und Schmerz, und Thränen.
Kein Tag, keines Sternes Flimmer!
keine poetische Fiktion, ist sie würklich
Krguss eines durch Schicksale gepressten
Herzens, Resultat einer vielleicht unver-
dienten traurigen Lage, so hoffe ich zur
Ehre meiner Landsleute, die leider ihre ein-
heimischen Blüthen gewöhnlich dem geruch-
losen Wucherkraute des Auslandes nach-
setzen, dass sie wenigstens diesen jungen
fremden Lorbeer gastlich pflegen werden,
der, wie jedes Hohe und Kühne, vom Schick-
sal gebeugt aber nicht zerknickt erscheint,
und, bey einiger Wartung, sehr bald eine
Zierde unsers Parnasses werden dürfte. —
Einen erfreulichen Beweis des Interesses,
den auch französische Litteraturfreunde
damals an deutscher Dichtung nahmen, liefert
die mass- und verständnisvolle Jiezension des
Magasin Enctjclopedique ou Journal
des Sciences, des Lettrcs et des .irts. Bedige
par A. L. [ Äubin-Louis] Miliin". Paris
1805, Tome II, p. 452— döi. Sie lautet:
,.Au inoment oii tous les regards sont
partes vers la litterature allemande, quand
des opinions si diverses s'elevcnt parmi nous
sur l'etat des seiences et des lumiercs cn
general, dans un paijs si voisin vependant du 5
nötre. tout ce qui tend ä nous faire jugerpar
les faits d'un objet aussi cssentiel, doit Ure
accueili avcc interet. La poesie et la iiieta-
physitiue paroissent en ce moment s'y partager
le sceptre : et les disciples de Klopstock, de 10
Goethe, de Wieland, dont la reputalion est
maintcnant etablie ('.), n'y sont pas moi)is
nombreux que ceux de Mendelssohn, de Kant
et de Fichte. Les Almanachs des Muses
qui paroissent annuclkinent dans les princi- 15
pales villes, deV AUemayne peuvcnt etreregar-
des comme les ihermometres de la poesie
dans ce pays, mais plutöt de la yeniration
qui s'eleve que de celle prcsente; cur ce sont
moins les poetes dtjä connus que ceux qui '0
reulent l'ttre, qui confient Icurs productions
d ces sorles de recueils oit s'exercent les talens
naissans.
L'almanach des Muses pour l'annee 1805,
qui vicnt de paroitre ä Berlin, offre de 25
l'interet et quelques morceaux d'un merile
rare, qui promettent ä la litterature alle-
mande des successews aux Salis, Matthison,
Bürger etc. M. M. Ckamisso et Vamhagen
en sont ä la fois les editeurs et les coopera- 30
teurs les pilus utiles. Sur plus de cent pieces,
de poesies que renferme ce recueil. environ
la moitie, composie par ces deux poetes, offre
un grand nombre de romances et d'Elegies
tres- agreables; on sait asses generalement ä 35
present que les AUemands, dont on accusoil
la languc d'Hre dure et inflexible, excellent
dans la peinture des sentimens doiix et
milancoliques, dans l'expression des reyrets
etc. Plusieurs de ces morceaux miriteroient 4ü
d'Hre traduits ici "
Unterzeichnet ist die Bezension .,M. B. »'•,•
ihr Verfasser dankt die Kenntnis des Musen-
almanachs vermutlich Korcffs Hinweis [Vgl
den Brief Chamissos an die Hamburger 45
Freunde vom 10. Nov. 1805].
Mochten all diese günstigen oder ungün-
stigen Kritiken die Herausgeber nicht eben
sehr anfechten, als starken Schlag emp-
fanden sie, dass die unter Goethes Auspizien ^
kürzlich erst ins Leben gerufene neue Jenaer
Allgemeine Literat ur-Zeitungsieh scharf
gegen sie erklärte. Den Schlag führte ein
„M. Z". hinter welcher Chiffre sich Karl
FriedrichvonJar ig es verbergen soll [1773— äö
1S36. Goedeke .^ 332. 144, Brummer, Dichter-
lexikon 1. 406], der sonst auch das Pseudonym
Beaureyard Pandin benutzt. — wir findoi
es z. B. unter einem Aufsatz über den Othello
in Ho. 174 der ..Zeitung für die elegante '^'^
M''elf- vom 7. Oktober 1608. Diese ,.Blitz-
mordrezension", wie Chamisso sie nannte
[No. 104 ff des Jahrganges 1805, Sp. 241—
345; z. T. abgedruckt in den Berliner Neu-
drucken, a. a. O. p. XII -sqq] erregte hüben <»
und drüben Aufsehen. Chamisso icar rasch
gefiisst, auf seinen von BernharJi gebilligten
Vorschlag [Brief an Vamhagen vom 8. Juni
1805] ward das Ilohnsonelt des M. Z. ,^ie
Blume ist in Liebe hoch cntbrannf an den "0
Schluss des dritten Jahrgangs gesetzt, als
von ihm zur [Aufnahme empfohlen. Wie
Vamhagen mit aller Diplomatie bemüht war,
51
Chamissos und Vamhagena Musen-Almaaache 1804 — 1806.
52
in seinem Hamburger Kreise die Siosskrafi
dieser Kritik zu parahjsiren, berichtet er
selbst aiisführlich in den „Benkwürdigkeiten^'
und ist bekannt. Weniger bekannt ist. dass die
6 Jenaer Literatur -Zeitung ihre schroffe Ab-
lehnung in noch gehässigerer Weise nach dein
Erscheinen des dritten Jahrganges wieder-
. holte: in No. 72 vom Uö. März 1807. Der
Rezensent, „L. W.", beginnt: „Sperlinge
10 nisten oft, wo Tauben brüten sollten. Auch
hier ist wieder ein Nest voll. Schon zwei-
mal lourden sie verstört, [jene erste Eez be-
stand aus einer kurz zusammenfassenden und
einer folgenden ausführlichen Kritik], aber
15 wan hört die Jungen zum drittenmale
pfeifen, und zwar mit so brüderlich gleichen
Stimmen, dass sich schwer entscheiden lässt,
wer voranfliegen oder wer das Nest hüten
ivird Am besten ist es. sie auch zum dritten
20 Male auszunehmen. — Es ist höchst unbe-
quem, immer nach den Druckfehlern nachzu-
schlagen, und axuh hier keine Hilfe zu finden.'^
— Eine zusammenfassende, fünf Spalten
lange Rezension aller drei Jahrgänge endlich
25 brachte die Hallcsche Allgemeine Litera-
tur-Zeitung in der No. 284 vom 27. No-
vember 1807. Ihr Verfasser, Conz, ist im Ton
weniger scharf und bezeigt mehr Wohhcollen:
„Es ist indes nicht zu läugncn, dass unter
30 der Masse von Mittclmässigkeit. verfehlter
Kraft. Gefühlssucht, Liebelei, Frömmdei da
und dort wirklicli ein gelungenes Gedicht, eine
liebliche Blume der Phantasie oder der Emp-
findung auzutreffen ist. [Rühmt Aug. Bode,
35 Koreff und Fouque ..einen zartfühlenden, einer
festeren, männlicheren Bildung würdigen
Geist.'-] . . . Aber die Mehrheit bilden doch
durchgängig höchststümperhafte Versuclie. mit
denen sich auch die gutmüthigste Kritik
40 nicht versöhnen kann, deren Charakter häufig
phantastisch aufgestutzte Gemeinheit ist, die
sicli ungemein dünkt.'' Im ganzen also eine
scharfe Ablehnung, die sich mit besonderer
Lebhaftigkeit gegen Varnhagen icendet : „Der-
45 selbe horazisierend. pindurixicrcnd. anakreon-
tisierend, klopstockisiercnd . und iric wir weiter
seine charakterlose Schülerhaflii/keit bezeich-
nen mögen, versucht sich dennoch auch, wie
es zu ertvarten ist. häufig in neupoetischen
50 Tönen, vorzüglich in Sonetten, die er uns in
jedem Bändchen zu ganzen Dutzenden zu-
schiebt.' Und nachdem auch Chamissos
., schülerhafte Studien'' ihren Tadel erhalten,
schliesst der Kritiker: .,In der Tat muss
55 man die Geduld des Publikums und die Ge-
duld der Herausgeber und Mitarbeiter be-
wundern, dass sie nun ins dritte und vierte
Jahr hinein ihr Wesen treiben konnten." —
Dass Goethe den jungromantischen Alma-
(jo nachen weder Neigung noch Interesse ent-
gegenbrachte, ist bekannt. Jene von L. Robert
berichtete, auch von Geiger in der Einleitung
zum Neudruck wiederholte Anekdote, Goethe
habe gelegentlich ihm zufällig bei der Mittags-
«5 tafel überreichte Alniunnclic verächtlich zu-
rückgewiesen, ist zwar ti/jiisch für seine
Stellung zu romantischen Almanrn-hen, licweist
aber weder etwas dafür noch dagegen, dass
auch ein Ghamisso-Varnitugoisclicr sich unter
70 den Zurückgewiesenen befand. Chamisso sandte
am 24. Sept. 180.H den ersten Jahrgang mit
einem frnnzösi.^chcn Brief an Goethe, der, scheint
es, nicht geantwortet lud. [Schrr. der Goethe-
Gesellschaft XIV 253, 372; das Faksimilie
des Briefes jetzt vor dem zweiten Bunde der
Chamisso- Ausgabe Tardcls].
I. Jahrg-au^ 1804.
Auf das Titelblatt folgen 2 unpag. Blätter, 5
entlialtcnd c. Widmung in Distichen „An die
Königin" (Luise): „Ob unateibliclier Nacli-
rulini Dir wird, ob die kommende Welt einst
Deinem geheiligten Bild' prangende Tempel
erbaut? — " Pag. I — V: Inhalts- Verzeicbnis. 10
— Pag. VI: „Anmerkung. Man hat es für
nöthig geachtet, hier anzumerken, dass dei
Mitherausgeber des Almanacbs, L. A. v.
Chamisso ein geborner Pariser ist, und sich
erst seit wenigen Jahren mit dem Studium 15
der deutschen Sprache und Litteratur be-
schäftiget hat. Gottlieb Hiller ist ein Bauer
aus Köthen. Von den übrigen Mitarbeitern
ist noch keiner öffentlich bekannt, v. Cha-
misso [Ädclhert, 1781—1835, Goedekc VI 20
138ff, ADB4, D7f[]: Die jungen Dichter.
„Ein früher Winter bleichet ihm die Wangen"
1—6. Terzinen. Wcrhc, lig. v. H. Tardel,
Leipzig 1907, II 13 f. — L. Geiger -Aus
Chamissos Frühseit^ S. 106 übersah, dass 25
aucli der Anfang des von Chamisso in Varn-
Jiagens Stammbuch gescliriebenen Gedichtes in
den Terzinen „Die jungen DicJiter^ entlialien
ist: S. 5 des Musenalmanachs 10. Z. ff. von
oben; und unmittelbar an diese Zeilen so
scliliesst sich das von Geiger S. lOli zitierte
Stücf{. an, so dass ganz einfacli das Stamm-
hucli-Gediclitbruclistück, gleich den letzten 15
Zeilen des Gedichtes ,.Die jungen Dichter"
ist. Infolge dieses Versehens kam Tardel 35
dazu, das von Geiger unwissentlich zitierte
Stück aus den „Jungen Dichtern" als beson-
dereNo. in seine Ausgabe, II 52, aufzunehmen.
— K. A. Varu L a g e n [Karl August Hermann,
1785—1858; Goede/ce VI 176, ABB 39, 769 ff, 40
Wt^rzbach 49, 282 ff]: Au Friedrich Schle-
gel. „DieHarmonienumrauschen alle Wesen"
1. Sonett. — K. A. Varnhagen: An Venus.
„Holde Cypris, gebeugt wend' ich den flehen-
den" 8 — 11. Ode, Syst. Asclepiadeum quartum. 4.i
— W. Neumann [Friedrich WilJielm, 1781 —
1834, Goedcl-e VI 187, ABB 23, 536, DNL
135, 3, 278]: Sonnet. „Nicht nach des
Ruhmes Zierde will ich ringen" 12. — K.
A. Varnhagen: Bei der Trennung. 50
„Wie zarte Blumen in des Thalea Gründen"
13 — 14. Stanzen. Vermischte Gedichte, Frankf.
1816, 12. — W. Neumann: An Lina.
„Niemals hast du mich gefragt" 14—1,5. —
Eduard [= Julius Ed. Ilitnig, 1780—1849, 55
Goedekc § 331, 108, ADB 12, 509f]: Bei
Ueber Sendung derller z ensergi es SU n-
gen eines knnstliebcnden Kloster-
bruders von Wakkcnroder. „Mit kind-
lichem Gemüth betritt die Schwelle" 16—17. «i
Stanzen. — K. A. Varnhagen: An Olympia.
I. „Ernst tritteinher, und rauschend in kühnem
Schwung" 18 — 20. II. „Der Freude (Jenien
schweben in Morgeuglanz" 20— 22. 2 allcacisciw
53
Cfhamissos und Varnhagens Musen-Almauach 1804.
54
Oden. — W. Neu mann: Klage. „Die winter-
starren Reitze der Natur" 23. — K. A. Varn-
hagen: Der Gesang Kalliopens. »Tief
in kühlende Fhit halte die flammenden"
ö 24 — 26. Äsldepiadeisclte Ode. — * [=^ Ludw.
Friedr. Franz Th ere m in,l 780 — 1 84<J ; nach
einer Xoliz in Varnhagens Handexemplar. —
Goedeke Vlldl/f, ABB 37, 724. UNL 135,
3,äS5]: Die Nelke. „Dunkle Blume, dunkle
10 Blume^ 27—28. — v. Chamisso: Die
Trauung. „Schon die heilge Früh be-
grüssend" 29—38. Tardel, a. a. 0. II 16 ff.
— J. [= Jul. Heinr. Klaproth?, 1783—
1S.35- ABB 16, 51 ff]: Die Puppen und
1,-, die Menschenkomödie. „Von oben, wie
das Schicksal, lenkt an Seilen" 39. Sonett.
— W. Neumann: Sonnet. „0 wende,
Phöbus, doch die glüh'nden Blicke" 40. —
Eduard [Hitzig]: Ein Wintergemälde.
20 Englisch. Von Aicken. „Ea war ein
Winterabend, hoch lag der Schnee im Wald"
41 — 43. — K. A. Varnliagen: Anakreon-
tische Ode. „In dunkler Myrtenlaube"
43—45. — W. Neu mann; [l)rei\ Epi-
2> gramme. 46 — 47. I. „Flüchtig war ich und
jung, es schwanden die eilenden Stunden"
46. II. „Wie sie das Herz mir beherrscht,
das holde boshafte Mädchen!" 47. III. „Lasa
dem Rausch uns entflielin; den fliehen die
30 Freuden des Lebens" 47. — v. Chamiaso:
Elegie. „Hab ich Dich, Göttergleiche,
gefunden, Dich endlich gefunden" 48 — 53.
Distichen. Bezieht sich auf Ceres Duoernay.
Tardel, a. a. 0. II 2.2 f und Anm. — v.
.ü Chamisso: Nacht und Winter. „Von
des Nordes kaltem Wellen" 54 — 56. Tardel
. 169; t'gl.II13,Anm. — F,iua.Td\Hitzig]: Der
Cavalier' servente (Cicisbeo.) Aus dem
Italienischen. „Ein Weib ist es, Geberden
40 nach und Sitten" 57. Sonett — * [= Theremin]:
Daa Konzert. ,Wann glühendTöne mit den
Tönen ringen" 58. Sonett. — * [^= Theremin\:
Vergebliche Wünsche. „Was immer leise
Ahndungen verkünden" 59. Sonett. — K A.
45 Varnhagen: Romanze. „So sehnend klang
im Wald das Lied" 60-61. — K. A. Varn-
hagen: An Jeanette F. Brei Sonette
62 — 64. I. „Des Glückes viel schon hab'
ich hier gefunden" 62. II. „In Sfärentanz,
60 wie Götter heimlich, steigen" 63. III. „Du
suchst das Lied, das kühn ich Dir gesungen"
64. —W. Neumann: Sonnet. „Wie dank"
ich Dir, Du lösest mir die Binde" 65. —
Eduard \Hitzig\: Der grüne Strom.
55 Romanze. Aus dem Spauisclien. \Als Fuss-
noie: „Rio verde. Nomen proprium des
Flusses, nach Hrn. v. Blankenburgs Be-
merkung."] „Grüner Strom, o grüner Strom
du" 66—69. — K. A. Varnhagen:
60 Olympia. [Anmerkunc/ auf p. II des
Inh.-Verz.: Diese berühmte Romanze ist zwar
aus dem Spanischen Originale [Historia de
los Vandos de las Zegris y Ahencerrages ,
Gavalleros Bloros de Granada; de las cioiles
65 guerrus que huvo en ella, sacada de un libro
Ärabico por Gimez Peres. Barcel. 1603)
übersetzt, schon in Herders Volksliedern Th. 1.
S. 250 mitgeteilt; jedoch hat Jene Uebersetzung
nicht wie die gegenwärtige, die Assonanz des
Originals beil>ehalten.] „Flüchtig entschlüpft 5
Saitengetön der verstummten" 70 — 71. Ode.
— Eduard [Hitzig]: An dasFeenkind als
Susanna in Figaros Hoch zeit. [AlsFuss-
note: „Das Feenkind. An Friederike Unzel-
mann im Schlegel- und Tiekschen Musen- 10
almanach auf 1802 S. 101".] „Wie Proteus
tauscht die flüchtigen Gestalten" 72. Sonett. —
W. Neumann: Sonnet. „Ein grosses Herz
kann ewig nur verlieren" 73. — v. Chamisso:
Der Sturm. „Den stillen Schooss der ij
duiikeln Nacht durchdringen" 74. Sonett.
Tardel, a. a. 0. II 23. — K. A. Varn-
hagen: An den Geweihten. „Verloren
liegt der Edelstein, verloren" 75. Sonett.
K. A. Varnhagen: An den Retter. „Ent- -o
rissen aus der Täuschung blüh'nden Fluren"
76. Sonett. — K. A. Varnhagen: An
meine Schwester. „Wie soll das Reich
der Geister ich verstehen'?" 77. Sonett. —
Robert [Ernst Friedrich Ludwig, 1778 — 2;
1832, Goedeke VIII 513 ff, ADB 28, 720 f,
BNL 135, 3, 281]: Auf dem Wasser.
„Sitze still, mein Schiflcben lenk' ich" 78 —
79. Gedichte, Mannh. 1838, I 65 f Bis auf
die erste Strophe ganz umgearbeitet und um 30
eine Strophe verkürzt. — K. A. Varn-
hagen: [Alkäische] Ode. „Sinkt trüb' und
graunvoU nächtliches Dunkel auf" 80 — 83.
— Robert: Variazionen.
Thema. 35
Wenn ich Dich vermeide —
Ach! ich bin gezwungen;
Lang' hab' ich gerungen,
Ohne Groll ich scheide.
I. „Nein, ich kann mirs nicht verhehlen" 40
84—86. II. „Nein, ich will Dir's nicht ver-
hehlen" 86 — 'dS. — Robert: [Variation über
das]
Thema.
Ein kleiner Mann ist auch ein Mann, 45
Ein Jeder kann nicht Kaiser sein;
Man muss sich auch mit G'ringem freu'n :
Wer nichts hat, ist am schlimmsten dran.
,Den Grossen sollst Du loben" 89 — 91. —
Eduard [Hitzig]: Edom von Gordon. 50
Eine Ballade. Aus dem Altschot-
tischen. „Es war wohl um Martiuimess"
92 — 99. — K. A. Varnhagen: Liebe.
Zyklus von 6 Sonetten 100 — 106. I. Schwer-
muth. „Der Hain ergraut: der Sonne 55
Schimmer sinken" 100. II. Ringen. „Es
tobt, es tobet in des Schweigens Ketten" 101.
III. Aufforderung. „Des Herzens Unschuld
hebt mit sanften Schwingen" 102. IV. Hin-
fallen. „Wie süss, wie lieblich klang die 6u
goldne Leier" 103. V. Entsagung. „Ent-
fleuch, o Traiim, der schmeichelnd mich um-
wehet" 104. VI. Leben aus Tod. „Du
hast im Stolz der Blüte sie gebrochen" 103.
— Robert: Elegieen. 106—123. I. „O 6,t
4*
55
Chamissos und Varnhagens Musen-Almanach 1804.
66
wie liab' ich mich heut' so unerfahren be-
tragen" 106 — 108. II. „Gerne schaut man
hinab zur ostwärtsfliessenden Donau" 109 —
122. HI. „Scheltet, ich muss es gestehen:
5 mir gewährt recht lierzliche Freude" 122 —
123. Distichen. — K. A. Vamhagen: „An
Marianne. «Der Göttin hat mein kleines
Lied gefallen" 124. Sonett. — W. Nenmann:
Sirenenlied. «Komm, süsser Knabe, docli
10 zu mir hernieder-' 125 — 126. Wechselfiesang
zwischen j.Sirene'^ und „Knabe'^. — Eduard
[Ilitsig]: Kondeau. Nach Voiture. „Ach
nun ist's aus mit mir; denn Isabelle" 127.
— liobert: Romanze. «Nie war wohl ein
15 Mädchen treuer" 128—130. — Eduard
[Hitzifl]: Küsse und Worte. Madrigal.
Nach Guarini. «Mit welcher Inbrunst, o
ihr duft'gen Lippen" 131. — K. A. Vam-
hagen: An Karoline. \Knroline Lehmann,
20 seit 1S04 mit dem Komponisten Muzio Glementi
verheiratet, gest. August 05; U. Tardel, a. a. O.
II 24]: I. Der Kuss. «Freundlich in der
Nacht Gefilden« 132—133. — v. Chamisso:
II: v^^-^, ^^-^ I -.^v^-^j ^v>_^ „Karo-
25 line, Karoline! die Du lohntest hold dem
Dichter" 134—136. — Robert: Madame
Meyer, als Jungfrau von Orleans.
«Gütig, mit segnender Hand, beschenkte der
Vott seine Tochter" 136—140. — K. A.
30 Vamhagen: An 'K..[Korcff] «AnDeine Brust
sinkt glühend mein Hacipt! an ihr" 141 — 143.
Alkäische Ude. — Robert: Die Elemente.
„Feuer brannte tief im Herzen" 144 — 146.
Gedichte, Mnnnh. 1838, I 06. — Eduard:
3.T Jladrigal. Aus dem Sicilianischen. ,,So
hatte schon das Glück zernagt mein Leben"
147. — W. Neumann: Das Auge. „Dem
Aug' ist manches Unheil schon entsprossen!"
148. &'o»e/^ — Robert: Aufgabe. An D.
40 „Abend war's, es senkte sich die Sonne"
149 — 151. — * [= Thercmin^: Petrarca's
IXtes Sonnet. „Wenn der Planete, der
die Stunden führet" 162. — * [= Theremin\:
Petrarca's XI tes Sonnet. ,, Ist's raöglicli,
45 dass mein Leben solchen Qualen" 153. —
Robert: Der Tag. ,, Sanft entschwanden mir
der Kindheit Tage" 154. — Eduard:
Jesuitische .Moral. Aus dem Lateinischen.
Von einem Jesuiten. „Dies sind unseres
.•;0 Bund's unwandelbar dauernde Rechte'' 155 —
156. — K. A. Vamhagen: Letztes Lied.
An Jeannette F. ,,Wie schön umfioss
mich einst ein heitres Leben!" 157. Sonett. —
Gottlieb Hiller; \1778—183(r, Goedclce V
65 543, ABB 12, 420. — Vgl. auch Zeitg. f.
d. eleg. Welt 1804 No. 25 vom 22. März und
No- 71 vom 14. Juni, auch die Haude und
Spenersche Zeitung vom 15. Sept. 1803, 111
Slclt.\: Zum Geburtstage eines Forst-
60 meisters. ,.Zwar hat Dich, jugendlicher
(ireia!" 158—161. G. Hiller, Gedichte,
HL Aufl., Breslau. 1818, S. 117 „An einen
Waldtnann. Dessau 1803.'- Um eine Strophe
verharzt. Im. 118. Stclc der Haudc und
65 Spenerschen Ztg., vom 1. Oktober 1803, be-
schliesst dieses Gedicht eine lange ^An-
l'ündigung^ und Aufforderung zur Prännme-
ration. Der hier ausführlichere Titel ^An e.
F., als ich zur Feier seines 60. Geburtstages
geladen tvurdc", ist im Almanach gekürzt 5
imd dafür die erklärende 2. Strophe ein-
geschoben. Gebessert sind auch die beiden
letzten Zeilen der ersten Strophe. «Das Ge-
dicht S. 158 An einen Porstmeister ist von
Hiller, einem Bauern aus Cöthen, dessen wo 10
ich nicht irre schon in einer neueren Zeit-
schrift rühmlich erwähntes Talent für die
Knust, sich auch hier nicht verläugnet. Diese
Erscheinung ist so selten und erfreulich, der
hier gelieferte Kunstversuch so iiiessend, 15
rund, schön durchdacht und doch auch correct
zugleicli, dass schon bey mindern Vor-
zügen, der Würzengel Critik an ihm vor-
übergehen müsste." Ausgestrichenes Stück
der in der Finleitung abgedruckten F,e;ension 20
von Zachnrias Werner. — Robert: Das
Gelübde. Eine Ballade ans der Bibel.
„Auf, ihr Schwestern! stellt den Reigen"
162—167. Gedichte, 1838, I 70—74. —
Robert: Simsons Geburt, Liebe und 25
letzte Rache. Eine biblische Romanze.
.,Zur Zeit, als Gott sein Volk verliess"
168—191. Gedichte I 74—89. — v. Cha-
misso: A Pauline [de Portier de Riihella,
des Dichters Schwägerin , Gattin seines 30
Bruders Hippolyte]. Sur 1' air : Femme
Sensible. „En m' arrachant le bandeau du
mensonge" 192. — v. Chamisso: Faust.
Eine Tragödie in einem Akt. Ein
Versuch. \Moitö\: ,,Doch wozu ist des 40
Weisen Thorheit nütz?" Shakespeare. Was
ihr wollt. 3. Aufzug. IteScene" 193.
[Personenverzeichnis, 194] ;
Faust
Sein guter Geist 1 „ . <-,,- 40
c!„- i •• ri ■ * f Zwei Stimmen.
Sein böser Geist I
(Fauslens Studierzimmer von einer einzigen
Lampe erleuchtet.) Faust \allein:\
Der Jugend kurze Jahre sind dahin,
Dahin die Jahre kräfi'ger Mannheit, Faust! 45
195-215. H. Tardel I, 432. — v. Cha-
misso: Der blinde Knabe. Nach dem
Englischen [des Colleg Cibber.] „Sagt mir
doch, was Licht ihr nennet?" 216 — 217. —
V. Chamisso: An Friederich Schiller. 50
,,Des heil'gen Herzens tiefstem Grund ent-
schweben" 218. Sonett. Tardel II 2(1. —
Robert; An Göthe. „Ich nah' mich Dir
mit kindlichem Vertrauen" 219—221. —
Zweiter Jahrgang- 1805. 55
Atif der Bückseite des Titelblatts: „Tö
Toü ttoX'ju ä'arpov." — Es folgen 8Seiten In-
halts-Verzeichnis, unpaginiert. — N. U. Ch.
[=^ Kcumann und Chamisso]: An Fichte:
«Indess die niedre Welt {jehüllt in Grauen" 60
1. — Sonett; Tardel a. a. 0. II 27. — ** [=Joh.
Gottl. Fichte]: Sonett. „Wenn dir das
inn're Götterwort wird spruchlos" 2. — S.
Werke, Bd. 8, 401. — *** [= Joh. Gottl.
57
Chamissos und Varnbagens Musen-Alniaiiaeh 1805.
58
Fichte]: Sonett. „Was meinem Auge diese
Kraft gegeben" 3. — Ebenda, 8, 461. —
V. Chamisso: Anbetung. ^.Hinaus ins
Freie. 4—9. Tardel II, 27 tt' — K. A.
Varnhagen: Sonett. .,Ziir Priesterin in
lieil'ger Glut zu dringen" 10. — W. Neu-
niann: Sonett. „In gliüi'nden Zügen,
mächtigen Gestalten" 11. — W. Neumann:
Sonett. ^Wohl waren mir von Fantasie
umhüllet" 12. — K A Varnhagen: Wieder-
geburt. „Neu erschafft sich die Welt, wenn
der Geist das gebietende Wort sprach"
13 — 15. — Im Inh.-Yerz. ^Elcgie^ genannt.
Distichen. * [= Fichte, nach Yarnhagens
Ha ndcxempla r]: Hymnen aus dem La-
teinischen 10—19. 1. Auf Maria's Ge-
burt. „Hellglänzend steigt her" 16 — 17.
2. D i e u n b e f 1 e c k t e E m p f ä n gn i .s s M ar i a's.
„Niemals erquickender" 17 — 19. — W. Neu-
mann: Gebet. „Vergeber aller Schulden"
20 — 21. — V. Chamisso: Ihr Traum.
„Kein Schlummer hemmt den lieissen Schmerz
der Wunden" 22—23. — Tardel II, 31. —
V. Chamisso: An Sie. Den Mond ver-
schlangen in des Himmels Weite" 24 — 25.
— i Stanzen. Tardel II, 31 K. A. Varn-
hagen: Sonette. I-VII. 26—32.1. „Früh
musste schon das Leben mich belehren"
26. II. ^Willkommen mir, lioldseFgeHimmels-
rosen" 27. III. „0 hohe Freundin! auch
wenn du nur Leiden" 28. IV. „Ich leb' !
wohl stehts in meiner Brust geschrieben" 29.
V. „Jungfräulich blühtest du, der Demuth
Blume" 30. VI. „Es flog herab aus Gottes
Schooss der Funken" 31. VII. „Im dunklen
Blau dort der azurnen Räume" 32. —
Anthropos [= Joh. Ferdinand Koreff,
1783-1851; (4oedeke VI, 186]: An die
Freunde. ~. t. r. i. Den Pilgrim, tief
verkannt, saht ihr erscheinen" 33. Sonett. —
Robert: [Vgl. Brief Cliamissos an Hitzig
vom 18. Aug. 1804: „Robert hadert mit
mir auf eine gefährliche Weise." Dazu Brief
an de la Foye vom 3. Sept. 04: R. habe
seine Beiträge zurückgefordert, aber zu spät.
Geiger, S. 51. Promemoria. \39 Distichen\.
34-42.
1.
Glückliche Lieb' erfüllt uns mit Thatkraft,
reisst uns ins Leben,
Wie sich die Liebste uns giebt, geben der
Welt wir uns hin.
2.
Welcher unglücklich liebt verliert mit der
Liebsten das Leben,
Wie sie ihm grausam entflieht, flieht ihm
die Welt auch mit ihr.
3.
'I'ief empfindende Männer und lebenskundige
Weiber
Sollten der Liebe Gericht bilden, und
sprechen das Recht.
4.
Dir, mein ehliches Volk, Dir wünsch' ich
ehliche Freuden;
Aber blind fei und stumm, wenn sich der
Liebende freut.
5.
Höre Dein Unheil : Du darfst jetzt in zehn
Jahren nicht lieben, 5
Weil zehn Jahre Dn schon nur in derHofnung
geliebt.
6.
Bleibe, Du Fromme, nur keusch; nein, niemals
werd' ich Dich tadeln, 10
Weil mich die Festigkeit freut, heiliger
Wahn Dich beglückt.
7.
Dich bedaur' ich, Du wünschest die Seligkeit
tiefer Einpfindung; 15
Aber empfindungslos bleibt immer Dein
flaches Gemüth.
8.
Aber Dich könnt' ich verachten, Du möchtest
lieben und leben; oq
Aber Du schwankest zurück, fürchtend des
Pöbels Geschwätz.
9.
Nein, ich schelte sie nicht, die gleich und
gänzlich sich hingiebt; 05
Auch mir gab sich ein Weib ohne Bedenken
nicht hin.
10.
Schimmernd von Anmuth umstrahlt, gefällig
umschwebt mich die schöne. 30
Und so zieht sie mich an, sie, die mich
grausam verstösst.
11.
Wie, du wünscliest den Tod, weil Ein Weib
Dir Liebe versagte? 35
Lebe, mein Freund! und den Tod brauchst
Du im Leben nicht mehr.
12.
Freund, befolge den Rath, ich rathe Dir,
eh' Du gefehlet, 40
Eh' Du gelitten, und so hörst Du gelassen
mich an.
13.
Nutze die Zeit, die eilend entflieht! so rathet
der Weise; 45
Und ich rathe Dir auch: such' Dir ein
liebendes Weib.
14.
Geh' verschwende nicht hier die köstlichen
Tage der Liebe; 50
Was Dir die Eine versagt, wird von der
Andern gewährt.
15.
Wo um das Weib der Mode die Menge sich
sammelt und buhlet, 55
Freu Dich des lustigen Spiels; aber bewahre
Dein Herz.
16.
Aus dem geselligen Kreise der Freunde, mit
welchen Du lebest, go
Wären die Besten es auch, wähle die Liebste
Dir nie.
17.
Lieb' ich, so hör' ich mich lieber von Feinden
verklagt und beneidet, es
i
59
Chatniasos und Varnhaffens Musen-Almanach 1805.
60
Als das veniiinft'ge Gescbwätz freundlicher
Freunde von mir.
18.
Auch das gebildete Weib, so was gebildet
sie nennen,
Hat mich noch niemals gerührt, Lab' ich
noch nimmer geliebt.
19.
Heilige Göttergestalt, du reizest mich mächtig,
Dich lieb' ich,
Und ein reiches Gemiilh ist schon gebildet
in sich.
20.
Lieb' und Treue, wer scheidet die gleich-
bedeutenden AVorte?
Lieb' ich, bin ich auch treu; treu ohne
Liebe nicht mehr.
21.
Einzig liebt das Mädchen, sie ist mir die
Treuste von Allen
Wem sie sich liebend ergiebt, dem auch
ergiebt sie sich ganz.
22.
Wo die Eitelkeit herrscht, da entfliehet
beleidigt die Liebe:
Königin kann sie nur sein, nimmer ertragen
das Joch.
23.
Welch ein selig Gefühl, wenn nach peinlich
ermattender Krankheit
Wir im Frühling das Fest unsrer Genesung
begeiin;
24.
So hab' ich niemals geliebt, um nimmer so
wieder zu lieben,
Doch stets gänzlich mein Herz gab' der
Geliebten ich hin.
25.
O, welch traurig Geschick ist empfindenden
Menschen beschieden,
In der beweglichsten Brust wüthet am meisten
der Sturm.
26.
Rauch der Opfer steiget empor bis zum
Sitze der Götter,
Aber der Hagel mit Macht stürzt und
zerschlägt euch die Saat.
27.
Grosses Unglück geschehen, ach seht nur
den blutenden Knaben;
Schmerzt Dich der brennende Schnitt? höre
zu weinen doch auf!
28.
Kennst Du die Weiber, die edel gegliedert
mit Anstand einhergehn.
Strenges und ernstes Blicks, dennoch von
Anmutli imd Keiz?
29.
Fern nun leb' ich von Menschen und liebe
die fernen Verwandten,
Aus dem l'ahschen Hain blick' ich vergnügt
in die Welt.
[Vffl. u. a. 0. I, 127 — 131, wo unter dem
gleichen Titel 23 der hier verzeichneten Distichen
— umgearheilet — vereinigt sind. Es fielen
fort No. 4, 8, 13, 22, 24, 25; neu aufgenommen
sind Ko- 1, 3, 7, 8, 25 des Neudrucks von
1838] ,* [= Theremin]: Romanze von
Schall. „Hoch in den azurnen Räumen"
43—45. — Authropos [=; Koreff]: Der
Kampf. „Zwei Wesen sinds, die sich in
uns bestreiten" 46. — Anthropos [= Koreff ]:
Licht und Schall. „Aus unermessnen
Höhen kommen Strahlen" 47. — K. Woltart
[Karl Christian, 1778— 1832; Goedekc VI 475,
ABB 43, 78<), DNL 135, III 292]: Der
Wandernde. Romanze. „Was schreitet
der Gesell" 48 — 51. — K. A. Varnhagen:
An Apollon und die Musen. „Die Lyra
tönt! welch wilderer Taumel raftt" 52 — 55. —
.* [=: Theremin]: Orion. „Getränket aiis
der Trauer bittern Schalen" 56. — Augusta
[= Augusta Klaproth]: Frühling „Der
Sturm durchsaust der Bäume nackte Aeste"
57. — K. A. Varnhagen: An Augusta
[Klaproth]: „Es war Kachmittags, still, im
Blumengarten" 58. — K. Wolfart: Die
eine Farbe. „Mögt ihr auch alle, alle Farben
nennen" 59. — v. üharaisso: An Fiiomela
Nach J. [Jean] B. [Baptiste] Rousseau's
Ode: Pourquoi, plaintive Philomele,
S o n g e r e n c o r e a v o s m a 1 h e u r s ?
„Warum deinen Klagen geben [Oeuvres
Buch 2 Ode 9, S. 153] Fiiomela ew'ge
Daner?" 60—61. Tardel, a. a. 0. II 32. —
AV. Neumann: Ballate der Neifile. Aus
dem Decamerone des Bocaccio 62 — 63.
Schrr. H 156. — K. A. Varnhagen:
Romanze. „Auf der hellen grünen Wiese"
64 — 69. — V. Chamisso: Sie und Er.
70 — 71. I. Sie. „Ob ich es soll im raschen
Wahne wagen" 70. H. E r. „Die zarten
Saiten, stark erschüttert, lassen" 71. Zivei
Sonette. Tardela. a. 0. U 33. — W. N e u m a n n :
An Varuliagen. „Ich sah den Tag voll
Wchuuith niedersinken" 72 — 75. Terzinen.
Sciirr. H 159ff. — K. A. Varnhagen: An
Einen und Viele. „Es regen sich in mir
der Lust Gefühle" 76 — 79. — 8 Stanzen. —
V. Chamisso: Untergan g. „Zu des Meeres
Dunklem Schoosse" 80—85. Tardel a. a. 0.
II 34 fj. — Augusta [= Augusta Klap-
roth]: Göthe. „Was hör' ich in der Ferne
lieblich tönen? 86. Sonett. — Augusta
[Klaproth]: Mignon. „Dich zieht die Sehn-
sucht hin nach deinem Vaterlande" 87 — 88.
Sonett in scchshehigen Versen. K. [= Koreff]:
Flucht der Könige. Ovid, Fast. Lib. IL
V.685- 852. „Kündigend sing' ich der Könige j
Flucht. Nach ihrer Vertreibung" 89 — 104.
— Ernst [:= Karl Georg von Räumer,
1783— 18G5; Goedeke VI 271 f, ABB 27, 120]:
Ernst: (= Karl von Itaumer]: An B . . .
[Bernhardi] „Das Heil'ge wohnt im tiefsten (
Herzen" 105. S. [= Karl v. liaumer] : Sonett.
Aus dem Spanischen des Cervantes.
[Fussnole: Don Quixote Th. II. Dies Sonett
ist auf ein Spanisches Heer gemacht, welches
auf der afrikanischen Küste kämpfend seineu
61
Chamissos und VarQhagens Musen-Almaiiach 1805.
62
Tod fand.]: „Ihr seel'gen Seelen habet aus-
gezogen" 106. —
W. Neu mann: Die Blume au die
Quelle. ^Lieblichste aller Freundlichen
Quellen" 107. — v. Chaniisso: Die
Knospe der Rose. „Von der üpp'geii,
grünen Blätter- 108—109. Tardel II 38. —
V. Chamisso: DieEomaiize der Blume
„Rankend sich an Deinen Busen" 110 — 111.
Tardel II 38 Bezieht sich auf Maschinht
Burja, vql. L. Geiger, Ans Ch. Frühzeit
S. 48 f. ■— K. A. 'Varnhagen: Düfte.
„Stille Lüfte führt behende" 112-112. —
K. A. Varnhagen: Romanze: „Liebe-
schmachtend blüht entgegen" 114 — 116.
— K. A. Varnhagen: An Rosa. „Du
Wunderblume, die aus zarten Schossen"
117. Sonett. Verm. Ged. 1816, II 100. —
Anthropos [= KorefF]: Rückkehr. „Ge-
wendet von der Jlutter, die geboren" 118.
Sonett. — Anthropos [= Koreff] : Flamme
und Wasser. „Unwillig in der Erde Bau
geschlossen" 119. Sonett — S. [= Karl von
Räumer]: Glauben und Wissen: „Ossa
und Pelifin thürniten Titanen den Himmel zu
stürmen" 120. — I)istichen. P. . . [= Paal-
zotv, Student der Theologie]: Geburt des
Fan. „Sylvaneia, die Nymphe der jagenden
Göttin Diana" 121—123. Hexameter. —
Ernst (;= Karl v. Eaumer]: Der Strass-
burger Münster. „Gleich den ewigen"
124—125 — .* [= Theremin]: Das Wort.
Nach Johannes, Evang. Johann. Cap. I
V. 1 — 14: „Das Wort, das seit die Zeiten an-
gefangen" 126. Sonett. — Tod Christi.
Von Minzoni. „Als Berge zitterten und
Gräber sprangen" 127. — Tod Judä. Vo n
Geanni. „Als nach verübter Frevelthat
sich senkte" 128. Sonett. — Augusta
[^= Klaproth]: Varia zinn. Thema:
„Nicht lange wird der schöne Fremde säumen,
Die Wärme naht, die Ewigkeit beginnt;
Die Königin erwacht aus langen Träumen,
Wann Meer und Land in Liebesglut zerrinnt;
Die kalte Nacht wird diese Stätte räumen.
Wann Fabel erst das alte Recht gewinnt;
In Freias Schooss soll sich die Welt entzünden.
Und jede Sehnsucht ihre Sehnsuclit finden."
[Novalis, Schriften^ 1837, I 109]
„Zum Kampf gerüstet stehn die wilden
Krieger" 129 — 132. 8 Stanzen. — W. Neu-
mann. Varizion. Thema:
Liebe schwärmt auf allen Wegen,
Treue wohnt für sich allein:
Liebe kommt dir rasch entgegen,
Aufgesucht will Treue sein.
„Ja ich fühl's mit tiefem Beben" 133 — 135.
— K. [= Koreff]: An M. . . . Aus dem
Lateinischen des Petron. „Bläulich
glänzet dein Auge vom Strahl ätherischer
Flammen" 136 — 138. Hexameter. .* [= There-
min]: Liebes-Elemente. Vier Sonette.
I. Feuer. „So dunkel glühend Flammen
sich bereiten" 139. H. Luft. „Du nahest
sanft mit Deinen blauen Flüssen" 140.
IIL Erde. „Sei mir gegrüsst mit innig-
tiefem Schauern" 141. IV. Wasser. „Im
blauen Bett von fliessenden Krystallen" 142.
— .*[= Theremin]: Sonette. I. Der Schwur.
„Dies heil'ge Antlitz, das so hold sich 5
wieget" 143. II Di ch te r trosf. „So hohe
Tugend werd' ich nimmer finden" 144.*
IH. Gewissheit und Hofnung. „Zwei
Dinge sind es, diese denk' ich immer" 145.
IV. Wein. „In dunkler Nacht, wann auf 10
den Brdenthaien" 146. — V. Krucifix am
Wege. ,.Du stehest still an vielbefahrnen
Wegen" 147. VI. Das Eine: „Stets
wiederkehrend kommt nur dies allein»" 148,
VII. Granaten. „Wie der Granaten stolze 15
Blüten prangen" 149. VIII. Gebet des
Waldbruders. „Hochheil'ges Bildniss im
äther'schen Scheine" 150. — K. A. Varn-
hagen: Elegie. „Schweigend umarmet
mein Blick die Gestalt, der himmlischen w
Sehnsucht" 151 — 154. Distichen. — Robert:
Sonette. 1. Tag. „War ich gelähmt an
Geist und Herz und Sinne" 155. II. Mit-
tag. „Ein quälendes, ein heiliges Ver-
langen" 156. III. Dämmerung. „0 sei'- 20
ger Blick, Pfeil, holdes Liebeszeichen" 157.
IV. Nacht. „Mein Hoffen ist dahin, denn
kein Liebe" 158. V. Morgenröthe. „Nie
wird der goldne Tag des Glücks er-
scheinen" 151. Gedichte, 1838, II, 3 — 5. /. 30
3. und 4. Zeile umgestaltet. II. verändert, lies,
das 1. Quartett. Beginn: y,Ein brennendes,
ein heiliges Verlangen."' III. Beginnt: „U
süsser Blick ..." IV. Verändert. —
Robert: Unterwerfung. „Wo blieb 35
der Schmerz, der mich so lang' gepeinigt "
160^164. Kanzone. Gedichte II, 6. — K. A.
Varnhagen: Canzonc. „In tief emp-
fundenes Sehnen" 165 — 166. Vermischte
Ged. 1816, Band II 89 f. — .*[= Theremin]: ^o
Die Selbst vern ichtung. „Wildes Feuer,
ausgegossen" 167 — 169. — K. A. Varn-
hagen: \\i .*[Thcrcmin\: „Zum tiefen Blicke
hab' ich mich bereitet" 170. Sonett. — K. A.
Varnhagen; Milderung. „Die Fluren 45
schmückt der Blumen farbig Prangen" 171.
— K. A. Varnhagen: Gabe der Nacht.
„Die heitre Steriiennacht, dermildeSchIcier"
172. — W. Neuniann: Sonett. „Warum
doch rollet von so schönen Wangen" 173. 50
— W. Neumann: Sonett. „Wie einer,
dem ein Götterlied getönet" 174. — W.
Neumann: Genesung. „0 süsser Kummer,
o ihr lieben Leiden" 175. Schrr. 1835, II 149.
— W^. Neumann: An meine Schwester. 55
„Soll schon des Lebens erster Strahl er-
blassen" 176. Schrr. II 149 — K. A.
Varnhagen: An Apollon „Um mich
weht Schwermuth in dem Abendsäuseln"
177 — 178. — K.A. Varnhagen: [Alkaeischc] 60
Ode. „Empfangt mich, leichte Schatten,
mit linderndem" 179—181. — K. Wolfart:
Räthsel. „Was ist es, das im Zauhers])iel"
182 — 183. — Diehl: Räthsel. „Ich wohne
au Felsen, in Klüften" 184 — .* [= There- 65
63
Chamissos und Varnhagens Musen- Almauach 1806.
64
nnn\: Wald-Gesang, [Im Inlialtsverz .
„ Waldlied"]. „In Waldes Nacht" 185—186.
W. N eumanu: Erklärung. An Julie.
„Ich sah die Leiden Deiner jungen Tage.
5 Schrr. II 157. — W. Neumann: Sonett.
„Aus Jugend, Liebreiz, Schönheit, Sinn,
Verstände« 188. Schrr. II 158. — W. Neu-
niann: Krieg und Friede. Friede. „Wer
stört die süsse Ruh mit wildem Toben" 189
10 —190. Schrr. II 162 — K. Wolfart; Ab-
schiedslied. „Es werden die Blätter am
Baume schon" 191 — 192. — Anthropos
[= Koreff]: Spruch der Oenothea. Aus
dem Lateinischen des Petron. „Alles ge-
15 horcht mir, was Du nur schau'st. Der
Frühling der Erde" 193 — 194. — Anthro-
pos [= Koreff]: Neun Epigramme. Frage:
„Sage mir, Volk, seit wann sich der Rede
[Gebrauch so verkehret,
20 Dass Du Schwärmer ihn schiltst, welcher
[Dem Schwärme nicht folgtV" —
Antwort: — Lucus a uon lucendo —
„Schwärmer schelten wir ihn, und das
[mit dem gültigsten Rechte,
25 Weil sich dem einsamen Flug ewig
[empöret der Schwärm." 195. —
Asthenie: „Gelb erscheinet die Welt,
dem gelb das Auge gefärbt ist" 195. —
Ebenbild: „Horchend der Stimme des
30 Busens gestaltet der Mensch sich die Welt
nach" 196. — Pro aris et focis: „Reizet
sie nicht! es streiten die Armen für
schützende Gottheit 196. — Gleichheit:
„Wundert es Dich, dass Schwächlinge
35 schwächlich die Schwäche vertheidgen?'
196. — Erbeigentum: „Hindert sie doch
nicht und lasst sie die Schwäche in Ruhe
geniessen" 197. — EitlerTriumpf: „Prahle
mir nicht, dass noch keine Kraft Dein Wesen
40 bezwungen" 197. — Gerechte Furcht:
„Eine würdige Sache verfochten nur
schwächliche Geguer" 197. — W. Neu-
mann: An eine Rose. „Was lächelst Du
mit halb geschlossnem Munde" 198. Sonett.
45 — W. Neumann: Octavian. An Tieck.
„Nicht länger bleibt die Zauberwelt ver-
borgen" l'd'd. Sonett. Schrr.II. 162. — Eduard
\Hitgig\: Der grüne Strom. Aus dem
Spanischen. (Vgl. den I. Jahrg. dieses
50 Almanachs, S. 66.) „Grünes Wasser, grünes
Wasser" 200— 203. — Augusta [A7a;jro/;»] .■
Sonett. „Der Erde Schooss hat lieblich sicli
erschlossen" 204. — v. Chamisso: Hymne
an Johannes. Aus dem Lateinischen.
."iS (O te Deo Saturatum). ..Der von Gott
Du Dich erfüllt hast" 205—209. Tardel II,
39 f. — .* [= Thcremin]: Fragment: Die
Erscheinung des Johannes spricht.
„Zwar nur aus jener Kraft, die zu der
60 Sonneii"2lO 212. iS'/aw^e«. — v.Chamis.so:
Tö Toü llöXou aatpov. An Louis de la Foye
„Uninaclitet von den Massen der Gemein-
heit" 213. Tardel II 42. — Franz There-
min: Auf der Reise. Petrarka's So-
ft' nett 14. „In weissem Haar verläast der
Greis die Hütte" 214. — Franz Theremin:
Bitte an die Todte. Petrarka's Sonett
296. „0 süsses, theures Kleinod, mir ent-
wunden" 215. — Franz Theremin: An
die heilige Jungfrau. Von Petrarca. 5
Mille volte iudarno all'opra volsi Jn-
gegno, tompo (so), peune, carte, e'nchi-
ostri Petrarca son. 266. „Jungfrau, Du
Schöne, in der Sonne Schimmer" 216 — 223.
Kanzone. — v. Chamisso. Die Mutter 10
am Kreuze. Hymne aus dem Latei-
nischen. (Stabat mater dolorosa). „An
des Kreuzes Fuss verschmachtet" 224—227.
Tardel II 42 f. Vgl. den Brief Cliamissos an
Hü.; ig vom 26. V. 1805. Druckfehler 15
und Verbesserungen: auf dem leiden
unhe.s. Blatt. —
III. Jahrgang 180«.
Inhalts- Verzeichniss auf 6 un- 20
paginierten Seifen; anschliessend 1 Blatt
Druckfeliler. — K. A. Varnhagen; An
Koreff. „Finster umwölkt sich die Erd'"
1-5. — K. A. Varnhagen: Hellas.
„Knaben standen umher in weissem Gewand' 25
und das Haupt war" 6 — 7. — K. A. Varn-
hagen: Sonett. „0 schlechtes Volk, Bastard
der bessern Alten" 8. — Franz Theremin:
Au Varnhagen. „Stets muss das Hohe mit
Gemeinem ringen" 9. — Franz Theremin: 30
Die Alpen. „Im heft'gen Zorne alle Wesen
schalten" 10. — Von einer Ungenannten
[= Karoline de la Motte Fouque, geb. v. Briest,
1773—1831, GoedeJce F/i5i]: Perlen. I-III.
I. „Blumen, süsses Angedenken" 11. — 35
II. „Ruhig athmeten die Wasser" 13 — 15. —
III. „Schöne Perle, schöne Perle" 16. —
Von einer Ungenannten [= Karoline
de la Motte Fouque]: Edelsteine. „Es
lenket mit Gewalt mein Sinn sich immer" 40
18 — 19. Stanzen. — Rosa Maria [Varn-
hagen, 1783—1840, Goedelce VI 185 f. [:
Abendlüfte. „In der Silberpappel wehen"
20—21. Eosa Marias poetiscJier Nachlass,
hg. V. B. Ä. Assing, Altana 1841, S. 9 f. — 45
V. Chamisso: — „Die, Schmerzen gleich,
an meinem Herzen nagen" 22 — 23. Stanzen,
auf Augusta Klaproth. Tardel, a. a. 0. II 44.
Vgl. L. Geiger, Aus Chamissos Frühzeit
S. 60 f. — V. Chamisso: Winter. „Es .'o
zog verblasst die Sonne sich zurücke" 24.
Tardel, II 45. — K. A. Varnhagen:
Wehmuth. „Wenn die stillen Stunden"
25—26. Vermischte Ged. 1816, Buch 1 18. —
Pellegriu [^Friedrich lleinr. Karl Baron ^,5
de la Motte Fouque, 1777—1843; Gocdcke
VI 115 ff, ABB 7, 198]: Minnelied. „Mir
gefällt ein blondes Haar" 27. — Pellegrin
[= Friedrich de la Motte Fouque]: ICnt-
sagung. „Bergt es nicht, geliebte Blicke" eo
28—29. — Anthropos [= Koreff]: Der
Telegraf. „Ueber die Häupter der Völker,
von Gipfeln der Berge zu Bergen. 30—31.
Lyrische Gedichte, Paris 1815, S. 8. —
Anthropos [=^ Koreff]: Magnet. „Heilig 6i
65
Cliamiesos und Varnhagens Musen-Alnianach 1806.
66
belebende Kraft duicb dringend die Eäume
des Aethevs" 32 — 33. — W. Neumann:
Madrigal. „Du bist, Geliebte, so ein süsses
Wesen" 34. Schriften, Leip-ig 1835, II. Theil,
5 S. 174. — W. Neumann: Lied. „Ich
muss ertragen" 35 — 36. Schriften II 179. —
W. Neumann: Weclisel. „Als ich an
dem süssen Orte" 37 — 38. Schriften II 177. —
W. Neumann: Sonett. „Bei schönein
10' Tagen sei gefasst auf Stürme" 39. Schriften II
175. 1. Zeile gcindert: ..Bei schönem Weiter
sei gefasst . . .~ W. Neu mann: Sonett.
„Der Geist, der in dem Geist nur findet
Nahrung" 40. Schriften II 17o: —
15 X [= Joh. Gotlhard Reinhold, 1771— 183S;
ADB 28,80ff.]: Schönheit. .Begäbet mit
dem heiligsten der Zeichen" 41 . — X [=^ Bein-
hold]: Der Tag der Tage. „Die schönste
Landschaft lag zu unsern Füssen" 42. —
20 X [= Ecinhold]: Sonett. „Es liegt die
Welt gestaltlos vor den Blicken" 43.
Dichterischer Nachlass, hij. von Varnhaijen,
Leipzig, 1853, I 110. Der Titel hat 'den
Zusatz : ^In ein Stammbuch." — V a i- i a z i o n e n.
25 Thema I :
Linde säuseln kühle Lüfte
Und im süssen Himmelsglanze,
Bilden spielend sich zum Kranze
Töne, Worte, Färb' und Düfte.
30 L Pellegrin: Die Verirrte. „Aus dem
schirmenden Gehege" 44 — 46. — 11. B.
[=Joh. Christian Aug. Ferdinand Bernhardt,
1769—1820, GoedeU VI 45 f, ADB ä,485] :
„Ist es Zauber, was ich schaue?" 47 — 48.
35 — Thema II:
Liebe will der Erd' entschweben,
Löst des Lebens enge Bande;
Sehnsucht trägt sie heim zum Lande,
Wo erblüht der Liebe Leben.
40 I. Pellegrin [= Fouque]. „Nah und weit
in bunten Kreisen" 49 — 51. — II. B.
[= Bernhardi]: Der Schiffer. „Bin ich
ganz von der verlassen" 52 — 54. —
III. Pellegrin [= Fouque]: Der Schiffer.
45 „Freud' und Friede, wie vergänglich!" 55
—57. — IV. B. [= Bernhardi]: Der
Lebensmüde. ,,Nein, das kann ich nicht
ertragen" 58 — 59. — X [^ Beinhold]:
Variazion. Thema:
50 Einen Abschied nennt das Scheiden,
Wer nicht kennt ein liebend Herz;
Doch ich nenn' es einen Schmerz,
Der nur endigt im Verscheiden.
[Von A. W. Schlegel, aus dem Span, des
55 Montemayor übertragen, vgl. Bepertor. Bd. I,
433, 50]. „Menschen leben im Gewülile"
60—62. Dichterischer Nachlass, 1813,1114;
betitelt ^Glosse-^. — Variazionen. Thema:
Dess gedenken, was vergangen,
60 Muss die Seel' in Wehmuth senken,
Lass sich lieber hoffend lenken
Auf die Zukunft Dein Verlangen.
K. A. Varnhagen: I. „Glänzend war die
grüne Heide" 63—65. — IL „In der muntern
65 Freuden Mitte" 65—67. — August Bode
[gest. 19. Okt. 1801; vgl. Ztg. f d. eleg. Welt
1801, No. 130, Goedvhe VIII 15,
Bepertor. I, 11 f.]: Der Waldgeist.
„Im Schein der schwarzen Gebüsche"
68—69. — v. Chaniisso: Ceres. Gleich 5
dem Gestirn, welches der Sohn des ver-
borgnen" 70—72. Ode: Tardel II, Iß; vgl.
Chamissos an Varnhagen vom 23. Sept. 1805;
L. Geiger, a. a. 0. S. 30 ff. — W. Neumann:
Treu im Tode. „Wog' und Sturm und 10
Donner rauschen" 73 — 74. Schriften, 1835,
II 181. — K. A. Varnhagen: llomanze.
.,Sinke, freundliches Gestirne" 75 — 81. —
Pellegrin [= FoHqu.c\: Der Lerchen-
bauni. Du so schlank emporgeschossen" 1.5
82— 83. — Anthropos [= Koreff"]: Blüthen-
kuss. [Fussnote: „Einige Pflanzen, die
nicht hermafroditisch sind, sondern in ge-
trennten Geschlechtern leben, vollbringen, wie
bekannt, ihre Befruchtung durch Schmetter- 20
linge, die aus einem Kelche in den andern
den Blüthenstaub tragen."] „Geheimnisvolle
Brautnacht zu begehen" 84—85. — ■ K. A.
Varnhagen: Des A. Propertius 19. Elegie
des III. Buchs. „Oft ja hör' ich von Dir 25
den Vorwurf unsrer Begierde" 86 — 88. —
Pellegrin [= Fouque]: Königin Elianors
Beichte. Altenglisch. „Frau Eüanor war
ein krankes Weib" 89 — 93. — v. Chamisso:
Vom wackern Reichhart. Ein altes 30
Lied aus dem Französischen des XVI.
Jahrhunderts. „Von jenem Recken
schreiben Hochgelahrte" 94—95. Tardel II,
17. — Pellegrin (= Fouque]: Die wahr-
sagenden Bäume. „Es war ein also ,%
schöner Tag" 96-100. — K. A. Varn-
hagen: [3] Elegien. I. Heitere Sinn und
Herz! es entfernt die grosse Betrübnis"
101—103 — II. „Ich wohl sende Dir fern
in traulich gedrängeten Zeilen" 104. — 40
III. „Dich in den Arm zu fassen, das Herz
am Herzen zu fühlen" 105 — 108. —
V. Chamisso: Nach Anakreon. „Den
mit Kränzen sie banden" 109. Tardel II 48.
— K. A. Varnhagen: Aus dem Anakreon. 45
I. An die Taube. „Du zarte, süsse Taube"
110 — 111. „II. Nicht mich bekümmert
Gj-ges" 112. — X [= Beinhold]: Ballade
von Petrarca. „Wenn was zuerst zur
Liebe mich verführet" 113. Dichterischer ,50
Nachlass II 119. Titel: „Keine Befreiung."-
— X[= Beinhold]:'Ma.di-iga.\ von Petrarca.
„Es schwang ein Engelchen aus fernen
Höhen" 114. — X [= Beinhold]: [Vier]
Sonette von Petrarca. Das 146: „Wenn ,^5
meine schöne Feindinn mich zuweilen"
115. — Das 147: „Wohl kannst Du, so,
auf Deinen mächt'gen Wogen" 116. —
Das 249: „So gehts mit uns! Jetzt giebt
mir Lust und Wonnen" 117. — Das 256: 60
„Zwei grosse Feinde waren einst verbunden"
118. — W. Neumaun: Petrarcas 250.
Sonett. „Wenn ich vom Himmel seh
Auroren steigen" 119. Schriften, II 170.
— W. Neumann: Boccaccio's Sonett es
67
Chamissos und Varnhagens Musen-Almanach 1806.
68
auf den Tod des Petrarca. (Or se
salito, caro Sigiior niio). „Nun, tlieurer
Herr, hast Du dich aufgeschwungen" 120
bis 121. Schriften, II 171. — Mathilde:
5 Sonett. „Wann Nacht, ausbreitend ihre
schwarzen Schleier" 122. — Kobert: An
die heilige Caecilie. „Heilge Caecilie,
hier vor Deinem Bilde" 123. — Pellegrin
[= Fouque]: Lobgesang an die heilige
10 Rosa von Viterbo. „Manch ein schönes
Lied gesungen" 124 — 128 — Ad. v.üthmann
[Später Ed. Hitzigs Schwager, s. Yarnhagens
Denkw. I. 258]: Hymne aus dem Latei-
nischen. Ave Maria. „Giuss dir. Stern
15 des Meeres" 129—130. ^ Eduard [Hiizig]:
Stabat mater. Hymne aus dem ijatei-
nischen. Vergl. d. 2 Jahrgang dieses
Almanachs S. 224. „Bei dem Sohn am
Kreutze, sehnend" 131 — 134. — Rosa
iO Maria [Varnhagen]: Die Flüsse. [4 Epi-
gramme] Freude. „Nur der Massige wird
ihm erquickenden Nektar entschöpfen" 135.
Schwärmerei. „Trüb' und in Nebel ge-
hüllt eutfliessen die wirbelnden Wogen" 135.
25 Leben. ,, Willst Du mit Nutzen und Lust
den breitsten der Ströme beschifi'en?" 136.
Liebe. ,,Lieblicli mit Rosengebüsch und
Myrthen die Ufer umkränzet" 136. Poetischer
I\"achlass, 1841, S. 133, heiiteü y,Die Flusse
so -4« Jitlic."^ Vermehrt um zwei Epigramme:
Das erste ^Kindheit' und das letzte ^Freund-
schaft.-^ — B. [= BernhardiV. Auf die
mediceische Venus. ,, Warum bist Du,
o Göttin, zur Stadt der Franken gewandert?"
36 137. — K. A. Varnhagen.' Goethe's
Werke. „Nein! er altert euch nicht: ver-
gebens harret ihr laurend" 138. K. A.
Varnhagen: Schiller. „Laut wehklaget
das Volk nun um Dich, o Friederich Schiller''
^ 40 139. — K. A. Varnhagen: Der Jüngling
und der Greis. „Armer Mann! er starb
Dir der Sohn, und der blühende Vater"
140. — K. A. Varnhagen: [Allcaeische\
Ode. „Hat kühn die Ahndung über die
4j Sternenbahn" 141 — 142. — Rosa Maria
[Varnhagen]: An Julie. „Mit Blumen sehn
wir unsern Weg sich schmücken" 143 — 144.
Stanzen. — Rosa Maria [Varnhagen];
Frühling. ,, Bräutlich geschmückt, seh' ich
50 im vollem Segen" 145. Sonett. Poet. Nachl.
S.12. Erstes Quartett verändert. — X[= Rein-
hold]: Die fünfte Canzone des Petrarca.
„O seelige, auf die sich Engel freuen"
146 — 152. Dichterischer Nachlass II 8.9 f.
55 Betitelt: Canzone 3. An Jacoh Colonna ' —
Rosa Maria [Varnhugen]: Sonett. „Im
Innern wollten Blumen schön erblühen" 153.
Poet. Nachl. S. 3. — Rosa Maria [Varn-
hagen]: Sonett. „Wenn bange Zweifel mir
60 im Busen toben 154. Poet. Nachl. S. 3. —
Rosa Maria [Varnhagen]: An meinen
Bruder. „Mein Geist erstaunet ob der
fernen Höhe" 155. — August Bode:
Des armen Mädchens Sang. „Gegrüsset
65 sei der Morgen klar" 156—157. — Robert
Die Quelle. „Weisst Du wohl warum
die Thränen" Ib8~lb9. Schriften, 1838, Bd.
I 67 f. Titel: Die heisse Quelle. Bomanse.
Zahlreiche Aenderungen. — Robert: Ro-
manze ,.Hoch auf einem alten Felsen" s
160—162. Schrifienl 68—70. — N. [= Neu-
mann?|: Liebe um Li ehe. „Es sass in einer
Laube" 163. — K. A. Varnhagen: Lied.
„Lieblich fliessen blaue Lüfte" 164 — 165. —
K. A. Varnhagen: Zueignung. „Wo nur lO
der Dichter weilte" 166. — K.A Varnhagen:
Sonett. „Reich glüht das Feld von gold-
ner Aehren Winken" 167. — K. A. Varn-
hagen: Beim Tode eines Kindes. „Ein
lieblich Leben war erblüht aus Rosen" 168. 15
— W. Neumann: Ja und Nein. Guarini
Madrigal 106. „Ja sagtest Du, ich aber"
169. Schriften II 178. — W. Neumann:
Genesung. Guarini Madrigal 131 „Es
hing an schwachem Faden" 170. Schriften 20
II 179. Hier tülschlich als 133. Madrigal
bezeichnet — W. Neumann: Guarini' 3
23. Sonett „Wer Herrin sehn will, ob
mir Gunst gewähren?" 171. Schriften II
183; Verbessert. Anfangszeile: -Wer, Herrin, 25
tcissen will, ob Gunst gewähren'^ . — W.
Neumann: Guarini's 32. Sonett. „Der
Pilger, den der harten Aechtung Bande" 172.
Schriften II 17C; verbessert. — Robert:
Drei Sonette der Maria Stuart, ge- 30
schrieben an Bothwell vor ihrer Ver-
mählung mit demselben. Aus dem
Altfranzösischen. I. „Gerechte Götter,
o erbarmt Euch mein", 173 II. Mein Sohn,
mein Leben, meine Ehr' soll liegen 174. 35
III. „Du glaubest sie voll Ueberdruss, ich
weiss" 175. — Rosa Maria [Varnhagen]:
Lied. „Nach dem Französischen. „Wo
kühle Lüfte wehen" 176—178. Poet. Nachl.
S. 130 f. — Rosa j\l a r i a [ Varnhagen] : 40
Lieil. Nach dem Französisclien. „Von
meinem Ungetreuen" 179 — 180. Poet. Nachl.
S. 121 f. — X[= Beinhold]: Glückwunsch.
„Es blickt mit heiterm Sinne" 181 — 184.
Dicht. Nachl. I 17 f Hier betitelt: ^Am *5
Geburtstag einer Fxcundin der Botanik, der
Musik und der Poesie (ISOl)."- — Anthro-
pos [=^ Eoreff\: Rousseau. „Dir Feuer-
^eist darf nicht die Zeit genügen" 185. —
Anthropos [= Korefj]: Stanze. ^Ein 50
heimlich Fest im Schlummer zu begehen"
186. — Anthropos [= Eorefj]: Antwort
auf einige Verse. „Oft wohl hast Du
gesehn, wenn Wetter mit Regen gehauset"
187. — 'S\= Beinhot d]: Pellegrin s Schau- ss
spiele [Der Falke und das Beh\: ,^Einst
war die Zeit, da mancher Lanze Splitter"
Sonett. Dichter. Nachl. 1 104. „Als Sie gestern
fort waren, da fiel mir ein, der Grüne könne
wohl noch ein Sonett aufnehmen, und da €0
holt ich unter meinen Papieren dasbeiliegende
hervor. Eis kommt übrigens nicht als Sonett
und Beitrag an sich, sondern einzig und
allein, weil sein Inhalt die Verherrlichung
Pellegrins ist, der von uns wohl ein Kränzchen G5
69
Chamissos uud Varnhagens Mueen-Almanach 1806.
70
verdient." Beinhold an Varnhar/en, von dessen
Hand datiert ^Hamburg, 1805." Hs. Billet
auf der Kgl. Bibl. Berlin. — K. A. Varn-
liagen: An Pellegrin. „Gewaltsam bricht
5 Natur das starre Schweigen 189. — K. A.
Varnhagen: An Koreff. „Das Weltall
hat ein Trunkner nur belauschet" 190. —
K. A. Varnhagen: An Franz Theremin.
„Zwei Tauben, gleich au Scliöne, doch ver-
10 schieden." 191. — K. A. Varnhagen: An
Adelbert von Chamisso. Bei Uebers en-
dung des Seh legel'schen Lessing. „Dein
gedacht' ich, o Freund, mit hochert'reuender
Andacht" 193-195. — K. A. Varnhagen:
15 An W. Neumann; „Vom Blumenhügel
herabgeflossen 196 — 200. — W. Neumann.
Verzeichnis der Mitarbeiter am Cham
•Jahrgang ISiH,
Chamisso
20 Eduard = Hitzig
Gottlieb Eiller
J. [= Julius Klaproth?]
W. Neumann
Ludwig liohert
25 K. A. Varnhagen
* = Theremin.
tTahrgang 1S05.
Änthropos = Koreff
Augusta = [Kliiproth]
•^'J Chamisso
Diehl
Eduard Hitzig
Ernst = Karl Georg von Buumcr
Fichte
^^ K. = Koreff s. Antliropos
W. Neumann
P. = Paalzow
L. Robert
S. = K. G. V. Baumer.
40 Theremin
Varnhac/en
Wolfart
Beim Abschiede. I. An Adelbert. „Wen
niedern Lebens dunkle Nacht umstricket"
201—202. Sonett. Schriften II 174. —
II. V. Chamisso: An Wilhelm. [Neumann].
„Erbrausen hör' der Winde wüstes Streifen. 5
203. Tardel, II 48. — W. Neu mann:
Sonett. „Süss heitres Leben strahlt durch
zarte Wangen" 204. Schriften II, 183. —
K. A. Varnhagen: Elegie. „Von der
bepurpurten Höhe entfliesst hellstrahlender 10
Schimmer" 205 — 218. — B. \= Bernhardi\:
Der neue Herkules. Sonett. „Die
Welt kann uns nicht gröss're Güter geben"
219. Sonett. „Die Blume ist in Liebe
hoch entbrannt" 220. (Von M. Z. zur 15
Aufnahme empfohlen).
is.so-f'arnhagenschen Musenalmanach.
.* ^^ Theremin
**. = >
= > Fichte
Jahrgang 1H06,
Antliropos =^ Koreff
B. = Bernhardt
August Bode
Chamisso
KaroUne \ '^' '« ^^«"'^ ^"«2««
Mathilde
N. ^= Neumann?
W. Neumann
Pellegrin = Foucjue
J. G Beinhold = X
Bosa Maria =^ Varnhagen
L. Bobert
Tlieremin
Eine Ungenannte = Karoline
[de la Motte Fouque
Ad. V. Uthmann
Karl August \ „ ,
Bosa Maria ) ^«'■«''«^««
X = Reinhold
Erzählungen und Spiele.
Herausgegeben
45 von
Wilhelm Nenmann
und
Karl Angust Varnhageu.
Verlag: Hamburg, bei Adoljih Schmidt.
50 Zeit des Erscheinens: Ende Oktober 1806.
In einem hs. auf der Königl. Bibl. Berlin vor-
handenen Briefe .•n/hreibt Neumann aus Göt-
tinrjen am 15. November 1806 an Varnhagen:
„Unser Büchlein ist fertig, gerade 33 Bogen
55 stark, die Exemplare sind bereits in Leipzig.'^
Format; Kl. S".
Schriftart: Antiqua.
Fundorte: Königl. Bibliothek Berlin, llniversi-
täts - Bibliothek Breslau, Dr. H. Miehel-
60 Berlin.
Zur Geschichte der Sammlung: Schon kurz
vor seinem Ausmarsch aus Berlin — der
Druck des dritten Jahrganges halte noch
nicht begonnen — riet Chamisso ab, einen
vierten zu planen. Er sehreibt, mit der ihm
eignen Selbstkritik, am 12. August 1805 den
Freunden in Hamburg: „0 Freunde, lasset 45
uns nicht, die ivir mit angestemmtem kräftigen
Lernen erfüllen müssen, die Zeit, mit Be-
mühungen des Bichtisiren zerfetzen! und
Machwerke doch zum öftern nur machen.
Die Zeit, Kunstiverke zu erschaffen, müssen 50
wir aussäen, auf dass sie reife. Das lege ich
euch an's Herz, für mein Theil will ich nicht
dichten wollen . . . Mein Rath denn ist,
der dritte (jhiine soll nicht den vierten ver-
sprechen und ankünden." Dennoch ist er 55
gern bereit, ivieder mitzuarbeiten, als Varn-
hagen ihm mitteilt, er sei entschlossen, einen
vierten Jahrgang herauszubringen. Er ant-
ivortet ihm am 10. September: „Bleibt
es aber bei Deinen Worten, und tvird ferner 61I
in der Welt ,,gegrünV\ so versteht es sich
von selbst, dass — Herausgeier oder nur
Mitarbeiter, gleichviel — so lange nur die
eigene ungetriebene Natur grüne Blätter aus
b*
71
Neumanns und Varnhagens Erzählungen und Spiele.
72
mir schiessen lässt, ich mitgrüne." [Vgl. auch
Chamissos Wei-ke, hrsg. von Geiger, Beclam
190S. 11 19Sf.] Bald darauf sahen suh die
Freunde in Berlin, und der mündliche Ge-
dankenaustausch mag den Plan noch hetestiyt
haben. Am U. November 1805 wird Hitzig
durch Chamisso ..wegen aller Grünlichheitef
an Varnhagen gewiesen: „ . • ■ der dritte
erscheint und der vierte soll ihm folgen und
der fünfte nicht der letzte sein. Also sein
Beschlu^'s^' ... und dass der Almanach
ihm wirklich trotz aller Bedenken noch am
Herzen liegt, beweist sein Brief an Varn-
Jiaiien vom 8. I. 06. Er übersendet das
einzige gute Gedicht, das er seit Beginn des
Fcldsiiges qemacht habe, „auf dass es ja zu
lS'ro.4 des' Grünen auf bewahrt werde' . Ind
einige Zeilen weiter ruft er: „Es ist bald
Zeit an den vierten Grünen zu denken!-
Unterdessen hatten aber die Verhandlungen
mit dem Hamburger Verlage zu keinem Er-
gebnis geführt [vgl. den Brief Chamissos an
Varnhagen und Neumann in Halle vom
13 iugust 1806 und Varnhagens Denk-
würdigkeiten V 380 f.]: er lehnte dcts
honorarlos angebotene Manuskript ab, war
aber bereit, einige Uebersetzungen Varnhagens
M»(? Neumanns (fegen Honorar zu verlegen.
Varnhaiicn verwendete zur Abrundung des
Inhalts' einen Teil des für den vierten Jahr-
i/ang des „Grünen'' gesammelten Materials,
undChamisso billigte, nicht ohne zu schmunzeln,
diese Lösung, indem er Varnhagen ain
7. September ISOG aus Hameln schrieb: „Lass
lins in Gotiesnamen den vierten Grünen
fahren lassen, ich bin es zufrieden, wenn Bu
Deinem Verleger den genialischen Streich
versetzen kannst, ihm für bares Geld einzu-
prägen, was er nicht umsonst geicollt. Mein
Vorrath ist Dein, und ich glaube, dass das
Geschenk Pellegrin's so gut hie als dort auf-
gehoben ist. — ... Ist es nicht an der Zeit,
aufzuhören, die Herausgabe eines Almanach
zu höchstem Ziele unsrer Mühen zu machend
Ich möchte wohl, dass dies Buch von seiist
seine Fortsetzunij ijefunden hätte, aber sie
ihm aufzuzwingen', mit Aufbietung alla-
Kräfte, ist nischts niche. Lass denn fw s
erste den Grünen rcrhlichcn sein.'- — Auch
,.Pelkgrins Geschenke'- waren zunächst für
den vierten Grünen bestimmt. Er schreibt
in einem ungedruckten Briefe vom .24. August
1806 an Varnhagen: „Sie erhalten hierbei,
mein geschätzter Freund. Abschriften von
einigen meiner Gedichte für Ihren neuesten
Almanach, der, wie mir Chamisso sagte, mit
dem vorjährigen verspäteten zugleich erscheinen
soll.'- Am 8. IX. 06 gibt er dann, auf Varn-
hagens Bitte, seine FAmoilligung zum Gebrauch
der Beitrage für iiie,.Krzählungen uml Spiele.-
- Chamissos Interesse fürdas Bwhder Freunde
bleibt in allem Krici/strubcl lebhaft am 3!). Okto-
ber frai/t erVarnhaiien:.,W'is nairht dcmiEuer
und unser Buch?" Er niederholt diese An-
fraije bei Neumann (am 5. Nocemi'er), und
bittet, einenMonat später,^nach der schmach-
vollen Kapitulation von Hameln schon auf
dem Wege nach Frankreich — iuni dritten-
mal Varnhagen dringlich „um Bericht über
Eures Buches Schicksal".
Dieses hatte, schon vor seinem Erscheinen,
das I^mjlücli, Anstoss zu erregen. Varnhagen
berichtet darüber [Denkw. 1' SOifj: „Der
hamburgische Buchhändler liess das Buch,
welches er von Ncnmann und mir in t erlag
genommen, zu unsrer Bequemlichkeit in Halle
drucken, und dasselbe unterlag daher der
dortigen Zensur. Nun hatte uns Chamisso b
eine ijutc Anzahl Epigramme zugeschickt, m
welchen allerlei Scherze auch üher die politi-
schen Verhältnisse vorkamen, das Ganze sollte
Enchiridiun heissen und konnte, bei aller
Freimüthiiikeit mancher Wendungen, noch 10
immer recht gut von jedem Preussen unter-
schrieben werden. Wir hatten auf che
Wirkuni) dieses Beitrags schon vorzüglich
(lerechn'et. als unerwartet die Zensur ihm das
Imprimatur verweigerte. Der Prorektor 15
Maass war Zensor, und ich eilte zu Um in
der Absicht ihm vorzustellen, dass der Aufsatz
von seinem Verfasser persönlich vertreten
icürde, das Buch aber als ein in Hamburg
verlegtes gelten müsse, der Druck eben so gut 20
dort' wie in Halle geschehen könne, und der
Zensor daher nur gestatten möge, luas er doch
nicht ganz zu hindern im stände sei Er . . .
behauptete aber sein Hecht der Venoeigerung
und <iab mir, als ich allzudreist ihm sagte, 2o
ich würde ihn verklagen, ruhig selbst die
Behörde an, wo ich meine Beschwerde an-
briniien könnte, worauf ich ihn sehr unzu-
frieden verliess. Eine Beschwerde m Berlin
durfte weniii Erfoh) versprechen, und die 30
Boijen in Hamburg drucken zu lassen, wo
nur für Zeitimien eine Zensur bestand, schien
doch zu umständlich; um daher ohne ^^elt-
läußigkeit von der Sache zu kommen, mussten
wir uns entschliessen, den Beitrag aufzuopfern, 3o
wodurch das Buch grade die paar Iloss-
federn verlor, mit denen es in der unglück-
lichen politischen Ueberschtcemmung, in die
sein Erscheinen fiel, noch einigermassen hatte
schwimmen können".
3Ian könnte vielleicht Bedenken tragen,
dieses Bändchen „Erzählungen und Spiele"
in eine Sammlung von Almanachen auf-
zunehmen, denn seine Herausgeber haben an
das etwaige Erscheinen folgender Jahrgange 4a
bestimmt nicht gedacht, es ist also von vorn-
herein nicht einmal theoretisch jene T oraus-
setzung eines Almanachs erfüllt, dass er cils
Glied einer Kette erscheint und auftritt.
Aber auch abgesehen davon, dass man diese sO
Erzählungen und Spiele" teenigstens zu
einem Teil aufzufassen hat als Ersatz eines
nicht zu Stande gekommenen 4. Jahrganges
des (hamisso-Varnhai/cnschcn Almanachs,
spricht auch ihr Inhalt, eine Mischung von 5ä
prosaischen und poetischen Beiträgen, keines-
wegs (legen eine Einordnung unter den Be-
griff des Almanaclis, hätte den Titel „Poeti-
sches Taschenbuch" zum mindesten mUeben
. so (p-osser Beir<hli(iu)ui getragen wie Fried- w
rieh Schlegels Bundchcn, dessen Mitarbeiter-
schar sogar wwh unter der Sechszahl der Mit-
arbeiter an den „Erzählungen und Spiele" bleibt.
— Eine nachträglich ermittelte Bez. s. Sp. 77.
Inhalf: Unpuginiertes Blatt. W. Neu-
maiin: Urbano. Eine Novelle aus dem
Italienischen des. Joliann CS Hoccaccio.
\; S. 2 bleibt frei.
[Vorw(ivt?i _ -„
„Eines Tages mein- als gcwölinlicli von
sehr schweren und unzahligen Leiden an-
73
Neumanns und Varnhagens Erzählungen und Spiele.
74
gefallen mich befindend, ja von dem Tode
mehr als tödtlich gekränkt, indem er mir
denjenigen entrissen, den ich mehr als mich
selbst, wegen seiner Tugenden, höchlichst
liebte, und mich erinnernd an die Sittigkeit,
das Betragen, und die brüderliche Liebe,
die er jederzeit so warm gegen mich ge-
tragen, und zugleich, dass ich den so lieben
Freund verloren, ohne einige Hofl'nung, ihn
noch wiederzuerlangen; wie vielmehr mir
davon ins Gedächtniss zurückkehrte, um so
viel mehr (wehe mir) zwang es mich, auf
das bitterlichste zu weinen. Und da Ess-
lust und Schlaf, wegen solcher Belrübniss,
von mir gewichen waren, und ich nicht
konnte irgend einen Gedanken anders wo-
hin wenden, ward ich gewahr, dass solche
eingebildete Verzweiflung nicht allein un-
schicklich sei, sondern auch meinem elenden
Leben sehr sch<ädlich. Daher versuchte ich
mehrmals, mich davon ab zu ziehen, und
obschon ich alle Bemühung vergebens an-
wandte, so zwang ich doch zuletzt so weit
das stürmische Gemüth, dass es sich be-
quemte, auf eine Zeit lang Stillstand zu
schliessen, und einem andern Gedanken
Kaum zu geben, welcher war, dass ich, mich
erinnernd einer nicht sehr alten Geschichte,
mich entschloss, diese mit meiner niüssigen
und müden Feder zu wiederholen, um sie
denen zu zeigen, die sich sie zu lesen er-
götzen werden. — " 3 — 4.
Urbano. „Inhalt. Silvestra wird vom
Kaiser Friedrich dem Dritten, dem Kothbart,
ihr nicht erkannt, geschwängert: sie gebiert
Urbano, welcher erzogen von einem Gast-
wirth als Sohn, durch den Eath gewisser
Florentiner, mit neuer List von dem Sultan
dessen Tochter zur Gattin erhält: darauf
von jenen Florentinern betrogen, nach
mannigfaltigen und mitleidswürdigen Zu-
fällen nach Kora gelangt, wo er, vom Kaiser
für seineu Sohn erkannt, mit seiner Gattin
glücklich lebt" 5 — 115. — W. Neumann:
Novelle vom Erzteufel Be Ifagor. Aus
dem Italienischen des Nicolaus Ma-
chiavelli. 117. — [B. arcidiavolo novella di
N. M . . . ed. 6. Gargani, Firenze 1869.]
Inhalt. „Belfagor, der Erzteufel, wird vom
Pluton auf diese Welt gesandt, mit dem
Befehl, sich ein Ehgemahl zu nehmen. Er
kömmt, nimmt sie, und, nicht im Stande,
die Hoffahrt derselben auszuhaken, will er
lieber zurückkehren in die Hölle, als sich
wieder mit ihr verbinden." 119 — 142. —
„Es kommt nämlich darauf an zu be-
stimmen, welches denn eigentlich die Auf-
gabe des Uebersetzers sei, und ich will nicht
läugnen, dass man sie sich Einmal, als einen
Versuch denken kann, die Spraclie worin
übersetzt wird bis zu einer möglichst ge-
nauen Nachbildung der Formen des Originals
zu erweitern. Nach diesem Princip scheint
mir zum Beispiel Neumanns Uebcrsetzung
des Boccaccio gearbeitet zu sein, und aus
diesem Gesichtspunkte betrachtet, verdient
sie auch das grössteLob, wegen ihrer strengen
Konsequenz, und dem (!) nie nachlassenden
Bestreben sich so genau als möglich an das
Original anzuscliliessen. Nicht zu läugnen 5
scheint mir aber auch dass dies zwar eine
grammatische; aber keine poetische Ueber-
setzung genannt werden könne; dass ich,
z. B., wenn ich nach diesem Grundsatz
ari)eite, nicht das Spanische ins Deutsche lu
übsrsetze, da ich ja genau genommen nicht
deutsch schreibe, sondern vielmehr das
Deutsche ins Spanische dessen Sprachformen
und Feriodenbau ich ja nachahme; dass der
Geist des Originals, anstatt durch diese ge- 1.-,
gauere Nachbildung heller durchzuschimmern,
nur häufig durch sie mit einer todten Schaale
bedeckt wird, welche er garnicht durch-
brechen kann, da ja alles in der Sprache
neu gewagte (wenige Ausnahmen abgerech- 20
net!) noch todt ist, und erst wenn es in den
Gebrauch übergeht, belebt wird." Aus einem
nngedr. Briefe Theremins vom Jahre 1807
an Varnhagen, Kgl. Bihl. Berlin.
L. A. V. Chamisso: Adelberts Fabel. 25
143. S. 144 hleiht frei. Adelberts Fabel
145—159. H. Tardel, Werke II 197 ff .
Dieser Beitrag Chamissos ist der Ersatz
für das von der Zensur verbotene „Enchei-
ridion'^, Tardel, Werke II, ii8 f. Dieses 30
wurde im Januar ISOO in Angriff genommen
[vgl. seinen Brief an die Hamburger Freunde
vom ~^<S'. Januar ISOO] ; einige Zeit darauf
die ..Fabel"^. Chamisso schreibt an Varn-
hagen aus Hameln den 25. April 1806 -von 'X)
der Hauptwache daselbst": „Diese Fabel, an
der ich mich seit acht Tagen dumm gedacht
habe, und diese Wachtnacht von 10 Uhr des
Abends bis 6 Ulir des Morgens blind ge
schrieben, die ich mit Gewalt dem ersten 4ü
Briefe beifügen ivollte, sei Euch, meine herz-
gcliebten Kinder, die alleinige Schuld, dass
Ihr vielleicht ein paar Tage meinen Briefen
entgegengesehen habet.-' — Vgl. über den
Zusammenhang der Fabel mit Epiktet und 45
ihren Wert zur Beurteilung der damaligen
Weltanschauung Chamissos die Bezensionen
der E. Kossmannschen Publikation von
„Fortunati Glückseckel-^ [Deutsche Lit.
Denkm. Bd. 54 f.] durch Walxel im 50
Eiqihorion IV 137 f, 140, und Pollah im
..Anzeiger-" 24, 91. Vgl. auch DNL 148,
p. XXIII sqq. — Karl August Varn-
hagen: Benigna. Ein dramatisches
Spiel. 161. Personen. Ritter Konrad. 55
Adolf, sein Sohn. Benigna, seine Tochter,
lütter Walter. Franz, Walters Knappe. Ernst,
Konrads Knappe. Andere Knappen.^. 162.
Benigna wird von ihrem Vater, Bitter
Konrad, überrascht, da sie im Garten ihren 60
Geliebten, Walter, erwartet, um ihm für
immer Lebewohl zu sagen. Sie soll des ihr
vcrhassten Grafen lothar Gattin werden,
damit ihr Bruder Adolf als sein „mächt'ger
Schwager-' zu hohen Ehren gelange. Der 65
75
Neumanns und Varnhagens Erzählungen und Spiele.
76
Vatur sendet die Tochter ins Schloss zurück
und lauert auf den BuMcn ; statt seiner kommt
Adolf geschlichen, um die Schwester zu ent-
larven, und loird im Dunhel unerkannt vom
Vater erstochen. — Bald darauf erscheint
Walter, nachdem er am Parlcgitter den ihm
entgegentretenden Grafen Lothar nieder-
gestossen hat. Während er mit seiner zurüclc-
f/cJcehrten Geliebten eine lange Aussprache
hat, tritt Ritter Konrad, der seine Knechte
gerufen hatte, von neuem auf. Als er mit
dem Schwert auf Walter eindringt, wirft
sich Benigna zwischen beide und sinkt durch-
bohrt SU Boden. Da loird auch Adolfs Leich-
nam gebracht . . .
Der Akt ist in ihebig-trochäischen Versen
gedichtet, zum Teil gereimt: Reimpaare imd
Espinelen (abbaa \ ccdde) ivechseln ab. Ln den
Wechselreden bedienen s ich Walter und Benigna
entweder der Sonettenform, indem sie dieselben
Reime amoenden [18<i f\, oder der Stanzen
[198 f]; eine Stanze schliesst auch das Gedicht.
Der Einfluss von Wilhelm von Schütz'
„Lacrimas^ scheint sich bemerkbar zu machen.
Nero und Cato von Utica. Ein
Gespräch von f [= Bernhardi]. 209. S. 310
bleibt frei. In dem bereits zitierten Briefe
Varnhagens an Bernhardi vem i.'3. VL 1800
fordert er diesen auf, das freundschaftlich
versprochene Todtengcsprüch zu senden, das
er sehnlich erwarte. Auf erneute dringende
Mahnung am 2. VIII. erhält er umgehend
das Manuskript. Bernhardi schreibt ihm am
12. VIII: „Hier schicke ich Ihnen das Ge-
spräch ... Es muss aber nicht bekannt
werden, dass das Gespräch von mir ist;
daher muss ich es verbitten ein Zeichen,
z. B. ein B. oder dergl. darunter zu setzen,
weil mir dies Verdriesslichkeit macheu könnte.
Uebrigens wünsch ich, dass Ihnen das Ge-
spräch gefallen möge und dass Sie es
zweckmässig finden, und bin mit Achtung
Ihr ergebenster A F Bernhardi." Nero
und Cato von Utica. 211 — 231. Elysiura.
Der Kern S. 219 f:
„Nero. Mein Unglück war, dass ich
Kaiser, nicht Schauspieldirektor, nicht Dichter
war, und das hat das Schicksal, Jupiter, nicht
ich zu verantworten. — Aus einem herrlichen
Dichter ward icli ein mittelmässiger, aber
Kaiser dabei, aus einem treüTlichen Musiker
und Sänger ein erträglicher, aber Kaiser
dabei. Die Liebe zur Kunst, zum Idealischen
behielt ich, in die Realität ward ich hinein-
gerissen, und mir die flacht verliehen in
der Wirklichkeit zu handthieren, und so
dichtete ich in einem etwas grossen und
tragischen Sylbenmasse, in der Realität.
Cato.
Wie verstehe ich das?
Nero.
Bin Beispiel mag es Dir erläutern. Denk
DirTrojas Brand, denk Dir die einstürzenden
H.änser, die jammernden Weiber und Kinder,
das Geheul, den Lärm, das wilde Geschrei,
Du kannst es, aber es ist Bild; denke
es Dir im prächtigsten, täuschendsten
Schauspiel dargestellt; es liegt der Wirk-
lichkeit näher, aber es ist Bild, reineres
vielleicht, aber dafür auch entfernteres. — 5
Mich zog es bin die Wahrheit zu sehn,
sichrer wie im Schauspiel die Verwüstung
anzuschauen, alles Leiden mir recht nahe
vor die Seele zu rücken und darüber zu
jammern, darum zündete ich Rom an und if'
beweinte es. Wäre ich Schauspieldirektor
gewesen, so würden ein Paar brennende
Bretter mich befriedigt haben."
Rosa Maria [Varnhagen]: Fabio und
Clara. Eine Novelle. 233. S. 234 bleibt 15
frei. Fabio und Clara 235—278.
Don Fabio kehrt nach sechs Kriegsjahren
in die Heimat zurück und erblickt gleich am
ersten Tage in einem Kloster von Bladrid,
in dem auch sie die Blesse hört, eine wunder- 20
schöne Dame, Donna Clara, in deren Ge-
stalt und Stimme er sich sterblich verlieht.
In ärmlicher Verkleidung vor den Fenstern
des Palastes ihres strengen Oheims, Don
Miguel, singend ivird er von einem alten 23
Diener eingelassen. Der Zufall ermöglicht
ihm ein Zusammentreffen mit der Geliebten
auf ihrem Zimmer. Aber das Glück ihrer
von nun an allahendlich stattfindenden Zu-
sammenkünfte im Park zerstört der Oheim, 3"
der sie belauscht: er lässt durch Bewaffnete
Fabio überfallen und niederschlagen; Clara
muss widerwillig Don Juan, dessen Be-
werbungen sein Vater Miguel energisch unter-
stützt, heiraten. — Fabio, von seinen Wunden s.i
genesen, kehrt aus neuem Kampf in dem
Augenblicke zurück, da Don Juan seine
Gattin in der Wut über ihre rermeintliche
Treulosigkeit erwürgt, selbst aber sich entleibt.
Donna Clara wird noch rechtzeitig zum Leben -^o
erweckt, und nach Verlauf eines Jahres kann
sie die endliche Vereinigung mit Fabio feiern.
Pelle grin [— Friedrich de la Motte
Fouque]: Des Helden Rettung. Dä-
nische Sage. 279. S 280 bleibt frei 45
Des Helden Rettung. „Der Kampf war
ausgestritten noch vor dem Morgenroth-'
281—287. — Pellegrin f= Fouque]:
Blüthenkranz. 289. S. 290 bleibt frei. —
Wunsch. „Ach wie heiter wollt ich sterben!" '->^
291. — Warnung. ,,Es war aus kühner
Brust gedrungen" 291 — 292. — Die ernste
Freundin. ,, Traum schafft aus War ein
Ist, aus Zukunft Gestern". 292—293.
Sonett. — Zu Rousseaus dreitöniger *.■)
Romanze: ,.Einsara ist's im Zimmer"
293 — 295. — Der Knabe und die Jung-
frau. ,, Unter Thränen still vergossen"
295— 297. — Klage und Trost. „Blumen,
warum aufwärts schauen?" 297 — 298. — *o
Karl August Varnhagen: Alonso. Ein
Mährchen. 299. S. 300 bleibt frei.
Alonso. p]in Mährchen. 301—315.
F.ntstanden unter dem Einjlnss des ,.Ofter-
dingen " ; besonders des unvollendeten 2. Teils, ^^
77
Neuinanns und Varnhagens Erz'ähhingen und Spiele.
78
dessen Äeusseres und Tenor epigonenhaft
ühertriehcn sind. Theremin schreibt am
2. Fehruar 1807 an Varnhagen: „Am besten
gefiel ihr [Sophie Sander, seiner geliebten
ö Freundin, der er de» ganzen Band vorgelesen]
Dein Alonso wegen des schönen Sinnes nnd
des schönen Styles." Handschr. Brief auf d.
Kql. Bihl. Berlin. — Karl August Varn-
hagen: Sonette. [XV] 317. S. 318 bleibt
"^ frei. I. „Zum grausen Forst, auf unbetret-
neru Wege" 319. — II. ,,Du Fromme, die
des heil'gen Feuers wahret" 320. — III.
,,Mit finsterm Schaun grüsst' ich des Tages
Stralen" 321. — IV. „Wie es geschah, das
*^ weiss ich nicht zu sagen" 322. — V. ,,Ein
heilig Gliihn in reiner Brust erhebet" 323.
— VI. ,,Das stille Mahl, die herzlich
frommen Worte" 324. — VII. ,,Die Herrin,
schön geschmückt, blumig und seiden" 325.
^' VIII. „Sie stand vor mir mit edlem tiefen
Schauen" 326. — IX. ,,0 hohe Freundin,
die der Schickung Netze" 327. — X. „Mag
in der fabelhaften Liebe Wogen" 328. —
XI. ,,Aus goldnen Thoren des Olymps er-
^■^ schallen" 329. — XII. An Louis de la
Foye. ,,Dii lebtest einst in froher Brüder
Mitte" 330. — XIII. An P. „Noch schwebt
ein Dunkel Dir auf diesen Zeilen" 331. —
XIV. An Friedrich Schlegel. „Es
tönen laut die alten Harnionieen" 332. —
XV. „Hier ist von meinem innern Selbst
ein Theil" 333. — W. Neumann: Ge-
dichte. 335. S. 336 bleibt frei. —
Guarini. Sonett. 21. „Mag ja wohl euer
^'^ Stolz und meine Leiden" 337. Dieses und
die beiden folgenden Gedichte nicht in den
Schriften 1835. Sonett. „Es lockt mit süssem
Tone das Vergnügen" 338. — Der Traum.
„Ich stand am Ufer, und in grauer Ferne" 339.
— An den Tod. ^Ach so voll WeLmuth, so
in Schmerz versunken" 340. Sonett. Schriften
II 182. — Die bessere Hoffnung. An
Rosa Maria. ,, In des Frühlings Schimmer"
341. Schriften II 170. — Stanzen. [6]
^ 1. An Adelbert [Chamisso] „Mag dunkler
Nacht und herben Winters Drängen- 342.
Schriften II 152. — 2. An Ludwig
[Sobert]. In heil'ger Nacht geheimnis-
vollen Stunden" 342. Schriften II 152.
^ Titel daselbst : Stanze in Lafoyes Stummbueh.
— 3. An Karoline [Lehmann] ,,De3
jungen Lebens schöne Tage fhessen"* 343.
Schriften II 153. — 4. An Köre ff. „Den
hohen Trieb, der ihn erfüllt, zu stillen" 343.
Schriften II 153. — An J. [KU: Ucinr. 5
Jxilius'f] „Wenn Du, zur Kunst in glüh'nder
Lieb' entzündet" 344. Dieses tind das folg.
Gedicht nicht in den Sehr. 1835. — 6. An
einen Franken. ^So viel auch Zungen
sind in allen Landen" 344. — Erasto 10
und Filena. Novelle aus dem Italienisciien.
[Vf. W. Xeumann?] 345. S. 340 bleibt frei.
Erasto und Filena. Novelle.' 347—364.
Erasto, ein edler Krctenser aus Jciiniglichem
Geblüt, verliebt sich .:ii Konstantinopel in die 15
Tochter des Kaisers, Filtjiii. fn/iit ihr auf das
Schiff, das sie dem Könige Wilhelm von Si-
zilien als Gemahlin zuführen soll, rettet sie,
als dieses von Korsaren überfallen und er-
obert wird und Filena ins Meer springt, vom 20
Tode und wird ihr Gatte. Auf Irrwegen
wieder nach Konstantinop)el gelangt, entdeclcen
sie sich dem Kaiser, der, über die Schwanger-
schaft der Tochter ergrimmt, beide in den
Kerker werfen lässt und befiehlt, sie im Meer 25
zu ertränken. Aber von der bestochenen
Wache freigelassen, entkamen sie unerkannt
nach Kreta, yWO sie seit dieser Zeit das
ruhigste und glücklichste Leben führten, und
ihrer von so viel Gefahren geprüften Liebe 30
lange Zeit genossen^.
Eine sehr absprechend gehaltene Bezen-
sion der „Erzählungen und Spiele"" findet
sich in der Jenaischen All (/em. Lit.- Ztg.
vom 23. May 1807, No. 120'. Die „A"+ d-' 35
gezeichnete Kritik beginnt: „Man muss den
Poeten . . zugestehen, dass es nicht leicht
ist, mit ihnen fertig zu werden: womit wir
eben nur von diesen, nämlich den Herren
Neumann, Varnhagen, Chamisso etc. reden; 40
denn fern sei es von uns, sie irgend jemand
weiter zur Last zu legen und zuzusprechen,
als sich selber." — Der Kampf mit ihnen
sei deswegen schwer, ,weil sie, selbst schon
Parodie, noch unermüdlich sind, sich selber *5
zu parodieren, einige sogar mit keckem
Wissen und Willen, und so der einzigen
Waffe sich bemächtigen, die es Kurzweile
machen könnte gegen sie zu gebrauchen."
Verzeichnis der Mitarbeiter an den 'Erzählungen und Spielen'.
Bcrnhardi W. Neumann
Chamisso Karl August \ y„y),],n(,en
Fouque
Bosa Maria
Friedrich Schlegels Poetisches Taschenbuch ISOR.
80
Poetisches Taschenbuch
für
das Jalir 1806
von
5 Friedrich ScMegrel.
Verlag: Johann Friedrich Vnijcr.
Ort: Berlin.
Format: 16°.
Schriftgattung: Fraktur.
10 Zeit des Erscheinens: Michaelis-Messe ISOö.
Fundorte: Köniijl. Bibl. Berlin; Hof- und
StuaisBibl München; Könvjl.und
Vrov. Bibl Hannover; Stadt-Bihl.
Hambury; Univ. -Bibl : Erlan-
15 ij en, Kiel, 31 ä n c hen. Freies Deut-
sches Hochstift Frankfurt n. M.
Dr. Leop. Hirschbcrcj-Bcrlin.
Zur Geschichte des Taschenbuchs: Das
„Poetische Taschenbuch" erschien in der
20 Michaelismesse 1S05. Dass sein Erfolg wenig
befriedigend war, wissen wir aus Dorotheas
Briefen. — Wie die Xikolaiten, vom Stamm
der entschlafenen Allgeui. Deutschen Bibl.,
über Friedrich Schlegel als Dichter urteilten,
25 lehrt eine Bemerkung über ihn in der Anzeige
des Schlegel-Ticckschen Muscnalmannclis von
1802, [S. 347 im 2. Stück des 69. Bandes]:
er stelle die Fabel vom Apollo und Marsyas
praktisch dar, — indem er die Poesie schinde.
30 ..Er bietet dar schwerfällige Klinggedichte,
holprige, aus unzusamiuenhängenden Phrasen,
Wortspielen und Sylbenspielen mühsam
zusammengearbeitete Lieder, und mysteri-
ösen, Jakob Böhmen und den mährischen
3ö Brüdern nachgebeteten Singsang." Eine
ähnliche Gesinnung beherrscht den „Eezensen-
ten" der Bibl. d. redenden und bildenden
Künste" flSOG, 1105 ff]. Im li. der Briefe,
die eine .,Ucbersichi der poetischen Literatur^'
40 geben sollen und „eiijentlicli bestimmt iraren,
den Schluss der Neuen Bibl. der schönen
Wissenschaften und der freycn Künste zu
machen^', beginnt er: „Es kann nicht fehlen,
Sie müssen neugierig sein, zu vernehmen,
4' wie Poeten, die auf dem Pfade der Niebe-
lungen. Hans Sachsens und der Minnesänger
wandeln, sich im Deutschen aussprechen.
Geduld ! Ich will Sie nicht umsonst
schmachten lassen. Soeben sind von der
50 Presse ganz frische Versuche in diesem Ge-
schmacke angekommen:" . . . Darauf schreibt
der Eezensent auf 3 Seiten die 11. Romanze
des Heldengedichts Koland ab und fährt fort:
,,Ihre Neugierde ist gesättigt. Aber so
^ wohlfeilen Kaufes kommen Sie mir nicht
davon. Sie müssen sich schon noch ein paar
minnigliche Lieder aus besagtem Taschen-
buche gefallen lassen." Wieder werden auf
drei Seiten drei weitere Gediclitc abgeschrieben
60 und fortgefahren: ., Allein Sie wissen genug,
um zu beurteilen, was diese Minne- und
Meistersänger des neunzehnten Jahrhunderts
wollen. Sie verstecken die Armuth ihres
Geistes hinter dorn Schilde naiver Poesie,
*5 ohne zu bedenken, dass der geistlose Dichter
überall kein Dichter, geschweige denn ein
naiver sein kann." — Die geringe lyrische
Begabung Friedrich Schlcgeh wird auch in
andern Besprechungen richtig erkannt. So
'0 in der (Hallisclien) Allgem. Literatur-
Zeitung ItiOO, [Ko. 39 vom 14. Februar,
Sp. 312]. Der nicht genannte Rezensent
hebt als das Interessanteste die Reisebriefe
Schleg eis hervor: ,,Sie zeugen von feinem
ßeobachtungsgeist, Kenntniss und regem
Sinn für die Schönheiten der Natnr und
Kunst! Die Poesieen, die das Taschenbuch 5
enthalte, seien „nach dem Hochgeschmacke
der neuesten Poesie zubereitet." Am we-
nigsten zugesagt hat dem Rez. die Be-
arbeitung der Turpinschen Chronik „im
Spanischen Romanzentone, mit Assonanzen 10
versteht sich, und Aufnahme vieler Wort-
und Sprachformen aus der Periode der
Minuesänger. — Atwh die neue Jenaische
Allg. Literatur-Zeitung [No. 121 vom
22. May 1S06] gestellt den Bnefen die erste 1^
Stelle im ganzen Buche zu. ,,Sie enthalten
hauptsächlich Bemerkungen über gothische
Baukunst, so tief aus der Sache geschöpft,
und so neu, dass man den um die deutsche
Kritik so verdienten F. Schlegel ganz ^0
darinnen wiedererkennt." Der Rezensent
„X. Mm. W.C.", der in einer grossen Sammel-
rezension von 10 Almanachen das „Poetische
Taschenbuch" unier No. 8 bespricht, tadelt
nur bei den Dichtungen des .,mil Recht von ^^
dem Herausgeber gerülimten Spec^' die „kind-
liche Reimerei" des Liedes S. 252. „Die
meisten der Gedichte, welche das Werk be-
schliesscn," findet er „sehr reizend und wahr-
haft poetisch.:' 30
[Einsiger] Jahrgang 1806.
[Fr. Schlegel:] Roland. Ein Helden-
ge, d i c h t in Romanzen nacli Turpins
Chronik. 1 — 124 — Widmungsverse S. 3:
Was Turpin uns treu berichtet, 35
Alte Chronik alter Zeiten,
Von der Christenbelden Streiten,
Wie der Heiden Macht vernichtet;
Was so maneiier seit gedichtet,
Kühne Sänger aller Orten, 40
Wie Roland nach hohen Thaten,
Doch in Roncisvall verrathen,
Aufging zu des Himmels Pforten:
Les't es hier in schlichten Worten.
Erste Romanze: „Karol Magnus, deut- 45
scher Kaiser" 5 — 12; Zweite Romanze:
„Doch der grimme Agolante" 1.3 —25; Dritte
Romanze: „Zahllos wie der Sand am Meere"
.26 — 31; Vierte Romanze: „W^ieder kamen
sie zu schlagen" 32— 36; Fünfte Romanze: 50
„Von Pamplona sendet Boten" 37 — 52;
Sechste Romanze : „Boten kamen her mit
Eile" 53—56; Siebente Romanze: „Boten
kamen, bei Xagera" 57 — 69; Achte Ro-
manze: „Altumajor sammelt wieder" 70 — 74; 55
X e u u t e R o m a n z e : „Nach Jacobus heil'gem
Münster" 75 — 80; Zehnte Romanze: „Also
war nun sein geworden" 81 — 97; Eilfte
Romanze: „Eben las die Seelenmesse" 98
bis 102; Zwölfte Romanze: „Schweigend go
durch des Waldes Dunkel" 103—106; Drei-
zehnte Romanze: „Fackeln irrten, Feuer
brannten" 107- 1 13; Vi er zehnte Romanze:
„Wie der Frommen Lanze blühet" 114 — 118;
Fünfzehnte Romanze: -Als die Todten «.■,
51
Friedrich Schlegels Poetisches Taschenbuch 1806.
mm bestattet" 119—124. S.W. Wien 182.3,
VIII 5-98; S. W. Wien 1846, IX .3 ff.
Trutznachtigall. Eine Auswahl
geistlicher Volkslieder nach Friedrich
Spee und einigen andern. 125 — 256. — -
Vorrede 127 — 136. Schleijel Iciirzt die Vor-
rede des Originals, das unter dem Titel
TRYTZ NACHTIGAL / Oder / Geistlichs-
Poetisch/LVST-VVALDLEINVDessgleichen
noch nie zuvor in Teut- / scher sprach ge-
sehen / Durch / Den Ebrw: P.FRIDERICVM
SPEE / Priestern der Gesellschaft / JESV /
Jetzo nach vieler wünsch vnd langem / an-
halten zum erstenraahl in Truck / verfertiget /
zu Collen / In verlag Wilhelmi Friessems
Buchhändlers 1641) erschien. Er bringt von
den 7 Abschnitten der ,.Vorrtd dess Äuthoris^
nur die drei ersten. Dann fährt er fort:
„So schrieb Friedrich Spee, aus der Gesell-
schaft Jesu, zur Einleitung seiner geistlichen
Liedersammlung, welche im Jahr 1649 zum
erstenmale gedruckt wurde. Dieser Dichter
war geboren im Jahre 1595, aus dem edeln
gräflichen Geschlechte derer von Spee, trat
in die Gesellschaft Jesu im Jahre 1615,
lebte und lehrte die Theologie zu Kölln,
und starb im Jahre 1635 zu Trier an den
Wunden, welche ein Meuchelmörder ihm
beigebracht hatte. Der Muth, mit dem er
seine Zwecke verfolgte, konnte ihm Feinde
gemacht haben. Ein Beispiel desselben gab
er, als Trier von Spaniern und Kaiserlichen
erstürmt ward, und er sich mitten unter die
Streitenden stürzte, um Plünderung zu ver-
hüten und die Verwundeten zu pflegen.
Auch darf es als ein Beweis dieses Muthes
angesehen werden, daß er sich durch eine
kühne Schrift zuerst, und lange vor Tho-
masius, der Barbarei der Hexenprocesse
wirksam widersetzt hat. Er dichtete fast
zur selben Zeit mit Opitz, Flemmiug,
Weckhrliu und den andern jener Schule;
Kenner der Sprache werden auch leicht die
Spuren der Uebereinstimmung und Gleich-
zeitigkeit in manchen Eigenheiten der seinigeu
finden, ungeachtet er weder von der schle-
sischen Schule noch von andern gewußt zu
haben scheint, und der erste zu seyn glaubte,
der den Versuch einer deutschen Dichtkunst
wage. Denn auch sciion damals war das
bessere Alte größtenteils vergessen, die ein-
zelnen Länder des deutschen Reiches trennten
sich immer mehr und mehr, und meistens
nur in den nördlichen und protestantischen
Ländern erhielt sich die Litteratur in einem
einigermaßen fortgehenden Zusammenhange.
Daher ist es auch wolil gekommen, daß
Spee in der Geschichte der deutschen Poesie
fast unbekannt blieb, ungeachtet er den
vorzüglichsten Dichtern jener Zeit verglichen
werden darf.
Ich muß bekennen, daß ich mir einige
Aenderungen mit diesen Gedichten erlaubt
habe; doch hoffe ich nicht, daß der Absicht
des Ganzen dadurch geschadet worden sey.
Sie bestehen meistens nur in Abkürzungen
und in Milderungen einzelner Sprachhärteu,
deren einige ohnehin als Provinzialismen
der V^erständlichkeit geschadet haben würden.
Bei Gedichten aus jener blüiiendsten Zeit 5
der deutschen Sprache und Dichtkunst,
welche man gewöhnlich die schwäbische
nennt, würde ich auch die geringste Aende-
rung nicht gern gestatten, da an dieser
längst verlornen Anmuth und Vollendung lo
des Ausdrucks nichts zu verschönern ist,
leicht aber alles zu verderben. Anders
jedoch scheint es mir mit den Dichtern aus
der Zeit des dreißigjährigen Krieges zu seyn.
Selbst in Flemming und Weckhrlin findet iö
mau neben einzelnen Stellen und Strophen,
die auch im Ausdrucke nicht schöner sein
könnten, andere Wendungen, die uns hart
dünken und an das Gemeine grenzen. Fast
scheint es, als hätte schon damals die Ver- 2u
wilderung der alten Sitten und Rechte sich
auch auf die Sprache erstreckt.
Diese Ungleichheit ist im Spee vielleicht
noch merkliclier und entschiedener als in
jenem. Mehr noch abgr zeichnet ihn das '-^
tiefere Gefühl der Frömmigkeit vor allen
aus und die eigne Freude an den Lieblich-
keiten der Natur. Auch sind seine Gedichte
mehr zum Gesänge geeignet, mehr Lieder,
als die besten andern jeuer Zeit. — Daß ^
es sein ausdrücklicher Zweck war, Volks-
lieder zu dichten, besagt die Vorrede deut-
lich, da er die deutsche Sprache vorzüglich
nur darum gewählt hat, um so auch für die-
jenigen zu sorgen, welche an der Andacht 35
lateinischer Cancionen aus Unbekanntschaft
mit der Sprache weniger Antheil nehmen
konnten.
Viele seiner Gedichte sind wahre Volks- ,
lieder geworden, werden seit mehr als andert-
halb Jahi-hunderten in den Kirchen und bei
Processionen gesungen, und sind in die
allgemeinen Gesangbücher aufgenommen.
Mehrere der spätem Ausgaben der Trutz- .,
nachtigall sind mit Musiken begleitet, von
denen hier einige zur Probe mitgeteilt
werden. Leicht sind die meisten seiner
Lieder und auch gesangmäßig, nur in einigen
stimmt die poetische Anlage nicht mit dem
Charakter des Volksliedes überein.
Es wird der Absicht des Ganzen nicht
schaden können, daß in dieser Auswahl auch
einige andere, zum Theil noch ältere, zum
Theil vielleicht jüngere Gedichte gleicher 55
Art und gleichen Inhalts aufgenommen
worden sind. Es sind wahrhafte geistliche
Volkslieder, die auch als solche im Munde
und Gesänge des Volks leben. In einigen
ist ein ganz ähnliches poetisches Streben gg
sichtbar, wie in denen nnsers Dichters. Das
9'S lO''', 12t«, i3t.'^ i4te^ 1 5 <'^' und 19'" Lied
ausgenommen, sind alle übrigen von Friedrich
Spee, dem man künftig eine ehrenvolle
Stelle neben Flemmiug, Weckhrlin und Opitz ö5
6
83
Friedrich Schlegels Poetisches Taschenbuch 1806.
84
auf dem Kunstberge deutscher Poesie nicht
versagen wird."
1. Eingang: „Wann Morgenröth s^ich
zieret" 137—141. Trutz NacJitic/al S.1-4.
5 Titel: ^.EiiKjan;) zu diesem Büchlein /
Tr u t z Na chtigal genant.-^ Dass Schlegels
Bearbeitung — wie die Ueinrich von Wessen-
bcrga lSO:i — „mehr Schlegel als Spee- ist
[Deutsche Dichter des 1 7. Jahrhunderts, Leipzig
10 1879, Bd. 13, p. LII], bestätigt schon dieses
Eingangsgedicht, dessen llacMzcilige Strophen
Schlegel in 17 vierzeitige zerlegte, indem die
4. und 9. ganz, von der 10. Strophe die eiveite
Hälfte ausgelassen tourden. Dazu J.ommen
15 fast in jeder Strophe mehr oder weniger um-
fängliche und tiefgreifende Aenderungen des
Wortlauts und der Stellung. — 2. Im Früh-
ling: „Der tiübe Winter ist vorbei" 142 — 147.
Dazu eine Kotenbeilage für Singstimmc und
20 Klavier. TrutzNachtigal S.35ff. Titel: ,, Lieb -
gesang der Gesponss Jesu, im anfang
der Sommerzeit."' Von den 12 Strophen
des Originals sind die 8., 10. und iL', aus-
gelassen. — 3. Bild des menschlichen
25 Lebens: „Ich neulich früh am Morgen" 148
— 153. Trutz N.-fchtigal S. 75 ff. Titel:
„Conterfey des menschlichen lebens."
Je die erste Hälfte von Strophe 9 und 11,
ferner die 12. — 14. sind ausgelassen. —
■M 4. Loblied im Frühling: „Jetzt wickelt
sich der Himmel auf" 154—159. Trutz Nach-
tigal S. 117ft. Titel: ^Lob Gottes auss
beschreibung der frölichen Sommer-
zeit.^'' Genau die Hälfte des Originals hat
.S5 Schlegel gestrichen; von den :il achtzeiligen
Strophen des Oriqinals hat er ganz ausgelassen
die 2., !>., 13.-^17.; die erste Hälfte der 6.
und 12., die ztveife Hälfte der 4., ö., 7. und
8. Strophe blieb fort. S. 150 oben unterlief
40 Schlegel ein Missverständnis, indem er die
Bliimlein „scheu-^ antreten Hess, während Spee
dichtete: Die Blümlein / schaw j wie treitens
an I. — 5. Jubel der Seele nach ver-
gangener Traurigkeit: „Wie so glanzvoll
4ä Trost von oben" 160—164. Dazu eine Noten-
beilage. — 6. Christus im Garten: „Bei
finstrer Nacht, zur ersten Wacht" 165 — 168.
Dazu eine Notenbeilage. Trutz Nachtigal S.
225 ff. Titel: Travvr-Gesang von dernoth
50 Christi am Oelberg in dem Garten."^
Beginnt: „Bei stiller nacht /.'^ Strophe 12
und 13 ausgelassen. — 7. Liebe: „Ganz
früh, wann sich entzündet" 169 — 172. Trutz
Nachtigal S. 7 ff. Titel: ,.Die gesponss
65 Jesu, klaget ihren hertzcnbrand." Be-
ginnt: „Gleich früh wan sich entzündet.-'
Strophe 5 ausgelassen. — 8. Erkenntnis»
des Schöpfers: „Das Meisterstück mit
Sorgen" 173—180. Trutz Nachtigal S. 110 ff.
Bu 2'itel: „Anleitung zur erJcandtnus / vnd
liebe dess Schöpffers auss den / ge-
schöpffen."^ Ausgelassen die 9. Strophe, von
der 3. die erste Hälfte, und die zweite Hälfte
von der 1., 7.0. und 1il. — 9. Weih nacht s-
«5 Lied: „Am Weihnachts Abend in der Still'"
181 — 185. F.M. Böhme, Altdeutsches Lieder-
buch S. 3(>9, No. 5.S3\ K. S. Meister, Das
Icath. deutsche Kirchen lied I 247, zu No. 78
— 10. Der Jäger und das Echo: „In
Hitze, in Kälf" 186-191. — 11. Christus 5
ein Hirt: „Des Himmels Both' von oben"
192—197. — 12. Von den unschuldigen
Kindern: „Gott grüss euch Marter-Blüme-
lein"198— 199. Ph. Wacher nagel, Kirchen-
lied V 1210, Nu. 1164; Meister, a. a. 0. 10
/ 240, No. 70, — 13. Vom Mitleiden
Maria: „Als bei dem Kreuz Maria stand"
200—201. — 14. An die Jungfrau Maria:
„Dich, edle Königinn, wir ehren" 202 — 203.
Dazu eine Notenbeilage für Singstimme und 15
Klavier. Kehrein, Katholische Kirchenlieder
II 36, No .392: Meister, a. a. 0. II 88, No.
17. — 15 Von der heiligen Jungfrau
Maria: „Die Königinn von edler Art" 204
— 206. Kehrein, Katholische Kirchenlieder -°
II 108, No. 420; Meister II 97, No. 22, IL
— 16. Klagen der Maria: „Da zu Grabe
Jesus läge" 207 — 213. Trutz Nachtigal
S. 275 /f. Titel: „Klag- vnd travvrgesang j
der Mutter lESV,' vber den To'dt jhres ^5
Sohns I den sie beklagt vnder der pcrson
dess I Hirten Daphnis'^ Beginnt: „Dazu
grabe / Daphnis läge /." Strophe 9 ausge-
lassen, ebenso die erste Hälfte der 11. und 18.,
die zweite Hälfte der 5., 8., 10. und 14. Die m
Strophen 15 und 16 ganz frei und gekürzt
nachgebildet. — 17. Ermahnung: Auf, auf,
Gott will gelobet seyn" 214—218. IVuts
Nachtigal S. 152 ff. Titel: „Andere er-
mahnung zum lob Gottes in seinen 30
vvercken.'^ Ausgelassen: erste Hälfte der 2.
und 4., zweite Hälfte der 5. Strophe, 10. ganz;
der Best der Strophen ist z. T. umgestellt und
anders verknüpft. — 18. Der Nachtigall
Streit mit dem Widerhall: „Willkommen, 4U
süsse Nachtigall" 219 — 223. Trutznacht igal
S.19ff. Titel: „Die gesponss Jesu seufftzet
nach ihrem Bräutigam vnd ist ein
spiel der Nachtigalen mit einer Echo
vnd vviderschall." Beginnt: „Ach tvan 45
docli JESV liebster mein.'' Aus 13 zehn-
zeiligen Strophen des Originals sind 18 vier-
zeilige gebildet worden. Sehr stark umgearbeitet.
— 19. Todten-Lied: „Es ist ein Schnitter,
der heisst Tod" 224—226. F. M. Böhme, 50
AM. Liederbuch S. 768f, No. 650. Fast
wörtlich im 1. Band des „Wunderhorn".
— 20. Seufzer nach dem himmlischen
Vaterlande: „Iguatius bei stiller Nacht"
227 — 229. Dazu eine Notenbeilagc für Sing- 50
stimme und Klavier. — 21. Vom heiligen
Xaverius: „Als in Japan weit entlegen"
230—232. Trutz Nachtigal S. 103 //'. Titel:
Poetisch Gedicht von dem / H. Fran-
cisco Xavier der Gesellschaft JESV j so
alss er in Jappon schiffen vvolte, alda
die I Heidnische Völcker zube- / kehren.''
Zweite Hälfte der 5. Strophe ausgelassen.
— 22. Spiegel der Liebe: „Die reine
Sonn' zu Morgen" 233— 251. TrutzNachtigal eb
85
Roatorfs Dichtergarten. Erster Gang. Violen. 1807.
86
.S'. 47 — 73. Titel: ^Die gesponss Jesu
sucht jhren Bräutigam / vnd findet
jhn- nuff dem Crcutzvreg.'^ Aus den
'i9 aclitzeiligen Strophen hat Schlegel 73 vier-
:< geilige gemacht, also nur etwa '/s des In-
halts verwendet. — 23. Lobgesang; „Wacht
auf, ihr süssen Vögelein" 252 — 2ö6. Trutz
Nachfigal S. 338 ff'. Titel: -Die Gesponss
JESV ervvecTct die Vügelein zum Loh
10 GOTTES." Ganz ausgelassen sind die 6.
und 13. Strophe. Die J. — 4. sind ganz frei hear-
heitetundinztrciStropjhenzusammen(iezo(ien. —
[Friedrich Schlegel]:
Briefe
auf einer Reise
i:. durcli
die Niederlande, Klieingegenden, die
Schweiz lind einen Theil von Frank-
reich.
S. 257. S. 25S bleibt frei.
■M Paris: 259-266; St.- Denis: 266—273;
Cambray: 273—279; Brüssel: 279—288;
Löwen: 288—291; Lüttich: 291—295;
Achen(so!): 295—302; Neuss: 302—307;
Düsseldorf: 307-3ir,; KöUn: 313—349
■2b [aber die gothische Baukunst]; Rheinfahrt:
349-.360; Strassburg: 360—366; Basel:
366-369; Bern: 369—371; Am Genfer
See: 372—374; Lyon: 374-377; Paris:
377—390. S. W. 1S23, VI 2;il^ä9S. Titel:
'■'" I ^Grundziige der gothischen Batdcunst; unfeiner
Reise . . .", mit dem Zusatz: „In dem Jahre
1804—1805.-
Vermischte Gedichte. 391.
L. [= Wilh. V. Schütz (?), Verf. des Lacri-
:is mas\: Der Schäfer. „Des Schäfers Loos
muss ich dem Thau vergleichen" 393 — 394.
Sonett — L. [= W. v. Seh iitz .^] : D e s S c h ä f e r s
Klage. „In Blumenbläue sonnt des Himmels
Ver.-eichnis der Mitarbeiter am
■I" Karl V. Hardenberg = Rostarf.
G. A. V. Hardenberg — Sylvester.
Dorothea Schlegel.
Raum« 395—397. — [Fr. Schlegel] : B 1 an ka.
„Wenn mich einsam Lüfte fächeln" 398.
S. W. 1823, rill 204. — [Fr. Schlegel]:
Wettgesang [zwischen Julius, Baphael,
Antonio, Marcello]. , Julius: Blanka.Blanka, 5
lasR Dir sagen" 399—404. S. W. 1846, IX
ISOff. Titel: „Bekenntnisse. Miidchen, Mädchen
lass Dir sagen." Für Julius steht in den
S. W. „Der Heitere'^; für Baphael
„Der Glühende'^; für Antonio „Der lo
Besonnene"'; für Marcello ^Der Unbe-
friedigte". Vgl. J. M. Raich, Dorothea
1176. — [Fr. Schlegel]: Celestine. „Ich
komme dich zu bitten" 405—406. S. W. 1823,
VIII 201. — Sylvester [= G. A. v. Horden- 15
berc/]: An Novalis. „WennFarb' und Glanz in
Blüthen uns umgeben" 407—408. Sonett. —
Sylvester [= G. A. v. Hardenberg]: Sonett.
„Wie Flammen strömen aus dem goldnen
Munde" 409—410. — Rostorf [== Karl von 20
Hardenberg]: Jägerlied. „Wer kennt des
Waldes grüneLust?" 411 — 413. — [Dorothea
Schlegel; vgl. Franz Deibel, Dorothea S.102,
auch für die folgenden 3 Gedichte]: Lied.
„Warme Abendluft, Herzensbaiigigkeit!"414. -iö
— F. [= Dorothea Schlegel]: Der Stolze.
„Liebe, ja ich will dich hassen!" 415 — 417.
— [Dorothea Schlegel]: Lied. „Was unten
so seufzt" 418—419. — F. [= Dorothea
Schlegel]: Mein Geliebter. .Keiner ist 30
wie er auf Erden" 420—423. — [Friedrich
Schlegel]: Klaggesang am Grabe eines
Jünglings. „Rosamunde: Jasmin und
Lilien, Veilchen, junge Rosen" 424 — 430.
Wechselgesang in Terzinen zwischen Rosa- 3.t
munde und Cäcilie. S. W. VIII 215. —
[Fr. Schlegel]: An Novalis. „0 lass mich,
lieber Freund, nicht länger leiden" 431 — 432.
Sonett. S. W. 1823. IX 37. —
Poetischen Taschenbuch 1806. *0
Friedrich ScMeael.
Wilh. r. Schütz' = L.?
Friedrich Spee [TrutznachtigaU] .
Dichter-Grarteii.
Erster Gang.
Violen.
Herausgegeben
von
Rostorf.
fGottl. Albr. Karl von Hardenberff.J
erlag: Würzhurg, bei Joseph Stahel.
eit des Erscheinens;
o r m a t : H. .s.
chrif tgattuug; Antiqua.
undorte: Königl. Bibl. Berlin; Z'niv.-Bibt.
Künifjsberg ; Prof. Dr. Karl Siegen- Leipzig.
ur Geschichte des Dichter-Gartens.
Einen grossen Leserkreis hat der „Dichter-
garien" vermutlich nicht gehabt, wohl aber
cinoi ijoriihlten und — den Name» der Mit-
arbeiter entsprechend — einen ijcistig hoch-
stehenden. Bekannt i.st jene Stelle uusdcmBrief-
weehicl des Giirres [V III SO] . in der Brentano,
der Spöttei; dem Freunde schildert, icie er — in
Berlin, Anfang des Jahres 1810 — die 45
Eichcndorffs mit ikremFreundeLoeben in einem
von Räucherkerzchen durchdufteten Zimmer
bei der Lektüre des Dichtergurtens angetroffen
habe. Die drei sind lebendige Zeugen der
Begeisterung, die der Dichtergarten im Kreise 50
derjünystromantischen,.Schidc",derLandshut-
Ileidcilicrger Akademiker, erregte ; ihren
ihc<irct).xhcn Ausdruck hatte diese Begeisterung
bereits in einer überschwänglichen Besprechung
(jefundcn, die Friedrich Ast in seiner js
„Zeitschrift für Wissen schaft und
Kunsf, Landshut ISOS, II. S. 143 ff', rcr-
öff'entlicht hatte. Ich wiederhole sie wörtlich
wegen ihres interessanten Inhalts sowohl als
wegen der gyo.ssen Seltenheit derZs., ron der ich eo
vollständige Exemplare nur in den Königl.
Bibliotheken zu Berlin und München
kenne: „Die herrlichste Erscheinung im
Gebiete der Kunst ist der Dichtergarten,
herausgegeben von Rostorf, erster Gang, §5
Violen (Würzb. b. Stahel, 1807. 8.). Die
6*
87
Eostorfs Dicbtergai-ten. Erster Gauer. VioleD. 1807.
88
Dichter, deren köstliche Blumen in diesem
Paradiese ächter Poesie duften, sind
Friedrich Schlegel, der mit herkulischer
Kraft gerüstet auftritt, der phantasiereiche
Rostorfund Sylvester, und die innige,
mit allen Reizen eines zauberischen und
zarten Gemüths geschmückte Sophie
Bernhardi. Verlangend hoflten wir
auch Ludewig Tieck's Stimme in diesem
Museiichore zu vernehmen, aber wir fanden
ihn in dem Violengange nicht: unter den
Lilien wird er strahlen.
Was diese Gedichte und andere desselben
Geistes in der neueren Poesie so einzig aus-
zeichnet, ist, um es kurz auszudrücken, ihre
Idealität, ihr geistiges, verklärtes Leben.
sei nun ihr Gegenstand selbst religiös und
mystisch, oder historisch und individuell.
Die besseren Dichter vor Goethe ver-
schönerten nur ihren Stoff, ohne ihn in die
Sphäre des idealisohen Lebens zu erheben,
in welcher die Schönheit nichts äusseres,
dem Gegenstande bloss als Schmuck und
Reiz angehängtes, sondern sein eigenes,
reines Wesen ist. Goethe erhob zuerst die
Poesie wieder zu ihrem freien, unbedingten
und sich selbst setzenden Wesen. Darum
ist alles in seinen Kunstwerken organisch,
aus sich selbst gebildet, für und durch sich
selbst lebend ; die Poesie ist bei ihm nicht
Ausschmückung und Erhebung eines andern,
sondern ihr eigner Schmuck, ihre eigne
Schönheit; deshalb ist sie so rein, gediegen
und objektiv. Aber die Poesie will nicht
blos objektives und sich selbst darstellendes
Leben seyn, sondern ihr Leben soll auch
eine höhere Bedeutung haben: es soll
geistiges Symbol und Allegorie dessen seyn,
was jede Poesie darzustellen sich bestrebt,
keine aber in seiner Vollkommenheit und
unerschöpflichen Fülle [ausjzudrücken ver-
mag: desUnendlicheu. Die Goethische Poesie
offenbart dieses Unergründliche und in seiner
Tiefe ewig Undarstellbare in vollendeten
Gleichnissen, die aber, für sich selbst ge-
bildet, nur ihre lebendige und harmonische
Individualität ausdrücken, ohne zugleich ein
geistiges Streben nach dem Unendlichen,
als dem Centrum aller Kunst und Wissen-
schaft, zu verkünden. Die Poesieen von
Goethe sind plastisch, in sich selbst ge-
schlossen, kein Lichtstrahl durchbricht die
irdische Gestaltung, den freien Geist aus
den Banden der Körperlichkeit erlösend.
Die höhere Stufe der Poesie, auf welcher
die in sich selbst vollendeten Bildungen der
Kunst zugleich den Geist des unendlichen
Lebens andeuten und dahin streben, wo
allein das höchste Ziel alles Lebens strahlt,
hat zuerst Tieck errungen. Seine Poesieen
sind der Form und äusseren Bildung nach
vielleicht nicht so vollendet (jilastisch). wie
die Göthischen, aber ihr Geist, ihre Idealität
erhebt sie über alle Kunstwerke der neueren
Zeit. Alles ist in seineu Darstellungen
allegorisch, auf ein Höheres hindeutend,
dagegen bei Göthe fast alles nur für sich
dasteht oder höchstens symbolisch ist;
Tieck's Poesie ist idealistisch, d. h , den
Dualismus des Himmlischen und Irdischen,
gleich dem Christenthume, in der Idee des
Göttlichen und Heiligen zur geistigen Ein-
heit verklärend; Göthe's Poesie dagegen ist,
wie die heidnische, realistisch.
Den Geist der Idealität athmon auch die
meisten Poesieen in diesem Dichtergarten,
mit jener allgemeiuen Charakteristik der
idealen Poesie ist daher zugleich ihr Wesen
beschrieben. Eine eigne, höchst merkwürdige
Erscheinung aber sind die Gedichte von
Friedrich Schlegel. In diesen seinen neuesten
Poesieen nehmlich hat sich der bei Tieck
und Novalis himmelwärts strebende Geist
der Poesie zur Erde herabgelassen, damit
sich das Irdische durch freie Kraft und
heroische Tugend mit dem Himmlischen
wieder versöhne. Darum tritt Schlegel als
ein Herkules auf, mit Muth und Kraft gegen
das Böse streitend und seine Brüder auf-
rufend zu Einem Glauben und Einem Kampfe
für Ehre, Tugend und Heiligkeit. Wunder-
bare Stärke und Innigkeit, die das Herz
eines jeden tief ergreifen und erschüttern
muss, offenbart sich diesen Gesängen, und
zugleich eine Klarheit und Bestimmtheit,
wie sie in seineu frülieren Poesieen seltner
sich zeigt. Die Kunst ist ihm nicht mehr
das Höhere, wonach er noch sti-ebt und
ringt, nicht mehr eine eigne, in dem Inneren
des Gemüths verschlossene, noch nicht ent-
faltete Welt, sondern sie ist zum Leben
selbst geworden. Darum erscheint sie jetzt
so idealisch, wie die TiecUische, und zugleich
so objektiv und plastisch, wie die Goethische.
Die Zeit nehmlieh hat Schlegel's grossen
Geist mächtig ergriffen, das Tiefste seines
Gemüths erregt, und die Fülle seiner Ge-
fühle und Ideen drängt ihn, mit kunstreicher,
geübter Hand das zu bilden und darzustellen,
wovon sein Gemüth erfüllt und bewegt ist.
Hat uns in seinen früheren Gedichten die
Innigkeit und Kraft begeistert, so ergreift
uns in seinen neuesten ausser der Kraft die
Gediegenheit, Klarheit und Objektivität der
Darstelluug. Seine früheren Gedichte deuten
uns die iuuere, unendlich reiche und ener-
gische Welt des strebenden Künstlers an,
in der jetzigen ist sie aufgeschlossen, gross
und erhaben hervorgetreten. Diese neuesten
Gedichte von Friedrich Schlegel bezeichnen
also eine neue Epoche der Poesie, die der
ächten und vollendeten Productivität. Welche
Bestimmtheit, Klarheit und Kraft bei der
Erhabenheit und Idealität der Gedanken ist
z. ß. in dem Gebete S. 89, vorzüglich in den
Strophen :
Wer einmal, Herr, Dich angerufen u. s. w.
LTnd köstlicher denn alles sind desselben
Dichters Sprüche, z. B. S. 58:
Geistlich wird umsonst genannt.
Wer nicht Geistes Licht erkannt; "
Dass die Jünger Nicolais imil Garlieh
Merkels in das Extrem schrofßler Ahlehnmig
dieses romantischen Werices rer/iclcn, ist
zweifellos. Vermag ich auch eine liezension
in den mir uigänglivhcn Xeitschri/'len z. '/..
nicht nnehsnweisen, so lasst doch die schroffe
Ablehnung, die Eostorfs ..Pilgrimschaft
nach Elensis^\ Berlin, bei Ungcr, 1S04,
in der „IS'euen allgcm. deutschen Bibl.",
95. Bandes 1. Stück, 1H05, S. 68 f. und in
Biesfers „Neuer Berlm. Monatsschrift'^ Juli
1805, Bd. XIV, S. <il fand, den Ton er-
kennen, in dem der Dichlergarten herunter-
gcmavhf, ror allem seine katholisierende Ten-
89
Rostorfs nicbtergavten. Evstor flang. Violen. 1807.
90
(lenz scharf getadelt wurde. Mit Recht be-
(jinnt die Kritik der Hall. All//. Literatur-
Zeitung vom 3i. Febr. ISOs', tip. 454—456
der No. 57: „Diese Samiuiiing bat bereits
das Schicksal erfabren, über die Gebühr
getadelt, und über die Gebühr gelobt zu
werden. Vielleicht liegt die Wahrheit auch
hier in der Mitte." Zum Teil wird dem
iJichtergarten gemachte Kachahmuiiy des
Schlegel- Tieckschen Musenalmanachs vor-
geworfen. Dann fährt der ungenannte Kri-
tiker fort: „Es wird viel mit Blumen ge-
tändelt, mit christkatholischen Bildern und
Vorstellungen frömmelnd viel gespielt, viel
geschmachtet, viel über die gegenwärtige
Zeit geseufzt. Wir zweifeln aber mit Recht,
ob ein solcher kränkelnder und. wie es
scheint, meist nur erkünstelter Ton unserm
Zeitalter, das in der Tat anderer Mittel zur
Wiederermannung bedarf, heilsam ist."
Scharf werden dann die Gebete und Sonette
^ der Sgh-ester und Ixosiorf als „leer und eitel
klingende Schellen" verurteilt. Am besten
seien „rfas gefällige Frühlingslied (S. 9),
dann einige heitere Lieder, besonders das
Trinklied S. 14." Ln Gegensatz zu diesen
ernten Friedrich Schlegel und Sophie Bern-
hardt grosse Anerkennung, lieber jenen wird
gesagt: „Friedrich Schlegels Gedichte indess
zeichnen sich grösstenteils sehr vorteilhaft
aus. Manche geben zwar immer noch der
Kritik Blossen — besonders ist noch in
einigen der Geist der alten Verschrobenheit
dieses sonst trefflichen Kopfes sichtbar, und
viele drückt noch eine gewisse Unbeholfen-
heit des Ausdrucks und der Form, die am
schlimmsten wirkt, wo sie gesucht ist, oft
aber auch da vorherrscht, wo man sieht,
der Vf. ringt dagegen; — und manche von
seinen vielen Beyträgen zu dieser Samm-
lung (an üO), stossen durch Rauheit, oft
schales Reimgeklingel, auch Unklarheit an.
Vielen aber befreundet man sich recht gern
und herzlich. Sie ziehen an durch Innigkeit,
durch schlichten wackeren Sinn, durch
kräftigen männlichen Geist, der manches
heilsame Wort für die gegenwärtige Zeit
besonders wohlthätig ausspricht." — —
„Sophie Bernhardi, heisst es weiter, lieferte
einige zarte Sonette; aber vorzüglich wird
die Sammlung von ihr noch gehoben durch
ein sehr anziehendes gereimtes Trauerspiel :
Egidio und Isabella." Ln Geiste des Cal-
deron („Andacht zum Kreuz") erfunden und
gedichtet, sei es bis anfu'enige Momente sehr
glücklich angelegt and durchgeführt ; die Er-
irartungen würden iiunur gespannt, und man
gehe nicht unbefriedigt hinweg. —
Dieses Trauerspiel behandelt ebenfalls sehr
ausführlich A. W. Schlegel in der j\*.
Jenaischen Allq. Literatur- Zeitung
vom 19. September 1S07, Ko. 320, Sp. 545—
552 [= A.M\ Schlegels Werkel847, XII20G.]
Konzilianz und yeioandt stilisiertes Wohl-
wollen kennzeichnet auch seine Besprechung
der Beiträge Bostorfs: „Der Herausgeber
hat eine Anzahl einfacher, herzlicher Lieder
beigetragen, von einer freudigen Milde, einer
Lieblichkeit, wie sie nur einem mit sich
einigen Gemüthe eigen ist, das Glauben,
Liebe und Hoft'nung zu seinen Schutzgeistern
erwählt hat." /Vgl. zu dieser Rezension auch
Euphiirion T, 50C>. 510.] —
Eine satirische Vorrede zu Rostorfs
„Dichtergarten"' brachte der „Karfunkel
oder Klingkling el- Almanach . . . auf das
■lahr der (hiade 1810" Baggesens auf S. (So
in der Form eines Sonetts von „Orlando
Furiiiso" [= Heinrich Voss dem Sohn?],
welches beginnt:
„Wir hassen der Correctheit kalte Regel
Der Kunstzwang dünkt uns wahre Geist-
[Entweihung,"
Vgl. auch Raich, Dorothea I 213 f.
Erster [einziger] Grang'. 1807.
Verzeichnis der Dichter p. III — VIII.
Innerhalb des Textes fehlen bei allen Bei-
trägen die Autorangabcn.
Fr. Sclilegel: An die Dichter. „Buhlt
lauger nicht mit eitlem Wortgeklingel" 1.
Sämtl. Werke, Wien 1823. Bd. IX S. 1.2.—^
Pr. Schlegel: An Viele. „Vergebens
wollt ihr, dass mit eurem Sinne" 2. S. W.
/Zi5. — Fr.Schlegel: ImWalde. „Windes
Rauschen, Gottes Flügel" 3—4. S. W. IX
99. — Fr. Schlegel: Frankenberg bei
Aachen. ,,In der Mayen linden Tagen"
5—8. Ä W.IX iö7. — Kostorf [= Karl
vonllardenberg]: Frühling. Wer mag trauern,
wer mag zagen" 9 — 13. — Fr. Schlegel:
Das Gedicht der Liebe „Wie nächtlich
ungestüm die Wellen wogen" 13. ,S'. W.
VIII l:J4. — Sylvester [= G. A. von
Hardciiherg] : Trinklied. „Lasst uns fröhlich
trinken" 14 — 15. — Ders.: Der Kuss.
„Küssen ist ein seliges Vergnügen" 16 — 17.
— Rostorf: Das Beständige. „Wer da
stehet, der schaue, dass er nicht komme zu
fallen" 17. — Fr. Schlegel: Calderone.
„Ein Zaubergarten liegt im Meeresgrunde"
18. S. W. IX 35. — Fr. Schlegel: An
üamoens. „Wo Indiens Sonne trunknen
Duft den Winden« 19. a. a. (). IX 3(1. —
Kostorf: Florio und Blancheflur. I.
„Frühling hatte wunderherrlich" 20 — '22. II.
„Nach des Tages heissen Gluten" 23 — 26.
— Fr. Schlegel: Spruch. „Fern von Eitel-
keit und innerm Trug" 26. S'.W.IXSS; Titel:
^-Andacht"". — Fr. Schlegel : Gesang. „Ur-
alteRie8enzeiten"27— 29. S.W. 1X104; Titel:
^Gesang der Erinnernng"-. — Fr. Schlegel:
Sinnbild. „Krank, matt, gebückt sah ich
den Alten schleichen" 30. Ä TI'. VIII 1.S8;
Titel: „Bild des Lebens"'. — Rostorf: •
K o m an z e. ,,W^as für wunderbare Stimmen"
31 — 33. — Rostorf: Sehnsucht. ,,Sind
die guten alten Zeiten" 34—37. — Fr.
Schlegel: Spruch. ,, Ehre ist des Mannes
Herz 37. ,S'. W. IX 84; Titel: ..Trenc'^. — ■
Fr. Schlegel: Wechselgesang [zw. dem
„Alten" und dem „Jungen"]. ,,Es blinkt
im Krystall das flüssige Gold" 38 — 41. S.
W. IX 12.5 f. —Fr. Schlegel: Das ver-
sunkene Schloss. ,,Im dunkeln Wald '
alleine" 42-48. S. W. IX 115. — Fr.
Schlegel : Spruch. ,. Geistlich wird umsonst
genannt" 4S. <S'. TU. IX 8t „Geisles Licht''.
— Sylvester: Sonnett. ,,Wenn Blüten neu
91
Rostoifs Dichtergalten. Erster Gang. Violen. 1807.
92
in goldner Frucht erstehen" 49. — Ders.:
AVitz und Laune „Diese zaiibrisclien Ge-
stalten" 50 — 51. — Eoatorf: Wieder-
geburt. „Wenn hier alles zerbricht, sich
löset alles in Trümmer" 51. — Fr. Schlegel:
Euleuspiegels guter Rath. „Ihr lieben
Leute jetzger Art" 52—56. S. W. IX 58.
— Eostorf: Komanze. „Mit den tausend
grünen Augen" 57 — 66. — Rostorf:
[Spruch.] „Sterbliche regen sich stets das
Rechte zu finden so mühvoll" 66. — Fr.
Schlegel: Mahomets Flucht. „Gen
Medina floh Malioma" 67 -69 .S. W. IX 23.
— Fr. Schlegel: An den Befreier. Eile
herbei zu retten" 70—71. S. W. IX 142.
— Fr. Schlegel: [Spruch.] „Mit dem
Schwerdte sei dem Feind gewehi-t" 71. S.
W.IX83; Titel: „Adels S<«e". — Sylvester:
An Novalis. [3 Sonette] I. „Des Morgens
lichter Gruss erschliesst die Blüte" 72. II.
„Wem sich die Lieb im Herzen recht ver-
kläret" 73. III. „Ein frommer Pilger zieht
zum heil'gen Lande" 74. — Rostorf: Sankt
Wendelin. „Tief in ein'm dunkeln AValde"
75 — 82. — Ders.: [Spruch]. „Immer
regsam Leben" 82. — Fr. Schlegel:
Spruch. „Früchte fallen, Rosen bleichen"
83. S. W. IX 8'J; Titel: ^Das Ewige". —
Sylvester: Romanze. ,,Ein Held mit hohen
Sinnen" 84 — 87. — Fr. Schlegel: Gebet.
,,Wie könnt' ich Vater, noch wohl zagen"
88—90, S. W. IX 139. — Rostorf: Die
himmlische Mutter. ,,Wie bin ich so
seltsamlich entfremdet" 91 — 94. — Syl-
vester: Rettung. ,,Wer kann doch noch
der Erde trauen" 94 — 96. — Rostorf:
Trost-Lied. „Wer tief gebückt im Staube"
97—100 —Rostorf: Frieden und Krieg.
,, Ewigen Frieden herbei! so rufen die Weisen
und Thoren" 100 — 101. — Fr. Schlegel:
Friede. Wohl mag in diesen Zeiten" 102
— 105. S. W. 1X1.50. — Rostorf: Losung.
„Treu im alten Glauben" 105. — Rostorf:
Das Feste. „Stunden vergehen" 106. —
Rostorf: Thomas a Kempis, de Im.
Chr. ,,0 Büchlein du so wundersüss" 107
— ^109. — Fr. Schlegel: Spruch. ,, Mannes
Herz in starker Brust" 109. ,S'. W. IX 83;
Titel: y,Gesinnun(j des Königs'^. — Rostorf:
Offenbarung. ,,Au einem Morgen was [so]
wunderschön" 110 — 119. — Fr. Schlegel:
Spruch. „Die dem Würdigsten sich giebt"
119. S. W. IX 84; Titel: ..Frauentugend-.
— Fr. Schlegel: Das Alte und das Neue.
„Dieser folgt des Neuen Schein" 120—121.
— S. W. IX .W. — Rostorf: Unsere
Zeit. ,,Arnic Zeiten, finstre Nacht" 121.
— Ders.: Trostlied. „Was wollen denn die
Schmerzen" 122 — 125. — Ders.: Hoffnung.
„Wundervolle Dinge" 125 — 126. —Ders.:
Auflösung. „Von fern und nah blizzen
so grimmige Augen" 127. — Ders.: Leben.
,,Nur aus der Asche kann Leben quellen"
127—128. — Sylvester: Gebet zum
Heiland. „Thut euch doch auf, ihr blöden
Augen" 128— I.SO, — Rostorf: Ehe-
Jjosung. „Treu geliebt und demuthsvoll
getragen" 130. — Sylvester: Sonnette.
I. ,,Der zarten Perlen Blüte zu gewinnen"
131. II. „Oft zieht man in der Berge 5
dunkeln Tiefen" 132. III. ,,Dle Lieb' ent-
zündet in der Erde Reichen" 133. IV. „Wem
je des Glükkes Gunst so sehr gewogen"
134. — Ders.: An Sie. „Wie mögt' ich
dir so gern die Sehnsucht sagen" 135. — 10
Fr. Schlegel: Im Spesshart. ,,Gegrüsst
sey du viel lieber Wald!" 136—137. S. IT'.
IX 123. — S 3' 1 V e s t e r : Sonett. ,,In unsrer
Ahnen freud'gem Thun und Streben" 138. —
Rostorf: Frage. ,,In den seltnen Tagen" i.i
139. — Fr. Schlegel: Deutsche Sinnes-
art. „Froh mit Freunden rasch gelebt" 140.
S. W. IX 85; Titel: ^Deutscher Sinn". —
Fr. Schlegel: Eintritt in die deutsche
Schweiz. „Freier athmet schon die Brust" 20
141—142. S. W. IX 121. — Rostorf:
Sichere Bahn. „In stürmischen Tagen
frisch avifgeschaut" 142. — Fr. Schlegel:
Auf dem Feld berge. ,,Wie still ist es
hier oben" 143—145. S. W. IX 114. — 25
Rostorf: Wort-Zauber. ,, Worte schnell-
füssig und leicht, ihr wandelt in flücht'ger
Gestaltung" 144. — Rostorf: Der Schäfer.
Romanze. ,,Dort drüben im kühlen Grunde",
146—151. — Rostorf: Trost-Spruch. :w
,,Trüb ist der Himmel, finster der Tag" 152.
— Sylvester: Sonette. I. „Es schaut
der Baum in die kristallneu Wogen" 153.
II. „Die edle Jungfrau bräutlich schön ge-
schmükket" 154. — Fr. Schlegel: Weihe a^
des Alten. An einen j ungen Dichter.
,,Nimm den Becher zur Hand den freudigen"
155—159. S. W. 1X29. — Rostorf: An
Sie. I. Was ist vor Allen so lieb und hold"
160 — 161. II. „Wie so süsse dringt es mir 40
zum Herzen" 162 — 163. — Fr. Schlegel:
Spruch. ,,Weil so schnöde sich zum Spott
gemacht" 163. S. W. 1X87; Titel: ..Würde
der DieJitJcunst'''. — Fr. Schlegel: Fortu-
nata. ,,Die Träume verschwinden, Aurora 45
erscheint" 164 — 165. nur y,(redicJite'' 1809,
Berlin (bei E. Ritzig) S. 77 „Die Freudige".
— Sj'lvester: Demlieil. Aloysius von
Gonzaga. [Sonett] ,,Des Weines Gold er-
blüht aus grünen Reben" 166. — Sophie 50
B. [Bernhard!]: Klagen [4 Sonette]. I. „Die
Lust entfloh, verarmt bin ich im Herzen"
167. II. „Mag sanfte Lieb' in stillen Hütten
wohnen" 168. III. ,,Es weint der Fels, wild
stürzen seine Tiuänen" 169. IV. ,,Die Lieb', 55
ein Phönix, mir im Herzen lebend" 170. —
Sj'lvester: An Novalis. ,,Im wunder-
vollen Traume mir erschienen" 171. Sonett.
Rostorf: Wissenschaft. ,,Wisst ihr nicht,
was unten" 172. — Sylvester: An .... 60
„Ein Zaiiberband glänzend aus Gold ge-
woben" 173. Sonett. — Sylvester; An . . . .
„Holdsetiger der Rose Purpur scheinet"
114. Sonett. — Sylvester: An R....
[— liosiorf":'] „In tiefer Brust scliläft ein i'5
93
Rostorfs Dichtergarten. Erster Gang. Violen. 1807.
94
geheimes Streben" 175. Sonett. — Sylvester:
An K . . . . [= Karl V. Hardenberg ?\ „Wer
.sehnend sich der Heimath zugewendet" 176.
Sonett. — Sylvester: Sonette der Liebe.
5 I. Ein seltsam Grüssen kömmt aus fernen
Landen" 177. IL ,,AVer in des Lebens
frischer Jugend Blüte" 178. IIL „Der Früh-
ling lockt aus grüner Bl.ätter Schoosse" 179.
IV. „Kill rascher Schritt in das verworrne
10 Leben" 180. V. „Vorüber ist der Tag, das
heisse Sehnen" 181. — Rostorf; Natur-
forscher. „Künstliche Weisen ersinnt der
Forscher der irdischen Werkstatt" 182. —
— Egidio und Isabella. Ein Trauer-
15 spiel in drei Aufzügen von Sophie
li. [Bernhardi] 183— 334 „Personen: Don
Marcello; Isabella, Leonora, seine
Töchter; Egidio, Ritter eines geistlichen
Ordens; Graf Alonso; Calandrino, sein
20 Diener; Viola, Kammermädchen von
Marcello's Töchtern. Ein alter Diener
Marcello's; Räuber; ein böser Geist" 184.
Erster Aufzug: 185 — M2. Zweiter
Äufsiig: 243—297. Dritter Aufzug:
25 298—334.
Erster Aufzug: Ein spanischer Grande,
l)on Marcello, erlebt den tiefen Kummer,
dass die Geliehterc seiner beiden Tochter,
Isahella, durch Hoffart und Ungehorsam ihn
30 bitter kraulet. Er hat sie dem Kloster be-
stimmt, sie über in der Stille .sich Don
Alonso versprochen, obgleich dieser ihren
Bruder im Zweikampf getötet, [ein übrigens
ganz äusserlich angeschlagenes Motiv, das
as dann nicht mehr beachtet wird\. Alonso hat
alles vorbereitet, sie Xachts ;u entführen; aber
da die Leiter schon an ihr Fenster gelehnt
ist, naht Egidio, Bitter eines geistlichen
Ordens, und bestimmt ihn, indem er ihm seine
40 Fürsprache hei Jlarcello verheisst, von seinem
Yorhcdien abzulassen. Dann aber verleitet
ihn selbst die günstige Gelegenheit, personi-
fiziert durch die Verfährerstimme eines« Bösen
Geistes"^, Isabellas Kammer su ersteigen und
45 unerkannt in ihren Armen die Lust zu ge-
messen, die er dem betrogenen Freunde nicht
gegönnt hafte. Durauf cnt/lieht er mit ihr;
von Räubern überfallen wird er geztvungen,
ihr Anführer zu werden; Isabella begleitet
50 ihn in Männerhleidern.
Zweiter Aufzug: Die Iläuher werden
in einem grossen Walde von Soldaten um-
stellt. Egidio erkauft seine Bettung, indem
er dem Himmel entsagt; wieder vermittelt den
55 Verzicht der „Böse Geist^, der sich auch an
Isabella macht, von der Gramgebeugten aber
zurückgewiesen wird. — Marcello und seine
zweite Tochter Leonora durchschreiten eben
diesen Wald, um ein neu erbautes Lustschloss
60 ^(f besuchen, und werden von der verkleideten
Isabella ungehulteit, die den Segen des Vaters
empfüngl und seine Milde erführt, ohne sich
zu erkennen eu gehen. — Auch Alonso, mit
seinem Diener Calandrino, auf der ver-
65 geblichot Suche nach Isabella, begegnet, während
der Kampf mit den Räubern schon tobt, der
Geliebten, klagt ihr, ebenfalls ohne sie zu er-
kennen (!) seinen Liebeskummer tmd empfängt
aus ihren Händen einen Ring:
Diesen Ring empfange hier, r,
Gieb ihn in Marcellos Hände,
Sprich, dass ihn ein Räuber sonde
Um dadurch ihm kund zu thun,
Dass sein Kind er nimmer nun
AViedersieht vor seinem Ende. lu
Den Calandrino aber zwingt Isabella, nach-
dem Alonso gegangen, sie zu binden und im
Hause MarceÜos als Sklaven zu verkaufen:
lu Niedrigkeit will ich im Hause leben,
Man soll mich zu gemeiner Arbeit werben. 15
So will ich nach des Himmels Gnade streben,
Und so im Hause meines Vaters sterben.
Dritter Aufzug: Alonso bringt Marcello
den Ring Isahellas, und dieser, aufs höchste
durch die Gabe erstaunt tind verwirrt, erklärt 20
ihn für gefangen: zur Ruhe und Sicherheit
ihnen beiden; er solle sieh dem Könige, den
ein falsches Wort nicht trügen könne, stellen.
— Darauf führt Calandrino den Sklaven
herbei, den Marcello kauft, tief gerührt durch üs
Isahellas schwermütige Demut. Endlich er-
scheint Egidio, als Pilger verkleidet, reue-
crfült, um die Verzeihung des beleidigten Vaters
zu erflehen, dem er seine Sünden beichtet. Er
empfängt Verzeihung: so
^Dir hat mein Herz, so loie mein Mund
vergeben.'^
Da nahen schon Alonso und Leonora
mit der Schreckensbotschaft, der eben gekaufte
Sklave sei im Garten freiwillig aus dem Lehen 35
geschieden, und im Tode als IsuhcUu erkannt
worden. BlitErschütterungrernchmenMarcello
und die übrigen das Sonett, das man auf
einem Blatt in ihrem Busen fand \S. 330 f. \:
Hoffärtig, stolz, musst ich mich einst Dir 40
zeigen;
,,Ich glaubt' aus meinen Augen ström'
Entzükken,
„Ich sah sich Baum und Blume vor mir
bükken; 45
,,Dpn Himmel selbst dem Glanz der Schön-
heit neigen.
„Der Himmel lehrt dem Uebermuth das
Schweigen,
,,Drum wollt' er plözlich strafend mir 'jO
entrükken
,,Was so mit Wahn die Seele könnt' uni-
strikken :
„Nichts hab' ich mehr von dem, was sonst
mein eigen. i-'
„Von Glanz umgeben, hab' ich dich be-
laden,
,,Mein theurer Vater, achl mit herben
Schmerzen,
„Die alle meine Thränen nimmer büsseu. 60
,,Ein niedrer Sklave schleich' ich dir zu
Füssen,
,,Und flehe so zu Deinem Vaterherzen,
Zum Himmel auch, mich Arme zu be-
srnaden. 6i
95
V. Seckendorfs Musenalmanach 1807 und 1808.
96
Die Biuloije dieses „Trauerspiels" sind
zum Teil in dhehigeu Trochäen, sum grossem
Teil in Stanzen geschrieben. Des öfter n
werden die Reime einer Stanze, ein andermal
b sogar die Quartette und Terzette eines Sonetts,
ein drittes Mal die sechs Stropheneiner Sestine
auf Spieler und Gegenspieler eerteilt. S. 3(jlf.
sprechen Egidio und der Böse Geist je ein
ganzes Sonett, der gleichen Reime sich he-
10 dienend; Egidio hcschliesst den ä., Alonso
den 3. AM mit einem Sonett. Monologe werden
in Stanzen gesprochen: Isabella bedient sich
einmal der Sestine; Egidio einer kanzoncn-
artigen Strophe. —
Parodie des ^Egidio .. ."■ in der Co-
moedia Divina... 1808, Königl. Bibl. 5
Berlin Yg 8466, S. 85 ff., 104. Vgl. ebenda
auch S. llSjl'.). —
Sylveste r [— G. A. Uardenherg] : Mähr-
clien von Thule. 335—362. Entstanden
unter dem unmittelbaren Einflusss des Koca- m
lisschen Ofterdingcn. —
Verzeichnis der Mitarbeiter am Dichte rff arten.
Sophie Bernhardi, geb. Tieck Gottl. Albr. Karl von Hardenberg ■■
Georg Anton von Hardenberg = Sylvester Friedrich Schlegel.
■■ Rostorf
Musenalmanach
für
die Jahre 1807 und 1S08.
20 Leo Freiherrn von Seckendorf.
[Franz Karl Leopold Freiherr von Secken-
dorff-Abcrdar, l'/75—1809; Goedeke Villi f.:
ABB 33, 519 f.]
Verlag: Eegeiisburg, in der Montag- und
2i Weissischen Buchhandlung.
Druck: Bcycnsburg. gedruckt bei Heinrieh
Augustin.
Format: M. 8".
Schriftgattung: Antiqua. Die Type des
30 3. Jahrganges ist bedeutend kleiner als die
des ersten: nährend hier im Bmxlischnitt 24
Zeilen auf die Seite gehen, stehen dort 28 auf
einer Seite.
Fundorte: Beide Jahry änge besitzen die Kgl.
3., Bibl. in Berlin und München, die Gross-
herzogl. in Weimar und die Univ -Bibl in
Strassbu rg. Den Jahrgang 1S07 dieStadtbibl.
Hamburg, die Grossherzogl. Hey -Bibl. in
Schwerin und -^^ Prof. Fechner- Berlin.
40 Zur Geschichte des Musenalmanachs:
Beide Jahrgänge des Musenalmanachs er-
schienen mit einiger Verspätung : der für 1S07
Ende ISOO und der für 1808 erst einige Zeit
nach Beginn dieses Jahres. [Vgl dazu Karl
45 Mayer, Ukland, Stuttgart 1867, 8.14; 31,
42; S. 81. mit einem Briefe vom 22. TV. 1808,
übersendet T'kland dem Freunde den Jahr-
gang 1808. Ferner L. Chlands Leben.
Stutt;/. 1865 (1874) S. 26 f 8 :i2ff: auf Us.
:■*) Brief an 8. vom Xovcmber 1806 kommt dessen
freundliche Antwort vom 25. -Januar 1807 und
darauf wieder Uhlands Rückantwort vom 6.
III., 8. 32/f, die bemerkenswerte Stelle ent-
haltend: „Es ist, wie ich schon gesagt, als
5J wäre mit der Sammlung 171 Ihrem Almanach
eine geiuisse Periode meiner I 'ocsic geschlossen ."
(.S". 35.) — Zu bcrückwldigen ist auch die
Berliner Dissertation von 1909 Jah Richerts
„Geschichte der Lyrik Kerners" 8. 23 f, 32 f.
1= Bd. 36 der Beil. Beiträge zur germ. u.
roinan. Philologie). Endlich ist uiehtiq
lt. Krauss' „Übersieht über l'hlands Brief-
wechsel" in den „Würtcmberg.-Vicrleljahr-
schrifUnfLandesgesch." 1902, K. F. XI 791}'.]
Rezensionen: Die früheste Besprechung des
ersten Jahrganges 1807 findet sich wohl in
60
der „Bibliothek der redenden und
bildenden Künste-' von 1806, 11383—388.
Dort Jieisst es: „Poesie enthält dieser Musen-
almanach wenig, aber desto mehr Reimereien
im neuesten Geschmack : denn es scheint,
die Verfasser haben noch nicht vernommen,
dass dieser neueste Geschmack bereits unter
die alten Thorheiten gehört. Herr Hölderlin,
der immer aufs neue, und immer vergeblich
sich martert, in seinen Gesängen das Un-
aussprechliche zu verkünden, eröffnet die
Sammlung mit einem Gedicht: Die Herbst-
fej-er. — — Ein Ungenannter, L. U., hat
einige nicht ganz zu verwerfende Versuche
geliefert. — Desto weniger kann man ihm
Reime, wie folgende, verzeihen:
Wohl vor der Burg zu Garten
usw. [S. 13].
oder
O wohl mir, dass gestorben
Der treue Bule mein!
usw.
Wir wissen wohl, dieser Ton soll naiv und
kindlich seyn; aber er ist nur albern und
kindisch. — — Noch mehr als dieser Herr
L. U. ist Herr C. K. [= Kerner] in den alten
geschmacklosen Romanzenton verliebt. — —
Wir hoffen übrigens auch von Herrn K.,
seine späteren Versuche werden uns die
früheren vergessen lassen. Zu einer gleichen
Hoffnung scheint uns Herr Kölle nicht zu
berechtigen. — — Der Herausgeber
selbst zeigt sich, wenngleich sein Beruf zum
Dichter etwas zweifelhaft scheint, doch als
einen Mann von Gefühl, von Bildung und
von Kenntnissen .... Das Wichtigste
hätten wir beynahe vergessen. DieserMusen-
almanach prangt mit einem Beytrag von
Herrn Friedrich Schlegel. — Zur Busse
für diese kaum verzeihliche Nachlässigkeit
wollen wir, nicht das ganze Gedicht, aber
doch zwey Strophen daraus abschreiben :
[1. die 3. Strophe] : Von Bauen ist Ver-
druss nicht weit,
Herr Reinold muss es büssen;
Die Knechte waren arge Leut,
Die leben ihren Lüsten.
[2. die 7. Strophe]: Reinold, der redlich
ihnen traut
Kam wieder da gegangen,
Beginnen die zu murren laut.
So sollt' es nun anfangen.
Heil unserem Zeitalter, in welchem die
Poesie bis zu dieser Höhe gelangt ist I Wie selir
97
V. Seokendorfs Musenalmanach 1807 und 1809.
entspricht die Form der Materie! Welch
ein angenehmer Wechsel zwischen Reimen
und Assonanzen!' Die Bcscnsion sclüiesst
mit den Worten: „Auch die Gedichte der
., übrigen Verfasser tragen grösstenteils das
Gepräge der ganzen Sammlung, und es wäre
daher überflüssig, ihrer besonders zu ge-
denken." — Einen loeit stärkeren Eindruck
als diese ehrbaren P/ülisirositäten machte im
10 Lager der schwäbischen Somantiker die kurze
Kritik des heimatlichen iIor</enblatts vom
13. Januar 1807, No. 11, S. i3. Sie verhielt
sich, etwas spöttisch, obcrßächlich und von
oben herab, mit angenommenem Bedauern im
15 ganzen ablehnend. Es Iieisst da unter anderm :
„Einige der grösstentheils ungenannten Ver-
fasser haben sich durch die bekannten, den
Helikon umflatternden Irrwische auf Abwege
führen lassen, und sind daher auch richtig,
'j(i statt auf den Parnass, in Sümpfe geraten.
Schade für die Anlagen, die aus einigen
ihrer Versuche durchblicken! Doch au guten
Köpfen darf man nie verzweifeln, und wir
hegen daher auch die angenehme Hoftnung,
25 dass die Gesänge dieser, ohne Zweifel noch
sehr jugendlichen. Dichter dereinst keine
Spur mehr von ihrem jetzigen Tone . . ver-
raten werden." Der Verfasser dieser Anzeige,
der sich „Y" unterzeichnete, war der Be-
rn dakteur des Wlorgenblalts Friedrich Christoph
Weisser [1761 — lS3i; vgl. auch Herrn.
Fischer, Klassizismus und Romantik in
Schwaben . ., 1SS9, S.Off, und R. Krauss'
Schwäbische Literaturgeschichte S. 343 ff J.
35 Bekannt sind die Reflexe dieser Kritik in
Kerners „Reiscschaiten'\ Heidelberg 1811,
ico gleich auf S. 11 der Pfarrer im Post-
wagen Holder anredet: „Und nun mein Armer,
verirrter, höchstwahrscheinlich nochsehrjunger
40 Freund!" Der „Weisse Mann" kritisiert
(S. 241) Felix' ..schlechte Bänkelsängerey'".
Es spielt ein Graf mit seiner Frau
und vergleicht sie mit dem „Eisenhammer'' in
45 der gleichen Gesinnung, mit ganz ähnlichen
Wendungen tvie Weisser im Morgenblatt
Seckendorfs Almanach bekrittelte. Boshaft
bemerkt dazu der Schatienspieler Luchs in
einer ,, Anmerkung" (S. 168): „Die Verleger
50 mehrerer kritisierender Blätter mögen mir
verzeihen, dass ich in den Worten des weissen
Mannes den gänzlichen Inhalt ihrer
Schriften nachdrucke.'- [Vgl auch Kochs
Zeitschrift 1899, N. F. Bd. 13. S. 492 und
55 &'. ä9, Anm. 2 des ;. Rechenschafts-
berichts des Schwab. Schiller- Vereins,
1903, der überhaupt für diese Rezensionen in
Betracht zu ziehen ist. —
Die fast gleichzeitige Rezension der Neuen
60 Leipziger Literatur- Zeitung vom
30. Januar 1807. im 13. Stück Sp. 193 ff;
[nicht gezeichnet] ist bemerkenswert durch die
geflissentliche IScii-underung, mit der sie Aurn-
hammers Beiträge rühmt. Auf Kosten aller
65 andern Mitarbeiter: „Die meisten der hier
sich findenden Gedichte können wir für nicht
viel mehr als unreife Versuche von Leuten
ansehen, welchen die ersten Elemente der
grossen Kunst, die sie treiben wollen, noch
70 nicht bekannt zu sein scheinen, wenn sie sie
nicht, durch falsche Beispiele geleitet, wieder
vergessen haben." Aber: ,,Weit über den
andern stehen durch Klarheit, wahren, un-
gekünstelten Ausdruck einer Natur und
schöner Innigkeit, durch Anmut und Adel
die meisten Gedichti- vou A " —
Grosse, wenn auch nicht unbedingte Aner-
kennung erntet Uhland in der Hallischen 5
und Jenaischen Allgemeinen Literatur-
Zeitung. Nachdem dort — in No. 78 vom
1. April 1807, Sp. 622 - 629 — Seckendorfs
eigene „ Klopstockisierende ■Jünglingsversuche"
kurz abgetan sind, heisst es über Uhland: lu
„Wenn seine Beiträge auch von einer ge-
wissen einseitigen Manier nicht frei
sind: so tragen sie doch den Charakter
zarter Innigkeit, und sind vielversprechende
Blüten eines wahrhaft poetischen Geistes. — 10
Die Kritik in No. 120 der Jenaer Literatur-
Zeitung vom 23. Mai 1807. ,.A . . .s" ge-
zeichnet, lautet: „Zwar waltete dasselbe Un-
glücksgestirn bey der Geburt der ersten
Sammlung, das auf die meisten neueren 20
Sammlungen dieser Art seinen versengenden
Eiufluss zeigte, indem die Originalität und
Freyheit der Dichtungen immer seltener
wird, je mehr Übersetzungen und Nach-
bildungen überhand nehmen ; auch wird die 25
Zeit in ihrem rauschenden Fluge viele Herbst-
blätter aus diesem Kranze verwehn: doch
ist eiu edles Blümehen, auch unter jenem
versteckt, von denen die sich für dergleichen
Sammlungen interessieren, nicht zu ver- 30
kennen . . ." Der Bec. teilt die Stücke des
Almanachs in drei Klassen: t. eigentliche
Uebersetzungen . woldn er z. B. auch die
Bruclistückc ans dem Heldenbuch" rechnet,
die, wie er lobend hervorhebt, sich gut lesen 35
Hessen -,2., .Nachbildungen, d.h. Stücke, die
nach Mustern gedichtet sind, und ähnlichen
Gedichten ihre Erfindung, Form oder irgend
einen anderen Eiufluss verdanken. Besonders
gehören hierher diejenigen Gedichte, die in 40
einer bestimmten Form der Romanze und
Ballade gearbeitet sind, welche dasSchauerlicbe
und Abenteuerliche oft bis an die Grenze des
Crassen verfolgt." Der Rec. nennt hier neben
der „sehr matten und unbedeutenden" Legende 45
Fr. Schlegels „Sankt Reinolds Kapelle"
einige Gedichte von L. K. [Kerner], „dem
es nicht an Zartheit der Empfindung fehlt,
der aber durch eine ausschweifende Phantasie
sich oft zu ungewöhnlich starker Personi- 60
flcation verleiten lässt, wodurch er manches
wieder verdirbt Der überwiegende
und zerstörende Hang zum Schauerlichen
und Melancholischen aber zeigt sich vor-
züglich in mehreren Stücken des talentvollen 55
Sängers, der sich L. U. unterschreibt, z. B.
in den Gedichten; die Nonne, an den
Tod, Harfnerlied, welches an Schiller
erinnert, . , . besonders die 3 Fräulein und
der schwarze Ritter .... Zu den 60
schönsten Producten dieser Sammlung aber
und zugleich in die dritte Classe der
Originalgedichte gehören der Kranz,
das sehr naive Gedicht der Entschluss,
der Abschied, Entsagung, Gesang der 65
Jünglinge, mein Gesang, das Schloss
am Meere, von demselben Verfasser." —
Der Jahrgang 1808 des Musenalmanachs
findet eine eingehende Würdigung durch
Conz in No. 198 der Hallischen Allge- 70
meinen Literatur-Zeitung vo7n 7. Juli
1808, S. 563 f. Er erwähnt die Uebersetzungen
von Üriginalstückcn in der I. Abteilung, die
7
99
V. Seckendorfs Musenalmanach 1807
100
sämtlich schon früher sehr gut übersetzt seien,
und fährt fort: „So kam es offenbar jetzt
darauf an, 'die Vorgänger zu übertreffen.
Wir zweifeln, ob dies, wenigstens bey allen,
gelungen ist. Mögen sich zum Beispiel die
Schottischen Gesänge in der neuen Be-
arbeitung da und dort etwas uälier dem
Text anschmiegen, nac'i unserm Gefühl ist
der GrundtoD, den Herder so gut aufgefasst
und wiedergegeben hat, durch dies zu ängst-
liche Anschmiegen verloren." [Der Scfraiii
der Edwarde Vebersetzimg loirkt übrigens
geradezu unfreiwillig komisch. :
1. Strophe: rnd gehst so traurig hie? — 0/
3. ,, : Der [Falke] iiarsowertemi' — 0!
3. ,, Mein Sohn, ich sag es di' — 0!
4. ., Soschön.soireuemi', — Olusic.J —
Auch Conz rühmt, neben Uhlands, Aurn-
ham7ners Beiträge: „Unter den blos mit
Buchstaben bezeichneten hat A. die meisten
Beiträge. Wenn schon in den Liedern, wie
den Elegieeu und Epigrammen, häufig
Schiller-che Nachklänge zu vernehmen
sind: so wird man doch darin selten ein
zartes gefühlvolles Gemüt verkennen, das
Fremdes in sich aufnehmend, mit Eigenem
das Fremde zu amalgamieren versteht.
Zum Sehluss nennen wir noch mehrere lieb-
liche Blumen von L. U., eben dem, der in
dem vorjährigen Almanache schon unsere
Aufmerksamkeit durch eine Reihe emjifunde-
ner Gedichte erweckt hat." Es spreclte sieh
in seinen Beiträgen ..eben derselbe still und
fein bildende, dem Romantischeu und alle-
gorischer Bedeutsamkeit vorzüglich zuge-
wandte Geist aus." —
Im Journal des Luxus und der Moden
herausgegeben von Carl Bertuch, Weimar
ISOS. Februarheft S. ISS — 133, findet sicheinc
wohlwollend lobende Eezension.
Jahrgang 1807.
Hölderlin; Die Herb st fei er. An
Siegfried Schmidt. [3 — 12.]
1. „Wieder ein Glück erlebt. Die ge-
[fährliclie Dürre geneset" 3 — 4.
2. „Aber meinest Du nun, es haben die
[Thore vergebens
Aufgetban und den Weg freudig die
[Geister gemacht;" 4 — 6.
3. „Aber damit uns nicht, gleich Allzu-
[klugen, entfliehe
Diese neigende Zeit, . . .'' 6 — 7.
4. „So der Gewaltgen gedenk, und des
ernst ankundenden Schicksals" 8 — 9.
5. „Aber indess wir scliaun und die
mächtige Freude durchwandeln" 9 — 11.
G. „Engel des Vaterlands! 0 ihr, von
denen das Auge" 11 — 12.
Werke, hg. von M. Joachimi-Degc, 1908,
I, 178 f. —
L. U. [— Johann Ludwig U hl and,
1787—1862; Gocdekc VIII 213— 246, bes.
333f.]: Bruchstücke aus dem Helden-
buche. [13—37.]
1. Die Linde zu Garten.
„Kaiser Otnit in Lainparten hatte an
König Hugdiotericli in Konstantinopel zwölf
Grafen gesandt, dass dieser ihm sein ]>.nid
vcrziuseu sollte. Uugdictcrich gab den Ge-
sandten des verlangten Goldes. Wolf dieterich
aber, Hugdieterichs Sohn, damals noch ein
Knabe, Hess zurücksagen: sobald er Mann
wäre, wollt' er auf Otnits Burg zu Garten
kommen und denselben um sein Kaisertum 5
hestehn. Als nachher der alte König ge-
storben und Wolfdieterich durch seine Brüder
von seinem Erbteil Verstössen war, begab
er sich nach Garten, um den Kamf (!l zu
wagen und, wenn er den Sieg davon trüge, 10
sich den Kaiser zum Streitgenossen gegen
seine Brüder zu gewinnen." 13.
„AVol vor der Burg zu Garten" 13 — 24.
2. Otnits Rächer.
„Kaiser Otnit ritt gegen die Lindwürnie, 15
die sein Land verheerten. Beim Abschiede
befahl er seiner Gemahlin, im Fall er den
Tod finden würde, sich nur dem zu ver-
mählen, der durch Erlegung der Ungetüme
sein Kächer wäre. Er wurde von einem 20
dieser Wurme verschlungen, da er unter
einer Zauberlinde in festen Schlaf versunken
lag. Die Kaiserin beweinte ihn bis ins dritte
Jahr, denn noch war kein Eächer erschienen.
Sie musste schmähliche Behandlung erleiden, 25
weil sie sich weigerte, einem Andern ihre
Hand zu geben. Nach dieser Zeit kehrt
Wolfdieterich, Otnits Waffengeselle, aus dem
heiligen Lande. Schon auf dem Weg' er-
erfährt er des Kaisers Tod, und will dessen 30
Rächer sein. Nächtlicher Weile kömmt er
vor die Burg zu Garten, und hört die Klagen
um Otnit." 25.
„Der Wächter auf der Zinne" 25 — 37.
Gedichte, Krtt. Ausgabe von Erich Schmidt
und Jul. Hartmann 1898 I379ff.; II 143 ff.
Vgl. auch Goedeke VII 732. — X:
,, Weisheit des Thoren beginnt den Nachbar
[zu meistern, er selber
Was er am meisten bedarf, wirft er für
[andere hin." 37. —
S. [:= Seckcndorf]: Dem neuen Hellas.
1789. Wecliselgcsang zwischen dem ,. Sänger"
und ..Hermes", der ivandelnd in den Wolken
erscheint. Der Sänger. ,, Hörst Du rauschen
den Flug hoher Begeisterung" 38 — 41. Oden-
form-, Si/st. Asclepiad. quartum. ,,Auch ich
träumte damals von wiederkehrenden Grie-
chen. Wer gedenkt nicht gern der Träume
seiner Kindheit." Bemcrkf/. im Lihaltsvers.
190. — 9..[^ Seckendorf]-. AwZiAW. Nach
Horaz. 1789. ,,Wie das Kind der Gazelle"42.
— S. [= Seckendorf]: Einladung aufs
Land. 1790. „Freund! Was säumst du
mir lang in niedriger Zelle, wo brütend"
43_44. _ X:
„Gleich dem Teiche Bethesda eröffnet heilend
[ein Herz sich,
Wird es vom Engel bewegt, unbewegt fehlt
[ihm die Kraft." 44. —
A. [= Emmerich Jukoh Aurnhammer,
1772—1817; Goedeke VII ISO, vgl. auch Till
6b]: der Liebestraum. „Meine Hütte, die
liel)' ich wie meine Wiege; sie schliessetMeine
selige Welt, winket am Abend mir Kuh." gs
40
50
60
101
T. Seckendorfs Musenalmanach 1807,
102
45— 46.— S. [—Seckendorf]: Die Helden
der Vorwelt. „Mächtiger Peleussohn! und
ihr alle, Heroen der Vorwelt!" 46. Distichen.
— S. [= Seclendovfy. Das Veilchen.
Am 19. Mai 1791. „Blümchen! was sinkt
dein Haupt so traurig nieder" 47 — 48. —
Idoine: Erinnerung. „Ich ruh' an silberner
Welle" 49. — A. [= Aurnhammer]:
Mensch und Natur. „Die Höre flieht —
nocii einmal lächelt sie" 50. — A. [= Anrn-
httmmer\: Sonne und Mensch. ,,Wo sank
sie hin? — In ferne Bluinenthale" 50. —
Gerstner: [„Starb in der Blüte der Jahre,
als Präzeptor zu Alpirsbach. Sein poetischer
Nachlass, etwa 60 Gedichte nach Petrarka,
wartet auf Herausgabe in den Händen eines
seiner Schüler." Bemcrkf/. im Inlialisvers.
189.]: Sonnette nach Petrarka. 1.
Perch'iot'abbiaguardatodimenzogna. „Immer
liab' ich, wie mir möglich war" 51. 2. 1 vidi
in terra angelici costumi etc. „Engelanmut
sah ich hier auf Erden" 52. — S. [=:
Seche ndorf]: Die Jungfrau. 1791.
„Schön, wie des Mais Glanz, wallt er den
Hügel herauf" 5o. — Y.: An die Freude.
„Unter welchem der Bäume" 54. — Hölder-
lin: Die Wanderung. ,, Glückselig Sue-
vien, meine Mutter!" 55— 60. Werke, 1908,
I 202 ff. — X: Lauf der Welt. „Riese
ging mit dem Zwerge hinaus, den Drachen zu
binden. Riese band ihn, doch Zwerg kehrt
triumfirend nach Haus." 60. — S. [^
Seckendorf]: Ihr Gesang. 1791. „Noch
staun' ich? — Wars Traum, webend um
trunknen Sinn?" 61-62. — X: Vielen.
„Lieblich bin ich und reizeud, gefällig der
Sterblichen jedem-' 62. — S.[= Seckendorf]:
An ein weinendes Kind. Nach Spencer.
1791. „Armes, hilfloses Kind! im Mutter-
schoose" 6.3. — X.: Auf die Statue der
BUblis in Tieffurt. „In ihr atmet der
Geist der Gegend, so haucht sie mit Lieb'
an. Einen Tempel hat ihr Natur und Kunst
hier errichtet* 63. — S. [=; Seckendorf]:
An die Grazien, 1791. „Muse, beginne
mit mir der Chariten Preis zu ertönen" 64.
— A. [= Aurnhammer]: Mädchenidille.
„Komm Schwester in die Laube!" G5 — 66. —
X: „Mangel der Eigenschaft, die du beklagst,
wird oft zum Geschenke, Ein unselig
Talent wird es nicht öfter zum Fluch?" 66.
— A. [= Aurnhammer]: Wiegenlied. „Er
sang an meiner Wiege" 67. — S, [:= Secken-
dorf]: Das Hochamt. Am Aufer-
stehungatage. 1791. „Heiliger Gesang!
— wie so süss hinschmelzend" 68-69. — X:
„V otivtafeln. 78 Epigramme. 70 — 85.
„Nimm aus der Schal'ü Freundin! Gedanken.
Empfindungen, Sprüche, Perlenschnur wird
hier, was du gefällig vereinst." 70. —
X: Der Verkannte, „Dort am dornigem
(!j Holz' im Strauche verborgen, da hänget"
85. — A. [= Aurnhammer]: Sonnette.
1. „Umflötet rings von meinen Nachtigallen"
86. 2, „Schön ist Hain unil Kascnsiz und
Quelle"86— 87. 3. „IndieseraThal, bei diesem
Quellgekose" 87 — 88. — X.: Die Rose von
Schiras. „Rose von Schiras, Du hauchst
in paradiesischen Lüften" 88. — A. [= Aurn-
hammer]: Die Natur und der Mensch.
,,l)ie Sterne wandeln auf und nieder" 89 —90.
— Hölderlin: Die Nacht. „Rings um
ruliet die Stadt. Still wird die erleuchtete
Gasse" 90—91. Werke 1908, I 240. —
Siegfried Schmidt [eiijcntlich Schmid,
1774—1800, Goedeke V '451]: Morgen-
ländisches Lied. ,, Kennst Du der Raben
bittenden Ton?" 92. — S. [= Seckendorf]:
Der Gewitterabend. 1792. „Lächelnder
glänzt die Flur im Vollmondschimmer" 93.
-^ Siegfried Schmidt: Die Jäger. „Es
kochen die Füchse! die Dünste steigen" 94.
— X: „Dein ist die ganze Welt, vermag
dein Herz sie zu tragen, Was man so
eifrig gewünscht, trägt man mit Mühe zu-
letzt." 94, — Siegfried Schmidt: Belebte
Natur. ,,In allen Gestalten" 95 — S. [=
Seckendorf]: An Linora. 1798.,, Ferne irret
der Pfad, du hier, ich dort hin" 96. — X: Der
Wundersüchtige. ,, Ist Dir alles so plan
schon in dieser Welt voll Geheimnis" 96. —
Külle [=r Christoph Friedrich Karl von,
1781-1848; Goedeke VIII 253 f; ABB
l(i,473]: Bächleins Klage. „Jüngst stand
au meinem feuchten Wege'- 97. — S. [=
Seckendorf]: Lied des Gefangenen.
1805. ' „Der Vollmond leuchtet in stiller
Pracht" 98. — „Ist aus Versehen hier ab-
gedruckt worden, indem es schon im Glauben
uiulPoesie vonLucian steht " InhaUsverz.190.
Fr. Schlegel: Sankt Reinolds Kapelle.
„Sankt Reinold als Einsiedel war Der An-
dacht wol ergeben" 98 — 102. Sämtliche
Werke Wien 1823, IX lllff. Titel: „Sankt
Reynold."- — X.:PrometheusFackel.„Lang
vor der Hälft' Arbeit verlosch die Fackel
Prometheus; Drum so manches Geschlecht
läuft ea noch leimern umher." 102. — X:
Seine Söhne. ,,0 Du verkehreter Sohn
des Prometheus! er raubte den Göttern Licht
für die Menschen, du raubst Menschen ihr
himmlisches Licht." 102. — S. [= Secken-
dorf]: Stimmen der Völker. „Als Probe
eines grössern Werkes, Denkmale der Volks-
poesie nach Völkern und Zeiten geordnet."
Inhultsverz 190. I. Britten. 1. Der Auf-
stand im Norden. ,, Horcht mir zu, ihr
lieben Leut' 103 — 110, Percy, Reliq I 3,
3." Inhaltsverz. S. 190. — König Arthurs
Tod. ,,Früh am Dreieinigkeitsmontag"
110—119. „Ebendas. III 1,4," Inhaltsverz.
S. 190. — II. Spanier. 1. Zayde und
Zayda. ,, Durch die Strasse seiner Dame"
120 — 122. „Histor. de las guerras civjles
de Grauada. I 101." Inhnltsver.:. S. 190.—
2. Die Schlacht bei Sierra Bermeja
„Rio verde! Rio verde!" 122—125. Ebendas.
111 223. Inhaltsverz. S. 191. — 3. Vom
Grafen Olaros. „Leid ist's mir um euch,
o Conde" 125-126. „Biblioth. Castellana.
103
r. Seckendorfs MiiseDalmanach 1808.
104
Altenb. 1805. II 296. hihaltsverz. 191. —
Aus dem Cid. „Herbei' besang den Cid
iiacli spanischen Romanzen. Dies reizte zur
Vei-gleicliung uiit den Origiualien, und zum
5 Versuch einige zu übertragen. Künftig viel-
leicht das Ganze." Inimilsrirz. 191. —
4. Von Chimena Gonies. „Jeden Tages,
der erscheinet" 126 — 128. — 5. Voui Cid
Rui Dias. „Diego Laines steigt zu Rosse"
10 128—131. — 6. Die fünf Mohren-
könige. ,,Laut auflermend sind gedrungen"
132 — 133. — 7. Vom Beinamen des Cid.
„Stand der König in Samora" 134 — 135 —
„4. Von Chimena Gomes, bei Herder 7.
15 Primera parte de las silvas de varios
romances, eu. (^'arag0(;a, 1550. 12. Fol. 7i).
5. Vom Cid Rui Dia^:, Herder 5. Ebendas.
Fol. 76. 6. Die fünf Mohrenkönige, Herder 8
Romances nuevamente sacados compuestos
20 poi- Lorenco de Sepulveda, en Anvers 1551.
12. Fol. 110. 7. Vom Beinamen des Cid.
Herder 18. Ebendas. Fol. 130.
Beide sehr seltene Sammlungen enthalten
59 Romanzen über Cid." Inhalts vere. 8. 191.
■^ — Lieder von C. K. [^ Jiistinus Kerner,
1786-1863; Goedcke VIII 197—213]: 1.
Des Gärtners Lied. „Der Schäfer singt
dort unten" 136—137. 2: Der Schäferiu
Raub. „Wer trabt herab" 138—139. 3:
30 Morgen. ,, Ringsum malet die Sonne" 139
— 140. 4: Die Pilgerinn. ,,Es ritt ein
muntrer Knappe" 14t» — 141. 5.: Kloster-
fräulein. ,,Ach! ach! ich armes Kloster-
fräulein" 141. Dichtungen in Einem
35 Bande, 1834 S. 107. Beginnt: Ich armes
Kl. Auch die beiden andern Strophen he-
ginnen nur mit einem Ach! Z. 5 hat „weit,
weit"- statt des ,,ticf, tief-^ im Almanach. 6.
Lied. ,,Wol hat noch nie ein Mädchen" 142.
40 7. Trost: „Weint auch einst kein Liebchen"
143. Dichtungen 1884, S. 71. Titel: „Sängers
Trost". Vgl. dazu auch Schure' Leben
Lenaus, 1855, I 368 f. Die Aushängebogen
der Gedichte 1834 hatte Lenau korrigiert und
45 dabei den grammatischen Fehler der 8. Zeile:
auf ihn in „darauf" geändert, zugleich, um des
Heimes ivillen, Vorüberziehn in Voriiberlauf.
— Lieder von L. U. [= Ludtoiq Uhland]:
144—178. 1.: An den Tod. ])er Dn still
50 im Abendlichte" 144 — 145. Gedichte, heraus-
gegeben von E. Schmidt und J. Hartmann,
1898, I 3f — 2. Die Nonne. „Im stillen
Klostergarten" 145—146. Gedichte I IdOf.
— 3.: Der Kranz. „Es ptlückte Bliimlein
55 mannichfalt" 146 — 147. Gedichte I Ulf.—
4: Der Schäfer. ,, Der schöne Schäfer zog
so nah" 147—148. Gedichte I 143 f —
5.: Entsagung. ,,Wer enlwandelt durch
den Garten" 149 — 150. Gedichte I 139f —
80 6: Harfnerlied am Hoch z eitniahle.
„Festlich ist der Freude Schall" 151—152.
Gedichte I 5f. — 7: Der König auf dem
'J'hurme. „Da liegen sie alle die grauen
Höhn" 152-153. Gedichte I 6f. — S: Die
05 Vätergruft. ,,Es ging w ol über die Ilaide"
153—154. Gedichte I U3f 9.: Der
Sänger. ,,Noch singt den Widerhallen" 154.
Gedichte 1 148. — 10.: Gr stehen s Freude.
„Was soll doch dies Drommeten sein?"
155—156. Gedichte I 149 f — 11: Die 5
Kapelle. ,, Droben stehet die Kapelle"
156. Gedichte 1 11 f. 12. Gesang der Jüng-
linge. ,, Heilig ist die Jugendzeit!" 157 —158.
Gedichte I lOf. — 13: Die sanften Tage.
„Ich bin so hold den sanften Tagen" 158 — 159. 10
Gedichte I 13t. — 1^: Im Herbste. „Seid
gegrüssl mit Frühlingswonne" 160. Ge-
dichte 1 13. — 15: Mein Gesang. ,,0h ich
die Freude nie empfunden?" 160 — 161.
Gedichte 1 14f. — 16: Vom treuen Walter, la
,,Der treue Walter ritt vorbei" 161—163.
Gedichte I 151f. — 17.: Wunder. „Sie
war ein Kind von (!) wenig Tagen" 163 — 164.
Gedichte 1 13 f. Das richtige vorgeben die
Verbesserungen auf S. 184 des Almanachs von 20
1808 selbst 'an. — 18. Mönch und Schäfer
„Mönch: „Was stehst so du in stillem
Schmerz?" 164. Gedichte 1 15. — 19. Ent-
Bchluss. Sie kommt in diese stillen Gründe"
165. Ge</ic/;<cJi.'/— 20: Schäfers Sonn- 25
tagslied. „Das ist der Tag des Herrn"
166. Gedichte I 10. — 21: Das Schloss
am Meere. Hast du das Schloss gesehen"
166 —167. Gedichte 1 15Uf — 22. A b s c h i e d,
„AVas klinget und singet die Strass' herauf?" 30
167—169. Gedichte I 154f. — 23. Drei
Fräulein. 1. ,,Drei Fräulein sahn vom
Schlosse" 169—170. 2. „Zwei Fränlein sahn
vom Schlosse" 170 — 171. 3. „Ein Fräulein
sah vom Schlosse" 171 — 173. Gedichte 1 157ff. 35
— 24: Der schwarze Ritter. „Pfingsten
war, das Fest der Freude" 173— 175. Ged.
1 160f. — 25: Gesang der Nonnen. „Er-
hebet euch mit iieilgem Triebe" 175 — 176.
Gedichte I 16 f — 26. Der Pilger. „Es 40
wallt' ein Pilger hohes Dranges" 177 — 178.
Gedichte 1 153f. — 27. Lied des Gärtners.
„Lasst euch pflücken, lasst euch pflücken"
178. Gedichte 1 373. — A. [— Aurnhammer]:
Geisterstimmen aus Ruinen. ,, Fremd- 4.')
liiig, was sinnest du ernst? steigt aus der
moosigen Trümmer" 179 — 183. Distichen.
— A. [=^ Aurnhammer]: Der Beruf.
,,ljeise webet Geheimnis nm dich, ein Gött-
liches ahnet" 184. — Kölle: Die Lösung. 50
„Dort ohen auf jenem Berge" 184 — 185.
— A. [=-. At(rnhammer]: Das Namen-
lose. ,.Weit, ach weit in der Ferne" 185 —
S. 1= Seckendorf]: Epilog. ,,Was ich
Hellend gestrebt, was ins Herz mir die 55
Älnse gesungen" 186 — 188. Distichen. —
„Inhalt"; 189—192.
Jalirgang 1808.
Erste AbteilnDgr. 60
Stimmen der Völker. 3. — Titel S. 1.
S. 4 enthält ein kurzes Vortvort, unter-
zeichnet „Der Herausgeber^':
^Ich habe über diese fortgesetzten Proben
mein«'] Di'nkmälcrdei N'olkspoesie wenig zu (j5
105
V. Seckeudorfe Miisenaliuanaeb 1808.
106
sagen. Die scbottiscben sind von einem
Ungenannten übersetzt Mit Liebe und Weli-
mut gebe icii die Reste teutscUen Gesangs,
denn bald wird das lebendige Wort ver-
;, gangen sein, oder verballen in die Klage-
weise der estbniscben Liedereben. Was
A. V. Arnim von dem VVunderborn ge-
sagt bat: es war der letzte Bienenstock,
er wollte eben wegscbwärmen, es bat uns
lii wol Mübe gemacbt, ilm im alten Hause
zu sammeln, bewabrt ibn, stört ibn nicbt,
genieUt seines Honigs wie lecbt das
möcbt' icb gedenken bei diesem Nacbtrag
Spätlinge zu jenem berrlicben Stock,
lä Mögen die Gleicbgesinnten sieb daran
ergözen, und meine Einladung um Bei-
träge mit Originalmelodien, treu und
einf'acb aufgefasst'*),freundlicb empfangen."
S. 6: Stimmen der Volker.
.2Q 1. Scbotten und Britten.
1. Die Judentocbter. «Der Kegen
rinnt ab diircli Mirrilandstadt", 5 — 7. Percy,
Keliq. T. 1, 1, 3. „Inhalt' 185 — 2. Edward:
„Was trieft dein Scbwerd so rot von Blut?
2.5 Edward, Edward!" 7—9. ibid. T. J, 1,5
IiiliuH 185. — 3. Sir Patrick Spence:
„Der König sizt in Dumferlingstadt" 9 — 11.
ibid. T. I, 1,7. Inhalt 185. — Biese drei
Uehersetzungcn sind unterz. x * * * '/..
;« [= SecTicndorf?]
[„n. Spanier vaeat." Nnr im ^Jnlia/f^ 185
angegebene Ahieilung.]
35 S. 11: HL Teutscbc.
1. St. Jakobs Pilgerlied: „Wer das
Elend bauen voll" 11 — 16. „Aus der kön.
Biblioibek zu Miincben « Inhalt 185.
Bühmc. Altdeutsches Liederluch 1877,
40 Ko. 010, S. 719/f. — 2. Vom lütter und
seinem Liebcb en: „leb bin durcbFiaiicn
Willen" 16—18. „Ebendaber". Inhalt 185.
Bühmc, No. 122, S. 222f. Titel: „Entführung
des Burgfräuleins von Eerenstein " — 3.
4;, Graf Friedrieb s Brautfabrt : „Graf Fried-
rieb tliät ausreiten" 19 — 23. „Fliegendes
Blatt aus der Scbweiz"7«/(o// 185. Böhme,
No. 7!i, S. 166 ff. Wunderhorn II 280.
Uhlands Gedichte, hg. von £. Schmidt
50 und Hart mann, 1898, II 345 f Uhland fand
diese und die unter No. 8 wiedergegebene
Bullade von der „tviedergefundenen Königs-
tochter" 1806 bei einem Schuster in Meiringen.
Durch Kerners Freund Kölhe erhielt steSecken-
55 dorf. Vgl. Euphorion III 426; Ulilands
„Schriften" IV 128, 134; VIL liechenschafts-
berichl des Schwäbischen Schillervereins 1903,
S. 35. — 4. Von der jungen M arkgräfin:
„Es hatt' ein Herr ein 1'öcbterlein"
60 23 — 25. „Mündlicb aus Schwaben." Inhalt
185 Böhme, Ko. 89, S. 180. Vgl. auch
'j Näbere Auskunft über diese Beiträge, ab-
gegeben bei dem Verleger dieser Blätter, werde
65 icli auf Vorlaugcn gtni mitteilen.
10
20
25
30
Wunderhorn II 250. — 5. Das Lied
vom Fubrknecbte: „Es fuhr ein
Fubrknecbt über'n Ebein" 25. „Aus
einer Musikaliensammlnng im (!) Herder's
Besiz. Siebe des Knaben Wunderborn [Bd. 1] 5
S. 259." Inhalt 186. — 6. Der Jäger:
„leb weiß ein'n Jäger, der blast ein Hörn"
26 — 27. „Ebendaber. Fragmente davon
stebn in den Blättern von teutscber Art und
Kunst [1773, S. 47 f.]. Bekannter ist die
Variazion im Wunderborn [Bd. 1] S. 34".
Inhalt 186. — 7. Variazion [des vorigen
Liedes]: „Es jagt ein Jäger ein wildes
Scbwein" 27 — 29. „Fliegendes Blatt aus
Baiern." Inhalt 186. Böhme, No. 436f,
441 f. sind sinnverwandt. — 8. Die wieder-
gefundene Königs tocbter: „Es batt'
ein König ein Töcbterlein" 29 — 32. „Fliegen-
desBlatt aus derScbweiz." Inhalt 186. Vgl.
die Anm. zu No. 3 Uhlands; „Alte hoch- und
niederdeutsche Vollslieder" 1 177f.: „Siideli."
■ — 9. Das hungernde Kind: „Mutter!
Mutter, es hungert mich" 32 — 33. „Mitge-
teilt von Hin. Hofmedikns Dr. Hobnbaum
in Hildburgbausen." Inhalt 186. — 10.
Die schöne Müllerin: ,,Icb weiß eine
stolze Müllerin" 34 — 35. ,, Fliegendes Blatt
aus Baiern ' Inhalt 186. Böhme, No. 43,
S. 122. — 11. Fubrmannslied: „leb
bin ein lustiger Fubrmannsfohn" 35 — 36.
„Ebenfalls". Inhalt 186. — 12. Tiroler
Sennenlied: „Gen Alma geh i aufi,
weil's Wetter is so schön" 36 — 37.
„Ebenfalls." Inhalt 186.— 13. Trinklied:
„Zu Klingenberg am Maine" 87 — 40. „Aus
Eiasmus Widmanns musikalischer Kurzweil,
Nürnberg 1623." Inhalt 186. Böhme,
No 338, S. 412 ff. ist verwandt. — 14. Der
lieb ste Bule; ,,Der liebste Bule, den icb
hab" 41. „Thomas Mancini eist Buch neuer
lustiger und höflicher weltlicher Lieder.
Helmstädt 1588. Inhalt 186. Böhme,
No. 335, S. 410f. Vgl. für dieses und
andere Volkslieder auch in Fischarts
„Affentheuerlich . . . Geschichtklitte-
rung" 1552 — Kgl. Bibl. Berlin „Xx 2603"
— das 8. Kapitel: Das Trunchen Gespräch vnd
die gcspraechig TruncJcenzech." 41. —
— 15. Trinklied: „Er setzt das Gläslein
an den Mund" 41 — 42. „Harnisch Hortulus 50
lieblicher lustiger und höflicher teutscber
Lieder. Nürnb. 1604". Inhalt 186.
Böhme, No. 323. — 16. Die Liebste
im grünen Kleide: „Gott grüß mir
die im grünen Kock" 42 — 43. „Nie. 55
Zangius schön newe auserlesene l.,ieder.
Berlin 1617". Inhalt 186 — 17. Sommer-
freuden: ,,Die Sommerlust im Walde" 43.
„Eben daher". Inhalt 186. — 18. Die
schöne Zusammenkunft: ,,Ich ging ein- ^
mal spazieren Durch einen grünen Wald"
44. ,,L. Lecbneri Athesini newe teutsche
Lieder. Nürnb." Inhalt 187. — 19.
Liebesgespräch: „Allerscbönste Schäferin,
lierziges Kind" 44— 4b. Fliegendes Blatt 55
40
45
107
V. Sectendorfs Musenalmanach 1808.
108
aus Baiern". Inhalt 187. — 20. Ueberall
Liebe: ,,Es >st Fiirwabr kein' Kreatur" 45
—46. „Ebenfalls". Inhalt IST. — 21.
Liebeslied: „Herzig lieb Scliäzele, tliu mir
verzeihn" 47. „Mündlich aus Schwaben-.
Inhalt 187. — 22. Sehnsucht nach der
Geliebten: „Mein Gott! möcht' sich's doch
schicken" 48. »Nie. Zangiua Lieder". In-
halt 187. — 23. Der Traum: „Zu Kacht
in meinem Bett ich lag" 49—50. „Aus Jups
Studentengärtlein, Nürnberg 1626". Inhalt
187. — 24. Der Liebsten Preis: „Die
raicli erfreut ist lobenswert" 50— 51. „Aus-
bund schöner weltlicher teutscher Lieder".
Inhalt 187. — 25. Trennung von der
Geliebten: „Entlaubet ist der Walde"
51—52. „Eben daher". Inhalt 1S7.
Böhme, No. 257, S. äSöf- — 26. V^er-
sch wiegen e Liebe: „Wol kommt der
Mai" 52 — 53. „Ebendaher". Inhalt 187 —
27. Das Vögelein: „Im grünen Wald ich
neulich ging spazieren" 53 — 54. „Val. Hauss-
mann's vierstimmige Canzonetten Horatii
Vecchi mit teutschem Text, Nürnb. 1610".
Inhalt 187. — 28. Liebesfeuer: „Mit
freundlich Blicken eurer Aeuglein beide".
„Ebendaher". Inhalt 187. — 29. Die ver-
zögerte Hochzeit: „Du hast mich wollen
nehmen, Ja wenn der Sommer kommt" 54
— 55. ,.Jac. Regnart neue kurzweilige
teutsche Lieder, Nürnb. 1586. Die moderne
Variazion ist bekannt." Inhalt 187. — 30.
Des Müllers Tochter: „Es wohnt ein
Müller an einem Teich': 55 — 56. „Fliegendes
Blatt aus Baiern". Inhalt 187. — 31. Die
Sklavin: ,, Einsmal fahr ich auf der See"
56. „Fliegendes Blatt" vgl. Inhalt 187. —
32. Der Salzburger Bauer: „Bin a Salz-
burga Baua, bei mein" best'n Jahr'n" 57 — 59.
„Fliegendes Blatt". Inhalt 187. — 33.
Tiroler Wildschützenlied: „Frisch auf,
frisch auf! wen's Schießen freut" 59 — 61.
„Ebenfalls". Inhalt 187. — 34. Der Wild-
schütze: ,,Ein Wildpretschütz, das ist mein
Leben 61 — 62 ,, Mündlich aus Schwaben".
Inhalt ISS. — 35. Der Jäger aus Kur-
pfalz": ,,Ein Jäger aus Kurpfalz" 62
—63. „Mündlich". Inhalt 188. — 36. Das
Kirchlein: ,, Schönstes Kirchlein über die
Maßen" 6.3— 64. „Mündlich". Inhalt 188. — öl.
„Der Wald: „Was kanneinenmehrergözen"
64—65. „Fliegendes Blatt". Inhalt 188. —
38 Jagdlied: „Fahret hin! Schlagt die
Grillen aus den (!) Sinn" 65 67. ,, Eben-
falls". Inhalt 188. — 39. Das unglück-
liche Füllen: ,,PjS fragt' ein Bauer seinen
Sohn, Wo er das Füllen hab hingethan:" 67.
,,Aus einer handschriftlichen Liedersammlung
in meinem Besitz" Inhalt 188 — 40. Bcrg-
1 mannslied: ,, Frisch auf ins Feld, der Berg-
mann kommt" 68. ,, Mündlich aus Schwaben.
Eine Variazion ist das Tabakslied im
Wunderhorn [Bd. 1.] S. 144". Inhalt
188. Böhme, No. 455, S. 571. —
, 41. Fragmente: a. „'S schwimmet drei
Fischli im Bodensee" b. ,. Zwischen zwei
Donaubäum'" c. ,, Drohe in dem Wecherle"
d. ,,Is denn niei V^ater a Leirersmann" e.
,.Du licderli's Bürschle!" 68 — 69. „Es sind
Anfangsstrofen alter Lieder, die sich erhalten .-,
haben, um Tanzmelodien danach zu bezeich-
nen. S. Bragur III. B. Das erste ist
schwäbisch, das zweite östreichisch, die
übrigen fränkisch." Inhalt 188. —
S. 70. IV. Italiäner. jo
[Uehersetzt von Lcov. Seckendorf. Inhalt 188.]
1. Venezianisches Gondelliedehen:
,,Bin ich verliebet, kleines braunes Mägd-
lein" 70. ,,Sono innamorato d'una morettina".
Inhalt 188. — 2. Ein andres: ,, Neulich j-,
Abend mein Blondinciien" 79. ,,La bimidina
in gondoletta". Inhalt 188.
Zweite Abteilnng:
Vermischte Ge dichte. T,'). [S. 74 bleibt oo
frei.]
Martin Luther: Zuversicht. ,,Ein
feste Burg ist unser Gott" 75 — 76. — C risalin
[= Isaac von Sinclair. 1775 — 1815; (ioedeke
VI 160; ADB 34, 388. Vgl. auch Karl 05
Schwartz ,, Landgrat Friedrich V von Hessen-
Homburg'-, 1878. I 191 ff|: Auf Prinz
Ludwigs Tod. ,, Senkt die Speere und die
Schwerde" 77 — 79. — Hölderlin: Pathmos.
Dem Landgrafen von Hessen-Hom- 3,5
bürg. ,,Nah ist Und schwer zu fassen der
Gott." 79-87. Werke 1908 I 216-222.
Abgesehen von zahlreichen Druckfehlern, die
zum Teil den schwer zu fassenden Sinn ent-
stellen, bietet die Fassung des Almanachs -^
einige Abweichungen vom Text der Werke.
So heisst es z. B.
dort S. 80, Z. 18: \Asia] Mit tausend
[Gipfeln duftend
hier S. 217, Z. .31: Von tausend Tischen 4,,
[duftend,
dort S. 81, Z. 4: Die feierlichen . . .
[Palläste
hier S. 217, Z. 45: Die felsenharten... P.;
dort S. 83, Z.lu.2 v.u.: Und es grünen 4.1
Tief an den Bergen auch
[lebendige Bilder;
hier S. 21!), Z. 120, 121: Undmanchem ward
Sein Vaterland ein kleiner Baum.
Vgl. Seckendorfs Brief an Kerner, Brief- 50
Wechsel I 8 ff., bes. S. 10 f über die Text-
behandlung. — Crisalin [= Isaak von
Sinclair]: Päan. ,,Ohne Acht, ob man's
vernommen, Sing' ich des Wollauts freistes
Lied." 88-91. — Siegfried Schmidt: 5,^
An J. M. ,, Lange ruht in würdiger Stellung"
91—92 Ode. — Eglantina: Geist des
Schicksals. ..Den Menschen drängt in
unbekannter Hülle" 93 Stanzen. — Hölder-
lin: Derllhein. An Isaak von Sinclair, go
,,Im dunkeln Efeu saß ich, an der Pforte"
94-102. Werke 1908, I SOS— 211. Ausser
häufigen Abweichungen der Interpunktion, die
der Druck des Almanachs giemlich ver-
st/hnh)islo.^ hiindliidit. bietet dieser u. a. auf 55
109
V. Seckendorfs Musenalmanach 1808.
110
S. 96, Z. 15 und 20 [^ Werke S. 207, Z. 64
und 69] Diskrepanzen.
An der ersten Stelle heisst es:
dort: denn, wo . . .
hier: denn wenn, wo . . .
An der zweiten Stelle:
dort: Im eigenen Zaume lachend
hier: Im eig. Zahne, lachend.
— A. [= Aurnhummer]: Glaube, Liebe,
Hoffnung. „Drei Himmlische segnen den
Menschen ein" 102 — 103. — Crisalin:
[=^ Sinclair]: An mein Vaterland. „Dich
preis' ich znerst, Hessen, mein Land!" 104 —
106. — A. [= Aurnhammer]: Das Harfe n-
mädehen. ,, Horch! welche Töne schallen
hier?" 107—108. — L. U. [= Ludwig
Uhland]: Der Rosengarten. Von ei'm
schönen Kosengarton" 108 — 110. Gedichte,
hg. V- E. Schmidt u. J.Uartmann 1162 f., II 70.
— Hans Volz[= Eerncr; Zs. f.Dtscli.Philol.
31,255\: Lied auf die heilige Jungfrau
Maria. „Am Himmel, wo im Morgengold"
110—112.— L. U.: Der Sohn des Meeres.
,, Fischer: ,, Versunken, welie! Mast und Kiel!"
112-113. Gedichte 1898, II 117. — J.
Warten bürg [= Justinus Kerner]: Lied.
,,Ich kam vor Liebchens Fensterleiu" 113 —
1 14. — X * * * Z. : [=Scckendorf?] : Sestin e.
Nach Petrarca. „Wer sichern Muts ver-
trauet all sein Leben" 114 — 115. — A. : Das
verlorne Paradies. „In meines LebensBlüten-
tagen" 116. — L. U.; Die Lieder der
Vorzeit. „Als Knabe stieg' ich in die Hallen"
117—118. Gedichte 1898, 1 164. — 3 \\iit\nna
Wartenburg [= J. Kerner; vgl. Euphor.
111426,430]: Der Rosenstrauch Eine
Legende ,,Bei Winters Frost in Kluft und
Wald" 118— 119 — x + y: Herr Walter.
Nach dem Englischen. (Percy. T. JH.
I, 10.) „Herr Walter im Stalle stund und
kost'" 120—126. — A: Der Kinder-
glaube. „Geheimnis deckt der Toden (!)
stilles Land" 126—127. — A.: Skolie.
,, Geheimnis ruht auf der Schwelle" 127. —
Hölderlin: Andenken. ,,Der Nordost
wehet" 128-130. Werke 1908, I 201f. L.
U.: Brautgesang. ,,Das Haus benedei'
ich und. preis' es laut" 130. Gedichte 1898,
I 18. — J. W. [^ J. Kerner]: Wanderer.
„Morgen kommt mit lichtem Gruße 131.
— A.: \ltier ti. ö. = Aurnhammer]: Vier
Träume. ,,E8 ruhet in dämmernder Ferne
ein Land" 132 — 33. — Crisalin [z= Sinclair]:
Akkorde. In Wäldern, den Fluß entlang"
133—134. — L. U.: Des Knaben Berg-
lied. ,,Ich bin vom Berg' der Hirtenknab'
134—135. Gedichte 1898, I 17. — A. :
Säuglings Wiegenglück. „Noch liiillt
wie eine zaite Blüthe" 136. — J. W. [=
Kerner]: An den Mond. „Erschein', o
Mond! Du bleicher 136—137. — A.: Lied
aus der Ferne. „Verschwinde noch nicht,
holder Traum" 137—138. — X*'*Z:
\=Seckendorf'(']: Lied. Nach dem Portu-
giesischen. „Schlummro sanft in stillem
Frieden" 138. — A.: Die Todten. Skolie.
„Glühend schweben wir im Tanz" 139. —
L. U.: Des Königs Jagdlied. „Königlich
schreitet"_ 139—140. Gedichte 1898, 1118.
— A.: Liebe und Freundschaft. ,,Zwei .5
Grazien bekränzen zart das Leben:" 40. —
J. W. [=: Kerner]: Ade. „Was macht dir,
Herzliebster! Die Wange so blaß'?
Dichtungen' 1841, I 102f. 141. — L. IT.:
Lauf der Welt. An jedem Abend 10
geh' ich aus" 142. Gedichte 1898, I 20. —
A.: Sehnsucht nach Italien. ,,Dort
hängt mein Ang' — Ach! hinter jenenHöhen"
— Crisalin [= Sinclair]: Nach Horaz.
IV. 4. Diffugere nives, redeunt jam etc. 15
,, Schnee und Kälte sind entflohn" 144 — 145.
A.: Der Bienenstich: Nach dem Eng-
lischen. Eine Biene stach verwegen" 145. —
X***Z.[SecÄ:e«dor/'.?|:Sonett.NachSkake-
speare. ,,Hör' ich der Glocke Ruf künden 20
die Stunden" 146. — A.: Prolog zur Feier
des 1. Jan. 1807 auf dem Theater zu
Regensburg. (In einem Hain ein Altar,
worauf allmählich schwächer eine Flamme
lodert Der Altar trägt die Zahl 1806.) 25
,,Erste Erscheinung: Bald tönt der mitter-
nächtlichen Stunde Schlag" 147 — 51.
S. 152ff. Elegien und Epigramme.
A.: Leben und Ideal. ,, Ernst ist das
Leben. Es ist kein Gang durch blumige 30
Auen:" 152. — A.: Der Fremdling.
,, Blühender Fremdling, woher des Landes?
,,Weit aus der Ferne" 153 — 154. — Sieg-
fried Schmidt: Der Besuch. „Sprich,
du reizendes Mädchen! wie find' ich dich 35
hier in der Hütte?" 155—159. — A.: Die
Ruine. ,, Monumente sind hier gesunken —
Korinthische Säule!" 159—160. A.:
Orfeus. ,, Liebend stieg er hinab in den
Orkus; aber er wandte" 160. — A. : Die 40
Schwestern. ,, Freundliche Dichtung du!
und Wahrheit du ernste! wer mag euch"
161. — A: Das Höchste. „Selig nenn' ich
den Mann und verwandt den himmlischen
Göttern" 161. — A. Sättigung und Leere. 45
,, Außer sich im Gewühle der Welt, auf dem
Markte des Lebens" 162. — S. [= Leo v.
Seckendorf]: Sofie. „Schönheit erfreuet das
Herz, und die Anmut weiß es zu halten" 162.
— S. [= Seckendorf]: Adele. „Schalkhaft 59
drehst du dasKöpfchen in dunkelen Lotken und
erdwärts" 163. — A.: Die Distichen.
,,Mehr nicht wollen wir scheinen, als Wiesen-
blümchen, ein wenig" 163. — A.: Die
Muse ,, Alles verlor ich — es stand vor 5,5
mir ein düstrer Gedanke;" 164. — A.: Die
Moralisten. ,, Nennet das Herz mir nicht
schwach. Es verschließt zwei große Ge-
fühle:" 164. — A.: Kunst und Hand-
werk. „Täuschend pinselt er uns den go
Teppich, die Traube, das Kelchglas" 164. —
A.: Das Feeumährchen. ,, Gerne verirr'
ich mich in deiner lieblichen Dichtung;"
165.— A.: Natur. Unermeßlichkeit ist ihr
Kreis, Geheimniß ihr Wirken;" 165. — A.: «5
111
V. Seckendoi-fs Musenalmanach 1808.
112
Verstand und Herz. „Schauerlich öde
liegt vor dem Veratandt das Jenseits" 165.
— A.: Grabsciirift eines Mädcbens.
..Reiz und Güte sind hier begraben. Tändeln-
.5 des Mädchen" 165. — A.: Der Stand-
punl^t. ..Dünke dich nicht zu groß auf
Deinem Stäubchen, der Erde!" 16ti. — A.:
Die Moiren. „Drei sind der Schwestern,
so wollt' es das unbezwinglicbe Schicksal:"
10 166. — A.: Zwei Kränze. „Beide stehen sie
schön der Jungfrau; aber der eine" 167. —
A.: Amor und Hymen. „Jener verwundet,
es heilt der andere — aber die meisten",
167. — A: Amor früher als Amor.
1.^ ,,XiedlicherKnabe, wohermitFittigen? Fliege
gesell wind denn" 167. — A.: Die Himmels-
pflanze. ,, Irdischem Boden entsproßtest
du nicht, o Liebe der Geister! ' 168. — A.:
Die Klosterzelle. , .Wünschte toben all-
20 hier und Thränen glühen verheimlicht" 168.
— A.: Geisterstimme von Jenseits.
„Wie ganz anders ist's hier, als dort ich
wähnte! Wie kindisch" 168. — A.: Amor
und der Dichter. ,, Lieblicher Knabe,
25 woher? .,Von Pafos sendet mich Kypris,
Eure Wilden verstehn noch nicht zu lieben
die Kunst." Fleug, o Knabe! zurück und
frage Mütterchen, ob sie Nichts von Jacobi,
von Gleim, Wieland und Thümniel gehört?"
30 169. — A.: Der Schiffende. „Waltet
schüzend der Fart, o Dioskuren, zum Bruder!"
169. — A.: An Diana. „Leit' o Ver-
schwiegene ! mich den Pfad zum Pförtclien
der Liebe!" 169. — A.: Die doppelte
35 Satire. ,, Leicht nur rizet die Haut ihr
Stachel, aber der andre" 170. — A. : An
einen Schauspieler, als Haml et. ,,'Sein?
oder nicht sein?' — 0 das lezte, Lieber,
das lezte!" 170. — A.: Die drei Sterne.
40 ,,Wenn die schweigende Nacht mit ihren
Sternen heranzieht" 170. — A: An eine
bräutliche Wittwe. Täusche dich selbst
nicht! du magst jezt reiner lieben und edler"
171. — A.: Der Kranz des Lebens. Acht
Distichen. „Noch vertändelst du frei des
Mädcbens glückliche Lenze;" 171 — 172. —
A.: D logen. ,, Einmal floh er die Menschen,
dann sucht' er sie wieder; doch immer" 173.
A: Das Unsichtbare. ,, Wie erbärmlich auch
der Mensch dir erscheint, an der Menschheit
173. — Alina: Tieffurt. Am 6 tun Julius.
,, Gedenkst du der liebenden Kreise?" 174.
— S. [= Seckendoif]: An Alina. „Wol
denk' ich der liebenden Kreise 174 — 175.
— Stell [Joseph Ludwig 1878— 1815 \Gocdelce
VIII 114, ADB 30, 401]: Die Zeit.
,,Es sitzt die Zeit
Im weißen Kleid,
Und webt und singt und webt." 175. — i;
Eglantina: Freude der Sehnsucht.
..Weinende Freude! der holden Lacherin
schönere Schwester!" 176 — 177. — Stell.
Der Tod. ,,Es läßt sich sehn ein schwarz
Vögelchen" 177 — Werner [Friedrich Lud- o,
wi(j, Zacharias, 1768—1823; Goedele VI
90 ff: Wiirzbach Bd. 55, 72 S]: Zwei
Sonette. 1806. („Beide Sonette ver-
halten sich zum Schauspiel: die Weihe
der Kraft, wie Zueignung und Epilog."^ 9;
1. An mein Ideal. „Was Schönes in der
Kunst und in dem Leben" 178. 2. An die
Teutschen. ,,Ki-aft, Freiheit, Glauben! —
habt ihr es vernommen?" 178 — 179. — S.
[= Seckendoif]: Olympia. Dem 10. April 31
1807. ,,Also der Jüngling soll zum Menscben-
hasser noch werden!" 179 — 184. „Man weiss,
dass Vater Wieland unter diesem Namen
die allen Freunden des Chtten und Schönen
stets unveri/eiisliche Herzorfin Amalia von
Weimar sang.^^ [Journal des Luxus und der
Moden,Weiinar 1808, Februarheft S. 128 ff.] —
S. 184: ,, Verbesserungen im vor-
jährigen Almanach" [,,S. 188, Z.15: Zum
Namen Herder die Note: Gottfried von
Herder der Sohn, Hnfmedikus zu Weimar"]
und „In diesem". Ben Band hcschlicssen,
nicht pagin irt, 7 Seiten ,InhaU".
10
;»
Verzeichnis der Mitarbeiter an Seckcndorfs Musenahnanachen.
Jahrgang 1S07.
A. = Aurnhammer
Gerstner f
Uölderlin
Idoine
C. K. --= Kerner
Kölle
Friedrich Schlegel
Siegfried Schmidt
Seckendorf
Uldand
X.
Y.
Jahrgang ISOS,
A. = Aurnhammer
Alina
Crisalin = Sinclair
Eglantina 50
Hölderlin
Kerner, s. Hans Vols und Jnstinus
Wartenburg.
Siegfried Schmidt
Seckendorf 55
Sinclair, s. Crisalin
Stoll
Uldand
Hans Vols = Justinus Wartenburg
= J. W. = Kerncr so
Zacharias Werner
X *** Z = Seckendorf?
V + !/■
113
A. Schreibers Heidelberger Taschenbuch 1809—1812.
114
1810:)
1811 :(
Heidelbergisclies Taschenbuch
auf die Jahre 1809—1812,
Herausgegeben
von
A. [Alojs] Schreiber.
Redaktion: Alotjs Schreiber.
Verlag: 1S09: Heidelberg , gedruckt und vcr-
tcgt heij Joseph Engehnann.
Mamilieiin, bei Tobias Löffler. —
Gedruckt bei J. Engehnann,
Heidelberg.
1812: Tübingen, in der J. G. Cotta-
schen Buchhandlung.
Format: 16".
Schriftart: Sehr kl. Fraktur.
Fundorte: vgl. Nachtrag.
Zur Gescliichte des Almanachs: Heraus-
geber des Heidelberger Taschenbuchs ist Alois
— die Schreibung wechselt im Gocdekc. er
selbst schrieb Aloys — Wilhelm Schreiber
[176:i—lSil; Gocdekc IV 229, HS, V:'i67f..
VII 190, ABB 32, 471f.J, jener „obskure
Mensch"-, wie Creuzer schrieb, der 1805 die
Heidelberger Professur f'iir Aesthetik erhalten
hatte; in der Tat ein schönrednerischer
Thilister. Anfänglich romantischer Dichtung
und ihren Vertretern nicht ohne Wohlwollen
gegenüberstehend, schlägt er sich, nach einigem
Lavieren, sehr bald auf die Seite ihrer Gegner,
icie .seine Mitherausgabe der „Cu mödia
Divina", toie auch sein Mitarbeiten am.
.,Karfiinkel oder Kling - Klingel-
Almanach'^ einem „Taschenbuch für
vollendete Romantiker und angehende
Mystiker auf das Jahr der Gnade ISIO'-
— Kgl. Bibl. Berlin Yn 111 — beiccist. Der
dort unter den vier Teilnehmern an der von
Damcaller (= Baggesen) begründeten
,.Soneltenfabrik ' genannte „Professor mit
einer Ehefrau %md mehreren ehelichen Kindern' '
(Einleitung S. llf.), der sich dann „Sirius"
nennt {S. 23), scheint Schreiber zu sein,
während der ..treffliche Philolog-% der sich
den Namen „Orlando Furioso" gibt (S. 22),
vielleicht J. Heinrieh Voss der Sohn ist.
Der ältere wie der jüngere Voss und Baggesen
gehören ihrerseits zu den Mitarbeitern am
Heidelberger Taschenbuch. Dass Sthreiber
Loeben, den er 1808 in der Comödia Divina
verhöhnte, im selben Jahre zur Mitarbeiter-
schaft am ersten Jahrgang des Taschenbuchs
tvenn nicht aufforderte, so doch zuliess.
charaktermert seine Gesinnungslosigkeit und
sein Schivanken. [Vgl. auch Neue Hcidelb.
Jahrb. 1896, VI75f und B. Pissin, Loeben,
1905, S. 73 f. J
Unter diesen Umständen bedarf die Auf-
nahme der Almanachserie einiger Begründung.
Dieses Heidelberger Taschenbuch zeigt sein
lihiliströses Antlitz von Jahr zu Jahr unver-
hüllter. Es entspricht nicht einmal mehr
dem Typ eines ..gemischt-romantischen" Al-
manachs, den etiva Vermehrens zwei Bändehen
darstellen ; as wendet sich allmählich satirisch
oder karikierend [man vgl. z. B. W. von
Blombergs Beiträge 1810. S. 147 ff., 1811,
S. 111 ff ] gegen die Bomantik.
Dennoch, oder richtiger grade um deswillen
wird man diese vier Bände nicht gut in einer
ZusammenstMung von Almanaehen aus der
Zeit der Bomantik — das will sagen: aus
der Zeit der romantischen Beiuegung und der
von ihr hervorgerufenen gleichzeitigen
Gegenbewegung — entbehren können. Man
wird erstens ein Taschenbuch nicht
übergehen dürfen, das im Lager der eben s
aufblühenden Jungromantik seinen Sitz hatte.
In dieser Stadt bestand damals — neben der
räumlich meist getrennten älteren Gruppe
Arnim -Görres- Brentano — ciue sich in
Begeisterung und an Ekstasen berauschende lo
jüngstromantische Gruppe, deren Haupt
Loeben war, zu deren Mitgliedern unter
andern, tvenn auch nur auf kurze Zeit,
Loebens damaliger Schüler Florens-Eichen-
dorff' gehörte. Diese ..Schule" ivenn man die 15
lockre und meist flüchtige Verbindung einiger
junger Männer so nennen darf, fraternisierte
mit den „Landshuter Akademikern", deren
Führer Friedrich Ast, deren Organ seine
„Zeitschrift für Wissenschaft und Kunst" 20
180S, 1810 war. Das I'ebertriebene und
Verstiegene in der dichterischen Betätigung
dieser Jüngsten forderte natürlich den Sjwit
der Gesetzten und der Nüchternen heraus,
reizte zur Parodie und Karikatur. Diese 25
literarischen Zeitströmungen hinterlassen ihre
Spuren auch in den Bänden des Heidelberger
Taschenbuchs; man. findet hier einen Nieder-
schlag antiromantischer Tendenzen, — ein
Umstand, der an und für sich schon genügen 30
würde, die genauere Kenntnis d.er Zusammen-
setzung dieses Taschenbuches wünschenswert
SU machen.
Drittens ist der praktische Gesichtspunkt in
Betracht zu ziehen, dass diese unruhigen und 35
unsicliern Kriegsjahic ztoisc/ien 1809 und 1812
für unsere Zwecke ein besseres Material
überhaupt nicht lieferten als solche' Durch-
schniltsalmanache. Und es ist immerhin lehr-
reich, in unserer Sammlung auch einen Ver- 40
treter der guten Durchschniitsalmanachsware
jener Zeit zu haben, mit dem modischen Auf-
putz der Kupfer usw. — Endlich aber darf
nicht vergessen iverdcn, dass diese vier Bände
des Heidelberger Taschenbuchs die Ahnen 45
eines der beliebtcttcn undlanglebig.sten Tasckoi-
büchcr des vorigen Jahrhunderts sind: der
Cornelia, des „Taschenbuchs für
Deutsche Frauen", die nach dreijähriger
Pause als Fortsetzung des Heidelberger 50
Taschenbuchs von Schreiber bis tu seinem
. Tode herausgegeben wurde Ihm folgten als
Herausgeber von 1843 an während der nücJisten
dreissig Jahre der Beihe nach: Amalia
Schoppe, Walter Teschc, J. W. Appell, Aloys 55
Henninger, Eduard Fentsch. So entwuclis
dieser Keimselle aus der „Zeit der Bomantik"
ein Baum, der seine Aeste bis in das neue
deutsche Jieich erstreckte! —
Bemerkenswert ist der Zusammenhang des 6"
Taschenbuchs mit Weimar. Mittelsperson
ist vielleicht Gerning gewesen, dessen Be-
ziehungen zu den Weimarer Gros.sen bekannt
ist. Dieser, „einer der eitelsten Menschen
und leersten Versemacher', wie ihn ^
Däntzer [Unyedr. Briefe aus Knebels Nach-
lass 1858, 1. Bändchen p. XX. sqq.] nennt,
drängte sich schon 1794, und späterhin
iviederholt an Knebel wie an Goethe und
Herder her an. Nicht weniger scharf hat sich ^'^
Goethe selbst über den Landsmann und seine
„Knickersilhouette" ausgesprochen. Durch
Knebels Vermittlung mögen dann die Bei-
115
A. Schreibers Heidelberger TaRcberbuch 1809.
116
träge atis Herders, Fernows, Boics,
Lenz' Nacldass dem Taschenbuch sugeflosscn
sein, vielleicht auch W. v. Blombergs, der
„dtirch seine Mutter, eine geborene Schott
voti Schottenstein, eine Jugendfreundin
Knebels, diesem empfohlen war' [Düntzer.
a. a. O. I p. XXVII; rgl. auch II 133 ff. J;
während Gernings vielfache Beziehungen zu
Italien vielleicht Mahler Müllers Beitrage
aus Rom herbeischafften. —
RezeDsionen: Die früheste enthält wohl No. 356
des Morgenblatis vom 35. Oktober 1S08.
Ferner sind zu nennten in der Halleschen
Allg. Literatur- Zeitung von 1S0.9
No. 1S7, Spalte 535 f, von ISIO No. 76.
Sp. 605 ff., — beide ungezeiclmet ; wohlwollend
und mehr oder weniger eingehend wiedicsebcide
sind auch die beiden Besprechungen in den
Ergänzungsblättern der Allg. Lit.-Ztg.
von ISIO, No. 13S, Sp. 1101 f, von 1813,
No. 37, Sp. 389 f. — Die Bibl. der
redenden und bildenden Künste
brachte ISIO eine Rezension im 1. Stück des
7. Bandes, S. 175 — 186; 1811 zwei im 8. Bande :
S. 148 f., S. 461 ff. Kurz und lobend äusserten
sichRehfues' „ Süddeut seh eMis Zellen''.
Karlsruhe 1813, II. Jahrg., No. 1, S. 4 über
den 4. Jahrgang. —
Titelauflagen erschienen von allen vier Bänden
unter dem Namen „Taschenbuch für
Freunde und Freundinnen des
Schönen'' im Verlage von Löffler in Mann-
heim. Der 3. Jahrgang erschien auch als
„Taschenbuch für das Jahr 1814". Der 3.
als „Clytie, ein Taschenbuch für das
Jahr 1816", ebenfalls bei Löffler. Diesen
Jahrgang bespricht die Allg. Lit.-Ztg. rnn
1816 noch einmal in No. 63, wo Sp. 501 — 503
das ganze Gedicht G. L. Spaldings auf
die Rückkehr des Königs [von PreussenJ
1809 — 11 Strophen — zitiert wird. —
Jahrgang 1809.
Ihro Hoheit, der Frau Markgräfin
Am alie Fried erike / von Baden/ elir-
furchtsvoll gewidmet.
Vnpayiniertcs Vorsatshiatl.
Es muss so vieles HerrlicLe vergeben,
Es schreckt so Manches, was der Tag uns
[bringt,
Doch Eines ist, und Eines wird besteben.
Weil es nicht aus Vergänglichem entspringt;
Wo Friihlingswinde über Gräber wehen.
Wo sich der Phönix aus der Asche schwingt,
Da darf der Blick vertrauend aufwärts sehen,
Wo ihm das Zeichen der Verbeissung winkt.
Der zarte Sinn flieht aus dem rohen Leben,
Um sich selbst ein Bessres zu erstreben.
Was unter in dem dunkeln Strom gegangen,
Ist nicht geraubt dem liebenden Gemütb;
Will nicht der Aim es immer noch umfangen?
In Asche ist kein Leben ausgeglüht:
Im Herzen bleibt das ewige Verlangen,
Und die Gewissheit die nur Thoren flieht;
Es quellen warme Thränen von den Wangen,
Damit aus ihnen süsser Trost erblüht.
Die Zeit gebiert sich selber nur zum Hohne,
Dem Edlen bleibt das Edelste zum Lohne.
pag. I — //.
Vorrede.
Ich habe hei der Herausgabe dieses
Taschenbuchs nur Weniges zu bemerken.
Verschiedene schätzbare Beiträge gingen zu
spät ein, und mussten für drn folgenden f,
Jahrgang zurückgelegt werden. Die Auf-
nahme einiger älteren Gedichte bedarf wohl
keiner Rechtfertigung. Das weltlich Klöster-
lein gehört unter die seltensten fliegenden
Blätter des fünfzehnten Jahrhunderts, und lo
ich erinnere mich nicht, dass .von unseren
Literatoren eine Erwähnung desselben ge-
schehen wäre. Die Erzählung, die drei Ge-
liebten, ermangelt der letzten Hand. Der
Verfasser hatte während ihrer Ausarbeitung 15
mit körperlichen Leiden zu kämpfen, und
dieser Umstand muss ihm zur Entschuldigung
dienen. Der Plan zu diesem Taschenbuch
wurde überhaupt etwas zu spät gefasst, und
seine reichere Ausstattung bleibt der Fort- o,)
Setzung vorbehalten.
Schreiber.
pag. in— IV. —
Inhalt; 1—3. —
Erklärung der Kupfer. 5 — 12. 25
Titelkupfer.
„Eine Flucht nach Aegypten, nach einem
geistvollen Blättchen von Dietrich. Das
Bild erklärt sich selbst, und wir haben nichts
mehr hinzuzufügen, als unsern Dank dem 30
wackern Künstler, Herrn Koch in Mannheim,
der es mit so viel Liebe und Wärme nach-
gebildet hat, und unsre Bitte an ihn, seine
Arbeiten, die ihm einen bleibenden Rang
neben G. Fr. Schmidt und A. Batsch an- 35
weisen, dem Publikum nicht länger vorzu-
enthalten."
No. 2 — 4. Die vier Jahreszeiten.
„Diese und die vier folgenden Blätter
sind aus den in Deutschland wohl wenig be- 40
kannten, im J. 1795 bei Bodon in Parma
erschienenen Scherzi poetici et pittorici ge-
nommen und von Herrn A. Weise, einem
achtungswerthen Zöglinge der Weimarer
Kunstschule, der bereits durch seine Blätter 45
nach Lafage sein schönes Talent beur-
kundet hat, mit kunstgeübter Hand, in der
Grösse der Originale, nachgebildet worden.
Es sind üfbliclie Mythen, heitre, anakre-
ontische Dichtungen, deren zarter Sinn in 50
diesen leichten, schwebenden Formen am
treuesten bewahrt wird."
No. 2. Der Winter.
1 „Ein zitternder Greis wärmt sich an einem
I zierlichen Kohlenbetken. Eros nähert sich 55
ihm etwas schelmisch, und bietet ihm seine
Fackel an; aber der Alte kennt und scheut
die verzehrende Glut, welche schon eher
manche rüstigere Kraft zerstört hat, und
weist ihn zurück. Es giebt junge und alte po
Greise, die so weise nicht sind."
No. 3. Der Frühling.
„Der kleine geflügelte Knabe begegnet
der Göttin des Frühlings. Was willst Du
mit deinen Blumen? fragt er spöttisch. Sie 65
117
A. Schreibers Heidelberger Taecheubuch 1809.
118
freuen sich, und können sich nicht von der
Stelle bewegen, sie neigen sich zueinander,
und können sieh nicht umarmen; sie schauen
zum Himmel auf, und haben ihr Leben auf
der Erde? Das liebende Mädchen bricht
die, und sie sterben einige Stunden früher
an ihrem warmen Busen. Jlit freundlichem
Ernst erwiedert die Nymphe: JIuss nicht alles
Schöne früh vergehen, und kann der Mensch
anders lieben als Vergängliches? Das Herz,
das im Gram der Liebe sich verzehrte, ruht
als kalte Asche in der kalten Urne: aber
auf meinen Wink spriesen rankende Blumen
auf rings um die Urne, und breiten ihre
Arme um sie, und der Hauch ihres Lebens
durchschauert wieder die kalte Asche."
Xo. 4 Der Sommer.
^üer Tag ist schwül und die Arbeit
drückend. Die reizende Schnitterin ruht,
mit der Sichel in der Hand, auf der Garbe.
Amor trocknet ihr den Schweis ab. Gutes
Mädchen, fühlst du nicht, daas die Glut sich
vermehrt, und deine Wangen immer stärker
brennen, und dein Busen ängstlich empor-
strebt über die leichte Hülle! die Indier
sagen, Amor sei ein Kind des Himmels und
der Täuschung. Sie haben vielleicht un-
recht. Will nicht alles vergehen in Sehn-
sucht und Liebe, oder es mnss zum kalten
Stein erstarren, oder in die Erde wurzeln,
und ein Leben andeuten, das ihm nicht mehr
zuThell wird. Ruhe immer auf deiner Garbe,
freundliche Schnitterin, und lass dir auch die
glühenden Wangen trocknen! Möge der
kleine Gott nur auch so gutwillig sej'n, wenn
sie von Thräuen feucht werden. -
No. 5. Der Herbst.
„Warum giesst Cypripor den jungen Most
aus dem Becher? Hat er ihn zu herb ge-
funden, oder will er eine Gottheit sühnen?
Vielleicht hat eine Winzer Heerlinge ge-
keltert, denn nicht an jedem Stock reift die
goldene Kraft des Weins. Er ist ein Kind
der Sonne, wie die Liebe, und beide ge-
deihen nicht im Lande der Schatten. Beide
wollen keine Nahrung von der Erde, die
nicht ihre Mutter ist, darum müssen sie ver-
gehen in dem Unreinen und unter der Hand
der Kunst "
No. 6. Das Vogelnest.
„Es war ein lieblicher Jlaiabend. Die
Bäume streuten in trunkner Lust ihre Blüten
herab, und alles Leben drang üppig hervor
und sprengte seine Hülle, und die Erde sah
liebend auf zum Himmel, und zeigte ihm
ilire Kinder. Eine junge Nymplie schweifte
durchs Grüne hin, und alles sprach zu ihr,
aber sie wusste die Worte nicht zu deuten.
Da fand sie im Geblätter einer Linde ein
Nest mit kleinen Amoretten, welche schel-
misch die Händchen nach ihr ausstreckten.
Ach, sagte das gute Kind, so schöne
Vögelchen habe ich doch nie gesehen. Sie
scheinen hungrig — ihre Mutter bleibt zu
lange weg, und mit den schwachen Fittigeu
können sie sich noch nicht vom Neste fort-
bewegen. — .Mitleidig reicht sie ihnen einige
Körner zur Nahrung; aber die Amoretten
lächeln und necken das Mädchen in seiner
Einfalt und Unschuld, und indem sie die ö
wohlthätige Hand berühren, strömt ein
zuckendes Feuer durcli die Fingerspitzen der
Nymphe, und ihr wird gar sonderbar zu
Muthe. Sie kehrt zurück, still und in sich
gesenkt, und spricht mit den Blumen und lo
versteht ihre Sprache nicht, und fragt die
Quellen, und weiss nicht, was sie antworten.
Ein Jüngling begegnet ihr, und blickt sie an
mit Erröthen, und den Blick versteht sie
und klar ist ihr nun das Geheimnis ihres 15
Busens."
No. 7. Amor holt die Träume aus der
Unterwelt.
„Diese Dichtung ist eines Dante würdig.
In das Reich der Schatten hinab steigt der 20
kleine Gott dem der Olymp gehorcht und
die Erde und die Unterwelt, und fordert von
Pluto die phantastischen Gestalten, die den
Menschen im Schlaf umschweben, und den
Faden seines innern Lebens fortspinnen. 25
Wunderbare Gebilde, schreckend und lieb-
kosend, und oft mit dem Schicksal im ge-
heimen Bunde. Willig folgen sie dem Wink
des Eros, und gaukeln auf seinen Befehl
um die Liebenden auch im Wachen. Sie 30
bilden ihm ein neues wunderbares Daseyn;
abgerissen sind alle Fäden, die ihn an das
Leben knüpfen, und er wandelt in einer un-
bekannten Welt, wo das Pjlysium und der
Tartarus zusammen gränzen." 35
No. 8. Amor und Kronos.
„Traue nicht zu übermüthig auf die Ge-
walt deiner Reize, blüliendes Mädchen. Sieh,
der rüstige Alte mit der Sense und dem
Stundenglase hat die Fessel zerbrochen, 40
womit du ihn binden wolltest, und geht un-
aufhaltsam seinen Weg, und Eros, der
Flatterer, hält dir ein Bild vor, welches in
eiuigen Jahren das deinige sein wird.
Weisst du denn nicht, dass das Schönste 45
immer am frühesten vergeht und zum Häss-
lichsten wird in seiner Verunstaltung?
Aber gräme dich nicht darob; denn es
giebt einen Zauber für dich, den die Zeit
niclit zu lösen vermag. Die zarte Weiblich- 50
keit, das reine fromme Gemüth, der stille,
häusliche Sinn, binden die Herzen fester als
das Vergängliche. Wenn auch dein Auge
nicht mehr so blau ist, wie das Blümchen
der Wiese, und deine Wange nicht mehr so 55
blühend, wie die Rose unter den Lilien; du
wirst darum nicht einsam stehen und un-
geliebt; denn die Huldgöttinnen fordern ihre
Gaben nicht zurück von denen, welche sie
treu bewahren, und wenn die Schönheit flieht, so
so gesellt Würde sich zur Anmuth."
No. 9. Amor und Hymen.
„Hymen kommt zum Amor und bittet
ihn um einen Kranz von Rosen, treue Liebe
damit zu krönen. Der Kleine giebt ihn gö
8*
119
A. Schreibers Heidelberger Tascb eubucb 1809.
120
gerne, aber die Roseu tragen Dornen. Der
Gott der Ebe scheint darob zu stutzen.
Nimm niicli zum Begleiter mit, versetzt Kiros
gutmiitbig; denn wo ich bin, fallen die
Blätter der scbönen Blume nicbt ab, und
schmerzen ihre Dornen nicht "
Aufsätze. 12. —
S. 13 bläht frei.
Overbeck [Christian Adolph, 175b — 1821,
Goedekeir 416f,ÄDB 25,5]: Der Ai^oUyou
Belvedere. „Als Opfer dir noch dampften,
als noch der Geist" 15 — 16. Alkäische Ode
— V. Knebel [Karl Ludwig, 1744 — 1834;
ABB 16, 275 i]: In die anthologische
Sammlung (Tempe) des Herrn Prof.
Jacobs. „Ilias, dich, und dich, Odyssee,
euch muss man bewundern" 16. — J. H.
Noss.B.[^Sohn.l779—1822]:Vvom(ithe\x%
Fesselung. Nach Aeschylos. Prom.
1 — 192. Kraft und Gewalt, Hefaistos,
Prometheus. Kraft: „Der Erd entlegnem
Randbezirk sind wir genaht" 17 — 28. —
V. Knebel: Zur Ankunft der Erb-
prinz essin von Weimar: „Neben einander
stelin zwey holde Gestirn" an dem Himmel"
29. Distichen. — S. H. Voss. S. [—Sohn]:
Zur Vermählung der Erbprinzessin
von Weimar. „Seliger Tag, du er-
schienst! der andachtvollen Gesinnung"
30—32. BiStichen. — Buri: Pflicht
vor Gesang. „Wo des Quellge-
wässers Perle" 32 — 33. — Isidorus: (=
Otto Heinrich Graf von Lochen, 1 786—1 825,
Goedehe VI 108 f, erfiänzt durch: R. Pissin,
0. H. Graf von Loche n, Leben und Werke,
Berlin 1905\. Hans Sachsens Feyerabend
und Tod. „Und als der Meister sterben
wollte" 34—37. Gedichtet am 11. IV. 1808.
Vgl. Gedichte, ausgew. u. heraiisgegeh. von
B. Pissin = B. Lit. Benkm. des 18. u. 19.
Jhs. No. 135, 1905, S. 139f, 159. — Otto
der Schütz: Aus einer handschriftlichen
Chronik, wörtlich. Otto, der jüngere Sohn
Heinrichs des Eisernen, Landgrafen von
Hessen, nach dessen Willen er in den geist-
lichen Stand treten sollte, lebte lange Zeit un-
erkannt als einfacher Schütz am Hofe des
Grafen von Cleve. Schliesslich ward seine
Abkunft verraten, und er heiratete die Tochter
des Grafen, Elisabeth . 38 — 42. Erzählungen.
Von Aloys Schreiber. 1818. Tübingen bei
Heim: Lattpp, 2. Bd. = Poet. W. ' 3. Bd.
S. 275 — 284. Burch Einschieben von Epi-
soden erweitert. —
Von der Hochzeit Ludwigs von Bayern
mit Ijudmilla, Wittwe Albrechts III.
Grafen von Bogen. 1203.
Fussnotc: Getreu nach dem alten Codex,
nur mit Aenderung der Orthographie, abge-
druckt. „Ein Fürst von Bayern kam gen
Bogen geritten, Zu einer Gräfin schön,
klug und mit Sitten." 43 — 45. — Overbeck:
Haidekräutcheu. Der Boden ist dürr,
wo ich blühe 45 — 46. — Overbeck:
Das h äjislicbe Fest. Am 22. Nov. 1807.
„Jeden zieht sein eigen Geschick. Daheimnun"
47 — 49. Ode. — Schrbr. \= Alogs Schreiher]:
Ueber die Enthaltsamkeit der römi-
schen Weiber vom Weine. „Die Kömer
hatten ein uraltes und sehr strenges Gesetz, 5
welches den W^eibern die Enthaltsamkeit
vom Weine zur Pflicht machte. Dieses Ge-
setz hatte Romulua wahrscheinlich von den
Lateinern entlehnt. Wenigstens erzählen
die alten Geschichtsschreiber von dem König m
Faunus, welcher im Weltjahr 2691 zur
Herrschaft gelangte, er habe seine Gattin,
die Fauna Fausta, weil sie zur Schmach
der königlichen Würde einen Weiukrug ge-
leert imd betrunken geworden, mit Myrten- 15
zweigen zu Tode gepeitscht"
Hierzu die Fussnoie. Macrrobius erzählt die
Geschiebte freylicli anders. Bey einer Sage
kommt es aber auf die Varianten nicht an.
50 — 53. — Das Wnnderhorn, eine Sage. 21)
„Im zehnten Jahrhundert lebte Graf Otto
von Oldenburg, der ein guter Jäger war,
und sich einsmals mit vielen Edelleuten und
Dienern auf die Jagd begab." Burstig ge-
worden erschien ihm eine Jungfrau und reichte o.i
ihm ein köstlich verziertes silbernes TrinJcge-
fäss in Gestalt eines Jägerhorns, das er aber
zu leeren sich weigerte, weil ihm der Trunk
nicht geheuer schien. Und als er ihn hinter-
rücks aiisgoss, spritzten einige Tropfen auf 30
seinen Schimmel, dem plötzlich an der Stelle
die Haare ausgingen. Ba verschwand die
Jungfrau, der Graf aber, heimgekehrt, ver-
wahrte das kunstreiche Hörn zu Oldenburg in
seinem Schatz. 53 — 55. — Schreiber: Die 35
Erscheinung. „Es rauschen dumpf des
Rheines Wogen" 56—57. Gedichte Tübingen
1817 =Poet. W. 1. Bd. S. 296 f. Anm.' im
„Inhalt"^ p. XVIII: «Auf den freiwilligen
Tod der Dichterinn Tian (Frl. v. Gündo- 40
rode)". Vgl. dazu ^Neue Heidelberger
Jahrh-" 1896, VI 75f. — Schreiber:
Seh walbenlied. Nach dem Neugrie-
chischen. Gar schnell sind wir geflogen"
58-59. — Schrbr. [= Schreiber] : Rolands- 45
eck. „In dem reizenden Rbeinthale
zwischen Koblenz und Goddesberg, nahe bei
dem Städtchen Oberwinter, liegen zwei
friedliche Inseln in der Umschattung dunkler
Bäume. Die grössere, Rolaudswerder go- 00
nannt, verbirgt ein Nonnenkloster." ....
Dem Kloster gegenüber liegen die Ruinen
von Rolandseck Einst erbaute sie, der Sage
nach, Roland, Karls des Grossen Neffe. Er
hatte den Vater seiner geliebten Hildegard, 55
den Herrn der benachbarten Burg Brachen-
fels, dem er in einer Fehde £?(■ Hilfe geeilt
war, versehentlich getötet, worauf Hildegard
Nonne tvard, aber bald dahinstarb. Roland
in seiner Burg überlebte ihren Tod nicht eo
lange. 59— 65. Erzählungen 1818, II 529 ff.
Ganz umgearheitet.— Schrbr.:Das goldene
Vliess. Dem Verfasser des Jason ge-
widmet. „Soll denn alles Herrliche ver-
gehen?" 65—07. — Wernebnrg: Das Be- es
121
A. Schi-eihera Heidelbei-ger Tascli eubuch 1809.
122
gräbniss. „Duinpf xind schaurig, Horch!
wie's läutet" 68 — 75. — Overbeck: In
einer Augenkrankheit. „Habt ihr's nicht
lange verscliuklet" 75 — 7ü. — Der Kampf
mit dem Löwen. „Bischoff Albert von
Bremen war ein herrschsüchtiger Mann von
uuriihigera, stolzem Sinn, der mit dem Grafen
Huno von Oldenburg in ewiger Fehde lebte,
und wollte er den Grafen gern um Land und
Leute bringen, weswegen er ihn bey Kaiser
Heinrich dem Vierten als Friedensstörer und
heimlichen Feind des Reichs angab." Vom
Meiclistag zu Goslar wurde Graf Huno dazu
verurteilt, mit einem Löwen zu kämpfen, wo-
fern er sich von den wider ihn erhobenen
Klagen zu reinigen getraue. Sein Sohn In-
stand für ihn den Kampf siegreich, indem er
den Löioen durch eine mit frischen Einge-
tveiden eines Rindes angefüllte Strohpuppe, die
er vor sich herschoh, täuschte. 77 — 79. —
V. D oppelmaier: Zwei russische Volks-
lieder. 1. „O du mein neues Vorhang"
79—81. — 2. Ein gewöhnliches Lied,
welches die uuverheiratheten Jüng-
linge und Mcädchen der Braut oder
jungen Frau am Tage nach der Hoch-
zeit vorzusingen pflegen, eines der
ältesten russisclien Volkslieder. „Tanz
nur schön Häschen, tanz". Fussnotc: Der
Haas als schüchternes Thier, Bild der
Schüchternheit russischerLandmädchen. 81 —
82. — Diebold Graf von Calw. Nach
l'elix Faber. „Im Jahr 1025 wurde Konrad,
Herzog von Schwaben, zum Kaiser erwählt.
Sein erstes Bemühen war, den Landfrieden
in Deutschland herzustellen." . . . Aus
Furcht vor seiner Hache für mancherlei Un
taten entfloh Graf Diebold in den Wald und
lebte mit den Seinen in einer armseligen\
Hütte. Dort traf ihn der Kaiser, der seine
Burg berannt hatte, und übernachtete bei ihm.
Da träumte er, der neugeborene Sohn des
Grafen werde sein Eidam iverden, und be-
fahl erschrecld den Knechten, das Knäblein
zu töten. Diese aber, aus Mitleid, setzten es
nur aus, so dass es die Gattin des Herzogs
Hermann von Schwaben fand, für das ihrige
ausgab und erzog. Als Jüngling gewann er
die Gunst des Kaisers und endlich — ivider
dessen Willen — die Hand seiner Tochter.
,S',3 — S7. — Gerning: Die Kose. „Nimm die
letzte Rose von meinem Garten 87. — J.
H. Voss. S.: Traum der Atossa aus
Aeschylos Persern 174 — 212. „Von vielen
Traumgesichten werd' ich jede Nacht" 88
—89. — [G.]: An G. P. Im Floreal des
7. .fahrs. „Ich denke dein, wenn mir in
ferner Bläue" 90—91. — Y.: Der Mensch.
„In die Welt hinaus gestossen" 92 — 94. —
6 — g. [=: Ger Ml« (/]: Trost. „Auch das Alter
verjüngt sich oft im Lenze der Dichtung;
Unter verdorrtem Laub duften ihm Veilchen
hervor." 94. — K.: An Helena B
der holden Schwester, der treuen
Gattin, der liebenden Mutter, zum
Wiegen- und Namensfeste. „Hold
lächelnd entstieg aus schwindender Nacht"
95—96. — Schrbr.: Aus dem Tage-
buche eines Freundes. „Im Jahr 17
machte ich eine Reise auf dem Rhein." 5
Unbedeutende Novelle von der rechtzeitig ent-
deckten und vereitelten Entführung eines
Mädchens, mit der sich der Erzähler am
Ende vermählt. 97 — 119. Erzählungen 1817,
I 506 ff. — G — g. f= 6rcrwi«5r] : Armideus 10
Gürtel. „Zärtlicher Unmuth,sanftesWeigern,
holder" 119. — J.H.Voss. S.: Prom etheus
Trotz, aus dem gef. Prom. des Aeschy-
los 915 — 951. „Einst wird fürwahr Zeus,
hab' er noch so starren Sinn" 120 — 122. — 10
Gerning: DerMayregen. „Träufle sanft
hernieder umweht vom Zephyr" 123 — 124.
Ode. — M. : Das verkannte Genie. A.„Alle
erhabensten Männer von jeher wurden ge-
kreuzigt: Mich zwar kreuzigt man nicht; 20
aber man lästert mich doch: Ergo — —
B. Halte mein Freund! von drei Gekreuzigten
sind dir Zwey stets — Schacher am Kreuz;
einer vielleicht ist ein Gott" 124. — v. K.:
[= von Knebel?] Die wahre Hoheit. 25
Ein moralischer Traum. „Wenn eine
Götterschaar von Tugenden" 125—126.
— G — g. [= Gerning]: Das Vergiss-
meinnicht. „Blümchen! du blühest
mir so schön in Lina's schmachtendem 30
Auge, Und ihr rossiger [sof] Mund duftet
dein liebliches Wort. 126. — Buri.: Amors
Irrthum. Frei nach Prior's: Cupid niistaken.
„Jüngst als Cypria, zum Baden" 127 — 128. —
G. — g [= Gerning]: Der Spiegel. „Was du 35
zärtlich erblickst in meinem spiegelnden Auge,
Ist, von Liebe beseelt, Holde! dein eignes
Bild." 128. Stand schon im Tb. f. Freund-
schaft und Liebe auf 1803, S. 61. Vier
Märchen von Schuppius [Johann Halt- 40
hasar, 1610—1661; Goedeke ni234fj: Fuss-
note: Der protestantische Abraham a Sancta
Clara, nur noch witziger, geistvoller und ge-
haltener als jener, aber vielleicht eben darum
weniger bekannt. 45
1. „Man sagt, es sey einsmahls ein guter
Kerl bei Hofgewesen, NahmonsNathaaael,
und der habe seinem Herrn treulich ge-
dient" .... 129—130. —
2. „Ein Blinder und ein Lahmer machten zu- 50
sammen einen Bund, dasa der Blinde den
Lahmen tragen sollte und was sie unter-
wegs finden, das wollen sie gleich theilen."
.... 130-131. —
3. „Es ist hie bevor eine grosse Feldschlacht 55
vorgegangen, da hat der liebe Gott alle
Offiziere, welche in der Schlacht blieben,
in Himmel genommen." . . . 131 — 132. —
4. „Ein Mönch spazierte in einem Wald,
und funde in einem hohlen Baum etwas 60
Honig." . . . 132—133.
Von dem verstorbenen Bojer [wohl
verdruckt für Heinrich Christian Boie, 1744
—1806, Goedeke 17 385, VII 347]: Der
Normaun. Nach dem Norwegischen. 65
123
A, Schreil)ers Heidelberger Taschenbuch 1810.
124
„Wohnplatz ist mir hoher Fels" 134 — 136.
— Schrbr.: [6] Kleine Dichtungen [in
Prosa]. [1] Der Fruchthalm. Fröhlich
erhebst du dich im frischen Leben"! ....
5 137. — [2] Die Rose: „Die Göttin der Liebe
wandelte unter den Blumen des Frühlings,
und jede bat Aphroditen, sie zu wählen zu
ihrer Lieblingin.« .... 137—138. — [3]
Das Vergissmeinnicht: „Wer gab dir die
10 Farbe des Himmels und der Hoffnung, und
den schüchternen Blick der Liebe?" 138 bis
139. — [4] Der Rosmarin: ,,Xur der Land-
manu liebt dich in seiuen Gärten''; 139. —
[öj Der Buchs bäum: „Warum schaust du
15 so wehmütig um dich her in der Fülle deines
Lebens?" 140. — [6] Das Frühe Veilchen:
„Beim ersten warmen Sonnenstrahl im März
schlüpfte ein zartes Veilchen hervor aus
seiner schützenden Hülle, und freute sich
20 des aufquellenden Lebens" 140 — 141. —
G.— g. [Gerning]: Das Wort des Mäch-
tigen. „Wer auf des Mächtigen Worte sein
Lebensgebäude hinaufführt, Baut auf wogeii-
deu Sand, wechselndeu Winden ein Spiel.''
25 141. — Y. : Die Händesprache. „Bey allem
Reichthum der Wortsprache würdeder Mensch
sehr arm seyn, wenn er sonst kein Zeichen
des Ausdruckes hätte." 142—146. G.— g [=
Gerning]: Weiber-Macht: ^Anmuthzähmet
30 Gewalt, drum tanzen doch endlich die Männer
Nach dem Pfeifchen der Frau, trillernd wie
schön es erklingt." 146. — Das weltlich
Klösterlein. [Gedruckt zu Siemeren
uff dem Hunessrück bei Hieronimus
35 Rodler, Fürstlichen Secretarien.]
„Wollt ihr vermerken Abentheuer" 147 — 164.
— V. Blomberg [Wilhelm Freiherr, 1786
— 1846, älterer Br. des Karl Alexander,
Goedefce VIT 845; Briimmer I 67. Vgl.
40 Biintser, Ungedr. Br. a. Knebels Xach-
lass" 1858 i p. XXVII]: Der Blocks-
berg. „Wunderlich ist zu schau'n und zu hören
am Berge die Feyer-' 165— 173. Hexameter.
— Schreiber: Die drei Geliebten. „Im
45 Jahr 1145 feierte König Konrad der Dritte
das Weihnachtsfest zu Speier." Dorthin kam
auch Bernhard von Clairvaux und predigte,
und zahllose Edle nahmen mit dem Könige
das Kreuz. Auch Walther von Felsenech
50 ivar mit dieser Absicht in den Dom gekommen,
aber er erblickte dort die beiden Töchter eines
in Palästina gefallenen Ritters, die jetzt eine
Zuflucht im Kloster suchen wollten, gewährte
ihnen .Schutz auf seiner Burg und gewann
bb bald heida lieb, ohne sich zwischen der altern
Agnes und der jungem Hedwig entscheiden
zu können. Eines Tages kam ein wunder-
schöner Pilgrim auf die Burg, der sich dem
frommen lütter als ein in Palästina geborenes,
60 nun verwaistes Edelfräulein Namens Maria
entdeckte. Walther toies ihr auf ihren dringen-
den Wunsch eine ihm gehörende Bheininffcl
mit Einsiedelei an. Auch sie hatte er nnuus-
sprechlich lieb gewonnen. Die leidenseha/t-
65 liehen Annäherungsversuche der Agnes er-
widerte er aber nicht, so dass diese die Burg
heimlich verliess, um sich einem zügellosen
Leben hinzugeben. — Bald entschlief die Ein-
siedlerin; an ihrem Grabe tat Agnes Busse;
Wallher reichte am Altar Hedwig seine Hand. '^
— — 173 — 194. Gedichte und Erzählungen
1812, S. 280 ff.; Poet. \Yerke 1817, II 289 ff.
— V. d. Verf. d. goldnen Kalbs [= Karl
Christian Ernst Graf zu Bentsel-
Sternau, 1767-1849; Goedeke V 468, VII m
244, ADB 2, 348. ^Das goldene Kalb.
Eine Biographie.^ erschien 1802 — 04 in
Gotha. — Das Heidelb. Tschb. 1810 schreibt
Benzel-Sternau; bei Goedeke wechselt die
Schreibung wiederholt, vgl. z. B. das Register '•'
zum8.Band\: Bekehrungs-Epistel. Fuss-
note: Aus den Proseliten, einer handschriftl.
Novelle. „0 gar nicht selten gleicht die so-
genannte Bekehrung dem Gedicht über die
göttliclie Liebe" 195-300 [verdr. 20
fiir 2001.
Jahrgang 1810,
Ihre Hoheit
Wilhelminen Louisen
Erbgrossherzogin von Darm
getjornen
Prinzessin von Baden
ehrfurchtsvoll gewidmet, p.
itadt
III.
Verschmähe nicht den Kranz, den ich ge-
[wunden 30
Von Blumen, wie die rauhe Zeit sie bringt!
Auf Gräbern hab' ich einige gefunden,
Wo die Cirade bei den Todten singt,
Und andere, in schwermuthsvollen Stunden,
Da, wo im Thal des Neckars Welle blinkt. 35
Das Schöne nur ist uns noch nicht ent-
[schwuuden,
Wie traurig auch der Ton der Laute klingt.
Noch muss der Thau den dürren Halm be-
[feuchten, 40
Und in der Nacht der Stern der Liebe
[leuchten.
Im reinen, unbefleckten Sinn gestaltet
Sich herrlicher, was rings der Tag zerstört.
Und über dieser schönen Schöpfung waltet 4.^
Ein Geist, der nicht der Erde augehört.
Der dem Geweihten die Natur entfaltet,
Wenn todter Schein den bunten Schwärm
[bethört.
Dir, Fürstin, ward das Trefflichste gegeben : 50
Du bildest aus dir selbst dein schönes
[Leben, p. V— VI.
Vorrede.
Der erste Jahrgang meines Taschenbuchs
hat eine freundliche Aufnahme gefunden, .55
und dies musste mir Aufmunterung seyn zur
Fortsetzung desselben. Nicht oline Rührung
werden die Leser erblicken, was ich von
Herder, Schiller, Boje, Seckendorf,
Fernow und Hamilton mittheile. Es sind go
heilige Gaben der Todten, Blumen von ihren
125
A. Schreiliers Heidelberger Taschencucb 1810.
126
Grabhügeln, die ihren besondern Werth haben
durch das Andenken, welches sie erneuern.
Die Erzählung, Roger und Marie, ist
aus den eontes et fabliaux entlehnt, was ich
j hier der Kunstrichter wegen nachweisen zu
müssen glaube.
Von den Vossischen Uebersetzungen
aus dem Tibullus ist die eine schon vor
vielen Jahren gedruckt worden: sie erscheint
Hl aber hier nach einer sehr veränderten Ab-
schrift, und dies rechtfertigt den Abdruck
derselben.
Da der Druck des Taschenbuchs aus
Ursachen, welche blos den Herausgeber inter-
15 essiren, sehr spät angefangen wurde, so
musste die Bogenzahl etwas vermindert
werden. Dies nöthigte mich, manchen schätz-
baren Beitrag auf das folgende Jahr zurück-
zulegen.
20 Heidelberg, am 8. Aug. 1809.
Schreiber,
p. VIl-VlIl.
Inhalt, p. IX-XIII.
Druckfehler, p. XIV.
2,s Erklärung der [sec/(s] Kupferstiche,
p. XV— XX.
Titelkupfer.
Amor, nach Guido Reni. Wenigen
Künstlern ist es gelungen, die Welt der
3(j Genien mit so viel Liebreiz darzustellen,
aber wenige hatten auch den heitern, kind-
lichen Sinn, aus welchem allein das Leben
der Unschuld und der Anmuth gebohren
wird. Dieser kleine Gott scheint freilich
35 nicht dem Himmel allein anzugehören, doch
warum sollte er auch nicht etwas von der
Erde haben, die seine Mutter ist? Wenn
das Schöne nur im Vergänglichen erscheint,
so muss auch die Liebe vergänglich seyn,
40 und dem verwais'ten Herzen bleiben einzig
noch Erinnerung und Hoffnung. Eros ist
ewig ein Kind, und ohne Kindlichkeit giebt
es keine Liebe. Aber wir hören nur zu früh
auf, Kinder zu seyn, wenn wir auch, wo es
45 auf den Ernst des Lebens ankommt, noch
immer kindisch bleiben, p. XV — XVL
Die sterbende Cleopatra.
Ebenfalls nach Guido. Man hat sich
oft über den Vorzug der Alten und der
50 Neuen gestritten. Der kleine Unterschied
zwischen den beiden besteht wohl darin, dass
jene den Muth hatten, zur rechten Zeit zu
sterben, während wir den Muth besitzen, zu
leben, so lange es gehen mag Cäsarn musste
55 es nicht wenig schmeicheln, die schöne,
stolze Königin im Triumphe aufzuführen,
aber sie, kühn genug
— anzuschaun die liegende Königsburg
Mit heiterm Antlitz, tapfer zu fassen auch
eo Grimvolle Nattern, um ihr schwarzes
Gilt in den starrenden Leib zu saugen:
sie kannte das Mittel, sich der Schmach zu
entziehen, und wer huldigt nicht mehr diesem
Siege, als dem des römischen Imperators?
65 p. XVI.
Die Canadier am Grabe ihrer Kinder.
Nach Le Barbier. Wenn die wilden
Bewohner von Canada ein Kind durch den
Tod verlieren, so besuchen sie oft das Grab
desselben, und die Mutter giesst die Milch
aus ihrer Brust auf das kühle Bett des kleinen
Schläfers. Viele unsrer Mütter sind so zärt-
lich nicht gegen ihre lebenden Kinder. Da-
für haben wir aber auch die Periode der
Empfindsamkeit glücklich überstanden, und
errichten Vaccin.ationsschulen für die Huma-
nität, und werfen die Todten aus ihren
heiligen Ruhestätten, damit den Lebendigen
die Welt nicbt zu enge werden möge.
Es ist in der Tat ein schlimmes Ding
um Vorurtheile, und ich wünschte, ein auf-
gekärter Deutscher möchte sich das Verdienst
um die gutmüthigen Canadier erwerben, und
einige Lesegesellschafteu von dem jährlichen
Abgang unsier pädagogischen Literatur unter
ihnen errichten, damit sie einsehen lernten,
wie lächerlich es sey, an das Leben der
Toden zu glauben, und wie gefährlich, sich
mit nackter Brust auf Gräber zu setzen,
p. XVIL
Sappho.
Nach Nahl. Der Sprung von den leu-
kadischen Felsen hat allerdings etwas Roman-
tisches, aber unsre modernen Dichterinnen
sind zu christlich gesinnt, um einen alber-
nen heidnischen Gebrauch mitzumachen. Sie
sterben höchstens im Sonett, oder an einer
Ballverkältung. Das Lesbische Mädchen
hatte viel zu warmes Blut. Phaon mochte
noch so liebenswürdig seyn, schon seine un-
artige heimliche Flucht hätte eine Rache
ganz andrer Art verdient. Das griechische
Feuer sengte freilich zerstörender als das
unsrige. Wir haben nicht Noth, die Wellen
des Hellesponts über uns zusammenschlagen
zu lassen, p. XVIII.
Die schöne Gärtnerin.
Diese Bennung giebt man in Frankreich
Raphaels herrlicher Madonna, wovon dieses
Blättcheu eine Kopie liefert. Es ist die
Jungfrau, die Mutter war, und die Mutter,
die Jungfrau blieb. Mädchen mit der Seele
im klaren Auge, und mit der Unschuld auf
der Stirne, du fühlst, dass ich kein Märchen
erzähle, und auch du fühlst es, glückliche
Mutter mit dem blühenden Knaben, der unter
den keuschen Lilien deines Busens spielt.
Tausende lächeln über mich und über
euch, und die freche Gemeinheit wagt es so-
gar, in eurer Gegenwart ihre schnöde Be-
gierde mit dem Schimmer des Heiligen zu
umgeben. Das war unserer Zeit vorbehalten,
dass sich die Sünde selbst öffentlich brüsten
durfte als ein Göttliches! p. XIX.
Der Friede. [„Gemalt v. F. P. Rubens. —
Gest. v. Ant. Karcher. Mannh."]
Man erzählt eine Geschichte von einer
Mutter, die ihr Kind auf dem Arm trug, und
einem Löwen begegnete. In der Angst ihres
Herzens warf sich die Mutter zur Erde, und
127
A. Schreibers Heidelberger Taschenbuch 18Ui.
128
barg ihr Kind an ihrem Busen. Der Löwe,
war edel, und ging ruhig seinen Weg. Der
Mann da mit dem eisernen Waflfenschmuck
und mit dem eisernen Herzen ist so edel
nicht. Er will den Säugling morden und
den blühenden Knaben, und hinter ihm
schweben die Furien des Krieges und harren
des warmen Menschenblutes. Der Friede
tritt als ein helfender Genius dazwischen.
Aber wie manche Mutter mochte schon
weinen, bevor dieser ihre Kinder gerettet
wurden? Wie manches Auge blickt starr
und thräneuleer zum Himmel?
Friede wird euch werden, ihr Trauern-
den! Eine Handvoll Erde heilt den
brennenden Schmerz vom Stich der Biene,
und den brennen den des gebrochenen Herzens.
p. XX.
Kalender auf 1810. [12 Seiten.]
Aufsätze. 1.
S. 2 hIeiU frei. J. H. Voss:
Sehnsucht nach Frieden. TibuUs
erstes Buch zehnte Elegie. „Wer doch
wars, der zuerst die entsetzlichen Schwerter
hervortrug? 3 — 7. — Goethe: [Wolff/aiif) >•.]:
Johanna Sebus.
Zum Andenken | der | Siebzehn-
jährigen Schönen Guten | aus dem
Dorfe Brienen | die I am 13. Januar
1809 I bey dem Eisgange des Kheins
und dem grossen Bruche des Dammes
von j Cleverham | Hülfe reichend
unterging.
_Der Damm zerreist, das Feld erbraust-'
8 — 11. B/"tntzer,GoetlieslyrischeGedichte,185S
1227 ff. — Haug: Insciirift auf Tiraons
Sarkophag. -Mir Timon ward das höchste
Gut" 11. — Fr. Schiller: In Baggesens
Stammbuch. „Im frischen Duft, im ew'gen
Lenze" 12. datiert „Januar 1793". — Over-
beck: An Agathon. „Auf dem Pfade der
Pflicht (Wonnen umglänzen ihn)" 13 — 14.
Ode. — Haug: AVilm an Rosa. „Treue
Lieb in Ewigkeit" 14. — von Knebel:
Hymnus an die Sonne „Sonne! du Quelle
des Lichts und des Lebens ewige Füllel"
15 — 16. Hexameter. Haug: Furb. „Ach,
wegen siebenzehn Pistolen" 16. Gedichte.
Ausioahl, 1827, I 418. — W. Ha-
milton. Bemerkungen. Aus einer
Handschrift. 1798. -Ich masse mir nicht
an, die Natur zu erforschen, sondern begnüge
mich, sie in ihren erhabenen Erscheinungen
zu verehren, ohne ihren geheimnissvollen
Schleier durchschauen zu wollen. Glück-
licherweise habe ich aber so viel gesehen,
dass ich mit dem Dichter sagen mag:
Was ist, ist gut ! —
Nachdem ich die Vulkane der beiden
Sicilien mit Aufuieiksamkeit untersucht hatte,
wagte ich es, dem berühmten Büffon in Paris
zu sagen : dass er sicli geirrt habe in seiner
V^ermuthung, als ob der Ileerd der Vulkane
sich immer im Mittelpunkt oder nahe dem
Gipfel von Urgebirgen befände. In der That
gehört weder der Aetna noch der Vesuv in
die Reihe ursprünglicher Berge, und ihre
Ausbrüche geschehen bisweilen am Fusse
von solchen Bergen, die das Werk früherer
vulkanischer Ausbrüche sind. — Ach, nach
so vielen Mühen und Gefahren, was habe
ich entdeckt? Nichts weiter, als was Seneca
schon recht gut wusste, und in seinem 97 sten
Brief sagt, wo er vom Ursprung des
vulkanischen Feuers redet: Es ist nicht durch
sich selbst, sondern entsteht in irgend einem
unterirdischen Thale, wo es genährt wird
und aufbraust. Der Berg giebt ihm keine
Nahrung, sondern nur einen Weg." 17 —18. —
V. Seckendorf: Auf das Pantheon
zu Rom. „Willst du ein sterbliches Werk
vollendet vom Schöpfer betrachten" 18.
Distichen. —
Aus einem alten Stamnibuche, vom 16.
Jahrhundert:
(a) „In diesem Buch begriffen seynd
Viele liebe und bekannte Freund!" 19.
(b) „Dornen stechen, Nesseln brennen,
Wer kann falsche Herzen erkennen?" 20.
(c) „Zu hoch will ich nicht fliegen.
Auch Niemand untern Füssen liegen." 20.
(d) „Den Füchsen auf den Auen,
In Städten den Jungfrauen,
Stellt man nach mit grosser List,
So lang der Balg noch gut." 20. —
Seh. [= Schreiber\: Grabschrift. „Hier
liegt der Herr von Kakadu! 20. —
Dr. Herder: Tabula votiva.
„Selig, wer, wenn er Erde der Mutter Erde
[zurücklässt,
Aiich in des guten Werks dauernde Gemme
[geprägt,
Seiner Seele Bild, den Enkeln ein holdes
[Vermächtniss,
„Schenket, von Allen beweint, jeglichem
[Edlen genannt." 21. —
B.^*^ [Im ^Inhalt-^ unter v. Seckendorf.]:
Nach Cocquard. „Arist, der weiss, was
Andre nicht geschrieben" 21. — 0 verbeck:
Die Bienen. „Hüllt sich endlos der Pol
in die unweis'te Nacht?" 22 — 23. — Haug:
Wunsch. „Seid ihr entflohen Selige Träume!
— " 23. — von Knebel; Das Denkmal
der Liebe. „Ich weiss ein Plätzchen gar
wunderschön" 24 — 25. — Sehr. [—Schreiber]:
Nach Prior. „Morill, der von der Schreih-
sncht nie genass" 25. ^Poetische Werke'^
Tmngen 1817. I 477. — V. d. Verf. d.
goldn. Kalbes: [= Christian Ernst Graf
zuBcntzel-Sternau, 1767—1819]: Der Prä-
tor. [Fussnote:] „Vergl. eine kleine Er-
zählung im Publiciste als Veranlassung dieser
Ausführung." Dialog zwischen einem Maler
und einem Gerichtspräsidenten, der sich in
cirosscrGalatmiform malen lassen will, wahrend
der Maler ^das romantische Gcirand des schön
tiildcnden AUcrthiims-^ vorschUifit und endlich
seinen Wi/lcn durchsetzt. 26 — 37.' — Sehr.
[= Schreiber.] An Zaiden. „Heurathen
soll ich dich. Zaide? Sprich, bist du denn (
129
A. Schreibers Heidelberger Taschenbuck 1810.
130
schon meiner Liebe inücle?37. Poet. W. 1 479:
„An Naiden". — Sehr. \= Schreiber.] Die
Blumen. , Der Mai lächelt so freundlich in
die Trauer der Zeit, wie dort auf dem Bilde
6 der Säugling lächelt am Busen der Mutter,
die den todten Gatten neben sich beweint."
33—34. — Poetische Werke I 390. — Sehr.
[^= Schreiber] Grabsehrift. „Zwei Menschen
liegen hier, die Wunder unsrer Zeit, Und
10 würdig der Unsterblichkeit. Der Eine starb
in Dürftigkeit als Richter, Der Andre reich als
Dichter. 39. Poetische Werl(eI477. Verändert. —
H ein rieh Chris tian Boie: Daa Magist er-
ex amen. „Die Zier der Universität" 40 — 41.
15 Weinhold, Boie, Halte 1868, S. 303 f.
— Overbeck: Der Ochs und der Kater.
,,Einst unterhielten sich in einem Wiesen-
thahl" 41 — Gerning: An die Muse.
„Muse, von mir entweichst du" 42. — ■ Bag-
20 gesen [= Jens Jmmanuel, 1764—1826,
Goedel;e VI 161 ff]: An einen Freund.
„Eben zum Manne gereift, hast du die
Blume des Lebens" 43. — Sehr.: [=
Schreiber.] Chloe. „Jucunde ist's, für die
2,-, Damöt izt glimmt" 43. Poetische Werke I
177. — C. L. Fernow \Knrl Ludwiij 176.3 —
1808, Goedeke VI 310 f.]: In ein Stamm-
buch. [Auf dem gegenüberstehenden
Blatte hatte sich d er deutsche Ueber-
30 Setzer des Homer eingeschrieben].
,Dera edlen Deutschen gegenüber" 44. —
J. C. Gr. V. Hoffmansegg: Kunst und
Natur. „Viel sind der Zauber der Kunst,
entzückend ihre Genüsse" 45. — Gerning:
36 Natur.
„Xichts ist in der Natur allnährendem
[Sohoosse verloren,
Alles ist Wiederkehr ewig erzeugender Kraft"
45. — J. G. Herder: An Gerning.
40 Weimar 1802.
„Seit wir zuerst uns sahn, als uns
Venusiums Dichter
Unter der Leier Klang näher und
näher verband,
4.5 Sind zehn Jahre dahin! Nach zehn
durchlebeten Jahren
Scheiden wir liebend und trou, bleiben
uns inniger nah.
Glücklicher Freund! Geneuss mit der Muse
50 das Leben, du kannst es!
Lebe den Freunden und dir, lebe den
Edelsten froh." 46.
iJie Verse fehlen in Suphans und den übrigen
Ausgaben. Vgl. Goedehe IV 297. —
,-, B.^*.^ [=^ Seclccndorf?]: An einen guten
Freund. „Undeutsch ist dein Geschreib,
meiu Lieber! Sclueib' Latein, Gleich wirst
du anerkannt als ächter Deutscher seyn."
46. — Jean Paul Fr. Richter: [Fjer]
60 Denksprüche.
Autoren, Generale und Kaufleute müssen
die Taschenspieler nachahmen, die nie das
Stück voraussagen, was sie machen werden.
(j5 Vor lauter Lesen kommt man nicht zum
denken; und der Nachsprecher der Ori-
ginalität hält sich neben dem Nachsprecher
der Gemeinheit schon für ein Original.
Nicht nur der Aus- und Eingang des
Lebens, das Leben selber ist vielfach ver- 5
schieiert und zugehüllt. Wie um einen ägyp-
tischen Tempel, liegen Sphy nxe um die zweite
Welt, und anders als in Aegypten löset der
das Räthsel, welcher stirbt.
10
Es lohnet kaum der Mühe, dass mau über
das ganze Spiel so viele Worte macht, als
ich. 47. —
Heinrich Christian Boie: Der Rei-
sende. „Aus der kleinen Alltagswelt" 48. 15
— Buri: An Psyche. „Aus der reinen
Geister Lande" 49 — 50. — Gerning: Der
Adler. „Spät schwingt mancher sich auf,
so weilt am Felsen der Aar noch. Wenn die
Lerche sich schon singend erhebet vom Nest". 20
50. — A.: Sehnsucht. „Mit der Lerche
möcht' ich schweben" 51 — 52. — Der neu-
vermählte Wittwer [Aus dem 15. Jahr- /]
hundert.] „Wenn ein Jäger dem Affen-
thier". 53 — 54. — Hang: Grabschrift auf 25
Villa =^ Mediana. Nach Calderon. „Ihn
zu erhöh'n, vereinte das Geschick" 54. —
Fussnote: Das Wag^estüek, seine Königin zu
lieben, zog ihm die Enthauptung zu. Er
starb mit bewundoruswerthem Heldenmuthe. 39
Heinrich Voss: Der Frühling. Ron-
deau. „Der Frühling naht; ein seelenvolles
Leben" 55. — ***• Lied aus Shakspeare's
loves labours lost. [1] Frühling. „Wann
Veilchen blau und Tausendschön" 56—57. 35
|2] Winter. „Wann Eis am Dach in Zapfen
hängt" 54 — 58. — Gerning: Die Muse.
..Einer Geliebten gleich sey dir die Muse,
sie beut ja Nicht alltäglich und nicht jegliche
Stunde den Kranz." 58. — Heinrich 40
Christian Boie: Das Vergnügen. „Ein
zartes Kind ist das Vergnügen" 59.
Weinhold, Boie S. 364. — Weme-
burg: Glückwunsch an R. und
M. „Wann sich öffnet des Morgens Feuer- 45
thor" 60 — 63. — Overbeck: Kindessinn.
„Die Kinderchen haben mich gerne" 64 — 65.
— Buri; Sänger-Recht. „Wohl eicher
lebt der Sänger Orden" 66 — 67. —
Heinrich Christian Boie: Erinne- 50
rung. „Will die Gegenwart genung"
68. Weinhold, Boie S. 373. — Hein-
rich Voss: .\ n die G r o s s f ü r s t i n
Maria Paulo wna. Von 15 Weimarischen
Mädchen überreicht. „In des Nordens 55
weiten Zonen" 69 — 70. — M.: Die Nemesis.
Eine wahre Anekdote. „Der fürchter-
lichste aller Kriege ist der Bürger-
krieg" 71 — 83. „Die schauderhafte Ge-
schichte eines englischen Kriegers, der in eo
Irland bey den letzten Unruhen in dem
Hause des Laudmanns, den er im Gefecht
erschlagen hat, menschenfreundliche Auf-
nahme und Hülfe findet, und an der dem
Erschlagenen abgenommenen Uhr, die er 65
9
131
A. Schreibers Heidelberger Taschenbuch 1810.
132
zur Vergeltung geben will, als der Mörder
dea Gatten und Vaters erkannt wird.''
Hall. Allg. Lü.-Ztg. 1810, No. 76',
Sp. 606. — S. : [^Schreiber.] Auf dem
5 Heidelberger Schlosse. Im Früh-
linge 1809. „Was treibt dich, Epheii,
Trümmer zu umwehen? 84 — 86. Poetische
Werke, I 233 — Hang: Voltaire auf
Friederich. „Auf diesem theuern Haupt
10 gewahre" 86. — Ewald: Er ndtelied. Auf
einem Hügel in Oberneuland, bei
Bremen. „Auf diesem Hügel will ich still-
betrachtend weilen"; 87—90. — Letti-
sches Volkslied. „O kam' er doch zu
15 dieser Stunde" 91. — Werneburg:
Schwalbenlied. „Hie Schwalben ziehen"
92-93. — H — e.: Warnung: „Pluto giebt
den Freunden Gold" 93. — G. [= Haug,
nach dem ^.Inhali'^]: Kundgesang.
20 Motto: Durch die starrende Wildniss,begränzt
von der Wieg' und dem Sarge,
Ebnen mit göttlicher Huld Freund-
schaft und Liebe den Pfad.
Matthisson.
25 „Wenn unerbittlich Mars und Ate wüthen"
94 — 98. — V ü n K n e b e 1 ; U n V e r s c h u 1 d e t e s
Misstrauen. „Wenn der Flecken an dir
sich unrein spiegelt im Stahle" 98. Distichen.
— J. H. Voss: Die Feld: Weihe.
30 Tibulls zweites Buch erste Elegie.
„Naht mit günstiger Zunge! Wir heiligen
Frucht und Gefilde« 99—104. — Heinrich
Voss: Hexenscene aus Macbeth.
Donner. Die d rei Hexen. Erste Hexe.
.35 nWo gewesen, Schwester? 105 — 108. —
Haug: An Bave. „Ohne Geist Schreiben
heisst": 108. — von Knebel: Hymnus
an Selene. „Dich auch will ich begrüssen
in feyernden Tone des Liedes" 109 — 112.
40 Hexameter. Sammlung kleiner Gedichte,
Leipzig, Göschen, 1815, S. 10 f. — M.:
Justine. Aus dem Tagebuch eines
Deutschen während seines Aufent-
haltes in Frankreich. „In Longeville,
45 eine Stunde von Metz, liess uns unser Führer
Halt machen." 113 — 132. „Justine, eine
französische Wertherin: ein zartes Mädchen
erschiesst sich, um das Glück ihrer eifer-
süchtigen Schwester nicht zu stören, für
50 deren Verlobten sie unwillkürlich Liebe
fühlt." Uall. Allg. Lii-Ztg. 1810, No. 76,
Sj). 606. — S.: [= Schreiher]: Das
Dunkle. „Warum sehnt sich alles
Leben" 133—134. — von Knebel: An die
55 Biene. „Liebliches kleines Geschöpf, du
suchst aus Blumen dir Speise: Nur das Vor-
trefliche giebt edleren Seelen Genuss.'- 134.
Sammig. kl. Gedichte, 1815, S. 81. —
Heinrich Voss: Scene aus Macbeth. Donner.
eo Die drei Hexen, und Hekate, die ihnen be-
gegnet. Erste Hexe. Nun Hekate? warum
so ärgerlich? 13ö — 137. — H — e. Homer.
„Zweimal schuf die Natur, zuerst ihr Bild-
niss, das Weltall, Dann das Bildniss des
ß5 All, in dem Gesang des Homer". 137. —
Hieron: Elegie. Das Palais Eoyal,
im Jahre 1802. Ilotto: 'ÄYaöov xai vuxtI
iTiöetrSai. 'Oja ifjpo?. „Sey mir gegrüsst, um-
strahletes Haus, in Lutetia's Mitte" 138 — 143.
Distichen. — Buri: Liebe. Segen über ö
edle, fromme Liebe" 144 — 145. — Buri:
Emma an Wilhelm. [Nach dem Eng-
lischen.] „Warum, geliebter Jüngling,
schleicht" 146. — von Knebel: Nach
dem Horaz. lo
„Gevatter, lieber I was nicht Sinn hat noch
[Vernunft,
Lässt nicht mit Sinn sich noch mit Vernunft
[behandeln". 146. —
W. von Blomberg [Wilhelm von, 1786 — i.'>
1846, Br/immcr I 67. Vgl. auch Düntser
„Ungedr Briefe u. Knebels Xachlass", 1858,
I, pag. XX VIL] : Des sinnreichen himm-
lischen Boten I Phosphorus Carfun-
culus Solaris | jüngste Comödie, | von 20
ihm selbst geboren, gegeben und ge-
schaut. 147 — 171. Fussnote: Das Leben,
die Transsubstantiationen und Wanderungen
dieses wunderbaren und berühmten Poeten,
eigentlich Peter Müller mit Namen, wird 2.">
der Einsender dieses Dokuments zu seiner
Zeit dem PublicOgVorzulegen versuchen. Der
Poet stellt in dieser Comödie den Prolog,
oder die himmlische Weihe zu seinem
eigenen Leben auf. sn
Die Bühne stellt blos das Haupt
Solaris dar. Die Sonne senkt ihre Strahlen
darauf. Da aber diese Decoration ausser
dem Marionettentheater besonders schwielig
und kostspielig wäre, so müssen wir zu der 35
schönen Repräsentation einen verständigen
Ausweg suchen. Solaris stralt also sein
Haupt aus einem im Vorhange befindlichen
Loche hervor, worüber als Sonne eine hell-
brennende Ampel angebracht seyn kann. 40
Wann denn nachher der Vorhang aufrollt,
und man nichts vorher als des Poeten Haupt
gesehen hat, wird dies schon von seibat die
Illusion erzeugen, als sey alles nun er-
scheinende aus dem Haupte hervorgetreten 45
in das Leben der Poesie. 147 — 148.
Des Solaris Haupt.
[Sonnenrothe Locken umkränzen das
Haupt, wo die obern Haare aufhören, setzt ■,,,
ein starker Backenbart den Kranz um das
ganze Gesicht fort. Eine hohe Stirn lässt
sich unter den emporgesträubten Scheitel-
haaren vermuthen. Die Augen sind klein,
und fast geschlossen, doch ihre Lenkung zum 55
Himmel sichtbar: der IMund aber, in Trauer
befangen, ist etwas zur Erde berabgedrückt.]
„Es regt in mir sich quellend grosses Leben;
Und wieles seh' ich zwischen Traum und
[Wachen. — " 148-149. eo
Die Sonne senkt sich herab in das Haupt
des Solaris, er erscheint hell und leuchtend,
und verwandelt sich darauf in eine anmuthige
Wiese, von Wässerlein durchschnitten, und (55
133
A. SchrpiliDis Heidelberger Taschenbuch 1810.
134
blühenden Amrabäumen umgeben ; fem
starren die Indischen Gebirge. Es muss der
lihision wegen bey den letzten Worten der
Poet sein Haupt schnell zuriickziehn, und
:, mit bewundrungswürdiger Gewandtheit, statt
seinem, ein aus einem hohlen Kürbis ge-
schnitztes Gesicht vorhalten; hierin kann
denn die Ampel herabgelassen werden, und
das Bild des aus sich erleuchteten Hauptes
Kl versiniiiichen. Hiernächst erhebt sich der
Vorhang, und es erscheint die beschriebene
anmuthige Wiese. Aus den fernen Gebirgen
schallt:
Die Stimme der Königin Koniantina.
1,') [Diese Töne müssen so verweht herüber-
kliiigen, dass es nicht wesentlich ist, dass sie
die Zuschauer verstehen, nur dem Ohre
Solaris brauchen sie vernehmlich zu werden.]
„Hör' mich, der Sonne Tochter Komantina,
20 Dich ruf ich an, Solaris, mich zu linden;''
Nachdem die Stimme der Königin
Romantina nach Westen hin verhallt ist,
entsteht ein donnerähnliches Getöse. Die
25 Mutter Erde mit ihren lünt Kindern Stein,
Pflanze, Tliier, Mensch, und einen
himmlischen Boten [nicht Solaris] kommt
heran geschritten. 149 — 151.
sich ihrer Tochter Pflanze, zeigt ihr die
Sonue, und giebt einen Wink, zu reden.
Die Pflanze kniet nieder, und weist die
Mutter mit Zeichen, ihre Andacht nicht zu
stören, hinweg. 152 — 153. ;,
Die Pflanze.
[Ein zartes Jungfräulein, weiss und
rosenfarb.]
„Wie ist mir wohl, wann ich die Sonne schaue,
Unnennbarsüsse Glutwill mich durchdringen" m
Als sie einen lauten Seufzer hören läsat,
ergreift sie die unzufriedene Mutter Erde,
und führt sie zu ihrem Sohn, Stein, der sie
unwillig auf den Schooss nimmt. Darauf is
wendet sie sich an ihren Sohn Thier. 154.
Das Thier.
[Ein Kriegsmann, in Greuadieruniform,
starker wilder Bart, braun, schwere gemischte 20
Aussprache, forderndes Wesen.]
„So bin ich endlich frey und losgerungen,
Nun büsst ihr Fesseln, die ihr mich gehalten !"
Die Mutter Erde wendet sich erschreckt 25
vom Thiere ab; welches brummend in den
AVald gellt, und naht sich dem Menschen,
ihm die Sonne weisend. 155 — 156.
3t) Die Mutter Erde.
[Es versteht sich von selbst, dass diese
und einige der folgenden Personen ihrer
Unbehtilflichkeit wegen einer schicklichen
Repräsentation bedürfen. Die Mutter Erde
35 also dargestellt in einer vollen und ehrbaren
Matrone, sonst aber doch etwas bleich und
mitgenommen. Ihr Anzug ist altfränkisch
und unordentlich, verräth aber eine ehemalige
durch Emigration verlohren gegangene
■*" Würde, bey alle dem hat sie doch im Grunde
etwas Gemeines.]
„Allein könnt' ich in Noth und Elend leben,
doch schmerzt es mich um meine armen
[Kinder."
45 — — — — — — — — — — —
Nachdem die Mutter Erde dieses geredet,
und ihre Hand zur Sonne emporgestreckt
hat,, fasst sie ihren Sohn Stein bey der
Hand, weist ihm die Sonne, und giebt ihm
5(1 ein Zeichen zum Reden. 151 — 152.
Der Stein.
[Ein Philister mit einem Stock und drei-
eckigem Hut, der Anzug abgeschabt, aber
5:i schwer, volle Taschenträge, starre Miene.
(Er ist steinreich.) ]
„Ich starre fort, und lass an mir sich rennen.
Was sich nicht schmiegen will an meine
[Seiten"
Nachdem er dies gesagt, stöst er mit dem
Stock auf den Boden, die Mutter Erde giebt
ihr Misfallen zu erkennen, und führt den
Stein in den Hintergrund auf einen Stein,
fi-, woraul er sich niederlässt; dann naht sie
Der Mensch. ;w
[Ein Studierender, weiss selbst nicht, was
er will.]
„Zufrieden war' ich mit dem Augenlichte,
Mit meiner Hand und meinem regen Sinne"
Er geht darauf tiefsinnig einige Schritte
gegen das Gebirge hin, daun aber dreht er
sich plötzlich um, und läuft lachend in den
Wald. Die Mutter Erde giebt dem himm-
lischen Boten seufzend die Hand, und 4,,
sieht Ihn verlassen an. 156 — 157.
Der himmlische Bote. 1
[Ein Mann in seinen besten Jahren, zwar
nach der Mode, aber doch etwas ärmlich an- \-^
gezogen, übrigens ganz hell von Augen, auch
nicht mager, sondern wohlbehalten aussehend.]
„Wie wird mir's schwer die Botschaft zu
[verrichten ;
Und keiner will an meine Worte glauben" 5g
Die Mutter Erde übermannt solche Un-
zufriedenheit, dass sie mit dem Fusse stampft,
und der himmlische Bote auf dieser, sie auf
jener Seite von danneii geht. Die Sonne 55
erscheint in Wolken über der Wiese.
157-1,58.
Die Sonne.
[Kine goldlockige deutsche Jungfrau, aber g^
stolz und spröde.)
„Kr will von mir ein jedes Heil empfangen,
Und alles wendet sich zu meinen Strahlen;"
Die Sonne wendet ihr Antlitz weg von ea
9*
185
A. Schreibers Heidelborger Tasclienbucli 1810.
136
der Erde, und zieht ihres Weges weiter.
Indess erscheint auf der Wiese der Herr
mit seinen Söhnen, dem Leib und dem
Geist. Sie sehen alle mild und freuniUich
::, aus, und winken gegen Abend hin einem
unsichtbaren Gegenstande. Von daher iiahi
sich eilend Solaris mit einem Lorbeerliranze
auf dem Haupte, und einem langen, mit
Weinreben und Epbeu umwundenen Stab in
jy der rechten Hand, über dem schwarzen
modernen Anzüge trägt er ein Tigerfell. Er
verbeugt sich vor dem Herrn, aber nicht
schüchtern, so dass man hieraus abnehmen
kann, er habe denselben schon öfter gesebn,
,5 dann grUsst er auch dessen Söhne. 158 — lliO.
Der Herr [zu Solaris.]
[Ein alter ehrwürdiger Greis, im Königs-
mantel, Krone, Scepter und Weltkugel
20 tragend.]
„Wohlan ! ich bin zur höchsten Huld ent-
[schlossen,
Gehoben werde jeder Bann auf Erden — "
25 Nachdem der Herr dieses geredet, naht
sich dem Solaris des Herrn Sohn Leib, und
legt ihm die Hand auf das Haupt. 160—161.
Uer Leib.
.^1, [Ein junger goldgelockterdeutscherMann,
in einem einfachen weissen leinenen Kittel,
ein Lamm an einem rothen Bande führend,
so dass man ihm gar nicht ansieht, dass er
eines solchen Herrn Sohn ist.]
35 „Der Leibes Kraft kannst du von mir
empfangen, denn in des Lebens Keim musst
du dich wagen"
Darauf naht sich ihm der Geist, ihm
40 ebenfalls die Hand auflegend. 161—162.
Der Geist.
[In einen grauen Mantel eingehüllt, etwas
gebückt, helles, scharfes Auge, er sieht den
45 Solaris nur flüchtig an, und liebkost dabey
eine Taube.]
„Ich gebe dir zum Werke das Gedeihen;
Merk' auf! wenn du den schweren Gang
[vollendet"
50 — — — — —
Es kommt dann Solaris selbst so vor, als
hätte der Geist bey den letzten Worten
etwas spöttisch ausgesehen, doch gehen alle
drey mit solcher Huld und solchem Ernst
55 ab, dass jeder Zweifel sichtbar aus seinem
Gesichte verschwindet, und er sogar dem
ihm nun entgegenkommenden Tod mit dem
Leben, und dem Verstand mit der Lüge
die geballte Faust entgegen hält. Der Tod
(jO mit dem Leben stellt sich zu des Solaris
einer, der Verstand mit der Lüge zu seiner
andern Seite. 162 — 163.
Der Tod [zu Solaris].
e5 ll''ett, voll und blühend, alle Zeichen
eines Bonvivants, Ketten, Orden und Bril-
lanten tragend, frisirt; den Hut unter den
Arm, bey aller Lebensart viel Frechheit
verrathend.]
„Sieh dort die liebe Frau, die mich ernähret, 1;
So geizig sie auch ist, sie muss mir geben."
Der Tod verbeugt sich gegen Solaris,
giebt dann seiner Frau die Hand, und fuhrt
sie dem Solaris vor. 1()4. in
Das Leben.
[Schlecht, fast lunipicht angezogen, höchst
geraeine Manieren, Spuren von Halsstarrig-
keit, Geiz und Klatschsucht, hager, dürr 15
und gelb.]
„So viel ich hab', so viel muss ich auch
[zahlen.
Denn mein Gemahl ist leider ein Ver-
schwender." 20
Das Leben sinkt dem Tode in die Arme.
Jetzt nähert sich der Verstand mit der
Lüge dem Solaris 165.
25
Der Verstand.
[Ein hagerer, dürrer, kleiner Gelehrter,
ein dickes Bucli unter dem Arm, etwas
distrait, auch unordentlich angezogen, viel
Unruhiges und voller Projecte] 3"
„Durch dieses Buch werd' ich in's Reine
[kommen.
Auszüge stehn darin aus der Leetüre"
Die Lüge trennt sich von ihrem Gemahl, •'5
und nimmt den Solaris bey der Hand, in-
dem sie ihm ins Ohr raunt. 166.
Die Lüge.
[Voll und üppig gewachsen, reizend an- 40
gekleidet, lächelnd and äugelnd, doch voll
Anstand, Ton und Welt verrathend.]
„Glaub' nicht, dass ich so hart und spröde
[seye. —
Komm, komm, wir wollen meinen Mann 4.1
[betrügen;"
Solaris weis't die Schöne verächtlicli von
sich, und alle weichen ersclireckt in den
Hintergrund, indem sie auf einen Ort der 50
Wiese, mit bedauerndeuMienen gegen Solaris
zeigen. Auf der Wiese erscheint [167 — 168].
Der Alltag [als Gespenst.]
[Blass und hohläugig, wie ein Gespenst, .55
sonst aber sehr gewöhnliche Züge, und
äusserst unbedeutend. Dabey hat er den
unglücklichen Einfall, vor S<ilaris dialec-
tisch zu erscheinen, indem bey den ersten
vier Versen blos die Beine, dann der Unter- rto
leib nebst den Händen, und endlich Brust
und Kopf sichtbar werden. Wie ihn Solaris
verachte, drückt es in einem milden Lächeln
aus.]
„Was diese nicht vermögen, werd' ich können I 65
137
A. Schreibers Heidelberger Taschenbuch. Dritter Jahrgang
138
Ich aber hatte heisse Lust zu sehen,
Was sie mit dir, du armerWicht begönnen."
Der Alltag packt Solaris an. Ein plötz-
liches Dunkel hüllt die Bühne ein. Alle
Gestalten verschwinden, auch Solaris ist nicht
mehr zu sehn. Doch um das Publikum nicht
in Bestürzung zu setzen, dass oben der
grosse Beginn, und alle goldne Hoffnung
^y sich in Nichts auflöse, und da zugleicli
auch durch die unglückliche Xothwendigkeit,
doch der Geschichte [da sie noch nicht
geschehen ist] mit der wundervollen Trans-
substantiation nicht vorgegriffen werdenkann.
j-, so erscheint Solaris allen guten, hoffenden,
kindlichen, glücklichen Seelen zum Trost
schliesslich als [168—169]
Vorge schichte,
oo [Solaris, in einer ganz schwarzen Maske,
über der Rundung der Erde sichtbar.]
„Air eure Worte hab' ich nun vernommen,
So mag das Schwere denn anitzt geschehen."
25 Er sinkt unter die Erde und spricht das
übrige aus der Tiefe.
„In fremden Reichen werd' ich nun ver-
[nomraen." —
Man hört ein gewaltiges Getöse unter
30 [der Erde.
„Ihr frechen Feinde sollt mir nicht entgehen-
Die Erde fällt auseinander, drinnen steht
Solaris verklärt und herrlich. Der Tod, die
35 Lüge, der Verstand, das Leben und der
Alltag liegen todt da.
„Wie ich's gesagt, so ist es nun geschehen,
Ihr habt genug an meinem Wort gehangen!"
Die Bühne verwandelt sich iu die alte
40 anmuthige Wiese ; die Sonne kommt und
umarmt die herbeyeilende Erde; alle Kinder
der Erde erscheinen. Solaris steht in aller
Mitte. Der Herr und seine Söhne führen
die holdlächelnde Königin Romantina in
4.:> Solaris Arme. Gestirne, Sonnen und Milch-
strassen, nebst allen Lebendigen, fangen an
um Solaris zu tanzen, und sich zu erbauen,
zu umarmen, und sich um ihn zu drehen. Zur
Beförderung einer schicklichen Aufführungist
.-,0 noch zu erinnern, dass, da diese Vorgeschiciite
nicht wohl gemahlt, und noch weniger
durcii wirkliche Vorstellung zur Erscheinung
gebracht werden kann, es wohl kein anderes
Mittel, diesen Zweck zu erreichen, geben
55 kann, als Gewalt; und da diese in ihrem
höchsten Ausdruck bekanntlieh sogar machen
kann, dass man den Himmel für einen
Dudelsack ansieht, so wird ja wohl schon
eine geringere Portion hinreichen, um das
60 Publikum in aller Freundschaft in die ein-
fache Idee des Herumdrehens aller Dinge
zu bringen. — Polaris mit stummem [soll walu-
scheiulich heissen stumpfem] Entzücken:
ü glücklich, wer einsinnig ist auf
«3 Erden!
Der ScMuss nimmt offenbar parodistiach
Bezug auf Isidorns Orietitalis' (= Loebens)
lioman „&uido-\ 1808. — Phosphorus
Occidentalis: Indische Sonette. 1. „0
heiFges Land, wo die Madhawiblüte" 172. 5,
— 2. „Mein Auge trinkt des Indus Ambra-
fluten- 173. — Cri salin [= Isaac von
Sinclair]: Kaiser Heinrichs Sieg bey
Schening, Anno 927. „Es liegt ein
Städtchen, es liegt ein Feld'- 174 — 182. — jo
Overbeck: Unmuth. „Was sollen mii- die
Reisen" 183 — 184. — von Knebel: Die
neuen Lehrer.
„Lehrer der Weisheit, ihr lehret gewiss uns
[tref liehe Dinge: i.»;
Lebret nur wieder auch das, was ihr gelehret,
(verstehn!" 184. —
Voss: Die Palilien. [Ovid Fast. IV. 121.]
„Hin ist die Nacht, und der Morgen ergraut.
Die Palilien heischt man." 185 — 189. — ai
Hang: An unsre wahren Dichter. „Dass
Reimgenie's durch kindisches Geleyer" 189.
— Sehr. = [Schreiber.] Roger und Marie
„Herr Heinrich von Valence befehdete seit
zehn Jahren unaufhörlich den Grafen Ber- %',
nard von Beaucaire." 190 — 214. Poetische
Werke, II 355 ff. — Sehr. [= Schreiber.]:
Elegie. Baden am 30. Jul. 1809.
„Sehnend kehr' ich zu euch, ihr dunkelen,
heiligen Berge" 215 — 217. Poetische m
Werke, 1239. — H — e.: Rath. „Willst
du ein Werk erzeugen, o Freund, das lese
die Nachwell" 218. — von Gerning: An
die Täuscherin. „Ach! ein bewegliches
Herz von Amors Pfeilen getroffen" 219 — 221. .ss
— -H — e: Man um de tabula. „Zwar sey
der Ausdruck schön und richtig" 222. —
H — e: Die Noth. „Zu der Natur sprach
Gott, ihr Geist: erzeuge mir Thiere! Und
zur drückenden Noth : bilde mir Menschen 4ii
daraus!" 222. — A.: Das Schöne. Ich
hörte einen Lauteuton In kühlen Waldes-
gründen" 223-224. -
Dritter Jahrgang.
Ihro Königlichen Hoheit
Amalie Marianne
Gemahlin des Prinzen Wilhelm
von Preussen K. H.
gebornen 50
Prinzessin von Hessen-Homburg
ehrfurchtsvoll gewidmet, p. III.
Die Blumen, welche Dir die Muse bringt,
Sie haben auch nur ein vergänglich Leben!
Der Ton, der in des Herzens Tiefe dringt, 55
Er muss wie der gemeinste Laut verschweben;
Was aus dem Dunkel nach dem Lichte ringt.
Dem ist ein Ziel des kurzen Seyns gegeben.
Doch wenn auch Lied und Färb' und Ton yo
(v ergeh n.
Es bleibt der Geist, dem sie zur Hülle dienen.
Nicht jeder mag den hohen Sinn verstehn.
Nicht jedem sind die Himmlischen erschienen.
Nie kann der Blick des Ungeweihteu sehn, gö
139
A. Schreibers Heidelberger Taschenbuch. Dritter Jahrgang.
140
Wie Lieb' und Hoffnung in den Blumen
IgTünen.
Doch Dir ward früh die Deutung offenbar,
Befreundet sej' das Göttliche dem Schönen.
Dem hohen Sinn ist das Geheimniss klar,
Wie sich das Ew'ge und die Zeit versöhnen.
Der Blumenkranz, der hier vergänglich war.
Wird dort das Haupt als Glorie bekrönen,
p. V— VI.
Vorrede.
Der gegenwärtige dritte Jahrgang meines
Taschenbuchs enthält drei Gedichte, die schon
einzeln gedruckt sind. Aber wenige meiner
Leser werden sie gesehen haben, und es ge-
schah mit der Bewilligung ihrer Verfasser,
das3 ich sie aufnahm. Ich bemerke dies,
um ungerechtem Tadel vorzubeugen.
Auch diesmal gebe ich wieder Einiges
von edlen Heimgegangenen. Die vier Ge-
dichte von Herder, die elegische Phantasie
von Hahn und das kleine Gedicht von
Seckendorf (alle noch ungedruckt) wecken
die Erinnerung an theure Xamen.
Die Elegie aus Ovid von meinem Freunde
V. Gerning steht hier als Probe einer
Übersetzung des Ganzen, in wie weit es
übersetzt werden darf Der Verf. ist seit
einigen Jahren damit beschäftigt, und hat
jetzt eben auch ein grösseres Gedicht über
die Bäder am Rhein und Jlain vollendet,
welches ehestens, mit Landschaften von
Schütz, in würdiger Gestalt erscheinen wird.
Möge dieser Jahrgang des Heidel-
bergischen Taschenbuchs wieder die freund-
liche Aufnahme finden, welche ihm seit seiner
Erscheinung zu Theil geworden.
Diejenigen unsrer Dichter, welche mich
künftig mit ihren Beiträgen beehren wollen,
muss ich bitten, solche spätestens zu Ende
des Jlai an mich gelangen zu lassen.
Heidelberg am 11. Aug. 1810.
Schreiber, p. VII— VIII.
Inhalt, p. IX— XIL —
Erklärung der Kupfer, p. XIII — XX.
1.
Titelkupfer.
Glytia, nach Annibal Carracci.
Die schöne Nymphe war in den schönen
Gott des Tags verliebt, und sah darum immer
nach der Sonne, bis Helios sie, aus Mitleid,
in eine Sonnenblume verwandelte.
Es gab eine Zeit, wo unsre jungen
Mädchen und Weiber, und sogar auch einige
alte, eben so zärtlich — zwar nicht nadi
der Sonne, aber doch nach dem Monde
schauten, und sich dabei überselig fühlten.
Jetzt sollen aber die meisten, wie man sagt,
sich weder um Sonne noch Mond bi'kümniern,
sondern ihr Glück geduldig auf der Eide
suchen. Auch haben mit der Mondsucht die
Thränen in der Liebe aufgehört, und ilies-en
nur noch manciimal nacli der Liebe, wir
meinen in der Ehe.
Wir lächeln bisweilen recht altklug: über
die närrischen Verwandlungen, wovon die
altern Dichter uns so vieles erzählen, und
sehen dergleichen doch täglich vor Augen.
Ich w-eiss in der That nicht, ob Uvids Meta-
morphosen so wunderbar sind, als die Meta-
morphosen im Modejournal, derer zu ge-
schweigen, die im heiligen Ehestande vor-
zugehen pflegen, p. XIII — XIV.
Die Sanftmuth. Nach Hamilton.
Als Jupiter das erste Weib geschaffen
hatte, kamen die Götter und Göttinnen, sie
zu beschenken. Pallas gab ihr eine Nadel,
Venus einen Spiegel, und die Grazien ].-,
schenkten ihr Anmuth und Milde. Da sagte
Jupiter: Mit all euern schönen Sachen wird
das Mädchen des Lebens auf der Erde nicht
sehr froh werden. Der Spiegel wird ihr bald
abgeblühte Reitze zeigen, und nähen und 20
stricken man doch auch nicht immer. Die
Liebe und Anmuth sind vergänglich, und
der frohe Sinn macht der Übeln Laune Platz.
Ich will ihr etwas zum Pathengeschenk ein-
binden, was auf die Dauer ist. 25
Jupiter schenkte dem Mädchen ein Lamm,
und küsste es auf die Stirne, und sprach :
S e y s a n f t und duldsam!
Das Mädchen dankte gerührt, und ver-
goss die erste Thräne, und auf der Stelle, 30
wo die Thräne hinfiel, blühte ein Veilchen
auf und füllte den Olvuip mit Wohlgeruch.
p. XIV— XV.
Die heilige Gäcilie. Nach Carlo 35
Maratti.
Die heilige Cäcilie ist in der römischen
Kirche die Schntzpatronin der Musik. Und
warum sollte die Kunst nicht unter dem
Schirm einer Heiligen stehen, in welcher 4,1
sich alle Töne des Lebens aussprechen, die
Freude und der Schmerz, die Liebe und die
Hoffnung, die Gegenwart und die Zukunft.?
Sie treibt in den Tod, und erhebt vom Tode.
Aber ach! das Herrlichste wird am schnöde- 45
steu verunstaltet von den Menschen. Wo
sind die frommen Töne, die sonst aus dem
Geisterreiche herüberklangen, und das stille
Gemüth hinüberzogen? Auch die Tonkunst
ist zur feilen Dirne geworden, die umher- 50
geht, unreine Begierden zu wecken, oder
das stumpfe Ohr mit Virtuosität zu kitzeln.
Lass dich das nicht irren, gutes Mädchen
mit der reinen Seele im reinen Auge, und
denke darum nicht geringer von der heiligen ,55
Gabe der Götter, weil sie unrein geworden
in unreinen Händen, und weil pädagogische
Olitätenhändler sie emj>felilen, als ein Stück
guter Lebensart. Wie das Oel den Sturm
der Wogen, so besänftigt ein frommes Lied go
das empörte Herz, und wenn der Mensch
mit der Geisterwelt eine geiieime Verbindung
hat, so sind die Töne der Musik die Sprache,
wodurch beide sich einander verständigen.
p. XV-XVI. 6i
141
A. Schreibers Heidelberger Taschenbuch. Dritter Jahrgang.
142
Dädalus und Ikarus. Nach Vien.
Das Fliegen scheint die genialen Köpfe
von jeher beschäftigt zu haben, und es giebt
wohl überhaupt nur wenige Menschen, die
nicht wenigstens einmal in ihrem Leben ge-
flogen wären, im Traume nämlicli. Die
Methode, welche der alte Dädalus erfand,
ist vielleicht weniger sicher, als die des
Herrn Degen, aber auf jeden Fall origineller,
und darum auch seit uralten Zeiten besonders
von den Dichtern und Mystikern nachgeahmt
worden. Von jenen sind wenigstens einige
der Sonne ziemlich nahe gekommen, die
letzten aber blieben immer in den Wolken
stecken, und hielten die fantastischen Ge-
stalten für christliche Märtyrer, scandi-
navische Helden, Lindwürmer und Prin-
zessinnen.
Es ist sonderbar, dass die Menschen sich
so gern von derErde entfernen, diejenigen aus-
genommen, welcbe auf der Spitze des Bergs
blos an den Braten und an den Rüdesheimer
denken, die jetzt ihrer zur Herzstärkung
warten; — wobei mir einfällt, dass wir das
einzige Volk sind, denen Herz und Magen
für gleichbedeutend gelten. Sollte jene Erd-
scheii oder jenes Lichtnoniadeuleben nicht
einerlei Grund mit dem St. Veitstanz haben,
von welchem die Aerzte versichern, dass er
vom Monde, von Würmern, oder auch gar
von einer blossen Liebhaberei herrühre? —
Aber wozu am Ende das Fliegen und die
Flügel und die ganze dädalische Kunst?
Zur Erde muss doch alles wieder zurück,
wie Noahs Taube in die Arche, denn in
den Wolken giebt es kein Plätzchen, wo
man sich ausruhen könnte, p. XVU — XVIIL
Belisar. Nach Gerard.
Wer kennt nicht den blinden Greis, der
an der Strasse sitzt, und seinen Helm hin-
hält, um eine Gabe des Mitleids zu erhalten?
in Gerard, wohl der sinnigste unter den jetzt
lebenden Künstlern der französischen Schule,
hat für seine Darstellung einen Moment ge-
wählt, der das Gemtith wunderbar ergreift.
Der kleine Führer des blinden Feldherrn ist
50 von einer Schlange am Fusse tödtlich ver-
wundet worden. Belisar tödtet die Schlange,
und nimmt den sterbenden Knaben auf den
Arm. Er steht auf der Spitze eines Bergs,
wo jeder Fusstritt gefährlich ist. Tief unten
bS liegt ein friedliches Dorf, im milden Scheine
des Abendlicbts.
Armer Blinder! die Sonne levichtet noch
immer, aber du findest sie nicht mehr auf
deinem Pfad; todt ist der treue Knabe, der
60 dich unter Gottes Himmel leitete, und nun
stürzest du vielleicht in den Abgrund, oder
ein Philantrop sperrt dich ein zwischen vier
Wände, um dich vor Schaden zu bewahren.
!'•
XVHl— XIX.
6.
Die Unschuld. Nach M6rim6e.
Der Himmel ist in jedem Menschenleben
einmal auf Erden, im Herzen des Kindes
nämlich, das noch nicht gelernt hat, Gutes 5
und Böses zu unterscheiden, weil sein guter
Engel es bewahrt vor der Neigung zu der
verhängnisvollen Frucht.
Wer blickt nicht mit Rührung auf die
heitern Spiele der fröhlichen Kinderwelt, und 10
in das helle, reine Auge, das so voll Liebe
ist und doch so furchtbar dem Unreinen?
Wir sollen werden wie diese Kleinen, so
sagte der Göttliche, der noch immer so vielen
ein Aergerniss ist, und so vielen eineThorheit. 15
Wenn wahres Gut entrissen ward, dem bleibt
Oft viel, wenn des Verlusts Gefühl ihm bleibt!
Wir machen es nur bequemer, und zer-
schlagen den Spiegel, damit er uns die Ver-
unstaltung nicht mehr zeige, oder erfinden 20
kleine Künste, die Verwesung zu verhüllen,
damit sie als Leben erscheine, p XIX — XX.
Kalender auf 1811 [12 Seiten] Auf-
sätze 1. Herder: Am Meer bei
Neapel. 1787. „Ermüdet von des Sommers o;,
schwerem Brande" 3- 8 Standen. — H aug : D i e
gewaltsamen Goldmacher. «iJei"
Strassenräuber Alchimisterei Ist sicher, doch
verpönt: sie machen Gold mit Blei". 8. —
Friedrich Hahn \Johann Friedrich, 1750 — 30
?775»;4J;BiÖ,.3tf5/.]: An Bardenhold, beim
Klavier. Im November 1772. „Wem
Geliebter, der Tanz silberner Töne hier?
9 — 11. — Friedrich Leopold Graf zu
Stol berg. Die Schwalbe. Ein Kanon 35
für vier Stimmen, nach der Melodie
eines Ammenliedes: Der Besen, der
Besen etc. „Die Schwalbe!" 12 — 13. —
Overbeck: Rosaliens Fest, am 24. Mai.
„Sind wir nicht zum schönen Fest ver- 40
bunden?" 14 — 15. — Caroline Rudolphi
[Karoline Christiane Luise, 1750—1811,
Goedel-e V 413; VII 406 f; hatte seit 1803
in Heidelberg ein angesehenes Erziehungs-
institut]: An die Mutter, der man ihr 45
jüngstes Kind begrub, d. 2(i. Dec. 1808.
„Geuss nur, o Mutter! der Thränen Fülle"
16 — 17. — Hang: An Blandinen, ein
schönes Findelkind. „Du, die verstohlen
unter'mWesensch warme" 18- 19.— Weisser: so
Die entarteten Musen. Vernunft, dir,
achtes Himmelskind! 19. — Lehr: Geist-
liches Lied. „Wenn in trüben, bangen
Stunden" 20—21. — Christian Nie m eye r:
Morgenbetrachtungen eines glück- 55
liehen Gatten. [Nach der Melodie der
Menuett ä la Vigano zu singen.] „Wie
süss sie schlummert!" 22 — 24. — E. Stöber
[Daniel Ehrenfried, 177!) -1835; Goedehe VII
5.25/7]: Trinklied. Mel. Gegen die Be- 60
seh wer den dieses Lebens etc. [Aus
dem kleinen Matrosen] „Nimmer soll
beim frohen Mahle" 25 — 27. Lyr. Ged.,
Strasshurg 1811, S. 76 f. — Purpurino:
Apologie I Sr. höchstseligen Majestät| es
143
A. Schreibers Heidelberger Taschenbuch. Dritter Jahrgang.
144
Midas des Weisen | von Pbrygien.
„Ein König hat gewiss von Unglück zu
sagen, wenn Geschichtschreiber und Dichter
ihm nicht einmal Gerechtigkeit widerfahren
lassen. — — — — Apollo, ein bekannter
hitziger Kopf, rächte sich an ihm für ein
Urtheil, Kraft dessen er der Flöte des Natnr-
dichters Pan vor der Leyer des stolzen
Sonnengottes den Vorzug zuerkannte, durch
ein ungebetenes Geschenk, das in den Ohren
des durch seinen Überfluss an Geduld . . .
berühmten Thiers bestand. [33.] — — Ich
frage, um nicht die ganze Welt zutragen,
nur die deutsche, ob noch eine Literatur-
zeitung, oder sonst eine Recensionsanstalt,
bestehen könnte, wenn jeder Kunstrichtende
Midas auch Midas-Ohren bekommen sollte?
. . . Gibt es nicht Recensenten, ihrer sind
wenigstens ein halbes Dutzend, die einen
Werner über Lessing, die neuesten Hans
Sachse und Wiederhersteller der gehörnten
Siegfriede . . über Wieland, und die reimen-
den Schneidersgesellen voriger Jahrhiinderte
über Ramler und Gleim, über Bürger und
Holt}', und überhaupt über die grössten und
liebenswürdigsten Sänger des goldenen Alters
deutscher Poesie erheben? [34.] "28—36.
— Schreiber: Das Mädchen und die
Blumen. Das Mädchen. „Süsse Blumen
seyd willkommen" 36—39. Poet. Werlie
1,169. — K H. G. von Meusebach:Natur-
trieb. „Du musst dein Glück, du kannst
es nur von Innen" 40—41. — Hang:
Klage. „Lasst mich! Ihr Amoretten
prahlt!" 41. — G. v. S. : Lebens-
wege. 1. „Mit verschlossnen Sinnen geht
die Menge" 42. — 2. „Selig, wer in glück-
begabter Stunde" 43. — 3. Seine Erde
liebend zu bewohnen" 43.-44 — Weisser:
Der saumselige Schuldner. „Die du mir
redlich zahlst, zu klein ist nur die Schuld"
44.— (Herder. 1779): Aus dem Itali-
änisc hen des Mio helAngelo. [In seinem
hohen Alter.] „Ach ich Armer, wenn ich
au die Jahre" 45 — 46. — Koreff: Lied.
Gomponirt von Kienler. „() Hain, auf
den Aurora." 47. — 48. — Haug: Bis dat,
qui cito dat. „Wer, schnell zu geben, sich
bestimmt" 48. — Friedrich Leopold
Graf zu Stollberg: Spätere Zueignung
des Ossiau au meinen Bruder. „Ja, es
umsäuselte mich schon 49—51. Datiert:
„Münster, am 30. Januar 1806. - Herder:
Das neue Lied. Ein neues Lied! P]in
i neues Lied! 52 —53. — E. St Ob er: Abend-
lied. Den Guten im Lande gewidmet.
Mel. Göttin sanfter Herzenstriebe etc.
[Aus dem SchifTspatron von Dittersdorf.]
v'IVage deines Ijebens Bürde" 54 — 57. —
I Gerning: Lavaters Tod. (1801) „Ruhe
nun aus, o Seher! Du hast viel Gutes er-
spähet. Böses nicht mehr zu sehn, wiegte
der Engel dich ein." 57. — Christian
Niemeyer: Ganzone. Der Traum (nach
; Sannaz.Tro.) „Madonna war gekommen,
meinem Sehnen"58. — Caroline Rudolph!:
Lied der Jungfrauen am Grabe der
jungen Freundin. „Erste. Liebliche
Freundin! so frühe, so früh'" 59 — (il. —
Haug: Tänzerin Diaphani. „All ihre ,5
Kleider sind" 61. — Lehr: Trinklied.
..Klang und Sang und Sang und Klang"
62 — 64. — Weisser: DerMuthige. „Nur
wer, Famosa! Dich nicht kennt" 64. —
Ch. Niemeyer: Cumä. Eine Elegie 10
(nach Sannazaro). „Hier, wo ehdem die
Mauern des weitgepriesenen Cumä" 65 — 67.
— Gerning. Iliade. „Nur dem Rächer
Achill und nicht dem Zerstörer von Troja"
67. — Overbeck: Der Schatz. Ein 15
Altersmann hatt' eine kranke Frau" 68 — 70.
— E.: Ehemals und jetzt! „Zu meiner
Zeit war es anders!" Ausführlich werden
die Stadien der Miidcheii-Ersiclmnn vor einem
MenschenaUer etwa yeschildert. ^Die Er- 20
Ziehung der Töchter war gänzlich das Ge-
schäft der Mutter, und bestand meistens in
Beispiel: ein Mädchen wurde erzogen, ohne
selbst zu wissen wie. Eine gute Mutter
hatte aber auch nichts dawider, wenn der 2j
Vater sich mit um die Töchter bekümmerte,
und ihnen Gelegenheit gab, ihren Geist aus-
subiiden. Nur hielt sie strenge Wache, dass
nur die Nebenstunden auf etwas verivandt
wurden, was ihrer Tochter den damals ver- 30
hassten Namen eines gelehrten Frauen-
zimmers verschaffen konnte." „Diese Nehen-
stunden'^ waren sehr .selten Den Hnuptteü
der Zeit fiilllen die Schule, Hnndarbeäen,
Hausarbeit. Nur „der Abend des Sonnabends 85
war frei.^^ -■ ,, Fröhlich, thätig und anspruch-
los trat zu meiner Zeit ein Mädchen in die
Welt, ihr drohte keine Störung ihrer Heiter-
keit dadurch, dass sie manches gelernt hatte,
um es zu vergessen .... Gegen die Stürme 40
und rauhen Klippen des Lebens trug sie
manchen stillen Trost im Herzen, an einem
kräftigen Spruch der Bibel, und einem Liede
aus ihrem Gesangbuche. Schüchtern frei-
lich, fast blöde, war sie ausser ihren Wänden, 45
wenige gab es, die nicht roth wurden und
verlegen, wenn ein Fremder sie anredete.
— — Ehemals setzte man vielleicht bei
der liildung eines Mädchens das Schöne zu
äeiir unter das Gute und Nützliche, hielt 50
sie zu strenge und zu lange in dem Bezirk
ihres Hauses, gab ihrem Geist zu wenig
Nahrung. Doch, meine ich, verdiente es
wohl eine Untersuchung, ob man jetzt das
Scliöne nicht zu sehr über das Gute 55
und Nützliche hebt, u. s. w-." 71 — 81. —
(teruiug: Alte und neue Kritik. „Jene
voran dem Begeisterten zog, wie dem Phöbus
Aurora, Diese mit zähmendem Ernst folget
als Nemesis nach." 81. — Herder: Die gü
Trichternosen. Fiissnote: Vespertilio
Spectrum L. Der Flatterer, die
Trichternose. Schrober. „übscuranten
fliegen umher. Mit gebreiteten Flügeln"
82. — A. Eine alte Fabel. „Zur Eule es
14Ö
A. Schreibers Heidelberger Taschenbuch. Dritter Jahrgang.
146
sprach Frau Nachtigall": 83. — K. H. G.
von Meusebach: Der Jager und die
Schäferin. „Wie sie so scheu, wie sie so
flüchtig hüpfte 84—85. — Hang: Eath.
5 ,.Dein romantisches Gele.yer-' 85. — Frie-
dricli Leopold Graf zu Stollberg: An
Itai's Aeolische Harfe. Den 28 August
1804 „Nicht der kundigen Hand noch dem
Hauch des Meislers gelehrig" 86 —87.
10 Distichen. — Weisser: Asins Reisepass.
„Bewundert hier" 87. — Weisser: Geistes-
freiheitslied. „Auf, trotz', o Lied! mit
deutschem Muth- 88—91. — * * * [^.
i. B. nach dem ,,TnliaJt'\: Lied aus
16 Shakespeare's Cymbelin. „Schlafe,
wenn die Sonne brennt" il2 — 93. — E.
Stöber: An die Einsamkeit. Mel.
Wiedersehn! Wort des Trostes etc.
„Einsarakeit!-94— 96. — Lehr. An Selinde.
20 Elegie. „Sahst du den Knaben wohl nie
am schwellenden Busen der Jlutter" 97 — 100.
DisticJieii. Caroline Eudolphi. Der Ge-
burtstag. An die Freunde. „Was doch,
ihrLieben, soll die herrliche Fülle derbunten"
25 101—102. He.camekr. — Weisser: Der
Freigebige. , Schmäht doch auf Nickels
Geiz nicht immer!" 102. — G. v. S. Amors
Rettung. ■ „Amor floh vor Jovis Zorne"
103 — 105. — — s.: An t f f. „Dassvonder
30 Null ausgehe dein philosophisches Denken,
Lehrst du; aber, o Freund! geht es von dir
denn nicht au.s? 105. — Hang: Der beste
Arzt. „Wie ging dem treuen Azolan."
106 — 108. Sehr.: Das Gärtchen. „Warum
35 steht das Gärtchen so verwildert an der ein-
samen ländlichen Wohnung?" 109 — 110. —
Hang: Dringende Bitte. „Deine Werke,
Kabulist" 110. — W. von Blomberg. Der
Teufel im Bade oder die Comödie für
^0 Gebildete. „Der Teufel reiste unter dem
Namen eines Grafen von Schwefelburg-Blox-
berg im Sommer ins Bad." 111 — 128. —
Heinrich Voss: Aus dem Prometheus
des Aeschyl OS. 434 — 504. Prometheus.
*" „Nicht wähnt, dass Hochmuth oder Eigen-
sinn mich heisst" 129—132. — Ch. Nie-
meyer: Lied. „Blümchen, weiss und
roth und blau" 133. — A.: Der
Künstler. „Ein Künstler trug mit frohem
50 Sinn" 134—135. — Sehr. An Ceres.
„Nimm, o C.eres, den Kranz von falben
Aehren gewunden" 136. — Chr. Niemeyer:
Lied: „Ach, welch ein Schmerz! —
137. — A.: An den Schlaf. „Blühenden
55 Mohn von letheischer Kiaft und alten
Falerner" 138. — Schreiber: Der
Trauring. „Vor vielen Jahren lebte zu
Siena ein Jüngling, Guido Tibaldi mit Namen,
edel von Geburt und Gesinnung. 139 — 156.
fi'i — Chr. Niemeyer: Trinklied. (Nach
Sannazaro.] „May ist da! Gib Kränze
mir her, o Knabe! so hat das" 157
— 158! — s.: Selbsttäuschung: „Bei-
fall weniger Freunde erfreut mich,
65 sagst du, die Menge" 158. — A.: An
Lyda. „Wie wohl ist mir 159. — Ch.
Niemeyer: Romanze. „Diana war Actäons
Braut" 160. — Gerning: Der Sonntag
auf dem Lande. .Feierlich tönt durchs
weite Gefild' das Geläute der Glocken" j
161 — 162. — Schreiber: Der Lorbeer.
„Frohen Muthes steht ein Sänger" 163—164.
— Leo v. Socke ndorf: Einem scheiden-
den Freunde. „Auch wo Maro's heiliger
Lorbeer schattet" 164. — G. Scholz: jq
Sehnsucht. „Ich irr' umher, bald werd'
ich scheiden" 165—166. — D. Fausti
Famulus: Neueste ästhetische Ur-
theile. 1.
„All das hellenische Volk — es waren 15
erbärmliche Wichte,
Ich, Ich sag' es, und Ich hab' es auch
jetzo gesagt. 2. Kunst auch übten
die Griechen, doch ihre gepriesenen
Götter 20
Waren Marmor! Als Gips hab' ich sie
selber gesehn. 3. Eins doch lob ich
an Schiller, an dem sonst wenig
zu loben,
Dass er in Stammbuchnoth kleine Gedanken 25
uns borgt." 167. —
CarolineRudolphi: Das Lied, gesungen
am Myrthen feste. „Selig sind, die fern von
Krieg und Schlachten" 168— 169. — Hein-
rich Voss: Typhon. Aus dem Prome- 30
theus des Aeschylos. „Nicht so, dieweil
mich auch des Bruders Missgeschick" 170
— 171 — E. Stöber.- Vaterfreude. Mel.
Kinder des Frühlings etc. [Aus dem
Donauweibchen.] „Hold ist mein August! 35
172— 173. — Hang: An den Mond. Nach
Charlotte Smith. „Gedankenfreund! In
deinem bleichen Schimmer" 174. — Gerning.
An Leo von Seckendorf. „Nimm, o
Jugendgenoss ! von Maros Grabe das 40
Zweiglein" 175. Disfichen. — -s.: Leser
und Schriftsteller. Leser. „Wahr-
lich! ich lobe dein Buch, das dem
eigenen Denken des Lesers" 176. — Chr.
Niemeyer: Klage des Verzweifelnden. 45
[Nach Sannazaro.] „Mein holdes Licht,
die Schönste aller Schönen" 177. — Kessler:
Margarethens Geist. Eine Ballade
nach ]\Iallet. Es wiegte schon die Mitter-
nacht 178 — 182. — Sehr. [= Schreiber]: 50
Corregio's Magdalene in der Wüste.
„Dreimal Selige, die willig duldet" 182. —
Chr. Niemeyer: Neärens Grabhügel.
„Welche Stimmen?" — Der Grazien.
„Wessen Bestattung?" Neärens! 183. — 55
Schreiber: Die Emigrant enfarailie.
„Unter den vielen französischen Emigranten,
welche im Anfange der Revolution ihr Vater-
land verliessen, befand sich auch der Markis
von B." 184-199. — A. i. R : König Lear, eo
Thou hast one daughter,
Who redeems nature from the general
[curse
Which twain have brought her to —
Lear Act. 4. Sc. 2. 65
10
147
A. Schreibers Heidelberger Taschenbuch 1812.
148
„Ein schwacher Fürst, den Schmeichelein
bethören" 200-202. — K. : Am Confir-
mationstage des Freiherrn von Gem-
mingen. Vor der Einsegnung. „Blick,
5 Herr! aus deines Himmels Höhn" 203—204.
— Nach der Einsegnung. „Beschworen
ist der heil'ge Bund!" 205-206. — A. i. R.:
Ilias. „Dort im C4etiiramel der Schlacht,
wie zeigen sich herrlich die Helden! 207—208.
10 — Haug: DerneueProteus. „Hans Ehen-
theurer spricht zum Britten:" 208. — G. L.
Spalding: Die llückkehr des Königs.
Berlin am 28. December 1809 in der
Akademie der Wissen scliaften vorge-
15 lesen. „Nur Ein Gefühl, Unkundige mit
Weisen« 209—214. — S. [= Schreiber?]:
Propertia von Rossi. „Unter der Re-
gierung Pabst Clemens des 7 ten lebte zu
Bologna eine junge Künstlerin, Propertia
20 von Rossi, reich begabt an Geist und Ge-
müth." 215—223. — Haug: Mystalia
an seine Spiessgesellen. „Mein spottet
überall Miss Fame!« 223. — Seh. [=
Schreiber]: Die späte Ehe. „Der alte
25 Harpax führt ein junges Weib nach Haus,
die Strafe kommt oft spät, doch niemals bleibt
sie aus." 224. — H. [=Haug]: Unterschied.
„Flugs bezaubert Helene" 224. — G. Rein-
bek: Dichterrache. Eine Posse. (Die
30 Bühne ist in der giössten Unordnung, jede
Coulisse gehört zu einer andern Dekoration
und so auch die Suffiten. Rechts steht eine
Rasenbank, links ein Sofa u. s. w.) Ein
Trupp Schauspieler und Schauspielerinnen
35 stürzt hervor, jeder aus einer andern Coulisse,
um das Stück anzufangen, ein jeder in einem
andern Costüme und Charakter, jedoch von
bekannten Rollen, die man sogleich erkennt.
Als sie einander erblicken, erstarren sie.
40 Soufleur. „Was machen Sie dennV Zurück!
zurück! Die Gardine herunter!" 225—251.
— H. [= Haug]: Vorsicht. „Bav wettet den
Erlös von seinen Canzonetten, Und einen
Groschen ich. Wie könnt' ich gleicher wetten ?"
*^ 251. — Gerning: An Atticus. Ovids 13.
Buch 9. Elegie. Krieger ist alles was
liebt, und es hält sein Lager Cupido:"
252 — 255. — A. : AnEuphrosyne. „Leicht
bist du zu so viel Verstand gekommen, Du
^0 hast uns schlau den unsrigen genommen."
Jahrgang 1812.
Ihro Maj estät
•''■'' Friederike Dorothee Wilhelminc
Königin von Schweden, pag. III.
Was im Gesang der Musen ewig l)lüht.
Wird nicht vom ungeweihtenSinn verstanden;
Das schöne Leben ist nur im (iemüth,
"^ Vergängliches liegt in der Erde Banden.
Oft hüllt die Nacht die Nähe und die Ferne,
Doch leuchten dann nur herrlicher die Sterne!
p. V.
Vorrede.
Es ist mir erfreulich, in diesem vierten
Jahrgänge meines Taschenbuchs wieder
Einige von den Dichtern aufführen zu können,
mit welchen eine schöne Periode unsrer
neuern Poesie sich anfing. Die Namen
Bürger, Voss und Miller erinnern an den 5
schönen Bund deutscher Dichter, der sich in
Göttingen anknüpfte, und an die Frühlings-
zeit unsrer Musenalmanache.
Ein Paar Gedichte aus Herders Nach-
lasse sind ihres Verfassers nicht unwürdig. 10
Ein Freund des zu früh verstorbenen J. M.
R. Lenz, des Jugendgenossen von Göthe,
theilte mir mehrere ungedruckte Poesieen von
demselben mit, in welchen das Gepräge seiner
mitunter excentrischen Genialität nicht zu 15
verkennen ist. Ich habe nur einige der-
selben hier aufgenommen ; die übrigen legte
ich für eine Sammlung der zerstreuten Werke
dieses durchaus eigenthüuilichen Dichters
zurück, welche zu veranstalten mir in jeder 20
Hinsicht verdienstlich scheint. Warum sollen
wir in einer unfruchtbaren Zeit nicht auf-
suchen, was sich aus Unachtsamkeit verloren
hat?
Heidelberg am 1. September 1811. 25
Schreiber.
pag. VII— VIII.
Inhalt: p. IX— XIL —
Aufsätze: S. 1. S. 2 bleibt frei: J. G.
Herder: Der Altar der Barmherzig- 30
keit. „Die Sage will uns irre führen" 3 — 5.
WerJce, hg. v. Suphan, Bd. 29, 598 f.
— Gottfr. Aug. Bürger: Geschichtchen.
„Ein niedlich Schäfermädchen stand" 6 — 7.
Gedichte, hg. v. A. Sauer, = D. N'at. LH. 35
Bd. 78, S. 430f. Titel: „Der Sprung. Eine
Romanze." 5. Z. der 5. Strophe lautet:
„Ich hob sie auf, verschämt und roth";
die U. Strophe beginnt: „Besorgt ...".—
Karoline Rudolphi: Die Rosen im 40
Oktober. An Klopstock. 1800. „Kinder
des sonnigen Lenzes, welche gewiegt von
Zephyren" 8—9. — Job. Mart. Miller: An
meinen Boie. Den 15. Februar 1773.
„Mein Boie, wenn an's Schilf des Donau- 45
Strandes" 10—12. — G. A. Bürger: Resi-
gnation nach der Rowe. „Nichts kann
mirfürder Freude geben" 13 — 14. Ge-
dichte, hg. V. Sauer, S. 302. — Haug:
Gnome. „Ehre ist der Tugend Kind." 14. 50
— Conz: Lucie und Antonio. Legende.
„In Bologna lebt' ein edler Jüngling" 15—20.
— Haug: Dubius letzte Worte. „Sterbend
angeschauert von dem offnen Grabe" 20.
Gedichte, Auswahl 1827, 7595. — Herder: 55
Die Sonne. „Und sollt' der Eulen ganzes
Heer« 21—22. Werke, Bd. 29, 599. —
Hang: UeberTiro's Gedichte. „O! rief
ich sclion bei'm ersten Blatt:« 22. — G. A.
Bürger: Minnelied. „Hört von meiner go
Minniglichen« 23. Gedichte S. 316. .^Anfang
J77(S'." — Overbeck; Die Quelle. „Auf den
Sj)iogel dieser Quelle" 24. — Haug: Wein.
Nacii S. L. Prasch. 1680. „Wein, des
Mahles Zier und Weihe" 25. — Hg. [= «5
149
A. Schreibers Heidelberger Taschenbuch 1812.
150
Hattg?]: Bella und der verdorrte
Rosenstock.Nach einemLiede vonl659.
„Sie: Ach, wer hat von deinem Haupt Deine
ßosenkrou' entwendet?" 26 — 28. — J. H.
Voss: An Mäceuas. (Properz B. II 1.)
„Fragt ihr, woher mir so oft liebathmende
Blätter beschert seyn- 29—33. — Fr. A.
Krummache i: Das Licht auf dem Wege.
Eine Parabel. „Uriel war ein weiser Lehrer
in Israel, der die Knaben und Jünglinge
die himmlische Weisheit lehrte und ihre
Herzen zu Gott wendete." 34 -37. — Paul,
Gr. V tz. [= Hauqioitz, GoedeJce
VII 430]: Bitte. ^Weiß ich denn selber
wie's geschah" 38—39. — .T. M. R. Lentz:
Ausfhiss des Herzens. Eine esote-
rische Ode. „Oft fühl' ichs um Mitter-
nacht" 40—42. — F. A. Krummacher:
Adam und der Seraph. Eine Parabel.
,, Eines Abends ruhete Adam an einem Hügel
unter einem Baum' in Eden, und sein Antlitz
war aufwärts gerichtet und schauete gen
Himmel" 43—44. — Overbeck: Reise-
bemerkungen eines Dilettanten. „Ich
ging auf Reisen; sah die Welt." 45—49. —
Sehr.: Sängers Lob. ,,Es zieht der Sänger
froh dahin" 50 — 52. — Haug: Der ge-
täuschte Amor. Nach Georg Rudolf
Weckherlin, 1618. „Gott Amor, endlich
sehr verdrossen" 53—54. — Fr. A. Krum-
macher: Die Thautropfen. Eine
Parabel. ,,Der Schnee war verschwunden,
der Frühling kehrte wieder." 55 — 56 —
Conz: Ritters Liebeski age. „Die besten
Händel sind nicht gut." 57 — 58. — Over-
beck: Heitrer Himmel. „Wo ist der
Mann, der froh zu seyn sich rühmt?" 59—60.
Lehr: Als er über alles aburtheilte.
,,Urtheil heischet in seine Ur-Tlieil' ein Ding
zu zerlegen; Herrl und der Dinge sind viel!
Herr! und das Urtheil ist schwer!" 60. —
Ch. Niemeyer: Lied. „Mädchen, wenn
ich sehnend nach dir blicke" 61 — 62. — G-g.
[= Geinin(i\: An die Gelegenheit. „Holde
Göttin! o sey nur oft dem Liebenden günstig;
Aber dem dichtenden Geist hülle du spröde
dich ein" 62. — Conz: Die Geister-
messe. Gesicht des Paters Bonifazio.
,,Wenn Lebende in zahmer Knechtschaft
schweigen" 63—67. Terzinen. — Over-
beck: Bettina. „Ich war ihm gut; was
ist davon zu sagen?" 68—70. — Mahler
Müller: Der Käfer und der Schmetter-
ling.
„Schmetterling, fliegest so stolz mich red-
[lichen Käfer vorüber.
Gelt, du scheuest den Freund, der dich als
[Raupe gekannt." 70. —
J. M. R. Lenz: In einem Gärtchen am
I Contades, nachdem der Verfasser im
Fluss gebadet hatte. „Erlaube mir, du
freundlichster der "Wirthe" 71 — 72. — Chrn.
Niemeyer: Herpylis, die Zauberin.
(Nach Sanuazaro.) ,, Herpylis stieg hinab
i zu der klaren Fluth des Sebethoa" 73 — 76.
Hexameter. — J. M. R. Lenz: Die
Demuth. „Ich wuchs empor wie Weiden-
bäume" 77—82.— A. i. R.: Sophie. „Die
Jahre zwischen den academischen und dem
Antritt meines Amtes brachte ich in dem 5
Hause des Präsidenten von O. zu, der mich
zum Lehrer seiner beiden Töchter bestellt
hatte." 83—100. — Heinrich Voss:
Schlacht hei Salamis. NachAeschylos.
„Bote. O alles Erdreichs Asia's Burg- 10
vestungen!" 101—121. — Weisser: Die
Wittwe. „Ihr findet keine Spur von Leide"
121. — Conz: Sokrates Hymne an
Apollon im Kerker. Fussnote: ,,Xach
dem Phädon des Piaton hat Sokrates wirk- \ä
lieh- einen Hymnus an Apollon gedichtet,
der aber nicht auf uns gekommen". ,,Zeus
iiochherrlicher Sohn und Letos, der du in
Pytho" 122-126. Hexameter. — Schieihev:
Der Strom der Zeit. ,, Dunkel rauscht 20
des Stromes Welle" 127-128. — A. : Die
Thränen.
,, Nimmer ertrüge der Mensch den Schmerz,
[nimmer die Freude,
Hätte nicht beiden ein Gott freundlich die 25
[Thräne gesellt." 128. —
Neuffer: Die Freundschaftsfeier.
Kundgesang. „Brüder, setzt euch in die
Rundel-i 129—135. — Weisser: Der
Halbgott. 30
,,Für einen halben Gott kann Flink mit Recht
[sich preisen.
Er wird, spät oder früh, die jungen Raben
[speisen" 135. —
35
Lehr: Der Väter Tischlied. Mel. Das
alte Lied, das alte Lied etc. ,,Aufthu,
o Lied! mit heiterm Mund" 136 — 138. —
Chr. Niemeyer: Fischer-Idylle. (Nach
Sannazaro.j „Unter dem Felsenhang einst 40
sass dort neben mir, Phyllis!" 139 — 141.
— Hexameter. — Paul, Gr. \ tz.
[= Gr&t Haugwitz]: Charade. „Ein Arzt
die erste Silbe ist" 142. — Paul, Gr.
V tz: Charade. „Zwei Sylben, 45
die geben ein grässliches Wort" 143. —
Neuffer: Wille und Willkübr. „Einzig
der Wille nur ist's, auf welchem Gesinnung
und That 1 übt" 144. Distichen. — A. :
Bav. ,,Ein Wolf im Schaafpelz wäre Bav? ^
Nein, er ist durch und durch ein wahres
Schaaf." 144. — J. M. Miller: Nachtlied.
,,Kein Lämpchen scheint durchs Fenster
mehr" 145. — Schreiber: An die Nymphe
des Heilquells zu Baden. „Sieh, ich 55
pilgre aus der Ferne" 146—147. — Frese-
nius: Liebe. „Trägt mich Olympos" 148
— 150. — Weisser: Der Plagiarius. „Um
der Natur zum Trotz die Autorschaft zu
treiben" 150. — Schreiber: Am ersten
Jaliresmorgen 1811. An Gerning. „Sich ^
deiiTempel mit dem ehrnen Thor" 151-152. —
J. M. Voss: An Cynthia. Properz. IL 19.
„Wenn auch wider mein Wollen von Rom
du, Cynthia, scheidest" 153 — 154. — 65
10*
151
A. Schreibers Heidelberger Taschencueh 1812.
152
V. Knebel. An Göthe. Im Anfange des
Frühlings 1811.
„Kränze von jeglicher Art hast du dir ge-
[wimden, und keine
5 Bhime, kein Zweig, der ziert irgend ein
[dichterisch Haupt,
Oder den Pallas ertheilt dem trautesten
[Liebling, ist fremd mehr
Deiner Scheitel;" 155. — -
10 Bramigk: Spur der Unsterblichkeit.
„Auf Gräbern keimet ein frisches Grün"
156. — Weisser: Der verliebte Zecher.
,, Jüngst lallte Bibulus, bereit vom Stuhl zu
sinken: Ich könnte, Hanucheu! dich bei
15 Gott vor Liebe — trinken." 156. — Weisser:
Aufruf bei der Flasche. „Auf wer ein
Christ" 157 — 159. — Chr. Niemeyer:
Vaterlandsruhm. (Nach Walther von
der Vogel weide.) „Der deutsche Mann
20 ist wohlgezogen" 160 — 161. — A. An*.
„Dein Lied erweckt mir süsse Liebespein,
Doch schläfert sie gar bald dein Antlitz
[wieder ein." 161. —
* *: Fröhlichen Wanderers Lied. ,, Heise
25 zu Fuss, Reise zu Fuss" 162 — 163. —
Lampadius [= Ernst Julius Leichtlen,
1791—1830; Goedeke VII 546]: Die geist-
liche Braut. ,,S'isch bal Mitternacht, e
Todis-Stilli" 164—166. — G-g. [= Ger-
30 ning?\: Die Ehehälfte. (Nach Piron.)
,,Wundre dich nicht, wenn du nicht ganz die
[Genossin besitzest,
Denn zur Hälfte ja nur wird sie gewöhn-
[lich verlieh'n." 166. —
35 Mahler Müller: Kalid und Vala. Eine
Mohrenballade. Über Strom und über
Welle" 157—171. Unters. „i?ow". —
Neuffer: Die Verwandlungen. Eine
Vision. ,,Was wundersam umspielt von
40 Nachtgesichten" 172—187. Terzinen. —
Fresenius: Der Liebe Anfang. ,,Ich
schaue dich an" 188 — 191. — Gerning:
Ländliche Freuden. (Ovids Heilmittel
der Liebe von Vers 169—198.) ,.Auch
45 Landleben und Flur-Anbau ergötzen die
Seele" 192—193. Distichen. — A. Neu-
jahrsgeschenk an einen Freund. „Rasch
tritt herein das neue Jahr" 194 — 196. —
Weisser: AnFurius. ,, Du schwörst, dass
50 es Dir Freude mache" 196. — [,,Ungenannter",
nach dem Inhalt]: Meditationen. 1 .
Freundschaft und Liebe.
„Steh' auf meine Freundin, meine Schöne,
[und komm mit!
55 „Denn siehe, der Winter ist weggezogen,
„Die Regenzeit ist umgekehrt und vorüber.
„Die Blume erblickt man am Boden,
„Es nahet die Zeit des Gesanges. — —
„Es tut mir wohl, meine Meditation mit den
60 Worten eines feurigen Morgenländers anzu-
fangen. Gern möchte ich mit Sakontale und
GitaGovinda fortfahren Istdochdieser Mor-
gen und dieseStimmung desOrients werth." 197
— 208. — J. M. K. Le n z : An * * „In derNacht
imkaltenWinter"209. — Hang: Lied. „Hört, 5
was mir Hochgewinn" 210. — Fr. Schi.
[= Fr. Schlegel?]: Canzone. Abi faulx
ris etc. Venet. Ausg. des Dante Th. 4.
S. 341. O falsches Lächeln, was schlugst
du die Wunde" 211—213- — Fr. Schi. 10
[= Fr. Schlegel?]: Dantes Grabscbrift.
Fussnoie: ,, Boccaccio, in der Lebensbe-
schreibung Dnnte's, schreibt diese von ihm
daselbst aufi)ewalirte lateinische Grabschrift
dem Giovani del Virgilio zu; Andere nennen u
Dante selbst als Verfasser der sechs letztern
Verse. Diese letztern befinden sich wirklich
auf Daute's Grabmal in Ravenna."
,, Dante, kundig der Theologie und jeg-
licher Lehre" Ile.cameter 214 — 215. — Ger- 20
ning: Des Dichters Nachruhm. 0 vid 1.
Buch 15. Elegie. „Nagender Neid! wie
rückst du mir vor Ilubliebende Tage"
Distichen. 216— 2\8. Mahler Müller: Die
Königswahl. ,, Ihr Buhler um die Krone" 25
218. — Lentz [So! nach dem „Inhall- =
J. M. E. Lenz]: Das Vertrauen auf Gott.
,,Ich weiss nichts von Angst und Sorgen"
219—221. — Karl Morgenstern: Das
Eichenblatt. Anl. M. die Königin von 30
Preussen. Tauerlauken, den 9. August
1807. [Eittergitt im Kr. Memel.] Fitssnote:
,, Dieses von der unvergesslicben Königin
mit gewohnter Huld aufgenommene Gedicht
ist ohne Zustimmung des Verfassers, ja ohne 35
Anfrage bey demselben, in ein Berlinisches
Blatt gerathen. So ist derselbe noch jetzt
berechtigt, jenem selbst eine Stelle anzu-
weisen." „ ,, Ah, es ist ja verwelkt 1 " " —
,, Heilig mir doch das Blatt, Das Dein 40
theuerster Sohn mir aus dem Eichenkranz
Darbot, Königin! den jüngst Lieb' und
dankbare Treue flocht." Fussnote: V. 1. Die
ersten Worte sind die eignen der Königin.
V. 4. „Am Lebenstage Sr. M. des Königs, 45
den 23. Juli, war zu Tauerlanken im Freien
ein ländliches Fest vom königl. Hofe gefeiert.
Von diesem frolieru Tage hing am Eingang
eines umbüschten Wiesenplans jener Kranz
noch." 222 — 225. — K. Morgenstern: An 00
gewisse Dichtererklärer.
„Haltet die Fackeln uns nicht zu nah dem
[lieblichen Bildwerk!
Schwärzet es lieber doch nicht durch den
[unendlichen Qualm!'' 225. — 55
Schreiber: Der Liebestrank. Theobald
verlor früh seine Eltern" — Novelle. 226 —
261. — B-b: Die Sehnsucht der Liebe.
„ Tiefe Schmerzen" 262—264. —
153
A. Schreibers Heidelberger Tascheubuch. Mitarbeiter-Verzeichnis.
154
Verseichnis der Mitarbeiter am Heidelberger Taschenbuch.
Jahrgang 1809.
Gi: V. Bentzel = Sternau
W. V. Bloiiihcrf/
Biiri
Bojer /= Boic]
Boppelmaicr
V. Gerning
Isidoriis == U. IL Gr. i\ Loeben
V. Knebel
Loeben = Isidorus
M. [^ Michae/isyj
Overbecl-
Schreiber
ScJmppius
J. IL Voss d. J.
Werneburg
Y [= Weisser?]
Jahrgang ISIO.
A.
Baggcsen
Gr. V. Beniscl = Sternau
V. Blumberg
Bote
Buri
Crisalin = Sinclair
Ewald
Fernow
V. Gerning
V. Goethe
H . . e
Hamilton
Haug
Herder, Dr.
Herder, J. G.
Hier OH
V. Hoflmannsegg
V. Knebel
M. [= Michaelis?]
Overhcolc
Phosphorits Oecidentalis
Eichler, Jean Paul Fr.
Schiller
Schreiber
V. Seckendorf
Voss, H.
Voss, J. H.
Werneburg
T. [— Weisser?]
Jahrgang ISll.
A.
A. i. R.
V. Blomberg
E.
D. Faitsii Famulus
V. Gerning
Fr. Hahn
Haug
J. G. V. Herder
K.
Kessler, Jflajor v.
Kore/f
Lehr
V. Meusebach
Chr. Niemeyer
Overhech
Purpurino
G. Reinbeh
Caro lin e Bi i ddp h i
G. Schols
A. Schreiber
Leo V. Sechendorf
Gr. V. S.
G. L. Spalding
E. Stöber
Fr. L. G-r. zu Stolherg
II. Voss
Weisser
Jahrgang IHI'2.
A. 30
A. i. B.
B-l.
Bramiglc.
Bürger
Com 3r,
Fresenius, A.
Gerning, v.
Haug
Graf Haugivitz = Paul Gr. v. . . . tz.
Herder, J. G. v. 40
Knebel, v.
Krummacher
Lampadius [= Leichtlcn]
Ijchr
Lenz, J. M. R. 45
Miller, J. M.
Morgenstern
Müller, Fr. in Rom
Neuffer
Niemei/er, Chr. ^^
Overhecli,
Rudolphi, C.
SchL Fr. /■= Friedr. Schlegel?]
Schreiber
Voss, Heinrich. 55
Weisser
155
J. Kerners Poetiscber Almanacb 1812.
156
Poetischer Almauach
für
(las Jahr 1812.
Besorgt
von
Jnstinns Kerner.
Hedaktion: Kerner, der von Ukland ,. aufopfernd
unterstützt' wurde (E. Schmidt).
Verlag: Heidelberg hey Gottlieb Braun.
Zeit des Erscheinens: Anfang September ISll,
vgl. Karl jMaycr, ühland S. ISS; Brief
Ü:s vom 21. IX. ISll.
Format: 12°.
Schrift: Sehr kleine Fraktur.
Fundorte: Königl. Bibl. Berlin; Grossherzogl.
Bibl. Weimar; Univ.-Bibl. Freiburg,
Heidelberg , Strassbtirg: Görits-
Lübeck- Stiftung - Berlin; Prof. Els-
bacher-Bcrlin; f Prof. Heinr. Fechner-
Berlin.
Titelauflage: Eomantischc Dichtungen
von Fouque, Hebel. Kerner, Schwab, Uhland,
Varnhagen u. A. Karlsruhe, G Braun ISIS.
Zur Geschichte des Almanachs: Die Ge-
schichte dieses Almanachs ist am ausführ-
lichsten zu verfolgen in Justinus Kerners
Briefwechsel, Stuttgart 1S97. Allein von
den 93 Briefen Uhlands an Kerner berührt
sicherlich die Hälfte dieses Thema. Kerners
eigene Briefe in dieser Angelegenheit dazu
gerechnet, ferner die Korrespondenz der Mit-
arbeiter am Almanach, endlich die in andern
Sammlungen veröffentlichten Zeugnisse — in
Karl Mayers Werk über ühland z. B..
in der Biographie seiner Witwe, in den
Briefen a n Fouque (1S4S) usiv., zu schweigen
von handschriftlichen Schätzen, die u. a. die
Königl Bibliothek in Berlin, in reichcrem
Maße sicherlich das schwerer zugängliche
Schwäbische Schiller-Archiv in Marbach birgt,
— mag die Zahl der zur Vorbereitung dieses
Almanachs gewechselten Schreiben hundert
übersteigen.
Fast ein Jahrfünft zurück lassen sich die
ersten Pläne und Entwürfe zur gemeinsamen
Herausgabe eines Abiianaclts der schwäbischen
Bomantiker verfolgen. Schon am 3G. Dezember
ISO" schreibt Uhland dem Freunde Karl
May er: „Es ist ärgerlich, dass wir Deutsche
nicht einen poetischen Almanach haben, in
dem die vielen guten Gedichte, die jetzt
durch eine Menge von Almanachen (wo sie
oft unter so vielem Schlechten und Mittel-
massigen begraben sind) zerstreut stehen,
alle vereinigt wäien. Dazu möchte freilich
erforderlich sein, dass ein Held der Poesie,
den Alle als solchen anerkennen, sich an
die Spitze stellte, wie es bei den Schillerischen
Musenalmanachen war, die so Vieles leisteten.
Su, wie es jetzt ist, sammelt oder stoppelt
Jeder seine und seiner Vettern und Ge-
vattern Vermögenschaf t zusammen, und durch
solche Vereinzelung entstehen nur zu oft
kleinliche Erscheinungen, die des Ernstes
unsrer Nation unwürdig sind." [K. Mai/er,
Uhland. 1807, 1 29 ff\ 32.]
Bevor dieser ,j)octische Almanach'^ Wirk-
lichkeil wurde, hatten die Freunde noch Jahre
hindurch an Ihrer eigenen geistigen, dich-
I terischen, sozialen Entwicklung zu arbeiten.
20
25
Kerner arbeitete an den Wiener Kranken-
häusern, als er Uhland, der sich zur Doläor-
promotion vorbereitete, am 26. November 1809,
nach Tübingen schreibt: „Wir sollten ein
Taschenbuch sammeln . . ." Umgehend er- 5
icidcrt Uhland am. 8. Dezember: „Der Vor-
schlag zu einem Taschenbuch gefällt mir."
Er bemerkt auch sogleich richtig die grösste
Schwierigkeit: „Der Hauptumstand wäre
aber, einen Verleger zu finden .... Auch 10
müsste es womöglich ein Frühlingsalmanach
werden, mithin sobald als möglich zum
Werk geschritten werden." Beide denkai
noch daran, die damah entstehenden Scha'ten-
briefe Kerners. Eginhard. den Bären und 15
anderes aufzunehmen, neben eigenen und Ge-
dichten der Freunde. [Vgl. Kerners Brief-
wechsel ISO; 84; Mayer, Uhland 1146]
Dass der Plan schon damals ernsthaft er-
wogen wird, beweist die Notiz in „Uhlands
Tagbuch'' S. 3. unter dem 2S Januar 1810:
„Nachts die Romanze: Das Schifflein ge-
dichtet, könnte vielleicht auch als Epilog
zu dem Almanache gebraucht werden."
[Gedichte 1S9S, I ISlf.J
Uhlands Pariser Tteise vereitelte für dieses
und dai nächste Jahr weitere Entwürfe. Dass
es Kerner )nii ihrer Ausführung ernst war,
beireist sein Brief aus „Stadt Grasburg"
vom Oktober ISIO, in dem er zunächst mit-
teilt, er „habe in Tübingen grosse Dichter
kennen gelernt, den jungen Mayer und einen
Schwab, Romantiker^'. Dann fährt er fort:
,,Mayer und Schwab haben mir eine Aus-
wahl ihrer Gedichte übergeben für ein
poetisches Taschenbuch, das wir auf das
Jahr 1812 bei Braun herausgeben werden.
Dazu hast Du mir auch (wie ich schon über-
all sagte) eine Menge Gedichte gegeben,
ebenso StoU, durch deine A'ermittlung Kölle
und Hebel, porro der ältere Mayer, Fouqu(5,
Varnhagen, dessen Schwester und Amalie.
Schattenspieler Luchs wird wahrscheinlich
ein neues Schattenspiel liefern, und alle
seine noch ungedruckten und uiigemachten
Lieder ; auch eine Sammlung Volkslieder,
die er sammeln will, hat er. Uebrigens ist
mir die Sache en veritä ernst, und ich bitte
Dich, sie zu unterstützen. Ein solches
Bündnis von all unsern Freunden wäre
herrlich und würde zu neuen Arbeiten er-
muntern und aufrichten Eine Vorrede
haben wir durch Dein Schifflied schon, und
Braun will durchaus ein Taschenbuch ver-
legen. Es ist nur die einzige Schwierigkeit,
dass uns der Braun nichts durch seinen
Spekulationsgeschmack verhunzt." [Brief-
wechsel I U3ff'; Uhlands Antwort U7ft'.]
Unverzüglich antwortet Ukland aus Paris
am IS. (Iktober 1810: „Dein Plan zu Heraus-
gabe eines Almanachs war mir sehr er-
freulich und nur in der Rücksicht un-
angenehm, dass ich mich nicht als thätigen
Mitarbeiter ansehen kann. Als Du mir
schon von Wien aus einen ähnlichen Vor-
schlag thatest, war ich ganz bereitwillig und
behielt all meinen Vorrat lange Zeit zurück.
Du schriebst aber nachher, dass die Schatten
für einen Almanach zu stark würden, [Brief-
wechsel I 118] und bald darauf wurde ich
von Fouquö fürs Pantheon eingeladen, dem
ich dann alles Bessere, worunter auch das
Schiffloin, zuschickte. . . . Den Bären,
40
157
J. Kerners Poetischer Alinanach 1812.
158
hoff' ich, hast Du nicht für den Almauach
bestimmt, wenigstens müsste, was von mir
darin ist, zuvor herausgewoifen, und durch
Besseres von Dir ersetzt werden. Ueberhaiipt
wünsche ich, dass Du nur wahrhaft Gutes
aufnehmist und ein Almanach, den wir
herausgeben (ich nenne so auch, was bloss
von Dir liommt), wirklich Ehre einlege." —
Seine Hoß'nung, selbst noch tätigen Anteil
am Almanach nehmen zu können, ist gering:
Am 2ö. iiovembcr tSlO, einem Sonntag,
notiert er ^Abends um 6 Uhr" in sein
„Tagbuch^' (S. 28): „Wo bin ich wohl übers
Jahr um diese Zeit, in welchen Verhältnissen ;
wie wird es mit Kerners Almanach sein?
Wie mit den altfran/.ösiscn Dichtungen?" • —
Dennoch uirkt er weiter für ihn und schreibt
z. B. am 19. Dezember „Nachts . . vegenKirners
Almanach' an Fovque, am 33. an Chamisso.
[Tagbuch S. 30 f.. Briefe an Fouque. 1848,
S. 40Ö.J Auch Kerncr warb überall um
Beiträge, wie sein Brief an Uhland vom
8. Dezember 1810 verrät. [Briefwechsel 1
153 ff.] Sogar von Com, dem „Haselhuhn'^
der Beiseschailen, erbat er welche und
mahnt Uhland: ,,Du kannst von den deutschen
Dichtern in Paris auch welche erbalten,
thu's doch. Sag es auch Stell ! Ueberhaupt
bitt' ich Dich, Dir doch die Sache auch
angelegen sein zu lassen." Uhland bekräftigt
in seinem letzten Briefe aus Paris vom
4 Januar 1811. der Almanach liege ihm mehr
um Herzen, als Keiner glaube, verspricht
ihm u. a einige altfranzösische Dichiungeii;
„ich erspare das übrige aufs Wiedersehen,
wo du dann selbst aus meinen Manuskripten
aussuchen kannst'. — Unterdessen bekämpft
er energisch eine Idee des Verlegers Braun
in Heidelberg, die ihm Kerner übermittelt
und mit der ihm eigentümlichen Gleichgiltigkeit
gegen das Aeussere kurzweg gut geheissen
hatte. „Braun will den Almanach betiteln:
„Der Rhein, ein Taschenbuch deutscher
Dichtungen. Sei's!" Dagegen nun Uhland:
„Du solltest überhaupt den Verleger im
Zaume halten. Was soll es heissen, der
Rhein, wenn nichts da ist, was diesen Titel
begründet? Lass uns doch nicht lächerlich
machen I Der Beisatz: Deutsche Dichtungen
würde die Uebersetzungen ausschliessen.
Stelle dem Braun vor, dass er Dir freie
Hand lassen müsse, weil Du sonst nicht
mit gutem Gewissen wackere Dichter zu
Beiträgen einladen könnest. Beti'achte
überhaupt den Almanach als Dein und
nicht als des Buchhändlers Buch und sende
ihm nichts zu, als bis Du das ganze
Manuskript gesammelt und geordnet
hast; dann darf er nichts hinzuthun noch
weglassen, oder — lieber 1 unterbleibe das
Ganze!" Bald darauf ereifert sich Uhland
noch heftiger über eine Eigenmächtigkeit
des Verlegers. In einem Briefe vom 20.
Februar 1811 [Briefwechsel I 179 f, 181]
zitiert er aus einem llriefe Kiilles, Helmina
Hastfer-Chizy hal>c auch Beil rage gegeben,
die. .Braun Hebeln zur Einsicht gesendet hat",
und ruft empört: „Wie kaun sich Braun
so etwas herausnehmen? Ist Hebel Redakteur
des Almanachs oder Du? Klopfe doch dem
Braun auf die Finger, wenn es wirklich so
ist." [Vgl. auch Kerner, Briefwechsel 1 189
und Uhlaod ebenda 194].
Die Verlegenkeit wegen des Titels bestand
noch im März [Briefwechsel 1 190 ff]. Kerner
hatte den Bhein vertauscht mit „Eosenwald" .
Dieser Titel hatte wiederum Brauns Beifall
nicht, auch Köstin behagte er nicht. Kerner
ist ratlos: ..Infames Zeug! — Besser wäre
gewiss: ,, Der Dichtergarten, (Rosengarten?)
Am Neckar, oder bloss: „Musenalmanach"
— Kate!! — "
Unterdes en hatte Uhland, auf der Bück-
reise von Paris, mit Kerncr in Wildbad
eine Zusammenkunft und ausführliche Bück-
sprache über das Almanachsmanuskript gehabt
[vom 9. bis 13. Februar 1810, Tagbuch S. 34 f.],
über deren Besultat er sehr erfreut Karl
Mayer berichtete [Mager, Uhland I 171f.]:
. es seien „sehr gute Beiträge vorhanden, und
so viele, dass Keiner gesonnen ist, gar keine
Prosa zu nehmen." Mit Bücksicht darauf
riet er Kerncr am 13. März, ein Almanach
ohne Prosa scheine ihm rühmsicher, er würde
ihn ganz einfach: Poetischer Almanach
für 1812, herausgegeben fgediuckt wurde
„besorgt'] von J. Kern er betiteln [Brief-
wechsel I 192 ff]. So ward der vier Jahre
zuvor fast absichtslos hingeworfene Titel nun
mit Bedacht tcieder aufgegriffen und an-
nommen. — —
Am 23. März beendigte Uhland die Revision
seiner Beiträge zum Almanach [Tagbuch S.
39]; am 4. April erhielt er von diesem das
fertig zusammengestellie Manuskript ,.off'en
:on der Post" [Tagbuch S. 41[. nachiUm
über die Einteilung und Anordnung des
Ganzen in der Zwischenzeit eingehend ver.
handelt worden. Ein gleichzeitiger Brief
Uhlands an Karl Mayer schildert den
Empfang des Manuskripts ausführlicher und
giebt genaue Anweisungen für die durch
Kerners rücksichtslose Behandlung der ein-
zelnen Manuskripte notwendig gewordene
Reinschrift'. „Gestern erhielt ich von Kerner
das Almanachsmanuscript. Kr hatte es so
schlecht in lumpiges Papier gepackt, daß
ich es offen, mit geborstenem Ueberzuge
erhielt. Du kannst meine Freude denken,
als mir gleich die Blätter von Fouque's
Drama entgegenleuchteten, der so sehr
empfohlen hatte, auf das Manuscript Acht
zu geben, weil er keine Abschrift habe, i
Zu allem Glücke fehlt denn doch nichts,
als ein Lied von Amalie, das wahrscheinlich
bei Kerner blieb, üebrigens hat das ganze
Postamt den Almanach zum voraus kosten
können. ;
Da Dein Bruder sich anheischig machte,
auch einen Theil des Almanachs in's Reine
zu schreiben, und Du vielleicht auch ein
paar Lieder abschreibst, so erlialtet ihr hier
5 Abtheilungen, woran ihr schreibt, so viel i
euch gelegen ist. Ihr schreibt es bogen-
weise in Quart, so dass man es nachher zu-
sammen stechen kann, ja nicht in einzelnen
Blättern. Darauf, daes dieses oder jenes
Lied durchstrichen ist, habt ihr keine Rück- f
sichtzu nehmen, auch nicht auf die Nummern,
die auf den Blättern stehn, sondern nur
auf diejenigen, die in dem beiliegenden
Verzeichnisse angegeben. Kerner hat die
Manuscripte mit seinem Zerschneiden und ;
Durchstreichen gar wunderlich zugerichtet,
es war dies um so unuöthiger, da man es
in solcher Gestalt doch nicht dem Buch-
159
J. KernerB Poetischer Almanach 1812.
160
händler geben kann. Ich weiss nicht, wie
er es machen will, wenn er an Fouquö und
Loben die nicht gebrauchten Manuscripte
zurückgeben soll. Ich bitte euch daher,
doch ja diese Manuscripte zu bewahren.
Ich selbst will Fouque's Drama u. a. m.
abschreiben, wozu ich jedoch vorderhand
keine Zeit habe; doch wünschte ich, dass
wir nach der Vacanz das Ganze zusammen-
brächten. [Mayer, Vhland I llSf und
Mayers Antwort 177.]
An der Zusammenschrift in ein Heft be-
teiligten sicJi ausser den beiden Brüdern
Karl und August Mayer und Vhland
selbst noch Schioab und A. Küstlin, Hein-
richs jüngerer Bruder: jeder erhielt seine
Partie, die er auf Papier von gleichem Format
abschrieb, dasnathher zusammengeheftet wurde.
[Brieficechsel 1108. 203]. Kurz vorher sehrieb
der. )utigc August 3Iaycr, der schon im nächsten
auf dem russischen Feldzuge so traurig enden
sollte, dem altern Bruder Karl: ,, Dieses
Unternehmen [des Almauacbs] hat doch
etwas eigenes Vertrauliches und Annäherndes
und ich freue mich auf die Erscheinung
sehr."
Auf Kupfer verzichteten die Herausgeber;
schon im Januar ISllschrieb Uhland an Kerner :
„Mit Kupfern wolle das Buch gnädiglich
verschont bleiben, es wären denn Zeich-
nungen von Mayer. Es muss ja doch
nicht durchaus ein Cottaischer Musen-
almanach sein . . ." Und im April teilt er
Mager mit, Braun icänschte nur ein Titel-
kupfer zu haben, das .,als Allegorie auf das
Blich passe''; er hätte gern durch UJilands
Vermittlung eine Zeichnung dazu am Paris:
dazu sei es aber zu spät „und etwas Schlechtes
wäre scJilimmer als gar nichts'' : so erschien
der Almanach ohne Kupfer. [Briefwechsel
I 169, 214; K. Mayer, Uhland I 174; auch
17SJ.
Endlich, Anfang Mai, war die Beinsckrift
vollendet; August berichtet triump>hierend
dem Bruder: ,, Gestern haben wir vollends
das Almanachs-Manuskript herrlich aus-
gestattet mit wehenden Flaggen vom Stapel
laufen lassen. Gottlob! rief Uhland und
holte tief Athem, als der Schatz petsehiert
war und so eigentlich wie Bürgers hohes
Lied das Siegel der Vollendung an der
Stirn trug, und erst als das Manuskript der
Post überliefert, war erganz frei von Sorgen."
Am 4. Mai erfolgte die Absendung des
Pakets an Kerner; Uhland schrieb dazu :
„Du erhältst hier endlich den allervor-
trcfflichsten Almanach. Er hat mir noch
veriluchte Mühe gemacht." Ueber Druck,
Format, Papier, Tlegister, Ueberschriften u.
dgl gicbt er dann dem Freunde noch die
genauesten Antrcisungcn. die dieser treulieft
Braun übermittelt Gleich nach beendigtem
Druck bittet er die Bogen nach Tübingen
zu senden, „damit ein Druckfehlerverzeichnis
gemacht werden kann, denn Dir ist doch
nicht zu trauen".
[Vgl. K Mayer, Uhland I 178f; Tagbuch
S. 45, Briefwechsel I 209 ff, 212fl.
Korner sandte das Manuskript Mitte Mai
nach Heidelberg, konnte aber noch, vor
Toresschluss, vier Gedichte Varuhagens ein-
fügen, die dieser ihm gerade gesandt hatte.
Der Nachlass Varuhagens in derKönigl.
Bibliothek zu Berlin bewahrt die
Handschrift der Kernerschen Antwort vom
16. May 1811, die Geiger bei seiner Publi-
kation eines Teils dieser Korrespondenz im
Januarheft von „Xord und Süd" 1900 (S. 51 ff) 5
unberücksichtigt gelassen hat, ebenso wie
seinen Brief vom 10. April 1811, in dem
es u. a. heisst: ,,Da darfst Dich auf den
Alm. sehr freuen: er enthält sehr aus-
erlesene Dinge". Der Brief vom Mai beginnt: 10
„Mein theurer Varnhagen! Dein Brief mit
den Gedichten hätte nicht besser kommen
können; er kam gerade mit dem Almanachs
Manuscript das mir Uhland nach seiner
Durchsicht wieder zurücksandte an, und gieng 15
das Manuscript, nachdem ich Deine Gedichte
einschalt, den andern Tag nach Heidelberg
ab. — DeineBeyträgehabenmich ausnehmend
erfreut, besonders auch das: „Auf der Keise",
ich konnte es nicht wiederholt genug 20
lesen. Aber nun zweifle ich ob es die
Censur passieren lässt, ohne dass man irgend
eine List gegen sie gebraucht, wohl nicht.
Weil wir zweifelten ob Du Beyträge senden
werdest und wir Dich doch durchaus in 25
unsrem Kreise haben wollten, so nahmen
wir, (das einzige was wir gerade hatten)
Deine Romanze aus dem Französischen,
die in den nordischen Miscellen hätte ab-
gedruckt werden sollen [Hamburg ISOi ff] 30
und die besonders auch dem Uhland wegen
der herrlichen deutschen Sprache so sehr
gefällt, in den Kreis. —
Von einer Nonne aus PfuUingen, aus dem
15ten Jahrhundert, haben wir ein herrliches 35
Gedicht aufgefunden. Ich kann Dich ver-
sichern und Du wirst es bald selbst sehen,
dass dieser Almanach mit dem Schlegelschen
wohl der beste ist, der seit Erstehung der
romantischen Poesie erschien. Ich sage 40
dieses, weil von mir selbst nur zehen Ge-
dichte in ihm, und sehr viele von solchen,
die die Mitarbeiter an Deinen Almanachen
waren."
Der Brief blieb bis zum Juli liegen und 45
wurde erst im August ctpedicrt. Im „July'
schreibt Kerner: „Der Verleger des Alm.
wurde gewarnt. Dein Lied ,. Auf der Reise"
abzudrucken und so erscheint es leider im
Alm. nicht." [Vgl. dazu Briefwechsel 1212, 50
221; K. Mayer, Uhland I ISi].
Auch Kerneis Brief an Fouque vom 21.
Januar ISll ist aufschhi.':srcich. Er beginnt:
„Von dem Musenalmanache, zu dem Sie
mir gütigst Beiträge sandten, bin ich nur 55
der Sammler und Ancinanderreiher. Es sey
eine Tafelrunde, wo sich die Freunde ver-
sammeln und ich ihnen die Plätze anweise
und sie bediene. Es macht mir gar grosso
Freude, von einander getrennte Menschen, 60
die einander innen so verwandt, in nahe
Berührung zu bringen. So kam es, dass
jeder, den ich in der Fremde als Freund
erkannte, auch bald der Bekannte und Freund
meines Freundes in der Ueimath wurde. 65
So lernte Varnhagen Uhland kennen, Uhland
den Chamisso, Kosa und Anialie Weisse :C. ''
[Briefe an Fouque 1S4S S. 203 f] Durch
Fouquis Vermittlung trat wieder Lochen
mit den Schwaben in Verbindung. Seinen 70
ersten Brief an Kerner, dem er in seiner
Krankheit so nahe kommen sollte, vom 30.
Janttar ISll, bringt dessen Brieficechsel
161
,). Korners Pootischer Almauach 1H12.
162
falmiiäliert [I 173 fj. Wer sei ein inter-
essantes ungednicktes Bekenntnis Loebens
über die Wirkung der Kernerschen Poesie
auf ihn, suuleich ein charakteristisches Zeugnis
5 seiner Freundschaftsseligkeit, eingefügt. — Das
Sonett befindet sich jetzt im Marbacher Archiv
des Schwäbischen Schilter- Vereins; ei ist in
der Zeit um 1S30 geschrieben und lautet:
An Justin US Kern er.
lu Zum Herzeu drangen oft mir Deine Töne
Wie Klagen der Natur im Waldesgrünen,
Ein tiefer ürund bist oft Du mir erschienen
Wo Sehnsucht weint' in stiller Frühlingsschöne.
Dass ich mich heimathlich hinein gewöhne,
l.i Las ich in Deinen Liedern Deine Mienen,
Und Briefe mussten mir zum Rahmen dienen
Des Bilds, dass Treu es mir mit Stralen kröne.
Doch ach, der Uriefe Rahmen ging zerbrochen,
Es strebt die Luft, dass sie Dein Bild entführe,
20 Da trag ich Deine Lieder still im Innern.
0 sei um neuen Rahmen angesprochen.
Und dass mein Bild bei Dir sich nicht verliere,
Soll Dich der dunkle Rahmen hier erinnern.
Während der Druck des Almanachs seinen
Forttjang mihia — glitte Juni waren drei
Bogen gedruckt fMayer, Uhlaml I LSG] — .
halte Kerner sich durch Brauns, itcs Ver-
legers, Lamentieren ..über den Kichlabgaug
der l'oesiew bestimmen lassen, u. a. Schwab
um Subskription für den Almanach zu
bitten. Dieser Schritt erstaunte die Freunde,
erfüllte Kö.iÜin .,mit grosser Betrübnis'-,
empörte vor allem Uhland, der umgehend
schrieb: „Ich kann nicht begreifen, wie Du
Dir einfallen lassen konntest, auf den
Almauach subskribieren zu lassen und uns
als öubskribentensamraler zu bestellen.
Braun hat ja auf der Welt keine Kosten
^, als Druck, Papier und Versendung. Wie
viel mehr würde es ihn gekostet hal:ien,
wenn er hätte Kupfer stechen lassen, und
der Allgang wäre dadurch wohl nicht grösser
geworden." fBriefwechsel I äSo. 226, 229].
Endlich, Ende August ISll, erhielten die
Tübinger Freunde die letzten Korrektur-
bogen, und Anfang September erschien
der Almanach. [Briefweclisel 1 236, 238.] —
,,Den Schad'scheu Almauach Hess ich noch
50 nicht rocht aufmachen, aus Furcht, es möchte
sein goldbordierter Rock Schaden leiden . .
Wie dieser Schad'sche Almanach so aristo-
kratisch und hoffähig gekleidet ist gegen
unsern, im lumpigen Zwilchrock, vom Jahre
55 1812!" So schrieb Kerner am 18. Dezember
1857 dem alten Freunde Mager [Mayer,
Uhland II 2iöf] ; und in demselben Briefe
bittet er ihn, eins seiner Kinder möchte ihm.
doch aus dem ..Poetischen Almanach'-' das
60 Lied „Hoff] wo nichts zu hoffen wi" ab-
schreiben : „ich finde ihn nicht mehr vor-' ! —
Vgl. zur Geschichte des Almanachs auch
noch: Herrn Fischer „Klassizismus und
Uoiiianlik in Schwaben'- 1889; E. Krauss'
65 Schwäbische Literaturgesch. 1899, II 24 f;
ühlands Leben, 1874, S. 91f; Joh. Richert,
„Geschichte der Li/rik ■/ Kerners". Berl.
Diss. 11)09. S. 46 ff'; 7. Bechenschaftsberichl
des Schicab. Schiller-Vereins, 1903 S. 45 f —
Rezensioneu: Brieflich äusserte sich Grimm,
nach Uhlands Tagbuch S. 105 [Januar
181 3J; ferner Fouque imd liosa Maria
[Kerners Briefw. I 259 f, 271 f.J; der
Philologe B ekle er in ungünstigem Sinne
[rgl. Taybuch S. 76 ; Mayer, Uhland
I 21if] ; lobend Dorothea Schlegel in einem
llriefe an Varnhagen vom 5. April 1812
[Baich, Dorothea, II 75]: ., Er gehört zu
den hübschesten Almanachs unsrer Winter-
zeit. Wundern und erstaunen muss man
über Euch junge deutsche Dichter, dass
Ihr, werde es wie es wolle, und sei es wie
es sei, doch immerfort und auf alles Lieder
dichtet Ich schrieb an Graf Lochen
darüber, Ihr kämt mir vor wie Kanarien-
vögel, die immer lauter im Bauer singen,
' ie mehr Lärm im Zimmer ist." — Aus
Uhlands Bemerkung, der Almanach habe
doch eine sehr schnöde Aufnahme gefunden,
er werde entweder gar nicht angezeigt „oder
auf solche Weise-'. [Briefw. 1289] geht hercor,
dass schroff' ablehnende Bezensionen damals
nicht ausblieben. Zu ihnen gehört auch die
folgende Notiz im Morgenblatt No. 243
vom 10. Oktober 1811. Bei einem „Blick
in das Bücherverseichniss von
der Michaelis-Messe 1811" heisst es:
„■l'?, Taschenbücher und Almanache! Die
Anzahl ist zwar gross, aber sie entspricht
einem Zeitbedürfnise. Es gibt jetzt vielleicht
mehr als je — leere Taschen Unter
denen, welche zum Erstenmal erscheinen,
bemerkten wir einen poetischen Almanach,
besorgt durch J. Kerner, — für dessen Fort-
gang auch wir besorgt sind, weil das Pub-
likum uns noch durch das Ehemals verwöhnt
zu seyn scheint, wo man zur Herausgabe
einer poetischen Blumenlese keine geringere
(!) Männer verlangte als einen Bürger, einen
Voss, einen Schiller. —" Der wortspielerische
Stil könnte auf Hang hinweisen. [„Den
Almanach hat Hang gegen mich sehr ge-
rühmt, im Morgenblatt aber steht das bci-
foUiende.'- Brief Uhlands anKemer, Briefw.
I 243] Geraume Zeit spater äussert sich
das Morgenblatt noch einmal über den
Almanach. im Februar 1813. Bald darauf
ist seine Stimmung zu Gunsten der schwäbi-
schen Romantiker umgeschlagen, wie schon
die Rezension des „Dichter waldes" be-
weisen wird. Im Februar 1813 wird in der
Uebersicht der neuesten Literatur'-,
No. 5, gesagt: „Ein buntes Gemisch mannich-
faltiger Töne, deren einige lieblich, andere
misshällig klingen. Die Zierde des Stücks
ist das Schlachtfeld [258fr| und Weh-
muth [131f.] vom geistreichen Verfasser
der Undine. Zuuächst ihm steht der Her-
ausgeber, dessen Romanzen und Lieder,
bey all ihrer stellenweisen Dunkelheit, an-
ziehen. Varnhagen und Uhland haben
ebenfalls lobenswerte Beyträge geliefert.
Graf Lochen ist bis zum üebermass kindlich.
Man freut sich seiner Taubeneinfalt, wünscht
ihm aber nur ein wenig Schlangenklugheit
dabey. Kurd [= Conz] zeigt sich als origi-
neller Erzähler im Volkston. Hebel und
Conz würden wir noch besonders ausheben,
wenn sie hier an ihrem Platz stünden. Wir
fragen sie: ,,Wie seyd ihr unter die
Romantiker kommen V'- Vielleicht ver-
anlasste auch die besonders Uhland schnöde
11
163
J. Keruers Poetiselipr Aliuanach 1812.
164
ahfcrtiijcnde Itezcnsion der ,,Zeiiuv(/ für die
elegante Welt'' seine Bemerkung „auf
solche Weise'', tcelche die Ueba-sendung des
Artikels an Kcrncr begleitete. Diese llc-
S zension lautete in No. 15. vom 21. Januar
ISlÜ: „Keiner von den vielen Almanachen.
welche für dieses Jahr erschienen sind, hat
wohl so viele bekannte und unbekannte
Dichternamen aufzuweisen, w-ie der gegen-
10 w'ärtige, der daher auch vorzugsweise sich
einen poetischen nennt. E.s fiuden eich darin
Gedichte allerlei Art von [folgen die Kamen
der Miiarheiter] . und unter diesen vielen
Gedichten ist manches recht zarte, sinn-
1") reiche, liebliche, manches auch nicht ohne
Originalität und tief empfunden, manches
aber auch blos ein angenehmer Klang, oder
vor Ueberzartheit wie die leere Luft ver-
scbwebeud. oder ganz gewöhnlich, oder miss-
20 lungen. Die besten Beiträge zu dieser
Sammlung haben wohl geliefert: Fouquä,
Helmina. Kerner. Kölle. Schwab —
und am wenigsten befriedigen die Reime
vonUhland. Chamisso undVarnhagen.
2,1 Zur Probe teilen wir unseru Lesern ein Ge-
dicht von Kern er [,. Morgen gefühl"]. und
ein paar Kleinigkeiten von Uhland mit,
[..An Sie'' und ..Lob des Frühlings''], die
letzteren als Belege, dass sich auch manches
30 Gewöhnliche und Misslungeiie hier findet."
Wohlwollend äussert sich das ..Journal
des Luxus und der Moden''. Koreiiiher
ISU, S. 737. Manches recht (häe, und
einiges Treuliche finde sich darin. „Einiges
35 ist zu tändelnd, im ganzen weht aber in
diesen Gedichten ein kräftiger freudiger
Geist, und wir wünschen, daes die beiden
streitenden Parteien auf unsei'em ver-
wildernden Paruass diesen Musenalmanach
40 als ein Wort des Friedens annehmen mögen,
wenn schon Manches zu sehr der romanti-
schen Schule anzugehören scheint. Hebel,
Couz. Uhland und Amalia haben vor-
zügliche Gedichte, mehrere andere nicht
45 unbekannte und einige neu Auftretende
manches Schöne geliefert. Druck und Papier
sind sauber, nur der Einband etwas
gar zu dürftig; vielleicht um den
ökonomischen Zustand derteutschen
50 Kunst darzustellen.'- [Verf. der Sez. ist.
nach Kerners Briefir. I 267. Kölle-, vgl.
auch Mager. Uhland I 1!)7.]
Frieden zwischen der alten und neuen
Schide predigen auch II eh fu es' „Süd-
55 deutsche Miscellen für Leben. Lite-
ratur und Kunst" vom 9. Oktober ISll.
No. 81 (Proben brachten No. S4.S6): „Es ist
schon an und für sich etwas Erfreuliches,
in unsern, der Poesie so abholden Zeiten
6o einen der Poesie geweihten Almauach zu
erblicken. Bei näherer Bekanntschaft ge-
winnt obengenanntes, mit keiner Zierde
ausgestattetes, Taschenbuch um so mehr,
als eine gewisse innere Einheitdarin herrscht,
«.'■ Unter den Pseudonymen |Mitarbeitern]
glauben wir mehrere rühmlich bekannte
Dichter entdeckt zu haben . . . Es scheint
dieser Almanach uns geeignet, die Palaeo-
düxen unserer schönen Literatur mit der
10 sogenannten neuen Schule auszusöhnen,
indem hier die Wärme der Letzteren
grösstentheils mitCorrektheit, demPaseworte
jeni'r,g6paart ist, auch der leidigen Sonnettc
nicht viele, aber solche gefunden werden.
in welchen nur wenig geleimt ist. Wir
wünschen diesem Almanach ein fröhliches
Gedeihen, und ein längeres Leben, als seinen
Brüdern gegönnt war.'."
Uebersicht.
Erste Abthoihing . Blumen. . . 1
Zweite „ . Koinanzen. . 1)3
Dritte „ . Jahres- und lu
Tagszeiten 71
Vierte .. . Wanderung.
Jagd. Krieg 1U8
Fünfte „ . Wehmut und
Liebe . . 131 i;,
Sechste „ . Gesang . . . I.j7
Siebente „ . Sonette und
Distichen . . 1 75
Achte „ . Lieder von
Helmina . . 197 20
Neunte „ . Gedichte von
Fr. Kölle . . 209
Zehnte „ . Altfranzö-
sisehe Ge-
dichte übers, v. 25
L u d w i g
Uhland . . 230
Eilfte y. . Dramatische
Dich tun gen . 249
Unpaginicrtcs B/alt. 30
Blumen. 1. — S. :.' bleibt frei. —
Floridan |= Sigmund Betulius von
Birken 1626—1681, Goedeke III 113 ff.]:
Kosenlied ^Niin ich komm' zu dir ge-
gangen^ 2 — 4. Vgl. im Morf/cnh/utt 1811 3,-,
Ko. M7f (S. iu:>6f.) J. Kerners.
Erinnern ng an Sigmund von Birken.
Es ist Pflicht, auch manclimal einen von
Denen wieder zu uns in den Keigen des
Lebens zu führen, die man entweder darum 4^1
niclit mehr beachtet, weil ihre Schöne durch
die Formen einer zu ihrer Zeit gerade
herischenden Schule (wie durch den Modereif-
rock die schlanke Gestalt) entstellt wurde,
oder die man darum nicht mehr aufführt, 45
weil sie zu wenig auf dem Markte er-
schienen, und an die Menge sprachen, als
daß die stillen, jjrunklosen Kinder ihres
Geistes, die einfachen, nur von Thau ge-
füllten Blumen, aus dem buntwogenden Felde 50
der geistigen Erzeugnisse hätten hervorragen
können. — — —
Lese man was sein ist nur in dem
Büchlein „Pegnesis, Feldgedichte in neun
Tagszeiten-, Nürnberg 1673, namentlich 55
Schäfer[s] freude, Lob der Liebe,
Kriegestrost :c., so ist es einem, als ver-
nähme man einen Sangvogel, der, in ein
schön geputztes Käfig verschlossen, künst-
liche Triller, die man ihn lehrte, hervorbringt, eo
der aber mitten in dieser Arbeit plötzlich
wieder in die Töne seines ihm angebornen
vollcM Waldiicsangs verfällt: weiter, "laubt
165
J. Keniers Poetischor Almacach 1812,
166
man in einem französischen Garten zugehen,
wo liier nnd da in steife Formen geschnittene
Bäume, lieimlich, noch nicht bemerkt vom
alten, halbblinden Gärtner, lange, schlanke
5 Bliitheuzweige, auf denen bequem sich die
Vögel wiegen, in den blauen Himmel aus-
strecken.-' Vg/. Florida ns ,,Per/)iesis"
1073 [KönUjl. Bihl. Berlin Yi 3811] S. 101 f.,
wo Lerian in ,.!> er P eg nit z - Seh iifcrc
10 Blum- Gesellschaff" dieses Bosen-Lied —
den Titel bringt nur das Begisfer — singt.
Kerner hat die drei letzten Strophen des
Originals fortgelassen, Strophe 4 und 5 xm-
gestellt und Strophe 3 des Originals an die
1.') fiinftc Stelle geriicU. Diese ist giinzlich
umgearbeitet, während sonst nur geringfiigigc
Änderungen rorliegen; sie lautet im Original:
;5. Wilst du loser Xeid! dich weiden (a)
uns au3sa[u]gen blut und Kraft?
•i} Ha! Dein knirschend-tolles Xeiden
heilt der Rosen Wuizelsaft.
Last die Kettenhunde mucken:
Keiner wird uns ganz verschlucken,
(a) Fussnote: Die wilde Rosen.
2.") Letterw. Weidloser Xeid.
Ludwig Uhland /ir.N/~— iS^.?: GocdeleVIII
213 ff. ; ADB 39, 1 isff.J .- D e r R o s e n k r a n z.
„In des Maies holden Tagen" 5 — 8. Ge-
dichte 189S,IlSr,. — Otto Heinrich, Graf
3ii von Loben: Moosröslein. „Es ist ein
kleiner Garten- 9 - Amalia /= Änialie
Emma Sophie Katharina Schopjje, geb. Weise,
1791—1858; ADB 32, 368 f: Briimmer 2,
31C>f.]: Rose, Rose! Warum hast du
Hö DornenV „Es liegt so ewig nahe" 10 — 11.
Mayer, Uhland I HIß. — Justinus
Kerner: [J. Andreas Christian, 1786—1862,
Goedele YIII 19 7 ff.]: An R o s a m u n d .
„Sommers wenn die Lilien blühen" 12.
40 Dichtungen. 3. Aufl. 1811, I 248: „An
Bosnwunde." — Lu dwig Uhland : An Sie.
„Deine Augen sind nicht himmelblau- 13.
Gedichte 1898. I 93. — — d. /= Uhland]:
Gasilde. Spanische Legend e .Mohren-
45 königs Kind, Casilde" 14 — 15. Gedichte
I Uli f. — Floridan: /= Sigmund ron
Birlen]: Die Maienblume „Wo des
SchattensFittig schwebet" 16. „Pegnesis"
1073, „Der Pegnit.-Schäfere Blum-Gesell-
U) Schaft- S. 97. Titel: Das MAjenbliimlein.
Nur die letzte Strophe ist von Ferner ge-
ändert, und zwar erheblich: sie linitei im
Original:
„MSjenblümlein! Deine Glocken
.V) sind zerspaltnen Perlen gleich:
der sich untersteht ' entweich /
eins von diesen abzuflocken."
Dieser Stern am Schluss deutet aber
«j daran f hin , dass Birken nicht der Vf.
ist. In seiner „Vor- Anrede zum Wol-
geneigten Feser'^hemerlct er zumSchluss ,
er habe, „ftm nicht mit fremden Federn
sich zu schmiiclcen I ivas andere hinzu-
G5 ff ei h an I mit einem * bezeichnet '^ — T^.
X. [= Heinrich Köstlin. 1787— 1859, Goedele
Vlll 253; Mayer, Uhland 1 179; die
komische Debatte über das für K. zu wählende
Pseudonym enthält Kerners Brieftv. I
213 ff'.] : F r ü h 1 i n g s s t i m ni e n. 1.
Hyazinthen. .Vom frühen Strahl der
Sonne leis getrotfen" 17. 2. Nar-
zissen und Lilien. „Aus der Knospe
bricht das junge Leben" 18. 3. Der
Ijorbeer. „Den Farbenglanz der zarten
t\iihlingskinder" 19. Mai/er, Uhland 1 201
enih. Xo. 1. — L. X. '/= H. KöstUn] :
Herbstes-Nachruf. Die Zeitlosen.
„Alle Blumen sind geschwunden" 20. K.
Mayer, uhland I 201. — Karl Mayer:
[K. Friedr. Hartmann, 17SO — 1S70, Goedcl:e
VIII 25:1] : Die Reben. „Schon lacht die
Flur im Blumenkleide" 21. — K. Mayer:
Täuschung. „Freut euch, Blümlein, spät im
Jahre" 22. — Rosa Maria [Assing,
1783— 1840, Goedele VI 185]: Das seltene
Blümlein. „O Mädchen, sprich, was suchest
du" 23 — 26. Bosa Marias Poet Kachlass,
1841, S. 13f — Ludwig Uhland: Der
Ring. „Es ging an einem Morgen" 27 — 29.
Gedichte 189S, 12:>4f — L. X. (= U. Kosttin]:
Die Schnecke. -Ich ging im Blumengarten"
30—32.
Romanzen. 33.
S 34 bleibt frei. — V o n der schönen
Bernauerin. Bairisches Volkslied.
„Fs reiten drei Herren zu München hinaus"
35 — 38. — ,1 ustinus Kern er: Graf Eber-
hard der Grein er im Wildbad. „Von
Würtenberg Graf Eberhard 39-40. „Die
Dichtuneien von J. K. inEinem Buiide^ 1834,
S. 139.'— Ludwig Uhland. Graf Eber-
hards Weissdorn. „Graf Eberhard im
Bart" 41—42. Gedichte 1898, I 228 f —
Justinus Kern er: Das weisse Ross.
„Graf Turneck kam nach hartem Strauss"
43—44-. Dichtungen 1834, S. 96 f Titel:
Das Ireue Boss. — Volker: [= Uhland]:
Junker Rechberger. „Rechberger war
eiu Jnnker keck 45 — 49. Gedichte I 248 ff.
Kurd: [= Karl Phil. Conz. 1762— ls27,
Goedele V 429. Vgl. K. Mayer, Uhland 1 1 79] :
HansEntendee. Kindermährchen. „Ein
Bäuerlein in Schuldennoth" 50 — 54. — Kurd
[= Conz]: Der Gastwirth und sein Ohm.
„Ein Gastwirth war in einer Stadt" 55 — 57.
- Kurd [= Conz]: Die Raben. Zwei
altenglische Lieder. 1. „Als ich war
gehen ganz allein" 58 — 59. 2. „Es sassen
drei Raben auf einem Baum" 50 — 60. - —
V^olker [= Uhland]: Die Jagd von
Winchester. -König Wilhelm hatt' ein'
schweren Traum" 61—62. Gedichte is98,
1:233 f. d.[= Uhland]: Sankt Ildefons.
Aus dem König Wamba des Lope de
Vega. „Wann der Landmann scblummer-
trunken" 63—68. Gedichte I 397 ff. —
Ludwig Uhland: Der Sieger. „Anzu-
schauen das Turnei" 69. Gedichte I 189. —
Ludwig Uli I .in d: Der nächtliche Ritter.
11*
167
.1. Kerners Poetischer Almauach 1812.
168
A
„In der itiondlop stillen Nacht" 70. Ge-
dichte I 190. —
Jahres- und Tagszeiten. 71. —
Ludwig Uliland: Ijob des Frülili ugs.
ä ^Saatengriiu,Veilchenduft" 71. Gedichte 189S,
130. — Otto Heinrich, Graf von
L ö b e n : Frühlingstrost. ,. Vöglein, die
wir lang entbehrt" 7. Gedichte, ausgew. v.
B. Pissin = D. LiteraturdenJ.-iii. des 18. u.
10 10. Jhs. No. 135, S. 51. — August Mayer
\Karls jüngerer Bruder, 179;.'— 1813. Goedele
VII 229. Seine Beiträge gesaiiimelt hei Karl
Mayer, TJhland, 1 113 ff.]: Vorboten. „Durch
trüben Regenhimmel" 73. — Ein Mai.
15 Von einer Nonne zu Pfullingen; aus
einem Kodex des fünfzehnten Jahr-
hunderts initgetheilt von Ferdinand
AVeckherlin. [Vgl. Kerners Briefw. 1348]
„Ich weiss mir einen Maien" 74 — 76.
20 — Justinus Kerner: Herbst. „ Zieh
mir, du Sonne, zieh" 77. Dichtungen 183J,
S. 75. Titel: Im Herbst. — 'Amalia
[Schopjje] : Spätherbst. „Des Sommers
Blumen sah ich ach verwelken" 78—79. —
2:) Otto Heinrich, Graf von Loben:
Winterlied. „Auf, blühe nun, du Silber-
welt" 80-81. — Hebel [Johann Peter,
1700—1830; GoedeJce VII 533 ff'.]: Der
Sperling amFenster. „Zeig, Chind! Wie
30 het sei Spcätzli gseit?" 82—84. Vgl.
GoedeJce VII 543, No. 15), i.s> Werke 18.34,
3, 83 f. — Ju stinus Kerner: An Friede-
burge „Vom Winter zu gesunden" 85—86.
Dichtungen 1834, S. 85 f. Titel: „Von ilir
3-, [Inhalt: Ikr\ im Winter^. — Varnhagen:
Wiedersehen. „Die einst am schönsten
Sonimertag" 87—88. — Gustav Schwab
[6^. Benjamin, 1793—1850; Goedele VIII
246 ff; ADD 33, 153 ff]: Liebesgefühl im
40 Winter. ^Sie ist so schön, des Winters
stille Gegend" 89—90. Gedichte. I. Band,
1828, S. sf. Titel: „Liebe im Winter.
An TheJcla 1810.'^ — L. N. |= Heinrich
Köstlin]: Damis an Galatee. Im Winter
4,-, des Jahrs 1738. 3Iotfo und liefrain:
Auf dem Eise, in dem Schnee
Denk' ich dich nur, (4alateel
„Wenn des Eises Spiegelflächen" 9] -93. JfM^e»',
1203 f.- J u s t i n u s K e r n e r : M o r g e n g e f ü h 1 .
.w »Der Morgenröthe Schein" 94—95. Dich-
tungen 1834, S. 7(! f. — Kernel-: Sonnen-
lauf. „Weh, o well der bösen Sonne! stellt
mit liebelosem Siral" ilß Dichtungen 1834,
S. 188. — Floridan [= Sigmund von
.'>,'> Birhen]: Ahe.\\A. „Fin betagterllirt spazirte"
97 — 99. — Varnhagen: An eine schöne
Frau. „Leise wogetauf und nieder" ]()(). —
Gustav Seh wab: An die Stern e. „Wann
die Seele klar und helle" 101-103. Gedichte
60 1838, 113. „ J8W.- L. N. 1= H.KiJstlii'] : An**'-
„In diesem Schmacliteu. diesem liefen
Sehnen" 104. K. Mayer, Uhland I 303. —
Gu stav Schwab: An die G c liebte. „Sie
fassen nicht den ew'gen Schimmer" 105 — 106.
«r, <;c,lichtr 1S-JS,S. J3.- Volker \^ Ih/ainl]:
Nachts. „Dem stillen Hause blick' ich zu"
107. — Gedichte 1898, l 34. —
Wanderung. Jagd. Krieg. 1h8.
Justinus Kern er: Wanderlied ..Wohl-
auf! noch getrunken" 108 — HO. Dichtungen ,5
1834, S. 93 f. — Karl Mayer: Lied von
der Ferne. „Was ist's, das dir in Raum
und Zeit" 111 — 112. Gedichte, 3., sehr verm.
Ausgabe, Stnttg. 1839, S. 55 f. Von einigen
kleinen Aenderungen abgesehen, ist dieganze in
fünfte Strophe umgearbeitet, die sechste
fortgelassen. — I/. N. [= Heinr. Köstlin]:
Klage. „Ja, ich möchte vieles sagen"
113—114. K.Mayer, Uhland I 204f. —
Justinus Kerner: Das Kreutz auf der iB
Höhe. „Ich hieng mit heiBerLiebe"! 15 — 1 17.
Dichtungen 1831, S. 305. Titel: Der Pilger.
Varnhagen: Romanze. Aus dem Fran-
zösischen. „Ein junger Trubadur" 118
— 120. — Justinus Kerner: DerPilger. 20
„Auf dürrer Haide gehl" 121. Dichtungen
1834, S. 30. In der letzten Zeile „hin-
stirbt" statt des ,.erstirbt" im Almanach. —
Adelbert von Chamisso: Der Vogel
„Es fliegt ein Vogel in den Hain" 122 — 123. 25
H. Tardel, Chamii<sos Werke 1907, I 103,
II 104. Titel in den Ausgaben: Der Glüclcs-
10 gel. Je in der ersten und dritten Zeile
der 1. und 3. Strophe heisst es im Almanach:
. . . in den Hain, welche Lesart mir vor 30
Tardels ■ ■ in dem Hain wegen der grösseren
Anschautichlceit den Vorzug zu verdienen
scheint. Sie scheint auch sinngemäfscr, denn
der Vogel fliegt [erst] ,,in den Hain, [dann]
Aus dem Hain in den Wald, in die Welt 35
hinein.^ — Ludwig LHiland: Das Reh.
„Es jagt' ein Jäger früh am Tag" 124
Gedichte I 333. — Uhland: Der verlorne
Jäger. „Der Graf zum Walde reitet" 125.
Gedichte I 400 f. — Volker [= Uhland]: 40
Der Schmied. „Ich hör' meinen Schatz"
126. Gedichte I 3(1. — Franz Küuinger:
[= Christoph Friedrich Karl von Eölle,
1781—1848; Goedele VIII 253 f, ADB 16,
473 ff]: Auf Leben und Tod. „Mein ih
Schwerd bah' ich gezogen" 127. — Volker:
1= Uhland]: Der gute Kamerad. „Ich
iiatt' einen Kameraden" 128. Gedichte I
isi. — H. [= Hebel]: Musketierlied.
„Steh' ich im Feld" 129—130. Werle 18.H4, hO
2, 173 ff'. Vgl. GoedeJce VII 543 No. 13.
Zuerst erscheinen in „ Vier schöne neue Kriegs-
lieder. Zum Besten der Invaliden des Feld-
eugs. GedrucJd in diesem Jahr (1809).'^ Vgl.
Kerners Brief /r I 67 f. — hh
Wehmuth und Liebe. 'i'i^\.
Friedrich, Harou de 1 a M ot t e Fouqu e:
Wehmut. „Der graue Wolkenhimmel" 131
-132. — Otto Heinrich, Graf von
Lölien: Vc rloren e Liebe. ,. Früh ich hoch fiü
auf Bergen steh'" 133, — August Mayer:
Tidst in Erinnerung. „Oft naht, wann
ich mich ganz verlassen glaubte" 134. Zwei
Stanzen. Mayer, UJdand, 1113. ^(Jan. 1809)''.
K(i = .n M ari .1 [Assiiig]: Lied. ,. Du gieugst daliin (15
16!)
J. Kernei'B Poetischer Almanach 1812.
170
zu Lust und Spiel" 135—136. Pod. Nach-
lass 1841, S. 22. — Karl Mayer: An das
Bächlein. „Bächlein! will um deine Welle"
137. (iedülde 183!), S. 1. Veründcri, be-
sonders stark die dritte Strophe, von deren
sechs Zeilen die Hälfte neu ist. — Adelbert
von Chamisso: Lied. „Kann nicht reden,
kann nicht schweigen" 138. Tardel, Cha-
missos Werke, II 62 Titel: An Fouquc
(1810). Lesarten in den Anw. II 138.
Vgl. Hitzig, .ö. Aufl., S. 281. — Karl
Mayer: Mein Innerstes. An L. U.
\Uliland\. ^Tief in mich, du enges Leben"
139. — A m a 1 i a [Schoppe]: Sprache.
An .... „Dich feiern wollte ich durch
süsse Töne" 140.— Karl Mayer: Stille.
„Süsse Todesstille sey, willkommen" 141. —
Volker [=; JJhland]: Die Zufriedenen.
„Ich sass bei jener Linde" 142. (•tdirhte
I 22. — Volker [^ Uliland]: Die Ab-
geschiedenen. „So hab'ich endlich dich
gerettet" 143. Gedichte 1 21 f. — Justinus
Kerner: Der Sankt St ephanst hurni.
„Lichtvoll die Heerde gehet" 144 — 146.
Dichtungen 1834, S. 09 f. Fussnotc: „Ein
solcher Thurm ist auch für uns und unsere
Welt das Petrefakt eines colossalen Ge-
schöpfes einer mächtigeren Natur und Zeit,
eine Versteinerung gleich denen, die in den
Tiefen der Erde uns noch die Riesengebilde
einer untergegangenen Schöpfung zeigen;
um den versteinerten Riesen her die Corallen-
häuschen und ('orallenbänke des mensch-
lichen Zoophytengeschlechts. [L.] N." Diese
Fussrwte entstammt einem Briefe Köstlins
an. Kerner, s. dessen Briefw. 1155 f. — L. N.
[= Heinr. Kiistlin] : Des Münsters Klage.
„In meiner Kindheit Tagen" 147 — 148. —
K. 3Iager, Uhland 1207 f. — Floridan
[= Sigmund von Birken]: Zuruf. „Viele
streben, viel zu wissen" 149 — löl. — L. N.
[= Köstlin]: Spruch. „Wie jetzt, so war es
oft und immer" 152. E. Mayer, Uldand
I 208. — Friedrich, Baron de la Motte
Fouque: Sinnspruch.
„Lass Andre Vieles seyn, und mehr als
du auf Erden;
Hier trachte, ganz du selbst, ein Engel dort
zu werden." 152. —
Floridan [= S.v. Birken]: Hoff, w o nichts
zu hoffen ist. „Ein betrübter Schäfers-
mann-' 153 — 54. Pegnesis 1(173, „Strefons
nnd Klajus Schäfer-Gcdichf^ S. 18 f. Wenig
geändert. Im Eefrain yd a^ st. wo. —
Gustav Schwab: Die stille Stadt.
„Nenne mir die stille Stadt" 155 — 156. Ge-
dichte 182S, S. 15. —
Gesang. 157.
Conz: Die alten Lieder. „Alter Ritter
Glanz und Ehre" 157 — 159. — Friedrich.
Baron de la Motte Fouque: Tröstung.
„Es war der traurige Ritter" 160. — Lud-
wig Uhland: Sängers Vorüberziehen.
,.Ich schlief am Bliitenhngel-' 161. (ie-
dirhtc 1 7S;J. — Ulli and: Die drei
Schlösser. ^Drei Schlösser sind in meinem
Gaue" 162—165. Gedichte I 22(i jf. —
August Mayer: Der Sänger an seine
Lieder. ,.Mit süssen Wehen muss ent-
springen" 166—167. Karl Mager, Uhland 5
1113. — Amalia \Schoppe]: Der Sänger.
An JustinusKerner. „DerSänger schwebt
in Harmonieen" 168 — 169. — Otto Hein-
rich, (iraf von Loben: Botschaft an
Florens \Joseph von Eichendorff]. „Ein- lo
siedlertaube, girr' ich" 170 — 171. — Frie-
drich, Baron de la Motte Fouque: Au
Otto Heinrich, Graf von Loben. In
ein spanisches Wörterbuch. „Hier geht
der Weg nach Südens Würzegarten" 172. i.^
— Ludwig Uhland: An K. M. [= Karl
Mayer]: „Wann die Natur will knüpfen und
erbauen" 173—174. Gedichte 1898, 1 113 f:
Stanzen. —
20
Sonette und Distichen. 175.
[Alle Gedichte von S. 176 — 188 sind Sonette.]
Gustav Schwab: Die Gesänge. „Oft im
Gewitter, Trübes mir zu schönen" 175 — 176.
Gedichte 182s, S. iN. Aus d. Jahre 1809. — 20
G. Schwab: Weiblichkeit. „An dünnen
Fäden lieblich aufgesaitet" 177. Gedichte 1828,
S. 19. 1809. — Teutschheit. „Sie tönen
alle laut in mir zusammen" 178. Gedichte
S 20. Titel: yDeiitschheit ISIO'^. — G. 30
Schwab: Erdenkrieg und Himmels-
frieden. „Es blickt der Erden Antlitz unver-
drossen" 179. Gedichte S. 21, 1810. —
Derselbe: Maria mit dem todten Jesus
auf dem Schooss. „So hielt ich dich, ein 35
zartes Kind, umfangen" 18U. Gedichte S. 22,
1811. Titel-Zusatz: „N'ach einem Bilde.'^ —
AugustMayer: Poesie und Musik. „Zwei
.Tungfrau'n sind's, die mit gelindem Walten"
181. Mayer, Uhland 1114. „(Dec. 1808.)" ^g
— Derselbe: Grade der Seligkeit.
„Halt' ich dich im Arme still um-
fangen" 182. K. Mager, Uhland I 114.
„(März 1809.)" — Varnhagen: An die
Freunde. „Dass ich ar. das Gestade bin 45,
entronnen" 183. — Ludwig Uhland: In
Varnhagen s Stammbuch. „Als Phöbus
stark mit Mauern, Tluirmen, Gittern" 184.
Gedichte I 102. — Derselbe: Erstorbne
Liebe. „Wir waren neugeboren, himmlisch 50
helle" 185. Gedichte I 106. — L. Uhland:
Todesfühl. „Wie sterbenden zu Mut, wer
mag es sagen V" 186. Gedichte 1 106. — Der-
selbe: Oeder Frühling. „Wol denk' ich
jener sel'gen Jugendträume" 187. Gedichte 55
I 107. — Derselbe: Die theure Stelle.
„Die Stelle, wo ich auf verschlungnen
Wegen" 188. Gedichte I 108. —Uhland:
[Elf] Distichen. ho
(1) An Apollo, den Schmetterling.
„Göttlicher Alpensohn, sey huldreich uns
Epigrammen!
ilber der nächtlichen Kluft flatterst du,
spielend im Glanz-' 189. e.i
171
J. Kerners Poetischer Almanaoh 1812.
172
(2) Achill.
,Dort nun thronet Achill, ein Gott, in der
Seligen Lande.
Wogen umschlingen es; du, Göttin der Wogen,
den Sohn!- 189.
(3) Helena.
„Soll ich furchtsames Weib des Krieges
Furie heissenV
Suchet doch tiefer den Grund I Hat nicht
der Apfel die Schuld?^ 189.
(4) Xarciss.
„Seltsam spielest du oft mit Sterblichen,
Amorl es liebet
Einen Schatten Narciss, aber ihn liebet ein
Hall." 190.
(5) Teils Platte.
„Hier ist das Felsenriff, drauf Teil aus der
Barke gesprungen,
Sieh! ein ewiges Maal hebet dem Kühnen
sich hier." 190.
iO) Die Ruinen.
.Wandrer! es ziemt dir wohl, in der Burg
Ruinen zu schlummern,
Träumend baust du vielleicht herrlich sie
wieder dir auf." 191.
(7) Märznacbt.
„Horch! wie brauset der Sturm und der
schwellende Strom in der Nacht hin!
Schaurig süsses Gefühl! lieblicher Frühling,
du nahst!" 191.
(8) Im Mai.
„Blumen und Blüten wie licht, und das
Glorienlaub um ilie Bäume!
Bleibe nur, Himmel, bewölkt ! Erde bat eigenen
Glanz!" 191.
(9) Amors Pfeil.
„Amor! Dein mächtiger Pfeil, mich hat er
tödlich getroffen,
Schon im elysischen Land, wacht' ich, ein
Seliger, auf!" 192.
(10) Traumdeutung.
„Gestern halt' ich geträumt, mein Mädchen
am Fenster zu sehen;
Doch, was sah ich des Tags? Blumen der
Lieblichen nur." 192.
Die Rosen.
„Oft einst hatte sie mich mit duftigen Rosen
beschenket,
Eine noch sprosste mir jüngst aus der Ge-
liebtesten Grab." 192.
(ledichtel fi9—!)2, wo insffesnmt is Disiichcn
stehen; vgl. auch II 48 f. —
Seh. l^^Schoder, vgl. Kerners Briefwechsel
I IUI.]:
[5] Epigramme. 193.
„Sind dir die Schwingen versagt, so hast du
doch immer ein Auge;
Auch den Himmel geniesst, wer zu dem
Herrlichen schaut. -
In den Gewässern verfault, im Feuer ver-
brennet der Eichbaum,
Blcilit er im Walde, mit Ruhm strebt er
zum Himmel hinauf.
Helden zertrümmern die Welt, nur über
dem Schutte zu leben;
Dichter beschwören den Schutt, dass er ihr
Pantheo[n] wird
Deinen Tod verkündet ein jeglicher deiner
Gesänge,
Bist, o Mävius, du, darum ein tönender
Schwan [?]
Fein, wer alle durchschaut, selbst jedem
Späher entschlüpfend.
Gross, wer alle durchschaut, allen zu schauen
sich gibt. 193.
Justinus Kerner: Winter. „Stets wann
Winter und Sturm unfreundlich tobt auf der
Erde, Glaub' ich, o Liebe! Du seyst
doppelt entfernet von mir" 194. Dichtungen
ISil, I :JS(i. — Karl Mayer: Frage.
„Blick ich dir tief in das Aug', so
stralet mit feurigen Zügen Aus dem seligen
Raum Süsse, mein Bild mir zurück." 194.
— Franz Küninger: [= Christoph Friedr.
Karl von KOlle, 1781-18i<S; Goedelr VIII
ä53 f.\: An eine Rose. Nach einem
lateinischen Epigramme von Erhard.
„Blume, wie bist du so zart, nicht wagt dich
der Finger zu pflücken" 195. — Derselbe:
[= Kiille]: Grabschrift eines Kindes,
welches gleich nach seiner Geburt
starb. „Einen Frühlingsmorgen und emsige
Liebe nur sah' ich" 196. — Derselbe
[= Kölle] : D e r R ii e i n. „Wild durchströmte die
Fluth den armenl'laneten. dathürmte- 196. —
Lieder von Helmina. 197.
[Wilheliiiine Christine van Chesy, 1783 — 1856;
(loedele VI 134 f,]:
1. „Beim Wellenklang, beim Waldgesang"
197—198.
2. -Einsam sass ich oft in Thränen" 199 — 200.
3. „Auf Bergen glänzt der Schnee" 201. —
4. Ständchen. „Ich kenn' ein Iiöslein
süss und licht" 202-203. —
ö. Abschiedslied. „Hin nimm die Seele
mein" 204. —
(i. Braut lied. „Lass, o Myrtli', aus grünen
Schoosses Fülle" 205. —
7. An Elise Pilat, geb. von Mengers-
hausen. Am 14. Okt. 1807. ..Lächelnd
in der Wiege liege" 206—208. Gedichte
der EnJcelin der Karschin, Aschaffcnhurq,
1812: No. :>: II ',1 f.; 3: II 34; 4: Iliäj.;
7: I 'r.'f, Titel: ^Elistns (!chiirtst((g. Paris
11. Okt. ISoS.- —
Gedichte von Friedrich Kölle. 209.
Vgl. Uhlands Brief an Kern er, Brief-
wechsel I 1!)8: „Kölle stört die game Form
des Almanachs .... Es ist sehr ärgerlich."
Vgl. auch Brief w. I :>:->'> ; Mit ge r, Lhlnnd 1 1 TU.
Zueignung Ihr.
„Mit leichtem Sinn, mit froher Hoffnung
Beben" 209-210. Stanzen. — Den
Fi-eunden. „Ihr wisst noch, wie in schwerer
'J'rubsal Tagen" 211. Slnmeu. — Sänger-
jugend. „Der guten alten Amme Mähren"
17£
J, Kerners Poetischer Aliuanach 1812.
174
212 — 213. — Die Waldfrau. „Was schallet
im Walde, was schallt in der Kluft?" 214. —
Frühe Liebe. „Gleichet nicht ihr freund-
liches Gemiite" 215. — Die Rache. „Da
5 droben stehet ein runder Stein" 21(5. —
Abends, „^ie Sorge des Tages trat ein"
217. — Der Sänger am Meere. „Fremd
in Kleidern und in Sitten 218. — Was ich
bei Tag etc. „Meine Leidenschaft und
10 Lust" 219. — Frage ohne Antwort.
„Hier in diesen milden Räumen" 220. —
Trinklied. „Auf den hingewälzten Berg"
221. — Schwank. „Bei Limburg im Was-
gau"222 — 224. — Das wilde Heer. „Wann
15 grosse Wasser vom Berge rinnen- 225 — 22(5.
— In das Stammbucli einer genia-
lischen Frau. „AVas ein treues Herz ge-
lieget" 227. — Glück des Reisenden.
„Nicht aus den Augen darf ich's lassen"
2u 228—229. —
Altfranzösische Gedichte
übersetzt von
Ludwig Uhland. 230.
Die Königstochter. Volkslied. „Des
'^ä Königs von Spanien Tochter" 230 — 231.
Gedichte 1S9S, I 3:^7. - Graf Richard.
1. „Graf Richard von der Normandie"
232—234. 2. „In der Abtei von Sankt
Quen" 234-239. Gedichte I 328 ff. —
30 Legende. „Es ist 'ne Kirche wohlbekannt"
240—242. Gedichte I 333 f. — Roland
und Aude. Aus einem Heldengedicht.
„Schon kehrten die Vianer in die Stadt"
243—248. Gedichte 1335 ff. Titel: Rohiiul
3;> und Aide. —
Dramatische Dichtungen. 249.
Volker: [= Uliland]: Scliildeis. Frag-
ment. „(Böhmerwald. Im Hinter-
grunde das SchlossSchildeis) (Herzog
■III Eginhard, die Herzogin, Ritter Diet-
wald und ein Einsiedler treten auf).
Einsiedler: Dort liegt das Jagdschloss,
so man Schildeis nennt. Ganz in des Bölimer-
waldes Innerstem" 249—257. Gedichte 1808,
■15 I 12?; lujl. auch II 02 f — Friedrich,
Baron de la Motte Foucju
Das
Schlaclitfeld.
Eine nordische Abentheure.
Personen.
50 Ein Sänger
Ein Weegweiser
Verseichnis der Mitarbeiter a
Amalia = A. Schoppe
Sigmund v. Birhen, s. Floridan
55 Ghamisso
V. Chezy, s. llehninu
Com, s. Kurd
— rf. = Uhland
Floridan = Sigmund coii Birken
60 Fouquc
Hebel
Uelmina == Wilhelmine von Ghcsy
Jnsliniis Keiner
Friedrich Koelle, s. Frans Küninger
H , Frau.: Kiininger = Fr. Koelle
Eine Frau
Högne \
Hilda \ Erscheinungen.
Hithin )
„(Wüste Haidegegend. Grosse Steine
liegen und stehen in verschiedenen
Gestaltungen umiier) (Ein Sänger
und ein Weegweiser treten auf).'- , .Weeg-
weiser: Nun, Herr, das ist das Feld, dahin
Ihr wolltet." 258-288. — Inlialt: 289—295.
— Zu verbessern: 296. — Anzeigen:
unpay. Blatt. In der Verlagsbuchhandlung
dieses Almanachs sind ferner erschienen:
Reiseschatten von dem Schatten-
spieler Luchs. (Justinus Kerner) 8.
1811. 269 S. 1 Thlr. oder 1 fl. 48 Kr." Die
anschliessende Anzeige der Reiseschatlen rührt
nach Kerners Briefwechsel von Schwab her.
Sie lautet: „Schattenbilder des Lebens,
Träume und Phantasieen über das-
selbe; könnten und dürfen sie anders
seyn? — So wie im Traum Eine
Person Gestalt, Stimme und Namen
oft wechselt, und über die ganze
Traumwelt ein wunderbarer Schleyer
geworfen ist, der uns Alles glaublich
macht, so gestalten sich auch die
Wesen in diesem Buche jeden Augen-
blick anders, und doch vergessen wir,
wie im Traum, alle Un wahrsch ein-
lichkeiten und Widersjjrüche. Aus
der Phantasie ging diese Schrift
hervor, und als ein bunter Trau m der-
selben will sie betrachtet werden.
Gerade das Phantastische ist ihr
Eigenthum, und insofern diese Er-
scheinung Einzig auf teutschem
Boden. Das reiche Gemüth des Ver-
fassers könnte anTiek; die poetische
Tiefe des Einzelnen, besonders der
weiblichen Gestalton an Novalis; der
Witz an Jean Paul mahnen; der Geist
der Phantasie aber verwandelt Alles
diess wieder und wirft einen wunder-
baren, eigenthümlichen Schein auf
da.s Ganze der Schrift, welche man
am ehesten mit AV u u d e r t r ä u m e n
spanischer Poesie vergleichen
möchte." „Jos. Ludw. Stoll's poetische
Schriften. Ir Thl. 8. 1811. 191 S."
rit Poetisclien Aliiianach iSi2.
Knril = K. l'h. Coik
Loeben
August
Karl )
Rosa Maria -- li. M. Varnhagen
Schwab
Seh. = Schodcr
Amalie Schoppe
Uhland, s. Volker und —d.
Karl August 1 y^^„j
Rosa Maria J ''
Volhcr = L. Uhland
Ferdinand II ccklierliii.
Mayer
173
J. Kerners Deutscher Dichterwald 1813.
176
Deutscher IMchterwald
von
Jastinns Keruer, Friedricli B.iron de In Mutte
Fonqn^, Lndwig Uhland nud Anderu.
Redaktion: TJhland und Kerner.
Verlag: Tiihinyen in der J. !■'. Ueerhranitt sehen
liuchliandlung.
Zeit des Erscheinens: hini ISI'i.
Format: S.
10 Schriftart: Fraktur.
Fundorte: Köniyl. Bibl. Berlin. Hannover.
Großhcrzogl. Bibl. Darmst adt , Weimar,
Univ.-Bibl. Erlangen. Heidelberg,
Straßburg: Gi^i ritz- Lübeck- Stiftung.
15 Berlin, t)r. Leopold Hirsclibcrg-Berlin.
Auf der Riichseite des Titelblatts steht:
Lieder.
Sonette, Octaven.
Sinngedichte.
20 Legenden, Balladen, Mahrclien.
Xachlese.
Zur Geschichte des Dichterwalds: Der
Vorbereitung dieses zweiten Almanaehs ist
auch schon ein Teil der in der Einleitung
25 zum „Poetischen Almanach" angefiihrten
Korresiiondenz geiridmet. Diesem eine Fort-
setzung zu geben waren lldand und Kerner
bereits entschlossen, ehe auch nur sein
Manuskript zusammengebracht nar. Schon
30 Anfang Januar 1811 schreibt J' bland dem
Freunde: „Ich wünschte sehr, dass der Al-
manach auch in folgenden Jahren zum
Vereinigungspunkt dessen dienen könnte,
was jeder unserer Freunde jährlich hervor-
35 gebracht." Dass Kern er ebenso denkt, be-
weist seine Bemerkung einige Wochen später:
„Freilich sollte man die Poesie in Prosa
nicht ganz ausschliessen wegen den künf-
tigen Jahrgängen (Du darfst gar
4' nicht lachen.'), wo wir was Gutes in Prosa
haben könnten." [Kerners Briefwechsel
1170. auch :J3G f.. ISS.] Schon im September
ISll scherzt lliland übertreibend, indem er
Karl Mayer auf ..ein ganzes Paket'- seiner
45 neueren Gedichte hinweist, er werde ..ersehen,
dass beinahe schon wieder ein neuer Almanach
angefüllt werden könnte, nährend der erste
kaum erschienen ist." Zwar bestätigt er auch
Ende Xovember: „Stoff zum Almanach
50 sammelt sich bereits; Kerner hat gar schöne
Legenden gemacht. Schwab gleichfalls einige
Gedichte"; aber am 21. Januar 1S12 mahnt
er Mayer, er solle wegen Thorbeckes an
Neander schreiben: „es ist wahrhaftig wieder
55 Zeit, dass die Beiträge zum nächsten Jahr-
gang einlaufen." [Maiier. f'hland I Iss:
313: 315.\ Aber das Einlaufen der lieiträge
verzögerte sich und Kerners Stossseufzer:
,.alle schreiben, sie irotlcn ■■ioiden. und keiner
60 sendet- ist der Hefrain der Freundesbriefe
während der näch-^ten Monate. Es hatte den
Anschein. u!.t .^idltc l'hlands Spottvers auf
Kerner in Erfüllung gehen:
65 Der Vogelsteller im grünen Haus
Lauscht zum kleinen Fenster hinaus:
Will nichts sich setzen
hl meinen Netzen,
liaubvögel streichen,
Kreisen und schweifen.
Hätten mir fast die lieben,
Schönen Vögel vertrieben.
[Brief wecMel I SSI; 349: 2S5.]
Dennoch wuchs das Manuskript aUinählich,
wenn auch langsam genug. — Schwerer
wogen die Sorgen, ivo man schliesslich das
fertige Manuskript unterbringen .tollte:
Braun hatte zu Anfang des Jahres 1812 die
Uebernahme des neuen Jahrganges abgelehnt,
nicht ohne, nach Verlegerart, reichlich
Lamentationen über den schlechten Abgang
des Poetischen Almanaehs einzu/lechten.
[Briefwechsel I 279 f: 387.] Dass der
deutsche Buchhandel damals überhaupt eine
schwere Zeit durchzumachen hatte, ist zweifel-
los: Die Kriegswirren lähmten Unternehmungs-
und Kauflust, hemmten den Verkehr und
unterbanden sogar die briefliche Verbindung
zwischen dem I\'ordcn und dem Süden
Deutsehlands fast vollständig. Die schtväbi-
schen Bomantikcr litten bald unter diesen
Schwierigkeiten, als ihnen der Hamburger
Verleger Campe — durch hilfreiche Ver-
mittlung der Hamburger Freunde (noch lebte
auch Justinus' Bruder Georg, der Arzt, in
Hamburg) — näher getreten war. [Brief-
loechsel I 390 f: 293 ff.: Mayer, Uhland
I 251; 257; 274.]
( 'ampe hatte Anfang April Kerner folgenden
verständnisvollen und entgegenkommenden
Brief geschrieben: ,,Was Ihren Antrag be-
trifft, so bin ich Ihnen für das Vertra\ieu.
welches Sie mir dadurch beweisen, herzlich
verbunden . Ihren poetischen Almanach
kenne ich sehr gut. es sind aber nur wenige
Exemplare hierher gekommen, weil der
Einführung neuer Artikel jetzt so grosse
Schwierigkeiten entgegenstehen, und weil
das Publikum aus den von Ihnen so treffend
angegebenen Gründen für dergleichen Sachen
auch hier nicht gross ist. Man muss dazu
aber auch (um billig zu seini das grosse
f ngemach der Zeitumstände rechnen, wobei
keine freie Regung, weder der äusseren
Kräfte, noch der Innern Gefühle möglich
ist ... . Wenn Sie aber Ihre besonderen
Gründe haben, zum Besten der wenigen,
die durch Lage und Gemütsverfassung im
stände sind, der Ausseuwelt nicht zu achten
und der innern zu leben, keine Pause zu
machen, so bin ich auch bereit, den Druck
.zu besorgen und den Almanach zum nächsten
Herbst erscheinen zu lassen ..." Darauf
fassten die Freunde neuen Mut und beeilten
sich auf das ernstlichste, das Manuskript
..zusammenzutrommeln"'. Im Juni schrieben
dann Uhland und Schwab das Manuskriijt
ins Beine, was bei der grossen Entfernung
lies Druckortes um so notwendiger ivar:
Anfang Juli ging das Ganze dann an Kerner
zur letzten Durchsicht und schleunigen Ab-
fertigung an Campe. „Wenn nur der Ver-
leger keine Sprünge macht, da es schon so
spät in der Zeit ist" schrieb Uhland. [Brief-
wechsel I 29!); 305, .308 ff.; Mayer, Uhland
I 344 ff]
Auf eine Ausschmückung des Bandes mit
Kupfern halte man nach manchem Verhandeln
hin und her und Vcrsuelien mit Zeichnungen
des begabten, leider so frülneitig aufgericbevcn
(iangloff verzichtet, schlics-flich lic-if man
auch die Idee eines l'itclkupfcrs fdlen.
177
J. Kerners Deutscher Dichterwald 1813.
178
l tSrie/'ioecksel 1357; ^7S; Matjer, Uhland
1312 tf.; 215.]
Aber die Geduld der Herausijeber lourdc
während des ganzen So))imers und Herbstes
IS 12 auf eine harte Probe (jestellt: vom
Almanacli erfahren sie nichts. Im Auijust
werden noch zwei Balladen Fouquis zum
Einrücken in das Manuskript nach Hamburi/
gesandt; Anfang Oktober erschien .sogar .schon
seine Voranzeige im (dlgcnieincn Leipziger
Katalog. Endlich koiniiit, Ende November,
durch Assiir ein Lebenszeichen ; er schreibt
lakonisch, der Almanach 2oerde durch die
französische Zensur sehr beschnitten. Re-
signiert schreibt Kerner um Weihnachten an
Uhland: „Zuletzt werden wir noch durcli
französische Gensdarmes nach Hamburg ab-
geholt, was gar lierrlich wäre! Ich muss
redlich sagen, dass auf die Art mir das
Almanachherausgeben sehr entleidet, und
ich denke fast (wenn nicht der erste) der
zweite wird der Letzte sein. Was mein.st
Darr^" [ Briefwechsel I31S\ 32(i: 3iS: 3iS.]
Uhland hatte seine Ahnung nicht getrogen:
Campe ., machte Sprünge mit dem Almanach.'^
Obgleich, nach Haugs Aussage, seine lie-
zcnsiuii schon für die Uebersichten beim
Morgenblalt eingegangen loar, setzte Campe
im Januar den Druck aus, weil er von der
französischen Zensur in Hamburg den Be-
scheid erhalten hätte, das Manuskript müsse
erst zur nochmaligen Zensur nach Paris!
[Maijer, Uhland I 274; Briefwechsel I 354,
Anin. 3]
In dieser Verlegenheit erbot sich Kerners
Freund Heerbrandt in Tübingen, den
Almanach zu übernehmen. Er hatte im
Vor.jahre auch Kerners Schrift über das
„Wildbad im Königreich Württemberg^' ver-
legt. „Es ist schön von Oslander, dass er
den Almanach so honorig übernimmt",
schrieb Uhland erfreut. In der Tat honorig,
insofern ein kleines Honorar von 50 jl. in
Büchern für die Herausgeber vereinbart
wurde. Aber die Abrechnung Hess Jahre
auf sich warten. Anderthalb Jahre nach
dem Erscheinen des Dichter waldes — Ende
Mai 1813 — bat Heerbrandt, man solle doch
keine grossen Forderungen an ihn wegen des
Dichtcrwaldes machen, er habe so vielen
Verlust usw.! „Die infamen Buchhändler!!"
ruft Kcrncr empört. Und erst iveiicre zwei
Jahre .später, im Oktober lalO, erhielt Uhland,
der keine Bücher von Heerbrandt nahm,
seinen Anteil von 25, buchstäblich fünfund-
zwanzig, Gulden ausgezahlt [Briefwechsel
I 352, 364, 398, 437.']
Bis zuletzt verfolgte den Dichterwald das
ßfissgeschick: erst blieb das Manuskript über--
massig lange bei Professor Michaelis in der
Zensur liegen, dann war kein Papier da, als
der Druck endlich beginnen sollte. Zuguter-
letzt hatte Schwidi noch eigentnächtig eine
„Nachlese'' angefügt — „weil es Oslander
so wollte, damit kein Papier verloren ginge!'''
— die u a. ein Gedicht von Htm „An August
Mayer" enthielt, der auf dem Bückzuge der
'Gratide Armee'' aus Bussland verschollen war.
Da die Freunde die Hoffnung, den liebens-
werten Jüngling doch noch als gerettet be-
grüssen zu können, damals noch nicht auf-
gegeben hatten, so betrübte und erzürnte sie
diese Taktlosigkeit tief; ids Kerner endlich
im Juni 1813 seine Exemplare zu Gesicht
bekam,, riss er die „unselige Nachlese" als-
bald heraus. In seiner impulsiven Weise
äusserte er sieh Uhland gegenüber: „Sie
wäre mir nicht so ärgerlich, wenn nicht das ,■>
einen ganz zerknirschende Gedicht auf A.
Mayer hingesetzt wäre. Durch dies ist
gewiss dem Karl Mayer alle Freude an dem
Buche geraubt, und grossenteils ist mir die
Unternehmung bloss wegen der Freude, die lo
der liebe Mayer daran haben könnte, wert.
Es i.st unvorsichtig von Schwab und ich
habe mich in einem Briefe an ihn, den ich
Dir hier beilege und ihn zu besorgen bitte,
offen darüber erklärt. Sende den Brief lä
doch ja ab!" [Briefwechsel I 357f., 360f.,
.303 f.'; Mayer, Uhland II 4 ff]
Rezensionen: Briefliche Rezensionen liegen
u. a von Seegemund und Loeben im
Briefwechsel Kerners I 369ff., 300f. 20
vor; von Sulinz Boisseree in Karl Mayers
Uhland II 8 f., [in ,,Sulpiz Boisseree"
I 185 f. findet sich ein Brief Mayers aus
Heilbronn vom 22. Juni 1813, der die Ueber-
s'cndung des „neu herausgekommenen" Dichter- 2j
Waldes begleitete]; ebendori II 12 f. auch
Aeusserungen Neanders. Witzig ist auch
Kerners Parodie einer Rezension, sein
„Holzuericht", der die Freunde ergötzte:
,,Hüchlöblichem Forstamt erstatte ich pflicht- ao
massigen Holzbericht, allerguädigstem Be-
fehle vom 22. ds. gemäss, betreffend den
s. g. deutschen Dichterwald, diesseitiger Hut.
Dieser s. g. Dichterwald, augenscheinlich
aus veraltetem Samen angesät, ist ein junger 3ä
unbedeutender Anflug, dazu noch in der
Zeit zurückgeblieben und in jeder Hinsicht
traurig. Es ist uemlich in ihm von seinem
Anfang bis an'sEnde nichteinhochstämmiger
zum Schlagen tüchtiger Baum zu treffen, 40
ja, die dem ersten Anscheine nach noch
gesunden Schösslinge zeigen sich immer in
der Wurzel von dem s. g. Borken- oder
Schlegelkäfer bis auf das Mark angefressen."
[Mager, Uhland II 19.] 45
Eine besondere Ironie des Schicksals ist
es, dass dieser parodistische Scherz Kerners
wenige Jahre ciarauf bei einem Antipoden
der Romantik, bei Platen, blutiger Ernst
wird. Vgl. in der „Deutschen Dichtung", 50
hg. von Karl Emil Franzos, Stuttgart 1888,
Bd. 4, S. 325f.: „Etwas über die neuere
deutsche Poesie. Nach Durchlesung
des 'Deutschen Dichterwalds' (1817)".
Platen beginnt: ,,Ich komme eben von einem 55
Spaziergange aus dem deutschen Dichter-
walde zurück, der aber leider schon abge-
blüht hat und keine Früchte mehr trägt.
Den einzigen Nutzen, den diese Bäume noch
stiften könnten, wäre, einen Ofen zu heizen." 60
Einiges findet Gnade vor seinen Ohren, aber
j.aus eiuundzsvanzig Kehlen denselben Tcm
zu hören ist unerträglicher, als weiland das
Schweiuekonzert Ludwigs XI. gewesen sein
Ganz andere Töne schlägt jetzt das
3Ior<jcnblatt an als noch ein halbes Jahr
zuvor; in No. 20 der ,,U ebersicht der
neuesten Literatur, 1S13'\ September 1813,
lässt der allgemach versöhnte „schmeckende
Wurm" sich folgendermassen vernehmen:
„Je verschiedener die Sänger in einem
12
179
.1. Kernei's Doutsclioi- Diclitcrwald 1813.
180
Walde sind, desto ergetzliclier für das Olir
der Hörer. Nicht mir dem Orpheus der
Wälder, der zärtlichen Philomele, auch der
Drossel, dem Dompfatfen, dem Finken, dem
Hänfling, dem Zeisig und der Grasmücke,
kurz, allen gefiederten und liederbegabteu
Bewohnern des heiligen Hains gebührt es,
mit stärkerer oder schwächerer Stimme das
mannigfaltige Konzert zu begleiten, und wer
wollte selbst den tonreichen Bohrsperling,
blos weil er zuweilen seinen Ernst mit ein
wenig Schimpf vermischt, oder den luftig
belustigenden Spottvogel, oder den eintönigen
Egoisten, den oft verspotteten Kuckuck,
ausschliessen?
Es ist blosse Gerechtigkeit, wenn mau
von dem Dichterwalde, welchen die Lieder-
freunde von den auf dem Titelblatte ge-
nannten Dichtern zu besuchen gebeten
wi'rden, das Zeugniss ablegt, dass darin die
Nachtigallen, wie es recht und billig ist,
den Ton angeben, und dass, wenn es auch
uicht immer eine Nachtigall, doch immer
ein Sänger ist, der seine Stimme erhebt.
Lieder, Sonette und Oktaven, Sinngedichte,
Legenden, Balladen und Mährehen machen
den Inhalt dieser Sammlung aus, und zu
welcher der beyden. seit dem Anfange des
neunzehnten Jahrhunderts, den deutschen
Helikon trennenden, Hauptpartien ein Leser
auch gehören mag, er wird, wenn er nur
gerecht ist, dem wahrhaft Schönen und
Guten, das sich ihm hier an Ohr und Herz
drängt, beyde nicht verschliessen. Es
herrscht freylich zwischen einem Lied von
Hagedorn, oder Uz, oder um Dichter aus
einer späteren Zeit zu nennen, von Hölty
oder Bürger, des reflektierenden Schiller
nicht zu gedenken, und zwischen den
Poesien dieses Dichterwalds eine so totale
Verschiedenheit, dass ein Leser, dem Proben
von beyden zum ersten Mal vorgelegt
würden, zu zweifeln sich versucht fühlen
könnte, ob es auch nur eine und eben die-
selbe Sprache sey, in welcher er sich an-
geredet findet. Aber die Poesie ist keine
Sterbliche, welcher nur eine Zunge verliehen
ist. Ihr ist gegeben, mit tausend Mal
tausend, und mit immer neuen Zungen zu
reden, und das Symbol ihrer Göttlichkeit
ist ihre Freiheit Freuen wir uns also der
neuen Weise, ohne minder gerecht gegen
die alte zu seyn, und vielleicht gefällt es
selbst den Sängern unsers Dichterwalds,
sich zuweilen auch, wäre es auch blos der
Uehung und der dem Leser wie dem Dichter
erfi'eulii-hen Abwechslung wegen, in dieser
zu versuchen. Singt doch selbst einer der
treiflichsten von ihnen, Uhland, in dem
sehr schönen, die Sammlung eröffnenden,
Lied: ,. Formel hält uns nicht gebunden,
Ünsro Kunst heisst Poesie.''
Der Dichter beflecke nur. wie sein würdigster
Gesetzgeber durch Lehre und Beyspiel, wie
Jean Paul Friedrich Kichter, der Er-
habene und der Tiefe, fordert, die Ewigkeit
nicht mit irgend einer Zeit, er ziehe die
hohe Muse nicht zur Tänzerinn oder Flöten-
spielerinn an dem flüchtigen Gastmahl dos
Lebens herab, und ihm werden, welcher
Form und welcher Weise ihn auch sein
Genius zuführen mag, alle frommen und
reinen Herzen zufallen. Wer weiss nicht.
um eine Betrachtung, zu welcher der so
eben erwähnte Streit über Formen die Ver-
anlassung gibt, nicht zu unterdrücken, dass
Kunst nnd Poesie nicht immer in der
besten Uebereinstimmung leben, und aller- 5
dings kann diese jener triumphierend vor-
halten, dass man ohne alle Kunst ein
Dichter, und mit aller Kunst keiner seyn
könne. Aber es ist nicht minder wahr,
wenn jene antwortet: Alles, was Du ver- \o
magst, wirkt weniger ohne meinen Beystaud,
und gefallen kannst Du gar nicht ohne
mich. Eine gänzliche Trennung der beyden,
sich wechselseitig bekriegenden, und doch
sich wechselseitig dienenden Gefährtinnen, 15
die nicht viel besser als Barbarey wäre,
darf man also schwerlich fürchten und es
ist in einem hohen Grade erfreulich, dass
auch die Sänger des Dichterwalds nicht nur
der göttlichen, sondern auch der mensch- 20
liehen Schwester Gerechtigkeit widerfahren
lassen, obgleich ihr Genius sich hin und
wieder ein wenig gegen die freylich etwas
schweren Fesseln des Reims, des Sylben-
masses und der Sprache gesträubt hat. 25
Das Morgenblatt muss sich schon des
Raums wegen enthalten, von jedem einzelneu
Theilnehmer an der Sammlung die unter-
scheidenden Eigenschaften anzugeben,
\ind noch weniger kann eiue Würdigung 30
der einzelnen Gedichte Statt finden. Es
genüge also an dem allgemeinen Urtheil,
dass die Beyträge mehr oder weniger durch
Innigkeit, Zai'tgefühl, Anmuth und Lieblich-
keit, und als Erzeugnisse einer ebenso reinen 35
als fruchtbaren Phantasie das Wohlgefallen
des Lesers in Anspruch nehmen, dass jedoch
die Herren Kerner, Uhland, de la
Motte Fouqut^ und Schwab, und vor-
züglich die beyden ersten, sich die schönsten 40
Kränze von der Hand der Leser und der
Leserinnen zu versprechen haben dürften.
Je mehr Achtung und Aufmunterung dem
ächten Dichter-Beruf gebührt, und je ver-
waister in unsern Tagen die schönste, 45
würdigste und wohlthätigste aller Künste
ist, desto mehr muss man wünschen, dass
diese Sammlung von dem Publikum nach
Verdienst aufgenommen werde, und keine
andere, als wohlwollende und gerechte Be- 50
urthoiler finde." Vi/l.auch Lci}is. LH- Ztg.
1S13, No. 286, Sp.^3281ft. -
Inhalt. Sechs uiqjai/uncrie Seiten. —
Lieder. 1- — S. jj bleibt frei. 55
Uhland: Freie Kunst. „Singe, wem
Gesang gegeben" 3-4. GedicMc 1898, 1 3:i>. —
Uhland: Frühlings glaube. ^Die linden
liiifte sind erwacht" 5. (iediclite I ^".l. —
Keruer: Früliliugsk läge. „Die Sänger gu
frei sich schwingen" 6. DicMungen, 3. Auf-
lage, 1811, I 178. ■ — Spindelmann, der
Recensent [= Uhland]: Frühlings-
kritik. ,,Frühling ist's, ich lass' es gelten" 7.
Gedichte IHI ; II 33 ~ d. [= Uhland] : M a i - 65
klage. „Leuchtet schon die Frülilings-
sonne" 8-9. Gedichte 17 f. — Kerner: Ratli
im Mai. „Wo Saaten sich erlielien" 10.
IHcMuniien 1841, I :i7:i f. -Uhland:
Früli lingsrulie. „0 logt mich nicht in's 70
181
J. Kerners Deutscher Dichterwald ISIH.
182
dunkle Grab" 11, Gedichte I -J!>. — Rosa
Maria [ Varnhagen] : F r ii li 1 i n g s 1 i e d.
„O Frühlingszeit!" 12 — 13. Bosa Marias
Foet. Xachlass, ls41, S. 23 f. — Assur
5 [Assing\: Der Rücken. _0 jener schönen
blonden Haare- 14. Vgl. Karl Mayer, Uliland,
1867, I 25!). — Kölle: Die Kresse.
„Heut will die Sonne freudiger erhellen" 15.
— Varnhagen von Ense: Die Blüte
in an den Baum. „Als jugendliche Blüte" 16.
— Amalia [Schoppe]: Als Ida an Oskar
eine weisse Blume gesendet hatte.
,0 so sey denn tausendmal willkommen" 17.
— Kölle: Das weisse Blümlein. „Der
1.5 Knabe ziehet aus, zu kriegen" 18— 19. —
Assur [^.s.5en/?] : Schicksal. „Dieser
geht bei Regen aus" 20. K. Mayer,
ijhland I 248. — Karl Mayer: In 's
Ferne hin! „Wer, bei diesen blauen
20 Tagen" 21. K. Mayer, Uhland, I 248. —
Thorbecke: Fröhlichen Wanderers
Lied. „Reise zu Ful;i, reise zu Fuß!"
22—23. K. Mayer, Uhland, I 241. —
Kerner: Der Einsame. „W^ohl gehest
2,-, du an Liebeshand" 2-1. Dichfungen 1841,
I 22. — Thorbecke: Botenlied. „Immer
vorwärts mit dem Fuß" 25—26. — Uhland:
Acht neue Wanderlieder. 1. Lebe-
wohl. ,,Lebe wohl, lebe wohl! mein
30 Lieb!"' 27. 2. Scheiden u. Meiden. „So
soll ich nun dich meiden" 28. 3. Morgen-
lied. „Noch ahnt man kaum der Sonne
Licht" 29. 4. N achtreise. „Ich reit' in's
finstre Land hinein" 30. 5. Winterreise.
35 ,,Bei diesem kalten Wehen" 31. 6. Ab-
reise. ,,S() hab' ich nun die Stadt ver-
lassen" 32. 7. Einkehr. ,,Bei einem
Wirthe wundermild" 33. 8. Heimkehr.
„0 brich nicht, Steg, du zitterst sehr!"
40 34. Gedichte 1 4(i — .5'"''. — Thorbecke: Der
harrende Wirtli. „Der Wirth erwartet
Gäste" 35. Mayer, Uhland, I 243. —
Kerner: Alte Heimat. ,,In einem
dunklen Thal" 37. BicMungen 1841, 125 —
4,-, Kerner: W^anderer. „Die Straßen, die
ich gehe" 38. Dichtungen 1841, I 20. —
Kerner: Alphorn. ,, Ein Alphorn hör' ich
schallen" 39. Dichtungen 1841, I 99. —
Florens [= Joseph von Eichendorff', 1788
M) — 1857, Goedeke VIII 178/f]: Lied. .,In
einem kühlen Grunde" 40. Vgl. II. Pissin,
Jugendgedichte der Brüder E., Berlin, Frens-
dorff 1906, S. 111; auch Beilage zu Ko 351
der All gem. Ztq. vom 17. Dez. 1857. —
-,5 — d. [='CT/a«(/]': Das Thal. „Wie willst du
dich mir oiTenbaren" 41. Gedichte, I 35f.
— Uhland: Ruhethal. „Wann im letzten
Abendstral" 42. Gedichte, l 36. —UBXmiwB.
von Chc'zy: Ein neues altes Lied.
fiu ,, Vertrau nicht fürder mehr" 43. Vgl. K.
Player, Uhland, 1 261. — K e r n e r : Winter-
klage. ,,Wann in lichten Somniertagen" 44.
Dichtungen 1841, I 135 f. — Schwab:
[Gti.<'tav, 17!>2—18'^0, Goedeke VIII '>46ff.:
ÜD ADB 33. 753/'.]: Zueignung. „In da«
gelobteLandder Liebe" 45. Gedichte 1828, 15.
^.1811"^. — Schwab: Liebe in der Fremde.
„Endlich rauscht des Stromes Welle" 46.
Gedieh <e, / 4?9. . ISii -^ . — S p i n d e 1 m a n n , d e r
Recensent [= Kerner]: Kritik der
Gegend. „Näher inuli ich jetzt be-
trachten" 47. Gedichte 1841, I 31.0; Titel:
„Spindelmanns Recension der Gegend." —
Assur [Assing] : Der blinde Knabe.
,,lhr lieben Frauen, schön und gut" 48. —
Assur: Sängers Lied. „Ich sing' empor
zu Sonn' und Mond" 49 — 50. — Varn-
hagen von Ense: Der unverliebte
Dichter. „So holder Stimme Gütigkeit"
.51—52. — GOHL. [= Graf 0. H. Lochen]:
Lob eines Spielmanns. ,,Ich und ein
Spielmann sind gar gute Brüder!" 53. Vgl.
R. Pissin, Gediclite von 0. H. Grafen
Lochen, Berlin 1905, S. 69 und 161f.; auch
K. Mayer, Uhland 1 252. — — d. [= Uhland] :
Des Dichters Abendgang. ,, Ergehst
du dich im Abendlicht" 54. Gedichte I, 3.
— Varnhagen von Ense: Romanze.
„Wie wird mir der Tag so lang!" 55 — 56. —
J. G. S.: [= Johann Georg Seeqemund, geh.
1 794, Goedeke VII 852] : Abendbesu c"li e.
1. „Ich irre rastlos liin und her" 57 — 58.
2. „Zu dem Schiff die leichte Planke" .59—60.
3. ,,Aus des Schiffleins trautem Dunkel" 61-
62. — Assur [.4s5mr/]: DieXachtsc hatten.
,,0 wie oft ich hielt die Winde" 63—64. —
Schwab: Morgenbegegnung. An A. L.
,,Sie ist an mir vorbeigegangen" 65 — 66.
Gedicht 1828, I 30. „1812'''. — d e 1 a Motte
Fouque: An Xaidion. „Der Tanz be-
gann, die hellen Saiten klangen" 67. —
S ch w ab : N ac h r uf. „Nur Eine laß von Deinen
Gaben" 68. GedichteI27. „1811'^. Florens
[^^ Eichendo)-ff]: ,,Sinds die Häuser? sinds
die Gassen V" 69. V(/l. It. Pissin, Jnqend-
gedichte der Brüder E., 1906^ S. !>7f. —
Assur [Assing]: Die Wandnachbarin.
,,Hätt' ich eine Wandnachbarin" 71 — 72. —
Thorbecke: Christ oph orus. „Christo-
phorus, mein lieber Mann" 73 — 74. K. Mayer,
Uhland, I 242. — Kölle: M ä n n e r a r t.
„Jetzt kömmt er an mein Fensterlein" 75. —
Kölle: Das Schifflein. „Lustig und
munter" 76. — Thorbecke: Lied des
Tischlergesellen. ,,Zu kommen bei'm
Tischler in die Lehr', ( ) wie war das früh auf
mein liebst Begehr!" 77. K. Mat/er,
Uhland, I 244. — Volker [= Uhland]:
Zimmerspruch. ,, Das neue Haus ist auf-
gcricht't" 78. Gedichte, I 50 f. — Volker
[= lldand]: Trinklied. „Wir sind nicht
mehr am ersten Glas" 79 — 81. Gedichte
I 55 f. — de 1 a Motte F n u i| u e :
G r e n a d i e r 1 i e d bei Landshut a in
23. J u n i 1760. Nach der Weise des
Dessauer Marsches. ,,Mit Gott!" 82 — 83.
Fussnotc: ,, Dieses Lied besingt den Tag,
an welchem der Großvater des
Dichters, nach einem rühmlichen
Widerstände, vor Ijaudons Ileber-
12*
183
J. Kernei-s Deutscher Dichterwald 1813.
184
macht njid Heldengeist erlag, und
verwundet, unter seinem Pferde
liegend, gefangen ward.
A. d. H."
5 Kölle: Der See. ,, Kannst du dir das
Bild nicht deuten" cS4. — Assur \Assinf/]:
Bitte. „0 schmückt mir die Wände der
Bahre" 85. — Assur: Der Himmels-
brief. „Wenn mich meine Wunden
10 nagen" 86. K. Mai/er, Uhland, II 14. —
Assur: Brautkranz und Trauring. ,, Ge-
zogen ist ein Kreis" 87. — A m a 1 i a
[Schoppe] : A n R o s a M a r i a [ Varnh agen] :
,,Du gabst mir längst Dein schönes Herz"
15 88. — Amalia: An Elise. „Was in mir
tief das Heilige ich nenne" 89. — Kern er:
An A m a 1 i e [Sclio])pe\. „Wie wer an
Hiranielshöhen" 90. IHcldwigen 1841,1116. —
A.Mayer [Alf c/ust , Karl Mayers j. Bruder,
20 1793—1813. Goedele VII 329, VIII 3r,p:\:
Abschied. ,,W^ann golden sich der Morgen
bebt" 91—92. K. Mayer, UMand, I 347 f.
— Kerner: Hebens taufen. An Conz.
,,Ea steht in stiller Dämmerung" 93 — 94.
25 Dichtungen 1841, I 398 f. — Varnhagen
von Ense: An Wilhelm, Reicbsgrafen
zu Bentheim 1812. ,,So wie ein lächelnd
Kind in holden Träumen" 95 — 97. — Kern er:
An das Trinkglas eines verstorbenen
30 Freundes. Um Mitternacht. „Du
herrlich Glas, nun stehst Du leer!" 98.
DicJifungen 1841, I 347. — Kern er: An
die Freunde. „Daß ein stumpfer Ee-
censente" 99 — 100. In den Dichtungen 1841
35 nicht enf halfen; vgl. Mayer, Uhland, 1 319 f. —
Sonette, Octaven.
101. — S. 103 hleiht frei.
[Bis S. 118 Sonette, S. 119—130 Stanzen].
Kerner: Todtenopfer. 1. ,, Frisch
40 aufgeblühet stand die Heimat wieder" 103.
2. ,,Du tbeurer Bruder! der durch's steilste
Leben" 104. 3. „Du strebtest oft, ein herzlich
Kind, mit Thränen" 105. Dichtunqen 1841,
ZJ'SÖ-IS?. — Schwab: Todtenopfer für
45 L. A. P. [= Ludwig August Pauly, 1793
—1813; Goedeke VIII 355; vql. auch K.
Mayer, Uhland, I 31(i f.; 347, 350 361 f.\;
,,War mir ein heiter Liebesloos gefallen" 106.
Gedichte 1838, I 39. — Uhland: An den
50 Unsichtbaren. ^Du, den wir suchen auf
so finstern Wegen" 107. Gedichte, I 105. —
Helm in a von Cbez)': Das schlafende
Kind. „O sel'ge Ruh'! von deinem Arm
umfangen" 108. — Schwab: An eine
55 Weinende. «Von Sphären weiss ich, die
in lichten Kreisen" 109. Gedichte 1838,
jaS.^lSll«. — Schwab : Vorzeichen. „Oft,
wenn ich einen langen Tag verloren" 110.
Nicht in den Gedichten 1838. — Schwab:
fiO Herbstesahnung. „Es ist lang her; die
welken Blätter sanken" 111. Nicht in den
Gedichten. — Schwab: Irrthinn. An
A. L. „Du fandest mich um alte Liebe
klagen" 112. Gedichte I 40. „An Sophie
6-, 1812." - Schwab: b* o c b t f er t i g ii ii -.
An dieselbe. „O zürne nicht, dass ich
muss offen fragen" 113. Gedichte I 41. —
Uhland: Geisterleben. »Von dir ge-
trennet, lieg' ich wie begraben" 114. Ge-
dichte, I 107. — Varnhagen von Ense:
Herbstgefübl. Nürnberg am 28. Ok-
tober 1808. „Die Felder stebn in warmem
Sonnenscheine" 115. — Derselbe. An H.
„Du schautest frommen Sinns die Liebes-
blUte" 116. — Schwab: Auf eine Land-
charte der Schweiz. „Das ernste Land
mit seinen Felsenstegen" 117. Gedichte,
I 38. — Uhland: An Kern er. „Es war
in traurigen Novembertagen" 118. Gedichte,
I 103. — Keruer: Denkmale. L Kepler,
„Arm, preisgegeben jeglicher Beschwerde"
119. Dichtungen 1841, HCl. — H. Frisch-
lin. „Hin schlössen sie in starre Felsen
ein« 119. Dichtungen I 161. — IM.
S c h u b a r t. „Ihn stiessen sie aus fi'ischen
Lebensgärten" 120. Dichtungen I 103. Je
eine Stanze. — Schwab: V e r m ä c b t n i s s. An
rlie Freunde. „Es kommt die Zeit, da
ich nicht mehr zu sagen" 121 — 122. Ge-
dichte, 1 35. -Fussnoie: „Durch einen Traum
veranlasst.'- — Schwab: Im Tempel.
„Der Priester schweigt, es sendet die Ge-
meine" 123—124. Gedichte, 133. — J.
6. S. [= Seegemund] : D a s Z a u b e r-
mädchen und der schlafende Jüng-
ling. Das Zaubermädchen. „Er schläft,
den einst die zauberkund'ge Hand" 125. —
Schwab: L i e b e s m o r g e n. An A. L.
„Gelagert sprachlos sassen wir im Kreise"
126. Gedichte. 133. ^1813".— Schwab: An
A.v. Bl. ins Stammbuch. „An Schwabens
treu vereinigende Weine" 127. Gedichte,
I 37. .,An einen Freund." [Alex. r. Blom-
herg?\ — de la Motte Fouquc': (1) An
eine Sängerin. „Erst hielt ich's für 'nes
frommen Glöckloins Klingen" 128. (2) An
eine Flöttenspielerin. „Man sagt,
Hirtinnen auf sicil'schem Rasen" 128. —
S p i n d e 1 m a n n , der R e c e n s e n t
[= Uhland]; Glosse.
„Süsse Liebe denkt in Tönen,
Denn Gedanken stehn zu fern ;
Nur in Tönen mag sie gern
Alles, was sie will, verschönen.
Tieck.«
„Schönste! Du hast mir befohlen" 129 — 130.
Gedichte, 1 130. Titel: ^Der Becensent.-^ —
Sinngedichte. 131. - S. 133 bleibt frei. —
[Bis S. 145 Distichen.]
Varnhagen von Ense: Prinz Lud-
wig Ferdinand von Proussen. L „Kühn
durchschritt er das Loben, die Kraft aus-
tobend des hoben" 133. H. „Fürstliches
Blut hinströmte der Held, anstürmend in
Kampflust" 133. — Derselbe: Furcht-
barkeit der G eliebten. ,. Lieblich bist du,
und sanft, wie ein heiterer Frühlingsniorgen"
134. — Derselbe: Die Elbe bei
Meissen. ,,Ganz wie der heimische Rhein
will hier mich die Elbe liediinken:" l.Sr>. —
185
J. Kerners Deutscher Dichterwald 1813.
186
Schwab: Die Bluineii. An A. 1j. „Jedes-
mal, flieg' ich mit dir die fröhlichen Reihen
im Tanz iiin" 136 — 137. Kicld in denGedicliten
1828. — Kern er: Der Eosenstock.
„Siehe! die Wurzel, sie liegt im schweigenden
Dunkel begraben" 138. Dichtungen 1841,
I 64. — Kerner: Im Herbst. „Eh' sie
erstirbt, die Natur, die treue Mutter, noch
einmal" 138. JHcliiungeii 1841, I 05. —
Kerner: Im Winter. ,, Fühlt, welch hohes
Geschenk die sterbende Mutter zurückliess:
Schloss sie die Sonn' euch nicht liebend
in glühenden Wein?" 138. Dichtungen 18 U,
I 05. — Kerner: An L. ü. „Als wir
schieden, da war's am Himmel stürmisch
und trübe" 139. Dichtungen 1841, I .32!).
— Kern er: Tröstung. ,,Was im
weinenden Auge mir oft die Thränen zurück-
hält, Ist ein spielendes Kind, oder ein Vogel
im Flug" 139. Dichtungen 1841, I 68. —
K e r n e r : An die * * "* ,,Wenn mit
frevelndem Mund ihr Heiliges wagt zu ver-
künden" 139. Dichtungen 1841, I 328. —
Kerner: Gespräch. Erster. ,, Widrig ist
mir fürwahr, was schön tönt, ohne zu nützen."
140. Dichtungen 1841, I 140. — Chrysa-
lethes [:= Ueinnch Köstlin]: Mikrokosmus.
,, Mikrokosmus ja wohl ist der Mensch, es
stecken die Thiere
Sämtlich in menschlicher Haut; offener oder
verhüllt,
I51ickt hier der Affe hervor, hier der Hund,
hier der Wurm und der F'rosch dort.
Aber das böseste Thier traget dein Busen,
o Mensch! 141. —
Das Furchtbare.
,, Traurig ist es zu irren, und schröeklich zu
[toben im Wahnsinn,
Doch das Abscheuliche ist: hohler Ver-
[ständigkeit Trotz." 141.^ —
[Dieses Distichon ist ebenso wie die nüchsten
sechsehn von Chrysalethcs= Köstlin].
Der Witz.
,,Keck muss er seyn ! Nur wenn er sich
[selbst, wie die Dinge verspottet.
Lebt er freudig; er stirlit, wie er sich selber
[gefällt." 141. —
Liebe.
,, Schwatzet von ewiger Liebe das Volk!
[Wann kannt es die Eine
Ewige Liebe? Die ist's, welche nur Ewiges
[liebt." 141. —
Der Bann.
,, Seihst in dem Kreise, den du mit den
[eigenen Thaten gezogen,
Bannst du dich, Seele, und kannst ninimor
[dir selber entfliehn." 142. —
Der Mensch und die Zeit.
,,Ab von den Sternen gekehrt, in die Fluten
[sich warf er, und strömend
Ueber des Ringenden Haupt wälzen die
[Wogen sich hin." 142. —
Freiheit.
„Aus des Bannes Quaal, des verbannenden,
Ihiiunilische Freiheit!
Führst du in's ewige Licht, ewig vereinend,
[zurück." 142. —
Pflanz e.
(a) ,,Wie im Boden die Pflanze, so wurzle
[dich fest in dir selber.
Immer zum Lichte, wie sie, wirke und treibe
[den Stamm.
(b) Die ihr geringe sie achtet, o möchtet ihr
[Eines ihr gleichthun!
Weiss sie zwar nicht, was sie thut, aber:
[sie thut, was sie weiss." 142 — 148. —
Vorzug der Menschennatur.
,, Reden können die Sterne, die Lüfte, die
[Blumen, der Stein selbst,
Aller zu schwatzen, verlieh' einzig dem
[Menschen der Gott." 143. —
Forscher.
,, Möchtet das Wort ihr der Geister ver-
[nebmen, wollet den Mund erst
Schliessen, da ihr mit Geschwätz immer die
[Zarten verjagt." 143. —
Pflanzengeist.
,, Einen Geist in der Pflanz' erkennt er, den
[Spiritus rector.
Der aus der Reh' ihn stets mächtig und
[sichtbar regiert." 143. —
Die Kürbisse.
,, Saugt euch nur voll und strotzet und prangt
[mit mächtigen Köpfen,
Prüft man euch, ist es docli nur fader und
[wässriger Schwulst!" 144. —
Die Bohne.
,, Siehe des Lebens Lauf! Erst Duft und
[geflügelte Blüte,
Dann ein brauchbar Gemüs, trockene Hülse
[zuletzt." 144. —
Der Granatapfel.
,, Herrlich blühte das Mädchen in üppiger
[Glut der Granaten,
Aber im Ehstand ward bitter ein Apfel
jdaraus." 144. —
Zufriedenheit.
„Um ein zufriedenes Herz nur bittet er
[Gott, und er ist auch
Immer zufrieden mit sich selber, der glück-
[liche Mann." 144. —
Die Lebensweisheit.
„Nicht des Kampfes begehr', gehorche dem
[besseren Rathe,
Liebe die Fesseln, und bald lieben die
[Fesseln auch dich!" 145. —
K e n n e r s c h a f t.
„Sonn' und Sterne, so meinten die Alten,
[ziehn um die Erde
Stets im Kreise, sie selbst steht in der
[und ruht.
Also um dich, wähnst du, der dunkele,
[kreisen die Geister,
Während sie frei ihre Bahn wandeln im
[himmlischen Raum." 145. —
Trost aus der Akustik.
,. Schwingend tönt, wie Melall, so das Talg-
I liebt auch, ja die Wurst selbst,"
187
J. Kerners Deutscher Dichterwald 1813.
188
Immer dein Liedchen denn fort sing' uns,
[o Talg und o Wurst!" 145. —
Spindelmann, der Recensent
[= Kerner]: Eecension von A. W.
5 Schlegels Gedichten.
'S iat kein ganz schlechtes Lesen drum,
'S ist aber noch nicht aufgeschnitten,
Wenn "man die Nase reibt drauf 'rum,
So riecht's nach was — ich mein', nach
10 Quitten. 146.
Diclituiifien 1841, I älS, Titel: „Spindel-
nianns Recension eines Biiclis." —
Kerner: Auf einen Ep i grammatisteu.
„Dein Epigramm, o Theodor!
j5 Ist spitzig, wie ein Eselsohr." 146.
In den DicMnngen ls41 nicht enthalten Vf/L
K. Mayer, Uhland I 250. —
Assur \Assingy. Schriftzüge.
,,Stralet im Auge die Sonn',
20 Funkeln die Stern' im Briefe." 147. —
Assur: Erklärung.
,, Springende Saiten ertönen.
Drum ist so liedeireich der Schmerz." 147. —
Assur: Hoffnung, Glaube, Liebe.
25 ,,In Lüften fliegt die Hoffnung,
Der Glaub' einst gieng auf Wogen —
Und Liebe könnt' versinken':'" 147. —
Biese und die vorhergehenden Verse repro-
duiiert K. Mayer, Uhland, I 249. —
30 Kerner: Räthsel. ,, Kennst du den selt-
samen Krystall?" 148. Dichlune/en. 1841,
I 133. —
Legenden, Balladen, Mährchen. 149.
35 S. ir,o lilciht frei. —
Uhland: Die verlorene Kirche.
,,Man höret oft im fernen Wald" 151 — 153.
Gedichte I .31.3 — 315. — Kern er: Die
Stiftung des Klosters Hirschau. ,,Heli-
40 cena eine Wittwe war" 154 —156 JHehtunc/en
184, I 130f. — Kerner: Sankt Walde-
richs Capelle zu Murrhardt. ,, In alter
Hurg auf wolk'ger Höh" 157 — 159. Dich-
iunf/en 1841, I 304f. — Kerner: Sankt
,{5 Alban. ,,Es steht dem Land zum Grusse"
160—161. nichtimgcnlS41, 1374. — Keiner:
(t raf Mon tfort. „(iraf Montfort von der
liotbenfahn zog über das weite Meer." 162 —
164. In den Dichtungen 1841 nicht enthalten. —
50 Uhland: Jungfrau Si eglinde. ,, Das war
.Jungfrau Sieglinde" 165 — 166. Gedichte. I
1>t7 — 18U. — Kern er: Die heilige Regis-
wind von Laufen. ,, Der Ritter Ernst, der
war ergrimmt zu einer bösen Stund" 167
55 —169. Dichtungen 1841, I auf. — Kernev:
Sankt Elsbeth. ,,Zu Wartburg unterm
Lindenbaum" 170 — 173. In den Dichtungen
1841 nicht enthalten. — Kölle: Gute Wahl.
,.Sie füllet den Krug an der Quelle" 174.
i;o — Der Schäfers söhn. (Fliegendes Blatt.
Merkwürdig ist die Aehnlichkeit im Refrain
\..Berg und Thal, Kühler Schnee: Herst ieii!
Scheiden, das thut weh.^] mit den altdänischen
Halladen). ,,Es weidet ein Schäfer im langen
er, Holz" 175—178. Nach Kerners IJrie/ Wechsel
I 303 ist das Gedicht ron BetuUus-
ßirken. — Tliorbecke: Der hohe
Apfelbaum. „Zwei Aepfel hat Jemand
getragen" 179 — 180. — Volker [— Uhland]:
Der Wirthin Töchterlein. „Es zogen 5
drei Bursche wohl über den Rhein" 181.
Gedichte, 1 176. — Kern er: Die traurige
Hochzeit. „Zu Augspurg in dem hohen
Saal" 182. Dichtungen 1841, I 253. — de
la Motte Fouque: Graf Wilhelm von 10
der Lippe. Volkssage. ,,Im Norden
unsres Lands, des lieben, alten," 183—186.
Terzinen. — de la Jlotte Fouque: Der
Wahnsinnige. ,,Mach' auf die Thüre,
Mütterlein" 187 — 188. — Volker [= Uhland]: 15
Harald. ,,Vor seinem Heergefolge ritt"
189—191. Gedichte I 234f. — Uhland:
Rolands Schildträger. ,, Der König Karl
sass einst zu Tisch" 192 — 199. Gedichte I
263—270. — Uhland: König KarlsMeer- 20
fahrt. ,,Der König Karl fuhr über Meer"
200-2(12. Gedichte I 270—272. — de la
Motte Fouquc: Burg Volmarstein.
I. ,,Icli will Euch eine deutsche Mähr' ver-
künden" 203. II. .,Wer hat in seiner stolzen 25
Ritterpracht" 203—204. — III. Im grünen,
sonndurchblickten Bergforst" 204—206. —
IV. ,,Als in die Burg eintrat der grosse
Freiherr" 206 — 207. — V. „Ein guter Haupt-
mann war Graf Volmarstein, Ein bess'rer war 30
der Freiherr von der Reck" 207—208. —
VI. Was flattert von den Thürmen" 209 —
210. — VII. „Sie zogen allsamt aus dem
Thorgewölb" 210— 211. — Uhland: Tail-
lefer. „Normannenherzog Wilhelm sprach 35
einmal:"212— 214. r/crf/c/i^ei, 272—372. —
de la Jlo tte Fouqr: I. Königslohn. ,,Sie
Sassen im Schiff bei Metli und Wein" 215
— 217. II. Sängerlohn. „Der Schäfer hütet
seine Heerde" 218—220. — Uhland: Der 40
Königssohn. I. ,,Der alte, graue König
sitzt" 221. 2. ,,Der .Tüngling steht auf dem
Verdeck" 221—222. 3. Fischer. „Ver-
sunken, wehe, Mast und Kiel!" 222—223.
4. Fischer. ,,Was spähest du nach der 45
Angel" 223. 5. ,,Wie schreitet königlich
der Leu!" 223—224. 6. „Im Walde Läuft
ein wildes Pferd" 224—225. 7. „Es steht
ein hoher, schroffer Fels" 225—226. 8. „Der
König und die Königin" 226. Gedichte I 50
301 — .306. — Kerner: Goldener. Ein
Kind e rmährch en. „E.s sind wohl zwei-
tausend .Tabre, oder noch länger, da hat in
einem dichten Wald ein armer Ilirte gelebt,
der hatte sich ein bretternes Haus mitten 5-,
im Walde erbaut, darin wohnte er mit seinem
Weib und seinen sechs Kindern: die waren
alle Knaben". 227—233. Dichtungen 1841, II
23i/f, wo das Märchen den y Heimatlosen''^
eingefügt ist. — Die Fussnote ebenda lautet: ai
..Dieses Mahrchen wurde als ein Bruchstiich
dieser grossem Dichtung in dem Dichterwald
aufgeführt, und aus diesem von Gottsehall'
in seiner Sammlung von Vollstnährchen ab-
gedruckt, wuhrscheinlieli weil der Heraus-
189
Jaliiliüclilein deutscbor Gfdichti? 1815.
190
gelier vcrmeinie, es liei/e diesem Mährchen
eine Volkssac/e oder VoliisdicMuny zu Gininde,
was aber nicht isi." Vgl. zu Kerners ,,Gol-
dener'' UMunds Vierzeiler in den Gedichten
189!^, 11:.'^, dazu II 165. — U hl and:
Mährchen. ,.IIir habt gehört die Kunde:"
234—242. Gedichte I, 317—3:24. —
Nachlese. 243. S.:i4i bleibt frei. d.'
[=: UJdand]: Theelied. „Ihr Saiten! tönet
sanft und leise" 245-246. GedichteI51JI3>: —
Schwab: An August Mayer. Antwort
auf dessen Abschied S. 91. ,,Achl nicht
so gut ist dirs geworden" 247 — 248. Vgl.
Mayer, Uhland I 2(Jlf. und die Einleitung.
Verzeichnis der Mitarbeiter am Detitsclien Dichtericald.
Amalia \Scho]^pe\
Assur \Assiny\
Chizy (Helmina von)
Chri/salethes = Heinrich Köstlin
— d. = ühland
Florens = Joseph von Eichendor/f'
Fouque (Friedrich Baron de la Motte)
GOHL = Graf Otto Heinrich Loeben
Kerner (Jtistinus)
KOlle (Friedrich)
H. Köstlin, s. Cltrgsalcthcs
Mayer (Auyust)
Mayer (Karl)
Hosa Maria [Varnhageii\
Amalia Schox)jJC.
S. (J. G.) = Seegemund
Schwab (Gustav)
Spindelmnnn, |= Uhland (S. 7, 121)) ;
der Bccensent 1= Kerner {S. 47, 140.)
ThorbecJce (Karl)
Uhland (Ludwig)
Varnhagen von Ense (Karl Auyust)
Volker = Uhland
Jahrhüchleiii
deutscher tredichte
auf 1815
von
^ Heiiir. Loest, Friedr. IJaroii de la
Verlagl
und > ;
Druck: J
.Motte Fouque, Ludwig Glesebrecht u. a.
Stettin.
gedruckt hei Carl Wilhelm Struck.
1S15
Fundorte: Königliche und Univcrsiläls -
Bibliothek zu Berlin. — Göritz-Lübeck-
Sti/luny zu Berlin. Dr. Leop. Hirsehberg zu
Berlin.
Zur Geschichte des Jahrbüchleins: Sehr
jung schon, selbst für jene Zeit bcmerkensucrt
friih. begann S eegemunds. des spateren
Schulrats, dichterische l'roduktion. Im Tage-
buch Loebens. der Okiober 1811 in Nenn-
hauscn bei l-'ouqui wohnte, findet sich die
Notiz: ..Ganz herrliche Gedichte des 17jährigen
Gymnasiasten in Stettin, Seegemunds, ge-
lesen.-' Die durch Fouque vermittelte Be-
kanntschaft führt rasch zum Briefwechsel:
schon am 12. November schreibt Lochen dem
^.angehenden Berliner Akademiker'' . Zu Weih-
nachten 1811 kam Seegemund sogar zu-
sammen mit Neumann at(s Berlin herüber
nach Nennhausen, wie ebenfalls Loebens
Tagebuch berichtet. —
Das Taschenbuch wäre wahrscheinlich
schon erheblich früher zu Tage getreten, wenn
nicht die Kriegswirren sein Erscheinen hinter-
trieben hatten. Ein Brief Seegemunds an
Kern er com 17. Deiembcr ISlil berichtet
darüber: „Zugleich hab ich den Wunsch und
zu seiner Erfüllung einige Anstalten gemacht,
zuvor auch hier im Norden einen Dichter-
garteu anzulegen, in welchem Fouque,
Ludwig Giesebrecht (von welchem Sie
noch nichts wissen, aber einst das Herrlichste
erfahren werdeujund — Sie. verehrter Freund.
Schwab und ühland die Stämme sein
möchten. Der Entwurf dazu ist längst ge-
hegt, das Werkchen war daran, unter dem 20
Titel: .Jahrbüchleiu deutscher Ge-
dichte in Stettin herauszukommen, ehe diese
Stadt eingeschlossen ward. Ich habe die
Beiträge von allen in Händen, auch von
Uhland. den Fouqu^ früher darum ersucht 20
hat — nur zu Ihnen und Schwab muss ich
noch mit der Bitte gehen, und ich thue das
mit dem herzlichsten Zutraueu." fKerncrs
llrieficechsel I 3'il] Ende Januar 1615 ivar
es fertig und wurde verschickt. Secgemuund ^
berichtet am 2i. .Januar Kerner: .,Mit unserm
Jahrbüchlein hat's auch lang gedauert, und
nun ist's fertig und sieht recht gut aus."
[Kemcrs Briefwechsel I i06f; vgl. auch 411.]
Loeben notiert am 20. Februar den 35
Empfang des Jahrbüehlcins. Er besprach
es auch sehr ausfüMieh und instruktiv in
der ..Jenaiser renommistiseh-romantischen
Zeitung'-, icie Haug sie einmal Matthison
gegenüber grollend tituliert, [in dessen Literar. 4u
Nachlass 18.32, II 160].
Unter seiner Chiffre G. L. = Graf Loeben
■schrieb er in No. 179 der Jenaisehen
Allg. Literatur- Zeitung vom Sept. 1815,
Sp. 475 ff folgendes : 45
,, Kräftiges, selbstständiges und unbe-
fangenes Leben ist der Genius der vorzüg-
lichsten dieser Gedichte, und bietet aus
jugendlichem Füllhorn erfreuliche Gaben.
Wir fiilgen der Eintheilung des Ganzen, um 50
über das Einzelne unser l'rtheil näher zu
bestimmen. I.Lieder. Nicht alle sprechen
vollendet und anziehend an. Heinrich
Loest hält sich dem Boden der Erde nah';
und weil er zur Prosa zu wenig geflügelte 55
Poesie mitbringt, verflüchtigt das Humo-
ristische, wohin sich mehrere seiner Ge-
dichte neigen, nicht reizend genug den Stoff,
und bleilit schwer und ohne Grazie. Die
Siiinnerin ist ihm am besten gelungen, ein eo
ganz artiges Laudliedchen in vossischor
Weise ... — Die Lieder von Ä. Karow
sind allerding» einfacher und in sich selbst
runder, sie ermatten aber häufig an zu ;>ll-
191
Jahrbüclilein deutscher Gedichte 1815.
192
täglichem Gedankengange . . . oder geben
ihrem Gegenstand eine sonderbare Wendung
. . ; da, wo in ihnen Phantasie vorherrscht,
ist Zartheit und Neuheit der Erfindung vor-
handen, aber in der Ausführung bemerkt
man noch bisweilen Unbehülflichkeit, noch
nicht die letzte freye Leichtigkeit im me-
trischen Bau und Ausdruck. Doch
spricht aus allen der Geist einer freund-
lichen, geschäftigeuJugend .... Die meisten
Beyträge hatGottwalt gegelien. Erzeigt
sich geistreich, männlich, 1 bisweilen bis zur
Derliheit und prosaischen Wendung im
Ausdrucke, und dort wie da, wo er mehr
in zartere und lieblichere Weichheit über-
geht, scheint er den pnetischen Stoff im
Centrum der Reflexion aufzusammeln, und
von da mit einer gewissen sinnigen Ver-
gnüglichkeit, die bis zur Laune und Ironie
geht, zu vertheilen. Er beschäftigt mehr,
als dass er rührt, und verräth eine Ver-
wandtschaft mit jener goetheschen Eigen-
schaft, die hinter ihren einfachen Worten
ein hingeworfenes Räthsel des Meisters ver-
muthen lässt; und diese geistreiche, kluge
Bedeutsamkeit zieht an und erwirbt sich
eine fesselnde Aufmerksamkeit. Das leiseste
Geheimnissvolle hat für den Menschen einen
Zauber, die Ahnung einer Befreyung, einer
höheren Erfahrung. — — — —
Die zweyte Abtheilung: Eklogen.
Elegieen, Epigramme, enthält maunich-
faltige und sehr vorzügliche Sachen.
Eine der geistvollsten Glossen, welche die
meisten Versuche dieser Art durch Eigen-
thümlichkeit. Feuer und Fülle übertrifft, ist
Gottwalts ,,Sieg der Kunst", vielleicht
oder vielmehr ohne Frage die schönste und
originellste Lösung des vielfach variirten
Themas von Tiecks:
Liebe denkt in süssen Tönen usw.
IIL Sonette. Die 24 Sonette von
Ludw. Giesbrecht enthalten viel Treff-
liches: sie sind keck und rasch im Gange,
weniger zart und lieblich als stark, frisch
und grandios. . . ". Man sieht wohl, dass
in diesem Dichter eine bedeutende Kraft
und Tüchtigkeit sich regt, die Alles, was
eich ihr zum Gegenstände darbietet, mit
raschem Muth ergreift. Die Weihe der
Meisterschaft haben die S o n e 1 1 e von Ludw.
Uhlaud. Auch sie regen, wie Mehreres von
Gottwalt, mehr den inneren Sinn als das
Gemüth an; aber es ist Alles aufs Lieblichste
aufgelöst in Leichtigkeit, Spiel und blühendes
Wesen. Der Witz giebt sich hier gleich-
sam, träumerisch auf Rosen hingestreckt, ein
Fest. Es ist als schrieb' er diese Sonette
auf flatternde Kosenblätter, und Zephyr trüge
sie scherzend davon, durch ihn selbst dazu
ermuntert. — —
Die Weitläufigkeit unserer Anzeige möge
den Herausgebern ein Beweis der Aner-
kennung ihrer srhönen Absicht seyn."
Eine zweite (uisfuhrUrhc llcsension, irclchc
die cnliieyenin'scI'Ac Ansvliduumj zur (ii'Uunij
hrinijl, ist bcmcrkcnsirert durch ilic loran-
gestellten alli/cmeinen Uemcrkungen. Ein
Ungenannter ichreibt in der Hall. Allg.
LiteraturZeitung vom Julius 1815, in
No. 15S, Sp. 485 /f.:
„So häufig und jährlich wiederholt sonst
d!o Tas^chonbüeher erschienen, die sich
Museualmanaclie nannten und lauter Dich-
tungen enthielten, eben so selten erscheinen
sie jetzt und haben den Mischlingen Platz
gemacht, in denen gebundene Rede mit der
ungebundenen wechselt. Diess Jahrbächlein
beobachtet die alte Gestalt: es giebt nur
Gedichte. Bey diesem Rückblick auf die
ältereZeit bietet sich unscineVergleichungvon
selbst dar, und erfordert wohl einige Worte."
— Das Äeusscrc der Gedichte habe sich all-
mählich zum Vorteil i/ea-andclt, es sei immer
mehr Ilücksicht auf ihre kunstmässige Ge-
staltung iicnoiiimcH tcurde», die meisten Ge-
dichte schritten jetzt „gebundener, fester und
sicherer einher als ehedem".
„Wenn so das Aeussere besticht, so lässt
dagegen das Innere oft überaus leer, da —
es leer ist; es ist eine hohle Form, aus
welcher der Geist verfingen, oder die nie
Geist in sich gebannt enthielt. Das ganze
Häuflein neuerer Dichter sieht sich im
Grunde so überaus ähnlich, alle haben einen
Solchen Familienachnitt, dass es bequem
angienge, man würfelte die Namen unter
einander und schriebe sie nun, wie sie
fielen, unter die Gedichte; man würde jedes
für den zufällig bestimmten Vf. passend
finden, da eine hervorstechende Eigenthüm-
lichkeit in wenigen sich beurkundet. Sonst
musste denn doch ein Dichter, wollte er vor
dem Richterstuhle der Beurtheiler bestehen,
seinen Dichtungen einen einigermassen
hervorstechenden Inhalt zu geben wissen,
jetzt kann schon eine blosse äussere kunst-
volle Gestalt anziehen, und das Urtheil,
wenn auch nicht beste[c]hen, doch be-
schwichtigen und bedingen.
Alles diess Angedeutete gilt im vollsten
Maasse von dem vorliegenden Jahrbüchlein,
in welchem eine unverkennbare Familien-
ähnlichkeit hervorleuchtet, abgerechnet, dass
eine Familie [Giesebrechtj wirklich reichlich
mit Dichtern gesegnet ist und so wieder
diess Taschenbuch begabte. Das meiste
bewegt sich darin in gefälliger äusserer
Gestalt, der Inhalt schlüpft leicht am Leser
vorüber, und weniges ist darin, was den
Leser so fesselt, dass er oftmals dahin
znrück kehren möchte, so lieb ihm auch
einige der darin wieder auftretenden Dichter
seyn mögen.
Die erste Abtheilung begi-eift Lieder in
sich ; wir wüssten kein Ausgezeichnetes
darunter zu nennen, eines fiiesst hinter dem
andern glatt und unbemerkt fort. — —
Von den Eklogen, Elegien, Epi-
grammen lässt sich auch nicht viel
sagen .... Einige sind so überaus holz-
schnittartig, und in dem Glauben, ihnen
eine alterthümliche Haltung zu geben, so
hölzern gerathen, dass man manches Blatt
nicht ohne Vergnügen, die Seite überwunden
zu haben, umwendet.
In den Sonetten findet man sich schon
heimlicher, aber etwas bunt schweifen die
Gedanken in und auseinander, und man
weiss nicht recht, wie sie zu und neben
einander kommen. — — Am freudigsten
wird man sich in den Balladen, Le-
genden und Mährchen ergehen können.
F o u q u !■ beginnt mit einer altnordischen
Geschichte in Balladen: Die Eroberung
von Norwegen. Es ist wohl uubestreit-
193
Jahrbüchleiu deutscher Gedichte 1815.
194
bar, dass Fouque, wie so vieles andere,
auch Ton und Geist der Ballade tüchtig
und wahr ergriffen hat. Nicht ein breites,
philosophisches Lehrgedicht soll eine Ballade
seyn, sondern eine lebendige Darstellung.
auch vorübergehender Handlungen.
Auch Hr. Uhland bewährt seine erfreuliche
Dichtergabe, besonders in dem Romanzen-
tone, wieder in dem Gedichte: Paris. —
— Die Abtheilung dramatische Gedichte
enthält nur eines : D i eWi ederbevölkerung
von Island, eine Abenteure von Fouqu6.
In diesen Nordlandsdichtungen ist Fouquö
recht eigentlich zu Hause, ja sie haben,
verpflanzt auf unsern Boden, erst eine rechte
Gestalt durch ihn gewonnen. Kaub, keck
und kräftig ist auch diese, wenngleich
minder anmuthig als manche andere des-
selben Dichters. — — "
aj Innhalt. Drei unpcujinierte Seiten.
Lieder. 1- S. 2 bleibt frei. —
Gottwalt [= Johann Georg Seegemund,
geb. 1791; GoedeU VllSöä. ' Vgl. „Die
Musen. Eine norddeutsche Zeitschrift", her-
25 ausgeg. von . . Fou[|ue und W. Neumann,
Jahrgang 1814, 2. Stück: „J. G. Seegemund,
Offizier im Regiment Colberg".] : Bundes-
lied. „In der hehren Feierstunde" 3 — 4. —
Heinrich Loest [Heinrich Wilhelm,
m 1778 — 1848, Goedeke VI 468 f]: Ruud-
gesang. »Des Menschen Geist hat viel
gefunden" 5—7. — Adalbert von Cha-
misso: Wechselgesang bei der Ab-
fahrt. Auf dem Wasser. „Ausgespannt
X> das Tiial der Wogen" 8—10. H. Tardel,
Gedichte 1907, II 315; dazu 425 u. 413. —
A. Karow: Geistliches Lied. „Bin
müde nun zum Sterben 11 — 12. — ■ Gottwalt
1= Seegemund]: Lebensphantasien. l.An
40 einem Sommerabeud. „Wir wandeln
kindlich durch das Leben" 13-14. 2. An
einem Herbstesmorgen. „Hinüber zu
jenen Hügeln". 15. — Karl Giesebrecht
[Karl Heinrich Ludwig, 1782—1832; Goedeke
45 VI 113: AHB 9, 157]: Lenzgefühl.
„Wenn dem Winter die Gewalt" 16 — 17. —
A. Karow: Auf dem Wasser. „Wie der
Mond mit zarten Blitzen" 18. — Otto
Heinrich Graf von Loeben: Leben
50 und Liebe. „Das Rad da unten ohne Ruh
und Rast" 19. — A. Karow: Die Lampe.
„Zarte goldne Strahlen schweifen" 20. -
A. Karow: Erinnerung. Wo „goldue
Früchte flammend reifen" 21. — Gottwalt:
55 [=^ Seegemund]: Die stumme Antwort.
„Bei des Morgens frühem Schimmer" 22 — 23.
— A. Karow: In der Frühe. „Und
schon war die Sonne gesunken" 24. — H.
Loest: Die Spinnerinn. „Und wann im
60 Maien der Kukuk schreit" 25. — A. Karow:
Das Veilchen. „Ich hatte lang' sie nicht
gesehen" 26— 27. — L. Uhland: Der Leit-
stern „Der ausfuhr nach dem Morgenlande"
28 - 29. Gcd. 1898, 1 179 f. — Gottwalt [=
65 Seegemund]: Die Gärtnerinn. „Wie meine
Grotte heimlich lieget" 30—31. — H. Loest:
Schön Elsel. Ein Vöglein saß auf grünem
Zweig" 32 — 33. — Gottwalt: Der neue
Rinaldo. „Stilles HofiFen, langes Zagen!"
34—36. ■ — Otto HeiurichGraf v. Loeben:
Reiterlied. „Den Muth hab' ich ver-
loren" 37. — Gottwalt: Entsagung. „Ich
fahr' ein Schiff auf hohen Wogen" 38 — 40. —
A. Karow : D er Ungeliebte. „Aus meinem
Himmel ausgestossen" 41 — 42. — v. Fouque
[= Friedrich Baron de la Motte Fouque, 1777 —
1843, Goedeke VlllS/f]: D er Ungeliebte.
„Andre lass' auf Kleider sinnen" 43 — 44.
Gedichte 181 7, Bd. 2, S. .S/'. — 0 1 1 o H e i n r i c h
Graf von Loeben: Verknüpfung. „Dies
schwarze Band" 45. — A. Karow. Ab-
schied. „Mein Schwerdt hab' ich gezogen"
46 — 47. — Gottwalt [= Scegemund\: An
die Muse. Beim Abschied ins Feld.
„Willst auch du dich von mir wenden"
48-49. — A. Karow. Abschied vom
Hause. „Wohl aus dem stillen Vaterhaus"
50—51. — Gottwalt: Während der
Waffenruhe 1813. „Tritt o Geliebte Meine"
52—53. — Gottwalt: Der Verwundete.
„Der ich einst mit sicherm Schluss" 54 — 56.
— .J. G. S. \^Joh. Georg Seegemund]: Der
Verwundete. „Was rührt sich mein
Schwert in der Scheide?" 57 — 58. — Gott-
walt: Mit Fausts Zaubermantel. ,,Eine
schnelle liebe Stunde" 59-60 — A. Kr.
[= A. Karate?]: An fAer Feldwacht. ,,Ich
steh' in einsamer Ferne" 61. — A Karow:
Die Flisfahrt. „Wie der Spiegel von Dia-
mant" 62 — 63. — Heinrich Loest: Der
Champagnerelfe. Wechselgesnng ztoi-
.■ichen den zechenden Philistern und dem Cham-
pugncrelfen. Die zechenden Philister:
, .Seilt, wie der Champagner glüht" 64 — 67. —
G . [ = Gottwalt-Seegcmund:'] : T r i n k 1 i e d für
Dichter. „Gesang zum Jubel des Ver-
oines" 68-69. — Seite 70 bleibt frei —
Eklogen. Elegieen, Epigramme. 71. —
S. 72 bleibt frei. — A. Karow: Am
Meere. „Wie hehr das Land, wo in der
Eichen Nacht" 73 — 74. Bie Iteiden ersten
Strophen sind „Robert^, die beiden nächsten
^Arthur-", die letzte ^Felix" überschrieben. —
Otto Heinrich Graf von Loeben: An
der Donau bei Presburg. „O freies
Leben" 75 — 77. Gedichte, ausgetv. und her-
ausgeg von B. Pissin, Berlin 1905, S. 140 f.
— Otto Heinrich Graf von Loeben:
Schloss Stubenberg in Oesterreich.
„Willkommen, Gast, auf stiller Höh'" 78-79.
— Gottwalt: Der alte Ritter. „Es
sass auf hohem Rittersaal" 80— 81. — Karl
Giesebrecht: Das Schlachtfeld bei
Lützen. ..Hier, wo meine Todten liegen"
82-84. —
Nachtstücke.
1. Gottwalt: Der Gefangne. „Die
Winde geh'n wie Lautenklänge" 85 — 86. —
2. A. Karow: Kirchhofsreigen. „Ver-
hallt ist die Glocke der Mitternacht" 87—88.
13
195
Jahrbüchlein deutscher Gedichte 1815.
196
— 3. A. Karow: Asmodi's Jubelgelag.
ylJnten tief und oben thront" 89—91. —
Otto Heinrich Graf von Loebeii:
Lebenslauf des Fräuleins und der
5 Magd. „Sonnabends wo in jedem Haus"
92—95. Knittelverse. — Ludwig Giese-
brecht [Heinrich Ltidwig Tlieodor, 1792 —
1873, vgl. Frans Kern., L. Giesebrecht,
Stettin 1875]: Glosse.
10 Text: Um dich her soll ewig spielen
Die gesunde Mayenluft.
P. Flemming.
„Als die ersten Veilchen keimten" 96 — 97. —
Gottwalt. Sieg der Kunst. (Nach
15 einem Gemälde von Daehling.)
Th ema.
Liebe denkt in süssen Tönen
Denn Gedanken stehn zu fern,
Nur in Tönen mag sie gern
20 Alles was sie will verschönen.
[Tieck.]
Variation. [Es treten nacheinander cm f: Pru-
dentia, BenedettOyBosu ,Scel(o, Perduto, Yirtuoso,
Corinna \ Prudentia: ^Wie ihr Kunst und
2") Schule fehle" 98—100. — Ludwig Giese-
brecht: Zur Zeit der Waffenruhe. In
Schlesien. ..Eine Zeit ist mir gewesen-
101 — 105. — Adolph Giesebrecht
[Adolph Friedrich Benjamin, 1790—1S5:J\:
30 Geistes waudrung. 1. Flucht. _Was
jagt dich auf mein Herz, aus deinem Kreise"
106—108. 2. Eückkehr. „Am Lande
wieder? Ist das Meer durchschwömmen?"
109—111. Die Schlussstrophe dieses zweiten
35 hat die gleichen Reime wie die Anfangs-
strophe des ersten Gedichts. — Karl Giese-
brecht: Die. Jünger nach der Himmel-
fahrt. ,,Wir kommen zu des Grabes Pforte"
112—115. — Gottwalt: Novalis. „Ein
40 Bote kam aus Himmels Reichen" 116 — 117.
— A. Karow: An die Geliebte. „Ewig
steigen die Sterne hinab, hinauf;" 118 — 119.
— S. [Wahrscheinlich =; Seegemund ; vgl. u.
a. die Aehnlichkeit der Anschauungen im
46 4. Epigramme und in dem Gedicht S. 116-
Bas Inhaltsverzeichnis hat •rF'^]:
[Breissig] Epigramme.
1. Die diesjährigen Epigramme.
^Wie sich im Lenz ein Gewühl von spielenden
50 [Kindern versammelt,
Leicht geschürzt und behend nab'n Epigramme
[sich mir,
Doch ruft Jedes micii an: wo blieb der ge-
[flügelte Knabe,
äö Welcher mit Bogen und Pfeil sonst ja
[mitinnen gespielt?" 120.
Leben und Kunst.
2
..V^ior Zeitalter durchlebte die neuere Welt,
SO in der ersten
Gab das Eisen den Jiiibni, schaffte das Eisen
[die Frucht;" 120.
3.
„Blind gebobrne sind selig, so stehst du,
65 [künstliche Mystik,
Heut denn zu Markte und stichst Sehenden
[gerne den Staar." 121.
Novalis.
4.
„Bräutlich liebt" ihn die Erd' und zog in 5
[die erzenen Schachten
Erst ihn hernieder und bald zu sich hinein
[in den Schoss." 121.
Heinrich von Ofterdingeu.
5- 10
„Weil nach Vollendetem stets der Deutsche
[verlangt, so gewährt ihm
Endlich dieMuse znmTrost dies unvollendete
[Buch.« 121.
Leben und Liebe. 15
6.
„Treffliche Scheuche der Furcht, du gute
[Klinge, du triffst mir
Nicht nur im Felde den Feind, auch in der
[eigenen Brust;" 121. ^0
7.
„Oft durchflieg' ich die Bidle, das Schauspiel,
[volle Konzerte,
Und in dem bunten Gewühl wird mir der
[Buseu so schwer." 122. 95
8.
..Amor du heidnischer Gott! ein kleiner
(Teufel gewisslich
Bist du und ärger als er Tücken und Lügen
[geneigt:- 122. 30
9.
„Blicke fliegen wie Pfeile von Fenster zu
[Fenster herüber" 123.
10.
„Amor streitet und Mars in meinem Herzen, 35
[der Knabe
Zieht sich schüchtern zurück, Bogen und
[Köcher versteckt" 123.
11.
„Ernst erschein ich den Freunden, niicii 40
[freut nicht wenig der Glaube,
Sicherer waltet sodann nur im Geheimen
[der Schalk." 123.
12.
„Einer schilt mir die Jugend, zu männlich 45
[erblickt mich der Andre,
Du hast, Freundin, allein Kindheit dem
[Manne vereint." 123.
13.
„Täglich vertraut sie allhier die blühenden 50
[Glieder dem Bade" 124.
14.
„Gern wo sie wandelt und weilt, verbleib'
[ich, am liebsten im Bade,
Süss ja ist es im Bett seiner Geliebten zu 55
[ruhn." 124.
15.
„Bist du doppelt, o Amor? ich suche dich
[vorne, dich rückwärts.
Dich an den Seiten und rings stehst Du go
[und lachst wie ein Schalk" 124.
Kunst und Liebe.
16.
„Eine der Himmlischen sah ich, sie blickte
[mich an und entschwebte, 03
197
Jahrbüchleiu deutscher Gedichte 1815.
198
Und von der Mus' ein Blick — nennt ihr
[das nicht Epigramm?" 124.
17.
„Rohde, Dich lehrte die Mus' und eine der
5 [txrazien hört dich,
Aber es ruhet ihr Spiel während des deinigen
18. [nicht:" 125.
„Sorg' und Zweifel der Liebe besprach ich
[mit euch, Epigramme —
10 Seit mir Amor gewährt, schweigt nun auch
[mein Epigramm " 125.
Jahresüeiten.
19.
„Sonst auch spendetest du, o Mai, mir
15 [liebliche Blüthen,
Aber noch nimmer wie heut, brachtest du
[ewige mit." 125.
20.
„Flammt mir die Sonne von oben, im Herzen
20 [der Gott, ich verbrenne.
Dennoch von Flammen allein wird mir dies
[Feuer gestillt." 125.
21.
„Wer an dem Feste des Bacchus sich kränzt
•25 [mit grünender Rebe" 126.
Morgen.
22.
-Winterlich täuschte Gebirg' und See, weiss
[wallend, der Nebel,
30 Wahrheit nirgend und doch glänztest du,
[Xebel, noch schön." 126.
23.
„Wenn sie frühe dem Bettchen entsteigt,
[ihr erstes Geschäft ist,
35 Gleich zum Fenstergesims stellen die Blumen
[hinaus;" 126.
Abend und Nacht.
21.
„Bergen auch Götter ihr Glück? Es um-
40 [armen sich Himmel und Erde
Und in der Dämmerung Flor seh' ich die
[beiden nicht mehr."' 127.
25.
„Wäre der Tag so gesellig! er scheidet die
45 [Strassen der Menschen,
Gastlich beherbergt Nachts Baucis den Herrn
[des Olymps." 127.
26.
„Xachts wie die Sterne so gehet ihr auf,
50 [ihr zierlichen Frauen!
Schade nur dass man dabei Fackeln und
[Kerzen verbraucht." 127.
27.
„Stürmisch durchglüh' ich die schweigende
55 [Nacht, verdenk' es mir nimmer,
Hab' ich iin Lärme des Tags einsam die
[Zeit ja verträumt." 127.
28.
„Blicke nur auf zum Gestirn! Ach wäre
6 1 [das meine dort oben,
Heute noch stürb' ich, um gleich dort bei
[den Sternen zu seyn." 127.
29.
„Schliesäen sich zu vier seelige Augen, so
fl5 [darf wohl der Himmel
Tausend haben und mehr, aber die Erde
[nicht eins ■' 128.
30.
„Gute Nacht! wie so frühe doch sagst du
[es, sag' es am Morgen,
Nacht ist's immer wenn Du scheidest. Ge-
lliebte, von mir." 128.
Sonnette. 129. —
S. 130 bleibt frei. —
Ludwig Giesebrecht: [24) Sonnette.
1. „Was ist der Liebe wundersüsses Wesen?"
131. Gedichte 1867, 1 38. Titel: „Was ist
Liebe?-' Gleich den andern Sonetten und
Dichtungen umgearbeitet. 2. „Ich mögte
fröhlich seyn und mögte weinen" 132. Ge-
dichte S. 37. Titel: „Zu Ihr." 3. „O jene
Zeit, da sah ich Sie, die Schöne" 132 — 138.
Gedichte I 36f. Titel: „Die Bekränzte."
Beginnt: ,,Ich sähe dich, du Herrliche, du
Schöne". Gänzlich umgearbeitet. 4. „'Die
Freundin ist von dir zu Gott gegangen':"
133—134. Gedichte I 30. Titel: „Der
Todtenkran z". Beginnt: 'Weisst du? Die
Freundin ist zu Gott gegangen'. 5. „Ich bin nun
oft in einem Wald' gewesen" 134 6. „Du grauer
Stein sollst es den Wandrern sagen" 135.
7. „Komm süsser Name, dass mein Herz
sich labe" 135 — 136. 8. 'Wie fügst du
auch dich in Prokrustes Bette?' 136 — 137.
9. „Der Säule Memnons muss ich mich ver-
gleichen" 137. Gedichte 147. Titel: „Mähr-
chentrieb". 10. „Ich hal)8 nie der Kind-
heit Glück erkannt" 138. 11. „Den Tag,
da ich das Angesicht der Süssen" 138 — 139.
12. Auf Wielands Tod. [I.] „Du wolltest
Deinen Brüdern alles geben" 139 — 140.
[II] 13. „Eh ich dich kannte hab' ich dich
verehrt" 140. 14. ,,'Lebt wohl, ihr Freunde,
au des Hafens Rande'" 141.
15. „Ijiebe ist ewig; ist's dem Menschenkinde
Denn möglich von der ewigen zu lassen?"
141 — 142 16. „Was Menschen besser sei, Tod
oder Leben?" 142—143. 17. „Auf Berg
und Wiese wachsen manche Kräuter" 143
—144. 18. Auf Virgils Eklogen. „Ein
Hirtenjüngling sitzt am klaren Bache" 144.
19. „Ich bin dir nah und bin dir, ach, so
ferne" 145.
20. „Wenn einer meine Lieder lobt von jenen
Die wohl verstehn von Poesie zu sagen;"
145—146. 21. „Es hallt wie Waffenklang
in meine Ohren" 146—147. 22. „'Verstummt
und lautlos ruht mein Saitenspiel:" 147.
23. Auf das Schauspielhaus in Neu-
strelitz. „Du stilles Haus, von Bäumen
grün umgeben" 148. 24. ,.Es liegt ein
klarer See auf Welschlands Auen" 148— 149.
— Ludwig U bland: Sonnette. [7] 1.
■Vermächtniss. „EinSängerin den frommen
Rittertagen" 150. Gedichte 189S, I 101. —
2. An Petrarca. „Wenn du von Laura
Wahres hast gesungen- 151. Gedichte 1898,
I 101 — 102. — 3. Der Blumenstrauss.
„Wenn Sträuchen, Blumen manche Deutung
eigen" 152. Gedichte 1898, I 110. —
13*
199
Deutsche Pröhlingsklänge für 1816 und 1816.
200
4. Eilt schul digiing. ,, Wen« ich in Liedern
manchesmal berichte*' 153. Gedichte 1898,
I 110—111. — 5. Die zwo Jungfiaun.
„Zwo Jungfiaun sah ich auf dem Hügel
droben" 154. Gedichte 1898, I 10!). —
6. Schlusssonnet. „Wie, wenn man auch
die Glocke nicht mehr ziehet" 155. Gedichte
1898, I 112—113. — [7.] Der Wald.
„Was je mir spielt' um Sinnen und Ge-
müthe" 166. Gedichte 1898, 1 109—110. —
Balladen, Legenden, Mährchen. 157. —
S. 15s Utiht frei.
Friedrich Baron de la Motte
Fouqu6: Die Elroberung von Nor-
wegen. Eine altnordische Geschichte
in [6] Balladen. Des Königs Begehr.
,, Harald der junge Königs=Sohn" 159 — 161.
Der Jungfrau Antwort. „Oede Haide!
Finstre Nacht!" 162— 165. Das Gelübde.
„'Und hat die Maid also gesprochen,
Wie jetzt Euchs von den Lippen tont'?'"
166—167. Die Schlachten. „Das Lied
rollt 'nen blutigen Teppich auf;" 168 — 170.
Der Verein.
„Die Schöne pflückt sich Blüthen
Am Meeresstrand"
171 — 173. Des Gelübdes Lösung.
,,'Kegiuwald, Du alter Held'" 174—176. — L.
Uhland: Paris. ,, Paris ist der schönste
lütter" 177—179. Gedichte 1898, I 198—
199. — Friedrich Giesebrecht [Fried-
rich Gustav Theodor, Ludwigs Zivillinffs-
hruder, 1792-1875]: Es ist das Heil
uns kommen her. Erste Sage. „Es ist
das Heil uns kommen her". 180 — 184. —
Die andre Sage. „Wer singt da draussen
vor der Thür« 185- 187. — T>. Uhland: 5
Sankt Georgs Ritter.
1. .Hell erklingen dieTiorameten" 188 — 191.
2. „In den abendlichen Gärten" 191—193.
Gedichte 1898, I 192-190; vgl. auch 11 79 f.
— Fouque: Der Mutter Trost. „Ich 10
Wittwe hatt' ein Knäblein schöne" 194—200.
— Fouque: Sankt Nikolaus Fest. „'Still
du in dem Winkel dorten!" 201—208. —
Ludwig Giesebrecht: Die Brautfahrt.
Ein Mährchen. „Der Fürst der Nacht 15
ging durch die kühlen Schatten" 209 — 221.
38 Stanzen. Gedichte 1867. S. 47ff. YerJciirzt
auf 21 Stanzen. — S. 222 hleiht frei. —
Dramatische Gedichte. 223. — S. 224
bleibt frei. — Friedrich Baron de 1 a M otte 20
Fouquö: Die Wiederbevölkrung von
Island. Eine Abentheure. 225-279.
Personen:
Kwelldulfur, ein alter Held.
Skallagrimur, sein Sohn. 25
Harald Schönhaar, König von Nor-
wegen.
Anlver Heufa, ein Kämpfer und Sänger
des Königs.
Ein Schiffmeister, Hauptleute, Kämpfer 30
und Kriegsknecbte. 226.
Verzeichnis der Mifnrbeiter am Jahrhüchlein Deutscher Gedichte.
Chamisso
Fouque
G. = GotlwaU = Seec/emund
Adolph )
Friedrich \ ^ . , , ,
Giesebrecht
Karl
Ludwig
A. Kr. = A. Karow?
A. Karow
Loehen
Heinrich Loest
S. = J. G. S. = Secgemund, s. Gotiwalt
uhland.
Deutsche Friihii 11 gsk ranze
für isiö [und ISIG]
Isidorns (= Loeben), Karl v. Oberkamp, Dr.
F. (li. Wetzel, A. Seyfried, M. liirnbanni n. A.
[181G: Isidorns, Max t. Schenkeiidorf, (Jiistav
Schwab, K. A. Varnhagen von Ense. Dr. F. (J.
Wetzel, Karl v. Oberkauip 11. A.
Herausgegeben
von
Jobauii Peter von Horiitlial.
[4. XII. 1794 — 1S64; in Bamberg geti., als Sohn des
dortigen Bürgermeisters, vgl. MeuselErsch .
Das gelehrte Teutschland 1831. XVIII, 215].
Verlag iirnl Druck: 1815: Bamberg, in Kom-
mission lici Karl Friedrich Kunz. 1810:
Bamberg und Würzburg, in den doch-
hardt 'sehen Buchhandlungen .
Format: 8".
Schriftart: Fraktur.
Fundorte: Königl. Bibl. Berlin; Univ.-Bibl. 40
Freiburg i. B., Jena, München, Würz-
burg [nur 1815 J; Hof- und Staats-Bibl.
München [nur 1S16J; Königl Bayer. Bibl.
Bamberg; Königl. und Provimial-Bibl.
Hannover; Grossherzogl Bibl. yVeivxar; 45
Göritz- Lübeck- Sii/iiing Berlin.
Zur Geschichte der Frühlingskränze:
l'cber Hornthal vgl. die „Zeitung für
die elegante WeW von 1814. tvo in Ko. 14.^
vom 21 Juli ein grosses Gedicht von ihm ab- 50
gedruckt ist: „Germanias Bückkehr", das
nach eina- Anmerkung des Verfassers bereits
im Februar 1814 entstand. £s ist unter-
zeichnet „Landshut in Baiern' ; Hornthal
stand also in Beziehung zum. Kreise der f'5
..Landshuicr Akademiker". [Vgl. Sp. 114].
Die Vorbereitungen für das Taschenbuch
scheinen sich geraume Zeit hingcschhppt sw
haben; aus Loebens Tagebüchern notiere
ich, dass er erst am 20. Januar 1815 „einen 60
Antrag aus Wür:bvrg. an ein Alm. Thiil
201
Deutsche Frühlingskränze 1815 und 1816.
202
£U nehmen", erhielt. Am 2. Februar geht
die eiste Seiuluvii seiner Beiträge ab; am
äs. Februar erhält Loeben eine zireite Auf-
forderung und erwidert sie mit einer neuen
Sendung. Am 3. April sehreibt er an Horn-
thal und erhält dessen Antwort am 4. Mai 1815.
Sogleich sendet er einen IS'achtrag, dem noch
am 22 Juli, auf Grund eines tags zuvor
erhaltncn Briefes, ein zweiter folgte! — Wie
grosses (Gewicht man auf Locbens Mitarbeiter-
schaft legte, den die jungen Dichter willig,
ja begeistert als ..Führer und Meister" an-
erkennen, wie dankbar man ihm war, bezeugt
Hornthals Sonett auf S. 99 des ersten
Jahrgangs
An Isidorus.
Im Namen der Freunde.
Wie Du die Leil'ge Freiheit zu verkünden.
Mit Deinen Scliaaren. tapfer, kühn und bieder.
Hinaus getrabt, ein ächter Cbristenritter,
Hineilend zu den freud'gen Kampfgt winden :
So willst Du jetzt mit uns auch Dich verkünden,
Und streiten mit im Klange Deiner Lieder,
Dass Gott sich senke in die Herzen nieder,
Und heilig sich's im Menschen mög' entzünden.
Denn was aus des Gemüthes reinen Tiefen
Hei vorsprieest in der DichtkunstLichtgestalten,
In dem wohnt Gott ja und die sel'gen Geister.
Drum Dank auch Dir, den Engel längst beriefen
Zu diesem Werk, dass Du zu uns willst halten:
Sey Du uns ferner Führer da und Meister!
AucJi der ziveite Jahrgang erschien mit
übergrosscr Verspätung: Hornthals Gedicht
,.Am Jahrestage der Schlacht zum sefiöncn
Bunde" (18. Juni 1S16) kann noch S. 2Slf.
eingefügt icerden ; 330 Seiten zählt der Band.
Er hat an namhaften Mitarbeitern Eiickert.
Schenkendorf, Varnliagcn gewonnen; die
schwäbischen Dichter hielttn sich zurück, trotz
Hornthals Brief an Kerner vom 26. III. 1816
l Kerners Briefwechsel Band 1], der lautet:
,Kw. Wohlgeboren habe ich die Ehre, an-
liegend ein Exemplar der 1815 von mir
herausgegebenen Deutschen Früblings-
kränze zu fibersenden. Es sollte dies Büch-
lein einen Dichterverein im Süden begründen,
wie deren der Norden so manche aufzeigt
und woran es uns so sehr mangelt. Ich
verkenne gar nicht, dass vieles in dem
Kranze gerechtem und wohlbegründetem
Tadel unterliegen müsse, allein es war vor-
erst nur darum zu thun, dem endlich er-
richteten Vereine auch nach aussen Leben
zu geben . . . Die wiederholt zugesagte
Teilnahme der meisten älteren Freunde,
der neue Beitritt würdiger Sänger, wie
Freimund Reimar . . . haben es denn auch
möglich gemacht, im nächsten Früh-
jahr [1817?] eine zweite Sartmlung heraus-
zugeben. Es ist dabei der innige Wunsch
aller älteren Teilnehmer, die vorzüglichsten
Sänger des deutschen Südens hier zu ver-
einen, und so bitte ich Sie denn im Namen
aller und für mich, unserem Vereine die
Freundeshand bieten zu wollen."
Rezensionen: In der Jenaischen Allg
Lit.-Ztg. vo7n November 1817 [No. 203j
äusserte sich L. ir. wie folgt: „Die soge-
nannte Schule, die auf ein höheres Streben
der Poesie drang, die manches Gute, aber
auch manches Böse stiftete, indem sie durch
grössere Forderungen an Phantasie, dunkele
Gefühle und Sinn und Bedeutung nicht
selten, ohne es zu wollen, zur Phantasterey,
zu musikalischem Klingklang und zum
Allegorischen verleitete, Willkiihrliches ein-
mischte, der Deutschen Sprache Zwang an-
that, und manche gute Köjjfe, die in ihrer
eigenthümlichen Kraft nicht stark genug
waren, sich selbst zu behaupten, aus ihrer
Originalität lierausriss und mit Verwischung
einer charakteristischen Naivetät zu einer
allgemeinen gehaltlos verschwebenden Ton-
weise und geistreich maniriiten, der
Phantasie schmeichelnden .Spielerey ver-
lockte, hat auch in der neueren Zeit noch
■nicht ganz ihren Einfluss verloren, und so
denn auch in diesen Frühlingskränzen noch
einige Spuren zurückgelassen, so dass sie
Gelungenes und Geschmackloses bunt durch-
einander mischen." — Sodann werden die
einzelnen Beiträge im Stil der Guetheschen
Wunderhom-Bezension knapp charakterisiert
und beurteilt und wohlwollend geschlossen:
„Wer aus allen diesen Kränzen wieder eine
Auswahl tretl'eu wollte, dem dürfen wir
wenigstens versichern, dass er sich daraus
einen recht guten Blumenstrauss binden
könnte."
Im November 1821 brachte das 129. Er-
gänzungsblatt der Hall. Allg. Lit.-
Ztg. noch eine Beurteilung des zweiten Jahr-
ganges. Aueh diese verspätete Bezension
eines Ungenannten bespricht der Reihe nach
einen der Diehier nach dem andern und
gibt jedem seine Note. — Zusammenfassend
schliesst der Bezensent auf der 4 Spalte:
„Werfen wir roch einen Blick auf das
Ganze, so finden wir in diesem Verein meist
junger Sänger ein Vorherrschen des Ernsten
und Idealen, ein strenges Ausschliessen des
Scherzhaften, des Witzes und der Satire,
was offenbar zu den Zeichen der Zeit gehört.
Ihren Werth erhält diese Blumenlese durch
eine Anzahl Gesänge voll zarter süsser Innig-
keit und heller kräftiger Lebensfreudigkeit;
was im Fach der Romauze, der Elegie und
sonst etwa noch geleistet ist, bedeutet
weniger. Eine durch das Ausschliessen des
Scherzes erzeugte Einseitigkeit bey einer
L'eberfülle des Ernstes ist nicht zu verkennen,
und auf die Hälfte oder ein Drittel seines
Umfangs zurückgeführt, würde das Ganze
an Gediegenheit sehr gewonnen haben.
Endlich dürfen wir auch nicht unbemerkt
lassen, dass viele der hier auftretenden
Dichter auffallend unrichtig reimen,
und dass man in dem Zusammenreimen
des ch mit dem g, des do]ipelten s mit
dem einfachen und so ferner das Vater-
land derselben. Franken, wahrnimmt." —
— — Bei Birnbaums Volkssage „Kaiser
Karl im Fniersberge' wird hervor-
gehoben, sie bewege sich „iu dem ganz un-
passenden Sylbenmasse von Schlegels
Arion matt und steif; um das Ganze noch
verfehlter zu machen, hat der Vf. aus der
Schlegelscheu Romanze eine Menge Aus-
drücke und Redewendungen nachgeahmt
und gleichsam parodiert, man begreift nicht,
wozu?"
203
Deutsche Frfihlingskränze 1815 und 1816.
204
Jahrgang 1815.
Inhalt: Fünf unpaginierte Seiten; auf
der sechsten: Verbesserungen. — v. Horn-
thal: Zueignung. „Frühlingsduft, bliilieu-
tler Kegen" 1 — 2. —
Erster Kranz 3. — Seite 4 bleibt frei.
Isidorus [= Otto Heinrich Graf von Locbe)i]:
Friihlingsgrüße: „Liebe Kinder, Blumen
süsse" 5—6. — A Sej'fried [Offizier
in München, vgl. Goede'ke V 438, VII ISä] :
lionianze. „Liebchen flog im grünen Kleide"'
7 — 8. — Ludwig Eugen Hesse: Nacht-
phantasie. „Wer deutet mir das liebevolle
Sehnen" 9—10. — Adrian [= Johann
Valentin Adrian? 1793—1864; ABB 1,
133f]: Der Troubadour.
1. ,. Wenn kühl der Abendschleier" 11 — 12.
2. ,,In des Südens mildem Laude" 12 — 13.
3. ,,Wie floh'n da die Stunden" 13.
4. ,, Doch bald verglüh'n die Lenze" 13- 14.
5. ,.Nun irrt er in der Abendstille" 1.5. —
F. W. Carovt- [Friedrich Wilhelm, 1789—
1853, ADB 4,7 f]: An A. v. H r.
„Noch war mein Geist von schwarzer Nacht
umfangen" 16. Sonett. — M v. Prieser:
Der Schutzgeist. „Friede schwebte über
Gottes Schöpfung" 17. — M. Birnbaum:
Keiselied. ,,Das Herz ist eng, die Welt ist
weit" 18 — 19. — v. Hornthal: An Maria,
mit Fouques Frauentaschenbuch.
Den deutsclien Frau'n im bunten
[Liederkreise,
Ein würdig Opfer will der Dichter
[bieten,
Will huldigen des deutschen Gartens
[Blüten
Mit zartem Sinn, nach froher Sänger
[Weise." 20. —
Adrian: Die Sterne. ,,Wie freundlich
aus der lichten, blauen Hülle Des Himmels
helle, goldne Sterne blinken!" 21 — 22.
Stangen. — Isidorus [= Locberi]: Früli-
lingsgefühl. ,,Die Jugend regiert" 23. —
A.Seyfried: Skolie. ,, Siehst du der blauen
Himmlischen Auen Glänzende Bogen?" 24 —
25. — M. Birnbaum: Der Jüngling am
Meere. Komanze. „Ein Jüngling saß
am Meeresrand" 26 — 27. — Dr. Wetzel
[Carl Friedrich Gottlob, 1779-1819, Gocdeke
VII 8J5f\: Echo. „Wer bist du, und was
lockst du mich Mit meinem eignen Laute?"
28—29. — Chordalis [= Johann Adam
von Seuffert, 1793—1857; Goedeke VII
183f; ADB 31, 58ff]: Der Sänger als
er in den Kampf gebt. Bei der Nach-
richt von Fouques Einreihung in die
freiwillige Schaar. „Gott wohnt in mir,
ich hall' ihn tief empfunden" 30. Sonett. —
Ludwig Eugen Hesse: Der Kuss des
Lenzes. ,,Aus dem Blau des Himmels"
31—33. — v. Hornthal: Lied des Waffen-
schmiedes. „Kunstreich zu erschaffen"
34—36. — Chordalis [= v. Senffert]: Die
Herrmannsschlacht bei Leipzig. Am
11. November 1813. „Es hat die neue
Herrmannsschlacht begonnen" 37. Sonett. —
Karl V. Oberkamp: Liebe und Genuss.
,,Nur mit Unrecht klagt der Triebe Schnelle
Fli.cht, ihr Schönen, an!" 38—41. — F. W. 5
Carove: Knappenlied. ,,Die Mädchen,
der Wein Mich allzeit erfreu'n" 42 — 43. —
Chnrdalis [v. Seiiffert]: Zuversicht. Den
24. November 1813 , .Ich deutscher Jüng-
ling stell' mich in die Reihen" 44. Sonett. — 10
M. v. Prieser: Phantasie. „In des Sternen-
himmels goldnem Glänzen" 45 — 46. — M.
Birnbaum: Käthsel. ,, Kennst Du das
grosse Ungeheuer" 47 — 51. — Adrian:
Kloster Engelberg. [Fussnote: Am Maine 15
bei Miltenberg.] Legende. ,,Dort oben auf
des Berges Rücken" 52 — 54. — v. Horn-
thal: [Fiec] Lieder.
1. ,, Lauschend steh' ich in der Ferne"
55—56. 20
2. ,,Ach, warum erschien sie nicht"
56 — 57.
3. „Sah sie in der Kirche knie'n" 57.
4. ,, Zither, magst nun lautlos bleiben"
57—58. — 25
Cbordalis [= Seuffert]: Sturmeslust
Den 25. November 1813. ,, Hinaus, hin-
aus! ich kann es nimmer tragen" 59.
Sonett. — F.W. Carove: Li ed. Nach dem
Spanischen des Ettevan Manuel de 3ü
Villegas. ,,Wie lieblich ist's und süße" 60.
— I. 0. [= Isidorus Orientalis =Loeben] : Am
Rheine. „Die glühende rotbe Sonne" 61.
— C h o r d a 1 i s : An Theodor Körner.
Den 6. Dezember 1813. ,, Dich preis' ich 35
glücklich, Jüngling sonder Gleichen" 62.
Sonett. — M. Birnbaum: Der Liebe
Stufen. [1 — 6].
1. ,, Stille zeuget
In dem finstern Schoos der Nacht" 63 40
2. ,, Strahlende Lichter dringen
In der Frühe" 63—64.
3 „Hüpfende Wellen
Wohinaus, wohinaus so früh am Tag?"
64. 45
4. ,,Wo's Aug' dem Aug' sich beut"
64—65.
5. ,, Schwester des Gesangs ist Liebe" 65.
6. , (Blicken mit den Liebesaugen
Sterulein in die Nacht herein" 66. — 50
V. Hornthal: Des kranken Knaben
Klage. In Maria's Brieftasche. „Der
Knabe sass am Felsenhang" 67. — E. Bbm.
[= Birnbaum?]: Des Liebenden Nacht-
gedanken. 1. Klage. ,,Naclit und Stille 5S
ruhen rings um mich" 69. 2. Trost der
Hoffnung. ,,Was des Auges leise Sprache
spricht" 69 — 70. — A. Seyfried: Wonne
der Nacht. ,, Umflossen von des Mondes
Silberscheine" 71. Sonett. — Dr. Wetzel: 60
Die alte Burg. 1813. ,, Jüngst in schwüler
Sommerhitze, Strich ich durch Gebüsch und
Strauch" 72—74. — v. Hornthal: Das
Hl um lein. Todtenopfer. ,,Ueber die
Berge herein Kommt Frühling lächelnd ge- es
205
Deutsche Frühlingskräuze 1815 und 1816.
206
zogen" 75 — 76. — F. W. Carove: Aus
dem Italieni sehen. [3 Sonette.] 1. Das
Johannist'ün klein. „0 Sternlein das iu
heimliclieni Entzücken" 77. 2. Das Veil-
5 eben. „Das liebste, anmutlisvollste Blüme-
lein" 78. — Adrian: Die Biene. Nach
dem Sizilianischen. Fussnote. Poesie
Siciliane del Abate Giovanni Sleli. Tom. I.
pag. 159. „Kleine Biene, rede, rede Wo
10 so früh schon eilst du hin?" 79 — 80. —
A. Seyf'ried: Fust. Ballade. „Blitze
zischen, Winde brausen" 81 — 84. — Lud-
wig Eugen Hesse: Sinngedichte.
[1] Ahnung der Begeisterung.
15 „Es ahnet dich in deiner Zaubernähe,
Begeist'rung! meine tiefbewegte Brust" 8ö.
|2] Der Freunde Abschied.
„Leb' wohl Geliebter! — bleib', o bleib'
[mein Freund 1 —
20 Dem Tode sag' ich's einst, dass icli
[dich liebe!" 8ö. —
[3] Die Orackel.
„Ob Du glücklich einst wirst? Wohl
[magst Du den Delphier fragen,
2ö Aber: ob edel und gross? — Frage die
[eigene Brust! 85. —
[4] Meine Gelehrsamkeit.
,,Kühn ist die Liebe und stolz auf ihr
[unendliches Wissen" 8(5. —
30 L 0. [:= Isidonts Orientalis = Loibcn].
Der heilige C hrysostoni us. ,,0b Deinem
Lernen wurde Spott gepflogen" 87. Sonett. —
V. Hornthal: Liebesraelodieen. „Woeilet
ihr bin, ihr lustigen Quellen" 88 — 89. —
35 M. Birnbaum: Graf Oswald Milser.
Ballade. ,,Am heil'gen Christfest früh am
Tag" 90-98. — v. Hornthal: An Isi-
dorus. Im Namen der Freunde. ,,Wie
Du die heil'ge Freiheit zu verkünden" 99.
40 Sonett. —
Zweiter Kranz. 101. — S. 102 b/etht frei.
Dr. Wetzel: Das feste Haus. „Ich
kenne wo ein festes Haus" 103 — 104. —
I. 0. [= Isidorus Orientalis = Loeben]: Das
45 Kleinod. „Es ist ein Kleinod zu erblicken''
105—106. — Ludwig Eugen Hesse:
Minnelied. „Im Kämmerlein, Du Reine I"*
107—108. — V. Hornthal: Liebe ans
der Ferne. An Maria. „Ich kann jetzt
50 nur von weiten" [: breiten] 109—110. —
Karl V. Oberkamp: Lied.
„Tiefe Schmerzen,
Wunde Herzen
Sind des Menschen irdisch Loos;"
55 111-113.
F. W. Carove: Des Sängers Scheiden.
„In jener ersten, goldnen Zeit" 114 — 116.
— A. Seyfried: Klage. „Wenn die Abend-
winde wehen" 117 — 118. — E. Bbm.
60 \= Biruhaum'r']: An Friedrich Jakobs
„Dass ich den tiefen Sinn hellenischer Bildung
begreife" 119. Distichen. — Karl v. Ober-
kamp: Täuschung des Lebens. „Es
wandert ein Knabe von holder Gestalt
65 Durch Flur und Wald" 120—121. — M.
Birnbaum: Die Brücke. „Einst kam ich
müde, mit wanderndem Stab" 122 — 124. —
V. Hornthal: Liebesgruss. An Maria:
„W^illst Du immer, immer weinen" 125 — 126.
— E. Bbm. [= Birnhaum?]: Ahndung der
Liebe; „Es regt sich wunderbar mir in dem
Herzen" 127. — Ludwig Eugen Hesse:
Gefühl des Seyns.
„Ich bin! —
Ich Sprech' es aus und fühl es"
128-130. —
V. Hornthal: Mein Garten.
„Ich will dich nun, weil's Frühlingszeit,
In meinen Garten führen:" l.-il — 133. —
A. Seyfried: Moreau's Tod. „Wenn in
der Zeiten wundervollem Ringen" 134.
Sonett. — Adrian: Romanze. Nach
dem Spanischen. „Frische Rose, frische
Rose" 135 — 136. Fussnote: Silva de varios
Romances. Sarago(;a. 1550. Primera parte.
Pag. 15.T. — A. Seyfried: Glossen.
Thema I.
Hoffnung starb im bangen Herzen,
Mit ihr starb der Minne Lust;
Ewig in der kranken Brust
Glühen tief derTreue Schmerzen. —
„Still verglühen meine Sterne" 137—138.
Thema II.
Wieder blühen Liebesrosen,
Reich mit frohen Zaubertönen
Will mein Leben neu verschönen
Süsses Küssen, süsses Kosen.
„Herrlich ist die Nacht entschwunden"
139—140. — E. Bbm.: Die Erwählte.
„Unbefangner Jugend stiller Friede" 141.
— V. Hornthal : Die Nachtigall. Kennst
Du denn wohl mein Sehnen" 142 — 143. —
Adrian: Lied des Zigeunermädchens.
„Blumen, die mit süssen Düften" 144 — 145.
— V. Hornthal: Raphael. „Aus fernem
Land ein Jüngling war gekommen" 146.
Sonett. — Dr. Wetzel: Der Mond.
1. Schöpfung.
„Von dir, von dir beginne alles Lied,
O Erde, heil'ge segensreiche Mutter"
147-153.
2. Sabbath.
„O selig Loos, vom Dienst der Eitelkeit
Ganz und auf ewig frey zu seyn!"
153—156. —
F. W. Carov6: Traum und Wachen.
„Ich sah im Traum die Liebe zu mir
schweben" 157. Sonett. — M. Birnbaum:
Räthsel „Weisst Du mir ein Wort zu
nennen?" 158 — 161. — A. Seyfried: Die
heilige Elisabeth. „Es eilt die Holde,
eine Gottgesandte* 162. Sonett. — Karl
V. Oberkamp: An Anton Seyfried. Bei
seinem Auszuge in's Feld am lOten
Juni 1812. „Die Erde wankt, die alten
Formen sinken" 163 — 164. St(in.:en. Fns.i-
/!ote;„Der Dichter, seit dem letzten deutschen
Freiheitskriege gegen Frankreich selbst auch
in Kriegsdien^ten, war damals noch in einem
Civilamte anofestellt. A. d. H." - Isidorus
207
Deutsche Frühlinsekiän/.e 1815 und 1816.
208
[— Loeben]: Herbstlied. „Wohl hab' ich
Schmerz empfunden" 165 — 166. — v. Horu-
thal: Klage aua der Ferne. „Hast,
armes Herz, dir Kuh' noch nicht ge-
5 Wonnen" 167. Sonett. — v. Hornthal:
Ermuthigung. „Soll freudlos ich mein
Leben fiirder tragen" 168. Sonett. — M.
V. Prioser: Des Sängers Wünsche.
1. ,,Wohl rauschten die Saiten, wie wogende
10 Fluth" 169. 2. „Im starken Herzen voll
von Kraft und Leben" 169—170. 3. „Wenn
des Morgens Purpurtittig" 170 — 171. —
A d ri a n : M e <1 o r o u n d A n g e 1 i k a. X a c h
dem Spanische n.
15 ,,Medoro in tiefer Trauer
Auf dem öden Schlachtfeld lag;"
172—174.
Fussnote: Aus dem Romancero historiado.
Alcala. 1579 — A. Seyfried: I m August
20 1813. „Furchtbare Zeit, wo keine Hoffnung
leuchtet" 175 — 176. — Ludwig Eugen
Hesse: Lebe wohl. „Im Freundeskreise
Sassen wir beysammen" 177 — 179. — Chor-
dalis [= Seuffert]: Auf dem Brocken
2-> am Pfingstsonnt age 1815. „Auf Brockens
lichten, wolkennahen Höhen" 180 — 181.
Stanzen. — F. W. Carove: Madchens
Klage. „Bleibst du ewig mir verschwun-
den" 182—183. — Adrian: Klage. Nach
30 dem Spanischen. „Jetzt, da Frühling
niederschwebet" 184. Fussnote: Silva de
varios Romances. Sarago(;a. 1550. Primera
parte. Pag. 176. — M. Birnbaum: Frau
Hut. Volkssage.
:r3 „Im Thale, wo jetzt am rauschenden lun
Das schöne Innspruck gelegen" 185 - 192.
— I. O. [—Isidonis Orientahs = Loeben]:
Des Bergmanns Klage. „Mir war so
wohl da unten in den Nächten" 193 — 194.
40 — V. Hornthal: An Maria, für das Ge-
schenk eines Perlenbandes. „Wie Du
im schönen Fiirbenhund verscliUingen" 195.
Sonett. — F. W. Carove: Romanze.
Nach dem Spanischen.
45 „Ganz mit Staub und Blut bedecket
Sah ich einen Ritter reiten" 196 — 197.
Fussnote: Aus dem Romancero historiado.
Alcala. 1579. — M. Birnbaum. Herbst-
lied. „Wer schüttelt an den hohen Bäumen"
50 198-200. —Chordalis [= Seiiff'crt]: Am
Weihnachtstage. Der sterbende
Jesus. Evangel. Job. XVH. „Der
Heiland blickt zum Himmel auf und .spricht:"
201. Sonett. — Isidorus [= J.oebcn\: Die
55 jungen Lieder. ..Im Liede war mein
süsses Leben" 202—203. — A. Seyfried:
Abschied. „Zur lieben Heymalh rufen
mächt'ge Töne" 204. Sonett. —
SO Dritter Kranz. 205. — S. 206 bleibt
frei. - F. W. (^. arove: Der Himmlischen
Gegenwart. „Als noch jung die Mensch-
heit war" 207—210. —Isidorus [= Loeben]:
Frühlings weihe. „Wenn ich den Früli-
65 ling in der Brust empfinde" 211 — 212.
Stanzen. — Karl von Oberkamp: An
einen Freund. „Es wandeln All' dahin
auf vielen Wegen" 213. Sonett. — Adrian:
Die Nachtigall. Nach Marino. „Von
allen Vögeln, die im Haine weben" 214 — 216. ;
Stanzen. — A. Seyfried: Abschied.
An T . . . a. „Schon dämmert der Morgen,
der Feldrnf klingt" 217. — A. Seyfried:
Wiedersehen. An T . . . a. „Hab' ich
wirklich wieder dich gewonnen" 218—219.
— v. Hornthal: Froher Ta\isch. „Herz,
lieb Herz, wohin, wohin? 220-221. — Dr.
Wetzel: Die letzten Herbstblumen.
„Brecht ihr noch so spät aus eurer Hülle?'
222-223. —Isidorus [= Loeben]: Wein-
lied. „Der Himmel ist den Trauben hold"
224—226. — A. Seyfried: Tod der Ge-
liebten. „Vom Himmel schwebt mit zarten
Engels chwingen" 227. Sonett. — M. Birn-
baum: Der Sternenliimrael. „Oft liebt
die Welt Verbundnes zu entbinden" 228 — 231.
— E. Bbm. [= Birnbaum?] Magie der
Kunst.
„Auf süsser Melodieen leichten Schwingen
Läßt gern die Rührung sich zum Herzen
nieder"
232. Sonett. — v. Hornthal: Vier Früh-
lingslieder. 1. Frühlingsruf. „Ich komme,
der blühende Knabe" 233 — 235 2. Früh-
lingsschmerz. „Frühlingskindet, sanft und
süsse" 235—237. 3. Frühlingsgruss.
„Bist doch ein frommes, liebliches Kind"
237 — 238. 4. Frühlingsscheiden. „Soll
ich dich wieder missen" 238 — 242. —
K von Oberkamp: Die Blumen und
die Liebe. Er. „Diese Blumen, die die
Felder geben" 243. — Ludwig Eugen
Hesse: Offenbarung. „Der Tag entfloh,
die heil'ge Nacht erschien" 244 — 247. —
L O. [= Isidorus Orientnlis = I^oeben]:
Die Passionsblume.
„Lass sie ihre Freude loben,
Liebe mit mir unsern Schmerz''
248—249.— M. Birnbaum: Das Schiff-
lein. Räthsel. „Kennst du das Schiff auf
blauen Wogen" 250—252. —A. Seyfried:
An die Freunde. Im Januar 1814.
„Der Schlachtruf tönt, des Kampfes Wogen
schwellen" 253 — 254. Stanzen. — I. O.
[Isidorus Orientulis = Loeben] : [ Vier] D i -
Stichen.
[1] „Hörst du den Schweigenden nicht, so
[spricht dir der Redende nimmer;
Die mich von ferne versteht, fühlt sich
[dem Herzen mir nah'." 255.
[2] „Freud' ist ein Kind, am Herzen dir hat
[es nur liebliche Launen;
Halt' es zum Herzen gedrückt, {eire der
[Ewigen Glück!" 255.
|3| „Dass man die Rose gepflückt, wer
[wollte sie darum beklagen?
Grausam schont das Geschick jener,
[die langsam verblülit.
Es bedeutet das Glück, wenn die Rose
[mit Dornen mir wehret:
209
Deutsche Frühlingskränze 1815 und 1816.
210
Aber mich rühret doch die, die sich
[mir dorulos ergiebt." 255 — 256.
[4] , Nicht inisgöiinet ihr mich, den Viel-
Iversunknen, der Muse;
5 Euch verdriesst nur, wenn uns eine
[der Schwestern gefällt." 2öÖ. —
V. llornthal: An Maria Zu ihrem Ge-
burtsfeste im Mai, „Viel Holdes hatte
Frühling schon geboren" 257. Sonett „colla
10 coda'^. — F. W. Carove: Probe aus der
Bearbeitung eines altfranzösischen
Fabliau's
„ — Als im festen Thurm gefangen
Sich nun sah die arme Weise"
15 258 — 261. Fussnote: „Zum Verständnisse
dieser Romanze sey bemerkt, dass Gutelinde
auf den Befehl des Vaters ihres Geliebten,
der die Liebe seines Sohnes Adelwin billigte,
den Blicken desselben entzogen wurde."
20 E. Bbra. [~ Birnbaum?]: Die Spröde.
„Wohl sieht man sie in stiller Anrauth
blühen" 262. Sonett. — v. Hornthal: Nähe
im Traum. An Maria.
„Alles rings so stille,
25 Nur im Herzen
Lauten Lebens Fülle"
263—265. — Dr. Wetzel: An die alten
Herrn. „Ihr wart doch wohl einmal auch
jung" 266—267. — L 0. [= Isidorus
30 Orientalis = Loeljen] : H e i 1 i g e Kunst. „Das
innre Feuer möge nie verblassen" 268 — 270.
Stangen. — Dr. Wetzel: Aufklärer.
„So mancher Gottesmann stund auf" 271.
Sonett. — V. Hornthal: Meine Lieder.
35 „Im Herzen heil'ge Gluten wallen" 272 — 274.
— M.Birnbaum: Abschied. „Der Früh-
ling ist gekommen" 275 — 278. —
Zweiter Jahrgang. 1816.
Ihrer königlichen Hoheit
40 der
Frau Kronprinzessin
Therese von Baiern
ehrfurchtsvoll zugeeignet
von dem Herausgeber.
45 [ Vorsat.:bhdt.]
J. P. von Hornthal: Zueignung. „In
jenen wackern, lang verklimgnen Zeiten"
Sechs Stanzen, deren letzte lautet:
Drum wolle Eure Hoheit Gnade üben,
50 Wenn schüchtern nur zu treten wagt vor
[Euch,
Was zu erschaffen heil'ge Glut getrieben:
Mög' Eurer Huld, in diesem bunten Reich
Sich freundlich zu ergehen, es gelieben,
5jj Dann ist des Sanges Lohn wohl überreich,
Und wollt den treuen Sinn Ihr drin er-
[kennen.
So giebt's kein Wort, solch sel'ges Glück
[zu nennen.
60 Zwei unpaginierte Seiten.
Inhalt: f'/inf unpaf/inierte Seiten. Auf
der (i. Seite: Verbesserungen.
Karl V. Oberkamp: Frühlings kränze.
„Wenn der Frühling niedersteiget". Vier
unpaginierte Seiten. 22 viereeiligc Strophen, 5
deren letzte lautet:
Vielfach tönen die Gesänge
Jedem and're Weis' gefällt;
In dem bunten Streit der Klänge
Baut im Einklang sich die Welt. lo
Erster Kranz. Rosen, i. —
Ueber das Chaos der Welt rief der Herr
[die Sonnen der Liebe,
Und aus dem finsteren Nichts flammte i.i
[das Leben herauf;
So, was geboren, ein Kind ist's der ewig
[heiligen Liebe,
Und weil es ausging von ihr, kehrt es
[zu Ihm auch zurück. 20
2. — Freimund Reimar [Johann Michael
Friedrich Büchert, 1788 — iKiiO. Goedeke
VIII 143/f. ; ü. war damals Red. am Colta-
schen Morffenhlatt]: „Eine frühe Lerche sah
ich fliegen" .3—4. — M. B. [= M. Bim- 25
bäum 'f]: L i e b e s g r ü s s e. [ Vier Sonette.]
1. „So sehr verlangt das Herz nach zarten
Trieben" 5. 2. „Will man der Liebe zarten
Laut behorchen" 5—6. 3. „Wer hat noch
je gehört von einem Orte" 6. 4. „Zu wem 30
die Liebesgrüsse wollen kommen" 7. —
V. Hornthal: Liedesweihe. An Maria.
„Wohl fühlt' ichs ahnend in dem Herzen
glühen" 8 — 9. Stanzen. — A. Seyfried:
An F**. Bey Uebersendung einerRose. 35
„Sey mir als liebliche Schwester gegrüsst!
[Süssinnige Worte
Soll ich dir sagen, die oft sorgsam der
[Freund mich gelehrt."
10 — 11. — V. Hornthal: Frühlingsnähe. 40
„Fühlst du, Herz, den Frühling nahen" 12.
-- Adrian: Provenzaler Lieder. Nach
Azalais. 1. Romanze. „Ich seufze fern
von meiner Schönen" 13 — 14. 2. Hirten-
gesang. „Ihr Armen, die durch's wilde 4s
Meer" 14 — 15. — Max von Schenken-
dorf [Gottlob Ferdinand Ma.i imilian
Gottfried, 1783— 1S17; Goedeke VII 831 f.]:
Der Spaziergang 1816. ['An Frau v
Jasmund'.] 50
„Auf dem Leinpfad geht sie gern
Längs dem holden Rheine"
16 — 17. — Fussnote: Der Leinpfad bei
Koblenz bildet, noch aus den Zeiten des
verstorbenen Präfekten Lezai-Mavnesia her, .53
einen der anmuthigsten Spaziergänge. Eine
Erinnerung an Spaziergänge längs der Leine
in Göttingen gab ein Wortspiel, aus welchem
dieses kleine Gedicht entstand:
Denket rückwärts froh und fern so
In das Thal der Leine. Ged. 1862,
S, 389. — V. Hornthal: [i] Distichen.
Sonnenaufgang.
„Nicht verstand ich das Leben in seiner
[heiligen Tiefe, es
14
211
Deutsche Frühlineskränze 1815 und 1816.
212
Und es lastete Nacht schwer auf dem zarten
[Gemüth:" 18.
Deutung.
„Wohl ist's begreiflicli, warum Ihre Briefe
{, [mich also beglücken;
Hat ja Ihr Aug' drauf geniht, hat Ihre
[Hand sie berührt" 18.
Die Blumensprache.
„Wie wohl sagte in süsseren Worten das
]0 [Herz seine Liebe,
Als in dem blühenden Strauss, sinnig ge-
pflückt und gereicht?" 18—19.
Die Blumen im Strausse.
„Nimmer beklag' unsern frühen Tod am
15 [Busen der Liebsten,
Weil wir im Garten vielleicht länger noch
[hätten geblüht:" 19. -
Adrian: Romanze. Nach dem Spa-
nisclien.
20 „Es sah'n Ibero's Silberwellen
Auroren, strahlten hell ihr Bild-
20—21. — Fr. W. Carovc: Madrigal.
Aus dem Italiänischen.
„Wenn ich mit Augen oder in Gedanken,
25 Geliebte IDeinerScbönheitPrachterreiche"
22. Fnssnote: Madr. Nro. 2 del D. Ariosto.
— V. Hornthal: Rosenblätter.
Maria.
„Einst bracht' die heil'ge Maria den Himmel
3u [zur Erde hernieder,
Jezt zieht Maria von ihr mich zu dem
[Himmel hinauf."
Ihr Name.
„Mutter heisset Maria; wohl hat sich ihr
35 Nam' mir bewähret :
Mütterlich pflegt sie mein Herz, dass es
|vom Tode genas.
Sicherer Schluss.
„Spiegelt im Aug' sich die Seele, nenn" ich
40 [mich glücklich vor Allen,
Weil dann die Deine sich zeigt wie Frühlings-
[himmel so klar" 23.
Ihre Augen.
„Himmel, umsonst versuchst Du mit Deinen
45 [Sternen zu leuchten,
Nimmermehr rufest Du ja Deine zwei
[hellsten zurück." 24.
Aufklärung.
„Keine Arznei war erfunden, den Todten
.50 [wieder zu wecken? —
Freund, Dir hat nicht gereicht je ihre
[Lippe den Kusa." 24.
Ihr Gesicht.
„Willst Du die Morgenrölhe schauen des
.55 [ewigen Lebens,
Sieh nur der Liebsten Gesicht, wenn es die
[Liebe verklärt." 24.
Verzeihlicher Geiz.
„Weil ich dem Gold, wie Du weisst, stets
60 Ihuld'gc mit freudigstem Sinne,
Mach' mich auf einmal nun reich, gieb Deine
[Locken mir all'!" 24.
— v. Hornthal: Königthum. „Ich sitze
hier im Grünen" 27 — 28. — A. Scyfried:
65 An T***. In diclittm Schleier träumt die
zarte Blüte" 29. Sonett. — v. Hornthal:
An die alten Meister. „Wenn ihr ein
herrlich Lied vor holden Frauen" 30. Sonett.
— M. Birnbaum: Kaiser Karl im Un-
tersberge. [Fnssnote: Vier Stunden von 5
Salzbiu'g.] Volkssage. „Ineineni Thal unfern
vomStrande"31 — 40. — Adrian: Romanze.
Nach Azalais. „Welch güt'ge Gottheit
wohnt in diesem Hain?- 41 — 42. — v. Horn-
thal: Abendgefühl. „Sinkt der Abend 10
still hernieder" 43—44. — M. B. [^ Birn-
laum?]: Elegieen. 1. „Stimmen giebt es
und Laute, die nicht dem Ohre verständlich"
45—47. 2. „Brauch' ich die Hände doch
nicht, wohlklingende Verse zubilden" 47 — 48. 15
^ Theodor Frank: An die Freundin,
bei Uebersendung einiger Feigen.
„So wuchsen sie in meinem Vaterlande" 49.
Sonett. — G. Zimmermann \ Johann Christoph
Gottlieh, r/eJ). 1 788, 1816 Professor in Bothen- 20
hurg; GoedeJcc VII 179]: Die Perlen.
„Köstlich und schön ist die Perle des
[Meers, die fern an den Klippen
Kühn, von der Glocke beschirmt, erndtet
[ein tauchender Mann." 25
50 — 51. — V. Hornthal: An Maria.
Mit einem Blumenkranze. „Es fühlt
die Brust so oft den glüh'ndsten Drang"
52. Sonett. — Gustav Schwab [Gustav Ben-
jamin, 179;i—l850; Goedcke 7111:^46/}'.]: 30
Ilir Schweigen.
„() schweige, lass ihn ernst und stille
Den süssen Mund verschlossen ruh'n"
53. — Isidorus [^Loeben]: Stromfahrt.
Traumbild aus einem Romane. „Die 35
W^asser gingen auf und nieder" 54 — 56.
Kanzonenartige Strophe. — A. Seyfried:
An K***.
„Wenn auf der Dichtung zarten Geister-
[schwingen 40
Die reinen Töne leicht nach oben schweben"
57. Sonett. — v. Hornthal: Ritterschlag.
An Maria.
„Du hast, o Süsse, Reine,
Der frommen Augen Scheine 45
Mir gnädig zugewandt. -
58—60. — Adrian: Reginald und Kilda.
Schottische Sage. „Es tauchte die Sonne
in's glühende Meer" 61 — 65. — v. Horn-
thal: Der Abendgang. Im Mai 1816. 50
[5 Sonette.] 1. „Hörst nicht die Lerche sich
in Lüften rühren" 66. 2. „O lass uns so
durch's bunte Leben gehen" 66 — 67.
3. „Dort zu dem Kirclilein willst den Fuss
Du lenken" 67. 4. „Nach Blumen suchst 55
Du auf den bunten Gründen" 68. 5. „Da
bist Du nun in Deinem stillen Haiise"
68—69. — F r e i m u n d R e i m a r [= BiicJcert] :
Frühlingsminnelied. „Der Lenz thut
seinen Freudcngruss" 70 — 71. — v. Hörn- 60
thal: Früh lingsstimme. „Freundlich
scheint die Sonn' herein" 72 — 73. — Chor-
dalis [= f. Sciiffert]: Glosse.
„Ach im Wind verfliesst mein
[Grüssen! 65
213
Deutsche Frühlingskränze 1815 und 1816.
214
Einmal, eh der Tag erwacht,
Möcht' ich Deinen Mund nur küssen,
Sterbend so in süsser Nacht."
V. Eichendorf.
„Seh' ich an den Wetterfahnen,
Dass die Lüfte südwärts geheu"
74 — 76. — K. A. Varnhagen von Ense:
Zum Feste der Gräfin Z**.
„Ach wie rinnen kranke Stunden
Einsam durch die trübe Brust,
Wäluend fern in Glanzesfülle
Brausend wogt die frohe Lust."
77 — 80. — A. Seyfried: Klage. „Meiner
Wünsche träumerisches Sehnen" 81 — 83. —
P. W. Carov6: Die Eine.
„Wohl wandr' ich hin und waudre her
Und kann nicht Kühe finden;"
84 — 85. — Max v. Schenkendorf: An
ein Bild. ,,Was schaust Du mich so
freundlich an" 8G — 87. — Theodor Frank:
Au die Freundin. 1. Die Tageszeiten.
„Vergiss mein nicht, wenn Dir die
[Morgenröthe
Erscheint im Rosenangesicht!"
88. 2. Ergebung. „Nicht soll Dir mehr
des Liedes Opfer wallen?" 89. — v. Ilorn-
thal: Heimweh. ,, Nicht in Worten kann
ich's sagen" 90—91. — Dr. We t z e 1 :
Liebesklage. Nach Cervantes. „In
stiller Nacht, wenn Schlaf mit dunklen
Schwingen" 92. Sonett. — Adrian: Das
Lebewohl. Arabisches Lied. „Der
Schiffer ruft, die Woge schäumt" 93 — 94.
Fussnote: Aus Specimen of Arabian poetry.
By Darlyle. — K. A. Varnhagen v. Ense:
Gezwungne Liebe.
,,Es ward ein Band gebunden.
Seitdem ich dich gefunden.
Um mich und auch um dich!"
95. — V. Ilornthal: Lied des Kranken.
„Krank in stiller Kammer sitzen" 96 — 97.
— Fr. W. Carov6: An Fr. v. L . . . r.
„() blaue Augen, lichte Himmelssterne!"
98 — 99. — Gustav Schwab: Hochzeit-
grus s. „Der heisern Kehle Freudensang
entlocken" 100. Sonett. — Fr. W. Carovö:
Aus dem Spanischen. 1. Sonett von
Garcilasso de la Vega. ,,Wie wenn ein
leidend Kind die Händchen ringt" 101.
2. Oopla von Boscan. „Meinen heissen
Schmerz will kühlen" 101 — 102. — J.
Kreuser: Der Trauring. „Die Braut
zur Ruh' nicht kommen kann" 103 — 106. —
E. J. Aurnhammer: [Emmerich Jacob,
177:.' —181 r-, Goedeke VII ISO]: Romanze
meines Ijebens. „Sie schlief, umschwärmt
von Maienlilütheu" 107—108. — A. Sey-
fried: Elegie.
„Liebend achte die Welt und alles Schöne
[und Gute,
Aber die heiligste Glut fülle dein ganzes
[Gemüth,
Wenn du ein liebend Herz, verwandt dem
[deinen, gefunden;"
109-115. — Fr. W. Carove: Liebes-
wünsche. „0 könnt ich Sie als Mondes-
glanz umwehen" 116. Sonett. — Adrian:
Das Veilchen. Nach dem Italienischen,
„ü Veilchen, so bescheiden schön" 117. —
Theodor Frank: Die Freunde an die 5
Braut des Freundes.
„Wir sehen Dich. Im jungfräulichen
[Schleier
Kniest Du vor Gott am stillen Uausaltar."
118. Sonett. — v. Ilornthal: Rechte 10
Feie r. „Nicht des Himmels Glanz im
Morgengolde" 119—120. — Fr. W. Carove:
Wahre Liebe. Aus dem 1 tali an i sehen.
,, Nicht ist Dein göttlich Wesen" 121. Fuss-
note: Gli Afolani di F. Bembo. Fol. 5. — 15
Gustav Schwab: Die Todte. 1811.
,,Mich hat nicht also hartes Weh betroffen"
122 — 123. Stanzen. — Isidorus [= Jjoeben]:
Die Bergleute. 1. Junger Bergmann.
,,Zu Tag empor aus alter Nacht!" 124. 'so
2. Alter Bergmann. „Mich kränzen stille
Silberhaare" 124 — 125. — 3. Genius, den
Diamant als Leuchte auf dem Haupt.
,,Die Lust und diese Schmerzen
Versöhnt der Silberblick" 20
125—126. —
Zweiter Kranz.
Passionsblumen und Violen. 127. —
,, Leben gebiert nur die Liebe; in des
[Urseyns Umnachtung 30
Streute ihr himmlisch Erblüh'u sühnend
[den Samen des Lichts:
Sieh! Und sein göttlicher Keim ringt
[ewig hinauf nach der Heimath,
Sey es durch Thränen und Lust — ■ sey 35
[es durch Wissen und Kunst."
128. — M. Birnbaum: Schutz gegen
Gleichmuth.
,,Wenn in uns selber, gleich dammlosen
I Welleil, 40
Die Fhith des Geistes auf und nieder
[rauscht"
129 — 132. — Karl v. Überkamp: Ixion.
„Endest Du nie denn.
Verzehrende QualV" 45
133 — 137. — E. J. Aurnhammer: Der
Fremdling und die Hirten. „Komm,
fremder Mann, an unsern Ueerd!" 138 — 139.
— Gustav Schwab: Sonett von Dante.
,,Wenn nun die Nacht mit dunkelom Ge- 50
tieder" 140. — Theodor Frank: An
niei ne Zwillingsschwester. ,,Ein stilles
Blatt, umgrünt vom Myrthenkranze" 141.
Sonett. — F r e i m u n d R e i m a r \= Rüclcert] :
[~] Reisesonett e. 1. „Nur immer vorwärts 55
in die neuen Weiten" 142. 2. Nicht immer
nach dem unbekannten Neuen!" 142 — 143.
3. Auf einen Leinweber. ,, Beglückt bist
du, der du, in stetem Fleisse" 143 — 144.
4. ,, Beglückt die Pflanze, die ein Spiel der eo
Lüfte" 144. 5. Bei der Besteigung
einer alten Burg. „Die Locken triefen,
und die Adern kochen" 145. 6. Die Burgen.
,,Zu Trümmern sankt ihr unter Schicksals
Streichen" 145—146. 7. Im Gebirg, ei»
14*
215
Deutsche Frühlingskränze ]8l5 und 1816.
216
„Wohin, ach! sollen aus des Markts Ge-
wühle" 146—147. — A. Seyfried. Die
Treue.
„Zwey Silben nenn' ich, Ihr hört sie
5 [nicht melir,
Sie sind von der Erde geschwunden;"
148—149. — E. J. Aurnhammer: Höhe
und Tiefe.
„Nicht nieden im Thal, auf luftiger Höh'
lu Will ich eine Zelle mir bauen"
150—151. — M. Birnbaum. Die Rück-
kehr. „Das blaue Liclitmeer sah ich
schweigend wogen" 152 — 153. — E. J.
Aurnhammer: Der Grasmücke Heim-
15 weh. „Es keimte junges Wintergrün"
154 — 155. — E. J. Aurnhammer: Ro-
manze:
„Dort oben auf Felseshöhen
Da stehet ein Hurgruin"
20 156. — E. J. Aurnhammer: Des Ein-
samen Klage. „Harr', o harre, liebe
Quelle!" 157—158. — A. Bd.: Elegie im
Frühling. ,,Nein, ihr ergötzet mich nicht,
ihr schimmernden Stunden des Jahres"
25 159 — 162. IHsticlien. — F. W. CaroviS:
Die sternhelle Nacht. Frei nach dem
Spanischen des Luis de Leon. „Wenn
zu des Himmels sternbekränzter Höhe"
163 — 166. — Isidorus {= Lochen]: Im
30 W i n t e r.
,,Ich ging in stillem Sinnen
Im öden Feld umher" 167—169. —
M. Birnbaum: Menschen wünsche.
,,Wenn des Menschen Wünsche fliegen"
35 170 — 171. — E. J. Aurnhammer: Sonett.
,,Allliebend strebt das Herz in ferne Räume"
172. — Dr. Wetzel: Das Kleinod. „Nur
Ernst und Kraft vor allen Dingen!"* 173.
Sonett. Ges. Gedichte u.Nacldass, herausj/egehen
40 von Z. Funcli, Leipzig 1S3S, S. 19. — Karl
V. C)berkamp: Wechsel des Lebens.
„Was seh' ich! Welche trübe, [!] schwere]!]
[Düfte
Erfüllen schnell die heitern, reinen Lüfte"
45 174. —
Gustav Schwab: Die Wolke am
Sternenhimmel.
„Welch eine Saat von goldnen Aehren
Durchwandr ich dunkle Nachtgestalt"
60 175—176. —
Isidorus [= Loebcn]: Entwölkung. „Nun
ist der Nebel zertheilt" 177. — J. Kreuser:
Wunsch.
„Ein Blümlein blüht das Leben
55 Im bunten Farbenschein" 178—180. —
Dr. Wetzel: Sylbonräth sei. „Die Erste
hegt in sichern Mauern"* 181 — 182. Ges.
Gedichte, 1<S38, S. .'is.Hf. — Karl v. Ober-
kanip: Jugendlust. Die Alte. ,.Holde
60 Mädchen, süsse Blüthen" 183 — 184. Das
Mädchen.
„Mutter, eben weil es fliehet,
Haschen wir das leichte Glück" 184—185.—
Dr. Wetzel: Reiseliod. „Die Strassen
65 hin und wieder" 186—187. Ges. Gedichte,
183'S, S. 10 f. — Fr. W. Carov^: Guter
Rath.
„Lass das Lesen, lass das Schreiben,
AN'irst doch nimmer klug" 188 — 19(1. —
Dr. Wetzel: Aufm Berge. „Lockt die 5
Sehnsucht mich in's Freye?" 191 — 192.
Ges. Gedichte, 1838, S. 31 f. — E. J. Aurn-
hammer: Lebensniuth.
„Nicht die Flüchtigkeit des Lebens
Nicht die Stunde klaget an!" 193—194. — jo
Karl v. Gberkamp: Die Sterne. „Sprich,
o! kennst Du uns nicht, uns, die kleinen
goldenen Kinder?" 195 — 197. Distichen! —
Gustav Schwab: Auf einen Greis.
„Ein halb Jahrhundert langliastDu geleeret 15
Des Weines und der Liebe Freuden-
becher" 198. Sonett. Gedichte 1851,
S. 174. — M. Birnbaum: Mutterliebe.
„Es geht ein Licht aus vom Verstände
Dies machet nur das Niedre klar, .jy
Doch wird in des Gefühls Gewände
Das Höchste oflenbar!" 199—200. —
E. J. Aurnhammer: Bächleins Erden-
wallen. „Ein Bächleiu rinnt durch Wiesen-
grün"" 201—202. — Dr. Wetzel: Die 25
Buche. „Frühlingslüfte! lindes Wehen!"
203—205. Ges. Gedichte S. 38 f. — Is\dovus
[^= Lochen]: Aeneas. „Als List, verborgen
in dem hohlen Pferde" 206. Sonett. — Dr.
Wetzel: Herkules Gebet. „Lass mich's 30
nach Herzenswunsch vollbringen!" 207.
Sonett. Ges. Gedichte S. 317. — E.J. Aurn-
hammer: Die Hoffenden.
A. Sonne schwand in Abendflnthen
Heiter steigt der Mond herauf; 35
Freundlich nach des Tages Gluten
Dämmert uns die Traumwelt auf."
208-209. —
Fr. W. Carove: Abschieds wort.
,,Es trennet weder Raum noch Zeit 40
Die nur das Eine stets erstreben;" 210. —
E. J. Aurnhammer: Epigramme. Aus
dem Griechischen. „Thörigtes Herz! wie
lange vertraust du täuschender HoflnungV"
211. Lebensweisheit. 45
,, Kränze mit heiterer Kunst das eraste
[Leben! Es dufte,
Priester der Grazien, dir noch an der
[Urne der Kranz!" 211.
Weg zur Ewigkeit. äu
„Geniuswerke zerstiebet kein Sturm, sie
[trotzen der Zeitfluth;
Denn ihr unsterblich Gepräg' ist das
[empfindende Herz." 211.
Die Muse der Lyra, und die Muse des 5:,
Gesanges.
,, Beide gingen sie einst auf Hellas Fluren
[vereinigt,
Und was die Schwester sang, wiegte der
[Schwester Akkord." 212. — eo
Fr. W. Caro v^: Des Sängers Freiheits-
lust.
„Mir Vöglein in den Lüften
Gehört die weite Welt" 213—215. —
Isidorus [= Lochen]: Der Neckarwein. 65
5>1'?
Deutsche Prühlingskränze 18l5 und 1S16.
218
„Wenn's niclit Necktar ist, ihr Freunde,
Ist'8 doch froher Neckarweiii" 216 — 217. —
V. Hornthal: Fieie Knust. ,,Frei in
blauen Lüften sclnvehen" 21<S — 219. — E.
J. Aurnhanimer: Das fremde Mädchen.
,,In Hirtentracht lebt' unter Hirten
Ein Mädchen namenlos und still" 220-221. —
E. J. A u r n h a ra ni e r : 1) i e n e u n S c h w e s t e r n.
,,ln einem alten Lorbeerhain" 222 — 223. —
Fr. Kassmann: An die mimische
Künstlerin, Frau Hendel - Schütz.
1. „Mag immerhin auf solche Sonnenblicke"
224. Sonett. — 2. „Teils Pfeile Dir als
Sinnbild beizulegen" 224—225. Somit. —
E. .1. Aurnhanimer: Die An akr conti seh e
Muse. ,,Ich bin die jüngste der Musen"
226—227. — Fr. Kassmann: An Fried-
rich Baron de la Motte Fouque.
„Im rauhen Norden, wo die Vhe. schweifen
Und Kiesenscblangen sich in Knäuel
[winden" 228. Sondt. —
J. Kreuser: Üssian. ,, Sänger von Selma,
Dein Lied ist süss" 229 — 230. — Isidorus
\= Loelien\: Sonnenlied. ,,() lass mich
athmen diese Gliiten" 231 — 232. Gedichte,
Misgew. von R. I'issin, 1905, S. 130. —
V. Hornthal: An Maria, mit Fouques
Frauentaschenbuch für 181(). ,.Gar
manches ist im Jahreslauf verblüht" 233.
Sonett. — Isidorus [=■ I.oeben]: Das
C entruni.
„Der Fantasie geheime Glut,
Und Grazie, und Heldenmuth,
Witz und Verstand und Hildnerkraft,
Und jede schöne Wissenschaft
Gehören in des Dichters Welt,
Und wenn das alles sich gesellt,
Und fehlt das innige Gemüth,
So ist es doch kein göttlich Lied." 234. —
V. Hornthal: Wahre Kunst.
,,Es wird die Kunst nur aus dem Geist
[geboren.
Der ewig quillt und strömt herab von
[Gott;" 235-230. Stanzen. —
Karl V. Oberkanip: An Friedrich de
la Motte Fouque.
„So wie, entfremdet all' den Seinen,
Von. seines Vaters Haus entfernt,
Verführt von nicht'gen Irrlichts-Scheinen,
Ein Sohn der Heimath Art verlernt:"
237—240. —
J. Kreuser: Der Dom in Colin. Herrn
Professor Wallraff gewidmet.
„Eine hohe Felsriiine
Ijeuchtet in dem Morgenschein" 241-246. —
Isidorus [=: Loehen]: Die alte Meister-
ze i t :
,,Gern weilt des deutschen Herzens Sinn
Beim schlichtenBau der Väter" 247—250. —
Dritter Kranz.
Eichenbiätter. 251. —
,,Dass sich entfalte der Keim zu himmelan
(strebendem Baume,
Aller Kräfte Verein baue am ewigen Dom ;
Schlang um Liebe und Leben Er ein
[schirmendes Kleinod:
Vaterland! heilig bist du. Wiege des
[göttlichen Reichs!" 252. —
E. J. Aurnhanimer: An mein Vater- 5
land. Vor dem Jahre 1812. ,,0b auch
noch frisch die alten Wunden bluten" 253.
— Isidorus [= Lochen]: Ileldenthum.
Im Januar 1813. „Bist Du ein Held, so
fühle Dich unsterblich" 254. Sonett. — 10
Isidorus [= Lochen]: Der knieende
Ritter. In Theodor Körners Brief-
tasche, im März 1813. ,,Hier fällt der
Ritter, schwer von Wucht der Waften" 255.
Sonett. — Isidorus [= Lochen]: Der Rhein. 15
Im' November 1813. „Wo sie versenkt
den Hort der Nibelungen" 256. Sonett.
Gedichte, aitsgew. von B. Pissin, 1905,
S.151f. — Isidorus [^Lochen]: Am Ufer
der Marne. Im April 1814. „In fremdes 20
Land entfremdet hingezogen" 257. Sonett.
Gedichte 1905, S. 152. — A. Seyfried:
T e D e u ni I a u d a m u s an d e n U f e r n der
Isere, bey der Nachricht vom Ein-
rücken d er Verbündeten in I'aris, 1814. 25
„AVas kündet der heilige Glockenklang"
258—259. — Isidorus [= Lochen]: Ab-
schied von Paris. Im Mai 1814. ,,Die
neue Babel, mit der Circe Künsten" 260.
Sonett. Gedichte 1905, S. 153. — A. Sey- 3u
fried: Auf der Brücke bey Rheiii-
weiler, am 23. Junius 1814.
,,IIochauf fiammendes Herz
Walle in freudiger Glut!" 261-262. —
I. O. (= Isidorus Orientalis = I^oehen]: 35
Huldigung. Im Julius 1814. ,, Wielaut
das Herz mir in der Brust mag schlagen"
263. Sonett. Mit der 15. Zeile schlicsscnd:
,,Icli glaub' au Gott, die Freiheit und den
Kaiser." — Isidorus \= Lochen]: Klage 4u
der Zeit.
,,Es dreht sich anders, als es hat begoinieii,
Das rauschende Gewebe dieser Zeil" 264.
Sonett. —
Isidorus [= Loeben]: Trost der Zeit. 45
„Viel ist für uns geschehn durch Gottes
Gnade!" 265 Sonett. — Gustav Schwab:
Kirchenbesuch am 18. October 1814.
,,Die Sonne lichtet sich in Morgenbläue"
266. Sonett. Gedichte 1S28, 1134.'— Karl 5ü
v. 0 b e rk am p : Bey' m Wieder au s bru cli e
des Krieges mit Frankreich im Früh-
linge 1815.
,, Wohlauf! Noch einmal denn! Mit Gott!
Den frechen Treubruch zu bestrafen!" 55
267—269. —
A. Seyfried: An Seine k. Hoheit, den
Kronprinzen Ludwig von B a i e r n , am
5. Junius 1815.
„Es naht der Kampf! In alter Kraft 60
[entzündet
Beginnt Germania's heil'ger Völkerziig"
270—272. Stanzen. —
Fr. W. Carovd: Zum Straus! Im
Sommer 1815. 6b
219
Deutsche Frühlingskränze 1815 und 1816.
220
„Hinaus, liinaus
Zum freien Straus!'' 273 — 275. —
A. Seyfried: „Vaterlaiidsgränze. Am
1. lJezeml)er 1815. „Was glänzt durch
des Waldea heimliclie Nacht'' 27Ö — 278. —
V. Hornthal: An Theodor Körner.
Nach der Vorstellung seines Zriny.
1815.
,,Was Du mit lieil'ger Dichtkunst Gottes-
[weihe
In gliih'nder Ahnung flammend hast ge-
[sungen" 279. Sonett. —
V. Hornthal: Auf der Betteuburg. 1815.
l''2iss7iote: Des Freiherrn von Truchsess
herrlicher Kittersitz iu Franken.
„Hier, wo von helluragrünten Hügels Höhe
Die alte Burg schaut in die reichen
[Gründe" 280. Sonett. —
y. Hornthal: Am Jahrestage der
Sc hl acht vom schönen Bunde [Be//e-
A/Iiiince\. Den 18. Jun. 1816.
,,( ) Schlacht vom schönen Bunde,
Du Morgenrotlies Kunde
Nach wilder Sturniesnacht! 281 — 283. —
Chordalis [= c. Seii/fert]: Der Gerolds-
ecker Hort, i^itssnote: Eine alte, zum
Nibelungenkreis gehörige, am Rheine noch
lebende Sage.
„Im Wasichgau am Rheine
Sciiaut vom bemooss'ten Steine
Burg Geroldseck in's Land" 284 — 280. —
Vierter Kranz.
Lilien. 287. —
„Du, den Namen nicht nennen, den Welten
[nimmer erfassen,
Der Du gewaltigen Arms Erden und
[Himmel umspannst:
Ewig trägst Du, was ist, am väterlich
[liebenden Herzen,
Alles bist Du und Eins, Alles nur
[lebet in Dir!" 288. —
Fr. W. Carove: Die weisse Rose.
Nach dem Lateinischen des P. Su(|uet.
,, Warum sind weiss die Rosen, die dich,
Magdalena, umsprossen." i-'wssMo/f; Lacryinae
divae Magdalenae. pag. 204. • — v. Horn-
thal: Gebet der Liebenden.
„Gott der Gnade, Gott der Güte,
Nah', o nahe unsrer Brust!" 290 — 291. —
V. Hornthal: Gebet.
,,Gott! Du siehst mein Herz!
Ewig himmelwäi'ts, 5
Ewig zu Dir hinauf
Glüht es." 292-293. —
Theodor Frank: An Sidouia, bei ihrer
(t 1 au bens weihe.
,,Dein Schutzgeist schwebt aus lichten 10
(Atmosphären
Herab mit Segen thaueudem Gefieder."
294. Sonett. —
Ghordalis [= v. Seiiffert\: Eitles Glück.
Geistliches Lied. 15
„Hier auf Erden
Gi-oss zu werden
Ist ein eitler Wahn" 295—296. —
Isidorus [= J.oebrn]: Mutter und Kind.
„Wenn Schmerzen Deine Brust beschweren"' -jo
297. — Isidorus [^ Ijoelicn]: Das Fest.
„Kann man denn nur an seinen Schmerzen
sterben?" 298—299.— v. Hornthal: Der
Gärtner. „Kennst du den alten GärtnerV"
3U0— 301. — Isidorus [= Lofl<fn]: Ver- 20
trauen. „Wenn Angst und Noth im Leben
gähren" 302— 303. — v. Hornthal: Pilger-
fahrt.
„Ein Pilgersmann wandert so eilig
Dort durch den grünenden Wald" 30
304—305.
Fr. \V. Oarov6: Romauze.
,,Eiu Knabe sass in später Nacht
Mit seinem Gram alleine" 306 — 308. —
v. Hornthal: Am Gharfreitage 1816. 35
„Wo göttlich Leben ringt mit ird'schem
Tode" 309-310. Stanzen. — Chordalis
[= /•. Senffert] : Sankt Johannis Leben
im Tode. Legende.
1. ,.Aus des Heilands heil'gem Munde 4ü
Gilt ein Wort im neuen Bunde" 311 — 15.
2. Weinend halb und halb eutzücket
Schaun die Brüder d'rauf sich an"
315-317. —
Isidorus [= Loelen]: DasScepter. 45
,,Der König hat ein Kleinod fein
Ein Scepter ist's von Golde rein" 318 — 320.
Verseiclmis der Mitarbeiter an den Frühlingskränsen.
Jahrgang IS Lt.
Adrian, J. F.
Biniltaiiw, Fr. M.
Carorc, Friedrich Wilhelm
Chordalis = v. Sen/fert
E. lihm. — • Birntiditm?
Hesse, Ludiri;/ Kniien
Hornthal, J . 1'. von
I. O. = Isidorus Orientalis = Loeben
Isidorus = Loeben
Loeben, 0. H. (traf v., s. Isidorus
Obcrlanip, Karl ron
Prieser, M. von
V. Seuffert, s. Chordalis
Seyfried, Anton
Wetzet, Dr. F. I!.
./((Iirf/dui/ IS Hl.
A. Bd.
Adrian, J>r. J. Friedr.
Aurnhaminer, E. J.
Birnliaum, Dr. Fr. M., s. M. B.
Carorr, Fr. Wilh.
221 Isidoras' Hesperiden 1816. 222
Clwrdalis = v. Set(ff'ert Rassmann, Fri'edr.
Frank, Theodor Schenlendorf, Max von
Freimiind Beimar = Rückcrt Schicab, Gustav
Hondhal, J. P. von v. Seuffert, s. Chordalis
I. 0. = Isidorus Orientalis = Loehen Sei/fried, Anton
Isidoriis = Otto Heinrich Graf V. Loehcn Varnhaqen von Ense, K. A.
Kreuser, J. Weizel,^ Dr. F. G.
J/. B. = Birnbaum Zimmermann, J. Ch. Gotti.
Oberkamp, Karl von
Hier wdren cinzuschallen:
Die Hesperideii.
Blütben und Früchte
aus der Heimatb der Poesie und
des Gemüths.
Herausgegeben
von
Isidorns.
[^ Otto Heinrich Grafen von Lochen.]
Leipzig
bei Georg .Toacbim Goescben 1816.
Diesen Almanach hat Houhen nchon in den
I. Band des BiJjliograph Vcpcrtor.. der die
,. Zeitschriften der Eomantik' enthält, einr/c-
reiht [Sp. 3l5ff.].
Die kurzen Angaben Houbens siir Geschichte
des Almaiiachs sind jetzt SU ergänscn aus Pissins
Locljcn-Biographie, S. 307ff. — Nicht nur im
,.Berlinct Litter atur- Archiv'', sondern auch
auf der Königl. Bibl. zu Berlin, [„Varnhagen
a 33''J. lagern Briefe Loebens zmd der Chizij.
den langicicrigcn Vorbereitungen die,ies Al-
manachs gewidmet. — Die Gedichte in Hclminas
Aurikcln, ISIS, waren ursprimglich für den nicht
zustande gekommenen zweiten Band der Hes-
pcriden bestimmt.
Verzeichnis der Mitarbeiter
an den Hespcrideu.
Assur = Assing
Birnbaum
Helmina von Chesy
Dcinhardslein,
Fouque
Frisius
Friedr. Giesebrecht
Goldmann
Goflwalt = Secgcmund
Hardenberg, Karl von
Hornthal
Isidorus = Karl v. Lochen
Kcrncr
Koreff
Laun
Jlalsburf/
C. N. = iVaeZ-e
Bostorf =■ Karl von Hardenberg
Schenkendorf
Schütz
Seegemund s. Gottn-alt
Theorosa = Theresc a. d. Winkel
Zacharias Werner
Weteel.
223
Taschenbuch für Freunde altdeutscher Zeit und Kunst. 1816.
224
Taschenbuch
für
Freunde altdeutscher Zeit und Kunst
auf das Jahr 1816.
6 Mit Knpfern.
Redaktion: E. ron Grootc; F. W. Carovc.
\"erlag: Köln, ijedruckt bei M. Du 3Iont-
Schauberq.
Format: S".
10 Schriftart: Fraktur.
Fundorte: Hof- und Staats-Bibl. Manchen:
Fniv.-Bibl. Bunn. Breslau, Göttingen.
Halle, Kiel, Königsberg, Marburg,
Strassburg; Grossheriogl. Bibl. Neu-
iT strelits; Grosshcrzogl. Bibl. Weimar;
Landcsbibl Kassel, Nassauische Landes-
bibl. Wiesbaden; Fiirstl. Fürstenberg. Hof-
bibl. Donaiieschingcn; Kaiser Wilhclm-
Bibl. Posen: Stadtbibl. Cöln, Danzig;
2rt Göritz-Lübeck-Süftung Berlin. Die Künigl.
Bibl. Berlin besitzt nur die Titclanflage
vom Jahre 1S22: „Zeit und Kunst, Alt-
tcutsche. Hg. von E v. Groote, Carovi,
V. d. Hagen. Görres, v. Schenkendorf,
25 i\ Hornthal, Grimm und Prof Wallraf
Mit Kupfern. Frankfurt a. M. Bei Bern-
hard Körner.^
Zur Geschichte des Taschenbuchs: Eber-
hard von Groote [Everhard?: 1789 -lS6i:
30 ABB 9. T;iSff- ; er ist später auch als Ger-
mani.H hervorgetreten] hatte 1S15 ah Volnntär-
ofjizier die von den Franzosen entführten
Kunstsehützc aus Paris zurückgeholt. Nach
seiner Bückkehr wurde er der Kölner Bc-
35 gicrunij als Assessor zugewiesen — Das Er-
scheinen seines Tmchenhuches für Freunde
altdeutscher Zeit und Kunst fiel in eine
Zeit, die für die Stadt Köln und die Bau-
geschichte ihres gewaltigen Domtorsos von
^ü entscheidender Bedeutung war. Noch ehe
Görres ISU den Ausbau des Domes als ein
Dankopfer der siegenden Nation forderte,
hatte seit 1S08 Sulpiz Boisseree mit un-
endlichem Flcissc die kün.itlerischen Unter-
•15 lagen für den Dombau geschaffen, wenn
auch sein grosses Werk über den Dom erst
in den Jahren 1834—1831 an die Oeffent-
lichkeit kam. 1816 nun weilte Goethe
erneut in Köln und sprach sich für die Er-
50 haltung des Bc^itchtndcn und den Aushau
aus. In dewscUien Jahre wurde Schin-
kel mit der genauen Vntersuehimg des Doms
betraut. Wie nahe Groote jetzt und später
all diesen Bestrebungen stand, ward u. a.
55 auch dadurch dokumentiert, dass man ihn
1841 zum ersten Vorsitzenden des neu ent-
standenen Dombauvereins ivähltc. [Vgl.
Edmund Benard. Köln, = Berühmte
Kunst.sUUien No. .S'S, Leipzig 1907. S. 303f
m Von Bei/ferscheid llonn 1876 herausgegebene
„Mitteilungen aus Grootes Brief-
wechsel" waren mir nicht zugänglich. Vgl.
auch (Sj). 361. J
Sein Taschenbuch fand eine freudige Auf-
65 nähme; lebhaft wurde seine Tendenz gehilligt
Nicht nur die oben erwähnte Tilclauflagc
von 1822 beweist es, sondern auch gleich-
zeitige Kritiken; zu nennen sind die aus-
führlichen im Journal des Luxus und
70 der Mode und in den Hcidclbergischen
Jahrbüchern.
Im Journal des Luxus und der Mode,
August 1816. S. 508-513, wird mit grosser
Anerkennung das „edle und gutgemeinte
streben der Herausgeber" hervorgehoben ; die
h'czcnsion .schliesst: — — „Möge es [das 5
Taschenbuch] seine freundlichen Gaben uns
immerfort so wohlwollend, bescheiden und
gehaltvoll bringen.'"
l angezeichnet gleich dieser ist auch die An-
zeige in den Heidelbergischen Jahr- 10
büchern der Littcralur, 1816, No. 17,
S. 271f: „Schon durch sein Aeusseres verräth
dieses Taschenbuch, dass es nichtSiiekulations-
Waare, sondern aus reiner Liebe für die
Sache hervorgegangen ist. Der Titel deutet 15
auf den Inhalt. — — — Die Gemählde-
schilderungeu sind zwar zum Theil recht
sinnige Spiele, aber doch zu ihrem Gegen-
stande nur Spiele, und wir geben darum
dem Sonette von Herrn Carovi' unbedingt 20
vor allen den Vorzug, der wohl fühlend,
wie eitel vergeblich solch Unternehmen,
mit Bescheidenheit fragt:
..Wer bin ich, dass ich wollt' vermessen wagen,
nai« Heiligste der Kunst und Frömmigkeit 25
Zu fassen in der Rede Aermlichkeit,
Der Farben höchsten Zauber dir zu sagen?"
— — — Die Ansichten der Kunst des
Deutschen Mittelalters von Hrn. F. M. Gar ovo
S 43 — 95 zeugen von einem schönen Ringen. .10
Wir möchten sie farbigen Regenbogen-
lirücken vergleichen, womit er die einzeln
blühenden Inseln, deren er auf der ersten
Seite erwähnt, in Verbindung bringt. —
Von den altdeutschen Miuneliedern S. 118 — 35
140 kennen wir einige schon aus halbver-
kluugenen Zeiten in noch lebenden Volks-
liedern, und namentlich das S. 136 befind-
liche . mit wenigen Abweichungen als
fliegendes Blatt. [„Es woU gut Jäger jagen, 40
irolt jagen in einem Holz."]
Möge eine ausgebreitete freundliche Auf-
nahme die Herren Herausgeber ermuntern,
dies Taschenbuch eine Reihe von Jahren 45
hindurch fortzusetzen. Die alte Stadt Kölln
mag noch manchen herrlichen Schatz in
ihren Mauern verbergen, der, an das Licht
hervorgezogen, gar manche.s Herz erquicken
könnte, und dies Verdienst sich zu erwerben, 50
scheinen gerade sie die Erwählten zu seyn." —
Titelblatt, p. I.
Inhalt, p. III- IV.
Vorwort. Bilder der Zeiten.
„Wir waren erwacht aua lieblichen 55
Träumen glücklicher Vergangenheit.
Pie feste Ilimnielsburg, zu welcher wir
in frommer Dichtung einst als zu einem
Felsen ewigen Trostes liinangeblickt hatten,
stand entrückt und verschleiert im Nebel 60
der Abenddämmerung nach Westen hin.
Die alten Dome, an welchen wir
schlummernd noch immer andäclitig gestiftet
und fortgebaut und zu heiligem Ablass
weiter gearbeitet hatten, sie standen in 65
grauer, ernster Stille, und hoben wie Ge-
birge mit fremd und dunkel gewordener
Runen.schrift ihre Knospen, Blätter und
Hlüthen zu den Wolken hinan.
225
Taschenbuch für Freunde altdeutscher Zeit und Kunst. 1816.
226
Auf bunter Wiese sassen wir und es
wanden sich Silberbache von fernen Höhen
herunter, und in dem Thale wollten wir,
wie geblendete Kinder, all das schimmernde
5 Gewässer iu einen einzigen See zusammen
leiten, dass ea uns zum Bade der vollesten
Lebenskraft werde. Und in blauen Fernen
standen marmorne Tempel mit himmlischen
Götterbildern und vom Olympe her neigte
10 dort die fröhliche Schaar jubelnder Ge-
stalten zu den Tempeln und Orakelhölen,
und es sangen bekränzte Dichter Helden-
geaänge in göttlichen Weisen. Ehrwürdige
Alten zogen mit wunderschönen Jünglingen
15 einher, und tiefe Lehren der Weisheit ab-
wechselnd mit muntern Scherzen, und tapfern
Kriegesthaten, und männlichen Spielen, und
Liebeskämpfen, und Opfern, und szenischen
Darstellungen, und orgiastischenTänzen waren
20 ihre Beschäftigungen, und es war, gleich
als löse sieh all dieses Herrliche in silberne
Fluten auf, und wälze sich in schönem
Strome in unser Thal hinunter.
Dann zogen auf andern Bergen grosse
25 Helden, Männer festen Sinnes und in
glänzenden Waffen einher. Alle Welt beugte
sich vor ihrem Triumphwagen, der von Löven
gezogen zu dem Tempel einer kolossalen
Viktoria hinrollte. Alle Götter folgten dem
30 schönen Zuge, jeder mit dem Symbole seiner
Macht, die er zu dem Siege des welt-
erobernden Volkes angewandt hatte. Un-
ermessene Schätze der besiegten Völker,
auch ihre heiligen Bücher und ihre Götter-
35 bilder vind alle ihre lleiligthümer wurden
in neuen Tempeln von dem triumphierenden
Volke aufgestellt. Endlich aber trat auch
in jener Jubelfeier ein Stillstand ein, und
all der Raub, und die Schätze, und die
40 Bilder, und die Gesänge, und die Heilig-
thümer rauschten wie flutendes Metall zu
unserem Wiesengrunde herunter.
Dann sahen wir ferner noch längs diesen
hell beleuchteten Höhen vorbei, und er-
45 blickten seltsame Gefilde, wo ewiger Frühling
lebte. Dort war es, ala ob Blüthen, und
Tiiiere, und Töne, und Crystalle, und die
Lothuspilanzen, und die Seelen derMenschen,
und die tiefsten Naturkräfte und die Stern-
50 bilder in schwesterlichem Vereine sich er-
götzten, und sich ewig herzten und küssten,
und über die Erde in leichtem Spiele fort-
schwebten, damit sie sich einst zu un-
begränzter Lust umschlängen, und so in
55 ewiger Umarmung zu fernen Welten hinijber
zögen. Aber auf dem Ganges und Indus
wogten nun jene blühenden Gestalten mit
ihrem Frühling und ewigem Scherze, mit
Laub und Crystallen, und Düften und Tönen
60 zu uns herüber au den glänzenden Götter-
bergen vorbei.
Und ein finsteres Land lag wie in Todes-
schlummer an breitem Strome. Ruhe war
sein Loben, Stillstand seine Seligkeit, und
65 längst verstorbene Geschlechter standen alle
noch in ihren unverwesten Hüllen, und die
Lebenden glichen in ihrer Uubeweglichkeit
den Todten. Alle Kraft stand in ihr selbst
gefesselt wie iu betäubtem Wahn, Sphinxe,
Pyramiden, Crocodillo, dunkle Stiere, Vögel, 5
Mumien.
Aber die Naturerscheinungen klangen
gross und bedeutsam aus diesem Lande, und
tiefe Weisheit wohnte bei diesen betrachtenden
Eremiten. Mit bleiernem Griff'el schrieben 10
sie sinnvolle Worte in Hieroglyphenschrift
an ihre Pyramiden und auf Papirusblätter,
die sie vor der ewig verschleierten unbeweg-
lichen Göttinn niederlegten. Und entlang
den heitern Tempeln der Olympier führte 15
der dunkle Strom all jenes heilige Gebilde
auf langsam wogender Flut zu uns herüber.
An den glänzenden Mannorgebirgen entnahm
der Delphin von dem Crocodill das heilige
Geräthe, und die Laute, welche früher nur 20
stumm dahin schwamm, fing dort an zu
tönen und stimmte zu den Dithyramben des
frohen Gefolges, welches mit dem Dionysos
die lachenden Gefilde durchzog. So führten
nun die strömenden Silberbäche alles in 20
unser schimmerndes Thal herunter.
Da blickten wir auch auf die näheren
Gebirge wieder hin, wo wir vor einem kurzen
Jahrhundert noch geträumt und fromm und
unendlich selig geliebt und gebetet hatten. 30
Die zauberhaften Mähreu riefen noch
ganz verständlich zu uns herunter, und noch
weinten wir stille Thränen, wenn wir die
grauen Väter auf schnaubenden Rossen als
wackere Ritter in blitzenden Rüstungen er- 35
blickten, wie sie zum Kampfe in deutscher
Zunge riefen, und uns ermahnten, mit nach
[demj Morgenland zum heiligen Grabe zu
ziehen.
Die alten Burgen lugten wie grau ge- 40
wordene Märterinnen unarer frohen Kindheit
herüber, und luden uns wieder zu sich ein.
Züchtige Jungfrauen standen inpräciitigen
Sammtgewanden und mit goldenen Ketten
umgürtet, und warteten, dass wir sie in 45
treuer deutscher Rittersitte begrUsaten.
Auf heimischen Fluten wogten uns
Minnegesänge und Rittergeschichten , und
Zauberspi'üche und die ganze heilige Legende
in lieblicher deutscher Kunst und auf aller- 50
lei Geräthe und auf unleserlich gewordenen
Membranen, und auf kleinen Ringsclulden,
die wir statt Schlachtschilden an den Fingern
trugen, entgegen.
Altklug schauten wir über die grünlichen 55
Flüsse bis zu ihren Quellen hinauf, und
fühlten dann, was Glaube und heisse Liebe
in den goldenen Zeitaltern glücklicher Kind-
heit vermochten, und was sie geschaften in
den weiten Gefilden desLebens und derKunst. eo
Wir fühlten es und weinten, denn wir
hatten ja versucht, nicht mehr zu glauben
und nicht mehr zu lieben; wir waren altklug
geworden und wachten nun, und empfanden
nichts als Mangel an Kraft und an Trost, es
16
227
Taschenbuch für Freunde altdeutscher Zeit und Kunst. 1816.
228
Hart und schroff tönten uns die Lieder
der alten Helden und Sänger, denn wir
waren an geistlose Keime gewohnt, die schaal
und matt höchstens zum Schlafe uns noch
s einwiegten, und keine Spur dauernder
Kührung in uns übrig Hessen.
Glatter llarinor, wie er uns von den
heiteren Bergen der Olympier entgegen
glänzte, wollte unsern flach gewordenen
10 Sinnen besser gefallen, als die zackigen
Granit- und Porphyrgebilde, die sich in
tausend seltsamen Verzweigungen zu dem
Gewölke hinan hoben. Wir kannten ihren
tiefen Sinn nicht mehr, und wussten es
15 nicht, dass auf ihnen unsre irdischen Dome
als ewige Wohnungen der Seligen zum
Himmel liinanwachsen wollten.
Die Mährchen sprachen uns lieblich an ;
aber sie konnten uns aus sieh keinen Trost
20 geben, denn wir hatten gewaltsam ihren
Zauber zerstört.
Die schönen Gebilde fassten wir nicht
mehr. Denn das göttliche Leben, aus dem
sie hervorgegangen waren, und welches sie
25 gerne nocli verkünden wollten, war uns in
unserer Gemüthlosigkeit zum Zerrbilde be-
dauernswerthen Aberglaubens geworden.
Wir ergötzten uns lieber an den reizenden
Bildwerken üppiger Marmorformeu, denn
30 sie spraciien sich für unsre lüsterne Sinn-
lichkeit verständlicher ans, wenn wir gleich
ihr eigenthüniliches tiefes Leben und ihren
innersten Sinn längst nicht mehr zu fassen
vermochten.
35 Da aber brachen schrecklich die AVogen
des Zweifels und des Lasters auf uns ein,
und umringt von so vielen Schätzen darbten
wir selbst, weil keine unsre eigenen waren,
und wir keine uns aneignen durften.
40 Und da wir so reclit armselig ohne Liebe
und ohne Vertrauen uns selbst angrinzten,
und weder zu grosser Tugend noch zu
kräftigem Laster Mutli genug hatten, sondern
nur die ekele Schwäche der Innern Gehalt-
45 losigkeit zu fühlen vermochten, da öffneten
sich rings umher gähnende Abgründe, die
uns in unserer Halbheit und eiteleu "Weis-
heit rücksichtslos verschlingen und unser
Andenken von der Erde vertilgen wollten.
50 Und wir schauderten zurück, da wir die
eigene Erbärmlichkeit wahrnahmen und es
kläglich empfanden, dass wir überall nur
von fremdem Worte antönten, und selber
höchst matt und willenlos zu eigenem Ueber-
55 druss durch das l.ieben liinzogen, und dass
uns nur die Furcht vor grösserer Schwäche
und Uubedeutenheit jenseits des Grabes au
das irdische Daseyn noch fesselte.
L^nd da sahen wir noch einmal zu den
60 köstlichen Zeiten unserer Väter Jiinüher, und
und sahen es, wie sie überall in festem
Glauben von einer überirdischen Hand ge-
leitet und gestärkt wurden, und wie in
ihrem Gemüthe nicht die wilde Gewalt des
6.1 Frevels und Uebermutlies, sondern überall
nur die begeisterte Kraft des Glaubens und
tief empfundener Sittlichkeit und Kechtlich-
keit wirkte, und wie in Waffen und in
Kunst, in Kreuzzügen wie in Gesängen und
Bauwerken, und Bildern und Mähren, immer 5
ein einziger, tief eingedrungener und alles
Leben und Wirken beseligender Glaube an
unbegreifliche Geheimnisse heiliger Wesen-
heit durchblickte, und alle seine Bekenner
aus einem einzigen Feuerfunken hinaus zu 10
gleichem Beginnen auf die nianchfaltigsten
Weisen begeisterte. Das sahen wir, und
staunten und blickten dann wieder weinend
in unsre Zeit hin.
Und traurig stiegen wir zu den nächsten 15
Bei'gen wieder hinan, und öffneten die
schweren Pforten der dunkeln, lang ver-
schlossenen Dome wieder, und ach! — wir
waren zu sehr an das blendende Liclit des
Tages gewöhnt, und konnten uns daher nur uo
schwer an ihre stille Nächtlichkeit wieder
gewöhnen 1
Wir verstanden ihren mj'stischen Bau
nicht mehr und gingen w'ie Fremdlinge in
den Ueiligthümern unserer Väter umher. 25
Wir traten in die hallenden Burgen ein,
und ihre Felsenstärke und ihre sicheren
Gemächer wollten uns wie Kerker bedünken,
weil wir es bisher für Freilieit gehalten
hatten, in ungezügelter Flatterhaftigkeit 30
weder in uns, noch von aussen her der
eigenen Kraft eine einzige und bedeutende
Kichtung zu geben. Wir kannten jenes
Höchste der Kraft nicht mehr, welche sich,
in sich selbst demttthig, fromm an das Heilige 35
hingegeben, stärkt, sich so selbst zwingt,
und frei und ohne Heuchelei zu dem Un-
sichtbaren neiget, und so die höchsten
Triumphe der eigenen Idealität, den Sieg
des Göttlichen in der menschlichen Natur 40
feiert.
Und wir sahen uns schaniroth einander
an und fragten, ob denn bei uns nicht auch
jener Glaube noch gelte, und ob wir seine
Mysterien nicht auch noch in der tiefsten 45
Seele verehrten und feierten, und ob es
nicht vielmehr ein blosses, eiteles, gellendes
Geschrey sey, in dem wir unsern heiligen,
treuen Glauben, der sich immer noch uu-
vertilgbar in dem Busen bewahrte, zu über- .so
schreien suchten?
Da aber traten Thränen der Reue in
unsre Augen, und da wir wieder weinen und
uns einander die Hand bieten konnten, da
verstanden wir bald die heiligen Denkmäler 55
deutscher, christlicher treuer Zeit wieder,
und die alten Gesänge sprachen uns freund-
licher an.
Allein in die alten Mysterien waren wir
noch nicht wieder eingeweilit. Erst als wir gii
tiefer in die geheimen Tabernakel der
dunkeln Dome wieder hineinblickten, und
aus den Werken des festen gläubigen Ge-
niüthes, und aus den Eiesenschöpfungen,
welche daraus hervorgingen, die Kraft des 155
■229
Taschenbucli für Freunde altdeutscher Zeit und Kunst. 181 6.
230
Glaubens und des aus demselben begeisterten
Willens näher würdigen und bewundern
lernten, da staunten wir über unsere eigene
Blindheit; da wollten wir uns gerne an die
5 überirdische Gewalt, welche in Deniuth und
Vertrauen solche Wunder zu wirken ver-
mochte, hingeben, und lieber so durch den
Zauber gläubiger Liebe jene unbegreiflichen
Werke der Begeisterung neu entstehen
19 sehen, als kalt und herzlos an uns selbst,
wie an allem Bessern verzweifeln, und in
unserer unvermögenden frostigen Verständig-
keit wie leere Meteore schwirren und platzen
und zu Grunde gehen.
15 Und dann gaben sich die Brüder, welche
sich nun in Einem Glauben und in Einer
Liebe wieder erkannten, freudig denEriedens-
kuss, und sagten : Wissen wir nun die
Quellen der Kraft und der Grösse und der
20 bleibenden tiefen Kunst wieder zu entdecken,
und ist es genug des richtuugslosen Be-
ginnens undEorschens und Streitens, worüber
ganze Geschlechter und Menschenalter ohne
Genuss und ohne Nachruhm zur Grube
•25 fahren V
Und da setzten sie sich tiefgerührt in
einen Kreis zusammen und sangen vor den
Domen und Burgen mit den längst grau
gewordenen Sängern der alten Zeit die
30 deutschen Heldengesäuge und die Tliaten
der tapfern Kreuzzieher, und die Mähren
zauberliafter Kindheit, und dann auch die
ewigen Mysterien des Christenthumes, des
Herrn Geburt und sein Leben und seinen
3ä Tod, und sein Reich, welches dauert hieniedeu
unter seinen Lieben bis zum Ende der Zeiten,
und drüben von Ewigkeiten zu Ewigkeiten.
Und so sangen sie bald in altdeutscher
Zunge die Weisen der grauen Zeit, und bald
40 in neuer Sprache dieThaten der romantischen
Jahrhunderte, und so kamen sie zurück von
der wortreichenLeichtfertigkeit des fütternden,
marklos gewordenen Lebens.
Und solcher Weisen haben wir auch hier
4j aufgezeichnet, und geben sie hin, mit Bildern
nach denen, welche andächtige Künstler
jener guten Zeit gefertiget haben; und was
übrigens in dem Büchlein vorkommt, das
sollen nur Fingerzeige seyn, wie die Alten
50 sich ihr Leben in Kunst und Glauben zu
einem Lustgarten und zu einem weiten Küst-
saale für die eigene Tugend und Kväftigkeit
und für den selbstständigen Muth in ihrem
liittertliume machten.
55 Ausser den Gesängen der alten Ilelden-
thaten, der Minne und des frommen Glaubens,
nahmen wir daher auch alles gerne hier
auf, was uns mit dem eigensten Leben der
guten deutschen Zeit, mit ihrer Kindlichkeit
60 und Ueldengrösse, so wie mit ihren eigen-
thümliehen erhabenen Ideen in Kunst, in
Leben und Glauljen näher bekannt machen
kann.
Dank sey es den Guten, welche uns zu
65 diesem Zwecke freundlich haben die Hand
bieten wollen und sie uns fürder noch bieten
werden. Dank sey es jedem unserer
deutschen Brüder, welcher auf was immer
für Art unser Unternehmen unterstützen
und in Aufnahme bringen, so also zur Fort- 5
Setzung desselben thätig mitwirken wird.
Die Herausgeber."
[Verf. nach dem „Inhalt" E. v. ijroote.\
p. V— XIV.
Das Bild im Dom zu Köln. 10
E. V. Groote: \ßonett\.
I. „Im Auge glänzen niegeweinte Thränen,
Im Busen tönen niegehöite Töne" 1. —
Die Verkündigung.
F. W. Carove [17S9—1S5l>; ABB 4,7f]: u
\So)iell].
II. „Man sieht ein himmlisch süsses Wunder-
lbild
In KöUens prachterfülltem Dome hängen" 2. —
E. V. Grote: [Sonett]. 20
III. ,, Die Jungfrau betet. Heilige Geschichten
Betrachtet sie im Kämmerlein alleine." 3. —
Zioischen S. 2 und 3 ist eine Repro-
dnldion der ^Verhündigung" eincicschaltet,
die auf den beiden Fliigcliüren des heiiihmten 25
Kölner Domhildcs dargestellt ist. l)ieses Ge-
mälde Stephan Lochners aus Meershurg am
Bodensee war 1810 in den Dom übertragen
worden. Zwischen S. 0 und 7 ist das y,innere
Bombild'^ m sehen, gleich den übrigen 4 30
Kupferstichen des Taschenbuchs von ^B.
BeckenJcam in Köllen-'-, gestochen von
„£. Thclott in Düsseldorf-^ Das Mittel-
stiicl; des Triptijchons stellt die Anbetung der
heiligen drei Könige dar, der linke Flügel 35
dii' heilige Ursula mit ihren Jungfrauen, der
rechte den heiligen Gereon mit den Märtyrern
der thebanischen Legion. Wallrafs Be-
schreibung folgt erst S. .349 ff. [Vgl. R.
Muther, Geschichte der Malerei, 19U'J, II 40
bsff; Edmund lienard, Köln, = Berühmte
Kunststätten, No. 38, 1907, S. 129, 139.]
Das innere Dombild
E. V. Groote: [Sonett].
IV. ,,Es öfl'nen sich die Flügel weiter Pforten, 45
Die .Jungfrau sitzt von goldnem Duft um-
[woben" 4. —
F. W. Carov6: [Sonett].
V. „Wenn Feste durch des Himmels lichte
[Räume 50
Mit Harfenklang undMayenwonnetönen"5. —
E. V. Groote: [Sonett].
VI. „Des Morgenlandes Fürsten, alte Weisen,
Geführt von einem wunderbaren Stern" 6. —
E. V. Groote: [Sonett]. 55
VII. „Ein Greis, den Gold und Schwert und
[Krön' umklirren,
Legt zu des Kindes Füssen seine Krone" 7. —
E. V. Grote: [Sonett].
VIII. „Des deutschen Doms erhabne, ernste eo
[Würde
Zeigt uns Maria, wie iu Himmelsmitten" 8. —
F. W. Carov6: [Sonett],
IX. „Wer bin ich, dass ich wollt' vermessen
[wagen, 65
15*
^31
Taschenbuch für Freunde altdeutscher Zeit und Kunst. 181(5.
232
Das Heiligste der Kunst und Frömmigkeit
Zu fassen in der Rede Aermlichkeit'' 9. —
E. V. Groote: X. Jnbellied.
„Von reinem Golde
5 Schwebt ein Duft
Durch die Luft
Um die Holde;" 10—17.
S. IS bleibt frei. — E. v. Groote:
jQ Wie eine todte Frau wieder vom
Grabe erst and. 1357. Cronika von der
h. Stadt Köln. Pag. CCrJv.XXVI. a Gele-
nius de aduiir.Magnit. Colon.Pag. 2Ü2.19.
„Es ist merkwürdig, dass die Sage von
15 einer todten und wieder erstandenen Frau,
beinahe auf gleiche Weise, in vielen grossen
Städten Deutschlands erzählt wird. (S. z. B.
Minerva, Taschenbuch für d. J. 1815, Seite
177 tlg.) Wir theilen sie hier mit nach unserer
20 alten, 1499 gedruckten, kölnischen Cronik
und nach andern Geschichtbüchern der Stadt,
und haben selbst noch die Pferde gesehen,
die als angebliches, docli auch oft, iiud viel-
leicht mit Hecht, bezweifeltes Denkmal dieser
25 Geschichte an den Speicherfeustern des ehe-
maligen HackeneischenHanses auf dem neuen
Markte standen." 20.
Komanze:
..Hier unten an dem Rheine,
j, Da liegt ein schönes Land,
Es wogt die Luft so reine
An keinem deutschen Strand;" 21 — 42.
Li der ,Mllen Stadt von Collen'^ spielt die
breit erzählte Sage:
35 In grauen Zeiten lebte
Ein Mann da schlecht und recht,
Hochhin in's Alter strebte
Sein adelich Geschlecht. [S. 28.]
40 Vom Stamm der Adncht führte
Herr Mengis Schild und Nahm;
Sein Haus Richmodis zierte
Die er zum Weibe nahm. [S. 29.]
Beide entstammten den ältesten und an-
45 gesehensten Patriziergeschlechtern Kölns, Bich-
inodis den „Overstoltzen von Lisolph-
hirchen (vulgo Lyskircheny. Ihre Ehe war
hinderlos. JJa ereignete es sich, dass Bich-
modis als scheintot begraben, aber durch den
Kt grabschänderischen 'Totengräber errettet wurde
und des Nachts zu ihrem Gatten zurückkehrte,
der erst durch das Wunder, dass seine Gäule
zum Söller seines Ilauses emporstiegen, über-
zeugt ward, kein Gespenst vor sich zu sehen.
55 Ihre erneute Ehe war noch mit drei Kindern
gesegnet. —
F. W. Carov6: Ansichten der Kunst
des deutschen Mittelalters.
„Im Drang des vollen, tieferregten Herzens,
60 jedoch nicht ohne heinilichzage Schüchtern-
heit, versuche ich von jener Zeit zu sprechen,
die wie ein fenies Zauberland sich unsern
Ulicken zeigt — wundervoll, geheimnissreich,
und rings von Duft und Dämmerung um-
65 woben. Da ist kein Weg, der uns unmittel-
bar zu ihm hinüber trüge, kein Blick so
scharf, das Weitentfernte zuerkennen: aber
zwischen ihm und uns ragen blühende Inseln
aus dem Strome der Zeiten hervor, und auf
diesen kommt man ihm naher und näher, 5
und immer heller und klarer entfaltet sich
dem sehnenden Auge das Land mit seinen
hohen Bergen und Felsfesten, seinen stillen
Thälern und Munstern, und den seltsamen
Gestalten, die da ruhen und wandeln. — " j,i
43—95.
Ueber die älteste Poesie der Germanen, ihre
geschichtlichen Gesänge und Heldendichtungen
40 — öd. — Karl der Grosse 50— ■',::;. — hie
Turniere; poetische Weltkämpfe; langsame 55
Entwicklung der Dichtkunst unter fran-
zösischem Einfluss 52 — 62. — Höhe der
deutschen Poesie in der Blütezeit des Mittel-
alters; drei grosse epische IHchtnngskreise:
das Nibelungenlied; die Graldichtung, König 20
Artus' Tafelrunde, Tristan, Lanzelot; Karl
und seine Uelden, vor allen Boland 02 — 71.
— T)ie mittelalterliche Baukunst 71 — 78. —
Die christliche Bildnerei und Malerei 79 — 87.
— Die ältere Tonkunst 88 — Hl. — Beschluss: 05
„Ist nicht in den zwei letzten Jahrzehnten
die alte, volkstümliche Kimst, wie ein
Phönix, ihrer eigenen Asche entstiegen? —
Die längst verschollenen Lieder sind er-
standen aus den vergessenen Pergamenten, 30
und in allen Gruben arbeiten Bergleute, um
die noch verborgenen Edelsteine zu Tage zu
fördern; — die lieblichen alten Bilder werden
aufgesucht, vom unverdienten Staube befreit,
erfrischt, und spenden nun wieder ilir mildes 35
und freundliches Licht; ja die vielfach ver-
stümmelten künstlichen Bauwerke werden,
wenn nicht in der Wirklichkeit, doch in der
Idee ergänzt, und ihre ewige Herrlichkeit
von vielen anerkannt, ihre Grösse gefühlt; 4u
— so ist jetzt die alte Künstlerwelt wieder-
geboren und . . . hat sieh aus ihrem Grabe
hinaufgeschwungen iu des Geistes unver-
gänglich Reich, und lebt und blüht nun dort,
um nimmer zu vergehen." 94 — 95. 45
F. H. V. d. Hagen {Friedrich Heinrich,
1780—1856; ADB 10, 332ff]: Die Mähre.
Ballade.
„Uraf Walter sprengt über Stock, über Stein :
Er will heut' Abend zu Hause noch seyn. so
Die Wasser diefliessen zusammen. "96 — 97. —
F. H. V. d. Hagen: Geistes Dank.
Legende.
„Herr Rudolf reitet durch finstere Nacht;
Er weiss, dass noch Feinsliebchen sein wacht. 55
DieBrünnlein fliesseu ohn'Ende."98 — ICK). —
E. V. (xroote: Maria mit dem Kind-
lein am Brunnen. Zu einem Kupfer nach
S. 106. ., Absichtlich geben wir hier noch
eine Vorstellung der heil. Jungfrau, aber go
aus einer spätera Periode, um den ver-
schiedenen Charakter der Kunst in beiden
Bildern nachzuweisen. |l'll ] • — Das liebliche
Gemälde, nach welchem dieses Kupfer ge-
arbeitet ist, dürfte wohl in oder kurz nach 65
233
Taschenbuch für Freunde altdeutscher Zeit nnd Kunst. 1816.
234
Albrecbt Dürers Zeit, also in den Anfang
des 16. Jalirhiinderts, vielloiclit gar in die
Scliule dieses Meisters gehören, und wäre
somit um etwa llJO Jabre jünger, als das
5 Bild im kölniscben Dome. Aber welch ein
Unterschied auch in Erfindung, Anordnung,
Ausdruck und Umgebung! — — — Maria
bat Schmuck und Krone abgelegt und sitzt
als zärtliche Mutter nur in dem Würzgärtlein
id und reicht versunken in stilles Sinnen dem
lieben Kindlein die Brust. In auspruch-
loseni, blauem Uuterkleide, und rotbem,
faltenreichem ^Mantel hat sie sich an ein
Wasserbrünnlein niedergelassen. Sie ruht
j5 auf einer Blumenplanie; ein leichter Schleier
umwallt ihr schönes Ilaarund die jungfräuliche
Multerbrust; ein offnes Buch liegt neben
ihr . . . Sie hat sidi wohl zurückgezogen
aus dem geschäftigen Leben der nahen Burg,
20 um sich in der Einsamkeit zu sammeln. . . .
Blumen duften um sie her: belle Wasser
sprudeln in dem ehernen Brunnen; alles ist
so gehalten umher, so in acht altertbüm-
lichem, etwas klösterlichem Sinne sorgsam
25 gepflegt und besorgt, nicbtsin freiem, üppigem
Leben verwildert. Aber in der Ferne öfl'net
sich eine weite Landschaft, und man sieht
gleichsam in die Mühsale und Leiden der
Welt hinein. [103.] — Zum Schlüsse wollen
30 wir noch etwas von dem Originale sagen,
nach welchem das eben geschilderte Kupfer
gearbeitet ist. Es ist nämlich jenes Bild in
der Sammlung altdeutscher Kunstsachen,
welche Herr Kektor Fochem in Köln besitzt,
35 keines der unbedeutendsten. Das etwa 15 Zoll
hohe und 12 Zoll breite Gemälde ist äusserst
. wohl erhalten, und wenn wir auch das Werk
des Kupferstechers im Ganzen loben müssen,
so wollen wir es doch auch gerne zugeben,
4(j dass das Duftige, Zarte und Warme des alten
Gemäldes, so wenig als das Leben der Farben
sich im Kupfer wiedergeben liess. — —
Das ganze Bild hat ein so warmes, zartes
und dabei doch so frisches, klares und an-
45 muthiges Leben, wie es uns aus den gemütb-
lichsten Bildern Leonardos da Vinci anspricht,
und 80 wie bei diesen ergreift uns auch dort
ein Gefühl, wie wenn man in einem ein-
samen, kühlen, üppichgrünen Thalgrunde, bei
60 plätschernden Quellen und frohen Wald-
vöglein sitzt, und um die Abendstunde in
in das Leben der geschäftigen Welt hinaus-
blickt." [105—106.] —
E. V. Groote: I.
55 „DasHerz voll Lieb", ihrKindlein in denArmen,
Verweilt Maria in dem Frühlingsgarten. " 107.
[Sonett. —
F. W. Carove: IL
,Im Stilleu Garten sitzt Maria rein,
60 Wo Liljen sehnend ihr entgegen sprossen;"
[108. Sonett. —
E. v. Groote: III. Maria.
,Wo bunte Blümlein stehn,
Liebliche Lüftchen wehn,
65 Hier lass uns ruhn;"
Jesus.
„Mutter zur Ruhe nicht.
Zum Leiden ruft die Pflicht,
Ruft was da lebt:" 109—110. -
F. W. Carovi: Cliristus erste 5
Thränen.
(Aus der Seele Trost. Manuscript aus
der ersten Hälfte des fünfzehnten Jahr-
hunderts. Pag. 93. col. 2.) .Liebes Kind,
ich will dich ein Gebete lehren von ersten jo
bittern Thränen unsers lieben Herrn Jesu
Christ." 111 — 112. —
F. W. (Carove: Ave Maria. (Aus
demselben Manuscript p. 82. col. 2.)
„Do was ein Edelritter, der begab sich jj
in einen Orden. Der Ritter enkonde kein
Paternoster noch anderhande Gebet. Do
wart im ein Meister gegeben, der yn sin
Gebet leren solt. Do hatte der Ritter also
hartten Synne, dass er nit me gelereu en- 20
konde, dan disse zwey Wort „Ave Maria."
Biese Worte standen nach seinem Tode mit
goldeneti Buchstaben auf einer Lilie, die aus
seinem Munde gewachsen war. 113. —
E. v. Groote: Des Ritters Klage. 2j
Romanze.
.Ich liatt' ein heimlich Lieb,
15ei dem ich manche Nacht
In stiller Kammer blieb.
Bis dass der Morgen tagt'." 114—116. — 30
Altdeutsche Minnelieder; nwli dem Inhalt
„eingesandt von J. Görres". 117. — S. 118
hleiht frei. —
[1.] „Ich weis mir ein Bluemlein blauwe 35
Von himmelklorem Schein" 119 — 121. —
[2] „Frölicb wil ich singen,
Frölich aus meinem Muet" 122 — 123. —
(3.) „Khunt ich von Hertzen singen
Ein hübsche tageweis" 124 — 128. 4Q
Variation des Pi/ramus und Thishe-
Motivs.
[4.] „Mit gantzem elendem Hertzen
Klag ich mein schweres Leidt" 129-131. —
[5.] Ich bin durch Freuleinswillen 45
Geritten so manche Xacht" 132 — 133. —
[6.1 „Ich reu und klag- 134 — 135. —
|7.] „Es wolt gut Jäger jagen, wolt jagen
[in einem Holz,
Da gingen auf der Hayde drei Dirnlein, 50
[die waren stolz" 136 — 137.
Fr//. Böhme, Altdeutsches Liederbuch No.
115 \1]; 30 [3]; 121 [.5]; 4.56-, S. 543 [7]. —
[8.] „Mein Dienst mit gantzen Treuen
Vor Liebi muss ich wachen"138 — 139. — 55
[9.] ,,Ich schrieb dir gern cluge W^ort,
So hast du mein Herz gefangen,
Mein lieber Bul, mein höchster Hort,
Du hasts in deinen Banden." 14U. —
E. v. Groote: Der Geist amGodes- eo
berge. 141—205.
Personen.
Siegmund's von Dracbenfels Geist.
Cuno von Stroinberg Probst auf dem
h. Apollinarisberge. 65
235
Taschenbuch für Freunde altdeutscher Zeit und Kunst. 1816.
236
Ebbo von der Löwenburg, junger Ritter,
Siegmunds unehlicher Sohn.
Berta von Drachenfels, Siegniund's
Wittwe.
5 Walther von Drachenfels) Siegn.und^s
Maria von Drachenfels [ «nd Herta s
/ Kinder.
Ebbo's Schildknappe.
Knechte und Reisige.
1,) Die Szene ist auf dem Siebengebürge
und in der Gegend; sie fällt iu den Anfang
des fünfzehnten Jahrhunderts. 142.
Prolog. „Gegend an dem alten Kreuze
nahe bei dem Godesberge. Der Geist Sieg-
15 mund's erhebt sich und geht dort langsam
vorüber."
Geist.
„0 Löwenburg, zu schwer wirst du gerächt!
Ist denn der zorndurchglühte Rittergeist,
20 Den du verhaucht im ternen Morgenlande,
Noch nicht versöhnt? — " [143-144.] - ,S'. ~'(Hi
bleibt frei. —
E. V. Groote: Einleitung [so betitelt
im Inhalt] in das Studium zweier dem Buche
25 beigegebener Kupfer : des heiligen Mi e h a e Is,
hinter S. 214 eingeschaltet, und der heiligen
Katharina, hinter S. 31S befindlich, iro
über dieses Kunstwerk noch ausführlicher ge-
sprochen wird. 207 — 214.
30 „Wir haben hier noch über zwei Kupfer
zu reden, die nacli Miniaturgemälden eines
alten Manuscriptes, wahrscheinlich aus der
Mitte des fünfzehnten Jahrhunderts, gearbeitet
sind. Das Buch ist in gross Oktavformat,
35 auf das reinste Pergament von ganz unbe-
kannter Hand geschrieben und gemalt, und
befindet sich in der Sammlung des Herrn
Fochem, Rektors an der Elendskirclie in
Köln. Schon der alte, rothsanuntene, in
■"^ Silber reich gestickte Einband verräth, dass
man in jener Zeit den Schatz, den diese
Hülle umschliessen sollte, wohl gekannt habe,
und es ist wahrscheinlich, dass das Wei'k
Eigeuthum einer vornehmen, vielleicht fürst-
•'^ liehen Familie gewesen sey. Titel, und was
sonst noch zu Anfange eines Buches zu stehen
pflegt, ist nicht vorhanden, sondern das erste
Blatt ist ein schönes Salvatorbild." [210.]
Der heilige Michael.
50 ,,Die Würde des Engels, in Gestalt und
Haltung, wie er mit edelm Zorne den bösen
Geist in die Unterwelt schleudert, muss jeden
ansprechen, der das Bild auch nur eines
flüchtigen Blickes würdigt." [213—214.] —
Bö F. W. Garove:
1. ,,ln kühnem Stolz und eitehn IJebermnth
Wollt' sich ein Engel einst vermessen heben"
[215. Sonett. —
E. v. Groote:
''0 iL ,,So fährt ein P)litz mit schrecklichen
[Getösen,
Doch klar und glänzend in das Eingeweide"
[216. Sonett. —
F. W. Carove: Yta von Toggenburg
«5 217. — S. 218 bleibt frei. —
Vorwort. An den freundlichen Leser.
,,Eine Mähre will ich dir verkünden, die
sich begab, als man schrieb nach unseres
Herrn und Heilandes Geburt Eintausend Ein-
hundert und achtzig." 219 — 220. 5
L Von dem Ritter Heinrich von
Toggenburg und seinem Gemahl Yta
von Kilchberg.
„Auf der hohen Toggenburg im Lande
Schwyz lebte Graf Heinrich mit seinem Ge- 10
mahl, der edlen Frau Yta von Kilchberg,
in vergnüglicher Ehe." 221 — 223. —
ILWieHerrHeinrich in dieFehdezog.
,,Da begab es sich einmal, dass ein Freund
Herrn Heinrichs in einer grimmigen Fehde 15
begriffen war, und zu ihm hinüber sandte,
und ihn bitten Hess, ihm bald möglichst zu
Hülfe zu kommen. 223 — 225. —
III. Wie es Frau Yta zu Muthe war,
als ihr Gemahl hinaus gezogen war iu oy
die Fehde, und welch gottgefälliges
Leben sie da führte.
„Da sass nun die hoble Yta, einsam und
allein auf ihrem stillen Kämmerlein, und übe.r-
liess sich ganz ihren betrübten Gedanken. 25
225—228. —
IV. Wie Herr Heinrich durch teuf-
lische Gaukeleien verblendet ward.
Nun möchte gewiss jedermänniglicli gern
erfahren, welch böser Mensch es wohl ge- 3^
wagt habe, unsere gute Gräfinn zu be-
drängen und ein so fromm und züchtig Weib
in Leid und Ungemach zu bringen?"
228-231. —
V. Wie der verblendete Graf 35
seinem Gemahl ein Leid anthat, und
es ihm darauf erging.
„Frau Y'ta lustwandelte eben auf den
Wällen der Burg, um ihr betrübtes Gemüth
an dem gar milden Scheine der Abendsonne 4g
zu erheitern und es durch Betrachtung der
schönen Werke Gottes zu erquicken und zu
stärken. 231 — 233. —
VI. Wie Frau Yta gar wund er barlich
vom Tode errettet ward. 45
„Aber Frau Yta war nicht todt: in dem
Augenblick, als sie den Felsen hinabgestossen
ward, verband sich ihr Schutzengel mit
seinem Brüderlein, das Herrn Heinrich be-
gleitete, und beschlossen sie, die edle 50
Gräfinn aus dieser Todesgefahr zu erretten,
um ihr ein seliges und ruhigeres Sterbstünd-
lein zu bereiten, und auf dass sie hier noch
durch ihr Gebet die gränelvoUe Schuld ihres
Gemahles mildern möge. 234 — 23f). — 55
VII. Wie sich Frau Yta in der
Wildniss niederliess.
„Als schon die Nacht zu bleichen be-
gunnte, und ein Stern nach dem andern das
müde Aeuglein schloss, erreichte Frau Yta eo
das Thal, in welchem der Waldbach aus
dem Felsen hervorsprudelte." 23() — 237. —
VIII. Wie Yta durch göttliche
Schickung ans der Wildniss heraus iu
ein Kloster geführt ward. «5
237
Taschenbuch für Freunde altdeutscher Zeit und Kunst. 1816.
238
„Aber dahingegangen waren Frühling und
Sommer, und der Herbst neigte sich zu Ende,
und in den Nächten begann es gewaltig zu
frieren." 238-241. —
., IX. Wie es Herrn Heinrich im
heiligen Lande erging, und wie er
durch einen Traum bewegt ward,
wieder heim zu kehren.
„Mittlerweile war der büsseude Heinrich
10 nach einer mühseligen Fahrt weit hin bis
zum gelotiten Lande gekommen, und konnte
erst dann wieder frei athmcn, als er eine
ganze Nacht an dem Grabe unseres Heilandes
gewacht hatte in tiefer, reuiger Zerknir-
1.5 schung." 241 — 243. —
X. Wie Herr Heinrich heimkehrte
nach dem Lande Schwyz und was sich
weiter mit ihm begab.
,,Herr Heinrich war zwar alt geworden
20 durch den schweren Kummer, der an seinem
Herzen nagte, und war das Feuer in seinen
Augen durch das vielfältige Weinen schier
ganz und gar verloschen." 243—249. —
XL Wie Herr Heinrich sein Ge-
2.T mahl ersuchen lässt, wieder zu ihm
auf sein Schloss zu ziehen; Frau Yta
aber im Kloster verbleibt.
,,Am andern Morgen aber, als kaum die
Sonne aufgegangen war über den grünen
,S0 Bergen, stand Graf Heinrich schon auf und
ging herab zum Pfarrer und wollte fortgehen
nach Fischingeu zu. seinem Gemahl." 249
— 251. —
XII. Beschluss der ganzen Ilistoria.
35 ,,Mit betrübtem Herzen wanderte Herr
Bertran z'.irück, «o Graf Heinrich seiner
harrte, abwechselnd hoffend und fürchtend,
aber im Ganzen ergeben in den Willen
Gottes." 251—252. —
40 Nachwort.
„Du hast nun, lieber freundlicher Leser,
die übertraurige Mähre vernommen, und
gewisslich, wärest Du auch noch so karg,
— der unglücklichen Yta eine Thräne und
4,, Herrn Heinrich einen Seufzer des Mitleids
nicht versagt! Aber nun freue Dich auch,
freue Dich mit mir, dass Yta ausgelitten,
und nicht allein da droben im himmlischen
Liebesgarten ewig blühet \ind duftet, sondern
60 auch hier im tiefen Schmerzensthale als
Heilige verehrt, und so — zwiefach gekrönet
wird für ihre Liebe und ihre Leiden. —
Wie Manche litt und liebte und schied von
hinnen, die auch einen demantnen Altar und
55 eine leuchtende Heiligenkrone verdiente ob
ihrer schweren Leiden, und ihrer noch
grössern Liebe ! Sie liebte und litt im
Stillen, und nur wenige kannten sie und
liebten und litten mit ihr — und litten und
60 weinten im Stillen, als sie dahinging zu
ihrem Vater im Himmel.
Aber diese Wenigen weinen oi't und ihre
Herzen weinen mit — und die Engel zählen
und wägen die Thränen und bringen die
66 Schwergeweinteu in den Garten der Liebe
und senken sie als ätherischen Thau, opfernd,
in die Kelche der ewigen Blume." 253. —
S. 254 hleiht frei. — J. W. Carove: Herr
Gerhard.
„In göttlichtiefer Kunst ersonnen, j
Von frommer Priester-Hand begonnen"
255-2.57. —
Max V. Scheukendorf: Vor dem Dom.
„Seh' ich immer noch erhoben
AufdemDach den alten Krahn" 258 — 259. — lo
Max v. Schenkendorf: Der Dom zu
Köln.
„Es ist ein Wald voll Loher Bäume,
Die Zweige seh' ich fröhlich blühn"
2fiO-261. — 15
Max V. Schenkendorf: Andacht zum
Grabe der heiligen drei Könige in
Köln. „Seyd gegrüsst, ihr theuern Pfänder"
Fussnotc: Ein Hymnus des werthen Wall-
raf beginnt also: Salvete sacra Pignora etc. 20
262 — 203. — Max v. Schenkendorf: Als er
in Frankenberg bei Achen(!) wohnte.
„Ich zieh' in euch, ihr Mauern
Mit W^ehmuth und mit Lust" 264—265.
Gedichte, IIl. Aufl., ShdUjin-t 1802, 25
S. 450; 452; d54; 350. — S.' 266 bleibt
frei. — F. H. v. d. Hagen: Hugdietrich
und Hildburg. 261. — S. 268 bleibt frei.--
„Diese Rhapsodie aus dem grossen
Heldenliede von Otnit, Hugdietrich und 30
Wolfilietrich, eignet sich wohl durch ihre
Liebliclikeit, Einfalt und Abrundung zu
einem Schaustück desselben. Der Inhalt
ist anziehend, und die schlichte, unbefangene
und gemüthliche Darstellung zeugt von dem 35
festen und sichern Styl, den das altdeutsche
Epos sich erschaffen, und in den Liedern
des Heldenbuchs ausgedrückt hat. Wir
finden in diesem kurzen Stücke nicht nur
die Wiederkehr ganzer und halber Stanzen ^g
und Zeilen, sondern dergleichen auch als
episches Gemeingut mit andern Gedichten,
z. B. mit dem Nibelungen-Lied, welches auf
dem erhabensten Stoff" diese Volksweise nur
am vollkommensten offenbart hat. Diese ^^
Erneuung ist hauptsächlich nach der Strass-
burger Handschrift, mit Vergleichuug der
aus der Wiener und Vatikanischen bekannten
Stellen gemacht, und daraus die in den alten
Drucken des Heldenbuchs ganz verdunkelte 5,1
Gestalt des alten Liedes wieder hergestellt.
Insonderheit ist die, wahrscheinlich für jene
Drucke gemachte, Umschmelzung in die
achtreimige Stanze von gleicher Silbenzahl
wieder auf die uisprüngliche vierreimige 50
Nibelungen-Stanze, mit freien Rhythmen und
etwas längerer Schlusszeile, zurückgeführt;
und somit sind alle die dadurch veranlassten
Pjiuschiebsel, Flickwörter und Härten ab-
geworfen, und Auslassungen, worunter einige eo
volle Stanzen, zurückgenommen, und sonst
manches Missverstäudniss berichtigt. Die
Sprache anlangend, so ist diese hier fast
nur in die jetzige Schreibung umgeschrieben,
dabei das Schwäbische u (lliis) und i (min) b5
239
Taschenbuch für Freunde altdeutscher Zeit und Kunst. 1816.
240
in das gemeine au und ei verändert, und
alles Uebrige lieber erklärt. Dieser Schritt
weiter zu dem Alter scheint mir, nach hin-
länglicher Vorbereitung, zeitgemäss, und
gern werde ich ihn auch bei der neuen Aus-
gabe meiner Erneuung der Nibelungen thun."
„Es wuchs in Koustautiuopel ein junger
[König reich,
Gewaltig und biederbe, der hiess Uug-
[dietereich- 269—307. —
Erläuterungen 308-310. - J. P. v. Horn-
thal: Drei Liebeslieder nach Se-
bastian Ochsenkun, [1520—1574, Goc-
deke II 29, Xo. 7h] von 1558.
I.
„Du freundlicher Held,
Dich hab' ich erwählt
Dem Herzen zur Lust und zu Freuden!"
311. —
n.
,.Recht schmerzlich klingt
Mein Hörn in's Thal,
Die Freud' ist mir entschwunden." 312. —
in.
„Mir selbst gehör' ich fürder nicht^
313-314. —
E. V. Groote: Die heilige Cathariua.
„Was ewig muss der kalte Stolz entbehren"
315. Sonett. — S.316 — 319folffcn BemerJtungcn
£U dem Ki<j> ferst ich hinter S. 318, der
ehenfnlls ein JIiiiiiitii/(ic)n<ildc des ohcnS.207ff.
bereits erwähnten alten 2Iumiskripts rcprodu-
siert. Es stellt im Vordergründe die heilige
Katharina dar, während im Hintergründe,
„in der Ejiisode^, vom Himmel fallendes
Feuer das Marterwerl-zciig, auf dem sie ge-
rädert werden sollte, verzehrt. „Auf duftigem,
grünem Vordergrunde sitzt die Heilige.
Sie scheint in stiller Beschaulichkeit ver-
loren . . . Eine goldene, mit vielen farbigen
Edelsteinen gezierte Krone deckt ihr Haupt,
von welchem das schöne Haar in sanften
Wellen hinimterfliesst. Ueber einem dunkel-
blauen Untergewande trägt sie eine Art von
weitem, faltenreichem Mantelkleide, mit
schönen Verbrämungen, dessen Farbe wir
nur mit jener der violett und rötlich
spielenden Siringen oder Maienblumen ver-
gleichen können." [318 f.] S. 320 bleibt frei.
— Grimm: Ein Mährcbeu.
„Vor langen, langen Jahren lebte einmal
eine arme Frau; so arm sie war, hätte sie
gerne ein Kind gehabt und bekanj immer
keins, und es verstrich weder Tag noch
Xacht, dass sie sich nicht darnach gesehnt
hätte, mehr als der Kranke sich sehnt nach
frischem Trunk oder ein Wirth nach lustigen
Gästen." 321—331. —
E. v. Groote: Der Mädchensprung.
Sago vom llarzgebirge.
„Maria hilf! Nur Du kannst hier mich
[retten,
Dass mich die Wuth des Kiesen nicht
[erreicht" 332. Sonett. —
F. W. ("arove: Meine Kindlieit.
„Als ich noch ein Kindlein war,
Hatt' ich viele Freude« 333-334. — •
F. W. Carove: Was ist schöner als
mein Liebchen.
„Röslein roth, wie bist Du schön,
Wie duftest Du so süsse!" 335. —
F. W. Carov6: Herbstklage. r>^^^
süsse Blümlein, warum wollt ihr geselieiden
von dann?" 336. — F. W. Carove: Der
schöne Jäger.
„Ich ging so froh zum Tanz
Wohl in des Frühlings Beigen" 337-338. —
F. W. Carove: Leupold und Jutta.
„Herr Leupold in stürmender Eile entflieht,
Hält Jutta im Arme, die himmlische
[Braut." 339—340. —
E. V. Groote: Bomanze.
„Durch Nacht und Wald
Ging Willibald" 341—342. —
F. W. Carove: Von zwei Gesellen.
(Aus der Seele Trost. Mauuscript aus
der Iten Hälfte des 15. Jahrhunderts.
S. 179—182.) „liiebes Kint, Du sah nit
ungetruwe sin noch falsche." 343 — 348. —
Prof. Wallraf [Ferdinand Franz, 1748 —
1823]: Das berühmte Gemälde der
Stadtpatronen Kölns, ein Werk
altdeutscher kölnischer Kunst von
1410, in der hohen D o m k i r c h e
daselbst. 349—389.
„Auf der Stelle, wo die im Jahre 1424
aus der Stadt verjagten Juden ihre Synagoge
gehabt hatten, bauete der Senat von Grund
aus die, noch immer so genannte Kaths-
kapelle. Das Gemälde wurde nun über dem
Altar daselbst aufgestellt. Hier blieb es
so lange Zeit hindurch, ward nur bei der
Rathsmesse und an Festtagen geöffiiet,
ward wie ein Schatz erkannt und be-
wahret Als die Handlanger der fran-
zösischen Revolution die Kapelle verunehrten
und den schönen Kircheuschatz öffentlich
verkauften; wurde das Gemälde durch eine
glückliche Fügung gerettet, und in einem
Zimmer des Rathhauses verschlossen. Die
Verehrer dieses Schatzes suchten, so lange
als möglich, seinen AVerth, der Gefahr wegen,
unbekannt zu halten. Man zeigte es endlich
dem, als Professor der Philosophie bei der
Centralschule unter uns wohnenden Herrn
Friedrich Schlegel, welcher, durch dessen
Vortrefflichkeit hingerissen, als er in dieser
Zeit mehrere, in kölnische Sammlungen ge-
rettete oder schon vorher darin aufbewahrte
alte Gemälde zu beschreiben anfing (in seiner
Europa 2ten Bandes 2tem lieft), mit der
hohen Anpreisung dieses Bildes hervortrat,
und den alten Kunstruhm Kölns durch dieses
Product vor dem ganzen Deutschlande pro-
clamirte. [Vgl. Ivpcrtor. I, S/i. 11, 33 f.]
Das Kunstbild wurde endlich bei der
ersten Friedensndio nach der hohen Doni-
kirchc hingebracht, wo unser geschickter
Zeichner und alter Gemälde-Hersteller, Herr
Maximil. Fuchs, dessen Beschädigungen
41
Taschenbuch für Freunde altdeutscher Zeit und Kunst. 1816.
242
heilte, imd ihm die alte Sauberkeit samt
einer neuen Vergolduuf? seiner Zierrathen
wiedergab '" 350 — 351. —
5 ,,Was nun noch unter den erhaltenen
Denkmälern unser erhabenes Domgebäude
ist, das ist binnen diesem Tempel unser
vortreffliches Kunstbild, wovon wir reden
wollen. Beide haben nicht nur bisher eine
10 Menge Ausländer und selbst Personen vom
höchsten Range durch wiederholte Besuche
hier festgehalten, sondern auch das Ver-
langen nach einer etwas ausführlichen Be-
schreibung des so berühmt gewordenen
15 iJildcs ist so rege geworden, dass man es
ohne Beleidigung des Kunstfreundes nicht
länger unbefriediget lassen darf Hier folgt
sie Ulm mit Bezug auf eine sehr beschränkte
Abbildung davon, die, wiewohl sie trotz aller
20 Bestrebung weder dem Ausdruck der Köpfe,
weder den Verhältnissen des Ganzen, am
wenigsten aber dem Begriffe seiner malerischen
Schönheiten genug thun kann, dennoch
wenigstens dem damit schon Bekannten zur
2j "Wiedererinnerung, dem es vielleicht nie
Sehenden zu einer bestmöglichen Einbildung
zu verhelfen fähig seyn wird "
353—354. —
30 «Die auswendige Malerei auf den
gewöhnlich verschlossenen Thürflügeln des
Bildes ist manchem sinnigen Anschauer be-
reits so schön vorgekommen, dass er nichts
Weiteres oder gar nichts Schöneres im
35 Inneren zu erwarten zu haben wähnte.
Dennoch ist sie nur die Decke und das
• vielversprechende Vorspiel des Folgenden.
Sie enthält auf zwei durch die ganze Höhe
des Bildes sich voneinander spaltenden
■"-^ Tafeln, die Verkündigung des himmlischen
Boten an die zur Gebärerinn des göttlichen
Wclterlösers bestimmte Jungfrau aus Davids
königlichem Geschlechto " 355
—356. —
45 — — — — — — —
„Nun eröffnet sich das innere Gemälde
Indreifacher Abtheilung, mit einer auffallenden
Schönheit und Pracht.
I. Im grossen Mittelstück erscheint jener,
■>ii für die Kunst überaus ideenreiche, aber wohl
nie mit solcher Bedeutsamkeit, als hier, er-
griffene und entfaltete Mythus der christ-
lichen Keliiiion: die durch einen sie leitenden
Wunderstern zur Anbetung der auf Erden
sich offenbarenden Gottheit aus dem Orient
herankommenden königlichen Magier.
II. Im Nebenstücke rechts zeigt sich die
brittannische Fürstinn Ursula, welche sammt 5
ihrem Gefolge und ihrem Bräutigam in Köln
war, und mit einer grossen Anzahl, der
Verfolgung wegen von den Alpen bis hie-
her geflüchteten Christen, durch die Wuth
der Ungläubigen hier überfallen und er- lo
mordet wurden.
III. Im Nebenstücke links steht voran
der heil. Gereon, der Anführer einer Schaar
christlicher Soldaten aus der römischen
Thebäer-Legion. Unter dem Kaiser Maximian 15
wurden sie ihres standhaften Bekenntnisses
wegen, auf dem römischen Marsfelde dahier,
zum Tode verurtheilt. Die heilige Maria
imd die benannten, in ihren üeberbleibseln
hier ruhenden Heiligen sind die Haupt- 20
patronen Kölns, zu deren Ehre unser Kunst-
Palladium verfertigt, und für die Dauer
ihres ewigen Schutzes unveräusserlich ge-
widmet wurde " 360—361. —
„Die Nebengemälde mit der Gesellschaft
der hl. Ursula und Gereon müssten deswegen
eigentlich nur in einem gegen die Fläche des
Mittelstücks wenig stumpfen Winkel geöffnet
werden, und auf diese Art erschienen sie so
in ihrer Natm- beiderseits erst gehörig be-
leuchtet, wie sie es in der Rathskapelle
durch ihr von gegenseitigen Fenstern ab-
geleitetes Kreuzlicht waren: indem sie auch
noch in den Halbzirkel des, aus dem 3.5
Centrum des Ganzen hervorgehenden
Scheines gehören, und daher desto mehr
Täuschung für die Einbildungskraft des
Anschauers gewähren. Ueberhaupt muss
man solche Bilder in altkatholisch-deutschem -n^
Sinne nur als himmlische Conversationen,
als reine Erscheinungen zur Meditation an-
nehmen. Wer sie gleich unbedingt als
anachronistische Zusammensetzungen ent-
fernter Zeitalter oder gar als einfältige, 45
sinnlose Träumereien verwirft, der kennt keine
himmlische Poesie und ihm gedeihet nie der
Sinn für die Kraftsprache der Kunst und
für die schönsten Idealbildungen, worüber
sich nur Poesie und Religion mit höhern 50
Geistern unterhalten und vereinigen können."
374. —
16
243
Bundesbliithen. 1816.
244
30
Bundesblütlieii.
Von
tJeorg: (irafen vou lilankensee
Wilhelm Hensel
ö Friedrich Grafen vou Kalckrenth
Wilhelm Müller
Wilhelm von Stndnitz.
Verlag; In der MaiiierscJicii Biichhandbtitg,
Poststrassc No. Ü'J.
10 Ortu.Zeit des Erscheinens: Bc»'ii» ^h/((«(7
Januar 1S16. Vgl. Hat fi cid. Viary and
Letters of Wilh- Müller, 1903. S. 74, Sl.
Format: S".
Schriftart: Fraktur.
15 Fundorte: Königl. Bibliothek Berlin: l'niv.-
Bibl. Halle, Jena. Königl. öffaitl. Bibl.
Dresden; Grosshersogl. Bibl. IS'eustreliti;
(rrossherzogl. Bibl. Weimar; Stadtbibl.
Hamburg.
20 Zur Geschichte der Bundesbliithen: Das
9 Stück da- Vossische}) Zeitung, vom
20. Januar ISW, brachte unter der Itubrik
„Literarische Anzeigen'' folgende Ankün-
digung, die am gleichen Tage gleichlautend
25 auch in No. 9 der .,Bcrlinischen Xach-
richten von Staats- und gelehrten Sachen''
iVerlag der Haude- und Spenerschcn
Buchhandlung) erschien :
„In der Maurer sehen Buchhandlung,
Poststrasse No. 29, ist erschienen:
Bandesblttthen
von
[folgen die yamcn der fünf Mitarbeiter.]
gr. 8. in einem sauberen Umschlage geheftet
35 1 Thlr. 8 Gr.
Nicht etwa, wie einige aus dem
Titel abnehmen könnten, ein Ver-
stoss gegen die Königl. Verordnung
TOm 6ten Januar, sondern blos eine
40 Sammlung Gedichte der hier genann -
ten für Kunst undWissenschaft ver-
bundenen Freunde."'
Die hier zitierte „Verordnung wegen der
angeblichen geheimen Gesellschaften",
45 hatte die Voss. Zeitg. soeben an der Spitze
ihres 5. Stückes, a)n 11. Januar 1S16, ver-
öffentlicht: sie wiederholte u. a. das Königl.
Edikt vom 20. Oktober 179S ..wegen Ver-
hütung und Bestrafung geheimer
60 Verbindungen, welche der allge-
meinen Sicherheit nachtheil ig werden
könnten", und verordnete ferner. ..daß von
nun an, bei namhafter Geld- oder
Leibesstrafen von Nieman (so.') in
55 Unsern Staaten etwas darüber [über
die Existenz geheimer Gesellschaften und
über ihre Zwecke] gedruckt oder ver-
legt werde". Diese Verordnung hatte
bewirkt, dass der Zensor Eenfner die An-
60 kündigungsvcrse der fünf Bundesbrüder
gestrichen und an deren Stelle die eben zitierte
pedaniisch-viir.iichliiic A nkündigungsj}rns<i ge-
setzt hatte. Wilhelm Müller war cmpurt
über dieie Eigenmächtigkeit, l'.r berichtet
6,=i in seinem Tagebuch am IS. Januar IhKi:
„Heute morgen war ich mit Hon sei beim
Geheimen Staatsrat!) Renfner in betreff
unsrer Ankündigung. Wir richteten aber
nichts aus, jedoch erklärten wir, dass wir
70 seine Anzeige nicht einrücken würden. Er
mutzte uns besonders auf, daü wir so viel
von der Freiheit in unsern Versen sprachen,
und als ich ihm sagte: der König habe ja
dazu aufgerufen, sagte er: ja damals!"
[Vijl. Di arg a nd Letters of Wi l h. Müller, ;
crf." by J. Taft Hatficid, Chicago 1903,
S. S2f.; desselben Aufsalz über das Tage-
buch in der Deutschen Bundseh au, 1902,
Bd. 110. S. 367 f: Euphorion 1S96, Er-
gitnzunyshcft. S. 121; den Brief Müllers an
Eiiiiquc com 14. Februar 1S16. in den. .Briefen
an Fonque", 1S4S, S. 273 ff.] Als nun am
SO. Januar die Batfnersehe Ankündigung
in den Zeitungen erschien, setzte Midier, wie
er selbst berichtet, zusammen mit Hensel
..sogleich eine Erklärung auf, um unsere Ehre
zu retten". — Der Zensor scheint aber auch
sie unterdrückt zu haben. Kicht zu hindern
vermochte er dagegen, dass die anstössigcn
Verse eine Vnterkunft im Intelligenzblait Nu. 4
(vom 21. Februar 1S16) des Blorgenblatts
fanden, wo sie auf S. 14 stehen:
„Fünf Sänger reichten einstens sich
[die Hand
Zu ew'gen Bundes heilgem Unter-
[pfand.
Sie hatten lang in frommer Glut ge-
[f echten
Für Gott, die Freyheit, Frauenlieb
[und Sang,
Und Eichengrün um ihre Stirn ge-
[flochten,
Errungen in der Waffen wildem
(Drang,
Und da sie nun die Freyheit siegen
[machten,
V'erbanden sie sich treu zu heitrem
[Klang:
Und von den Blfithen, so der Bund
[getragen,
Will Euch dies Buch die erste Kunde
(sagen."
Rezensionen: Kui'z und nicht ohne der De-
magogenriechcrei einen Seitenhieb zu ver-
rersetzcn, äussert sich, verspätet, Mp. [= F.
G. Wetzet] in Ko. 55 der Jenaischen
Allg. Lit.-Ztg. vom März ISIS: „Wohl
mögen die fünf Bundesbrüder, welche die
schöne, durch diplomatische und andere
dergleichen Wasserspritzen endlich glücklich
gelöschte Begeisterung vim 1813 auch in
den Kampf für Deutschlands Befreyung ge-
trieben, besser zusammen gestritten, als
zusammen gesungen haben. Und so können
sie wohl den einen Lorbeer über dem
anderen entbehren und vergessen I^* —
]\[it grossem Wohlwollen bespricht die Bundes-
blüthen ein Ungenannter in Xu 305 der
Hall. Allg. Lit.-Ztg. vom Dezember Islli:
„In den letzten grossen Kämpfen für
Deutschlands Freyheit und Selbststiindigkeit
zogen, wahrhaft vergleichbar der ritterlichen
Vorzeit, mehrere deutsche Jünglinge, der
verewigte Theodor Körner an ihrer Spitze,
mit Schwert und Leyer zugleich, gegen des
Vaterlands zwanzigjährigen Feind. Auf
diese Weise ist auch gegenwärtige, recht
gefällig gedruckte Sammlung von Poesieen
entstanden, deren Verfasser alle selbst
rühmlichen Antlieil an dem grossen Be-
freiungswerk, mit den Waffen in der Hand,
genommen. Nur von einem poi'tischen.
und nicht einem politischen Bunde ist
245
Bundesblüthen. 1816.
246
aber hier die Rede, wie schon die Anzeige
des Verlegers, der aus dem Titel dieser
Sammlung, (naiv oder ironisch?) besorgte,
man möchte darin etwas für oder wider den
Tugendbuud wittern, der Lesewelt be-
kannt gemacht hat. Natürlich enthält auch
dies(3 Sammlung mehrere, und zum Theil
sehr wohlgelungene Kriegs- und Vaterlands-
lieder, aber ihr Hauptinhalt besteht doch
in Gedichten, welche vun der Beziehung
auf die bedeutungsvolle Gegenwart, in der
sie verfasst wurden, völlig unabhängig, ein
rein poetisches Interesse haben." — Der
Bez. zitiert sodann das kleine, statt einer
Vorrede vorangesetzte GcdicJit des Grafen
Blankensee ,,Die fünf Bundesbrüd er
an die Leser", dessen erste Strophe unten
im Text gebracht tvird, dessen zwei weitere
lauten :
„Und Eines dürfen kühn wir nennen.
Das hoffend in uns lebt:
Fünf Freunde wollen nie sich trennen
Wie sie vereint gesti'ebt.
So bieten sie, was sie empfunden
Mit kindlich-frommem Sinn,
Und wie der Kran/, für Kuch gebunden
Neigt Euch zur Nachsicht hin.
Aus diesem Gesichtspunkt muss denn
auch billig Zweck und Inhalt dieses Büch-
leins betrachtet werden, und wenn schon
an sich das Dase3n eines solchen Bundes
von fünf edeln, durch Gleichheit eines würdig
geistigen Strebens vereinten, vaterländischen
Jünglingen, ein auf dem Hintergrunde dieser
thatenvoUen Zeit, der sie selbst durch eigne
Thatkraft angehörten, sehr erfreulich hervor-
tretendes Bild gewährt, so ist es doppelt
erfreulich, aus dem Inhalt dieser Sammlung
selbst zu vernehmen, daß nicht nur von
einem edeln Geist und Gemüth, sondern
auch von wirklichem dichterischen Talent
dieser Bund geschlossen worden ist. Denn
das letztere thun unverkennbar die meisten
dieser Gedichte dar, die man doch überdiess
nur als die ersten öffentlichen Versuche
ihrer Verfasser zu beurtheilen hat." — —
— Während über Wilhelm Müllers Ge-
dichte nur kurz bemerkt wird, sie enthielten
gleich denen des W. von Studnitz ,,manches
anmuthiyc Krzeugniss einer lebhaften Phan-
tasie unil wohllautenden Sprache,'^ werden
die He HS eis besonders i/erühmt: „sie
empfehlen sich vorzüglich durch Tiefe eines
wahrhilft dichterischen Geviüthes und Correkt-
heit der Sprache und metrischen Formen."
— Der Jiez. schliesst „mit dem herzlichen
Wunsche, dass dieser erfreuliche Bund, durch
lange Dauer und ein immer mehr zum Voll-
kommneu der Kunst aufstrebendes Wirken,
dazu beitragen möge, uns die schöne Zeit
unsrer frühem vaterländischen Dichter-
vereine, jetzt, wo leider! fast jedes Talent
vereinzelt nur auf sich selbst beruhet,
wiederum zu erneuern." —
Die fünf Bundesbriider an die, I>eser.
Von Georg Grafen von Blankensee.
Was wir auf lieber Flur gefunden
In reiner stiller Lust,
Bescheiden ist's als Kranz gewunden
Und will von Brust zu Brust.
p. III— IV.
Georg Graf von Blankensee. 5
[Geori/ Friedrich Alexander, 17!)'3—1SG7;
Goedel-e VIII :.'.st)f.\ l --.'.O. — S. :.' bleibt frei.
Marie's Klage.
,, Fraget Jemand, was mir fehlet.
Kann ich es ihm da wobl sagen?" 3 — 4. — 10
Des Mädchens Klage
„In meinem Busen fühl' ich oft
Ein sclimerzenvolles Sehnen" 4. —
Des Jünglings Klage.
„Im Dunkeln irr' ich still und wild, 15
Und klage meine Leiden" 5. —
Der Wahnsinnige.
Ballade.
,, Siehst Du den Jüngling wohl in unsrem
ChorV" 5-7. 20
Lied des armen Dichters.
,,Ich dichtete gern und diciitete viel,
Wenn anders die Muse nur wollte" 7 — 8. —
Die Musikanten. ,,Wir spielen schon
lange und hören nicht auf;" 8 — 11. — Lied 25
des Müllers.
,, Wasser hab' ich auf der Mühle,
Endlich bin ich an dem Ziele:
Wie zufrieden werd' ich seyn,
Nettchen wird nun ehstens mein." 12—13. — 30
Minstrel's Scheiden.
,,Die Stunde naht, die Harfe klingt.
Und alle Töne in mir klingen:" 13 — 15. —
(Jssian.
„An dem Fels im bleichen Mondenstrahl 35
Schwebet eines Greises Hochgestalt"
15—16. —
Gesang des Heiden am blanken See.
,, Zerstoben sind Stürme, zerstoben die
Wellen" 16 — 18. — Trost des Dulders. 40
,,Wie bangt Dich so, mein armes Herz,
Gehst Du nicht ein durch Nacht zum
[Licht?" 18^19. —
Klage.
,,Es kehrt der schöne Lenz zurück 45
(Tnd heitrer seh' ich jeden Blick" 19— "20. —
Klage des Freundes.
„Klagend steh' ich, einsam und verlassen,
Jede Freude muss ich fiirder hassen:"
ai— 22. — 50
Der Jüngling an seine Freundinnen.
„Schwer erwach' ich aus dem langen Traume,
Eng und lastend wird die Wirklichkeit."
22-23. —
Kriegslied für 1813. Ein Freiwilliger 55
an die Freussen. Zum Besten un-
bemittelter Freiwilligen in Musik
gesetzt und gestochen 1813 im März.
„Herbei zum Kampf! so rufe jetzt
Ein jeder brave Freusse" 24 — 25. — 60
Kriegslied für 1815. (Auf die Weise:
Vive Henri quatre, etc.) „Auf, tapfre
Preussen! auf in den heil'gen Streit!"
25 — 26. — An meine Hyazinthen.
,, Wollet ihr denn niemals werden, 6.i
16*
247
Bnndesblüthen. 181Ö.
■248
Aus dem Topf von dürrer Erden
Euch zu reichem Blüthenleben
Nie zu holdem Glanz erheben?" 26. —
An Dieselben. „Endlich habt ihr eucli
ft entfaltet:" 27. — Grnss.
„Jungfräulich entsteigt Eos in rosigem
[Glänze
Und der erquickende Thau stillt die ver-
[zehrende Gluth." 27—28. —
lu An einen jungen Geschieh tsforschor.
„Freund, Du hättest noch nie mit lockenden
[Mädchen gebiihlet?
Kuhet nicht Klio verschämt Dir an der
[liebenden Brust?" 28. —
15 Für dessen Antwort auf das vorher-
gehende F^pigramm.
,,Lohnst Du das kleine Geschenk mir so
[mit reichlicher Spende,
Hüte Dich, Guter, alsdann, lüstern nur
20 [machest Du mich!" 29. —
Abschied. „Die schwache Leier hat ge-
klungen" 29. — Inhalt. 30. —
Wilhelm Hensel.
[1704—1801; GoecM-e VIII 37s f., ABB 12,
3ff.\ 31—112. — S. 82 bleib/ frei.
An die Guten.
„Nehmt meines Frühlings anspruchlose
[Blüthen,
Bald grünen Friedensauen hell ent-
keimt" 33. —
Vor dem heiligen Abendmahle. •
„Noch einmal, eh' des Krieges Wetter
Die Seele nächtig mir umziehn,
Wall' ich, o Christ, Du Hort und Retter,
Zu Deinem Gnadentische hin;" 34 — 35. —
Nach dem heiligen Abend mahle.
,, Seele auf! Du hast genossen
Ew'ge Liebe, ew'ges Heil" 35 — 36. —
Gennss der Gegenwart. ,,Wie wogt so
laut um mich die bunte Menge!" 37 — 38. —
Angriffslied.
,, Sonne steigt,
Nebel weicht,
Brüder! gute Zeichen!" 38—39. —
Sängers Abscliied an die Frauen.
,,Ade! ihr holden Frauen!" 39. — Malers
Abschied von der Werkstatt.
,,AufsNeue hör' ich Kriegeswotter rauschen
Und wieder will die Hand in freier Wahl
Den Pinsel gegen Schwerteswucht ver-
[tauschen
Und malen mit des Feindbluts rothcm
Stral." 40—43. —
Letzter Wunsch an Hedwig.
,,Ich weiss nicht recht in ziere Klänge
Zu hüllen, was im Busen spricht" 43 — 44. —
An Fouquc. ,,Bald wird der Trennung
ernste Stunde schlagen:" 45 — 46. — Am
Bund es morgen den 4 ton Mai 1815.
An Friedricii Grafen von Kalkreutli.
„Sey froh du junger 'J'ag gegrüsst
Der mich mit Himmelsstrahlnn küsst;"
47—48. —
Das Blüuilein der Treue.
,,Das Blümlein der Treue,
Das ewigalt' und neue,
Blüht tief in Herzens dunkler
Schrein:''
48. —
Die Blumen.
„Wie lieblich, wie milde
Die Blümleiu stehn" 49. —
Sänger und Bach.
„Zwei Jünglinge stehen an rauschendem
[Quell,
Allzweien wohl glänzen die Augen so
hell:" 50—51. —
Kampfmahnung an Deutschlands
Sänger. 1813.
,,Auf, Deutschlands Sänger, auf und greift
zum Schwerdte!
Erkämpft der Kunst ein freies Vater-
land!" 51—53. —
Sängers Wünsche.
,,Mag nicht Rang,
Titelklang,
Frei nur singen frommen Sang." 53. —
Sonett. An meine Schwester.
,,Nimm dieses Saitenspiel aus meinen
[Händen
In milden Hulden, trautes Schwesterlein."
54. —
Morgengruss vor der Schlacht.
,,Morgenröthe steigt herauf
Und die Sterne gehen unter:" 55. —
Nachtgruss vom Schlaclitfelde. ,, Will-
kommen liebe stille Nacht! 56 — 57. —
Bitten.
,, Weiche,
Schwüle !
Reiche,
Kühle,
Mir Erquickung,
Dass Entzückung
Schwebe
Wieder,
Webe
Nieder
Lustumkränzung,
Himmelagläuzung
Um die Seele!" 57—58. —
An Max von Schenkendorf.
„Du sangest von drei Grafen,
Die unterm Rasen schlafen
So lust- und liebevoll:" 58 — 60. —
Prinz Wilhelm.
„Gegrüsst im Waffenfeldo,
Du edler F'ürstensohn!" 61 — 62. —
Prinzessinn Wilhelm.
„Wer ist die holde Fraue,
Die dort erhaben glänzt" t)2 — 64. —
Jägerlied.
,,IIornesklang,
Kriegsgesang
Wald entlang,
Tief im Busen Freilieitsdrang!" 65. —
Die Nacht.
,, Nebel steigen
Aus mondlichem Tlial" 66. —
249
ßimdesblütheu. 1816.
250
Lied. „Wohl kenn ich ein niedlich
Vögelein" 66—67. — Beim Walzen.
,,Ach, die volle Seele will zerfliessen
Bei snliimmelseligem Umfangen!" 67-68. —
Pomm erlied.
„Wir tapfren Pommerdegen
Wohl ziehen allzumal
So freudig und verwegen
Zu bliit'gem Siegesthal." 6i). —
Kampflied für schwarze Husaren.
„Auf! schwarze Eächer auf und fliegt
Zum wilden Freiheitstreite!" 7t> — 72. —
Der erste Kuss. „Wir sassen still bei-
sammen" 72 — 74. — Das Flammengrab.
Ballade. „Ritter trabt durch Ilaide grün"
75—80. — Die Zauberin. Ballade.
„Das Heimchen zirpt, die Eule schwirrt,
Der Kappe steigt, der Panzer klirrt;
80— tu. —
Adolf von Nassau und Amalgunde.
91—106.
Ballade 1.
„Adolf von Nassau, so stattlich und helir.
Reitet durch blumige Thale" 91 — 95.
Ballade 2.
,,Dureli den Himmel zielin Gewitter,
Blitze leuchten schaurigbleich" 95— 97.
Ballade 3.
„Nonnenbild in stiller Zelle
Regt so mild der Saiten Gold" 97 — 98.
Ballade 4.
,,Der Säge Rauschen, des Beiles Schlag
Durchtönet die Oede, ruft Echo wach"
98—99.
Bie Schlussverse lanten:
„Hier wahr' ich mein Liebchen mir sicher
[lind gut,
Und gegen neidischer Buben Geneck
Steht fest mir das dräuende Adolfseck."
Yql. S. läfif.
Ballade 5.
„Still in öder Kammer
Nonneubild so trübe
Weint in süssem Jammer
Um entsagte Liebe." 99—101.
Ballade 6.
,.5[it seinem Liebchen im Wald auf hohem
[Schloss" 101—102.
Ballade 7.
J.Nassau schied von den Freuden der Minne"
103.
Ballade 8.
„Trauernd haus'te Amalgunde
Auf vieleinsamlichem Schloss:" 103 — 104.
Ballade 9.
,,Hört ilir den dumpfen Lärm der Schlacht?"
104 — 105.
Ballade 10.
,, Unter Wunden, unter Todten,
Wankt dieHerrin schauderndhin :" 105 —106.
Befehl H SS :
,,So büssten wohl Beide die sündigen Triebe,
Das Brechen der Eide durch sühnenden Tod;
Und droben erblühte geläuterte Liebe
Verzeihend der Seligkeit Morgenroth.'' 106.
— Seekönig. Nordische Ballade.
„Seekönig fuhr, der starke Held,
In braunem Schifte hin" 107—111. —
Inhalt. 111-112.—
Friedrich Graf von Kalcicreuth.
[Friedrich Ernst Adolf Karl, 1790—1873;
Gocdel-e VIII ;^7fif.\
113—170. — Seite 114 hleiht frei. —
Weihe 1815.
,,Der Jüngling wandernd stand auf öder
[Haiden
Ermattet von der Sonne Glutheubrand,
Wo tausend Wege überall sich scheiden,
l ud forschet sehnend nach dem Labunga-
strand;" 115—118. —
Friedrich der Einzige. Ode auf die
hundertjährige Geburtsfeier des
grossen Königs. Vom 24ten Januar
1812. ,,Auf, Volk der Brennen! heiliges
Vaterland!" 118-120. — Die Riesen -
koppe in Schlesien. „Gruss Dir, Königin,
hochragende, herrliche! 120 — 123. —
Theodor Körner. An Friedrich
Grafen von Kalckreuth. ,, Stürmend
jagt sich die Flutli von der Quelle hinab
bis zum Meere" 123. Distichen. Vgl. Goedehe
VII 843, 27. — An T h e o d o r " K ö r n e r.
,,Aus einer Quelle stammet alles Leben
Aus einem ew'gen Götterschooss;" 123 — 125.
— Agrippina's Landung in Brundu-
sium.
..Was drängt das Volk zum Hafen
[schwellend hin,
Gleich dumpfer Meeresfluthen Wallen?"
125—129. —
Die Erbauung von A d o 1 p h s e c k.
..Zu welches Festes heil'ger Feier
Entbietet uns das FrühgelänteV"129— 136.
Vffl. 11". Ueiisels Ualladeiieyklus S. i/l/f. —
Die Bundesn acht. An WilhelniHensel.
..Sey gegiüsset, Weihestunde,
Mitten scheidendTagund Nacht!" 136-138.—
Die Erscheinung. „Wer bist Du?
sprich — befreundet heilig Wesen? —"
138—140. Stanzen. — Auf Laura's Tod.
An meinen Bruder zu seinem Ge-
burtstage. ..Sey gegrüsset, friedlich
Thal" 141—147. — Abschied strost.
..Wenn ein Licht der heissesten Gefühle
In dein Herz sich niedersenkt"
147—148. —
Auf Hen sei's Gemälde: Das Wieder-
sehen des Prinzen Wilhelm von
Preussen und des Hofmarschalls
Grafen von der Groben vor der
Schlacht bei Lützen.
„Der Fürst an treuen Dieners Brust!
Werist sich Edleren , !)bewusst?"149-150.-
Die Knaben.
„In einem stillen Thal im Eichenschatten
Ein Knab' ins Leben trat" 151 — 153. —
Meine Heimath. „Ich wandelte bei Nacht
durch Waldes Dunkel- 154 — 155. — Auf
251
Bundesblüthen. 1816.
252
das Fräulein von R — , als sie, den
Tod im Herzen, auf der Oder hinab
zu ihren Verwandten nach Pommern
reisen wollte. „Feindliche Mächte des
5 Todes, o hemmt das verderbliche Zürnen!"
156 — 157. Distichen. — An der Bahre
eines schönen acht zehnj äiir igen Mäd-
chens, des Fräulein von K . . . . „Er-
loschen schon der holde BlickV" 157 — 160.
m — Die drei Brüder von Schierstädt,
gefallen in den Schlachten von Lützen
und Haynau.
„Ewiger Tempel des Euhms, du Heimath
[alter Heroen,
15 Nimm diess Brüdergeschlecht freudig ins
[Heiligthuni auf!« 161—162. —
Der Winter an Eleonoren.
„Was soll ich Armer dir wohl weihn
Zum liebevollen Angebinde?" 162 — 163. —
20 S o n e t. ^Mit reichen Kräften tritt der Baum
ins Leben" 164. — Sonet.
„Den Pfad durchs trübe Leben zu er-
[hellen
Kam uns vom Himmel schön ein mildes
25 [Licht" 165. —
Der Ring mit Perlen. Sonet. „Die
Welten geh'n in Ringes ew'gem Kreise"
166. — Mysterien der Nacht. ■
„Beim Sternenlicht vertrauter Nächte
30 Enthüllet sich ein rein Gemüth" 167. —
An die Musen und den Genius der
Freundschaft. „Seyd mir gepriesen hoch
und herrlich, ihr heiligen Schwestern!" 167.
Distichen. — Bei dem Zuge Napoleons
35 nach Russland. „Mein Jahrhundert, dir
Ruhm! Du strahlest vor allen im Glänze."
168. Distichen. — Inhalt. 169 — 170. —
Wilhelm Müller.
40 \1794—1^::>7; Goedeke VIII 2ü5lf.,
ADB X>3, 683 ff\]
171—222. — S. 17ä Ueibt frei. —
An die Leser.
„Empfangt im leichten Liederkleide
4:, Mich wie ich war und wie ich bin!" 173. — -
Morgenlied am Tage der ersten
Schlacht. „Frisch auf! Dort steigt der
Morgenstern:" 174 — 176. — Erinnerung
und Hoffnung. Nach dem Rückzug
50 über die Elbe im Mai 1813.
„Wie manche stille Mitternacht,
Wann Freund' und Feinde schlafen,
H.ast schon, mein armes Herz, durch-
I wacht!" 176 — 179. —
.-,ä L e i c h e n s t e i n meines Freundes I^ u d -
wig Bornemann.
„Noch einmal heut zu Rosse !
Die Fahrt ist Reitens werth." 179—182. —
Ditbyranib. Geschrieben in der Neu-
KO Jahrsnacht 1813.
„ Willkommen, willkommen,
Strahlende .Jungfrau,
Sonne des neuen
Dämmernden Morgens!" 183 — ^189. —
66 Die zerbrochene Zither. Romanze.
„Leb wohl, leb wohl, Geliebte mein,
Und zügle deinen Schmerz!" 190 — 192. —
Der Verbrannte. Romanze. ...Jüngst
zog ein Ritter übern Rhein:" 193 — 195. —
Der Ritter und die Dirne. j
„Ein Ritter klopft um Mitternacht
An Gretchens Fensterlein:" 195 199. —
Die Blutbecher. Romanze.
„Auf, auf, ihr edlen Frauen,
Ihr llecken allzumal!" 199—203. —
Das Band. Romanze.
„Was suchst du, Schäfer, hier so spät
Im dunkeln Ulmenhain?« 203—205. —
Ständchen.
„Klinge mein Leierchen klinge!
Rufe mein Mädchen heraus!" 205 — 206. —
Der Kuss. „Ich küsste einst Amandens
Mund:" 207. Vermisclite Schriften, 1830,
I 41S: „Jüngst grüsste mich ein rother
Mund." Titel: y,Kuss und Lied."- — Der
Z e p h y r.
„Auf einer Rose ward ich jung,
Ein Rosenblatt war meine Wiege,
Ein Rosenblatt mein Hochzeitbett. " 207.
Venu. Sehr. I 117. — Die erste Rose.
„Dich hat ein früher West geküsst" 208. —
Die letzte Rose. „Dich deckten Amors
Flügelchen" 208. — Mailiedchen.
„Mai kommt gezogen,
Lerche geflogen:" 209. —
Amors Triumph.
„Als ich ein Kind w.ar.
Sah ich den Amor
Auf bunten Bildern" 210. —
We c k t sie nicht!
,.Hinweg, hinweg,
Ihr losen Zephyre!" 211. —
Ihr S c h 1 u m m e r.
„Ani.anda war entschlummert
In ihrer Rosenlaube:" 212.
Verm. Sehr. I 44Gf.: „Mein Mädchen war
er\iic\\\i\mme.ri.'^ Titel : y,Die Schlummernde."- —
Epigramme.
1. Weihe.
..Wie sich mein Busen erhebt, so erhebt
[der heroische Vers sich
Und im fallenden Ach fällt er elegisch
[herab.
Liebe nur bring' ich der Welt und Liebe
[nur fordr' ich zurücke:
Was ihr dem Sänger versagt, werde dem
[Liede zu Tlieil." 213. —
2. Amor und die Muse.
„Amor spannte den Bogen und zielte; da
[winkte die Muse:
Pfeil und Leier zugleich sandten die Himra-
[lischen mir." 213. —
3. Lenz und Amor.
„Amors Bruder ist Lenz: er wirbt für den
[trauten Genossen,
Schnäbelnd im Rosengebüsch preist er sein
[liebliches Reich." 213. —
4. Mars und Amor.
„Amor, nimm mir den Panzer, den lästigen,
Inimm ihn herunter!
253
Bundesbliithen. 1816.
254
Hebe den drückenden Helm sauft von der
[glüiienden Stirn !
Deine Wai3fen dafür, die leichten gelenkigen
[fordr' ich:
.-, Geh' ich mit diesen zum Kampf, spiele mit
[meinen indess!" 214:. —
5. Apollo als Schäfer. Eine Gemme.
^Seht mit dem Schäfergewand vertauschte
[den goldenen Mantel
10 Phöbus Apollo und spielt' Lieder der Liebe
[auf liohr.
Mächtiger Amor, so machst du unsterbliche
[Götter 7.U Menschen
Und zu den Götteru empor hebst du die
15 [Kinder des Staubs." 215. —
6. Gruss des Winters.
„Alles erbebt und erbleicht vor dem grei-
[sigen Erdentyraunen
Wann ihm mit Jubelgeschrei tanzen die
20 [Stürme voran:" 215 — 216. —
7. Auf einen Sternseher.
„Warum Mävius immer den Blick zu dem
[Hinniiel emporhebt?
Weil er's auf Erden nicht wagt Einem in's
25 [Auge zu sehn." 217. —
8 Auf den Dichter Krispin.
„Schlecht sind jene Gedichte, weil du sie
[geschrieben, Krispinus,
Aber du selber bist schlecht, weil du Ge-
•0 (dichte gemacht." 217. —
9. Auf Dön selben.
„Selber verfertigte sich Krispin die prahlende
[Grabschrift:
Suchet ihr Schlummer, so geht nur zu dem
35 [Schlummernden hin!" 217.
10. Auf Denselben.
„Passend hast du dein Buch Erholungs-
[stunden betitelt:
Also haben wir stets stärkenden Schlummer
4ü [genannt," 218. —
11. Auf Denselben.
„Willst du Unsterblichkeit in Duodez er-
[ringen,
So höre meinen Rath, ich stehe für's Gelingen:
4o Auf jedes Epigramm, das du geschrieben hast,
Sei von dir selber gleich ein Spottgedicht
[verfasst.« 218. —
12. Auf Denselben.
„Staune nicht über den Bauch Krispins:
50 [von seinen (:!edichten
Muss er sich nähren und hoch bläht ihn
[die Wassersucht auf." 219. —
LS. Auf D enselben.
„Liebchen, merke diess Haus! Krispin, der
55 [Dichter, bewohnt es:
Schlage die Augen nicht auf, willst du be-
[sungen nicht seyn!" 219. —
14. Auf Denselben.
„Deine Tragödie hat die hiesige Bühne
60 [betreten:
Ach, zum Kothschuh dient nun uns der
[hohe Kothurn." 219. —
15. Auf Denselben.
„Wundern muss ich mich selbst, dass diese
65 [Gedichte nicht schmutzig:
Au Kri.spineu ja doch rieben und reiben sie
[sich." 219. —
16. Auf Denselben.
„Hülle die goldenen Locken in Asche dir,
[Phöbus Apollo! 6
Musen und Grazien, ziehet Trauergewänder
[euch an!
Weine, du silberner Strudel des Helikon,
[blutige Thräneu!
Ach, Krispinus, er hat wieder Gedichte lo
[gemacht!" 220. —
17. Auf Denselben.
„Mögen die Musen, Krispin, und Phöbus
[Apollo dir lächeln !
Mögen zu Tinte noch heut werden die Flüsse lä
[und Seen!
Mögen die Grazien dir die Aehren des
[Feldes in Federn
Und in weis.ses Papier wandeln die Maku-
[latur!" 220. — 20
18. Auf Denselben.
„Ueber die heutigen Tage schimpft wie ein
[Matrose Krispinus:
0 des Thoren! ihm blüht jetzo die goldene
[Zeit." 220. — 25
Inhalt. 221 — 222. Diese Jagcndr/ediclde,
mit Ausnahme der drei nachyewiescnen,
druckte neu James Taft Hatficld, Balti-
more 189S. —
30
Wilhelm von Studnitz.
[Karl Wolf Wilhelm Hans Sciju'o von Stud-
nitz, 1789—-181U; Ooedele VlII 2Slf.\
223—251. — S. :.':.>1 bleibt frei. —
Zueignung. „Treu von Freundeshand 35
geleitet" 225 — 326. — Freiheitslied.,
„Erklinge, traute Lyra, mir
Und schalle weit umher" 226 — 227. —
An eine gestohlene Locke. „Du wirst
ihr nicht mehr um die Schläfe spielen" ^^
228—229. — An Amor.
„Schwinge deine Flügel,
Aller Gauner Spiegel,
Gott von Amathunt!" [; Bund.\ 230. —
Der Sprung von der Gräditzburg. *^
Eine schlesische Sage.
„Am hohen Gebirge, auf felsigen Höhn,
Da ragen noch heute die Trümmern"
231—234. —
Die drei Worte der Preussen. ^
„Drei Worte nenn' ich euch inhaltschwer,
Das sind die drei Worte der Preussen:"
234-235. —
Rheinweinlied am Isten Jan. 1814, bei
dem Uebergange des schlesischen 55
Heeres.
„Vaterlandsrächer
Füllet die Becher! 236—238. —
Am Eheine.
(Als am Isten Januar 1814 das scble- 60
sische Heer bei Ca üb zurUeberfahrt
bereit unter den Waffen stand, stieg
ein grosser Aar aus den Felsen des
linken Ufers, schwebte herüber,
kreisete einigemale über uns, und 65
255
Die Sänserfahrt. 1818.
256
flog dann langsam dem jenseitigen
Ufer wieder zu.)
„Sey mir gegrüsst, du treulicher Begleiter,
Entfalte mächtig deiner Schwingen Praclil!-'
[238—242. —
Missmuth. „Als meines Lebens erste Segel
schwellten" 242 — 245. — Der Burggeist.
Silbenräthsel.
„Trotzend auf die alte Dauer
Froh der Jahre langen Zahl,
Schau ich von der Felsenraauer
Stolz hinab ins bunte Thal." 245 — 247. —
Der Witz. Räthsel.
,.Auf Sylphidentlügelu,
Los von allen Zügeln
Flattr' ich mit muntrem Sinn
Durch das Leben her und hin," 247. —
Der Augenblick. Silbenräthsel. ,, Wollt
ihr, dass ich euch die Ersten male?" 248.
— An Venus Urania „Stiegst du, Hohe,
herab, die rohe Brust mir zu bilden?" 249.
— An eine Kokette.
,, Weihen will ich mich dir, so wie der
[Hurone dem Fetisch
Gläubigen Sinnes sich weiht:" 249. —
Bei der Q,uadriga im Hofe des Louvre.
,,Sagt! Was zaudert ihr noch, Poseidons
[muthige Rosse?
Nach der Hcimath zurück lenkte der Sieg
[sein Gespann:" 250. — 6
Aprilschnee.
„]\[it der feindlichen Kraft des eis-
lumstarreten Hyems
Hang in oberer Luft der blumenspendende
[Jüngling 10
Und zerzauste den Pelz dem tückisch
[grämelndeu Alten:" 250. —
Inhalt. 251. — 2 Seiten „Druckfehler."
Z*«„w die Bcmcrhtng: „Die Entfernung des ir>
Herausgebers und der Verlagsbaiidlung vom
Drnckort hat eine so grosse Anzahl von
Druckfehlern veranlasst, dasa wir uns hier
beschränken müssen, nur die groben, sinn-
widrigen aufzuführen, und es dem Leser selbst 20
anheimstellen, falsche Literpunktion und
ungleiche Orthographie entweder zu ver-
bessern oder zn übcrsehu."
Veri^eichnls der Mitarbeiter an den Btindeshliithen .
Georg Graf von Blankensee
Wilhelm Hensel
Friedrich Graf von Kalckrciith
Wilhelm Müller
Wilhelm von Studnits
Die
Säiigerfahrt.
Eine Neujahrsgfabe
für
Frennde der Dichtknüst nnd Mahlerey mit
BeyträgeH
Ludwig Tiek und W. v. Schütz, von
Ziebingen an der Oder. Max von
Schenkendorf, von Köln am Rhein.
•10 C lernen z Brentano, von Frank f. am
Main. Karl Förster, von Dresden an
der Elbe. Messerschmidt, von Alton-
burg im Pleissner Lande. A. Berclit,
von Bremen an der Weser. Achim
^ V. Arnim, aus dem Ländchcn Bchr-
walde. [„Wiepersdorf im Ländchen
Bärwaldo bei Dahme" wie Brentano
einmal an Rahel schreibt. Vgl. Varn-
hagen, Biograph. Portraits, 1871,' S.
50 115.] A. Karow, aus Pommern. A.
Waldheim, aus der Schweiz. L. Nagel,
Mekelnl)urg. W. Müller, aus Dessau.
W. Hensel, aus der Priegnitz. Sege-
mund, genannt Gottwalt, aus der
.w Mark. Frau z Iloin, von Braunschweig.
Von C. Kalbe, Biichhoru, Meyer d. A.,
Meier d. J. und Naumann aus Berlin.
Gesammelt 30
von
Friedrich Förster,
aus dem Osterlande.
Mit Kupfern aus dem Daiiziger Gemälde:
Das jüngste Gericht. ■<&
Ort des Erscheinens: herJin. in der
Maure r s chen Biic h h a n dlun ij.
Zeit: Die kurze An;ci(ic Th. Heils in No. 9
der Dresdner Ahendzcitung vom Januar
LS 18 deutet darauf hin. dass — (feijcn l'/itde 40
Avs Jahres 1S17 — die Sangerfahrt pünktlich
herausijegeltcn werden konnte
.Schriftart: Kleine Fraktur.
Format: gr. 8".
Pnndorto: Köngl. Bibliothek Berlin; Hof-
u. Staats-Bihl. München; Königl. ö/f. Bibl. "
Dresden: Orosshcrzogl. Hofitibl. Darin-
stadt; (hvs.fhcrsngl. ö//'. Bilil Oldenburg.
Nassauische Landishibt. Wiesbaden;
Kaiser Wilhclm-Bibl. l'osen. Fürstl.
Fürstcnb. Hofbibl. Dunaueschingcn.
Univ.-Bibl. Bonn, Breslau, Königs-
berg, Heidelberg. Würsburg. Freies
deutsches Uochstift, Frankfurt a. M.;
(fOriis-l^übeek-Stiftting, Berlin. Stadt-
bibl. Breslau, Danzig.
Zur Geschichte der Süngerfahrt: Die
Vorbereitungen für dieses Taschenbuch haben
sich ziemlich lange hingezogen. Wilhelm
Müller bericldcl in seinem von Hat/ield ver-
257
Die Sängerfahrt. 1818.
258
öffenllichlen Tagebuche [S. S5], daß er am
1. Äjnil 1S16 mit Förster Brüderschaß in
Chokolade getrunken und bei dieser Gelegen-
heit sich mit ihm „über den Plan einer
grösseren Sänger- Vereinigung'^ ausgesprochen
habe. — „Za Pfingsten 1S16, als auch Sa-
vignijs und Wilhelm Grimm in Wiepers-
dorf (bei Arnims) vereinigt waren, suchte
Clemens Brentano die Freunde für ein
Taschenbuch zu gewinnen, dessen Herausgabe
Friedrich Förster plante. Er schrieb
dann aus Berlin an Arnim: „Fr [Förster]
hat sich ganz meinem Eath überlassen, und
ich bestimme mit ihm die Wahl aller Auf-
sätze. Er erhält für die lAeferung des
Textes 300 Thaler von dem Inhaber der
Maur ersehen Buchhandlung . . . Erdenkt
den Text zwanzig Bogen stark zu machen,
und so kommen ihm drei Louisdors auf den
Bogen zu honorieren.^' [R. Steig, Arnim
und Brentano lS9i, I 3i5f.J — Auch Tieck
bittet Brentano um Beiträge: „Herr Förster,
ein junger Gelehrter <«(.< Alienburg, der die
Preussischen Feldzüge mitgemacht und blessirt,
[bittet mich,] ihm einige Zeilen an Sic einzu-
legeti. Dieser junge Mann ist recht wacker
und bescheiden. Er bat mich um meinen Bath
bei einem Taschenbuch auf 1S17, dessen
Herausgabc die Maurersche Buchhandlung
ihm anvertraut." Brentano fügt hinzu, Tieck
könne das Honorar selbst bestimmen. [Holtei,
Briefe an Tieck, 1 105]. — Endlich berichtet
Förster am 20. Februar 1S17 Tieck direkt
über seine Neujahrsgabe: „Nuti endlich will
ich Urnen auch Bede stehen wegen des
Taschenbuches, dessen Ausbleiben aber mehr
oder vielmehr allein dem Buchhändler und
dem Kupferstecher zur Schuld :u rechnen ist.
Es erscheint für das Jahr ISIS, freilich aber
schon zu guter Zeit in diesem Jahre; es ist
in Leipzig gedruckt und die Bogen, die ich
davon gesehen, sind schön und sauber und
ohne jJruckfehler ; ich hoffe, dass es auch als
ein spätgebornes Kind noch immer eine freund-
liche Aufnahme finden wird. — '• [Briefe an
Tieck, I 205 f.]
Eine sehr ausführliche Anzeige der
Sängerfahrt von ,„!/.— «" findet sich in den
„Jahrbüchern der Literatur," Wien
181S. Sie bildet den XIIL Artikel des
2. Bandes [S. 201—230] und beginnt:
„In einer anständigen Auflage ohne klein-
fügige Zierlichkeit erscheint uns hier zum
erstenmale in klein (juart ein Musen-
almanach, der vielleiclit schon durch diese
äußere ti estalt, in der er in die Welt
tritt, ankündigt, daß er nicht mit ge-
wöhnlichen Erscheinungen ähnlicher Art
verwechselt werden will. Die hergegebenen
Kupfer .... deuten . . . auf ein Zun'ick-
streben in eine bereits hingeschwundene
Zeit der Kunst, welches wir statt es zu ver-
lachen, wie Manche getlian, lieber mit auf-
merksamem Blicke prüfen wollen. — —
— Die Herausgelier dieses Buchs haben
zwar nicht mit gleich glücklichem Geiste
gearbeitet, auch nicht durchgängig in
einem Sinne, doch läßt das Ganze den
Rindruck eines gelungenen Strebens im
Gemüthe zurück. Der Vorwurf, daß die
Deutschen, wie sie ehemals Andere nach-
ahmten, nun sich selbst, nämlich ihre
alt hingeschwundene Zeit nachäffen, trifft
im Ganzen diese Sammlung keineswegs,
da sie im Gegentheile größtentheils aus
Dichtungen besteht, welche entweder
durch die gebietende Gegenwart im Ge-
müthe hervorgerufen, oder durch einen
freyon Hinblick auf Vergangenheit und
Zukunft entstanden, ohne sich durch eigent-
liche Nachahmung entweiht zu habeu. —
— — Die Beyträge des Almanachs
selbst bestellen hauptsächlich aus lyrischen
Dichtungen, aus dramatischen Arbeiten
und Novellen. Die lyrischen Dichtungen
tragen beynahe alle den Charakter des
Liedes in dem Sinne, wie Goethe das-
selbe unter uns erneuerte, und wir be-
kennen gerne, daß wir dieß für die Einzige,
den Deutschen wahrhaft zusagende Form
des Liedes halten, weil sie auf dem Volkg-
gesange selbst beruht und eigentlich nur
die Wiedererneuerung einer vorlängst ge-
übten Weise genannt werden muß. — —
Von Ludwig Tiek wird uns erlaubt
seyn, hier im Vorübergehen zu bemerken,
daß er, der nach Goethe als der vor-
züglichste Begründer des Liedes zu be-
trachten ist, dieser Sammlung nur Eines:
Bei der Abreise einer Freundin, mit-
gegeben habe; die beyden andern Gedichte:
An einen Liebenden im Frühling,
und: An Stella, im Herbst 1813, sind,
obwohl ganz dem Charakter des Almanachs
angemessen, in italienischer Form gedichtet
Sehr eingehend teird W. v. Schütz'
„Baub der Proscrpina, eine Früh-
lingsfeyer', nach hihalt und L^orm be-
trachtet (S. 213-219). —
„Der dritte dramatische Beytrag der
Sängerfahrt ist ein Bruchstück eines größeren
Wertes, der erste Akt eines romantischen
Schauspiels: Das Donauweib, welches
Ludwig Tiek, nach dem bekannten
Schauspiele der Leopoldstädter Bühne
zu Wien, bearbeitete. Wenn es nun
freylich keinem Zweifel unterliegen kann,
welchem der beyden Dichter der Lorber
gebühre, so müßte es doch bey ganz Fremden
ein günstiges Vorurteil für die Leopold-
stätter Schaubühne erwecken, wenn ein au
romantischer Phantasie so reicher Dichter,
wie Ludwig Tiek, ein dem Charakter
dieser Bühne nicht liloß zusagendes,
sondern aus ihrer innersten Eigentüm-
lichkeit hervorgegangenes Werk zum
Gegenstande der Bearbeitung wählt
(221). — — Herr Tiek, welcher [dieses
ritterliche Schauspiel] noch vor dem
Jahre 1807, wo wir ihn gegen-
wärtiges Bruchstück in Wien vor-
lesen hörton, zu bearbeiten anfing,
konnte freylich nicht auf eine künstle-
rische Auflassung des Prinzipiellen be-
dacht seyn. da ihm dessen eigentliche
Natur, bevor er Üesterreich kannte,
nicht hinreicliend klar seyn mochte."
Hämisch und recht ober/lächlich äußerte
sich August von Kotzebue in seinem
Literar. Wochenblatt [No. Li des
Jahrganges 1S18, S. 108 f.] : „Die Sänger-
fahrt ist eine Neujahrs-Gabe, die sich
mit nicht geringem Pomp ankündigt.
Ungewöhnliches Format, Druck, Papier,
Kupferstiche, der Einband, alles lockt
den Leser, und vollends die Nahmen
17
259
Die Sänfrerfahrt. 1818.
260
der zwanzig Dichter, die eämmtlich auf
dem Titelblatte von dem Ein und
zwanzigsten gesammelt worden! und
vollends die hinzugefügten Geburts-
orte derselben, sammt den Ström ou,
an welchen die Geburtsorte liegen, so
daß man gleich die große Neuigkeit er-
fährt, daß Dresden an der Ellie und
Bremen an der Weser zu suchen ist. —
Alles das zusammen genommen scheint
anzudeuten, daß für diese Sammlung eine
ganz liesondere Aufmerksamkeit in An-
spruch genommen wird Nun wollen
wir zwar gern bekennen, das manches
Schöne und Gute darin betindlich, müssen
aber auch freiwillig hinzufügen, daß
manches weniger als mittelmäßig ist. —
Das ganze Buch gleicht einem schönen
Kästchen, in welchem eine Dame, neben
einigen Ringen und andern kostbaren
Nippes ! auch Reste von Bändern, leere
BalsambUchschen und dergl. Sächelchen
verwahrt. — "
Gerechter urteilt Mp. [F. G. W'ctzcl]
in Ko. 114 der Jenaischen Ally. Lit.-
Ztg. rom Junius 1818. welcher „gesteht,
daß er dieses Taschenbuch, welches schon
durch seine Form vor seinen Brüdern
hervorragt, mit nicht geringen Er-
wartungen zur Hand nahm. Nun ist
zwar nicht zu leugnen, daß an Bord des
Schift'leins, das da auf dem Titelkiipfer
so lustig dahinfährt, neben einigen be-
währten Sängern auch mancher Klimperer
sich eingesetzt, und nicht Wenige, die
bloß durch die Fistel singen. Trotzdem
geht durchs Ganze ein Grundton, der
das sinnigere Gemüth befieundet an-
spricht. — "
40 Titelkupfer.
Die Sängerfahrt, gezeichnet von
Kolbe, gestochen von Meyer.
Wie fern und fremd und verschieden auch
45 3ie Männer und Frauen uns scheinen, die
auf dem grünuuilaubten Schiffe sich zu-
sammenfanden, sie mögen wolil zu einander
gehören. Und wie wir sie so traulich und
sicher daliingleiten seilen, bleiben wir nicht
5Q ohne Sehnsucht am Ufer stehen, doch fürchten
wir sie zu stören, darum lauschen wir nur
von weitem. Eben soll der Gesang beginnen,
der rüstige Zitberschläger hat augeschlagen,
der gekrönte Äleistersänger leitet mit sichrer
5-, Behutsamkeit die Stimme der holden Jung-
frauen, sie singen ein Lied von dem Glück
und der Treue der ersten Liebe; die Eine
hat ea gedichtet, die Andre, des Gesanges
kundiger, gab dem Liede Leben durch die
6(1 zarte Weise, die sie selbst dazu ersann; nur
leise folgt ihnen der Zitherspicler.
Bleib erster Lieh', o Herz, getreu,
Die erste IJeb" ist immer neu
Und Lieb' ist sie allein.
fh Die bald aus blanrm Auge flieht.
Von schwarzem Haar zu blondem zieht.
Kann das wohl Liebe scyn?
Sie zieht nerans, sie zieht herein,
Und eines L-rlichts falschen Schein
ILit sie sich angetraut.
Adi! die auf Erden hier nicht find't,
W^as sie mit treuem Herzen nimmt,
[verdfucld für minnli']
Die gebt dem Tod zur Braut.
Der Töne Wohllaut führt den Geist immer
dahin, wo er am liebsten weilen mag, der weit-
gereiste geistige Pilger, der vor sich das
spielende Kind sieht, ist wnhl bei irgendeinem
schönenTraume seiner Jugend, die Mutter mit
deniKleinen auf demSchoosse wiegt und wägt
Vergangenheit und Zukuni't in ihrem Herzen.
Auch die strengen Euderer sind niclit gleich-
gültig geblieben, die Fischlein spielen in den
AVellen und der freundliche Delphin kömmt
herangezogen. Paradiesvögel fliegen vorauf,
dem Schiffe den We^ und uns das Land be-
zeichnend, wohin die Fahrt gerichtet ist;
aber das Steuer führt Einer, der ist nicht
von dieser Welt, wohl Euch, wenn ihr diesem
vertraut. Euer Spruch sey : G o 1 1 b e f o h 1 e n !
— Unters : F. F. [= Friedrich Förster.] p I.
Das jüngste Gericht.
[Hieran (jehören eine unmittelbar hinter
dem InhaUsversciehnis liefindliche dreiteilige
GesamtdursieUung des Gemäldes und 14 sich
anschliessende Tafeln, die Einzelheiten, ror-
nchmlich Köpfe, wieder gehen.]
Vorerinnerung.
„Ueber die Wahl und Anordnung dieser
Kupfer bedarf es, wenn auch keiner Ent-
schuldigung, doch bei manchem wohl ein
näheres Bedeuten, denn in Taschenbüchern
ist man gewohnt viele, kleine, bunte Bilder-
chen zu finden, und ich habe nur ein einziges
Bild gewählt, und auch dieses Eine nur in
Bruchstücken niitgetheilt.
Dem Künstler und gewiss auch allen, die
Freude an vaterländischerKunst haben, ist die
Mitlheilung dieses Bildes sicher willkommen,
und diesen soll es auch nur gegeben seyn.
Andre werden vielleicht sagen, die Blätter
wären so leer und so einfach, als sey es
ein Zeichenbuch für Schulknaben; auch dies
soll mich nicht betrüben, denn vor allen
gönn' ich es der Jugend, dass sie au den
Meisterwerken der Alten sich erbaue und
sich demüthige vor dem Geist und dem Fleisse.
mit dem in jener Zeit gearbeitet wurde.
Die erste Platte soll die Anordnung des
ganzen Bildes zeigen; an sie dürfen keine
Forderungen gemacht werden, als diese, dass
wir nur jede Gestalt auf der Stelle finden,
wie in der folgenden Beschreibung des Bildes
es näher angegeben wird, derKeichthum und
der Einklang in der Zusammenstellung wird
daraus erkannt werden, und weiter soll es
nichts sagen.
Der heilige Michael, den man auf dem
zweiten Blatte findet, ist ganz ausgeführt,
jedoch im verkleinerten Jlaassstabe, unter
allen Gestalten des Bildes tritt er am be-
•261
Die Sängerfahrt. 1818.
262
deutsamsten hervor, und weil bei ihm sich
so viel Schönes zusammen findet, was die
andern Gestalten nur einzeln haben, war
mein Wunsch ihn so treii als möglich wieder-
zugeben.
Auf den folgenden Blättern ist Christus,
Maria, die vorzüglichsten Apostelköpfe, einige
Engelsköpfe, aus dem Himmelreich Petrus
und mehrere Selige, aus der Hölle einige
Verdammte leicht zu erkennen. Die Um-
risse sind getreu durcligezeichnet, also ganz
in der Grösse des wirklichen Hildes. — Die
Zeichnungen bitte ich schonend zu beurtheilen,
da das Ganze unternommen wurde von einem
einzelnen Kunstfreund, dem es leid that,
dies Bild, nachdem es glücklich den Feinden
wieder entrissen worden, nun nach der ent-
fernten Kirche tragen zu sehen, wo es für
den Glauben das nicht seyn kann, was es
hier in Berlin für die Kurst gewesen war.
— Mögen besonders die Herren nicht zu
strenge richten, deren Pflicht es gewesen
wäre, Sorge zu tragen, dass ein vollendeteres
Andenken dieses Bildes uns bliebe — gewiss
eine schöne Aufgabe für eine Aeademie der
Künste! —
Geschichtliche Nachrichten von dem
Bilde.
Seit dem Jahr 1517 befand sich dieses
Bild, nach Angabe mehrerer Chronicken
Danzigä, in der dasigen grossen Pfarrkirche
zu St. Marien. Wie es immer mit Kunst-
werken aus alter Zeit zu gehen pflegt, dass
der Ort, der sie verwahrt, sie weniger kennt,
oft auch weniger schätzt, als das Ausland, so
ging es auch mit dem Danziger Bilde, des-
halb hatte auch der französische Raubvogel,
Herr Denon, lange schon davon Vvitterung
und trug es, reichbeladen mit noch mancher
schönen Beute, im Jahr 1807 zurück nach
seinem so sichern Neste. Aber so sicher
war es doch nicht, dass es nicht endlich er-
stiegen worden war. Einmal wohl Hessen wir
uns halb mit Drohung, halb mit Schmeichel-
rcde zurückweisen und der schönste Theil
unspis Ruhmes und unsrer Siege blieb in
den Hallen der Louvre, aber desto strenger
ward in dem Jahre 1815 gerichtet; noch eh'
Paris zum zweiten Male die Thore geöffnet,
hatte mein Freund, der jetzige Regierungs-
rath V. Groote aus Cöln, an den ich mich,
wo etwas zurückzunehmen war, als ein treuer
Gehülfe anschloss, diese Vollmacht :
^Der Professor und Officier unter den
„Freiwilligen, Herr v. Groote aus Köln,
„ist von mir beauftragt, alle von den Fran-
„zosen in Deutschland geraubten Kunst-
„werke zuiückzunehmen; meine unter-
„gebenen Befehlshaber werden ihn nöthigen-
„falls mit der Gewalt der Waffen unter-
„stützen, übrigens bin ich für Alles
„verantwortlich, was gedachter Freiwillige
_v. Groote thut oder unterlässt." —
„Blücher. [Vgl. A. Hagen, Schenkeinlorfs
Lehen, 1S63, S. 189 f.]
Das war das rechte Freibillet zu dem
Pariser Museum; die Nationalgarde wollte
den Einlass zwar wehren, als der General 5
Ziethen aber ein Bataillon Pommersche Land-
wehr anrücken Hess, ward der Weg frei, die
Thüren geötfnet und das jüngste Gericht war
das erste Bild, was den Saal verliess, mit
ihm der heil. Petrus aus Köln. — ly
Ich könnte manches angenehme Zu-
sammentieff'enmitden Parisern erzählen, wenn
dies nicht zu weit abführte; nur so viel will
ich den Aufsehern deutscher Kunstsamm-
lungen zum Trost für die Behandlung, die 15
sie von dem übermüthigen Denon erfuhren,
sagen, dass er genugsam gezüchtigt worden
ist. Zwar kam er uns bei den ersten Forde-
rungen mit einem: vous vous plaisantez (sie
belieben zu scherzen) entgegen, als ihm eine 20
gehörige Anzahl Grenadiere geschickt wurden,
sprach er nicht weiter von scherzhaften
Forderungen.
So kam das Danziger Bild wiederum
nach Berlin, wo es jetzt durch die kunst- 25
geübte Hand des Herrn Prof. Bock (Spittel-
markt Nr. 15) sehr schön wieder aufgefrischt
und gereinigt worden ist. Die Danziger
haben, da man ihnen das geforderte Geld
(20.(X)0 Rthlr) nicht zahlen konnte, auch go
den Antrag verworfen, da?s sie ein Abbild
der Raphaelschen Madonna, die sich in
Dresden befindet, dafür erhalten sollten und
die Berlinische Aeademie immer drei Zög-
linge aus Danzig hier frei aufzunehmen sich 35
erbot, das Bild zurückverlangt, und dadurch
gezeigt, wie wenig sie — — doch das Bild
ist noch in Berlin und ich will nicht voreilig
urtheilen. —
[Hierzu erschien in No. 118 der Hall. 40
AI lg. Lit.-Ztg. vom May 1818 folgende
Berichtigung.
„Zur Geschichte des in Dangig be-
findlichen Gemäldes vom jüngsten
Gericht. 45
Nach S. HI der in Berlin hermtsgegehenen :
Sängerfahrt haljen die Ihimiger, y,da man
ihnen das geforderte Geld (20U00 Rthlr.)
nicht zahlen konnte, aucli den Antrag ver-
ivorfen, dass sie ein Abbild der Raphaeli sehen 50
Madonna, die sich in Dresden befindet, dafür
erhalten sollten, und die Berlin ische Alademie
immer drey Zöglinge aus Danzig frei/ auf-
zunehmen sich erbot, das Bild zuriick verlangt
und dadurch gezeigt, wie wenig sie — doch 55
(fährt der Vf. fort) das Bild ist noch in
Berlin, und ich will nicht voreilig urtheilen."^
Das Gemälde hat durch seinen Werth
und seine Geschichte so viel Aufmcrlsamkeit
erregt, dass es nicht gleichgültig seyn wird, eo
zu wissen, loas an der Sache sey, daher fol-
gende kurze Anzeige: Das siegreiche Heer
sandte im Jahr 1810 das Gemälde von Paris
nach Berlin. Cöln und Achen erhielten ihre
Gemälde zurück, Danzig glaut/te sich des 63
17*
263
Die Sängerfahrt. 1818.
2ö4
seinigen nicht imwerth, sondern es rrr/clrerh/
und bezeichnend für den wtitidei baren Um-
sclmmng der VerhiVtnisse, dass das wieder-
eroberte als Tropliec mir da recht ivürdig
anfgestellt würde, von wo es entf/ihrt war.
AcMiingsirerthe K/'insller und Kniislfrevtide
der Hauptstadt äusserten hie niul da den
Wunsch, es möge dort unter andern Meister-
werlen seinen ihm gebührenden Hang be-
haupten, und gaben zu verstehen, es Hesse
sich über eine Entschädigung unterhandeln.
Doch vom Handel war hichey nicht die Bede.
Bas Gemälde war ein der Kirche oder den
Bürgern Banzigs in tmhekanntcr Vorzeit an-
vertrauter Schatz, stets geachtet, und durch
die neuesten Ereignisse noch mcrlnrurdiger
geivorden, niemand hielt sich berechtigt,
darüber zu verfügen. Auch gedachte man
achtbarer Vorfahren, welche ähnlichen be-
deutenden Anerbietvngcn widerstanden. So
kam es niemand in den Sinn, irgend eine
Forderung zu wachen. Eine treß liehe Copie
eines Meisterwerks hätte allerdings zum
Schmuck eines Altars dienen können, allein
kein zum (lottcsdienst bestimmter Altar toar
durch die Entfährung jenes Gemäldes seiner
Zierde berauht, und hiUte man sich auf
Tausch eingelassen, so konnte doch nur ein
etien so ausgezeichnetes Original, als jenes,
zum Erscdz geboten werden: kurz, was etwa
möglicher Weise getioten werden dürfte —
denn zu eigentlichen Unterhandlungen kam
es nie — war immer nicht das rechte, nii'ht
das, loas entbehrt, was wieder zurück ge-
wünscht würde. So Hess der Banziger im
Bewusstsein seiner Ansprüclie der Sache
ihren Lauf, bis das vom Throne gesprochene:
Jedem das Seine, ihm die Freude rerschafjte,
am 18ten Januar des v.J. [also schon 1S17]
in der St. Marien- oder Pfarr-Kirehe das
zurückgekehrte Gemälde feyerlich wieder auf-
zustellen.'^]
Zu der Geschichte des Bildes geliiirt nun
vor .allen), wer denn eigentlich der Meister
des Bildes sey; da die gesehiclitliohen Nach-
richten nicht übereinstimmen, theilen sich
auch die Meinungen der Künstler selir ver-
schieden. Was ich davon gefunden ist
erstens: in Herrn George von Fürst, eines
berühmten ("avaliers ans Schlesien, Curieuse
Reisen durch Europa. Sorau 1739. Dieser
erzählt S. 22:
„Man trifft auch in dieser Kirche (Ulier-
„Pfarrkirche zu St. Slarien in Danzig)
„einen kleinen Altar an, welcher stark
„vergnltet ist und daran das jüngste Ge-
bricht sehr künstlich abgemahU. Ein
„Schiffer fand ihn im Jleer, als es auf
, seiner Reise entsetzlich wüthete Dabei
„that er ein Gelübde, ihn der Kirche des-
„selbeu (Jrts zu verehren, wo er am ersten
„anlanden würde. Solches geschah nun
„zu Danzig. — Auf des Engels Gürtel
„ist sehr subtil gezeichnet die .Jahrzahl
„MCCCLXVII.*)
Zu Ende des Buches S. 454. erzählt unser
Reisende, wie er noch einmal nach Danzig
gekommen, und nun noch manches ausführ-
licher niittbeilen wolle; er schreibt:
„Den Anfang mache ich mit dem welt-
„gepriesenen Gem.ählde, welches in der
„grossen Pfarrkirche zu sehen ist. Es
„bleibt stets verschlossen und wird nicht
„allen Reisenden gezeigt. Zwei Brüder
„haben es gemahlt, die Jakob und George
„von Eichen geheissen; sie haben vierzig
„Jahre d.aran gearbeitet." —
Nach dieser Erzählung wären die Brüder
van Eyk unbezweifelt die Meister, denn, dass
sie Johann und Hubert geheissen, hat unser
reisende Cavalier leicht verwechselt. —
Dem entgegen ist nun die Nachricht, die
sich in Reinhold Curicken's Besehreibung
von Danzig findet; S. 312. wo er bei Er-
wähnung der Marien-Kirche sagt:
„Anno 1517, am Montage nach Pauli
„Bekehrung wurde die schöne, neue Tafel
„auf dem hohen Altare überantwortet von
„einem Meister Mich eil genannt; — das
„Bild und das grosse Kruzefix h.at einer
machen lassen Namens Ketting." —
Diese Stelle veranlasste den Herrn
Director Schadow zu der Verniuthung, dass
dies Bild von Michael Wohlgemuth, dem
Tyehrer Albrecht Dürers herstamme; da dieser
Meister aber erst 1439 geboren ist, so wider-
spricht die auf dem Bild sich findende .Tahr-
zahl der Meinung des Herrn Schadow. Aber
auch ohne dieses würde aus der Vergleichung
unseres Bildes mit denen, die wir noch von
Mich. Wohlgemuth und von den Gelniidern
van Eyk, besonders von Johann van Eyk
besitzen, unbezweifelt hervorgegangen seyn,
dass kein andrer Meister daran gearbeitet,
und es weder in eine frühere noch eine
spätere Zeit zu setzen sey.
Zeichnung und Malilerei.
Schon der Gedanke, eine so reiche Dar-
stellung auch bis auf das kleinste Häärcben
so unermüdet fleissig auszuführen, muss uns
mit hoher Achtung für die Zeit erfüllen, wo
ein Künstler sein ganzes Leben daran setzte,
das Eine, was er einmal unternommen, durch-
zufühien, wenn es auch noch so mühsam.
Bei den nackten Körpern vermissen wir
die vollendete Zeichnung, die die italienischen
Meister, die an den Statuen sich frühzeitiger
üben konnten, die auch früher Kunstschulen
hatten, vor den deutschen Meistern bald aus-
zeichneten. Dennoch müssen wii' bewundern,
wie die Hand nnsers Meisters, einige Körper,
und zwar in den schwersten Verkürzunsrtn
*) Hier irrt tnibor reisender Cavalier, deiiii
auf dem Gürtel des Kngels findet sieb durclian«
keine Jahrz.Thl — wobl aber auf einem Jjcichen-
steino in der uiittelsteu grossen Tafeb
•265
Die Sätiprerfahrt. 1818.
266
so richtig gezeichnet hat, dass iiiclit eine
Muskel am iinrechteu Ort sich fände, be-
sonders zeichnet sich in dieser Hinsicht ein
Körper aus, der in dem Grunde der Hölle
auf dem Rücken liegt.
Ungleich höhere Vollkommenheit ist in
der Zeichnung der Köpfe, und dies veran-
lasste auch mich, nur diese mitzutheilen, da
die Zeit mich darauf beschränkte, nur das
Beste aus dem Hilde aufzunehmen. Das Bild
ist auf '/■. Zoll starkes Eichenholz gemahlt,
zum Theil auf einen mit Leim gemischten
Kreidegrund, zum Theil auf Gold.
Mit Erstaunen sehen unsre Künstler, wie
die Alten es doch so vorzüglich verstanden,
ihre Farben so leise hinziihauchen, und ihnen
doch diese Dauer zu geben; an manchen
Stelleu schimmern die Abänderungen, oder
die früheren Anlagen, die aber nicht, wie
man früher geglaubt, mit Bleistift, sondern
mit einer schwarzen Farbe aufgetragen sind,
durch; die Farben selbst scheinen mit Waclis
und Terpentinöl gemischt zu seyn, und selbst
nachdem das Bild fertig war, noch abge-
schliffen.
An der mehr oder mindern Vollendung
einzelner Gestalten erkennt man, dass ohn
fehlbar mehrere Hände daran gearbeitet, so
dass es darin mit dem in Gent sich finden-
den grossen Bilde von Johann und Hubert
van Eyk sehr übereinstimmt. Das ganze
steht in völliger Beleuchtung von oben, wie
alle Bilder der altdeutschen Schule, die
Schatten sind nur leise angegeben. — Dieses
Bild giebt uns zugleich durch die Himmels-
pforte, die wir auf dem rechten Flügel seilen,
ein erfreuliches Zeugniss, wie der Meister,
der es mahlte, auch in der Baukunst wohl-
erfahren war, eine Kunst, die die Mahler
unserer Tage zu oft versäumen und deshalb
den festen Grund entbehren, auf dem ihre
Kunst, als auf einem recht sichern Haupt-
pfeiler ruhen sollte.
Was auf dem Bilde zu sehen.
Mehrere», was ich darüber niederge-
schrieben, warf ich wieder bei Seite, denn
so oft ich das Bild wieder sah, fühlt ich
immer mehr, wie weit eine jede Beschreibung
dahinter bleiben muss, darum genügte mir
auch das nicht, was einige Künstler und
Kiinstfreunde mir darüber mittheilten, man
hätte unsre Worte gewiss immer hart ange-
fochten, und wohl mit vollem Rechte. Darum
nehm' ich meinen reisenden Cavalier wieder
zur Hand und lass ihn erzählen, wie ihm
vor hundert Jahren das Bild erschienen, so
hab' ich den Vorwurf nicht zu fürchten, dass
ich Einer von denen sey, die derlei altes
Heiligthum, durch mystischen Weihrauch und
BUithenduft von Sonetten noch mehr eiu-
räuchern, als es zuvor der Küster mit der
Lampe that; mein Schlesischer Wandersmann
beschreibt also:
-Oben an in der Mitte sitzt der Richter
„der Welt und zwar auf einem Regenbogen,
„welcher von weiten vortrefflich in die
„Augen glänzet. Auf einer jeglichen Seite
„stehen sechs .Jünger, welche sehr freudig
„anzusehen sind. (Joseph oder Johannes
„der Täufer und Maria knieen einander
„gegenüber zu beiden Seiten der Apostel.)
„Unter dem Heilande steht der Erzengel
„Michael, welcher sich jung und sehr schön
„zeiget; in der rechten Hand hält er ein
„Schwert und in der linken die Wag-
„sclialc, mit welcher er die Gerechten und
„Gottlosen abwieget. Die Schaale, in
„welcher der böse Mensch sitzet, wird zu
„leicht erfunden und die andre mit dem
„Frommen, welcher das Gesichte eines
„von diesen zwei Brüdern zeiget, schlaget
„sehr tief nieder. Auf seinem Brust-
„harnische sieht man die Tliaten aller
„derer, welche sich um ihn herum befinden,
„gleichsam in einem Schatten. Zur Rechten
„stehen die Auserwählten und zur Linken
„die Verstossenen. Beider Gebehrden sind
„einander so zuwider, dass man sie nicht
„ohne Erstaunen betrachtet. Hinter dem
„Erzengel kömmt der Teufel, welcher ihm
„einen Gerechten von derSeite wegnehmen
„will. Zur Linken liegt ein Weibsbild auf
„der Erde und schlägt die Finger aus Ver-
„zweiflung in den Boden, wobei ihr die
„Thränen so natürlich über die Backen
„rinnen, dass man meinen möchte, man
„sähe eine lebendige Person vor sich.
„Andere sitzen bei den Bergen und rufen:
„O ihr Berge fallet über uns. Und was
„hierbei am meisten zu bewundern, so hat
„ein jegliches von diesen geängstigten Ge-
„sichtern, deren doch an der Zahl viele
„hundert sind, seine besondern traurigen
„Gebehrden. Man kann nicht sagen, dass
„auch nur an einem Gliedmasse das Ge-
„ringste versehen wäre. Alles ist auf das
„künstlichste und natürlichste ausgearbeitet.
„Auf den Seitenbretern, welche man zu-
„schlägt, steht zur Rechten die Thüre des
„Himmels, welche iiiwendig von lauterm
„Golde strahlet. Petrus steht an der Thüre
„und hält den Schlüssel in der Hand; der
„Papst mit seiner dreifachen Krone geht
„voran und die Auserwählten folgen ihm
„nach, doch siebet man unter ihnen kaum
„zwei geschorne Mönche. Zur linken Hand
„erblicket man die Hölle, welche recht
„abscheulich anzusehen ist. Denn das
„Pech, der Schwefel und die dampfenden
„Flammen geben einen hellgebratenen
„Widerglanz, welcher sich von den Leibern
„der Verdammten zeiget. Ihre Gebehrden
„sind so erbärmlich, dass sie sogar das
„h albentkräftete Heulen vorstellen. Einer
„liegt mit dem Kopfe niedriger, als mit
„den Füssen, einem andern fliesset das
„Geblüt recht natürlich zu den Ohren
„heraus, bei einem andern beben die Kinn-
„backen, als wenn sie lebendig wären.
26?
Die Sängerfahrt. 1818.
268
„All andern kann man die Wunden recht
eigentlich erkennen, welche ihnen von den
„Teufeln aiiid geschlagen worden. Man
„muss erstaunen, wenn man es mit Fleiss
„ansiebt; viele haben deswegen gar ge-
„zweif'elt, ob es von Meuscheuhänden sey
^gemacht worden. Wer durch das An-
„schaueii dieses halbredenden Bildes niclit
„beweget wird, dasa er von seinen Sünden
„ablasset, von dem glaube ich, dass der
„beste Keduer mit allen seineu Vor-
„stellungen bei ihm nichts wird ausrichten
„können. Auf der auswendigen Seite aber
„stehet das Bildniss des andern Bruders,
„wie aucli die Abbildung seiner Frauen."
(Bei diesen beiden Bildern sind die Köpfe
von neuerer Hand und durchaus nicht mit
der Arbeit des übrigen Bildes zu vergleichen.
Vorzüglich schön und gross ist auf der einen
Aussenseite der Engel Michael, es scheint
gleichsam, als habe der eine Bruder, unzu-
frieden mit dem Engel, der vielleicht von
der Hand des Andern sich in dem Mittel-
bilde befindet, zeigen wollen, wie ein Erz-
engel stehen müsse. — Erst nach der Reini-
gung des Bildes wurde diese schöne Gestalt
entdeckt, und wenn es die Zeit erlaubt, füge
ich einen leichten Umriss davon noch mit bei.)
„Dieses ist das schöne Stücke, welches
,,der Pohlnische Hofmahler auf zweihundert
,,tau3end Thaler geschätzet hat, woraus
,,man dessen Vortrettlichkeit abnehmen
„kann." —
Soweit mein Erzähler; nur eines erwähn'
ich noch, was er übergangen, die lieblichen
Engel, sowohl die, welche über dem Heiland
die Zeichen des Marterthuras tragen, als
auch die, welche die Seligen an der Himmels-
thür einkleiden; die mitgetheilten Umrisse
geben wenigstens einen leichten Schatten
von der Herrlichkeit, die ihnen der Meister
des Bildes gab." — Vf. wohl Fr. Forder.
p. II -VI. —
[Fr//, auch Ihlmina r. Chezys Anßaiz
,.Ueher das AUarhlatt von Banzig als
Biicldtlick auf alte Zeit und alte Kunst-^ in
den ..Neuen Auserlesenen Schriften der
Enkelin der Karschin", Heidelberf/ 1817,
1. Abtli , S. 14!)ff. und Loehens .^sich in
; der (ieda)ikrn folge dieser Abhandlung an-
schliessendes" (icdicht „Der Dichtung Wahr-
heil-, ebenda S. lOof] —
Ueher dielieuiähldesaiuuiliuig der
Herren Boisseree und Bertram.
Gosclirleben 1813
von
Heluiina v. Chozv« geb. l'rejiu KIciike.
p. VII—XVII.
„Deutschland, jetzt an mannigfaltigen
I Bestrebungen reich, hatte vor mehrern Jahr-
huuderten ein schöneres Besitzthum, es hatte
Scliuleu der Kunst, die das Gepräge des
Volksthiims und des Zeitgeistes trugen, die
frülier als die Italienischen zur Keife gc-
I (liehen waren, die in unsrer Zeit, durcli ihre
Würde, ihren Fleiss, ihre Anmuth und Herr-
lichkeit unser Volk ernster und rührender,
als selbst die Geschichte, an das mahnen,
wa3 wir gewesen sind, und was aus uns noch
werden könnte. Aus jenen deutschen 5
Schöpfungen weht noch rein der Duft der
Seele; die Bestrebungen der alten Meister
waren noch durch keine Rücksicht bedingt.
Der Künstler rang nach Schönheit, doch
diese sollte nur der zarte Blumenkelch seyn, 1
durch welchen der heilige Liclitgeist rein
schimuiern konnte. Die Vorzeit erbaute,
erhob sich an den Bildern, unare Zeit will
sich daran ergötzen." p. VII. — — —
Diese Bemerkungen, welclio Jedem, der 1
Boisserees unvergleichliche Sammlung, der
das Bild im Dom zu Cölu gesehn, sehr
dürftig und trocken erscheinen müssen, hielt
ich nothwendig für alle diejenigen, welche
mit bedingten einseitigen Ansichten, und ;
nicht mit Liebe vor ein Kunstwerk aus alt-
deutscher Zeit hintreten. Der Meister gab
seine Seele, er verlangt die Eurige dagegen ;
all seine Kraft bot er auf, eure Gesinnung
zu wecken, zu erheben, warum verschliesset '
ihr euch dem Ruf seiner Liebe? Er offen-
bart Gestalt und Wesen der himmliachen
Engel, die seinen Innern Blick mit Licht
getränkt, und ihr verlangt üppigen Sinnen-
reiz! Er stellt die Heiligen dar, die für die
Wahrheit gelitten, und ihr gelit theilnahmloF,
wohl gar mit leisem Hohn an ihnen vor-
über. Die Heiligkeit gottgcliebter Naturen
hat der edle Meister im Bilde umgeben mit
Frühlingsblüthen der Erde, hat kein Plätz-
chen uuausgestattet gelassen, und überall
den heimatlilichen Boden hingezaubert, wie
er noch einst nach Jahrtausenden fjuillt und
blühet. Ucberall Eigentliümlichkeit [1] Der
Kleister will kindlich dem Auge liebkosen,
anmuthig fesseln den Sinn, und ihn ein-
heimisch machen im Bilde. Unbefangene
Zuversicht, und frcnnme Ehrfurcht für das
Heilige gaben dem Künstler die wahre
Richtung, das Schwerste stellt er mit kind-
licher Wagniss und liebevollem Fleiss dar.
Den Blicken erschliesst sich die reiche Land-
schaft, in ihrem Schoos die hohen Burgen,
der gewundene Strom, die Städte mit
schlanken Thürmen, Dörfer mit lustigen Ge-
hägen, mit Wald und Wiesen, Kornfelder
blau und roth durchblüht, die schlanken
Reben auf sonnigen Hügeln, die fernen
blauen Kränze der Gebirge, und drüber der
lächelnde Himmel voll Liebe, der Alles um-
fängt.
Der Gegenstand, den ich mir zur Be-
handlung wähle, ist so reich, so tief, so ver-
zweigt in Gesinnung und That nnsrer alt-
deutschen Väter, dass Muth und liiebe zum
Werke gehören; möchte diese Bestrebung,
in ihrer anspruchlosen Unbefangenheit, einen
Funkon zur Erweckung des Lichtes in sich
tragen! Dem Sinne nach sich anschliessend
an die Eingebungen unaers Meisters Göthe,
269
Die Sängerfahrt. 1818.
270
an Tiek und Schlegel, den Ersten unter
uns, welche die Seele der deutscheu Kunst
erkannt, scy sie jenen zugesellt, wie die
Blume dem sternuinkränzten Fclsenhaupte.
5 Alle, die mit Liebe und Lust alter Zeit
Denkuiahl grüssen, werden den Sinn meines
Strebens erkennen, und ich darf ihrer Nach-
sicht vertrauen." p. Vlll. — — —
„Im Museum zu Frankfurth am Mayn u.
10 a. O. traf ich unter herrlichen Werken auch
Gemählde von ungenannten altdeutschen
Meistern, von denen es Niemand verargen
kann, der sie ihrer Wahrheit, Lebendigkeit
und manchen ihrer Schönheiten ungeachtet,
If, barbarisch findet Ohne in den edleren Ge-
stalten Schönheit errungen zu haben, noch
hohe Vollendung der Ausführung, bieten
diese Bilder herbe Gegensätze dar. Die
Farbenbehandlung ist, wenn gleich fleissig
•jo ausgepinselt, doch trocken und hart. Der
Gegensatz wird durch Zerrbilder bewirkt,
das Unedle durch Hässliclikeit versinnlicht,
meist ohne Tiefe."
„Einen höheren Standpunkt, eine andere
2"> Ansicht bietet schon die göttliche Sammlung
des Herrn Bettendortf in Aachen, die
köstlichedesverdienstvolleuKektorFochem,
und die noch reichere systematische und
klassische der Brüder B o i s s e r e e dar. In diese
30 tritt der Beschauende, freundlich geleitet,
wie in ein Heiliglhum der deutschen Vfir-
welt. Ein jedes dieser Bilder ist ein Juweel
zu heissen, bei Mehreren der Köstlichsten
ist man unschlüssig, welchem die Palme zu
;ib reichen sey, weil jeder dieser edeln sinnigen
Meister auf eigner Bahn seinen Gipfel er-
reicht." p. XII. —
Auf den folgenden Seiten tverden einzelne
Gemälde beschrieben, gelcgenUich auch Bezug
40 genommen auf Goethes y,Ehein und Mai/n."'
— Besonders Mcmling wird begeistert ge-
priesen :
„Der dichtuugsreichste der alten Meister
ist Hemmelink. Nicht eine seiner mir bc-
to kannten Darstellungen ist ohne Tiefe und
hohe Poesie. Ein glühender Geist weht aus
den Zügen und erhebt Herz und Seele des
Schauenden. Die Verklarung des schöpfe-
rischen Gemüths durchdringt die Farben wie
50 mit Licht von Innen heraus. Der Gesichts-
bildungen welimuthvoller Ernst, die Klarheit
und Bestimmtheit, die Eigenthüudichkeit,
das Beruhigte und Seelenvolle des Ge-
müths, bezeichnen ganz unverkennbar diese
55 Gestalten. Doch hat Hcmmelink weibliche
Schöne und kindliche Iluldseligkeit minder
erreicht, als den Ernst und die Tiefe des
Lebens. Boisseroe, Fochem und Bettendortf
besitzen die herrlichsten Hemnielinks, die
60 ich kenne. Es ist sehr glücklich, wenn man
diese alle gesehu. Der Vorzug möchte
schwer zu bestimmen seyn, denn in eine
jede dieser Darstellungen hat der Meister
sein eignes Selbst an die Nachwelt über-
65 geben." p. XV. — — — Y<jl. auch im
Jahrgang 1812 der „Musen'^ S. 87 ff. des
IL Quartals, liepcrtor I, Sj»j. 273, 35 f —
In haltsverzeichniss. p. XVIII — XX.
Im Text des Taschenbuchs selbst werden
die Namen der Verfasser nicht angegeben- .=,
Der Gruss. 1. - &'. 2 bleibt frei. —
Friedrich Förster [1791—1868; Goe-
del-e VII 848 f.]: 1. Die Sängerfahrt.
„Den Wellen wollen wir vertrauen,
Sie tragen uns dem Eiland zu, jq
Nach dem wir still hiiuiberschauen,
Als wohnte jenscit nur die Ruh." 3 4. —
Friedrich Förster [V]: 2. Das Eine
Wort.
„Wollt ihr euer Werk vollbringen, ij
Wählet euch ein ernstes Wort" 4 —5. —
Friedrich Förster [V]: 3. Woher?
Wohin?
„Grüsst uns mit freundlichem Willkommen
Und pflegt uns mit getreuer Hand" 5 6. — 20
L. Tiek \Johaini Ludwig Tieelc 1773 — 1853;
Goedeke VI '-Sff.\: Der erste Akt des
Schauspiels: das Donauweib \im
Inhaltsverz ^Donatitoeibchen^.] 7. —
S. 8 bleibt frei. — Erster Akt. Erste 25
Scene. (Saal.) Herzbold tritt mit
Christoph und andern Dienern auf.
Herzbold.
„Nun rührt euch, rührt euch, dass es
(einmal wird, 30
Der Junker schult, dass ihr so lange
[trentelt." 9-.38.
Vgl. Pissiii, Loeben, S. 157. —
Romanzen, Balladen, Erzählungen. S. 39. .35
— S. 10 bleibt frei. —
1. A. Bercht [Vgl. Mcuscl. Das gel.
Teutschland, 1829, XXII 205: ^Privatisiert
jetzt in Creuznach. Geb. zu Torgau 178*;
gab heraus: Bremer politische Zeitung 40
'l817—1819\: Der Marschall auf dein
Grabe des Kaisers Karl.
„Wer kam zu meiner Urstätt her?
Mir wird ja dieDecke so heiss und schwer."
„Sag' an, du edler Marschall mein, ■'^
Sind stark und muthig die Ritter dein?"
„Herr Kaiser, die Ritter sind stark und gut.
Und dürsten nach Drachenkönigs Blut."
„Vorn reitet Neidhart von Gneisenan, 50
Der Roland auf Kolbergs grüner Au."
„Den Zweiten zu nennen, das war' mir
[schwer,
Wenn's nicht der edle Grollmaun war."
„Dazu hat sich mein Pfuel gesellt, ™
Der tapfre Degen, der kühne Held."
„Das sind die drei festen Schwerter mein,
Mit denen ich stürz' in die Schlacht
[hinein." 60
\15.—20. Strophe] 41-42. —
2. G o 1 1 w a 1 1 [= Secgemnnd] : Des
Skalden Brantfabrt. Ballade.
„Es liegt der weisse Winter woiil auf der
[eis'gen Höh, 65
271
Die Sängerfahrt. 1818.
272
Wer schreitet keck uud rüstig hinauf
(durch Stiiriu uud Schnee-''* 43 — 44. —
3. W. Hensel \ Wilhelm Uensd, 1794
-1861; Goedcke VIII 278 f. — Vrß. auch
S. Hensel, Die Familie Mendelssohn.
Berlin, 12. Aufl., 1904, I 111 ff.]: Nnt-
burga.
1. „Was stellest, Königtöchterleiu,
So maidlich auf der Wart
Und schauest in die Nacht hinein,
Als wie zum Bild' erstarrt?" 44—45.
2. „Ach! Kna)ipe, trauter Knappe,
Die Füsse sind mir wund,
Will Gott nicht Gnade spenden,
So fall ich um zur Stund!" 45.
3. „So holet mir die Braut,
Der Bräutigam ist kommen!" 45 — 46.
4. „Der König an dem Fenster stand,
Der Knapp an Hirsches Krone band
Ein Tiichlein weiss und klare." 46.
5. „Das Hirsclilein kömmt wohl wieder
Am andren Tage still
Und neigt die Hörner nieder
Als obs was bitten will." 46—48. —
4. Graf V. Loeben [17S6—1S25;
Goedeke VI 108 f.]: Der Tanz mit dem
Tode.
„Zur Hochzeit ward gefahren
Nach einer Stadt am Khein" 48 — 49. —
. 5. \llivr u. (i. Verf. nicht genannt.]
Die Heimatli.
„Ein Jägersmann jagte wohl über das
(Feld
Und über die Halde" 49—51. —
6. L. Nagel: Die Erscheinung bei der
Goerde. i^(/ss«o<e.„J.Procha ska,ausPots-
dani, fiel in dem Gefecht an der Goerde am
löten Septbr. 1813; nachdem sie die 5 ersten
Monate des Krieges hindurch unerkannt
unter den Lützowschen Jägern viele Ge-
fahren und Gefechte muthig und unschuldig
bestanden."
„So zart die Hand, und so muthig der
[Stahl —
Mich bangt, du verwegner Schütze!"
51-52. —
7. {Verf. nicht genannt; L. Nagel:']:
Prochaska,
„Bei Tronimel.spiel und Hörnerklang
Zieli'n wir vom heim'schen Heerd"52— 53.—
8. Wilhelm MiiUer [1794-1827; Goe-
deke VIII 255 ff.; ABB 22, OSHff.]: Die
Sage vom Frankcnberger See bei
A c h e n . 1 .
„Zu Achen in der Kaiserburg
Da sitzt der Fraiikeuheld:" 53.
2.
„Zu Achen in der Kaiserburg
Da weint der Frankenheld. " 54.
3.
„Zu Köllen in dem Dome
Da kniet ein Gottesmann:" 55 — 5fi.
4.
„Bei Achen in der Kaiserstadt
Da liegt ein grüner See." 56.
\ Gedichte, hq. von 2Iax Müller, 1868, —
1)NL Bd. 17, 18, I 128 ff. —
9. A. Bercht: Die Kriegsleut' im
Pariser Bildersaal.
„Ich ging im heitern Morgenstral .=,
VollDemuth durch den Bildersaal" 57-61. —
10.
Der Eitler durch Tod und Teufel.
Fussnote: „Nach Albrecht Dürers Bild:
Franz von Sickingen — welches in Brüssel lo
in der Sammlung des Hrn. Burlin sich be-
findet; Herr Jacobi in Berlin besitzt eine
treue Abbildung davon."
„Wer reitet dort im Felsenthal,
Gar hoch zu Ross er hält, is
Gerüstet ist er blank in Stahl
Und schaut frey in die Welt." 61 — 63. —
11.
Das Schueeglöcklein.
„Und der Winter schien geendet 20
Und die Wiesen wurden grün" 63-64. —
12.
Das Jungfern-Rad.
„Im Mond ein Mühlrad dort
Kommt nicht von seinem Ort, 25
Kein Wasser reisst es fort." 64 — 65. —
13. Wilhelm Müller: Der blaue
Mondschein.
„Ach Söhnchen, liebes Söhnchen,
Was suchst du nur immer allein?" 66 — 68. 30
Gedichtet im November 1815. Arthur
Mueller, Moderne Reliquien, 1845, 114 ff. Vgl.
Deutsche Rundschau 1902, S. 36Sf. (Tage-
buch.) —
14. sb
Das Mägdlein am See.
„Einsam bei der Sterne Schein
Ging ein armes Mägdelein
Zu dem geruhigen See." 69. —
15. 40
Die gräuliche Brautfahrt.
„Wie auf Glücksrädern kam ein Wagen
[geflogen,
Vier Rappen den Wagen gewaltig zogen.
Es pfiff nur so durch den dichten Wald." 4,1
70. —
L. Achim v. Arnim [Ludwig Achim ron
Arnim, 1781—1831; Goedeke VI 07 ff: ADB
1, 557 f.]:
Seltsames Begegnen und Wiedersehen. 50
Eine Erzählung. 71. S. 7J hlciht frei. —
1 Die Verlobung. 73-75. 2. Die
Trennung. 75 — 85. 3. Der General-
marsch. 85 — 89. 4. Die Reise über das
Schlachtland. 89—92. 5. Die Hand- 5.^
Schrift. 92 — 97. 6. Deutsche Frauen.
98—101. 7. Das Wiedersehen. 101—106.
ll'e/7.c, Bd. 10. —
Lieder, 1(17. — S. 108 bleut frei. —
1. Max V. Schenkendorf [Gottlob 1»
Ferdinand Maximilian Gottfried Sdtenk von
Schenkendorf; 1783—1817, Goedeke VIISHlff;
ADB 31, 74 ff.]: Die gefangenen Sänger.
„Vöglein, einsam in dem Bauer,
Herzchen, einsam in der Brust, 65
273
Die Sängerfiihit, 1818.
274
Beide haben grosse Trauer
Um die süsse Friihlingshist" 109.
Säiiimtl. Gedichte 183?, S. üC. ^181(r\ —
2. F. F. [= Friedrich Forster; 1791—
isi;s. Ooedeke YII 8 18 f.]: Die freien
Sänger.
„Voglein hüpfet in dem Haine,
Herzchen hüpfet in der Brust,
Bei des Früliroth'a erstem Scheine,
Sind sie wach voll Lieb' und Lust."
109—110. —
:i. Karl Förster [1784—1811, Prof. in
Dresden; Schwar/er Friedrich Försters, dessen
Schwester Luise er heiratete; vgl. deren
„Biograph, u. literar. Skis.:en a. d. Zeit Karl
Forsters", 1810]: Der Frühling.
,, Strahlen steigen auf und nieder,
Süsse Kinder froli und frei,
Dass der Himmel huldreich wieder
Und die Erd' ein Himmel sey." 110—112. -
4. L. Tiek: Bei der Abreise einer
Freundin.
„Vergänglichkeit! muss denn in allem
[Schönen,
Das uns erfreut, dein Spott uns auch
[begrüssenV'' 112 — 114.
Stanzen. Gedichte 1821, U 105 f.
5. A. Gebauer [Christian August,
1792—1852; Brummer I 225f\ vgl.
Bibliograph. Bepertor I, Sp. 350 ff.]: Blumen-
andacht. 1816.
,, Kommt der Morgen nicht gegangen
Mit den rnthgeschlafnen Wangen —
Und ihr Blümlein, schlummert noch?''
114. —
6. Messerschmidt [Johann Georg
Friedrich Messerschmidt, 1776 — 1831,
Goedeke VII 296]: Die Sängerin.
,, Geliebtes Wesen, das ich meine,
Willst du dich ewig mir entziehnV"
115—116. —
7. Karl Förster: Die Schifffahrt.
lcS16.
,,Mag auch wild der Strom des Lebens
An die freie Brust mir schlagen;
Seine Woge zürnt vergebens! — "
117—118. —
8. F. F- [— Friedrich Förster] : Der
Zauberring.
, ,,Es trat nach Rieseugeister Weise
Ein loses Kind zu mir heran" 118 — 119. —
y. G o 1 1 w a 1 1 [= Seegemund] : G e -
w ä h r u n g.
,,Tiiebe findet schnell die Worte,
, Wenn sie einsam sehnend geht" 1 19—120. -
10. G Ott w alt [= Seegemund]: Früh-
lingsahnung.
,,Meiu Leben schlicli so trübe
Im eignen blassen Schein" 120 — 121. —
, 11. Gottwalt [= Seegemund]: Ein
Spaziergang im Wald. ,,L'egt euch, stille
Lüfte!" 122—123. —
12. Karow: An Gottwalt.
„Wir haben uns gefunden,
Und liebend half ich dich" 123—124. —
13. A. Waldheim: Die U eb er-
rasch u n g.
,,An einem schönen Tage
voll Licht und süsser Düfte
gieug ich mit meiner Klage 5
hinaus in frische Lüfte" 124 — 126. —
14. A. Waldheim: Bescheidenheit.
.,Es hüllte mit dem Schleier
Die Nacht das Lenzgefild" 127—128. —
15. L. Tiek: Au einen Liebenden 10
im Frühling 1814.
,, Wonne glänzt von allen Zweigen,
Muthig regt sich jedes Reiss" 128 — 129. —
16. L. Tiek: An Stella; im Herbst
1813. 15
,,Wir hatten Freiheit, Vaterland verlohren.
Dahin der deutsche Sinn, die höchsten
[Rechte" 129 Sonett. —
Gedichte, Dresden 1821, 151 f.; 213. —
17. Weinhold v. Rheiubergen: Die 20
Himmelsbraut. Eine Erzählung.
[130-145.]
1.
„Der Feldzug war geendet, und Adolf
V. Fraukenthal nach einem kurzen Be- 25
suche des väterlichen Landgutes an der
Donau, wo man ihn lange schon mit heisser
Sehnsucht erwartet, wiederum nach der
hohen Schule zu Augsburg gezogen. "
130—131. 30
2.
,, Unter den Reisegefährten fand Adolf
keinen, an den er sich näher anschliessen
mochte; um desto ungestörter konnte er der
stillen Neigung seines Herzeus nachgeben, 35
das noch oft zurück floh in die Kirche und
hinaufblickte nach dem Chor, ob ihm der
Engel erscheinen wollte, mit dessen Bild er
immer vertrauter geworden." — Fr kannte
ihr Antlits nicht, aber die seelenvolle Stimme 4(1
seiner „Himmelsbraut" hatte Um einen unaus-
löschlichen Eindruck gemacht. — Unterwegs
fand sich ein ehemaliger Waffengefährte zu
ihm, Karl, den einebitter-vcrzwcifclte Stimmung
gepackt hielt. 131 — 133. 45
3.
„Die Freunde ruheteu jetzt unter einem
blühenden Baume auf der Höhe, gegenüber
im Thale sahen sie die Hirtenknaben am
Bach traulich gelagert bei ihren Lämmern." 50
133—134.
4.
,,Je näher sie dem Rheine kamen, desto
waffenlauter fanden sie das Leben, denn
die Grenzlande rüsteten sich mit Ernst und 55
der kriegerische Geist, der dort in dem
Landsturm und der Landwehr sich regte,
gab den weiterwaudernden Kriegern eine
gute Zuversicht, da sie eine so eherne Mauer
hinter sich wussten." — — Jenseits des 60
Rheins trafen die Freunde auf die Hecres-
abtcilunq, zu der sie bestimmt waren. 134
—135.
5.
,IMehrerc Wochen waren vergangen, die 65
18
275
Die SäDgerfahrt. 1818.
276
Vorposten hatten sich ruhig gegenüber-
gestanden, ohne dass es beiden Theilen
Ernst zu sejn schien, als mit eineinnial der
Kanonendonner verkündigte: der Vorhang
5 sey aufgerollt und das blutige Festspiel
sollte beginnen." — — 135 — 138.
6.
„Adolf erwachte geweckt von den heiligen
Gesängen eines fernen Chors." — — Er
10 lag nämlich in einer ElosterJnrche hart an
seinen Wunden darnieder. 138 — 139.
7.
,,Die Hauptstadt des Feindes war gefallen
nnd mit ihr das ganze Land gewonnen, denn
15 das Reich führt sie am Zügel der Mode
und tragen sie erst nur dort die bonnets ä
la Blücher, dann wollen die andern in den
Provinzen nicht zurückbleiben." Adolf
Icehrte in die Heimat zuriich, tco unterdes
20 sein Vater das Zeitliche geseqnet hatte. 140
—141.
8.
,, Adolf ivar nach der Stadt gezogen, in
der Zelle war wiederum die Lampe ge-
2s zündet, aber der ersehnte Morgenstern blieb
ihm verborgen." — — Er icar nach und
nach herzlich vertraut mit einem guten
Mädchen namens Emma geworden; aher er
blieb der lieimlicli geliebten,, Himmelsbraut^' treu,
30 deren Stimme er ein einziges Mal nieder im
Hause der befreundeten Gräfin Wcrthhcim
gehört hatte. 141— U4.
9.
,,Die Kirche war früher angegangen, als
35 er sich dort eingefunden; die Feier des
Festes, vor allen die Aufführung eines
grossen kirchlichen Gesanges, hatte viele
an diesem Tage dahingezogen, nnd Adolf
rnusste geduldig in der Vorhalle harren."
40 — — I^a enthüllt es sich, dass die gefeierte
Sängerin seine erwählte Himmelsbraut, diese
aber leine andere als Emma ist.' ..Die Mutter
aber sprach: wen also der Himmel zusammen-
geführt, den sollen die Menschen nicht
j-, scheiden!" 144—145. —
18. K. Förster: Der Knabe und das
Mädchen. [Wechselgesang.]
Knabe:
,,Wohl umsonst in ferne Weiten
50 Schweift dein Auge, armes Kind I"
146—148. —
19. Max von Schenkendorf: AmSee
|^flt'7(f«] im August 1815.
,,ünd wenn ich hier am Wasser steh
55 In diesem klaren Spiegel seh
Den Himmel und die Bäume" 148 — 149.
Sämtl. Gedichte 1S37, S. 57 f. —
21). F. F. 1= Friedrieh Eürster]: Mein
Verlangen.
fri ,,AchI war' ich doch zu dieser Stund
Wohl eine Blum' auf grünem Grund" 149. —
21. F. F. [—Friedrich Förster]: 'J'rost
in der Ferne.
,,Sie ging ins hohe Fürstenhaus,
65 Ich war daheim geblieben" 150. —
22. F. F. [= Friedrich Förster]: An
Arthur, als er nach den Kh einlanden
zog.
„Du, dem ich frühe mich ergeben.
Der mich mit Lieb' und Huld empfing"
151 — 152. —
23. Gottwalt [=Ä'e^t'H«<«(f]: Wander-
lied.
„Gute Nacht mein Leid,
Meine Einsamkeit" 152 — 153. —
24. Bercht: Des Sängers Harm.
,,Alle Saiten sind gesprungen,
Und das Herz ist leer und müd'"
153-154. —
25. Bercht: Waldgespräch [zwischen
Birke, Wacholder, Fichte und Eiche].
Die Birke.
,, Schlank, von hellenischem Wuchs, heb'
[ich mein Haupt in die Lüfte,
Nenne die Jungfrau mich dieses ge-
[weiheten Hains" 155. Distichen. —
26. L. Nagel: Des Rheins Weis-
sagung.
,,Was erfüllt mit Jubel das ungewohnte
Ohr, und weckt den sorgebeladenen Greis
[auf!" 156. Ode. —
27. W. v. Schütz [Christian Wilhelm,
1776— ls47; Gocdeke VI 110 f; ABB 33.
134 f]:
Der Raub der Proserpina. Eine Früh-
lingsfeier. 157. —
Personen:
Jupiter.
Pluto.
Venus.
Ceres.
Proserpina.
Tellus.
Sol.
Zephyr.
Flora.
Poraoua.
Akis, der Flussgott.
Agriope
Kaiais
Eurita
Sisyphus.
Tantalus.
Die Danaiden.
Die Parzen.
Gefolge des Pluto.
Gefolge der Ceres. 158. —
Drei Aufzüge. 15t) — 1S6.
Erster Aufzug. Im Thal Enna.
Der Flussgott Akis (entsteigt seinem
Fliissbette das in Nebeln gehüllt ist.)
Akis.
„Auf meiner frischen Wellen
Gekühlten Wangen
Empfind ich euch, ihr goldenen Morgenküsse."
28. W. Müller: Freie Glosse. Vier
parodierende Strophen. >i(sprochen von dem
^Prächtigen', dem ..Xntin-tichen'^, dem y,Aes-
thetiker'^, dem ^ Verrathenen-.
J
Gespielinnen der
Proserpina
277
Die Sängerfahrt. 1818.
278
Thema.
„Süsse Ahnungscliauer gleiten
lieber Fluss und Flur daliiu,
Mondenstrahlen hold bereiten
Lager liebetninknein Sinn." [T/ec/c]
Der Präclitige.
„Sinkt hinab die güldne Sonne,
Steigen auf zwei Moude blau:" 187 — 188.
Verm. Schriften, hg. von Schwab, 1830,
I 414 f. Titel: „Sehnsucht und Erfüllunr/.
Parodiere II de G/ossc- —
'29. Bercht: Der schmachtende
Knabe.
„Mein Liebchen, siehst Du's Gärtlein dort':*
Komm mit!" 188-189. —
HO. F. [^Förster.]: Der Sänger und
der Mab 1er.
„Ey! wenn ich doch ein Maliler war,
Mein Liebchen wollt' ich mahlen,
Mir aber ist die Hand zw schwer,
Muss einen mir bezahlen." 189 — 190. —
31. W. Müller: Wechselreigen.
„Ich liab' ein Herz verloren
Wohl iu dem grünen Mai" 190—191.
Vcrm. Sehr. 1S30, 1179 f. Titel: ,.Länd-
liclicr lieigew^. —
'■VI. [Verf. nicht genannt]: Warnung:
„Wollt ihr nach den Mädchen sehn,
Oder auch die Sternlein zählen" 191 — 192. —
33. Chamisso [Adelbert von Chamisso;
1781—1838, Goedeke VI138ff]: Volks- und
Wiegenlied. [In den Werken: „Katzen-
natur."
„'s war 'mal 'ne Katzenkonigin,
Ja, ja!
Die hegte edlen Katzensinn,
Ja ja!" 192—193.
Werke, hg. v. Tardel, 1907, I 87 f —
34. F. Förster: Trinklied. Der
Meister.
„Sag' an Gesell
Was klingt so hell,
Wie Glockenspiel und Saiten V 194—196.—
35. Ludwiga [=^ Luise Hensel]:
Will auch mit.
„Ach Mutter, ein' Laut' ist erklungen,
„Da hat sich das Herz mir geregt,
„Ach Mutter ! ein Lied ist gesungen,
„Das hat mir die Seele bewegt." 196 — 197. —
36. Liebetraut: Müllers Liebchen.
„Ei, sieht ins kleine Fensterlein
Das Frühlicht mir nicht schon herein?"
197—199. —
37. [Verf. nicht genannt]: Blau Blümlein
auf dem Strohdach.
„Du Blümlein lichte, Blümlein blau
Was blühst auf schlichtem Dach" 199. —
38. [.„Von'^, gemeint aus'r'] Schmal-
kalden: Studentenliebchen.
„Hört' ich es nicht Zwölfe schlagen?
Jii, die Herrn in langen Haaren
Mit Baret und deutschem Kragen
Ziehen heim in grossen Schaaren."
39. Liebetraut: Mein Sinn.
„Durch Felsgestein und Büsche
In mailich grüne Frische
Treibt es mich hin." 201—202. —
Hörn [Franz Christoph, 1783—1837,
Goedek VI 388 f]: Zwei Worte über
Gesellschaft und geaellschaftlichen 5
Ton!
Fiissnote: „Geschrieben im April 1814."
„Eine sehr geistreiche Frau unterbrach
neulich das Lob, welches ich mit grosser
Freudigkeit über die lieben Deutschen aus- jq
sprach, durch die Bemerkung, dass zwar
unser Volk im Allgemeinen einen hohen
Jiuhm verdiene, doch auch noch manches
zu lernen habe, ganz besonders aber den
Geist undTon der Gesellschaft.« 203—205.— 15
Jacob und Wilhelm Grimm [Goedeke
VI 350 ff]:
Vql. Archiv für Slavische Philologie
1906,^ Bd. i'8, 584/f, wo Stjcpan Tropsch
nachioeist, dass weder Wilhelm noch auch jjy
Jacob Grimm, [Kl. Sehr. 18G9, IV 455ff],
wie man bisher annahm, an dieser Ueber-
setzung beteiligt sind, sondern dass sie von
dem Wiener Slavisten Bartholomäus
Kopitar herrührt. Bie neunzehn Lieder 25
stammen aus der 1815 von ihm beendigten
Ucbersctzung des ersten Teiles der Pjesnarica,
die Kopitar damals an Goethe sandte. Das
Manuskript befindet sich im Weimarer Goethe-
Schiller- Archiv. Jacob Grimm hatte in Wien 30
eine Abschrift genommen.
Die Frage, ivic es dazu gekommen, dass
die Brüder Grimm für die Uebersetzer dieser
Gedichte angesehen wurden, beantwortet
Tropsch auf S. 587f. Wahrscheinlich hat 35
Brentano den Irrtum veranlasst, der die
Uelierlassung einiger Lieder an Friedrich
Förster vermittelte, der den Text auch, einer
Anregung Grimms folgend, das Deutsche der
Uebersetzung „gefüger und besser zu drehen 40
und zu wenden'''', für den Druck her-
richtete, ihn zivar ,,sprachlich ver-
besserte, aber sachlich sehr häufig ver-
schlechterte,^^ wie Tr. durch Beispiele be-
legt. — 45
Neunzehn serbische Lieder.
1.
Die .Jagd Muley's.
„Jagd jagte Muley Vesir,
Jagd grosse, nach grünem Gebirg 50
Mit seinen zwölf Dellen.
Und mit selbdreizehnten dem Königssohne
[Marco." 206—208.
2.
Vom Tode Kulin des Kapitän. 1806. .«is
„Flogen zwei schwarze Raben
Blutig die Schnäbel bis zu den Augen"
[208—210.
3.
„Oi Donau stilles Wasser, 60
Wie läufst du mir so trüb." 210.
4.
„Schön ist in die Nacht hinzuschauen
Dort unten längst der stillen Donau"
[210—211. 65
18*
279
Die Sängerfahrt. 1818.
280
5.
., Wo wir gestern im Quartiere lagen,
Nachtmahlten wir herrliches Nachtmahl"- 211.
6.
5 ,,Wann wirrl jene schöne Zeit kommen
Und man anfangen Buben zii verkaufen" '211.
7.
.,Falke fliegt über Sarajewa,
Sucht Kühle um sich abzukühlen" 211 — 212.
10 8.
^Gegen die Nacht ging ich Mädchen schaun,
Aber die Mädchen sasseu beim Abendessen"
9. [212.
„Wind trug Kose über's Feld,
15 Trug sie auf des Ranko Zelt,
Wo Ranko mit Miliza war,
Ranko schreibt, Miliza stickt." 212—213.
10.
„Mädchen, niedlich, kleines Veilchen,
■10 „Lieben möcht ich dich, aber bist klein!" 213.
11.
„Hinter dem Berge, dem grünen.
Schreit was von Zeit zu Zeit hell auf" 213.
12.
25 „(ianze Nacht durch singt mir der Falke
An des ]\[ilan Fenster;" 213—214.
13.
„Weis8t du meine Seele, wie du mein ge-
[wesen,
30 In meinem Schoosse bittre Thränen geweint,
Tliränen geweint, durch die Thränen ge-
[sprochen!" 214.
14.
„Naclitigall, kleiner Vogel
35 Gab jedem Frieden,
Aber mir Junak
Gab er drei Wehe." 214—215.
15.
„Winden sich heraus weisse Weinreben
40 Herunter von der weissen Stadt Ofen;" 215.
16.
,, Schön singt die Nachtigall
Im grünen Haine" 215 — 216.
17.
45 „Mädchen Avusch das Antlitz
Hat das Antlitz waschend gesprochen:" 21().
18.
,,Wein trinken serbische Hauptleute
Am Ufer längst dem Strome Satar,
50 Mit ihnen trinkt Laudon der General." 217.
19.
,,Falk flieget hoch, die Flügel trägt er breit
Kechtsiiin schwenkend das Schlosstbor sieht
[er" 217—218. —
F.Förster: Der Sylvester-Abend. Lust-
spiel in einem Aufzuge.
Personen,
liaura
60 Hedwig
August
Ilofrath Jeremias ]''link.
Erster Aul tri tt. Hedwig und Laura
an ihrem Tisch mit Arbeiten lie-
65 schäftigt.
Laura: ,,Es sieht so einsam beut, so traurig
[bei dir aus,
Als wüsste man vom Fest gar nichts in
[unserm Haus,
S'ist todtenstill, iind der Sylvesterabend geht 5
Vorüber und man sitzt allein und strickt und
[näht." 219—228. —
l. \Vt:rf. nicht r/cnannt]: Trinklied.
„Ich schwieg nur weil ich kalkulirte
In Adam Riesens Rechenb>ich, 10
Wie viel des Weines mir gebürte.
Es giebt des Weines schon genug." 229. —
2. Achim V. Arnim: Ermunterung.
,,Thne doch die Augen auf
Liebe Seele aus dem Ueberdrusse, 15
Sieh den Fluss im schnellen Lauf,
Sieh der Wolken ruhend Bild im Flusse!" 230.—
3. Achim v. Arnim: Der sündige
Heilige.
„Ein Heilger in der "Wüste 20
Versank in böse Lüste,
Und seufzte zu den Bergen:" 2;)0 — 231. —
4. A. Bercht: Sehnsucht.
„Das Auge früh dem Innern zugewendet.
Durchirrt ich träumend oft die grünen Auen;" 23
231—232. Sonett. —
5. F. F. [= Friedrich Förster]: Der
Regenbogen. An Elisa.
,,Wenn sich die Thräne, die der Himmel
[weinet, 30
Und wenn der Sonne Strahlen sich berühren.
Erscheint ein Bundeszeichen allen Schwüren,
Der Regenbogen ist's der solches meinet."
232. Sonett. —
G. A. Bercht: Der Kriegesmann an 35
die Schreiber in Paris.
„Wie lange w<dlt ihr aberu noch und odern,
Mit Seifenblasen nach Sperlingen zielen,
Uird um das Recht mit Federspiden spielen?"
232—233. Sonett. — w
7. A. Bercht: Am Rhein.
,,ln diesen Au'n, auf diesen grünen Höhen
Da hielt vordem ein giftgeschwollner Drache
Bei unsern lust'gen Rebengärten Wache,
Und liess gar wild sein blutig Banner wehen." 45
233. Sonett. —
A. [so!] Brentano [Clemens Maria;
1778—1842; Goedeke VI 52ff|:
Aus der Chronieka eines fahrenden
Schülers. 50
Vorwort. ,,Vor fünfzehn Jahren machte
es mir Freude, die folgende einfache (ie-
schichte niederzuschreiben. Sie sollte nur
die' Einfassung mehrerer schöner altdeutschen
Erzählungen seyn, die sie mit mancherlei 55
Ereignissen aus dem Z\isammenleben des
alten Ritters Veltlin von Türlingen und seiner
drei Töchter unterbricht, mit deren Ver-
sorgung und der Abreise des Erzählers sie
schliesst. So lieb ich das Gedicht hatte, eo
blieb es doch unterbrochen, der Sinn der
Leser schien dazu zu fehlen. Jetzt, da diese
Erzählung mehr, ja selbst die altdeutschen
Röcke, vor sich hat, fiel sie mir wieder in
die Hände, und ich versuche es, sie den 65
281
Die Sängerfahrt. 1818.
282
Lesern vorzulegen, mit der Erinnerung, dass
sie zu pädagogischen Zwecken entworfen
worden, als ich von der sogenannten Romantik
noch wenig wusste, und dass sie daher neben
6 den allerneuesten Kitterromandichtern in
ihrer redseligen Einfalt um Schonung bittet.
Sollte dem Leser, durch Eisenfresserei und
isländisches Moos verwöhnt, diese Geschichte
wie unsere deutsche Kamillen und Hollunder-
lü blüthe nicht behagen, so bringe er sie einem
kranken Freunde, oder ÄL'igdlein, denen sie
Gott gesegnen möge!" 234 — 258. Schriften
Bd. i. —
Geistliche Lieder. 259. — 260 Weiht frei. —
15 1. Isidorus [= Loeben]: Das stille
Kirchlein.
-Tief im Herzen ist ein Drängen,
Eine Thränenseligkeit" 261— 2G2. —
2. K. Förster: Der freie Himmel.
•20 „Im Freien ist das rechte Leben !-
262—264. —
3. Ludwiga [=ZHtseZZe«6e/]: Todten-
feier.
,Was läuten uns die Glocken?" 264—265.—
•25 4. Ludwiga [= Luise Hensel]: Gebet.
„Bedenk' ich deine grosse Treue,
Bedenk' ich meine tiefe Schuld,
Dann fühl' ich heisse Scham und Keue
Und preis' in Demuth deine Huld."
30 265—266. —
5. Ludwiga {= Luise Uensel]: Trost.
„0 Sorge, die mich niederdrückt,
0 Sorge weiche fern" 266—267. —
6. L u d w i g a [= Luise Heiiset] : E r -
35 gebung.
„Herr ich will gerne leiden
Was deine Hand mir giebt" 267 — 268. —
7. A. Karow: Die heiligen Klänge.
„Wenn durch der Kirche stolze Bogen
4u Ein Lied von frommen Lippen schwebt"
268. —
8. A. Karow: Der Morgen. (Psalm.)
„Es rauscht der blüthenvolle Wald,
Aus Nachtgewölken schwebt der schönste
Der Cherubim." 269. —
9. A. Karow: Das Kreuz. 5
„Die Blicke hebt aus dunkelm Thränen-
[thale
Der kummermüde Pilger fromm empor"
269—270. —
10. M. V. Schenkendorf: Auf der lu
Reise. Zum Geburtstage der Frau
V. Graimberg, geb. v. Budberg. Den
15. Decemb. 1815. Fussnotc: „Die ge-
segnete Stifterin einer zu Karlsruh blühenden
weiblichen Erziehungs-Anstalt musste die 15
nächste Leitung derselben aufgeben, um die
Erziehung der beiden Prinzessinnen S. K.
H. des Grossherzogs von Baden zu über-
nehmen."
„Ein Pilger zieht in weites Land, 20
Er klopft an manches Thor;" 270—271.
Sämtl Gedichte ls3~, S. 363f. —
11. M. V. Schenkendorf: Am Elisa-
beth s-Tage 1810.
_0 Zier der deutschen Frauen, -^
Preiss dir, Elisabeth" 272.
S. Ged. S. 34Sf. —
12. M. v. Sclienkendorf: Der Feigen-
baum. Nach dem Evangelio des
Sonntags Jubilate. *•'
„Nimm, Gärtner, diesen Feigenbaum
Und wirf ihn aus dem Garten" 273 — 274.
S. Ged. S. 343 f —
13. M. V. Schenkendorf: An das
Herz. März 1816. 35
„Lass legen sich die Ungeduld,
Sey stille, Herz, nur stille!" 274. Ge-
dichte, 3. Aufl., 1SG2, .S. iGlf. —
14. [Friedrich] Förster: Abschied.
-Und hiermit Lied am Ende;" 275. — *^
Verzeichnis der
Arnim
A. Bcrcht
Brentano
Buchhorn
Chamisso
Helmine v.
Friedrich
Karl
A. Gehauer
Goitioaltr= Seeciemnnd
[Gebrüder Grimm]
Luise I
Wilhelm i
Frans Hörn
C. Kalbe
A Karow
Chezy
Förster
Hensel
Mitarbeiter att der Sängerfahrt.
Liehetraut
Loeben
Ludwiga = Luise Hensel
Messerschmidt
• Meyer d. A. und d. J.
Wilhelm Müller
L. Nagel
Naumann
Schenlcndorf
Schmallialden?
Wilhelm z. Schüti
See(iemund, s. (iottwah
Tiecl-
A. Waldheim
Weinhold von Bheinberqen
283
Amikelü. 1818.
284
A ti r i k e 1 ii.
Eine
Blnmeng^abe Ton dentschen Häaden
herausgegeben
von
Helmina Ton Chezy
geb. Freyin von Kleuclie.
Erster Band.
Verlag; Duiuker um! Ilumhlot.
Ort: Berlin
Zeit: ISIS.
Format: 12.
Schriftart: Fraktur.
Fundorte: KiinUjl. Bihl. Berlin; Univ.-Bibl.
Berlin, Halle, Kiel, Königsberg.
Rezensionen der Aurikeln: Die Jenaische
Allg. Lit.-Ztg. brachte in No. 111 vom
tftinius ISIS eine Anzeige. Mit M'ohlwollen.
besonders für die llerausgeberin, bespricht
3Ip. = F. G. Wetze l die Gabe der Frau von
Chezy. Nachdrücklich tinicr.<itrcicht er die
von Helmina — übrigens nur gelegentlich
fS. 297] — attsge-^prochene Mißbilligung der
jetzt herrschend geirordenen „blinden An-
betung altdeutscher Kunst." Er geht auf
dieses Thema atisführlich ein und bemerkt
unter anderm: „Uns scheint Vollendung der
Form durchaus unerläßliche Bedingung, so
wie jedes Kunstwerks, so besonders der
Schöpfungen des Pinsels, und wir können
daher das technische Ungeschick jener
Kinderjahre der Kunst unmöglich zur Tugend
nmstempeln."
Die Erinnerungen aus dem Leben der
Chezy icerdcn auch in der kurzen Anzeige
der Zeitung für die elegante Welt
[Ko. 14 vom 14 Mai ISIS] für das In-
tressantcste dieser Blumengabc erklärt. „Vor-
züglich anziehend ist der reine moralische
und religiöse Sinn, der sich unbefangen
überall darlegt, wo es die Gelegenheit ver-
anlaßt. Unter den Gedichten ist vieles, was
man poetische Spielerei nennen möchte, d. h.
nicht leichtes poetisches Spiel, sondern Spiel
mit der Poesie. Indessen spricht doch auch
Manches die Empfindung erfreulich an." —
Auch Kotzebue in seinem „Literarischen
Wochenblatt- flSlS. Xo. 39, S. 312] kann
nicht imhin, wenigstens der autobiographischen
Darstellung Helminas ein halbes Lob zu
spenden: „Weit lieber [als die soeben be-
sprochenen neuen auserlesenen Schriften der
Enkelin der Karschin] empfehlen wir die
Aurikeln von derselben Verfasserin, doch
nur die Erinnerungen aus ihrem Leben . . .
Die Gedichte haben uns nicht angesprochen,
und eben so wenig die Novelle Alarcos,
wo ein Mann sein geliebtes Weib in einem
Boote den Wellen Preiß giebt. — Den Be-
schluß machen Abhandlungen, die wir
nicht gelosen haben (!), weil wir die Be-
gritfe Abhandlung und Frauenzimmer
nicht wohl zusammen denken können. Frau
von Chezy schreibt zu viel. — " [Witzig und
energisch fertigte die streitbare Hclmina kurx
nach dieser Anzeige Kotzebue mit einer
,.D(tnksagung an Herrn von Kotzebue'
ab, die im 29 Intelligcnzblatt der
Zeitung f. d. elegante Welt rom 30.
Kovemba- ISIS erschien: „Ich habe gehört
— denn ich lese weniges — daß sich Hr.
von Kotzebue die Mühe gegeben bat, sich
über mein armes, vergessenes Taschenbuch
über Heidelberg (1815) lustig zu machen. 5
— — Danken muß ich, — — denn, wie
gesagt, das arme Taschenbuch war vergessen,
Kotzebue tadelt's, nun wird man es kaufen.
.... Zu wünschen wilr's, daß Hr. von
Kotzebue alle Bücher selbst schriebe 10
statt über al 1 e Bücher s e 1 b s t zu s c h r e i be n,
sie würden gewiß alle so seyn, daß er selbst
nichts mehr daran auszusetzen hätte, ge-
schweige denn ein Andrer! — — "]
Die Leipziger Literatur-Zeitung von 15
ISIS, deren JVo. .110, nach einet- Notiz Fr.
Bassmanns, eine Bczension der Aurikeln
bringt, war mir nicht zugänglich. —
Verspätet äusserte sich die Hallesche
Allg. Lit.-Ztg. in No. WS ihrer Er- 00
g ä nzungsblätter vom September 1S20. Die
ungezeichnete Anzeige beginnt: „Gewiss eine
recht erfreuliche Gabe, zu der aber die edle
Gärtnerin nicht gerade nöthig gehabt hätte,
sich nach fremden Treibhauspflanzen um- 25
zusehen, denn was sie selbst beytrug, ist
unstreitig das Gehaltvollste uud Beste.
Vorzüglich rechneu wir dahin die „ Er-
innerungen aus meinem lieben" ,
in welchen sich ein höchst edles und reines, 3u
durch Leiden früh geläutertes Herz und ein
Gemüth abspiegelt, wie in dieser Tiefe nur
eine deutsche weibliche Natur in sich zu
tragen vermag . . .' Fünf von den sieben
Spalten der Anzeige sind einer ausführlichen 35
Inh<dtsgabe dieser Erinnerungen gewidmet.
Die Beiträge der idirigen Mitarbeiter werden
sehr kurz abgetan: manches sei „artig", aber
nichts ausgezeichnet.
Pag. II hleiht frei. —
Ilelmina [= Wilhelmine Clirisiiane von
ChL-i/, 178.3—185(1. Goedelce IV 134 f; ABB
4, 119f]:
An Freundlich-Gesinnte.
„Des Frühlings zarte Lieblichkeiten
Gepflegt von fleiBig reger Hand,
Erlilülien aucli zu Wintors-Zeiteu,
VV^ann Fluren deckt ein Schneegewaud.
Aurikeln Frühlings-Kunde geben,
Und bringen ja den Frühling schon,
In milden Düften zielit ihr Leben
Dahin, bei Nachtigallen-Ton.
Wenn Tulpen stolz in Urnen prangen.
Viel andre Blumen herrlicli glülm,
So wollen auch mit zarten Wangen
Aurikeln stille Wonne blüh'n.
Vielfarbig, dunkelhell geschmücket
Hat sie die ÄFuttterliand Natur,
Und wer ihr kindlich Aug' erblicket,
Erkannte bald der Mutter Spur!
Des Herzens sanfte Blumengaben
Erfreuen wohl ein sanft Gemüth,
In 'l'liränen kann die Brust sich laben,
Wenn fromme Külirnng sie durchglüht,
Natur ist wohl ein reicher Garten,
285
Amikeln. 1818.
286
Und Poesie die Gärtnerinu —
Wir wollen frische Blumen warten,
Nehmt ihr nur diese froundlich hin!
III— IV. — Inhalt: V— VI. —
5 Druckfehler: auf einem neuen Blatt,
auf dessen Bücicseüc fol(/endc „Nachricht'^
steht: „Die Meisten der in diesem Bande
enthaltenen Gedichte sind der llerausgeberin
von ihrem Freunde dorn Grafen von
jQ Loebeu mitgetheilt worden, der sie ursprüng-
lich für den zweiten Band der Hesperiden
bestimmt hatte." Vgl. licpcrlormm I, &}).
315 f —
15 Erinnerungen aus meinem Leben.
Von der Herausgeberin.
Berliu, 1817 niedergeschrieben
S. 1. — S. .y bleild frei. —
„Wer von weiter Fremde aus, nacli
20 stnrmisclier Fahrt mit abwechselnden Sounen-
blicken wiedergekehrt, das heimathliche Ufer
wieder begrüsst, der blickt wohl mit einem
schmerzlich süssen Gefühl auf die Gegend
zurück, wo Freude und Leid ihn in tausend-
25 facher Gestaltung trafen, und schaut über
das Gewässer hin, das sein Fahrzeug durch-
eilt.
Ich habe eine grosse Zeit erlebt, ihre
gehaltvollsten Geister sind mir nah gewesen,
30 ilu'e verhängnissvollsten Begebenheiten zogen
dicht an mir vorüber, und regten mein
inneres Leben mächtig an. Aus den Stürmen
und Blüther. dieser Wunderzeit hab' ich nur
eine Frucht gerettet, die Frucht, die des
35 Herzeus Erquickung im Leben und Tod ist:
Wahrheit und Glauben; sie reich' ich
meinen Leserinnen (Frauen sollten nur für
Frauen schreiben) mit freundlicher Liebe
hin. Was ich von mir sagen kann und darf,
40 sag' ich gern, um die Gegengesinnung zu
wecken. — Der Menscli, sagt mein Freund
August Wilhelm v. Schlegel, kann dem
Menschen nichts Köstlicheres geben, als sich
selbst!« 3—4. —
45 S. 4 ff behandelt ihre Kindheit, die
friedlieh und still war. „Fleissig las ich die
Bibel, am liebsten die Bergpredigten (!) Christi.
Meine Mutter gab mir den Homer, von
Voss übersetzt, Goethes, Gleims,
50 Gellerts, Pestalozzis, Klopstocks
Werke, Hippels Lebensläufe in aufsteigen-
der Linie, ein Buch, das durch mein ganzes
Leben hindurch in meinem Innern gewirkt
hat.'' [4].
55 In ihrem dreizehnten Lehe'nsjahre begann
sie auf Anregung der Mutter ein Tagebuch
mit folgenden Zeilen:
Ich will mein Tagebuch nun schreiben,
Nachdem zwölf Jahr vergangen sind,
tjü Und hoffe stets getreu zu bleiben
Den Lehren, als ein gutes Kind,
Die meine Mutter mir gegeben:
Gehorsam, fleissig, gut zu seyn.
Mit Freund und FeindiMi gut zu leben, —
65 Dann kann ich mich des Lebens freun.
Den Pflichten stets getreu zu bleiben.
Die mir mein lieber Gott empfahl.
Und sollte ich einst leben bleiben
Bis 60, 80 au der Zahl,
Und alles dieses gut erfüllen,
Und mehr, als ich hier sagen kann:
Kommt dann mein Tod nach Gottes Willen,
Fahr' ich mit Freuden himmelan.
Berlin, den 26. Januar 17i)5.
[5.]
-S'. lU ff tcird eine Ausivahl aus den hinter-
lassenen Papieren ihrer Grossmutter, Anna
Luise Kar seh in, eingeschoben:
[IJBewillkommnung an meinen Sohn
Carl von Klencke.
„Sey mir gesegnet tausendmal
Am Tage Deines Ehebundes,
Sohn meiner Wahl!
Dem in der Stimme meines IMundes
Mein Herz den süssen Namen giebt '^
10—11. —
[2J Verzeichnis 8 der empfangenen
Gelder von Sr. Majestät Friedrich dem
Grossen, vom Jahre 176.3 — 1785. 11 — 13. —
[3] An meine mir neugeborne
Tochter. 21. Junius 178.'). 13-15. —
[4] Die Ankündigung meines
Glücks, dem Fräulein von Viereck
erzählt 1. Februar 1787.
Dir, edle Herzensbildnerin
Der liederwerthen Prinzessin,
Dir, saufte Viereck, will ich's sagen.
Wie Wöllner, Friedrich Wilhelms Rath,
Mich überraschte vor acht Tagen,
Als ich in Deckers Zimmer trat.
Er rief:
Freu' Dich, Deutschlands Dichterin,
Freu' Dich hoch in Deinem Sinn!
Der König hat befohlen mir
Ein neues Haus zu bauen Dir! 15 — 16. —
|5]a Rede beim Grundsteinlegen
zum Hause der Frau Anna Luise
Karschin. 17. —
b. Anrede an die Zuschauer.
18—19.
[6]a Schreiben Gleims an Friedrich
Wilhelm den Zweiten.
Datiert: Halberstadt den 23. August
1786. 18—19.
b. Kabinetsschreiben Sr. Maje-;
stät.
Würdiger lieber Getreuer! Zur Auf-
munterung könnt Ihr der deutschen Muse,
der Ihr in Eurem Schreiben vom 23. dieses
mit deutscher Treuherzigkeit das Wort redet,
die Versicherung geben, dass Ich mit Ver-
gnügen Ihr Beschützer seyn werde; besonders
wenn sich alle deutschen Dichter bemühen,
Euch zu gleichen, und jeder in seiner Art
den Eurigen gleiche Werke lieferte. Ich
bin Euer gnädiger König.
Berlin, den 27. August 1786." 20-21. -
|7] Geliert an die Karschin.
Datiert: Leipzig, den 29. April 1769.
21 — 22. —
287
Aurikeln. 1818.
288
[8] Rammler an meine [Uelminas]
Mutter.
Datiert: Berlin, den 10. November 1771.
Fussnotc: „Ki Jahre alt war meine sesige
.5 Mutter damals." 2.T — 25. —
[9] J. B. Zimmermann au die
Karschin.
Datiert: Berlin, denß. Novbr. 1771.26. —
[10] Goethe an die Karschin.
in a. Datiert: Ot'feubacli am Main,
den 17. August 1775. „Ich treibe mich
auf dem Lande herum, liebe Frau! um das
Leid und Freud, was eben Gott jungen
Herzen zu ihrem Theil gegeben hat, in freier
16 Luft zu gcniessen." 27 — 28.
b. Datiert: Weimar, den 11. Sep-
tember 1776. „Ich gedenke au meine
Sünde! Liebe Frau, in dem GewUrge des
Lebens vergess' ich Alles." 28-29.
20 c. Goethe au meine Mutter.
(Einlage des vorigen Briefes.) 29. Vgl.
Gocdche IV 560. —
[11] Wieland an die Karschin.
„An die Dichterin, in welcher Sappbo
25 wiederlebt. "
a. Datiert: Weimar, den ?>. Juni
1775 30-32.
b. Datiert: Weimar, den 11. Januar
1776. 33-34. —
30 [12] Büsching an die Karschin.
Datiert: Berlin, am 29. Mai 1777.
34—35. —
[13] Frau Christiaue, Gräfin zu
Stolberg-Wernigerode an die Kar-
35 scbin.
a. Datiert: Wernigerode, 17. Nov.
1778. 35—36.
b. Datiert: Wernigercde, 22. Juni
1779. 36.
40 c. Undatiert: „Werthe Freundin!
Dankend erkennt mein Herz die liebreiche
Theilnahuie an meinem Freud und Leid."
36-37. -
[14] Aurelio de GeorgiPertola andie
45 Karschin. Undatiert. ,, Der Ruf Ihrer un-
vergleichlichen Talente hat Ihnen seit einiger
Zeit eine grosse Menge Bewunderer in Italien
zugezogen. Durch einen langen und anhalten-
den Fleiss, den ich auf die Erlernung der
50 deutschen, durch Ihre Gedichte verschönerten
Sprache verwandt habe, konnte ich meiner
Nation einen Theil der Produkte Ihres Genius
bekannt machen, und diese versetzten uns
in einen allgemeinen Enthusiasmus. Ich bin
55 nicht gewiss, ob das vor einem Jahre von
mir herausgegebene Werk unterm Titel:
Idea dclla Poesia Allemanna (Ideen der
deutschen Dichtkunst) in Berlin angekommen
seyV Einer meiner berühmten Freunde, der
60 Ihres Beifalls würdig ist, Herr Salomon
Gessner, maclit mir Hoffnung, Ihnen einige
Exemplare von diesem Werke zukommen zu
lassen. Ich habe es gewagt, daselbst in der
(iescliichte der Poesie sehr viel von Ihnen
65 zu reden und versucht, Ihre Deukkraft und
Ihren Verstand zu analysieren. — " 37 — 39. —
[15] Archenholz an die Karschin.
Datiert: Hamburg, den 8. Juni 1787.
,, Meine Verehrung Ihrer Talente ist Ihnen
vielleicht nicht unbekannt, ich habe davon 5
das Zeugniss in mehreren Stellen in meinen
Schriften abgelegt, unter andern in meinem
Werk: England und Italien, bey Ge-
legenheit der Dichterin CoriUa." llelmina
zitiert die Stelle — 10. Abschnitt, S. 377, 10
:^S5 — und fiifft hinzu: „Vermutlich war es
diese Gorilla, welche der Frau v. Stael den
Gedanken zu ihrer herrlichen Corinna ge-
geben." 39 — 42. —
[16] Schubart an die Karschin. ]-,
a. Datiert: Veste Asperg, den 23.
Febr. 1787. 42—45. —
b. Datiert: Stuttgardt, den 3. Sept.
1788. 45-47.—
[17] [.lohanu Casp ar] Lavater an die 20
Karschin.
Datiert: Zürich, Samstags Morgen
den 16. Febr. 1788. 47—48. —
[18] Se. Excel lenz Graf von Ilerz-
berg an die Karschin. 25
Datiert: Berlin, den 14. Juli 1791.
48—49 —
Graf Ucrzhcry hatte ihr zur Labung und
Stärkung ,.cin paar Dutzend Bouteillen
von reeht altem Frans- und Bheinwein^ ge- so
Schicht; sie sollte nicht mehr zu ihrem Genuss
gelangen, denn kurz darauf erkranlde sie
tödlich in Frankfurt a. d Oder, von wo
aus sie Tirschtiegel, ihren Geburtsort, be-
suchen ivollte. [19 — 50] — Sie kehrte nach 35
Berlin zurück und starb dort am 12. Oktober
desselben Jahres. Von Frankfurt aus richtete
sie noch die folgenden Briefe an ihre junge
Enkelin:
[19] Briefe der Karschin an Helmina. 40
a. Datiert: Frankf. a. d. 0. den
9. August 1791. 51-52.
b. Datiert: Frankfurth den 14.
Septbr. 1791. 52-54.
c. Überschrieben: „An mein liebes 4-,
Mi neben, geschrieben aus Frank-
furth" 54 — 55. —
Einige Episoden aus ihrer frithen Jugend
schildert llelmina auf den folgenden Seiten ,50
[5ö — 63]; besondere Erwähnung rerdient die
Schilderung ihres Unterrichts bei ühodo-
wicckg und ihres Verkehrs in seinem Hause,
in dem sie täglich mehrere Stunden zubrachte.
,, Während er mit unermüdetem Fleisse ,=,5
arbeitete, vinterhielt er sich freundlich und
belehrend mit mir. Er bewiess mir eine
recht väterliche Sorgfalt, uud hatte liebe-
volle Geduld mit allen meinen kindischen
Einfällen. Sein Beispiel des Fleisses, der 60
Massigkeit, der nie ermüdenden Barmherzig-
keit gegen Arme und Leidende, sein äcbt-
christlicher Sinn konnten nicht gleich in
vollem Masse auf mich wirken; aber sie
haben nachgewirkt" [()3 -66.] ea
289
Aurikeln. ISlg.
2Ö0
I'Jnde 17fiS hrntr sie durch Yermiltlung
ihrer liebsten Ju;iendfreiiiidiii Adelheid von G.
Frau V. Genlis Jceniieii, die ein ron Uelmiiia
gemaltes Blumenstiiclc mit sehr freundlichen
5 Versen pries. [O'S — ~1.] Der „alte Gleim-
warnte die junge Braut — sie hatte sich mit
dem Freiherrn Carl Gustav von Hastfer
verloht und ward ihm am 19. Angust 1799
vermählt [70] — brieflich ivr dem Umgänge
10 mit ihr in vorsichtigen Wendungen: ohne
Frfolg:
[20] Briefe (Heims an Helmina:
a. Datiert: Ilal berstadt, den 9. Juli
1799. 73-74.
15 b. Datiert: Halberatadt, den 31.
Juli 1799. 75.
c. Datiert: 24. Januar 1800. 76. —
„Während der trüben Zeit meiner un-
20 glücklichen Ehe fuhr ich in meinen schrift-
lichen Versuchen von Zeit zu Zeit fort.
Mein Unglück hatte in mir manches Gute
wieder geweckt. Hier sind einige Versuche
aus jener Zeit mit einigen freundlichen
25 Worten von .leau Paul Friedrich Richter,
den ich 1800 im Frühling kennen lernte,
und der voll Nachsicht für meine Fehler
mich nur zu freundlich zum Schreiben an-
regte:
30 |21] Fragment aus einem Roman.
Vierter.\bschnitt. Berlin 18Ü0."77— 81.—
[22] „Hiernebeu hatte Jean Paul
geschrieben.
Sanfte Seele, die uns wie eine Luna die
35 Strahlen der gesunkenen Sonne wieder giebt,
in Deinem Leben sei mehr Morgenroth als
Abendroth, und Deine Sterne gehn Dir nur
auf, und nicht eher unter, als mit Dir! — "
81. —
40 [23] Celine. Berlin 1800.
,,Am friedlichen Ufer des Genfer-Sees
steht eine einsame Hütte, von dunkeln Ulmen
umschattet, umschlungen von Weinranken
und Immergrün.
45 Hier lebten in schöner Eintracht Carl
und Elise. Celine, ihr Kind, war der P]ngel,
der das Band ihrer Liebe noch fester knüpfte.
Aber wie die Knospe, vom giftigen Mehl-
thau befeuchtet, matt ihr Köpfchen neigt,
50 und dahin welkt, so sank Celine plötzlich
hin auf ihr Ruhebettchen. Die klaren blauen
Augen erlöschen, die rosigen Lippen er-
bleichen, die blühenden Wangen sinken welk
ein, die Rose ist zur Lilie verwandelt." Sie
55 starb und ward liestattet. Als an ihrem Grabe
der Mutter Thriincn /losscn, rief Carl: „Weine
nicht I Sie hat früh gefunden, was die
Menschen so heiss ersehnen — die Ruhe!
Sie fand sie im Todtenkranz, und die junge
60 Braut verliert sie oft in derMyrthe."
81—83. —
,,Dies waren, nebst ähnlichen Dichtungen
die wehmüthigen Gedanken, mit denen ich
die zerreissenden Schmerzen meines Lebens
65 zu beschwichtigen suchte. Ich fand zuletzt
nur noch in einer Trennung Heil; diese zu
bewerkstelligen war schwer, weil Herr von
Hastfer lauge Zeit nicht einwilligen wollte."
Fndlich, im Mai ISOl, ward Hehnina frei,
— mit dem Verlust ihres Eingebrachten; 5
atich ihre Jcrä nlelnde Mutter, bei der sie
während des langen Scheidungsprozesses
wohnte, hatte alles verloren. S3 — <s'S'. —
Unterdes hatte Frau von Genlis schon
.:u Beginn des Jahres ISOl Helmina dringend 10
eingeladen, zu ihr mich Paris zu Icommen:
^ich biete Hinen eine Freistatt und mütter-
liche Liehe und Sorgfalt an-' — Helmina re-
produziert mehrere
[24] Briefe der Frau von Genlis. 15
a. An Helmina, vom 2. Januar 1801.
88—89.
b. Au Helm inas i\Iutter, Frau von
Klencke, vom 2. März 1801. 89—90.
c. An Helmina, vom 29. [?] Februar 20
1801. 90-91.
d. An Helmina, vom 30. April 1801.
92—93. —
Endlich, am 24. Mai, Abends 8 Uhr,
jolgte sie dem Drängen der Frau ron Genlis 20
u?id reiste ah; nach i Tagen unaufhaltsamer
Fahrt war sie am Ufer des Bheins, am
^'. Juni in Paris, wo sie strömender Hegen
empfing. 9:s — 9fi. —
„Ich hatte es nicht gewusst, und Niemand 30
hatte mich darüber aufgeklärt, dass hinter
all den schönen Flauen, bei Frau v. Genlis
mich zu bilden, von dort aus für meine
iMutter zu wirken, sie mir nachkommen zu
lassen u. s. w., der Böse versteckt lag: eine 35
ungeduldige Neugier, ein Drang nach der
grossen Welt, ein übermüthiges Vertrauen
in meine Kräfte. — — Meine Eitelkeit und
Selbstverblendung war gross, mein Wunsch
berühmt zu werden, und in der Welt eine 40
glänzende Rolle zu spielen, so wie meine
Verwegenheit, so jung, unter Fremden ein
fernes Land zu bewohnen, gingen aus dieser
übertriebenen Eitelkeit hervor; ich habe
schwer dafür gebüsst!'' — 97 — 98. — Sie 45
fühlte sich ungluclJich im Hause der Frau
von Genlis, ein Gefühl, das verstärkt ward
durch die Bosheiten eines Knahen, Casimir,
den diese aus Berlin mit sich genommen
hatte. 99 — 105. Vgl. „Unvergessenes'^, 1S58, so
I K;?, 1S5 ff. —
Die folgenden Blätter füllt eine Auslese
aus den
[25| Briefen der Frau von Klencke
an Helinina. 55
a. Datiert: Berlin, den 2. Mai 1801.
Der Brief lieginnt: ^Tch bin heute nicht
so ohne Banghrit. als gestern bei Deinem Ab-
schiede, meine Liebe!' Also muss das Datum
verbessert werden in 25. Mai. 106—107. eo
b. Datiert: 16. Juni 1801. 108-109.
c. Datiert: 22. Juni. 109.
d. Datiert: 16. Juli. 110.
e. Datiert: 14. August 1810. 111.
f. Datiert: 17. Sept. 1801. 65
19
29l
Aurikeln. 181Ö.
2Öä
Der Brief srhUcsst: „Maurer [der Ic-
kannte Verleger] wünscht, dass Un in unsrer
Sprache ein fortgesetztes Werk, oder, wie
es Stoff und Zeit mit sich bringen will,
5 schreiben möchtest: über Sitten, Lebensart,
Moden, und kurz über alles, was Frankreich
ausser den politischen Verhätnissen ]\Ierk-
würdiges in seinem Innern und in seinen
bürgerlichen Verhältnissen hat. Dazu will
10 er aber keine Beschreibungen von Gebäuden
und Gegenden, noch von Kunstwerken, über
die Jedermann schon schreibt und redet;
aber von Künstlern und Gelehrten und deren
Eiutiuss auf's Ganze." Das Ganze solle ror-
15 yetraxien werden „in Yorikscher Blanier.'^
Dasu bemerkt llelmina: „Es sind in der
Eunomia, Jahrgang 1801, meine: Emp-
findungen und Erfahrungen einer
jungen Deutschen in Paris, abgedruckt.''
20 111—113. —
[Eunomia, eine Zeitschrift des
19. Jahrhunderts. Von einer Gesellschaft
von Gelehrten. Utrausgegehen von Fessler
iindlihode, Berlin, hei Friedrich Maurer.]
25 [2(jj Brief llelminas: An meine Mutter.
Datiert: Versailles, November 1801.
114—117. —
[271 Meine Mutter an mich.
a. Datiert: Den 25/26. Januar 1802.
30 „Ahlefeldt hat mir gestern eine recht
unverhofl'te Freude gemacht, er war bei mir,
und bemerkte Deine Novellen und übrigen
Arbeiten, die ich eben Abends zuvor zur
Hand genommen, um sie dieser Tage H.
35 Maurer zu schicken. Ahlefeldt bat sich so-
gleich die Novelle vom Ringe aus, um sie
zum Druck zu befördern. [Helmina merkt
an: Sie heisst das Jlisstrauen, und steht
in der Flora, Jahrgang 1803] Als Schrift-
40 stellerin kannst Du von nun an froher Hoft'-
nung leben; würden doch alle Deine schönen
frommen Wünsche so erhört!" 118 — 120.
b. Datiert: Den 9. März 1802.
120—121.
45 c. Datiert: Den 21. Juni 1802.
121—122.
d. Datiert: Berlin, den 9. Juli 1802.
122—123.
e. Datiert: Berlin, den 17. Aug.
50 1802. 123—126.
t Datiert: Berlin, den 4. S ept. 1802.
126-1.30. —
„Am 21. Sept. |18(»2] Nachmittags wurde
die Dulderin von allen Leiden ohne Maass
55 durch einen herzlich ersehnten Tod befreit.
Einsam, ohne ihre Kinder, musste sie sterben,
sie, welche ihre Mutter bis in den Tod
liebevoll gepflegt und erquickt, sie, die
treuste, redlichste Mutter, die nur für ihre
6ü Kinder gelebt hatte! — — Zum Denkmal
auf ihren Hügel ]aul dem Liiisenkirchhof[ —
hatte sie ein schwarzes hölzernes Kreuz ge-
wünscht, in dessen Mitte sollte ein weisses
Kreuz gemalt seyn, mit den Worten: Es
65 drückt nicht mehr." 130—132. —
Unterdes hatte sich Helmina bemüht, ein
anderes Unterkommen su finden, und gunächst
die Einladttng yCines würdigen Schweigers,
des Grafen von IJscherni/" [„I 'nrcrgessenes",
I 23.i'lf\ angenommen, einige Blonate ~u ihrer 5
Erholung auf seinem Landgute hei Versailles
zuzubringen. Dort lernte sie u. a. auch
Fanny Beauharnais kennrn, deren Um-
gang sie von Zelt zu Zeit aufsuchte. „Da
sie kein sehr glänzendes Haus hielt, . . so jo
waren es nicht die Mode-Schriftsteller, die
sie besuchten, sondern eine gewisse Farthei
der raittelmässigen Schöngeister fand sich
bei ihr ein, . . unter denen nur derjenige
Genialität und Würze des Geistes besass, 55
dem ausser dem Hause der Beauharnais wohl
kein Einziges sonst offen stand, lletif de
la Bre tonne." [134] — Li dieser Zeit be-
reitete sie die Herausfiabe französischer Mis-
zellen, vor, deren Bedaktio» Cotta, in .20
dessen Verlag sie erschienen, ihr anvertraut
hatte. Diese Arbeit setzte sie auch im
Hause des Biichhündlers Henrichs fort, wo-
hin sie im Spfdherbst 1802 übersiedelte.
133-138. - ..,5
„Ich ging Sonntags früh die Kollegia
zu hören, die Fried. Schlegel über Poesie
\ind Kunst las: ich traf dort viele Deutsche,
deren Angedenken mir theuer bleibt: Carl 39
Freiherr von Hardenberg-Reventlow
und dessen liebenswürdige Gemalin, dessen
Freund Herrn von Bülow, nachherigen
Finanzminister, den Freiherrn v. Otterstädt,
Hrn. Achim v. Arnim, den wackern 35
Schweizer Muralt, den gelehrten Dänen
Oersted, den verewigten Keichardt, den
Professor Jagemann . . . und viele andere
wackere Männer mehr. [138] Bei dem
Umgang mit Friedrich Schlegel ersehloss 40
sich mir eine neue, überraschend reiche und
lebenvolle Welt von Begriffen, Bildern und
Gedanken. [139] Ich lebte nun,
fast wie ein unabhängiger Mann, ohne häus-
liche Pflichten, ohneAngehörige, ohne wahre 45
Freunde, ganz der Poesie, der Kunst, den
Anschauungen ohne Zahl, welche das damals
höchst lebendige, blühende, heitre Paris
darbot, und wenn ich an irgend eine Zeit
meines Lebens mit heissem Schmerz über jq
die in Nichtigkeiten und Wahn verscherzten
Tage zurückdenke, so ist es an jenes Jahr,
wo meine wissenschaftliche und poetische
Ausbildung so einseitig betrieben wurde, und
wo ich so falsche Lebensansichten gewann. 55
Ich vermeinte, stets nur der Poesie leben
zu müssen, nie Gattin und Mutter werden
zu sollen, weil die Ausübung häuslicher
i'flicbten mir drückend und gemein erschien.
Ich stand dicht am Abgrund — wie wunder- eo
bar die Vaterhand Gottes mich durch Leiden
errettet hat, auf welchen dunkeln und ver-
schlungenen Pfaden mich der Allmächtige
zur Erkenntniss des Keclitcn geführt, dazu
fehlet mir in diesen Blättern Kaum, und 65
293
Aurikeln. 1818.
294
meinem Herzen gebricht es noch an Kraft,
es auszusprechen." 140 — 141. —
Auch Madame llecamier lernte Ifelmina
5 d-imals kennen: vor allem im Hause Schlriicls
Antoinc Leonard de Chezy, den ürientalisten,
unter dessen Lcilantj sie das Persische zu
studieren begann, dessen Gattin sie nach kurzer
Frist ward. Noch der letzte Brief ihrer Mutter,
in wenige Wochen vor ihrem Ende, hatte zu
ruhiger Prüfung aufgefordert; ihre War-
nungen waren nur zu bereehtigt. Sie hätten
wohl noch dringender gelautet, wenn die Mutler
das tcnglciche Paar noch halte beot)achtcn
15 kiinnrn: das junge zwanzigjährige Weib, —
scliönlwitdurstig, Naturschwärmerin, übcr-
schwänglich in ihrem Fühlen und seinem
Ausdruck, die Veränderung liebend, stets von
einer unstäten Begeisterungscligkeit crfiiUt,
20 nicht zuletzt ehrgeizig — , und den dreissig-
y'ihrigen Konservator der orientalischen Hand-
schriften, der „von seinem Studium des
Indischen dergestalt hingenommen war, dass
er an nichts anderm auf der Welt noch An-
25 theil nahm, und allenfalls mit seinen Manu-
skri/iten in eine thetxiische Wästc gegangen
tvärc.^ [lOfJ] Es ist übrigens bemerkenswert,
dass gegen Herrn von Chezy in diesen Er-
innerungen nirgends Vorwürfe erhoben wo den,
3n überhaupt die Frage nach dem Masse der
Schuld an der einige Jahre später notwendig
werdenden Scheidung in der Schwebe gelassen
wird. Helminas Sohn Wilhelm, in seinen
„Erinnerungen aus meinem Lehen'^
35 \1863f, 1. Band], die durch einen Zug von
hämischer Pietällosigkeit unsympathisch
■ wirken, wird sehr viel deutlicher und charakte-
risiert seine Mutter schonungslos. — •
Die lledaktion der französischen Miszellen
40 gab Helmina bald ab: redigierte später die
Zeilschrift Tltalie et Melpomene und ver-
ö/fenl lichte 1805 f. ihr Werk ^Kunst und
Leben in Paris"', „welches Napoleon ISll in
Paris bei den deutschen Buchhändlern auf-
45 suchen und prohibieren liess."^ lil — 143. —
„Meine Unbekanntschaft mit den Namen
der südlichen Formen, und meine Leichtig-
keit, mich in eine jede hinein zu schmiegen,
war Ursach, dass ich mein erstes Sonnet
50 und meine ersten Stanzen und
Terzinen dichtete, ohne zu wissen,
dass dies Formen waren, die von der
Schule gescliätzt wurden, und welche
damals noch ihre Schwierigkeiten hatten,
.>,5 über die man seitdem ganz gemächlich hin-
wegsprang." — v-S-V Ilclmina, Du hast Ja
ein Sonnet gemacht!'^ rief Dorothea Schlegel
eines 'Tages angesichts eines Gedichtes, das
Hclmina „ganz unwillkürlich in die Form
60 eines Sonetts gebracht"' hatte. Ein andermal
rief Friedrich Schlegel überrascht und freudig
aus, das seien Ja recht schöne Terzinen, die
sie ihm da zeige, und fügte hinzu: „Unser
Einer ist froh, wenn er eine Seite Terzinen
tjb herunter hall" Kurz darauf regte sie ein Ge-
dicht Arnims in Stanzen an, sich im gleichen
Versmass zu versuchen, und erfuhr ebenfalls
erst von Friedrieh, dass sie „Stanzen, und
zwar gute" gemacht hätte. 113 — 115. —
Damals lernte sie auch Frau von Kr ü dener 5
in Paris kennen und übersetzte gemeinsam
mit Dorothea Schlegel iliren lioman Valerie
aus dem Manuskript, ebenso wie sie Dorothea
geholfen hatte, den Merlin zu übersetzen,
der den ersten Band der „romantischen 10
Dichtungen aus dem Mittelalter" bildete,
die 1S04 unter Friedrich Schlegels Namen
erschienen. Den zweiten Band dieser Samm-
lung füllte Helminas damals entstandene
Ül)ersetzung der Geschichte der „schönen 10
und tugendsamen Euryanthc von
Savoyen." 145 — 150. —
Ich war damals (1802, 1803) von von
Buonaparte sehr eingenommen, und machte
ihm ein Sonnet, welches ich ihm aber nicht 20
erst zuschickte; ich wollte auch seine Thaten
in einem epischen Gedicht feiern, aber ich
war eben so getäuscht in meinen Erwartungen
von meinem Talent zur Epopöe, als von
dem Verdienst meines Helden, und am Tage, 25
wo Enghien fiel, zerriss ich meine Stanzen,
mit denen ich mir nicht wenig gewusst hatte."
,,Es sei ihr später oft zum Vortvurf gemacht
worden, dass sie dieses Sonett in ihre Ge-
dichte aufgenommen habe [Gedichte der 30
Enkelin des Karschin, ISIS, I 3(j\; es
sei aber „ein Freipass für ihre Sammlung,
ja für ihre Person" gewesen.
„Der deutlichste Beweis, dass ich durch
Aufnahme dieses Sonnets nur Sicherheit, zb
nicht eine elende Schmeichelei bezweckte,
ist der notorische Umstand, dass ich die
beste Gelegenheit hatte, meine Sammlung
durch den Fürsten Primas an Napoleon, oder
an Marie Louise, Kaiserl. Hoheit, zu senden, 40
und dass diese Sendung hinreichend gewesen
wäre, mir den Weg zum Glück zu bahnen;
denn Napoleon fühlte sich sehr geschmeichelt,
wenn ihm deutsche Dichter huldigten. Ich
that das nicht, unverkennbar ist es, dass ich 45
zu redlich und stolz war, mein Glück dem
Tyrannen danken zu wollen, den ich laut
verabscheute, so dass mich Freunde baten,
vorsichtiger in meinen Reden zu seyu."
150—155. — 50
,,Ich habe schon erwähnt, dass die
Pflichten der Hausfrau und Mutter, die ich
mir bewusst bin, redlich und mit der höchsten
Anstrengung erfüllt zu haben, mich vom
Studium des Persischen abhielten. Meine 55
Verhältnisse machten noch immer Arbeiten
nothwendig, welche ich selbst im Wochen-
bett nicht versäumte. [Wilhelm von Chezy
wurde am 21. März 1806 geboren] Der
Morgenstern fand mich oft noch am Schreib- 60
tisch, während mein Wilhelm, au meiner
Brust schlummernd, Nahrung sog. Was
ich in jener Zeit gestrebt und geduldet,
das weiss nur Gott." Die Schwierigkeiten
in ihrer Ehe begannen bereits im Früh- 65
19»
295
Aurikeln. 1818.
296
jälir 1S07, als sie mit ihrer Schwiegermutter
im Palais Bourhon rine Wohnung von fünf
Trimmern in der Weise teilen musste, dass
jener zteei hohe u)id geräumit/e Gemächer ge-
5 geben wurden, tciihrend das Ehepaar die drei
Enircsols erhielt, üher deren TJumpfheit llelmina
bitter klagte. 155 — 15S. —
Zu eben dieser Zeit lernte sie auch
Wilhelm Schlegel kennen „dessen lieb-
10 reiches Zureden und nur zu freundliches
Lob meiner bisherigen Bestrebungen auf
kurze Zeit wieder Leben in meinen Geist
hauchte, der unter manchem Leid gebeugt
war." Auch mit Sinclair und Koreff ver-
15 kehrte sie; vor allen andern stand ihr Therese
aus dem Winkel nahe, deren Haus sie jeden
Sonnabend regelmässig besuchte. Bort traf
sie oft mit Oehlenschläger susammen.
158 — 15'J. [„Unvergessenes" I 315 f; das
20 game 3. Kapitel des 1. Bandes, S. 177 — 377,
ist dem Aufenthalt in Paris gewidmet.] —
Unterdes nahmen die häuslichen Äfiss-
vcrsiändnisse zu; im Sommer 1808 bezog
Helmina, mit Einwilligung ihres Gatten, eine
25 „höchst an in utige'' Wohnung in Mo n t ni o r ency
Eousseaus Lieblingsort. Sie wollte das Haus
ihrer Schwiegermutter nicht wieder bewohnen.
159—165.
[28] Brief der Frau von Stael an
30 Helmina.
Datiert: Coppet 7. Sept. 1808. 166.—
„Die Klage der Frau v. Stael über ilire
Verbannung rührte mich tief; ich wollte
versuchen, sie zu trösten, nicht ahnend, dass
35 es mir wunderbar gelingen würde.
Ich schrieb ihr aus dem Gedächtniss die
mir stets gegenwärtige Ode des Hafis,
die ich einst in der leidenvollsten Stunde
meines Lebens unter Thränen nieder-
40 geschrieben, indess mein Mann sie mir in
die Feder sagte:
„Jusuf der langverlornc kehrt einst noch
zurück nach Canaan, tröste Dich!"
4.5 Frau von Stael liess mir durch ihren
vortrefflichen Freund \August Wilhelm
Schlegel] auf das innigste für diese Ode
danken, welche sie höchst angenehm über-
rascht und erquickt hatte." 166 — 10)8. —
50 An einem regniehten Herbsttage ISo,'^
entstand in Montmorcncii die „M linder -
nacht in Arabien", ubqedrtiekt in den Ge-
dichten 1813, Bd. -', S. 84ff. Vgl. dort auch
das Gedicht auf das Thal M." Bd. 1, S. 7i>.
55 \16d\ —
„Gegen den Winter wurde es nothwendig
für mich, Paris wieder zu bewohnen. Mein
Mann blieb zur Pflege seiner höchst krank-
lichen Mutter bei ihr, und ich bezog eine
60 Wohnung in seiner Nähe .... Unter
den vielen Deutschen, die mich jenen Winter
besuchten, erinnere icli mich besonders des
berühmten Werner und des würdigen Carl
V. Morgenstern. — — In der Mitte Mai
65 1809 ging ich nach Moutmnrency zurück.
. . Ich lebte einige Monden ganz einsam und
glücklich in einer süssen Wehmuth fort.
Mein Lied der Lerche diclitete ich in
jenen Tagen, so wie das: beim Wellen-
klang, beim Waldgesang, und manches 5
andre meiner Lieder, die zum Theil schon
bekannt sind
Lerchengesang.
1809.
Was tönt so süss aus holiem Blau 10
Hinunter in die Blumenau,
Es sind der Lerche Lieder. —
[Gedichte 1812, II 53f; verändert |
,.Tief im November (1809) bezog ich 15
wieder eine Wohnung in Paris, dies war der
traurigste Winter meines Lebens. Der Krieg
mit Oestreich hatte in die litterarischen
Unternehmungen Stockung gebracht
Während des Winters zahlte Napoleon die 20
Besoldungen nicht aus, und Hülfsquellen
hatte ich nicht, meine Lage war höchst
drückend und schmerzlich. Die Theurung
war übermässig gestiegen. Endlich war der
lange Winter überstanden, und der Mai (1810) 25
rief mich nach Montmoroucy zurück, wo ich
wieder Athem schöpfte." 169 — 175. —
Die Bedrängnisse dieses Winters, dazu
ihr eigener kränklicher Zustand und die
welkende Gesundheit ihrer kleinen Kinder er- 30
weckte in Helmina ^mit 3Iacht die schlum-
mernde, langgehegte Sehnsucht nach Deutsch-
laiid"^. Paris wurde ihr „mit jedem Tage
mehr vcrhasst." „Ich sehnte mich nach un-
gestörter Euhe, nach einer Hütte, wo ich 35
mit meinen Kindern leben könnte, ohne
tägliche nagende Nahrungssorgen, . . . Ich
bat demnach meinen Mann, mir zu erlauben,
dass ich mich mit meinen Kindern nach
Deutschland begeben dürfe. Mein Mann 40
gab mir seine Einwilligung, und wir gingen
beide zum General v. Krusemark, dem
damaligen Gesandten, um meinen Pass aus-
fertigen zu lassen, der auf Berlin ausge-
stellt wurde, wohin ich niclit zu kommen 4s
gedachte! Ich ging nach Heidelberg,
welches mir von allen deutschen Freunden
mit Eecht als ein Ort geschildert war, der
alle bezaubernden Keize der Natur mit den
Gemächlichkeiten einer wohlfeilen Lebens- 50
weise vereinige. — IMit den bittersten Thränen
verliess ich das schöne Montmoreney am
l-l. Sept. 181(1. — — Von Niemand in Paris
nahm ich Abschied, als von meinem Manne,
vom Vater meiner Kinder, von dessen Herzen 55
ein ungünstiges Geschick, nicht Abneigung
mich fortriss . . . ." 176 — 179. —
[29] Brief der Frau von Stael an
Ilclmina.
Datiert: Blois ce 11. Sept. IHK). eo
180-181. —
Es ward bequem gereist: täglich nicht
mehr als 10 Stunden. In Heidelberg hei einer
Professorin Fischer am Fuss des Schlos.fbergs,
zurückgezogen, ^beinahe ganz einsam" lebend, aj
297
Aurikeln. 1818.
298
fand sie die Brüder Boisseree ivieder, die
sie schon in Paris bei Friedrich Schlegel
gesehen hatte, und gewann ein neues Kunst-
verstdndnis im Genuss ihrer herrlichen Samm-
f, hing. 181—188. — Zum ersten Mal ward
ihren Kindern eine Weihnachtsbcschcning zu
teil . . .
„Mitternaclit fand noch den leuchtenden
Christbaum und unsre frohen wachen Blicke.
10 Das Christfest leuchtete noch duicli die
folgenden Tage bis zum Neujahre 1811
freundlich durch unare einsamen Stunden
hin, und das vcrhängnisroiche Jahr schloss
sich heiter in ungestörtem Frieden des Da-
l.T seyns für mich! 1S9 — 190." —
Gedichte. 191. — 192 bleibt frei. —
Dein hardst ein: Liebesschmerz.
„Ich sass mit ihr am Bach allein,
Der Mond war aufgegangen,
20 Und lüstern sah der bleiche Schein
Den Morgen ihrer Wangen." 193. —
1) e i n h a r d s t e i n : L i e b e s k 1 a g e.
„Kothe Lippen, rothe Rosen,
Hat die Sehnsucht aufgeschwellt" 194. —
25 D e i n h a r d s t e i n : Die A n t o u s b r ü c k e i in
Helenenthal bei Baaden.
„Es steh'n zwei graue Felsen
Und schliesscn ein Bächlein ein;
Zwei Tannen schauen herunter,
30 Die Jedem das Her;', erfreun." 195. —
Deinhardstein: Alte Zeit. Vor der
Veste Merkenstein.
„Andachtsvoll schau' ich nach jener Stelle,
Niederknieen möcht' ich an den Stufen"
35 196. Trochäisches Sonett. —
Assur [= David Assur Assing, 1787 —
• 1842; GocdeJce VI 18ti]:
Der Gang zum Liebchen.
„Ich ging zum Liebchen feine
40 Hin über manchem Grab" 197. —
Assur: Die Begegnung.
„Als ich ging zu meinem Kinde
Sah ich auf dem Weg zwei Blinde
Tappend mir entgegen gehn." 197. —
45 Assur: Blumen im Winter.
„Wann Haine und Gärten im Winter er-
[starrten,
Dann werden die Mägdlein zu lebendem
[Garten" 198. —
50 Assur: Im Spätherbst 1813.
„Von feindlichem Geblütc wallt beflossen,
Gleich einer roth von Blut besprengten Leiche
Der Mantel, der die Glieder hält um-
[schlossen" 198—199. Stanzen. —
56 Assur: Lied des armen Mädchens.
„Das schwarze Brot, das schwarze Brot,
Für meine Mutter in der Noth
Hol' ich vom Bäcker her." 2(MJ. —
Assur: Die Einsame.
60 nDcr Aliend ist so lange,
Mir armen Kind wird bange,
Ich sitze ganz allein." 201. —
Helm in a [v. Cheii/]: Glosse.
Thema: „Himmelschlüssel, Blümlein kleine,
65 Kommst, den Himmel aufzuthun;
Himmel ist's, auf Erden ruhn
In der Liebe Maienscheine." Lochen.
„Spriesset, knospt auf grünen Auen,
Air ihr Blümlein wonniglich" 202—303.
Tgl. Pissin, Locbens ausgew. Gedichte, S. 52f.
II. Aniu. S. KiO. —
Graf V. Blankensee [Georg, 1792 —
lSti7; GoedeJce VIII 280f]: Die drei Jüng-
linge.
„Drei Jünglinge wandelten einstmal gar
[weit, —
Erdolchet sie fanden die lieblichste Maid"
204. —
Graf V. Blankensee: Die drei
Schwäne.
(Als Aufgabe nach Gottschalks
Sagen S. 202 treu bearbeitet.)
„Ein Knabe stand auf grüner Flur"
205—215. -
Wilhelm von Seh ütz(CA>-ts/w«IF!7//e/m
von Schätz, 1776—1847; Goedecke VI llOf]
Prüfungszeit.
„Wenn die Zeit der Leiden naht,
Dir zu demuthsvoUem Bussen,
Tilge nicht der Thränen Saat,
Such' die Thränen zu versüssen." 213. —
C. N. [= Carl Adolf Nükc, Eeperior. I,
Sp. 317, 12]:
Der Liebe Jahreszeiten. Zi/klus von
4 Sonetten.
I.
„Soll ich dich meiden, seligstes Verlangen,
Was scheinst du dich vor andern mir zu
[neigen?" 214.
II.
„Nun furcht ich nicht mehr des Geschicks
[Empörung
Und jeden Wunsch mag es mir nun ver-
[sagen" 215.
HL
„Wohl mag so schnell des Stromes Flulh
[nicht rauschen" 216.
IV.
„Was klag' ich noch, warum noch fliessen
[Thränen?" 217. —
Wilh. von Schütz: Das Wahre.
„Wenn was wahr ist, du willst finden
Lerne, eine Lieb' erfassen
Von ihr bis zum Tod nicht lassen,
Lind Ein Licht wird sich entbinden. 218.
Die 3. (letzte) Strojilic lautet mit <liexer gleich. —
Koroff: yjiihaiui, Ferdinand, 178.3—1851,
Gocdecke VI 18(if\:
Misstrauen.
„Wie hast du dich, Freude,
Verirrt mir ins Herz?" 219—221. —
Koreff: Marc Aureis Büste.
Der Beschauer.
„Sprich, warum denn so ernst, warum in die
[Güte der Weisheit
Mischt sich der Trauerzug, der um die Lippe
[dir klagt?
Der Kaiser.
Schau' in mein Leben zurück! Tief hab'
[ich die Menschen geliebt ja.
299
Aurikeln 1818.
300
Redlich wollt' ich ihr Glück, ach! und ich
[kannte sie gut." 221. —
Justinus Kerner: Frühlings- und
Gesanges-Er wachen.
5 . 1- . .
„Könnt' ich einmal wieder singen,
War' ich wiederum gesund" 222.
2.
„Es wollen Vögel wieder singen,
10 Es wollen Blumen wieder blüh'u" 223.
Justinus Kerner: Lied.
„O könnt ich einmal los
Von all' dorn Menschentreiben" 224 — 225.
.lustinus Kern er: Lied.
LS „Warum Du nur Klagetöne.»» 225—226. —
Wilhelm, Freih. v. Eichendorff.
[Willielm Freiherr von Eiche ndurff, 1780 bis
1849, Goedckc VIII 196 f.]:
Geheimer Wunsch.
20 „Mich entzückt das Frühlingswehen,
Und des Sommers Morgenluft" 227 — 028. —
Gottwalt [i^ Seegemund]: Einsamkeit
und Liebe.
„Nur Ein Wort, nur Ein Gedanke!" 229-230.-
25 Novellen. 231. — S. 232 bleibt frei. —
Helmina von Chezy: GrafAlarkos.
233—275. —
S. 276 bleibt frei. Abhandlungen 277.
S. 278 bleibt frei. —
.so Helmina v. Chezy: Vom Seyn und
Schein im christlichen Wandel. Eine
Skizze. 27!) — 299. «Wer jemals die
Süssigkeit des inneren Lebens in Gott und
in Christo empfunden, und sieb aus dem
35 Treiben der Welt in jenes Asyl zurück-
gezogen, wo des Herrn Frieden waltet, und
wollin wohl keiner, wie gerecht er sich
selbst erscheinen möge, ohne Busse gelangt;
— wer jemals sein irdisches Hoflfen, so wie
40 sein Leid in Gottes Hand gelegt, und jedes
Miasgeschick mit Ergebung getragen, ein-
gedenk der Leiden unsers Erlösers, und klar
erkennend, dass es sonst für uns kein
Unglück giebt, als das, den himmlischen
4.=, Vater durch Sünde zu betrüben: der liat
auch wohl einen unwiderstehlichen Drang
empfunden, sein aus Schmerzen erblühtes
Glück den Brüdern mitzutheilen, und seine
Ijieben auf dem Wege, den er für den
6(1 rechten erkannt, zu Gefährten einzuladen;
der hat auch wohl wünschen müssen, Gott
möchte die Kinder der Welt der Leere und
Trostlosigkeit eines Daseyns entreissen, das,
mit Selbstsucht nur für die nichtige Ver-
55 gänglichkeit irdischer Hoffnungen bereclinet,
dem Irrthum und der Sünde verfallen ist." —
Helmina v. Cliözy: Die altdeutsche
und altniederländische Malcrkunst.
Geschichtliche Ueber sieht alter
fio Gemälde, im Besitz der Herrn Focii ein
iu Cöln, Wallraf ebendaselbst,
Boisseröe in Heidelberg, Freiherr von
^lehring und Lioversberg in (^öln,
Bettendorf in Aaclien, Obrist Kühle
65 von Liljenstern in Berlin, und einiger
Gemälde iu der Schlossgallerie zu
Aschaffenburg. 300 — 362. „Dem ewig
denkwürdigen Erwachen deutschen Volk-
sinns zur That, giug als Herold wenige
Jahre das Erwachen des Sinus für altdeutsche
Kunst und Poesie voraus. Gleichzeitig
mit der Uebersetzung des Liedes der Nibe-
lungen, und andere[n] schönen Bestrebungen,
war das Wiederaufsuchen der heiligen Ueber-
reste der bildenden Kunst unserer Väter,
waren die Bemühungen würdiger junger
Künstler: Cornelius, Tieck, Ilenschel
in Cassel und vieler Andern, wieder ein
frommes und ernstes Streben iu der Malerei
und Bildhauerkunst zu ergreifen, und im
Geist der Väter Künstler zu seyn.
Das Wiederaufsuchen alter Gemälde hat
durch Friedrich Schlegels Anregung in Cöln
am Ehein seinen Anfang genommen. — —
Herr Kanonikus Wallraff, der Herr Lie-
versberg, Herr Rektor F och ein , und vor
allem die Herren Sulpitz und Melchior
Boisseree, waren die ersten, welchen wir
es zu danken haben, dass eine ungeheure
Menge wahrhaft köstlicher Altertbümer dein
Untergang entrissen worden sind. Herr
von Mehring hat seine schöne Sammlung
grösstenteils geerbt, besitzt in dieser auch
keine bedeutende Anzahl altbyzantinischer
und altdeutscher Gemälde, wenn diese gleich
sehr schön sind. Bettendorffs Gemälde
sind gleichfalls Fatnilien-Eigenthum. Obrist
von Rühle verdankt seine Sammluug an-
haltenden preiswürdigen Bemühungen.
Der Hauptzweck benannter Gemälde-
sammlungen ist: Altdeutscbe Kunst-
werke vereinigt zu bewahren, und
sicher ist dieser Zweck jedes Lobes werth!
" (300—302.] S.' 305— 339 stimmen
fast wörtlich mit Hclminas Ausf/ihrungen zu,
Bci/inn der „Sängerfahrt"^, pag. VII —
XVII, iibercin: ,.Im Schlosse zu Aschaffen-
burg, in der Gallerie, befinden sich einige
der herrlichsten Alb recht Dürer, die ich
kenne. — — Im ersten Saal hatte S. k. H.
der hochselige Grossherzog Carl, die gött-
lichen altdeutschen Bilder vereinigt, die in
seinem Besitz waren." [339f.] „Kehren wir zu
Boisser^e'sBesitzthüinern zurück. "[342 -356.]
Der Sammlung des Freiherrn von 3Iehring in
Cöln werden nur wenige Worte gewidmet.
[356f.] „Die Sammlung des Rektora Fochem
in Cöln gäbe wegen ihrer klassischen Ein-
heit zu einem eigenen Werke Stoff, und ist
mir nicht gegenwärtig genug, um über sie
ausführlich zu sprechen." [357 f.]
„Der verdienstvolle Obrist Rühle von
Lilienstern sammelt seit einigen Jahren
Altdeutsche und Niederländische, zum Theil
auch Italienische Bilder.
Bis jetzt ist seine Sammlung mehr merk-
würdig als schön, wenn sie gleich schon
maiichos Heri liehe in sich fasst." [358 ff] —
L. [= ZyOc6(7/|: Lobcnsansich teu. „Um
das, woran das Zeitalter in seiner Gestaltung
301
Gaben der Milde. 1817, 1818.
302
zu kranken pclicint, kurz und docb bündig
zu bezeielinen, scheint der kurze. Satz hiu-
reicbend: „Es feblt uns der Naturliauch des
Lebens, der von Gott." 362 — 373. —
L. [= Loehen\: Weihn achts - Erap-
findungen eines Genesenen im Freien.
Datiert: 19. November 1813. ^Icb habe
wieder die Kraft gehabt auf einer Wiese zu
gelien. Es war ein frühlingrblauer Noveniber-
tag.« 374—376. —
Verseichuis der Mitarbeiter an den Aurikeln.
Assyr Assiiig Kerner
Graf Blanl-ensee Koreff
He/müia von Chezij Loeben
Deinliardstein " C'. N. — Catl Naehe
Wilhelm von Eichendorff Wilhelm von Schütz
GoUwall = Seegemund Seegemund, s. Gottwalt.
Gaben der .Milde.
Erstes [bis viertes] Bündchen.
Für die Büeher-Verloosung
^zum Viirtheil hülfloser Krieger"
herausgegeben
von
F. W. Gubitz.
[Friedrich Wilhelm, 1786—1870.]
Ort und Zeit: Berlin 1S17, 181S.
Format: 8".
Schriftart: Fraktur.
Fundorte: Kimigl. Bild. Berlin; I'niv.-Bibl.
Giessen, Leipzig, Rostock, Stras.i-
burg; Grossherzogl. Ilof- und Landcsbibl.
Karlsrjthe; Grosshcrzogl. Bci/ierungs-Bibl.
Schwerin [nur Bd. 3, 4J; GrosuheiMyl.
Bibl. M'^eimar; Kaiser M'ilhelm-BiU. Bösen;
Stadibibl. Breslau, Hamburg; Görits-
L ü beck-Stiftuny Ber lin.
Zur Geschichte der Gaben der Milde:
„Meinem Ziirückblick naht sich jetzt der
„Vaterländische Frauen-Verein zur Ver-
pflegung der in den Feldzügen y m 1813
bis 1815 hülfloB gewordenen Berliner Krieger,
deren Wittwen und Waisen." An der Spitze
stand Prinzessin Marianne (von Hessen-
Homburg) vermählt dem Prinzen Wil-
helm, Bruder des Königs Friedrich
Wilhelm III., deren Stellvertreter, wenn
sie nicht bei den Versammlungen erscheinen
konnte, der Geheimrath, nachmalige Minister
V. Kamptz war. Meine Freundin Amalia
Beer, schon bei Stiftung des Vereins voran-
wirkend, hatte sich für den wohltbätigen
Zweck eifrigst betheiligt, sie fand auch mich
bereit zum Bethätigen für Einnahmen.
Meinerseits begann die Mithülfe im Jahre
1814 durch eine „Ausstellung", wozu ich
alle bedeutsamen und mannigfachsten Kunst-
werke, die im Familien-Besitz waren, mir
erbat. Glücklicherweise Hessen sich un-
entgeltlich die nöthigen grossen Küume
ermitteln in dem derzeit völlig unbewohn-
ten Gebäude, das in der Folge dem Prinzen
von Preussen gehörte, und von ihm auch
als König Wilhelm I. noch bewohnt wird.
— Des Zugesendeten war so viel, dass die
Sä,le ein paar Mal Anderes aufnehmen
mussten, was den Ertrag steigerte. — Am
3. und 17. April gab ich Mittags-Vor-
Btellungeu im Opernhause, später Abend-
L nterhaltungen im Saale des Schauspiel-
hauses, und drei Mal, 1817, 1837 und 1840,
veranstaltete ich „Bücher- Verlosungen".
Jeder Theilnehmer erhielt, abgesehen von
den grösseren damit verbundenen Gewinnen,
die vier Bändchen „Gaben der Milde"
— eine Sammlung erbetener und geschenkter
Beiträge namhafter Schriftsteller — das
„Handbuch aller Wissenschaften", und ein
bis dahin ungedrucktes Musikstück von Carl
Maria v. Weber, überhaupt so viel, dass
nach Massgabe buchhändlerischer Preise der
Einsatz von drei Thalern hinlänglich aus-
geglichen war. Mir zur Freude erwarb ich
mit diesen und noch nebenherigen Unter-
nehmungen dem „Vaterländischen Verein"
gleich anfangs 18,000 Tb Ir. und der Ertrag
steigerte sich bis zu 32000 Thir., wonach
ich auch, auf mir zugekommene Wünsche,
Lazarethen ausserhalb Berlin Antheile
.'chicken korjute. Wie geringfügig der sich
weit ausbreitenden Noth gegenüber, es war
doch eine Beihülfe in einer Zeit, wo die
von den Zuständen allseitig mit dringenden
Anforderungen belasteten Staatseinnabmeu
nicht ausreichten zu genügender Unter-
stützung Derer, die im Kampfe für das
Vaterland schwer gebrechlich und arbeits-
unfähig wurden.
Hier über jene Unternehmungen in viel
Ausführliches einzugehen, würde weit-
schweifig sevn — — " [F. W. Gubitz,
Erlebnisse', Berlin 1S6S. II GUfJ
Diese bescheidene BarstcUnng Gubitz' wird
erqänzt durch seinin gleichzeitigen Rechen-
schafisbcricht in Kr. 244 der llall. Allg.
Bit. -Ztg. vom Oktober 1817. Es heisst dort:
IL Vermischte Anzeigen.
Bücher-VerloBung.
zum Vortbeil des „Vaterländischen
Vereins für hülflose Krieger."
Mit Allerhöchster Königlicher Bewilligung
und zum Vortheile des „Vaterländischen
Vereins für hülflose Krieger" veranstaltet
der Unterzeichnete eine Bücher -Verlosung.
Der Plan derselben ist folgender:
Es werden 6C00 Nummern ä 6 Rthlr.
Pr. Courant ausgegeben, der einkouimende
ganze Betrag von 30000 Kthlr. wird schon
allein in den grossem Gewinnen an Büchern
verausgabt, genau nach den feststehenden
gewühuliehen Preisen, und zwar in guten
schriftstellerischen Werken der Deutschen.
Es hat demnach diese Bücher-Verlosung
503
Gaben der Milde. Erstes Bändchen, ISl"!
304
1 Gewinn
von
2000
Rthlr
2000 Rthlr.
2 Gewinne
von
1000
—
2000 —
5 —
5(J0
2500 —
10 —
—
300
—
3000 -
15 —
—
200
3000 —
30
100
—
3000 —
60 —
—
50
—
3000 —
100 —
—
25
—
2500 —
600 —
—
15
—
9000 -
323 Gew. geben d.Einpfangsbetragv. 8ÜUU0 litlilr.
Wer keinen diesor grössern Gewinne
zieht , empfangt vier Händchen neuer
Schriften, welche nur 3urch diese Ver-
losung zu haben sind, durchaus nicht
in den Buchhandel kommen, und die
im Ladenpreis-Werthe 6 Rthlr. betragen
würden. Zu diesen Bändchen gaben bisher
noch ungedruckte Beyträge: Göthe, Achim
V. Arnim u. s. w. —
In allen grössern Gewinnen sind
diese vier Bändchen mit enthalten.
Gai'antiert ist diese Verlosung, unter
Autorität der Königl. Preuss. General-
Lotterie - Directiun, von dem Vater-
ländischen Vereine, der Maurer'scheu
Buchhandlung und von mir selbst. Die
Lose ä 6 Rthlr. Prenas. Cour, sind durch
alle Königl. Lotterie-Einnehmer und wohl-
löblichen Postämter, so wie durch alle Buch-
handlungen zu beziehen; in Berlin von
der Maurer'scheu Buchhandlung (Poatstr.
Nr. 29) und von mir (Zimmorstr. Nr. 31).
Berlin, am ISten Februar 1817.
F. W. Gubitz,
Professor der Königl. Akademie
der Künste.
Auf den Grund des Allerhöchsten Kabinets-
Befehls vom lOton November 1816, und der
hohen, ministeriellen Verfügung vom 27ten
desselben Monats, wird die unterzeichnete
Directiou an dem vorstehenden AusspieUings-
Plane in so weit Theil nehmen, dass die
Ziehung und öffentliche Bekanntmachung
der Gewinne unter ihrer Leitung zu seiner
Zeit erfolgen soll, welches wir hiermit zur
öffentlichen Kenntniss bringen , wobey
sämmtliche bestellte Lotterie - Einnehmer
aufgefordert werden, sich nicht allein dem
Verkauf der Lose dieser Bücher-Ausspielung
zu unterziehen, sondern auch zur Erreichung
des vorliegenden lobenswerten Zweckes
möglichst beizutragen.
Berlin, am 18. Februar 1817.
Königl. Preussische General-
Lotterie-Direktion.
Scherzer. Heynich.
Bey dieser Bücher -Verlosung verzögerte
sich der Ziehungs-Termin, weil die, jedem
Teilnehmer zukommenden vier Bändchen
mehr Zeit fordern, als nach dem Zeit-
verluste bey allen Vorarbeiten dazu übrig
blieb; ferner durch das langsame Einsenden
der leisten und spätes Bestellen der Lose,
veranlasst davon; dass an manchen Orten
erst Anfangs August des Abdrucken der
Anzeigen erfolgte. Indem ich, dieser Um-
stände wegen, Kntschuldigung hoffen darf,
spreche ich meinen Dank dafür aus, durch
ein lieaohten der Wünsche, welche aus
mancherlei brieflichen Fragen bey der
Angelegenheit mir klar wurden. Viele,
welche Lose nehmen und bestellten, hätten
gern, im Fall ein grösserer Gewinn sie
trifft, einen Catalog der Bücher znr Aus-
wahl ; ein solcher Katalog, enthaltend eine
grosse Anzahl guter Werke in allen Fächern 5
der Literatur, soll mit den Ziehungs-
Listen versandt, und, von Ende Septembers
au, auch Allen, bey denen die Angelegen-
heit Theilnahmo erregt, gratis ausgeliefert
werden von den Königlichen wohllöblichen lo
Postämtern und Lotterie-Einnehmern, und
auch durch alle Buchhandlungen ; in Berlin,
Maurer'sche Buchhandlung. Poststr. Nr. 29
und bey mir, Zimmerstrasse Nr. 34. Nach
diesem Katalog wählt man, boy den Ge- 15
winnen von 300 Rthlr. ab, sich die Bücher
selbst, neben den vier Bändchen zu 6 Rthlr.
Die grössern Gewinne sind schon bereit,
und enthalten unter andern die sämmtlichen
Werke Gcithe's, Schiller's, Werke von 20
Kant, Herder, .Jean Paul usw. In
jenem Cataloge ist ein bedeutender Theil
des Inhalts der grössern Gewinne mit ab-
gedruckt, zur Ueberzeugung: dass Gutes
gegeben wird, wie ich das bey einem Plane, os
wo fast der doppolte Betrag der Einnahme-
Summe im Bücherwerth verausgabt wird,
ermögliche , soll nach Beendigung des
Ganzen eine kleine Schrift deutlich machen,
in welcher ich vielen Unterstützern zu 3(1
danken habe. Noch bat man gewünscht:
den Inhalt der vier Bändchen, welche
Jeder empfängt, genauer zu kennen; er
ist im erwähnten Catainge ebenfalls mit
abgedruckt, und damit auch hier gleich 35
das Mögliche geschehe, werden zwey Bänd-
chen in wenigen Wochen schon Allen, die
Lose besitzen, eingehändigt. Zu kaufen
sind sie aber nicht; man empfängt sie,
laut dem Plane, nur durch diese Verlosung, 40
deren Ziehung erfolgt, sobald der Druck
der sämmtlichen Bändchen beendet ist. —
Die noch vorräthigen Lose ä 6 Rthlr. Preuss.
('our. sind durch alle Königlichen Postämter,
Kiiuigl. Lotterie-Einnehmer und durch alle 45
Buchhandlungen zu haben; in Berlin auch
bei mir.
Berlin, im August 1817.
F. W. Gubitz, s„
Professor der Königl. Akademie
der Künste".
Weder der J'ataluy" noch die oben in
ÄussicJit (lesteilte „Kleine Sclirifl"- Gubitz', y,
falls sie überhaupt erschienen, waren mir
eri eichbar.
Erstes Bäudclien.
Mit Beiträgen ,„,
von
Ilelmina von Chezy, de la Motte-
Fou((ue, Franz Horu, Gustav Jördens,
Karl Stein, und der Verfasserinn von
„.I u 11 0 n s Brie f e" [=^ KaroUne Engelhard], gö
de la Motte-Foiuiue [1777—184.%
Goedeke VI ll'>lf.] : ]' a u 1 P o m m e r.
Sceuen aus dem Leben eines preussi-
305
Gal)en der Milde. 1818.
306
sehen Invaliden. „In einer der preussi-
schen Provinzen, ganz dicht am Weserufer,
hatte sich eine gar anmuthige Besitzung
erhoben, auf höchst ordentliche Weise an-
5 gebaut; ein hübsches Häuschen aus dunkelein
Buchenhaine schauend, inmitten, reiche, vor-
trefi'lich eingehegte Gärten und Kornfelder
umher. Das alles gehörte dem Invaliden
Paul, den sie hier Paul Pommer nannten;
10 nicht etwa, weil das sein Zuname gewesen
wäre, sondern weil ihn der liebe Gott hatte
in Pommern geboren werden lassen, und
er darauf — als auf einen absonderlichen
Vorzug — ganz ausnehmend viel gab, ohne
15 jedoch der tüchtigen Menschenart, iu deren
Umgebung er jetzt wohnte, das Mindeste
von ihrer Kraft und Würdigkeit absprechen
zu wollen. — — Es war in der schwer-
gedrückten Zeit unsres lieben deutschen
20 Vaterlandes, — die Mancher jetzt gern
vergessen oder doch ihre strengen
Farben verwischen will, um sich
sündlichem Gemurre und unzufriede-
ner Klugthuerei desto beqtiemer hin-
2.^ zugeben, — da sasa eines Abends Paul
Pommer mit seinem schönen Töchterlein
Helene am heimatlichen Tisch, und die
blühende Jungfrau las ihm etwas aus den
Zeitungen vor, denn dem alten Paul Pommer
30 ging es nicht , wie den oben erwähnten
klugen Muckern; vielmehr war er selbst in
jenen Angsttagen beflissen, etwas Gutes
und Liebes und lloffnungbringendes aus den
Weltläuften herausziibuchstabieren , aber
35 freilich hielt das grade dazumal ausnehmend
schwer." [1 — 3j. I)ie Szenen spielen in der
Zeit der Befreiiin(jsJcrief/e, 1812 — 1S13. Frit::
Klingenhroch, Paul Pommers Pfler/esohn,
der als Leutnant der freiwilligen Jäger ins
40 Feld zicJit, lieht die Tochter des hcgüterten
Invaliden und führt sie heim, nachdem er, bei
Meaux wund geschossen, seinen ehrenvollen
Abschied erhalten hat. — Interessant ist die
harmlos-gemiitlich erzählte Geschichte durch
45 die leiedcrholte episodische Einfiihrung des
Puppentheaters. ^l>er alte Puppenspieler,
der mit seiner schönen Melusine umherzieht
und mit seinem wiithenden Boland, und was
weiss ich mit was für Dingen noch sonst^,
50 kommt als gern gesehener Gast alle paar
Monate in das Dorf. [Vgl. S. lif, 16ff.,
32ff'.]. Im März 1813 war wieder einmal
das Gasthauszimmer gedrängt voll von Zu-
schauern, die „ein ganz extraneues Stück''
55 auf der kleinen liühnc sich ent/rickeln sahen.
Paul Pommer sass auf seinem Elircnplatz
vorn, einem Lchnstuhl grade der Bühne gegen-
über. Plötzlich kommandierte er, voller Ent-
rüstung, mit donnernder Stimme: ^Halt!
60 Bichft Euch!''' und inquiricrte den zwischen
den Puppen auftauchenden schwarzen Kraus-
kopf.
„Wie heisst das Stück, was man hier
aufführt?«
65 «Die Belagerung und Einnahme von
Kolberg, mein hochgeschätzter Gönner,
durch den unüberwindlichen General
Loison!"
„Er hochgeschätzter Affe, red' Er mir
nur kein dummes Zeug vor! Kolberg ist 5
wohl in seinem ganzen Leben nicht ein-
nommen worden, am wenigsten aber durch
Seinen sehr überwindlichen General Loison.
Und wer davor gut war, den kennen wir
Alle, und ich bring' ihm hiermit ein freudiges 10
Vivat lioch!" — Einige Monate s^täter kündigt
der Puppenspieler als Thema an: ^Des un-
überwindlichen Kaiser Napoleon Rück-
zug von Bussland nach Leipzig zu
Schlitten, tmd von Leipzig nach Frank- 15
reich zu Boss!^ Auch diese Vorstellung
lehnt der alte Pommer ab, denn man brauche
nicht eben fratzenhaft um einen gefällten
Feind herumzutanzen. Und dann: die schöne
JMelusina sehe er nun einmal von allen 20
Komödien auf der Welt über alle Massen
gern. [31.] 1—46. —
Franz Hörn [1783—1837; Goedeke VI
38Sf, ABB 13,136f]: Fragmente zur
Erinnerung an Doris, Freifrau von 25
Canitz. Ungemein gefallen hat gar man-
chen Männern jenes vielberühmte Epigramm,
demzufolge man die beste Frau daran er-
kennen soll, dass man von ihr nicht spricht."
— «Der Freiherr Friedrich Ludwig von 30
Canitz, geboren am 27. November 1654,
gehörte zu den bedeutendsten deutscheu
Männern seines Jahrhunderts. Wir möchten
die Grundlage seines Gemüthes als sittliche
Vornehmheit bezeichnen, aus welcher Klar- 35
lieit, Feinheit und Gewandtheit erwuchsen."
[48 f.] — „Im Jahre 1677 lernte er seine
junge Nachbarin kennen, das Fräulein
Dorothea v. Arnimb, und die Neigung,
die er für sie fasste, entschied für sein 40
ganzes Leben. Sie war am 10. Februar 1656
in Lindenberg, einem Märkischen Gute,
geboren, wurde in Berlin erzogen, und bald
für dessen Zierde gehalten.
Ich kenne kein Familienporträt von ihr, 45
aber der Kupferstich, welcher der Ausgabe
von den Gedichten ihres Gatten beigefügt
ist, zeigt ihr Antlitz in einer so freund-
lichen Milde, und anmuthigen Klarheit,
dass wir die reine Prauenholdseeligkeit an- 50
zuschauen glauben. Mit diesem Aeusseren
war ihr Inneres wohl übereinstimmend :
denn Tiefe, innige Frömmigkeit, die eigent-
liche Lebensluft der Frauen, und sanfte
Heiterkeit machte das Wesen ihres Gemüthes 55
aus." [50f.] „Wir wollen keineswegs durch
erhitzte Ausrufungen das Glück dieser Ehe
zu schildern versuchen, die eben deswegen
so glücklich war, weil sie auf ruhig dauernde
Wärme sich gründete. Wohl ist es gross eo
und bedeutend, wenn der edle Mensch in
sich selbst die Quelle der Beruhigung findet,
aber Köstlicheres und Erfreulicheres gibt
es doch nicht, als wenn zwei zarte, reine
uud starke Gemüther, durch ein heiliges 65
20
307
Gaben der Milde. 1818.
308
Band vereint, sich ineinander anschauen,
und so zu stets sieb erneuernder freudiger
Tugend reifen.
Wenn du, lieber Leser, von Berlin nacb
Freienwalde fäbrst, so vergiss docb ja nicbt
einen recbt klaren Blick zu werfen, auf
das freundlicbe Dorf und Landgut Blumen-
berg, denn dort waren zwei gute Menseben
sebr glüeklicb." [53.] — Schon mit 39 Jahren
entschlief sie. Inniger und tiefer sei riel-
leicht nie der Tod einer Frau betrauert worden
als dieser: Die Leichenrede habe ihr Philipp
Jacob Spener (/ehalten. ^Er, dessen Mund
nur die reinste Wahrheit verkündete, rühmt
ihr nacb: einen edlen Glauben, eine rühm-
liche Gutthätigkeit, eine ungemeine Sanft-
muth, eine sorgfältige Erziehung ihrer selbst,
und eine unermüdeteGeduld." [64f.] 47 — 66.
Vgl. ^Franz Hörn. Ein biopraph. JDenl-mal,"
Leipzig 1839, S. 179. —
Helmina von Cbözy: Der Sieg der
Treue. Eine Novelle, nacb dem Spani-
schen. „In die Gewalt des ritterlichen
Sultans von Egypten war, bei einer Wall-
fahrt nacb dem heiligen Grabe, der Herzog
Federigo von Toskana gekommen. Reich,
Gemahliun und Tochter blieben unbeschützt,
denn jedes Lösegeld schlug Ptolemäus aus,
seine Blicke weidend an der Jjust, einen
so vortrefflichen Christenhelden in seinen
Fesseln zu haben." — Seine heramcachsende
Tochter, liosamunde, liebt ihren Vetter und
Lebensretter, den Grrafen Lukanor, nach dem
später die Novelle mil Recht betitelt wurde.
Htm gelingt es, mit List den Sultan gefangen
zu nehmen und die Befreiung des Herzogs
so zu erwirken. Er erhält natürlich Bosa-
mundens Hand. 67 — 103. Vgl. „Erzäh-
lunqen und Novellen"^, Leipzig 1822,
Zweiter Theil, S. 371—407. —
Gustav Jördens [SohndesbekanntenKarl
Heinrich J., endete 1S34 durch Selbstmord;
ÄDB14,527\:L>\e armeMarie.Er Zählung.
„Sie singen ja so leise!" sprachMarie, undbob
ihr Auge von den gestickten Blumen zum
Sänger empor. 'Kopfweh!' erwiderte Julius.
„Und doch", fuhr Marie fort, „klagten Sie
eben erst über Herzweb". — Marie, die
Tochter eines Landpfarrers, lieht den Sohn
des Jugendfreundes ihres Vaters, Julius,
der ihre Liebe erwidert. Er tcird in einem
Feldzuge des Landesfiirstcn, den er als Frei-
toilliger mitmacht, schwer veru-tindet und gilt
lange für rcrschoUen. Die (falsche) Nach-
richt seines Todes, die einer seiner Kameraden
ins Pfarrhaus trägt, bringt Marie um den
Verstand. Als aber der endlich genesene
Bräutigam zurückkehrt, tütet die plötzliche
Freude ihren geschwächten Körper. 104-150.—
Die Verfasserinn von „Juliens Brie-
fen" /= Karoline Engelhard, 1781 —
1855; Goedeke VI 431 fj: Der Hypo-
chonder. „In düstere Träumereien vertieft,
sass Edgar in einem Winkel seines Zimmers,
das blasse Gesiebt auf die Brust gesenkt,
die Arme ohne Spannkraft herabgefallen.
Um ihn lagen die Philosophen der alten
und neuen Zeit, in dauerhaftes Pergament
und eleganten Maroquin gebunden, zerstreut.
Welke Blumen — unvollendete Aufsätze — 5
Gemälde und Briefe — Kleidungsstücke
und Medizingläser umgaben ihn bunt durch-
einander. Sein erstorbenes Auge irrte auf
allen diesen Gegenständen ohne einen zu
halten. Der Wind aus dem offnen Fenster jg
gegen ihm über spielte mit den seidneu
Locken, die wild und unordentlich über den
eingefallenen Schläfen lagen."
Edgars Schivermut und Lebensüberdruss
wird geheilt durch die Bekanntschaft mit 15
einem armen, aber in ruhigem Gottvertrauen
heiter gefassten Greise, mit dessen Beistand
er ein neues arbeitsames einfaches Leben
beginnt. Er verlieht sich dann bald in des
Predigers Tochter Einehen, kauft ein benach- 20
hartes Gütchen und begründet einen glück-
lichen Hausstand. 151 — 197. —
Karl Steiu [1773—1855, Goedeke VI
392 f]: Liebeszwist. „Die reife Traube
fiel vor des Winzers Messer, das falbe ^
Laub vom Brausen des Nordwindes; der
Herbst war gekommen. Die Vornehmen des
Landes hatten fünf Monden lang auf dem
Dorfe gegähnt, und eilten nun nach der
Hauptstadt, dort des Jahres Rest zu durch- 3Q
gähnen.
Unter diesen befanden sich diesmal aber
auch zwei Menschenkinder, die noch etwas
thun wollten, das in der Regel dem Gähnen
vorangeht; das heisst: sie strebten sich zu 35
Verheiratben. "
Es waren der Baron Hochstein und
die jung verwitwete Frau Emma v. Funck,
die sich im Hause der Frau v. Brose
kennen gelernt hatten, ^die einstmals Kammer- 40
frai( bei Emmas Mutter gewesen, einen
reichen bejahrten Herrn als Ehemann gefischt
halte, %ind seit Kurzem Wittwe war~. Um
sie, die gefallsüchtig und leichtsinnig, auf
die Probe zu stellen, macht Hochstein die 45
Verlobte mit seinem vornehm als .„Lord
Edson^ auftretenden .^.Geheimschreiber'*
Ewald bekannt, Emma aber verkleidet, zu
gleichem Zweck, ihre Gesellschafterin Doris
Biring in eine Gräfin Hortense de 50
Doreite und veranlasst denn auch durch
die offenbare Bevorzugung, die sie dem Briten
zu Teil werden lässt, dass Hochstein sich der
^Gräfin'^ mehr und mehr nähert. So „warf
die entbrannte Eifersucht Beide auf die 55
schrecklichste Folter und leitete sie auf un-
sichere Irrwege.' [203.] Fingierte lAcbes-
anträge im Hause der schwatzhaften Frau
von Brose, gegenseitig belauscht, schüren das
Feuer der Eifersucht rasch. Aber die Werkzeuge uo
der Liebesrache empfinden bald und gestehen
einander ihre aufrichtige Liebe. Die Eid-
dcckung bleibt nicht la?ige aus; der vierfachen
Beschämung folgt eine Doppclversöhnung auf
dem Fusse. 198—224. — 65
309
Gaben der Milde. 1817.
310
Zweites ßäudchen.
Mit Beiträgen
von
G o e t li 8 , C! 1 e m e n s B r e n t a n o , B ü s c li i n g ,
F. W. Guljitz, Th. Hell, Willi. Hensel,
Ho ff mann, C. Holtei, Kessler, Louise
Brachmann, Hang, Fr. Kuhn, A. F. E.
Langbein, O. H. Graf von Jjoeben,
Karl Mücliler, K. L. Methus. Müller
und K G. Prätzel.
Goethe: Wonn e des Gebens. „Lieb-
lich ist des Mädchens Blick der winket"
]. Weimarer Atisff., 1. Ahfh., VI 70. —
O. H. Graf von Loeben: Einsamkeiten
[Zyklus von 6 Sonetten.] Liluiadael. „Willst
du, vertieft in Waldeseinsamkeiten, Der
grünen Nächte Herzenskräfte trinken" 2. — 2.
Claude Lorrain. „Aus stillem Grün, das
kräftigend beschränket. Bin ich in's leichte
Blau hineingekommen." 3.-3. Wieder-
halle der Liebe.
„Im Wald, wenn munter hell, die Vogel
pfeifen,
Und goldne Seliininier durch die Schatten
blicken,
Die heller Quelle Perlenbande schmücken,
Lieb' ich im Herbst, und Frühlingslicht
zu schweifen." 3 — 4. —
4. Narcissus. „Wo Wellenbusen zarte
Wurzeln säugen, Verweil' ich gern einsam;"
4 — 5. — 5. Lustfahrt. „Vom frohen Schiif-
lein bin ich ausgestiegen" 5.-6. Ein-
samkeiten.
„Die Einsamkeit, die seel'ge, die ich meine,
Wird von Natur und Liebe uns geboten,
Sie ist ein Auferstehen von den Todten,
Stillgrüne Nacht und'I'ag aus Glorienscheine."
(). Gedichte, ausgewählt von. R. Pissin,
19()5 = I)LI)Bd.lSr,',S. 75f., 102.— Clemens
Brentano: Geschichte vom braven
Kasperl und dem schönen Annerl.
7—81. Schriften, Bd. 4, S. 169ff. —
A. F. E. Langbein [Atiqust Friedrich
Ernst, 1757—1835; Gocdel-e IV 341 f.]:
Die arme Frau und der Mönch. „Zwei
bleiche Kindlein auf den Armen, Durch-
wankt ein junges Weib die Stadt, Und flehet,
selbst vor Hunger matt, Für ihre Kleinen
um Erbarmen." Ein fetter Miinch verweigert
ihr das Brot, das er in der Kutte verbiri/t,
und schwört, es sei ein Stein, y,nach bösen
Hunden ihn zu werfen^K Zur Strafe wird es
ihm in einen Stein verwandelt.
In Danzig hat es sich begeben.
Und nachher sah man fort und fort
In einer Klosterkirche dort
Den Wunderstein an Ketten schweben.
82—84. —
Karl Müchler [Karl Friedrich), 176.3 —
1857; Goedeke VI 375 ff]: Das Glück. „Es
ist das Glück, nach dem die Menge trachtet,
Ein Hirngespinnst, ein Schattenbild, ein
Traum, Wonach des Jünglings Feuerseele
schmachtet. Erfreut den Greis in der Er-
inn'rnng kaum." Stangen. 85—90. —
Friedrich Kuhn [Friedrich Adolph,
1774—1844;Goedeke VII288f.;ADBl7,.338\:
Die Maskerade auf dem Papier.
Erstes Lied. Redouten- Leben. „Hört
Ihr nicht die Wagen rollen V In die Wagen
frisch hinein! 91—100. Zweites Lied,
Die Tänze. „Tänze muss man sich be-
trachten, was sie deutend zeigen an;" Polo-
naise, Menuett, Walser, Ant/laise werden
charakterisiert. 101 — 105. Drittes Lied.
Die Heimkehr.
„Rollt und rauscht der Töne Wellen!
Bildet ab der Zeiten Fluth!" 105—109.
Gedichte, Leipzi;/. 1830, S. 185—206. —
R. L. Methus." Müller [Karl Ludwii/
Methusalem, 1771—1837; Goedeke VI 378 f;
ABB 22, C52f]: Herbstblumenkranz
für Fanny gewunden.
„Freundliche Kinder der schönen Natur,
ihr schimmernden Blumen:
Die ihr das scheidende Jahr schmückt
mit erfreuendem Glanz,
Windet euch willig zum Kranz für die
euch liebende Freundin,
Und verkündet, was tief spricht mir im
Herzen für sie." 110.
Die Aster.
„In vielfarbiger Pracht entfaltet mein Stern
sich dem Lichte,
Und die Erinn'rung erwacht dir an den
blumigen Lenz.'' 110 — 111.
Die Le vkoye.
„Gern auch biet' ich sie dar, die üppig
entfalteten Blüthen." 111.
Die Nelke.
„Mich auch wählst du? du denkest gewiss
des belebenden Geistes,
Der aus dem Aug' ihr strahlt, süss von
den Lippen ihr strömtV" 112.
Die Malve.
„Hochaufstrebend, verschmähend am
niederen Boden zu ranken.
Steh' ich ein Bild des Gemüths. welches
mit muthiger Kraft
Sich dem Gemeinen enthebt in den Aether
der Schönheit und Güte,
Spottend des Neides, der, gleich niederra
Gewürm, es umkriecht.
Darum wählte sie mich zum Schmuck in
des Hauses Umgebung."
Fussnote: „In einem Zimmer des Garten-
hauses, welches die Dame den Sommer über
bewohnt, sind die Wände mitMalven verziert."
112—113.
Die Resede.
„Immer dieselb' in jeglicher Zeit des
wechselnden Jahres." 113 — 114. —
Hoffmann (Verfasser der Phantasie- ,
stücke in Callots Manier.) [Ernst Theo-
dor Wilhelm, 1776—1832; Goedeke VIII
468ff]: Erscheinungen. „Gedachte man
der letzten Belagerung von Dresden, so
wurde Anselnius noch blässer als er schon ,
20*
Sil
Gaben der Milde. 1817.
312
sonst wai-" 115 — 133. Anseimus ist der
Held des Hoffmannsdien Märchens vom
^goldenen Topf-^. Auch der Archimritis
Lindhorst taucht auf. Die ,.Erscheinu)uicn"
5 sind ir/edcrabocdrucht ]831 im i. Bande der
„Scrapions -Brüder^, S. 262 ff. — F. W.
Gubitz: Das Leben und die Jahres-
zeiten. Gesangsspiel. ^Ideale Gegend
mit weiter Aussicht, Blumen im Vorgrnnde
10 und ein Grab. Wie von unsichtbaren
Geistern ertönt flüsternder Chor der
Blüthen und Kl.änge.
Nebel entfliehen,
Strahlen umziehen
15 Lockend und schmückend das All,
Munter seyd, Blüthen und Schall!" 134.
„(Der Knabe kommt mit Blumen und
setzt sich nachher auf das Grab, Kränze
windend.) Der Knabe.
20 Heitrer Morgen ist bereit:
Mir ist jeder Morgen heiterl- 135.
„(Der Jüngling, in Pilgerkleidern, eilt mit
Heftigkeit heran )
Der Jüngling.
2i ^Was braus't mir im Herzen, was tobt mir
im Geist?'- 135—136.
//((• Zivicgespräch: 136 — 139.
^(Der Maun tritt auf mit einem Gefolge
von Schnittern.)
30 Der Mann und Chor.
Die Zeit entfernte
Zum Herbst sich schon,
Sey nun die Erndte
Des Fleisses Lohn!" 139 — 142.
35 ,,Der Greis (schlich heran mit einem
Todtenkranz in der Hand.)
Wohl dem, der glaubt:
Dass Tod ihm nützet!-' 143—147.—
WilhelmHenaehDiedreiSchwäne.
40 Volkssage.
1. Bei Wimpfen auf dem Berge
Wohl weiss ich einen See,
Da sass einmal ein Knabe
Wie Blümeleiu im Klee!- 148—149.
45 2. „Knabe liegt in duftgem Moos
Auf smaragdner Wunderaue" 149 — 151.
Der Knabe, drei siWerweisscn Schwänen
nachschwimmend, ut versunken und findet sich
im Wundcrschloss der Scejiingfern iviedcr.
50 3. Wohl war vergangen so mancher Tag,
Wohl war vergangen so manches Jahr,
Schön Knäblein immer in Blumen lag
Vergass der einstigen Heimatb gar!"
151—152.
55 Die Sehnsucht erfasst ihn endlich und lässt
ihn nicht mehr los.
4. „Knäblein mit den bleichen Wangen
Sag, um Gott was hat Dir so
Deinen Blumensinn befangen:
60 Knäblein werde wieder froh!" 152 — 153.
5. „Nach langem Schlaf erwachet
Der Knab in süssem Weh,
Da liegt er auf dem Borge
Wohl an dem blauen See." 153 — 154. —
65 Kessler \Georif Wilhelm; 1782—1846;
Goedeke VII 804; ABB. 15, 656 f\:
Therese oder die verstellte Bäuerin.
(Nach den C i n q n o u v e 1 1 e s h e 1 v 6 -
ti e n n e s.) Geweiht allen gefühlvollen
Schönen, die mit Empfindun gen Spiel 5
treiben.
„Um nicht mehr zu seyn als das Weib
eines einfachen Prokurators eines Schweitzer
Städtleins, war Therese doch ein zu ausser-
ordentliches Wesen." Sic irar ausserordent- \q
lieh exaltirt und leichtsinnig. „Unerwartete
Verhältnisse, aussergewölmliche Abentheuer,
zu besiegende Hindernisse : Dieses hatte für
sie einen ganz besondern Keiz." [155 — 156.]
Um ihrer Veränderungssucht zu fröhnen, 15
versteht sie es mit raffinierter List — ver-
kleidet als Bäuerin auf einsamem Landsitz —
Zusammenkünfte mit dem gefurcht eisten Rom
der Stadt erst herlcizuführen, dann fortzusetzen.
— In die Stadt zuräckgckeht l, erfährt sie von 20
drängenden Ehrenschulden ihres leidenschaft-
lich geliebten Bruders, eines Offiziers. Um
ihm das Geld zu verschaffen, das sie sonst
nirgends für ihn auftreiben kann, lüsst sie
sich hinreissen, den Geliebten in seiner Wohnung 2.1
zu besuchen, und unter der Vorspiegelung, sie
trage die Frucht ihres vertrauten Verhältnisses
unter dem Herzen, ihn um die 1000 Taler
zu bitten. Dieser, in seiner Verlegenheit, ruft
einen soeben vorübergehenden Freund herauf, 30
um seinen Bat zu erbitten. Der tritt ein und
erblickt — seine Gattin. Sie stürzt besinnungs-
los SU Boden und erliegt nach einem Monat
furchtbarer Leiden. 155 — 178.
Louise Brachmann [1777 — 1822; 35
Briimmer I 81f.\ : W o h 1 1 h ä t i g k e i t.
,. Selig wer von bleichen Wangen Eine Thräne
trocknen kann!" 179 — 180. —
Hang: Alceste. (Frey nach Seneve.)
„Eines Morgens, da Proserpine zürnend nach 40
Chocolate schrie, Und mit feinem Weiss und
Karmine Ihrer Göttlichkeit Eeize lieh"
181—188. —
Büsching [Johann Gustav, 1783 —
1S29: Meusel, Das qel. T., 1808, XIII 45
195 f., 1820, XVII 292 f; ADB 3, 6 15 f.]:
Der Kitte r und der getreue Hund.
,,Das altdeutsche Schriftwesen ist reich
an lieblichen und ergötzlichen Erzählungen,
wenige wurden erst davon bekannt. Eine 50
der zierlichsten Sammlungen, 1 5 Erzählungen,
wie im morgenländischen Mährchen einfach
durch eine andere Geschichte, die ihre Ein-
fassung ist, verbunden, liefern die sieben
weisen Meister. In ungebundener Rede nicht 55
unbekannt, war bis jetzt doch noch keine
in gebundener Rede gedruckt worden, und
ich liefere daher die erste Probe einer Ueber-
tragung aus der Handschrift, welche ein
Eigenthum des Herrn Hofrath Eschenburg iw
zvi Braunscliweig ist, wobei die Handschrift,
welche sich in Erlangen befindet, zur Er-
klärung mit zugezogen ist. Ich wünsche,
dass die Leser die Erzählung hier eben so
gerne lesen, als sie gerne mitgeteilt ward. Gd
313
Gaben der Milde. 1818.
314
Es war einst ein Kitter gut,
Der war reich und woblgemuth,
Der hat einen einzigen Solin
Der ward erzogen zart und schon (schön).
;, Drei Ammen wollte der Vater haben,
Die da alle drei dienetem den Knaben,
Und warteten seiner zu aller Stund'."
Sein treuer Jagdhund rettete einstmals das
Kind in der Wiege vor- einer bösen Schlange,
10 die er nach hartem und blutigem Kampf tütete.
Das gewissenlose Gesinde hatte unterdes dem
Turnier zugeschaut, kam .:uriicJc, sah die
M^iege umgestürzt und den blutbe/l eckten
Hund und beschuldigte den Hund, das Kind
15 totgebissen zu haben. Der Eitler schlägt ihn
im ersten Zorne nieder. Danach, erst icard
unter der Wiege der Sohn leidend gefunden
und die Unschuld des edlen Tieres erkannt.
189—195. —
20 K. G. Prätzel [Karl Gottlieb, 1785
(nach Meusel, 18:^3, XIX 1!)3: 17U1)
—1861 ; B r ii m m e r II 158 f\: Die
Walpurgisnacht. ,, Wir sassen trau-
lich am Walpurgisabend, An seltnen Mähr-
25 eben aus der Zauberwelt Nach alter Sitte
Geist uud Sinne labend. Und vom Kamin-
licht i'reundlich überbellt. Die Mädchen
spannen und wirBursclie woben Uns Mascheu-
werk zur Prülilingsfisclierey" 196 — 203. —
30 C.E.o\tei [Karl Eduard, 1797—1880;
ÄDBlo, 3ff.\: Propertia di Rossi. „Was
stehet besser, an dem freien Sänge, als
Liebesglück, als schwere Liebesqual?" —
204-212. Stanzen. —
35 Th. Hell [=. Karl Gottlieb Theodor
Winkler, 1775^1856; ADB 11, 693t-,
Brummer II'')10 f\ : Lebens-Ueberdruss.
„Ha! was ist das Leben? eine Kette Die den
Geist an diesen Körper zwängt" 213 — 216.
40 Drittes Bündchen.
Mit Beiträgen
von
[H. V. Beulwitz], L. M. Büschenthal,
b\ W. Gubitz, L. S. Günsburg, Haug,
45 Ludwig Purgold und L. Velhar.
Ludwig Purgold [1780—1831; Goedcke
VII 193; ADB 20, 712t]: Abälard und
Heloise oder die Fragen der Menschheit.
Komantisch - Platonisches Gespräch.
50 „Inhalts- Lehre: Beantwortung d. wich-
tigsten Fragen der Menschheit. — Fort-
scbreitung der Menschheit. — Gott. — Er-
klärung der Natur. — Unsterblichkeit und
Freiheit der menschlichen Seele. — Glaube.
55 — Liebe. — Tugend. — Vollendung." [1]
„Spruch.
Thor, was suchst Du in der Weite,
In der Formwelt, in der Breite,
In der fremden Kräfte Streite
60 Deine Freiheit, Glück und Kraft?
In Dein Innres musst Du dringen,
Frei — die Welt Dir zu bezwingen,
Thor, was suchst Du dranssen? Lerne:
Nicht im stolzen Flug um Sterne
Ist Dir Gottes Kraft daheim.
Nicht in stolzer Wipfel Ferne,
Tief im Kerne 5
Treibt der Keim!" [2]
Abälard und Heloise oder die
Fragen der Menschheit.
Motti: ,, Ringe göttlich innerlich zu werden,
und die Welt vergöttlicht sich. 10
'H (XEv Y^p xaxi'a dvopixoaxi'a,
fj 6s otpETrj apjjiovia. FlAATflN.
Denn wohl ist das Böse Disharmonie,
Doch Harmonie die Tugend.
oder 15
Denn nur das Böse stimmt nie zusammen.
Alles Gute stimmt zusammen.
Piaton.
Die Abendsonne sank am lichtblauen
Aether herab in stiller Majestät. Weit, bis oj
an des Horizontes letzte Fernen hin, blinkten
die stolzen Kuppeln und Spitzen von den
Tbürmen und Kirchen der tausendjährigen,
dennoch damals jugendlichen (uns sieben-
liundert Jahre jungem) und mächtig heran- 25
wachsenden Stadt Paris." 1 — 14.
S. 19 — 22 ist ein Gesang Abi'dards zur
Laute eingeschoben:
„Die Erfindung des Kreuzes,
ein kleines heil. Familien-Gemühlde. 30
Lang^ in zartem Slangcii-Kästlcin Hielt
der kleine St. Johannes Eine Baupe still ver-
borgen, — Und es spieltot froh die lieben Hcilgen
Kinder um die Mütter.^ — S. 61 — 70 findet
sich eine fortlaufende, sehr ausführliche .„An- 35
merkung'-^ iiber den Unterschied seines Sys-
tems von dem seines „id)rigens verehrten und
geliebten Lehrers Schellings". Es tvird
auf dessen y,Denkmal der Schrift von den
göttlichen Dingen usw."^ S. 80f hin- 40
getoiesen. — S. 79 — 90 deklamiert Abälard:
.„Die Vorsehung-
Ais Moses einst vor Gott auf Nebo's
höherm Berge
Zum letzten Blähte trat in dunkler Wolken- 45
nacht
Noch vor des Hahnes Ruf und frühster
Morgenlerche{!)'^ —
S. 100 folgt „aus einem Gesänge der Herzogin
in dem noch ungedruckten Trauerspiele des 50
Verfassers: Johann Friedrich, der Blut-
lere, Herzog zu Sachsen, oder das Schloss
Grimm enstein^
Das Loos des Irdischen auf der Erde.
„Es fühlt der Mensch in dunkelm Kreise 55
Durch ew'gen Wechsel sich geführt.
Doch nicht die heil'ge innre Weise
Erforscht er, die sein TJiun regiert."' —
S. 101 „schlägt Abälard in die Saiten und
singt darein den: 60
Flug der himmlischen Seele.
(Pindarische Ode.)
Seele, Du Strahl aus der Gottheit Aug' !
Wärst du verloren?-'' 101—102. —
Drei Sonette Ahälards folgen: b5
3lf
Gaben der Milde. 1818.
316
^Ihre Heimath.
Von Thal zu Thal, von Hain zu Haine irret
Mein leichter Fuss, umf/aulelt mich ihr Bild,
Um jede Blume spielts und lächelt mild,
j Hir ists, der jedes Täubchen-Paur nur c/irrct."
133. —
„Heldenthum für Sie.
Sac/f, wann kommt ihr mir, o hohe Trostes-
Stunden,
10 Dass ich liämpfend, kühn, aus lodernder
(iefahr
Ihrer werth Sie retten, in der Sei/werter
Schaar
Für sie stürzen darf in tausend blutige
15 Wunden.-' 134. —
^An Ihren Engel.
Holdestes von allen Himmelswesen,
Schönster Engel der aus goldnen Bäumen,
Mit dem Krans von jungen Lebensbäumen,
90 Wurdest Ihr zum hohen Schirm erlesen;-
13G—137. —
S. 151— 168 schliesst sich ein ^Anhang' an.
S. 152 findet sich zunächst eine Vorbe-
merkung.
25 i,Zur Erläuteruug manches Gescbiclit-
lichen aus dem Leben Abälards und Helnisens,
vergleiche man auch die berühmte, so be-
liebte, zum Tlieil aus den eignen, doch
unserm Bild in vielem näher kommenden
30 Briefen beider zusammengestellte Horoide
Pope's Eloiaa to Abelard, wovon eine, um
der Ehre unserer Sprache und Kunst
willen zugleich vom Verfasser dieses Ge-
sprächs gewagte, treue, wetteifernde Deutsche
35 Nachbildung in gereimtem gleichen Vers-
maass und gleicher Verszahl, mit der Ur-
schrift zur Seite, nächstens erscheinen wird:
ein Versuch, den derselbe wohl mit einigem
Vertrauen, dass es ihm nicht missliingen sei,
40 nach redlicher Anstrengung längrer Feile,
der ( )efte.ntlichkeit nun übergeben darf, und
auf den er, eben um der Ehre unsrer
Sprache willen, eiuigerraassen aufmerk-
sam zu machen sich für verpflichtet hält,
45 da vor noch nicht lange selbst mehrere
unsrer ersten Liebersetzer und Kenner beider
Sprachen, namentlich A. W. Schlegel und
L. Spalding, an der Möglichkeit einer
solchen Nachbildung verzweifelt haben."
50 I- Beilage.
(Zu Seite 17, 18.)
Die Geburt der Freude.
„Noch lag einst die Erde
Still wie Grabes-Stille." 153—162.
55 „(Anmerkung während des
Druckes.) Der Verf. ist es sich selbst
schuldig, hier noch anzufügen, dass er eben
in dem Augenblicke nach dem ersten Ab-
druck dieses Stückes erst das Dasein einer
60 ähnlichen, in mehreren zusammentreffenden,
schönen Dichtung erfährt, der Geburt der
Freude von dem edlen Verfasser der
Urania; s. Tiodge, Elegien 2. Bändchen.
— Auch durcli die Ilinweisung auf den
e5 Gruss und die Vergleichung der dort be-
findlichen schönen elegischen Antwort Abä-
lards an Heloisen nebst der Erläuterung
des verehrungswürdigen Verfassers hoffen
wir diejenigen Leser, die sie, wie wir, bis
dahin nicht kannten, zu erfreuen." 162. — 5
IL Anmerkung zu dem Gedichte
Die Vorsehung
oder
Moses auf Nebo.
Seite 79. [s. oben] 10
„Bei diesem Stücke .(verfasst kurz vor
der Befreiung der Völker Europa's
und Deutschlands im J. 1812), mit dem
zumTheilauch die uralte rabbinischeSage,
s. Job. Müller Allg. Gesch. 1. Band Seite 15
457 f (Buch IX. 6. Jes. Christ.) zu ver-
gleichen ist, möge man einige Aufmerksam-
keit auch dem Versuche schenken, der für
die epische Kunst, zum mindesten der äussern
des Versbaues, wohl von einiger Wichtig- 20
keit sein dürfte, eine dieser (vesentliche
Stetigkeit und Versverkettung, wie [sie] die
epische Darstellung der Alten auf andre
Weise erreichte, ohne Verlust der schönen
romantischen Stanzen oder Strophen durch 05
Versreihen (Strophen oder Stanzen) mit ver-
kettenden oder antwortenden Schluss-
und Anfangs - Keimen, verbunden mit
einem freieren Reimwecbsel der inneren
Zeilen zu gewinnen. (!)" 163 — 164 — 30
IIl. Beilage.
(Zu Seite 120.)
Vertrauen auf Gott.
Lied.
,, Wohlauf, meine Seele, 35
Erwähle, erwähle
Was hoch ist, was recht!
Was gross, was gerecht!"
165—166. —
Entschlossenheit. 40
,,Zur Wahl! zur Wahl! rasch spähe was
edel ist,
Was gross, was beherzt dir die Seel'
erhebt." 166 — 167. —
Schluss- Spruch. 45
Weg zum Göttlichen.
Motto: Die Welt ist Peines, aber nur im
guten, weisen und grossen, im göttlichen
Willen.
„Frage: _ sü
Sag', o sage mir, wie vollend' ich göttliches
Grosses?
Antwort:
Göttlich vollende dich selbst, traun, du
vollendest durch dich. 55
Frage:
Aber so sage niii-, sag', wie vollend ich
göttlich mich selber?
Antwort:
Wolle nur Göttliches gross, traun. Du eo
vollendest — und dich!" 168. —
F. W. Gubitz: Harald von Engern.
„Verrath war es und Raubgier, was einst
Polens Schaaren auf das Gebiet des deutschen
Ordens trieb." Anekdote. 169 — 173. — «3
317
Gaben der Milde. 1818.
318
L. M. Büscheiithal [Ludwig Micliael;
Meusel, 1820, XVII 291\:
Die Fischerin.
„Es fuhr eine Jungfrau im Nachen,
5 Wohl schaukelnd hin und her;
Und th<ät sich Vergnügen machen
Weit auf dem offnen Meer."
174-175. —
L. Velhar:
10 Ida von Unspunnen. „Auch ich, ihr glück-
lichen Bewohner grosser Städte, auch ich
trank aus dem Kelche eures Genusses; auch
ich kostete die ungebundene Freiheit eurer
Sitten, die ihr in den täuschenden Schleier
16 des guten Anstandes, der höheren Ausbil-
dung so fein zu bergen versteht. — — Ich
theile die Erzählung mit, wie ich sie von
einem alten Bewohner dieser schönen Land-
schaft [des Berntr Oberlandes; vgl. — zu
20 S. 179 — den Aufsatz in der ^.Zeitung für
die elegante Welt-" (Ende May 1806 : Jlirten-
fest der Scliweizer Aelpler zu lJnspunneH-^'\
erfuhr. — Der \letzte[ Freiherr von un-
spunnen besass einen grossen Theil des
25 < »berlandes. Er lebte schon seit mehreren
Jahren einsam in dem geräumigen Schlosse
seiner Ahnen; untröstlich über den Verlust
einer Gattin, die ihm der Tod in der Blüthe
ihrer Jugend entriss, von welcher ihm nur
30 noch eine einzige Tochter, die schöne Ida,
hinterlassen war, denn ihre drei Brüder
waren in dem unglücklichen Kriege der
burgundischen Lehnsmänner mit den An-
hängern des Reichs rühmlich umgekommen."
35 176-200. —
,.(Der Schluss folgt im vierten
Bändchen, [S. Ift])."'
'a..\-.^e\.\\^-\i2.[Meuseia820,XYniG:i?]:
Die neue Welt. „Die Professoren der
40 medizinischen Fakultät an der Universität
Christenthal schlössen ihre Vorlesungen
einige Tage früher als ihre Collegen, ehe
sich die sogenannten Hundstage-Ferien an-
fingen " 201-209. —
45 Hang: Das Rebhuhn un d der Fuchs.
„Ein junges Rebhuhn ging munter im Hain,
Da rief ein Fuchs: „0 welch ein Purpur-
schein!" 210. —
C. S. Gün s b nr g[2Leuscl 1820,XVII817] :
50 Parabeln. 1. Kosaliens fromme Ein-
falt. „Die kleine Rosalie liatte oft ihre
Eltern sprechen liören über den Sinn und
die vielfache Bedeutung der Farben; und so
vernahm sie denn auch, dass Weiss, der
55 Lilie reines Kleid, die Farbe sey der Un-
schuld." 211—212. — 2. Die Thürme.
„Ein Vater reiste mit seinem Sohne viel
umher, um zu sehen die Herrlichkeiten der
Länder, die Pracht und Zierde der Städte."
60 Parabeln von Br. C. S. Günsburg , Berlin
1818, 15 f, Iff. Vgl. Giibitz' r Gesell-
schafter'^ 1818, ^Bemerher'^ No. 11.
212—216. —
Viertes Bändchen.
Mit Beiträgen
von
L. Achim von Arnim, F. W. Gubitz,
Heraklius, C. F. E. Ludwig, Wilh. 5
Müller, L. Velh ar und Julius von Voss.
L. Velhar: Ida von Unspunnen.
(Schluss). 1-20. —
C. F. E. Ludwig:
Das Menschenleben. ,,Wenn des Früh- 10
lings Rosen Dich umblühen, Wenn der Jugend
Morgenröthe winkt" 21 — 22. —
Julius von Voss \17G8—18S2; Mcusel-
Ersch, 1827, XVI 274ff. ABB 10, 819 ft[:
Die Potsdammer Unteroffizier in 15
St. Petersburg.
(Dramatisierte Anekdote aus dem Leben des
General von Winterfeld.)
Versuch eines preussischen National-
Schauspiels. 20
Personen:
Kaiser Peter der Grosse.
Graf Münnich, Feldmarschall.
Dessen Gemahlin.
Dessen Tochter, Hofdame. 25
Adjudant des Kaisers.
Adjudant des Grafen.
Noch zwei Kaiserliche Offiziere.
Ein Kämmerier.
Ein Hoffourier. .30
Hans Carl v. Winterfeld, Lieutenant
der Potsdammer grossen Grenadier-
garde.
Zwölf Unteroffizier dieser Garde.
Stummes Gefolge — Einwohner von St. 35
Petersburg — ZweiPagen — Dienerschaft usw.
Die Handlung begiebt sich
im Jahre 1724.
Brei .„Szenen"^ mit insgesamt 22
^Auftritten-". 23-74. — 40
L. Achim von Arnim [1781 — 1831,
Goedelcc VI 67 ff; ABB. 1, 557 f]: Der tolle
Invalide auf dem FortRatonneau. Er-
zählung. 75 — 124.
Sämtliche WerJce, Berlin 1839, Bd. 2, — 45
Beclams Univ.-Bibl. No. 197.—
F. W. Gubitz: Abel Adef. Er-
zählung. ,,Im Morgenlande, wo die Weiber
Sclavinnen seyn sollen und am Ende die
Rollen so gut zu vertauschen wissen, wie so
die europäischen Frauen, hatte ein Philo-
soph gewaltig geliebelt; er war dabei sehr
scheu geworden vor Weiberränken und wollte
nun mit der Liebe und den Weibern sich
völlig auseinandersetzen, was er: Klug werden 55
nannte." 125—145. „W irMichl:cit und Phan-
tasie", Ges. Erz , Berlin 1801, II 9üff.
Titel: ..Der Weiherhasser.'' —
Heraklius:
Der verkaufte Knabe. Erzählung. 60
„Wilhelm Homer hatte in seinem drei
undzwanzigsten Jahre eine derjenigen Ueber-
eilungen begangen, die so mancher Weich-
herzige hienieden begeht: Er hatte ge-
heirathet." 146—213. — 65
319
Frauentaschenbuch. 1815—1818.
320
Wilhelm Müller: Müllerlieder. |1] rühren!' 216. Vgl. GoedeJcc VIII 263, No.
AVanderlu st. ,, Das Wandern ist des Müllers 12) Titel con [1\ später : .^Wanderschaft"';
Lust, Das Wandern!" 214 — 215. [2] Der von [3]: „Wohin?'' [3\ erschien gleichzeitid
Bach. „Ich hört' ein Bächlein rauschen im „Fraucntaschcnbuch" für das Jahr
5 Wohl aus dem Felsenquell" 215. [3] Am 1818, S. 347f. —
Feierabend. ,,Hätt' ich tausend Arme zu
Verseichnis der Mitarbeiter an den Gaben der Milde.
Arnim
Beulwitz
Luise Brachmann
Brentano
Büschenthal
B äschin (/
Ilelmina von Chcsi)
Karoline Engelhard,
s. Verf. von „Julius Briefen"^
Guhitz
L. S. Gänsburg
llauq
Th. 'Hell = Winhlcr
Wilhelm Kensei
Hcralclius
E. T. A. Hoffmann
Holtet
Franz Hörn
Gustav J Ordens
Friedrich Kuhn lo
LanqJjein
C. F. E. Ludwig
Karl Mächler
K. L. Methus. Muller
Wilhelm Bläller v^
K. G. Prützcl
L. Purgold
Karl Stein
L. Velhar
Verfasserin von „Julius Briefen"^ 20
= Karoline Engelhard
Julius V. Voss
Winklcr; s. Th. Hell.
F r a u e 11 1 a s c h e n I) 11 c h
für die Jahre
1815—1818
von
de la Motte Fonqne,
Franz Hörn, Caroline
do la Motte Fonqn^,
Fr. Kind, L Uliland
D. a.
[Vom 2. Jahrgang, 1816, an nur:
von de la Motte Fouqiie.]
Verlag: Nürnberg, bei Joh Leonh. Schräg
Druck: Nürnberg, bei Johann Georg
Milbradt; Leipzig, bei C. A. Dcutrich
Format: 12".
Schriftart: Fraktur.
Preis: Im .lahrgang 1S20 findet sieh die Notiz
des Verlegers: „Um den Ankauf der früheren
Jahrgiinge desselben zu erleichtern, hat der
Verleger den 1 -4ten im Prcissc von 8 Thaler
auf 5 Thlr. S gr. gemindert; auch jeder ein-
zelne dieser Jahrgänge rvn tsl5 bis ISIS
wird zur gewünschten Complcltirung um 1 Thlr.
8 gr. erlassen. Der öte Jahrgang für 1819,
so loie der neueste für 1830, leostet im Laden-
preise 2 Thlr., und ein Maroguin-E.cemplar
mit den ersten Kupferabdrücken 3 Thlr.
Fundorte: Königl. Bibliothek Berlin. fExem-
plar defekt.]
Univ.-Bibl.: Berlin [nur ISIGJ; Göttingen;
Halle [nur 1815, 181!), lS21f]. Lipper-
hei des che Kostümhibliotliek, Berlin;
Göritz-Lübcck-Stiftung,Berlin; Freies
Deutsches Hochstift, Frank fürt a. M.
Dr. Leopold Hirsehberg-Bcrlin. f Traf. Dr.
Fechner-Bcrlin.
Z\ir Geschichto dfs Fraucntaschonbuchs:
Das Frauetittaehenbuch in seiner vollen zeit-
lichen Ausdehnung, die durch die Jahre 1815 2)
und 1831 begrenzt irird, hier su reproduzieren
verbietet der noch verfügbare Baum; es wider-
spräche auch dem Plan, der diesem Bande
des Itepcrtonums zugrunde gelegt ist. mit dem
den Freiheilskriegen folgenden Jahrfünft die ■'"'
Sammlung ah zuschli essen. IJebrig ns würden
die 17 Bände, hinter einander registriert, gar
sehr ermüdend wirken So muss und wird
die dargebotene Probe der vier ersten
Bände vollauf genügen. Zudem sind grade ^^
die ersten Bände wohl die reichhaltigsten;
grade sie sind noch mit den Beiträgen be-
deutender Dichter der Zeil beschenkt worden,
die sich den späteren Bänden fern hielten.
Von 1819 an sind u a. nickt mehr vertreten *"
Kerner, Uhland, Eichendorff — mit
einer Ausnahme: seinem „Marmorbild" im
Jahrgang 1819.
Das Material zu der sicherlich sehrintres- 4i
santen J\edaktionsge''chiclitc dieses Taschen-
buches birgt das Archiv dc.s- heute noch be-
stehenden Joha n n Leonhurd S ehr ag sehen
Verlages. Sauer, der auf Grund persön-
licher Einsichtnahme seine Ordnung und 50
Beiehhaltigkeit rühmte [vgl. Eupliorion II
616 ff.], bestätigte mir, dass es „für die Ge-
schichte des Frauentasehenbuchs grund-
legend wäre". Es ivar mir leider nicht
zugänglich. Herr Carl Schräg, der,jctzige b;>
Inhaber der Firma., teilte der Bibliograph.
Gesellschaft am 18. Mai 1910 auf wiederholte
Anfrage mit; „Das Archiv, das nicht in-
ventarisiert und katalogisiert ist, loird
gegenwärtig in eigener Sache benutzt, da 60
zum hevorslchendcn hundertjährigen
Gründungs- Jubiläum der Firma J. L.
Schräg eine kleine Geschichte dieses
Verlages erscheint. Dazu sind die Briefe
benötigt •' Auch könne eine — später ge- 6b
stattete — Benutzung nur in Nürnberg
321
Frauentaschenbuch. 1815—1818.
322
vor f/enoii) tuen werdet), „da eine Versendung
nach auiicärt.'!, in Anbetracht der grossen
Zahl der Kisten, in der die Briefe nach
Jahrgängen und unter sich alphabetisch ge-
ordnet sind, ausgeschlossen ist." — —
Es bleibt also Iciinftii/er Forschung vor-
behalten, die (rcschichte des Fraucntaschcn-
buchs und seiner verschiedenen liedaktionen
zu schreiben. Das Folgende bietet nur einige
Andeutungen über die erste Periode, in der
Fouqui selbst es redigierte. Er war für
sein ErscJieinen schon 1813 tätig, zii einer
Zeit, als ihn die Mitarbeit am „Poetischen
Almanach" und dem „Deutschen JHchterwald"
mit den schwäbischen Romantikern in Be-
rührung brachte. Bereits am 7. Dezember
1812 schrieb er an Kerner: „Sie würden mir
eine grosse Freude machen, lieber Kerner,
wenn sie mir zu einem Frauentaschenlmche,
welches bei Schräg im künftigen Jahr er-
scheinen soll, und dessen Besorgung ich
auf Begehren des Verlegers übernummeu
habe, einige Beiträge senden wollten. Da
mir die Wahl der Mitailieiter zustand, habe
ich ausser Ibnen und Uhland dazu er-
koren: Jean Paul, Frau v. Hei w ig,
meine Frau, Fanny (Die Verfasserin
der Natalie in Hitzigs Damenliibiio-
thek), August Ajjel, Franz Hörn und
einen jungen, echtbegeisterten Dich-
ter, dem ich den Sängernamen Gott-
walt gegeben habe. Schicken sie mir,
wenn es sein kann, recht bald etwas aus
Ihrem üarten, denn auch besondere in diesem
Falle heißt es; wer schnell gibt, gibt do[ipelt."
[Kerners Briefwechsel, I o4-iff.J Kerners
umgehende Antwort auf Fouc£uis Bitte um
Beiträge erfolgte am 22. Dezember [vgl.
Briefe an Fouqui, 1S4S, S. 205f.]. —
Die Befreiungskriege, an denen Fouquc den
lebluiftesten Anteil nahm, vei-sögertcn das
Erscheinen des ersten Jahrganges, der erst
die Jahreszahl 1815 tragen konnte. Erschienen
ist er im Oktober 1814, eine l'ünkllichkeit,
die auch die folgenden Jahrgänge auszeichnete.
Ihre Rezensionen gehören immer zu den ersten,
die alljährlich der neuen Almanachernte ge-
widmet lourden. —
Gegen Ende des Jahres 1820 cntschloss
sich Fouque, die Redalction des Frauentaschen-
buches niederzulegen. Er teilte diesen Ent-
schiuss dem Publikum in einer „Anzeige"
mit, die am Sonnabend den 16. Dezember im
151. Stück der Vossisvhen Zeitung erschien.
Diese Anzeige wiederholte das Frauen-
taschenbuch auf 1832 in folgendem
„Vorwort.
Für diejenigen unserer Leser, die über
den eingetretenen Wechsel der Kodaetion
dieses Taschenbuchs gar nicht, oder nicht
vollständig, unterrichtet sind, stehe hier die,
von Seiten des bisherigen Herausgebers, in
den Berliner Zeitungen erschieuono
Anzeige.
Das von mir seit sieben Jahren redigierte
Frauen taschenbuoh habe ich in die Hände
des Verlegers, Herrn Johann Leonhard Schräg
in Nürnberg zurückgegeben, mit gänzlicher
Freiheit, darüber nach seinem Belieben zu
verfügen. Unnöthige Anfragen zu ver-
meiden, bringe ich diese Nachricht zur
öfEentlichen Kenntniss, zugleich allen den
achtuugsworthen Männern und Frauen, die
mich auf dieser nun geschlossenen Bahn
mit ihren Beiträgen unterstützten, meinen
innigsten Dank aussprechend. Wir arbeiteten
in Einem Sinn, und werden deshalb auch
in unsern künftigen Bahnen nicht geschieden
sein.
An dem durch den Herrn Verleger fortan
yermuthlich weiter geführten Institut habe
ich seit dem letzten Jahrgange 1821, nicht
den mindesten Antheil mehr und bitte
deshalb die Herren Mitarbeiter, deren
Dichtungen noch in meinen Händen sind,
um nähere Verfügung über ihre Arbeiten.
Nenuhausen bei Rathenow,
am 10. December 1820.
Friedrich Baron de la Motte
F o u q u ö.
Hierauf hat Friedrich Kückert die
Besorgung des Taschenbuches übernommen.
Wir werden uns bemühen, die seitherige
Theilnabme der Lesewelt immer mehr für
die Zukunft zu verdienen, indem wir die
Mängel des gegenwärtigen Jahrgangs mit
der durch den ßedactionswechsel nothwendig
eingetrotenenStockung entschuldigen müssen,
diess besonders in Bezug auf die Kupfer-
ausstattung, die in dieser Uebergangsjieriode,
wo das von uns bealisichtigte Neue noch
nicht gehörig vorbereitet, so wie das bereits
Vorhandene nicht mehr zu unterdrücken
war, nicht anders als fragmentarisch un-
zusammenhängend ausfallen konnte. Da-
gegen versprechen wir, von dem nächsten
Jahre an, durch die Reihe der folgenden,
eine fortlaufende Gallerie von Scenen aus
Calderon's Schauspielen, nach Zeichnungen,
die der erste Meister und Mitgründer der
neuen deutschen Malerschule, Peter Cor-
nelius, gegenwärtig in München, nach seiner
Angabe und unter seinen Augen, von seinen
besten Schülern wird arbeiten lassen. Wir
fangen, wie liillig, von der Schlegel'schen
üebersetzung an, und der nächste Jahrgang
gibt 8 Darstellungen aus der Andacht zum
Kreuz.
Herausgeber und Verleger."
Ebenso hämisch wie befriedigt äusserte sicli
zu diesem Entschlüsse Fouques das Lite-
rarische Gonvcrsations - Blatt des
Urania - Verlegers Brockhaus vom 16. Fe-
bruar 1821, in No. 40. Im „Berliner
Pickenick" dieser Nummer — das, „zufällig
verspätet", vom Dezember [1820] datiert
ist — heisst es auf S. 159: „Herr Fouque
hat angezeigt, dass das „Frauentaschen-
buch" wenigstens unter seiner Redaction
aufgehört habe. Das soll wohl nur ein feines
Umgehen der nicht gern ausgesprochenen
Annonce seyn, dass auch dies nicht unbe-
deutende Symptom der mystischen Karfunkel-
Periode unserer neuesten Poesie wieder er-
storben sei? Die Anzeige scheint mir für
den Literaturfreuud wichtig, der mit Freuden
die vaterländische Dichtkunst von einer
toll-lächerlichen Verirrung nach und nach
wieder gesunden sieht, deren Ende der
Gesundeste wohl nicht so nah geträumt
hatte, als es wirklich zu seyn scheint. Auch
das Frauentaschenbuch wird dereinst nicht
alle seine Sünden vor dem Bichterstuhl der
21
323
Frauentaechenbucli. Erster Johrgang 1815.
324
gesunden Vernunft verantworten können,
und seine Freunde werden mit Kopfschütteln
bedauern, dass alle die unzähligen, darin
bis zum -wahren Ekel zersungenen und ab-
b conterfeiten [1] Ritter und Knappen mit
ihren Schwertern und Lanzen dem kleinen
Büchlein keine längere Existenz erkämpfen
konnten. — Aber, vielleicht machen wir uns
nur zu sanguinische Hoffnungen über seinen
10 Tod, denn Hr. Baron Fouque sagte ja nur:
„dass er das Frauentaschenbuch in die Hände
des Verlegers zurückgegeben, mit gänzlicher
Freiheit, darüber nach seinem Belieben zu
verfügen." Er sagte ferner, dass er an dem
15 von dem Verleger „fortan vermuthlich
weitergeführten Institute" keinen Antheil
mehr haben werde. Ei nun, wir wollen's
abwarten I"
Weniger hämisch, aber viit ebenso yeringem
20 WohhüoUen bespricht ein ungenannter Re-
zensent — J.V^ — vier Nummern später —
am 21. Februar 1S21 — deti neuesten Jahr-
gang des Frauentaschenbuchs: er versteigt
sich zu dem blamablen Geständnis, er möchte
25 „einem Mädchen lieber Klauren' s [so!]
frivole und flache Vergissmeinnicht- Erzählun-
gen schenken, als das Frauentaschenbuch" [!.'J.
Rezensionen: Ich ergänze die Angaben im
Gocdekc [VIII 87, oben], welche die ersten
30 vier Jahrgänge wenig oder gar nicht beriick-
sichligen:
Jahrgang 1815: Journal des Luxus und
der Mode. Januar 1S15, S. 17—20. —
Zeitung für die elegante Welt, 1814,
30 No. 228, vom 17. November. — Brieflich
sprach Uhland sich unbefriedigt aus [vgl.
Kerners Briefwechsel I 399; vgl. auch
396]. —
Jahrgang 1816: Zeitung für die elegante
40 Welt, 1815, No. 308 vom 21. Oktober. —
Wilhelm Müllers Urteil über den zweiten
Jahrgang enthält sein Tagebuch [Di arg
and Letters, ed. by J. Taft Bat,' eld, 1903.
S. 11]. —
45 Jahrgang 1817: Journal des Luxus und
der Mode, November 1816, S. 742 ff. —
Jahrgang ISIS: Zeitung für die elegante
Welt 1818, No. 202, vom 15. Oktober. —
50 Dresdner Abendzeitung ISIS, No. 256
[Th. Hell]. —
Jahrgang ISlOf: Journal des Lu.i:us und
der Mode. Januar 1S19. S. 43ff'.; ebenda,
November 1819, S. 705 /f [auf 1820]; ebenda,
,55 Novembei- 1820, S. 691ff. [auf 1821; „aus
einem Schreiben einer Dame"]. — Kotze-
bues„Literar. Wochenblatt" 1820, Bd. V,
No 1 [auf IS20J. —
I. .1 a h r
1815.
Ihrer Majest ät
der
Königin von Baiern,
Friederike Wilhelmine Karoline,
der Fürstin,
deren schönste Krone die Liebe
Ihres Volkes ist,
der Freundin alles Guten und
Schönen,
die in der Poesie die Quelle ewiger
Jugend und Aumuth gefunden,
der erhabenen Vorsteherin 5
von Baierns Frauen vereinen für des
gemeinsamen deutschen Vaterlandes
heiligste Sache,
legt diese Gabe des Dichters,
der für dieselbe Sache mit Mund jq
und Hand gestritten,
in tiefster Unterthänigkeit zu Füssen
der Verleger.
Unpaginicrtes Vorsatzblatt.
„Erhabne Fürstin, welcher mit Entzücken 15
Ein treues Volk den Mutternamen spendet,
Was, Musenfreundin! Dir die Muse sendet,
0 nimm es auf mit huldesreichen Blicken!
Ein Garten ist's, den manche Blumen 20
schmücken.
Und, siehe, vom dem Eingang zugewendet.
Ein königliches Paar, deß Schönheit blendet.
Er Welschlands Stolz, Sie Baierlands
Entzücken. -25
Und wie befreundet Beide Dich begrüßen,
Und sich mit frommer Sitte vor Dir neigen,
Sieh'st Du bekannte Züge Dir erscheinen.
Du Sel'ge! Schau nur auf den Kreis der 30
Deinen,
Und manche Theudelinde wird sich zeigen.
Auch Aufharite wirst Du nicht vermissen."
Unpayiniertes Blatt.
lieber die Kupferstiche. 35
Der Umschlag.
[Entwürfen von:', gc.i^locheii von C. Geisler.
Die Or igi nalkartoHS, in denen das bro-
schierte Taschenbuch geliefert icurde, sind
natürlich zum alkrgrössten Teile verloren 40
gegangen. Erst recht die Futterale. Ein
auch in dieser Bezielntny ganz vollständiges
Exemplar besitzt die Lipperiteidesche
Kostämbihliothch in Berlin.]
Vorderseite. 45
Ihr, die Ihr dieses Büchlein mit zarten
Händen und bescheidenem Sinne berührt,
deutsche Frauen , blickt nicht schüchtern
zurück, wenn Euch sogleich ein Spiegel ent-
gegenblinkt. Die Ihr das Schöne, das Liebens- 50
würdige zu sehen begierig seyd, was könnte
man Euch besseres geben als ein Gemälde,
in dem Ihr Euch selbst erblickt. Also seht
ihm dreiste ins Gesicht, schämt Euch nicht
Eures Lieblings, — o sprächen alle Lieb- 55
linge die Wahrheit, wie der! — Von dem
klaren Quell, dem ersten Spiegel, den die
Natur bot, bis zur siebenfußbohen, mit Amal-
gama belegten Glasplatte, welche Stufen-
leiter durchlief dieses der Göttin der Schön- go
heit gewidmete Werkzeug! Mit dem Fort-
schritte der Zeit wuchs seine Grösse. Unsre
325
Frauentascbenbuch. Erster Jahrgang 1815.
326
alten deutsclien Frauen des Mittelalters, ent-
behrten die grossen Glaces, in denen Ihr
forschen könnt, ob jedes Fältchen an Eurem
ganzen Anzüge von den Grazien geordnet
5 ist. — Sie sahen allein das Gesicht. Sie
konnten nicht ilire[n] reiche[n] Kleiderpraclit
an sich selbst bewundern; denn nur spät
erst entstand die Kunst, das Glas in Tafeln
von beträchtlicher Grösse hervorzubringen.
10 Seid dankbar Ihr Schönen gegen den Er-
finder dieser Kunst. Sah auch Minerva,
wie die Alten uns sagen, nie in den Spiegel,
dies schrecke Euch nicht ab! — Sie, die
Göttin der Weisheit, wie konnte sie das
lö Symbol der Weisheit so ungebraucht lassen!
— Es ist an Euch, dieß wieder gut zu
machen.
Gerne gesellt sich der dem Ilelnibusche
des Kitters ähnliche Dameufächer zum Attri-
20 bute der Schönheit, und erinnert unter dieser
Form an den Sinn der deutschen Frauen
für kriegerische Verdienste, und unter der
andern an die Sorgfalt für häusliche Garten-
kultur. Blumen verzieren den übrigen Raum
25 und goldene Halsketten, an deren einer das
Bild des Kaisers prangt.
Die Gegenseite.
Nach der Sorge für Kleidung und Putz,
kommt die Sorgfalt für die Umgebungen.
30 Alles in dem Gemache der Hausfrau athmet
Reinlichkeit und Ordnung. Ein gothisch
verzierter Kragstein ragt aus der Wand her-
vor und ist mit einem schönen doppelarmigten
Gefässe besetzt, das die schön gefärbten
35 Kinder des Frühlings darbietet, unter denen
die liebliche Maiblume mit bescheidenem
Reize sich schmiegt. Am Kragsteine ist der
Kopf einer Nürnbergischen Kronbraut zur
Verzierung angebracht.
40 Der Titel.
[Gezeichnet von Haller v. Hallersiein,
gestochen von A. üeindel. Die Lämjsseiten
der Titelumrahmung -werden von den ge-
schilderten yvier Stufen des weiblichen Alters-^
45 eingenommen. Daewischen zur Linken die
,. Werkzeuge der Bildung des Sinnes für
Gesang''': eine Theorbe (0 und ein auf-
geschlagenes Notenbuch, zur Rechten ,.diü
Trophäen des Fleisses und der Nützlichkeit'^ :
60 ein Spinnrocken. Die obere Schmalseite
ziert ein Kruzifix, das nebst einem Hose n-
krans auf einer Bibel — der ^Schrift-^ —
ruht; den untern Abschluss geben Teller,
Schüsseln, Kannen, die .„Gerätschaften der
55 nützlichen llausfrau"^.]
In den Zeiten, in denen die Leuchte der
Philosophie kaum schwach noch erglimmte,
und spärlich nur des Mönches dunkle Zell'
erleuchtete, wo erhielt sich der Sinn für das
6u Wahre und Gute? — In dem Scliatzkästlein
aller Tugenden, in dem Herzen des Weibes,
das selbst des Mannes Kraft und Stolz im
Keim verwahrt. Der Sinn für Religiosität
herrschte in unsern Müttern vom Mädchen
65 bis zur Matrone.
Das Bild des erhabensten Opfers der
Liebe liegt hier auf der Schrift, die, wenn
auch dem Laien nicht ganz bekannt, dennoch
der Inbegriff aller ihm durch Bilder und
Zeremonien bekannten lleligionsbegriflfe war.
Das gothische Laub und Astwerk schliesst
die vier Stufen des weiblichen Alters ein.
Das Mädchen trägt die Buchstabir- und
Rechentafel. Heiter blickt die Jungfrau
auf die so eben verlassene Stufe. Die Tro-
phäendes Fleisses und der Nützlichkeit nebst
iliren Gegenstücken, den Werkzeugen der
Bildung des Sinnes für Gesang, führen zur
ernsthaftem Stufe der Gattin und Mutter,
welcher die ehrwürdige Matrone in dem
Ornate ihres Standes freundlich entgegen
kommt. Die Geräthschaften der nützlichen
Hausfrau, die in Formen und Verzierungen
die Spuren des durch Ordnung und Spar-
samkeit erhöhten Wohlstandes tragen, nehmen
die untere Stufe des Cyklus des weib-
lichen Daseyns ein. H. v. H. [=Ualler
V. Hallerstein'i]
Das Titelkupfer.
Tafel 1. [C. Kalbe del.; Müller sc.J
Eine blühende Jungfrau in allteutscher
Trachtund einenKranz vonRosen im schönen
Haar — was hindert uns, in der edlen Ge-
stalt Teutschlands Muse, die Schöpferin
Sigurds, der Undine, des Zauberrings zu er-
kennen? — öffnet ernst und sinnig uns den
Garten alter Ritterlichkeit und Poesie. Fröh-
liche Vögel — Bilder des leichten ätherischen
Lebens — umflattern sie; aber im Hinter-
grund fesselt den Blick ein Bild jener Zeit,
wo Ritterthum, Liebe und Dichtkunst noch
als heiliger Dreiklang den Grundton des
Lebens bildeten, und die im neuerweckten
teutschen Rittergeist und Gesang wieder
aufzuleben scheint. In herzlicher Eintracht
sitzen Ritter und edle Frauen um eine gast-
liche Tafel versammelt, und der Stoff ihrer
Gespräche, von Lautenspiel und Gesang be-
seelt und beflügelt — warum könnten es
nicht zufällig eben einige jener schönen
Mährchen und lieblich ernsten Geschichten
seyn, welche dieses Büchlein in neuer Weise,
aber mit altem Sinn — Blumen von jenen
Beeten, die vor der Rittertafel blühn —
dem holden Geschlecht darbietet? Und
örtnet sich der Wundergarten ächtteutscher
Poesie nicht am liebsten dem sinnigen Ge-
raüth teutscher Frauen? W.[=Wetzel?]
Tafel 2-4.
[Gezeichnet von Ramberg; gestochen ist
Tafel 2 von Rist, 3 von H. Schmidt, 1 von
Rist.
F o u qn e ' s Z a u b e r r i n g , dieser köstliche
Kreis ritterlicher Tugend, frauenhafter An-
muth und wunderreichen Zaubers, hat wohl
allen Lesern schon so viel innige Freude
gemacht, dass Bilder einzclnerScenen daraus,
von selbst, wie alte Bekannte sich einführen,
ohne eines Ausrufers zu bedürfen, der ihre
Namen, als interessanter Fremdlinge, der
21*
327
Frauentascheubuch. Erster Jahrgang 1815.
328
Versammlung nenne. Indessen schliesst sich
an den Anblick einer betVeiindeteu und ge-
liebten Gestalt gern die Erinnerung an das
erste Zusammentreffen, man wiederholt sich
5 wohl gegenseitigmanchesdamalsgesprochene
Wort und einer hilft dann dem Andern nach,
wo ihn die Menge schöner Erinnerungen
vielleicht zerstreut. So findet auch wohl
mancher Leser, indem er die Bilder betrachtet,
10 nicht ungern ein hindeutendes Wort auf die
Begebenheiten, welche in diesen Abbildungen
dargestellt sind, und dann ergreift er wohl
das Buch selbst, und lieset von neuem die
Geschichte, und angezogen von dem Zauber
lö der kräftig-lieblichen Erzählung zuletzt den
ganzen Zauberring vom Anfang zum Ende
noch einmal.
Die blühende Brieftaube.
20 Tafel 2. Th. 1. S. 63.
Lisberta, die schönste jungfräuliche Blüte
des schönen Jlailandes, steht im hohen offenen
Fenster ihres Zinimergartens. Sie hält die
lange blühende Kanke einer Schlingpflanze
25 in der Hand, und drückt mit dem trüben,
gesenkten Blick getäuschter Erwartung und
hinschwindender Hoffnung einen Brief an
die schmerzenvolle Brust.
Mit so trübem Blick hatte sie früher
30 diese grüne Ranke nicht betrachtet. Am
Abend eines Festes, das Lisberta durch ihre
Schönheit verherrlicht hatte, bemerkte sie
zuerst, wie dieses blühende liankengewächs
sich von dem Stamme, den es sonst um-
35 rankte, abwärts nach der Terrasse gesenkt
hatte. Indem sie den schlanken Zweig em-
porzurichten bemüht war, erblickte sie unten
den Ritter, dessen Heldengestalt und Liebes-
worte schon am Morgen in dem Garten ihr
40 Herz gewannen. Er ging an ihrem Fenster
vorüber, aber mit jeuer Ranke zog Lisberta
einen Brief, von dem furchtbar lieblichen
Wanderer daran befestigt, zu sich herauf.
Uguccioue's Name, des weit und überall
45 bewunderten Helden, unterstützte die Worte
seiner Liebe, und nun trug die schlanke
Pfliinze, als blühende Brieftaube, Grüsse und
Gegengrüsse der Liebe zu Lisberta und dem
Ritter, und oft, statt der lieblichen Briefblüte,
,50 fand Uguccione die liebliche Lisberta selbst
in dem einsamen unbelauschten Garten.
Es geschah aber endlich, dass Lisberta's
Briefe sich wohl an der Ranke hinabsenkten,
Niemandjedochvorbeiging, sie aus dem grünen
55 Geflechte zu lösen. Wenn sie es nun wieder
emporzog, fand sie nur das Siegel ihrer
Trostlosigkeit daran, den eigenen unent-
siegelten Brief. Sie fing endlich an, nach
Uguccione zu fragen, und erfuhr, dass er
CO schon seit vielen Tagen auf eine unbegreif-
liclie Weise aus Mailand verschwunden sei.
Dennoch Hess die Arme nicht ab, täglich
das Rankengewächs vom Baste zu lösen,
und auf die Terrasse hinabsinken zu lassen.
65 Zog sie es alsdann ohne Brieffrucht herauf,
so weinte sie bitterlich, und trieb dies so
lange, bis ihr das Herz am Ende von vielen
Tliränen brach. Da sorgte eine Freundin,
dass die rankende Blüte auf den Grabbügel
eingepflanzt ward, und die Blätter und 5
Blumen überschatten, und überduften noch
jetzt die einsame Stätte.
Bertha.
Tafel 3. Tb. II. S. 84. w
Ein uraltes steinernesKreuz umschlingend,
und den Räubern die Rache des Himmels
androliend, schreckt Bertha den Mohrenritter
mit seinen Kriegsleuten von sich zurück.
Bertha (des alten Ritters Hugh von 15
Trautwangen Nichte) lebte mit ihren Freun-
dinnen Blancheflour und Gabriele auf einem
dem Meere nah gelegeneu Schlosse, als der
Freiherr Folko von Montfaucon den ge-
fangenen Mohrenfürsten Muza bei Gabrielen, 20
der Besitzerin dieses Schlosses, einführte.
Der Mohr, von Gabrielens Reiz bezaubert,
behauptete in anscheinendem Scherz, er sei
von seinem Besieger in Feenbande gelegt,
und dadurch seinem frühern Ehrenwort als 25
Kriegsgefangener entbunden; aber Folko,
keinen verborgenen Trug ahnend, nahm die
Rede für bedeutungslosen Scherz und Hess
den Gefangenen, seinem Ritterwort ver-
trauend, unbewacht bei Gabrielen zurück. 30
Einst, als diese mit ihren Freundinnen nahe
bei dem Meerstrand lustwandelte und Blanche-
flour dem sehnsuchtsvollen Lied des Sängers
Aleard aus der Ferne lauschte, sahen sich
die Frauen plötzlich von fremden, mohrisch 35
gekleideten Jlännern umringt, aus deren
Reihe Muza trat, im prächtigsten Schmuck
der Mohrenfürsten. Ihm folgten zwei nicht
minder glänzend geschmückte Mohren-
jünglinge von fürstlichem Stamm. Muza 40
forderte Gabrielen auf, ihm zu folgen. Ver-
gebens schalt diese seinen Wortbruch und
die Verletzung des Gastrechtes. Er fasste
sie mit starken Armen, und trug schmeichelnd
die Sträubende in das nah liegende Fahr- 45
zeug. Der andre Mohrenfürst fasste die
ohnmächtige Blancheflour, und trug sie dem
Fülirer nach. Aber vergebens drängte sich
der dritte Mohrenritter an Berta. Verachtend
kehrte sie dem Räuber den Rücken, und 50
ein altes steinernes Kreuz mit dem linken
Arm umschlingend, und mit dem rechten den
Verwegenen zurückschreckend, rief sie mit
lauter, begeisterter Stimme: ^Ich nehme
Gott und Menschen, und Himmel und Erde 55
zu Zeugen, dass hier eine bodenlos verruchte
Gewaltthat geschieht. Ob ein Wunder be-
ginnen wird, sie zu rächen und zu liindern,
weiss ich nicht, aber hütet euch, ilir Buben,
es kann wahrlich geschehen. Und das sag' go
ich Euch, denn ich fühl es klar und sicher,
wie mein eigenstes Leben, wer mich mit
fortreisst auf das Raubschiff, reisst sich den
Tod auf den Scheitel herab."
Der Mohrenritter prallte entsetzt vor der 65
329
Frauentaschenbuch. Erster Jahrgang 1815.
330
zürnenden Jungfrau zurück, wie sie in allen
Glorien der Abendlicbter vom Kreuzes-
stamme zu ihm hinunter schalt. Seine
Kriegsleute zogen sich in stiller Scheu nach
5 dem Strande abwärts, und als Bortha den
Zweifelnden noch einmal ernst bedräuend
fortwinkte, schrie er auf: Es ist ein Ge-
spenst in ihr, und flüchtete sich taumelnd
in das Boot, welches gleich darauf vom
10 Lande stiess.
Der Kloster-Bruder Zelotes.
Tafel 4. Th. III. S. 157.
In seiner Waffenhalle sitzt der alte Kitter
15 Hugh von Traiitwaugen, vor ihm auf einem
Sessel sein Sohn, ehemals Ottur, jetzt als
Mönch, Zelotes genannt, mit strenger Bus-
predigt den Vater bestürmend. Ritter Otto
von Trautwangen stürzt jetzt herein in die
20 Halle, und wehrt den Bruder, den scheltenden
Eiferer, von dem Vater ab.
Die Eingangsceue zu dem grossen gigan-
tischen Finale, dem nur kein Opertheater
ausser der Fantasie genügt. Alle Riiter-
2.1 tugend, alle Liebe, aller Zauber drängt aus
jeder Ferne sich in den Burghof von Traut-
wangen, zu dem furchtbarsten Kampf, den
nur die hohe Vereinigung von Tugend, Liebe
und Zauber, im heiligen Wunder, durch
30 Bertha's Erscheinen löset.
Ottur, seines Halbbruders Otto Ebenbild,
verschmäht von seiner Geliebten, der Zauber-
jungfrau Gerda, hatte, schaudernd vor ihren
Zaubereien, das Klosterleben erwählt. Wild,
35 wie vormals als ritterlicher Held, eifert er
jetzt als geistlicher Kämpfer, und bewährt
die Deutung seines Klosternamens Zelotes,
als strenger Eiferer. So tritt er auch in
die Burg seines Vaters, des Ritters Hugh,
4Q wo die Reisigen von der Aehnlichkeit ge-
täuscht, dem alten Ritter die Rückkehr seines
Sohnes Otto ansagten. Aber, indem der
Vater sich erhebt, um dem ritterlichen Sohn
entgegen zutreten, rauschen lange,schleppende
45 Gewände heran, und ein Benediktiner-
mönch schreitet in seiner weiten schwarzen
Umhüllung gegen den Ritter. Wo ist mein
Sohn? ruft der Alte, und taumelt schwin-
delnd über die unbegreifliche Erscheinung
5Q von Ottos Gestalt in mönchischer Umhüllung
zurück in seinen Stuhl. Doch schnell sich
fassend, fordert er streng vom Sohne Rechen-
schaft über seine Lossagung vom Ritterthum.
Da nennt der schwarze Mönch ihm seinen
55 Namen: Ottur, schön Astrid's und des starken
Hugur Sohn, und jetzt Bruder Zelotes.
Furchtbar getroffen von schön Astrid's
Namen, die Hugh, in Norden Hugur genannt,
einst erschlug, als er den Rächer mit den
(5,) Geierfittichen zu treffen wähnte, und er-
schüttert von alten Erinnerungen, die sich
an den Doppelnamen Hugur anschlössen,
und nun auch die andern vielfachen Ge-
stalten und Namen des alten Helden als
65 Uguccione, Hugueuin, Hygies, ihm vor-
führten, sass der Greis regungslos im Lehu-
sluhl und blickte wie in eisiger ErstaiTung
in das Auge des furchtbaren, so unerwartet
aufgestiegenen Sohnes, der mit strenger
Buspredigt auf ihn einstürmte, dass dem 5
Alten das Mark in den Gebeinen erbebte
vor den gewaltigen Worten, und ihrem
schweren Inhalt.
Da tritt Otto herein, und schon das
ritterliche Tönen seines Harnisches ruft jq
neues Leben in die starren Augen des
Greises. Er ruft dem Vater freundliche
Botschaft zu, von seiner Mutter Hildiridur,
der Schwester schön Astrid's, während Zelotes
noch immer mit strengem Ernst forteifert, 15
so dass der alte Herr Hugh zwischen beiden
Männern, die als Gesandte so verschiedener
Art auf ihn einredeten, dem Thurm einer
versunkenen Burg glich, unter hin und her-
tlutendeu Wassern. «O
Was nun weiter geschah, wie Tebaldo —
Lisberta's Sohn — unten im Burghöfe mit
dem gewaltigen Zauberring zu der Mutter
Rache gegen den Vater Uguccione sich be-
waffnet, wie Zelotes den Greis fruchtlos 25
gegen den starken Zauber in sein kirchliches
Gewand hüllt, wie Meister Walthers trösten-
der Gesang immer lauter und lauter schallen
soll, dass der alte Ritter Gesang und Saiten-
klang vernehme, bis Saiten und Zither selbst, 30
von den mächtigen und doch immer zu
scliwachenGriffen des Meisters weheschreiend,
zerreissen, wie alle Helden, selbst der See-
könig und der grosse Freiherr Folko zu-
weilen in das Gewirr des wilden Zaubers 35
gerissen werden, dass sie geblendet gegen
ihre Freunde kämpfen, bis endlich Bertha,
gleich einer lichten Himmelserscheinung,
bloss durch ihr Herannahen den bösen Zauber
bricht, und nun endlich die ganze unermess- 4Q
liehe Fülle wilder und zarter Klänge von
Kampf, Liebe und Zauber sich am Ende
dieses Heldenbuches in lichthelle freudige
Harmonie autlöset, und langaushallend noch
nachklingt — das liegt ausser der Gränze 45
dieser letzten Darstellung und gäbe wohl
noch eine lange Gallerie von Helden, Zauber
und Liehesbildern, zu welchen sich liier mit
Otto's Eintritt in die väterliche Waffenhalle,
die Thüre zu eröffnen scheint. — Ueber- 50
haupt ist dieser Zauberring so reich an Ge-
stalten, wie an Melodien, und der tiefe
reiche Genius des Verfassers kann sich im
Geist des bildenden Künstlers ebenso schön
und mannigfach abspiegeln, wie er in den 55
Melodien widerhallt, in welchen von Miltiz
einigen Liedern des Zauberrings das Leben
des Gesanges gegeben hat, so dass demHörer
kein Wunsch unbefriedigt bleibt, als der nach
Melodien für die Lieder, welchen sie noch go
fehlen. A. A.
Die Tafeln 5—8.
Enthalten Scenen aus dem Inhalt des
Taschenbuchs, und bedürfen darum keiner
weitem Erklärung. 65
331
Frauentaschenbuch. Erster Jahrgang 1815.
332
[Tafel 5: Theudelinde von Fouquc. Zu
S. 14. Gee. und gest. von J. M. Mettcn-
leiter. Tafel 6: Die diamantene Kutsche
von Frans Hörn. Zu S. 106. Gez. von
C. Eolhe, gest. von A. Reindel. Tafel 7:
Die Weihnachtsfeier von Gotttoalt. Zu
S. 1?S. Ges. von Heller (?), gest. von C.
Barth. Tafel 8: Walgerss und Hilde-
gunde von Fotique. Ges. und gest. von
C. A. Schwerdgeburth.]
Inhalt: 3 unjmginiertc Seiten.
de la Motte Fouque: Theudelinde. 1. —
S. 2 bleibt frei. —
(Schlachtfeld in der Nähe der Alpen, auf
langobardischem Gebiet. Die Nacht bricht
ein. Flüchtige Franken sprengen und laufen
über die Ebne nach den Bergen zu. Lango-
barden hauen nach.)
Viele Langobardenreiter,
(durcheinander rufend.)
„Fass' Den mir, den auf weissem Ross!
— Ho, Jagd! — " 1—21. — Lud. Uhland:
Der Castellan von Ooucy.
„Wie der Castellan von Coucy
Schnell die Hand zum Herzen drückte,
Als die Dame von Fayel
Er zum ersten Mal erblickte!"
21 — 26. —
Uhlands Gedichte, hg. v. E. Schmidt ii.
Hartmann, 1898,1305. — Gottwalt/=See^e-
mund, Goedeke VII 852; vgl. D. D. 2,
341]: Des Ritters Abschied. „Nun geh,
mein Knapp! Du warst mir treu ergeben."
27. SoneU. — P. J. Rehfues [Philipp,
Joseph, 1779-1843, Goedele VF 396; ADD
27, 590 f.]: Ehre um Liebe. Eine
Romanze.
„Eh die Morgensterne grauten,
In den Armen seiner Trauten,
Süss umstrickt von Liebesbanden,
Lag der Ritter Helisanden."
28-31. —
Lud. Uhland: Don Massias.
„Don Massias aus Gallizien,
Mit dem Namen: der Verliebte,
Sass im Thurm zu Arjonilla,
Klagend um die Treugeliebte"
32-34. —
Uhlands Gedichte 18.98, I 209. — Jus-
tinus Kerner: Der Gärtner auf der
Höhe.
„Verlass' die kalten Höhen
Du armer Gärtnersraann!" 35 — 36. —
F.Kind [.Johann Friedrich, 1768 — 1843;
ADB 15, 742 f.; vgl. auch U. A. Krüger,
Pseudoromaniik, 1905, S. 43tf.]: Die
Ruinen des Waldschlosses.
„Wie? immer, immer kehrst du durstig wieder.
Du aammtne Hummel, spielst im Sonnen-
[glanz" 37-40.
Gedichte 1819, III 50. —
F. Kind: Das Veilchen im Thal.
„Ein Veilchen blüht im Thale,
Im dunkeln Tannengrün;" 41 — 42.
Gedichte, 1819, IV 140 f. Verändert. —
Gottwalt: Der Schatten im See.
„Es ist eine klare Stelle
Wol in dem tiefen See,
Da lockt mich die grüne Welle
Stets hin mit süssem Weh." 43—44. — 5
Franz Hörn: Die diamantene
Kutsche, ein deutsches Mährchen.
Fussnotc: „Einen kleinen Theil des Stoffs
verdankt der Verf. einer alten nicht gedruckten
Puppenkomödie. " „In jener bösen Zeit, wo 10
zuerst die böhmischen Unruhen den schweren
Krieg über unser liebes Deutschland hervor-
riefen, der ganze dreissig Jahre lastete,
lebte in einer freien Stadt in Thüringen
ein junges Fräulein, die man allgemein, da 15
die Leute nicht gern beschreiben, sondern
lieber schnell eine Sache aussprechen mögen,
die wunderschöne Dame nannte." 45 — 113.
Novellen, Berlin ISWf, Bd. 1. Vgl. auch
^Frans Hörn. Ein biograph. Denkmal,"^ 20
Leipzig 1839, S. 156. — '
de la Motte Fouque: Fromme Liebe.
Die Hexe.
„Gieb ein Löckchen, gieb ein Siebchen."
114—115. — 25
Gottwalt [^ Seegemund]: Abschied.
,, Weine nicht! wandre nur still fort!"
116. —
Gottwalt [^^^Seegenmnd]: Pilgerfahrt
zur Todten. 30
„Fromme Hände haben
Still sie eingegraben,
Weiss die Stätte nicht."
117—118. —
Gottwalt [^=Seegemund\: Der kleine 35
Flötenspieler.
,,Am Bache, wo drei Erlen stehn."
119—120. —
Karoline de la Motte Fouque: Bil-
der aus dem Leben der Kaiserin Eu- 40
doxia. 121 — 155,
1.
„In dem reichen, hellen Purpurzimmer
zu Bizanz spielten die beiden Kaiserkinder
Valentinian und Eudoxia, am Boden sitzend, 45
mit bunten Steinchen. Nicht weit von
ihnen sass die weise Muhme Pulcheria in
einem Armsessel auf goldenen Greifen
ruhend, die zarten Glieder aus eigner Wahl
in strenger Nonnentracht verhüllt." Zu ihr 50
tritt „die bleiche, com Schicksal geseichnete
Placidia-^, Yalentinians Mutter, und sucht
Pulcheria für ihre ehrgeizigen Pläne zu ge-
winnen. [121 — 124.]
2. .=,5
„Hoch stand die Sonne über Constanti-
nopel. Herolde sprengten durch die Strassen,
das Volk strömte in immer gedrängteren
.Massen durch Triumphbogen und Portikus
zum Forum hinein. Hier sass auf einer gQ
Tribüne, der erznon Bildsäule des Apollo
gegenüber, Athenais unter Gold- und l'urpur-
schlciern, mit gesenktem feuchtem Blick die
kleine Eudoxia auf iiirem Schosse haltend.
— — Leutselig froh stand der Kaiser ge,
333
Frauentaschenbuch. Erster Jalu-gang 1815.
334
Theodosius von der einen Seite, während
Placidia von der andern, mit unruhig be-
wegtem Atheni und schnellem, gespanntem
Blick ihren Sohn zum Cäsar des Abend-
5 landes und Verlobten der kleinen Eudoxia
ausrufen hörte." [124 — 126.]
3.
„Einsam spielte Eudoxia zu den Füssen
der Mutter, die über ein grosses Buch ge-
]0 beugt, emsig darin las." Sie hat Sehnsucht
nach ihrem Vetter und jungen Verlobten, der
nach liom gesogen ist. [126 — 129.]
4.
„Linde Frühlingslüfte weheten von Asiens
15 Küsten über den Propontis, und rührten
still und wehmütig an die junge Brust der
zart erschlossenen jungfräulichen Eudoxia.
Sinnend ging diese auf den Terassen der
kaiserlichen Gärten, ungewiss, was die un-
20 bezwingliche Trauer in ihre Seele giesse."
Da erblickt sie die kosihar cerzierte Barke,
auf der lioins kaiserliche Botsehaftcr heran-
nahen. „Sie kommen, rief sie, sie kommen
mich zu holen. Das bedeutete mir die be-
25 klemmende Angst." [129 — 132.]
5.
„Auf der Strasse von Ostia nach Rom
wogte seit Stunden das unruhige Volk zu
Fuss,Ross und Wagen, und begleitete jubelnd
30 den pomphaften Einzug der jungen Kaiserin."
Im Palast führte ihr Placidia selbst den
jugendlichen Gatten entgegen, neben dem die
hohe, gebietende Gestalt des grossen Äetius
stets aufgerichtet stand. [132 — 134.]
35 . ^- .
„Die ungeprüften Glieder auf weichen
Polstern dehnend, schob Valentinian Becher
und Würfel ermüdet von sich, und griff nach
der elfenbeinernen Leier, deren helle Klänge
4Q wie leuchtende Blitze durch sein däraraerndes
hinre zuckten." W'ihrend er neue und
schwelgerischere Genüsse zu erjagen strebt, sitzt
^im entlegenen Gemach Eudoxia, den schönen
Arm nachlässig über den Stickrahmen gelehnt,
45 mit trübem Ernst die Arbeit beachtend.'^
[134-137.]
7.
„In. seinem königlichen Dorfe, an dem
Ufer der Theisse, erwog des lliigilas Nefi'e,
IQ der entsetzliche Hunnenfürst Attila, ob der
empfangene Ring aus den Händen von
Placidias Tochter, das letzte Glied einer
Kette seyn dürfe, die ihm seit Jahren durch
stille Verträge das abendländische Kaiserhaus
55 verband." [137—140.1
8.
„In des verwaisten Herzens tödtlicher
Angst lag Eudoxia auf ihren Knieen, und
betete mit letzter Anstrengung zu dem
60 ewigen Retter, der allein noch helfen konnte.
Denn schon brausten Attila's Schaaren über
die Alpen, Italiens gesegnete Städte zer-
störend." [140—142.]
9.
g5 »Am Eingange des Zeltes, dem See
Benacus gegenüber, sasa Abends der Hunnen-
könig, das Auge in finsterer Ruhe auf die
dunkelnden Wogen gerichtet." Da erscheint
ihm der greise Bischof Leo und bewegt ihn
zum Biickeuge. [142 — 144.]
10.
„Einer grossen Gefahr durch Attila's
Ruckzug und Tod entgangen, liebte es die
Kaiserin, die heitere Stille der Gegenwart
an früherm Elend zu erhohen. Darum liicss
sie die weise Proba . . . von ihrer Flucht
nach Afrika unter Alarieh's verheerendem
Einbruch erzählen." Plötzlich stürzt in ihre
trauliche Einsamkeil der Kaisermit gesträubtem
Haar und stieren Blicken, das blutige Schwei t
in der Hand: er hat Aetius ermordet! [144
-146.]
11.
„Unter steigender Beklemmung sah sich
des Senators Petronius Maximus schöne
Gattin, leise und schweigsam in geschlossener
Sänfte durch die geheimsten Gänge des
Pallastes tragen. Wohl hundertmal hatte
sie den Eing ihres Mannes nachdenklich
zwischen den Fingern hin und her gedreht,
und sich gefragt, was ihr die nächtig späte
Einladung der Kaiserin bedeute, deren un-
gewohnte Sendung der Ring eben beglaubigen
sollte." Da sieht sie sich dem kaiserlichen
Wüstling gegenüber, nimmt Gift und erstarrt
in seinen Armen. [146-147.]
12.
Valentinian ist erschlagemvorden;Eudoxia
mitss sich dem neuen Kaiser, Petronius
3Iaxinius, beugen. [148 — 149. |
13
Da sendet sie ihre Sklavin, Amalaswintha
,,zu Eurich dem Gothenfürsten in der Van-
dalen Beich,'^ dass er Geiserich mit seinen
Scharen nach Born führe. [150 — 151.]
14.
Er kommt, verwüstet Born und führt
Eudoxia in Fesseln mit sich fort. [151 — 153.]
15.
„Gefangen, niederer Sklavin gleich,
büsste Roms Kaiserin in Karthagos Mauern
des schwachen Herzens Schuld. Da er-
barmte sich Gott. Die Verlockerin, Amala-
swintha, löste Nachts heimlich und still ihre
Ketten." Nach langer, mühevoller Wanderung
gelangt sie zu einem Kloster. Hir öffnet —
Athenais, die einst verstossenc Mutter. [153
— 155.] Neue Erzählungen, Berlin 1817,
S. 221 ff. -
F. Kind: Eigner Sinn.
,, Gutes lässt sich viel erflehen,
Aber nicht der gute Geist;" 156 — 157. —
Lud. Uhland: Gesang und Krieg.
1.
,, Wühlt jener schauervolle Sturm aus Norden
Zerstörend auch im frischen Liederkranze?"
157—158. Gleich No. 2 Stanzen. —
2.
„Nicht schaamroth weichen soll der Sänger-
orden
335
Frauentaschenbiich. Erster Jahrgang 1816.
336
Wann Kriegerscbaaren zieb'n im Waffen-
glanze;" 159—160. —
Gedichte 1S08, 1 115. — Ludwig Eugen
Hesse: Der Traum des Mägdleins
5 Maria.
„Als noch die Hocligebenedeite
Ein kleines zartes Mägdlein war"
161—164. —
Gotlwalt [=:Seegemund]: An Maria S — d.
ici „In Deiner alten Treue,
Maria, sei auf's Neue
Mit Hulden mir gegriisst."
165—166. —
Gottwalt l^Seegcmund]: An die heilige
15 Cäcilia.
„Wann meine Augen einst verscheiden"
167-168.—
Gottwalt [^ Seegemund]: Die Weih-
nachtsfeier.
20 ,,Es war dunkel und alles still in der engen
Stube, Gottfried sass auf dem Bette, in
welchem die kranke Mutter ruhte, zu ihren
Füssen und wachte" 169 — 188. —
A. Karow: Sabbathstille.
25 ,,Die Zelle strahlt im reinsten Schimmer
heute": 189. —
Lud. U hl and: Auf den Tod eines
Land geistlichen.
„Bleibt abgeschied'nen Geistern die Gewalt,
so Zu kehren nach dem ird'schen Aufenthalt,
So kehrest Du nicht in der Mondennacbt,
Wann nur die Sehnsucht und die Schwer-
muth wacht." 190. —
Gedichte 1S98, I 93. — De la Motte
35 Fouquc: Bitte und Wunsch.
„Betet für mich, Ihr holden, blauen
Augen, wenn mir die Wolken grauen.
Und das Leben mich wilder und wilder
fas.st." 190. —
40 F. Kind: Liebes- Wiedersehn.
„Was kleidet Ihr so weiss mich ein,
So zierlich und so nett?' 191 — 193.
Gedichte 1819, III 261 f. —
Heinrich Löst: Die Nachtigall an
45 Min n a.
,,Sonst traf ich immer nur aus milder Ferne
Dein lauschend Ohr mit klingendem
Gesango" 194. Sonett. —
Minna an ihre Nachtigall (die in
50 einem Blumentopf begraben lag).
,,Den holden Lenz durchbebten Deine Töne"
195. Sonett. —
F. Kind: D a s B 1 u m e n g las. An
einen Freund.
55 „Veilchen welkten, und des Mai's
Nettgebaute Glockenspiele
Regen am verwaisten Stiele
Längst nicht mehr ihr zartes Weiss;"
196-199. Gedichte 1819, III2ilf. —
60 Ludwig Eugen Hesse:
Das Blümchen des Herzens.
„Mir ist ein Blümchen aufgegangen"
200-201. —
Gottwalt [= Seegenmnd]: Die junge
05 Schäferin.
„Zu den Knaben will ich gehen"
201-202. —
Gottwalt [= Seegenmnd] : Des Müllers
Klage.
,,Der Müller kann nicht singen 5
Zu Nacht,
Die Wasserbäche springen
Mit Macht
Auf die rollenden, tosenden Räder hinab:"
203-204. — lü
F. Kind: Der jungen Pächterin
F r ü h 1 i n g s m o r g e n .
„Auf zur Arbeit! Falbes Licht
Schimmert durch die Kürbissranken."
205—208. Gedichte 1819, III 385 ff. — 15
F. Kind: Herbstabend des alten
Gärtners.
,,Die Sonne ging hinunter" 209 — 212.
Gedichte 1819, III 289t. —
J. G. S. [= Seegemund]: Die Fischer- 20
dirne.
„Ein schönes Kind auf leichten Füssen
Geht unbefangen über Land." 213 — 214. —
Gottwald [= Seegemund]: Grete und
Lise. Grete. 25
,, Hochzeit ist im Hause, traun !"
215-217. —
d e 1 a M 0 1 1 e F o u (] u 6 ; D a s S o 1 d a t e n-
licb eben.
,,Was er mir auch hat gestohlen, 30
War doch gar zu hold der Raub,
Süss genommen, süss verholen,
Grün umweht von Siegeslaub." 217. —
F. Kind: Heumahd.
,,Wie froh am Brombeerhange 35
Die braunen Mähder steh'u"
218—220. Gedichte 1819, III295ff. —
Gottwalt [= Sccgenmud.]: Dämmerung.
,, Kreisend ziehn durch meinen Garten
Töne hin gleich Silberschwänen:" 221. — 40
Fanny [= Fransisha Christiane Johanna
FriederiJce Tarnotv 1779—1862, GoedeJce VI
4.32 ff. ABB 37, 399 ff]: Auguste ns
Tagebuch. „Mein Vater ist todt! — Ach,
er war gut, trotz der kalten Aussenseite, 45
die ihm das glänzende, geräuschvolle Leben,
das er über alles liebte, gegeben hatte.
Hätte er nur länger gelebt, so würde der
Werth meiner trefflichen Mutter, ihre duldende
und unüberwindliche Liebe zu ihm doch 50
gewiss noch alles besiegt und entfernt haben,
was zwischen ihm und ihr stand. .Jetzt hat
er, die Erde verlassen, ohne glücklich ge-
wesen zu seyn, ohne glücklich gemacht zu
haben — ach das schmerzt! — •' 222—265. .55
Aus IV a h l ans Fa n n g Ta rnows Sehr iß c n ,
Leipzig 18.30, Bd. 11. —
J u s t i n u s K (' r n e r : K u !• z e s E r-
waclien.
,,Ich bin im Mai gegangen" 268. 60
Dichtungen, III. Aufl., 1811, I 84. —
Ludwig G i e s e b r e c h t
\Ilcinrich Lndwiq Theodor 1792 — 1873; vgl.
Franz Kern, L.' G., Stettin 1875]: Sehn-
sucht nach Erlösung. 65
337
Frauentaschenbuch. Zweiter Jahrgang 1816.
338
,,A11 mein Denken, all mein Siunen"
269. —
A, Kai'ow: Die Freude an den
Dichter.
„Wenn alle Nachtigallen schlagen,
Dann, Lieber, will ich wieder kommen;"
270. —
A. Karow: Xachtgruss.
,, Lausch' empor, mein zartes Himmelskind"
271. —
Gottwalt [^= See(/cmiind]: Die frühen
Lieder.
,,Es ist recht süss und wehe doch
Die alten Lieder lesen,
Die man erfunden, die man noch
Ein liebes Kind gewesen;" 272. —
F. Kind: Sehnsucht des Lehrlings.
,,(_) dass ich nicht ein Malerbin!"
273-274. —
Sebastian: Lied vom Steuermann.
„Uns ist in Sturmesnoth
Ein Steuermann gegeben" 275 — 27(3. —
de la Motte Fouquö: Walgerss und
llildegunde. Eine Polnische Sage in
Balladen.
Fussiiote: „Die Polen sprechen Walgerss:
Walgersch."
Lieb eslioffnung.
., Tanze leicht, mein weisses Rösslein,
Du, viel Goldes werthl" 277 — 279.
Der Tanz.
,,Weit sind die Pforten aufgethan
Zu Frankenkönigs Feste" 279- 281.
Die Waffeuübung.
,,Mit hinaus im reis'gen Zug!'' 281 — 283.
Des Polen Liebesklage.
,, Durch Forstes Irren
Geht er allein.
Recht tief in der wirren
Gesträuche Dunkel hinein. 284—286.
Der Sieg der Lieder.
,,Ein heimlich Sinnen schwebt, gleichwie
ein Flor,
Am Morgen drauf um Fräulein Hildeguud"
286—289.
Des Herrn vom Rheine Fahrt.
„Weit weg von dem Schlosse,
Durch manch ein Thal,
Waldaus, bergan, "waldein.
Da reitet, im Herzen Liebesqual,
Der edle Herr vom Rhein" 289—291.
Die Flucht.
,, Rings um die Veste
Des Fraukenherrn
Hiilt Nacht verschleiert,
So Mond als Stern." 291—292.
Der F a s s am Rhein.
„Mein Fährmann Du vom Rheine,
Auf, löse Deinen Kahn;" 293 — 295.
Der Zweikampf.
„Halt an, Du Held, Dein Ross!"
295—299.
Des Verliebten Heimkehr.
„Polenritter, Polenfrauen,
Koramt hervor zum Tanze! 299 — 301.
Die Feld Züge.
,, Wohinaus, wohinaus, Walgerss, mein
Held?" 301—303.
Hildegundes Klage.
„Was hilft mir all' das Ehrbezeigen?" 5
303-304.
Der Zofe Rathschlag.
„Herrin, Herrin, lass das Weinen
Weinen trübt der Augen Licht;"
305 — 306. 10
Die Nachtfahrt.
,,Wislaus, süsser Räuber,
Lass schnell die Rosse traben,
Denk nicht an Kuss und Sang."
306—308. 15
Des Siegers Heimkehr.
,,Lasst die Rosse lustig springen!
308-309.
Der Verrath.
,,f]s stand am goldnen Schlossesfenster 20
Schön Hildegunde." 309—311.
Der Hohn.
„Fesselt mir den Feind mit eh'rnen Schlingen
Schwer au dieses Speisesaales Wand."
312. 25
Das Gericht.
,,Was siehst Du heut so finster, schön
Hildegund?" 315-316.
Des Rächers Heimkehr.
,, Polenritter, Polenfrauen, 30
Schwebt hervor zum Tanze!"
316—317.
S c h 1 u s s.
„Nicht lauge mehr hat er darnach gelebt."
317. Gedichte, 181S, III 105f}. — 3,i
Zweitei* Jahrgang 1816.
„Ihrer Kaiserlichen Majestät
der regierenden
Kaiserin von Russland,
Louise Marie Auguste Elisabethe Alexiewna, 4o
der erhabenen Fürstin,
die auch auf dem Throne zweier
Welttheile der
freundlichen Heimath nicht vergessen,
der 45
s i e fr g 0 k r ö n t e n ( i o f ä b i- 1 i n
Alexanders des Gesegneten,
der,
wie jener des AI terthums dem Orient
Ketten, M
dem Occident Freiheit gebracht,
in tiefster Verehrung geweiht
vom Verleger".
1. Vorsatzblatt.
,,Vom fernen Norden kam die frohe Kunde 55
Der Welterlüsung aus Tyrannen-Ketten,
Ein Gotteshcld ward ausgesandt zu retten.
Mit Legionen Himmlischer im Bunde.
22
339
Frauentaschenbuch. Zweiter Jahrgang 1816.
340
Da schlug auch uns die Auferstehungs-
stunde!
Der Rhein fuhr auf in seinen Felsenbetten:
Wer, rief er, kommt zu brechen meine
5 Ketten V
Und Alexander! schoU's aus Einem Munde.
Und wie es wohl in alter Zeit geschehen,
Dass Engel an der Helden Seite standen,
Ward auch bey Ihm ein Himmelsbild ge-
10 sehen.
Ein sel'ger Glanz erschien in allen Landen —
Und als wir nach dem Licht von Oben
schauen:
Du warst es, königlichste aller Frauen!"
j5 ü. VorsaUhlatt. —
Andeutungen, die Kupfertafeln betreffend.
Der Umschlag.
[Ges. von Haller v. Halle) stein, gesi. von
Crist'iJt Geisler, Nürnherg.]
20 Die Vorderseite.
,,Ein Kreuz, von Lilien umblüht, ist das
Erste, was dem Auge begegnet, welches die-
sem Büchlein seine Aufmerksamkeit schenkt.
Denn der fromme Sinn, der als Zeichen der
25 höchsten und innigsten Vereinigung des
Göttlichen und Menschlichen das Kreuz ver-
ehrt, soll das Erste sein, wonach der Mensch
überhaupt, und insbesondere die weibliche
Natur zu ringen hat; denn ihren Händen
3Q ist die erste Pflege unsterblicher Geister an-
vertraut. Aber nicht die Tulpe in eitler
Farbenpracht, nur die reine Lilie in ihrem
fleckenlosen Weiss darf Ihm sich nahen.
In dieses zarte Lilienweiss kleidet am
35 liebsten sich die Demuth, die erste und lezte
aller menschlichen und weiblichen Tugenden,
und der heilige Boden, woraus sie insge-
sammt sprossen. Nicht erkünstelt fromme
Gefühle zur Schau tragend, sondern in un-
40 gefärbter Treue gibt sie gern Dem sich
eigen, den das Kreuz bedeutet, und mit
Freuden ihr Kreuz auf sich nehmend, ver-
mag sie auch ihre liebsten W^ünsche an das-
selbe zu schlagen, wenn die höhere Stimme
45 gebietet. — "
Die Gegenseite
bezeichnet, so wie jene durch das Kreuz
das himmlische Leben, durch den aufge-
stellten, mit Hosen reich umblühten, mit
50 Rosen bekränzten Ritterharnisch die irdische,
die Kehrseite des Daseins, jedoch in seiner
höchsten Erscheinung als Eitterthum für
Glauben, Vaterland und für die Ehre der
Frauen. Vielleicht berührt sich in lezterer
55 Beziehung die Idee einer männlichen Rü-
stung am innigsten mit der einer Dichtergabe
für das holde Geschlecht. Die Rosen, wo-
mit der Harnisch umwunden, mögen selbst
für diese Vermuthung sprechen, und vielleicht
60 stimmt manche duft'ge Rosenlippe bei! Wie
heisst sie doch, die liebe Hand, welche die
tausend Sorgen und Mühen des heisseu
Lebens, welche die ebeme Rüstung, worin
der Mann den feindlichen Weltkräften Troz
bieten soll, mit ewig frischen Rosen bekränzt,
welche Eisenfesseln selbst in Rosenketten
wandeln kann, ja aus dem Blut des rühm-
lich gefallenen Kämpfers die Rose einer 5
ewig sehnsüchtigen Erinnerung aufblühen
lässt? —
Der Rücken des Umschlags deutet
mit seinen Verzierungen in leicht fasslichen
Symbolen auf die verschiedenen weiblichen 10
Tugenden, welche der Titel in noch an-
schaulicheren Bildern zu versinnlichen strebt.
Der Titel.
[Gez. von Haller von Hallerstein,
gest. von Alhert Eeindel.]
Im vorigen Jahrgang bezeichneten die 15
Verzierungen des Titelblattes den Kreis des
weiblichen Daseins im Geist des Mittelalters
im Allgemeinen, und stellten sowohl das-
selbe in seinen 4 vornehmsten Altersstufen,
als auch dessen Hauptbestrebungen in ent- 20
sprechenden Sinnbildern vor. Diese Be-
strebungen, im Kinde, in der Jungfrau nur
noch als schöne Anlagen wie in Blüthen-
kelchen verschlossen ruhend, haben sich in-
dess, so wie das Weib zu seiner höchsten 25
und letzten Bestimmung still herangereift,
zu entschiedenen Tugenden entfaltet, und
diese, die Zierden der weiblichen Natur, hat
der Künstler auf dem Titelblatt, welches
gleichsam eine Steinplatte zeigt, wie in 30
dauernden Granit, als unvergängliche Bilder,
eingegraben. Ernst und lieblich stehen in
gothischen Bilderblenden die Figuren, leicht
kenntlich an ihren Attributen — die erste
der Glaube mit dem Kreuz und dem nach 35
oben brennenden Herzen, — ihr gegenüber
die Liebe mit dem Säugling an der Brust,
und dem Pelikan zu Füssen, der, nach der
Sage, seine Jungen mit seinem eignen Blute
tränkt — sodann die Unschuld mit Taube 40
und Lilienstengel — endlich der häuss-
liche Fleiss mit dem Rocken. Ein Raucli-
fass, als Bild der Andacht und Inbrunst,
füllt den obern Verzierungsraum. Im unteren
bezeichnen Anker und SchlüsseldieTugenden 4.j
der Hoffnung, der Treue und Verschwiegen-
heit.
Tafel 1.
D a s T i t e 1 k u p f e r. [C. Kolhe del. ;
A. Eeindel sc] 50
Wenn im vorigen Jahrgang die blühende
Jungfrau den Garten der Poesie und Liebe
erschloss, in dessen Blumen und üppigem
Grün tausend romantische Träume jugend-
licher Phantasie fruchtverheisseud zu blühen 55
schienen: so hat sich nun die holde Gestalt,
zur sittsamen Matrone erwachsen, aus dem
bunten reichen Garten zurückgezogen in das
stille häusliche Gemach, fröhlich zurück-
schauend auf manche erfüllte Hoffnung, no
über manche vereitelte getröstet durch jene
höhere Hoffnung, zu welcher ein treu er-
füllter Beruf als Gattin und Mutter, berech-
tigt. Da stehet die züchtige Hausfrau, den
341
Frauentaschenbuch. Zweiter Jahrgang 1816.
342
Schlüsselbund an der Seite, vor dem ge-
öfneten Schrein voll Erzeugnisse des stillen
Fleisses, weiblichen Ai-beitsgeräths, Gefässe
zum Hausgebrauch u. s. w. und winkt den
5 Beschauer mit freundlichem Ernst herbei.
Rocken und Weife ist nicht vergessen, und
scheint, an jene treue schöne Zeit erinnernd,
wo noch Ritterfrau'n und Königstöchter
spannen, unsre heutigen Schönen von dem
10 allzuemsig besorgten Stickrahmen zu jenen
einfacheren und gesunderen Beschäftigungen
der deutschen Vorzeit zurückrufen zu wollen,
die, wenigerdemDienstder Eitelkeit fröhnend,
wohl eben so warme Empfehlung verdienen
15 als die altdeutsche Tracht, die ohne alt-
deutsche Gesinnung doch weiter gar nichts
ist, als eine Hülse ohne Kern.
Tafel 2 u. 3.
[Beide Tafeln zeichnete M. Hetz seh, Tafel
20 ~ stach H. Schmidt, Tafel 3 Fr. Geissler]
Der unbekannte Kranke.
Fou([ue"s kleine Romane Theil III.
Seite 62 u. 92.
Wie die Verherrlicliung des Christen-
25 thums der Hauptzweck der meisten und
glänzendsten Dichtungen unsers Fouque ist:
also auch der Erzählung vom unbekannten
Kranken. Einem Magus d. h. einem Un-
glücklichen, der, über dem Geschöpf den
3Q Schöpfer, über der Natur iliren ewigen Ur-
heber vergessend auf falschem Wege, wo
der Strahl des Lichts von Oben erlischt und
das krankhafte Gemüth der Gewalt der Unter-
irdischen anheimfällt, in den Tempel des
35 ewigen Geheimnisses zu dringen versucht,
dessen Pforte blos dem reinen Herzen sich
öfnet — einem solchen Verirrten gelingt es,
der unerfahrenen Jugend eines deutschen
Malers sich zu bemächtigen und ihn auf den-
4(1 selben Abweg zu verlocken. Und so wie
jenem die Natur mit ihren räthselhaft un-
geheuren Kräften, so muss diesem die Kunst
der alten Welt das Werkzeug werden, dessen
sich der Geist der Lüge zu seiner Verführung
45 bedient. Wir haben in den neuesten Zeiten
viel gehört und gelesen von einer soge-
nannten ,, göttlichen Frechheit", die dem
Künstler wohl anstehe und wie ein gewisser
Grad von Unsittlichkeit die Seele des ächten
,r,0 Künstlerlebens sey. Und in diesem Fall-
strick haben sich der Unsern viele gefangen,
von welchen daher auch keine Spur leben-
digen Wirkens übrig geblieben. Denn es
sind die Werke der Kunst keineswegs Kinder
55 eines wüsten wilden Rausches, sondern einer
klaren nüchternen Beschaulichkeit. Also
sind Albrecht Dürer, der deutsche Maler,
und andere seiner Zeitgenossen gross ge-
worden, und selbst Phidias und all' die ge-
60 priesenen Meister der Griechen haben ihre
Göttergestalteu wohl mit ernsterem Sinne
gebildet, als der kranke Kraftkitzel heutiger
Kunstlüstlinge wähnt. Aber es ist dem Stolz
der Menschen ein allzu verführerischer Ge-
danke: „über die Natur und deu Menschen
zu herrschen wie die alten Götter!" Was
Wunder, dass unsern jungen Maler Frei-
m-und derselbe Schwindel ergreift, zumal in
jenem Lande, wo die Citronen blüh'n und 5
wo der Sinnengeist den Menschen ohnehin
stärker beherrscht, als im kühlem Norden!
Endlich folgt der Jüngling seinem Lehrer,
dem alten Zauberer, nach Deutschland, be-
deutsam verkleidet in die Tracht jenes Glau- ,q
bens, dessen Seele, wie ein grosser deutscher
Schriftsteller sagt, die ,, Begeisterung des
Hochmuths" ist. In der Vaterstadt des
jungen Malers wirft den schon längst geistig
kranken Alten auch eine leibliche Krankheit i^
aufs Lager. Aber diese Krankheit hat die
leitende Hand über den Wolken zur heil-
samen Krisiserkohren, die beider Abtrünnigen
Rettung herbeiführt. In 2 ansprechenden
Bildern hat ein Künstler, dem jener oben 20
gerügte Uebermuth der Afterkunst fremd
geblieben, die Hanptmomente der Erzählung
festzuhalten gesucht. In dem ersten (Tafel
2) sehen wir den unbekannten Kranken in
den Armen des als Türke verkleideten Jung- 25
lings mit dem schrecklichen Uebel ringend;
eine Larve, die sein Gesicht, entstellt vom
Zauber des Abgrunds, bedeckt, lässt zwar
die Folter des Gequälten nicht in den Mienen
lesen, aber das gewaltsam zurückgebogene 30
Haupt, der ausgestreckte Arm, die zusammen-
gekrämpfte Faust verrathen nur zu deutlich
die innere Pein. Da tritt der alte würdige
Arzt, in welchem später der Vater des Jüng-
lings erkannt wird, sein Arzneikästchen 35
in der Hand, ins hellerleiichtete Gemach,
mit jenem rüstigen Glaubensmath, der keinen
Spuk der Hölle scheut und alle Gewebe
der Finsterniss mit einem Griff zerreisst.
Die Macht der Kunst bezwingt des Armen 40
leibliches Uebel bald, auch sein geistiges
bessert sich durch des wackern Arztes, der
Leib und Seele zugleich heilt, frommen
kräftigen Zuspruch. Der Jüngling, noch nicht
so tief verstockt im Dienst des Bösen, wird 45
zuerst gerettet. Denn ihm ist, wie droben
die ewige Liebe, auch ein holdes Bild
sterblicher Liebe, ein ,, Engel" an Gestalt
und Namen, in Welschland lieblos von ihm
verl,assen, nachgezogen über die Alpen. 50
Eines Morgens findet der Jüngling Vater
und Geliebte betend im Freien — ,,sie beten
für mich!" dieser Gedanke bricht ihm das
Herz; er wirft den Turban, das Zeichen des
Dienstes der Eitelkeit, von sich; die schwarze 55
Farbe, die sein Angesicht verstellt, fliesst,
abgewaschen, mit dem Gedächtniss der
schwarzen Vergangenheit, mit des Baches
Wellen hinweg; Vater und Liebende erkennen
ihn (Tafel 3); mit der alten Liebe kehrt die go
alte deutsche Kunst in sein Herz zurück
und ein schönes Leben thut sich wie ein
reicher Garten mit unabsehbaren Baum-
gängen vor ihm auf. Auch der alte Zauberer,
aus seinem langen furchtbaren Fiebertraum 6.5
22*
343
Frauentaschenbuch. Zweiter Jahrgang 1816.
344
aufgeschreckt, findet Gnade und büsst im
Kloster ein reiches, in trüben Missverständ-
nissen vergeudetes Daseyn.
Tafel 4. u. 5.
[Beide eeichnete Retzsch, die erste stach G.
Bist, die sioeite Fr. Geissler.]
Das Schwerdt des Fürsten.
Aus Fouqu(''s kleinen Komanen
Th. 11, S. 169 u. 175.
In dem Kriege, welchen Albrecht von
Brandenburg, wegen seines Heldenwesens
Achilles zubenannt, mit der alten freien
Reichsstadt Nürnberg führte, kämpften auch
zwei wackere junge Degen, Söhne der ehr-
würdigen Stadt, Leutwalt der Sänger und
Adelhard, Waffenzögling des Achill-Hohen-
zoUem, nach dessen grossem goldeingelegten
Schwerdt viele edle Jünglinge der Stadt,
vor allen aber jene beiden ein Verlangen
trugen, welches nur denen begreiflich ist,
die da jene wundersame Magnetenkraft des
Eisens für die männliche Brust nicht blos
aus dem Homer kennen (,,da8 Eisen zieht
von selber den Mann an." Odyssee Gesang
19 V. 13.) Das Loos hatte dem lieblichen
Sänger, der doch nicht allein das Schwerdt
des Liedes zu schwingen verstand, die Füh-
rung des Stadtbanners zuerkannt, gestickt
von der Hand der schönen Elisabeth, eines
Ratsherrn Tochter von Nürnberg und die
Krone der Stadt. Beide fühlen sich ent-
zündet von der holden Blume, doch ihr
Herz wandte sich, wie die Sonnenblume der
Sonne, dem Kriegerglanz des ritterlichen
Adelhard zu, wiewohl der Vater ihre Hand
dem Sänger versprochen. Als nun aber der
Achilles sich den alten Mauern Nürnbergs
mit seinen Schaaren nahte und die kampf-
lustige Jugend der Reichsstadt ihm entgegen-
zog: waren Adelhard und Leutwalt mit noch
14 kühnen Jünglingen dem Haufen voran-
gejagt und sahen plötzlich von einem Hügel
ihnen nahe gegenüber die feindliche Schlacht-
ordnung, in der Ebene Waffen blitzend sich
entrollen. Da auf einmal sprengt ein eherner
Kriegsfürst mit goldnem Helm auf weissem
Streitross auf die Jünglinge ein (Tafel 4),
die kleine Sciiaar stürzt von seines Schwerdtes
Schwüngen oder flieht erschrocken der Stadt
zu, deren ,,alte Vcste" aus der Ferne herüber-
überschaut. Leutwald sinkt unter dem mäch-
tigen Schwerdt des Achilles (denn Er ist
es selbst!) vom Ross zu Boden, aber des
Jünglings Hand hält noch, mit krampfhafter
Stärke, seiner Vaterstadt und seiner Elisa-
beth Banner fest, als wollt' er auch im Tode
niclit von ihm lassen. Auch Adelhard fasst,
ritterlich kühn und gewandt, des Banners
Stange; aber ein gewaltiger Scliwertstreich
des Gegners wirft auch ihn betäubt und be-
sinnungslos zur Erde; die Trophäe bleibt
in des Achilles Heldenfaust, während sein
Stahl wie ein dräuender Komet hoch in die
Luft aufblitzt und seine waekern Krieger,
um ihn, den Einzigen im Kampf mit Sech-
zehn, besorgt, dunkel hinter ihm andrängen.
Des freundlichen Sängers Geist entfloh zur
ewigen Heimath der Lieder, davon die sterb-
lichen Gesänge nur ein schwach verlohrner
Nachhall. Der schwer verwundete Adel-
hard wird in seine Vaterstadt gebracht, in
das Haus des Vaters seiner Elisabeth, der,
nach Leutwalt's Erlöschen, für Adelhard's
Genesung die Hand seiner Tochter dem
Jüngling gelobt hat. Darum darf die züch-
tige Jungfrau ohne Errötheu des Kranken
pflegen, der unter solchen Arztes Sorge
auch gar bald wieder von seiner Wunde zu
genesen beginnt. Da geht eines Tages die
Thür auf, der grosse Achill, der indess mit
Nürnberg Friede gemacht, tritt herein an
des ehrwürdigen Ratsherrn Hand (Tafel 5),
willens, der Verlobung seines vormaligen
Waffenzöglings beizuwohnen; (denn beider
wahren Kraft wohnt beständig menschlicher
Sinn und gütige Milde.) Freundlich fasst er
die Hände beider Liebenden und fügt sie
in einander, während der stattliche Ratsherr
und die sittige Hausfrau die stille Feier mit
würdiger Fassung begeh'n. Abei' ein be-
deutender Wink des Fürsten begleitet das
Werk der Liebe: nicht noch einmal, bemerkt
er dem Jüngling, möge er sich gelüsten
lassen nach dem Schwerdt, welches für eine
gar andere Faust geschliffen, nach einem
Kleinod, welches ein höherer Wille nach
Wohlgefallen vertheilt: „Denn die Gaben
der Fürstenschwerdter sind feierlich und
lasten schwer."
Tafel 6.
[Von Bctssch gezeichnet, von Geissler
gestochen.]
Die Zauberer und der Ritter.
[Von Fouquc.]
Aus dem Tasclienbuc|h S. 8.
Dasselbe grosseThema, welches derDich-
ter im Zauberring behandelt, wiederholt er
in diesem kleinen, aber überaus köstlichen
Drama, in — jedoch nurscheinbar — engerem
Kreise, und — (soll der Erklärer aufrichtig
seyn!) fast auf noch menschlichere einfach
ansprechendere Weise, mehr Herz zu Herzen,
als in jenem grossen Prachtgcmählde. Es
ist der Sieg des Christenthums über die
dunkeln Zaubereien und Gräuel jenes ent-
arteten Heidentliums, das, im Lauf der Jahr-
hunderte dem ursprünglichen Licht fast gänz-
lich entfremdet, endlich sich so völlig ver-
lohren in den Dienst des Bluts und der unter-
irdischen Mächte, dass selbst, was vom An-
beginn aller Religion Mittelpunkt und tiefstes
Geheimniss war, in ihm zur scheusslichen
Fratze, das ewige Gottesopfer zum gräss-
lichen Menschenopfer geworden. Vor dem
Kreuz auf dem Schwerdt des Christenritters
zerstiebt des Abgrunds dunkler Spuk —
reine Erdenliebe steht jener höheren Liebe
am nächsten und empfängt am leichtesten
in sich deren Strahl von Oben — der Vater
345
Frauentascheubuch. Zweiter Jahrgang 1816.
346
des Mädchens wird sodann für den Glauben
der Liebe gewonnen, denn als Vater steht
er dem Menschlichen, dessen Gipfel das
Göttliche ist, näher als jener finstere Ge-
sell, den kein zarteres Band an die freund-
liche Erde und an den schönen Himmel
knüpft. — Doch auch für diesen ist das
Thor der Gnade nicht ganz verschlossen,
aber ihm, der mit recht verteufelter Conse-
quenz auf seinem Heidenthum beharrt, muss
harter Dienst als Knecht eines Knechtes der
Weg zur vielleicht dereinstigen Rettung
werden. — Gar ergötzlich guckt mit grossen
dummen Augen die ganz gemeine Natur,
die weder an Hölle noch Himmel, sondern
blos an den Magen glaubt, aus dem Busch
hervor in das wunderliche Thun und Treiben,
und sieht im Tanz der Sphären nur einen
lustigen Kehraus und Walzer, der nichts
macht als Appetit. Dass der Mond (auf dem
Baum unsers Sonnensystems vielleicht die
überreifste Frucht!) in seiner gespenstischen
Abgestorbenheit, schon vor Alters der grosse
Zauberer war, dem die 'J'hore des Todes offen
stehen, der Repräsentent alles schauderhaft
geheimnissvollen, weiss man bereits aus den
griechischen Mythen. Dass aber der Mann
im Mond noch zuweilen Lust bekömmt zu
schönen Erdentöchtern, wird man ihm kaum
verargen, wenn man das einsame traurige
Leben bedenkt, das er oben auf dem todten
kalten Sterne fühern muss und wenn man
sich erinnert, dass der Mond selbst noch
immer zurück verlangt nach dem Element
des Lebens und der Liebe, dem Wasser,
dessen er gänzlich ermangelt, welchem sehn-
süchtigen Hinneigen die Erscheinung der
Ebbe und Fluth zugeschrieben wird. Dass
er die Liebenden in Stein verwandelt, was
der Mond selber ist, darf auch Niemand
Wunder nehmen, nur dass keine Morgen-
sonne ihn zurtönendenMemnonssäule machen
will! Aus der urlangen Trennung von der
Erde, die noch immer mit ihren liebenBlumen
und Menschen fröhlich fortblüht und wo auf
einen Winter noch stets ein Frühling folgt,
ist es endlich zu begreifen, wie der Mond-
geist, der Menschensprache längst entwöhnt,
nur noch in halbartikulirten Tönen lallt und
winselt — es ist das Schlafreden eines Nacht-
wandlers, (der Mond ist der mondsüchtigste
Narr unter'm und über'm Monde!) das dumpf
verworrene Brausen des dunklen Elements,
welches wie das Rauschen des Windes, wie
die Stimme des Wassers, wohl manchmal
menschlichen Laut nachzuahmen scheint,
aber bald wieder unverständlich durch Wald
und Busch forttosst — fast wie die prosaische
Erklärung eines ächten Dichterwerks.
Tafel 7.
[Von Itetssch fi es: cid in et . von M. Esslinyer
ficsti)rhen.\
Der Cypressenkranz.
[Von Caroline l-'oi(qiii''.\
Aus dem Taschenbuch Seite 91.
Diese mit der Freyheit der Dichtung und
der furchtbar ergreifenden Wirklichkeit des
Lebens entworfene und ausgeführte Erzäh-
lung bedarf keines erläuternden Wortes. 5
Die Dichterin hat hier aufs neue bewährt,
dass sie in der sichtbaren Welt wie in jener
der Geister gleich wohl zu Hausn ist.
Tafel «.
[Von Reürch und llist geschaffen.] 10
Der ewige Jude.
[Von Frans Hörn.]
Aus dem Taschenbuch, S. 126.
Die graue Sage vom ewigen Juden ist,
wie alles, was aus dem Geist des Volkes 15
lebendig entsprungen, so vieldeutig und un-
erschöpflich, dass jene sinnreiche Variation
auf das alte Thema gewiss willkommen ist.
Die genannte Erzählung will uns vielleicht
andeuten, wie der im Irdischen befangene, 20
gegen den Glauben an das Höhere blind
verstockte Verstand, durch den Nebel der
weltlichen Dinge das Licht von oben zwar
zu ahnden, auch wohl das Hohe und Heilige
recht logisch und gelehrt zu demonstriren 2.')
vermag, im Grunde aber doch in dem Gött-
lichen nur den Wiederschein der eigenen
Beschränkung und Gemeinheit erblickt, und
wie der geworfene Stein zwar Himmelan
strebt, aber bald von seiner Schwere gezogen 30
zur Erde zurückkehrt, des Lebens einzigen
und höchsten Zweck blos in des Lebens
engen Gränzen suchend, und wechselsweis
in Hoffarth eitlen Wissens und thierischem
Genuss sich abarbeitend und verzehrend. 35
Ein solcher Geist, ins Irdische gebannt,
wird ruhelos gehetzt durchs wüste Leben
und kann nicht ersterben, nie und
nimmer aufgehen, in dem Licht göttlicher
Anschauung, und durch solchen seligen Tod 40
hindurchdringen zum wahren ewigen Leben:
gleichwie die Mumien Egyptens, von irdischen
Stoßen einer Scheinunsterblichkeit bewahrt,
vor den Rückkehr ins reine Element auch
immerdar zurückgehalten werden. Also hat 4.5
der ewige Jude die Göttlichkeit des Herrn
gar wohl geahndet, und wusste sich viel mit
seinem Wissen vor der armen blöden Menge.
Aber er hoffte von ihm ein irdisches Reich
und weltliche Herrlichkeit, und vermochte .-,0
sich Ihn, — vor dem der Engel Kronen
sinken, den der Himmel Himmel nicht um-
fassen — - nicht anders zu denken, als in
irdischer Krone und Purpur. Und als Er
nun in niedriger Gestalt, mit seinem Kreutze 55
beladen, vor seiner Thüre rasten will, da ver-
stösst ihn der Hartherzige von seiner Schwelle;
denn nun sieht er ja alle eitle Welthoffnungen
schwinden, nicht ahnend, dass der Göttliche
eben auf dem Wege ist, durch seinen Tod 60
das rechte Leben und ein ewiges herrliches
Reich zu erwerben. Also betrachtet, erscheint
der Fluch, dass der Verblendete ewig um-
wandeln soll auf Erden, als kein willkühr-
347
Frauentasclienbuch. Zweiter Jahrgang 1816.
348
lieber Machtspruch, vielmehr als ein noth-
wendigea Naturgesetz; denn für das Irdische
ist kein Himmel, die Erde ist sein Himmel,
ihr entfliehen wollend, bliebe ihm nichts,
5 als eben — das Nichts; darum niuss er ewig-
lich ohne Rast umtreiben, zwischen Tag und
Nacht, zwischen Seligkeit und Verdammniss,
bis dass er erkennt „die Unzulänglichkeit
des Lebens zum wahren Leben," die unbe-
10 friedigende Dürftigkeit der Erde und ihrer
Freuden für den zur Unsterblichkeit ge-
schaffenen Geist, und bis ihm aufgegangen
ist das Geheimniss des Todes, wie auf ihm
des Lebens Grund beruht, und wie durch
15 Seinen Tod — das rechte Leben offenbar
worden. — Ein ernster Lehrer dieser ei'nsten
Wahrheit, wandelt er noch heut zu Tag
unter uns umher, jener unstäte Geist, wenn
auch nicht in menschlicher Gestalt, doch nur
20 zu oftin philosophischen Systemen, politischen
Träumen, im bunten Einerlei des sogenannten
geselligen Lebens und in tausend andern
eitlen, mühseligen Bestrebungen des armen,
wahnsinnkranken Menschengeistes — dieses
25 wahren ewigen Juden! — uns begegnend.
Dr. F. G. Wetzel. —
Inhalt: 5 unpaginiHe ScUe)i. —
L M. Fouque: Die Zaubrer und der
Ritter. Einige Scenen von Fou([Ui'.
30 l-~"
Personen:
Erich Kanitz, ein junger Ritter.
Abrodat )„ ,
b 1 m u 1 e 1 1 J
35 Kaspar, ein Bauer.
Die Erscheinung des Mondmannes.
o
(Nacht. Wilde Waldgegend am Ufer
der Ostsee in Preussen.)
40 Kaspar (tritt auf).
„So wollt' ich doch — und würd' ich auch
so alt.
Wie Goliath, — wollt' ich sagen, wie
Methusalem! —
45 So wollt' ich doch mein liebes Leben lang
Nicht wieder den verfluchten Bernstein
suchen!" 1 — 55.
Gedichte, Stuttqart und Tübingen 1820,
IV. Band. —
50 Friedr. Krug v. Nidda.
[Friedrich Alhrecht Frans; Meuiel-
Ersch, Das gelehrte Teutschland, XVIII
44Sf\:
Der Wunderbare.
55 Osth uri ngische Legende.
,,Von ferner Brittenküste
Zog einst in gläub'ger Ruh
Winfried der Haidewüste
(iermanscher Marken zu;"
60 5Ü-61. -
Gottwald [= Seegemund] :
Nachtbegleitung.
,,Was wallt mir so zur Seite
Und gibt mir bei Nacht das Geleite
Waldein hinab und hinauf?" 61—63. —
Freimund Reimar [^=^ Rüchert]:
Zw ei Sonette
aus einer ländlichen Todtenfeyer.
,,Die Rose sprach zurLilje: dich verneigen
Musst du vor mir; denn ich war die
beglückte, —
Der Jene, die der Himmels Aug' eutzückte.
Die Beete Ihrer Wangen gab zu eigen." lo
63-64.
II.
,,Süss ist der Sonne Blick nur, weil zu
strahlen
Er scheint so bell, als einst gestrahlt der 15
deine;" 64. —
Caroline de la Motte Fouqu6 [geh.
von Briesf, 1773—1831; Goedeke VI 131f;
ABB 7, 200 f\:
Der Cypres senkranz. 00
,,Was der Friede seit Monaten verhiess,
sollte endlich erfüllt werden. Die Regimenter
kehrten zurück. Ernst und feierlich zogen
sie in die befreite, wunderbar errettete Haupt-
stadt ein." 65 — 95. Neue Erzählungen, 05
Berlin 1817, S. 157—190.
Fouque: Ein Klaglied des kranken
Ritters.
„Du Brust voll Gluth nach Ehre,
Warum, warum so schwach?" 30
95-96. Gedichte, 1817, II 73 f. —
Fouquö: Mailied im Jahre 1815.
„Frank und frei.
Lieber Blüthenkönig Mai,
Kommst Du in die Welt gezogen" 35
96—98. —
Ehrenfried Blochmann [Christian
Ehrenfried Lehrechf, 1777—1840, Goedeke
VII 422; Meusel, Das gel. Teutschland, 1820,
Xr//Z85]; Weihnachtslied. 1813. (Auch 40
wohl in der Weise: „Vom Himmel hoch da
komm ich her" zu singen )
,,Vom Himmel fliegt der Engel Schaar,
Und künd't uns fröhlich's Neues Jahr."
98 -IOC). — 45
Fouque: Geh e t.
,,Gieb, Herr, dass heil'ges Sehnen
Diirchglüb' all mein Sinnen"
10(3-101. Gedichte, 1817, II 76 f. —
Franz Hörn: Der ewige Jude, eine .50
Novelle.
1.
„In der Dämmerung eines freundlichen
Oktoberabends sass der alte Graf von Lau-
ingen im Lehnsessel am Kamin, und hörte 55
dem wohlbelesenen Schlosskaplan zu, der
ihm manche denkwürdige Geschichten aus
älterer und neuerer Zeit erzählte."
102—187. Novellen, Berlin 181!), Bd. 1. —
Fouque: Trost. 60
,,Wenn alles eben käme.
Wie Du gewollt es hast,
Und Gott Dir gar nichts nähme.
Und gab' Dir keine Last,
349
Frauentaschenbuch. Zweiter Jahrgang 1816.
350
Wie wär's da um Dein Sterben,
üu Menschenkind bestellt?"
187—188. Gedichte, 1817, II 75. —
Paul Gr. V Haugwitz [1791— ISSO;
i ABB. 11, 69f]: Beim Schlafengehen.
„Deck' dich zu, deck' dich zu
Schlummre nun zu guter Ruh."
188—189.
F. Kind: Christus als Gärtner. (Alt-
10 deutsches Altarbild.)
,,Als die drei Frauen, die mit Salben nahten,
Bei SabbatslVüh' zum heil'gen Grabe traten.
Da sahen sie herabgewälzt den Stein;"
189—191. Gedichte, 1817, 1 2öf. —
l.i Ludwig Giesebrecht:
Sanct Veronica.
,,Zu des Lebens leztem Gange,
Schickt sich schon der Heiland an"
191—194. —
20 Joseph Freyherr v. Eichendorff
[Joseph Karl Benedikt, 1788—1857, Gocdclr
VIII, 178ff\: Die Brautfarth.
„Durch des Meeresschlosses Hallen
Auf bespültem Felsenhang
25 Weht der Hörner festlich Schallen"
194-199. Werke I öSO/f. —
Caroline Baronin de la Motte
Fouque, geb. v. Briest:
Der Abtrünnige.
30 Eine Vision aus der Nacht des siebe n-
ten August 1814 in Berlin.
„Das Schauspiel war beendet, die schönste
Sommernacht brach herein, zwischen den
grünen Linden flackerten auf weissen, leicht-
35 geformten Feuerbecken die bellen Flammen".
200—227. Neue £*-., 1817 = „Kl. Bo-
rn an enhihl. von u.fiir Barnen'^, 7. Liefe-
rung, S. 191 ff. —
j, Gustav Schwab [Gustav Benjamin,
40 1792-1850, Goedeke YIII, 216ft, ABB. .33,
S. 153/f.]: Der Todesklang. Ballade.
„Es steht an Finnlands Gränzen
Ein festes Schloss erbaut" 228—230. —
Gedichte 1828, I 181. — Joseph Freyherr
45 V. Eichendorff: Das kalte Liebchen.
Er. ,,Lass mich ein, mein süsses Schäzchen!
Sie. Finster ist mein Kämmerlein." 230 — 231.
Eichendorffs Werke I 663f. — Joseph
Frey h er r v. Eichendorff: Ver-
ta schiedene Bahn.
,, Gebannt in stillem Kreise sanfter Hügel,
Schlingt sich ein Strom von e\viggleichen
Tagen"
231. Sonett. Pissin, Jutjendged. d. Brüder
55 E., Berlin 1906, S. 108. Eichendorffs Werke I
.38tif, Titel: „Entschluss-^ . - Paul Gr. v.
Haugwitz: Im Frühjahr 1814.
„Schon oft, o Lenz, bist du herabgestiegen
Und hast uns lange nicht wie jetzt erfreut''
m 232. Sonett. —
Joseph Freyherr v. Eichendorff:
Die ernsthafte Fastnacht 1814, als das
Ute schles. L a nd wehr - Infanterie-
Regiment Wittenberg in der Nacht
65 mit Sturm nahm.
,,Wohl vor Wittenberg auf den Schanzen
Sind der edlen Werber viel" 233 —235.
Eichendorffs Werke I 398 f. — C. L. Blum
[Karl Ludioig; 1796—1869, ABB 2, 738 f;
machte die Feldsiige 1814:15 unter den 5
hessischen Jägern mit.]: Abschied 1813.
„Die Glocken rufen; lebewohl, Geliebte!"
235-236. —
Friedrich Giesebrecht: Das Kreuz
oder die Nacht vor Paris. Ein dra- 10
matisches Gemähide.
„Nach Mitternacht. Mondlicht.
Im Hintergrund sieht man die Thürrae
von Paris, nach dem Vordergrunde zu liegen
preussische Soldaten, um ein Wachtfeuer 15
schlafend; ganz vorn eine Eiche und unter
derselben ein Crucitix.
Kreuzer (vortretend unter die Eiche).
„Wie bin ich müde! Hier, hier ist ein Platz,
Wo ich erschöpft die trägen Glieder bette. 20
(er erblickt das Crucifix)
Ein Crucifix! — Ja doch, sie fühlen es.
Selbst hier in Babels sündvoller Umgebung,
Dass ohne dich die Welt nicht kann besteh'n, 25
Sieglauben nichtandich, doch sie erbeben. — ^
237—249. —
Ehren fried Blochmann: Der
Schwestern Abschied. December
1813. Wechselgespräch zwischen Friederike, 30
Henriette, Luise u. ihrem- Bruder, demHusaren.
H u s ar.
,, Schwestern, nun den Abschiedskuss.
Hört ihr der Trompete Rufen,
Lauten Schlag von Pferdeshufen':'' 35
24D-251. —
Joseph Freyherr v. Eichendorff:
Glückliche Farth.
„Wünsch' an Wünsche feindlich schlagen
Und die feige Klugheit gilt." 251 — 252. 4u
Eichendorffs Werke I 341, etwas verändert. —
A. Karow: Des Jägers Klage.
,,Da steh' ich vorn im Gliede
Und seufze tausendmal" 252 — 253. —
Joseph Freyherr v. Eichendorff: 45
Der zauberische Spielmann.
,, Nächtlich in dem stillen Grunde,
Wenn das Abendroth versank,
Um das Waldschloss in die Runde
Gieng ein lieblicher Gesang." 254—256. so
Eichendorffs Werke I ti80ff. — Gottwalt
[=Secgemund] : Schmerzverklärung. ,,Leid
der Liebe, Todesschmerz!" 257 — 259. —
Paul Gr. v. Haugwitz: Verlorene
Liebe. ä5
,,Ach es drückt kein Schmerz so sehr
Als wenn man von Liebe läast; — "
259-260. —
Fouque: Dichterschicksal.
„Weltlich kluge Leute, 60
Herren, Frau'n, und Bräute,
Euer Wortgeläute
Stört mein Glück mir nicht.
260-261. Gedichte II K5f. —
Karl Schellhoru [1788—1814, Goedeke 65
351
Frauentaschenbuch. Zweiter Jahrgiing 1816.
352
VII 579\: Elegie. „Einstmals wandelt'
ich still durch blühende Saaten und Fluren"
262—265. —
la Motte Fouquö: Der Dichter und
5 sein Freund. Ein Gespräch.
Andrea:
„Was geht doch heute mit Dir vor, mein
Tasso? Du schreitest wohl sinnend auf und
ab, wie meist immer [!| in dieser Tages-
10 stunde; Du eilst wohl manchmal an Dein
Pult, aber nicht wie sonst ergreifest Du den
Kiel, und strömest anmutbige Dichtungen
auf das Blatt. Kann wohl auch Dir die
Muse einmal für Stunden die Gabe des
15 Aussprechens Deiner Innern Erscheinungen
entziehn?
Tasso:
Es ist nicht eben das, Andrea. Aber
mir steigen Zweifel auf, ob ich schreiben
20 darf, was ich schreiben möchte."
265—275. —
F. Kind: Der Dichter und seine
Schöpfungen.
,,Icli kenn' euch wohl, ihr Lichtgestalten,
2j Die ihr so lockend niederschwebt"
275—277. Gedichte, 1819, III 15f. —
Fouque: Fromme Minne. Nachdem
Troubadour Folquet von Saintes.
„Ja, ich trage Deine Ketten,
30 Stolz und freudig trag' ich sie."
277—278. Gedichte, 1817, II 81. —
Fr. Krug v. Nidda: L i e b e s t r o s t.
,,Ja, scheiden kannst du nicht mein süsses
Leben!" 278 — 279. Sonett. Gedichte, Leipzig
35 1820, S. 1-12. —
Ludwig G i e s e b r e c h t : Kampf und
Gewährung.
,,Ihr nichtigen Gedanken,
Hinweg, hinweg von mir" 279 — 280. —
40 Wetzel: Liebestraum.
,,Zur wunderschönen Sommerzeit,
Wenn die Rosen blüh'n und der Kuckuck
schreyt,
Das Wandern kam mir in den Sinn,
45 Ich nahm mein'n Stab und zog dahin."
280-282.
Gedichte u. Nachlass, 1838, S. 12f. —
Ludwig Giesebrecht: Rückblick.
,,Und ich hatt' es ja gefunden,
50 Meines Lebens Glück,
Und nach meinen Rosenstnnden
Blick' ich stets zurück." 282 — 283. —
Gustav Schwab: Trost.
„Wie ist sie mir erschienen
55 So bleich, so lieb im Traum;"
283—284. Gedichte I 50. --
Ludwig Giesebrecht: Am Abend,
„Schöne Lilienblüthe,
Süsse Königin,
60 Deine sel'ge Güte,
Weht durch meinen Sinn:"
284—286. —
Wetzel: Die beyden Rosen. „Es
steh'n zwey Röslein im Thale" 286-287.
fi.5 Gedichte und Nachlass, S. 177 f. —
G Ott w alt \= Secficmund]: Die junge
Schäferin. „Auf grüner Haide steht der
Klee" 287—289. —
Paul Gr. V. Haugwitz: Wie Undine
dem Huldbrandt zuletzt erscheint. .5
Huldbrandt.
„Ich kenn und wage nicht zu kennen
Was mein erstauntes Auge sieht;"
290—291. —
0. L. Blum: Abendlied. 10
„Wie erschwillt mir bang die Brust,
Welches Schwanken vor den Sinnen!"
291—292. —
G 0 1 1 w a 1 1 [= Seegemund] ; S t u m m e L i e b e.
„O könnt' ich Sie nur einmal fragen, 15
Was ihr ein Herz voll Treue gilt"
293—294. —
Friedrich Kind: Die Engelsehe.
Erzählung.
„Der rüstige Jungherr, Veit Vollrath, 20
aus einem alten reichsstädtischen Geschlecht,
unternahm in früher Zeit mancherlei Reisen,
von welchen er auch zuletzt ein Mehrere?,
als gute Erfahrung und ehrsame Bekannt-
schaften, in seine Heimatli zurückbrachte. 25
Zu Genua nämlich, als er eines Abends
von der Lustfahrt auf dem Meere in den
Haven zurückkehrte, begab es sich, dass er
mit dem Schiffer des Fährlohns halber in
Unfrieden und Verdruss gerieth." 295 —333. 30
„Lindenblilthen"' , Ges. Erz., Leipzig 1818,
I 1—58. —
Wetzel: Geister-Weihnacht. „Ein
Reiterjagt durch's Feld zu Nacht" 333—335.
Gedichte und Nachlass, S. 181f.
Fr. Krug v. Nidda: Die Träume. 35
„Als des Paradieses Sonnenauen
Noch das erste Menschenpaar umfingen"
336—339. Gedichte, 1820, S.DOf. —
Gottwalt [= Seegemund]: Minneboton.
„Nachtviolen I Liebesklagen! 40
Oeffnet euch dem Abendhauch."
339—340. —
Freiraund Reimar: Barbarazweig.
Fussnote: ,, Zum Feste der heiligen Barbara,
im Anfang des Decembers, ptiegt das Land- 45
Volk Zweige von der deutschen Pappel
(populua nigra), in Wasserscherben ins
Zimmer zu stellen, um sie den Winter
durch grünen zu lassen. Diese Zweige
heissen Barbarazweige." Vql. Poetische 50
Werke, 1868, VII 195ff.
l.
An die heilige Barbara.
„Nikomedische Martyrin, im grossen
Chor der Heiligen und der Heiliginnen
Keiuesweges an Ruhm undPreiss die letzte;" 5."'
341—342.
II.
Die Barbara-Kapelle.
„Gen Westen auf des sanften Hügels
Haupte dort, eo
Von wo die Sonn' im Untergang
Des Städtchens Mauern, die im Thal
geröthct stelin,
353
Frauentaschenbucb. Zweiter Jahrgang 1816.
354
Mit ihrem letzten Gruss bestrahlt;"
342—343.
III.
Die Legende der heiligen Barbara.
n „Es war die heil'ge Barbara
Ein Kind in Nikomedia,
Ihr' Eltern blinde Heiden:*
.343-346. —
IV.
10 „Nun geschwinde mit deinem Zweig, und
[gehe,
Muse Barbara, hinzu meinem Truchsess,
Der gleich alles will haben, was nur immer
Im poetischen Gärtcben hier mir aufwächst."
15 347. No. IV fehlt in den Poet. Werken. —
E. T. A. Hoffmanu [Ernst Tlteodor
Wilhelm, 1776— 1822, Goedeke VIII, IGSff.]:
Die Fermate. Erzählung.
„Hummels heitres lebenskräftiges Bild,
20 die Gesellschaft in einer italiänischen Lo-
kanda, ist bekannt worden durch die Berliner
Kunstaustelluiig im Herbst 1814, auf der es
sich befand, Aug' und Gemüth gar vieler
erlustigend. — " 347—379. Sämtl. Werke,
25 hg. von Grisebach, VI 57 — 74. —
Ludwig Giesebrecht. ZweiGlossen.
[1.] Text.
„Dein durchlauchtig rother Mund
30 Hat mich auf den Tod verwundt."
Glosse.
„Durch der Wiesen grüne Kräuter,
Ging ich oft am Abend hin« 379—380.
[2.] Text.
35 „Dort im stillen einsam grünen Thal
Suche Ruh für deines Herzens Qual:"
Glosse.
„Bist so gänzlich anders worden
Mir im Busen, liebes Herz?" 381. —
40 Friedrich Hörn: Die Rolandssäule
in Bremen.
„Ein Sinnbild der strafenden Gerechtig-
keit, — geehrt von dem bremischen Volke
als Zeichen und Hüter seiner Freiheit,
45 welche, der Sage nach, mit ihm steht und
fällt. Diesen hoffenden Glauben befeindend,
wollten französische Behörden die Säule
abbrechen; es kam anders! — Napoleons
Adler wurden zu Rolands Füssen zerbrochen
60 und verbraunt."
Den 6. November, 1814.
„Am Rathhaus steht zu Bremen
Des Rolands hohes Bild;« 382—384. —
Ludwig Giesebrecht: Das Königs-
55 grab.
1.
Der Sarg auf der Maasinsel.
„Es fuhren Schiffer die Maas hinab,
Ein Pilger sass stumm bei den Leuten."
60 384—388.
2.
Die Kapelle in Speier.
„Zu Speier an dem Rheine,
Da ruh mein Herre traut"
65 388—390. —
Fouque: Lebenablumen.
„Ach lieber Gott, wie krank und matt
Sehnt sich nach letzter Lagerstatt
Ein Herz das viel gelitten hat!"
391-392. Gedichte, 1817, II 82f. — s
Paul Gr. V. Haugwitz. Nachhall.
„In der Asche glimmt ein Funken
Bald ist seine Kraft versunken;"
392—393. —
Ludwig Giesebrecht: Die Hoch- lo
zei tsgabe.
„Der Doctor Luther sass beim Hochzeits-
raahle,
Sein neuverlobt Gemahl an seiner Seite"
393. Sonett. — 15
Wetzel: Der Edelstein.
„Ueber schwarzen Wassers Grunde
Schwebt ein gülden Vögelein« 394 — 395.
Gedichte u. Nachlass 176. —
Joseph Freyherr v. Eichendorff: 20
Abschied und Wiedersehen.
[2 Sonette.]
I.
„In süssen Spielen unter nun gegangen
Sind Liebchens Augen, und sie athmet 05
linde« 395.
II.
„Ein zart Geheimniss webt in stillen
Räumen" 396. —
Eichendorff s Werke I Hilf Titel: „An i." 30
Fouque: Sprüche.
1.
„Schweigen iind entsagen lernen.
Das ist unser Erdenlauf;
Tönend blühn in seel'gen Fernen, 35
Einst die stummen Saaten auf. "
396—397.
2.
„Oft schlägt das Menschenherz so schwer.
Wenn hell die Lerche schlägt 40
Nur frisch mit auf. Du Herz, denn Er
Hat Dich ans Herz gelegt." 397.
3.
„Lass Dein Auge nur von Thränen
Quillen, wie es mag und kann« 397. 45
4.
„Krankheit mag den müden Leib um-
winden.
Nie das Herz, was es begehrte, finden.
Unter Zwölfen mögen immer Zehn 50
Dein begeistert Reden klügelnd achmähn!«
397.
5.
„Ob dich an eign' und fremdem Heerde
IManch Irrlicht plagt, betrügt und neckt, 55
Was thut's, wenn nur einst freie Erde
Dich unbescholtnen Kämpfer deckt!« 398.
6.
„Liegt schuldlos Dir ein Spass im Wege,
0 wende nicht den stolzen Tritt!" 398. eo
7.
„Stummer sei, unQ immer stummer.
Mein zu kecker Mund!" 398.
Gedichte, 1817, II 64 f —
23
355
Frauentaschenbuch. Dritter Jahrgang 1817.
356
Dritter Jahrgang. 1817.
Andeutungen, die Kupfertafein betreffend.
Tafel 1.
Das Titelkupfer.
5 [Gezeichnet von H. Naelcc, c/estocJien von
A. Beindel]
Zur stillen ernsten Wohnstube, in der
die Mutter unter ihren Kindern weilet, ist
die Umgebung geworden, in der wir diess-
]0 mal das holde Frauenbild erblicken, das
uns freundlich in jedem Jahrgang dieses
Taschenbuchs begrüsste. — Das letztemahl
stand sie, wir möchten fast glauben in ihrem
Prunkzimmer, vor dem künstlichen Schrein,
15 sich freuend des reichen Vorraths an selbst-
gesponnenem Linnen zum eigenen Haushalt,
dessen freundliche Bande sie damahls schon
umfassten. Nun begegnet sie uns als glück-
liche Mutter, und vier geliebte Kinder sind
20 um sie emporgeblüht, und beschäftigen ilire
ganze Seele. Der Glanz der ersten Schön-
heit hat sich in den frommen Mutterblick
verklärt, und so in reiner Anmuth und
Liebe waltend, Schlüssel und Tasche an
25 der Seite, sehen wir sie hier im schlichten
Anzug als die Hausfrau sitzen, die nicht
der grossen Welt, sondern den Lieblingen
angehört, die um sie heranwachsen. Wie
die zwei holden Knaben auf jedes Wort der
30 freundlichen Mutter lauschen, die mit aufge-
hobenem Finger sie warnet, und ihnen viel-
leicht eines der goldenen Mährchen erzählt,
die noch jetzt ein kindlich Gemüth ergötzen!
Und das Mädchen neben der Mutter, wie
35 es so innig fragend oder lauschend auf die
ältere Schwester blickt, die das Garn von
der Weife abwindet! Der Künstler hat uns
in diesen Kindern ein schönes Doppelbild
häuslicher Einigkeit, an die Mutter sich an-
40 schliessend und von ihr ausgehend, dar-
gestellt, und ein höchst anziehendes Ge-
mählde guter deutscher Sitte geliefert. Die
glatte Steinwand spricht für die Einfachheit,
die im Hause herrscht, der Hausaltar für
45 die Gottesfurcht, — der zwar schwere doch
bequeme lederne Sessel, für die weise Spar-
samkeit, die nicht auf Glanz, sondern auf
Dauer sieht — und wer kann sich hier des
Gedankens an unsere Prachtgeräthe er-
50 wehren, die so reizend sind, und so — für
den Augenblick gemacht zu sein scheinen,
oder so schnell andern Platz machen müssen?
Die charakteristische Treue in den kleinsten
Details ist nicht der unbedeutendste Vor-
65 zug, womit der sinnige Zeichner seine rei-
zenden Schöpfungen auszustatten weiss, der
Ausdruck der wahren Natur ist jeder Figur
aufgedrückt, und das Ganze mit so viel
Geist und Innigkeit gedacht, dass wir dem
60 Meister den Namen eines Seelenmalers ge-
wiss mit höchstem Eechte zutheilen. Der
Kupferstecher hat mit gleich grossem Gefühl
und technischer Fertigkeit seinem Vorbild
nacligerungen und es gelungen wiederge-
geben, so dass dieses Blatt würdig den
Kreis der Kunstdarstellungen eröfiPnet, mit
denen dieses Taschenbuch seine freundlichen
Leser und Leserinnen beschenkt. —
Tafel 2. 5
Das Fürstenkind, von de la Motte
Fouque.
[Gez. ron H. I^aeke. gest. von Hess.]
Die Scene, welche dieses Blatt darstellt,
kaun S. 17 in dem Taschenbuche selbst 10
nachgelesen w-erden. In die Zeiten der un-
aufhörlichen Kämpfe in Oberitalien, wo der
gewaltige Ezzelin hauste, versetzt sich der
Dichter; Ezzelin selbst mit zornig rollendem
Auge steht vor dem Sohne seines Feindes 15
Floriarte, Mutter und Burgvogt sind in Schlaf
gesunken durch das, was er, ein verkappter
Kaufmann, ihnen geboten hatte, er ist im
Begriff den Knaben zu ermorden, aber dessen
Unschuld, des Kindes unsichtbarer Genius, 20
hält ihm die Hand, er beschenkt es sogar,
und eilt aus der verschlossenen Burg, die
Gewalt des Himmels über sich erkennend.
Tafel 3.
[Die Eheinfahrt von de la Motte Fouque.] 20
[Ges. von H. Na ehe, gest. von
A. W. Böhm]
Den Commentar zu diesem Bilde werden
die Leser S. 154 dieses Taschenbuchs
finden. Die wunderschöne etwas bleiche 30
Frauengestalt, die Gräfin Ambrosiana, hat
den lebensfrohen Sänger Friedlieb aus
seinem Sänge aufgeschreckt, und verwundert
blickt er zu ihrem holden Antlitz empor,
gleichsam seiner selbst unbewusst noch 35
einen schmelzenden Accord auf seiner Zither
suchend. — Die beiden Künstler haben sich,
einer den andern übertrefl'end, bemüht, die
Begeisterung des Sängers und die holde
Gräfin unter den verwitterten Kuinen mit 40
der Aussicht auf den schönen Rhein und
eines seiner Schlösser, im Bilde zu ver-
wirklichen, ihr Werk wird daher gewiss
jedem Beschauenden gefallen. —
Tafel 4. 45
[Die Eheinfahrt von Fouquv]
[Ges. von H. Xaelc, (/est. von
H. Schmidt.]
Im Taschenbuch S. 174 ist die Be-
schwörung erzählt, welche der Schüler 50
Sebaldus an Seiten der Gräfin Ambrosiana
und mit dem Kriegsmann Rutland vorzu-
nehmen wagt. Dunkle Ncbelgestalten strecken
riesig lange Arme wie Fühlhörner aus den
Gräbern hervor, und in grässlicheni Ent- 55
setzen schaudert die Huldin Ambrosiana
zusammen, für die der wilde Kutland, halb
nur auf die Geister blickend, einzig und
allein zu sorgen bemüht ist. Zeichner und
Kupferstecher haben in diesem Bild das (jo
Grässliche, welches ein solch Beginnen haben
muss, gewiss mit Glück dargestellt, und vor
357
Frauentaschenbuch. Dritter Jahrgang 1817.
358
diesen Erscheinungen musste nicht blos
Frauensinn, sondern selbst Männermuth,
erbeben. —
Tafel 5.
5 Zu Eginhard und Emma, einem Schau-
spiel von de la Motte Fouqu6.
\Gez. von II. Naeke, gest. von
II. Guttenherff.]
Aus dem hohen Bogenfenster halte der
10 grosse Kaiser Karl es mit seinen eignen
Augen erschaut, was Erama's Liebe für
ihren Eginhard zu wagen fähig war. Da
verschliesst er in seinem Herzen, was ihm
so viel kostete; am Morgen ertheilt er dem
15 Cancillar seinen Abschied: das ernste Gericht
versammelt sich, um über des Herrn eigne
Tochter und ihren Buhlen Recht zu sprechen;
— der Pfalzgraf trägt die Klage vor,
Arsophius, der griechische Gesandte, fleht
20 um Gnade, der Sachse Degenwerth wirft
sich zu Emmas Kämpen auf, — umsonst,
die Richter erkennen für Eginhard den
Scheiterhaufen, für Emma stillen Tod durchs
Schwerdt, und mildern letztern endlich noch
25 in Klosterzucht. — Nun tritt der Erzbischof
mit sanfter Rede inmitten der unerbittlichen
Ritter, und räth den Vater, nicht den Kaiser,
hier zur Entscheidung aufzurufen. Alles
stimmt ihm bei, das Gericht ist aufgehoben,
30 und Gnade waltet und frohe heitere Liebe.
Der mannhafte Degenwerth führt auf des
Kaisers Wort das Paar herbei, über dessen
Loos so ein schwarzes Schicksal geschwebt
hatte; hoffend und verwundert und demüthig,
35 sein Leben als neues Geschenk empfangend,
blickt Eginhard auf seinen kaiserlichen
Herrn; an Karin sich schmiegend, erwartend
und voll kindlicher Freude hebt Emma ihr
Auge zum verzeihenden Vater empor; neben
40 dem Kaiser der Erzbiscliof, der mit ge-
falteten Händen dem Bunde Gedeihen
wünscht, welchen er bald im Namen der
Kirche einweihen soll, und hinter Eginhard
Degenwerth, den Kreis schliessend, den der
45 Künstler uns auf seinem Bilde vor Augen
stellt. Der Zeichner hat gewiss den gün-
stigsten Moment sich erkohren und mit
Liebe seinen Gegenstand ausgeführt, in des
Kaisers Auge, das auf der reizenden Tochter
50 ruht, ist eine reine Milde, eine väterliche
Freude zu lesen; in Degenwerth freund-
schaftlich heitre Theiluahme, in den beiden
andern Rittern zufriedne Uebereinstimmung
mit einem solchen Ausgange. Der Kupfer-
55 Stecher hat zierlicher und zarter, als es sich
von seinen weit vorgerückten Jahren fordern
Hesse, dieses Blatt behandelt, und gewiss
ist es jedem Kunstliebhaber eine will-
kommene Erscheinung, den, aus früher Zeit
60 schon gefeierten Namen eines in sein Vater-
land endlich heimgekehrten deutschen
Meisters auf diesem Blatte wieder zu finden.
Tafel 6.
Der Kampf mit dem Löwen
[aus Fouques „Fahrten Thiodolfs".]
[Gez. von H. JSfaeke, gest. von
H. Schmidt.]
Die Schilderung dieser Heldenthat ent-
hält das neunte Capitel des zweiten Buchs 5
im ersten Theile von Thiodolfs Fahrten von
Fouque. Der schöne Heldenjüngling Thio-
dolf war mit seiner Irländerschaar von der
holden Sicilia der afrikanischen Küste zuge-
steuert, und hatte dort gelandet. Die Trümmer 10
der zerstörten Carthago schwammen in feu-
rigem Abendroth, als der Norderheld, in
sehnsüchtigem Denken an die liebe Heimath
und im Verlangen nach dem Frauenbild
Isolde, das der Araberfürst Achmet, wie er 15
von der freundlichen Fischerin erkundete,
mit sich geführt hatte, alleine durch die
einsame Gegend daherschritt, und einen
Hirtenjungen fand, der sich willig zeigte,
ihn zu Haruns Wohnung, an welchen er 20
einen Gruss von Bertram zu sagen hatte,
zu geleiten. In immer tieferes Weh in
seinem Gemüthe versunken, nahete er sich
schon dem verwitterten Gemäuer, dem Ziele
seines Ganges, wo ihn alles an die ihm so 25
fremde Natur mahnet; da schrickt sein
junger Gefährte mächtig zusammen, und
zeigt dem riesigen Kämpfer aus der Ferne
den entsetzlichen sprungfertigen Löwen.
Thiodolf hält ihn für einen schönen gold- 30
gelben Hund, und will ihn an sich locken, —
da erfaest ihn dieser gewaltigen Sprunges,
zei'rt ihm beinahe den Schildraud vom Arm,
und streift mit seinem Zahn ihm die Hüfte.
Und so kräftigen Schlags lässt der Nord- 35
landsritter seine Streitaxt auf das reichbe-
hangene Thierhaupt fallen, dass es in zwei
Hälften zerspaltet, und das gräuliche Tln-
thier mit schrecklichem Gebrüll hinsinkt,
und seine Glieder im Sterben weit hinstreckt. 40
Erst des Hirtenknaben Reden reisst ihn aus
seinem langen Irrthum, und fast Verwun-
derung darüber, dass der Löwe nicht noch
stärker sei, fühlt der Kämpfer beim Be-
schauen des königlichen Thieres, das seinen 45
Streichen erlegen ist. — Auf das Todes-
heulen des Löwen war Harun aus seinen
Mauern herabgestigen, vermeinend ein
Donnerschlag habe das Thier gefällt, und
wie ihm Thiodolf die Streitaxt zeigte, er- 50
kannte er den tapfern Kämpen, und nahm
den Heldeujüngling, der sich als Bertrams
Freund durch Gruss und Ring bewiesen
hatte, an seine Hand, in seine Burg ihn
freundlich führend. — Uebrigens erklärt 55
sich das Bild durch sich selbst, den Muth
des heldenkräftigen Thiodolfs und dagegen
den zaghaften Sinn des fliehenden Hirten-
knaben hat der Zeichner passend einander
gegenübergestellt, und nur dem Tapfern 60
blüht im Kampf der Sieg. —
Tafel 7.
Der Priester Jonas tauft Thiodolf
in seiner Zelle.
23*
359
Frauentaschenbuch. Dritter Jahrgang 1817.
360
[Aus den Fahrten Thiodolfs.]
[Ges. von H. Naeke, gest. von
H. C. Maller.]
Den Lesern der Fahrten Thiodolfs, des
5 Irländers, von Fouquö, können wir dieses
Blatt ohne Erklärung übergeben, sie werden
aus der Darstellung selbst sich erinnern,
dass die Künstler hier nur sich bemühten,
im Bild§ zu versinnlichen, was der Dichter
10 im fünf und zwanzigsten Kapitel des zweiten
Buchs des zweiten Theils erzählt hat. Nach
uuserm Bedünken ist es dem Zeichner und
Kupferstecher in gleichem Maasse gelungen.
Die drei Personen in der dämmerigen Zelle
15 sprechen uns, jede auf eine eigne, aber
gewiss höchst wohlthuende Weise an, und
die ganze Darstellung ist so in sich selbst
abgeschlossen ; es ist, möchten wir sagen,
so viel reine wahre Andacht über die han-
20 delnden Personen ausgegossen, dass man
den Männern, die den Gegenstand und den
Geist des Dichters so fühlten, wahrhaft
Dank wissen muss. — In tiefer Andacht
kniet der junge Währingerfürst, Thiodolf,
25 an geweihter Stätte; das Sacrament der
heiligen Taufe hat er vom Priester Jonas
begehrt, und empfängt es mit der freudigen
Demuth und dem innigen Erwarten eines
unendlichen Heils, das ein wahres Christen-
30 gemüth dabei empfinden muss! Und wie
erlabend, dass sich der junge Fürst im
Eisenkleide vor dem Christus und der Macht
des Kreuzes beugt und seine Segnung ver-
langt! — Hinter ihm sehen wir Bertram,
35 der den Thiodolf zu Jonas geleitet, der ihm
an der Sophienkirche noch zu diesem Schritt
ermahnt hat — er bückt sich gegen seinen
Schüler — seinem Munde entgleiten leise
heisse Segenswünsche für Thiodolf, — aus
40 seiner Seele steigen fromme Gebete, auf
deren Erhörung seine festgefalteten Hände
als den sehnlichsten Gegenstand seines
Herzens andeuten. — Der Priester Jonas
endlich senkt sein Haupt, und heimlich und
45 andächtig vollzieht er die Handlung an dem
neuen Jünger. An diesem Diener des Herrn
ist keine Spur der blossen Ausübung vor-
geschriebener Form bemerkbar, es segnet
nicht die Hand da, sondern das Herz, es
50 spricht der Mund nicht allein die "Worte,
sondern sein Innerstes fühlt sie mit, und
aus dem ernsten frommen Auge, aus den
heiligen Zügen können wir uns das Hoch-
wichtige der Handlung für Jonas selbst,
55 und seine innige Freude deuten über solch
einen gewonnenen Christusjünger. — Kor-
rektheit der Zeichnung, Costüme, Beleuch-
tung und Stich tragen das ihrige zur Vol-
lendung des Ganzen bei. —
eo Tafel 8.
Rose, eine Erzählung von
de la M. Fouquc.
(Aus seine n n e u e n Erzähl u n gen,
II. Band.)
[Von NaeJce und H. C. Müller.]
Ritterlich edles Thun, tapferen freien
Sinn der alten Bürger der berühmten Hansa,
Stärke der reinen unverfälschten Minne,
Ermannen der unglücklich Liebenden zu ;
hohem Kampfesmuth und Siegen, Selbstauf-
opferung und Bescheidenheit, und endlich
stilles Dahinwelken in dem schönsten Er-
blühen, wie der Liebe Blume so oft unter
schweren Stürmen sinkt, schildert dem Leser ]
diese Erzählung. — Der ehrbare junge
Waffenschmidt zu Bremen, Friedrich Hau-
bold, den wir auf unserm Bilde im Sessel
sitzen sehen, hatte einst bei dem in vor-
liegender Darstellung ihm zu Häupten
stehenden Handelsherrn und Rathmann,
Siegmund Füllrath, um dessen einzige Tochter,
Rose, angehalten; aber mit ernsten begü-
tigenden Worten ein Nein empfangen. Kurz
nach Haubolds Werbung trat der mann- ;
hafte Stadthauptmann Eberhard Waldburg
in den Stadtkeller, und empfing als Ehren-
geschenk aus Rosens Hand vom besten
Wein, den sie auch Rose hiessen, den ge-
füllten Silberbecher, und beider Herzen
schlugen dabei in eine Liebesflamme zu-
sammen. Erschreckt von einem schweren
Traum und besorgt um Waldburgs Leben,
reitet Haubold am folgenden Morgen zu
diesem nach der Burg, erfährt auf dem
Wege die neue Fehde mit dem Raubritter
Dietbald, holt sich unter dem Vorwand
einer Ausschmückung des Stadthauptmanns
Rüstung, bessert und verschönt sie mit
ängstlicher Sorge in zwei Tagen, damit,
wenn der unglückliche Traum in Erfüllung
ginge, des mannhaften Ritters Leben ge-
sichert sei, und wie er sie zurückbringt,
kommt Herr Waldburg mit seiner Braut
Rose, und begabt den seiner Gefühle kaum
mächtigen Haubold mit einem selbst erbeu-
teten Mohrensäbel. — Die Fehde beginnt,
die geschlagenen Räuber flüchten sich in
eine niederzureissen versäumte Veste; die
Bremer lagern sich in der Nähe, Waldburg
und Haubold reiten bei Nacht auf die
Spähe, und als der Anführer die Mauer
untersucht, stürzt sie über ihm zusammen,
und begräbt ihn unter ihrem Gerulle. Die
Räuber machen einen Ausfall, und werden
von den Bremern ganz überwunden, Diet-
bald von Haubold mit dem Mohrensäbel
erlegt, Waldburg von ebendemselben heraus-
gegraben, ins Leben zurückgerufen; Hau-
bold tritt an des Anführers Stelle, zerstört
alle Burgen, und wie bei seinem Sieges-
heimzug der Ratli ihm zuerkennt sich einen
Dank auszubitten, bittet er bescheidentlich
um einen Becher und einige Flaschen von
der köstlichen Rose aus Rose's Hand nach
ihrer Trauung. Sie reicht ihm denselben
mit Eichenlaub umwunden, er pflegt damit
seine alte Mutter, und nach ihrem Erblassen
sinkt auch in ihm der Lebensfunke, er
welkt dem Grabe zu. E>en letzten Trunk
361
Frauentasohenbuch. Dritter Jahrgang 1817.
362
davon wünscht er aus Kosens Hand zu er-
halten; hier im Bilde steht die liebreizende
Frau neben dem herrlichen Gatten und
ihrem Vater, umkriinzt mit den duftigsten
5 Kosen nimmt Hauljold den Pokal aus ihrer
Hand, und als er ihn geleert hat, geht seine
freundliche Seele sanft und selig zu Gott. —
Solches Bildes Innigkeit, das auch der Künst-
ler mit allem Reize ausgestattet hat, lässt
10 sich nur fühlen, nicht in Worten schildern.
Tafel 9.
Adler und Löwe, von Fouqu6.
(In seinen neuen Erzählungen,
II. Band.)
15 [Ges von H. Naeke, gest. von J. Lips.]
Zu der vielgeliebten Herrin seines Her-
zens, dem Fräulein Alfhilde, in ihre Nord-
landsburg tritt der schlanke junge Schweden-
held Sywald hin, des gegebenen Gebots
20 Erfüllung in dem gezähmten Löwen ihr
darbringend und die Lösung ihrer Zusage,
den Lohn der Minne dagegen heischend
und mit der Hand, die sie ihm darreicht,
empfangend. — Belehrt von dem greisen
25 Skalden, dem sangereichen Wehrmund war
der Ritter in der Mitternacht zu der von
grässlichen Gestalten umlagerten Burg auf
seinem getreuen weissen Ross hindurch-
gedrungen, hatte herzhaft den bösen Loki,
30 einen Feind der altnordischen Asgardgötter,
überwunden, und die Pforte des wunder-
baren Gebäudes, in dem die Huldin wohnte,
hatte sich ihm erschlossen. Aus ihrem
Munde vernahm er, dass sie nur dann sein
3,r, werden könnte, wenn er die That voll-
führte, die ihr Vater als das Ziel für jeden
ihrer Werber aufgestellt habe, und aus dem
heissen Land Afrika den königlichen Löwen
gezähmt wie ein gehorsamliches Hündlein zu
40 ihr hinaufbringen würde. Der kühne Sywald
macht den Zug in die Wüste von Afrika,
und findet nach langem Ermatten in der-
selben einen mit Palmen, Gras und Früchten,
Quellen und Schatten erquicklichen Ort, wie
46 man dort sie hiess, eine Oasis, und in ihr
den königlichen Löwen. Nun begann tag-
täglich ein heisses Kämpfen zwischen Ritter
und Leuen, Sywald bleibt immer Sieger,
aber wird immer wundenmatter, und der
50 Löwe durch den bösen Loki immer wieder
gestärkt. Da drohen ihm im Traume auch
noch von diesem Heillosen die schwersten
Verlockungen ; endlich besteht er sie sieg-
reich durch das Anrufen Baldurs; Loki's Be-
55 mühen wird zunichte, Sywald heil, der Löwe
unterliegt und wird zuletzt so zahm, dass
er sich seinem Sieger um die Füsse windet,
und der treue Held in seine ersehnte Heimath
zurückkehren kann, wo ihm für seine That der
gO schönste Gewinn wird. — Diess haben uns
die Künstler dargestellt, und Alfhilde selbst
ganz in der Art gebildet, wie wir auf den
ältesten Basreliefs oder in Holzschnitzereien
Frauenbilder finden; — zwar nicht so, wie
wir sie zu erblicken gewohnt sind, steht
diese Gestalt daher vor uns, aber umwallt
vom langen Schleier und von den reichen
Locken, die das Knie berühren, reicht sie
mild ihre Hand dem glücklichen Sieger, 5
und ihres Lebens Loose verschlingen sich
mit gemeinsamem Band zu Einem schönen
Ganzen. —
Tafel 10.
Das Städtchen und Schloss Dürnstein 10
an der Donau in Niederöstreich.
[Gez. von J. A. Klein, gest. von Fr.Geisslcr]
Die dargestellte Ruine hat nicht bloss
Interesse als Landschaft, sondern auch
historischen Werth. Auf dieser zerstrüm- 15
nierten Veste, deren nackte leere ]\[auern
auf unbewachsenen Felsen ins Thal her-
niederstarren, zeigt man noch das schmale
Fenster des Thurmes, worin Richard Löwen-
herz, Englands hochherziger König, die 20
Blume aller Ritterschaft, gefangen sass.
Wer kennt diesen vielgefeierten Helden
nicht aus Geschichte und Dichtung! Er,
der Heidenwelt Schrecken, der Joppe er-
stürmte, ward vom Sturm auf seiner Heim- 25
kehr verschlagen, und wollte zu Land seine
Reise fortsetzen, — da lauerte Verrath auf
ihn, und als er des Herzogs von Oestreich
Land durchzog, verschwand er auf einmahl
zur Trauer aller derer, die Tapferkeit noch 30
ehrten. — Sein treuer Minstrel Blondel
durchwanderte weite Gauen umsonst, über-
stieg manche Bergeshalde, und zog durch
manches Thal, bis endlich des süssen Liedes
Klang wie ein Zauberspruch zu Richard in .35
die Grabesnacht des einsamen Gefängnisses
hinabtönte, und die willkommene Gegen-
antwort aus dem Thurm in gleicher Sanges-
weise dem edlen Diener von seines Herren
Leben Kunde gab. Es gelang ihm die 40
Rettung seines königlichen Gebieters, und
die Nachwelt ehrt seinen Namen. — Wie
gewaltig diese Veste ehemahls gewesen
sein niuss, beweist ihre ganze Lage, noch
jetzt laufen Mauern und Thürnie bis zum 45
Städtchen hinab, gewaltige Thore stehen
in den Ruinen, und weit umher konnte über
die Donau gebieten, wer sie besass; der
Thurm, dessen wir oben gedachten, steht
auf der unserm Bilde entgegengesetzten 50
Seite. Jetzt stehen diese Mauern verlassen
auf der gewaltigen Höhe, und nur in der
Tiefe regt sich das emsige Treiben ; auf
dem DonauschiflF erblicken wir alles in
muntrer Thätigkeit, und wie viele Tausende 55
schiffen an dieser Trümmer vorüber, ohne
der grossen Vorwelt zu gedenken ! Uns
dünkte diese Darstellung zu den übrigen
artistischen Zügen dieses Büchleins um
desto eher zu passen, da unter den aus eo
Fouqueschen Werken genommenen Bildern
das Schloss vor allem stehen darf, in dem
der grosse Held schmachtete, der auch
noch am Schlüsse des Zauberringes zur
Verherrlichung des Ganzen in die Ge- «5
363
Frauentaschenbuch. Dritter Jahrgang 1817.
364
schichte hineinverflochten wurde. Den
Werth der technischen Ausführung mögen
die Beschauer selbst sich angeben, die
gewiss bei diesem Blatt ihr Auge weiden.
5 — Uebrigens wollen wir durch diess oben
Angeführte einem Gedicht in diesem Taschen-
buch nicht widersprechen, das ein anderes
Schloss als Richards Gefängniss nennt; die
alten Sagen lassen so viel unbestimmtes
10 übrig, dass eine Entscheidung schwer wird,
und da sich ohnediess annehmen Hesse, dass
der Gefangene von einem Schloss nach dem
andern gebracht worden wäre, so ist es des-
halb nicht nöthig, das zu verwerfen, was in
15 alter Sagen Munde gleichsam auf uns ge-
kommen ist.
Tafel 11.
Das Schloss und Servitenkloster
Schönbühel an der Donau
20 [Von J. A. Klein und Fr. Geissler.]
Wir gedenken nur in zwei Worten un-
sern Lesern hier eine Nachweisung über die
geographische Lage dieses Schlosses zu
geben. Es ist eine Herrschaft, Schloss und
25 Markt im Kreise ob dem Wienerwalde, im
Lande unter der Ens, eine Stunde von dem
Kloster Molk, und gehört zu den Besitzungen
der gräflich Stahrenbergisehen Familie, von
welchem Hause bekanntlich noch mehrere
30 Stammschlösser, grösstentheils in den
malerischsten, herrlichsten Ruinen in Oester-
reich zerstreut liegen. — Auf die mächtigen
Felsen hart an dem breiten Strom gegründet,
gewährt diess Schloss in seiner alterthüm-
35 liehen Bauart gewiss eine anziehende Aus-
sicht; an das ritterliche Gebäude schliesst
sich die einfache Kirche, unter der die Wellen
in ewiger Strömung vorüber rauschen, fried-
lich an, und links über ihr erblicken wir,
40 gleichsam als ob diess fromme Gotteshaus
in Schutz zu nehmen bestimmt gewesen
wäre, freilich nur noch in Ruinen, die ge-
waltige Vesto Aggstein, die auf der kahlen
Felsenstirn, auch noch in ihrem Verfall,
45 dem Wandrer, der sie zu besteigen die
Mühe nicht scheut, von dem kühnen Sinn
unsrer Vorfahren ein beinahe schauderhaftes
und doch herrliches Bild vor die Seele stellt;
Wald und Berge machen die reizenden Um-
so gebungen dieser Landschaft ans, die schon
im Bilde die Sehnsucht nach der scheinen
Wirklichkeit erwecken kann. — Da wir von
den Rheinlandschaften so viele interessante
Darstellungen besitzen, Ruinen aus Sachsen,
55 Böhmen, so verdiente es wolil auch der
deutsche Donaustrom, dass einige seiner
interessanten Parthien in ein Taschenbuch
aufgenommen wurden, und die Besitzer des
gegenwärtigen sind mit dieser Zugabe des
60 Verlegers wahrscheinlich nicht unzufrieden.
— Das Bild mag sich übrigens selbst am
besten loben; über die reine, gefällige,
klare, naturgetreue Behandlung des Kupfer-
stichs, die jedem ins Auge fällt, bedarf es
keiner Zeile; nur von dem Zeichner wollen
wir beifügen, dass dieser junge Künstler
(aus Nürnberg gebürtig), der sich der Dar-
stellung des edlen Rossgeschlechtes, länd-
licher und militärischer Scenen und Land- 5
Schäften widmet, die grossen Hoffnungen,
zu denen er berechtigte, durch seine zahl-
reichen, geistvoll radirten Blätter schon
herrlich erfüllt hat, und Deutschland sich
seiner freuen darf. — ki
Tafel 12.
Das Titelblatt zum Taschenbuch.
[Ge^. vonCarlUcidlof, (fest, von Albert Reindel]
Um auch durch Bilder schon an der
Stirne dieses Büchleins uns in den Kreis 15
des schönen Frauenlebens einzuführen, dem
dasselbe gewidmet ist, hat der sinnige
Künstler den Stern der Liebe und Treue,
in einen Doppelkranz verschlungen, über
der Inschrift erglänzen lassen, weil er uns 211
durch das Walten des holden Geschlechts,
dessen Name das Taschenbuch trägt, in der
Wirklichkeit aufgeht. In der einen Ecke
sitzt die aufgeblühte Jungfrau, noch in
kindlicher Unschuld und Unbefangenheit, 05
und, sie selbst eine duftende Rose, bekränzt
sie das Lamm mit Rosen, weil dies Spiel
ihrem Herzen noch genügt. Gegenüber
knieet sie in innigem heissem Gebet, neue
Gefühle sind in ihrer Seele aufgegangen, 30
sie fleht vielleicht um den abwesenden Ge-
liebten oder um Glück zu ihrer Liebe. —
Das holde Kind ist herangewachsen, der
Knabe ruht auf der Mutter Schoos, ein
Mägdlein, seine Schwester, reicht ihm ihre 35
Puppe, und Kinderglückseligkeit und Mutter-
freuden erblicken wir vor uns, und manches
Frühlicht der Erinnerung aus eigner Jugend
oder eignem Leben wird dabei in manches
Lesers, in mancher holden Leserin Gemüth 40
erquicklieh hereinfallen.
Wilder.
\(ieor<j Christian, 1797-1855; ABB 12, 50L\
de la Motte Fouqu6: Das Fürstenkind.
Dramatische Dichtung. 1. 45
Personen:
Doribella, V er wittwete Herzogin von
Oastelalto.
Floriarte, ein Knabe, ihr Sohn.
Armaduro, Burgvogt. ,=,0
Ein Handelsmann.
E in Reisiger. 2. —
(Burghof auf Castelalto, von hohen Bäumen
überschattet).
Doribella auf einer Steinbank, in einem 55
Bliche lesend; zu ihr tritt Armaduro).
Doribella:
„Willkommen, treuer Freund." 3 — 23. —
Gustav Schwab \17'J2-1850; Goedeice
VIII 246ff'\: Kaiser Heinrich. yo
„Herzog Heinrich war's von Baiern,
Der sich in der Mitternacht,
Wo die frömmsten Brüder feiern,
365
Frauentaschenbuch. Dritter Jahrgang 1817.
366
Hin zur Kirche aufgemacht." 24 — 26. —
Gedichte, ls28, I 213.
V. Halem [Gerhard Anton, 1752 — 1819,
Goedeke V 428; Meusel-Ersch, Das gel.
5 Teutschland, 1821, XVIII 30; ABB 10,
407 f.; Brämmcr I 308\:
Weihe des Sohnes, den 1. Mai 1815.
„Es sei! Gerühret weih' ich dich,
O Sohn, zum edeln Krieger-Orden -
10 27-29.
Gerhard Anton v. Halems Selhst-
h io g r aph ie ,herausgehenvon C. F. Stracker-
jan, Oldenburg 1840, S. 195 ff.
V. Halem: Te Deum.
15 „Gott wir loben dich ! schallt's, da Europens
gepeinigte Völker,
Neu sich fügend dem Kecht, schliesseu
den friedlichen Bund." 29 — 30. —
Frdr. Krug v. Nidda:
20 Krieger und Adler. AYechselgesang.
Krieger:
„Was säumst Du so lässig im Abendklar
Auf Deinen goldigen Schwingen?"
31-34.
25 Gedichte, Leipzig 1820, S. 50f. Beginnt:
„Was ruhst du . . ."
Paul Graf v. Haugwitz:
Erinnerung an den Dom zu Colin.
„Wie schlanke Bäume hoch zum Himmel
30 steigen" 34 — 35. Sonett. —
V. Lehr:
Ein neues Lied von der alten Zeit.
„Singt der alten Zeiten Ruhm!" 35—37. —
Wilhelm Hensel [1794-1861, Goedeke
35 VIII 278t]:
Erinnerung.
„An vielgrünem Loirestrande,
In der Mandelbäume Schatten,
Fern vom lieben Vaterlande,
40 Nordmann sitzt auf Blumenmatten."
38. —
Fanny [= Fanng Tarnoiv, 1779^-1862,
Goedeke VI 432 f]:
Schuld und Busse.
45 „Eveline von Waldau war in ihrem
sechszehenten Jahr eben so schön und
blühend als eitel im Selbstbewusstsein ihrer
Reize. Eine stürmische Jugendzeit hatte
ihren Vater nach Westindien geführt; hier
50 verheiratete er sich mit einer schönen und
reichen Creolin, mit der er nach Europa
zurückkehrte und bis zu den blutigen Zeiten
der Revolution mit ihr in Frankreich lebte.
Eveline wardvon ihrer reizenden, gutmüthigen,
55 aber durchaus gehaltlosen Mutter zu blinder
Abgötterei verzogen und wenn sie gleich
erst dreizehn Jahr alt war, als diese starb,
waren doch schon alle Anlagen in ihr ent-
wickelt, die sie später zu einem, für das
60 Glück eines tieffuhlenden Mannes so höchst
gefährlichen Wesen machten." 39 — 144.
Erzählungen. Leipzig 1820. —
Gottwalt [= Johann Georg Seer/emund,
Goedeke VII 852]:
65 Bei stürmischem Wetter.
„Mich hat ein trüber Muth umfangen."
115—116. —
Gottwalt [— Seegemund]:
Das stille Lied.
„Schweige nur, 5
Süsser Mund der heil'gen Liebe."
116—117. —
La Motte Fouque: An die Braut
eines Freundes.
„Süsse, liebe fromme Augen, 10
Klug erspäirnd das Wo und Wie,
Schliesst Euch meinem Freunde nie!"
118. —
Gottwalt [ = Seegemund]:
Erste Liebe. 15
„Sel'ge Engell helft mir tragen
All die reiche Himmelslust!" 119—120.
Glückliche Liebe.
„Nun hauch' in tausend Liedern
Dein ganzes Leben hin." 120 — 121. 20
Verlorne Liebe.
„Alles, alles nun zu Ende!"
121—122. —
Paul Graf v. Haugwitz. Segen
ohne Gleichen. 25
„Fährt der Bergmann in den Schacht,
Steigt der Taucher tief in's Meer,
So bringt Einer Goldespracht
Und der Andre Perlen her: — "
123—124. — 30
Pau 1 Graf v. Haugwitz: Geheimnis 8.
„Auf dem liebsten Gesicht da ruht ein
tiefes Geheimniss,
Keinem enthüllet wie dem, welcher mit
Liebe sich naht." 124. — 35
Gustav Schwab: Der Mönch und
die Nonne.
„Einst auf der Wai-tburg Abends frisch
Vor seinem braunen Eichentisch,
Dem theuren Erbstück von der Mutter, 40
Sass bei der Arbeit Doktor Luther."
125-127.
Fussnote: Diesen Namen führt noch jetzt
ein so gestaltetes Felsstück auf dem der
Wartburg gegenüberliegenden Berge, der 45
die alte Wartburg genannt wird.
Gedichte, 1828, I 21G. —
G. Szr:
B e a t a.
„Beata, eine .Jungfrau, rein und fromm, 511
Ging, als das Frühroth kaum im Osten glomm,
Jlit bangem Herzen zur Capelle hin.
Zu beichten dort der Himmelskönigin."
128—129. —
Job. Heinrich Wezel [Bruder Friedr. 55
Gottl. Wefzels]: Die Untrennbaren.
„Nun lasst uns singen mit rechter Art
Von einer edlen Jungfrau zart;"
129—131.
F. G. Wetzds Gedichte und Kachlass, 163. 60
Von Z. Funk wohl gleich dem folgenden ver-
sehen tUch a ufgenom men .
Job. HeinrichWezel: Sommervogel.
„Ein Knösplein war ich still und klein"
132—134. 65
367
Frauentaschenbuch. Dritter Jahrgang 1817.
368
jF. G. Wetzeis Gedichte und Nachlass,
S. 191 f.
Wilhelm Hensel: Der Ritter und
der Rhein.
5 n^Ver sitzt dort unter dem blauen Zelt?"
134-135. —
Gottwalt [= Seegemund]:
Variation auf Dählings Bild: Der
Wettgesang.
10 Thema.
„Liebe denkt in süssen Tönen,
Denn Gedanken stehn zu fern,
Nur in Tönen mag sie gern
Alles, was sie will, verschönen."
15 P r u d e n z i a :
„Wie ihr noch die Schule fehle
Wag' es keiner sie zu schelten;"
1.3(3—140. —
L. M. Fouque: Die Rheinfahrt.
20 „Aus der Stadt Strasburg im Elsass —
dieser schöne, hochtheure Ort gehörte da-
niahls noch zum lieben deutschen Reiche —
kamen eines hellen Sommermorgens drei
junge Gesellen geschritten, und begaben
25 sich in ein zierlich gebautes Schiff, auf dem
Jeder von ihnen, die Andern weiter nicht
kennend, einen Platz zur Reise bis Kölln
gemiethet hatte." 14Ü— 195.—
L. Uhland: Tenzon.
30 „Sänger, sprecht mir einen Spruch!
Sagt mir, was ist mindre Noth:
Der Geliebten Treuebruch
Oder der Geliebten Tod?«
35 »Diß ^'om Schwur sich losgezählet.
In der reichsten Schönheit Schmuck
Ist sie doch ein HöUeuspuk,
Dessen Anblick schreckt und quälet."
195-197. —
40 Ulilands Gedichte, hg. von Erich Schmidt
u. Hartmann 1S9S, I 407f.
F. Riickert [Joh. Michael Friedr., 1778—
18GG, Goedeke VIII 112 ff']:
„Gegner, doppelt überlegen,
45 Ausgerüstet mit zwiefalter
Waff' als Dichter und Sachwalter;"
197—198. —
Gottwalt [= Seegemund]:
Die Meisterin.
60 „Vieles hat sie angefangen.
Manches glücklich ausgeführt,
Und von Mund zu Mund gegangen
Ist das Lob, so ihr gebührt;" 199. —
Gottwalt \^^ Seegemund]: Die Geburt
55 der Geliebten.
„Du sel'ge Blüthe dieser Welt"
199-201. —
Gustav Schwab: O! Liebe.
„0 aller Berge Quellen" 201—202. —
60 Gedichte 182s, I 82. —
Gottwalt [= Seegemund]: DerSchatz.
„Der Steiger sitzt im dunkeln Schacht"
202—206. —
Gottwalt [= Seegemund]: Die eine
65 Schwester.
„Von zwei Schwestern, die ich kenne.
Blüht die eine, die ich nenne,
Wie im klaren Sonnenlicht."
207—208. —
Gottwalt [= Seegemund]: Mit einem 5
Frauentaschenbuch von 1815.
„Nur um der Christnacht selige Erhebung"
208—209. Sonett. —
Gottwalt [= Seegemund]: Zum Lebe-
w o h 1. 10
„Der schöne Kreis, dem ich mich schnell
vertraute" 209—210. Sonett. —
C. L. Blum: Begegnung.
„Dunkle, kühle Waldeagrüne,
Rufst mir schon aufs neue wieder" 15
210—212. —
V. Lehr: Stille Musik. Ein Gesell-
s chaftsspiel.
.,Ja, Sie nahm sich allerliebst
Auch als Flöte-traverchen." 20
213-214. —
Joh. Heinrich Wetzel ]Die Schreibung
der Xamen icard damals sehr oft gleichgiltig
behandelt]: Der Fabeln Streit.
„Ich ging einsmahls zum grünen Wald" 23
215. —
V. Halem: Die Richter, die Dichter.
„Die Richter,
Die Dichter
Sie fanden, 30
Sie banden
Gefundenes Wahres in Regel und Weisen.
DieRichter, die Dichter sind ewig zu preisen."
Fussnotc: Der Name der Finder war
im Mittelalter beiden gemein. Der Richter 35
fand das Urtheil, der Dichter (trobadore,
trouveur) den Gesang. Auch der Name
Schaffer ehrte beide. 216. —
L. M. Fouqu6: Der Dichter und sein
Freund. 40
Zweites Gespräch. (Siehe den
vorigen Jahrgang, S. 265). Andrea
(eilig hereinstürzend) „Nein, jetzt ist es mir
dennoch zu arg." 217 — 225. — Gustav
Schwab: Dichter-Weben. „Weiss ich, 45
was ich thu' und will? 225—226. Schwabs
Gedichte I 77. —
Gottwalt \=Seegemmid]: Winterfreude.
„Winter auf sonniger Au'" 226 — 227. —
Friedr. v. Heyden: Die Romanze. jo
„Es schwebet hold aus nie betret'nen Hallen
Die Göttin, deren Flammenblick entzückt"
228—230. —
Fr. Krug v. Nidda. Der Sternen-
himmel. 55
„Wie hoch die Sonnen funkeln
Als wollten mich retten aus dem Dunkeln;"
230—231.
Gedichte, 1830, S. 84 f. Titel: „Sterncn-
lieder. i." — eo
Max v. Sclienkendorf [178S—1817,
Gordel-e VII 831 f, ABB 31, 74lf]: Palm-
sonntag 1816. „Mildes warmes Frühlinga-
wetter!" 231—232.
Gedichte 1802, S. 441. — 65
369
Frauentaschenbuch. Dritter Jahrgang 1817.
370
Max V. S chenkendorf: Gesang zu
Vater Stilling's Fest den 12. Sep-
tember 1815.
„Erschalle laut aus frommer Brust,
O heller Klang der Lierlor!" 233—234. —
M e s s e r s c h m i d [Joh. Georg Fiiedf.
1776—31,Goedek-e VII 2!t6]: Beruhigung.
„Oft, wenn in schweren Stunden
Ich inniglich geweint,
Gedacht' ich deiner Wunden,
Dutreuer Herzensfreund!" 235 — 236 —
V. Lehr: Den Frauen.
„Was ist von Frau'ngesclimeide
Die Krön' und schönste ZierV
237—238. —
G. Szr.: Dichtergaben.
„Wenn die Andern Gaben bringen,
Gold und Perlen allzumalil" 238 — 239. —
Gottwalt [= Seeqemund]: Abschieds-
r u f.
„Also willst du, o mein Friede,
Du ein Schwan auf stillem Seee,
Der mich zog in seine Nähe,
Willst du mit dem Schwanenliede,
Ach gesungen mir zum Wehe,
Von mir scheiden, du mein Friede?"
240—241. —
V. Halem: Das Maal. Den 31. De-
zember 1815.
„Jahr, in dem ich mit ihr
Lebt', in dem sie mir starb" 242 — 243. —
Gottwalt [— Seci/emund]: Bei der
Leiche eines Vollendeten. „Wenn sich
die letzte Wunde schliesst" 244 — 245. —
V. Halem: Die Kränze. „Räumt mir
die Kränze nicht weg, die welkenden!"
246-247. -
V. Halem: An die Nachtigall.
„Kehrst du wieder zurück, o Sängerin?
Sie, die dir horchte,
Da du verliessest die Flur, — starb —
und du singest dein Lied?" 247. —
Nachtigall:
„Ihr sonst sang ich das Lied, von ihr
nun will ich dir singen.
Dir, dem Verlass'nen, von ihr." 248. —
Lyäne [(so!) Im „Inhalt'^ richtig
C y an e = Philippine Sophie von Caleiiberg
1765—1848, Goedcke VII 239]: Der Berii-
steinring. 1814. „Am Strande der Ostsee
ruhten im leichten goldenen Sande Helmhold
und Else, eben als die Sonne — über den
ganzen Horizont ihr Rosenbhit verströmend
— in den ruhigen Wogen versank, und
sahen ihr stille nacb, eingedenk der nahen
Trennung, die auf ihren Herzen lastete."
249—255. —
Paul Graf v.Haugwitz: Resignation.
„Lisch aus, mein Licht!
Was dir gebricht.
Das ist nun fort,
An diesem Ort
Kannst du's nicht wieder finden! 256. —
Franz Hörn [Fmn.: Chriatoph, 1783 —
1837, Goedeke VI 3 88 f.; ABB 13, 136 f]:
Beatrix. Novelle [in 46 Meinen Kapiteln ]
1.
„Es mochten jetzt etwa sechs Jahre ver-
flossen sein, seitdem ich in W. zwei über-
aus anziehende und seltsame Menschen hatte
kennen lernen." 257 — 321.
Novellen, Berlin 1830, Bd. 2.
C. L. Blum: Sehnsucht.
„Rings umtobt von dumpfen Stürmen,
Fleh ich hier im Staub vor dir"
322—323. —
Gottwalt [^ Seegemimdy. Auf das
Angesicht meiner Braut.
„Viele liebliche Gestalten
Seh' ich auf der Erde walten"
324—325. —
Ein Brief von Adolf Müller. Paris
im April 1808.
„Was kann ich Gutes, Bessres thun, als
reden
Zu Pjuch, Ihr lieben Freunde, immer flieht
Mein innres Herz zu Euch zurück, wenn
auch
Viel bunte Bilder an den Augen rasch
Vorbeiziehn; — — — —
Um aber in dem rechten Gleis zu bleiben.
Mag mir ein klein Geschichtchen dienen, das
Von Eik und seinen alten Bildern handelt.
Die oft ich angesehn, den Fleiss be-
wundernd,
Ergrifl"en von der Heiligkeit darin.
Vermeinend, dass in dreien ganz vorzüglich
Des Malers Lebensalter abgespiegelt."
Fussnote: „Den edlen Verfasser dieses
prophetischen Briefes, einen jungen Arzt
aus Bremen, raffte noch vor dem Beginn
unsers Freiheitskampfes ein Nervenfieber
hinweg. Seine Hinterlassenen vergönnten
dem Herausgeber die Bekanntmachung der
hier abgedruckten Dichtungen, und auch
noch künftig hofft er Blüthen dieses frtth-
verklärteu Geistes mittheilen zu können.
326—328. —
„Ein Maler, der vor langen Jahren
Die treue Hand beständig übt"
329—332.
Doch ein langweiliges Malen fürchtend
eines so herrlichen Kunstwerks, werfe ich
meine beschreibende sammt der versmachen-
den Feder aus der Hand, wie der alte Meister,
da er den Himmel wirklich schauen sollte,
seinen Pinsel, und er sich dem Tode gern
und bereit hingab." 332 — 333. —
Friedrich v. Heyden: Phantasie am
R i c h a r d s s c h 1 o s s.
1.
„Hoch oben auf dem Berge,
Da ragt ein altes Schloss,
In welches Feindestücke
Das Löwenherz verschloss."
Fussnote: „Burg Dryfels im Anweilerthal
ohnweit Landau. Eine herrliche Ruine.
Dies Schloss hat der Barbarossa gebaut,
bisweilen bewohnt. — Dann war es der
Lieblingssitz des jungen Prinzen Heinrich,
24
371
Frauentasehenbucb. Dritter Jahrgang 1817.
372
Solins undReichsveiweserKaiserFriedricli II.
Als der erstere in dem Empöningskampf
gegen den kaiserlichen Vater schon ganz
besiegt war, hielt er sich auf Dryfels noch
kurze Zeit, bis auf Zureden des Kitters
Herrmann von Salza er sich vor dem Kaiser
demütbigte. — Die Sage, (die Landleute
der Gegend haben es dem Dichter erzahlt);
— maclit dieses Scliloss zum Gefängnisse
Kichard I., von England, soviel die Ge-
schichte dagegen einzuwenden hat. — Meister
Blondel soll ihn daselbst erlöst haben! —
Das Thal um die Burg nennt jedes Kind
das Blondelsthal." 333—338.
Dichtungen, Konigsherg 1820, S. 77fl. —
Friedr. Krug v. Nidda: Die Hiinen-
gruft. (Nordthtiringisch).
„Genügt Euch, edle deutsche Frau'n,
Ein' IMähr aus Sängers Heimathgau'n"
339—346.
Gedichte, 1820, S. 235 ff. Viel ge-
ändert; die 15. der 42 viereeiligen Strophe»
des Almanachs ward gestrichen. Titel: „Das
Ilänenhett (VolJiSsage)." Anfang: „Ge-
nügt euch, liehe Herrn und Frau'n". —
Friedrich Krug von Nidda:
Waldina, Sage in acht Bildern.
I r r t h u m.
„Ruht im Wald ein schöner Jäger,
Losgegürtet nach der Waid — "
346-348. —
Argwohn.
„W^o säumst du, mein Getreuer?"
348 — 350. —
S c li u 1 d.
„Wohin so früh, du Waldessobn"
350—352. —
Reue.
„Sinnenliebe, dein Verlangen
Ist ein Wurm der nimmer ruht!"
352—354. —
Liebe.
„Willkomm, zur Vortragsfeier
Von Hugo's Ehgelag" 354-355. —
Rache.
„Hätt' ich nimmer doch gehofft
Vorwurfslos zu scheiden" 356 — 357. —
S ü h n u n g.
„Glück auf, Glück auf, mein Trauter!"
357—359. —
S c h 1 u s s.
„Klingen doch die Feierglocken
Durch den Wald wie Grabgetön"
359—361. —
Wihelm Müller [1794—1827, Gocdchc
YIII 255ff]: Der Todtgesagte.
Ballade.
„Ich sehe ein Magdlein vorübergehen:
Die Augen hab' ich schon einmahl gesehn!"
361-362.
Caroline Baronin de la Motte
Fouquö, gebohrne von Briest: Der
Delphin. „Ich war lange in den dunkelnden
Abend hineii]gefaliren. Spät erreichte ich
das Thor und hielt endlich, aufs höchste
ungeduldig und verdriesslich, vor dem Gast-
hof zum Delphin, der, in schwarzer Bronze
gearbeitet, den klugen Kopf wunderlich
genug über das Portal aufhob." 363 — 397. —
L. Uhland: Das Nothhemd. „Ich 5
muss zu Feld mein Töchterlein" 398 — 400.
Uhlands Gedichte I, 274:ff. —
Friedr. v. H e y d e n : Lied der
G ä r t n e r i n. „Es duftet ihr Blumen in
farbigen Reih'n" 400-401. — 10
J OS. Freiherr v. Eiche n dort f:
Liedchen.
„Was jauchzt meine Seele
Und singet in sieh!" 401-402. —
Gottwalt \ßecgemunä\: Maiblumen. 15
„Alle Blumen in dem Garten
Steh'n und warten" 402 — 404. —
Freimund Reimar (Friedrich Rückert):
Die Geschichte von Flor und Blank-
flor. Bruchstück eines grösseren Ge- 20
d i c h t s. \Tersinen^
„Gezogen von der ungesehuen Hand
DerLenk'rin, deren Odem mich umwitterte,
Gelangt' ich zu des dunklen Haines 25
Rand" 404—411.
IL
„Der Heidenkönig sprach zur Königin:
(So sprach der eine Halm zum andern
weiter) 30
Mein Blumeukind, der Flor, liegt mir im
Sinn." 412—417.
III.
„Der König in dem Lande Babylon,
Der um sein Gold erhandelte Blankfloren, ;-5
(Fuhr die Erzähl'rin fort mit rein' rem Ton)
Verschloss sie drauf in seines Schlosses
Tboren" 418—423.
IV.
„Hoch stand die Sonn', als Flor noch lag 40
und schlief;" 423—429.
V.
„Wenn irgend sich in dieser Einsamkeit
Ein Abendwind versteckt hält, um zu
lauschen" 429—435 45
Ygl. Briefe an Fouquc, 1848, S. 332,
334 ff. —
Friedr. v. Heyden: Der Dichter
und die Nachtigall. Im Frühling des
Jahres 1815. 00
„Horch, es tönt aus grünen Hallen
Philomelens süsses Lied" 436 — 438.
Dichtungen, 1820, S 83 f Umgearheitcf,
besonders die 2. der vier Strophen. Anfang:
„Horch, es tönt aus grünen Bäumen." — 50
Friedr. H o r u [im ,,Inhult", tcohl ver-
sehentlich, V. Heyden zugeschrieben]: Die
deutschen Krieger und der Vater
Rhein. In der N enjalir snacht 1814.
„Kommt, Brüder, zum Rheine!" 438 — 440. — go
Max von Schenkendorf: Die Tafel
am Rhein. Koblenz 1816.
„Der Sänger kommt zur guten Stunde
Und ihn empfängt ein holder Grnss,
Den Feldherrn und die Tafelrunde 65
373
Frauentasclienbuch. Vierter Jahrgang 1818.
374
Krblickt er an ilein grünen Fluss."
441-443.
Gedichte, 3. Aufl., Stutgart 1862, S. 396 f.
„Tafel am Rhein, zu der der General
5 Graf von Gneisenau seine Freunde
eingeladen hatte." —
Messerschmid: xVn Theodor Körner,
„0 junger Barde mit der Kraft des Aaren !-
444. Sonett. —
10 V. Lehr: P reussisch erGene ral-
marscli 1813. „Heraus du alter Degen!-'
445—447. —
A. Müller: Nach t Wandlung. „Oft-
mahls öffn' ich mir das Pförtchen" 448 — 449. —
15 Lehr: U u f r e i w i 1 1 i g e B e i c h t e
„Saramt und sonders sind wir alle
Mehr und minder in dem Falle,
Dass wir's tiefgelehrt ergründen,
Und am Ende doch nicht finden."
20 449. ~
Vierter Jahrgang. 1818.
1 lirer
Kaiserlich Königlichen
M a j 0 s t S t
25 Caroline Auguste,
Kaiserin von Oesterreich,
der hohen deutschen
a 1 1 V e r e h r t e n F r a u ,
deren Tugenden den Glanz der
30 ersten Krone der
Welt noch überstrahlen,
Bojariens Stolz und Austriens
Wonne,
legt diesen Kranz
3.5 aus d e u t s c h e r D i c h t k u n s t E i c h e n h a i n
ehrfurchtsvoll zu Füssen
der Verl eger.
1. Vorsalzhlatt.
Die Perle, dem gemeinen Aug' entrücket,
40 Ruht in des Weltmeers heil'gem dunklem
Grunde,
Bis sie, entdeckt in hochbeglückter Stunde,
Als schönstes Kleinod eine Krone
schmücket.
45 Köstlichste Perle, die die Welt entzücket,
Demutli und Herrlichkeit in seltnem
Bunde,
Verborgen in Dir selbst, bis Du zur
Stunde
50 Den ersten Thron der Christenheit
beglücket.
Die holden Musen ehren Dich mit Kränzen,
Weil, Perlen auch, auf Deiner edlen
Stirne
55 Die Dankesthränen Deiner Ai-raen
glänzen.
Wie oft HabsburgB und Wittelabachs
Gestirne
Sich schon vermählt, o Fürstin sonder
Gleichen,
Diessmal geschah's im schönsten Himraels-
zeichen.
^*. Vorsntzblatt. 5
Andeutungen, die Kupfertafeln betrefend.
Ueber das Kupfer auf dem Futteral.
[C. Heideloff del. et scul2)s.]
,, Einem Sänger bieten wir den ersten
Gruss, der vor zwei Frauen, verschieden an 10
Jahren, sein Saitenspiel rührt. Frauen zu
singen, ist ein dankbares Geschäft; ihnen
melir als dem Manne ist es gegeben, ohne
Zerstreuung durch Ueberweisheit oder Ver-
neinungsgeist, der Dichtkunst immer sogleich i.i
den rechten rührbaren Sinn zuzuwenden.
Wie das Weib, in Bezug auf das Leben,
auch in den verschiedenen Stufenjahron
doch immer von einem Gefühl der Pflicht
erfüllt ist, ebenso nimmt sie, was die Kunst 20
auf silberner Sehale ihr darbringt, als Jung-
frau, Mutter und Matrone mit dem nämlich
froh dankbaren Herzen auf.
So führe denn der freundliche Minne-
sänger unsereFrauen seinenkunstverwandten 25
Brüdern zu, die sie in maunichfaltiger Ge-
sangsweise von den wechselnden Schick-
salen und Gefühlen der Menschen, — von
den ernsten Thaten der Männer, — von dem
einfach frommen Sinn der Frauen unterhalten; 30
und wenn sie mancher Abweichung von dem
Pfade des Schönnienschlichen gedenken, so
mögen sie durch sanft mahnende Töne jedes
Verirrte auf die rechte Bahn zurückzuleiten
suchen. 35
F. L. B."
Ein Wörtchen über die Kupfer des
Umschlags.
[Carl Heideloff inv. et sc.]
,,Wie die Natur es liebt, zuweilen 40
schon durch die Schale die Gestalt und Art
des Innern Kerns zu verrathen, so hier die
Kunst. Die hiezu von dem Künstler ge-
wählten Bilder sind so verständlich, dass
einiges Festhalten der Augen des Lesers 45
jede Erklärung überflüssig macht. Religion
und Unschuld beschützen, ist in allen Zeiten
der edelste Beruf des Mannes gewesen;
aber der Künstler hat durch die Ausstattung
seiner Gestalten, ja selbst durch den Rahmen 50
um seine Bilder, uns in jene alterthümliche
Zeit versetzen wollen, wo dieses edle Ge-
schäft, wo der Kampf für alles Hohe,
Rechte, Schöne, noch nicht in eine Be-
schäftigung mit so vielen und mannich- 55
fachen Dingen, oft von zweideutigem Werth,
zersplittert war. Wie der Mann das ge-
wichtige Schwerdt in seiner Rechten wohl
fühlte, ebenso wusste er in seinem schlichten
Sinn auch klar, was er that, und wenn der so
Erfolg, feindlichen Mächten zum Trotz, ge-
lang, 90 krönte den Sieger ein schöner Lohn,
zuweilen neben dem inneren Bewusstseiu
24*
375
Frauentaschenbuch. Vierter Jahrgang 1818.
376
der schönste irdische Dank, die Liebe eines
liebenswürdigen Weibes.
F. L. B."
Tafel 1.
6 Das Titelkupfer.
[Geseichnet von H. Naelce, gestochen von
H. C. Maller.]
„Thut es denn Noth, dem freundlichen
Bild noch eine Deutung beizugeben, das
10 uns beim Anfang dieses Taschenbuchs, in
dem uns der Dichter, dessen Namen es
trägt, aus seinem und seiner Freunde reichen
Vorrath eine neue willkommne Gabe bietet,
als wie ein einladender Willkomm darge-
15 reicht wird? Es spricht sich zwar durch
sich selbst klar und verständlich aus, gleich
der Vortrefflichkeit des Rebengoldes, das
im Becher uns geboten wird, und nicht erst
des Anpreisens bedarf, aber wie uns über
20 solchen Trank wohl ein Wörtlein gegönnt
sein würde, werden wir auch eines bei diesem
ersten Blatte uns erlauben dürfen, mit dem
die Rahme von Bildern beginnt, welche dies
Frauentaschenbuch gleichsam umgeben, und
2j es seinen schönen Leserinnen empfehlen
soll.
Der sinnige Künstler, dessen Composition
wir hier vor uns haben, lässt uns einen
Schritt weiter fortmachen in dem Kreis des
30 schönen Frauenlebens, in den uns die Titel-
blätter dieses Almanachs eingeführt haben.
Wir sahen das holde Frauenbild als heitere
Jungfrau den Rosengarten der Liebe lächelnd
und verschämt aufschliessen, sahen sie dann
35 als Hausfrau vor dem Schrein ihrer köst-
lichen Habe überlegend und still in sich
vergnügt, dann als Mutter unter den holden
Kindern, die sie in Unschuld und Liebreitz
umgaben, — hier schliesst er ein neues
40 Bild vor unserm Blicke auf. Die ächte
wahre Liebe kann nur aus frommem, mildem
Herzen stammen, dies hat uns der Künstler
hier überaus reizend dargestellt. An dem
gothischen Eingang einer hohen Cathedrale
45 reichen die beiden Töchter, der geliebten
Mutter zur Seite, einem alten neben die
Pforte gelagerten Bettler ein Almosen mit
solcher kindlicher und jungfräulicher Huld,
dass ihnen das Wohlwollen, mit dem sie
50 geben, das Herz jedes Beschauers gewinnen
wird. Auf sie herab bückt sich die Mutter,
in stille Frömmigkeit schon an der Pforte
der Kirche versunken und voll Liebe das
Auge heftend auf ihre Töchter. Sie erlabt
55 sich in mütterlicher reiner Wonne an dem
Gedanken, wie sie heranwachsen werden zu
Jungfrauen, in denen sich ihr eignes Bild,
das der bescheidenen Mutter immer noch
nicht genüget, viel schöner bald verklären
60 und verjüngen soll. — Doch wer sollte
nicht selbst fühlen, was in dem Bilde der
Mutter liegt y Der Mutter Anzug ist schlicht
wie ihr ganzes Wesen, kein Baret mit wallen-
den Federn trägt sie auf dem Haupt, ein
p,5 knappes Tuch hängt ihr auf den Rücken
herab, ein langer Mantel deckt das Kleid,
das nicht zum Prunke bestimmt ist, das rein
und zierlich gefaltete Busentuch schliesst
sich eng dem Hals an, und fast möchte
man glauben zur Morgenandacbt ginge sie 5
in die Kirche. Sittsamkeit, Frömmigkeit,
Wohlthätigkeit sind die schönsten Blumen
im Kranze der Frauen und adeln ihre
Seelen, das will uns der Zeichner versinn-
lichen, und er hat es gewiss ergreifend und 10
an unsere Zeit, die wir hoffentlich bald die
vergangene Zeit der Noth nennen, mahnend
genug gethan. So vorbereitet, nachdem sie
ein Werk der Liebe geübt, führt die Mutter
die Töchter zu dem Altar, um zum Gott lö
der Liebe zu beten, — gewiss die würdigste
Verehrung, die dem ewigen Vater gefällt."
Tafel 2.
Das Titelblatt.
[Erfunden und gezeichnet von C. Heidcloff, 20
gestochen von M. Esslinger]
,,In der bilderreichen Vorzeit, wo sich
diePhantasie gerne beschäftigte mit Gestalten,
und gerade die entgegengesetzte Grundregel
von jetzt verfolgte, wo man alles recht nackt 25
und einfach haben will, um es schön zu
finden, wo es dem Künstler gestattet war,
selbst die sonderbarsten Bildwerke, wie sie
nirgends vorhanden sind, zusammenzusetzen,
wenn sie ihm nur zu seinem Zwecke paßten, 30
umgab man auch die Titel der Büclier mit
solcher alles versinnlichenden Ausstattung,
gleichsam als einer Verkündigung dessen,
was man erwarten dürfe. Das Frauentaschen-
buch ist von seinem Beginnen an dieser 35
alterthümlichen Sitte treu geblieben, und es
hat uns auch diesmahl in reicher Bedeut-
samkeit der Künstler eine sinnige Zusammen-
stellung gegeben, für welche ihm so manches
holde Auge vielleicht Dank zunicken würde, 40
wenn es ihm nahe wäre. Ein Schild neben
Schwerdt und Helm und Handschuh liegt
auf dem Steine, der die Inschrift trägt, und
was die beiden Pole der Ritterschaft waren,
Religion und Minne, das ist hier genannt, 45
und mit einem Kranze von Rosen, dem Bilde
alles Liebreizes, das Ganze umwunden. Zur
einen Seite steht der Glaube, das Kreuz in
den gefaltenen Händen haltend und an die
Brust drückend, als ob nur gesagt werden 50
sollte, daß der zarteste Glaube in Frauen-
seelen vor allen wohnen müsse. Zur andern
steht die Liebe, ihr Kind herzend, und neben
sich ein Kinderpaar, das sich eben so innig
umschlingt, — beide als Sinnbilder, daß so 55
auch im Leben Glaube und Liebe die
schirmenden Engel derer sind, denen dies
Büchlein geweihet ist. Dem Glauben ist
ein Bienenstock unten beigegeben, weil er
auch alles mit eben so sorglichem Eifer zu- 60
sammentragen muß, und im Herzen bewahrt,
was ihn trösten kann, wie es jene kleinen
Bewohner dieser Stöcke thun, — der Liebe,
ein Hund, das Bild der Treue, weil durch
377
FiauentaBchenbucb. Vierter Jahrgang 1818.
378
diese die Liebe erst in ihrer böcbsten Ver-
herrlichung erscheint, und in Mitten beider
Embleme blüht eine Lilie, das Bild der
Zartheit und Unschuld. Könnte sie aber
5 auch an einem schöneren Platze stehen, als
hier, oder sonst wo mehr bezeichnen, als
gerade zwischen solchen UmgebungenV — "
Tafel 3.
Die Pilgerfahrt, von de la Motte
10 Fouquö. S. 77.
[Von Naeke und Esslinger]
„Einen Cyclus von Darstellungen aus
diesem dramatischen Werke Fouqu^s sollen
wir liier in drei auf einander folgenden
15 Blättern erhalten. So sehr wir überzeugt
sind, daß ein großer Theil der Freunde des
Dichters mit diesem Geisteserzeugniß des-
selben sich längst schon bekannt gemacht
hat, so glauben wir doch über den Moment,
20 den der Künstler auffaßte, einiges sagen zu
dürfen. Es ist gewiß einer der entscheidendsten,
der poetischsten. —
Der alte Thüring, gefoltert von den
Truggestalten seiner Einbildungskraft und
25 von der schweren Last des Verbrechens,
begangen an seinem Freund Lothar, den er
vom Fels herab zu Tod stürzte, allüberall
verfolgt, ist in Begriff seine Söhne zur
Pilgerfahrt nach Jerusalem einzusegnen.
30 Den zarten Florus, der im Pilgergewand
vor ihm andächtig und ergeben kniet, hatte
er lange darum bittend angelegen, aber der
furchtsame Jüngling sich immer und immer
geweigert, bis ihn endlich das Ausbleiben
35 seines greissen Freundes Antonius, dessen
reicher Liedermund ihm oft das Herrlichste
gelehrt hatte, und des Vaters Worte dazu
bestimmen. Der ältere Sohn, Irwin, in straf-
würdiger Liebe der Gattin seines Freundes
40 Winfreds Verena ergeben, kniet dem Bruder
gegenüber, und empfängt dengleichenSeegen
zur selben Fahrt, die der Vater ihm ver-
wehren möchte, aber nicht zu hindern ver-
mag. Winfred war auf einer Bärenjagd
45 umgekommen, Verena hatte dies eben, als
sie schwach genug sich an Irwin ergeben
wollte, vernommen, und mit einem Mahle
überrascht sie einst der finstere Thüring,
und verpflichtet sie mit furchtbarem Eide,
50 zu ihm in seine Burg zu kommen, und sich
lebendig todt in einem Thurme zu vergraben.
Als wäre sie gestorben , erschallen um sie
die Todesglockeji, Irwin hört sie, und die
Fahrt nach Palästina ist in ihm beschlossen.
55 Ein ganz anderes Gefühl, als in Florus
Blicken liegt, ruht auf Irwins Antlitz, ersterer
ist fromm, letzterer heldenmüthig des
Willens einerlei zu bestehen. — Der Vater
legt die Hände auf sie, — mit Euch der
gri Friede — hat er ausgesprochen, da be-
mächtigen die linsfern Bilder des ihn überall
verfolgenden Fluchs sich seiner Seele, er
kann seinen Seegen nicht aussprechen, Wahn-
sinn befällt ihn fast, und verschüchtert fliehen
die beiden Brüder hinaus. Was die beiden
Künstler mit Liebe und Geist für diese
Scene geleistet haben, stellt sich jedem Be-
schauer selbst dar, noch liegt Ruhe, Innig-
keit, fast Liebe und W^ohlwollen auf der 5
Miene des seegnenden Alten, aber wenn sie
sich nun mit einmahl zu gräßlichen Zügen
verändert, welcher schauderhafte Wechsel,
welche Qual für den schuldbeladenen Alten,
dem man gerne die Vaterwonne gönnen ^^•,
würde, wenn er sie ertragen könnte. — "
Tafel 4.
Die Pilgerfahrt von de la Motte
F o u q u (5. S. 132.
■ \Von Naeke und H. C. Müller] ,5
„Von einsamem Gemach umschlossen in
tiefer Fensternische sitzt hier Verena allein,
mit dem Bewusstsein ihrer Schuld und an-
gefochten von der immer wiederkehrenden
Liebe zu dem Buhlen Irwin, dem sie die 20
Treue, die sie dem Gatten schuldig war,
geopfert hatte. Sie hatte zur Laute ein
Lied angestimmt, gerichtet an den Todten-
schädel, der vor ihr lag. Das Saitenspiel
ist verklungen, und lehnt neben ihr am 25
hohen schmalen Fenster. Entsetzen erfasst
sie. indem sie den kalten nackten Grab-
bewohner auf ihrem Schoosse hält, und die
schweren Gedanken drohen ihr Haupt nieder-
zuziehen, dass sie es mit matter Hand zu 30
stützen gezwungen ist. Sie fühlt, dass nur
die Andacht, nur fromm Gebet und Bücher
den Geist auf guten Bahnen festzuhalten
vermöge, nicht aber die Einsamkeit den
Angefochtenen schützen könne, denn seinen 35
eigenen Feind habe er in sich behalten und
mit sich genommen, seine immer sich er-
neuenden Qualen empfindend. — Sie muss
wohl das Opfer dieses Schicksals selbst sein,
denn auch jetzt steigen die Erinnerungen 40
an den Buhlen in ihr auf, wie er in Abend-
goldes Schimmer zu ihr kam, und sich vom
stattlichen Rosse schwang — sie malt sich
alles aus mit der Glutli der noch immer
auch das Verbotene liebenden Seele, bis 45
Antonius ihr erscheint, und ihr das Lied
vom verrathenen Gastfreund — wie es sich
zuletzt enthüllt, eine Andeutungseines eigenen
Schicksals — singt, durch welches sie die
noch schlimmem Gäste ihres Herzens aus- 50
getrieben zu sehen hofft. — Der Zeichner
hat fein und zart gedacht und wiedergegeben
die Verena in ihrem einsamen Thurme; in
den wenigen Geräthen ist die Treue gegen
das Alterthümliche, die wir von diesem 55
Meister immer zu sehen gewohnt sind."
Tafel 5.
Die Pilgerfahrt von de la Motte
F o u ([ u e. S. 207.
\Von Naeke und Esslinger.] go
„Von der alles sühnenden und einenden
letzten Scene dieses Trauerspiels hat uns
der beiden Künstler fühlender Sinn ein
379
Frauentaschenbuch. Vierter Jahrgang 1818.
380
vollendetes, höchst anziehendes Bild geliefert,
das schon durch seinen Gegenstand eine
Zierde des Taschenbuches ist. — Im fernen
Morgenlande sind beide Brüder in das
5 Zaubergebiet des furchtbaren Hormis-das ge-
kommen, der die schöne Zilia eingeschlossen
hielt; von Irwin wird der Grässliche ge-
tödtet, und Zilia zieht in Liebe verbunden
und als Christin getauft, mit Florus stattlich
10 und herrlich dem Vaterland des Jünglings
zu. Irwin, den Lohn seiner Ritterthat frucht-
los erheischend, eilt ihnen feindlich auf dem
Fasse nach, und trifft das liebende Paar am
Thor der väterlichen Burg. Da dringt er,
15 Zilien dem Bruder zu entreissen verlangend,
auf diesen ein, des Willens, selbst mit
Bruderblut sich zu beflecken, doch Florus
rettet sich, und wird von Irwin in der Burg
belagert. Das treibt den alten Thüring
20 vollends zur Verzweiflung, in Wahnsinn
schröckt er wie ein finstrer Geist alles zu-
sammen, und unaufliörlich verfolgt ihn mit
seinen Schlangenbissen der Gedanke: dein
Segen, den du ihnen gabst, kann nur in
25 Brudermord Erfüllung finden. — Da muss
die zarte Liebe den furchtbar verschlungenen
Schickaalsknoten entwirren, und Thüring zur
Ruhe kommen, der genug gelitten und das
Glück seiner Kinder zuletzt noch gesehen
30 hat. — Dies erblicken wir hier. — Zilia
neben ihrem Florus hinter dem Vater stehend,
hat, sich ihrer morgenländischen Zauber-
künste bedienend, den alten Antonius ge-
funden, Irwin seine Verena, und damit der
3ö Schwur der letzteren gelöst würde, suchen
sie den alten Thüring auf, der in wirrer
Verzweiflung sie nicht erkennt, so dass sie
fürchten, nie vereint zu werden. Da tritt
Antonius, Zilia und Florus zu ihm; der
40 erstere entdeckt sich als der von Thüring
todtgeglaubte wunderbar errettete Lothar,
und furchtbar erschüttert sinkt der Alte in
Ohnmacht zusammen Den Augenblick des
Erwacliens aus diesem Halbtode hat der
4.T Künstler gewählt. Der Vater weiss alles
und willigt in alles, Lothar reicht, sich zum
Greis hinbückend, ihm die Hand, es soll
nun wieder alles gut sein, lieber Thüring,
hat er gesprochen, und freudig stimmt der
50 schwache Mund des Greises ein, um, seine
Kinder segnend, von der Welt zu scheiden.
So findet auch das finsterste Gemüth znletzt
noch Ruhe in der Liebe und dem seeligcn
Vergeben."
.% Tafel 6.
Aus Karls des Grossen Geburt und
Jugendjahren, von de la Motte
Fouquö.
[Von C. Ucidcloff (/ezeichnct.\
60 „So wie die vorhergellenden drei Blätter
eine Reihenfolge von Darstellungen aus
einem dramatischen Werke Fouquös aus-
machten, so geben uns drei andere Blätter,
die. mit dieser Nummer beginnen, «Mne
«5 i'reundliche Zugabe zu einer andern Dichtung
Fouquds, die in einem Liede nach altem
Ton und strenger Versweise eine Sage von
Karls des Grossen Geburt und Jugend auf
eine sehr anziehende Art behandelt, so da?s
wir uns durch das romantische Gewand des 5
Sanges wohl für den Mangel der historischen
Wahrheit entschädigt fühlen, die dieser Er-
zählung fehlt. Dem König Pipin hatte der
Kurlinger König Iluldareich seine Tochter
zur Gemahlin anbieten lassen; sie wird für 10
Pipinen heimlich geholt, aber der falsche
rothe Ritter, der sie schützen sollte, bringt
dem Pipin seine eigene Tochter, und die
Prinzessin, zum Tode bestimmt, wird nur
durch die Müdigkeit der zwei Knechte des- i.s
selben gerettet. In einer Mühle birgt sie
sich, und bringt unschuldig einsam ihre Tage
dorten zu in Arbeit und künstlichem Fleiss;
da verirrt sich von einer Jagd Pipin in
diese Gegend, übernachtet in der Mühle, 20
lind die Königstochter wird Karls Mutter.
Der Königssohn wächst kräftig und rauthig
heran, frühe lodert in ihm schon auf der
männliche Sinn, der kein Unrecht duldet,
und sogar auch streng an einem Gespielen 20
Strafe übt für seine Tücke, so dass dieser
mit dem Tode büsst. Der Vater dieses
Knaben verfolgt ihn, und deshalb wurde er
zu einem Herrn von Adel auf der Veste zu
Pell untergebracht. Der wurde von seiner 30
Buhlin um seine Güter schimpflich betrogen,
so dass er zuletzt nichts mehr hatte, und
trüben Sinnes der Zukunft entgegen sehen
muss. Da beut sich der junge Karl zum
Fürsprecher ihm an; ihm zum Recht zu 35
helfen geht er zum rothen Ritter, der in
Weihenstoffen Gericht hielt, und seine
siegende Beredtsamkeit brachte es zum
Schrecken der neben ihm stehenden Buhlin,
und trotz des Grimms ihres Anwalts dahin, 40
dass dem Ritter alles zurückerstattet werden
musste, was ihm so trüglieh abgestohlen
worden war. — Diesen Augenblick hat der
Zeichner dargestellt, die Treue in der
Kleidung, der Charakter der noch vor- 45
gothischen Bauart, jede Einzelnheit an den
Figuren, dazti der freie feste Blick des
Knabens, die finstre Tücke des rothen
Ritters gegen ihm über, das alles ist vom
Künstler mit tiefem Sinn und Geist zu- 50
sammengestellt und wäre einer weit ge-
lungeneren und sorgfältigeren Ausführung
in Kupfer werth gewesen, als ihr zu Theil
geworden ist."
Tafel 7. 55
Karls des Grossen Geburt und
Jugendjahre, von de la Motte Fouqu6.
[Gezeichnet von Heideloff, gestochen von
Ä. W. Böhm.]
„Zum Ritter herangewachsen ist der eo
freimüthige Knabe, den wir eben noch vor
dem rothen Ritter das Recht eines andern
so glücklich verfechten sahen, und reich im
Glanz der Thaten steht er hier unter den
381
FrauentaBchenbuch. Vierter Jahrgang 1818.
382
rauhen Kriegsgenosaen in dem GewafFen
der Schlacht. ■ — Pipin hatte den Knaben
an seinen Hof gezogen, Hertha, die Mutter
desselben, aus der einsamen Mühle geholt,
5 zur Königin gemacht, und in allem, was
ritterliches Thun heissen mag,' war der
Karl der erste, der stattlichste. Der Vater
stirbt, die Stielbrüder Karols, Wernmann
und Eappolt trachten ihm nach dem Leben,
10 doch der edle Graf Diepholt von Tronege
räth ihm und begleitet ihn auf heimlicher
Flucht nach Vannes, im Reiche Karlingen,
wo er beim Grossvater in herrlicher Jünglings-
kraft aufblüht. Seine Mutter kehrt als
!;-)■ Wittwe auch dorthin zurück, bange i'ür das
Wohl des einzigen Sohnes, der einmahl
schon fast wie durch ein Wunder der Gefahr
kaum entgehen konnte. — Da räth der Graf
Diepholt zu einem Kitterzuge, auf dem der
20 Jugendmuth des Helden sich erproben soll,
und nach Spanien führt der erfahrene
Degenheld den Königssohn, wo sie mit zehn
Genossen als die ungenannten Helden im
Dienste des Königs Marsilies sich den
25 Heidenschaaren furchtbar machen. Begabt
mit Gütern und Ehren haben sie dort ein
gar ergötzlich Leben, und von ihrem Worte
gebunden müssen sie sogar gegen die
Franken mit Marsilies fechten, und erringen
ao ihm den Sieg. Eappolt, einer von des
Helden Stiefbrüdern, ist unter den Ge-
fangenen, der Karol erkennt ihn, und bittet
für sich und seine Genossen um zwölf Ge-
fangene zum Siegerlohn. Sie wählen sich
35 die besten unter den Gefesselten, und Karl
befreit den Kappolt zuerst, ihm Haß und
Liebe und Kettung vergeltend. Dieser kniet
vor seinem grossmüthigen Ueberwinder, der
ihn heimsendet, und zu seinen Rittertugenden
40 nun auch den Kranz der Seelengrösse er-
rungen hat. Dies liat der Zeichner auf
unserni Blatte gewählt; ganz in dem alten
strengen Kriegerscbmuck mit den eisernen
Hauben ohne Feder oder anderes, was die
45 späteren Jahrhunderte des Ritterthums oft
überflüssiges zu dem Eisenkleide hinzu-
fügen, sehen wir Karin und seine Genossen — ,
eine Treue, in der man wohl das Verdienst
des Künstlers, der so sinnig, was man aus
50 so früher Zeit auf Denkmalen selten findet,
zusammentrug und wiedergab, nicht ohne
Dank erkennen wird. — "
Tafel 8.
Karls des Grossen G eburt und Jugend-
55 jähre, von de la Motte Fouque.
[Von Heidcloff und Fr. Geissler.]
„Das Heldenlied von Karols Jugendleben
läset der Dichter sich in Liebe auflösen und
verklingen, und mit der Heimkehr seines
«0 Paladins in das väterliche Reich schliesscn,
dessen Krone ihm der von seinem Sieger
durch Grossmuth überwundene Rappolt an-
bieten lässt. Slarsilics Schwester, die
reizende Fatnie, hatte i-ich lange schon
in heisser Gluth der Liebe zu dem herr-
lichen Jüngling hingeneigt, der Lieder Töne
haben ihm, als er im warmen Nachthauch
Spaniens einst in ihren Garten drang, das
Geständiiiss ihrer Leidenschaft zugeweht, 5
und gerne folgte der Königssohn dem
Klang, der sie ihm entgegentrug. Mit jedem
Abendglanze, der sich niedersenkte, stieg
von nun der Stern der Liebe für ihn empor,
und die verschwiegenen Schleier der Nacht jq
nahmen allnächtlich in ihren Schutz die
Glücklichen auf, die in ihrer Wonne alles
lim sich her und sich selbst vergassen.
— Und nun mit einem Mahle hier die
bittere Trennung. — Li dem Halblicht des 15
durch Wolken sich hindurchdrängenden
Mondes, unter duftenden Rosen und den
goldnen Aepfeln des Südlands, neben den
vielzackig verzierten Hallen des Mohren-
palastes spricht der Frankenheld die ihm 20
liebgewordne Heidin Fatme zum letzten
Mahle, und wie des Scheidens Schmerzen
sich ihm in ihren Thränen und klagenden
Worten kund thun, und sie ihn umschlungen
hält, um ihn zum Bleiben zu bewegen, be- 05
schwichtigt er sie mit mildem Trösten, ihr
verheissend, es sei ein Heldenkind, das sie
gebähren werde, er selbst sei Karol, Herr
der Franken, und vieles werde sie von ihm
einst noch vernehmen. Es war die letzte :jo
Nacht, die den Liebenden in Lust und
Wonne verstrich. — Doch dies mag genug
sein, da sich dies Bild von selbst genugsam
ausspricht, und durch die gegebenen An-
deutungen der Gang des erfreulich alter- ^j
thümlichen Gedichtes, bis zur Handlung
dieses Blattes nur entwickelt werden sollte.
Was die Künstler mit Liebe für den Gegen-
stand geleistet haben, bedarf hier nicht erst
noch eines Lobes; die Behandlung in Kupfer 40
wird sich durch ihre Wahrheit und Weich-
heit von selbst am besten empfehlen."
Tafel 9.
Aus Regner Lodbrog, einer aus-
ländischen Sage, von de la Motte 45
Fouqu6.
[Gezeichnet von G. Zwinger, f/esiocJien von
M. Esslinger.]
,,Wir verweisen unsere Leser auf den
Almanach selbst, zu dessen schönsten 50
Blumen wir wohl das Gedicht rechnen
dürfen, aus welchem dies Bild genommen
ist. Auf Seite 10 werden sie die Deutung
dazu finden. Der kampfmulhige Dänen-
könig Regner, dem ein Wafl'enmeister aus 55
seines Schildrandes Bildern sein Schicksal
hatte lesen lassen, bekiiegte Norwegs König,
und unter den Heldenfrauen, die sich an
seine Schaar anschliessen, ist Lathgertha
die herrlichste, und wird auch bald Regners eo
Siegerin. Regner erfüllt, was sie ihm als
Bedingni-'s geboten hatte, zu seinen Füssen
liegt der Hund hiiigcsticckt, den Bäien er-
legt er, und wie der Held eintrat zur
383
Frauentaschenbuch. Vierter Jahrgang 1818.
384
Huldin, ergiebt sie sich ihm, und erkLärt
sich ihm zu eigen. — "
Tafel 10.
Aus Regner Lodbrog.
5 \Geseichnet von Naeke, gestochen von
H. Gattenberg.]
„Hier ist das Ende der Heldeniaufbahn
Regners, dessen erste That wir auf dem
vorhergehenden Bilde sahen. Gegen Ella,
10 den Sachsenkönig, nach Angelland war er
mit wehenden Wimpfen gezogen, und wie
es zum schweren Kämpfen kam, wurde
Regner zuletzt doch gefangen, und musste
lebendig seinen Sieger sehen. Dem gesteht
15 Regner seineu Namen nicht, und Ella lässt
ihn in den Schlangenthurm werfen. Singend
bekämpft und erdrückt der Starke die gräu-
lichen Unthiere, aber endlich erliegt er, und
sein Sang verklingt. Das sagen die Knechte,
20 die zur Wache standen, ihrem Herrn an,
und an dem Singen des Gefangenen erkennt
er, dass Regner sein Gefangener war.
Ella stürzt vor Schrecken in den Thurm,
ob er vielleicht noch lebe, denn er fürchtet
2ö sich vor der Rache der Söhne Regners,
denen er auch wirklich unterliegt, aber er
sieht ihn, wie er nun hinunter leuchtet,
stumm und todt. Auf Seite 54 ist unsere
Scene geschildert. — "
30 Tafel 11 und 12.
Die Apostel S. Thomas und S. Jaco-
bus der kleinere, Figuren anSebalds
Grab von Peter Fischer [so!] in der
Sebal duskirche von Nürnberg.
35 [Gezeichnet und gestochen von Albert
Eeindcl.]
,,Wenn die landschaftlichen Kupferzu-
gaben, die das vorjährige Taschenbuch ent-
hielt, mit freundlichem Auge betrachtet und
40 willkommen geheisseu wurden, so werden
vielleicht diese beiden Blätter ein gleich
erfreuliches und noch erfreulicheres Schick-
sal erfahren und der Verleger sich Dank
dadurch erwerben, dass er gerade auf diese
45 Weise ein Mittel zur allgemeinen Bekannt-
machung solcher Meisterwerke ergriffen hat.
Wir erlauben uns hier durch einige Worte
historischer Nachweisungen und Kunst-
bemerkungen den Beschauern dieser Bilder
50 ihren Geuuss zu erleichtern und zu erhöhen.
Es sind deutsche, acht deutsche Bild-
werke, das ist Eines, was wir vor allem
sagen wollen. Unser Volk hat sich Jahr-
hunderte lang durch Bewunderung und Lob-
55 preisungen fremder Kunstwerke ausgezeichnet
wie kein anderes, und so viel Lob diess
Anerkennen der fremden Vorzüge verdient,
80 gebührt ilun doch auch wieder darum
Tadel, dass es ein Verachten alles Eigenen
60 und eine solche Herabniedrigung des im
Vaterland Erzeugten herbeiführte, dass sie
waiiriiaft unglaublich wäre, wenn wir sie
nicht durch su gar vieles hatten bestätigt
sehen müssen. Das hat sich alles jetzt
höchst erfreulich zum Besseren gewandt,
und wäre nur manches noch voi-handen,
das man eben darum untergehen Hess, so
würden wir die deutsche Kunstblüthe in
einem noch herrlicheren Glänze sich vor
uns erschliessen sehen, als sie jetzt vor uns
steht. — In den deutschen Kunstwerken,
das wollen wir auch noch andeuten, ist der
tiefe Sinn und die Wahrheit verschwistert
mit frommen Ernste, und geweiht der
Religion, oder dem Ritterthum sind fast
alle ihre Werke; dem heitern freien Lebens-
genuss wie ihn Griechen und Römer sich
dadurch erhöhten, war in der frühem Zeit
die deutsche Kunst weniger gewidmet und
wir wollen sie darum nicht schelten sondern
froh und dankbar ihre Spenden, so viel wir
davon noch haben, annehmen.
In Denkmälern und Kirchen, ist das
Einzige aber auch das Höchste uns von ihr
noch übrig und so braucht es also keines
Wortes mehr darüber, dass wir hier so rein
christliche Kunstgaben darbieten, Religion
und Minne war in den Frauenseelen ja immer
heimisch und dem Freunde des Schönen
vollends ist ja jedes was ihm sich zeigt
willkommen, wenn es nur den Forderungen
der Kunst genügt. —
Zwei Apostel, S. Thomas und Jacobus
der kleinere schliessen die Folge der Bilder
dieses Taschenbuchs, und Schluss und Be-
ginnen stehen so in schöner Ueberein-
stimmung mit einander; zur Kirche geht die
Mutter auf dem ersten, und erfreuliche
Bilder aus einem alten herrlichen Gottes-
hause finden wir auch auf den letzten
Blättern wieder die es zieren.
In der Sebaldskirche zu Nürnberg be-
wahrt der auch durch sein äusseres reich
geschmücktes Ansehen wahrhaft erhabene
Chor eines der schönsten Bildwerke alt-
deutscher Kunst, das Grabmal in dem einige
wenige Reliquien der Knochen des H. Se-
balds ruhen, aus Bronze gegossen, von Peter
Fischer, Kunstgiesser und seinen Söhnen zu
Nürnberg. An diesem Grabe stehen die
zwölf Apostel als herrliche Zierde des
Ganzen, und zwei von ihnen sind die hier
dargestellten, zu welchen wir einige histo-
rische Nachweisungen den Leserinnen vor
allen schuldig sind, so wie sie auch manchem
unsrer Leser gerade hier vielleicht doch
nicht so ganz unwillkommen sein ilürften.
Es ist dies Kunstwerk in der Zeit der
höchsten Kraft altdeutscher Kunst, als Dürer
lebte und zugleich in Italien, das freilich
den andern Ländern an Bildung im Schönen
damals weit vorangeschritten war, die gross-
tcn Meister blühten, begonnen und nach
vierzehnjähriger Arbeit vollbracht worden.
Aufgestellt wurde es im Jahr 1519 von
Fischer und seinen drei Söhnen, die dem
Vater in seiner Kunst als treue (iehülfen
zur Hand gingen; es kostete 2402 Gulden,
385
Frauentaschenbuch. Vierter Jahrgang 1818.
386
Goklgulden nämlich. — Die Kunstgeschichte
verlässt uns bei dein Forschen nach nähern
Angaben über Fischers Bildungsstufen; sein
Kunstgenius steht wie in seiner höchsten
5 Vollendung in diesem Werke mit einem male
vor uns, und nur der Gedanke, dass er uns
durch seine Kunst unvergänglichere und
herrlichere Gaben schenkte, als wenn er sein
Leben noch so treulich abgeschildert hätte,
10 mag uns einigermassen über den Mangel
dieser so wünschenswerthen Angaben zur
Ruhe verweisen, üen Zeitgenossen ist es
freilich nicht zu vergeben, dass sie nicht
mehr von ihm uns aufbewahrt haben, doch
IS eben die Kunstverwandten, und Freunde
Fischers waren seines Besitzes zu froh, als
dass sie dazn sich Zeit nahmen aufzuzeichnen
was ihnen von Fischern so gut bekannt war.
In Nürnberg brachte Fischer seine Jugend-
20 jähre zu, das wissen wir gewiss, er starb
auch daselbst 1530. Auf Reisen, wahrschein-
lich in Italien, verschaffte er seinem Kunst-
sinne die hohe Reife, die alle seine herr-
lichen Werke beurkunden, von denen manche
25 seitdem zu Grunde gingen, (wie selbst ein
herrliches Gitter in Nürnberg eingeschmolzen
wurde, das sonst bis vor ohngefähr zehn
Jahren daselbst auf dem Rathhaussaale
stand) und viele überall hin verstreut sind.
30 Sebalds Grab ist ein wahrhaft iu sich vollen-
detes Ganzes. Ein mit Silberblech über-
zogner, drei Fuss hoher, fünf Fuss zelin
Zoll langer, anderthalb Fuss breiter Sarg,
worin die Reliquien liegen wird von dem
35 bronzenen Werke Fischers umschlossen,
dessen schönste Zierde die Apostelfiguren
sind, von denen zwei hier gegeben werden.
Zu einem spitzigen, in drei Theile getheilteu
oben mit einer Menge Hallen und Häuschen
40 (dem Bilde von Jerusalem sagt man) ver-
zierten länglich viereckigem Gehäuse baut
sich dieses Grabmal hinauf, bis zu einer
Höhe von fünfzehn Fuss, da es in der Länge
acht Fuss sieben Zoll, in der Breite vier
45 Fuss acht Zoll hat. Auf den reich mit Bild-
werken verzierten schlank und frei empor-
steigenden runden Säulen, die vor den
Pfeilern, welche das Ganze stützen und
tragen, sich erheben, stehen die zwölf
50 Apostelfiguren, jede einen Fuss eilf Zoll
hoch. Der grosse erhabene Styl, iu dem
sie gearbeitet sind, die herrlichen Formen
nicht an den Köpfen allein, sondern an allen
einzelnen Theilen, der Wurf der Gewänder,
55 der nicht grösser und einfacher und ver-
ständiger geordnet an den Bildwerken aus
dem Zeitalter der vollendetsten griechischen
Kunst angetroffen werden kann, das alles
stellt Fischern als einen Meister dar, der
60 seine Zeitgenossen in der Kunst weit über-
flog und gross und herrlich immer da stehen
wird Auch dies einzige Werk verherrlicht
ihn mehr als wenn von andern eine Menge
von Kunstbildungen auf die Nachwelt kommt.
65 Vor einigen Jahren wurden diese Apostel
herabgenommen und in Gips abgegossen; zu
dieser Zeit hat der verdiente Künstler, der
diese beiden Figuren in Kupfer stach, nach
den Originalen mit solcher Treue und Vol-
lendung gezeichnet, dass sie nichts zu wün- 5
sehen übrig lassen. Und dass eben er, der
so ganz mit dem Geist dieser herrlichen
Werke vertraut ist, sie der Kunstwelt hier
schenkt, die davon durchaus keine gute Ab-
bildung noch besass, das ist gewiss ein sehr 10
grosser Dienst, den ihm jeder Freund des
Schönen, besonders wenn er aus deutschem
Alterthum stammt, danken wird. Der Ver-
leger des Taschenbuchs wird iu den folgen-
den Jahrgängen immer eine ähnliche Zugabe 15
dem Almanach beifügen, was wir als etwas
gewiss sehr erfreuliches hiermit allen unsern
Lesern ankünden dürfen. — Und dass der
hohe Werth dieser Figuren überall erkannt
werden müsse, beweiset uns auch die ehren- 20
volle Aufstellung der zur Akademie in Mün-
chen übersandten Abgüsse, von woher wir
in so manchem was kunstsinnige Beschauer
und Reisende in ihren Schilderungen durch
Tagesblätter und Schriften aussprechen, die 25
verdiente Würdigung und Bewunderung
desselben vernehmen, so dass Nürnberg sich
freuen darf solche Werke zu besitzen und
einen solchen Meister den ihrigen nennen
zu können." so
Wilder.
Inhalt: 4 unpaginierli Seiten.
de la Motte Fouque: Regner Lod-
brog. Eine altdänische Sage in |.30]
Balladen. 1 — 56. — S. ä lilcibt frei. 35
(1) Vorspiel.
„Gott und Euch lieben deutschen Frau'n
zu Ehren
Tjass ich hier eine Nordlandssage schau'n.
Wollt meine Kraft durch Eure Huld 40
vermehren!" — 3 — 4. Terminen. —
(2) Der Schild.
„Was jauchzt von Bergen und Thälern
So hell und kühn und wild?" 5 — 8.
(3) Die Siegerin. 45
„Regner zieht auf Norwegs König,
Wohl nach achtem Ritterbrauch." 8 — 9.
(4) Lathgertha's Stolz.
„Um meine Hand
Wirbt überdreist 50
Der junge Dänenkönig?" 10 — 11.
(5) Die Scheidung.
„Eigenwill'ge Frauen werden
Manchmal wohl auch Helden eigen,
Schmeicheln anfangs, thun gar hold." 55
11—12.
(6) Das Geschenk.
„Es ist ein seltsam Weben
Am menschlichen Geschick." 13 — 14.
(7) Der Aufruf. 60
,,Es ffine ein Botenwort durch alles
Land:" lo.
25
387
Frauentaschenbuch. Vierter Jahrgang 1818.
388
18)
5
(9)
(10)
10
(11)
15
(12)
(13)
20
(14)
25
(15)
(16)
30
(17)
(18)
35
(19)
(20)
40
(21
45
(22)
50
(23)_
(24)
B5
(25)
60
(26)
(27)
Eegner's Zweisprach mit dem
Waffenm eister.
„Trauter alter Degen,
Der zu Schlachten mich erzog" 16 — 17.
Kluger Rath.
„Ich komme noch vor der Fahrt herein,
Du kluge Amme zu Dir." 18 — 19.
Der Schlangenkampf.
^In viel scheußlich bunten Ringen
Wirbeln sich die Drachen schon."
19—21.
Thora's und Regners Gespräch.
„Sie rief ihm staunend nach
Von ihrem gold'nen Thurm:" 22.
Die Verlobung.
„Und kanns denn nun nicht anders sein"
23—24.
Liebesglück.
„Was der Sang soll weiter melden? — "
25—26.
Kriegsrüstung.
„Herr Regner, sammle die Mannen
zum Strand!" 26—27.
Die Hülfsflotte.
„Da zieh'n ja hundert und noch zwanzig
Segel
Heran durch's blaue Meer." 27 — 28.
Eine Schlacht.
„Die Lanzen fliegen." 29 — 30.
Blutige Botschaft.
„Fern durch Berg und Thal
Zieht die arge Kunde:" 31.
Todtenklage.
„Weh, sie harrt Dein nicht!« 32—33.
Heldentrost.
„Ja, mein Herz schlägt weh und scharf"
34-35.
Neue Liebe.
,,Die Knechte sind zu Rittern worden
An manchem heißen Heldentag."
35 — 36.
Die Spötter.
,,Was flüstern in Regners Heldensaal
Bei Fest und Mahl
Die jungen fröhlichen Recken?" 37.
Die Festbethörung.
,,De8 Königs Eysteiu Boten zieh'n
Heran vom Schwedenland:" 38 — 39.
Reue.
,,Er nahte sich der heim'schen Burg,
Ihm einst so lieb und wohlvertraut.
Im heitern Sehnen oft erschaut!" 40 — 41.
Das Fürstenkind.
,,Und Kraka blitzt ihn an mit ernsten
Blicken." 41—43.
Trübe A h n u n g.
„Seinen Schild schmückt Regner
Lodbrog,
Glättet ihn gar kunstgeübt." 44 — 46.
Der Zug gegen Ella.
„Die Wimpel König Regners weh'n."
46-*47.
Des Helden Fall.
„Dichter drängen sich die Schaaren."
48—49.
(28) Regner und Ella.
„Der Sieger starrt' ihn an mit stolzem
Blick,
Und Regner warf noch stolzern Blick
zurück." 49 — 50. 5
(29) Des Helden Tod.
„Tretet nur mit mir heran,
Schöne Frau'n zum Schlangenthurme!"
50—52.
(30) Ella'a Furcht. 10
,,Der zitternd bleiche Knappe kam,
Und sagt's dem Ella an." 53—54.
(31) Des Helden Rache.
„Der Ella sendete Boten aus.
Gar stattliche Boten in's Regnerhaus;" 15
54-55.
(32) Nachklang.
,,Die holden Frauen steh'n und fragen,
Warum der Regner so verdarb?" 56. —
Wildenhayn: Waldo's Tod. 20
(Abentheure.)
,,Auf seiner Burg der hohen der Held
gebettet lag,
Vermeinte heut zu schauen den letzten
Erdentag" 57—63. — 25
Heinrich von Kleist: Das letzte
Lied. (Gesungen in der Zeit von
Deutschlands Unterdrückung.)
„Fernab am Horizont auf Felsenrissen
Liegt der gewitterschwarze Krieg 30
gethürmt." 64 — 66.
Fussnoti. „Ein ernster Nachklang aus
einem früh von der Erde geschiedenen Leben!
Mögen wir dabei abermal bedenken, was
Gott seitdem an uns gethan hat (es kann 35
nie oft genug geschehen!) und mögen die
edlen deutschen Frauen des edlen unglück-
lichen Sängers Grab mit neuen Blumen der
Erinnerung bekränzen." Sämtl. WerJce, hg.
von Eloesser, Leipzig 1910, I 43 f. — 40
Jos. V. Eichendorff: Lied.
„Ach, daß auch wir schliefen!" 67 — 69.
Eichendorffs Werke 1 537 ff, Titel: „Nach-
ruf an meinem Bruder."' —
Paul Graf v. Haugwitz: Das Berg- 45
werk bei Falun.
„In dem kalten Schweden -Lande
Bei Falun, wo, tief verborgen,
Fest in alter Erden -Bande
Doch erspäht von Menschen- Sorgen, 50
(Die bei mattem Lampenscheine
Dringen zwischen Erd' und Steine)
Kupfererz aus dunklem Schacht
Wird zu Tages Licht gebracht.
Fand man einst mit milden Zügen 55
Einen todten Jünglingliegen. "70 — 72. —
Wilhelm Hensel: Der fünfzehnte
Oktober 1816. Bei Aufführung des
standhaften Prinzen.
„Wie auf der Bühne Brettern eo
Ein Prinz sich heute weist."
73—76.—
Caroline de laMotteFouqud geborne
V. Briest: Der Scharffenstein. Eine Er-
zählung. \In Briefform. j es
389
Frauentaschenbuch. Vierter Jahrgang 1818.
390
Julius an Felix. Jagdschloß
Scharffens tein.
„Sage nicht länger, das Glück verziehe
mich." 77 — 155
5 Kleine Romane und Erzählungen, Jena
1820 Bd. 1.—
G. Schwab: Württembergische
Sagen.
1.
10 Der Hirte von Dein ach.
„Bei Deinach lag ein Hirte,
Und schlief im grünen Gras." 156 — 159.
2.
Das Eßlinger Mädchen.
15 ,,Melak, der Franzengeneral
Mit seinen wüth'gen Schaaren"
160—164.
3.
Der Riese von Marbach.
20 „Seht ihr, wie freundlich sich die Stadt
Im Neckarfluß beschauet? 164-168.
Gedichte 1828, Bd. 1, 271; 260; 249.—
Heinr. Baron Schwerdtner: Das
Lied vom traurigen Jäger.
25 ,,E3 zieht ein Jäger durchs Land;"
169—170. -
v. Halem: [5] Distichen.
(1) Gemüth.
,,Wo sich der Wille vermählt der Ver-
30 nunft, umfassende Liebe
Weihet den holden Verein, da ist im
Menschen Gemüht." 171.
(2) An den fünf und zwanzigsten
Mai 1816.
35 „Scheidend erst lächelt er uns, der
Wonnemond. 0 der Wonne
Darbeten wir; doch schnell hat mich
dein Lächeln versöhnt.
Wahrlich ein Mädchen bist du, o Maja!
40 Du weist es, o Schlaue
Was ein liebender Blick über uns
Schwache vermag." 171.
(3) Die Schöne und die Hübsche,
„Seht die Pariserin dort von Vierzig
45 schöner geworden,
Seit sie den Anspruch ließ, immer die
Hübsche zu sein." 172. —
(4) Die Perserin und Sparterin.
Perserin.
50 ,,Wohl ist die Spartische Frau es einzig,
die über den Mann herrscht.
Sparterin.
,, Sei's doch ist es auch sie einzig, die
Männer gebiert." 172. —
55 (5) Die Vollendung.
„Wohl ist schön die Tugend durch sich.
Doch wisse, das Unglück
Träuft der Vollendung Oel auf die
Geweihten herab." 172. —
60 Jos. V. Eichendorff. In der Nacht.
„Das Leben draußen ist verrauschet."
173.
Werke, Leipzig 1809, 2. Auß , I 575 f.—
Wilhelm Hensel: Weihnachtslied.
„Nun jubiliert
Ihr Christen all" 174—175.—
Franz Hörn: Erinnerung an Sybille
Schwarz [Bie „pommersche Sappho", 1021 —
1638; ABB 33,248 f. Die Gedichte der 5
Sibylla gab 1630 der hier S. 182 f. erwähnte
Magister Samuel Gerlach in Danzig heraus.]
„Aus einem Briefe an**. Berlin im
Januar 1817."
„Sie wissen, meine theure Fi-eundin, 10
wie gern ich in dem viel bedeutenden und
viel verkannten siebzehnten Jahi-hunderte
der Deutschen verweile, und wie mich in
demselben selbst manches Unscheinbare und
Uebersehene anziehen kann." 176 — 210. — 15
Ygl. (Carol. Bernstein), Frang Hörn. Ein
hiograph. Denkmal, Leipzig 1839, S. 179;
Hörn nannte Sibylle Schwäre „sein liebes
Findet- und Dichterkind." —
Paul Gr. V. U a u g w i t z : Wir sind 20
sieben. (Nach dem Englischen des
Win. Wordsworth.)
y, — — Ein einfach Kind,
Das frisch, gesund und roth,
Dem Leben in jeder Ader rinnt, 25
Was weiss wohl das vom Tod?" 210 — 213.
G. Schwab: Abendsegen.
„Dank, Vater! dir für Freud' und Leid.
Und was du mir gegeben;" 214.
Gedichte 1828, I 53. — 30
Paul Gr. V. Haugwitz. Herbst-
morgen.
„Die Sonne schlägt die Nebel nieder"
214—215. —
Rese [Johann Karl Auc/ust, 1783 — 35
1847, Goedeke VII 306 f., ABB 28, 240 f.]:
Das Opfer. Sonett.
„Es weh'n die Geister meiner schönen
Stunden
Mich traurig an in diesen Lenzestagen;" 40
216. —
V. Halem: Grabesfeier. Den
22. Sept. 1816.
„Geist derTodten sei uns nah!" 217 — 218. —
Friedr. v. Luck: Zwei Lieder, zur 45
Herbst-Tag- und Nachtgleiche. [Zwei-
spaltig neben einander gedruckt].
Nacht.
„Wie die Blätter fallen,
Fällt das Leben ab." 50
Tag.
„Welch ein Tag ist heute?" —
Datiert: „Herxheim vor Landau 1815. —
218-219.
Ein Brief von Hoffmann an Herrn 55
Baron de la Motte-Fouqu6. „Da Sie,
geliebtester Herr Baron! Le Sage's hinken-
den Teufel gelesen haben, so werden Sie
Sich gütigst erinnern, mit welcher tiefen
Verwunderung der berühmte Student Don eo
Cleofas Leandro Perez Zambullo jenen
langen hagren Mann erblickte, der, als
Nachtmantel, Neglig^e, Prunk-Schlafrock,
bloss ein kurzes Hemde tragend, in seinem,
durch eine schlechte Lampe matt erleuchteten 65
25*
391
Frauentaschenbuch. Vierter Jahrgang 1818.
392
Stübchen mit starken Scbritten auf- und ab-
ging. Bald ricbtete er den Blick starr in
die Höbe, bald sab er zum Boden nieder,
dann seblug er mit flacher Hand sieb an
5 die Stirn, dann focht er mit geballten Fäusten
in der Luft — dann stiess er einige unver-
ständliche Laute aus, dann rannte er an
den Schreibtisch und prallte wieder zurück.
Hatte Don Cleofas Leandro Perez Zam-
bullo nur ein Quentlein mehr Menscben-
kenntniss, so bedurfte es keines Teufels,
ihm zu erklären, dass jener Mann ein
Dichter war, der einen merklichen Maugel
an eigentlicher Schaffungskraft verspürend
denn doch nun durchaus schreiben
wollte oder sollte. Sahen Sie, Baron!
gestern Abend Ihrem gehorsamsten Freund
und Diener jenem Manne gleich (obwohl bei
weitem besser gekleidet) mit Ihrem sehr
werten Schreiben in der Hand sein Zimmer
nach der Länge und Breite durchmessen;
in der That, es wäre Ihnen klar geworden,
dass in schriftstellerischer Hinsicht nun eben
auch mit ihm nichts anzufangen ist. Ich
soll dieses Jahr etwas für das Frauentaschen-
buch schreiben. — Der Aufiorderung des
gütigen Freundes ist nicht zu widersprechen,
das sehe ich wohl ein, aber ebenso gut auch,
dass, bin ich nicht anmuthig, geistreich,
fantastisch, romantisch, witzig, empttndsam,
humoristisch, heiter, tief — ja bin ich nicht
das alles, ich mich grosser Gefahr aussetze.
Mein Beitrag wird als schnöder Lücken-
büsser nur in unnützer Weise einige Blätter
füllen, die jede, um den guten Geschmack
(in Kunst und Litteratur nämlich) einiger-
massen besorgte Frau mit feiner Nadel
zusammenheftet, um nicht als ein um-
gekehrter Nestor (man sehe: Zerbino) wider
Willen aus dem Garten der Poesie in die
Wildnis seichter Prosa zu gerathen. "
220 — 223. [Dieser Brief wird wiederholt hei
Arthur Mueller, Moderne Reliquien, Berlin,
1845, 2, 333j6.\
„P o s t 8 crip t u m. Geschah es Ihnen,
Baron! nicht auch schon recht oft, dass aus
grauen düstern Wolkenschatten, die tief in
Ihr Leben hineinhingen, plötzlich in farbigem
Feuer allerlei freundliche Himmelsgestalten
hervorblitzten, und dass nach solchem
Leuchten nur schwärzereNacht sie umfing? —
Aber dann ging in weiter, weiter Ferne ein
blasser Schimmer auf und in Ihrer Brust
sprach es, ach das ist ja das geliebte Bild,
aber seine hochherrlichen himmlischen Züge
erkennt nur der Schmerz ! Als nun der
Schimmer feuriger und feuriger strahlend
sich zu gestalten begann, da gewahrten Sie
wohl, dass das, was Ihnen als schimmerndes,
strahlendes Bild erschien, nur der Reflex
der heissen unaussprechlichen Sehnsucht
war, die in ihrem eigenen Innern aufge-
gangen! — Glauben Sie wohl, Baron! dass
ich, nachdem ich mich heute vergebens
recht abgequält, nachdem ich in der mise-
rabelsten philistermässigsteu Stimmung Ihnen
brieflich den gewünschten Betrag abgesagt
hatte, glauben Sie wohl, dass ich dann an
Lametta und Teresina denkend, Ihr Taschen-
buch von 181G zur Hand nahm, um die
Fermate zu durchblättern? Es gelang mir
nicht, auch nur ein Wort zu lesen, denn
indem ich voll trüben Unmuths hineinstarrte,
da blitzten, wie ich es oben beschrieben,
allerlei Gestalten um mich her und ver-
schwanden plötzlich, wenn ich sie zu er-
fassen gedachte. Es war tiefe Abend-
dämmerung geworden, und mochte es sein,
dass der durch das Fenster hineinströmende
Abendwind über den offen stehenden Flügel
hineingestreift, oder dass ein flatternder
Sommervogel die Saiten berührt hatte —
genug, ein klarer Ton, wie aus weiblicher
Brust hervorgehaucht, ging lang und leise
verhallend durch das Zimmer. Ich hielt den
Athem an, um das Verschweben des wunder-
baren Lautes recht deutlich zu vernehmen,
und da war es mir, als sei es die Stimme
einer mir wohlbekannten Sängerin, die zu
meinem Geist spräche, und doch wusst' ich
nicht, hatt' ich sie einst wirklich oder nur
im Traum gehört. ,,Ist das Lanretta oder
Theresina — oder — So hörte ich ganz
vernehmliche Worte, und ich wusste wohl,
dass ein gewisses neckendes, hohnlächelndes
Teufelchen, das oft, dem sokratischen Genius
sehr unähnlich, neben mir sitzt, sie ge-
sprochen zum offenbaren Tort, ich Hess ihn
daher nicht ausreden, sondern als er bei
dem ,,oder" ein ganz klein wenig stockte,
seufzte ich aus tiefer Brust: Antonie! Das
Teufelchen ging nun in sonderbarer Gestalt
zur Stubenthüre heraus, nämlich als ein
nicht zu grosser, aber sehr hagrer
Mann in einem grauen Kleide so zu-
geschnitten, wie ihn jetzt unsere
Jünglinge tragen, und die Tracht
deutsch nennen, jedoch mit vielen
Schnüren besetzt. Dazu war der
Mann nach der Militär-Mode der
siebzehnhundertsechziger siebziger
Jahre frisiert, nämlich ein Caur-
Toupöe (einer aufgeworfenen Schanze
nicht unähnlich), Pistolenhalfter-
förmige Locken und ein langer impo-
santer Zopf mit a n g e h e f t e t e r Ko-
karde. Sein Gesicht war sehr bleich,
aber auf den spitzen hervorstehen-
den Backenknochen ein rother Fleck,
unter überhängenden Augenbrauen
blitzten ein paar grosse graue Augen
hervor, die Nase war gebogen —
scharf gezeichnet, der Mund herauf-
gezogen zum ironischen Lächeln,
das Kinn lang und hervorragend. —
Wie sollte ich denn nicht gleich auf
den ersten Blick den Rath Krespel
erkannt haben? — " 224—263. Werle,
lig. vo>i Grisehacli, VI 30ff. Bas „Po ut-
eri}) tum'^, dessen gesperrt gedruclder Sciduss
393
Frauentaschenbuch. Vierter Jahrgang 1818.
394
die interessante Beschreihuug Krespels ent-
hält, bringen die Werke nicht. Sie beginnen
mit dem Satz, der auch im Taschenbuch sich
anschliesst : „Dieser Rath Krespel war in
5 der Tliat einer der allerwunderlichsten
]\[enschen, die mir jemals im Leben vor-
gekommen." Der „Brief' Ho/Imanns schliesst
mit folgendem „Postscripti Postscriptum:
CTlauben Sie, wertbgescLätzter Baron! dass
jy sich aus dem Inhalt vorstehenden etwas langen
Postscripti eine Art Erzählung für das
Frauentaschenbucb anfertigen Hesse, oder
meinen Sie vielleicht gar, es sei schon zu
drucken möglich in der jetzigen Gestalt?
15 Schreiben Sie mir dies gütigst.
Nochmals Ihr
treu ergebenster
E. T. A. Hoffmanu.«
Rese: Nachtleben. Sonett.
20 „Rings breitet Nacht die duftig leise Hülle,
Im Dörflein überall ein tiefes Schweigen"
263—264. —
Joseph Freih. v. Eichendorff: An
W. Zum Abschiede. Im Jahre 1813.
25 ,, Steig' aufwärts, Morgenstunde!" 264 — 266.
Eichendorff^ Werhc I 390t. Titel: An
meinen Bruder siim Abschied. J813. Vgl.
auch Pissin, Jugendgedichte, S. 130, 174 f. —
Jos. v. Eichendorff: Treue.
30 ,, Frisch auf, mein Herz! wie heisa auch
das Gedränge,
Bewahr' ich doch mir kühl und frei die
Brust." 266—267.
Eichendorffs Werke I 336 f. —
35 Wilder: Frauenliebe.
,,Wo vom Abeudlande fliehet,
Durch des Meeres Flut geschieden,
Morgenland mit seinen Blüthen,
Seinen Reizen, seinen Gaben —
40 — — — — — — — —
Ragt mit seinen Zinnen hoch
Alterthümlich, Glanzversendend,
Und das Auge fast verblendend
Noch Constantinopolis." 268 — 272 —
45 Wilder: F r a u e n e h r e.
„Wie die sturmbewegten Wogen
Unheil bringend, Tod verkündend,
Menschen mordend, Gluth entzündend,
Waren siegreich eingezogen
50 Alarichs des Gothen Schaaren
In das grosse weite Rom." 273 — 276. —
Wildenbayn: Frauenlob.
„Sass am Klippenübergange
Einst ein Sänger jung,
55 Blickte nach dem Wogendrange
Voll Bekümmerung." 277—281. —
G. Schwab: Zum Sophientag,
den 15. Mai. Sonette.
1.
60 ,,Dem Monat, der von Sonnenglanz um-
flossen
Was nur die Erde Blühendes mag tragen
In seinen ein und dreisaig süssen Tagen
Mit warmer Frühliiigslust hält einge-
65 schlössen;" 281 — 282.
,,Von jener Weisheit, die vor Gottes
Thronen
Verständig, heilig, einig, mannichfaltig.
Rein, freundlch, klar und sanft und doch 5
gewaltig
Von Anbeginn mitschaffend durfte wohnen:"
282. —
No. 2: Gedichte, Stuttgart 1851, 4 Aufl.
S. 175. — 10
Rese: T a s s o.
,, Endlich ist das Werk gelungen.
Das des Schicksals Ernst gebeut;"
283—285. —
Rese: Des jungen Ritters Klage. 15
„Ist ewig die süsse Geliebte so weit?"
285—286. —
Rese: Ritters Treue.
,,Wohl ging mein Stern zurücke;
Mein Liebes schaft't mirLeid!'' 286 — 287. — 20
Rese: Ros' und Liebchen. Romanze.
„Was suchst du, Jüngling, im FrüLlings-
[thal?" 288—289. —
Friedrich Krug von Nidda: Wieder-
vergeltung, Erzählung aus der neu- 25
esten Vorzeit.
„Die Nacht brach herein, der Sturm
bewegte schwere Massen am Himmel, wo-
durch der Mond wie ein Sichelschwert sah,
und schauerliche Bilder durch die Ebene 30
streckte, da zog vor seiner kecken Reiter-
schaar Kurt von Hainau durch die
Winterwüste, anscheinend einem freudigen
Ziele zu, doch als die muntern Sanges-
weisen seiner WafiFenfreunde ihn mild um- 35
klangen wie Festgeläut, versank er gemach
in seltsame Träume." 290 — 329.
Erzählungen und Romanzen, Leipzig 1S31,
Bd. 1. —
Rese: Der Muse Trost. 40
„Göttin mit dem süssbegabten Munde,
Stillt dein Balsam auch der Liebe
Schmerz?" 329-331. —
G. Schwab: Sonnenschein.
Alle Blütbe war verdorben 45
In der trüben Regenzeit." 331 — 332.
Gedichte, 18.28, I 83 f. —
Rese: Der eine Schmerz.
„Wenn dir die lächelnde Lust der Jugend-
[blüthe gewelkt ist, sq
Still, mit gelassener Hand, trockne die
[Thräne dir ab." 333.
Distichen. —
Heinrich Bernhardi:
Vögleins Ausflug. „0 dumein weiches, 55
mein trauliches Nest!" 334. —
Wilhelm v.Schütz: Heimweh derLiebe.
Erster Gesell.
,, Geselle jung, sprich, was dir fehlt?
Du gehst so vor dir hin." 60
Zweiter Gesell.
„Weil du denn fragst, sei's unverhelt.
Es liegt mir was im Sinn,
Das mich wie Heim weh quält." 335 — 338. —
Joseph V. Eichendorff: Friihlingsfahrt. 65
395
Frauentaschenbuch. Viei-ter Jahrgang 1818.
396
„Es zogen zwei rüst'ge Gesellen
Zum eraten Malil von Haus.« 339—340.
Eichcndm-ffs Werke I 300; Titel:
^Die zwei Gesellen.'^
Heinrich Bernharcli: In's Blaue.
„Wie manche Stunde vergeht im Traum
Auf meines Berges Gipfel!" 341. —
[VVilh. V.Schütz, nach dem Inhalt]:
Der Spröden im Frühling.
„Und du lässt dich nicht erweichen?"
342—344. —
Wilh. V. Schütz: Im Bergthal.
„Wie die Berge hier so mächtig.
Wie die Ouellen hier so rein,
Wie die Bäum' all' hoch und kräftig,
Wie die Pflanzen üppig sein !" 344 — 345. —
Wilhelm Müller: Drei M ü 1 1 e r 1 i e d e r.
Meine Blumen.
„Am Bach viel kleine Blumen steh'n,
Aus hellen blauen Augen sehn;" 346 — 347. —
Feierabend.
„Hätf ich tausend
Arme zu rühren!" 347 — 348. —
T h r ä n e n r e g e n .
„Wir sassen so traulich beisammen
Im kühlen Erlendach" 348 —349. —
[Vgl. Goedeke VIII 26 S, T\\. —
Fr. R a s s m a n n : Mädchen und Frauen
Villancico.
„Lust'ge Mädchen, stille Frauen,
Welche mag ich lieber schauen?" 350. —
Fr. Rassmann: Vertheidigung der
Heroinen.
„Auch das Kecke, das Gewagte,
Mag ich wohl an den Frauen leiden:"
350—351. —
W i 1 d e n h e y n : [sonst, a uch im Inhalt :
Wildenhayn]: Der Tausch.
„In Gärtners Laub ein Sänger trat,
Der Blumen Lob er sang — " 352 — 354. —
WilhelmHensel: Sonett an Johanne
Eunike, als Undine.
„Ein Wunderkind in lichten Wunderhallen
Willst du des Sängers trunknem Blick
erscheinen" 355. —
G. Sze [Vielleicht = August Zeune '/]:
Sehnsucht.
„Es hat ein Zauber wohl befangen
Mir meinen jugendlichen Sinn" 356— 357. —
G. Sze.: Friedrich Barbarossa.
„Es sass in Berges Tiefe
Der Friederich wie lang,
So still als ob er schliefe
Auf seiner Felsenbank. 357 — 358. —
Zeune [Im Inhalt: 6. &e.]: Das [der?]
Letzte von Eschenbach.
„Es sind etwa hundert Jahre, dass Frei-
herr Werner von Eschenbach, der letzte
Ritter seines Stammes, schmucklos auf
seinem schmucklosen Rosse, vorüber an
seiner verödeten Stammburg am Eschibacli,
der aus dem Reicheusee in die schäumende
Rüss fiiesst, liinritt in ferne Landschaften
gen Norden, so wie einst umgekehrt seine
Land[s]leute die Schweizer nach alten Sagen
von Norden südwärts gezogen. — — —
Das handeis- und kunstreiche Leipzig
zog unsern Ritter wie mit geheimer Tarn-
kraft an. Hier ward ihm klar, dass, da die
Bedeutung des Ritterthums untergegangen,
jetzo eine geordnete bürgerliche Thätigkeit
an dessen Stelle treten müsse. . . Er ver-
kaufte sein Pferd, und besuchte nun als Herr
Werner Eschenbach die Hörsäle der
dortigen hohen Schule." [361] Das weltliche
mit einem geistlichen Bittertume vertauschend
ward er Landprediger in der Nähe von
Leipzig, „lebte im Schoosse einer glücklichen
Häuslichkeit, und seine Nachkommen sind
Pfarrherren und Aerzte, Ritter gegen geist-
liche und leibliche Noth in Sachsenland
und Schlesien geworden, und blühen allda
bis auf den heutigen Tag." 359 — 362. —
Heinrich Bernhardi: Der Segen
des Jahres.
„Noch glänzte ringsum Berg und Thal
IVLit tiefem Schnee erfüllt,
Da sah ich Sie zum ersten Mahl
In lichtes Grün verhüllt." 362 — 363. —
V. Halem: Die Feier auf dem
Asaberge (Aschberg) an Elise bei
ihrerJIutterGeburtstage 1816. Novbr.
„Grosse Feier ist heut auf dem Asaberg,
der den W^aldsee Plöns majestätisch be-
herrscht." 363—364. —
Adolph Müller: Sonett. „Es hofft
die Pflanze Pflege zu erlangen" 365. —
Jos. V. Eichendorff: Die Lerche.
„Ich kann hier nicht singen.
Aus dieser Mauern dunklen Ringen
Muss ich mich schwingen
Vor Lust und tiefem tiefem Weh." 366.
Eichendorffs Werke I 457 f. —
Wilh. V. Schütz: Wehklage in der
Unterdrückung.
,,Wenn im goldnen Abendscheine
Heimscher Burgen Zinnen stehn,
Und zum Rest der Eichenhaine
Eothe Sonneudüfte gehn" 367 — 369. —
Heinrich Baron Schwerdtner: Un-
treue und Treue.
,,Fi'üh morgens ritt zu jagen Herr
Owen in den Wald
Doch fand er, kam's zu Mittag, wohl
schönern Aufenthalt;" 369 — 370. —
Jos. V. Eichendorff: Soldatenlied.
,,Wa8 zieht da für schreckliches Sausen,
Wie Pfeiffen durch Sturmes Wehu?"
371-373.
Eichendorffs Werke I 396 f.—
Fr. Rassraann: Die aufgebrachte
säugende Mutter.
„Böse Trommel, böse Trommel! Kaum
erst war's gelungen,
Dass ich mein unruhig Kindlein in den
Schlaf gesungen;" 373 — 374. —
Wilhelm Müller: Der Fiedler vom
Rli c i n.
„Mein Liebchen hat g'sagt:
397
Frauentaschenbuch. Vierter Jahrgang 1818.
398
Dein Sang inir behagt." ST-l— 375.—
Max V. Schenkendorf.' Am ersten
Mai 1816.
„Hast du den Mai gesehen
5 In seinem hellen Strahl?" 376 — 377. —
Gedichte, 1862, S. 391. ^Einladung zum
frühen Spaziergant/e.'^
de la Motte Fouque: Ehrlich währt
am längsten. Erzählung.
]ii ,,Uie Mitternacht lag ernst und still
über dem prachtvollen Heereslager, welches
zur Lust des Fürsten und zur Uebung der
Truppen unweit der Hauptstadt aufgesclilagen
stand." 378—417.—
]5 Wildenhayn: Während derSchlacht
bei Lützen. Im Leipziger Park.
„Horch, Frau Nachtigall, horch, war
das antwortender Nachhall?" 417—418.
Distichen^ —
20 Heinr. Bernhardi: Des Helden-
sängers Todtenfeier.
,, Wohnt des Sängers Wittw' im kleinen
Hause
Still und Freudenbaar — " 418-421.—
25 C. B.Freiherr V. Miltitz: [Carl Borro-
mäus Theodor Werner Alexander Stephan;
1780—1845. Vgl. Otto Eduard Schmidt:
Fouqite, Apel, Miltits, Leipzig 1908,
S. 30ff\:
30 Die Bilder des Andrea del Sarto. Eine
Erzählung.
,,Ein junger deutscher Edelmann, von
unwiderstehlicher Liebe zur Malerkuust
getrieben, hatte mit grosser Freudigkeit eine
35 Geschäftsreise nach den französischen Nieder-
landen angetreten, wo er in den dortigen
herrlichen Kirchen reichen Genuß an alten
Bildern zu finden hofite." 421—442.
Nicht in den Gesammelten Erzählungen.
40 Friedrich Etickert: Aprilflocken.
I.
,,So reich an Schnee- und Blütenflocken war
Mir kein April, als der in diesem Jahr."443.
II.
45 „Es rührt mich an der Früblingslüfte
Schauern,
Sie kommen sanft ans Herz herangeglitten,
Und wollen draus vertreiben dumpfes
Trauern,
50 Das drinnen wohnet, wie in Winters
Mitten." 443.
III.
,, Gründonnerstag, und nicht nur grün allein,
Womit, nach Winters halbvertobtem
55 Wüthen,
Sonst um die Zeit man mag zufrieden
sein;" 444.
IV.
„Der Himmel ist so helle
60 Von Wölk- und Wolkenstreifen,
So hell ist mein Gemüthe, sein Geselle;"
444—445.
V.
„Ihr Vögel, wenn ihr warten wollt mit
65 Singen,
Bis mit Gesang ich euch vorangegangen !"
445-446.
VI.
,,Was ich unmöglich achtet', ist geschehn,
Daß, die in allen stillen Knospen wühlen, 5
Und Blüthen machen aus einander gehn,
Die Frühlingslüft' auch meine Brust niuss
fühlen;" 446.
VII.
,, Warum nicht auch, wenn mich unzählbare 10
Augen
Des Strauches Jugend und des Baumes Alter
Des Lichts Erregung durstig in sich sau-
gen" 446.
VIII. ,5
„Und wenn ich war' ein abgestorbner
Baum —
So hab' ich einen solchen jüngst gesehen"
446-447.
IX. 20
,,Weil ganz als milder Mai an Laub und
Blüte,
Am Himmelblau und Wehen linder Lüfte,
An Wechselspiel der Farben und der Düfte,
Sich heuer zeigt Aprils besondre Güte:" 25
447. Sonett.
X.
,,Ist das Jahr ein Bild des Lebens
In dem eingepressten Kreis
Seines Auf- und Niederschwebens 30
Aus dem Eis zurück ins Eis" 447 - 449.
XI.
,,In einem Lande möcht' ich wohnen,
Wo der Natur gesetzter Zwang
Hinwandeln lässt durch glüh'nde Zonen 35
Des Jahres unverrückten Gang;'' 449 — 450.
XII.
,,Ich schäme mich, daß eine Handvoll
Flocken,
Die plötzlich bei halbheiterm Himmel 40
sprühte.
Und selbst den Boden lassen mußte trocken.
Wo sie umsonst zu haften sich bemühte.
So sehr verstören konnte mein Gemüthe"
450. Sonett. 45
XIII.
,,Dies Schneegeflock, vom heitern Himmel
sprühend.
Kein Schnee ists, wie der Winter ihn
macht sterben;" 450—451. Sonett. 50
XIV.
,,Ich hab' ihr einen Eosenstock gebracht,
Den schönsten, der beim Gärtner aufzu-
treiben;" 451.
XV. _ _ 55
,,Weil unversehens aus dem stillen Licht
Verderbenschwanger kann die Flamme
brechen;" 451.
XVI.
,,Und wär'es nichts gewesen, als ein Traum, eo
So war es einer, werth, sich sein zu
freuen;" 451—452.
XVII.
,,Mir ist bewusst, o mein geliebtes Leben,
Wie über dich ich eine Kraft ausübe" 452. 65
399
Frauentaschenbucli. Vierter Jahrgang 1818.
400
XVIII.
„Wenn diese Blumen, die aus dem Ent-
zücken
Des Schmerzes und der Liebe, welche
ringen
Als Frühlingskräft' in meiner Brust, ent-
springen.
Ich, um gleich andeniBlumen sie zu pflücken,
Mich brauchte nur mit leichter Hand zu
bücken.
Wie hier nach denen, die die Au'n mir
bringen:" 452. Sonett-
XIX.
,,Der Frühling übt ein fröhliches Ver-
schwenden,
Ersetzend Blumen, die ihm gestern starben
Mit neuen beute, bis mit seinen Garben
Der Sommer wird das Blütenleben enden;"
452-453. Sonett.
XX.
,,Wenn ich nur wüsst', ob auch in solchen
Tönen,
Wie meiner liebeswunden Brust entklingen,
Unsterblichkeit noch wäre zu erringen,
Die sich Petrark errang durch süsses
Stöhnen:" 453. Sonett.
XXI.
,,0 ungestorbner Kaiser Barbarossa
Den ich mit Heldensang von Sieg zu Siege
Geleiten wollte durch die heil'gen Kriege
Bis zu der Ruh im unterird'schen Schlosse:"
453—454. Sonett.
XXII.
„Solch einen Wandel wünscht' ich euch.
Wie ich hab' umgeschlagen
Ihr Blüthen, die ihr frieren müsst
In diesen kalten Tagen." 454. —
xxni.
„Ich habe mir nun eiurnalil vorgenommen,
Dass es in meinem Herzen Lenz soll sein"
454—455.
Viersehnmal wiederholtes Beimjiaar.
XXIV.
„Die ihr von falscher Sonnenstrahlen
Brüten
Euch arglos wärmen liessetlange Wochen."
455. Sonett.
XXV.
,,lhr, die ich aus dem Drängen rauher Lüfte,
Wo eure Stimmen leis' um Hülfe riefen.
Gerettet hab' in meines Herzens Tiefen,
Zarte Gewächs' in Winterhauses Grüfte!"
455-456. Sonett.
XXVL
,,0 wir von unheilbarem Kampf zerrissenen.
Aus kalter Heimat winterlicher Zone
Nach Südens sommerlichem Gluthauch ohne
Befriedigung von Sehnsucht hingerissenen.
Und sind zum Ziele dann, nach eingerissenen
Der Hemmung Schranken, wir gelangt
cntflohne
Ach wieder dann von tiefem Zaubertono
Zurückgezognen nach dem uns Entrisse-
neu!" 456. Sonett.
XXVII.
,,Du träumtest: Rosenblätter,
Die du durch meine Kammer sähest stieben,
Hab' ich genommen, und darauf geschrie-
ben." 456.
XXVIII.
,,Du träumtest, dass, da morgens aufge-
standen
Du schmücken wolltest dich, wie's ziemet
Bräuten" 457.
XXIX.
,,So schöne Füll' an wunderbaren Träumen
Umgiebt dich in des Schlummers stiller
Ruh;" 457.
XXX
,,Das Augenglas, erlischend.
Das trüb und blind nicht mehr hat taugen
wollen.
Hat deine Hand, mit leisemTuche wischend,
Mir hergestellt, erfrischend.
Aus mattem Glanz zum vollen." 457.
XXXI.
,,Wann ich dem Schlaf des Morgens mich
entrissen,
Um fortzuschreiben, was ich angefangen;"
457.
XXXII.
,,0 gebet, eh ich nun von hier muss scheiden,
Ihr Musen, die ihr nie mich habt verlassen.
Gebt, mein Gefühl in Worte noch zu
kleiden.
In Reime meine Liebe noch zu fassen;" 458.
XXXIII.
,,0 saugt, ihrdesGesang[e]sdurat'ge Bienen,
Die ihr stets trinkt, und nie trinkt zur
Genüge,
O sauget lange, tiefe, volle, Züge,
Zum Abschied noch aus Blumen, diesen
Mienen;" 458- Sonett.
XXXIV.
,,Wenn jeder Stunde, jedem Augenblicke,
Wenn jedem Orte auch und jeder Stelle,
Wo ich die Brust mit deiner Lieb' erhelle,
Wo ich mit deinem Bild das Herz erquicke;"
458-459. Sonett.
XXXV.
,,Wenn ich nun werde sein von hier
gegangen" 459. Sonett.
XXXVI.
,,So sind mir eingetheilt des Tages Räume:"
459. Sonett.
XXXVH.
,,Man sagt, dass nicht gedeih Aprileniilüte;"
459—460.
XXXVIII.
„Die Knospen an den Bäumen wollten
zagen.
Als fürchteten von der Natur Gesetzen
Sie eins das allerhöchste zu verletzen.
Wenn vor dem Mai sie wagten auszu-
schlagen." 460. Sonett.
Poetische Werke, 1868, 11304 f. 306 f.
Biese „ Aprilflochen'^ sind in den Werken
sum grösstcn Teil in y^Mnilieder'^ ttm-
(jctauft. — •
401
Frauentaschenbuch. Mitarbeiterverzeichnis.
402
Verseichuis der Mitarbeiter am Fratientaschenbuch.
Jahrgang lNl,i,
Fanny = Fanny Tarnoio
FrMvich] '^' '" ^""^ -^""3"«
Ludwig Giesehrecht
Gottwalt = Seeqemiind
L. E. Hesse
Franz Hörn
A. Karow
Kerner
Fr. Kind
H. Lost
P. J. Rehfues
Sebastian
Seef/emund, s. Gottwall
Fr. L. Graf zu Stoiber y
Uliland
'Jahrgang IHHi.
Ehrenfried Blochmann
C. L. Blum
Joseph von Eichendorff
Caroline 1 , , t^ .. tt.
Friedrich ] ^ ^« ^^''"' "^'"'«"'^
Friedrich 1
Ludwig j
Gottwalt = Seegemund
Paul Graf von Haugwitz
E. T. A. Hoffmann
Franz Hörn
A Karow
Fr. Kind
Fr. Krug von Xidda
Freimnnd Reimar = Rückert
Karl Schellhorn
Gustav Schwab
F. G. Wetzet
•Jahrgang IS 17.
C. L. Blum
Cyane ^ Philippine von Calcnberg
Joseph V. Eichendorff
Caroline \ t i -.r ,^ -n,
Friedrich] '^' '" '^^""^ ^""1"'
Giesebrcchi
Goihvalt = Seegemund
G. A. V. Halem
Paul tjh-af Haugwite
W. Hensel
V. Hey den
Franz Hörn)
Ir. Krug v. Xidda
V. Lehr
Messerschmid
Ad. Müller
W. Malier
Freimund Reimar ^= Ruckert
Schenkendorf
Schwab
G. Szr.
ühland
Friedrich Gottlob \ ,„ , , f ti- j7
Johann Heinrich \ ^^'^''' l^^ '^'''^
Jahrgang ISIS.
Heinrich Bernhardi
Joseph V. Eichendorff
Caroline \ „
Friedrich \ ^""3'«'
G. A. V. Halem
Paul Graf Haugwitz
Wilh. Hensel
E. T. A. Hoffmann
Franz Hörn
Heinrich v. Kleist
Fr. Krug v. Nidda
Friedrich v. Luck
C. B. V. Miltitz
Adolf Müller
Wilhelm Müller
Rassmann
Rese
Rückert
Schenkendorf
Schtoab
Heinrich Baron Schwerdtner
W. V. Schütz
G. Sze. = Zeune?
Wildenhayn
Wilder
26
403
404
Nachträge und Berichtigungen.
Schlegel-Tiecks Museit-Alwauach,
JS02.
Spaltel,i(i: Auch das Freie Deutsche Uoch-
stift in Frankfurt a. 31. hesitzt den
Almannch.
„ 3,20: Wichtig sind auch zwei Stellen
ans dem Brief A. W. Schlegels an
SophieBernhardi[Jena,21:M August
1S01\: „Der Drucl; des AtiiKin. ist un-
gefangen und wird nun rasch fortgehen.
Noch habe ich l-eine Zeile von TiecJ:
und ich werde mich auch nicht mit
sclireihen bemühen: denn tvo~ii soll ich
mich rcrgcblich ereifern? Der Alma nach
ist reich genug, wenn er auch nichts
mehr liefert.
„Text.
Der Faule stirbt über seinen Wünschen,
Denn seine Hände wollen nichts thunl
In diesen wenigen Worten liegt eine
sehr getreue und reichhaltige Be-
schrcilmng von dem Zustande und der
Lebensweise unseres Freundes Ticck."
[Holtei, 300 Briefe 1872, III CG; 69.]
Die Korrespondenz iibcr das von
A. W. Schlegel auf Üarolinens Wunsch
nicht in den Almanach aufgenommene
Gedicht Friedrichs „DerwctlcKram"
brinqt: Bd. III der Brief c an Tiecl\
S. 319; Baichs Dorothea I 55; Wait£
Caroline II 134. —
.. 3, ir,: 12, GO: 40, 20: @f. [nicht GK]
und T sind die Schiffern des Begicrungs-
rals von Bohr in Berlin. Tgl. Bartlici/,
Die Mitarbeiter an Nicolais Allg. D.
Bibl, 1842, S. 22 f, 59, 69. —
., ö, 21; 7, 19: Vgl. Frans Schultz,
Der Verfasser der Nachtivachen von
Bonaventura, Berlin, 1909, S.'106f,
109 ff, 115 ff. -
„ 7,43: V(il. auch W. Herbst, Joh. Ilcinr.
Voss, 1876, 2. Bd., 2. Ablh , S.119f
.. 10, 10: Das Münchner Antiquariat von
Ludwig Basen thal notiert im Kata-
log 142 vom J. 1910 unter No. 3811:
„Miisen-Alm. 1S02, v, Jtcrnli.
Vermehren.
Mit 4: Kupfer)! \:\ 2Sii S.
Die 4 Kupfer sind von Ucinr.
.Seil III itit f/estoclien".
In den mir belannten FxemiAarcn
befinden sich heine Kupfer. Die Bc-
zcnsion in Nicolais „Neuer Allg.
Deutscher Bill." schliesst allerdings:
„Die diesem Almanach beygefiigten
Kupfer, vier an der Zahl, gehören,
mirabite dictu! — zu einem noch un-
gedrncJiten Bomane, und einem
Magazine der Beisen und Schiff- 5
briiche, welches liinftigcs Jahr bei/ dem
Verleger des Almanachs [Soiinner in
Leip.:i(i\ heraiislommcn wird" [69.
Bandes 2. Stück, S 353.\
Vermchrens Museti-AlinatiacJie, 10
1S02/03.
Spalte 13, (il:
Bezension:
Eine drastische Bezension des
Vermehren sehen Almanachs enthalt auch '^
No. 3 des „Freimüthigeii" vom
6. Januar 1803. Sie ist nicht gezeichnet,
wahrscheinlich von Kotzebue und lautet:
„UV«« die Musen einmal eine
AultioH veranstalten, um ihre Biblio- 2C
thek von dem Unwerthen zu reinigen,
so wird dieser Almanach gewiss nicht
zurückbleiben. Man findet darin zwar
ein Paar gute Gedichte; aber es sind
ein Paar einzelne Blümchen, deren '^
Samen verirrte Vöglein auf einen nackten
Felsen trugen, wo er mühsam anwurzelte.
Der Herr Herausgeber hat das meiste
geliefert, und dadurch — um mit den
Herren Schlegel und Bernhardi zu 3'
ioitzcln — den Werth des Almanachs
nicht vermehrt. Unter allen Talenten,
welche die Natur ihm zugeteilt haben
mag, ist das poetische nicht, und wer
ihm sagt, er besitze es, ist sein Feind. '^'
— — — Seine Bomanzcn sind laues
Wasser. Auch wenn er ein Lied mit
den Worten anhebt:
Kleine Lieder kann ich singen.
Doch der Flug will nicht gelingen: ^'
Kann man ihm nur die Wahrheit der
zweiten Hälfte unbedingt zugestehen. —
Kurz, in Herrn T. glimmt kein poe-
tischer Funke, der auch nur so hell
leuchtete, wie eine Berlinische Strassen- *
laterne. Drei Gedichte [sind] von
Bostorf, worunter besonders das an Tieck
und die beiden Schlegel merkwürdig ist
Man lernt daraus, dass diese Herren
am Hochaltäre stehen, neue Worte zu ■'
verkünden; (jawohl, Worte!) dass ihnen
Wundertöne von den Lippen strömen;
(ja wohl Töne!) dass ihre Saat ewig
keimen wird, (da scy Gott vor!) und
405
Nachträge und Berichtigungen.
406
üirc Ftüchte iinrerwelklicJi sind\(manche
sind schon abf/efa/len !) dass, wenn die
Zukunft sie heiiihrt, ein Blitz durchs
Dunkel zuckt: (Gott wolle uns das
Lessingschc und Wictandsche Dunkel
noch lange erhalten!) dass der neue
Schlegelsche Tempel himmlisch glänzt
und eine Brücke von Edelsteinen er-
hauet ist; ildss tausend Wanderer zu
der neuen Bundeshütte eilen; dass die
Herren Schlegel und Tieck die alte Zeit
hervorgerufen (nehmlich Jakob Böhme)
und die neue schon verjüngt haben,
(allerdings ist die neue Zeit ein muth-
williger Knabe geworden, der für sein
Leben gern der alten Zeit die Fenster
einwirft) : kurz, dass sie die ächten
Hohenpriester ttnd treuen Hüter der
ewigen Lampe sind. Solches Alles wird
besiegelt durchden jedem längst bekannten
Nahmen — Rostorf. Herr Friedrich
Schlegel hat den Almanach mit neun
(iedichtcn ausgestattet, die zum Tkeil
wohl nur ihm verständlich seyn können,
und vielleicht auch das nicht einmal.
— — — Aber die Pflicht fordert von
dem Freimüthigen, zwei dieser Gedichte
vorzüglich auszuzeichnen, und mit
willigem Herzen zu gestehen, dass Herr
Friedrich Schlegel in diesen beiden Ge-
dichten sich äusserst liebenswürdig dar-
stellt. Das erste ist die Romanze:
„Rosen, süsse Jlarianna"
äusserst zart gedacht und empfunden.
Das zweite ist:
„Als der Witsein Liebchensuchte",
[wird ganz zitiert.] Alle übrigen,
die in diesem Almanach geverselt haben,
verdienen keine Erwähnung''. —
Spalte 22, J: 9: Das Gedicht der Sophie Mercati
„Durch Wälder und Felder"
ist wieder abgedruckt bei R. Steig,
Arnim und Brentano, 1S94, 183; dazu
Anm. S. 353. —
„ 20,17: lieber F. G. Wetzet ist Jetzt
zu vgl. Franz Schultz, „Der Ver-
fasserderNachtwachen von Bonaventura",
Berlin 1909. —
Chamisso-VarnliagcHs
Musen- A Im a n a che, 1804^1806.
Spalte 29,50: Vgl. Archiv für die Geschichte
des deutschen Buchhandels, 1SS3, VII
207. —
„ S3,J:)f.: lieber Koreff vgl. auch Voss.
Ztg., SB., November IHOH und M. Allg.
Ztg., S.—IO. Januar 1'J07.
., SU, 19: Den Brief Koreffs aus Halle,
Juni ISOl, nach dessen Original auf
der Königl. Bibl. zu Berlin der Abdruck
hier erfolgte, brachten bereits Varnhagcns
„Biograph. Portraits", Leipzig
1871, S. 33 ff. —
Spalte 34, .y.t: Vgl. auch den wichtigen Brief
Chamissos an E. Bode vom 12. Oktober
l''^0[4\in Holteis „Dreihundert Briefen",
Hannover 1872, I 57 f —
„ 52, 3: Der „Nachlass Varnhagens" in
der Handschriften- Abteilung der Königl.
Bibl. zu Berlin enthält einen Brief
Friedrich Schlegels an Varnhagen vom
20. Mai 1805, aus Köln, der lautet:
„ Wenn Sie wüssten, von wie vielen
Geschäften und Arbeiten ich seit einigen
Monaten bedrängt werde, so loürden Sie
mich gewiss entschuldigt halten, dass
ich auf Dir geehrtestes Schreiben nicht
eher geantwortet habe, welches sonst un-
streitig geschehen sein tvürde.
Das Geschenk ihres Alma nach s
kannte mir nicht anders als sehr ange-
nehm sein da ich gewiss die Gesinnung
zu schätzen weiss, in der Sie meiner
dabei gedacht haben. — In Htren Ge-
dichten wird man die Liebe zur Poesie
so wenig verkennen dürfen, als das sorg-
fältige Studium der Versifikation, deren
nur von Wenigen erkannte Tiefen ge-
wiss lange ein Gegenstand des Nach-
denkens sein können, ehe man mit
diesem wesentlichen Theil der Dicht-
kunst in's Reine kommt.
Noch erlauben Sie mir zu bemerken,
dass dergleichen einzelne kleine Gedichte
nur dann, wenn sie ganz von selbst aus
eigner Stimmung hervorgehn, das Natür-
liche, Eindringliche und Unnachahm-
liche haben, was ihren eigentlichen Reiz
ausmacht. Lyrische Gedichte müssen
nicht sowohl gemacht als vielmehr ge-
worden sein. Meine Überzeugung ist
tvenigstens, dass mehrere unsrer besten
lyrischen Dichter grade dadurch ihr
Ziel verfehlt haben, dass sie es über-
fliegen wollten, und die Wirkung der
ersten natürlichen aus dem Herzen
kommenden Grundtone durch die Menge
der nachmals verfertigten lyrischen Kunst-
gedichte selbst erstickt und verderbt
haben. Ein junger Künstler sollte da-
her vorzüglich durch ein grösseres dra-
matisches oder romantisches Werk sich
selbst und die Tiefe der Kunst mit An-
strengung aller Kraft zu erproben
streben ; ein Versuch, wozu man freilich
der Vorbereitungen und Studien fast
nicht genug machen kann. Denn un-
streitig kann nur aus einem Geist, der
durch diemannigfaltigstenh i stör ischen
und philosophischen Studien lange ge-
nährt ward, eine geistige Geburt her-
vorgehen von selbständiger Kraft und
Gestalt. Sie sind so glücklich, dass
Hinen noch eine weite Bahn bevorsteht
in einer Zeit, wo man wenigstens hie
und da anfängt das Wahre zu achten,
26*
407
Nachträge und Berichtigungen.
408
und doch einige der gröbsten Irrthümer
widerlegt sind. Und hei dem Eifer,
der Sie beseelt, und der Aussicht einer
Zeil, wo noch so vieles su thtm übrig
5 ist, kann es Ihnen an Sporn nicht
fehlen. — Fichte kennt Sie personlich,
und so hat er Ihnen wahrscheinlich mit
gutem (hund das Studium der Alten
besonders empfohlen. Freilich ist's .'ij)äl,
10 nach dem zwanzigsten Jahre mit dem
Griechischen anzufangen, und wäre nicht
jedem zu rathen. Es ist eine imer-
schöpf liehe Sprache, fast iriedasDcufsche,
d'ssi'ii StinliiiHi iiitch fiele Jahre hin-
y^ nehmen kann. — Selir iriirde ich mich
freuen, wenn ich einmal Gelegenheit
haben sollte, Ihre persönliche Bekannt-
schaft ni machen. Vielleicht würde
auch dann das Vertrauen, mit dem Sie
20 mich beehren, mir Midh machen, das
Misslichste zu unternehmen, was man
ttnternehmen kann; in die Seele eines
Andern nämlich zu rathen, wohin unser
Streben auf dem uncr messlichen Welt-
25 meere des Studiums das Steuer richten soll.
Wenneher wieder ein Stück „Europa''
herauskommt weiss ich noch gar nicht ;
sobald geiviss nicht. Auch sind Ge-
dichte eigentlich von Anfang an nicht
30 in dem Plan dieser Zeitschrift gewesen;
die wenigen im ersten Stück waren eine
besondere Ausnahme. Entziehen Sie
also Ihre Elegie IJirem eigenen Almanach
nicht. Gern sendete ich zu diesem
35 Ihnen Beiträge, allein das Wenige, was
ich vorräthig habe, ist gerade su einem
eignen Zwecke schon bestimmt, so dass
ich nicht mehr darüber disponieren kann.
Für das nächste Jahr werd' ich aber
40 gern etwas beitragen.
Hecht sehr danke ich für Ihre Be-
mühung wegen des von Olearius ver-
deutschten G itlistan
Mit Freuden habe ich die Beise des
45 Herrn Ktaproth nach China vernommen.
Es lassen sich grosse Dinge von ihm
erwarten ....
Ihr ergebenster Schlegel."
SpalteS'^,40ff',: Wilh. Neumanns „Sonnet"
f,0 [Jahrgang 1804, S. 12\ ist abgedruckt
im 2. Theil seiner „Schriften'^, 1835,
S. 143. — Ebenda sein Gedicht .„An
Lina"' [.4?»»., S. 14]. Die ^Klage"^
[Alm. 23] steht Schriften II 144.
55 Sein .^Sonnet'' [Alm. 40] Sehr. II 145.
Ebenda „Die Epigramme, 1—3'^,
[Alm. 46]. Die beiden „Sonnete'^
[Alm. 6'5 und 73] folgen sich in den
Schrr.: II 146 f. Das „Sirenenlied"'
60 [Alm. 12,5] steht in den Schrr. II 148.
„Das A u g c« [Alm. 148] t^ Schrr. II 147 f.
„ ßiifS'.fff.: Das von W. Neumann und
Chamisso gemeinsam vcrfasste Sonett
„An Fichte" ist auch aufgenommen
ee in Neumanns „Schriften", II 158.
Neumanns beide .^Sonette''' [Alm. 1805,
S, 11, 12] stehen in den Schrr. II 153,
154. Das r.Gebet'' [Alm. 20] = Schrr.
II 161. — y,Die Blume an die
Quelle" [Alm, 107]= Schrr, II 151. — 5
.^Variazion'^ [Alm. 133] = Schrr, II
154ff, — Die „Sonette" [Alm. 173 f,]
= Schrr. II 150 f, — „Genesung"
und „An meine Schwester" [Alm.
175 f.\ = Sehr, II 14!) f — An eine
Böse" [Alm. 198] = Schrr II 103. — ,0
Poetisches Taschenbuch, 1S06.
Spalte 81,3 und 84, 32: Vgl. B. Steig, Ar-
nim und Brentano, 1894, I 137f.
Brief Brentanos vom 2. IV. 1805 an
Arnim, dem er zwei Gedichte aus der 15
„ Trutznachtigall" übersendet, die Schlegel
zwar nicht, aber der erste Band des
„Wunderhorns" [S. I(i6 und 238] l/ringt.
Rostorfs Dichtergartc», 180'j. ^o
Spalte HO,:i und 113,31: Ueber den Kling-
klingel-Almanach vgl. auch Herbd,
J. H. Voss, II 144.
„ !tO, 10: Eine Bezension brachten auch
dis Heidelberger Jahrbücher f. 25
Litteratur, 1809, V. Abth., 2. Heft,
S. 53. —
Seckendorffs Musenalmanache,
1S07/0S.
Spalte 03, 42: Vgl. auch B. Sieig, Arnim '^'^
und Brentano, I 237: „Brief Arnims
vom 12, Februar 1808, „Eben erhalte
ich von Voss den Seckendo>-ff sehen
Almanach, wo ein 4 schöne Stücke drin
sind"-. '^^
., 103, 44: Vgl, „Lenau als Korrektor
Kerners''' von i. Geiger in No, 173
der Beilage zur Allg. Ztg. 1898,
„ 106, '25: Soll [nach Conz] schon im
Morgenblatt 1807 stehen. 40
Heidelbergische Taschenbücher,
180QI12.
Spalte 113, 15: Fundorte : Alle Jahrgänge
haben die Königl. Bibliotheken zu Berl in
und Dresden. — 45
Jahrg.1809— 10: Heidelberg U.B.
„ 1809 — 11: Grossherzogl. Hof-
Bibl Darmstadt,
„ 1811 : Königl. Hof- und Staats-
Bibl. München, m
„ 1812: Freies deutsches Hoch-
stift-Frankfurt, t Prof. Dr.
U. Fechner-Berlin,
Spalte 115, 11: Die Bezension im Morgen-
blatt ist vier Spalten lang und un- 55
gezeichnet. Sehr wohlwollend und
lot>end. Ihre phrasenreichen ersten
beiden Absätze lauten:
„Mit holder Bescheidenheit und lieb-
licher Anmuth erscheinen hier frühzeitig 60
die Musen, darbringend eine neue
409
Nachträge und Berichtigungen.
410
Gabe, getveiht dem Ernste wie dem
Frohsinne, der sanften nnd tiehenden
Schivärmerey des Hertens wie der hohen
Feyer des (ieistes und dem verherrlichten
5 Leben im inneren Ueiliijlhume der
Kunst. Eine frohe Verl.ündiiimni ist
uns diese neue Erscheiniin;/; die liinst-
reichen Bildungen, aus welchen ti'e ge-
staltet ist, giebt ans die beruhigende
10 Gewissheit, dass der deutsche Dichter-
geist nicht im Sinken bcgrifjcn ist [!]
von der Höhe, zu welcher ihn die
Heroen unserer schönen Litteraiur ge-
hohen haben — wie die Kleinmiithig-
1,^ Jceit im laufenden Jiihreoft rerlauten Hess.
Bewahrte und irrchrte Xaiiicn ver-
bürgen die Treff lich/ail ihrer Bcgtrdge
zu dem neuen Taschenbuche, aber auch
jüngere Zöglinge der Kunst hat der
20 sinn- und geistvolle Herausgeber ein-
geführt in die Gesell-Schaft der acht-
baren Flieger deutscher Poesie: denn das
Aufstreben zum Treffliehen verdient Er-
munterung — das Gelingen anfeuernden
2ö Bei/fall.'' — — Ueber Schreibers Er-
zählung „Die drei Geliebten'- wird
gesagt: „Ausser der in Deutschland
ziemlich seltenen Kunst, gut zu er-
zählen, hat diese letztere noch ein be-
30 sonderes Interesse für den Freund des
Schönen. Ihr hihalt ist christlich-
romantisch — und lunn als Master
der Behandlung dieses Stoffes dienen,
mit dem in unsern lagen so vielerlei
35 Mi.'^shrauch c/eirieben wird''.
Spalte l->-i, *>* Unit fiS, 31: Zu Prior vgl.
Sj). Walcadinouic, Prior in Deutsch-
land: Grazer Studien zur d. Philologie,
hg. V. Schönbach und Seuffert, 1S95,
40 ^- Heft.
„ rii,41: Ueber Joh. B. Schupp, vgl.
jetzt auch Carl Toi)t im Euphorion
190!), Bd. XVI, 1. Heft, S. 6 ff. —
., 123, 'iO: Die „Kleinen Dichtungen" in
45 Prosa sind abgedruelt in Schreibers
Poet. Wcrl-en, ISIT. I 391 ff.
„ l-i4,:il: Das Intelligenzblatt No. :,>3,
vom 9. Sept. 1809, der ,.Ztg. f. d. elegante
Welt" enthält eine Anzeige des Ver-
50 legers Tobias Loeftlcr, dass der Jahr-
gang 1810 „näclistens die Presse ver-
lassen" werde; er erschien also wohl im
Oktober 1809.
„ 127,1:7: Knebels Hymnus steht auf
S. 7 seiner „Sammlung Kl. Gedichte,"
Leipzig, 1815, unter dem vereinfachten
Titel: „An die Sonne".
„ 129, iiS: Das ist ein Irrtum, der nicht
Goedeke, sondern mir zur Last fällt:
60 denn die Distichen sind in Su2>hans
Ausgabe nachgetragen in dem erst
1899 erschient nen Bunde 3:J, S. 53:i.
[Vgl. dazu S. 54:J.\
„ mt,:U: Vgl. Goedeke VII 711. Ist
65 der Ueber Setzer G. W. Kessler, der
1809 in Hitzigs Berliner Verlag
„Cgmbeline" übersetzt hafte'r'
Spalte 112,'i6:HerdersWerke,hg.v Suphan,
Bd. :.".i. S 170— lU. Titel: IParthcnope.
Ein See Gemähide bei Neapel-"' 5
„ 142, öl: Ueber Christ ian Niemeyer
wird in No. 138 disr Ergänzungsbl.
zur Hall. Allg. LH.- Ztg. vom 13. Dezem-
ber 1810 gesagt, er sei „Prediger zu
Dedeleben". lo
.. m, 61 f. : Ti ichternoscn ist Druckfehler
des Heidelberg. Taschenbuchs fiirTrichler-
nasen. Siehe Herders Werke, hg. v.
Suphan, 20, 663.
„ 113,3Gff.: A. Schreibers „Gärtchen" y.,
ist abacdruckt im ersten Bande seiner
Poct.-Werke, S. 397. „An Ceres"
[Taschenb. 1811, 136] steht in den
P. W. I 457. Die Erzählung „Der
Trauring" [Tschb. 139 ff] = P. W. 20
II 311 ff. [Diese Novelle stimmt stoff-
lieh mit Eichendorffs „Marmcrbild" —
Frauentaschenbuch für 1819 — über-
ein. Sic wurde von Schreiber fast zu-
gleich in seinen ,.Gedichten und Er- 20
Zählungen." Heidelberg 1812, S. 303 ff.
veröffentlicht, wo auch die Erzählungen
„Boger und Marie'^ — S 253 ff —
und „Die drei Geliebten'^ — S. 280 ff —
schon zu findensind.}— „Der Lorbeer" 30
[Tschli. 163\ = P. W I 95. „Correggios
Magdalenc" [Tschb. 182] = P. W. I 458.
Die Erzählung „Properfiavonliossi"
[Tschb. 215 ff] = P. W. II 424 ft\
[Vgl. dazu Holteis Sta?izen „Properlia 35
di Bossi" in Gubitz „Gaben der Milde"
[II 204 ff Sp 313, 31 f] ,.Die späte Ehe"
[Tschb 224] = P. W. I 476. —
., 140, Ä>: Vgl zum „Donauweibchen"
jetzt Floeck, Die Elementargeister, 40
Heidclheni 1909. —
„ 131, IS: Wallher v. d. Vogelweide,
hrsg von Lachmann, 56, 14 ff; 57, 7. —
„ 133,7: Einzuschieben: G. [121,56] =
Haua- [Vgl. auch 131,18] 45
,. 133,27, 33 inid 1.'>1,30: Hier und
überall, wo im Text des 2.-4. Jahr-
ganges A. vorkommt, ist zu setzen:
A. [=At(rnhammer?] Vgl. Sp. 100, 61.-
Kerners Poetischer Ahiianach, 1812. so
Spalte 160,3: Vgl auch den Bericht Geigers
in der „Zeitsehr. f. d. Philologie,'^ 31,
371 f, 373.
„ 160,67: Gemeint ist Amalie Schoppe,
qeb. Weise. 5^
„ 167, IS : „ F e r d i n a n d We c k h e r l i n
war Adjunkt der Hof-Bibliothek in
Stuttaart. Er i.-t bereits 1817 gestorben.
Vgl.'Uhlands Leben S. 82'* [Uhlands
Taabuch, S- -13 f., Anm. 7] 60
„ 171, IS: Vgl. Kerners Briefwechsel
1897, I 228. Uhland schreibt am
10. VIII. 1811: „Schwab hat eine
Anzeige der Beisesehattcn an Braun
411
Nachträge und Berichtigungen.
412
geschickt'^ [für den Alma nach- Anhang
bestimmt, vgl. S. 227\. — Damit erledigt
sich die von E. Schmidt in BLZ 1898,
Sj}. 352 ausgesprochene Vermutung,
5 wenn auch nicht geklärt ist, oh und
wo dann die von Uhland ^gemachte
Recension der Reiseschatten-^ [Tughiich
S. 50] gedruclä ist.
Spalte 177, 10: Vgl. auch den Brief Assur
10 Assings an Kerner aus Hamburg
vom 18. Dezember 1812, über Gam2)e
und den nicht zu stände kommenden
Bruch des Bichierwalds. [Zetlschr. f. d.
Phil. 1899, 31, 271.]
yahrbüchlein deutscher Gedichte, iSif;.
SiHiltc ISO If: Bic Kolumnen- Ueberschriflen
sollten lauten: .„Seegemunds Jahr-
büchlein deutscher Gedichte, 1815," um
20 zu betonen, dass sein Herausgeber
J. G. Seegemund war.
,. 189, 29:
Schriftart 1 des Jahr- Fraktur.
Format \ büchleins: 8'\
25 ,. 190, 35: Ben Brief Seegemunds an
Lochen, der die Uebersendung des „Jahr-
büchleins'^ begleitete, datiert ^.Berlin am
20. Januar 1815^, fand ich kürzlich.
Er lautet:
30 ^Lieber Graf! Mag Jhnen beiliegendes
Buch, in welchem unsere Namen und
unsere Herzensergüsse einträchtig und
freundseclig neben einander stehn, eine
liebe Erinnerung an die schöne, kind-
35 lieh heitre Zeit, da es zuerst von mir
angelegt und in Ihrem Geiste liebend
aufgenommen wurde, dieselbe Zeit, da
wir uns überhaupt kennen lernten. —
mag es Ihnen ein tre>ic:< Z<i'-hi-ii, dass
40 unsere geistige Nähe nurh in unserer
langen Entfernung fortgedauert und
die Stürme der Zeit bestanden hat —
mag es Ihnen ein herzlicher Gruss und
Glückwunsch zu unserm neuen Wieder-
45 begegnen sein! Mir selbst ist es ein
freudiges Zeugniss, dass Gott die Be-
strebungen meiner Zeit gnädig ansiehet,
weil er ihnen noch jetzt Raum gibt in
der allen (iestall :.n erseheinen. Manches
50 toerden Sic darin fimlen, was meinen
Gang während der letzten Jahre bezeich-
net; die Hauptmomente desselhen, mein
Fechten im KoUieniiselien. Regimente
als Freiwilliger iiiul ofl'r.ier, meine
55 Verwundung in der Seidaejit bei Benne-
witz, kennen Sie wohl schon aus Nach-
richten der Freunde und öffentlicher
Blätter. Ich gehe jetzt mit Ernst
meinem geistlichen Berufe, vielleicht
60 auch einem höhern Rufe des Herrn
entgegen — mein siecher Körper lasst
mich deutlich absehen, dass ich nicht
lange mehr dieses Zeitliehe bcirohnen
werde. Mein Streben trennt sieh von
65 der Poesie nicht, aber es ist doch unter
diesem Namen nicht mehr, dass ich
mein Heil und meine Bestimmung
suche, und ich nehme nur wie gelegent-
lich an, was mir der Herr von dieser
seiner Gabe noch zu/tiessen Idsst. Es 5
gehört doch eine gewisse Unschuld und
Lauterkeit, tvie aus dem Paradiese ge-
rettet, die auch den natürlichen
Menschen nicht ganz verlassen und
sich in dem erlösetcn nur höher verklärt, 10
diese Züge aus unserer ersten Kind-
heit gehören dazu, einen Künstler und
Bichter zu bilden: ich aber fühle mich
von Grund meines Herzens und in all
meinem Wandel also verderbt, dass ich
an mir und durch mich gar nichts 15
habe und nichts hoffe als hier Ver-
gebung meiner Sünden und dort die
ewige Seeligkeit. Und so könnte denn
dieses Buch auch ein Abschiedsgruss
sein von der Poesie dieser Welt und 20
was uns beiden in ihr gemein war.
Boch der Mensch soll sich selbst keine
Grenze stecken und so will auch ich es
nicht. Was ich mir aber nicht mehr
zutraue und mir nur selber nicht 25
wehren will, das wünsch ich Ihnen
von ganzem Herzen, das gebe Ihnen
der heilige Geist mit dem sichern Ge-
präge seines Siegels, er lass' es Sie am
Stamme des Kreuzes niederlegen und 311
wiederfinden und gibt er auch das nicht,
er gibt ja das Höchste und Alles in
Einem. Und hiemit ein fröhliches
ihn schmerzlich ergriffen.
Neujahr! J. G. Seegemund.'^ 33
Bieser Brief erklärt die Bemerkung
Loebens in seinem Tagebuch, er habe
ihn schmerzlicli ergriffen.
Deutsche JF^riihliiigskrättse für iSiS
und iSiö.
Spalte 201, 66: Eine sehr anerkennende {un-
gezeichnete) Rezension des 2. Jahr-
ganges bietet No. 15 der „Zeitung
für die elegante Welt"- vom4.März
1817, Sp. 369-372. — 45
Die Hesperiden, 1S16.
Spalte 222: [Vgl. auch 114,19.] In meinem,
Besitz ist ein Brief Friedrich Asts
[aus Landshut, vom. 22. X. ISl-f],
der die Mit<uheiler.-<elnift an den „Hcs- m
peridcn"- ahlehnl. Ihi er für Ast und
seinen Kreis miffn hhe^^reich ist, bringe
ich ihn liier im Wortlaut:
^Geliebtestcr Freund!
Nicht Vergessenheit war die Ursache 55
meines so langen Stillschweigens —
denn wie könnte man vergessen, was
dem Herzen so iheuer geworden ist,
und worin sich der eigne Genius in
trauter Verwandtschaft tricderfindel'i -- r>ii
sondern verseh iedcne ..usamuienicirkcndc
Umstände hinderten mich an der Be-
rn
413
Nachträge und Berichtigungen.
414
antioorltmci Ihrer mir so fheuren
Schreiben.
Schon früher wollte ich TImcn Nach-
richt (/eben von dem Schicksale meiner
Zeitschrift [fiir Wissenschaft und Kunst],
an welcher Sic so freundscliaftlichen
Antheil geHoiiimen\ ich war mit meinem
früheren Verleger unzufrieden, der aus
Manfiel an Industrie oder aus Fahr-
lässif/lccit die Zeitschrift nicht so ver-
breitete, wie es .:u ihrem Forthestatide
notwendifi ficwesen wäre; deshalti/:niii>ftc
ich mit einem Münchner Buchhändler
eine Verbindung an, die aber auch
nicht lanf/e bestand, theils, weil die
Aussichten, auch für den Buchhandel,
immer iriiber und beiinruhii/ender
wurden, theils auch, weil mir mehrere
in München cntgcf/enwirlien. Aus
Verdruss darüber gab ich die Zeitschrift
ganz auf; und weil ich nur mit einem
gewissen Unwillen daran denken konnte,
dass ein so eifriges Bestreben für das
Beste der Kunst und Wissenschaft, das
iibcrdiess so rein und tineigrnnütsig
war — denn was »nii der Buchhändler
zahlte, reichte kaum hin. um meine
Ausgaben für Corrcspondcnzen, Porto etc.
zu decken — im Ganzen so lieblos aufge-
nommen worden war, und mir seltist so
manchen Verdruss zugezogen hatte, so
verschob ich es von einer Zeit zur
andern, Sie von dem Hergange der Sache
zu benachrichtigen; 'und schlimnietes
giebt es nicht, als das Verschieben, zu-
mahl wenn man unangenehmes zu be-
richten hat. Späterhin erhielt ich einen
Brief von Ihnen ans Wien [1810?],
worin Sie mir meldeten, dass Sie bald
in IJire Ileinmth zurückgehen würden.
In der Ungcwissheit, ob mein Brief
Sie noch in Wien treffen würde, wollte
ich erst bestimmtere Nachricht von
Uirem Aufenthalte abwarten; und dieses
zwei/te Aufschieben brachte mich noch
weiter zurück; bis die KriegsunruJien
in Sachsen begannen Da zog ich
mich, halb in Verziveiflung über die
getäuscfiten Hoffnungen — denn Lüizen
tind Bautzen hatten meinen sonst starken
Mutli fast niedergcheugt — in das
griechische Allerthum zurück, um in
der Welt der Platonischen Ideale die
angstrolle Gegenwarf zu vergessen; in
dieser Zeit habe ich die, vergangene
Ostern erschienene, Ausgabe der Pla-
tonischen Gesetze vollendet. — Als
dann, nach t-erftossnem Waffenstillstände,
der [f'J heroismus flammend sich erhob,
den Dämon zu bekämpfen, konide ich
nicht es ahnden, dass auch meine
theuren Freunde die Waffen für die
heilige Sache der Menschheit ergreifen
würden? Und wie freut es mich, jetzt
aus Ihrem Briefe zu vernehmen, dass
meine Ahndung gegründet war! Wahr-
haftig, ich beneide Sie um das Glück,
diesem Feldzuge, der, wenn irgend
einer, ein heiliger Kampf genannt zu
werden verdient, beggewohnt zu haben. 5
Mir versagte es das' Schicksal. Wäre
ich in Sachsen oder in Preussen ge-
wesen, so würde mich nichts davon
abgehalten liaben.
Und nun, Freund! Die Hand zur 10
VersöJmung, wenn noch irgend ein Un-
icille über mein so langes Stillschweigen
in Ihrer so liebevollen Brust haften
sollte; ich verdiente es, dass Sie mir
zürnten; wohl gestehe ich es; denn 10
meine Verzögerung war doch Nach-
lässigkeit und Verabsäumung der Ihnen,
als Freunde, zu leistenden Pfl teilt.
Ben noch hoffe ich, dass Sic, wenn Sie
meine Lage, wie ich sie Ihnen ge- 20
schildert habe, erwägen, mich cnt-
sclnddigen werden.
Sie erkundigen sieh nachPoltmanner
und Sendtncr [Mitarbeitern d. ^Zeit-
schrift für Wissenschaft und Kunst"]. •2'<
Ersterer ist leider für die Musen ge-
storben. Fr hat nach seines Vaters
Tode ein Gut, 3 Stunden von Lands-
hut, übernommen, und sich ganz den
oekonomischen Geschäften gewidmet. 3o
Schade ist es, dass seine äusseren Ver-
hältnisse dies erheischten Sein Interesse
für Kunst und Wissenscltaft scheint in
dieser Beschäftigung ganz erloschen zu
sei/n. Sendtner ist Kedacteur der 35
MüncJiner iwlitisclien Zeitung und des
Gesellschaftsblattes (ich glaube, so ist
der Titel des Untcrhaltu ngsblattes, das
er lierausgiebt; ich lese selten etwas
darin). Soviel icli weis, treibt er die 40
Poesie nur zur ITnterhaltung seines
Publikums. Ich selbst bin seit einigen
Jahren den Slusen ganz abgestorben,
da ich mich in das Allerthum hinein-
geworfen Italic, so dass ich kaum von 45
den Journalen und den neueren Erzeug-
nissen des deutschen Genius im Gebiete
der Kunst Notiz nelime; und kömmt
mir etwas in die Hand, so ist es mir,
als würde ich in eine fast vergessene so
Welt zurückversetzt. So sehr sich mein
Geist nach diesem einzigseeligen Ge-
misse zurücksehnt, so muss ich doch
aushalten, bis ich mein philologiscJies
Ziel erreicltt habe; denn Beschäftigung 65
mit der Kunst würde mich jetzt nur
unterbrechen und von jenem mir vor-
gesteckten Ziele entfernen. Darum
auch muss ich Ihnen für die freund-
schaftliche Einladung, an Ihrem poeti- 60
selten Almanache Tlieil zu nehmen,
herzlich danken.
Empfehlen Sie mich Ihrem Freunde
Florens, und erhalten Sie mir Ihre
415
Nachträge und Berichtigungen.
416
mir so theure Freundschaft. Ich hin
unveränderlich
Ihr Freiind Fr. Äst.
1 asclienbuch für Freunde
5 altdeutscher Zeit und Kunst.
Spulte •*-i.3, ii'i: S. Monatsschrift fiir rhcin.-
irestfälische Geschtchlsforschunjf 1S75,
Jahrg. 1: A. Bcifferscheid, Erinnerunff
an Eberhard von Grootc.
10 Die Sängerfahrt, iSiS.
Spalte 231i, 40: Die „Sä nger fahrt' ivird ron
der Maurersehen Buchhandlung als er-
schienen angeländigt auf dem 1.0k-
tober-BlaltdfsjTeseUschafters' ronlSlT.
r> _ 203.30: Vgl. die Kot i:: auf S 6S des
17. Blattes von Gubitz' .„Gesellschafter'^
[:.'!). Januar JS17]: j,Das ofterwähnte
.^Damiger Bild" ist, nachdem es in
Berlin trefflich restauriert wurde von
Hrn. Boclc und mit der höchsten und
20 nOIhigen Sorgfalt von Hrn. Prf Schu-
mann zur Absendung bereitet war,
glücllich zu seinem allen Standorte
gekommen.^
„ 204, 13 ff.: Das Danziger ^ Jüngste
25 Gericht"' ist ein Weik Memlings.
y, 278, 4 ff.: Frans Hörn nahm seinen
Aufsatz unter dem Titel: „Einige
Worte . . .•' in seine .^Freundlichen
Schriften für freundliche Leser"', 1817,
30 I. Theil, III, S. 81—91 auf und ver-
mehrte ihn um einige Seilen: S. 91
bis 100. ~
Avrikeln, iSiS.
Spalte 203, 3S: BesondersS.Sff. Der I.Band
35 dieser ISti'l erschienenen „Erinnerungen"'
Wilhelm Chczys — das „von-^ halte er
abgelegt, vgl. S.O — hat den Untertitel:
„Helmina und ihre Söhne".
~ 300, 31: lieber die Bettendorffsche
4i Gemälde Sammlung in Aehen" findet
sich ein ausführlicher Aufsatz von Noger
im ^Gesellschafter" vom September 1S17,
Blatt 105 ff. —
Gaben der Milde, iSiy'iS.
45 Spalte 303, r,Uff.:Ikn Wortlaut dieser 2. Be-
nachrichtigung bringt auch die Beilage
zum 15:'). Blatt des „Gesellschafters''
vom 20. September 1817 [)'. Blatt der
Ankündigungen.]
£,0 r 300, 23 ff . : Vgl. Vurnhagens Biograph ie
von Canitz: Biograph. Denkmale,
4. Teil, 2. Aufl. Berlin 1840, S. Ui9lf.,
195ff.
„ SIS, 14: L'eber Julius von Vo.is vgl.
55 jetzt Falaestra 94: Johannes Hahn,
Julius V. Voss. Berlin 1910.
Frauentaschenbuch, iSi^jiS.
Spalte 320, 04: Unterdes erschien dieJubi-
läums-Sclirifl, datiert „Nürnberg, 1. Juli
1910-^, im wesentlichen ein Verzeichnis
der „ Veröffentlichungen des Verlags von
.1. L. Schräg in Nürnbera 1810—1910^
bildend. Vgl. p. VIII; ' S. 14ff., S.?. — .=,
33S, 33: Ueber die ivon Fouquc be-
nutzte) polnische J'ersion der Sage
von Walther und Hildegunde vgl. Pauls
Grundriss 2. Aufl. 3',704f {Si/mons).
S. 705 auch Litter atur (mehr als bei lo
Goedeke 1 14).
Spalte 304, 13: Sonst, z. B. auch auf dem
Umschlag die.<:es Jahrganges, ist die
Schreibung: Carl Heideloff
„ 304. 43 und SSO, 31: Zu Wilder: 15
Wohl der Sohn des Pfarrers in Nürn-
berg Georg Christian W., geh 1748. Vgl.
Meusel-Ersch, Das qel. Teutschland
1827, XXI 575 f, und Wills Nürn-
berger Gelehrten-Lexikon, Bd. 8, S. .339 ff. 20
300, 33: H. Michels Güte verdanke ich
folgende Notiz über Johann Heinr.
Wetzel, den Fr. Schultz in seinem Sp.
403, .38 zitierten Buche niclit erwähnt:
Einige Briefe von Friedrich Gott- ■£,
lob Wetzel. Urse/, r. Friedrich Engel.
Leipzig 7903 (Privatdruck) Seite 28 f
(das Heft hat 31 S.)
Wetzel an seinen Freund Conrad
Benjamin Meissner {evanq. Geist- 30
Heller, 1782—1860). 12. Juni 1817.
„Mein Bruder Heinrich, von dem
im letzten FouquescJien Taschenbuch
die schone Fabel steht, ist auch nicht
mehr. Nachdem er im Sommer 1815 3-,
zum letztenmal hier [Bamberg] gewesen,
hielt er sich ein Jahr bcy dem in
Oschatz ansässigen Bruder auf. Da
trieb es ihn, Vater und Schioesier nach
vicljühriger Abtoesenheit in Bautzen 40
wiederzusehen. Auf der Rückreise kam
er noch bis Meissen, wo er sich vor
dem Thor niedersetzen musste und in
dem Augenblicke todt blieb, den 14.
Mag gegen 7 Uhr. Da er weder Pass 45
noch sonstiges Kennzeichen bei/ sich
halte, so icusste kein Mensch wer er
war und er wurde daselbst des andern
Tages . . . still beerdigt. Am 18. Mittags
erfuhr mein Bruder in Oschatz, dass .=,u
ein völlig unbekannter Mensch am
Thor zu Meissen plötzlich gestorben.
Er ging, von Ahndung getrieben, so-
gleichhin und erkannte die aufbewahrten
Kleider des bereits vor 3 Tagen Be- 60
grabenen. Es war ein Gemiith von
seltener Iteinheit und Liehe, sein Leben
eine ewige Wanderschaft, doch immer
zog es nach Süden."
„ SOS, 33: Dichtungen, Königsberg eo
1820, S. 4ff.
„ 300, 3: Sämtl. Gedichte, 1. vollst. Ausg.,
Berlin, 1837, S. 36 f. —
„ 371,13: Diese „Phantasie amliichards-
schloss" wiederholen die „Gedichte" t»
417
Nachträge und Berichtigungen.
418
Friedrich von Heydens, die Th. Mundt
1852 in Leipsig herausgab, auf
S 115 — 130. Umgearbeitet erscheinen
die erste Hälfte der 7. und die 13. Strophe.
Der Titel lautet: Trlfels.
Bemerkenswert ist das in der Aus-
gabe sich anschliessende Gedicht
y,Trifels noch einmal.^
Es beginnt:
„Der Dichter, ivelchem widerfahren
Was er im ersten Lied ersühlt,
Hat nach viel mühevollen Jahren
Den Weg zum Trifels neu gewählt.
Der Pfad von dem umgrünten Weiler,
Den Berg hinauf, erschien ihm steiler
Und rauher als vordem. Es war
Der Athem oft ihm ausgegangen.
Eh' zu demSchloss erlconnt' gelangen,
Und als er endlich oben tvar,
Könnt er mit alle seinem Sinnen
Dem Ort den Reiz nicht abgewinnen,
Der ihn vordem so hoch begläcJct,
Bis zu Visionen ihn entzückt.
Ruinen schaut er wie so viele.
Er wurde fast vor Ingrimm roth,
Dass nichts von jenem Zauberspiele
Der alten Zeit sich heute bot.''''
[S. 121—123] —
Vgl auch die der Ausgabe Th.
Hundts vorgedruchteBiographieHeydens,
bes. pag. XVI sqq. —
Spalte 373, 4: Der Einßuss E. T. A. Hoff-
manns auf diese Erzählung der Caroline
Füuque ist unverkennbar.
„ J:V-i,rt9: Ueber Lundshut, die junge
Universität, — die Uebersiedelung von
Ingolstadt war am 25. V. 1800 erfolgt —
sei noch eine bemerkenswerte Notiz aus
dem „Freimüthigen-^ vom Jahre 1803
angeführt: „Der netteste Idealis-
mus im Süden Deutschlands.^
Es wird darin hingewiesen auf eine
Note C. A. Böttigers im ersten Heft
des Neuen deutschen Merkurs von
1803, in der es u. a. heisst: „Der
Himmel behüte das gute Landshut . . .
vor einem solchen Concubinat
des krassesten Katholicismus mit dem
sublimsten Idealismus!"' — — Die
Mystiker unter den Professoren daselbst
fielen „heisshungrig über die salbungs-
■ vollen Bcdlams -Visionen des hoch-
entzückten Schusters in Görlitz her."^
Wenn man diese Tollwure als ein ent-
zauberndes Moly an Mindert staunende
und bethörte Jünglinge verkaufe, so sei
es Sache der Polizei, die „in ihrer
zartesten Blüthe, der akademischen
Jugend, angegriffene Menschheit"' zu
schützen.
Spalte 4:15, 10: EineBezension der „Sang er-
fahrt'^ bietet auch die Wünschelruthe
in No. 24 vom 23. III. 1818. Vgl.
Repertor. Bd 1, Sp. 337,49.
„ 79/.: Eine weitere, sehr anerkennend
gehaltene Rezension des Poetischen
Taschenbuchs enthält das 3. Heft
des ersten Jahrgangs der „Heidel-
bergischen Jahrbücher der Lite-
ratur", 1808, auf S. 432—435. Sie
ist nicht gezeichnet.
Spalte :-i42: Versehentlich fortblieb das
Verzeichnis der Mitarbeiter am Taschenbuch für Freunde altdeutscher
Zeit und Kunst.
Carovi, F. W.
Görres, Joseph
Grimm, Wilhelm
Groote, Eberhard von
Hagen, Fr. H. v. d.
Hornthal, J. P. von
Schenkendorf, Max von
■ Wallraf, Ferd. Franz.
27
Druckfehler.
Es ist zu lesen:
Spalte 3, 1 : nächsteti
„ 7,5: Novalis'
„ 27,62 und 29,25: A. = St. Aug.
Winlcelmann ist einzuschieben
, 28, 36: In der ^Europa'^
„ 30, 8: Kotlulinsky
„ 30, 12: Nikolaus Meyer ist einzuschieben
„ 72, 64: Sp. 78.
„ 88, 65: lässt
„ 95, 6 3 f.: Vierteljahrsheften
r. 105, 54: Eölle
„ 106,46: 1582
r 114, 64: sind
„ 114, 70: heran
^ 122, 10: n 506 ff.
„ 122, 10: Armidens
„ 126, 43: Benennung
„ 131,29: Die Feld-Weihe
,. 133 134: im Kolumnentitel: A.Schreibers.
r, 146, 51: Correggio's
^ 147, 10: Hans Ebenthcurer
^ 156, 14: Schattenbriete
> 158, 10: Unterdessen
V 158, 21: rühmlicher
y. 158,22: Foetisclter
y. 161, 34: allen
r 169, 32: um. — Biese Spalte ist falsch
gezählt; sie enthält 65 Zeilen.
„ 190, 44: Zeitung
„ 257, 13: . . . meinem Math dabei über-
lassen
y. 278,37: Lieder
„ 282,52: Wilhelm v. Schütz
„ 287, 4: selige
„ 287,6: J. G.
r. 288, 53: ChodowiecJci
„ 365, 25: beginnt
„ 365,44: Busse
„ 382, 44: ausländischen schreibt das
Taschenbuch; vielleicht ist es ein
Druckfehler für isländischen?
im Register werden folgende Abkürzungen der Ahnanache
angewendet :
Schl.-T. = ScLlegel-Tieeks Alm. 1802
Verm. 02 [03] = Vermehrens Alm. 1802 03
Cham. 04 [05, 06] = Chamisso-Varnliagens Alm. 1804/06
Erz. = Jseumaim-Varnbagens Erzählungen und Spiele 1807
Poet. T. = Fr. Schlegels Poet. Taschenbuch 1806
Rost. = Rostorfs Dichtergarten 1807
Seck. 07 [08] = Seckendorffs Alm. 1807 08
Heid.T.09[IO,ll,l2] = Heidelberg. Taschenbuch 1809 12
Poet. Alm. = Kerners Poet. Alm. 1812
De. Di. — Deutscher Dichterwald 1813
Jahrb. = Seegemunds Jahrbücblein deutscher Gedichte 1815
Frühl. 15 [16] ^ Deutsche Frühlingskränze 1815'16
Altd. = Taschenbuch für Freunde altd. Zeit und Kunst 1816
Bund. = Bunde.sblüthen 1816
Sang. = Fr. Försters Sängerfahrt 1818
Aur. = Aurikeln 1818
Gaben = Gubitz' Gaben der Milde, 1.— 4. Bändchen, 1817/18
Fouquel5[l6,l7,l8] = Frauentaschenbuch 1815/18
423
425
Autoren-Register.
Ein Blick in dieses Register stellt fest, an welchen Taschenbüchern ein
jeder Autor mitgearbeitet hat. Es enthält nur die Namen der Autoren, welche
direkt oder indirekt — z. B. indem sie .übersetzt oder wieder entdeckt wurden
(Spee, Birken) — für die verschiedenen Almanache tätig waren. — Ueber die Mit-
arbeiter eines jeden Almanachs andrerseits belehren schon die dem Text j edesinal
am Schluss eines Werkes eingefügten Einzelregister, deren Inhalt hier nicht noch
einmal berücksichtigt ist.
Es sind in diesem Register nicht alle Stellen, an denen der Name eines Autors auf-
tritt, namhaft gemacht, sondern es sind — um die Uebersicht zu erhöhen — innerhalb eines
Bogens etwa, in dem er häufiger vorkommt, nacli Bedarf ein oder zwei markante Stellen heraus-
gehoben und mit einem ^ff." versehen worden, zum Zeichen, dass der Name auf den folgenden
Spalten des öfteren genannt wird.
A =-- Aurnhammer :
100, 61 ff.
A. = .Stephan August Vi'inkelmann:
14, USF., 17, 5.
A. Bd.:
216, 22 f.
Adrian, J. F. :
Mitarb. an Frühl. 15, 16.
203, 15 ff.
Aeschylos :
145, 44; 146, 31; 160, 9.
Aicken :
63. 20.
A. I. R.:
146, 60 [He id. T. 12.].
Alina:
Mitarb. an Seck. 08.
112, 7.
Amalla = A Schoppe. geb. Weise:
165, 31ff., 181, Uff.
Anthropos = Koreff:
57, 87 f., 61, 21.
Archenholz:
28«, 2.
Arnim, L. Achim von :
Mitarb. an Sang ; Gaben.
105. 7; 272, 47t}'.; 318, 4lff ; 408, löf.
Assur = David Aasur .A.^aing:
Mitavb. an De. Di ; A n r.
182, 4tT.; 187, ISff.; 297, 36ff.; 411. P.
Assing, Ro^a IWaria, geb. Varniiagen, e. Rosa
Maria
Ast, Friedrieb:
Mitarb. an Verm. 03.
28, 21 ; 412, 48 ff.
Augusta --- Augusta Klaprotb:
Mitarb. an Cham. 06.
60, 60.
Aurnlianinier, Emmerich Jacob:
Mitarb. an Seck. 07,08; Heid. T
10-12; Früh!. 16.
100, 61 ff.; 109, 9; 13s, 4Iff.; 213. 54 ff.;
410, 49.
B%* = Seckendorff:
128. 42.
B., Sophie ^^ Sophie Bemhardi, geb. Tieck :
Mitarb. an Schl.-T; Rost.
4, 18; 6 31; 93, 16; 403, 8.
B., la. = M. Birnbaum:
210, 26 ff.
B — b:
152, 68 [Heid. T. 12].
Baggesen, Jens Imanupl:
Mitarb. an Heid. 10.
129, 20 f.
22. 23 f.
Bbm., E. =
204, 53 9
Be'ilier:
. T. 09. 10.
124, Sff.; 128, 65 ff.
Berclit, A.:
270, 37 ff. [Sang.].
Bernliardi, .Tob. Chr. Augutt Ferd. :
Mitarb. an Schl.T.; Cham. 06; Erz.
2, 21; 9, 1; 05, 31 f.; 75, 26f.
Bernhardi, Heinrich:
S94, 64 f. [Fouqu« 18]
Bernhard!, Sopliie, geb. Tieck: s. Sophie B.
Betulius = Sigmund Bei. v. Birken:
188, 1 f. ; s. Floridan.
Beuiwitz, H. T. :
317, 88 ff. [Galieu].
Birken, Sigmund von, s. Fioridan.
Birnbaum, M. :
Mitarb. an Frübl. 15, 16.
2 3. 28 ff.
Blanhensee, Georg Grsrvon:
Mitarb. an Bund.; Aur.
246, .5«.; 298, 7 ff.
Blochmann, Cbristian Ehrenfried Lehrecht:
juq«
16.
348, 37 ff,
Biomberg, Alex, von:
123, 38; 184, 38?
Biomberg, W. von:
Mita
Heid T. 09-11.
113, 65; 123, 37 f
B!um, C. L.:
Bode, Ausuat:
Mitarb. an Cha
65, 65; 67. 64.
Boie, Heinrich Chr.:
115, 1; 122, 63 f.;
Bojer = Boie:
122, 62 f.
Boisser^e, Suipiz:
17s
Bonaventura — Fr. VVilh. Jos. S c h e 1 1 i n g :
5, 21; 8, 19.
Brachmann, Lnise:
Mitarb. an Verm. 03; Gaben.
22, 40f.; 312, 35 ff.
Bramigk:
Mitarb. an Heid. T. 12.
151. 10.
Brentano, Clemens Mari.i:
Mitarb. an Sang.; Gaben.
2-i7, 9; 278, 36; 280, 47ff.; 408, I4f.
Broitermann, Thcobald Wilhelm:
Mitarb. an Verm. 02
16, 37.
Buchhorn:
281. 45 [Sang.]
Burdach: C. G H.:
Mitarb. an Verm. 02, 03.
18, 49; 22, 64; 28 9.
BUrger, G. A :
Mitarb. an Heid. T. 12
148. 33 ff.
Buri:
Mit.irb. an Heid. T. 09. 10.
119, 30f
Büschenthal, L. M. :
Mitarb. an Gaben.
317, Iff
BUsching, Job. Guatav:
Mitarb. an Gaben.
287, 30; 312, 44 ff.
Carav6, Friedrich Wilhelm :
Mit arb an FrUhl. l,->, 16; A 1 ( d.
203, 23 ff.; 230, ISff.
Chamisso, Adalbert von:
Mitarb. an Oh am, 04-06; Poet. Alm ;
Jahrb.; Sang.
29, 34; 62, 19ff.; 74, 26f.; 168, 24ff.;
193, 32 f.; 277. 30 ff.; 406. 62 ff.
Ch£zy, Helmina von. geb.Freyin von Rlencke
s auch Helmina:
Mitarb. an Poet. Alm.; De Di.;
Sang; Aur.; Gaben.
172. 35 ff.; 181. 69f.; 222, 32; 267, 44ff.;
283, 6ff. ; 307, 21 ff.
Ch«zy, Wiih.:
29:i. 33; 415, 36.
Chordaiis = Job an nAdamvonSeufferi:
203, 53ff. [Frühl, 16, 16.].
Chrysaiethes — Heinrich Köstlin:
1S5, 27 ff. [De. Di,]
Cocquard:
128, 42.
Conz, Philipp [a. auch Kurd|:
Mitarb. an Verm 02, 03; Heid. T. 12;
Poet. Alm.; De. Di.
13, 69; 17, 50; 18, 64: 20, 17; 24, 6G;
27, 66; 148, 61 ff.
Crisaiin = Isaac v. Sinclair:
108, 23 f.; 13S, 7.
426
Autoren-Register.
428
Cyane ^ Philippine von Calenberg;
369, 47f. (FouquÄ 17.].
DanZf Johann Franz Leberecht:
Mitarb. an Verm, 02.
16. 23; 20, 37; 21, 28,
de la Foye:
34, 16; 77, 25.
Delnhard Stein :
Mitarb. an Aur. und Hesper
297. 17 ff.
DIehl :
Mitarb. .in Cham, 05.
62. 64.
Doppelmaier:
Mitarb. an Held. T. 09.
121. 21.
Mitarb, an Heid. T. 11.
144. 17.
Eberhard, Chr. A. G.:
Mitarb. an Verm. 02.
18, 63; 21, 12.
Eckardt, a. v :
Mitarb. an Verm. 02.
17. 20,
Eduard = Jm. Ed. Hitzig:
52. 55 «f.
Egiantina:
Mitarb an Seck. 08.
108. .57; 112, 16.
Elchendorff, Joseph Freiherr v,
s. auch Florens:
Mitarb. an Poet. Alm.; De. Di;
Fouque 16, 18.
349, 21 ff.; 410, 22.
Elchendorff, Wilb. von:
Mitarb. an Aur. und Hesperiden.
299. 16 f.
Engelhard, Karoline:
Mitarb. au Gaben.
307, 60 ff.
Ernst = Karl Georg v. Kaumer:
Mitarb. an Cham 05.
60. 57 f.
Ernst August, Herzog zu .S, W, :
Milarb, an Verm, 03,
28. 28,
Ewald :
131. 10 IHeid. T. 10].
F. = Dorothea Schlegel:
86. 26,
Faber, Felix:
121, 33 [He id. T. 09].
Fanny = Franziska Tarnow:
336, 41 ff,; 365, 42 ff,
Faust! Famulus:
146, 12 [Hcid, T, 11],
Fernow, C'. L :
Mitarb. an Held. T. 10.
116, 1; 124, 60; 129, 26 f.
Fesslet:
291, 23.
F. F. = Friedrieb Förster:
273, 4ff. [Sang.].
Flehte:
Mitarb. an Schi. T.; Cham. 05.
6, 31; 56. 61; 56, 64f. ; 407. 64.
Flersns ~ Joseph von Elchendorff:
170, lOff., 181, 49ff.
Florldan s= Sigmund Betnlius von
Birken:
Mitarb. an Poet. Alm,
164, 32 ff,; 167, 51; 169. 50.
FSrsler, Karl:
273. 12ff. [S.ing.].
Ftfrster, Friedrich:
Mitarb, au Sang.
266, 32 ff.; 270, 7 ff.
Fouqu6| Friedrich Baron de la Motte:
Mitarb. an Cham. 06; Erz.; Poet.
Alm.; De. Di; Jahrb.; PouqnÄ
16-18.
1.'i5, 36; 168. 67 ff.; 176, Sff.; 182. 34ff.;
194, lOft.; 304. 66 ff.; 331, 12ff.; 347",28ff.;
386. 33; 416. Gf.
Fouqut: Caroline de la Motte:
Mitarb. an Cham. 06 [F.ine un-
genannt«]; FouquÄ 16—18.
64. 32 f.; 332. 39ff.; 348, ITtr.; 417. 34.
Frank, Theodor:
212, I6ff. (Frühl. 16].
Fresenius, A. :
Mitarb. an Heid. T. 12.
1.10, 66; 151, 41.
Friedrich Wilhelm II.:
286. 47.
Fürst, George von:
263. 60.
G. :,= Uaug:
131, 18; 410. 45.
G. = Gottwalt, s, .S e e g e n
Garcilasso de la Vega:
213, 4S,
Gebauer, Christian August:
Mitarb, an .S.ing,
Genlls: Frau v,:
290. 25.
Gerning, Joh. Isaik Frhr. v.:
Mitarb. an Verm. 02, 03; Heid. T.
09—12.
14. 43; 15. 54 f.; 20, 5; 24. 39; 114, 62;
121, 51 ff.
G-g = Gerning:
121, 60 f.
Gerstner :
Mitarb, an Scok, 07,
101. 13ff.
Giesebrecht, Adolph Friedrich Benjamin:
la.i. 2» ff. [J.slirb.].
Giesebrecht, Friedrich Gustav Theodor:
19a. Slff. iJalirb],
Giesebrecht, Karl Heinrich Ludwig:
193, 44 ff, [Jahru,].
Giesebrecht, Heinrich Ludwig Tlieodor:
Mitarb. an Jahrb,; Fouque 15, 16.
195, 6ff,; 336, 62ff,; 351. 36 ff.
@( = V. Rohr:
3. 16; 12, 60; 403, 33.
Glelm :
286. 46 ff.
GSrres, Joseph:
234. 33 ff. [Altd.].
Goethe :
Mitarb. an Heid. T. 10.
61, 69; 114. 69; 127, 25; 278, 28
287. 9ff.; 309, 11.
Gohl = Graf O. H. Loeben:
182, 16 ff [De, Di,],
Gottwalt — Jobann Georg Seegemünd:
193. 22ff.; 270, 62ff,; 299,22; 331,30ff.;
366. 63 ff.
Grimm, Jacob und Wilhelm:
Nicht Mitarb an Säug.
278. 16 ff.
Grimm, Wilhelm :
Mitarb.-an Altd.
Il!2, 1; 289. 50; 257, 7.
Groote, Eberhard von:
Mitarb. an Altd.
223. 29 ff.; 416, 9 f.
G. S2e= August Zeune?:
395, 46 ff.
Guarlnl :
68. 16f.; 77, 34.
Gubltz, Fr. Wilh :
Mitarb. au Gaben.
301, 19ff.; 311, 6ff.; 415, 16.
GUnsburg, C. .S.:
317, 49ff, [Gaben],
H. ^ G. A. Karl T. Hardenberg;
8, 24.
H. ^= Hebel:
168, 49 [Poet. Alm.].
Hagen, Friedrich Heinrich v. d.:
Mitarb. an Altd.
282, 46 ff.; 23«, 27 ff.
Hahn, Frledr. :
142, 30 [Heid, T. U].
Halem, Gerhard Anton v.:
Mitarb. an Fouque 17, IS.
366, ,Sff,
Hamilton :
Mit irb, an Hei.l, T. 10,
124, nn; 127, 49,
Hardenberg, I'riedricb von [Novalis]:
Milarb. an Schi. T.
1, 13; a. 5li; 6, 61; 61. 49.
Hardenberg, G. A von [Sylvester):
Mitarb. an Poet. T.; Rost.
86. 15 f.; 90. 29.
Hardenberg, Ivarl von [Rostorf]:
Mitarb. an Schi. T.; Verm. 03;
I'oet. T.; Uost.
22, 49; 26, 14; 85, 53; 86, 20.
02, 03; Heid, T.
Haug:
Mitarb. an V«
10— IJ; Gabe
14. 19; 14, 61; 16, 6; 15. 43; 18. i ;
18, 39; 19, 12; 127. 36f.; 312, 39.
Haugwitz, Paul Graf von:
Mitarb. an Heid, T. 12; Fouque
16—18.
149, 12 ff.; 349. 6 ff.; 369, 58.
H-e:
138, 36 [Heid. T. 10].
Hebel:
166, 41; 167, 27 ff.
Hell, Th. = Winkler:
SI3, 35 ff. [Gaben].
Helmina = Helmina von Chizy:
172, 35 ff.
Mensel, Wilhelm:
Mitarb. an Bund.; Sang.; Gaben;
Fouqui^ 17, 18.
247, 25ff. ; 271, 3ff,; 311, 39ff,; 388. 57.
Hensel, Luise, s. auch Ludwiga:
Mitarb. an Sang.
2S1. 22 ff.
Heraklius:
318, 69 [Gaben],
Herder, J G.:
Mitarb an Heid. T. 10—12.
114, 70; 124, 59; 129. 39; 142, 24;
143, 42; 148. 29; 410, 3f.
Herder, Dr.:
Mitarb. an Heid, T, 10,
128. 33 f,
Herzberg, <;r.it v,:
288, 24 f.
Hesse, Ludwig Eugen:
Mitarb. an Frühl. 15; Fouqu* 16.
203. 13ff.; 386. 601f.
Heyden, Friedr. v.:
370. 54; 417, Iff, [Fouqu^ 17],
Hieron:
132, 1 [Heid, T. lU].
Hiller, Goitlieb:
.■.5, 64 [Cham. 04].
Hitzig, Julius Eduard:
Mitarb. an Cham. 04, 05.
30. 54; 32, 56; 410, 1.
Heffmann, E. T. A :
Mitarb. an Gaben; Fonqu« 16, 18.
310, 60ff.; 3.53, 16ff.; 390, 56; 417, 82f.
Hoffmannsegg, v. :
129, 32f, [Heid, T. 10].
Hbiderlin:
Mitarb. an Verm. 02, 03; Seck. 07, 08
14. 34; 18, 30; 19, 61; 23. 63; 99. 40 ff.
108, 29 f.
Holtel, Karl Ed.:
Mitarb. an Gaben.
1. 27; 313, 30.
Homer:
18. II f.
Horaz:
18. 14 ff.
Hern, Franz Christoph:
Mitarb. an Sang.; Gaben; PouquÄ
15-18.
27S.3ff.; 306. 23 ff.; 332, 6ff.; 348, 50ft\;
369, 64 ff.; 390, 3; 415, 26.
Horn, Friedrich;
Mitarb. an Fouque 16, 17.
363. 39 ff.; H72. 56.
Hornthal, Johann Peter von:
Mitarb. an FrUhl. l.i, 16; Altd.
199, 63ff. ; 239, 11 ff.
J. = Julius H, Klaproth?
53, 13f.
J., A. V.:
Mitarb an Verm. 02.
14. 41; 16, 61; 19, 5.
(deine:
Mitarb. an Seck. 07.
101, 7 f.
Inhumanes = A. W. Schlegel:
9. 9 f.
1.0.= Isidorus Orient ali3 = Loeben:
204. 32 ff.
Isidorus ~ Otto Heinrich Graf v. L o e b e n:
119, 32f.; 201, 16ff.; 203. 8ff.; 222, 17ff.;
2S1. 15.
Johannes, der Evangeliel:
61, 33 f.
JBrdens, Gustav:
.307. 41 ff. [Gaben].
Julius:
Mitarb. an Verm. 02.
19, 10.
429
Autoren-Register.
431
J. W. = J. Kerner:
109, 49 ff.
K. = Koretf:
55, 30; 61, 58.
K. = Fr. Ad. Kuhn?
15, 19 ff.
K., V. = Knebel?
122, 24.
K.:
121. 63 [Heiii. T. 11].
K., C. = Kerner:
103, 25 ff.
Kalbe, C:
281, 56 [Sang.].
Kaickreuth, Frifdr. Grat v.:
Mitarb. an Bund.
250, äff.
Kapf:
19, 48; 20, 14 [Verm. 02].
Karow, A.:
Mitarb. an Jahrb ; Sang.; Fonqne
16. 16.
193, 37ff ; 273, 63 ff.; 335, 24 ff.; 837, 3ff.;
Karschin, Anna Luise:
286. 1 1 f.
Kerner, .Tnstinns, s. auch C. E.; J. W.;
JustinuiWartenburg, HansVolz:
Mitarb. an Seck. 07, 08; Poet. Alm.;
De. Di.; Äur ; Ponque 16.
103, 26 ff.; 155. 6ff,; 165, SGff.; 175, 3ff.;
180, 60 ff.; 299, 3 ff.; 336, 58; 408, 37;
410, 61 f.
Kessler, Major von:
146, 47f. [Heid. T. 11].
Kessler, Georg Wilbelm:
311, 65 ff.; 409, 65.
Kind, Johann Friedrich :
Mitarb. an Fouque 15, 16.
331, 54 ff.
Klaproth, Julius:
Mitarb. an Cham. 04?
33, 58 f.; 63, 13?
Klaproth, Auguata:
Mitarb. an Cham. 05.
60. 60.
Kleist, Heinrich von:
Mitarb. an Fouque 18.
388, 26.
Klencke, Frau v.:
290, 54 ff.
Klopstock :
Mitarb. an Verm. 02.
18, 8.
Knebel:
Mitarb. an Verm. 02, 03; Heid. T.
09, 10, 12.
16, If.; 20, 28f.; 24, 42; 114, 69;
119, 13ff.; 409, 64.
Kochen :
Mitarb. an Verm. 02, 03.
12, 70; 16. 12; 19, 28; 20, 10; 21, 41;
22, 36; 24, 32.
KBIIe, Friedrich, s. auch Franz
KUninger:
Mitarb. an Seclt. 07; Poet. T. ;
De. Di.
102, 27 f.; 156, 40; 172, 65 ff.; 181, 14ff.
KopItar, Bartholomäus:
278. 24 f. [Sang.].
Koreff:
Mitarb. an Cham. 06,06; Heid. T. 11;
Aur.
32, 28; 33, 4ff.; 60, 44; 65, 30; 57, 37 ff.;
143, 46 f.; 296, 14; 298, 52 ff.; 405, 57.
Kosegarten :
Mitarb. an Verm. 02.
18, 56; 19, 41.
KBstlln, Heinrich, s. auch Chrysa-
lethea und L. N. :
Mitarb. an De. Di.
186, 27 ff.
Kottullnsky, J. von:
Mitarb. an Verm. 03.
22, 62; 26, 1.
Kotzebue, August von:
258, 66; 283, 48 f.
Kreuser, J. :
217. 22ff. [Fruhl. 16].
Krummacher, Fr. A.:
14;). 7 ff. [Heid. T. 12|.
KrUdener, Frau von:
294, 5.
Kuhn, Friedr. Adolf:
Mitarb. an Verm. 02, 03; Gaben.
15, 12ff.; 16, 31 f.; 22, 5 ff.; 23, 11.
Kuhn, Fr. Augast:
Mitarb. an Verm. 03.
27. 7; 310, 3ff.
KUninger, Franz = Kölle:
168, 42 ff.
Kurd --= Conz:
16«, 49 f.
l. = Wilh. V. .Schütz?:
85, 34 f.
Lampadlus = Leichtlen:
151, 26 [Heid. T. 12).
Langbein:
309. 43ff. [Gaben].
Lavater, Jobann Caspar:
288, 20.
Lehr, v.:
Mitarb. an Heid. T.U. 12; Fouque I
144, 6; 149, 38; 369, 12ff.
Lanau:
103, 42; 4C'8, 36.
Lenz, J. M. R. :
115, 2; 149. I5ff. (Held. T. 12].
Liebetraut:
277, 60 [SäBg.j.
166, Iff.
L. -= Loeben:
300, 64.
L., G. ^= Loeben:
190, 42 ft'.
L. L. = Schelling:
9. 4.
L. N. = Heinrich Köstlin:
166. Iff.
Loeben, Otto Heinrich Graf voi
s. auch Isidorus; J. ().:
Mitarb. an Heid. T. 09; Poet. Alm
De. Di.; Jahrb.; Fruhl. 1.% K
Sang.; Aur.
161, 2; 166, 29; 193, 49ff.; 271, 26ä
309, Uff.
LBst, Heinrich Wilhelm:
Milarb. an Jahrb.; Fouqu6 15.
19S. 29 ft'.; 335, 44 ff.
Luchs = Kerner:
174, löff.; 410, 64 [Reiseachatter
Luck, Fiiedr. von:
390, löff. [Fouque 18].
Ludwig, C. F. E.:
318. 9 [Gaben].
Ludwiga = Luise Hensel:
281, 22ff. [Sang.].
Luther, Martin:
Mitarb. an Seck. 08.
108, 22.
M. [= Michaelis?]:
122. 18; 130, Ö6ff. [Heid. T. 09. 10].
Macchiavelll:
73, 46.
Maria Stuart:
68, 80.
Mathilde:
Mitarb. au Cham. 06.
67; 4.
Mayer, August:
Mitarb. an Poet. Alm.; De. Di.
167, lOff.; 183, 19ff.; 190, 4 f.
Mayer, Karl:
Mitarb. an Poet. Alm.; De. Di.
1S.5, 11 ff.; 166, 15ff.; 181, 18ft'.
Mereau, Sophie:
Mitarb, an Verm. 02, 03.
16, 16; 19. 64; 22. 47.
Messerschmldt, Job. Georg Friedr :
Mitarb. an Verm. 02, 03; Sang
Fouque 17.
12. 70; 15. 16; 15, 61; 17, 17; 27.H, 86 fl
369, 6.
Meusebach, K. H. G. v.:
143, 31; 145, 1 [Heid. T. 11].
Meyer, J. F. v :
Mitarb. au Verm. 03.
23, 48; 24, 40.
Meyer, Nikolaus;
Mitarb. an Verm. 02, 03.
14, 48; 16. 7; 18, 61; 19, 18; 21. 33.
Miller, Joh. Mart. :
148, 43 ff'. [Heid. T. 12].
Mlltitz, C. B. Freiherr v. :
397, 25f. (Fouque 18].
MInzoni:
61. 36.
Mnloch, .loh. Jacob:
Mitarb. an Schl.-T.
7, 46.
Montemayor :
66, 66.
Morgenstern, Karl:
152. 29ff. [Heid. T. 12].
MUchler, Karl:
30'J, 69 [Gaben].
Malier, Adolf:
Mitarb. an Fouque 17. 18.
370. 17ft-.; 373, 13; 396, 31.
MUller, Mahler:
151. 36 ff. [Heid. T. 12].
MUller, R. L. Methusalem:
310, 17ff. [Gaben].
MUller, Wilhelm:
Mitarb. an Bund.; Sang.; Gaben;
Fouque 17. 18.
251. 39 ff.; 271,51ff.; 371, 5öff.; 395, t7f.
MUnchhausen, Carl von:
Mitarb. an Verm. 02, 03.
15, 46; 23, öS; 26, 64.
N. = Neumann?
68, 6 f.
N., C — Carl Naeke:
298, 27 ft-. [Aur.].
Nagel, L.:
271, 35 ft'. [Sang.].
Naumann:
■282. 49 [Säug.].
Neander:
178, 27.
Neubeck:
Mitarb. an Verm. 03.
23, 29; 24, 60.
Neuffer:
15(1, 27 [Heid. T. 12].
Neumann. Wilhelm:
Mitarb. an Cham. 04—06; Erz.
32. 20; 35,64; 62, 46 ff.; 69. 46ff.; 77,32;
407. 49ff.
Nicolai:
3, 8 ff.
NIdda, Friedr. Krug von:
347, öOft'.; 394, 24 [Fouque lC-18].
Nlemeyer, Christian :
Mitarb. an Heid. L 11. 12.
142, 54ff.; 149, 63; 410, 3 f.
NBIIer, Lebrecht:
Milarb. an Verm 02. 03.
14. 2; 16. 60; 17.46; 19, 15; 21, '24; 25,64.
Novalis — Friedr. v. Hardenberg:
1. 13; 3. 66; 6, 61; 61, 49.
Oberkamp, Karl von:
204, 3 ff. [Frühl. 15, 16].
Ochsenkun, Sebastian:
239, 13 f. [Altd.]
Overbeck, Christian Adolf:
Mitarb. an Verm. 02; Heid. T. 09—12.
15, 1; 16, 30; 19, 34; 119, 9 ft".
0«ld:
161, 43.
P, =^ Paalzow:
Mitarb. an Cham. 06.
61, 27.
Pellegrin = Fouqu^:
64, 6.') ff.; 76, 43ff. [Cham. 06; Erz.].
Perez. Gimez:
64. 1.
Pertola, Aurelio de Gaorgi:
■287, 44.
63. 64; 64. 5; 66, 49f.; 67, 62; 101, 18;
109, 29.
Pfeffel:
02.
Phosphorus Occidentalls:
I3s, 3 [Heid. T. 10].
PIron :
151. 30.
Platen :
178, 49.
Piaton :
150, 15.
Presch:
148, 64.
Prätzel, Karl Gottl.:
Mitarb. an Gaben.
313, 20 ff.
Prisser, M. v. :
203, 26 a'. [Prühl. 15].
Prior:
128. 61; 409, 37.
Properz :
149. 6 f.; l.iO. 631'.
Purgold, Ludwig:
313, 46 ff. [Gaben].
432
Autoren-Register.
434
Purpurino :
142, 64. [He id. T. 11].
R, ^= WiDkelmann :
!7, 2.
Rammler:
287. 1.
Rassmann, Fi.:
Jlilarb. an Fruhl. 16; Fouque 18.
297. lOff,; 39,i. 28f.
Raumer, K .a v 1 G. v. :
60, 57 ff.; 61. 23.
Rehfues, Pbilipp Josepb :
331, 34 ff. [l'ouque 16].
Rheinbergen, W e i n h o 1 d v. :
274, 20 [Sang.]
Reimer, K reim und = Kiiediicb
H ii c k e r t :
Milaib.anFrUhl. 16; Fouqa«16— 18.
210, 21 ff., 348, 2ff.; 352, 43 ff.; 372, 18ff.
Reinbek, G.:
147, 28.
Reinhold, J. G.:
Mitarb. an Cham. 06.
38.
Rese, Job. Karl Aaguät:
390, Soff. [Pouque 18].
R6tif de la Brätanne:
292, 17.
Rhode:
291, 21.
Richter, JeanPaulFr. :
Mitarb. an Heid. '1'. 10.
ö9ff.
Robert, E Fr. Ludwig:
.Mitarb. an Cham. 04—06.
54, 25 ff.
Rohr, T.:
3, 16 f.; 403, 33.
Rosa Maria = R. M. Assing, geb. Varn-
hagen:
Mitarb. an Cham. 06; Poet. Alm.;
De. Di.
64.41f.; 76, 14; 162, 3; 166,20ff.; 181, Iff.
Rüstorf = Karl von Hardenberg:
22. 49; 2ä, 14; 85, 53; 86, 20.
Rousseau, J. B :
60, 26.
RUciiert, Frieilricb, s. auch Freimund
Keimar:
Mitarb. an Früh). 16; F o u q u 6.
322, 20; 367. 42; 397, 40f.
Rudoiphi, Caroline:
Mitarb. an Heid. T. 11, 12.
142, 41 ff.; 148, 40f.
S. = Karl V. Raumer:
61, 23. [Cham.]
S. ^^ Aloya Schreiber :
131, 4ff. [Heid T.].
S. — Seckendorff:
100, 42ff.; 110, 47 [Secit.]
S., G. T.:
143, 35 [Heid T. 11].
S. = Seegemund:
195, 43.
S., J. G.. Seegemund:
1S2, 25 ff.; 194, 27 ff.; 336, 20.
Sannazaro :
143, 65; 149. 64.
Savigny:
257, 1.
Seh. = Seh oder:
171, 53 ff. [Poet Alm.]
Schelihorn, Karl:
350, 65 ff. [Fouque 16].
Schelling, Caroline:
403, 27.
Schelling, F r. VV i 1 b.
Mitarb. an Schl.-T.
5, 21; 8, 19.
Schenitendarf, Max tou:
Mitarb. an Früh). 16; Altd.
Fouqui 17, 18.
210, 46 ff.; 238, 8ff.; 272,60ff.;
Schiller:
Mitarb. an Heid. T. 10.
124, 59; 127, 3b f.
Schlegel, A. W.:
Mitarl). an Sebl.-T.
3, 36 ff.;
403,
Sang.;
168, 61 ff.
31, 10; 66, 64;
Schlegel, Dorothea:
Mitarb. an Poet. T.
86 22ff; 162, 7; 294, 7; 403, 31.
Schlegel, Friedrieb:
Mitarb. an Schl.-T.; Verm. 02, 03;
Poet. T.; Rost; Seck. Ol; Heid. T.
12 ?;
3, 42; 5, 8; 7,6; 12,69; 15,59: 17, 9ft.;
24, 13; 25, 9; 77, 29; 79. 5ff.; 90, 15;
98, 46; 102, 36; 152, 6ff.?; 292, 27 ff.;
403, 28; 406, 10.
Schmalkelden, von:
227, 58 [S.ang]
Schmidt, E. A.:
Mitarb. an Verra. 03.
24, 30.
Schmid, Siegfr. :
Milarb. an Seck. 07, 08.
102. 10; 108, 55.
Scholz, G.:
Mitarb. an Verm. 03; Heid. T. 11.
25, 5; 146. lOf.
Schoppe, Amalia:
Mitarb. an Poet Alm.; De. Di.
165, 31ff.; 181, 11 ff.; 410, 54.
Schreiber, A l o v s :
Mitarb. an Heid. T. 09-12;
113, 19ff.; 410, 15f.
Sehr, und Sehrbr. = 41. Schreiber:
120, 62 ff.
Schubart, Henriette [Schubert, vgl. 18,45]:
Mitarb. an Verm. 02, 03;
18. 44 f.; 27, 27; 288, 15.
Sehuize, F. A. = r.aun:
Mitarb. an Schl.-T.
8, 47,
Schuppius, Job. B.:
122. 40f.; J09, 11. [Held. T. 09].
Schutt, F.:
Mitarb. an Vorm. 03.
Schutz, Wilh. V.:
Mitarb. au Schi. T.; Poet T.?;
Süng.; Aur.; Fouque 18.
1, 13; 3, 54; 75. 23; 85, 34f.?; 268, 33;
276, 27 ff.; 298, 20 ff.; 395, 8 f.
Schwab, Gustav:
Mitarb. an Poet Alm.; De. Di.;
Frübl. 16; Fouque 16—18.
156, 34ff.; 167, 37a.; 181. 64ff.; 190.4;
212, 29 ff.; 349, 38ff.; 364, 59 ff:; 410, 63f.
Schwerdtner, Heinr. Baron:
389, 23; 396, 46 [Fouque 18],
Sebastian :
337, 20 [Fouqnd 15].
Seckendorff, Leo Frhr. von:
Mitarb. an Seck. 07, 08; Heid. T.
10, 11.
95, 20ff.; 108, 11; 124, 69; 128, l.iff.
Seegemund, Job. Georg, s. auch G o 1 1 w a It :
Mitarb. an PoetT.; J ahrb.; Sau g.;
Aur.; Fouqui 15—17.
178, 19; 189, 36 ff.; 193, 22 ft".; 299, 22;
411, 17ff.
Senevi :
Seuffert, von; s. auch Chordalis:
Mitarb. an Frübl. 15, 16.
203, 53 a\
Seyfried, Anton:
203. lOff. [Früh!. 15, 16].
Shakespeare:
56, 41ff.; 115, 15f.
Sinclair, Isaac von:
Mitarb. an Seck. 08.
108, 60; 295, 14 8. auch Crisalin.
Smith, Charlotte:
146, 37.
Spalding, G. L. :
1J7, U [Heid. T. 11].
Spee, Friedrich Graf:
Mitarb. an Poet T.
81, 4 ff.
Spindelmann, der Reeensent = Eemer :
182, 4f. ; 187, 3 f. [De. Di.]
Splndeimann, der Recenaent ^ Uhland :
180, 62ff.; 184, 44. [De. Di.)
Staül, M m e. de:
296, 29 ff.
Stein, Karl:
308, 23 ff. (Gaben).
StSber, B.:
Mitarb. an Heid. T. 11.
142, 5Sff.
Stell, Jos. Ludwig:
Mitarb. an Seck. 08.
112, II; 156, 40; 174, 49.
Stolberg, Friedrich Leopold Grat' zu:
Mitarb. au Heid. T. 11; Fouqui 16.
142, 34 ft'.
Studnitz, Wilh. von.
Mitarb. an Bund.
264, 3 Iff.
SUvern, W.:
Mitarb. an Sch!.-T.
3, 49.
Sylvester == G. A. v. Hardenberg:
86, 15 f,; 90, 29.
S. Z. = Wilh. V. Schütz:
3, 53.
Sze., G. = Zeune?
395. 46 ff. [Pouque 18).
Szr., G. [= G. Sze.? = Zeune?)
369, 16 [Fouque 17].
T. = v. Rohr:
403, 34.
Tarnow, Franziska, s. auch Fanny:
Mitarb. an Fouque 15.
336, 41 ff.
Theremin :
Mitarb. an Cham. 04—06.
34, 18; 53, 6 ff.
Thorbecke:
181, 260'. [De. Di.].
Tieck, L:
Milarb. an Schl.-T.; Säug.
1, 6; 1, 27; 8, 16; 25, 15; 63, 45;
258, 22; 270, 21ff.; 403, 24.
Tiedge:
Jlitarb. an Verm. 02.
21, 50.
U., L. = Ludwig Ilhland:
99, 59 ff.; 103, 48 ff.
Uhiand, Ludwig, s. auch Volker unJ—d.:
Mitarb. an Seck. 07. 08; Poet Alm,;
De. Di.; Jahrb.; Fouque 15, 17.
98,4; 155, Uff.; 165. 26ff.; 175, 3 ff.;
180, 56ff.; 193. 62ff.; 198, 58ff.;
331, 22ff.; 367, 29; 372, 5; 410, 62f.
Uthmann, Ad. v.:
Mitarb. an Cham. 06.
67, 11.
Varnhagen von Ense, Karl August:
Mitarb. an Cham. 04-C6;Erz.; Poet.
Alm.; De. Di.; Frübl. 16.
29, 34; 31, 31; 34, 26; 52. 39ff.; 69, 48;
74, 63; 156, 42; 167. 35ff.; 181, 9ff.;
213, 7ff.; 405, 52ff.; 415. SO.
Varnhagen, Rosa Maria, s. unter Rosa
Maria.
Veideck, Heinr. von:
17, 10.
Veihar, L :
317. 9ff. [Gaben].
Verf. d. gold. Kalbs = G r
i e n t z e I-
S 1
124, 8 ff.; 128, 56flf.
Vermehren, Bernhard:
Milarb. an Verm. 02, 03.
9, .Wfl'.; 12, 69; 13, 65; 16, 33; 15, 57;
17. 54.
Vermehren, Henriette:
Mltarh. an Verm. 02, 03.
14. 16; 15, 36; 19, 32.
Virgii:
18, 16.
Vogeiweide, Walther von der:
161, 18; 410, 42.
Volker = Ibland:
[Poet. Alm.; De. Di.]
166. 43; 173, 37.
Volz, Hans == Kerner:
109, 20 ff.
Voss, Heinrich, der Sohn:
Milarb. an Heid. T. 09-12.
119, 17 ff.; 130, 52 f.; 149, 4 f.
Voss, Job. Heinrieb:
Milarb. au Heid. T. 10.
131, 29 fl'.; 403, 42.
Voss, Julius von :
Mitarb. an Gaben
318. 13 ff.; 416, 54.
435
Autoren-ßegister
437
Waldheim, A.:
274, Iff. ISaiig.].
Wailraf, Ferdinand Franz.:
Milarb. an Altd.
217, 63; 240, 2öff,
Wartenburg = J. Korner ;
100. 34.
Weckherlln, Ferdinand:
Mitarli. au Poet. Alm.
167, 17ff.; 410. 56.
Weckherlin, Georg Rudolf:
149. 29 f.
Weisser, auch ^ y.?:
Mitarb. an Heid T. 09-10?; 11. 12.
143, SO; 14.i, lüff.
Werneburg :
120, 66; 131, 15 [Heid. T. 09].
Werner, Zacharias;
Mitarb. an Sock. 0,S.
40. 72 ff.; 56, 21; 112, 20.
Werthes, Fr. Aug. Clemens:
Mitarb. an Verm. 03.
24, 23; 27, 12.
Wetzei, Carl Friedrich Gottlob:
Mitarb. an Verm. 03; Frühl. 15, 16;
Fouqu6 16, 17.
26, 12t.; 208, 49ff.; 259, 23; 416, 25 f.
Wetzei, .lohanu lleinrieb :
Milarb. an Fouque 17.
36G, .56 ff.; 36S, 22; 416, 22.
Wleiand :
112, 33; 2S7, 33.
Wiidonhayn:
388, 20fr. IFouquo 18|.
Wilder, Georg Christian ;
364, 421'.; 416. 16 [Fouqud 17, IS].
Wlnckeimann, st. A.:
Mitarb. an Verm. 02, 03.
12, 70; 14, 27; 15, 4; 15, 10; 19, 68
Winkier, s. auch Tb. Hell:
Mitarb. an Verui. 03.
23, l.if.
Wolfart, K.:
Mitarli. an Cham. Uä.
60, 10 i: : 62, 62.
Wolfgang :
Milail). an Vorm. 03.
100, 29 ff. [Sock. 07],
X = J. G. Ueinhold:
65, 15 ff. [C b a m. 06].
X*** Z. ^= Seckendorf?:
109, 2Sf.; 110, 19.
x + y:
199, 38 [Seck 08].
Y = Weisser?
121, 68 IHcid. T. 09].
Y:
101, 25 f. [Seck. 07].
Zeune:
396, 46 ff. [Füuqui5 18].
Zimmermann, Johann Christoph Gottlieb :
Mitarb. an Frühl. 15.
212, 19 fi.; 287, 6.
t = A. F. Bernhaidi:
75, 26 f.
.* und *= Theremin, Ludwig Prledr. Franz
53, 6; 66, 41 f. ; 60, 1'.
*• 1
**. } = F i c b t e :
6, 81; 66, 61 ;
' [A. i. U] :
145, 13 [Heid.
56, 64
T. 11
146, 41 [Heid.
d. = Uhland
165, 43 ff. [Poo
T. 11
t AU
28
438
440
Sach-Register.
Abaiard u. Heloise:
Beckenkam, B.:
Canltz. Doris, Freifrau v, :
313. 47 n:
230, 32.
306. 25 ff.
Abraham a Sancta Clara:
Beer, Amaila:
Canitz, Fried. Ludwig, Freiherr v.:
122, 42.
301. 45.
3i 6, 30ff„ 415. 51,
Adolf V. Nassau :
Belie-Alliance:
Carl August, Herzog v. Weimar:
249, 20.
219, 20.
16, 29.
Aetlus:
Bembo:
Caroline Auguste, Kaiserin v. Oesterreich
338. 33.
214. 15.
373, 25.
Agrippina:
Bentheim, Wilhelm Reichsgraf zu
Carracci, Annibale:
250. 30.
l:^3, 26.
139. 4S.
Akademische Buchhandlung In
Jena:
Berlin :
Cato von Utica:
9. .14.
243. 10; 256, 36; 283, 11; 301, 21.
75. 25.
Akustik :
Berliner Literatur-Archl« :
Caub:
1S6. 63.
222. 28.
254. 61.
Alexander 1, Kaiser v. RuBland
Berlinische Nachrichten von Staats- u.
Cervantes :
338. 47.
gelehrten Sachen:
60. 1)2; 213. 29.
Altenglisch:
24:-:, ir,.
Ch6zy, Antolne Leonard de:
66. 28.
Bernstein, Caroline:
293. 6 ff.
Altenglische Lieder:
390, 16
Chodowlecki:
166. .5:).
Bertuch, Carl :
288, 52 ff.
Altfranzbslsche ; ^'„'„"e^te : es
30.
33.
99 38
Bettenburg, die:
Cibber, Colley:
56, 48.
Amalaswintha:
219, 13.
Cid:
334, 37 If.
Bettendorf:
103, 2 ff.
Amalla, Herzogin v. Weimar :
269, 26; 299. 64; 415, 39,
Clementi, Muzio:
112, :.■.=..
Bibliothek d. redenden u. bildenden KUnste:
55, 20.
Amalla Marianne, Gem. des Pri
zen Wilhelm
79, 37 ; 96, 15; US, 21,
Cohenscher Garten In Berlin:
V. Preuflen:
Biester:
32, 35.
13». 47.
40. 39; 88. 70.
Comoedia Divina:
Amalle Friederike, Markgräfin
V. Baden:
Blätter von teutscher Art u. Kunst:
96. 4; 113. 29.
11.5, 43.
ii'G, :'.
Contades :
Apel, August:
BlUcher:
149, 60.
321, 29.
262. 1,
Conz:
Arabisches Lied:
Bodmer, S.:
51, 27; 98. 70; 157, 24.
213, 32.
n. 16.
Das ..Haselhuhn-, der ..Iteiso
Arnim, Achim *.:
Bodon :
schatten-' Kerner3.
292. 35.
116, 41.
Corilla:
trnlmb, Dorothea v. :
Boccaccio:
288, 9.
306. 39.
152. 12,
Cornelia, Taschenbuch für Deutsche Frauen
Artus, Kbnig:
Böhm, A. W., Kupferstecher:
114. 48 ff.
232. 20.
3,ii;, 27; 380. 59,
Cornelius, Peter:
Aschaffenburg:
Bbhme, F. M., Hg. des Altd. Liederbuchs:
322. 40.
300. 2.
84, 1 ff.; 105, 39 ff.
Cotta, Verleger:
Ast, Friedrich:
Böhme, Jacob:
1. 23 tr.; 12,17f.; 113,12.
86. .56.
79, 34,
Cymbelin :
Athenaeum :
Bolsserie, Brllder:
145. 15.
20. 10.
26:i, 29: 299, 62,
Daehling, Maier:
Athenais:
Bonaparte:
196. 15; 367. 8.
334. .52.
It;, :f9; 294, 19, .S. auch Napoleon.
Dänische Sage:
Aitlla :
Bornemann, Ludwig:
76. 44.
333, 50 ff.
-','il, ,"'5,
Dante :
Augustin, Heinrich, Drucker In
Regensburg:
Brachmann, Amalla:
152. 11.
95. 26.
26; 45,
Danwailer - Baggesen:
Azaials:
Braun, Goltlieb, Verleger In Heidelberg:
113. 37.
212, 8.
155, 9; 176, 0.
Dedeleben:
Bremer pollt. Zeltung:
410. 10.
B., W. G.=^ Backer:
270, 40.
Deibel, Franz:
21. 52.
Brentano, Clemens:
8, So; 86, 2'.
Baaden :
14, 30; 85, 62,
Denen :
297, 26.
Brocken, der:
261, 40,
Baader:
207, 24.
Deutsche Rundschzu:
31, 11.
Brockhaus, Verleger:
244, 8,
Balrlsches Volkslied:
322. 53
Deutrich, C. A.:
166. 31.
Brunduslum:
319. 18.
Bamberg:
260. 30.
Dittersdorf
199. 57.
BUrger:
143. 58.
Barbara, Heilige:
1, 52,
Donauweibchen:
352, 44 ir
BurI:
270. 24: JiH. ■.{■:
Barbarossa, Friedrich:
4. 64,
Don Quixote:
395. 50,
Burja, Maschinka:
60, 63.
Barth, C:
61. 9.
Dresdner Abendzeitung 18t 8:
331, 7.
2.56. 39; 323, oO.
Batach, A.:
Calderon :
Dryfels, Burg:
116. 36.
89, 64; 180, 26; 323, 38.
370. 61.
Baukunst, gothlsche:
Nä, 25.
Campe:
176, 24 ff,; 411, 11,
Du Mont-Schauberg:
223 ■,
Beauharnais, Fanny:
Canclonaro, dar:
Duncker u. Humblot:
292, 8.
7, 17.
283. 10.
441
Sach-Register.
443
DUntzer:
114. 66; 132. 16.
DOrer, Albrecht:
233. 1 : Uli, 32; 300, 44.
Eberty, Hermann |^ Hsimann Ephraim):
:i:.. :;;i
Eichendorff, BrUder:
Eloesser, Arthur:
3SS. .in.
Encheiridion:
72. 9; 74. 29.
Engel, Friedrich:
41C. 2''
Engelberg, Kloster:
2(14. 1.7.
Engelmann, Joseph:
113. ^.
Epiktet
74. 4.7.
Erhard :
172. 26.
Erholungsstunden, OsnabrUcliischs :
lii. 44
Eschenbach, Werner v.
Eschenburg:
312. 6fi.
Espinelen:
7.7. IS.
Esslinger, M.:
34.7. 61; 376, 21 ff.
Eudoiia:
332. 411 ff.
Eunike, Johanne
39.7. 41.
Eunomia, Zeitschrift:
2-1. 21,
Euphorion, das
244. U.
Euryanthe v. Savoyen
294. 16.
Eyk, Joh. van:
264, 39.
Fabliau, Altfranzäs.:
209. 11.
Falun :
38S. 46.
Fouqu6 :
247. .79.
Figaros Hochzeit:
.74. s.
Fischart:
106. 44.
Fischer, Herm. :
161. 63.
Flor u. Blankflor:
Floeck:
4111. 4ii.
Fochem :
233. :;4; 269. 27; 299. 60 ff.
Folquet von Saintes, Troubadour:
3.71. 2s
Frankenberg:
Franzos, Karl Emil:
17^. .71
FreimUthige, der
4n4. 16 rt7
Friederike Wilhelmine Karoline, Königin von
Baiern
Friederike Dorothee Wilhelmine, Königin
von Schweden:
147. .7.7
Friedrich der Einzige (der Große)
270. 16
Friedrich II., Kaiser
371, 1.
Friedr. Wilhelm III.:
152. 4.7.
Fröhlich, Heinr.:
2. 25; 29. 42.
Frommann u. Wesselhöft, Drucker In Jena:
1. 25.
Fuchs, Maximil. :
210 67.
Funk, Z. ^ F. Kunz, Herausgeber F. G.
Wetzeis:
366. 61.
Gangloff:
176. 72.
GeannI:
Geiger, Ludwig:
30. .74 ff'.; 40«. 37.
Geisler, Christian:
324. 47 ff-.; 339, 19 ff.
Geisshr, Fr.:
341. 20rt7; 362, 12 ff'.; 381. 56.
Geiserich:
334. 39 ff.
Geliert:
2S5. .70.
Gemmingen, Freiherr v. :
147, 3
Genlis, Frau v.:
289. 3 ff.
Gerard :
141, 41.
Gereon, Heiliger:
230. 3".
Gerlach, Samuel
Geroldseck:
219, 2ö.
Gerning:
121. 39; 150. 60.
Gesellschafter, der
115. 14.
Gessner, Salomon:
Gleit
60.
49.
5, 49; 26S, 65.
Godesberg:
2:U. 60.
Goebhardl'sche Buchhandlungen, Bamberg
und WUrzburg:
r.l9. 59.
Göritz-LUbeck-Stiftung Berlin:
1. 45; 10, 2 u. o.
Gfirres, J.:
7. 45
Goeschen, Georg Joachim:
222. 10.
Goethe, August von:
22. 32.
Goethe, W. von:
17.55 ft7; 151, 1;
304. 20.
Goethe-Schiller-Archiv :
278. 29.
Gottschalk:
188. 63.
Govinda, Hita- :
152. 1
Graimberg, Frau v., geb. von Rudberg
282. 1 1 lt.
Graldichtung :
232, 20.
Grazer Studien zur d. Philologie:
409, 38.
Grisebach, Ed.:
353, 25; 392, 64.
Groben, Graf von der:
250, 55.
Guarini:
55, 17,
Guido, Roman Loebens:
Guttenberg, H.:
357, 8; 383. 6.
Hahn, Joh.:
415
70;
Hallesche Allgem. Literatur Zeitung:
1806: 79. lo;
1807: 51. 25; 98
1808: 89. 2; 98,
1809: 115. 13;
1810: 131, 3f,;
1815: 191. 68;
1816: 244. 59;
1817: 302, 17;
1818: 262, 41;
1820: 284, 19;
1821: 202, 32. — 410. S.
Haller v. Hallerstein:
325, 41 ff.; 339. ISff.
Hamilton:
140. 11.
Hardenberg, Sidonie von:
26. 46
Hastfer, Carl Gustav v.:
289. 7 ff.
Hatfield, James Taft:
243, 11 : 241. 6, 2.74. 2.«; 32
Haude u. Spenersche Zeltung:
39, 42; 65. öS.
Haug:
162, 61.
Haym:
1. 47; 5. 22; 13, 61.
Haymann:
14. 4; 22, 7.
Heerbrandt'sche Buchhandlung, Tübingen:
175, 6; 177, 36.
Heldenbuch:
99. 61.
Heidelberg:
113. 7; 295. 63.
Heidelberg. Jahrbücher der Litteratur:
224, In; 40^. 25.
Heidelberger Schloss:
131. .7.
Heideloff (Heidlof), Carl:
364, 13; 374, 8 ff.
Heil, Th. (= Winkler):
256. 38.
Hellenik u. Romantik:
7. 4^.
Helwig, F.-au v. :
321. 26.
Hendel-SchUtz, Frau:
217. II.
Hensel, Wilhelm, der Maler:
Herder:
:M4. 21.
Herrmannsschhcht bei Leipzig:
Hertz, Fanny:
Hess:
356. 8.
Hippel:
2-.7. 51.
Hirschau, Klgster :
ls7. :>.9.
Hirschberg, Dr. Leopold:
9. 63 11. ö.
Hitzig:
410, 1.
Holtei:
1. 27 fl.; 257, 31 ; 406, 5,
Homer:
2S5. 4S.
Houben, H. H.:
Hugdietrich und Hildburg:
Isäre:
2!S, 24.
Island:
200, 22.
Jacobs, Prof.:
im. 15.
Jacobus der Kleinere:
3s,:. 31.
Jagemann, Prof.:
292. 38.
Jasmund, Halbinsel:
24. 63.
Jean Paul:
179. 65; 289, 25 ff.; 304, 21; 321, 26.
Jena:
1, 25; 9. 54 u, ö.
Jenaer Allgem. Literatur-Zeitung:
1805: 50. 51.
1806: 80, 13.
1807: 78, 34; 89. 62; 98, 16.
1815: 190. 43.
1817: 201, 66.
1818: 244. 46; 2,79, 24; 283, IS.
Joachim! — Dege, Marie:
14, 1".
Johann Friedrich der Mittlere, Herzog zu
Sachsen:
314. 51.
Jonas, Fritz:
2. 12; 12. 27.
Journal des Luxus und der Moden:
1808: 99. 37; 112, 36,
1811: 163. 31.
1815: 323. 32.
1816: 224, Iff.; 323, 32 ff,
Jude, der ewige:
346, llff ; 348, 50.
28*
444
Sach-Register.
446
Kamptz:
SUl. -14.
Kant:
304. 21.
Karcher, Anton:
1 ■.>(;, 61.
Karfunkel- oder Kling-Klingelalmönach:
113, 31.
Karl der Große:
23'.>. 14,
Karollne (Lehmann):
TS, 1.
Karschln, Anna Luise:
172, 51; 386. 12 ff.
Katharina, Heilige:
7, 7; 235. 26.
Kehrein :
S4. 16 ff.
Kern, Franz:
195, 8; 336. 64.
Kerner, Justinus:
97, 36; 161, 9; 174, 14. [..Reise-
schatten'].
Kienler:
143, 46.
Klaproth, Augusta:
64, 48.
Klein, J. A :
363, 12 ff,
Klette:
11, 16.
Klopstock :
148. 41; 285, 50.
Kaberstein :
3, :J
Koch in Mannheim, Kupferstecher:
116, 31.
Kolbe, C:
259, 42; 326, 25 ff.; 340, 49.
Kfille:
163, öl.
KBIn:
■233, 7,
Kfirner, Theodor:
:), 23; 218. 12; 250, 23.
Kossmann, E.:
74. 4S,
Köstlin, A.:
159, 15.
Kraus, R.:
95, 62; 161, 64.
KrOger, H. A.:
331. 5.=..
Kunz, Karl Friedrich, Verleger in Bamberg
199, 58.
Kynosarges, Zeitschrift:
L. W.:
51, 9,
Lachmann:
410, 43.
Landshut:
182. 59; 200. 54 ff.; 412, 49,
Lateinische Hymnen:
7, 20.
Lanzelot :
232, 21.
Laun, Friedrich:
B, 50,
Lavater:
143, 60.
Le Barbier:
126, 2,
Lechner, L. :
106. 63.
Lehmann, Karoline:
55. 19.
Leipzig:
9, 52 u. ö.
Leipziger LIt.-Zeitung :
1813: 180, 51.
1818: 384. 15.
Leo, Bischof:
334, 4.
Leon, Luis de:
315. 27,
Lettisches Volkslied:
l:il, 13,
Liljenslern :
3'J9, 65 IV
Lippe, Alexander Graf v. :
:!3. 3(1
Lippe, Wlllielm Graf v.:
LIps, J.:
361, 15.
Literarisches Conversationsbiatt:
Literarisches Wochenblatt:
1818: 258, 67; 2'-3, 48.
1820: :'2:i. 67.
Lochner, Stephan:
33(1, 27.
Loeben:
SÖ, 4b.
LSffler, Toblas:
113, 9; 4(19. 50,
Lopa de Vega:
166, 60.
Louvre :
356, 1 ; 261, 49.
Lucinde:
II. 25; 28. 47.
Ludwig von Baiern [1203]:
119. 55.
Ludwig, Kronprinz v. Baiern:
218, ,i>,
Ludwig Ferdinand, Prinz v. Preussen:
184. 55,
Luise, Königin:
153. 3 tiV,
Luise Marie Auguste Elisabeth Alexiewna,
Kaiserin von Russland:
338, 39.
Luther:
366, 41.
Mp. == F. 6. Wetzel:
244. 45; 259. 23: 2S3, 21.
M: Z. = Karl Friedrich von Jarlges:
50, 64.
Macbeth:
131, 33.
MSdchensprung:
Madrigal:
68, 17 ff.; 211, 22,
Magasin Encyclop^dique:
49, 70,
Maratti, Carlo:
140, o5,
Maria Paulowna, GrossfUrstin :
130, üi.
Marianne, Prinzessin v. Hessen-Homburg:
301, 3S.
Marino:
Matthison:
3, 8: 13, (.2f ; In. 13; ss. 6s,
1^, 43; 190. 39.
Neue Berlinische Monatsschrift:
Mancini, Thomas:
4U, :>','; f-8, T'i.
1(16. 40,
Neue Leipziger Literatur-Zeitung:
Maurersche Buchhandlung in Berlin:
97, 59.
24;^, s; 3.56, 37; 115, 12 ff.
Neustrelitz:
Mayer, Carl:
198, 54.
95, -14.
Nibelungenlied:
Mehring, Freiherr v.:
233. 20.
299. tci.
Nicolai:
Meiringen:
88. 60.
105. 53.
Koger:
Melssen:
415. 41.
184. Cl,
Norwegen:
Meissner, Conrad Benjamin, Geistlicher:
199, 14.
4ir., 3:',
Novalis:
Meister, K. S.:
21, 3; 91. 19; 195. 39.
M, 3lV,
Nürnberg:
Meli, Giovanni:
319. SO.
3(1.'., f-.
Nürnberger Geiehiten-Lcxicon:
Memling:
416, 39.
269. 41«,; 415, 25.
Mendelssohn:
Oehlenschläger:
395 1 s.
MifmiBi
Oersted:
292. 37.
Ofterdingen, Novalis' Roman:
Merkel,~Garlieb:
40, SS; 8S. «0.
76, 64.
Mettenleiter, i. M.:
Olympia:
331. 3.
112. 30.
Meusei:
Orleans, Jungfrau von:
14. 3; 18. 47 u. 8.
21, 43.
Michael, Heiliger:
Oslander Heerbrandt, Verleger:
Michaelis, Prof.:
177. 6(1,
Michelangelo:
143, 43,
Michel, Hermann:
416, 31,
Milbradt, Joh. Georg:
Miliin, Aubin-Louls:
Minerva, Taschenbuch f. d. Jahr 1815:
231, 18.
Minnelieder, Altdeutsche:
234, 31,
Minnesinger:
17, 16,
Monatsschrift f. rhein.-westfäl. Geschichts-
forschung :
415, G.
Montag u. Weissische Bu;hhendlung in
Regensburg:
95, 34,
Montfort, Graf:
187, 47,
Montmorency :
295, 25.
Moreau :
206, 15.
Morgenblatt:
7, 29; 97, 11; 162, 25 ff.; 164, 35 178,
68 fl'.; 244. 21. - 408. 40.
Moses:
314, 43; 316,9.
MUller, Christian:
29, .'•1,
MUller, H. C:
359, Sff,; 375, 7 ff.
MUller, Joh.:
316. 15.
Münchner Allg. Zeitg.:
405. 58.
Muralt:
292. 36,
Murrhardt, Capelle zu:
137, 43,
Muther, R.:
230, 39.
Naeke, H.:
355, 6 ff.; 375, Off.
Nahl:
126. 27.
Napoleon :
351. 34; 306, 13,
Narino:
Nennhausen:
189, 38.
Nero:
Neue allgem. Deutsche Bibliothek:
Olterstldt, Freiherr v.:
293. 31.
Overstollzen von Lisoiphkirchen:
Ovid:
138, 18.
447
Sach-Register.
44y
P., L. A. ^ Ludwig August Pauly:
183. 15
Palaestra :
415. 5.5.
Pandin, Beauregard = K. F. v. Jariges:
Pegnesis:
|6». 54 fl
Pellegrin:
Petrarca :
198. 61.
Patron :
61. .'.9.
Petronlus Maxim us:
334. 2Urt'.
Pissin, Raimund:
181. 51 ff.; 194, 55
298. 5; ;(09, 38; 3'
Placidia :
332. .52 ff.
Plato:
■-'n. 23; 314. 18.
Pütt:
5. 21.
Polarstern :
31, Siff.
Pollall :
74. 61.
Prochaska, Johanna:
271, 36ff.
Proserpina:
276. 30.
Provenzaler Lieder:
210. 42.
222, 26; 270, 34;
4; 393. 28.
17. 12; 162. 9; 403. 31.
Ralch :
12, 7;
Ramberg :
826. 55 ff.
Rteamler:
293. 4.
Regensburg :
95. 21.
Regiswind. v. Laufen, d. heilige:
187, 5 2
Rehfues:
116, 26; 163, 54,
Reichardt :
292, 37.
Reifferscheld :
416, 8.
Reimer, Georg:
:». 6,
Reindei, Albert:
•:<V,. 4>ff. ; 340. 50; 3S3. 35.
Reiseschatten, Kerners:
IT4, 14; 41u. 64.
Renard, Edmund:
Renf ner :
243. S9ff.
Reni, Guido:
Richard I. von England:
371. 10.
Reichert, Joh.:
95, 58; 161, 66.
Rist:
326, ö6fr.; 343, 6 ff.
Roland :
188. 18; 232. 22.
Rosenthal, Ludwig:
Vi. 4.1.
Rottmanner
414, 2:i
Rousseau :
295, 26.
Rubens:
126, 60.
Rugia :
24, 60.
ROhle :
299. 64.
Sander, Sophie:
77, 4.
Sanict Stephansthurm :
169. 2>.
Sauer:
320. 49 ff.
Schadow:
2C4. :iO.
Schelling, Caroline:
Schenicendorf, Max v.
248. 4s.
Schiller:
3. 22; 12. 13; 304, 2U.
Schlegel, A. W :
315. 47.
Schlegel, Frledr.:
19. 59; 20, 63; 240. 51.
Schlotter, Carl:
Schmidt, Adolph
Schmidt, Carl Gottlob :
29, :i5; 31, 40.
Schmidt, G. Fr.:
116, 35.
Schmidt, H.:
326. 56: 341, 20ff.; 356, 48ff.
Schmidt, Otto Eduard:
397, 27.
Schoppe, Amalia:
U4. S4.
Schräg, Carl :
821'. .i.'.tV.
Schräg, Joh, Leonh. :
3i'.i. :!r,: 416. 4.
SchUddeliopf:
Schultz, Franz:
403, 38ft\
Schurz:
103. 42.
Schwartz, Karl:
lUS. 25
Schwarz, Sybille:
S'.iO, :itv.
Schweidgeburth:
3:si. li>.
Sebus, Johanna:
127. 26.
Sendtner:
414. 24.
Serapions-BrUder:
311. 6.
Serbische Lieder:
278, 46.
Sestine:
95, 0
Siegen, K.:
1, 46; 9. 64.
Slavische Philologie, Archiv fUr
27 s. isrt'.
Solcrates:
l.ill, 13.
Sommersche Buchhandlung in Leipzig
9, .52.
Spalding, G, L,:
115. 29; ;'.l.i. 4s.
Spanische Gedichte
7. 6.
Spener. Philipp Jacob:
307. 13.
Stabat mater:
64. 12; 67, 16.
Stahel, Joseph:
85, 50.
Steig, R.:
257, 20; 405. 45 ff,
Stettin:
189, 27.
Stilling:
369, 2
Stimmen der Vttiker:
102. 4s; 1U4. 61 tl'.
Strackerjan:
365, i;!.
Suphan:
148. 32; 410, 3.
Symons:
416, 9,
Taillefer:
18S. 34.
Tardel, H.:
52. 23; 168, 26.
Tauerlauken :
152. 31.
Thalie et Melpomäns, Zeitschrift:
Thelott, E.:
230, 33.
Theodosius;
333. I.
Theremin:
74, 23.
Therese, Kronprinzessin v. Baiern:
2n9. 41.
Thomas, Sankt:
383, 39.
Tian ^ Caroline v. Glinderode:
120, 40.
Tibull:
131, SO,
Tiedge :
314, 6,3.-
Tieffurt:
28, 27; 101, 41; 112, 7.
Tirschtlegel:
2S8, 34.
Tolstoy, Gräfin geb, Baratnisky:
4. 65.
Trichternasen, die:
144. 111.
Tristan:
232. 21.
TrGpsch, Stjepan:
278. l!l.
Truchsess, Freiherr v.:
219. 14.
Trutznachtigall:
81, 3; 40s. 10,
Tübingen:
1, 23 1t.
Tugendbund:
Türkische Liebeslieder:
25, 19.
Turpin:
SO, 33.
Unger, Joh. Friedr.:
Unspunnen:
317. 22.
Unzelmann, Friederike:
4. 61 ; 54. 9.
Ursula, Heilige:
230, 36.
Varnhagens Denkwürdigkeiten:
37, 21.
Varnhagen, Rosa Maria:
39. 1.
Veronica, Heilige:
349, 17.
Vlen:
141. 2.
Vitlegas, Ettevan Manuel de:
204. 30.
Virgil:
198, ^5.
Vischer, Peter:
3S:t. 33 ff.
Vogt, Carl:
409. 42.
Volkslieder, Herders:
64, 2.
Volmarstein :
188, 23.
Voss, Joh. Heinrich:
7, 28; 113, 44; 286, 49.
Vossische Zeltung:
243, 21 ff; 821, 55; 406, 67.
Wackernagel, Ph, :
Walgerss und Hlldegunde:
33 7
23 ff.
Wallraf:
299. 61.
Walzel-SchUddekopf:
2, 7; 12, 28,
Wartburg:
366. 45.
450
Sach-ßegister.
452
Weinhold:
129, 15 ff.
Weise A.:
116. 43.
Weisser, Friedr. Chrlstopli:
97. :jii
Wessenberg, Heinrich «.:
Widmann, Erasmus:
106 3G.
Wiener Jahrbücher der Literatur:
2,57. 48 ff
Wiepersdorf :
Wilhelmine Luise, ErbgroBherzogin von
Darmstadt:
Wilhelm, Prinz:
■2.'.0. .i8; ■21'i. :.2.
Wilhelm, Prinzessin:
Wohlgemuth, Michael:
■_'i;i. :;i
Wultadinowic, Sp.
Wunderhorn, des Knaben:
10.=., 7 l'f
WUrttembergische Sagen:
389. 7
Xaverius, Heiliger:
84, 67.
I Zeitung für die elegante Welt:
1802:
1803:
1804:
1808:
7. -17; ö
317, 19.
, 55; 66, 1.
4119, 48.
1812: 16:). 1.
1814; 200. 48; 323, 34tf.
1817: 412, 43.
1818: 283. 37 ff.
Zeitschrift für Wissenschaft und Kunst
von Fr. Ast:
86, .511.
Zwinger, G.:
382, 47.
Druclt von Max öcliinersüvv. Kirciihaiti .\.-1j.
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