This is a digital copy of a book that was preserved for generations on library shelves before it was carefully scanned by Google as part of a project
to make the world's books discoverable online.
It has survived long enough for the Copyright to expire and the book to enter the public domain. A public domain book is one that was never subject
to Copyright or whose legal Copyright term has expired. Whether a book is in the public domain may vary country to country. Public domain books
are our gateways to the past, representing a wealth of history, culture and knowledge that 's often difficult to discover.
Marks, notations and other marginalia present in the original volume will appear in this file - a reminder of this book's long journey from the
publisher to a library and finally to you.
Usage guidelines
Google is proud to partner with libraries to digitize public domain materials and make them widely accessible. Public domain books belong to the
public and we are merely their custodians. Nevertheless, this work is expensive, so in order to keep providing this resource, we have taken Steps to
prevent abuse by commercial parties, including placing technical restrictions on automated querying.
We also ask that you:
+ Make non-commercial use of the file s We designed Google Book Search for use by individuals, and we request that you use these files for
personal, non-commercial purposes.
+ Refrain from automated querying Do not send automated queries of any sort to Google's System: If you are conducting research on machine
translation, optical character recognition or other areas where access to a large amount of text is helpful, please contact us. We encourage the
use of public domain materials for these purposes and may be able to help.
+ Maintain attribution The Google "watermark" you see on each file is essential for informing people about this project and helping them find
additional materials through Google Book Search. Please do not remove it.
+ Keep it legal Whatever your use, remember that you are responsible for ensuring that what you are doing is legal. Do not assume that just
because we believe a book is in the public domain for users in the United States, that the work is also in the public domain for users in other
countries. Whether a book is still in Copyright varies from country to country, and we can't off er guidance on whether any specific use of
any specific book is allowed. Please do not assume that a book's appearance in Google Book Search means it can be used in any manner
any where in the world. Copyright infringement liability can be quite severe.
About Google Book Search
Google's mission is to organize the world's Information and to make it universally accessible and useful. Google Book Search helps readers
discover the world's books white helping authors and publishers reach new audiences. You can search through the füll text of this book on the web
at|http : //books . google . com/
über dieses Buch
Dies ist ein digitales Exemplar eines Buches, das seit Generationen in den Regalen der Bibliotheken aufbewahrt wurde, bevor es von Google im
Rahmen eines Projekts, mit dem die Bücher dieser Welt online verfügbar gemacht werden sollen, sorgfältig gescannt wurde.
Das Buch hat das Urheberrecht überdauert und kann nun öffentlich zugänglich gemacht werden. Ein öffentlich zugängliches Buch ist ein Buch,
das niemals Urheberrechten unterlag oder bei dem die Schutzfrist des Urheberrechts abgelaufen ist. Ob ein Buch öffentlich zugänglich ist, kann
von Land zu Land unterschiedlich sein. Öffentlich zugängliche Bücher sind unser Tor zur Vergangenheit und stellen ein geschichtliches, kulturelles
und wissenschaftliches Vermögen dar, das häufig nur schwierig zu entdecken ist.
Gebrauchsspuren, Anmerkungen und andere Randbemerkungen, die im Originalband enthalten sind, finden sich auch in dieser Datei - eine Erin-
nerung an die lange Reise, die das Buch vom Verleger zu einer Bibliothek und weiter zu Ihnen hinter sich gebracht hat.
Nutzungsrichtlinien
Google ist stolz, mit Bibliotheken in partnerschaftlicher Zusammenarbeit öffentlich zugängliches Material zu digitalisieren und einer breiten Masse
zugänglich zu machen. Öffentlich zugängliche Bücher gehören der Öffentlichkeit, und wir sind nur ihre Hüter. Nichtsdestotrotz ist diese
Arbeit kostspielig. Um diese Ressource weiterhin zur Verfügung stellen zu können, haben wir Schritte unternommen, um den Missbrauch durch
kommerzielle Parteien zu verhindern. Dazu gehören technische Einschränkungen für automatisierte Abfragen.
Wir bitten Sie um Einhaltung folgender Richtlinien:
+ Nutzung der Dateien zu nichtkommerziellen Zwecken Wir haben Google Buchsuche für Endanwender konzipiert und möchten, dass Sie diese
Dateien nur für persönliche, nichtkommerzielle Zwecke verwenden.
+ Keine automatisierten Abfragen Senden Sie keine automatisierten Abfragen irgendwelcher Art an das Google-System. Wenn Sie Recherchen
über maschinelle Übersetzung, optische Zeichenerkennung oder andere Bereiche durchführen, in denen der Zugang zu Text in großen Mengen
nützlich ist, wenden Sie sich bitte an uns. Wir fördern die Nutzung des öffentlich zugänglichen Materials für diese Zwecke und können Ihnen
unter Umständen helfen.
+ Beibehaltung von Google -Markenelementen Das "Wasserzeichen" von Google, das Sie in jeder Datei finden, ist wichtig zur Information über
dieses Projekt und hilft den Anwendern weiteres Material über Google Buchsuche zu finden. Bitte entfernen Sie das Wasserzeichen nicht.
+ Bewegen Sie sich innerhalb der Legalität Unabhängig von Ihrem Verwendungszweck müssen Sie sich Ihrer Verantwortung bewusst sein,
sicherzustellen, dass Ihre Nutzung legal ist. Gehen Sie nicht davon aus, dass ein Buch, das nach unserem Dafürhalten für Nutzer in den USA
öffentlich zugänglich ist, auch für Nutzer in anderen Ländern öffentlich zugänglich ist. Ob ein Buch noch dem Urheberrecht unterliegt, ist
von Land zu Land verschieden. Wir können keine Beratung leisten, ob eine bestimmte Nutzung eines bestimmten Buches gesetzlich zulässig
ist. Gehen Sie nicht davon aus, dass das Erscheinen eines Buchs in Google Buchsuche bedeutet, dass es in jeder Form und überall auf der
Welt verwendet werden kann. Eine Urheberrechtsverletzung kann schwerwiegende Folgen haben.
Über Google Buchsuche
Das Ziel von Google besteht darin, die weltweiten Informationen zu organisieren und allgemein nutzbar und zugänglich zu machen. Google
Buchsuche hilft Lesern dabei, die Bücher dieser Welt zu entdecken, und unterstützt Autoren und Verleger dabei, neue Zielgruppen zu erreichen.
Den gesamten Buchtext können Sie im Internet unter http : //books . google . com durchsuchen.
■ h3:.-;x
•^■•.■•.
■ fl.'ßf
'X.f
Iftatbarö €u\lt%z ILtbravg
CUARLES* 3VIINOT
(Clan ot tS*«).
Receivcd SEPj4t885
rv
■V •*"'
C'*VA. , -..
: C*
«e:-i^^.'c
.j c;
*,'=•■
"^BIOGRAPHISCHES LEXIKON
DER
HERVORRAGENDEN AERZTE
ALLER ZEITEN BND TÖLKEB.
UNTER MITWIRKUNG DER HERREN
Prof. A. ANAGNOSTAKIS, Athen — Prof. B. ALBERT, Wien — Prof. ARNDT, Greifswald — Prof.
K. BARDELEBEN, Jena — Dr. ßlLLINGS, Washington — Prof. Arn. CANTANI, Neapel — Prof.
CASPARY, König«berjr — Prof. CHRISTI ANI, Berlin — Prof. v. d. CORPÜT, Brüssel — Prof.
E. von CYON, Paris — Dr. C. E. DANIELS, .Amsterdam — Primararzt ENGLISCH, Wien — Prof.
KULBNRURG, Berlin— Doc. FALK, Berlin — Prof. v. PLEISCHL, Wien — Oberstabsarzt FROELICH,
Leipzig — Doc. GRUENFELD, Wien — Geh. Med.-Rath H. HAESER, Breslan — Prof. HEDENIDs]
Upsala — Dr. HELMREICH, Angsbnrg — Prof. 0. HJELT, Helsingfors — Doc. HORSTMANN*
Berlin — Prof.HüSEMANN, Göttingen — Doc. JACOBI, Breslau — Prof. KLEINWAECHTER, Czemowitz
— Prof. KOLLMANN, Basel — Prof. KRONECKER, Bern — Doc. KRONER, Breslan — Prof. KUESSNER,
Halle — Prof. LOEBISCH, Innsbruck — Prof. LUCAE, Berlin — Dr. LUTAUD, Bedactenr en chef, Paris —
Prof. MAGNUS, Breslan — Prof. MAHCHAND, Marburg (Hessen) — Prof. MUNK, Berlin — Dr.PAGEL,
Berlin — Dr. PESZKE, Warschau — Dr. PETERSEN, Kopenhagen ~ Arzt PROKSCH, Wien —
Prof PUSCHMANN, Wien — Dr. Max SALOMO.V , Berlin ■- Prof. SAMUEL, Königsberg — Prof.
SCHEUTHAUER , Budapest — Prof. SCHWIMMER , Budapest — Prof. F. SEITZ, München — Prof!
STIEDA, Dorpat — Dr. W. STRICKER, Frankfurt a. Xl. — Prof. UFFELMANN, Rostock — Dr.
L. UNGER, Wien — Prof. WALDEYER . Berlin — Regierungs- und Med.-Rath WERNICH, Cöslin —
Prof. WINTER, Leipzig.
UND UNTER SPECIAL-REDACTION
o ^ . ^ VOH
t>^ E. GURLT,
PROnSSOR DER CHIRI7R0IE Ali DER UKITRRSITÄT BERLIK,
HERAUSGEGEBEN
TOH
D« AUGUST HIRSCH,
PROFESSOR DER MEDICltT^U BERUN. '
ZAVEITER BAND.
Chavet — Gwinne.
WIEN UND LEIPZIG.
Urban & Schwarzenberg.
1885.
55 /
Nachdruck der in diesem Werke enthaltenen Artikel, sowie Uebersetzung
derselben in fremde Sprachen ist nur mit Bewilligung der Verleger
gestattet.
Vorwort.
Mit dem Erscheinen des Schlusses des zweiten Bandes
des Biographischen Lexikons haben die Unterzeichneten von dem
inzwischen erfolgten Wechsel in der Redaction desselben Kenntniss
zu geben, indem zu Anfang dieses Jahres der bisherige Redacteur,
Herr Dr. Wernich, in Folge seiner Ernennung zum Regierungs-
und Medicinal-Rath in Cöslin von der Redaction zurückgetreten ist
und die Weiterführung derselben, von dem Buchstaben G an, der
mitunterzeichnete neue Redacteur übernommen hat.
Gleichzeitig ersuchen wir nochmals alle Diejenigen, welche
sich für das Biographische Lexikon interessiren , uns auf die in
demselben enthaltenen Lücken und Irrthümer aufmerksam machen
und Verbesserungen, Nachträge u. s. w. (auch wichtige Lebens-
veränderungen betreffend) für die am Schlüsse des Werkes zu
gebenden „Nachträge" schon jetzt dem mitunterzeichneten
Redacteur (Prof. Dr. E. Gurlt, Berlin, S. W., Bernburger-Str.
Nr. 15/16) zugehen lassen zu wollen.
Berlin, Ende April 1886.
Dr. Aug. Hirsch. Dr. E. Gurlt.
(Fortsetzung.)
Um die Schreibweise df r Nameu — mit C oder mit K — festzastellen, ist möglichst durchweg
anf die Original werke der Autoren zurückgegangen. Auf K ist bei einigen latinisirten Namen
und dann noch ausdrücklich hingewiesen worden, wenn ein Autor selbst seinen Namen
bald mit C, bald mit K geschrieben hat. — Die Namen des Collectiv -Artikels „Chinesische
Aerzte" finden sich nicht noch einmal unter besonderen Spitzmarken wiederholt. — Die
mit * bezeichneten Biographien sind die der um Mitte 1884 noch Lebenden.
Chavet, Heinrich Gh., 1742 zu Robertville im Gebiete der Abtei
Stablo geboren, war Arzt zu Münster, Fürstbiscböflich Paderbom'seher und Fürstlich
Hildesheim'scber Leibarzt und verfasste u. A. : „ Vorschlag zur gänzlichen Aus-
rottung der venerischen Krankheit" (Düsseldorf 1782) — „Fortgesetzte Nachricht
vofi einem merkwürdigen medicinischen Rechtshandel in Münster; u, s, w."
(Dresden u. Leipzig 1782) — „De phthisiptdmonali hereditaria" (Münster 1786) —
^Untersuchung, ob die Lungenschmindsucht ansteckend sei" (Münster 1786). —
Er gab mit einer Vorrede heraus: C. L. Hoffmann's „Opuscula latina medici
argumenti, separatim priics edita" (Ibid. 1789) und C. L. Hoffmann's „Ver-
mischte medicinische Schriften" (4. Thle., Münster 1790 bis 95) u. s. w. Er
starb am 29. September 1819.
Rassmann, 1814, pag. 22; 1818, pag. 15; 1824, pag. 15. — Ernst Rassmann,
1866, pag. 62. G. •
Ghelins, Maximilian Joseph von Ch., in Heidelberg, berühmter
Chirurg, war am 16. Januar 1794 zu Mannheim, wo sein Vater Vorsteher der
Entbindungsanstalt war, geboren. Mit der Verlegung der letzteren nach Heidelberg
(1805) kam auch er dahin, bezog schon mit 15 Jahren die Universität, wurde
mit 18 Jahren (1812) Doctor und ging darauf nach München, wo er das Militär-
und Civil-Hospital besuchte, dann nach Landshut, wo Phil. Walther lehrte, und
übernahm 1813 die Stelle eines Hospitalarztes in Ingolstadt, woselbst unter den
französischen Kriegsgefangenen eine Epidemie ausgebrochen war. Hierauf folgte
er als Regimentsarzt den badischen Truppen nach Frankreich und besorgte nach dem
Friedensschlüsse eine Zeit lang im Oamison-Lazareth zu Karlsruhe den ärztlichen
Dienst. Bald aber ging er nach Wien, wo er die Kliniken von Hildenbrand,
Kern, Zano, Beer und Rüst besuchte und folgte nach dem Wiederausbruch des
Krieges (1815) von Neuem den Truppen nach Frankreich. Nachdem er noch nach
beendigtem Kriege Göttingen, Berlin, Halle, Leipzig, Jena, Würzburg, sowie Paris
besucht" hatte, erhielt er 1817 einen Ruf als Prof. e. o. der Chirurgie nach Heidel-
berg und wurde bereits 1819 Prof. Ordinarius. Das Erste nach seiner Berufung
war, dass er in Heidelberg eine chirurgisch-augenärztliche Klinik gründete, die
unter seiner Leitung bald sich eines weit verbreiteten Rufes erfreute. Seine ersten
Schriften waren : „ Ueber die durchsichtige Hornhaut de^ Auges, ihre Functionen
und ihre krankhaften Veränderungen" (Karlsruhe 1818) — „Ueber die Er-
richtung der chirurgischen und ophthalmologischen Klinik an der grossherzog-
lichen Schule zu Heidelberg und Uebersicht der Ereignisse in derselben vom
L Mai 1818 bis 1. Mai 1819" (Heidelberg 1819, m. Kpft). Sehr bald folgte
Biogr. Lexikon. II. 1
2 CHELIÜS.
auch sein „Handbuch der Chirurgie, zum Gebrauche bei seilten Vorlesungen^
(2 Bde., Heidelberg 1822, 23; 2. Auflage 1826, 27; 8. Auflage 1857; dasselbe ist
in 11 Sprachen übersetzt, darunter in's Dänische von F. W. Mansa, Kopenhagen
1834, 35 ; in's Holländische von 6. J. Pool, Amsterdam 1832 — 37 ; in's Italienische,
Mailand 1837; in's Französische von J. B. PiGNi, Paris 1844; in's Englische von
John F. South, London, Philadelphia 1847), ein Werk, welches fast 30 Jahre lang
nicht allein in Deutschland das bekannteste und beliebteste Lehrbuch war, sondern
auch durch die zahlreichen Uebersetzungen die weiteste Verbreitung, selbst ttber
Europa hinaus gefunden hat. Ch. , der sich als Lehrer und Operateur einen ausser-
ordentlichen Ruf erworben hatte, war auch weiterhin noch als Schriftsteller vielfach
thätig. Abgesehen von mehreren Aufsätzen in Textor*s „Neuem Chiron" (1821 — 22),
veröffentlichte er namentlich in den von ihm 1825 mitbegründeten Heidelberger
klinischen Annalen eine Reihe derselben (Bd. I — HI), von denen wir nur folgende
anführen : „ Ueber die Anwendung des Decoctum Zittmanni etc,^ (in's Holländische
übersetzt von A. van Erpecum, Amsterdam 1829) — „Drei klinische Berichte
für die Zeit van J819 — 27" — „Bemerkungen über die AmpiUationen^ —
„ Ueber die Verletzungen der Art. intercostal. in gerichtltch-niedicinischer Be-
ziehung" — „Exstirpatio7i einer sarcomatös entarteten Ohrspeicheldrüse" —
„Elephantiasis" — ;, Völlige Exsthpation der äusseren weiblichen Schamtheile"
— „Exstirpation eines in der Weiche gelegenen sdrrhösen Hodens u. s. vj,".
Ausserdem noch die folgenden besonderen Schriften : „Zur Lehre von den schwam-
migen Ausioüchsen der harten Hornhaut und der Schädelknochen" (Heidelberg
1831, m. 11 Taff. fol.) — „Handbuch der Augenheilkunde" (2 Bde., Stuttgart
1839, 44; französische Uebersetzung von M. RüEF und J. Deybeb, Paris 1839) —
„Ueber die Heilung der Blasenscheidenfisteln durch Cautertsation. Ein Send-
schreiben an Dieffenbach" (Heidelberg 1845) — „Zur Lehre von den
Staphylomen des Aug&i" (Heidelberg 1858, m. 1 Taf.). Auch in der Fortsetzung
der Heidelberger klinischen Annalen, die unter dem Namen Medlcinische Annalen
von Ch. zusammen mit seinem Heidelberger Collegen, herausgegeben, von 1835
bis 1847 erschienen, finden sich noch Aufsätze von ihm, darunter ein klinischer
Bericht für die Jahre 1830 — 34. — Für die Chirurgie, noch mehr aber für die
'Augenheilkunde, war Ch. für Südwest-Deutschland in der ersten Hälfte des 19. Jahr-
hunderts der bedeutendste Vertreter, der weit ttber dessen Grenzen hinaus Generationen
von Schülern 47 Jahre lang gebildet und ihnen als Leiter und Rathgeber gedient
hat. Er gehörte aber auch zu den bekanntesten und beliebtesten Aerzten und
Chirurgen Europas, der, auch von den Fachgenossen des Auslandes hochgeschätzt,
durch seine imponirende Persönlichkeit bei Patienten aller Stände und aller
Nationen Sympathie und Vertrauen zu erwecken verstand. — Nachdem er 1827 zum
Geh. Hofrath ernannt worden, erhielt er den Titel als Geh. Rath und trat 1864
in den Ruhestand; 1866 wurde ihm der Adel verliehen. Geistig und körperlich
frisch und rüstig, war er aber noch bis zu seinem am 17. August 1876 erfolgten
Tode thätig, indem er noch vielfach, namentlich von Ausländem, bei äusseren
und inneren Krankheiten consultirt wurde.
Sein Sohn * Franz von Ch., geboren am 6. September 1822, machte
durch zwei Schriften „De amputatione in articulo pedis" (Heidelberg 1846,
4., c. 4 tabb.) und ;, Ueber die Amputation am Fussgelenk" (Heidelberg 1846,
4. , m. 4 Taff.) die STM£*sche Amputation auf dem Continent bekannt und
schrieb noch: „Ueber das Staphylom der Hornhaut" (Heidelberg 1847;. Er
verrichtete eine Reihe von Jahren, noch während der klinischen Thätigkeit seines
Vaters, alle in der Klinik vorkommenden Operationen, war bis 1873 in Heidelberg
als Professor e. o. thätig, siedelte dann aber nach Dresden über, kehrte jedoch
im Jahre 1877 nach Heidelberg zurück, wo er eine Poliklinik für chirurgische und
Frauenkrankheiten leitet.
v. Weech, I, pag. 144; HI, pag. 212. — Callisen, IV, pag. 94; XXVII,
pag. 73. — Brockhaus, Convers.-Lex., 13. Aufl., Bd. IV, 1883, pag. 222. Gurlt.
CHENOT. — CHEREST. 3
Ghenot, Adam Gh., ist seinen Lebensdaten nach obscur, obgleich wir
von ihm wissen, dass er Dr. phil. et med. und in der zweiten Hälfte des
18. Jahrhnndeits Intendant des öffentlichen Gesundheitswesens in Ungarn war. Sein
bertthmter „Tractatiis de peste** (Wien 1766) wurde gefolgt von einer „Historia
pestis Transsylvantae" (nach dem Tode des Autors von Fr. vox Schraud^
Ofen 1799, herausgegeben).
Dict. bist. 11. Red.
Ghenn, J. C. Ch., französischer Militärarzt, geboren am 30. August 1808
2u Metz, gestorben am 20. November 1879 zu Paris im Hotel der Invaliden,
trat am 2. März 1829 in den französischen Militärdienst, war eine Reihe von
Jahren Bibliothekar an der militärärztlichen Schule Val-de-Gräce und wurde
1)ekannt durch seine thatkräftige Vertretung des Sanitätsdienstes gegenüber der
allmächtigen Verwaltung des französischen Heeres. Seine massgebenden Erfahrungen
im Krim- und italienischen Feldzuge legte er nieder in den beiden \ielbe8prochenen
Werken: „Rapport au canseil de santd sur les r^sultats du sei-vice mddico-
-chirurgical pendoTit la campagne d* Orient en l(So4 — 1855 — 1856^ (Paris 1865)
und „Statütique m^ico-chirurgicale de la campagne dUtalie en 1859 et 1860^
(Paris 1869). Zu letzterem schrieb er einen Anhang: „Pikees Just ificatives se
rattachant a notre rapport sur le service mddico-chirurgical etc,^ y in deren
Einleitung Ch. sich auslässt: „Nach der Lectflre dieser Correspondenz wird
man überzeugt sein, dass, wenn die Prophezeiungen der M^decins inspecteurs
Michel Levy und Baudens, des Armee-Chefarztes Scrive, sowie der nicht minder
ernsten aller Lazarethärzte , zur rechten Zeit Würdigung gefunden hätten, oder
wenn diese Aerzte, anstatt nur rathen oder auf dringende Massregeln hinwirken
zu dürfen, selbst hätten handeln können, Cholera, Scorbut, Hospiialbrand und
Typhus, wenn auch nicht völlig vermieden, so doch wenigstens beschränkt und
zahllose Opfer erspart worden wären." Noch geborte der Feldzug 1870; 71 dazu,
am diese patriotischen Wünsche Ch.*s so zu verwirklichen, wie es erst im Jahre
1882 geschehen.
Jahresberichte über die Fortschritte des Militär-Sauitätswesens für das Jahr 1879
von W. Roth, pag. 148. — Ueber Entwicklung und Gestaltung des Heeres-Sanitätswesens etc.
von E. Knorr, 3. Heft, Hannover 1877. H. Frölich.
*Chereau, Achille Ch. , zu Paris, ist am 23. August 1817 zu Bar-
8ur-Seine (Aube) geboren, ist Sohn und Enkel eines Arztes, wurde 1841 in Paris
Doctor, war Arzt verschiedener Wohltbätigkeits-Anstalten und wurde 1877 zum
Ober-Bibliothekar der medicinischen Facultät ernannt. Obgleich er wichtige Arbeiten
über pathologische Gegenstände, wie ein „M^m, pour servir a Vüude des
maladies des avatres" (1845) und über die „Monomanie suicide^ veröffentlicht
hat, ist er doch hauptsächlich durch seine Arbeiten auf dem Gebiet der Geschichte
der Medicin bekannt geworden. Er hat name.ntlich in der Union medicale und im
Bulletin du bibliophile zu verschiedenen Zeiten eine grosse Zahl von Artikeln über
die königlichen Leibärzte von Clodwig bis Ludwig XVI. und andere historische
G^enstände veröffentlicht; ferner u. A. : „Essai sur les origines du journalisme
7n4dical franqais etc.** (1867) — „Le Parnasse m4dical frangaisy ou Diction-
naire des mededns - po'etes de la France etc,^ (1874). Er gab ferner, mit
Kommentaren versehen, eine Anzahl alter Werke und Handschriften heraus und
ist Mitarbeiter an Dechambre's Dictionnaire encyclop^dique des sc. m6d. Auch
übersetzte er u. A. aus dem Englischen Archibald Billixg's „Premiers principes
de mMecine .... sur la 4, Edition" (1847).
Vapereau, pag. 418. — Lorenz, I, pag. 515; V, pag. 284. G.
Cherest, Jules-Omer Ch. , zu Paris, war daselbst am 1. März 18t7
geboren, wurde 1841 Doctor mit der These: „Des engorgements inßammatoires
de la fosse iliaque ajjrts V accouchement^ und beschäftigte sich vorwiegend mit
Frauenkrankheiten, über die er auch Vorlesungen hielt. Er war Gründer der
1*
4 CHEREST. — CHERVIN.
Zeitschrift ^ Union medicale*^, beschäftigte sich eifrig mit der Redaction derselben
und schrieb in ihr eine Anzahl von Aufsätzen ; so einen „Rapport siir le bureau
de bienfaisance du 1"" arrondissement^ (1847) — „Rapport 8ur Vorganisatiorh
des hureaux de bienfaisance^ (1848) — „Soc. mMicale d^imulation de Paris
.... £ttides kisforiques de la Sociitd: etc,^ (1850) — „De Vemploi du
chlor ure de sodium et de Vaction de cet agent sur la rate dans lea fihrre»
intermittentes" (1851) — „Consultation sur un cas grave de maladie de la
poitrine et du foie^ (1852). Er war auch Inspecteur adjoint der Quellen von
Bourbon TArchambault und Secretär der Soc. m6dic. d'6mulation und erlag am
19. April 1854 einem typhoiden Fieber.
Beaugrand bei Dechambre, XV, pag. 733. G.
Chervin, Nicolas Gh., verdienter französischer Arzt, geboren am
6. October 1783 zu Saint-Laurent-d'Oingt (Rhdne), wurde 1812 zu Paris Docfor
mit der Diss. „Recherches mMico-philosophiques sur les causes physiques de la
polygamie dans les pays ckauds, etc.", besuchte 1813 die Militär-Hospitäler in
Mainz, war dann Chirurg am Hdtel-Dieu zu Lyon und begab sich, um das Gelb-
fieber gründlich zu studiren, 1814 nach Guadeloupe, wo er mehrere Jahre ver-
weilte, bereiste dann von 1818 — 22 die Antillen, Süd-Carolina, Savannah, die
Unions-Staaten, kehrte von Boston aus über Guadeloupe nach Frankreich zurück,
um 1823 noch in Spanien sich mit Gelbfieber zu beschäftigen und reichte, da er
durch seine Studien zum entschiedensten Anti-Contagionisten geworden war, 1825, 26
bei der Deputülen-Kammer Vorstellungen ein , um sie zur Abschaffung der gegen
das Gelbfieber gerichteten Quarantaine-Anstalten zu veranlassen. Seine Schriften
betreffen fast ohne Ausnahme diese Krankheit und führen wir von denselben
folgende an: „Examen des principes de V administration en matihre sani-
faire" (1827) — „Reponse aic discours de M, Audouard, contre le
rapport .... sur mes docuniens concernant la fih)re jaune" (1827) — „Rapport
a VAcad6niie roy, de mSd,, en 1827, au nom de la commission chargie
d^examiner les docuvients de M. Chervin etc." (1828). 1828 wurde er,
zusammen mit Louis und Trousseaü nach Cadix und Gibraltar, wiederum zur
Erforschung der Krankheit, gesandt, zu der er sein Leben lang in so nähen Be-
ziehungen gestanden hat, konnte aber auch hier nicht zu anderen Ansichten gelangen
und schrieb ein : „ Examen critique des pr^tendues preuves de contagion de la
ßevre jaune, observSe en Espagne" (1829) — „Examen des nouvelles opinions
du Dr. Lassis, concernant la fi^vre jaune, etc." (1829) — „De Vopinion
des medecins am^ricains sur la contagion et la non - contagion de la ßh)re
jaune" (1829) — „Pricis historique de Vepidimie . . . . ä Gibraltar . . . par
M. Peters Wilson, . . . traduit etc." (1830) — „Documents recueillis par
MM. Chervin, Louis et Trousseaü, commission midie, envoyie h
Gibraltar etc." (2 voll. 1830) — *n^^ Vorigine locale et de la non-contagioti
de la ßevre jaune qui a regnS h Gibraltar en 1828, etc." (1832) — „Petition
adressee ä la Chambre des Deputis , h Veffet d'obtenir que les risuUats de
Venquete officielle que le gouvernement a fait faire aux Etats- Unis de VAme^
rique .... soient publiis etc." (1833). Ausserdem: „Lettres sur les experience»
pour constater le caract^re contagieux ou non-contagieüx du cholSra-morbus"
(1831) — „De Videntitd de nature des J&vres d^origine palvdienne "
(1842) — „Petition . . . pour demander la suppression imm^diate des mesure»
sanitaires relatives . ... Ca rSduction de nos quarantaines contre la peste" (1843)
und zahlreiche Streitschriften in Angelegenheiten des gelben Fiebers. — Nachdem
er unter den bescheidensten Verhältnissen 19 Jahre lang in Paris, mit der einzigen
Unterbrechung der Reise nach Spanien im Jahre 1828, gelebt hatte, zog er sich
nach Bourbonne-les-Bains zurück, wo er am 14. August 1843 starb.
Fr6d. Dubois im Bullet, de l'Acad. de m^d. 1845—46, XI, pag. 965. — Idem in
M^ra. de l'Aead. de med. 1846. XII, pag. XXXVII. — Callisen, IV, pag. 102; XXVII, pag. 78.
G.
CHESELDEN. — DU CHESNE. 5
Ghesdlden, William Gh., geboren 1688 zu Burrow in der Graft^chaft
Leicester, gestorben am 10. April 1752 zuBath, war einer der berühmtesten englischen
Chirurgen und Anatomen des achtzehnten Jahrhunderts. Bereits mit 15 Jahren
begann er das Studium der Medicin, und zwar lernte er zuerst eine Zeit lang im
Hause des berühmten Anatomen Cowfeld. 23 Jahre alt trat er schon als Lehrer
der Anatomie auf. Seine hervorragende chirurgische Begabung verschaffte ihm bald
genug grossen Ruf und wurde er Chirurg des Thomashospital , Leibchirurg der
Königin und Mitglied der Acad^mie de Chirurgie zu Paris. Viele fremde Aerzte kamen
nach London, um Ch. operiren zu sehen und scheint seine operative Geschicklichkeit
wirklich eine ganz erstaunliche gewesen zu sein ; so erzählt ein französischer Arzt,
dass er gesehen habe, wie Ch. in 54 Secunden eine Steinoperation ausgeführt habe.
Eines seiner ersten Werke war: „7Äe anatoniy of human body^ (London 1713),
ein Buch, welches von seinen Zeitgenossen mit einer wahren Begeisterung aufgenommen
wurde und bis zum Jahre 1778 eilf Auflagen erlebte. Es enthält viele werth volle
chirurgische Bemerkungen. Besonders her\'orragend waren seine Leistungen im
Gebiet der Blasensteinoperation ; hier bevorzugte er zuerst die hohe Operation und
veröffentlichte darüber: „ Treatiae onthe high Operation of the stone** (London 1723).
Doch gerieth er in Folge dieser Arbeit in einen Streit mit dem englischen Arzt
Douglas, welcher Autor gegen 'Ch. Prioritätsansprüche erhob und dieselben in*
einer besonderen, gegen Ch. gerichteten Streitschrift zu erweisen suchte. Schliesslich
wurde aber dieser wissenschaftliche Streit überhaupt hinfällig, da Ch. die hohe
Operation verliess und die RAu'sche Seitenoperation bevorzugte, durch deren Ver-
böserung er sich die wesentlichsten Verdienste zu erwerben wusste. Eine ganz
besonders hevorragende Probe seines ausgezeichneten chirurgischen Talentes bewies
Ch. aber im Jahre 1728 durch die von ihm zuerst ausgeübte und in den Philosoph,
transactions 1728, Vol. 35, pag. 452 beschriebene künstliche Pupillenbildung.
Wenn auch die Idee zu dieser Operation dem Engländer Woolhocse gebühren mag,
80 war doch Ch. der Erste, welcher dieselbe wirklich ausführte und deren praktische
Bedeutung nachwies. In zwei Fällen von Iritis nach Cataractdepression ging
er mit einer feinen schneidenden Nadel durch die Sciera in das Bul businnere ein
und spaltete die Iris von rückwärts. Mit dieser nach unseren heutigen Kenntnissen
allerdings noch recht unvollkommenen Operationsmethode hat sich Ch. um die
Augenheilkunde ein unsterbliches Verdienst erworben und durch die rationelle
künstliche Pupillenbildung die ophthalmologische Chirurgie um eine ihrer wirk-
samsten Operationen bereichert. Darum wird auch zu allen Zeiten Ch. ein hervor-
ragender Platz unter den bedeutendsten Vertretern der Ophthalmologie gesichert
bleiben. Uebrigens hat Ch. die künstliche Pupillenbildung auch noch in einer der
später erschienenen Auflagen seines Handbuches der Anatomie (4. Aufl. London 1732)
kurz beschrieben. Ausser den genannten Aufsätzen Hess er noch verschiedene
andere in den Philosoph, transact. erscheinen, sowie im Jahr 1733 noch eine
„Osteography, or anatomy the bones*^ (London). Auch wegen dieser Arbeit griff
ihn sein alter Gegner Douglas an und Hess eine polemische Gegenschrift erscheinen ;
allein die unparteiische Kritik hat die Verdienste, welche Ch. auch durch diese
seine Osteography sieh erworben hat, gewürdigt und so berufene Autoren, wie
Halleb und Hrister, haben durch ihre gerechte Beurtheilung den wahren Werth
dieser Publikation anerkannt. Im Jahre 1737 wurde Ch. , der, durch seine aus-
gebreitete praktische und wissenschaftliche Thätigkeit ermüdet, sich nach einer
ruhigeren Lebensweise sehnte, zum Haupt wundarzt des Chelseahospitals ernannt.
Magaus.
Ghesneau, Nicolas Ch., geboren 1601 in Marseille, Arzt daselbst und als
guter und sioherer Beobachter bekannt. — Schriften von wenig Werth. Uager.
Du Ghesne, Joseph du Ch. (bekannter unter seinem latinisirten Kamen
QUBECBTANUS), war 1546 zu Armagnac in der Gascogne geboren, studirte an ver-
schiedenen deutschen Universitäten Medicin, promovirte in Basel und zog darauf nach
6 DU CHESNE. — CHEVALLIER.
Genf. Hier erhielt er 1584 das Bürgerrecht, ward 1587 in den Rath der Zwei-
hundert gewählt und mit mehreren diplomatischen Sendungen betraut. 1 593 siedelte
er nach Paris über, wurde Leibarzt König Hein rich^s IV., erwarb sich durch diese
Stellung, wie durch seine Charlatanerie eine grosse Praxis und starb 1609^. Du Ch.
war ein eifriger Anhänger des Pabacelsus und der chemischen Mittel und ver-
wickelte sich dadurch in vielfache, lebhaft ausgefochtene Streitigkeiten mit der
Pariser Facultät, besonders mit Jean Riolan dem Vater. Seine zahlreichen, breit
geschriebenen und gehaltlosen Werke sind eben so viele Zeichen seines Aberglaubens,
seines geringen Wissens und seiner Charlatanerie. So glaubt er an Constellationen,
vertritt die Signaturen, d. h. die Wirksamkeit der Pflanzen nach ihren Aehnlichkeiten
mit menschlichen Körpertheilen oder mit Krankheitsbildem, behauptet die Möglichkeit
der Transmutation, d. h. der Verwandlung unedler Metalle in Gold und preist in
überschwenglicher Weise die spagirischen Mittel, besonders aber das Antimon.
Auf das Publikum wirkte er hauptsächlich durch das Anpreisen seiner unfehlbaren
Geheimmittel, deren Präparation er aber auch nicht in seinen wissenschaftlichen
Werken kund gab. Er entschuldigt sich damit (z. B. in der Schrift „Pestis Alexi-
cacus^)^ er dürfe solche ausgezeichnete Geheimnisse nicht profaniren und aller
Welt mittheilen; tüchtige Chemiker würden schon ans seinen Andeutungen das
Richtige herausfinden. Von seinen Schriften nennen wir folgende: „Ad Jacobi
Avherti de ortu et causis metallorum contra chymicos explicationem brems
responsto" (Lyon 1575, 8.) — „Sclopetarius sive de curandts vulneinbua, quae
sclopetorum et similium tormentorum ictibus accipiuntur" (Lyon 1576, 8.).
du Ch. vertritt hier den Glauben an die Vergiftung der Schusswunden. — „Diaete-
ticon polyhistoriciimy opus magnae utüttatis et delectationis^ (Leipzig 1601, 8.
und eine Menge von Ausgaben) — „Phamtiacopoea dogmaticorum restituta,
prettosts selectisque hermettcorum flosculis illustrata^ (Leipzig 1603 , 8. und
öfters) — f^Pestü Alexicaciis, si've luis pestiferae fuga, auxüiartbris selectorum
tLtriusque medicinae remediorum copiis procurata^ (Paris 1608, 8. ; Leipzig 1609,
kl. 8.). Gesammtausgabe seiner Schriften: „Q^iercetanus redivivus^ (Frankfurt 1648,
^' ^ v^"0- Max Salomoii.
Chevalier, Jean Damien Ch., aus Angers gebürtig, der um die Mitte
des 18. Jahrhunderts in San Domingo ärztliche Praxis übte. — Schriften: „Chirurgie
compUte'' (Paris 1752). " Unger.
Chevalier, Thomas Ch., englischer Chirurg von grossem Rufe. Unter
mehreren Schriften erwähnenswerth : „Introductions h un cours d' Operations
chirurgicales^ (1880) — „Tratte sur les blessures d^armSes ä feu" (1804).
Unger.
Chevallier, Jean-Baptiste-Alphonse Ch. , zu Paris, berühmter
Chemiker, dessen Arbeiten auch für die Medicin von grosser Bedeutung sind, war
am 19. Juli 1793 zu Langres geboren, kam als 14jähriger Knabe in das Labora-
torium von V a u q u e 1 i n, wurde chemischer Gehilfe beim naturhistorischen Museum
zu Paris, dann ak gemeiner Soldat ausgehoben, bei Leipzig verwundet und aus
der Armee entlassen, worauf er zu seinen Studien zurückkehrte. Er erhielt eine
grosse Zahl von Preisen, wurde 1834 Mitglied des Conseil d*hygi6ne et de salu-
brit6 de la Seine, 1835 Professeur-adjoint bei de^ ßcole de pharmacie und war
seit 1824 55 Jahre lang Mitglied der Acadömie de m6decine. Seine ausserordent-
lich mannigfaltigen und fast zahllosen, zum Theil in Gemeinschaft mit Anderen
verfassten Arbeiten bewegen sich auf dem Gebiete der Hygiene, der Toxikologie
und PharmakoI(»gie und beschäftigten sich u. A. mit der Natur und der Reinheit der
Droguen, der Nahrungsmittel, der Producte der Industrie, der Hygiene der Städte
und Fabrikanlagen, der Statistik der Vergiftungen u. s. w. Wir führen von den-
selben nur eine Anzahl derienigen an, welche mit der Medicin in näherem Zu-
sammenhange stehen, wie ; Mit Beullac : „Nouveaugaide de VetudiaM en mMe-
eine et en pharmacie'* (Paris 1825) — mit Bricheteau & Cottereau: „L'art
CHEVALLIER. — CHEYNE. 7
de doser Uh m^icamens** (1829) — mit COTTEREAU & Trevet: „TraüS des
eaux mindrales nciturelles frangaises et ^rang^res etc.^ (1835) — jfHygihne
publique, Note sur de nouveaux moyena employis pour la d4»infection des
matiires fötales dans les fosses*^ (1836) — „Essai sur la dissolution de la
gravelle et des calcids de la vessie^ (1837 ; englische Uebersetzung von Edwin
Lee, London 1837) — mit Henry: „M^. sur le lait^ (1839) — „Dict, des
alt&ations et falsifications des substances alimentaires , mSdtcamenteuses et
commerciales" (1850; 5. Aufl. mit Baudrimont, 1878) — mit 0. Reveil: „Note
snr le lau, les falsißcations qu'on lui fatt subir** (1856) — „De la n^essitd
de bdtir des maisons pour loger les classes moyennes et les ouvriers^ (1857) —
„Note sur les cosmStique^" (1856) — „Traiti des d^sinfectants sous le rapport
de Vhygihke publique etc.^ (1862) — mit G. Lagneaü: „Quelques remarques
sur le mouvement de la population de Paris** (1873). — Ch. war ein Mit-
herausgeber des Joum. de chimie m^dieale, de pharmaeie et de toxicologie seit 1825
und der Annales d'hygi^ne publique seit 1829 ; seine Aufsätze finden sich in diesen
und in zahlreichen anderen Journalen zerstreut. Sein arbeitsames Leben erreichte
am 19. November 1879 sein Ende.
T. Gallard in Annales d'hygi^ne publique. 3. S6rie, T. III, 1880. pag. 181. —
Dechambre, XXV, pag. 320. — Callisen, IV, pag. 108; XXVII, pag. 81. — Catalogue
of Scientific Papers, I, pag. 897 ; VII, pag. 382. ^
Ghevassieu d'Audebert, Arzt aus Versailles, stand in intimen Beziehungen
zu Cabanis und machte sich vorzugsweise durch die noch heute bemerkenswerthe
Schrift bekannt: „Expos4 des temperatiires ou les influences de Vair sur les
maladies et la Constitution de Vhomme et des animaux et ses effets dans la
Vegetation'' (Paris 1808). Unger.
Chevreull, Michel Ch. , zu Angers, war daselbst am 15. Juni 1754
geboren, begann dort auch seine medicinischen Studien, wurde 1777 in Reims
Doctor, kehrte nach Angers zurück, wurde Magister der Chirurgie, widmete sich
besonders der Ausübung der Geburtshilfe und begann dieselbe von 1778 an zu
lehren. Er schrieb einen „Pr4<ns de Vart des accouchemens en faveur des sages-
femmes et des ilh^es de cet art*" (Paris 1782; 2. 6dit. 1826; 1837). Auch machte
er einen Fall von Hermaphroditismus und eine von Sigaült ausgeführte Symphy-
seotomie bekannt. An weiteren Arbeiten sind noch anzuführen: „Obs, sur les
larven de mouches, sorties de Voreille d*un enfant" (Leroüx' Journ. 1813) —
„Seigle ergotd, comme moyen de hdter V accouchement** (Arch. g6ner. 1826).
Sein Tod erfolgte am 20. Juli 1845. Er war der Vater des berühmten Chemikers
Michel-Eugöne Ch. (geboren 1786).
Pariset in Mera. de TAcad. de m6d. T. XIII, 1847, pag. I. — Callisen, IV,
pag. 123; XXVII, pag. 84. G.
Cheyne, George Ch., war 1671 in Schottland geboren, wurde in Edin-
burg ein Schüler von Pitcairne und gehört durch diesen der iatromathematischen
Richtung an. Nachdem er Doctor geworden , kam er im Alter von 30 Jahren
nach London und begann eine Praxi«. Er schrieb : „ A new theory of acute and slow
continued fevers etc,*" (London 1702; 1722; 1724; 7. edit. 1753) — „Remarks
on two late pamphlets written by Dr, Oliphant against Dr, Pitcairn^s
new theory of fevers*^ (Edinburg 1702) — yyPhilosophical principles of natural
religion etc,^ (London 1705; 1715; 1636). In Folge eines üppigen Lebens war er
sehr fett, kurzathmig und gichtbrüchig geworden und suchte Heilung von diesen
Uebeln an den Quellen von Bath. Die an sich selbst gemachten gtlnstigen Erfahrungen
legte er in den „Observations concerning the nature and due metkod of trea-
ting the gout^ together vjith an account . . , , of the Bath wafers etc.*' (London
1720; 2. edit. 1720; 7. edit. 1729) nieder. Er nahm von da an abwechselnd
im Winter und Sommer seinen Aufenthalt in London und in Bath und ist der
Hauptwerth seiner in der Folge noch verfassten Schriften, die vielen Beifall fanden,
8 CHEYNE.
iB dea you ihm aufgestellten TortreffUehen Grundsätzen über Hygiene und Diät zu
suchen, unter denen er die in Betreff der Milchdiät an seinem eigenen Körper
erprobt gefunden hatte. Er schrieb noch ausser mehreren mathematischen Schriften :
„An esaay of health and lang life^ (London 1724) — „De natura fibrae
ejuaque laxae sive resolutae marbis tractcUus^ (London 1725; Paris 1742 5
französische Uebersetzung, Paris 1725; Bruxelles 1727) — „An essay on sick-
nes8 and health^ ("London 1725) — „Tractattut de inßmiorum sanüate tuenda
vitaque producenda: etc," (London 1726; Paris 1742, 2 voll.) — „The Englüh
malady, or a treatise on nervous diseases of all kinds: etc,^ (London 1733;
Dublin 1733; London 1735; 1739) — „An essay on regimen; together wüh five
discourses, medical, moral and philosopMcal, etc.^ (London 1739; 1740; 1753) —
„ The natural method of curing the diseases of tke body and the disorders of
the mtnd etc.*^ (London 1742 ; französische Uebersetzung von La Chapelle, 2 voll.,
Paris 1749) — „An account of himself and kis vartous ctires" (London 1743;
1753). Er starb zu Bath am 12. April 1743).
Dict. hist. I. pag. 686. — Chambers, Vol. 1, P. 2, pag. 521. G.
Gheyiie, John Ch., zu Dublin, war am 3. Februar 1777 zu Leith bei
Edinburg, wo sein Vater Arzt war, geboren, wurde mit 13 Jahren bereits der
Gehilfe seines Vaters, fing mit 16 Jahren an in Edinburg Medicin zu studiren und
wurde mit 18 Jahren (1795) Doctor derselben. Er trat darauf als Assistant Surgeon
beim Artillerie-Corps ein, kehrte aber 1799 nach Leith zurück und unterstützte seinen
Vater in der Praxis. Sein Hauptstudium betraf die Kinderkrankheiten, über die
er Folgendes schrieb: „Essays on the diseases of children; vnth cases and
dissections. Essay 1. Of cynanche trachealis or croup** (Edinburg 1801 ; 2. edit.
1809 unter dem Titel: „The pathology of the membrane of the larynx and
bronchia^) — »Essay 2. On tke bowel complaints etc.'^ (1803) - — »Essay 3,
On hydrocephalus acutus^ (1808). — Um das Jahr 1809 verliess er Schottland,
Hess sich in Dublin nieder, wurde daselbst 1811 Arzt am Meath Hospital und
bald darauf Professor der Medicin, als welcher er die Kriegsheilkunde vorzutragen
hatte. 1815 bekam er die Stelle als Arzt des House of Industry und wurde 1820
Physician-General to the Forces in Ireland. In Dublin schrieb er: „Cases of
apoplexy and lethargy^ etc.^ (London 1812) — „A second essay on hydroce-
phalus acutus etc,^ (Dublin 1815; 2. edit. 1819; deutsche Uebersetzung von
Ad. Mülleb, Bremen 1809) — zusammen mit Barker: „An account of the rise,
progress and decline of the fever ^ lately epidemic in Ireland^ (Dublin 1821) —
„Ä letter to G eor ge Renney , M, D. Director- General .... On the feigned
diseases of soldiers^ (Dublin 1826); ausserdem eine Reihe von Aufsätzen in den
Dublin Hospital Raports (1818,22, 27, 30), darunter zwei Berichte über das
Hardwick Fever Hospital für 1817, 18 und eine Dysenterie-Epidemie im Whitworth
Hospital (1818); femer eine Reihe von Artikeln in der Cyclopaedia of'practical
medicine. — Durch mehrere Unglücksfälle und Widerwärtigkeiten veranlasst,
verliess er Dublin und zog sich auf einen Landsitz in Buckinghamshire
zurück, wo er am 31. Januar 1836 starb. Nach seinem Tode erschienen noch:
„Essays on partial derangeineiit of the mind in supposed connexion with
religion .... With a portrait and autobiographical sketch of the author"
(Dublin 1843). Am bekanntesten ist sein Name durch das von ihm (Dublin Hosp.
Reports, Vol. 2) und Stokes beschriebene und nach Beiden benannte Respi-
rationsphänomen des intermittirenden oder periodischen Athmens.
London Medical Gazette. Vol 17, 1836, pag. 872. — Callisen, IV, pag. 125:
XXVII, pag. 84. G.
*Cheyne, William Watson Ch., M. B. Edinburg und CM. 1875,
bildete sich noch auf Reisen, besonders in Strassburg und in Wien aus, wirkte
mehrere Jahre als Assistant surgeon am King^s College Hospital, als Demonstrator
" anatomy an der Edinburger Universität, gegenwärtig wieder an der Royal
CHEYNE. — CHIAKI. 9
infinnaiy und am Kiug's College in London. Er schrieb mehrere verbreitete Arbeiten
ttber die Principien der antiseptischen Methode, übersetzte R. Koch's Aetiologie
der Wundinfeotionsia*ankheiten und gab in den Verhandlungen der Sydenham Society
dieselben als „Investigattons into ihe etiology of trauinatic infective diseases^
(1880), — in den Transact. of the pathol. soc. eine Arbeit: „On the relattan of
organiams to antüeptic dresaings" (1879) — und in Lancet, Brit. med. Joum.,
Practitioner etc. (1880 — 1884) Verschiedenes «ber Mikroorganismen, Tuber-
culose etc. heraus. ^^^
Del Ghiappa, Giuseppe Antonio Del Gh., zu Pavia, war 1782 in
denBagni di Lucca geboren, wurde 1804 zu Pavia Doctor, war daselbst von 1819
an eine lange Reihe von Jahren Professor der medicinischen Klinik für Chirurgen und
verbreitete mit Enthusiasmus die RASORi'sche Lehre. Von seinen sehr zahlreichen
Schriften führen wir an: „Saggio d^istoria sul catarro epidemico etc. ou JEisai
kistorique stir le catarrhe dpidimique observS aux hains de Lucquea, en 1806^
(Lucca 18Ö6) — „Delle j^^tosse etc," (Pavia 1817) — „I professon dt viedi-
cina grandi metqfistci" (Pavia 1817) — „Intorno alle opere ed alla condizione
personale dt A. Com. Celso^ (Mailand 1819) — „Ippocrate modello dei medtci^
(Pavia 1820) — y^Discorsi due sulla medicina" (Mailand 1820) — ^^Della stret-
tisaima unione della medidna e della chirurgta** (Pavia 1826) — „Baccolta
di opuacoli medici'' (3 voll., Pavia 1828, 29). £r tibersetzte „A, C. Celsi
librt Otto** (Mailand 1829 ; Neapel 1831, in der Bibl. scelta di opere greche e latine
tradotte) und gab heraus Schriften von Alessandro Knips Macoppe (1822),
CfliAPPA (1828 — 1830), Antonio Cocchi (1831), sowie Rasobi's „Opere
complete^ (Florenz 1838); er verfasste Nekrologe von Leonardo Targa (1824),
LuiGi Caccialupi (1829), Paolo Bongiovanni (1830), Antonio Scarpa (1832),
Giovanni Rasori (1838), Apollonio Maggi (1851) und schrieb Aufsätze in den
Annali univers. di medic. u. s. w. Er starb 1866.
Cantü, pag. 174. — Beaugrand bei Dechambre, XVI, pag. 1. — Callisen,
IV, pag. 129; XXVII, pag. 86. ^
^CMara, Domenico Ch. , geboren im Januar 1830 in Saluggia
(Prov. Novara), studirte Medicin in Turin, war speciell Schüler von Giordano und
wurde im April 1860 zum Doctor proigovirt. Im October 1866 begann er als
Accoucheur und Gynäkolog in Turin zu prakticiren, war mehrere Jahre Professor
der Geburtshilfe für Hebammen in Mailand und ist seit 1881 Professor und Director
des Istituto clinico ostetrico-ginecologico zu Florenz. Seine am meisten hervorzu-
hebenden Schriften sind: „Leziont di clinica ostetrica^ — „Memoria sui fibromi
vierini^ — „Leziont sulle malattie di cuore nello stato puerperale^ — „Mono-
grafia_ sulV evoluzione spontanea (mit Atlas) — „ Trattato elementare d'oste-
tricia^ — „Memorie sulV estirpazione utero-ovarica cesarea (operazione di
PorroJ*^ U. S. w. Oantani.
GMart Johann Ch., aus Salzburg, 1817 bis 1854, in welchem Jahre
er zu Wien an der Cholera starb. Erst nach vielen Entbehrungen war Ch., von
Hanse aus mittellos, 1841 zur Promotion gelangt, wurde 1842 unter Klein
Assistent an der ersten Gebärklinik in Wien und wandte sich dann ganz der
Gynäkologie zu. 1853 wurde er als Professor ord. der Geburtshilfe nach Prag
bemfen, kehrte jedoch noch im folgenden Jahre in die gleiche Stellung an der
medicinisch-chirurgischen Josephs- Akademie in Wien zurück, um bald darauf zu
sterben. — Seine Hauptarbeit, die mit den Professoren Braun und Späth bear-
beitete „Klinik der Geburtshilfe und Gynäkologie^ erschien erst nach Ch.'s
Tode (1855). Die Artikel über Utemskranl^heiten , ein hervorragender Theil des
Werkes, waren von Ch. allein verfasst; zahlreiche Einzelbeobachtungen hatte er
ausserdem in den Wiener medicinischen Zeitschriften niedergelegt. Man rühmte
ihm einerseits eine grosse Gewandtheit und Sicherheit im Operiren, andererseits
10 CHIARI. — CHICOYNEAÜ.
eine höchst gediegene Enthaltsamkeit nach, die ihn vor jedem unmotivirten Eingriff
zurückhielt. — Der Sohn, * Hanns Ch., zu Wien am 4. September 1861 geboren
und daselbst als Schüler Rokitansky's und Hkschl's bis zur Promotion 1875
vorgebildet, war 1874 — 1875 zweiter Assistent Rokitansky's, dann 1875 — 1879
erster Assistent Heschl's. Seit Juli 1878 Docent ftlr pathologische Anatomie
und von 1879 — 1882 Prosector des k. k. Rudolfspitales in Wien, wurde er 1882
als 0. ö. Professor der pathologischen Anatomie an die deutsche Universität zu
Prag berufen. Er publicirte selbst zahlreiche casuistische Mittheilungen und kleinere
Abhandlungen pathologisch-anatomischen Inhaltes und viele gleichsinnige unter seiner
Leitung ausgeftihrte Arbeiten von Schülern. jj^^j
CWarugi, Vincenzo Ch., am 20. Februar 1759 in Empoli geboren, am
22. December 1820 gestorben, studirte in Pisa, wurde 1782 Assistent im Kranken-
hause S. Maria Nuova in Florenz und seit dem Jahre 1788 Director des unter
Grossherzog Leopold I. von ihm gegründeten Irrenhauses Bonifazio. Sein grösstes
Verdienst besteht darin, dass er noch vor Pinel die Reform der Irrenpflege nicht
nur befürwortete, sondern auch ausführte, indem er dem Bau des obgenannten
Irrenhauses in Bezug auf die hygienischen Anforderungen desselben vorstand, das
Reglement desselben entwarf und als sanitärer Director desselben weiter wirkte.
Im Jahre 1793 veröffentlichte er seinen „Trattato medico analitico ddlapazzia".
Ausserdem sind unter seinen Werken noch hervorzuheben: „Saggio teorico-
jyratico sulle malattie cutanee sordide^ (1802) — „Saggio sulla pellagra" (1814).
Cantani.
Chiaverini, Luigi Ch. , zu Neapel, war am 2. Mai 1779 zu Palena,
Abruzzo citeriore, als Sohn des Professors der Medicin, Francesco Ch. (gestorben
1781) geboren, studirte seit 1798 zu Neapel, trat in das Colleg. med. del grande
ospedale degli incurabili, kehrte der politischen Unnihen wegen 1799 nach Hause
zurück, beendete 1802 seine Studien zu Neapel, prakticirte seit 1804 zu Pesco-
stanzo und seit 1805 zu Palena, ging 1807 wieder nach Neapel, concurrirte
daselbst 1810 um einen Lehrstuhl der Physiologie, wurde 1812 Lehrer der
Pathologie und 1813 von dem Gouvernement Murat, welches in Neapel eine
Thierarzneischule zu errichten beabsichtigte, auf eine Instructionsreise nach Paris
geschickt. 1815 trat er an die Spitze der neugegründeten Anstalt und stand ihr
bis zu seinem am 27. März 1834 erfolgten Tode vor. Seine Schriften waren:
„ Ricerche su le cagioni e sus i fenomeni della vita animale e delV uomo in
particolare^ (Neapel 1810) — „Essai d'analyse comparatwe sur les princi-
patix caractbres organiqiies et physiologiqxies de Vintelligence et de Vinstinct**
(Paris 1815) — „Fondamenti della farmacologia terapeutica comparativa . . .
nelle malattie della specie uniana, e degli animali utili^ (3 Bde., Neapel
1819 — 21) — „Medicina comparativa, Frohisione (prima, seconda)^ (Daselbst
1818 — 20) — ' „DelV eccitabilita e delV eccitamento etc." (1821) — ^Raggtia-
glio delle principali teoriche mediche esposte nella memoria anzidetta, etc."
(1821) — „Esame sirUetico della sanith e della malattia etc," (1822) —
„Esame genealogico e comparativo delle principali scoperte e dottrine mediche etc,"
(1825) — • „Fondamenti della nosologia generale etc," (1827) — „Elogio
istorico di Ant. S.ementini etc." (1829; 1830; 1832) — „Nosologia speciale"
(2 Bde., 1829—31). Er tibersetzte JoH. Feank's Medicinische Briefe und schrieb
eine Anzahl von Aufsätzen in verschiedenen Zeitschriften, z. B. in Sedillot*s
Journal (T. LH) u. s. w.
L'Osservatore med. di Napoli. 1834, I. April. — Callisen, IV, pag. 131. •—
XXVII, pag. 87. Q
Ghicoyneau, Fran<,»oi8 Ch., geboren 1672 in Montpellier, wo sein
Vater Kanzler der Universität war, ist hauptsächlich bekannt durch seine
Thätigkeit während der Pestepidemie in Marseilles (1720),- wobei er sich durch
Unerschrockenheit und rastlosen Eifer sehr rühmlich hervorthat; in mehreren
CHICOYNEAU. — CHINESISCHE AERZTE. U
kleineren Schriften publicirte er seine diesbezüglichen Erfahrungen. Im Jahre 1732
wurde er als Nachfolger Chibac's, seines Schwiegervaters (s. diesen), Leibarzt
des Königs und starb als solcher 1752. ünger.
Chifllet, Vater und Sohn. Der Erstere, Jean Gh., war Arzt und Magi-
stratsmitglied in Besan^on, wo er 1610 starb. Weniger seine posthum durch den
Sohn edirten „Singulares ex curationibus ex cadaverum sectionibus observationes**
(Paris 1612), die meistens im astrologischen Sinne verwerthet worden, begründen
seine Nennung, als die eigenthttmliche Gestalt des Sohnes Jean-Jacques Gh.
selbst, 1588 — 1660, der nach einer kurzen ärztlichen Wirksamkeit in seinem
Heimatsorte sich umifangreichen Reisen zuwandte und dieselben in einer Fluth
historischer Fabeln schriftstellerisch verwerthete, deren Widersinn das grosse
Publikum seiner Zeit zu bezaubern im Stande war. Nur die „Acta Gornein
Celsi etc.** (Antwerpen 1633) und „Pulvis febrifugus orbia Americani etc.**
(Daselbst 1603) seien hier genannt.
Ein vollständiges Verzeichniss seiner Schriften in Biogr. m6d. III. Red.
* Childs, George Borlase Gh., beendigte seine Studien 1838, wurde
F. R. G. 8. Eng. 1846 und fungirte als Snrgeon an verschiedenen öffentlichen An-
stalten, zur Zeit noch am Metropolitan Free Hospital. Seine Arbeiten bezogen sich
zuerst auf Krankheiten der Wirbelsäule, später auf andere chirurgische Themata.
Auch gab er „Lecturea and reports on the sanitär y condttion of the city
poUce force" (Resultate eigener, an dieser Institution gemachten Erfahrungen),
sowie Jobert's Plastic surgery (1858) heraus. Seine frühesten Arbeiten er-
schienen in der Med. gaz. 1840 — 1842. j^gj
Chinesische Aerzte, Chinesische Medicin. Die unwidersprochene That-
sache, dass es medicinische Schriften in chinesischer Sprache von dem Alter der
hippokratischen giebt, wie der Umstand, dass ein Unterricht in der Medicin dort
mindestens seit der Dynastie der Thang (620 unserer Zeitrechnung) installirt
gewesen ist, hat lange Zeit unter den Sinologen und unter den Aerzten ver-
schiedener Nationalität, die einen grösseren Theil ihres Lebens in Ghina zubrachten,
die Hoffnung wach erhalten, durch Uebersetzungen jener Literaturdenkmäler, durch
nähere Beobachtung des Treibens der chinesischen Aerzte, durch Revisionen ihres
Heilmittelschatzes oder sonst auf irgend eine Weise die europäische wissenschaft-
liche Heilkunde zu bereichern. Man beginnt sich neuerdings, d. h. seit etwa
25 Jahren , während deren tüchtige Aerzte aller Bildungsgrade und aller Völker,
manche bis zur Dauer von mehreren Jahrzehnten, mit diesen Errungenschaften
durch eigene Anschauung vertrauter geworden sind, sehr resignirt über den Werth
derselben zu äussern. Ist auch allerdings noch während dieser Periode einmal —
durch GüBLER hinsichtlich der chinesischen Materia medica — der alte Eifer
angeregt worden, ein wirkliches Wissen, und sei es auch nur ein bescheidenes,
aus dem Wust der chinesischen Ueberliefenmgen herauszuschälen, so gipfeln doch
gerade die exactesten Untersuchungen in dem Ergebniss, den in die Schriften oft
künstlich hinein interpretirten Sinn in Abrede zu stellen und das von älteren
Reisenden mit mysteriöser Ausstattung über den Werth der chinesischen Medicin Be-
richtete als Anekdotensammlungen und zusammenhanglose Guriosa zu enthüllen. —
Es wird sich sonach an dieser Stelle lediglich um eine ganz gedrängte üebersicht
der namhaften chinesischen Werke handein, während die bei anderen Gelegenheiten
oft mit einer gewissen Breite recapitnlirten Anschauuifgen der Ghinesen über
physiologische oder pathologische^ Fragen mit einem kurzen Schlusspassus ihre
Erledigung zu finden haben werden.
Das barbarische Edict eines Kaisers Ghi-Hoangti, der um 213 vor-
christlicher Zeitrechnung alle Bibliotheken zu verbrennen befahl, soll ausdrücklich
neben den Werken über Musik und Agrieultur auch die über Medicin von der
Vernichtung ausgenommen haben. Es werden zwei Autoren aus dem vorauf-
12 CHINESISCHE AEBZTE.
gegangenen ältesten Zeitabschnitt namhaft gemacht: Shing-Mikg und Hwano-Ti,
hinsichtlich deren jedoch nur von dem Letzteren die Leistung selbst — eine
praktische Anleitung zur Behandlung innerer Krankheiten in 34 Bänden — aus-
drücklich angegeben wird. Zu diesen tritt dann bald nach dem Bibliotheken-
brande Wan-King mit einem medicinischen Commentar in 24 Bänden hinzu. —
„Nang-King" ist der Name eines Buches — nicht des Verfassers, — welches
gegen das 2. Jahrhundert unserer Zeitrechnung auftaucht als „Lösung von
24 zweifelhaften Fragen^: es wurde noch gegen das 14. Jahrhundert durch
sechs umfangreiche Commentare besprochen und erweitert; — sein frühester
Commentator ist jedoch Shang-She-Hüng , der den „Nang-King^ im 3. Jahr-
hundert neu edirte — ein Zeitgenosse Wang-Shu-Ho's , der zehn enonn dicke
Bücher über deu Puls (dieses Steckenpferd der chinesischen klinischen Dia-
gnostik) verfasste.
Erst im 10. Jahrhundert soll nach gäuzlich unfruchtbarem Zwischenraum ein
kleines Werk über Augenkrankheiten, nach diesem — unter der Song-Dynastie —
das erste zusammenhängende Buch über Materia medica, im 11. oder 12. Jahr-
hundert eine Abhandlung über die Fieber entstanden sein. Fruchtbarer ist das
13. Jahrhundert, welches ausser zwei bedeutenden Werken unbekannter Verfasser
über Frauenkrankheiten, resp. über die Fieber (in 12 Bänden) den berühmten
Codex der Chinesen über gerichtliche Medicin (oder medicinische Jurisprudenz)
hervorgebracht hat. Das Entßtehungsjahr (1247), wie der Verfasser — SuNG-TsE —
dieses, „St-Yuen-Luh^ genannten Werkes sind genau bekannt. Von späteren
Ausgaben werden ausdrücklich hervorgehoben die von 1400 und nicht weniger
als sieben Ausgaben des 18. Jahrhunderts. Der „Hi-Yuen-Luh^ gilt allgemein,
auch im Volke, als der Inbegriff alles Wissens in gerichtlich-medicinischer Beziehung,
so dass der richtende Mandarin bei Giftmord und anderen zweifelhaften Todesarteu
die Mörder einfach schon dadurch, dass er das Buch mit sich führt, zum Geständ-
niss bringt (von Obductionen — auch zu diesem Zweck — ist selbstverständlich
nicht die Rede). — 1340 entsteht eine grössere Abhandlung über allgemein con-
stitutionelle Krankheiten, 1360 ein neues umfangreiches Werk des Wan-Li über
acute Krankheiten, 1365 die Zusammenstellung eines Arztes TSCHK-TI-CHI über
die Krankheiten der Haut.
Es folgen nunmehr wieder mehrere sterile Jahrhunderte, während deren
die chinesische Medicin nur diu'ch ein grosses Sammelwerk, die Encyklopädie des
Prinzen Choo-Su (aus der M i n g - Dynastie) bereichert wurde. In 160 Bänden
enthält dieselbe 770 therapeutische Abhandlungen und 22.000 Recepte. Wie es
scheint, gehört auch eines oder das andere der zu anderen Völkern gelangten,
am Schluss dieser üebersicht zu erwähnenden Bücher, deren Entstehungsjahr trotz
ihrer Berühmtheit nicht genau bekannt ist, diesen Zwischenperioden oder dem
Anfang des wiederum fruchtbareren 16. Jahrhunderts an. — Sicher entstammt
dem letzteren die vielumstrittene grosse Materia medica der Chinesen: „Pun-Tsoun-
Kang-Mu", in 52 Bänden, an welcher 800 Aerzte mitgearbeitet haben sollen.
Sie enthält 1890 Heilmittel und eine Vorrede, in welcher als erste Urquellß
dieser Collectiv-Arbeit ein kleines Kräuterbuch des Shing-Mung (aus dem 2. oder
3. Jahrhundert p. Chr.) angegeben wird. Der Autor, welcher das Werk in
seiner neuen Gestalt zuerst edirte, ist dem Namen nach ebenfalls bekannt. Er
wird Li-Sh[-Chin genannt und lebte um die Mitte des 16. Jahrhunderts. Gegen
Ende des letzteren erscheint dann noch eine kurze Abhandlung über die Kunst,
Krankheiten zu verhüten und tugendhaft zu leben, in welcher man eine Art
hygienischen Enchiridions hat sehen wollen (1591), — ein siebenbändiges illustrirtes
Werk über die Acupunctur und , in mehreren Monographien , eine Sammlung der
Vorschriften älterer und ältester Autoren bei der Behandlung der Kinderkrank-
heiten (1595). — Diese Art Literatur findet im 17. Jahrhundert ihre weitere Ent-
wicklung in kleinen Compendien über Kinder-, Frauen- und Alterskrankheiten (1602).
In einem medicinischen Werke aus dem Jahre 1650 wird weitläufig über die
CHINESISCHE AERZTE. 13
Behandlnng von „Hohluan-tu-siaY" discutirt, — also über eine Krankheit, welche
die chinesischen Aerzte des 19. Jahrhunderts mit der Cholera identificirten, wiewohl
diese in epidemischer Form — nach dem Zeugniss des Arztes Tchang — zum aller-
ersten Mal 1820 China heimgesucht haben soll. Das Ende des 17. Jahrhunderts
erscheint an medicinischen Literatur-Erzeugnissen ganz besonders finchtbar; nicht
nur, dass — in je 8 Bänden — Werke über die Geburt (jedoch lag die Geburts-
hilfe stets in der Hand alter Frauen) und über Augenkrankheiten 1684, resp. 1685
erschienen, sondern es traten auch wieder einige berühmte, noch jetzt vielgenannte
Namen an die Spitze der Literatur. So SüNG-Hu mit einem 16bändigen Werke
über Vorbeugung und Behandlung der Erankkeiten um 1696, und Ching-Li-Ting
mit einer Pharmakognostik , Anweisung zur Prüfung echter Droguen. — Dieses
Buch wurde 1707 zum zweiten Male stark vermehrt aufgelegt. Ihm folgte zunächst,
der Jahreszahl nach nicht genau bekannt, ein Werkchen des Kt-Ken-Kwang über
die Kunst, bei gewissen Arten des Selbstmordes helfend einzugreifen. 1740 erscheint
das ungeheure OObändige Werk über den Puls, welches neben diesem Gegenstande
— aber räumlich sehr zurücktretend — noch zwei andere Themata: die Cir-
culation der Luft im Körper und die Regeln bei Knochenbrüchen behandelt. Der
Name des Tschang-Kis ist mit der Pulslehre aufs Engste verknüpft; ob dieser
Arzt jedoch bereits bei dieser ersten Ausgabe des Werkes die massgebende Per-
sönlichkeit gewesen sei, wird von manchen Seiten stark bezweifelt. Um die Mitte
des 18. Jahrhunderts prägt sich in der Literatur eine mehr naturphilosophische
Richtung aus: Chin-Kuo-Pang, Li-Chun-Tsb und andere Autoren überlassen sich
in grösseren und kleineren Schriften allgemeinen Deliberationen über Medicin, und
das einzige weitverbreitete und berühmtere literarische Product des gegenwärtigen
Jahrhunderts, das Sbändige Werk des Hüng-Yung aus dem Jahre 1822, beschäftigt
sich mit den Gegensätzen von warm und kalt, von nass und trocken, voll und
leer, mit dem Aufsteigenden und dem Absteigenden, dem Männlichen und Weib-
lichen, Aeusseren und Inneren, mit den geöffneten und verstopften Wegen und dgl. —
Zw^ei Werke konnten ihrer chronologischen Einreihung nach in dieser Bibliographie
nicht untergebracht werden, die gleichwohl — wegen der Verbreitung, welche sie
der chinesischen Medicin über die Grenzen des Landes hinaus nach dem Nachbar-
lande Japan gaben — eine gewisse Wichtigkeit und Berühmtheit erlangt haben.
Von diesen ist der ;, Kin-ki^ (unbekannten Verfassers) unzweifelhaft neueren Datums,
so dass ihn selbst ein grosser Theil der japanischen Aerzte als eine ganz apo-
kryphe Neuerung verketzert. Der „Shoo-kdn-rong^ dagegen, der die Lehre von
den fieberhaften Krankheiten enthält, wird von den Japanern als das grundlegende
Werk eines wahren chinesischen Hippokrates, nach japanischer Pronunciation
TCHOO-Kü-KE (wahrscheinlich corrumpirt), hochgehalten, der um 350 vorchristlicher
Zeitrechnung gewirkt und geschrieben haben soll. (lieber den Inhalt des „Shoo-
kan-rong^ wird bei der „Japanischen Medicin" das Nöthige anzuführen sein.)
Einer besonderen Nennung bedarf endlich, obwohl mit der Medicin nur im mittel-
baren Zusammenhange stehend, der y^Pent-mo^, das 60bändige Hauptwerk der
Chinesen über Pflanzenkunde und Ursprung aller Gewächse des Li-ste-Cheü, aus
der zweiten Hälfte des 17. Jahrhunderts.
Zu einer sehr wohlwollenden Beurtheilung des chinesischen Wissens, was
Botanik und Materia medica betrifft, haben besonders Bbettschneideb's
(Russ. Gesandtschaftsarztes in Peking) beide Schriften: yßn the knowledge poasessed
by the ancient Chinese etc.^^ (London 1871) und j^On the study and value of Chinese
botanical works^ (Foochow 1870 — 1871) Veranlassung gegeben. Die theils auf
sie, theils auf die Untersuchungen von Dabry de Thieesant und L6oN Sübeiran
begründeten Mittheilungen von Gublsr über die Materia medica bei den Chinesen
finden sich im Bull, de Tacad. 1872, Nr. 40 und im Bull, de th^rap., Bd. IV. —
Die Täuschung, welcher Hedd (1848) verfallen war, der in seiner Reisebeschreibung
4 anatomische Tafeln als original-chinesische herausgegeben hatte, die nur von
einem in Canton residirenden englischen Arzt aus einem englischen anatomischen
14 CHINESISCHE AERZTE.
Atlas entnommen waren, wurde sehr bald aufgedeckt : die Chinesen haben niemals
anatomische Forschungen gemacht. Die Physiologie der Chinesen gipfelt
anerkanntermassen in abstrusen Spielereien mit den zwei Lebensprincipien, dem Yo
und dem Jn ; so unglaublich es klingen mag, scheint es doch sicher, dass sie selbst
Ton den grobanatomischen Organtheilen (und noch weniger von ihren Functionen)
keine Vorstellung haben. — Martin erzählt in seiner ^iStude historique et critique
8ur Vart m4dicale la Chine^, dass zwei euglische Aerzte sich bemühten, einigen
hochstehenden chinesischen Aerzten die anatomisch-pathologischen Ein-
zelheiten eines Typhusfalles zu deuten , aber einfach mit der Erklärung abgewiesen
wurden: in den Büchern stände es anders. — Was die Pathologie anlangt,
so wurde durch P. Grosier eine Zeit lang die Angabe aufrecht erhalten, dass
BORDEiJ (s. diesen) in seinen 1756 erschienenen „Reche^'ches 8ur le pouls etc.*^
wesentlich aus chinesischen Quellen geschöpft habe. Die blosse Erinnerung an
den Umstand, dass die Chinesen über den Vorgang der Circulation nicht die
geringste Anschauung haben, lässt die Angabe in dieser Form widerlegen. Vor-
trefiliche Kritiken über die chinesische Pulslehre, speciell auch die des Tschang-Kis
hat Aug. Pfizmayer in den Sitzungsberichten der Wiener Akademie (1865, 1866,
1870) niedergelegt. — Dass die Geburtshilfe von Aerzten nicht betrieben
wird, wurde bereits erwähnt; hinsichtlich der Chirurgie haben manche Neben-
umstände die abendländischen Aerzte in Ven^'underung versetzt, so z. B., dass
bei der in China eo äusserst häufig vorgenommenen Castration sich Vorbereitungen
von Altei's her empfohlen finden, welche an die künstliche Blutleere (also eine
Errungenschaft neuesten Datums für die europäische Mediciu) erinnern. Wer indess
die Beschreibungen des operativen* Vorganges bei Morache (P6kin et ses habi-
tants, Paris 1870) oder bei älteren Darstellern sorgfältig nachliest, kommt gewiss
zu der Ueberzeugung , dass die ganze Operation mit unglaublicher Rohheit imd
Unkenntniss der anatomischen Verhältnisse verübt wird. Weiter sagt E. Martin
(welchem Henderson vollkommen beipflichtet) hinsichtlich dieses Wissenszweiges
wörtlich: „Nous nous sommes adresse ä un des plus renomm^s praticiens de
P6kiu, le grand pontif de l'acupuncture , seule pratique chirurgicale en
u s a g e , et nous lui avons demand^ toute la s6rie des Instruments, qui composent
Tarsenal chirurgical chinois: nous possMons donc tous ces Instruments et nous
avons avec eux la preuve quHls sont encore au dessous de Tenfance de
Tart", — ein Urtheil, welches der Unterzeichnete — wenn auch nur aus kürzerer
Anschauung — ohne Bedenken unterschreibt. Specialärzte srewisser Fächer mag
es wohl geben ; den Zweig des Specialistenthums, welcher sich mit der Behandlung
der Syphilis befasst, schildert (nach Morache) sehr anschaulich W. Stricker in
„Die Prostitution und die daraus entstehenden Krankheiten in Ghina*^ (Virchow's
Archiv, Bd. 51, pag. 434). Eine hygienische Massregel sucht man in der
Variolisation der Kinder, wie sie nach guten Quellen seit dem 10. Jahrhundert
Seitens chinesischer Aerzte auf der Nasenschleimhaut — bei Knaben links, bei
Mädchen rechts — ausgeführt worden ist.
Ueber die Ausbildung der chinesischen Aerzte ist wenig bekannt. Im
7. Jahrhundei*t (unter der T h a n g - Dynastie) wurden in allen Hauptstädten Unter-
richts-CoUegien für Medicm und Astrologie, bestehend aus einem Director und
zwei Professoren, eingerichtet (629). Anfangs des 12. Jahrhunderts (1103) wurden
überall Medicinschulen gegründet, 1109 eine medicinische Akademie in Peking
eingerichtet. 1220 traten zu den Hauptschulen in allen Kreisstädten noch Secundär-
schulen hinzu. Unter dem Kaiser Koubilal* wurden Einrichtungen, den franzö-
sischen Concursen ähnlich, unter der M i n g - D>iiastie drei medicinische Grade
geschaffen. Dem Kaiser Canghi schreibt man die Gründung des noch jetzt in
Peking bestehenden Ta-i-Yuen („oberstes mediciuisches Collegium"j zu.
Quellen im eigentlichen Sinne (chinesisch geschriebene) sind dem Verfasser nicht
zugänglich.
Wernich.
CHIOCCO. — CHISHOLM. 15
GMOCCO, Andrea Gh., italienischer Arzt aus Verona und Professor der
Mediein daselbst, ausserdem Philosoph und Naturforscher; seine an Zahl nicht
geringen Schriften tragen in besonderem Grade das Gepräge der damaligen Geistes-
riehtung. Er starb in Verona 1624. Unger.
Chirac, Pierre Gh., 1650 zu Gonquest (Rouergne) geboren, war zuerst
Jesuitenzögling, dann Student der Theologie in Montpellier, Hauslehrer bei einem
Apotheker und studirte endlich von 1680 ab Mediein. Stark protegirt von Ghi-
COTNEAU, erlangte er 1683 den Doctorhut, hielt dann Anatomiecurse und erhielt
1687 den Lehrstuhl der Mediein in Montpellier. Von 1692 ab als höherer Militär-
arzt an verschiedenen Plätzen thätig, später Begleiter mehrerer Prinzen und
Herzöge in den italienischen und spanischen Feldzttgen, gelangte er später nach
Paris und concipirte hier den Plan zu einer Acad^mie de mödecine, der indess nicht
zur Ausführung kam. Später nach Montpellier zurückgekehrt, machte sich Gh. um
die Beseitigung der Trennung zwischen Mediein und Ghirurgie (die allerdings erst
nach seinem Tode erfolgte) und durch Gründung von Preisen für bedeutende wissen-
schaftliche Arbeiten verdient. Am 1. März 1732 starb er mit Hinterlassung
folgender grösserer Schriften: „Specimina vitioaae corporis humani mechamces^
(Montpellier 1697) — „De motu cordis adversaria analytica" (Daselbst 1698).
Eine Schrift über die Wundheilung: „Quaeatio medico - cMrurgica etc.^ (Mont-
pellier 1707) wurde 1742 von FiZES französisch edirt. Eine besondere Berühmtheit
hatten ihrerzeit „Observations sur les incommodüSs auxquelles sont sujet les
Squipages des vaisseaux et la manüre de les traüer^ (Paris 1724) und „Traiti
desßkvres malignes et desfihyres pestilentielles gut ont regn^h Rochefort en 1694^
(Daselbst 1742). — Gh. war auch experimentirend thätig und machte zuerst die
später von Magendie wieder aufgenommenen Versuche, nach welchen der Brechact
bei Unthätigkeit des Magens durch Gontraction des Diaphragma und der Bauch-
muskeln zu Stande kam, sowie auch die künstliche Respiration bei enthimten
Thieren. (Eph^m. des curieux de la nat. IV. Jahrg., resp. Jour. des savans 1688.)
Dict. hist. II. Red.
Ghisliolin, Golin Gh., englisch-amerikanischer Arzt, war 1755 zuinvemess
in Schottland geboren, studirte in Edinburg, trat bereits 1775 in ein Hochländer-
Regiment als Ghirurg ein, kam mit demselben 1776 nach Nord-Amerika, blieb daselbst
während des ganzen Revolutionskrieges, liess sich nach dem Friedensschlüsse 1783,
auf Halbsold stehend, zu St. Georges, der Hauptstadt von Grenada in West-Indien,
nieder und wurde einige Jahre später Surgeon, 1795 Surgeon - General to the
Ordnance, 1797 Inspector-General ofOrdnance Hospitals in the Wind ward Islands,
in welcher Eigenschaft er die Artillerie-Hospitäler auf den gedachten Inseln zu
inspiciren hatte. Auch als Schriftsteller hatte er sich bereits durch Beiträge zum
Edinb. Med. and Surg. Joum. (1786, 90, 93, 94), Beobachtungen über epidemische
Krankheiten betreffend, und durch eine Schrift: „An essay on the malignant
pestüential fever introduced into the West-Indian Islands from Boullam , on
the Coast of Guinea, as it appeared in 1793 and 1794^ (London 1795 ; 2. Aufl.
2 Bde. 1801) bekannt gemacht. Die Angriffe, welche gegen seine in dieser
Schrift niedergelegten Ansichten gemacht wurden, wehrte er ab in „A letter to
John Haygarth ... exhibiting farther evidence of the infectious nature of
the pestüential fever in Grenada . ... in order to correct te pemicious doctrines
prormdgcUed hy Dr, Edw, Miller, etc," (1809) und in „Observations on some
remarks of Dr, Bancroft, etc,^ (Edinb. Med. and Surg. Joum. 1813). Dabei
publicirte er in dem letztgenannten Journal (1800, 08, 10, 11, 12, 14, 15, 17)
eine Reihe von Aufsätzen, unter denen wir folgende anführen „ Gases of yaws and
leprosy etc,** — „A short account of the epidemic polypus of Grenada in 1790^
— „On the poison of ßsh^ — „Gase in which the caesarian Operation was
successfully performed, ttoice on the saine women** — „O71 the Ines bovina
vfUertropica^ u. s. w. Nach seiner Rückkehr nach Europa lebte er meistens zu
16 CHISHOLM. — CHOMEL.
Bristol oder Olifton und von 1819 — 24 in Genf, wo er sein letztes und bedeutendstes
Werk: „Manual of the climate and diseases of tropical countnes
Calculated chiefly as a guide to the young niedtcal practitioner, on his first
resorting to those countnes" (London 1822) verfasste. Kr starb in London am
2. Februar 1825.
American Journ. of the med. sc. Vol. 4, 1829, pag. 394. G.
^Ghisolin, Julian J. Ch. , ameTikanischer Chirurg, der während des
Secessionskrieges bei der Sttdstaaten- Armee eine hervorragende Rolle spielte, ver-
fasste bei dieser Grelegenheit : „-rl manual of müitary surgery, for the use of
surgeons in the Confederate States Army ; etc." (Columbia, 3. Aufl. 1864). Er
hat sonst hauptsächlich Augen- und Ohrenkrankheiten Betreffendes in verschiedenen
Zeitschriften, wie den «Transaet. of the Med. et Chir. Fac. of Maryland (1873),
in den Arch. of Ophthalm. and Otol. (1873), den Virginia Med. Monthly
(1875, 79, 80) u. s. w. geschrieben, darunter: „Intraocular enchondroma of
22 years grotcth" — „Neurotomy : as a Substitute for enucleation, Anew Operation
in Ophthalmie surgery" — „Optico-ciliary neurotomy, the proposed Substitute
for extirpation of a lost and painful eye ball",
Virginia Med. Monthly 1873, pag. 783 (nicht zugi jiglich). — Index - Catalogue,
IJ, pag. 962. O.
Chmielnick , Martin de Ch. (Chmieleciüs a Chmielnick), war am
5. November 1559 zu Lublin in Polen geboren, studirte von 1577 an in Basel, zuerst
Philosophie und dann Medicin, erhielt 1587 durch Felix Plater den Doctorgrad,
wurde 1589 in Basel Professor der Logik und 1610 Professor der Physik, in
welcher Stellung er bis zu seinem am 3. Juli 1632 erfolgten Tode verblieb. Er
war seit 1612 Consiliarius der medicinischen Facultät, ftlnfmal Decan derselben
und dabei ein sehr beliebter Arzt, Archiater bei zwei Bischöfen von Basel. Er hat
nur einige Dissertationen (1619, 1623), sowie Briefe, die sich in HobnüNg's
Cista mediea befinden, gesehrieben.
Biogr. med. HI, pag. 272. — Miescher, pag. 27. K. & P.
Ghojnowski , Bronislaw Ch. , geboren zu Murzynce auf der Ukraine
am 3. Mai 1836, studirte in Kiew, wo er nach Beendigung seiner Studien längere
Zeit hindurch als Assistenzarzt in der therapeutischen Klinik fungirte. Nach einer
zweijährigen Studienreise, während weicherer die berühmtesten Krankenhäuser Europas
besuchte, wurde er 1865" in Warschau Privatdocent für speciellc Pathologie und
Therapie; nach zwei Jahren zum ausserordentlichen Professor ernannt, leitete er die
therapeutische Klinik. Er starb am 6. April 1870 an Flecktyphus, womit er sich
in seiner Klinik angesteckt hatte. Ch. erfreute sich der höchsten Liebe und Achtung
seiner Schüler, welche er sowohl durch sein gründliches und gediegenes Wissen,
als auch durch sein liebenswürdiges Benehmen an sich zu fesseln wusste. Seine
zahlreichen Arbeiten sind in verschiedenen polnischen Fachblättem abgedruckt, in
deutscher Sprache veröffentlichte er in Vibchow's Archiv (1870) einen Aufsatz
über laryngeales Athmen. K. & P.
Ghomel. Französische Arztfamilie, innerhalb deren das Verwandtschaftsver-
hältniss Jacques-FrangoisCh.'s nicht positiv festgestellt ist, welcher mit einer
These über die Säfte 1708 in Montpellier doctorirte und über das Verhältniss der
Physiologie zur Medicin (1709), sowie über die Wässer von Vichy (1738) schrieb. —
Besthnmt gehören dagegen zusammen : Pierre-Jean-BaptisteCh. (dessen Vater
und Onkel vielleicht auch schon Aerzte waren), 1671 — 1748, der sich indess besonders
medicinisch-botanischen Studien zuwandte und nur Schriften dieser Richtung verfasste.
Sein Verdienst beruht in der Grtlndung eines pharmaceutisch-botanischen Instituts. —
Sein Sohn Jean-Baptist e-Louis Ch. , unbekannten Geburtsjahres, 1765
gestorben, wurde königlicher Leibarzt 1732, Decan der Pariser Facultät 1754.
Neben seinem „Essai historique sur la mddecine en France^ (Paris 1762) und
CHOMEL. — CHOPART. 17
der ^Eloge de Duret" (Daselbst 1765) haben sieh auch der Brief „Sur les maladies
den beMiaux** und die y^ Dissertation historiqtie sur Vesp^ce de mal de gorge
gattgreiieux^ qui a reyn4 parmi les enfans Vandernier^ (Paris 1745, resp. 1749)
erhalten. — Jean-Baptiste-Louis' Neffe und Pierre-Jean-Baptiste's
Enkel ist Andral(?) Fran^ois Ch., 1780 (?) geboren, Med. Dr. zu Paris 1813.
Er war Professor der internen Pathologie an der Ecole de m^decine, wurde später
Oberarzt am Hötel-Dieu zu Paris, 1830 Ritter der Ehrenlegion und Mitglied der
mediclnischen Akademie. Seine schriftstellerische Thätigkeit war eine äusserst
fruchtbare (Callisen bringt ein bis auf die letzten Jahre vollständige« Verzeichnis»)
und bewegte sich vorwaltend auf dem intern-klinischen und pathologisch-anatomischen,
aber auch auf epidemiologischen, statistischen und encyklopädischen Gebiet. Hervor-
zuheben sind: „Es^ay sur le rhuviatisme'^ (Paris 1813) — „Elitnens de patho-
logie gin^rale^ (Daselbst 1817, 1824) — „Traitd des fi^vres et des maladies
pestilentielles*' (1821; — auch deutsch Leipzig 1822) — „Constitution midicale
de Parin" (Leroux' Joum. de m6d. 1813 und ähnlich 1814) — „ConsidSrations
sur les JiPvres rS?nittentes etc,^ (Nouv. Joum. de m6d. 1818) — „MManose
du foie, du poumon et du tissu cellulaire de Vorbite droits etc.^ (Daselbst
gleichzeitig) — „Sonderbarer Fall einer plötzlich eingetretenen Schlafsucht*^
(Horn's Arch. f. med. Erfahrungen 1828) -— „Tilfaelde af Oedema glotttdis^
(Bibl. for Laeger 1829). — Ch. arbeitete mit am „Dictionnaire de termes de
medecine" und am „Nouvelle dictionnaire de m6decine". 1834 publicirte er:
„Legons de clinique m4dicale^ (Paris; deutsch: „lieber das Typhusfieber" von
j. L. Genest und F. J. Behbend).
Bioi^. med. III. — Callisen, IV und XXVII Wörnich.
Ghopart, Franko is Gh., berühmter Chirurg zu Paris, war daselbst am
30. October 1743 geboren. Sein Vater hiess Fran^ois Turlure, seine Mutter
Marie-Anne Chopart, deren Namen er annahm und während seines ganzen
Lebens führte. Seine medicinische Ausbildung fand im Hötel-Dieu, unter MOREAU,
in der Piti6 und im Bicetre statt. Er erhielt bereits 1767 einen Preis von der
Aoadömie de Chirurgie ftir seine Arbeit: „Essai sur les loupes^ (Prix de TAcad.
de chir. T. IV) und im folgenden Jahre ein Accessit nebst einer ehrenvollen Er-
wähnung für sein „M4m, sur lei contrecoups dans les iSstons de la tSte"
(daselbst), das er in's Lateinische übersetzte: „De laesionibus capitis per ictus
repercusfos"^ und 1770 als Dissert. benutzte, um die Würde eines Magisters der
Chirurgie zu erlangen. Schon 1771 wurde er Professor an der £colepratique und
publicirte 1780 mit P.-J. Desault, mit dem er eine innige Freundschaft geschlossen
hatte, einen ;, Traitd des maladies chirurgicales et des Operations qui leur con-
viennent^ (2 Bde.; 2. Aufl. An 4, mit einer filoge Desaült's von Bichat; deutsche
üebersetzungen, 2 Bde., Leipzig 1783; Wien 1784). Ch. wurde nacheinander bei
der Acad. de chir. Adjoint, Conseiller, Commissaire, endlich Vice-Director des
Comit^s und 1782 Bordenavk's Nachfolger auf dem Lehrstuhle der Physiologie.
Bei der Reorganisation der medicinischen Schulen durch Foubcboy wurde er zum
Professor der Pathologie externe ernannt und war von 1790 an bis zu seinem
Tode Chirurg des Hospizes derselben. In dieser Zeit schrieb er sein Hauptwerk:
„Tfait4 des maladies des voies urinaires** (2 Bde., Paris 1791; nouv, 4dit. avec
des notes et un Mim. sur les pierres de la vessie et sur la lithotomie^ par
E,'H.-F4lix Pascal, 1821). Bald darauf veröffentlichte auch einer seiner Schüler,
Laffiteau (in Fourcroy's La m6decine 6clair^ par les scienees physiques,
T. IV, 1792) die erste Operation der partiellen Fussexarticulation , welche Ch.'s
Namen trägt. In den M6m. de TAcad. de chir. (T. V) finden sich von ihm noch
zwei Aufsätze : lieber einen fungösen Tumor der Dura mater bei einem Kinde und
eine scorbutische Affection des Zahnfleisches. Ch. besuchte zweimal London und
trat zu John Hunter in freundschaftliche Beziehungen. Am 21. prairial an 3
Biogr. Lexikon. II. • ^
18 CHOPART. — CHOULANT.
(9. Juni 1795) wurde er durch einen Anfall von Cholera-morbus schnell dahin-
gerafft, einige Tage später als sein Freund Desaült.
P. S u e im Journal de med., chir., pharm, etc. T. XXV^ 1812, pag. 349. — Dict.
bist. I, pag. 814. Gurlt.
Choppin, Samuel Paul Ch., am 20. October 1828 in West-Baton-
Rouge (Louisiana) geboren, hatte 1850 am Medicai College der Universität von
Louisiana die Doctorwtirde erlangt, sodann eine mehrjährige wissenschaftliche Reise
durch England, Frankreich und Italien gemacht, sich 1854 in New-Orleans habi-
litirt und ist daselbst 1855 zum Präsidenten des Gesundheitsrathes von Louisiana und
Professor der Chirurgie an der medicinisehen Schule zu New-Orleans ernannt worden.
Während des Insurrectionskrieges nahm er eine hervorragende ärztliche Stellung
in der Armee der Conföderirten ein; nach Beendigung des Krieges kehrte er zu
seiner früheren amtlichen Thätigkeit zurück, fungirte als Professor der Chirurgie am
Charity Hospital med. College und hat sich durch seine Leistungen in den Gelb-
fieber-Epidemien der Jahre 1878 und 1879 in New-Orleans sehr verdient gemacht.
Ch. hat die dort erschienene Zeitschrift „New-Orleans medicine News and Hospital
Gazette" begründet und in den Jahren 1854 — 57 redigirt, auch mehrere Artikel,
besonders chirurgischen Inhaltes in derselben veröffentlicht. Er ist am 24. Mai 1880
an einer acut verlaufenen Lungenentzündung gestorben. ^ Hirsch.
/y. Chotkow, Peter v. Ch., als Sohn eines Bauers zu Chotkow bei
Bodzanow geboren, studirte bis 1457 in Krakau, darauf in Bologna, wo er zum
Dr. med. promovirt wurde und einige Zeit als Lehrer wirkte. Vom Herzog
Boleslaw von Masowien berufen, wurde er der Erzieher seiner Söhne und später,
nachdem er sich dem geistlichen Stande gewidmet, im Jahre 1471 Kanzler von
Masowien und 1481 Bischof von Plock; er starb 1497. Ch. gründete das Hospital
zum heiligen Geist in Pultusk; ein von ihm veifasstes, „Medicinalia seoreta ex
auctoribtis diversis" betiteltes Manuscript bewahrt die bischöfliche Bibliothek in Plock.
K. & P.
Ghonlant, Johann Ludwig Ch. , geboren am 12. November 1791 zu
Dresden, widmete sich dem Studium der Medicin zu Leipzig uud erwarb sich da-
selbst 1818 nach Vertheidigung seiner Dissertation „Decus pelvium spinarumque
deformatarum^^ die Doctorwürde. Er prakticirte hierauf in Altenburg, von wo er
1821 nach Dresden übersiedelte. Hier fungirte er als Arzt am Krankenstifte in der
Friedrichsstadt, hielt von 1822 ab Vorlesungen über praktische Medicin an der
medicinisch-chirurgischen Akademie uud wurde 1828 zum Professor der Klinik,
1843 aber zum Director der Akademie ernannt. Im Jahre 1844 erhielt er die Stelle
des Medicinal-Referenten im Ministerium des Innern, in welcher er lange Jahre hin-
durch einen sehr grossen Einfluss auf das Medicinalwescn des Königreichs Sachsen
ausgeübt und in forensischer Hinsicht durch zahlreiche Gutachten eine ausgedehnte
Thätigkeit entfaltet hat. Sein Tod erfolgte am 18. Juli 1861. Ch. war ein äusserst
scharfsinniger, kenntnissreicher und fleissiger Arzt, dessen hauptsächliche Bedeutung
in seinen hervorragenden Leistungen auf dem Gebiete der Geschichte der Medicin
im weitesten Umfange zu suchen ist. Er war jedoch auch als Lehrer wegen seines
klaren und nüchternen Vortrages geschätzt und für seine praktische Befähigung
sprechen namentlich das von ihm verfasste „Lehrbuch der speciellen Pathologie
und Therapie des Menschen" (1831, von 1845 ab in mehreren Auflagen heraus-
gegeben von H. E. Richter), sowie die „Anleitung zur ärztlichen Beceptirhinst"
(Leipzig 1821, 1834). Beide Werke haben früherhin grossen Beifall gefunden und
verdienen in ihren Grundzügen in so mancher Hinsicht auch jetzt noch Beachtung.
Ein yerzeichnis.s der von Ch. herausgegebenen selbständigen Werke findet sich in
Engelmann's Bibliotheca medico-chirurgica (6. Aufl. 1848, pag. 112). Ausserdem aber hat
Ch. zahlreiche Aufsätze in medicinisehen Zeitschriften (Allg. med. Annalen, Zeitschr. f. Nat.-
und Heilkunde , mehrere Literatur-Zeitungen u. s. w.) veröffentlicht, sowie auch vielfache Bei-
träge zu Pierer's Realwörterbuch und zu Callisen's Med. Schriftsteller-Lexikon geliefert.
Winter.
CHRETIEN. — CHRISTIAN. 19
/Chretien, Guillanme Gh., französischer Arzt aus dem 16. Jahrhundert,
bekannt als Arzt des Herzogs von Bouillon, später des Königs Franz I. und
Heinrich H. ; beschäftigte sich viel mit den Werken alter Meister und über-
setzte auch einige Werke von Hippokrates und Galenos in's Französische. Er
starb gegen 1560. • Unger.
Christ. Johann Theo bald Gh., zu Frankfurt a. M. , war daselbst
am 25. Mai 1777 von ganz unbemittelten Eltern geboren, begann 1790 mit sehr
geringen Mitteln in Marburg zuerst die Rechte, dann Medicin zu studiren, wurde
daselbst 1802 Doctor mit der Diss. „De conceptione tuharia cum annexa ohser-
vatione**, Hess sich in demselben Jahre in Frankfurt nieder und war bald der
beschäftigtste Geburtshelfer, der von fast 10.000 Geburten, die er geleitet, den
Verlauf niedergeschrieben hat. Sein im Laufe der Jahre erworbenes Vermögen von
150.000 fl. bestimmte er testamentarisch zur Errichtung eines noch heute seinen
Namen führenden Kinderkrankenhauses, das, nach seinem am 11. August 1841
erfolgten Tode, Anfangs Januar 1845, eröffnet Tvnirde,
Neuer Nekrolog der Deutschen. Jahrg. 19. 1841, II. pag. 753. — Stricker, pag. 258.
G.
Christensen . Anders Ch. , verdienter Anatom imd Professor an der
medicinischen Facultät in Kopenhagen, ist 1551 in Ribe (Jiltland) geboren. Nach
einem Studium an der Kopenhagener Universität unternahm er 1573 eine mehr-
jährige Reise nach dem Auslande, studirte in Wittenberg und Jena, gab daselbst
auch schon Unterricht in Anatomie, ging weiter nach Padua, wo er die Schriften
des V. Trincavella ausgab. In Basel erlangte er 1583 die Doctorwürde, kehrte
zurück nach Kopenhagen und erhielt eine medicinische Professur, beschäftigte sich
fortwährend besonders mit Anatomie, auch mit Obductionen, welche er aber bald
"wieder aufgeben musste, da dieselben allgemeines Entsetzen und Abscheu hervor-
riefen. Bei dem Besuche des gelehrten Königs Jakob von Schottland im Jahre
1590 hatte er die specielle Ehre, eine Vorlesung vor dem königlichen Zuhörer
zu halten. Er starb 1606.
Biographie und Literatur-Verzeichuiss in Ingerslev's ,,Danmarks Laeger".
Peterse n.
Christensen, Mads Gh., geboren 1805, rühmlicher medicinischer Kliniker
in Kopenhagen, Obermedicus am „Almindelig Hospital" daselbst, eine kurze Zeit
Professor der medicinischen Klinik an der Universität, Mitredacteur der „Hospitals-
Meddelelser". Ausser seiner Inaugural-Dissertation „De exploratione veneßcii chemka
<ir8enico facti" hat er nur wenig publicirt. Gestorben 1864. Petersen
* Christensen, KarlNikolausCh.,zu Lemvig (Jütland) am 8. December
1833 geboren, studirte in Kopenhagen und bildete sich unter A. v. Grakfe in
Berlin und Dondebs in Utrecht bis zur Promotion am 2. Februar 1867 weiter
aus. Seit Januar 1859 als Arzt, seit 1867 als Augenarzt in Kopenhagen wirkend,
schrieb er über Glaukom und publicirte kleinere ophthalmologische Abhandlungen
in dänischen medicinischen Zeitschriften. ^^^
Christian, Wolf gang Gh., aus Bern, wo er später auch wirkte,
vollendete seine Studien in Basel 1702. Seine beiden DLssertationen über die
Heredität bei Krankheiten, über das Greisenalter (Basel 1701, resp. 1702) sind
nicht unwichtig. Ausserdem schrieb er über die Weissenburger Thermen, eine
Materia medica unter dem Titel: „Thesaurus Ludoviamius^ (Daselbst 1707,
Nürnberg und Altdorf 1720) und forderte durch einen leider ohne Druckort und
Datum erhaltenen „Ehiladungsbrief" zu einer Sammelforschung über die National-
krankheiten des Schweizerlaudes auf.
ßiogr. med. III. Red.
Christian, Thomas Ch., aus Schalkendorf (Ukraine^ 1735—1780,
stndirte in Klagenfurt, Laibach und Graz, und zwar hier Theologie. In Wien
2*
20 CHRISTIAN. — CHRISTINÜS.
gring er dann 1760 zur Jurisprudenz, in Laibach aber etwas später zur Medicin
tiber. Von 1766 ab studirte er diese Wissenschaft in Wien unter de Haen, van
SwiETEN und jACQüiN Und wurde 1771 promoyirt. Vier Jahre lang übernahm
er dann die Oberleitung des Hospitals in Raab, kehrte darauf aber nach Wien
zurück und widmete sich neben einer ausgedehnten Praxis den durch folgende
Schriften gekennzeichneten Studien : „Beiträge zur Geschichte U7id Behandlung
der natürlichen Pocken^ (Wien 1781) — „Geschichte und pathologische Schil-
dprung der neuen Epidemien^ (1782; im gleichen Jahre Fortsetzung dazu). Ein
j,phy,sikalisch'politisches Tagebuch^ über Entstehung von üeberschwemmungen
erschien 1784, ein Essay über MilitÄrhygiene (speciell in Süd-Ungarn) 1788 in Wien.
Biogr. med. III. Red.
* Christiani , Arthur Gh., zu Fttrstenwalde am 30. Docember 1843
geboren, wurde 1867 in Berlin nach regelmässigem Studiengange promovirt. Bis
1871 als praktischer Arzt in Berlin, bis 1877 als Privatgelehrter in Berlin mit
physikalischen und mathematischen Studien beschäftigt, trat er '1877 als Assistent
der physikalischen Abtheilung in das physiologische Institut der Berliner Univer-
sität ein, wurde 1879 Privatdocent und 1880 Prof. extraord. daselbst. Mono-
graphisch veröffentlichte er: „Beiträge zur Elehtricitätslehre" (Uober irrcciproke
Leitung elektrischer Ströme, Berlin 1878; absol. Graduirung des Schlitten-
inductoriums von E. Du Bois-Reymond und Construction des modificirten Capillar-
elektrometers) — „ Ueber Besonanz aperiodisirter Besonatoren^ (Theorie der
Wirkung des Trommelfelles, 1879) — „Athemcentren und Coordinationscentrum
im 3. Ventrikel und in den Vierhiigeln^ (1880) — „Studien über Poroskopie^
(1881) — „lieber Absorption des Schalles durch Besonatoren^ (1882). Ausser-
dem verschiedene physikalisch-physiologische Untersuchungen, die in den Berichten
der Berliner physiologischen Gesellschaft und einige physiologisch-chemische Unter-
suchungen, die in Hoppe-Seyler's Zeitschrift veröffentlicht sind. Als kürzere vor-
läufige Mittheilung sind die „Grundzüge einer reinen Mechanik reizbarer
organischer Systeme*^ veröffentlicht. 1881 zur internationalen Ausstellung nach
Paris entsandt, wurde Ch. als Mitglied der Commission für Elektrophysiologie zimi
Kongresse cooptirt. Die von Zöllner in Leipziger Universitätskreisen angeregten
spiritistischen Neigungen wurden von ihm erfolgreich bekämpft. ^^^^
* Ghristie, James Gh., zu Glasgow, wurde daselbst ausgebildet und —
1860 — zum Doctor med. promovirt. F. F. P. S. Glasg. wurde er 1877, fungirte
längere Zeit als Lecturer über Hygiene am Anderson's College, war auf seinen Reisen
Leibarzt des Sultans von Zanzibar und wirkt zur Zeit alsHouse surgeon am Universitäts-
Krankenhause und der Glasgow Infimiary, sowie als Assistant physician am dortigen
Lunatic asylum. Seine Publicationen nahmen ihren Stoff aus seiner Reisezeit, so:
„Cholera in East-Africa etc.*' (1876) — „Bemarks on the epideinic of dengue
or Kidinga Pepo , at Zanzibar and east coast of Africa in 1870 — 1871**
(Transact. of the Bombay phys. and med. soc. 1871) und „On epidemics of
dengue fever efc.*^ (Glasg. med. Joum. 1881). Ch. giebt das Sanitary Journal
for Scotland heraus. Red.
GhristillTlS, Bernadinus Gh., aus Corsica, studirte Mitte des 17. Jahr-
hunderts in Montpellier unter L. Rivierus. Nach sechsjährigem Studium ging er
in ein Franziskanerkloster , fuhr jedoch fort , Medicin zu treiben und prakticirte
auch öffentlich. Seine Hauptschrift „Pratica medicinale a osservazioni" (Venedig
1680, mit Tafeln, 4.) wird als Plagiat der Lehren des Rivierus angesehen.
Ausserdem schrieb er noch: „De lue seu morbo veneres. De felre pestilenti.
De regulis astrologicis and niedicinam spectantium, Arcana Lazari Bivieri*'
(Venedig 1676). Im ersteren Werke sind 700 Originalbeobachtungen in drei
Büchern wiedergegeben, theils nach den einfachen diagnostischen Symptomen,
theils als „mali di donne", theils als „pratica de tutte le febri" zusammengefasst.
Red.
CHRISTISON. — CHBOSCIEWSKI. 21
Christison, Sir Robert Ch. , geboren am 19. Juli 1797 zu Edinburg,
wo sein Vater Professor der Philologie war, gestorben ebendaselbst am 27. Januar
1882, erhielt seine wissenschaftliche Erziehung auf der High School und vom
14i Lebensjahre an auf der Universität seiner Vaterstadt. Nachdem er 1819 den
üoctorgrad erworben, ging er zuerst nach London, wo er am St. Bartholomews
Hospital Medicin und Chirurgie und ausserdem eifrig Chemie trieb, dann nach
Paris, um unter OßFiLA und RobiqüET praktische toxikologische und chemische
Studien zu machen. In seine Heimat zurückgekehrt, erhielt er 1822 die neu-
gegründete Professur der gerichtlichen Medicin, welche er 1832 mit dem Lehrstuhle
der Materia medica vertauschte, welchen er bis 1877, wo er resiguirte, inne hatte.
Im Jahre 1823 wurde er Mitglied des R. College of Physicians, das ihn 1838
und 1846 zum Präsidenten wählte. 1857 wurde er von der Krone als Vertreter
der schottischen Aerzte in das Medieal Council berufen, in welcher Stellung er
bis 1873 verblieb und in dem er sich namentlich als Vorsitzender des Subconüt^s
zur Eatwerfung einer nationalen Pharmacopoe Verdienste erwarb. 1 868 wurde er
Präsident der Edinburgh Royal Society. 1871 erhielt er die Baronetwürde. —
Ch. ist der bedeutendste Toxicologe Grossbritanniens und sein 1829 erschienenes
Werk: „Treatise on poüons^ (bis 1845 vier Auflagen) zeugt von vielfachen eigenen
Erfahrungen und Versuchen und von einer gründlichen Keuntniss der englischen
und französischen Literatur. Neben diesem . Handbuche der Giftlehre hat sein
y^Dispenaary^j ein Commentar zu den drei britischen Pharmacopoen, Verbreitung
gefunden, trotz mancher Schwächen, welche die erste Auflage (1842^ darbot, die
jedoch in der zweiten (1848) beseitigt wurden. Ausserdem publicirte Ch. eine
grössere Schrift: „On granulär disease ofthe kidney$^ (1839), deren Beziehungen
zum Alkoholismus er namentlich aufklärte. Unter seinen toxicologischen und pharma-
cologischen Untersuchungen sind diejenigen über den Einfluss verschiedener Gas-
arten auf die Vegetation (mit Türneb), über Oxalsäurevergiftung (mit Coindet),
über Gummigutt und Calabarbohne (1855) die hauptsächlichsten. Von Jugend aut
kräftig und dazu noch durch anhaltende Leibesübungen gestärkt, bewahrte er
seine körperliche Rtlstigkeit und geistige Frische bis in sein höchstes Alter, so
dass er noch 1878 zur Prüfung der (-oca Wirkung bei anstrengenden Märschen
zweimal den 1100 Meter hohen Ben Voirlich bestieg. Husemanii.
Ghlistoty F61ix Gh., in Lyon, geboren 1841, schrieb u. A. Folgendes:
jjOoariotomies pratiqudes par M, A, D esgr anges; Observation et tableau
statistique^ (Lyon 1867) — „Contribution a Vhistoire des tumeiirs j>lexiformeH*^
(Gaz. hebd. de m6d. 1870) — „Du drainage dans les plales yar armes de
yu^rre** (Paris 1871) — „Le massacre de Vainhdance de Saöne-et-Loire^
(Lyon mMical 1871). Auch gab er heraus A. Desgraxges' ^L^gons de cUnique
<^hlrurgicale'' (Paris 1867, 68). Er starb im Jahre 1871.
Desgrangesin Lyon medieal 1872, pag. 64 (nicht zugänglich). — Index- Catalogue,
III, pag. 176. G.
*Clirobak, Rudolf Ch., zu Troppau (Schlesien) am 8. Juli 1840 g^
boren, bildete sich in Wien aus und wurde 1866 promovirt. Als Privatdocent
wirkte er seit 1870, als Prof. extraordinarius seit 1879 au der Wiener Universität.
Ch. publicirte: „Gynäkologische Mittheilungeri und Casuistlk** (Wiener medic.
Rundschau, Wiener medic. Presse, Archiv für Gynäkologie, Wiener medic. Wochen-
schrift) — „ lieber bewegliche Niere und Hysterie^ (Rundschau) — „ Ueber
tkertlität^ (Wiener medic. Presse) — „Die mikroskopische Anatomie des Uterus^
(8tbicker*s Handbuch der Gewebelehre) — „ Untersuchungsmethoden und gynä-
kologische Therapie^ (PiTHA-BiLLROTH, Handbuch der Frauenkrankheiten;.
Red.
/Chrosciewski , Johann Hieronymus Ch. (Chroözirtowski) , Sohn
de« Posener Arztes und Bürgermeisters Stanislaus Ch., geboren zu Posen,
8tudirte in Krakau und Padua. Er prakticirte als geschätzter Arzt in Posen, wo
22 CHROSCIEAVj=:KI. — CHUCKERBÜTTY.
er im Jahre 1612 zum Bürgermeister erwählt wurde. Er ist der Herausgeber der
Vorlesungen seines Lehrers H. Mercurialis über Kinderkrankheiten, welche oft-
mals abgedruckt wurden; die erste Auflage, welche 1583 in Venedig bei P. Mecetds
in 4. erschien, führt den Titel: „De morbis puerorurriy tractatus locupletissimus
afque doctissimtis , ex ore praceptoris sui Hieronymi Mercurialis diligenter
exceptUH inqiie Ubros tres digestus^ (unter der Widmung steht der latinisirte
Name Ch/s Joannes Ghoscesicsj. yl. & p.
Chrouet, Werner Ch., Oculist von Mitte des 17. bis Anfang des
18. Jahrhunderts, machte sich, in Löwen und Ltittich wirkend, besonders um die
Erforschung der durchsichtigen Augenmedien (welche NüCK angeregt hatte) berühmt
und publicirte ('1688j ein Werk: „De triurn himorum oculi originey fomnatione
et mitritione'* . Später schrieb er noch über die Mineralwässer zu Aachen und Spa
(Lüttich 1714) und starb bald darauf. vandenCorput. — Red.
Chrysennus (XpO^repao;), ein Schüler des Herophilüs, schrieb über den
Puls. Sein Schüler war Hebaclides von Erythrä.
Gal. VIII, 741-746. Sext. Emp. Pyrrh. inst. I, 84. Plin. 2;>, 22, 71.
He Im reich.
Chryslppus. Mehrere Aerzte des Alterthums führen diesen Namen.
1. Chrysippus von Knidus, um 350 vor Chr. , gehört zu den hervor-
ragendsten Aerzten der Knidischen Schule. Er war, wie sein Zeitgenosse und
Landsmann Eudoxus, ein Schüler des Philistion aus Lokri in Unteritalien und
besuchte mit Ei:i)OXrs Aegypten, dessen Aerzte in frühester Zeit als Specialisteu
(Herod. II, 84 j in grossem Ausehen standen. Er ven^'arf den Aderlass, dessen
Wirkungen er durch das Binden der Arme und Füsse zu ersetzen suchte und ver-
ordnete Schwitzbäder fXia toj ttiOou Trupia, Gal. IV, 495) gegen die Wassersucht»
Von seinen Schriften scheint schon zu Galen's Zeit keine mehr vorhanden gewesen
zu sein. Seine Schüler waren Aristogenes, Medius und Metrodorcs.
Diop. Laert. VII, 7, 10. VIII, 8, 2 und 3. Gal. XI, 221, 230, 252 Sext. Emp.
adv. gramm 258.
2. Chrysippus, ein Sohn des Vorigen, war Leibarzt des ägyptischen
Königs Ptolemäus.
Diog. Laert VII, 7, 10.
3. Chrysippufe, der Schüler des Erasistratu«, ist vielleicht identisch
mit dem von Plinius in der Nat. historia lib. XX wiederholt citirten Schriftsteller
über den Kohl und mit dem Ch., dessen Werk „::£ft Xx/ivcov" der Schoiiast zu
Nicand. Ther. 838 er^'ähnt.
4. Chrysippus, ein Anhänger des Asklepiades, wird von Cael. AureL
chron. IV, 8 als Verfasser einer Schrift: „Ueber Eingetceidewiirmer^ erwähnt*
Helmreich.
Chuckerbutty , Soorjocoomar Goodeve Ch., zu Calcutta, war von
Geburt ein Hindu, aus der Brahminen-Kaste, und war der Jüngste von den vier
Eingeborenen, welche 1845 in das University College zu London aufgenommen
wurden, um Medicin zu studiren. Er wurde 1849 bei der Londoner Universität
Doctor, ging zum Christenthum über und nahm als Beinamen den Namen seines
Leiters, Dr. H. H. Goodeve, des späteren Professors der Anatomie und Geburts-
hilfe an der Universität zu Calcutta, an. Nachdem er mehrere Jahre in Calcutta
gewesen, bestand er 1855 in London glänzend das Examen für den Dienst in
Ost-Indien, wurde darauf Assistant Physician und Physician 4es Hospitals in
Calcutta und Professor der Materia medica und klinischen Medicin an der dortigen
Universität, auch Surgeon Major bei der Armee von Bengalen. Er hatte 1863
einen hervorragenden Antheil an der Errichtung der Bengal Medical Association,
die der British Medical Association als einer ihrer Zweige affiliirt wurde. 1864
hielt er einen Vortrag: „The present State of the medical profession in Bengal^
(British Med. Journal 1864; Indian Annais of Med. Sc.) und veröffentlichte iu
CHÜCKERBÜTTY. — CHURCHILL. 23
der erstgenannten Zeitschrift (1862 — 64) noch eine Reihe von Aufsätzen: „On
iodide of potassium in the treatment of aneurisni" — „A case of amyloid
degeneratton" — „Two cases of cyanosis^ — „Cases of typhus fever in
Calcutta" u. 8 w. , ebenso in den Indian Annais (Nr. XIX, XXIV): „Cases
ülustrative of the pathology of dysentery" — „On the treatment of tetanus
by large doses of Indian henip*', auch einen Bericht über das Pocken-Hospital
zu Chispore u. s. w. Wegen ungünstiger Gesundheit nahm er einen zweijährigen
Urlaub, kam nach England, befand sieh daselbst auch besser, starb aber am
29. September 1874 im Alter von nur 48 Jahren.
British Medical Journal 1874, II, pag. 511. (x.
Chüden, vier Aerzte in der Altmark und in Hannover. — Johann
Joachim Ch. war zu Salzwedel am 9. November 1671 geboren, studirte von
1691 an in Jena und Frankfurt a. 0., wurde 1694 daselbst Licentiat der Medicin,
machte eine grössere Reise durch Deutschland, Oesterreich, Ungarn, Italien und
wurde darauf Physicus in seiner Vaterstadt. Er starb am 7. Mai 1698 auf einer
Reise zu Arneburg. In Frankfurt a. 0. hatte er (1694) zwei und in Padua (1695)
eine Dissertation geschrieben. — Christian Friedrich Ch. war als jüngster
Bruder des Vorigen am 3. Mai 1686 zu Salzwedel geboren, ging 1706 nach Jena,
1709 nach Leyden, wo er in demselben Jahre Doctor wurde. Er Hess sich
in Salzwedel nieder, wurde 1714 Landphysicus der Altmark und verfasste:
„Methodus nova praeservandi et curandi atrophiam, seu maciem infantum, et
per consequens morbum sie dictum Anglicum , etc.^ (Salzwedel 1726, 4., in
vermehrter neuer Auflage als „Neue Methode y das Abnehmen der Kinder,
welches von denen sogenannten Mitessern entstehet, theils zu verhüten, u. s. w."
Leipzig und Salzwedel 1733, 4. erschienen). 1735 zog er nach Lüneburg, wo
er zum Landphysicus und grossbritannisehen Hofmedicus ernannt wurde und am
7. Deeember 1747 starb. — Sein Sohn, Johann Valentin Ch., 1724 zu
Salzwedel geboren, wurde 1746 in Göttingen mit der Dissertation „De methodo
praeservandi el curandi atrophiam infantum" Doctor, ging 1747 nach Lüneburg,
wo er auch starb. — Wilhelm Ludwig Ch., Bruder des Vorigen, 1733 zu
Salzwedel geboren, wurde 1756 mit der Dissertation „De signis foetus vivi et
mortui^ (auch in J. G. Roederer's Opuscula medica, 1763, 4.) Doctor und starb
1811 als Landphysicus zu Hannover. .
Andreae, I, pag. 41 ff. G.
GlmrclLill) James Morss Ch., zu Thames Ditton in Surrey, schrieb:
„A treatise on acupuncturation : being a description of a surgical Operation
originally peculiar to the Japanese and Chinese, and by them denominated
zin-king, etc." (London 1821; deutsche üebersetzung von J. Wagner, Bamberg
1824; französische üebersetzung von R. Charbonnier, Paris 1825) — „Cases
tllustratioe of the immediate effects of acupuncturation^ etc.** (London 1828) —
„Observatians on the diverse treatment of gonorrhoea virulenta , etc." (London
1822; 2. edit. 1834). Auch beschrieb er „Two cases of fractured claviculo,
produced by sudden muscular exertion" (Lond. Med. Repository 1822), nebst
anderen Aufsätzen in demselben Journal. Er gab femer mit JouN Stbphenson
„Medical botany" (London 1827) heraus.
Callisen, IV, pag. 165; XXVII, pag. 98. — Index-Catalogne , III, pag 179.
G.
GhnrcMll, Fleet wo od Ch., zu Dublin, berühmter Gynäkolog^ war in
Nottingham 1808 geboren, studirte in Edinburg, wurde 1831 daselbst Doctor,
ging darauf nach Dublin, um dort Geburtshilfe zu studiren, Hess sich daselbst
nieder, und erriehtete, um sich der letzteren ganz zuzuwenden, zusammen mit
Dr. Speedy eine kleine Gebäranstalt, das Western Lying-in Hospital, wohin er
bald eine Anzahl enthusiastischer Zuhörer zog. Seine ersten Veröffentlichungen
waren: „Syllabus ofa course oflectures on the theory and practice of midwifery^
24 CHURCHILL.
and on diseases of women and cküdren, delivered in the medico-chiruryical
school^ (Dublin 1834) — „Notes on some of the disorders of menstruation^
(Edinb. Med. and Surg. Journ. I836j — y^Outlines of the jyrincipal diseases
of females, Chießy for the use of students" (Dublin 1838; Philadelphia 1839;
6 Auflagen) — „Observations on the diseases mcident to pregnancy and
chüdbed" (Dublin 1840: Philadelphia 1840) — „Researches on operative midici-
fery, etc," (Dublin 1841) — »27/e diseases of females: including these of
pregnancy and childhed^ (Dublin, 4. edit. 1857; 4. Amer. edit. Philad. 1847;
new edit. by D. Fr. Condie, Philad. 1857; französische Uebersetzungen von
WiELAND et DüBRiSAY, Paris 1865, 66 und Leblond, Paris 1874); dasjenige
seiner Werke aber, welches die weiteste Verbreitung gewann, war: „On the theory
ond practice of midmfery^ (London 1842; 2. Aufl. 1850; Amer. edit. by
D. Fe. Condie; a new Amer. from the 4. English ed. Philadelphia 1862); ferner:
,.The diseases of children'' (Dublin 1850; 3. Aufl., 2. Amer. Ausg. Philad. 1856).
Die meisten dieser Schriften wurden in fremde Sprachen tibersetzt, darunter auch in
das Chinesische. — 1856 wurde er zum King's Professor der Geburtshilfe bei der
School of Physic ernannt, eine Stellung, in welcher er bis 1864 verblieb. Wieder-
holt war er Präsident der Obstetrical Society von Dublin und des King's and
Queen*s College of Physicians; 1851 erhielt er von der Dubliner Universität den
Ehrendoctor-Titel. Zu seinen späteren Arbeiten gehört „A manual for miduifes
and monthly nurses^ (Dublin, 3. Aufl. 1872). Ausserdem eine grosse Zahl von
Aufsätzen im Dublin Journ. of Med. Sc. und anderen Zeitschriften ; auch übersetzte er
eine Reihe werthvoller Aufsätze über Puerperalfieber für die Sydenham Society 1841).
1875 zog er sich aus der Praxis, welche die grösste alif dem Gebiete der Gynäkologie
in Dublin gewesen war, zurück und starb am 31. Januar 1878 zu Ardtrea Rectory,
in der Grafschaft Tyrone, bei seinem Schwiegersohne, einem Geistliehen. Er nahm
juich grosses Interesse an der Medicinal-Reform und war einer der Gründer der
Dublin Sanitary Association im Jahre 1850, sowie der späteren ähnlichen Ver-
einigung, und anderer Vereine.
T. W. Grimshaw in Dublin Journ. of Med. Sc, Vol. 05, 1878, pag. 285. —
Lancet 1878, I, pag. {^56. — Med. Times and Gaz. 1878, I, pag. 156. g.
* Churcllill, John Francis Gh., englischer Arzt, der theils in London,
theils in Paris, theils auf dem Chäteau d'Hargeville (Seine-et-Oise) lebt. Er erwarb
die Doctorwürde zu Paris 1848 mit der These „Du traitement de la ßevre ou
ent6ro-m6senth'ite typhoide^ und zu St. Andrews 1857 und ist Arzt des Dispen-
saire für Schwindsucht und Brustkrankheiten, Rue Larrey zu Paris. Er^ schrieb :
„On the prevention of consumption by the use of the hypophosphites^ (Paris
1859) — „De la cause immidiate de la 2>hthine pulmonaire .... et de leur
traitement spicifique par les hypophosphites^ (2. Aufl. Paris 1864; englische
üebersetzung New York 1859; 1860; 1861) — „Ob^ervations, w^inoires, . , . ,
sur le traitement des maladies de poitrine par les hypophosphit^s^ (4. 6dit.
Paris 1873) — „Consumption and the hypophosphites^ (London 1874) — „Con-
sumption and tuberculosis ; .... specific, treafment by the hypophosphites lipon
the principles of stoechiological medicine^ (London 1875) — „Recherches sur
le traitement des 7naladies respiratoires de nnture nontuherculeuse^ — „Essai
d\ine pathologie et d'une th^rapeutique stoechiohtgiques^ u. s. w.
Mcdical Directory for 1881, pag. 97. — Index-Catalogue, III, pag. 179. G.
*Cllurcllill, Frederick Oh., zu London, wurde 1873 zu Edinburg
Doctor, ist Chirurg des Victoria Hospital for Children, schrieb: „Auscultation of
the heart^ und übersetzte Liebreich's „Use and abuse of atropine^ . Für die
St. Thomas' Hospital Reports lieferte er: „St, Thomas'' Hospital Statistical
report, 1868 — 70^ — „The complications of hernia^ und schrieb noch
folgende Aufsätze : „On a nev^ mode of arresting haemorrhage by temporär y
compression^ (Lancet 1865) — „On sutures — the hook and eye suture^
CHURCHILL. — CIGNA. 2b
(Med. Times and Gaz. 1867) — „Mechanical distortions of the spine^ (Brit.
Med. Journ. 1871).
Medical Directory for 1881, pag. 97. Cr.
*Ciacclo, Giuseppe ('., geboren am 15. October 1824 in Catanzaro,
studirte im nun aufgehobenen C'ollegio-Convitto medico chirurgico von Neapel und
dann in London, wo er besonders Baker Brown, Spencer Wells und vor Allem
Beate zu Lehrern hatte, und zuletzt in Berlin unter Virchüw und Kühne. Im
August 1845 zum Doctor an der neapolitanischen Universität promovirt, ist er
seit 1870 Professor der comparativen Anatomie und Histologie an der Universität
Bologna, nachdem er einige Jahre lang als Arzt und Chirurg in Neapel praktieirt
hatte. Seine wichtigsten Schriften sind : „Delle ejmUdi e loro cura jyei causttci*^
(Filiatre Sebezio, Neapel 1857) — „On the nerves of the Cornea^ (mit zwei
Tafeln, London 1863) — r,On the distribution of the nerves to the shin of the
frog** (Transactions of the R. Microse. Society, mit 2 Tafeln, London 1864) —
^Beobachtungen über ^ die Pacini* sehen Körj)erchen aus dem Mesenterium der
Katze** (Oentralbl. für med. Wissensch. 1864j — „Intorno alla minuta fabbn'ca
della pelle della rnna esculenta^ (mit 3 Tafeln , gekrönte Preisschrift, Palermo
1867; — „Anatomia sottile rfe' corjmscoli Pacimci delV uomo, dei mammiferi,
nccelli ecc.^ (mit 5 Tafeln, Memorie della Academia delle scienze di Forino 1868) —
Esperienze comparotive intorno nlV azione di alcuni fluid i verlformi e materie
vaporabüi sopra % movimenti degli spermatozoidi^ (Ibid. 1870) — „Osservazioni
intorno alV intimn costituzione de corpuscoli della linfa, de corpuscoli bianchi
fiel sangue, de^ purulenti, mucosi e salivari" (Ebenda 1870) — „Esperienze
fifiiologiche comparatice intorno alV azione del succo brunniano e delle glandule
di Lieb erkühn^ (Ebenda 1870) — „Nuove ricerche sulla interna tessltura
dei tendini^ (Memorie dell' Academia delle scienze di Bologna, 1872) — „Osser-
razioni intoi-no alla struttura della. congiuntiva umana" (mit 7 Tafeln, Ebenda
1873) — „Sulla origine e struttura delV umor vitreo ecc."* (Ebenda 1877) —
„Osservazioni sul modo come terminano i nervi viotorii nei inuacoli delle for-
jßedini ecc," (mit 6 Tafeln, Memorie etc. 1877) — „Intorno alla struttura della
cfirtilagine cotri detto cellulare e parenchimatosa*^ (Rendiconto etc. 1878) —
^ISopra V ossißcazione delC intero umor vitreo delV occhio umano** (mit 2 Tafeln,
Memorie etc. 1879) — „Notizie sulla forma della fovea centralis che e nella
iiiacula lutea della retina umana"* (Rendiconto etc. 1H80) — „Sopra il distri"
huimento e terminazione delle fibre nervee nella comea ecc,^ (Memorie etc. 1881).
(Die Arbeiten rein zootomischen Inhaltes sind nicht mit aufgeführt; hervor-
ragende Wichtigkeit haben unter denselben einige über die elektrischen Organe.)
Cant ani.
Gicliorilis, Ludwig Emil C, Professor der Anatomie an der Universität
zu Dorpat, wurde zu Leipzig am 4. April 1770 geboren, studirte ebendaselbst
und wurde Magister der Philosophie und Baccalaureus der Medicin. Im Jahre
1803 kam er als Hauslehrer nach Eisektill in Livland und von hier 1804 als
Prosector und ausserordentlicher Professor an die neugegrtindete Universität nach
Dorpat. Nach der Berufung Burdach's von Dorpat nach Königsberg rückte 0.
in die Stelle Burdach's als Professor der Anatomie und Physiologie ein am
22. April 1814. Wegen Krankheit und wegen seines vorgerückten Alters gab er
am 20. September 1827 seine Stellung auf und starb am 15. 27. März 1821)
in Dorpat. C. war ein äusserst eifriger Lehrer, sonst ein Sonderling. — Schrift-
fttellerisch thätig war C. nur in der Zeitperiode vor seiner akademischen Thätig-
keit, jedoch nicht auf medicinischem Gebiet.
Recke-Napiersky, I. Bd., pag. 349. — Beise Nachträge, pag. 131.
L. Stieda.
Cigna, GiovanniFrancescoC, zu Mondovi am 2. Juli 1734 geboren,
Htarb 1790 zu Turin. Durch die These „StdV uso delV eleUricita neMa medi-
cina e sulla irritabilith Halleriana** (Turin 1757) lenkte C. die Aufmerksamkeit
26 CIGNA. — CIRILLO.
in hohem Grade auf sich. 1770 wurde er Professor der Anatomie in Turin und
publieirte in dieser Stellung eine Reihe von Dissertationen über Magnetismus und
Elektricität, über das Blut, die elektrischen Bewegungen, über Verdunstungskälte,
das Auslöschen der Flammen und den Tod, über die Athmung etc. in den Samm-
lungen der Turiner Akademie. Eine Abhandlung: „Sulla castrazione dei polU etc.**
findet sich in den „Atti publ. a Verona", ein Brief: „Sopra un fenomeno prodotto
dal franamento** in Rottler's „Giomale di fisica". rr^^ ^ ^ ^
^ " Uffreducci. — Red.
Cilano, Georg Christ. C, zu Altona, war am 28. Deeember 1696 zu
Pressburg geboren, Hess sich nach Beendigung seiner medicinischen Studien in
Altona nieder und beschäftigte sich neben der Medicin auch mit archäologischen
Forschungen. Abgesehen von seinen Arbeiten auf diesem Felde schrieb er: „De
correptelis artem medicam hodie depravantibus^ (Altona 1739, 4.) — „De
incrementis anatomiae^ (1740, 4.) — „De giganttbus nova disquisitto historica
et critica** (1756, 4.) — „De motu humorum progressivo, veteribus iion ignoto**
(1762, 4.). Er erhielt den Titel eines köuigl. dänischen Justizrathes und starb am
17. Juli 1773.
Dechambre, XVII, pag. 264. G.
Cinelli-Calvoli, Jean C, italienischer Arzt und Gelehrter, geboren 1625
in Florenz, studirte in Pisa unter Toricelli, wurde Dr. der Philosophie und
Medicin und kehrte 1651 nach Florenz zurück, wo er sich weniger dem ärztlichen
Berufe als dem Studium der schönen Wissenschaften hingab. C. ist insbesondere
bekannt geworden durch die Herausgabe der sogenannten Bibliotheca volante,
deren erste Seanzia 1677 erschien. Er starb 1706. ünger.
Gimselli, Luigi 0., geboren in Pavia 1803, studirte in Pavia als
Schüler Porta's, war Director des Krankenhauses in (?odagno^ später chirurgischer
Primararzt und zuletzt sanitärer Chef des Krankenhauses in Cremona, wo er am
17. October 1878 starb. In den Kriegsjahren 1848 und 1859 dirigirte er Militär-
spitäler. Er beschäftigte sich immer vorwaltend mit Chirurgie und besonders
mit der therapeutischen Anwendung der Elektricität in derselben. Im Jahre 1856
sehrieb er sein Werk: „SulV elettropuntura nella cura degli aneurüiyii^ und
entdeckte bei seinen weiteren Studien die chemische Wirkung des elektrischen
Stromes auf die Gewebe. Im Jahre 1860 demonstrirte er in der Pariser chirur-
gischen Gesellschaft seine Entdeckung, im Jahre 1862 veröffentlichte er seine
Schrift: „DelV aziane chimica della corrente elettrica sopra i tesmiti organici
viventi e delle sue applicazioni alla terapetdica** y welcher die anderen: „SulV
elettrolisi considerata negli esaeri orgamzzati e nelli applicazioni terapeutiche
delle correnti galvaniche** (1874) und „Sulla elettrolisi applicata alla cura di
turaori di varia itidole** (1875) folgten, in welchen er sein System der Elektro-
punctur der Aneurysmen vervollkommnete und die Art und Weise, die aus der
Bildung des Schorfes im Punkt der Nadeleinstechung entstehenden Gefahren zu
vermeiden, auseinandersetzte. Er hatte sich eben vom Hospitaldienst zurückgezogen
und war mit der Herausgabe eines grösseren Werkes über Elektrolyse beschäftigt,
als ihn der Tod überraschte. Als* glücklicher Operateur, namentlich in den sub-
periostalen Operationen hatte er sich grossen Ruf erworben und war ein warmer Ver-
fechter der Trepanation des Schädels bei Traumen, die von Lähmung gefolgt waren.
Cantani.
Cirillo, Nicolo C, italienischer Arzt und Physiker, geboren 1671?
gestorben 1734 in Neapel und daselbst Professor der Physik, ist der Verfasser mehrerer
physikalischer und medicinisch-therapeutischer Abhandlungen, u. A. : „Dissertation
sur Vusage de Veau froide dans les ßHres** (Transact. philosoph., 36. Bd.).
Unger.
Cirillo, D 0 m e n i c 0 C, aus der gleichen Familie wie der Vorhergehende
stammend, geboren in Grugno bei Neapel 1734, studirte Medicin und Natur-
CmiLLO. — CIVIALE. 27
Wissenschaften und erhielt schon in sehr jungen Jahren den Lehrstuhl der Botanik
in Neapel. — Nach einem mehrjährigen Aufenthalte in England und Frankreich,
wo er in nähere Verbindung mit Hunter, Buffon, d'Alembert und Diderot
trat, kehrte er nach Neapel zurück, wurde hier Professor der praktischen, später
der theoretischen Medicin. Während der politischen Wirren des Jahres 1799 wurde
C, der als Philanthrop im besten Sinne des Wortes sich allgemeiner Verehrung
in seiner Vaterstadt erfreute, mit Acclamation zum Präsidenten der neapolitanischen
Republik gewählt, musste nach der noch im nämlichen Jahre erfolgten Rtlckkehr
Ferdinand 's nach Neapel flüchten, wurde gefangen und trotz der Fürbitten
Nelson's und Hamilton's hingerichtet. — Neben seinen botanischen Schriften
haben seine syphilidologischen , die den besseren seiner Zeit beizuzählen sind,
Interesse: „Aviso intonio alla vianiera di adoperare Vunguento di sublimato
corrosivo, nella cura delle malattie veneree" (Neapel 1780, 8.; deutsch in
Sammlung auserlesener Abhandlungen zum Gebrauche praktischer Aerzte. Leipzig
1783, VIII, pag. 526 — 551; französisch im Journal de m6d., chir., pharm, etc.,
Paris 1783, LIX, pag. 506 — 526) — „Osservazioni pratiche irUorno alla lue
veneree'' (Neapel 1783, 8., pag. 288; deutsch von J. G. Dähne, Leipzig 1790,
8., pp. XIV, 450 und Wien 1791, 8., pp, XVI, 495; französisch von E. Auber,
Paris 1803, 8.). Die Bemerkungen über viscerale Syphilis stützt C. (in diesem
Abschnitt der Syphilisforschung überaus selten) auf Leichenbefunde.
Unger. — J. K. Proksch.
Gitois (CiTESius) Frangoifi C, zu Poitiers, war daselbst 1572 geboren,
wurde 1596 zu Montpellier Doctor, kam, nachdem er einige Zeit in seiner Vater-
stadt prakticirt, nach Paris, wo er sich der Gunst des Cardinais Richelieu,
dessen Arzt er wurde, zu erfreuen hatte. Er beschrieb die Geschichte eines Mädchens
zu Confolent in Poitou, welches angeblich zwei Jahre lang keine Speisen zu sich
genommen hatte und fügte dazu andere ihm bekannt gewordene Fälle, namentlich
den von JoüBERT in der Schrift: „Abstinens Gonfolentanea , cid obiter adnexa
eist pro Jouberto apologia^ (Poitiers 1602; Bern 1604) und vertheidigte sich
gegen die Angriffe von Harvet in Orleans, der die ganze Angelegenheit für
Betrügerei erklärte, in der Schrift: „Abstinentia puellae Confolentaneae ab
Israelis Harveti confutatione vindicata" (Genf 1602; englische Ueber-
setznng 1603). Verdient aber machte er sich um die Beschreibung der Kolik von
Poitou durch die auf eigene Erfahrung und die seiner CoUegen basirte Schrift:
„De novo et populari apud Pictones dolore colico bilioso , diatriba" (Poitiers
1616) und schrieb noch einen „Advis sur la nature de la peste^ (Paris 1623).
Diese Schriften sind vereinigt in seinen „Opuscula medica" (Paris 1639, 4.).
Gegen das Ende seines Lebens kehrte er nach Poitiers zurück und starb daselbst
als Decan der dortigen medicinischen Facultät im Jahre 1652.
Dreux du Radier, T. IV. — Dict. hist. I, pag. 819. G.
Civlale, Jean C, zu Paris, war im Juli 1792 zu Salilhes bei Aurillac
(Cantal) geboren, wurde während seiner Studienzeit in Paris durch eine Vorlesung
von Marjolin, in welcher von den durch Gruithüisen 1813 in München gemachten
Versuchen, den Stein in der Blase zu zertrümmern, die Rede war, darauf geführt,
in dieser Richtung weiter zu arbeiten, und nachdem er zuerst vergebliche Versuche
gemacht hatte, den Stein in der Blase durch chemische Mittel aufzulösen, gelang
ihm die Erfüllung der Aufgabe, denselben auf unblutige Weise in der Blase so
zu zerkleinem, dass er in Fragmenten auf dem natürlichen Wege entleert werden
kann, einer Aufgabe, mit der sich gleichzeitig auch Andere wie Foürxieb de Lkmpies,
Amcssat, Leroy d'£tiolles, Hburteloup beschäftigten, insofern, dass, nachdem
er 1820 Doctor geworden uud 1823 eine Schrift „Nouvelles considerations sur
la rdtention d^urine siiivies d'un traiti sur les calculs urinaires, sur la maniere
d'en connaUre la nature dans Vintdrieur de la vessie, et la possibilite d!en
op^rer la destruction sans P Operation de la taille*^ geschrieben, er der Erste
28 CIVIALE. — CLANXY.
war, der die Operatiou am lebenden Menschen, am 13. Januar 1824, vor einer
Coramission der Akademie der Wissenschaften und einer grossen Zahl von Pariser
Chirurgen ausführte. In Folge des von Chaüssier und Percy erstatteten günstigen
Berichtes erhielt er 1826 von der Akademie einen Preis von 6000 Franken und
1827 den Mo nthyon- Preis von 10.000 Franken zuerkannt. Seit dieser Zeit
beschäftigte er sich ausschliesslich mit dieser Operation und der Verbesserung der
dazu erforderliehen Instrumente. Bezüglich der letzteren ist zu bemerken, dass,
nachdem er bei seinen ersten Operationen und eine Anzahl von Jahren später
das sehr umfangreiche und schwer zu handhabende dreiarmige Instrument , mit
welchem das Zerbohren des Steines ausgeführt wird, benutzt hatte, er später zur
Anwendung der zweiannigen, noch jetzt gebräuchlichen Instrumente flbei'ging. Die
Schriften, die über das neue Verfahren in schneller Aufeinanderfolge erschienen,
waren: „Sur la Uthotritie ou broiement de la pierre dans la vess-ie^ (Paris 1826;
deutsche Uebers. von En. Ad. Graefe, Berlin 1827) — „De la Uthotritie etc.''
(Paris 1827, av. 5 pl. ; deutsche Uebers. von 0. J. W. P. Remer, Breslau 1827) —
„Lettre a M, le chev. Vtnc. de Kern etc," (1827 ; deutsche Uebers. Berlin 1828)
„Seconde lettre sur la Uthotritie*^ (1828 und noch vier weitere unter demselben
Titel bis 1848) — „Note sur le catarrhe vtsical chez les vieillards^ (1829).
Von Wichtigkeit für die Verbreitung der Kenntniss der Operation war es, dass
1828 für ihn im Hop. Necker eine Special- Abtheilung für Steinkranke gegründet
wurde, welcher C. bis zu seinem Tode vorstand und zu deren weiterer Aufrecht-
erhaltuug er testamentarisch 30.000 Franken vermachte. In dieser Hospital-
Abtheilung war Gelegenheit gegeben, seine unvergleichliche G3schicklichkeit bei
der Operation zu bewundern, obgleich sein sonstiges Lehrtalent ein sehr geringes
war. Auch wird behauptet , dass die später unter seinem Namen erschienenen,
von den Krankheiten der Harnorgane handelnden zahlreichen Schriften grösstentheils
von Anderen verfasst seien. Hierher gehören: „Parallele des dicers moyeiis de
traiter les calculeux etc." (1836; deutsehe Uebers. vouEd. Ad. Graefe, Berlin 1837)
— „Trait4 'pratique sur les maladies des organes gSnito-urinoires" (3 voll.
Paris 1837 — 42; 3. Aufl. 1858 — 60; deutsche Uebers. von SiOM. Frankenberg
und Sanson Landmann, 3 Thle., Leipzig 1843, 44) — „Traitd de Vaffection
cahideuse, etc." (1838, 5 Tafeln) — „Du traitement m4dical et prSservatif
de la pierre et de la gravelle, etc" (1840; deutsche Uebers. von L. Hollstein,
Berlin 1840; engl. Uebers. von Henry H. Smith, Philadelphia 1841) — „Traitd
pratique et historique de la Uthotritie" (1847) — „De l' uritkrotmnie etc."
(1849, av. 1 pl.). — Die zahlreichen und langwierigen Streitigkeiten, in welche
er theils mit anderen coucurrirenden Specialisten, theils mit den berühmtesten Chirurgen
seiner Zeit, wie Dupuytren, Jübert, Velpeau, verwickelt wurde, und die erfüllt
sind von Anklagen, Invectiven, boshaften Insinuationen und sich sogar noch in einer der
zwei nach seinem Tode erschienenen Schriften: „Collections de calculs urinaires
et d'instruvients de Chirurgie" (1869) — „La Uthotritie et la taille , guide
pratique pour le traitement de la pierre, Mite par le Dr, G uardia** (1870,
av. figg.) finden, trugen nicht eben dazu bei, seinen Ruhm zu vermehren; jedoch
darf man nicht übersehen, dass jene Streitigkeiten überhaupt in sehr erbitterter
Weise geführt wurden, und er andererseits in Folge seines Weltrufes eine ganz
enonue Menge von Steinkranken von ihren Leiden befreit , dabei aber auch
Millionen erworben hat. Er starb am 18. Juni 1867.
Gaz. hebdomad. de med. et de chir. 1867, pag:. 432. — Dechambre, XVH, pag. 617.
Gurlt.
Glanny, William Reid ('. , zu Sunderland, war um 1780 in Irland
geboren, wurde 1803 zu Edinburg Doctor, liess sich dann im obigen Orte nieder,
wo er 45 Jahre lang Arzt der Bishop Wearmouth Infimiary war. Er gab 1807
eine Analyse der Mineralwässer von Batterley bei Durham heraus, erfand 1813
eine Sicherheitslampe für Bergwerke (Philosoi)h. Transactions 1813), gab eine Methode
für die Conservirung der Pockenlymphe an f Annais of Philos. 1814) und verfasste
CLANNY. — CLARK. 29
ausser einer Anzahl von Aufsätzen in dem letztgenannten Journal,, sowie im Edinb.
Med. and Surg. Journal, der Lancet und Lond. Med. Gazette einige kleine Schrifteu
Aber den Typhus (1828), die Cholera (1832, 33). Sein arbeitsreiches Leben
endete am 10. Februar 1850.
Dechanibre, XVII, pag. 650. -- Oallisen, IV, pag. 175; XXVII, pag. 101. G.
Glapies, Charles C, französischer Arzt, geboren in Alais 1724, gestorben
daselbst 1801 als praktischer Arzt, übersetzte das sonderbare Buch: „Mulieres
homines non esse^ und gab es heraus unter dem Titel „Paradoxes sur les femmes,
oh Von tacke de prouver, qvJelles ne sont pas de Vesp^ce humaine^ (1766).
Claraonontius (Claromontiüs), s. Clermont. '^s-
Glare, Peter C, englischer Chirurg, der, 1784 gestorben, eine massige
R^ihe chirurgischer Publicationen über Syphiliscur (London 1780), Tripperbehandlung
und Behandlung der Wunden hinterliess. Der „Treatise on the gonorrhoea^
erfuhr mehrfache Auflagen (London 3. Ausg. 1780, 1784, posthum 1789). Auch
der „Essay on the eure of abscesses by cauattc^ wurde dreimal (London 1778,
1779, 1799) aufgelegt.
Dict. bist. II. Red.
Clark, John C. , zu Newcastle, war 1744 zu Roxburgh in Schottland
geboren, wurde 1768 Assistant Surgeon im Dienste der ostindischen Compagnie
und liess es sich angelegen sein, Studien über Krankheiten in den Tropen anzu-
stellen, die unter dem Titel „Observations on the diseases which prevail in long
coyages to the lot countries y particularly on those in the East Indies; etc,^
(2 voll. London 1773; 1793; 3. Aufl. 1809; deutsche Uebers. Kopenhagen und
Leipzig 1798) erschienen. Nach Kuropa zurückgekehrt, wurde er in St. Andrews
Doctor und liefs sich zuerst in Kelfs, dann, um 1775, in Newcastle nieder, wo
er wiederum die Volkskrankheiten näher zu erforschen begann und sich gleichzeitig
um die Einführung von Verbcsserungen in der Newcastle Infiimary verdient machte.
Er schrieb daselbst: „Observations on fever s^ especially those of the continued
type; and on the fcarlet fever attended wtth vlcerated sore-tkroat, etc.^
(London 1782) — „Letter on the inßuenza, as it appeared in Newcastle, etc,*^
(1783) — „An account of the plan for the improvement and extentton of the
Inßrmary of Ntwcastle** (Newcastle 1801) — „A collectton of papers intended
to promote an Institution for the eure and prevention of infectious fevers in
Newcastle etc. Part. 7, II** (Newcastle 1802) und eifiige Aufsätze in den Medical
Commentaries. Er starb am 15. April 1805 zu Bath, wo er Linderung seiner
Leiden gesucht hatte.
Fenwick, Sketch of the life, professional life and character of . . . . London 1806
(nicht zugänglich). — Dechambre, XVII, pag. 655. G.
Glark, James C, zu San Domingo, war Dr. med., Mitglied der Royal
Society und der Colleges of Physicians zu London und Edinburg. Er schrieb ;
„A treatise on the yellow fever, as it appeared in the island of Dominica in
the years 1793— 96 ; etc.*' (London 1797) und eine Anzahl von Aufsätzen in
Düncan's Med. Comment. (VoL 13, 14, 16, 1788—91) und in Simmons' Med.
Facta and Observ. (1797), darunter über eine besondere Art von Aneurysma der
Art. femoralis, über Hepatitis und 13 Fälle von Leberabscess , über die giftigen
Eigenschaften der Wurzel von Jatropha manihot und die Wirksamkeit des Cayenne-
pfeffers gegen diese und andere Vergiftungen, u. s. w.
Callisen, IV, pag. 178; XXVII, pag. 102. . G,
Clark, Sir James C, zu London, war am 14. December 1788 zu
Findlater, Co. Banff, geboren, studirte in Aberdeen und Eldinburg, woselbst er
1 809 Mitglied des College of Surgeons wurde, trat dann in den Dienst der Flotte,
in dem er bis 1815 verblieb,, iim dann in Edinburg seine Studien fortzusetzen und
30 CLARK. — CLARKE.
1817 daselbst zu promoviren. 1818 begleitete er einen Patienten nach Süd-Europa
und begann von da seine besondere Aufmerksamkeit dem Einflüsse, welchen ein
milderes Klima auf Schwindsüchtige ausübt, zuzuwenden, indem er sich gleichzeitig
1819 in Rom als Arzt niederliess. lieber die von ihm in jener Beziehung gemachten
Erfahrungen schrieb er „Medical notes on cliinates, diseases, hospitals, and
medical schooh in France, Italy and Switzerland ; etc,^ (London 1820; Neue
Ausgabe 1822; deutsch von Chr. Aug. Fischer, Hamm 1826) und gab einige
italienisch geschriebene, an den Prof. Gtac. Tommasixi gerichtete Briefe über die
medicinische Schule von Edinburg und über die englische medicinische Literatur
(1822, 23) heraus. In Rom wurde er mit dem Prinzen Leopold von Coburg,
dem späteren Könige der Belgier, bekannt, der ihn zu seinem Leibarzte ernannte.
1826 siedelte er nach London über imd verfasste daselbst „Obfiervations on the
System of teaching clmical medicine in the University of Edinburgh ; toüh
suggestions for tts improvement ; etc,^ (London 1827), sowie sein bedeutendstes
Werk „ The inßuence of climate in the prevention and eure of chronic diseases,
more particularly of the ehest and digestive organs ; etc," (London 1829;
2. Aufl. 1830; deutsche Hebers. Weimar 1830, Nachtrag 1831), durch welches
sein Ruf und sein Ansehen erheblich gewannen, zumal er durch seinen früheren
Aufenthalt in Canada, Nord-Amerika, West-Indien in seiner Eigenschaft als Mariue-
arzt und durch seine Bekanntschaft mit den meisten Mineralquellen, für die er
sich stets besonders intereasirt hatte, alle seine Collegen an Erfahrung in Betreft'
von Bade- und klimatischen Curen weit überragte. Vermehrt wurde sein Ansehen
noch durch die Schrift ,jA treatise on pulmonary consumption; comprehending
an inquiry into the causes, nature , prevention, and treatment of tuhcrculous
and scrofulous dis^ses in general" (London 1835; 1837; deutsche üeber-
setzungen von Are. Vetter, Leipzig 1836 und Herm. Stannius, Berlin 1836;
französische Uebers. Bruxelles 1836), sowie dadurch, dass er 1835 zum Leibarzte
der Herzogin von Kent und 1837, bei der Thronbesteigung der Königin Victoria,
zu deren erstem Leibarzte und zum Baronet ernannt wurde. Der Einfluss, den er
bei Hofe gewann, kam der Errichtung der medicinischen Section der Londoner Uni-
versität und des College of Chemistry zu Gute. Er verfasste noch „Remarhs on
medical rejorm, in a letter , , , to , , , Sir Ja in es Graham^ (1842; Zweiter
Brief 1843) und „Memoir of John Conolly, M, D., comprising a sketch
of the treatment of the insane in Europe and Amei'ica^ (1869), sowie mehrere
Artikel in FOBBES, Tweedie und Conolly's Encyclopaedia und starb hochgeehrt
am 29. Juni 1870 zu Bagshot-Park , einer Besitzung, welche die Königin ihm
Lebenslang überlassen hatte.
Munk, m, pag. 222. — Callisen, IV, pag. 179; XXVII, pag. 1()2. Cf.
* Clark, Frederick le Gros C, z. Z. in The Thoms, Sevenoaks (Kent)
lebend, beendete seine medicinische Ausbildung 1833 und wurde F. R. C. S. Engl.
(Hon.) 1843. Er wirkte an der Londoner Universität als Hunterian Prof. of 8urg.
and Path., als consultirender Chirurg des St. Thomas, Gt. North- und Sourrey Co.-
Hospitals und zog bereis 1836 mit einer „Anatomy and phy»iology of the nervous
System^ die Aufmerksamkeit auf sich. Später übersetzte er Dupdytren's Knochen-
liankheiten , welche durch die Sydenham society 1847 herausgegeben wurden,
gab die Verletzungen des Gefässsystems (1855) heraus und trat erst nach geraumer
Zeit wieder mit einem grösseren Werke „Lectures on the diagnosis of shocic
and visceral lesions^ (1870) hervor. Spätere Arbeiten sind: „Outlines of surgery
and surgical pathology" (2. Ausg. 1872) — „Plastic Operations on the Urethra^
(Med.-chir. Transact. XXVIII) — „Series of clinical lectures on surgery^ (Med.
times and gaz. 1860 — 1864), vieles Casuistische und einige populäre Schriften.
Red.
Clarke, Vater und Sohn, beide Geburtshelfer in London. — John 1 C,
der Vater, war Physician am General Lying-in Hospital, Store Street und am
CLARKE Hl
Asylani for Female Orphans. Er schrieb ^An essay on the epidemic diaease
of lytrig-in namefi of the years 1787 and 1788^ (London 1788, 4; deutsche
Uebersetzung von G. W. Coksbruch, Marburg 1792) — „Practical essays on
the management of pregnnncy and lahours ; and on inflammatory and febrile
diseases of lying-tn women** (1793); ausserdem mehrere Aufsätze im Lond. Med.
Journ. (Vol. 7,8), den Transact. of Med. and Chir. Soe. (1793), Philosopjücal
Transact. (1793, 98) über Entbindung mittelst des Hakens bei Beckenenge, über
Tod des Kindes durch Compression der Nabelschnur, über Tubarschwangerschaft,
Hemia diaphragmatica, einen Tumor in der Bubstanz der Placenta u. s. w.
Reu 88, pag. 79; Supplement pag. 207. G.
Glarke, John 2 C. , der Sohn, war Surgeon des General Lying-in House
und Docent der Geburtshilfe und gab heraus: „Gommentaries of some of the
niost important diseases of children" (London 1815; 2. Ausg. 1821) und schrieb
in den Med. Transact. of the College of Physicians (1815) u. s. w.
Callisen, IV, pag. 188; XXVII, pag. 105. G.
Glarke, Sir Charles M aus fiel d C, zu London, war daselbst als Sohn
von John 1 C. am 28. Mai 1782 geboren, wurde ein Zögling des St. George's
Hospital und der Hunterian School und war ein Schüler seines älteren Bruders
John 2 C, des sehr gesuchten Geburtshelfers. Nach Beendigung seiner Studien
wurde er Militär-Chirurg, anfänglich bei der Miliz, dann bei einem Garde-Regiment,
gab jedoch auf Antrieb seines Bruders diese Stellung wieder auf, um sich gauz
der Geburtshilfe, den Frauen- und Kinderkrankheiten zu widmen, über welche er
von 1804 — 21 Vorlesungen hielt, während er gleichzeitig Chirurg beim Queen
Charlotte's Lying-in Hospital war und die folgende, mehrere AuÄgen erlebende Schrift
„Observations on those diseases of females which are attended by discharges^
(2 Bde., London 1814; spätere Auflagen 1821, 1826; Philadelphia 1824; .2. Aufl.
Boston 1826; deutsche Uebers. von Ph. Heineken, Hannover 1818) verfasste,
nebst einem Aufsatze: ^jA case of sudden death during parturition, etc."
(Transact. of a Soc. for the Improv. of Med. and Chir. KnowL, Bd. 3). Er
erlangte in verhältnissmässig jungen Jahren eine sehr bedeutende geburtshilfliche
Praxis, wurde bei der Thronbesteigung des Königs Wilhelm IV. zum Leibarzt
der Königin Adelaide und 1831 zum Baronet ernannt, von den Universitäten
Oxford und Cambridge durch Verleihung von Titeln (1842, 1845) geehrt, und war
Präsident der Society for the Relief of the Widows and Orphans of Medical Man,
ftr die er sich bis zu seinem am 7. September 1857 zu Brighton erfolgten Tode
lebhaft interessirte.
Lancet. 1857, II, pag. 281 — Calliaen, IV, pag 184; XXVII, pag. 105.
G.
Glarke, Edward Goodman C, zu London, war Dr. med., Physician
to the Forces. Er schrieb: „Medicinae praxeos compendium, symptomata,
exhibens" (London 1799; 2. edit. 1800) — „The modern practice of physic"
(London 1805; 2. edit. 1807; 7. edit. u. d. T. : „The new London practice
of physic**) — „Pharmacopoeiarum Collegiorum Regalium Londini, Edinburgi
et Ebtanae, conspectas medictis, etc", auch englisch: „Conspectus of the Londan^
Edinhurgh and Dublin pharmacopoeias^ (London 1810).
Callisen. IV, pag. 185; XXVII, pag. 105. G.
Glarke, Joseph C, zu Dublin, war 1758 geboren, wurde 1779 zu
Edinbnrg Doctor, war in Dublin Master des Lying-in Hospital, hat, so viel bekannt,
keine selbständigen Schriften verfasst, aber eine Reihe von Aufsätzen, z. B. „ Ob-
servation^ on some causes of excess of the mortality of males above ihat of
females** (Philos. Transact. 1786), femer in den Transact. of the Irish Acad.
(1788, 89), in Simmons' Med. Facts and Observations (1792 etc.), Düncan*s Med.
Comment. (1790) aber Frauenmilch, über eine Krankheit mit grosser Sterblichkeit
32 CLABKE — CLäRUS.
unter den Kindern im Diibliner Gebärhause, über Puerperalfieber daselbst, Con-
vulsionen der Kinder, Bericht über das Gebärhaus (Tranaaet. of the Assoo. of the
King and Queen's College of Physicians in Ireland 1817) und „Case of amputation
of the merus'' (Edinb. Med. and Surg. Journ. 1806). Er starb 1834.
R. Co 11 ins, A short sketch of the life and writings of the late Jos. Clark <3
London 1849 (nicht zugänglich). — Callisen, IV, pag. 188; XXVII, pag. 105. • g.
Clarke, Jacob Augustus Lockhart C, zu London, war 1817
geboren, wurde ein Zögling des Guy 's und St. Thomas' Hospitals, Hess sich dann
als Arzt in Pimlico nieder und begann sich gleichzeitig mit physiologisch-histo-
logischen Arbeiten , namentlich über das Central - Nervensystem , zu beschäftigen,
während er von Neuem im St. George's Hospital Studien oblag. In Anerkennung
seiner werthvoUen Untersuchungen über das Nervensystem wurde ihm 1864 von
der Royal Society die goldene Medaille verliehen und er 1867 zum Honorary
Fellow des King and Queen's College of Physicians, Ireland, ernannt. 1871 wurde
er Physician des Hospital for Epilepsy and Paralysis, eine Stellung, die er bis zu
seinem Tode einnahm. Seine sehr zahlreichen und vortrefflichen Arbeiten finden
sich grösstentheils in den Philosophical Transactions (1851, 53, 58, 59, 60, 65, 68),
ferner in den Proceedings of the Royal Society (1857, 61), im Microscopical Journal,
Brit. and For. Med.-Chir. Review (1864 etc.) u. s. w. und betrefi^en namentlich
die Structur und Function des Rückenmarkes, der Medulla oblongata, des Ge-
hirns, der Nerven u. s. w., während seine späteren Arbeiten sich auch mit patho-
logischen Zuständen dieser Organe, bei Muskelatrophie, Epilepsie, Diabetes, Tetanus,
Paraplegien u. s. w. beschäftigen und in den Medico-Chirurg., Patholog., Clinical
Transactions, den St. George's Hosp. Rep. u. s. w. veröffentlicht sind. Er starb
am 25. Januar 1880.
Med. Times and Gaz. 1880, I, pag. 138. — Lancet, 1880, I, pag. 189. — Cata-
logue of Scientific Papers, Vol. I, pag. 936; VII, pag 395. (},
GlarkBi Edward Hammond C, zu Boston, war zu Norton, Mass., am
2. Februar 1820 geboren, wurde 1846 zu Philadelphia Doctor, 1855 Professor
der Materia medica bei der mcdicinischen Schule der Harvard University, welchen
Lehrstuhl er bis 1872 beibehielt, wo er zum Mitgliede des Board of Overseers der
Universität erwählt ^Tirde. Er publicirte „Observations on the nature and treat-
ment of polypus of the ear^ (Boston 1867) — zusammen mit Rob. Amoey: „The
physiological and therapetUtcal action of the bromtde of potasstum and bromide
of ammonium" CBoston 1872; 1874) — „Sex in education; or a fair chance
for girls" (1873; 2. Aufl. 1875) — „The building of the brain"" (1874) —
„Ä Century of American medicine^ (1876). Nach seinem am 30. November
1877 erfolgten Tode erschien noch von 0. W. Holmes herausgegeben: j^ Vision:
a study of false sight (pseudopiaj. etc." (Boston 1878).
H. A. Marcy, in Transact. of the Americ. Medic. Association, Vol. 29, 1878,
pag. 624. G.
* Clarke, William Fairlie C, zu Southborough (Tunbridge Wells),
studirte um 1860, wurde F. R. C. S. Engl. 1863, nachdem er seine ärztliche Aus-
bildung besonders am Oxford und Klng's College erlangt hatte und Dr. med. der
Oxforder Universität 1876. Frtiher Assistant Surgeon am Charingcross-Hospital,
veröflfentlichte er neben einem „Manual of the practice of surgery*^ (welches in
3. Auflage erschien) eine Monographie über Krankheiten der Zunge, dazu auch
später noch Casuistisches (Med. chir. transact. 1872, resp. 1874); sowie „On -some
rare foritis of opacity of the Cornea" (Brit. med. Joom. JL870). Red.
Glarus, Johann Christian August C, geboren 1774 zu Buch am
Forst (Coburg), erwarb sich 1798 zu Leipzig die medicinische Doctorwtirde,
habilitirte sieh 1799 als Docent, wurde 1803 zum ausserordentlichen Professor für
Anatomie und Chirurgie, 1820 aber zum ordentlichen Professor der mcdicinischen
CLARÜS. - CLAUDER. 33
Klinik und Oberarzt am Jacobs-Hospitale daselbst ernannt, in welcher Stellung
er bis zum Jahre 1848, wo er resignirte, verblieb. Ausserdem hat er lange Jahre
hindurch die Stelle eines Physicus der Stadt Leipzig verwaltet. Er starb, in den
letzten Jahren seines Lebens durch Katarakt fast ganz erblindet, am 13. Juli 1864.
C/s literarische Leistungen besitzen keinen höheren wissenschaftlichen Werth. Als
Arzt war dagegen C. lange Zeit hindurch in weiten Kreisen ausserordentlich
geschätzt ; als akademischer Lehrer wirkte er durch die Klarkeit seines Vortrages,
durch die — für die damalige Zeit ausserordentliche — Rationalität seiner patho-
logischen und therapeutischen Lehrsätze, sowie die Exactheit seiner Untersuchungs-
methode höchst anregend.
Ein vollständiges Yerzeichuiss der literarischen Publicationen C.'s findet sich in
Callisen's med. Sclirift«teUer-Lexikon. IV, pag. 192; XXVII, pag. 105 nnd in Enge l-
mann's Bibl. med. chir. 1848, pag. 114. Winter.
Glams, Hermann Julius C. , geboren am 9. März 1819 zu Leipzig,
jüngster Sohn des Vorigen, studirte zu Leipzig und Heidelberg und erwarb sich
1841 die Doctorwürde. C. war Repetent an der Klinik seines Vaters, habilitirte
sich 1844 als Docent ftir allgemeine Pathologie und Therapie, sowie für Arznei-
mittellehre an der Universität zu Leipzig und wurde 1848 zum ausserordentlichen
Professor der Medicin ernannt. Er starb am 6. Mai 1863 nach langem Leiden an
den Folgen einer Pericarditis. C.'s literarische Leistungen betreffen namentlich das
Gebiet der Arzneimittellehre, auf welchem er sich durch mehrfache Experimental-
üntersuchungen über Pfianzenstoffe (Dulcamara, Solanin, Anemonin), die in den
Jahren 1854 und 1858 in Reil's Joum. für Pharmakologie und in der Zeitschr.
der Wiener Aerzte erschienen sind, durch sorgfältige Jahresberichte (Cannstatt-
EiSENMAXN, Virchow-Hirsch) und Referate (Schmidt's Jahrbücher), namentlich
aber durch sein Handbuch der speciellen Arzneimittellehre vortheilhaft bekannt
gemacht hat, von welchem 3 Auflagen (1852 — 1860) erschienen sind. Von ander-
weitigen Schriften sind noch zu erwähnen eine Abhandlung „Ueber die physi-
kalische Untersuchung des Herzens im gesunden und kranken Zustande"
(Leipzig 1845), sowie mehrere Abhandlungen über den Idiotismus, welche 1848
erschienen sind. Wi^iter.
*Cla80Il, Edward C. , ist zu Furudal (Dalekarlien) am 17. October
1829 geboren. An der Universität üpsala waren Israel Hwasser, Fr. Sündevall,
auf seiner Reise Max Schultze seine Lehrer; 1862 wurde er promovirt und
wirkte bis 1863 als Prosector, bis 1877 als Adjunct, bis 1882 als ausserordentlicher
Professor, von da ab als Professor ord. der Anatomie an der Universität üpsala.
Schriften: „Gm Menniskohjernans vindlar och färor" (Üpsala 1868) — „Die
Morphologie des Gehörorgans der Eidechsen" (Leipzig 1871); mehrere Auf-
sätze im „Üpsala Läkare Förenings Förhandlingar". Re^l
^Classen, August C. , dessen Lebensdaten nicht zu erlangen waren,
dirigirt eine Augenheilanstalt in Hamburg und betheiligt sich an dem dortigen
Sanitätswesen. Er veröffentlichte als Habilitationsschrift „ Untersuchung über
die Histologie der Hornhaut" (Rostock 1858) — „Gesammelte Abhandlungen
über physiologische Optik" (Berlin 1868) — „Entvxurf einer Psychologie der
Licht' und Farbenempfindung" (Jena 1878) — „ Wie orientiren wir uns im
Raum durch den Gesichtssinn?" (Daselbst 1879). Red.
dauder, sächsische Arztfamilie, deren bekanntestes Mitglied G a b r i e l 0.
ans Altenburg ist. Er lebte von 1633 bis 1691, studirte in Jena bei Rolfinck,
später in Leipzig, reiste, bevor er (1655) Dr. med. wurde, in Deutschland, Holland,
England und Italien und wurde Leibarzt bei mehreren sächsischen Fürsten. Be-
geisterter Alchymist, hatte er einen grossen Streit mit A. Kircher und schrieb
eine Reihe von heutzutage gänzlich interesselosen Schriften (Amplographia, Universal-
tinetnr etc.). Hervorzuheben ist nur ein Brief an M. Rutsch „lieber den Befund
Biogr. Lexikon. II. 3
34 CLAÜDER. — CLAUSIER. .
einer Zwerchfelhhemie^ (Padua 1661) und der ^Methodus hahamandi coi-pora
humana" (eine umsichtige Compilation, Altenburg 1679). Als Mitglied der natur-
forschenden Akademie unter dem Namen „Theseus" hat C. auch in den Berichten
derselben sehr viele Schriften niedergelegt. — Sein Sohn Johann Friedrich 0.
publicirte eine „Physiologia pulsus^ (Jena 1681)) und ist zu unterscheiden von
einem Zwickauer Arzt, Christian Ernst C, der 1674 in Jena doctorirte und
viel später „Ueber Laryngotomie^ (Chemnitz 1728) und eine ^Praxis medico-
legalis etc.^ (Altenburg 1736) geschrieben hat.
Biogr. mM. III. — Dict. bist. II. Red.
Glandini, Julius Caesar C, zu Bologna, war ein berühmter Professor
der Logik, Philosophie und praktischen Medicin an der dortigen Universität. Von
seinen zahlreichen Schriften sind zu erwähnen: „Paradoxa medtca^ s, tract. de
natura et usu tkermarum, lutorum etc,** (Frankfurt 1605) — „Responsionum
et conavltationum medicinaltum, tomus unictts in IL sectiones partitris^ (Venedig
1606, fol.; 1607; 1646, 4.; 1690, 4.; Frankfurt 1608, 8.; Turin 1628, 4.) — „De
crisibas et diebua criticis'* (Bologna 1612, fol.; 1628, 4.; Basel 1620, 4.; Venedig
1690, 4.) — „De catarrho tractatua*" (Bologna 1612, foL; Venedig 1690, 4.) —
„De ingressu ad inßrmos, libri duo, etc." (Bologna 1612, 4. ; 1628; 1663;
Basel 1616; 1617; 1641; Venedig 1690, 4.), sein berühmtestes Werk, welches auch
die vorher angeführten Abhandlungen enthält. Die handschriftlich binterlassene
Schrift: „Empirica rationalis libris sex absoluta etc:^ (2 Bde., Bologna 1653 fol.)
wurde nach seinem am 2. Februar 1618 erfolgten Tode von seinem Sohne Franc. C.
zum Drucke vorbereitet, aber erst von seinem Enkel, Jul. Caesar C. heraus-
gegeben. Seine gesammelten „Opuscula etc.** (Frankfurt 1676) erschienen noch später.
Biogr. m^d. III. pag. ^82. — Dict. hist. I, pag. 8-^4. G.
Claudius, Friedrich Matthias C, zu Marburg, war am 1. Juni 1822
zu Lübeck geboren als Enkel des berühmten Matthias C. , studirte in Jena,
Göttingen und Kiel Medicin und Naturwissenschaften, wurde 1844 in Göttingen
Dr. phil., war von 1849 — 52 Conservator am zoologischen Museum zu Kiel, nahm
als freiwilliger Feldarzt der schleswig-holsteinischen Armee an deren Feldzügen
1848—50 Theil, wurde 1852 in Kiel Dr. med. und Prosector und 1859 als
Professor der Anatomie nach Marburg berufen. Seine Arbeiten gehörten grössten-
theils der vergleichenden Anatomie an; so seine beiden Dissertationen und seine
„Physiologische Bemerkungen über das Gehörorgan der Cetaceen und das
Labyrinth der Säugethiere^ (Kiel 1858). Meistens das Gehörorgan verschiedener
Thierclassen betreffend, finden sich noch Aufsätze von ihm in v. Siebold's und
KÖLLIKER*S Zeitschrift (1856), in Dünker's und Herm. Meykr's Palaeontogra-
phica (1864); femer: „ Ueber das Gehäi'organ" (Oeffentliche Vorträge, gehalten . . .
in Marburg, Bd. II, Stuttgart 1862). Auf die Anatomie und pathologische Anatomie
bezüglich gab er heraus: „Die Efntwicklung der herzlosen Missgeburtefi" (Kiel
1859) und in Henle's und Pfeuffer's Zeitschrift (1864): „Ueber den Schädel
der Hemicephalen" — „ Ueber die Lage des Uterus*^. Er starb zu Kiel am
10. Januar 1869.
Alberti, I, pag. 131. G.
ulanser, Christoph C, Arzt in Zürich, bekämpfte die arabistische
Diagnostik aus der Hamschau in seiner Schrift : „Dialogus, dass die Betrachtung
des Menschenharns ohne anderen Bericht unnützlich u. s. w.** (Zürich 1531).
Hall er, Bibliotheca med. II, pag. 531. — Haeser, Gesch. der Med. 1845, pag. 380.
W. Stricker.
Glausier, Jean Louis C, prakticirte als Baccalaureus in Paris um die
Mitte des 18. Jahrhunderts. Seine chemisch-pharmaeeutischen Schriften haben wenig
Werth, besser sind seine Uebersetzungen mehrerer deutscher und englischer Werke,
so unter Anderen der Pharmacopoe universelle von Quincy. Unger.
CLAVE. — CLELAND. 35
Glave, Etienne C, lebte als praktischer Arzt in Paris um die Mitte des
17. Jahrhunderts und publicirte mehrere Schriften, meist chemischen Inhaltes.
ünger.
*Clay, Charles C, zu Edinburg 1820— 1823 ausgebildet, wurde 1842
Ext. L. R. C. P. Lond. und wirkte lange Zeit als Lehrer und Medical officer am
St. Mary's Frauenspital zu Manchester. Er sieht, nachdem er sich hier von
der Praxis zurtlckgezogen, auf eine grössere Anzahl umfassender Arbeiten zurück,
von denen nur die auf gynäkologischem Gebiet wichtigen hier angeführt sein
mögen: „Vomiting in pregnancy^ — „Caesarian section" — „Results of 314
ovarian Operations" — „Handbooh of obstetric surgery" (mit 90 Abbildungen).
Red.
Glaynton, John C, 1693 — 1773, prakticirte in Virginien von 1705 ab,
beschäftigte sieh aber in erster Reihe nur mit vergleichender Anatomie und Botanik
(Aufsätze in der Phil, transact.). — Nach ihm benannt wurde ein Pflanzengenus
„Claytonia" aus der Familie der Portulaceen.
Biogr. m^d. III. Red.
Cleghorn, George C. , 1716 — 1789, aus der Gegend von Edinburg
gebürtig, war ein Lieblingsschfiler A. Monroes und Fothergill's und übernahm
dann in sehr jungen Jahren eine militärärztliche Stellung auf der Station Minorka.
1750 zurückgekehrt, arbeitete er zunächst in London seine „Obaervations on tfie epi-
demtcal diseases of Minorca from 1744 to 1749 etc." (London 1751, 68, 99)
aas, begab sich dann nach Dublin und las hier anatomische Repetitionscurse , um
1784 den Lehrstuhl für Anatomie einzunehinen. 1789 starb er und hinterliess
neben Aufsätzen in den Med. observ. and inquiries, Bd. III, noch einen „Index
of an annual course of lectvres" (Dublin 1767).
Dict. hist. II. Red. •
Gleland) Archibald C, war nach der unten angegebenen einzigen Original-,
quelle ein Zeitgenosse Valsalva's, englischer Militärarzt und Surgeon to General
Wade's regiment of horse. Abgesehen von einer chirurgischen Notiz: „A descrip-
tion of a Catheter , made to remedy the inconveniendes which occastoned the
leaving of the high Operation for the stowte" ^ ist namentlich die ebenfalls kurze,
aber inhaltreiche Mittheilung: „A description of needles made for Operations on
the eyes and of some instruments for the ears" wegen des otiatrischen Theiles
dieser Abhandlung für die Geschichte der Ohrenheilkunde von hoher Bedeutung.
C. ist der Erste , welcher die jetzt allgemein übliche Einführung des Ohrkatheters
durch die Nase angegeben hat. Ausserdem ist historisch wichtig, dass er zu
derselben Zeit, wo Valsalva in seinem berühmten anatomischen Werke den nach
ihm benannten Versuch beschreibt, denselben genau ohne Nennung Yalsalva's
erwähnt und seinen Kranken empfiehlt. Bei der von ihm geübten Ohrunter-
suchung, resp. Therapie, beschreibt er seine Beleuchtungseinrichtung (Convexglas),
die Erweichung harten Cerumens mittelst Dampf. Ist die Tuba Eust. ver-
stopft, so spritzt er etwas warmes Wasser in diese ein mit Hilfe einer durch
die Nase in die Tubenmündung eingeführten biegsamen, silbernen Röhre. Die
sUbemen Röhren benutzt er femer zum Lnfteinb lasen in die Paukenhöhle
und zur Erweiterung der Tuben. C. kennt auch bereits die durch starken
Knall (Donner, Kanonenschuss etc.) hervorgerufene Taubheit und nimmt an, dass
hierbei Trommelfell und Gehörknöchelchen nach innen getrieben seien. Die so
entstandene abnorme Concavität des Trommelfells soll vom Patienten durch An-
wendung des VALSALVA*schen Versuches (vgl. oben) gehoben werden. Führt
dieser nicht zum Ziel, so wendet C. die Luft Verdünnung im äusseren Gehör-
gange an mittelst einer elfenbeinernen, luftdicht und möglichst nahe dem
Trommelfell eingeführten Röhre. Schlägt auch dieses — nach ihm oft helfende —
Mittel fehl, so verzichtet er auf eine weitere Cur, weil dann durch, den heftigen
3*
36 CLELAND. — CLEMENT.
„Shock" eine Disloeation der Gehörknöchelehen oder eine Nervenerkrankung
stattgefunden hat.
Philos. Trans a ct. Vol. 41, Part. II (mit Tafel 7) for the years 1740, 1741,
pag. 844 — 851; der otolog. Theil übersetzt von Lincke, Sammlung auserlesener Abhand-
lungen und Beobachtungen aus dem Gebiete der Ohrenheilkunde, V, pag. 42 (mit treuer Nach-
bildung der Figuren). A. Lucae.
*Cleland, John C. , wurde in Edinburg 1856 promovirt, wirkte zuerst
als Professor der Anatomie und Physiologie, sowie als Clinical lecturer am Queens
College zu Galway und zur Zeit als ordentlicher Professor der Anatomie zu Glasgow.
Seine Preisthese : „On the structure and mechanism of the gubernaculum testia^
(1856) verdient ebensowohl der Erwähnung, wie die in den Philos. transactions
erschienenen Arbeiten über den Vomer und die Intermaxillarknochen und über
Schädelvarietäten (1862, resp. 1870). Auch gab er ein „Directory for the dis-
section of the human body^ (1876) und eine Monographie : „Evolutton, expression
and Sensation^ (1881) heraus. Red
Clemasius, Matthäus C, zu Greifswald, war am 26. October 1640 zu
Eberbach bei Zittau geboren, studirte in Leipzig Medicin und erwarb die Magister-
würde daselbst, war dann 5 Jahre lang Arzt des Baron Taube, sächsischen
Kanzlers, mit dem er Prag und Wien besuchte und davon für seine Wissenschaft
Nutzen zog. 1674 wurde er in Greifs wald üoctor und in demselben Jahre zum
zweiten Professor der Medicin und Stadtphysicus daselbst ernannt. Er las über
Physik, Anatomie, Physiologie, Botanik, Chyraiatrie u. s. w. und schrieb eine
„Physica schematica" (Greifswald 1619), ausserdem 17 Dissertationen und Pro-
gramme. Er starb am 25. December 1702.
Scheffel, pag. 196, 321. — Kosegarten, I, pag. 267. G.
ClemeilS, Johann Christiane, studirte in Erfurt Medicin und wurde
daselbst 1724 zum Doctor promovirt (Diss, de fumculo umbilicali foetus hiimani
longiore prae brutis). Er wurde zuerst als Militärarzt in Kronstadt angestellt und
dann am 6. März 1738 zur Armee Münnich's am Dnjepr abcommandirt.
Tschistowitsch, CLXXIX. t o*.- a
' L. Stieda.
* Clemens, Theodor C, am I.Juli 1824 in Frankfurt a. M. geboren,
studirte in Heidelberg (Müncke, Naegele, Tiedemann, PüCHELT) bis 1846, dem
Jahre seiner Promotion. Seitdem wirkt er als praktischer Arzt, speciell als Elektro-
therapeut in seiner Vaterstadt und ist auch literarisch sehr thätig gewesen.
Seine grösseren Arbeiten sind : „Ein Beitrag zur näheren Erkenntniaa des Cloro-
forms etc." (Deutsche Klinik, 1850) — „Spasmi stUorum, Schicsterkrämpfe^
(Ebenda 1851) — „Die Chlorkupferlampe als bestes und einfachstes Desinfec-
tionsmittel der Luft während Cholera- Epidemien" (Ebenda 1865) — „ Ueber den
Einfluss der magnetischen Polaritäten auf das animale Leben" (Ebenda 1872) —
„Reflexionen über Cholera - Aetiologie" (Ebenda 1873). — Der angewandten
Elektricität als Heilmittel hat er in den Jahrgängen derselben Zeitschrift von 1858
bis 1875 eine Reihe von Artikeln gewidmet und über dasselbe Thema ein grösseres
Werk (Frankfurt a. M. 1876 — 1879 und 1882) erscheinen lassen; ausserdem Publi-
eationen tlber Hamröhrenkrankheiten , Diabetes, Heilung von Ovarialtumoren etc.
Red.
Clement, John C. , geboren gegen Ende des 15. Jahrhunderts, ward
1579 Professor der Rhetorik, später der griechischen Sprache zu Oxford. Nach
einigen Jahren legte er sein Amt nieder , um Medicin zu studiren , prakticirte
später in London, wo er Mitglied der Gesellschaft der Aerzte wurde und war ein
so angesehener Arzt, dass Heinrich VHI. ihn zur Behandlung des erkrankten
Cardinal Wolsey sandte. Eingenommen für die katholische Religion, verliess er Eng-
land unter der Regierung E d u a r d HI. und ward von der 1552 erfolgten Amnestie
ausgeschlossen. Unter M a r i a's Herrschaft zurückgekehrt, flüchtete er nach ihrem
CLEMENT. — CLERMONT. 37
Tode wieder und zog sich nach Malines zurück, wo er am 1. Juli 1572 starb.
Medicinische Schriften hat er nicht hinterlassen.
Nouvelle Biographie g^n^rale. Max S a 1 o m o u.
GlementinTlS, Clement ins C. , wurde zu Ende des 15. Jahrhunderts in
Amelia, im Herzogthume Spoleto geboren, studirte in Padua, ward daselbst Lehrer
der Philosophie und Mathematik und später Leibarzt des Papstes L e o X. zu Rom.
In seinem Werke : y, dementia Clementis Clement ii Clementini Ämerini^ (Rom 1512,
Fol.), später unter dem Titel: „Glementü Clementini . . . lucuhrationes medicae de
febribus** (Basel 1535, Fol.) zeigt er sich als einen entschiedenen Anhänger des
Neuplatonismus und der Astrologie, wie er denn annimmt, die theoretische Medicin
sei dem Stemzeichen des Stieres, die praktische dem des Scorpion unterworfen.
Zum Ruhme muss es ihm angerechnet werden, dass er als einer der Ersten gegen
den Unfug der üroskopie auftrat. Max Salomou.
Glimot, Jean-Baptiste-Joachim C, zu Rochefort, war am 17. Juni
1776 daselbst geboren, wo sein Vater Chirurg der Marine und Lehrer der Anatomie
war. Er trat 1792, kaum 16 Jahre alt, in das Marine-Hospital, wurde 1793
Sous-aide, setzte seine Studien in Paris fort, wurde 1803 daselbst Doctor, ging dann
zur See, wurde in acht Jahren Chirurg erstfer Classe, und später Professor. Er erfand
ein den Zustand der Kranken auf der See erleichterndes Bett, führte als einer der
Ersten 1806 eine Resection im Handgelenk (bei einer complicirten Luxation),
1834, ebenfalls als einer der Ersten, in zwei Fällen von schlecht geheilten Ober-
achenkel - Fracturen Keil - Osteotomien in dem voluminösen Callus (Gaz. des hopit.
1836) und ;5wei Vesico - Vaginal - Steinschnitte CLeroüx' Journal de m^d. 1817)
aus und machte sich durch Angabe eines Verfahrens zur Vermeidung eines Ein-
kniffes nach der Operation der Hasenscharte verdient. Ebenso wie er in Rochefort
die erste chirurgische Stelle in der Marine als Premier Chirurgien en chef und
Präsident des Conseil de sante einnahm, so war er auch in der Stadt und in den
nächstgelegenen Departements der in chirurgischen Dingen unbedingt zu Rathe
Gezogene. Nachdem er den Dienst der Marine, um den er sich hoch verdient
gemacht hat, verlassen, starb er am 11. Juni 1852.
Dnplouy in Archives de medec. navale. T. X, 1868, pag. 449. — Berger et
Key, pag. b'Z. Gurlt.
Clerc, Nicolas-Gabriel C. (Leclerc), 1726—1798, aus Baumeles-
Domes (Franche Comt6) , Mitglied einer durch mehrere Generationen reichenden
Reihe von mit ihm verwandten Aerzten gleichen Namens. 1757 machte er als
Oberfeldarzt den Krieg in Deutschland mit und begab sich 1759 auf Requisition
der Kaiserin Elisabeth nach Russland, um Jahre lang den Cosaken- General
Rasumowski zu begleiten. 1762 kehrte er nach Deutschland zurück, um
Leibarzt des Herzogs von Orleans zu werden. Auf einer zweiten Reise in Russ-
land, 1769 — 1777, sammelte er das Material zu einer „Geschichte Russlands**
(erschienen 1783 — 1794). — 1778 nach seiner zweiten Heimkehr nach Frankreich
nahm er den Namen „Leclerc" an, wurde — aber nur auf kurze Zeit —
Inspecteur der Hospitäler des Königreiches und verbrachte die übrigen 20 Jahre
seines Lebens schriftstellerisch thätig in Versailles. Ausser vielen historischen
(vgl. auch oben), politischen, moralischen etc. Schriften verfasste'er : „Memoire
sur la goiUte" (1750 — 1751) — Diasertatio de liydrophobia" (1760) — „Moyen
de prlvenir la contagion et d^y remedier . . . avec Vhistoire des maladies
^pidimiques qui ont regne en Ukraine en 1760^ (Moskau) — „De la conta-
gion, de sa nature etc,** (St. Petersburg 1771) — „Maladies du coeur et de
Vesprit'* (Paris 1793).
Dict. bist. II. .Red.
Clermoilt (Claramontius, Claromontiüs), Charles C, englischer Arzt
ans der 2. Hftlfte des 17. Jahrhunderts, der in Wales prakticirte und sich dadurch
38 CLERMONT. — CLIFTON.
verdient gemacht hat, dass er die erste medicinische Topographie von England,
nach dem Vorbilde des Hippokrates unter dem Titel: „De aere, locis et aquts
terrae Angliae; deque morbis Anglorum vernacuUs'* (London 1672) herausgab.
Dict. bist. I, pag. 827. G.
Clercqz, Gabriel Le C, der dritte Sohn Thomas' vom Haag, zu
Frasnes-lez Buisnal 1644 geboren, studirte zuerst in Löwen, dann in Montpellier,
wo er promovirt wurde. Zunächst Hess er sich in Avesnes, dann in Lille (als Armen-
arzt) nieder und gab zuerst einen „Discursus , ... de morbis pauperum*^ heraus.
Diesem folgte: „L^^cole du Chirurgien etc/' (Paris 1684) und „Chirurgie com-
pUtt"* (Paris 1692 und später noch in 18 Ausgaben). Dieses weitrenommirte Werk
veranlasste C.'s Berufung als Leibarzt Ludwig's XIV. In dieser Stellung publi-
cirte er noch: „Uappareil commode en favevr des chinirgiens*^ (Paris 1700) —
„Catalogue des drogues^ (Daselbst 1701) und „Midecine aisie^ (Daselbst 1719).
Ein Jahr hierauf starb er. van den Corput. — Red.
Cleyer, Andreas C, aus Cassel, geboren Anfangs des 17. Jahrhunderts,
war Arzt, widmete sich jedoch nach seiner Rückkehr aus Java ganz der Botanik
(von 1680 ab) und gab einige chinesische Schriften: „Herbarium parvum Sinicts"
(1680) — ^Clavis med. ad Chinae doctrinam de pulsibus"^ (gleichzeitig) an-
scheinend als selbständiger üebersetzer, — das ^Specimen med. Sinicae etc,^ als
Plagiator eines Missionärs heraus. Mehrere Pflanzengattungen führen C.'s Namen.
Dict. bist. II. — AUgem. Deutsche Biogr. IV. Red.
Glift, William C, zu London, war am 14. Februar 1775 zu Burcombe
bei Bcdmin geboren, kam 1792 als Gehilfe und Zeichner zu John Hünter,
nach dessen 1793 erfolgtem Tode er acht Jahre lang, bis das von Diesem hinter-
las^ene Museum vom Staate angekauft und dem Royal College of Surgeons über-
geben wurde, dasselbe in gewissenhaftester Weise, bei sehr geringer Besoldung,
verwaltete, während er sich einigen Nebenverdienst durch Anfertigung von Zeichnungen
für anatomische, chirurgische und naturwissenschaftliche Werke (z. B. von Baillie,
Home, Rüssel) verschaffte. 1801 wurde er als Conservator der Sammlung angestellt
und verblieb in, dieser Stellung bis wenige Jahre vor seinem am 20, Juni 1849
erfolgten Tode, während er unausgesetzt auf die Unterhaltung, Vermehrung und
Nutzbarmachung derselben bedacht war, so dass ihm hauptsächlich der unvergleich-
liche Zustand, in welchem jenes Museum sich befindet, zu danken ist. Die Zahl
seiner literarischen Arbeiten in den Philosoph Transact. (1815, 1823) »ind Geolog.
Transact. ist gering; sie handeln von dem Einfluss des Rückenmarkes auf die
Herzaction bei Fischen und über einige fossile Knochen.
Medical Times, 1850, March 2. — 0 p p e n h e i m's Zeitschrift f. d. ges. Med. Bd. XLIII,
1850, pag. klS, — Callisen, IV. pag. 212. q
Clifton, Francis C, Londoner Arzt um die Mitte des 18. Jahrhunderts,
der zu Oxford mit einer Dissertation „De distinctis et confluerUibus variolis"
(bei Haller erwähnt) doctorirt hatte, schrieb später noch einen „Tractatus de
podagra" (York 1714) — einen „Tractatus de morbus endemicis'* (Daselbst 1718)
— einen für die Geschichte der Medicin seiner Zeit bedeutenden „State of phy sie
ancient and modern** (London 1732, französisch Paris 1742) und übersetzte
mehrere Schriften des Hippokbates, die jedoch nur z. Th. edirt wurden (London
1727). Die gesammten Werke C.'s erschienen vier Jahre nach seinem Tode
(London 1752) in einer Ausgabe, welche der Sohn — Clifton de Wintringham
— publicirt hat. Dieser wurde (sein Geburtsjahr ist unbekannt) Leibarzt beim Herzog
von Cumberland 1749, königlicher Leibarzt 1762. Berühmt ist sein „Inquiry
tnto the exilites of the vesseh on the human body^ (London 1743); ausserdem
schrieb er „An experimental inquiry concerning some parts of the animal struc-
ture** (London 1740) — „De morbis quibusdam commentarii** (London 1782 — 91)
und persönliche Streitschriften.
Dict. hist. II. Red.
CLINCH. - CLOQÜET. 39
Clinch, William C. , englischer Arzt aus der 1. Hälfte des 18. Jahr-
hunderts, schrieb eine „History of the rise and progresa of the smalUpox"
(London 1723; 1733) — „De usu vesicantium in morbis curandis" (1726) —
„De tuenda valetudine" (1728) — „ObservcUiones medicae" (1733) — „Histortae
medicae^ (1733). Sein Hauptverdienst ist aber die Herausgabe einer griechischen
und lateinischen Ausgabe der übriggebliebenen Schriften des ROFUS Ephesius:
„De vesicae renumque morbta; de purganttbus medtcameTttü ; de partibua cor-
poris humani" (Lond. 1726, 4.).
Dict. hißt. I, pag. 830. -- Dechambre, XVIII, pag. 125. G.
Mc. Cllntock, Alfred Henry Mc. C, geboren am 21. October 1821,
begann seine medicinischen Studien am Krankenhaus zu Louth, ging darauf nach
Dublin und trat hier in die Park Streetschool of medecine ein. Im Jahre 1842
wurde er Lieentiate, 1844 R. C. S. Irel. und promovirte in demselben Jahre an
der Universität Glasgow. Bald darauf begab er sich nach Paris, wo er ein halbes
Jahr studirte, um sich dann, nach seinem Vaterland zurückgekehrt, auf den Rath
seines Lehrers Charles Johnson, des damaligen Directors der Rotunda Lyiug-in
Hospitals, speciell der Geburtshilfe und Gynäkologie zu widmen. Im folgenden
Jahre trat er als Assistent des letzteren in das Krankenhaus ein und veröffentlichte
mit seinem Collegen Dr. Hardy einen Bericht über das Hospital: „Practical
observations on midicifery and the disea^e incidental to puerperal state^.
Nachdem er 1851 L. K. Q. C. P. geworden, übernahm er 1854 die Direction
des Krankenhauses, die er neun Jahre inne hatte. In den 1863 veröffentlichten
„Clinical memoirs on diseases of women" liegt uns die Frucht seiner Arbeiten
während dieses Zeitraumes vor. Im Auftrage der New Sydenham Society gab er
eine neue Auflage von Smellie's Midwifery heraus, die er mit einem Commentar
und einer Biographie Smellie's versah. Unter den zahlreichen Beiträgen, die er
publicirte, sind besonders zu verzeichnen: „Secondary kaemorrkage afier par-
turation*^ — „The spontaneotis elimination of uterine tumours^ — „Foetal
therapeutics" u. v. A. Zu erwähnen ist noch, dass er bei Gelegenheit eines
Congresses der British Medical Association, deren geburtshilflicher Section er
wiederholt präsidirte, von der Universität Edinburg zum L. L. D. (honoris causa),
von der Universität Dublin zum Master of the Obstetric Art ernannt wurde. Er
starb am 21. October 1881. Red.
*Cloetta, Arnold C, geboren am 28. April 1828, studirte in Zürich,
Würzburg, Wien, Berlin, Paris und war besonders Schüler von C. Ludwig und
Claüde-Bernard. 1851 zu Zürich promovirt, wirkte er seit 1854 daselbst als
Arzt, seit 1857 als Professor für allgemeine Pathologie, seit 1870 als Professor
der Arzneimittellehre und trat 1880 zurück. Von ihm rühren her das „Lehrbuch der
Arzneimittellehre und Arzneiverordnungslehre^ (1. Auflage 1881, 2. Auflage 1883),
sowie mehrere Arbeiten im Gebiete der medicinischen Chemie und Pharmakologie.
Red.
Cloqnet, Hippolyte C, zu Paris, war daselbst am 17. Mai 1787
geboren, wurde 1815 mit der „Dissert. sur les odeurs, sur les sens et les organes
de rolfaction** (4.) Doctor,. nachdem er bereits mit einem „Mdm, sur les occu-
pations atixquelles doit se Itvrer le chef des travaux anatomiques, etc,^ (Paris
1812) concurrirt hatte. Er war Professeur particulier der Anatomie, gab auf
Veranlassung der medicinischen Facultät einen „Trait^ d^anatoinie descriptive^
(Paris 1816; 1821 ; 1825; 6. Mit. 1835, 2 voll.), dazu „Planches d'anatomie
descriptive" (Livr. 1 — 5, 1832, 34, 4.; englische Uebers. von Ron. Knox,
Edinburg 1828; amerikanische Ausgabe, Boston 1830; belgischer Nachdruck 1834)
und als 2. Auflage seiner Dissertation seine „OspfirSsiologie ou Traiti des odeurs,
du sens et des organes de Volfaction, avec VMstoire dUaillie des maladies du
nez et des fosses nasales y et des Operations qui leur conviennent^* (Paris 1821 ;
deutsche Uebers., Weimar 1824) heraus, wurde 1823 zum Professeur agr6g6 ernannt.
40 CLOQÜET.
unterzog sich jedoch niemals einem Concurse um die anatomische Professur in der
Facultät, obgleich er ein sehr geschickter Anatom und unterrichteter Arzt war.
Seine weitereu Schriften waren: „Faune des midecins, ou Mstoire des animaux
et de leurs produita sous le rappoH de la bromatologie etc.*' (6 Bde., Paris
1822 — 25, av. pl. color.) — „TraitS complet de Vanatomie de Vkomnie, etc.^
(Paris 1825, 11 Lieferungen mit 110 pl.). Er setzte das von F. ViCQ d'Azyb
begonnene „Systhne anatomique^ (4 Bde. 1792 — 1830, 4.) fort, war der Mit-
herausgeber des Dict. des sc. m6d. seit 1817, des Dict. de mMec. seit 1821
und der 2. Ausgabe desselben seit 1832, femer des Nouv. Dict. de m6d., chir. etc.
seit 1821, der Illustrations of morbid and descriptive anatomy seit 1833, der
Encyclop. des sc. m6dic. seit 1834, femer des Nouveau Journal de möd., chir.,
pharm, etc. und des Joum. compl^ment. du Dict. des sc. med. seit 1818, der M6m.
de la Soc. d'hist. nat. seit 1823. Er tibersetzte aus dem Englischen RoB. Thomas'
„ TraüS de mSdecine pratique" (Paris 1818) und aus dem Spanischen F. Carbonell's
„£l4men8 de pharmacie" (Paris 1820) und lieferte eine grosse Zahl von Aufsätzen
in Zeitschriften, Wörterbüchern, Encyelopädien , namentlich in Leboux' Journal
(1812 — 16), im Nouv. Journ. de medec. (1818 — 22), Arch. g6ner. de m6d., Joum.
hebdom. de m6d. über sehr verschiedene Gegenstände aus der pathologischen und
vergleichenden Anatomie u. s. w. Er starb am 3. März 1840.
Dechambre, XVIII, pag. 140. — Callisen, IV, pag. 214; XXVII, pag. 111.
Gurit.
Cloquet, Louis-Andr6-Ernest C. , zu Teheran, ältester Sohn des
Vorigen, war zu Paris am 11. October 1818 geboren, wurde 1843 durch Concurs
Prosector der Hospitäler, 1846 mit der These: „De IhSmatocUe vaginale" Doctor,
nachdem er bereits in den Archives g6n6r. und den Bulletins de la Soc. anatomique
geschätzte Abhandlungen publicirt hatte. In demselben Jahre wurde er zum Leib-
arzte des Schall von Persien ernannt und erhielt den Auftrag, zu Teheran eine
medicinische Schule zu gründen. Er hatte daselbst vorzugsweise Gelegenheit, über
die zu jener Zeit herrschende Cholera Studien zu machen , die er der Pariser
Akademie mittheilte und von welcher er 1847 den Auftrag erhielt, sich den mit
der Untersuchung des- Sanitätszustandes des Orients betrauten Aerzten anzuschliessen.
1853 berichtete er der Akademie wiederholt über die furchtbare, die Einwohner
von Teheran decimirende Cholera-Epidemie, sowie über einige wenig bekannte
Substanzen (Ganderum, Pambul Djebalo), über einen Steinschnitt bei einem Knaben,
der am fünften Tage umherging und am neunten definitiv geheilt war u. s. w.
Sein Tod erfolgte 1856 an Gift.
fl. Larrey, in Mem. de l'Acad. imp. de m6dec. T. 5^0, 1856. — Dechambre,
XVm. pag. 140. Gurlt.
Cloquet, Jules-Germain C, zu Paris, war daselbst als jüngerer Bruder
von Hippolyte C. am 18. December 1790 geboren, studirte in Rouen Natur-
wissenschaften und seit 1810 in Paris Medicin, wurde 1811 anatomischer Präparator
der medicinischen Schule, 1815 Prosector der Facultät und 1817 mit der These
„Eecherches anatomiques sur les hernies de Vabdomen^ (av. 4 pl.), für welche
er mehr als 300 Hernien dissecirt hatte, Doctor. Im Anschluss an dieselbe erschienen
später: „Recherches sur les causes et Vanatomie' des hernies abdominales*'
(Paris 1819, 4. av. 14 pl.), nachdem er W. Lawsence's „Trait^ des hernies"
(1818) aus dem Englischen übersetzt hatte. Bereits in eine frühere Zeit fällt seine
Schrift: „De la squelittopSe y ou de la priparation des os , etc." (Paris 1815,
4.; 2. 6dit. augment6e par Serres, Bruxelles 1824; 1836); ferner ein „M6m,
sur la membrane pupillaire , et sur la formation du petit cercle art^friel de
Piris" (1818, av. 1 pl.). In demselben Jahre erhielt er von der Akademie der
Wissenschaften den Preis für eine erst sechs Jahre später veröffentlichte Abhandlung :
„Anatomie des vers intestinaux: Ascaride lombrico'ide et Echinorhynque geant"
(1824, 4. av. 8 pl.). 1819 concurrirte er mit Erfolg um eine Stelle als Chirurgien
en chef adjoint im H6p. Saiut-Louis und sehrieb eine interessante Abhandlung:
CLOQUET. — CLOSS. 41
„De Vinßuence des efforts sur les organes renfemiis dans la cavitS tlioracique^
(Nouveau Journ. de m6dec., T. 6) , worin Lungen- und Zwerchfells-Hernien, die
Fractur der Trachea u. s. w. abgehandelt werden. 1821 wurde er als eines der
ersten Mitglieder in die Akademie der Mediciu aufgenommen und begann die
Publication seiner „Anatomie de Vhoinme^ ou description et figures lithographUes
de tcutes les parties du corps huviain*^ (5 voll. fol. av. 300 pl. 1821 — 31 ;
2. Aufl. u. d. T. : „Manuel d'anatoyme descriptive du corps humain^ 3 voll.,
4,, av. 340 pl., 18207-1835; englische üebers. von John D. Godman, Boston
1827, 4.), welche mehr als 1300 Figuren enthält, von denen mehr als die Hälfte
vom Verfasser selbst nach der Natur gezeichnet smd. 1822 überreichte er der
Akademie der Wissenschaften ein von derselben gekröntes „MSm. sur les calculs
uritiaires" (4., av. 70 pL), wurde 1824 Professeur agrögö mit der Concurs-These :
„An in curanda oculi suffusione (vulgo cataracte) lentis crystallinae extr actio
hujus depressione praestatitior?^, veranlasste die Herausgabe eines „TraitS de
Vacupuncture d^apr^ les observations de M. Jules Cloquet, et publik sous
ses yeux par Dan tu de Vannes" (1826), worüber er eine grosse Zahl von
Experimenten gemacht hatte, berichtete (Bullet, des sc. med., T. 14) über eine von
ihm in Folge einer Aufforderung von Chafelain im magnetischen Schlafe amputirte
Mamma und wurde 1831 mit der Concurs-These: „Pathologie chirurgicale,
Plan et mSthode qu'il convient de suivre dans V enseignement de cette science^
(4.; englische üebers. von J. W. Garuck und W. Copperthwaite, London 1833)
zum Professor derselben ernannt, indem er in jener, ausser einer Anzahl seltener
Beobachtungen, die Nothwendigkeit darlegte, die theoretischen Vorlesungen durch
Demonstration von Präparaten, Zeichnungen u. s. w. anschaulicher zu machen.
Die von ihm im Hop. Saint-Antoine gehaltenen klinischen Vorträge wurden von
HiPPOL. Larrey gesammelt und herausgegeben. 1834 wurde er Professor der
chirurgischen ELlinik, gab aber, als ihn 1841 — 42 der Zustand seiner Gesundheit
dazu nöthigte, jede praktische Thätigkeit auf, war 1844 noch Mitglied der Aus-
stellungs-Jury, wurde 1851 zum Chirurgien Consultant des Kaisers und endlich 1855
zum Mitgliede der Akademie der Wissenschaften ernannt. Arbeiten aus dieser Zeit
sind noch: „Mim, sur les concritions intestinales (entirolithes, dgagropiles etc,)^
(1855) — „MSm. sur une mithode particulihre d^appliquer la cautSrisation
aiix divisions anormales des certains organes^ (1855) u. s. w. Sein Tod er-
folgte erst am 23. Februar 1883, im Alter von über 92 Jahren. — Ausser der
sehr grossen Zahl von Abhandlungen, hauptsächlich anatomischen und chinirgischen
Inhalts, die er während seines langen, nur dem Dienste der Wissenschaft geweihten
Lebens verfasst hat und die . an den unten angegebenen Quellen vollständig angeführt
sind, hat er auch eine ganze Reihe von Instrumenten erfunden , unter denen wir
nur das Enterotom, Rhachiotom, ein Instniment zur Extraction von Fremdköri)ern,
eine Schlundzange, eine Arterien-Pincette , die Sonde ä double courant a. s. w.
hervorheben wollen.
A. Dureau in Gaz. medic. de Paris 188.^, pag. 97, I5<S, 169. — Callisen, IV,
^ag. 219; XXVII, pag. 112. Gurlt
CIOSS, Vater und Sohn (Clossiüs). Zu Marbach 1735 geboren, führte
der Erstere , Johann Friedrich C. , ein ziemlich unruhiges Leben , indem er
nacheinander in Brüssel, an verschiedenen Plätzen Deutschlands, Belgiens und der
Niederlande, zuletzt in Hanau Praxis trieb. Bei seinem 1787 erfolgten Tode
hinterliess er (ausser sonstigen Schriften, meistens Dichtungen) „De gonorrhoea
virvlenta^ (Tübingen 1764; sollte ohne Ansteckung entstanden sein) — „Carmen
de cortice Peruviano^ (Leyden 1765) — „Nova variolis medendi methodus"
(Utrecht 1766; Blasenpflaster an die Füsse) — über Universalmedicin Mehreres.
Am erwähnenswerthesten sind jedenfalls sein „Specimen observatwnum in Cor-
nplium Celsum" (Utrecht 1767) — „OL Cornelü Celsi de tuenda sanitate etc,"
(Tübingen 1785) und eine im folgenden Jahre daselbst erschienene Ausgabe der
42 CLOSS. — CLOT-BEY.
Aphorismen des Hippokrates, welche C. besorgte. Er gab endlieh noch eine latei-
nische üebersetzung von Macbridb's „Institvtions of medecine** (Utrecht 1764,
Basel 1783) heraus und starb 1787. — Der Sohn, Karl Friedrich C,
geboren 1768, wurde bereits 1792 zum Prof. extraord. in Tübingen ernannt;
seine drei Jahre später erfolgte Berufung als Ordinarius daselbst überlebte er nur
zwei Jahre, da er 1797 starb. Seine Arbeiten über Lithotomie (Marburg 1792,
resp. Tübingen gleichzeitig), wie die „Anmerkungen über die Lehre von der
Empfindlichkeit und Reizbarkeit der Theile^ ^Tübingen 1794) — „Ueber die
Enthauptung" (Daselbst 1796) — „ Ueber die Lu^tseuche*' (Daselbst gleichzeitig) —
„Ueber die Krankheiten der Knochen" (Daselbst 1798) wurden sehr geschätzt
Dict. bist. II. Red.
Clot-Bey, Antoine-Barth^lemy C, war zu Grenoble am 7. November
1793 geboren, wuchs unter den bescheidensten Verhältnissen auf, concurrirte mit
Erfolg um die Stelle eines Chirurgien-interne beim Hötel-Dieu zu Marseille, wurde
Pi'osector bei der dortigen medicinischen Secundärschule und brachte es dahin, in
dieser Stellung Doctor der Medicin (1820) und Chirurgie (1823) zu Montpellier
zu werden. Er begann darauf die Praxis in Marseille auszuüben, befand sich
aber immer noch in einer sehr wenig befriedigenden Lage, als M ehe med -Ali,
der Vicekönig von Aegypten, Industrielle, Gelehrte, Aerzte, Arbeiter für sein Land
suchte, um dasselbe mehr der Civilisation entgegenzuführen. C. wurde von Demselben
1825 als Chef-Chirurg der Armee engagirt, wusste sich bald das Vertrauen Mehemed-
A 1 i's zu erwerben, zumal er der auch von diesem gekannten italienischen Sprache
mächtig war. Er errichtete zunächst den Gesundheitsrath in Cairo, gründete
darauf 1828 die medicinische Schule zu Abu-Zabel, einem Dorfe vier Stunden von
Cairo entfernt, fügte zu derselben später noch eine Apotheker- und Veterinärschule
und 1832 eine Schule für Hebammen und den Unterricht in Frauenkrankheiten.
1837 wurden alle diese Lehranstalten nach Cairo verlegt. Die grössten Schwierig-
keiten hatte C. für den Unterricht in der Anatomie zu überwinden, da die Section
und gar die Dissection von Leichen bei den fanatischen Muselmännern auf den
hartnäckigsten Widerstand stiess; indessen mit Hilfe seines Protectors wurden
diese Schwierigkeiten überwunden; er selbst war bereits 1832 zum Bey mit dem
Range eines Obersten, später (1836) Generals ernannt worden. Seine Wirksam-
keit an den gedachten Schulen war, mit Unterstützung durch Professoren ver-
schiedener Nationen, Deutsche, Italiener, Franzosen, eine ganz ausserordentliche.
Er selbst behielt sich speciell die Chirurgie vor und führte in derselben die
kühnsten Operationen aus, wie sich aus seinen nachstehenden Publicationen ergibt :
„Obs. de ligature de Vartbre iliaque externe, pratiqude h Vhopital d'Abou-Zabel
le . , . 1828" (Marseille 1830) — „Obs. dune amputation du bras dans Varti-
culation scapulo-humerale, avec r^section du col de Vomoplate, pratiqude, avec
succes ä Vhopital .... 1828" (Daselbst 1830) — „Obs. d^une ampiUati&n dans
V articulaiion coxo-f4morale, praiiquie . . . 1828" (Daselbst 1830) — „Hist, dune
tumeur SUphantiaque du scrotum etc." (Daselbst 1830) — derselbe wog 50 Pfund.
Ausserdem gab er regelmässig in der ersten Zeit nach der Errichtung der medi-
cinischen Schule einen „Compte rendu des travaux de VEcole de mSd. cTAbou-
Zabel pour la premihre annie de sa fonction (1828) ; suivi d^un plan de
Vhopital" (Marseille 1831) und weiter 1832, 33 heraus; dem letzten derselben
ist eine Rechenschaft über seine gesammte achtjährige Thätigkeit in Aegypten
beigefügt. Er veröflfentlichte femer eine „Note sur la friquence des calculs
vSsicaux en Egypte et sur la mithode employee par les chirurgiens arabes pour
en faire Vextraction; suivie de refiexions sur les resultats de 38 Operations
de lithotomie" (Marseille 1831) — „Aper(jn sur le ver dragonneau, observ4 en
tlgypte" (Daselbst 1831) — „Relation des eind^mies de cholera-tnorbus qui ont
regne h VHeggiaz, ä Suez et en ^gypte" (Daselbst 1832). — 1832 geleitete er
zwölf junge Araber nach Paris , die daselbst zu Lehrern der Medicin ausgebildet
CLOT-BEY. — CLUTTERBUCK. 43
werden sollten, besuchte dann London, kehrte aber 1833 nach Aegypten zurück,
um den Sanitätsdienst der dortigen Marine zu ordnen und für dieselbe einen
Sanitätsrath nach französischem Muster einzurichten. Bei Gelegenheit der grossen
Pestepidemie im Jahre 1835 zögerte er nicht, sich Aubert und anderen Nichtcon-
tagionisten, gestützt auf seine vielfältigen Erfahrungen, anzuschliessen und die
Quarantänen, wie sie damals gehandhabt wurden, zu verwerfen. Er verfasste später
noch: yjApergu geniral sur Vßgypte^ (2 Bde., Paris 1840) — „De la peste
ohservSe en Egypte etc." (1840) — „Compte-rendu de Vitat de V enaeignement
medxcal et du Service de sante en Egypte du commencement de Mars 1849"
(1849). Nach dem Tode von Mehemed-Ali (1849) verliess er Aegypten, nahm
in Marseile seinen Aufenthalt und schrieb daselbst von Neuem über die Pest:
„Coup d'oetl sur la peste et les quarantaines h Vocca^ion du congres sanitaire
reunt ä Paris etc." (Paris 1851). Er war jedoch genöthigt, 1856 nach Aegypten
zurückzukehren, um die Anstalten, welche der Nachfolger Jenes hatte in Verfall ge-
rathen lassen, zu reorganisiren. Nachdem er endlich definitiv seine Heimat wieder
erreicht hatte, verfasste er eine Schrift über Mehemed-Ali (1862) und „De
V Ophthalmie^ du trichiasis, de Ventropion et de la cataracte observde en Egypte"
(1869), sowie eine letzte Arbeit über die Pest „Derniers mots sur la contagion
de la peste" (Marseille 1866), welche den Beschluss seiner literarischen Thätigkeit
machte, die sich im Laufe der Jahre auch auf eine Reihe von Aufsätzen in verschie-
denen französischen Zeitschriften erstreckt hatte. Der um die Einführung einer
wissenschaftlichen Medicin in Aegypten hochverdiente Mann starb am 28. August
1868 zu Marseille.
Dechambre, XVIII, pag. 141. — Callisen, XXVII, pag. 113. Gurlt.
/ Clowes, William C. (Lebensdaten nicht überliefert), war zur Zeit der
Königin Elisabeth englischer Marinearzt (etwa 1570), erlangte dann in London
eine grosse chirurgische Praxis und die consultirende Stellung am St. Bartholomäus-
Hospital, bis er 1586 die englische Armee nach den Niederlanden begleitete.
1596 war er königlicher Leibarzt, wieder in London ansässig und sehr gesucht
und starb — das Todesjahr ist ebenfalls unbekannt — jedenfalls vor 1631.
Seine Arbeit über die Inunctionscur erschien — unter etwas abweichenden Titeln —
in vielen Ausgaben (die erste London 1575, die letzte daselbst 1637); auch die
Belehrung über die Schusswunden wurde (London 1588, 1591, 1596, 1637)
sehr viel benutzt. — Endlich ist der auch von Halleb (Bibl. chir.) aufgenommene
^Right fructfull and approved treatise ofthe struma" (Daselbst 1682) anzuführen.
Dict. hist. IL Red.
Clusius, 8. DE l'Ecluse, Charles de TE. f
Glutterbuck, Henry C, zu London, war 1770 zu Marazion, Co. Corn-
wall geboren, kam mit 21 Jähren nach London in die vereinigten Hospitäler von
Guy's und St. Thomas* und begann bald, nachdem er in London sich als Arzt
niedergelassen hatte, die Herausgabe von „The Medxcal and Chirurgical Review",
eines Journals, das 15 Jahre lang, bis 1807, erschien und fast allein von ihm
geschrieben wurde. Auch verfasste er die Schriften: „An account of a new and
successful method of treating those affections which arise from the poison of
lead, etc." (London 1794) — „RemarJcs on some of the opinions of the late
Mr. John Hunt er respecting the venereal disease etc." (Daselbst 1799). 1802
ging er noch auf ein Jahr nach Edinburg und wurde 1804 in Glasgow Dr. med.,
kehrte dann nach London zurück, wurde 1807 Physician des General Dispensary
und begann um dieselbe Zeit Vorlesungen über Materia medica und praktische
Medicin mit sehr grossem Erfolge zu halten. Er publicirte darauf „An inquiry
into the seat and nature of fever ; etc," (Daselbst 1807; 2. Aufl. 1825). Seine
Stellung gestaltete sich bald so günstig, dass er als einer der ersten Aerzte in
der City von London galt. Von seinen späteren Publicationen sind noch anzuführen :
44 CLUTTERBUCK. — COBBOLD.
jyObaervations ort the prevention and treatment of the epidemic fever, at present
prevailing in this metropolis and most parts of the United Kingdom etc.^
(London 1819) — „An essay on pyrexia, or symptomatic fever, etc.** (1837) —
„On the proper administration of blood-letting*^ (1840) — „Essays on infiam-
mation and its varieties** u. s. w. Seine über theoretische und praktische Medicin
1825 gehaltenen Vorlesungen wurden in der Lancet desselben Jahres publicirt.
Er starb am 24. April 1856, nachdem er 6 Wochen vorher überfahren worden war.
Munk, I, pag. 14. — Callisen, IV, pag. 229: XXVII, pag. 116. ^
*Clutton, Henry Hugh C. , erlangte das Baccalaureat zu Cambridge
1872 und wurde F. R. C. S. Eng. 1876. Er fungirte als Assistant surgeon und
Specialist für Otiatrie am St. Thomas-Hospital und trat zuert mit einer Uebersetzung
von Esmarch's Handbuch der Kriegsverletzungen auf. Später veröflfentlichte er
Casuistisches aus der Chirurgie und Otiatrie, speciell über Aneurysmenheilung (Clin,
soc. Transact., Bd. XIII und Brit. med. Journ. 1880). ^^q
*Clymer, Meredith C, Herausgeber des Medical Examiner (1838 — 1839)
und Mitherausgeber des Journ. of nervous and mental disease (1878 — 1880), Hess
seine erste grosse Monographie: „Fevers, their diagnosis etc," in Philadelphia
(1846) erscheinen. Neben kleineren Schriften sind später noch „Epidemie
cerebro-spinal meningitis** (besonders sich auf New- York beziehend ; Philadelphia
1876) hervorzuheben. ^^^
Gnöffel. Zwei Brüder, Andreas und Andreas (!) 0. , von denen der
Eine 1658, der Andere 1699 gestorben sein soll. Der ältere C. war Leibarzt
W l a d i s 1 a u s' IV. und später Johann C a s i m i r*s von Polen. Ihm werden drei
Schriften: „De podagra cur ata*" (Amsterdam 1643) — „üehel curirter Glied-
schwamm"* (Leipzig 1645) — „Methodiis medendi fehribus epidemicus et pesti-
lentialibus** (Strassburg 1655) zugeschrieben. — Der jüngere C., welcher Leibarzt
des Bischofs von Ermland, auch der polnischen Könige Michel und Johann III.
war, hat eine Reihe von Beobachtungen in den „Ephemeriden" der naturforschenden
Akademie publicirt.
Eloy kennt nur einen C. — Jonrdan spricht sich entschieden gegen die Rnbricirung
der Brüder als Eines oder als Vater und Sohn aus; löst jedoch nicht den merkwürdigen
Widerspruch, dass beide Brüder ohne Unterscheidung den V^ornamen Andreas sollen geführt
haben. — Eloy, I. — Biogr. med. III. Red.
*Coate8, Martin C. , beendigte seine Studien 1833, bildete sieh dann
am Bartholomäus-Hospital weiter aus, wurde bald Fellow der bekannten grösseren
Gesellschaften und 1882 F. R. C. S. Eng. Er wirkte eine Zeit lang in Paris, und
zwar als Lehrer der Anatomie und Geburtshilfe an der Ecole pratique de med.
Seine in der Folge herausgegebenen Publicationen behandeln sehr mannigfache
Themata, mehrmals die richtige Anwendung der Chloroformnarkose, aber auch
Elephantiasis, Puerperalfieber, LiSTEE'sehe Methode, Heilung von Kropf und Drüsen-
geschwülsten mittelst Jodeinspritzung. ^^^
*Cobbold, T. Spencer C, zu Edinburg 1851 zum Med. Dr. promovirt,
hat der Medicin wesentliche Dienste geleistet durch eine Reihe von Forschungen
auf helminthologischem Gebiet. Er wirkte früher als Lecturer über i)arasitäre Krank-
heiten am Middlesex-Hospital und hat noch jetzt die Stellung eines Lecturer über
Botanik, Zoologie und vergleichende Anatomie an demselben Institut, sowie die
eines Professors der Helminthologie am Royal vet. College inne. Seine Arbeiten
bewegen sich ausschliesslich auf dem Gebiete der parasitären Krankheiten (Makro-
parasiten heutigen Sinnes) und der Entozoenlehre. ß^^l
*Cobbold, Charles Spencer Waller C, wurde 1874 in Würzburg
zum Dr. med. promovirt, bildete sich praktisch besonders am St. Bartholomäus-
Hospital aus und wurde M. R. C. P. Edinb. 1880. Er trat zuerst als Assistent an
COBBOLD. — COCCIUS. 45
der weiblichen Abtheilung des Middlesex-Agyl ein und wirkt zur Zeit als Med.
Superintendent am Idioten-Asyl zu Reihill. Neben Arbeiten über die Ohrblut-
geschwulst, ein Thema, welches er auch deutsch in seiner These behandelte, existirt
von ihm als grössere Arbeit: „Observations on certain optical ülusiona of
motion** (Brain 1881); mehrere Einzelaufsätze in Brain, Lancet etc. -^^^
Cocclietti, Carlo C, zu Mailand, war im Juli 1763 auf dem Schlosse
Rovato im Bascianischen geboren, studirte in Padua, anfänglich die Rechte, dann
Medicin und erhielt in beiden die Doctorwtirde. Gegen das BROWN'sche System
sehrieb er eine „Memoria contro tale sistenia e Vabuso che se ne faceva^^, womit
eine Reihe wissenschaftlicher Fehden eröffnet wurde. Während der politischen Wirren
von 1797 war erMedico-direttore der Militärspitäler der lombardischen Legion und ttber-
nahm noch andere politische Aemter. Er beschäftigte sich später mit der Reorganisa-
tion der Militärspitäler von Mailand und wurde Chefarzt des dortigen Militärspitals von
San Ambrogio, in welcher Stellung er bis 1814 verblieb. In dieser Zeit hatte
auch Rasori seine Klinik eröffnet und einen „Prospetto" seiner 1807 — 8 erzielten
Erfolge herausgegeben. C. Hess nun eine Beleuchtung dieses „Prospetto" erscheinen,
in welcher er Rasori Ungenauigkeit der Diagnosen, wesentliche Auslassungen in
der Darstellung, Ausbeutung der Kranken, ungehörigen Gebrauch gewisser Arznei-
mittel, gewissenlose Neigung zu Versuchen u. s. w. vorwarf, eine Schrift, die
grosses Aufsehen erregte. C. hat sich also das Verdienst erworben, auf die
Gefahren sowohl des BROWN'schen als des RASORi'schen Systems aufmerksJim
gemacht zu haben. Nachdem er 1814 in den Ruhestand getreten, lebte er noch
bis zum November 1834.
Schivardi, II, pag. 55. — v. Wurzbach, II. pag. 398. G.
CoccM. Vier italienische Aerzte, von deren ältestem, Camillo C. aus Viterbo,
nur bekannt ist, dass er des Francaciano von Bologna „De morbis venerereis*^
in neuer Ausgabe (Bologna 1564) erscheinen Hess. — Der berühmteste des Namens
ist Antonio C. , zu Benevento 1695 geboren und im Januar 1758 gestorben.
Er ging mit Lord Hastings nach London und wurde unmittelbar nach seiner
Rückkehr Professor der Anatomie und Physiologie in Florenz. Ausser rein sprach-
wissenschaftlichen Werken und Gelegenheitsreden haben wir von ihm: „Epistolae
physico-medtcae*^ (1732) — „Orationes de usu artis anatomicae^ (Florenz 1736) —
„Del vitto Pitagorico per uso della medtcina" (Daselbst 1743; auch französisch,
Paris 1762, und englisch) — „ Dtssertaztone sopra Vuso estemo appresso gli
antichi delV aqua fredda sul corpo umano^ (Rom 1738) — „Discorso di ana-
tomta'^ (Florenz 1745) — „TraUato dei bagrn di Pisa'* (Daselbst 1750) —
„Graecorum chirurgici libri^ (SORANUS und Ortbasius. Daselbst 1754) — „Dis-
corso sopra Asclepiade^ (Daselbst 1758) und „Dei vermi cucurbitini delV uomo"
(Pisa 1759). — Der Sohn dieses Antonio, Raimondo C. , gestorben 1775,
war seine« Vaters Nachfolger als Anatomieprofessor und Chirurg am Hospital
Sta. Maria Nnova in Florenz. Von ihm rühren „Lezioni fisico - ana^omiche^
(Livomo 1775 in 4.) her. — Endlich ist Antonio-Celestino C. zu erwähnen,
welcher in der ersten Hälfte des 18. Jahrhunderts in Rom Medicin und Botanik
trieb. Aus seinen Schriften sind hervorzuheben: „Epistola ad Morganum de
lente crystallina oculi, vera suffusionis sede*^ (Rom 1721 in 4.) — „Epistqlae
physico-medicae ad Lancisium et Morganum^ (Rom 1725 in 4. ; Frankfurt 1732
in 4.) — „Narratio de morbo variolari quo affecta est nobilis rnonialis^
(Daselbst 1739 in 4.) — „Lectio de musculü et motu musculoru7n" (Daselbst 1741
und 1743 in 4.) — „Dissertatio physico - practica continens vindicias corticis
Pe^ruviani'' (Daselbst 1746). Uffreducci. — Red.
*CocciT18, Ernst Adolf C, am 19. September 1825 in Knauthain bei
Leipzig geboren, studirte daselbst, sowie in Prag und Paris und war in der Augen-
heilkunde hauptsächlich Ritterich^s Schüler. Von 1849 — 57 wirkte er als
46 COCCIÜS. — COCKBÜRN.
ÄBsistent und Docent, bis 1867 als ausserordentlicher Professor, seitdem ist er
ordentlicher Professor der Ophthalmologie in Leipzig. Seine Hauptarbeiten handeln
ober die Ernährung der Hornhaut u. s. w. , über Anwendung des Augenspiegels
nebst Angabe eines neuen Instrumentes, über Glaucom, Entzündung und die Autopsie
mit dem Augenspiegel , über das Gewebe und die Entzündung des Glaskörpers,
über den Mechanismus der Accommodation des menschlichen Auges, über Ophthal-
mometrie und Spannungsmessung, über die Diagnose des Sehpurpurs im Leben.
Auch sind zu nennen die Abhandlungen: „lieber die in den Jahren 1868 und
69 in den Augenanstalten beobachteten Augenverletzungen etc.^ — „De morbis
oculi kumani qui e variolis exorti in nosocom. ophthulm. observati sunt",
Bed.
Cochon-Dnpny, Vater und Sohn, zwei französische Marineärzte zu Roche-
fort, die daselbst zusammen 116 Jahre laug thätig waren. — Jean C.-D. , der
Vater, war als Sohn des Arztes Philippe Oochon zu Niort am 11. April 1674
geboren, übte die Praxis in La Rochelle aus, bis er 1704 nach Rochefort berufen
wurde, wo er die erste Specialschule der Marine für Chirurgie und Anatomie
begründete. Er machte sich sowohl um diese Schule, als bei der Bekämpfung
von Epidemien verdient, beispielsweise einer Typhus - Epidemie 1739 und einer
Epidemie von pestartigem Scorbut 1745, während welcher bei der Pflege von
3000 Kranken nicht weniger als 156 Personen des Heil- und Pflegepersonals
ihren Tod fanden. Von seinen im Druck erschienenen Schriften sind anzuführen :
„Histoire d'une enflure au bas-ventre tr^s -particuli^e" (Rochefort 1698) —
„Manuel des Operations de Chirurgie extrait des meilleurs livres*^ (Toulon 1726) —
„An post gravem , ab ictu vel casu , capitis percussionem , non jiivante etiam
iterata terebratione^ dura meninx incisione aperienda?" (Paris 1736). Er starb
am 10. October 1757 und hatte seinen Sohn zum Nachfolger.
Gaspard C.-D., der Sohn, war am 10. Mai 1710 zu Rochefort geboren,
fltudirte in Paris, wo er 1734 Doctor wurde. In demselben Jahre wurde er Gehilfe
seines Vaters und erhielt die Leitung der Schule für Anatomie und Chirurgie, sowie des
1741 errichteten botanischen Gartens. Er theilte mit seinem Vater die Anstrengungen
bei der Tilgung der erwähnten Epidemien und wurde 1757 dessen Nachfolger als
erster Arzt der Marine. Er führte auch die Titel Ecuyer, Conseiller du Roi und starb
am 7. Januar 1788, ohne als Schriftsteller aufgetreten zu sein.
Rainguet, pag. 150. — Berger et Rey, pag 53. 0.
*Cock, Edward C, beendete seine medicinischen Studien in London um
1828, wurde F. R. C. S. Eng. 1843, wirkte am Asyl für Taubstumme, sowie als
Consulting surgeon am Guy's Hospital, dessen Reports er eine Zeit lang edirte.
Als Schriftsteller trat er auf mit einer „Practical anatomy of the head, neck
and ehest ^ — „Congenital malformations of internal ear" ^ mit n^orfy cases
of retention of urina in which the bladder was punctured per rectum" und
mit mehreren Beiträgen zu den Krankheiten der Blase. Diese Arbeiten finden sich
in den Guy's hosp. Rep., den Med.-chir. transact., der Med. Gazette. ^^^
Cockburn, William C. , bedeutend durch die kritische Schärfe seiner
Schriften, war Mitglied der Royal Soc. und des Collegs der Aerzte in London.
Sonstige biographische Details über ihn fehlen. Abgesehen von der Schneidigkeit,
mit welcher er gegen die voreilige Anwendung der Chemie auf Physiologie und
Pathologie kämpfte, gelang es ihm, die übertriebenen Vorstellungen, welche dele
Aerzte seines Zeitalters über die Beziehungen der Ürethralausflüsse zur Syphilis
hatten, wesentlich zu reduciren und die Existenz gutartiger Urethralkatarrhe nach-
zuweisen. Schriften: „Oeconomia corporis animalis" (London 1695, Augsburg
1696) — „On the nature, catises, symptoins and eure of the distempers^ that
are incident to seafaring people" (hauptächlich über Scorbut handelnd; London
1696, 1739; lateinisch, französisch, deutsch, holländisch; Fortsetzung: London
1697) — „Profluvia ventri" (London 1702) — ;,The Symptoms^ nature, cau^es
COCKBURN. — COEN. 47
and eure ofa gonorrhoea^ (Daselbst 1.713, 1716 und 1718; auch lateiuisoh
und französisch) — „Cure of loosenesses^ (London 1721).
Biogr. m6d. III. Red.
*Cockle, John C, wurde zu Aberdeen 1846 promovirt, wurde F. R. C. S.
Eng. 1847, F. R. C. P. London 1867. Hat verschiedene Ehrenstellen an mehreren
Instituten der Hauptstadt inne und ist in Thätigkeit als Examinator und Physician
des Royal nat. hosp. for eonsumption und der Infirmary for consumption. Beine
Hauptarbeiten sind: „On the poison of the cobra di capello" (1852), Verschie-
denes über das Herz und die grossen Gefösse (im Med. mirror. Vol. 1) — „On the
surgical treatment of aortic aneurysm** (1876) — „On intrathoradc Cancer"
(1865) — „Contributions to cardiac pathology" (1880) — ^On insuffidency of
the aortic valves in connexion vnth sudden death" (2. Aufl. 1880). ^^^
*Codoniiu y Niete, D. Antonio C, ist am 11. Juni 1817 zu Clot,
einem Flecken ausserhalb Barcelona's, geboren. Mit seinem Vater D. Manuel
Codorniu y Ferreras, Director beim Militär - Sanitäts - Corps , kam er nach
Sevilla, später nach Mexico, von da nach Paris und darauf nach Madrid, wo er
sich der Medicin zu widmen begann. Er diente eine Reihe von Jahren als Arzt
in der Armee und wurde 1843 als Chef des Militär - Sanitätsdienstes nach den
Philippinen versetzt, nachdem er von 1839 an das „Bolettn de Medictna, Girurgia
y Farmada*^ redigirt hatte. Er blieb daselbst bis 1856, wurde Mitglied der
Junta superior de Sanidad, redigirte die Reglements für die Ausübung der Pi'axis
auf den Philippinen und für die Sanitäts-Polizei im Hafen von Manila und machte sich
1854 beim Ausbruch der Cholera durch die ergriflenen Sanitätsmassregeln verdient.
Naeh seiner Rückkehr nach Spanien war er Inspector erster Classe beim' Militär-
Sanitäts-Corps. Er gab heraus ein „Cainpendio de la Historia de la Medicina",
übersetzte Boüillaüd's „Füoaofia mSdtca", sowie Teoüsseau und PiDOUX*
„ Terapeutica y materia mddica" und verfasste eine „ Topografia midica de las
islas Füipinas*' (Madrid 1857). In Manila hat er eine Zeitschrift „La Estrella"
herausgegeben.
Ovilo y Otero, I, pag. 179. G.
/ Codronclli, Battista C, berühmter italienischer Arzt aus Imola, wo er
um die Mitte des 16. Jahrhunderts lebte; er hatte grossen Ruf und hinterliess
eine Menge Schriften und Werke, welche alle tiefes Wissen und Originalität bezeugen ;
eines derselben möge hier aus dem Grunde angefahrt werden, weil es, als das
erste, sieh über gerichtliche Medicin verbreitet: „De vitiis vocis libri duo, in
qutbus non 8olum vocis definitio traditur et explicatur, sed illius dißer&ntiae,
instrumenta et causae aperiuntur ; ultimo de vocis conservatione, pra^servatione,
ae vitiorum ejus curatione tractatus; opus ad utüitatem concionatorum prae-
cipue editum: cui accedit consüium de raucedine ac methodus testificandi in
quibusvis casibus medicis oblatis etc." (Frankfurt 1597); — femer: „De morbis
veneficis et veneßciis libr, IV" (Venedig 1595; Mailand 1618) — „De rabie,
Aydrophobia communiter dicta libr. II; de sale ahsynthii libellus ; de iis qui
aqua immerguntur opusculum, et de elleboro commentarius" (Frankfurt 1610).
Auch ein geographisch-mediciniscbes Werk über die Krankheiten in Imola (Bolo-
gna 1603) und ein Commentar über die klimakterischen Jahre. Das älteste der
Bücher C.'s : „De Christiana ac tuta medendi ratione libr, 11" ist in Ferrara 1591
nnd nachmals in Bologna 1629 aufgelegt. Unger. — üffreducci.
GoeB, Giuseppe C, zu Venedig, war 1812 im Venezianischen geboren,
studirte die Chirurgie, wurde Assistent des Spitals zu Venedig , erwarb die medi-
einiscbe Doctorwürde, zeichnete sich während der Cholera-Epidemien aus und hat
besonders das Verdienst, die classischen Werke von A. Cooper, Dupuytren,
Baudrlocqüe, Sanson, Larrey, Velpeau, Deveroie u. A. in's Italienische
übertragen und mit Anmerkungen und Zusätzen versehen zu haben. Er Hess
48 COEN. — COHAUSEN.
Abhandlungen über das Kreosot und über die Lagenveränderungen des Uterus er-
scheinen, veröffentlichte viele Krankengeschichten und im Ateneo veneto „Fasti della
medicina italiaiia" sowie daselbst auch einen Vergleich der drei berühmten gleich-
zeitigen Chirurgen Scarpa, A. Coopeb und Dupuytren, unter denen er seinem
Landsmanne den Vorzug gab. 1841 begann er die Herausgabe der grossartig
angelegten „Enciclopedia chirurgica^ , an der sich bald die ersten Chirurgen
Italiens betheiligten. Im besten Mannesalter erlag er am 18. Mai 1856 einem
langen und schweren Leiden.
V. Wurzbach, 11, pag. 402. G.
Coeper, Johann C, zu Bremen, war daselbst am 19. Januar 1615
geboren, studirte auf deutschen und holländischen Universitäten, wurde 1643 zu
Basel Doctor, machte Reisen durch Frankreich und Italien, Hess sich 1644 als
Arzt in Bremen nieder, wurde 1651 Professor der Medicin am dortigen Gymnasium
illustre, 1650 dritter Physicus und 1666 wirklicher Physicus. Er schrieb in der
Zeit von 1655 — 1660 eine Anzahl von Dissertationen, von denen die im erst-
genannten Jahre erschienene „De circulatione sanguinis^ die bedeutendste ist,
indem er darin die HARVEY'sche Lehre entwickelte und begründete, gegenüber
der älteren Meinung. Er starb am 23. December 1672.
Bremißche Aerzte, pag. 114. G.
Coetsem, Ch. A. van C. , Sohn eines Arztes, geboren 1788 zu Genf,
wurde Dr. med. zu Leyden 1814. Nach seiner Rückkehr, aus den Kämpfen bei
Leipzig lehrte er menschliche Anatomie zu Genf an der Medicinschule und wurde
nach der Gründung der Universität an dieser innerer Kliniker. Seine Werke:
„Medicinae theoreticae conspectus etc."^ (Gent 1825) — „Traiti Üimentaire de
midecine Ugale^ (Daselbst 1827) und „Recherches cUniques .... sur Vinflam-
mation aigue de Varachnöide cerSbrale etc,^ (Daselbst 1830) genossen eine Zeit
lang Ruf. Er gehörte der belgischen Akademie der Medicin von 1841 (dem Jahre
ihrer Begründung) bis 1865 (seinem Todesjahre) an. ^^n den Corput. — Red.
*Cogllill, John George Sinclair C, bildete sich wesentlich in Edin-
burg aus, wo er 1857 promovirt wurde. Den Grad als F. R. C. P. Edinb. erlangte
er 1864. C. fungirte dann längere Zeit als Lecturer über allgemeine Pathologie
und pathologische Anatomie an der Edinburger medicinischen Facultät, war Demon-
strator für Anatomie an der Universität Glasgow 1858 — 1861, auch consultirender
Arzt am General-Hospital in Shanghai.' Nach England zurückgekehrt, lebt er auf
der Insel Wight und hat eine Reihe von Arbeiten publicirt, aus welchen der Her-
vorhebung bedürfen die „Pathologie and treatmerU of irritable uterus^ (Glasg.
med. Journ. 1859) — „New Operation for vesico-vaginal fistula" (Lanoet 1859) —
„Antiseptic Inhalation in pidmonary affections** (Lancet 1877) — n^he hypo-
phosphitea in phthisis^ (Ebenda 1879). 'Red.
Gogrossi, Carlo Francesco C, italienischer Arzt aus dem Vene-
tianisehen, wurde 1681 geboren, promovirte in Padua und erhielt daselbst
1710 eine Professur für Medicin. Er eröffnete seine Lehrthätigkeit mit der Disser-
tation: „De medicoruin virtute adver sus fortunam^ (Brescia 1721), schrieb später
Mehrere« über Chinarinde (1711, resp. 1716), sowie über die contagiöse Verbreitung
der Rinderpest (Mailand 1714) und zeigte sich in seinen allgemeineren Auff'assungeu
vielfach seiner Zeit voraus. So zeugen hiervon: sein Beweis, dass es keine Universal-
medicin geben könne (Padua 1723), seine Vorlesung über die Pest (1727) imd
„De epidemia rheumatica" (Daselbst 1731). — Erwähnenswerth sind auch „Saggi
della medicina Italiana etc." (Daselbst 1727). Unger— Uffroducci.
Cohansen, Johann Heinrich C, geboren 1665 zu Hildesheim, gestorbea
am 13. Juli 1750, hatte in Frankfurt a. 0. Medicin studirt, daselbst 1699 die
Doctorwürde erlangt, wandte sich dann nach Münster in Westphalen und wurde
COHAUSEN. — COHNHEIM. 49
1717 Leibarzt de« Bischofs. Seine Schriften sind polemisch-satirischer Natur und
tragen in ihrer wüsten Gelehrsamkeit und dem Mangel jeder Kritik den Stempel
des 17. Jahrhunderts. Am bekanntesten ist darunter die nach seinem Tode her-
ausgekommene „Der vnederlebende Hermtppus oder curieuse physikalisch'
medizinische Abhandlung von der seltenen Art, sein Leben durch das Anhauchen
junger Mädchen bis auf 115 Jahre zu verlängern^. (Gedruckt in der alten
Knaben Buchdruckerei, 1753.)
Biogr. in6d. III, pag. 296. — Biogr. tmiv, — Deutsche Biographie.
W. Stricker.
* Cohen, Levi Ali C, am 6. October 1817 zu Meppel (Drenthe) geboren,
Btndirte in Groningen vorzugsweise unter J. Baaut de la Faille, Sebastian
und Strating sen. und promovirte 1840. Von 1840 — 1865 war er praktischer
Arzt in Groningen, 1865 — 1869 Inspector . vom Geneeskundig Staatstoezicht för
die Provinzen Overyssel und Drenthe und danach fftr die Provinzen Friesland und
Groningen. Schon als Student beantwortete er mit Erfolg zwei geologische Preis-
fragen und auch nach seiner Promotion beschäftigte er sich viel mit hebräischer
Literatur und Dichtkunst. Er publicirte: „Het wezen en de rationele behandeling
van den zozgenaamden Diabetes mellitus^ (1845) — „Nieuw statistisch Jaarboek
voor het Koningryk der Nederlanden*^ (VI. Jahrg. 1847 — 52) — „Handboekje der
openbare Gezondheidsregeling en der geneeskundige Politie^ (2 Tbl., 1872) und
sehr viele medico-politische und hygienische Beiträge in verschiedenen Zeitschriften.
C. E. Daniels.
* Cohen, J. Solis C. , Arzt für Kehlkopf- und Athmungskrankheiten in
Philadelphia und 1880 — 1881 Mitherausgeber des dort erscheinenden Archives of
Larvngology, publicirte in den Jahren 1867 — 1882 eine grosse Reihe auf die
Therapie der Respirationskrankheiten bezüglicher Arbeiten, so über Inhalation,
Laryngoskopie, primäre Tuberculose des Larynx etc. Hervorzuheben ist: „Diseases
of the throat, a guide to the diagnosis and treatment of affections of the pharynx^
Oesophagus, trachea, larynx and nares"' (New- York 1872) und „Croup, its
relations to tracheotomy^ (Philadelphia 1874). ^^^
Cohn, Bernhard C, ist der Verfasser von ^De embolia ejusque sequelis
experimenta nonnulla*^ (Breslau 1856) und „Klinik der embolischen Gefäns-
krankheiten etc.** (Berlin 1860). ^^^
'''Cohn, Hermann C, geboren zu Breslau am 4. Juni 1838, studirte
1857 — 60 Naturwissenschaften, besonders Physik und Chemie in Breslau und
Heidelberg bei Bunsen, Kiechhoff und Helmholtz, promovirte als Dr. philos.
am 20. October 1860 in Breslau auf Grund einer bei Bunsen gearbeiteten Disser-
tation: „De acido hypochlarico^ , studirte dann bis 1863 Medicin in Breslau und
Berlin und wurde Med. Dr. an letzterer Universität. Zuerst Förstbr*s Assistent,
und zwar bis 1866 , wirkte C. von diesem Jahre ab als Augenarzt in Breslau,
dann seit 1868 als Docent und seit 1874 als ausserordentlicher Professor daselbst.
Schon mit seiner ersten Arbeit: „Untersuchungen der Augen von 10,060 Schul-
kindern nebst Vorschlägen zur Verbesserung der den Augen nachtheiligen
Schuleinrichtungen" (Leipzig 1867) trat C. in die später von ihm mit Consequenz
und Erfolg cultivirte Richtung der ophthalmologischen Schulhygiene ein. Weitere
Pablleationen sind: y^Schussverletzungen des Auges" (Erlangen 1872) — „Vor-
arbeiten für eine Geographie der Augenkrankheiten" (Jena 1874) — „Die
Sckulhäuser und Schultische auf der Wiener Weltausstellung" (Breslau 1873) —
„Studien über angeborene Farbenblindheit" (Breslau 1879) — „Die Hygiene
des Auges in den Schulen" (Wien 1883). Ausserdem 89 in Journalen zerstreute
AnMtze, meist ophthalmologisch-hygienischen Inhaltes. I^ed
^CohnheiHl) Julius C, am 20. Juli 1839 zn Denmiin in Pommern geboren,
besuchte die Universitäten Würzburg, Marburg, Greifswald, Berlin und trat hier
als Assistent bei VraCHOW 1864 ein. Von 1867 — 1872 wirkte er als Professor
Bio^. Lexikon, ir. 4
50 COHNHEIM. - COINDET.
der pathologischen Anatomie in Kiel, bis 1878 in Breslau und von 1878 bis jetzt
in Leipzig. C. ist der Verfasser einer Reihe von experimentellen Arbeiten, bei
welchen zum Theil neue, sich bald Bahn brechende Untersuchungsmethoden zuerst
angewendet wurden , so in der Arbeit : ^ lieber Structur quergestreifter Muskel-
fasern*^ (ViRCHOw's Archiv, 1865?), die Gefriermethode — „Die Nervenendi-
gungen in der Cornea^ (ViECHOw's Archiv, 1866), die Goldmethode. Weitere
Publicatiouen sind: „Die Trichinenepidemie zu Hedersleben etc.^ — „Ueber das
Knochenmark bei prim, Anämie" (1876). Mehrere Arbeiten über Entzündung
(ViKCHOw's Archiv, Bd. XL). Neue Untersuchungen (Berlin 1878) und verschiedene
polemische Artikel. y,Der embolische Process" (Berlin 1869). Arbeiten über
Tuberkulose (mit B. Fbänkel, 1868; mit Salomensen, 1877, wobei die Impfungen
in die vordere Augenkammer zur Anwendung kamen). Ferner: „Die Tuberculose
vom Standpunkte der Infectionslehre" (Leipzig 1879 und 1881). Sein Hauptwerk
ist die „Allgemeine Pathologie^ (Berlin 1878). Ausserdem zahlreiche Arbeiten
mit Schtilem, die mit dem Titel : „Au^ dem pathologischen Institute zu Leipzig*^
m ViECHOw's Archiv und Klebs' Archiv veröffentlicht sind. ^^^j
*Cohnstein, Isidor C, zu Gneseu am I.August 1841 geboren, wurde
nach Besuch der Universitäten Berlin, Prag (Seyfferdt) und Heidelberg 1864 pro-
movirt. Seit 1866 als Arzt, seit 1871 als Frauenarzt und Geburtshelfer, seit 1877
als Docent an der Universität Heidelberg thätig, verfasste C. ausser der Arbeit :
;, Ueber den Muskeltonus** (von der Akademie in Brüssel preisgekrönt) ein Reihe
gynäkologischer Schriften, darunter: „Zur Therapie der chronischen Metritis** —
;, Ueber chirurgische Operationen bei Schwangeren** — ;, Ueber alte Erstge-
bärende** — „ Ueber ein neues Perforationsverfahren** — „ Ueber Vaginitis
exfoliativa** — „Untersuchungen übet' die Innervation des Uterus**, sowie ein
„Lehrbuch der Geburtshilfe** und einen „Grundriss der Gynäkologie**. ^^^
Coindet. Die Genfer Arztfamilie Co in de t beginnt mit Jean Fran^ois
C, der, 1775 geboren, zu Edinburg am 24, Juni 1797 seine Dissertation „De
vartolis** vertheidigte, zu Genf als Oberarzt der Militär- und Civilspitäler wirkte,
noch ein „MSm. sur VhydrencSphale** (Genfund Paris 1817), sowie „Observations
sur le diabUe** (M^m. de la soc. m6d. d'6mulation 1799) schrieb und 1834 starb. —
Von seinen beiden Söhnen ist der weniger berühmte Jean Charles C, ebenfalls
zu Edinburg ausgebildet und daselbst mit der Diss. „De renum pathematibus**
(1820) promovirt, dem ausserdem ein „Memoire sur Vhygihne des condamnSs ,
dStenus dans la prison pinitentiaire de GSneve** (Paris 1838) zugeschrieben
wird; — der bedeutend berühmtere Charles W. C, der mit LüGOL in Paris
das von Couetois entdeckte Jod und Jodkalium in die Praxis einführte und auch
sonst eine Reihe bedeutender pharmacologischer Arbeiten publicirte. Der Hervor-
hebung bedürfen: „Dicouverte d\in nouveau remkle (Jodine) contre le goitre**
(Bibl. univ. de G6n6ve 1820; vielfach abgedruckt, auch einzeln) — „Xouvelles
recherches sur les effets de Vwdine etc,** (Ebenda 1821) — „Notice sur Vad-
ministration de Viode par frictions etc,** (Bäyle, Bibl. de Th^rap. 1828, T. I) —
„Observations on the remarkable effects of iodine in bronchocele and scrophula**
(London 1821) — „ConsidSrations sur la production de Vacide urique** (Bull,
imiv. de G6nfeve 1825); ferner Experimentelles über Oxalsäure, Mohnsaft etc.
— C. lebte ebenfalls in Genf, war Mitglied der medicinisch-chirurgischen
Societät in Edinburg und vieler gelehrter Gesellschaften. — Endlich ist L6on-
Alex.-Hipp. C. zu erwähnen, der 1828 — 1870 lebte und sich durch epidemiolo-
gische und militärchirurgische Publicationen einen Namen machte, in denen gleich-
zeitig seine verschiedenen Wirkungskreise angedeutet sind, so: „ConsidSrations
sur les fikvres de VAlgSrie** (Paris 1851) — „Quelques reßexions j!?ra^«'^W6?«
sur un cas de vaste plaie transversale de la rigion thyropyo'idienne** (Paris
1859) — „Le Mexique cansidSrie au point de vue midico-chirurgical** ,
Ind. Cat. Vol. HI. — Callisen, IV, XXVII. Red.
COINDBE. — COLBATCH. 51
Coindre, Jean-Jacqaes C, franzödischer Chirurg, aus Lyon, geboren
um 1735 daselbst, der während der Revolution hingerichtet wurde (1793). Er-
wähnenswerth ist seine Abhandlung : „Memoire sur la translatioii des Cimet f^res
hors de la ville^ (Lyon 1791). ünger
^Coiter, Vo Icher C, im Jahre 1534 zu Groningen geboren, ging 1555
nach Italien, um in Pisa unter Falloppio Anatomie zu studiren. Später folgte er
dem Unterrichte von Eustachio in Rom , von Aranzi in Bologna und von Rox-
DRLET in Montpellier und wurde von da im Jahre 1569 als städtischer Arzt nach
Nürnberg gerufen. Obgleich 1555 — 1560 mit erheblichen finanziellen Unter-
stfltzungen seitens der Regierung von Groningen ausgestattet, kehrte er nicht in
sein Vaterland zurück, als er dieses Amt niederlegte, sondern wurde Militärarzt
in der deutschen Armee unter Johann Casimir Palatinus und starb 1590
(nach Anderen bereits 1576). — In seiner ersten Arbeit; y,De ossibus et cartila-
ginibus corporvt humani" (Bologna 1566) handelt er über Osteologie, in seiner
1 659 durch H. Eyssoxius veröffentlichten Abhandlung : ^ Tractatus anatomicus de
ossibus foetus abortivt et infantis dimidium anni nati" speciell über Osteo-
genese und gab eine sehr gute Beschreibung und die ersten Abbildungen vom
fötalen Skelet, welche beide später durch Riolaxcs, ohne C.'s Namen zu nennen,
übernommen sind. Seine ^Tabulae externariim et mternarum humani corporis
partium** (Nürnberg 1572 und Löwen 1653) bilden einen wahren Atlas der
topographischen Anatomie, da stets auf den Zusammenhang der einzelnen Theile
in gewissen Strecken und zu gewissen Zielen hingewiesen wird. Die Entwicklung
des Eies hat er sehr genau studirt, so dass man ihm die Entdeckung der Corpora
lutea hat zuschreiben wollen, was jedoch der nöthigen Bestätigung entbehrt,
obgleich seine Beschreibung der Ovarien Aufmerksamkeit verdient. Nicht weniger ist
dies der Fall mit seinen Mittheilungen über die Knochen und Muskeln des Gehör-
organs, über den Nervus opticus, dessen Zusammenstellung er in Streit mit der
Galenisehen Auffassung richtig beschreibt, über die durch ihn zum ersten Male
beschriebenen Ganglien der Rückenmarksnerven und über den Ersatz des Humor
aqueas nach Verletzungen der Augen. C. war ferner der «Entdecker der obersten
Nasenmnskeln (durch Santorinus als Musculi proceres oder Santorini benannt)
und der Entdecker des Musculus corrugator supercilii, den er sehr gut beschrieb.
Vom Nutzen der pathologischen Anatomie war er so überzeugt, dass er die Ob-
dnctionen aller Kranken, die an unbekannten oder occulten Krankheiten gestorben
waren, verlangte. Dass er Vivisectionen an Katzen gemacht hat, zeigen seine
Mittheilungen über die Herzwirkung. Sehr grosse Verdienste hat C. sich noch
dnrch die Veröffentlichung seiner „Diversorum animalium aceletorum explicationes
icanibus artificiosia et genuinis illttstratae" (Nürnberg 1575 und 1595) um die
vergleichende Anatomie erworben , besonders durch die darin enthaltenen Bemer-
kungen über die Schädelform des Menschen, des Affen und anderer Thiere.
Hai 1er giebt an, dass C. auch „Observationes medico-chirargicae" (Nürnberg 1572)
geschrieben habe, ^orin ^multa saut melioris notae" ; dieses Werk ist mir jedoch nie zu
Oesicht gekommen. C. E. Daniöls.
Gol de Villars, Elie C. de V., 1675 in La Rochefoucault (Angoumaix)
geboren, Protestant, dann Renegat, Erzieher und erst von 38 Jahren Dr. med.,
wurde auf den Lehrstuhl der Chirurgie zu Paris berufen, war 4 Jahre hinterein-
ander Decan der Facultät und königlicher Leibarzt und starb 1747 unmittelbar
nach seiner Berufung zur Professur der Materia medica. Wir haben von ihm:
jfCoura de Chirurgie etc," (Paris 1738 — 1741) und das „Dicticnnaire frangois-
latin des termes de m4decine et de Chirurgie^ (Fortsetzung des vorigen, Paris
1740, 1760).
Dict. hist. II. Red.
Colbatch, John C, eigentlich Apotheker, wurde Mitglied des Londoner
Aerzte-Collegiums und beschäftigte sich sehr intensiv mit Blutstillung und sonstigen
4*
5:> COLBATCH. — COLDEN.
chirurgischen Heilmitteln. Hievon legen Zeugniss ab: „A new light of chirurgery
vindicated from the many ingest CLspersions*' (London 1695, 1699) — „Relation
of sudden and extraordinary eure of a person" (Daselbst 1698) — „A treatise
on the gout^ (Daselbst 1697). Ansserdem schrieb er über Sauren und Alkalien
in Säufercuren, über die Alkalescenz des Blutes und Aehnliches.
Biogr. m^d. III. Red.
Colberg, August C, zu Kiel, pathologischer Anatom, war am 23. August
1829 zu Oderberg in der Provinz Brandenburg geboren, siedelte in seinen eisten
Jjebensjahren mit seinem Vater, Apotheker, nach Halle über, studirte von 1850
an daselbst und in Göttingen Medicin, oft gestört durch ein Knieleiden, das aus
frühester Jugend stammte und ihn fast sein ganzes Leben lang gequält hat.
Er wurde 1856 mit derDiss. : „De rattone quae tntereat inter emphyaema atque
pidmonum tuberculosin" Doctor, war 1856 — 58 in Würzburg und Berlin ein
enthusiastischer Schüler von Virchow, entschloss sich, da sein körperliches Leiden
die praktische Laufbahn sehr erschwerte, Docent der pathologischen Anatomie zu
werden, habilitirte sich 1863 in Halle mit der Commentatio pro venia docendi:
„Observationes de penitiore pulmonum structura et physiologica et pathologica^
und war vor und nach dieser Zeit für die Halle'sohen Kliniker und die übrigen
Aerzte der Stadt der stets bereite Freund und Berather in pathologisch-anatomischen
Dingen. Die Hettstädter Trichinen-Epidemie 1864 gab ihm Gelegenheit, „Patho-
logisch-anatomische Untersuchungen über die Veränderungen der Muskelfasern
beider Trichiniasis" (Deutsche Klinik, 1864) anzustellen; seine weiteren Erfahrungen
über diese Krankheit stellte er in einem amtlichen Gutachten: „Die Trichvien-
kranhheit in Bezug auf das öffentliche Gesundheitswohl" (Magdeburg 1864)
zusammen. In demselben Jahre noch wurde er als Prof. e. o. der pathologischen
Anatomie nach Kiel berufen, wurde 1868 Prof. ord. und vollendete daselbst für
das neubegründete Deutsche Archiv für klinische Medicin eine grössere Arbeit:
„Beiträge zur normalen und pathologischen Anatomie der Lungen" (1866).
Im Sommer 1867 stellte sich mit Bestimmtheit ein Brustleiden bei ihm heraus,
welche^, mit mancherlei. Complicationen, bereits in Jahresfrist am 3. Juli 1868 seinen
Tod, der zu Halle erfolgte, herbeiführte, ehe es ihm vergönnt war, seine zahlreichen
angefangenen Arbeiten, die noch eine erhebliche Förderung der Wissenschaft in
Aussicht stellten, zu vollenden. Ausser den angeführten Arbeiten finden sich noch
einige weitere in Müller*s Archiv (1856, zusammen mit R. Heidenhain) über
den Blascnschliessmuskel , im Archiv für Ophthalmologie (Bd. Vlll) über Iritis
gummosa, in den Charit6-Annalen (1862) über gelbe Leberatrophie u. s. w.
Alberti, I, pag. 142. — Ziemssen im Deutschen Archiv für klinische Medicin.
Bd. IV, 1868, pag. 616. ^^
*Cold, Daniel Henrik Otto C. , zu Fredensborg (Själland) am
17. August 1827 geboren, studirte auf der Kopenhagener Universität (Ipsex,
EsCHHiCHT, Stkin, Fengeb, Christensen), Promovirt 1858, wirkte er schon vor-
her seit 1854 als praktischer Arzt in Frederiksvärk, seit 1862 als Districts-, seit
1866 als Amtsarzt und seit 1880 als consultirender Arzt in Kopenhagen. Von
ihm rühren her: „Laegerne og Laegeväsenet under Christian den Fjerdes Re-
gjerinq" (1588 — 1648) — „Om Betingelser for Sundhed" und eine Reihe von
Artikeln, betreffend medicinische Statistik, Topographie und das dänische Medieinal-
wesen in verschiedenen dänischen medicinischen Zeitschriften. Petersen.
Colden, Cadwallader C, amerikanischer Arzt und Naturforscher, war
am 17. Februar 1688 zu Dunse in Schottland geboren, studirte bis 1708 in Bdin-
burg, kam 2 Jahre später nach Pennsylvanien, wo er bis 1715 prakticirte, ging
dann nach England, kehrte aber 1718 nach Amerika zurück und Hess sich in
New York nieder. Er wendete seine besondere Aufmerksamkeit den Naturwissen-
schaften zu; so der amerikanischen Flora, aus welcher von Ltnne eine Pflanzen-
GOLDEN. — COLETTI. 53
^ttung ihm zu Ehren „Coldenia^^ genannt wurde, und der Meteorologie; auch
verfasste er einige physikalische und botanische Schriften und Abhandlungen. Er
war einer der Ersten, der bei Fiebern die abkühlende Behandlung empfahl. 1741, 42,
bei einer Typhusepidemie in New York, wies er in einer Denkschrift die Entstehung
derselben aus den ungesunden Bodenverhältnissen nach, publicirte Abhandlungen:
„On the eure of Cancer" und über epidemische, weit verbreitete Halsentzündungen
(American Museum, 1753). In der späteren Zeit seines Lebens übernahm er ver-
schiedene politische Aemter, wurde, nachdem er ein Stück Land 1755 angekauft,
das er Coldenham (bei Newburgh) nannte und mit seiner Familie bewohnte, 1761
Lieutenant Govemor von New York und starb am 28. September 1776 auf einem
Landsitze auf Long-Island, indem er eine beträchtliche Menge von wissenschaftlichen
Arbeiten in Manuscripten hinterliess.
Amer. Med. and Phil. Reg. 1814, 2. edit., I, pag. 297. — Thacher, I, pag. :^34.
G.
Cole, William C. , geboren in dep ersten Hälfte des 17. Jahrhunderts,
ward im Jahre 1666 Doctor der Medicin in Oxford und prakticirte in der Folge
in Bristol. Er war ein Freund Sydenham's, jedoch, ungleich diesem, Hypothesen
sehr ergeben. Hauptsächlich Anhänger der iatromechanischen Schule, verschmähte
er es nicht, für seine Lehren auch in der Chemie Stützen zu suchen und so eine
Verbindung der beiden Richtungen herbeizuführen. Seine Werke leiden an Dunkel-
heit und Unklarheit des Ausdruckes, enthalten aber manche Wahrheiten, so z. B.
dass der Gesammtdurchmesser der Arterien mit ihrer Entfernung vom Herzen
zunehme. Hauptwerke sind: „Tractatus de secretione animali" (Oxford 1674, 12.)
und „Novae hypotheseos^ ad explicanda febrium mtenmttenttum symptomata
et typos excogüatae hypotyposis, Una cum aettologia remediorum ; speciatim-
vfTO de curatione per corticem pencvianum, Accesstt dissertatiuncula de tnte-
stinorum motu peristaltico" (London 1694; beide auch zusammen mit Morton's
Werken, Amsterdam 1698, 8.). M^x Salomon.
Coler, Johann C, deutscher Art, schrieb von 1592 — 1632 über Agri-
eultur und Oekonomie, auch über die Zucht des Seidenwurmes.
Biogr. iiniv. W. Stricker.
* Coler, Alwin C. , geboren am 15. März 1831 zu Groningen, Kreis
Halberstadt, studirte von 1852 — 1856 Medicin auf den militärärztlichen Anstalten
zu Berlin. Als Stabsarzt während der Feldzüge von 1864 und 1866 zeichnete er
sieh aus und wurde 1867 zum Medicinalstabe der preussischen Armee commandirt,
um 1868 als Decernent in das Kriegsministerium einzutreten. In dieser Stellung
verblieb er auch, als 1874 seine Ernennung zum Generalarzt (seit 1883 I. GL)
erfolgte. 0. hat sich um die in den Jahren 1868 und 1873 innerhalb des preussi-
schen Militärmedicinalwesens erfolgten Reformen, sowie um die verbesserte Organi-
sation des Feldsanitätswesens — 1878 — wesentliche Verdienste erworben. Auch
sind seiner Initiative die Operationscurse für active und dem Beurlaubtenstande
Angehörige Aerzte, sowie andere für die wissenschaftlich-technische Ausbildung der
Militärärzte wichtige Einrichtungen zu verdanken. -^lqA
Coletti, Ferdinando C, geboren am 16. August 1819 in Tai di Cadore,
gestorben am 27. Februar 1881 in Padua, war Sohn armer Eltern und studirte
in Padua, wo er 1845 zum Doctor promovirt und dann Assistent der Lehrkanzel
fdr allgemeine Pathologie und Pharmakologie unter Professor Steeb wurde, welchen
er öfter in seinen Vorlesungen supplirte. Im Jahre 1848 verliess er diese Stellung
und wurde Mitglied der provisorischen Regierung von Padua, als Chef der öffent-
lichen Gesundheitspflege, weshalb er nach der Rückkehr der Oesterreicher aus-
wandern musste und in Genua als Arzt prakticirte. In den ersten Monaten des
Jahres 1849 ging er nach Venedig und blieb hier als Arzt des Militärspitals bis
zur Capitulation der Stadt, kehrte dann nach Padua zurück und wurde hier Privat-
54 COLETTI. — COLLAS.
docent der allgemeinen Pathologie und der Pharmakologie. In dieser Periode ver-
öffentlichte C. verfichiedene Werke, die ihm einen Namen machten : j^Dublio sulla
diatest iposUnica^ — „JUonografia sulV azione chlV arsenico" (1863) —
„Galateo dei medici e dei malati^ u. s. w. und gründete die ,,Gazetta medica
italiana, province Venete" , welche er 23 Jahre lang redigirte. Gleichzeitig ent-
faltete er hei dem geheimen Comitato veneto auch eine politische Thätigkeit, bevor
1866 Venedig endlich an Italien abgetreten wurde. Nachdem dies geschehen,
schlug die medicinische Facultät von Padua C. für die freigewordene Lehrkanzel
der Phainiakologie und Pharmakognosie vor. Als Prof. ord. gründete er das
pharmakologische Museum in Padua und gab seinen Studien eine experimentelle
Richtung. Besonders hervorzuheben sind seine Studien über Chinin und dessen
Surrogate, namentlich Cinchonidin, wie auch über die Wermuthessenz ; eine kritische
Arbeit über die 1877 für Italien herausgegebene Militärpharmakologie und seine
„Mevxoria sulla cura biologtca dei veneßcii secondo la scuola tossilogica ita-
liana^J Zugleich beschäftigte er sich viel mit hygienischen Studien, die er zu
popularisiren versuchte und wurde eifriger Verfechter der von Barellai angeregten
Gründung der Ospizii mariui für ScrjDphulöse und Rachitische imd der von GoRiiJi
eingeführttn Leichenverbrennung. Cantani.
Coljgnon, Charles C. , englischer Arzt, geboren in London 1725,
l*rof(t8Sor der Anatomie in Cambridge, starb daeclbst 1785. Seine Schriften sind
von wenig Werth. Unger.
Colin. Unter den mehr als 20 Trägern des Namens C, welche der
Index Cafalogue mit einzelnen Schriften aufführt, ragt bei weitem hervor *L6on C,
gegen 1830 geboren und 1852 zu Strassburg promovirt. Als Militärarzt hat C.
sein Hauptaugenmerk auf die Entwicklung und Verhütung der Armeekrankheite«
gelenkt und durch eine Reihe von Schriften besonders über den Typhus abdominalis
in der Armee sich bleibende Verdienste erworben. Es sind darunter hervorzuheben :
„ßutdes cliniquea de mCdecine miUtmre ohservatwna et remarques recueillis
h Vhopital militaire du Val-de-Grdce etc.^ (Paris 1864) — „De Vingesiton
des eaux mar^cageuses comme cause de la dysenUrie et des fi^cre^ irdermittenles"
(Daselbst 1872) — „La variole et la rougeole h Vköpital vnlitaire de Bicitre
pendant le siige de Paris^ (Union m6d. de Paris 1873) — „La variole au
point de vue ^pidlmiologique et pratique^ (Paris 1873) — „Uexpidition
anglaise de la Cöte dVr etc,'' (Gaz. hebd. de Paris 1874) — „Epidimies et
milieux ipidemiques^ (Paris 1875) und vor Allem die beiden Hauptwerke: „De
la ßlvre typhoide dans Varmee" (Paris 1878) und „Traitd des maladies ipi-
demiques^ (über 700 Seiten starkes Handbuch, Daselbst 1879). ^^^
yLCoUado, Lodovigo C, zu Valenzia um die Mitte des 16. Jahrhunderts
thätig,/8chlug aus Unabhängigkeitsliebe die Stelle eines königlichen Leibarztes aus
und wirkte theils durch seine Schriften: „In Galeni librum de ossibus commen-
tarius"^ (Valencia 1555) — „Ex Hippocratis et Galeni monumentis isagoge etc.**
(Daselbst 1561) — „De indicationibus Über'' (Daselbst 1572) — theils lehrend;
P.-P. Pereda war sein berühmtester Schüler.
Biogr. med. III. Red-
*Collas, Auguste-Marie-Alcibiade C, erster Chefarzt bei der
französischen Marine, ist zu Brest geboren, wurde 1845 zu Montpellier Doctor,
hat mehrfach über Krankheiten tropischer Länder und über pharmakologische
Gegenstände geschrieben in der Revue coloniale ,(1853 , 56), der Union m6dic.
(1854) u. s. w., z. B. ttber die zu Pondichery beobachteten Krankheiten, die
Cholera auf Mauritius, über eine in Indien sehr verbreitete, den Canthariden nahe
verwandte, ebenfalls blasenziehende Käfergattung Mylabris, über die medicinischen
Eigenschaften des Bei oder Vila, der Frucht von Aegle marmelos, Corr., über den
COLLAS. — COLLES. 55
Haiiisch-Leberthran. Er gab auch eine Uebersetzung der Schrift von John Weblin
und A. Hakvey über den Ausbruch des gelben Fiebers auf einem Schiffe' heraus.
Berg er et Key, pag. 53, 255. q.
GoUe, Giovanni C. , geboren zu Beiluua 1558 und gestorben zu
Padua 1630, war zuerst praktisch in Venedig, dann als Leibarzt des Herzog von
Urbino und endlich als Professor der Medicin in Padua thätig. Unter seinen recht
zahlreichen Werken sind ausgezeichnet: „De omnibus maltgnis et pesttlentibus
affectionibus etc.*^ (Pesaro 1616; unter etwas verändertem Titel Padua 1617) —
„De morbis maltgnis^ (Padua 1620) — „Elucidarmm anatomicum et chirur-
gtcum ex Graecis^ Arabibus, Latinis selectam^ (Venedig 1621) — „De cognüu
difßcilibus in praxi ex libelU Hippocratia de insomnüs etc. ^ (Venedig 1628)
und Mehreres über Kosmetik (1621) und Arzneibereitung (1628).
üffreducci. — Red.
Gollenbnsch, Daniel C, zu Kahla im Herzogthume Sachsen- Altenburg,
war am 19. September 1759 zu Duisburg am Rhein geboren, wurde 1789 zu
Jena Doetor, 1799 fürstl. Schwarzb.-Rudolst. Medicinalrath und 1803 herzogl. Sachs.
Physicus des Ereisamtes und der Stadt Kahla, auch Arzt des Irren- und Zucht-
hauses Leuchtenburg, welchen Aemtem er, nachdem er bei Gelegenheit seiner
goldenen Hochzeit 1839 zum Geh. Hofrath ernannt worden war, bis zu seinem am
14. April 1841 erfolgten Tode vorstand. Er hat sich hauptsächlich um die Volks-
medicin durch die Herausgabe einer Anzahl von Schriften, die sich auf dieselbe
beziehen, verdient gemacht, so: „Der aufrichtige Volksarzt" (2 Thle., Eisenberg
1796, 98) — „Mildheimische Gesundheitslehre; u. s. to." (3 Thle. , Gotha
1799 — 1802) — „Gesundheitslehre'' (Eisenberg ,1800). Auch gab er folgende
populäre Zeitschriften heraus : „ Wochenblatt des aufrichtigen Volksarztes'' (Jahr-
gang 1 — 3, 1796 — 98) — „Der Rathgeber fdr alle Stände u. s. w.'^ (4 Jahrgg.,
Gotha 1799 ff.) und C. W. Hüfeland's „Kunst, das menschliche Leben zu ver-
längern; für den Bürger und Landmann umgearbeitet'* (Altenburg 1801).
Eine wissenschaftliche Arbeit waren seine „Merkirürdige Abhandlungen hol-
ländischer Aerzte, theils ganz, theils auszugsweise aus dem Holländischen
übersetzt u, s. w.'* (Leipzig 1794, 97).
Neuer Nekrolog der Deutschen. Jahrg. 19, 1841, I, pag. 419. — Callisen, IV,
pag. 264; XXVH, pag. 122. G.
GoUes, Abrahame, zu Dublin, berühmter Chirurg, von dessen Lebens-
umständen wir nur sehr wenig zu ermitteln im Stande waren, wurde 1797 zu
Edinburg Doetor, war 34 Jahre lang Professor der Anatomie und Chirurgie beim
Royal College of Surgeons of Ireland bis zum Jahre 1836 , wo er diese Stelle
niederlegte, war femer Chirurg an Dr. Steevens' Hospital, sowie Mitdii'ector der
Cow Pox Institution. Er machte sich bekannt durch einen ,, Treatise on surgical
anatamy'' (Dublin 1811; 3. Aufl. 1814; Americ. edit. Philadelphia 1820; 2. Aufl.
erläutert von J. R. Hopkinson, 1831) und schrieb: „Practical precepts on injuries
of the head" (Dublin 1824). Seine Untersuchungen über die Fracturen des unteren
Radiusendes: „On the fracture of the carpal extremity of the radius** (Edinb.
Med. and Surg. Joum., 1814) waren so bahnbrechend, dass noch heutigen Tages
in England dieser Knochenbruch als „Colles' fracture" bezeichnet wird. Auch
über die Unterbindung der Art. subclavia lieferte er (Daselbst 1815) wichtige Bei-
träge. Fernere Arbeiten von ihm sind in den Dublin Hospital Reports (1818 — ^^27)
enthalten, betre£fend Mittheilungen über Klumpfuss, Trismus der Neugeborenen,
namentlich aber über den Schenkelhalsbruch, mit Sectionsergebnissen ; ferner über
die schlimmen Folgen der Infection mit Leichengift. Eine Auswahl seiner Vor-
lesungen wurde 1826 in der Lancet publicirt. Von späteren Arbeiten sind noch
„Practical observations on the venereal disease, and on the use of mercnry"
(London 1837; Philadelphia 1837) anzuführen. Er stand mehr als 20 Jahre
nnbeneidet und unbestritten an der Spitze der irischen Chirurgie, um die er sich
56 COLLES. — COLLINEAÜ.
als Lehrer grosse Verdienste erworben hat. Sein Tod erfolgte am 1. December 1843 ;
über seine letzte Krankheit wurde von Will. Stokes ausführlich berichtet. Nach
seinem Tode erschienen noch : „Lectures on ihe theory and practice of surgery.
Edüed by Simon iTCoy'' (Dublin 1844, 1845; Philadelphia 1845).
W. Stokes im DubUn Quart. Journ. ofMed. Sc. 1846, I, pag 3^3. — Callisen,
IV, pag. 266; XXVÜ, pag. 122. ^^^It
* Collie, Alexander C, wurde in Aberdeen 1863 promovirt und siedelte
dann nach London über, wo er 1876 M. R. C. P. Lond. wurde. Seine Thätig-
keit ist vornehmlich epidemiologischen Aufgaben zugewandt, gleichzeitig fungirte
C. an verschiedenen Fieberhospitälem , sowie am Kinderspital in der Ormond-Str.
Von ihm rühren her: „Observations on the contagion of enteric fev&i'*^, mehrere
Arbeiten über Pocken (Lancet 1871) — „Etiology of enteric fever*' (Brit. med.
Journ. 1878—1879) — „The cold bath in enteric fever** (Lancet 1872) und
Aehnliches, Red.
/Oollill, Söbastien C, französischer Arzt aus Fontenai-le-Comte, wo er
um die Mitte des 16. Jahrhunderts lebte , übersetzte mehrere Schriften des
Alexander v. Tralles, u. A. „ Uomihne livre d'A lexandre Tr allien sur
les gouUes** (Poitiers 1556) und „7rait^ de la peste^ traduit du grec de
Tr allien** (Poitiers 1566). — Seine Abhandlung: „Vordre et rigime pmir la
eure desfihxres avec les causes et remMes des ßevres pestilentielles** (Poitiers 1558)
soll nach £loy eine Uebersetzung des Werkes von Rhazes „De pestilentia** sein.
U n g e r.
Gollin, zwei Aerzte in Wien, Brüder; Heinrich Joseph C, 1731 in
Wien geboren, 1760 daselbst Dr. med., übernahm Stoerk's Stelle 1759, setzte
auch die von diesem begonnenen Jahresberichte über das Nosocomium Pazmannianum
fort (Wien 1764) und übersetzte dessen entsprechendes Werk unter dem Titel ;, Traiti
des Vusage de la eigne** in's Französische. Seine eigenen Untersuchungen sind im
„Observationum circa morbos actitos et clironicos factarum Pars II — VI*'
(Daselbst 1772 bis 1781) niedergelegt. 1784 starb er.' — Der jüngere Bruder,
Matthäus von C. , 1739 — 1817, erfreute sich, als Professor in Wien thätig,
neben der Erhebung in den Adelstand noch vieler anderer Auszeichnungen.
Dict. bist. II. — AUg. Deutsche Biogr. IV. Red.
Collillt Johan Gabriel C. , schwedischer Pädiatriker, geboren in
Stockholm 1794, gestorben als praktischer Arzt in Norrköping 1879, studirte theils
in Upsala, theils am Carolinschen Institut zu Stockholm, bekam den Professor-Titel,
wurde Ehrendoctor der Medicin in Upsala 1845. Er war besonders productiv als
medicinischer Schriftsteller, übersetzte in's Schwedische G. Richter's Specielle
Therapie (1824 — 1834) und gab „Afhandlingar om barnsjukdomar** Del. I — IV
(1841 — 51) heraus. Hedenius.
Collineau, Jean-Charles C, zu Paris, war 1781 zu Chätillon-sur-Indre
geboren, studirte Medicin zu Angers und Paris, wurde 1808 daselbst Doctor und
einige Zeit darauf Arzt des Gefängnisses Saint-Lazare, als Nachfolger seines Lehrers
DiDiE, für dessen hilflos hinterlassene Kinder er ein zweiter Vater wurde. Er gab
heraus eine von der Soc. med. zu Paris gekrönte Preisschrift: „Peut-on mettre
en doute Pexistence des fihwes essentielles?** (Paris 1823) — „Mim, sur
Vabsorption par les vaisseaux capillaires, sanguines et lymphaiiques** — „ ün
mot sur les romans envisagSs sous le rapport mSdicaL** Unter den zahlreichen
Berichten, die er an die Akademie der Medicin, deren Mitglied er seit 1843
war, erstattete, sind zwei besonders hervorzuheben : „ Traitement de Viducation des
idiots en giniral** und „Sur Vemprisonnement cellulaire*' ; ausserdem weitere
von seinem soliden Wissen Zeugniss ablegende Mittheilungen an dieselbe Körper-
schaft über Typhus und Typhoidfieber , Scorbut in Gefängnissen, Geisteskrank-
heiten, eine raedicinische Nomenclatur u. s. w. Er schrieb ferner ein halb
COLLINEAU. — COLLINS. 57
philosophiBches Werk : „Anali/se physiologique de Ventendement humain, d^apr^s
Vordre dans lequel se 7nanifestenty se d^veloppent et a^ophrent les mouvenients
sensitifsy ifUellectuels , affectifs et moraux" (Paris 1843). C. starb am
14. August 1860.
A. Devergieim Bulletin de l'Acad. imp. de m6d., T. XXV, 1859—60, pag. 1024. —
Dechambre, XIX, pag. 10. G.
*Colliiieau, Alfred-Charles C, zu Paris, ist am 22. März 1832 zu
Ancenis (Loire-Införieure) geboren, studirte von 1850 an zu Paris und wurde 1859
Doctor mit der These: „De VostSo-malaxie en gSniral et au p&int de vue
tocoloffique en particulier" , Er schrieb ferner: „Surtm cos de coxalgie osseuse,
mivie de mort et d'autopsie^ (1864) und zusammen mit Febd. Mabtin: „De la
coxalgie, de sa nature, de son traitement^ (1864), wofür Beide von der Akademie
der Wissenschaften die goldene Medaille erhielten. Er erstattete an die Societ6
mMico-pratique einige wichtige Berichte, wie über die Gebärhäuser, die Mängel
der IrrengesetzgebuDg (1870), eine Biographie von SiMONOT (1872), den Einfluss
politischer Bewegungen auf die Entstehung von Geisteskrankheiten (1872) und
verfasste für das Journal de m6dec. mentale (1868 — 70) eine Anzahl einschlägiger
Aufsätze. Er war Arzt eines Wohlthätigkeits-Bureaus und Inspections-Arzt der
Communalschulen seines Arrondissement u. s. w.
Glaeser, pag 127. G.
Collins, Robert C, zu Dublin, berühmter Geburtshelfer, war in der
Nähe von Cookstown, Grafschaft Tyrone, 1801 geboren, studirte in Edinburg,
Dublin und Paris, wurde 1822 zu Glasgow Doctor und in demselben Jahre
Assistent bei Pentland, dem damaligen Master des Dubliner Gebärhauses und
nach dessen 1826 erfolgtem Tode sein Nachfolger. Er benutzte die ihm gebotene
Gelegenheit , über ein ausserordentlich reichhaltiges Material zu verfügen , in der
Weise, dass er ein. System von tabellarischen Registern einführte, welches gestattete,
jeden kleinsten beobachteten Umstand zu analysiren und statistisch zu verwerthen.
Durch seine energischen Massregeln gelang es ihm, die Sterblichkeit der Wöch-
nerinnen an Puerperalfieber und die der Neugeborenen an Trismus im Gebärhause
sehr erheblich zu vermindern. Von seinen literarischen Leistungen erwähnen wir:
„A practical treatise on midwifery , containing the result of 16,654 bv*tks,
occurring in the Dublin Lying-in Hospital , during a period of seven years,
commeneing Nov, 1826'' '(London 1835; Philadelphia 1838; Boston 1841),
sowie eine Anzahl von Aufsätzen im Dublin Journal (Bd. 9 — 15) über Trismus,
Periodieität der Geburten , künstliche Erweiterung des Muttermundes, u. s. w. Er
wurde von seinen Collegen durch die Wahl zum Präsidenten des King and Queen's
College of Physicians für die Jahre 1847, 48 geehrt, und schrieb noch: „A short
aketch of the life and writinga of the late J oseph Clarke, . . . . containing
.... hia private practice, .... of 44 years, including 3878 birtha (London
1849). Längere Zeit vor seinem am 11. December 1868 zu Dublin erfolgten
Tode hatte er sich von der Praxis zurückgezogen und zu Ardsallagh Castle in
der Grafschaft Meath gelebt.
Medical Times and Gaz. 1869, I, pag. 22. G.
CoUins, Samuel C, bedeutender medicinischer Schriftsteller; vergleichender
Anatom ; in England geboren , studirte Medicin in Cambridge und Oxford , wurde
1650 hier zum Dr. med. promovirt und 1659 nach Russland berufen. Nachdem
er acht Jahre lang Leibarzt des Czaren Alexei Michailowitsch gewesen war,
wurde er am 28. Juni 1666 auf seine Bitte aus dem Dienst entlassen und kehrte
nach England zurück. Er ist bekannt durch sein „Syatema anatomicum of the
body of man, hirds^ fishea^ vnth ita diaeaaea, caaea and curea'' (London 1685,
fol. 2 Bände). Ein zweites Werk von ihm ist eine Geschichte Russlands (The present
State of Russia in a Letter to a Friend [Lond. 1671]).
Richter, IL k76. L. Stieda.
L
58 COLLINS. — COLLUDROVICH.
*Collill8, Edward Wolf^nderi C. , zum Med. Dr. 1871 promovirt;
ausser in Dublin, wo die Promotion erfolgte, bildete er sich noch in Paris aus
und liess sich später in London nieder. Nach verschiedenen anderen Anstellungen
wirkt er hier als House Surgeon am St. Marks ophth. hospital und am Dun's
Hospital, lieber Cerebrospinalarachnitis und Meningitis epidemica schrieb er 1868
(noch in Dubliner Journalen), später über verschiedene chirurgische Probleme und
glückliche Operationen in Med. Press (1878), resp. in den Transact. of the pathol.
Soc. (1877—1879). K^d.
CoUomb, Barth61emy C, französischer Chirurg aus Lyon, geboren 1718,
gestorben 1798 daselbst, war Professor der Chirurgie an der Chirurgenschule seiner
Vaterstadt und publioirte mehrere Schriften chirurgischen Inhaltes. Unger.
CoUot (nicht CoLOT , wie sehr ausführlieh E. Turner in Gaz. hebd.
de Paris 1880, Nr. 3 und 4 nachweist), berühmte Arztfamilie zu Paris, deren
Stammbaum der soeben genannte Autor genau angiebt. Nach ihm siedelte
Laurent 1 C. aus Tr6snel, wo er geboren war, 1556 nach Paris über, hinter-
liess hier zwei Söhne,. Laurent 2 C. und Jean C. (1560 — 1570), die wiederum
Aerzte zu Söhnen hatten. Und zwar stammte von Laurent 2 G. nur Philippe 1 C,
dagegen von Jean C. sowohl eine Tochter Genevi^ve (die spätere Gattin
S. PiNEAu's), als ein dem Vornamen nach unbekannter X. C, der mehrere unbe-
deutende Söhne hatte. Philippe 1 C. seinerseits war der Vater einer dem Vor-
namen nach unbekannten Tochter (welche Giraült heirathete) und Philippe 2 C.
(1593 — 1656), von welchem der unten näher zu erwähnende Fran^ois C. als
Sohn abstammt. — Was in sonstigen Quellen über die Bedeutung der Familie C.
und den Lebensgang ihrer einzelnen Mitglieder bekannt gegeben wird, sind folgende
Daten. Das historische Renomm^ der C.'s beruht bekanntlich darin, dass ihre
Mitglieder mehrere Generationen hindurch die Operation des Steinschnittes als eine
Art Privileg ausübten. Laurent 1 C, der die Methode von Öctavien DE Ville
gelernt hatte, wurde durch Henri II. von lY6snel (Champagne), wo er praktioirte,
nach Paris berufen und zu seinem Leibchirurgen ernannt. Es wurde für ihn am
Hötel-Dieu eine besondere Charge als Lithotomist eingerichtet, welche nach seinem
Tode Laurent 2 C. einnahm. Von diesem gelangte die Stellung, wie das
Geheimniss des grossen Steinschnittapparates an Philippe 1 C. und ging auf
Philippe 2 C. über. Letzterer wurde in ganz Europa consultirt und theilte das
Geheimniss mit seinem Schwager Girault und mit S. Pineaü. Des Ersteren Sohn
überlieferte es endlich an Fran^ois C, der 1706 starb und das Verfahren in
einem posthum von Senac (Paris 1727) publicirten Werk: „TraüS de VopSration
de la taüle etc.*^ der Oeffentlichkeit überliefern liess. — Abgesehen von dieser für
sich selbst sprechenden Handlung hinterliess dieses jüngste Mitglied der Familie C.
den Ruf sehr soliden chirurgischen Wissens und einer gediegenen und doch
bescheidenen Kritik. 'B.e^
CoUudrovich, Jacopo Francesco C, zu Venedig, aus einer dort
ansässigen slavischen Familie stammend, wurde im December 1744 geboren, stu-
dirte in Padua und wurde daselbst mit 20 Jahren Doctor. 1794 wurde er vom
Senate in Venedig zum Primarärzte im Spital der Unheilbaren ernannt, 1805
von der österreichischen Regierung in eine für die Provinz Venedig errichtete
Sanitäts-Commission berufen. Er übersetzte Wintringham*s ;, Trattato sulla podagra**
und „Saggto sulle vialattie endemiche^y femer die Edinburger „Gommentarj
medici e ßlososßci^ : auch soll er Buchanan's „Medicina domestica" übersetzt
haben. Er schrieb femer die „Orazione dt lode dt Santorio^t — „Lettera
sui vantaggt dei vescicantt volantL^ Er war der Erste, welcher die Wirkungen
des Ricinusöls erprobte und hinterliess bei seinem am 4. Juni 1830 erfolgten
Tode mehrere unedirte Schriften in italienischer und lateinischer Sprache.
V, Wnrzbac-h, 11, pag. 431. — Levi, pag. 21. G.
COLOMBAT. — COLOMBIER. 59
C!oloiQbat, Marc C. (genannt Coloiibat-bs-L'Is^re), zu Paris, war am
28. Juli 1798 zu Vienne (Isöre) geboren, studirte zuerst die Rechte in Grmioble,
musste, in politische Angelegenheiten verwickelt, nach Savoyen und der Schweiz
fluchten, wurde 1824 amnestirt, und studirte darauf Medicin in Montpellier, Strass-
bürg und Paris. Sein mechanisches Talent führte ihn auf die Erfindung verschiedener
Instrumente, z. B. eines solchen zur Amputation der Portio vaginalis uteri, das er
in der folgenden Schrift: „2)cj Vhystirotomief ou V ampfutation du col de la
matrice dans les aj^ections cancSreuses, .... avec la description de VhystSro-
tarne et de plusieurs antres instrumens etc." (Paris 1828) beschrieb. Auch
beschäftigte er sich in derselben Zeit mit ,,De la compresston et de la ligature
des vaisseaux** (Paris 1828) und einer ^Nouvelle mithode de pratiquer la taüle
sous'pubiefine" (1830). Lebenslang aber wendete er dem Stottern seine Aufmerk-
samkeit zu, und indem er ganz richtig den nervösen Charakter des Leidens erkannte,
sucht« er dasselbe durch ein Verfahren zu bekämpfen, bei welchem besonders auf
rhythmische Aussprache der Worte Werth gelegt wurde. Er hatte zur Aufnahme
von Zöglingen ein orthophonisches Institut errichtet und erzielte in demselben
solche Erfolge, dass ihm von der Akademie der Wissenschaften 1833 ein Preis
von 50.000 Franken zuerkannt wurde. Seine Schriften über das Stottern sind :
„D« b^gaiement et de tous les autres vices de la parole" (Paris 1830 ; deutsche
üebers. von A. E. F. Schclze, Ilmenau 1831 ; 2. Aufl. 1831 u. d. T. : „Uorthophonie
ou Physiologie et thSrapeutique du bigaieinent" ; deutsche Uebers. von H. E. Flies,
Quedlinburg 1840; 3. Mit. 1843 u. d. T. : „Traiti de tous les vices de la
parole etc.") u. s. w. Auch seine Strassburger Dissertation, mit der er 1838
Doctor wurde, war demselben Gegenstande gewidmet. Er verfasste später noch
ein ^Dict, histor, et iconographique de toutes les Operations et des instrumens,
bandages et appareils de la Chirurgie ancienne et moderne" (2 Bde. 1835) —
„Traiti complet des maladies des femmes etc," (2 voll. 1838; 1843; deutsche
Uebers. von Siegm. Fbankenberg, Leipzig 1841 ; englische Uebers. von Charles
D. Meigs, Philadelphia 1845) — „M^m. sur Vhistoire physiologiqiie de la
ventriloquie" (1840) u. s. w. Er starb am 10. Juni 1851.
Dechambre,. XIX, ^ag. 54. — Callisen, IV, pag. 277; XXVII, pag. 125.
Gurlt.
Oolombe, Fran§oi,s-Marie-L6corch6C. (oder Lecorche-Colombe),
zu Paris, war am 1. October 1789 zu Avallon geboren, wurde 1813 zu Paris
Doctor und concurrirte später wiederholt, um Professeur agregö im Fache der
Chirurgie oder Geburtshilfe zu werden. Die bei dieser Gelegenheit verfassten
chirurgischen Concurs-Thesen waren: yjÄn in educendo calculo apparatus late-
ralis extemus caeteris anteponendus?" (1823) — „De ossium necrosi" (1826) —
„De ulceribus et carcinomate uteri et vaginae" (1832). Dazwischen fiel eine
Schrift über die Cholera (1832) und folgte dann ein geburtshilflicher Concurs mit
der These: „De la dilivrance" (1834), nach welchem er von seinem erfolgreichen
Concurrenten, Paul Dubois, zum Chef de clinique ernannt wurde. Trotzdem con-
currirte er nochmals um einen chirurgischen Lehrstuhl mit der These : ^^Des avan-
tages et des inconvSnients des diffirentes espkces de sutures etc," (1835). Er
starb um 1860 in Folge einer Erkrankung des Central-Nervensystems, von der er
seit mehreren Jahren befallen war.
Dechambre, XIX, pag. 55. G.
Colombier, Jean C. , französischer Militärarzt, wurde geboren zu Toul
am 2. September 1736 als Sohn eines Chirurgien major, erhielt seine militär-
^ztliehe Ausbildung im Militärlazareth zu Metz und wurde erst als Chirurgien
major 1765 promovirt. 1780 wurde er Generalinspector der Lazarethe und GefUng-
nisse Frankreichs. Sein Tod erfolgte am 4. August 1789 auf der Rückreise von
einem amtlichen Auftrage. — Mit Vorliebe trieb C. Gesundheitspflege und Augen-
heilkunde , am meisten aber zog ihn die Militärmedicin an , fiir welche er neben
seiner reformatorischen Thätigkeit Zeit fand , sich literarisch in • namhafter Weise
L
60 COLOMBIER. — COLSMANN.
zu bethätigen. Seine wichtigsten literarischen Arbeiten sind : ;, Code de midecine
müitaire pour le Service de terre etc,^ (Paris 1772, 4 Bde. in 12.) — „Medecine
müttaire, ou traitS des maladtes etc,^ (Paris 1778, 7 Bde. in 8. Dieses Werk
verfasste C. auf Befehl des Gouvernements in Paris) — „Prdceptes sur la santS
des gens du guerre, ou hygihie müitaire^ (Paris 1775, 8.; 1879, 8. — das
werthvollste Werk des Verfassers, aber nicht, wie Baas pag. 532 behauptet,
das erste Handbuch der Militär-Hygiene. Auch Deutsch als: „Vorschriften über
die Gesundheit der Kriegsleute Bern 1776" von Tribolet).
Biogr. ni6d. III. H. Frölich.
/ Colombo, Realdo C, zu Cremona geboren, studirte anfangs Pharmacie,
später unter Jon. Ant. Leonicus und Andreas Vesal Chirurgie und Anatomie,
lebte eine Zeit lang in Venedig, ward 1542, als Vesal nach Deutschland gereist
war, um den Druck seines grossen anatomischen Werkes zu fördern, von der
Universität Padua als dessen Stellvertreter berufen und 1544 nach Vksal's
definitivem Fortgange dessen Nachfolger. Zwei Jahre darauf folgte er einem Rufe
nach Pisa und 1549 einer Auflbrderung des Papstes Paul IV. nach Rom, wo er
1559 oder 1577 gestorben ist. C. war ein vorzüglicher Anatom, ein würdiger
Schüler seines grossen Lehrers. Ein eifriger Zergliederer (gegen 14 Leichen soll
er jährlich secirt haben), beschäftigte er sich auch hauptsächlich mit Vivisectionen,
>zu denen er zuerst, statt der bis dahin gebräuchlichen Schweine, Hunde verwandte.
Sein Hauptverdienst ist die selbständige klare Schilderung des kleinen Kreislaufes.
Allerdings hatte Sebvet denselben schon sechs Jahre früher, 1553, in seinem
Werke „Christtanis-nn restitutio^ , wegen dessen er den Feuertod erlitt, fast in
gleicher Weise gelehrt, doch waren die meisten Exemplare schon bald nach
Erscheinen von der Geistlichkeit verbrannt worden, und eine Verbindung zwischen
Servet und Colombo ist nicht nachzuweisen. Ein Plagiat von Seiten C.'s kann
man daher wohl nicht annehmen. C. gewann diese Einsicht hauptsächlich durch
Beobachtung des bei der Vivisection freigelegten Herzens. Er hatte richtige
Vorstellungen von der Systole uod Diastole des Herzens und ihrem Zusammenhange
mit den Erweiterungen und Verengerungen der Arterien, er wies nach, dass die
Lungenvene Blut führe, dass die Herzscheidewand undurchdringlich sei, und spricht
es geradezu aus, das Blut werde von der rechten Herzkammer aus durch die
Lungenarterie zur Lunge und von dort durch die Lungenvene nach dem linken
Ventrikel geführt „Quod nemo hactenus aut animadverttt, aut scriptum reliquit^.
Die Erkennung des grossen Kreislaufes blieb ihm fremd, da er die Blutbereitung
in der Leber, den centrifugalen Blutstrom in den Venen lehrte. Seine Beobachtungen
hat er im folgenden Werke niedergelegt: „De re anatomica libriXV^ (Venedig 1559,
fol. und öfters; deutsch Frankfurt 1609, fol.). Max Salomon.
Colon, Fran9oi8 C, zu Nevers 1764 geboren, studirte und promovirte
in Rheims und wurde nachher Chirurg am Hospital Bicetre in Paris. C. war einer
der eifrigsten Verbreiter der Vaccination in Frankreich; er richtete sein ganzes
Wohnhaus in Paris zu diesem Zwecke ein und vaccinirte darin Jedermann unent-
geltlich. Alle seine Schriften haben die Vaccination zum Gegenstande. Als er
einst in übergrossem Eifer auf den Titel einer seiner Abhandlungen gleichzeitig
seine Adresse setzte, wurde ihm dieser Umstand von seinen Collegen derart ver-
übelt, dass er genöthigt war, Paris zu verlassen. Er übersiedelte nach' Montfort,
wurde bald zum Maire des Ortes gewählt und leistete seinen neuen Mitbürgern in
dieser Stellung sowohl, wie als Arzt und Operateur bis zu seinem Tode (1812) die
uneigennützigsten, vom Geiste echter Humanität durchwehten Dienste. Unger.
Colot, s. Collot.
Colsmann, Johannes C. , geboren 1771, gestorben 1830, berühmter
dänischer Chirurg, Professor an der chirurgischen Akademie, sowie Oberchirurg
am königl. Friedrichs-Hospital zu Kopenhagen, später Generaldirector der Chirurgie.
Seine literarischen Productionen sind unbedeutend. Petersen.
COLUCCl. — COMBE. 61
* Colucci-Pascha , Antonio C. , ägyptischer Arzt und Staatsmann, ist
1810 zu Alessandria geboren, stndirte Medicin in Bologna, kam als zweiter Leib-
arzt an den Hof von Mehemed-Ali, wurde nach und nach Vice-Präsident des
Gesundheitsrathes in Cairo, Inspecteur des Sanitätsdienstes der Marine und Präsident
der im Interesse der internationalen Salubrität in Aegypten eingerichteten General-
Sanitäts-Intendanz, bekleidete ausserdem noch mehrere Staatsämter, wurde wieder-
holt auf wissenschaftliche Reisen nach Europa geschickt und vertrat Aegypten auf
mehreren internationalen wissenschaftlichen Congressen. Nachdem er bis dahin nur
den Bey-Titel geführt, erhielt er als einer der ersten europäischen Christen vom
Khedive Ismail den Rang eines Pascha. Er hat sich besonders um die Beob-
achtung und Erforschung der Aegypten seit 1830 heimsuchenden Pest- und Cholera-
Epidemien verdient gemacht und darüber, abgesehen von einer Anzahl von ;, Comptes
rendusy Proc^-verbaux^ Reglements etc.^ folgende Brochüren verfasst : „Du cholSra
en Egypte^ (1865) — „BSponse h douze qtiestions sur le choUra de 1865 en
tgypte'' (1866).
Vapereau, 5. Mit., pag. 454. G.
Columba, Gerard C, aus Mesäina, hatte um die Mitte des 16. Jalir-
hunderts einen Lehrstuhl der Medicin in Padaa inne. — Hauptwerk: „De febrls
pestilenth cognithne et curatione etc, librt duo*^ (Messina 1596; Frankfurt
1601—1608). Unger.
Combalusier, Frangois de Paule C, zu Paris, war am 28. October
1713 in dem Flecken Saint- Andiol (Vivarais) geboren, wurde 1732 zu Montpellier
Doetor, hielt daselbst öffentliche Vorlesungen, wurde sodann Professor der Medicin
an der Universität zu Valence, ging darauf aber nach Paris, wo er mitten in den
zwischen den Aerzten und Chirurgen entbrannten und 1749 zu Gunsten der Ersteren
entschiedenen Streit hineinkam, indem er sich auf die Seite derselben mit mehreren
Schriften, wie: „La Subordination des chirurgiens aux mSdecvis, dSmontrSe etc.'^
(Paris 1748, 4.) u. s. w. stellte. Er wurde darauf 1750 Mitglied der Facultät
und 17Ö5 zum Professor der Phamiacie ernannt. Vorher hatte er ein zu seiner
Zeit geschätzes Buch : „Pneumato-pathologia, seit tractatus de flatulentis humani
corporis affectibus^ (Paris 1747 ; in's Französische übersetzt von Aug.-Fran?.
Jault, Paris 1754, 2 Bde.) geschrieben. Er verfasste noch ausser einer grossen
Zahl kleinerer Abhandlungen: „Observations et reflexions sur la colique de Poüou
ou des peintres etc.** (Paris 1761) und starb bereits am 24. August 1762.
Biogr. med. III, pag. 307. — Dict. hist. I, pag. 853. — Dechambre, XIX, pag. 266.
G.
Gombe, Andrew C, war am 27. October 1797 in Schottland geboren,
wurde 1825 in Edinburg Doetor, war Leibarzt des Königs und der Königin der
Belgier und von 1838 an der Königin Victoria, musste aber zur Wiederher-
stellung seiner geschwächten Gesundheit nach Madeira gehen und starb 1847.
Es sind von ihm folgende Schriften verfasst worden: „Observations on the mental
derangement etc." (Edinburg 1831 ; Boston 1834 ; nach der 7. Edinburger Ausgabe
New York 1843) — „TTie principles of physiology applied to the conservation
of health" (Edinburg 1834; 1842; New York 1834; deutsche üebers. nach der
5. Edinburger Ausgabe von F. Reichmeister, Leipzig 1837; 1839) — „The
physiology of digestion*^ (Edinburg 1836 ; 1842; nach der 3. Edinburger Ausgabe
New York 1845; deutsche Uebers. von Cabl Neubee, Leipzig 1837) — „Ä treatise
on the physiological and moral management of infancy" (Edinburg 1840; 1842).
Auch gab er heraus: Will. Bkaumont's „On the gastric Juice etc." (London 1838).
Dechambre, XXV, pag. 343. — Callisen, IV, pag. 282; XXVII, pag. 129.
G.
CJombe, George C, 1788—1858, gab zuerst in Edinburg (1838)
„Outlines of phrenology" heraus, welche in 7. Auflage erschienen. In späteren
Jahren, 1847 — 1857, erschienen von ihm am gleichen Verlagsorte mehrere Schriften
über Erziehung, Gefängnisswesen, Popularisirung der Physiologie. Red.
62 COMBES. — COMET.
Gombes. Joseph-Marie-Louis-Hippolyte C, war am 13. August 1809
zu Castres geboren, wurde 1832 zu Montpellier Doctor mit der These: ^Essai
8ur les vivisections^ , besuchte darauf in Paris die Hospitäler und arbeitete au
mehreren Zeitschriften mit. 1837 bereiste er Algerien, wurde 1839 zu Montpellier
Professeur agr6g6 mit der These : „ Quelle est la meilleure baae d/une classißcatioti
des maladtes?*^ besuchte Italien und knüpfte daselbst wissenschaftliche Verbindungen
an, die ftlr ein späteres Werk von ihm von grosser Wichtigkeit waren. 1841
wurde er als Professor der Hygiene und gerichtlichen Medicin nach Toulouse
berufen und verfasste um diese Zeit folgende Schriften: „Des affections typhoides*'
(Paris 1840) — „De Virnportance de la mddecine ligale^ (Toulouse 1841) —
„De la midecine polittque" (Ibid. 1842). In demselben Jahre erschien sein Haupt-
werk: „De la mddecine en France etenltalie; administratwn ; doctrines; etc,"^
(Paris 1842; italienische Uebersetzung von Salv. dk Renzi, Neapel 1843), in
welchem besonders der historische Theil, die Besprechung der Lebren von Rasori,
Tommasini, der Vergleich derselben mit den BROUSSAis'schen Doctrinen von Be-
deutung ist. Seine folgenden Arbeiten betrafen wieder das Gebiet der Hygiene:
„De Viclairage au gaz" (Paris 1844) — „Examen du dicret relaJtif h
r Organisation des conseils d'ht/gi^e, etc," (Paris und Toulouse 1849, 4.) u. s. w.
1856 gab er seinen Lehrstuhl auf, fungirte bis 1850 noch als Inspecteur
d*Acad6mie zu Foix, Aix und Montpellier, zog sich dann aber in Folge ge-
schwächter Gesundheit nach seiner Geburtsstadt zurück, wo er am 13. Februar
1873 starb.
Dechambre, XIX, pag. 267. G.
Cöme, Frfere C, s. Baseilhac.
Comet, Charles-Jean-Baptiste C, zu Paris, war daselbst 1796
geboren, war von 1818 an nur Officier de sant6, wurde 1825 aber Dr. med.
zu Strassburg. Nachdem er einige kleine Schriften, wie: „Instruction sur les
maladies des enfans; etc," (Paria 1818) — „Instruction somviaire sur la Vaccine,
suivie de la description d'un nouvel instrument (dit vaccinateur isole) ; etc, ^
(Paris 1819) herausgegeben, gründete er 1823 ein medicinisches kritisches Journal :
„Hygie, recueil de m^decine, d'hygihie, d^dconomie domestique; etc,^ (1826 — 28),
durch welches er, bei seiner kaustischen Schärfe, sich so viele Feinde zuzog, dass
er nach Brüssel flüchten musste. Er kehrte jedoch 1830, nach der Vertreibung der
Jesuiten, zurück, leitete bis 1834 zu Belle ville eine Maison de sante und beschäftigte
sich vorzugsweise mit der Anwendung einer besonderen localen Applicationsmethode
von Medicamenten, nämlich durch eine auf den erkrankten Körpertheil einwirkende
Verdampfung derselben. Er schrieb darüber mehrere Schriften, wie: „Diachorismos
de mddicamens simples pour le traitement des maladies^ (Paris 1836 ; 5. Ausg.
1837) — ^Mdthode curative externe des douleurs rhumatismales, etc," (1836;
8. Ausg. 1842; deutsche Uebers. nach der 4. Aufl., Quedlinburg 1839; 2. Aufl.
1840) — ;, ViscSralgies, douleurs rhumatismales, .... GuSrisons obtenues par
la m^hode curative externe^ (1836). Durch die Ausübung dieses Verfahrens zog
er sich die Animosität der Pariser Apotheker zu, wusste sich aber gegen dieselben
mit vielem Geschick zu vertheidigen. An die Stelle der wieder in's Leben
gerufenen „Hygie" Hess er „L*fisculape" (1839 — 41) erscheinen, dem später
„L'Abeille m^dicale" (1844 — 56) folgte», eine das Gesammtgebiet der Medicin
umfassende Zeitschrift. Später erschien noch: „La verite aux mSdecins et aux
gens du monde sur des maladies ^ eclairds par le samnambuli^me naturel
lucide, etc." (1860). Zusammen mit dem berühmten Percy hatte er herausgegeben:
„Opuscules de midecine, de Chirurgie, d'hygüne, et critiques m^ico-littSraires
publiSs dans V Hygie" (Paris und Brüssel 1827); ausserdem einige kleine Scbriften
und eine Uebersetzung von J. Swan's Arbeit über eine neue Methode, trockene
anatomische Präparate anzufertigen.
Sachaile, pag. 204. — Callisen, IV, pag. ii85 ; XXVH, pag. 132. ^
COMINI. — COMPARETTI. 63
Comini, Michael Ulrich von C, Edler von Sonnenberg, zu
Innsbruck, war zu Cassana in Sulzberg (Südtirol) am 25. Februar 1766 geboren,
stndirte in Padua und Pavia, wurde 1789 daselbst Doctor, besuchte dann die
Militärspitäler zu Mailand, erhielt 1790 das Physicat im ThaJe Fleims und wurde
1797 als zweiter Stadt-Physicus nach Brixen berufen. Er erwarb sich hier, wie in
seinem früheren Wirkungskreise, besonders bei der Bekämpfung von Epidemien
(er beschrieb 1807 eine solche „Faulfieber-Epidemie") Verdienste und veröffentlichte
seine Erfahrungen über die von Chiarenti vorgeschlagene endemiatische Methode
in einer Brochüre: „Specimen observationum medtco-practtcarum, quos metkodo
Ckiarentiana tnstüutt .... Pauculis in calce adjectis ad intemam nosocomii
Brixensis constructianem apectantibits" (Brixen 1801). 1799 war er von dem
Fürstbischof von Brixen zum Hofrath und Leibarzt und vom Kaiser Franz II.
in den Adelstand erhoben worden. Auch während der bayerischen Occupatiou
Tirols und der Kämpfe von 1809 machte er sich um die Behandlung der kranken
und verwundeten Kämpfer, sowie durch sein sonstiges patriotisches Verhalten hoch-
verdient, wurde 1811 als Medicinalrath nach Innsbruck berufen, wo er bei den
Truppendurchmärschen 1812, 13 ein neues und weites Feld seiner Thätigkeit
fand. Nach der Wiedervereinigung Tirols mit Oesterreich in den Ruhestand ver-
setzt, versah er 1819 — 20 provisorisch das Protomedicat und das med.-chir.
Studien - Directorat und wurde 1825 pensionirt. Er wirkte aber noch bis zu
seinem am 12. März 1842 erfolgten Tode als beliebter und gesuchter Arzt
rastlos weiter.
St Ott er im Neuen Nekrolog der Deutsehen, Jahrg. 20., 1842-, I, pag. 237. g.
Gommlssetti , Antonio C. , wurde geboren am 12. März 1805 zu
Pezzana und trat am 25. Februar 1842 als Chirurgien major 2. Classe in das
Heer ein, 1850 wurde er zum Divisionsarzt 2. Classe ernannt und in den
Spitälern von Cuneo, Chilmbery und Genua verwendet. Hier gründete er mit
einigen Gleichgesinnten 1853 das Giomale di medicina militare, dessen Leiter
und zugleich hervorragender Mitarbeiter er lange Zeit blieb. 1855 führten ihn
die kriegerischen Ereignisse in die Krim, wo er an der Spitze des sardinischen
8anität8corps stand. 1856 kehrte er nach Turin zurück, 1857 wurde er Inspector,
1859 und 1860 leitete er den Sanitätsdienst des sardinischen Heeres, 1862 wurde
er Präsident des Militär-Sanitäts- Ausschusses. Im Jahre 1873 wurde er, nachdem
er den Rang eines Sanitäts-Generalmajors erworben, in den Ruhestand versetzt
und verstarb zu Turin im September 1881. An den Verbesserungen des Sani-
tätedienstes, die in seine Dienstzeit fallen, hat C. hervorragenden Antheil.
Jahresbericht etc. von W. Roth, Supplement-Band zu der militärärztlichen Zeit-
schrift, 1883. H Frölich.
Gomparetti, Andrea C. , zu Padua, war 1746 zu Vicinale im Friaul
geboren, widmete sich zu Padua unter Morgagni der Heilkunde, wurde Doctor
derselben und übte sie in Venedig aus. Er schrieb hier die Schrift: „Occursus
nedict de vaga degrüudine infirmitatis nervorum^ (Venedig 1784) und wurde
auf Grund derselben nach Bianchini's Tode als Professor der Medicin nach Padua
berufen. Daselbst wusste er auch als Naturforscher sich einen Namen zu machen
und schrieb folgende, theils den Naturwissenschaften, theils der Anatomie, theils der
praktischen Medicin angehörige Schriften: „Observaiiones de luce tnflexa et colo-
rilms^ (Padua 1787), in welchen er von den Beobachtungen Newton's und
6rimaij)i's Gebrauch machte. — „Observaiiones anatomicae de aure interna
comparata^ (Padua 1789, 4. c. tab.), von Chladni, nebst dem in demselben Jahre
fiber den gleichen Gegenstand von Scarpa erschienenen Werke für das vorzüglichste
über die Gehörorgane des Menschen und der Thiere erklärt. Es folgten weiter:
jfProdromo dt un trattato di ßsiologm vegetale" (2 Thle., Padua 1791, 99) —
pRiscontri fisicO'botanid ad uso clinico^ (1792) — „Saggio della scuola cli-
nica nello spedale di Padova^ (1798) — „Osservazioni sulla proprieth della
L
64 COMPARETTI. — CONDOIDI.
china dd Brasile" (1794). Seine „Rtscontrt medici delle febbri larvate perio-
dicke pemiciose" (2 Thle. 1795) sind, ebenso wie die zuerst genannte Schrift, auf
gründliche eigene Beobachtungen basirt. Zu seinen letzten Arbeiten gehören die
„Observationes dioptricae et anatomicae comparcUae de coloribus apparentibus,
visu et oculo^ (1798, 4. c. ^^,) und eine Schrift, welche sich mit der Ver-
bessening des klinischen Unterrichts beschäftigt: „JRiscontro cUnico del nuovo
ospedale o regolamenti medtco-pratiche** (1798) ; endlich eine wichtige vergleichend-
anatomisch-physiologische Arbeit: „Dinamica animale degV insetti" (1800).
Ausserdem schrieb er noch Abhandlungen für Gesellschaftsschriften, z. B. die
Mömoires de Turin (T. V), pflanzenphysiologischen Inhalts. Der unermüdliche
Arbeiter starb bereits am 22. December 1801.
Biogr. in6d. III, pag. 310. — Dict. hist. I, pag. 854. — v. Wurzbach, II, pag. 437.
G.
ConcatO; Luigi C, am 20. November 1825 in Padua geboren, kämpfte
als Sohn armer Eltern mit der grössten Noth, um seine Studien vollenden zu
können. Am 6. August 1848 zum Doctor in Padua promovirt, wurde er 1850
Assistent der Anatomie und Physiologie, übersetzte Zehetmayer's Werk: „üeber
die Percussion und Auscultation etc." und ging im September 1855 nach Wien,
wo er zwei Jahre lang die medicinische , chirurgische und geburtshilfliche Klinik
besuchte und pathologische Anatomie studirte (Skoda, Oppolzer, Schuh, Roki-
tansky) und 1857 — 58 nach Prag (Jaksch, Lerch, Treitz). Ende 1859 wurde
er mit den Vorlesungen über allgemeine Pathologie in Pavia beauftragt und 1860
zum Professor der medicinischen Klinik in Bologna ernannt. Bis 1875 mit grossem
Erfolge die neue Richtung einer auf objective Semiotik gegründeten positiven
Diagnose hier verbreitend, fand er natürlich viele Gegner in den Aerzten der
dortigen alten Schule, verschaffte sich aber trotzdem bald ein grosses Ansehen bei
Studenten, wie bei Kranken. Anfangs 1876 Hess er sich vorübergehend nach
Padua versetzen, siedelte jedoch 1878 wegen vielfacher Anfeindungen nach Turin
über, wo er seine Vorlesungen mit weit besserem Erfolge als in Padua bis zum
Jahre 1880 fortsetzte. Am 13. August ej. a. starb er zu Riolo (Romagna) an acutem
Glottisödem. Als Lehrer hinterliess er viele Schüler, die ihm Ehre machten, mehrere
hierunter Professoren an verschiedenen Universitäten Italiens ; als medicinischer Schrift-
steller war er während seiner wissenschaftlichen Laufbahn äusserst thätig gewesen.
Im Jahre 1862 gründete er das „Ebdomadario clinico", eine praktische und
wissenschaftliche Zeitschrift, die im Jahre 1865 in die „Rivista clinica di Bologna"
umgeändert wurde und heute noch fortbesteht. Unter seinen zahlreichen (120)
Schriften verdienen besondere Erwähnung : „Sopra un caso di Carcinoma vüloso
della veaica^ (Imparziale 1861) — y,Dei segnt diagnostici fis^ici nella tuberco-
losi polmonare incipiente** (Ebdomadario clinico, 1863) — „Delle affinith fra
tubercolo e cancro e della sostituziane loro ereditaria" (Ebenda 1864) — „Sul
tetano" (Rivista clinica de Bologna 1865) — „La percussione nella diagnose
differenziale delle cardiopatie^ (Ebenda 1868) — „Apparecchio inamovibile nelF
artrite acuta^ (Ebenda 1869) — „Stdla ßaiologta e ßsiopatologia del cuare'*
(Ebenda 1870) — „Sul reumatismo articolare a corso rapido*' (Turin 1876,
400 Seiten) — „Un caso di chiluria** (Giomale della R. Accademia di medicina
di Torino 1881) — „La corrente indotta e la compressione meccanica contra
i versamenti pleuritici** (Piacenza 1881) — „La diagnosi generale dei tumori
addominali" (2 Theile, Mailand 1881) und viele andere. Cantani.
Conde, J. B. de C, aus Brüssel, 1644 zu Löwen promovirt, wirkte als
Arzt am Hospital St.-Jean der ersteren Stadt. Seine Auszeichnung beruht auf
einer in eleganten lateinischen Versen ausgeführten Wiedergabe der Aphorismen
des HiPPOKRATES (Brüssel 1647). C. starb 1653, sein Geburtsjahr kennt man nicht«
van den Corput. — Red.
Condoidi, Panajota (in Russland Paul Sacharjewitsch C. genannt),
ein um das Medicinalwesen in Russland überaus verdienter Arzt, ein in Corfa
CONDOIBI. — CONQUEST. 65
geborener Grieche, kam sehr jung nach Russland und wurde äusserst sorgfilltig
von seinem Oheim, dem Bischöfe von Susdal, erzogen ; dann ging er nach Leyden,
studirte Medicin und wurde Dr. med. Er verfasste: „Historiae lateralis ad extra-
tendum calculum sectionis appendix, sive cystotomia Gheseldiana, aucfore Ja-
cobo Douglasso, . quam anglice conscriptam Latine donavit P. C. dt Gorcyraeus**
(Leyden 1733, 4., mit Fig.). Nach Russland zurückgekehrt, erhielt er das Recht
zur Praxis daselbst, wurde 1738 Generalstabsdoctor der Armee Münnich's und
entwarf als solcher eine besondere Instruction für dieses Amt, sorgte ausserordentlich
für Eoranke und Hospitäler und bemühte sich, bestehende Missbräuche abzu-
schaffen. Nach der Thronbesteigung der Kaiserin Elisabeth von dem Archiater
Grafen Lestocq nach Petersburg berufen, übernahm C. die Verwaltung des Medi-
einalwesens (medic. Kanzlei oder medic. Comptoir genannt). Im October 1747
wurde er Hofmedlcus und nach dem Tode Boerhaave's Director der medicinischen
Kanzlei, sowie erster Leibmedicus des kaiserlichen Hofes. Seine Bestrebungen
galten insbesondere der Verbesserung der Hospitäler, er ordnete regelmässige
Sectionen in den Hospitälern an und errichtete Hebeammenschulen in Moskau und
Petersburg. Sein Tod erfolgte 1760.
Tschistowitsch, CLXXXII. — Richter, III, pag. 436. L. Stieda.
Coniior, Bernard C, ein Irländer, um 1666 geboren, bereiste die
Länder des Continents und war in Polen einige Jahre Leibarzt Johann Sobiesk i*s.
Nach England 1695 zurückgekehrt, hielt er Öffentliche medicinische Vorlesungen
mit grossem Zulauf, starb aber bereits 1698. Ausser Reisebildem (speciell über
den Vesuv), einem Briefwechsel mit J. Tyrel u. A. über allgemeine medicinische
Fragen, einem „ Evangelium medici^ und einer (nachgelassenen) Geschichte Polens
schrieb C. : „A compendioua plan of the hody of physic^ (Oxford 1697) und
yjDe secretione animali^ (London gleichzeitig).
Biet. bist. II. Red.
Conolly, JohnC, geboren 1796, gestorben 1866, war Arzt zu Hanwell
bei London, einer der grösseren Irrenanstalten von mehr als 1000 Bewohnern, an
denen England so reich ist. Seine wissenschaftliche Bedeutung ist weniger aus-
gesprochen, obgleich er ziemlich viel geschrieben hat ; die praktische dagegen um
so mehr, als C. der eigentliche Schöpfer des No-restraint Systems ist. Zwar hatte
vor ihm schon Gabdiner Hill, unterstützt von Charles Worth in Lincoln, ein-
schlägige Versuche gemacht ; wirklich durchgeführt hat das System aber erst C. ;
nach mehr als zwanzigjähriger Thätigkeit in Hanwell konnte er 1856 berichten,
dass in 24 englischen Irrenanstalten — mit mehr als 10.000 Kranken — der
mechanische Zwang so gut wie abgeschafft sei. Die Bedeutung dieses Factums
war die einer neueu Aera für die Psychiatrie. Arndt.
Gonquest, John T. C, zu London, wurde 1789 zu Chatham geboren, war
einige Zeit lang Assistant - Surgeon in der Marine, wurde 1813 zu Edinburg
Doctor, ging dann nach London, wurde Geburtshelfer am City of London Gebär-
hause und Doeent der Geburtshilfe am St. Bartholomäus-Hospital. Er verfasste:
„OutUnea of midvnfery" (London, 2. Aufl. 1821; 6. Aufl. 1835; neue Aufl. durch
James M. Winn, 1854; deutsche üebersetzung mit Zusätzen u. s. w. von S. J. Ottkr-
BURG, Heidelberg und Leipzig 1834) und gab, ausser mehreren Aufsätzen im Edinb.
Med. and Surg. Joum. (1811), London Med. Repository (1820), Lancet (1829—30)
über Missbildung der weiblichen Genitalien, geburtshilfliche Instrumente, Heilung
des Hydrocephalus durch Function, eine in der HüNTKR'schen Gesellschaft gehal-
tene Festrede: „ObservcUions on puerperal inßammation , commonly called
puerperal fever etc.^ (London 1830) und eine Schrift: „What is homoepathy?
And is there any ^ and what amount of truth in it?" (London 1859; 2. Aufl.
1859; 2. amer. Ausg. Philadelphia 1861) heraus. Er starb am 24. October 1866
zn Shooter*8 Hill, wohin er sich seit einigen Jahren zurückgezogen hatte.
Dechambre, XIX, pag. 649. — Callisen, IV, pag. 294; XXVH, pag. 135. g.
Biogr. Lexikon. II. 5
66 CONRADI.
Conradi, Georg Christoph C, geboren am 8. Juni 1767 zu Rössing
im Amte Caleuberg, gestorben am 16. December 1798 als Stadtphysicus zu Nord-
heim, beendete 1789 seine mediciniscben Studien und liess sich als praktischer
Arzt in Hameln nieder; 1792 ging er als Physicus nach Nordheim. C. hat durch
seine Vorschläge, die getrübte Linse durch Spaltung der Kapsel zur Aufsaugung
zu bringen, sich ein erhebliches Verdienst um die Staaroperation erworben, ja man
mußs ihn sogar eigentlich als den Begründer der modernen Discissio cataractae
ansehen. Allerdings war schon vor ihm die Tbatsache bekannt, dass die zerstückelte
staarige Linse von den Augenflttssigkeiten gelöst und zur Resorption gebracht
werden könne und war diese physiologische Erkenutniss bereits auch von Pott
zur Grundlage einer besonderen Operationsmethode gemacht worden. Doch war
man trotz aller derartigen Versuche sowohl über die Technik, als wie auch über
die Indicationen der Discissio cataractae so im Unklaren, dass selbst Beer im
Jahre 1799 behauptete: es würde eine derartige Methode der Staaroperation kaum
eine praktische Bedeutung erlangen können. Es ist nun das grosse Verdienst C.'s,
in seinem Aufsatze: ,f Vor schlag zu einer einfachen Methode, den Staar zu
stechen^ (Arnemann*S Mag., Bd. I, Göttingen 1797) die Indicationen der Discissio
angegeben und diese Methode als nur für weiche Staarc passend erkannt zu haben.
Er warnt ausdrücklich davor, ältere Personen mittelst dieses Verfahrens operiren
zu wollen. Die Technik der Operation gestaltete er auch dadurch rationell, dass
er die bis dahin versuchte totale Zerstückelung der Linse beseitigt und nur 'durch
Spaltungen der vorderen Linsenkapsel ersetzt wissen wollte. Auf diesem von C.
geschaffenen Boden hat sich unsere moderne Discission, trotz der Widersprüche
Brer's, entwickelt. (S. Magnus, Geschichte des grauen Staares, Leipzig 1876.)
Die sonstigen literarischen Arbeiten C.'s über dasselbe Thema, sowie sein „Hand-
buch der pathologischen Anatomie^ (Hannover 1796) — „Auswahl aus dem
Tagebuche eines praktischen Arztes" (Chemnitz 1794) etc. haben nur neben-
sächliche Bedeutung.
Ein Verzeicliniss aller seiner Arbeiten, auch der verschiedenen von ihm gelieferten
Joumalartikel, findet man in Mensel, 1750 — 1803. Magnus.
Gonradii Johann C. , geboren in Strassburg i. E. , studirte daselbst
Medicin und wurde Dr. med., in Petersburg examinirt am 17. December 1787 wurde
er Anfangs dem chinirgischen Institute, später dem Hauptspital zugezählt. Am
2. August 1789 wurde er als Lehrer an der Petersburger chirurgischen Schule
angestellt; später siedelte er nach Moskau über, um auch hier als Lehrer thätig
zu sein. „Er habe", sagte er, „ein Gelübde gethan, nicht in sein Vaterland
zurückzukehren, sich nicht mit der freien Praxis zu beschäftigen, sondern allein
mit ünterrricht" — in Erinnerung an seinen uuvergesslicben Lehrer Fkiede. In
Moskau lehrte C. Geburtshilfe und gerichtliche Medicin.
Tschistowitsch, CLXXXVII. L. Stieda.
Conradi, Johann Wilh. Heinrich C, geboren am 22. September
1780 zu Harburg, wo sein Vater Professor der Rechtswissenschaft war, gestorben
am 17. Juni 1861 zu Göttingen, studirte von 1797 ab Medicin zu Marburg,
promovirte daselbst 1802, habilitirte sich im nämlichen Jahre, wurde 1803 ausser-
ordentlicher, 1805 ordentlicher Professor, erhielt 1809 die Poliklinik und 1812
mit dem Titel Hofrath die Direction der stationären Klinik in dem unter seiner
Leitung eingerichteten akademischen Krankenhaiise. Im Herbst 1814 folgte er einem
Rufe als Professor der Medicin nach Heidelberg, wo er das Krankenhaus (Berichte
über dasselbe 1817 und 1820) verbesserte. Nachdem er Berufungen nach Bonn
und Berlin abgelehnt, folgte er 1823 einem wiederholten Rufe nach Göttingen.
Dort leitete er zuerst ein poliklinisches Institut, nach Himly's Tode (1837) jedoch
übernahm er die Direction des akademischen Krankenhauses, die er erst 1853
bei Gelegenheit seines 50jährigen Profesaorenjubiläums aufgab. Als Mitglied der
Göttinger Gesellschaft der Wissenschaften, legte er in deren Abhandlungen viele
CONßADI. — CONSBRUCH. 67
seiner kleinen Schriften nieder. C, ein sehr gelehrter Arzt fs. Baldinger), ein
fruchtbarer Schriftsteller und gewissenhafter, aber etwas trockener Lehrer, war
Eklektiker und hat ebensowohl dem schädlichen (Broussais), wie dem wohlthätigen
Neuen (Schöxlein 1843) opponirt. Seine einst beliebten Handbücher: „Allgemeine
Faihdogie*' (zuerst 1811, 6. Aufl. 1841) — „Specielle Pathologie'' (zuerst 1811,
1813, 4. Aufl. 1831) sind jetzt ohne Werth. — Seine Schrift gegen Broussais
erschien zuerst 1821 und erlebte 1823 die zweite Auflage.
Schriflenverzeichniss in Engelman'ö's BiI)liotheca medico-chinirgica. — Nekrolog
von Wo hier in Göttinger Nachrichten. 1861, pag. 20. — Deutsche Biographie.
W. Stricker.
Gonring, Hermann C, geboren am 9. November 1606 zu Norden (Ost-
friesland), gestorben zu Helmstädt am 12. December 1681, war der neunte Sohn
eines Geistlichen. Bei schwächlicher Leibesbeschaffenheit war er doch geistig
frühreif und gilt als einer der berühmtesten Polyhistoren. Seine volkswirthschaft-
liehe Wirksamkeit hat W. Röscher gewürdigt, seine politische Thätigkeit verwarf
man nur, da sie gegen die Interessen Deutschlands gerichtet war. C. bezog 1620
die Hochschule Helmstädt und brachte, mit den verschiedensten Studien beschäftigt,
5 Jahre dort zu. 1625, als Helmstädt vom Kriege heimgesucht wurde, siedelte er
nach Leyden über. 1632 wurde er Professor der Philosophia naturalis in Helm-
städt, 1626 Doctor der Medicin und Philosophie und vertauschte im gleichen Jahre
seine Professur mit der der Medicin, wozu er später noch die zweite Professur
der Politik übernahm. 1649 wurde er von der Füretin J u 1 i a n a von Ostfriesland
in seine Heimat berufen und kehrte als Leibarzt und Geheimrath derselben nach
Helmstädt zurück. 1650 lud ihn Königin Christine nach Schweden ein und
verlieh ihm den Titel eines Leibarztes und Käthes, den ihm später König Karl
Gustav bestätigte. 1661 wurde er braunschweig- wolfenbüttelscher Geheimrath
und 1669 dänischer Etatsrath. Von seinen eilf Kindern überlebten ihn sieben:
ein Sohn und sechs Töchter. — Neben einer ausgedehnten medicinischen Praxis
und der gewissenhaften Erfüllung der Pflichten seines akademischen Berufes fand
0. Müsse zu einer staunenswerthen literarischen Thätigkeit auf den verschiedensten
Gebieten menschlichen Wissens. Im Bereiche der Medicin war eine yy Disputation
über den Scorbut^ (Helmstädt 1634) wohl die erste eigene Arbeit. Später erwarb er
sieb ein besonderes Verdienst, indem er die HARVEv'sche Lehre vom Kreislauf des
Blutes aufs Eifrigste verfocht (1640, 1643, 1646). Während er hierdurch und
durch häufige Demonstrationen« sowie durch Betonung des Werthes chemischer Unter-
suchungen sich als einen Anhänger der neuen Richtung kundgab, welche die
Medicin ausschliesslich naturwissenschaftlich zu begründen strebt, bekämpfte er die
älteren mystischen Theorien in seiner Schrift : „De hermetica Äegyptiorum vetere
et nava Paracelsicorum medicina^ (1648, 1669).
Biogr. univ. — Deutsche Biographie. — Max, Zur Erinnerung au die Wirksam-
keit H. C.'s in Abhandhingen der Göttinger Ges. der Wiss. 1872, Bd. XVII.
"W. Stricker.
Gonsbrach, Georg Wilh. Christoph C, geboren am 4. December
1764 zu Herford in Westphalen, geboren im September 1837 in Bielefeld, promo-
virte 1787 zu Halle. Er war zuerst Arzt in Herford, dann seit 1789 in Bielefeld
und wurde 1800 Medicinalrath. Ausser einer Reihe von Artikeln in medicinischen
Journalen (besonders in Hofeland's Journal) und Uebersetzungen einiger englischer
medicinischer Werke (z. B. von Cöllen's „Materia medica", 1790), hat er
„Medicinische £phevieriden nebst einer medicinischen TopograjMe der Graf-
schaft Bavewiberg" (1793) und in Gemeinschaft mit JOH. Kaspar Ebermaier
und J, F. Niemann eine „Allgemeine Encyldopädie für i^raktische Aerzte und
Wundärzte** (1802 fi*. in 18 Bänden) herausgegeben, von welchen C. mehrere
Theile (Anatomie, Physiologie, Materia medica, allgemeine und specielle Pathologie
und Therapie) selbst verfasst hat.
Deutsche Biographie. IV. "W. Stricker.
68 CONSTANTIN. — COOPER.
Gonstantin, Antoine C. , französischer Arzt in Aix (Provence) um das
Jahr 1616, ist Verfasser des „Brief traiU de la pharmacie provingale et
familiäre etc.^ , worin er nachzuweisen suchte, dass jedwede Krankheit mit den
einheimischen Arten der Pflanzen und Kräuter behandelt werden soll, um geheilt
zu werden. Unger.
Gosstantllias, mit dem Beinamen Africanüs, aus Carthago, lebte in der
zweiten Hälfte des 11. Jahrhunderts und soll 40 Jahre lang auf Reisen durch
Arabien, Chaldäa, Persien, Indien, Aethiopien und Egypten zugebracht haben. Vor
der Anklage, Zauberer zu sein und ihren Folgen rettete er sich nach Salemo,
wo er Secretär Rob. Guiscard's wurde und zog sich 1086 vom Hofe nach Monte
Casino zurück, um hier in den Benedictiner-Orden einzutreten und Ruhe zu finden.
Durch seine zahlreichen medicinischen Schriften — obwohl vorwiegend üeber-
setzungen griechischer und arabischer Werke — trug er viel dazu bei, der
medicinischen Schule zu Salemo zu ihrem Aufschwünge zu verhelfen, wird sogar
von einzelneu Forschern als der eigentliche Reformator derselben betrachtet. In der
von H. PETRUS (zu Basel 1536) veranstalteten Gesammtausgabe seiner Opera
unifasst der I. Theil die „De morborum curatione libri VII a capüe ad pede»
xisque"^ — den „Liber aureus , de remediorum et aegritudinum cognitione" —
„De urinis'* — „De starnachi affectionibus naturalibus et praeter naturam"^ —
„De victus ratione variorum morborum^ — „De melancholia** — „De coitu^ —
„De animae et Spiritus discrimine^ — „De incantationibus, adjuratione^ colli
svspensione etc.^ — „De passionibus mulierum^ und vor Allem den „Liber
de chirurgia^ (Phlebotomie, Arterienincision, Scarification, Schröpf köpfe , Heilung
der Knochenbrüche etc.) und den „Liber de gradibus simplicium medicamen-
torum etc,^ ; der II. Theil: „De humana natura^ ' — y,De elephantia*^ — „De
remediis ex animalibus" ,
Dict. bist. II. u. a. Red.
Conygius, s. Fabri.
Gooke. Unter den zahlreichen englischen Aerzten dieses Namens verdienen
zunächst Erwähnung: der Nervenarzt John C, welcher in den Jahren 1819 bis
1824 in schneller Folge mehrere umfangreiche Werke über Nervenkrankheiten im
Allgemeinen (Croonian lectures of the year 1819; London 1820 — 1823) und
speciell über Epilepsie erscheinen Hess; — und William C, in Wem (Shropshire)
am 4. August 1785 geboren, sehr früh in die Praxis gelangt und ausgebildet
unter Abernethy im St. Bartholomäus-Hospital. Im Jahre 1819 gründete er mit
einigen anderen Londoner Aerzten die Hunterian Society, in welcher er 1839 die
jährliche Rede hielt („Mind and the emotions"). Seine Schriften sind (unbedeutende
übergangen): „Ä treatise on disorders of the digestiv organs^ (1828) und eine
üebersetzung von Morgagni's „De sedibus et causis morborum" (1822). — Als
er am 20. Mäi-z 1873 starb, hinterliess er zwei gleichfalls dem ärztlichen Stande
angehörende Söhne. j^^^
*Cooke, Thomas C, bildete sich in London und Paris aus und erlangte
an letzterer Universität das Baccalaureat 1862; Med. Dr. wurde er 1870 und
F. R. C. S. Eng. 1871. Er hat in Paris mehrere Assistentenstellen, so am Bicetre^
Lariboisiere, Le Midi innegehabt, auch an der £cole pratique de la facult6 daselbst
als Demonstrator für Anatomie gewirkt. Als Lecturer of anatomy, phys. and
surgery in London stellte er die „Tablets of anatomy and physiologie** (1873
bis 1879) zusammen, wandte sich später der Chirurgie zu und schrieb: „On
Suspension b\j the head in Sai/re's treatment of spinal curvature" (Lancet 1879)
— „Treatvient of strumous abscesses of the neck^ (Brit. med. Joum. 1876)
und andere Einzelaufsätze. Red.
Cooper, Sir Astley Paston C, der bedeutendste englische Chirurg im
ersten Drittel dieses Jahrhunderts, war am 23. August 1768 zu Brooke in Norfolk
COOPER. 69
geboren, wurde 1784 ein Zögling von Cline, dem bekannten Chirurgen am
St. Thomas' Hospital in London und von ihm in sein Haus aufgenommen. Diese
nahe Verbindung mit einem berühmten Anatomen und Chirurgen war ihm von
«ehr grossem Nuts&en ; er hörte nebenbei auch Vorlesungen bei John H unter und
besuohte während des Winters 1787 Edinburg. 1789 wurde er Demonstrator
der Anatomie beim St. Thomas' Hospital und 1791 Übertrag ihm Clixe einen
Theil seiner Vorlesungen. 1792, nachdem er sich eben verheiratet, ging er
mit seiner Frau nach Paris, um noch unter Dksaült und Chqpart Studien
zu machen; die Unruhen der Revolution vertrieben ihn jedoch bald wieder. In
demselben Jahre begann er seine ersten chirurgischen Vorlesungen zu halten,
wurde 1793 als Professor der Anatomie an der Surgeon's Hall angestellt und 1800,
statt seines Oheims William Coopeb, der seine Stellung niederlegte, zum Chirargen
am Guy's Hospital ernannt. In dieselbe Zeit fallen seine ersten bemerkenswerthen
wissenschaftlichen Arbeiten: „A case of atrangulated hemia, in which a pari of
the abdominal viscera was protrvded into the left cavüy of the ehest ^ (Med.
Records and Researches, 1798) — „Three tnstances of obstructton of the thoracic
duct, toith 8ome experiments shewing the effects of tying that vessel" (Ibid.),
sowie einige in der Royal Society gelesene und in den Philos. Transact. (1800
und 1801) publicirte Aufsätze über Zerstörung des Trommelfells und dessen
Folgen. Er beschäftigte sich in dieser Zeit unter Anderem auch mit Thierexperi-
menten und vergleichender Anatomie (secirte z. B. einen Elephanten) und stand
mit den Resurrectionisten in Verbindung, durch welche damals allein Leichen
für anatomische Zwecke zu erlangen waren; auch war er 1805 einer der Mit-
^ründer der Royal Medice - Chirurgical Society, in deren Transactions der erste
Artikel des ersten Bandes (1^09): „A case of aneurism of the carotid artery^
Ton ihm herrührte.. Er gab darin von der ersten, überhaupt ausgeführten
(unglücklich verlaufenen) Ligatur der Carotis communis (1805) Kenntniss, einer
Operation, die er 1809 in einem ähnlichen Falle mit Erfolg wiederholte (Ibid.).
Eine nicht geringere Berühmtheit erlangten seine Arbeiten über Hernien: „Obser-
vaiions an inguinal and congem'tal hemia" (London 1803, Fol.) — »The
anatomy and surgical treatment of inguinal and congenital hemia" (London
1804, Fol., w. 11 pl. ; 2. Aufl. mit Zusätzen durch C. Aston Key, London 1827,
1828, 2 Bde. ; deutsche Uebers. von J. F. M. Kbüttge, Breslau 1809, Fol.) und
^The anatomy and surgical treatment of crural and umbüical hemia" (London
1807, Fol.), Schriften, in denen er, wie in allen seinen übrigen Arbeiten, allein
die Resultate seiner eigenen reichen Erfahrung veröffentlichte, ohne sich um die
Anderer — und hieraus muss allen seinen Arbeiten ein Vorwurf gemacht
werden — zu kümmern, während es andererseits rühmend hervorzuheben, dass
er von allen Theorien und Speculationen sich vollständig frei erhielt. Die bei-
gefügten kostbaren Folio-Kupfertafeln verursachten ihm, selbst nachdem alle Exem-<
plare verkauft waren, • einen Verlust von mehr als 1000 Pfd. 1813 wurde er von
dem Royal College of Surgeons zu dessen Professor der vergleichenden Anatomie
ernannt, folgte darin Sir Everard Home, gab diese Professur 1815 aber wieder
ab, indem er durch seine Vorlesungen über Anatomie und Chirurgie beim St. Thomas'
und als Chirurg beim Guy's Hospital, sowie durch eine enorme Praxis anderweitig
zu sehr in Anspruch genommen war (seine Jahres-Einnahmen aus der Hospital- und
Privatpraxis beliefen sich zu dieser Zeit auf mehr als 21.000 Pfd.). Nach der
Schlacht von Waterloo sandte er aus eigener Initiative mehrere seiner Schüler und
Assistenten zur Behandlung der Verwundeten nach Brüssel. — Eine andere, sehr
berühmt gewordene Arterienligatur, nämlich der Aorta abdominalis, machte er,
nebst anderen Gegenständen, in den von ihm zusammen mit seinem Schüler Benj.
Travbrs herausgegebenen „Surgical essays" (London 1818, 19; 3. Ausg. 1820;
amer. Ausg. Philadelphia 1821 ; deutsche Uebers. in der Chirurg. Handbibliothek,
Bd. I, Weimar 1821; französische Uebers. von G. Bertrand, Paris 1823) bekannt,
während eine sehr kleine Operation, nämlich die Exstirpation eines Atheroms der
70 COOPER.
Kopfhaut bei dem Könige Georg IV. (1821) ihm den Baronetstitel eintrug. In
dieHelbe Zeit fallen auch «eine berflhmt gewordenen Schriften Ober Fracturen und
Luxationen der Gelenke : „A treatüe on dislocationa andfractures of thejoints^
(London 1822, 4. mit 30 Tf. ; 1823; 1824-, 5. Ausg. 1826; neue vermehrte Aufl.
von Bransby B. Cocfeb, London 1842, 8.; 2. amer. Ausg. nach der 6. Londoner
AuBg. von J. D. GoDMAN, Boston 1832 ; deutsch in der Chirurg. Handbibliothek,
Bd. VI, Weimar 1823) — „Observotions on fractures of the neck of the thigh-
bone etc.'' (London 1823, 4. mit 3 Tf.; deutsch ebendaselbst, Bd. VII, 1824); auch
wurden seine Vorlesungen u. d. T. : ;, The lectures on the prmciples and practtce
of surgery ; . . . by Fred. Tyrrell^ (3 Bde., London 1824 — 27; americ. Ausg.
Boston 1831; deutsche Uebers., 3 Bde. , Weimar 1825—28, m. 2 Kpft.) ver-
öffentlicht. — Zu Anfang des Jahres 1825 gab er wegen geschwächter Gesundheit
seine Vorlesungen im St. Thomas' Hospital auf und wurde dieser Umstand von
den Leitern des Guy's Hospital wahrgenommen, um ihn zu ersuchen, auch 'bei
diesem Hospital eine medicinische Schule zu grttnden. C. , der sich durch den
Hospitalsvorstand von St. Thomas beleidigt fühlte, ging darauf ein und so fand eine
Trennung der beiden Schulen der United Borough Hospitals, wie sie bis dahin be-
zeichnet worden waren, statt und seit jener Zeit datirt die Selbständigkeit der Schule
dos 6uy*s Hospital , die durch C. , dessen Schüler grösstentheils zu diesem über-
gingen, einen nicht geringen Glanz erhalten hat. Obgleich C. nur als Consulting
Surgeon bei dem Hospital fungirte und nur noch gelegentlich einen Vortrag hielt,
war er wissenschaftlich in beträchtlichem Umfange thätig und publicirte kurz nach-
einauder zwei ebenfalls klassisch gewordene Werke: „llhistrations of the diseases
of the breast'' (2 Thle., London 1829, 4. mit9Tf.; deutsche Uebers. Weimar
183C, 4.) — fyObservations on the structure and diseases of the^testis'' (London
1830, 4., mit 24 Tf.; 2. Ausg. von Bransby B. Cooper, 1841 ; americ. Ausg. Phila-
delphia 1846; deutsch Weimar 1832, 33, 4.) und bald darauf noch ein drittes:
„77ie anatomy of the thymits gland'^ (London 1832, 4. mit 5 Tf. ; americ. Ausg.
Philadelphia 1845; französische Uebers. von Pigne und W. Tobin, 1832). — Die
einige Zeit früher von einem einfachen Manne, einem Gärtner, Namens Read
gemachte Erfindung eines wichtigen Instrumentes, nämlich der Magen pumpe,
hatte «ich sofort des Beifalles und der Protection von C, der alsbald seine Bedeu-
tung erkannte, zu erfreuen. 1828 war er auch zum Sergeant-Surgeon des Königs
ernannt worden, eine Würde, die er bei dessen Nachfolger, dem Könige Wilhelm IV.
ebenfalls beibehielt. Unter seinem Namen wurden noch „The principles and
practtce of surgery, fonnded on tle most extensive hospital and private prac-
ttce, during a period of nearly 50 years. Edited hy Alex. Lee'' (London
1836 ; deutsche Uebersetzungen von J. SchiJttb, 3 Bde., Cassel 1836—45; 4. Aufl.
1856; andere Uebers. von Birchabd,' 4 Hefte, Erlangen 1844, 45) herausgegeben,
ebenso wie u. d. T.: „Oeuvres chirurgicales complhtes. Trad. de Vanglais avec
des potes par E. Chassaignac et G. Bichelot" (Paris 1835) eine fran-
aösisehe Uebersetzung seiner Schriften erschien. Seine letzte eigene, im Alter von
mehr als 70 Jahren verfasste Arbeit: „On the anatomy of the breast'' (2 Bde.,
London 1840) war eine Erweiterung seiner 1829 erschienenen obengenannten Schrift,
für welche er seit jener Zeit, mit Benutzung eines ausserordentlich reichen Beob-
«ehtungsmaterials, unausgesetzt thätig gewesen war. Der Tod dieses grossen Chirurgen
erfolgte am 12. Februar 1841. — Seine Zeitgenossen erkannten an, dass er die
Chirurgie durch die grossere Sicherheit der Diagnose und die Einfachheit der Therapie,
namentlich auch in operativer Beziehung, auf eine höhere Stufe gebracht habe ; als
Lehrer war er von keinem englischen Chirurgen übertroffen; seine unermndliche
Thätigkeit bei der Erforschung wissenschaftlicher Aufgaben war bewundemswerth,
wobei allerdings der oben schon ausgesprochene Tadel nicht zu unterdrücken ist.
Seine Wahrheitsliebe war allgemein bekannt, ebenso wie die Güte seines Herzens
und seine Freundlichkeit im Umgange mit Collegen, Schülern und Patienten.
Bransbv B. Cooper, The life of Sir A. Cooper. 2 voll., London 1843. —
C«nison. IV, pag!318: XXVII. pag. 14^ Gurlt.
COOPER. . 71
Cooper, Samuel C, 1781 (?) — 1849, gewann mit seinem dreimal auf-
gelegten (London 1807, Boston 1808, Hannover 1811) „Treattse on the diseases
of the joints^ 1806 den Jacksonian-Preis. Auch sein „Dictionary of practical
siirgery" erlebte mehrfache Londoner und amerikanische Ausgaben; ebenso die
für Studenten geschriebenen „First lines of the practice of surgery^ (zuerst
London 1826). — 1844 beschäftigte sich C. lebhaft mit Ideen zur Reform des
medicinischen Unterrichts. ^^^
Cooper, Bransby Blake C. , war am 2. September 1792 zu Great
Yarmouth, Norfolk, geboren, als Neffe von Sir Astley Cooper, unter dessen
Leitung er, nachdem er zwei Jahre lang im Hospital zu Norwich gewesen war, von
1811 an seine Studien fortsetzte. Er trat 1812 in die Armee ein, machte den Feldzug
in Spanien und 1814 eine geheime Expedition nach Canada mit, kehrte 1815 nach
England zurück, begann von Neuem Studien, wurde 1817, zusammen mit South,
Prosector seines Onkels und wurden ihm von Letzterem anatomische Vorlesungen
übertragen , die er an der durch denselben neu begründeten medicinischen Schule
des Guy's Hospital fortsetzte. Seine ersten Schriften waren daher anatomische:
„Treattse on ligaments; intended as an appendix to Sir Astley Cooper's
tcork on dislocations and fractures of the joints" (London 1825, 4. mit 13 Tf.) —
^Ltctures on anatomy^ interspersed urith practical remarks^ (4 Bde., London
1829 — 32, mit Tf.). Auch war er als Assistent seines Onkels, in dessen Hause er
wohnte, bei dessen Operationen und wissenschaftlichen Arbeiten sehr in Anspruch
genommen. 1825 wurde er Surgeon am Guy's Hospital, nachdem sich sein Onkel
aus dem activen Hospitaldienste zurückgezogen hatte. Sir Astley C, der wegeu
ungünstiger Gesundheit zeitweise auf dem Lande lebte, operirte selbst nur noch
wenig und übertrug daher die Operationen meistens Aston Key oder seinem Neffen.
Letzterer gab heraus: „Surgical essays; the result of clinical observations made
at Gtiy's Hospital" (London 1833, mit Tf. ; deutsch in der Chirurg. Handbibliothek,
Bd. XVI, Weimar 1837) , worin sich eine Reihe von chirurgischen Abhandlungen
gresammelt findet. An der Gründung der Guy*8 Hospital Reports (1836) hatte er
einen hervorragenden Antheil und finden sich fast in allen Bänden bis 1850 Auf-
sätze von ihm. Auch besorgte er die letzte Ausgabe des Werkes über Kuochen-
brüehe und Verrenkungen (1842) und verfasste die Lebensbeschreibung (1843)
seines Onkels Sir Astley C. (s. diesen). In den letzten Jahren seines Lebens
veröffentlichte er noch : „Lectures on the principles and practice of surgery",
die ursprünglich in der London Medical Gazette erschienen waren (auch in Phila-
delphia 1852 nachgedruckt) und hielt noch ein halbes Jahr vor seinem am
11. August 1853 erfolgten Tode die Hunterian Oration in der neuen Aula des
College of Surgeons. — In der nächsten Nähe eines Sternes ersten Ranges wirkend,
erhielt er zwar auch von diesem Glanz, aber war doch nicht im Stande, jenem
auch nur elnigermassen . gleichzukommen.
Lancet 1850, II, pag. 270; 1853, II, pag. 190. — Callisen,IV, pag. 330;
XXVH, pag. 147. Gurlt.
Cooper, Elisha Samuel C, 1822 — 1862, war in San Francisco kurz
vor seinem Tode Herausgeber der dortigen Medical Press und publicirte 1857
eine operative Entfernung eines dicht am Herzen sitzenden Fremdkörpers. .
Die (nicht zugängliche) Biographie, das obige Journal, Jahrgang 1862. Red.
* Cooper, William White C, beendete seine medicinische Ausbildung
am St. Bartholomäus-Hospital 1838, wurde F. R. C. S. Engl. 1845 widmete sich
aasdchliesslich der Ophthalmiatrie als consultirender Ophthalmologe verschiedener
Krankenhäuser und der Blindenlehranstalt in London. Unter seinen einschlägigen
Arbeiten sind hervorzuheben: „Xear sight, aged sight and impaired vision"
(2. Aufl. 1853) und „On viounds and injuries of the eye" (1859). 'Red.
72 COOPMANS. — COOTE.
Goopmans, zwei Niederländer. — Georgius C. , 1717 zu Makkum
(Friesland) geboren, studirte in Franeker und promovirte daselbst 1740, „remissa.
dispiUatione^ . Nachdem er noch ein Jahr in Leyden studirt hatte, etablirte er
sich als praktischer Arzt in Franeker, wo er bald einen grossen Ruf bekam und
noch im 80. Jahre zum Curator der Universität ernannt wurde. Drei Jahre später
starb er. Er schrieb eine sehr gute Abhandlung über eine Epidemie von Febris
maligna (Nova acta Eruditorum 1749), verfasste 1754 eine lateinische üebersetzung
von Monroes Abhandlung über die Nerven (1763 in Harlingen zum zweiten Male,
„adjecto libro de cerehri et nervorum administratione anatomica** edirt) und
eine „Neurologia et observatio de calculo ex Urethra excreto^ (Franeker 1789,
mit Tafeln). — Sein Sohn, Gadso C. , wurde 1746 zu Franeker geboren, wo
er 1762 — 67 Student war; darnach studirte er drei Jahre in Amsterdam und
Gronigen und wurde 1770 in Franeker zunächst Doctor philosophiae („Diss.physica
de ventis") , dann Doctor medjcinae (^Dissertatio de cyphosi^). Er etablirte
sich als Arzt in Franeker und trat im Jahre 1774 das ihm aufgetragene Leetorat
in Chemie und Materia medica an mit einer „Oratio de medicamentis indigenia,
ad morbos familiäres feliciter depellendos, suffecturis", 1775 wurde er
Prof. medicinae, legte jedoch 1787 aus politischen Ursachen (er war ein eifriger
Gegner des Prinzen von Oranien) sein Amt nieder und siedelte nach Steinfurt
über. Später etablirte er sich in Brüssel, wo man ihm, nachdem er in Löwen
honoris causa zum Doctor medicinae ernannt worden war, vergebens eine Professsur
anbot, darnach in Frankreich und 1791 trat er in Kopenhagen als Prof. chemiae auf.
1793 wurde er ausserordentlicher Professor der Chemie in Kiel, ging 1796 nach
Holstein, kam später noch nach Amsterdam und starb daselbst als praktischer Arzt
1810. Als Lehrer hat C. sich in Franeker grosse Verdienste erworben, da er sein Amt
sehr fleissig und auf recht wissenschaftliche Weise wahrnahm, wie u. A. aus einigen
Abhandlungen „De urina^ — „De sordibus linguae^ und jyDe apkthts" erhellt.
Sehr bekannt hat er sich durch sein 1787 ausgegebenes „ Varts, sive de Variolis
Carmen'^ (holländische Ausgabe von Hoffman, Leyden 1787, deutsche Ausgabe
von Goethe), durch ein „Carmen elegicum" auf den Geburtstag Königs Friedrieh
von Dänemark (Kiel 1795) und durch ein nicht vollendetes Heldengedicht Petreis
(auf Peter I. von Russland) als Dichterarzt gemacht. q g Daniels.
Goote, Richard Holmes C, zu London, war daselbst am 10. November
1817 geboren, ^Tirde bereits mit 16 Jahren ein Zögling von Sir William Lawrence,
durchlief die verschiedenen Stadien im St. Bartholomäus-Hospital, machte eine
wissenschaftliche Reise nach Wien und Paris, gewann 1845 beim College of Sur-
geons einen 3jährigen Preis über die Anatomie der Fasern des menschlichen und
thierischen Gehirns und machte weitere Untersuchungen über die Anatomie des
Centralnervensystems und die Homologien des menschlichen Skelets. Er wurde
Prosector bei der Schule des genannten Hospitals und blieb es, bis er 1852 zum
Assistant-Surgeon ernannt wurde. Während des Krimkrieges war er in den Hospitälern
von Smyma und Renkioi thätig; hier wurde der Grund zu jener Krankheit gelegt,
an welcher er später langsam zu Grunde ging. Er wurde 1863 Surgeon und war
1871, nach dem Abgange von Sir James Paget, der älteste derselben. Er war
auch an dem Hospital for treatment of deformities angestellt und veröffentlicht
über die letzteren einige praktische Vorlesungen. Später hielt er, in Verbindung mit
Lawrence, und 1865 mit Sir James Paget, Vorlesungen über Chirurgie, die er
jedoch wegen erschütterter Gesundheit später aufgeben musste. Er starb im December
1872 an allgemeiner Paralyse. — So viel versprechend seine Anfänge gewesen
waren, so war mit seiner Thätigkeit während des Krimkrieges entschieden ein
ungünstiger Wendepunkt bei ihm eingetreten, indem seine späteren Arbeiten nicht
mehr den früheren gleichkamen. In seinen zahlreichen Aufsätzen über chirurgische
Gegenstände verfolgte er eine durchaus praktische Richtung, wie sie ihm auch bei
seiner Hospitalthätigkeit eigen war, ohne dass jene Anspruch darauf machen, viel
COOTE. — COPEMAN. 73
Neues zu bringen; in dieser Richtung sind namentlich seine Arbeiten über die
Krankheiten der Zunge, der Schilddrüse und die Schriften : „A report upon sanie
of ihe more important points connected wüh the treatment of sr/phuis" (London
1857) und „On Joint- diseases ; their pathology .... including . . . defomiities
and curvattires of the spine" (London 1867) verfasst.
Saint Bartholomew's Hospital Reports. Vol. IX, 1873. pag. XXXIX. Gurlt.
' Cop, Guillaume C. , gebürtig aus Basel, studirte in Deutschland und
Paris und stand an letzterem Orte in intimen Beziehungen zu Lascabis und
Erasmts. Im Jahre 1496 erlangte er die Doctorwürde und wurde bald darauf
Oberarzt Ludwig^s XIL und dessen Nachfolgers Franz' L Als solcher starb
er 1532. — C. war bewandert in allen Zweigen des Wissens, er war insbesondere
ein genauer Kenner der Araber ; die allgemeine Bewunderung, deren die letzteren
sich bei seinen Zeitgenossen erfreuten, theilte er indessen nicht, er hielt sie viel-
mehr zum grossen Theile für Compilatoren und Nachahmer, war bestrebt, den
dominirenden Einfluss ihrer Schule und Lehre zu brechen und das' Studium der
alten griechischen Meister wieder anzubahnen. In diesem Sinne kann C, obgleich
keine Originalwerke von ihm *zurückblieben, als einer der Reformatoren der Heil-
kunde in Frankreich angesehen werden. Für die Wissenschaft verdient machte er
sich ausserdem durch die üebersetzungen der Werke des Paulus von Aeoina,
des HiPFOKBATES und Galen; vgl. u. A. : „Pauli Aeginetae praecepta salubria^
(Paris 1510) — „Htppocratis Coi Prosagioriim libri tres ; ejusdem de ratione
victus in morbis acutis libri quattuor" (Daselbst 1511) — „Galeni de affecforum
locorum notitia libri sex^ (Daselbst 1513) — „Galeni de morborum et sympto-
matum causis et differentiis libri sex^ (Daselbst 1528). — Berühmt ist ferner
die 1526. in Basel erschienene Ausgabe der Hippokratischen Werke, die im Ver-
eine mit anderen Gelehrten von C. herausgegeben wurde: „Hippocratis Coi
medicorum omnium longe principis opera , quibus ma^xima ex parte annorum
circiter duo millia latina caruit lingua, Graeci vero et Arabes, et prisci nostri
medici, plurimis tarnen utilibus praetermissis , scripta sua illustrarunt , nunc
tandem per M, Fabium (Caloum) Rhavennatem, Guillelmum Copem Basiliensem,
Nicolaum Leonicenum et Andream Bredtium., viros doctissimos, latinitate doxata
ac jamprimum in lucem edita" (Basel 1526). — Nicolaus C. , sein Sohn,
war Professor am Collfege St. Barbe in Paris, sowie auch Rector der Universität
im Jahre 1533. Des Protestantismus verdächtig, flüchtete er nach Basel, wo er,
unbekannt wann, starb. Uneer
Gopeman, Edward C, zu Norwich, war am 26. December 1809 zu
Great Witchingham (Norfolk) geboren, studirte Medicin im Norfolk and Norwich
Hospital unter Arthur Bbown und J. G. Crosse, später im St. George's Hospital
zu London, wurde House Surgeon im erstgenannten Hospital, begann in Gemeinschaft
mit W, Taylor eine Praxis zu Cottishall (Norfolk), behielt nach dessen Tode die
grosse Praxis Beider bis 1848 bei, siedelte dann aber nach Norwich über, nachdem
er 1847 zu Aberdeen Dr. med. geworden und eine Schrift : „ Collection of cases
of apoplexy, vrith an explanotory introduction** (London 1848) herausgegeben
hatte. Sein Ruf als Arzt und Geburtshelfer war in den östlichen Provinzen
Englands weit verbreitet, und wurde er 1851 Physiciau des Norfolk and Norwich
Hospital, der Norwich Eye Infirmary, des Norwich Magdalen, Consulting Accoucheur
der Norwich Lying-in Charity und war der erste Arzt des Jenny Lind Kinder-
Hospitals, von dem er einer der Gründer war. Von seinen Schriften, die durch
praktischen Sinn sich auszeichnen, sind noch anzuführen : „History of the Norfolk
and Norwich Hospital^ — „Records of obstetric consultation practice ; and a trans-
lation of Busch and Moser on uterine haemorrhage etc," (London 1856) —
„An essay on the history, pathology and treatment of diphtheria^ (Norwich 1859)
— „A treatise on puerperal fever^ (London 1860) — „A report on the cere-
bral affections of infancy, etc.^ (Norwich 1873). Dazu eine Reihe von Aufsätzen
7-4 COPEMAN. — COI LAND.
in der Lond. Med. Gaz. , im Provinc. Med. Journ. , British Med. Joarual über
Blutungen nach der Entbindung, Darm-Occlusion , seltene geburtshilfliche Fälle,
Erbrechen der Schwangeren u. s. w. 1878 gab er die Hospital-Praxis auf und
starb am 25 Februar 1880.
British Medical Joui-nal. 1880, I, pag. 382. — Med. Times and Gaz. 1880, I,
pag. 269, 307. — Lancet 1880, I, pag 389. G.
Gopho. Diesen Namen führen zwei der Salernitanischen Schule angehörige
Aerzte, welche beide im 11. Jahrhunderte, der Aeltere wahrscheinlich in der Mitte,
der Jüngere sicher gegen Ende des Jahrhunderts, gelebt haben; ob und in welchem
verwandtschaftlichen Verhältnisse dieselben zu einander standen, ist nicht bekannt,
sowie überhaupt die Existenz des älteren C. nur aus einer Notiz hervorgeht, die
sich im Eingange zu der dem jüngeren C. angehörigen Schrift: „Ars medendi"
findet, in welcher es heisst: „ego namque secundum hoc opus de modo medendi
a Cophonis ore suisque et sociorum scriptis compendiose collegi". Unter dem
Namen des C' besitzen wir zwei Schriften, die eine zuvor genannte „Ars medendi",
eine nach griechischen Mustern bearbeitete specielle Pathologie und Therapie (ab-
gedruckt im Anhang zu MesüE, Opp. und in DE Renzi, CoUectio Salemitana,
Neapel 1856, IV, 415 — 505), die unzweifelhaft dem jüngeren C. angehört und
deren Abfassung in die Zeit nach Constantinus (1020) und vor Nicolaüs Prae-
POSITCS (1100) fällt. Die zweite ist die vielgenannte „Anatomia porci" , ein
kleiner Abriss der topographischen Anatomie des Schweines, in der sich auch
einige pathologisch-anatomische Notizen befinden (gedruckt Hagenau 1532 und
DE Renzi l. c. II, 388 — 391), die offenbar auf eigenen Untersuchungen des Ver-
fassers beruht. Dartiber, ob diese Arbeit dem älteren oder jüngeren C. angehört, lässt
sich nicht urtheilen. de Renzi glaubt, dass auch eine kleine, anonym erschienene
Schrift der Salernitanischen Schule „De urints et earundein significatiombus"
(abgedruckt bei de Renzi II, 413) den jüngeren C. zum Verfasser gehabt hat.
üeber Coplio, vgl. de Renzi 1. c. I, 162, 190. A. Hirsch,
Copland, James C, zu London, war im November 1791 auf einer der
Orkney-Inseln geboren, studirte in Edinburg von 1811 an Medicin und wurde
daselbst 1815 Doctor. Er kam nach London, trat in den Dienst der afrikanischen
Compagnie, musste jedoch, nachdem er sich ein Jahr lang an der Goldküste auf-
gehalten hatte, wegen stark angegriffener Gesundheit in die Heimat zurückkehren
und Hess sich, nachdem er 1818 Frankreich und Deutschland durchreist, in Walworth,
1822 aber in London nieder. Er wurde daselbst Consulting Physician am Queen
Charlotte's Lying-in Hospital und Physician an der Royal Universal Infirmary for the
Diseases of Children und am South London Dispensary und widmete sich vielfach
literarischen Arbeiten, namentlich im London Me^dical Repository (von 1821 an),
dessen Herausgeber er von 1822 — 26 war, und im London Med. and Phys. Journal;
er gab eine Uebersetzung von Ricuerand's „Elements of physiology^ mit An-
merkungen heraus und arbeitete mit Annesley an der Herausgabe des grossen
Werkes Desselben über die Krankheiten Indiens (1828). Nach einer kleinen Schrift
über Cholera (1832) begann er in demselben Jahre die Herausgabe einer allein von
ihm verfassten medicinischen Encyclopädie : „A dictionary of practical medicine"
(3 Bde. London 1832 — 58; americ. Ausg. mit Zusätzen von Ch. A. Lee, 3 Bde.
Philadelphia 1859 ; deutsche Uebersetzung von M. Kalisch, Berlin, Posen und Brom-
berg, 7 Bde., 1834 — 46), welche seinen Namen mit Recht sehr bekannt gemacht
hat, und abgekürzt 1866 von ihm und seinem Neffen James C. Copland noch
einmal herausgegeben wurde. 1835 wurde er Docent der Medicin am Middlesex
Hospital und erhielt zu wiederholten Malen die Gulstonian (1838), Crooniau
(1844, 45, 46), Lumleian (1854) Lectures im Royal College of Physicians, sowie
die Harveian Oration (1857). Er schrieb später noch: „Of the caiises, nature and
treatment of palsy and apoplexy ; etc." (London 1850; Philadelphia 1850) —
„Drainage and sewage of London and large towns ; their evils and their eure"
COPLAND. — CORBEIL. 75
(London 1857) — yfThe forma j campUcations , causes of consumption
and bronchitis*' (London 1866). Er starb am 12. Jali 1870.
British Medical Journal. 1870, II, pag. 107. — Callisen, IV, pag. 338; XXVII,
pag. 151. G.
Coppens, Bernard Benoit C. , 1756 — 1811 zu Gent, lehrte hier an
der Medicinschule Naturgeschichte und Anatomie. Sein Verdienst beruht auf der
energischen Bekämpfung der SiGAULT'schen Symphyseotomie , die er an eine
UebersetzuDg von dessen Werken knüpfte. ^^^ ^j^^ Corput. - Red.
Coquereau, Ch. J. L. C, geboren in Paris 1744, gestorben 1796 eben-
dort, war Professor der Physiologie und Pathologie an der Pariser Facultät.
Er publicirte mehrere kleinere physiologische Abhandlungen und vollendete das
von Herissaut begonnene Werk: „Bibliotheque physique de la France"
(Paris 1771). Unger.
Coquerel, Jean-Charles C, französischer Marinearzt, war am 2. December
1822 zu Amsterdam geboren, trat nach dreijährigen Studien zu Paris in die
Marine und cultivirte auf seinen zahlreichen Reisen besonders die Naturwissen-
schaften, namentlich die Entomologie. 1849 wurde er mit der These „De la
ceciU noctume** zu Paris Doctor. Von seinen sehr zahlreichen naturwissenschaft-
lichen Arbeiten sind nur diejenigen für uns von Bedeutung, in denen er seine
Beobachtungen über die schädliche Einwirkung von ThiereU; namentlich von
Insecten, auf Menschen näher beschreibt, wie: „Note sur des larvea appartenant
a une notwelle esp^ce de dfpt^re (lucüia hominivorax) divelopp6es dans les
Sinus frontaux de r komme h Cayenne'' (Annal. de la Soc. entomol. de France
1858) — „Des larves de dipthres d^velopSes dans les sinus frontaux et les
fosses nasales de V komme h Cayenne" (Arch. göner. de m6d. 1858) — „Sur
iin nouveau cas de mort produit par le d^veloppement des larves ...... dans
le pkarynx, etc." (Ibid. 1859) — „Note sur une larve doestride extraite du
bras d'un komme ä Cayenne" (Revue et mag. de zool. 1859) — „Note sur
Vtxamen microscopique des Idsions que Von observe dans l'affection co7inue
sous le nom de F^rical ou pied de Madura" (Paris 1865, 4. av. grav.). —
Er war während des Krim- und italienischen Krieges im Dienste der Flotte thätig,
trat aber 1862 aus derselben aus und in den Colonialdienst , indem er nach der
Insel la R6union gesandt wurde, wo er zu Salazie am 12. April 1867 starb.
Leon Fairmarie in Annales de la Soc. entomologique de France. T. VIII,
1868, pag. 301. — Berger et Hey, pag. 56. G.
Coray, AdamantinusC. , zu Smyma am 27. April 1748 geboren,
starb in Paris am 6. A^ril 1833. Er widmete sich zuerst sechs Jahre in Amsterdam
dem Handelsstande, begab sich jedoch 1782 nach Montpellier, um dort aus
Entiinsiasmus Medicin zu studiren. Da sein Vater während dieses (sechsjährigen)
Studiums verarmt gestorben war, verschaffte er sich die. Mittel zu demselben nur
mühsam durch TJebersetzungen englischer und deutscher medicinischer Werke (so
Belle's medicinischer Klinik u. a.). Auch nachdem er mit Aufsehen promovirt
war und sich in Paris 1788 niedergelassen hatte, setzte er diese Uebersetzungs-
thätigkeit fort. Seine These war eine „Pyretologiae Synopsis" (Montpellier 1786). —
C.'s Hauptverdienst beruht in der vorzüglichen Uebertragung hippokratischer und
galenischer Schriften, die zu Paris 1800, resp. 1816 erschienen und der medi-
einisehen Renaissance die entscheidenste Förderung leisteten. Unedirt blieben bisher
in der Bibliothek von Chios: „raATjvoO si; t6 Tcepi jr^i^öv iTTTioxpaTOu;" (franzö-
sische üebersetzung) , sowie eine Uebersetzung der hippokratischen Aphorismen,
ein „Dictionnaire hippocratique" und Noten zu den Werken des Galenos.
Anagnostakis. — Red.
Corbeil, Giles de C, s. AEGiDirs Corboliensis.
76 CORBEJÜS. — CORDÜS.
Corbejus, Hermann C, wurde am Ende des 14. Jahrhunderts zu
Nürnberg geboren und war ein Sohn des Arztes Theodor Corbejus. Er gehörte
zur Gruppe jener Aerzte , die gegen das Ende des 14. und in der ersten Hälfte
des 17. Jahrhunderts die Frauenkrankheiten zu bearbeiten suchten. Er schrieb:
„Oynaecmm sive de cognoscendis, praecavendiSj curandiaque praecipuis mulierum
affectibus Ubr, duo,*^ (Frankfurt 1620). Ausserdem schrieb er noch „De phrenitide"
(Helmstädt 1647) — ^De variolis et morbilUs^ (Daselbst 1641) und Einiges über
Wunden • — 1647 gab er die Pathologie seines Vaters, mit Zusätzen versehen, heraus.
Joch er, Thl. I, Sp. 2087. — Siebold: „Vers, einer Gesch. der Geburtshulfe«,
Band n, pag. 120. Kleinwächter.
Corbiil, Pierre-Eus^be C, zu Orleans, war daselbst um 1800 geboren,
studirte anfänglich Philologie, erst später in Lyon Medicin, namentlich unter
Pointe, darauf auch in Paris, wo er 1829 Doctor wurde. Nachdem er einige
Jahre Chef de clinique in der Charite gewesen, Hess er sich in seiner Heimat
nieder. Er hatte eine Anzahl geschätzter Artikel in den Archives g6n6rales (T. 21,
23, 24, 25, 1829—32) über Brucheinklemmung im Bruchsack, über Darm-Per-
foration, Venen-Obliteration, den Zustand der Leber beim Icterus u. s. w. verfasst
und schrieb das folgende grössere Werk: „Instinictmi pratique sur les diverses
m4thodes d^ exploration de la poitnne, Vauscultation, etc.** (Paris 1831; hollän-
dische Uebers. von J. A. van Oort, Lceuwarden 1837), ausserdem: „Recherches sur la
mSdectne et Tanatomie patkohgique, la thSrapeutique mSdtcale et chirurgicale ; etc.*^
(Paris 1832) und eine Anzahl von Artikeln im Joum. univ. et hebdom. de m^dec.
und Joum. compl^m. du Dict. des sc. m6d. Er machte seinem Leben durch eigene
Hand im Juli 1855 ein Ende und hinterliess sein beträchtliches Vermögen offen t-
lichen Wohlthätigkeits-Anstalten.
Decharabre, XX, pag. 421. — Callisen, IV, pag. 345; XXVH, pag. 153.
G.
Gorbyn, Frederick C, lebte und wirkte in Calcutta, u. A. von 1836
bis 1842 auch als Herausgeber des dortigen Journal of medical and physical
science und behandelte schriftstellerisch die unter dem Einfluss des indischen
Klimas hervortretenden Kinderkrankheiten (Calcutta 1828) und die Cholera
in den Schriften: „Sur le cholera spasmodique et ipid^mique de VInde" (Brief
an G. Blane, Genf 1831) und „A treatise on the epidemic cholera as it kas
prevatled in India together with the reports etc." (Calcutta 1832; Philadelphia
gleichzeitig). — Auch gab C. das bald eingegangene India Joum. of med. sc.
(1835) heraus. ^^^
f Corde, Maurice de la C. (Maurus Cordatüs, Cordaeüs), zu Paris,
war ans Reims gebürtig, soll 1559 Doctor geworden sein, hatte in jener
Zeit der religiösen Verfolgung als Hugenot Mancherlei durchzumachen und hat
sich als einer der ältesten L^ebersetzer und Commentator von zwei Schriften des
HiPPOKRATES, nämlich: „Hippocratis Cot lihellns x&pt ^rapO^v^wv, hoc est
de ils quae virginibus accidunt" (Paris 1574) und „Commentarii in librum
priorem Hippocratis Coi de inuliebribus" (Paris 1585, foL; Basel 1586, 4.;
auch in J, Spachiüs, Gynaeciorum etc. Strassburg 1597, fol.) einen Namen
gemacht.
Decliambre, XX, pag. 423. G,
''^Cordus, Euricius C. , wurde im Jahre 1486 in Simtshausen, einem
Dorfe in der Nähe von Frankenberg in Hessen, als Sohn eines begüterten Bauern
geboren. Sein eigentlicher Vorname war Heinrich, den er, der damaligen Sitte
gemäss latinisirend und abkürzend, in Ricius umwandelte, wie er sich auch in
seinen ersten Schriften nennt. 1515 fügte sein Freund Conrad Mut zum Zeichen
seiner Hochachtung dem Namen die griechische Silbe eu hinzu, wodurch Euricius
entstand. Sein Familienname ist unbekannt (vielleicht war zur damaligen Zeit die
CORDüS. 77
Familienbenennung auf dem Lande noch gar nicht allgemein durchgeführt), denn
CoRDüS (der Spätgeborene) nannte er sich, weil er als der letzte von 13 Bindern
geboren war. Mit 10 Jahren kam er nach Frankenberg auf die Schule und
sehloss dort mit dem ein Jahr jüngeren £o bau Hessus, dem später so be-
berühmten Dichter und Philologen, der 1501 ebenfalls nach Frankenberg geschickt
war, innige Freundschaft. Vom Jahre 1520 an studirte C. in Erfurt Philosophie
und die schönen Wissenschaften und schrieb sein erstes grösseres dichterisches
Werk, seine Hirtengedichte („Bicii Cordi Sim^htisü BucoUcon per X eclogas
jucundissime decarUatum^ , £rf. 1514 die X Cal. Jun. 4.). 1514 geht er nach
Leipzig und hält dort Verlesungen über Poesie, bei denen er sein Bucolicon zu
Grunde legt, kehrt Ende des Jahres wieder nach Erfurt zurück und erwirbt 1515
den Magistergrad. Bald darauf folgte er einem Rufe nach Cassel zur Uebemahme
des Reetorates einer gelehrten Schule, verlässt Amt und Stadt aber schon 1516,
um in Erfurt eine gleiche Stellung an der Marienschule einzunehmen. C.'s Ver-
mögensverhältnisse waren nicht besonders günstige, zumal der Bedarf bei Ver-
grösserung der Familie wuchs, die Rectoratstellung und seine dichterische Thätigkeit
gewährten nur wenig Verdienst, und so entschloss er sich denn, an einen reelleren
Broderwerb zu denken und wandte sich 1519, in seinem 33. Jahre, der Medicin
zu. Inzwischen lernte er den Arzt Dr. Georg Stürz kennen, der ihm vorschlug,
ihn zur weiteren Ausbildung auf seine Kosten mit nach Italien nehmen zu wollen.
Freudig nahm C. dies Anerbieten an, und so reisten die beiden Freunde denn
Anfang des Jahres 1521 nach Ferrara, der damaligen berühmtesten Hochschule
der Hedicin. Hier sind besonders der berühmte 93jährige Nicolaus Leonicenüs
und JOH. Manardus seine Lehrer. Dabei versäumte er aber nicht das Studium
der schönen Wissenschaften und arbeitet an seinen schon früher begonnenen Epi-
granunen. Nachdem C. Ende desselben Jahres durch Leonicenüs zum Doctor
promovirt, kehrt er nach Erfurt zurück und nimmt 1523 eine ihm votfi Senate
der Stadt Braunschweig angebotene Stellung als Stadtarzt an. Nach einigen
Jahren wird er dieser Stellung Religions- und persönlicher Streitigkeiten halber
überdrüssig und folgt 1527 einem Rufe des Landgrafen Philipp des Gross-
müthigen als Professor der Medicin an die neu errichtete protestantische
Universität zur Marburg. C. lehrte hier mit grossem Beifalle und schrieb mehrere
medicinische Werke; „lAbellus de sudore anglico, calculo et peste^ (Marburg
1529, 4., auch in deutscher Uebersetzung : „Regiment y vne man sich vor der
neuen Plag, der Englisch Schweiss genannt, bewahren soll", Marburg 1529, 4.) —
„Nicandri Theriaca et Alexipharmaca in latinum Carmen redacta^ (Frank-
furt a. M. 1532, 8.) — „lAher de urinis" (herausgegeben von Drtandbr,
Daselbst 1543, 8.) — y,De abusu uroscojnae conclusiones earundamque enar-
rationesy adverstts mendadssimos errores medicastros, qui imperitam plebeculam
vara sua uroscopia et medicatione misere bonis et vita spoliant^ (Daselbst
1536, 8.). Doch war auch in Marburg seines Bleibens nicht lange; er gerieth
mit Collegen und Vorgesetzten in vielfache Zwistigkeiten und dadurch in eine
peinliche Stellung, so dass er nach siebenjähriger Wirksamkeit mit Freuden die
Gelegenheit, welche ihm eine Berufung nach Bremen als Stadtarzt und Professor
am Lyceum bot, ergriff, um Marburg den Rücken zu wenden. Doch schon im
nächsten Jahre, am 24. December 1535, raffte ihn eine Zahnkrankheit fort. —
C. gehörte seinem Geiste, seinen Kenntnissen und seiner wissenschaftlichen Richtung
nach zu den bedeutendsten Männern seiner Zeit. Er war ein begeisterter Vertreter
des Humanismus und trug viel zu dessen Verbreitung bei. Als Dichter glänzt er durch
Anmuth und Gewandtheit der Sprache, Feinheit des Ausdruckes, reiche Wortfülle
nnd classische Eleganz des Versbaues. Unter seinen Gedichten ragen neben dem
schon genannten Bucolicon seine „Epigrammata" (Marburg 1525, 8.) hervor. —
Als Arzt zeichnete er sich als Bekämpfer des mannigfaltigen Aberglaubens und der
Unwissenheit aus. So erhob er sich gegen die in üromantie übergegangene üroskopie
nnd zeigte, wie unwürdig es eines Arztes sei, den fahrenden Quacksalbern und
78 CORDUS.
herumreisenden Harnschanern nachzuahmen. Am Krankenbette bediente er sich mit
Vorliebe einer einfachen Heilmethode und einfacher Mittel. Auch als Botaniker ist
er von Bedeutung durch sein „Botanologicon" (Cöln 1534, 8.).
Biographische Skizzen verstorbener Bremer Aerzte nnd Naturforscher, pag. 13 flgd.,
Bremen 1844, 8. -- Ernst H. F. Meyer, Geschichte der Botanik, Bd. IV, pag. 246 flgd.,
Königsberg 1857, 8. — C. Krause, Euricius Cordus. Eine biographische fcjkizze aus der
Reformationszeit. Hanau 1863, 8- MaxSalomon.
7 Cordus, Valerius C, , dritter Sohn des Euricius C. , geboren am
18. Februar 1515 zu Erfurt, wurde von seinem Vater mit grosser Sorgfalt
erzogen und beendigte seine medicinischen und botanischen Universitätsstudien in
Wittenberg. Dann trat er dort als Doceut auf und erklärte dreimal unter grossem
Beifalle den DioscORiDES. Er widmete sich ganz den Naturwissenschaften, besonders
der Botanik, studlrte sie aber, ungleich seinen Vorgängern, nicht ausschliesslich
in den Werken der Alten, obwohl er auch in ihnen sehr bewandert war, sondern
mit Vorliebe in der Natur, indem er Forschungen halber die vornehmsten Gebirge
Mitteldeutschlands, das Erzgebirge, den Thttringerwald und den Harz als Botaniker,
Mineraloge und Zoologe durchwanderte. Schon mit 19 Jahren hatte C. auf ßath
seines Onkels, des Apothekers Ralla in Leipzig, ein Dispensatorium tlber die
Bereitungsart der Arzeneien zusammengestellt, das in einigen Städten Sachsens
zu allgemeinem Gebrauche eingeführt war. Auch in Nürnberg, wohin ihn 1535
seine Reisen geführt, ward er um Mittheiluug dieses Buches ersucht. C. bat aber
den Senat, erst dasselbe durch eine Commission begutachten zu lassen. Dies geschah,
die Prüfung fiel sehr gut aus, und der Senat befahl den Druck des Dispensatoriums
(„Düpensatoriuvi j!>Äör7>iacorttw omnnim quae in vsu potissimum S'tnt etc.^
[Nürnberg 1535, 8. und noch sehr oft bis tief in das 17. Jahrhundert hinein;
der Titel der späteren Ausgaben ist: „Dispensatorium sive pharmacornvi con-
ßcifudorum ratio^\) ^ sowie seine officielle Einführung. Es war dies die erste
Pharmacopöe, die Grundlage aller späteren. — 1542 begiebt sich C. Studien
halber nach Italien, verweilt zwei Jahre in Padua, Ferrara, Bologna und Venedig,
von wo er am 14. April 1544 einen Brief an Andreas Aurifaber über Vipem-
pastillen zur Theriakbereitung und über neue officinelle Pflanzen schreibt fs. Jos.
Cratonis consil. et epistol. ed. L. Scholz, Frankfurt 1671, lib. III, pag. 265),
reist dann im Sommer 1544 theilweise zu Fuss bei glühender Hitze durch unweg-
same Gebirgsgegenden, durch sumpfige Ebenen, immer forschend, gleich aU
wollte er, sein nahes Ende voraussehend, keine Stunde Zeit im Studium verlieren,
nach Rom, verfällt bald nach seiner Ankunft in Folge der Strapazen in ein
hitziges Fieber und erliegt demselben, nach kurzer trügerischer Besserung, am
25. September 1544 im Alter von 29 Jahren. Ausser dem Dispensatorium ist
bei Lebzeiten C.'s nichts von seinen Werken gedruckt. Seine Annotationen zum
DroscoRiDES erschienen erst 1549, foL, Frankfurt a. M., als Anhang zur Ueber-
setzung des Dioscorides des Ruellius, in verbesserter Gestalt mit mehreren anderen
seiner Schriften durch Gesner besorgt zwölf Jahre später: „In hoc volumine
continentur Valerii Cordi Simesusii Annotation es in Pedacii Dio-
scorides Anazarhei de materia medica lihros V longe aliae, quam antehac sunt
evulgatae — EJusdem Valerii Cordi Historiae stirpium libri IV
posthumi, nunc primum in lucem editi adjectis etiam stirpium iconibus et
brevissimis annotationihus — Sylva, qua rerum fossilium in Germania
plurimarum, metallorum , lapidum et stirpium. aliquot rariorum, notitiam Ire-
mssime persequitur, nunquam hactenus visa — De artificiosis extrac-
tio7iibus liber — Compositiones medicinales aliquot non vulgares
— Omnia summo studio et industria Conr. Gesneri collecta et praefatione
illustrata^ (Strassburg 1561, fol.). Zwei Jahre später erschien: „Valerii
Cordi Simes^isii stiypium descriptionis liber quintus, quo in Italia sibi visns
describit, in praecedentibus vel oninino intactas, vel parcias descriptas, Hunc
autem morte 2)raeventus perßcere non potuit^ (Strassburg 1563, fol.). Ausserdem
CORDUS. — CORMACK. 79
gab C. Gesner noch heraus: „De halosantho , seu spermate ceti vulgo di'cto*'
(zugleich mit Gesner's über de rebus fossilibus) und „De artificiosia extractionibusj
de destillatione oleorum^ de destillatione olei chalcanthi^ (Strassbtirg 1561, fol.).
C. zeichnete sich durch ungewöhnlich hervorragende Geistesgaben, unermüdlichen
Fleiss und liebenswürdigen Charakter aus. Seine Leistungen in der Botanik stellen
ihn unter die ersten Botaniker seiner Zeit. Als erster zuverlässiger Bereiter des
Schwefeläthers nimmt er auch in der Geschichte der Chemie einen ehrenvollen
Platz ein. £ine glänzende, leider nur zu flüchtige Erscheinung!
Biographiüche Skizzen verstorbener Bremer Aerzte und Naturforscher, pag. 32 flgd.,
Bremen 1844. 8. — Ernst H. F. Meyer, Geschichte der Botanik» Bd. IV, pag 317 flgd..
Königsberg 1857, 8. — K. F. H. Marx, Beiträge zur Beurtheilung von Personen, Ansichten
und Thatsachen, pag. 70 flgd., Göttingen 1868, 8- MaxSalomon.
Cerella, s. Alphons de Corella.
*Corfleld, William Henry C, studirte in Oxford, wo er 1872 auch
proraovirt wurde, machte dann Reisen in Frankreich und wurde F. R. C. P. Lond. 1875.
C. wandte sich der Hygiene zu und fungirt am London university College als
Professor dieses Zweiges. Auch ist er Medical officer of health am St. George's
Hospital, sowie zu Islington. Seine Hauptarbeiten sind: „A resume ofthehistory
of hygxene" (1870) — „A digest of facta relating to the treatment and ntili-
sation of sewage^ (2. Aufl. 1871) — „A manual of public health" (1874) —
„Our homes and hoiv to make them healthr/" (1882). Auch hat er über Typhus-
entstehnng, Milchtyphen und eine Reihe von Themen der allgemeinen öffentlichen
Gesundheitspflege Einzelaufsätze im Brit. med. Joum. 1873 — 1874 publicirt.
Red.
Gormack, Sir John Rose Baillie C, zu Paris, war am 1, März 1815
zu Stow in Midlothian in Schottland geboren, studirte in Edinburg, wurde 1837
daselbst Doctor mit einer auf Thier-Experimente basirten Diss. „On the pi-esence
ofair in the orgaiis of drculation", nachdem er schon früher eine preisgekrönte
Abhandlung: „A treatise on the cheniical .... properiies of creosote etc."
(Edinb. 1836) herausgegeben hatte. Er besuchte darauf Paris, Spanien und Italien,
Hess sich dann in Edinburg nieder, wo er Physician an der Royal Infirmary wurde
und die Redaction des „London and Edinburgh Monthly Journal of Medical
Science" von 1841 — 46 führte. Während der Epidemie von Febris recurrens, die
1843 in Edinburg herrschte, war er Physician am Fever Hospital und veröffentlichte
seinein demselben gemachten sorgfältigen Beobachtungen in der Schrift: „Natural
history , pathology and. treatment of the epid,emic fever, at present prevailing
in Edinburgh and other tovms" (London 1843). Er hielt auch eine Zeit lang
Vorlesungen über gerichtliche Medicin bei der extra-akademischen Schule daselbst.
1847 verliess er Edinburg, prakticirte eine Zeit lang in Putney und gab daselbst
eine Monatsschrift, das „London Journal of Medicine", heraus. Später lebte er
bis 1866 in London, redigirte von 1853 — 56 das „Association Medical Journal"
und schrieb: „Notes on the pathology and treatment of cholera" (London 1854)
— „Remarks on the condition, necessities, and claims of the universitie^ of
Scotland; etc." (London 1858). Er verliess darauf England, siedelte nach Orleans,
und nachdem durch den Tod von Sir John Oliffk 1866 zu Paris eine Lücke
onter den dortigen englischen Aerzten entstanden war, dahin über und wurde
1870 bei der dortigen Facultät Doctor, um das Recht zur Praxis zu erlangen,
mit einer These, die einen ähnlichen Gegenstand wie seine Edinburger Dissertation
behandelte, nämlich: „De Ventr^e de Vair par les orifices bf^ants des veines
utMnes considMe comme cause de danger et de mort subite peu de temjys
aprks la dÜivrance" . Während der Belagerung von Paris 1870 — 71 und der
Communeherrschaft leistete er sowohl den Verwundeten als auch seinen in Noth
gerathenen Landsleuten wichtige Dienste und erhielt dafür 1872 von der Königin
von England die Ritterwürde. Als das Hertford British Hospital zu Paris durch
80 CORMACK. — COIINAZ.
die Munificenz von Sir Richard Wallace gegründet wurde, wurde er einer
der Physicians desselben. Er erfreute sich einer umfangreichen Praxis und verfasste
noch bis zu seinem am 13. Mai 1882 erfolgten Tode, ausser einigen Aufsätzen im
Edinb. Med. Joum., eine grössere Schrift: „Clinical studtes, illustrated by cases
observed in fiospital and private practice" (London 1876).
British Medical Journal 1882, I, pag. 761. G.
/ Cornarius, Diomedes C, um 1535 zu Zwickau als Sohn des Janüs
Hagenbutt (s. diesen), welcher den Namen Cornarius annahm, geboren, studirte
Medicin in Jena, Wittenberg und Wien, prakticirte eine Zeit lang zu Tyrnau in
Ungarn, ward dann zum Professor an der Wiener Universität, 1566 von Maxi-
milian II. zum Leibarzt ernannt und starb in hohem Alter. Er schrieb: „Con-
siltorum medtcinalium habitorum in consultationibus a clarissimis aique exper-
tissirnisy apud diversos aegrotos, partim defunctis^ partim adhuc superstitibus
medicis, tractatus*^ (Leipzig 1595, 4.; 1599, 4.). Max Salomon.
/ Cornaro, Luigi C, 1467 zu Venedig geboren, ein gelehrter Laie, der
99 Jahre alt wurde und die Ueberzeugung , dass er die Herstellung von einem
diagnostisch nicht vollständig aufgeklärten Magenleiden, sowie sein langes Leben
einem besonderen diätetischen Regime verdanke, begeistert vertheidigt in seinen
„Discorsi della vita sobria^, die ungemeinen Beifall fanden (12 Auflagen, von
Padua 1558 bis Leyden 1724, in italienische Verse, sowie französisch und lateinisch
übersetzt).
Dict. hist. IL Red.
^Cornax, Mathias C. , geboren im ersten Viertel des 16. Jahrhunderts
fcirca 1520), stammte aus der Romagna und studirte unter dem s. Z. berühmten
NicOLAüS Massa in Venedig. Er hielt sich längere Zeit in genannter Stadt auf.
Später ward er Leibarzt Ferdinand's I. und starb als Professor (wahrscheinlich
als titularer) in Wien. In geburtshilflich -literarischer Beziehung ist sein Name
deshalb erwähnenswerth, weil er einer der Ersten war, der bei einer Extrauterinal-
schwangerschaft die Laparotomie machte. „Historia quinquiennis fere gestationis
in uterOj quoque modo in/ans semiputridus, resecta alvo exemptus sit, et mater
curata absque sutura evaserit" (Wien 1550, in 4. und ein Supplement dazu
„Historia secunda, quod eadem femina de novo conceperit et gestaverit foetum
vivum perfectum masculinum ad legitimum pariendi tempus quodque ex posthabita
sectione mater una cum puella interierit" (Basel 1554, in 8.). Die Eröffnung des
Pruchtsackes und Elimination des verjauchten Fötus nahm (1549) der Chirurg
P. DiRLEWANG unter C.'s Auspicien vor. Der weitere traurige Verlauf erhellt aus
dem Titel.
Dict. med. — Siebold's Geschichte der Geburtshülfe. Bd. II, pag. 97 und ff.
Kleinwächter.
*Coniaz, Charles- Auguste-fidouard C, zu Marseille am 29. Sep-
tember 1825 geboren, studirte in Bern vier Jahre, dann noch in Montpellier und
Paris, bis zu der 1848 zu Bern erfolgten Promotion („Des abnormitSs congSnitales
des yeux et de leurs annexes*^, Lausanne, wozu ein Anhang 1850 in Brüssel und
Leipzig erschien). Von 1850 ab fungirte C. als Assistenzarzt, von 1855 bis jetzt
als Chefchirurg des Pourtales Hospital in Neuchätel. Ausser einer botanischen Schrift
erschienen dann von ihm bis zum Anfange der Sechziger-Jahre casuistische Mit-
theilungen, die er in dem seit 1857 von ihm redigirten „Echo mödicale" publicirte ;
daneben „Mouvement de Vhopital Pourtales pendant les annies 1856 — 1860**
(Neuchätel 1856 — 1861) und „Constitution medicale de Neuchdtel .... pendant
VannSe mitiorologiqv^, 1857^ (Daselbst 1858; fortgesetzt für das letztgenannte
Jahr 1859). In der oben genannten Zeitschrift veröffentlichte C. auch: „De Vexi-
stence du catarrhe des foins en Suisse etc.^ (1860) — „Les maladies regnantes
du cnnton de Neuchdtel . . . .^ (1859) und eine Reihe von Aufsätzen, welche
CORNAZ. — CORNETTE. 81
8taiide8- und Ausstellungsangelegenheiten in der Schweiz betrafen. Die folgenden
Publicationen erschienen sämmtlich zu Neuchätel in monographischer Form : „ Voyage
m^dical en Belgique et en Hollande" (1862) — „Les maladtes contagieusefi et
les hopitanx Neuchdtelois" (1869, Nachtrag dazu 1870) — „Quelques mots sur
les revaccinations" (1870) — „Fabriques de soiries et de draps h Neuchdtel"
(1875) — RMuctton d^une Inversion de matince au moyen d^un ballan de
coautchouc" (1879). Eine noch neuere (jüngste?) Arbeit C/s handelt über die
medicinische Geschichte des Cantons, ein Gebiet, welchem sich C. auch früher
bereits in Schriften über die Schule von Besan^on (Echo m6d. 1858), die medi-
cinischen Familien Pasquier, Lichtenhahn, Mathieü, Prince, Thounet, über
E.-L. BOREL etc. zugewandt hatte. ^^^
Gomelianl, Giuseppe C, zu Padua, war 1797 zu Pavia geboren,
studirte auch daselbst, wurde 1820 klinischer Assistent, unmittelbar darauf Supplent
der medicinischen Klinik für die Chirurgen, im folgenden Jahre aber bereits Pro-
fessor der allgemeinen Pathologie . und Pharmakologie und schrieb „ Institut lones
pathologiae generalis praelectionibus academicis adcomodatae" (2 Bde., Pavia
1829 — 1830). Als 1833 Hildenbrand von Pavia nach Wien berufen wurde, erhielt
er dessen Stellung und zu gleicher Zeit die Direction des grossen Spitals zu Pavia.
Er verfasste ferner noch folgende Schriften: „Osservasdoni intorno alle epidemie
sfazionarie, sunto compilati" (Pavia 1834) • — „Esperienze ed osservazioni sulV
uomo e sugli animali intorno alla virtu del creosote*' (1835) — „Due störte
raggionate dt angina croupale e memhranacea, etc." (1835). 1843 ging er in
gleicher Eigenschaft nach Padua, wo er bis zu seinem im November 1855 erfolgten
Tode wirkte. Von weiteren Schriften sind noch anzuführen: „Mem. intorno alla
cura delle peripneumonit^ — „Mem. intorno alla applicazione di alcuni prin-
cipj alla teoria della flogosi". Für seinen „Trattato intorno alV albuminuria
ed al diabete^ erhielt er von der Pariser Akademie der Wissenschafken einen Preis.
In der letzten Zeit seines Lebens war er mit einem umfassenden Werke über die
Pathologie der Nervenkrankheiten und Entzündungen beschäftigt.
V. Wurzbach, III, pag. 1. — Callisen, IV, pag. 349; XXVII, pag. 155.
G.
Cornello, Tommaso C. , in Ccsenza im 17. Jahrhundert geboren,
gtudirte an der Universität Neapel und war hauptsächlich Schüler des berühmten
Marcaurelio Seyebino. Er widmete sich besonders den physiologischen Studien,
denen er eine experimentelle Richtung zu geben strebte, und war als positiver
Beobachter seiner Zeit sehr geachtet. Er erkannte unter Anderem vor Haller
die vom Gehirn und den Nerven unabhängige Irritabilität der Muskeln und besonders
auch des Herzens und vor Hünter die peristaltische Darmbewegung. Er schrieb
auch über den Nährsaft der Thiere, den er als von dem Capillarblut stammend
betrachtete und über das Secret im Kropf der Tauben, die ihre Jungen nähren.
Die meisten seiner Beobachtungen sind in seinem Hauptwerk: y^Progymnasmata
physica" (Venedig 1665 — 1668) niedergelegt. Cantani.
Gornelius, Friedrich C, geboren am 20. April 1799 auf dem Pastorat
Arraseh bei Wenden (Livland), studirte in Dorpat Medicin und wurde am 4. Juni
1825 zum Dr. med. promovirt {»De membraruie tympani usu^, mit 2 Kupfert.).
C. reiste nach Paris, Würzburg und Berlin, um sich weiter auszubilden und war
später Flottenarzt, Arzt bei der Grensdarmerie und Oberarzt der Smolnaer Fräulein-
stifte in Petersburg, woselbst er am 18. September 1848 starb.
Petersburger Deutsche Ztg. 1848, Nr. 223. -— Med. Ztg. Russlands. 1849, pag. 48.
L. Stieda.
Cornette, Cl.-M. C, geboren in Besangon 1744, gestorben in Rom 1794,
zeichnete sich durch eine Reihe chemischer Arbeiten, die die Anerkennung der
Akademie zu Paris erhielten, besonders aus und wurde später zum Arzte der könig-
BioKT. Lexikon. JI. 6
82 CORNETTE. — CORONEL.
liehen Familie ernannt. Während der Revolution verlor er ausser seinem Vermögen
auch eine Menge werth voller Manuscripte. ünger.
*Coniil, Andr^-Victor C, zu Paris, ist am 17, Juni 1837 zu Cusset
(Allier) geboren, studirte von 1855 an in Paris und wurde daselbst 1864 Doctor,
1869 Professeur agr6g6 bei der dortigen Facultät und 1870 Arzt des Hop. de
Lourcine. Er veröffentlichte zusammen mit Härard: „De Ja j)hthi8ie pulmonaire,
^ude anatamiquef pathologique et cUnique" (Paris 1867, mit Fig. und Tf.) ; femer
allein: „Contribution h Vhiaiotre du dSveloppement histolofjtque des tiimeurs
Epitheliales" (1866, mit Tf.) — „Du Cancer et de ses caracthres anatomiques^
(1867, 4., mit Fig.). Im Jahre 1870 war er kurze Zeit Präfect seines heimatlichen
Departements, wurde später Deputirter , widmete sich aber dabei auch dem Unter-
richt in der Histologie und verfasste in Gemeinschaft mit Ran vier ein „Manuel
dhistologie pathologique" (1869 — 76, mit Fig.; 2. Ausg. 1881) und allein:
„Legons dSmentaires d'hygihie" (1872) — „Legons sur la sypJiilis ^ faites
h Ihdpital de la Lourcine'' (1879). Er wurde auch 1874 Chef-Redacteur des
„Journal des connaissances mSdicales praiiques et de pharmacol,"
Vapereau, pag. 471. — Glaeser, pag. 135. — Bitard, pag. 313. g^.
* Comilüac, Jean-Jacques C. , französischer Marine- Arzt , geboren zu
Saint-Pierre (Martinique), wurde 1859 zu Montpellier Doctor und hat verschiedentlich
Studien über das gelbe Fieber gemacht, nämlich: „Etudes sur la fihvre javne
h la Martinique de 1669 h nos jours" (Moniteur de la Martinique, 1862, 1863
und separat: Fort-de-France, Martinique, 1864; 2. Ausg. 1873), sowie in einer
Schrift : „Recherches chronologigues et historiques sur Vorigine et la propagatlon
de la fihyrejaune dans les Antilhs" (Fort-de-France 1867).
Berg er et Rey, pag. 59. G.
*Conil8h, William Robert C, beendigte seine Studien 1852, wurde
als F. R. C. S. Eng. im Jahre 1868 examinirt, widmete seine Kraft ganz der
colonialärztlichen Thätigkeit und Yntki als Surgeon General schon längere Zeit in
Madras, wo er Honorary surgeon des Vicekönigs von Indien und Präsident der
medicinischen Facultät ist. Seine — fast ausnahmslos in den verbreiteten englischen
Wochenjournalen publicirten — Arbeiten beziehen sich auf Epidemiologie (besonders
Cholera) und die englischen Sanitätseinrichtungen in Indien. Noch ganz neuerdings
erschien in gleichem Sinne seine „Inaugural address on cholera etc." (Brit. med.
Joum. 1884). j^^^
*Conmel, Armand-Louis C, Chefarzt bei der französischen Marine,
ist aus Paris gebürtig, wurde daselbst 1819 Doctor und hat mehrfach über die
von ihm in tropischen Klimaten, namentlich zu Basse-Terre (Guadeloupe), beob-
achteten epidemischen Krankheiten geschrieben; so über Dysenterie (Annal. marit.
et Colon. 1837; M6m. de TAcad. de raöd. 1840), über Gelbfieber (Annal. marit.
et Colon. 1837; Bull, de l'Acad. de m6d. 1856—57), über Variola (Gaz. offic. de
la Guadeloupe 1849) u. s. w.
Berg er et Rey, pag. 59. G.
*Coronel, Samuel Senior C, am 28. April 1827 in Amsterdam geboren,
studirte daselbst unter C. B. Tilanus, Suringah, van Gküns, Lbhmann und
promovirte 1850. Zuerst praktischer Arzt in Amsterdam, Middelburg und
Leeuwarden, fungirt er seit 1865 als Secretär des „Geneeskundigen Raad" in
Friesland und Groningen. C. publicirte u. A. : „Middelburg vorheen en thans,
bydrage tot de kennis van den voormaligen en tegenwoordigen toestand von
het artnwezen aldaar" (1850) — „De gezondheidsleer toegepast op de fabrieks-
nyverkeid" (1868) — „De ze geling van het industrieel onderwys in den vreemde,
met het oog op Nederland" (1862) — „De bewaarschool , haar verleden,
tegenwoordige toestand en hare toekoms" (1864) — „De Diamant-Werkers te
CORONEL. — CORRADI. 83
Amsterdam^ (1864) — „Schetsen uit het markensche volksleven^ (1864) —
„Pecheur-C Otter de Vlle de Marken^ (herausgegeben durch die Societö d'ßeonomie
Sociale de Paris 1866) — ;, Volksgezondheid en Volksbeschaving" (1878) — f^Ktn-
derarbeut" (1878) — „De gezondheidsleer der school en van het schoolkind^
(1881) neben zahlreichen populären Beiträgen und üebersetzungen über ökonomische
und hygienisch-sociale Gegenstände und einigen philosophischen Essays.
C. E. Daniels.
Corput, van den, zwei belgische Mediciner. Der Vater, Henri joseph
van den C. , aus einer Patricierfamilie zu Antwerpen 1790 geboren, widmete
sich vornehmlich chemischen Studien und wurde von Napoleon I. zwecks Studien
über die Rübenzuckerfabrication nach Douai und Paris gesandt. Später in Brüssel
als Pharmaceut etablirt, wurde er nach der belgischen Revolution von 1830 vom
Gouvernement national als Ohefpharmaceut der Armee angestellt, präsidirte der
Brü^eler Commission m6dicale und zeichnete sich besonders während der Cholera-
invasion 1832 aus. Er betheiligte sich später an der Gründung der Brüsseler
Universität (mit E. Verhaegen u. A.) und lehrte an derselben Pharmakologie und
Toxikologie. Mitten auf dem Wege zu bedeutenderen Ehrenstellen starb er als
Präsident der medicinischeu Facultät am 28. April 1841 an einem Herzleiden,
wichtige Vorarbeiten für die bedeutend später — 1854 — edirte „Pharmacopee
beige" hinterlassend.
Ebenfalls mit der Chemie und Pharmacie zunächst beginnend, nahm
*van den Corput, Bernard Eduard H. J., der Sohn, 1821 in Brüssel
geboren, seinen Bildungsgang, bis er von der Universität Bonn heimkehrte und
wandte sich später der Medicin zu. Er begleitete — bereits Dr. med. — den
Prof. Baron Seutin auf einer Reise durch Europa und führte dessen Kleister-
verband an verschiedenen fremden Hospitälern etc. ein. v. d. C. war 1858 ernannt
als Arzt und Professor der medicinischeu Klinik im Hospitale St. Jean und St. Pierre
zu Brüssel, gab 1874 seine Entlassung mit dem Titel Honorararzt und ist seit
1870 Professor der Arzneimittellehre und Therapie an der Universität zu Brüssel,
Präsident des Sanitäts-Comitö von der Provinz Brabant etc. Unter seinen aus-
gedehnten Reisen ist erwähnenswerth die im Jahre 1864 im Auftrage der belgischen
Regierung nach Russland (um dort das Reeurrensfieber zu studiren) unternommene.
Reich mit Auszeichnungen bedacht heimgekehrt, übernahm v. d. C. die Redaction
des „Journal de mSdecine, de Chirurgie et de pharmacologie de Bruxelles",
erfand die Methode der Punction mit Aspiration (13 Jahre vor Dieülafoy) und
machte verschiedene Erfindungen im Bereiche der Pharmakologie. Auch brachte
unter seiner Führung das obenerwähnte Journal die entscheidende Initiative zu den
monatlichen internationalen Sanitätsbulletins. Von Schriften v. d. C.'s seien hier
nur genannt: „Des eaux mindrales naturelles etc." (Brüssel 1846) — „Notices
chimiques et pharmacologiguen" (Daselbst 1849) — „Sur les usages industriels
des fScules etc," (Daselbst 1857) — „Note sur un nouveau trocart aspirateur etc."
(Bull, de Tacad. R. de m6d. de Belg. T. XV) — „Note sur le th^ de caßier"
(Brüssel 1851) — „Histoire naturelle et mSdicale de la trichine" (Daselbst 1866).
Die oben gedachte Schrift „Ueber das Petersburger Reeurrensfieber" erschien
1865, die erwähnten „Sanitätsbulletins" 1865 — 1875. Dazwischen mehrere nicht
medlcinische Schriften und neuerdings solche über „Meningitis^*' (1874), über
„Pest" (1879), über „Organisation einer internationalen Sanitätsliga" und über
„Krebs in ätiologischer und prophylaktischer Beziehung" (beide 1883). Die von
V. d. C. herausgegebenen „Ephimerides midicales^ erscheinen seit 1868
Dr Dusilo. -— Red.
* Gorradi, G i u s e p p e C, geboren im October 1830 in Bevagna (Perugia),
studirte in Pisa und Florenz (Büfalini, Regnolt, Renzi, Büeci) und wurde 1859
promovirt. 1860 wurde er Assistent der chirurgischen Klinik und 1870 Professor
derselben Lehrkanzel in Rom, von wo er dann in derselben Stellung an das Istituto
snperiore von Florenz versetzt wurde. Seine am meisten hervorzuhebenden Schriften
6*
84 CORRADI. — CORRE.
sind: „jStudf-s ch'niques sur les retrScissemenU de Vur^hre^ sur la taüle es sur les
ßstules vaginales*^ (Memoire couronn^e par rAcadömie de mödecine, Prix d'Argen-
teuil, 1869) — ^Trattato delle malattie degli organi orinarii^ fpremiato ßuU*
Academio di Medicino dl Torino, Gran Premio Riberi, 1872) — ^Gompendio di
terapeutica chirurgica^ (1876), wozu noch viele kleinere, fast sämmtiich im
„Sperimentale" von Florenz veröffentlichten kleineren Artikel hinzuzuzählen sind,
deren Objecte neben glücklichen Operationen an allen Körpertheilen besonders
neue Methoden und Instrumente zur Behandlung der Harnorgane und des verengten
Oesophagus darstellen. Cantani.
*Corradi, Alfonso C, geboren am 6. März 1833 in der Provinz Emilio,
studirte Medicin in Bologna und wurde 1855 zum Doctor der Medicin, 1856
zum Doctor der Chirurgie promovirt. Im Jahre 1859 wurde er mittelst Concarses
Professor der allgemeinen Pathologie an der Universität Modena und 1863 an der
Universität Palermo. Seit 1867 ist er Professor der allgemeinen Therapie, experi-
mentellen Pharmakologie und Pharmakognosie an der Universität Pavia. Besonders
als medicinisch-historischer Forscher und Schriftsteller thätig, veröffentlichte er viele
Werke diesbeztiglichen Inhaltes: „Annali delle epidemie in Italia dalle prime
memorie sino al 1850^ (Bologna 1865-^1883, wovon 6 Bände erschienen sind
und der 7. sich unter der Presse befindet) — „La chirurgia in Italia degli
Ultimi anni del secole scorso fino al presente^ (Bologna 1871) — „Uoatetricia
in Italia della meth del secolo scorso fino al presente^ (Bologna 1872 , in
3 Bänden) — „DelV odierna diminuzione della podagra" (Memorie deir Aca-
demia di scienze di Bologna 1860) — „Come oggi le affezioni scrofotiibercolosi
siansi fatte pih communi*' (Ibid. 1862) — „In che modo le diatesi o disposi-
zioni morbose ne! popoli si mutino" (Daselbst 1862) — „Delle morti repentine
avvenute in Bologna nel trentacinquennio 1820 — 18ö4" (Daselbst 1863) — „Dell*
antica autoplattica italiana^ (Memorie dell' Istituto Lombardo) — „Escursioni d'an
medico nel Decamerone, DelV anestesia chirurgica nel medio evo^ (Daselbst) —
„Della infermith di Torquato Tasso, prima parte^ (Ibid. 1881) — „Tossicol'»gia
in reve/ierea, Delle cantaridi" (Annali Universali di Medicina, Vol. 231, 1875) —
^Del veleno dei funghi" (Ibid. Vol. 243, 1878) — „DelV avvelenamento coi
preparati di zinco"* (Ibid. Vol. 247, 1879) — „Intorno alla diffusione della
tifiichezza polmonart^ (Atti dell' Istituto Veneto 1867). Cantani.
Gorral y Ona, Tomas C, zu Madrid, war zu Leiba en la Roja am
18. October 1797 geboren, studirte in Madrid Medicin, wurde daselbst Professor
der Geburtshilfe (1836J und zeichnete sich als geschickter gynäkologischer Operateur
aus. Von seinen literarischen Publicationen sind anzuführen: „De la obliteraciou
del orificio uterino <n el acto del parto, y de la histerotomia vaginal*'
(Madrid 1845) — „Aho clinico de obstetricia y enfermedades de muyeres y de
niiws, o colleccion de las observaciones . . . , en la clinica . . . , en la Facultad
de ciencias medicas de Madrid^ (Madrid 1846).
Dechambre, XXII, pag. 734. ' G.
*Gorre, Armand-Marie C, französischer Marinearzt, wurde 1869 zu
Paris Doctor mit der These: „Notes mMicales recueillies h la V^^ra-Cruz
(Mexique) 1862, 1865, 1866", nachdem er schon vorher über giftige Fische
(Arch. de m6d. nav. 1865), die pathologischen Veränderungen beim Gelbfieber
(Gaz. des höp. 1867), „La midecine populaire au Mexique: analyse etfragments
du r,„Tr4sor de la midecine du R, P, Grigoire Lopez*"" (Gaz. hebdom.
de med. et de chir. 1869) und über den Einfluss der Race auf die Infections-
krankheiten (Ibid.) geschrieben hatte. Er verfasste auch noch: „La pratique de
la Chirurgie d'urgence" (Paris 1872, mit Fig.) — „De Vhimoglobinurie paro-
xystique et de la fiitvre büieuse mSlanurique ou h^maturique des pays chauds*'
(Arch. de m6d. nav. 1881).
Berge r et Rey, pag. 59. G.
CORRIGAN. — CORTESI. 85
Corrigan, Sir Do minie John C. , zu Dublin, berühmter irischer Arzt,
war am 1. Deeember 1802 daselbst geboren, studirte dort unter der Leitung von
O'Kellt und darauf in Gemeinschaft mit seinem berühmten Landsmanne W. Stokes
in Edinbnrg, wo Beide 1825 Doctoren wurden. Nachdem er sich in Dublin
niedergelassen, wurde er nacheinander Docent der Medicin an den Schulen in
Digges Street, Peter Street und des Richmond Hospital, sowie um 1830 Arzt des
Jervis Street Hospital, in welchem er, trotzdem ihm nur sechs Betten zu Gebote
standen , eine Reihe von berühmt gewordenen Untersuchungen über die Sympto-
matologie der Herzkrankheiten anstellte, die er in der Lancet fl829), in Johnson's
Med.-Chir. Review (1830), im Dublin Journal of Med. Sc. (1832, 1836, 1838), im
Edinb. Med. andSurg. Journ. (1832) veröffentlichte und unter denen sich namentlich
Untersuchungen über die von Tjjousseau als „Coerigan's Krankheit" bezeichnete
Aorten-Insufficienz befinden ; auch die Benennung „CofiRiGAN^scher Puls" datirt aus
dieser Zeit her. Anderweitige Arbeiten, wie die „Beports on ihe diseases of tke
weafher of Dublin^ (Edinb. Med. and Surg. Journ. 1830), eine Anzahl von
Artikeln in der Cyclopaedia of Practica] Medicine und im Dublin Journ. of Med. Sc.
(1836 — 1841) über das Neuledergeräusch im Abdomen, über Aortitis, Cirrhosis
der Lunge, Anwendung von Medicamenten in Dampfform bei Lungenkrankheiten,
Behandlung des acuten Rheumatismus mit Opium, Beobachtungen über Herzkrank-
heiten u. 8. w. trugen weiterhin dazu bei, seinen Weltruf zu vermehren. —
1840 wurde er Physician der Whitworth and Hardwicke Hospitals und erhielt
damit ein weites Feld für seine klinische Thätigkeit. Er publicirte nach dieser
Zeit, zusammen mit Habrison: „Observations on a draft hill for ihe regulation
and Support of medical charities in Ireland" (Daselbst 1842) — „On famine
and fever a cause and effect in Ireland; etc,^ (Daselbst 1846) und seine berühmten
„Lecture^ on the natiire and treatment of fever** (Dublin 1853)^ 1849 hatte
ihm die Dubliner Universität den Ehren - Doctor - Titel verliehen, 1850 wurde er
bei der Gründung der Queen's University Mitglied von deren Senat, 1871 Vice-
Kanzler derselben und war seit 1859 ihr Vertreter im Medical Council. 1856 zum
Mitglied des King and Queen's College of Physicians ernannt, wurde er fünfmal
hintereinander (1859 — 1864) zum Präsidenten desselben erwählt; auch war er
Präsident der 1838 von ihm mitgegründeten Pathological Society und wurde
1875 erster Präsident der Pharmaceutical Society. Er war ausserdem in den
letzten zehn Jahren seines Lebens Physician in Ordinary to the Queen in Ireland,
auch einer der Commissioners of National Education in Ireland und erhielt 1866
wegen seiner hohen wissenschaftlichen Stellung und wegen der grossen Verdienste,
die er sich um Irland in Betreff der öffentlichen Hygiene und des nationalen Unter-
richts erworben hatte, den Baronets-Titel ; auch war er von 1870 — 1874 Mitglied
des House of Commons. Ausser seinen angeführten Arbeiten finden sich noch weitere
in den angegebenen Journalen, sowie in den Proceedings of the Pathol. Soc. of
Dublin, den Dublin Med. Transactions u. s. w. Er starb am 1. Februar 1880.
British Med. Journ. 1880, I, pag. 227, 266. — Med. Times and Gaz. 1880, I,
pag. 164. — Lancet 18^'0, I, pag. 268. O.
Cortesi, Giovanni-Battista C, aus Bologna, 1554 — 1636, trat aus
dem Barbierstande zum Studium der Medicin über. Bald nachdem er das Doctorat
erlangt hatte, tibertrug ihm die Universität Bologna einen Lehrstuhl, welchen er
15 Jahre lang inne hatte. Er lehi*te dann Anatomie in Messina, wo er angeblich
noch 35 Jahre in Thätigkeit gewesen sein soll. Seine Schriften beziehen sich theils
(Mesaina 1614, 1632, 1633) auf chirurgische Operationen, die er ausführlich be-
richtete, theils bilden sie, wie die „Miscellaneorum medicinalium decades*" (Daselbst
1625) und die „Practica medicinae" (1635) entsprechende Sammelwerke allgemeinen
Inhaltes, theils stellen sie nützliche Handbücher dar: „Phannacopoea seu antldo-
tarium Messanense etc," (Daselbst 1629). Auch ist C. als Herausgeber von Varoli's
Anatomie (siehe diesen) zu nennen, die er zu Frankfurt 1591 erscheinen Hess.
Biogr. med. III. Red.
86 CORTI. — CORVISART.
' Corti, Matteo C. (Cürtiüs), zu Pavia 1475 geboren, erlangte bereits
mit 22 Jahren daselbst einen Lehrstuhl, den er 18 Jahre lang ausfüllte. Er begab
sich dann 1515 nach Pisa, 1524 nach Padua, wurde Leibarzt zuerst bei Papst
Clemens VIL , dann bei Cosmo L und kehrte dann an die Universität Pisa
zurück. Als er 1542 starb, hinterliess er neben zwei Schriften über den Aderlass
(Venedig 1534, resp. Lyon 1538) noch: „De curandis fehnbus ars medica*^
(Venedig 1561) — „Dosandi methodus" (Padua 1536) — „De prandt ac coenae
modo libelbis'' (Rom 1562).
Biogr. mM. III. Red.
Corti, Marquis Alfonso C. , ein geborener Italiener, hat in Wien
Ausgangs der Vierziger-Jahre studirt und seinen Namen mit der Histologie der
Gehörwerkzeuge durch das nach ihm benannte „Corti*8che Organ" für immer
verknüpft. Die betreffende Abhandlung — der Zeitfolge nach die dritte unter
den vier von ihm überhaupt verfassten Arbeiten — führt den Titel : „ßecherches
sur P Organe de Vouie des mammißres" und ist publieirt in der Zeitschrift für
wissenschaftliche Zoologie 1851. Ebenda (Jahrg. 1854) erschienen die „Histolo-
güclien Untersuchungen, angestellt an einem Elephanten** . Die früheste Arbeit
C.'s war „De systemate vasorum psaramosauri grtse'i^ (Wien 1847), dann „Beitrag
zur Anatomie der Retina^ (Müller's Archiv 1850. Es war ihm gelungen^
die NeiTcnfasem und Ganglienkugeln der Retina besonders schön zu isoliren und
den Zusammenhang multipolarer Ganglienzellen mit Nervenfasern in der Retina
festzustellen, wie e« kurz vorher Leuckart und R. Wagner vom menschlichen Gehirn
beschrieben hatteuj. — Weiteres ist über Lebensgang und Leistungen absolut nicht
zu ermitteln gewesen. Red.
Cortürn, Karl Arnold C, 1745—1824, als Stadtarzt zu Bochum in
Thätigkeit, hat vermöge seiner Schriften („Jobsiade", über Bienenzucht, Mode etc.)
mehr Beziehungen zur Literaturgeschichte als zur Medicin. 1784 — 1786 gab er
eine seibstbegründete Zeitschrift „Die magische Laterne^ heraus.
Allgemeine Deatsche Biographie. IV. Red.
/ Corvi, Guglielmo C. (Gcglielmo di Bbkscia, Aggregatore) , war
1250 zu Canneto geboren, studirte anfänglich Philosophie und wurde dazu berufen,
dieselbe in Padua zu lehren, verliess aber nach fünf Jahren seinen Lehrstnhl,.
um sich der Medicin in Bologna zu widmen, wo er sich durch .seine umfassenden
Kenntnisse den Beinamen „Aggregatore" erwarb. Er schrieb: „Ad unamqtiam-
que aegritudinetn a capite ad pedes practica*^ (Venedig 1508) — „De peste,
et de consilio observando tempore pestilentiali , ac etiam de cura pestia^ —
„De medicinis simplidbus ex variis auctoribus". Er wurde 1288 in Rom
Leibarzt des Papstes Bonifa eins VIII und von diesem mit geistlichen Ehren-
stellen überhäuft, ebenso wie von dessen Nachfolger Clemens V., dem er nach
Avignon folgte. Er hielt an der dortigen Universität Vorlesungen über Medicin und
Philosophie, ging aber nach dem Tode des Papstes nach Paris, wo er seinen alten
Freund Lanfranchi von Mailand, den Wiederhersteller der französischen Chirurgie,
wiederfand; er starb daselbst 1326.
Schivardi, pag. 9. G.
Corvisart, Jean Nicolas C. des Märest, aus Vouziers in der
Champagne, am 15. Februar 1755 geboren, am 18. September 1821 gestorben, ein
Arzt ebenso hervorragend durch gründliche Wissenschaftlichkeit, glänzende Lehrgabe,
wie durch Reinheit des Charakters, war der erste Professor an der im Jahre 1794
in's Leben gerufenen medicinischen Klinik zu Paris, gab diese Stellung aber später
auf. Seit dem Jahre 1807 war er neben Barthez Leibarzt Napoleon's L,
unter der Restauration Chef des französischen Medicinalwesens. C. nimmt in der
Geschichte unserer Wissenschaft in doppelter Hinsicht eine wichtige Stelle ein als
einer der Hauptbegründer der neueren pathologischen Anatomie , namentlich der
CORVISART. — COSCHWITZ, 87
Krankheiten des Heraens, noch mehr durch die Einführung der Percussion in die
medieinisehe Diagnostik (siehe den Art. AübnbbüQGEr). Es ist allgemein bekannt,
dass die grosse Erfindung Auekbrugger's von den meisten Zeitgenossen desselben
entweder geradezu verspottet oder doch gering geachtet wurde und nach kurzer
Zeit in völlige Vergessenheit gerieth. Da wurde C. durch einen Artikel im Journal
de m^decine auf die von RoziEBE DE Chassagnk im Jahre 1770 veröffentlichte
Uebersetzung der Schrift Auenbrugger's, dann durch mehrere Stellen in den
Aphorismen Stoll's auf die Percussion aufmerksam. Er erkannte sofort ihre hohe
Bedeutung und machte sich durch zwanzig Jahre lang fortgesetzte Untersuchungen
nicht blos vollständig mit derselben vertraut, sondern war auch im Stande,
die nur auf siebenjähriger Beobachtung beruhende Darstellung Aüenbruggeb's
in manchen Punkten zu ergänzen und zu verbessern. Im Jahre 1808 veröffent-
lichte er eine Ausgabe des „Inventum novum^^ begleitet von einer französischen
Uebersetzung und von umfangreichen Cömmentaren und Zusätzen. Diese Arbeit
erregte sehr bald die allgemeine Aufmerksamkeit zunächst der französischen, dann
hauptsächlich der englischen Aerzte. Am längsten blieb sie in Deutschland, dem
Vaterlande Aüenbrcgger^s, unbeachtet. — Ihre nächste Bereicherung erfuhr die
Percussion durch Piorry, den Erfinder des Plessimeters; zu ihrer vollen Bedeu-
tung wurde sie erst durch den Wicdererwecker der Auscultation, Laennec, erhoben.
Die Hauptwerke C.'s sind sein „JEasai sur les maladies et les Usions organiques
du coeur et des gros vm'sseaux^ (Paris 1806, 8.; 3. Ausg., Paris 1818, 8. [diese
Ausgabe enthält eine ausführliche Abhandlung C.'s über die Percussion]); —
„Xouvelle mtthode pour reconnaitre les maladies internes de la poitrine ....
par Auenbrugger .... ouvrage traduit etc." (Paris 1808, 8.). jj. Haeser.
*Corvi8art, R.-F.-E.-Lucien Baron C, zu Paris, ist zu Thonne-la-Long
(Meuse) am 9. Juni 1824 geboren und ist ein Neffe Jean-Nicolas C's. Er
wurde 1852 mit der These „De la contraction des extreviitös ou t^anie" Doctor,
publicirte „Dyspepsie et consomption, etc" (1854; deutsche Uebers. von Jos. v.Török,
Pest 1857), einer vom Institut gekrönten Schrift, mit welcher er das Pepsin
in die Therapie einführte, und weiterhin noch : „Sur tmefonction peu connue du
pancrSas, la digestion des aliments azotis*^ (1858) — „Collection de mSmoires
sur une fonction peu connue du pancr^a^y etc." (1864) u. s. w. 1853 Arzt am
kaiserlichen Hofe, 1860 Arzt des Kaisers geworden, wurde er 1866 dessen erstem
Leibarzte adjungirt und erhielt 1867 nach dem kinderlos erfolgten Tode des Barons
Scipion C. den Titel als Baron des Kaiserreiches.
Vapereau, pag. 475. — Glaeser, pag. 138. G.
Goscliwitz, Georg Daniel C, Sohn eines Apothekenbesitzers, wurde 1679
in Konitz geboren, studirte Medicin in Halle, schloss sich hier der STAHL'schen
Schule an und gelangte 1716 zur ausserordentlichen Professur in der Medicin.
1718 ward ihm in Bevorzugung gegen seinen weit tüchtigeren Kollegen Heinrich
Bass die ordentliche Professur der Anatomie übertragen, und nun las er in der
Folgezeit über Botanik, Anatomie, Chirurgie und Medicin. Er war ein fleissiger,
aber massig begabter Mensch, als dessen Verdienste eigentlich nur die Erbauung
eines anatomischen Theaters, das der Universität bis dahin vollständig fehlte, auf seine
eigenen Kosten und die Fürsorge und Vervollständigung des ganz vernachlässigten
botanischen Gartens zu verzeichnen sind. Neben seinen Lehrämtern war er noch
Physicus, vielbeschäftigter Praktiker, besonders Geburtshelfer in Halle und Umge-
bung und Besitzer einer Apotheke. Literarisch bekannt wurde er hauptsächlich
durch einige vorgebliche anatomische Entdeckungen, so von Klappen in den
Ureteren: „De valvulü in ureteribus repertis" (Halle 1723, 4.), wo er falschlich
gewöhnliche Erweiterungen und Faltungen für Klappen ansah, und von einem
neuen Speichelgange, der von den Glandulis submaxillaris und sublingualir,
ausgehend einen Bogen auf dem Zungenrücken in der Nähe der Epiglottis machen
sollte, von wo aus zahlreiche Zweige über die Zunge vertheilt, an ihrer Oberfläche
88 COSCHWITZ. — COSTALLAT.
sich öifneten: „Ductus salivalis novus, per glandulas maxillareSj sublinguales,
linguamque excurrens, cum vasts lymphaticis variis conimumcans, et in lingna
locum excretionis hahens. isuperrime detectus, et publico adjectis figuris aeneis
^icÄtW-^MÄ*' (Halle 1724, 4.). Gegen diese Entdeckung erklärten sich unter Anderen
Heistek, Walther und J. G. Duvernoy. Dessen Schüler Albrecht von Haller
disputirte darüber öffentlich im März 1725 als ITjähriger Student und wählte
auch 1727 dasselbe Thema für seine Doctordissertation in Leyden : ,,Experimenta
et dubia de ductu salivali Coschwitziano" (Leyden 1727, 4.), worin er an der
Hand von eingehenden anatomischen Untersuchungen auf das Ueberzeugendste
nachwies, dass der vermeintliche Speichelgang V e n e n seien. C. versuchte vergeblich,
seine Entdeckung durch eine Streitschrift „Continuatio observationum de ductu
salivali novo*^ (Halle 1729, 4.) zu retten. Ausserdem sind von seinen Arbeiten
noch zu nennen: „Introductio in chtrtirgiam rationalem^ (Halle 1722, 4.;
Braunschweig 1755, 4.) — „Dissertatio de parturientium declinatione sujtina
pro facilitando partu inutili" (Halle 1725, 4.) und „Organismus et mechanismus
in homine vivo obvius et stabilitus, seu hominis vivi consideratio physiologica**
(Leipzig 1725, 4.) — „Consideratio pathologica^ (Leipzig 1728, 4.), eine Ver-
theidigung der STAHL'schen Lehre. Er starb 1729.
J. G. Zimmermann, Das Leben des Herrn von Halle?'. Zürich 1755, 8. —
J. Ch. Förster, Uebersicht der Geschichte der Universität zu Halle in ihrem ersten Jahr-
hunderte. Halle 1794, 8. MaxSalomon.
Cosmeli, Michael C, wurde gegen Ende des Jahres 1773 zu Pless
geboren, studirte Jurisprudenz zu Halle, Göttingen und Jena bis 1794; war Haus-
lehrer in Kurland bis 1795, Referendar in Brieg 1796 — 1797, machte Reisen durch
Deutschland, Frankreich und der Schweiz, ging 1802 mit dem persischen Gesandten
Tschawtschawadse nach Tiflis, war 1804 in Schlesien, 1806 in der Krim,
1807 in Sniyrna. Dann studirte C. in Jena Medicin imd wurde 1810 Dr. med. ;
machte Reisen durch England, Nom'egen, Deutschland, Bukowina und Russland,
gab in Riga, Moskau und Petersburg Concerte auf der Maultrommel, zuletzt im
Jahre 1826 in Riga. Seine zahlreichen Schriften bei RECKE-NAPiEaSKY, I, pag. 365
citirt, darunter Charles Bell's System der operativen Chirurgie aus dem Eng-
lischen, zwei Bände, Berlin 1815. Nach ihm ist durch Mussin -Puschkin eine
Pflanze Carduus Cosmeli benannt. — Sein Todesjahr ist nicht zu ermitteln.
Recke-Napiersky, I, pag. 365. — Beise, I, pag. 136. L. Stieda.
Costa da Alvarenga, s. Alvarenga.
Costallat, Arnault C. , zu Bagn^res - de - Bigorre , war daselbst 1801
geboren, studirte in Paris, wurde dort 1832 Doctor, prakticirte auch da einige
Zeit, Hess sich dann aber in seiner Heimat nieder. Er machte sich zunächst
dadurch bekannt, dass er in einem „MSm. sur Vinfluence probable du climat
d' Alger pour la guSrison de la pkthisie^ (Paris 1837) auf die Errichtung eines
Hospitals für Schwindsüchtige daselbst drang; ferner durch Untersuchungen über
die Stricturen des Mastdarmes und eine von ihm empfohlene, allerdings ziemlich
complicirte Dilatationsmethode in der Schrift: ^f Essai sur un nouveau mode de
dilatation particulierement appliquS aux rdtr^cissemens du rectum" (Paris 1848,
mit 1 Tf.). Sodann aber beschäftigte ihn bis zum Ende seines Lebens die Pellagra,
deren Entstehung er, den Ansichten Ballardini's sich anschliessend, auf den
Genuss von Mais, der durch Pilze verdorben ist, zurückführte. Er schrieb
darüber Verschiedenes: „Ätiologie et prophylaxie de la pellagre, etc." (Annales
d*hyg. publ. 1860) — „Pellagre et acrodynie" (Tarbes 1860) — „QueMion de
la pellagre" (Ebenda 1860) — „Instruction populaire pour Vextinction de la
pellagre" (Bagncres-de-Bigorre 1866) — „De la pellagre" TParis 1868) — „Det(x
opuscules ä ajouter h V Ätiologie et prophylaxie de la pellagre" (Bagn^res 1871).
Er unterschied zwei Arten von Pellagra, nämlich die wahre, durch Pilzerkrankung
COSTALLAT. — COSTEO. 89
des Mais entstandene und eine andere, eine Art von Akrodynie , verursaciit durch
den Brand des Getreides. Er starb im Beginn des Jahres 1872.
Dechambre, XXI, pag. 32. G.
Gostanza, s. Calenda C.
Costa-Sicre, Laurent-Fran^ois-Raphaäl C.-S , zu Paris, war 1797
zu Saint-Laurent-de-Cerdans (Pyren^es-Orientales) geboren, stammte aus einer Familie,
in welcher die Medicin seit 17 Generationen in directer Linie ausgeübt wurde,
erlangte 1820 zu Paris die Doctorwürde, kehrte dann in seine Heimat zurück
und wurde zur Zeit der Gelbfieber - Epidemie von Barcelona Chefarzt des Grand
Lazaret des Pyr6n6es-Orientales. Nach den von ihm bei dieser Gelegenheit gemachten
Beobachtungen erklärte er sich in der Schrift „ConmdSrations gSndrales mir
V^pid4mie qui ravagea Barcelone en 1821, et sur les mesures, etc.^ (Paris 1826),
sowie in dem zusammen mit Lassis und Lasserre verfassten Bericht: y^Sur la
non-contagion de la fih?re jaunt^ (Archiv. g6n6r. 1826) als entschiedener Nicht-
Contagionist. Er liess sich darauf als Arzt in Paris nieder und schrieb in den
Archives g6n6r. mehrere Aufsätze (1827 etc.), u. A. : „R^flexions sur le typhiis
qui a ravagd une partie de la France en 1823^ — „Traitement des inflam-
mations cirSbrales" u. s. w. Er starb zu Ende des Jahres 1863.
Sachaile, pag. 209. — Dechambre, XXI, pag. 31. — Callisen, IV, pag. 356;
XXVII, pag. 158. ' G.
Geste, Jean-Frangois C. , geboren in Ville (Ain) 1741, studirte in
Lyon und Paris, wurde nach erlangten akademischen Graden durch Voltaire's
Empfehlung zum Chefarzt des eben in Versoy an der Schweizer Grenze erbauten
Militärhospitales ernannt und später in gleicher Stellung nach Nancy versetzt. —
Als der amerikanische Unabhängigkeitskampf ausbrach, begleitete C. die französischen
Hilfstruppen als deren Chefarzt nach Amerika; im Jahre 1796 wurde er zum
Chefarzt des Invalidenhauses, 1803 zum Chefarzt der grossen Armee ernannt und
machte als solcher die Kämpfe von Austerlitz, Jena und Eylau mit. Er starb 1819.
C leistete Vorzügliches auf dem Gebiete der Militärhygiene und des Militärsanitäts-
w^esens und that sich insbesondere hervor als Organisator der Militärhospitäler.
Eines seiner besten Werke unter seinen zahlreichen Schriften ist: „Da serm'ce des
hopHaux müitaires ramene aux vrais prmcipes" (Paris 1790). Unger.
Coslello, ViTilliam B. C. , englischer Chirurg, war 1800 in Dublin
geboren, machte seine Studien theils dort, theils in Paris, wo er namentlich ein
Schüler von Heueteloüp war. Um 1832 liess er sich in London nieder und war
einer der Ersten, der in England die Lithotripsie ausübte. Er wurde später
Medical Superintendant und Eigenthümer des Wykehouse Asylum, Brentford, und
schrieb zur Reform der Privat-Irrenhäuser die folgende Schrift: fjlieform and
management of private lunatic asylums^ (London 1845). Bereits 1841 fasste er
den Plan zu einer chirurgischen Encyclopädie ; dieselbe erschien jedoch erst im
Laufe von 20 Jahren vollständig als : „ The cyclopaedia of practical surgery,
inclvding an etymological and critical ferminology" (4 Bde., London 1841 bis
1861). Dieselbe ist besonders bemerkenswerth dadurch, dass eine Reihe bekannter
französischer Chirurgen und Aerzte, wie Bouvier, Broca, Desormeaüx, Follin,
FoucHEB, Gallard, Raybr u. A., für dieselbe Artikel geliefert haben, die von
C. in's Englische übersetzt wurden. Er hatte sich aus der Praxis zurückgezogen
und lebte in Paris, verlor in Folge unglücklicher Speculatiouen sein ganzes Ver-
mögen und starb an Gehirnerweichung in einer Maison de saute zu Saiut-Mand6
am 15. August 1867.
Medical Times and Gaz. 1867, II, pag. 245. — Dechambre, XXI, pag. M.
Giirlt.
^OSteo (CosTAEUSj , G i 0 V a n n i C. , war aus Lodi gebürtig und lebte
in der zweiten Hälfte des 16. Jahrhunderts. Nachdem er lange Zeit zu Turin die
90 COSTEO. — COTHENIUS.
Medicin mit Erfolg gelehrt hatte, wurde er 1581 auf einen Lehrstuhl zu Bologna
berufen, den er ebenso ruhmvoll bis zu seinem 1603 erfolgten Tode bekleidete.
Von seinen zahlreichen Schriften fahren wir an: „De venarum mesara'icarum
usu: veteris opinionis confirmatio etc,^ (Venedig 1565, 4.) — „Disquisitionuvi
physiologicarum in primam primi canonis Avicennae sectwnem libri IW
(Bologna 1589, 4.) — „Adnotationea in Avicennae canonein etc.^ (Venedig
1595, fol.) — „De fadli medicma per seri et lactis iisum libri III^ (Bologna
1596, 4.; 1604) — „De igneis medicinae praesidiis, libri 11^ (Venedig 1595,
4.) — „In J, Mesuae simplicia et composita .... adnotationes^ (Venedig
1602, fol.) — „De humani conceptus formattone, motus et parttis tempore"
(Bologna 1596, 4.; Padua 1604, 4.) — „De morbis puerorum et mulierum"
(Bologna 1604, 4.).
Biogr. m6d. III, pag. 340. — Dict. bist. I, pag. 875. G.
Coster, Samuel C. , lebte zu Amsterdam als Arzt, wo er nach einer
Angabe von 1640 „seit 50 Jahren dem Krankenhause treu gedient hatte". Seine
Sinnspiele und Gräueldramen gehören nicht hierher — medicinische Schriften sind
von ihm nicht aufzuführen.
Allg. Deutsche Biogr. IV. Eed.
Coster, Johann C. (geadelt Rosenbürg oder Rosenberg), ist geboren
zu Gadebusch bei Lübeck 1613, studirte in Königsberg Medicin, war 1640 — 1641
Lehrer an der Domschule, ging dann nach Leyden, woselbst er 1645 zum Doctor
medicinae creirt wurde. Nach Königsberg zurückgekehrt, disputirte er „De dysen-
teria" und trat in die dortige medicinische Facultät. 1649 wurde er Stadtphysicus
in Weimar, dann Arzt der esthländischen Ritterschaft in Reval, dann Leibarzt des
Königs Karl Gustav von Schweden, welcher ihm den Adel schenkte. 1667
ging er nach Moskau und wurde Leibarzt des Czaren Alex. Michailowitsch
und starb daselbst am 31. Juli 1676 (nach Anderen in Reval am 22. Februar 1685).
Er verfaste: „Affectuum totius corporis humani praecipuorum. theoria et praxis,
totalis exhibita^ (Frankfurt 1663, 4.) und „Relatio medica morhi et mortis
Caroli Gustavi regis Sueviae qua improbantur curationes medici, qvi felrrim
malignam pro scorbutico habuerat*' (Daselbst 1643).
Recke-Napiersky, I, pag. 368. — Heise, I, pag. I3G. — Richter. II,
pag. 292-294. L. Stieda.
CothenitlS , Christian Andreas C. , geboren am 14. Februar 1708
als Sohn eines schwedischen Regiments-Feldscheerers zu Anclam, trat 1737 als
Arzt in Havelberg auf, wurde 1740 Krcis-Physicus in der Priegnitz, im Dezember
1747 Hofraedicus in Potsdam, ferner ordentlicher Medicus des grossen Militär-
Waisenhauses und Physicus des Kreises Zauche-Belzig. Im Jahre 1750 wurde er
zum wirklichen Leib-Medicus und Generalstabs-Medicus des preussischen Heeres
ernannt, als welcher er im siebenjährigen Kriege die oberste feldärztliche Leitung
inne hatte. Nachdem er zweiter Decan des Ober-Medicinal-Collegiums , zweiter
Director des CoUegium medico-chirurgicum , auch Mitglied der Berliner Akademie
der Wissenschaften geworden, wurde er 1757 zum geheimen Rath befördert.
C. starb am 5. Januar 1789 zu Berlin. Seine amtliche Ueberbürdung hinderte ihn
an ausgedehnterer literarischer Beschäftigung. Er schrieb von bekannter Gewordenem
nur „üeber die Mittel, sich vor den Pocken zu schützen*^ (Berlin 1765) und
„Des medicinischen Obercollegiums Anweisung, wie sich der Landmaiin vor
der rothen Ruhr präserviren und dieselbe mit wenigen Kosten curiren könne**
(Berlin 1769).
In der Berliner Bibliothek befindet sich eine handschriftliche Selbstbiographie. —
Vgl. auch „Militaria aus König Fried rieh's des Groj«sen Zeit", Berlin 1866. pag. 27, von
E. Graf zu Lippe und „Die Kriegs-Chirurgie der letzten 150 Jahre in Preussen" von Gurlt,
H. Frölich.
COTTEBEAU. — COTÜGNO. 91
Ciotterean, Pierre-Louis C, zu Paris, war am 1. December 1797 zu
Vendöme geboren, diente einige Jahre (1811 — 1815) als Militär-Apotheker und
-Arzt, widmete sich dann zu Vendöme und Tours der Pharmacie, indem er gleich-
zeitig Vorlesungen über Anatomie und Physiologie hörte. Er eröffnete 1823 am
erstgenannten Orte eine Apotheke, kehrte aber, durch die Medicin von Neuem
angezogen, nach Tours zurück, um Beetonneaü's Vorlesungen zu besuchen , ging
1825 nach Paris, wo er mit der These: yyDe veneficio a miaamatibus palitdosis^
in demselben Jahre Doctor wurde. 1826 erhielt er durch Concurs mit der These:
„Ex ßuidis imponderabütbus dictis quaenam auxilia therapeutica^ die Stelle
eines Professeur agr6g6 der Hilfswissenschaften, begann Privatcurse über Pharma-
kologie und Materia medica zu halten, gab zusammen mit Bricheteaü und
A. Chevallier: „Uart de dosei- les mddicaviens^ (Paris 1829) heraus, schrieb
zusammen mit A. Chevallier über ffTraitement de la phthiaie pulmonaire par le
chlore^ (1829) und verfasste: „De Vemploi du chlore gazeux dans le trm'te-
ment de la phthisie pulmonatre'* (Paris 1830). Sechs Jahre lang (1830 — 36)
hatte er den hochbejahrten Deyeux in der Facultät zu vertreten, gab 1835 einen
sehr geschätzten „TraüS SlSmetitafre de pharniacologie, Cours prqfessi h la
Fac. de mSd, de Parts" heraus und concurrirte 18.39 mit Auszeichnung, wenn
auch ohne Erfolg, mit der These: „Des modifications que la connaissance des
causes des ilialadies peut introduire dans le traitement" um den Lehrstuhl der
Materia medica. Auch hatte er zusammen mit Vavasseur eine „Botanxque medi-
cale" (1835), mit A. Chevallier „Des eaux min^rales" (1835), mit Cadet de
Gassicourt ein „Formulatre magistral" (7. Ausg. 1833) herausgegeben und ver-
fasste später noch ein „Formulatre g4nSral, ou guide pratique du midecirij du
Chirurgien et du pharmacien" (1840). Er nahm fem er Theil an der Redaction
der „Botanique m^dicale et industrielle", des „Dict. universel de botanique agricole",
der „Encyclopedie des sc. m6d.", des „Dict. de m^decine usuelle" und rührt
ausserdem eine grosse Zahl von Aufsätzen chemischen und naturwissenschaftlichen
Inhalts von ihm her.
Sachaile, pag. 24. — Dechambre, XXI, pag. 138. - Callisen, IV, pag. 360;
XXVII, pag. 161. G.
Gotton, Richa^rd Payne C. , zu London, war 1820 zu Kensington
geboren, erhielt seine medicinische Erziehung im St. George's Hospital zu London
und in Paris, kam frühzeitig in Verbindung mit dem Hospital for Consumption
and Diseases of the Chest zu Brompton, wirkte 25 Jahre lang als ein sehr ge-
schickter und sorgfältiger Arzt unter den Patienten desselben und wurde 1875,
als er sich von dem Hospital zurückzog, zu dessen Consulting Physician erwählt.
Seine literarischen Arbeiten bezogen sich auch fast durchweg auf Brustkrankheiten ;
so : ;, The form and movements of the chest in phtktsis" (Lond. Med. Journ.
Vol. III) — „Cltnical lectures on the physical diagnosis of phthisis" (Lond.
Medie. Gaz. 1849). 1852 erhielt er die FoTHERGiLL'sche goldene Medaille für sein
Werk: „On consumption : its nature, Symptome, and treatment" (2. Aufl. 1858).
Auch schrieb er noch ein kleineres Werk: „Phthisis and the stethoscope; etc."
(1864) und Aufsätze, wie: „2Tie therapeutics of consumption" (Med. Times and
Gaz. 1868). In seinen Mussestunden bildete die Geologie sein Studium. Er starb am
26. December 1877.
Medic. Times and Gaz. 1878, I, pag. 24. G.
Cotugno, Domenico C, am 29. Januar 1736 zu Ruvo (Provinz Bari)
geboren, studirte an der Universität Neapel und beschäftigte sich fleissig mit
Anatomie, für welche er soviel Liebe gewann, dass er sich bald origiuelleu
Forschungen hingeben konnte. Im Alter von 25 Jahren entdeckte er die nach ihm
benannten „Aquaeductus Cotunii" und später auch den ^Nervus nasopalatinus" ,
Als Arzt zeichnete er sich durch seine Studien über die den Nerven des Plexus
isehiadicus zukommenden Neuralgien aus, und lehrte besonders die Ischialgia postica
92 COTÜGNO. — COULON.
und antica unterscheiden. C. genoss ein sehr grosses Ansehen sowohl als Professor
der Anatomie an der Universität Neapel , wie auch als praktischer Arzt, wurde
mit vielen Ehrenbezeugungen überhäuft und war auch königlicher Leibarzt. Im
hohen Alter von 87 Jahren starb er am 6. October 1822. Cautani.
'uoudenberg, Pierre C, zeichnete sich, zu Antwerpen um die Mitte des
16. Jahrhunderts lebend, durch die Herausgabe des „ Valern Cordt dispensatorium
j)harmacorum omnium etc." (Antwerpen 1568) aus, welches als „Guidon des
apothicaifes etc," (Lyon 1575) in Frankreich und in anderen continentalen Ländern
hoch in Ansehen stand (noch 1662 erschien in Amsterdam eine holländische Aus-
gabe). — 1558 erfand C. ein Mittel gegen die Pest, welches er gratis vertheilte.
Antwerpen errichtete ihm 1861 ein Standbild. j^^^
*Coudret, Jean- Flor imond C, zu Paris, ist am 18. März 1810 zu
Verteillac (Dordogne) geboren, studirte Medicin in Paris und wurde daselbst 1835
Doctor, nachdem er sich 1830 bei den Juli-Verwundeten und 1832 bei der Cholera-
Epidemie hervorgethan hatte. Er beschäftigte sich darauf mit Untersuchungen über
organische und animalische Elektricität, suchte eine medicinlsche elektro-vitalistische
Schule zu gründen und veröffentlichte in diesem Sinne eine Reihe von Aufsätzen im
Journal compl^mentaire des sciences m6dicales, namentlich: „Sur la cause motrice
directe du sang veinevx" (1837) — ^Recherches medico-pkysiologiqueft s*tr
Vihctriciti animale" (1837) und unter dem Namen „Coudröt^visme" eine Anzahl
von Studien, welche die von ihm vertretene Lehre betreffen.
Glaeser, pag. 141. G.
Couillard, s. Covillart.
Conlet, Etienne C, gegen 1730 in Nantes wirkend, verfasste: „Uäoge
de la goutte, ouvrage heroique^ historique, politique etc," (Leyden 1728), sowie
einen „Tra^tatus histaricus de ascaridibus et lumbrico lato" (Daselbst 1729),
und tibersetzte Mehreres aus dem Englischen. Unger.
Goüloil, Julius V i t r i n g a C, im Jahre 1767 in Leeuwarden geboren,
studirte in Leyden und promovirte daselbst 1791 mit einer Dissertation „De
mutata humorum in regno organico indole a vi vitalt vasorum derivand/i",
eine für die Pflanzenphysiologie sehr interessante Abhandlung. Die ärztliche Praxis
in seiner Geburtsstadt ausübend, schrieb er: „Over de beste wyze om kinderen
van het tydstip der geboorte af tot den . ouderdom van een of twee jaren
lichamelyk op te voeden" (1797, gekrönte Preisschrift) und gab verschiedene,
verdienstvolle Abhandlungen über die Viehseuche, über Cholera und eine sehr
ausführliche Mortalitäts-Statistik der Provinz Friesland über die Jahre 1815—1829,
sowie „JSen leerboek vooral voor moeders over de opvoeding der ktnd^ren in de
kraamkanier" heraus. C. war Mitglied des „Koninklyk Nederlandsch Institut"
und starb im August 1843. q E Daniels.
*Coillon, Am6d6e C. , zu Amiens, ist am 3. Januar 1834 zu Saint-
Ju8t-en-Chauss6e (Oise) geboren, studirte in Paris, wurde 1861 daselbst Doctor
und 1863 zum Professor an der Ecole pr6paratoire de m6dec. et de pharmacie
zu Amiens ernannt, woselbst er auch Mitglied des Conseil d^partemental d'hygicne
wurde. Er verfasste einen „ TraitS clin. et prat. des fractures chez les enfants"
(Paris 1861; deutsche üebersetzung , Leipzig 1863), der von der Soei6t6 de
medecine zu Lille mit einem Preise gekrönt wurde, eine Arbeit „Sur P angine
couenneuse et Je crovp", die ebenfalls in\s Deutsehe tibersetzt ist, und mehrere
Abhandlungen tiber Kinderkrankheiten.
Glaeser, pag. 141. G.
COULSON. — COURCELLES. 93
GoiÜSOll, William C, zu London, war 1802 zu Penzance in Corawall
geboren, kam, nachdem er bei einem Chirurgen in der Lehre gewesen, nach London,
wo er die anatomische Schule von Grainoek und das St. Thomas' Hospital besuchte.
Als Schüler von Tyrrell veröffentlichte er dessen Vorlesungen in der eben erst
entstandenen Lancet und trat bald darauf auch in die Redaction dieser Zeitschrift
ein. 1824 ging er nach Berlin, blieb daselbst zwei Jahre und trat in nahe Be-
ziehungen zu RüDOLPHi und RüST. Nach London zurückgekehrt, gründete er in
Oemeinschaft mit Tyrbell, Jones Qüain, Lawrence und Wardrop die medici-
nische Schule in Aldersgate Street, in welcher er die Anatomie vortrug, während
er frühzeitig seine Kenntniss der deutschen und französischen Literatur bei der
Redaction der Lancet zur Geltung brachte und sich durch Publication einer Anzahl
von Arbeiten aus dem Gebiete der Anatomie und Chirurgie einen Namen machte.
Auch gab er heraus die 2. Auflage der von W. Lawrence 1807 übersetzten
Blumenba CH'schen „Comparattve anatomy etc.^ (London 1827) und übersetzte
II. MiLNE Edwards' „Manual of surgical anatomy*' (1828). Er wurde 1828
Surgeon des General Dispeusary, 1830 Consulting Surgeon des City of London Lyiug-
in Hosp., 1849, nach dem Tode von Aston Key, Consulting Surgeon des German
Hospital und 1851 Senior Surgeon des Saint Mary's Hospital; 1861 hielt er die
Hunterian Oration. Von seinen Schriften sind anzuführen : „ Tuo lectures on strictures
of the vrethra etc,'* (London 1833) — „On deformities of the ehest and apine^
(London 1836; 2. Ausg. 1837) — „On the diseases of the hip-joint, etc."
ri837, 4.) — „On diseases ofthe bladder etc^ (1838 ; 2. Aufl. 1840 ; 6. Aufl. von
Walter J. Coulson, New York 1881 ; deutsche Uebers. in den Analecten der Chirurgie
von BlasiüS und Moser, Berlin 1839) ^— „On lühotomy and lithotrity" (1853);
ausserdem zahlreiche Artikel im London Med. and Phys. Joum., der Lancet u. s. w.,
sowie in Samuel Cooper's Surgical Dictionary und Costello*s Cyclopaedia. Er
erfreute sich eines grossen Rufes in der Behandlung von Steinkrankheiteu und war
b&sonders in der Lithotripsie ein anerkannter Specialist, dabei ein sehr exacter,
gewissenhafter, rastlos thätiger und liebenswürdiger Mann. Er starb am 5. Mai 1877. •
Lancet 1877, I, pag. 740. — Callisen, IV, pag. 365; XXVII, pag. 164.
Gurlt.
*Conlson, Walter John C, studirte am St, Mary's Hospital bis 1857 und
wurde F. R. C. S. Engl. 1860. Er wirkte längere Zeit als Chirurg am St. Peter's-
und am Lock Hospital in höherer Stellung. Seine Arbeiten beziehen sich auf Steiu-
und Blasenkrankheiten, worunter „Stone in the bladder, its prevention etc," hervor-
zuheben. Von seines Vaters „On diseases of the bladder and prostate*' besorgte
er die 6. Auflage. Ausserdem schrieb er einen „Treatxse on syphilis*'. ß^^
de Gourcelles, David Cornelis de C, wahrscheinlich im Haag geboren,
gtudirte im Anfang des 18. Jahrhunderts in Leyden und hat sich hauptsächlich
bekannt gemacht durch die Herausgabe anatomischer Abbildungen der Fusssohlen-
mnskeln, welche eine Ergänzung der „Tabulae musculorum hominis" des Albixus
(t?. diesen) bilden, unter dem Titel : ;, Icones musculorum plantae pedts eorumque
descriptio** (Leyden 1739 und Amsterdam 1760). Auch schrieb er: „Icones mu-
sculorum capitis^ utpote factei , aurium^ oculorum, linguae, pharyngis^ ossis
hyoidis^ colli^ ut et eorum quae capiti adnecfuntur" , (Mit Erklärung in holländischer
Sprache Leyden 1743, 1786.) C. E. Daniels.
de Courcelles, fitienne Chardon de C, aus Rheims, gestorben 1780 zu
Brest als Marine-Chururg, schrieb ausser einigen chirurgischen Handbüchern : „Manuel
de la saignde*^ (Paris 1746, Brest 1763) und „Manuel des opSratioTis de Chirurgie**
(für die Marine-Chirurgen, Brest 1756, sowie für Pflegeschwestem) ; — 1745, dann
öfter in Paris 1816 von (-apuron), noch ein „MSmoire sur le rSgime v^gStal
des gens de mer** (Nantes 1780) und gab die drei ersten Bände des „Tractatus
de materia medica** von Geoffroy heraus.
Dict. hist. II. Red.
94 COTJRVEE. — COURTY.
Coiirvee, Jean-Olaude de la C, wurde um das Jahr 1615 zu Vesoul
in der Franclie - Corat6 geboren. Seinen medicinischen Studien lag er in Paris
ob und übte die Praxis dann im Flecken Argenteuil (vier Meilen von Paris ent-
fernt, im heutigen Departement Seine-Oise) aus. Einen Namen machte er sieh
dadurch, dass er ganz energisch gegen die seiner Zeit so beliebten häufigen Blut-
entziehnngen auftrat. Diesen seinen Ansichten gab er Ausdruck in der Schrift:
„Frequentis phlebotamiae usus et cautio in abusu, seu in temerarios quosdam
saecuU nostri thrasones, qui nulla methodo, nulla ratwne ducti, venam utrumque
secant, et tanto remedio passim abutuntur^ (Paris 1647, 8.). Seine Collegen
waren ihm dafür nicht wenig gram. — Die Geschichte der Geburtshilfe nennt ihn
deshalb, weil er im Jahre 1655 an einer während der Entbindung Verstorbenen
die Symphyseotomie mit glücklichem Erfolge für das Kind ausführte. In seiner
Schrift: „Paradoxa- de nutritione foetus in utero" (Danzig 1665 in 8.) ist er
bezüglich der Generation der HARVEY*schen Ansicht, doch nimmt er an, dass die
Frucht im Tterus athme und sich von den Fruchtwässern nähre. Die Placentar-
gefässe stossen wohl, meint er, an die Uterusgefässe, doch besteht keine Anastomose
zwischen diesen beiderseitigen Gewissen. In anderer Beziehung wieder steht er noch
auf dem hippokratischen Standpunkte, iodem er glaubt, die Frucht helfe selbst
auch mit, um aus dem Uterus herauszukommen. Er schrieb noch einen „Discours
sur la sortie des dents aux petits enfans etc," (Warschau 1651, 4.) Die zwei
letztgenannten Schriften erschienen in Polen, wohin ihn die Königin dieses Landes
als Leibarzt berufen hatte. Er starb auch in Polen um das Jahr 1664. Aus dem
Jahre 1648 stammt noch die Schrift: „Ostentuni, seu historia mirabüis trium
ferramentorum notandae longitudinis etc^ (Paris, 8.).
Biogr med. — Haeser's Geschichte der Medicin, Bd. II, pag. 732. — Siebold*s
Geschichte der Geburtshilfe, Bd. II, pag. 501. Kleinwächter.
Conrtial, Jean-Joseph C. , Professor der Anatomie in Toulouse und
königlicher Leibarzt, liess „Nouvelles observations anatomiques sur les es, sur
leurs maladies extra ordinaires etc," (Paris 1705, Leyden 1709) und eine Ueber-
setzung der Abhandlung Juanini's über die Ursachen der Luftverderbniss in
Madrid erscheinen.
Dict. hist. II. Red.
WUrtin, Germain C, der von 1578 bis zu seinem 1587 erfolgten
Tode an der Pariser Facultät Anatomie und Chirurgie lehrte, erregte Streit und
Aergerniss, da hauptsächlich gegen ihn ein Verbot der Auslieferung von Oadavem
zu Lehrzwecken sich richtete. Seine „Legons anatomiques et chirurgicales*^
wurden erst lange nach seinem Tode von E. Binet (Paris 1612, dann 1616;
Ronen 1656) herausgegeben.
Biet. hist. II. Bed.
*Conrty, Am^dee-Hippolyte-Pierre C, zu Montpellier, ist daselbst
am 19. November 1819 als Sohn und Enkel eines Arztes geboren. Er machte
anfänglich seine Studien in Montpellier, wo er Chef de clinique bei Lallemaxd
war, dann in Paris, wo er mit der These „De Voeuf et de son diveloppement
dans Vesp^ce humaine" (1848) Doctor wurde. Er schrieb um diese Zeit noch
einige weitere Abhandlungen, wie : „MSm, sur la structure et les fcmctions des
appendices vitellins de la vdsicule ombilicale du poulet" (1845) — „Lettre
h M, le prof. Lordat sur quelques points de physiologie gSnSrale^ (1847) —
„MSm, sur les subsiitutions organiqties" (1848), wurde 1849 Professeur agr^gö
der Facultät zu Montpellier mit der These „De Vemploi des moyens anesthdsiqites
en chirxirgie", 1851 durch Concurs Chef des travaux anatomiques, 1852 Chef-
Chirurg des Höpital-G6n6ral, 1856 Professor der Operationslehre bei der Facultät,
später Professsor der chirurgischen Klinik und Chef-Chirurg im Hop. Saint-Eloi.
Ausser einer Anzahl von Abhandlungen in den hauptsächlichsten Journalen von
Paris und Montpellier über Pellagra (1850), einige abnorme Muskeln des Menschen
COÜRTY. — COVILLART. 95
(1853), über Mangel oder unvollkommene Entwicklung der inneren weiblichen
Genitalien (1858), über Croup und Diphtherie (1862), über eine chirurgische
Excursion nach England (1863), über die Organisation des klinischen Unterrichtes
in Deutschland (1867 — 70) u. s. w. gab er heraus: „Clinique chirurgicale de
Montpdlier** (2 Bde. 1851, 1872) und einen „TraitS pratique des maladies
de Vutdrusy des ovaires et des trompes, etc.^ (1866, mit 200 Fig.; 2. Aufl. 1870;
3. edit, 1879), für den er von der Akademie der Wissenschaften einen Preis von
2500 Franken erhielt.
Glaeser, pag. 143. G.
Gouslnot, Jacques C, 1590 zu Paris geboren, daselbst promovirt 1618
und 1623 zum Professor der Chirurgie am College royal ernannt, wurde 1638 zum
Arzt des Dauphin's, später Louis XIV. bestellt. Er starb als Archiater 1646.
Ausser einigen Gelegenheitsreden, Streitschriften und einer Lobrede auf die Pur-
gantien (letztere mit G. Dupüy's ;, TraitS^ zu Lyon 1654 erschienen) schrieb er
besonders über Mineralsäuerlinge und speciell über die Wässer von Forges (Paris
1631, 1647).
Biogr. m6d. III. Eed.
* Cousins, John Ward C, studirte Medicin von 1854 — 1859, wurde im
letzteren Jahre zu London Med. Dr. und im darauf folgenden Jahre F. R. C. S. Eng.
Er wirkte in früheren Jahren als Surgeon an verschiedenen Hafenspitälem, später
am Londoner Hospital für Brustkranke und lebt z. Z. in Riversdale. Seine Haupt-
leistnng in literarischer Beziehung ist: „Analysts of 182 cases treated in the
lock wards" (Med. times and gaz. 1871) — „Lithotomy at royal Fortsmouth-
hosjntal" (Daselbst 1873) und „Lithotomy in chüdren etc,*' (Brit. med. Joum.
1881). Daneben ist C. Erfinder einer grossen Zahl von Instrumenten, Toumiquets,
Troicarts, Kathetern, Stethoskopen und Apparaten für die Krankenpflege. ^ ,
Coutouly, Pierre-Victor C. , zu Paris, bekannter Geburtshelfer,
daselbst 1765 geboren, war Conseiller der Acad. royale de Chirurgie und hat eine
Anzahl von geburtshilflichen Instrumenten, wie Zange, Haken, Craniotom, Becken-
messer u. 8. w., erfunden oder verbessert und über die hauptsächlichsten geburts-
hilflichen Fragen, welche zu seiner Zeit discutirt wurden, wie die hohe Anlegung
der Zange, den Kaiserschnitt, die S3rmphy8eotomie , die Amputation eines vor-
gefallenen Armes u. s. w. sich ausgesprochen. Die meisten seiner Publicationen
sind in Sedillot's Journal g^nöral de m6dec. (1808 fl^.) enthalten, darunter
„Mim, sur le forceps hrisi^y das Einschneiden der Ränder des Muttermundes
bei Convulsionen während der Entbindung, AnfQhrung eines Falles von Kaiser-
sehnitt, Beschreibung eines Perforatoriums , einer Milchpumpe u. s. w. Seine
„Mimoires et ohservations sur divers sujets relatifs h Vart des accouchemens,
avec description de plusieurs instrumens, etc.** (Paris 1807, mit Fig.) enthalten
eine Sammlung früherer Abhandlungen.
Dict. bist. I, pag. 879. — Callisen, IV, pag. 373; XXVII, pag. 168. g.
*Conty, Louis C, seit Anfang der Siebziger -Jahre zu Paris eifrig mit
experimenteller Physiologie beschäftigt, ist am bekanntesten durch seine zahlreichen
mit Lagerda zusammen publicirten Versuche über Schlangengift (in den Comptes
rendus vom 90. Bande ab). Daneben sind noch von ihm namhaft zu machen:
„£tude experimentale sur Ventrie de Vair dans les veines et les gaz intra-
vasculaires** (Paris 1875) und „Müde clinique sur les anisth^sies et hyper-
S^hiöies d'origine mSsocSphalique^ (Paris 1878). j^e^j
Covillart, Joseph C. (auch Covillard, exacter Coüillard) aus Mont61i-
mart (Dauphinee), florirte als Chirurg um die Mitte des 17. Jahrhunderts in Lyon.
Er galt besonders als ganz excellenter Lithotomist und war vielleicht in praxi
der Begründer des seitlichen Steinschnittes (s. P. Franco). Er publicirte die
96 COVILLART. — COWPER.
„Observations tatro-chirurgiques eic," (Lyon 1639, Strassburg 1791, mit Zusätzen
von Thomassin) und „Le Chirurgien opirateur^ (Lyon 1633, 1640).
Biogr. m6d. III. Red.
Cowan, Charles C, zu Reading, war 1806 geboren, studirte in Edinburg
und Paris und wurde am erstgenannten Orte 1833 und am letztgenannten 1834
Doctor mit der These „Essai sur la physiologie et la patlwlogie de Vinter-
mittence^. Er begann seine Praxis in Bath, siedelte aber bald nach Reading
über und wurde Physician am Berkshire Hospital. Als ein Schüler und Freund von
LOüis veröffentlichte er 1835 eine Uebersetzung von dessen Werk über Phthisis.
Trotz einer umfangreichen Landpraxis schrieb er in den Provincial Transactions
über die Physiologie und Pathologie des Gehirns, hielt 1844 bei der Versammlung
der British Medical Association, zu deren ältesten, eifrigsten und beredtesten Mit-
gliedern er gehörte, die Address in Medicine, schrieb später noch über Brustkrank-
heiten und gab eine kleine Schrift: „The danger ^ irrationality , and evils of
medical quacker y; etc." (London 1839) heraus. Auf seinen energisch befür-
worteten Vorschlag wurde das bis 1852 unter dem Titel Provincial Med. and
Surg. Journal zu Worcesler erscheinende Organ der Association in eine Wochen-
schrift verwandelt und nach London verlegt. Er starb in den ersten Tagen des
November 1868.
British Medical Journal, 1868. II, pag. 604, 649. — Med. Times and Gaz. J868.
II, pag. 710. — Lancet, 1868, II, pag. 786. G.
Coward, William 0. , zu Winchester 1656 (oder 1657?) geboren,
studirte in Oxford und wurde dort 1687 Dr. med. Nach einem Versuche, in
Northampton einen Wirkungskreis zu erlangen, Hess er sich in London nieder
und zog eigentlich die öffentliche Aufmerksamkeit am meisten auf sich durch
einige für ketzerisch verdammte und öffentlich verbrannte metaphysische und
theologische Schriften. Er verschwand dann und tauchte erst bedeutend später
wieder auf in Ipsavich (um das Jahr 1718). Von 1725 ab ist er auf der List©
der dortigen Aerzte nicht mehr verzeichnet. Ausser zwei Schriften über die
menschliche Seele (London 1702, 1703) und dem theologischen „The grand
essay etc." schrieb C. „De femiervto volatili nutritio conjectura rationalia etc.^
(London 1695) — eine „Ophthalmiatria" (London 1706) und eine „Remediorum
medicinalium tabula generalis tarn compositorum quam simplicium" (London
1704, 1710). — Haller allein erwähnt seine Schrift: „On acid and alkali^
(London 1698).
Dict. bist. IL Red.
*Cowell, George C, beendigte seine Studien, die er wesentlich in
Birmingham, in Paris und am St. Georgs-Hospital betrieben hatte, 1858 und wurde
1867 F. R. C. S. Eng. Seine schriftstellerische Richtung, wie seine Thätigkeit
gehört der Ophthalmologie an, so dass er an verschiedenen Londoner Hospitälern
für Erwachsene und Kinder als Gons. Ophth. Surgeon fungirt. C. ist der Ver-
fasser von „Lectures on cataract" und mehreren casuistischen Mittheilungen in
den Ophth. hosp. Reports (Bd. V), von „Retinitis" in den St. Georges hosp.
Reports (1869) und mehreren kleinen ophthalmiatrischen Aufsätzen in der Lancet
1870, 1880—1882. r^^
Cowper, William C, geboren 1666 bei Alresford in der Grafschaft
Hampshire, gestorben den 8. März 1709 zu London, zeichnete sich als Chirurg
und tüchtiger Anatom aus. Er war in Gefössinjectionen erfahren und guter ana-
tomischer Zeichner. Sein Hauptwerk: „Myotoniia reformata or a new admini-
stration of all the muscles of the human body" (Lond. 1694, 8.; 1724, fol.)
tibertraf durch im Allgemeinen correcte Zeichnungen und manche neue Entdeckungen
ähnliche Unternehmen seiner Vorgänger. Einen Flecken auf C.'s Charakter w^irft
die Herausgabe der durch ihn vom Verleger angekauften Anatomie des BiDLOO
COWPER. — COX. 97
(s. diesen) unter seinem eigenen Namen unter Verschweigung desjenigen Bidloo's :
^ The anatomy of human hodies with figures dravm after the life by some of
the best masters in Europe in one kundred and forteen Copper Plates, illustrateil
icith large explications" (Oxford 1697, fol. max., ausserdem noch Leyden 1 737, fol.
und ibid. lateinisch 1739, fol.). Zu den 106 BiDLOO'schen Tafeln fügte C. 9 hinzu
von nicht grossem Werthe, ja 2 derselben sollen nach Gypsabgüssen gezeichnet
sein. Gegen BiDLOO's berechtigte Angriffe wegen dieser Aneignung antwortete (\
mit „Euc/iarvttta in qua dotis plurimae et Singular es, Godefrtdi Bidloo^
M, D, et in illustri Ley darum Academia, Anatomiae professoris celeberrimif
peritia anatomica, prolitas, ingenium celebrantvr et ejusdem citationi humillime
respondetur" (Lond. 1701, 4.) mit Hinzufügung von „Glandalarum quarundaw,
nuper detectatum ductuumqxie earum excretiorum descriptio. Cum figuris^^
(Daselbst 1702, 4.). Die neu entdeckten Gänge sind die nach ihm noch bekannten
CowPEB'schen Drüsen der Harnröhre, die Mery allerdings schon 1684 gesehen
hatte, die C. aber genauer beschrieb. Chirurgische Aufsätze von ihm sind in den
Philosophical transactions enthalten.
Möhsen, Bildnisse pag. 107 flgd. — Ludwig Ohoulant, Geschichte und
Bibliographie rier anatomischen Abbildung nach ihi*er Beziehung auf anatomische Wissenschaft
und bildende Kunst. Nebst einer Auswahl von Illustrationen. Leipzig 1852, 4., pag. 94 flgd.
Max Salomon.
Cox, Joseph Mason C, 1762 — 1822, hat seine vomehmlichste Be-
deutung als Irrenarzt insofern, als er zu den Aerzten seiner Zeit gehört, welche
die Geisteskrankheit als eigentliche körperliche Krankheit (im Gregensatze zu den
mittelalterlichen Auffassungen des Behextseins, des Besessenseins, der moralischen
VerirruDgen) ansahen. Er leitet die Geisteskrankheiten hauptsächlich von einer
Hyperämie des Gehirns ab und empfiehlt deshalb zur Behandlung derselben
Abführmittel, kalte Umsehläge, kalte Bäder. Zur Beruhigung sehr aufgeregter
Kranken hält C. die Anwendung der Schaukel für sehr dienlich. (Dieselbe, vorher
von Erasmus Darwin empfohlen, wird deshalb auch die DAEWiN-Cox*8che Schaukel
genannt, als ob sie von diesen erfunden wäre — während es feststeht, dass sie
schon AviCENNA kannte.) Als wissenschaftliches Hauptwerk C.'s werden angesehen
seine „Pratical observations on insanity etc." (London 1804 — 1814, drei Auf-
lagen; auch Philadelphia 1811; französisch 1806, 1815; deutsch von Reil,
Halle 1811). Arndt.
Cox, William Sands C, zu Birmingham, war daselbst. 1802 geboren
als ältester Sohn des Arztes Edward Townsend C. (geboren 1769 oder 70,
gestorben 1863), der 40 Jahre lang Surgeon der Town Infirmary und General
Dispensary war und sich um die Errichtung der von seinem Sohne in's Leben
gerufenen, nachstehend erwähnten Anstalten verdient gemacht hatte. William
wurde mit 18 Jahren Zögling seines Vaters, ging dann nach London zum Besuche
des Guy's und Thomas' Hospitals und 1824 nach Paris, wo er ein Jahr blieb.
1825 wurde er zum Surgeon der Birmingham General Infirmary gewählt und
erriehtete 3 Jahre später, mit Unterstützung einiger CoUegen, die Royal School of
Medieine, die sich allmälig zu einer bedeutenden Anstalt erweiterte, 1843 unter
dem Namen Queen's College ein königliches Incorporations-Charter erhielt und
später eine noch grössere Erweiterung erfuhr. Auch wurde von C. für dieses College
das Queen's Hospital 1840 gegründet, in welchem er als Surgeon bis zum Jahre
1863 wirkte. Er gab üebersetzungen von Maingault, „Of ampuiattons" (1831,
fol.) und Desselben „Operative surgery** (1845, fol.) heraus, verfasste ein
Handbuch der Anatomie u. d. T. : „A Synopsis of the bones, ligaments, muscles,
. . . . of the human body" (Birmingham 1831) und schrieb, ausser einer Reihe
von Aufsätzen: „A memoir on amputation of the thigh at the hip-Joint, vritk
a huccessful case** (London 1845, fol.). Auch gab er viele Jahre lang den
Jahresbericht des Queen's Hospital heraus, veröffentlichte eine Reihe von Schriften
über die medioinische Schule von Birmingham und die „Annais of the Queen' s
Biogr. Lexikon. II. 7
98 COX. — COZE.
College^ (4 voll., 1873), während er zur Zeit seines Todes, der am 23. December
1876 zu Kenilworth erfolgte, nachdem er seit 12 Jahren Birmingham verlassen
und sich gänzlich von einer öffentlichen Thätigkeit zurückgezogen hatte, mit der
Vorbereitimg eines 5. Bandes der ^^ Annais of tke Queen' s Hospital^ beschäftigt
war. Wie aus Vorstehendem zu ersehen, sind ihm die medicinischen Anstalten
Birmingham 's zu hohem Danke verpflichtet.
British Medical Journal. 1863, II, pag. 613; 1876, I, pag. 29. G.
/ Coyttar, Jean C, aus London und theils hier, theils in Poitiers prakti-
cirend, wurde an der Facultät der letzteren Stadt Decan als Nachfolger Fr. Pidoux\
Er starb hier 1590. Seine Schrift: „De fehnbtts purpuratis epidemicis, quae
anno 1557 vulgatae sunt Uber^ (Poitiers 1578) kann als eines der ersten Muster-
bilder modemer Monographien angesehen werden. Ausserdem erschien von ihm ein
„Discours sur la coquelucke , . . ä Poitiers 1580^ (Daselbst ohne Jahreszahl).
Dict. hist. II. Red.
Coze, französische Aerzte zu Strassburg in drei Generationen. — Pierre C.
war am 17. August 1754 zu Ambleteuse (Pas-de-Calais) geboren, begann seine
Studien unter der Leitung eines seiner Verwandten, eines Chirurgien-major beim
Civil- und Militärhospital zu Boulogne-sur-Mer, kam um 1774 nach Paris und
besuchte 5 Jahre lang die dortigen Vorlesungen und Hospitäler. Zum Chirurgien-
major eines Cavallerie - Regimentes ernannt, erlangte er auch den Doctorgrad,
wurde bei Beginn der Revolution Arzt bei der Alpen-Armee und etwas später beim
Militärhospital zu Lyon, woselbst er sich während der Belagerung dieser Stadt
befand. Seine ersten Arbeiten sind im Joum. de m^dec. milit. (1787, 89) enthalten
und betreffen eine „Topographie midicale de Dole en Franche-Comt^" und die
epidemische Constitution daselbst, sowie die zu Auch in der Gascogne im Jahre 1785,
ferner (Joum. de m6d., de chir. et de pharm. 1790, 92) einen Fall von Milzabscess,
der sieh in den Magen eröffnete, eine zu Schlettstadt im Winter 1790, 91 beob-
achtete Petechialfieber-Epidemie. Von Lyon wurde C. in das Hospital zu Metz ver-
setzt, verliess darauf den Militärdienst und Hess sich in Strassburg nieder, woselbst
er bei der Reconstitution der Lehranstalten zum Professor der medicinischen Klinik
ernannt wurde, die er durch seine Kenntnisse in der pathologischen Anatomie und
Chemie sehr nutzbar für die Schüler zu machen verstand. Auch wurde er 1815
Decan und versah diese Stelle bis zu seinem am 25. Juni 1822 erfolgten Tode.
Seine in die Strassburger Zeit fallenden Arbeiten behandelten, ausser G^enständen,
welche die Pathologie, medicinische Topographie und Meteorologie betreffen, auch
Rolche aus der Thierheilkunde und Landwirthschaft und sind namentlich in den
M6m. de la Soc. agrie. de Strasbourg (1811, 20, 23 u. s. w.) enthalten, z. B. be-
treffend die Geschichte der Vaccine in Strassburg, den acuten Scorbut, die Tem-
peratur der fliessenden und stehenden Gewässer um Strassburg, die Bevölkemng
dieser Stadt u. s. w. ; ausserdem im Rec. de m6m. de mM. milit. (1815) Beob-
achtungen aus dem Militärspital zu Lyon 1792, 93.
J. Tour des im Rec. de rn^in. de mfed. etc. milit. 1823, XTII, pag. 342. —
Dechambre, XXII, pag. 296. ^
Coze, Jean-Baptist e-Rozier C. , wurde als Sohn des Vorigen am
9. December 1795 zu Strassburg geboren, leistete bereits 1814 in den vom Typhus
heimgesuchten Militärhospitälem gute Dienste, wurde 1817 zu Strassburg Doctor,
1821 bei der dortigen Facultät mit den Vorlesungen über pharmaceutische Chemie
betraut und 1827 Professor der Materia medica und Pharmacie. 1835 zum Decan
der medicinischen Faqultät, wie sein Vater, ernannt, widmete er sich 22 Jahre lang
der Organisation und Verbesserung des Unterrichtes bei derselben mit ebensoviel Be-
harrlichkeit als Erfolg, durch Verbesserung des. bis dahin sehr schwach bestellten
klinischen Unterrichtes, Gründung von Special-Kliniken, Errichtung von Laboratorien,
Vermehrung der praktischen Unterweisung ; auch gab er den Anstoss zur Errichtung
COZE. — CRAANEN. 99
einer Schule für Militärmedicin in Verbindung mit der Facultät. Seine Arbeiten sind
grösstentheils in den Compt rend. de TAcad. des sc. (1842, 48, 49 etc.) veröffent-
licht und betrafen „Remarques sur les effetn g6n4raux de diverses classes de mSdi-
caments^, die Aetherisation , die Einwirkung des Chloroforms auf den thierischen
Organismus, ferner: „Sur la constriction des conduits biUaires et lymphatiques
chez les choUriques^, Eine andere Reihe von Abhandlungen ist, in der Gaz. m6d.
de Strasbourg (1848, 50, 52 etc.) enthalten und handelt von der Desinfection der
Senkgruben in Strassburg, ferner: „De la provocation de Vavortement au point de
vue moral et religteux^ ; auch finden sich darunter filoges auf G. Mazüriee und
G. TOUBDES und die während der Dauer seines Decanates von ihm erstatteten
Jahresberichte der medicinischen FacultHt. 1857 trat C. in den Ruhestand und zog
sich nach Oberbruck (Haut-Rhin) zurück, wo er bis zu seinem am 25. April 1875
erfolgten Tode sich der Behandlung der armen Kranken widmete.
Dechambre, XXII, pag. 297. G.
*Coze, L6on C. , Sohn des Vorigen, Professor der Materla medica und
Therapie an der medicinischen Facultät zu Nancy, früher an der zu Strassburg,
wurde 1842 am letztgenannten Ort Doctor mit der These „Du rectocUe vaginal
et des Operations proposies paar sa eure radicale^ (av. 1 pl.), veifasste 1853
die Concurs - These : „Histoire naturelle et pharmacologique des mSdicaments
narcotiques fournis par le rhgne vegdtal" (4. av. 3 pl.) und „Recherches cliniques
et expSrimentales sur les maladies infectteuses 4tudi^es spicialement au point
de vue de VStat du sang, et de la prSsence des ferments^ (Paris 1872, av. 6 pl.
color.), nachdem er zusammen mit V. Feltz 4 M6moires (das letzte 1879) über
denselben Gegenstand herausgegeben hatte. Ganz neuerdings erschienen (in Ver-
bindung mit Simon): „Recherches .... sur Vaction . , . , du muguet (convallaria
majalis) et de la digitale^ (Bull. g6n. de th6r. 1883).
Index-Catalogue, III, pag. 465. G.
Coze , F.-M. C. , von dessen Lebensschicksalen nur wenig bekannt ist,
wurde 1817 zu Strassburg Doctor, ging darauf nach Paris, wurde später der
französischen Gesandtschaft am russischen Hofe in St. Petersburg attachirt und
blieb daselbst bis zum Jahre 1832. Es findet sich eine Anzahl von Aufsätzen von
ihm im Journ. univ. des sc. m6d. (1819, 20, 21), über „cataracte noire" und
^goutte sereine", Operation der Cataract, über Nux vomica, über Krebsgeschwülste
der Nerven, Resorption der Linse u. s. w. — C. war später zu Saint-Omer Arzt des
Givilhospitals und schrieb einen Aufsatz: „Da nombre des m^dedns en Russie
(tiri des souvenifs d'^un vieux mddedn, etc.)^ (Gaz. m6d. de Strasbourg, 1855).
Er starb 1867.
Dechambre, XXII, pag. 298. — Callisen, IV, pag. 386 G.
Craanen, Theo dorn s C. , wurde im Jahre 1620, wahrscheinlich in
s'Hertogenboseh geboren. Er soll erst in Utrecht unter RegiüS Philosophie und
dann unter Sylvius in Leyden Medicin studirt haben und daselbst zum Dr. med.
promovirt sein. Er übte die ärztliche Praxis in Duisburg aus, später wurde er
Prof. phil. an dem Athenaeum illustre zu Nimwegen und 1670 , nach dem Tode
DE Raei's, als Prof. ordin. philos. nach Leyden gerufen. Aus der Notiz des
Lections-Kataloges : „Physicam et postea naturam hominis ex prineipiis mechanicis
interpretabitur" geht hervor, dass C. ein warmer Anhänger von Descartes' Lehre
war. Dies gab auch bereits 1673 Anlass, dass das Curatorium, vornehmlich auf
Anklage seines theologischen Collegen Spanhe]M, ihn seines Amtes entsetzte, ihn
jedoch für den 1672 verstorbenen Sylviüs zum Prof. med. ernannte, obgleich ihm
der Unterricht an dem Collegium practico-medicura nicht aufgetragen wurde vor
dem Jahre 1683, als diese nützliche Stiftung des Sylvius schon drei Jahre ganz
in Verfall gekommen war. Auch als praktischer Arzt blieb er den CARTESi'schen
Lehren treu und wandte sie auf Pathologie und Therapie an. Im Jahre 1686
100 CRAANEN. - GRAMER.
ging er als Leibarzt des Kurfürsten von Brandenburg nach Berlin, wo er 1690
starb. Sein Schüler Bernaed Albinus nannte ihn, wie Bokrhaavb erzählt, einen
Mann von viel Vernunft mit einem grossen Rednertalent und aus C/s „Lumen
rationale medicum seu praxis medica reformata^ geht hervor, dass er sieh
auch zu der chemiatrischen Theorie des Sylviüs bekannte. Da er für seine
pharmakologischen Vorlesungen die „Instituttonea medicinae^ des abergläubischen
D. SennertüS benutzte, so war er auf diesem Gebiete gewiss nicht in üeberein-
stimmung mit dem an Allem zweifelnden CartesiüS. q j. Danisls.
Graig, James C, schottischer Arzt, studirte in Edinburg, wo er einer
der* Lieblingsschüler von George Bell und während mehrerer Jahre sein Assistent
war. Er war Chirurg der Royal Midlothian Yeomanry und übte 40 Jahre lang
die Praxis zu Ratho bei Edinburg aus. 1868 gab er die Praxis auf und wohnte
in Edinburg. Von seinen literarischen Arbeiten sind zu nennen: „The law of
the coroner; and on medical evidence in the preliminary investigation of cri-
minal cases in Scotland" (Edinb. 1855) ; ausserdem mehrere Aufsätze im Edinb.
Med. Journ. (1827, 35, 36), darunter: „Hiatory of a case of spectral illa-
sions etc,^ u. s. w. Er starb am 20. Februar 1880 im Alter von 80 Jahren.
Dechambre, XXV, pag. 349. G.
Craigie, David C, zu Edinbui'g, war in der Parochie von North Leith
bei Edinburg am 6. Juni 1793 geboren, wurde 1816 zu Edinburg Doctor, begann
bald darauf Anatomie zu lehren, wurde Arzt am Royal Public Dispensary, trat
1820 in die Redaction des von Andrew Ddncan 1805 gegründeten und ihm
gehörenden Edinburgh Medical and Surgical Journal zusammen mit Christisox
ein, blieb mit Letzterem bis 1832 in der Redaction zusammen und übernahm von
da an allein dieselbe des in seinen Besitz übergegangenen Journals. In demselben
erschien (von 1822 — 1845) eine grosse Reihe seiner Arbeiten, namentlich: „On the
pathological anatomy of the human brain and its niembranes^ — „Observations,
pathological and practical on whitlow** , ausserdem über einen Fall von Ileus
durch einen grossen Gallenstein, die Missbildung einiger Knochen des Skelets u. s. w.
Er schrieb ferner: „Elements of gener al and patfioloyical anatomy etc,** (Edin-
burg 1828; 2. Aufl. 1848), wurde 1833 Physician an der Royal Infirmary und
begann von da an, ausser über theoretische Medicin, auch klinische Vorträge zu halten
und klinische Berichte zu veröffentlichen. 1846 legte er diese Stellung nieder und
wurde Honorary Physician, 1861 auch Manager der Infirmary. Er verfasste ferner :
„Elements of the practtce of physic^ (2 Bde., 1836), sein Hauptwerk, das aber
nicht die verdiente Verbreitung fand. Seine ungünstige Gesundheit nöthigte ihn,
von 1846 an lange Zeit jede praktische Thätigkeit zu unterlassen, jedoch führte
er die Redaction seines Journals weiter, bis dasselbe 1855 mit dem „Monthly
Journal of Medicine" zu dem „Edinburgh Medical Journal" vereinigt wurde. Er
fungirte in den späteren Jahren noch als Examinator beim College of Physicians
und bei der Universität von St. Andrews, wurde 1861 zum Präsidenten der erst-
genannten Corporation erwählt und starb am 17. Mai 1866, indem er einen höchst
geachteten Namen als Forscher hinterliess.
Edinburgh Medical Journal. Vol. XII, 1, 1867, pag. 188. G.
Gramer. Der Vater Gabriel C. , geboren am 24. März 1641 in Genf,
Sohn eines Strassburgers , studirte in Strassburg, promovirte daselbst 1664 und
starb als Arzt in Genf am 15. Juni 1724. Schriften: „Theses anatomicae totam
anatomtae epitomen complectentes" (Strassburg 1663) — „De obstructione
hepatis" (Daselbst 1664). — Der Sohn, Johann Isaac C. , Dr. med. 1696,
publicirte zu Genf 1709 einen „Thesaurus secretorum curiosorum,
BeMe in Biogr. univ. W. Stricker.
Gramer, Antonie C. , im Jahre 1822 zuWinschoten geboren, studirte
an der Universität Groningen und promovirte daselbst 1844 mit einer Dissertatiou :
GRAMER. — CRAMPTON. 101
„De morbo Brightii^, Mitglied der Redaetion der „Tijdschrift der Nederl. Maat-
sehappij tot bevordering der geneeskunde^ lieferte, C. in deren erstem Jahrgang (1850)
eine sehr interessante Abhandlang über „Asthma convulstvum adultorum^ und
begann 1851 seine „Mittheüungen aus dem Gebiete der Ophthalmologie*^ zu
liefern, in denen er die Lage der Iris urfd das Orthoskop von Czermar behandelte.
Der „Hollandsche Maatsehappij van Wetenschappen" in Haarlem sandte er auf eine
Preisfrage über das Aecommodationsvermögen der Augen eine doppelt gekrönte
Arbeit ein, in welcher er mit Recht sagen konnte: „Wtj zijn den experimen-
telen weg gevolgd en hebben resultaten verkregen waar doar de leer van het
Accomodatievermogen uit de Hj der hypothetische beschouwingen tot eene
pomtieve wetenschap is opgevoerd". Stellwag vox Carion schrieb bei C/s, im
32. Lebensjahre, im Januar 1855 erfolgten Tode demselben einen Platz in der
ersten Reihe der Männer, welche sich um die Ophthalmologie verdient gemacht
haben, zu und stellte C.'s Ophthalmoskop neben das von Helmholtz.
C. E. Daniels.
* Gramer, Heinrich C. , am 17. December 1831 geboren, studirte in
München, Würzburg, Prag, Wien, Zürich bis zw seiner 1860 erfolgten Promotion.
Seit 1856 approbirt, fungirte er als Assistent an den Irrenanstalten Pickberg und
St. Pirmingsberg ; als Director der Anstalten zu Soloturn, Cöln und Marburg. Seit
1877 lehrt er hier als Professor der Psychiatrie und verfasste eine Reihe organi-
satorischer und klinischer Arbeiten. ße^
Crampton, Sir Philip C, zu Dublin, berühmter Chirurg, war daselbst
am 7. Juni 1777 geboren, wurde ein Schüler von Solomon R(CHARDS, war StafF
Assistant-Surgeon zur Zeit der französischen Invasion 1798, wurde darauf Surgeon
am Meath Hospital, ehe er sein 21. Jahr vollendet hatte und errichtete, in Ver-
bindung mit Peter Habkan, der das anatomische Departement übernahm, die
erste private Schule für Anatomie und Chirurgie in Dublin, indem er selbst über
Physiologie, Pathologie und Chirurgie las. Seine ersten literarischen Arbeiten waren
eine Schrift: „An essay on the entropeon, or Inversion of the eyelids" (London
1805 ; 2. Aufl. 1806) und ein Aufsatz (in Thomson's Annais of Philos. , Bd. I,
1813), in welchem er ein von ihm im Auge der Vögel entdecktes, für die Accommo-
dation desselben auf verschiedene Entfernungen bestimmtes Organ, den später nach
ihm benannten „Musculus Cramptonianus", näher beschrieb. Er beschäftigte sich
aber auch mit der Behandluug der äusseren Aneurysmen und verfasste darüber
einen grösseren Aufsatz : „An account of a new method of operating for the
eure of extemal aneurism; .... experiments illustrative of the effects of the
different methods of procuring the obliteration of arteries^ (Med.-Chir. Transact.
Bd. VU, 1816); es erschienen femer in den Dublin Hospital Reports (1818, 22, 27)
mehrere Aufsätze , z. B. über Periostitis, die Application von Blutegeln an inneren
Flächen, die Resection cariöser Grelenke, über partielle Resectionen des Unter-
kiefers u. s. w. ; berichtete ferner (1828) über eine von ihm ausgeführte Ligatur
der Art. iliaca communis wegen eines Inguinal - Aneurysma. Er wurde auch
Surgeon des Lock Hospital, legte diese Stelle aber nieder, als er zum Surgeoii-
General to the Forces in Ireland ernannt wurde; er war auch Surgeon in
Ordinary to the King und erhielt 1839 die Baronetwürde. — Als enthusiastischer
Sportsman war er ein kühner Operateur, dabei aber auch ein scharfer Diagnostiker,
vorzüglicher Lehrer und unermüdlicher Arbeiter, sowohl im Meath Hospital, dem
er 40 Jahre lang angehörte , als auf dem Gebiete der Zoologie , wMche Arbeiten
ihm die Mitgliedschaft der Royal Society und wiederholt die Präsidentenwürde
der Zoological Society und des College of Surgeons eintrugen. Er starb am
10. Juni 1858, nachdem er sich bereits einige Zeit aus der Praxis zurück-
gezogen hatte.
Med. Times and Gaz. 1858, I, pag. 636. — Dublin Quart. Jouru. of Med. Sc. Vol. 3:^,
1862, pag. 247. — Callisen, IV, pag. 394: XXVII, pag. 175. Gurlt.
102 CRANTZ. — CRAUSE.
Crantz, Heinrich Johann Nepomuk von 0., geboren am 24. No-
vember 1722 in Luxemburg, einer der fähigsten Schüler van Swieten's, wurde
auf des Letzteren Verwendung von Maria Theresia im Jahre 1750 zu seiner
vollständigen geburtshilflichen Ausbildung nach Paris und London geschickt, um
dereinst dieses Fach im eigenen Vateriande zu lehren. Er lag in den beiden
genannten Städten durch 4 Jahre hindurch seinen Studien unter Leveet, Püzot u. A.
ob und erhielt 1754 den neugegrDndeten Lehrstuhl der Geburtshilfe an der Wiener
Universität. Er verfasste ein für seine Zeit vortreffliches Hebammenlehrbuch:
„Einleitung in eine wahre und gegründete Hebammenkunst^ (Wien 1756, 8.),
verbesserte das österreichische Hebammenwesen, suchte aber zugleich auch gute
Geburtshelfer heranzubilden. Mit aller Macht trachtete er Vorurtheile, «owie fehler-
haftes Verfahren zu bekämpfen und eiferte gegen voreilige Eingriffe, indem er
auf die thätige Naturhilfe bei der Geburt hinwies. Er war ein Feind der zu
seiner Zeit missbräuchlich angewendeten scharfen Instrumente und scheute sich nicht
nach dieser Richtung hin selbst Rödeher in Göttingen hart zu tadeln : ;, Comment,
de instrument. in arte obatetr, etc," (Nov. act. n. cur. Tom. I, Novemb. 1757,
4. App., pag. 73). Ein grosser Freund der LEVRET*schen Zange, suchte er deren
Vortrefflichlseit in das hellste Licht zu setzen. Seine Arbeit über den Riss der
Gebärmutter („Comment. de rupt, in part, dolor, a foet, ut.^ [Leipzig 1756, 8.])
fand hohe Anerkennung und T^iirde sogar in das Französische übersetzt. C. trug
viel zur damaligen Blüthe der Wiener medicinischen Facultät bei und zog zahl-
reiche fremde Schüler nach Wien heran. Nach Störk des Aelteren Tode
übernahm er dessen Lehrkanzeln für Physiologie sowie Materia medica und über-
liess die seine Valentin Febd. Lebmacher. Aber auch in seiner neuen Stellung
leistete er Vorzügliches. In dieser schrieb er ein sehr geschätztes Werk über
Materia medica, eines über Gesundbrunnen, endlich eines über Botanik. Bald nach
1770 zog er sich von seiner öffentlichen Stellung zurück und starb im Jahre 1799.
ßaldinger, Biographien. 1772, S.^pag. 32. — Heck er, Gesch. der neueren Heilk.
1839, 8m pag. 353. — Siebold's Gesch. der Geburtsh. Bd. II, pag. 431.
Klein Wächter.
Xlrato V. Kraflftheim, Job. v. Krafftheim (ursprünglich Keafft),
geboren am 20. oder 22. November 1519, gestorben am 19. October 1585, aus
Breslau, einer der angesehensten deutschen Praktiker seiner Zeit, studirte zuerst
in Wittenberg 6 Jahre lang Theologie, dann, auf Luther's Zureden, Medicin. Er
beendigte seine Studien in Leipzig und Padua, wurde zweiter Stadtarzt in Breslau,
wo er sich um die Verbesserung des Apothekerwesens, namentlich aber durch
seine aufopfernde Thätigkeit in der Pestepidemie des Jahres 1583 grosse Ver-
dienste erwarb. Indessen veranlassten ihn Zwistigkeiten mit den Aerzten und die
Streitigkeiten auf kirchlichem Gebiete, im Jahre 1563 einem Kufe als Leibarzt
Kaiser F erdin and's I. nach Wien zu folgen. Er bekleidete diese Stelle mit
kurzen Unterbrechungen auch bei den Kaisem Maximilian und Rudolph VL
und fand durch dieselbe reiche Gelegenheit, der Sache des Protestantismus wichtige
Dienste zu leisten. Im Jahre 1582 zog sich C. auf sein Landgut Rückers bei
Reinerz, im Jahre 1583 nach Breslau zurück, wo er zwei Jahre später starb. —
Unter seinen Schriften ist hervorzuheben: „Methodus therapeutica ex sententiis
Galeni et J, B, Montani^ (Basel 1555, 8.). — Am wichtigsten sind die nach
C.'s Tode erschienenen: „Consiliorum et epistolarum inedicinalium libri VIL**
(Frankfurt 1589 f.; zaletzt 1671, 8.), — Eine sehr grosse Zahl von an C. gerich-
teten Briefen verwahrt die Breslauer Stadtbibliothek.
Vgl. Gillet, Crato von Krafftheim und seine Freunde. Ein Beitrag zur Kirchen-'
geschichte. Frankf. a. M. 1860, 8., 2 Bde. H. Haeser.
Grause, Rudolf Wilhelm C, geboren 1642 zu Naumburg, gestorben
1718 zu Jena als Professor der Medicin, Philosophie und Chemie, verfasste ver-
schiedene Schriften botanischen und chemischen Inhalts.
Biogr. univ. W. Stricker.
CRAWFORD. — CREDE. 103
Crawford, Adair C, 1749—1795, war Arzt des Londoner St. Thomas-
Hospitals und Chemieprofessor in Woolwich. Sein Nachruhm beruht auf seiner
Theorie über die Entstehung der thierischen Wärme, die sich in dem Werke:
„JEoepertments and observattons on animal heat and the inflammation ofbodies etc,^
(London 1779, 1788) niedergelegt findet. Auch über salzsauren Baryt bei Scro-
phnlose, über die Einwirkung der Kälte auf den menschlicheu Körper etc. schrieb
Adair C. ausserdem. — Von seinem jüngeren Bruder Alexander C. besitzen
wir ein posthumes Werk: „An expertmental mquiry into the effecta oftonics ....
on the coheston of the animal fihre^ (London 1817).
Dict. bist. II. Red.
Crigut, Friedrich Christian C., Sohn eines französisch-reformirten
Geistlichen zu Hanau, geboren am 13. Februar 1675, gestorben 1758, promovirte
1696 zu Basel, war zuerst Arzt und Professor der Physik am Gymnasium zu Hanau,
dann Physicus, Rath und Leibarzt daselbst. Er schrieb über Kinderkrankheiten,
stellte^ ein neues System der Mediein auf, lieferte 1737 eine Bibliographie der
Anthropologie und gab das Werk von Magati: „De medicatione vulnerum"
(Nürnberg 1733) heraus.
Biogr. univ. \V. Stricker.
*Crede, Vater und Sohn. — Karl Siegmund Franz C, zu Leipzig,
ist am 23. December 1819 zu Berlin geboren, studirte von 1838 an zu Berlin
und Heidelberg Mediein, erwarb 1842 in Berlin den Doctorgrad, unternahm darauf
eine grössere wissenschaftliche Reise, war von 1843 — 48 Assistenzarzt in der unter
Bdsch's Leitung stehenden Berliner geburtshilflichen Klinik, habilitirte sich 1850
als Privatdocent für Geburtshilfe an der Universität und wurde 1852 zum Director
der Berliner Hebammenschule und zum dirigirendeu Arzte der Gebärabtheilung sowie
einer von ihm begründeten gynäkologischen Abtheilung der Charit^ ernannt. Sein
in diese Zeit fallendes Hauptwerk ist: „Klinische Vorträge über Oeburtshilfe"
(2 Bde., Berlin 1853—54). Im Herbst 1856 folgte er einem Rufe als Prof. ord.
der Geburtshilfe und Director der Entbindungsanstalt und Hebammenschule nach
Leipzig, woselbst er nach seinem Amtsantritte eine geburtshilfliche und gynäko-
logische Poliklinik gründete und auch eine Abtheilung für Frauenkrankheiten in
der Gebäranstalt einrichtete, 1860 erhielt er den Titel als Hofrath, 1870 den als
Geh. Medicinalrath. Ausser dem genannten Werke und ausser akademischen
Gelegenheitsschriften veröffentlichte er eine grosse Anzahl von Abhandlungen über
einzelne Gegenstände seiner Wissenschaft in den Verhandlungen der Gesellschaft
für Geburtshilfe in Berlin, der Neuen Zeitschrift für Geburtskunde, der Monats-
gehrift für Geburtskunde und Frauenkrankheiten, im Archiv für Gynäkologie. und
anderen Zeitschriften. Von 1853 — 1869 redigirte er die Monatsschrift für Geburts-
kunde, von 1870 ab das Archiv fiar Gynäkologie. Das im Königreich Sachsen
amtlich eingeführte, von Geenser verfasste „Lehrbuch der HebammenkunM^
wurde von ihm und Wikckel (3. Aufl., Leipzig 1882) neu bearbeitet.
Sein Sohn, Benno C, zu Dresden, ist am 1. September 1847 zu Berlin
geboren, erhielt seine medicinische Ausbildung auf den Universitäten Leipzig und
Zürich, wurde 1870 in Leipzig Doctor, machte den Feldzug von 1870/71 mit,
unternahm darauf eine einjährige wissenschaftliche Reise, war 3 Jahre lang Assistent
an der Leipziger chirurgischen Klinik , sowie Militärarzt in der sächsischen Armee.
Seit 1877 in Dresden lebend, gegenwärtig Stabsarzt a. D., hat er eine chirurgische
Privatklinik eingerichtet und ist seit 1878 als Lehrer für klinische Chirurgie und
seit 1882 auch für den Operationscursus bei den militärärztlichen Cursen angestellt.
Von seineu wissenschaftlichen Arbeiten sind anzuführen: Die Aufsätze über den
Tornister der ' englischen Armee (Deutsche militärärztl. Zeitschr. 1873), über die
Ventilation u. s. w. des Parlamentsgebäudes (Deutsche Zeitschr. ftlr öffentl. Gesund-
heitsk. 1874), über Jute und Borsäure als Verbandmittel (Berliner klin. Wochenschr.
1875, 77) — „Einiges über Fieber nach antiseptischen Operationen^ (Centralbl.
104 CREDE. — CRESSWELL.
für Chir. 1877) — „Ueher chirurgische Behandlung der UiMasin der Niere^
(Deutsche Zeitschr. für prakt. Med. 1878); ferner über Total-Exstirpation des Uterus,
der Milz, des Kropfes, eiue Nephrectomie wegen Ureter-Uterusfistel , Dehnung des
3. Trigeminusastes an der Schädelbasis (im Centralbl. für Chir. 1878, Archiv für
Gynäkol. 1879, 80, 83, Archiv für klin. Chir. 1882, Verhandl. der Deutschen
Gesellsch. für Chh-. 1880, 84) u. s. w.
Brockhaus, Conversations-Lexikon. 13. Aufl., Bd. IV. pag 663. G.
Crell, Johann Friedrich C, des berühmten Schriftstellers Ludwig
Christian C. Sohn, 1707 — 1747, studirte in Leipzig bis 1732, dem Jahre
seiner Promotion, lehrte bis 1741 in Wittenberg und von da bis zu seinem Tode
Anatomie, Physiologie und Pharmacie in Helmstädt. Aus der grossen Keihe seiner
an den Orten seiner Wirksamkeit in Druck gegangenen Schriften seien hervor-
gehoben : „Düsertatio de motu synchrono auriculorum et ventriculorum cordü^
(Wittenberg 1740) — „Dtssertatio de functione partium solidarum et fl\ii-
darum^ (Daselbst gleichzeitig) — yj Dtssertatio de glandularum in co^cas et
apertas distincttone^ (Helmstädt 1741) — „Dissertatio de anatomes viventium
necessitate^ (Daselbst 1742) — „Dissertatio de causis respirationem vitalem
cientibus^ (Daselbst 1743) — ^IXssertatio de ossibus sesammdiis^ (1746).
Crell, Karl Justus Ludwig C, aus Braunschweig, 1772 — 1793, ist nur
der Unterscheidung von dem Obigen wegen anzuführen als Verfasser einer Commentatio
über Diätetik mehrerer Aufsätze in F.-L.-F. CaELL*s chemischen Annalen und einer
„Commentatio de optima extracta parandi methodo etc." (Göttingen 1793).
Biogr. mid. III. Red.
Creplin, Friedrich Heinrich Christian C, 1788 — 1863, entfaltete
seine medicinische Thätigkeit mehr in früheren Lebensstadien, als er zu Greifswald
unter Rcdolpht, Haselbeeg und Weigel, später in Berlin unter Mürsinna und
Feiedländer studirte, mit der Dissertation ; „Änimadversiones in respirationein
hominis et animalium" (lÖH) doctorirte und in Wolgast bis 1830 als Arzt
thätig war. Später als Assistent der naturwissenschaftlichen Lehranstalten in Greifs-
wald und von 1853 ab daselbst als Conservator des zoologischen Museums, widmete
er sich ganz der Bearbeitung der niederen Thierclassen, speciell der Entozoen und
erwarb sich neben dem Ruhme eines ausserordentlich glücklichen Sammlers den
eines der berühmtesten Helminthologen seiner Zeit.
Allgem. Deutsche Biogr. lY. Red.
Grescenzi, Francesco C. , Arzt aus Palermo, gestorben zu Beginn des
17. Jahrhunderts, ist der Verfasser von ^De morhis epidemicis qui Panormi
vagahantur anno 1575, seu de peste ejusque natura et praecautione tractatus"
(Palermo 1624). Ungar.
Crescenzi, Nicolaus C. (Crescenzo, auch Crescenzio), neapolitanischer
Arzt aus dem Anfange des 18. Jahrhunderts, bekämpfte energisch in Wort und
Schrift die echauffirenden Heilmethoden des van Helmont und de le Bofi in den
entzündlichen und fieberhaften Krankheiten und setzte an deren Stelle das kalte
Wasser und das Eis. Vgl. : ;, Tractatus physico-medicus, in quo morborum expli-
candorumy potissimum febrium, nova exponitur ratio" (Neapel 1711). xjnicer
*CreS8WelI, Pearson Robert C, hauptsächlich im Middlesex HospitAl,
und zwar bis 1859 ausgebildet und F. R. C. S. Edinb. 1873 , lebt in Merthjr-
Tydvil und fungirt als Chief surgeon an den Dowlais-Eisenwerken, sowie als Ober-
arzt am dortigen Fieberhospital. Seine schriftstellerischen Leistungen betreffen
chirurgische Themata. Bereits 1868 (in der Lancet) legte er in seiner grössten
Arbeit: „Treatment on gun-shot tcounds etc." eine auf antiseptische Principien
gegründete Methode dar. Red.
CRICHTON. — CRISP. 105
CrichtolXi Sir Alexander C, zu St. Petersburg, war am 2. December
1763 zu Edinburg geboren, kam zu einem Chirurgen daselbst in die Lehre, wurde
1785 Doctor, studirte weiter in London, Leyden, Paris, von 1786 an in Stuttgart,
Wien, Halle u. s. w. , Hess sich 1789 als Arzt in London nieder, übersetzte
J. F. Blumenbach's „Essay on generaU'on'^ (London 1793), wurde 1794 Phy-
sician des Westminster Hospital und hielt daselbst Vorlesungen über Chemie, Materia
medica und praktische Medicin. 1798 erschien von ihm ein Werk: „ An inquirt/
into ihe nature and origtn of mental derangement, Gomprehending a concise
systeni of the physiology and pathology of ihe human mind; etc." (2 Bde.,
London; deutsehe üebers. Leipzig 1798; 2. Aufl. mit j\nmerk. u. Zusätzen von
J. C. HOFFBAUKR, Leipzig 1810; holländische Uebers. von L. Bicker, Rotter-
dam 1802), durch welches er sich in weiteren Kreisen bekannt machte. Er wurde
zum Leibarzt des Herzogs von Cambridge und 1804 des Kaisers Alexander
von Russland ernannt, dessen Vertrauen er bald in dem Masse gewann, dass er
nach einigen Jahren an die Spitze des Civil-Medieinal-Departements gestellt wurde.
Er war wirkl. Staatsrath, General-Stabsarzt u. s. w. und machte sich besonders
bei Tilgung der 1809 die südöstlichen Provinzen des russischen Reiches verheerenden
Epidemien verdient, na^m Theil an der Redaction der Pharmacopoea paup. Petro-
polit. fl807) und an der Herausgabe der „Russischen Sammlung für Naturwissen-
schaft" (seit 1815). Er verfasste: „A synoptical table of diseases, exhibiting
ihetr arrangement in classes, Orders, etc." (London 1805) — „An account of
some experimerUs made with the vapour of boiling tar, in the eure of pul-
monary consximption" (Edinburg 1817 ; französisch St. Petersburg 1817; deutsch
Braunschweig 1819). 1819 kehrte er aus Gesundheitsrücksichten nach England
zurück, erhielt von Georg IV. die Ritterwürde und schrieb noch: „Practical
observations on the treatment and eure of several varieties of pulmonary con-
sumption, etc." (London 1823) und „Commentaries on some doctrines of a
dangerous tendency in medicine, and on the general principles of safe practice"
(Daselbst 1842). Er starb in hohem Alter zu Sevenoaks, Kent, am 4. Juni 1856.
Sein Nachfolger in St. Petersburg als Leibarzt, wirkl. Staatsrath u. s. w.
war sein Neffe Sir William C, von welchem, ausser Aufsätzen in der Petersb.
verm. Abhandl. der Heilk. , eine Schrift: „An account of the introduction and
progress of the cholera-morbus in Bussia to the end of the year 1830, etc."
(Med.-Chir. Review 1832) bekannt ist.
Munk, II, pag. 416. — Callisen, IV, pag. 409; XXIII, pag. 178. G.
GrinaSy Zeitgenosse des Nero, resp. des Thbssalus, kam nach Rom
aus seinem Geburtsorte Massilia, -gewann grosses Vermögen mittelst astrologischer
Medicasterei. Er wird von Plinics u. A. als potenter Gegner des Thessalus
aufgeführt. Red.
*Cripps, William Harrison C, bildete sich bis 1872 zu St. Bartho-
lomäus-Hospital in London aus und wurde F. R. C. S. Eng. 1875. Nach vierjähriger
AsBistententhätigkeit am St. Barth.-Hospital wurde er Surgeon an demselben und
verfasste eine Reihe von Arbeiten über chirurgische Themen und glückliche
Operationen. Seine Hauptarbeiten bezichen sich auf die operative Behandlung des
Mastdarmkrebses und sind unter den betreffenden Titeln 1876 und 1880 erschienen.
In dem Transact of the path. soc. (1881) gab er auch eine „Minute anatomy
of adenoid rectal grawths", in den St. Barth, hosp. rep. (1882) eine Darstellung
der „Malformation of rectum and anus", in der Lancet (1882) eine Mittheilung
über „Polypus of the rectum". Bed.
Grlsp. Unter den diesen Namen führenden Aerzten ist hervorzuheben
Edwards C, welcher sich mit Physiologie und später mit Krankheiten der Gallen-
blase und des Magens, sowie mit den Choleraepidemien der Jahre 1849, 1853,
1854 und 1866 beschäftigte. Seine bemerkenswerthesten physiologischen Arbeiten
sind: „A treatise on the structuve, diseases and injui-ies of the blood vessels"
106 CRISP. — CBOCKER.
(London 1847, mit dem Jacksonian-Preis 1844 gekrönt) und „Treatise on tke
structure and use of the spieen etc." (London 1855). C. gab auch Anfangs der
Fünfziger-Jahre das Statist. Journ. of pract. med. und den London med. Examiner
heraus. — In dieser Eigenschaft ist er nicht zu verwechseln mit Frank C, 1879
bis 81, Herausgeber des Joum. of the R. microscop. soc. Red.
Grispo, Antonio C, sicilianischer Arzt aus Trapani, 1600 — 1688. —
Seine Schriften rechtfertigen den grossen Ruf nicht, dessen er sich als Gelehrter
und Arzt zu erfreuen hatte ; er wandte sich in den späteren Jahren seines Lebens
von der Ausübung der Heilkunde ab und wurde Priester. Unger.
Critchett, George C, zu London, berühmter Ophthalmolog, war 1817
zu Higbgate geboren, war ein Zögling des London Hospital, wurde 1839 anato-
mischer Prosector und später Surgeon bei demselben und trat fast vom Anfange
seiner Laufbahn an mit dem London Ophthalmie Hospital in Verbindung, nacheinander
als Assistant-Surgeon, Surgeon und Consulting Surgeon. 1870 wurde er Mitglied
des Council des College of Surgeons, war Vice-Präsident der Ophthalmological
Society und einige Jahre Ophthalmie Surgeon beim Middlesex Hospital. Er war
besonders als sehr geschickter Augenoperateur bekannt und hat einige werthvoUe
neue- Methoden in die Praxis eingeführt, so die Irido-desis und die in England
gebräuchliche Methode der Enucleation des Auges. Unter seinen nicht sehr zahl-
reichen literarischen Leistungen sind anzuführen seine in der Lancet (1854) ver-
öffentlichten „Lectures on the diseases of the eye" , ein Pamphlet: „Operation
for Strabismus bff the subconjunctival method", eine gehaltreiche Abhandlung über
Linearextraction der Cataract (1864) und ein Aufsatz über die Behandlung der ober-
flächlichen Affectionen des Auges (1873). Sein Tod erfolgte am 1. November 1882.
British Medical Journal. 1882, II, pag. 921. G.
*Critchett, George Anderson C, des Vorigen Sohn, studirte in Canter-
bury 1 867—1873 und wurde 1872 M. R. C. S. Eng. Er erwählte die Ophthalmiatrie
als Specialfach und schrieb, als Cons. opth. surgeon früher am Royal Free Hospital,
jetzt am St. Mary's Hospital und einigen anderen, über „Inoculaiion in Ophthalmie
practice" (Med. Exam. 1876) — „lieber Atropinanwendung ziir Correctur von
Refractionsirrthümern" (1880) — „Behandlung der angeborenen Cataract" (1882)
und Aehnl. Auch gab er ILarten zur Bestimmung des Sehfeldes heraus. Red.
'^Croce, GiovanniAndrea della C. (de Cruce, a Cruce, Crucejüs),
war aus Venedig gebürtig, wo er um 1560 mit grosser Auszeichnung die Chirurgie
ausübte. Seine Schriften sind : „Chirurgiae libri septem" (Venedig 1573, fol.) —
yyChirurgiae universalis opus absolutum. etc." (Venedig 1573, fol. ; 1596), auch
in 's Italienische übersetzt als „Cirurgia universale e perfetta di tutte le parti
pertinenti alV ottimo chirurgo" (Venedig 1574, fol. ; 1583; 1603; 1605);
deutsche üebers. von Peter UFFE^'BACH u. d. T. : „Officina aurea, das ist,
güldene Werckstatt der Chirurgy oder Wundt Artzney u. s. w," (Frankf. a. M.
1607). Dieses Werk enthält eine Menge werthvoller eigener Beobachtungen, berück-
sichtigt aber auch gebühren dermassen die Leistungen der Griechen und Araber.
Besondere Beachtung erfahren die Verletzungen, auch die durch Schusswaffen ent-
standenen; namentlich ist die Trepanation ausführlich abgehandelt und sind alle
bei derselben vor und zu seiner Zeit gebrauchten Instrumente abgebildet.
Brambilla, T. II, P. 2, pag! 196. — Dict. bist. I, pag. 889. Gurlt.
Croce, Vinoenzo della C, bekannter als Alsario della C,
s. Bd. I, pag. 113.
*Crocker, Henry Radcliffe C, wurde 1875 in London zum Med. Dr.
promovii-t und M. R. C. P. Lond. 1877. Er bekleidete Assistenzstellen an ver-
schiedenen Hospitälern der Hauptstadt und machte sich bekannt durch die „Minute
anatomy of dysidrosis" (zusammen mit TiLBüRY Fox in den Pathol. transaet.
1878) — die „Histology and pathologie of morphoea" (Ebenda 1880). Vorher
CROCKEB. — CROONE. 107
mehrere therapeutische Mittheiluogen , so: r^^^y araroha poicder and chryso-
phanic acid in the tre'atment of ringworm'^ (Laneet 1877) — „Lectures on
true liehen^ (Ebenda 1881) — „Thymol in the treatment of tkin diseases"
(Biit. med. JoTum. 1878) etc. Ke^
*Crocq, Jean C, zu Brüssel am 23. Januar 1824 geboren, ist üniver-
sitätsprofessor zu Brüssel, Leiter der inneren Klinik am dortigen Hospital St. Jean,
Mitglied de« belgischen Senates, Vorsitzender mehrerer belgischer und Mitglied sehr
vieler auslandischer Gesellschaften. Seine Arbeiten beziehen sich — wie die über
Fracturen (1849), Tumor albus (1853), Behandlung der Gelenkleiden (1856),
Abscessbehandlung (1873, sämmtlich in Brüssel erschienen) — mehr auf chirurgische
Themata, theils auch auf solche der Veterinärmedicin, so z. B. : „De la percussion
et de auscultation , appliquies aux maladies de poitrine du cheval" (Brüssel
1851), über epizootische Pleuropneumonien (1856 — 1857) etc. — und der inneren
Klinik (über Typhus 1849, Anwendung des Silbemitrats 1858, Lungenanthrakose
1862, metastatische Parotitiden 1874 etc.). Auch erschienen von ihm; yyCompte
rendu gSnSral des travaux etc. [1841—1866]'' (Brüssel 1867 und Brüssel 1875):
„Louise Lateau devant la physiologie et la patkologie" . Das Buch C.'s über
Fracturen wurde von Bubgeb, das über die Auscultation und Percussion beim
Pferde von Kreutzer deutsch herausgegeben. ^j^^ ^j^^ Corput. -- Red.
* Croft, John C, vollendete seine Studien am St. Thomas-Hospital 1^54
und wurde F. R. C. S. Eng. 1859. Ausser am St. Thomas-Hosp. war er auch längere
Zeit an anderen Anstalten thätig, so als Cons. surgeon am Magdalenen- Hospital,
Hounslow cott.-Hospital und an dem Seemannsspital „Dreadnought". Er hat eine
Reihe von Arbeiten, besonders chirurgischen Inhalts, geschrieben, darunter eine
hervorzuhebende über die chirurgische Bedeutung des Delirium ti'emens (St. Thomas
Hospital reports 1870) sowie neuerdings : „Exctsion of hip-Joint» 47 cases*^ (Clin.
80C. transact. 1880) und „Tubercular disease of joints^ (Path. soc. trans. 1881).
Red.
CroU, Oswalde, 1580 — 1609, Leibarzt des Fürsten Christian von
Anhalt-Bemburg , war ein begeisterter Paracelsist, der über manche Arzneimittel
und Compositionen , die seinerzeit in Ansehen standen , Aufschlüsse gab (Calomel,
Tartarus vitriolatus, Knallgold etc.). Sein Werk: „Basilia chymica" wurde zuerst
in Frankfurt 1608, dann sehr häufig (18mal) und in sämmtlichen Cultursprachen,
zuletzt London 1670 aufgelegt. Sein „ Tractatus de signaturis" erschien Leipzig 1634.
Allgem. Deutsche Biogr. IV. — Biogr. med. III. Red.
*Croly, Henry Gray C, zu Dublin, erhielt seine medicinische Ausbil-
dung an dortigen Anstalten 1854—1857, wurde M. R. Q. C. P. Irel. 1881 und
fungirte 16 Jahre als Surgeon und Lehrer der operativen Chirurgie am Dublin
Hospital , sowie gleichzeitig (20 Jahre) als Surgeon des Armen-Instituts. Seine
Arbeiten (sämmtlich im Dublin quart. Joum. of med. sc. publicirt) betreffen chirur-
gische Themata, resp. bemerkenswerthe gelungene Operationen. Red.
Cronenburglus, Bernhard C, s. Dessen.
Groone, William C. , zu London , war daselbst geboren , erhielt seine
Erziehung in Cambridge, wurde dort 1659 Professor der Rhetorik am Gresham
College und 1663 Doctor der Medicin. Nachdem er Mitglied des College of Phy-
sicians geworden, bekam er 1670 eine Anstellung als Docent der Anatomie bei
der Surgeon's Hall in London und starb am 12. October 1684. An schriftstellerischen
Arbeiten sind von ihm nur eine Abhandlung: „De ovo** (Philos. Transact.) und
eine kleine Schrift: „De ratione motus musculorum'* (Amst. 1676) bekannt.
Dagegen lebt sein Gedächtniss fort in den von ihm gestifteten, beim Royal College
of Physicians und bei der Royal Society zu haltenden und noch heute seinen
Namen tragenden Vorlesungen.
Munk, I, pag. 369. G.
108 CR03BY. — CROWTHER.
Crosby. Aus der Reihe verstorbener und lebender amerikanischer Aerzte,
welche den Namen C. führen, sind hervorzuheben: Dixi C, 1801 — 1873, der
1854 wegen der Exarticulation der Schulter incl. der Scapnla und drei Vlüfeln
der Clavicula vor dem Windsor county court einen Process zu bestehen hatte —
und dessen Sohn Alpheus Benning C. , welcher in einer 1875 erschienenen
Monographie den vollständigen Bericht über den Hergang dieser Operation, ausserdem
jedoch noch eine Reihe von Gelegenheiteschriften, Adressen etc. und eine medicinische
Geschichte von New-Hampshire publicirte (Nashau 1870). Sein Geburtsjahr war
1832, sein Todesjahr 1877. Ked.
Crosse, John Green C, zu Norwich, verdienstvoller Chirurg, war 1790
zu Stowmarket geboren, machte seine Studien zu London im St. George's Hospital
und in der anatomischen Schule von Windraill Street, war einige Zeit lang anato-
mischer Prosector bei der Dubliner Universität, unternahm 1814, 15 eine Reise
nach Frankreich, besuchte namentlich Paris und Montpellier und veröffentlichte
darüber „Sketches of the medical schools of Paris, .... and exhibiting the
actual State of medical Instruction in the French metropolis^ (Glasgow 1815,
mit 2 Tf. ; französ. üebers. von Elte Revel, Paris 1820). Er Hess sich darauf
in Norwich nieder und schrieb, ausser verschiedenen Aufsätzen in TflOMSOX*s
Annais of Philos. (1815, 16) und im Lond. Med. Repository (1817): „Ahistory
of the variolous epidemic which occurred in Korwich, in the year 1819, etc,"^
(London 1820). 1823 wurde er im Norfolk and Norwich Hospital Assistaut-
Surgeon, 1826 Surgeon und füllte diese Stellung eine lange Reihe von Jahren in
hervorragender Weise aus, war namentlich als Lithotomist berühmt. lieber die
Steinkrankheit publicirte er ein 1833 mit dem jACKSON'schen Preise gekröntes
Werk: „A treatise on the formation, constituents and extr actum of the urinary
calculus etc.^ (London 1835, 4. mit Tf.). W^eitere Schriften von ihm sind noch:
„A memoir vpon the viethod of securely closing moist anatomical preparations
preserved in spirits^ (Worcester 1836) — „77ie retrospective address vjyon
medical science and litterature; delivered , . . at Manchester etc.*^ (Worcester
1836) — „An essay, literary and practical, on inversio uteri" (Th. 1, London
1845); auch gab er eine Biographie von Edw. Rigbie heraus, die dessen Schrift
;,0n uterine haemorrhage" (6. Aufl. 1822) angehängt ist. Er wurde 1836 Mitglied
der Royal Society in London und 1845 wurde ihm von der Universität St. Andrews
die Doctorwürde verliehen. Seit der Gründung der Provincial Medical and Physical
Association war er eines der eifrigsten Mitglieder derselben und 1846 ihr Präsident.
Allgemein betrauert starb er am 9. Juni 1850.
G. M. Humphrv in Provinc. Med. and Surg. Journ. 1850, pag. 609 f nicht zugäng-
lich). — Dechambre, XXIII, pag. 406. — Callisen, IV, pag. 418; XXAai, pag 179.
Gurlt.
Growtlier, Bryan C. , zu London, war 1765 geboren, wurd^ 1793
Surgeon der Bridewell and Bethlem Hospitals und war später am Bethlem und
Middlesex Hospital. Er schrieb: „Practical observatioiis on the disease of the
joints, commonly called white-swelling ; etc." (London 1797: 2. Aufl. 1808) —
„Practical remarks on insanity, etc." (London 1807; 2. Aufl. 1811) — „New
diseases, The rabies piratica ;....; also, the furor HippocraticuSj or graeco-
mania, tcith its treatment" (London 1810). Er starb 1840.
Dechambre, XXIII, pag. 584. — Callisen, IV, pag. 421. G.
Crowtlier, Cabb C. , zu Wakefield, wurde 1793 zu Edinburg Doctor,
war später Senior Physician am Pauper Lunatic Asylum und dem General Dis-
pensary des erstgenannten Ortes. Er schrieb verschiedene Aufsätze im Edinb. Med.
and Surg. Journ. (1806, 26), über einen Abscess in den Bauchmuskeln und ver-
mischte Beobachtungen, sowie einige Schriften: „Some ohservations respecting
the managemenf of the paifper lunatic asylum at Wakefield" (Wakefield 1830) —
r
CROWTHEB. — CRÜSELL. 109
^Observations on the management of mad-kouses, etc,^ (London 1838) ; ausser-
dem Aufsatze in der London Med. Gaz. u. s. w.
Callisen, IV, pag. 422; XXVII, pag. 181. G.
Crügener, L. Michael C. , wirkte und schrieb zu Regeusburg in der
iweiten Hälfte des 17. Jahrhunderts. Von seinen Publicationen pflegen angeführt
zu werden: „Materta perlata, d. i. Edle und bewehrte Artzeney^ (1676) —
XXV medicinüch-historische Episteln oder Äuffgezeichnete Ouren etc." (1679)
und deren Fortsetzung (1680). ^^^
Cruiksliank, William C, Anatom in Edinburg 1745 — 1800, war der
Freund und Assistent W. Hünter's, auch der Erbe von dessen reichen Samm-
lungen. Bei seinem zu London erfolgten Tode blickte C. auf eine grössere Reihe
von Werken zurück, unter welchen in erster Reihe zu nennen sind: „Experiments
on the insensible Perspiration of the human body, shewing its affinity to respi-
ratwn" (London 1779, 1795; deutsch Leipzig 1798) — „An account of two
cases of the diabetes mellitus; by John Rollo etc.** (London 1797, 2 Bde.;
deutsch Leipzig 1800, Stendal 1801; auch französisch) — „Anatomy of the
absorbing vessels of the human body" (London 1786; Paris 1787; deutsch
Leipzig 1789) — „Mewoirs of the yellow fever in Philadelphia etc." (Phila-
delphia 1798, mit einer im nämlichen Jahre erschienenen Ergänzung und einem
weiteren daselbst 1800 erschienenen Zusatz). Ausser zahlreichen Aufsätzen in den
Philos. Transact. ist noch der Brief an M. Clarc über Calomelresorption (London
1779) zu erwähnen.
Biogr. in6d. III. Red.
CruSP, Karl Friedrich Wilhelm C, zu Königsberg i. Pr., war am
13. Mai 1803 zu Mietau in Kurland geboren, studirte von 1820 an in Königs-
berg und Berlin Medicin, wurde an letztgenanntem Orte 1825 mit einer botanischen
Dissertation Doctor, Hess sich in Königsberg 1826 als Arzt nieder, wurde 1828
bei der dortigen Universität Privatdocent, 1840 Prof. e. o. ond 1844 Prof. ord.
der Materia medica. Ausser seiner Diss. pro venia legendi, die ebenfalls ein botanisches
Thema behandelt, sind von Schriften nur anzuführen: „Ueber die acute Bron-
chitis der Kinder und ihr Verhältniss zu den verwandten Krankheitsformen"
(Königsberg 1839) — n^^^ Lehre von der Entzündung. Physiologisch-patholo-
gische Bemerkungen" (auch in RUST*S Magazin, Bd. LI, 1838). Er starb am
3. Februar 1873.
V. Recke und Napiersky, I, pag. 382; II, pag. 601. — Beise, I, pag. 139. —
Callisen, IV, pag. 425j XXVII, pag. 181. ^
Crumpe, Samuel C, 1766 — 1796, zu Limerick in Irland praktisch
thätig, sicherte sieh ein Andenken durch den „Essay on the best means of pro-
viding employment for the people" (Dublin 1793, 1795; deutsch Leipzig 1796)
und „Inquiry into the nature and properties of opium etc." (London 1793;
deutsch — von SchE£L — Kopenhagen 1796 und Leipzig 1797).
Biogr. mid. DI. Red.
Cruscianus, s. Torbigiano.
Crosell, Gustav Samuel C, Erfinder der Galvanokaustik, Provinzial-
arzt in Kexholm (Finnland). Geboren den 30. Juni 1810. Studirte in Helsingfors,
wurde Licentiat der Medicin 1838 und Medieinae Doctor 1840, Provinzialarzt in
Kexholm 1842. Errichtete in Moskwa 1845 und dann in St. Petersburg 1849
Privatheilanstalten für galvanokaustische Behandlung. Privatdocent in Helsingfors
1857. Gestorben den 24. October 1858. — C. war einer von den ersten Aerzten,
die sich mit der Anwendung des Galvanismus in der Medicin beschäftigten. Mit
Verleugnung der vitalen Einwirkungen , sprach er die Ansicht aus , dass der Gal-
vanismus nur chemisch wirken könne. Da erfand, dass der positive galvanische
110 CßUSELL. — CßüVEILHIER.
Pol eine coagulirende und der negative eine auflösende Wirkung hatte, experi-
mentirte er viel mit der Anwendung des Galvanismus in der Behandlung von
Strieturen, Carcinomen, Geschwüren u. s. w. und setzte dazu nöthige Instrumente
zusammen. Ihm gebührt die Erfindung der Oalvanocaustik, obgleich diese Entdeckung
nicht seinen Namen trägt. In einem Aufsatze: „Coinmunication prSalable de la
gahanocaustte*^ (Bulletin phys. math. de TAcad. Imp. d. Sciences de St. Peters-
bonrg, T. VI, 1848) hat er seine Experimente und seine Ideen dargestellt und in
T. XII (1854) findet sich eine ^^ Lettre (riclamation de prioriti contre M.Amussat)^.
Ausser kleineren Aufsätzen in den genanuten Bulletins, betreffend die Anwendung des
Galvanismus, hat C. noch geschrieben: „Om det utböjda pyrokaustiska hjulet
och den pyrokaustiska knifven^ (von dem pyrokaustischen Rade und Messer,
Helsingfors 1857) und „ lieber den Galvanismus als chemisches Heilmittel gegen
örtliche Krankheiten'' (St. Peterb. 1841, Zusätze I—III, 1842—1844). Der
pyrokaustische Apparat Crusell's ist ein Vorgänger von Paqüelin's Thermocauter.
0. Hjelt.
Grutta, Dominicus C, geboren in Constantinopel, studirte Medicin in
Leyden, wurde Dr. med. ebendaselbst am 24. März 1740, ging nach Petersburg,
wurde daselbst am 23. September 1769 examinirt und als jüngerer Physicus ange-
stellt. 1771 wurde er nach Charkow commandirt, kehrte 1772 nach Petersburg
zurück und starb am 12. Januar 1799.
Tschistowltsch, CXCII. L. Stieda.
Cruveülller, Johann C, wurde am 9. Februar 1791 zu Limoges geboren.
Da sein Vater als Militärarzt den Truppen der Republik folgen musste, so fiel die
Erziehung des Knaben wesentlich der Mutter zu ; die tiefe, obwohl von aller Schein-
heiligkeit und Unduldsamkeit gegen x\ndersdenkende freie Religiosität C.'s dürfte
hierin ihre Erklärung finden. Obwohl seine Neigung dem geistlichen Stande galt,
musste er doch auf Befehl seines energischen Vaters sich der Medicin widmen.
Von seinem Vater an Dupuytren empfohlen, der bald sein eifriger Gönner ward,
kam der 19jährige C. um die Mitte des Jahres 1810 nach Paris. Die ersten
Sectionen aber erregten in ihm ein derartiges Grauen, dass er seiner alten Neigung
zum geistlichen Stande nachgab und in das Seminar zum heil. Sulpicius eintrat,
aus dem ihn aber der von Limoges herbeigeeilte Vater bald zur Medicin zurück-
trieb. 1816, im 25. Jahre, ward C. zum Doctor promovirt, seine These war:
„Essai sur V Anatomie pathologique en gSniral et sur les transformations et
productions organiques en particulier*' (Paris 1816 , 2 vol.). Das wesentlich
Neue darin war die Weise der Classification, wobei nicht die Organe, sondern die
pathologisch-anatomischen Veränderungen als Eintheilungsprincip verwendet worden,
die Hauptgedanken hatte er den Vorträgen Düpüytren's entnommen. Er kehrte
in seine Vaterstadt zurück, heiratete bald darauf, prakticirte dort bis zum Jahre
1823, wo er auf Andrängen seines Vaters sich am Concurse für eine ausserordent-
liche Professur betheiligte, den ersten Platz gewann und bald darauf durch
Dupuytren *s Protection die Professur der Chirurgie in Montpellier erhielt. Er war
eben im Begrifife, diese Professur aufzugeben und nach Limoges zu seiner Praxis
zurückzukehren, als er durch den ünterrichtsminister, Bischof Frayss in ous, der
ihn während des Aufenthaltes im Seminar St. Sulpice kennen gelernt hatte, von
dem unerwarteten Tode P. A. Beclard's benachrichtigt und zur Concurrenz um
dessen Stelle ermuthigt ward; am 10. November 1825 hielt C. in Paris seine Antritts-
rede als Professor der descriptiven Anatomie. 1836, als durch ein Legat Dopüytren's
die Mittel zur Creirung einer selbständigen Lehrkanzel für . pathologische Anatomie
an der Pariser Universität geboten waren , vertauschte C. seine bisherige Professur
mit jener der pathologischen Anatomie. Er hat in letzterer Stellung mehr als
30 Jahre gewirkt. Schon 1830 war er Oberarzt und Director des Hospice de la
maternit6, später an der Salp6tri6re und Charit^. C. war ein sehr gesuchter Arzt,
1,835 ward er Hausarzt Talleyrand's , um dieselbe Zeit öffneten sich ihm die
CRUVEILHIER. — CÜBA. 111
Pforten der Akademie. Er starb auf seinem Landgute in Sussac bei Limog'es an
einer rechtsseitigen Lungen-Rippenfellentzündung am 10. März 1874 im 83. Jahre.
Ausser dem erwähnten Essai sehrieb C. noch folgende Werke: „Midedne dclairSe
par Uanatomie et la physiologie pathologique*^ (Paris 1821) — „Anatomie
pathologique du carps kumam^ (Paris 1830—1842, 2 vol., gr. Fol. mit 230 Taf.,
einer der reichhaltigsten Atlanten der pathologischen Anatomie, nach künstlerischer
Ausstattung der erste) — „Trattd d^ancUomie deacriptive^ (Paris 1833 5 5. Aufl.
1872, 3 Bde.) — „Anatomie da Systeme nerveux** (Paris 1845) — „TraitS
d!anatom%e pathologique g&nSrale^ (Paris 1849 — 64, 5 Bde.). Ausserdem gab er
1840 das Leben Dopuytrbn's heraus und nahm seit 1826 lebhaftesten Antheil
an dem Bulletin de la Sociötö anatomique, deren Präsident er war. — C, mit
Morgagni oft verglichen, ist wie dieser ausgezeichnet in der normalen Anatomie
und illustrirt in ähnlicher Weise seine Sectionsbefunde mit Krankengeschichten.
Seine ungenügende Kenntniss der auswärtigen, besonders der deutschen Literatur,
der Chemie, der Histologie, obwohl er deren Wichtigkeit bereitwilligst anerkannte,
der Umstand, dass sein Atlas der Natur der Sache nach nur eine Blumenlese
interessanter Fälle, kein abgeschlossenes Ganze sein konnte, dass sein Hauptwerk
(Trait6 d'anat. path. g6n.) nach einem sehr unhandsamen Systeme (nicht nach den
Organen, sondern nach den Erkrankungen) angeordnet war, der Umstand schliesslich,
dass, als dessen letzten Bände nach langer Unterbrechung erschienen, es durch
andere Werke in vielen Beziehungen bereits überholt war, haben ausserhalb Frank-
reichs die volle Würdigung seiner Schriften beeinträchtigt, obwohl sie dem patho-
logischen Anatomen, besonders in Bezug auf Chirurgie und Erkrankungen des
Centralnervensystems, eine Fülle seltener Fälle bieten.
Notice snr la vie et les travaux de M. Cravellhier, Ine dans la s^ance publique
annuelle de rAcad^mle de mödecine , le 4 mai 1875 , pag. ^59 — 287 in Notices et portralts
eloges Ins a racademie de medecine par J. Beclard, Paris, G. Masson, 1878.
G. Scheuthauer.
*C8atary, Ludwig von C. , zu Grosswardein 1832 geboren, an den
Kämpfen der Jahre 1848 — 1849 betheiligt und bis 1851 in türkischen Diensten,
studirte in Wien bis zur Promotion (1855). Sowohl * als Physicus des Comitates
fiitar, wie im ungarischen Landes-Sanitätsrath widmete er sich der Staatsarznei-
knnde, schrieb hierauf Bezügliches („Qerichtliche Medicin^ — „Sanitätspolizei")
und betheiligte sich an der Ausarbeitung des ungarischen Gesundheitsgesetzes (1876),
sowie an den hygienischen Congressen, resp. Ausstellungen zu Brüssel, Paris,
London, Amsterdam, Genf, Berlin. Red.
/Cuba, Johann von C. (auch CuBE, mit dem Familiennamen Wonnecke
oder Dbonnecke). Von seinen Lebensumständen wissen wir, dass er Stadtarzt in
Augsburg war, später, 1484 — 1495, kommt er als Stadtarzt (Physicus) in Frank-
furt vor. In dieser Stellung verfasste er ein Eräuterbuch, wozu er die Materialien
benutzte, welche er von einem Begleiter der Expedition erhielt, die der Ritter
Bernhard von Breydenbach, des Doms zu Mainz Kämmerer, mit dem Grafen
Johann von Solms-Münzenberg, Ritter Philipp von Bücken und
anderen Adeligen 1483 — 84 in's heilige Land unternommen hatte. Das erwähnte
Kränterbuoh erschien 1484 unter dem Titel „Herbarius" und in mehr populär
gekürzter Fassung als „Ortus (Hortus) sanitatis^ (1485). Beide Werke sind
ihrem Wesen nach eine Armenpharmacopoe , welche die dem Menschen nützlichen
Stoffe aus allen drei Naturreichen beschreibt ; sie sind zuerst mit Abbildungen aus-
gestattet und fanden bei der Armuth der Literatur jener Zeit an naturhistorischen
Schriften einen so ausserordentlichen Beifall, dass sie in unzähligenAusgaben
erschienen (bis 1630) und in alle Sprachen übersetzt worden sind.
Eine ausführliche biographisch-bibliographische Notiz über J. v. C. habe ich gegeben
im Janas, 1846 , I , pag. 779 und im Archiv für Frankfurts Geschichte und Kunst , 7. Heft,
1855; kürzer in meiner Geschichte der Heilkunde otc. in Frankfurt a. M. , 1847, pag. 287;
ausserdem Graefe's Lehrbuch der allgemeinen Literaturgeschichte des Mittelalters, II. Abth.,
1. Hälfte, pag. 574. — Biogr. univ. — Deutsche Biographie. yf^ Stricker.
112 CÜELLAR. — CULLEN.
Cuellar, Francisco C, zu Coimbra, war daselbst Professor der Medlcin
um die Mitte des 16. Jahrhunderts und ist wegen seiner Studien, die er über
HiPPOKKATES gemacht hat, anzuführen. Er. gab darüber ein auf der iberisehen
Halbinsel sehr geschätztes Werk heraus: „Opus insigne ad libros tres praedic-
tionum Hippocratis etc.^ (Coimbrae 1543, fol.), in welchem er die Commentare
des Galenus Wort für Wort anführt und seine eigenen hinzufügt.
Dochambre, XXIV, pag. 181. G.
*Culbert80n, H, C, seit Anfang der Sechziger-Jahre in Cincinnati thädg,
trat zuerst mit einem „Prize essay on the use of anaestlietics in obstetncs^
(Cincinnati 1862) schriftstellerisch hervor und behandelte in ausführlicher Mono-
graphie die „Excision of the larger joirvta of the extremities" (Philadelphia lb76).
Spätere Publicationen (1877 — 1880) sind ophthalmologischen Inhalts. Red.
(Julien, William C, wurde am 11. December 1712 in der schottischen
Grafschaft Lamark geboren, war erst Landarzt, dann Bürgermeister zu Hamilton ;
in sehr bedrängten Verhältnissen lebend, knüpfte er eine innige Freundschaft mit
dem in gleicher Lage befindlichen William Hunter an und wurde später, vielleicht
nicht ohne Zuthun des Letzteren, zuerst Professor in Glasgow, dann in Edinburg,
und zwar war er mit den Vorlesungen über Chemie und dann über Pharmakologie
und endlich über theoretische Medicin betraut, üeberdies lehrte er später praktische
Medicin, doch liegt seine Bedeutung nicht in dem klinischen Fache. Wenn er auch,
nach seinen Angaben zu urtheilen, ein grösseres Krankenmaterial zur Beobachtung
hatte, so erkennt man doch in seinen Schriften keinen hei-vorragenden diagnostischen
Scharfblick; auch sind, obwohl er einen grossen Arzneischatz beherrscht, vor-
urtheilsfreie , brauchbare Urtheile über Wirkungen der Medicamente nicht eben
überreichlieh. Bemerkenswerth ist auch unter Anderem, dass er, obwohl von der
AüENBKUGGER'schen Entdeckung der Percussion unterrichtet, deren ungeheure Trag-
weite ftlr die praktische Heilkunde nicht erfasste. In der That wird sein Name immer
nur für die Geschichte der medicinischen Doctrinen , also im eigentlichen Sinne nur
eine historische Bedeutung beanspruchen können, aber auch hier nur mit etwas
Einschränkung, denn einerseits hat er sich eingehend nur mit der Theorie einiger
Krankheitsgruppen befasst und andererseits, bei aller scharfen und unleugbar geist-
vollen Kritik anderer Systeme, keine Consequenz in seinem eigenen bekundet. C. ist
hierin, wie es auch schon von anderer Seite mit Recht bezeichnet worden, geradezu
einseitig. Den Chemismus des Bobrhaave, den er mitsammt den Commentarien des
VAN SwiETEN eifrig studirt hat und als Praktiker aller Zeiten verehrt, bekämpft er
und ebenso tritt er auch dem Animismus Stahl's entgegen; am meisten nähert
er sich Fr. Hoffmann, wenn er sich auch nicht ganz dessen bewusst zu sein
scheint und freilich im Einklänge mit der HALLER'schen Lehre und in Hinblick
auf die pathologisch - anatomischen Forschungen Morgagni's modificiren will. Er
ist gleichsam der Vorläufer der späteren Solidar-Pathologen. Der Ausgangspunkt
aller krankhaften Vorgänge ist im Nervensystem zu suchen, welches letztere von
einem Fluidum erfüllt ist ; Krankheiten entstehen durch vermehrte oder verminderte
Bewegung der Nervenmaterie. Krampf oder Schwäche des Gehirns liegen den
meisten Krankheiten, diese namentlich den Fiebern, ersterer den Entzündungen
zu Grunde. Die Fieber theilt C. je nach der starken oder schwachen Gegen-
wirkung in Synocha und Typhus ein. Die kritischen Tage des Hippokbatfs
acceptirt er im Wesentlichen. Die Gicht, der er als englischer Arzt viel Aufinerk-
samkeit zuwendet, ist nicht die Wirkung eines in die Körpersäfte abgelagerten
ELrankheitsstoffes , sondern eine durch Atonie der Digestionsorgane hervorgerufene
Krankheit des ganzen Körpers mit besonderer Afßcirung des Gehirns ; jene Atonie
verursache (vicariirend) Congestionen zu den Gelenken. Die Mehrzahl der Arznei-
mittel wirken durch Sympathie (refleetorisch) vom Magen aus. Seine Hauptarbeit
ist das vierbändige Werk „First lines of the practice of physich, for the use of
students'* (London 1777, 1816; Edinburg 1785, 1787, 1802; deutsch Leipzig
r
CULLEN. — CÜNEO. 113
1778, 1789, 1800; lateinisch Leyden 1779; französisch [durch Pinkl] in zwei
Bänden, Paris 1785, 1785—1787, 1890; italienisch [durch Rossi], Siena 1788).
Ferner sind hervorzuheben: „Synopsis nosologtae methodicae etc." (Leyden 1772;
Edinburg 1777, 1782, 1785; deutsch Leipzig 1786) — „Physiology" (Edinburg
1785 in drei Aufl.; französisch von Bosquillon, Paris 1785; deutsch Leipzig
1786, lateinisch Venedig 1788) — „A treatise of the materia medica" (2 Bde.,
Edinburg 1789; französisch Paris gleichzeitig; deutsch von Consbruch, Leipzig
171)0, von ILiHNEMANN daselbst gleichzeitig; italienisch mit langen Noten von
A. DALLA Decima, Padua 1792—1800, 6 Bde.). — C. starb am 5. Februar 1790.
F. Falk.
Cullerier, M. J. C. , französischer Chirurg und Arzt, geboren in Angers
1758, studirte in Paris unter Desaült, Loüis und Chopart und erwarb sich
vorzugsweise in der Behandlung venerischer Krankheiten nicht geringen Ruf. Seine
Schriften behandeln meistentheils dieses Gebiet. Er starb 1826 als Präsident der
chirurgischen Section der Akademie. ünger
*Culliniore, Daniel Henry C, vollendete seine medicinischen Studien
am 1870, war dann eine Zeit lang Physician am Northwest London Hospital,
Arzt in der indischen Armee und Leibarzt des Königs von Birma. Er Hess sich
nach seiner Rückkehr in Brüssel 1882 zum Dr. med. promoviren und publicirte
eine Arbeit Aber Schwindsuchtsbehandlung nach den neuesten Gesichtspunkten,
einiges Anthropologische über die Sepoys und über die Burmesen; demnächst:
„Biliary calculi in India*" (Med. press and circ. 1881), — über einen durch
Aconit geheilten Fall von Hundswuth (Lancet 1882), Aber Anwendung von Moxen
bei chronischem Rückenmarksleiden (Med. press and circ. 1883). r^^j
Culpeper, Nicolas C, welcher 1654 in Spitalsfield starb, hatte in
Cambridge studirt und zeichnete sich, obgleich bei seinen Zeitgenossen mehr als
Astrolog berühmt, durch regen medicinischen Eifer aus. „Phystcal dtrectory etc,"
(London 1649 und später noch drei Male) — „Semeiottca uranica" (Daselbst
1651) — „A new metod of physich*^ (1654) — „The rational physicians
Itbrary'' (1657, Supplement 1674) — „Last legacy" (1656; deutsch Hamburg
1675) — „Director obstetricum etc.*' (London 1681 , 1700) sind seine Haupt-
sehriften. Daneben übersetzte er Vesling's Anatomie.
Biogr. m6d. III. Red.
Ouinin, William C, zu London, war 1800 geboren, wurde zu Glasgow
Surgeon der Royal Infirmary, des Lunatic Asylum und des Lock Hospital. Er
verfasste mehrere Aufsätze für das Edinb. Med. and Surg. Joum. (1823, 24, 25, 27)
über Verbrennungen, Hamfisteln des Weibes, die Erkrankungen der Mamma u. s. w.
1833 lehrte er die Botanik an der Glasgow Institution. Er siedelte dann nach
London Aber und wurde Docent der gerichtlichen Medicin an der Aldersgate Street
Behool of Medicine. Er schrieb daselbst : ;, The proofs ofmfantidde considered, etc."
(London 1836) — „Tlie province of forensic medicine defined , etc." (Lond.
Me4. Gaz. 1833) — „Practice of forensic medicine, as conducted in this and
other countries" (Daselbst 1834) — „ Medico-legal disinterments in France and
England" (Daselbst). Dazu Aufsätze in der Cyclopaedia of Pract. Medic. und der
ndon Med. Gaz. Er starb am 10. April 1837.
Callisen, IV, pag.438; XXVII, pag. 187. O.
/Cuneo, Gabriele C, zu Pavia, war aus Mailand gebürtig und wurde
Schüler des Vesalius, den er gegen die Angriffe des Francesco Pozzi zu
pcelli in der nachstehend angeführten Schrift vertheidigte. Er war auch ein
«ser Freund des Gabriele Fallopio und lehrte viele Jahre die Anatomie auf
Universität zu Pavia. Auch als er nach Mailand übergesiedelt war, setzte er
ie anatomischen Studien fort und erzog viele Schüler. Die Zeit seines Todes
nicht bekannt. Seine Tabulae anatomicae sind enthalten in einer Schrift:
"T. Lexikon. IT. 8
114 CÜNEO. — CÜNRADL
17
Umv^sae medieinae s^noims^ (Vieenza 1595, foLj, Die erwähnte Vcrthddi-
gungeschrift fUr ^'esalius ist : ^Apologiae Fr anctsi Pif t e i pro Gal eno
contra Vena l tum in unatome examen^ (Venedig' 1564, 4.),
Sangiorgio, pag. SOO. '?-
Cunier, Fl o reut C, sareboren 1812 zu Belveil in Belgien, gestorbeu deii
ID. April 1852 ?m Brüssel, 8chtller Oksenooet*S, war eiuer der hcrvorragondiiten
Ophthalmologen iind hauptßÄchlichBten Begründer dca Studiunw der Augenheilkunde
in Belgien. Die von ihm im Jahre 1840 in Brüssel eröfliietc ophthalmologisebe
Klinik erfreute sich eines grcisi^en Zuspruches von Seiten des angenkranken
Puhlienms und zugleieh gah sie ihm Material für neincn kliniselien roterricht, der
stets von zahlreichen Aerzten besucht war. Von seinem praktbiehen Scharfblick
zeugt die Einführung des Atropin und Hyoscyamin, C, war auch einer der ersten
Aerzte, der bei Eutropion öpafiiuodicnni die Durchs chneiduug des Orbieulannuftkelit
vornahm. Ferner betrieb er das Studium der Ophthaluna militaris mit ganz
besonderem Eifer. Seine bedeutendste literarische Leistung ist (neben zahlreichen
Journalartikeln) die Begründung der „Annale« d'ocul ist iquc^S welche er bis zu «einem
Tode mit dem besten Erfolg redigirt liat. Er verÄUstaltete auch eine ^^Samuibing
ophthalmologischer Preisschriften**, deren erstes Heft im Jahre 1S43 zu Brüssel
und Leipzig erschien,
Biographie C.'s von Basch iii den Ann. d'ocul. 1853; 1875 auch aeiu Bildnlss,
Magnuö.
Cnniughanit William C> ("auch Cünyngham), lehrte um 1563 Chirurgie
in London. Sein f,Speculum cosmotfraphiae^ (5 Bde,. London 1559.)^ ^J*- ^^^
ff New Alnmnac etc.'' f Daselbst 150GJ enthalten viel Astrologie.
EiügT. möd. 111. Bed.
^'CunitK, Heinrich C\ ^ Hr, med. und praktischer Ar^t in Schwcidniz,
_ -"~^ ' Erbherr der Güter Kunzendorf und Hochgiersdorf, schrieb selbst „i'e Li von m
Judicium astrologicum ex eccUpsi Itmari anni vertentis 1599^, ist aber eigent-
. lieh berühmt wegen seiner Tochter Maria, die schlesische Pallas genannt. Aua-
P gezeichnet durch ihre Gelehrsamkeit, Sprachkenn t u is se , mediciniBche und niathe^
mati sehe Kenntnisse verfasste sie die Schrift: „Urajiiff //ropiha^' (October IG 50);
sie war seit 1630 verheiratet au den gelehrten Arzt Elias vox Lo£BEN
(o* LoBVEN^ s. diesen),
Betke-Napiersky, I^ pa^r. 39Cl. -— Deutsche Biogtapliie IV. Bd„ pag. 64 L
L. St io da.
Cunnlugham. ]>er älteste Träger dieses unter britischen Medieinem recht
häufigen Namens ist James 0*, der 1698 nach Indien, dann nach CbLua reiste
Eind sich, nach Englisch-Ostindien zurückgekehrt, in Pulo-CJoudor augiedclte. Er war
ttleht nur chirurgisch thätig, sondern })ewie8 sich auch als tüchtiger Naturforscher
und Sammler und bat seine Sc briftst ollerei in dieser Rieh hm g concentrirt. Ein
Pflanzengenus aus der Familie der Rubiaeeen trägt scmen Nameu, -ÄwC:
* CmmiDgliani, David Douglas 0., M, B. Ediu, und C. M. IJ^öT,
dient zur Zeit als Surgeon-Major in der Bengalischen Armee. Er hat sich eifrig
^ ^^^ mit den epidemischen Verhältnissen in Indien besehüftigt und veröffentlichte neben
den am meisten bekannt gewordenen bezüglichen Arbeiten : „A report on choler(-
(Calcntta 1871), und der mit J, R. Lewis gemein HcbaftHch vollendeten „Cholei
L m relation fo certam phijjdcMl phenomena" (C'alcutta lö78|, uoeh eine Rei
r gleichsinniger Aufsätze in den englischen Wochen Schriften, Vi^A.
CunradlT Caspar C, geboren zu Breslau am \K October 1571, gestorb
1633 im November an der Pest, war daselbst Doctor der Medioin^ Physicna, \'e
fässer der j^Prosopographiae medtcae inillenaria frio^ (Hanau 1621),
Deut^^chft Bü^grapliiü, IV, W. S t r i c k e "'
CURANDAU. — CURBAN. 115
GnrandaU; Fr. Ren 6 C. , französischer Chemiker und Pharmaceut, be-
kannt durch mehrere Erfindungen auf dem Gebiete der Gewerbechemie. Geboren
1765 in 86cz, gestorben 1813 in Paris. Unger
Gnreau de la Ghambre, Marin C. , zu Paris, war wahrscheinlich um
1594 (nach Anderen 1613) zu Le Maus geboren, hat sich weniger in medicinischer
Beziehung bekannt gemacht, wie als sehönwissenschaftlicher Schriftsteller und
Philosoph, in welcher Eigenschaft er 1635 Mitglied der Acad^mie fran9aise und
bei der Gründung der Acad6mie des sciences 1666 auch Mitglied dieser wurde.
Naehdem er ein Günstling von Richelieu gewesen, wurde er es auch bei dem
Cardinal Mazarin, war zugleich Leibarzt Lud wig*s XIV., der ihn vorzugsweise
wegen seiner physiognomisehen Kenntnisse schätzte und ihn öfter wegen derselben
eonsultirte. unter seinen zahlreichen Schriften, welche u. A. die Ursachen des Lichtes,
des Regenbogens, die Niltiberschwemmung , die Leidenschaften, die Chiromantie,
die Seele u. s. w. zum Gegenstande haben, findet sich nur Weniges, was einen
Zusammenhang mit der Medicin hat, darunter: „Nouvelles conjectures sur la
digesHon^ (Paris 1636, 4.) — „Novae methodt pro explanandis Hippocrate
et Arütotele spedmen" (Paris 1655, 4.; 1668, 12.) u. s. w. Er starb am
29. November 1669.
Haur^an, III, pag. 297. — Desportes, pag. 266. G.
^Cnrlo, Jacob C, aus Hof im Vogtlande, 1497 — 1572, lehrte in Ingol-
stadt Medicin und Physik bis 1553, von da ab bis zum Tode in Heidelberg. Er
edirte die Sectio III der Aphorismen des HrppoKRATES (Frankfurt 1596) und
Hess vorher einen Dialog: „Hermotirrms^ (Basel 1570) erscheinen.
Biogr. m6d. III. Red.
Curling, Thomas BlizärdC, seinen Lebensdaten nach völlig unbekannt,
hat einige namhafte Schriften verfasst, so den mit dem Jacksonian-Preise 1834
gekrönten „Treatise on tetanus*' (London 1836; Philadelphia 1837) — ^^A prac-
ttcal treatise on the diseases of ihe testts etc.** (Philadelphia 1843, 1856) —
„The advarUages of ether and Chloroform in operative surgery^ (London 1848)
und zwei Arbeiten über Krankheiten und Operationen am Rectum (Daselbst 1860,
resp. 1863); an der London Hosp. School of med. las er 1846 eine ^Iniroduciorif
address". Red.
*Climow, John C, hauptsächlich auf dem Kings College, und zwar bis
1868, medicinisch ausgebildet, wurde C. 1878 F. R. C. P. Lond. und wirkt zur
Zeit am Kings College als Professor der Anatomie. Seine Hauptarbeiten, Muskel-
nnd Nerven- Abnormitäten beschreibend, stehen im Journal of anat. and phys.
1873 — 1874 und 1876. Als Gulstonian Lecture trug er 1879 „77^e lymphatic
System and üs diseases" vor und veröffentlichte dieselbe nebst mehren kleineren
Arbeiten und noch einer umfangreicheren über acuten Alkoholismus in der Lancet
(Jahrg. 1877, resp. 1879 und jüngere). ^^^
GnrraiL, John Oliver C, zu Dublin, war am 30. April 1819 zu
Trooperfield bei Lisbum in der Grafschaft Down als Sohn eines Arztes geboren,
begann seine medicinischen Studien 1838 auf der Universität zu Dublin, während
sich im Meath Hospital der klinischen Unterweisung von Gbaves und Stokes
erfreuen hatte. Von 1843 an hielt er sich einige Zeit lang in Paris auf,
rde 1846 Professor der praktischen Medicin bei der Schule der Apothecarie's
11 und einer der Physicians des Dublin General Dispensary und begann um
;8elbe Zeit für das Dublin Quart. Journal of Med. Sc. eine Anzahl von Aufsätzen
liefern, unter denen wir nur (1846, 47) eine Kritik der Schrift: „Ilomoeopathy
i homoeopathic toritings" und die Aufsätze „Medical periscope" — „Obser-
ions on scurvy as it hos lately appeared throughout Ireland, and in several
"is ofGreat Britain" hervorheben. Als im Jahre 1847 Irland von der furchtbaren
8*
11») OÜRRAN. — CüRSCHMAim.
Typhus-Epidemie heimgesucht wurde, gehörte er zu den wackersten Kämpfern
gf^cn dieselbe, allein er wurde, erst 28 Jahre alt, ebenfalls eia Opfer derselben,
und ein viel versprechendes Leben erreichte am 26. September 1847 «ein Evnde.
Dnblin Qnart. Journ. of Med. Sc. Vol. IV, 1847, pag. 500. 'ttt
Currie, James C. (Corey), in Kirkpatrick-Fleming (Dumfrie^, Schottland)
1756 geboren, kam zuerst als Handelscommis nach Virginien, begab sieh dann aber,
iini Medicin zu atudiren, nach Edinburg, bildete sich in den Kraiikenbilufieni von
Northaniptou und Liverpool weiter aus und starb als Arzt zu 2^idnioutb (Devou-
shire) 1805* Er kann als einer der ersten Vorkämpfer der WilnneentziehungÄ-
methode gelten, was durch sein Buch : ;, Medical reporta on the effects of water,
cöhl and warm, üs a remedy in febrile diseases etc,^ (Liverpool 17^7j 17 OS;
deutseh Ijeipzig 1801) documentirt wird. Ausser politischen und volkewirthöcbaft-
lielien Aufsstaeu ist seiner Ausgabe der Werke von Robert Eurns, aowie einer
Schrift : ^ Populär observations an apparent deathfrom droitming, mfftications etc."^
(London 1793, 1797; französisch Genf 1800) zu gedenken.
BingT. m^4. III. Red,
Currie, William C. , Ende des vorigen Jahrhunderts in Philadelphia
als^ Arzt thilti^, hat sich durch eine Reihe von Schriften über die klimato logischen
VtThflltniBBö seiner Gegend und besonders über Gelbfieber und ihm ver^'andte
Fieber einen bedeutenden Namen gemacht. Von seinen Lebensdateu ist sonst uiebt8
bekannt. N am entlieh seien von den gedachten Schriften folgende aiifgefilbrt :
„Ili^torical account of the diseases, which occur in the different parts of the
['ffiied States of America etc,^ (Philadelphia 1792) — „A treatise oft the synochus
tctfn'oides or }/eilow fever** (Daselbst 1792) — „An historical account of the
r*nimh'es and diseases of the United States etc,^ (1794) — „ObsPrvatiom on
the ean^s and eure of remitting or bilious fever^ (1798 unJ noch zwei Gelb-
fiebergchriflteii glei(?hen Jahres, resp. 1800). Endlich „On the h'ne pox and a
variety of other medical subjects" (1802).
Biogr, m^d. III. Bed.
* Carschmann , Heinrich C. , geboren zu Giessen am 28, Juni 184ß,
Htudirto daselbst von 1863 bis 1868 unter Leükardt, Eckhakd, E, 8eit;;,
Hierauf drei Jahre Assistent des Rochusspitals zu Mainz gewesen, öiedolto er 187 L
uaeh Berlin üher , wo er sich besonders an Traüre anschloHK uud sich 1875
habilitirte. Im Juli 1875 \iiirde er zum dirigirenden Arzt des süidt. K ranke nhaune^
Moabit zn Berlin, im Mai 1879 zum ärztlichen Director de« AUgem. Kranken-
hauBeii in Hamburg ernannt, wo er zur Zeit in dieser Stellung sowie sk
conäultireiider Arzt wirkt. Schriften (abgesehen von denen caeuisti Fachen lobalts) ;
^Zur Ilisto?o(/fe des Muskelmagens der Vögel^ (Zeitschr. für w Lasen achaftl.
Zoologie, 186G, lieft I) — „Beiträge zur Physiologie der Klninhirnsckeukd^
(Gicßsen 1868, zweite Mitth. im D. Arch. f. klm. Med. Bd. XJIT) — ^Ueber das
Vprhtiltniss der Balbcirkelcanäle des Ohrlabyrinths zum Kdrpßrgleirhgp^uricht"
(Arch, ftSr Psych, und Nervenkrankh. 1874) — „lieber Diastau* der Muse, revii
ahdom."^ (Berl. klin. Wochenschr. 1878) — „lieber das Verhohen des M^thyl-
grlf'n zu amyloid degenerirten Oeiceben^ (Virch. Arch. Bd. LXXiX) — „ Ceher
KafffeintoxicatioH" (Deutsche Klinik 1873) — „Ueber Pilocarpitium mnriatic.
(BerL klin* Wocbeoschr. 1877) — „Ueber Localbehandlung der putriden JJron
chial- w. Lungenaffectionen" (Berl. Klin. Wochenschr. 1879) — lieber psychisch
Hf^mianopsie { Rinden- Hemiaiiopsie)^ (Verhandl. der psychiatr. GeHellseh* 1871)) —
„Zur Lehre vom Fettherz^ (Deutsch. Arch. Bd. XH) — nZur Lehre ix)m trau
matischpn Leber ahscess^ (Deutsche Klinik 1874) — „Ueber die Veränderungen
der äuAsereu Haut bei Meningit. cerebrospinal,^ und;, lieber Perihepatitis chromW
hyperplastica etc." (Verhandl. der Hamb. med. Gesellsch. 1883) — ^lieber Jiron^
chioli/i^ tyxmidativa und ihr Verhältniss zum Asthma bronchiale*^ (Deutseh. Arch
j
CURSCHMANN. -- CÜRVO. 117
für klin. Med. Bd. XXXII) — „ Ueber Herpes zoster und multiple Perineuritis^
(Deutsch. Arch. f. klin. Med. 1884). Monographisch beai'beitete C. „Die Pochen^^
sowie „Die functianellen Stötningen der männlichen Genitalien** (in ZlEMSSEN^S
Handbuch). Red.
Gurtis, Sir John Harrison C, englischer Ohrenarzt, zu Uxbridge 1778
als Sohn eines Wundarztes geboren, gross an Titeln und Würden, aber wissen-
schaftlich unbedeutend trotz seiner vielen otiatrischen Schriften, von denen hier nur
„A treatise on the physiology and diseases of the ear ; etc," (London 1817, 1818
und 1836) und „Gases illustrative of the treatment of the diseases of the ear,
both local and constitutional" (London 1818), in's Deutsche tibersetzt von H. Robbi
(Leipzig 1819 und 1823) zu nennen sind. Das wenige Gute ist von seinem weit
tüchtigeren Zeitgenossen Saunders entlehnt. In seiner Eigenschaft als Ohrenarzt
des Königs gelang es ihm, 1816 die erste Ohreuheilanstalt in London zu be-
grfinden, aber die auch zwei Berichte erschienen sind.
Lincke, HaDdb. der Ohrenheilkimde, £d. II. A. Lucae.
Curtis. Unter den amerikanischen Aerzten dieses Namens machte sieh ein
jüngerer Edward C. durch eine Protoplasmatheorie, die in New York 1873
erschien, neben dem an Schriften sehr fruchtbaren älteren Alva C, 1797 — 1881
in Cincinnati bemerkbar. Dieses Letzteren Leistungen beziehen sich jedoch meistens
auf medieinische Streitfragen vorübergehender Natur, so dass er nur als Herausgeber
des Botanico - medical Recorder (1837 — 1852) imd des Joum. of education etc.
(Cincinnati 1866) zu nennen ist. ßed.
Curtis. Französischer Nationalität ist Thomas B. C, der in Paris
1842 — 1881 wirkte, mit einer „Etüde sur la dilatation des r^tricissements de
VurHhre** (Paris 1873) den Preis CiviALE gewann und später ausser diesem
Gegenstande noch über ein metrisches System in der Mediciu und Pharmacie,
sowie über Hundswuth schrieb. Red.
Curtius, s. CoRTi, Matteo C.
Gortze, Georg Ludwig C, zu Ballenstädt am Harz, war am 29. Januar
1781 zu Pyrmont geboren, studirte von 1799 an in Göttingen, wurde dasell)st
1802 Doctor, liess sich iii Pyrmont nieder, wurde 1805 zum fürstlich Waldeck'schen
Hofmedicus und Brunnenarzte ernannt, 1810 aber zum herzoglich Anhalt-Bern-
bnrgischen Physicus in Harzgerode und Brunnenarzt in Alexisbad. 1819 wurde er
Medicinalrath und 1823, mit Beibehaltung seiner Stelle als Brunnenarzt, Hofrath
und Leibarzt des Herzogs. Seine Schriften betreffen fast ausschliesslich den Cur-
ort Alexisbad; er hat über denselben theils in Verbindung mit Anderen, wie
F. Gottschalk (1819), Trommsdouff (1830), theils allein Aufsätze und Schriften
(1815, 19, 22, 23, 27, 30) herausgegeben. Er hatte auch Antheil an Fß. Hoff-
wann, „Die Heilquellen am ünterharze" (1829) und verfasstc eine Anzahl von
Artikeln für das Encyclopädische Wörterbuch der mediciniscbeu Wissenschaften,
herausgegeben von der Berliner med. Facultät. Als Geh. Medicinalrath starb er
am 21. April 1846.
Schmidt, Anhaltisches Schriftsteller-Lexikon, pag. 71, 494. — Callisen, IV,
-.454: XXVn, pag. 193. ^
Guspiniaji, s. Spieszhaymer.
Curvo, Jo?Co Semmedo C. , zu Lissabon, war 1635 zu Villa de Mon-
te, Prov. Alemtejo, geboren,, war Arzt des Hofes luul starb 1711). Er hat
ilreiehe Schriften verfasst, darunter; „ Tratado da peste etc.'^ (LLsboa 1680, 4.) —
hbjanthea medicinaly 7toticias Galenicas e chi/nu'cas repartida^ en tres
tadosy etc.^ (Lisboa 1713, fol.) — „Atalaya da vida contra as hostHidad^'s
morte etc." (Lisboa 1720, fol.) — „Ohservationps actfritndiivnn fcre
IIa CÜRVO. — CYON.
inchtithiUimV' (1740, fol.) — „Observagoes medica^ donfrinae^ de cem cams
ffiarissimoSy etc.^ (Lisboa 1741, foL).
Deffhambre, XXIV, pag. 444. 0,
*Curweil, John C. , hochverdient um das Irreuweeen des Staates Penn-
Bylvanien, über welches er eine Reihe von statistischen und sonstigen Mittbeilungen
geliefert bat. Seine „Address on insantty" erschien Pbiladelphia 1869, seine
unifHiigreichötö Schrift ist: „History of the association of m^dtcal i^uperintendents
of AmfTican institutions foriheinsane front 1844 — 1874 t^tc.'* (Harrijsburg' 1875),
Eine neuere Fublication (Daselbst 1880) nimmt den Ge^eoHtand wieder auf.
Red,
Cusack, James William C, zu Dublin, war 1787 in Irland geboren,
wurde 1812 Milglied des College of Surgeons, war dann Resident Öargeou in
Steevenft rt Iloöpital und später Surgeon bei Swift's Hofipitab Er gehörte zu d*^ii
vorzliglicliHteu irischen Chirurgen und war, obgleich der eoußcrvatjven Chirurgie
in hohem Grade zugethan, ein kühner Operateur, der gleichwohl Lebenslang au
einer gewisseu Nervosität vor jeder Operation, die selbst jedoch er mit grös^tor
Kaltblütigkeit ausführte, litt ; auch als Lithotomist war er beßouders glücklich. Seine
Publicatiüiieu [)estehen nur in Journal-Aufsätzen und finden m± thoils in den Dublin
Hospital Reports (1817—1830), theils im Dublin Journ, of Med. and ChcnL Sc.
fl832 — 40) und im Dublin Quart. Journal und betreffen ii. A. die Behandlung
der Aneury8n:en durch Compression, die Resectionen und Exartieulationen am
Unterkiefer, die Ligatur der Carotis, Ruptur der Blase, Gaumenspalte, syphilitisehe
Erkrankungen der Hoden u. s. w. Zusammen mit Stokes schrieb er (1848) über
die Mort;*lit[it unter den Aerzten Irlands. 1850 erhielt er von der Duhliner Uni-
versität den Doctorgi'ad und 1852 die Professur der Chirurgie; er war dreioml
PrüF^ident des College of Surgeons und wurde nach dem Tode von Sir Philip
CjiAMtTON (J8Ö8) einer der Sui'geons in Ordinary to the Queen. Er starb am
25. September 1861.
Dublin Quart. Journ. of Med. Sc. Vol. 33, 1862, pag. 355. — GalHaen, JV,
pflE.455; XXVn, pag.194. Gurlt.
Glisson, Pierre C, französischer Arzt und Botaniker, geboren in Mont-
pellier 1727, gestorben daselbst als Professor der Botanik 1783, besehäftigte sieb
haiiptBJlehlieli mit der Untersuchung der Familie der ümbelliferen, deren Erkenntniss
er durcb werthvolle Beiträge förderte. Unjj:er.
Cuvier. Der berühmte Vertreter der vergleichen d-ÄOOtomi sehen Forschnng^
Baron Georg Leopold Christian FriedrichDagobertCj 1 769 — 1832^
der «eine Cielebrten-Ausbildung in Stuttgart genoss, hat Ange^^ichtn der bedeutenden
Anregniigen , welche er der anatomischen Forschung gab , aueb an dieser Stelle
auf Erwähn uug Anspruch. Seine rein zoologischen Arbeiten (die vielfach in's Deutäebe
(iberbctzt wurden) tibergehend, erinnern wir mit Bezug hicraaf an die ^Leipns
d'anatomie comparSe^* (gesammelt von Ddmeril und DüveRNoy, Paris, fünf Theile,
1800 — 1805; englisch London 1802; deutsch von Fiscbeh, Fborikp und Meckel,
Brauns?ehweig und Leipzig 1800 — 1810), — sowie an: j,Le r^gne animal dütribui
d'aprhH üon organisatton pour servir de base h Vhistoire Rutti reite des antmatKC
et d'introduction ä Vanatomie compar^^ (Paris 1817, 4 Bde,}.
Biogr. med. III. . Red.
*CyOD, Elie von C, geboren am 25. März 1843 m Teheh (Gouv, Kowuo)
studirte auf der medicinischen Akademie von Warschau 1858, auf der üniveraitE
Kieff 1859—62, in Berlin 1862—64 und promovirte hier 1864 und in Peter^
burg 1865. Von der Pariser medicinischen Facultät erJiielt er 1878 das Ooetoj
diplom. Als Docent für Anatomie und Physiologie an der physikaliseh-mathemstiscbe
Faeultat in St. Petersburg wirkte C. im Jahre 1868 , als auRflterordeutlicher I*rc
fes?i^or an derselben Facultät 1870. Im Jahre 1872 zum ordeutHeheu ProfeißÄ^
r^
CYON. — CYPRIANÜS. 119
der medicinischen Akademie in St. Petersburg ernannt, erhielt er die Aufgabe,
diese Akademie, welche der Herd der nihilistischen Umtriebe war, zu reorganisiren,
demissionirte jedoch im Jahre 1877, als er sich von der Regierung nicht genflgend
unterstützt sah. 1877 wurde er vom Kaiser Alexander II. zum wirklichen
Staatsrath ernannt, erhielt den erblichen Adel und folgte in demselben Jahre einem
Rufe Cl. Bernabd's nach Paris, wo er sich niedergelassen und naturalisirt hat.
Schriften: „Die Lehre von der Tabes dorsualis^ (Berlin 1867) — „Prtncipes
^electroihh'apie** (Paris 1873; preisgekrönt mit der goldenen Medaille im Jahre
1870 von der Pariser Akad. der Wissensch.) — „Lehrbuch der Physiologie^
(2 Bde., Petersburg 1873; russisch) — „Arbeiten der physiologischen Labo-
ratorien in St, Petersburg*' (1875; russisch) — „Methodik der physiologischen
Experimente und Vivisectionen*' (mit Atlas, Giessen 1876) — „Recherches sur les
fonctions des canaux semicirculaires et la formaiion de la n/)iion de Vespace*'
(Paris 1878) — „Wissenschaftliche Unterhaltungen*' (russisch, Petersburg 1870).
Zahlreiche Memoiren und Abhandlungen in den Berichten verschiedener Akademien
und den Archiven von ViKCHOW, DU Bois-Reymond, Pflügbr und Vülpian, von
denen die wichtigsten betreffen die Entdeckung des N. depressor, des N. acce-
leratorius und der vasomotorischen Functionen der Splanchnici (MONTYON'scher Preis
für 1867), Entdeckung der fettstoffbildenden Function der Leber, der Nerven-
endigungen des Peritoneums, der Fortpflanzungsgeschwindigkeit im Rückenmark etc.
Red.
Cyprianus, der Vater, Allardus C. , aus Leeuwarden, als Chirurg
geprüft 1654 in Amsterdam, folgte bei seinen Steinoperationen stets dem „methodus
cum apparatu magno" (also der 1540 durch Joan de Vigo's Lehrling Mariano
Santo, in seinem Buche: „De lapide renum liber*' veröffentlichten Methode).
Da er jedoch im Jahre 1667 einige Operationen mit unglücklichem Erfolge aus-
ftlhrte, wurde ihm die Erlaubniss dazu durch die städtische Behörde genommen
und in Folge eines gegen ihn anhängig gemachten Processes festgestellt, dass
jeder Chirurg, der ohne amtliche Erlaubniss Steinschnitte ausübte, eine Geldbusse
von 100 holl. Oulden zahlen sollte. Das Todesjahr A 1 1 a r d s C. ist unbekannt. —
Der Sohn, Abraham C, wurde zwischen 1656 und 1660 in Amsterdam geboren,
studirte daselbst und promovirte (Dissert. „De carie ossis**) in Utrecht 1680. Er
etablirte sich in Amsterdam und bekam bald einen so bedeutenden Ruf als Chirurg
und besonders als Steinoperateur, dass er in seiner 12jährigen Praxis 1400 Litho-
tomien ausgeführt haben soll. Rüysch nennt ihn „Lithotomus expertissimus" und
Morgagni spricht auch von dem „expertissimus A. Cyprianüs" (Epist. ad C-elsum,
pag. 14). Als nun Professor Matthaeus jun. in Franeker gestorben war, wurde
C. 1693 dort zum Prof. anat. medic. et chir. ernannt. Eine sehr merkwürdige
Laparotomie bei einer Graviditas tubaria von 21 Monaten erhöhte seinen Ruf.
Da er indess Monate lang von Franeker abwesend war, legte er schon 1695 sein
Amt nieder, um nach Amsterdam zurückzukehren und sich wieder ganz der Praxis
zu widmen. 1696 rief der 68jährige Leibarzt des Königs von England, Th. Milling-
TON, ihn nach England, um sich durch ihn vom Stein befreien zu lassen. Seitdem
blieb C. in London und wurde bald daselbst als Operateur so gefeiert, dass er
sieh grosse Schätze und den Neid aller englischer Collegen erwarb. Eine Beschrei-
hnng der erwähnten Laparotomie als „Epistola historiam exhibens etc. ad Th.
UllingtOHf Medic, regium Londinensem** (von Haller „Libellus egregius"
mannt), worin C. „plurima addit egregia ad negotium generationis et ad Universum
ürurgiam pertinentia^^ publicirte er 1700 (französisch Amsterdam 1707 ; weitere
usgabe Neapel 1727). Neben den Verbesserungen, mit welchen C. die Operation
es eingeklemmten Bruches bezeichnete, wird ihm (von Eloy) eine „Gystotoniia
ypogastrica** (Londou 1724) zugeschrieben, wonach also sein im Uebrigen
ibekanntes Todesjahr nach dieser Zeit anzugeben sein würde. „Excellentissimi
ajus chirurgi singnlarem humauitatem atque modestiam, ramm in hoc genere
eroum contingens miratus sum", rühmte ihn Erndl 1708. Ein seinen Schülern
1^0 CYPEIÄNUS ^, CZERNV.
viersprocheiies Werk: f,Ol/aerratiöneat chti-iirf^icac'' ist, soweit die Kcnntuiss tle^
tTütcraeiclmetou reiebt, nicht zur Veröffentlichung gekommiin. C. E. Dauiüls,
CjTlls, Arzt der Li via, der Mutter de« KaiserR Tili er ins, wahrapUein-
lieh identiseh mit dem unter den Namen Cvius Altern ateü aus Lamps^aeuR Ijpkaunteu
Arzt des Alterthume. A ETI US eitirt einen C, der gleichfalls den Beiaainen ffibrte
UEd aus EdeBsa RtÄmmte* Magnus
Czegka, s. Cejka, Johann Joseph C.
Czeklerski, Joscpb C, gehonm zn War^^diau nm 1\K MHrz 1777, studirte
zuerst auf der ehirur^scheu Schule in Warschau, dann in Frankfurt a* 0., wo er
1800 promovirt wurde. Von 1801 — 1818 war C. Lehrer an der Ilehammeuschule in
Warschau und frc hörte im JaJire 1809 zu den Gründern der dortigen neuen luedi-
cinischen Faeultiit, Er lehrte Chirurgie und Geburtshilfe und leitete die ehimrgisehe
Klinik hin 1H16, in welehem Jahn? er sieh von der UniverRitItt zurüekzoi? : am
20* Jnni 1826 starb er in Marien bad. In den Jahren 1817—18 puhlieirte er i^mn
Lehrbuch ..Ghinirg^ia^ (Warsehan 4 Bde. in 8, mit 11 Tafelu). K Ä' P
Czermak. 13er Jilterc U. , Joseph C, , zu Prag 1826 geboren und
daselbst 1848 promovirt, wirkte als Seeundararzt au der dortigen Irren an staltn
dann als Primararzt ku Brüna , wo es f^sinne Auf^^abe wurdt^, an Stelle dt;r irren-
Hrztliehcn Abtheüung des St, Anna Krankenhauses die neue mfihrische Irrenanstalt
fl8G3} ÄU gründeu. Er starb 1^70 zn Graz, wohui er 1861) ah Hrofe^isor der
Psychiatrie berufen worden war* Bein orgauisn tortseh es l\alcnt fand dte grö.^>ite
Auerkennung, schriftstellerisch documentirte es sieh in der 1806 crsehfeneuen
Abhandlung: ^Dle mäkn'scln^ Lamhbnrnfnunstah*\ Seine kleineren — mcisl
statistischen — ^pecialarheiten fmdeu sieb in der „A!lg. Zeltschn für r\vchiatne"
und in der ,j( Jestcrr eichischen Zeitsehr. flir Heilkunde". — Johann Kejjomnk,
der jüngere 0. , 1828- — 1873, studirte in seiner IleimatHstadt Prag , dann in
Wien, Breslau, Würzburg, habilitirte sieh in Prag, nachdem er von grossen Reisten
zu rftekge kehrt war und wurde siuer^t Professor der Physiologie in Graz fl855),
darauf in Krakan ( 1856J, dann in Pest (1858 — 18G0j. Er rcsignfrte dort, kehrte
nach Prag zurück nud arbeitete hier privatim iu seinem eigenen Institut. 18t>5
folgte er einem Hufe nach Jena, begab sich jedoch 1870 nach Leipzig, wo er
drei Jahre sjiilter als ansserord entlieh er IIonorarprofcss<jr starb, nachdem er schon
lange Jahre au Diabetes mellitus gelitten, C, , dem ein grosseis ElHindnnga- nud
Barste lluugstalent eigen war, veröffentlichte ITntersuebungen ^Z^ir Phif^iohuji*^ des
Ge^stc/ttsjs^inneif^ fAcrommodationserscheinungen behandelnd) — „Crberden Eaum-
tttntt der HmU**f bearbeitete in z. Tb. sehr origineller Weise auch den Einiluss des
Nervus sympathicus auf die Speiehelabsonderung, die Fort jjH au zun gsgesch windigkeit
der Pulswellen und einige mikroskopiseh-histologische Themata, Unrehscb lagende
Kesultate t\\ erlangen war ihm jedoch nur auf dem Gebiet der Laryug<dogie ver-
göunt, wo er dem Kehlkopfspiegel GAitoiA'ri al*:! rntersnchnngsJustnini*'ut Bahn
brach, Sein mit allen Vorrichtungen zum Experinieutiren und Demonstriren (auch
für popnläre Darstellungen) ujit grossen Mitteln ausgestattetes l*rivatlaboratorium
iu Leipzig konnte als ein Muster für solche Institute angesehen werden,
Ailg-. drutat'he Biographie IV- Red,
^Czernyj Vineens^ C, am 11*. November 1842 zu Trautcuan (Böhnii
geboren, studirte iu Wien, wo er hanjiMäehlieh Assistent Billeotfi's, vorher at,
auch Aas i Stent bei Arlt und Oppolzer war* Am ll>. Decembcr 1866 erfolg:
seine Pr<miotion, Ende 1871 seine Berufung als Prof\^ssor der (Jhirurgie und Dirt^-t
der Klinik iu Freiburg, eine Stelhing, die er 1877 mit der gleichnamigen
1 lei d e 1 1 \ e rg v c rta ns c h t e, — C, s cli rieb „ /j ^^'V />>>/ p zf(r oy t t^ra f fve u Vh un r/j i .
(Stuttgart 1875;, sowie Über Ex^^tirpation des Kehlkopfes, des Oesophagus, d
Niere, de»; Uterus; Mageu- und IJannrcsection ^ Operation au Kothü^teüi ^ Radie;
Operation der Ikruien etc* Be>
1
n
CZERWIAKOWSKI. — CZOLBE. 121
Gzerwiakowski, Raphael Joseph C, geboren am 24. October 1743
auf dem Landgate seines Vaters bei Pinsk, widmete sieh zuerst dem geistliehen
Stande und wurde Mitglied der Piaristeneongregation ; im Jahre 1771 erhielt er vom
Papste die Erlaubniss, das Kloster zu verlassen und begab sich nach Rom, um
Medioin zu studiren. Hier wurde er 1776 promovirt, blieb dann noch drei Jahre
hindurch in Rom und war im Hospital zum heiligen Geist in Saxia thätig. Im
Jahre 1780 nach Krakau berufen, lehrte er bis 1805 Anatomie, Chirurgie und
Geburtehilfe und starb am 5. Juli 1816. Sein Hauptwerk ist eine umfangreiche
Verbandlehre, welche 1816 — 17 in Krakau mit Zeichnungen von Victobin Rybicki
und Georg Klimke erschien: „Narzqdu opatrzenia ckirurgicznego cz^c I — VI^.
K. & P.
Czolbe, Heinrieh C, in der Nähe von Danzig 1819 geboren und 1873
zu Königsberg in Preussen gestorben, studirte Medicin in Berlin, wo er mit der
Dissertation „De principiis physiologiae^ (1844) promovii"te. Er wurde Militärarzt
und veröffentlichte eine „Neue Darstellung des Sensualismus^^ (1855), eine
Streitschrift gegen LOTZE : „Die Efntstehung des Selbstbewusstseins^ (1856). Von
einer Abschwäehung seiner naturalistischen Anschauungen legt eine Schrift: „Die
Grenzen und der Ursprung der menschlichen Erkenntnisse (1865) Zeugniss ab,
die C. als Oberstabsarzt a. D. publicirte, und welcher er noch „Die Mathematik
als Ideal fdr alle andere Erkenntnisse (Zeitschr. für exacte Philosophie 1866)
folgen Hess. — Posthum erschienen in semem Auftrage von Ed. Johnson heraus-
gegeben: „Orundzüge einer extensionalen Erkenntnisstheorie*^ (1875).
Allg. deutsche Biogr. IV. Red.
D.
Unter D iind iUe mit d\ de, de le, della, dn etc. MxlißbeEdefn Namen d a n u eingcreilit* wenn der
Gebrauch böiiri A u ;* & p r e c h e a sie als noth wendig siisaxnmen hängende Naraen chfif ak-
terisirte. Mit der ychreil) w e Lse atinimt dies noch häutiger im F ranzbsi sehen nnd Spani sehen
als im Italieuischen überein, wo Namen wie Crecchio^ Benz^ %. B. gana andere Namea
wären, als de Crecthio, de RenKi und trotzdem dag Zniiammenziehen in Decrecchio,
Derenzi nicht Utilich ist (vgl. die Nainenlisten der PaHameiit* u. ähnl.). ^ Wo Zweifel
begründet sind , wird tjei den Namen der späteren Buchstaben auf D EnräclETerw^iuseii werden.
Die mit * beaeichneten Artikel betreffen die im Sommer 1884 noch Lebenden.
Daga Chaconj b, Chacox-
Daelme. Zwei Leipziger Aerzte, vou denen der liltere, Johann Gottlieb D<,
gehalten dasei bat 1755, zn Leipzig 1783 promovirte und nlö ^elir bessuhäftigt^r
Arzt 1830 starb. Er war in allen Fälchem der Mt^dicin nnd NatnrwieseneebafteQ
bewandert, sowie auch gründlich cla.sBiseh gebildet, wofür Reine Abhandlung ^De
medmna Honuri^ (Leipzig 1776) einen dcuüielien Beweis liefert. Als bcachtens-
wertbe Arbeiten D/s sind ferner zn nennen die Dissertationen : „Aromatum ustt^
inmius qnid nervis noceat ostenditur*^ (Üaselb-st 1780} nnd ^^De aquh Zdpstm-
silni,-^^ (Iiaselböt 1783, letztere ein sehr beachte nswcrth er Beitrag zur medicinischen
Topographie Leipzigs), — Der jtlngere , Karl Friedrieh Adolf Ü. , ja^eboren
zu Leipzig 1769, promovirte daselbst 1708 (,fDe ohstriicttonihus lu universiffii
primaria midtoruTn Tnorhöruni counis^J nnd atarb 1844, You seinen lit er arischen
Arbeiten sind nocb zn erw^^btien eine Abhandlung: „De noxm ntedicaiaentorum
contpQsüoTum in pkarmacöpocm copkV' (Leipzig 1797)^ sowie die ff Beiträge zur
Aetiolügie- und Cur des Scharlachs^ {Daselbst 1810), in welchen er als neue
Behandiungs weise Einreibungen mit Oel empfiehlt nnd »^^^ Mtlch- und Molken-
curen'' (1817^ 2. Änfl, 1820), Winter,
*Dähnhardt, Christian D,, in Kiel, geboren am 28. Kovember 18 *^
%\x Eel^emti^rde, .^tudirte tu Kiel, Tubingen, Wien (Hensen, HopPE-SErLEH, Bakte
Niemeyer) und wurde 1869 promovtrt. 8eit 1869, mit Unterbrecbimg des Kriej
1870- — ^71 als Privatdocent nnd i^päter als praktischer Arzt in Kiel tb.ltig, wirl
D. auch zwei Jahre als Aflsistent bei HENSEN, Er pubUeirte Abhandlnugen in d
von ViRCHOw nnd von pFLÜrißR herausgegebenen Archiven. ^^^
Daelmana, Aegidins D. , nm die Mitte des 17. Jahrhunderts in A
werpen geboren , inuss in Lilwen studirt haben und auch daselbst promovirt ai
Er machte^ als Sehiß^arzt iin Dieni^Ce der ostindit^ehen Oompagnie^ viele Keif
r
DAELMANS. — DAHL. 123
auch nach Java, Ceylon und Coromandel, wo er sechs Jahre blieb. Später nach
Antwerpen zurfickgekehrt , wurde er daselbst Stadtarzt. D. war ein sehr eifriger
Anhänger der iatrochemischen Lehre des DE le Bo£ und bewies dies durch die
Ausgabe seiner „Nieuw hervormde geneeshmst gebouvot op de gronden van het
aleali en acidum^ (Amsterdam 1687; bis 1720 nicht weniger als 5 holländische
Ausgaben und 2 deutsche üebersetzungen , Frankfurt a. 0. 1702, Berlin 1715).
Die durch ihn in Indien beobachteten Krankheiten beschrieb er in 17 „Aamner-
kingen over verscheidene ziekten, die op het eüand Ceylon, Batavia en de kost
van Coromandel y ten tyde des autheurs verblyf aldaar, zt/n voorgevallen^ ,
(zum ersten Male in der 5. Ausgabe, 1720, seines genannten Buches) theilweise
interessante Mittheilnngen über coloniale Medicin und Tropenkrankheiten. Todesjahr
unbekannt. C E. Daniels.
*Dagonet, Henri D. , französischer Psychiater, Chefarzt Im Asile Sto.
Anne (asile clinique) zu Paris, wurde 1849 daselbst Doctor mit der These: „Con-
sidSratians m^dico-l egales sur Vali4nat{on mentale^. Für eine Stelle als Professeur
agregö der Facultät zu Strassburg schrieb er die These: „De la respiration et
de Vhimatose dans les maladtes^ (Strassburg 1853). Er hat ausserdem verfasst:
„Traiti ilSmentaire et pratique des maladies mentales etc,^ (Paris 1862) —
^Xouveau traüS SlSmentavre et pratique des maladies mentales etc." (Daselbst
1876) — „Des impulsions dans la folie et de lafolie impulsive" (Daselbst 1870) —
jyDe la stupeur dans les maladies mentales et de Vaffection disignSe sous le
nom de stupidite" (Daselbst 1872); dazu eine Anzahl von Aufsätzen in den Annales
m^d.-psychologiques.
Index-Catalogue. III, pag. 581. G.
DaUy Johann Christian D. , der Vater, seiner Abstammung nach
ein Däne, wurde in Danzig geboren, studirte in Deutschland Theologie, kam nach
St. Petersburg und bekleidete hier die Stelle eines Bibliothekars. Weil ihm das
Amt nicht zusagte, wandte er sich abermals nach Deutschland, studirte in
Jena und Erlangen Medicin und erwarb sich am letzten Orte die Doctorwürde.
üeber Riga nach Russland zurückgekehrt, wurde D. in St. Petersburg von dem
medicinischen CoUegium examinirt und erhielt am 8. März 1792 das Recht zur
Srztlichen Praxis im russischen Reich. Am 6. November 1792 wurde er Arzt im
Bezirke zu Gatschina, 1796 Arzt in Petrosowodsk, dann in Luganskoje, zuletzt in
Nikolajew, woselbst er als Generalstabsarzt der Schwarzen Meer-Flotte 1823 starb. —
Der Sohn, Woldemar Ferdinand D. (russisch W 1 a d i m i r Ivanovitsch D.),
berühmter russischer Schriftsteller, Arzt und Naturforscher, wurde geboren am
10. 22. November 1801 in Luganskoje (Gen. Jekaterinoslaw) und zuerst im elter-
lichen Hause, dann in Nikolajew erzogen ; kam früh in das Seecadetten-Corps nach
St. Petersburg. Am 2. März 1819 als Midshipman entlassen, musste er nach
Nikolajew, um in den Flottendienst zu treten. Allein der Dienst zur See behagte
dem jungen D, nicht. Er begab sich 1826 nach Dorpat, um Medicin zu studiren
und erwarb sich 18./ 30. März 1829 den Doctorgrad („Spedmen ing. exhihens ohser-
vatione duas 1. de terebratione ctanii, 2, de renum extdceratione occulta"). Als
MOitärarzt machte D. den türkischen Feldzug mit, zog über den Balkan bis nach
Adrianopel. dann 1831 nahm er an dem Feldzuge in Polen theil, in welchem er
'r die Weichsel eine Brücke schlagen Hess und dadurch auf den Gang des
dzages günstig einwirkte. Als Arzt eines Militärhospitals in St. Petersburg
fchäftigte er sich eine Zeit lang mit Augenheilkunde, bekämpfte Anfangs die
möopathie und wandte sich schliesslich ihr zu. Wegen einiger Volksmärchen
'dächtigt entging er mit Mühe der Gefahr, eingesperrt zu werden, gab die
idicinische Praxis auf und verliess Petersburg. Als Secretär des Gouverneurs
assilj Perowski lebte D. etwa 8 Jahre in Orenburg, machte dazwischen
isen, begleitete seinen Chef während des Winterfeldzuges 1839 40 nach China.
Itcr war er 1841 — 1848 Secretär des Ministers der inneren Angelegenheiten,
IM BAEL. — VAN DALEN.
Leo Perowaki in Petersburg', <iauö Dingender dea Apanagifu-Cümptoirs in Kishoi-
Xowgorod von 184S— 185tr. iiabnv seinen Abschied j siedelte nach Moskau üljer
und starb hier am 22. Scptembtir 1872. — D. war ein ausserordentlieh begabter^
ttberaua tbntiger und fleiagi^er Gelehrter, vielseitig gebildet , Arxt^ Naturforflcbcr,
Ethnograph, Liupjuiät, Adminiatrationsbeamter. AuBser seiner DLssertation setricb
er über Kiunys und Homöopathie. J^ein bedeutendstes Werk wt sein „ Worierhufih
der lebenden r?i^s.nsche7i 8praehe'\ welches bereits in 2. Auflage erschienen ist. Er
Kchrieb unter Anderem über die Secten derSkopzt^n und verfasste ein Handbuch
der Botauik» Seine ruKatgeh gewsliriebenen Märchen , Erzilhlnngen und auderen
dichterischen Erzeugnisse sind in 8 Bände als gesaumielte Werke erschienen.
Seine anderen Arbeiten «ind vielfach in russischen und deubiehen Journalen zer-
streu t, D. schrieb rnssisch und deuts^ch in gleicher Weise vüHkoumien.
VerhatidL der ge7. nstr. GKsellr^ch. Bd. VII. — N. Durpat'ache Z(?ituug, 1873, Nr. *^t,
iinf Giiindlagt^ ruHsiacher QuelleTi vouStieda. — Russii^iho Encvklopadie von Beresin,
ü,l. VI, p.g. 55-57. ' L.Stieda.
Datlenip, EdoardAngnet D., geboren 1812, renommirter medieinischer
Kiinifcer au dem königlicben Friedrieh-Hospital zu Kopenhagen , doctorirto 1841
(^De idcerf} vetitrtculi perforante^). Er war zugleich eine Reihe von Jahren
Redactour der „Bibliathek for Läger", Mitglied de^^ künigl. GesuudheitseoUegiuins,
Leibarzt des KönigH Christian VHI. und als Arzt sehr angesehen. Er starb 18B2.
Petersen.
*DahlerBp, Sophus U*, geboren zu Kopenhagen am L*5, Deeember 1844,
gtudirtc auf der L'niversitHt zu Kopenhagen und proniovirte 1881. Wirkt als
Militilrarzt zu Kyborg (TüuenJ, Ausser seiner Disaert^itioii : „Pneumotometrinke
Cndersoyeher og de rem diagno^tiake Betydfitng i de kroniHke Litugenygdmnme*'
hat er kleinere Artikel in „Ugeskritt for Läger" jjubüeirt. -^^^
Daldianu3, s, Artemuiohüs von Ephesus,
/ Dalechamps, Joseph D., aus Caen, 1513 — läSSj welcher seine Doctor-
wtlrde 15 J 7 zu Montpellier erlangt hatte und in Lyoü 3G Jahre praktisch thflti«:
war, hat seinen Ruf alg Botaniker durch eine „Historm generalis plant arum etc.^
(in 18 BileheruT Lyon 1586^1587; von Desmoülijis 1615 iVanzortiach neu auf-
gelegt uud 1653 noehmalö) begrilndet. Von medieiniseben Werken D.'s sind zn
nennen : ^^De peste libri tre^i^ m quihits etiam continetur IL CItalin de Vinnrio liber
df" peate Hc."" (Lyon 1552; — .Xlthurgie frangalsc"^ (Lyon 1570, 1573; Paris
1610 in 4.). Aust^erdem tibersetzte D. Galen 's „Adinmütrationes finatomicat^
(Lyon 1566, 157i*; und des C. Alirelianüs' „Dr morhh arutw tt dmturnis''
(Ilaselbst 1566, 1567) und veranstaltete eine lateinische Ausgabe des DloscoaiDES,
Hiowiü eine sehr gesebäitzte Ausgabe des Pliniüs.
Di et. bist, II. Eed.
van Dal8, Antonius va n D., im Jahre 1638 in Haarlcm geliorcn,
fing erst von seinem 30. Jnbre Mc die in zu studircn au und wurde praktiiseber Arzt in
Haarlcm, wo er sieh, obwnbl er eine grosse Reputation bekam, eigentlich n^chr
fbeolo,::iseb-literanKchen uh mcdieinischen Studien \\idmete. Er schrieb unter
Anderem „De aractdis Etlnharum dissertntiones dttae*' (Amsterdam 1683 uud
1700, zwei bolU Ausgaben 1G87 und 1718) und ntarb 1708.
BioKr, m'^i.iicale xind ^^ ^1, Aäi. Biogr. Woordcnhuek. t\ E. Dani&lj
van Daleu, Martinas van D., der am Knde des 17. Jahrhunderts
Hna^ die :lrKtliebe Praxis :iu>iubtc und sich „Doetor seim^r königlieben Mijjci;
von Gross-Britannicn'' fde?< Prinzcu von Oranien) nannte, hat sieb bekannt gema
dureh die Ausgabe eines BnebcR: ,, Nieuwe Pro ctifck der Medwynen^ fAmsterd
16lU)j worin er die Frtichte einer 17j «ihrigen Prnxis niedergelegt bat,
AderläHtse am kräi^igsten bekämpft uud den Nutzen v(m ehcmij^ehen Stad
VAN DALEN. — DALTON. 125
fllr die mediciBische Praxis zu beweisen versucht. D* zeicbnete sieh auch als
Dichter aus. C. E. Daniels.
DaliOB, griechischer Arzt und Botaniker, den Pliniüs in seiner nat. hist.
IIb. XX— XXin benützt hat.
Plin., nat. hist. XX, §. 148, 191. Helmreich.
Dalladecüna, Angelo D. (Delladbcima), 1786 auf der Insel Kephalonia
geboren und 1825 gestorben, war Professor der allgemeinen Pathologie zu Padua
seit 1817. Hauptwerk: „Istituzioni di pathologia generale** (Venedig 1819).
Anagnostakis. — Red.
Dalman, Johann Wilhelm D. , Arzt und Naturforscher, geboren in
Westmanland 1787, studirte zuerst unter A. J. Retziüs und Fallen in Lund,
nachher unter Thunbebq in Upsala, woselbst er Med. Doctor 1817 wurde. Im
folgenden Jahre wurde er Intendant des zoologischen Museums der schwedischen
Wissensehafts- Akademie und Botanices Demonstrator am Karolinischen Institut 1819 ;
er starb 1828. Mehrere Versteinerungen haben nach ihm ihren Namen erhalten.
Ausser einer Menge entomologischer Aufsätze in den Verhandlungen der Wissen-
sebafts- Akademie hat er „Änalecta eniomologica^ (1823) und „Ephemerides
entomologicae** (1824) herausgegeben. Heden ins
Dabnas, Jean-Auguste-Adoiph D., Sohn des nach Amerika aus-
gewanderten und durch seine Schriften über Gelbfieber (1805) renommirten süd-
französisehen Arztes Antoine D. , wurde zu New- York am 4. December 1799
geboren, zu Paris 1826 promovirt und nach mehrfachen ähnlichen Anstellungen
MMecin en ehef an der Salp^trifere — 1836. Bei sonst vorzüglicher Befähigung
2iim Arzt war D. taub. Seine Schriften — abgesehen von seiner Mitarbeiterschaft
am Dictionnaire de m^decine und an fast sämmtlichen Pariser Journalen — umfassen
therapeutische Themata, so die beiden Aggregationsthesen über Indieationen, über
Icterus (Paris 1826, resp. 1829), die Heilmittel der specifischen Krankheiten
(Daselbst 1833, Frucht einer im Jahre 1831 nach Polen unternommenen Cholera-
expedition). Mit der Arbeit „Des mitastases^ concurrirte er um den Lehrstuhl
der internen Pathologie und gab vorher „Recherches sur quelques itats patho-
logtques du tissu cellulaire etc,*' (Report. g6n. d'anat. et de phys. path. 1826)
heraus, D. starb am 4. September 1844.
Cherean bei Dechambre. Red.
D'AInoncourt , Franz Ludwig Karl D. , geboren zu Leipzig 1800,
studirte zu Leipzig und Göttingen und erwarb nach einer grösseren wissenschaft-
liehen Reise 1826 zu Leipzig die medicinische Doctorwürde („De a'ere puro,
praecipue agitato, multis in morbis reinedio saluierrimo^^J . Er war dann als
praktischer Arzt in Leipzig thätig, ging aber Ende der Vierziger-Jahre nach Con-
Btantinopel und ist in der Mitte der Fünfziger- Jahre zu Belgrad verstorben. Besonders
zti erwlüinen ist eine von D'A, verfasste Schrift; „Die Oehirnaffectionea der Kinder
in der Dentitionsperiode für Aerzte und Laien^ (Leipzig 1846), in welcher er
die damals allgemein herrschende Ansicht physiologisch als Unkenntniss, patho-
logisch als Irrthum, therapeutisch als Mord, in Summa als eine Täuschung der
Aerite bezeichnet. Winter.
Dalrymple. Ein älterer Jacobus D. disserirte 1731 zu Edinburg „De
t ^nia*'. Hervorragender ist John D., 1804 — 1852, mit seinen Leistungen:
;, ß anatomy of the human eye" (5 Taf. , London 1834) und „Pathology of
(4 '-man eye"" (36 Fol.-Taf., Daselbst 1852). ^^^
Dalton, John D., einer der grössten englischen Chemiker und Physiker
d ueneren Zeit, 1766 zu Eaglesfield (bei Cockermonth In Cumberland) geboren,
I ^r der Mathematik und der Naturwissenschaften am Collegium in Manchester,
8 "- fnach Verlegung dieser Schule) als Privatgelehrter und Präsident der
126 DALTON. — DANCE.
Litterary and philosophical Society daselbst lebend, Mitglied der Royal Society in
London und der Academie des Sciences in Paris, am 27. April 1844 geütuHien,
verdient an dieser Stelle einen Plati wegen der von ihm (in Memoirn of thü
litterary and philosophical Society of Manchester 1798, V, 28) beschriebeuen qdiI
nach ihm benannten Sehstörnng (Daltonismus), an welcher er selbst gelittcii uud
auf welche er durch seine Mittheilung die Aufmerksamkeit der Aerzte Ij^stmden*
hingelenkt hat. A. HiraiH.
*DaniaschillO, F.-T. D., wirkt seit 1867 als Hospitalarzt in Paris, ist A^irr^^^
der Facultät und Verfasser von „Des diff^rentes formes de la pneumonw fiitjnv
chez les enfants" (Paris 1867) — „La pleuresie purulente^^ (Daseibat 186t*) —
„Etiologie de la tuberculose^ (Daselbst 1872) und gab mit H. Rogee zuaaiumeii
„ Recker chea anatomo-pathologiques^ (1871) heraus. Eed.
Damerow, Heinrich Philipp August D., aus Btpttm, 1798 — 1860,
studirte in Berlin vorzugsweise unter Neümann und widmete? steh ntifort der
Psychiatrie. Von Reisen (welche besonders eine Ausbildung in der Salpetriere
unter Esquirol zum Ziel gehabt hatten) zurückgekehrt, wirkte er von 1822 ab
in Berlin als Docent, von 1830 als Extraordinarius zu Greif«wald und von 1836
als Director des provisorischen Irrenheilinstituts zu Halle. Die »mter seiner Leitung
erbaute, 1844 eröflfnete neue Irren -Heil- und Pflegeanstalt dn-ifrirte er bis zd
seinem Tode, der 1866 an Cholera erfolgte. — An Schriften Heien genannt : ., Dt^
Elemente der nächsten Zukunft der Medicin etc." (Berlin 1829} — „Ceber tJk
relative Verbindung der Irren- Heil- und Pßegeanstalten etc" (1844; befür-
wortet die Verbindung). Nachdem D. seine zahlreichen kleineren p^ychiatriBcben
Arbeiten in den Jahren 1833 — 1838 meistens der medicin ischen Vereitifis^eltiin^
zugewiesen, erwarb er sich ein besonderes Verdienst durch diii Orthidiin* dtjr
„Allgemeinen Zeitschriß für Psychiatrie" (mit Flemming und ROLLEHi 1^*44),
die in jedem Bande vortreflliche Arbeiten von ihm brachte. — „Sefeloge^% eine
Wahnsinnsstudie, erschien 1853.
Allg. Deutsche Biogr. IV. R p d.
Damianus und Gosmas, zwei Brüder und Aerzte, die lu der diocletbni sehen
Christenverfolgung den Märtyrertod erlitten und später von den rinrurji^eij ab St'butz-
patrone verehrt wurden. H e 1 rn re i du
Damion, ein griechischer Arzt, der dem älteren PjJNnra im 20. — 27, Buch
seiner Naturgeschichte als Quelle diente.
Plin. nat. bist. XX, §. 108. Helm reich.
Damokrates (oder nach Pliniüs : Serviliüs Democrates), ein grieebischer
Arzt in Rom um die Mitte des ersten Jahrhunderts nach Chr. Seine Schriften, die
den Titel führten : „Ilepl Trfi töv avrtXoTwv <7xeua<7ta; (über die Bereitung der
Gegengifte, z. B. des Tlieriak), (piXtaxpo; (medendi Studiosus), nXtvtxo;, ;rjäftno;^,
enthielten gute Recepte gegen die verschiedensten Krankheiten und waren wie die
seines Zeitgenossen Andromachos in gebundener Rede, in janibiscLen Trimetern,
abgefasst. Galen hat umfangreiche Fragmente davon in seinen Sehritleu, de
medicamentor. comp. sec. locos und per genera, erhalten.
Galen, XII, 890; XIII, 40, 2j^0, 349, 455, 820, 914, 940; XIV, m, 1155^, li^L
260 - Plin. nat. histor. XXIV, §. 43, 87. Heinire »cb
Dance, James Freeman D., aus Amhurst(New-HaDijj.shire), 171)3 — 18f
an verschiedenen Universitäten Amerikas und Englands medieiniach auf^gebilc
erhielt den Lehrstuhl für Chemie am Dartmouth College (K<.^w-IIanipshire) 1j?t
denselben an der New-Yorker Universität 1826. — Neben seinen rctu ehcmiscl
Arbeiten, die hier zu übergehen sind, erregte besondere Aufmerksamkeit : „ Chemii
examination of some morbid animal products" (Silliman's Jouni. 1822); au
ist medieinisehen Inhalts ^Concretion from the totisil" (Ebenda 182B),
H a b n bei D e c h a m h r e. li e i'
DANIEL. — DANKWERTH. 1^7
Daniel, Christian Friedrich D. , aus Sonderahausen , wurde am
13. Deoember 1714 geboren und starb 1771. In Jena waren Wedkl, Teich-
ȣYKB, Hamberger seine Lehrer ; in Halle schloss er sich an Fe. Hoffmanx an.
1742 promovirt, wurde er bald zum Stadtarzt in Halie^ sowie zum fürstlichen Leib-
arzt ernannt. Seine Schriften athmen einen entschieden modernen Geist, so bereits
die „Dissert. de spedalissima medendi metkodo omnis felicia curationis fun-
dammta" (Halle 1742) — „Sammlung medicinischer Zeugnisse, welche
über Be$ichttgungen und Eröffnungen todter Körper . . . ertkeilt toorden etc.*'
(Leipzig 1776); weniger die „Beiträge zur medictnischen Oelehrsamkeit etc.*'
(Halle, L Th., 1748; H. Th. 1751; IH. Th. 1744).
Biogr. mM. III. Red.
'''Daniels, Carel Eduard D., zu Hillegom bei Leyden am 4. Juni 1839
geboren, studirte in Leyden (6. C. B. Süringab, Peüts van beb Hobvbn, Simon
Thomas, F. W. Krieger) und wurde am 4. Juni 1862 in der Medicin, im October
1862 in der Chirurgie und Greburtshilfe promovirt. Seit August 1863 wirkt er
m Amsterdam und verfasste folgende Schiiften : „De KinderpoMnerUing in Neder-
land, meerendeels naar onuitgegeven bescheiden hewerkt*' (Uitgegeven door de
Nederl. Maatschappij tot bevordering der Geneeskunde, Amsterdam 1875) — „Het
leven en de Verdiensten van Petrus Camper*^ (Met goud bekroond en uit-
gegeven door het Provinciaal ütrechtsch Genootschap voor Künsten en Weten-
Bchappen, Utrecht 1880, 4.) — „De Verdiensten der Bollandsche Oeleerden ten
opzichte van Harvey's leer van den bloedsomloop** (door Prof. A. H. Israels
en Dr. C. E. Daki&ls , met goud bekroond en uitgegeven door het Prov. Utr.
Genootschap v. Künsten en Wetensch., Utrecht 1883, 8.). Neuerdings: „ün cos
de Lecntiasis ossea [Graniosclerons]** (Uitgegeven door de Holl. Maatsch. der
Wetenschappen, Haarlem 1883, 4.). j^^^
^Danielssen, Daniel Cornelius D., zu Bergen in Norwegen, ist
daselbst am 4. Juli 1815 geboren, war anfänglich Apotheker, studirte dann Medicin
in Christiania, Uess sieh 1839 in Bergen nieder, begann daselbst im St. Georg's-
Hospital alsbald seine Untersuchungen über den Aussatz und erhielt zu den daftir
zn unternehmenden Reisen eine Unterstützung Seitens der Regierung. 1841 wurde
er zum Stiftsarzt ernannt, machte 1843 und 1847 wissenschaftliche Reisen in*s
Ausland, nachdem er zum Oberarzt der neu errichteten Heilanstalt fQr Aussätzige
ernannt worden wai\ Gleichzeitig erschien, mit Staatsunterstützung herausgegeben,
das von ihm in Gemeinschaft mit C. W. Boeck verfasste grosse Werk: „Om
Spedalshhed*' (Christiania 1847, mit Atlas von 24 Taflf. fol.; französisch als:
„Tratte de la spMalskhed ou Elephantiasis des Grecs , traduit sous les yeax
de M. D. Danielssen par L. A. Cosson^, Paris 1846, av. atlas). Seit
1849, wo das Lungegaardshospital zu Bergen seine Wirksamkeit begann , fungirt
er bei demselben als Oberarzt. Er gab später noch die Volksschrift: „Den spe-
dahJce Sygdom, dens Aar sager og dens Forebygg eisesmidier** (Bergen 1853)
heraus, femer zusammen mit C. W. Boeck: „Sämling af lagttagelser om Hudens
Sygdomme** (3 Hefte, Christiania 1855 — 62, mit illum. Taff., fol., auch mit
französischem Text) — „Syphilisationen anvendt mod Syphilis og Spedalshhed**
(P*^en 1858). Ausserdem Aufsätze im Norsk Magazin for Laegevid. (nament-
li Berichte über die genannten Hospitäler), in der Ugeskrift for Medicin og
P rmacie (I, IV) und den Annales des maladies de la peau et de la syphilis
{. 15); dazu eine Reihe von zoologischen Arbeiten, die Fauna von Norwegen
b effead.
Kiaer, pag. 89. 0.
Dankwerth, Kaspar D., unbekannten Geburtsjahres, aus Oldensworth,
^ ie in Basel Dr. med. mit der Dissertation „Z^e hie Hungarica** (1833)
n praktieirte bis 1641 in seiner Vaterstadt Husum. Dann aber wurde er
128 DANKWERTH. — DANZ.
Bflrgemeister, wandte sich administrativen und localpatriotiscben Aufgaben zu und
leistete medicinisch nichts Weiteres.
Allg. Deutsche Biogr. IV. Bed.
Dann, Edmund D., erster Docent für Ohrenheilkunde an der Berliner
Universität, habilitirt 1832, machte sich am meisten verdient durch seine über-
sichtliche „Skizze einer GeschicJde der Ohrenheilkunde*^ (Berlin 1834; abgedruckt
in Hokn's, Nasse's und Wagner*s Arch. f. med. Erfahrung etc. Jahrg. 1834,
Mai und Juni). D, starb 1851. A. Lucae.
Danyau» Antoine-Constant D., zu Paris, war daselbst 1803 als
Sohn des sehr beschäftigten Geburtshelfers Alexis -Con st an t D. (geboren 1767,
gestorben nach 1845) geboren, wurde 1829 mit der These „Essai sur la mdtrite
gangrhieuse etc.^ Doctor, ging darauf acht Monate lang nach England, war von
1830 — 34 Chef de clinique bei der medicinischen Klinik der Facultät, concurrirte 1832
fttr eine Stelle als chirurgischer Professeur agr6g6 mit der These „Des abc^ de la
marge de Vanus", wurde 1837 Chirurg beim Central-Bureau der Hospitäler und
von 1839 an beim Hosp. de Bicetre und bald darauf bei der Matemitö, als
Chirurgien adjoint von Paul Dubois, indem er sieh von da an ausschliesslich der
Geburtshilfe widmete. Er gab in dieser Zeit eine üebersetzung von P. C. Naegele's
^Des principaux vices de conformaiion du hassin et spicialement du rStrSdjtsement
oblique^ (Paris 1840, av. 16 pl.) heraus. In den Arohives g6n6r. de m6d.
(1841, 50, 51) sind mehrere bedeutende Aufsätze von ihm enthalten: Ueber
Dystokie bei einer queren Scheidewand in der Vagina, über Anlegung der Zange
bei Gesichtslagen, Exstirpation einer die Entbindung hindernden fibrösen Geschwulst
der hinteren Mottermundslippe u. s. w. ; ebengo, nachdem er 1850 Mitglied der
Akademie der Medicin geworden war, eine Reihe von Berichten in dem Bulletin
de VAcad. de m6dec. (1853—54; 1855—56; 1864—65) über Seeale eomutum,
über die Todten-Statistik der Matemit6, über abgestorbene Poetus und neugebome
Kinder in gerichtlich-medicinischer Beziehung u. s. w. Er war als Praktiker und
als Lehrer, wie als Mensch und Gelehrter, der die Literatur seines Faches voll-
ständig beherrschte, sehr geschätzt und starb am 19. Februar 1871.
Sachaile, pag 219. — Gaz. des höpitaux 1872, pag. 173. — Dechambre,
XXV, pag. 628. G.
Danz, Ferdinand Georg D. , geboren den 26. October 1761 zu
Dachsenhausen in der damaligen Landgrafschaft Hessen-Darmstadt, studirte zu
Jena und Giessen Medicin und erwarb sieh an der Universität der letztgenannten
Stadt mit einer Inaugural-Dissertation „Brevis forcipum obstetriciarum historia^
(1790) die Doctorwürde. Im nächstfolgenden Jahre trat er in Giessen als Privat-
docent auf, wurde Prosector und Professor extraordinarius , starb aber schon am
1. März 1793 im Beginne seiner hoffnungsvollen Laufbahn. D. war zwar eigentlich
kein Geburtshelfer von Fach, doch schlagen die meisten seiner Arbeiten in dieses
Gebiet oder in die mit demselben im speciellen Zusammenhange stehenden Capitel
aus der Anatomie und Physiologie ein. Seine obenerwähnte Inaugural-Dissertation,
Giessen 1790, in 4. liefert eine gute kritische Geschichte der Zange. Seine
Habilitationsschrift „Programma de art obstetritia Aegyptorum** (Giessen 1791,
in 4.) hat mehr historischen Werth. Unter Sömmerring's Leitung verfasste er:
„ Orundriss der Zergliederungskunde des ungeborenen Kindes in den verschieden
Zeiten der Schwangerschaft^ (Bd. I, 1792, Frankfurt und Leipzig; Bd. H, 171
Giessen, in 8.). Sömmerrtno versah dieses Werk auch mit Anmerkungen. 17'
erschien sein ;, Versuch einer allgemeinen Geschichte des Keuchhustens" (Marbni
in 8.) und 1793 „Semiotik oder Handbuch der allgemeinen Zeichenlehre f\
angehende Wundärzte" (Leipzig 1793, in 8.). Kleinere Arbeiten von ihm find
sich in dem von seinem Lehrer Stabk herausgegebenen „Archiv für Geburtshilfe etc
Bd. HI und IV, sowie in Baldinger's Magazin.
Biogr. med. — Biogr. univers. — Deutsche Biogr. Kleinwächt"
DAOÜD. — DARCET. 129
a)aoud
el Antaki, aus Antiochia, lebte grössteniheils in Cairo und starb
1596 in Mekka. Er wird als directer und vornehmster Repräsentant des Spät-
Arabismus bezeichnet und verdient unzweifelhaft Erwähnung wegen seines Werkes
jyTedhira". Aus vier Büchern bestehend, bietet dasselbe im dritten Buche eme
Art Medicamenten-Lexikon — 1712 Artikel über Heilmittel — dar; Kaffee, Resina
elemi wurden hier mit aufgezählt. — Das vierte Buch enthält ebenfalls in lexiko-
graphischer Anordnung Abhandlungen über Pathologie und Therapie. Ausser der
„Tedkira^ rühren von D. EL Antaki noch Schriften über Augenkrankheiten,
Bäder, Anatomie und Aetiologie der Krankheiten her.
Leclerc bei Dechambre. Red.
Dapper, Olfert D., aus Amsterdam, wurde im Jahre 1658 in Utrecht
als Studiosus medicinae eingeschrieben. Nach seiner Promotion etablirte er sich
in Amsterdam, doch scheint er da die ärztliche Praxis nicht ausgeübt, doch sich
hauptsächlich mit historischen und geographischen Studien beschäftigt zu haben.
1663 gab er eine ausgezeichnete „Historische beschryving van Amsterdam^
heraus, dem bekannten Bürgermeister Nicolaas Witzen gewidmet; später hat
er eine Reihe von Beschreibungen von Asien, Afrika, Palästina, Arabien etc. und
auch eine hoU. Uebersetzung der Historien Herodot's veröffentlicht. Er starb 1690.
C. E. Daniels.
Daqnin, s. Aquin (d'Aqüin).
Daran, Jacques D., am 6, März 1701 zu St. Farjon geboren, lernte
Chirurgie, erlangte zunächst eine Stellung als Regimentsarzt in österreichen IMensten
nnd trieb sich in Mailand, Turin, Rom und Neapel umher. Es gelang ihm in Messina
ebenfallfi als Militärarzt anzukommen und sich bei einer Pestepidemie hervorzuthun.
Seme Landsleute transportirte er glücklich nach Marseille und erregte durch sein
Verhalten bei dieser Affaire geradezu Enthusiasmus. Als sich der Ruf seiner
Geschicklichkeit in der Behandlung der Hamröhren-Stricturen weiter verbreitete, rief
man ihn nach Paris (1754), wo er seine Bougirkunst mit Erfolg weiter ausübte.
Doch hielt er seine Methode der Herstellung elastischer Bougies nicht nur geheim,
sondern gerirte sich bei ihrer Anpreisung wie ein echter Charlatan. D. starb 1 784
mit Hinterlassung folgender Werke: „Recueil d^observ. chir. sur les maladies
de ruT^tre etc,^ (Avignon 1745; vier weitere z. Th. Pariser Auflagen bis 1768) —
„TraüS complet de la gonorrh4e virtilerUe etc." (Paris 1756) — „Composüion du
remhde de M. Daran publiSe par lui-m^ne** (Daselbst 1770, 1780). Ausserdem
mehrere Streitschriften.
Dict. bist. II. Red.
♦Darby, Thomas D., Arzt in Wicklow (Irland), M. R. C. S. Eng. 1832,
L. R. Q. C. P. Irel. 1860, hatte seine Ausbildung am Dubl. Lying- in -Hospital
genossen, als er am Rattdown Workhouse and Fever Hospital seine Thätigkeit
entfaltete. Eine grössere Schrift von ihm ist ;,0w the Operation of strangulated
kemia** (Oxford 1868) — „Cases of spinal arachnitis^ (erschienen in Med.
Press., 1879) — „On zymosis, septicaemia and blood poisoning" (im Brit. med.
Joum. gleichzeitig). D. erfand einen neuen Apparat zur Blasen-Irrigation. ^^^
Darcet, Jean D. (später d'Arcet), französischer Arzt und ausgezeichneter
( miker, geboren 1725 in Douazil, studirte in Bordeaux unter sehr schwierigen
y liältnissen, wurde dann Hofmeister im Hause Montesquieu's, dessen Wohl-
1 len und spätere Freundschaft er sich erwarb. Er kam nach Paris und widmete
s hier in der Rouelle beinahe ausschliesslich dem Studium der Chemie. Seine
j eiten auf dem Gebiete der Chemie machten ihm auch ausserhalb der Grenzen
fi es Vaterlandes einen geachteten Namen. D. starb 1801 als Membre de Tinstitut.
Unger.
Darcet, den Sohn s. unter d'Arcet.
-. Lexikon. IF. -^
1^ DAREMBERG. — DARRÄCH,
Daremljerg:, Charles Victor D,, in DijoD geboren, fitudirtc in seim^m
GeLurtßorte und proniovirte im Jahre 1841 in Paris mit einer Diagert. : f^Expomtmi
den connattimnces de Calvin atfr Vanatomiej la pht/siolof/te et la paihrdoip'e
du sj/M^ me nervenx " . Kac h dora er ei n ige Jah re als A rni en arzt fu n^rt Latte
und auch Assistent am Museum Uistoriae naturalis gewesen war, wurde er 1846
Bibliothekar der Academie de medettine und 1849 Bibliothekar der Bibliotheque
Mazarine. In dieser letsstereu Qualitifit machte er verwehiedene wissenHchafltlicbe
Reiüen in ItalieUj Deutsehlaud, der Hehweiz, Belgien und England, um bibliographische
Untersuchungen anzustellen und seltene medicinischc Handschriften zu gtudiren,
Ali^ 1871 an der mediciniechen Facultlit aufs Neue eine Frofessur in der Geschichte
der Mediein und Chirurgie errichtet wurde, eniauute man J), für dieses Amt,
obglcieh er t^ehon seit 1Ö64 am Oe liege de France Vorlesungen hielt über die
Geschichte und Literatur der medieinischen WiBseni^ebafteü. Er war jedoch m
sehr Bücher -Gelehrter, um ausserlich gros&en Erfolg zu haben als Doccnt, und
beschäi'tig1;e sich mebr mit seinen privaten Studien und dem Zusammenbringen einer
au&gedehnt«n uud vortrefflichen Bibliothek (welehe naeh seinem Tode dnreh die
Academie de mödeclne augekauft wurde) als mit seinen Vorlesungen, R starb
Im Oetober 1872 auf seinem Landbaus zu Meöuil-le-Roy.
Eine chrono log ist' he U^beraitlit semer wisaenseliatltlit'heti Arboiteu, anter denen seine
Änsgubea von O r i b a a i VI ä (in Ci^IlnboriUlon mit Cats B iiKSfrin aker) iind von Celsus'
„LJbri dt! nierliciim^ (Leipzig 1850) einen liervorragenden Platz einnehinea, siebe bei
Dechanilire, Tnm.2b. i\ E. Danisu.
*'DaTeste, Oamille D,, trat zuerst im Jahre 1847 wissenschaftlich auf
mit ^Pi^opoiikions d'auatomte^ de ph/sfologie et de pothologit*^ (Paris) j viel
später publieirte er eine „Note aitr Vexistencf^ de ramtdon dans le jaune d^ömf"
(Daselbst 1868) und erreg'te die Aufmerksamkeit besonders durch die ^Beckerchm
BUT la pn>duction cirtißcteÜe des momtrutmlh ou t^sf^at^ de teratogSnte eocperi-
Tticntale^ (16 Taf. Paris 1876), 8eit mehreren Jahren ist D. als Director des
Laboratoriums ftlr Teratoloj^ie au der ßeole des hautes etudes thäti^ und ver-
öffentlichte viele Aufsätze teratrilogischeu und allgemein -physiologischen Inhaltes,
besonders auch in ^^ir Revue seieuttfiqne- ße^L
DariOt, (Mau de D*, aus Pomar (Rurgund) 1533 — 1504, sehrieb ausser
philosopbi sehen und astroh igiseben Sebnften einen ,, Dücmirs ^r la gtmtte et troü
traües äur la priparatioyi des mSd/cametis" (Lyon 1603 und J^IoDtbelliard 1608;.
Biogr. ni6d. III. Hod.
Dariste. Von zwei Inhabern dieses Nameus ist nur bekannt, dass D, le
jeune zu Martiuii]ue zwi^i Selirifteu doa ebenfalls dort thätigeu D, l'afue fiber
Kaiserschnitt tu den Ann, de la soc. de med. prat, de Montpellier 1816 ei*seheinen
Hess. — Der Dritte ist Fran ^eis- Jose p h D.j zu Martiuifiue geboren und 1?^2(\
Dr. med. zu Montpellier, der sich spiiter in Bordeaux niederliess und über Gelb-
fieber (B^Jrdeaux 18 LH, resp. Paris 1826). hygienische MassrejS^eln in den Troj>eu
(Bt^rdeaux 1 834) und über verschluckte F'rcmdköri)er (Jouru, geu- de med, 1825) schrieb.
t'licrcaii bei Bechambre* Eed.
BarluG, M i e h e 1 D. * französischer Arxt und Katurfon^ehcr , geboren In
Grimaud 1707, gestorben in Aix 1783^ war ein SeKuler LtEüTÄiD'i^ uod RorELLE's,
wurde Profe^^sor der H(»tanik in Ah , woselbst er auch ärztliebe Praxis übte u
tih solcher die Vaecination eitrig propagirte, — Fu ter seinen Schriften siud :
nennen ; „ Histoire naturelle d^ la Provence cüntenant ee qiC il y a de ph
reuiarquahle dans les T^.giieJi vegStalj mtneralj animal et de la partie giojMrnif^f/e
(Ävig'non uud Marseille 1782— 1786J. l^njrer,
Darracll, William D„ wurde 171)6 geboren^ wirkte am mediciniHebr
Departement des Pennsylvanian College bis 1865, seinem Todesjahr. Beine ^Dr
wintja of the anatomy of the groin c^c."* erscbienen Pbiladclpliia 1830, in di
DARRACH. — DARWIN. 131
40er Jahren eine Reihe von Vorlesungen über allgemeine inedicinische Themata;
anch Gesehichtliches über das oben erwähnte Institut (1851^ resp. 1855).
Vollst. Biogr. (nicht zugänglich): Phil. med. and. surg. Rep. 1864. Red.
Darwin. Der Grossvater von Charles Robert D., der in allen älteren
biographiachen Sammelwerken ausführlich besprochene Dichter und Philosoph,
Botaniker und Zoolog, Er asmus D., am 12. Deeember 1731 zu Eiston (Nottingham)
geboren, war nicht nur medicinisch ausgebildet (Cambridge und Edinburg), sondern
prakticirte auch ; anfänglich zu Nottingham, mit nur massigem Erfolg. In Lichtfield
jedoch, wo er sich 1756 niederliess, glückte ihm eine Cur an einem hervorragenden
Manne, die ihn schnell in Renomm^ brachte. Durch eine glückliche Heirat von
Aeuaserliehkeiten noch mehr unabhängig geworden, wan^e äich D. zuerst der
Dichtkunst, dann den Naturwissenschaften im ganzen Umfange zu. Die „Zoonomta
or tke laws of organic life^ (London 1794 — 1796, 2. Bände, 4. — dann
Daselbst in 4 Bänden, später deutsch, französisch, italienisch), das Werk, welches
ihn in erster Reihe berühmt machte, begann er bereits 1770. In die Zwischenzeit
bis zur ersten Publication desselben fiel sein Wegzug von Lichtfield in Folge einer
zweiten Heirat, durch die ihm Schloss Radbourne bei Derby zufiel. In letzterer
»Stadt starb er am 18. April 1802, nachdem dieser Ehe noch 6 Kinder entsprossen
waren, und nachdem er sein Gedicht „Botanic garden" (London 1791 — 1799,
2 Theile) — die „Phytologia'' (London 1800—1801) noch selbst publleirt hatte.
Das Gedicht „The temple of nature" erschien posthum (London 1803); die
mediciBischen Abhandlungen D.'s sind im 3. Theile der Transact. med. und im
11, — 15. Theile der Transact. philos. veröffentlicht. — In gewisser Weise lehnen
sich die darin niedergelegten vitalistischen Ansichten an Brown 'sehe Gedankengänge
an. Aber D. giebt sich viel weniger einseitig, \'iel physiologischer im heutigen
Sinne. Für ihn existirt zwar auch ein naturphilosophisches Grundprincip, die ewige
Bewegung, aber er argumentirt stets mit gediegenen Beobachtungen und räumt
dem Experiment an allen bedenklichen Wendepunkten die vornehmste Stimme der
Entscheidung ein. Seine eigenthtimliche Dunkelheit des Ausdrucks, eine selbst-
geschaffene Terminologie, am meisten vielleicht die ünbekümmertheit, mit welcher
er Hypothesen, die seinem Zeitalter bizarr erscheinen mussten, unerklärt hinstellte,
verhinderten, dass seine geistreichen Essays eine durchschlagende Bedeutung
gewannen. — Von seinen Kindern erster Ehe waren zwei Mediciner, nämlich
Charles D. , welcher indess schon während seiner Studienzeit zu Edinburg im
20. Lebensjahre (1778) starb, nachdem er „Experiments etablühing a crüerion
between mucüaginous and purulent matter, with an account of the retrograde
motians of the absorbent vessels of animal bodies in some diseases" (Posthum
Lichtfield 1780) bearbeitet hatte, und Robert Waring D. , renommirter Arzt
in Shrewsbury (Shropshire), der eine Tochter Josiah Wedgew ood's, des Refor-
mators der dortigen Thon-Industrie und des bezüglichen Kunstgewerbes, heiratete. —
Diesen beiden wurde Charles Robert D. am 12. Februar 1809 zu Shrewsbury
geboren. Eine gerechte Würdigung dieses ausserordentlichen Mannes kann aus
zwei Gründen an dieser Stelle unmöglich erwartet werden. Einmal hat sich D., als
er auf den Wunsch seiner Angehörigen 1825 — 1827 zu Edinburg Medicin studirte,
TMPhrfach darüber ausgesprochen, dass der ärztliche Beruf ihn abstosse; ja er ver-
'sehte sobald es ihm irgend ermöglicht war, das medicinische Studium mit einem
leren und widmete' sich in Cambridge der Theologie. Erst die hier mit Hexslow
lehlossene Freundschaft, erst das Studium der HuMBOLDx'schen Reisen regte ihn
sich den Naturwissenschaften (aber keineswegs der Medicin) wieder zuzu-
Qdcn. Auf der anderen Seite harren die sicher nicht kleinen Anregungen, welche
^le grosse Persönlichkeit und die dominirende Bedeutung seiner Anschauungen
ßiell für die Medicin haben könnte, noch der Bearbeitung: sie sind weder
rcfaflichtig genug, um sich von selbst zu ergeben, noch hat sich während der
•zen Frist, die seit D.'s Tode verflossen ist, eine geschickte Hand gefunden,
132 DARWIN. — DAVAINE
um diese Beziehungen zu erläutern. Wir überlaggen deshalb dieselben der weiteren
Forschung und fügen dem bekanntlich sehr einfachen weiteren Lebenggange D/s
das Verzeichniss seiner wesentlichsten Arbeiten ohne weiteren Commentar bei. —
Auf dem unter Kapitän Fitzroy für diese Forschungsreise speciell ausgerüsteten
Schiff „Beagle" verliess D. am 27. December 1831 sein Vaterland, um es am
2. October 1836 wieder zu betreten. Die Hauptpunkte der Expedition waren
gewesen : Bahia, die patagonische Rüste, die Falkland-Inseln ; die Magelhaen-Strasse,
die Galopagos-Inseln. Zwei Abstecher hatten nach den Galopagos stattgefunden^
1836 kreuzte der „Beagle" im stillen Ocean und legte am oben genannten Datum
in Falkmouth an. Drei Jahre hinterher lebte D., ausschliesslich mit seinen Samm-
lungen beschäftigt, in London, begab sich dann zu seinem Onkel Wedgewood
nach Straffordshire und heiratete noch im gleichen Jahre 1839 seine Base Emma.
Bereits 1842 zog er sich dann nach dem Landsitze Down, unweit Beekenham
(Kent) zurück, um auf demselben fast genau 40 Jahre — nämlich bis zum
19. April 1882 , dem Todestage, seinen Experimenten und Studien zu leben. Im
Folgenden die Resultate derselben, Werke, deren Inhalt die wissenschaftliche
Mitwelt tief bewegte und deren Gregenstände auch der gebildeten Laienwelt nicht
fremd blieben : „Journal of reaearchea into the geology and natural kistory of
the vartous countries visited by H. M. S. Beagle under the command of Gap,
Fitzroy B. N, from 1832—1836'' (London 1839) — „(?n the structure and
distrihution of coral reefs^ (1842) — „GeoL observ, on the volcan Islands^
(1844) — „GeoL observ, on South America^ (1846) — „Monograph of the
subclass Oirripedia^ (1851, 1854 durch die Royal society) — „On the origtn of
species by means of natural selection , or the preservation of favoured rtices
in the struggle oflife" (1859, gleichsinnige Briefe und Aufsätze vorher) — y,^<
Variation of animals and plante under domestication^ (1868) — „ The descent
of man and selection in relation to sex*' (1871) — n^^ expresaion of emotions
in man and animah" (1872). — Die deutschen Uebersetzungen anlangend, vgl.
J. V. Carüs, Bd. I, S. 675. ^^ ^
Dauben ton, Louis-Jean-Marie D., am gleichen Orte wie BOFFOX
zu Montlear (Burgund) am 29. Mai 1716 geboren, sollte in Paris Theologie
Ktudiren, beschäftigte sich jedoch heimlich mit medicinischen Studien, und zwar
vorzugsweise mit Anatomie. Der Tod seines Vaters machte ihn frei, er wurde in
Rheims promovirt (1741) und begann in seiner Vaterstadt zu prakticiren. Jedoch
bereits 1742 zog ihn Büffon nach Paris, verschaffte ihm 1745 eine Stelle am
naturhistorischen Museum und gewann seine Arbeitskraft der Zoologie. Die späteren
Streitigkeiten beider Gelehrten wegen der „Histoire naturelle", an welcher D. einen
grossen Antheil hatte , fallen ans dieser Betrachtung. Seine selbständig verfaasten
renommirtesten Arbeiten sind: „Les diferences essentielles de Vhomme et de
Vorang-outang" (M6m. de TAcad. des sc. 1764, in welchem er der Lage de«
Foramen occipitale eine ganz besondere Bedeutung vindioirt) und „Sur les indi-
gestions^. D. wirkte von 1783 ab als Professor der landwirthschaftlichen Oekonomie
zu Alfort und starb am 31. December 1799.
Dict. hist. II. Red.
Daumont, s. d'Aumont.
Davaine, Casimir-Joseph D., zu Paris, war zu St. Amand-les-Ea
(Nord) um 1811 geboren, wurde 1837 zu Paris Dootor mit der These: „
Vh^matocele de la tuniqiie vaginale^ , widmet« sich fast ausschliesslich wisö
schaftlichen Untersuchungen und war ein eifriges Mitglied der Soci6t^ de biologi
für deren Comptes rendus er zahlreiche Mittheilungen lieferte. Er bekleidete niem
eine öffentliche Stellung, wurde aber 1868 Mitglied der Akademie der Medici
verfasste ein vom Institut mit einem Preise (1852) gekröntes Memoire: ^i
la paralysie g^nSrale ou partielle des deiix nerfs de la septihne paire" u\
widmete seine Aufmerksamkeit besonders den Entozoen, über die er verschiede
DAVAINE. — DAYIDi^ON. 133
AbbiaiidIuii0^eii schrieb, Sem Hauptwerk über dieselben ist der ^/FraifA des ento-
zimires et deji viaiadies vermineuMes de V komme et den anitnatix dornest if/um^
iTari^ 1860), Er ist ferner bekannt diirob seiue UnterHUcbmi^eü Über dio Milz-
brand'Bactericn. Kr starb am 14, Oktober 1882 auf seiner Besitssiin^ zu Garehes
(Seine^et-Oise).
Gtt», dej h5p. 1882, pag. £*59. — Med. Timt'^ and Giu. {^^'l JI, pag. 5:^7. G,
Davasse, JuIcb D,, seinen Lcbensdateii nach unbekaßnty trat zuerfife mit
^Des fievres ephemere et st/noque" (Paris 1847) auf. Später verööeut lichte er
ti ater dem Titel : „ Tk t^mpe a titjn e exp6r im en tti le ^ ( Daselb st 1854) B e o b acbt u n g^n
ober Strychniuanwendüug bei Cbolera und ein uuif^uglicbe« Werk ; „La syphül^
jfe^ formfs^ son umti^ (I8G5). Im „Art inödical". dessen Herausgeber 1), voa
1855^ — 1878 war, erschien noch (T, XXI, XXU^ XX HI;: ^^La dmtkese puralenie
meconnue" — neben kleineren Mittheilungen, ^^^
*Davey, James Georg- e Ü., in Bristol, g-enoss ^ieiue inedieiiiJ?*ehe Auü-
bildung haupttmchlieh im St, Bartbolomäu3-Ho?fpjtal, und zwar big 1833. M, R. 0, S.
Eng. wurde er 1836, M, R, C, P, Loml, 1859 und M. D. And, 1863. Er bat
einen atcbt unbedeutenden Theil seines Lebens, die Zeit von 1841 bij^ 1852, in
reybn im dortif^en Ärztlichen Civildienst zugebracht, legte tiich naeh seiner Rfick-
kehr hÄuptsfieblich auf Psychiatrie und Nerven krank he iteu und fnn^irt an der weib-
lieben Abtheilung de^ Middleees: Lunatic Aaylum als Mediea! Suijeriutendcnt, \oii
ihm rühren her: „The imture and proximaie cause of insantty^^ ('London 1853) —
^The gangliank itervmi^ System etc.^ (DafieJbst 1858) — ,,7%e prevalence of
micide"^ (8oc- Bcient, review, 1863) — ^^.M dfpmnmma'' (Trausact of 8t, Andr,
^ad, a»soc. 1872) und mehrere psyebiatrisebe Abbandlunj^ireu in Wixslow's Jonm.
(187 5 j 1879), Als Lehrer trat D, 1658 vor der Bristol med. ^ebool mit ^Lec-
titreä tm inBunity^ auf, ^^^
Davide Jean-Pierre D, ^ auif* Gex, 1737 — 1784, ^in^ nach privater
Vorbereitung bei einem Arzte in 8egssel, dem er diente, nach Lyon und Paris,
wnrde zuerst Maftre en Chirurgie (1764), dann aber trotzdem bald darnach
Dr, med, Seiu Schwiegervater Legat (s, diesen) verschaffte ihm die Nnehfolger-
Schaft als Chirurgien en ehef am Hotel- Dien in Ronen, wo iL uocli eine Reibe
nicht nnbedeutender Arbeiten sei neu bereits voraufgegangenen hinzufügt. Diese
iraren insofern die für ihn wichtigeren gewesen, als eine Reihe von ihnen mit
Preisen gekrönt waren j so von der holländischen Geaelisehaft zu Haarlem : „/>?>.¥^r^.
fftir ce qu^il conment de faire pottr diminuer on ^upprlmer le lak deft fmumes'-'^
(Paris 1763); von der Aead, royale de chir, die Arbeit : ^Sur la mfinü're d^onwir
et de trniter lest ahsce^ dans toutes les parties du corps^ (Daselbst 1761) und
daa „M^w. sur les contrecoups^ : voo der Aead, des sc. in Ronen: j^Dtssert,
mr le ni^cham'sme et les usagea de la re$piration^^ (Da selbst 1766). — Aus der
späteren Zeit stammen neben dem „Traiti de la nutnilon et de raccrowsement etc,"^
(Daselbst 1771) noch eine „Dwsert. mr les ("ßeU du mouvement ei da rejton dans
l^s maladies chinirgicales** (Daselbst 1770) und — speeiell hervorzuheben — - f^Oh-
AerviitiOTis mir une laaladie des os connue motijt le nom de nicroae'^ (Daselbät 1782),
Biet. hiBt, II, R<jd.
/David de Fomis, jüdischer Arzt aus Sptdeto, 1525^1 6Ch), führte, voa
\ ^Inen Bischöfen verfolgt , ein Wanderleben , welches ihn unter Anderem auch
] h Rom und Venedig ffthrte. Abgesehen von seinem hebräischen Lexikon ach rieb
i hierher gehörend: „i?e senum nffectibus^ (Venedig 1088)*
Halm bat Deeh ambro« Red.
Davidson, Wolf D, , 1773 — 1800, env-arb sieht in seiner Vaterstadt
] lin praktieirend^ einen sehn ftstelleri sehen Namen durch Abhandlungen über den
i la f ( 1 79 5 ) , t b ier iftchen Magn etismus (1798), E r nfl nss der weibl ie h e n Tr ach t au f di e
< ''ndheit (gleiehzeitig), Briefe über Berlin und einige Uebersetzungeu, ^^.j
IM DAYIDSON. — DA VIEL.
*DavidsoD. Zwd lebende eDglisebe Aerzt«, von denen Alexander D*
in Liverpool \eht. Er wurde M. D, Kdin. lS72, M- R, C. P, Loüd, 1874 und wirkte
längere Zeit am Northern Hoj^pital und an der Intinuary for childrou an seinem
W^jLnorte. Ausner AuMtzeo in der Lauoet (1874J, im Practitioner (1872)» in
den TransjacL der Pathol. soe, (1877J und an anderen Stellen publicirte er:
,,Fii(^t(!ohyp<rtrophic muscuJar ^mral^sü^ und f^Senfie of taste in relation to
faciül paral^sis and anaesthesw*^ . — *Jolin D., der Med, .Superintendent des
Irreulinspitals in Cheater, wurde von der UuiverBität Edinburg 1863 proniovirt,
naehdeni er längere Zeit am Boro Lunatic Asyl um in Birmingham g-e wirkt liatte.
Der frühere Theil Reiner Schriften ist ^ynäkologieeheu Inhalts, m llber Sehwan;^er-
seh^ift, Geburt, Puerpemlfieber (1863); die späteren besclirieben psyehiatrisehc
R ei se er fa h nm gen : „ Heu \ a t -k^ o n so 7n e of th e (arge a syl u m s of It a ly ^ f Jf^ u r u .
of nat» sc, 1874) uud (Ebenda 1875, 188 2 j türkJRehe Irrenhäuser und den Mi&s-
brauch von Cannabift neben der Syphilis^ alH hilufige llrsaeben von Geigteskrank-
heiten in der Ttirkei, "ReA.
Daviel, Jacf(ues D,, wurde am 11, Auisrust 1696 zu la Barre in der
;N'ormaudie geboren und st;irb am 3Ü< September 176:^, Er studirte Chirurgie
zu Ronen und Paris j ^\ii^ aber im Jahre 17 19, als die Pest in der Provence
gro^Me Verheenin^eu anrichtete, als Arzt dorthin und ieifltcte während der Dauer
der Ejudemie m gute Dieuj^te, dasH ihm der Ki'mig^ eine Dceoration verlieh, tvelehe
die Innebrih inv^: „Pro pewte fagata" und die Stadt Mnnieille ihn nuter die Zahl
ihrer Wvmdärzte antnahm. Er erhielt auch die Stelle cine^ tJhirurgien major auf
einer Galeere, AHein vom Jahre 1728 au zog er sioU von der Ausübung der
allgemeinen Praxis immer mehr zurdek und widnitste sieh aussch II esslieh der Augen-
heilkunde; er erwarb nich iu k(ir zerrter Zeit einen weitverbreiteten Ruf als Augeu-
arzt und ?^peeieü als* Au gen Operateur und wurde iu Folge dessen iu die ver-
sehiedeuäteu Länder berufen; so 1736 nach Lissabon, 1745 dureb Ferdinand VL
naeh Hpanieu ^ 1 750 an den kurtiilrfitlichen Hof nach Mannheini , «odaun an den
Hof nach Bayern, Man verseuchte e^ aueh, ihn dauernd an dieses oder jenes Land
zu fcsf^eln; so machte ih(n z^ B. 1745 die spanisehe Regierung glänzende An-
erbietnngen. doch w^iet^ er alle derartigen Vorschhlge von der Hand und tiess «ich
1746 danernd in Paris nieder, wo er 1749 zum königlichen Oenlisten ernannt
wnrde. Mit dem Jahre 1750 beginnt aber eigentlich erst die her\^orrageüd
operative Thiitigkeit IX*i^ , speciell seine Extraetionsversuche des grauen Staare^ii,
durch die er sieh t^lr alle Zeiten einen uuverg:lngHcheD Namen in der Gesehiehte
der Medieiu , ja ganz gewiss sogar in der Geschichte der ^lenschheit überhaupt,
erwerben sollte* Allerdings war die IdeCy den grauen Staar auf operativem Wege
au^ dem Auge zu eutferncn, keine neue, vielmehr waren derartige Bestrebungen
in den verschiedensten Kpoehen der EntwieklungsgeaeUiehte der Medicin immer
wieder aufgetaucht^ doch hatte sich dkse Idee zu keiner Zeit zu einer w^irklieheu
Operafionsniethode entwickelt. Erst D, wai* e« besehieden, dieser Idee eine leben s-
l^lhrge Form zu verleihen uud aus dem blossen Gedanken der Staaransziehung' die
wirk liehe That derselben zu gestalten* T'nd diese Umgestaltung hat IL, mögen
ihm dieses sein gutes Recht auch noch so oft ueidische Conen rrenteu bestritten
haben, in eigenster OriginnlitHt geschaffen. Alle die Prioritätsansprüche, die ge^en
die D/sche Fstraetiou erhoben wurden , sind hiutHITig und k rennen das Verdien
D,'s nicht im Geringsten bei.'iuträchtigen. Er muss vielmehr ohne jeden Zweif
als der eigentliche Vater der StaarauHziehung gelten» Der Ruf dieser neuen Op
ration verbreitete sich in kürzester Zeit llber die ganze gebildete Welt uud \
strömte D, in Folge desseu ein Operationamateri+il »u , wie es wohl kaum eine
anderen Operateur jemals wieder zu Gebote gestanden hat; so niÄchte er z, 1
1752 in einem Monat 206 Staftroperafionen, von denen 182 als gelungen bezeit'hn
werden* Auch die gelehrten (fesellsehafteu der verschiedensten Länder beeifert*
Bieh, den genialen Operateur zu ihrem Mitglicde zu erucuueu> Im Jahre 17*
DAVIEL. -* DAVIS. 135
wurde er von einem Schlagfluss schwer getroffen und starb an den Folgen desselben
in Genf, wohin er sich behufs seiner Behandlung gegeben hatte. — Ausser ver-
sehiedenen kleineren Artikeln im Mercure de France, Ree. p6riod. d'observ. de
m^d. , Mem. de l'Acad. de chir. hatte er herausgegeben: „Lettre sur les maladies
des yeiix** (Paris 1748) — „Deux lettrea sur les avantages de VopSration de
la cataracte par extracttan^ (Paris 1756). Auch soll sich ein vollständiges
Handbuch der Augenheilkunde nach seinem Tode als Manuscript in seiner Hinter-
lassenschaft vorgefunden haben. Eine Beschreibung seiner Extractionsmethode gab
er im M6m. de TAcad. de Chirurgie, T. II: „Sur une nouvelle mStkode de gu^rir
la caiaracte par V extraction^ (Deutsch Altenburg 1755). Magnus.
Davis. Der bei englischen Aerzten ziemlich häufige Name D. eignet
zunächst einem älteren Militärarzte John-Burrell D., der, 1770 geboren und
Dr. Edinb. 1808, als Kriegsgefangener in Frankreich einige Zeit verlebte. Später
war er zu London Arzt am Einderhospital und veröffentlichte ausser einigen
pädiatrischen Schriften (London 1817 und 1821) noch ein „Projet de r^glement
cancemajit les ddc^s etc," (Verdun 1806) — „Observations sur les asphyxies^
(Daselbst gleichzeitig) — „A scientific and populär mexo of the fever of
Walcheren^ (London 1810), sowie später (1836) ein populäres Handbuch der
individuellen Gesundheitspflege.
Hahn bei Dechambre. Red.
Davis, David D., am 15. Juni 1777 geboren, am 4. December 1841
gestorben, bildete sich in Glasgow (Mylne) bis zu seiner 1801 erfolgten Pro-
motion aus. Zuerst in Sheffield als Arzt, dann in London thätig, erlangte er hier
die Stellung als Geburtshelfer am Charlotte* Lying-in Hospital (1803) und später am
Northern Dispensary und an der R. Matern ity Charity ; 1827 erhielt er den Lehr-
stuhl dieser Disciplin am University College. Das erste Werk, womit er Aufmerk-
samkeit erregte, war: „Elements of operative midioifery etc,^ (London 1825).
Diesem folgten mehrere gleichsinnige (Daselbst 1831 — 1836), dann eine „De-
scription of a craniotomy and polypus-forceps etc.^ (1817) und mehrere Aufsätze
in London med.-chir. transact. 1823. — Auch tibersetzte D. Pinel's „Geistes-
krankheiten".
Haha bei Dechambre. Red.
Davis, John Hall D., zu London, war als Sohn des Vorigen 1811 zu
Sheffield geboren, studirte in London und in Heidelberg und wurde 1845 Doctor
bei der Londoner Universität, nachdem er seinen Vater bis zu seinem 1841
erfolgten Tode in seinem Lehramte unterstützt hatte. 1842 wurde er als Nach-
folger seines Vaters Physician an der Royal Matemity Charity und behielt dieses
Amt 40 Jahre lang bei. Nachdem er lange Zeit privatun Vorlesungen über
Geburtshilfe gehalten, wurde er 1863 Docent derselben an der medicinischen
Schule des Middlesex Hospital. Von 1867 — 69 war er Präsident der Obstetric&l
Society, in deren Transactions sich zahlreiche Abhandlungen von ihm finden,
z. B. über puerperale Convulsionen , Chorea die Schwangerschaft complicirend,
über Uterus-Fibroide u. s. w., und war er ausserdem Verfasser der Schrift: rylUustra-
ttons of dtfficuh parturition^ (London 1858; 2. Ausg. 1865 u. d. T. : „Parturition
d its difficidties, Witk clinical illustratioiis and statistics of 13.783 deli-
ries"). Er besass eine grosse geburtshifliche Praxis und stand bei seinen Collegen
hohem Ansehen. Sein Tod erfolgte am 18. März 1884.
British Medical Journal, 1884, I, pag. 746. — Lancet, 1884, I. pag. 779. G.
Davis, Joseph Bernard D., geboren am 13. Juni 1801 zu York,
!hte schon als Student der Medicin 1820 eine Fahrt in die arktischen Regionen
•:. Im Jahre 1823 wurde er Licentiate der Society of Apotheearies, 1843 Mit-
id des Royal College of Surgeons, 1862 M. D. of St. Andrews. Kurz vor seinem
Fahre 1881 erfolgten Tode erhielt er die Ernennung zum Union Medical Oificer
136 DAMS, — DAY-
und Public Vacciaator zu Stokes-upon-Trent. Die Lectfire von Lawrence*« „LoctureÄ
on the natural history of man^' flösste ilmij wie er selbst erzählt^ die Liel>e zu den
authropolo^iflchen Studien eia , deren Frucht uhb ia den 1856 veTv^ffentliehten
j^Crnnia Britannica^ vorliegt. Koeli ^icle andere Mono^aiibien und Beitrag
anthropolngischcu InhaltH zeu^u von dem Fleisse , mit dem er kIcIi der Wif^gen-
»chaft gewidmet Jiatte, Zu den vnn ihm gewannuelten Schädeln und Skeletten, die
211 eiuer Anzahl von 1700 .Stück augewachHcn waren, ^ab er 1867 einen mit
erkl^ircndon Katen vergebenen Katalng, den jj Thesaurus GramörUm^^ benins, den er
1875 vcrvollBtändi^te. Für ?*eiue wiswenftehaftliebeu Verdienste wnrde er zoin
Fellow of tbe Royal Sueiety und zum eorrespondirenden Mitglied vieler gelehrter
Geßellaebaften des In- und Auslandos ernannt. ^^q
Davy. Unter den Mitgliedern der engHsehen Obemiker-Familie IK waren
Hnmjihrey 1>. und Jobn D. medieiniseb ans^^ebildct, Der Er^tere, zu Penzanee
1778 geboren, fasste während seiner mediciniselieit Lehrzeit die Vorliebe für die
Chemie^ iu welcher er ftieh durch die Arbeit über den Rospirationfl Vorgang hei
den Seepflanze u j die Entdeckung des Lachgases j die Isolirung mehrerer Jletalle
einen bedeutenden Namen gemacht bat, Direct für die Medieiu wirkte er dnreh
die Errichtung der pneumatischen Aus^talt bei Bristol, für die Physik und Agrieultur
dnrch eine Ecihc wichtiger Arbeiten, die wir hier nicht bringen können. Er starb
zn Genf 1829. — Sein jftngercr IJruderj John !>., 17J)1 geboren, iu Edinburg'
1814 promovirt, diente als Militärarzt iu Flandern, Frankreieh, Vorderindien,
äowie anf den Mittelme^-rstationen fMalta). Zu AmblesidCi wohin er sieh zurück-
gezogen hattCj Htarb er 1860 nnd hiuterlieRs unter einer grösseren Keihc von
Arbeiten ^Fhysiological and anatornical rescarckes" (2 Bde., London l839j —
„On c<yrrosiv€ mUtmat^ (Philos. TranHact. 1822} — „Experiments on the tor-
pedo"" (Ebenda 1832) — ^Ow the tm^iperat^re of man*" (Ebenda 1845) —
j^ Experiments on the blood. m connection müh the theorie of rejqnr€itmn^
{Ebenda 1838) — f,On the tetriperature of man wkhin tke tropics'* (Ebenda
1850). — Denkwürdigkeiten ans dem Leben seinet^ berühmten Brnders gab
John 1>, in zwei Bünden zn London 1836 heraus, ■ — Aus derselben Familie
stammt Edmund I>., der jedoch nur cbemlseh arbeitete. Beil*
Dawson. \^on der unten angegebenen Quelle werden zwei ältere englii^iche
Aerztp D, unterschieden, Thomaw D, und Ambrosius D. Der Erste re , Arzt
am Middlesex-Hoßpital , Htarb zu London 1782, naehdem er sieh besonders mit
Gicht und Rhenmatismne (London 1774, 1776), reap. mit Augenentzündnjigen
{Daseibat 1872: Empfehlung salpetersauren Quecksilbers in Salbenfomi) beschäftigt
hatte. — Ambrosius D., über welchen alle Lebensdaten fohlen , schrieb über
Blaaenkrankheiten (Med* transact. 1759 und Phil, t r ansäet, , gleiclizeitig) , spilter
noch (London 1778) Über Hydrrjcephalüs internus und Hydatiden im Schafgehirn, —
Von neueren Aei^ten des Namens thaten sich hervor: Richard IL, zu London
mit 1848 — 1852 erschienenen Schriften Über Spermatorr ho e und MissbrAneh dex
Kalt Walser euren, — W, W. D., in Oineinuatti, der 12 OhloroformtodeßfÄlle (Dasei l)st
1871), einen medieintsch-statistisehen Bericht über den Staat Ohio 1872 nnd mehrerea
Casnistische veniflcnt lichte* — B* F. D,, Chimrge in New- York, Ve-rf asser mehrerer
1871 — 1875 daßclbst erschienener gynäkologischer Mittheüungen und einer Empfeh-
lung des Chinin gegen Kenehhustcn.
Dict. hiijt. IL Bei
Day, Henry D. , geboren 1814, erhielt seine medie inisehe Ansbildui
im Guy-Hospital nnd in Paris, promovirte 1858 an der ÜniversitÄt von St Andrei
zum M, D,, nachdem er IS 35 Licontiate der Society of Apothecaries, 1842 Memli'
des Royal College of Surgeons geworden war. Im Laufe der Sechziger-JaJirc erlang'
er die Grade eines Extra-Licentiate, eines Member und 18G9 eines Peüow des Roy
Collie of Physicians, Ausserdem wurde er 1861 zum Arzt am Allgemein'
DAT. — DEBOÜT, 137
ErÄnkeuliaiis i&ii Strafford benifeu , eine Btellun^, di*^ er Ins zu seinem 1881
erW^en Tode beibehielt. Von hier aus veröffi?ntliehte er auch die meisten meiner
medicinisehen Arbeiten, unter douen wir folgende hervorhoben : ,, Clinical hiMories
wäh cmnments^ — „A rejforf on ozone" ~ ^Braui lesions and theh vonse-
qumces^ — ^fftsiarical sieps of modern fnedicine^ (1872) — ^Bratn injurtes^
(1874) — y,Ct^rebrm]imalniemngiti» or so called .?/>o^^f(/ /*?i'er^ — „The j^pinal
GTt^n qf rhefnnatwni^ etc. g^^
Day, Job 11 D., geboren am 21. November 1816 zu rendjroke??biro, nSnd-
Walps, empfing^ 8cine mediciniscbe Ausbildung am Hofi]iital zu Middlesex, wanderte
lur Zeit der Goldentdeckun^en nach Aufttralien aus, t\^o er sich bald eine geachtete
StelluD^ erwarb uud am 10. Januar 1881 zu Geeloux, Victoria, j^tarb. Er mt der
Autor foli^cnder Arbeiten: „AUotropic oxygen in tts relution to setence and
arf^ — „On the use of owmc efher orul lard as a meanii of preventing fhe
^read of scarlet fever ^^ — „Ow perojride of hydrofjen as a remedy in Pia-
b^es^ — y^Wooden hospüah their ndvantages from a Hanitarf/ point öf tnew^ —
^Application of noscen oxygen to dimifection and desodorisation of woundA
atid ulceraled surfac^a^, -- Auch ist D. der Entdecker einer bekannten Hlutprobe.
*Day^ Willibald Henry IX, auT dem Hmtol and Iviugs College aus-
gebildet bis 1854 j wurde M, D, St. And. 1857, M. R. C. P. Lond. 1867, Am
Saniaritan Frauen- und Kinder«pital l>creits lungere Zeit wirkend, gab er eine
lieihe verdienstvoller, griij^atcntbeils bezügliche Gebiete bearbeitenden Abband lunj^en
herans, m : ^ The pulmonary and cardio c comjdicatioiin of abdominal tumours etc/'
(Transact, of the R. med.-chir. soc, 1875) — „On keadackes; their nature cause
and treattnent** (in 3. Ausg. , London 1880) — ^C^rehral complications of
typhoid fever iri children" (Harv, goe. 1875) — ^Disf^ane^ of children** (m
2, AuÄg. 1881) und Casuistinebe« im Transact. of the clinical öoe. (1860, 1877,
1878) und Brit. med. Jonm. (1870, 187.3^ 1881, 1884> ßed
Dazille, J. B. D,, frauzrjsischer Marinearzt-, geboreu 1732 in Paris, lebte
28 Jahre in den Tropen , zumeist auf San Domingo, und be^ebHtltigte sich hier in
s^ehr eingehender Weifte mit dem Studium der Krankheiten der tropischen Kliuiate,
Seine Schriften verdienen au8 diesem Grunde be^ionderes Interesse: „Ohs^rcatiouH
g^nerales sur lea maladtes des nhijres^ (Paria 1776} — ^ObBervations geni-
tales sur le^ tnaladies des climats chauds^^ (Paris 1785) — „Observations sur
les t^tano9y sur la sant^ des fenunea enceintes et sur les /wpitaux d^eulre les
tropiques" (Pari^ 1788), Uuger.
De Amicis, Tommafto, e. unter A.
Soase » William D», im vorigen Jahrhundert in Dublin wirkend und
dort auch ausgebildet , veröffeutliehte eine lieihe ehirurgiseher casuistischer Mit-
thedliingcn und polemislrte gegen die Symphyseotomie , den Kaiserschnitt , die
Trepan an Wendung etc. Bedeutuog hatten ihrerzeit seine Schriften über venerisch©
Krankheiten (Dublin 1780) und über die llydroeelenbehandlung (Dublin 1782).
Dnraau bei Dechambre. Bed,
Debout, Emile D. , aus Löwen 1811 geboren, hauptsächlieh Sehtiler
äAT*s am Bieetre-Hospiee, Dr, med, 1837, gestorben 1865, war nicht nur auf
1 Gebiete der medieiuisehen Journalistik, sondern auch wih sc nse haftlieb hervor-
end thätig. Er trat 1847 in die Redaction des Bull, th^rapeutlque ein, welche
bis zur Üeberualime dergelben durch Brichetead fortführte. Mit Goyeaud
Iffentlichte er „//e l'etat de t/t^rapeatique concernant fe traitement des vices
conformation gdnitaie^ (Paris 1858 und eine Ergänzung zu demselben Thema,
i4). Ferner ein ^Recueil de m^num^es sur lo chirargie resianrairice** [Daselbst
-fi), \'orher war das mit DuCKEXXK zu^autmen geüchriebene Werk (Iber
138 DEBOUT. — DE CRECCHIO.
Klektrtcität bei Läbmiiögen und Atrophien (1853), noch früber ein Versucb aber
Phrenolüj^e (1842) erscbieneu. 1836 hatte D. die SMELLiE^Bchen ^eJmrtshilfliühen
Tatcln liiit einer Ueberseta«o^ des Textes herausgegebeu-
C h e T e a u bei Dechambre. Btt.
* Debove, Gr e o r ^ e - JI a u r i c e D., geboren zu Paris um IL März 11? 49,
ötiidirte auf der ficüle de Paris, ein Jahr auch in Berlin uud wurde Dr. med- 1673*
Als Huspitalarzt in Paris (seit 1877 J uud Professeur agr^gc der FacdtjU in Paris
iseit 1878) hat er zahlreiche klinische Arbeiten in den Verhandlungen der „Sofietfi
medicale des böpitaux de Paris '^ publicirt. j^^^
De Carro, Gio vanni de C, zu Belluno geboren, ^rÜsBfentheila in Wiea
lebeudj war einer der eifrigsten und tliiltigsten Verbreiti^r der Sehutzpoekcmnipfung
wobei er die natUrljeheuj au den lüiubardischen Kühen entdeckten Kuhpor-kep
benfitzte und den Impfi^toff in fast alle Länder Europas und naeh deiu fernen
Orient verschickte- Ausserdem Rundete er in Wien eine Anstalt für Schwefel-
räueherungen in chroßiseben Krankheiten. Seine wichtigsten Schriften sind:
^Osaervaziom ed e^perk?Lze ^ul vatcino^ (Wien 1801) — .fStoria della vacci-
nazione in Qr^cm, Ttirchia e nelle Indie orientali" (Wien 1814} — j, Lettern
siil vacchw^ (18^0) — ^Relazione j istruzione ed osservazioni pratiche per
rupplicQzione delh fumigasioni solforose^ (Wien 1817, 18110- Ferner ver-
fiffcutlichte er verßeliiedene interessante Beobachtungen Über die Anwendung des
Jods (in den Annali Univ, de Med. 1819, 1820, 1821> Caatani.
* Dechainbre, A. D., zu Strassburg am 6. Februar 1844 mit der These
^Hnr VliypertrophiB coticeMriqiie da coeur et les dt/üiations de V^pine fmr
rdtracthn musculaire^ promovirt, gab von 1853 an die „Gazette hobdoraadaire
de medeeiue et de Chirurgie" heraus, lebt als Mitglied der Acadeuüo de m6decine
uud Medeein du conscil d'etat in Paris und ist besonder?? beknuut als oberster
Leiter der f'ublication des grosÄCu .^Dictionnaire enct/clojfedigue den sr^ü^ncfji
mSdicalefi** (^'r. 133 unseres Quell en Verzeichnisses) , dessen Bedeutung allgemein
anerkannt ist- Von seinen frühereu Arbeiten sei noch die mit de Piedra Santa
herausgegebene Schrift ^^Dc VenReignement medical en Toscfine et en France"^
erwHbnt* Red.
DeckmaaB, Christian Gottlieb D., zu Rendsburg am 8, April 1798
geboren, Thirurg im frauxO^^i sehen Feldzuge, dann zu Kiel uud Kopeuhagen weiter
ausgebildet, an erster er Universität 1824 promoviii; und bereits 1829 an der-i^elben
als Prosector und Extraordinarius, 1S33 als Director der ebirurgisehcu KHuik
(Kaebfolger Fischer 's) angestellt, starb bereits 1837 und vereitelte durch seinen
frühen Tod die durch seine Schriften ^lugeregten Hoffnungen, Dieselben behandelu
chintrgiscb-caäuistisebe Gegenstände und finden sich publictrt in Jahrg. l— II von
Pfakf's Mittheilungen,
Hahn liei Dechambre* Red,
* De CreccMo, Luigi de C<, geboren am 11. September 1832 in Lan
ciano (Abruzzea), wurde 1855 in Neapel zum Doctar promovirt, 1H61 zum
Öupplentcn , 1862 zum ausserordentlichen Professor und 1868 zum ordentlichen
Professor der geriebtlichen Mediein an der Universität Neapel ernannt, welch
Stellung er auch gegenwärtig inne hat. Zweimal war er auch zum heputirtcn d<
itaiieniseben Abgeorductenkammcr gowflhlt und vertrat im Purin meut lebhaft di
Interessen des niediciuischeu Lebru^eHcn« überhaupt und die des kliuiseheu üntei
richte« in Neapel im Besouderen Die gesetzlich besehlossetie Uebertragung de
Kliniken in die Nähe des grossen Krankeubauses der Incurabili hat in ihm de
crfrigsteTi Vorbereiter und Verfet*bter gefanden. Sein Hauptverdienst aber ist woh.
als der Erste m Italien dem Studium der gerichtlichen Mediein eine experimentcl
Basis gegeben und ein eigenes Institut für gerichtliche Mediein in Neapel j troi
DE CRECCHIO. — DEE. 139
Söhwierifrkeiten , jsregiUudet au babeu , mit welchem aucli die Mor^^ue dir
Xeipel verbunden werden i^olL — Seine wichtigsten Schriften Hind: ^Sulla fon^
dasione di {staut i mediCo-legaW (im MOR^iAGNI, Neapd 186:J) — ^Sopra im
cmo di apparenze viriU in mia dönna"" (Dai^ielhKt 1^^65) — y^ Delta morte per
fieddoj studii fiperimentali*' (Daselbi^t t86G) ^ — ^Ze Uggi italiane e la medicina^
^Daselbst 1869) — ^^Casistica medico-lrgalet raccoffa dl casi pratici^^ (DaBelbst
1872J — „Lezfoni di mediema legale secondo i codici dd regno d^Ualia'^
fDaserUst 1873—75, in 2 Bänden). Cantanh
*De Cristoforis, MalacUia de C-, geboren am 9. November 1832 zu
Mailand , ^tudirte au der Tniversitüt Pavia ^ wo er 1856 zum Uoet^ir proumvirt
i^nrde- Er T^idniete sieh besnnders dem Studium der Gebiirtsliilfe und 6yiiäkült>^ie
and reiste zu ^leiuer Vervollkomraming uaeh Würzburg-, Prag, Wien, London und
Paris, Seine bevorzugten Lehrer waren VAmzzXy Porta, Lovati, SCASfzuNi,
Sevffeht, C, Braux, Spe:?cer Wells, Gbaily Hewitt und M. Siif.s, Vom JaUrc
1867 bis 1877 fungirto er al.s Primararzt im tMpedale niaggiorc von iVIatlandj
g^e^amw-lrtig i*^t er Privatdocent seiueüi Faehes. Au den italienischen Befrei imga-
krie^en von 185Uj 1860 und 18G6 nahm er aln Milltlirarzt Tboil, Er wirkt lu
Mailand als Arzt, namentlich f[tr Franeukraukheiten , und verrifteutlichte u, A, :
^ Delle deviazioni utet-ine e de Ha loro cura meccanica^' (Pavia 1850) —
^Qvarifitomia tseguita etc,^ (Gazz* med, itaL Lombard. 1868^ — „Ze ttialaUie
dtllft dofinuj (rftUolo cUrtico^ (Mailand 1861) — fjTotise rtßessa du antivefsione
dtlV uiero'^ (Giom. intemaz. die sc. med., Neapel 1383) — „ Vidvodima e metrite
cervlcaie f/ranulosa m gicvane mildle^ (Morgagni 1883) — „Vago-eletlro-
ßuntura negli anenrtsmi deJV nfu'fa'^ (Rendie, del r. Istituto Lombard. 1870) —
nZa trasfitsione del sangue'' (Atti del r> Mituto Lombard. 1875, gekrünte
Preiwhrift). CantanL
Decroso, Loutä-Marie D., 1777 — 1862, Militärarzt und von 1830 ab
m Paris ]jraktiseh thätig, maehte ^ieh einen Namen durch eine ausgezeiebnete
Arbeit über Seh u?ts wunden (TheBO , Parii^ 1814) und seine durch eine Medaille
^■krönte Opferfreudigkeit w^lhrend der lH4f*er Cboleraepidemie*
Ha hu Wi DethttTiiljre. Uta.
Dedekind» Johann Julius Wilhelm 1>., 1742 — 1790, zu Helmstadt
1777 prom^ivirt, war Stadtarzt in Königslutter sowie — von 1789 — ^ in IJolz-
m In den und Verfasser von „i^e rentedüs contra formicriJi'' {Helmstädt 1777) und
yCurart der naüirlichen Pocken*^ (Holzminden 171H).
Dureftn bei Det hambrc. ^M*
Dee, Arthur D. , „einer der gelehrtesten und verdien^tvolleten Aer^tc
14*1 ner Zeit" (Ricicteb) , wurde geboren zu Mortlake in der Provinz Surrey am
14. Jnli 1570 ala Sohn des bertlhmten Mathematikers Johann i). Dr erhielt
seine wissenschaftliche Bildung in der Westminster- Schule in London, studirte
Mediein in Oxford und London , begleitete seinen Vater auf einer Reise durch
Frankreich und Deutschland, Holland, Ungarn und Polen und erwarb sich dabei
-^ne grosse Sprachgewandtheit. Nach öeiuer Eückkelir wurde er Leibarzt de^ Königs
kob L von England. 1621 siedelte D. nach Moskau über, um beim Czaren
ehael Fedorowitsch (Romanow) Leibarzt zu werden. Al8 besonderes
eben der ezarischcn Gnade ist anzusehen, dass dem I*» im Jahre 1G26 gestattet
rde, sein Vaterland zu besuchen. Im September 1627 kehrte D. naeh Mokkan
fück, um seinen Posten wieder einzunehmen. Am 7. Mai 1634 wurde er aus
n ezarisehen Dienst entlassen, ging in sein Heimatland, um Leibarzt des Königs
irl L von England zu werden. Nafh der Enthau|>tung Ka rTw zog I>. sich in
* Privatleben zurück und suchte nach dem Stein der Weisen ; er starb im Sep-
*ber 1651 «u Norwich, D, war in gewissem Ma«se der Astrologie und Alchjmie
140 DEE. — DEJEAN.
zu«:ctbati^ er verfasste noch in Moskau ein Werk: „Fasciculus chimtct^s, abstrmae
Hermeticae sdentiae mgressum, progressum, coroniden explicmis^ (Paris 1631^
voa El, Ashmole in's Englische übersetzt).
Richter, G. d. M., Bd. II, 30. — Fechner, Chronik der evAug. Gemeinde in
Moskau. 1876, Bd. I, pag. 195, 202, 205, 208, 259, 266. L. StierU.
van Deen (ursprünglich Izaak Abrahamszoon) , 1804 iu Eurgsteinfurt
gebnren, studirte in Kopenhagen und promovirte im Jahre 1834 iu Leydcn („Jh
diffevenlm et nexu tnter nervös vitae animalis et vitae organlcae'^), v, D. übte
die Praxis in ZwoUe aus, bis er 1851 als extraord. Professor pliyaiologiae (Antritts-
rede: ^Omr den onivang der physiologische wetenschap en over de waar-
nemüig als het eenge middel om haar te beoefenen") nach (xroriiiigeu geruteu
ward, wo er, von 1857 als ord. Professor, bis zu seinem Tode im Jahre 1869
mit dem grössten Eifer wirksam war. v. D. war physiologischen Studion sehr
ergeben und beschäftigte sich besonders mit Nervenphysiologie. Von 1845^ — 50
war er Hanptredacteur des y^Nieuw Archief voor binnen- en huit4^nlendäche tje-
neeskunde in hären geheelen ainvang^, 1846 constituirte er mit LJOXüehä und
Mor.KscHOTT die ^yRoll, Beiträge zu den anatomischen nnd physioloffischf^n
Wüseti^chaften^ . Ausserdem veröffentlichte er im ^Tijdschr(ff voor natuurUjh
geschiedenis en physiologie" : „Over de zydelingsche tdkktn van den Nervm
vagiis hg Proteus anguineus^ (1834) — „Eenige aanteekeningen iiver de zenttwfn^
byzonder over de zenuwvlechten" (1838) — „Over de vooi'ste en achterste strengen
van het raggemerg^ (1838) — „Over de gevoelszenuwen en het verband tusschen
de gevoels' en beweg ingszenuwen^ (1839) — eine „Änatommche Beschreibung
eines monströsen sechsfüssig en Wasser frosches^ Rana esculenta*" fLeydeu 1838) —
„Nieuwe bydragen tot de physiologie der Zenuwen^^ (1838) — ^Xadere ont-
dekkingen ovet* de eigenschappen van het ruggemerg^ byzonder over den daarin
gevQiiden zenuw-omloop^^ (1839) und „Traitis et ddcouverte» sirr la physiologie
de la moelle Spini^re'' (Leyden 1841). Als akademischer Leljrcr war v- D» Behr
beliebt und hat sich um den Unterricht der Physiologie in Groningea durch die
Stiftung eiücs neuen, mit einer ausgezeichneten Instrumentensammluug au.^igestnttcten,
physiologischen Laboratoriums sehr verdient gemacht. C. E. DauKl:?.
Deeringy Karl D., aus dem Sächsischen gebürtig, studirtc und jjromovirte
in Leyden und siedelte sich, nachdem er mit einer GesandtBchatt naeb Euglaud
gelangt war, zunächst in London, dann in Nottingham an. Seine bleibenden
Verdienste beruhen mehr auf botanischem als auf medicinischem Gebiet. Auf letrterem
hatte er sogar mit seiner Neuerung einer antiphlogistischen Pockenbehandlua^c
eutsebieden Unglück. D. starb 1750, nachdem er einige Entdeckungen auf dem
Gebiete der Kryptogamenlehre gemacht hatte, mit Hinterlassung botinischer uud
topographischer Schriften und eines Briefes über die Poeken an Sir Parkins.
Biog. med. IIL Bed,
Dehne, Johann Christian Konrad D., geboren zu Celle, Physicus
zu Öchöningen (Herzogthum Braunschweig) und 1791 gestorben, ist der Verfasser
der Schriften: „lieber Tinctura acHs antimonii^^ (Helmif^tädt 1779, 1784)
und jfleher den Maiwunn und seine Anwendung gegen Hundswuth^ TLeip^dg
1788, 2 Bde.).
Biographie iiniverseUe. yf. Stricket
Deidier, An t eine D. , französischer Arzt aus Montpellier, promovi
dafielbtit 1691, wurde Professor der Chemie und wirkte als solcher 30 Jahre hi
in Montpellier. Er übersiedelte darauf nach Marseille imd übte hier änstHi
Praxis bis zu seinem Tode 1746. Ungor,
Dejean, Ferdinand D., 1728 — 1797, war längere Zeit in iudiscl
Colonien als Arzt thätig gewesen, als er sich gegen 1790 in Wien niederlies^,
1
t
DEJEAK ^ DEJSCH. 141
war in Leyden 1773 proinovirt worden. Er jsrab Erlftuteningen zu Gaitb*s Schriften
(Wien 17^2, 1794, lateiukch überst^tzt von Grünee) heran« nnd veröffcnt liebte
(Petersbnrg 1777) eine l>is«eTtalion : ^De igntj mngmne etc.'*
H a h 0 bei D e c h a m U r e. B e d.
DeimaHj Joan Rudolph D», aus einer alfen anKebnlichen ÄniHterdamer
Familie, wurde in Hagen (OstFriesland) am 29, August 1743 gebaren, stndirte
in Halle Uüd pr(iniovirte daselbst 1770 („De imh'catione vitali genemtim^). Er
etablirte sich in Amsterdam 5t Is praktischer Arzt nnd zejehnt?te sieb darnach aus
(1778) dureb seine m\i v, TrOOstwyk verüffentliebten Abhandlungen: ^Froefne-
mtngen onit^efit de Derhetering dir luchi door nnddrl van den groei der planten^
(Aber die Lehnaütze von Priestley). 177Ü bekam er (mit V. Ta.) eine goldene
Medaiijß in Rotterdam j 1783 noch einmal in Haarlem, Schon 1779 hatte er sich
damit beechäfligt, den EIdAubh der Elektricitilt auf verschiedene Krankheiten zu
s?tudjren und 1783 heanti^^ortote er wieder, tnit v. Tr., eine Preisfrage darüber in
Rotterdam^ während er zwei Jahre spater in Paria einen Preis bekam wegen einer
Abhandhing über den Nutzen der Chinarinde im intermittirenden Fieber. D, war
mit V, Tb, der Stifter jener kleinen (Mitglieder waren nur Nie^wländ, Bondt,
Cal'werenbukqh nnd G. YfitHJK), doch berühmten chemischen Ge^ellöehaft, die im
Aaslande allgemein als „les ehyraistea Hollandais" bezeichnet wurde und die die
Früchte ihrer Wirksamkeit in den „Reeberehes physieo-ehyrniques" vert^tfentlicbte.
Als Loa 18 Napoleon König von Holland war, ernannte er W. zum Leibarzt.
D. starb 1807,
J. de BoBcU, Lofredfi op J, R De im an, Ainst. ISCß. C. E, Daniels,
Deisch, Johaun Andreas I)., lieferte, wie BrEBOLD in .«einer Geachichte
der Geburtshilfe (Bd, II , p^g* 426) richtig Ha^te, einen traurigen Bew^eis, das«
sieh die Geburtshilfe in der Mitte des vorigen Jalirhunderts an gar manchen Orten
Deutschlands in einem erbärmlichen Zustande befand. Er bediente sieb in seiner
Praxis der rcihesteu und barbarigcheBten Entbindungsmethoden, 8chün seine zu
Straßeburg (1740) erschienene ^DisserL inaug. de neces^aria m partu praeter-
nat uralt inst^^wtnentorum appUcütione^ (4*) i i'^ der er die Noth wendigkeit des
Gebrauches scharfer lustrumente in der geh urtöhilfii eben Praxis vertheidigte ^ liess
Termutbeu , welchen Weg er in dieser seiner Fach praxi s betreten werde. Der
Erfolg rechtfertigte auch diese Vermutbung, denn in Augsburg^ wo er 1743, wie
SlEBOLD sagt, seinen WiirgungskreiH hatte, wilthete er in grilSHlieber Weise unter
den Gebarenden und deren Früchten, Er perforirtej zerstti ekelte, deeapitirte ohne
Rücksicht auf das Leben der Früohte « so dass es gar nicht selten vorkam j dass
Kinder mit angebohrtem Kopf zur Welt kamen. Allein im Jahre 1753 gebrauchte
er onter 61 Geburten *2L> Mal scliarfe Instrumente, so dass von den Mtittenj
10 starben. Die Zange gebrauchte er nur 4 Mal, 2 operirte Mütter aber verloren
bei dieser Operation das Leben. In seiner naiven Unverfrorenheit viTöffentliehte
er sogar diese Resultate: ^ Kurze U7id in der Erfahrung gegründete Abhandlung^
dass weder die Wendung j noch englische Zange in allen Gehirt^pillen vor
Mütter und Kind sicher gehrauchet ^ noch dadurch die ttcharfen Instrumente
gandicfi vermieden werden könnefi^ TAugsburg 1754, 8, und 1766, 8,) und
ftihrte dabei in der Vorrede au, dass, w^enn seine Wirkungsweise auch einigeii Wider-
neb hervorrufen sollte, man bedenken mflsse, dass schon lange vor ihm nebarfe
tnitnente gebraucht w^orden seien. 1 *er Widerspruch trat auch bald ein, indem er
• Gericht gezogen wurde. Er suchte sich zw^ar in neuerlichen Bcbrifteu zu verthei-
en^ doch endigte das eingeleitete Vertahren zu seinem Naebtheile, namentlich als sich
Caiversität zu HclmstMt 1755 in einem angcsuehteu Gutachten in ungünstiger
iäe über sein Treiben und seine Schriften aussprach, 17G1 musste er sich
ti rrtheilsspruche ftlgen , sich der Aug^nirger Hebammen- und Accouchcur-
Inang zu unterordnen, den Befehlen der llelmstiidter Universität künftig naoh-
'^mmen und nie ohne Zuziehung eines anderen Arztes von seinen Instrumenten
1
f
142 DEISCH. — ÜELABERGE.
^
L
Gebraucb zu maclion. iHircli einen Eid mnsstf er sich verpflichten, dieser AnordDunjr
zn i^ehorebeu» Trotz dem Mitgetheilten war ll. Mitglied und 1766 srig-ar lH'(*ati
deH Colleg. med, zu Augsburg und als ^<ilcber }>estallter Prüfer der angebeudeD
Wundärzte. Seine Gebnrt Mit in das Jjibr 1713, Er studirte in BtraBsburjr,
promovirte danelbst 1741 und begab sich dann in seine Vaterstadt Au^burg, in
der er zum Stadtarzt bestellt wurde.
Vcrgl, MeiiHl, süivIö SieljolJ 1. c. K 1 ei u w a t lil er.
Deiters, Otto Friedrieh Karl D,, am 15, November 1834 zu Jkmn
geboren und daselbst 1856 proniovirt, diente seine Militärzeit 1857 in Berlin ab
und arbeitete fleissig im dortigen pathologißcLen Institut unter VrncEfOW. ISb^
babilitirte er Bich in Bouu und erregte bald durch seiue mikroakopiReheu und
fcliniachen Untersuchuögen die Anfmerksamkeit. „ U}iterätickun0en ülm^ die tScknecke
der Vögd^ (Reich ert's und J^ubois' Archiv 1860} — ^Ueher die Lamim
spiralü der Schnecke^ fZeitsebr. f. wii^R, Zoologie, Bd. X) — ^ Vnfermchnifjm
üher die Lamina spiralh ^nif^mbro-ntfcea ttC"^ (Bonn 1860} verdienen nel>eu den
„Beiträgtm zur Histologie df^r quergg^treifim Muskeln^ (Reicheet's und Druois'
Archiv 1861) und ^, IJeber das innere Oehikorgan der Amphibien^ (Daselbst If^G'J)
heR>nders genannt ku werden* In der ,^I)eutseheu Klinik*' 1j^49 acbrieb T). tiber
die Zellenlehre, Ebenda 1850 über ^Merkirilrdiije Schar! ach föJlr^^ — Arn
5, üeceniber 1863 machte mitten in voller Thfltrgkeit ein Typhus seinem Lebeu
ein Ende,
Haliu bei D bc li atnl) re. K h d.
Dekkers, Frederik 1>„ 1C48 in s'Hertogenboscb geboren, ^«tndirte in
Lcyden unter SYLViUS, tro er 1668 proniovirte, ?iieb als Arzt etablirtr und
Behon im folgenden Jahre eine Aus^^abe von Bahbette^s „Prawi^^ cum nofis et
obs^rvattonibuä^ besorgte. Bald bekam er einen sekr grossen Ruf, wozu seine
1673 erschiene nen ^, Ecree rc tta tio n e,^ pra ctieae c ircf^ m eth odu h i in e dm dl^ f e i nin *ndef -
bares Buch , worio die acht Abtheilungon nicht naeb den Ivrankheiteu , Koudern
naeh den Arzneimitteln, welche gegen die verscbiedenen Rrankheitsfonnen vur-
geecb rieben wurden, elassifieirt sind, das jedoch viele sehr gute chinirgisebe und
medieinisehe Wahrnehmungen und eine genaue Eeschreibuug der damals herr^cbendeji
Krankheiten nuifasst) hauptsilcblieh beitrugen, Ale 1634 A, Oypeianüs aus Franeker
und J* 0, Bruknkh aus Heidelberg das Professorat verweigert hatten, w^irde D,
zum Prof, ord, mediciuae practieae in Leydeii emannt f^, Oratio de medieina et
tnedendi methodo^* ) , tö97 wurde er auch zum „Prof, eollegü pracHoo-medici in
nosocomio" ernannt, wodurch er die sehr gewtlnscbte Oclegenbcit bekam, auch
praktiseheu Unterricht am Krankenbette geben zu köuneu, eine Functiou, die er
mit grossem Verdienste erfflllt hat, bis er sie 1710 seinem Nachfolger H, Oosthrditc
Schacht ühertnig. Er starb im November 1720. a E. Daniels.
Delabarre» C h r i s t o ]> h e - F r a n y o j 8 IL, berühmter Zahnarzt uud Sohn
eines solchen in Koueu , wurde bald uacb meiner Promotion zu Paris 180*> an
einer Reihe der grösweren hauptstädtischen Hospitäler als eonsultireuder Zahoar^t
angestellt* Bei seinem Tode — November 1*^63 — hinterliess er eine Anzahl
sein Fach ivei?entlieb fördernder Schriften, so: ^Odontologie etc" (Paris 1815; —
,,7rmlt! de la a^conde d^^ntition etcJ' (Daselbst IBl'Jj — ^Methode noHveU
de diriger la seconde deiUttion etc,^ (Daselbst 1826J, auch Zahutechnisches ui
gesammcUe Vorlesnugea,
H a Im bei D e e b ü in h r e» K c ö
Delaberge , A 1 e x a u d r e * 1j o u i s D*, geboren 1807 als Sohn eines 7
Str,issburg lf^l9 promovirten Arztes, crl äugte ^elbj5i die I>oc torwürde zu Paris 183:
starb aber bereits 1830 im Milrz, Er Wnar Mitarbeiter am „Joum* univ. et hebd^
niadaire" und hatte mit Monieret die Heran iigabo des „Compendintn de mSdecnu
vorbereitet, Seine im obf^'enannten Journal publicirten Ärbeiteu sind klims'^
DELABERGE. — DELEAU. 143
Chereau Lei Dechamhre. Bed,
DelacOTiX n>ELAroT;x-UEROSEAT\), frauzöaifjche Ai-ztfamilie , (leren fllte-ste?*
kkanntes MitgHt^d AlcxiB Ih bereits So hü eines Arztes war. Älexia IKj
1792 geboren, 1817 promovirt, zeiclmete sieh al8 Epidemienarzt 1831 — 1832
be^oDders aus uiid rtiedeJte 1834 nach Mexieo Über. Nach weehsel vollen Schicknaleu
übernahm er das MiiitLrhortpital zu Saint-Jean-Rriptiste de Tabasco , wurde aber
aueb hier dureh die Föderalisten-Revültitioii 1840 vertrieben nnd kehrte 1844 von
Mexico nach Paris zurück, wo er 1860 starb. Unter geineo SeUriften beangprucben
Eni'ähnung : das ^Mimoirr sur le choUra-morbm ohserv^ en Eussie eiC^ (1832) —
t,De^ malad ie^i tropicales äquatoriales^' (1847) — „Thermog^noses iTUertropicales^
fJoum- des conuaiös. in6d. et pharm. 1657),
Hahn bei Dechambre, Hed.
Delacroix, s, Alsaäio della Croce.
Delafield, berabnter amerikaniöcber Ophthalmolo^ , 1704 ^boren. Er
promovirte zu Kew-York 181 6 mit einer biseertation : f,On piihnonary consumption^ ,
fllbrte ^ieh in seiner Professtnr an der New- Yorker Universität mit einer gehaltvollen
Antrittsrede 1837 ein^ wirkte zuerst mit Kodöers zusammen nnd später allein
an der Xew York eye infinnar}', deren neuen Gek^lude er 1856 einweihte, 1857
starb er, — Her Sohn *FraiieiBi I>. publieirte 187 1 zuerst eine Schrift; j^ Tumor if
oftke retma^ Hm Arch* f. Ophthalm, mid Otologle), spllter indesa aus.^r einer klciueren
?^hrift über I^y^pepsie (1876) besonder** Werke pathologiT^ch-anatoniideheu Inhalts:
^A handboök of post- martern exavtinattoris and of morbid anatom^/*^ [New- York
1872) — j, Stil dies in pathalogical anatoniy^ (Üaselbst 1878 — 71);* jj^j
Delaporte, Pierre-Lonis 1),, an» Brest, 1773^1853, wnrdo daselbst
niirurgieprofessor und Naebfolger IHtlet's, Er besehäftif^e sieh wesentlieb mit
der Ausbildung der Methode, Aneurysmen durch Arterienunterbindung zu heilen
fS(^hriften hierüber Brest 1811 und 1812), gab f^Propositiön^ mir dtvers points de
pathologie^ (Paris ISlOj heraus und schrieb später noch Mehreres über Standes-
angelegen heiteii.
Halin bei Defibambre. Eed.
Beleau jeime, Nicolas U., geboren am 21, April 17i^7, henorragender
französischer Ohrenarzt^ begann in (,\>mmcrey zu praktieiren. Dann zog er nach
Paris und wurde dasei bwt am Hospiee des orpbclins mit der speci eilen Behau dl ung
der Ohrenkrankheiten betraut, 1), hat das grosse Verdienst, eine wisfienschaitiiche
IHagnostik und Therapie der ohne Contiuuitätstrenuungeu des Trommelfells eiuher-
gehenden Mittelohrerkrankungen durch allgemeine Einfuhr nng der Luftdouche
(von Ihm zuerst douehe d'air geuannt) und durch Begründung der Auscnltation
dea Ohres angebahnt zu haben. Eh gelang ihm dies nur unter grossen Kämirferi
mit seinem Landsmanne und bedeute mien Rivalen Itaei>, Wie dieser benutzte er
d Ohrkatheter zuerst nur zu Kiuspritznugen , verwarf diese jedoch zu Gunsten
d Luftdouche zuerst in seinem „Happort wfress^ aux memhres de Vadmim''
* tion des hoftpiceA de Farls*^ (Paris 1820) und entwnekelte diese Ansichten des
^ leren in seiner bedeutendsten Schrift ^Extrait dhm ouvrafje ntSdit intilidi'
l tetne/d des malad tes de Vor etile mfVjienne etc^^ (Paris 1830), D, bedieiite
s eiastiseber Katheter und zum Luft ein blasen anfaugs einer eoniplieirten ( nm-
I Äioüspumpe, spiiter ansschliesslich des nach beute Üb liehen ein fachen Gtimmi-
l ^m. Zur Anseultation der beim Eindringen der Luft in die Trommelhöhle
1 '^nehmenden Gerllusehe lehrt er, das eigene Ohr an das des Eranken zu
141 DELEÄU, — DELEUIirE,
le^eiii Iin uonnalen, lufthaltigen Zustande der Trommelhöhle und bei freier Taba
hOrt man dabei ein Oerauei-h , demjenigen ifhnlicb , welches durch auf BlHttt^r
fallenden Re^en hervorgebracht wird („bruit eec de In caiAgte^J , bei eitriger etc.
FtllBsigkeit in der Tnimmelhöhle ein gurjarelndes GeräiLsnli f„brüit mnqueux"). Die
durch katarrluH Hohen Verse hluHj^ der Tuba entstandene Schwerhörigkeit erklart er
bereit?^ iu richtiger Weise äuj^ der verJiuderteii Spauauug^ welche das Trommelfdl
in P'olge der Resorption der Luft in (ler Trommelhöhle erleidet. Die Kuerst vcm
ihm naehg^ewieacne hör verbessernde Wirkung der Luftdouche in diesen Fällen
erklärt er dahin, dass durch öftere Anwendung derselben das pathologische Secret
aus der Trommelhöhle entfernt, die verengte Tuba aUuiälig erweitert und so die
ComniuuicEitioü zwischen Trommelhöhle und äusserer Luft wieder hergestellt wird,
D. starb 18G2, A. Lucae,
Delaroclie, zwei Schweizer Aerzte, — Daniel D., zu Genf 1743 geboreD,
ging 1763 uaeh Leyden , w(.i er 1766 promovirte , und dann nach Edinburg
(Clllex), Nach Genf zurückgekehrt, war er 10 Jahrr als praktiseber Arzt
thätig, gelaugte dann als Arzt der Schweizergarden naeb Paris, floh aber vor der
Revolution — 1792. Zurückgekehrt, leitete er das Hospital Neeker, bis er IBIS
am Flecktyphus starb. Zwei seiner Werke : „ Analyse des foiictions du ftystcmt
ni^rveti^'' (Genf 1778) uud y,Eecherckf^jf ^tm* .... In ß*h:r€ puerj}Srale^ (Pari«
1783) sind bc^onderH hervorragend. — Der Sohn Frankens D., t\\ Genf kurz
vor 1780 geboren, 1806 Doetor (Paris}, starb in derselben Typbuaepidemie wie giein
Vater. Er hatte besonders natiirwisseuaehaftliche Themata (Kfleete der starken Hitze,
Respiration der Fische etc.) zu Gegenständen seiner Arbeiten gewählt
Halin btu Dechambre. Red.
* Delaslauve^ Louis-J. F. 1)., im „Älmauaeh de mödecine" als ^^Medeetn
honoraire des ali6n^^" an der Salp^tri*'re verzeichnet, trat sehriftstcllerisch znen^t
1830 mit „Qufhjues pyopositwns de pathologi*' f/entrüle*' (Parisj auf. In der
Folge publieirtc er mehreres Casui&tmche und dann seinen umfangreichen „TraiU
de ripilepme: histmre: traitement i med ^c ine legale^ (Paris 1854). Er redigirte
von 1861 — 1870 das ,^ Journal de medeeine mentale'* und seh rieb noch Mehrereii
über medicini Heben Unterricht, Phrenologie etc. Red.
Delens, A. J. H., französischer Arzt und Gelehrter, der keine Praxis übte
und blos seinen wissenschaftlichen Neigungen lebte, betheiligte sieh an der
Redaction der ^Bihliotbeqiw mMieale^ und an der Herausgabe des grossen
„Dictiannaire den science^ mMicoles^^ Im Vereine mit Meeat gab er heraus den
„Di'ctionnairB universel de mati^re mJdicale et de thirapeutique ^ conietiant
VindicatiöUf la discription et remploi de foits les mMicaments connas dani
Ibs diverse.^ partie.f du gl^he^ (PariB 1830^ — 1846), ~ B, wurde geboreu in Parifi
1786 und starb 1846 ; er war Mitglied der Akademie und wahrend der Restauration
General inspector der Universität, Uup^^n
Deleurye, Fran^ois Ange D., der am 21. August 1737 zw Paris da^
Licht der Welt erblickte, zählt, namentlich iu operativer Beziehung, zu den her\'or-
rageudsten geburtöhilflfehen Lehrern und Schriftstellern seines Jahrhundertes, Seinen
Studien hg er in seiner Vaterstndt unter Leveet und Przos ob. Von ihm rüh^
der Rath>*ehlag her* den zweiten Fuf^s bei l)eötehender .Steisslage nicht zu liise*
die Extraetion von der Wendung zu trennen und sie erst dann vorzunehmen, b
die Bedingungen zur Vomahuje derselben eingetreten sind. Ebenso vortrefflich sin
weine Ratbschlnge beztlglicb der Wendung, indem er anempfiehlt, die EihAui
erst im Fundus uteri zu sprengen, um einem vorzeitigeu WaHSerabfluss vorzubeuge
und die Frucht nur auf einen Ywm zu wenden. 1 Jen Hebel verwirft er. Beim Kaisei
sehnitte machte er, gegentiber dem frtiher empfohlenen Schnitte iu der linke
?^eite , den Schnitt in der Linea alba. Die meisten seiner Lehren haben sich a'
richtig erwiesen und werden heute noch befolgt. Er trug auch weeentllch zv
r
DELEURYE. — DELICADO. 145
Au&chwaoge bei , den die Pädiatrik im XVIII. Jahrhunderte nahm , indem er ein
Lehrbneh der Kinderheilkunde schrieb : ;, Tratte sur les maladiea des enfants^
(Paris 1772; deutsehe üebersetzung Nürnberg 1774). Seine geburtshilflichen
Schriften sind folgende: „Tratte des accouckemens etc,^ (Paris 1770; deutsche
üebersetzung von J. 6. Flemming, Breslau 1778; dieses Lehrbuch erfreute
sich lange Zeit hindurch eines grossen Ansehens) — „Obaervations sur l'opSratlon
cisarienne h la ligne blanche et sur Vusage du forceps la tite arr^de au
ddtrolt supMeur^ (Paria 1779, 8.). Kleinwächter.
Deleuze, J. Ph. Fr. D., französischer Naturforscher, geboren 1753 in
Sisteron, sehlug anfangs die militärische Carriöre ein und widmete sich erst später
den Naturwissenschaften. Er wurde 1802 Gehilfe am naturhistorischen Museum,
1828 Bibliothekar dieses grossen Institutes und publicirte zahlreiche Schriften,
hauptsächlich Ober den animalischen Magnetismus, zu dessen schwärmerischesten
Anhängern er zählte. 1835 starb er. Unger.
Delflno, Fr. b., italienischer Arzt und Astronom, geboren 1477 in Padua,
praktidrte in Venedig und hatte ausserordentlichen Zuspruch, wurde später wegen
der regelmässigen Sicherheit, mit der seine Prognosen am Krankenbette in Er-
fiillnng gingen, der Magie verdächtig und mosste Venedig verlassen. Er begab
sieh nach Padua, widmete sich der Astronomie, wurde Professor dieses Faches und
starb als solcher 1547. Seine Schriften sind astronomischen Inhaltes. xJnger.
Delgado. Unter den zahlreichen spanischen Aerzten, welche den Namen
D. ftihren, sind zu erwähnen: Florencio D. y So to,. Arzt zu Sevilla gegen
Ende des vorigen Jahrhunderts, der über einige Aphorismen des Hippokuates
(Sevilla 1786, resp. 1789) und über verschiedene therapeutische Fragen seines
Zeitalters, auch über thierischen Magnetismus (1787) und über Heredität (17dl),
schrieb; — und der Augenarzt Jago D. , zu Venezuela 1830 von spanischen
Eltern gelieren. Er besuchte um 1850 die meisten berühmten Universitäten Europas
und liess sich 1860 in Madi*id nieder. 1872 wurde er mit der Begründung eines
staatlichen ophthalmologischen Institutes beauftragt, erlag aber bereits 1875 einem
Sehlaganfall. Seine Arbeiten in den „Ann. d'ocnlistique^ fanden viel Beifall; er
gab Wecker's Handbuch und Liebbeich's Atlas spanisch heraus. (S. auch unter
Dklicado.)
Hahn bei Dechambre. Red.
Delgras, Mariano D., starb, 57 Jahre alt, zu Madrid, nachdem er sich
durch spanische Uebersetzungen medicinischer Werke, durch die Gründung des
^Boletin de medicina cirujia y farmacia^' (1852 remplacirt durch den „Siglö
medico^), auch durch die Mitbegründung der naturwissenschaftlichen Akademie
und des Institute medico, sowie mehrerer medicinischer und wohlthätiger Gesell-
Schäften zu Madrid einen Namen gemacht hatte.
Hahn bei Dechambre. Red.
^Delicado, Francesco D. (auch Delicatüs und Delgado, alle drei
Namen kommen in seiner Schrift vor), war wohl kein Arzt, sondern ein Priester
aus Martos in Andalusien, wahrscheinlich vor 1480 geboren und in Jaen aus-
geweiht, doch spielt er in der Geschichte der Syphilidologie keine unbedeutende
loUe. Er acquirirte 1501 oder 1502 die Lues, litt an derselben^ in dieser Be-
ziehung ein zweiter Ulrich von Hütten, unsäglich durch 23 Jahre an den
beftigsten Schmerzen und hässiichsten Geschwüren, suchte vergeblich Hilfe, bis er
e idlich 1524 oder 1525 in Rom durch Guajak geheilt wurde. Er schrieb darum,
^'ie er sagt, nur aus purem Mitleid, um den übrigen Kranken den Weg zu zeigen,
d T zur Genesung führt. Seine Schrift hat übrigens nichts von anderen Schriften
t »er den Guajak aus jener Zeit voraus, nur erwähnt er mehrmals des Vorhanden-
* ins der Syphilis im Jahre 1488 (also lauge vor dem Zuge KarTs VIII. nach
Biogr. Lexikon. II. 10
146 DELICADO. — DELLON.
Neapel und der Entdeckung Amerikas). D/s Broschüre heisst: „11 modo di
adoperare il legno di India occidentale salutifero remedio a ogni piaga e mal
incurabile. Impressum Venetiis sumptibus vener, presbyt. Francisci Delicadi
Hispani etc. Sie X. Febr. anno dorn. MDXXIX"" (4., 8 Blätter).
Vgl. Janus, 1853, N. F. II, pag. 193—204. J. K. Proksch.
Delioux de Savignac, Joseph-Fran^ois-Jacques-Augustin D.
de S., aus Paimpol (Cötes-du-Nord), 1812 — 1876, diente als Marinearzt, wurde
Dr. Montp. 1844 und Professor an der Medicinschule zu Rochefort, später auch
zu Brest und Toulon. Seine „Princtpes de la doctrine et de la mSthode en
mSdecine'^ (Paris 1861) machten ihn zuerst vortheilhaft bekannt. Dann folgte
der „TraiU de la dysenUr^e" (Daselbst 1863), später sowie vorher Schriften
über Ipecacuanha, Ammoniakalien, Argent. nitr., Pflanzensäure, China, Opium, Jod-
präparate, Aloe etc., — eine Reihe von über 90 Arbeiten theils in den Bullet, de
th^rap., theils in den Verhandlungen der Acad. de m^d. — Als Monographien, die
als bedeulend anerkannt wurden, sind noch hervorzuheben: „Des rSlations qui
existent entre les maladtes herpetiques, nerveuses et catarrhales^ (Paris 1855) —
„De la spedalsked^ (Daselbst 1857) — „Des paralyses qui accompagnent ei
suivent les dysent^rtes et les coliques s^ches^ (bedeutungsvoll für die Auffassung
der letzteren Krankheit, 1867). Zahlreiche Artikel erschienen von D. de S. im
Dictionnaire encycl. des sc. m6d. — Von 1866 ab lebte er in Paris nur seinen
Arbeiten, erlangte den Officiersgrad bei der Ehrenlegion 1858 und starb 1876
zu Cherbourg.
Hahn bei Bechambre. Red.
Della Bona, Giovanni I). B., im 18. Jahrhundert zu Verona geboren,
studirte in Padua und war der Erste, welcher nach der Neubegründung der klinischen
Lehrkanzel an dieser Universität, in Folge einer 1764 erfolgten Einladung des
Dogen Mocenigo, praktische Medicin lehrte und derselben eine experimentelle
Richtung gab. Er schrieb über Scorbut, in welchem er Analogien ndt der Ele-
phantiasis und Pellagra zu finden glaubte, über den Gebrauch und Missbrauch
des Kaffees, über die Schutzpockenimpfung und über andere Fragen therapeu-
tischen Inhalts. Cantani.
Della Croce, Vincenzo Alsario, s. Alsario della Croce.
Delle GMaje, Stefano d eile Gh., zu Teano 1794 geboren, studirte
in Neapel, wo er namentlich Folinea, den Nachfolger CotüGNO's, zum Lehrer
hatte und wurde bald nach seiner Promotion zum Doetor Assistent an der ana-
tomischen Lehrkanzel und später Professor der Anatomie an der Universität Neapel,
cultivirte aber auch die anderen Naturwissenschaften, namentlich Botanik und
Zoologie. Besonders wichtig sind seine anatomischen Studien über das menschliche
Auge und über die Hoden, wo er die Endigungen der Samencanälchen denion-
strirte, die Strictur des HiGHMORE'schen Körpers und das HALLER*sche Netz näher
beschrieb, die Häufigkeit der abweichenden Samencanälchen im Eindesalter bemerkte
und sehr gelungene Quecksilberinjectionen ausführte. Nicht weniger bemerkenswerth
sind seine Arbeiten über die Helminthen und die wurmtödtenden Mittel, über die
medicinellen Pflanzen („Iconograßo delle piante medicinali^ [Neapel 1824, 2 Bde.
m. Atlas]); sein Lehrbuch „Istituzioni di anatmnio e fisiologia comparata*^ u. s. w.
Alle seine Werke und kleineren Schriften wurden später gesammelt und in 20 Bänden
herausgegeben. C a n t a n i.
Delladecima, s. Dalladecima.
DellOD, C. D. , französischer Arzt und Reisender, lebte viele Jahre als
praktischer Arzt in Ostindien und beschrieb seine eigenthümliehen und abenteuer-
lichen Schicksale daselbst in dem Werke: „Relations de Vinquisition de Goa*^
(Leyden 1687). Bekannt ist von ihm ausserdem: „Trait4 des maladies particulieres
DELLON. - DELPECH. 147
aux pays ortentaux" (Amsterdam 1699; deutsch Dresden 1700). Sein Geburts-
nnd Todesjahr sind nicht überliefert. Unger.
Delmas. Unter den 13 französischen Aerzten D,, welche die unten ver-
zeichnete Quelle mit einzelnen Schriftwerken aufführt , seien hervorgehoben :
Polydorus D., welcher mit einer Dissertation über die Inguinalhernien zu Paris
1830 schriftstellerisch auftrat und später noch „Des retricissements du canal de
Vurkre" (1832) und über Schenkelfracturen (1835) schrieb. — Umfangreicher
und bedeutender sind die Arbeiten eines jüngeren P. D. : „Recherches historiques
ä crätques sur Vemploi de Veau en mddecine et en Chirurgie*^ (Paris 1859) —
j,De r Hydrotherapie ä domicüe etc.^ (1868) und mit L. Sextex: ^Becherches
expMmentcdes sur Vabsorption des liquides h la sur face etc." (Preisgekrönt 1869.)
Ind.-Cat. Red.
Delmas St. Hilaire, Pierre Eugene D.-St. H., bekannt als Verfasser
einer Schrift über die Behandlung der erectilen Geschwülste (Paris 1878) und
einer „Müde statistique et clinique du Service hydrothSrapeutique de Vhopital
St, Andri de Bordeaux etc.*' (Bordeaux 1879). Red.
Delorme. Die französische Arztfamilie dieses Namens ragt weniger hervor
durch besondere Leistungen, als durch das Erblichwerden der Leibarztwürde in
ihr. Jean D., geboren 1547 in Moulins, studirte und promovirte in Montpellier.
Einige Zeit hindurch Professor in Montpellier, wurde er zum ersten Arzte der
Gemahlin Hein rich*s IIL ernannt und bekleidete den gleichen Posten bei Marie
von Medici, bei Heinrich lY. und Ludwig XIII. Im Jahre 1626 über-
trug er seine Stellung auf seinen Sohn Charles D. (geboren 1584) und starb
1637 in Moulins. Letzterer hatte bei Ludwig XIII. das Leibarztamt bis zu
seinem Tode 1678 inne. — Noch ist zu nennen: Guillaume D., der 1648 bei
Heinrich IV. und bei Anna von Oesterreich Leibarzt war. — Charles D.
sehrieb „nTS>xtvoSa(pvsCat" (Makrobiotik : Paris 1608; französisch, posthum vom
Abb6 St. Martin, 1682, 1683).
Chöreau bei Dechambre. Unger. — Red.
Delpecb, Jacques D., geboren zu Toulous3 1772, doctorlrte zu Mont-
pellier 1801. Seine erste Stellung erhielt er au der Schule für Chirurgie und
Pharmacie, die kurz vorher in seiner Vaterstadt gegründet worden war, um hier
Anatomie zu lesen und excellirte dabei so, dass er 1812 als Professor der Chiinirgie
nach Montpellier berufen wurde. Seine operativen Erfolge waren unbestritten;
seltsamer Weise erlitt er den Tod durch einen Mordanfall, den ein von ihm an
Varicocele operirter Patient gegen ihn verübte, am 28. October 1832. Trotzdem D.
neben semer Professur noch das Krankenhaus St.-Eloi dirigirte und einen grossen
Theil seiner Zeit speciell einem von ihm gegründeten orthopädischen Institut
widmete, war seine literarische Fruchtbarkeit eine sehr bedeutende. Neben dem
pMSmorial des hdpitavx du midi et de la clinique de Montpellier" y einer Zeit-
schrift, die er 1829 — 1836, ebenso wie die ihr vorangehende ;, Chirurgie clinique
de Montpellier^^ (1823 — 1828) gegründet hatte und herausgab, neben vielen Mit-
theilungen femer in den „Annales de la soc. de möd. pratique de Montpellier^^
(Bd. U, ra, V, XXXm), sowie in der „Revue mM." (Bd. II— IV, VII— IX)
bedfirfen folgende Publicationen D.'s der Erwähnung: „Possibilitd et degr^s de
V Utility de la symphyseotomie" (Montpellier 1801) — „ Reflex fons sur les causes
de Vanivrisme sporUanS" (Paris 1813) — „Recherches sur les difficidtis du
diagnastic de VanSrnnsme" (Daselbst gleichzeitig) — „Memoire sur la compli-
cation des plaies et des ulchres connue sous le nom de pourriture d'hdpital"
(1815) — „PrSds ildmentaire des malad ies reputees chirurgicales" (3 Bde.,
1816) — „De Vorihomorphie etc." (2 Bde. mit Atlas, 1828—1829) — „iltude
du choUra-morbus en Anglettei*e et en Ecosse pendant les mois de Janvier et
10*
148 DELPECH. — DEMARQÜAY.
Fevrier 1832^ (1832). Unter dem Titel : ^Rdfleadons et ohservatiohs anatomico-
chirurgicales sur ranivrtsme^ hat er (1809) Scarpa's Anearyamawerk übersetzt.
Dict. bist. II. Red.
Delpech, Auguste-Lonis-Dominique D., zu Paris, war daselbst
1818 geboren als Sohn des Arztes A.-B.-M. D., wurde 1846 Doctor mit der
These: „Des spasmes muscidaires tdiopcUhtques et de la paralysie nerveuse
essentielle^ ^ später Professeur agr6g6 mit den Concurs-Thesen : „De Ja fi^vre"
(1847) — „Des principes h observer pour la nomenclature des maladies^
(1853) und Hospitalarzt in der Matemit6 und darauf im H6p. Necker. 1856 las
er in der Akademie der Mediein ein „MSn. sur les accidents que dSveloppe chez
les ouvriers *en caoutckouc V Inhalation du svlfure de carbone en vapeur^,
welches er 1863 durch „Nouvelles recherches sur VintoxicoAtoh spiciale ete."
(Annales d'hyg. publ.) vervollständigte. In Folge seiner Arbeiten über die Hygiene
der Industrie und einer Denkschrift über die Finnenkratikheit der Schweine: „De
la ladrerie du porc au point de vue de Vhy^ne privie et publique*^ (Ebenda
1864) wurde er in demselben Jahre Mitglied der Akademie der Mediein und
darauf von der Regierung nach Deutschland geschickt, um sich daselbst über die
Trichinen-Epidemie näher zu informiren. Das Ergebniss dieser Reise war sein der
Akademie der Mediein erstatteter Bericht: „Les trichines et la trichinöse chez
r komme et les animaux" (Paris 1866). Einige Jahre später erstattete er derselben
Körperschaft einen Bericht: „De Vhygihie des cr^ches^ (1869) und nahm leb-
haften Antheil an der Discussion über dieselben. Von seinen weiteren Arbeiten
sind noch anzuführen ein zusammen mit J.-B. Hillaibet verfasstes „Mim, sur
les accidents auxquels sont soumis les ouvriers employSs h la fabrication dss
Chromates/* (Ann. d'hyg. publ. 1868) ; femer: „Applications de la photographie
h la mSdecine Ugale" (1870) -^ „Le scorbut pendant le siige de Paris**
(1871) — „Rapport gSn^ral sur les Spidimies pour les annAes 187 ly 187 2**
(M^m. de TAcad. de m6d. T, XXXI, 1875). Ausserdem war er Mitglied des Con-
seil d*hygi6ne et de salubritö, dem er zahlreiche Berichte über die verschiedensten
hygienischen Qegenstände erstattete, auch Mitglied des Conseil municipal von Paris.
Hochgeachtet, starb er am 5. September 1880 plötzlich auf der Jagd, in einem
Anfalle von Angina pectoris.
G. Lagnean in Annales d'hyg. publ. 3. Ser., T. IV, pag. 380. — Dechambre,
XXVI, pag. 523. G.
Demachy, Jacques-FrangoisD., französischer Pharmaceut und Literat,
geboren 1728 in Paris, gestorben 1803 ebendort, war Apotheker am Hötel-Dieu,
nachher Director der Apotheken für die Civilspitäler und Verfasser einer Rdhe
chemisch-pharmaceutischer Schriften. ünger.
Demangeon, Jean-Baptiste D., geboren 1764 zu Hodigny bei Nancy,
besuchte Leipzig, Kiel, Königsberg, Kopenhagen, Hess sich 1800 zu Paris nieder,
wo er 1803 med. et philos. Dr. wurde und prakticirte von 1805 in Epinal, später
in Paris; 1839 lebte er noch. Sein „Tableau historique d'un triple itablisaement
rSuni en un seul hospice ä Copenhague etc.** erschien 1799. — Die „Physiologie
intellectuelle** (auf GALL'sche Schädellehre bezüglich) Daselbst 1806. — Später
noch zwei Schriften über die Macht des Versehens der Schwangeren (1807 und
1829) — „AnthropogSnSsie au gSnSration de Vhomme** (1829) — „Memoire sur
Voedkme squirrheuse** (1830) — „Plombihres, ses eaux, leur usage etc.** (1835).
Red.
Demarquay, Jean-Nicolas D., 1811 — 1875, zeigte schon in seinen
ersten Arbeiten (über Zerreissung der Triceps-Femoris-Sehne und die Goncremente
der Fossae nasales) hervorragendes Talent zur pathologisch-anatomischen Betracht
tungsweise. Der letztgenannten Arbeit (von 1845) folgten bald: „MSvnoire sur la
section sousmouqueuse du sphincter anal dans plusieurs affections chirurgicales*^
fParis 1846) — „Recherches expSrimentales sur la tempiratare animale** (1847)
'
DEMARQUAY. — J)EMETRIÜS. 149
und „Des tumeura de Vorbite*^ (1853). — Mit der „Nouvelle Operation prati-
quie sur le pied*^ (Amputation in der Continuität des Tarsus, 1858) wandte sich
D. ganz dem chirurgischen Specialfache zu, blieb aber in' yy Versuch einer medi-
cinüchen Pneumatologie" (deutsch von Reyher, Leipzig und Heidelberg 1867)
und „De la rSgSneratton des organes et de tissus" (Paris 1874) auch auf
anderen Gebieten thätig. Aus seiner eigenen Feder rühren noch verschiedene
Beschreibungen von Apparaten , Empfehlungen des Glycerin etc. her. Posthum
erschien die „Maladies chirurgicales du penis^, von 6. Voelkee und P. Cyr
(Paris 1877). — Mit Gihaud-Teülon hatte D. Untersuchungen über den Hypno-
tismas (1860) mit Saint- Vel den grossen „Traiti cliniqiie des maladies de
lutSrus" (1876) bearbeitet. (8. diese.) Red.
*De Hartini, Antonio de M. , geboren in Palma (Prov. Caserta) am
26. Februar 1815, wurde in Neapel, wo er seine Studien, mit politischen Schwierig-
keiten kämpfend, vollendete, 1836 zum Doctor promovirt. Er widmete sich mit
Vorliebe den physiologischen Studien und docirte mehrere Jahre privat Physiologie,
bis er 1860, nach dem Sturze der bourbonischen Herrschaft, zum Professor der
Physiologie an dem damals noch bestehenden CoUegio medico di Napoli und 1861
zum ord. Professor der allgemeinen experimentellen Pathologie an der Universität
Neapel ernannt wurde. Eines seiner grössten Verdienste besteht eben darin, die
experimentelle Pathologie in Neapel begründet zu haben. Er ist gegenwärtig einer
der angesehensten Aerzte der Stadt und consultirender Arzt der Königin und seit
1882 auch Senator des Königreichs. Er hat viele wichtige Schriften veröffentlicht,
worunter besondere Erwähnung verdienen: „Sur la direction de la circulatwn
de J acobson et sur les rapports entre la secrition de Vurine et celle de la
hiUy chez les reptiles" (Ck)mpte8 rend. de TAcad. de sc. 1841) — „Sul foramen
occipüale, sito ed inclinazionej nelle razze umane e nelle scimie aniropomorfe^
(Atti della R. Aoad. medico-chirurg. di Napoli, 1842) — „Ricerche sperimentali
sulla natura di fermenti ßsiologici, considerati come fisio-mtcrohi" (Rendi-
conto dell* Acad. 1843) — ,,SulV ovulazione spontanea della donna e delle
femmtne det mammiferi^ osservazioni ed esperienze^ (Atti dell* Acad. 1844) —
„Sur la formatton des spermatozoides chez les poissons cartilagineux** (Ann.
des Sc. natur., Paris 1846) — „Die Reflexbewegung der Extremitäten und der
geatreißen rothen Muskeln, die man durch Heizung der Eingeweide erhalten
kann" (Valentin's Bericht über die Leistungen in der Physiologie, 1847) —
„Compendio di embriologia" (1849) — „Elementi di osteologia e sindes-
mologia delF uomo e degli animali domestici" (1852) — „Ouida alla fisio-
logia patologica*' (1863) — „Esperienze sulla degenerazione grossa da affie-
volita respirazione*' (Rendiconto dell* Acad. 1879). Cautani.
Demetrius. Mehrere griechische Aerzte führen diesen Namen : l.Demetrius
vonApamea (A>j[i.T^Tpto; ö 'ÄTcajjLEo;), ein hervorragender Schüler des Xbkophilus,
schrieb ein umfangreiches Werk: „De passionibus^ , das Caelius AueelianüS
oft citirt; femer über die Symptome der Krankheiten („Liber signorum oder
<n;jiÄM«>Tüc6v''j. Scharfsinnig ist seine Lehre von den Blutungen, deren er vier
Arten unterscheidet: Durchschwitzen des Blutes durch die unverletzten Gefösae,
Anastomose, Zerreissung und Fäulniss der Gefässe. Auch als Geburtshelfer scheint
er Bedeutendes geleistet zu haben , wie aus seiner von Soranüs (II, 54 R.) mit-
getheilten ITieorie der Dystokien zu ersehen ist. — 2. Demetrius, der Archiater
Marc Aurel's, der denselben auf seinem Feldzuge gegen die Germanen begleitete. —
3. DemetriusPepagomenus, der Leibarzt des griechischen Kaisers Michael*-
Paläologus (1261—1282), ist der Verfasser einer Schrift über die Gicht („ttssI
woÄaYP^?"? ®^* Beknabd, Lugd. Bat. 1743) und einer Abhandlung über die Pflege
und die Krankheiten der Jagdfalken („rspl ty^; twv tspixtov avarpco^r^; ts y.al
*spz7r8(a<;", ed. RröALTius, Paris 1612).
Cael. Aurel. acut. I, pag. 2; III, pag. 249; chrou. II.. 10. — Galen, XIV, 4.
H e 1 ni I- e i (• h .
150 DEMIOHELIS. — DEMOKEDES.
Demiclielis, s. de Michelis.
Deinine, Vater und Söhne, zu Bern. — Der Erstere, Hermann D., war
1802 zu Altenburg geboren, studlrte anfänglieh Theologie und Philologie, später
Medicin und wurde 1830 zu Würzburg Doctor mit der pathologisch-anatomischen
Inauguralschrift : „üeber ungleiche Grösse beider Hirnhälßen^ (1881). Während
der polnischen Insurrection 1831 war er einige Zeit als ordinirender Arzt und
Chirurg im Alexander-Hospital zu Warschau thätig, kehrte zu Ende des Jahres
1831, nach dem Falle Polens, nach Deutschland zurück und Hess sich in Alten-,
bürg nieder. 1832 begleitete er als Schiffsarzt eine Gesellschaft von Auswanderern
nach Pennsylvanien , besuchte 1833 Paris und wurde darauf zum Prof. e. o. der
Anatomie an der neu errichteten Universität Zürich ernannt. Später wurde er
Prof. ord. der Chirurgie und Director der chirurgischen Klinik in Bern. Ausser
Aufsätzen in v. Gbaefe's und V. Waltheb's Journal hat er noch geschrieben:
„ üeber endemischen Cretinismus" (Bern 1840, m. 1 Taf.) — „ Ueber Entstehung
und Verhütting von Rückgratsverkrümmungen in den Berner Mädchenschulen**
(Bern 1844). Er starb am 18. Januar 1867.
Der ältere Sohn, Karl Hermann D. , war 1831 geboren, studirte in
Bern, wurde daselbst Doctor, verfasste die gekrönte Preisschrift : „ Ueber die Ver-
änderungen der Gewebe durch Brand. Ein Beitrag zur pathologischen Histologie**
(Frankfurt a. M. 1857, m. 2 Taff.) und wurde Privatdocent der pathologischen
Chemie und Anatomie in Bern. Er sehrieb noch: „Beobachtungen über Card-
nosis miliaris acuta" (Schweizerische Monatschr. 1858) — „Beiträge zur patho-
logischen Anatomie des Tetanus und einiger anderen Krankheiten des Nerven-
systems" (Leipzig und Heidelberg 1859, m. ITaf.), war 1859 während des
Krieges in Italien in den dortigen Kriegs-Lazarethen thätig, wobei er namentlich
mit dem berühmten Chirurgen LüiGi Porta aus Pavia in Berührung kam und
gab darauf heraus : „Militär-chirurgische Studien in den italienischen Lazarethen
von 1859" (2 Abthlgn., Würzburg 1861 ; neue Aufl. 1864); ferner eine mit eigenen
Anmerkungen und solchen des Verfassers versehene Uebersetzung der Schrift von
L. Porta : „Die Blaseru^teinzertrümmerung" (Leipzig 1864, mit 9 Taff.). Ausser-
dem Aufsätze in Virchow's Archiv (1861) über extracranielle Blutcysten ; in der
Würzburger med. Zeitschr. (1861 , 62) über Tracheostenosis per compressionem,
compressive Kropfstenosen der Trachea; in der Schweizerischen. Zeitschr. fOr Heilk.
(1862, 63) über Transfusion in der Militärchirurgie, Luxation einer Beekenhälfte,
über Glossitis; im Archiv für klin. Chirurgie (1862) und der Wiener Medicinal-
Halle (1864) über Osteomyelitis spontanea diffusa, Osteomyelitis epiphysaria multi-
plex u. s. w. — 1864 wurde er in einen Criminalprocess in Betreff der Vergiftung
des Schwiegervaters seiner Verlobten, T r ü m p y , verwickelt, jedoch freigesprochen.
Er ging darauf mit seiner Verlobten nach Italien und starb mit derselben in der
Nacht vom 28., 29. November 1864 zu Nervi bei Genua durch eingenommenes Gift.
Callisen, XXVII, pag. 248. — Dechambre, XXVI, pag. 643. Gurlt.
Der jüngere Sohn, *Rudolf D., geboren in Bern am 12. Juni 1836, besuchte
zunächst die Berner Universität, dann Wien, Paris und London. Er war anatomischer
Assistent bei Valentin, klinischer Assistent bei Biermer; 1859 wurde er promovirt.
Seit Sommer 1862 wirkt er als Arzt des Jenner'schen Kinderspitales und Professor
der Klinik und Poliklinik der Kinderkrankheiten (bis 1877 als Privatdocent dieser
Fächer) in Bern. Grössere Arbeiten: „ Ueber Myocarditis und pemiciöseii Icteim"
(Schweiz. Zeitschr. für Heilk.) — „Jahresberichte des Jenner'schen Kinderspitales
von 1862 an" — „Erkrankungen der Schilddrüse" und „Anaesthetica" (in
Gerhardt's Handbuch der Kinderkrankheiten) etc. Red.
Demokedes, aus Kroton in Unteritalien, floh, wie es heisst, vor dem
Zorne seines Vaters nach Aegina, wo er bald die dortigen Aerzte an Geschick-
lichkeit übertraf, so dass er von den Aegineten mit einem Jahresgehalt von einem
Talent öffentlich angestellt wurde. Nach kurzem Aufenthalt in Athen, wo er
'
DEMOKEDES. — DEMOÜRS. 151
hundert Minen erhielt, trat er gegen ein Honorar von zwei Talenten bei Poly-
krates von Samos in Dienst. Nach dem Sturze desselben (gestorben 522 v. Ch.)
kam er als Sklave an den persischen Hof nach Susa, wo er den König Darin s
Hystaspis von einer gefährlichen Verrenkung des Fusses, welche seine ägyptischen
Aerzte ohne Erfolg behandelt hatten, curirte. AuchAtossa, des Königs Gemalin,
Wteiiß er von einem krebsartigen Brustgeschwür. Trotzdem er sich dadurch die
Gunst des Königs und grosse Reichthtimer erworben hatte, konnte er die Heimat
nicht vergessen. Unter dem Verwände, dem Dar ins als Kundschafter Dienste zu
leisten, erlangte er die Rückkehr und schlug in seiner Vaterstadt seinen bleiben-
den Wohnsitz auf.
Herod., m, 125, 129-137. — Snidas s. h. v.
Helmreich. — Cantani.
Demokrates, Servilius D., s. Damokrates.
Demokritos, aus Abdera, um 460 — 370 v. Chr., Zeitgenosse des Hippo-
KRATES, der bekannte Urheber der Atomenlehre, hat in seinen zahlreichen Schriften,
deren Echtheit freilich, von einigen wenigen abgesehen, mehr oder minder zweifel-
haft ist, auch medicinische Probleme erörtert, weshalb ihn Manche zum Lehrer des
HiPPOKRATES machten. Unter den von DiOG. Laert. , IX, 46 aufgeführten
Schriften D.'s scheinen folgende medicinischen Inhalts gewesen zu sein: 1. „Trepl
ivÄpcjüTTO'j (ficioq^ — 2. „xepl Xotjjiöv -^ Xotjxaä&v xaxöv" — 3. „TrpoyvwcK" (über
Prognosen) — 4. „Trepl StaiTTj;" — 5. „Trepl xupSToO xxl töv Gtcö votou ßvjicovTwv".
Pliniüs erwähnt eine Schrift: „De effectu herbarum" und „De vi ac natura
chamaeleantis^ , Caelios Aürblianus citirt Stellen aus Democrit (de Emprostho-
tonieis, de Opisthotonicis und de Elephantiacis) und Gellius kannte ein Werk D.'s :
„repi pu<7(Xüiv f^ Xoytxöv xavcov", in welchem als Heilmittel gegen die meisten Krank-
heiten die Musik (incertiones tibiorum) empfohlen wurde. Keine dieser Schriften
kann unbestritten als echt bezeichnet werden, da Süidas nur zwei Werke D.'s
anerkennt und schon von den Alten ausdrücklich bezeugt wird, dass zahlreiche
literarische Erzeugnisse gewissenloser Fälscher unter D.'s Namen umliefen. Ein
solches Product ist die dem D. untergeschobene Schrift des BOLOS Mendasios:
„TTEpl <iTijA7wa^£tü>v xxl avTtTrxd-etöv" , die auf uns gekommen ist (gedruckt bei
Fabricius, Bibl. graeca, IV, c. 29). Helmreich.
Demons. Ausser einem im 16. Jahrhundert in Amiens berühmten Arzte D.
exigtiren mehrere gleichnamige dieses Jahrhunderts, von denen jedoch keiner Hervor-
ragendes geleistet hat. A. D. war 1872 — 1878 Mitherausgeber des „Bordeaux
medical". Red.
Demorgan, s. de Morgan.
Demosthenes l. mit dem Beinamen Philalethes, Schüler des Ale-
xander Philalethes, schrieb ein aus drei Büchern bestehendes Werk über den
Puls, das Galen rühmend erwähnt. — 2. Von einem Demosthenes aus Massilia
führt GrALEN ein Recept gegen Carbunkeln an, eine im narbonensischen Oallien häufig
vorkommende Krankheit (la charbon proven^ale). — 3. Am bertlhmtesten ist der
Augenarzt Demosthenes, dessen (verschollene) Schrift („Liber ophthalmicus^ )
Oribasius in seiner Synopsis excerpirte und noch Simon von Genua (1270 — 1303)
benutzte. Fragmente bei Orib., Synops. VIII, 42 und 43 (Tuepl /tjulwctcüx; und
::£?i <pXY]XTatvöv), Simon Janüensis und Matthäus Sylvaticüs. Die Identität der
drei D. oder wenigstens der beiden letzteren ist wahrscheinlich.
Galen, VIII, 727; XIII, 856. Helmreich. — Magnus.
DemourSy zwei berühmte Ophthalmologen. Der ältere Pierre D. wurde
1702 zu Marseille geboren, wo sein Vater Apotheker war. Er studirte zu Avignon
und Paris Medicin und machte im Jahre 1728 zu Avignon das Doctorexamen.
Nach Absolvining seiner Studien Hess er sich in Paris nieder, woselbst er 1730
zum Demonstrator und Aufseher des naturhistorischen Cabinetes bei dem königlichen
152 DEMOÜRS.
Garten ernannt wurde; doch bekleidete er diese Stelle nur zwei Jahre, um
dann einer Aufforderung Antoine Petit's Folge zu leisten, der ihn zur Unter-
stützung bei seinen anatomischen Arbeiten an seine Seite rief. Diese Berufung
führte ihn vollständig der Ophthalmologie zu und diesem Zweig der Medicin
widmete er jetzt seine ganze Thätigkeit, sowohl in wissenschaftlicher, wie auch
in praktischer Beziehung. Besonders wai* es die Anatomie des Auges, die D. mit
Erfolg bearbeitete; seine Untersuchungen über die Chorioidea, Cornea, Humor
vitreus u. s. w. vermehrten die Kenntnisse, die man über diese Gewebe besass, in
hohem Grade. Unter dem Namen „lame cartilagineuse de la oom6e" besehrieb
er die innere Basalmembran der Hornhaut (Lettre ä M. Petit, Paris 1767 und
M6m. de TAcad. 1768, pag. 177), die in Folge dessen wohl auch den Namen
DEMOURS'sche Haut trägt. Allein wegen dieser Entdeckung gerieth er mit Jean
Descemet (s. diesen) in einen sehr lebhaft geführten Streit. Es entbrannte
zwischen beiden Autoren nunmehr eine sehr heftige Polemik, die von den Jahren
1769 bis 1771 die französischen wissenschaftlichen Journale nicht zur Ruhe kommen
liess. Die Geschichte scheint zu Ghinsten Descemet's entschieden zu haben, wenig-
stens ist der Name „Membrana Descemetii" der gebräuchlichere geworden. Durch
seine Erfolge als praktischer Augenarzt erwarb D. sich inzwischen einen so grossen
Ruf, dass er zum königlichen Oculisten ernannt wurde. Auch die Akademie
der Wissenschaften nahm ihn unter die Zahl ihrer Mitglieder auf. Er starb am
26. Juni 1795. Ein Verzeichniss seiner Schriften findet man in Nouvelle Bio-
graphie g6n6rale, Bd. XIII, pag. 622. Uebrigens war er auch als Uebersetzer
sehr thätig uud hat verschiedene Arbeiten aus dem Englischen in das Französische
übertragen. — Der Sohn, Antoine-Pierre D., wurde am 16. December 1762
geboren. Er wandte sich nach dem Vorbilde seines Vaters schon früh vollständig
der Augenheilkunde zu und gewann sowohl durch seine wissenschaftliche, wie
besonders durch seine praktische Thätigkeit grossen Ruf. Er wurde Augenarzt
Ludwig XVIII. und Karl X. Ganz besonderes Verdienst erwarb er sich
dadurch, dass er die von Himly empfohlene Anwendung mydriatischer Mittel bei
Augenoperationen, speciell bei Extraction des Staares und bei Keratonyxis, nicht
allein sofort praktisch verwerthete, sondern eigentlich die allgemeine Einführung
derselben in die französische Oculistik veranlasste. Uebrigens war er ein sehr
gewandter und kühner Operateur und hat als solcher der augenärztlichen Chirurgie,
speciell der Iridektomie, grosse Dienste geleistet. Die von ihm nach dem Wenzel-
schen Verfahren mit dem besten Erfolg an einem an Leucom erblindeten Mann
ausgeführte künstliche Pupillenbildung erregte das grösste Aufsehen nicht nur in
Frankreich, sondern in ganz Europa. Und wenn D. auch weder die Idee zu
einer künstlichen Pupillenbildung selbst gehabt, noch auch das Operationsverfahren
angegeben hat, so hat er doch durch die Sicherheit, mit der er diese Operation zu
einer Zeit ausgeführt hat, wo dieselbe eigentlich noch als ein Curiosum angesehen
wi^rde, der Einftlhrung der Iridektomie in die Augenheilkunde den Weg gebahnt
und ihre Indicationen gezeigt. Wie gross übrigens das Staunen über die erste
von ihm ausgeführte Iridektomie war, geht am besten daraus hervor, dass einzelne
Journale, so z. B. die Gothaische gelehrte Zeitung 1801, Nr. 52, im Ernst ver-
sicherten : D. sei im Stande, Erblindeten künstliche Augäpfel einzusetzen, mit denen
dieselben zu sehen vermöchten. Von seinen Arbeiten seien besonders hervor-
gehoben: „M^otre sur VopSration de la cataracte^ (Paris 1784) — „Obser-
vations sur une pupüle artißcielle, ouverte tout auprhs de la sclerotique^
(Paris 1800) — „TraiU des maladtes des yeux^ (Paris 1818, 3 Bde.) —
„Pr^cis Mstorique et pratique siir les vialadies des yeux" (Paris 1821). Er
starb am 4. October 1836 aus Kummer über den Tod seines Sohnes, der hei
einer Fahrt auf der Seine verunglückte.
Ein vollständiges Verzeichniss seiner Arbeiten findet man bei Callisen V.
Magnns.
'
DENDY. - DENMAN. 153
Dendy, Walter Cooper D., gegen 1790 geboren, in London medi-
cinisch ausgebildet, 1814 Chimrg am dortigen Kinderhospital, beschäftigte sich
mit Hautkrankheiten, besonders auch, soweit sie das Kindesalter betreffen, als
Specialit&t. 1860 lebte er noch, sein Todesjahr ist unbekannt. Ausser vielen
Artikeln casuistischen Inhalts in der Lancet, im Lond. med. and. phys. Joum.,
Pöychological Joum. etc. rühren von ihm her: „Treatise on ihe ctUaiieous du-
eases incident to childhood (London 1827) — ;, Ueber die Verhütungen und
HeilcuT der Hydrophobie*' (Augsburg 1825) — „Practdcal remarks on the
diseases of the skin etc,** (London 1838) — „The physiology of mystery"
(London 1841) — „On the cerebral diseases of children etc,^ (London 1848).
Hahn bei Dechambre. Bed.
Deneux, Louis Charles D., geboren den 25. August 1767 zu Heilly,
Departement Somme, gestorben den 28. October 1846, ein Verwandter und
Schüler Baüdelocqüe's , war von 1823 bis zur Juli - Revolution 1830 Professor
der geburtshilflichen Klinik in Paris. In Folge der Keorganisation der medicinischen
Facultät nach dieser Revolution verlor er sein Amt und lebte von da an in stiller
Zurttckgezogenheit seinen Studien. Er schrieb: „Essai sur la rupture de la matrice
pendant la grossesse et V accouchement^ (Paris 1804, 4.) — „ Becher ches sut*
h kemie de Vovaire^ (Paris 1813) — „ConsidSrations sur les propriStis de la
matrice*' (Paris 1818) — „Mim. sur la sortie du cordoJi ombil, pendant le
travail de V enfanteinent" (1820) — „Recherches sur la cause de V accouchement
spontani aprks la mort*' (Daselbst 1823) — „Observation sur une tuineur fibreuse
de VutSrus expulsSe dans le vagin apr^ un avortement au terme de quatre
mois, et prise pour V arrikre-faix" (1839, 4.) — „M4moire sur les tumeurs
sanguins de la sulve et du vagin" (Paris 1830).
Vergl. Siebold's Gesch. der Geb. Bd. II, pag. 713. Kleinwächter.
Denis, Jean-BaptisteD., zu Paris im 2. Jahrzehnt des 17. Jahrhunderts
geboren, studirte in Montpellier und wurde bei seiner Rückkehr nach Paris Professor
der Philosophie und Mathematik, gleichzeitig aber auch königlicher Leibarzt.
1664 begründete er öffentliche Conferenzen, in denen über Gegenstände dieser drei
Fächer disputirt wurde. 1673 machte er eine Reise nach England. D. hat den
Ruf, nicht nur experimentell am Thiere, sondern auch zu curativen Zwecken am
Menschen die Transfusion ausgeführt zu haben. Hierauf bezieht sieh der Haupt-
theil seiner Schriften, die als Briefe in Pariser Journalen (Jahrg. 1667 — 1668),
aber auch in monographischer Form gleichzeitig erschienen. Die übrigen handeln über
Astrologie, eine wunderbare Heilquelle in Polen und andere naturwissenschaftliche
Curiosität^n. D. starb am 3. October 1704.
Dict. bist. II. Red.
Denisot) G^rard D., Dr. Paris 1548, gestorben 1594, ist nur erwähnens-
werth wegen seiner eleganten „Hippocratis Aphorismi versibus graecis et latinis
expositi*' (aufgefunden von G. Joly, in Druck gegeben von J. Denisot, Paris 1634).
Ch^reau bei Dechambre. Red.
Denman, Thomas D. , nimmt unter den englischen Geburtshelfern des
18. Jahrhunderts eine hervorragende Stellung ein. Als er sich der Geburtshilfe
widmete, hatte er bereits ein ziemlich bewegtes Leben hinter sich. Er stammte
aus Bakewell in der Grafschaft Derby, woselbst er am 27 Juni 1733 als Sohn
eines Apothekers das Licht der Welt erblickte. Seinen ersten Studien lag er in
seiner Vaterstadt ob, worauf er als Gehilfe in das Geschäft seines Vaters eintrat.
1752 verlor er als 19jähriger Jüngling seinen Vater. Nach dessen Tode verblieb
er noch zwei Jahre in dem Geschäfte, dem nun sein älterer Bruder vorstand.
1754 begab er sich nach London, wo er durch drei Jahre hindurch Medicin
£tudirte. Nach dieser Zeit nahm er Dienst in der königlichen Marine^ bei der er
154 DENMAN. — DENONYILLIERS.
bis zu dem 1763 erfolgten Frieden von Paris verblieb. Durch diesen Frieden
um seine Stelle gebracht, ging er wiederum nach London, wo er sich unter
Smellie und Hukter dem Studium der Geburtshilfe widmete. Hierauf Hess er
sich in Winchester als Arzt nieder, nachdem er früher den Doctorgrad an der
schottischen Universität erworben hatte. Das Olttck war ihm aber auch in dieser
Stellung nicht hold. Er begab sich zum drittenmale nach London, um da sein
Glück zu suchen. Lange musste er hier mit Entbehrungen und selbst mit Noth
ringen, bis er endlich durch Verwendung Cavendish's und Drakb's die Stelle
des Chirurgen an einer königlichen Yacht erhielt. Von da an lächelte ihm eidlich
das Glück. Er errang sich eine einträgliche gebi^rtshilfliche Praxis und errichtete
eine Privat-Entbindungs- sowie Lehranstalt, die von vielen Schülern aufgesucht
wurde. Sein Name wurde durch seine Praxis und seine Werke bekannt, so dass
sein Ruhm und Ansehen immer mehr wuchs. Die Folge davon war die Aufiiahme
als Mitglied in mehrere wissenschaftliche Gesellschaften und die Anstellung als
Geburtshelfer am Middlesex-Hospital. An Ehren reich zog er sich 1791 in das
Privatleben zurück und brachte von da an sein Leben glücklich und zufrieden in
Feltham zu, woselbst er auch 1815 starb. — Trotzdem bereits nahezu 100 Jahre
,seit D.'s klinischem Wirken verflossen sind, wird sein ^ame heute noch immer
genannt, wenn von der Selbstentwicklung, der Einleitung der künstlichen Früh-
geburt und dem Puerperalfieber gesprochen wird. Er war nämlich der Erste,
welcher eine Reihe eigener und fremder Beobachtungen mittheilte, in denen bei
bestehender Querlage und vorgefallener oberer Extremität die Wendung auf den
Steiss durch die blossen Naturkräfte erfolge und auf diese Erfahrungen hin gestützt
von forcirten Wendungsversuchen bei abgeflossenen Wässern warnte und das Abwarten
der Selbstwendung oder Selbstentwicklung anempfahl. Ebenso rührt von ihm die
Trennung der Wendung von der Extraction her, indem er als Erster in England
anrieth, die Expulsion der Frucht nach gemachter Wendung womöglich der Natur
zu überlassen. Was die künstliche Frühgeburt anbelangt, so war D. der Erste,
welcher dieser damals neuen Lehre ein eigenes Capitel in seinem Lehrbuche widmete
und uns die ersten Nachrichten über diese Operation auf englischem Boden gab. Er
sprach sich durchaus billigend für diesen operativen Eingriff aus. Das grösste Verdienst
aber erwarb sich D. dadurch, dass er die üebertragungsföhigkeit des Puerperalfiebers
auf dem Wege der Aerzte und Hebammen entdeckte. Allerdings wusste seine Zeit
die Bedeutsamkeit dieser Entdeckung nicht zu schätzen und mussten 100 Jahre
beinahe verfliessen, bis dieselbe allgemeine Anerkennung fand, doch wird dadurch
der Ruhm seiner Entdeckung nicht geschmälert. Die Werke, die er verfasste, sind
folgende: „An essay on puerperal fever" (London 1768; deutsche Uebersetzung
Altenburg 1777) — „An essay on natural labour" (London 1786) — „Introducfton
to the practice in midvyifery" (Daselbst Bd. I, 1787; Bd. II, 1795; weitere Auflagen
1801, 1806, 1816; deutsche Uebersetzung Zürich und Leipzig 1791, 8., besorgt
von Johann Jakob RöM£r; französische von J. F. Kluyskrns, Gand. 1802, 8.,
ein classisches Werk) — „Aphorism, on the applicat. and use of the forceps
and vectis in premat. lab," (London 1788, 1817) — „Collect, of Engrav. to
ülustrate the generat, and part. etc," (Daselbst 1791, fol. und 1815, fol.) —
„Engraving of tico ut, polyp," (Daselbst 1801, fol.) — „Observat. on the
rupt. of the ut, etc." (Daselbst 1810) — „Observat. on the eure of Cancer*'
(Daselbst 1814). Kleinwächter.
Denonvilliers , Charles-Pierre D. , berühmter Anatom und Chirurg
zu Paris, war daselbst am 4. Februar 1808 geboren, studbrte von 1836 an Mediein,
wurde 1837 Doctor mit der These; „Propositions et observations d^anatomie^
de Physiologie et de pathologie", concurrirte viermal um die Stelle als Prosector,
wurde 1839 Professeur agr^gö und 1840 Chirurg am Central-Bureau der Hospitäler,
1841 Chef des travaux anatomiques. Seine chirurgische Concurs-These (1839) war:
yyBHerminer les cas qiii indiquent Vapplication du trSpan sur les os du crdne".
DENONVILLIERS. — DEPAUL. 155
Seit 1833 hielt er fast ohne Unterbrechung Curse über descriptive nnd chirurgische
ÄEatomle, wie über Operationslehre, 1849, nach dem Tode von Breschet, erhielt
er den Lehrstuhl der Anatomie, nachdem er bereits das Museum der Facultät
durch seine schönen, sehr zahlreichen und trefflich conservirten Präparate bereichert
hatte, wie er auch daftlr sorgte, dass in den Präparirsälen grössere Sauberkeit und
Ordnung hergestellt wurde. Seine anatomischen Vorlesungen waren durch ihre
Klarheit nnd Gediegenheit ausgezeichnet und ermangelten alles Gepränges. Obgleich
er ein vortrefflicher Operateur war und namentlich in plastischen Operationen
eicellirte, war er doch dem Publicum wenig bekannt, weil er die Praxis nicht
suchte. Von seinen Schriften führen wir, ausser einer anatomischen Concurs-These :
„Comparatson des deux systhmea musculaires" (1846), an: „Descrtptton des
OS malades du musSe Dupuytren^ (Paris 1842, mit Atlas, 18 Taf.), das von
ihm in Gemeinschaft mit Auguste Berard und Gosselin herausgegebene „Com"
pendium de Chirurgie prattque*^ (3 Bde. Paris 1845 — 61) und den zusammen
mit Gosselin verfassten „ Tratte thiorique et pratique des maladies des yeux^
(Paris 1855). Ausserdem eine Anzahl von Artikeln im Dict. des 6tudes mMicales
pratiques u. s. w. 1858 wurde er zum Inspecteur gen6ral de Instruction publique
für die Medicin und zum Mitgliede des bezüglichen Conseil sup6rieur ernannt, wodurch
er Gelegenheit fand, an der Vervollkommnung des medicinischen Unterrichts thätigen
Antheil zu nehmen. Häusliche UnglücksfUlle trübten die letzten Jahre seines Lebens
bis zu seinem am 5. Juli 1872 plötzlich erfolgten Tode.
Sachaile, pag. 234. — F. Guyon in Union m6d. 3. S6r. T. 14, 1872, pag. 55;
T. 17, 1874, pag. 141, 153, 197. 233. — Decbambre, XXVI, pag. 743. Gnrlt.
Denyau. Vater und Sohn. Der Erstere, Mathurin D. , aus Vendöme,
Dr. med. 1635 und 1680 gestorben, schrieb in den Jahren 1633 — 1635 Mehreres
über das Lachen, über üterusschmerzen, putride Fieber u. dgl. — Alexandre-
Michel D., 1637 — 1712, Chirurgien du roi, Decanus ad honorem und wie sein
Vater als Praktiker hochberühmt, publicirte 1657 — 1658 einige Schriften, darunter
rfEstne soliis sanguis puris corporis alwientum?^
Cherean bei Dechambre. Red.
Denys, JacobusD., wahrscheinlich im Jahre 1670 in Leyden geboren,
war einige Jahre in Indien als Chirurg wirksam und etablirte sich nach seiner
Rückkehr in seinem Geburtsort, sehr protegirt durch Boerhaave, der ihn „insignis
artifex obstetricandi" nannte. Er wurde 1720 zum städtischen Geburtshelfer und
1725 zum Lehrer der Hebammen ernannt. Im Jahre 1730 veröffentlichte D.
ffHeelkundige aanmerkingen over den steen en het snyden van demelven^,
wodurch er sich in einen Streit verwickelte mit A. Titsingh, und 1733 „ Verhan-
deUngen over het ampt der vroedmeesters en vroedvrouwen^ , ein „bonus et laude
dlgnus liber" nach Haller, worin er die Aenderungen, welchen der Uterus in der
Schwangerschaft unterliegt, zum ersten Male genau beschrieben hat. Es ist mir
nicht gelungen, sein Todesjahr ausfindig zu machen. q ^ Daniels.
Depaire, Jean-Baptiste D., aus Tougruine (Brabant), am 18. October
1824 geboren, in Brüssel ausgebildet, zeichnete sich als Lehrer der Chemie und
als gerichtlicher Chemiker aus. In seiner Stellung als Professor der praktischen
und theoretischen Pharmacie und Toxikologie an der Brüsseler Universität und
„Pharmacien du roi" erlangte er bald die Mitgliedschaft des obersten Gesundheits-
rathes, sowie die Titularmitgliedschaffc der königlich belgischen Akademie und trat
mit einer beträchtlichen Anzahl von hygienischen Berichten und chemisch wichtigen
Mittheilnngen in die Oeffentlichkeit. Die „ Recher ches chimiques des poisons metaU
liqnes*^ und „Nouvelle mithode poiir le dosage de Vur6e^ seien besonders genannt.
van den Corput. — Red.
Depaul, J.-A.-H. D., geboren 1811 zu Pau, kam als 17jähriger Jüngling
nach Paris und wurde hier nach Ueberwindung vieler Schwierigkeiten Externe des
156 DEPAUL. — DE RENZI.
höpitaux 1834, Interne titulaire 1836, Dr. med. 1840, Aggr6g6 1847, Chirurgien
des höpitaux 1853. Als Mitglied der beiden Akademien seit 1852 nahm er an
den Discussionen vielfach und lebhaft Theil. Sein Arbeitsfeld war während dieser
Zeit ein ziemlich mannigfaltiges gewesen, indem er über Puerperalfieber, animale
Yaecination, vaccinale Syphilis, Intrauterinpessarien etc. grössere und kleinere Abband
lungen veröffentlicht hatte. 1862 concurrirte er mit Erfolg um den Lehrstuhl der
geburtshilflichen Klinik und leistete hier im Lehrfache ebenso Ausgezeichnetes,
wie vorher in seinen Specialcursen an der £co]e pratique. Auch setzte er mit
ausserordentlichem Fleiss die Publicationen über einzelne klinische Themen fort, so
über: Cephalhämatom , viscerale Syphilis, hereditäre Syphilis, Wiederbelebung
Bcheintodt geborener Kinder, Aderlässe während der Schwangerschaft, Uterusfibrome
als Geburtshindemiss, Placentarhämorrhagien etc. Endlich verdienen ausdrückliche
Hervorhebung sein : „ Traiti thSorique et pratique de VauscuUation obstkricale*'
(Paris 1847) — „Legons de climque obstStricale profess^ a Vhdpitcd des
cUniques** (Paris 1872 — 1876) und die „Archives de tocologie, des maladtes des
femmes etc", welche er von 1874 — 1881 herausgab. — D. starb im October 1883.
Gaz. hebd. 1883, Nr. 43. Red.
Depre, Johann Friedrich D. , aus Mainz, in der zweiten Hälfte des
17. Jahrhunderts geboren, trat zuerst in den Jesuiten-, darauf in den Augustiner-
Orden ein. Dann erst entschioss er sich zur Medicin und wurde zu Erfurt 1701
Doctor derselben. Zu Neustadt in der Pfalz wurde er später Amtsarzt und kehrte
von da 1717 nach Erfurt zurück, um den dortigen Lehrstuhl für Anatomie,
Botanik und Chemie zu übernehmen (als Nachfolger Eysel*s). Titularleibarzt des
Kurfürsten zu Mainz wurde er 5 Jahre vor seinem Tode, der 1727 erfolgte. —
D. hat eine ungemein grosse Anzahl von Schriften (63) aus allen Gebieten der
Pathologie und Therapie hinterlassen, bezüglich deren, da keine sich besonderen Ruf
erworben hat, lediglich auf die sogleich zu nennende Quelle verwiesen werden muss.
Hahn bei Dechambre. • Red.
Derby. Drei amerikanische Aerzte, von welchen der älteste George D.,
1819 — 1874, über die Schwindsucht im Staate Massachusetts (Boston 1867), dann
Mehreres über Anthracitkohle etc. schrieb. — *HasketD., Augenarzt in Boston,
veröffentlichte: „Eine Analyse von 61 Staaroperationen" (Boston 1871) — ^Die
Behandlung der Kurzsichtigkeit mit Atropin" (New-York 1875) und später —
1879, resp. 1882 — noch einige Arbeiten über diese beiden Themata. — *Richard
H. D. studirte zu Wien und publicirte daselbst 1869 eine Abhandlung „Zur
Anatomie von Prurigo**. Nach Amerika zurückgekehrt, schrieb er noch: „Col4>r
hlindness and its acquisition through the abuse of alcohol and tobacco" (New-
York 1871) und „Progressive myopia and its operative eure*' (N. Y. med.
Jonrn. 1873). Red.
De Renzi, SalvatoredeR., 1800 zu Paterno im Primipato Ulteriore des
neapolitanischen Ex-Königreichs geboren, studirte in Neapel, wo er zum Doctor
promovirte und bald darauf Spitalsarzt wurde. Im Jahre 1836 war er Sanitäts-
inspector zur Zeit der Choleraepidemie, lehrte allgemeine Pathologie und Hygiene
im Collegio medico und wurde 1860 zum ord. Professor der Geschichte der Medicin
ernannt, welche Stellung er bis zum Jahre 1872 inne hatte, in welchem er am
25. Februar nach langem Krankenlager starb. — Seine Hauptwerke, welche filr
die Geschichte der Medicin immer von hohem Werthe bleiben werden, sind die
„Collectio Salemitana** , in 5 Bänden (1852 — 1859 herausgegeben) und die
„Storia documentata della scuola Salernitana** (1857), worin er den lateinischen
Ursprung dieser medicinischen Schule, ohne hebräische oder arabische Importation,
nachwies, obgleich der Anfang derselben zeitlich nicht festzustellen sei. Das dem
HiPPOKRATES zugeschriebene Buch „De vetere medicina" wurde von ihm dem
Alcmaeön vox Croton revindicirt. Ein umfangreiches Werk ist femer die „Storia
'
DE RENZI. - DE SANCTIS. 157
deUamedicina italiana^, in 5 Bänden (1845 — 1848); auch wären noch viele kleinere
Schriften, grösstentheils historischen Inhalts, zu erwähnen, wie die „Staria delle
epidemie contemparanee^ , — „II Secolo XIII e giovanni da Procida^ u. A. m.
Cantani.
Demcott. Der englische Anatom D.-G. D., der am anatomischen Theater
£u Windmill-Street lehrte, verdient Erwähnung wegen seiner beiden Illustrations-
werke über Arterien (London 1824 — 1827, resp. 1827) und „A description of
(he reflections of ihe peritorieum and pleura, tvith diagrams" (Daselbst 1827).
Hahn bei Dechambre. Red.
De Roy, s. Duroi.
♦Deroubaix, Louis-FranQois-Joseph D. (De Roubaix), zu Estaimpuis
(Hennegau) am 11. März 1813 geboren, wurde bei seiner Doctorpromotion —
1836 — durch ein Reisestipendium der belgischen Regierung ausgezeichnet und
unmittelbar nach seiner Rückkehr in Brüssel zuerst als Prosector und bald darauf
als Professor der Anatomie angestellt. 1850 zum Chirurgen des Hospitals St. Jean
ernannt, erwarb er sich seitdem den Ruf eines der besten Operateure und die
Mitgliedschaft der belgischen, sowie mehrerer berühmter ausländischer wissen-
schaftlichen Corporationen. — Unter seinen zahlreichen Schriften verdienen besondere
Betonung: „Nouveau procidd pour la eure radicale des hemies^ (mit Figg. ;
Brüssel 1854) — „Des accidents qui peuvent Üre la suite des grandes opirations
etc.** (Daselbst 1857) — „Des sutures au point de vue technique^ (Daselbst
1859; Figg.) — „Clinique chirurgicale de Vhdpital St. Jean de 1877—1879^ —
„Traüi des fistules uroginitales de la femme^ (Brüssel 1870, mit Figg.;
preisgekrönt von der Pariser Acad. de m6d). — Auf chirurgischem Gebiet sind
noch die bereits 1836 erschienene Behandlung der Knochenbrüche, neue Verfahren
zur Beseitigung der Trichiasis (1862), Operationsmethode der Dammnaht (1864),
der Nasenpolypen, auch ein von D. erfundener Nadelhalter und Fadenschnflrer
erwähnenswerth. Auf anderen Gebieten sind die „RSfleodons sur Vesprü scientißque
en Belgique^ (Brüssel 1876) — der „Discours sur le recriäement des professeurs
dans le haut enseignement^ (Bull, de Tacad. de m6d. 1876), sowie eine ältere
hygienische Schrift: „De Vavenir des villes et de Brtixelles en particuUer au
point de vue de Vassainissement^ (Brüssel 1866) namhaft zu machen.
van den Corput. — Red.
De Sanctis, Tito Livio de S., geboren am 10. Juli 1817 in S. Martino
di Chieti, von einer armen Familie abstammend, ging, von einem Onkel unterstützt,
um zn studlren nach Neapel, wo wegen der von der damaligen Regierung den
Jflnglmg^i aus der Provinz gesetzten Schwierigkeiten, an der Universität zu
Studiren, er in die Malerakademie eintrat und neben der Malerei bei den Privat-
docenten alle medicinischen Vorlesungen besuchte. Da er in der italienischen
Literatur sehr bewandert war, betheiligte er sich, von den Nothwendigkeiten des
Lebens gedrungen, an einem Concurse als Professor der italienischen Literatur und
erhielt die Stelle. Nach Vollendung seiner medicinischen Studien wurde er auch
Marinechirurg, lehrte dann als Privatdocent Chirurgie, von einer grossen Anzahl
Studenten besucht, und wurde 1860 mittelst Ooncurses ord. Prof. der chirurgischen
Pathologie an der Universität Neapel. Er war einer der besten Lehrer der medicini-
schen Facultät und besonders auch wegen der schönen Sprache bei den Vorlesungen
sehr beliebt und trug viel zum wissenschaftlichen Fortschritt der neapolitanischen
Chirurgie bei. — Als Schriftsteller war de S. besonders in den medicinischen
Jonmalen „Raccoglitore" und ,,Morgagni" thätig, in welchem letzteren er das
chirurgische Fach redigirte. Viele wichtige Artikel verdankt ihm die „Enciclopedia
mediea" der Firma Vallaedi, und besonders hervorzuheben ist sein Lehrbuch:
nTrattato di Pathologia chirurgica^. Trotz seiner bedeutenden medicinischen
Tbätigkeit als Arzt und Schriftsteller verliess er bis zum letzten Augenblicke weder
die Malerei, noch seine Lehrkanzel der Literatur, noch seine Stellung als Chirurg
158 DE SANCTIS. — DESAÜLT.
des Marineeotlegiam». Von einem Herzschlag überrascht, starb er in Neapel am
8. Februar 1883. Cantani,
Desanlt, Pierre D., zu Bordeaux, war 1675 zu Arzac im B6am geboren,
studirte anfänglich auf der Universität zu Pau, dann unter Seris und Tartas zu
Bordeaux, wo er Doctor wurde. 1697 begab er sich nach Paris, besuchte ner
Jahre lang die dortigen Hospitäler und hörte die Vorlesungen von Duve&ney und
ToüRNEFOET. Nach Bordeaux zurückgekehrt, wurde er 1704 Mitglied des dortigen
CoUegiums der Aerzte, dessen Syndicus er von 1718 — 20 war und gehörte bald
zu den gesuchtesten Aerzten. Es rühren von ihm her: „Nouvelles decouvertes
concernant la santS et les maladies les plvs frdquentes*^ (Paris 1727), femer
eine „IHss, sur les maladies venSriennes, contenant une mithode de les guhir
Sans flux de boucke, etc.^ (Bordeaux 1733), in welcher er sich, im Gegensatze zu
AsTRüC, bei der Behandlung der Syphilis gegen die Noth wendigkeit, Salivation
herbeizuführen aussprach. Andererseits behandelte er aber auch Krankheiten, die
mit der Syphilis in keinem Zusammenhange stehen, indem er einen solchen annahm,
mit Mercnrialeinreibungen. Es sind femer von ihm noch bekannt : „Diss. sur la
gouite et la mithode de la gu^rir radicalement, etc.^ (Paris 1725; 1728) —
^Diss. sur la pierre des reins et de la vessie, auec une mithode simple et
facile pour la risoudre etc,^ (Paris 1736), zu welchem Zwecke er die innerliche
und äusserliche Anwendung der Wässer von Bar^ges empfahl. Diese Arbeiten
erschienen gesammelt als „Dissertations de mddecine^ (3 Bde., Paris 1735 — 38).
Er starb 1737. '
Biogr. mM. I, pag. 431. — Dict. hist. II, pag. 54, G.
Desault, Pierre-Joseph D. , zu Paris, sehr berühmter Chirurg, war
am 6. Februar 1744 zu Magny-Ternais , einem Dorfe bei Lure (Haute-Saöne),
geboren, wurde von einem dortigen Chimrgen in die Lehre genommen, besuchte
darauf drei Jahre lang zu Beifort die dortigen Militär-Hospitäler und kam 1764
nach Paris, woselbst er ein Schüler von Antoine Petit, Loüis, Morand, Sabatiee
wurde und das€oll6ge de Chirurgie, sowie die Hospitäler besuchte. Nebenbei ertheilte
er, um seine Subsistenzmittel zu verbessern, mathematischen Unterricht, von 1766 an
auch Curse in der Anatomie, später in der Chirargie, mit der Unterstützung von
La Martinierb und Louis. Er wurde bei diesen Vorträgen der Schöpfer der
chirurgischen Anatomie in Frankreich. In dieser Zeit erfand er den bekannten,
nach ihm benannten Schlüsselbeinbruchverband, empfahl statt der sichelförmigen
Amputationsmesser die geraden, schränkte überhaupt die Amputation, ebenso wie
die Trepanation auf das Aeusserste ein, brachte die seit Pare in Frankreich in
Vergessenheit gerathene unmittelbare Unterbindung der Arterien (statt der Um-
stechung) wieder zu Ehren, erklärte sich bei Aneurysmen für die Unterbindung
der Arterie an der peripherischen Seite, wenn die centrale Unterbindung nicht
möglich war, und gab noch mancherlei andere Verbesserungen an. Nach einer
lOjährigen Lehrthätigkeit wurde er 1776 Mitglied des College de Chirurgie und
darauf auch, auf Betreiben seines Protectors Louis, Mitglied der Acad. royale de
Chirurgie, bei welcher Gelegenheit er über das von Loüis in Frankreich ein-
geführte HAWKiNs'sche Gorgeret die Dissert. „De calcido vesicae urtnariae, eoque
extrahendo, praev^ia sectione, ope iristrumenti Hawhinsiani emendati'' (lllßy 4.)
verfasste. 1782 wurde er zum Chef-Chirurgen der Charitö ernannt und wurden
dadurch seinem Genie neue Wege eröffnet, indem er seine früheren Erfindungen
zu vervollkommnen und neue zu machen Gelegenheit fand. Während er 6 Jahre
lang in der Charit^ die Chirurgie ausübte, vernachlässigte er seine anatomischen
Curse nicht und wurde 1788 an das Hotel-Dieu, in einen noch grösseren Wirkungs-
kreis versetzt , der ihm auch in der Privatpraxis die erste Stelle unter den Pariser
Chimrgen sicherte. Dabei widmete er dem Hospitaldienste und dem Unterrichte die
grösste Sorgfalt, schlief jede Nacht, obgleich er ein eigenes Haus beeass, im Hospital
und um 8 Uhr Morgens war die Visite bereits beendigt, an die sich die Klinik,
DESAÜLT. — DESBBRGEB. 159
Operationen, Sectionen u. s. w. schlössen, die bis Mittag dauerten. Um 6 Uhr
Abends kehrte er nach dem Hospital zurück, um es nicht mehr zu verlassen, eine
zweite Visite zu machen und eine Abend-Vorlesung über Anatomie und Operations-
lehre zu halten. Er hat damit die erste chirurgische Klinik in Frankreich und
die am besten geleitete in Europa geschaffen und bald strömten auch die Schüler
ans dem Auslande nach Paris, um seine Klinik zu besuchen, indem er zur Zeit
des Ausbruches der Revolution als der erste Chirurg Europa's galt. Das von ihm
in's Leben gerufene, von seinen Schülern redigirte „Journal de chii-urgte^ (Deutsche
üebers. u. d. T. : „Deaaulis auserlesene chirurgische Wahrnehmungen u. s. w,^
12 Bde., Frankfurt a. M, 1791—1806) erschien 1791—1792 in 4 Bänden, die seine
Lehren fast vollständig enthalten. Obgleich 1792 zum Mitgliede des Comit^ de
untö des armöes, dem er gute Dienste leistete, ernannt, entging er der Verfolgung
nicht, sondern wurde 1793, mitten aus seiner Vorlesung heraus, verhaftet, jedoch
nach 3 Tagen wieder in Freiheit gesetzt. Im folgenden Jahre wurde er bei der
an Stelle der Facultö de mMecine und des College de Chirurgie in*s Leben
getretenen £cole de sant^ zum Professor der chirurgischen Klinik ernannt, obgleich
er durchaus nicht mit der durch jene Schule angebahnten Vereinigung der Medicin
nnd Chirurgie einverstanden war. Kurz vor seinem am 1. Juni 1796 (13 prairial an 3)
nadi einem Kranksein von nur wenigen Tagen erfolgten Tode hatte er auch noch
den erkrankten, im Tempel gefangen gehaltenen unglücklichen Sohn Lu dwig's XVL
besuchen müssen. — D. bat sehr wenig selbst geschrieben. Der von ihm zusammen
mit seinem Freunde Chopabt herausgegebene .„Trait6 des maladies chirurgicales
et des Operations qui leur conmennent^ (2 Bde., Paris, an 4.) rührt von Chopabt
her und enthält nur seine Ideen und seinen von Xay. Bichat verfassten Lebens-
lauf. Von Bichat wurden seine „Oeuvres chirurgicales, ou exposi de la doctHne
et de lapratique de . . . /' (3 Bde., 1798—1803; 3. Ausg. 1813; 1830; deutsch
u. d. T.: „Desault's chirurgischer Nachlass^ , von 6. Wabdenbübg, 2 Bde.,
Göttmgen 1799, 1800; engl, üebers. von FiDW. Dabbell Smith, Philadelphia
1814) und von J.-J. CassiüS ein seinen Vorlesungen entnommener „Cours thSorique
et pratique de clinique externe** (2 Bde., Paris 1803) herausgegeben.
Descuret in Biogr. med. I, pag. 432. — Alph. Gn^rin im Bulletin de TAcad.
de m6d. 2. Ser., T. V, 1876, pag. 996. ^^^^^
Desbois de Roehefort, Louis D. de H. , französischer Praktiker von
grossem Kufe, war zuerst Arzt bei St. Barbe, darauf Arzt am Höpital de la
Charitö. Er ist Verfasser des Werkes: y, Cours Sl^Toentaire de matihre mSdicale^
sühn, d'un prScis de Vart de formuler^ (Paris 1789; nach seinem Tode von
M. COBVISABT DES Mabais herausgegeben, machte berechtigtes Aufsehen und
erlebte mehrere Auflagen). — D. de R. starb in Paris 1786, Unger.
Desbordeanx, Pierre-Frangois-Fr^deric D., zu Caen am 16. März
1763 geboren, wurde in seiner Vaterstadt ausgebildet und promovirt. Wenige
Jahre nach seiner Promotion wurde er zum Aggr6g6, sehr bald auch zum Professor
der Therapie berufen. Später noch Arzt des Irrenhospizes , sowie Oberarzt des
Hospitales in Ca€n, starb er daselbst am 25. Juli 1821 mit Hinterlassung von
„Nmivelle orthopSdie etc," (Paris 1805) und einer Dissertation über die epidemischen
Fieber in Europa und ihre Prophylaxe.
Dict bist. II. Red.
Desberger, Anton D., geboren in München am 8. December 1789, war
bayrischer, später preussischer Militärarzt und lebte in München, Berlin und Bonn.
Seine Schriften sind nicht unbedeutend. Ausser einem Schwangerschaftskalender
(Berlin 1827, Gotha 1831), oultivirte er das Gebiet der Geburtshilfe mit „Biargruna^
(Name für eine Runentafel, die Schrift enthält die Beschreibung und Abbildung
des „Pelvimeter pluriformis", Berlin 1824). Später erschien „Archaeologia medica
Mcorani medicinae historiae symbola" (Gotha und Erfurt 1831) — yyTod,
160 DESBERGER. — DESCARTES.
Scheintod und Begräbnüswesen" (Erfurt 1833) — „ Vergleichende Zootomie der
Jagd' und Forsttkiere" (Gotha 1834),
Hahn bei Dechambre. Red.
DeSGärtes, Renö D. Duperron (Cabtesius), im engeren Sinne niemals
ärztlich thätig gewesen, aber ftlr die Geschichte der Medicin von bedeutendem
Einflüsse, ist zu Lahaye (Touraine) 1596 geboren und starb in Stockholm 1660,
Nachweisbar hat er sich jahrelang mit physiologischen Problemen im engeren Sinne
beschäftigt nnd auch die Pathologie nicht unberücksichtigt gelassen. Diese Bestre-
bungen fielen wohl vornehmlich in die Zeit, nachdem er (aus dem Jesniten-CoUeginm
la Fläche ausgetreten und nach einer kurzen Periode ausschweifenden Lebens in
Paris) sich Zwecks einsamen Studiums in die Vorstadt St. Germain zurückgezogen
hatte. Das sonstige Skelet seines Lebens, seine Eaiegsdienste bei den Niederländern,
den Bayern und Kaiserlichen, seine Reisen, sein von der Welt zurückgezogenes
und doch unruhiges Leben in Holland, seine durch die Revolution unter Karl I.
vereitelte Berufung nach England, sowie seine Uebersiedlung an den schwedischen
Hof (1649), die er nur ein Jahr überlebte, steht ftlr nnser Interesse ebenso in
zweiter Reihe, wie die Bedeutung, welche D. als Vertreter, resp. Begründer der
dogmatistischen Richtung oder als „Vater der neueren Philosophie^ hat. Bei seinem
»Streben jedoch, die Philosophie durch die Verbindung der logischen und der
mathematischen Methode, dßs synthetischen und analytischen Verfahrens, zur Sicher-
heit der Mathematik, zur „Mathesis universalis^ zu erheben, zog er auch die
Medicin soweit in den Kreis seiner Betrachtunge^i , wie sie im Folgenden kurz
wiedergegeben sein mögen.
Das Attribut der Körper soll die Ausdehnung, das unseres Geistes das
Denken sein. Denn Gewicht, Schwere, Farbe und alle anderen Modi des Körpers
sollen ohne Verletzung seines Wesens aufgehoben werden können. Verdünnung
und Verdichtung ist nur Veränderung der Gestalt; Quantität, Raum oder innerer
Ort mit Ausdehnung identisch , daher es auch keinen leeren Raum giebt. Atome,
d. h. untheilbare Theile der Materie, sind undenkbar, da sie, wenn auch noch so
klein, immer ausgedehnt, also theilbar gedacht' werden müssen. Das Quantum der
einen unbegrenzten Materie bleibt ewig dasselbe; ebenso das der ihr von Gott
anerschaffenen Bewegung, denn — Gott ist unveränderlich. — Durch die mannig-
fachen Bewegungen, die Wirbel, welche Gott, die erste Ursache, erregte, erklären
sich alle Erscheinungen« Jedes Ding strebt, in seinem Zustande zu beharren, bis
es durch ein anderes daraus verdrängt wird ; jeder Theil der Materie bewegt sich,
soviel an ihm liegt , in gerader Richtung ; die Bewegungsgrösse ist gleich dem
Product aus Masse und Geschwindigkeit. — Die ursprüngliche Richtung, in welcher
die Moleküle sich bewegen, die geradlinige, verwandelt sich, sobald jene ihren Ort
verlassen, in die kreisförmige, weil alle benachbarten Moleküle an di^ leer gewordene
Stelle sich hindrängen. — Die Durchführung dieser Sätze führte D. auf die Eint-
deckung von der Gleichheit des Einfalls- und des Reflexwinkels und auf die Refraction
des Lichtes. Durch die Sätze: „Die Summe der Bewegung in der Natur ist
unabänderlich^^ und „Wärme verwandelt sich in Bewegung, Bewegung in Wärme",
erscheint er als Vorläufer der Lehren von der Constanz der Kraft und dem
mechanischen Aequivalent der Wärme. — So fasst also D. die Bewegung nicht
als eine nothwendige Bestimmung (Attribut) der Materie, sondern als einen erst
von anssen an sie herangebrachten Zustand. Er hatte sich, wie er sagt, vor-
genommen, Alles mechanisch, mit Ausschliessung der Zwecke, zu betrachten, oft
nennt er seine ganze Philosophie Physik, wie denn auch sein Hauptwerk „Le
monde^ heisseu sollte. Alle Pflanzen und Thiere, auch der Mensch sind Maschinen,
das eigentliche Lebensprincip (Seele) ist das Blut, dessen flüchtigste Theilehen im
Gehirn sich sammeln und als Lebensgeister die Nerven durchzittem. In der Zirbel-
drüse (Gland pin^al) laufen alle Nervenenden zusammen. An diesem Punkte sind
auch Leib und Geist, Ausdehnung und Denken, die sonst Gegensätze sind,
DESCARTES. — DESCHIZAÜX. 161
verbunden. Der Geist, eine beschränkte Substanz, denkt immer; seine Ideen sind
dem Ursprünge nach gemachte, angeflogene und angeborene, der Form nach
aetive (des Willens) oder passive (der Vorstellung), dem Inhalte nach adäquate
oder inadäquate. Die angeborenen sollen (nach Obigem) stets adäquat sein; durch
kritiklose Bejahung angeflogener und gemachter Ideen entsteht der Irrthum, der
also Sache unseres Willens ist. *Die niedrigste Freiheit scheint ihm Indifferenz des
Wollens, die höchste die zur Gewohnheit gewordene Unmöglichkeit des Irrens zu
sein. — Der Dualismus tritt am stärksten in dem Verhältniss hervor zwischen dem
Geist und dem Leibe. Beide, „so verschieden wie Eis und Feuer ^', sind nur
durch ein Wunder Gottes zur „Compositionseinheit" verknüpft, d. h. so, dass keiner
den andern unmittelbar, sondern nur vermittelst der Zirbel beeinflusst. Des D.
Satz, dass die körperlichen Verrichtungen auf Bewegungen der festen (molekularen)
und der flüssigen Gebilde beruhen, ist die Wurzel der beiden medicinischen
Systeme, welche das 17. Jahrhundert und einen grossen Theil des 18. beherrschten:
des „iatrophysischen" und „iatrochemischen". Die physiologischen Ansichten von D.
stimmen mit denen der Aerzte seiner Zeit überein , insbesondere gehört er zu den
entschiedensten Anhängern Harve^'s. Die Fähigkeit der Muskeln zur Bewegung
beruht auf den in ihnen eingeschlossenen „Lebensgeistern^, die Bewegung selbst
wird erregt durch die vom Gehirn her in die Muskeln einströmenden „Lebens-
geister". D.'s Hauptwerk , in dem sich auch der grössere Theil seiner hier
reeapitulirten Physiologie findet, sind die „Principia phüosophiae" (Amsterdam
1644, in 4. und viele spätere Ausgaben). Seine sämmtlichen Werke sind zuletzt
zu Paris 1857 erschienen. Red.
Descemet, Jean D., wurde am 20. April 1732 zu Paris geboren und
starb am 17. October 1810 in seinem Landhause bei St. Denis. Er war Arzt und
Botaniker und vertrat sowohl die Anatomie, als wie auch die Botanik an der
Universität. Besonders bekannt hat er sich in ärztlichen Kreisen durch seine
anatomischen Arbeiten über das Auge gemacht ; vorzüglich war es die Entdeckung
der hinteren Basalmembran der Hornhaut, der nach ihm sogenannten Membrana
Descemetii, die ihm einen ehrenvollen Namen in der Ophthalmologie sicherte.
Allerdings war diese seine Entdeckung insofern nicht ganz unbestreitbar als sein
volles Eigenthum anzusehen, als auch Demoürs (s. diesen) auf dieselbe Anspruch
machte; doch scheint D. in der That zuerst jene Membran beschrieben zu haben,
nnd zwar in seiner Dissertation: „An sola lens crystallina cataractae sedes?"
(Paris 1758). Er verfocht diese seine Prioritätsansprüche gegen Dbmours wieder-
holt in französischen Journalen, in welchen diese Polemik während der Jahre
1769 — 1771 sich abspielte. Die napoleonisohe Zeit suchte der Gelehrsamkeit D.'s
dadurch gerecht zu werden, dass das neu errichtete kaiserliche Lyceum ihn berief.
Doch konnte er diese ihm übertragene Stelle nur kurze Zeit verwalten und musste
sich 1808 in Folge der mit seinem hohen Alter verknüpften Gebrechlichkeit zurück-
ziehen. Zwei Jahre später starb er. Er hinterliess ausser seinen medicinischen
Arbeiten noch verschiedene Werke botanischen Inhaltes. Magnus.
Deschamps, J. Fr. L. D., bekannter französischer Chirurg, geboren 1740
in Chartres, starb in Paris 1824. Unter MOREAU, dem damaligen Chefchirurgen
des Hotel Dieu, in die Chirurgie eingeführt, wurde er 1787 Chefchirurg an der
Charit^ und einer der vier consultirenden Operateure Napoleon's L Im Jahre
1811 gelangte er an Stelle Sabatier's in's Institut. — Auf wissenschaftlichem
Gebiete ist D. hauptsächlich bekannt durch sein Werk: „TrattS historique et
dogmatique de Vopiratton de la taille^ (Paris 1796 — 1797). Unger
DescMzaux, Pierre D., französischer Arzt und Botaniker, geboren in
Mäcon 1687, gestorben 1728 in Paris, bereiste mit Unterstützung Peter's I. von
Russland Russland und Persien, um die Flora dieser Länder zu studiren und einen
botanischen Garten in St. Petersburg anzulegen. Vgl.: „MSmoire pour servir ä
ßiogr. Lexikon. IT, 11
162 DESCHIZiUX. — DESGAULTIERE.
Vinstruction de Vhiatoire naturelle des plantes de Rusaie et h V etablissement
d'un jardin botanique h St. Peterabourg" (Paris 1724). Unger.
Descieux, Louis-Cyprien IX, aus Thoiry (Seine-et-Oise), 1801 — 1875,
war zu Montfort-Amaury Arzt des Hospitals und ist erwähnenswerth wegen seiner
„Entretiens sur Vhygiknej h Vusage des campagnes^ (Paris 1861 ; in 4. Aufl.
Daselbst 1864). Er schrieb noch Mehreres über Kinderhygiene und erregt« die
Aufmerksamkeit auch durch die Monographie: yylnßuence de VStat moral de la
sociM'sur la santS publique" (Paris 1865).
Hahn bei Dech ambre. Red.
Descourtilz, Michel-fitienne D., bei Pittiviers am 25. November 1775
geboren, nach 1836 gestorben, wurde in jungen Jahren als Arzt und Naturforseher
nach St. Domingo geschickt, wo er in den Aufständen mühsam sein Leben rettete
und 1802 floh. Nach seiner Promotion 1814 war er Arzt am Hötel-Dieu de
Baumont und zog sich später nach Paris zurück, wo er Prä^dent der Linn^
Gesellschaft war. D. hat neben seinen botanischen Schriften und einigen Reise-
werken auch medicinische Arbeiten publicirt, unter denen ein „ Gours d'Slectricitd
mMicale" (Paris 1832) und eine hygienische Anweisung für Europäer in West-
indien (Paris 1816, 2. Aufl. 1830) Erwähnung verdienen. Ein Lieblingsthema D.'s
scheint die Impotenz in der Liebe — von ihm sowohl in seiner These, als in
einer späteren Monographie (1831) behandelt — gewesen zu sein, von der er die
Anaphrodisie und die Agenesie wissenschaftlich unterschieden zu sehen wünscht.
Hahn bei Dechambre. Red.
Desessartz, Jean-Charles D., zu Bragelogne am 26, October 1729
geboren, verweigerte die Aufnahme in eine Jesuitenschule, promovirte in Rheims
und Hess sich zunächst in Villers-Cotterets, dann in Noyon nieder. Nach I5jähriger
praktischer Thätigkeit siedelte er nach Paris über, wurde hier Professor, später
auch Decan der Faculte de m^decine und betheiligte sich als solcher an dem
Kampfe gegen die Gründung der Soc. royale de m6d. Als Mitglied des Institut
de lYance starb D. am 13. April 1811. — Mit seiner fleissigen Feder hat er
eine Reihe von Aufgaben der Medicin theils gründlicher bearbeitet, theils mehr
gestreift. Viele seiner Schriften haben jedoch rein zu Vorkommnissen in seinem
Amte Bezug, so die Nekrologe, eine Reihe Disputationen und M6moires. Umfang-
reicher sind: „TraitS de VMucation carporelle des enfans en bas äge*^ (Paris
1760) — „Observattons sur la compUcations de la pettte veröle avec des
dartres etc," (Paris 1779; ein zweites bezügliches Mtooire 1801; ein drittes, die
Mercurbehandlung vorzugsweise betreffend, gleichzeitig) — „Memoire sur le croup*^
(Paris 1807). Auch sind von ihm eine Reihe von Berichten über herrschende
Krankheiten in der holländischen und französischen Armee, ein Bericht über die
Gelbfieberinvasion in Livomo (in den Recueils der Soc. de m6d. VII, IX, XXIII).
Eine gi"osse Reihe seiner früheren Arbeiten, besonders aber auch die meist thera-
peutische Gegenstände behandelnden seiner späteren Zeit, sind in einer Sammlung
(Paris 1811 erschienen) vereinigt.
Dict. bist. II. Bed.
Desgaultlöre. Der Vater, Philippe-B.-Raymond D., 1765 in
Lyon geboren, Dr. Montp. ^ wurde 1804 zum Arzt des Hotel-Dieu in Lyon, 1806
zum Professor der dortigen inneren Klinik ernannt. Als er 1840 starb, hinterliess
er an Schriften: „Discours sur les dangers de Vesprit de Systeme dans VStude
et dans Vexercice de la mddecine** (Lyon 1806) — „ConsidSrattons physiolo-
giques sur les crises" (Journ. compl. du Dict. des sc. m6d. 1820); Hospital-
berichte der obgenannten Anstalt für die Jahre 1813 — 1815. — Der Sohn,
Henry D., der nach einer sehr gedeihlichen ärztlichen Wirksamkeit in Lyon
daselbst 1872 starb.
Hah^n bei Dechambrc. Bed.
DESGENETTES. — DESGRANGES. 163
Desgenettes, Rön^-Nicolas-Dufriche Baron D., 1762 zu Aleiwjon
geboren, kam firüh auf die Pariser Universität, besuchte mehrere zu jener Zeit
berfihmte Hochschulen des Continents und empfing 1789 zu Montpellier den medi-
cinischen Doctorhut. 1793 trat er in die französische Armee ein, machte schnell
Camere und die ägyptische und syrische Campagne bereits als M6decin en chef
der Orientarmee mit. 1802 nach Paris zurückgekehrt, nahm er hier eine gleich
hervorragende Stellung an den Militär-Hospitälern ein und 1804 wurde er als
Oeneral-Inspecteur des Militär-Sanitätswesens angestellt und bald darauf zum ausser-
ordentlichen Professor der medicinischen Physik und Hygiene an der ficole de
Bant6 (späteren Facult6 de m6d. de Paris) berufen. D. entfaltete in dieser Stellung
durch Inspectionsreisen und Vorträge eine bedeutende Wirksamkeit, machte auch
die Feldztige nach Preussen, Polen und Spanien mit und fiel während der russischen
Campagne in Gefangenschaft. Erst 1814 kehrte er, vielfach wegen seiner napo«
leonischen Sympathie angefeindet, nach Paris zurück und erlangte während der
100 Tage noch einmal die Stellung eines Chefarztes in der Armee. Nach Napoleon's
Gefangenschaft mnsste er eine Zeit lang mit bedeutend niedrigeren Stellungen
vorlieb nehmen, bis 1810 eine königliche Ordre ihn wieder in seine Stellung beim
Militär-Sanitätswesen einsetzte, und er im Anschluss daran eine Reihe hervorragender
akademischer und organisirender Ehrenplätze wieder erhielt. Sein Wunsch, Chef-
arzt des Invalidenhauses zu werden, wurde jedoch nicht gewährt. — D.'s Schriften,
abgesehen von den casuistischen, sind : „ Tentamen physiologidum de vasis lympha-
h'cis" (Montpellier 1789) — „Analyse du sysüme absorhant ou lymphatique"
(Daselbst 1791) — „Observationa sur V enseignement de la mid. pratique dans
les höpüaux de la Toscane" (Joum. de m6d. de Paris 1792) — „RSßexions
gin^raUs sur Vutiliti du Vanatomie artißcielle" (Ebenda 1793) — „Fragment
d'un memoire sttr les maladies qui ont regn4 ä Varm4e d'ltah'e^ (Ebenda 1797) —
jfHistoire mSdicale de Varm6e d^ Orient^ (Paris 1802). Ausserdem viele vor-
treffliche Gelegenheitsreden, Uebersetzungen aus dem Italienischen, eine Sammlung
sämmtlicher Schriften über Gelbfieber u. dgl.
Biogr. m6d. UI. Red.
Desgranges, Jean-Baptiste D. , wurde zu Mäcon 1751 geboren.
Zuerst hier, dann in La Rochelle ausgebildet, begab er sich zur Fortsetzung medi-
cinischer Studien nach Lyon und wurde hier bald Interne des Hötel-Dieu. 1779
wurde er dem dortigen College royal de chinirgie aggi'egirt, 1788 erlangte er
das Doctorat der Universität Valencia und fing an, in Lyon unbeschränkte Praxis
za treiben. Zahlreich waren die Gelegenheiten , bei welchen die Academie royale
de Chirurgie Arbeiten D.'s mit Preisen krönte; in gleicher Weise ehrten ihn später
die Soc. royale de m6d. von Paris und die von Montpellier. In dem kurzen
Empörungskriege Lyons und als dasselbe von den republikanischen Truppen belagert
wurde, fungirte D. als Chefchirurg, mnsste sich dann auf 9 Jahre nach Bern
flüchten und kehrte erst 1802 nach Lyon zurück. Er betheiligte sich darauf noch
an der Gründung der dortigen Society de mM. und starb am 23. September 1831.
In seinen Schriften regte D. zum Theil gemeinnützige Themata an ; so befürwortete
er ein Etablissement für Aufnahme und Rettung Ertrunkener (Lyon 1790), nach-
dem er viel früher bereits populäre Rathschläge zur Wiederbelebung scheintodter
Kinder gegeben (Daselbst 1777). Seine „R^fleodons sur la section de la Symphyse
des OS pubis" (Daselbst 1790) wurden von BafdelocqüB warm gelobt. Später
Bchrieb er über die Anwendung des Mutterkorns (Montpellier 1822) und veröffent-
lichte viele casuistische Beiträge im Joum. de ra6d. , chir. et pharm, (älterer und
der von Corvtsart herausgegebenen Serie), sowie im „Memorial des hop.", in den
„Ann. de la soc. de m6d. pratique de Montpellier" und im „Joum. g6n. de m6d".
Es handelt sich darin jieistens um interessante Vergiftungs- und Operationsfölle. Den
Gegenstand der Fürsorge für die Ertrunkenen nahm er noch einmal auf in dem
kurzen „Avis sur V adminisiration des secours aux personnes noydes" (Lyon 1804).
Dict. bist. IL Red.
11*
164 DESJARDINS. — DESMAREES.
Besjardins, Jean D. (Hortensius oder de Hobtis), Btammte aus Laon,
widmete sich zuerst humanistischen Studien und erst später der Medicin. Er
promovirte 1519, wurde Professor an der medicinisehen Schule zu Paris und Arzt
Franz' I. Sein Ruf in der Behandlung von Krankheiten aller Art war dn
bedeutender. 1549 starb er. Unger
Designatianus. Unter den Autoren, aus denen er sein umfangreiches
Werk „De medtcamentis" zusammengetragen, nennt Marcellüs Empieicüs in
der Vorrede einen D. und schickt seinem Werke unter den „Epistolae diversorum
de qualitate et ohservattone Tnedtcinae" auch einen Brief des Hippokrates an
den König Antiochus voraus, dessen Uebersetzer sich Largius D. nennt. Da
nun Marcellüs den grössten Theil des Werkes des Scriboniüs Largüs („ Com-
positionea medicamentorum" ) in seine Receptensammlong wortgetreu aufgenommen
hat, ohne jedoch denselben zu nennen, hielt man den D. mit SCRiBONius Largus
für ein und dieselbe Person und machte einen Scrib. Largus D. daraus. Vor
einer solchen Identificirung hätte schon die grosse Verschiedenheit der Sprache des
SCKiBONius Larqüs Und der von L a r g i u s D. übersetzten „ Epistolae'* abhalten sollen.
Helmreicb.
Desinnocens, 6. D., französischer Chirurg, der um die Mitte des 16. Jahr-
hunderts in Toulouse mit viel Geschick und Erfolg wirkte. Unter seinen Schriften
ist nennenswerth : , „OsUologie oh histoire gSnSrale des os du corps humafn*'
(Bordeaux 1604). ^j^^^^
Desirabode, Vater und Söhne, berühmte Zahnärzte in Paris. Der Vater,
Antoine-Malagou D., war 1781 zu Angouleme geboren, warde 1815 Officier
de sant6-dentiste und war Leibzahnarzt des Königs. Er verstand es, den mechanischen
Theil seiner Kunst mit dem wissenschaftlichen in sachgemässer Weise in seinen,
zusammen mit seinen beiden Söhnen, herausgegebenen y,Nouveavx dSmene com-
plets de la science et de Vart du dentiste" (2 Bde. 1843; 2. Ausg. 1845; engl.
Uebers. in der American Library for Dental Science, Baltimore 1847), welches
das vollständigste Lehrbuch seiner Zeit war, zu vereinigen. Er war einer der
Ersten, die sich mit der Orthopädie der Zähne beschäftigten und reichte über
dieselbe 1844 dem Institut eine Denkschrift ein. — Der älteste Sohn, Edouard D.,
wurde 1838 zu Paris Dr. med. mit der These: yjLa sortie des dewts de sagesse** ^
während der jüngere Bruder, Alphonse D., für das Werk seines Vaters die
bibliographischen Studien angestellt hat.
Sachaile, pag. 238. G.
Deslandes, Leopold D., aus Paris, 1797 — 1852, war Mitarbeiter
an verschiedenen Unternehmungen encyclopädischen Charakters und schrieb ein
„Manuel d*hygihie 'publique et privie^ (Paris und Montpellier 1826 ; spanisch
1827); ferner über Entzündung (1824), Pockenpustehi (1825), Vergiftungen durch
Lösung von Lidigo in Schwefelsäure (gleichzeitig), über Selbsmord durch Erhängeni
(1824), über Onanismus und andere geschlechtliche Missbräuche (1834).
Ch^reau bei Dechambre. Red.
Deslon, Charles D. (D'Eslon), ein enthusiastischer Anhänger des ani-
malischen Magnetismus und Verehrer Mesmeb's, den er indessen später aus
egoistischen Motiven bekämpfte. Er starb 1786. Unger
DesmarreS) Louis-Auguste D., zu Paris, berühmter Augenarzt, war
am 22. September 1810 zu Evreux geboren, studirte in Paris, wurde daselbst
1839 Doctor, war mehrere Jahre Chef de clinique und Privatsecretär des damals
berühmtesten Pariser Augenarztes Sichel, gründete 1841 eine Privat- Augenklinik,
die nacheinander in verschiedenen Stadttheilen sich eines imm^ grösseren Zuspruches
von Patienten , und namentlich von Zuhörern aus dem In- und Auslande erfreate,
unter denen Albrecht v. Graefe (1849) der berühmteste wurde. Er hat das
DESMABBKS. — DESOBMEAÜX. 165
Verdienst, in die Ophthalmologe riehtigere chirurgische Principien, als vorher in
derselben üblich waren, eingeftlhrt zu haben, indem er zeigte, was an chirurgischen
Eingriffen, selbst bei ambulanter Behandlung, auch dem Auge geboten werden
kann. Dabei hat er die Augenheilkunde, namentlich in ihrem therapeutischen
Theile, mit mancherlei ihm Eigenen bereichert. Ausser einem „MSm. sur une
nouvelle mkhode d^employer le nftrate d'argent dans quelques ophthalmies^ y
einer Anzahl von Aufslltzen in der Gaz. des höpitaux und in den Annales d'ocu-
listique, sowie einer Pnblication über seine Art der Eataraktoperation in dem
Atlas des Joum. des connaissances m^dico-chirurgicales (1850), ist sein Haupt-
werk der „IVattS thA>rique et pratique des maladies des yeux" (Paris 18475
2. Ausg. 1854 — 58, 3 Bde.; deutsch übersetzt, umgearbeitet und erweitert von
Sbitz und Blattmann, Erlangen 1852). 1864 zog er sich aus seiner Klinik
zurück und übertrug dieselbe seinem Sohne Alphonse D. Er starb am 22. August
1882 auf seinem Besitzthnme in Neuilly (Seine).
Dechambre, XXVIII, pag. 412. Gurlt.
Desmars, französischer Arzt in Boülogne-sur-mer und Mitglied der Akademie
in Amiens. Er übersetzte einige auf die epidemischen Erkrankungen bezüglichen
Werke des Hippokbates und schriftstellerte überhaupt nicht wenig in den damaligen
Faehblättem. — Vgl. : „Epidimiques d* Hippocratey traduites du grec, avec des
rdfiexions sur les constüutions epidhntques suivir de quarante-deux histoires
rapportees par les ancien midecin et du commentaire de Galten sur ces histoires
etc.*" (Paris 1767). Unger.
Desmonceatix, Priester und Arzt, geboren 1734 in Paris, gestorben 1806
daselbst. — Er benützte als Priester seine Mussestunden, um Medicin zu studiren
nnd beschäftigte sich vorzugsweise mit den Krankheiten der Angen. Seine Kunst
uneigennützig Allen widmend, die zn ihm kamen, gewann er Ruf in weiten Kreisen
und selbst am Hofe Ludwig's XVI. — D. war ferner ein eifriger Propagator
der Vaccination und machte sich ausserdem noch dadurch bekannt, dass er die
Geistlichkeit auf das Unzukömmliche aufmerksam machte, die Neugeborenen mit
kaltem Wasser zu taufen. Unter seinen Schriften sind nennenswerth : „ Lettres et
ohsercations anatomiqties , physiologiques et physiques sur la vie des enfants
naissants^ (Paris 1775) und „TraitS des maladies des yeux et des oreilles
consid4r^ sous le rapport des quatre ages de la vie de Vhomme^ (Paris 1 786).
Unger.
^esmoulins, Jean D. (Molinaeus), praktischer Arzt und Botaniker in
Lyon gegen Ende des 16. Jahrhunderts. Commerson benannte ihm zu Ehren eine
auf Jsle de France einheimische Pflanze mit seinem Namen „Molinea". uneer
*Desil08, Louis D. , promovirt zu Paris 1855 mit der These; „Sur
quelques paints de Vhistoire des tumeurs cancth-euses pulsatiles*" , wirkt als
Hospitalarzt daselbst und hat noch veriasst; „De la curabilitS de la phthisie
pulmonaire'' (Paris 1863) — „De P ^tat ßbrile'' (Daselbst 1866) und eine kleinere
Schrift über Pocken (Union m6d. 1870). ^^^
Desnoues, Guillaume D. , im 17. Jahrhundert, französischer Chirurg
nnd Anatomie-Professor in Genua, soll vor Graaf und Swammerdam die Kunst
geübt haben, das Geftlsssystem mit Wachsmasse zu injiciren und Philipp V. von
Spanien einen so präparirten Kopf gezeigt haben. Man schreibt ihm „Lettres de
G. Desnoues et de Guillelmini^ (Rom 1706) zu.
Hahn bei Dechambre. Red. .
Desormeaux, Marie-Alexander D., als Sohn des älteren Geburtshelfers
D. am 5. Mai 1778 geboren, that seine ersten mediciniscben Dienste auf der
ficole de sant6 als sogenannter fileve salariö und Schüler Desat'Lt's. Von längerem
Umherziehen mit der Armee als Militärchirurge 1802 zurückgekehrt und 1804
16ß DESOEMEAUX. — DESPINE.
Doctor geworden („PrMs de doctrine sur V accouchemenl par les pieds"),
begann er seine speeifisch geburtshilfliche Ausbildung und erlangte durch die aus-
gezeichnete Concursthese „De abortu^ (löll) den Lehrstuhl Baüdklocqüb*s. Doch
gab er die praktische geburtshilfliche Stellung bald auf zu Gunsten der ihm
genehmeren Stellung als Chefarzt am Hospice de la matemit^, starb aber bereits
am 29. April 1830. Ausser den genannten beschränken sich seine Schriften uif
Fachartikel im Dictionnaire de m^d. und auf Berichte, die er zu den Bull de
la soc. de T^cole de m6d. lieferte. Auch an der französischen Cebersetzung der
Werke Moroagni's hat er nur einen untergeordneten Antheil.
Dict, hist. II. Red.
D^soudin, Jean-Gaspard-Charles D., zu Metz am 3. April 1800
geboren und am 14. Juni 1867 gestorben, Sohn des dortigen renommirten
Hospitalarztes Gaspard-AntoineD. (der 1832 an der Cholera starb), trat zuerst
am Val-de-Gräce in Paris, dann als Militärarzt im spanischen Feldzuge in Thätigkeit
und wirkte später in seiner Vaterstadt. Seinen Neigungen folgend, beschäftigte er
sich von 1852 ab nur noch mit Reisen und historischeu Studien. Ausser seiner
These über Coxalgie (1827) rühren von ihm Mittheilungen über die Cholera her
(1832, resp. 1836 au die Soc. des sc. m6d. de la Moselle gerichtet).
Hahn bei Dechambre. Bed.
Desparanches (fälschlich Desparanges) , 1804 Dr. Paris und 1849 an
der Cholera gestorben, prakticirte als Hospitalarzt in Blois und hat einige interes-
sante Schriften verfasst, so — neben casuistischen Mittheilungen — einen „PrScis
historique d'une Spidimie dysentSriqne büieuse" (in der Umgebung von Blois;
Joum. g6n. de m6d. 1818) und: „Sur le danger de la farine de Jarosse
(Lathyrus cicera) dans la fabrication du 'pain^ (Arch. de mM. 1829). .
Hahn bei Dechambre. Red.
irs, Jacques D. (Jacobus de partibts), wurde zu Tournay gegen
Ende des 14. Jahrhunderts geboren. Er wirkte als Leibarzt Karl's VII. von Frankreich
und des Herzogs von Burgund, sowie als Professor der Pariser Faeultät und fungirte
als Vertreter der Universit«*lt auf dem Constanzer Concil. Durch seine energischen
Proteste gegen den Missbrauch, der seinerzeit mit Bädern getrieben wurde, zog
er sich die Feindschaft der Baderzunft zu, die mächtig genug war, seine Vertreibung
aus der französischen Hauptstadt zu bewirken. D. kehrte in seine Geburtsstadt
zurück und starb hier 1465 als Kanonikus und Schatzmeister der Kathedrale von
Tournay mit Hinterlassung der später gedruckten Schriften : „Explanatio in Ävi-
cennae uno cum textu ipsius Avicennae a se castiqato et exposito*' (London
1498) — „Glofisa interUnearis in practicam Aleocaridm^ (Daselbst 1504. 4.) —
„Collect a Jac. Departihua in medidna pro anatomia" (Venedig 1507) —
„Expositio super capitulis etc." (1518J — „Summtda Jac, Departibus ....
super plurima remedia ex ipsius Mesue libris excerptis" (London 1523). —
RiOLAN vindicirtc dem D. ferner die erste Beschreibung des Flecktyphus und lässt
ihn in Paris geboren sein. Hiergegen sprechen D.'s eigene Worte: „Ego Jacobus
Despars de Tornaco, magister in medieina Parisiis, exposui ad longuni totum
primum librum eanonis Avicennae ineipiens anno Domini 1432 et finiens anno 1453.^
van den Corput — Red.
Despine. Die berühmteren Träger des so ausgesprochenen Namens —
Jean-Henri-Adolph und Marc — schreiben sich stets d*Espine (s. diese). —
In oben angegebener Weise schreibt sich dagegen *Prosper D. , der Marseiller
Psychiater in seinen Schriften „De la contagion morale etc," (Marseille 1870) —
„Le demon alcool etc,"^ (Paris 1871) und neben mehreren kleinen ähnlichen Inhaltes
der über tausend Seiten starken Monographie „De la folie au point de vue philo-
sophiqup ttc^ (Paris 1875) — und *Constant D. fils, der 1842, 1868 und
1872 Mehrere» über die Bilder in Aix fSavoyen) drucken Hess. Red.
DESPINEY. — DESPEES. 167
Despiney. Neben einem C. D. („De VaraSnic considMe camme antidote
des maladtes infecttetises etc.*^ [Paris 1871]) ist eben zu nennen Felix D., Arzt
zu Bonrg, der 1821 mit „Becherches sur la votx^ zu Paris doctorirte und später
noch „MSlanges physiologiques^ (Lyon 1822) und ein „Mim. sur les rStrScissemens
de VurUre etc.^ (Journ. d'agricult. lettres et arts du d^part. de I*Ain, 1826)
kerausgab. Bed.
Desporty FrauQois D., gegen Ausgang des 17, Jahrhunderts geboren,
1760 gestorben, machte sich um die Vereinfachung und Purificirung der Militär-
ehirurgie in seinem Zeitalter verdient, war Mitglied der Aead. royal de chir. und
Leibchirurg der Königin. Ruf hat sonst nur sein „ Tratte des plaies d' armes
hfeu'' (Paris 1749).
Dict. bist. IL Red.
Desportes, Jean-Baptiste-Ren6-Poupp6 D., zu Vitr 6 (Bretagne)
am 28. September 1704 geboren, erlangte nach sechsjährigem Medicinstudium zu
Paris seinen Doctorhut in Rheims und erhielt 1832 den Platz des Colonialarztes
in St. Domingo. Mit grösstem Eifer übernahm er die Abstellung des jammervollen
Zustandes, in welchem der dortige militärärztliche Dienst sich befand. Hospital-
dienst, Berichterstattung, Studium der dortigen Flora wurden von ihm in einen
gewissen Aufschwung gebracht. 1738 zum correspondirenden Mitglied der Acad.
des sc. ernannt, starb er am 15. Februar 1748. — Erat lange nach seinem Tode
(Paris 1770, in drei Bänden) erschien seine „Histoire des maladtes de Saint-
Domingue",
Dict. bist. II. Eed.
Despres, Vater und Sohn, zu Paris. — Charles-Denis D., der Vater,
war am 6. October 1806 zu Seigneley (Yonne) geboren, studirte von 1825 an
in Paris, wurde Doctor daselbst 1840 mit der These „Du bruit de froUement
peritonSal^ , war 1837 — 44 Aide d'anatomie und Prosector, wurde 1846 Chirurg
des Bureau central und später Chirurg am Bic^tre, was er bis zu seinem Tode
blieb. Er war pelfach mit anatomisch-physiologischen Untersuchungen beschäftigt,
die zum Theil unveröffentlicht sind. Ausserdem aber erfand er eine besondere Art
von Katheterismus bei Prostata-Hypertrophie (1832), ein Repositionsverfahren bei
der Oberschenkel-Luxation nach oben und hinten (1835), ein Verfahren, Prostata-
Abscesse vom Mastdarm aus zu eröffnen (1857) und publicirte in den Bulletins de
la Soc. anat. Untersuchungen über den Nabelbruch, die Auscultation der Unter-
leibshöhle, den Bruchschnitt u. s. w. Er schrieb für vier Concurse, und zwar um
eine Stelle als Professeur agr6g6 der Anatomie und Physiologie die Thesen:
„De la valeur du microscope dans les itudes anatomiques^ — nDe^ gaz qui
86 diveloppent dans le coips des animaux" und um eine solche in der Chirurgie
„Des kSmorrhagies traumatiques cons^cutives^ (1844) — „La division con-
genitale des l^vres, de la voüte et du voile du palais et leur traitement" (1841),
unter denen die letztgenannte Arbeit die bedeutendste ist. In den Comptes rendus
de l'Aead. des sciences finden sich von ihm einige Mittheilungen über übele Zufälle
bei der Chloroformirung. Er starb am 21. October 1860.
Chalvet in Bulletins de la Soc. anatom. de Paris. 35. Annee. 1860, pag. 526. —
Dechambre, XXVIII, pag 429. G.
*De8pr68, Eugene-Armand D., Sohn des Vorigen, ist zu Paris am
13. April 1834 geboren, studirte von 1855 an daselbst, wurde 1861 Doctor, schrieb
ein „TraitS de VirysipUe" (1862), wurde 1863 Professeur agr^ge stagiaire mit der
These: „De la Hernie crurale^, 1864 Chirurg des Central-Bureaus der Hospitäler
nnd versah nacheinander den chirurgischen Dienst in den Hospitälern Sainte-
P^rine (1865), Lourcine (1865), Cochin (1872). Seine These, um Professeur agreg6
der Chirorgie zu werden, war: „Des tumeurs des muscles" (1866). Ausserdem
verfasste er: „Trait^ du diagnostic des maladies chirurgicales, Diagnostic des
168 DESPRfeS. — DESSEN.
tumeura^ (1868) — „Du dihut de Vinfection syphilüique^ (1869) — „Est-il
moyen d'arrtter la propagation des maladies viniriennea^" — „Du dilit im-
puni" (1870) — „De la peine de mort au point de vue physiologique^ (1870) —
„Tratte iconographique de Vidciration et des niedres du col de Vuterus**
(1870, mit Taf.) — „Traiti thiorique et pratique de la syphilis etc.*^ (1873) —
„La Chirurgie journaliere" (1877, mit Fig.) nach Vorträgen, die im Höp. Cochin
gehalten wnrden, und: „Conference sur les cauaes de la dipopulation" (1878),
ein Vortrag im Trocadero-Palast während der Weltausstellung. Er hat ferner noch
zusammen mit Boüchüt ein y^Dict, de thSrapeutique mSdicale et chtrurgicale^
(1867 ; 2. Ausg. 1872, mit Fig.) herausgegeben. 1870 war er Chef einer Ambulanz
des französischen Vereines zur Pflege verwundeter Krieger und leistete mit dw-
selben Dienste bei Sedan, Thionville, Metz und bei der Loire- Armee.
V apere au, 5. ^dit. pag. 564. — Glaeser, pag. 182. G.
Despretz, Louis-August D., nicht zu verwechseln mit dem fast gleich-
zeitigen berühmten Pariser Physiker und Chemiker Charles Am6d^e D., schrieb
über Katarakt und über Croup, beide (nicht sehr bedeutend) Paris 1825. g^^
Desprez. Sechs Träger dieses Namens sind im Ind. Cat. mit je einer
wenig bedeutenden These namentlich aufgeführt. Eed.
Desruelles, H. M. Joseph D., Professor der Anatomie, Physiologie und
der venerischen Krankheiten am Hospital Val-de-Gräce zu Paris, Ritter der Ehren-
legion, Mitglied des königl. Sanitätsraths von Schweden, der medicinischen Gesell-
schaften zu Paris, Lille, Metz, Strassburg, Rennes, Madrid, Kopenhagen, St. Peters-
burg, Stockholm, Brüssel und Antwerpen, ist weniger durch seine Monographien
über „Group'' (Paris 1822 und 1824) und „Goquelucke'' (Paris 1827), als durch
seine Schriften über die venerischen Krankheiten bekannt. Schon im Jahre 1819
war ihm unter Larrey eine Abtheilung für Syphilitische eine Zeit lang anvertraut;
1825 übernahm er die Venerischen im Hospital Val-de-6räce, welche er noch 1854
versah. Ein grosser Theil seiner Werke über Lues handelt von der einfachen,
nicht mercuriellen, d. i. hygienischen, diätetischen und topischen Behandlung der
Krankheit, namentlich der primären Formen derselben und eifert in warmen
Worten gegen den derzeitigen Missbrauch des Quecksilbers, welchem er die schweren
secundären und tertiären Erkrankungen der Knochen, Eingeweide, des Gefäss-
und Nervensystems zuschreibt. Ein bleibendes Verdienst um die Wissenschaft
erwarb sich D. durch die eingehende und treffende Schilderung des Wesens, der
graduellen Verschiedenheit und der Ausgänge der von ihm zuerst als ßalanitis,
Posthitis und Balano - Posthitis benannten Affectionen, welche vorher nur sehr
ungenau gekannt und unter anderen Namen beschrieben waren. Von seinen
Schriften nennen wir nur: „MSmoire sur le traitefinent sans inercure*' (Paris 1827,
8., pag. 170) „Traüi pratique des maladies vdncriennes** (Paris 1836, 8.,
pp. XLIV, 668 u. 1 Taf.; auch Brüssel 1837, 8., IL pp. XX, 605) „heitres dcrites
du Val'de-Gräce sur les maladies vSnSriennes" (Troisicme Edition, Paris 1847,
8., pp. VIII, 264) und „Histoire de la blennorrhode urStrale** (Paris 1854, 8.,
pp. XIV, 407, 32 u. 1 Taf.), welche auch, mit Ausnahme der letzten, in*s Deutsche
übertragen wurden. j ^ Proksch.
T)essen, Bernard D. v. Kronenburg (Dessknius), geboren zu
Amsterdam 1510, begann seine medicinischen Studien in Löwen (GoosSEXS und
J. Heems), setzte sie in Bologna und Padua fort (M. Curtiüs resp. Heudoeus),
empfing an ersterer Universität (1539) den Doctorhut und kehrte dann nach den
Niederlanden zurück. In Groningen lehrte er 8 — 9 Jahre Medicin, wurde dann
aber von J. Echt nach Cöhi gezogen, wo er hohe Vertrauensstellen erhielt und
1574 starb. Seine Bücher: „De eompositione medicamentorum^ (FraxikfnTt Ibbb;
London 1556) — „De peste commentarius vere aureus"^ (Cöln 1564) — „Defensio
medicinae veteris et rational is etc,** (gegen den Paraeelsisten G. Phaedro gerichtet,
DESSEN. — DETHABDIKG. 169
Cöln 1573), wurden eine Zeit lang sehr geschätzt. — D. arbeitete auch an
P. HOLTZHSDi's „Dispenaarium Colontae etc.^ mit.
Eloy n. Red.
Detharding, Arztfamilie in 6 Generationen. Von Michel D., der Arzt in
Stralsund war, stammt direct Georg 1 D. , in Stettin geboren, ab, der zuerst
Arat in Stralsund, dann Stadtarzt in Güstrow und Arzt des Herzogs von Mecklen-
burg war. Seine Schriften sind, ausser dem „üntenoiesenen Krankenwärter"
(Kiel 1679), dem „Entwurf von billiger Vorsorge einer Obrigkeit zur Zeit der
Pest" (Gtlstrow 1680) und dem ;, Vocabularium latino-germanicum in usum
chtrurgiae tyrorum" (Daselbst 1696), alchymistischen Inhaltes. — George 2 D.,
des Vorigen Sohn, am 13. Mai 1671 geboren, studirte in Rostock unter Gerdes
und Bransdorf. Auf seinen Reisen hörte er in Leyden NüCK, begab sich auch
nach England und Frankreich und suchte bei der Rückreise Leipzig auf, das
damals durch BOHN, Ortob und RxviNUs eine so bedeutende Anziehungskraft aus-
übte. In Altdorf (beide Hoffmann) doctorirte er 1695, aber nicht ohne inzwischen
noch umfangreiche Reisen durch Oesterreich, Ungarn und Italien angestellt zu
haben. Dann erst kehrte er zu seinem — damals in Güstrow thätigen — Vater
zurück und erhielt 1697 den Lehrstuhl der Medicin in Rostock, den er bis 1732«
ehrenvoll ausfüllte. Als um diese Zeit Frankenau in Kopenhagen starb, wurde
D. sein Nachfolger. Von allen seinem Amte zukommenden hohen Ehren getragen,
lebte er dort noch bis zum 23. October 1747. Die unten zuerst angegebene Quelle
enthält ein vollständiges Verzeichniss seiner zahlreichen Schriften, aus denen her-
vorzuheben sind: „Palaestra niedica, exhibens physiologica in alma Bosto-
chiensi . . . . ventilata" (Rostock 1720, 4.) — i „Fundamenta scientiae naturalis"
(Daselbst 1735, 1740, 4.) — „Fundamenta physiologica etc." (Daselbst 1735, 4.) —
„Fundamenta jpatJiologica etc" (Daselbst 1739, 4.) und endlich „Fundamenta
semiologiae medicae" (Daselbst 1740, 4.). — Seinem Sohne, George Chri-
stoph 1 D., der ihm in Rostock am 10. April 1699 geboren wurde, Hess
George 2 D. eine womöglich noch splendidere Ausbildung zu Theil werden.
Die deutschen Universitäten von Ruf wurden von ihm sämmtlich besucht, nicht
weniger die namhaftesten Englands und der Niederlande. Seinen Doctorhut empfing
er 1723, und als sein Vater 9 Jahre später nach Kopenhagen ging, war er
gerade im glücklichsten Alter, um ihn zu ersetzen. So wirkte er in Rostock von 1733
ab bis zur Gründung der neuen Universität in Bützow (1760), wo er noch 24 Jahre
in Thätigkeit blieb und mit vielen Ehren ausgezeichnet, am 9. October 1784
starb. Auch seine schriftstellerische Fruchtbarkeit ist, wie das Verzeichniss der
„Biogr. m6d." an den Tag legt, eine sehr bedeutende gewesen. Aus über
50 Dissertationen und Programmen ragen hervor die „Historia inoculationis
variolarum etc," (Rostock 1722); die Inaugural-Dissertation : „De mortis cura"
fl723) — „CerUuria thesium anatomico physiologlcarum" (1726; eine zweite
Folge 1753) — „Programma de restiiutione serosi spontanea (1739) — „Dissert.
de corpore humano semper mutabili" (1752) — „Dissert. de scorbuto Megalo-
polensiurn" (1759) etc. — Endlich ist George Gustav D. , Enkel des Vor-
hergehenden zu erwähnen, der am 22. Juni 1765 geboren, später in Rostock
praktisch und wissenschaftlich thätig war. (Sein Vater, George Christoph 2 D.,
dritter Sohn des George Christoph 1 D., hat nichts Hervorstechendes geleistet.)
Er hatte in Bützow 1783 bei seinem Grossvater Anatomie gehört, seine Studien
in Berlin fortgesetzt und begab sich endlich nach Jena, wo er 1788 promovirt
wurde (Dissert. über die Zange). Ausser einer „Commentatio chirurgico-obste-
tricia de utero inverso" (Rostock 1788) und verschiedenen Arbeiten in Stark's
Archiv für die Geburtshilfe verfasste er das „Systematische Verzeichniss der
mecklenburgischen Conchilien" (Schwerin 1794) und war einer der Stifter der
mecklenburgischen naturforschenden Gesellschaft.
Biogr. med. III. (wo auf pag. 450 dem 1671 geborenen George2D. Schriften aus den
Jaluren 1653, 1656, 1677 zugesclirieben werden). — Diot. bist. II. — Callisen, V. Red.
170 DETMOLD. — DEUTSCH.
Detmold, Johann Hermann D,, aus Hameln, 1772 — 1828, Dr. med.
zu Göttingen 1797, schrieb ausser der Dissert.: „De balneo animali^, allerlei
Diätetisches, so über das Verdauungsgeschäft, das Wassertrinken, die Pflege der
Neugeborenen, Eleidertraehten, Eichelkaffee, Rückgratsyerkrümmung (grösstentheils
im Neuen Hannoverischen Magazin, Jahrg. 1795, 1796, 1804, 1808, 1820).
Ausserdem „Groupähnliches Leiden ohne Croupe (Hüfeland's Joum. , Bd. LI).
Dureau bei Dechambre. Bed.
Detten, Moritz D., aus Münster, wo er im Alter von 25 Jahren, 1795,
Professor für Physiologie und Anthropologie wurde, lebte später als Arzt in Luxem-
burg. Seine Schriften beziehen sich zum Theil auf seine Vorlegungen (so Münster
1795, 1796, 1803), zum anderen Theil auf Zeitfragen: den Aderlass (Cheranitz
1792), den Schwefelbrunnen zu Tatenhausen (Münster 1799), den Brownianismus
und die Erregungstheorie (Daselbst 1800). Hervorzuheben ist: „Beitrag zur Lehre
von der Verrichtung des Zellgewebes'' (Daselbst gleichzeitig).
Hahn bei Dechambre. Red.
Deurs, Carl van D. , dänischer Militärarzt, geboren 1800, gestorben
1862, hat sehr umfangreiche Sammlungen zu der Personalgeschichte der dänischen
Aerzte hinterlassen, welche der grossen königlichen Bibliothek in Kopenhagen ein-
verleibt sind. Petereen.
Deusing, Anton D. (DeüsingiüS) , aus Mors, wurde am 15. October
1612 geboren. In Leyden, wo er die letzten Studienjahre zugebracht, 1634
promovirt, kehrte er in seine Vaterstadt zurück, war zuerst hier (von 1637), dann
in Harderwyk Professor der Mathematik und Physik und erhielt in letzterer Stadt
1642 einen ftlr ihn errichteten medicinischen Lehrstuhl. Jedoch ging er bereits
1646 nach Groningen, wurde 1647 Maitre des arts, 1648 und 1653 Reetor der
Groninger Universität, 1652 Leibarzt bei dem Grafen Wilhelm Friedrich
von Nassau. 1666 starb er. — Neben einer bedeutenden Zahl philosophischer,
astronomischer, mathematischer etc. Schriften (vollständige Liste in den M6moires
DE Paquot) , hat D. auch medicinische Abhandlungen in grosser Zahl verfasst.
Mit Uebergehung der Programme und Reden, sowie der als rein metaphysisch und
speculativ gekennzeichneten , bedürfen folgende der Aufnahme : ;, Canttcum prin-
cipis Abi' Ali Ibn Sinae (vulgo dicti Avicennae) de medicina etc.*' (Groningen
1649) — „Synopsis medicinae universalis^ (Daselbst gleichzeitig) — „Dissert,
duae prima de motu cordis et sanguinis; altera de lade ac nutrimento foetus
in utero** (Daselbst 1651, 4.; vermehrt 1655) — „Generis microcosmi seu de
generatione foetus in utero*', Dissert. (Daselbst 1653, vermehrt 1663, 1666;
enthält viel von Harvey Entnommenes) — „Disquisitio gemtna de peste etc."
(Contagiosität, Prophylaxe, Daselbst 1656 ; dazu ein weiterer: „Tractatus** , 1658) —
„Oeconomia corporis humani in V partes distributa** (Th. I über die Ernährung
1660 — 1661, polemisch gegen Bartholin ; von 0. Borch angegriffen, antwortete
D. 1662 mehrfach) — „Oeconomus corporis animalis etc.*' (zwei so benannte
Abhandlungen, die eine Groningen 1661, die andere 1662). — Mehrfache Schriften
veranlasste 1662 der „Foetus Mussipontanus** („extra uterum in abdomine genitus") ;
die Streit- und Schreibesucht D.'s äusserte sich ferner in den Angriffen auf Franz
Sylviüs (1663, 1664, 1665) u. A. — In den von de Bils erregten Streitig-
keiten trat D. in „Disputatio anatomico-medica de chyli a faecibus alvtnts
secretione** (Groningen 1665) und „Examen anatomes anatomiae Bilsianae etc."
(gleichzeitig) auf des Letzteren Seite (vgl. de Bils).
Dict. hist. II. — Biogr. med. III. Red.
Deutsch, Vater und Sohn. Der Erstere, ChristianFriedrich v. D.,
Geburtshelfer, wurde in Frankfurt a. 0. als Sobn eines Geistlichen am
27. September 1768 geboren, studirte zuerst in Halle, später in Göttingen Theo-
logie, dann Medicin und wurde in Halle am 10. November 1792 zum Dr. med.
DEUTSCH. — DEVAÜX. 171
ereirt („Diss. inaug. de graviditatis abdominalis singulari Observationen [4. mit
4 Taf.]). Nachdem er 1796 ausserordentlicher Professor in Erlangen geworden,
wurde er 1804 als ordentlicher Professor der Gebartshilfe und Thierarzneikunst
nach Dorpat berufen, woselbst er bis 1835 blieb. In Dorpat entwickelte er eine
rege Thätigkeit; er war wiederholt Rector und bildete eine Reihe vortrefflicher
Schfller aus. D. kehrte als Prof. emerit. in seine Heimat zurück, feierte am
10. November 1842 sein 50jähriges Doctorjubiläum und starb am 5./17. April
1843 in Dresden. Ausser seiner Dissertation hat D. nur ^Protusio de necessitate
obstetrices bene institutes publica autoritate constituefidi" (Erlangen 1798) drucken
lassen. — Karl Fried. Wilh. Ludwig v. D., der Sohn, Geburtshelfer und
praktischer Arzt, geboren, in Erlangen am 25. Juni 1801, studirte Medicin in
Dorpat, war Assistent der geburtshilflichen Klinik daselbst, wurde am 13. December
1826 zum Dr. med. ereirt („Diss, medico-obstetricia de versione foetus in pede**),
reiste nach Deutschland und prakticirte seit 1831 in Moskau; 1856 wurde er
zum Hof-Accoucheur ernannt. Er schrieb: „Beitrag zur Lehre von der Wendung*^
(Heidelberger Jahrbücher für Med. XIII, 2. Heft, 1820).
Recke-Napiersky , I, 425. — Beisse, I, 150. L. Stieda.
* Deutschmann, Richard Heinrich D., am 17. November 1852 in
Liegnitz geboren, studirte in Göttingen speciell als Th. Leber's Schüler und
wurde am 11. October 1873 promovirt. Seit 1877 als Docent für Augenheilkunde
in Göttingen thätig, publicirte er: „Experimentelle^ klinische und anatomische
Untersuchungen zur Pathogenese der Katarakt^ (in 4 Aufsätzen , V. Graefe's
Archiv für Ophthalm. 1877 — 1880) — „Experimentelle und klinische Lnter-
suchungen zur Tuberkulose des Auges, resp, Hirns und Auges^ (in 4 Abth.,
Ebenda 1879 und 81; Med. Centraibl. 1881; Festschrift zum HENLE-Jubiläum
1882) — „Experimentelle und chemische Untei-suchungen über Feuchtigkeit
der vord. Augenkammer" (in v. Graefe*s Archiv, 1878 — 81 in 4 Abth.) —
„Klinisch'Ophthalm, Miscellen" (zusammen mit Th. Leber (Ebenda 1881 — 83) —
„Pathologische Anatomie des Auges" (Ebenda 1879; Zehender^s Monatsblätter
für Augenheilkunde, 1878) — „Experimentelle Untersuchung über sympathische
Augenentzündung" (v. Graefe's Archiv, 1882). r^j
Deval, Charles D., 1806 zu Constantinopel geboren, studirte aus Passion
Medicin, widmete sich der ophthalmiatrischen Specialität und besuchte, bei Sichel
vorgebildet, sämmtliche berühmteren Augenkliniken Europas. Er operirte nie ohne
dringende Indication, wurde deshalb bald von operationslustigeren Oculisten über-
holt und starb arm am 9. April 1862. Ausser seiner These schrieb er eine
fjChirurgie oculaire" (Paris 1844) — „Traitd de Vamaurose" (Daselbst 1851
nnd eine Ergänzung dazu 1855) und einen „TraitS thiorique et pratique des
maladies des yeux" (Daselbst 1862).
Cherean bei Dechambre. Red.
Devaux, Jean 2 D., der Sohn des Mitgliedes des College royal de
Chirurgie Jean 1 D. , am 27. Januar 1649 geboren, widerstand aus Abneigung
gegen jede Operation lange dem Wunsch des Letzteren, sich mit Chirurgie zu
befassen. Als er endlich das Studium des Faches mit Eifer ergriffen hatte, war
es gleichwohl nicht der praktische Erfolg, der ihn hervorragend machte und ihn
iweimal zu Pr6v6t der Pariser Chirurgenschaft ernennen Hess, sondern lediglich
der kräftige und freimüthige Ton und eine gewisse Origmalität in seinen zahl-
reichen Schriften. Er ging besonders gegen Blegny (s. diesen) vor in seiner
„Dicouverte sans decouverte" (Paris 1682), gegen Peü (s. diesen) in seinem
jf Factum sur les accouchements" (Paris 1695) und trat informirend auf in „Le
midecin de soi-meme, on Vart de conserver la sant4 par Vinstinct" (Leyden
1682); in „Uart de faire des rapports en Chirurgie" (Paris 17U3, 1730, 1743);
in „Dissertation sur Uopiration cesarienne^ und „Dissertation concernant la
172 DEVAUX. — DEA^NTER.
Chirurgie des accouchemens'* (1720, resp. 1727). — Ausserdem hat er sehr viel
übersetzt (ausführlich aufgezählt im Dict. hist.) — D. starb am 2. Mai 1729.
Dict. hist. II. Red.
Devay, Francisque D., aus Lyon, unbekannten Geburtsjahres, wurde
1834 daselbst Chirurg am Hotel-Dieu und begab sich 4 Jahre später nach Paris,
um hier zu doctoriren (1840). Als die Lyoner Schule reconstituirt wurde, erhielt
er 1854 ein Professur an derselben, lehrte jedoch nicht mit Glück, da er sich viel
in abstrusen und seinen Scl^lem nicht verständlichen Speculationen bewegte. Er
starb 1863 mit Hinterlassung zahlreicher Schriften, aus denen der Hervorhebung
bedürfen: „Des principes fondainentaux de Vhygx^ne^ (Lyon 1841) — „i?6«
perfectionnements du bien-itre de Vindividu et de 'Vesp^ce" (Daselbst gleich-
zeitig) — „8ur la nature et le traitenieiit des fih)res graves^ (Lyon 1844) —
„Nouvelles observations sur les dangers des mariages entre consangutns etc,^
(Paris 1857; dasselbe Thema 1860 und 1862) — „De la mddecine morale etc".
(Lyon 1861) und Mehreres über Familienhygiene, Krankheiten unserer Zeit etc^
Chereau bei Dechambre. Red.
Deventer, Hendrik v. D., wurde am 16. März 1651 im Haag geboren,
wie aus seiner Grabschrift in der Kirche zu Voorburg hervorgeht. In seiner
frühesten Jngend hat er sehr wenig Unterricht genossen und bis zu seinem 17. Jahre
trieb er das Goldarbeitergescbäft. 1670 scheint er sein Vaterland verlassen zu
haben und entweder in Herford (Westphalen) oder in Altona (1672) mit Jüngern
des Jean de Labadie und zugleich mit Dr. Walter aus Hamburg in Bekannt-
schaft gekommen zu sein. Bei diesem letzteren („Chimiae cultor acerrimus") bat
er bis 1 674 Therapie und Pbamiacie studirt. Später als Mitglied und „sprechender
Bruder" der frommen Religions-Gesellschaft der „Labadisten" , übte er seit 1675
auf dem Walta-Schlosse zu Wiewerd in Friesland die* Chirurgie und seit 1679
auch die Geburtshilfe aus. (Bei der damals noch herrschenden Scheu der Frau
vor Geburtshelfern kam es v. D. sehr zu statten, dass auch seine Frau sich mit
der Ausübung der Geburtshilfe befasste und nach dieser Richtung hin einen
guten Ruf besass, so dass er in der Lage war, sich am Geburtsbette eine reiche
Erfahrung zu erwerben.) An diesem Orte erhielt er einen Besuch von dem dänischen
Leibarzte H. von Moinichen, welcher ihn einlud, nach Kopenhagen zu kommen,
um am Hofe die durch ihn bei Rachitis angewendete Behandlung, Bandagen,
Stiefel und Maschinen zu zeigen. Im Jahre 1688 folgte er dieser Einladung, fand im
Hause Moinichen's die liebevollste Aufnahme und wurde vom König Christian V.
seiner orthopädischen Maschinen wegen ausgezeichnet. Damach lebte er noch
einige Jahre zu Wiewerd, begab sich aber am Ende des Jahres 1694 oder Anfang
1695 nach dem Haag. Um hier, wie er wünschte, die geburtshilfliche Praxis aus-
üben zu dürfen, musste er die Doctorwürde erwerben, was für ihn, der kein Wort
Latein verstand, sehr erschwert war. Am 1. November 1694 wurde er jedoch,
nachdem er in theoretischer und praktischer Medicin ausnahmsweise in
holländischer Sprache examinirt war, einen Fall von Furor uterinns
mit Epikrise beschrieben und medicinische Aufsätze, „sine promotore'^, vertheidlgt
hatte, durch den Senat der Groninger Universität zum Dr. med. promovirt, wie
aus seinem bewahrt gebliebenen Diplom hervorgeht. In diesem Diplom fand das
Collegiimi medicum im Haag jedoch vorläufig keinen Anlass, v. D. die Ausübung
der ärztlichen Praxis zuzugestehen und deshalb kaufte er sich ein Landhaus in
Voorburg, wo er eine Art von orthopädischer Anstalt einrichtete, jahrelang (voi^
1709 — 1724, seinem Sterbejahre, wohnte er dort dauernd) auf recht wissenschaft-
licher Weise Beinkrümmungen, Sehnenverkürzungen, Muskelatrophien u. dgl. mit
Bandagen und Maschinen behandelte und einen derartigen Ruf bekam, dass nicht
allein seine Landsleute, sondern auch viele Ausländer ihn zwecks Behandlang
aufsuchten, so dass v. D., mindestens für Holland, sicher als Begründer der wissen-
schaftlichen Orthopädie betrachtet werden kann. Im Jahre 1695 bekam er jedoch
DBVENTER. — BEVERGIE. 173
Erlanbniss, im Haag die Praxis auszuüben und seitdem widmete er sich, neben
der Orthopädie, hauptsächlich der Geburtshilfe. — v. D. ist unstreitig der
hervorragendste und wissenschaftlich gebildetste Geburtshelfer seiner Zeit, denn
seine Forschungen waren nicht blos bahnbrechend, sondern bilden heute noch
nach einer Richtung hin — nämlich in Bezug , auf das enge Becken — die
Basis, auf der die moderne Geburtshilfe ruht. Er theilt keine Beobachtungen mit,
wie es bis dahin üblich war, sondern blos die Ergebnisse derselben, steht daher
allein deshalb schon höher als seine Vorgänger und Zeitgenossen. Weiter ist er
der Erste, der eine klare und verständliche Beschreibung des weiblichen Beckens
lieferte und dabei auf die so wichtige Höhle des Beckens aufmerksam macht. In
Bezug auf das enge Becken kann man ihn geradezu als den Vater dieser Lehre
betrachten, denn er giebt die erste Eintheilung der abnormen Verhältnisse des
Beckens. Er kennt bereits das zu grosse, das zu kleine, das allgemein verengte
and das platte Becken. Dabei liefert er gleichzeitig schon quasi in nuce die
Therapie des engen Beckens, indem er den Rath giebt, bei Enge des Beckens,
80 lapge als möglich, exspectativ zu verfahren. Dass er der Wendung sehr warm
das Wort redet, darf nicht auffallen, denn die unschädliche Kopfzange war ihm
noch nicht bekannt. So grosse Verdienste sich auch v. D. um die Geburtshilfe erwarb,
so gab er doch nach einer anderen Richtung hin Anlass, dass sich durch ihn
manche unrichtige Anschauungen einbürgerten, die bis heutigen Tages noch nicht
vollständig ausgemerzt sind. Es sind ilies die in übertriebenster Weise geschilderten
Folgen der Schieflagen der Gebärmutter, die de facto kaum existiren. Musterhaft
ist das Verfahren, das er den Hebammen bei natürlichen Geburten anempfiehlt.
Empfiehlt er den Geburtsstuhl, so zeigt er sich nur als das Kind seiner Zeit,
ebenso, wenn er die Gesichtsgeburten als gefährlich ansieht und manche Lage-
verbesserungen des Kopfes beförwortet. Doch gewinnt er in späterer Zeit bessere
Ansichten über die Gesichtsgeburten. Schneidende und bohrende Instrumente will
er in der Geburtshilfe möglichst selten angewendet wissen. Vortrefflich sind seine
Warnungen bezüglich des unnöthigen und vorzeitigen Sprengens der Eihäute, deren
Nutzen zur Ausdehnung des unteren Uterinsegmentes er genau kennt, lieber die
Placenta praevia hat er noch unrichtige Ansichten, indem er sie stets als eine
vorzeitig gelöste und durch ihr Gewicht herabgetretene Placenta ansieht. Bezüg-
lich der Lehre vom Nabelschnurvorfalle hat er, wie in vielem Anderen, richtigere
Ansichten, als seine Zeitgenossen. Sein hervorragendstes geburtshilfliches Werk
ist: „OpercUiones chirurgicae novum lumen exhibentes obstetricantibua etc.**
(Leyden 1701, 4.). 1724 erschien, ebenfalls in Leyden, in 4. der zweite Theil:
„Operattonum chirurgicarum novum lumen exhibentium obstetricantibus pars
secunda etc.". Dieses Werk, zuerst holländisch und noch im selben Jahre lateinisch
erschienen, erlebte mehrere Auflagen und wurde mehrfach in das Holländische,
Französische, Englische und Deutsche übersetzt. Nächst dem MAUBiCEAU'&chen
Werke war es eines der verbreitetsten geburtshilflichen Bücher seiner Zeit. Als
Vorarbeit dieses Werkes erschien 1696 zu Leyden in 8.: „Dageraat der Vroed*
vroutcen etc.**. Als posthumes Werk erschien 1739 in 4.: jyVan de ziektena
der beehdereriy tnsonderheä van de Rachitis" (Leyden).
Vgl. Fr. C. Naegele, Bas weibliche Becken. Karlsruhe 1825, 4. Enthält biogra-
phische Notizen. Ausführliche Daten finden sich in Siebold's Gesch. der Geburtsh. Bd. II,
pag. 465 u. ff., und namentlich bei Kiestra in Ali Cohen, Nieuw prakt. Tijdschrift 1849,
119, 315 und Tijdschrift der Maatschappij ter bevord. der Geneeskunde. 1853, IV, 2 ; 1854, V, 2,
164. — Banga, pag. 736 u. ff., B. Wartena, Het leven van H. v. Deventer. Amst. 1882.
C. E. Daniels. ~ Kleinwächter.
Devergie, Marie Nicolas D. (auch Devergie ain6), Professor der
Anatomie nnd Chirurgie, Demonstrateur im Hospital Val-de-6räce in Paris, Ritter
der Ehrenlegion, Mitglied vieler gelehrten Gesellschaften, wurde im Jahre 1811
mit „Observationes medico - chirurgicae super lue vener ea complicata" (in 4.,
pag. 26) Doctor in Göttingen, darauf in Paris. Schriftstellerisch machte er sich
nur als Syphilograph bemerkbar ; als solcher zählte er jedoch , allerdings blos
174 DEVERGIE. — DEVILLE.
während der Zeit des ärgsten Verfalles dieser Doctrin, zu den Hervorragendsten.
Mit einigen kleinen Schriften, welche von 1812 bis 1836 erschienen sind, kämpfte
er gegen den damaligen Gebrauch, eigentlich Missbrauch, des Quecksilbers. Von
seinen übrigen Werken ist nur die in Gemeinschaft mit Babd, Cullerier Onkel
und Neflfe, Deseuelles und Gama herausgegebene „Clinique de la maladie
HyphiUtique'' (Paris 1826—1831, 4., II, pp. 274, 290 [Dasselbe Brüssel 1837,
4., pag. 375] sammt „Atlas", Paris 1833, fol. mit 126 colorirten Tafeln) das erste
grössere Bilderwerk über diese Krankheiten, erwähnenswerth. Die Erkrankungen
der Eingeweide, des Gewiss- und Nervensystems und der Sinnesorgane waren D.,
wie der weitaus meisten Syphilographen jener traurigen Periode, völlig unbekannt;
auch knüpft sich an seinen Namen keine sonstige wissenschaftliche That von
bleibender Bedeutung. J. K. Proksch.
Devergie, Marie-Guillaume-Alj;>honse D., wurde am 15. Febmur
1798 zu Paris geboren und starb daselbst am 2. October 1879. Er wird mit
Recht in Frankreich als einer der Begründer der gerichtlichen Medicin angesehen
und vereinigte sich Ende der Zwanziger-Jahre mit Andbal, Esquirol, Lecret,
Orfila u. A. zur Herausgabe der „Annales d'hygiöne et de mödecine legale",
aus deren Redactions-Comit^ er erst mit seinem Tode schied. Er war vielleicht
der fruchtbarste Mitarbeiter an diesem Organ neben seiner Thätigkeit an den
Hospitälern Bicetre, St. Antoine und St. Louis^ die er bis zu seinem 65. Lebensjahre
innehatte. Daneben war er unermüdlich schriftstellerisch thätig ; seine „MSdecnie
legale, theorique et pratique^ erschien in erster Auflage 1835 (2. Aufl. Paris
1840; 3. Aufl. Daselbst 1852). Neben diesem Werke wird der ^TraiU pratique
des maladies de la peau" (Paris 1854, 1857) am häufigsten genannt. Obwohl
auf seinem Wissensgebiet sehr anerkannt, glückte es D. doch nicht, den Lehrstuhl
der gerichtlichen Medicin an der Pariser Facultät zu erhalten, da er bei Collard's
Tode (1826) noch gesetzlich zu jung war und 1861 (als Tardieu auf Adelon
folgte) bereits zu alt erschien. Red.
Devöze, Jean D., französischer Arzt, geboren 1753 in Rabartens, gestorben
1825 in Fontainebleau , prakticirte viele Jahre in San Domingo und ist vorzugs-
weise bekannt durch seine Monographie über das Gelbfieber: „TrattS de lafihre
jaiine" (Paris 1820), in der er seine reichen, an Ort und Stelle gemachten Er-
fahrungen über die genannte Krankheit niederlegte; er stellte die Behauptung
auf, dass das Gelbfieber nicht contagiös sei und vertrat diese Ansicht auch noch
in einer akademischen Publication: „Mimoire sur la questwn: la fihvre jaune
est-elle corUagieuse?^ (1819). Unger.
Deville, Amä.d6e D. , dessen Geburt^'ahr in den unten genannten
Biographien nicht angegeben ist und der am 20. August 1879 im Irrenhause zu
Jvry nach 17jährigem Aufenthalte daselbst starb, begann seine Oarri^re unter
glänzenden Auspicien, brachte es indessen nur bis zum Prosecteur des höpitaux,
wozu er 1846 ernannt wurde. Zwei weitere Goncurse missglückten ihm, und 1851
wurde er ein Opfer des Staatsstreiches und zur Deportation nach Caye^ne ver-
urtheilt. Diese Sentenz wurde in einfache Ausweisung umgeändert, als es D.
geglückt war, das Deportationsschiff gelegentlich eines Sturmes in Brest zu ver-
lassen. Er lebte dann mehrere Jahre in London, rieb sich hier bei wissenschaftlichen
Arbeiten fast auf und publicirte unter Anderem: „Coup d'oeil sur la Chirurgie
anglatse» Des hemies crurales^ (Paris 1853) — „Revue clinique des hdpitaux
anglais^ — „MSmoire relatif aux hemies du testicle^. Nach Verdriesslieh-
keiten mit der Administration des Guy's Hospital legte er sich dann ganz auf die
Praxis , erwarb enormes Vermögen , endete aber sein eigentliches thätiges Leben
bereits 1861, als ein heftiger Anfall von Verfolgungswahn ihn dem obenlgenanuteu
Asyl zuzuführen zwang.
Gaz. hebdomad. de Paris 1879, XVI. — Progr6s m6d. 1879, XII. — Lancet, 1879, H.
Red.
J
DEVILLIERS. — DEYBER. 175
Devilliers, s. db Villibrs.
Dewar, Henry D., Schotte, geboren um 1780, Dr. Edinb. 1804, als
Militärarzt im ägyptischen Feldzuge thätig (1801), dann Arzt zu Edinburg und
1860 noch am Leben , schrieb über Durchfall und Ruhr während jenes Feldzuges
(London 1803) und über ägyptische Augenentzündung (Edinburg 1830). Er
beschäftigte sich ausserdem mit yerschiedenen hygienischen Objecten und chirurgischen
Thmen im Edinb. med. and surg. Joum. 1817, 1821, 1828, 1836 und in Lond.
med. and Chirurg, transact. 1816.
Hahn bei Bechambre. Bed.
Dewees, William-P. D., aus Pennsylvanien, 1767 — 1841, prakticirte
zuerst in Abington, dann — seit 1796 — in Philadelphia, in Philipsburg und
wiederum in Philadelphia, wo er 1826 zum Prof. extraord. und 1834 zum Titular-
professor der Geburtshilfe ernannt wurde. Seine geburtshilflichen und gynflkolo-
gisehen Mittheilungen sind sehr zahlreich und stützen sich auf eine umfangreiche
Casuistik. Als classisch galt eine längere Zeit in Amerika sein „Gompendtoua
System of midwifery etc." (Philadelphia 1824, 1825 in London nachgedruckt;
1826 daselbst in 2., 1828 in 3. Aufl.). Auch „Ä treatise on the diseases of
females" (Philadelphia 1826) und ^^A treatise on ihe physical and medical
treatment of children" (Daselbst 1825, 1826) fanden vielfache Verbreitung.
DureanbeiDechambre. Red.
Dewez, Franz OlivierD. (de Wez), zu Wien, war am 10. September
1735 zu Luxemburg geboren, kam frühzeitig nach Oesterreich, studirte in Wien
Medicin, wurde unter Kaiser Joseph II. Hofmedicus und war von 1792 — 97
Leibarzt einer Erzherzogin in Prag. Er hat sich besonders durch die Uebersetzung
von griechischen medicinischen Classikem einen Namen gemacht; so übersetzte er
vom Abetaexjs : „ Von den Ursachen und Kennzeichen rascher und languneriger
Krankheiten*^ (4 Bücher, Wien 1790) und „Heüart der raschen und lang-
icierigen Krankheiten"; femer: „Hippokrates von der Kunst, oder Schutz-
Schrift der Heilkunst, Aus dem Griechischen" (Wien 1791; 2. Aufl. 1802).
Aasserdem erschienen von ihm viele wissenschaftliche Abhandlungen in den medi-%
einischen Zeitschriften jener Zeit. Er war Mitglied der medicinischen Facultät,
Deean und Procurator der vlämisohen Nation an der Wiener Hochschule und starb
am 14. Februar 1814 zu Schönbrunn, wohin er sich, nachdem er in den Ruhe-
stand getreten, zurückgezogen hatte.
V. Wurzbach, III, pag. 274. G.
Dewhnrst, Henry-William D. , unbekannten Lebensganges, berühmt
durch sein „Dictionary of anatomy and physiologie" (London 1827) — ^Impro-
vement of anatomical nomenclature" (Lond. med. and surg. Joum. 1828) und
einiges Gleichzeitige über medicinische Ausbildung.
Hahn bei Dechambre. Red.
Dexippns (bei Gellius und Plutarch: Dioxippus), aus Kos, Schüler des
Hippokrates, um 390 v. Chr., wurde von dem Fürsten der Karier, Hekatomnus,
bei der Krankheit seiner Söhne Mausolus und Pixodarus zu Rathe gezogen.
Er lehrte, dass das Getränk trotz der Epiglottis theilweise in die Lunge hinab-
fliesse, welche der Feuchtigkeit zu ihrer Erhaltung bedürfe. Ausserdem wird erwähnt,
dass er den Fieberkranken weder Wein noch Wasser zu trinken gestattete. Er
schrieb nach Süidas über Medicin und über Prognosen in 2 Büchern.
Suidas 8. h. v. — Gell., XVII, IL — Galen, I, 144. Helmreich.
Deyber, FrauQois-Joseph D., 1803—1848, aus Bernwiller (Haut-
Rhin), begann in Strassburg Theologie zu studiren, wandte sich indess aus Neigung
der Medicin zu und wurde Doctor derselben 1 828. Er prakticirte dann von 1830 bis
zu seinem an Pustula maligna erfolgten Tode in Strassburg und zeichnete sich durch
176 DEYBER. — DIAZ.
ein ganz besonderes Erfindungsgenie für Instrumente aus (Sonden, Specula, Hemiotom,
künstlicher Blutegel etc.). Seine These „Sur les ßstules urinaires vaginales^
(Strassburg 1828) wird als eine ausgezeichnete Monographie heryorgehoben.
Hahn bei Dechambre. Bed.
Deyman, Joan D., aus Amsterdam, wurde 1638 Student in Leyden, doch
promovirte er am 3. September 1642 in Angers (Frankreich). Er übte die ärzt-
liche Praxis in seinem Geburtsorte aus und wurde 1653, als Nicolaas Tülp zum
Bürgermeister ernannt wurde, an dessen Stelle Praelector anatomiae bei der Chirur-
gyns-Gild, in welcher Würde er durch Rembrandt (1656) auf einem nur theüweise
erhalten gebliebenen wunderschönen Anatomiestück porträtirt ist. 1665 wurde er
erster Arzt am ELrankenhause und starb im Jahre 1666. q g Daniels.
• DezeimeriSy Jean Eugene D., 1799 — 1852, trat zuerst mit „Quelques
r^ßexwns sur Vhistoire de la medecine*^ (Paris 1832) auf, denen er „Lettres
sur Vhistoire de la mSdecine et sur la nScessitS de cette histoire, suivies des
fragmens historiqties'' (Daselbst 1838) folgen Hess. Von 1837—1839 gab D.
die „Experience, Journal de m6d. et de chir." mit heraus. Seine bedeutendste
Leistung ist aber jedenfalls das unter Nr. 141 unseres Quellenverzeichniases ans-
fnhrUch erwähnte, mit Ollivieb und RAiOE-DELOEUiE herausgegebene, in vieler
Beziehung vorzügliche biblio-biographische ^Dictionnaire historique** ^ welches in
den Jahren 1828 — 1839 zu Paris erschien.
Arcb. gön. de med. 1852. Ked.
DezoteuXy Fran^ois D. , aus Boulogne-sur-mer , 1724 — 1803, studirte
in Besan^on und machte sich schon früh durch seineu Eifer für die Inoculation
der Pocken bemerkbar. Seine Militär-Carri^re war eine sehr schnelle, da er schon
in jungen Jahren Garengeot als Chirurgien-major des Leibregimentes succedirte,
dann Inspecteur der Militär-Hospitäler, Arzt des Invalidenhauses zu Versailles und
endlich consultirender Chirurg der Armee wurde. Zweimal war D. in England
und bemühte sich, dortige Erfahrungen in der Auscultationstechnik nutzbar zu
machen und zu verbreiten. Er gründete ausserdem die Chirurgenschule des Leib-
'regimentes, die lange Zeit eine erhebliche Anzahl tüchtiger Chirurgen ausbildete.
Schriften: ^ Pikees justificatives concemant Vinoculaiion" (Lons-le-Saunier 1765) —
„Traiti hütorique et pratique de V inoculation^ (Paris 1801).
Dict. bist. II. * Red.
Dhavintari, s. Indische Medicin, indische Aerzte.
Diagoras, ein griechischer Arzt, von dem uns nichts weiter bekannt ist,
als dass er bei Augen- und Ohrenkrankheiten die Anwendung des Opiums verwarf
und zu den Autoren gehört, die Plinius in seiner Naturgeschichte benützt hat. Ihn
mit dem bekannten Atheisten Diagoras von Melos zu identificiren, ist unberechtigt
Dioscor., IV, 65. — Plin., XX, §. 198, 200. Helmreich.
Diannyöre, Jean D. , französischer Arzt, geboren 1701 in Donjou
(Bourbonnais), gestorben 1782 in Moulins als praktischer Arzt daselbst. Schriften :
„Essai sur la meüleure manih'e d^employer les vermifuges^ (Journal de mM.,
T. IV) — „Considirations sur la paralysie des eactrSmitis^ (Ibid. T. VII).
Unger.
Diaz de Isla, RodrigoRuiz D. deJ., in Baeza zu Ende des 15. oder
Anfang des 16. Jahrhunderts geboren, galt einst den heute wohl nur mehr sehr
spärlich vertreteneu Anhängern des Glaubens an den amerikanischen Ursprung der
Syphilis als ein Hauptzeuge. Seine Angaben hierüber, sowie die Behauptung, dass
die Lues „in insula illa (Hispaniola) ab antiquissimis temporibus'^ endemisch sd,
entbehren jeweder historischen Stütze, zudem ist seine Schrift voll von confuBem
Zeug; er war, um nur eine einzige von seinen Geistesblüthen anzudeuten, der
einzige Arzt, welcher syphilitischen Kohl gesehen hatte, der durch das Aufhängen
DIAZ. — DICKINSON. 177
der Wäsche von Luetiscben in den. Gärten erkrankt war. Seine Schrift : „ Tratado
llamado de todos loa santos , contra el mal aerpentino venido de la Isla
espahola^ ist in Sevilla 1539, Fol. und 1542 in 4. von Andres Bqrgos edirt.
Vgl. Morejon, II, pag. 286 — 290. — Astruc, Dö morb. vener. II, pag. 744. —
Girtanner, IF, pag. 64 und III, pag. 797 — 798 und Finckenstein Raphael, Zur Ge-
schichte der Syphilis. Die ältesten spanischen Nachrichten. Breslau 1870, 8 , pag. 26 — 37.
J. K. Proksch.
Dibon, Roger D., französischer Gardechimrg, geboren 1627, gestorben
1777 in Paris, beschäftigte sich zumeist mit venerischen Krankheiten, worüber er
Mehreres publicirte. ünger.
Dick, Hermann D., zu Elingenmflnster (bayerische Pfalz), Psychiater,
war am 25. November 1814 zu Speier geboren, studirte von 1832 — 36, absolvirte
das Biennium practicum theils in Frankenthal, theils in Berlin, erhielt 1849 eine
Physicatsstelle in Hombach, später in Landstuhl und wurde, als in der Pfalz eine
eigene Irrenanstalt zu Klingenmünster errichtet werden sollte, zu deren Director
erwählt. Nach einer 2jährigen Studienreise im In- und Auslande (1853 — 55),
Aber welche er die mit grosser Sachkenntniss und Einsicht geschriebenen „Reise-
skizzen über das non-restraint-Systeni in englischen und die Beseitigung der
Zellen in franzöaischen Irrenanstalten'^ (Allgem. Zeitschr. für Psychiatrie, Bd. XIII,
1856) erscheinen Hess, und nach weiteren zwei Jahren konnte er endlich 1857
die Direction der neuen Kreis-Irrenanstalt antreten. Obgleich er erst spät ^ur
Psychiatrie kam und für ihn der Entschluss nicht leicht gewesen war, eine
gesicherte Lebensstellung aufzugeben und mit einer anderen zu vertauschen , so
wurde er, da er auch ein vorzüglicher Mensch war, ein vortrefflicher Director,
von dem ein Theil seines Geistes auf seine Umgebung überging und dessen Eigen-
art er der ganzen Anstalt aufprägte, die sich in der That mit seinem Namen
identificirte. Die bayerische Regierung erkannte seine Bestrebungen dnrch Ver-
leihung des Hofrathstitels an. Er starb an einem Herzleiden am 22. Februar 1879.
Pelman in Allgem. Zeitschr. für Psychiatrie. 1880. Bd. XXXVI, pag. 504.
G.
Dlckinson, Edmund I)., zu Appleton (Becks) 1621 geboren, zuerst in
Oxford philosophischen Studien ergeben, begann Medicin zu treiben von 1649 ab
und erlangte 1656 das medicinische Doctorat. Er hatte dann längere Zeit ein
philosophisches Lehramt am Merton's College, wobei er sich besonders mit Chemie
beschäftigte, entsagte aber dieser Stellung, um in London medicinische Praxis zu
treiben. Als Willis (s. diesen) 1684 starb, trat D. an seinen Platz und zog sehr bald
die Aufmerksamkeit des Comte d'Arlington auf sich, der ihn Karl IL empfahl.
Die Neigungen des Königs begegneten sich mit denen des neuen Leibarztes in der
Vorliebe für Chemie. Unklar sind D.'s Beziehungen zu Mündanus (s. diesen) der
sich grosse Mühe gab, ihn für alchymistische Beschäftigungen zu gewinnen, jedoch
allem Ansehen nach nur mit ganz vorübergehendem Erfolg. Die Vertreibung
Jak ob's IL war fttr D. der Anlass, sich vom Hofe zurückzuziehen. Er widmete
sich ganz literarischen Arbeiten und starb 1707. — Sein Hauptwerk ist: „Physica
vetua et vera stoe tractatua de naturali vamtate kexoemeri Mosaia etc,^ (London
1702; Rotterdam 1703; Hamburg 1705). Neben den Briefen an Mündanus ist
dann noch bemerkenswerth die „Epistola de quinta essentia pMlosophoruin et
de vera phyaiologia" (Oxford 1686, 1705), während die „Parabola philosopMca^
wahrscheinlich garnicht aus seiner Feder sind.
Biogr. m6d. III. Red.
* DickillSOll, William HowshipD., der sich von 1858 ab medicinisch
ausbildete und 1862 Dr. med. wurde, machte zunächst eine Assistentenzeit am
St. Georg's Hospital in London durch und wurde dann 1865 F. R. C. P. Lond. Er
wirkte am Kinderhospital in der Ormond-Str. und publicirte speciell auf Themata der
inneren Medicin bezügliche Arbeiten, so: „Treatise on diabetes" (London 1874) —
Biogr. Lexikon. IL 1^
178 DICKINSON. — DICKSON.
„The pathology and treatment of albuminuria^ (Daselbst in 2. Aufl. 1876),
ferner eine grosse Reihe von Aufsätzen in den Med.-chir. transact., unter denen
die über Rheumatismus (Jahrg. 1862), intermittirende Hämaturie (1865), amyloide
Infiltration (1865), Tetanus (1868), Rhachitis (1869), disseminirte Niereneiterang
(1873) und Chorea (1876) namentlich hervorgehoben sein mögen. Ausser in den
Berichten des St. Georg's Hospitals und in der Med.-Chir. Review hat D. dann
noch an dem Artikel: „Influence of cold wpon the circulation" (Brown-Sequard's
Journ., Paris) mitgearbeitet. ^^^
Dickson. Den Namen D. führt eine grössere Reihe amerikanischer und
englischer Mcdiciner, unter denen von mehr zurücktretender Bedeutung sind:
Robort D., zu EdinburgDr. med. 1826, der ausser seiner These über Schwindsucht
nur ,,^ lecture on the dry rot etc," (London 1837) und kleinere Beiträge schrieb. —
Samuel D., Dr. med. 1833 zu Glasgow, vorher Marinearzt, nachher in Cheltenham
ansässig, von dem wir eine grössere Schrift „On the epideinic cholera and other
prevalent diseases of Inditt*' (Edinburg und London 1832) und kleinere Beiträge
haben. — Stephen D. , Dr. med. Edinburg 1783, zu Dublin State physician
und Professor am Trinity College, der über Pemphigus (Transact of the Irish
Acad. 1787) und verschiedenes Nichtmedicinisehes schrieb. — Dagegen sind von
hervorragender Bedeutung: Thomas D. , aus Dumfrie«, 1726 — 1784, der, in
Edinburg und Leyden ausgebildet, von letzterer Universität diplomirt wurde und
Arzt am London Hospital seit 1759 war. Er galt als grosser Kenner des Griechischen
und schrieb einige umfangreiche Werke, so: „Treatise on blood-lettmg etc."^
(London 1765) — „Observations of the eure of haenioptoe etc.^ (Med. Observ.
and inquiries 1771) und in demselben Journal mehreres Casuistische. — Der
Amerikaner Samuel-Henri D. wurde in Charleston (Stidcarolina) im September
1798 geboren, fing 1817 während einer Gelbfieberepidemie eine praktische Lauf bahn
an, frequentirte dann jedoch noch einmal die Universität von Pennsylvanien und
wurde 1819 promovirt. Zuerst in Charleston bei C. H. Glower Assistent, begann
er 1823 eigene praktische Curso über Pathologie und Physiologie und gründete
mit Ramsay und Frost das Medical-College (1824). Hier wirkte er alsdann bis
1847, wo man ihn nach New York berief. Nach 3 Jahren kehrte er auf besonderes
Drängen seiner Landsleute nach Charleston zurück, trieb bis 1858 dort Consul-
tationspraxis und ging in diesem genannton Jahre an das Jefferson Medical-College
nach Philadelphia, um noch 14 Jahre bis zu seinem 1872 erfolgten Tode dort
thätig zu sein. Der gross te Theil seiner Arbeiten erschien in der „Southern quarterly
review" von Charleston; andere in „Chapman's Phil, journ." — so über Gelbfieber
in Charleston 1817, über Gelbfieber im Allgemeinen 1827, ferner im Amer. Journ.
of med. sc. Arbeiten über Dengue (1828), über Hitzschlag (1829). — Als eigene
Monographien: „Outlines of lectures wpon the theory and practice of medecine^ —
„Elements of pathology and praxis etc.^ — James Hamilton D., Marinearzt,
später Arzt in Bristol, Arzt der Dispensary zu Clifton, Inspecteur des Marine-
sanitätswesens (auch Arzt des Hospitals zu Plymouth nach Callisex), der 1840
noch am Leben war. Er Hess erscheinen: „On the prevalence of fever in varioun
jparts of the united hing dorn and on the eminent Utility of houses of recovery*^
(Bristol 1819). Femer in Edinb. med. and surg. Journ. 1808 — 1823 viele Arbeiten
über Gelbfieber, Pemphigus und andere Ej-ankheiten der Neugeborenen, den Aderlass,
Erysipelas, Chinin etc. — endlich in der Medico-chir. transact. 1816 — 1818 einige
Aufsätze über Tetanus. — J.Thompson D., Psychiater, 1841 — 1874, der, am
Guy*s Hospital ausgebildet, M. R. C. P. 1868, an der genannten Anstalt mit einem
Curs der Geisteskrankheiten beauftragt wurde und besonders Aufsehen erregte
durch sein Werk: „On matter and force in relation to mental and cerebral
phenomena ( ) und eine Anzahl geistreicher Aufsätze in der Lancet
(1870 — 1874), deren Fortsetzung sein Tod unterbrach. ß^j
DICKSON. — DIEFFENBACH. 179
*Dickson, Walter D. , wurde zu Edinburg 1841 promovirt, nachdem
er dort, sowie in London und in Paris, seine Studien vollendet hatte. Er trat al«
Arzt bei der Marine ein und wurde zum Staff Surgeon 1848 ernannt. Auf langen
Expeditionen in Westindien, Ostindien, China, zum Theil auch während der dort
geführten Kriege, sowie im Krimkriege thätig, zeichnete sich D. vielfach au^ und
beschrieb die Reisen des Schiffes „Chesapeake" , die antarktische Expedition der
„Pagoda", veröffentlichte ^Oontn'butions to antarctic meteorology^ (1846),
statistische Gesundheitsberichte (1862—1881), über Syphilis in der Flotte (Tränet,
of the epid. soc. 1864), über Skorbut in der Handelsmarine (1866), sowie „On
kenlth of merchant seanien'* (Lancet 1866, 1867, 1868). Red.
*Diday, Paul U. , Ex-chirurgien en chef de TAntiquaille (Höpital des
v6nerien8 de Lyon), ist einer der bekanntesten und schreibseligsten Syphilidologen
Frankreichs in der Jetztzeit. Nach dem vierten Decennium bis herein in die aller-
jüngsten Tage werden wohl nur wenige Jahre vergangen sein, in denen D. nicht
mit mindestens einem Artikel oder einer Monographie in die zeitweilig gangbaren
Fragen eingegriffen hätte. Seine umfUnglichsten Schriften sind: „TraitS de la
Syphilis des nouveau-nSs et des enfants a la mamelle^ (Paris 1854, 8., p. 378
[auch in englischen und italienischen Uebersetzungen]) — „Exposition critiqiie et
pratique des nouvelles doctrines sur la syphilis , suivie d'une Stade sur de
nouveaux moyens preservatifs des maladies vSnSriennes*^ (Paris, Londres et
New York 1858, 8., p. 560j — „Histoire naturelle de la syphilis, legons pro-
fess^s a r^cole pratique de la faculti de mSdecine de Paris en mars 1863^
(Paris 1863, 8., p. 276) — ^rTh^rapeutique des maladies veneriennes et des
maladies cutanees" (Paris 1876, 8., p. 887 ; diese in Gemeinschaft mit A. DoYON
verfasst). Ausserdem gründete 1). die „Gazette m^dicale de Lyon" und gab mit
J. Rollet da« „Annuaire de la Syphilis et des maladies de la peau" (Paris et
Lyon 1859, 8., p. 400) heraus, von welch* letzterem jedoch nur ein Jahrgang
CTRchien. Seine übrigen dermatologischen und chirurgischen Arbeiten finden sich
im index medicus, den CANSTATT'schen Jahresberichten sammt Folge und Schmidt's
Jahrbüchern, die biographischen und historischen bei Pauly verzeichnet.
J. K. Proksch.
Didelot, Nicolas D., aus Bry^res (Lorraine), wurde, als Chirurg in
Remiremont ansässig, zum ersten Chirurgen des Königs von Polen ernannt und
starb 1790. Seine Schriften sind mehr populär gehalten, so der: „Avis aux gens
de la campagne on traitd des maladies lejt plus commune^" (Nancy 1772) —
ffPr^cts des maladies chroniques et aigues etc." (2 Bde., Nancy 1774) — n^n-
stnicticm pour les sages femmes etc. "^ (Daselbst ohne Datum) und Badeschriften.
Cherean bei Dechambre. Red.
*Dldiot, Pierre- Auguste D., ist erwähnenswerth w^egen seines sehr
umfangreichen „Code des officiers de saute de Vannee de terre" (Paris 1863).
Er beschrieb ferner die Expedition in Cochinchina im Jahre 1861 — 62 (Paris 1865)
imd die 1865er Choleraepidemie in Marseille (Daselbst 1866). Hieran knüpften
«eh weitere Cholerastudien an, die in Paris und Marseille 1866 herauskamen und
im gleichen Jahre erschien auch die Schrift: „La guerre contemporaine et le Ser-
vice de sanie des annSes etc.". — Der diesjährige Almanach de med. bezeichnet
D., dessen Lebensumstände im üebrigen nicht zu eruiren waren, als Med. inspecteur
und als Directeur de Tecole du Val-de-Gräce. ^^^^
Dieffenbaoh, Johann Friedrich D., zu Berlin, sehr berühmter Chirurg,
war am I.Februar 1792*) zu Königsberg i. Pr. geboren, kam, frühzeitig seines
*) Als Geburtstag wird von Hirsch und von Rohlfs der 1. Februar 1794, in den
Acten der Berliner Universität der 2. Februar 1795 angegeben ; der obige Tag ist jedoch der
richtige nnd ans den Taufregistern der evang. .Sackheimer Kirche zu Königsberg i. Pr. fest-
gestellt worden.
12*
180 • DIEFFENBACH.
Vaters beraubt, nach Rostock, der Heimat seiner Mutter, studirte von 1812 an
daselbst und in Greifswald . Theologie , machte den Krieg von 1813 — 14 als frei-
williger reitender Jäger mit und wandte sich später der Medicin zu, die er in
Königsberg von 1816 — 20 studirte, indem er sich besonders für Anatomie und
Chirurgie interessirte , sich hier bereits mit Transplantationsversuchen mit Haaren
und Federn beschäftigte und auch schon seine ersten Operationen machte, tiber-
haupt ein ausgesprochenes mechanisches Talent zu erkennen gab. Obgleich er
eine Anstellung als Prosector der Universität erhalten hatte, verliesa er in Folge
eines unglücklichen Liebesverhältnisses 1820 Königsberg und ging nach Bonn, wo
er vorzugsweise an Phil. v. Walther sich anschloss, auf dessen Empfehlung er,
nach l^/gjährigera Aufenthalte in Bonn, eine russische kranke Dame als Arzt nach
Paris begleitete, wodurch ihm während eines 6monatlichen Zeitraumes Gelegenheit
wurde, die dortigen Celebritäten (Dupi:ytren, Boyer, Larrey, Magexdie) kennen
zu lernen. Er besuchte auch Montpellier und einige Monate lang die Kliniken von
Delpech und Lallemand daselbst, kehrte aber 1822 nach Deutschland zurück,
um in Wtlrzburg mit der Diss. : „Nonnulln de regen**ratione et transplantattone^
Doctor zu werden. 1823 Hess er sich als Arzt in Berlin nieder, zu einer Zeit,
wo nach den Mittheilungen Carptje's über die seit Jahrtausenden in Indien geübten
plastischen Operationen«, namentlich die Khinoplastik , C. F. v. Grabfr denselben
ebenfalls sein vollstes Interesse zuzuwenden begonnen und dieselben in die deutsche
Chirurgie eingeführt hatte. Hier fand D. also ein bereits vorbereitetes Feld, auf
dem er eine seinen Neigungen und seinen Talenten entsprechende Thätigkeit ent-
wickeln konnte, die ihn dahin geführt hat, der Vater der plastischen Chirurgie m
werden. Es gelang ihm ziemlich bald, sich neben den beiden, die Chirurgie in
Berlin beherrschenden Korj^phäen, Graefe und RüST, Geltung zu verschaffen,
namentlich da, wo es sich nicht um verstümmelnde, sondern wiederherstellende
Operationen handelte. Er setzte seine Transplantationsversuche, namentlich mit
der Ueberpflanzung völlig getrennter Hautstücke, in Berlin fort (GRAfcFE und
Walther's Joum. 1824), publicirte dann auch Mittheilungen über die damals ebenfalls
erst seit wenigen Jahren bekannte Gaumennaht (RusT'a und Casper's Repertoriuro
1826; Hkcker, Litt. Annalen 1826, 27, 28; RusT*8 Magazin 1829), nachdem er
bereits 1826 die Schrift des Erfinders der Gaumennaht, Ph. Jos. Roüx, „Ueber
Staphylorrhaphie", übersetzt hatte. Im Jahre 1827 (Hecker's Annalen) machte er
seine Benutzung der Karlsbader Insectennadeln bei der umschlungenen Naht, die
ihm die operative Chirurgie seit jener Zeit zu danken hat, bekannt, beschrieb eine
neue Methode der Lippenbildung (Cheiloplastik) (Rost's Magazin 1827) und gab
1828 (Ebendas.) seinen ersten Bericht: „Ueber eine neue und leichte Art der
Wiederherstellung der eingefallenen Nasen aus den Iriimmem der alten^ und
1830 (Ebendas.) Nachricht über eine „Neue Heilmethode des Ectropium**, Eine
Zusammenfassung seiner sämnitlichen Leistungen und Erfindungen auf dem Gebiete
der plastischen Chirui^e , als deren Schöpfer, wie gesagt, er bezeichnet werden
muss, da er es war, der für dieselbe bestimmte Normen und Principien aufstellte
und fOr alle in Frage kommenden Zustände gewisse Operationstypen ausgab,
bieten seine „ Chirurgische Erfahrungen , besonders über die Wiederherstellung
zerstörter Tlieile des menschlichen Körpers nach neuen Methoden^ (4 Abthlgn.,
Berlin 1829 — 34, m. 27 Abbild.; engl, üebers. von John Stevenson Büchnan,
London 1833) , in welchen er nicht nur über die bereits genannten plastischen
Operationen , sondern auch über die von ihm an der Harnröhre , dem Perineum,
den Augenlidern , dem Gesichte u. s. w. ausgeführten Piastiken berichtete. In
derselben Zeit erschien von ihm ein anderer, seine Leistungen resumirender Artikel :
„Chirurgia curtorum^ in Rust's Handbuch der Chirurgie (Bd. IV, 1831), derselbe
auch u. d. T.: y, Ueber den organischen Ersatz*" (Berlin 1831; 2. Aufl. 1838)
separat. Spätere Arbeiten auf dem Gebiete der organischen Plastik betrafen noch
die Heilung des künstlichen Afters (Casper's Wochenschr. 1834), der Hamröhren-
fisteln (Hamburger Zeitschr. 1836), der Blasenscheidenfisteln und des Dammrisses
DIEFPENßACH. 181
(Preuss. Vereinszeitung 1836, 37). — Daneben hatte er, vom Beginne seiner chirur-
gischen Thätigkeit an, Mittheilungen gemacht über eine Mastdarmverletzung (1826),
Aber Afterverschluss (1826), über den Schnitt bei Harnröhrenstricturen (1826),
fiber das Abschneiden der Unterbindungsfäden nahe am Knoten (1827), über einen
Fall von Exarticnlation des Oberschenkels (1827), über zwei Fälle von Eierstocks-
exstirpation (1827). Dazu kam eine Schrift: „Die 'Transfusion des Blutes und
die Infusion der Arzeneien in die Blutgefässe y u. s. w." (Berlin 1828), die
auf historische Untersuchungen, Thierexperimente und Beobachtungen basirt war
und bei Gelegenheit der Berlin heimsuchenden Cholera-Epidemien den Anlass abgab,
dass die Bluttransfusion von D. auch bei Cholerakranken, wenn auch ohne Erfolg,
versucht wurde, worüber die vom Institut de France mit einem Preise gekrönten
„Physiologisch- chirurgische Beobachtungen an Cholera- Kranken^ (Berlin 1833 ;
2. Aufl. 1834; franz. üebers. Berlin 1835; ital. Uebers. Pavia 1835) berichteten.
Anderweitige in dieselbe Zeit fallende literarische Leistungen waren die Neu-
bearbeitung der IlRNCKEL-SXARK'schen „Anleitung zum chirurgischen Verbände^
(Berlin lb29), seine „Anleitung zur Krankenwartung^ (Berlin 1832; dänische
Uebers. von C. L. E. Whitte, Kopenhagen 1833), seine Antheilnahme an der
Redaction der Hamburger Zeitnchr. für die ges. Medicin (1836, 37), eine Anzahl
von ihm verfasster Artikel in RüSt's Handb. der Chirurgie und in dem Encyclop.
Wörterbuch der Berliner med. Facultät, ein Beitrag zu seines Lehrers Bürdach
„Die Physiologie als Erfahrungswissenschaft" und Vorreden zu H. E. Fhitze's aki-
urgischeu Schriften (1838, 43) und zu Ed. Zbis, Handb. der plast Chirurgie (1838).
In I).*8 äusserer Lebensstellung war insofern auch eine Veränderung eingetreten,
als er 1829 zum dirigirenden Arzte der chirurgischen Abtheilung des Charit^-
Krankenhauses ernannt worden war, woselbst er, nachdem RusT in den späteren
Jahren seines Lebens sehr schwachsichtig geworden war, in dessen Klinik die
meiKten Operationen ausführte, während er 1832 auch Prof. e. o. bei der Univer-
sität gcfcrorden war. — Hatte D. in der ersten Hälfte seiner chirurgischen Wirk-
samkeit sein Hauptinteresse der plastischen Chirurgie gewidmet, so wendete er in
der zweiten auch den durch Stromeyeb in die Chirurgie (1832) eingeführten
snbcutanen Operationen seine vollste Aufmerksamkeü; und sein Erfindungstalent
zu, und gebührt ihm das unbestrittene Verdienst, nachdem er sich 1836 an dem
Falle des mit einem Klumpfusse behafteten, später als Orthopäden selbst so
berühmt gewordenen Dr. Little aus London von der Wirksamkeit des Stro-
URYBR'schen Verfahrens der subcutanen Tenotomie und orthopädischen Nach-
behandlung überzeugt hatte, mit dem ihm eigenen Eifer auch auf diesen Zweig
der operativen Thätigkeit sich gelegt und zur schnellen und allgemeinen Verbreitung
der von ihm verbesserten Operationsmethode sehr erheblich beigetragen zu haben.
Seine Publicationen auf diesem Felde finden sich in der Preuss. Vereinszeitung
1838 und in Casper's Wochenschr. 1839, sowie in der Monographie „ lieber die
Durchschneidung der Sehnen und Muskeln" (Berlin 1841, mit 20 Taff.). Nicht
unerwähnt wollen wir lassen, dass die ausgedehnteste Anwendung, die zu jener
Zeit vorf der subcutanen Tenotomie gemacht wurde, auch zu einigen chirurgischen
Verirrungen führte, unter denen namentlich „Die Heilung des Stotterns durch
eine neue chirurgische Operation u. s, w,^ (Berlin 1841, mit 4 Taff.; engl,
üebers. von Jos. Tkavers, London 1841), bestehend anfänglich in einer sub-
entanen Myotomie der Zungenmuskeln, später in der Ausschneidung eines Keiles
aus der Zunge, zu nennen ist. Eine segensreiche Erfindung D.*8 aber war die
Sehieloperation (Preuss. Vereinszeitung 1839, 40), über die er folgende, von dem
Institut de France mit dem MONTHYON-Preise von 3000 Francs bedachte Schrift :
nlleber das Schielen und die Heilung desselben durch die Operation" (Berlin
1842, mit 3 Taff.) veröffentlichte und in der er über die Resultate von 1200 Schiel-
operationen berichtete, die freilich, bei der geringen Aufmerksamkeit, die man damals
der Nachbehandlung und dem optischen Effect der Operation zuwendete, bei
Weitem nicht so glänzend waren, als in der später eingetretenen neuen Aera der
182 DIEFFENBACH. — DIEMERBROECK.
Ophthalmologie. — Noch ehe D. die durch v. Graefe's Tod 1840 erledigte
Professur in der medicinisehen Facultät und damit die Direction der chirurgischen
Universitätsklinik übernommen hatte, waren über seine praktisch-klinischen Leistungen
in der Charite zwei Schriften erschienen , von C. Tfl. Meter : „ Vorträge in der
chinirgischen Klinik der königL Charit^ zu Berlin*^ (2 Lieif., Berlin 1840, 4.)
und Charles Philipps „i« Chirurgie de M, D ieffenbach*' (1. partie,
Berlin 1840, av. 4 pl.), während vorher, bei seinem Aufenthalte in Paris 1836,
die dortigen Zeitschriften über seine in den Hospitälern ausgeführten Operationen
viel zu berichten gehabt hatten und später Gerhard von Breuning über seinen
Aufenthalt in Wien eine eigene Schrift: „»A F, DieffenhacKs chirurgische
Leistungen in Wien. Dargestellt in ihren Erfolgen^ (Wien 1841) herausgab.
Zu Ende seiner Laufbahn hatte er noch das Glück, die segensreichste Erfindung
für die operative Chirurgie, nämlich die der künstlichen Anästhesie, zu erleb(»n,
über die er in der Brochüre; ;,-Dc7' Aether gegen den Schmerz" (Berlin 1847)
seine Erfahrungen niederlegte. Sein chirurgisches Testament aber bildet das von
ihm verfasste Lehrbuch: „Die operative Chirurgie" (2 Bde., Leipzig 1845 — 48),
dessen 2. Band erst ein Jahr nach seinem Tode, von seinem' Neffen Dr. Jdliüs
Bt)HRiKG herausgegeben, erschien, das in fesselndster Sprache seine gesammten
Leistungen und Erfahrungen auf dem Gebiete der Chirurgie zusammenfasst und
den sehr charakteristischen Ausdruck seines ganzen Strebens und Trachtens,
Fühlens und Denkens darstellt. — Eine genial angelegte Natur, von grosser
Schnelligkeit und Schärfe der Auffassung, dabei von unzerstörbarer Ruhe, Besonnen-
heit, Umsicht und Geistesgegenwart, begabt mit einer seltenen manuellen Geschick-
lichkeit, musste er ein Operateur ersten Ranges sein, für den die Hand das voll-
kommenste Instrument war. Hierdurch auch übte er auf seine klinischen Zuhilrer,
alt und jung, einen vollständigen Zauber aus, da seine klinischen Vorträge weder
durch ihre Tiefe, noch durch ihre Gelehrsamkeit fesselten. Ausserdem verstand
er durch seine Liebenswürdigkeit und Humanität die Herzen Aller, der Patienten,
CoUcgen, Schüler für sich zu gewinnen. Wie ein Soldat auf dem Schlachtfelde, so
starb auch er mitten in seinem Berufe, in seiner Klinik, eben im Begriff, eine
Operation vorzunehmen, am 11. November 1847.
A. Hirsch in der Allgem. Deutschen Biographie. Bd. V, pag. 120. — Rohlfs,
Deutsches Archiv für die Gesch. der Medicin. Bd VI, 1883, pag. 452 ; Bd. VJI, 1884, pag. 44. —
Callisen, V, pag 196; XXVII, pag. 287. Gurlt.
Diel, August Friedrich Adrian D., zu Gladenbach bei Giessen am
4. Februar 1756 geboren, studirte in Giessen, wo er 1780 promovirt wurde und
in Strassburg. Später Stadtarzt in seinem Geburtsorte, dann im Nassauisehen und
seit 1790 Badearzt in Ems bis 1830, schrieb er allerlei Landwirthschaftliches
(Obstbau) und über die Emser Bäder. Er war auch ein sehr fleissiger Uebersetzer
zahlreicher englischer und französischer Compendien (die in der unten angegebenen
Quelle namhaft gemacht sind) und publicirte viel in Balding£r's Magazin fBr
Aerzte. Sein Tod erfolgte 1833.
Biogr. m6d. TIT. Red.
Diemerbroeck, Ysbrand vanD., im Jahre 1609 zu Montfoort geboren,
studirte in Leyden und promovirte 1627 zum Doctor medicinae et philosophiae
in Angers (Frankreich). Er übte die ärztliche Praxis in Nimwegen aus und fand
während der daselbst 1636 und 1637 sehr stark herrschenden Pest den Anlas«
zur Herausgabe der „De peste libri quatuor" (Arnhem 1644, Amsterdam 1645,
1711, Genf 1721), worin er seine über diese Seuche gewonnenen Erfahrungen
auf wissenschaftlicher Weise niederlegte. J 649 wnrde er extraord. Prof. anatomiae
et medicinae in Utrecht (Antrittsrede : „De rtducenda ad medicinam chirurgia")f
1651 Prof. Ordinarius, welche Professur er bis zu seinem Tode 1674 mit gn)S9em
Eifer wahrgenommen hat. Seine Hauptarbeit, die „Anatome corporis humnni*'
(Utrecht 1672 und verschiedene Ausgaben und Uebersetzungen in Genua, Padna,
Lyon, London), durch Haller „Compendium anatomes et physiologiae integrum
DIEMEBBROECK. — BIESING. 183
com plarima controversiarum excursione" genannt, ist ein wirklich gutes Buch
mit Tielen originalen Mittheilungen auf dem Gebiete der physiologischen Anatomie
und einigen interessanten chirurgischen Beobachtungen. Auch die durch D. 1664
veröffentlichten „LHsputattones practtcae in morbis capitis y thoracis et infimi ven-
tris*^ verdienen geschätzt zu werden als Leitfaden für Vorlesungen über specielle
Pathologie, wofür er sie bestimmt hat. Nach seinem Tode sind seine „Opera omnia^
(Utrecht 1685) durch seinen Sohn herausgegeben worden. q £ Daniels
Dierbacll , Johann Heinrich D., zu Heidelberg , war daselbst am
23. März 1788 geboren, widmete sich der Pharmacie und begann erst, nachdem
er 12 Jahre lang Apotheker gewesen und sich besonders für Botanik interessirt
hatte, Medicin zu studiren. 1816 wurde er Doctor, 1817 Privatdocent und 1820
Prof. e. 0. in der medicinischen Facultät, indem er seit 1817 Materia medica in
Verbindung mit der Pharmakognosie lehrte. Er schrieb dafür: ^Orundriss der
Beceptirknnst , zum Gebrauche bei seinen Vorlesungen u, s, w,^ (Heidelberg
1818) und gab heraus ein y^Handbuch der medic-pharmac. Botanik u, s, w.^
(Ebendas. 1819). Während er medicinische Praxis nicht ausübte, wendete er sich
mehr und mehr der Botanik zu, hielt Vorlesungen über ökonomisch-technische und
Forstbotanik und schrieb eine Reihe von botanischen, hier nicht aufzuzählenden
Schriften, darunter eine Flora von Heidelberg (1819, 1820), über essbare Schwämme
(1822) tt. s. w. Für die Medicin von besonderem Interesse waren: „Die Arznei-
mittel des Hippokrates, oder ' Versuck einer systematischen Aufzählung der in
allen hippokratischen Schriften vorkommenden Medicamente^ (Heidelberg 1 824) —
„Die neuesten Entdeckungen in der Materia medica. Für praktische Aerzte
geordnet, u. s. w,^ (Heidelberg und Leipzig 1827, 28; 2. Aull., .3 Bde.,
1837 — 47) — „Pharmakologische Notizen, für prakt. Aerzte geordnet^ (J 834) —
„Synopsis materiae wedicae oder Versuch einer systematischen Aufzählung der
gebräuchlichsten Arzneimittel^ (1841). Nach P. L. Geiger's Tode besorgte er
die 2. Auflage von dessen „Pharmaceu tischer Botanik"); auch nahm er Antheil an
der Bearbeitung der Pharmacopoea Badensis. Ausserdem finden sich von ihm noch
zahlreiche Aufsätze in botanischen, medicinischen und pharmaceutischen Zeitschriften.
Er starb am 11. Mai 1845. K. Sprengel hatte eine südamerikanische Pflanze
ans der Familie der Solaneen nach ihm benannt.
Neuer Nekrolog der Deutschen. Jahrg. 23, 1845, I, pag. 420. — Callisen, V,
pag. 204j XXVII, pag. 291. ^
DiesiBg, Karl Moriz D., zu Wien, berühmter Helminthologe, war am
16. Juni 1800 zu Krakau geboren, wurde in Lemberg erzogen, studirte von
1819 in Wien Medicin, wurde aber gleichzeitig immer mächtiger von den Natur-
wissenschaften angezogen, so dass er schon seit 1822 bei der helminthologischen
Abtheilung des kaiserlichen zoologischen Cabinets, unter Leitung JoH. Gottfr.
B&emsbr's, unentgeltlich Dienste leistete. Im Jahre 1826 erlangte er die medi-
cinische Doctorwürde mit einer pharmakologischen Diss. ; „De nucis vomicae
principio efficad*^ , wurde Assistent bei der Lehrkanzel der Botanik, erhielt
3 Jahre später eine Anstellung am k. k. Naturaliencabinet und rückte bis 1843
in die Stelle des 1. Cnstos-Adjuncten auf. Niemand war für eine derartige Stellung
befähigter als er, der in den weiten Oebieten der Botanik, Mineralogie und Zoologie
die umfassendsten Kenntnisse besass. Als der glänzendste Vertreter der Wiener
helminthologischen Schule nach Bremser's Tode gab er sein auf vieljährigen
mühevollen Studien beruhendes, alle Kenntnisse auf dem bezüglichen Gebiete
zusammenfassendes „Systema helminthum^ (2 Bde., Wien 1850, 1851) auf
Kosten der kaiserl. Akademie der Wissenschaften heraus, ein epochemachendes,
ftr alle Zeiten in der Geschichte der Zoologie einen wichtigen Markstein bildendes
Werk. Leider wurde er durch ein inzwischen eingetretenes, in Folge seiner
angestrengten Arbeiten mit dem Mikroskop im Zunehmen begriffenes und bis zur
volligen Erblindung gesteigertes Augenleiden verhindert, den 3. Band jenes Werkes
184 DIESING. — DIETL.
zu vollenden. Bereits 1852 musste er pensionirt wurde, und doeh findet sich nach
dieser Zdt noch bis zum Jahre 1865 eine grosse Reihe von Abhandlungen von
ihm namentlich in den Denkschriften und den Sitzungsberichten der mathematisch-
naturwissenschaftlichen Classe der kais. Akademie veröffentlicht, die zusammen-
genommen einen Band mit 26 prachtvollen Tafeln bilden würden. Es wurde dieses
Weiterarbeiten auch nach erfolgter Erblindung nur durch sein staunenswerth treues
Gedächtniss und die seltene Aufopferung und Unterstützung eines jüngeren gelehrten
Freundes, Aug. v. Pelzeln, möglich. Der Tod dieses grossen Naturforschers und
bescheidenen Gelehrten erfolgte am 10. Januar 1867.
Almanach der kais. Akademie der Wissensch. Jahrg. 17, 1867, pag. 240. G.
Dieterich, zwei Brüder. — Helvicns D. (Hklvicus Diktekicüs),
geboren zu Mistorf in Hessen am 24. Juni 1601, studirte Theologie in Giessen,
wurde 1620 daselbst Magister, dann Lehrer der hebräischen Sprache in Ulm; seit
1622 studirte er Medicin in Tübingen, Altdorf und Wittenberg, reiste 1625 nach
Italien, studirte Chemie in Tübingen, wurde Dr. med. in Strassburg 1627, hessen-
darmsiädtischer Leibarzt 1628, brandenburgischer Leibarzt in Berlin 1634, dänischer
Leibarzt 1641 ; zuletzt lebte er als Arzt in Hamburg und starb daselbst 13. December
1655. (Schriften über Schwalbach 1631 ff.) — Der andere Bruder, Johann
Konrad D., geboren zu Butzbach 19. Januar 1612, studirte zu Marburg, Strassburg
lind Jena Philologie, wurde Magister in Jena und 1639 Professor der griechischen
Sprache in Marburg, studirte dann Medicin und gab das Aphorismen des Hippokratrs
heraus. Wegen der in Hessen entstandenen Streitigkeiten verliess er sein Vaterland
und begab sich nach Hamburg. 1650 wurde er Prof. der griechischen Sprache
und der .Geschichte in Giessen; er starb daselbst am 24. Juni 1669.
G. Matthiae, Conspect. hist. med. Gotting. 1741, pag. 571. — Jöcher, If, 120. —
Biogr. univ. W. Stricker.
Dieterich, Johann Georg Nikolaus D., im Jahre 1681 zu Regens-
burg geboren, studirte die Arzneiwissenschaft zuerst in Jena und setzte später in
Leyden und Oxford seine Studien fort. Im Jahre 1707 zu Giessen zum Dr.
promovirt, ward er 1712 Stadtphysicus zu Regensburg. Als solcher hat er die im
Jahre 1713 eine diese Stadt, damals der Sitz der deutschen Reichsversammlung,
verheerende Pest beobachtet und beschrieben (Miscel. curios. med. phys. Ann. I,
pag. 56): „Zuverlässiger Unterricht, ivie man sich bei gegenwärtiger Seuche
präserviren und curiren könne** (Regensburg 1713) — „Regensburgischer
Unterricht, auf was Art in hiesiger Stadt die irtßcirten Häuser und darin
sich befindenden Menschen zu reinigen sind" (Regensburg 1814) und „Genaue
Untersuchung der Seuche, Vielehe zu Begensburg 1713 grassirte, nebst einein
Entwürfe guter Anstalten" (Regensburg 1714). D. genoss eines ausgebreiteten
Rufs als tüchtiger Heilkünstler bis zu seinem Tode am 31. August 1737.
Baader, Gelehrtes Bayern, I. Bd., pag. 237. F. Seitz.
Dietli Josef D., geboren im Jahre 1804 zu Podbuze in Galizien)
studirte zuerst in Lemberg Philosophie und 'später Medicin in Wien, woselbst er
1829 promovirt wurde; daselbst prakticirte er längere Zeit hindurch und war seit
1841 Primararzt und seit 1848 Director des Wiedner Bezirks^ Krankenhauses.
Im Jahre 1851 wurde er nach Krakau berufen, wo er bis 1865 als Professor
der speciellen Pathologie und Therapie und Director der medicinischen Klinik
thätig war. Im Jahre 1861 wurde er zum Landtagsabgeordneten und nachträglich
zum Abgeord^eten des Reichsrathes erwählt. 1866 wählte man ihn zum Präsidenten
von Krakau, einige Zeit darnach wurde er Mitglied des österreichiseben Herrenhauses,
seit 1872 war er Mitglied und Director der mathematisch - naturwissenschaftlichen
Classe der Krakauer Akademie der Wissenschaften. Er starb am 18. Jänner 1878
und wurde durch ein Regräbniss auf öffentliche Kosten geehrt. — Seine zahlreichen
Aufsätze medicinischen Inhaltes sind in polnischen und deutschen Fachblättem
DIETL. — DlEUDONNfe. 185
abgedruckt, auch schrieb er viel ttber die Curorte Galiziens; als politischer
Schriftsteller war er gleichfalls thätig. X. & P.
Dietrich, Unter den zahlreichen Gelehrten dieses Namens, welche sich
mit Naturwissenschaften befasst haben, sind auch zwei nennenswerthe Aerzte,
nÄmlich Gottlob Siegfried D., aus Löwenberg in Schlesien, am 16. October
1768 geboren, Dr. med. zu Halle 1788, der, in Glogau ansässig, sich um die
Verbreitung der Vaccination in Schlesien verdient machte und über dieses Thema
eine der Beachtung würdige Schrift publicirte (Glogau 1801). Ferner Casuistisches
in Zadig und Friese's Arch. der Heilkunde für Schlesien (1799, 1800, 1802,
1826) und „Foetus in testtculo" (Fkobiep's Notizen 1826). Todesjahr unbekannt. —
Ewald Christian Victor D., zu Grünhayn am 19. Juli 1785 geboren, Militär-
arzt, 1815 sächsischer Oberstabsarzt, 1817 in gleicher Stellung im 7. preussischen
Corps, später Arzt in Moritzburg, resp. Dresden, schrieb eine grosse Reihe seiner
Zeit weitverbreiteter Werke, so über „Zahnen der Kinder'' (Nordhausen 1836) —
^Bleichsucht** (Leipzig gleichzeitig) — „Keuchhusten** (Nordhausen 1837) —
^Inßuenza'* (Leipzig 1837) — „Skropheln und Kropf ** (Altenburg 1837); auch
Badeschriften, populäre Taschenbücher u. Aehnl.
Dechambre, XXIX, pag. 295—296. Red.
Dietz, Friedrich Reinhold D. , 1804 zu Königsberg in Prenssen
geboren, daselbst 1826 Dr. med., erhielt in Folge des tüchtigen „'I~7ro5cpaTOi>? 7r£pl
15?^; v6<J0'j ßtß>.iov" (Leipzig 1827; griechisch-lateinische Ausgabe der hippokra-
tischen Schrift über die Fallsucht) von der Regierung die Mittel zu einer grösseren
wissenschaftlichen Reise (Handschriften griechischer und arabischer Texte in Frank-
reich, Italien, England, Spanien) und wurde bei der Rückkehr 1833 Extraordinarins
and Seeundararzt , drei Jahre später Prof. ord. und Director des Königsberger
Krankenhauses. — Schon 1830 hatte er in Leipzig als Frucht seiner Reise „Analecta
med. ex libris mss. primum edita. Fase, I^ (IBN Bbithar, DIOSCOEIDES ent-
haltend), dann „Galeni de dissectione musculorum et de consuetudine libri"
(Leipzig 1832 ; -Trspl e^öv hier zum ersten Male griechisch) veröffentlicht, Arbeiten,
denen während der Wirksamkeit in Königsberg „Apollonii Citiensis, Stephanii
Palladii, Tkeophilii , . . et aliorum scholia etc." (2 Bde. Königsberg 1834) und
^Dorani Ephtsii de arte obstetrida etc.** (1838 von Lobsck herausgegeben)
folgten. — D. erlag bereits am 5. Juni 1836 einem Typhus.
Allg. deutsche Biogr. V. — Callisen, XXVII. Red.
Dienches war ein griechischer Arzt aus der Schule der Dogmatiker, der
wahrscheinlich im 4. Jahrhundert v. Chr. lebte. Er schrieb über die Bereitung
der Nahrangs- und Arzneimittel und deren Anwendung in den einzelnen Krankheiten.
Fragmente ans seinen Schriften hat uns Oribasius: Coli. med. IV, 5 — 9 u. Synops.
V, 33) erhalten. Auch Plinius hat ihn in seiner Naturgeschichte vielfach benützt.
Sein Schüler war Nümeniüs von Heraklea.
Galen, XI, 795; XV, 136. — Plin. nat. hist. XX, §. 31, 78, 191; XXIII, §. 60;
XXIV, §. 145. - Athen, f, 5. Helmreich.
Diendoim6, Jean-Fran^ois-Joseph D., zu Breda, Nordbrabant, am
18. Juni 1810 geboren und in Brüssel, wohin seine Eltern 1817 verzogen, vor-
gebildet, studirte Medicin in Lüttich bis 1834, dem Jahre seiner Promotion. In
Paris hörte er behnfs weiterer Ausbildung besonders Dupuytren, Hess sich dann
mit vielem Erfolge in Brüssel nieder und wurde bald Mitglied des Conseil de
salabrit6, sowie der Soci6t6 des sc. m6d. de Bruxelles (in welcher letzterer er später
den Vorsitz ftlhrte), weiterhin auch der Akademie der Medicin, der statistischen
Coramission, des obersten Gesundheitsrathes etc. — Ausser einer grossen Reihe von
Beiträgen, die 1845 — 1865 in dem von D. redigirten „Journ. de m6d. , de chir.
et de pharmacologie" erschienen, sind besonders von seinen Arbeiten zu nennen:
jyCompte rendu des travaux du conseil central de salubritd . . . 1860" —
L
186 DIEUDONNE. — DILLEN.
„Memoire sur la condition des classes ouvrieres et sur le travail des enfants^ —
„Memoire sur Vemploi de nitrate de potasse h haute dose dans le traitement
du rhumatisme articulaire aigu^ — „i><9 Vorigine de Vergot de seigle^, —
D. starb an den Folgen eines Aorten-Aneurysmas am 10. August 1865.
van den Corput. — Bed.
*Dieulafoy, Georges D., Prof. agr6g6 und MM. des hop., wurde 1869
zu Paris mit der These „De la mort suhlte dans la ßevre typhoide" promovirt
und betrat bereits mit seiner näelisten Sebriff ; „De Vaspiration pneumatiqm
sous-coutav^e. Methode de diagnostic et de traitement^ (Paris 1870 ; englische
Ausgabe gleichzeitig London) das Gebiet, auf dem er sich auszeichnen sollte. Die
Aufsätze „Du diagnostic et du traitement des kystes hydatiques et des ahsces
du foie par aspiration" (Paris 1872) und „Du diagnostic et du traitement den
6panchements aigus et chroniques de Id p^^vre par aspiration"* (Daselbst gleich-
zeitig) sind kleineren Umfanges, während in dem dieselben Gegenstände zusammen-
fassenden „ Traiti de Vdspiration des liquides morbides" (Paris 1873 ; London 1873j
die Methoden und der von D. eingeführte Troicart ausführlich beschrieben sind.
(Doch ist nur irrthtimlich D. für den Erfinder der neueren Aspirationsmethoden
ausgegeben worden, da bereits 13 Jahre früher vax den Corpüt [s. diesen] ein
durchaus analoges Verfahren in die Praxis eingeführt hat). — Noch sind zu
erwähnen die beiden Concursthesen D.'s: „De la contagion" (Paris 1872) —
„Des progrhs rSalisds par la physiologie expSrimentale dans la connaissance
des maladies du systhne nerveux" (Daselbst 1875). Bed.
Diez, Karl Philipp D., geboren zu Denkendorf 1739, studirte in
Tübingen, Strassburg und Paris, promovirte 1762 zu Tübingen (Diss. de aere et
alimentis militum, proecipuis hygienes militaris momtntis" [Tübing. 1762, 4.J),
prakticirte dann in Stuttgart und ward 1768 als ausserordentlicher Professor der
Medicin nach Tübingen berufen. Wir haben von ihm: „Diss, de nova methodo
inserendi variolas anglicana" (Tübing. 1768, 4.).
Elwert, pap. 129 flgd. Max Salomon.
Digby, Kenelm D., der weitgereiste und in viele Intriguen verwickelte
Zeitgenosse CromwelTs (1603 — 1665), der auf medicinischem Gebiet sich aller-
dings mehr in charlatanistischer Weise bemerkbar machte, kann nicht vollständig
übergangen werden wegen seiner vielgenannten Schriften: „Discours sur la pouire
de Sympathie" (Zuerst Paris 1658, später in vielen englischen, deutschen und
holländischen Ausgaben), und „Medicina experimentalis" (Frankfurt 1670, 1676,
1681; auch deutsch Heidelberg 1672; Frankfurt 1672, 1676, 1681, 1687). —
Auch das Buch D.'s „Of bodies and of mans soul with two discourses of the
power of sympathy and of the Vegetation of plants" (London 1669) und ähnlich
betitelte machten ihrerzeit colossales Aufsehen.
Dureau bei Dechambre. Red.
Dillen (Dillenids), hessische Arztfamilie. — Der Vater Justns
Friedrich D., geboren 1644 zu Darmstadt, studirte Medicin in Giessen seit
1663, Licentiatus 1681, Dr. med. 11. Oct. 1688, Leibarzt des Grafen Johann
von Nassau - Idstein , dann Arzt in Darmstadt, 1685 Löwenstein -Wertheimischer
Leibarzt, in demselben Jahr Mitglied der kaiserlichen Akademie der Naturforseher,
1688 Professor der Medicin in Giessen, gestorben den 18. August 1720. — Von
den Söhnen wurde Johann Jakob D., geboren 1687 in Darmstadt, um 1715
Professor der Botanik in Giessen und blieb in dieser Stellung bis 1725. Er
verliess Deutschland, um mit dem reichen Liebhaber der Botanik, W. Sherard,
nach England zu reisen. D. blieb bei diesem bis 1728, wurde dann Professor der
Botanik in Oxford, wo er 1747 starb. Er ist als Begründer des wissenschaftlichen
Studiums der Kryptogamen, besonders der Moose, anzusehen. Sein Hauptwerk ist
die „Historia muscorum" (mit 85 Tafeln, Oxford 1741, auch engl. Ausgabe 1763).
J
DILLEN. — DIOGENES. 187
Ausserdem verfasste er eine Flora von Giessen (Frankfurt 1719) und die Beschrei- •
bung des Sherard'schen Gartens zu Eltham. 1732. — Philipp Eberhard I).,
geboren 1689, starb am 25. l)ec. 1727 als Phyflicus in Wetzlar; er war Mitglied
der kaiserlichen Akad. der W., in deren Ephemeriden er* zahlreiche Beobachtungen
niedergele^ hat.
Pritzel, Thesaums. — Wink 1er, Geschichte der Botanik 1854. — Deutsche Biogr.
— B. D. Jack8on, Guide to the literature of botany. London 1881. "^^ Stricker.
Dimsdale, Thomas Baron v. D. , in Toydon-Gamon 1712 geboren,
Sohn eines Arztes, machte seine ersten Studien unter Anleitung der Chirurgen am
St. Thomas-Hospital und begann 1734 zu prakticiren. Sein Enthusiasmus für die
Inoculation , die Verbesserungen der Technik , die er ftlr das Verfahren erfand,
verbreiteten seinen Ruf derart, dass ihn die Kaiserin Katharina nach Russland
berief. Er impfte mit seinem Verfahren die ersten Familien des Reiches, erhielt
sofort bei seiner Rückkehr nach England zu seinen übrigen Ehren die Mitglied-
schaft der Royal society, wurde 1780 in's Parlament gewählt und wandte sich
Dunmehr gänzlich von der Medicin ab. Noch einmal ging er indess (den Kaiser
Alexander und den Grossförsten Constantin zu impfen) 1781 nach Russ-
land, um dann, zurückgekehrt, noch 9 Jahre den parlamentarischen Geschäften
und endlich — ganz zurückgezogen — 1790 — 1800 nur seiner Familie zu leben.
Ohne Ausnahme beziehen sich seine Publicationen auf die Inoculation ; „ The
present method of inoculating for the small-pox^ (London 1766, 1767, 1772;
aneh französisch) ging 6 gleichsinnigen, sämmtlich in London, und zwar 1776,
1778, 1779, 1780, 1781, 1782 erschieneneu Schriften voran.
Dict. hist. II. Red.
Dinghens de Dinghen, L^onard-Fran^ois D. de D. (Dinghenkts),
ans Campine, vom Anfang des 17. Jahrhunderts bis 1680, wirkte als Professor
an der Universität Löwen bis zu seinem Tode und setzte seine ganze Gelehrsam-
keit ein, um die Theorien van Helmont's zu bekämpfen, obwohl er mit ihm eine
im Blute vor sich gehende Fermentation als Quelle der thierischen Wärme annahm.
In seinen „Fundamenta physico-medica ad scholae acribologiam studiose adaptata
in sex libros divisa, quibus accedit tractatus de fehribus" (Löwen 1677, Fol.)
erklärt er sich auch gegen die kritischen Tage, gegen die astrologischen Berech-
nungen und andere Irrthümer seines Zeitalters und brachte sein Beobachtungstalent
nnd seinen kritischen Scharfblick besonders zur Geltung, wo er über die Inspection
des Harns, den Werth der Pulsuntersuchung und ähnliche diagnostische Fragepunkte
handelt. Mit Descartbs verlegte er den Sitz der Seele in die Glandula pinealis.
van den Corput. — Red.
Dino di Gaxbo, s. unter Garbo.
Diodotus (AiöXoTo;), ein griechischer Arzt, kurz vor Dioskorides, schrieb
em Werk über Arzneimittel, das den Titel „Av^o^^oyouf^^va" (Blumenlese) führte.
Meyer, Geschichte der Botanik. II, 54. Helmreich.
Djörup, Michael D., dänischer Militärarzt, geboren 1803,'doctorirte 1836
(„De fungo artictdari" ) , Stabsarzt der Armee, Mitglied des königlichen Gesundheits-
collegiums und mehrerer wichtiger Commissionen für die Reformirung des Medicinal-
wesens, tüchtiger Administrator und Organisator; gestorben 1876. Petersen.
Diogenes von Apollonia auf Kreta, griechischer Naturphilosoph,
Zeitgenosse des Anaxagoras, setzte als Grundprincip aller Dinge, aus dem durch
Verdichtung und Verdünnung (Truxvcoct; und apaiwGtc) Alles geworden ist, die Luft.
Ein von Aristoteles hist. anim. III, 2 erhaltenes Fragment seiner Schrift „7:s?l
9u(jc<i>;", das eine ausführliche Beschreibung der Adern des Menschen enthält und
emen interessanten Aufschluss über die anatomischen Kenntnisse jener Zeit gewährt,
sichert ihm einen Platz in der Geschichte der Medicin.
Diog:. Lacrt., IX. 9. — Galen, XVII, 1, lOOG. Helmreich.
188 DIOKLES. — DIOSKORIDES.
Diokles aus Karystus auf Euböa, der bald nach Hippokrates lebte,
gehört zu den bedeutendfiteu griechischen Aerzten der früheren Zeit. Er entwickelte
eine äusserst fruchtbare literarische Thätigkeit, wie die zahlreichen bei Sobanus,
Galen, Athknaeds, Oribasiüs und Caelius Aubelianüs erhaltenen Fragmente
seiner Schriften beweisen. Sie führten den Titel: 1. „uytetva ttoö; nXsiTTapyov" —
2. „7:a0-o; xtTtx tJ-eoaTTSia (de paasionibus)^ — 3. „'ApyjSacao;" (eine Streitschrift
gegen Abcuidamus, der in der Gymnastik die Oeleinreibungen verwarf nnd die
^TjpoTpt'ita [trockene Einreibung] empfahl) — 4. „Tcepl töv xar' laTpsfov" — 5. „::£ä
yuvaiJtetüiv" — 6. „repi Xajrivwv'* — 7. „7:epi ^xvacrtjy-wv «pap'jLaicwv" — 8. „De
fehribiis^ — 9. „De egestionibua" (Ausleerungen) — 10. „Liber Prognosticus'^ —
11. „'Pt!^0T0[xu6v" (Kräuterbuch) — 12. eine Schrift über Anatomie, die älteste,
die Galen kannte. Unecht ist der von Paült^s Aegin. I. c. 100 mitgetheilte Brief des
D. an den König Antigonus. Die schriftstellerische Thätigkeit des D. erstreckte sich
also über Anatomie, Diätetik, Gymnastik, Pathologie und Therapie, Frauenkrankheiten
und Embryologie, Arzneimittellehre und Toxikologie. Wie aus Caelios Aübeliüs
zu ersehen, war er um eine genaue Bestimmung der einzelnen Krankheitss>inptoiiie
bemüht. In grösstem Ansehen aber stand noch Jahrhunderte später seine Entwick-
lungstheorie des Embryo, von der uns Oribasiüs einzelne Angaben erhalten hat
Galen, II, 905; VI, 511, 455; VIII, 186; XI, 471: XVIII, 2, 629: XVIII, 1.
712. — Soran, pag. 299, 348. — Athen., XV, 681 b. ~ Cael. Aurel., pag. 39, 536 A. -
Schol. Nicand., Ther. 647. Helrareieh.
Dionis. Pierre E., unbekannten Geburtsjahres, lebte in Paris und starb
daselbst am 11. December 1718. Er hatte seit 1673 den doppelten Lehrstuhl flir
anatomische Demonstration und fUr operative Medicin am Jardin-du-Roi inne und
bildete viele ausgezeichnete Schüler aus. Die geistigen Elemente, welche später
zur Gründung der Acad. royale de chir. verwerthet wurden, fähren sich zum
grossen Theil auf D. zurück. Ludwig XIV. enthob ihn 1680 seiner LehrfunctioneB,
um ihn mit verschiedenen Leibarztstellen und Ehrenämtern in der königlichen Familie
zu betrauen, in welchen D. bis an sein Lebensende thätig war. Seine Hauptschriften
sind: ^Vanatomie de Vhomme, suivant la circulation du sang et les denii^res
dScouvertes'' (Paris 1690, 1695, 1701, 1716, 1729; auch Genf 1699, sowie
lateinisch, englich und chinesisch) — „ Cours d'operations de chirurgie dSfinontries
au Jardtn-du'Roi'' (Paris 1707, 1714, 1736, 1740, 1751, 1765; auch Brüssel
1708, sowie deutsch, englisch und holländisch) — „Traifi gin4ral des accoucke-
inens etc,*' (Paris 1718, 1724; Brüssel 1724; englisch, holländisch, deutsch).
Dict. hist. II. Hcd.
Dionysins. Von mehreren Aerzten dieses Namens ist uns wenig mehr als
der blosse Name bekannt: 1. Von einem Chirurgen D. theilt Scriboniüs Largos
c. 212 ein Pflaster gegen unbedeutende Verwundungen mit. Dieser könnte ideotiseb
sein mit dem D., dessen Celsus an zwei Stellen gedenkt. 2. Pliniüs hat in seiner
Naturgeschichte das botanische Werk eines griechischen Arztes D. viel benätzt
(PiJN. nat. hist. XXV, §. 8). 3. Unter den Methodikern wird von Gale^ios ein D.
aufgezählt, den auch Sobanus (pag. 192 R.) erwähnt. 4. Einen D. mit dem Bei-
namen ö xupro; citirt RüFUS bei Oribasiüs (III , 607 ed. Darembbrg). Damach
hat er über die in Libyen, Aegypten und Syrien häufig vorkommenden pestartigen
Bubonen geschrieben. Stephan us von Byzanz s. v. Kudto? bemerkt unter Berufung
auf einen H£R£NNIUS Philo, D. habe den angegebenen Beinamen nicht von einem
körperlichen Gebrechen, sondern von seiner Vaterstadt Kupro; in Aegypten geführt.
Helmreich.
Dioskorides (auch Dioskurides) , 1. mit dem Beinamen Phakas (Aio-
fTA.o'jfihrfi fi eT;t>t).7jö'elc ^oxa; von oaxot, Flecken im Gesicht), ein Anhänger des
Herophilu:«, war Leibarzt der äg}'ptischen Königin Eleopatra und schrieb ein
medicinisches Werk in 24 Büchern, das nach Sdidas hochberühmt war.
Suid. 8. h. V. Galen, XIX, 63.
J
DIOSKORIDES. — DIPPEL 189
2. DioskoridesPedanius, ans Anazarbus in Cilicien, ist der beden-
tendste Botaniker und Pharmakolog des Alterthums. Er lebte unter Nero und
Vespasian als ein Zeitgenosse des älteren Plinius, der an vielen Stellen seiner
Natnrgeschiehte in so auffallender Weise mit D. übereinstimmt, dasa man eine Be-
nützung des Einen durch den Andern annehmen zu mllssen glaubte; doch erklärt
sieb diese Erscheinung auch daraus, dass beide den gleichen Quellen (Jollas von
Bithynien,HERAKLiDES von Tarent, Krateüas, Andreas, Julius Bassüs, Petronius,
Sbxtius Niger und Diodotus) gefolgt sind. Von den Lebensumständen des D.
»t uns weiter nichts bekannt, als dass er in seiner dienstliehen Stellung im
römischen Heere, wahrscheinlich als Militärarzt, viele Länder zu sehen Gelegenheit
hatte, 80 dass er die von ihm beschriebenen Pflanzen wohl grösstentheils aus eigener
Anschauung kannte. Sein Werk, das aus 5 Büchern besteht, führt den Titel:
„TTEpl üXt];" und ist einem nicht näher bekannten Arzte Areios, dem Günstling des
Laeeanius Bassus, der im Jahre 64 Consul war und unter Vespasian am
Carbunkel starb (c. 77 n. Chr.), gewidmet. Es handelt im ersten Buche von
den Aromen , Oelen , Salben , Bäumen und den von ihnen herrührenden Säften
(wrot), Harzen (Soxpua) und Früchten ; im zweiten von den Thieren, dem Honig,
der Jtfilch, dem Fett, femer von den Getreidearten und Gemüsen, von Lauch,
Zwiebeln und Senf; im dritten und vierten von den Wurzeln, den aus den-
selben bereiteten Säften ()ruXC(y(/,aTa} , Kräutern uud Samen; im fünften vom
Weinstock, den Weinen und Mineralien. D.'s Werk war nach Galen's ürtheil
das vollständigste in seiner Art (Galen, XI, 794, xat ;xoi Sox£? tsXswtxtx Tvivrcov
o'>:o; Tijv 7:spi ty^; OXtj; töv «papaiiccov TTpayf/^ÄTetav TwOiTQTacO'ott) und genoss das
ganze Mittelalter hindurch dieses wohlverdienten Rufes. „Eine methodische
Anordnung und eine das Auffinden erleichternde, vor Verwechslung sichernde
Beschreibung" der Pflanzen sind seine Hauptvorzüge. Ausserdem werden
dem D. noch folgende Werke zugeschrieben: a) „Treol Xrj>.7)T7]pta)v yap^aaxwv xal
T^ a'jTÖv TTfoy'jXaxr^c xal ^epa:;sta;" (über Gifte und Gegengifte), b) „:7£pl io,%Xwv"
(über den Biss giftiger Thiere), c) „Trepl sOTTOpwTcov" (über Hausmittel), in zwei
BOehem. Von diesen werden die beiden ersteren allgemein für unecht gehalten,
das dritte dag^en will Meyer dem D. selbst zuschreiben.
3. Dioskorides der Jüngere, unter H a d r i a n , veranstaltete eine viel
gesuchte Ausgabe der Werke des Hippükrates, in welcher er sich nach Art der
alten Grammatiker zur Bezeichnung unechter Stellen des Obelos bediente, aber
den alterthümlichen Text so willkürlich änderte, dass er deshalb von Galenos scharf
getadelt wird. Auch seine exegetischen Arbeiten zu Hippokrates, die sehr weit-
schweifig gewesen zu sein scheinen, fanden an Galenos einen strengen Beurtheiler.
Meyer, Gesch. der Botanik. II, 96—117 und 148—154. — Galen, XV, 21 ; XIX, 63.
Helmreich.
DioxippuB, s. Dexippüs.
Dippel, Johann Conrad D., deutscher Theologe, Arzt und Alchemist,
wurde 1673 im Schlosse Frankenstein, nahe bei Darmstadt geboren, begab sich
1689 nach der Giessener Universität, woselbst er sich die Magisterwürde erwarb,
wurde aber erst 1711 Med. Doctor in Leyden. D. gehört mehr der Geschichte
der protestantischen Kirche, als derjenigen der Medicin an, in welcher letzteren
er jedoch durch das nach ihm benannte Oleum animale Dippelii bekannt ist, welche
Mischung einer Menge empyreumatischer Bestandtheile zuerst vermittelst trockner
Destillation von Blut von ihm bereitet wurde. Mit grossem Eifer nahm er Theil
M den Kämpfen zwischen dem Pietismus und der lutherischen Orthodoxie, gehörte
«Herst der letzteren an, trat nachher zum Pietismus über, verliess zuletzt auch
diese Lehre, um sich mehr und mehr theils in religiösen Mysticismus, theils in
astrologische und alchemistische Grübeleien zu vertiefen. Seine theYsophischen An-
sichten über Gott und die Welt hat er in folgenden Schriften dargelegt : ;, Weg-
y^eiser zum verlokrenen Licht und BecJit: I, m der Gottesgelehrtheit ^ IL m
der Erkäntnias der Natur und Medictn^ (1704) — „Fatum fatuum" (1710)
190 DIPPEL. — DITTEL.
und \j Vitae animalis morbus et medicma". Nach D. ist der äas»erste Grund
aller Dinge Geist. Es finden sicli theils freie, theils nicht freie solche. Im Licht
und der Feuerniaterie , womit Gott sie versehen hat, liegt der Same der ganzen
materiellen Welt. Alle Körper sind Schöpfungen dieser Geister und körperliehe
Bewegungen und Eigenschaften haben ihren Ursprung im Geiste. Die Ursache der
Bewegung findet sich in der Anti- und Sympathie der Geister. — D. führte eine
herumirrende Lebensweise unter sehr wechselnden Verhältnissen. Vom Gerücht,
ein ausgezeichneter Arzt und grosser Alchemist zu sein, begleitet, wurde er tiberall,
da die Leute damals wie jetzt Gesundheit und Geld nöthig hatten, mit offenen
Armen entgegengenommen und gefeiert, bald jedoch wurde er wegen seiner scharfen
Angriffe auf die Lehren der Kirche und die Politik der Regierungen verfolgt.
Nachdem er flüchtig theils in Deutschland, theils in Holland und Dänemark umher-
geirrt war, prakticirte er einige Zeit in Altona, trieb Alchemie und polemische
Schriftstellerei , sass nachher 7 Jahre gefangen in der Festung Hammershus auf
Bornholm und kam endlich 1726 nach Schweden, woselbst er im Anfange beides
als Arzt und Theologe freundlich aufgenommen wurde. Aber nachdem er hier
gegen die Lehren der lutherischen Kirche von der Rechtfertigung und der Zurechnung
des Verdienstes Christi aufgetreten war, wurde er aus dem Königreiche verbannt,
welches er 1728 verliess. Nach erneuertem Umherirren in Dänemark und Deutsch-
land während einiger Zeit starb er plötzlich ohne vorhergehende Krankheit auf
dem Schlosse Wittgenstein 1734. Die meisten seiner Arbeiten, welche zum grössten
Theil theologische Streitschriften sind, finden sich in seinem Werke: ^Eröffneter
Weg zum Frieden mit Gott und allen Greaturen^ (Amsterdam 1709). Das
beste Werk über den Einfluss seiner Lehren in Schweden ist: „Johann Conrad
DippeVs vistelse i Svenge samt Dippeltanismen i Stockhohn 1727 — 17 4P
von K. F. 8. Henning, Upsala 1881. Hedenius.
Disdier, H.-Fr.-M. D., geboren in Grenoble 1708, starb in Paris 1781;
er studirte in Montpellier Chirurgie, diente im Hospital zu Lyon und kam mit
30 Jahren nach Paris, wo er Privatcurse über Chirurgie eröffnete. Er wurde bald
Professor der Anatomie an der Malerschule zu St. Luc und wirkte hier als aus-
gezeichneter Lehrer bis zu seinem Tode. — Schriften: ^Exposition anatomique
ou tableaux anatomiques des differentes parties du corps humain" (Paris 1758).
ünger.
*Ditlewsen, Johann Gottlob D., geboren zu Kopenhagen am 22. Mai
1836, studirte an der Kopenhagener Universität, absolvirte Staatsexamen 1862,
promovirte 1872. Bis zum Jahre 1872 praktischer Arzt in Slagelse, wurde er 1873
Districtsarzt in Lyngby (in der Nähe von Kopenhagen) und wirkt jetzt zugleich an der
Kopenhagener Universität als Docent der Histologie. Er schrieb: „ Und ersögelser
over Smagslögene paa Tungen hos Mennesket og Pattedyrene" (1872) und
„Grundträk af Menneskets Histologie^ (1883). Seit 1880 ist er Mitglied des
königlichen Geaundheits-CoUegiums. Für die Förderung der Hygiene ist er auch
thätig und hat mehrere hygienische Abhandlungen publicirt. Petersen.
*Dittel, Leopold Ritter v. D., am 15. Mai 1815 zu Fulneck in Schlesien
geboren, absolvirte das Gymnasium zu Troppau in Schlesien und studirte Medicin
in Wien, wo er am 9. Juni 1840 zum Doctor der Medicin promovirt wurde und
erwarb sich den Grad eines Doctor der Chirurgie und Magister der Geburtshilfe.
Nach Absolvirung der Assistentenzeit an der DuMREiCHER'schen Klinik habilitirte
er sich 1856 als Privatdocent der Chirurgie an der Wiener Universität. Am
25. Juli erfolgte seine Ernennung zum Primarärzte der chirurgischen Abtheilung
im k. k. allgemeinen Krankenhausc in Wien und am 21. Juni 1865 wurde er
zum ausserordentlichen Professor der Chirurgie ernannt. Die Arbeiten über Hals-
fascien und die Kritik der WiLDBERa'schen Schrift über Coxalgie (Zeitschr. der
k. k. Gesellschaft der Aerzte in Wien) hatten zuerst die Aufmerksamkeit auf ihn
gelenkt, später ganz besonders die Krankheiten der Harn- und Geschlechtsorgane.
DITTEL. — DITTRICH. 191
Hervorgehoben mögen werden: „Goxalgische Studie zur Bestimmung der Grösse
der Verkürzung der coxalgischen Extremitäten^ (1866, Allgem. Wiener med. Ztg.
Xr. 2) — „Beitrag zur Lehre der Hypertrophie der Prostata^ (Oesterr. med.
Jahrb. 1867) — „Der A-jour- Verband'' (Wiener med. Presse 1868) — „Dila-
tator für Verengerungen der Harnröhre" (Oesterr. med. Jahrb. 1869) —
^Ueher ein^n neuen Apparat zum hohen BlorSenstiche^ (1869) und „Ein neuer
Apparat zur Hintanhaltung der gefährlichen Folgen beim hohen Blasenstiche"
■ Oesterr. med. Jahrb. 1870) — n^^^^ Steinsauger" (Allgem. Wiener med. Zeitung
1870) — »Die Stricturen derr Harnröhre^ (im Handbuche der Chirurgie von
Pjtha-Billroth , Bd. III, Abth. 2, 1872; dasselbe in der Deutsehen Chirurgie
von BiLLROTH-LöCKE) — „lieber Enuresis" (Wiener med. Jahrb. 1871) — „Die
elastische Ligatur" (Allgem. Wiener med: Zeitung 1873) — „Ablösung der
Mastdarmwand" (Wiener med. Wochenschr. 1874) — „Zur Behandlung der
Hypertrophie der Vorsteherdrüse" (Daselbst 1876) — A-jour- Verband bei osteo-
plastischen Operationen nach Gritti und Pirog off" (Daselbst 1877) —
„Beiträge ztir Verbandlehre, Katheterstativ" (Daselbst 1878) — „Operationen
der BlasenMeine" (Daselbst 1880) — „Ein neuer Heilversuch gegen unheilbare
Darm-Blasenscheidenfisteln" (Oesterr. med. Jahrb. 1881) — „lieber Gommuni-
cation zwischen dem Darmrohre und unteren Harnorganen" (Wiener med.
Wochenschr. 1881) — „ Ueber das Verhältniss der Lithoiripsie und Litholapaxie"
(Daselbst 1881) — „Ueber Seitenateinschnitt zur Entfernung fremder Körper
am der Blase" (Daselbst 1881) — „Nierencalculose" '(Daselbst 1881). Die Zahl
der casuistischen Mittheilungen allgemein chirurgischen Inhaltes, insbesondere aber
derer, welche die Kraukheiten der Harn- und Geschlechtsorgane betreffen, i^t eine
sehr beträchtliche ; diejenigen über Blasensteine verdienen besonders hervorgehoben
zu werden. Englisch.
Ditterich, Georg Lud w ig D., zu Würzburg am 8. März 1804 geboren,
begann sein Universitätsstudium in seiner Vaterstadt und bezog alsdann zur Fort-
setzung desselben die Universitäten Jena, München und Erlangen, an welch' letzterem
Orte er 1829 zum Doctor promovirt wurde. Später praktischer Arzt zu Mönchen,
war er literarisch thätig und führte vom Jahre 1843 — 55 die Redaction der früher
in Salzburg herausgekommenen „Neuen medicinisch-chirurgischen Zeitung" und seit
dem Jahre 1870 die der „Blätter für Heil Wissenschaft". Im Jahre 1849 wurde er
zum Honorar- und 1851 zum ausserordentlichen Professor an der Universität
ernannt. Er starb am 6. November 1873. Als Schriftsteller und Arzt beschäftigte
er sich vorzüglich mit Syphilis, die er monographisch in 2 Bänden 1842 abhandelte,
und mit Gesundbrunnen. Er gab eine „Klinitche Balneologie" (in 2 Bänden,
1861), ausserdem eine Anzahl von Badeschriften heraus.
Trantl, Bd. II, pag. 561. F. Seitz.
Dittrich, Franz D., in Nixdorf (Böhmen) am 16. October 1815 geboren,
studirte in Prag (Hyrtl) bis zur Promotion (1841), darauf noch in Wien und
übernahm, nach Prag zurückgekehrt, Assisteutenstellen (bei seinem Freunde Jaksch
mid bei Kiwisch). Dann wurde er Prosector der pathologischen Anatomie, widmete
sich diesem Fache mit Erfolg ganz und erhielt 1848 das Professorat desselben zu
Wien (als Nachfolger Dlauhy's), 1850 einen Ruf als Professor der medicinischen
Klinik nach Erlangen. Spätere Rufe verschiedener Universitäten lehnte er ab, erlangte
in Erlangen dafür die entsprechenden Auszeichnungen, erkrankte aber bereits 1856
an einem Himleiden, welches 1859 seinen Tod herbeiführte. — Neben den 1845
begonnenen, in der Prager Vierteljahrschrift publicirten Berichten über seine Thätig-
keit am Prager pathologischen Institut, sind von seinen wenig zahlreichen Schriften
zu erwähnen seine Habilitationsschrift: Ueber den Laennec^ sehen Lungeninfarct"
(Erlangen 1850) und die Untersuchungen über Magenkrebs, Lebersyphilis, Herz-
Ktenose, Herzmuskelentzündung (Prager Vierteljahrschr. Jahrg. 1848, 1849, 1852).
Allgem. Deutsche Biogr. V. Red.
192 DITZEL — DLAUHY.
*Ditzel. Zwei lebende dänische Aerzte. *Chri8tian Andreas 1).,
geboren zu Kirkehvalsoe (Seeland) am 19. April 1805, absolvirte das Staatsexamen
an der Kopenhagener Universität 1829 und 1832 und hat in vielen Jahren als
Districtsarzt zu Frijsenborg (Jtitland) gewirkt. Er schrieb mehrere grössere Ab-
handlungen über Ergotismus , das jütlandische Syphiloid, Typhus u. A. Ausserdem
ist er in Fragen des Medicinalwesens, wie auch in philanthropischer Richtung sehr
thätig gewesen. — *Wilken Heiberg I)., Sohn des Vorigen, ebenso Arzt in
Jütland (HammeD, geboren am 18. November 1841, absolvirte das Staatsexamen
in Kopenhagen 1867 und wurde 1876 als Doctor promovirt. Ausser seiner Disser-
tation („Ueber partus praematurus artificialis^) hat er mehrere umfassende
geburtsstatistische Arbeiten publicirt. Petersen
Diverse, Pierre Salio D. (Diversüs), aus Faenza, ein Schüler Alto-
mare's (s. diesen), wirkte in der zweiten Hälfte des 16. Jahrhunderts in seiner Vater-
stadt, wohin er aus Neapel zurückgekehrt war. D. ist als Pestschriftsteller berähmt,
da sich in seinem „De ftbre pestüenti tractatus etc," (Bologna 1584, Frankfurt
1586, Harderwyck 1656, Amsterdam 1681 ; letztere Ausgabe als Opuscula medicaj
ein ausgezeichnetes Beobachtungstalent bemerkbar macht. Auch schrieb er: „Com-
mentaria in Hippocratis libror. JV de morhis luculentisdma^ (Frankfurt 1602,
1612, 1666) und über das dritte Buch des Avicenna (Padua 1673).
Dict. hist. II. Red.
Dix. Der Name D. gehört zwei Amerikanern der neueren Zeit an, von
denen John D. sich durch zwei Arbeiten ophthalmologischen Inhalts, die eine
über Strabismus (Boston 1841), die andere über krankhafte Empfindlichkeit der
Retina (Daselbst 1849) hervorgethan hat. — *Miss Dorothea D., die später
als „Superintendent of women nurses in general hospitals" eine Stellung und
gewisse Bedeutung errang (um 1862), zeichnete sich in den Vierziger- und Fünf-
ziger-Jahren durch ihre imermüdliche Agitation fttr öffentliche Geisteskrankenasyle
in den Vereinigten Staaten aus und schuf in den zahlreichen Schrift;en , die sie
in Boston 1843, in Albany 1845, in Philadelphia und Harrisburg gleichzeitig, in
Frankfurt 1846, in Washington 1848, in Annapolis 1852 erscheinen Hess, eine
ganze Literatur des Gegenstandes. -^^^
Dixon, Edward H. D. , zu New York, war 1808 geboren, verfasste
eine Biographie von Abel J. Starr (1836) und mehrere populäre medicinische
Schriften, wie: „A treatiae on diseases of tlie sexual organs; etc," (New York
1845; 6. Ausg. 1847) — yy Woman^ and her diseases, from the cradle to th'
grave*^ (1847) — ^The organic law of sexps ; etc.^ (1861) — »^^ kidney,
its struciure, functions, and diseases etc,^ (1871). Auch war er von 1849 — 61
Herausgeber der Zeitschrift „The Scalpel^. Er starb 1880.
Index-Catalogiie. III, pag. 861. G.
*Dixon, James D., zu London, wurde 1836 Member und 1843 Fellow
des Royal College of Surgeons, war Assistant Surgeon am St. Thomas' Hospital
und Surgeon des London Ophthalmie Hospital. Er verfasste: „A guide to the
practical study of diseases of the eye" (2. Aufl. 1859; 3. Aufl. 1866) und den
Artikel „Diseases of the eye" in Holmes „System of Surgery". Er lebt zur Zeit
in Harrow Lands, Dorking, Surrey.
Medical Directory for 1881, pag. 461. O.
*Dlailliy, Antonius D., 1834 promovirt, wirkte als Professor der
pathologischen Anatomie in Prag bis 1848 , in welchem Jahre ihn Fr. Dittrich
(s. diesen) an dieser Lehrkanzel ersetzte. Er zog sich nach Wien zurück und
feierte dort als Emeritus im Juni 1884 sein 50jährige8 Doctor-Jubiläum. Schrift:
„De pneumonia adultorum secundum observationes in nosocomio Pragensi
collectas" (Prag 1844). ^^^
DOBELL. — DODOENS. 193
*Dobell, Horace Benge D., im Bartholomäus-Hospital ausgebildet und
M. R. C. S. Eng. 1849, wurde 1856 Dr. med. und widmete seine Thätigkeit dem
LangenkrankeL-Hospital , an welchem er noch jetzt, ebenso wie an dem Albert-
Waisenasyl als consultirender' Physician in Thätigkeit ist. Seine umfangi*eiche
pnblicistische Wirksamkeit richtete sich hauptsächlich auf das Feld der Lungen-
und Herzkrankheiten; so erschienen von ihm „Demonatrafions ofthe diseases ofthe
ehest and tketr physical diagnosis^ (1868) — „Tuberculosis its nature, causes
and trfatment*^ (1866 in 2. Aufl.) — „Reports on the progress of medicine
and of diseases of the ehest etc,*^ (1869 — 1877) — „Analysis of 100 cases
of haemoptysis" (Transact. of the R. med.-chir. soc. 1874) — „On winter cough"*
(1874 in 3. Aufl.) — „On loss of weigkt, blood späting and lang dlsease"
(1879 in 2. Aufl.). Die wichtige Frage nach dem Nutzen, resp. der Assimilation der
Fette bei Lungenkrankheiten führte ihn auf die genauere Beobachtung der Function
des Pankreas, über welche er in verschiedenen Publicationen : „Report on pancreatic
emulsion of fat^ (1867) — „On the special action of the pancreas** (Proc. of
the R. soc. 1867) — „Assimilation of fat in consumption" (Lancet 1864,
1865, 1866) und noch neuerdings: „The action of pancreatine upon fat^ (Brit.
med. Joum. 1880) berichtete. ß^j
*Dob80n, George Edward D., zu Netley, studirte in Dublin bis 1867,
wurde M. A. Dub. 1875. Er begann seine literarische Thätigkeit 1867 mit einem
preisgekrönten „Essay on the diagnosis and pathology of the injuries and
diseases of the shoulder-joint" , brachte dann aber mehrere Jahre in Indien zu
und widmete sich später ganz zoologischen und anthropologischen Forschungen,
deren speciellere Gegenstände hier zu übergehen sind. Hervorzuheben sind dagegen
noch: „Medical hints to travellers^ (R. Geogr. Soc. 1883). j^^j
Dodart, Denis D. , 1634 zu Paris geboren, studirte Rechtswissenschaft
und Medicin, entschied sich für letztere und doctorirte 1660. 1673 jedoch trat
er in die botanische Section der Acad. des sciences ein, schrieb die Vorrede zu
den von diesem Institut 1676 publicirten „M^moires pour servir k Thistoire des
plantes" und widmete sich nun, obwohl er den Titel eines consultirenden Leibarztes
Ladwig's XIV. führte, überwiegend seinem neuen Fache. Neben seinen medici-
nischen Schriften: „Ergo in hydrope mittendus sanguisf** und j^Ergo febribuM
balneum** (beide Paris 1660), stehen mehrere mit der Medicin noch in ziemlich
directen Beziehungen, so : „Lettre sur le seigle ergotS*^ (M6m. de Tacad. des sc.
T. IX) — „Observations sur les 4vacuations, la transpiration etc.^ (Ebenda,
T. I); endlich die bekannteste seiner Schriften, das „Memoire sur les causes de
la txnx de Vhomme et de ses dijfSrens tons^ (Hist. de Tacad. r. des sc. Ann6e
1700 und dazu ein zweiter Artikel, Ebenda 1706 und ein dritter 1707). D. erklärt
darin die Entstehung der Stimme durch die Bewegungen der im Kehlkopfe ent-
haltenen Luft. Er starb am 5. November 1707 ; erst lange nach seinem Tode
wurden von NoGCEZ in „Statica medica Gallica" (Paris 1725) die Experimente
D.'s über insensible und cutane Respiration publicirt, mit denen er sich viele Jahre
beschäftigt hatte. — Sein Sohn, Claude-Jean-Baptiste D., 1664 geboren
und 1730 gestorben, bekleidete ebenfalls den Platz eines königlichen Leibarztes
bei Ludwig XIV. und galt als sehr verdienter Mediciner. Von bleibenden Leistungen
sind auf uns jedoch nur seine beiden Thesen (Paris 1687) gekommen, von denen
die eine das Wesen des wahren Arztes, die andere den hohen Werth des Ader-
lasses behandelt.
Dict. hist. II. — Biogr. mfed. III. Red.
Dodoens, RembertD. (Dodonaeus, Dodonee), zu Mecheln am 29. Juni
1517 geboren, studirte in Löwen bis 1535 und machte in Frankreich, Italien und
Deutschland Reisen, die ihn mit den berühmtesten Aerzten seines Zeitalters in Ver-
bindung brachten. Als Leibarzt Maximilian's 11. und des Kaisers Rudolph
Biopr. Lexikon. II. 13
104 DODOENS — DÖLLINGER.
konnte er sich nicht halten, da er sich mit seinem Specialcollegen Grato von
Krafftheim überwerfen hatte, und kehrte in den Fünfziger-Jahren in sein Vater-
land zurück. Eine Professur an der Löwener Universität, welche man ihm 1557
anbot, hatte er reftlsirt; dagegen liess er sich noch in den letzten Jahren seines
Lebens als Professor der Botanik nach Leyden berufen, wo er am 10. März 1585
starb. — D. galt als bewundernswürdiger Polyhistor und ungemein gelehrter Arzt.
Zuerst machte er sich bekannt durch seine Ausgabe von „Paulus Aegineta^
(Basel 1546), dann durch die „Gosmographica in astronorniam et geographiam
isagoge" (Antwerpen 1548). Hauptsächlich tritt er als botanischer Schriftsteller
hervor; jedoch versäumt er, besonders in seinem Hauptwerk „Gruydtbooh" (Ant-
werpen 1553, 1554, Fol., später als „Historia stirpium^, Daselbst 1558 und fran-
zösisch 1557 von F. De l'Eclüsb) nie, die pharmakologischen und therapeutischen
Eigenschaften der beschriebenen Pflanzen hervorzuheben. Die specifisch botanischen
Werke übergehend, heben wir hier noch „Purgantium aliorumque eo facientium
tum et radicum oonvolvulorum ac deleteriaruvi kerbarum historiae Uhr. IV^
(Antwerpen 1574) hervor; gesammelt erschienen diese Arbeiten als „Stirpium
historiae pemptades sex etc," (mit 1341 Figuren, Antwerpen 1583). In seiner
grossen „Praxis medica** endlich gab D. die erste exacte Beschreibung einer
Epidemie von Kriebelkrankheit, welche damals in Brabant wüthete, und welche er
als Folge kranken, von auswärts importirtcn Getreides schilderte.
van den Corput. — Ked.
Döbelius, Johann Jacob D. (geadelt: von Döbeln 1717), Professor
der Medicin in Lund, geboren in Rostock, wo sein Vater Professor war, am
29. März 1674, studirte in Rostock und Kopenhagen (Bartholinus) und wurde
in Rostock Doctbr der Medicin 1695. Provinzialarzt in Malmö 1699 und Professor
in Lund 1710. Gestorben am 14. Januar 1743. — v. D. war ein sehr thätiger und
beliebter Arzt. Den Ramlöser Gesundbrunnen in Schweden hat er oft untersucht
und bekannt gemacht. Seinerzeit hat ein Mädchen, Esther Norre aus Oby in
Skäne, das in mehreren Jahren sehr wenig (oder längere Zeit keine) Nahrung
genoss, viel Aufsehen gemacht und die Sache wurde auch gerichtlich untersucht.
V. D. hat darüber ein paar Abhandlungen geschrieben: „Historia incedice diutumat
Esthera Norre Obyensis Scanicae, conscripta" (Lund 1715). v. D. hält dieses
lange Fasten für bewiesen. Ausserdem hat er „Historia Academiae Lundensis''
(1740 — 1742) herausgegeben. In Nov. act. litterar. Maris Balthici et septemtrio-
nalis (1697 — 1706) und in Act. Litter. Sveciae sind verschiedenene Abhandlungen
von ihm veröffentlicht.
Seine Schriften sind verzeichnet in Sacklön's Sveriges Läkare-Historia. I, pag. 629.
0. Hjelt. — Hedenins.
Döllinger, Ignaz D. , einer der bedeutendsten Anatomen und Physiologen
unseres Jahrhunderts, in dessen erste beiden Decennien seine hauptsächlichste
Wirksamkeit ßlllt, wurde am 27. Mai 1770 zu Bamberg geboren und starb am
14. Januar 1841 zu München. D.'s Vater war Leibarzt des Fürstbischofs von
Bamberg und zugleich Professor an der damals dort bestehenden Universität, an
der auch sein berühmter Sohn seine akademischen Studien begann. Später besuchte
D. die Universitäten Würzburg, wo er in der Folge seine Hauptthätigkeit ent-
falten sollte, dann Pavia und Wien. Als seine hervorragendsten Lehrer werden
genannt: Prochaska (Wien), Peter Frank und Antonio Scarpa in Pavia.
D. promovirte 1794, wurde 1796 zum Professor der Medicin an der Bamberger
Universität (für Physiologie und allgemeine Pathologie) ernannt, kam 1803 als
Professor der Anatomie und Physiologie nach Würzburg, welches er 1823 mit
München vertauschte. München hatte derzeit noch keine Universität ; D. trat viel-
mehr dort in die sogenannte Akademie ein, doch lehrte er auch an der damaligen
Lehranstalt für Chirurgen. Als später die Universität von Landshut nach München
verlegt wurde, übernahm er wieder die Professur für Anatomie und Physiologie
au derselben. Auch war er Secretär der mathematisch-physikalischen Classe der
DOLLINGER. 195
Akademie der Wissenschaften, sowie (seit 1833) Obermedicinalrath. D.'s Haupt-
Wirksamkeit fällt, wie erwähnt, in die beiden ersten Deeennien dieses Jahrhunderts,
in die Zeit seines Würzburger Aufenthaltes (man vergleiche das angefügte Yer-
zeiebniss seiner Schriften). Vielleicht waren die veränderten Verhältnisse in München,
die ja seine bisherige Universitätsthätigkeit unterbrachen, hierbei von Einfluss;
jedenfalls trat er später mehr und mehr zurück ; und als dann die Universität nach
München kam, war D. inzwischen gealtert, so dass damit kein neuer Aufschwung
seiner Thätigkeit bezeichnet werden kann. D.'s Ruf gründet sich nicht so sehr auf
viele grosse und gelehrte Abhandlungen — er hat im Gegentheil in seiner fast
50jährigen akademischen Thätigkeit verhältnissmässig wenig drucken lassen —
als vielmehr anf die mannigfachen neuen Gesichtspunkte und Bahnen der Unter-
suchung , auf welche er die Aufmerksamkeit lenkte , sowie auf- seine eminente
Bef^gung als Lehrer nicht blos vom Katheder herab, sondern auch, und zwar
ganz besonders, im engeren Verkehre mit seinen speciellen Schülern , unter denen
hier nur die Namen : C. E. v. Baeb, Pander, d' Alton, L. Schönlein und Kalten-
BRüNNEE genannt werden sollen. Zu all' diesem befähigten ihn aber wieder,
abg^ehen von aller persönlichen Begabung, eine ganz vorzügliche allseitige Aus-
bildung im Gesammtgebiete der morphologischen und physiologischen Disciplinen,
theoretisch, wie praktisch, verbunden mit einer tüchtigen Eenntniss der Philosophie,
von deren Vertretern ihn namentlich Kant anzog. Es sei hier ferner erwähnt, dass
er ein Meister der anatomischen Technik war , namentlich einer der besten Injec-
toren seiner Zeit, dass er das Mikroskop vorzüglich zu handhaben wusste, dass
er bedeutende Kenntnisse in der Botanik besass, wie wir unter Anderem aus Baer's
Selbstbiographie erfahren, dass er mit gleicher Tüchtigkeit die menschliche descriptive
Anatomie, die vergleichende Anatomie, die Physiologie und Embryologie beherrschte
und in allen diesen Disciplinen als selbstständiger Forscher auftrat. Neue Bahnen
schlug D. vorzugsweise damit ein, dass er die gesammte Medicin als eine Natur-
wissenschaft auffasste nnd behandelte; er stand freilich damit nicht allein, jedoch
war er einer der Ersten, der um die Wende des vorigen Jahrhunderts die neue
Richtung, die nunmehr glänzend durchgedrungen ist, inaugurirte; mit ihm unter
Anderen die Brüder Teevivanüs und C. A. Rüdolphi , dem Letzteren , seinem
älteren Zeitgenossen, scheint mir D. besonders geistesverwandt. — Um noch Ein-
zelnes hervorzuheben, so erscheinen besonders wichtig die Untersuchungen D.'s
Aber den Blutkreislauf, über die Absonderungsvorgänge, über die Blutbildung und
die erste Anlage des Embryo überhaupt, vor Allem die Keimblattbildung. — Er
hatte eine richtige Darstellung von der Wellenbewegung des Blutes und der Ent-
stehung des Pulses; bezüglich des Zusammenhanges zwischen Arterien und Venen
verdanken wir ihm hauptsächlich mit die feste Begründung der Lehre, dass
derselbe durch das Capillarsystem vermittelt werde, doch glaubte er nicht an
vollkommen abgeschlossene Capillaren. Freilich in einem anderen Sinne hat
hier die neueste Zeit diese Meinung bestätigt. Er lehrte uns das Verhalten der
Capillaren in den quergestreiften Muskeln und in der Tunica media der Arterien
kennen und zeigte, dass in entzündeten Theilen die Capillargef^sse sich an Zahl
vermehren (Mbckel's Archiv VI). Wir finden bei D. (Ibid. VIIj eine sehr gute
Schilderung der rothen Blutkörperchen, namentlich auch ihres Verhaltens im
kreisenden Blute ; doch spricht er allen Blutkörperchen Kerne zu. — D. war einer
der Ersten, welche den Blutlauf des Fötus gründlich untersuchten; er erkannte
die frühzeitige Bildung der Blutkörperchen und die Thatsache, dass die fötalen
Blutwege anfangs nicht völlig abgeschlossen sind. Dies letztere übertrug er dann,
wie bemerkt, auch auf den erwachsenen Zustand. Stets unvergessen bleiben D.'s
grosse Verdienste um die Entwicklungsgeschichte. Abgesehen davon, dass er
Männern, wie Pander und C. E. v. Baer, den Anstoss zu ihren Forschungen gab
nnd vor Allem eine gute Methode der Erforschung früher embryonaler Zustände
ausbildete, hat er auch in dem mit Pandeb und d'Altox herausgegebenen grösseren
Werke (s. w. u.) die Resultate seiner eigenen Arbeit bekannt gegeben. Alle
13*
196 DÖLLINGER. — DÖMLING.
embryonalen Gewebe besteben nach ihm ans kömigen Elementartheilen (worunter
er wohl offenkundig unsere jetzigen „Zellen^^ verstand). Dass von ihm unsere
Lehre von den Keimblättern inaugurirt wurde, muss — unbeschadet der Verdienste
C. F. Wolff's — anerkannt werden. Endlich darf man D. zu Denen rechnen,
welche eine vergleichend - anatomische Schule in Deutschland begründen halfen.
Wie von seinen Zuhöreni allgemein verbreitet wurde, besass D. ein seltene« Lehr-
talent ; seine Vorlesungen waren in ganz besonderer Weise fesselnd und anregend.
Aber auch in der Art, wie er junge Männer an sich zu ziehen wusste und sie als
seine Special-Schüler ausbildete, ist er wohl nur von Wenigen erreicht worden.
Wir können auch hier wieder auf das vollwichtige Zeugniss C. E. v. Ba£h's
(Selbstbiographie) uns berufen. Im Zusammenhange mit dieser so ungemein erfolg-
reich ausgefallenen Wirksamkeit D.'s steht auch die Gründung einer zoologisch-
physiologischen Gesellschaft in Würzburg. Man hat D. wohl zu den Naturphilosophen
gezählt, doch hielt er sich von den Extremen in richtiger Erkenntniss fem und
muss, falls man ihn hierhin stellen will, jedenfalls als einer der würdigsten und
besonnensten Anhänger einer philosophischen Richtung im Gebiete der Naturwissen-
schaften bezeichnet werden. Er war sich dessen voll bewusst, dass die einfache An-
einanderreihung nackter Thatsachen ebensowenig fördert, wie die blosse Speculation ;
einen Ausdruck seiner Richtung sucht er in seinem „Grundriss der Naturlehre etc."
zu geben. Dass ihm in seinen theoretisirenden und speculativen Anschauungen auch
mancher Irrthum mit untergelaufen ist, beweisen namentlich seine Angaben über
den Zeugungsprocess (Meckel's Archiv II). — Die wesentlichsten, von ihm publi-
cirten Werke und Abhandlungen sind folgende: „Qrundrisa der Naturlehre des
menschlichen Organismus. Zum Gebrauche hei seinen Vorlesungen** (Bamberg
nnd Würzburg 1805, 8.) — „Bemerkungen über die Vertheilung der feinsten
Blutgefässe in den beweglichen TTieilen des thieiischen Körpers" (J. Fr. Meckbl's
Archiv, IV, pag. 186) — „Was ist Absonderung und une geschieht sie? Eine
akademische Abhandlung" (Würzburg 1819, 8.); ferner: „Denkschrißen der
Miinchener Akademie" (VII, pag. 179); sowie: „Blutlauf" (in Meckel's
Archiv, II) .— „Beiträge zur Entuncklungsgeschichte des menschlichen Gehirns*'
(Frankfurt a. M. 1814, Fol.) — „ lieber das Strahl enblättchen im menschlichen
Auge" (Nova acta Acad. Caes. Leop. nat. Curiosorum, IX, pag. 268) — »^^Z«-
stratio ichnographica fabricae oculi humani" (Wirceb. 1817, 4.) — „Betrach-
tungen über die Milz" (J. Ffi. Meckel's Archiv, Bd. VI, pag. 155 und Daselbst,
pag. 192 [Placentarkreislauf]) — Pander, Döllinger und d'Alton: „Beiträge
zur Entwicklungsgeschichte des Hiifinchens im Ei" (Würzbnrg 1817, Fol., mit
Kupfert. — „ Versuch einer Geschichte der menschlichen Zeugung" (MeckEl's
Archiv, Bd. II, pag. 388).
Vergl. über D.'s Leben und Werke: Ph. Fr. v. Walt her, Denkrede in der kön.
bayerischen Akademie der Wissensch. 25. Ang. 1841. — C. E. v. Baer, Nachrichten aiis
meinem Leben (Selbstbiographie). — v. Kölliker, Geschichte der medicinischen Faonltät
an der Universität Würzbnrg. 1871, — Voit, Artikel „Döllinger" in Allgem Deutsche Biogr.
Bd. V, pag. 315. — B. Eble, Versuch einer pragmatischen Geschichte der Anatomie nnd
Physiologie vom Jahre 1800—1825. Wien 1836. ,«- , ,
Walaejer.
Dömllngy Johann Joseph D., geboren am 13. Januar 1771 zu
Markershausen, studirte in Wfirzburg und wurde mit der für ihre Zeit bedeatenden
„Dissert. inaug, sistens morborum gastricorum acutorum pathologiam" (1797)
daselbst promovirt. Er wurde dann an der Julius-Universität Professor der Mediein
und starb am 7. März 1803. Seine Denkweise war eine durchaus natnrphilo-
sophische, wie sie sich am evidentesten in seinem „Lehrbuch der Physiologie des
Menschen" (2Bde. , Göttingen 1802 — 1803) ausspricht. Aber auch seine Ab-
handlung über die Leber, über die Krankheiten der Säfte (Wien 1798, resp.
Bamberg und Wfirzburg 1800) halten durchaus diesen Standpunkt inne. Am
ehesten näherte sich dem Modernen „Ueber die Ursache der Bewegungen der
Regenbogenhaut" (Reil's Archiv für Physiol. 1802), eine Abhandlung, in der
DÖMLING. — DÖRING. 197
nhlreiche Beobachtungen niedergelegt sind. Mit Hobsch zusammen gründete D. das
„Arohiv für die Theorie der Heilkunde^', welches Abhandlungen von ihm brachte,
aber erst nach seinem Tode — 1804 — erschien.
Dict. hist. II. Red.
*DönitZ, Friedrich Karl Wilhelm D., aus Berlin, anfangs der
Vierziger-Jahre geboren, studirte daselbst (Reichert, Frerichs) bis zum Jahre
1864. Er schloss sich dann an Reichert besonders an, schrieb „De tunicae
intestmorum villosae epithelio** (Berlin 1864) — „Beschreibung und Erläuterung
von Doppelmissgeburten^ (Daselbst 1865) und hielt anatomische Demonstrations-
carse. 1872 siedelte er auf besondere Anregung nach Japan über und war hier
bis 1875 Lehrer an der medicinischen Akademie in Tokio, später an verschiedenen
japanischen Krankenhäusern im Inneren. Arbeiten von ihm (über Ainoschädel,
Körpermessungen von Japanern u. Aehnl.) finden sich in den „Mitth. d. D. Ges.
f. Natur und Völkerkunde Ostasiens". P^j
Döring, Michael D., aus Breslau, unbekannten Geburtsjahres, starb,
nachdem er eine Zeit lang in Giessen eine Professur bekleidet hatte, in seiner
Vaterstadt als praktischer Arzt 1644. Lebhaft für die spagirische Schule interessirt,
bestrebte er sich in der Schrift: „De medicina et medicü adversus iatromastigus
ä pseudomedicos Itbr. II" (1611), die Paracelsistische Pharmakologie mit dem
Hippokratismus zu verbinden, war aber gleichzeitig unbefangen genug, die Irrthümer
und Mängel des Paracelsismus offen anzuerkennen. Sein grösseres Verdienst besteht
in der Auseinanderhaltung der verschiedenen fieberhaften Exantheme, speciell des
Scharlachs von den Masern: Briefwechsel mit seinem Schwiegervater Sennert
(„Sennertl Opera" [Wittenberg 1776]) über eine Breslauer Scharlachepidemie des
Jahres 1627. In einer eigenen Schrift machte D. einen vom Chirurgen Trautmann
in Wittenberg verrichteten Kaiserschnitt bekannt (Wittenberg 1612), eine Mit-
theilung, die, wie noch mehrere andere D.'s in die Observ. chir. seines Freundes
FabriciüS Hildanos übergegangen ist.
Vollständiges Schriftenverzeichniss im Dict. hist. II. — Allgem. Deutsche Biogr. V.
Red.
Döring, Sebastian Ludwig D., zu Ems, war zu Cassel am 24. Mai
1773 geboren, studirte in Marburg, wurde daselbst 1792 Doctor mit der Diss. :
„Hippocratü doctrina semtotica de vomüu"^ verliess dann Hessen und erhielt zu
Herbom im Nassauischen die Erlaubniss zur Praxis, sowie vom Prinzen von Oranien
1793 ihm gestattet wurde, medicinische Collegia auf der dortigen Universität zu
halten. 1794 wurde er daselbst Prof. e. o., 1798 ord. und erhielt 1804 den Hof-
rathstitel. Seine ersten literarischen Arbeiten bestanden in Uebersetzungen von
J. F. Frank : „ Vom Volkselend , einer fruchtbaren Mutter von Krankheiten.
Aus dem Latein." (Marburg 1794) — JOH. Friedr. Th. Haeger: „Geschichte
der Kerzen und ihres Gebrauches in der Wundarzneikunde, Aus dem Latein."
(Giessen 1796) — Ludwig Oskamp: „Zwei Vorlesungen über die natürlichen
vnd geimpßen Kinderblattern u. s. w. Aus dem Holland." (Herbom und Hadamar
1799); femer den Schriften von Albe, van Stipriaan-Lüiscius über Fäulniss
(1800) aus dem Holland, und von H. M. Hdsson über die Kuhpockenkrankheit
(1801) aus. dem Französischen, Er selbst verfasste: „Kurzer Unterricht .... über
die Schutzpockenimpfung, u^ s. w." (Herbom 1801) und gab heraus zusammen
mit GOTTL. Salomon in Leyden ein „Journal für die neueste Holländische
medicinische und naturhistorische Literatur" (Bd. I, St. 1 — 4, 1802 — 04) und
ffOritisches Bepertorium der auf in- und ausländischen hohen Lehranstalten
ww Jahre 1781 — 1800 herausgekommenen Probe- und Einladungsschriften aus
dem Gebiete der Arznei gelahrtheit und Naturkunde" (1. Abth., Herborn 1803).
Auch übersetzte er J. J. J. Westra „ Vom Spiessglanz u. s. lo. Aus dem Latein"
(Hadamar 1802). Unter der französisch-bergischen Regierung 1810 — 13 war er
Cantonsarzt neben der medicinischen Professur, wurde 1814 Medicinalrath bei der
198 DÖRING. — VAN DOEVEREN.
fürstlichen RegieniDg zu Dillenburg und bekleidete seit 1818 bis zu seinem am
7. Juli 1835 zu Bad Ems erfolgten Tode die Stelle eines Obermedicinalrathes
und ordentlichen Mitgliedes der herzogl. nassauischen Landesregierung zu Wies-
baden und seit 1821 dabei noch die eines Badearztes zu Ems. Ausser den genannten
Schriften haben ihn mehrere medicinische Aufsätze im Reichsanzeiger und der
Med. National-Zeitung für Deutschland (1798, 99), in Kopp's Jahrbb. der Staats-
arzneikunde (1819) und mehr als 200 Recensionen in der Salzburger med.-chir.
Zeitung, Erlanger Lit.-Zeitung u. s. w. zum Verfasser; er war Mitherausgeber dw
„Jahrbücher der Heilquellen Deutschlands" (1822); auch erschienen anonym von
ihm 1822 Nachrichten über das Selterser, Fachinger, Weilbacher Wasser.
Neuer Nekrolog der Deutschen. Jahrg. 13, 1835, I, pag. 585 — Sachs, Medic.
Almanach für 1837, pag. 3. — Callisen, V, pag. 259; XXVIJ, pag. 321. ^
Doemer, Christian Friedrich D., zu Dürrmüng am 15. Februar 1776
geboren, beendete sein medicinisches Studium mit der Promotion in Tübingen 1798.
Von einer Ausbildungsreise nach Paris heimgekehrt, liess er sich in Stuttgart
nieder und machte sich durch eine Reihe sehr brauchbarer Uebersetzungen fremd-
sprachiger Werke, so von Bichat's „Trait6 des membraues** , von NrsTEN's
„Exp6riences galvaniques sur les musdes", von Deschamp's des Aelteren „Trait6
historique et dogmatique de la taille^^ und Deschamp's des Jüngeren „Maladies
des fosses nasales" , sowie von Desaült's „Oeuvres chirurgicales" einen Namen.
Seine eigenen Arbeiten sind ausser der Dissertation über Knorpelerkrankungen
die selbständig erschienene „Genaue Abbildung der Kuhpocken etc»^ (1803) und
verschiedene Abhandlungen in Siebold's „Chiron*' (1806), über Harnröhrenstricturen
und über Steinschnitt handelnd.
Dict. hist. II. Red.
van Doeveren, zwei Niederländer. Der Vater, Walther v. D., wnirde
1730 zu Philippine in Flandern geboren, studirte 1747 — 1753 unter B. S. und
F. B. Albjncs, Gaubius, v. Royen und Winter in Leyden und promovirte
daselbst im October dieses letzten Jahres, nachdem er schon einige Zeit in Paris
studirt hatte, mit einer „Dissert. de vermibus inteatinalibus hominumy praedpue
de taeiiia" (in's Französische und Deutsche übersetzt). Nach 4monatlicher Praxis
in Leyden wurde er 1754 als Prof. med. anatom. chirurg. et art. obstetr. nach
Groningen gerufen, welches Amt er 17 Jahre wahrgenommen hat. In diesen Zeit-
raum fällt die Herausgabe seines „Specimen observat, academic, ad manstrorum
historiam, anatomen, pathologiam et artem obstetriciae praecipue ' spectantium^
(Groningen und Leyden 1765). 1771 nach Leyden berufen, trat er sein Amt an
mit einer ausgezeichneten „Sermo academicus de recentiorum mventia medicinam
hodiernam veteri praestantiorem reddentibus" . Nur 12 Jahre hat er die Professur
in Leyden wahrgenommen, da er 1783, nach jahrelangem Leiden, an Gicht starb.
V. D. war nicht nur ein ausgezeichneter Lehrer, sondern auch ein thätiger patho-
logischer Anatom (seine Sammlung anatomischer Präparate wurde durch die Uni-
versität angekauft und durch Sandifort in seinem „Museum anatomicum^^, T- I,
beschrieben) und nicht weniger ein bahnbrechender Gynäkolog, wie aus seinen im
Jahre 1775 erschienenen ,y Primae lineae de cognoscendis multerum morbis*'
(Leipzig 1786 durch J. C. T. Schlegel aufs Neue aufgelegt) erhellt. Da er den
klinischen Unterricht in Leyden bei seiner Ankunft sehr vernachlässigt vorfand,
richtete v. D. (der auch bei seinem grossen Ruf als Kliniker nach dem Tode
Gacbics' erster Arzt des Prinzen Statthalters und dessen Familie wurde) eine Art
Poliklinik („Collegium casuale" genannt) ein , welche unter Anderem durch seinen
damaligen Schüler E. L. Heim sehr gelobt wurde. Die Inoculation als Prophylac-
ticum gegen Variola beim Mensehen und gegen die Viehseuche bei den Thieren
fand in v. D. einen warmen Beförderer, wie seine mit P. Camper (s. diesen) ange-
stellten Versuche bewiesen. — Antonie Jacob v. D., ältester Sohn des Vorigen,
wurde 1763 zu Groningen geboren, studirte in Leyden und promovirte daselbst
VAN DOEVEREN. — DOHLHOFF. 199
mit dner vortrefflichen Dissertation: „Observationes pathologico-anatomicae^ . Er
etablirte sich als praktischer Arzt in Leyden und hekam dort bald einen sehr
grossen Ruf; doch starb er bereits 1805 an Gicht, ohne Schriften zu hinterlassen.
C. E. Daniels.
*rogiel, Johannes D., geboren am 7. März 1830 zu Zalesie (Litthauen),
gtndirte in Petersburg; er war daselbst eine Zeitlang als Arzt am ersten Militär-
hospital thätig, im Jahre 1865 wurde er auf Staatskosten nach Deutschland
geschickt, arbeitete zuerst in Heidelberg unter Helmholtz^s, Kibchhoff's und
Bcnsen's Leitung, und begab sich hierauf nach Leipzig, wo er zwei Jahre hindurch
in Ludwig's Laboratorium sich mit Histologie und Physiologie des Blreislaufes
befasste; ausserdem studirte er unter Huppert's Leitung physiologische Chemie.
Zurückgekehrt wurde er 1868 Privatdocent für Physiologie in Petersburg, und
im folgenden Jahre ord. Professor der Pharmakologie an der Universität Kasan,
wo er bis jetzt thätig ist. — Seine zahlreichen meist experimentellen Arbeiten auf dem
Gebiete der Physiologie und Pharmakologie sind in polnischen, russischen und
deutschen Archiven und medicinischen Zeitschriften publicirt worden. Die rein
zootomischen , chemischen und physikalischen übergehend heben wir hervor:
„Gegenwärtiger Standpunkt der Frage über die Structur und Function der
Lymphdrüsen*' (Moskau 1863, in russischer Sprache) — „Ueber den Musculus
dilatatqr pupillae bei Säugethieren , Menschen und Vögeln*' (M. SCHULTZENS
Arch. f. mikr. Anat. 1870) — ^^-^wr Lehre der Irisbewegung*' (mit Bebnstein,
Verh. d. naturhist. medic. Vereins zu Heidelberg 1866) — ;, Ueber die Methodik der
Untersuchungen physiologischer Vorgänge im Thier Organismus** (Moskau 1868,
medic. Zeitung, in russischer Sprache) — n^^i^ Ausmessung der strömenden
Blutvolumina** (Ber. d. k. s. Gesell, d. Wiss. math.-phys. Cl. 1867) — „Ein neuer
Versuch über den ersten Herzton*' (mit C. Ludwig. Ber. d. math.-phys. Cl. d.
k. s. Gesell, d. Wiss. 1868) — „Die Ganglienzellen des Herzens bei verschiedenen
Thieren und beim Menschen** (Arch. f. mikr. Anat. Bd. XIV) — „ Ueber den Husten
nebst einigen Bemerkungen über den Einfluss des Chloroforms auf die Athmung
der Thiere*' (M. Kaxdabazkt, PfLCoER's Archiv 1881) — „Ueber den Finßuss
der Musik auf den Blutkreislauf** (Arch. f. Anat. u. Physiol. 1880) — „ Ueber
den Einfluss des N.^ ischiadicus und N, cruralis auf die Circulation des
Blutes in den unteren Fkctremitäten** (Pflüger's Archiv 1872) — „Ueber die
Ursache der Geldrollenbildung im Blute des Menschen und der Thiere** (Arch.
f. Anat. und Physiol. 1879, und Fortsetzung des Themas, Ebenda 1883) — „ Ueber
Ozon und seine Wirkung auf das Blut** (Centrbl. f. d. med. Wiss. 1875) —
nZur Kenntniss der Eiweissreactionen und von dem Verhalten des Albumins der
lichtbrechenden Medien des Auges*' (PflüGEr's Archiv 1879) — „Ueber das
Vorkommen flüchtiger Fettsäuren in der Galle** (Zeitschrift für Biologie) —
jf Ueber die Wirkung des Chloroforms auf den Organismus der Thiere im
Allgemeinen und besonders auf die Bewegung der Iris** (Arch. f. Anat. und
Physiol. 1866) — „Beiträge zur Lehre von der Arsenikmrkung auf den
thierischen Organismus*' (PflüGEr's Archiv 1881) — „Die Infectionswege des
Pestgifles*' (Journ. d. Gesell, d. Aerzte bei d. k. Univ. zu Kasan 1879, russisch)
— „Handluch der Pharmakologie*' (Receptur, Petersburg 1883, in russischer
Sprache). Unter der Leitung D.'s haben seine Schüler zahlreiche Themata aus der
Blut- und Nervenphysiologie bearbeitet. j^^^
DoUhoff, Georg Eduard D., zu Magdeburg, war am 24. Juli 1799
2U Halle geboren, studirte von 1816 an daselbst Medicin und erlangte 1819 die
Doctorwürde. Nach einer wissenschaftlichen Reise Hess er sich 1822 in Magdeburg
nieder, wurde 1826 Assessor, 1832 Rath beim Medicinal-Collegium der Provinz
Sachsen. Er hatte schon früher Allan Burns' „Bemerkungen Über die chirurgische
Anatomie des Kopfes und Halses; mit Vorrede von J oh. Fr. Meckel*' (Halle
1821) und ROB. Bingham's „Praktische Bemerkungen über die KranWieiten
200 DOHLHOFF. — DOLAEUS.
und Verletzungen der Blaae^ (Magdeburg 1823) übersetzt, auch für Gbaefe's
und Walther's Journal (1823) einige Aufsätze geliefert, darunter: „lieber die
Augenheilkunde des Gel aus", 1827 wurde ihm die Stelle als Lehrer der Chirurgie
an der neu errichteten medieinisch-chirurgischen Lehranstalt und die chirurgische
Station des städtischen Krankenhauses übertragen. Seine literarischen Arbeiten
bewegten sich auf dem Gebiete der Chirurgie und finden sich in Rdst's Magazin
(1828, 1837, 1838, 1839); darunter: „Ueber die Function und Exstirpation
Iranhhaft vergrösserter Ovarien*' — „Zwei Fälle von Unterbindung der Ckirotia
communis dextra und darauffolgende Lähmung der linken Körperhälfte" . Von
seinen zwei besonderen Schriften: „Beobachtung einer sehr grossen Balggeschv^ulst
in der Ü7iterleibshöhle , welche durch eine Operation beseitigt wurde. Pro-
gramm u, s. w,*^ (Magdeburg 1832) und y^Geschichte einer unglücklich abge-
laufenen Operation"* (Magdeburg 1838) ist bezüglich der letzteren anzuführen,
dass es sich dabei um einen unabsichtlichen Kaiserschnitt, statt einer Termeintlichen
Geschwulstexstirpation , mit tödtlichem Ausgange für die Mutter handelte, in Folge
dessen D. angeklagt, verurtheilt, bei dem Thronwechsel 1840 aber begnadig
wurde. Er starb am 27. Mai 1852, den Rufeines tüchtigen Praktikers hinterlassend.
A n d r 6 a e , pag. 51. 6.
Dolmell, Johann JustinusD. , geboren im Sachsen - Gothaischen,
])raktisch thätig zuerst in Neuenschacz und Narwa, begab sich nach Leyden, studirte
daselbst und wurde 1695 Dr. med. „Diss, inaug. de paralysi". D. war eine
Zeitlang Physicus in Narwa und Ingermanland , dann Mitglied des medicinischen
Collegiums in Stockholm, wurde bei Narwa von den Russen gefangen und zum
Leibarzt Peter's L ernannt. Er verliess Russland und starb vor 1711 in Posen.
Recke-Napiersky, I, pag. 442. — Tschistowitsch, CLXII. — Richter,
Gesch. d. Med. III, pag. 113. L. Stieda.
*Dohni, Rudolf D., geboren in Heide (Norderdithmarschen) am 24. August
1836, studirte in Kiel und Leipzig (Litzmann, Schwartz und Crede). Am
18. Juli 1859 promovirt, wurde er Ostern 1863 Prof. Ordinarius und Director der
geburtsh. Klinik zu Marburg, Ostern 1883 Director der gynäkologischen Klinik
zu Königsberg in Preussen. Schriften: „lieber Torsion der Nabelschnur'^
(Monatschr. f. Geburtsh. 1861) — ;, Untersuchungen von Abortiveiern aus früheren
Schwangerschaf tsmonaten^ (Ebenda 1863) — „Ueber die Form der Thorax-
hasis bei Schwangeren und Wöchnerinnen" (Abhdl. der Naturf.-Vers. zu Giessen
1 864) — pZur Kenntniss der menschlichen I/ihüllen" (Monatschr. f. Geburtsh.
1865) — „Utber Lungencapacität bei Schwangeren und Wöchnerinnen** (Ebenda)
— „Ueber den Barn bei Neugeborenen** (Ebenda 1867) — „Ueber Hyperplam
tieciduae polyposa** (Ebenda 1868) — „ Ueber die Müller' sehen Gänge** (Schriften
der Naturforsch. Gesellsch. zu Marburg 1869) — „ Ueber den Einfluss der Ope-
rationsfrequenz auf die Todtgeburten** (Arch. f. Gynäk. 1872) — „Die geburts-
hilflichen Operationen Kurhessens** (Schriften der Naturf. Gesellsch. zu Marburg
1873) — „Vie geburtshilflichen Operationen Nassaus** (Ebenda) — „Ueber die
Entwicklung des Hymens** (Ebenda 1875) — „ Ueber künstliche Frühgeburt bei
engem Becken*^ (Samml. klinischer Vorträge 1877) — „Zur Behandlung der
Nachgeburtszeit** (drei Artikel, Deutsche Med. Wochenschr. 1880, 1881 und
1883) — „Ueber die Gärtnerischen Canäle** (Arch. f. Gynäk. 1883). ß^j
Doison, Marc D. , aus Vaudegies - aux - Bois, wirkte als Stadtarzt von
Toumay und erhielt in der Kirche St. Briel ein Denkmal für die Verdienste, die
er sich durch viele Untersuchungen der Wässer von St. Amand (1698 bis zu
seinem Tode 1737) erworben hatte. ^.^^ ^^^ Corput. - Red.
Dolaeus, Johann D. , geboren am 7. September 1651 zu Hofgeismar,
studirte Medicin in Heidelberg, Paris, London und Oxford, wurde Dr. med. zu
Heidelberg 1673, Leibarzt der Prinzessin Albertine von Nassau und Stadtphysieus
j
DOLAEÜS. — DOMINICO. SdOl
IQ Limburg an der Lahn , Leibarzt des Fürsten von Nassau und Dietz , Stadt-
phvsieos zu Hanau, 1682 Leibarzt des Landgrafen von Hessen und Cassel. Er starb
ZQ Cassel am 12. September 1707. — D. gehörte der paraeelslsch-helmontisehen
Schule an. Sein Geheimmittel ,,Liquor antivariolosus^' brachte ihm viel Geld ein.
Seine Hauptwerke sind: „Encyclopaedia medica theoretico-practica** (1684 ff.) —
„Encyclop. chirurg. ratianalü^ (1689 und öfter) — „Opera omnia^ (1703).
Jöcher-Stricker, Dentsche Biographie. — H a 1 1 e r, Biblioth med. pract. III, 406.
W. Stricker.
"'Dolan, Thomas Michael D., zu Halifax wohnhaft, erhielt seine
medieinische Ausbildung zu Rdinburg (L. R. C. P. Edin. 1866 — P. R. 0. S. Ediu.
1879), nachdem er eine Zeitlang auch in London Studien betrieben hatte. Später
in verschiedenen Militär- und Civilstellungen thätig, publicirte er: „The nature
and treatment ofrabies or hydrophobia^ (1878) — einen preisgekrönten Essay:
„The treatment ofwhooping cough*^ (1881); ebenso wurden seine Schriften: „hife
assurance^ (1881) — „Sewer gas, ifs phystological avd patkological effecta etc,"
(1882) durch Preisverleihungen ausgezeichnet. Aelter ist „Cases of thoracic
aneurism" (illustrirt, Med. times and gaz. 1877). Ganz neuerdings erklärte sich
D. gegen die Methode der Sammelforschung (Brit. med. Joum. 18S4). j^^^j
Dolbean, Henri- Ferdinand D., zu Paris geboren am 2. April 1830,
sUrb am 10. März 1877 daselbst. Unter den Auspicien von Bebard, Obfila, Dubois
ausgebildet, legte er in den Jahren 1850 — 1860 alle Stufen der ärztlichen Carriöre
vom „Externe" bis zur „Aggr6gation" zurück. 30 Jahre alt, hatte er bereits eine
Reihe seiner wichtigsten Arbeiten (über die Gefllsse des Beckens, die erectilen
Organe beim Weibe etc.) vollendet und widmete sich in seiner Stellung am
H6pital St. Eugönie und De Tenfant Jösus der Chirurgie, besonders der auf den
kindlichen Körper bezflglichen (Frühzeitige Tarsusverknöcherung , Spina bifida,
Lacrymaltnmor) ; 1864 trat D. im Hospital du Midi ein, nachdem er seit 1860
CiviALE am Höpital Necker vertreten hatte. In diese Periode fallen seine Arbeiten
Aber Blasenkrankheiten und Bezügliches. Sein Renommö in diesem Felde war
bedeutend genug, um Nelaton zu veranlassen, ihn Napoleon III. zu empfehlen,
doch wurde Thompson vorgezogen. Durch die unten näher aufgeführten Arbeiten
bewirkte D. während der ersten Siebziger-Jahre leicht seine Aufnahme in die
Akademie der Medicin und in's Institut; zum Professor der Facnltät war er 1868
ernannt worden. Seine praktische, wie seine Lehrthätigkeit ging nunmehr ganz
im chirurgischen Fache auf. Gelegentlich der Communekämpfe in Paris hatte er
grosse Mtssverständnisse und Cabalen seitens seiner Schüler durchzustehen, die
allem Anscheine nach den Grund einer später eintretenden geistigen Störung bei
ihm legten. Von seinen Werken seien namentlich angeführt: „Etüde sur les
granda kystes de la sur face convexe du faie" (Paris 1856) — „De Vemphyshne
traumatlque^ (Concursthese, Paris 1860) — „De VSpispadie on fissure urethrale
sup^rieur et de son traitement** (Daselbst 1861) — ^Traitd praJtiqvs de la pierre
dans la vessie^ (Daselbst 1864) — „Letjons de clintque chtrurgtcale" (Gesammelt
von E. Brsxieb, Daselbst 1867).
Edinb.'med. Joum. 1877. — Gaz. des höp. 1880. Red.
^Domaiiski, Stanislaus D., geboren in Erakau am 29. April 1844,
stodirte daselbst und in Wien, wurde 1868 Doctor der Medicin, 1869 Doctor der
Chirurgie, 1870 Magister der Geburtshilfe. Von 1871 ab als Docent, von 1879
als a. ö. Prof. für Nervenkrankheiten an der Jagellonischen Universität in Krakau
wirkend, verfasste D. folgende grössere Arbeiten: ^Lehrbuch der Elektro-
therapie^ (Warschau 1876, polnisch) — „Ueber Syphilis des Nervensystems"
(Krakau 1881, polnisch). Red.
Dominalns, s. Donnolo.
/Dominlco, D.-P. D., italienischer Arzt und Physiker, geboren in Foligno
(Cmbrien) 1524, gestorben in Aquila 1590, besass ein bedeutendes Wissen
202 DOMINICO. — DONDEBS.
und ist bekannt als Commentator des Aristoteles und Galeko's. — Sein Sohn
August in D. wirkte als berühmter Arzt in Padua. Unger.
Van Dommelen, Gomarus Franciscus van D., der 1849 mit einer
These über ürelhralstricturen prompvirt wurde, schrieb neben einem Gesundheitö-
bericht über die Garnison zu s'Gravenhage (1869) ein ausführliches Werk: „Ge-
schiedenis der müitaire geneeskundige dienst in Nederland etc,^ (Nym wegen 1857)
und „Essay sur les moyens de transport et de secours en gSniral au blessis^
(mit 22 Foliotafeln. Im Haag 1870). Red.
Domnolus, s. Donnolo.
Donati. Unter den fünf historischen Trägern dieses Namens, welche mit
der medicinischen Wissenschaft in Verbindung standen, ist Bernardo D. aus
/ Verona der älteste. Er veranstaltete eine lateinische Uebersetzung der Galenischen
Abhandlung über die Geisteskrankheiten, welche durch Cornarius (Basel 1549)
y herausgegeben wurde. — Dann folgt Giovanni Battista D. aus Lucca, der
/ sich nach Frankreich begab, in Lyon und Bordeaux prakticirte und später Stadt-
arzt in Lucca wurde. Auch dieser commentirte den Galenos (Lyon 1566, Venedig
1580, Lyon 1581, 4.), des Hippokrates Buch über die Krankheiten der Jung-
frauen (Lucca 1582) und schrieb: „Bei medicae studii stipendia sex Trasa
napaorxeuaff^Ovöv'' (Frankfurt 1591) und „Lihri III de maturitate inmateriae
inorbis" (Daselbst 1591). — Marcello D., der nur irrthümlich ebenfalls zuweilen
„DoNATi" genannt wird, ist unter seinem richtigen Namen „Donato" besonders
besprochen. — Nur der Unterscheidung wegen sind hier anzuschliessen : Antonio D.,
Pharmaceut in Venedig 1606 — 1659 und der spätere Vitaliano D, , 1713 bis
1763 in Rom, welche Beide zwar auch medicinisch ausgebildet waren, aber sieh
ganz den Naturwissenschaften zuwandten und Beide über die Fauna des adriatischen
Meeres schrieben. Der Letztgenannte wurde besonders wegen seiner ausgedehnten
Reisen früher viel genannt; ein Pflanzengenus aus der Familie der Caryophylleen
führt nach ihm den Namen „Donatia".
Biogr. med. III. Red.
/Donato, Marcellus D. (Donatüs), Leibarzt des Fürsten von Mantna,
wirkte daselbst in der zweiten Hälfte des 16. Jahrhunderts und hinterlie^s:. „De
variolis et morbillis^ (Mantua 1569, 1591, 1597) — „De medicina historia
libr. Fi" (Daselbst 1586: Venedig 1588, 1597; Frankfurt 1613, 1664;
* bemerkenswerth durch eine begeisterte Lobrede auf den Werth der Sectionen) und
„De radice purgante seu mechoacane liber*^ (Mantua 1569 und französisch).
Dict.* hist. II. Red.
Donatus ab Altomari, s. Altomare.
*Donders, Frans Comelis D., geboren am 27. Mai 1818 zu Til-
burg in Noord-Braband , trat im Alter von 17 Jahren zu Utrecht als Zögling in
das grosse Reichs-Hospital für Militärmedicin und widmete sich an dortiger Uni-
versität von 1835 — 1840 dem Studium der Medicin. Während zweier Jahre, nach
beendigtem Studium erst in Vliessingen, darauf im Haag, als Militärarzt angestellt,
promovirte D. an der Universität Leyden auf Grund einer „Dissertatio sistens
observationes anatomico - pathologicas de centro nervosa" und wirkte dann als
„Lector anatomiae et physiologiae" an der Utrechter militärärztlichen Reichsschnle
bis zum Jahre 1848, dem Zeitpunkte seiner Berufung zum ausserordentlichen Pro-
fessor an die medicinische Facultät der Utrechter Universität. So gross war bereits das
wissenschaftliche Ansehen des damals eben erst Dreissigjährigen, dass die genannte
Facultät, obwohl ^;ein Lehrstuhl vacant war, seiner Lehrthätigkeit in den anatomiseb-
physiologischen Fächern nicht entrathen mochte. In der bei dieser Gelegenheit
gehaltenen Oratio inauguralis: „De karmonie van ket dierlyke leven, eene open-
barin g van wetten", hebt D. die Bedeutung hervor, welche Gewohnheit, üebung
und Erblichkeit für das thierische Leben haben. Angeregt durch die Forschungen
BONDERS. 20B
eines Bchleiden und eines Schwann, angeregt aber auch nnd unterstützt von
einem Chemiker, wie Muldeb, hatte sich D. zunächst mikroskopischen und mikro-
chemiBchen Untersuchungen der thierischen Gewebe zugewendet und die Ergebnisse
derselben (1846) in den „Holländischen Beiträgen zu den anatomischen und physio-
logischen Wissenschaften", welche er im Vereine mit van Deen und Moleschott
herausgab, veröffentlicht. Aber schon vorher noch hatte D. durch seine 1844
gehaltene und 1845 im Druck erschienene Rede: „Blik op de stofvmstling als
bron der eigen wärmte van planten en dieren^ , die Aufmerksamkeit auf sich
gelenkt. In dieser Rede wird die Haut als Wärmeregulator des thierischen Körpers
erklärt und es werden, wie man heutzutage sagen kann, dem Principe von der
Erhaltung der Arbeit entsprechende Anschauungen über die Vorgänge des Stoff-
nnd Kraftwechsels in den organischen Leibern entwickelt. — Auch der grosse
Ophthalmologe, zu dem heute hochachtungsvoll die wissenschaftliche Welt aufschaut,
regte sich in D. schon in diesen ersten Jahren seiner schriftstellerischen Thätigkeit.
Es erschienen die Abhandlungen: „De bewegingen van het menschelyk oog"
(Holland. Beiträge 1846) — „ lieber die Bestimmung des Sitzes der mouches
volantes^ (Zeitschr. für physiolog, Heilk. 1847). Und die von D. seit 1845
redigirte medicinische Zeitschrift „Het Nederlandsch Lancet" , von welcher zwölf
Bände erschienen sind, brachte 1848 die Abhandlung: „De anwending van
prismatische brillenglazen tot genezing van scheelzien^. In demselben Jahre
erschienen die Arbeit ;, Ueber den Zusammenhang zvnschen dem Convergiren der
Sehaxen und dem, Accommodationszustande der Augen" und die Untersuchungen
über die Regeneration der Hornhaut. Mit seiner 1852 erfolgenden Ernennung
zum ordentlichen Professor wandte sich D. vornehmlich der Ophthalmologie zu und
Qbte bis zum Jahre 1862 augenärztliche Praxis aus. Die Veranlassung hierzu
war einerseits der Umstand, dass in dieser Zeit Anatomie und Physiologie als
Lehrfächer an der Universität in würdigster und verdienstvollster Weise durch
SCHHÖDEK VAN DER KoLK vertreten waren, während andererseits die Ausübuug
der augenärztlichen Praxis in Holland vernachlässigt und nur von den Chirurgen
nebenher betrieben wurde. So finden wir denn D. neben Arlt seit 1855 als
Mitredacteur des v. GfiAEFE'schen „Archivs für Ophthalmologie". Wir sehen
ihn im Jahre 1858 das aus freiwilligen Beiträgen hervorgegangene „Nederlandsch
Gasthuis voor ooglijders" zu Utrecht eröffnen und in demselben augenklinischen,
auch von Ausländern, namentlich von Deutschen stark besuchten Unterricht
ertbeilen. An schriftstellerischen Leistungen ist aber, trotz der zeitraubenden,
praktischen Thätigkeit, auch dieses Decennium des D.*schen Lebens überreich.
Es erschienen unter Anderem „J96 1852: voedings-beginselen. Grondslagen eener
alaemeene voedingsleer" (in deutscher Uebersetzung von Bergrath 1853) —
^Over den invloed des luchtdrukking op de hartswerking" (Ned. Lancet;
deutsche Uebersetzung in Zeitschr. für rat. Med.) ^- „Bewegingen van longen
en hart by de ademhaling*' (Ebenda). 1853: „De werking der oogspieren**
(Ned. Lancet) — „Over de verhouding der onzichtbare stralen van sterke
hreekbaarheid tot de vochten van het oog" (Ned. Lancet; Mülleh^s Archiv
ftr Anat. und Phys.). 1854: „Over den M, Cramptonianus en over het acco-
modatie vermögen by vogels" (Utrechtsch Genootschap. Sectie - Vergadering).
1855: „De zichibare verschynselen van den bloedsomloop in het oog" (Ned.
Lancet; deutsch im Archiv für Ophthalmologie) — „De invloed des hartswer-
hing op de bloedsdrukking" . (Ned. Lancet; deutsch in Möller's Archiv für
Anat. und Phys.). 1856: „Physiologie des Menschen" (übersetzt von Tbeile;
deutsche Originalausgabe der von D. und Bauduin verfassten „Allgemeene (1850)
^n bijzondere (1853) natuurkunde van den gezonden mensch"). 1857 : „ Ueber
die Natur der Vocale" (Archiv für die Holland. Beiträge). 1858 : „Over de
afvcykxngen in de grenzen der accomodatie en over de keuze en het gebruik
tan hrillen" (Ned. tijdschr. v. Gen.) — „ Winke über den Gebrauch von Brillen"
(Archiv für Ophthalmologie). 1860: „Ametropie en hare gevolgen" (8. v. d. Post).
204 DONDERS. — DONDI.
1861: „Het lichtbrektnd stehet van het menschelyk oog in gezonden en ziehe-
lyken foestand^ (Versl. en med. k. Aead,). 1862 : „Astigmatisme en cilindrische
glazen*' (8« v. d. Post). — Im Jahre 1862 starb Schrödeb van deb Kolk; es
erhielt nnnmehr 1863 D. die ordentliche Professur der Physiologie, und es wurde
im Jähre 1866 das ganz nach D. Angaben eingerichtete neue physiologische
Laboratorium in Utrecht eröffnet, wo er noch heute mit jugendlicher Kraft wirkt.
Von den vielen seit 1862 erschienenen Arbeiten D.'s erwähnen wir zunächst:
1863: „Befiactionsanomalien, oorzaken van Strabismus" (Versl. en med. k. Aead.;
deutsch: „Zur Pathogenie des Schielens*' [Archiv für Ophthalmologie]) und „Ueber
einen Spannungsmesser des Auges" (Ophthalmotonometer; Ebenda). Sodann aber
vor Allem 1864: „The anomalies of refraction and accammodation" (edit. by
the New-Sydenham Society; 1866 erschien hiervon die deutsche Uebersetzung Ton
0. Becker, eine italienische von A. Qüagltno und eine französische von Weckee
in „Manuel d'ophthalraologie"). Femer: „Z>c Vaction des mi/driatiques et des
myotiques" (Ann. d'oculist. LIII) — „Klangfarbe der Vocale" (Archiv für die
Holland. Beiträge). 1865: „Over stem en spraak" (Arch. voor Natuur en Genees-
kunde). Im selben Jahre (1865) erschien auch J. J. de Jaagee*s Dissertation:
„De physiologische tijd bij psychische processen", eine Arbeit, welche unter D.'s
Leitung und wesentlicher Mitarbeiterschaft entstand. Um die Zeit zwischen Reiz und
psychischem Effect zu bestimmen, erdachte D. den „No^motachographen^ und das
„Noemotachometer" (Ned. Arch. v. 6. en N. III) und veröffentlichte 1868 im Reichert
und DU Bois-Reywond's Archiv die Arbeit: „Die Schnelligkeit psychischer Pro-
cessen, Von den neueren und neuesten Arbeiten D.'s heben wir noch hervor:
„De rhytmus der hartstoonen" (Ned. Arch. 1866) — „Invloed der accomodafie
op de voorstelling van anstand" — „Het binoculaire zien en de herkenning
der derde dimensie" (Archiv für Ophthalmologie XIII) — „Ocer de inner vatie van
het hart in verband met die der adembeweging" (Onderzoekingen gedaan in het
physiologische Laboratorium der Utrechtsche Hoogeschool Pitg. door Donders) —
„Over de wetten van den electrotonus , getoetst aan den invloed van den Con-
sta nten stroom op den vagus" (Ak. v. Wetensch. te Amsterdam 1869/70) —
„Over den htnnd der oogen bij bloedsaan drang door uitademingsdrukking"
(Ned. Arch. v. G. en N.) — - „Over schijnbare accomodatie bij aphaKie" (Onderz.
physiol. Lab. Utr. [3] II) — »Die Grenzen des Gesichtsfeldes in Beziehung zu
denen der Netzhaut"* (Archiv für Ophthalmologie, XXIII) — „Die quantitative
Bestimmung des Farbenunterscheid%ingsverm'6gens^ (Ebenda) — „ lieber Farbtn-
sy Sterne** (Ebenda XXVIII) — „Eosplication sur les systhnes chromatiques*"
(Annal. d'oculist. 1882).
Photographs of eminent medical men. Nr. 7, London 1866, enthält eine vollständige
Aufzählung von D.'s Werken bis zu diesem Jahre. Für die folgende Zeit siehe D. Snellen
und E. Landolt, Optometrologie. Nr. 89. Arthur Christian!. — C. E. Daniels.
/ Dondi. Name dreier Descendenten einer paduensischen Patricierfamilie, die
im 14. Jahrhundert sich neben Astronomie und Mathematik auch mit Mediein
beschäftigten. Giacomo de D. (auch Dondüs), war 1298 geboren, ging 1318
nach Chioggia, 1333 nach Venedig und zog dann in vielen Städten Italiens bis
zu seinem Tode 1359 als Heilkünstler umher. Eine von ihm in Padua gebaute
Uhr galt för das Wunder des Zeitalters. An Schriften rühren von ihm her:
„Promptuarium medicinae etc.** (Venedig 1481, Fol., 1543, 1576; auch daselbst
1536 und 1540 in italienischer Sprache) — „De modo confidendi salis et aquis
calidis Apaiiensibus etc.** (Venedig 1571, 4.). — Sein Sohn, Giovanni D.,
nannte sich DONDI dall' Orologio, trieb dieselben Studien wie sein Vater, baute
eine noch künstlichjere Uhr und schrieb in der Collection „De balneis'^ über die
heissen Mineralquellen bei Padua. Er starb gegen Ende des Jahrhunderts bald
nach seinem Sohne, Gabriel D., der als Arzt in Venedig sehr renommirt war,
aber nichts Schriftliches hinterlassen hat.
Biogr. med. III. Red.
1
DONNE. — DONNOLO. 205
Donna, Alfred D., zu Paris, war 1801 zu Noyon (Oise) geboren, machte
seine medieinisehen Studien in Paria, wurde 1829 Chef de clinique in der Charit6,
1831 Doctor mit der These: „Recherches phyaiologiques et chtmicO'microscofdques
mr les globales du sang , du pus , du mucuSy et sur ceux des humeurs de
PoeW^, die bereits eine von ihm eingeschlagene besondere Richtung von Forschungen
auf dem Gebiete der Mikroskopie und Chemie , wie sie zu jener Zeit noch sehr
wenig üblich waren, andeutete. Er gab mikroskopische Curse, wurde zum Unter-
bibliothekar der Facultät ernannt, bewarb sich in mehreren Conciirsen mit den
Thesen: „De la part que peut avotr Vinflammation dans le diveloppement des
Ikions dttes organtques** (1832) und „Du, rdle que jouent les sympathies et
les synergies dans les maladies*^ (1835) um eine Stelle als Professeur agr6g6
und verfasste ausser Aufsätzen in den Arch. g6ner., Joum. de chimie m^d., Journ.
univ. et hebd. des progres, Journ. eompl6ment, Revue m6d. u. s. w., eine Reihe von
Schriften, unter denen wir die folgenden hervorheben: „ Becker ches sur V4tat du
pouls, de la respiration et de la tempSrature du corps dans les maladtes etc,^
11835) — „Histoire pTiysiologique et pathologique de la salive etc,^ (1836) —
„Recherches microscoptques sur la nature des mucus et de la mattere des
divers dcouleniens des organes gdnito-urinaires chez V komme et ckez la femme ;
descriptton des nouveaicx animalcules decouverts dans quelques-unes de ces
fluides; etc.^ (1837) — „Nouvelles expiriences sur les animalcules sperma-
tiquesy et sur quel^ues-unea des causes de la stSrilite ckez la femme ; etc."
(1837) — „Du lait et en particuUer de celui des nourrices, etc." (1837, mit Taf. ;
2 deutsche Uebersetzungen, Weimar 1838 und von Heilbronn, Minden 1838) —
„Mademotselle Figiaire somnambulisme ; magnStisme animal" (Noyon 1838) —
„Tableau des difftrens depdts de matihres salines et de substances organisees
qui se fönt dans les vrines, etc," (1838, mit Fig.). Er schrieb femer: „Quelques
lettres sur les eavx min^ales" (1839), übersetzte aus dem Italienischen Mbtlloni's
„Rapport sur le daguerrSptype etc." (1840), verfasste treffliche „Conseils aux
mir es mr Vallaitement et sur la manih*e d il^er les enfan^ nouveau-nSsy etc."
(1842; 4. Ausg. 1869; engl. Uebers. Boston, 3. Ausg. 1860); femereinen „Cours
de microscopie compUmentaire des itudes mSdicales , etc." (1844). und dazu
gehörig einen „Atlas du cours de microscopie exAcutS d^aprhs nature au micro-
scope daguerrSotype avec M. L6on Foucault" (1846, fol., 20 Taf.). Kurze Zeit
vor dem Ausbruch der Revolution 1848 war er zum Sous-inspecteur adjoint der
Qnelien von Enghien und zum Inspecteur g6n6ral der Universität fttr die Medicin
ernannt worden. Nach Aufhebung dieses letzteren Titels erhielt er den als Recteur
der Akademie zu Strassburg, später der zu Montpellier und verfasste noch eine
„Hygiene des gens du monde" (1869 ; 2. Ausg. 1878). D. war auch als Mitarbeiter
an der Revue des deux mondes und dem Buche der Cent-ot-Un thätig gewesen,
hatte auch früher viele Jahre lang für das Journal des D6bats die Berichte über die
Sitzungen der Acad. des sciences verfasst und war dabei in eine lange Polemik mit
FKAN901S Abago gerathen. Er starb am 7; März 1878. — D. hat sich unbestreitbare
Verdienste um die Mikroskopie, Mikrophotographie und organische Chemie erworben,
wenn auch nicht alle seine Entdeckungen sich als stichhaltig erwiesen haben.
Sachaile, pag. 250. — Bitard, pag. 387. — Vaperoau, 5. 6dit., pag. 586 —
Callisen, V, pag. 274; XXVII, pag. 326. G.
Donnolo. Unter diesem Namen (eine Abkürzung von DomnolüS oder
DOMiXALüS) hat man neuerlichst die in hebräischer Sprache abgefasste Schrift
eines dem 10. Jahrhunderte angehörigen jüdischen Arztes Sabbati ben Abraham
(genannt Donnolo , der" Arzt , wie er selbst sich bezeichnet) kennen gelernt , in
welcher die Anwendung von 120 zumeist pflanzlichen Heilmitteln für den inneren
nnd äusseren Gebrauch (in Form von Salben, Pflastem u. A.) erörtert wird. —
Aus emer anderen Schrift des Autors geht hervor, dass er 913 in Oria (bei Otrauto)
geboren ist, im Jahre 925 von den Arabern gefangen genommen worden war,
nach seiner Befreiung Medicin und Astrologie studirt, grosse Reisen gemacht hat,
206 DONNOLO — DOR.
unter Anderem nach Rossano gekommen ist und hier dem Mönche Nilus (dem
Heiligen) seine Dienste angeboten hat, von demselben aber abgewiesen worden ist.
lieber die Zeit seines Todes ist nichts bekannt; jedenfalls ist derselbe nicht vor
dem Jahre 966 erfolgt.
Vergl. hierzu Steinschneider, Donnolo , Fragment des ältesten medicinischea
Werkes in hebräischer Sprache. Berlin 1868 und in Virchow's Archiv für path. Anatomie,
1867, Bd. XXXVin, pag. 65 ; Bd. XXXIX, pag. 296 ; Bd. XL, pag. 80 ; 1868, Bd. XLH, pag. 51.
A. Hirsch.
Donoll, Fr. Alphonse D., toscanischer Arzt aus der Schule von Siena,
nachher Professor in Padua, wo er sich durch Gelehrsamkeit sowohl, wie insbesondere
als Redner durch die Leichtigkeit, mit der er bis in sein hohes Alter seinen Ge-
danken Klarheit und Schärfe zu geben verstand, einen grossen Ruf erwarb. Er lebte
von 1635—1724. Unger.
Donovan. Neben Michael D., welcher im Dubl. Journ. of med. sc. 1840
den „Statement of the medtcal effects of the liquor hydriodaiis arsenici et
hydrargyri^ und Nachträge über die Heilkraft der „Donovan'schen Solution"
(Ebenda 1842 — 1843, sowie in Dubl. med. Presse 1860) publicirte und 1876
starb, kennen ältere Quellen noch einen Sa vage sius D., der 1796 in Edinburg
über „GyTianche maligna" disserirte, und Daniel D. , 1809 — 1877, von dem
literarisch nichts bekannt ist.
Quelle für M. Donovan: Med. Press and circ. London 1876 (nicht zugänglich).
Red.
Donzelli, Joseph D. (Baron von Digliola), im 17. Jahi'hundert in Neapel
geboren, beschäftigte sich mit Medicin und Chemie und verfasste zwei Schriften:
„Synopsis de opobalsamo orientali" (Neapel 1640) und y^lÄher de opobahamo,
additio apologetica ad suam de opohalsamo orientali synopsin^ (Daselbst 1643).
Unger.
Donzellinl, Giuseppe Antonio D. , venezianischer Arzt, begeisterter
Anhänger der iatromathematischen Schule, schrieb in diesem Sinne ein „Symposium
medicum" (Venedig 1707).
Dict. hist. U. Red.
Doppelmair (auch Dopfelmayer) , zwei fast gleichalterige süddeutsche
Aerzte (Brüder?). Der ältere, Job. Georg Gottfried D., geboren zu Hof
1753, studirte Medicin in Jena und Erlangen, wurde in Erlangen Dr. med. („Düs.
inaug, quae de difficili in observationes anatomicas epicriae commentatianem
sistif^) am 28. Februar 1776. Arzt im Dienste verschiedener kleiner Fürsten in
Deutschland erhielt D. 1783 das Recht zur Praxis in Russland und wurde bei der
Armee angestellt. Im Auftrage der Geschäfte der neu gegründeten Universität
Dorpat ging er als deren „Correspondent" 1803 nach Deutschland und blieb
daselbst bis 1810. Nach Russland zurückgekehrt, wurde er in Moskau Stadt-
physicus, erlebte den grossen Brand von 1812, wurde in*s Innere des Reiches
verschlagen, war an verschiedenen Lazarethen angestellt imd starb in Narwa am
28. März 1826. — Der jüngere, Job. Gabriel Gottfried D., geboren m
Anspach, studirte in Jena, wurde in Tübingen Dr. med. und erhielt nach
bestandener Prüfling in Petersburg das Recht zur Praxis in Russland 1781.
Beiae, 1,154. — Recke-Napiersky, I, 445. — Tschi stowitsch, CLXII.
L. Stieda.
Doppet, Fr.-Amed6c D., französifecher Arzt, geboren in Chamb^ry
1753, gestorben gegen 1800 in Ain (Savoyen). Anfangs Soldat, studirte er später
Medicin und wurde in Turin promovirt. Die Excentricitäten, durch die er in seinem
Privatleben bekannt war, finden auch in seinen Schriften Ausdruck, deren er
eine grosse Menge, meist den animalen Magnetismus behandelnd, verfasste. In den
Revolutionsjahren war er General der Republik. Unger.
* Dor , Henri D. , dessen Lebensdaten auf keine Weise zu erhalten
waren, wurde 1857 zu Würzburg mit einer These geburtshilflichen Inhalts promovirt.
DOE. — DORNBLÜTH. 207
betrat aber bereits 1861 mit ;,Z)e la vision chez les arthropodes" (Arch. des
sc. phys. et nat. 1861) das Gebiet der Ophthalmologie. In der zweiten Hälfte
der Sechziger- Jahre wnrde er als Professor dieses Faches nach Bern berufen;
hierüber: „Compte-rendu statistique de la clinique ophthalmologique de Vuni-
versüd de Beme^ (du 6. Mai 1867 au 15. October 1876)'' (Kassel 1878). In
Bern (1870) erschien noch von ihm: „Kurze Anleitung zur Untersuchung der
Sehschärfe*'; dagegen liess D. die Schrift, in welcher er gegen die Theorien
Gladstone's und Magnus' von der Entwicklung des Farbensinnes auftrat: „De
Vevoluticm htstorique du sens des couleurs*' 1878 in Paris erscheinen. Er wirkt
(wahrscheinlich seit diesem Jahre) in Lyon und hat über diese Thätigkeit eine
„^^tude sur Vhygihie oculaire au lycie de Lyon*' (Paris 1878) publicirt; seit
1882 giebt er die „Revue g6n6rale d'ophthalmologie" mit heraus.
Index-Catalog. III. Red.
Dom, Gerhardt D. (Dobnabus), gegen Ende des 16. Jahrhunderts
Arzt in Frankfurt a. M. , später in Strassburg und Basel, Paracelsist, verfasste
Tcrschiedene Streitschriften zu Gunsten des Paracelsus gegen Erastüs, über-
setzte und edirte seit 1570 mehrere Schriften des Paracelsus imd gab 1583 ein
j^Dictionarium ohscurioTum Theophra^ti vocabulorum" heraus.
Joch er, 11, 193. — Ha 11 er, Bibl. med. pract. II, 183. — Biogr. univ. — Biogr.
med. — Haeser, Gesch. der Med. — Deutsche Biogr. -^ Stricker
Domau, Caspar D. (Dornavius), wurde zu Ziegenrück im Vogtlande
am 11. October 1577 geboren, machte seine Studien, die neben der Medicin mehr
noch die Philosophie zum Gegenstande hatten, in Jena und zog als Dolmetscher
des Venetianers Gregorius Jordanus an den Höfen umher, bis er nach Prag
gelangte und hier bei dem Hofarzt Müscaglia Dienste nahm. Dann aber bezog
er mit einem Freiherm von Smirsitz als dessen Erzieher 1603 die Universität
Basel, erlangte den dortigen medicinischen Doctorhut für sich, setzte aber mit
seinem Zögling dessen Studienreise noch fort durch Süddeutschland, Frankreich,
die Niederlande und England. In diese Zeit fällt seine medicinische Thätigkeit,
die allerdings eine literarische war und ausser der Dissertation „De licxattone
hrachn" (Basel 1604) mehr allgemeine Themata, Reden, Panegyriken, geschicht-
liche Controversen betraf. D. wurde von seiner Heimkehr — 1608 — ab nicht
nur als Schulmann hochbertthmt (in Görlitz und Beuthen), sondern trat ganz in
die diplomatische Carriöre über und wurde im Jahre 1621 fürstlicher Rath und
Leibarzt beim Herzog Johann Christian von Brieg. In dieser Stellung
blieb er bis zu seinem am 28. September 1632 erfolgten Tode. Ued.
Domblütll, zwei mecklenburgische Aerzte. Der Vater, Albert Ludwig D.,
geboren in Ludwigslust am 14. April 1784, promoviii 1813 in Rostock, war
praktischer Arzt und seit 1828 Kreisphysicus in Plau in Mecklenburg. Er starb
daselbst am 13. März 1857. Als sehr angesehener Arzt war D. gleichzeitig auch
literarisch thätig und arbeitete speciell über Behandlung der Knochenbrüche und
Deformitöten (1827, 29, 31, 37); Wiederersatz verlorener Gliedmassen (1831, 37,
44 nnd 45), theils selbständige Werke, theils Aufsätze in Zeitschriften aus. Femer
schrieb er über Pocken und Impfung, geburtshilfliche und gerichtlich-medicinische
Casuistik in den Zeitschriften von Hufeland, Hörn, Rüst, Caspee, Henke,
Fkickb, Hannemann und populäre Aufsätze im Mecklenb. Freimüthigen Abend-
blatte 1822 — 1847. Eine „Darstellung der Medicinalpolizei- Gesetzgebung und
gesammten Medicinal- und Sanitätsanstalten in Mecklenburg*^ erschien Schwerin
1834 — „Die Medicinalordnung in Mecklenburg- Schwerin kritisch erörtert**
(1840) — „Die njeue Medicinaltaxe und die neuen Medicinalgesetze kritisch
beleuchtet** (1845). — Der Sohn, * Friedrich Karl Johann D., wurde zu Plau
in Mecklenburg am 31. Juli 1825 geboren und studirt« in Rostock, Leipzig, Heidel-
berg (Stanniüs, Hknle, Pfeüffer, Oppolzer, Naegele u. A.); 1829 erfolgte
208 DOKNBLtJTH. — DORSTEN.
seine Promotion, worauf er zuerst als Militärarzt im badischen Feldzuge, seit
October 1849 als praktischer Arzt in Rostock in Thätigkeit trat. Neben mehr
populär gehaltenen, hier übergangenen Abhandlungen angesehener Volkszeitschriften
veröffentlichte er: y^Bau der Cornea oculi^ (Zeitschr. für rat. Med. N. F., Bd. VII
und VIII) — „Mechanismus der JBarnsecretton^ (Ebenda Bd. VIII) — ^Tr-
sachen etc. der Cholera^ (Rostock 1860) — „Anleitung zum Gebrauche des
Seebades^ (Daselbst 1864) — „Johnston' s Chemie des täglichen Lebens*^ (Neu
bearbeitet, Stuttgart 1882) — „Hueter's Thforie der Sädiose** (ViRCHOW^s
Archiv 1879) — ,,Die Scoliosen'' (Samml. Klin. Vortr. Nr. 172, 1879) — „Die
chronische Tabakvergiftung*' (Dieselbe Samml. 1877) — „Kuhmilch als Kinder-
nah^ng" (Jahrb. für Banderheilk. 1879) — „Milchversorgung der Städte^
(Deutsche Vierteljahrschr. für öffentl. Gesundheitspflege).
Vollständiges Verzeichniss in Blanck, Die Mecklenb. Aerzte. Schwerin 1874.
Red.
Dorndorf, Johann Karl D., geboren zu Riga am 10. December 1761.
erlernte die Chirurgie beim R'ga'schen Stadtoperateur Teublee dem Jüngeren,
studirte ein halbes Jahr in Königsberg und drei Jahre in Berlin und prakticirte in
Riga als Stadtchirurgus. 1797 creirte ihn die Universität Königsberg auf Grund-
lage seiner „Diss, inaug, medico-chirurg, vulneribus sclopetariis cum adjuncta
observatione*^ zum Dr. med. Er schrieb • ausserdem : „Beobachtung einer vier-
tägigen Urinverhaltung^ (in Leder's Journ. für Chirurg., Bd. I, pag. 431 — 440,
1797) und starb am 17. April 1803.
Recke- Napiersky, I, 446. L. Stieda.
Dornkreilius, Tobias D. ab Eberhertz, aus Iglau (Mähren), 1571
bis 1605, verdankt sein literarisches Renomme neben der sehr umfangreichen
Schrift: „Medulla totius praxeos medicae aphoristica etc." (Erfurt 1656), noch
verschiedenen kleineren, viel aufgelegten Schriften, so dem „Dispensatorium novum^^
zusammen mit dem „De purgatione tractatus" (Hamburg 1600), dem „Co7isil{um
von zweyen ungewönlichen newen unnd anklebichen Kranckheiten, die dieses
1602, Jahr entstanden etc,^ (Magdeburg 1602) und „Kurtzer , doch griindt-
licher und Vollnkömmlichei' Bericht von der angehenden und hin und wieder
bereits grassirenden Pestilentz dieses 1603. Jahrs etc.** (Hamburg 1604).
Eloy, II und Ind. cat. Vol. HI. Red.
Dorpe, J. F. van D., aus Courtrai und dort gegen Ende des 18. Jahr-
hunderts in Wirksamkeit, zeichnete sich durch eine vorzügliche Beschreibung der
grossen Ruhrepidemien aus, welche 1794 auf den Kriegsschauplätzen Flanderns
wütheten. Er machte sich von den Anschauungen Stoli/s, die ihn sonst stark
beeinflussten, in manchen Punkten der Localisationsfrage und der ätiologischen An-
schauungen los und verwerthete in Bezug hierauf seine zahlreichen Beobachtungen
selbständig. van den Corput. — Red.
Dorsey, John D., zu Philadelphia, am 23. December 1783 geboren,
promovirt daselbst 1802, Professor der Chirurgie 1807 und der Materia medica
bald darauf, sollte 1818 den Lehrstuhl der Anatomie übernehmen, wurde aber
durch seinen Tod (12. November) daran gehindert. Er publicirte: „An essay on
the lithontriptic virtues of the ga^tric liquor** (Philadelphia 1802) und „Elements
of surgery** (2 Bde. mit Tafeln, Daselbst 1813).
Dict. bist. II. Red.
/Dorsten, Grossvater und Enkel. Der Erstere, Theodor D., aus West-
phalen, geboren 1492, Professor der Medicin in Marburg, dann Arzt in Cassel, wo er
am 18. Mai 1552 starb, schrieb: „Botanicon^ continens herbarum , . . quarum
usus in medicina est, descriptiones*' (Fi-ankfurt 1540). — Der Enkel, Johann
Daniel D., geboren am 24. April 1643 zu Marburg, studirte daselbst seit 1661;
ausserordentlicher Professor wurde er 1673, ordentlicher 1678, fürstlicher
DORSTEN. — DOUBLET. 209
Leibarzt 1689, Professor der Physik 1695; seit 1684 Mitglied der kaiserlichen
Akademie der Wisseuschaften, starb er am 20. September 1706, mit Hinterlassung
verschiedener anatomischer Schriften.
Jöcher — Stricker. — Biogr. univ. — B. D. Jackson, Liter, botan
W. Stricker.
^DortomaJl, Nicolaus D., französischer Arzt, geboren in Amheim (Hol-
land) zu Anfang des 16. Jahrhunderts, gestorben in Montpellier 1596, studirte
imd promovirte in Montpellier und wurde noch in jungen Jahren Professor an der
Universität daselbst. Von Heinrich IV. zum Leibarzte 'ernannt, erwarb er sich-
ein besonderes Verdienst durch die Untersuchung der damals sehr besuchten Thermen
von Ballaruc bei Montpellier. Vgl.: „De causta et ejfectibus thermarum Bellilu-
canarum, parva intervallo a MontpelUensi urbe distantium" (Leyden 1579).
Unger.
Double, Fran9oi8- Joseph D., zu Paris, am 11. (oder 6.) März 1777
zu Verdun-8ur-6aronne geboren, aus einer Asklepiadenfamilie stammend, war anfäng-
lich Apotheker, studirte dann in Montpellier Medicin, wurde 1798 Doctor daselbst,
kam darauf (im Jahre VHI) nach Paris, wurde mit J. Sädillot, dem Herausgeber
des Journals, das nacheinander die Titel Recueil p6riodique de la Soo. de m6d.
und Joum. g^n6ral de m6d. führte, bekannt und übernahm aus dessen Händen
die Redaction desselben, das unter seiner Leitung bald neues Leben erhielt. Er
betheiligte sich an dem grossen, von Napoleon I. ausgeschriebenen Goncurse
über den Croup und erhielt mit seinem „TraüS du croup^ (Paris 1811) zwar nicht
den Preis, aber die erste ehrenvolle Erwähnung ; er gab femer eine neue Ausgabe
von Kleines „Interpres medicus^ (1809) mit einer lateinischen Vorrede heraus,
während sein bedeutendstes Werk, an dem er 11 Jahre gearbeitet hatte, „SSm^to-
logie gSnSraley ou trattS des stgnes etc." (3 Bde., Paris 1811 — 22) war. In
der Akademie der Medicin , der er seit deren Gründung angehörte , brachte er
weniger originale Arbeiten, als eine Reihe von geschätzten Berichten über die
Leistungen Anderer zum Vortrage, gehörte überhaupt zu den besten Rednern der
Versammlung. 1832 wurde er auch, als Nachfolger von Portal, Mitglied der
Akademie der Wissenschaften ; dagegen nahm er keinerlei Stellung, weder bei den
Hospitälern, noch an den Lehranstalten, noch bei Hofe ein. Noch kurze Zeit vor
seinem am 12. Juni 1842 erfolgten Tode hatte er eine neue Ausgabe der üeber-
setzung J.-M. Goudakeau's von J. P. Frank's „Trait6 de m6decine pratique" mit
einer Einleitung versehen. lieber seine sonstigen sehr zahlreichen Aufsätze und
Mittheilungen vgl. Callisen nachstehend, Bousquet im Bulletin de TAcad. roy.
de med* T. IX, 1843—44, pag. 792 und in M6m. de TAcad. roy. de m6d. T. XI,
1845, pag. 1.
Ronx in Revue med* fran9. et etrang. 1842, II, pag. 450. — Callisen, V,
pag. 288; XXVII, pag. 331. ^
Donbiet, Franko is D., zu Chartres am 30. Juli 1751 geboren, begab
sieh sehr früh auf Reisen nach Holland und Italien. Zuerst war er, dem väter-
lichen Willen gemäss, in der Pariser juristischen Facultät inscribirt (bis 1773);
dann studirte er Medicin bis 1776 und wurde sogleich Assistent an der Charit^
de St. Sulpice (später Höpital Necker). 1786 gelangte er, nach mehrfachen ander-
weitigen Hospitalstellungen, in die Soc. royale de m6d. und 1794 zu einer Pro-
fessur fdr interne Pathologie an der ficole de m^d. Seine Arbeiten sind klinischen
Inhalts, so: „Miinoire sur les aymptomes et le traüement de la maladie v^n^nenne
dans les enfans nouveau-nh*' (Paris 1781) — die „Observations sur une fievre
maligne petechiale qui a regn^ ä Vhosjnce de St. Sulpice" (Joum. de Bacher,
T. LVIII) — fyObservaiions faites dans les departepients des kopitaux ciuils"
(Paris 1755 — 1758). In seinen Schriften über Puerperalfieber, die theils im oben
genannten Joumalbande, theils monographisch — Paris 1789 — 1791 — heraus-
kamen , erklärt er dasselbe für eine Milchmetastase. Seine Anregungen hinsichtlich
Biogr. Lexikon. II. 14
210 DOUBLET. — DOUGLAS.
der Geföngnisshygiene (gleichzeitig) verrathen ein gesundes Urtheil neben viel
Philanthropie.
Dict. bist. II. Red.
Dougall, Joseph D., der seine Studien in Edinburg 1858 beendigt hatte,
trat in den militärärztlichen Dienst für Indien ein und ging 1860 nach den chine-
sischen Stationen. Sowohl durch die Vornahme glücklicher Operationen (Elephantiasis),
als durch eine ftlr die Regierung fertiggestellte Arbeit über die Alkaloide der
Chinarinde und im Rapportwesen sich auszeichnend, blieb er 11 Jahre im Oolonial-
dienst , besuchte aber nach der Heimkehr noch einmal die Universität Edinburg
und promovirte auf Grund der oben genannten Arbeit 1873. Nach Indien zurück-
gekehrt, machte er hier nunmehr seine Beobachtungen über den Nutzen des Guijun-
öls bei Aussatz, die ihrerzeit grosse Beachtung fanden. D. wandte sich dann, in
Nordindien reisend, anthropologischen Forschungen zu, legte 'Schädel- und Skelet-
sammlungen an und lieferte ausgezeichnete Photographien von den Bewohnern d^
Andamanen- und Nikobaren-Inseln. Am 9. Februar 1879 starb er (in Indien)
am Typhus.
Edinb. Med. Journ. 1879, pag. 1053. Red
^Dougall, John D., in Glasgow, hier auch ausgebildet und 1871 Med. Dr.,
trug an der Glasg. Infirmary Materia medica vor und wirkte später als Medical
officer. Seine Arbeiten über Desinfection, welche besonders auch die experimentelle
Seite des Themas zum Gegenstande nahmen, sind von Wichtigkeit — auch nach
den Fortschritten, welche neuerdings auf diesem Gebiet zu verzeichnen sind. So;
;, On the relative power of various substances to prevent generation of animaU
culae^ (Transact. of the Brit. assoc. advert. sei. 1871 — 1872) — pThe science
of diainfection^ (Transact. of the sc. congr. 1874) — „Putrefiers and antisepticg^
(Glasg. med. journ. 1873). Ausser den etwas älteren „Researches of bromal
hydrate" (Ebenda 1870) ist auch noch die Arbeit über Verbreitung ansteckender
&ankheiten durch die Milch (Ebenda 1873) zu erwähnen. Wem ich.
Douglas. Unter den verstorbenen englischen Aerzten dieses Namens sind
folgende besonders hervorragend: James D., ein geborener Schotte, 1675 — 1742,
der sowohl als Gelehrter wie als Arzt, auch Leibarzt der Königin von England
einen bedeutenden Nachruhm erwarb. Die Zahl seiner Schriften (vollständig in der
unten zuletzt genannten Quelle) ist sehr bedeutend. Besonderer Hervorhebung
bedürfen: „Myographiae comparatae specimen^ (London 1707; Edinburg 1750;
lateinisch Leyden 1729 und Dublin 1777) — „Btbliographiae anatomicae
hpecimen etc,^ (s. die Nr. 142 unseres Quellenverzeichnisses) — „Index maieriae
medtcae" (London 1724) — „History of the lateral Operation for extrticting
the stone etc." (London 1726; lateinisch Leyden 1728; französisch Paris 1734;
Anhang dazu: London 1731) — „A descrtption of the periUmeum etc,** (London
1730, 40; lateinisch von Heister, Helmstädt 1732 und von J.Nelson, Leyden
1737). ■ — Nach seinem Tode 1748 erschienen „Nine anatomical figuresj repre-
senttng the external parts^ musdes and bones of the human body", herausgegeben
von seinem Bruder. — Dieser, John D., etwas jünger als James, zeichnete sieh
besonders als Lithotomist aus und fungirte als Operateur am Westminster Hospital.
Er war ebenfalls Mitglied der Londoner R. Society und starb 1759. Nach
R. Watt soll gleichzeitig ein zweiter John D. in Edinburg gelebt haben, anf
ähnlichen Wissensgebieten thätig gewesen und 1758 gestorben sein. Ihm werden die
letztgenannten Werke zugeschrieben, während die 6 hier zunächst aufgeführten
in voller Uebereinstimmung als von dem Londoner John D. herrührend in den
Bibliographien genannt werden: „Ldthotoniia Douglassiana etc." (London 1719,
40. 1723; französisch Paris 1724; deutsch Bremen 1729) — „Account of
mortißcation and of the surprinng effects of the bark in putting a stop to
their progress" (London 1729, 1732) — „Animadversion on a late pompous
book, intitled: Osteographia" (sehr abfällige, gegen Cheselden's so benanntes
DOUGLAS. — DOÜSSIN-DUBREUIL. 211
Werk gerichtete Kritik, — London 1735) — „^ short account of the atcUe of
midwifery in London and Westminster** (London 1736) — pA aissertation on
the venereal disease" (London 1737). Dagegen sollen also von dem Edin burger
John D. herrühren: „A treatüe on the hydrocele" (London 1755; und Duplik
^egen einen Angriff auf dies Buch, Daselbst 1758) und: Beobachtungen in den
„Essays of Edinburgh^ ttber Nierensteine (1733), Kleinhimabscess (1738) und eine
Geschwulst am Schenkel (1755). — Andreas D., lediglich als Verfasser dreier
Schriften bekannt, nämlieh „De variolae insütone*^ (Edinburg 1775) — „On an
extraordinary case of ruptured Uterus" (London 1785) und „Obaervations on
the rupture of the gravid Uterus*' (Daselbst 1789). — Endlich sind zu nennen
Robert D. , von dem nichts überliefert ist, als dass er Arzt in London war,
aber den nicht unberfihmten „Essay conoerning the gener ation ofheat in animals"
sehrieb (London 1747; französisch Paris 1755, 1760), — und Sylvester D.,
der Verfasser der „Dissertatio de stimulis*' (Leyden 1766) und mehrerer Unter-
suchungen über Tokayer und andere Ungarweine in den Philos. Transactions.
Biogr* m^d. III. — Index cat. II. — Dict. hist. II. Eed.
*Dottgla8, Andrew Halliday D. , zu Edinburg 1840 promovirt und
F. R. C. P. Edin. 1843, wirkte lange an der R. Infirmary daselbst und ist der
Autor von: „Statistical report on the Edinburgh epidemic fever of 1843 — 1844^
(Daselbst 1845?) — „Memoir on the relations of hypertrophie and dilatation
of the heart" (Daselbst 1850) — „Substernal aneurism; case and observations**
(1863) u. a. Red.
* Douglas, Mordey D. , z. Z. Arzt und Gesundheitsbeamter in Sunder-
land, bildete sich medicinisch am University College zu London und in Edinburg
aus, wurde M. R. C. S. Eng. 1863, L. R. C. P. Edin. 1868. Seine beiden Haupt-
arbeiten :^J?ot£7 to stamp out small-pox etc." und „Alkohol in acute specific
diseases" veröffentlichte er bereits 1867 (letztere in der Lancet). Später publicirte
er in den Transact. of the Northland and Durham med. soc. noch Casuistisches.
Red.
Douglass, William D. (in einzelnen Quellen auch Douglas), lebte von
1692 (?) bis 1752 und war Arzt in Boston. Er leitete sein literarisches Auftreten
mit einigen Schriften zu Gunsten der Schutzpockenimpfung (1722) ein und ver-
mochte in einer späteren Schrift; „A dissertation concerning inoculation of the
small-pox" (Boston 1730) Rechenschaft über die Fortschritte zu geben, welche
die Impfung inzwischen in Boston gemacht hatte. Weiter erschienen von ihm
„ The practical history of a new epidemical eruptive miliary fever, with an
angina ulcusculosa which prevailed in Boston in the years 1735 and 1736"
(Daselbst 1736). — Offene Briefe an Thomsox, an SmelliE, an Z. Boylton,
und „A summary y historical and political of the first planHng progressive
improvements and present State of the British Settlements in North America"
(zwei Bde., Boston 1749—1751, 1755; London 1760).
(Nicht zugängliche) Biogr. in den Med. Commanications of the Massachusetts med.
soc. 1836. Red.
Doussin-Dubreuil, Jacques-Louis D., zu Paris, war 1762 zu Saintes
geboren, erhielt seinen ersten chirurgischen Unterricht von seinem Vater. Er liess
sich in Paris nieder und schrieb folgende Schriften, die grossentheils eine Reihe
von Auflagen und verschiedeutliche Uebersetzungen erlebten: „TraitS des glaires,
de leurs causes, etc." (Paris 1794; 9. Ausg. 1824; deutsche Uebersetzungen
Mannheim 1799; 1800; Neue Uebers. von J. H. G. Schlegel, Ilmenau 1823;
4. Aufl. 1826) — „De VSpilepsie en g6n6ral et particulürement de celle diter-
minie jpar des causes morales" (Paris an V — 1797; 1800; 1804; 1825; deutsche
Uebers. Mannheim 1799; ital. Uebers. Venedig 1802) — „De la nature et des
causes de la gonorrhSe benigne ou sans virus vSnerien, etc." (Paris 1798, 4. Aufl.
14*
212 DOüSSIN-DüßBEÜIL. — DOWELL.
1804; deutsche Uebers. Mannheim 1799) — „Lettres aur les dangers de Tona-
nisme etc,"* (Paris 1806; 3. Aufl. 1825; deutsche Uebers. von W. Hübeb, Basel
und Aarau 1807; 4. Aufl. 1828 ; andere Uebers. v. J. P. Koffingeb, Pest 1816) —
„Nouveaux apergiis sur les causes et les effets des glaires^ (Paris 1816) —
„De la pulmonie, etc," (Paris 1824; deutsche Uebers. von C. Fitzleb, Ilmenau
1826) — „De Videntiti de deux maladies de la gonorrhSe benigne et
des jleurs Manches^ (1825) — „Des fonctions de la peau" (1827 ; deutsch von
J. C. Fleck, Ilmenau 1828) u. s. w. Er war einer der ersten französischen Aerzte,
welche die Vaccine anwendeten, und zwar zunächst bei seinen eigenen Kindern. Auch
agitirte er fttr die Errichtung von Impfanstalten in allen Theilen Frankreichs und
schrieb mit Brunet und CharmoKt eine Schrift: „De la Vaccine et de ses heureux
resultats*" (Paris 1826). Er starb 1831.
Rainguet, pag. 198. — Callisen, V, pag. 302; XXVII, pag. 333. G.
* Doutrelepont , Joseph D., zu Malmedy am 3. Juni 1834 geboren,
absolvirte seine Studien in Bonn, Berlin und Wien und wurde 1858 promovirt.
Er begann seine Thätigkeit als Privatdocent für Chirurgie 1863,- wurde 1869
Prof. extraord. und 1882 Director der Klinik für Hautkrankheiten und Syphilis
in Bonn. Von seinen Schriften erschien ein Theil in der Berliner med. Woehenschr.,
so: „Berniotomte bei Massenreductiqn" — „Casuvttik der Kopfverletzungen*^ —
„Casuütik der complicirten Luxation^ — „Resectton des Hüftgelenkes** ; andere
in Langenbkck*S Archiv : „Resectton des Ellbogengelenkes** — ;, Urethrotomia
externa** — „Herniotomia externa** und ähnliche, die in der Deutschen Zeitschr,
für Chirurgie publicirt wurden. Hervorzuheben sind noch : ;, Versuche über die
Vebertragung der Carcinome von Thier auf TTiier** (ViBCHOw's Archiv) — „ lieber
Sycosis para^sitaria** und „ Tuberkelbacillen im Lupus** (Monatsh. für Dermatologie).
Red.
Dover, Thomas D. , englischer Arzt, der Erfinder des bekannten, au^
Opium, Ipecacuanha etc. bestehenden Pulvers, war aus Warwickshire gebürtig,
wurde 1687 zu Cambridge Baccalaureus medicinae. Er war wahrscheinlich ein
Freund von Sydenham, liess sich in Bristol nieder und rüstete, nachdem er zu
Vermögen gekommen, zusammen mit mehreren Eaufleuten zwei Schiffe für die
Südsee aus, mit deren einem er 1708 dorthin abging. Er hatte das Glück, auf
der Insel Juan Femandez den bekannten AlexanderSelkirk, der daselbst
4 Jahre und 4 Monate ganz allein gewesen , aufzufinden und in die Heimat zu
bringen. 1711 nach Bristol zurückgekehrt, prakticirte er wieder daselbst und von
1721 an in London, wo er, nachdem er inzwischen von 1728 an einige Jahre
in Gloucestershire gewohnt hatte, im Jahre 1741 starb. Seine Schrift: „Ancient
physicians legacy** wurde ein sehr populäres Werk und hatte in wenigen Jahren
eine grosse Menge von Auflagen.
Munk, ir, pag 79. G.
Dowell. Ephraim Mac D., ein Landarzt in Nordamerika, wird in den
Annalen der Gynäkologie stets genannt werden, da er der Erste war, der in
vollem Bewusstsein dessen, was er unternahm und nach wohlüberlegter Methode
die Ovariotomie ausführte. Er wurde am 11. November 1771 geboren und
starb am 25. Juli 1830. D. stammte aus Virginien, übte aber seine ärztliche
Praxis zu Danville in Kentucky aus. 1793 und 1794 studirte er in Edinburg und
war daselbst Schüler des damals sehr berühmten Lehrers der Chirurgie John
Bell (1763 — 1820). Ohne Zweifel bekam er die Anregung zur Ausftlhmng der
ersten Ovariotomie von seinem Lehrer. Sein Biograph Gross äussert sich wenigstens
in diesem Sinne. 1795 kehrte D. aus England nach Nordamerika zurück und
liess sieh im Staate Kentucky nieder, wo er seine Praxis auszuüben begann. Im
Jahre 1809 machte er seine erste Ovariotomie an einer gewissen Frau Crawford
aus Green County in Kentucky, mit glücklichem Erfolge. Bis zum Jahre 1816
hatte er dreimal, und jedesmal mit glücklichem Erfolge, operirt. Im Jahre 1820
DOWELL. — DOYON. 213
hatte er bereite siebenmal operirt: nur der 5. Fall, eine Dermoidcyste, war
letal yerlaufen. Im Ganzen nahm er die Ovariotomie dreizehnmal vor und davon
achtmal mit günstigem Ausgange. Dass die ersten Weiber, aü denen er die Ovario-
tomie vornahm, Negersklavinnen waren- und er die Operation nur über Aufforderung
der Sklavenbesitzer, denen es sich um die Erhaltung des damals kostspieligen
Sklavenmateriales handelte, vornahm, wie dies Nklaton berichtet, ist nicht richtig.
Dieser Vorwurf Neläton's, D. habe diese kranken filrbigen Weiber nur als Ver-
suchsobjeete zur Vornahme seiner hardiösen Operation benützt, wurde in Amerika
in neuester Zeit widerlegt. Literarisch war D. wenig thätig. Seine Erfahrungen
iaber die Ovarioitomie veröffentlichte er erst im Jahre 1818 (Lond. med. gaz. V,
35; Eclectic repertory and analytical review. Philad. 1818, Oct.).
Ein Porträt D 's bringt Spencer Wells in seinen „Diseas. of the ovar.", ebenso
zn finden in der deutschen, von Paul Gessner besorgten üebersetzung (Leipzig 1874).
(Biogr. in Gross, American phys. and surg. und Gross, American med. literat. Vergl. auch:
Jransact. of the Internat, med. congress öf Philad." 1876, Philad. 1877, pag. 107, 159, 160, 161).
Kleinwächter.
Dowler, Bennet D., amerikanischer Arzt, 1797 — 1866, dessen Bio-
graphie nicht zugänglich war. Er trat als Arzt und medicinischer Schriftsteller
zuerst in New-Orleans auf mit Untersuchungen tiber das im Mississippi lebende
Krokodil (1846), über die Contractilität der Muskeln (gleichzeitig) und einer Reihe
von kleineren physiologischen und meteorologischen Beiträgen, unter denen noch
der Hervorhebung bedürfen: „Contributions to experimental physiology** (New-
Orleans 1852) und „Tableaux of the yellow fever of 1853 etc.^ (Daselbst 1854).
Red.
*Down, John Langdon Haydon D., M. B. 1858, Med. Dr. zu London
1859 , F. R. C. F. daselbst 1869 , war Lecturer der klinischen Fächer und der
Materia medica an verschiedenen Hospitälern und wirkte später als Arzt und
Superintendent am Earlswood Asyl (1858 — 1868). Er wurde für seine Arbeit
„Natures balance^, sowie später noch mehrfach durch Preismedaillen ausgezeichnet
und that sich besonders auf dem psychiatrischen Gebiet publicistisch hervor, so
mit „On the condition of the mouth in idiocy^ (1863 ; französich von Bour-
neville) — „On the education and training of the feehle in mind^ (1876) —
„0/1 the relation of the teeth to mental disea^e" (Odont. Transact. 1872) und
Bearbeitung ähnlicher Themata in dem Journ. of ment. sciences, der Lancet, Brit.
med. Journ. etc. ^^^
*D0W8e, Thomas Stretch D., zu Aberdeen 1868 promovirt, M. R. C. S.
Eng. bereits 1865 und F. R. C. P. Edinb. 1873, war längere Zeit Arzt am Hospital
f&r Schwindsüchtige zu London, sowie an dem für Epileptische und Gelähmte in
Regent's Park« Er wirkt als Medical Superintendent am Londoner Centralkranken-
agyl und ist der Verfasser von „On syphilis of the brain and 7iervous system^ —
ffNeuralgia, its nature and curatwe treatinent** — „Neuraathenxa or brain
and nerve exhatistion" — „Bulbar and diphtheritic paralyis^ — „Ätaxy and
the preataxio or curable «tage of locomotor aJtojxy^ — „Apoplexy, its diagnosis
and treatment" und vieler Arbeiten über Himkrankheiten und Syphilis. Ueber
Jaborandi, Pilocarpin und Gelseminum schrieb er in Med. press and cir. (1876);
über vasomotorische und trophische Neurosen in der Lancet (1879). j^^^^
*Doyoil, A. D., ist im Jahre 1827 zu Grenoble geboren, studirte in Lyon
unter Didat; in Paris waren Bazin und Hardt seine Lehrer. In die literar-
wissenschaftliche Welt fahrte sich D. 1868 mit einer Brochüre tiber den Herpes
d«r Geschlechtstheile und der mit Anmerkungen versehenen üebersetzung der
^Hautkrankbeiten^' von Hebra (1868^-78) ein Im Vereine mit J. Diday schrieb
er das bei diesem angeführte Werk ; mit Ernest Besnier die Üebersetzung und
Anmerkungen zu Kaposi's „Hautkrankheiten^; 1869 gründete er die „Annales
de dermatologie et de syphiligraphie^ , deren erste Serie (10 Jahrgänge) er allein
214 DOYON. — BRAKE.
redigirte; die zweite Serie beginnt mit 1880 und hat die hervorragendsten fran-
zösischen Specialisten zu Mitredacteuren. Von seinen kleinen Schriften sei nur
^Du mode (Tenseignement de la dermato-syphütgraphie contemporaine (Vienne-
Paris-Lyon)'' (Paris 1883, 8., p. 42) erwähnt. j ^^ Proksch.
*Drachinann, Anders Georg D., zu Kopenhagen am 22. November
1810 geboren, absolvirte 1836 das chirurgische, 1839 das medicinische Examen,
wurde Arzt an dem von Lanqgaard errichteten orthopädischen Institute zu Kopen-
hagen und hat seit den Vierziger-Jahren als vielbeschäftigter Specialist in Orthopädie
und Gelenkkrankheiten gewirkt. 1848 wurde er Oberarzt in der dänischen MariDe.
1859 errichtete er ein Institut für medicinische Gymnastik. Auf dem Gebiet seiner
Specialität hat er neben vielen kleineren Artikeln in den dänischen Zeitschriften
grössere Arbeiten publicirt: „Om Ryggradena Sidekrumning (Scoliosts)*^ — „Om
Spondylarthrocace*' — „Om Arthritis deformans'' — „Om Resection efter
Skudsaar'' — „Om Stethomeirie" , Auch in den sich an die Orthopädie anschliessen-
den Fragen, besonders den der Schulhygiene, .ist er sehr thätig gewesen und
schrieb unter Anderem: „Om Pigebörns physiske Opdragelse'' (über die physische
Erziehnng der Mädchen). 1877 erhielt er die Ehrendoctorwiirde gelegentlieh der
Jubiläumsfeier der Universität zu Upsala. 1884 hat er sich in den Ruhestand
zurückgezogen.
Smith und C. Bladt, pag. 20. Petersen.
*Dragendorff, Georg D. , wurde am 8. (20.) April 1836 in Rostock
geboren, betrieb daselbst seine Studien besonders unter Franz Schulze und wurde
zum Dr. phil. 1861, zum Dr. med. (hon. causa) in München 1872 promovirt. Schon
lange vorher, nämlich 1864, hatte D. seine überaus fruchtbare Thätigkeit als
Prof. ord. der Pharmacie an der Universität Dorpat begonnen. Er hat während dieser
20 Jahre zu einer grossen Reihe von Arbeiten pharmakologischen Inhaltes (viele
im Archiv für experim. Pathologie) den Anlass gegeben und viele derartige Arbeiten
selbst vollendet. Als Monographien erschienen: „Die gerichtlich-chemische Er-
mitteluna von Gißen'' (St. Petersburg 1876, 2. Aufl.) — „Beiträge zur gericht-
lichen Öhemie*' (Daselbst 1871) — „Die qualitative und quantitative Analyse
von Pflanzen und PflanzerUheilen'* (Göttingen 1882). j^^^j
Drake, James D., 1667 — 1707, Anatom, Arzt und Publicist zu London,
wurde in Cambridge geboren und ging erst nach seiner Uebersiedlung nach London,
angeregt durch Th. Willington, zur Medicin über. 1696 wurde er in die Royal
Soc. und in das Medicin-Collegium aufgenommen. Gleichzeitig erfolgte seine Pro-
motion. Durch einige satirisch-politische Schriften hatte er sich die FeindsehafI;
der Regierung zugezogen und starb, deswegen vielfach verfolgt und angefeindet,
bereits — wie angegeben — früh. Ausser seinen drei Dissertationen über Inter-
mittens, Pocken und Masern, die heutige Pharmacie (die in Cambridge einzeln
1690, 1694, 1696 und vereinigt von Milward, London 1742, sowie gleichzeitig
in Amsterdam herausgegeben wurden) schrieb er „A new System of anafamy'''
(London 1707, 1717 in zweiter Ausgabe als Anthropologia nova ; 1737 nochmals),
ausserdem in den Transact. philos. eine Abhandlung über den Einfluss der Athmnng
auf das Herz mit noch nicht beobachteten Thatsacheu. — Femer ist von englischen
Aerzten dieses Namens noch zu nennen: Nathan I. D., Med. Dr. Edinb. 1789,
der zu Hadleigh in Sussex wirkend über Digitalis speciell bei Lungenschwindsucht
schrieb (Med. and. phys. transact. 1799 und Brief an BEDDOfis), sowie „A C4ise
of diseased spieen"" (mit Section, Edinb. med. and Surg. Journ, 1806) publicirte.
Diet. hist. II. — Biogr. med. III. Red.
Drake. In York wirkten zwei Aerzte D., die oft miteinander verwechselt
sind, nämlich William D. , 1687—1760, der eine Geschichte der Stadt York
Bchrieb, und Francis D., der durch seine Freundschaft mit Mead, verschiedene
Arbeiten in der „Archaeologia" und ein daselbst 1736 erschienenes archäologisches
DRAKE. — BRELINCOURT. 215
Werk Ober York ausgezeiehnet ist. — Am der Zahl der sonstigen (amerikanischen)
D/s wäre noch Daniel D. zu Cincinnati mit mehreren Schriften über die
medleiDlsche Geographie dieses Ortes (1810, 1815) und über Säuferkrankheiten
(Amer. med. Rec. Vol. II) zu erwähnen.
Biogr. m6d. HI. Red.
Drakon, des Hippokrates Sohn, war, wie sein Vater, ein berühmter
Aizt. Einige schrieben ihm das «unter den Hippokratischen Schriften stehende
„npoppTjTutov" zu.
Galen, XV, 111; XVI, 625. Helmreich.
Le Dran, s. Ledran.
Draper. Unter der grösseren Anzahl amerikanischer Naturkundiger, welche
den Namen I). führen, nimmt eine hervorragende Stellung nur der New- Yorker
Chemiker, John William D., 1811 — 1882, ein, der unter vielen seiner Special-
Wissenschaft eignenden Schriften auch erscheinen Hess: „The inßuence ofpkysical
agents on life^ (New- York 1850) und eine umfangreiche „Human physiology^
(Daselbst 1856 und ein Extract daraus als „A textbook on physiology*^ , 1866).
Die fibrigen D. haben bemerkenswerthe medicinische Leistungen nicht producirt.
Red.
*Drasche, Anton D., geboren am 1. Juli 1826 zu Lobendau (Böhmen),
bildete sieh an den Universitäten in Prag, Leipzig und Wien unter E. H. Weber,
Bock, Skoda, Rokitansky, Oppolzer und Schuh bis 1851, dem Jahre seiner
Promotion, aus. Seit 1851 wirkt er als Secundararzt , Privatdocent , Primararzt
und ausserordentlicher Professor der Epidemiologie in Wien. Hauptschrift : ;, lieber
die Cholera** (Wien). Zahlreiche klinische Arbeiten, namentlich über Herzkrank-
heiten und über Statistik der Gesundheitsverhältnisse Wiens, worunter nur die
jüngste statistisch-graphische Arbeit ;, Ueber den Einflusa der Hochquellerdeüuncj
auf die Salubrität der Bevölkerung Wiens** (Daselbst 1883) hervorgehoben sei.
Red.
*Drech8el, F. H. Edmund D. , geboren zu Leipzig 1843, hat Chemie
zu Leipzig von Ostern 1863 ab namentlich unter Eolbe studirt, als dessen Assistent
er seit seiner Promotion (als Dr. phil.) von Michaeli 1865 bis Ostern 1868 thätig
war. Seit 1872 ist er als chemischer Assistent am physiologischen Institute der
Universität Leipzig angestellt, 1878 wurde er zum a. o. Professor in der medi-
cinischen Facultät, 1883 auch zum Doctor der Medicin ernannt. Schriften: „Ueber
Ernährung, Athmung und Ausscheidungen** (in Hofmann und Schwalbe's
Jahresberichten) — „Chemie der Absonderungen der Gewebe** (in L. Hermann's
Handbuch der Physiologie). Winter.
Drelinoonrt, Charles D., 1633 in Paris geboren, studirte daselbst unter
Biolands Anatomie, promovirte in Saumur zum Dr. philos. (1650) imd in Mont-
pellier zum Dr. med. (1654). Bald darnach ernannte König LudwigXIV. ihn
mm Inspector des militärärztlichen Dienstes bei der Armee in Flandern. 1658
^eh Paris zurückgekehrt, wurde er Arzt am Hofe und war auch praktisch thätig.
1668 wurde er als Prof. med. pract. nach Leyden gerufen und trat dieses Amt
im Februar folgenden Jahres an. Nach dem Tode van Horne*s — 1670 — auch
»um Prof. anat. ernannt, hat er sich vorzüglich ein Verdienst erworben durch die
Aequisition der Leichen von Verurtheilten für den anatomischen Unterricht. Wie
sehr seine Schüler ihn als Docent schätzten, erhellt unter Anderem aus einer Vor-
rede Boerhaave's zu D.'s „Opuscula medica**. Ausser seinen vielen, nicht immer
sehr wissenschaftlichen Schriften,' die alle ausfahrlich durch Portal verzeichnet
sind, war D. Mitarbeiter an den „Observata et miscellanea anatomica hominis
brutorumque" von G. Blasius und am „Sepulchretura" von Bonet (s. diesen). Bei
seiner Vorliebe für Hippokeates und das Alterthum, war sein Verhältniss zu
Sylvius und anderen Collegen oft gespannt. 1687 wurde er, weil seine Augen sehr
216 DRELINCOÜBT. - DRIEBEIN.
durch das Mikroskopiren gelitten hatten, auf seinen Antrag von dem anatomischen
Unterricht enthoben und durch seinen Schüler Anton NüCK ersetzt. D. las, soweit
seine schwache Gesundheit dies erlaubte, theoretische Medicin bis zu seinem 1697
erfolgten Tode. C. E. Daniels.
* Dreschfeld, Julius D. , studirte in Wtirzburg, wo seine Promotion
erfolgte, bis 1867, wurde F. R. C. P. Lond. 1883, nachdem er sich in Manchester
niedergelassen und unter Anderem folgende Arl^eiten publicirt hatte: „On famäy
jyredispositton in locomotor ataxy^ (Manchester and Liverpool Reports 1876) —
„On primary lateral sclerosis^ (Joum. of anat. and phys. 1881) ■ — „PaÜiological
histology of acute yellow atrophy of liver" (Ebenda gleichzeitig) — ^^^^ course
of the optic nerve ßbres" (Brain 1882). Ausser casuistischen Mittheilungen noch
neuerdings: „On the diagnostic value of the tuber de bacillus" (Lancet 1883).
Red.
Dresserus, Matthäus D., 1536 — 1607, ist zu nennen als Autor von
„De partibus corporis humani et de anima ejusque potentiis libr. II" (Witten-
berg 1581 , 1583) und des „Gurriculum vitae Joh. Oratonis a Orafthem'^
(Leipzig 1587). Ked.
Dreyer, Johann Traugott D., Ritter von der Hier, zu Wien,
General-Stabsarzt , war 1804 zu Asch in Böhmen geboren als Sohn eines Ober-
arztes, trat 1824 „nach absolvirter Philosophie" als Unterarzt in die Armee ein
und war einer der ersten Zöglinge, welche die damals eben restaurirte Josephs-
akademie 1825 zu dem höheren Lehrcursus einberief. Er wurde 1830 Assistent
bei Friedr. Jaeger's ophthalmologischer Klinik und blieb dies auch bis zu seiner
Ernennung zum Regimentsarzt in Innsbruck (1833), nachdem er zu seiner Doctor-
Promotion 1831 eine „Diss. inaug. med. chir. pertractans novam blepharopla-
sticis methodum" (mit 2 Taf.), in welcher er mehrere neue Operationsverfabren
seines gedachten Lehrers publicirte, verfasst hatte. Bereits 1835 wurde er an die
Josephsakademie zur Ucbemahme der Vorträge über Naturgeschichte zurückberufi^,
drei Jahre später zum wirklichen Professor dieses Faches befördert mit dem Range
eines Stabs-Feldarztes , als welcher er zugleich zum Mitgliede der permanenten
Feldsanitäts-Commission ernannt wurde. Vermöge seiner hohen wissenschaftlichen
Bildung und seines organisatorischen Talentes, das er bei den Arbeiten der gedachten
Commission entwickelte, wurde er 1850 als Correferent in das Sanitäts-Departement
des Kriegsministeriums berufen, dessen Leitung er bald darauf als oberster Feldarzt
ttbemahm, um sie fortan, vom Jahre 1855 an als General-Stabsarzt, bis zu seinem
lö64 erfolgten Rücktritte fortzuführen. Die Grundsätze, die er dabei, wenn auch
vielfach vergeblich, zur Geltung zu bringen suchte, entsprachen ganz den An-
schauungen, wie sie erst in der neuesten Zeit mehr und mehr zum Durchbruch
gekommen sind. Besonders verdient hatte er sich um die Feldsanitätsausrflstung
in den Jahren 1848, 1849 und um den Sanitätsdienst im italienischen Kriege von
1859 gemacht. Er starb am 17. September 1871.
Allgem. militärärztl. Zeitang 1871, pag. 233. 0.
Dreyssig, Friedrich Wilhelm D., geboren 1770, wirkte längere Zeit
als Gamisonsarzt auf dem Königstein und wurde 1807 an die Universität Charkow
berufen. Als er 1819 dort starb, hinterliess er folgende nicht unverdienstliche
Werke: „Handbuch der Pathologie der sogenannten chronischen Krankheiten*^
(Leipzig, L Th. 1796 ; 11. Th. 1798) — „Handbuch der medicinischen Diagnostik*^
(Erfurt, I. Th. 1801, auch französisch, Paris 1804; ü. Th. 1803) — „Hand-
wörterbuch der medicinischen Klinik etc.*" (Erfurt, I. Th. 1806; II. Th. 1807).
Biogr. m6d. III. Bed.
* Driebein, KarlWaldemarD., geboren zu Kopenhagen am 8. Mai 1 836,
studifte auf der Universität in Kopenhagen , wurde 1866 promovirt („Om Sit^y-
lyhobie") und wirkt als Communalarzt in Kopenhagen. U^j
DRIESSEN. — DROSTE. Sil?
Driessen, Petrus D., 1753 in Groningen geboren, studirte daselbst unter
CAitPBR, Brügmans und van Doeveren und promovirte 1773 („De nervis mus-
culorum ahdominis et super ficiei tnguinis"). Nach einer Reise durch Frankreich,
England und Deutschland etablirte er sich in Groningen als Arzt, wurde 1778
Lector ehem. pharm., therap. und materiae medicae an der Universität und 1787
Prof. exti'aord. („Oratio de arte pharmacetUica ad majorem dignüahim evekenda
in magnum patriae emolumentum"). Eine Professur in Hi^rderwyk schlug er
1791 ans und erlangte so die Berufung zum Prof. ord. ehem. et bist, naturalis.
D. hat sich um die Chemie grosse Verdienste erworben und war einer der fünf
Verfasser der „Pharmacopaea Batava^ (Amsterdam 1805), während er später
zum Mitarbeiter an der „Pharmacopaea Belgica" (Hagao Comitis 1825) berufen
wurde. Er starb 1828. C E Daniels.
^Drivere, J crem las D., 1504 in Braeckel in Flandern geboren (Thri-
VERius Bracheltts), war Professor in Löwen, wo er, wie aus seinen vielen
Schriften erhellt, die Hippokratische Schule am kräftigsten vertrat, obgleich er
gleichzeitig einer der Ersten war, welche Brissot's Methode der Aderlässe bestritten
^„De missione sanguinis etc.^ [Löwen 1532, 4.]). 1544 hielt er vor seinen
Studenten eine sehr lesenswerthe Rede : „De duobus kodie medicorum sectis ac
de diversa ipsorum methodo^. Er starb 1554. — Sein Sohn veröffentlichte noch
1592 (Antwerpen und Leyden) ein als Manuscript hinterlassenes Compendium
medieinae unter dem Titel: „Universae medicinae brevissima et absolutissima
methodus''. C. E. Daniels.
Droeze, Frederik Jan Haver D., zu Dordrecht, war daselbst am
6. Juni 1779 geboren, wurde 1799 zu Leyden Doctor, ging einige Zeit nach
Paria, wurde 1802 Lector der Medicin zu Dordrecht, woselbst er nacheinander
verschiedene Aemter bekleidete. Seine ;, Verhandeling over de breuhsnijding en
daartoe uitgedachte werktuigen^ (Amsterdam 1805) erhielt den Preis aus dem
MoNNiKHOFF'schen Legat und wurde in dessen „Verhandelingen" (I). IV, 1804)
aufgenommen. Er schrieb femer : „ Waameming eener verrigte steensnijding,
naar de nianier van Langenbeck" (Nieuye Verhandelingen van het Genoot-
schap ter bevordering der Heelkunde te Amsterdam 1813) und die von der Utrechter
Provinzial-Genossenschaft; gekrönte und in deren „Nieuwe Verhandelingen" (1824)
abgedruckte „ Verhandeling over den Kanker^, Er starb am 16. Mai 1850.
van der Aa, IV, pag. 352. G.
Dronnecke, s. Coba.
Drossander, Anders D., Professor der Medicin in Upsala, geboren 1648,
studirte zuerst Medicin in Upsala unter Leitung von Hoffweniüs und Olof
RuDBECK, dann in Leyden und Paris, wurde Doctor der Medicin in Rheims 1683
und in demselben Jahre Professor zu Upsala. Er starb 1696 mit Hinterlassung
mehrerer akademischer Abhandlungen. q jijelt.
Dronin, V.-D. D., französischer Chirurg, geboren 1660 in St. Paul-Trois-
Chateaux und starb 1722 in Paris. Nachdem er in mehreren Militärspitillem Dienste
geleistet, wurde er Chefchirurg des allgemeinen Hospitales Des petites maisons
in Paris, in welcher Stellung er bis zu seinem Tode verblieb. Seine Schrift
„Description du cerveau^ wurde ihrerzeit sehr beachtet und ist auch heute nicht
ohne Interesse. Unger.
Droste, Georg Ernst August D,, zu Osnabrück, war daselbst 1796
geboren und wurde 1817 zu Göttingen Doctor. Ausser einer sehr grossen Zahl
von Aufsätzen aus allen Theilen der praktischen Medicin, die sich in der Mehrzahl
der deutschen medicinischen Zeitschriften, namentlich in Hufeland^s Journal
(1834 — 40), der Hamburger Zeitschrift (1836, 37 u. s. w.), Casper's Wochenschr.
(1833, 34), den Hannoverischen Annalen (Bd. II, IV), Henke's Zeitschr. (1834),
218 DROSTE. — DRÜMPELMANN.
Schneider's Annalen (Jahrg. 6), der Deutschen BLlinik (1851 u. s. w.) u. s. w.
veröffentlicht finden, hat er nur die drei Schriften von Alex. Bottex: „Täuschuogai
des Bewusstseins" (1838), „Syphilitische Krankheiten" (1838), „Beiträge zur
psychisch-gericitl. Medicin" (1839) aus dem Französischen übersetzt und eine diese
Abhandlungen zusammenfassende wohlfeile Ausgabe (1844) veranstaltet. Er war
auch der Herausgeber der „Medtcinischen Äehrenlese^ (1856 — 65) und starb am
21. September 1868. G.
Drouot, Th6ophileD., zu Paris, war 1803 zu Bordeaux geboren,
wurde 1832 zu Paris Doctor, hat sich seitdem einen Namen als Oculist gemacht
und theils in Paris, theils in Bordeaux, theils an beiden Orten zugleich folgende
Schriften veröffentlicht : „Recherches sur le crystalUn et ses annexes^ (Bordeaux
1837) — „Nouveau traitd des cataractes, causes .... traüement .... sans
opSratwns chtrurgicales^ (Paris 1840, av. pl.) — „Des maladies de Voeü'^
(1841) — „Des erreuTS des ocultstes^ (1843) — „La vdritd sur le traüement
des cataractes et sur les risultats des opSrations ckirurgtcales^ (1848) — „Pricis
de midecine rationnelle et de tkirajpeutique endSmtque et spicißqüe" (1850).
Sachaile, pag. 253. — Vapereau, 5. 6dit., pag. 597. G.
*Drozda, Joseph V. D., geboren am 6. Mai 1850 zu Klattau (Böhmen),
studirte in Wien als Schüler Skoda's, Oppolzer's und DüCHEk's bis 1873. Seit
1880 lehrt D. als Docent fttr interne Medicin und veröffentlichte sowohl neuro-
pathologische Beiträge (Wiener med. Wochenschr. 1880, resp. Wiener med. Presse
1882), wie auch verschiedene Abhandlungen, die Pathologie des Hirns betreffend
(Wiener med. Wochenschr. 1876, 1878; Wiener Klinik 1881; Wiener med.
Presse 188ü\ Seine Studien über das Wesen der Narkose 1880 (Ziemssen's
Deutsches Archiv für klin. Medicin, Bd. XXVII) wurden preisgekrönt von der
böhm. Gesellsch. der Aerzte in Prag. Neben der Arbeit: „Casuistik der Pankrewi-
erkrankungen" (Wiener med. Presse 1880) und „Ueher die Bedingungen des
Zustandekommens von musikalischen Herzgeräuschen** (Wiener med. Wochenschr.
1883) rührt von ihm noch eine Reihe kleinerer Arbeiten in der „Med.-chirurg.
Rundschau", „Wiener med. Wochenschr.", „Anzeiger der k. k. Gesellschaft der
Aerzte", „Wiener med. Presse" und „Casop. lökarüv ceskych" her. ^^^
Drümpelmann , Ernst Wilhelm V. D., wurde geboren als Sohn des
Stadtgerichts-Secretärs in Bützow (Mecklenburg) am 8. Juni 1760 und studirte
Medicin von 1773 — 1776 zu Bützow (die Universität wurde 1789 nach Rostock
verlegt). Nach Beendigung der Studien ging D. nach Kopenhagen und erhielt
hier eine Anstellung als Arzt auf dem Grönlandsfahrer „Amor". Bald nach der
Abreise scheiterte das Schiff und musste leck nach Kopenhagen zurückkehren.
D. nahm eine andere Stellung als Arzt auf einem königl. dänischen Frachtschiff,
welches nach Batavia bestimmt war. Nach dreimonatlichem Aufenthalte in Batavia
war D. 1769 wieder in Kopenhagen, besuchte auf kurze Zeit seine Verwandten
und wurde bei dieser Gelegenheit von einem daselbst weilenden russischen Divisions-
doctor veranlasst, nach Russland zu gehen. Im September 1779 reiste D. nach
Petersburg und trat auf ein Jahr als Volontär in die medicinisch-chirurgische
Akademie, um seine anatomischen und chirurgischen Kenntnisse zu erweitern.
1780 wurde er als Arzt beim Seehospital zu Kronstadt angestellt und machte eine
fünfmonatliche Uebungsfahrt als Arzt der „Nadeshdor" in der Nordsee und das mittel-
ländische Meer. 1783 musste er einen Recrutentransport durch Russland nach Cherson
begleiten, wurde als Pestarzt verwandt und selbst von der Pest ergriffen. 1786
als Arzt des nach Sewastopol bestimmten Kronschiffes „Alexander", litt er abermals
am 27. August Schiffbruch und rettete sich mit Mühe. Dann war er eine kurze
Zeit in Konstantinopel, reiste 1787 nach Riga, woselbst er sich verheiratete, und
kehrte nach Cherson zurück. Im Jahre 1791 verliess er den Staatsdienst, siedelte
nach Livland über, war 7 Jahre Hausarzt der Familie M e c k in Pemigel (Livland),
DBÜMPELMANN. — DRÜMMOND. 219
7 Jahre Arzt der Patrimonialgüter Riga's und lebte seit 1806 als frei prak-
tieirender Arzt von Riga selbst, woselbst er am 20. Juli a. St. 1830 starb. D.
besehftftigte sieh neben seiner Praxis mit Naturwissenschaft; er gab heraus:
„Getreue Abbildungen und naturhistorische Beschreibung des Thierreiches aus
den nördlichen Provinzen Russlands" (1. — 8, Heft, Riga 1806—1814, Fol.);
ebenso „Flora Idvonica" oder: „Abbildung und Beschreibung der in Livland
Wild wachsenden Pflanzen" (1. — 10. Heft, Riga 1809—1810).
Autobiographie: Beschreibung meiner Reisen und der merkwürdigen Begebenheiten
meines Lebens. Riga 18)3, XV und 212, 8. — Vergl. ausser diesem Buche noch Recke-
Kapiersky, I, 453 undBeise, J, 154, woselbst noch andere Schriften D.'s angegeben sind.
L. Stieda.
Drnitt, Robert D. , in London, 1814 zu Wimborne, Dorset, geboren,
aus einer daselbst seit 100 Jahren ansässigen Arztfamilie stammend , während er
von Mntterseite mit den Mayo's verwandt war, war anfänglich ein Zögling von
Charles Mayo zu Winchester, kam 1834 nach London, studirte im King's College
und Middlesex-Hospital , Hess sich 1837 in London nieder und verfasste bereits
1839 das Werk, welches seinen Namen in der ganzen Welt bekannt gemacht hat,
nämlich : „ The surgeovüs vade mecum ; a handbook of the principles and practice
of surgery" (3. Aufl. London 1843; 6. Aufl. 1854; 10. Aufl. 1870; Amer. Ausg.
mit Anmerkungen von Joshua B. Flint, Philadelphia 1842; 1847; 1848), von
dem nngeföhr 40.000 Exemplare verkauft worden sind. Er wurde später Member
sowohl des College of Surgeons, als des College of Physicians, studirte 1852 einige
Zeit lang in Paris unter Pajot Geburtshilfe, um sich der Ausübung derselben in
den höheren Ständen zu widmen. Ausser dem genannten Handbuche, welches durch
Klarheit und Zweckmässigkeit der Anordnung ausgezeichnet ist und in jeder Auf-
lage eme sorgfältige Revision erfuhr, und ausser dem nicht minder ausgezeichneten
Artikel: „Inflammation" , welchen er für Coopeb's Dictionary of Practical Surgery
and Encyclopaedia of Surgical Science (1872) verfasst hatte, rühren zahlreiche
Pamphlets, Adressen und Aufsätze in Journalen von ihm her, wie in den Obstetrical
Transactions (Vol. III): „Gase of puerperal fever , vrith diphtheria" — »I^'f^
saved by the sesquichloride of iron; in den Medico-chirurg. Transact. (Vol. 36):
j,On degeneration of the placenta" ; ferner eine Reihe von Mittheilungen in den
Medic. Times and Gaz., darunter 1873 und 74 „Letters fr oni MadrOrs" , wo er
sich zur Verbesserung seiner Gesundheit aufhielt, nachdem er von 1867 an seine
Praxis einzuschränken begonnen und 1872 sie ganz aufgegeben hatte. 1856 zu
einem der Medical Officers of Health in St. George's, Hannover Square gewählt,
hatte er die damit überkommenen Pflichten sehr ernst genommen und jn einer
Reihe von Berichten an den Parochie- Vorstand über Wohnungen, Wasserversorgung
und andere hygienische Zustände nach Kräften zn deren Verbesserung beizutragen
gesucht. Zur Bekämpfung der Trunksucht Hess er sich angelegen sein, durch
eine kleine Schrift: „Report on the cheap loines from France, Germany, Italy,
Austritt, Oreece, Hungary, and Australia: their use in diet and medicme"
(zuerst in Medic. Times and Gaz. 1864 — 65 erschienen; 2. Aufl. 1873) auf weniger
gefährliche alkoholische Getränke aufmerksam zn machen und sie zu empfehlen.
Dieser in vielen Beziehungen ausgezeichnete und unterrichtete Mann starb am
15. Mai 1883.
Medical Times and Gaz. 1883. I, pag. 600. Gurlt.
Drummond, James L. D. , Irländer, studirte in Edinburg bis zur
Promotion 1814 („De oculi anatomia comparativa" ) und wirkte später in Belfast,
wo er fortfuhr, sich mit vergleichend-anatomischen Untersuchungen zu beschäftigen
und in den Transact. of the Royal soc. of Edinb. Vol. VU: „On certain appearances
observed in the dissection of the eyes of fishea" (1815) erscheinen Hess.
Red.
^Drummond, David D., zu Newcastle-on-Tyne , bis 1874 in Dublin,
dann auf Reisen weiter ausgebildet, speciell in Wien, Prag, Strassburg, wirkt als
220 DRUMMOND. — DÜBOIS.
Lecturer on pathology (früher Physiologie) an der Durham üniversity und publi-
cirte monographisch: „Observations on the loas of senstbüity etc,^ und „Diseases
of the brain and spinal cord^ (beide 1876), später klinische Miitheilungen im
Brit. med. Joura. (1881, resp. 1882) und noch jüngst: „On the diagnosis and
nature of so called perforating tumours of the dura maier*' (Ebenda 1883).
ßed.
Dryander, Johann 1)., s. Eichmann.
Drysdale. Neben dem älteren Thomas D. mit Tentamen varia de
hepate proferens" (Philadelphia 1794) und „Account of the yellow fever of
1794etc,*' (Daselbst 1804), sind *Charles Robert D. und*John JamesD.
zu nennen. Der Erstere, M. D. St. Andr. 1859, F. R. C. S. Lond. 1861, M. R. C. P.
Lond. 1862, wirkte früher am London consumption Hospital, dann am Metrop.
Free Hospital und der Farringdon Dispensan-. Seine schriftstellerische Thätigkeit
richtete sich neben einigen klinischen, besonders auf epidemiologische Themata, so:
^Syphilis its nature and treatment^ (London 1872, 1880; französisch Paris
1864; deutsch 1868) — „Cholera its nature and treatment*^ ; ferner mit CcR-
GENVEN: „Report of the committee for the prevention of venereal disease etc,*^
(London 1867) und mehrere Schriften, Uebervölkerung betreffend. — *John
James D. , zu Edinburg 1838 Med. Dr. und gleichzeitig L. R. C. S* Edinb., ist
zur Zeit in Livei*pool ansässig. Er gab eine Zeit lang Flbtcuer's Pathologie
(auch das British Journ. of Homoepathy [1843 — 1870]) mit heraus und machte
sich einen Namen durch folgende Publicationen : „Life and the equicalence of
force^ (London 1872) — „The protoplasmic theory of life" (Daselbst 1874) —
„The germ theories of infectious diseaaes^ (Daselbst 1878) — n^ife history
of monads^ (Micro^c. Journ. 1873 — 1875) und mit Hayward: „Health and
comfort in house building etc,^ (London 1872). j^^^
Dschabrll Ben Bachtischua, s. Araber (I).
Dsordschis Ben Bachtischua, s. Araber (I).
Dschozla, 8. Araber (XVH).
Dube, Paul D., französischer Arzt des 1 7. Jahrhunderts, dessen Lebens-
verhältnisse gänzlich unbekannt sind. Schriften: „Tractatus de mineralium
aquarum natura, praesertim de aqua miner ali fontis Escarlisarum, vulgo des
Escharlisy prope Montargium^ (Paris 1649, 8.) — „Histoire de deitx enfants
monstres, nSs dans la paroisse de Sept-Fonts^ (Paris 1850, 8.) — „Medicinae
theoreticae medulla, seu medicina corporis et animi" (Paris 1671, 12) — „Le
mSdecin et le Chirurgien des pauvres" (Paris 1672, 12).
BiogFr g^nörale. Max ^alomon.
/Dubois, Jacques D. (latinisirt Jacobus Sylvius), wurde in Louville,
in der Nähe von Amiens, 1478 von armen Eltern geboren und von seinem Bruder
Franz D., welcher Lebrer der Beredtsamkeit in Tournay war, erzogen und zum
Universitätsstudium herangebildet. Aasgerüstet mit vorzüglichen KenntniBsen im
Lateinischen, Griechischen, selbst Hebräischen, studirte er in Paris Medicin und
vertiefte sich besonders in die Werke des Hippokrates und Galen, worüber er
auch später, ohne promovirt zu haben, öffentlich mit grossem Beifalle docirte.
Nachdem ihm die Docentur ohne voraufgegangene Promotion von der Facultftt
verboten war, machte er endlich seinen Doctor 1529 oder 1531, — ein Act, den
er der Kosten wegen aus Geiz immer verschoben hatte, las 1535 im CoU^ de
Tr^guier und ward 1550 an Guido Güidi's Stelle Professor am College royal.
Sem Vortrag zeichnete sich durch Klarheit und eleganten Stil aus, und da er ausser
den alten Classikem Anatomie mit Sectionen, Arzeimittellehre und Botanik lehrte,
zog er eine grosse Menge von Zuhörern in seine Vorlesungen, zuweilen über 400.
Er starb am 13. Januar 1555. — D.'s Verdienste um die Anatomie sind nicht gering
DÜBOIS. 221
zu schätzen. Er war einer der Ersten, welcher menschliche Körper secirte, statt der bis
dabin gebräaehlichen Schweine, und somit den Anstoss zu einer genaueren Kenntniss
der Anatomie des Menschen gab. Er legte auch zuerst den Muskeln, statt wie bisher
Zahlen, Namen bei und war der Erfinder der Injection der Blutgefässe mit farbigen
Massen. Unter seinen anatomischen Entdeckungen sind besonders hervorzuheben
diejenige der Klappen einiger Venen, sowie, dass das Peritoneum ein undurchbohrtes,
znsammenhängendes Ganze bilde. Er beschrieb im Wesentlichen richtig den Verlauf
der Vena cava, den Processus vermiformis, den Bau der Leber. Doch führte ihn
seine blinde Voreingenommenheit für Galsnos dazu, das, was er im Gegensatze zu
diesem richtig gesehen hatte, nur als AnomaKe zu betrachten — entschuldigt
allerdings durch die Seltenheit der Sectionen. Diese Voreingenommenheit, der
Hass gegen die Neueren dictirte ihm auch die heftige Schmähschrift gegen seinen
berühmten Schüler Vesal , der ja gewagt hatte , die Irrthtimer Galen^s aufzu-
decken — ff Vesani cujusdam calumniae in Hippocratis et Oaleni rem anato-
micam depulsio" (Paris 1551, 8. ; Venedig 1555, 8.). — Von D.'s übrigen Schriften
sind diejenigen über Hippokrates und Galenos, besonders aber die Ausgabe des
Mksüe, welche Haller unter D.'s beste Arbeiten rechnet, von Werth, ebenso
diejenigen, welche die Arzeneimittellehre behandeln. Geringere Beachtung verdienen
die medicinischen Abhandlungen. D.'s Charakter entstellte ein schmutziger Geiz,
vielleicht die Nachwirkung der in der Jugend ertragenen Entbehrungen. Yjr Hess
im Winter nicht heizen, sondern erwärmte sich durch Ballspielen, seine Kleidung
war aufs höchste vernachlässigt, seinen Dienstboten gab er nur Brod. Seine
Vorlesungen Hess er sich sehr theuer bezahlen, und falls einer oder der andere seiner
so zahlreichen Zuhörer einmal mit dem Honorar zögerte, drohte er mit Suspendirung
des Collegs, bis derselbe seinen Verpflichtungen nachgekommen oder durch die
anderen von der Vorlesung ausgeschlossen wäre. Dadurch gelang es ihm allerdings
ein grosses Vermögen zu erwerben; er erreichte es aber auch, dem allgemeinen
Spotte zu verfallen, so dass an seinem Begräbnisstage folgendes Distichon an die
Thür der Kirche, wohin die Leiche gebracht, angeschlagen wurde:
„Sylvius hie situs est, gratis qui nil dedit unquam,
Mortuus est gratis quod legis ista dolet."
Wir führen von D.'s zahlreichen Schriften, welche vollständig bei H aller (Biblioth.
med. und anatom.) verzeichnet sind, nur die wichtigeren an: „lAber de ordine et
ordinis ratione in legendia Hippocratis et Galeni libins^ (Paris 1539, 8.,
ibid. 1561, 8.) — ,fDe medicamentorum , simplicium praeparatione , delectu,
misiionis medo Hb. Ill^ (Paris 1542, fol. und öfter) — f^Methodus medicamcnta
componendi ex simplicibus, quartuor libris distributa^ (Paris 1541, fol. und
öfter) — ffj, Mesue de remedica libri III, Sylvio interprete" (Paris 1542, fol.
und öfter) — „Morborum internorum pene ornnium curatio brevi metkodo
comprehensa, ex Galeno praecipue et M, Gattinaria" (Paris 1545 und öfter) —
fflsagoge in libroa Hippocratis et Galeni anatomicos" nebst hinzugefügten
rfObservata in variis corporibus secandis" (Paris 1555, 8. und öfter) — „Opera
omnia*' (Genf 1630, fol.; ebenda 1635, fol.). Max Salomon.
/Dubois, Jean D., wurde zu Lille in der ersten Hälfte des 16. Jahrhunderts
geboren, studirte zuerst die schönen Wissenschaften, darauf Medicin in Löwen
und promovirte daselbst 1557 mit der Dissertation: ffDe lue venerea declamatio"
fLöwen, 4.). Er prakticirte dann einige Jahre in Valenciennes und ward 1562
von Philipp H. an die neu gegründete Universität Douai als Professor der
Medicin berufen, wo er 1576 starb. Unter seinen Schriften sind folgende anzuführen :
„De curatione morbi articularis tractatus quartuor" (Antwerpen 1557, 8.) —
„Academiae nascentis Duacensis et professorum ejus encoinium'^ (Douai 1563,
4. — in Versen).
Die übrigen Werke s. Biogr. in6d. Max Salomon.
Dubois, Franz de le Boe (Sylvius), s. De le Boe* (I, pag. 498).
222 DÜBOIS.
Dubois, Godefroid D., wurde um 1700 in Cruining in Holland geboren,
prakiicirte in Harlem und erhielt 1729 die Professur der Philosophie, 1738 der
Medicin und Anatomie, 1744 der Botanik zu Franeker. Er starb am 18. Januar
1747. D. hat eine Anzahl kleinerer Schriften hinterlassen, worunter zu erwähnen^
„De sono et audüu** (Leyden 1725, 4.) und „Oratio de utüüate et necessitate
matkeseos in phyaicis^ (Leyden 1838, 4.)
Blogr. g^n^rale. Max Salomon.
Dubois, Jean-Baptiste D. , wurde gegen Ende d^ 17. Jahrhunderts
zu Saint-Lö geboren, studirte erst. Jurisprudenz, später Medicin in Paris und pro-
movirte auch dort. Ein Jahr später ward er zum Leibarzte der Prinzessm ^"on
Conti, bald nachher zum Professor der Chirurgie ernannt. Seine wankende Ge-
sundheit nöthigte ihn, 1744 sein Amt niederzulegen, worauf er sich nach seiner
Vaterstadt zurückzog und der Poesie und der Wissenschaft lebte, von denen die
erstere ihm jedenfalls mehr geneigt war als die letztere, welcher er nur einige
Dissertationen, z. B. : „An fetus extra lUerum genitus y salva matre, possit
excludif affirm,*' (Paris 1727, 4.) und „An colicis venaesectio? negat,^ (Paris
1751, 4. und 1756, 4.) widmete. Er starb im April 1759. ^^x Salomon,
Dubois, le Baron Antoine D. , geboren den 17. Juli 1756 zu Gramat,
unweit Cahors, kam 1776 nach Paris, wo er sich kümmerlich durch Unterricht
und Abschreiben ernährte, bis Dessault ihn 1778 als Famulus annahm. Er
widmete sich nun mit Eifer der Anatomie, Chirurgie und Greburtshilfe , warde bei
Errichtung der £cole de sant6 an derselben Professor der Anatomie und 1795, nach
Dessault*s Tode, Professor der chirurgischen Klinik. D. erfreute sich als Greburts-
helfer eines grossen Ansehens, wurde Accoucheur der Kaiserin und erhielt von
Napoleon die Würde eines Baron de TEmpire. 1829 ward er, im Alter von
73 Jahren, durch Civialb vermittelst der Litiiotrypsie glücklich vom Blasenstein
befreit und starb am 30. April 1837 nach kurzer Krankheit. Wir haben von ihm
nur eine Anzahl Joumalartikel chirurgischen Inhaltes.
Callisen, V, pag. 332 flgd. und XXVU, pag. 342. Max Salomon.
DnboiSy Paul D. , Sohn des Antoine D. (siehe diesen), geboren zu
Paris 1795, gestorben 185., studirte in Paris, promovirte daselbst 1818 (Diss.:
„Propositvtns sur diverses parties de Part de guSrir^)^ ward 1823 Professeur
agr6g6 und 1834 Professor der geburtshilflichen Klinik (Concursschrift : „Dans
les ca^ de rüricissemeigt du bassin, que convient-il de faire ?**) , ein Amt, das
er noch 1866 inne hatte. Er beschäftigte sich ausschliesslich mit Geburtshilfe und
war ein vorzüglicher Lehrer, der sich durch Klarheit und Einfachheit des Vor-
trages auszeichnete. Ausser dem ersten Theile eines grösseren Werkes über Geburts-
hilfe — „TraitS complet de Vart des accouchements" (Paris 1849, 8.) — besitzen
wir von ihm noch eine Anzahl Artikel in Archiven und Zeitschriften.
Biogr. g^n. Max Salomon.
Dubois, Fr6d6ric D., geboren am 17. Februar 1799 zu Amien»
(nach seiner Vaterstadt Dubois d'Amiens genannt), studirte zu Amiens nnd
Paris, promovirte 1828 daselbst, ward 1832 Professeur agr6g6, bald nachher
Hitglied der Acadömie de m^decine und 1847 der Nachfolger Pabiskt*8 als
ständiger Secretär der Gesellschaft. Als solcher beschäftigte er sich ausschliesslich,
unter Aufgebung der medicinischen Praxis, mit medicinisch-historischen, besonders
biographischen Arbeiten und veröffentlichte eine Reihe filoges, die durch ihre Form-
vollendung sich auszeichnen. Sie erschienen später gesammelt unter dem Titel:
„Eloges Ins dans les sSances publiques de PAcademie de midecine {1845 — 1863)*"
(Paris 1864, 8., 2 voll.). Unter der grossen Anzahl seiner historischen Arbeiten
führen wir folgende an : „Examen des doctrines de Cabanis, Gall et Broussais^
(Paris 1842, 8.) — „Recherclies historiques sur la vie privSe de Vempereur
Auguste, sur les maladiesy ses infirmitis et son genre de mort^ (Paris 1869, 8.);
DUBOIS. — DÜBREIL. 223
in Betreff der flbrigen siehe Alphonse Pauly, Bibliographie des sciences mMicales
(Paris 1874, 8.). Von medicinischen Schriften sind erwähnenswerth : „TraüS de
fothologie g^Srale*' (Paris 1837, 8., 2 vol.) — ;, Traiti des itudes mSdtcales,
ou de la manihre d'Studier et JPen$eigner la inidecine^ (Paris 1838, 8.) —
„Präegons de paihologie experimentale" (Paris 1844, 8.).
Biogr. gen. Max Salomon.
Dnbois-Beymond, falsche Schreibweise für * Du Bois-Reymond (I, 514).
Dnboseq de la Roberdiire, J.-T.-G. D., zu Vire (Calvados), woselbst er
GefUngnissarzt war, war Doctor der medicinischen Facultät zu Caän, Associö des
College royal des m6decins zn Nancy n. s. w. und hat eine Reihe von Schriften
hinterlassen, von welchen wir folgende anführen: „Reckerches sur la rougeole, etc.*^
(Paris 1776) — „Reckerches sur la Vaccine et sur la mdthode d' Vinocider aux
ommes etc." (Vire, an XI) — ,, Reckerches sur la scarlatine angineuse,
jwi a rdgnS h Vire, dans les annies 1800 et 1801" (Vire, 1805) u. s. w. ;
ausserdem eine Anzahl von Aufsätzen in dem Journal von Yandrrmoxde und Roux
(T. XXXIX, XLI, XLHI, XLVIII) u. s. w.
Dict bist. 11. pag. 135. G.
*Dubou6, Paul Henri D. , doctorirte 1859 zu Paris, schrieb über
Extrauterinschwangerschaft (1874), später über die Principien einer rationellen
Therapie (Paris 1876) und machte sich bemerkbar durch eine Schrift: „De la
fhysiologie pathologique de la fih)re typh&ide et des mdications thirapeutiques,
guten dirivent" (Daselbst 1878). Als bestes Mittel gegen Typhus empfahl er später
in den Pariser Wochenjoumalen Ergotinpräparate. j^^^
Duboneix, unbekannten Vornamens, Professor der Medicin in Nantes,
später Arzt in Clisson (Bretagne), hat in dem Joum. de m6d. (Aeltere Folge,
Jahrg, 1766, 1770, 1774, 1776, 1782, 1788, 1789) eine Reihe theils casuistischer,
theils umfassenderer Arbeiten publicirt, unter letzteren: „Histoire de V Etablisse-
ment et des succls de Vinoculation dans la ville de Nantes etc." — „M^ioire
sur Vdectriciti" — „Topographie mdd. de la ville et de Vhopital de Clisson
en Bretagne".
Biogr. hist. U. Red.
Dubonrg, Jacques-Barben D., zu Paris, war am 15. Februar 1709
zu Mayenne geboren, studirte anfänglich Theologie, ging erst spät zur Medicin
über und wurde 1748, na«h Vertheidigung von vier Thesen, Mitglied der Pariser
medicinischen Facultät. Auch hatte er sich an dem Streite zwischen den Aerzten
und Chirurgen betheiligt, mehrere Uebersetzungen von berühmten englischen Schriften
(von Lord Bolinjrbreke, Lord Bathurst) veröffentlicht und sich einen Namen
als Historiker und Geograph gemacht. Er gab dann ein medicinisches Journal:
„Gazette d^Epidaure", das aber nur drei Jahre bestand, heraus, schrieb später,
bei dem zwischen Aerzten und Chururgen ausgebrochenen gerichtlich-medicinischen
Streit über die Dauer der Schwangerschaft und die Zeit der Entbindung seine
„Reckerches sur la durde de la grossesse et le terme de V accouckenient" (Amster-
dam 1765), verfasste noch ein botanisches Werk („Le botaniste fran^ais", 2 Bde.,
1767) und wurde durch seine Freundschaft mit dem berühmten Philosophen
Franklin gewürdigt, die „Oeuvres de Mr. Franklin" herauszugeben. Er starb am
13. December 1779.
Lettsom in Memoirs of the Medical Society of London. Vol. I, pag. 476. —
flntchinson, I, pag. 270. q
/Onbreil, Andr6 D. (Du Bebil, fälschlich auch Dübeeuil), aus Angers,
Docteur-rögent der Pariser Facultät, der gegen Ende des 16. Jahrhunderts lebte und
wirkte, hat seinen Ruf durch ein Buch: „La police de Vart et science de la
midecine" (Paris 1580), dessen Wichtigkeit allerdings eine vorwiegend historische ist.
224 DUBREIL. — DÜCASSE.
Hinsichtlich eines von Haller ihm zugeschriebenen gleichzeitigen „Discours sur
la conservation de la vue" (Ronen 1580), soll nach Dezemeris ein Irrthum
untergelaufen sein.
Dict. hist. n. Red.
Dnbroenquez, s. Broeüqukz.
Dnbmeil, Joseph-Marie D., zu Montpellier, war am 14. August 1790
zu Landerneau (Finistere) als Sohn des Chefarztes bei der französischen Marine
zu Brest, Jean-Fran9oisD. (geb. 1754, pensionirt 1818), geboren, trat selbst
als Arzt in die Marine ein, wurde 1815 zu Paris Doctor, schrieb mehrfach über
das gelbe Fieber (Joum. universel des sc. m6d. 1817) nach den auf seinen Seereisen
gemachten Erfahrungen, war später Professor an den Schulen für Schiffsmedicin
und zuletzt Professor in der medicinischen Facultät zu Montpellier. Seine meisten
Arbeiten fallen in die letztgenannte Zeit und sind die ersten derselben, im Mömorial
des höp. du Midi (1829, 30) enthalten, darunter: „Recherches anatomiques touchant
une ipidSmie catarrhale observie h la clmique mSdtcale de Montpelliei; pendant
Vhiver de 1828 — 1829" ; die übrigen Aufsätze, auch in der Gaz. m6d, de Paris
(1834), im Joum. de la Soc. de m6dec. de Montpellier (1841) und anderen
Zeitschriften, sind meistens casuistischer Natur. Zusammen mit Rech gab er heraus:
„Rapport sur le cholSra-morhus, qui a rigni dans le midi de la France en 1836'*
(Montpellier 1836). Eigene Schriften von ihm sind folgende, darunter die letzte
die bedeutendste: „Observattons et rSfle^xnona sur les an^vrysmes de la portton
ascendente H de la Crosse de Va^rte" (Montpellier 1841, mit 6 Taf.) — „Obser-
vation düune rupture du coeur, .... Riflexions sur les ruptures du coeur con-
sid&rdes en gSn^ral" (Montpellier 1842, mit 1 Taf.) — „Des a^iomalles arterielles
considSries dans leurs rapports avec la pathologie et les opSrations cfiirurgicales"
(Paris 1847, mit Atlas, 17 Taf., 4.). Er starb am 19. November 1852.
Bnisson in Joum. de m6d., chir. et pharm, de Toulouse. N. S. V, pag. 64 (nicht
zugänglich). — Berger et Rey, pag. 79. G.
*:Dubrueil, Alphonse D., Professor der chirurgischen Klinik zu Montpellier,
wurde 1864 zu Paris Doctor mit der These „Des indications que prSsentent les
luxations de Vastragale" und hat seitdem u. A. folgende chirurgische und ophthal-
mologische Arbeiten verfasst: „De Viridectomie" (Paris 1866) — „De l'ampiUation
intra-delto'idienne" (1866) — „Manuel d'op^atians ckirurgicales*^ (1867) —
„Des diverses mithodes de traitement des plaies" (1869) — „Manuel öpercUoire
des rdsections*^ (1871) — „EUments de midecine opSratoire*^ (1874 — 78).
Index-Catalogue III, pag. 927. G.
Ducamp, Theodore- Joseph D. , zu Bordeaux am 10. April 1792
geboren, wurde 1811 Militär-Chirurg zuerst in Strassburg, dann beim Val-de-Gräce
in Paris. 1815 wurde er Med. Dr. und schlug sogleich den Weg ein, dess^
weitere Verfolgung ihn zu einem der Reformatoren der französischen Chirurgie am
Anfange dieses Jahrhunderts machen sollte. Er schrieb nämlich — nach einigen
wenig bedeutenden Sachen — den „Traiti des ritentions d^urine caussSes par
^ les rdrAcissemens de Vur^tre et des moyens h Vaide desquels on peut dStruire
cornplStenient les obstructions de ce canal" (Paris 1822, mit Tafeln, auch 1823).
Zahlreiche Artikel im Journal g6n^ral de m6d. (T. LXIX — LXXIV) , fleissige Ueber-
setzungen aus dem Englischen, die er theils in demselben, theils als Monographien
(Paris 1819) veröffentlichte, schienen neben dem Aufsehen, welches die glückliche
Behandlung der Harnröhrenstricturen erregt hatte, ihm eine glänzende Zukunft zu
sichern, als D. bereits am 1. April 1823, erst 30 Jahre alt, starb.
Dict. hist. II. Red.
Ducasse, Jean-Marie- Augustin D. , zu Toulouse, war daselbst am
27. April 1786 als Sohn eines Magisters der Chirurgie geboren, besuchte die
Hospitäler seiner Vaterstadt und genoss den durch die Revolution unterbrochenen,
DUCASSE. — DUCHEK. . 225
1803 aber wieder hergestellten medieinischen Unterricht daselbst, ging darauf für
2 Jahre nach Paris, wurde dort 1807 Doctor der Chirurgie und kehrte nach
Toulouse zurück. Daselbst wurde er 1808 zum Professeur adjoint an der 1806
errichteten Ecole impör. de medecine ernannt und blieb 22 Jahre in dieser Stellung,
in welcher er Chirurgie und Geburtshilfe vorzutragen hatte. Er gab heraus:
„Mimotres et observattons de mSdecine et de Chirurgie" (Toulouse 1821) —
^Discours sur les qualttes et les devoirs de VopSrateur" ^Daselbst 1829), ausser
mehreren Journal-Aufsätzen und etwa 45 Mittheilungen, die er von 1812 — 1850
an die Acadömie des sciences, inscriptions et belles-lettres zu Toulouse, deren
immerwährender Secretär er seit 1841 war, gemacht hat. 1830 erhielt er den
Lehrstuhl der gerichtlichen Medicin und Hygiene, den er 1839 mit dem der Geburts-
hilfe vertauschte, während er zugleich Director der Schule wurde, die einige Jahre
später, 1841, den Titel „ficole pröparatoire de m6decine et de pharmacie" erhielt.
Ebenso wie er regen Antheil an der Verwaltung der Stadt nahm, so war er auch
fftr das Journal de Toulouse ein fleissiger Mitarbeiter auf dem Felde der literarischen
Kritik. In Folge zunehmender Taubheit legte er seine verschiedenen Aemter in der
Zeit von 1851 — 55 nieder und starb, in hohem Ansehen stehend, am 7. Mai 1859.
J.-B. Noulet in M^moires de l'Acad. imper. des sciences, inscriptions et belles-
lettres de Toulouse, 5. S6rie, T. IV, 1860, pag. 364. — Callisen, T. V, pag. 347. g,
Duccinl, Joseph D. , italienischer Arzt und Professor der Medicin in
Pisa zu Beginn des 18. Jahrhunderts, ist der Verfasser von „De bagni dt Lticca"
(Lucca 1711). Unger.
Duclianoy, Cl.-Fr. D., französischer Arzt, geboren 1742 in Vanvilliers
bei Vesoul, gestorben 1827 in Paris, studirte in Paris und wurde Prosector bei
A. Petit, der ihm grosses Wohlwollen bezeugte. Bedeutendes Aufsehen machte in
jener Zeit ein in Form einer Brochüre verfasster und gegen Poetal gerichteter
Brief D.*s, in welchem Poetal's Kritik der anatomischen Arbeiten Petit's in sehr
scharfer Weise zurückgewiesen worden. Die heute sehr seltene Brochüre ist abge-
druckt in A. Petit's Geschichte der Anatomie und Chirurgie und führt den Titel :
^Lettre h Mr, Portal sur la critiquey qu*il a faite des ouvrages ancUomiques
de Mr. A. Petit". D. wurde 1799 zum Administrator der Pariser Hospitäler
ernannt und später zum Doyen der Facultät gewählt ; in beiden Stellungen erwarb
er sich grosse Verdienste. Ausser zahlreichen Abhandlungen, die D. in verschie-
denen Fachjournalen veröffentlichte, sind hier zu nennen: „Mimoire sur Vusage
deg narcottques dans l&t fihyrea intermütentes" (Paris 1780) — „Du mal
certän-al" (Daselbst 1785). ünger.
Duchatel, s. Castellan.
l>achek, Adalbert D., zu Wien, war am 1. December 1824 zu Prag
als S 0 h n eines Arztes geboren, wurde 1 848 daselbst Doctor mit der Diss. : „ Ueber
die Wirbeltuberculose" , darauf Secundärarzt in der dortigen Irrenanstalt, später
Assistent bei Ha^ieenje, beschäftigte sich viel mit pathologischer Anatomie und
Chemie und kam 1855 als Professor an die damalige raedic.-chirurgische Schule
zu Lemberg. Er erhielt ein Jahr später einen Ruf nach Heidelberg und wurde
1858, bei der Wiederaufrichtung der Josephs-Akademie, an diese nach Wien als
Professor der medieinischen Klinik berufen. Als 1871 Skoda in den Ruhestand
trat, wurde D. an seiner Stelle Mitglied der medieinischen Facultät, der er bis zu
semem am 2. März 1882 erfolgten Tode angehört hat. Als Kliniker war er sehr exact
und ftir seine Schüler klar und verständlich, als Diagnostiker vortrefflich und als
Therapeut wählte er die goldene Mittelstrasse zwischen Nihilismus und Pharmacie.
Als Arzt erfreute er sich einer grossen Beliebtheit. Von seinen grösseren literarisöhen
Leistungen führen wir an: „Die Krankheiten der Kreislaufs-, Athmungs-y Ver-
dauungs-, der Geschlechts- und Harnorgane" (im Handb. der spec. Pathologie
und Therapie, Bd. I, Erlangen 1862) und „Scorbut (Scharbock), scorbutus"
Biogr. Leirikon. II. 15
226 DUCHEK. — DUCHENNE.
(in V. PiTHA und Billroth, Handb der allgem. und spec. Chirurgie, I, 2. Abth. A,
Erlangen 1876). Auch war er von 1861 — 70 Mitherausgeber der Wiener medi-
cinischen Jahrbücher und des Wochenblattes der Zeitschrift der k. k, Gesellschaft
der Aerzte zu Wien.
Wiener med. Wochenschr. 1882, pag. 255. G.
Duchenne, G.-B. D. (D. de Boulogne), geboren am 17. September 1806 zu
Boulogne sur mer, woselbst seine Familie seit der ersten Hälfte des vorigen Jahr-
hunderts ansässig war, der Sohn eines Schiffscapitäns Jean D. , mit 19 Jahren
Baccalaureus in Douai, machte seine medicinischen Studien in Paris, von wo er
1831 nach seiner Vaterstadt zurückkehrte, um daselbst zu prakticiren. Die zufällige
Anwendung der damals durch SarlandiI:bes und Magendie in Aufnahme gekom-
menen Elektropunctur bei einem Kranken scheint hier, gegen 1835, seinem Leben
die entscheidende Richtung gegeben zu haben, indem sie ihn zur Beschäftigung
mit den Heilwirkungen der Elektricität und den sich daran knüpfenden Fragen
der Localisation dieses therapeutischen Agens veranlasste. Um ein besseres Arbeits-
feld für diese Studien zu gewinnen, siedelte D. im Jahre 1842 nach Paris über. Er
lebte hier, bis an seinen Tod, ohne jede oflFicielle Stellung als Lehrer oder Hospital-
arzt, auch ohne eine solche zu suchen, sie vielmehr ängstlich vermeidend, weil er
darin nur eine Einschränkung und Hemmung seiner freigewählten Thätigkeit er-
blickte, welche darin bestand , das Krankenmaterial aller Pariser Hospitäler ab;
überall willkommener oder wenigstens geduldeter Mitbeobachter für seine Special-
zwecke zu verwerthen. Jeden Morgen pflegte er ein oder zwei Hospitäler zu
besuchen, unter den vorhandenen Fällen die interessantesten und belehrendsten
auszusuchen, um dieselben dann zum Objecto seiner pathologischen und elektro-
therapeutischen Detailstudien zu machen. So erlangte er ein imgemein reichhaltige«
und exquisites Beobachtungsmaterial, wie es dem einzelnen Kliniker und Hospital-
arzt nicht zu Gebote stehen konnte; allerdings auch nicht ohne Kämpfe und
Reibungen aller Art, zu deren Vermeidung es ihm, wie es scheint, an der
erforderlichen Geschmeidigkeit fehlte, während seine ausdauernde Beharrlichkeit
über alle Hindemisse doch schliesslich triumphirte. Aus dieser Art der Gewinnung
seines Beobachtungsmaterials erklären sich, beiläufig gesagt, auch die zahlreichen
Prioritätsstreitigkeiten, in welche er bei Gelegenheit der von ihm entdeckten oder
zuerst beschriebenen neuen Krankheitsformen (s. u.) verwickelt wurde. So wenig
ambitiös D. auch war, so fehlte es ihm offenbar doch niemals an Feinden und
Gegnern; seine Leistungen wurden vielfach von Solchen, die in ihm nur den
therapeutischen Specialisten erblicken wollten, ignorirt oder verkleinert ; es gelang
ihm niemals, in den herrschenden officiellen Zunftkreisen als völlig gleichberechtigt
anerkannt und seiner vollen Bedeutimg nach gewürdigt zu werden. Sein Leben,
nur einer grossen weitgesteckten Aufgabe gewidmet und von dieser gänzlieh auf-
gefüllt, verfloss im Uebrigen still und gleichförmig; er, starb, nachdem er seit
vier Jahren gekränkelt, in Folge einer Gehirnblutung am 15. September 1875.
Die medicinischen Zeitungen von Paris brachten über seinen Tod zum Theil nur
ganz kurze und kalte Notizen ! — D. ist, um sein Hauptverdienst und seine Haupt-
leistung in ein Wort zu fassen, als der Schöpfer der modernen Elektro-
diagnostik und Elektrotherapie zu betrachten. Er wurde dies, indem
er den älteren, ungeeigneten oder unzulänglichen Methoden der Elektricitäts-
anwendung gegenüber, wozu auch das oben em^'ähnte Verfahren der Elektropunctur
gehörte, von vornherein eine auf gewisse Organe (Haut, Muskeln u. s. w.) 1 o c a 1 i-
sirte Einwirkung — filectrisation localisöe — in's Auge fasste und durch ein-
fache, bequeme, am Lebenden ohne Hautverletzung durchführbare Methoden diesen
Zweck in sehr vollendeter Weise erreichte. Er lehrte vorzugsweise, durch Appli>
cation gut angefeuchteter und auf die ebenfalls feuchte Haut angedrückter Strom-
geber auf die unter der Haut liegenden Gebilde (Muskeln, Nerven) zu wirken,
während er dagegen die faradische Reizung der Haut (Faradisation cutanee) mit
DUCHENNE. 227
troekenen und znro Zwecke intensiverer Erregung mit eigens dazu geformten
Stromgebem — Hautpinsel — vornahm. Hieran knüpften sich weiter die für
Erankheitsznstftnde des Nerven- und Mnskelapparates so fundamental wichtig
gewordenen, diagnostisch - prognostischen Bestimmungen der ,,elektromuskulären
Contractilitat" (faradische Nerven- und Muskelreizbarkeit) und der elektrocutanen
Sensibilität , Untersuchungsmethoden, deren Bedeutung gar nicht hoch genug ange-
schlagen werden kann und etwa der Percussion und Auscultation an die Seite
za stellen ist, da durch sie zuerst überhaupt die Anwendung exacter, quantitativer
Bestimmungen auf jene bisher einer physikalischen Untersuchungsmethodik ent-
behrenden Gebiete der Pathologie möglich gemacht wurde. Selbstverständlich hat
D. hier nur die Grundlagen geschaffen, auf denen nachmals von Remak, ZrEMSSEN
and namentlich seit 1857 unter Zuhilfenahme des constanten Stromes in Deutsch-
land fortgebaut wurde; D., wie überhaupt die französische Schule, verhielt sich
diesen in Deutschland gemachten Fortschritten gegenüber im Ganzen spröde ab-
lehnend; er kam dadurch in eine sehr unerquickliche Polemik mit Rbmae. —
Ein weiteres ganz enormes Verdienst erwarb sich D. um die Muskel Physio-
logie, resp. die myologische Functionslehre, indem er die von ihm
ausgebildete Methode isolirter elektrischer Erregung der einzelnen Skeletmuskeln
zur fnnctionellen Prüfung derselben und zu genauer Bestimmung ihrer vereinzelten
oder combinirten Wirkung unter bestimmten Verhältnissen, Stellungen u. s. w.
benutzte. Wie sehr er selbst überhaupt immer bestrebt war, seine Methodik und
Technik in den Dienst physiologischer sowohl wie pathologischer Untersuchungs-
aufgaben zu stellen, geht aus seinen eigenen Worten (I. Auflage seines Hauptwerkes)
hervor: „Die elektrische Kraft auf die (einzelnen) Organe richten und beschränken
heisßt der Beobachtung ein noch unerforschtes weites Feld öffnen. Die Locali-
sation dieser Kraft gestattet in der That, gewisse physiologische Eigenschaften
der Organe ebenso wohl zu erforschen wie ihre pathologischen Störungen" —
und mit besonderer Bezugnahme auf seine Muskelexplorationen : „Ich habe eine
Art von Anatomie an Lebenden (anatoraie vivante) zu schaffen gesucht; ich
habe die isolirte und individuelle Action jedes Muskels nach genauen Methoden
präcisirt. Es kommt mir selbst nicht zu, über das Verdienst dieser Untersuchungen
zu urtheilen; doch darf ich behaupten, dass, wenn die von mir aufgefundenen
Thatsachen sich bestätigen , die Muskelphysiologie ein ganz neues Aussehen wird
annehmen müssen." — Späterhin wandte D. sein Interesse und seine Forschungen
wesentlich der Pathologie und schliesslich der pathologischen Anatomie des Nerven-
systems zu und er gelangte auch auf diesen ihm ursprünglich fremderen Gebieten
zu höchst wichtigen und bedeutsamen Resultaten. Vor Allem verdanken wir ihm
hier die Auffindung, die klinische und zum Theil auch die pathologisch-anatomische
Beschreibung einer Reihe typischer Krankheitszustände des Nervenapparates, die
fär immer an seinen Namen geknüpft sein werden. Ganz unbestreitbar gehören
dahin die eigentliche, ckassische progressive Muskelatrophie (sog. „Typus
Düchenne-Aean"), die „Paralysie glossolabiolaryngee" (Glossopharjmgo-
labialparalyse, progressive Bulbärparalyse, DüCHENNE'sche Lähmung) und die von
ihm sogenannte „Paralysie pseudohypertrophique" oder „myoscl6ro-
sique" (in Deutschland häufiger als Pseudohypertrophie der Muskeln bezeichnet).
Die in Frankreich ihm gewöhnlich vindicirten Entdeckungen der „Paralysie
atrophique graisseuse de Tenfance" und der „Ataxie locomotrice
progressive" bedürfen dagegen insofern einer Einschränkung, als die in Rede
stehenden Krankheiten beide schon früher in Deutschland, jene als essentielle
Einderlähmung (Heine), diese als Tabes dorsualis (Romber^ u. A.), beschrieben
wurden ; doch hat D. namentlich bei der letztgenannten Krankheit um Feststellung
des entscheidenden Symptoms „Ataxie" immerhin wesentliche Verdienste. Die
von ihm femer noch aufgestellte Krankheitsgruppe der „Paralysie gen6rale
spinale" oder „Paralysie generale spinale ant6rieure subaigue"
erwies sich weiterhin als ein fruchtbares Feld für Aufdeckung und Differenzirung
15*
228 DUCHENNE. — DUDITH.
neuer klinischer Krankheitsbilder, wohin namentlich die „subcutane und chronische
atrophische Spinallähmung der Erwachsenen" und die „amyotrophisohe Lateral-
sklerose" Charcot's gehören. — D/s sämmtliche in Journalen 'zerstreute Aufsätze
namhaft zu machen, wtirde Seiten erfordern; dieselben finden sich namentlich in
den Archives g^n^rales de m6d. von 1850 an, in der Union m6dicale, 6az. heb-
domadaire und im Bulletin g^n. de thörapeutique. Sie sind überdies fast insgesammt
aufgenommen und vereinigt in seinem grossen Hauptwerke „De V 4Uctrtsation
localisSe et de son application h la pathologie et ä la tMräpeutique** (Paris,
Bailliöre et fils; 1. Auflage 1855; 2. Auflage 1861; 3. Auflage 1872; in
deutscher Bearbeitung von Erdmann 1856). Für die specielle Muskelphysiologie
ist nächstden^ von besonderer Wichtigkeit seine „Physiologie des mouvements,
d4montr4e ä Vaide de V expirimentation Udctrique et de V obser'vation clintque*
(Paris 1867) und das den mimischen Antlitzbewegungen gewidmete Einzel werk:
„M4can{sme de la physionomie humaine ou analyse SlSctrophysiologigue de
Vexpression des passions, applicable h la pratique des arts plastiques,^ (Album,
72 fig. photograph. Paris 1862).
Eine gate biographische Darstellnng D.'s gaben Las^^gue und Straas (^Duchenne
de Boulogne. Sa vie acientißque et ses oeuvres") in den Archives g^nörales, 1875,
pag. 687—715. A. Eulenburg:
Der gewöhnlich als „Duchenne fils*^ bezeichnete Sohn des Vorigen,
Duchenne, Emile-Guillaume-Maurice D., geboren zu Boulogne — Geburtstag
unbekannt — doctorirte am 20. Mai 1864 zu Montpellier mit der These „De la
paralysie atrophique graisseuse de Venfance^, nahm auch in der Folge an den
diese und verwandte Gegenstände betreffenden Arbeiten des Vaters thätigen Antheil,
starb jedoch schon vor 1870, erst etwa dreissigj ährig, in einem Irrenhause.
A. Eulenb urg.
Ducliesne (Qüercetanus), s. duChesue.
Duclos, S.-C. D., französischer Arzt, in Paris geboren, Arzt des Königs
und eines der ersten Mitglieder der französischen Akademie der Wissenschaften,
machte sich durch eine Reihe chemisch-analytischer Untersuchungen einen geachteten
Namen. Vgl. „Observations sur les eaux mi7iSrales de plusieurs provinces de
France^ (Paris 1675) — „Dissertation sur les principes des mixtes naturels^
(Amsterdam 1680). D. starb 1685 oder 1715, nachdem er Kapuziner geworden.
Unger.
Ducros, Andreas D., französischer Arzt, geboren im 16. Jahrhundert
in St. Bonnet le chatel en Forez, Verfasser des „Discours en vers sur les miskres
du temps"^ (Bergesac 1569). Unger.
Judith von Horekovicz, geb. 1533 in Ungarn, wurde, berühmt durch
seine vielseitige Gelehrsamkeit, Bischof von Pina in Dalmatien, dann Abgeordneter
zum Trientiner Concil und Bischof von Fünfkirchen. Er verlor diese geistliche
Würde, nachdem er sich verheiratet hatte und starb dann im Jahre 1589 zu
Breslau. Es sind von ihm namentlich zu erwähnen: „Epistolae medtcinales*'
(Frankfurt 1598) und „Orationes in concilio Tridentino halitae" (Offenbach 1610)
{vorgedruckt ist hier seine Lebensgeschichte von Reuter]. Im sechsten Buch der
Epistolae des Crato v. Craftheim sind die meisten seiner Briefe enthalten. —
D. muss als ein äusserst vorurtheilsfreier und aufgeklärter Mann auf dem medicinisch-
naturwissenschaftlichen Gebiete gelten ; er bekämpfte alles dogmatisch Ueberlieferte
und empfiehlt namentlich in der Arzneimittellehre und Therapie die eigene Prüfung.
Er tritt nicht blos gegen den crassen Aberglauben in der Heilkunde, Gebrauch von
Amuletten u. dgl. auf, sondern bekämpft auch die von Galenos stammende, wie
wir heute sagen würden, allgemeine und specielle Pathologie; er tadelt auch
au dem Pergamener, dass er der Theorie und Einbildungskraft einen zu weiten
Spielraum auf Kosten der unbefangenen Naturbeobachtung eingeräumt habe.
Falk.
DÜDON. — DÜFFIN. 229
Dndoil (DcBES) wird in den Alteren Quellen als Arzt Ludwig's des
Heiligen hervorgehoben, den er auf seinen Eeisen begleitete und dessen Tode in
Afrika er (am 25. August 1270) beiwohnte, um mit dem König Philipp sodann
nach Europa zurückzukehren.
Eloy, II. Red.
*DÜben, Gustav Wilhelm Johann v. D., Stockholm, geboren in
Lijsta, Uvargam in Sudermanland am 25. Mai 1822, ausgebildet in Lund für den
philosophischen, in Stockholm (dem Carolin, medico-chirurg. Institut) für den
medicinischen Grad, Doctor der Medicin in Upsala 1855; seit 1852 Professor der
pathologischen, seit 1861 Professor der normalen Anatomie am Garolinischen In-
stitute in Stockholm. — Monographische Arbeiten: „Mikroskopisk Diagnostik^
(Stockholm 1855) — „Föreläsningar i patologisk anatomi^ (Stockholm 1859) —
„Kurs % anatomt, fysiologi, helsolära och fysisk uppfostran vid lärarinne-
semhiariet*' (Stockholm 1864) — „Medevi helsobrunn och bad" (Daselbst 1867) —
„Lappland och Lnppame" (Daselbst 1872). Hedenius.
Dührssen, Heinrich Christian D., zu Meldorf in den Ditmarschen,
war am 19. Juni 1799 zu Eddelack in derselben Landschaft geboren, studirte
von 1819 zu Kiel und Berlin Medicin, wurde 1823 in Kiel Doctor und Hess sich
dann in Meldorf nieder, wo er eine ausgebreitete Praxis erlangte. Als Schriftsteller
hat er sich durch einige Arbeiten, wie: „Nachrichten und Bemerkungen über
die . . . 1826 und . . . 1827 in der Landschaft Süderditmarschen herrschend
gewesene Epidemie*^ (Schlesw.-Holst.-Lauenb. Provinzialbericht von 1827) und
„Beiträge zur Kenntniss der sogen, Marsch- oder Ditmarscher Krankheit,
morbus psevdosyphüiiicus** (Pfaff's Mittheilungen, Bd. I, 1832) — „Ueber die
Sckarlachepidemte im Süderditmarschen" und andere Aufsätze bekannt gemacht.
Ein gastrisch-nervöses Fieber raffte ihn, erst 39 Jahre alt, am 4. Oct. 1838 dahin.
H. Schröder im Neuen Nekrolog der Deutschen. Jahrg. 16, 1838, II, pag. 842. —
Löbkerund Schröder, I, pag. 128. — Alberti, I, pag. 176. — Callisen, iV, pag. 362:
XXVU, pag. 351. G.
Däller, Johann D., zu Luzem in der Schweiz im Jahre 1599 geboren,
stndu-te zu Freiburg im Breisgau Philosophie und dann 5 Jahre zu Paris Medicin,
in welcher er den Doctorgrad zu Pont-ä-Mousson in Lothringen erlangte. Hier-
nach war er 3 Jahre lang zu Rom in dem Spital San Spirito als Arzt thätig. In
sein Vaterland zurückgekehrt, übte er 2 Jahre in Luzem und 6 Jahre in Freiburg,
wo er die Stellung als Physicus erhalten hatte, ärztliche Praxis aus. Im Jahre
1639 ward er nach Ingolstadt berufen, wo er bis zu seinem im Jahre 1656
erfolgten Tode Anatomie mit vielem Erfolge lehrte. Ausser seiner Fachgelehrsam-
keit wird ihm grosse Kenntniss der Sprachen, besonders der griechischen, nach-
gerühmt. Er schrieb: „Assertiones medicae de humani foetus fonnatione ac
illius in utero matem. animatione*^ (1652).
Mederer J. N., Annales Ingolstadiensis Academiae. P. II, pag. 343, Ingolstadt
1782. — Kobolt-Baier, Gelehrtenlexikon, pag. 165. y. Seitz.
*Dllffey, George Frederick D., lebt in Dublin, wo er — bis 1863 —
auch seine medicinische Ausbildung erhielt. M. D. Dub. wurde er 1871, F. K. Q.-C.
P. Irel. 1873. Ueber Physiologie, Materia medica und innere Klinik an den ver-
schiedenen Lehrinstituten Dublins vortragend, gab er 1879 Geiffith's „Materia
medica and pharmacy" mit heraus. Ausserdem stammen von ihm x\bhandlungen^
sowohl mit diesem Gebiete in Verbindung stehend, wie: „Jodic purpura" (Dubl.
Joum. of med. seienc. 1880) u. Aehnl., wie auch über „Bheumatic Orchitis as a
sequel to fever*^ (Ebenda 1872) — „Gystic degeneraiion of the kidneys causing
dystoda** (Med. times and gaz. 1866) und weitere Journalbeiträge. ^^^
*DnlIln, Alfred Baynard I)., zu Edinburg bis 1857, dem Jahre seiner
Promotion, ausgebildet, wurde F. R. C. S. Eng. 1859, F. R. C. P. Lond. 1873.
230 DÜFFIN. — DUFOÜR.
Er machte die üblichen Assistenten- nnd höheren Stellen am King's College
Hospital durch und wirkt zur Zeit an demselben als Professor der patholo^sehen
Anatomie. Beine vornehmlichsten wissenschaftlichen Leistungen sind: ^Cellidar
pathology^ (Beale's Archiv, Bd. H) — „Perforation of peritoneum" (Ebenda) —
„Golotomy^ — „Temperature in Syphilis" — „Early diagnosia of smallpox'* —
„ Treatment ofhydatids of the liver" (in lYansact. of the path. resp, of the clin. soc),
sowie „Perinephric abscess" (in Med. times and gaz. 1870). j^g^j
Duffour, Joseph D. , französischer Arzt, geboren 1761 in Bourganent
bei Limoges, studirte und promovirte in Poitiers, kam nach Paris und wurde 1790
zum Leibarzte der Gräfin von der Provence ernannt. Während der Revolution
wurde D. in mehreren Militär-Hospitälern beschäftigt und von Barras zum Arzt
des Directoriums ernannt. D. war ein sehr gesuchter Praktiker, der dem Fort-
schritte in der Wissenschaft huldigte, die Verbreitung der Vaccination förderte und
auch literarisch thätig war. Er starb 1820 als Mitglied der Akademie der Medicin.
ünger.
Dnfleu, J.-F. D., französischer Arzt, geboren in Tence (Valey), war Chef-
chirurg am Hötel-Dieu zu Lyon und zeichnete sich sowohl als Chirurg, wie als
Mann der Wissenschaft in dieser Stellung aus. Er starb 1769 im Alter von kaum
32 Jahren. Schriften : „Manuel physique pour expliquer les phdnomenes de la
nature" (Lyon 1758) — „TraiU de phyaiologie" (Lyon 1763), letzteres Werk
erhielt den Beifall Haller's. Uuger.
Dufot, A.-A.-A. D., S. AüGIER-DüFOT.
Dufouart, Pierre D. , berühmter französischer Militär-Chirurg, geboren
in Castelnau-Rivi^re-Basse 1737, studirte er in Paris Chirurgie und wurde, erst
22 Jahre alt, als Major-Chirurg zur Armee nach Deutschland geschickt. Er wurde
später General-Inspecteur der Hospitäler in Paris und Chefchirurg der Pariser
Truppen, endlich Professor der Chirurgie am Militär-Hospital. Sein bestes Werk
und eines der besten überhaupt über diesen Gegenstand ist: „Analyse des blessures
d* armes a feu et de leur traitement" (Paris 1801). D. starb 1813 in Paris.
Ünger.
Dufour, L6on D., französischer Militärarzt, war am 11. April 1780 zu
Saint-Sever (Cap de Gascogne) geboren, als Sohn und Enkel eines Arztes, wurde 1806
zu Paris Doctor, trat in demselben Jahre in die Armee ein, machte die Feldzflge
in Spanien von 1808 — 1814 mit und widmete seine Aufmerksamkeit besonders
den Naturwissenschaften. Ausser einer Arbeit: „Observations s^ur un fongus
hematode du cou" (1821) hat er fast nur sehr zahlreiche natun^issensehaftliche
Arbeiten (etwa 258 Nummern), namentlich aus der Insectenwelt, hinterlassen. Auch
war er, abgesehen von seiner Mitgliedschaft der Akademie der Medicin, Ehren-
Präsident der entomologischen Gesellschaft. Er starb im Jahre 1865.
Grellois im Rec. de m6m. de m6d. etc. militaires. 3. S6rie, T. XIII, pag. 505. —
Catalogue of Scientific Papers. II, pag. 363; Vif, pag. 567. ^j
Dufour, Charles D. , zu Paris, war am 11. Januar 1826 geboren,
wurde 1854 Doctor mit einer vortrefflichen These : „Etüde sur la tvherculisatian
des organes g^nito-urinaires" , gehörte in Frankreich zu den Ersten, welche sich
mit mikroskopischen Untersuchungen beschäftigten und war in dieser Richtung
seinen Collegen, den Mitgliedern der Soci6t6 anatomique, in deren Bulletins er eine
grosse Menge interessanter Beobachtungen veröffentlicht hat, sehr nfltzUch. Er
starb am 14. Februar 1861.
Ed. Labbe in BuUetins de la Soc. anat. de Paris. T. XXXVII, 1862, pag. 596.
G.
* Dufour, Guillaume-Th^dore D. , Director des Gesundheitsdienstes
bei der französischen Marine, ist aus Toulouse gebürtig, wurde 1833 zu Mont-
pellier Doctor, verfasste mehrere Aufsätze in den M6m. de la Soc. des sc. nat. de
i
DÜFOÜR. — DÜGES. 231
Cherbourg (1854, 1856), wie: „Quelques remarques prattques sur la pathologie
et la thirapeutique chirurgicale des tumeurs^ — ;, Voyage d* Alger h Smyme
en ISSO"", und in den Aroh. de m6d. navale (1864, 1865, 1866, 1867):
„Relation chirurgicale du combat naval evUre le Kearsage et F Alabama (19 juin
1864) , kapital de Cherbourg** — „Souvenirs de quinze annSes de clinique
chirurgicale fhdpital de Cherbourg) . . . 1850 au . . . 18 64'* — „Remarques
sur la pathologie et la mSdedne opSratoire des tumeurs^.
Berger et Rey, pag. 80. G.
*Dnfour, Eugene D. , Chefarzt der Irrenanstalt von Saint-Robert , Ge-
meinde Saint-Egrfeve (Grenoble), wurde 1866 zu Montpellier Dootor mit der These:
^2tude sur le ramollissement du cerveau^, verfasste eine von der medicinischen
Gesellschaft zu Gent (1869) mit dem ersten Preise gekrönte Schrift: „De Ven-
combrement des asiles d!aliin4s, etc.'' (Paris 1870) und sehrieb in den Annales
mM.-p8ych. (1876, 80) mehrere Aufsätze, wie: „Note sur les alt^'ations du coeur,
du foie, des reins etc, chez les aliinSs" — „ Note h propos de certaines iSsions
mcSrales secondaires aigues chez les aliSnSs^ u. s. w. •
Index-Catalogue. III, pag. 937. G.
Dufresnoy, Andrö-Ignace-Joseph D., aus Valenciennes, wurde am
16. Jani 1733 geboren, zu Montpellier promovirt, dann Militärarzt in seiner Vater-
stadt, MMecin-consultant des arm^es 1785 und Chefarzt der Nordarmee 1793.
Wegen einer rein wissenschaftlichen Correspondenz mit einem Arzte in Cambrai
Aber Pflanzen der Gattung „Rhus" , wurde D. eines geheimen Einverständnisses
mit den „Russen^' angeklagt und schwebte in Gefahr, sein Leben zu verlieren.
Er erhielt durch die Ereignisse des 9. Thermidor seine Freiheit wieder, zog sich
in's Privatleben zurück und starb am 14. April 1801. lieber Giftpilze, über Rhus
radieans, die Narcissenarten hat D. eine Reihe guter Untersuchungen im phanna-
kologischen Sinne gemacht. Eigentlich medicinischen Inhaltes ist nur seine Schrift :
„Des caracth'es, du traitement et de la eure des dartres, de la paralysle, des
conmlsions" (Paris 1794).
Biogr. m6d. III. Red.
Dnftos, William 1)., zu Birmingham, Ohrenarzt, war zu Brigham iu
Cumberland geboren, studirte in den Borough Hospitals zu London und im Jervis-
Street Hospital zu Dublin , wo er ein Lieblingsschüler von Kirby war. Er Hess
sich 1831 in Birmingham nieder und widmete sich vorzugsweise der Ohrenheil-
kunde. Er publicirte ein Werk: „JTte nature and treatment of deafness and
diseases of the ear^ (1844; Philadelphia 1848), errichtete die Institution for the
Relief of Deafness und war der bedeutendste in dem Midland District consultirte
Ohrenarzt. Er starb im Jahre 1859.
Lancet. 1859, II, pag. 524. G.
Duftscbmldi Johann D. , Arzt in Linz, 1804 — 1866, Sohn des aus-
gezeiehneten Entomologen und Protomedicus D. in Linz, betrieb namentlich Botanik
und erwarb sich als Bearbeiter der Flora von Oberösterreich einen hervon*agenden
wissenschaftlichen Ruf.
AUgem. Deutsche Biogr. V. Red.
Duges. Unter den 4 — 6 Aerzten des Namens D. hat hervorragende Be-
deutung nur Antoine D., der Neffe der Hebamme Lachapellb (s. diese), welche
eine geborene D. war. Er wurde 1798 geboren, empfing 1821 zu Paris (auf eine
These über Krankheiten der Neugeborenen) sein Doctordiplom, war eine Zeit lang
Prosector der medicinischen Facultät zu Paris und von 1825 ab Professor der
Geburtshilfe in Montpellier. 1838 starb er mit Hinterlassung einer nicht geringen
Menge schriftstellerischer Leistungen und nachdem er von 1836 Decan dieser
medicinischen Schule gewesen war. Es seien genannt: „Essai physiologico-
232 DÜGES. — DUHAMEL.
pathologique sur la nature de la fövre^ (Paris 1823, 2 Bde., preisgekrönt) —
„Manual d' ohstStrique^ (45 Abbildungen, Daselbst 1826, posthum Montpellier und
Paris 1840) — „MSmoire sur la confarmiti organtque dans rdckelle animal^
(6Taf. , Daselbst 1832) — „Recherches sur VosUologie et la myologie des
batrachiens h leur diffirents dges^ (20 Kupfertaf., 1835, preisgekrönt vom Institut
de France) — „Traüd de physiologie comparde de V komme et des animaux*^
(3 Bde., Montpellier 1838); ausserdem viele Vorlesungen, Aoisätze, besonders über
geburtshilfliche Instrumente, Marie Louise Lachapelle's „Pratique des accou-
ckemens^ (in 3 Bänden, Paris 1821 — 1825). Die „Eph6m6rides m6d. de Mont-
pellier" gab er 1826—1828 mit heraus.
Oallisen, V, XXVII. — Index-Catalogue. Red.
*Duggan, Joseph D., in Woodville, genoss seine medicinische Erziehung
in Glasgow bis 1857. L. K. 0. C. P. Irel. und L. M. wurde er 1870. Er wirkte
später an verschiedenen Instituten der irischen Hauptstadt und schrieb ausser einem
Werk über Prophylaxe und Behandlung der Cholera (1871) und Aufsätzen in der
Dublin, med. press (1863—1867, resp. 1869 und 1880) auch ein Buch über
Thierkrankheiten. g ^ ^
Duhamel, Jean-Baptiste D. (du Hamel), geboren 1624 zu Vire in
der Normandie, studirte zu Caen und Paris Theologie, daneben aber auch Natur-
wissenschaften und insbesondere Mathematik. Schon mit 18 Jahren gab er eine
Bearbeitung der Sphaera des Theodosius heraus nebst einer Trigonometrie, die
durch Klarheit und Kürze sich auszeichnete. Im Jahre 1643 trat er in das
Oratorium ein, in dem er zehn Jahre verblieb, und wurde dann Pfarrer zu
Neuilly- sur -Marne, allwo sein Andenken als treuer Seelsorger noch viele Jahre
nach seinem Scheiden fortlebte. Hier legte er sich trotz seiner vielfach abhaltenden
Berufsgeschäfte mit grossem Eifer auf das Studium der verschiedensten Wissen-
schaften, namentlich aber der Physik, die ihn ganz besonders anzog. Im Jahre
1660 veröffentliche er zwei einschlägige Werke, die „Astronomia physica" und „De
meteoris et fossüibus^ und lenkte damit die Augen der ganzen wissenschaftlichen
Welt auf sich. Im Jahre 1656 wurde D. durch Ernennung zum Almosenier des
Königs an den Hof gezogen und 1663 zum Kanzler der Kirche von Bayeux
befördert, was auf seinen Einfluss nicht ohne Bedeutung war. Bei der Gründung
der Acad^mie des sciences wurde er zum ständigen Secretär derselben ernannt
und ein halbes Jahrhundert hat er diese Stellung voll und ganz ausgefüllt. Im
Jahre 1668 wurde er mit Rücksicht auf seine Vielseitigkeit, namentlich seine
ausserordentlichen Sprachkenntnisse, dem Gesandten von Croissi als Begleiter
zu dem Congress von Aachen mitgegeben und später hatte er ihm nach England
zu folgen, als er dahin geschickt worden war. Längere Zeit dort geblieben, kehrte
er über Holland imd Belgien nach Frankreich zurück, wo er von 1670 — 1673
seine reichen Erfahrungen und mannigfaltigen Beobachtungen nach und nach ver-
öffentlichte. Danach vertrat er eine Professur der Philosophie am College de
Bourgogne, hielt theologische Vorlesungen und widmete der Acad6mie und ihren
Arbeiten seine Zeit und seinen Fleiss. Mitten in diesen Arbeiten starb er 1706
in einem Alter von 82 Jahren. Trotz seiner Stellung als' Theologe , praktisch
thätiger Geistlicher und Seelsorger vertrat D. in der Wissenschaft den streng
empirischen Standpunkt, wie ihn Baco gelehrt hatte, und wurde so einer der
heftigsten Gegner von Castesius und der Cartesianischen Philosophie. Hierin
liegt auch bei der Bedeutung, welche die letztere für die Entwicklung der Mediein
gewonnen hat, die Hauptbedeutung D.*8 in Bezug auf dieselbe. Sonst ist er fttr
sie auch dadurch wichtig geworden, dass die Jesuiten bei ihren Missionen sich
gerade seiner philosophisch - naturwissenschaftlichen Werke gern bedienen, von
denen wir insbesondere noch „De mente humana librt quatuor" (Paris 1672; und
„De corpore animato libri quatuor^ (Paris 1673) als hier besonders iuteressirend
hervorheben. Arndt.
J
DÜHMBERG. — DUKE. 233
^Duhmberg, Otto Karl Georg Reinhold D. , geboreu auf Sehloss
Bersohn (Livland) am 16. /28. Januar 1821, absolvirte das Gymnasiam in Dorpat,
Btudirte Medicin und Naturwissenschaften, vorzüglich Botanik, Dr. med. in Dorpat
1856 („De effectu magnesiae sulfuricae"). Nacheinander Arzt auf der Privat-
goldwäsche im Gouv. Tomsk (Sibirien), 1858 in Bamabl als Arzt am Haupt-
hospital des altaischen Bergwerksbezirkes , 1865 Medicinal-Inspector der altaischen
Bezirke, 1881 pensionirt, privatisirt in Dorpat, Conservator des vaterländischen
Museums der gel. esthn. Gesellschaft. D. hat eine Reihe kleiner und grosser Auf-
sätze in verschiedenen russischen und deutschen Journalen veröffentlicht, darunter
jfüeher KUmakrankheUen im Altaischen Bergwerksbezirk^ (Tomsker Zeitung
1871) — „ lieber die Kutschinzen" (Mittheilungen des Vereines für Erdkunde in
Leipzig 1875). ^ S^ieda.
*Duhrillg, Louis A. 1)., Arzt in Philadelphia*, hat sich durch eine
Reihe von Arbeiten, vorwiegend auf dermatologischem Gebiet, bemerbar gemacht,
deren umfangreichste der „Practical treatise an diseases of the skin** (Phila-
delphia 1877) ist. Ihm ging ein Werk „On the study of dermatology" (wovon
6 Lieferungen in New-Orleans 1871 erschienen) und ein „Atlas of shin diseases"
(27 Lief. , Philadelphia 1876 — 1880) voran. Eine grössere Reihe casuistischer
Mittheilungen folgten. 1870 — 1872 war D. Mitherausgeber der „Photographic
review of med. and surgery", die in Philadelphia erschien. ^^^
Dujardin, französischer Chirurg, geboren 1738 in Neuilly-St.-Front,
gestorben 1773 in Paris, ist Verfasser der „Histoire de la Chirurgie depuis son
origine jusqu* h nosjours", (Er vollendete indessen nur den 1. Band [gedruckt 1774],
der 2. und 3. erschien, von Peyrilhe verfasst, im Jahre 1780.) Unger.
*Du3ardin-Beaumetz, Georges D.-B. , zu Paris, ist am 27. November
1833 zu Barcelona geboren, studirte in Paris, wurde 1862 Doctor, 1865 Chef de
elmique bei der Facultät, 1870 Hospitalarzt und tbat sich als Arzt während der
Belagerung von Paris hervor. Er ist auch Arzt mehrerer Staats-Institute und
sehrieb: „Les troubles de Vappareil oculaire dans les maladies de la mo'elle" —
„L'emploi du phosphore en midedne", sowie zusammen mit Audige: „Recherches
expirimentales sur la puissance toxique des alcools" (Paris 1879). Auch gab er
heraus: „Legons de clinique thifrapeutique, professis h Vhopital Saint- Antoine,
recueillies par Eug. Garpen tier - MSricourt etc," (1878 — 8l) und ein
„Dictionnaire de thirapeutigue, de mcUi^re mSdicale etc," (Paris 1882 ff.).
Bitard, pag. 103. G.
*Ihdgail| Daniel John ü. , erlangte am King*s College zu Aberdeen
1857 seine Promotion, nachdem er bereits 1845 F. R. C. S. J. geworden war.
M. R. C. P. Lond. wurde er 1860. Er diente lange auf verschiedenen Schiffen
der Flotte, machte den Krimkrieg, sowie die Expedition nach Mexico mit und
publicirte speciell Arbeiten über die Verwundeten vor Sebastopol im Sanitary
Report und in Med. times and gaz. ^^^
Duising, Justin-Gerhard D. (Ddysing), geboren am 4. Mai 1705 in
Berleburg, studirte seit 1724 zu Jena, Dr. med. daselbst 1728, studirte 1729 bis
1730 in Strassburg Chirurgie und Geburtshilfe, wurde 1730 ausserordentlicher, 1732
ordentlicher Professor der Medicin in Marburg, seit 1748 Professor der Naturwissen-
schaften, 1759 Primarius der Facultät und starb am 13. Februar 1761. Er gab
1753 16 Dissertationen zusammen heraus unter dem Titel: „Commentatio physica
de salubritate aeris Marburgensis*^ (4.).
B 5 r n e r , Nachrichten Wolfenb. 1749, 5. Zehend., pag. 844. — Stricker.
W. Stricker.
* Duke, C 1 e m e n t D., in Sunnyside (Rugby, Warwickshire), am St. Thomas'
Hospital bis 1867 ausgebildet, wurde M. R. C. P. Lond. 1875 und daselbst 1876
234 DUKE. — DUMAS.
Dr. Boed. Er war eine Zeit lang Militärarzt, dann als klinischer Assistent an
verschiedenen Londoner Anstalten thätig, auch House-surgeon am St. Thomas-
Hospital und Kinderhospital in Ormondstreet (1867 — 1869). Seine Publicationen
betreffen klinische Gegenstände: „AciUe gener al herpes*^ (Lancet 1876; —
„Albuminuria of adolescetUs" (Brit. med. Joum. 1878); auch „Dtastasis'^
-(Ebenda 1874) und hygienische Beiträge. Bed.
Dulaurens y Joseph-Michel D. , war geboren zu Douai (Nord) am
29. Januar 1726, wurde Chefarzt bei der französischen Marine und hat folgende
Schriften verfasst: ^Bequestes au Roi pour le desSchement de vingt miüe arpenta
de maraü'' (2 Bde., Paris 1778, 4.) — „MSm. kiatorique sur divers objets
d'adminiatration^ (London und Paris 1778) — „Essai sur les Etablissements
ndcessaires et les moi'ßs dispendieux pour rendre le Service des malades dans
les höpitaux vraiment utile ä Vkumanite" (Paris 1787, mit 2 Taf.) — „Essai
sur Vitablissement des höpitaux dans les grandes ville^** (Paris 1787) u. s. w.
Er starb zu Paris am 3. Mai 1789.
Berg er et Key, pag. 81. G.
Du Laurens, Andreas du L., s. Laurentios, Andreas L.
Dumas, grössere Anzahl französischer (resp. schweizerischer) Mediciner,
von denen der Hervorhebung bedürfen: CharlesLouisD., Sohn eines Lyoner
Chirurgen, am 8. Februar 1765 geboren, seinerzeit hochbertihrater Physiologe in
Montpellier, gestorben am 28. Mäi'z 1813. Schon im Jahre 1787 hatte D., soeben
von der Soc. r. de m6d. zu Paris preisgekrönt, mit FoüQUET um den durch
Sabatier's Tod freigewordenen Lehrstuhl concurrirt , wurde zunächst Arzt an der
Charit^, 1791 Vice-Professor für Pathologie zu Montpellier, dann Arzt des Hötel-
Dieu zu Lyon und 1795 Professor der Physiologie in Montpellier bis zu seinem
Tode. D. galt durch seine Auflösung der Lebenskraft in die „R6action vitale", die
„Assimilation vitale" und die „Resistance vitale" für einen bedeutenden Theoretiker
und war praktisch von nicht geringem Einflüsse auf die Vereinfachung der Therapie.
Seine Schriften haben einen nachhaltigen Einfluss nicht gehabt, so dass es gentigt
hervorzuheben: „Principes de physiologie ou V introduction ä la science exp^ri-
mentaW (Paris 1800—1808; Montpellier 1806; auch mehrfach übersetzt) —
„Doctrine gSn4rale des maladies chroniques^ (Paris 1812 ; Florenz 1813) — „Con-
sultations et observations de mid,^ (Paris 1824). — Neben vielen im Joum.
d'instruction m^dicale, sowie im Joum. g6n. de m6d. enthaltenen Abhandlungen
übersetzte D. noch Th. Reid's Essay über die Lungenschwindsucht (Lyon 18 . .?)
Biogr. med. IIJ. ünger. — Red.
Dumas, Jean-Baptiste-Andrö I)., zu Alais geboren, kam frflh als
Pharmaceut nach Genf, lemte hier J.-L. Prevost kennen, unter dessen Leitung
er Blutuntersuchungen (1821 — 1823) anstellte und mehrere Jahre verwandte zu
eingehenden, auf die Muskelcontraction bezüglichen Experimenten (1823); auch
publicirte er gleichzeitig eine Arbeit: „Sur Vemploi de la pile dans le traite-
ment des calculs de la vessie" und 1824 eine solche „Sur la g^nSration^ .
Später widmete er sich ganz der Chemie. Das Doctorat erlangte er erst 1832.
In der Folgezeit veröflfentlichte er dann seine (auch für die Medicin) höchst
beachtenswerthen Werke: „PrScis de ckimie physiologique et mddicale^ (Paris
1837) — „Legons de philosophie chimique^ (Daselbst gleichzeitig) und „Essai
de statique chimique des ^res organises^ (Paris 1841). Im Jahre 1843 wurde
er zum Mitgliede der Akademie der Medicin ernannt und widmete sich bis 1849
(wo er seine Entlassung einreichte) ganz dem Lehrfache. Als beständiger Secretär der
Akademie der Wissenschaften spielte er eine bedeutende Rolle in Oelehrtenkrelsen
(daneben auch noch eine politische) bis zu seinem Tode, der am 11 . April 1884 erfolgte.
Gaz. hebd. de med. et de chir. 18<S4, Nr. 16. B.tA,
DUMAS. — DÜMONT. 235
Dumas, F.-M.-P. Isidor D., Chirurg in Montpellier, der 1833 in Paria
doctorirte (Sohn Charles Lonis D/s?), ist im üebrigen seinen Lebensdaten
nach unbekannt. Von ihm besitzen wir neben einem Aufsatze fyDe la transfusion**
(Joum. de chimie mM. 1833), noch: „Coup d^oeil gSnSral sur les absc^" (Mont-
pellier 1837) — „Rapports de la mSd, Ugale avec la Ugislation^ (Strassbnrg
1840) — „Pathologie et thirapeutiques geniales des enfants nouveau-nds^
(Montpellier 1848) und „De V importance des itudes physiologiques gSnSrales
appliquSes h la mM, pratique^ (Daselbst gleichzeitig).
Cal Ilsen, XXVII. — Index-Catalogue. III. Red.
Dnmeril , Andr6-Marie-Con8tant D. , ist geboren zu Amiens am
1. Januar 1774. Zum Pr6vot der Anatomie in Ronen wurde er bereits 1793, zum
Prosector der ficole de m6d. de Paris 1794 ernannt. Durch einen dritten Concurs,
in welchen er 1798 eintrat, glückte es ihm, die Stellung eines Chefs der anato-
mißcben Arbeiten zu erlangen und 1800 erhielt er die ordentliche Professur für
Anatomie und Physiologie. Achtzehn Jahre lang bekleidete er in ehrenvollster
Weise diese Stellung, bis er 1818 den Lehrstuhl für interne Pathologie übernahm.
Dazwischen vertrat er Cüvier 4 Jahre lang als Professor der Naturgeschichte an
der £cole centrale du Pantheon und supplirte Lacepj^de eine Reihe von Jahren in
dessen Stellnng als Zoologe am Jardin du Roi. Seine Reise zur Beobachtung des
Gelbfiebers nach Spanien fiel in das Jahr 1805. Im zweiten Decennium dieses
Jahrhunderts fielen ihm sämmtliche Ehrenstellen der Pariser gelehrten Institute zu.
D.'s Schriften sind grösstentheils naturwissenschaftlichen Inhaltes und, so bedeutend
sie ihrerzeit waren, doch für die medicinische Wissenschaft von nur secundärem
Einflüsse gewesen. Am ehesten stehen derselben die folgenden näher: „Essai sur
les moyens de perfectionner et d'entendre Vart de V anatomiste" (Paris 1802) —
der „Recueil de 450 formules propos^es dans les Jurys de mSdecine de 1811
h 1813^ (Paris 1813) — der „Projet d'une nomenclature anatomique" (Magaz.
encyclop. 1793) — die „Dissertation sur la gSndration des vers intestinale etc,"
(Ebenda) — „Sur quelques nauveaux procddSs propres h Vinjection des vaüseaux
lymphatiques" (Ebenda) — „ConsidSrations sur les rayports de structure q\ion
peilt observer entre les os et les muscles du tronc chez tous les animaux"
(Gelesen im „Institut" 1808) — „Rapport sur les diahlissemens d*eaux mine-
rales factices existans ä Paris" (Nouv. Joum. de med. 1818).
Biogr. med, — Callisen, V. Red.
^Dnmesnll, fidouard-Jean-ßaptiste D. , Director der Irrenanstalt
von Quatre-Mares bei Ronen, ist am 1. December 1812 zu Coutances (Manche)
geboren, studlrte in Paris, wurde 1843 daselbst Doctor, war nacheinander Chefarzt
und Director der Irrenanstalten der Haute-Marne 1847, Cöte-d'Or 1850, Seine-
lDfi6rieure 1852 und befindet sich seit mehr als 25 Jahren in seiner jetzigen Stellung.
Er hat sich durch eine „Etüde midico-legale sur les alienis" sowie durch zahl-
reiche Aufsätze in den Annales m^dico-psychol. bekannt gemacht und hat ferner
Monographien über den Blasenstein, die Vorderarmbrüche, die loduration der Milch
mittelst der Verdauung, die Ohrblutgeschwulst, das prodromale Delirium bei gewissen
acuten Affectionen, über Trunksucht u. s. w. verfasst.
Glaeser, pag. 213. G.
♦Dnmont, Henry-Joseph D. , französischer Arzt zu Puerto Rico,
wurde 1869 zu Paris Doctor, verfasste 1862 zu Strassbnrg die These: „D^^s
amptUations primitives ou retardees ä la suite de coups de ftu" und die
Concurs-These : n^^ maladies virulentes et miasmatiques en gineral". Ausser
Untersuchungen über die Alterthümer der Insel Puerto Rico und ihre Ureinwohner
(1876) gab er heraus; „Ensayo de una historia medico-quvnlrgica de la isla
de Puerto Rico"" (2 Bde., Habana 1876).
Index-Catalogue. III, pag. 945. G.
236 DUMPF. — DUNCAN.
Dumpt Georg Friedrich D. , geboren zu Ohlershef (in Livland) am
29. November 1777, wurde seit 1792 im Friedriehs-CoUegium zu Königsberg
erzogen, studirte von 1794 an verschiedenen Universitäten Deutschlands, erwarb sich
in Göttingen 1798 den Dootorgrad (Diss. : „Defebre nervosa exanthematica^) und
war dann Hauslehrer in Livland. Nachdem er 1800 in Petersburg examinirt worden
war, versah er bis 1803 den Dienst als Hospitalarzt in Petersburg, wurde dann
Landarzt auf EisesküU (Livland) und 1813 Kreisarzt des Fellin'schen Kreises.
Seit 1823 lebte er in Fellin, woselbst er am 17. April 1849 starb. D. verfasste
und veröffentlichte ausser seiner Dissertation verschiedene Aufsätze medicinisehen
und chemischen Inhaltes in Zeitschriften; er beschäftigte sich mit thierisehem
Magnetismus, schrieb: „De consensu magnettca^ (Petersburg 1818); ausserdem
lieferte er zu dem Tagebuche über eine zweite magnetische Cur der Frau v. U.
(Pemon 1818) eine Anzahl Anmerkungen und zwei Berichte. Ausserdem sammelte
er viel Material zu der Biographie des ärztlichen Dichters Lenz uud gab heraus:
„Pandaemonium germamcum" . (Eine Skizze von J. R. M. Lenz. Aus dem hand-
schriftlichen Nachlasse des verstorbenen Dichters, Nürnberg 1819.) Nach D.'s
Tode erschien „Das Klima von Fellin" (nach D.*s Beobachtungen berechnet von
Neese, Petersburg 1850).
Recke-Napiersky, I, 460. — Beise, I, 155. — Inland, 1849, Nr. 23, Zur
Erinnemng an Dumpf. L. Stieda.
Dumreicher, Johann v. D. (in den Freiherrnstand 1866 erhoben als
D. V. Oesterreicher), wurde am 15. Januar 1815 in Triest geboren. In Wien
ausgebildet und 1838* promovirt, wurde er bei .Wattmann Assistent und 1846
Primarchirurg. Als Schuh für Wattmann eintrat, übernahm D. die zweite chirur-
gische Klinik. Ganz hingegeben der Lehraufgabe, hat D. nur wenige grössere
Arbeiten veröffentlicht, so die über Hüftgelenkluxation, über einen Eiseubahnapparat
zur Verwendung bei Knochenbrüchen, über Wundbehandlung (letztere in der
Wiener med. Wochenschr.). Nach dem Kriege von 1866, in welchem er sich die
volle Zufriedenheit der österreichischen Behörden erwarb, trat er gegen v. Langex-
BECK polemisch auf- und schrieb 1877 gegen das moderne ünterrichtswesen. Lange
herzleidend, starb er am 16. November 1880 auf seinem Landgute bei Agram.
Seine Richtung in der Chirurgie war eine im Wesentlichen conservative ; mit
seinem SpecialcoUegen Schuh, resp. später Billroth harmonirte er wenig und
opponirte sich hartnäckig der LiSTER^schen Antisepsis. ^^j
Dun, Sir Patrick D. , zu Dublin, war im Januar 1642 zu Aberdeen
geboren. lieber seine Studien ist nichts bekannt, nur weiss man, dass er frOlizeitig
in Dublin als Arzt zu Ansehen gelangte und wahrscheinlich 1677 zum Fellow d^
dortigen College of Physicians gewählt wurde, dessen Präsident er 1681 zum ersten
Male und später noch öfter war. Die einzige bekannte literarische Arbeit von ihm
ist ein Aufsatz: „On the analysis of mineral waters", vorgetragen 1683 in der
Dubliner philosophischen Gesellschaft. Zur Zeit der Revolution von 1688 wurde
er Physician to the Army in Ireland, 1692 Mitglied des Irish House of Commons
und erhielt 1696 die Ritterwürde. Vor seinem am 24. Mai 1713 erfolgten Tode
hatte er durch sein Testament eine Professur der Medicin beim College of Physi-
cians gestiftet, die 1717 zum ersten Male besetzt wurde. Im Jahre 1800 gründete
dasselbe College ein Hospital, das noch heute Sir Patrick Dun's Namen führt.
T. W. Reicher in Dublin quart. Joum. of med. sc. VoL42, 1866, pag. 231. —
Ibid. Vol. II, 1846, pag. 288. G.
Doncan, Daniel D., Sprosse einer ausgewanderten schottischen Familie
und Sohn des Arztes Peter D. zu Montauleau, daselbst 1649 geboren. Er
studirte zuerst in Toulouse unter Bayle Philosophie, dann in Montpellier Mediein
und empfing hier 1673 den Doctorhnt. Von Paris kehrte er dann nach Montauleau
zurück, wandte sich aber in Folge des Edicts von Nantes nach Genf. Aueh hier
nach 9jähriger Ruhe neuen religiösen Verfolgungen ausgesetzt, ging er nach Berlin,
r
DUNCAN. — DÜNGLLSON. 237
wurde hier freundlich aufgenommen und zum Professor befördert. 1707 begab er
sich nach dem Haag, hielt es hier 12 Jahre aus und siedelte endlich nach London
über, wo er 1735 starb. Wir haben von ihm: „Explication nouvelle et mitho-
dique des actions antmales" (Paris 1678) — „La ckiviie naturelle etc.*' (I. Th.,
Montauleau 1680; II. und III. Th., Paris 1687; im Haag 1707 ; lateinisch Amster-
dam 1707) — „Uhistoire de Vanimal etc.*' (Paris 1682, 1687; lateinisch
Amsterdam 1683). — Seine Rathschläge gegen den Missbrauch von Thee, Kaffee,
Chooolade (zuerst Rotterdam 1705) wurden in*s Deutsche (Leipzig 1707) und
Englische (London 1716) übersetzt. Red.
Duncan. Der Zeitfolge nach ist von den sonstigen verstorbenen schottischen
Aerzten des Namens D. zuerst Andrew 1. D. zu nennen, 1744 — 1828. Er wurde
zu Edinburg in St. Andrews ausgebildet, wo er mit einer Dissertation über die Par-
gantien 1769 promovirt wurde und publicirte dort eine grosse Reihe von Schriften,
von denen die meisten jedoch kürzere Antrittsreden, Gelegenheitspamphlets etc. sind.
„Medical cases selected from the records of the public diapensary at Edinburgh
(Daselbst 1778; lat. Leyden 1783) ist sem Hauptwerk. — Andrew 2. D., zu
Edinburg 1794 promovirt, hat eine Reihe kleinerer Schriften verfasst, unter
denen der Hervorhebung bedürfen: „Reports of the practice in the climcal wards
of the B. Infirmary of Edinburg 1817— ISW (Daselbst 1818) — „Catalogue
of medicinal plants" (Daselbst 1826) und „Physiological Classification of the
materia medica**. Auch war er Mitherausgeber der „Annais of medicine" von
1796 — 1804. — Noch ist hier zu nennen James D., der in den Zwanziger-
bis Vierziger-Jahren in Edinburg prakticirte, dort mit einer Dissertation, „De
filaria medinensi etc,** 1821 doctorirte und literarisch ein reichliches chirurgisches
Material in casuistischen Mittheilungen verwerthete. Grösseren Umfanges ist nur
,0» foreign bodies in the air-passages** (Edinburg 1835). Red.
'''Dimcani James Mathews D. , zu Aberdeen am Mar. College 1846
promovirt, F. R. C. P. Edin. 1851, siedelte vor einigen Jahren nach London über
und wurde hier 1882 als F. R. C. P. recipirt. D., der die üblichen Vorbereitungs-
und Assistentenstellen am Bartholomäus-Hospital durchgemacht hatte, war über
20 Jahre als Arzt und klinischer Lehrer der Gynäkologie und Pädiatrie an den
Hauptinstituten Edinburgs in Wirksamkeit und wurde wegen seiner sehr geschätzten
und allgemein bekannt gewordenen Arbeiten auf diesen Gebieten zum correspon-
direnden, resp. Ehrenmitgliede der meisten gynäkologischen Gesellschaften Gross-
britanniens, sowie des Continents und Amerikas ernannt. Die Hauptwerke siud
folgende: „Fecundity, fertility and sterility** (1866) — „Researches in obste-
trics^ (1868) — „Perimetritis and parametritis^ (1869) — „On sterüity in
icornen*' (Gulstonian lect. 1883). Aelteren Datums sind: „Uterine displacements*'
(ISbS) — „Statics on pregnancy** (1855). Red.
'^^ Duncan» EbenezerD. , zu Glasgow, beendigte seine medicinischen
Studien auf der dortigen Universität 1867 und wurde daselbst promovirt 1870.
Er trug dann zunächst an der Glasg. med. school öffentliche Gesundheitspflege
vor und wirkte später an dem Tauben- und Blindeninstitut daselbst. Seine
Schriften sind grösstentheils im Glasg. med. Journ. veröffentlicht, so: „Renal
epilepsy occurring in parturient women** (1880) — „Sanitary legislation" (1882).
Separat erschienen : „Typhoid fever its catcse and prevention*' (1875) und „Sms
against the laics of health*' (1880). Red.
Dunglison. Zwei amerikanische Aerzte, wahrscheinlich Vater und Sohn.
Der Aeltere ist Robley D., 1798 — 1869, der eine ganz beträchtliche Reihe
fleissiger Arbeiten geschaffen hat. Die früheste, „Commentaries on diseases of
the Storno^ and bowels of children*' , erschien in London 1824. Dann folgte
(University of Virginia 1827) „Syllabus of the lectures on medical jurisprudencp** ,
D.'s Hauptwerk war wohl die „Human physiology*' (2 Bde., Philadelphia 1832,
238 DUNGLISON. — DUPASQÜIER.
1836, 1844, 1856). Ebenfalls in einer Reihe von Ausgaben erschien „A new
dicttonary ort med. science and literature*^ (Boston 1833; Philadelphia, in
4. Aufl. 1844; in 7. — als Medical lexicon — 1848; dann noch daselbst 1851,
1860, 1866; revidirt durch Richard D. 1874). Weitere grössere Werke von
Robley D. sind: „On the influence of atmosphere and locality etc.** (Phila-
delphia 1835) — „General tkerapetUics etc.'' (Daselbst 1836) — y,The medicd
Student etc.** (Daselbst 1837, 1844) — „New remedtes etc,*" (Daselbst 1839,
1841, 1846; in 7. Aufl. 1856) — „The practice of medecine*' (2 Bde., Daselbst
1842; in 3. Aufl. 1848) — „Oeneral therapeutics and materia medica" (2 Bde..
Daselbst 1843, 1846); endlich „History of medicine etc.'* (von Richard D.,
Philadelphia 1872, herausgegeben). Ausser vielen Antrittsreden, Studienpro-
grammen etc. ist endlich Robley D. noch als Mitherausgeber des „London Med.
Repository" und als Herausgeber des in Philadelphia 1837 — 1842 erschienenen
„American Med. Intelligencer" zu erwähnen. — Richard J. D., der Jüngere,
1858 zu Philadelphia promovirt, hat, abgesehen von den Ausgaben und Revisionen,
denen er sich, wie oben ausgeführt, unterzog, mit mehreren kleineren Arbeiten:
Irrenstatistik (Philadelphia 1860), medicinisches Bibliothekwesen (1871) und Aehn-
lichem debütirt und gab 1880—1881 die Zeitschrift „College and Clinical Record"
in Philadelphia mit heraus.
(Nicht zugängliche) Biogr. Robley D.'s von Peale, Philadelphia 1869. Red.
*Duilln, Theodor D., geboren am 1. April 1854 in Wyganowo bei Kielce,
studirte in Warschau bis 1876, wurde nach glänzend bestandenem Examen Assistent
der therapeutischen Klinik, 1878 Hausarzt und 1880 Primararzt am Hospital zum
Kindlein Jesus in Warschau ; durch seine vortreffliche Beobachtungsgabe, scharfes,
kritisches Denken, neben gründlichem Wissen, nimmt D. eine doroinirende Stellung
unter den jüngeren polnischen Klinikern ein. Seine werth vollen Arbeiten sind
meist seit 1878 in der Gazeta lekarska in Warschau gedruckt worden. k & P
Dunker, Friedrich Jakob D. , geboren zu Pyrmont, woselbst sein
Vater Brunnenarzt war, studirte Medicin in Göttingen („Diss, inaug. de typo
morhorum^J, woselbst er 1789 Dr. med. wurde, kam 1794 mit dem Freiherm
von Marsch als dessen Hausarzt nach Russland, ging dann nach Deutschland
zurück und starb 1805.
Recke-Napiersky, I, 461. L. Stieda.
Duno, Thaddäus D. (DüNüS), geboren zu Lucarno 1523, fand, als im
Jahre 1555 die Verbannung über ihn verhängt wurde, eine Zuflucht in Zürich
und wurde ein vertrauter Freund C. Gessner's. Er prakticirte und trieb eine
umfangreiche Schriftstellerei , die jedoch einer grossen Reihe aussermedicinischer
Arbeiten gewidmet war, so unter Anderem biblischen Fragen , der Kalenderkunst,
der Sprachforschung. Von medicinischen Schriften hinterliess er bei seinem 1613
erfolgten Tode: „MuUehrium morhorum omnis genests remedia etc.'* (Strassbui^
1565) — „Epistolae medicinales etc.** (Zürich 1592; handeln über die Oxymele,
Therapie der Pleuritiden, der Gelenkleiden, Semitertianfieber u. A.).
Biogr. med. III. Red.
Duparque, F. D. , Lebensdaten nicht überliefert, ist der Verfasser von
yjlistoire co7nplete des ruptures et des d^chirures de Viitdrus, du vagin et du
p4nni*^ (Paris 1837, 1839; englisch von Jos. Warington, Philadelphia 1837;
deutsch von Nevermann, Quedlinburg und Leipzig 1838) und kleinerer casuistischer
Mittheilungen. jj^^
Dupasquier, G.-A. D., französischer Chemiker und Arzt, geboren 1793
in Cherry (Rhone), gestorben 1848 in Lyon, studirte Naturwissenschaften und
Medicin unter Focrcroy, Gay-Lussac, Corvisart, Geoffroy St. Hilaire und
CüViER. Seine ärztliche Laufbahn war nicht vom Erfolg begleitet, und er widmete
DÜPASQUIEB. — DCPONT. 239
sieh deshalb ganz der Chemie, für die er grosse Begabung und Vorliebe zeigte.
1834 wurde er Professor an der £cole de la Martini^re in Lyon und erwarb sieh
bald als Lehrer einen geachteten Namen ; er ist Verfasser einer grossen Menge
von chemischen Abhandlangen, von denen sich die bekanntesten auf die Unter-
snehnng der Schwefel wftsser und Schwefelthermen beziehen. Unger.
Dnplanll, J.-D. D., französischer Arzt , hervorgegangen aus der Facultät
von Montpellier, geboren in Argenteuil 1740, gestorben daselbst 1802, war Arzt
des Herzogs von Artois, tibersetzte einige englische Werke und verfasste „MSdecin
du voyageur" (Paris 1801). Unger.
*Duplay, Simon-Emmanuel D., zu Paris, ist daselbst am 10. September
1836 als der Sohn des 1872 verstorbenen Hospitalarztes A u g u s t e D. geboren,
studirte bei der Pariser med. Facultfit, bei welcher er 1862 Aide d'anatomie und
1866 mit der These „Des collections sSreuses et hydatiques de Vatne**, für die
er den Preis Barbier erhielt, Doctor und in demselben Jahre Prosector wurde.
1866 wurde er Professeur agrögö für die Chirurgie mit der These „De la Tiernie
omhilicale** , 1867 Chirurg des Bureau central, 1871 des Höp. de Lourcine,
1872 des Höp. Saint -Antoine. Von 1862 — 67 hielt er Vorträge über Anatomie
und operative Chirurgie und vertrat 1872 Laugiek in der chirurgischen Klinik
der Piti^. Seine zahlreichen Arbeiten sind in den Bulletins de la Soc. anat., der
Union mödicale, dem Dict. encyclop. des sc. m6d., den Bulletins de la Soc. de chir.
enthalten, namentlich aber auch in den Archives g6n6rales de m6dec., deren Director
fQr den chirurgischen Theil er seit 1867 ist. Sein noch im Erscheinen begriffenes
Hauptwerk aber ist die Fortsetzung (von T. HI, 1874 an) des von Follin be-
gonnenen, aber durch dessen Tod unterbrochenen : „ TraüS dÜmentaire de pathologie
externe". Ausserdem ist von ihm noch anzuführen: „De Vhypoapadias p^ineo-
scrotcd et de son traitement chirurgical^ (Paris 1874, av. 2 pl.) und seine:
„Conferences de cUnique chirurgicale faites h Kapital Saint-Louis et Saint-
Antoine" (Theil 1 und 2, Paris 1877 — 79). Auch gab er zusammen mit J.-P. Morat
heraus: „Recherches sur la nature et la pathogSnie de Vulchre perforatU du
pied (mal plantaire perforant)" (Paris 1873).
Glaeser, pag. 215. G.
*Duplouy, Charles-Jean D. , Professor der chii'urgischen Klinik an
der Schule für Schiffsmedicin zu Rochefort, ist zu Angouleme (Charente) geboren,
wurde zu Montpellier 1857 Doctor mit der These: „De Vamputation de Ckopart,
constdSrie surtout au point de vue des suües". Von seinen Arbeiten sind zu
erwähnen: „Nouveau cas d^asphyxie par Vintroduction d^un poisson oivarU daris
le larynx" (Gaz. des höpit. 1863) — „Luxation laterale complHe de la 5, vertebre
cervicale en avant, etc," (Arch. de med. navale 1864) — „Lisions traumatiques du
globe oculaire" (Ebenda) — „De Vur^throtamie interne" (Ebenda 1866) — „Lettre
a M, le prof. Fonssagrives sur Vaspiratxon soua-cutande appliquSe ä la
pneumatose intestinale et ä la Jiernie Äranglde" (Gaz. hebdomad. 1871) —
„MSm, sur vne tumeur adSnoide occupant la totalitS du sein gauche , £un
tolume Snorme] ablation" (Travaux de la Soc. d'agric, belles-lettres etc. de
Koehefort, 1863 — 64) — „MSm. sur Vophthalmoscopie" (Ebenda 1864). Ausserdem
eine Reihe von Recensionen in den Arch. de m6d. navale (1864 — 72).
Berger et Rey, pag. 82, 256. G.
Dnponty Ch.-P. D. , französischer Naturforscher und Arzt, stammte von
annen Eltern, studirte in der freien Zeit, die ihm sein Amt als Finanzbeamter
flbrig liess, Naturwissenschaften und Medicin und legte eine interessante Sammlung
von Vögeln, Amphibien und Insecten an, die er auf einer Reise nach Egypten
gesammelt, und von denen er Präparate in Wachs anfertigte. Er war 1795 in
Bayern geboren und starb in Paris 1828. Schriften hiuterliess er nicht. Unger
240 DUPORT. — DUPUYTREN.
Duport, Fr an 9 oi 8 D., französiRcher Arzt, geboren 1540 in Paris,
gestorben daselbst 1617, machte sich dnrch folgende Publicationen bekannt: „De
signis rtiorborum libri IV cum annotattombus" (Paris 1584) und „Medioa decas
ejusdem commentariis illustrata^ (Daselbst 1613 ; französisch von Düfoüb, 1694).
Unger.
*DTipre, Germain D., geboren zu Argelös (Hautes-Pyrönöes), wurde in
Montpellier Dr. med. (Cordat) und zu Paris Doctor der Chirurgie (Velpkau und
LiSFRANC). In Montpellier wurde er 1852 Professor der klinischen Medicin und
später M^decin en chef am Thöpital St. Eloi. D. , welcher Akademiemitglied,
Senator etc. ist, hat die Literatur der klinischen Medicin im engeren Sinne durch
zahlreiche Specialartikel bereichert. ßed
DuprÄ-de-Lisle, aus der Provence, war in der zweiten Hälfte des vorigen
Jahrhunderts Marinearzt und bei dem Hotel du Roi angestellt und verewigte seinen
Namen durch den „TratU des maladies de la poitrine , connues soics le nom
de phthisie pulmonaire" (Paris 1769). Auch schrieb er einen „TraiU des ISsions
de la tUe par contrecoup" (Daselbst 1770), einen „TraiU sur le vice cancd-
reiix" (Daselbst gleichzeitig) und eine Admissionsthese zur Zulassung in die Facultö
de mMecine über das Miliarfieber bei Wöchnerinnen,* welche 1779 in Paris
gedruckt wurde.
Dict. hist. II. Red.
Dupuy, J.-C. D., französischer Marinearzt, geboren in Niont 1674, gestorben
1757 in Rochefort, publicirte ausser mehreren Abhandlungen in der Pariser Aka-
demie der Wissenschaften ein „Manuel des Operations de Chirurgie^ (Toulon 1726).
Unger.
Dupuy. Von den weiteren sehr zahlreichen Trägern dieses Namens
bedürfen der Erwähnung : *S.-P. PaulD. , der 1857 mit einer Abhandlung über
Perubalsam proinovirt wurde und weiterhin ausser kleinen Schriften philosophischen
Inhaltes zwei Arbeiten über Muskelarbeit und Muskelermüdung (Paris 1869)
publicirte; und *Eug6ne D., Verfasser von „Examen de quelques points de la
Physiologie du cerveau** (Paris 1873) und kleinerer Arbeiten aus dem Gebiete
der Neurologie. ß^j
Dupuytren, Guillaume Baron 1)., der berühmteste französische Chirurg
im ersten Drittel des 19. Jahrhunderts, war am 5. October 1778*) zu Pierre-
Buffiere, einer sehr kleinen Stadt der Haute- Vienne , bei Limoges, geboren, kam
im Alter von 12 Jahren nach Paris, begann sehr jung das Studium der Anatomie
und Chirurgie, wurde bereits 1794 Prosector und hielt sehr besuchte Vorlesungen.
1801 zum Chef des travaux anatomiques ernannt, beschäftigte er sich viel mit
pathologischer Anatomie, wobei Baylr sein Gehilfe war, las über dieselbe und
schrieb die These „Proposition^ sur quelques points d' ana^iomie, de physiologie
et d'anatomie pathologique" (1803). 1802 war er bereits durch Concurs Chirurgien
en second am Hotol-Dieu geworden, bei welchem er 1808 zum Chirurgien en chef
adjoint und 1815 zum Chirurgien en chef, an Pelletan's Stelle, ernannt wurde,
nachdem er durch einen sehr glänzenden Concurs auch den durch Sabatier's Tod
erledigten Lehrstuhl der operativen Chirurgie im Jahre 1812 erlangt hatte. Seine
These bei diesem Concurse war „Sur la lithotomie^. Er hatte bis zu dieser Zeit,
von 1801 an, bereits eine ganze Reihe von anatomischen, physiologischen und
pathologisch - anatomischen Arbeiten der verschiedensten Art veröffentlicht; ferner
solche über die mcphitischen Ausdünstungen der Senkgruben und die dadurch bei den
Cloakenarbeitern herbeigeführten Asphyxien, über Diabetes mellitus u. s. w. Auch
war er, als bei der feindlichen Invasion 1814 unter den Mauern von Paris noch
♦) Diese Jahreszahl giebt die Biogr. med. und Larrey an, während die Notice
histor. an der Spitze von D.'s Le^ons orales, ebenso wie Pariset das Jahr 1777 als Geburts-
jahr bezeichnen.
DUPUYTREN. 241
gi^kämpfl wurde, mit seinen Schülern den Verwundeten zu Hilfe geeilt. Nachdem
er einmal an die Spitze des Hotel-Dien gestellt war, hat er es verstanden, seine
Klinik zu einer der berühmtesten in der Welt zu machen. Seine Pflichttreue, seine
Arbeitskraft und die übrigen glänzenden Eigenschaften, die er dabei entwickelte,
waren aber auch bewundemswerth. Jeden Tag von 6 — 9 Uhr Morgens machte er
seine erste Visite und von 6 — 7 Uhr Abends die zweite ; auf die Morgen- Visite, bei
der er alle Verbände selbst anlegte, folgte ein einstündiger klinischer Vortrag, dann
kamen die Operationen, die auszuführen waren , an die Keihe, ferner die ambulanten
Kranken, die Sectionen u. s. w., so dass er wenigstens 5 Stunden jeden Morgen
im Hospital zubrachte, in welcher Zeit er sich ganz und gar den Hospital- und in
Menge zuströmenden poliklinischen Kranken und dem Unterricht mit einem Eifer
und einer Strenge widmete, die er auch von Untergebenen und Schülern verlangte.
Sein diagnostischer Scharfblick hatte bisweilen etwas Divinatorisches ; gleichwohl
berficksichtigte er mit grösster Sorgfalt alle aus der Anamnese oder aus der
(ibjectiven Untersuchung zu entnehmenden einzelnen Umstände, welche ihn auf
die richtige Diagnose führen oder dieselbe sichern konnten und suchte sich durch
sehr präcise an den Kranken gerichtete und von diesem ebenso bestimmt zu
beantwortende Fragen weitere Aufklärung zu verschaffen. Sein grösstes Talent
aber war das des Vortrages, der durch seine Klarheit, die tiefe Kenntniss des
Gegenstandes und die Methodik seiner Anordnung die Zuhörer hinriss. Sein
operatives Talent kam erst an zweiter Stelle. Er unternahm keine Operation, die
er nicht für dringend oder unumgänglich hielt, und erst nachdem alle anderen
Eventualitäten der Heilung erschöpft waren. Hatte er aber die Operation beschlossen,
so traf er alle Vorbereitungen zu derselben mit der grössten Sorgfalt, Ruhe und
Vdranssicht und bewahrte bei derselben, allen unvorhergesehenen Vorkommnissen
gregenüber, die unerschütterlichste Kaltblütigkeit. Die Ausführung der Operation
>elb8t geschah mit mehr Sicherheit als Eleganz , auch legte er auf erstere mehr
Werth als auf Schnelligkeit. Während er in seinem Hospital die ausführliche
Registrirung der vorgekommenen Beobachtungen überwachte, widmete er auch sonst
noch einen grossen Theil seiner Zeit seinem Amte, nämlich den Sitzungen in den
Akademien, den Berathungen in der Universität, so dass für seine Privatpraxis
blos seine Consultationsstunde und die Pausen zwischen seinen verschiedenen
officiellen Greschäften übrig blieben; die armen und die Hospital-Kranken genossen
bei ihm einen entschiedenen Vorzug vor den Privat-Patienten. — Sehen wir jetzt,
welche Förderung die Anatomie, Physiologie, Pathologie, namentlich aber die Chirurgie
ihm zu danken hat , so ist zunächst anzuführen , dass sehr Viel davon nicht durch
ihn selbst, sondern durch seine Schüler publicirt worden ist. Dahin gehören für
die frühere Zeit: Marandel's „Essai sur les irritations" (Paris 1807, 4.) und
Jean Cruveilhier's „Essai sur Tanatomie pathologie en g6n6ral" (Paris 1?16, 4.),
sowie für die darauf folgende Zeit : L. J. Sanson und L. J. Begin „De la mfedecine
operatoire par R. B. Sabatier" (4 Bde., Paris 1822 — 24), 6. Guärix in seiner
Uebereetzung von J. Thomson*s „De la taille laterale suivant W. Cbeselden"
Taris 1818) [Beschreibung von D.'s Steinschnittmethode], dann Breschet's
„Repertoire g^nöral d'anatomie et de physiologie pathologiques et de clinique
chirurgicale" (1826 — 29), vor Allem aber die „Legons orales de clinique
chirurgicale faites h V Hotel- Dieu de Paria ; rec. et pubL par une societd de
inedecins" (4 Bde., Paris 1830 — 34; zwei belgische Nachdrücke Brüssel 1834;
deutsche Uebersetzungen von E>r. Beck und Rüd. Leonitardi, Leipzig 1832 — 35
und von G. Weyland, Paris 1832, 34 ; englische Uebersetzungen von A. Sidney
DOAXE, New York 1833 und Boston 1833; Italien. Uebers. Venedig 1834, 35;
dänische Uebers. von J. Rörbye, Kopenhagen 1835); davon: „Deuxihne Edition
enti^reinent refondue par Brierre de B oismont H Marx" (6 Bde.,
Paris 1839; deutsche Uebers. von H. E. Flies, Quedlinburg 1840 — 46); endlich
der „ Traiti theorique et pratique des hlessures par annes de guerre, HSdige ....
H publik saus sa direction par A, Faillard et Marx'^ (Paris 1834;
BioRT Lexikon II. 16
242 DÜPÜYTEEN.
deutsche Uebers. von M. Kalisch, Berlin 1836), sowie in Betreff seiner Operations-
methoden : Roche et Sanson „Nouveaux ölömens de pathologie mMico-ehimrgicale"
(4 Bde., Paris 1825 — 28). Die hauptsächlichsten seiner eigenen Abhandlungen
aus der Chirurgie waren, ausser den schon genannten, über die Fracturen bei
Kindern (1811), Aber die Amputation des Unterkiefers (1814), über die Arterien-
Ligatur an Stelle der Amputation bei mit Aneurysmen complicirteo Fracturen (1815),
über die Ligatur der Haupt-Arterienstämme (1816), über die Fractur der Fibula
(1819), Bericht über die Ermordung des Herzogs von Berry (1820), über eine
neue Methode des Steinschnittes (1824), über eine neue Behandlungsweise des
künstlichen Afters (1825), über die angeborenen Oberscheukel-Luxationen (1827),
über den Yaginalkatarrh junger Mädchen (1827), über Erweiterung der Harnröhre
(1827), über Arterien - Ligatur nach Anel bei gewissen Schussverletzungen der
Arterien (1828), über die varicösen Aneurysmen (1829). Vor Allem sind es die
^Le^ons orales" in ihrer 2. Ausgabe, denen (als Tome VI) auch die „Blessures
par armes de guerre" angeschlossen sind, welche eine Fundgrube 'für Dupuytrex's
Doctrinen enthalten, unter denen* wir die hauptsächlichsten andeutungsweise
liervorheben wollen. Was zunächst die Schusswunden anlangt, so hatte D., ausser
1814, auch während der Juli-Revolution 1830 eine reiche Oeiegenheit gehabt
neue Erfahrungen über dieselben zu sammeln. Die von ihm herrührende Eio-
theilung der Verbrennungen ist vielfach auch von Anderen angenommen worden.
Seine Behandlung der Narben hatte zu einer Polemik zwischen ihm und Delpech
Anlass gegeben. Die Oangraena senilis beschrieb er unter dem Namen „gangr^ne
S3rmptomatique de Tart^rite". Unter den Geschwülsten hat er auf die im Knochen
vorkommenden Echinococcuscysten aufmerksam gemacht und die Entstehung der
Keiskörper in den ausgedehnten Sehnenschleimbeuteln zu deuten gesucht, auch mit
den gefftssreichen Krebsgeschwülsten unter dem Namen Fungus haematodes sich
näher beschäftigt, sowie den Carbunkel genau von der Pustula maligna des Mibs-
brandes unterschieden. Er war in Frankreich einer der Ersten, welcher Ligaturen
der grossen Arterien (Subclavia, Carotis, Iliaca exi.) ausführte und seine Auf-
merksamkeit den traumatischen Aneurysmen, besonders dem falschen Aneurysma
der Ellenbeuge und dem Aneurysma varicosum zuwendete, auch den Mechanis-
mus des Lufteintrittes in die Venen zu erforschen suchte und sich die Be-
handlung der Erkrankungen der Venen, wie der Varicocele und der Hämorrhoiden
besonders angelegen sein Hess. Das Delirium nervosum unterschied er zuerst
vom Delirium tremens. Bei der Lehre von den Fracturen sind seine Unter-
suchungen über die Caliusbildung bekannt, femer die Specialarbeiten über die
Fracturen des unteren Radius- und Fibulaendes, sowie über die dififerentielle
Diagnose der Fracturen und Luxationen des Humerus; auch war er einer der
Ersten, die sich mit der Einrenkung veralteter Luxationen beschäftigten. Nicht
minder sind mit seinem Namen verknüpft die Verkrümmungen der Finger, die
Exostose der grossen Zehe, der eingewachsene Nagel an derselben. Auch mit
den Augenkrankheiten hat er sich vielfach beschäftigt, namentlich der Behandlung
der Thränenfistel ; er gab femer die beste Beschreibung von der blennorrhoischen
Ophthalmie. Ueber die Herzverletzungen sich auszulassen bot ihm der Tod des
Herzogs von Berry Anlass; dazu kamen die Betrachtungen über das traumatische
Emphysem. Auch die Wirbel-Caries und die von derselben abhängigen Abscesae
beschäftigten ihn; ebenso die Incarceratio interna. Bei den Hernien zeigte er das
häufige Vorkommen der Einklemmung im Bruchsackhalse; bekannt ist seine Be-
handlungsweise des künstlichen Afters mit dem von ihm erfundenen Ent^rotom.
Auch bei den Erkrankungen der männlichen und weiblichen Genitalien und Ham-
organe ist ihm manches zu besserer Erkenntniss und zweckmässigerer Behandlung
Beitragende zu danken. — Unter den von D. ausgeführten Operationen sind die
Resectionen am Unterkiefer (seit 1812) von ihm als einem der Ersten gemacht
worden, auch interessirte er sich für den vorzugsweise von ihm ausgeführten
bilateralen Steinschnitt so, dass er, da er am Ende seines Lebens eine Aber
DUPUYTREN. — DÜRANDE. - 243
denselben von ihm begonneno Schrift nicht mehr zu Ende zu führen vermochte,
testamentarisch deren Vollendung seinen Schttlern und Freunden Sanson und B£:aiN
tibertrug, die denn auch das j^MSm, aur une manüre nouvelle de pratiquer
fopiration de la pierre" (Paris 1836, foL; 2 Nachdrücke, Brüssel 1836; deutsche
üebersetzungen von F. Reichsieister , Leipzig 1837 und Weimar 1837) nach
seinem Tode herausgaben. — Fügen wir hinzu, um D.'s Vielseitigkeit anzudeuten,
dass er früher filoges de Coävisart, de Richard (1821), de Pinel (1826),
einen „Rapport sur la fövre jaune" (1826) und später „Lettre et legons sur
le siige, la natura et le traitement du choUra - morbiM ; rec, et pübL par
Ä, Palliar d et Marx" (1832) hatte erscheinen lassen, so ist damit nur eine
schwache Andeutung von seiner Thätigkeit auf dem Gebiete der Gesammt-Medicin
gegeben. — Der rastlos thfttige Mann, welcher die höchste Staffel des Ruhmes
erklommen hatte, der neben seinem Lehramte Leibchirurg der Könige Ludwig XVIU.
und Karl X., Baron, Mitglied des Conseil de salubrit6, Inspecteur g^neral der
üniversitÄt gewcfrden war, wurde im November 1833 von einem leichten Schlag-
anfalle getroffen , suchte noch einige Monate dagegen anzukämpfen, musste aber im
Frühjahr 1834, nach mehr als 30jähriger ununterbrochener Thätigkeit im Hötel-Dieu,
diese zum ersten Male unterbrechen. Er machte eine Reise nach Italien, die einem
fortgesetzten Triumphzuge glich, kehrte von dort nach nicht langer Zeit zurück,
nabm seine Lehrthätigkeit wieder auf, aber es ging bald mehr und mehr mit
seiner Gesundheit abwärts und am 8. Februar 1835 erfolgte sein Tod, nachdem
er (neben* den 4 Millionen Franken, die er seiner Tochter hinterliess, und neben
anderen Legaten) testamentarisch der medicinischen Facultät 200.000 Franken zur
Gründung eines Lehrstuhles der pathologischen Anatomie vermacht hatte. Da
indessen der Staat diese Pflicht übernahm, konnte die genannte Summe zur Grün-
dung des Mus6e Dupuytren verwendet werden. — 34 Jahre später (im October
1869) wurde eine ihm in seinem Geburtsorte errichtete Statue eingeweiht.
E. Pariset, äloge du baron G. Dapuytrcn. Paris 18)6 uad Histoire des msmbres etc.
T. II. pag. 105. — Notice historique sur Dupuytrea. LeQoas or.iles etc. 2. edit. 18 59, T. I,
pag. V. — Baron Larrey, Discours , . . . k l'iniugaratiou di la statue de Guill. Dupuytren
.... Paris 1869, 4. -- Callisen, V, pag. 458-5L; XXVII, pag. 373-92. Gurlt.
*Duraild-Pardel, Ch.-L. -Maxime D.-F. , Inspeateur der Quellen von
Haute-Rive in Vichy, lebt zu Paris, wo er am 13. August 1840 nach dort vollen-
detem Studium seine Wirksamkeit begann. Die früheste Serie seiner Schriften (1839
bis 1848) war der Physiologie und Pathologie des Gehirns gewidmet; seine späteren
Arbeiten beschäftigen sich hauptsächlich mit der Wirkung der Thermalwässer von
Vichy und erschienen unter entsprechenden Titeln 1849 bis 1872. Hervorzuheben
sind unter diesen „Des eaux de Vieh/ etc." (Paris 1861) und „TrailS thera-
peutique des eaux minSraUs de France et de Vetranger etc," (Daselbst 1857,
mit colorirter Karte). Daneben wrfl* D.-P. jedoch auch im klinischen Fache' her-
vorragend schriftstellerisch thätig; „Trait4 pratique des maladies chronique^"
(Paris 1868) — „Trait6 pratiques des maladies des vieillards" (Daselbst 1873),
hatte Gelegenheit, „Une mi<tsion midicale en Chine" (Bericht an den Handels-
and Ackerbauminister mit einer Darstellung der ostasiatischen Quarautäneu, Paris
1877) zu schreiben und gab mit Le Beet, Lefort und FRAxgors 1860 das
^Dictionnaire gönöral des eaux minörales et d'hydrologie medicale" heraus. Red.
Durande, Jean-Pran^ois D. , aus Dijon, welcher (bei unbekanntem
Geburtsjahre) am 23. Januar 1791 starb, verdient P^i-wähnung als Erfinder des nach
ihm benannten Mittels, niedergelegt in der Schrift: „Obseroations sur VefficacitS du
mSlange d'dtker sulfurique et d'huile volatile de thSrebintkine dans les coliques
hipatiquei produites par des pierres biUaires" (Paris 1770). Im üebrigen war D.
Botaniker und zeichnete sich, seit 1774 Mitglied der Akademie in Dijon, auf diesem
Gebiete und dem der Chemie aus. Von hygienischem Interesse ist seine Monographie :
yf Memoire sur Vabus de V ensevelissemeat des morts" (Strassburg 1789).
Biogr. m6d. III. Red.
16*
^
244 DURANTE. — DüROI.
^Durante, Castor D., ans Goaldo (Umbrien), war Dichter und Arzt und
studirte in der zweiten Hälfte des 16. Jahrhunderts an der Sapienza in Rom. Die
Ueberlieferung, dass er Arzt des Papstes Sixtus V. gewesen sei, wird durch
keine authentische Notiz beglaubigt. Wegen seines botanischen Werkes ^ Herbario
nuovo^ widmete ihm Plumier die Pflanzengattung „Ca«torea" (von Linke aus
demselben Grunde „Duranta" benannt). Mehr mit der Medicin hat sich D. , der
1590 in Viterbo starb, durch folgende Schriften in Berithrung gebracht: pDe
bonitate et vitto alinientorum centuria" (Pesaro 1565, 1594; Rom 1585; ital,
als „Tesoro della samtate^ [Venedig 1586, 1629; Rom 1632]) und „De usii
radicis et foUorum mechoacanae^ (Antwerpen 1587). Auf den Tabak hatte er
ein lateinisches Epigramma gedichtet (posthum Utrecht 1644).
Biogr. ro^d. III. Red.
Duret. Zwei französische Aerzte, Vater und Sohn. Der Erstere, Louis D.,
in Baug6-la-Ville 1527 geboren, hatte bereits gründliche Sprachstudien gemacht
und war Licentiat der Philosophie, als er 1552 in Paris das Studium der Medicin
mit vollem Eifer ergriff. Er wurde Leibarzt bei Karl IX., sowie bei Heinrich III.,
Professor am College de France 1568 — 1586 und starb in dieser Stellung am
22. Januar des letztgenannten Jahres. D. galt als ein eminentes Sprachtalent, soll
den HiPPOKRATES vollständig auswendig gewusst haben und ein Arabist ersten
Ranges gewesen sein. Er hat daneben allerdings auch den Ruf, in die Alten
manche Feinheit erst hineininterpretirt zu haben, ein Bestreben, welches die
Sympathie seines Zeitalters für sich hatte. Seine Arbeitsrichtung wird durch die
folgenden Schriften gekennzeichnet : „ Commentaire sur les six premihres sections
des aphorisnies d^ Hippocrate" und „ TrattS des maladies des feimnes^ (diese
beiden wurden nicht in Dnick gegeben) — y, Adver sarie in Jac. Hallerit libr,
de morbis intemis^ — „Interpretationes et enarrattones in magni Hippocratis
Coacas praenotiones^ — „In magni Hippocratis Itbrum de himorOms purgan-
dis etc. commentarii" (diese erschienen sämmtlich posthum, das erste Paris 1587;
die Interpretationes Daselbst 1588 und später in Strassburg 1633, Genf 1665,
Leyden 1737, Lyon 1784; die Commentarien Paris 1631, Leipzig 1745). Glaub-
haft wird erzählt, dass D., der Vater, an seinen HiPFOKRATES-Ausgaben 30 Jahre
gearbeitet habe. — Die Besorgung der Ausgaben fiel dem Sohne, Jean D. , zu,
der in Paris 1563 geboren wurde und seinem Vater auf den Lehrstuhl am College de
France 1586 folgte. 1600 resignirte er zu Gunsten P. Següin's, wurde 1610 zum
Leibarzt der Königin Maria von Medicis ernannt und starb am 31. August
1629. An eigenen Arbeiten publicirte er: „Commentaire sur les 58 dertii^res
prSjiotions coaques" (Ergänzung des obengenannten väterlichen Werkes, Heinrich III.
gewidmet) und „Advis sur la maladie regnante^ (Pestschrift, Paris 1619, 1623).
Dict. hist. II. Red,
*DTirham, Arthur Edward D., studirte von 1853 bis 1857, bildete
sich speciell am Guy 's Hospital praktisch aus und wurde F. R. C. S. Eng. 1860.
Er lehrte dann am Guy's Hospital zunächst Anatomie und Mikroskopie, später
auch Chirurgie, gab eine Zeit lang die Guy's Hospital Reports heraus und wirkt
gegenwärtig als Consulting surgeon am St. Alban's Hospital. Seine zahlreichen
Publicationen erschienen zum Theil in den Guy's Hosp. Reports und betrafen zuerst
physiologische Themata. Später folgten ebenda: „Gases of Operations on tke
hirynx^ (1866) — „Mollities ossium and osteoporosis^ (1864); dann verschiedene
Hauptartikel in Holmes' „System of surgery" ; endlich casuistische Mittheilungen
chirurgischen Inhaltes in den Transact. of the R. med.-chir. soc. (1872) und im
Brit. med. Jouru. (1878). Red
Dnroi, Job. Ph>l. D. (DöRoi), geboren am 2. Juni 1741 zu Braun-
schweig, studirte zu Helmstadt Medicin, promovirte 1764, wurde 1765 Auf-
seher der Veltheim'schen Baumschulen zu Harbke bei Helmstadt, 1777 Arzt in
DÜROI. — DüSSE. 245
Br&unschweig, dann Garnisonsarzt, Stadtphysicus, Hofmedicas, Assessor beim Ober-
sanitJits-OoUegium und starb am 8. Deeember 1785. Er gab heraus: „Observationes
hotanicae*' (1771)— ^2>iV Harbke^ sehe wilde Baumzucht'' (1771, 1772, 2 Bde.,
2. Aufl. 1795, 1800).
Biogr. univ. — Deutsche Biogr. W. Stricker.
Dnrsy, Emil D., zu Tübingen, war am 5. April 1828 zu Grünstadt in
der Rheinpfalz geboren, erlangte 1852 zu Heidelberg, wo er in der Anatomie
Hbxle's Schüler gewesen war, mit der Dissert. „Beiträge zur Kenntniss der
Muskeln, Bänder und Fascien der Hand'' die Doctor würde , wurde 1854 zu
Tübingen Prosector unter Luschka und Privatdocent , 1861 Prof. e. o. Seine
Arbeiten betrafen an erster Stelle das Gebiet der menschlichen Anatomie und Ent-
wicklungsgeschichte, wie : „lieber die Fascien und Schleimbeutel der Fusssohle''
(Henle's Zeitschr. 1855) — „Die Muskellehre in Abbildungen, zum Gebrauche
bei Präparirübungen u. s. w.'' (Tübingen 1860, 4., 60 Taff.) — „Ueber den
Wol ff sehen Körper und seinen Ausfuhrungsgang'* (Naturforscher- Versamml.
1864) — „ Ueber das genetische Verhältniss der Harnleiter zur Harnblase"
(Ebendas.) — „Messungen an Hühnerembryonen u. s, w,'* (Zeitschr. für rat.
Med. 1867) — „Der Primitivstreif des Hühnchens" (Lahr 1867, m. 3 Taff.) —
„Abweichungen in der Musculatur der oberen Extremität des Zwerchfells und
des Nackens" (Daselbst 1868) — „Zur Em^twicklungsgeschichte des Kopfes
des Menschen und der höheren Wtrbelthiere" (Tübingen 1869 , mit Atlas von
9 Taff., 4.) — „ Gi/psmodelle des menschlichen Gehirns 7iach Abgüssen frischer
oder erhärteter Präparate, nebst lithogr, Zeichnungen und erläuterndem Texte'*
(Daselbst 1878, mit 2 Taff.) Auch eine zoologische Arbeit: „Naturgeschichte der
deutschen Schlangen" (1853) hat er verfasst. Er starb am 16. März 1878.
* Dusch, Theodor Freih. v. D., geboren in Karlsruhe am 17. September
1824, studirte auf der Universität Heidelberg, später in Paris ; seine Lehrer waren
vorzugsweise Henle, Pfeuffkb, Cheltüs. 1847 promovirt, begann gV. D. seine
Thätigkeit im Frühjahr 1854 in Heidelberg ; daselbst habilitirt im Sommersemester
1854, wurde er Extraordinarius für Pathologie im October 1856 und Director der
medicinischen Poliklinik und ordentlicher Professor seit October 1870. Seine
wesentlichsten Arbeiten sind : ,; Ueber die Filtration der Luft durch Baumwolle'* ,
mit Schröder (Ltebig's Ann. 1852) — „Beiträge zur Pathogenese des Icterus"
(Habilitationsschrift 1854) — ;, Ueber Hirnsinusthrombose'* (Zeitschr. für rat.
Medicin) — ^^ Lehrbuch der Herzkrankheiten'* (Leipzig 1868) — »Die Krank-
heiten des Endo- und Myocardium'* (in Gerhardt'ö Handb. der Kinderkrank-
heiten 1870). Ausserdem eine Anzahl von kleinen Journalaufsätzen über Diabetes
mellitus, Ovariotomie, Störungen des Kreislaufs bei Herzkrankheiten, plötzlichen
Tod bei Ausspülungen des Thorax nach der Operation von Empyema etc. ß ^ ^
Dnssi. Die Geschichte der Zange nennt den Namen dieses Pariser Geburts-
helfers aus dem 18. Jahrhunderte deshalb, weil er derjenige war, der die PALFYN'sche
Zange erst zu einem brauchbaren geburtshilflichen Extractionsinstmmente schuf.
Die PALFyN'sehe Zange hatte bekanntlich kurze , parallel laufende Löffel , deren
Griffe mittelst eines Kettchens und umschlungenen Tuches aneinander fixirt wurden.
In dieser Form konnte das Instrument seinen Zweck, den Kopf zu fjässen und zu
extrahiren, nicht gehörig erfüllen. D. verlängerte die Löffel, wodurch das Schloss
weiter von den Genitalien entfernt wurde. Ferner kreuzte er die Löffel und höhlte
sie an ihren Enden aus, damit sie den Kopf besser fassten. Zur Befestigung beider
Anne aufeinander diente ein Schraubenstift. Durch diese Verbesserungen, welche D.
um das Jahr 1734 an der PALFVN'schen Zange vornahm, wurde der Geheimniss-
krämerei mit der CHAMBERLEN'schen Zange naturgemäss ein Ende gemacht, da
»ich nun beide Zangen nicht mehr wesentlich von einander unterschieden. Auf-
fallend ist es, dass die Beschreibung und Abbildung und dadurch die Verbreitung
246 DUSSB. — DüTROÜLAü.
dieser Zaoge nicht von Frankreich, sondern, von England ausging, indem
Alexander Butter in Edinbnrg in den Mcdical Essays seines Wohnortes 1735
die erste Mittheilung darüber veröffentlichte. Kurze Zeit danach veröffentlichte
CiiAPMAN das CHAUBERLEN'sche Gcheimniss. (S. den Artikel Crapmak.) Alexander
Bütter's Mittheilung erschien unter dem Titel : „The description of a forceps for
extracting children by the head, when lodgcd low in the pelvis of the mother*'
(in Medic. Essays and Observat. by the Society in Edinb. Vol. VII, Edinb. 1735,
8., pag. 320). D. selbst publicirte nichts tlber seine verbesserte Zange. Er legte
der Akademie eine Arbeit vor, in welcher er bei heftigen Blutflüssen aus der
Gebärmutter nach der Geburt die kreisförmigen Reibungen des Uterus durch die
Bauchdecken auf das Wärmste als blutstillendes Mittel empfahl. Er starb am
Ende des Jahres 1734.
Vergl. Siebold's Gesch. der Geburtsh. Bd. II, pag. 289. Kleinwächter.
*Dutrleux, ein Arzt belgischer Abstammung, dessen Lebensschicksale —
sonst unbekannt — durch folgende Arbeiten einigermassen gekennzeichnet werden,
ist der Verfasser von „Consid&ration-s ghiSralea sur V Ophthalmie comtnunement
appellie Ophthalmie d lEgypte suivie d'une note sur lest opSrations pratiqvdes ä
r^cole Ixhidiviale des aveugles an Caire avec vne prSface en forme de lettre
a Hiaz-Pascha^ (Cairo 1878) und „Contribution h Vdtude des maladies et de
V acclimatement des Europ6ens dans VAfnque intertropicale" (Gent 1880).
(Ob identisch mit L6on D. , welcher tiber Urethralstricturen 1866 in Paris
disserirte, war nicht festzustellen.) U^^
Dutrocliet, Ren6-Joachim-Henri D., 1776 zu Kenaud bei Vcndöme
geboren, wurde 1806 zu Paris promovirt, wirkte zunächst als Militärarzt und
lebte später privatisirend, aber Correspondent des Institijt de France und Memhre
associ6 der Acad^mie de m6d. zu Chareau bei Chateau-Hegnault, wo er 1847
starb. An seinen Namen knüpfen sich viele, für seine Zeit hochbedeutende physio-
logische Arbeiten, aus deren Reihe vielleicht die in j^Recherches anatomiques et
physiologiques etc." (Paris 1824, 1837) niedergelegten Untersuchungen über die
Leberzellen die nachhaltigste Bedeutung gehabt haben dürften. Nächstdem seien
genannt: „Uagent immidiat du mouvement vital d(fvotle dans sa nature et dans
son mode d^action chez les vdgctaux et chez les animaux" (Daselbst 1828) —
^Nouvelles recherches sur Vendosmose et Vexosmose^ (Daselbst gleichzeitig) —
„Btchei'ches sur la formation de la fibre mut^culaire" (Daselbst 1831) und
viele vergleichend zootomischc Aufsätze, besonders in der M6m. de la soc. d*emu-
lation, LiKOUx's Journ. de mM., M^m. du mus. d*hist. nat, auch Arch. g6n. de
ni^d., deren vollständiges Verzeichniss die sogleich zu nennende Quelle bringt.
Callisen, V, XXVII. Red.
Dutroulau, August e- Fr 6d6ric D., Chefarzt der französischen Marine
im Hafen zu Brest, war zu Brest am 31. März 1808 geboren, trait mit 19 Jahren
in die Marine ein, wurde 1839 Arzt 1. Cl. , erlangte 1842 za Paris die Doctor-
würde, wurde 1848 zweiter Chefarzt auf Martinique und 1851 erster Chefarzt auf
Guadeloupe. Er hat sich durch seine zahlreichen Arbeiten über die Krankheiten
der heissen Länder einen berühmten Namen gemacht. Es befinden sich darunter die
„Etudes sur les maladies maritimes** (Gaz. mM. de Paris 1850) — „Sptcißciti
ttiologique et symptomatique de la fihrre jaune** (Arch. gönör. de m6d. 1853) —
„MSm. sur Vhipatite des pays chavds et les abcbs du foie** (M6m. de TAcad.
de m^d. 1856) — „ Topographie mMicale des climats intertropicaux" (Annales
d'hyg. publ. 1858) — „Mim, sur la ßhjre bilieuse grave des pays chauds*'
(Arch. gen6r. de m6d. 1858); vor Allem aber ist. sein mit Preisen, sowohl der
Akademie der Wissenschaften, als der Akademie der Medicin gekröntes Werk:
„Traite des maladies des Europiens dans les pays chauds, rigions tropicalesj
climatologie, maladies endemiques^ (Paris 1861; 2. Aufl. 1868) anzuführen.
DUTROULAÜ. — DUVAL. 247
Nachdem er den Dienat der Marine yerlassen, wurde er 1857 Mödecin-inspectear
der Seebäder von Dieppe und schrieb nunmehr auch wiederholt über Seebäder,
wie: »Note sur les bains de mer de Dieppe y saiaon de 1867^ (Annales de la
Soc. de mfed. d'hydrologie de Paris 1857) — „Sdjour des plages maritimes, etc."
(Revue m6d. fran^. et ötrang. 1859) — „De Vhygihne au bord de la mer^ und
^Hydrotherapie h Veaii de mer" (6az. hebdomad. 1862, 63). Eine bedeutende
Arbeit aus dieser Zeit ist noch der Aufsatz: „Des modifications introduites dans
Vhygiene navale par Vapplication de la vapeur ä la navigation" (Bullet, de
l'Aead. de m^d. 1863—64; Gaz. hebdomad. 1864). Von 1866 an aber erkrankte er
nnd hat in der folgenden Zeit bis zu seinem am 28. Januar 1872 in seiner Heimat
erfolgten Tode nur noch einige Artikel für das Dict. enoyclop. des sc. m6d. geliefert.
Archives de m6d. navale. T. XVII, 1872, pag. 230. — Berger et Rey , pag. 84.
G.
Duval. Unter den vier älteren französischen Aerzten des Namens D. ist
der älteste, Jaques D., aus Evreux, der in Ronen Anfangs des 17. Jahrhunderts
prakticirte, nicht unbedeutend, da er in seiner „Methode nouvelle de guSrir
les catarrhes" (Ronen 1611) Grundsätze niedergelegt, die seiner Zeit entschieden
voraus waren. Eine gewisse Berühmtheit erlangte wegen der darin niedergelegten
Behauptung : „Adam sei Hermaphrodit gewesen" und der Ehrenrettung eines zum
Tode verurtheilten Hermaphroditen seine Schrift: „Les hermaphrodites etc."
(Daselbst 1612, später — 1615 — eine Vertheidigung derselben gegen Riolan).
Auch beschrieb D. die in der Nähe von Ronen gelegenen Heilquellen. — Eben
erwähnenswerth sind: Jean D., der, in Paris wirkend, Wecker's Antidotaire in
französischer Sprache (Genf 1609) edirte und selbständig verschiedene medicinische
Zeitfragen behandelte und Henri- Auguste D. zu AleuQon, 1777 — 1814, der
neben botanischen Studien eine Arbeit: „Sur le pyrosis ou fer chaud" (Paris
1809) veröffentlichte. — Der in der älteren Literatur am bedeutendsten dastehende
D. ist Guillaume D., ein Vetter des berühmten Theologen Andr6 D., der
in Paris Theologie, Jurisprudenz, Philosophie und Medicin studirte und 1606
Professor der Philosophie wurde, von 1613 ab zwei Lehrstühle derselben gleich-
zeitig inne hatte. Daneben wusste er sein Doctorat der Medicin so geltend zu
machen, dass man ihn 1640 zum Decan dieser Facultät ernannte. Von seinen der
Medicin augehörigen Werken genügt es, die Lobreden auf Pariser Aerzte (Paris
1612) und das medicinische Geschichtswerk „Historia monogramvia" (Daselbst
1643) zu erwähnen. ^^^
Dnval, Jacques-Ren6 D., zu Paris, war am 12. November 1758 zu
Argentan geboren, studirte Chirurgie zu Paris, wurde Magister derselben 1786
und Mitglied der Acad6mie de Chirurgie. Er widmete sich darauf der Zahnheil-
kunde, über die, sowie über einige geschichtlich - medicinische Gegenstände er eine
sehr grosse Zahl von Schriften und Aufsätzen verfasst hat. Die hauptsächlichsten
Schriften über Zahnheilkunde sind : ^Reckerches historiques sur Vart du dentiste
chez les anciens" (1791 ; 1808) — „Des accidens de Veoctraction des dents"
(Paris 1802; 1808) — „Riflexions sur VodorUalgie, etc." (Paris 1803; deutsche
üebers., Hannover' 1805) — „Le dentiste de la Jeunesse, ou moyens d'avoir
les dents belles et bonnes" (Paris 1804; neue Ausgabe 1817; engl. Uebers. 1820;
translat. and supplied with notes by J. Atkinson, Baltimore 1848) — „Gonseils des
po'äes anciens sur la conservation des dents" (1805) — „Propositions sur les
ßstules dentaires; etc." (1812) — „Observations sur quelques affections dou-
loureuses de la face etc." (1814) — „De V arrangement des secondes dents"
(1820), Ausserdem eine sehr grosse Anzahl von Aufsätzen im Recueil p^riodique,
Journal gön^ral u. s. w. (von 1800 an). Zu seinen historischen Arbeiten gehören,
abgesehen von den schon genannten, u. A. : „Sur la mMecine eispnoique des
anciens" (1800) — „Notice sur les Fran^ais qui se sont occup4s h perfec-
tionner V Operation de la cataracte" (1806) — „Notice historique^ sur la vie
248 DÜVAL.
et les ouorages de M, Jourdairty dentiste*^ (Paris 1816) — „Serment d^Hippo-
crate; etc,^ (1818) — „Notice historico-mSdiccde sur les Nomiands" (1835).
Er war ein hochgeehrtes Mitglied der Aead. de mödecine und starb in sehr hohem
Alter 1854.
Lebreton, 1, pag. 537. — Callisen, V, pag. 465; XXVII, pag. 397. ü.
Duval, Frangois-Louis D., zu Rennes, war am 21. September 1790
zu La Teurtrais, Gemeinde Saint-Germain-en-Coglais bei Foug^res, geboren, begann
1782 zu Rennes das Studium der Chirurgie, ging 1784 nach Paris, wurde daselbst
1788 Magister der Chirurgie und 1789, nach Rennes zurückgekehrt, \m dem
dortigen CoUegium der Chirurgie als Docent der Anatomie und Chirurgie angestellt
1803 gründete er mit einigen Collegen, unter dem Namen Soci6t6 llbre d'enseig-
nement medical , eine medicinisehe Schule , bei welcher • er der Vertreter der
Chirurgie bis zu seinem Tode war. Als Hospital-Chirurg durch seine operative
Geschicklichkeit ausgezeichnet, wurde er in der Revolutionszeit Chef-Chirurg der
Avant-Garde der republikanischen Armee, welche die Vend6er bekämpfte, war seit
1794 auch Chef-Chirurg der Gefängnisse und des Hospitals de TUnitö zu Rennes.
Er hat keine Schriften hinterlassen , aber durch seinen 36 Jahre lang ertbeilten
Unterricht eine Menge vorzüglicher Schüler, die sich namentlich in der Militär-
Chirurgie ausgezeichnet haben, gebildet. Er starb am 11. Juli 1825.
Levot, I, pag. 655. G.
Duval, Vincent D., zu Paris, Orthopäde, war zu Saint-Maclou bei
Pont-Audemer (Eure) 1796 geboren, machte seine Studien in Paris, wo er 1820
Doctor wurde imd sehr bald sich der Orthopädie unter den Anspielen und in der
Anstalt seines Schwiegervaters Jalade-Lafond zu widmen begann. Von Beiden
zusammen wurde ein „Apergu des prtndpales difformitis du corps humain**
(Paris 1833) herausgegeben. Während aber das von ihnen verfolgte System, bei
den Streckbetten statt der permanenten Extension die intermittirende oder oscillirende
anzuwenden, keine bedeutenderen Erfolge erzielte, als jene, erlangte 1). bei der
Behandlung der Klumpfüsse, auf die er sich nunmehr mit ganzem Eifer warf,
sehr viel bessere Resultate, namentlich seitdem er, von 1835 an, als der Erste in
Frankreich, die von Stromeyer erfundene subcutane Tenotoraie der Achillessehne aus-
führte. Er veröffentlichte einen „Traüd du pted-bot" (1839), der in den folgenden
Auflagen den Titel „ TraitS pratique du pied-hot , de la fausse ankylose du
genou et du torticollis^ (2. Ausg. 1843; 3. Ausg. 1859) führte und für welchen
er von der Akademie der Wissenschaften 1839 den MONTHVON-Preis von 3000 Frcs.
erhielt. In der zweiten Auflage konnte er bereits über mehr als 1000 von ihm
ausgeführte Klumpfussoperationen, über 150 von ihm behandelte Enieankylosen und
über 60 Fälle von Torticollis berichten. Er hatte 1830 die Anstalt seines Schwieger-
vaters übernommen und wurde 1831 bei dem Central- Aufnahme-Bureau der Hospitäler
und dem Waisenhause angestellt, mit dem Titel eines Directors der orthopädischen
Behandlung in den Hospitälern. Seit 1839 gab er auch eine Monatschrift unter
dem Titel: „Reime des sp^cialites et des innovations medicales et chirurgicales^
heraus. Mehrere seiner späteren Schriften (1849, 50) beziehen sich auf die Bäder
von Plombi6res , auch betheiligte er sich an einer Polemik , die sich unter den
dortigen Aerzten entsponnen hatte. Er schrieb femer noch einen „ Tratte thioriqn^
et pratique de la maladte scrofuleuse^ (1852) und starb am 29. April 1876.
^^achaile, pag. 273. — V apere au, 5. edit., pag. 644. g.
Duval, Marceil in D., zu Quimper (Finist^re) geboren, wurde 1806 zu
Paris Doctor mit der These: „Essai sur la toxicologie , suivi d'observations et
d^experiences sur VeTnploi du sucre dans les empoisonnements par quelques oxides
minSraux^ , war später Professor an der Schule für Schiffsmedicin in Antwerpen
und starb zu Brest im Jahre 1824. Es rühren von ihm einige Aufsätze her, wie:
„Observation d^nne aplionie catarrhale^ (Bull, de la Soc. med. 6mulat. 1807) —
i
DUVAL. — DU VERNEY. 249
^Observations et rSflexions sur le croup^ (Ebenda 1808) — „Nottee aur les moyens
de produire le croup artißctel^ cPapr^s des exp&riences faites h Brest en 1808^
(Ebenda 1809) — „Olservations sur quelques cos de fövres intermtttentes ....
avec des considSrattons sur les maladies de ce genre qui ont rSgne h Anvers,
en 1812 et 1813*" (Journ. de COEVISART, 1813) u. s. w.
Berger et Rey, ptig. 87. G.
*Dllval, Jean-Charles-Marcellin D., Director des Gesundheits-
dienstes der französischen Marine, ist zu Brest geboren, wahrscheinlich als Sohn
des Vorigen, wurde 1836 zu Montpellier Doctor. Von seinen Arbeiten sind anzu-
führen : „ MSm. sur le cholira-morbus asiatique^ description du bagne de Brest
.... relation d'une dpidSmie de choUra qui a r4gni en 1849 dans cet ita-
Uissement ; comparatson avec d^autres 4pid4mies . . . . en France sott en 1832,
mt en 1849 ....*' (Brest 1853) — „Atlas gSn^al d'anatomie descriptive de
mSdedne opSratoire, etc," (Paris 1853 — 60, Atlas de 28 pl. 4.) — „Des ampu-
tattons. De la conservatton des viembres, . . . . ä la suite des fractures ....
par des caups de feu^ (Gaz. de höp. 1861) — „Physiologie des appareils
digestif, circulatoire et respiratoire, etc, Exp^riences faües sur des supplid^s
en 1850^ 1851 et 1866 h VEcole de mtdedne navale de Brest ^ (Congi'fes
mtemational de m6d. 1868). Als langjähriger Professor der Medicin an der Schule
fflr Schiffsmcdicin in Brest, erfand und beschrieb er eine Anzahl von Apparaten
und Vorrichtungen, z. B. für den Bruch des Vorderarms, ein Planum inclinatum
fflr Fracturen des Oberschenkels , Arterien-Compressorien , Zangen zur Wundver-
einigung, lieferte Abhandlungen über die Durchsichtigkeit der Hydrocele (1862),
die Behandlung der Epiplocele (1863) und erfand ein elliptisches Amputations-
Terfabren, das für die einzelnen Gliedmassen mehrfach (1869 — 72) von Anderen
beschrieben worden ist.
Berger et Rey, pag. 86. (r.
Dnval, Ange-Eug6ne I)., Chefarzt der französischen Marine zu ferest,
war am 23. September 1816 daselbst geboren, trat mit 18 Jahren in den Dienst
der Marine, wurde 1841 zu Montpellier Doctor, war von 1848 an Professor bei
den Schulen für 8ee-Medicin und diente nacheinander in Toulon, Lorient, Brest.
Eine selbständige Schrift ist von ihm nicht bekannt; er hat blos eine Anzahl von
AufeÄtzen in Zeitschriften verfasst, wie: „Mim, sur la Statist ique chirurgicale de
Vhopital maritime de Brest*^ (Bullet, de la Soc. de chirurg. 1863) — „Notice
sur un cos de phocamSlie pelmenne unique, observe sur un ad alte . . . appa-
reil prothAfque" (Ebenda) — „Observations d'aph&mie pour servir ä la dS-
termination du siige de la facultS du langage^ (Ebenda 1865; Gaz. des hopit.
1864) u. s. w. Er starb am 20. December 1867.
Archives de med. nav. T. IX, 1868, pag. 69. — Berger et Rey, pag. 85. G.
*Duval, Mathias D. , zu Paris, Professeur agr6g6 der dortigen medi-
einischen Facultät, wurde 1869J)octor, verfasste für einen Concurs in der Anatomie
nnd Physiologie 1872 die These: „Structure et usages de la rStine" , gab
zusammen mit Leon Lereboullbt heraus ein „Manuel du microscope dans se^
appli'cations au diagnostic et ä la clinique^ (Paris 1873; 2. Aufl. 1876) und
allein einen „PrScis de technique microscopiq'ue et histologique, ou introduction
pratique a V anatornie gindrale ; etc/^ (Paris 1878), veröffentlichte Untersuchungen
über die „Spermatog6n6se" bei verschiedenen Amphibien (1879, 80), eine Biographie
Ton Claude Bernard (1878) u. s. w.
Index-Catalogue. III, pag. 974. G.
Dn Vemey, Guichard Joseph du V., geboren am 5. August 1648,
gestorben am 10. September 1730, hervorragender Anatom, Otologe und wegen
seiner ungewöhnlichen Beredtsamkeit weit berühmter Lehrer der Anatomie, studirte
in Avignon Medicin und ging als junger Doctor 1667 nach Paris, wo er mit
250 DU VERNEY. — DÜVERNOY.
Denys, dem Leibarzte von Louis XIV., bekannt wurde und dureh seine Vorträge
über Anatomie schnell einen grossen Ruf erlangte. Bereits im Jahre 1674 in die
Acadömie royale des sciences aufgenommen, wurde er von derselben dem Dauphin
als Jjehrer in den Naturwissenschaften empfohlen und im Jahre 1679 zum Professor
der Anatomie am Jardin royal ernannt, wo er viele Jahre wirkte und zahlreiche
fremde Zuhörer an sich zog. Eine besondere Vorliebe hegte er für das Gehörorgan,
über das er sein erstes selbständiges Werk veröffentlichte: „Tratte de Vorgane
de Vouiej contenant la structure, les tcsages et lea maladies de toutea lea partm
de For etile" (Paris 1683, 1718; Leyden 1731), welches in verschiedene Sprachen
übersetzt wurde. Klein, aber inhaltreich, ist dieses Buch überhaupt als erster Versuch
einer wissenschaftlichen Abhandlung über die gesammte Ohrenheilkunde anzusehen.
Was den anatomischen Theil betrifft, so zeichnete D u V. sich vor allen Anatomen,
die sich im 17. Jahrhundert mit dem Ohre beschäftigten, dadurch aus, dass er
durch neue und sorgfältige Untersuchungen die Angaben seiner Vorgänger berichtigte
und auch manches Neue hinzufügte. Er war der Erste, der den Zusammenhang
der Warzenzellen mit der Trommelhöhle nachwies, der von den Ohrenschmak-
drüsen, der Tuba Eu stach ii und den Bogengängen mit ihren fünf Oeffnungen
in dem Vorhofe genaue Abbildungen gab. Der physiologische Theil erhält dadurch
ein ganz besonderes Interesse, dass er in Gemeinschaft mit dem berühmten Physiker
Mariotte bearbeitet ist. Besonders hervorzuheben ist hier die Ansicht über die
Function der Schnecke, deren Lamina spiralis je nach der Breite der einzelnen
Abschnitte auf verschieden hohe Töne resoniren soll, eine Theorie, die als ein
würdiger Vorläufer der von v. Helmholtz aufgestellten berühmten Lehre zu
betrachten ist. Von geringei-er Bedeutung ist der pathologische Theil, obwohl auch
hier manches Originelle zu verzeichnen ist. Bei den Fremdkörpern empfiehlt er
bei Einkeilung derselben einen Einschnitt hinter dem Ohre in den Gehörgang zu
machen, jedoch am oberen Theile, weil hier die kleinsten GefUsse verlaufen. Bei
den Krankheiten des inneren Ohres erwähnt er bereits die Entzündung und fand
in einigen Leichen das Labyrinth voll Eiter und von Garies angegriffen. Er
sehliesst mit einer guten Abhandlung über die subjectiven Gehörsempfindungen,
die er als keine selbständige Krankheit, sondern nur als Symptom von Gehim-
und Ohrenkrankheiten auffasst. Ausser zahlreichen Arbeiten anatomischen, ver-
gleichend anatomischen , physiologischen und pathologischen Inhalts, welche d u V.
besonders in den Mömoires d'acad^mie royale des sciences veröffentlichte, erschienen
nach seinem Tode: „TraitS des maladies des os*" (2 Bde., Paris 1751) und
„Oeuvres anatomiques" (2 Bde., Daselbst 1761).
Lincke's Handb. der Ohrenheilk. — Rattel, Sur la vie. l'^poque et les travanx
de nos vienx maitres en otologie. Annal. des malad, de l'oreille etc. Tom. IX, pag. 18.
A. Lucae.
Duvemoy, Johann D., berühmter Anatom, geboren in Mümpelgard 1691,
studirte in Paris und in Tübingen, woselbst er 1716 Dr. med. wurde (Diss. : „De
colenda cito, tuto et jucunde Lucima in puerpero**). In der Folge wurde er
Professor der Anatomie in Tübingen, als solcher der Lehrer Haller's; er hatte
in Tübingen mit Armuth und Missgeschick zu kämpfen ; aus Mangel an menschlichen
Leichen machte er seine anatomischen Studien an Hunden. 1725 ging er nach Peters-
burg an die Akademie der Wissenschaften für das Fach der Anatomie und Physio-
logie. Hier bot sich ihm ein reiches Beobachtungsmaterial dar: die Leichen aller
auf der Strasse plötzlich verstorbenen, aller durch Trunk, Kohlendunst umgekommenen
Menschen konnte er seciren. Ausserdem secirte er seltene Thiere, £lephanten,
Löwen, Leoparden. D. stellte fest, dass die bisher den Elephanten zugeschriebenen
sibirischen Knochen dem Mammuth zugehörten. D. kehrte 1741 nach Tübingen
zurück und wandte sich später an die württembergische Stadt Amstädt, woselbst
er als praktischer Arzt 1769 starb. D. war ein sehr fleissiger und befähigte
Anatom, der eine gi'osse Reihe wissenschaftlicher Beobachtungen angestellt und
veröffentlicht hat. Der grösste Theil seiner Abhandlungen ist lateinisch in den
J
DÜVEKNOY. — DYBEK. 251
Commentarien der Petersburger Akademie Bd. I — XIV gedruckt ; ein kleiner Theil
deutsch in den 3 Bänden der physikalischen und medicinischen Abhandlungen der
AkÄdemie der Wissenschaften in 8t. Petersburg (Riga 1782, 1783, 1785).
PekarskyP., Geschichte der Akad. der Wissensch. zu Petersburg. Tbl. I, Petersb.
1870, pag. 174— 180; daselbst ein vollständiges Yerzeichniss aller Abbandinngen D.'s. •»
Tschistowitscb, CLXIII. — Allgem. Dentscbe Biogr. V, pag. 501. j g + jeA
Duvlvier, P.-H.-N. D., wurde zu Paris im 10. Jahre der Republik (1802)
mit einer These über die Syphilis promovirt und wii^t daselbst als Arzt. An
Bcbriilstellerischen Leistungen sind noch von ihm bekannt: „De la mSdecine
conndfrSe comme scitnce et comme art" (Paris 1826) und „Traiti philoaophique
des maladies ipidSmiquea^ (Daselbst 1836). Red
*Dwigllt, Thomas D., zu Cambridge ausgebildet und 1867 daselbst mit
einer These über die intracranielle Circulation promovirt, hat nach seiner üeber-
siedlung nach Amerika die Literatur mit kleineren und grösseren anatomischen
Arbeiten bereichert. Die ersteren handeln über die Muskeln, Skeleteigenthümlich-
keiten etc. ; unter den letzteren sind zu erwähnen : ;, The anatomy of the head
wäk plates representing frozen sections" (4 Taf. , Boston 1876) und „Frozen
secttons of a child" (15 Zeichnungen, New- York 1881). D. ist Mitherausgeber
des „Boston med. and surg. Joum.^' und Hess selbständig halbjährige Berichtß
über Anatomie in Boston (1871 — 1875) erscheinen. r^^
Dwlgnbskl, Johann D. , geboren am 24. Februar 1772, erzogen im
CTiarkower Seminar, woselbst er eine kurze Zeit Lehrer der Rhetorik war; 1794
bezog er die Universität Moskau, studirte Medicin und wurde am 16. Juni 1802
Dr. med. Dann reiste er nach Göttingen, Wien, Paris, um seine Studien fortzu-
setzen. Nach seiner Rückkehr las er als ausserordentlicher Professor an der
Universität über Technologie seit 1804; 1808 wurde er ordentlicher Professor der
Technologie , Physik und Botanik. 1830 erhielt er den Titel eines Prof. emerit.,
wurde 1833 verabschiedet und starb 1839. Er war ein fleissiger Schriftsteller,
gab 1820 — 1829 ein Journal heraus: „Neues Magazin für Naturgeschichte,
Physik, Chemie und Oekonomie^ und verfasste eine grosse Anzahl von medici-
nischen, botanischen, techniologischen und zoologischen Werken, ausserdem über-
setzte er viel aus anderen Sprachen in's Russische.
Richter, Gesch. der Med. Ill, 389; daselbst ein Verzeichniss der Schriften D.'s. —
Berestin, Rnss Encyclopädie, II. Abtb. , Bd. I, 146 (rnssiscb) giebt ebenfalls ein ausfuhr^
liebes Verzeichniss. t mi^A»
Dybtk. Der Vater, Andreas Franz D., geboren am 30. November
1783 in Posen, woselbst sein Vater Arzt beim 7. polnischen Infanterie-Regim^t
war, studirte in der Berliner Pepini^re und wui'de 1 803 Unterarzt beim 3. preussi«
sehen Fussartillerie-Regiment. In der Schlacht bei Jena gefangen genommen, erhielt;
er bald die Erlaubniss, nach der Heimat zurückzukehren, trat als Oberchirurg
beim 3. polnischen Ühlanen-Regiment in Dienst und machte als solcher die FeldztSge
von 1807 und 1809 mit. Am 28. Januar 1811 würde er zu Frankfurt an der
Oder zum Dr. med. und am 5. März zu Wittenberg zum Dr. philos. promovirt.
1812 wurde er Divisionsarzt und nach Gefangennahme Lafontainr's oberster
Generalarzt der polnischen Armee, als solcher nahm er an den Feldzflgen von
1813 und 1814 Theil; im Jahre 1817 wurde er in Warschau Professor der
Chirurgie und Director der chirurgischen Klinik, im Jahre 1820 war er einer der
Stifter der Warschauer ärztlichen Gesellschaft; er starb am 5. Februar 1826. —
Wlodz im ierz Alexander D., der Sohn, welcher zu Warschau im December
1824 geboren wurde, studirte in Berlin bis zur Promotion 1847. Nach der Heimat
zurückgekehrt, prakticirte er in Warschau und wurde 1858 zum Professor der
allgemeinen Pathologie und Therapie daselbst berufen. 1864 wurde er jedoch
nach dem östlichen Russland verbannt. Znrtlekgekehrt im Jahre 1870, lebte er iu
252 DYBEK. — DYCKMAN.
der Ziirückgezogenheit auf seinem Gute Topola bei Leczyca, wo er 1883 starb.
Er schrieb: „Terapia ogölna*^ (Warschau 1876, 8., 205 S.); ausserdem ver-
schiedene Aufsätze im Pami^tnik Tow. lek. warszawskiego. K. & P.
*Dybowski, Benedict D. , geboren am 29. April 1835 zu Adamczyn
im ^Gouvernement Minsk, studirte seit 1853 Medicin und Naturwissenschaften in
Dorpat, 1857 bezog er die Universität Breslau und 1858 Berlin, wo er am
18. Januar 1860 promovirt wurde. 1862 wurde er zum ausserordentlichen Pro-
fessor für Zoologie und Paläontologie an der Warschauer Hochschule ernannt, wo
er sich bald die grösste Liebe und Achtung seiner Schüler zu erwerben verstand;
1864 wurde er seiner patriotischen Gesinnung wegen verhaftet und, zu 15 Jahren
Zwangsarbeit verurtheilt, nach Sibirien verbannt. In Daurien, wo er intemirt war,
gewann er «ich die Gunst der dortigen Behörden, so dass ihm gestattet wurde,
sich seinen Studien hinzugeben; er durchforschte den Bajkalsee und das Amur-
gebiet und bereicherte die Zoologie durch viele neue Entdeckungen. 1877 gestattete
man ihm, nach der Heimat zurückzukehren, wo er jedoch nur kurze Zeit verblieb.
Da er noch Kamtschatka erforschen wollte, nahm er die Stelle eines Kreisphysicus
in Petropawlowsk an und reiste im December 1878 dorthin ab; im Jahre 1882
wurde ihm der Lehrstuhl der Zoologie in Lemberg angetragen, den er auch im
laufenden Jahre angetreten hat. Seine zoologischen Monographien sind in polnischen,
russischen und deutschen Archiven und Journalen veröffentlicht worden. Einen
Theil seiner überaus reichen Sammlung, welcher einen möglichst vollständigen
Ueberblick der Fauna Sibiriens darbietet , schenkte D. dem zoologischen Museum
der Warschauer Universität. K. & P.
Dybvad, Christopher Jörgensen D. , dänischer Arzt, namentlich
berühmt als Mathematiker und übrigens bekannt durch sein unglückliches Schicksal,
ist geboren 1577 zu Kopenhagen, wo sein Vater Professor an der Universität
war. Er zeigte frühzeitig hervorragende Begabung, wurde 1598 als Magister
creirt und erhielt ein königliches Stipendium, mittelst welchem er eine mehrjährige
Studienreise, zunächst nach den Niederlanden, unternahm. In Leyden scheint er
in der Medicin doctorirt zu haben , während er gleichzeitig mathematische Werke
publicirte. Seine in den Niederlanden erworbenen liberalen und demokratischen
Ideen, die mit der extrem aristokratischen Verfassung Dänemarks schlecht passten,
nebst seiner Neigung für die arminianische Lehre , machten nach seiner Rückkehr
seine Stellung in Dänemark prekär und der mächtige Kanzler Chr. Friis ver-
folgte ihn ununterbrochen. Vergebens suchte er eine Professur, musste wiederum
nach dem Auslande ziehen, erwarb sich hier grossen wissenschaftlichen Kuhm als
Mathematiker, suchte wiederum vergebens eine Professur in Kopenhagen — Caspab
Baetholtn wurde ihm diesmal vorgezogen — , lebte doch wieder einige Jahre in
Kopenhagen, wahrscheinlich als praktischer Arzt, wurde endlich 1618 zum „könig-
lichen Mathematicus^' ernannt und erhielt in Verbindung damit ein Canonicat m
Lund. Die veralteten astrologischen Künste und Nativitätsberechnungen , die von
dem königlichen Mathematicus erfordert wurden, waren indessen Gegenstand der
tiefsten Verachtung und Unwillens des scharfsinnigen und geistesüberiegenen
Gelehrten, und als er zudem bald in heftigen Streit mit den adeligen Mitgliedern
des Capitels zu Lund gorieth, verliess er sein Amt, ging nach Norwegen, wo er
mit ungezügelter Heftigkeit gegen die religiösen und politischen Verhältnisse
Dänemarks auftrat und seine Hofinung auf eine gewaltsame Staatsumwälzung setzte.
Nach Dänemark zurückgekehrt, wurde er 1620 verhaftet, nach einer weit8chwei%en
Procedur zu lebenslänglicher Gefängnissstrafe verurtheilt und seiner akademischen
Rechte beraubt. Im strengen Gefängniss auf dem Schlosse zu Kallundborg starb
der revolutionäre Gelehrte 1622, von Kohlendampf erstickt.
Ausführliche Biographie und Literaturverzeichniss in Ingerslev. Petersen.
Dyckman, Jakob D., zu New York, war am 1. December 1788 m
Yonkers, Westchester County, New York, geboren, studirte Medicin unter Dr. HosaCK
j
DYCKMAN. — DYTE. 253
und erlangte 1813 die Doctorwürde mit der später (182'2) von Neuem heraus-
gegebenen Dissert. ; „On the pathology of the human fluids^. Er wurde darauf
Arzt am City Dispensary, 1819 Surgeon des New York Alms Honse und erhielt
in demselben Jahre von dem Board of Health den Auftrag, sich nach Philadelphia
zu begeben und über die dort herrschende pestartige Krankheit zu berichten.
1821 wurde ihm das Amt eines Health Oommissioner übertragen und 1822 wurde
er zum Trustee des College of Physicians and Surgeons gewählt. Während der
Gelbfieberepidemie in New York 1822, die ihn als Mitglied des Board of Health
in hohem Grade in Anspruch nahm, erkrankt, starb er phthisisch am 5. December
1822. Abgesehen von einigen Aufsätzen in Zeitschriften, darunter einer über
Adipocire (Transact. of the New York Lyceum of Natural History), gab er 1818
eine verbesserte Ausgabe von Duncan's Dispensatory heraus, veröffentlichte monat-
liche Berichte über die im City Dispensary vorgekommenen Erkrankungen (Monthly
Magazine, später im Literary Journal), auch war er einer der Herausgeber des
New York Medical and Physical Journal.
Thacher, I, pag. 5>57. 0.
*Dyke, Thomas jones D., erhielt seine medicinische Ausbildung Ende
der Dreissiger-Jahre, wurde F. R. C. S. Eng. aber erst 1866 und wirkt als Medical
officer zu Merthyr-Tydvil. lieber diese Thätigkeit in Form von „Samtary-
Beports etc. 1865 — 1882" handeln seine umfangreichsten Veröffentlichungen.
Ausser diesen sind jedoch zu nennen : „ The downward intermütent ßltratton of
sewage** (1872) — „Misstng links in the sanitary administration Service"
(Leamington congress 1877) — „On treatment of cholera and diarrhoea" (Med.
times and gaz. zuerst 1832, dann 1849 und 1854), sowie formale Verbesserungen
im Rapportwesen etc. des öffentlichen Gesundheitswesens (Brit. med. joum. 1872
und monographisch gleichzeitig). r^^j
Dyrsen. Zwei Aerzte aus Riga. Der Vater, Johann Heinrich D.,
geboren am 29. September 1770 als Sohn eines Kaufmannes, studirte seit 1788
in Berlin, seit 1790 in Göttingen und wurde am 12. September 1791 zum Dr.
med. creirt („Diss. inaug, medica, exhibens primas linea systematis morbo/um
aetiologia", 60pp., 8.), durchreiste Deutschland, Frankreich und Italien, wurde
am 23. Mai 1793 in Petersburg examinirt und prakticirte in Riga bis zu seinem
Tode am 6. April 1804. Er verfasste: „Noth- und Hilfstafeln, enthaltend die
Bettungs mittel in plötzlicher Lebensgefahr" (Abhandl. der biol.-gen. und ökon.
Societät, n, 161 — 177); ferner gemeinschaftlich mit Grindel: „Bemerkungen
über das Schwefelwassei Stoff- Ammoniak" (Rnss. Jahrb. der Pharm. 1803). —
Der Sohn, Ludwig D., ebenfalls in Riga, am 24. August 1797 geboren, studirte
seit 1814 in Dorpat, dann in Göttingen, Würzburg und Wien, wurde 1821 in
Moskau Dr. med. („De scahie imprimis vero de ejus curatione"), prakticirte in Riga
seit 1821 und wurde 1830 Chef der Medicinal Verwaltung des Gouvernement Liv-
land (Med.-Inspeetor). Er starb am 15. Mai 1835 und hinterliess eine Anzahl
Abhandlungen über die Cholera und ausserdem eine Reihe populär-medicinischer
Aufsätze in den Riga*schen Tagesblättem.
Ein genaues Verzeichniss derselben bei Recke-Napiersky, I, 467. — B e i s e,
I, 167. — Vergl. auch Riga'sche Biogr. II, Riga 1883, pag. 50—51. j^ Stieda
*Dyte, David Hyman D., studirte Ende der Fünfziger- Jahre , wurde
M. R. C. S. Eng. 1861, L. M. 1862, L. R. C. P. Lond. 1875. Er hielt Vorlesungen
ober Anatomie und Physiologie am Ladies med. College, wirkt an der St. Pancras*
Infirmary und ist zur Zeit an verschiedenen jüdischen Stiftungen und Ilospitäleru
zu London als Arzt thätig. Seine Publicationen beziehen sich auf chirurgische
Beobachtungen, speciell aus dem Gebiete der Verletzungen und sind in der Laucet
und in Med. times and gaz. publicirt. ^^^j
'
254 DZONDI.
Dzondii Karl Heinrich D. , aus Oberwinkel bei Waidenberg, wurde
am 25. September 1770 geboren. Von 1790 ab studirte er in Wittenberg Theo-
logie, abdicirte sich jedoch von derselben bereits durch die Erlangung des Doctorats
der Philosophie 1799. Später wandte er sich mit aller Entschiedenheit den Natar-
Wissenschaften imd der Medicin zu und wurde als Doctor der letzteren promovirt
zu Würzburg 1806. Zunächst in den französischen Feldspitälern chirurgisch thätig,
erhielt er 1811 eine Berufung als Chirurgie-Professor und Director der Klinik
nach Halle, wurde jedoch dieser Stelle wegen seiner französischen Sympathien
1817 entsetzt und lebte nun der Leitung eines von ihm eingerichteten Privat-
hospitals (einen 1820 an ihn von Greifswald ergangenen Ruf lehnte er ab) und
seinen wissenschaftlichen Neigungen. Diese letzteren — wenn hier von seiner Schrift
Über Ossi an abgesehen wird — waren auch in der Medicin ziemlich variabel, wie
die Titel folgender Schriften zeigen: „Supplementa ad ancUomiam potissimum
comparatum^ (Leipzig 1806) — „De vi corporum organica^ (Daselbst 1808) —
„Ueher die Verbrennungen^ (Halle 1816) — „Anfänge zwr Vervollkommnung
der Heilkunde^ (Daselbst gleichzeitig) — „Die Dampfmaschinen, ein neues Heil-
mittel" (Leipzig 1821) — „Die HatUscklacke oder der skorische Entzündungs-
reiz, Quell der meisten Störungen des Organismus" (Daselbst 1821) — „Neue
zuverlässige Heilart der Lustseuche" (1816, 1832) — „Lehrbuch der Chirurgie*'
(Halle 1821). Ausserdem Schriften über die Temperamente, über die Entzündung ete.
D. begründete die. Zeitschrift „Aesculap*' (Leipzig 1821) und war Mitredacteur
des PiBBEB^schen Realwörterbuches. Er starb am 1. Juni 1835 an Apoplexie.
Biogr. m6d. HI. — AUgem. Deutsche Biogr. V. Bed.
E.
Bei allen mit „d'E" und „de l'E" anhebenden Namen , die auf Grund grösserer Correctheit
unter „De" eingereiht wurden , ist hierauf zurückverwiesen worden. — Der CoUectiv- Artikel
^Egyptische Aerzte'' bot znr Hervorhebung der in ihm vorkommenden Namen unter besonderen
Spitzmarken keinen Anlass.
Mit * sind die Namen der im Herbst 1884 noch Lebenden markirt.
*Eale8, Henri E., zu Birmingham, am dortigen üniversity College
ausgebildet und M. R. G. S. Eng. 1873, widmete sich der Augenheilkunde und
wu-kt als Hon. Surgeon an mehreren Augenabtheilungen zu Birmingham. Ausser
seiner ersten grösseren Arbeit: „State of the retina in 100 cases of granulär
kidney'' hat er über Netzhauthämorrhagien , Strabismus in den verschiedenen
Wochenschriften, besonders aber über acutes Glaucom (Birmingham med. Rev. 1880,
Lancet 1881) Mehreres geschrieben. Ked
♦Eames, James Alexander E., welcher gegenwärtig zu Cork am Dist.
Lunatic Asyl in Thätigkeit ist, wurde Dr. med. St. And. 1856, F. R. C. S. J.
1865 und genoss seine medicinische Ausbildung wesentlich am Rot.-Hospital zu
Dublin. Er machte als Militärarzt den Krimmfeldzug mit und widmete sich neben
seiner oben gekennzeichneten Thätigkeit hauptsächlich der Chirurgie. Glückliche
Operationsresultate sind von ihm in Dub. Med. Press 1861, 1869, Brit. Med.
Joum. 1871 und anderweitig publicirt. Ked.
Earle, Sir James E., 1755 geboren und unter den Anspielen seines
Verwandten P. Pott (s. diesen) medicinisch speciell für Chirurgie vorgebildet,
fungirte 25 Jahre als ausserordentlicher königlicher Leibchirurg und Doyen der
Chirurgen des St. Bartholomäus-Hospitals , sowie als Director des CoUegiums der
Londoner Chirurgen und starb 1817. — unter seinen Schriften war die weitaus
bekanntest« und nachhaltigste der „Treatise on hydrocde etc.^ (Rothweininjection ;
London 1791, Anhang 1793; 3. Aufl. 1805). Weniger genannt, aber nicht
unwichtig waren noch: „Practical ohservations on the Operation for the stone^
(London 1793, 1796) — ^Observations on the pure of the curved spine etc."
(London 1799) — „Obaervations on haemorrhoidal excrescences*^ (London 1807
und später). — Auch eine Methode der Katarakt-Operation (1801), eine Zu-
sanunenstellung von Unterschenkelbrüchen , eine besonders merkwürdige Stein-
operation (Philos. Transact. 1809) veröflentlichte E. des Weiteren und gab (1790
und 1808) zwei Auflagen der chirurgischen Werke P. Pott's heraus.
Dict. bist. II. Red.
256 EARLE.
Earle, Henry £., zu London, am 28. Juni 1789 als dritter Sohn von
Sir James E. geboren, war seit dem 16. Jahre Schiller seines Vaters, wurde
1808 House Surgeon im Bartholoroäns-Hospital , begann 1811 selbständig zu
prakticiren, erhielt 1812 von der Society of Arts für die Erfindung eines Fractur-
bettes eine Belohnung und 1821 einen grösseren Preis, auch 1813 den Jacksox-
schen Preis vom College of Surgeons für eine Abhandlung über die Krankheiten und
Verletzungen der Nerven. Er wurde darauf Surgeon am Foundling Hospital,
war von 1815 — 27 Assistant Surgeon und wurde dann (nach Abernethy's Reei-
gnation) Surgeon am Bartholomäus-Hospital, wo er die ersten klinischen Vor-
träge hielt und sie mit grossem Erfolge bis zu seinem Tode fortsetzte. Die Zahl
seiner literarischen Arbeiten ist ziemlich beträchtlich, wenn sich darunter auch
nur wenige selbständige Schriften befinden, wie: „Practical observations in sur-
gery^ (London 1823 ; deutsche Uebers. in der Chirurg. Handbibliothek, Bd. VII,
1824) — „ Two lectures on theprimary and secondary treatment of burns^ (London
1832). Die verschiedenen Aufsätze sind namentlich in den Medico-Chirurg. Transact.
(1812, 14, 15, 16, 19, 22, 23, 24) veröffentlicht und betreffen die Contraction von
Brandnarben, die Anwendung des Nicotins bei Harnverhaltung, das Zerbrechen
grosser, nicht durch die Wunde bei Steinschnitt auszuziehender Steine, Nieren-
steine, die Behandlung von Pseudarthrosen, den Schornsteinfegerkrebs, sind aber
zum Theil auch in den Philosoph. Transact. (1821) enthalten (Wiederherstellung des
Canals der Harnröhre an einer Stelle, wo letztere verloren gegangen war), sowie
im London Medical Repository, im London Med. and Phys. Journal u. s. w.
und sind fast durchweg chirurgischen Inhalts der verschiedensten Art. — 18^3
hielt er beim College of Surgeons als dessen Professor der Anatomie und
Chirurgie Vorlesungen, war auch mehrere Jahre Präsident der Med. and Chir.
Society. Er war einer der bedeutendsten Londoner Chirurgen seiner Zeit und starb
am 18. Januar 1838.
British and Foreign Med. Review. Vol. V, 1838, pag. 627. — Callisen. V,
pag. 491; XXVII, pag. 405. Gurlt.
Earle , James Lumley E, zu Birmingham, erhielt seine medicinisehe
Erziehung im King's College zu London, war Resident Physician Accoucheur-
Assistant am King*« College Hospital und Resident Surgeon-Accoucheur beim
Birmingham General Dispensary, indem er sich seit Beginn seiner ärztlichen Lauf-
bahn der Geburtshilfe zugewandt hatte. Auch war er einige Zeit Surgeon-Aecou-
chenr am Queen 's Hospital und einer der Acting Physicians am Kinder-Hospital
daselbst; er gehörte femer zum Council der Obstetrical Society in London. —
E. war der Verfasser verschiedener werthvoUer geburtshilflicher Monographien und
der Erfinder einiger geburtshilflicher Instrumente, wie eines neuen Beckenmessers
und einer Uterussonde mit beweglichem' Kopfe. Seine literarischen Leistungen, ^t
ihm die erwähnte angesehene Stellung im Schosse der Obstetrical Society verschafft
hatten, waren seine Schriften: „The mammary signs of pregnancy and of
recent delivery^ (London 1862) — „Onflooding after deUvery and its scientific
treatment, etc.** (London 1865) — „A new method of inducing premature la-
bour** und andere Aufsätze. Er starb am 23. November 1870, erst 30 Jahre alt,
an Schwindsucht.
British Medical Journal. 1870, II, pag. 645. G.
* Earle, PlinyE., amerikanischer Irrcuarzt, ist 1809 geboren, hat eioe
beträchtliche Anzahl von Schriften über Gegenstände aus der Psychiatrie verfasst,
darunter namentlich mehrere Berichte über europäische Irren-Anstalten, die er
besuchte; so: „A visit to thirteen asylums for the insanej in Europe, with
statiatics" (Philadelphia 1839) und noch zwei Schriften mit demselben Titel (1841,
1845); femer: „Institutions for the insajie, in Piussia^ Austria and Germany"
rUtica 1853). Ausserdem: „History, description and statistics of iJie Bloomintj-
ton Asylinn for the insane** (New York 1848) — „An examination of tJie
1
r
EARLE. — EBEL. 257
practice of blood-letting in mental disorders^ (New York 1854), mehrere 6e-
legenheitsschrifleii und Aufsätze im American Journal of losanity u. s. w.
Index-Catalogue. IV, pag. 37. G.
Easley, TandyEdwardE., zu Little Rock, Pulaski County, Arkansas,
war am 29, Oetober 1842 in Perry County, Alabama, geboren als Sohn eines
Arztes, machte den amerikanischen Krieg als Freiwilliger mit, studirte später im
Louisville Medical College, wo er 1874 Doctor wurde, Hess sich 1875 in Little
Rock nieder und wurde in den Jahren 1875 — 78 zum Secretär der chirurgischen
Seetion der American Medical Association erwählt. Als 1878 in Memphis, Tennessee,
das Gelbfieber ausbrach, bot er freiwillig seine Dienste zur Behandlung der
Kranken an, wurde aber selbst davon ergriffen und starb daran am 29. Oetober
1878. Er hat eine beträchtliche Reihe von Aufsätzen, meist chirurgischen Inhalts,
hinterlassen, die namentlich im Richmond and Louisville Medical Journal erschienen
waren, z. B. : „Ctrcumstances modifying the mortality of ampidations" —
j^Four cases of abscess of the penis^ — „Sanitär y condttion of the negro" —
^Aspiration of the hladder" — „Septicaemia from purulent vaginal dis-
charges^ — „Successful abdominal seetion for the removal of extra-uterine
foetm** — yjTumors of the eocternal ear" — „Surgery of the hand" — ^^^
itfudy of shock" u. s. w.
R. G. Jennings im Transact. of the American Medic. Association. Vol. 30,
1879, pag. 813. G.
Easton, J. A. E., zu Glasgow, war um 1807 in Indien geboren, erhielt
seine Erziehung in Glasgow, studirte daselbst auch Medicin, begann 1828 ebenda
zu prakticiren, wurde District-Chirurg , 1836 Doctor, 1840 Polizei-Chirurg. Er
war einige Jahre Docent der Materia medica an der Andersoniau Institution gewesen,
als er die Professur derselben an der Universität 1855 erhielt. Seine Arbeiten
bewegen sich auf dem Gebiete der klinischen und gerichtlichen Medicin und der
Materia medica, bestehen aber, ausser einigen „Introductory Lectures^^ und „Ad-
dresses'', nur in Journalaufsätzen, die namentlich im Lond. and Edinb. Monthly
Joum. of Med. sc. (1849 — 51) und im Glasgow Medical Journal (1858 u. s. w.)
publicirt sind. Es befindet sich darunter ein eigenthümlicher Fall von Darmver-
schliessung, verschiedene „Contributions to legal medicine" ; ferner „General
observations on the elimination , catalysis and counter-action of poisons, etc.^
(1858) — „On the use of the so-called expectorants in diseases of the mucous
membrane of the lungs, etc,^ (1863); endlich: „Hints on medical ethics an
address" (Glasgow 1862) u. s. w. Er starb am 12. November 1865.
Lancet 1865, II, pag. 609. — Med. Times and Gaz. 1865, II, pag. 588. G.
♦Eastwood, J. William E. , zu Darlington, M. D. Edin. 1851 , M. R.
C. P. Lond. 1871, hat sich besonders durch seine Schriften gegen den Alkoholismus
einen Namen erworben. 1863 veröffentlichte er im Joum. of ment. sc. eine Arbeit
„On private asylunis" ; 1869 daselbst eine solche: „On medico-legal uncertain-
lies*'. Von der Jahresversammlung der Brit. med. soc. wurde er 1872 mit der
Adresse: „The use of alcohol in health and disease", 1881 mit der „On public
health, intemperance and insanity" beauftragt. K^d.
Ebel, Johann Gottfried E., geboren am 6. Oetober 1764 zu ZüUichau,
gestorben am 8. Oetober 1830 zu Zttrich, promovirte als Dr. med. zu Prankfurt
an der Oder 1789, hielt sich bis Frühjahr 1790 in Wien auf, reiste dann in die
Schweiz mit zweijährigem Aufenthalte in Zttrich und Fussreisen durch die Alpen
und siedelte im September 1792 nach Prankfurt am Main über, wo er prakticirte
und seine „ Anleitung y die Schweiz zu bereisen" verfasste. Er kam dort in Verbindung
mit 8. T. SÖMMEBRING und Oelsner, verfasste seine „Schilderung der Gebirgs-
Völker" und übersetzte die Schriften von Sieyes. Vom September 1796 bis Frühjahr
1801 lebte E. unter dem Namen eines Angestellten bei der Frankfurter Deputation
Biogr. Lexikon, ir. 17
258 EBEL. — EBERLE.
in Paris im Hause des Abgeordneten der Stadt Frankfurt (Dettmar Bosse).
Er war politisch thätig und wirkte für Frankfurt und die Schweiz, beschAftigto
sich aber auch mit Naturwissenschaften, besonders mit physiologischen Forschungen.
1801 erhielt er das helvetische Bürgerrecht und reiste nach der Schweiz, kehrte
auf kurze Zeit nach Paris zurück und nahm 1802 zum zweiten Mal seinen Auf-
enthalt in Frankfurt am Main. Dort lebte er bis 1810, machte mehrere Reisen
in die Schweiz , arbeitete an seinem Werke : ;, Ueber den Bau der Erde im
Älpengehirge" (1808) und an der zweiten und dritten Auflage seiner „Ardeitung etc.'^
(1805, 1809). Charakteristisch für jene Zeit ist, dass 1803 Goethe sich zur
Wiederbesetzung von Lodkr's Professur der Anatomie und Chirurgie in Jena
auf Sömhebsing's Empfehlung an E. wenden konnte, der nie praktische Chirurgie
geübt hatte. Im Frühjahr 1810 siedelte E. nach Zürich über und lebte dort in
unabhängiger Stellung seinen Studien über die allseitigen Verhältnisse seines
geliebten Adoptivvaterlandes, auch über den Cretinismus, rastlos sammelnd für die
vierte Auflage der „Ardeitung** , durch seine Verbindung auch wirksam für das
politische Wohl der Schweiz.
Ebel, geschildert von Dr. H. Escher, Trogen 1835. — Nekrolog in den Verhandl.
der Schweizer natnrf. Gesellsch. 1834. — Briefe von Sömmerring an Ebel 1813 in
B. "Wagner, S.'s Leben und Verkehr mit seinen Zeitgenossen. Leipzig 1844, II.
W. Stricker.
Ebellng, Johann Dietrich Philipp Christian E., geboren zu
Lüneburg am 31. December 1753, studirte seit 1773 in Göttingen, 1774 — 76 ta
Strassburg, seit 1777 zu Edinburg, promovirte 1779 zu Glasgow, wurde 1779-
Arzt in Hamburg, 1780 Stadtphysicus inParchim, 1782 Kreisphysicus und starb
am 12. Januar 1795. Er tibersetzte viele englische Werke medicinischen , histo-
rischen und geographischen Inhalts.
Blanck. W. Stricker.
Ebelsfeld (oder auch Erlsfeld), s. Low v. Erlsfeld.
Eberhard, Johann Peter E., zu Altona am 2. December 1727 geboren,
studirte als einer der namhaftesten Schüler Fr. Hoffmann's in Halle und wurde
daselbst 1753 Extraordinarius, 1766 ordentlicher Professor der Medicin, 1769 d«
Physik, 1776 der Mathematik. E. war bestrebt, der Medicin setner Zeit in gewissen
Dogmen angeblich mathematisch begründete Wahrheiten zu sichern, brachte es
jedoch nur zu Sammlungen ziemlich kritikloser Speculationen, die er in einer grossen
Reihe Dissertationen über alle möglichen Themata niederzulegen beflissen war.
Neben seiner Ausgabe einiger Comnientare Haller*s und der BOERHAAVE'schen
Physiologie, verdienen noch am ehesten Erwähnung: „Conspectus physiologtae
et diaeteticae etc,^ (Halle 1753) — „Conspectus medictnae theoreticae^ (Daselbst
1757 — 61) — „DisserL de nucis vomicae et corticis hypocostani vir tute medioa*^
(Daselbst 1770) — „Abhandlungen vom physikalischen Aberglauben und der
Magie*" (Daselbst 1778). Er starb am 17. December 1779.
Dict. hist. IL Red.
Eberle, J 0 h n B.^ amerikanischer Arzt, war im Januar 1788 in Lancaster
County, Pennsylvania, geboren, von deutscher Abkunft, wurde 1809 Doctor bei
der Universität von Pennsylvanien , beschäftigte sich anfänglich mehr mit Politik
imd politischer Schriftstellerei, als mit Medicin, gründete 1818 aber den „American
Medical Recorder*^, den er bis 1823 herausgab und seit 1824 in Gemeinschaft
mit 6. M. Clellan „ The Medical Review and Analectic Journal^. Bald darauf
erschien sein bestes Werk : „A treatise of the materia medica and therapeutics^
(2 Bde., Philadelphia 1822, 23; 5. Ausg. 1841), das ausserordentlichen BeifaU fand.
Es folgte, nicht minder gut aufgenommen, „A treatise on the practice of medi-
eine** (2 Bde., Philadelphia 1830; 3. Ausg. 1835) und ein unter dem Titel „Eberie's
Notes" bekanntes Vademeoum für Studenten: „Notes on the lectures an the
theory and practice of medicine, delivered in the Jefferson Med. College, ai
EBERLE. — EBERMAIER. 259
Philadelphia*^ (2. Ausg. 1834; 3. Ausg. 1840). 1830 wurde' er veranlasst, seine
Stellnng am genannten College, an welchem er bis dabin gelehrt hatte, aufzugeben
and einen Lehrstuhl in Gincinnati am Ohio Medical College anzunehmen. Daselbst
erschien von ihm: „A tredtise on the diseases and physical education of chü-
dren" (Cincinnati 1833; 3. Ausg. 1845) und gründete er zusammen mit Stoughton
und Mitchell die „Western Medical Gazette**, die er von 1832 — 35 heraus-
gab; derselben folgte 1837 das „Western Quarterly Journal of Practical
Medicine*^. 1837 wechselte er von Neuem seine Lehrstellung, indem er ;qjni
Professor der theoretischen und praktischen Medicin an der medicinischen Schule
von Levington, Kentucky, ernannt wurde; er starb jedoch bereits am 2. Februar
1838 mit einem durch unmässigen Gebrauch narcotischer Mittel gänzlich zerrütteten
Nervensystem.
Thom. D. Mitchell bei Gross, pag. 460. — Callisen, V, pag. 502;
XXVII, pag. 409. G.
Ebennaler, Vater und Sohn, zu Düsseldorf. Der Vater, Johann Erdwin
Christoph E., war zu Melle im Osnabrück'schen am 19. April 1769 geboren
und wurde, als Sohn eines Apothekers, für denselben Beruf bestimmt. Nachdem
er bereits Provisor geworden, begann er jedoch in Göttingen Medicin zu studiren,
gab ein „Herbarium vivum plantarum officinalium etc.** (Heft I — XIV, Brun-
svigae 1790 — 92) und eine ;, Vergleichende Beschreibung derjenigen Pflanzen^
loelche in den Apotheken leicht mit einander verwechselt werden, u. s. w. Mit
Vorrede von J, P, Pott** (Braunschweig 1794) heraus, ging 1794 als Chirurg
mit den hannoverischen Truppen nach Brabant, lebte sodann einige Zeit in Leyden,
wo er sich namentlich des Unterrichtes von Brugmans zu erfreuen hatte, nahm,
in die Heimat zurückgekehrt, seine medicinischen Studien in Göttingen wieder
auf und wurde daselbst 1797 Doetor, nachdem er ipehrere Preisschriften verfasst
hatte, darunter eine „Gommentatio de luds in corpus humanum praeter visum
efficada** (Göttingen 1797, 4., auch deutsch u. d. T. : „Physikal. -chemische
Geschichte des Lichtes und dessen Einfluss auf den menschlichen Körper**
Osnabrück 1799; 2. Aufl. Leipzig 1819). Er Hess sich 1797 in Rheda und
darauf in Osnabrück nieder und gab ausser einigen botanischen (1802) und pharma-
kologischen Schriften (1804 — 1819) zusammen mit G. Wilh. Chr. Consbruch ein
grosses Werk „Allgemeine Encyclopädie für jyr aktische Aerzte und Wund-
ärzte** (9 Tbl, 1802 — 1819, einzelne Theile bis zu 6 Aufl. erlebend und theilweise
in's Polnische und Französische übersetzt) heraus; femer: „Museum ßir Aerzte
und Wundärzte, u. s, w.** (Leipzig 1805) — „Pharmaceutische Bibliothek für
Aerzte und Apotheker** (2 Bde., Lemgo 1805 — 10). 1805 wurde er zum Tecklen-
burg'schen Hof- und Medicinalrath ernannt, 1810 zum Physicus des Ruhr-Depar-
tements nach Dortmund berufen, 1816 zum Regierungs- und Medicinalrath in
Cleve ernannt und 1821 nach Düsseldorf versetzt, wo er am 21. Februar 1825 starb.
Neuer Nekrolog der Deutschen. Jahrg. 3, 1825, II, pag. 1349. G
Ebennaler, Karl Heinrich E., der Sohn, war am 4. Februar 1802
zu Cleve geboren, wurde 1824 zu Berlin Doetor mit einer botanischen Dissertation,
war später Ereisphysicus des Land- und Stadtkreises und darauf Regierungs- und
Medicinalrath bei der Regierung zu Düsseldorf. Als solcher, mit dem Charakter
als Geh. Medicinalrath , starb er (in der Zeit vom October 1869 bis ebendahin
1870). Von seinen Arbeiten führen wir an : „ Ueber den Schwamm der Schädel-
knochen und die schwammartigen Auswüchse der harten Hirnhaut** (Düssel-
dorf 1829, m. lOTaff., 4.); ein Nachtrag dazu ist in Rüst's Magazin (1831);
femer: „Erfahrungen und Ansichten über die Erkenntniss und Behandlung
des asiatischen Brechdurchfalles** (Düsseldorf 1832) — „Klinisches Taschen-
buch für angehende Aerzte und Wundärzte** (2 Bde. , 1838). Ausserdem eine
Anzahl von Aufsätzen in den Heidelberg, klin. Annalen, in Rust's Magazin, Rüst's
Handb. der Chirurgie, Caspek's Repertor. Casper's Wochenschrift u. s. w. Auch
17*
260 EBERMAIER. — EBERS.
hatte er zusammen mit Nees v. Esenbece ein „Handbuch der medio-pharma-
ceutiscken Botanik^ (Bd. I, 1829) herausgegeben.
. Callisen, V, pag. 503; XXVII, pag. 142. G
*Eberinann, Alexander E. , geboren im Dorf Bakaldy (Gouv. Nishüi
Nowgorod am 15. (27.) August 1830, studirte theils in Kasan, theils an der
medico-chirurgischen Akademie zu St. Petersburg als Schüler von Zdekaukr und
PiROGOFF; beendigte die Curse der Mediein im März 1857, Dr. med. (Diss. „De
cancro puhnanum^), — Director des philanthropischen Ambulatoriums, Speeialist
in St. Petersburg für Krankheiten der Harnwerkzeuge und für Chirurgie ist E. Ver-
fasser einer grossen Anzahl kleinerer Abhandlungen, welche die Krankheiten der
Harnröhre betreffen, und zwar: „Handbuch der mechanischen und physikalischen
Diagnostik der Harnröhrenkrankheiten" (St. Petersburg 1864) — „Beobachtungen
über den Gebrauch der prolongirten warmen Bäder in der Chirurgie" (Militär-
medic. Joum. Bd. LXXXIII, 1862, pag. 225, russisch) — „üeber Echynococcm-
cysten" (Daselbst Bd. LXXXVI, 1863, russisch) — „Statistik der Steinoperationen
in Sussland fdr 1866—1859'' (St. Petersburger med. Zeitschr. 1863, Bd. III,
pag. 35) — „Eoctraction von Fremdkörpern aus der Blase eines Mannes'*
(Verhandl. der Deutschen Gesellsch. für Chir. U. Congr. 1873). Red.
Ebers, Johann Jakob Heinrich E., zu Breslau, war am 18. Aprü 1781
zu Flensburg im Herzogthume Schleswig geboren, erhielt seine Erziehung in den
Anstalten der evangelischen Brudergemeinde zu Christiansfeld und Niesky, studirte
in Berlin auf der medico-chirurgischen Akademie, war 1803 — 4 Arzt in Kleineelle
bei Bautzen, wurde 1806 zu Frankfurt a. 0. Doctor, Hess sich darauf in Breslau
als Arzt nieder, war 1807 und 1808 Arzt der daselbst etablirten französischen
Feldspitäler, sowie 1813, 1814 dirigirender Arzt in den dortigen preussisehen
Lazarethen, nachdem er berdts 1810 dirigirender Arzt des städtischen Hospitals
zu Allerheiligen geworden war. In dieser Zeit schrieb er Verschiedenes über
HospitÄler und deren Leitung , z. B. : „ Ueber die Erfordernisse einer zweck-
mässigen Hospitalverfassung" (1810),- femer die fast sein ganzes Leben lang
fortgesetzten Jahresberichte über die von ihm geleitete Anstalt und die denselben
beigegebenen Programme: „Darstellung aller bei der neuen Organisation der
Anstalt unternommenen Verbesserungen" (1811) — „Einiges über die Sterb-
lichkeit in den Hospitälern" (1812) — „ Von der Krankendiät in den
Hospitälern" (1818) — „Ueber Vorbauungs- und Verhaltungsregeln bei an-
steckenden Fiebern" (1814) — „Ideen über den Zweck und die Abfassung
einer Armenpharmacopoe" (1815) — „Einige Gedanken über die Seelsorge in
öffentlichen Krankenhäusern" (1816) — „Leber Frauenvereine für die öffent-
liche Krankenpflege u. s. w." (1818). In dieselbe Zeit (1814) ikut ein Bericht
von ihm über die Leistungen des Frauenvereins zur Verpflegung verwundeter und
kranker Krieger. Obgleich er fast jedem wohlthätigen und gemeinnützigen Institute
in Breslau angehörte, so widmete er seine "Hauptkraft doch dem Allerheiligen-
Hospital, in welchem er auch eine Abtheilung für Geisteskranke gründete, und
nachdem er 1828 Mitglied des Medicinal-CoUegiums und Medicinalrath geworden,
auch diesem , indem er eine Reihe von General-Sanitätsberichten von Schlesien
(1830 — 36) und meistentheils die Superarbitrien über zweifelhafte Gemüthszustände
verfasste. Ausser einer Reihe von Aufsätzen in medicinischen Zeitschriften, wie
Hüfeland's Journal (1813, 19, 28, 29), Marcus' Ephemeriden (1813), Neuen
Breslauer Sammlungen (Bd. I), Casper's Woohenschr. (1833, 35), Preuss. Vereins-
Zeitung (1834, 35) u. s. w. über Arsenik bei Wechselfieber, die Mineralquellen
von Ober Salzbrunn , Behandlung des Bandwurms mit Extr. Filicis und des Ileus
mit Mercur vivns, ferner über Variola und Variolois, Delirium tremens, Anwen-
dung des Veratrins u. s. w. , verfasste er noch folgende Schriften : „Armentcesen*^
(Breslau 1830) — „Die Ehe und die Ehegesetze, vom naturwissenschaftlichen
und ärztlichen Standpunkte beleuchtet und beurtheilt" (Erlangen 1844) — „Die
\
EBERS. — EBNER. 2t>l
Haemaiidrosis oder der blutige Schweisa u. s, w." (Breslau 1856)', ausserdem
uUreiclie niehtmedicinisehe Aufsätze, namentlich naturwisBenschaftliche, da er auch
ein grosser Kunstliebhaber und Kunstkenner war; 1846 erhielt er den Titel al»
Geh. Medicinalrath, beging 1856 unter mancherlei Ehrenbezeugungen sein 50jähriges
Doctor-Jubiläum und starb am 22. December 1858. Nach seinem Tode erschien
noch : „Die Zurechnung, Für Aerzte und Juristen, erläutert durch Mittheihing
einer Reihe wichtiger Fälle u. s. w,** (Glogau 1860).
Nowack, l.Hft., pag. 37. — Callisen, V, pag. 504; XXVU, pag. 411. G.
Ebert, H. F. L. E., zu Berlin am 1. Juni 1814 geboren, daselbst 1838
promovirt, am 5. Februar 1844 habilitirt, leitete die Abtheilung für Kinder an
der Charit^ und starb in Ragatz auf einer Erholungsreise 1872 als ausserordent-
licher Professor und Geh. Medicinalrath. Seine wenig bedeutenden vorwiegend pädia-
trischen Arbeiten sind in den Charit^-Annalen (ältere Folge) erschienen. r^jj
*Ebertll, Karl J. E., zu Wtirzburg am 21. September 1836 geboren,
studirte daselbst unter Köllikeb, Virchow, Leydig, Heinb. Mülleb und wurde
am 5. August 1859 promovirt. Bereits 1865 wurde er Professor der pathologischen
Anatomie in Zürich und war 1874 — 1881 ausserdem Professor für Pathologie,
Histologie und Entwicklungsgeschichte an der Thierarzneischule in.Ztfrich. Seit 1881
wirkt er als Professor der Histologie und vergleichenden Anatomie in Halle a. S.
Unter seinen (meistens in Vibchow*s Archiv publicirten) Schriften hebt E. selbst
hervor: „Ueber den Peitachenwurm" — „lieber das Lungenepithel*^ — „Ueber
Netnatoden^ — Ueber die Froschhaut" — pZur Kenntniss der bacteritischen
Mycosen**, Femer „Untersuchungen aus dem pathologischen Institut in Zürich"
(2 Bände) — „ Untersuchungen über verschiedene Mycosen" — ;, Ueber den
Typhuspilz" — „Kretifiismus beim Kalbe". Red.
Eble, Burkard E., geboren am 6. November 1799 zu Weil der Stadt
(Würtemberg), gestorben am .3. August 1839 zu Wien, österreichischer Militärarzt,
ist bekannt durch die von ihm herausgegebene Fortsetzung von Spbengel's '„Ge-
schichte der Medidn" , eine Arbeit, welche wegen ihrer Vollständigkeit und
Zuverlässigkeit der des grossen Halle'schen Historikers durchaus ebenbürtig ist. —
Femer: Fortsetzung von K. Spbengel's „ Versuch einer pragmatischen Geschichte
der Heilkunde" (Wien 1837, 8., 2 Bde.). — Ausserdem gab E., dessen unermüdlicher
Fleiss um so grössere Bewunderung verdient, als er bei fortwährender Kränklichkeit
nur das Alter von 40 Jahren erreichte, mehrere Schriften über die ägyptische
Ophthalmie, über Gastein, ein grosses Werk „ Ueber die Haare" (Wien 1831, 8.,
2 Bde. mit zahlreichen Abbildungen) und eine Reihe hodegetischer Sc)iriftea heraus.
Eine Biographie E.'s verfasste B. Stotz, Tübingen 1841, 8. (46 S.)
H. Ha es er.
Ebn-Beitar, falsch für Ibn-Beitar, s. Araber (XKUI).
* Ebner, Victor E. (Ritter von Rosenstein), geboren zu Bregenz am
4. Februar 1842, studirte in Innsbruck, Göttingen, Wien, Graz, hauptsächlich
unter Brücke und A. Rollett jind wurde zu Wien 1866 promovirt. 1868—70
Assistent am physiologischen Laboratorium zu Graz, 1870 — 73 Privatdocent der
Histologie und Entwicklungsgeschichte in Innsbruck, wirkte E. seit 1873 als
Professor derselben Fächer an der Universität Graz. Seine wesentlichsten Publicationen
«nd: „Untersuchungen über den Bau der Samencanälchen und die Entwicklung
der Spermatozoiden" (Leipzig 1871) — „Die acinösen Drüsen der Zunge"
(Graz 1873) — ;, Ueber den feineren Bau der Knochensubstanz" (Sitzungsber.
der k. Akademie 1875) — „Mikroskopische Studien über Wachsthum und Wechsel
der Heiare" (Daselbst 1876) — „ Untersuchungen über die Ursachen der Ani-
sotropie organisirter Substanzen" (Leipzig 1882). Ausserdem eine Reihe kleinerer
Abhandlongen theils zoologischen, theils histologischen Inhaltes in verschiedenen
Zeitschriften. Red.
262 EBSTEIN. — ECKER.
* Ebstein, Wilhelm E., am 27. November 1836 in Jauer (Schlesien)
geborcD, studirte in Breslau und Berlin (Freeichs, Virchow) bis zum 11. Juli 1859,
dem Datum seiner Promotion, und übernahm in Breslau zunächst eine Stelle am
Allerheiligen-Hospital (9 Jahre), dann die des dirigirenden Arztes des städtischen
Armenhauses. Seit 1874 wirkte E. als o. ö. Professor der Medicin und Director
der medicinischen Poliklinik, seit 1877 als Director der medicinischen Klinik und
Poliklinik an der Universität Göttingen und verfasste folgende grössere Schriften;
„Recfdive des Typkics" (Breslau 1869) — „Nterenkrankheiten*' (in v. Zibmssen's
Sammelwerk, IX. Bd., 2. Hälfte; 2. Auflage Leipzig 1878) — „Die Fettleßigkeä
(Corpulenz) und ihre Behandlung^ (4. Aufl. Wiesbaden 1883) — „Die Natur
und Behandlung der Gicht^ (Wiesbaden 1882) — „lieber den Magenkrebs'^
(Volkmann's Sammlung klin. Vorträge) — ;, JJeber die Nichtschlussfähigkeä
(Insvfficienz) des Pylorus" (Ebenda). Ausserdem zahlreiche Aufsätze (in Reichert's
und Du Bois' Archiv, ViRCHOW*s Archiv, Deutsches Archiv f. klin. Medicin, Zeit-
schrift f. klin. Medicin, Archiv für experimentelle Pathologie, Berl. klin. W^ochenschr.,
Deutsche med. Wochenschr,, Wiener med. Presse etc.), unter denen noch henor-
zuheben: „Leber Pylorusdrüsen^ (zum Theil in Gemeinschaft mit v. Braun und
P. Grützner) in M. Schultzens und in Pflüger's Archiv; ferner: „DU
Entdeckung dßs Brenzkatechins im menschlichen Harn" (ViRCHOW's Archiv,
Bd. LXII, gemeinsam mit J. Müller) — „lieber Diabetes" (im deutsch. Archiv
f. klin. Medicin). Red.
* Echeverria, Manuel Gonzalez E., hat in Paris 1860 seine Studien
beendet (Dissert.: „Bar la nature des aßectio7is dites tuber cules des vert^bres*^),
siedelte dann nach Amerika tlber und publicirte: „Reflex paralysis" (New-York 1866),
„On epilepsy etc," (Daselbst 1876) und „Criminal responsibility of epUeptics^
(Amer. Joum. Insan. 1873). Die Schrift: „De la trSpanatimi dans lipüepsie par
traumatisme du ordne" erschien wiederum (1878) in Paris, ohne dass jedoch E.
unter den Pariser Aerzten aufgeführt wäre. Bed.
'Echt, Johann E. (Echtius), aus den Niederlanden gebürtig (1515?),
lebte Mitte des 16. Jahrhunderts, studirte in Wittenberg und Italien, war Arzt in
Köln, gab mit Dessen (s. diesen) das „Dispensatorium coloniense" heraus und
schrieb ausserdem „De scorbuio vel scorbutico passione epitome" (Wittenberg
1624, zusammen mit Sennert*s gleichnamigem Werke). Er war Botaniker, legte
auf eigene Kosten einen Kräutergarten an und soll gegen gewisse Gerüche eine
derartige Idiosyncrasie gehabt haben, dass er in Folge einer solchen in eine tödt-
liche Krankheit fiel.
■Jöcher. van den Corpnt. — W. Stricker.
Der Annahme, dass E. mit Dessenius v. Krooneuburg (s. diesen) an dem
„Dispensatorium coloniense'^ mitgearbeitet haben soll, fehlt jede vertrauenswürdige Begriindung.
C. E. Daniels.
*Ecker, Alexander E., geboren zu Freiburg am 10. Juli 1816, studirte
zunächst daselbst unter F. S. Leuceart, Büchegger, Baumgärtner, Beck, dann
in Heidelberg, wo ihn Tiedemann, Bischoff, Chelius, Pöchelt, Nägele besonders
anregten. Promo virt in Freiburg 1837, bewirkte er bald daselbst seine Habilitation
(1839), wurde Prosector und Privatdocent in Heidelberg 1841, dann 1844 ordent-
licher Professor der Anatomie und Physiologie in Basel und 1850 in Freiburg,
wo er zur Zeit noch in voller Thätigkeit ist. Seine zahlreichen kleineren Abhand-
lungen im Archiv für phys. Heilkunde (H. und folgende Jahrg.), in der Zeitschr.
für rat. Med. (Bd. HI, VI und spätere), in Müller's Archiv (1845 ff.), in den
Berichten der naturforschenden Gesellschaften in Basel, resp. in Freiburg, über-
gehend, heben wir als monographische Arbeiten von nachhaltiger Bedeutung hervor:
„Beschreibung einiger Fälle von anomaler Communication der Herzvorhöfe etc."
(Freiburg 1839, mit 2 Tafeln) — „Physiologische Untersuchungen über die
Bewegungen des Gehirns und Rückenmarks" (Stuttgart 1843) — „Veber die
ECKER. — ECKNER. 263
unter dem Namen Lippenhrehs zusammengefaasten Geschwülste^ (Archiv für
phys. Heilkunde 1844) — n^^^ feinere Bau der Nebennieren" (Brannschweig
1846, mit 2 Tafeln) — „Zur Lehre vom Bau und Leben de7* contractilen Sub-
stanz der niedersten Thiere*" (Basel 1848) — „Blutgefässdrüsm*' (ftir L. Wagner's
Handwörterbuch der Physiologie 1849 verfasst) — „Icones physiologicae*^ (Er-
Iflaterungstafeln zur Physiologie und Entwicklnngsgeschichte, Leipzig 1851 — 59) —
^Die Anatomie des Frosches, ein Handbuch für Physiologen, Aerzte und
ikudirende*^ (Braunschweig 1864 — 83) — „Crania Oermaniae meridional. ocdd,**
(Freiburg 1865, 4., mit 38 Tafeln) — „Die Himvnndungen des Menschen"
(Braanschweig 1869; 2. Aufl. 1883) — „Lorenz Oken, eine biogr, Skizze"
(Stuttgart 1880; englisch 1883). Von 1865 ab war E. Redacteur des „Archivs
Ar Anthropologie ^^ ftlr dessen 1 5 Bände er zahlreiche Aufsätze selbst geliefert hat.
Ein vollständiges Verzeichniss von E.'s Schriften ist bei C. A. Wagner, Frei-
burg i. B. 1883, erschienen. Wernich
* Eckhard , Karl E., Professor der Anatomie und Physiologie in Giessen,
habilitirte sich daselbst 1860 mit der Habilitationsschrift: „Veber die Einunrkung
der Temperaturen des Wassers auf die motorischen Nerven des Frosches"
(Heidelberg 1850). Seine Lebensdaten waren nicht zu erlangen. Unter seinen
Schriften (in denen er besonders fruchtbringend die Themata der Gehirn-, Nerven-,
und Mufikelreizung , die Physiologie der Speichelabsonderung und die Erection
behandelte) sind zu nennen : „Beiträge zur Anatomie und Physiologie" (Giessen
1858 — 1881 ; 9 Bände) — „Lehrbuch der Anatomie des Menschen" (Daselbst
1862) — „Experimentalphysiologie des Nervensystems" (1867) — „Die Bildung
und Prüfung des Arztes" (1869).
Landois, Physiologie. — Ind.-Cat. Red.
Eekhoff, Väter und Sohn. Job. Heinrich v. E., geboren in Goldingen
(Kurland) am 3. November 1750 als Sohn eines Apothekers, bezog, 18 Jahre alt,
die Universität Halle, später Berlin und wurde 1773 in Halle zum Dr. med. pro-
movirt („Diss, de causis sterilitatis non absolutis in utroque sexu"J. E. prakticirte
zuerst in Goldingeu, dann in Mitau, woselbst er Stadt- und Landphysicus und
Leibarzt des Herzogs Peter von Kurland wurde, zuletzt bekleidete er ein Amt
bei der knrländischen Medicinalbehörde. Ausser seiner Dissertation hat E. eine
Beschreibung des Baldohn 'sehen und Barbern'schen Mineralwassers nebst einer
Anweisung zum innerlichen und äusserlichen Gebrauch desselben (Mitau 1795,
64 S., 8.) drucken lassen, daneben noch einige kleine in die medicinische Polizei
schlagende Aufsätze in der Mitau'schen Zeitung. E., der Vater, starb am 21. Juli
1810. — Johann Otto E., der Sohn, zu Mitau am 10. October 1793 geboren,
begann 1807 das Studium der Medicin in Moskau, ging dann 1809 nach Peters-
burg und 1811 nach Dorpat. Mit Rücksicht auf die damaligen kriegerischen Ver-
hältnisse trat er 1813 in die russische Armee (Grodno'sche Husaren), machte die
Feldzüge in Deutschland und Frankreich mit und wurde 1817 als Rittmeister
verabschiedet. Er setzte dann seine medicinischen Studien 1817 — 1821 in Berlin
fort und wurde 1822 in Dorpat zum Dr. med. creirt (Diss. „Ileus symptomxi" ,
39 S., 8.). Er prakticirte anfangs in Mitau , später im Innern des russischen
Reiches, wurde 1824 Badearzt in Baldohn und starb am 4. November 1826.
Recke-Napiersky, I, 474, 476. — Heise, I, 159. l. Stieda.
Eckmann, Peter Johann E., geboren zu Rodenpois (Livland) am
19. April 1747, wurde in Dorpat erzogen, trat 1770 als Chirurg in die russische
Armee, war 1771 Stabschirurg und wurde 1785 in Königsberg Dr. med. („Sche-
diasma de inßammatione uteri post partum" y 8 S., 4.).
Recke-Napiersky, I, 477. L. Stieda.
Eckner, Karl Christoph E., 1743 geboren, Schwarzburg-Rudol-
siädt'seher Leibarzt und Garnisonarzt in Rudolstadl^ starb daselbst am 13. Mai 1807.
264 ECKNER. — EDMUNDS.
Er ist zu nennen als Autor des Beitrages „Zur OescMchte epidemischer Gallen-
fieher^ (Leipzig 1790), eines Beitrages „Zur Geschichte der Ruhr im Jahre
1800 etc,^ (Gothu 1801) und einer Abhandlung über die Melancholie (in den
Acten der Akademie der Naturforscher, T. VIII).
Dict. hist. II. Red.
Eckoldt, Johann Gottlieb E., 1746 — 1809, erfand als renommirter
Chirurg zu Leipzig mehrere Instrumente zur Polypen- und Hasenschartenoperation
und schrieb : „ Ueber das Ausziehen fremder Körper aus dem Speisecanal und
der Luftröhre*^ (Leipzig 1799), eine Monographie, der wegen der darin publicirten
Methode der Oesophagotomie viele Anerkennung zu Theil wurde.
Dict. hist. II. Red.
Eckoldt von Eckoldtstein , Christian Gottlob Baron E., war am
29. April 1774 zu Leipzig als Sohn von Johann Gottlieb E. geboren, studirte
daselbst von 1790 an Medicin, wurde 1800 Doctor und in demselben Jahre Leib-
arzt der Herzogin Dorothea von Kurland, ging 1801 nach Schweden, wurde
vom König Gustav 4V. zum Hofrath ernannt, errichtete 1806 zu Mitan ein
Spital, wurde vom Kaiser Alexander I. in den Freihermstand erhoben, liess
sich 1812, ohne die Dienste der Herzogin von Kurland zu verlassen, in Leipzig
nieder, machte sich 1813 um die Behandlung französischer Verwundeter verdient,
war von 1816 — 28 wieder in Kurland und starb, nach Leipzig zurückgekehrt,
am 21. Juli 1828. Er soll die unter dem Namen seines Vaters 1799 heraas-
gekommene Abhandlung „ Ueber das Ausziehen fremder Körper aus dem Speise-
canal und der Luftröhre^ verfasst haben.
Neuer Nekrolog der Deutschen. Jahrg. 6, 1828, II, pag. 579. G.
*Edgr6n, Peter Adolph E., zu Ämäl, am 7. Februar 1802 geboren,
wurde zu Upsala 1835 Dr. med., nachdem er eine Zeit lang' Privatlehrer gewesea
und von 1823 ab studirt hatte (THTNBERa). Nach einer 40jährigen militärärztUehen
Carriöre Hess er sich in Skaraborg nieder. Er schrieb ausser der Dissertation
„Piper nignim^ eine Reihe für seine Zeit werth voller Aufsätze in Sv. Läk, Sällsk.
Ärsberätt. und in der Tidsskr. för Läk. och Phannaceuter.
Wistrand, Bruzelius, Edling, Neue Folge, I, pag. 178. Hedeniu?.
*Edholm, Edward Martin E., wurde geboren in Frascati (bei Stockholm)
am 19. Juli 1831. Er besuchte die Universität in Upsala und das medicinisch-
chirurgische Karolinische Institut in Stockholm (Huasser, Huss, Malm6TEN,
Santesson); 1859 erfolgte in Upsala seine Promotion. Nach Wahrnehmung der
erforderlichen Zwischenstellungen und Reisen in Deutschland, Frankreich, Oester-
reich , Italien wurde E. 1874 Oberfeldarzt der schwedischen Armee und Marine-
Director des militär-ärztlichen Cursus, Präses des Comit6 für Militär-Gesundheitspflege.
Schon früher war er als R^dacteur der „Hygiea" (1863 — 71) eingetreten und
fungirte als Secretär der Schwed. ärztl. Gesellschaft 1864 — 73, als Redacteor der
Zeitschr. für Militär-Gesundheitspflege seit 1876. Ausser einer Reihe von Aufsäugen
und Monographien in militär-medicinischen Zeitschriften nennen wir: „Hetso-och
f&rbandslära för Underbefölsskoler*' (Stockholm 1875) — „Handbok i militär
helsavdrd och Sjukvärd för armSns beföl*^ (Daselbst 1878) — „Svenska härens
hdsovärd och de militär a etablissementen*" (Daselbst 1880). g^^j
*Edlefseil, Gustav E. , aus Friedrichstadt (Schlesien), geboren am
24. Februar 1842, studirte in Kiel und Berlin (K. Bartels, Th. Jürgensbn). 1868
am 10. August erfolgte seine Promotion. Seit 1873 als ausserordentlicher Professor
und Director der medicinischen Poliklinik in Kiel wirkend, bearbeitete er eine
Reihe klinischer Themata vorwiegend im Deutschen Archiv für klinische Medicin.
Bed.
* Edmunds, James E., genoss seine medicinische Ausbildung bis 1860
in Edinburg, wurde M. D. St. Aid. 1862, M. R. C. P. Lond. 1874. Als Polizeiarzt
J
EDMUNDS. — VAN DER EEM. 265
in London wirkte er zunächst 7 Jahre, war von 1876 — 1879 Präsident der eng-
lischen T^nperenc-Geßellschaften and verfasste mehrere Schriften gerichtlich-medi-
einischen Inhalts und den Alkoholismus betreffend. Auch machte er sich durch
den Artikel „On a parabolöid Illuminator for high power objectives^ (Microsc.
Jonm. 1877) bemerkbar. ^^^
Edwards. Unter einer stattlichen Anzahl britischer und belgischer Gelehrten
dieses Namens benöthigen an dieser Stelle der Hervorhebung: W. Frederic E.,
welcher 1777 auf Jamaica geboren wurde, mit seinen Eltern während der Revolution
nach Paris kam und hier 1815 doctorirte, und zwar mit einer These über Iris-
entzündung, wie er denn auch 1813 bereits der Akademie ein Memoire über
die Anatomie des Auges eingereicht hatte. 1824 schrieb er „De Vhifluence des
agens physiques sur la vie^ (Paris) — 1829 „Des caracthres physiologiques
des races humaines eic." Mit Dumas beschrieb er das Eisen als Gegengift gegen
Knpfersalze und gab die M6m. de la soc. d'hist. de Paris mit heraus. — Henri
Milne E. , geboren am 23. October 1800 zu Brügge, studirte Medicin in Paris,
wurde zuerst Professor der Naturgeschichte am Lyc6e Henri IV., 1841 am Museum,
1862 Professor der Zoologie an dieser Anstalt und 1864 Vicedirector. In seinen:
„Recherches anatoniiques sur les criistacds" (Paris 1828) — „ Histoire naturelle
des corallaires^ (Daselbst 1858 — 60, 3 Bde.) — „Legons surla physiologie et
Vanatomie comparie de Vhomme et des animaux" (Daselbst 1857 — 1868, 10 Bde.)
lieferte er zahlreiche (besonders auch für die menschliche Physiologie wichtige)
Untersuchungen. — Femer bedürfen der Erwähnung sein mit P. Vaclasseur
verfaastes „Manuel de matihre midicale*^ (2. Ausg. 1828, auch deutsch und
englisch) — das „Manuel d^anotomie chirurglcale etc.^ (Paris 1826 — 1827,
auch englisch) — die Arbeiten über den Einfluss des Nervensystems auf die
Magen Verdauung , über die Action des Vagus, die Exhalation, den Einfluss der
Temperatur auf die Neugeborenen (theils mit Breschet, theils mit Audoin, meistens
in den Arch. g6n de m6d. publicirt. — William Frederic E. ist zu nennen
wegen seiner (vielfach übersetzten) Werke: „Influence sur la vie^ und yjLes
Races humaines** ; — von den jüngeren E. : Alexander Milne E. , der, in
Edinburg lebend, mehrere kleinere , aber nicht unbedeutende chirurgische Arbeiten
1856 — 1862 erscheinen Hess und *Alphonse Milne E., 1835 geboren, 1856
mit einer These über die Kalkphosphate promovirt und Verfasser von „Stades
chimiques et physiologiques sur les os** (Paris 1860). Red.
van der Eem, Nicolaas van der E. , in s^Hage 1757 geboren,
studirte in Leyden bis 1783, Hess sich in Amsterdam nieder und starb 1796.
Seme unter Ed. Sandifort vertheidigte Dissertation: „De artis obstetriciae kodier-
norum prae veterum praestantia ratione partus naturcdis" war eine so vor-
treffliche Arbeit, dass E. C. J. v. Siebold ihr (und der gleichzeitig in Leyden
vertheidigten „De artis obstetriciae hodiernorum prae veterum praestantia ratione
partus difficüis et priaetematuralis^) einen eigenen Parapraphen (§. 194) in seiner
„Geschichte der Geburtshilfe" gewidmet hat und unter Anderem sagt : „Diese Schriften,
auf echte Untersuchungen der Quellen gegründet, verdienen mit vollem Rechte die
Bezeichnung von classischen . . ., so dass sie beide als leuchtende Vorbilder gelten
können und ihr hoher Werth für alle kommende Zeiten ein durchaus gesicherter
ist" Eine deutsche Uebersetzung erschien in Traugott Schlegel's „SyUoge
operum minorum praestantiorum ad rem obstetriciam spectantium" (Vol. I). Später
hat van der E. mit seinem Freunde L. v. Leeüwen den Preis erworben für die
Beantworteng der Preisfrage: „Wat is voor het menschdyk lichaam vergiff En
welke vergiften kunnen in der Oeneeskunde zoo uit- als inwendig onder de
tereischte voarzorgen, een nuttig gebruik hebben?*^ , welche in den Verhandlungen
der gelehrten Gesellschaft „Servandis civibus" (Amsterdam 1785) publicirt ist.
Kftheres über sein Leben und Wirken war nicht zu ermitteln. q g Daniels
266 EGBERTSZOON. — EGYPTISCHE AERZTE.
Egbertszoon, Sebastiaan E., Sohn des reichen, im Jahre 1568 um
des Glaubens willen zur Enthauptung verurtheilten, Amsterdamer Kaufinannes
Egbert Meindertszoon, wurde 1581 als Student in Leyden eingeschrieben.
Nachdem er die Doctorwtirde bekommen hatte, übte er die ärztliche Praxis in
seinem Geburtsorte aus. Im November 1595 wurde er, auf die Bitte der Glieder
der „Chirurgyns Gilde" zum „Professor vel Praelector chirurgiae" ernannt ; wahr-
scheinlich hat er schon früher, als Maabten Jansz. Koster, der erste Lector
anatomiae in Amsterdam, seine Vorlesungen eingestellt hatte, auch Anatomie docirt.
Im Jahre 1606 zum Bürgermeister erwählt, legte er im Jahre 1612 seine Professur
nieder, doch wurde er bald darauf aufs Neue ernannt und functionirte darnach
bis zu seinem Tode im Jahre 1621. Er soll ein tüchtiger Gelehrter gewesen sein,
„vir profundae eruditionis" sagt Tülp , und van der Linden einzahlt , dass er
„Medicus erat tantae eruditionis, ut nesciam an parem urbs Amstelaedamensis
habuerit". Er publicirte im Jahre 1616 unter dem Titel: „Remberti Dodonaei
Mechlmtensü , praxis medica'^ , die durch diesen, seinen Lehrer, in Leyden
gehaltenen Vorlesungen und fügte sehr interessante Anmerkungen, vorzüglich über
die damals in Amsterdam epidemisch herrschenden Krankheiten, in denen er specieü
die Scarlatina sehr deutlich beschreibt, hinzu. (HoU. üebersetzung durch Nie. van
Wassbnaer, Amsterdam 1624; lateinische Ausgabe „cum auctorio annotationam
Nie. FONTANl", Daselbst 1640.) q E. Daniels.
*Egeling, Lucas Jacob E., geboren am 11. August 1824, studirte
zu Leyden (G. Sandifort, C. Prüys van der Hoeven, G. C. B. Suringar). Von
1850—1863 war er praktischer Arzt in Haarlem, von 1863—1865 Chef der
Abtheilung für Medicinal-Polizei im Ministerium des Innern; seit 1865 fungirt er
als Medicinal-Inspector für die Provinz Süd-Holland imd wohnt im Haag. E. ist
Mitredacteur der „Nederl. Tijdschrift voor geneeskunde" und war Redacteur einer
hygienischen Zeitschrift: „Sckat der gezondheid", die 1858 — 1864 erschien.
C. E. Daniels.
Eggert. Unter sechs theils deutschen, theils amerikanischen Aerzten,
welche ihr Andenken nur durch Dissertationen oder kleine Schriften erhalten haben,
ragt hervor Franz Friedrich Gottlob E., zu Eisleben am 15. August 1778
geboren und am 23. August 1836 gestorben, welcher von 1798 ab in Jena
studirte, von 1802 zu Querfurt praktisch in Thätigkeit trat und 1805 Physieus
der Kreise Querfurt und Dittchenbach wurde. Neben seiner Dissertation: f,De
variis variolas inserendi modis^ (Leipzig 1802) schrieb er ein umfangreiches
Werk „Natur des Menschen'^ (Daselbst 1828 — 1829); auch „Ueber die Wasser-
sucht" (Daselbst 1817), ein gerichtsärztliches Handbuch: „Der gewaltsame Tod
ohne Verletzung" (Berlin 1832) und zahlreiche casuistische Aufsätze in Heckkb*s
Aunalen der Heilkunde, Graefe und Walther's Joum. d. Chir. u. A.
Callisen, XXVn. — Ind.-Cat. Bed.
Egyptische Aerzte, Egyptische Medlcin. — So anregend und unter-
haltend die von mehreren Seiten (s. auch die unten zuerst genannte Quelle) sorg-
fältig zusammengetragenen Notizen griechischer und römischer Schriftsteller über
das medicinische Wissen der alten Egypter sind, so unfruchtbar erweist sich ilur
Studium für die Zwecke eines geschichtlichen Werkes, welches sich lediglich an
bestimmte Persönlichkeiten und deren durch die historische Kritik im strengerea
Sinne beglaubigte Hinterlassenschaften zu halten hat. Die wenigen, durch das
Hieroglyphenstudium einigermassen beglaubigten Bezeichnungen der Aerztegötter,
der Eintührer der Künste und Wissenschaften, der medicinischen Hierophanten,
die Namen eines Imhotep, Misraim, Chümsa, Menes sind für biographische
Zwecke absolut unergiebig, und selbst die AeusseruDgen , welche dem angeblich
um 304 a. Chi\ n. thätigen Arzt und Priester Manethon in den Mund gelegt
werden, klingen mythenhaft und erreichen den hippokratischen Standpunkt bei
weitem nicht. Die griechischen Aerzte, welche unter der Herrschaft der Ptolemäer
EGYPTISGHE AERZTE. — EHKENBEBG. 267
ihrer heimischen Kunst in Egypten eine Stätte gründeten , hatten leichte Arbeit
mit der Beisetzung der traditionellen autochthonen Heilkunde, und Galknos,
welchem man unwidersprochen eine genaue Bekanntschaft mit der heiligen Literatur
der egyptischen Priesterärzte nachgerühmt hat, ging so weit zu erklären ; „Tcicai
).^i tlaw^. Ob sich der abfällige Ausspruch auch auf die 16 über Heilkunde
speciell handelnden Theile des 42bändigen, dem Menes zugeschriebenen Werkes
„Embre^ bezieht, oder welche Fächer der egyptischen Medicin Galenos speciell
als „eitel Possen^' bezeichnete, geht aus der betreffenden Stelle allerdings nicht hervor.
Jedenfalls sind nicht selten von Aelteren und Neueren Versuche gemacht
worden, jenes Urtheil abzuschwächen. Man hat darauf hingewiesen, dass das Aus-
nehmen der Eingeweide zum Zweck des Einbalsamirens nothwendig den Egyptem
einen richtigeren Begriff von der Lage und dem Zusammenhang menschlicher Organe
und Organtheile geben musste, als ein solcher bei Völkern erdenklich war, die
nur Thiere schlachteten, dass also eine Kenntniss der Anatomie sieh den Erstereu
nothwendig aufdrängen musste. Man hat (auf das Zeugniss des Manethon hin)
die physiologischen Auffassungen der Priesterärzte als sehr nahe verwandt tnit denen
desSeneca erklärt: die greif baren Erfolge des Einbalsamirens selbst mussten in
erster Linie die Meinung stützen, dass eine nicht zu verachtende Kenntniss der
Einwirkung gewisser Droguen auf thierische Gewebe den Einbalsamirern eigen
war. Aufsehen erregend musste femer gerade bezüglich des Theilgebietes der
Matcria medica, der Pharmacologie oder Pharmacognosie der Papyrus Ebers
wirken. Zur Zeit des Re-ser-ka (Amen op bis), also um 3500 entstanden (und
zwar nicht als Original, sondern damals bereits von einer älteren Schrift copirt),
enthält es als „Buch von der Zubereitung der Arzneien etc." nicht nur Recepte
gegen Behinderung der Ausleerungen, gegen Eingeweidewürmer, Krankheiten des
Kopfes, der Adern etc., sondern auch jene so berühmt gewordene Stelle, welche
Ebers als auf das Verfahren der Staaroperationen bezüglich gedeutet hat. Von
egyptischen Augenärzten am persischen Hofe berichtet ausserdem Herodot, von
der Pflege der Thierheilkunde zeugen alte bildliche Darstellungen, und dass ge-
wisse Nachbildungen auf Obelisken und Tempelbildern, dass ganz besonders eine
Reihe von Lancetten, Pincetten, katheterförmigen Röhren, Scheidenspeculis, Brenn-
eisen etc. nicht anders, denn als mit den entsprechenden Operationen in Beziehung
zu denken sind, dafür tritt die Mehrzahl auch der vorurtheilsfreiesten Egyptologen ein.
Schliesslich seien als wohl schlechterdings nicht angreifbare Quellen die vor dem
EBERs'schen entzifferten Papyrus des Berliner Museums genannt, welche hinsichtlich
der Beschreibung der Arzneien und inneren Krankheiten jenem nahestehen, ausser-
dem aber noch über Beförderung der Conception, Erkenntniss der Schwangerschaft,
Krankheiten der Frauen etc. Bemerkungen enthalten.
Eloy, II. — Haeser, Gesch. d. Med. Th. I. Red.
Ehrenberg, Christian Gottfried E., wurde am 19. April 1795 zu
Delitzsch geboren und starb am 27. Juni 1876 zu Berlin als Geheimer Medicinal-
Rath und ordentlicher Professor der dortigen medicinischen Facultät. Er ist den
bedeutendsten Naturforschem unseres Jahrhunderts zuzurechnen, wenn auch noch
bei seinen Lebzeiten so manche seiner Forschungen theils angegriffen, theils über-
holt worden sind. Gerade in unserer Zeit, wo, Dank der Vervollkommnung der
Instrumente, die für den Mediciner hochbedeutsame Untersuchung „des kleinsten
Lebens" unschätzbare Errungenschaften erzielt, ist es wichtig hervorzuheben,
dass stets die Geschichte derartiger Forschungen, wenn auch nicht von E. zu
datiren, doch bei seinem Namen längere Zeit zu verweilen haben wird ; hat er doch
zahlreiche Bausteine zur Fundirung der mikroskopischen Zoologie und Botanik
herbeigetragen. Sein besonderes Interesse hat sich den Infusorien zugewandt, denen
eines seiner Hauptwerke bereits im Jahre 1838 gewidmet ist. („Die Infusions-
thierchen als vollkommene Organismen*^ ^ mit 64 Kupfertafeln). Er bewies dann,
dass 80 manche der jüngeren Erdschichten aus Panzern von Infusorien bestehen,
268 EHRENBERG. — EHRHART.
er fand sie später auch im Torfmoor; er deckte mikroskopisches Leben im Meere
{„Das Leuchten des Meeres^, Berlin 1835) und in der Luft (Passat-, Staub-
und Gluthregen) auf. Es ist dann hier sein anderes Hauptwerk: ^Mikrogeologte^
(Leipzig 1854), hei*vorzuheben, in welchem er eine übersichtliche geographische Zu-
sammenfassung der kleinen Lebensfonnen zur Darstellung brachte. Daneben sind,
wesentlich dem nämlichen Gegenstande gewidmet, zahlreiche kleinere Monographien
und mannigfaltige Abhandlungen in den Schriften der Berliner Akademie der Wissen-
schaft zu nennen, in welcher Körperschaft er seit 1827 Mitglied und dann lang«
Jahre hindurch ständiger Secretär gewesen ist. — E. hatte das Gymnasium von Scbul-
pforta besucht, darnach von 1815 — 1818 in Leipzig erst Zoologie, dann hier und
in. Berlin Medicin und Naturwissenschaft studirt. Auf Kosten der Berliner Aka-
demie machte er darauf eine sechsjährige Reise nach Egypten und den Nachbar-
ländern, im Jahre 1829 mit Al. v. Humboldt eine Reise nach Asien. Nachdem
er 1826 zum ausserordentlichen Professor ernannt wurde, erhielt er im Jahre 1847
das Ordinariat der Geschichte der Heilkunde. In diesem seinem nominellen Lehr
fache hat er weder als Forscher, noch als Lehrer gewirkt, wie er übrigens auch
auf seinem eigentlichen Arbeits-Gebiete didactisch wenig leistete. Hingegen hat er
in akademischen Reden auch mehrfache allgemeinere Fragen geistvoll behandelt.
Falk.
*Ehrenliail8, SalomonE., aus Friedrichswille (Oberschlesien), geboren
am 8. Januar 1835, studirte in Berlin bis 1860. Als praktischer Arzt und später
als Assistent an der pädiatrischen Poliklinik in der Charit^ (bis zum 1. Juli 1879)
thätig, publicirte er (mit A. Eülenburg): „Etnimrkung der Metallsalzlösnngm
auf den N, ischiadtcus des Frosches ; — eine deutsche Ausgabe von D'Espixe
und PiCOT*s Handbuch der Kinderkrankheiten und verschiedene Artikel aus der
Pädiatrik in EüLENBüßG*s Real-Encyclopädie. r^^
Ehrhart) Vater und Sohn, Aerzte in Memmingen. Der Erstere, Bal-
thasar E., gestorben 1 757, war fürstlicher Leibarzt, schrieb indess nur Botanisches,
femer über Belemniten, Versteinerungen u. dgl. ; — der Sohn, Jodocus E.,
1740 — 1808, Stadtarzt von Memmingen, publicirte eine „Sammlung von Be-
obachtungen zur Geburtshilfe^ (Frankfurt und Leipzig 1773) und wurde 1800
nebst seiner ganzen Descendenz geadelt. ^^^
von Ehrhart, Gottlieb vonE., des Jodocus E. Sohn, 1763 (1764?)
geboren (dem einige Quellen einen Bruder mit gleichem Vornamen — aber wahr-
scheinlich irrthümlich — an die Seite stellen), wirkte als ausserordentlicher Physicus
und geschworener Geburtshelfer in Memmingen (seit 1805), nachdem er 1785 zu
Erlangen promovirt worden war. Er schriftstellerte mit grossem Fleiss, besonders
über die Schutzimpfung (Memmingen 1789, 1801), über Asphyxie der Neuge-
bomen (Erlangen 1785; Memmingen 1789) und über Standesangelegenheiten
(Daselbst 1800, 1810). Seine „Sammlung von Beobachtungen etc.** erschien
1803 — eine „Phystkalisch-topographtsche Topographie von Mertimingen*' 1813
— der „Entwurf eines physikal.-medic, PoUzeigesetzea** (4 Bde. und Tafeln) zu
Nürnberg 1816. Auch gab von E. — Ulm 1805 — das „Magazin für technische
Heilkunde" heraus.
Biogr. m6d. IV. — Cal Ilsen V. Bei
Ehrhart, Friedrich E., wurde 1742 im Canton Bern geboren, erweckte
durch seine Lust zu botanischen Studien die Aufmerksamkeit Haller's , fing an
1765 die Pharmacie in Nürnberg zu studiren, diente nachher als Apotheker in
Erlangen, Hannover und Stockholm, woselbst er auch Botanik unter Bebgius studirte.
In Upsala 1773 angelangt, wurde er einer der ausgezeichnetsten Jünger Linnk's.
Er studirte hier Naturgeschichte, Oekonomie, Chemie und Medicin unter LmNE
dem Vater und Linne dem Sohne, welche ihn zu ihrem vertraulicheren Umgang
rechneten, und unter dem berühmten Chemiker Thorbern Bergman, dessen
EHRHART. — EHRMANN.' 269
Vorlesungen er fleissig besuchte, üxirch fleissige Excursionen in die Umgegend Upsalas
bereicherte er nicht blos die schwedische Flora, sondern auch die Wissenschaft
mit vielen neuen Gewächsarten. Nachdem er 1776 nach Hannover wieder zurück-
gekommen war und sich dort theils mit dem Ordnen botanischer Sammlungen,
theils mit Schriftstellerei beschäftigt hatte, wurde ihm 1780 von der Regierung
in Hannover aufgetragen, während drei Jahren das Churftlrstenthum Braunschweig-
Lüneburg botanisch zu bereisen und die Flora dieses Landes zu beschreiben ; auch
die Stelle eines Directors des botanischen Gartens in Heuenhausen bei Hannover
wurde ihm angetragen. Um hier seine dürftigen ökonomischen Verhältnisse etwas
zu verbessern, gab er mehrere nützliche und sehr gesuchte Exsiccatwerke heraus
und starb 1795.
Kekrolog in Hoppe's bot. Taschenbuch f. d. Jahr 1796, pag. 219; Selbstbiographische
Xachricliten in Annalfn der Botanik von Usteri, 19. Stück, Leipzig 1796. Ein vollständiges
Yerzeichniss seiner Arbeiten, unter welchen : „Beiträge zur Naturkunde und den damit ver-
tcandtm Wissenschaf ten^ j Bd. J— VII, Hannover und Osnabrück 1787—92 das hervorragendste
ist, findet sich bei J. E. Wik ström: „Conspectus litteraturae botanicae in Svecia**,
Holmiae 1831. Hedenius.
Ebrlicli. Drei ältere Aerzte dieses Namens sind hervorzuheben: Johann
Martin E., der in der zweiten Hälfte des 17. Jahrhunderts zu Jena in Thätigkeit,
daselbst eine Schrift über eine merkwürdige Hernie (1684) und eine über Ischurie
erscheinen liess (1686). — Johann Christianus E., der Verfasser von „De
noxts ex aepultura in templis facta oriundts^ (Halle und Magdeburg 1728) —
^Mors ex sepulchris etc.** (Daselbst 1729) — „De damnis ex empiria medica
onundis*" (Daselbst 1728) — und Johann August E., 1760—1733, Sohn
eines Dorfchirurgen, in Leipzig und später auf Reisen, besonders in England, aus-
gebildet, Wundarzt der Spitäler St. Georg und St. Johann in Leipzig, beschrieb in
einem zweibändigen Werke (Leipzig, Th. I, 1795; Th. H, 1805) die chirurgischen
und operativen Beobachtungen, die er in Londoner Hospitälern gemacht hatte.
Biogr. med. IV. — Callisen, XXVII. Red.
Ehrmann , Johann Christian E., geboren 1710 zu Strassburg,
promovirte daselbst 1732; 1749 Arzt des Arbeitshauses daselbst, gestorben 1797.
Er gab 1742 des Mappus „Histoire des plantes de VAhace*' heraus.
Börner, Nachrichten, I, pag. 765. — Biogr. univ. W. Stricker.
Ehrmann, Joh. Christian E., geboren 1749 zu Strassburg, promovirte
am 8. December 1772 zu Basel („Dias, de colchico autumnali**) und wurde 1779
in Folge seiner Verheiratung mit einer Frankfurter Bürgerstochter , Schwester des
Grammatikers Buttmann, als Arzt aufgenommen. 1796 wurde er Gamisonsarzt
und 1804 Arzt am Rochushospital für Unreine (Krätzige, Syphilitische, Blattern-
kranke). Unter der fürstlichen Regierung wurde er 1808 als Medicinalrath emeritirt,
zog 1821 nach Speier und starb daselbst am 31. August 1827. — E. hat drei kleine
thierärztliche Scluiften über Darmgicht, Maulsperre und Dampf der Pferde (1778,
1779) herausgegeben. Was sein Specialfach betrifit, so schrieb er 1780 und 1808
über den Tripper und erklärte sich 1802 in drei Heften „ Ueber den Kuhpocken-
schwindd** gegen die Einführung der Vaccination durch Sömmebrixg und Lehr.
Ausserdem veröffentlichte er „Rychologtsche Fragmente zur Mahrobiotik^ (1794)
und (mit JOH. Val. Müller 1756 — 1813) „Rhapsodien in Bezug auf technische
Eeilkunde etc." (Frankfurt 1805) — Wichtiger denn als Verfasser dieser ziemlich
unbedeutenden Schriften ist E. als Satiriker. Seine Schriftep, welche die Stellung
des ärztlichen und wundärztlichen Standes zeichnen, sind von culturhistorischer
Bedeutung und gehören zu den gelungensten Leistungen, zumal, da sie der Seele
des Witzes, der Kürze, nicht entbehren. Die vortrefflichste dieser Schriften:
„ Geheime Instruction für Wundärzte bei Leichen , Leichenöffnungen , Sterb-
fällen etc.** (1799), welche äusserst selten geworden war, habe ich in meinen
yf Beiträgen zur ärztlichen Cultur geschieht e" (Frankfurt, Auffarth 1865) wieder
270 ÖHRMANN. — EICHHORST.
abdrucken lassen. Eben da habe ich eine Analyse gegeben von einer Satire
E.'s auf die Aerzte seiner Zeit unter dem Titel: „Die Nachtmenschen^ und
von der angeblichen Gegenschrift; „Die entlarvten Nacktmenschen*', beides 1795.
Aller Wahrscheinlichkeit nach ist E. auch Verfasser der beiden Schriften: „Briefe
über die Galanterien von Frankfurt a. M.** (Leipzig, Wienbrack 1791^ 1798), über
welche ich im LXXX. Bande von ViRCHOw's Archiv berichtet habe (S. 188). Endlich
ist er bekannt durch seine Beziehungen zu Goethe, mit dem er gleichalterig war, und
durch die Stiftung des „Ordens der verrückten Hofräthe". Das Archiv dieses Ordens,
sowie der übrige literarische Nachlass von E. befindet sich in der Frankfurter
Stadtbibliothek. — Wahrscheinlich ist er auch Verfasser der Schrift: „Medicinische
Böcke, pragmatisch dargestellt*' für angehende Aerzte (Frankfurt 1801).
W. Stricker.
*Eicllbaiim, Karl Friedrich E., am 4. October 1851 zu Schwetz
(West-Preussen) geboren, auf der Thierarzneischule und Universität Berlin ausge-
bildet, 1874 promovirt, wirkt seit Mai 1879 als ausserordentlicher Professor fiir
Veterinär-Anatomie und Histologie an der Universität Giessen. Schriften: „Topo-
graphische Anatomie der Brusthöhle des Pferdes** (1872) — „ Untersuchungen
über den Bau der vesiculae seminales der Hausthiere** (1877) — „lieber die
Ampullen der vasa deferentia (1878) — „Craniometrische Untersuchungen am
Pferdeschädel** (1882) und Aehnliches. Red.
Eicillieimer , G. Friedrich E. , deutscher Militärarzt , geboren am
18. August 1764 zu Bensheim 'in Baden, trat am 21. August 1786 in das
bayerische Heer als Feldscheer ein und begleitete dasselbe in allen Feldzügen gegen
Frankreich, Oesterreich, Preussen und Russland. Nach den Kriegsjahren widmete er
sich mit nachhaltigem Erfolge dem Ausbaue der bayerischen Militärsanitätsverfassung.
Im Jahr 1826 wurde er zum bayerischen Generalstabsarzt befördert, in welcher
Stellung er bis zu seinem Ausscheiden (1847) verblieb. Er starb am 13. October
1854 zu München. Literarisch machte sich E. bekannt zunächst durch seine treff-
liche Dissertation „De utäitate methodi medendi secundum incitationis principia in
nosocomiis castrensibus** (Würzburg 1804) und besonders durch seine „Umfas-
sende Darstellung des Militär - Med, - Wesens etc. dermaligen Armeeverfas-
sungen ^c.** (I. Bd. Augsburg 1824, 8.; H. Bd. München 1825, 8.).
Mittheilungen auf Grund amtlicher etc. Unterlagen. H. Frölich.
Eichhorn, Heinrich E., zu Nürnberg im letzten Jahrzehnt des vorigen
Jahrhunderts geboren und 1832 in Göttingen, wo er Privatdocent war, gestort^en.
Schon seine Dissertation „ Von der Zurückbeugung der nicht schwangeren und
schwangeren Gebärmutter^*' (Nürnberg 1822) galt als eine originelle Monographie,
und noch mehr erwarb sich E. den Ruf eines scharfsinnigen, eigenartigen Denkere
durch seine Schriften : „ Ueber das primäre Fieber .... bei den Kuhpocken*"
(Horn's Archiv 1826) — „ Ueber medicinische Erfahrung und über praktische
Medidn im Allgemeinen** (Daselbst 1827) — „Neue Entdeckung über die
praktische Verhütung der Menschenblattem etc.** (Leipzig 1829 ; dazu praktische
Vorschläge an die Regierungen Berlin, gleichzeitig) — „Handbuch über die Be-
handlung und Verhütung der contagiös-ßeberhaßen Exantheme** (Berlin 1831) —
„Ueber die Atissonderungen durch die Haut etc.** (Meckel*S Archiv 1826:
dazu Anatomisches und Physiologisches ebenda 1827).
Dict. bist. n. Red.
* Eichhorst, Hermann E. , geboren am 3. März 1849 zu Königsberg
in Preussen, studirte dort und in Berlin (als Assistent von Leyden, NArSYS,
Frerichs). Promovirt 1873, erlangte er die Anstellung als Professor e. o. an der
Universität Jena 1876; 1877 die gleiche in Göttingen; 1884 wurde E. ord.
Professor in Zürich und Director der dortigen med. Klinik. — Er bearbeitete
monographisch: „Pet-niciöse Anämie** (Leipzig 1878) — „Trophische Beziehungen
der Nn, vagi zum Herzmuskel** (Berlin 1879) — „Lehrbuch der physikalischen
j
EICHHORST. — EICHWALD. 271
Untersuchungsinethoden innerer Krankheiten" (2Bde. , Braunschweig 1881) —
„Handbuch der speciellen Pathologie" (2 Bde. , Wien 1883) neben mehreren,
klinische Gregenstilnde behandelnden Einzelartikeln. j^^^
EichmaiUl, Johann E. (bekannter als Joi^ann Dryander), gegen Ende
des 15. Jahrhunderts in der Wetterau geboren, hatte in Deutschland Mathematik
stndirt, wandte sich dann aber in Paris der Medicin zu und erlangte die Doctor-
wflrde in Mainz. Nach Marburg 1536 auf den Lehrstuhl für Mathematik berufen,
wirkte er hier bis zu seinem am 20. December 1560 erfolgten Tode. Obwohl die
Zahl der von E. zergliederten Leichname sich nur auf zwei belauft, griflf er in
seiner „Anatomiae pars prior, in qtia membra ad caput spectantia recensentur
et delineantur" (viele Tafeln, Marburg 1537, 4.) den vorher mit ihm befreundeten
Vesal heftig an und wurde von diesem in der ,,Epistola de china" (s. Vesal)
znrflckgewiesen. Doch bleibt E. ein gewisses Verdienst um die praktische Anatomie,
speciell auch noch durch die Herausgabe der Anatomie Monbini's und verschiedener
anatomischer Schriften.
Yollständiges Verzeichniss dieser, sowie der nnbedeutenden praktisch-medicinischeu
Elaborate E.'s siehe bei Hai 1er, Bibl. anat. I, 174, resp. Bibl. med-pract. II, 33. — Biogr.
m^d. ni. — Allgenu Deutsche Biogr. V. p ,
*EicIlstedt, Karl Ferdinand E., in Greifswald am 17. September
1816 geboren, studirte daselbst und in Berlin. Nachdem er am 19. December 1839
promovirt worden war, begann er seine Thätigkeit als praktischer Arzt (seit 1841)
und Prof. extraord. (seit 1852) in Greifswald. Er schrieb: ;, Veber Krätzmilben etc,"
(Feorikp's Notizen 1846) — „PityricLsis versicolor" (Ebenda 1846) — „Veber
Durchfall der Kinder" (1852) — „Zeugung und Oeburtsmechanismus etc." (1859).
Red.
Eiehwald, Karl Eduard E. , wurde geboren in Mitau (Kurland) am
4./16. Juli 1795 , absolvirte das Gymnasium in Mitau und studirte Naturwissen-
schaften und Medicin von 1814 — 1817 in Berlin, dann machte er Reisen durch
die Schweiz, Deutschland, England, Frankreich und hielt sich längere Zeit in Paris
auf. Hierauf kehrte er nach Russland zurück, bestand an der damals noch blühenden
Universitfit zu Wilna das Doctorexamen und wurde am 18./ 30. Mai 1819 zum
Dr. med. promovirt (Diss. : „De Selachia Aristotelia"). Nachdem er kurze Zeit
in Mitau und Tuckum prakticirt und Landarzt in Schrunden gewesen war, begab
er sich 1821 nach Dorpat; als Hauslehrer in der Familie Liphardt-Raths-
hof fungirend, habilitirte er sich an der Universität für Zoologie am 4./ 16. October
1821 (Habilitationsschrift: „De regni animalis limitibus atque evolutionis gra-
dibus") und las über Zoologie, Mineralogie, fossile Thiere. Im Jahre 1823 folgte
er einem Rufe nach Kasan als Professor der vergleichenden Anatomie und Geburts-
hilfe; von Kasan aus machte er 1826 und 1827 eine Reise nach dem Ejispischen
Meere und Kaukasien, wobei er viel Material zu späteren Veröffentlichungen
sammelte. Nach der Rückkehr von dieser denkwürdigen Reise zog E. als Nach-
folger von BOJANDS nach Wüna in der Eigenschaft eines Professors der Zoologie,
vergleichenden Anatomie und Geburtshilfe. Als die Universität zu Wilna 1831
aufgehoben wurde, übernahm E. an der in Wilna errichteten medico-chirurgischen
Akademie die Stelle eines Conferenz-Secretärs und las zugleich über Mineralogie,
Zoologie und vergleichende Anatomie. Von Wilna aus machte er 1829 eine Reise
durch das westliche und südwestliche Russland, später unternahm er Reisen nach
Schweden, Deutschland und in's Innere des russischen Reiches. Im Jahre 1838
vertauschte E. seine bisherige Stellung in Wilna mit der eines Secretärs und Pro-
fessors an der medico-chirurgischen Akademie in St. Petersburg, gleichzeitig wurde
er Professor der Paläontologie am Berginstitut und hielt Vorträge in den Oflficiers-
elassen der Hauptingenieurschule. Im Jahre 1851 erbat er sich seine Entlassung
ans dem Staatsdienst, feierte am 18./ 30. Mai 1869 sein 50jähriges DoctorJubilänm
und starb 1876. E. war ein überaus fleissiger und thätiger Forscher und hat
272 EICHWALD. — EISENMANN.
eine sehr bedeutende literarische Thätigkeit entwickelt. Sein Name ist dnreh die
Arbeiten, welche in Folge der kaukasischen und kaspischen Reisen erschienen, in selir
weiten Kreisen bekannt geworden; das wissenschaftliche Verdienst E.'s besteht in dem
Ausbau und der Pflege der Paläontologie in Russland. Hierhergehören: „Lethaea
Rossica ou Falaeontologie de la Russie^ (Stuttgart 1853 — 1868, 5 Bde.) —
„Die Urwelt Russlands^ (Mit Kupfertafeln , 4. Aufl., St. Petersburg und Moskau
1846—1847) — „Zoologia specialis'' (3 Bde., Wilna 1829—1831 u. s. w.). Als
Resultat seiner Reise: „Reise nach dem Kaspischen Meere und in den Kaukasiis^
(Stuttgart 1834 — 1837) — „Alte Geographie des Kaspischen Meeres, des
Kaukasus und Süd-Russlands" (Berlin 1838).
Ein ziemlich vollständiges Verzeichniss von E.'s Schriften bringt R eck e-Napiersky
undBeise, I, 160. — Recke-Napiersky, I, 48H. — Beise, I, 160. — Verhandl. der
k. ni88. mineral. Ges. Bd. V, pag. 278—358, St. Petersburg 1870: Das 50jährige Doclor-
Jubiläum, geschildert von Lindemann. — Rnss. Encycl. Beresin, Bd. XVI, pag. 324.
L. Stieda.
* Eigenbrodt , Karl E. , in Darmstadt am 7. Februar 1826 geboren,
studirte in Giessen, Heidelberg und Würzburg bis 1849, dem Jahre seiner Pro-
motion. Seit Januar 1849 ist er als praktischer Arzt, seit 1877 als grossherzogl
Leibarzt, seit 1879 mit dem Titel Geh. Medicinalrath in Darmstadt tbätig nnd
publicirte: „lieber die Leitungsgesetze im Rückenmark** (Giessen 1849) —
„Ueber die Diagnose der partiellen Empfindungslähmung, insbesondere der
Tastsinnlähmung (ÄpselaphesieJ'* (ViRCHOw's Archiv, Bd. XXIII) — „Die apo-
plectische Destruction der Uterinschleimhaut'* (in Gemeinschaft mit A. Hegab,
Monatschr. für Geburtsk. 1863) — „Die Städtereinigung, die wichtigste Auf-
gabe der Sanitätspolizei'* (Darmstadt und Leipzig 1868) — „Beiträge zur
näheren Kenntniss der Typhusepidemie in Friedberg im Sommer 1867 , ins-
besondere in ätiologischer Beziehung" (Zeitschr. für Epidemiologie und öffentL
Gesundheitspflege von Pfeiffer und Schüchardt, 1869) — „Report of the
medical history of the attack of diphtheria in the Grand Ducal famüy of
Hesse'* (British Med. Joum. 1879). r^^
* Eimer, Gustav Heinrich Theodor E., geboren am 22. Februar 1843
zu Stäfa bei Zürich. Als Flüchtlingskind (väterl. Heimat : Deutschland) studirte er
in Tübingen, Freiburg, Heidelberg, Berlin (Schüler Leydig's, Virchow's, Wkis-
MANN*s). Promovirt zum Dr. med. 1867 in Berlin, zum Dr. phil. 1870 in Würzburg,
ist er seit 1875 als Professor der Zoologie und vergleichenden Anatomie an der
Universität Tübingen thfttig und verfasste folgende Arbeiten : „ Ueber die ei- oder
kugelförmigen Psorospermien der Wirbelthiere" (Würzburg 1870) — „Ceber
Beroe ovatus, ein Beitrag zur Anatomie der Rippenquallen" (Leipzig 1873) —
„Lacerta muralis coerulea, ein Beitrag zur Darunn' sehen Lehre** (Dasidhst
1874) — „Die Medusen, anatomisch und physiologisch auf ihr Nervensystem
untersuchte (Tübingen 1878) — „Untersuchungen über das Variiren der
Mauereidechse etc." (Berlin 1881); Abhandlungen in Virchow's Archiv, Archiv
für mikroskopische Anatomie, Zoolog. Anzeiger, Biolog. Centralblatt , Wflrttemb.
naturw. Jahreshefte. Red.
Elsenmann, GeorgHeinrichE., geboren zu Strassburg 1693, gestorben
daselbst 1768 ; Arzt in Strassburg und seit 1733 Professor der Physik daselbst,
1756 Professor der Pathologie, vielseitig gebildeter Gelehrter, gab heraus : „Tabtdae
anatomicae IV uteri duplicis" (Strassburg 1752, gr. Fol.; auch französisch).
Biogr. univ. W. Stricker.
Elsenmann, Gottfried E., als Sohn eines Handwerkers in sehr dürftigen
Umständen zu Würzburg am 20. Mai 1795 geboren, studirte von 1810 ab Jura,
machte 1813 — 1815 den Befreiungskrieg mit, wandte sich alsdann der Mediein
zu, wurde 1819 promovirt und begann 1822 in seiner Vaterstadt zu prakticiren.
Seine im Jahre 1818 sehr lebhaft gewesene Betheiligung an der Stiftung der
EISENMANN. — EISSEN. 273
Wflrzbnrger Burschenschaft mit den weiteren Folgen eines deutlich an den Tag
^legten politischen Enthusiasmus fahrten 1823 zu seiner Verhaftung und einer
Anklage auf Hochverrath. 1825 freigesprochen widmete sich E. nunmehr einer
energischen publicistischen Thätigkeit auf politischem Gebiet, die 1832 zu seiner
abermaligen Verhaftung, zu einer Zuchthausverurtheilung auf unbestimmte Zeit;
von 1841 ab zu einer milderen Festungshaft auf der Veste Rosenberg den Anlass
gab. Erst 1847 — nach fünfzehnjähriger Gefangenhaltung — erlangte E. durch
Begnadigung die Freiheit. Das Jahr 1848 brachte ihm Entschädigungen aller Art
för die erlittene Unbill ; un^er Anderem wählten ihn sechs fränkische Wahlbezirke
in das Frankfurter Parlament; die Stadt Nürnberg, in welcher er sich nieder-
gelassen, und deren Mandat er auch annahm, verlieh ihm das Ehrenbttrgerrecht.
Bei aller Thätigkeit, die er im Parlament an den Tag legte, konnte es E. jedoch
zu grösserer Bedeutung nicht bringen, — wohl weil er sich zu sehr auf eigenen
FnsB stellte und sich keiner Partei einzuordnen verstand. — Nach der Rückkehr
von Frankfurt nahm E. in Würzburg wieder seinen Wohnsitz und setzte die in
seiner Festungszeit begonnene medicinische Schriftstellerei fort. Wir heben weiter
nnten diejenigen Erzeugnisse derselben hervor, welche weniger der systematisirenden
Richtung der naturhistorischen Schule eignen und eine gewisse praktische Bedeutung
haben; in den übrigen hat E. eine monographische Bearbeitung verschiedener
Familien des von ihm aufgestellten natürlichen Systems der Krankheiten {„Die
vegetativen Krankheiten und die entgißende .Heilmethode", 1835) monographisch
zn bearbeiten versucht, so das Kindbettfieber (1834), die Krankheitsfamilien: Pyra
(gleichzeitig), Typhus (1835), Cholosis (1836), Typosis (1839), Rheuma (1841). —
Weniger theoretisirend waren: „Der Tripper in allen seinen Formen und Folgen"
(Erlangen 1830) — „Sichere und gefahrlose Methode, die Syphilis zu heilen"
fMed.-chir. Zeitschr. 1829) — „Behandlung der Hamröhrenverengerungen durch
innerliche Mittel etc." (Ebenda 1830) -^ „Die Heilquellen des Kissinger Saal-
thales" (1857) — „Die Prüfung der Homöopathie" (Erlangen 1836) — eine
Abhandlung über Himerweichung (1842) ; — und hervorzuheben sind endlich auch
seine Uebersetzungen der Werke von RicoRD, Becqüerel, Rodier und Dürand-
Fabdel. — Im letzten Jahrzehnte vor seinem Tode trat E. noch mit den Mono-
graphien „Pathologie und Therapie der Rheumatosen" (1861) — Die Be-
wegungsataxie" (1863) und über das Friedrichshaller Bitterwasser hervor. Sein
bleibendstes Verdienst beruht jedoch in der Redaction des von Canstatt gegrün-
deten (jetzt noch als Vjrchow-Hirsch 'sehen fortexistirenden) „Jahresberichtes über
die Leistungen und Fortschritte der Medicin^^, den er zuerst mit Jenem, dann von
1851 ab mit ViRCHOW, Scherer und den namhaftesten Fachgelehrten herausgab.
Nach Hu se mann in Allg. Deutsche Biographie. V. — Verzeichniss der Schriften
E.'s bei Engelmann, Bibl. chir. 44 und Jahresber. f. d. ges. Med 1865 (Anhang); sehr
nnvoUständig bei Callisen VI und XXVII. Red.
Eisfeld, Johann Friedrich August E., aus Heldrungen, 1767—1822,
war zuerst Theologe, dann ausserordentlicher Professor der Medicin und hatte
letztere in Wittenberg und Leipzig (Kapp) studirt. Schriften: „Specimen physico-
medicum meletamata quaedam ad historiam naturalem typhi acuti Lnpsiae
aestivo tempore a, 1799 grassantis, pertinentia" (Leipzig 1800) — „Beytrag
zur Geschichte des Gallensteins" (bei ISENFLAMM und ROSENMÜLLER, 1800) —
^Platner's Leben" (1819).
Dict. bist. II. Red.
Bissen, fidouard-Fr^deric E., geboren 1805, gestorben 1876, promovirtd
zu Strassburg (1828) mit der These: „La contagion consid6r4e sous quelquesuns
de seft rapports". Er machte sich durch eine ziemlich umfangreiche Schrift „La
docfrine rialiste et la doctrine fnntaisibte du choUra indien" (Strassburg 1868)
bekannt und gab die Gaz. ra^d. de Strassbourg von 1841 — 1869 heraus.
(Nicht zugängliche) Biographie in Gaz. m6d. de Strassbourg 1876. Red.
Biofcr. Lexikon. II. 18
274 EKELUND. — ELAM.
Ekelund, Daniel E., 1793—1879, wurde 1817 in Upsala Doctor der
Medicin, Adjunct der Mediein am Carolinischen Institute 1823, im selben Jahre
Oberarzt am allgemeinen Gamisonskrankenhause und 1841 Medicinalrath. Von
seinen Schriften sind folgende zu merken. In den Jahresberichten des schwedischen
ärztlichen Vereins: „Erfarenhet om Porta brunna verksamhet emot ätskilliga
sjukdomar^ (1822) — „(Jf versigt af en pericarditis, gängse bland Stockhclma
gamison"' (1826); in den Verhandlungen desselben Vereins: „Anteckningar
r'&rande nasaloperation" (T. VII) — „Beakrifmng pä den ä Oamtsonssjui-
huset gängbar a akuta hröstinflammationen^ (T. IX); in der Hygiea: „Om revacci-
nation" (T. XI) — „Om kopporna och vaccinationen i Sverige 1850^ (T. XIV j.
Wistrand, pag. 93. Hedenins.
Ekl, Anton E., zu Landshut in Bayern, war 1781 in Freising geboren,
studirte in Landshut, wo er 1809 Doctor wurde, ging auf Reisen, wurde dann
Gerichtsarzt in Pfarrkirchen. 1824 wurde er zum Professor an der Universität zn
Landshnt ernannt, blieb aber bei der Verlegung derselben nach München in Lands-
hut als Professor an der dortigen chirurgischen Schule. Er gab heraus zusammen
mit J. A. SCHULTES: „Ratio medendi in schola clinica Land/ishuthana*^ (Sulz-
bach 1826, 4. deutsch: „Jahresbericht über die chir. -klinische Schule der Univ.
zu Landshut ^ vom . . . 1824 bis . , . 1825^ in Textor's Neuer Chiron 1827),
ferner : ;, Bericht über die Ergebnisse in dem chirurg, Clinicum der kgl. Ludwig-
MaxtmüianS' Universität zu Landshut während . . . 1825 bis . , . 1826^ (Landshut
1827, 4.). Er starb am 13. September 1830. — Von einem jüngeren Max August E.
ist nur die Schrift ^ Von der Thränensackfistel^ (München 1852) bekannt.
Prantl, II, pap. 522, Nr. 275. — Oaliisen, VT, pag. 21. G.
* Ekström, Fredrik August E., geboren in Linköping 1816, wurde
Med. Doctor in Upsala 1841, Districtsarzt in Motala und Intendent zu Medvi
1847 — 60; 1857 siedelte er nach Gothenburg über, woselbst er als Augenarzt
eine weitverbreitete Praxis gewann. Schriften: „Om bruket och missbrukf't af
glasögon jemte nägra ord om ögats värd" (Linköping 1855) — „Prakttska
skizzer synnerligen med afseende pä användningen af ögonspegeln i oftalmia-
triken^ (Göteborg 1857) und in der Zeitschrift „Hygiea" verschiedene ophthal-
miatrische und praktisch-mcdicinische Aufsätze.
Wistrand, IJruzelius, Edling, Neue Folge. I, pag. 202. Hedenius.
Ekströmer, Karl Johann E. , geboren in Dalsland 1793, nahm als
Arzt an den Feldzügen in Deutschland 1813 — 14 Theil und wurde 1817 Med.
Doctor in Upsala. Nachdem er sich theils in Paris unter Uüpüytren und Labet,
theils in London unter Astley Cooper noch mehr als Chirurge ausgebildet hatte,
wurde er 1821 Oberchirurg des Serafimerlazarethes und 1836 Professor der
Chirurgie am Karolinischen Institut in Stockholm. Im letztgenannten Jahre wurde
er in den Adelsstand erhoben. E. war nicht nur ein hervorragender Chirurg,
sondern machte sich auch als Chef der schwedischen Medibinalverwaltnng von 184i»
an sehr verdient um das Medicinalwesen Schwedens bis zu seinem Tode 1860.
Er gab die „Medicinsk tidning" (1818 — 19) heraus und ist der Verfasser ver-
schiedener Aufsätze in den Verhandlungen und Jahresberichten des schwedischen
ärztlichen Vereines. ^ Hedeniu».
♦Elam, Charles E., zu London, gewann bereits 1846 eine erste goldene
Medaille, wurde 1850 zu London Med. Dr. und F. R. C. P. London 1870. Nachdem
er längere Zeit am Nat. Hospital für Epileptische thätig gewesen war, fungirte er
später als Hon. Physician an der Sheffield General Infirmary und der gleichnamigen
Medicinschule. Neben mehr allgemeineren Gegenständen („Civilization" — „Moral
and criminal epidemics" — „Degenerations in man" — „Man and science" )
behamdelte er besonders psychologische und psychiatrische Themen in den Schriften :
„Essai on natural heritage" (London 1860) — „On illusions and hallucinations'^
ELAM. — ELIE. 5^75
(1861) — „On cerebria and other diseases of the brain" (1872) und die Epilepsie,
die Monomanie, das Puerperalfieber im Journ. of psych, med. 1855 — 1859. g^jj
Eiben, Ernst E. , aus Stuttgart, Dr. Berol. 1821, wurde russischer
Militärarzt und beschäftigte sich eifrigst mit Peststudien, als ihn in Silistria ein
Typhus dahinraffte und die Hoffnungen zerstörte, die seine vorzügliche Dissertation
allgemein erweckt hatte. Dieses Werk führt den Titel: „De acephalis sive mon-
Stria corde carentibus*^ (mit 22 Tafeln in besonderer Lieferung ; Berlin 1821, 4.;
62 gesammelte und 10 eigenbeobachtete Fälle). ^^^
Eldik, Gornelis van E., zu Nymwegen, war daselbst am 5. März 1791
geboren, stndirte in Harderwijk und Leyden, wurde 1812 an letztgenanntem Orte
Doctor und 1821 Stadtarzt in seinem Geburtsorte, welche Stelle er 1853 wegen
Kränklichkeit aufgab. Besondere Verdienste hatte er sich 1832 während der
Cholera-Epidemie erworben. 1822 begann er mit A. Moll die Herausgabe der
„Practisch Tijdschrift voor de Geneeskunde in al hären omvang^, die er nach
des Letzteren Tode von 1844 — 49 allein redigirte. 1825 wurde er zum Provinzial-
lebrer der Geburtshilfe in Gelderland ernannt und behielt dieses Amt bis 1852;
er war auch Mitglied mehrerer Medicinalbehörden. Ausser einer grossen Zahl von
Uebersetzungen aus dem Deutschen gab er heraus : „ Verhandeling over de Verlos-
kundige tang] etc,** (Amsterdam 1824) — „Receptboek voor Genees- en Heel-
kundigen, etc,^ (Nimwegen 1825) — „ Verloskundige Verhandelingen, qrootendeels
met betrekking tot het werk van Dr, J, H, Wieg an d, de geboorte van den mensch"
(3 Theile, Amsterdam 1832) — „Behandeling van den Aziatinchen Braakloop
in de ziekenhuizen te Berhjn" (Nimwegen 1832). Erstarb am 29. October 1857.
Van der Aa, V, pag. 82. G.
Elfiuger, Anton E., zu Wien, war daselbst im Jahre 1822 geboren,
wurde dort auch Doctor und war als praktischer Arzt und als Zeichner thätig.
Zum grössten Ruhme gereicht ihm der einzig in seiner Art dastehende „Aflat
der Hautkrankheiten*' von Ferd. Hebea (Wien 1856 — 66, fol.), für welchen er die
seit einer Reihe von Jahren im Allgemeinen Krankenhause zu Wien vorgekommenen
charakteristischsten Fälle von Hautkrankheiten mit staunenswerther TrcJue in Aquarell
abgebildet hatte, welche Blätter dann mit ebensolcher Treue in der Staatsdruckerei
vervielfiütigt wurden. Er gab ferner zum Behufe des Zeichnen-Unterrichts heraus :
„Anatomie des Menschen die Knochen-, Mu^tkel- und Bänderlehre enthaltend^
(Wien, 2. Aufl. 1854, 27 Taff., fol.). Auch modellirte er anatomische Objecte sehr
geschickt in Wachs und hat unter dem Pseudonym „Cajetan" eine beträchtliche
Menge von Caricatnren, Rebus und Tausende von Illustrationen für Zeitunocen,
Kalender und andere Schriften gezeichnet. Er starb im schönsten Mannesalter am
le. Januar 1864.
V. Wurzbach, XI, pag. 401. G.
Elfving, Peter E., Professor der-Medicin in Abo (Finnland), geboren den
12. April 1677. Er studirte in Upsala unter Leitung von Prof. Ol. Rüdbeck d. J.
und wurde Doctor der Medicin in Utrecht 1702. Provinzialarzt in Westmanland
1704, zugleich Brunnenarzt (1705 — 1719) in Sätra. Professor der Medicin 1722
in Abo, wie die Universität nach dem grossen und langwierigen Kriege KarT« XII.
mit Peter I. wieder eröflfhet wurde. Gestorben den 20. Juni 1726, Hess E. eine
r Anleitung für Landwirthe bei Krankheitsfällen^ (Stockholm 1716, schwedisch)
und Abhandlungen „üeber Trifolium aquaticum" (Aboe 1724) — „De vulnere
ventriculi letfiali" (1725) und „De Panacea horeali" (1725) zurück. q Hielt.
Elle de la Poterie, Jean-Antoine E. de la P., Docteur-Regent der
Faenltät von Paris, geboren 1732, gestorben 1794 in Brest als erster Arzt der
Marine, zeichnete sich durch vielseitige Kenntnisse in allen Zweigen der Natur-
wiaseuschaften und der Medicin aus und publieirte eine Menge von Abhandlungen
18*
Hl
27e
ELIE. — ELLIOT.
t'
über inediciniHclie und chemische Fragen, Eines seiner bedeutenderen Werke k
f,L'examen de la doctrine d* Ih'ppocrate mir la nature des ^tres anim^s ^ ^
les principe.^ des mouvemens et de la vie^ mir les piriodes de la vie humnin
pour Hermr a VIuHtoirp du magnetüme animal'^ (Brest 1784). In diesem Werk
welches eine sehr wohlwollende Anerkennung seitens Büffon's fand, führte i
das System MEEtuvlN auf seinen wahren Werth zurück, Tucer
ElisiOj J. E, (ElysiusJ, italieniReher Arzt, geboren um die Mitte d
15, Jahrhunderts im Neapolitanischen, beschäftigte sich viel mit Naturwissenacbaftt
und war Arzt des Köui^ Ferdinand von Aragon. — Schriften: y^Breve cot^
peiidium de hülneis toh'us Catupamae" (Neapel 1590, publieirt durch SciP
Mazella) — ,^De curat lone morbi gaUici contra barharos et vulgares empyrieoi
Beide Werke sind selten. Übe er
Eller, Johann Theodor E., geboren ara 29. November 1689 :
Plötzkau im Herzagthnm Anhalt, studirte in Quedlinburg und Jena die Eecii
nud in Halle j LeydeQ, Amsterdam und Paris Medicin und Naturwissensehafte
1721 wurde er anhalt-bernbur^i scher Leiharzt und drei Jalire darauf erhiolt
einen Ruf nach PreusjJien, wo er Feldinedieus und Professor an dem 1724 geLrrü
dcten Co l legi um medico-chirurgienni wurde- Das iledtcinalediet vom 27. Septeuib
1725, welches den Ausgangspunkt der jetzigen Satiitätseinriehtungeu Preusse
bildet, ist das \Yerk K/s und des halliseheu Professors .Stahl, Mit dem Profo^^ii
ehirurit^iae und Kegiments-Feidschcer Gabriel iSKNFF theilte sich E. in die Dirtctii
des 1727 ernffiieteji Charite-Krankenhauses. Diese letztere Stellung gab ihm G
legenheit, sich neben seinen tüchtigen ehemischen Arbeiten auch mit t^rfo
m e d i c i n i s c h - literarisch zu beschilft igen. So sehrieb er 1730 „KätelicJi^ ui
auserlesene medtci'nische und chirurgische Anmerkungen sowohl von üuierUchi
als auch äusserlichen Krankheiten^ und etc. Welche hwhero in etc. der Chan
zu Berlin vorgefallen^. — Er starb am 13. September 1760 als Geh, Ra
und Director des Collegium medieo-chirurgicnru etc,
El&ge ^Ic M. Ell er, precedti d'un discours proiione^ dans Ta^semblee piibHqtn? i
rAeademie le ii9. Jimv. 17lil par Je aecreUire perpituel. Berlin ITtiL 8. ^ AUgemei
deutficlie Biographie. ' jj Frft|i|.it
Ellinger. Andreas E., ans Thüringen gchflrtig, lebte von 1526—158
Er wurde Dr. med. zu Leipzig 1557 und wurde auf erneu Lehrstuhl der Med ic
1569 nach Jena berufen, wo er dreimal das Re ctorat bekleidete. Ausser d(
^CormUa medica^ ^1604 in Leipzig von Witticr herausgegeben), haben w
von E, r rr^^^ppocratis aphorismonim . . . . paraphrasin po'etica'* (Frankfurt KvT^
und f,Hipjpocratds jwognosticontrn paraphrasis pmllica eum 0. Celsi aliqu
Hipjjocratw prognosticoram verstone lafina*^ (Daselbst gleichzeitig;.
Eloy II. — Dicit. T. IL K^d.
Elliot, Josef E.j 1799—1^55, studirte in Upsala, wurde dort Docit^
der Philosophie 1821 und Doctor der Medicin 1827, Arat am allgemeinen GarnisoD
krankenhause fu Stockholm 1830, darauf Provinzialchirurge im Distriet Stockholr
1838 Adjuuct der Entbinduugskunst am Caroliniseheu Institute in Stockholm ur
1841* Professor am Hebammen-Institute daselbst. Von seinen Schriften sind au2i
führen (ausser mehreren Jahresberichten tlber das allgemeine Entbindungskrauke^
haus i n S toe k lio Im ) : j, Om pue rpera i fehe rep idem ier a ha m h ord^^h u <■, dera^ orj^ak*
och rtiedlen oft dem forekonwia^' (Stockhohn 1844) — ,,Bidrag tili modei
polyper naa kännedoui" (Daselbst 1846) — ^Aterhlkk pä förhallandet i St tl
holms aÜmänna harnhordshns ttnder de senare tS Aren 1S35 — 1847, sfati^ti'^
koinparati^t- och kritisld hehandladt'' (DastlljRt 1848), Ausserdem bestehen m\
Arbeiten aus einer grossen Atizahl obstetrischer und praktiseh-medieinisi.*her Aufs^tJ
in folgenden mcdicini sehen schwedischen Zeitschriften ; Jrihresbenchte des gchwedi^^bt
ärztliehen Vereins (1830,32,38—41), Zeitschrift mr.Aerzte und Pharmaeeott
ELLIOT. — ELLIOTT. 277
(T. I — VII) ; Neue Verhandlungen des schwedischen ärztlichen Vereins (T. III,
Vin) und Hygiea (T. III— V, VII, VIII, X— XIV).
Wistrand, pag. lOo. Hedenius.
EUiot. Aus der grossen Zahl von jüngeren Aerzten dieses Namens sind
besonders hervorzuheben : Robert E. , der sich um die sanitären Einrichtungen
in seinem Wohnorte Carlisle vielfach verdient gemacht hat. Er trat 1864 mit
einem „Appeal to the public m behalf of the Carlisle fever hospital or house
of recovery*^ auf, schrieb mehrere Schriften über die Wasserversorgung der Stadt,
sowie yfOn the^sewage question", wurde Medieal officer in Carlisle und veröffentlichte
als solcher die „Reports on health^ von 1875 ab (Carlisle 1876 — 1881). Auch
im engeren Sinne medicinische Publicationen, jedoch nur casuistischen Inhalts, rühren
von ihm her. — George Thomson E., amerikanischer Arzt, auf geburtshilflichem
Oeblet thätig, edirte neben kleinen Schriften — über eine neue Zange, über Be-
schädigungen des Kindskopfes (Neu- York 1854) — ein grösseres Werk: „Obstetric
dinic etc.^ (Daselbst 1868). Sein Geburtsjahr ist nicht bekannt. 1871 starb er.
(Nicht zugängliche) Biogr. G. Th. E.'s N. Y. Med. Reo. 1871. Red.
Elliotson, John E. (fUlschlich ganz vereinzelt auch Ellioston) , 1788
geboren, 1868 gestorben, doctorirte zu Edinburg am 25. Juni 1810 (Diss.: „De
inßammatione coinrnuni etc,^), wurde Arzt am St. Thomas-Hospital und wirkte
ausserdem als Lector der Medicin am University Coli. med. school und Arzt am
Univ. Coli. Hosp. , sowie als Professor der Medicin an der Londoner Universität
bis zu seiner durch Mesmeristische Schriften und die praktische Anwendung des
Mesmerismus bedingten Resignation am 28. December 1838. Seine Publicationen
waren fast ausnahmslos von Aufsehen begleitet und beanspruchen eine etwas aus-
fflhrliehere Erwähnung: y^Numerous cases illustrative of the efficacy of the
hydrocyanic or prussic acid in affections of the stomach^ (Anbang über den
Gebrauch des Opiums bei Diabetes, London 1820) — „On the recent improve-
tnents in the ort of distinguishing the various diseases of the heart^ (Daselbst
1838) — „Human physiology^ (sehr voluminös, Daselbst 1840) — „Numerous
cases of surgical Operations without pain in the mesmeric State" (London und
gleichzeitig auch Philadelphia 1843) — „ The principles and practice of mede-
cine" (von N. Rogers und A. Cooper Lee, London 1846, herausgegeben) Die
Schrift: „Mesmerism in India", in welcher E. den mit „ Voyage of Miss Brackett
vnth Colonel Stone** (betreffend die segensreichen Phänomene des Hypnotismus
und Mesmerismus) begonnenen Kampf gegen die medicinische Journalistik aufs
Aeusserste trieb, erschien in London 1850 und wurde in demselben Jahre noch
einmal aufgelegt. Sehr viel Casuistisches hatte E. in den Jahren 1820 — 38 publicirt.
Lond med. circ. 1854. — Med. times and gaz. 1868. — Ind.-Cat. — Callisen,
VI, XXVn. Red.
Elliotti John E. (Elliot), zu Chard (Somerset) 1747 geboren, bildete
«ich zuerst zum Apotheker aus und hielt seit 1777 eine eigene Apotheke, verschaffte
«ich aber — ermuthigt durch Heilerfolge, die er mit einem besonders zubereiteten
Magnesiasalz hatte — selbst ein Doctordiplom und trieb neben seiner Praxis Schrift-
«tellerei. Er machte in unerwiderter Liebe 1787 einen Mordversuch auf die betreffende
Prauensperson und tödtete sich im OefUngniss selbst durch Nahrungsenthaltung. Von
seinen zahlreichen Schriften verdienen Erwähnung: „Essays oa physiological sub-
Jects'* (London 1780) — „Observations on the treatment of fever" (Daselbst 1782) —
„Experiments and observations on light and colours etc." — „Observations on
the affinütes of substances in spirit of vrine" (Philos. transact. 1786). — Auch
«dirte E. Fothergill*s Werke mit dessen Biographie, schrieb Taschenbücher und mehr
«Ugemein-philosophirende Abhandlungen und ist endlich der Verfasser eines grösseren
Boches über die englischen Mineralwässer (London 1781), zu welchem Priestley
«oe Vorrede über die Bereitung künstlich moussirender Wässer geschrieben hat.
Dict. bist. II. Red.
^78
ELLIOTT. — ELLIS.
Elliott. AuB der Reihe der nur durch einzelne oder ganz kleine Pul
cationen bekannten Aerzte dieses Namens sind femer noch zu erwähnen : J am es
der als Militärarzt zu Barbadoes verschiedene interessfinte Fälle (Milzschwellung
Erkrankungen des Kniegelenks, Gicht etc.) 1822 ff. publicirt hat; *Ezeki
Brown E., amerikanischer Arzt, medicinischer Statistiker, der Kvmer „Deductk
frora Prussian vital statistics^ einen vorläufigen Bericht über die Wehrkraft (
Vereinigten Staaten speciell mit Bezug auf Morbidität und Mortalität (New-Yc
18G2) herausgab und vor dem internationalen statistischen Congress zu Bei
«auftrat mit: „On the militari/ statistica of the Lnited states of Amerik
(Berlin 1863) und * Thomas E., Arzt zu Tunbridge- Wells, ausgebildet zu Dut
und daselbst M. D. 1877, früher Demonstrator an der Bristol med. School, da
House Surgeon am dortigen Gen. Hosp. und Surgeon am Mansfield-woodhoi
Dist. Hosp., Verfasser eines „Essay on alkohol*^ und klinisch-casuistischer \
theilungen in der Laucet 1874 und 1876. j^^j
Ellis, William E., englischer Chirurg, Schüler der Universität Cambrid,
begleitete als Marinechirurg Capitän Cook auf seiner dritten Reise und beschr
dieselbe ausführlich. — Von Kaiser Josef II. aufgefordert, auf einem kais
liehen Schiffe eine Expeditions- und Entdeckungsreise mitzumachen, nahm er dies j
starb aber , im Begriffe , sich nach Wien zu begeben , in Ostende in Folge eii
unglücklichen Sturzes 1785. — E. war der erste Forscher, welcher durch Ino«
lationsversuche erwies, dass das Secret der Gonorrhoe, auf verletzte Stellen (
äusseren Haut übertragen, keinen Schanker hervorbringe, wohl aber die klein
Hautabschürfung (minutest excoriation , thouchtd with the pocky virus) , berül
mit dem syphilitischen Gifte , solche erzeuge. Auch seine therapeutischen. Ma
nahmen sind für seine Zeit und seinen Staud geradezu überraschend. Ihn nei
keine Geschichte der Medicin, der Chirurgie, ja nicht einmal der Syphilis; e
gelegentlich des Contagienstreites wird sein Name angeführt und werden die Pa
Worte citirt, welche Girtanner (III, pag. 570) von ihm sagt. — Schrift: „An ess
on the eure of the venereal genorrhoea, in a new method; with some observatic
on (jleets" (London 1771, 8., pag. 35).
Vgl. J. K. Proksch, Lehre von den vener. Coutagien im 18. Jahrhundert. — Vieri
jahrschr. f. Deimat. u. Syph. Wien 1883, X, pag. 63-86. ^nger. — J. K. Proksch.
Ellis. Vier etwas ältere englische, respective amerikanische Aerzt
Benjamin E., der 1822 zu Philadelphia Dr. Med. wurde und 1831 stai
erhielt meinen Namen durch „ The medical formidary'* , welches er als Lect
der Pharmacie an genannter Universität erseheinen Hess (Philadelphia 1829; d
Buch erlebte bis zum Jahre 1864 nicht weniger als 11 Auflagen). Von 18!
bis zu Keinem Tode gab E. auch das „Journ. of the Phil. CJoll. of Pharmac]
heraus. — Daniel E., zu Edinburg Mitglied der Royal Society, schriftstellei
daselbst in den ersten Jahrzehnten des gegenwärtigen Jahrhunderts; er^ähuei
werth sind: „An inquiry into the charges induced on atmospheric air, by t
germination of seeds, the Vegetation of plants and the respiration of animal
(Edinburg 1807; hierzu eine Fortsetzung 1811) — „Memoirs of the life ai
writings of John Gordon" (Daselbst 1823) — „Considerations relating
nui>ance in coal gas icorks e(c," (Daselbst 1828). — Sir William Charles!
begann seine öffentliche Laufbahn mit einem Brief an Th. Thompson über d
Umgestaltung der bisherigen Tollhäuser, speciell die Unterbringung ruhiger Geiste
kranken in besonderen Asylen (London 1815), wirkte zuerst am Asyl zu Wak
field , dann als Resident med. Superintendent am Pauper Lunatic Asylum for tl
county of Middlesex. Sein Hauptwerk ist; „On the nature canse^ and treatme
of insanity" (mit besonderer Rücksicht auf die in Middlesex geübte Behandlung
weise; London 1838). — George Viner E., Anatom in London, zu nenn«
wefieri seiner „Demonstrations of anatomy etc,^, welche in 8 Auflagen (6. An
fiOiidoii 18G1I, 8. Aufl. 1871)) erschienen und der mit G. H. FORP herau
ELLIS. — ELSÄSSER. 279
ge^benen „lllmtrations of dtsaections etc.^ (2 Bde., 58 Tafeln, London 1867;
New-York 1882). Red.
'^'Ellis, Robert £. , aus London, genoss seine Ausbildung auf der
London University und wurde 1844 M. R. C. S. Eng. Er wirkte früher als
Surgeon an der Chelsea, Bromp. und Belgr. Dispensary und verfasste zunächst
mehrere auf Kinder- und Frauenkrankheiten bezügliche Werke, so: ^Disease in
Mdhood*^ (London 1852) — „A new method of treating diseases of the cervix
uteri'* (Daselbst gleichzeitig) — „*S'a/i? abolition of pain in labour" (1866).
Von Einzelaufsätzen erschienen mehrere allgemein-naturwissenschaftlichen Inhalts,
ausserdem noch gynäkologische in Obstet, transact. , Bd. III — IV, Lancet 1861,
1862, 1864, 1869. ' r^^.
*Elli8, Edward E., abwechselnd in Tavistock (Devonshire) und in Rom
praktieirend, Dr. med. And. 1862, M. R. C. S. Eng. 1863, war längere ^eit am
Samariter-Hospital für Frauen und Kinder, sowie am Victoria-Kinderhospital thätig
und wirkt z. Z. als Arzt am Londoner Hospital für Schwindsüchtige. Sein „ Practical
inanual of the diseases of children" erschien (London 1881) bereits in 4. Auflage,
gleichzeitig „ A manual of what every mother should know^ vorher und nachher
Einzelaufsätze über die einzelnen Wirkungskreise in verschiedenen raedicinischen
Journalen. j^g^j
Ellissen, Friedrich Wilhelm E., geboren 1778, gestorben 1838,
wirkte zu Gartow bei Lenzen an der Ellbe als Landphysicus der Aemter Dannen-
berg, Hitzacker und Schnackenburg und hatte den Charakter Hofmedicus seit
1820. Seine Schriften sind: „üeber die heutige Praxis der Aerzte'^ (Hanno v.
Magaz. 1821) und „Die Anwendung des Brechweinsteins in Kinderlcrank-
heiten*' (Hdfeländ's Journ. der Heilk. 1823).
(Nicht zugängliche) Bipgr. in Hanno v. Ann. der ges. Heilk. 1838. Red.
Eloy, Nicolas-Francois-Joseph E., ist zu Mons am 20. September
1741 geboren und studirte zu Löwen Philosophie und Medicin. 1736 wurde er
Licentiat der Medicin, ging dann zur weiteren Ausbildung nach Paris und wurde,
nach Mons zurückgekehrt, 1752 dort Stadtarzt, 1754 auch consultirender Arzt
bei der herzoglich lothringischen Familie. Sein Tod erfolgte 1788. — E. hat neben
mehreren kleinen Schriften — so über den Gebrauch des Thees (Mons 1750 und
Zusatz 1751), 40 Vorlesungen über Geburtshilfe (Daselbst 1753), über Ruhr
(Daselbst 1780) und über Kaffee (1781) — die beiden biographischen Lexika
verfasst, deren vollständige Titel die Nummern 149 und 150 imseres Quellen-
verzeichnisses angeben, und welche seinen Namen eigentlich erhalten haben.
Dict. hist. n. Ked.
Elpidius war der Leibarzt des Ostgothenkönigs Theodorich (493 bis
526 n. Chr.). Helmreich.
Elsässer, Johann Adam E., der Vater, zu Vaihingen 1784 geboren,
Dr. med. zu Tübingen 1809, wurde 1827 am Katharinen-Hospital zu Stuttgart
als Geburtshelfer angestellt, später auch an demselben Director ; vorher Unteramts-
arzt zu Möhringen. Er hat sich durch epidemiologische und gynäkologische fleissige
Mittheilungen ein Verdienst erworben ; besondere Nennung verdienen indessen nur:
„Beschreibung der Menschenpochenseuche 1814 — 1817 im Königreich
Württemberg** (Stuttgart 1820) — „Bemerkungen über ein bösartiges Scharlach-
ßeber , , . . 1812". Femer: j^Geschichte einer Familie von Blutern" (HüFE-
laxd's Journ. 1824). -— Carl Ludwig v. E., der Sohn, 1808—1874, ist
bekannt durch seine im Auftrage der württembergischen Regierung in Wien und
Brunn ausgeftthrten Cholerauntersuchungen (Stuttgart 1832) und „Theorie der
Lebenserscheinungen in comprimirter Luft" (Stuttgart 1866).
Württemb. Correspondenzbl. 1874. Red
tl^f
280
ELSBERG, — ELWERT.
* Eisberg, Louis E., ameriknniacher Specialarzt für KehlkopHtrankbeikii
veröffentlichte ^haryngoscopical niedication^ (New-York 18641 — y,Lariinp
,sco/ncal Btirg^riß"^ (rait 4 Tafeln, Philadelpliia 1B66J — kleinere AufjsätKe tiber di
Beziehung der Rnistkraakhelten zu andere u , ayphüitUcho Pücudomemhranen h
Kehlkopf, tlher Pneumatometrie , Au^eultation des Oesopba^s etc. in den Jahre
1870—1875, — 1880—1883 gab er das New-Yorker Archiv für Laryngoiogi
mit heraus.
Red.
Else, Joseph E. , 1780 zu London geatorbeu , hatte lange Zeit di
Stellung deB dirigirenden Chirurgeu am dortigen St. Thomas-Hospital inne. Sein
Sebriftcn siud : ^^ Essay on the eure of the hydrocele ele." ('London 177^^ -
„Of tumoin-ji formed by rupiured veins mmetlmes miafakf'n for aneurmn%
(Med. observ-. L767) — ^Aji account of a succesuful metkod of treathig sore Iftjs
(Ebenda 1768) und noeh mehrere« CasuiH tische. Gesammelt kamen E.'s Schrifte
zu London 1782 heraus.
Dic:t. hisit. IL RfMl
Elsholtz , Johann Sigismund E., geboren 1623 zu Frankfurt a
der Oder, studirtc hier, in Wittenberg und iu Krinigeberg. You Reisen, die e
nach Holland, Frankreich und Italien untemummcn hatte, zurückkehrend, doetorin
er 1653 zu Padua, nahm sei neu Wohnsitz in Berlin, wo er als Hot>irzt de*> grosse
Kurfürsten angeRtellt wurde und 1688 starb. Seine ihrerzeit sehr berühmte
Schriften sind folgende: ^Atithropometrm HcJ' (Padua 1654; Frankfurt a, d. t
1663; Stade 1672) — ^Ctyffmatica novn" [Injeetionen von Arzneimitteln iu di
Yenen] (Berlin 1667; rorher Daselbst deutseh 1665) — „DestfUtitoria cttrio^a elc.
(Daselbst 1674j — y^IIhtona steafomafL^ reM^cti et feh'citer ,^ajtafi*' fDa^elb?^
1666} — „ f h phoftphoris obsenmtwnes quatnor^ (Daselbst 1676) uud ^Diatidkm
das üt Neues Twehhuch eic.^ (in 6 Büchern, Daselbst. 1682). Ausserdem eio
ff Flora Mürehiea^ (Berlin 1663) und Mehr er es über Gartenbau.
Ditl. bist IL Bcd.
Elsner, Christoph Friedrich E., aus Kiinigsberg, 1749— 182C
Dr. med. Daselbst 1773, Professor der Mediciu 1785, selirieb zwei Abhaudluug*!
über die Prüfung von Medicamenteu (1774), eine „Abhandlting liber die Bf*mi
bräune'* (Königsberg 1778) — ^Beiträge zur Fieberlehre" (Daselbst 17Ö2j -
„Medk'miseh - fferichtUche Bibliothek'' (Daselbst 1784 — 1786) — „Op^iscuh
acadejnica" (Daselbst 1800), einen „Bericht über den Gesundfieitszustand dt
königlichen Provijiz O^preussen im Jahre 1801^ (1802) und viele Prograiiuue
Dissertationen und Gelegenheitssehriften.
Dict. htat, TL
Bed.
Elwert, Yater und Sohn. — Der Erstere, Johann Caspar Ph ilipp E.
ebenfalls ak Sohn eines Arztes zu Speyer am 5, November 1760 geboren, wurdi
1787 Stadtphysicns in Bokenem im Hlldesheimisehen und Amtspbysicns der Aeuite
Wohlenberg und Bilderlahe, naehdem er 1786 zu Erlangen promovirt worden war
1790 zog er nach llildesheim, wurde hier 1815 Leibmedicus und starb 1827
You seineu Schriften sind die meisten Jubiläums-, Denk- und Gelegen hei tsschrifteo
doch verdient er als Autor eines noeh jetzt benutzten biographischen Werken
(s, Nr, 152 unseres Qnellenverzeichmssos) , sowie als Herausgeber des „Magaiiu!
für Apotheker etc.", welches Nürnberg 1785 — 1787 und das „Hepertorium fii:
Chemie, Pharmacic und Arzneinüttelkunde", welches Hannover 1790 — 96 erscbien
Erwähnung, — Der Sohn, Wilhelm E., zu llildesheim am 14, Oetober 17&*:
geboren, seit 1832 Landphysieus daselbst und von 1837, wie sein Vater , Hof
medicus, schrieb die „QescMchte einer merkwürdigen Krankheit^ (tödt liehe Cosal^if
Braunschweig und Hannover 1818) — f^Bie Blausäure^ das teirksamste Heil
mittel in Limge^nbeschicerden^ (Hildesheim 1821) — „Medtcinische Bwbacli
iangen etc,"^ (Daselbst 1828). Mehreres über Scharlachfieber, Poeken, Staar ete.
ELWERT. — EMMERICH. 281
auch Popal&re8; zu erwjUiiien sind noch „Medicimsch-chtrurgische Beobachtungen"
(RcsT'ß Magazin 1829, 1830) und „Das Blutlassen'' (Hildesheim 1838).
Red.
Emangard, F.-P. E. (oder E.-P. E.), Arzt zu L'Aigle, Med. Dr. zu
Paris 1815 mit einer These über den Aderlass, hat schriftstellerischen Ruf durch
seinen »Tratte pratique du Croup etc.*^ (Paris 1827; Zusätze dazu Daselbst 1828)
und das kurze „Memoire s^ir V angine ^pid^mtqite ou diphthdrique'^ (Daselbst 1829).
In späteren Jahren beschrieb er die Pest nach eigenen Beobachtungen in Damiette
1836 (Paris 1837; 100 Pestkranke, sämmtlich geheilt) und publicirte einen „Gours
de nosologie cUnique'* (Daselbst 1843; in*s Arabische übersetzt). Ausserdem
schrieb er viele Aufsätze im Joum. hebd. des progrös des sc. m^d. ya^A.
Emden, Jakob E., geboren 1796 zu Frankfurt a. M., promovirte 1818
m Göttingen mit der Dissertation „De raphiardstro, novo instrumento ad core-
morphoseos methodum perficiendam" (das Instrument ist abgebildet bei Blasius,
Akinrgische Abbildungen, Berlin 1833, Tafel 17, Fig. 72—77). E. wurde 1823
unter die Frankfurter Aerzte aufgenommen, war Arzt an dem jüdischen Hospital
und den jüdischen Krankencassen und starb am 13. April 1860. ^ Stricker
Emerson. Unter den zahlreichen Amerikanern dieses Namens, welche
naturwissenschaftliche Schriften hinterliesseu, kommt an dieser Stelle in Betracht:
Gouverneur E., der „Medical statistics** (die Mortalität Philadelphias betreffend,
Daselbst 1827 und 1831), sowie'R. Oarmichael's „An essay on venereal diseases"
(Philadelphia 1825) herausgab. ße^
Emery. Nur Edouard-F61ix-Etienne E. ist hervorragend. 1788
zu Lemps (Is6re) geboren, doctorirte er zu Paris 1810 mit einem „Essai sur les
difft.entes esphces de phthisie pulmo naire" . Er wirkte als Arzt am Hospice de
St. Louis und als Professor der Anatomie an der Ii^cole R. des beaux arts, nach-
dem er vorher Chirurgien-aide-major der Kaisergarden gewesen war. Seine selbst-
ständige schriftstellerische Thätigkeit begann mit „BSßexions sur la ßhvre janne"
(Paris 1828). Später folgte eine Reihe kleinerer Schriften über verschiedene Haut-
krankheiten (1840, Eczem 1842, Finne gleichzeitig, Lupus 1848, Psoriasis 1849);
Arbeiten über Vaccination und Vaccine (Arch. g6n. de m6d. 1829 und Transact.
m^d. 1830). Dazwischen chirurgische und casuistische Mittheilungen in den genannten
Zeitschriften, in Leeoux' Journ. de mM., Broüssais' Ann. de m6d., Revue m6d. u. A.
. Red.
^Emiliano, J. E., italienischer Arzt aus dem 16. Jahrhundert, gebürtig
aus Ferrara. Verfasser von: „Naturalis de ruminantibus historia'' (Venedig 1584).
ü n g e r.
EmmereZi Vater und Sohn, welche beide die Stelle eines Pr6v6t de la
communite des chirurgiens de Paris inne hatten. Der Vater, Paul E., stammte
aas St. Quentin und starb am 7. September 1690. Sein Ruhm gründete sich
ausser auf den vorzüglichen Unterricht, den er ertheilte, auf das ungewöhnliche
Aufsehen, welches die von ihm ausgeübte Bluttransfusion hervorrief. Er galt lange
ab einer der besten Chirurgen Frankreichs. — Der Sohn, Antoine-Fran^ois,
sowie zwei spätere Aerzte des Namens, von denen GuyErasmusE. Doyen der
genannten Körperschaft 1720 — 1721 war, und Louis-Simon E. 1720 den
Doctorhut empfing, sind nur der Unterscheidung wegen zu erwähnen.
Eloy, IL -- Dict. bist. IL Red.
EmmericlL , Georg E. , geboren am 5. Mai 1672 zu Königsberg in
Preussen, gestorben daselbst am 10. Mai 1727, wurde Dr. med. 1692 zu Leyden,
im selben Jahre ausserord. Professor zu Königsberg, 1710 ordentl. Professor, 1724
BOrgermeister von Königsberg.
Jöcher. W. Stricker.
282
EMMERICH.
EMMERT.
*Elimierich, Rudolf E., 1852 geboren, unter PteTTENKOFEB speciell fi
Hygiene ausgebildet, war von 1880 — 1883 Assistent am Leipziger hygienische
Institut bei F. Hoffmann und unternahm im letztgenannten Jahre eine Forschung
reise nach Spanien etc. Unter seinen meistens in der Zeitschrift für Biologie ui
der aus derselben abgezweigten hygienischen Zeitschrift publicirten Arbeiten sin
die „Zur Münchener Ganaltsationsfrage^ (München 1879) und ryDie Verui
reinigungen der Zwischendecken unserer Wohnungen*^ (die genannte Zeitsch
Jahrg. 1883) besonders hervorzuheben. — Neuerdings (1884) arbeitete er äb(
Diphtherie. ^^^
EiUmert. Familie , aus welcher eine Reihe von Aerzten hervorgegangc
ist, die in der Schweiz, wie in Süd-Deutschland mehrfach an Universitäten, w
in der Praxis erfolgreich wirkten. Von den verstorbenen E. kommen zunäch
in Betracht: August Gottfried Ferdinand E. , welcher im Jahre 1800 i
Tübingen den Doctorgrad erhielt (Diss. : „De incombuMibiltum nonnullorum
in aerem athmophaertcum etc.")y als Giftforscher, wie literarisch im Allgemeinei
sich sehr bekannt machte und als Professor der Physiologie in Tübingen wirkt
Eine ausführliche Analyse seiner nicht sehr voluminösen , aber gehaltreiche
Schriften über die Eigenschaften der Gifte enthält das Dict. bist. (II, pag. 20
welches gleichwohl ihn mit Carl Friedrich E. vollkommen confundirt). Es i
von diesen toxikologischen Schriften vor Allem zu erwähnen : „ Ueber Gifte, ai
einem Brief e^^ (Med.-chir. Zeitung 1813); demnächst: „Bemerkungen über d
Wirkungsart und chemische Zusammensetzung der Gifte^ (Meckel's Deutseh'
Archiv für Physiologie, Th. 1 und Tübinger Blätter, Jahrg. II). Demnächst sii
Resultate der Experimentalforschungen E.'s mehrfach publiciii; im Reil's Arch
für Physiologie (Bd. V, IX), sowie in Hufeland*s Journ. der prakt. Heilk. (
über die Angosturarinde 1815, über andere Gifte 1817). Noch 1818 verörtei
lichte E. in Meckel's Archiv (Bd. IV) Experimente über das Upasgift und „ Ueb<
die Veränderungen, welche einige Sfoffe in dem Körper sowohl heruorbringi
als erleiden y wenn sie in die Bauchhöhle lebender Thiere gebracht werden
Bereits im folgenden Jahre — 1819 — starb er, — Sein jüngerer Brude
Carl Friedrich E., zu Göttingen geboren, Dr. med. zu Tübingen 1805 mit d
Dissertation: „De venenatis acidi boi^ssiei in animalia effectibus^ ^ wurde Fi
fessor der Chirurgie und Geburtshilfe an der Akademie Bern und Director d
Thierarzneischule daselbst 1812. Seine Arbeiten früherer Periode bezogen si<
zunächst auf physiologische und entwicklungsgeschichtliche Themata: „Ueber d
Entwicklung der Eidechsen in ihren Eiern^^ (mit Hochstetter, Reil's Archi
Bd. X [1807 ?]j — „Beobachtungen über einige anatomische Eigenheiten d
Vögel" (Ebenda). Dann folgten : „ Ueber die Unterbindung der Gekrösblutade
(Ebenda, Bd. XII) und später eine Reihe in seine Lehrfächer einschlagender klemer
Mittheilungen, meistens in der Medicinisch-chirurgischen Zeitung, den Allgem. rae
Annalen, Hufeland's Journ. und Meckel's Archiv. Er starb zu Interlaken a
14. Mai 1834 und hinterliess zwei dem ärztlichen Stande angehörende Söhne. — V<
diesen war der ältere, Wilhelm E., im November 1810 zu Bern geboren, wur
in Berlin (gleichzeitig mit seinem jüngeren Bruder, Carl B., nämlich 183
promovirt (Diss. : „De inflammatione, turgore et erectione") und war thätig J
Vorstand einer chirurgischen Abtheilung des Cantonspitals des Bemer Cantons, so¥
als Docent an der Universität Bern. Er edirte eine „Praktische Verbandlehre", i
zwei Auflagen erlebte, ein gleichsinniges „Bepetitorium" (1875), eine „Prakt isc
Anleitung zur Krankenpflege" (1872) und starb am 4. Juli 1880. ß^j
*Enmiert, zwei lebende Schweizer Aerzte, Vater und Sohn. Der Erst«
jüngerer Bruder des eben besprochenen Wil heim E. und Sohn CarlFrie
rieh E.'s: *Carl E., o. ö. Professor der Staatsmedicin an der Universität Bei
ist geboren am 18. April 1813 in Bern. Daselbst, sowie in Berlin und Pai
ausgebildet und (gleichzeitig mit Wilhelm E.) promovirt in Berlin a
EMMERT. - EMONNOT. 283
15. September 1835 (Diss. : „Observationea quaedam microscopicae in partibus
anxmalium pellucidia institutae de tnltammatione"), machte er sich in Bern ansässig
and wirkt als ordentlicher Professor der dortigen Universität seit 1863. Seine
bekannteste Leistung ist das „Lehrbuch der Chirurgie" (Mit in dßn Text gedruckten
Holzschnitten, I. Bd., Stuttgart 1850; 2. Aufl., 4 Bde., Daselbst 1859; 3. Aufl. :
„Lehrbuch der speciellen Chirurgie** [2 Bde., Leipzig 1870]) — ,f Beiträge zur
Pathologie und Therapie mit besonderer Berücksichtigung der Chirurgie" (1. Hft.
Bern 1842; 2. Hft. Daselbst 1846) — „Die Unterleibsbrüche, Mit einem Anhange
über die I.ageveränderungen der Eingeweide in der Bauchhöhle" (Stuttgart 1857).
Aufsätze aus dem Gebiete der Chirurgie, gerichtlichen Medicin und Hygiene in
verschiedenen Zeitschriften, darunter separat erschienen: „Der Criminal- Process
Demme'Trümpy y vom gerichtsärztlichen Standpunkte aus dar gebellt" (Wien
1866). — Der Sohn, *Emil E., geboren zu Bern am 1. December 1844 und
daselbst medicinisch ausgebildet, machte das Promotions- und Staatsexamen 1868,
trat darauf Reisen nach Berlin, Wien, London, Utrecht an, um sich bei A. v. Graepr,
Arlt, Bader, Critchett und Bowman, sowie beziehungsweise bei Donders
und Snellen auszubilden und wirkt seit 1870 als Augenarzt und Docent der
Ophthalmologie in seiner Vaterstadt. Schriften: „Refractions- und Accommo-
datiansverhältnisse des menschlichen Auges" — „Schuluntersuchungen unl
Hchxdhygiene" — ^Auge und Schädel", Ausserdem circa 35 Aufsätze, Vorträge,
Jahresberichte seiner Privatpoliklinik. Red.
Eminet. Der älteste , bibliographisch verzeichnete E. ist Thomas
Addison 1 E. , geboren 1764 (?), der mit der Diss. „De oere fixo seu acido
alreo" zu Edinburg 1784 Doctor wurde, im gleichen Jahre dort vor der physi-
kalischen Gesellschaft eine Antrittsrede hielt und — unbekannt nach welchen
weiteren Leistungen und Thätigkeiten — 1827 starb. — . Von einem John
Fetter. E., dessen Diss. „On the chemistry of animated matter" (New- York
1822) ihrerzeit eine gewisse Aufmerksamkeit erregte, ist gleichwohl des Weiteren
Dur eonstatirt, dass er zu Charlottesville lebte und Professor der Chemie und
Materia medica an der Universität von Virginien war. — Im verwandtschaftlichen
Verhältniss (als Enkel?) zu dem oben zuerst Genannten steht wohl * Thomas
Addison 2 E. , hervorragender Gynäkologe zu New- York , der zu Philadelphia
(„Oedema glottidis resulting from typhus fever") 1856 promovirt wurde. Seine
gynäkologische Wirksamkeit fand ihren publicistischen Ausdruck nicht nur in einer
Reihe casuistischer und therapeutischer kleinerer Abhandlungen: ^^Dysmenorrhoe
und Sterilität nach Anteßtxionen" (1865) — „Uteruschirurgie" (1869) —
„Gebärmuttervorfall" (1871) — „Zerrdssung des Gebärmutterhalses" (1874,
1877) — n^^ philosophy of uterine disease" (gleichzeitig) — „A radical
Operation of procidentia" (1865) — „Reduction of inverted uteri öy a new
meihod" und „Accidental and congenital atresia of the vagina" (Beide 1866),
welche grösstentheils in New- York erschienen, sondern auch in zwei umfangreichen
Monographien: „Vesico-vaginal fistula from parturition and other causes etc,"
(New- York 1868) und „The principles and practice of gynaecology" (Phiha-
delphia 1879 und in 2. Aufl. bereits 1880; deutsch nach der 2. Aufl. von Rothe,
Leipzig 1881). Ked.
♦Emmingliaus, Hermann E., zu Weimar am 20. Mai 1845 geboren,
studirte in Göttingen, Jena, Wien, Leipzig (F. Siebert, C. Gerhardt, 0. Leübe,
C. Ludwig) und gelangte am 7. Juni 1870 zur Promotion. Seit April 1880 wirkt
er als ordentlicher Professor der Psychiatrie und Director der psychiatrische ü
Klinik zu Dorpat und gab neben zahlreichen, auf das Fach beztlglichen casuistischeu
Mittheilungen eine „Allgemeine Psychopathologie zur Einführung in das Studium
der Geiste,Hstörungen" (Leipzig 1878) heraus. Red.
Emonnot, J. B. E., französischer Arzt, geboren 1761 in St. Loup de la
8alle, gestorben 1823 in Paris, studirte und promovirte in Caen, kam nach Paris
284
EMONNOT. — ENDLICHER.
und trat hier in nähere Beziehungen zu Vicq-d'Azyr, der ihn vielfach unterstützte:
er wurde 1800 Präsident der Freien Gesellschaft der Medicin in Paris und Mit
glied der königlichen Akademie der Wissenschaften, publicirte zwei Abhandlnngeii
über Vaccine in Sedillot's Journal und übersetzte Guarini's Buch „ De febribu^
et inflammationibus^ (Paris 1800). ünger.
Empedokles, aus Agrigent, um 490 — 430 v. Chr., der als Philosoph,
Arzt , Sühnpriester und Wunderthäter ein ungewöhnliches Ausehen genoss , hal
ausser seinem Hauptgedicht „^rspl 9u<7£a);" , das dem Arzte Pacsanias gewidmel
war, und den „xaä-apjxot" (asketisch-diätetischen Inhalts) auch ein ärztliches Lehr
gedieht („tarptsto; Xoyo;") in 600 Versen geschrieben. Von diesen drei Gedichtei
sind nur Fragmente (gesammelt von Karsten , Empedoclis fragm. , Amst. 1838
auf uns gekommen. Von seiner hervorragenden Wirksamkeit als Arzt zeugt die
Sage, er habe ein schon 30 Tage scheintodtes Weib (ätuvouv) wiedererweckt odei
eine von den Aerzten aufgegebene Kranke geheilt. Er ist der Eotdecker dcj
Labyrinthes (xo/XuoStj; j^ovSpo;) im Ohre ; wird der trompetenartige Gehörgang voi
den Luftwellen erschüttert, so entstehen nach ihm die Töne (Gal. XIX, 309}
Die Sinueswahrnehmungen überhaupt sind ermöglicht durch die Gleichartigkeit dei
wahrgenommenen Objecte mit den Sinneswerkzeugen und durch die von den Dingei
ausgehenden und in die Tuopoi des wahrnehmenden Subjectes eindringenden „Aus
flüsse" (ÄTroppotat). Der Fötus entsteht aus dem männlichen und weiblichen Samei
und das Geschlecht desselben wird durch die grössere oder geringere Wärme dei
Gebärmutter oder des Samens bestimmt (Arist., De gen. aniro. IV, 1; Gal.
XIX, 324). Aus Mangel oder Ueberfülle von Samen entstehen Missgeburten, am
der Theiluug desselben Zwillinge und Drillinge (Gal., XIX, 325, 326). Die dei
Embryo umgebende Haut nannte er ajxvtov. Den Athmungsprocess erklärte ei
durch die Annahme, dass beim Einathmen das Blut in den Venen nach Innei
zurücktrete und die Luft nachfolge ; beim Ausatbmen das Blut, nach oben gedrängt
die Luft wieder zurücktreibe (Arist., De respir. 7; Gal., XIX, 317).
Diog., L. VIII, 2. — Arist., De sensu. 2. Helmreich.
*Empi8, Georges-Simonis E. , Agr6g6 libre der Facultät zu Paris
Mitglied der Akademie der Medicin, wurde zu Paris 1850 mit „Constderatiom
8ur la paralysie du membre supMeur ä la suüe de la luxation du bras''
promovirt, wirkte eine Zeit lang am Höpital de la piti6, worüber er einen Beriehl
speciell hinsichtlich der gegen das Puerperalfieber ergriffenen Massregeln erscheinei
Hess (Paris 1867) und publicirte neben einigen kleineren Sachen (über Kranken
examen, Incubation etc.) noch ein grösseres Werk über granulöse Meningitis unc
Hydrocephalus acutus (Daselbst 1865). ^^^
Enaux, Josep h E., französischer Chirurg, geboren 1726 in Dijon, gestorbei
daselbst 1798, bildete sieh nach Vollendung seiner Studien in Paris unter Winslo^
und an der Charit^ aus und übte nachher Praxis in seiner Vaterstadt, wo ci
Chefchirurg am Hotel-Dieu wurde und sich grossen Ruf erwarb. In den Memoirec
der Akademie von Dijon, deren Mitglied er gewesen, finden sich mehrere Abhand
lungen E.'s aus verschiedenen Capiteln der Chirurgie. Ausserdem publicirte ei
auf die directe Aufforderung seiner Wähler : „ Methode de traiter les morsures dei
animaux enragSs et de la viplre, suivie d^un prdcis sur la pustule maligne*"
(Dijon 1785), eine Abhandlung, die zu den besten auf diesem Gebiete gehört
ünger.
Endlicher. Von den zwei Aerzten dieses Namens wirkte Ignaz E. zt
Pressburg als erster Stadtphysicus. Er wurde Ehrenbürger dieser Stadt und starl
1838. Von Schriften ist nur eine „Eficacia dei calamo aromattco nelle äffe-
ziane gottoae crontche^ (Giorn. della soc. med. chir. di Parma, Bd. VII) bekannt. —
Stephan E., 1804 — 1849 (aller Wahrscheinlichkeit nach der Sohn), wirkte
zu Wien, schrieb jedoch ausser „Die Medicinalpflanzen dei- österreichischen
ENDLICHER. — ENGEL. 285
Pkarmacopoe*^ (Wien 1842) nur Botanisches: „Grundzüge einer neuen Theorie
der Pßanzenzeugung*^ (Wien 1822) u. AehnL ^g^
Endter, Christian Ernst E., zu Altona, wahrscheinlich aus Nürnberg
gebürtig, war anfänglich Arzt in Hamburg (um das Jahr 1733), siedelte später
nach Altona über, wo er 1783 starb. Er bezeichnet sich 1763 als „Prakticus
der Medicin'^, 1756 als „Senior der wahren innerlichen und äusserlichen Heilkunst
Beflissener". Seine Schriften sind : „Ausführlicher Bericht von den schmerzlichen
Gliederkrankheiten, Podagra , Chiraga, Malo ischiatico etc." (Frankfurt a. M.
1741; mehrere Auflagen; 1753 in's Schwedische übersetzt) — „Sammlung vom
verborgenen und offenen Krebs, Noli m.e tangere , Wolf, Fisteln, u. s. w."
(Hamburg 1745; 2. Aufl, 1754) — „Kurzer Begriff von der uralten und aller-
neuesten innerlichen und äusserlichen wahren Heilkunst u. s w." (Hamburg
1753) — tyDie hellsehende Brille für diejenigen, welche solche bei gesunden
und kranken Tagen nöthig haben, sonderlich durch dieselbe die tcahren Äerzte,
zu erkennen" (Hamburg 1756) — „Die längst gewünschte Our des so
fürchterlichen und von Vielen für unJieilbar gehaltenen Scharbocks , u. s. w."
(1764) — „Das hundertjährige Älter, welche>s etliche Männer und Frauen^
die noch am Leben sind, glücklich zurückgelegt haben*^ (Hamburg 1764) —
„Die hohe Würde wahrer Aerzte" (1768) — „Nachklang in die Arzneischule
wegen gifiiger Mittel"" (1770).
Mensel, HI, pag. 117. — Hans Schröder, H, pag. 183. G.
Engberg. Er l and Gabriel E., geboren in Stockholm 1794, gestorben
daselbst nach 50jähriger verdienstvoller Wirksamkeit 1871, studirte zuerst die
Chirurgie als Eleve am Carolinischen Institute, wurde nachher Student und darauf
Med. Dr. in Upsala 1822. 1823 wurde er zum Regimentsarzt ernannt, 1844 zum
Feldarzt, 1848 zum Medicinalrath im Sanitätscollegium und wurde 1863 pensionirt.
Unter seinen Schriften sind zu nennen Aufsätze in den Jahresberichten des
schwedischen ärztlichen Vereins: „Jahtagelse angäende frossan" (1816) —
„Angdende ymjming med vaccin"* (1826); in der Zeitschrift für Aerzte und
Pharmaceuten : „Berättelse om komparativa ympningsförsök tili utrönandet af
företrndet mellan olikd metoder af vnccinmateriens förvarande"^ (Taf. VI) und
„Vpplysningar om sjukligheten inom en arme pä fältfot"^ (Stockholm 1854).
Wistrand, pag. 109. Hedenius.
Engel I Heinr. Gottlieb E., erhielt seine medicinische Bildung im
Petersburger Landhospital und wurde 1743 als Chirurg zum Astrachan'schen
Regiment entlassen, 1753 dem Kronstädter Seehospital zucommandirt, um daselbst
den Unterricht in der Anatomie und Chirurgie zu leiten. Am 12. Juli 1781
meldete er dem medicinischen Collegium, dass er bei der Section einer weiblichen
Leiche weder äussere, noch innere Geschlechtsorgane gefunden habe. E. liess
darüber eine Schrift drucken und sandte sie an die medicinische Facultät der
Universität Königsberg, welche ihm den Doctortitel ertheilte. Das medicinische
Colleginm in Petersburg gestattete ihm, sich in der Folge Dr. med. zu nennen.
Er starb am 11. Februar 1785 in Moskau.
Tschistowitsch, CCCLIV. L. Stieda.
* Engel, Josef E., pathologischer und topographischer Anatom, 1816 zu
Wien geboren, vollendete daselbst seine Studien, ward 1840 Assistent an der Wiener
pathologisch-anatomischen Lehrkanzel, 1844 Professor der Anatomie in Zürich,
1849 Professor der pathologischen Anatomie in Prag, 1854 Professor an der
medicinisch-chirurgischen Josefs- Akademie in Wien und trat bei deren Aujöösung
1874 in den Ruhestand. Ausser zahlreichen Aufsätzen in Fach blättern, Arbeiten über
die Entwicklang von Knochen, Haaren, Federn, schrieb er folgende Werke : „Ent-
ycurf einer pathologisch- anatomischen Propädeutik"^ (Wien 1845) — „Aideitung
286
ENGEL.
ENGELHARDT.
zur Beurtheilung des Leichenbefundes^ (Daselbst 1846) — „Das Knochengerm
des menschlichen Antlitzes** (Daselbst 1850) — »^«e Leichenerscheinungei
(Daselbst 1854) — „Specielle pathologische Anatomie^ (Daselbst 1856} -
„Cornpendium der topographischen Anatomie^ (Daselbst 1860) — „Seclion
beschreibungen^ (Daselbst 1861) — „Lehrbuch der pathologischen Anatomu
(Wien 1865, I. Bd.). — Seio Cornpendium der topographischen Anatomie zei
den tüchtigen Anatomen, es war für jene Zeit eines der besten Lehrbücher dies
Faches. Für sein geistreichstes Werk möchten wir das „Knochengerüste des raeusc
liehen Antlitzes" halten , denn obwohl nicht ohne Paradoxien und einseitig
Uebertreibungen, ist doch der Grundgedanke desselben, dass die Knochen d
Antlitzes durch den Entwicklungsgrad der Kaumuskeln in ihrer Fonn beeinflus
werden, ein glücklicher zu nennen. E.'s Leistungen in der pathologischen Anatom
sind weniger schöpferischer als didaktischer und rationalistisch-kritischer Natu
Er hat durch seinen eleganten und anregenden Vortrag viel zur Verbreituii
der pathologischen Anatomie beigetragen, ihre Ergebnisse mit Glück auf d
gerichtliche Medicin übei^tragen, und viele Behauptungen Rokitaxsky's , die
ihrer zu positiven, zu allgemeinen oder zu wenig prücisen Fassung weniger vc
den Fachleuten als vom Gros der Aerzte missdeutet werden konnten , auf ihn
richtigen Werth zurückgeführt, freilich dabei manches Berechtigte klügelnd ang^
> griffen und Irriges aufgestellt (man denke an seine Theorie der Entwicklung d(
Haare aus Blutcapillaren und Aehnlichcs); er ward, nachdem er Anfangs d
Crasenlehre noch weit über Rokitansky hinaus im naturphilosophischen Sim
ausgesponnen, nach Virchow's Vorgange deren eifrigster Bekämpfer und hat schlies
lieh, wenn auch manchmal das Ziel überschiessend, eine grössere Genauigkeit d<
pathologisch-anatomischen Beschreibung mit Erfolg angestrebt. Scheuthauer.
Engelhardt, Andreas E., geboren in Aschersleben als Sohn des dortige
Stadtarztes Dr. Mathias E., studirte Medicin in Leyden, Königsberg und Franeb
und erhielt an letzter Universität den Doctorgrad (Diss. : „De epilepsia"* [Franek«
1644]). Eine Zeit lang war E. Stadtarzt von Aschersleben, bis er durch de
Lübecker Kaufmann Jakob Hörn die Einladung erhielt, nach Moskau zu konimei
Im December 1657 traf E. mit seinem Begleiter Hörn in Moskau ein und wurd
als Leibarzt des Zaren Alex ei Michailowitsch angestellt. E. war ein Man
von ungewöhnlich gelehrter Bildung und grossen Sprachkenntnissen. Im Jahi
1664 wurde ihm der Befehl zu Theil, im astrologischen Kalender nachzuforschei
ob nicht etwa — mit Rücksicht auf einen Kometen — für Russland eine Pe
bevorstehe. PI antwortete am 23. December 1664 in zwei lateinischen Schreib«
welche bei Richter, Geschichte der Medicin, abgedruckt sind; dem ungünstige
Stande etlicher Gestirne und den ungewöhnlichen Witterungsverhältnissen des Jahre
entnahm er die Anzeichen einer Pest für den künftigen Herbst, indessen seie
andere Länder mehr als Russland bedroht. Die Prophezeiung traf ein, im Jahr
1665 wüthete die Pest aufs Fürchterlichste in London. In Folge eines Schreibeii
des Churfürsten Friedrich Wilhelm von Brandenburg kehrte E. 1666 nac
Deutschland zurück. Allein sein Andenken in Moskau war ein so gutes, dass de
Zar Fedor Alexejewitsch durch den Apotheker G a n z 1 a n d ihn wieder aul
suchen und zur Rückkehr nach Moskau überreden Hess. Im Jahre 1676 kam E. mi
Familie abermals nach Moskau, starb jedoch schon am 12. Februar 1682.
RichVer, Gesch. der Med. II, pag. 265—275 und Beilage, pag. 98—121.
L. Stieda
Engelhardt, Johann Henrik E., Universitäfslehrer, Arzt und Priestei
geboren in Gothenburg 1759, wurde Phil. Doctor in Lund 1778 imd Med. Docto
1780. Während seiner Studien im Auslande war er drei Jahre bei Güllen i
Edinburg und auch lange in Paris ; er wurde nachher zum Anatomie-Prosector un
1788 zum Professor der praktischen Medicin in Lund ernannt. E. war ein >*iel
scitig begabter Mann und ein hervorragender Lehrer, und war sehr eifrig bestrebl
ENaELHARDT. — ENGELMANN. 287
den priesterlicheD und ärztlichen Beruf zu vereinigen. Nach Herausgabe einer
theologischen Abhandlung wurde er 1815 zum Priester geweiht und starb als
Probst auf dem Lande 1832. Seine Schriften bestehen zum grössten Theil aus
akademischen Dissertationen. Heden ius.
Engelken, mehrere Psychiater, die in der Nähe von Bremen ihre Thätig-
keit ausübten. Der älteste ist Hermann 1 E. , am 13. Februar 1771 geboren,
der 1793 zu Rinteln promovirte und zu Rockwinkel ärztliche Praxis ausübte. Er
überlebte seinen jüngeren Bruder Friedrich 1 E. , den Begründer der Privat-
lirenanstalt Hodenberg, welcher 1777 geboren war, seine Anstalt 1829 eröffnete,
ausser seiner Dissertation (über Rheumatismus, Oöttingen 1799) nur auf seine
Aostalt Bezügliches schrieb und am 11. October 1829 starb. — Friedrich 2 E.,
des Letzteren Sohn, übernahm die Anstalt Hodenberg 1829. Er beschrieb die
Privat-Irrenanstalt zu Obemeuland bei Bremen und übersetzte P. Stade's Ursachen,
Symptome und Behandlung des Irreseins (Cöln 1829). — Noch gegenwärtig besteht
die Anstalt zu Rockwinkel unter * Johann Ludwig Hermann E. , Verfasser
von ^Beitrag zur Pathologie der acuten Myelitis^ (Zürich 1867) und einer aus-
führlichen Schrift über seine Anstalt (Bremen 1875). — Endlich lebt ein 1879
proraovirter, wahrscheinlich verwandter *Ludwig E. zu Gettorf (im Regierungs-
Bezirk Schleswig).
Calllsen, VI, XXVII. — Ind.-Catal. Red.
Engellert, Nikolaus Friedrich E. aus Russland, studirte in Halle,
woselbst er Dr. med. wurde (Dissert.: „Observattones luculentae medicae^ [1713]).
Er kehrte nach Russland zurück, war 1720 in Astrachan als Militärarzt, bereiste
das caspische Meer und Dagestan, wurde 1724 wegen Krankheit nach Petersburg
versetzt und daselbst am Landhospital angestellt. Er genoss den Ruf eines sehr
tüchtigen Arztes und wurde am 18. Februar 1731 nach Moskau zur Behandlung
der erkrankten Zarewna Proskowja Iwanow na berufen. Im Jahre 1742
wurde er wegen Alters aus dem Dienst entlassen und starb in Petersburg am
15. November 1755.
Richter, G. d. Med. III, 146 — Tschistowitsch, CCCLIII. l Stieda.
Engelmann. Zwei ältere, dem vorigen Jahrhundert noch angehörende
Aerzte, von denen Friedrich Gottlob E. zu Hainichen bei Meissen am
13. Juni 1763 als Sohn eines gleichnamigen Arztes geboren wurde. Er studirte
von 1783 ab in Leipzig Philosophie und Medicin, promovirte als Dr. med. daselbst
1787 (mit einer These über Wiederbelebung Ertrunkener und Erhängter) und
erhielt eine besondere Biographie bei Gehler. — Sie gm undRaphael Joh a nn E.,
aus Posen, 1791 geboren, entfaltete nach der Promotion in Berlin 1818 (Diss. :
„Hydropü ovarii adumhratio'^) seine ärztliche Wirksamkeit in Königsberg in
Preussen. Er machte sich später noch bekannt durch die Schrift : „ Ueber die
Wirkungsweise und den diätetischen Werth der .... russischen Dampfbäder^
(Königsberg 1825). E^d.
Engelmann, Georg E., geboren 1809 zu Frankfurt a. M., promovirte
1832 zu Würzburg mit der Dissertation: „De antholysi"^ (mit 93 Figuren auf
5 Tafeln), welche Schrift Goethe's höchstes Lob davontrug (Didascalia 1832,
Nr. 116). E. wurde 1832 unter die Aerzte seiner Vaterstadt aufgenommen,
siedelte aber bald nach Nordamerika über, wo er 1837 Mitherausgeber der nord-
amerikanischen Zeitschrift für Deutschland „Das Westland" war. Er erlangte eine
hervorragende Stellung alsj Arzt in St. Louis und wurde Präsident der dortigen
Akademie der Wissenschaften. Nach einer fruchtbaren schriftstellerischen Thätigkeit
{„Flora der Vereinigten Staaten etc/*) starb E. am 4. Febniar 1884.
W. Stricker.
^Engelmann} George J. E., des Vorigen Sohn, genoss seine medicinische
Ausbildung in Europa, speciell in Berlin, wo er 1871 eine Beschreibung eines
288
ENGELMANN. — ENGELSTED.
„Alveolären Tumors^, und in Wien, wo er 1873 mit H. Kündrat histologl^c
Untersuchungen publicirte. Nach Aroerika zurückgekehrt, widmete er sich ganz (
Gynäkologie und Hess (bis 1875 in New- York, von 1877 in St. Louis) ei
grössere Reihe Untersuchungen über Structurverbältuisse des Uterus, klinische u
operative Gegenstände aus diesem Fachgebiete erscheinen. Umfangreich ist: „Lal
among primitive peoples*^ (St. Louis 1882), wovon C. Hennig (Wien 1884) ei
deutsche Uebersetzung veranstaltete. g^^
^Engelmanil) Theodor Wilhelm E. , zu Leipzig am 14. Noveml
1843 geboren, studirte von 1861 bis 1863 in Jena, dann in Leipzig, Heidelbei
Göttingen je ein Jahr, um 1866 nach Leipzig zurückzukehren und dort j
3. Januar 1867 promovirt zu werden („Ueher die Hornhaut des Auges**).
Unmittelbar darnach siedelte E. nach Utrecht über, um Assistent am dortig
physiologischen Laboratorium zu werden; seit dem 20. März 1871 gehört er di
Lehrkörper der Utrechter Universität an. Von seinen Lehrern hebt E. seil
V. Brzold und Gegenbaür als für ihn am massgebendsten hervor. — Un
selbstständigen Titeln hat er publicirt : „Zur Naturgeschichte der Infusionsthier
(4 Taff., Leipzig 1862; Weiteres über dasselbe Thema Utrecht 1875) — „Vel
den Zusammenhang von Nerv und Muskelfaser" (4 Taff., Leipzig 1863)
;, Ueher die Flimmerbewegung" (Daselbst 1868) — „Een blik op de ontwikkeli
der leer van den houw en het leven der Organismen" (Daselbst 1871)
„Onderzoekingen gedaan in het physiologisch laboratorium der Utrecht sc
Hoogeschool" (Derde Heeks. Deel 1 — IX, 1872 — 1884, zusammen mit F.
Donders [s. diesen]), Aufsätze und Einzelarbeiten besonders zahlreich in : Pflügej
Archiv, der Jenaischen Zeitschrift für Medic. u. Naturw. , in der Zeitschr. f
wiss. Zoologie von Bd. 9 ab, im Morphol. Jahrbuch von Gegenbaük und in d
Botanischen Zeitung von A. de Bary (Jahrg. 1879 — 1884). In Strickeb
Handbuch der Lehre von den Geweben bearbeitete E. das Kapitel „Die Geschmacl
Organe"; in Hermann's Handbuch der Physiologie, Bd. I, die „Physiologie d
Protoplasma- und der Flimmerbewegung". q £ Daniels
Engelmann. Neben den Obigen sind — der Unterscheidung wegen — ii
Namen hervorzuheben: Karl E. , 1807 — 1861, der* in Kreuznach lebte m
Mehreres, aber nur auf dortige Thermen Bezügliches schrieb; — und Wilhelm I
der Herausgeber, resp. Mitbearbeiter der unter Nr. 156 und Nr. 109 unser
Quellen Verzeichnisses aufgeführten bibliographischen Werke, der jedoch nicl
Arzt, sondern Buchhändler (in Leipzig) war. Red.
*Engel8ted, Karl Sophus Marius Neergaard E., ist zu Kope
hageu am 8. März 1823 geboren, studirte an der Kopenhagener UniversitI
absolvirte das Staatsexamen 1847, promovirte 1854. Reserve-Medicus am Almiüdel
Hospital, fungirte er als Cholera-Arzt während der grossen Epidemie 1853. ^
die Krankheit eben im genannten grossen Spital und in der damit verbunden(
grossen Armenanstalt besonders mörderisch auftrat, widmete sich übrigens vorzügli<
phthisiologischen Studien und publicirte 1853 „Om Phthisis" — 1854 ^,0
Tubercidosens Helbredelighed" (Dissertation). 1856 wurde er erster Assistea
arzt der von Hassing dirigirten, neu errichteten Abtheilung für Syphilis ui
Hautkrankheiten am Almindelig Hospital und widmete nachher dieser Specialiti
seine Kräfte. Als Hassing sich wegen zunehmender Kränklichkeit 1862 zuräcl
ziehen musste, wurde E. sein Nachfolger, und bei der Verlegung der Abtheilnn
nach dem neuen Commune-Hospital im Jahre 1863 setzte er hier bis 1882 r«d
umfassendes klinisches Wirken fort, von 1872 zugleich in Verbindung mit eine
Universitätsdoccntur in der Specialität. Er sehrieb „Om veneriske Sygdonivie
(1877) — „Om Heulens Sygdomme" (1879). Von 1869 an ist er Mitglied d(
königlichen Gesundheits-Collegiums. Durch seine Bestrebungen wurde ein Küstei
spital für scrophulöse Kinder am Refsnäs (Seeland) errichtet.
Smith und C. Bladt, pag. 22. Petersen.
ENGESSER. — ENNEMOSER. 289
*£llges86r, Hermann £. , geboren in Karlsruhe am 19. April 1846,
bildete sich in Freiburg i« B. besonders als Kussmaul's Schüler aus und gelangte
xur Promotion 1870. Seit diesem Jahre, resp. nach Ueberstehung des Feldzuges
gegen Frankreich, wirkt er als Assistent der medicinischen Klinik, sowie als Arzt
und Privatdocent in Freiburg i. B. und publicirte: „Das Pankreas als diäte-
tisches Heilmittel** (Stuttgart 1877) — „Beiträge zur therapeutischen Verwendung
des Pankreas'^ CDeutsches Archiv für klin. Med. XXIV, 1879) — „Beitrag zur
Casuistik der multiplen Sklerose des Gehirns und Rückenmarks^ (Ebenda
XMI). E. lehrt speciell Elektrotherapie und physikalische Diagnostik. Red.
* Englisch, Josef E*., am 11. Jänner 1835 zu Wien geboren, studirte
dort als Schüler Dumreicher's und Dittel's bis zum 22. März 1 863, dem Datum
seiner Promotion. Er wirkt als Primararzt der chirurgischen Abtheilung am Rudolf-
spital seit 1876, als Privatdocent der Chirurgie an der Universität seit Februar
1871 und publicirte an grösseren Arbeiten: „Ueber Hemmnisse der Harnent-
leerung bei Kindern^ — „ Ueber multiple recidivirende Knochenentzündung
und ihre Beziehung zur Arteria nutriens" (1870) — „Ueber Ovarialhernien"
(1873) — „ Veber jRetentionscysten der weiblichen Harnröhre bei Neugeborenen^
(1873) — „Ueber Cysten an der hinteren Blasenwand bei Männern^ (1873) —
^ Ueber d<is bösartige Geschvmr der Fitsssohle (Mal perforant du pied)^
''1877) — „Ueber primäre Hydronephrose^ (1878) — „Von dem Mastdarm-
brach" (1882) — „Ueber angeborene Verengerungen und Erweiterungen der
männlichen Harnröhre" (1881) — „Ueber Obliteration und Erweiterungen der'
Ausführungsgänge der Cowper^ sehen Drüsen" (1883) — „Ueber Albuminurie
hei eingeklemmten Eingeweidebrüchen" (1883). Ausserdem die Artikel: Brüche,
Blasensteine, Catheterismus , Hoden, Mastdarm, Prostata, Varicocele u. s. w. in
Eülenbürg's Encyclopädie. Red.
Ennemoser, Joseph E., Arzt und philosophischer Schriftsteller, geboren zu
Schönau im Bezirke Passeyr in Tirol am 15. November 1787, Sohn eines Bauern,
studirte von 1808 an in Innsbruck, betheiligte sich 1809 an dem Aufstande in Tirol,
studirte weiter in Erlangen und Wien, später in Berlin, trat 1813 in das Lützow'sche
Freicorps und führte in demselben mit Auszeichnung 1813/14 eine Compagnie
Tiroler Jäger, setzte nach dem Kriege in Berlin seine Studien fort und wurde
daselbst 1816 mit der Diss. „De montium influxu in valetudinem hominum,
vitae genus et morbos" Doctor, legte den Grund zu seinen späteren Studien über
den Magnetismus unter Prof. Wolf ART in Berlin und gab heraus: „Der
Magnetismus^ nach der allgemeinen Beziehung seines Wesens .... dargestellt^
(Leipzig 1819); später in 2. ganz umgearbeiteter Auflage als „Geschichte
des thierischen Magnetismus" , der 1. Theil auch u. d. T. : „Geschichte der
Magie" (Leipzig 1844). 1819 wurde er Prof. e. o. zu Bonn, 1828 Prof. ord.,
trug daselbst Anthropologie, physische Heilkunde und Pathologie vor und
verfasste während seiner dortigen 17jährigen Thätigkeit folgende Schriften:
„Historisch-psychologische Untersuchungen über den Ursprung und das Wesen
der menschlichen Seele überhaupt und über die - Beseelung des Kindes ins-
besondere" (Bonn 1824; 2. Aufl. Stuttgart ,1862 , mit einem Anhange über die
Unsterblichkeit vermehrt , davon eine italienische Uebersetzung u. d. T. : „ IHsqui-
sizioni storico-psicolfjgiche intorno l'origine ed essenza delV anima umana etc."
[Venezia 1853]) — „ Ueber die nähere Wechsehcirkung des Leibes und der
Seele f mit anthropologischen Untersuchungen über den Mörder Ad, Moll"
(Bonn 1825) — „Anthropologische Ansichten, oder Beiträge zur bessern Kennt-
niss des Menschen" (1. Tbl. Bonn 1828); ausserdem Aufsätze in Wolfart's
Jahrb. ftir Lebensmagnetismus (1818), Nasse's Zeitschr. fttr psych. Aerzte (1820,
21, 24), FßiEDßEiCH^s Magazin (1829) u. s. w. — 1837, nachdem er seine Ent-
lassung genommen, kehrte er in sein Vaterland zurück, Hess sich in Innsbruck
nieder, siedelt; aber 1841 nach München über, wo er als praktischer Arzt das
Biogr. Lexikon. II. 19
IM J
290 EKNEMOSEB. — EPHOBiNr^.
System dm Ha^netibsmuH weiter ausbildete und danaeli Kranke behandelte. Sc
in dieR6 Zeit fallenden medle in L8eh-philoaophj Beben Hchtilten n^ind: „I^er Mmj
tismust im V'erhähnisai zur Natur und Religion^ (Stuttgart und Tübingen 18
2. Aufl. 1853) — „ Was ut die Cholera und wie kann man sich vor ihr
• sichersten verwahren'^'' {Stuttgart 1848; hoUänd, Uebers. Utrecht 1848; IUI
Ueberw. Neapel 1854) — n^^^ Geist des Menschen in der Natur oder
Psychologie in Ufbereiiisiimmung mit der Naturkunde** (Stuttgart 1849)
^Anleitung sur Mesmerisch&n Praxi s"" (Ebenda 1852). 1848 und 1849 redi^
ex die von ihm in^s Leben gerufene j, lunsbrucker Zeituufr"^ welche aber bald
I B eraeheiuen aufhörte. Zur Zeit »eines am 19. September 1S54 zu Egem bei Tegi
• 11 Bee erfolgten Todes hatte er die Herausgabe von „Erinnerungen auß seii
" W Leben" begunnen. Er war einer der cxtreniHteu Anhänger jener mysstischen Richti
\| in den Natu nft'irtfien HC Imfton, die in der praktischen Mcdiein unter dem Namen
^ n Mesnierismus ikUt thiert^ihen Matrnetismns sich Geltung 2U veraeliatfeii bestrebt ^
selbst dn8 ^,TiHchr(ieken^^ hat er als Anhang in einer 1863 crRchienenen Seh
wigJieuiiehaftlieh zu erklären versucht,
w W II r ab steh, IV, p»g:. 51. — A, Hirrich in der Atlg^m. Deutschen Biogra|]
^ XI, paff. IhJÜ. - i^ilMf**.Mi, VI, pag, 8;^; XX VIT, pag. 463. t
Vt Ennlas Meccius, s, Aklian*U8 MEccirs,
i
Ens, Abram E,, Solm eines gleich n am ige u Arxti'?*, geboren in Russla
, etudirte in rtrecht und wurde dort l)f. med. Im November 1747 trat er in rusj^is
Dienste^ naehdem er in Königsberg 1745 eine Abhandlung hatte drucken lass
„Disquisitio unatoinico-püthologica de rnorho ijoitm ostert^idensium pro p*
non habendo^ (mit 2 Kupfertafeln , 1764 in .S. Anfl, crBehienen). E. starb
August 1770.
Töchij^towitKL^h. CCCIjV. L. Stiedi
Eosliolm, Elias Gustav E., geboren in Norkjöping [Schweden), stud
in UpHala mid wurde nm 8. Januar 1786 in Peteri^burg examinirt und als I
angestellt. Am 13, November 1788 schickte man ihn zur finnlfindisehen Am
17H9 war er in T*etersburg tm einem llos[>ital tbfttig; später war er Chef
Medieinalbehörde des Gouvernements Wiba und xu letzt Inspector der medicinii
chirürgiKchen Akademie, E. Btarb 182 ., ,
Tschistv witsch, Ca.^XV. L. Stiedi
Ent* George E, .^ deJ^sen Vater vor dem Herzog Alba aus Fland
nach England geflüehtet war, wurde %u Smidwich (Keutj 1603 geboren, stud
in Cambridge, d.mu in Padua, wo er Doetor wurde und wirkt*^ dann in Lond
Er war ü Jahre I 'resident des College of physicbmö, Chevalier Karl's IL i
Verfasser der Scbrifleu : ^Apologta pro eirctiitione sa7iguiuis etc."* (London 16
1685) — tfÄrUidiatrihe sive auimadvvrsioneä ijt Malachiae Trustoni . . , d
triham'' (London 1670, 1679, 1682; Leyden 1671), welche zusanamen
.^Georgü Enlii t/pera ot/tuia^ zu Leyden 16B7 erHChienen. E.y welcher wa
aber nicht ganz eindeutig für Harvey's Eutdeekungen eiugi^treten war, starb
13, Oetober 1689.
Dict. bist. n. Be(
Eplioriliua. A ose Im E», geboren zu Freiburg in Scblcrtien , bezog 8
früh die Univeröitilt Kniltau, wo er in den Jahren 1522 und 1527 die philc
phischen Grade erlangte. 22 Jahre alt , Übernahm er daaelbBt den Lehrstuhl
Dialeetik und L(*gik , verließt* ihn aber bald, da ihm der Cat^tellan Sevei
Bonar die Erziehung seiner Silhne anvertraute. Mit diesen unternahm er c
lange Reise nach Italien und Iieutj*ehland, wo er unter Anderen auch mit EraS]
ein frcnndachaftliehes Vorhültniss anknUptte. Er wurde in Padua zum Dr. m
promovirt und von Kaiser Karl V. in den Adels tand erhoben. Von seinen Rei
EPHORINÜS. — ERASIöTRATÜS. 5>l)l
zurtickgekehrt, lebte er in Krakau als Stadtphysicus und Rathsherr. Er gab heraus :
^C. Plinii secundi naturalis htstoriae Hb. VII" (Krakau 1526, 4.) — „G. Pliaii
Hcandi in libros historia^e naturalis praefatio, quae primum librum occupat
dütgenter doctissimorum virorum judicio recognita et in verum ac plane pH-
nianam lectionem restituta^ (Daselbst 1527, 4.) — „C. Plinii secundi naturalis
hütoriae librum XXIX medico suo commentario distinctum et illustratum
ed . . . ," (Daselbst 1530, 4.) — „De utilüate artis medicae s. l. et a,^ (1538) —
„Medicinale compendium ad amplissimum ac prvderUissimum Senatum Regiae
urbis Cracoviensis" (Krakau 1542, 8.). In Basel soll sich noch ein von ihm
verfasstes Werk: „Remedium contra pestem*^ befinden. K & P
Epicliarmas von Kos, Sohn des Hklothales, pythagoreischer Philosoph
und Arzt, von welchem PuNius unter Anderem eine (echte?) Schrift über den
Kohl, den er als üniversalmittel gegen verschiedene Krankheiten empfahl, kannte.
Nach COLUMELLA (VII, 3) hat er auch über Thierheilkunde geschrieben.
Diog. Laert. VlII, 3. — Plin., XX, § 89, 94. Helmreich.
de r^pine, 6. J. de Tfi. , französischer Arzt, promovirte 1724 in Paris
und ist hauptsächlich bekannt durch die Opposition , die ' er der Einführung der
Vaccination machte. Seine diesbezüglichen Ansichten sind niedergelegt in „ Rapport
i>ur le faite de Vinoculati in de la petlie vSroh^ fParis 1765) und „Supplement
au rapport** (Daselbst 1767). A. Petit war es, der ihn speciell in dieser
Sache bekämpfte. Un^er
*Eppillger, Haus E., geboren zu Karolinenthal bei Prag am 17. Februar
1846, studirte in Prag (Treitz, Klebs) und wurde 1868 promovirt. Zuerst
thätig als Assistent der pathologischen Anatomie in Prag 1867 — 1872, vom
October 1872 als Privatdocent, vom Mai 1875 als ausserordentlicher Professor dei'
pathologischen Anatomie in Prag, vom October 1882 als o. ö. Professor der patho-
logischen Anatomie in Graz, schrieb er eine Reihe pathologisch-anatomischer Arbeiten,
nnd zwar in der Prager Vierteljahrschrift, Bd. C VIII, CXII, CXIII, CIV, CXV,
CXVI, CXVII, CXVIII, CXIX, CXX, CXXV, CXXVI, CXXXII (Eraphysema pulmon.);
Zcitschr. für prakt. Heilk., 1880, 81, 82 (Beitrag zur pathologischen Anatomie der
menschlichen Vagina, 1. und 2. Heft) Pathologische Anatomie des Larynx und der
Trachea, (fUr Klebs' Handbuch, VII. Abtheilung, 1881); sowie endlich in der
Prager med. Wochenschr. 1876 - 82. P^^
* Epstein, Alois E. , geboren in Kamenitz an der Linde (Böhmen) am
1. Januar 1849, bezog er die Universität Prag, studirte hier als Schüler v. Ritter*s
und Steiner's und gelangte am 17. Mai 1873 zur Promotion. Seit 1880 ist er
Privatdocent ftlr Kinderheilkunde an der Universität und Primarius der königlichen
böhmischen Landes-Findelanstalt in Prag und verfasste neben Abhandlungen aus
dem Gebiete der Kinderheilkunde in verschiedenen Zeitschriften folgende Monogra-
phien: „Beitrag zur Kenntniss des systolischen Schädelgeräusches der Kinder"
(Prag 1879) — „ Heber die Gelbsucht bei neugeborenen Kindern" (Leipzig
1880) — „Studien zur Frage der Findelanstalten^ (Prag 1883). Von den
grösseren Aufsätzen seien genannt: yjUeber Blutungen im frühesten Kindesalter"
(Oesterr. Jahrb. für Päd. 1875) — „ Ueber septische Erkrankungen der Schleim-
häute bei Kindern^ (Archiv für Kinderheilk. Bd. I) — „ Ueber Epithelperlen
in der Mundhöhle neugeborener Kinder'^ (Zeitschr. für Heilk. Bd. I) — „ Ueber
Tuberculose im Säuglingsalter** (Zeitschr. für prakt. Heilk. 1879). ^^^
Erasistratos aus Julis auf Keos, Sohn des Kleombrotus und der
Eretoxena, der Schwester des Arztes Mkdiüs, Schüler des Metbodorus, nimmt
unter den griechischen Aerzten nach Hippokrates als Stifter einer zahlreichen
medleinlBchen Seete eine hervorragende Stelle ein. Er lebti*. eine Zeit lang am
Hofe des 8e leukos Nikator (gestorben 280), dessen Sohn Antiochos er
19*
292
ERA8ISTRATUS. — ERASTUS.
von einer Abzehrung heilte, indem er als Grund des Leidens eine unglflckliel
Liebe zu seiner Stiefmutter Stratonike erkannte und den Vater beweg, ih
dieselbe zur Gemahlin zu geben. Er schrieb folgende Werke : 1 . „Kaö*' oXou ioyo
(mindestens 2 Bücher, scheinen das ganze Gebiet der Medicin umfasst zu haben) -
2. „I Ispi 7:up£T(ov" (mindestens 3 Bücher), Fieberlehre — 3. „Hepi tc5v Siatpiciö)^
(Anatomiea, Cakl. Aürel.), enthielt auch Krankengeschichten — 4. „VYtiiv:
(salufaria pi-aecepta , mindestens 2 Bücher) — 5. „Hepi t(5v xara ttjv xoiav
Tradoiv" (mindesteas 3 Bücher) — 6. „Ilepi ai[j!.aTo; avaYWYr^;" (mehrere Bücher) -
7. „Hrpl Tü)v Trapicrscüv" (über Lähmungen) — 8. „Ilepl TuoSaypa;" — 9. „Hi
S'jvaaewv xal ^ava'jtjxtov" (über Arzneimittel und Gifte) — 10. „'Oiapivnxo
(Kochbuch) — 11. „De hydrope^. Die meisten Krankheiten entstehen nach
aus einem Uebermass von Nahrung, die nicht verdaut wird und deshalb in Fäi
niss übergeht (Gal., XIX, 344). Die „Plethora" bewirkt, dass das Blut ans di
Venen in die Arterien, die das Pneuma enthalten, durch die „Synanastomosei
übergeht und Entzündung und Fieber hervorruft (Gal., VIII, 537; XI, 15:
XIV, 728). Gegen die Plethora wird aber nicht der Aderlass, sondern Fasten m
das schon von Chrysippüs geübte Binden der Extremitäten empfohlen (Gal., 5
230). Die Anatomie hat E. durch selbstständige Untersuchungen gefördert. D
Gehirn, dessen Höhlen und Windungen er sorgfältig beschrieb, ist ihm der Si
der Seele und der Ausgangspunkt der Nerven, die er in Bewegung«- und Empfi
dungsnerven eintheilt. Die Klappen des Herzens, das der Ursprung der Veu
und Arterien ist, beschrieb er genauer als Herophilus (Gal., V, 602, 60
206 , 552). Er entdeckte ferner die ChylusgefUsse im Gekröse junger Böcl
TGal., IV, 718). Gegen Plato u. A. bewies er, dass die Epiglottis das Eindriug
von Getränken in die Lunge verhindere (Gell. , XVII, 1 1 ). Die Verdauung d
Speisen wird nach ihm durch eine mechanische Zerreibung derselben im Mag
Ijewirkt (Gal., XIX, 372, Gels, praef.). In der Therapie verwarf er die zusamrac
gesetzten Arzneien ; gj^mnastische Uebungen, Diät und Bäder hielt er für wirksanw
Suid. s. h. V. Sext. Emp. adv. Math. I, §.258. — Plut. Demetr., 38. — Ga
XI, 192 u. a. a. 0. Helm reich.
Erasmus, Johann Heinrich E., geboren in Strassburg, studirte Medic
in Strassburg und Jena, woselbst er 1747 Dr. med. wurde (Diss. : y^De par
(iifficili ej' capiti infantts praevia^)] er wurde dann nach Pernau (Livlan
berufen, in Riga und später in Petersburg examinirt. Im August 1756 erhi<
er das Recht zur ärztlichen Praxis und ging als Professor der Hebammenschu
nach Moskau am 25. Juli 1757. Im Jahre 1765 wurde er zum Professor d<
Anatomie, Chirurgie und Geburtshilfe an der Universität zu Moskau ernani]
E. starb in Moskau am I.Juni 1777. Ueber E.'s literarische Leistungen ist m
nichts bekannt.
Richter, Gesch. der Med. III, 344. — Tschistowitsch, CCCLVI— LXl.
L. Stieda.
/Erastns, Thomas E. (unter seinem eigentlichen Namen „Lieber^ gai
unbekannt), aus Badenweiler, 1525 — 1583, wurde in seinem Studium in Bas
durch einen schweren Anfall von Pest unterbrochen. Er verdarb fast aus Armut
als ein edler Beschützer ihn nach Bologna sandte, wo er bald Doctor sowohl d
Medicin als der Philosophie wurde. Den ihm zugewandten Lehrstuhl der Medic
in Basel hatte er nur zwei Jahre, von 1581 — 1583, inne. Von ihm stammei
yyDtsputationum de medtcina nova Phttippi Paracelsi^ (I. Tbl. Basel 1571
II. und IIL Tbl. Daselbst 1572; IV. Tbl. Daselbst 1573; gegen Paracelsus) -
„De causa morboruvi continente^ (Basel 1572) — „De occultis pharmacoru
potestatibus'' (Daselbst 1574, Frankfurt 1611) — „De putredine Über*" (Bas
1580, Leipzig 1590, 4.; dazu Duplik Basel 1583) — „De ptnguedinis i
ammalibus (jeneratione et concretione^ (Heidelberg 1580, 8.) — „Comit
Montani\ Vicentim , ... V librorum de morbis nuper editorum viva anatonn
(Basel 1581, 4.) — „Varia opuscula medica^ (posthum Frankfurt 1590) -
r
ERASTUS. — ERCOLANI 293
^Di^putatianum et epistolarum medicinalium volumen dostissimum^ (ebenfalls
posthnm, Zürich 1595). Ausserdem melireres Astrologische, Schriften über den
Theriak und die ;, Universae medtanae Synopsis** (Venedig, Fol.), die später von
6. CüNBUS beendigt wurde.
Eloy, II. — Dict. bist. II. Red.
*Erb, Wilhelm Heinrich E. , geboren am 30. November 1840 in
Winnweiler (bayerische Pfalz), studirte in Heidelberg, Erlangen, München unter
Buhl, resp. Friedreich. IraOctober 1864 erfolgte zu München seine Promotion.
1865—1880 Märkte E. als Docent und Prof. extraord. zu Heidelberg, 1880 bis
1883 als Prof. ord. und Director der medicinischen Poliklinik in Leipzig, seit
Ostern 1883 in Heidelberg in gleicher Stellung. Von ihm rühren her: „Hand-
buch der Krankheiten der cerebrospinalen Nerven^ (1. und 2. Aufl. 1874, 1876) —
^Eandduch der Krankheiten des Rückenmarks und verlängerten Marks^ (1. und
2 Aufl. 1876—78) — „Handbuch der Elektrotherapie*' (1SS2! SS). Zahlreiche
Aufsätze elektrotherapeutischen und neuropathologischen Inhalts im Deutschen Archiv
fär klin. Medicin, Virchow's Archiv, Archiv für Psych, und Nervenkrankheiten,
Archiv für Augen- und Ohrenheilk., Berliner klin. Wochenschr., Neurolog. Central-
blatt, Oentralbl. für Nervenheilkunde, Brain etc. Ausserdem ist noch die Habili-
tationsschrift: r,Zur Enturicklungsgeschichte der rothen Blutkörperchen^ (1865)
zu nennen.
Red.
Ercolani, Giovanni E., s. unter Arcolani.
Ercolani, Conte Giovanni Battista E. , geboren in Bologna am
27. December 1817, gestorben ebendaselbst am 16. November 1883, zeigte früh
ausserordentliche Zuneigung für die Naturwissenschaften; im Alter von 13 Jahren
besuchte er bereits Vorlesungen Ranzoni's, mit 17 Jahren begann er seine Uni-
versitätsatudien in Bologna, 1840 wurde er promovirt. Die Gunst Alessand Rrxi's
erlaubte ihm, im anatomischen Museum von Bologna ausgedehnte Studien über
comparative Anatomie und Pathologie zu machen, worauf er bald Prosector an der
Lehrkanzel für comparative Anatomie und dann Supplent auf der Klinik für Thier-
krankheiten wnirde. In dieser Stellung verblieb er bis 1848, in welchem Jahre er
zunächst, als von Jugend auf liberal erzogen, die ersten freiheitlichen Reformen
P i u 8 IX. mit grossem Enthusiasmus begrüsste, sich der liberalen Politik widmete,
Mitarbeiter des von Marco Minghetti gegründeten liberalen Journals „Felsiuco"
und im December Mitglied des obersten Sanitätsrathes in Rom wurde. Im Jahre
1849 wurde er Mitglied der Costituente Romana, war aber einer der Wenigen, die
gegen die Proclamation der Republik stimmten. Obwohl deshalb vom Pöbel bedroht
und seiner Gesinnung treu bleibend, verliess er doch nicht Rom und beschränkte
sich darauf, als Arzt in der republikanischen Vertheidigungsarmoe durch die ganze
Zeit der Belagerung Roms zu dienen. Bei der Restauration der päpstlichen Hcrr-
sehaft war er einer Derjenigen, die von der Amnestie ausgeschlossen, von der
Polizei verfolgt wurden. Er floh in die Bologneser Appenninen und nach längerem
Umherirren gelang es ihm, mit Frau und Tochter Toscana zu erreichen, wo er
früher in Pistoja, dann in Florenz lebte und seine Zeit mit Forschungen in den
Bibliotheken, bezüglich der Geschichte der Thierarzneikunde , zubrachte, oft mit
Noth kämpfend, bis er von der grossherzoglichen Regierung, welche im Februar
1851 auf Oesterreichs Drängen alle emigrirten Romagnolen aus Toscana binnen
24 Stunden verbannte, vertrieben, nach Piemont flüchtete. Hier wurde er nach
wenigen Monaten zum supplirenden Professor an der Veterinärschnlc in Turin
ernannt. Nun folgte eine Periode der Ruhe, welche für E.'s Studien sehr frucht-
bar ward. Er wurde inzwischen zum ordentlichen Professor an der Turiner
Thierarzneischule, 1859 zum Director derselben ernannt und gründete die dortigen
veteriaftrisehen , anatomischen und pathologischen Museen. Aber die politischen
Umwälzangen dieses Jahres trieben ihn wieder in die politische Laufbahn. Nach
294
ERCOLANI.
der Befreiung Italiens wurde er für Bologna zum Deputirten gewählt und begai
eben, da der Traum seiner Jugend, die Einheit Italiens, in Erfüllung gegang«
glücklich und zufrieden zu leben, als ihn kurz darauf der plötzliche Verlust sein
einzigen, seit kurzem verheirateten Tochter in die grösste Trauer stUrzte. Er gi
Feine Demission und zog sich nach Bologna zu seinem Bruder zurück; aber d
Ministers Mamiani dringendes Ersuchen veranlasste ihn, im Jahre 1863 ^
Lehrkanzel der Thierarzneikunde an der UniversitÄt Bologna zu übernehmen, ^
CT die Veterinärschule von Grund aus reorganisirte , mehrmals Decan der mc(
ciLiischen Facultät, auch Rector der Universität wurde und als Secretär des Istitü
delle Science Bologna fungirte. Er war ein unermüdlicher Arbeiter, thätig in d
Wissenschaft als Schriftsteller und Lehrer, wie auch im politischen Leben j
Deputirter und in der Administration Bolognas als Gemeiuderath und als Sanitä
rath der Provinz. Gegen das Ende des Jahres 1882 begann er an den erst
Symptomen des Kehlkopfkrebses zu leiden, welcher Krankheit er nach etwa eim
Jahre erlag, noch während der Krankheit wissenschaftlich fortarbeitend. Seine
historisch wichtigen und werthvollen Werken reiche Bibliothek vermachte er sehi
Vaterstadt. — Von seinen äusserst zahlreichen Schriften seien erwähnt: „Dd
(rasmüstone del cimurro dai brutt all uomo^ (Memoire delf Academia de
Scienze 1842) — „Rtcer che storico- analitiche sygli scrittori di veterinarii
(Turin, 2Bde. , bei Ferrero e Franco, 1851 — 1854) — „Osservaztoni sui
spüoptero megaStoma del cavallo^ (Mit Abbild., Gazzetta di med. veteriiiai
della scuola di Torino 1852) — „Storia genetica e metamorfosi della strc
gillo armato del cavallo^ (Mit Taf., Ebenda 1852) — „Bicerche comparat
stdV innesto dei morbi contagtosi^ (Ebenda 1852 — 1853) — „Osservazii
medico-zoologiche sulV echinococco** (Ebenda 1854) — „Osservaztoni compan
suVo strongylus trigono-cephahis Rud. e Vanchilostoma duodenale Dubii
(Mailand 1854) — „Novvelles observations sur le diveloppement et la vie i
nematodes^ (Compte rend. de l'Acad. des sciences, Paris 1854) — „Swr Vembr\
gerne et la propagation des vers intestmaux^ (Ebenda 1854) — „ßei parai
e dei morhi parasitarii degli animali domesttci^ (ein Band, Bologna) — ,J
residui del corpo di Wolf nel testicolo dei solipedi ecc,^ (Giorn. di med. v
1860) — „Delle malattie degli nuelli domestici'' (Ebenda 1860—1861)
„Osservaztoni anatomo'fisiol, intorno alV organo cheratogeno ecc, dei mammij
domestici" (Ebenda 1861) — „Ricerche storiche intorno a Mastro Mau
veterinario del XIV secolo^ (Ebenda 1862) — „Intorno all' efficacia de
salicino nella cura delle affezioni tifoidee negli animali domestid** (Ebei
1864) — „Osservazioni sulle giovani larve appena sovcciate d/ilV novo d*
Acstrus eqvi Z." (Memorie deir Acad. dell' Istituto delle Scienze, Bologna 1864)
„Sulla trasformazione degli ehmenti istologue nelV organipuo animale ec
f Ebenda 1865) — „Delle glandole otricolari dell' utero ecc.*^ (10 Tafi
Ebenda 1867; englisch von Henry 0. Mkrey, Boston 1880) — „Dei tess
e degli organi erettili" (10 Tafeln, Ebenda 1868) — „Sulla plucenta e su
nutn'zione dei feti nelV utero" (1 Tafel, Ebenda 1869) — „Sul processofort
tivo della porzione glanduläre o materna della placenta** (Momorie dell' Acad. <
1869) — „Delle malattie della placenta"" (mit 7 Tafeln, Ebenda 1870; £r
zösisch von Andrkini, Paris 1876) — „Sidla parte ehe hanno le glandole o(
colari delV utero nella formazione ecc, della placenta ecc." (4 Tafeln, Dasei
1873) — „Sulla dimorfobiosi ecc.** (Memorie dell' Acad. ee«. 1874) — „Dt
struttura anat, della caduca uterina nei casi dl gravidanze estra-tUeria m
donna" (1 Tafel, Ebenda 1874) — „Osservaztoni elmintol. sullo dimorfobic
(Ebenda 1875) — „Della placenta nei mostri ecc,"* (Ebenda 1875) und n
mehrere Arbeiten über die Placenta, unter denen noch genannt sei : „Sulle alu
ilone pathol, portate dalla sißlide nella placenta timana" (Bull, delle sc. n
Bologna 1883). Sämmtliche Arbeiten über die Placenta E.'s gab H. 0. Mai
(Boston 1884) als „The reproductiv process etc." in englischer Sprache her
Cantan
r
ERDL. — ERDMANN. 295
Erdl, Michael E., zu München am 5 Mai 1815 geboren, widmete sich
an der Hochschule daselbst dem Stadium der Medicin. Im Jahre 18 . . daselbst
zum Dr. promovirt, bildete er sich vorzflglich unter Doellinger für vergleichende
Anatomie und Entwicklungsgeschichte aus. Nach seines Lehrers Tod gab er dessen
h'mterlassenes Manuscript seiner Vorlesungen über Physiologie heraus.' Wie
Doellinger's , war er auch 8chubert*s Lieblingsschüler, mit dem er im Jahre
1836 37 eine Reise nach dem Oriente unternahm. Bei reicher geistiger Begabung
und Fertigkeit im Zeichnen und der Darstellung des von ihm Beobachteten that
er sieh schon früh durch selbstständige Leistungen , so eine Schrift „ lieber die
Entwicklung des Hummereies** (München 1843, 4.) und ;, üeber die Entwick-
lung des Menschen und des Hühnchens im Ei** (Leipzig 1845, 4.) hervor. Im
nämlichen Jahre erschien von ihm Oestreicheb's „Anatomischer Atlas" in neuer
Auppbe. 1840 habilitirte er sich als Docent und ward schon ein Jahr später, 1841,
zuw ausserordentlichen und 1844 zum ordentlichen Professor ernannt. Er erlag im
32. Lebensjahre, am 25. November 1848, einem langwierigen Lungenleiden.
Neuer Nekrolog der Deutschen. 26. Jahrg. 1848, I. Thl, pag. 1028. F. Seitz.
Erdmann, Johann Friedrich v. E. , geboren zu Wittenberg 1778,
studirte seit 1795 ebenda zuerst Theologie, dann Medicin, wurde 1802 zum Dr. med.
promovirt („ Utrum aqua per electricitatem columnae a cel, Volta inventae in
ekmenta sua dissolvatur ?** jMit Kupfern, Wittenberg 1802, 4.]). Nach weiteren
medieinischen Studien in Wien wurde E. 1804 ausserordentlicher und 1808 ordent-
licher Professor der Pathologie und Therapie in Wittenberg, zugleich Kreisamts-
und Landphysicus. 1809 unternahm er eine Reise nach Frankreich, Oberitalien
und der Schweiz. Im Jahre 1810 folgte er einem Ruf als Professor der Therapie
und Klinik nach Kasan, bekleidete hier zugleich die Stelle eines Arztes am Gym-
nasium und bereiste als Schulvisitator die Gouvernements Saratow, Simbirsk,
Astrachan, Perm und Tobolsk. Im Juli 1817 zum Professor der Therapie und
Klinik in Dorpat gewählt, siedelte er 1818 nach Dorpat über. Aber schon 1822
gab er das Dorpater Amt auf und zog als Hof- und Medicinalrath und als köuigl.
sachsischer Leibarzt nach Dresden. Kasan ehrte ihn, indem die Universität ihn
zum Ehrenmitglied ernannte; Dorpat ertheilte ihm das Diplom eines „Corre-
spondenten"; die Dorpater Studenten Hessen E.*s Bild malen und in einem Saal
der medieinischen Klinik aufhängen. Schon im August 1826 erging aufs Neue
von Dorpat aus der Ruf an E., er möge nach Dorpat zurückkehren als Professor
äer Physiologie und Pathologie. E. lehnte ab. Nachdem der nun Gewählte
^K. E. Baer) ebenfalls ablehnte, fragte die Universität Dorpat abermals bei E.
an. Unterdessen war der bisherige König von Sachsen gestorben und E. zog nun
im Herbst 1827, dem wiederholten Rufe folgend, nach Dorpat zurück als Professor
der Physiologie, Semiotik und Pathologie. Im nächsten Jahre 1828 vertauschte
er den Lehrstuhl der Physiologie mit dem Lehrstuhl der Arzneimittellehre, Diätetik
und Geschichte der Medicin und behielt diesen bis zu seiner Entlassung aus dem
russischen Staatsdienst am 14. Juli 1843. Er verliess Dorpat und starb in Wies-
baden am 16. /28. Januar 1846. In Dorpat hat E. eine segensreiche und nach-
haltige Thätigkeit als Lehrer, als Mitglied des Schulrathes, als Decan, als Censor
entwickelt ; daneben war er überaus fleissig als Schriftsteller, nicht allein auf niedi-
cinisehem Gebiet. Eine ausführliche Aufzählung aller seiner Schriften gibt die
untenangeführte Quelle. Wir führen folgende hier an: ^ Annales scholae clinicae
Dorpatensis annorum 1818 — 1820^ (Dorpat 1821); ferner: ^^ Beiträge zur
Kenntniss des Innern von Russland, I. Thl, : Med. Topographie des Gouver-
nements und, der Stadt Kasan** (Riga und Dorpat 1822); „IL Thl,: Reise in's
Innere Russlands** (Leipzig 1825). Bemerken swerth ist die „Schreibekunst in
ihrer höchsten Vereinfachung", Dingler's Polytechnisches Journ., Bd. XXI, St. 3,
in welchem, um Zeit und Raum zu sparen, statt der Buchstaben Punkte uud Striche
empfohlen werden.
Rccke-Napiersky, I, 510-513. — Beise, I, l(j9— 172. L. Stieda.
296
ERDMANN.
ERHARD.
Erdmann, Vincenz E., ordentlicher Professor der Medicin zu Lüttic
vorher Proseetor zu Heidelberg, machte sich durch seine Schriften : „ Anatomtsc
Untersuchungen über die Verbindung der Saugadern mit den Venen" (1821) -
„Das Saugader System der Wirbelthiere^ rühmlich bekannt. — Er starb am 24. S«
teraber 1837 im 44. Lebensjahre.
Neuer Nekrolog der Deutscheu. Jahrg. XV, 1837, II, pag. 1265. G.
Erdmann , Johann Julius Friedrich E. , geboren in Wolm
(Livland) als Sohn des dortigen Predigers am 20. Juni 1809, besuchte das 6y
nasium in Dorpat bis 1828, studirte daselbst Medicin von 1828 — 1833, wui
am 6. October 1833 zum Dr. med. promovirt (Diss. inaug. : „De tnrtute et
medtca extracti filids'maris resinost ad taenias expellandas" (Dorpat 39 pp. 8
Nachdem er den Winter 1833/34 in Berlin verbracht hatt«, wurde er in Wolii
als Stadtarzt angestellt; 1835 — 1836 war er abermals in Berlin, um die Sem"
LEiN*8che Klinik zu besuchen und pathologisch-anatomische Studien zu mache
Am 10. April 1847 wurde er zum ordentlichen Professor der Therapie und Dire<*i
der medicinischen Klinik an der Universität Dorpat gewählt und trat im Septeml
1847 das Amt an. Er starb am 29. August 1858. E. war ein scharfblickend!
einsichtsvoller und gewandter Praktiker, ein Schüler Schönlein's, dabei e
angenehmer und witziger Gesellschafter. Seine literarische Thätigkeit war unl
deutend; es ist nur zu nennen: „Aus der ärztlichen Praxis, Beobachtungen ui
Ansichten etc, " (Halle 1847). L. Stieda.
Erhard, Johann Benjamin E. , zu Nürnberg 1766 geboren, trc
einer guten Schulbildung in seiner Jugend Drahtzieher (wie sein Vater) und Gravei
begann mit 2 1 Jahren in Würzburg Mathematik , Sprachen , Naturwissenschaft
und Medicin zu studiren und interessirte sich besonders für KANT'sche Philosoph
deren Studium er 1790 — 1791 in Jena fortsetzte. Auf einer Reise von Kopenhag
lernte er Kant in Königsberg persönlich kenneu und hatte mit ihm später ein
Briefwechsel. Ueber Wien und Oberitalien zurückkehrend, doctorirte er 1792
Altorf und Hng in Nürnberg an zu prakticiren. Doch lag seine Befähigung a
schriftstellerischem Gebiet. Ausser mehreren politischen und literarästhetisch
Arbeiten publicirte er : „ Versuch einer systematischen Eintheilung der GemiiÜ
kräfte'^ — „ Ueber Narrheit und ihre ersten Anfänge'* — „ Ueber die Melancholi
(Wagner's Beitr. zur phil. Anthropologie, Wien 1794 — 1796) — auch Mehrei
in Schiller's Hören und monographisch ;, Ueber das Recht des Volkes zu ein
Revolution** (JensL 1794). 1797 durch Hardenberg nach Anspach, 1799 na
Berlin gezogen, schuf er sich hier eine glänzende Praxis ; schrieb noch : ., Theai
der Gesetze, die sich auf das körperliche Wohl der Bürger beziehen** (Her!
1800) — „Benutzung der Heilkunde zum Dienst der Gesetzgebung** (1802)
„ Ueber Einricfitung und Ztoeck der höheren Lehranstalten** (Gleichzeitii
1817 Mitglied der Oberexaminations-Commission, 1822 Obermedicinalrath, starb
am 28. November 1827.
Allg. Deutsche Biogr. VI. Bed
Erhard, Julius E. , Berliner Ohrenarzt, geboren 1827, gestorben s
4. März 1873, habilitirte sich als Docent für Ohrenheilkunde an der Berlii
Universität im Jahre 1861. Selbst ohrenleidend, entdeckte er, unabhängig v
Yearsley in London, an seinem eigenen Ohre die eigenthümliche Heilkraft c
bis zum Trommelfell vorgeschobenen angefeuchteten Wattekügelchens, einer Abj
des sogenannten künstlichen Trommelfells. Er berichtete hierüber in seiner Dissertatic
„De auditu quodam diffidli, nondum observato** (Berlin 1^49) und später
einer besonderen Schrift : ;, Ueber Schwerhörigkeit^ heilbar durch Druck** (Leipi
1856). Von seinen grösseren Werken sind zu erwähnen: „Klinische Otiatn
(Berlin 1863) und die nach seinem Tode erschienenen „ Vorträge über die Kra%
heiten des Ohres, gehalten an der Friedrich Wilhelms- Universität zu Berit
(Leipzig 1875). A. Lucae
ERHARDT — . ERISMANN. 297
*Erhardt, Wolfgang E., geboren zu Freiburg im Breißgau am
14. Februar 1819, machte seine Studien in Heidelberg (Cheltüs, Pdchelt, Nakgele)
nnd wurde 1841 promovirt. Seit 1845 wirkt er als Arzt des deutschen Spitals in
Kom und Arzt der preussischen Gesandtschaft (später, seit 1871, der deutschen
Botschaft) und schrieb über „ Winterklima in Rom** fBerl. med. Wochenschr.
1877) — „Die Krankheiten in Rom etc.** (D. med. Wochenschr. 1883). Ein
Verdunstungsmesser (Atmometer) wurde von ihm angegeben 1876 und auf den
Naturforscher- Versammlungen demonstrirt. Red.
Erhardt, Erhart — Andere ftllschlich so geschriebene, s. unter Ehehart.
*Erich8en, John Eric E., F. R. C. T. Eng. 1845, zu London lebend,
berühmter Chirurg und ausserordentlicher Leibarzt der Königin, w^ar früher als
Professor am University College, sowie als Vorsitzender des R. C. S. in Thätigkeit
und hat schriftstellerischen Ruf besonders als Verfasser der „Science and art of
mrgery"^ (8 Aufl.). Die goldene Fothergill-Medaille erhielt er für die (in 2. Aufl.
erschienene) „Pathology and treatment of a^phyria**. Neben anderen Arbeiten
über ehirargische Krankheiten des Schädels und der Wirbelsäule (letztere in 2. Aufl.
1882), verdienen dann noch besondere Erwähnung: „Railway injuriea of the
nervous System** (London 18661 und „ Hospitalism , and the causes of death
öfter Operations and surgical injuries" (Daselbst 1874). Seine kleineren und
esj^uistischen Arbeiten brachten die Med.-chir. Transact. , das Edinb. Med. and
Surg. Journ., die Med. Gaz. und Lancet. Ut^.
Erikson, Gustav E. , geboren in Marstrand 1789, gestorben in Norr-
köping 1865; studirte zuerst in Äbo, nachher in Upsala, woselbst er Doctor der
Philosophie 1812 und der Medicin 1817 wurde. 1819 wurde er zum Stadtarzt
in Norrköping ernannt und erhielt 1824 die Würde eines Professors. E. hat sich
auch als fleissiger, conservativ politischer Schriftsteller einen Namen gemacht.
Unter seinen Schriften sind zu nennen: „Om bränvinet och dess missbruk** (Norr-
köping 1831) — „Läkemedlens igenkännande och pröfning vid apoteksvisi-
tationer** (Wexiö 1838) — „Anmärkningar rörande det medicinska studiet i
Sverige*" (Norrköping 1841) — „Om kallt vattens dietetiska användande och
den Friessnitz^ska kurmetoden" (Daselbst 1842) — „IdSer i allmän politik
rörande statsstyrelse, representation och laqstiftning" (Daselbst 1844) — „Om
menniskan betraktad i sitt förhällande tili Oud** (Örebro 1861). E. war selbst
Zeitnngsherausgeber und ausserdem ein fleissiger Schriftsteller in anderen politischen
Zeitungen; auch übersetzte er mehrere Werke: Friedländkr's Geschichte der
Medicin, Neander's Kirchengeschichte u. a.
Wistrand, pag. 115. — AVistrand, Bruzelius, Edling, N. F. I, pag. 230-
Heden iuH.
^ErismaiUl, Friedrich E., doctorirte mit einer These y^Ueber Intoxi-
cations-Amblyopien** zu Zürich im Jahre 1867. In München, wo er eine Reihe
von Jahren hindurch unter Pettenkofbr sich speciell mit Hygiene beschäftigte,
schrieb er verschiedene Arbeiten experimentellen Inhalts für die Zeitschrift für
Biologie : „ Untersuchungen über die Verunreinigungen der Luft durch Abtritts'
gruben etc.** (Bd. XI) — „Zur Physiologie der Wasserverdunstung von der
Haut** (Ebenda) — ;, Untersuchungen über die Verunreinigungen der Luß durch
künstliche Releuchtung etc.** (Bd. XII), sowie für die Vierteljahrschrift f. öffentl.
Gesundheitspflege : „Das Project eines Atusterschtdzimmers** (Bd. VIII). Auch gab
er eine „Gesundheitslehre für Gebildete aller Stände** (München 1878) heraus,
welche bereits im folgenden Jahre (besorgt durch Schoster) in 2. Auflage erschien.
Während der Jahre 1877 — 1878 wirkte E. als Mitglied der russischen Commission
zur Assainirung der von der Donauarmee besetzt gewesenen Theile der europäischen
Türkei und hat über diese Thätigkeit in der Schrift „ Die Desinfectionsarbeiten auf
dem Kriegsschauplatze etc.** (München 1879) Bericht erstattet. r^j
^m
ERLEN-MEYEH. — ERMERINS,
Erlenmeyer, Adolf Albrecht E-, der Vater, geboren zu Wiesbadei
am 11, Juli 1822, gestorben zu Hendorf bei Cnblenz am ^. Au^ui^t 1877, stnditt
iti MarburjüT, Boim uud Berlin. In Bonn wandte er Hieb von der zuerst besonder
t'tilti Villen Chinirgie (Wützkh) ab und trat als AöHij^t^nt in dio Siegburger Irret]
austalt (jArOBiJ ein. Hier sehrieb er die Dies,: f^De nrina maniacorum*^ ^ gini
dann behufs weiterer Ausbildung nach Prag (RrEDEL) und grllndete bald nach de
Rückkehr neine ztierRt kleine Privat-Irrenanstalt in Bendorf ^1848), die er 186<
durch eine Abtheiluug für Nervenkranke, 1867 durch die laudwirthschaftlifli
(.'olonie Albrecbtsbßhe etc, erweiterte. Neben diefier Thlltigkeit war er schriftstellerijic
sehr fruchtbar: y^Die Oekirnuirophie der Erwachsenen^ erseluen in 3 — „Wi
ftind Seelenstöritngen in ihrevi Beginne zu behandelnd ^"^ (Preisgekrönt und i
7 Öpraeheu übersetzt) in 5 — ,^Die Ernhol/e der Hirnarlerien^^ in 2 — „Dt
snbcutfinen htjectwnen^ in 3 ^ — r^I^ic Inetvichf^n Ps^ckosen'^ in 2 Aufläget
Mehrfach aufgelegt wurden auch steine Ue hersichten der deutschen, österreichische
resp, schweizerischen Irreuiui stalten. — iJie Leitung des 1853 ^nit BERGMANTi
EULENBEHG, Mannsfeld gt gründeten „Oorrei!*pondenÄbi:*tt uud Archiv der 1). Ge*
für Psych, und ger. l*sychologie'* fiel iu den letzten Jahren dieser Zeitschrift ihr
fast allein zu. Red.
* Erlenmeyer , F r i e d r i e h A 1 b r e c h t , wurde ah Sohn des Vori|re
am 9, März 1849 zu TJeudorf bei Coblenz gebnrcn, studirte in Bonn, Halle a. S,
Wttrzburg (RrENECKER), Greifswald , Wien und Berlin und gelangte 1872 zu
Promotion. Seit IST*-! wirkt er iils dingirender Arzt dfr Efir.EXMEyKK'scheu Anstalt i
Bendurf und Beb neb ausser der Dissertation ( ^^Vtlmr das üieatncielle Neurom^
noeh: ^Die Kopröphagie der In^eu*^ (Torr, für Psych ♦ 1873) — ^Ueber Reße^
Schwindel uns bisher nicht he^'tehnehener Vrsnche^* (Deuteehc med. Wochensch
1878^ 44j 45) — jj'eher Tabe^ dorsalis incipiens*' (Corr. ftSr Schweizer Aerzi
187^*) — t^Die Schrift f Grundzüge ihrer Phy^niologie und Pathologie^ (Stuttgar
Bonsi & Cie. 1879) — f,Ih'e Morphium sucht und ihre Behandlung" (Neuwie
1883, im gleichen .lahre in 2. Auflage) und über eine Reibe psych iatrisrh^
neobaehtungeu (pftradoxe Muskeleuntrfleti<m , Schwangerschaft und Psychose, trai
matiscbe Brücbiidlahniung, Piiralysis agitant^ etc,;i im „Ceutralbbtt für Nenei
beilkiiude, Psyehiatrie und ger. Psych opathologie^^ welcluH tr 1878 begründt^i
und dessen Herausgabe er seitdem leitet. RerL
Erlsfeld faueh Ehelsfeld), s. Lüw v. Ekl^feld.
i* Ermengaud (ABMEirAtfDus, auch Asmikgaudüb Blasius), war Leibar
Philipp'e des 8eb(Jnen und lebte in Montpellier um die zweite Hälfte di
13. und im Anfange des 14. Jahrhunderts. Er war berühmt wegen Reines Scharf8inB<
in der Diagnostik, vertraut mit der Sprache der Araber uud Hebräer und fll)e
setzte in's Lateinische den Traetat über den Theriak des Avjcexna, sow^ie d:
WtTk des Moses Maimokidfs: ,^iJe regmiine t-anitatifs ad Sultanum Babyloniae
ünger.
Ermerins, Jan Willem E. , 171^8 in Zierikzee geboren, studirte sc
I8lti in Leyden und promovirte da zum Dr. med. (Dias.: „/>e rattone inf*
formam osslnm aliarumqiie partium corporis hu7nant*^] und zum Dr. math.
pbilos. natur. (Diss. : ^^De refractione asirmiontica^^y Kr etablirte sich als pral
tineber Arzt in K'Hage, doch wurde er bald Prof, math. et pbil. natur. in Franek
(Antrittsrede : ^Oratio de studio matheseos ad jiluriruorum hominum ingeih
accoractdata^). Nachdem er 10 Jahre diese Professur wargenommen hatte', wart
er nach Groningen gerufen ( Antrittsrede: f^Oratio de matheMOat vi ad acuetid»
veri sensu/n'')^ w^o er bis zum Jahre 1860 thatig war. Er starb im März 186
C. E. Dani&ls.
Ennerins, F r a n z Z a e h a r i a s E,, 1808 in Middelburg geboren, studir
in Leyden unter SANniFORT, MACt^rELYN, Broehs und Phdts van der Hoev!
und promovirte 1832 zum Dr. med. (Dissertation: „/>e Bippocratis doctrit
ERMERINS. — ERYTHROPEL. 299
a prognosUce oriunda^). Er übte die ärztliche Praxis in seinem Geburtsorte aus,
doch beschäftigte er sich ausserdem stets mit dem Studium der Geschichte der älteren
Medicin, so dass er im Jahre 1840 „Anecdota medica graeca** und im folgenden
Jahre, nach einer Reise nach Paris, eine ausgezeichnete Abhandlung Ober „ Hippo-
cratis liber de victua rattone in morbis acutis, una cum observaidonibus criHcis
in Soranum Ephesium de morbis mulierum et arte obstetricia^ veröffentlichte.
1844 als Prof. med. nach Groningen gerufen, trat er dieses Amt an mit einer
j,Ora(io de veterum medicorum interpretis munere a medicis non recusando" ,
£. lehrte ausser Klinik, Pathologie und allgemeiner Therapie noch pathologische
Anatomie und Histologie. Obgleich er Geschichte der Medicin (weil damals nicht auf
dem Unterrichtsprogramme) nicht lehrte, publicirte er 1847 f,Aretaei Capadocis
quae mpersunt (graeca et latina) recens, et illustrata" und später (1859 — 65)
rfEippocratia et aliorum medicorum veterum reliquiae" (3 Theile, eine sehr
gesehätzte kritische Arbeit). Er starb im Mai 1871 am Typhus.
C. E. Danii^ls.
Emdl, Christian Heinrich E. (Erndtel), aus Dresden, gestorben
daselbst am 17. März 1734 als Leibarzt des Kurfürsten von Sachsen und Königs
von Polen, Botaniker; schrieb 1700: „De usu historiae naturalis exotico-geo-
grapkicae in medicina". lieber seine Reisen berichtete er 1710: „De itinere
svo Anglico et Batavo 1706 — 7^. E. schrieb 1723 ttber die Pflanzen bei Sedlitz
und 1733 über die bei Teplitz, 1730 „Varsavia physice illustrata sive de ai^e,
nquiSf locis et incolis V, ac cum catahgo plantanim circa Varsaviam crescentum^ ,
Biogr. univ. W. Stricker
Emsting, Arthur Kon r ad E., geboren 1709 in Bachsenhagen (Schaum-
bnrg), gestorben am 11. September 1768; Arzt in Braunschweig, dann in Sachsen-
hagen, Bchiieh : „Pkellandrologia^ (Braunschweig 1739) — „Anfangsgründe
der Botanik*^ (Wolfenbüttel 1749) — „Der vollkommene Apotheker*^ (Helmstädt
1741) — „Beschreibung der Geschlechter der Pflanzen" (Lemgo 1762).
Biogr. univ. W. Stricker.
Erotlanus (*Epo>Ttxvo;), ein Grammatiker aus der zweiten Hälfte des ersten
Jahrhunderts, schrieb ein Lexikon zur Erklärung veralteter Ausdrücke (yXö'7<jai)
bei HiPPOKRATES, das für die Geschichte der Medicin wegen seiner vielen Citate
aus den Werken älterer Aerzte von Bedeutung ist. Es ist dem Archiater Andro-
MACHUS gewidmet. (Neueste Ausgabe von Jos. Klein, Leipzig 1^65.)
Helmreich.
Erzleben , Mutter und Sohn. Die Erstere , Dorothea Christine E.
geborene Leporin, stammte aus Quedlinburg, kam am 13. November 1715 zur
Welt, zeigte schon früh den ausgesprochensten Sinn für ernste Studien und bildete
sich in der Philosophie und Medicin aus. 1742 heiratete sie den Geistlichen
Johann Christian E., Hess 12 Jahre vom Studium ab, erlangte aber dann —
1754 — das Doctorat in Halle unter J. Junker (Diss. : „Quod nimis cito ac
jucunde curare saepius fiat causa minus tutae curat ionis**). Ausserdem schrieb
sie noch eine „Untersuchung der Ursachen, die das weibliche Geschlecht vom
Studiren abhalten** (Berlin 1742), hatte eine grosse Praxis in Quedlinburg und
starb am 13. Juni 1762. — Der Sohn, Johann Christian Polycarpus E.,
am 22. Juni 1744 geboren, bezog 1763 die Universität Göttingen, wurde dort
Dt. phil. 1767, schrieb mehrere Werke über Thierheilkunde — 1769, 1771 —
nnd widmete sich später ganz der Chemie und Physik. Als Mitglied der Göttingcr
Akademie starb er am 18. August 1777.
Biet. hisi. II. Red.
Erythropel, August Christian P]., zu Stade, war am 28. April 1774
als Sohn des Regiments-Chirurgus Jon. Friede. Jakob E. zu Barbeck im Herzogthura
Bremen geboren, ging schon als Knabe seinem Vater vielfach bei chirurgischen
Verrichtungen zur Hand, kam nach vollendetem 15. Jahre auf die chirurgische
300
ERYTHROPEL — ESCHENBACH.
Lehranstalt zu Celle, kehrte 1791 zu seinem Vater zurück, wurde aber schon im
folgenden Jahre als Assistenzwundarzt bei der Hannoverischen Armee ang:estellt^
mit der er 1794/95 die Feldzüge in den Niederlanden mitmachte. 1802 verliess er
den Militärdienst, studirte noch drei Jahre in Berlin und Göttingen, wo er 1805
Doctor wurde. Er Hess sich 1806 in Drochtersen in der Kehdinger Marsch als
Arzt nieder, erlangte als solcher einen bedeutenden Ruf, kam im Winter 1813/14
nach Stade, wo er 1814 Landphysikus und Garnisonsmedicus wurde, 1820 aber
den Titel Hofmedicus, 1833 den als Medicinalrath erhielt. Er erfreute sich in sein«
sehr ausgebreiteten Praxis des ungetheiltesten Vertrauens, erwarb sich Verdienste
um seine CoUegen im Herzogthum Bremen durch Begründung einer medicinischen Lese-
gesellschaft (1819), deren beständiger Director er war, ferner um die Allgemeinheil
durch Errichtung eines Badehauses auf Actien , Anschaflfung eines Rettungsbooten
für auf dem Eise Verunglückte u. s. w. Ausser einer Schrift: „Bemerkungen übe/
das endemische Sommerfieber in besonderer Beziehung auf die Nordsee- Küsten
Endemie d. J. 1826^ (Stade 1828) schrieb er noch Aufsätze für das Hannoverische
Magazin. In Folge eines Sturzes mit dem Pferde starb er am 17. September 1837,
H.innover'sche Aunalen für die ^es. Heilkunde. 1838, III. pap. 184, Heft I. — Neuer
Nekrolog der Deutschen. Jahrgr. 15, 18H7, H, pag. 832. — Sachs, Medio. Alnianach füii
1839, pag. 12. G.
Eschen bach , Christian Ehrenfried E., am 21. August 1712 iu
Rostock geboren, daselbst ausgebildet und in absentia (während er sich auf einei
Reise in Rusaland befand) 1735 zu Dr. med. promovirt, prakticirte in Dorpat bis
1737, in Rostock bis 1740, bildete sich dann in Paris für Chirurgie aus und
wurde 1742 Professor dieses und noch einiger anderer Fächer in Rostock. 1756
übertrug man ihm auch den Lehrstuhl der Mathematik daselbst und 1766 di(
Stelle eines Stadtarztes. Bei seinem Tode am 23. Mai 1788 hiuterliess er eine
Reihe von Schriften, aus welchen hervorzuheben sind: „Anfangsgründe der
Chirurgie" (Rostock 1745) — „Medicina legalis etc," (Daselbst 1746, 1775) —
eine Preisarbeit: „De supjmratione et pus moventibus" (mit französischer üeber
Setzung, an die Acad. roy. de chir. 1744 gesandt) — „Commentatio vulnerum
ut plurimum lethalium dictorum mdlitatem demonstrans" (Rostock 1748) —
„Anatomische Beschreibung des menschlichen Körpers" (Daselbst 1750) —
„Chirurgie, mit Kupfern" (78 Blätter, 1754) — „Novae pnthologiae delineatio''
(1755); ausserdem eine Schrift über Taylor^s Augenoperation, ein Hebammen-
buch, gemeinnützige Aufsätze über Mutterkorn, die Behandlung der Ertrunkenen etc.
Eine Sammlung vermischter Schriften erschien Rostock 1779, Chirurgische Curiosa
aus E.'s Praxis „Observata quaedam anatomico-chirurgico-medico variora" bereife
1753, Fortsetzungen dazu 1769.
Dict. hist. II. Red.
Eschenbacll, Christian Gotthold E., geboren am 14. November 1753
zu Leipzig, erwarb daselbst 1783 die medicinische Doctorwürde und wurde 1785
zum ordentlichen Professor der Chemie ernannt, welche Stelle er bis zu seinem am
10. November 1831 erfolgten Tode behielt, obschon er gegen Ende seines Lebenü
von der regelmässigen Verwaltnng seiner Professur entbunden wurde. Zum Mit
gliede der medicinischen Facultät war er 1797 ernannt worden und hat sich durch
eine Stiftung für Studirende der Medicin ein ehrendes Andenken bewahrt. E.'g
sehr ausgedehnte schriftstellerische Thätigkeit war zum grossen Theile der üeber
setzung ausländischer (namentlich englischer) Werke gewidmet, unter denen Päiest-
ley's Versuche über verschiedene Theile der Naturlehre, Püsta's Untersuchungen
über das Blut, Foürcroy's System der Chemie , Duncan's Neues Apothekerbucli
genannt zu werden verdienen. Seine eigenen Arbeiten betreffen namentlich Gegen-
stände aus dem Gebiete der Anatomie, der pharmaceutischen Chemie und der Diabetik.
Neuer Nekrolog der Deutschen. 9. Jahrg., 11, pag. 956. — Leipziger Tageblatt vom
11. November 1831. Winter.
ESCHENMAYER. ~ ESCHRICHT. 301
Escheumayer, Karl August von £., Arzt und Philosoph, war in der
Württembergischen Oberamtsstadt Neuenburg am 4. Juli 1768 geboren, kam in
die Earls-Akademie zu Stuttgart , begann daselbst das Studium der Medicin , das
er, nach Auf hebuDg der Akademie, in Tttbingen fortsetzte, wo er 1794 Doctor
wurde. Er Hess sich nach der Rückkehr von einer wissenschaftlichen Reise zu
Kirchheim u. T. als Arzt nieder, wurde Oberamtsarzt in Sulz, 1800 in Kirchheim,
1811 in TDbingen Prof. e. o. der Medicin und Philosophie und 1818 Professor
Ordinarius der praktischen Philosophie. In dieser Zeit hatte er bereits folgende
Schriften verfasst: „lieber die Enthauptung, gegen die Soemm er Ingusche
Meinung" (Tübingen 1797) — „Sätze aus der Natunaietaphysik auf chemische
und medicinische Gegenstände angewandt" (Ebenda 1797) — „ Versuch, die
Gesetze magnetischer Erscheinungen aus Sätzen der Naturmetaphysik, mithin
a priori zu entwickeln" (Ebenda 1797 ; 2. Aufl. 1798) — „Die Epidemie des
Croups zu KircJJieim . . . 1807—1810" (Stuttgart 1812; 2. Aufl. 1815) —
j, Versuch, die scheinbare Magie des thierischen Magnetismus aus physiologischen
und psychischen Gesetzen zu erklären" (Stuttgart und Tübingen 1816) — nP^V'
chologie, in drei Theilen, als empirische, .reine und angewandte" (Ebenda 1817).
Er war auch Mitherausgeber des „Archiv für den thierischen Magnetismus" (1817
bis 1822) und schrieb in dieser Zeitschrift, wie in anderen, verschiedene Aufsätze
über thierischen Magnetismus, Somnambulismus, aber auch (Tübinger Blätter für
Naturw. u. Arzneik. 1815) über ein monströses lOjähr. Fettmädchen von 5 Fuss
3 Zoll Höhe und 219 Pfd. Gewicht. Als akademischer Lehrer wirkte er anregend,
ja begeisternd, dabei war er ein scharfblickender, tüchtiger Arzt, fasste die
magnetischen Erscheinungen auch in ärztlicher Hinsicht auf und begründete
zusaramen mit KiESEB und Nees von Esenbece das genannte Archiv, welches über
dieses dunkle Gebiet der Natur Licht verbreiten sollte. Mit grossem Eifer nahm
er sieh der Erscheinungen bei den Somnambulen, besonders der Seherin von Prevorst,
an und schrieb darüber: „Mysterien des inneren Lebens, Erläutert aus der
Geschichte der Seherin von Prevorst u. s. w." (Tübingen 1830); femer verfasste
er: „Grtindriss der Naturphilosophie" (1832) — „Die All öopathie und Homöo-
pathie, verglichen in ihren Principien" (1834) — „Conflict zwischen Himmel
und Hölle^ an dem Dämon eines besessenen Mädchens beobachtet" (1837). —
Seine zahlreichen philosophischen Schriften übergehen wir und auf seine heftige
Polemik gegen die HEGEL^che Philosophie und gegen Stbaüss' „Leben Jesu" und
seine in späteren Zeiten immer mehr hervortretende Hinneigung zu religiösem und
naturphilosophischem Mysticismus wollen wir nur hindeuten. — 1836 wurde er mit
auszeichnender Anerkennung, seinem Wunsche gemäss, in den Ruhestand versetzt
undichte noch friedlich 16 Jahre bis zu seinem am 17. November 1852 erfolgten
Tode in Kirchheim u. T. Noch in demselben Jahre hatte er „Betrachtungen über
den physischen Weltbau" herausgegeben. — Er war einer der Ersten, die Vor-
lesungen über Psychiatrie hielten, und in Nasse's Jahrbüchern der Anthropologie
(1830) findet sich von ihm ein „Grundriss der Psychiatrie in ihrem theoretischen
und praktischen Theil".
Neuer Nekrolog der Deutschen. Jahrg. XXX, 1852, II, pag. 785. — Roller in AUgem.
Zeitschr. für Psychiatrie, Bd. X, 1853, pag. 142. — Alberti in der AUgem. Deutschen
Biographie, VI, pag. 349. — Callisen, VJ, pag. 111; XXVlI, pag. 474. g.
Eschricht, Daniel Frederik E. , physiologischer Professor an der
Kopenhagener Universität von 1829 — 1863, ist am 18. März 1798 zu Kopenhagen
geboren, wurde 1817 an der Universität immatriculirt, absolvirte chirurgische und
medicinische Examen 1822, war bis 1825 Landphysicus auf Bornholm, doctorirte
1825 („De functionibus nervorum faciei et olfactus organi") , studirte einige
Jahre im Auslande, besonders bei Magendie, wurde ein persönlicher Freund
Johannes Müller's, wie auch v. Baer*s, welchen beiden genialen Männern er
»ich fiberhaupt in seinen Forschungen anschloss. Während er die neue stringent
chemisch -physische Entwicklung der Physiologie sich anzueignen nicht recht
302
ESCHRICHT. — DE L'ESCLUSE.
vermochte, was er übrigens selbst in späteren Jahren bedauerte, war er ein genialer
und sehr verdienter eomparativer Anatom. Die Entwicklungslehre, die genetische
Aufbauung der Morphologie war der Centralpunkt in seinen Forschungen. In dieser
Beziehung wichtige Schriften sind : „Zoologisch-anatomisch-physiologische Unter-
suchungen über die nordischen Walthiere^ (Leipzig 1849); über die RelatioDen
dieses Werkes zu den analogen Untersuchungen v. Baeb's siehe Nachrichten über
Leben und Schriften des Herrn Geheimrathes Dr. K. E. V. Baeb, St. Petersbiwg
1865, pag. 389 — 90) — „Anatomisch-physiologische Untersuchungen über die
Bothryocephalen" (Berlin 1840) — „Om haarenes Retning paa det menneskelige
Legenie^ (über die Richtung der Haare auf dem menschlichen Körper), deutsch
in JOH. Mjller's Archiv, 1837. Diese interessante Abhandlung ist besondere
von Seite der neuen Evolutionstheorie (Darwin, Descent of man) beachtet worden.
„ Ueber die arteriösen und venösen Wundernetze an der Leber des Thunfisches
und einen merkwürdigen Bau dieses Organes^ von Dr. F. EsCHRiCHT und
JOH. MÜLLER (Berlin lb36). Sein „Haandbog i Physiologien^ erschien Kopeu-
hagen 1834 — 41. Vollständiges Verzeichniss seiner zahlreichen Schriften (die
grösstentheils unter „Videnskabernes Selskabs naturvidenskabelige Afhandliuger^
gedruckt sind), findet sich in Ebslew und Erslew's Supplement. Seine zootomisch-
physiologischen Sammlungen, die er 1841 der üniversitM übergab, sind ausser-
ordentlich umfassend und von besonderem Werth. E. besass eine eigenthümlieh
fesselnde und spielende Beredtsamkeit , mittelst welcher sein ideeller Vitaliamus,
seine innige Begeisterung für die Wunder des Organismus immer einen schwung-
vollen Ausdruck fand und die seine Zuhörer einnahm. Besonders in popularisireuden
physiologischen Vorträgen war er ein unübertroffener Meister und riss Alle hin,
auch in Deutschland, wo er, namentlich in Hamburg und Berlin, wiederholt der-
gleichen Vorträge hielt. Er starb plötzlich am 22. Februar 1863. Peterseu.
Eschsclioltz, Johann Friedrich E., geboren als Sohn eines Notars in
Dorpat am 1. November alten St vis 1793, studirte ebendaselbst Mediciii von
1812 — 1815 und wurde am 7. Juli 1815 zum Dr. med. promovirt. (Seine Disser-
tation „i>e hydropum differentiis'^ , 24 pp., 8. wurde erst 1817 gedruckt.) Un-
mittelbar nach seiner Promotion trat er als Schiffsarzt der Brigg „Rurik" unter
Kotzebue eine Reise um die Welt an, von welcher er im Jahre 1818 heimkehrte;
diese Reise machte auch Chamisso mit. Nach der Rückkehr wurde E. im Deceraber
1819 als Prosector und ausserordentlicher Professor in Dorpat angestellt, 1822
übernahm er ausserdem die Direction des zoologischen Cabinets und hielt zoologische
Vorlesungen. Vom Juli 1823 bis zum August 1824 war er beurlaubt, um als
erster Schiffsarzt eine zweite Reise mit Kotzebue auf dem Schiffe „Predpri-
jatel" um die Welt zu machen. Seit 1828 ordentlicher Professor der Anatomie,
war er als Lehrer und Schriftsteller eifrig thätig, bis am 7. 19. Mai 1831 ein
Nervenfieber seinem Leben ein frühes Ende setzte. Aus der grossen Menge seiner
schriftstellerischen Arbeiten, welche in den unten citirten Quellen ausführlich ange-
geben sind, seien hier genannt: „Ideen zu Aneinanderreihung der rUckgratigen
Thiere auf vergleichende Anatomie gegründet^ (Dorpat 1819, 8.) — „System
de Acalephen" (mit 16 Taf., Berlin 1829, 4.) — „Zoologischer Atlas, Abbildungeti
und Beschreibungen neuer Thierarten, während des Flottencapitäns v. Kotzeinte
zweiter Reise beobachtet, Heft 1—4" (Berlin 1829— 183 J, Fol.) u. s. w. —
Kotzebue benannte E. zu Ehren eine Bai an der amerikanischen Seite des
Behringshafen Eschscholtzbai; ebenso erhielt bei Gelegenheit der zweiten
Reise eine in der Nähe der Peskadoren entdeckte Koralleninsel seinen Namen ;
A. Chamisso benannte nach ihm eine neue Pflanzengattung Eschscholtzia
califomica.
Recke-Napiersky, I. 523—528. — Beise, I, 173. L. Stieda.
'^de TEscluse, Charles de l'E. (Carolus Clusiüs, mehrfach auch de
l'Ecluse und im Dict. bist, als Fban^ois de L'ficLüSE aufgeführt, richtig jedoch
r
DE L'ESCLUSE. — ESMARCH. H{>3
wie oben, weil seine Familie aus Sluis in Flandern stammt), wurde am 18. Februar
1526 zu Arras geboren, studirte in Löwen Jurisprudenz und reiste nach Deutsch-
land ; dort studirte er Philosophie an der Universität Marburg und kam dann im
Jahre 1550 nach Montpellier. Hier machte er die Bekanntschaft von G. Rondelet
und fing an Medicin, jedoch hauptsächlich Botanik zu studiren. Nach einem drei-
jährigen Aufenthalte in Montpellier, wo er die Doctorwürde erhielt, reiste er in
die Heimat zurück und kam 1554 nach Antwerpen. Im Jahi*e 1560 reiste er
wied^ nach Frankreich, Spanien, Portugal und England ab, kam dann 1571
wieder nach Arras und wurde 1573 durch Kaiser Maximilian H. als Director
des botanischen Gartens nach Wien gerufen. Dieses Amt bekleidete er bis 1587,
in welchem Jahre er nach Frankfurt a. M. ging, wo er 6 Jahre lang fast ganz
vergessen lebte. Im Jahre 1592 wurde er, weil Bebnardüs Paludancs das ihm
angebotene Professorat nicht angenommen hatte, durch das Curatorium der Uni-
versität Leyden dorthin gerufen, um unter dem Titel eines Professor honorarius die
Verwaltung des botanischen Gartens zu führen, ohne jedoch Botanik zu dociren.
Da man ihn schon früher für dieses Amt bestimmt hatte (wie aus seinem Briefe
an LiFSirs, ddo. 25. Juli 1587, erhellt), nahm de TE. diesen Auftrag au und
kam noch im selben Jahre nach Leyden. 6 Jahre lang widmete er sich seinem
Amte und liess viele bisher unbekannte Pflanzen, besonders Siliaceen, nach Holland
iniportiren. Dies war eigentlich auch der Fall mit der Kartoffelpflanze, welche er
in seine „Rariorum plantarum histona^ (ein bis jetzt unübertroffenes Muster
gründlicher, bündiger Beschreibungen und vortrefflicher wohlfeiler Abbildungen,
wie K. Spk'ekgel sagt) abgebildet und beschrieben hat und als eine Radix escu-
lenta empfahl, obgleich man sie erst ein Jahrhundert später in Holland als solche
ZQ achten angefangen hat. Da de TE. bei seiner Ankunft in Leyden schon
67 Jahre alt und sehr kränklich war (er ging nach einer in Frankfurt erlittenen
Fractura colli femoris stets mit Krücken), legte er 1599 sein Amt nieder und starb
1609 im Alter von 83 Jahren. Del'E. war ein sehr grosser, vielseitig gebildeter
Gelehrter und wird von Boerhaave der grösste Botaniker seines Jahrhunderts
genannt. Wilden ows sagte im Jahre 1810 von ihm: „Er war das grösste Genie
seiner Zeit und trieb wie keiner seiner Vorgänger mit einem Enthusiasmus und
einer Beharrlichkeit das botanische Studium, wie weder vor noch nach ihm seines
Gleichen gehabt hat." Vobstius hielt nach seinem Tode eine Leichenrede auf ihn
und preist darin die grosse Genauigkeit und Selbstständigkeit, welche aus seinen
vielen Schriften hervorleuchten. Ausser seinen eigenen verdienstvollen Arbeiten gab
er auch einige üebersetzungen der Werke von Dodoneus, Gabcia ab Horto,
MoxARDKS, Belon u. A. hcraus. q E Daniöls.
Esculapius, „De morborum, inßrmüatum pasaionumque corporis humam
causis, descriptionibiLS et cura^ ist der Titel einer Schrift aus dem Mittelalter
über chronische Krankheiten, gleichsam eine Fortsetzung des Aurelius, der die
acuten behandelt. Es ist keine selbstständige Arbeit, sondern eine Gompilation aus
methodischer und dogmatischer Quelle von einem christlichen Arzte, etwa des
7. Jahrhunderts. Am meisten hat der Compilator die verlorenen medieinales respon-
siones des Caeliüs Aürelianus ausgebeutet; vgl. V. Rose, Anecdota II, pag. 175 ff.
Gedruckt ist diese Schrift in der Physica S. Hildegardis, Argent. apud. Joann.
Schottum 1533, Fol. und im Experimentarius medicinae, Argent. 1544, Fol.
Helmreich.
d'Eslon, 8. Deslox.
♦Esmarch, Johann Friedrich August E., Professor der Chirurgie,
Geh. Medieinalrath , Generalarzt I. Cl. , geboren am 9. Januar 1823 in Tönning
(Schleswig-Holstein), genoss seine medicinische Ausbildung zu Kiel und Göttingen,
wo er sich besonders an v. Langknbeck, resp. Stromeyer anschloss und wurde
am 7. October 1848 promovirt. Seit 1854 als Director der chirurgischen Klinik
in Bael in Wirksamkeit, veröffentlichte er von grösseren Arbeiten folgende : „ Ueber
ao4
ESMARCH. — I) KSPINE.
la-
Resecfimun nach Schus&tminden^ ~ ^^ Beitrage zur praktischen Chirurgtf"' —
Die Anwendung der Kälte in der Ghtrurgie*' ~ ^ Ueber chronische Gefenk-
erUzündujigen^ — ^^ Verbandplatz und Feldlazareth^ -- „Leiter den Kamjt}
der Humanität gegen die Schrecken des Kriegen" ~ fr Der erst^ Verband atij
dein Schlachtfeld e^^ — „Itber Vorbereitung von Reserve- Lazarethen** — „If^^^f
Gelenkneurose fi^* — - ^^Die Kranlc/teiten des Mastdarmes und des Aftern"* —
n Ueber künstliche Blutleere hei Operationen^ - — ^Die erste Hilfe bei Ver^
ietzungen^ — Die antiseptische Wundbehandlung in der Krtegschirurgit^ —
^Aphorismen über Krebs ^ — ^Handbuch der kriegte hiriirgischen Technik^ —
rflJie erste Hilfe bei plotzltrhen Unglücksfällen^. Im Anfniig der Achtziger
Jahre gab E» die Aure^nug zur Verbreitung deg „SamarittTweiieiiB^ in DetitHcJi
land^ welche er öeitdein durch Wort und Schrift pifrig gefördert hat. fied,
*E8pagBe* Adolphe E., zu Moiitjiellter als Agr^gr^ funetionirend, k
1857 daBeibyt mit der Thefie: ^He riypertrophie du coeur^ promovirt. Seim
weiteren Arbeiten «iud ; „Ooinpnrer l^efat de la mddecine clin/gue ä la ßn dt
m'ecle deruier et pendant V^poque actitellc^ ^Montpellier glorchzeitig) — „De U
diphtheriti etc.^ (Dasclbet 1860); OifiuLstiRches über KbeumatiHTniis des Zwerch
felis CMüutp, m6d, 1861) und Aebnliebcn <an gleicher Stelle, Red.
Espenberg, Kfirl von K., gebnrm nm 15. August iTtU auf dem Gut(
Höbbet (R»f laudj ^ erzogen auf dem Gymnasmiu zu Rcval , studirte auf deutsche]
U niversi täten , nach Ti^cHisTOWiTSrn S^/^ Jahre m Halle und 3 Jahre in Jena
uaeh ReckK'Näpikrsky in Erlangen, woselbst er Dr. med- wurde (Dirts. :' „Defehri
mercuTtalis efficuda in sananda lue veneria dubia" [Erlangen 1796, 8.]). Nacl
Rnssland zurückgekehrt^ erhicU er am 4, Mai 17*1? daß Reebt der ärztlichei
1 Va X i H und mach t e m i t K r u h e u b t e r n a ii f der „ N adesb da " ah $e h i ffsarzt die Rei»
um die Welt 1802^ — 1806; dann Ückh er »ieh als praktischer Är/.t in Reval nieder
Er starb auf dem Gute Hukaü in E^^tland am U). Juli 1822. Otto v. Kotzebu(
benannte nach ihm du V'orgebir^e in der Bai der guten Hoftnunff i66®31'n. Br.
164"45'w.L. von Grt'euwirhj Vi\\} Espenberg. Er verfagi^te: „Nachricker^
über den Gesundheitszustand der Mannschaften auf df*r ^Xadcifhda*' unihrenf
der Eeise 1802 — IS 06" (in Krusenstern'ft Reige) ; ferner: ^X achrichten rot
seinem Auf tnthalte auf der Ivsel Nukakiwa^ (im „FretmHthigen" 1805).
Reokp-Napier.'iky, I, 535. — B ei se, 1 174, — Tüvhi^if owi tsch, CCCLXIII
L. Stieda.
D'Esplne* Die mdi durchgeliendg oder hJtnfiger ».ItEsrmE" schreibender
Autoreu sind dort aufgeführt, — Unter der obigen Äpitzraarke sind zu nennen
Jacob-Marc D'E., zu Genf, war daselbst 1806 geboren und stammte aus einei
profestantiHcheu Famili*^, die aus Savoyen um 1780 nach Genf geflüchtet war
Er ging 1810 nach Odesi^a mit seinem Vater, der daselbst ein Handlungsban.«
gnindctc, kehrte aber nach sechs Jahren zuriiek, begann 1826 in Paris Medicii
zu Studiren, geh<1rte zu den bevorzugten Schülern von Choiiel, Andral unc
LOül!^, veröffentlichte bereits als Student einige Abhandinngen und that siel
während der Cholera - Epidemie von 1832 besonders benor. Er besuchte daraui
London, wurde 1833 in Paris Doctor und in Genf Agr^g^ des C^jll^ge de m^decine
widmete sieh der Armen -Fr a:5Lis und wurde nacheinander zum Arzt der Gefängnisse
der Taubstummen -AnstJilt und zum Mitgliede des Conseil de sant^ ernannt. Seine
ersten Arbeiten ftind in den Archives generales (1831, 1835, 1836) publieirt und be
trafen die Diagnose der HcrKkrankheiteu, den Eintritt der PnbertÄt, die Leukorrhoe
ferner die Orchitiji blenmirrhagica (Mtm. de la 8oc. m^d, d' Observation 1837/
Seine Neigung fUr die cxacten Wissenschaften ftlhrte ihn bald auf statistisch«
Arbeiten, die seinen Ruhm begründet haben. Dieselben wurden mit einem „Essai
sur la mortalit^ ghi^rule et nosologitjue du cunton de Genh^e en 1838 '^ (Ann.
d'hygi^ne publique 1840) erdflhet; auch nahm er 1841 tbätigeu Antheil an dei
im Jahre 1841 den Cauton Genf bewegenden politischen und religiösen Polemik.
D'ESPINE. — ESQÜIROL. 305
obgleich seine Hanptthätigkeit der Statistik in ihrer Anwendung auf medicinische
Dinge gewidmet war. Er richtete in dem Oanton eine organisirte Todtenschau
ein nnd yeröffentlichte tlber die Todes-Statistik 1843 und 1844 ein „Tableau
general des d^c^ du canton de Oen^ve pour 1842, paar 1843** — „Ännuaire
de la mortalü^ gnäuoüe en 1844 et 1845" (6en6ve 1846) — „Becherches sur
Finfluence de Vaisance et de la mish'e sur la mortalüe" (Ann. d'hyg. publ. 1847),
sowie eine „Notice statistique sur la loi de mortalüd et de suruivance, la vie
moyenne et la vie probable h Oenkve" (Annuaire d'hygiöne 1848). Gleiche oder
ähnliche Gegenstände betrafen von seinen späteren Publicationen : „ Gtrculaire relative
a une enquUe sur les causes immSdiates de la mort (avec tableau)^ (Genöve
1857, 4.) — „Essai analytique et critigrue de statistique marttcaire comparie etc,**
(Genfeve 1858) — „Essai analytique et critique de statistique mortuaire et
comparde'^ (Paris 1868) — „De la mortalitS relative des dges de 20 ä 25 ans
et de 25 a 30 ans en France*" (Paris 1869). Er beschäftigte sich ausserdem
vielfach mit Untersuchungen Aber die Verbreitung epidemischer Krankheiten,
namentlich der Cholera, und schrieb dartlber Folgendes : „Parallele entre les deux
inmaions du cholera en Europe; inßuence pr^ervatrice des Alpes sur la Suisse
et les cantrees environnaivtes** (Joum. de Genöve, 1849) — „Parallele entre le
tt/phus et Vaffection typhoide^ (M6ra. de la Soc. mödic. de Genfeve, 1858) —
^ Notice statistique sur la premih'e invasion du cholera en Suisse" (Joum. de
6en6ve 1855) — „Esgtnsse giographique des invasions du choUra en Europe^
(6en6ve 1857) — „Etüde sur la variole, la Vaccine et les revaccinattons^
fNeuchätel 1859). Von seinen Arbeiten auf anderen Gebieten nennen wir noch:.
„Recherches pratiques sur le traitement de la surditd" (Arch. g6n6r. de möd.
1846) und „Nouvelles recherches pratiques sur les causes, le pronostic et le
traitement de la surditd" (Ibid. 1852), femer „Rapport h la 8oci4tS mSdicale
de Oenhoe sur la fissure de Qroux" (ficho m6dical 1859), sowie anderwärtige
Berichte an dieselbe Gesellschaft; u. s. w. Auf der Höhe seines Ruhmes als medi-
cinischer Statistiker stehend, wurde er am 15. März 1860 eine Beute des Todes.
A. Dureaa bei Dechambre, 1. Serie, T. XXVIII, pag. 425. G.
*D*E8pine, Jean-Henri-Adolphe D'E., zu Genf, wurde 1872 zu Paris
Doctor mit der These „Contributions h Vetude de la septic^iie puerp4rale".
Er gab heraus zusammen mit C. PicoT: „Manuel pratique des maladies de
Venfance*^ (Paris 1877; 2. 6dit. 1880; deutsche Uebers. von S. Ehbknhaus,
Leipzig 1878).
Index-Catalogue, IIT, pag. 705. G.
Esquirol , Jean-fitienne-Dominique E. , geboren zu Toulouse
am 3. Februar 1772 , wo sein Vater Präsident eines Handelsgerichts war, wollte
sich anfangs dem geistlichen Stande widmen und studirte Zwecks dessen zu Paris
Theologie. Er war gerade auf dem Sörainaire St. Sulpice, als dasselbe von der
Revolution mit allen ähnlichen Anstalten geschlossen wurde, und so der Möglichkeit
beraubt, sein Studium fortsetzen zu können, kehrte er zunächst nach Toulouse in
das Vaterhaus zurück. In Anbetracht der gesammten Verhältnisse musste ein anderer
Beruf erwählt werden. E. entschied sich für die Medicin und, um dem Studium
derselben obzuliegen, kehrte er nach Paris zurück. — Nach glücklich beendigtem
Studium wurde er von der Regierung als Arzt zur Annee der Ost-Pyrenäen geschickt.
Er kam nach Narbonne und hatte von dort aus Gelegenheit, sich dem bekannten
Naturforscher Lapeyrouse und dem gefeierten Mediciner Barth Ez enger anzu-
i^chliessen. Vielleicht in Folgt.» davon wurde er nach Verlauf zweier Jahre als
Elfeve du gouvernement zu seiner weiteren Ausbildung nach Montpellier gesandt,
wo er vier Jahre verblieb und in diesen neben seinen ärztlichen Studien sich der
Naturwissenschaften so befleissigte, dass er zweimal sich an die Bearbeitung ent-
Kprechender Preisaufgaben machen konnte und den ausgesetzten Preis auch wirklich
errang. Von Montpellier kehrte er nach Paris zurück, einmal, um seinen Studien
Biogr. Lexikon. II. 20
306 ESQÜIROL.
erst noch eine gewisse Vollendung zu geben, sodann aber auch, um sich durc
die Praxis seinen Lebensunterhalt zu erwerben , da das \ äterliche Erbtheil nicl
mehr dazu ausreichte. Hier lernte er Pinel kennen und wurde bald sein erklärt«
Liebling, so dass ihm derselbe nicht nur die Redaction seiner „M6decine elinique
übertrug, sondern auch mit seinem ganzen reichen und tiefen Wissen überall zi
Seite stand. Pinel war es auch, der ihn mit der Psychiatrie bekannt machte m
in sie einführte, in der er selbst später so Vieles und Bedeutendes, sowohl ws
die wissenschaftliche als auch die praktische Seite derselben anlangt, leisten soUt
Um das Jahr 1 800 errichtete er die erste Privatirrenanstalt, und zwar für Reich«
die bald eines bedeutenden Rufes sich zu erfreuen hatte und wesentlich zur Ve
breitung seines Namens im Publicum beitrug. Schon weit und breit vortheilha
bekannt, war er doch noch nicht promovirt und hatte davon manche Unannehii
lichkeiten zu bestehen. Im Jahre 1805 suchte er dem abzuhelfen und doctorirl
mit der Dissertation „Des passions considMes comme causes, Symptoms et moyer
curatifs de ValiSnation mentale^ (Paris 1805). Das kleine Werk erregte Aufeehei
und zwar nicht blos in Fachkreisen, sondern in der ganzen gebildeten Gesellschaf
Von einer für die Psychiatrie begeisterten englischen Dame wurde e« alsbald i
das Englische übersetzt; einige Zeit nachher erschien es auch deutsch. Der bidi<
blos bekannte E. war eine Berühmtheit geworden. Im Jahre 1810 wurde er m
der bisherigen Stellung Pinel^s betraut. 1814 wandte er vorübergehend seil
Thätigkeit der Armee zu , die in den letzten Feldzügen von Krankheiten sehr i
leiden gehabt hatte und den Flecktyphus nebst dem Brande in ihren Lazareth(
wüthen sah. Von 1810 — 1814 erschienen auch nach seiner Dissertation seine erstei
insbeßondere psychiatrische Gegenstände behandelnden Arbeiten in dem Dictionnaii
des Sciences medicales, die er später gesammeJt und wieder verarbeitet in sein«
„Maladies mentales" von Neuem herausgab. 1817 errichtete er die erste Klinik fl
Geisteskranke und hielt Vorlesungen und Curse in derselben , die von Jüngern d(
Wissenschaft aus allen Nationen reich besucht wurden. Um das Studium der Psychiatr
noch mehr zu fördern, stiftete er einen Preis von 300 Fr., der alljährlich für d
beste Arbeit aus dem Gebiete der Geisteskrankheiten zur Vertheilung gelangr«
sollte. Im Jahre 1823 wurde E. Inspecteur de l'uuiversitö und verwaltete die?«
nicht leichte Amt bis 1830, wo er, nach der Julirevolution durch Intriguen all(
Art so weit gebracht, desselben enthoben wurde, doch ohne dass ihn der Vornan
gerade mit viel Schmerzen erfüllt hätte. 1825 oder 26 — die einzelnen Angabt
lassen das im Zweifel — war er nach dem Tode von Royer-Collard Director d(
grossen ött'entlichen Irrenanstalt Charenton bei Paris geworden. Er hatte bald nar
seinem Amtsantritte seine reformirende Hand an dieselbe gelegt; von 1830 a
widmete er ihr alle seine Kräfte und erhob sie geradezu zu der Must^ranstalt fi
die ganze übrige Welt. Dazu machte er grosse Reisen nach Holland, Deutscblam
der Schweiz, Italien, sorgte für Verbesserung des Irrenwesens, wo die Gelegenhe
sich dazu bot, natürlich besonders in seinem Heimatlande Frankreich, wo er d
Errichtung der Iri'enanstalten zu Marseille, Montpellier, AuriUac, Rouen, Naot«
bewirkte, und war schriftstellerisch in hohem Masse thätig. Abgesehen von seine
schon früher erschienenen W^erken, der genannten Dissertation, den Abhandlongc
im Dictionnaire des sciences medicales, den Schriften „Des Etablissements des aliSu
en France et des moyens d^amSliorer le sort de ces infortun^, mSmair prSsen
au ministre de Vint&rieur en Septembre 1818" (Paris 1819) und „Note sur l
monomanie homicide" (Paris 1827) entstanden in dieser Zeit neben andere
kleinen Arbeiten die beiden Hauptwerke: „Ali^nation mentale. Des tllusioi
chez alien^s, Question mSdwo-legale sur isolements des alidnis" (Paris 183:
und „Des maladies mentales consid4rSes sous le rappoi't mSdicale, hygihiiqh
et mMico'Ugal" (Paris 1838), die wohl in die Zungen aller gebildeten Vöi(
übersetzt worden sind.
Ist Pinel der Schöpfer und Begründer des modernen Irrenwesens übe
haupt, das auf Wissenschaft und Erfahnmg in Verbindung mit wahrer Humaniti
ESQÜIROL. — ESSICH.
307
ruht, so ist E. der Schöpfer und Begründer der eigentlichen IiTenheilkunde.
■ ist deshalb nicht nur der würdige Nachfolger seines grossen Lehrers Pixel,
adem, wie Pariset in seinem filoge auf ihn sich ausdrückt, gewissermassen
B Fortsetzung desselben. E. ist nicht frei von Irrthümern und Verirrungen
meher Art, wie sie bei Jedwedem vorkommen und vorkommen müssen, der es
Igt, ein fremdes, unerschlossenes Gebiet zu betreten und der allgemeinen Er-
nntniss näher zu führen. Seine Lehre von den Monomanien kann dafür als
ugniss dienen. Aber wenn man bedenkt^ was unter seiner Führung seit seinem
iftreten aus der Psychiatrie geworden, und was sie noch zu werden verspricht,
sind dieselben doch nur als geringfügige, für das Ganze höchst unwesentliche
zusehen. Für E. waren die Geisteskrankheiten wirkliche Krankheiten, nicht
»ralisehe Verkommenheiten in Folge von Sünde und der Herrschaft böser Lciden-
laften oder unheimlich wh-kender Kräfte. Die Erkrankung der Sinne uod daher
f Sinnestäuschungen, die er als Hallucinationen und Illusionen unterscheiden lehrt,
den nach ihm einen wesentlichen Bestandtheil derselben, und so schlagend und
erzeugend weiss er das darzuthun, dass die weitere Erforschung dieser Vorgänge
i Lieblingsthema der französischen Irrenärzte wird, und überhaupt noch heut-
tage Viele glauben, dass Sinnestäuschungen das Cardinalsymptom geistiger
krankung seien. Einer rationellen Behandlung redet er allenthalben das Wort
i sucht dem Unfuge zu steuern , der noch aus der Nacht de« Mittelalters tiber-
mmen, von animistischen und vitalistischen Rhapsoden in geistvoller und gcist-
er Weise besungen und empfohlen ward. Er schafft die DARWiN-Cox'sche Schaukel
; er schafft die Drehstühle ab, schafft die ganze grobe Einschüchterungsmethode
. Die massenhaften Blutentziehungen, die man in der Idee vornahm , die über-
nschliche Kraft insbesondere der Tobsüchtigen zu brechen, werden von ihm
■worfen; aber eine richtige Hygiene, allerdings den Anschauungen der Zeit
sprechend, wird warm empfohlen. Alles in Allem: E. arbeitet einer durchaus
ionellen Auffassung, Beurtheilung und Behandlung der Geisteskrankheiten entgegen
1 damit auch dem sogenannten No-restraint vor, das freilich in seiner ganzen Be-
itung zu erkennen und durchzuführen erst Conolly beschieden war. — Ende der
eissiger-Jahre fing E. an zu kränkeln. Eine schliesslich zu seiner Wiederherstellung
;h Italien unternommene Reise und ein längerer Aufenthalt daselbst hatten nicht
gewünschte und erhoffte Erholung zur Folge. Das Leben neigte sich zu Ende,
hig sah er den Tod langsam näher kommen , sein Tagewerk , so lange er
mte, treu wie immer bestellend. Er starb am 12. December 1840 in beinahe
lendetem 69. Lebensjahre , einer der bedeutendsten Aerzte, die je der Mensch-
t beschieden waren. — Im Jahre 1862 Hess ihm das dankbare Vaterland am
:e seiner hauptsächlichsten Thätigkeit, in Charenton, ein Denkmal errichten, wo
im Vorhofe der Anstalt, am Fusse der grossen Treppe, die in das Innere
■selben führt, in einfacher doch höchst würdiger Weise als Standbild sich erhebt.
Arndt.
Van Essen, Theodoms van E. , 1657 in Meurs bei Cleve geboren,
rde 1678 in Leyden als Medicinae Studiosus eingeschrieben; wo und wann
promovirte, ist jedoch unbekannt. Er war praktischer Arzt in Colham
ov. Groningen), als er im Jahre 1695 zum Prof. med. pract. in Groningen
annt wurde. Dieses Amt trat er im Februar 1696 an, hatte es aber nur ein
IT inne, da er 1697 starb. C. E. Daniels.
Essich, Johann Gottfried E. , aus Augsburg, 1744 — 1806 dort
kend und schreibend, hat populäre Handbücher, Anleitungen, Lexica, Taschen-
jher etc. in grosser Zahl herausgegeben und eine grosse Anzahl fremdsprachiger
sher in's Deutsche übersetzt. Alles ist lediglich Compilation, so dass er eben noch
nennen ist, bezüglich der Titel seiner Bücher jedoch auf die älteren Quellen
wiesen werden muss.
Dict. hist. n. Red.
20*
308
ESTERLE.
EiSTLANUER.
Esterle j Carlo E,, zuNovara, war 1818 zu Cavalese \m Trientinij^cli
geboFun, Htudirtc in PaduSj war daselbst zwot Jahru Assistent der chirurgiscli
Klinik , vertrat ein Jahr laug , nach dem Tode voii Signorjni , dessen Leürtiti
der operativeu Chirurf^ie, tuachte darauf eiDe wieaenseliafüiche Rei^e durch Itdii
Frankreich, Deutsehlaod und England, liess sieh als Arzt in Beiner Vaterstadt nie(
und wurde von dic&^r 1H48 in das dentriche Parlament zu Frankfurt gewäl
woselbst er mit «einen Landsleuteu ftlr dir Abtrrniiutjg des Trentino von Deutsch lai
jediieh erfüJjarlos, zu wirken guehte. In die Heiinath zurückgekehrt, gab er zugauini
mit LriGi Pastuuello die „Gazzetta medica del Trentino^^ die nur eine Leben sdai
von zwei Jahren hatte, heraus und wirkte als vielbeschäftigter Arzt und Opernte!
1857 wurde er Professor der Geburt!*hilfe an dem Hebammen-Institut zu Alle La
bei Trient, aus welcher Zeit eine Reihe von medicinischen Aufsätzen, klinii^el]
Berichten u. h, w. ^ namentlich in den Aunali uni versah di medicina sieb timl
Nach dem Frieden von Villafrauca 165^3 ging er nach Italien, Hess sich in Nov^
nieder, wurde Mitglied des Provinzial-Sanitätsrathea , Chef-Chirurg nnd Proftjy
der Geburtshilfe am dortigen Ospedale Maggiore, In Folge einer septisch
liifection, die er sieh daselbst angezogen, verstarb er am G, September 186
erst -14 Jahre alt,
R. Griffiiii in Annali uiiivciß:iTi di metlicina. Ti>L CLXXXI, 1862, pag. 686.
G.
Eatöve, Pp J. Em spanischer Arzt, gebtlrtig au>i Torlosa , war Profesa
in Valencia und hatte grossen Ruf. Er lebte um die Mitte des 16. Jahrbunder
Übersetxte das Werk des Hipfokkates über die Epidemien in^s Lateinische u
commentirte es sehr auBfiihrlich, Dieses Werk galt wegen seines reichen Inhalt
lange Zeit hindurch f^dureh mehrere Jahrhunderte) für ein Werk von Galknc
Cnger
Est^ve, Louis E,, französischer Arzt, geboren in Montpellier im 18. Jal
hundert und praktischer Arat daselbst. Seine Schriften sind von wenig Werth.
Ungcr.
Eathj Vater und Sohn (EsTHlus); Beide tragen den Vornamen Lubei
Der Erstere, aus Geldern stammeud, prakticirtr in Htrasshurg uud ntarb 1569. -
Der Sohn, 1561) — 1606, reiste vieL stndirte Medizin in Strassburg und Bas»
trieb Praxis zuerst in Kreuznach , dann in Heidelberg , wo er vermöge sein
iHitauisehfU und anatomischen Kenntnisse 15i*8 Professor und 1601 sogar Rect
wurde. An Sehrifteu ist nichts von ihm bekannt als „Biluctda^ brevis et methodi
fonuidarum tmetafm^ (Hanau 1604j.
Ela:^, II. — DJct T. II. * Red.
^ Estienne, Charles E. (Stepiianus), wurde zu Beginn des 16. Jah
huudert>i in Paris geboren nnd stammt aus der berühmten Bnehdruckerfamilie I
die früh zum LutheriBmus übergetreten w\ir. I54*i i)r, med. geworden, sah 8i(
E,j als seine Brüder verfolgt wurden und ausser Landes flohen, veranlasst, di
BuehdruckergesehSft ku übernehmen (1551 j, wurde indest» gefangen gesetzt ui
starb 15G4 nach mehrj übriger Kerkerhaft, unter den zahlreichen Werken E.
sind viele literarhistorischen, botanigehen, horticnltunstischen und agriculturistischi
Inhalts. Unter den medieinisehen Diseiplinen seheint er am meisten die Anatom
sehrifisteileriseh cnUivirt zu haben, so in den ^,Z/e dlssecttone partium carpor
iiumiuii Itl/ri m*' ['Paris 1545, Fol., Holzsehnitte; französisch daselbst 1546
viele überrasehend treifeude Besehreibnngen abweiehend von Galexos). Die Nal
ruofrsmittel wflldte E. zum Gegenstände in dem Werke: fjDe nutrimentis a
Bft^l^inm, llhrl IIP' (Paris 1550;*
Diel. hkL II. Bed.
Estlander, Jakob August E., Professor der Chirurgie in Helsingfor
geboren am 24. December 1Ö31 , stndirte in Helsingfors , wurde Licentiat d<
iledicin 18-'>8 und promovirte als Doctor der Medicin nnd Chirurgie 18 6(
ESTLANDER. — ETHERIDGE.
309
Er besuchte Paris und London 1858 — 1859 und erhielt eine Berufung als Professor
der Chirurgie in Helsingfors am 22. Februar 1860. Ausser sonstigen Reisen in's
Ausland nahm er an dem internationalen medicinischen Oongresse in Paris 1867
und Philadelphia 1876 Theil. In Messina, wohin er sich seiner Gesundheit wegen
begeben hatte, starb er am 4. März 1881. E. hat mehrere Aufsätze chirurgischen
Inhalts in Finska Läkare SöUskapets Handlingar (1869—1880) und Nordiskt
Medieinskt Arkiv (1870 — 1879), wie auch in einigen ausländischen Zeitschriften
veröffentlicht, unter welchen hier erwähnt seien : ;, Ueber Chorioiditis nach fehris
t^hosa recurrens** (v. Graefb's Archiv, XV, 1869) — ;, Veber Brand in den
unteren Extremitäten bei exanthematischem Typhus** (Laxgenbeck's Archiv für
kÜE. Chirurgie, Xu, 1870) — „MSthode d* autoplastic de la joue ou d^une
Ihre par un lambeau empruntS ä Vautre Ihrre** (Revue de m6d. et de chir.
1877) — „Etüde clinique sur les tumeurs malignes du sein chez la femme**
(Ebenda 1880) und „Resection des cotes dans Vempy^me chromque** (Ebenda 1879).
0. Hjelt.
Estor, zwei Aerzte in Montpellier. Der Aeltere (der Vater?), J.-L.-
Eugfene E. , 1796 — 1856, hinterliess einen Plan zu einer „Traumatologie
mithodique** (Montpellier 1823). Seine unten angegebene Biographie war nicht
Zugänglich. — Der Jüngere, *Alfred E. , ist Professor an der Universität in
Montpellier und leitete sein öffentliches Auftreten durch eine These über die modernen
Principien in der Chirurgie (Montpellier 1850) ein. Später publicirte er: „De la
»knplißcation en Chirurgie** (Daselbst 1854) — „De la Chirurgie expectante**
(1856) — »Des causes, des symptomes et du traitement des diviations de
Putirus** (1857) — „De la valeur respective des divers moyens de dierkse**
(1860) — „Physiologie de Vinflammation diffuse et de Vinfection purulente^*'
(1863) — „Des lisions diffuses** (1862) und mit Bechamp und Saixtpirrre
r,Du rSle des o^'ganismes microscopiques de la bouche** (1867).
Biogr. von J.-L-Eug6iie E. in den Ann. clin. de Moutp. 1856 — 57. Red.
Estrejcher, Aloysius Raphael E., ist geboren zu Krakau am 21. Juni
1786, woselbst er auch studirte und 1807 promovirt wurde; doch befasste er sich
nicht mit Medicin, sondern widmete sich ganz den Naturwissenschaften. Von 1809 bis
1843 lebte er als Professor der Zoologie, Botanik und Mineralogie in Krakau.
Im Jahre 1826 wurde er zum Mitgliede des regierenden Senates der freien Stadt
Krakau erwählt, von 1831 — 33 war er üniversitätsrector und Präsident der Gesell-
schaft der Wissenschaften und starb am 1. August 1852. Er unternahm sehr viele
wissenschaftliche Reisen im In- und Auslande und war ein unei-müdlicher Sammler.
Im Jahre 1850 erwarb von ihm das Naturaliencabinet in Warschau eine Collection
von über 3 1 .000 Insecten, 5000 Mineralien und 8000 Pflanzen, die er alle selbst
gesammelt hatte. Eine zweite Sammlung, aus 15.000 Insecten bestehend, erbte nach
seinem Tode die Universität Krakau. Als medicinisoher Schriftsteller war er nicht
thätig ; seine Schriften naturgeschichtlichen Inhalts wurden in verschiedenen polnischen
Faehblättern publicirt; ausserdem lieferte er ausführliche Berichte über die Flora
Polens an Brignotti in Modena, Mejer in Königsberg, de Candolle in Genf;
in WiELOGLOWSKi's „ Historisch-topogr. Beschreibung der Wojwodschaft Krakau"
bearbeitete er den botanischen Theil; in H. Kollataj's „ßadania o pocz^tkach
rodu ludzkiego" 1842 (Untersuchungen über den Ursprung des Menschengeschlechtes)
finden sich auch zahlreiche Anmerkungen E.'s. K. & P.
/Etheridge, George E., zu Oxford, war 1518 zu Thame in Oxfordshire
geboren, studirte in Oxford, wurde 1553 daselbst Regius professor der griechischen
Sprache , wurde jedoch , weil er am katholiseheo Glauben festhielt , seiner Stelle
entsetzt und prakticirte als Arzt in Oxford und Umgegend. Ausser Mcdicln trieb
er auch Mathematik, Hebräisch, Musik, Poesie und schrieb, abgesehen von ver-
schiedenen Uebersetzungen und poetischen Werken: „Hypomnemata quaedam in
aliquot libros Pauli Aeginetae, seu observationes viedicamentorum quae hac
310
ETHEEIDGE, ^ ETTMCLLKfi.
aetate in nsu sunt^ (liOndon 1588). Auch bespradi er darin die Schweisskraukh
die zur Zeit E d u a r d'a 11, herrsehte (siidor anglicus), und aa der auch ia Osf
einige Personen Htarheu, Die Zelt feines Todes ist unbekannt,
Aikin, ]>ag. 158. (i
Etlinger, Johann Leonhard E., zu Cnimbaeh, war am 21. Miln 11
7M Fürth hei Nürnberg geboren, studirte iit Jenfi, wurde 1736 zu Altdorf Hoc '
iua<'hte eine wissenscljaftliehe Reise nach Holland und wurde 17^i9 in Hof, 11
aber in Onlmbach zum »Stadtphysikus ernannt. In dem Connnerieum littT, ^Y
teebn- med. (1738. 40, 4!, 43, 45) finden sit^h von ihm etwa 15 Abhaiuiluuj
über versehiedeuc (JegeuHtände aus der praktischen Mcdiein ; aneh gab er hera
„Bericld von dem Gehalt^ Wirkung und Nutzen des Lan genauer Sauerbronnt\
(175G). Er starb am 12, October 1756,
Will, 1, pa^. 3(12; Will-Nopitüch, V, pag. i^M C
EtOC'Demazy, G u s t a v c - F r a n q o i s K. , zu Le Mans, T^ar daselbst
30. Juli 1806 geboren , wurde zu PariH 1833 mit der Tbese ;, De la »tupk
comsidSrSe ehez les alihi^s, recher dies faites h BicUre et h la SalpHrih
Doetor und war später Arzt des Irrenhauses dea D^p, de la Sarthe, über welc
er mehrere stntis^tiöche Mittheilüngen (1839, 40j machte. Auss^erdem finden g
von ihm Aufsätze in der Gaz. des höpitaux (1831) ^Oh^iervations sur Vidioti
der Gaz, modle, de Paris (1833J ^Ohservations pour ^ervir h Vhistoire i
maludies du simis veineux de la dure-mh't^ ^ den Annales d'hyg. publ. (1841, ^
Übor Brandstiftungs- und Mord-Monoinanie , aueh in anderen Zeitschriften; fer
eine grössere Schrift: f^Becherches sf^tiMiqites .mr le suicidef appliquie^
Vhygi^ne publique et h la mtdecine legale" (he Maus 1844}*
Desportfw^ Biiili()p:raphie du Maine, pag. 205. G
Ettmüller, Michael E., geboren am 26. Mai 1644 zu Leipzig, studi
dai^elbst und ^^.u Wittenberg Mcdicin, machte daun eine grössere Reise dureb Itali
Fraukreicb, England und die Niederlande und erwarb sich 1668 die DoctoriÄ'tlr
Er babiiitirte sich l*i70 ala Privatdoeeut an der medieinif^ehen Eaeultät, wurde 16
zum Profcs?^or der Uotanik, bald darauf zum a, o. Prt^fessor der Chirurgie emaB
j^tarb aber schon am l^ Mitrz 1683 an einem chronii^ehen Lungenieiden, nach aodei
Angabeu in Folge elncB von ihm untornommenen ehemischen Yersuches. E. v
einigte mit einer umfasseoden Gelehrsamkeit eine groBse praktische Befthigi
und wurde ein eifriger Vertreter der durch SvLVrrs DE LA BOK begründe!
C h emia tr i e, deren Grundfiätze er mit grosser Gewandtheit auf Physiologie r
Pathologie auzuw enden verstand, so dass Hein Ruf als Lehrer eine grosse Z
von i^itudirendeu nach Leijizig zog. Er selbst bat wenig gesehrieben, der gröti
Theil der unter seinem Namen ersehieneuen Schrift en ist von seinen Schülern o\
Bein Zuthun ver(itlVutlrcbt worden. Als besonders bemerkenswerth sind herv
zuliebcn die ^Dimeriatio de chirurgia infasoria^^ (Lipsiae lfi6H}^ in welcher
das Ergebniss seiner Versuche mit Infusion verschiedener Arzneimittel in die Vei
* \i \ n Tli l eren o i i tl heilt, und die ^ Ckem m expirim enta Us a tq ue ra t io nalts curioi
ri684 herausgegeben von Al-^^feld), welche lauge Zeit hindurch als Lehrbuch <
Chemie und Pharm aeie sehr beliebt gewiesen ist. Die beste Ausgabe der unter I
Naoun er^chieuenen Schriften, besorgt durch K/s Sobn, ist in 3 Bänden 17
zu Frankfurt a. M. trschieiieu. — Ernst Michael E,, Sohn de^ Vorgenannt
gelioren au» 26. August 1673 zu Leipzig, erwarb nach Vollendung seiner mc
cimsehen Studien zu Leipzig , sowie in Holland und England, 1699 die Doct
würde in Leipzig. Bereits 1702 zum a. o* FrofcsHor in der medieinischen Facul
ernannt, wurde er 1709 zum ordentliehen Proft*ssor der Physiologie befördert i
tibernahm 1724 die ordcDtliohe Professur dvr l*athologie, welche er bis zu sein
am 25, Seidember 1732 (Tfo Igten Tode mit grossem Beifall venvaltete. Abgesel
vtm der Herausgabe der Werke seines Vaters, beschränkte sieh seine literaris<
ETTMÜLLER. — EUDOKÜS.
311
"hätigkeit auf Abfassung einer grossen Anzahl akademischer Gelegenheitsschriften,
. h. zum grossen Theile unter seiner Leitung geschriebener Inaugural-Dissertationen.
Verzeichnisse der Arbeiten beider E. finden sich in Haller's Bibl. med. pract.
I, pag. 173; IV, pag. 183. — Allgem. Deutsche Biographie. VI, pag. 400. Winter
EttmüUer, Gustav E., geboren am 7. April 1808 zu Gerosdorf in der
iehsischen Oberlausitz, studirte zu Leipzig Medicin und erwarb daselbst am 4. No-
emberl831 die Doctorwürde nach Vertheidigung seiner Dissertation y^De utroque
rare per sphacelum a corpore ultro sejundo". Er war darauf bei der gegen
ie Cholera in der Umgebung von Leipzig errichteten Contumazanstalt angestellt,
ing 1833 als Gerichtsarzt nach Oberwiesenthal, wo er gleichfalls gegen die von
►Ohmen aus einbrechende Cholera eine sehr erfolgreiche Thätigkeit entwickelte,
nd wurde 1838 zum Bezirksarzt in Freiburg befördert, in welcher Stellung er,
879 zum Medicinal-Rath ernannt, verblieben ist. Er starb am 14. November
881, nachdem er kurz zuvor sein goldenes Doctor Jubiläum gefeiert hatte. E.
ar ein feingebildeter, sehr gesuchter Arzt und hat sich um die hygienischen
erhältni8.se der Bergarbeiter vielfache Verdienste erworben, ausserdem auch leb-
aften Antheil an der Neugestaltung der Standes Verhältnisse der Aerzte Sachsens
enommen. In früherer Zeit hatte er femer vielfache Journalartikel aus dem Gebiete
er inneren Medicin verfasst, die jedoch von keiner Bedeutung sind, während seine
irbeiten „ Ueber die Anlegung von Flammenöfen zu Halsbrücke" (N. D. Ztschr.
Staatsarzneik. 1850) und „ Ueber die Krankheiten der Silherhüttenarbeüer in
en Freiberger Hättentoerken" (Arch. d. deutschen Med. - Gesetzg. 1858) von
leibendem Werthe sind. Winter
Ettner (E. von Eiteritz [Eutritzsch bei Leipzig?]), ein culturhistorisch
3br interessanter ärztlicher Schriftsteller, über dessen Lebensumstände wir wenig
isseu.. Er war aus Glogau gebürtig und nennt sich Römisch Kaiserlicher und
lönigl. Polnischer Rath und Leibmedicus. Er war Verfasser folgender medicinischer
'omane, welche im Grimm 'sehen deutschen Wörterbuch für den W^ortvorrath aus-
ezogen sind: y^Des getreuen Eckhart' s medicinischer Maulaffe, oder der ent-
irvte Marktschreier" (Frankfurt und Leipzig 1694; Neue Ausgabe 1719) —
Des getr, Eckh.^s unvnirdiger Doctor" (Augsburg und Leipzig 1697) — „Des
etr. Eckh,'s entlaufener Chymicus" (1697) — „Des getr. EckhJs verwogener
Viirurgus" (Augsburg und Leipzig 1698) — „Des getr, Eckh/s ungeunssen-
aßer Apotheker" (1700) — „Des getr, EckhJs unvorsichtige Hebamme"
Leipzig 1715) — „Des getr, EckhJs eröffnete Patienten st üb e" , Diese dickleibigen
Jücher, welche zu ihrer Zeit sehr beliebt gewesen sein müssen, geben in Form
ines Reiseromanes eine noch heute interessante Daretellung des Zustandes aller
weige der Medicin in verschiedenen Ländern. Ausser den oben angeführten
chriften hat Yj, noch verfasst: „Rosetum chymicum" — „Höllisches Ekron" —
Vorsichtiger und schneller Feld-Medicus" — „Gründliche Beschreibung des
tJgerschen Sauerbrunnens" (Eger 1699).
Jöcher. — W. Stricker in Virohow's Archiv. Bd. XXXVII, pag. 131.
W. Stricker.
Eudeinus. Mehrere Aerzte des Alterthuras. — 1. E., der Zeitgenosse
es HerophilüS, hat wie dieser als Anatom Bedeutendes geleistet. Gerühmt
werden seine Verdienste um die Nerven , Knochen- und Drüsenlehre. — 2. Der
lethodiker E. war Leibarzt der L i v i a , der Gemahlin des D r u s u s , zu der er
1 unerlaubten Beziehungen stand. Nach den Anführungen des Cael. Aurel. hat er
ber die Wasserscheu geschrieben.
PJin. nat. bist. XIX, §. 20. — Tacit.
He Imreich.
Galen, II, 890; IV. 646; VIII, 212.
an. IV, .3, 11. — Cael. Aur. acut. III, 11, 105.
Eudcxus von Knidus, Astronom, Mathematiker, Gesetzgeber und Arzt.
n der Medicin war er ein Schüler des Philistion von Lokri, in der Mathematik
312 EUpOXÜS. — EULENBERG.
des Archytas, in der Philosophie des Plato. Mit dem Arzte Chrysippi
bereiste er Egypten, wo er in die Lehren der Priester eingeweiht wurde. Seil
Schriften bezogen sieh auf Politik, Astronomie und Mathemathik, die Medicin schei
er nur als Nebensache betrieben zu haben.
Diog. Laert., VUI, 8. He Im reich.
Euelpides war der hervorragendste Augenarzt in Rom zur Zeit des Celsl'
der fünf Collyrien von ihm mittheilt.
Gels., VI, 6, 8, 17, 20, 25. Helmreich.
Enelpistus war ein bedeutender Chirurg in Rom zur Zeit des Celsc
Auch Scribonius Largus c. 215 erwähnt ihn.
Gels., VII praef. He Im reich.
Euenor, ein Arzt aus Argos, war um 388 v. Chr. in Athen thätig, ^
man ihn für seine Verdienste mit einem Ehrenkranz und dem Bürgerrechte belohnl
Nach Cael. Aurel. chron. III, 8, schrieb er ein Werk über Pathologie, „ Curatxonu
libi'i", das mindestens 5 Bücher umfasste.
Ran gab 6, Antiq. hellen, vol. JI. Inscr. 377, 378. He Im reich.
/Engalenus, Severinus E., wahrscheinlich im Jahre 1535 in Dokkii
(Friesland) aus einer reichen Familie geboren , studirte in Italien und Frankrei
(in Paris unter Ferneliüs) und muss 1560 (wo ist unbekannt) zunn Dr. Mc
promovirt sein. Nach langen Reisen durch England und Deutschland begann
1570 in seinem Geburteorte die Pi'axis auszuüben, ging später nach Hamburg ui
wohnte darnach in Emden (1586). Er schrieb eine Abhandlung: „De scarbu
über cum observationibus , quo omnia quae de stgnw eju^ diagnosticts d\
possunt contmentur animadversa^ (Bremen 1588, Leipzig 1604, Jena 1624, 163
Haag 1658, Leipzig 1662, Amsterdam 1720), durch Haller ausführlich erwähl
durch VAN SwiETEN („E. optime de scorbuto scripsit") gelobt und auch no
in unserem Jahrhundert durch Dolleman („Disquit, hiMor, de morbis endemü
apud Beigas" [Amsterdam 1824]) als verdienstliche Arbeit geschätzt, weil dara
hervorgeht , dass der Verfasser ein besserer Diagnostiker war und weit einfacl
in der Therapie vorging als die meisten seiner Zeitgenossen, und dass er den M«
hatte, die damals herrschenden galenischen Lehrsätze offen zu bestreiten.
C. E. Daniels,
d'Eugenianus , s. Baier, Johann Jakob B.
d'Eugenio, s. Augenio.
Engubinus, Geronimo E., und Felix E., s. unter Accoramboxi, y
der Nebenname „Eugubinus" versehentlich • weggeblieben ist.
*Eulenberg, Hermann E., geboren am 20. Juli 1814 zu Mülheim i
Rhein, studirte in Bonn und Berlin, später durch längeren Aufenthalt in Wi(
London und Paris. In Berlin hat E. unter Johannes Müller und Theod. Schwa
gearbeitet und die Monographie „ Ueber Tela elastica" geliefert, welche als Dispert
anatomica 1836 in Berlin erschienen ist. Seine Promotion erfolgte am 20. Augi
1836. Später wirkte er 10 Jahre in Lennep als praktischer Arzt und wurde 18
nach Bonn als Kreisphysicus versetzt. Gleichzeitig war er als Privatdocent c
gerichtlichen Medicin und Arzneimittellehre an der Universität Bonn thätig. 18
übernahm er in Koblenz die Stelle des Kreisphysicus und eines Medicinal-Ratl
am rheinischen Provinzial-Medicinal-Collegium, 1860 wurde er in Cöln Regierunj
Medicinal-Rath und 1870 vortragender Rath im Cultus - Ministerium , wo er nc
jetzt in Thätigkeit ist. Im Jahre 1853 begründete E. im Vereine mit A. Erli
MEYER sen., Mannsfeld und Bergmann (s. diese) das „Correspondenzblatt 1
Psychiatrie und gerichtliche Psychologie", welches später mit dem „Archiv \
Psychiatrie und gerichtliche Psychologie '^ verbunden wurde. — Schriften: „Ar
tomisch'pathologische Untersuchungen über die Schilddrüse" (Göttingen 1856)
EÜLENBERG. — EÜPHORBUS.
313
^Zur pathologischen Anatomie des Cretinismus*^ (Wetzlar 1857), gleichzeitig
y,IHe Heilung des QebärmuUervor falls nebst Beschreibung eines neuen Eystero-
phora*^ (Wetzlar 1857) — „Lehre von den schädlichen und .gißigen Gasen"
(mit Vohl, Brannschweig 1865) — „Da^ Medicinalwesen in Preussen** (Berlin
1874) — „Handbuch der Gewerbe- Hygiene xiuf experimenteller Grundlage"
(Daselbst 1876) — „Handbuch des öffentlichen Gesundheitswesens im Vereine
mit Fachmännern bearbeitet" (Daselbst 1881). Seit 1871 ist er Redacteur der
von Caspkr (s. diesen) begründeten und von v. HORN fortgesetzten „Viertel-
jahrsBchrift für gerichtliche Medicin und öffentliches Sanitätswesen". Für dieses
Organ, wie für die Zeitschrift vom ärztlichen Verein in Preussen und für die Berliner
klinische Wochenschrift hat er zahlreiche Abhandlungen geliefeiiic 'Re^.
*Ellleilburg, zwei Mediciner in Berlin. *Moritz Michael E., der
Vater, ist geboren am 15. Juli 1811 zu Letschin, studirte in Berlin von 1828
bis 1832 und promovirte daselbst am 24. Juli 1832, nachdem er bereits zuvor
bei der ersten Cholera- Epidemie 1831 in Schwedt und Angermünde seitens der
Regierupg commissarisch als Arzt angestellt worden war; seit 1833 prakticirte
ei in München und seit 1840 in Berlin. Hier begründete er im Jahre 1851,
nachdem er sich durch einen längeren Reiseaufenthalt in Stockholm mit den Prin-
eipien und der Technik *der LiNo'schen sog. schwedischen Gymnastik vertraut
gemacht hatte, das seinen Namen tragende Institut für Orthopädie und Heil-
gymnastik, in welchem die Heilgymnastik und Massage auf deutschem Boden zuerst
zn wissenschaftlicher Geltung gebracht wurden. 1879 zog er sich, nachdem er
1869 mit dem Titel Geh. Sanitätsrath ausgezeichnet worden war, von dieser
Thätigkeit zurück und lebt seitdem meist auf Reisen im Auslande. — Unter E.'s
zahlreichen Schriften ist ein älteres, seiner Zeit sehr geschätztes „Kurzgefasstes
Bandbuch der Akiurgie" (1834) zu erwähnen; die späteren beziehen sich meist
auf meehanische und operative Orthopädie und Heilgymnastik und erschienen sämmt-
lich in Berlin. Es seien genannt die Monographien: „Die schwedische Heilgymnastik,
Versuch einer wissenschaftlichen Begründung derselben" (1853) — „Die Be-
handlung der chronischen ünterleibsbeschwerden durch schwedische Heilgym-
rkastik" (1856) — Klinische Mittheilungen aus dem Gebiete der Orthopädie"
(1860) — „Die seitlichen Rückgratsverkrümmungen" (1876). Ausserdem zahlreiche
kleinere Journalaufsätze in der Deutschen Klinik, in Virchow*s Archiv und in
der Berliner klinischen Wochenschrift. — * Albert E., der Sohn, zu Berlin am
10. August 1840 geboren, vollendete seine medicinische Ausbildung in Berlin, Bern,
Zürich und wurde am 31. Mai 1861 promoviii;. Bis 1874 war er als Privatdocent
in Berlin, bis 1882 als ordentlicher Professor in Greifswald thätig; gab diese
Stellung jedoch 1882 auf und lebt seitdem wieder in Berlin, wo er eine Poliklinik
für Nervenkrankheiten errichtete. Wir verdanken ihm folgende (grössere) Arbeiten :
nDie hypodennatische Injection der Arzneimittel" (gekrönte Preisschrift, Berlin,
1. Aufl. 1864 ; 3. Aufl. 1875) — „Lehrbuch der NervenJcrankheiten" (Berlin 1. Aufl.
1871 ; 2. Aufl. 1878) — „Pathologie des Sympathicus" (Preisschrift, zusammen
mit P. GüTTMAKN [s. diesen], Berlin 1873) — „Die hydroelektrischen Bäder" (Wien
1883). E. hat seine schriftstellerische Thätigkeit besonders der physiologischen
Richtung auf dem Gebiete der Nervenkrankheiten dienstbar gemacht und dieselbe
auch durch eigene Versuche , z. B. über die thermischen (vasomotorischen) Centren
der Grosshimrinde , gefördert. — Ein hervorragendes Verdienst erwarb er sich
ausserdem durch die Herausgabe der „Real-Encyclopädie der gesammten HeiU
künde", die er mit den Wiener Verlegern ürban und Schwarzenberg plante,
1880 begann und 1883 in erster Auflage zum Abschluss brachte. B,ed,
Enphorbus , der Bruder .des Antonius Müsa, war Leibarzt des numi-
dischen Königs Juba-II., der eine von ihm gefundene und beschriebene Pflanze
seinem Arzte zu Ehren Euphorbia genannt haben soll.
Plin. nat. hist. XXV, §.77. Helmreich.
314 EURYPflON. — EUSTACHI.
Euryphon, einer der berühmtesten von der Enidisehen Schule herv
gegangenen Aerzte des Alterthums, wahrscheinlich ein etwas älterer Zeitgeno
des HiPPOKRATES. E. war vielleicht Verfasser mehrerer in der Hippokratiscl
Sammlung befindlichen Schriften, z. B. von „Trept StatTTj; Oytetv^ (de victu scUubri
vielleicht auch Bearbeiter von der zweiten Ausgabe der „Knidischen Sentenzei
Hervorzuheben ist, dass E. Blutungen aus Arterien und Venen unterschied, i
das» er die Phthisis mit der Milch von Frauen, Eselinnen und mit dem Gl
eisen behandelte. g Ha es er
Eustaclli, Bartolommeo E., wurde gegen Anfang des 16. Jahrhunde
geboren. Ueber das Leben des grossen Anatomen ist wenig bekannt. Man wei
dass er in San Severino das Licht der Welt erblickte, jedoch ist es zweifelhj
ob es das San Severino in Calabrien oder das in der Mark Ancona ist. Er ¥
Leibarzt beim Herzog von Urbino, ging dann mit Cardinal della Rovere m
Rom und ward hier Stadtarzt und Professor der Anatomie am Studio della Sapien
Nach langer Lehrthätigkeit legte er bei herannahendem Alter, auch durch Kräi
lichkeit (er litt an gichtischen Beschwerden) bewogen, sein Amt nieder und st
im August 1574 auf einer Reise nach Fossombrone, wohin er wegen einer Krai
heit des Cardinais della Rovere gerufen war. Na^h Aeusserungen in seh
Schriften niuss er in dürftigen Verhältnissen gelebt haben. — E. war ein gros
Anhänger des Galexos und suchte diesen gegen die vielen Angriffe der neuei
Anatomen, besonders Vesal's, in Schutz zu nehmen. Aber unähnlich dem Jacoi
Syi.vjus, der in seiner Erregtheit alles Neuere oft mit den lächerlichsten Grüne
zu widferlegen suchte , waren es bei E. die eingehendsten , sorgfältigsten Inl
suchungen, auf deren Basis er nicht allein Galen's Vertheidigung gründete, sond
auch im Allgemeinen Vesal's Ungenauigkeiten zu verbessern suchte. Freilich tr
auch ihn sein galenischer Eifer zu weit, und im Alter gestand er selbst ein („Lih
de multitudine" [Leyden 1746]), jetzt von manchen Irrthümern Galen's üb
zeugt zu sein. Dies nimmt ihm aber nichts von dem Ruhme, einer der gross
Anatomen gewesen zu sein, die je gelebt haben. Dieser Ruhm gebührt ihm wegen sei
mit minutiöser Sorgfalt vorgenommenen Zergliederungen, wegen der vielen Ricbl
Stellungen und Entdeckungen, gebührt ihm als erstem vergleichenden Anatom
Denn in den kleineren Abhandlungen über die Nieren und die Zähne bringt
nicht allein entwicklungsgeschiehtliche Forschungen über die verschiedenen Lebe
alter vom Fötus an, sondern zieht auch, als der Erste, die anatomischen Verb
nisse im Thierreiche zum Vergleiche und zur Erläuterung herbei. Anch den
Sectionen gefundenen pathologischen Veränderungen wandte er seine Auf merk«
keit zu. Bei Lebzeiten E.'s erschienen nur einige kleinere Werke: „lAbellui<
renihus^ (Venedig 1663, 4.) — ^Libellus de dentibus^ (Daselbst 1563, 4.) i
.yOpuscula anntomica^ (Daselbst 1564, 4.), worin, ausser den beiden el
genannten Abhandlungen, die Libelli „De motu capitis^ — „De vena sine pari**
„De vena communi profunda brachii^ und „De organo audilMs" enthaJ
sind. Hervorzuheben ist, dass E. in der Schrift über die Nieren schon Vm
gebracht hat, was Bellini in seiner gerade 100 Jahre später erschienenen Abha
lung als seine Entdeckungen ankündigte. Dieser entschuldigte sich später freil
damit, ihm sei das schon damals seltene EuSTACHi'sche Buch unbekannt gewes
Den „Opusc. anatom," hatte E. acht vortrefflich gezeichnete Kupfertafeln 1
gefügt. Sie bilden nur einen kleinen Theil einer grossen Anzahl (47), die
grosses anatomisches Werk , das den Titel : „ De dissensionibus de contraver.
anatomicis^ führen sollte, zu illustriren bestimmt waren, und die E. nach sei
Angabe (De renibus cap. XVI) schon 1552 vollendet hatte. Vor Ausführung sei
Absieht ward E. vom Tode überrascht und die Kupferplatteu gingen, da E. kinde:
war, in den Besitz eines Verwandten, Pier Mattco Pini aus Urbino, über i
blieben versehollen bis zum Anfange des 18. Jahrhunderts, wo der päpstliche L
arzt Lancisi sie bei Pini's Erben, der Familie Rossi, auffand und zusami
EUSTACHI. - EVE.
315
nit den schon veröffentlichten Tafeln und eigenen Commentaren herausgab („ Tabulae
matomtcae Barth, Eustachü, quas e tenehris tandem vindicatas praefatione
wtisque tllustravit ac publici Juris fecü J. M, Lanctsi" [Rom 1714, Fol.]). Der
Kommentar des E. wurde nicht aufgefunden und ist auch bis jetzt verschwunden.
Jon jenen Tafeln sind eine Anzahl Ausgaben erschienen, deren beste von Bernh.
;iEGF. Albin (s. diesen) herrührt. MaxSalomon.
Eustathius , der Sohn des Oribasiüs, ist vielleicht identisch mit dem
Irzt E., an welchem der heil. Basilius zwei Briefe (80, 81) richtete.
Helm reich.
Eutropius, ein Arzt aus Burdigala (Bordeaux), dessen Schriften sein
iandsmann Marcellus benützte.
Marcell. , Empir. de medicam. praef. Helmreich.
* Evans, Thomas W. E., amerikanischer, in Paris lebender Zahnarzt,
at sich besonders dadurch verdient gemacht, dass er die während des amerikanischen
lOr^erkrieges geübte Sanitätspflege theils durch Schriften, noch mehr aber durch
ine während der Weltausstellung von 1867 zu Paris von ihm veranstaltete Special-
usstellung von Sanitätsmaterial in Europa bekannt werden liess. Zu den erst-
enannten gehören: „La commission sanitaire des Etats- Unis, son arigine^ son
rganisatton, etc.^ (Paris 1865; 5. 6dit. 1867) — „Essais d'hygiine et de
[erapeutique milttaires prisentds h la commission sanitaire des Etats- Unis etc. "
Paris 1865). Nach eigenen Anschauungen gab er über den deutsch- österreichischen
^rieg 1866 einen mit der Beschreibung eines Ambulanzwagens und dem Katalog
?iner Ausstellung im J. 1867 verbundenen Bericht in französischer und englischer
prache heraus: „Les institvtions sanitaires pendant le conflit nystro-pruftsien-
alien, suim etc.** (Paris 1867) — „Sanitary institutions during the Aut^tro-
\ussian-Italian conflicts; etc." (3. edit. 1868) — femer: „History and description
f an ambulance-wagon constructed in accordance mth plans furnished by the
riter" (Paris 1868) — ^j Report on instruments and apparatus qf medicine
irgery and hygiene, .... and sanitary institutions in Europe" (Washington
868) — „Dental surgery and the material which it employs, forming part
^ a report on class XI, group II, Paris Exposition 1867, pr epared for the
^perial commission" (Paris 1868). Endlich erschien von ihm nach der Belagerung
)n Paris: „History of the American ambulance established in Paris during
e siege of 1870— 71 etc." (London 1873).
Indcx-Cataloguc. IV, pag. 389. G.
*Evatt, Georg Joseph Hamilton E. , Surgeon-major in der eng-
jchen Armee, studirte in Dublin, wurde M. D. Qu. Univ. Irel. (hon.) 1863 und
it eine umfangreiche schriftstellerische Thätigkeit auf dem Gebiete des Militär-
nitätswesens entfaltet ; so erschienen von ihm: „On the intellectual development
'^ the British saldier" (1872) — n^'f*^ medico-military topography of the
ersian gulf etc." (Blaubuch der Armee, 1874) — n^^he cause and eure of
nmy drunkenness" (Preisarbeit, 1876) — „On the interior economy of ai-my
^spitals in India" (Ind. med. gaz. 1877) u. Aehnl. j^^^l
Eve, Paul Fitzsimmons E., zu Nashville, Tenn., war in Richmond
Dunty, bei Augusta, Ga., am 26. Juni 1806 geboren, studirte Medicin in Philadelphia
iter Charles D. Meios, wurde 1828 daselbst Doctor, hielt sich von 1829 — 31
Grossbritannien und Frankreich auf, leistete 1831 Dienste in den Spitälern zu
Warschau während der polnischen Revolution und wurde, in sein Vaterland zurück-
Bkehrt, 1832 Professor der Chirurgie in dem zu Augusta eben errichteten Medical
öllege of Georgia. 1850 wurde er zum Nachfolger von Professor Gross an der
niversität von Lousville, Ky., ernannt, nahm aber bereits 1851 den neu errichteten
ehrstuhl ^er Chirurgie bei der Universität von Nashville au, woselbst er dauernd^
316 EVE. — EVERS.
mit Ausnahme der Zeit des Kriegeis, bis zu seinem Tode verblieb, indem er ei
Reihe anderweitiger Berufungen ausschlug. Er stand 1846 während des mexika
sehen Krieges an der Spitze der in die Ünions-Armee berufenen freiwilligen Chirurg!
war 1859 während des italienischen Feldzuges daselbst anwesend, wurde 18
Surgeon General von Tennessee und verlor bei der Einnahme von Nashville
sein Eigenthum. — Als Lehrer hatte er ausserordentliche Erfolge; als Chin
konnte er der American Medical Association 1870 zu San Francisco yylTie synof
and analysis of 100 cases of liihoixymy, chießy by the bilateral method" v
legen und war auch anderweitig ein sehr glücklicher Operateur. Sehr bekannt i
nützlich ist seine „Collection of remarkable cases in surgery" (Philadelphia 185
eine Sammlung von sehr bemerkenswerthen chirurgischen Fällen aus allen Literatur
namentlich der amerikanischen, geworden. Die Zahl der von ihm in der Zeit i
1827 — 1877 veröffentlichten niedicinischen Aufsätze beläuft sich auf nicht weni
als 625, darunter mehr als 200 Biographien hervorragender Aerzte des Südweste
für Johnson's Encyclopedia. Bei dem hundertjährigen medicinisehen internationa
Congress 1876 wurde ihm die Ehre zu Theil, die Adresse über Chirurgie zu halt
Er war eine Reihe von Jahren (1845 — 53) Mitherausgeber des „Southern Medi
and Surgical Journal*", später (1851—58, 1866—67, 1870—71) des „Nashv\
Journal of Medicine and Surgery^ und war einer der ersten Präsidenten (18;
der American Medical Association. Am 3. November 1877 starb er beim Besii
eines Kranken.
T. Chalniers D ow in Transactioiis of the American Medical Association, Vol. XX
1878. pag. 641. e„,„
Everaerts. Ausser dem Naturphilosophen Anton E. in Äüddelburg, i
aber auch gleichzeitig Arzt und Anatom war und 1661 über die Ursachen i
Syphilis schrieb,' sind zu nennen: AegidiusE., in Berg-op-Zoom, Verfasserei
Buches über den Tabak als Panacee (Antwerpen 1583), und Martin E. we;
Hder von ihm begründeten „Ephemeridae meteorologicae^ j die von 1582 ab zw
in Antwerpen, dann in Heidelberg, und zwar bis 1615, publicirt wurden.
van den Corput. — Bec
Evers, Otto Justus E. , aus der Gegend von Eimbock, 1728 — 18
■ war Militär- und Hospitalarzt zu Hannover und besuchte nach dem siebenjährij
I Kriege ausländische Hospitäler, hielt sich dabei 7 Jahre in Paris auf und widn
[1 sich unter Legat mit Eifer der pathologischen Anatomie. Ausser einer gros
Anzahl von Beobachtungen, die er in den chirurgischen Fach - Zeitschrii
publicirte, gab er monographisch heraus: „Zur Bereicherung der Wundarzt
kunst und Arzneigelehrsamkeit^ (Göttingen 1787), eine Anleitung für Chirurj
in Fällen criminnler Verletzungen (Stendal 1791) und „Ueber den Infarct
(Daselbst 1794).
Dict. bist. II. Re<
*Evers, Johannes Christian Gottlob E., 1818 im Haag geboi
studirte 1836 — 40 in Lcyden und promovirte mit einer „Dissert. continens brei
conspectum n^orbomim hoc anno in clinico GL G, Pruys van der Hoez
observatorum** . Damach studirte er in Paris unter Andbal, Chomel, Cküveilh
und Velpealt, hörte in Wien Skoda und Rokitansky und in Berlin Schönl
und Simon. Im Haag als praktischer Arzt bis 1864 , nach dem Tode von P
J. M. SCHRANT in Lcyden als Prof. med. clin. thätig, wirkte er daselbst biß 18
wo er einer Magenkrankheit wegen seine Entlassung nahm und sich wieder
Haag als consultirender Arzt niedcrliess. Er war 1842 — 44 Mitredacteur von
Zeitschriften „Boerhaave" und „Journal mödical", welche beide bald darauf aufhör
lieferte eine statistische Arbeit: „De sterfte der kraamvrouwen voor eene et
en Üians^ (1864) und publicirte (1882) eine sehr ausführliche Arbeit: „Bydr
tot de levolkingsleer in Nederland^ , q E, Daniel
EVERSBÜSCH. — EWALD. 317
* Eversbusch, Oscar E., aus Haspe in Westpbalen, am 26. Mai 1853
boren, studirte in Bonn und München (Koester, V, Röthmund, SAEmsCH);
77 erfolgte seine Promotion. Seit 1882 ist er als Docent der Augenheilkunde
München thätig und publicirte: „Beiträge zur Genese der serösen Iriscysten^ —
Beiträge zur Embryologie und Teratologie des Glaskörpers" — ;, Bemerkungen
w die Anwendung der Antiseptica** (sämmtlich in den Mittheilungen der
nchner Üniversitäts- Augenklinik , Bd. 1). Auch in der von Bkrlin (s. diesen)
i E. herausgegebenen „Zeitschrift für vergleichende Augenheilkunde" (Jahrg. I)
chienen von dem Letzteren mehrere Arbeiten. Die jüngste ist eine Monographie
'eher einige Veränderungen der Plica semüunaris" (München 1883), ^^^
Eversmanil, Eduard E., geboren 1794 in Berlin, wurde 1814 in Halle
. phil. und Magister der freien Künste, kam dann nach Russland, woselbst sein
ter Director der Gewehrfabrik Slatoust am Ural war. Nach abgelegtem Examen
rde E. am 31. August 1816 in Dorpat zum Dr. med. promovirt (Diss. : „De
temate gangliorum et cerebrali**)^ dann erhielt er eine Anstellung als Arzt in
tonst, nahm 1820 — 1821 Theil an einer russischen Gesandtschaft nach Buchara,
ehdem er eine Zeit lang in Orenburg als praktischer Arzt gelehrt hatte, betheiligte
sich 1825 — 1826 an einer kriegerischen Expedition auf dem Kaspischen Meere
I wurde endlich 1828 ordentlicher Professor der Zoologie und Botanik an der
iversität zu Kasan, machte von hier aus wiederholt Reisen nach Orenburg,
rachan, Saratow, Kaukasien, war einige Male in Deutschland, Frankreich und
ieo und starb als Prof. emerit. 1860. E. hat sich stets nur mit Zoologie
ehäftigt und eine grosse Anzahl zoologischer Abhandlungen verfasst, welche
ist im Bulletin der Moskauer Naturforscher-Gesellschaft abgedruckt sind. Be-
ders zu nennen ist seine „Fauna lepidopterologica Volga- Uralensis" (Casan
14) und „Reise von Orenburg nach Buchara" (Berlin 1823).
Recke-Napiersky, I, 534. — Beise, I, 176 (woselbst die einzelnen Abhand-
;en E.*s speciell aufgeführt sind). — Russ. Encycl. von Beresin. Bd. XVI, pag. 309.
L. Stieda.
Everts, Bernardus HenricusE., 1810 in Arnhem geboren, studirte
J6 — 30 am Athenäum in Deventer, darnach an der Leydener Universität , wo
1834 promovirte {„De haematosi"). Er etablirte sich als Arzt in Deventer
[ war daselbst 1839 — 47 Arzt an der Irrenanstalt. Da er zum Primararzt der
en zu eröffnenden Irrenanstalt Meerenberg, bei Haarlem, ernannt wurde, machte
eine grössere Reise durch Europa, bis er im Juni 1849 dieses Amt antrat.
Einrichtung der Anstalt war nicht der Art, dass E. das no-restraint-System
aittelbar einführen konnte. Als jedoch 1852 die Anstalt vergrössert werden
iste, machte E. die dafür geeigneten Pläne und so wurde durch seine eifrigen
Qühungen Meerenberg die erste Anstalt auf dem Festlande Europas, in welcher
Zwangsmittel fast ganz nachgelassen wurden, ein Vorbild für viele Irrenhäuser
Deutschland und Frankreich. Bis 1874 war E. in dieser Richtung auf Meereu-
% vorzugsweise als Director (mehr denn als Arzt) wirksam, da er, obgleich
senschaftlich so geschätzt, dass ihm eine Professur in Amsterdam angeboten
rde, die Behandlung der Kranken grösstentheils seinen Assistenten überliess.
ihm durch die Regierung 1865 aufgetragene Organisation des Irrenwesens in
derländisch-Ostindien lehnte er ab, tibte vielmehr von 1874 bis zu seinem
^3 erfolgten Tode die consultative Praxis in Arnhem aus. Ausser den drei
en Jahresberichten über die Anstalt Meerenberg und einigen kleineren Artikeln
er Schriften nicht geliefert. q E Daniels.
Ewald, Benjamin E. , geboren am 28. October 1674 zu Danzig,
lirte Medicin in Königsberg, Erfurt und Halle, wo er unter Stahl 1697 pro-
rirte (Diss. : „De impotentia virili^) und Hess sich 1 701 in Königsberg als
ktischer Arzt nieder. 1707 ward er daselbst zum ausserordentlichen und 1718
1 ordentlichen Professor in der medieiniseben Facultät ernannt, starb aber schon
318
EWALD. — EWICH.
am 24. October 1719. Er hat eine Menge kleinerer Abhandlungen geschrieb
die von geringem Werthe sind und die man vollständig in Hallbr's Bibliothi
medicinae praeticae und Bibl. anatomica verzeichnet findet. j£ax Salomoi
* Ewald, zwei lebende Mediciner, Brüder. — Der Aeltere, *Karl Anton
geboren zu Berlin am 30. October 1845, studirte hier, dann in Heidelberg i
Bonn unter Pflüger, Frbrichs, Virchow. Am 25. März 1870 erfolgte se
Promotion („Zur Histiologie der Speicheldrüsen^), Nach einer mehrjäbri|
Thätigkeit als Assistent der FRERTCHs'schen Klinik habilitirte er sich als Doc
1874, wurde 1882 ausserordentlicher Professor und übernahm im gleichen Ja'
die Redaction der „Berliner klinischen Wochenschrift". Von ihm rühren zahlreii
Arbeiten , theils physiologischen , theils klinischen Inhaltes her. In ersteren
wesentlich die physiologisch-chemische Richtung, in letzteren sind die Rrankbei
der Brust- und Verdauungsorgane vertreten. Von grösseren Publicationen sind
nennen die Abhandlung: „lieber die operative Behandlung pleuritischer Ex
date" — „Die Lehre von der Verdauung^ (12 Vorlesungen, Berlin 1880)
yjZur Ga^ometrie der Transsudate^* (2 Abhandlungen) — „Zur Transpirat
des Blutes^ — „lieber das Verhalten der Gefässe bei Morbus Brightii^
„Die Arzneiverordnungslehre^ (nach der neuen Pharmacopoe herausgegeben, Bei
1883) und kleinere Arbeiten zur Physiologie der Verdauung und über Krai
heiteu des Verdauungssystems. — Der jüngere Bruder, *Juliu8 Richard
geboren zu Berlin am 14. Februar 1856, studirte in Heidelberg, Leipzig und 8tra
bürg. Seit 1881 Assistent des physiologischen Laboratoriums, seit 1883 Docent
der Universität zu Strassburg, hat er sich besonders mit der physikaliscb-mechaniscl
Seite der Physiologie beschäftigt: „Der normale Äthmungsdruch und se
Curven^ — „Eine neue Methode, den Druck in den Lungen zu messen'^
„Lst die Lunge luftdicht?^ (mit R. Kobert) — „lieber das Verhalten (
SäugethierherzenSf wenn Luft in dasselbe geblasen wird^ etc. ßgj|
*Ewart, Joseph E., in Brighton, wurde M. D. St. And. 1853, war
Assistent vornehmlich am Guy's Hospital thätig und erlangte die Mitgliedsch
des Hoyal Coli, of Phys. zu London 1881. Er war längere Zeit in der Bengaliscl
Armee wirksam und fungirte als Professor der Physiologie am medicinischen Collegi
zu Calcutta; daselbst auch als Präsident der dortigen medicinischen Vereini^ui
als consultir ender Arzt an den namhaftesten Hospitälern und als Herausgeber i
Eigentbümer der „Indian annals of med. sc." In diesen publicirte er seine st
stischen Armee- und G^efängnissberichte, den Katalog der medicinischen Sammlung
zu Calcutta, die Revuen über die Krankheiten in Indien , die Giftschlangen i
die durch sie verursachten Todesfälle, die Phthisis in der indischen Armee c
In die gelesensten englischen Wochenjournalc der Jahre 1879 — 1883 gingen se
zahlreichen Aufsätze über den Typhus in Indien über. Noch neuerdings erschiei
Arbeiten : „ On the excessive mortality among wonien and children on
European äriny et India^ (Trans, of the epid. soc. 1883). ^^^
* Ewart, J. Co s s ar E., Professor und Director der sc*hotti8chen zoologiscl
Station zu Edinburg, daselbst CM. (hon.) 1874, reiste auf dem Continent i
hielt sich besonders in Strassburg auf. Er bereicherte die Mediciu durch
Arbeit „The minvte structure of the retina and vitreous humar^ (Joum.
anat. and phys. 1874) und „Life history of bacillus anthracis^ (Quart. Jou
microsc. sc. 1878). Seine sonstigen Schriften sind vergleichend-zootomischen Inha
Red
Ewich, Johann von E., in Bremen, war 1525 zu Cleve gebor
bereiste Deutschland und Frankreich, studirte Medicin in Venedig und Padua i
wurde 1559 an letztgenannter Universität Doctor. In jener Zeit der Religio
Zwiste Hess er sich in Bremen als Arzt nieder, beschäftigte sich aber ai
mit theologischen Forschungen, als deren Frucbt mehrere Schriften erschien
EWICH. - FA'SELEIN.
319
12 erhielt er das Amt eines Stadtphysicus, wirkte mit Eifer während der 1564 — 1 566
Deutschland wüthenden Pestepidemie, schrieb später ein seiner Zeit classisches
rk, namentlich in sanitätspolizeilicher Beziehung: „De officio ßdelis et pru-
tis magistratus tempore pestilentiae rernpubltcam a contagio praeservandi
randique libri duo" (Neustad 1582; Bremen 1656; deutsche üebersetzung
JuSTUS MOLLERüS, Mühlhauscn 1584) und gab eine andere auf die Pest
Qgliche Schrift: nDte Pestilenz, ob sie eine anfällige Seuche sei, und in-
fem ein Christenmensch ihr weichen möge** (Basel 1582) heraus. 1582 begann
mit grossem Erfolge öffentliche Lehrvorträge zu halten und machte sich durch
j gegen Hexen und Hexenprocesse gerichtete Schrift: „De sagarum quds vulgo
eficas appellant, natura etc," (Bremen 1583), die nicht ohne nachhaltige
■kung blieb, verdient. Als 1584 das Gymnasium illustre in Bremen gegründet
'de, erhielt er die Professur der Medicin; er starb aber bereits am 7. Februar^
18, nachdem er sich um das wissenschaftliche Leben und Studium in Bremen
sse Verdiense erworben hatte.
Bremische Aerzte, pag. 36. <».
*Exiier, Siegmund E., geboren am 5. April 1846 zu Wien, studirte
r und in Heidelberg (Brücke; Helmholtz). Promovirt am 23. Deoember 1870,
er 1871 als Assistent und seit 1875 als Prof. extraord. am physiologischen
itute der Universität in Wien in Thätigkeit. Ausser der grösseren Arbeit:
le Localisatiun der Functionen in der Orosshimrinde des Menschen^ (Wien
II) sind zahlreiche Abhandlungen, insbesondere auf nervenphysioiogischem und
siologisch-optischem Gebiete, von ihm veröflentlicht. ^e^
Eyerel, Schüler Stoll's und fleissiger Compilator, ans Kaiserheim in
waben, 1740 geboren, gab die unter Stoll's Leitung gesammelten „Obser-
iones medicae" (Wien und Leipzig 1786); sowie „Commentaria in Maximi-
li Stall aphorismos" (Wien 1788 — 1793), die nach Vorlesungen desselben
fassten Dissertationen (Daselbst 1788 und 1792), einen „Commentar zu StolVs
herlehre** (Wien 1793 — 1794), eine ^Medichiische Chronik** (Daselbst gleich-
ig) — nDie Pfuscherei in der Arzneikunst** (Breslau und Leipzig 1801) und
5 Compilation über Syphilis nach Swediaür (Wien 1802) heraus.
Dict. bist II. Red.
Eyrini d'Eyrinis, gebürtig aus Russiand, lebte im 17. Jahrhundert in
ichätel (Schweiz). Er entdeckte eine Asphaltmine und beschäftigte sich mit
«neben über die Anwendung eines aus Asphalt dargestellten Oeles in ver-
ledenen Krankheiten der Haut, vgl. Diss. : „Sur V Asphalt ou ciment naturel
c la manih-e de Vemployer et les utilitds de Vhuile qu'on en tire** (Paris
fl). E. publicirte auch mehrere deutsche Abhandlungen über denselben Gegenstand.
U n g e r.
Eysel (der Aeltere), Johann Philipp E. (Eyssel), geboren zu Erfurt
►2, gestorben am 30. Juli 1717, studirte zu Erfurt und Jena, promovirte 1680
Erfurt, wurde gleichzeitig auch Poeta laureatus; er war Physicus in Borken
jstphalen), seit 1684 Arzt in Erfurt, 1687 Prof. extraord. der Medicin daselbst,
►3 ordentl. Professor der Pathologie, 1694 der Anatomie, Chirurgie und Botanik,
L5 auch Mitglied der kaiserlichen Akademie der Naturforscher. — Andreas E.,
jüngere Bruder, wurde Dr. med. zu Erfurt 1693.
BiogT. univ. W. »Stricke r.
*Ey8elein, Oscar E., geboren zu Castell in Unterfranken am 13. November
17, studirte in Würzburg, Erlangen, Tübingen, Leipzig und Wien, wurde 1871
movirt, 1872 zu München approbirt und wirkt seit 1876 in Blankenburg am
rz als Director einer Heilanstalt für Nervenleidende. Neben kleineren Schriften
►licirte er: „Zur Organisation der öffentlichen Gesundheitspflege im Uerzog-
m Braunschweig** (Berlin 1880) — yj Tisch für Nervenkranke** (Karlsbad 1883),
l[
m
. \
Mit
[:
#
i
^4vr
■f
f f
320
EYSELEIN. — EZLER.
hygienische und statistische Aufsätze im Monatsblatt für öffentliche Gesundheit
pflege für Braunschweig, desgleichen medic. Aufsätze in Wochenschriften etc. ■
„üeber Nervosität" (Vortrag. 1884) — „Ueber Erinnerungstäuschungen** (Arcli
für Psychiatrie). ^^^
Eyssonius, Vater und Sohn. — Der Erstere, Henricus E. , 1620
Groningen geboren, studirte daselbst 1639 — 1649 (wovon einige Jahre Theologi
und promovirte unter A. DeüSING zum Dr. med. mit der „DisptUcUio de ap
plexia". Er wurde dann praktischer Arzt in Groningen und 1654, als DsusD
den anatomischen Unterricht völlig vernachlässigte, zum extraord. Prof. anatomi
ernannt. 1665 wurde er Prof. med., nachdem ihm ein Jahr früher das Doctor
der Philosophie honoris causa verliehen ward. Dass er ein tüchtiger Anatom wa
erhellt unter Anderem aus einer streng wissenschaftlichen Abhandlung : „ Tractai\
anatomicus et medicus de ossibus infantis cognoscendis^ conservandi^ et curandu
(Groningen 1659) und aus seinem „Collegium anatomicum, sive omnium huma
corporis partium kistoria". Welche Unterrichtsmethode ihm als die beste vorkai
legt sein „Sj/ntagma medicum minus, solidiora medicinae generalis ßindamem
exhibens" (Groningen 1672) dar, eine sehr lesenswürdige Arbeit. E starb 1690.-
Rudolph E. , der Sohn, wurde im Jahre 1655 in Groningen geboren ni
promovirte daselbst im März 1679 (Diss. : „De febre aquosa"). Da er ad
gute literarische Studien gemacht hatte, wurde er bald Docent an der lateinisch!
Schule, 1695 Prof. bot. an der Universität, 1696 Prof. ehem. et. anat. und 17(
auch Prof. ord. med. , welches letztere Amt er jedoch nur ein halbes Jahr an
füllte, da er schon im November 1705 starb. Er schrieb nur botanische Abhan
lungen, wovon „Sylvae mrgüianae prodromus, sive specimina phHologica-botani.
de arboribus glandiferis** (Groningen 1695) und zwei Dissertationen : „Defagc
und „De castaneis" die am meisten bekannten sind. q g Danißls.
Ezler, August E., Arzt zu Wittenberg am Anfange des 17. Jahrhundert
verdient Nennung als Vertreter der iatro-mathematisehen Richtung, wie sie i
seinem „Introductorium iatro-mathematieum** (Halle 1622) und „Isagoge physid
magico-medica" (Strassburg 1631) niedergelegt ist. Seine Promotion scheint -
laut einer gleichsinnigen Dissertation — zu Halle 1613 stattgefunden zu habei
Biogr. m6d. IV. Bei
l ' 1
F.
»leiijenigen Namen, welche bald mit F. bald mit Ph oder mit V geschrieben werden, ist
dies ausdrücklich vermerkt.
Die Namen der Ende 1884 noch Lebenden sind durch * markirt.
Fabbra , Arztfamilie iu Ferrara , deren ältestes Mitglied , Francesco
[ I a F., Schriften nicht hinterlassen hat. L u i g i d e 1 1 a F., des Vorgenannten
bn, ara 25. November 1655 geboren, wurde 1678 durch H. Nigrisoli pro-
rirt, wirkte 6 Jahre als Leibarzt eines Marquis von Bentivoglio und nahm
n einen Lehrstuhl in Ferrara an. Mit Erfolg lehrend, hat er nur ^Düsertt.
'jftco-medicae'^ (Ferrara 1712) hinterlassen. — Ein späterer Träger dieses
nens ist Ange della F., Anhänger Bellini's und Verfasser von: „Lettera
yrno alle febri in generale^ (Ferrara 1752). j^^^l
■^Paber. Aus älterer Zeit sind schriftstellerisch bekannt folgende F. :
h e r t F. , ein 1515 geborener Niederländer , der nach Paris und später nach
1 ging, um hier am „Dispensatorium Coloniense*^ mitzuarbeiten; —
ludius F., Verfasser einer „Paraphrasis in Clnvdii Oaleni libnmi tic,"
on 1550) und eines „De peste curanda liber^ (Paris 1568). — George F.
i mehrmals in den Werken des Fabriciüs Hildanüs erwähnt, dessen Freundschaft
jich in jungen Jahren erworben hatte; er studirte als Schüler von Casserio
Padua. Von seinen Briefen über medicinisehe Fragen finden sich einige in
Iorndng's Sammlung (Nürnberg 1625) abgedruckt. ^^^
Faber, Johann 1. F., wurde 1566 in Nürnberg geboren und studirte
ücin in Basel. 1597 in seine Vaterstadt zurückgekehrt, prakticirte er dort und
fo am 7. Februar 1619. Literarisch ist er wenig hervorgetreten; ausser einer
^istola de calculis in corporis humani partibus inventis^ (abgedruckt in
Observationes medicinales von G. Horst [Ulm 1628 , 4.]) schreibt man ihm
I „Oratio funebins de Andro Planero^ (Tübingen 1607, 4.) zu.
Max Salomon.
Paber, Johann 2. F., ward 1570 zu Bamberg geboren, liess sich dort
ii als Arzt nieder und beschäftigte sich mit Vorliebe mit Botanik und Anatomie,
st Urban VUL berief ihn als Professor der Medicin und Botanik nach Rom,
F. 1640 starb. Er war ein kenntnissreicher und gelehrter Arzt. Er schrieb :
ymmentarius in imagines illustrium virorum Fulvii Ursini" (Antwerpen
»6, 4.) — „Disputatio de nardo et epithymo ad versus Josepfiutn Scaldgerum^
n 1606, 4.) — „ Annotat iones in Hernandez thesaurum rerum medicarum
Uogr. Lexikon. II. 21
3se
FABER. — FÄBRICE.
1^
JSoüae iiwpanifte*^ (Rom 1648 — 1651, fal.) — „L^c ammalibus mdicis ap\
M€xkum- (Rom 1628, folj. Max S^Iobioil
Faber, Albort Otto F,, gelioren in der engten Hillfr« des 17. Jahrliunde:
zu Lübe*;k, prakticirte zuerwt iu öciiier Vaterstadt, midaiui in Hamburg, Niiehdi
er darauf ktirzere Zeit Leibarzt des Forsten von S u l z b a c h gewesen j fidgtt*
einem Rufe Köoig KarTs IL von Hnjafland als Armeearzt nach London nud %U
dort im Jabre 1666. Man bat von ihm folgende Werke: ^y Paradoxa de mar
galUco^ (Alton» 1660, 4.J und ^Praciica receiiJifftio de auro potabili medicinü
ejusque virlule'' (Amsterdam 1672, S.). ^ax Salomon
Paber , J o h a u n Äf a t tb i a s F. » gehon^n zn Augsburg , ward Leiba
des Herzog« von Württemberg, Stijdtarait zn IIeflbn>nn und MatI) am 21. Septenil
1702, AuRfier eiuer jjiei^rhreihunij de^ Wild- oder Ileifhrunven zu Engheu
(Frankfurt 16 61^ 4j haben wir von ihm noeh einige pbarmakologische Schrift
Max SalomoD
Faberi, s- Araber VlII,
Fabre . 1* i e r r e - J e a u F. ^ Ende det^ 1 6 . Jahrhunderts geboren ,
Müntpetlier ansgetnhiet , übte seine Kunut in seiner Vaten^tadt Castelnaudanr a
Er sorgte dnreb Frablerei mit allerlei myrttiseben Mitteln dafür, sich unter seil
Zeitgeuot^wn berühmt zu maeben und schrieb viele, zum Theil mehrfach aufgele
Werke nuter ithnliebeu Titeln, wie das ^Pid/aduim j^pagi/ncum" (Toulouse 16'
Strassiburg 1632) — ^Chtrurgh spafjifnca^ in qua de morhis cutaneis omnil
melhodivt affitur ett\" (Toulouse 1626; Stra^isburg 1632j — • „Myrothecium sj
{jyricum^ (Toulouse 1628, 1646; Leipzig 1632J -^ ^Hercules pio-chemicus ei
(Toulouse 1634) — ,,Iieim<jnuculum olt-himi^te*' (Oa«eibst 1645) — „De m
potahili vedichiali'^ (Frankfurt 1628) und ülinlichc. Endlich sind als „Op
mtdico-rliymicii^ (2 Bde., Frankfurt 1652, 1656; deutsch Hamburg 1713, 17.
die meisten seiner Sebriften vereiuigt. j^^^
Fabre, I^ierre F., aus Tarar^cou. uubekaunteu Geburtsjahres, stud
in Pari« und war 8 Jabre laug SpeoialsebüU*r J.-L, Petit s. Nachdem er sei
in den Jahren 1746—1717 die Autnierksamkeit der Aeademie royale de ehirui
auf sich gelenkt hatte, erregte er durch seinen 1758 in Paris zuerst erschiene
„Esgat sitr If.t mniffdies vSn^riennes oh l^on expose la mSthode de M. Peti
der in der Folge viele Ergänzungen, Zuslltze, Streitschriften etc. (1765, 17
1780, lT8:i, 1786) hervorrief ^ allgemeines Atift^eben. Er wurde 1765 Prevot
Chirurgen , 1770 Professor am Oollego royale de <-birurgie und darf nicht 1
als ein erfahrener Syphilidülog, sondern aueb als ein liöebsl physiologisch denken
Kojif bezeiebnet werden. Weitere bemerken swertbe Sebriften von ihm sind: „Est
i^ur dijf{'reiitH poinls de phymolo<p'e , de pathoI^gie et dt- thSrapeutiqve*^ fP
1770, 1783) — fiReßejyions mr la chaltur animah^ (Daselbst 1784)
j^Eecherc/tes itur la nature de rh&inmfi etc.^ (Daselbst 1776) — „Recherc
des vraifi prinvipea de Vart de gut^n'r'' flJaselbst 1790), In dem Recoeil
oben genannten Akademie findeu sieh ausHcrdem von F, : Untersuchungen fi
scbioerzstillende und andeiT Mittel, über nesebwürsheilung etc.
IHct. bist. IL Re(
Fabrice , C b r i s t i a n E r i e h v o n F. , zu Altdc^rf im Rezatkreise , '
am 13, August 1773 zn Wien geboren, studirte auf der Universität zu Alt<
und erhielt daselbst 1706 die iJoetorwUrde mit der Diss, ^Df' empyemate wedioft
anterioris, t^/t/sr/ue curafiotie opt* irepnni eif\". Er wnrde 1797 ordentlic
I'rofcssor der Anatomie, Chirurgie und Gelnirtsbilfe an derselben Universität
war seit IHOl auch l*Jreet(^r des klinischen lustitutes und Amts-Physicus. Er se
fort: C. G. HnFMA^*^;'s und C, G. AckermaknV ^Nachrirht von der Anstalt
arme Kranke zu Altdorf für du' Jahre 1800—1804'' (Altdorf 1802—18
FABRICE. — FABRICIÜS. 323
d schrieb eine „Prolusio de cyatocele vagtnali*^ (Norimb. 1802, 4.). Nach
r Aufhebung der gedachten Universität wurde er 1809 königlich bayerischer
mdgerichts-Physicus und verfasste noch: „Medic, -chirurgische Bemerkungen
\d Erfahrtmgen'' (Nürnberg 1816). Er starb am 9. September 1833.
V. Wurzbach, Bd. IV, pag. 129. — Callisen, Bd. VI, pag. 152; XXVIIf, pag. 3.
' Fabricias, Hieronymus F., nach seiner Oeburtsstadt gewöhnlich
iB Aqüapbndknte" genannt, oder Girolamo Fabrizj (Fabrizi, Fabrizio),
irde im Jahre 1537 in Acquapendente (Aquila Tuscia) bei Orvieto in dea
dliehen Ausläufern des Apennin als Sohn armer Eltern geboren. Seine humanistische
ishildung (alte Sprachen und Philosophie) erhielt F. in Padua. Gerühmt wird
in scharfer Verstand, der, was bekanntlich selten, mit einem ausgezeichneten
adächtnisse sich verband. Auf der Universität Padua wurde F. Schüler des
rühmten Anatomen Falloppio, mit dem er auch bald in innige persönliche
Ziehungen trat. Die Früchte des häuslichen familiären Verkehrs mit Falloppio
U F. in „Ck)mmentaren^ gesammelt haben, die uns verloren gegangen zu sein
heioen. Ausserdem assistirte er seinem Lehrer bei chirurgischen Opera-
inen und sonstigen praktisch-medicinischeu Hilfeleistungen, .vor Allem aber
i den damals noch selten vorkommenden anatomischen Sectionen. Nachdem F.
Padua den Doctorhut erworben, prakticirte er einige Jahre dort als Arzt und
sonders als Wundarzt, behielt aber sein Hauptaugenmerk auf die Anatomie
richtet. Nach dem Tode seines Lehrers Falloppio (1565) wurde er, zunächst
) Dissector, sein Nachfolger im anatomischen Lehrai^te, während anfangs
lERONYMUS Cappivaccius als Lector fnngirte. Später erbaute F. auf seilte Kosten
1 grosses anatomisches Theater, in dem er unter gewaltigem Zulauf von Stndirenden
8 Italien und dem Auslande, besonders aus Deutschland, seine Sectionen anstellte.
\ wurde ihm von der Republik Venedig ausser dem Lehrstuhl der Anat^omie
ch noch der der Chirurgie übertragen, welche beiden Aemter er, gleichzeitig
\ praktischer Wundarzt mit grossem Erfolge thätig, lange Jahre verwaltete.
104 wurde F.'s Schüler Casserio auf des Ersteren Wunsch sein Nachfolger im
shramte. F. scheint indess bis zu seinem Tode noch praktisch und literarisch thätig
iwesen zu sein. Er starb am 20. Mai 1619. — Besonders gegen Ende seines
jbens, von der Wende des 16. Jahrhunderts an, hat F. eine grosse Anzahl von
atomischen, embryologischen, physiologischen und chirurgischen Arbeiten ver-
entlicht, in denen theilweise Entdeckungen ersten Ranges mitgetheilt wurden,
e bis in die neuere Zeit ihm meist zugeschriebene und merkwürdigerweise von
m selbst in Anspruch genommene Entdeckung der V en e nk 1 a p p e n ist allerdings,
e eine unparteiische Durchforschung der älteren Anatomen aus der Mitte des
>. Jahrhunderts ergiebt, nicht sein Verdienst. Sehen wir ganz von Erasistratos
, so sahen die Venenklappen vor F. : Charles Estiennes in der Azygos,
OVAN Battista Cannani an derselben und einigen anderen Venen. Ferner
ben die Venenklappen vor F. noch gesehen und zum Theile beschriehen : Sylviüs,
2SAI.IÜS, EosTACHius, Amatus Lusitanus uud Paulus Carpi (Cerpa, Paulus
snetus), dessen Anregung F. vielleicht die erneute und gründliche Untersuchung
»er Frage verdankte. Dagegen soll F. das Verdienst ungeschmälert bleiben, die
inenklappen zuerst monographisch behandelt und vor Allem ziemlich richtig
gebildet zu haben. Dass er trotzdem das Blut in den Venen nach der Peripherie
Omen lässt, erscheint heute sonderbar. Harvey war ein Schüler F. 's. — Die
sterblichen Verdienste F.'s liegen auf dem Gebiete der Entwicklung s-
^schichte. Er ist der Erste- gewesen, der hier vergleichen d-anatomisch resp.
rgleichend-embryologisch verfuhr. In seinem auftallenderweise wenig im Original
kannten , oft falsch citirten , oft auch mit einem anderen Werke verwechselten
ms „De formato foetu^ (vgl. unten) hat F. die Entwicklung des Embryo und
r Eihäute bei einer grossen Reihe von Säugethieren (Mensch, Kaninchen,
jerschweinchen, Maus, Hund, Katze, Schaf, Schwein, Pferd, Rind, Ziege, Hirsch,
21*
:^24 h\4BRICIUS.
Reh u, »♦), bei Vög-eln^ Sehlangcn und Haien (Galeurt laeviö) beschrieben ui
gTCis^seiitlieilrt abgebildet. Von hfteUj^teni luteresse ist, dass F. die Deeidii
11 1 1' r i Q H btniii Weibe abbildet (i, c. Tab. II, Fig. V, 0.) und in der Erklärui
tiagt : j^MembrunoHu placentae ftuhstantia quaedam j caeterU viembranü crnmo
quae utero atinectitur , lacerata ; ut chorton ei aqua appareant.*' — Au<
die üraflchlinguTjg des Halses mit der Nabelschnur {Tab. V, Fig. XI; T;ib. T
Fig. Xll) bildet F. ab. Die Befichreibungcn und Abbildungen über die EntwrekJui
des Haie», der Schlange und der Vögel sind, ho weit dem Verf. bekannt, die en^t
ihrer Art Allen sieht man die Natnrtreue an. Femer hat F. zuerst (1604) a
die Verschiedenheiten der Form und des sonstigen Verhaltens der Placenta hei di
verschiedenen Thierclassen hingewiesen. Sehr genau studirte F, die Bildnnj; d
Eies und Beine weitere Entwicklung beim Huhne in seinem Werke „De farmatm
om pennotorttni ptnnati uUrorum histüriQ^^ gewöhnlich j^De formatione ori
ptilti^ genannt , oft auch mit dem oben citirten verwecheelt. — Die Gebiel
welche F. tiOTo^i noeh vom anatomischen und physiologiä^chen Gosichtsp unkte a
bearbeitet hat , sind die lioheren l^inncBorgane , Kehlk(>pf , Lunge , Zungt^ Mage
Eingeweide, Bauehfell , Haut, Muskeln, Gelenke, Mechanik der Athmnng, d
Ortnbewegung (Gehen, Fliegen, i^chwimmen, Kriechen), — Hat Fsomit F. in seint
langen Leben theoretisch und praktisch die descriptive mensehliyhe Anatomie mächt
gefördert, m mues er gleieii zeitig als einer der Begründer einer wissensi-haftlicbi
vergleichenden Methode filr die Anatomie und die Entwicktungf^gescbichte genan
werden. Scharfe Beobachtung der Details und geistvolle Vergleich ung der Befuni
smd ihm gleich eigen. Die Werke von F. sind (vgl, a. o.): „Pentaft^u^^h
vMyurgicuvi puhlicis in academm Jatavina Uctitmibus ob auvtore propositum .
luüique datum opera Joh. Hartm. Bei/eri.^ (Frankfurt am Main 1582, i
pag-554; 1608, 8.), - — „Op^^^ chtmrgicaf quorum pars prior librQ^ quitt f
rhirurgiae suh novrine Pentateuchi ckirurgici conti nH . posterior Operation
cMrimjica»^ (Paris 1613 f.; Frankfurt 1620, 8. ; 1647, ^^. ; Leyden 162.^, S
Padua 1641 f , ; 1647 f.; deutsch von Scültetü;^ („Wnndartznei") (Niirnbe
1672, 8.) — „De visione, voce ei auditu'' (Venedig 1600 f,; Padaa 1600 f.) ■
Besteht aus folgenden Theilen: a) „De octdo, msns orgnno^ oculi dis^ei
historia'' (P, Ij 4 Taf.) — - y,De actimie oailorum'' (P, IV) — „De nec^sm'tti
H praestantm oculorum" (P. HI) — „/>e utilitalibus tum tot ins oculi tu
partium ipsiuH^ fmit vielen Holzschnitten im Text); — - b) „De larynge^ vih
instrumenio'' (P. H, 6 Taf.) — ^De larf/ngit actione*^ (P, IHj — ^fDe inrynt^
uiililatihua" i — c} ^^Iße aure, auditus org^nOj de dimectione 'f hiatoria^ fP,
1 Taf,) — fjDe actione aurta, A, e. de avditu^ (P, U) — „Z?e utilitfttibus, htm tidi
auriSj tum partium ilHus^ (F. HI) — ^^De cenarum ostiolis^ (Padua 1603 i\\ 8Ta
— „De locutione et ejus instrumentis'* (Venedig 1601; Padua 1603 f.; 1 Ta
— „De hrutorum loqu^la'' (Daselbst 1603 f.) — „I^e formato foetu** * Dasei t
1604 f.; Venedig 1620 f,; R I, 33 Taf.) — „/>e actione et utilüate purttu
foetftit^ (P- H) — ^J)e respiratione et ejus iTtstruntentist^ Itbri duo"^ (Padi
1615, 4.) — y^fh musculi artificioj de ossium (tTticulutionihu^*' (Vicenza 1614, A
Enthält: A. „De mueeulis." L „De musculi fabrica." H, „De moseoli actione
Hl, „De muHCuli utilitatibus." — B. „De articulis.*' I. ^De artienlorum stmctura
IL „De artienlorum actione/' HI, „De articuli partium utilitatibus." — j^lh mo
locali ajitmalium secundum (otum (de gres8^fJ de volatit^ de natatu, de rtptatu^
(Padua 1618, 4,) — y^De ventriado^ inteMinis et gula fDaselbst 1618, 4.) f„l
gula, de ventriculo, de omento, de varietate ventrieulonim, de intt^tinis, de mese
terio") — „/>ff totiuH animalis luteguuienfts^^ (Daselbst 1618 j 4.). — Nai
DOiTtLAS ist F, ferner Verfasser des unter dem fingirten Namen des HiEKOKV:
Henis erschienenen Werkes: ^De tuttculu, nee non de cute, ptnguedine
memhrana camosa,^ — Einige der oben genannten Schriften sind, zu rachrer
vereinigt, später nochmalSj tlieil weise wiederholt herausgegeben worden. Vor Alle
wichtig ist die Gesammtausgabe aller (ausser der Pseudonymen, zuletzt citirte
FABRICrUS. 325
itomischen und physiologischen Abhandlungen: y^O-pera omnia anatomica et
ystologica" (Padua 1625 f.; Leipzig 1657 f., 1687 f., 452 pag. (ed. JOH. Bohn);
fden 1738 f. (cur. B. 8. Albinüs).
Douglas. — Romiti, II merito anatomico di Girolaxno Fabrizi d'Acqaapendente.
sperimentalei Aprile 1883. xr i t» j i i.
*^ i' X V Karl Bardeleben.
' Pabricins Hildanus , Wilhelm F. , aus Hilden bei Düsseldorf (eigent-
1 Wilhelm Fabry genannt) gebürtig, erblickte das Licht der Welt als Kind
bemittelter Eltern am 25. Juni 1560. Seinen ersten Unterricht genoss er an
er höheren Schule (wie er sagt, „Akademie" ) zu Cöln. Der frühzeitige Tod seines
ters, eines Gerichtsschreibers, der damals in den Niederlanden wüthende Bürgef-
eg sowie späterhin das Ableben seines Stiefvaters nöthigten ihn, die Schule zu
In schon im 13. Lebensjahre zu verlassen und seinen Wunsch, sich die medici-
che Bildung auf einer Universität anzueignen, aufzugeben. Ueber die nächsten
fahre seines Lebens schwebt ein unerhelltes Dunkel. Er scheint diese Zeit sich
bst überlassen geblieben zu sein. Die Kenntniss der Sprachen des classischen
erthums sowie der nicht gewöhnliche Grad von classischer Bildung, die F.
lass, spricht aber dafür, dass er diese Zeit zu seiner Ausbildung benützte. Schliess-
1 fand er in einem Freunde seiner Familie, dem niederländischen Dichter Karl
enhov, einen Protector, der es ihm ermöglichte, sich im 16. Lebensjahre der
andarzneikunst zuzuwenden. Er kam zum Wundarzte Dümgens in Neuss in die
hre, bei dem er 4 Jahre, bis 1580, verblieb. Darnach trat er als Gehilfe bei
n tüchtigen Wundarzte CosMOS Slotanüs (Slot), Leibbarbier und Leibwundarzt
I Herzogs Wilhelm zu Jülich-Cle ve-Berg, zu Düsseldorf ein. Bei diesem
inte er 5 Jahre (bis 1585). Nach einem kurzen Aufenthalte in Metz wechselte
diesen Dienst mit jenem bei dem berühmten Chirurgen Jean Griffon zu Genf,
er blieb er 3 Jahre (1585 — 1588) und verehelichte sich während der Zeit mit
• Genferin Maria Colinetia. Theoretisch und praktisch in der Chirurgie
de in den anderen medicinischen Disciplinen gehörig ausgebildet, machte F.
nächst eine Reise durch Frankreich und liess sich dann in seinem Heimatnorte
Iden nieder. Hier litt es ihn jedoch nur drei Jahre, worauf er nach Cöln
ersiedelte (1591), um Gelegenheit zu haben, sich an der dortigen Hochschule
iter ausbilden zu können. In Cöln beschäftigte er sich auf dem anatomischen
leater, besuchte die Vorlesungen des berühmten Professor Manlius und verfjisste
ine Erstliugsschrift : „De gangraena et sphaceW% die ihn rasch bekannt machte,
iese Schrift erlebte 11 Auflagen und wurde in das Lateinische sowie iu das
anzösische übersetzt.) Trotzdem sich ihm dort die besten Aussichten in der
axis eröffneten, verliess er dennoch Cöln nach 5jährigem Aufenthalte (1596) und
^b sich, nach einem kurzen Besuche seines Lehrers und Freunde Griffon in
ruf, nach Lausanne. Aber auch in Lausanne hielt er es nicht lange aus. Nach-
m er ein günstiges Anerbieten zur Uebersiedlung nach Polen ausgeschlagen,
ndete er sich wiederum nach Cöln, wo er zwei Jahre prakticirto und dann aber-
ilfi nach Lausanne ging. Zwei Jahre später übersiedelte er 1602 nach Payeme
eterlingen im Canton Waadt), wohin ihn der Rath der Stadt zum Stadtarzte
rief. In Payerue lebte F. 9 Jahre. 1611 kam er zum dritten Male nach
lusanne. 1614 zog er nach Bern, wohin ihn der Rath der Republik als Stadt-
zt berufen hatte. Er nahm diesen Ruf an und wurde im folgenden Jahre zum
Jurgcr und Stadtsessen" aufgenommen. Am 6. April 1617 wurde F. als „Meister"
i der Schmiedenzunft aufgenommen. Er starb, von Gicht und Asthma geplagt,
1 14. Februar 1634. Der so häufige Wechsel seines Berufsortos darf weniger
8 der Unstctigkeit seines Charakters erklärt werden, als mehr aus der Gepflogen-
it der berühmten Aerzte sowie Lehrer der Hochschulen der damaligen Zeit,
jlche viel häufiger, als dies jetzt der Fall ist, ihren Aufenthaltsort wechselten.
'r Rnf als berühmter Arzt und Chirurg, durch seine Publicationen noch erhöht,
ir ein so grosser, dass er nach allen Richtungen hin zu Consultationen und
326 FABKICIÜS.
Operationen berufen wurde, er daher fast stets auf ärztlichen Wanderungen begrif
war. Selbst als Berner Stadtarzt gab er seine Wanderungen nicht auf und gescl
dies erst vom Jahre 1628 an, nachdem schwere Unglücksfälle in der Familie i
tief gebeugt hatten. F. war unbestritten der Erste unter den deutschen Chirurg
des 17. Jahrhunderts und der grosse Ruhm, den er bei Lebzeiten genoss,
vollkommen gerechtfertigter. Er war es zuerst, der die deutsche Chirurgie
Ehren gebracht und wird er daher mit Recht der deutsche Par6 genannt. Er verei
die Eigenschaften eines grtindlich gebildeten Chirurgen mit jenen eines ebei
tüchtigen Arztes bei gleichzeitiger allgemeiner Bildung und humanem Sinne.
beanstrebte die Heranbildung von in allen Disciplinen gleichmässig unterrichte
Aerzten, um dem grossen Schaden, welchen die damaligen Medicaster und C
pfuscher bereiteten, ein Ende zu machen. Leider war die damalige Zeit noch ni
reif für die Durchführung eines so schönen Planes, ganz abgesehen davon, d
die zu seiner Zeit aufblühende Cultur des deutschen Volkes bald darauf durch c
so furchtbaren dreissigjährigen Krieg wieder um Jahrhunderte zurückgeworfen wur
Grosse Verdienste erwarb er sich um die Erfindung und Verbesserung so mand
chirurgischer Operationen. Er war es, der in seiner Erstlingsschrift „De gc
graena et sphacelo^ zuerst anempfahl, die Amputation, statt wie bis dahin
Kranken, innerhalb des Gesunden auszuführen. Ausgezeichnet sind seine Wei
über die Schusswunden , yyDe vulnere quodam gravtssimo et periculoso i
sclopefi {nßicto observatio et curatio »ingularia^ (Oppenheim). Nicht min(
bemerkenswerth ist sein Werk „De combustionibus etc," (Basel 1607, 4.; Opp<
beim 1614, 8.; deutsche Uebersetzung Basel 1607, 8.), in dem er die verscl
denen Grade der Verbrennung scharf trennt und besonders auch die Folj
zustände der Verbrennung, die Narben und Contractionen auseinanderhält. V
trefflich ist seine kleine Schrift: „Kurze Beschreibung der Fuertrefflichki
Nutz und Nothwendigkeit der Ana'omey^^ (Bern 1624, 8.), in welchem er ei
grosse Reihe von Krankengeschichten anführt, deren Verlauf nur deshalb ein v
hau gniss voller wurde, weil die behandelnden Chirurgen keine anatomischen Ken
nisse besassen. In der „Lithotomia vemcae" (Basel 1626,8.; in das Lateini8<
übersetzt, Basel 1628, 8.) legt er seine einschlägige 40jährige Erfahrung ül
den Steinschnitt nieder. Dass er auch in der Geburtshilfe erfahren war, da^
geben viele geburtshilfliche Fälle, die er mittheilt , Beweis und ebenso die Sehri
„Epistola de nova cara et admiranda herniae uterinae. historia" von DoBBi
mit F.'s Antwort: „Besponsio epistolica^ (abgedruckt in seinen Centurien, III, Lon^
1641, 4., pag. 521). Wie hoch er diesen Zweig der Medicin schätzte, lässt s
daraus entnehmen, dass er sich nicht nur selbst mit der Ausübung der Gebui
liilfe beschäftigte, sondern seine eigene Frau in der Hebammenkunst unterrichte
deren Geschicklichkeit er an verschiedenen Stellen seines Werkes rühmt. S
vorzüglichstes Werk, von dauerndem Werthe, ist die Sammlung seiner Beobachtung
die er in 6 Centurien herausgab — zumeist chirurgischen Inhaltes — ,,Obs
vationum et curatwnvnt chirurgicarum centuride*^ (I. Basel 1606, 8.; ü. G
1611, 8.; m. Basel 1614, 8.; IV. Basel 1619, 4.; V. Frankfurt 1627,
VI. London 1641, 4.). Die Zahl der F.'schen Publicationen ist eine sehr grosse. 1
Berner Stadtbibliothek soll, nach Haller's Mittheilungen, noch drei Bände F.'scl
Manuscripte medicinischen Inhaltes besitzen. F. 's Leben und Wirken be8chrieb<
Leporin, „Leben W. Fabricii von Hilden" (Quedlinburg 1722; schwac:
Benedict, „Comraentatio de Guilelmo Fabricio Hildano" (Breslau 184
deutsch und erweitert in „Janus" (Zeitschr. für Geschichte und Literatur der Medi(
1848, III, pag. 225); Meyer-Ahrens , Archiv für klin. Chir. 1864, VI, pag
und pag. 233 ; P. Müller, „Des Berner Stadtarztes W. F. H. Leben und Wirk«
Rede etc. (Deutsches Archiv für Geschichte der Medicin, 1883, Bd. III, pag.
sehr gründlich).
Vgl. auch Biogr. univ. B<1. XIV, pag. 41, 1614, 8. und „Tractatus sciopetariae ci
tionis etc." Biogr. med. Bd. IV, pag. 90. — AUgem. Deutsche Biogr. Bd. VI, pag. 526.
Kleinw achtel
FABRICIÜS.
327
Fabricins. Ausser den vorgeuannten berühmtesten Trägern des Namens F.
erdienen erwähnt zu werden/^ ranz F., 1510 — 1572, geboren in Ruhrmnnd ^
ad lange Zeit Arzt in Aachen, über dessen Thermen er eine Beschreibung ver-
lentlichte (Daselbst 1546, 1564). Er übersetzte neugriechische Tragödien und
ihrieb noch über Gicht (Frankfurt posthum 1592). — Heinrich F., 1547—1612,
118 Bergzabern gebürtig, in Hombach, Wittenberg und Strassburg ausgebildet,
•r. med. in Basel 1574, machte sich als Arzt, Dichter und Philosoph bekannt. —
Jeronymus 2. F., ein Augsburgischer Arzt, 1567 — 1631, hatte in Padua, Bologna
nd Basel studirt und an letzterem Orte das Doctorat erlangt (1595). Er trat
as der Praxis in Windsheim, resp. Neustadt in den Dienst Christian's von
randeuburg, durfte mit Erlauhniss desselben eine Apotheke etabliren, starb aber
ereits 1632, ohne Schriften zu hinterlassen. — Jakob F., in Rostock amr^
8. August 1577 gieboren, hatte sich neben der Medicin noch besonders in der
[atheroatik ausgebildet, und zwar unter Tycho deBrahe. Nach langen Reisen
af dem Continent und in England doctorirte er in Jena, wurde Professor der
edicin und Mathematik in Rostock, dann Leibarzt Friedrich 's III. von Däne-
ark. Bei seinem Tode hinterliess er zahlreiche Schriften, darunter: „Tericulum
edicum etc,*^ (Halle 1600) — „Uroscopia etc.^ (Rostock 1605) — „De cephal-
Igia autumnali" (Daselbst 1607) — „Institutio medici practicam ingredientis*^
)aselbst 1619) und mehrere Reden und Dissertationen. j^ej
Fabricius, Nürnberger Arztfamilie, Vater und zwei Söhne. — Der Erstere,
ohann G eorg F., am 23. September 1593 geboren, war lahm vom 9. Lebens-
ihre ab; mit ungemeinem Fleiss studirte er in Altdorf, Wittenberg, Jena und
at hier 1619 in die philosophische Facultät ein. Später jedoch begab er sich
ich Basel und wurde hier Dr. med. 1620. In sein Vaterland heimgekehrt, mit
iteln ausgezeichnet, vom Kaiser Leopold sogar zum Pfalzgrafen gemacht, starb
' 1668. Seine (unbedeutenden) Schriften sind in Biogr. m6d. IV angegeben. —
er ältere seiner beiden Söhne, Wolfgang Ambrosius F., unbekannten
eburtsjahres und bald nach seiner Promotion und Rückkehr aus Strassburg,
übingen, Ingolstadt und Padua (1653) gestorben, hinterliess „De lucernis veterum^
od „De Signatur a plantarum*^ , Schriften , welche beide durch seinen Vater —
ümberg 1653 — herausgegeben wurden. — Bedeutend jünger war der andere
ohn, Septimius Andreas F., zu Nürnberg am 4. December 1641 geboren.
i Basel medicinisch ausgebildet und promovirt, begab er sich später nach Italien,
m wo er 1659 zurückkehrte, um der Praxis ganz zu leben. Denn sowohl seine
Disquisitio medica de catulis hydrophoborum*^ (Padua 1665), als „De viedicina
nivtrsali^ (Venedig 1666) und der „Discursus medicus de termino vitae
\imanae" (Rom gleichzeitig) fallen in seine Jugendzeit. ^^^
Fabricius. Zwei Aerzte aus dem Anfange des 17. Jahrhunderts, deren
amen in etwas unklarer Weise an Hamburg geknüpft sind. Von Ernst Fried-
ich F. wird erwähnt, dass er zuerst in Wien ärztlich thätig gewesen sei und
eh 1626 nach Hamburg begeben habe. Eine „Medidnae utriusque galenicae
heimeticae anatome philoaophica^ (Frankfurt 1633) trägt seinen Namen. —
in Cent F. wurde in Hamburg am 25. September 1612 geboren, studirte bis zu
iner Promotion (1634) in Leyden, widmete sich dann dem Jus und wurde vom
ischof von Lübeck 1644 zum Rath ernannt. Später wurde er in Danzig, wohin
übersiedelte, zum Syndicus und zum Bürgermeister erwählt, oft nach Warschau
i den polnischen Reichstagen gesandt, wo er 1667 plötzlich starb. Neben seinen
pstigen umfangreichen schriftstellerischen Leistungen sind die „Posüiones medicae
iscellaneae^ (Leyden 1634) sehr unbedeutend. — Der Unterscheidung wegen
idarf endlich neben dem sogleich näher zu erwähnenden berühmtesten F. de^
?. Jahrhunderts noch Johann Christian F. der Nennung, welcher indcss die
edicin vollkommen hintansetzte, um als Entomolog sich einen Namen zu machen.
328
FABRICIUS. — FACCHINI.
Seine Leistungen auf diesem Gebiete finden sich neben den sonstigen nicht me
cinischen Arbeiten specifieirt wiedergegeben in Biogr. m6d. IV. ^^^
Pabriclus, Philipp Conrad F., wurde am 2. October 1714 in Bu
baeh geboren als Sohn des dortigen Stadtarztes. Er studirte zuerst in ßies»
dann von 1733 ab in Strassburg. Nachdem er inzwischen seinem Vater meh«
Jahre assistirt hatte, kehrte er 1737 nochmals nach Strassburg zurück (sei
Dissertation über Epilepsie ist jedoch Giessen 1737 datirt) und wurde hierauf
Butzbach angestellt. Im Jahre 1748 erhielt er Seitens der Universität Helmstl
einen Ruf als Professor der Anatomie, Physiologie und Pharmacie, wurde 2 Jal
später vom Herzog von Braunschweig zum Rath ernannt und starb nach ein
sehr fruchtbaren schriftstellerischen Thätigkeit am 19. Juli 1774. Unter sein
Arbeiten betreffen mehrere (in Wetzlar 1743, 1746 erschienene) die naturhistorisch
Verhältnisse seines Heimatsorte« ; andere sind Reden, Proömia, Dissertationen na
dem damaligen Zeitgeschmack, ohne bleibenden Werth. Der namentlichen Erwähn u
bedürfen: „Idea anßtomicae practicae exhibens modum cadavera humana r
secanda'' (Wetzlar 1741, Halle 1774 ; deutsch von Schröder, Kopenhagen 1776)
„Singularta qtiaedam in tribus cadaveribus infantüibus nuper CLdnotaU
(Helmstädt 1749) — „Sammlung emiger medicmischer Eesponsorum undSecttoi
bef^chte" (Helmstädt 1754—1760; Halle und Helmstädt 1772).
Biogr. med. IV. Red.
Fabricius, Friedrich Wilhelm F., geboren zu Frankfurt a. M. i
12. December 1810, studirte Medicin in Heidelberg und GcVttingen, promovirte
Göttingen im December 1831, wurde unter die Frankfurter Aerzte aufgenomm
1832, Mitstifter der Armenklinik 1834, Wundarzt am Krankenhaus „zum heilig
Geist" am 1. Jänner 1845 und starb am 4. December 1872. Ausser seiner „Bisse
de luxatione femoris in ramum descendentem ossis ischii^y schrieb er nur no
„Zur Behandlung der Contracturen und Anchylosen des Kniegelenkes"^
Haeser's Archiv, H. ^ Stricker,
Fabritius, s. Schmidt.
Fabrizio, s. Fabricius ab Aquapendente.
Fabroni (Fabbroni), Giovanni Valentino Mattia F., zu Florei
war daselbst am 13. Februar 1752 geboren, wurde 1780 zum zweiten Direcl
des Cabiuets für Physik und Naturwissenschaften ernannt, erhielt 1790 den A
trag, die Bergwerke des Grossherz^gthums Toscana und 1797 die Salineo (
Landes zu untersuchen, nahm 1798 zu Paris an der Coniraission zur Verbesseru
der Maasse und Gewichte Theil, erhielt 1805 den Auftrag, Untersuchungen ül
den Charakter einer in Livoruo ausgebrochenen Krankheit anzustellen, wurde weg
mannigfacher anderer Verdienste 1811 zum Baron des Kaiserreiches und 18
zum Honorar-Professor der Universität Pisa ernannt und starb am 17. Decenil
1822. Abgesehen von seinen sehr zahlreichen Arbeiten auf den Gebieten c
Agricultur, Botanik, National-Oekonomie , Technologie, Naturgeschichte, Chem
Physik, Archaeologieu. s.w., liegen von ihm auch folgende medicinische Schriften vc
„Tributo d'amicizia a Pierce Smith ossia lettere sopra alcune nomfä ßjf
logichey e specialmente suyli ysi ed efficacia del sugo gastrico . . . .^ (Nea]
1796, 1798) — „ Letter a di Giov, Warm sopra alcune novith fisioi
giche etc,^ — „Ossewaztoni circa un nuovo specifico confro la peste^ (Flow
1800) — „Rapporto all' Accademia dei Georgofili , . . sid preservcUivo . .
confro il morso della vipera e del cane rnbbioso^ (Florenz 1802).
de T i p a 1 d 0 , I, pag. 337. <^.
Facchini, Francesco F., hervorragender Botaniker, wirkte als Arzt
Vigo di Fassa (Südtirol); geboren in Forno im Fleimser Thal 1788 und starb 18^
Sein botanisches Hauptwerk, die ,j Flora Tiroliae Cisalpinoe^ (Innsbruck 185
FACCHINI. — FAGGE. 3i>9
ekieo nach seinem Tode. Eine medicinische Studie: „II tifo corUagwso" (Triest
18) TeröftVjntlichte er in Reimen und in Prosa.
Ambroai Francesco, Scrittori ed Artist! trent. Trient 1883. Loebisch.
*Pacien. Hippolyte-Eug^ne F., zu Gaillac, ist zu Montans (Tarn)
3, 0(*tober 1826 geboren, wurde 1851 in Paris mit der „Dis8ert, sur le
*rom€ mnvif' de devx observattons recueülies dans les hopitaux de Parin^
ct<>T* IJegß jHiicli zuerst in Montans, später in Gaillac nieder, wo er Arzt des
p. Saint-Andre und 1860 Cantonalarzt wurde und 5 Jahre lang, bis 1874,
lire war. Äu^^i^er einer Anzahl von Artikeln in der Gaz. des hopitaux , z. B.
5r Neuronie, penetrirende Wunden der Sinus frontales, über die Februar- Ver-
ndeteu, über die Lithotripsie bei Kindern u. s. w., schrieb er einige Broschüren :
W vaccination'i et de leur opportunitS durant les Sptdtmies de variofe^
Ihl) — ^Hf/dropisie de Vamnios^ (1865), eine biographische Notiz über Rigal
GaiUacT mehrere Mittheilungen an die Soc. de Chirurgie zu Paris tlber
euoidhimorea der Mamma, penetrirende Kniegelenkswunden, multiple Fracturen der
U' res tren 11 täten, Coutinuitäts-Resection am Femur mit Heilung ohne Hinken u. s. w.
ch gab er eine üebersetzung der Werke von Silvio Pkllico (1869) heraus.
G I a e s c r , pag. 234. G .
Faes* Anton F., aus Trient, wo er als Arzt und Schriftsteller bis zu
aem Tf^de 1880 wirkte. Von seinen mediciuischen Schriften erwähnen wir:
vn^idernzfOfii topograßclie e mediche sid Trentino" (Trient 1851) — ^.Gia'da
dtca {dla fönte semitermale di Comano^ (Trient 1862).
Aml>rr>i*i F., Scrittori ed Artisti trentini. Trient 1883. Loebisch.
* Paget , J e a n - C h a r 1 e s F. , zu New Orleans , wurde 1 844 zu Paris
etor mit dor These: „Quelques fnits anatomiques en faveur de la cystotomte
-publetine vhf'z les trh-jeunes enfants ; etc.". Er schrieb weiter: „Etudes sur
6€t»e9 de la science m^dicale et exposition sommaire de la doctrine tradi-
^ndle^ rPnris 1856). Nach seiner Uebersiedlung nach New Orleans verfasste
ineljrfach St*briften über das gelbe Fieber und verwandte Krankheiten, so:
^tud*" mtdicah' de quelques questions xmportantes pour la Louisiane , et
yosi succmcf fi^une eiidemie paludienne de forme catarrhale qui a sSvi h la
mpdle-Orl Safts, particulihrement sur les enfants, pendant VSpid^nie de fih)re
ine. de lSfj6'^ (New Orleans 1859) — „Memoires et letires sur la ß^vre jaune
la ßh^re paludienne" (Daselbst 1864) — „Monographie sur le type et la
kißcit^ de la fih)re jaune dtablie avec Vaide de la montre et du thermo-
tre^ (Dast^IbHt 1875; auch eine englische Ausgabe). Seine Schriften veranlassten
brere Geginii^cLriften, namentlich von S. Martin, Ch. Franc;. Delery und Pierre
BFX. Bpüt^-r sehrieb er noch: „Uart d^apaiser les douleurs de V enfonteinent'^
™ 1880).
lüdenc-Catalogue. IV, pag. 581. fJ.
Fagge, Charles Hilton F., zu London, war am 30. Juni 1838 zu
the in Kent {geboren, wo sein Vater und Grossvater als Aerzte prakticirt hatten,
t 1856 iils Student in das Guy's Hospitnl, woselbst sein Oheim, John Hiltox,
Cbirurg tblitig war, erwarb die verschiedenen Grade der Londoner Universität
Auszcichiniiii^, darunter den Doctorgrad 1862, beschäftigte sich darauf mit
Henschaftlirbcn Arbeiten, und zwar zunächst auf dem Gebiete der gerichtlichen
Jiein, indem tr, veranlasst durch den Giftmordprocess gegen den französischen Arzt
LA PoMKHAYE, zusammen mit seinem Freunde Thomas Stevenson experi-
atelle rntiTsuehungen über die Entdeckung organischer Gifte anstellte und diese
der Ahbaiidliing „On the appllcation of physiological tests for certain organic
mns, and es^pecinlly digitaline^ (Guy's Hospital Repc^rts 1866) veröffentlichte,
l naebdeiki vr drei Jahre Prosector gewesen, wurde er 1866 Medical Registrar,
330 FAGGE. — FAHNER.
im folgenden Jahre Assistant Physieian in jenem Hospital, übersetzte Ferd. Hebi
„Ort düecbses of the skin^ (2 voll., London 1866 — 68) für die New Sydenham 8oc
und trat 1867 in die Redaction der Gay 's Hospital Reports, der er bis 11
angehörte. Für dieselben schrieb er (1868): „On certainrare ciUaneous diseases^
yyOn keloid f scleriasis , morphoea and some allied affectlons^ , während er
1875 die Klinik für Hautkrankheiten abhielt. Es folgten weiter Aufsätze in
Guy's Hosp. Reports (1868, 1870): „Intestinal obstructton^ — „Murmurs ati
dant on mitral contractton^ . Von 1870 — 74 hielt er Vorlesungen über HygL
später auch über pathologische Anatomie und wurde Curator des Museums,
folgten einige pathologisch-anatomische und andere Aufsätze in der genani
Zeitschrift, wie: „Acute dilatation of the stomach" (1873) — „Case^ of abs
ioithin the upper part of the abdomen^ (1874) — „Observations on s
points connected with diseases of the liver or of the peritoneum" (1875)
„^rhe different modes of dying^ (1879) — „On purpura haemorrhaj^
accompanying the growth of multiple satcomata^ (1881), sämmtlich Arbe
von hervorragender Bedeutung. Ausserdem verfasste er für Reynold's Systen
medicine den Artikel : „Diseases of the valves of the heart**, veröffentlichte a
in den Medico Chirurg. Transact. einige Aufsätze über sporadischen Cretiuisi
über Bleivergiftung u. s. w. Ausser seiner Stellung am Guy's Hospital, w(
sich des klinischen Unterrichtes sehr warm annahm, hatte er früher noch
schiedene Anstellungen bei einigen Frauen- und Kinder-Hospitälern gehabt. In
letzten 10 Jahren seines Lebens arbeitete er an einem Werke über Medlcin.
aber unvollendet geblieben ist. Trotz eines fortschreitenden Herztibels bis :
letzten Tage thätig, starb er plötzlich in der Nacht vom 18. zum 19. November 18
Lancet 1883, II, pag 973. — Medical Times and Gaz. 1883, II, pag. 6 4. <
Fagon, Guy-Crescent F., dessen Mutter eine Nichte de LA Brosi
(Arztes Louis XIII. und Begründer des Jardin des plantes) war, wurde zu P
am 11. März 1638 geboren. Promo virt 1664, widmete er sich der Botanik
sammelte auf Reisen Material für seinen Arbeitstheil des 1665 erschienenen Rata
„Hortus regius"^ ; 1668 von Ludwig XIV. zum Titular-Leibarzt, 1693 an Sl
des in Ungnade gefallenen Doqüin zum persönlichen Leibarzt gewählt, erfri
er sich gleichzeitig aller Ehren Seitens der Pariser Facultät, schrieb — gross
theils kleinere — Arbeiten über therapeutische und physiologische Fragen,
über Schädlichkeiten des Tabaks (1699), über Ergotismus (1710) und stnrb
11. AprU 1717.
ChereaubelDechambre. Re
Faguer. Zwei Brüder, von denen der ältere, Pierre F., zu Maas 1
geboren, 1752 an der Salp6tri6re zu Paris seine Studien begann und 1769 io
College de Chirurgie zugelassen wurde. Er bearbeitete speciell die Gawkins'j
Steinschnittmethode (Paris 1769), die Operation des eingeklemmten Bruches (>!
de Tacad. de chir. T. IV) , die Wirkungen des Tabaks auf den Darm und sl
1787. — Der jüngere Bruder, R^n6- Alexandre F., 1740—1785, fo
Jenem nach Paris 1765, bildete sich ebenfalls zuerst an der Salp6tri6re, dam
Bicetre aus, trat 1782 in das College de Chirurgie ein und legte sich besoni
auf die Behandlung der Syphilis an Schwangeren und Ammen. Sein Beobaehtui
material ist nicht publicirt worden.
Hahn bei Dechambre. Re«
Fahner, Johann Christoph F., zu Buttstadt am 8. November Vi
geboren und in llfeld am 7. Januar 1802 gestorben, hatte in Jena zuerst Tlieolc
studirt, war aus Vorliebe zur Medicin tibergegangen und 1780 Doctor dersel
geworden. Er wirkte als Amtsarzt in verschiedenen kleinen Orten des Herzogthi
Weimar und hinterliess neben kleineren Schriften ein ^ Vollständiges System
gerichtlichen Arznelkunde'' (Th. 1, Stendal 1795; Th. II und III, Daselbst 17
FAHNER. — DE LA FAILLE. 331
sp. 1800) — „Beiträge zur praktischen und gerichtlichen Arzneikunde*'
^a3elb«t 1799), Auch bearbeitete er P. Fäank's „Sanitätspolizei" (Berlin 1792),
% Laxcisi ^^Plötzliche Todesarten" (Leipzig 1791, IL Th. 1792) und gab in
Thoilfu um „Magazin für die gesammte Populär- Ar zneikunde^ (Hausmittel,
■ankeDhaüsen 1785—1787; Erfurt 1785—1786) heraus.
ßin^r. mM. IV. — Dict. bist. U. Red.
Fälmestock, William M. F., zu Philadelphia, wurde 1828 daselbst
letor mit der Diss. yyOn myrica^ und verfasste eine Reihe von Aufsätzen,
mentlich auB der Materia medica, sämmtlieh im American Journ. of the med. sc.
B28—30): j^On the medicinal pioperties of the Mynca pennsylvanica^ —
hl prussiftte of iron in intermittent fevers^ — „On the use of iodine in
jej-al di^eaA-e^^ — „On the Rhus glabrum oä a remedy for ptyalism*' —
Mphiirle eihtr in a case of poisoning with laudanum^ — „Datura stra-
mium in retention of urine" ; ausserdem noch: „G<zse of deformed pelvis, in
\ich delivery was successfully effected, embryulcia having been performed in
0 preceeding pregnancies** u. s. w. Wie anzunehmen ist, ist er der Erfinder
i bekannteü , so vielfach modificirteu guillotineartigen Tonsillotoms, jedoch sind
r darübrr, wie tiber seine sonstigen Lebensumstände nichts Näheres aufzufinden
Stande i^ewesen.
CaUilien, VI, pag. 160. G.
Pahrenhorst , Alexander F., 1780 — 1836, Physicus in Insterburg,
arbeitete in Hüfeland's Journal, Henke's Zeitschrift, Rust's Magazin eine
ihe geriebtr^ärztlich interessanter Themata. Seine ausftthrlichste Arbeit tlber die
ilkraft des rathen Präcipitats findet sich in erstgenannter Zeitschrift, Bd. LXIL
I> u r e a a bei i) e c h a ffl b r e. Red.
He la Faule, Jacob Baart de la F., am 25. Juni 1795 in Groningen,
sein Vater Prof. math. et bist, natur. war, geboren, studirte daselbst, promovirte
12 zum Ur, phil. („Dissert. in qua Hutschesonii germana sententia de
isit mondi fxplicaiur"*) und 1817 zum Dr. med. („Dissert, de asphyxia in
hfu's neonatorum**). Nachdem er einige Jahre die Praxis in seinem Geburtsorte
igt'übt batte, wurde er 1832 als Prof. med. an die Universität Groningen berufen
itrittörede : ^De noxis quae recentiori praesertim tempore varia systemata
dkinap fecerunt**) und wirkte hier bis 1866. Er starb am 19. Mai 1867.
F., dem kurz vor seinem Tode eine goldene Ehrenmedaille überreicht wurde,
trieb wiMiig; ausser kleinen Zeitschriftartikeln, meist tlber Hygiene und Diätetik,
iitaen wir von ihm nur eine, doch sehr epochemachende Abhandlung: „Eenige
nerkingen betreffende de Rapporten over de geneeskundige Staatsregeling,
fedfend door de Commissie ad hoc^ (Groningen 1842), worin er die geplante
fbebuDg der Groninger Universität am kräftigsten bekämpfte. — Sein Bruder,
han Marcus Baart de la F., im Jahre 1800 in Groningen geboren, studirte
seinem Gelnirtsorte unter G. Bakker und TflOMASSEN ä Thüessink und promo-
te 1821 (Dissert. : „De animalibus phosphorescentibus*^) und 1823 auf eine
Hssert. quaenam sunt methodi qq, nostris temporibus calculus vesicae secari
H tri r/w.", welche mit Gold gekrönt wurde. Von 1824 bis wenige Jahre
' fieiDem Tode, im Jahre 1882, übte er die ärztliche Praxis in Leeuwarden aus,
i war um seine ausgezeichnete wissenschaftliche Bildung und grosse Humanität
reh die ganze Provinz Friesland sehr gesucht. Eine Abhandlung: „De myelitide^
d einige kleinere Arbeiten rühren ausser der oben genannten von ihm her.
C. E. Daniels.
*de la Faille, Jacob Baart de la F., Sohn des oben genannten
cob, im Juli 1822 in Groningen geboren und seit seiner Promotion (December
i6} in GroDiDgen praktisch wu-ksam, hat sich hauptsächlich mit Geburtshilfe und
näkologie be«chäftigt und schrieb verschiedene Abhandlungen: „Ueber das
"•I
332
DE LA FAILLE. — FALCK.
verengte Becken^ — „Collapsus post partum^ — „Tetanus poat abortum^
„Anomalien im letzten Stadium des Partus^ — „Phlebothrombosis puerperalis'^
yyGravidibas tubo-uterina'* — „Fehris puerperalis*^ — „Eclampsia parturientiu
und einen tetrologischen Beitrag „Ueber den Epignathus'^ . C. E. Daniel i
Pairbairn, Peter F., zu Edinburg, war am 8. Juni 1792 zu Galasch
in Schottland geboren, studirte in Edinburg, trat 1812 in die Marine, machte
derselben mehrere Kriegszüge mit, wurde 1819 in Edinburg Doetor, trat aus c
Dienste aus, Hess sich daselbst nieder, wurde Arzt des House of Refuge und \i
Fellow des Royal College of Physicians. Er beschrieb : „ Case of purpura haem
rhagica lerminafing fatally, with the appearences on dissection*" (Eidinb. M(
Chir. Transact. 1826) — „Case of extra-uterine conception^ (Edmb. Med.
Surg. Journ. 1842) — „Case of hydrocephalus^ (Johnston's Journal) u. s.
Er starb am 16. October 1862.'
Edinburgh Med. Journ. Vol. VITI, 1863, pag. 486. l
Falck, Johann Petter F., Professor der Medicin und Botanik
St. Petersburg, geboren 1733 in Westergöthland (Schweden), Student in Upi
1751, wo er sich mit Naturgeschichte beschäftigte und wurde Lehrer des Sol
von Linke. 1763 reiste er nach St. Petersburg, wo er zum Professor der Bofe
und Medicin und Director des botanischen Gartens 1765 ernannt wurde. Zusam
mit Pallas, Gkorgii, Gmelin u. A. nahm er 1768 Theil an der Expedition
Erforschung des russischen Reiches, die auf Kosten der Kaiserin Katharina
stattfand. Promovirt wurde er in Upsala 1772. Nach seinem am 21. März 1
erfolgten Tode gab sein Freund, Prof. Gkorgii F.'s hinterlassene BeobachtuD
heraus unter dem Titel: „Joli, Pet, Faicks Beyträge zur Kenntniss des russisc
Beiches'' (St. Petersburg 1786, 3 Vol., 4.). * q^ ^j^,
Falck, N. D. F., Londoner Arzt aus der zweiten Hälfte des vori
Jahrhundert«, über welchen sonstige Lebensdaten nicht überliefert sind, erwarb
besonders durch einige Publicationen aus dem Gebiete des Marinewesens ei
Namen: „The seemans medical instructor etc,^^ (London 1774) — „The re
ohservator^ (London 1771). Originellen Inhaltes ist „Treatise on the venei
disease^ (3 Thle., London 1772). Nächstdem gab er den WiLKE'schen „Histor
efisay on dropsy" (London 1777) und zuletzt einen „Guardian of healfh" (Dasc
1779) heraus.
Dict. hist. II. Re
Falck, Vater und Sohn; der Erstere, Karl Philipp F., zu Marbi
war daselbst am 2. März 1816 geboren, studirte auch dort, wurde 1843 mit
Diss. „De thyreopkymate ewlemico per Nassomam atqiie Hassiam electoral
Doetor und 1845 Privat Docent. Er las über Arzneimittellehre Diätetik, Enc)
pädie der Medicin, allgemeine Therapie, pathologische Chemie (1846—
medicinische Polizei, Staatsarzneikunde und gerichtliche Medicin (1847 — 61) u. 8.
und war auch eine Reihe von Jahren in praktischer Thätigkeit, die er aber n
und mehr einschränkte, je mehr ihn seine wissenschaftliche Thätigkeit, nach
er 1856 zum Professor e. o. und 1863 zum Professor ord. der Phamiakol
ernannt worden war, in Anspruch nahm; jedoch gelang es ihm erst 1867,
eigenes Institut für seine Arbeiten zu erhalten. Seine zahlreichen Publicati«)!
deren an der untenstehenden Quelle angeführtes Verzeichniss 54 Nummern umfj
nebst noch 46 Arbeiten seiner Schüler, meistens Marburger Dissertationen, bewc
sich vorzugsweise auf dem Gebiete der pathologischen Chemie, Physiologie,
experimentellen Pharmakologie und Toxikologie, jedoch gehören zu denselben a
einige eudemiologische Untersuchungen, namentlich über die Verbreitung de« Kro]
in einigen Ländern Europas. Wir führen von seinen Arbeiten nur die selbststän
FALCK. — FALCONER. 333
cbii Denen Sehr il'ten an: „Handbvch der diätetischen Heilmitlellelue^ (Marburg
48—50) — ^Handbuch der klinischen Toxikologie (Erlangen 1854, Separat-
drack aus ViR€HOW*s Handbuch der spec. Patb. und Ther.) — „Phiirmakoyoe
- this Kliff ihstenthum Hessen*^ (Marburg 1862) — „Compendiöses Wörter-
'h der »peciellen Arznei' Verordnung slehre^ (Erlangen 1864) — „ Uebersicht
* Xormai gaben der Arzneimittel u, s, w.** (Marburg 1875) — „Das Fleisch,
meiaverstt Endliches Handbuch der wissenschaftlichen und praktischen Fleisch-
Mit*^ (Marburg 1880, mit 12 Taff.). Zusammen mit seinem Sohne Ferdinand
gust F,. gab er heraus: „Beiträge zur Physiologie y Hygiene, Pharmakologie
i lonrikoiogif^*' (Bd. I, Stuttgart 1875); ausserdem referirte er über die Fort-
ritte der Pharmakologie und Toxikologie in FrORIBp's Tagesberichten (1851, 52)
1 iü Cäxstatt's Jahresbericht (1853 — 57). Dieser unermüdlich thätige Forscher
rb am 30. Juni 1880.
EomiiLur^h in Berliner klinische Wochenschrift. 1880, paj?. 590. G.
*Falek, Ferdinand August F., wurde als Sohn des Vorgenannten
4)reii in Marburg am 28. Mai 1848. Nach Vollendung seiner Studien in
'bürg 11 ud Birlin wurde er am ersteren Orte 1872 promovirt. Seit Sommer
2 A^aiutent am pharmakologischen Institut in Marburg, seit 1874 Privatdocent
Pharma kolo^ni^ in Marburg, arbeitete F. 1875 in Leipzig (Ludwig). 1875
ilitirte er mh als Privatdocent für Pharmakologie in Kiel und Assistent des
'sif>logiH(*hi'n Instituts; 1878 wurde er zum Prof. extraord. für Pharmakologie
Hb,st ernannt. Schriften: „Pharmakologisch-toxikologische Arbeiten überiletall-
V* (VlRCHO^'s Archiv, LI) — „Hydrocotarnin, Strychnin, Bruzin^ (Viertel-
jahr, für gcriehtl. Med. etc. 18, 20, 21, 23) — „Phosphor"" (Archiv für
mm, Path. VU) — „Laudanosin^ (Archiv des physiol. Inst. Leipzig. XI) etc. —
tj/Htidogi'^ch- Chemisches üLer Inanition" (Falck^s Beiträge zur Physiologie etc.
1^75) ^ ^Chlor- und Harnstoff bestiinmung^ . Monographisch: „Uebersicht
»peciAhn Drogenkunde'' (Kiel* 1877; 2. Aufl. Berlin 1883) — „Lehrbuch
praktischf'H Toxikologie^ (Stuttgart 1880). P^j
FalcbeBthal, Tobias Friedrich F., war in Schnabach (Pommern)
4 geboren, kam, 18 Jahre alt, nach Kopenhagen nnd studirte hier durch Hilfe
Lis^EX'i* Anntoniie und Chirurgie, absolvirte 1780 Examen anatomico-chirurgicuni
Amphitheater und erhielt 1882 dänisches Indigenat. Wurde 1 784 an der Uni-
itüt imiiiatrit*ulirt , absolvirte F. 1785 das Examen medicum und wurde 1795
Primareh im rp: in der Marine angestellt. 1805 wurde er Mitglied des Gesundheits-
^giuniB und Dr. med. honor. in Kiel. Er war ein tüchtiger Organisator des
icioalwenenp^ zur See, ein sehr angesehener Arzt und habiler praktischer Chirurge,
jnete rtieh besonders als solcher in der Schlacht auf der Kopenhagener Rhede
2. April 1801 aus. Seine literarische Production ist unbedeutend. Er starb
0. Äusführlielie Biographie in Ingerslew. Petersen.
Falcoburgus, s. v. Valkenburg.
Palconer, William F., unbekannten Geburtsjahres, zu Edinborg 1766
med., dann in Bath Director des dortigen General-Hospital, hat diese Stellung
fahre iniie ^rehabt. Seine Schriftstellerei erstreckte sich auf viele Gebiete. Neben
ifteii über Ilith (1770, 1772, 1775, 1776, 1777, 1790, 1795, alle in London
lieneu) und einer Reihe von Streit- und Gelegenheitsschriften sind zu nennen:
marks Ott ihe inßuence of climate etc.** (London 1781) — „Account ofthe
etnical catarrhal fever . . . at Bath 1782** (Influenza, Daselbst 1782, 1803) —
wrvations respecting the pulse etc.** (Daselbst 1796) — „An essay on the
ue etc.'' (Bath 1801). — Mehrere seiner kleineren Arbeiten sind in den
. of the London med. soc. von 1789 — 1805 veröffentlicht.
Dict, hiat, IL Red.
334 FALCONET. — FALGER.
Falconet. Französische Arztfamilie in vielen Generationeu, d^^reu ältei
in den biographischen Werken hervorgehobenes Mitglied Charles F. war. ^
Rouane, seiner Vaterstadt in Bas-Forez, verzog er 1614, um Leibarzt bei Mar
rethe von Valois zu werden. Bei seinem 1641 erfolgten Tode hinteriiea.'S
den Sohn Andr6 F., der am 12. November 1612 geboren war und io M<
pellier ausgebildet, sowie — 1634 — promovirt wurde. 1656 bei Heinrich ]
1663 bei dessen Tochter Christine Leibarzt geworden, wurde er von Letzt«
nach Turin gerufen und erhielt vom Herzog Karl Immanuel IK dt^n Änüi
die Bäder von Aix zu restituiren. Von Lyon, sowie von seinen fürstlichen Gojie
mit Ehrenbezeugungen tiberhäuft, starb er 1691 mit Hinterlassung einer *Seorl
Schrift (Lyon 1642, 1684). — Sein Sohn, Noel F., am 16, Niivember U
geboren, wurde früh nach Paris geschickt und an Guy Patix, der mit And rt
eng befreundet war, empfohlen. Er wurde 1660 Dr. phil., dann zu nächst in Pi
Mediciner und als solcher zu Montpellier 1663 promovirt. In Lyon habilti
wurde er 1666 in das dortige CoUegium der Aerzte aufgenommen, IGiS al« j
beim königlichen Hofstaat in Paris angestellt. Hier starb er aru H. Mai li
mit Hinterlassung eines „Systeme de fi^vres et des crises etc,^ (llippokratis
Doctrinen, etwas modernisirt, Paris 1723) und einiger Streitschriften. — C am i I U'
Sohn des soeben Abgehandelten, am 1. (nicht am 29.) März 1671 in L
geboren, genoss, als er in Paris Medicin studirte, den Unterricht ('hicovxe^
und Chirac's, doctorirte jedoch in Avignon und Hess sich später in Lyon nie
1709 gab er dem Drängen seiner Eltern, in Paris wirksam zu werden, tu
siedelte dorthin über, entfremdete sich jedoch dann durch eine auf viele Wi*^
gebiete hinüberspielende Schriftstellerei mehr und, mehr der Medieiiu Als er 1
starb, hinterliess er eine sehr grosse Bibliothek und auch mehrere (1709—1*
in Paris erschienene medicinische Schriften, von denen jedoch keiner ein m
haltiges Interesse zukommt.
Biogr. m6d. IV. Re
de Falconüs Nicolo, s. Falcücci.
Falcncct Nicolo F,, (Falcütius, auch unter dem Namen „deFalcon
bekannt), ist in Florenz geboren; er lebte zu Zeiten der Kaifler VTenzel
Ruprecht und ist im Jahre 1412 gestorben. F. ist Verfasser rmen der he
medicinischen Compendien des Mittelalters, das unter dem Titel „Sf^rmo?te^ ui
cinales VIP^ eine sehr ausführliche Darstellung der gesammten Medicin entl
zumeist nach arabischen Quellen bearbeitet , aber auch mit zahlreichen eig«
Beobachtungen des Verfassers ausgestattet. Die Schrift ist zueret 1424 in Veoi
im Druck erschienen; spätere Auflagen 1491, 1507 und 1533. BesfiiderH beacht
werth ist die Sermo II de febribus (in der Collectio de febribu^, Venedig 1'
pag. 285, abgedruckt) und die Mittheilungen über gynäkologische und ^ebnria
liehe Gegenstände in Senno III und VI, eine der vollständigsten Danitelluii
über diese Gebiete aus jener Zeit (vgl. hiezu Davidson in Monataclir. füf G^bi
künde, 1864, XXII, 338). Ausserdem hat F. „Commentaria sup*'r aphoris
Hippocratis^ verfasst, welche vervollständigt von J. B. Theodorics (Bonn 1^
herausgegeben sind. Das ihm fälschlich zugeschriebene „Antidotarntm^ , da.
Strassburg (s. 1. e. a. Fol. per Jo Prijs) gedruckt erschienen, ist wabn^ch ein lieh
erweiterte Ausgabe der gleichnamigen Schrift des SalemitanersNiCOLAus PttAEH>sr
A. Hir*t
Falger, Franz F., zu Münster, war daselbst am 31. Mai 1814 gebe
studirte in Bonn und Berlin von 1832 — 1836, wurde 1837 Dr.etor, liess
darauf als Arzt in Münster nieder, wurde 1849 Med icinal- Assessor und 1852 Mediel
Rath beim dortigen Provinzial-Medicinal-Collegium und starb am 16. October 1^
Seine Arbeiten betreffen vorzugsweise die Gebiete der Medicinal -Polizei^ Hyg
und Diätetik , so die populäre Belehrung : y, Die sichere VerhiltUiuj der Chol
Ansteckung'' (Münster 1865; 3. Aufl. 1867) — „Ueber Badet inrkkungei
FALGER. — FALLOPPIO. 335
■mtUchen ÄthHtalten^ — „Veber die Kost der Gefangenen^ — „lieber
mfflation*' M'asper's Vierteljahresschrift 1864) — y,Der Ansteckunga-Process
r Cliotertt' Filze mittelst der Luft Ms Klare gestellt u, s, w," (Münster 1867) —
)er Priester um Krankenbette, Eine fassliche Belehrung über die wichtigsten
-ankheilen tt, w, w,'' (Daselbst 1867; 3. Aufl. 1873) — „Die künstliche Er-
hrung der Kinder mit pilzfreier Milch u. s. w.^ (mit Abbild., Daselbst 1867).
tflm.Tdera kleiuere Aufsätze in ViRCHOw's Archiv (1865).
Em 3t Rassmann, 1866. pag. 107; Neue Folge 1881, pag. 64. G.
^Falimierz, Stephan F. (auch Phaumirüs und Phalinürus genannt),
bftren zu Porcb, wahrscheinlich gegen Ende des XV. Jahrhunderts, war Leibarzt *-
s CagtelfaiiH von Krakau J. Tarnowski und Herausgeber des ältesten in
lai&cher Sprache gedruckten Kräuterbuches; es ist dies znm grossen Theil eine ,
bor^etzunor, rt^sp. Umarbeitung des „Ortus sanitatis" von Joannes Cüba (Mainz
85, n. dteei'ui und erschien 1534 bei ün gl er ins in Krakau in 4. Das Werk
bort zu den grössten bibliographischen Seltenheiten. ^ ^ p
Falke, FriedrichAugust F., geboren zu Magdeburg 177^, woselbst
ü \'ater K^iilmann war; nachdem er in Magdeburg die Schule besucht hatte,
dnjBtt^ er muh in Braunschweig der Chirurgie, bestand daselbst ein Examen und
akticirte. 1801 zog er nach Helnistädt und später nach Erfurt, woselbst er
07 den Dcictfirtitel erwarb. In demselben Jahre kam er nach Russland, absolvirte
Petersburg t«. August das Examen, um das Recht der ärztlichen Praxis zu er-
Iten und wurde in Petersburg am Kalinkin-Hospital angestellt. Später war er
^isarzt in Kaläsin und wurde von der Universität Dorpat auf Grundlage einer
h'sst^t tio de htfdrope'^ (62 pp., 8., Dorpat 1818) in absentia zum Doctor med.
jirt. Gestarbt '11 ?
Eet'kft-Napiersky, 550. L Stieda.
*Palk, Friedrich F., geboren zu Berlin am 8. Juli 1840, theils *
Tselbat, theils in Leipzig und Würzburg ausgebildet, wurde 1862 promovirt
1 wirkt fieithtT als Arzt, seit 1876 als Kreis-Physicus, und als Docent in Berlin,
ine [iicbriftt?t(*Ilerischen Arbeiten bewegen sich auf dem Gebiete der gerichtlichen
idicin, (^iffeiitlicben Gesundheitspflege und Geschichte der Heilkunde. ^^^
Falkner, Thomas F., Arzt in Süd-Amerika, war 1710 als Sohn eines
irnrgen zu Manchester geboren, machte seine Studien in London, besuchte Afrika
d Ämerikaj tTkrankte in Buenos-Ayres und wurde daselbst von Jesuiten-Missionären
pdegt, die ihn veranlassten, in ihren Orden einzutreten. Als geschickter Arzt und
«rateur leistete er sehr gute Dienste auf den ihm anvertrauten Missionen,
isser vielen zerstreuten Aufsätzen liess er eine sehr vollständige Monographie
er Patngouicu und dessen Bewohner erscheinen, die in verschiedene europäische
rächen übers^'tzt worden ist: „A descripton of Patagonia and the adjoining
rts of South America^ (Hereford und London 1774, 4.; deutsche. Uebersetzung
Q ä/h, Ewald, Gotha 1775 in Hirsfkld's Geschichte der Menschheit, Bd. IIl).
^Jahre früher hatte er: „De anatome corporis humani^^ (2 voll., London 1754)
rau8g<!gelH."n. Auch um die Klimatologie hat er sich Verdienste erworben und
jbrere Arbeiteu über Krankheitsverhältnisse in Amerika veröffentlicht, darunter:
rreatim on American distempers cured by American driigs" (London 1775).
ßoü 1780 gestorben sein.
Dechambre, 4. Serie, I, pag. 167. G.
^Palloppio, Gabriele F., aus Modena, 1523 bis 9. October 1562, einer
T bedeutendsten und vielseitigsten Aerzte des sechzehnten Jahrhunderts, unter
ssen Verdiensten die um die Anatomie in erster Linie stehen , hatte während
iner Studienzeit mit dem . bittersten Mangel zu kämpfen. Im Jahre 1548 erhielt
die Professur der Anatomie zu Ferrara , gleieh darauf die zu Pisa ; im Jahre
336
FALLOPPIO. — FALRET.
i
*
1551 die der Anatomie und Botanik zu Padua. . In seinen Selinfleo vercioigt
sieh wissenschaftliche Vorzüge mit seltener Bescheidenheit und aufrichtiger Verchmi
gegen seine Vorgänger, hauptsächlich gegen Vesaliüs. Die anatomi:*chen Arbt^ht
F.'s betreffen alle Theile des menschlichen Körpers und sind durch miistt^rhaf
Genauigkeit ausgezeichnet. Am werthvollsten sind die Beschreibungi^n dts Rnfjche:
Systems, der Entwicklung der Knochen und die des Gehörorgane«, — Vah
den übrigen sind die, welche die Chirurgie, namentlich die Syphiltit, betreffe
hervorzuheben, in denen sich eine reiche Erfahrung und ein gediegenes Urth?
offenbaren. F. selbst veröffentlichte nur eine einzige Schrift: „Observtt tonen «a*
tomicae^ (Venedig 1561, 8.; zuletzt Daselbst 1606 und in Vesal:^ Opera L. 1
1725 f.) — Die ryLectionei de partibus similaribus — et sceletorum rxplic€dwrm
(Nürnberg 1575 f.) wurden von Koyteb herausgegeben, von dem auch die Ztic'
Mungen herrühren. — „Opeta omnta^ (Venedig 1584 f.; zuletzt 1606 i., mit dt
Abhandlungen über praktische Medicin nach den Aufzeichnungen vini Mahcollsj
11. Haeser.
Fallot, Salomon-Loü is F., zu Brüssel, war im Haajij^ um II, MAi
1783 geboren, stammte aus einer französischen Emigranten-Familie ^ war Subn m.
Enkel eines Arztes, machte als französischer Militärarzt, nachdem er in den ^
ländischen Lazarethen thätig gewesen, von 1809 — 14 die Feldztige in OesterreiH
Portugal, Deutschland und Frankreich mit, war später holländisehor, utjd seit di
Trennung Belgiens von Holland, belgischer Militärarzt, stand lange Zeit in Xaini
und verliess 1848 den Dienst mit dem Titel als M6decin en chef honnrairr. \
lebte darauf in Brüssel und beschäftigte sich mit Erfolg mit der AugenheilkuDd
Von seinen überaus zahlreichen Arbeiten aus allen Theilen der Gert.inimt-Mi*die
sind die ersten von 1821 — 29 im Journal compl6ment. du Dict. des siüences m»?^
cales, die folgenden in der Gaz. mödicale beige (1832), dem Bulletin niedic;
(1835, 1837, 1838), den Annales d'oculistique (1841, 1843, 1844 lu %. w.), de
Bulletin de l'Acad. roy. de medecine de Belgique (1842 — 50, 1855—58), di
Memoires derselben (1848), dem Journ. de mMecine de Bruxelles (1846^ 185:
u. s. w. publicirt. Auch übersetzte er aus dem Holländischen G. Vbolik, „Memoin
sur quelques sujets interessants d^ anatomie et de physiologie^ (Amstord-iin 182^,4.
An besonderen Schriften rühren von ihm her: .^ Essai sur V expectation en mti^
cine^ (Li^ge 1828) — mit L. J. Varlez: „Recherches sur les cau$e& i
V Ophthalmie qui rdgne dans quelques gamisons de Varm^ des Ptn/s- BaSf etc.
(Brüssel 1829) — „Coup d'oeil sur le cholSra'' (1832) — „De h ^imul^Ok
et de la dissimulation des maladies dan^^ Iturs rapports avec le seraice md^airt
(Brüssel 1836) — „MSmorial de Vexpert dans la visite sanitaire de^ homm*
de guerre, etc.^^ (Daselbst 1837) — „^tudes cliniques'' (Daeelb^^t 1843} -
„Apergu de la mMecine dans ses rapports avec les maladies infern%,H** (Dsädh
1854) — „Coup d^oeil sur la Situation des offiders de sante milüartru
(Daselbst 1856). Im Alter von fast 90 Jahren starb er am 11, Fibrnar L8I^
Bulletin de l'Acad. roy. de medecine de Belgique. 1873, 3. S6r., T, VII . pag, 1% -
Dechambre, 4. Serie, T. VI, pag. 168. — Callisen, VI, pag. 166; XXVJIl . \^. I
Falot, Aime-Michel F., französischer Marinearzt 1, OL, war a
29. September 1835 zu Montpellier geboren, wurde daselbst 1863 mit der These
„Relation midicale d^une campagne en Chine , ann^s 1859 — 60** iJocto
verfasste noch folgende Arbeiten : „Relation d^une eplddmie de colique nervem
observde sur la rade du Gahon, etc,^ (Montpellier m6dical 1865) — »De ^
n^ralgie du nerf phrdnique^ (Daselbst 1866) — „Du lisird gengwal dans h
maladies saturnines ; quelle est sa valeur pathognomonique ? ^ (Arcb, de m^di*
nav. 1868) und starb am 18. Juni 1869 zu Plessis-Lalande (VilIier?i-8iir-MarDf
Berger et Rey, pag. 91. G.
Palret, Vater und zwei Söhne. Der Erste, Jean-Pierre I'\^ geboren i
Marsillac im Departement Lot den 26. April 1794, widmete sich schon mit 17 Jalir«
FALRET. — FANO. 337
m Studium der Medicin, dem er seit 1811 zu Paris oblag. Durch PiNEL und
st^rmOL angeregt» pflegte er mit besonderer Vorliebe die Irrenheilkunde, deren
Der der bedeutendsten Vertreter er im Laufe der Zeit wurde. Im Jahre 1819
-wBih er üich mit der These: „ObservatioTis et proposithns mSdico-chirurgicales^
e Doctorwürde, Im Jahre 1822 gründete er mit VoisiN die noch bestehende und
m detu einen seiner Söhne fortgeführte Privatirrenanstalt zu Vanvres bei Paris,
?Ieho durch melir als vier Jahrzehnte die berühmteste des europäischen Continents
ELT und auch beute noch nicht, obgleich seitdem manche ebenfalls ganz vorzügliche
itfitandeu sidcI, in den Schatten gestellt ist. Nachdem er schon im Jahre 1822
m Arbeit: jjhi suicide et de V hypochondrie ; considSrations sur ces mala-
i?j, leuT si7ge, hur 8 symptomes et les moyens d/en arreter les progres^ ver-
'entlicht und allgemeine Beachtang gefunden hatte, wurde ihm sowohl mit für
?ge als au**b insbesondere seine folgenden „ Recherchen statistiques sur les alitnSs,
I suicides ft hs morts subites" — „MemoW prSsentS h VacadSmie des
\tnces 1S2S ff 1829" von dieser der krönende Preis und von der Academie
niedeciuo die Mitgliedschaft zu Theil. Im Jahre 1831 wurde er Chef de Thospice
h SalpttriiMv und verwaltete dies Amt bis 1867, wo er es aus Altersrücksichten
sderlegtu. hi ilicser Zeit von 36 Jahreu entstanden seine Hauptarbeiten, von
neu j,De ralUnation mentale'' (1838) — ,yDu däire!* (1839) — „De la
Ue circulaire ou forme de maladie mentale caracteris^e pt^^ alternative
pdiere de hi manie et de la milanchoHe'' (1851) — „De la non-existance
la monomanfe" (1854) — „Du traltement g^nt^ral de.s altt^nes (1854) die
kanntesten ^^eworden sind, und die er 1864 iu einem grösseren Werke unter
m Titel: j,Maladies mentales et des asiles d\ditnes, Lec^ons cliniques et
nsideratwHs tjenerales avec un jdan de Vasile d' lllenau'^ zusammenfasste.
i^leieh trertlicher Beobachter, ist F. doch stark mystisch angehaucht. Er ist
h/tuger der dualistischen Natur des Menschen und erklärt aus der Zusammen-
rkung de?t Leibes und der Seele zwar sowohl die gesunden als auch die kranken
elenzustände : beide haben aber nichts miteinander gemein. Aus der Zusamnien-
rkiiiig der Sirle und des kranken Leibes entstehe etwas ganz Besonderes, ein
Ynm organon und die Aeusserungen dieses Novum organou seien die Seelen-
rungen beziehungsweise Geisteskrankheiten. Dieselben seien demgemäss auch nicht
►3 rein 8om«ti>ich zu behandeln, wie von mancher Seite verlangt werde, sondern
r^iegend auch psychisch, wodurch der hochwichtige Traitement moral bedingt
rde. — Im Jahre 1870 zog F. sich von Paris nach seinem Geburtsorte
rsillac, in dem er 76 Jahre vorher das Lieht erblickt hatte, zurück, und am
, Oetober demselben Jahres starb er daselbst fem von den Seineu. — Von F. 's
bneu ist *Henri-Lois F. der ältere. Er wurde ebenfalls Arzt, hat aber
icheinend nur eine Doctordissertation : „De la construction et de V Organisation
r etahlisement,^ d'alienes'' (Paris 1852) bekannt gemacht. — Der Jüngere,
ules-Pb.-J, F. j geboren zu Vanvres bei Paris den 17. April 1824, einer der
leutendsten Irrenärzte der Gegenwart, lebt an seinem Geburtsorte zu Vanvres,
er die von seinem Vater gegründete Irrenanstalt fortfiihrt. Ausserdem ist er Arzt
der Salpetriere, nachdem er lange als solcher am Bicetre thätig gewesen war.
Jahre 1853 proraovirte er mit der These: „Becherches sur la folie paralytique
les diverse.s paralysies generales'' und verfasste seitdem eine grössere Anzahl
i Sehrii'teu , von denen die „Dp- Vetat mental des ejnUptiques" (1862) —
^eg troubles du langage et de la mhnoire des mots dans les affections cc'rS-
f/f**"' (Apkt^Ttiiej Aphasie^ Älalie, Amnesie verbale) (1864) — „De la con-
itfumiiif** (1865) — „Des alit'nes dangt reux et des asifs speciaux pour les
ines diis criminels (1869) wohl die meiste Verbreitung gefunden haben.
A rndt.
*Fail0, Salvador F., welcher 1873 — 82 das „Jourual d'oculistique
de Chirurgie^' herausgab, wurde 1851 zu Paris mit der These: „Becherches
la contuiiioii du cerveah'' promovirt und hat neben einer Reihe pathologisch -
Biögt, Lexikon. II. 2'^
338
FANO.
FARNESI.
anatomißcher Beschreibungen und Zusammenstellungen noch geliefert: „Tr
pratique des maladies des yeux^ (Paris 1866) und den sehr umfangreic
„TraiU ätmentiare de 'cMrurgie" (2 Bde., Daselbst 1869 — 72). Im jung
Almanach de m^decin ist er als „Agr6g6 ä la facull6" aufgeführt.
Index- Catalogu^. R e
Pantonetti, Giovanni Battista Bernardo F., geboren zu P;
am 13. März 1791, Doctor der Facultäten von Tuidn und Pavia 1802, war
Leiter der medicinischen Klinik und an den Zeitschriften „Giomale per sei
ai progressi della patologia" und ;,Effemeride delle sc. med.", welches letzter
begründet hatte, thätig. Als er am 13. Juni 1861 starb, hinterliess er zahlre
Abhandlungen über interessante Fälle und therapeutische Fragen (Chinin-,
Anwendung), auch eine Monographie „Del cholera vagante nella Ligvrta e
(Mailand 1835).
Hahn bei Dechambre. Re
Pantoni, Giovanni F., wurde am 22. März 1675 in Turin gebe
wo sein Vater Giovanni Battista Professor und Leibarzt des Herzogs
Den ersten Unterricht empfing er von seinem Vater und bereits in seinem 22. Lei
jähr wurde er zum Professor der Anatomie ernannt. Im Jahre 1717 erfolgte «
Ernennung zum Leibarzt des Herzogs Carl Emanuel, und als im Jahre 1720
Restauration der Universität Turin erfolgte, wurde F. zum ersten Professor
Medicin und 1727 zum Präsidenten der medicinischen Facultät ernannt. S
literarische Thätigkeit war eine grosse und von besonderer Bedeutung auf
Gebiete der Anatomie.
Man vgl. Biografia medica piemontese. Bd. 2, Torino 1825, pag. 83. Magm
PanzagO, Francesco Luigi F., 1770 — 1832, aus Padua, wi
daselbst als Professor der Pathologie und Hygiene und beschäftigte sich besoD
mit Erforschung der Pellagra (Padua 1789, 1792, 1815, 1816). „Saggio &
differenze essenziali delle malattie universalis (Padua 1809} und ^Instituti
pathologicae^ (Leipzig 1815) sind seine umfangreichsten Monographien.
Dureau bei Dechambre.
Be
*Parabeuf, L.-H. F., Agr6g6 ä la faculte de m6d. de Paris, trat zi
mit einer Schrift: „De la confection des moignons et de quelques motynorii
particulier^ (Paris 1871) hervor und verfasste später theils anatomische Ui
suchungen: „Refonnes a apporter dans V enseignement pratique de Vanalor
(Daselbst 1876) — „De V4piderme et des Spitheliums^ (1872) — „Le sysi
s^reux" (Concursthese 1876), — theils einen „Pr^cis de munuel op^ato
(getrennte Theile, 1872, resp. 1881). Re
Pario, Leovigildo Paolo F., zu Brescia, war am 16. November 1
zu Asola im Mantuanischen geboren, studirte in Padua, Pisa, Florenz, Pa
Bologna, leitete in Venedig ein Cholera-Hospital und schrieb zusammen mit As
CoBTESi und Pancbazio: „Intomo alla prima invasione del Gholera-morbu.
Venezia^ (Mailand 1836). Er widmete sich mit Vorliebe der Augenheilkui
die von ihm begonnenen „Annali ottalmologici" bestanden jedoch nur ein
(1835). Von 1838 an gab er zusammen mit Benvenüti das „Memoriale o
niedicina Chutemporanea^ heraus. Es finden sich in diesem, sowie in
Annali univcrsali di medicina verschiedene Arbeiten von ihm. Er starb 186:
Cantü, pag. 201. — Giorn. veneto di sc. med. 1863, 2. Ser., Vol. 22, pag.
(nicht zugänglich).
Farnesi, Tömmaso F. (Fabnese), aus der Familie As coli in Per
stammend, wurde am 7. October 1780 geboren und starb in Moskau 1829.
studirte von 1802 ab in Florenz, erlangte 1807 das Diplom der Chirurgie, w
1810 Prosector zu Bologna, wirkte von 1823 ab in Mailand und begab
FARNESI. — FARR
339
B2S nach Wien, d&nn nach Russland, um einen Lehrstuhl für Anatomie und
Iiirnr^ie zu tiberuehraen. Ausser seiner (henorzuhebenden) These „Sur Vorgani-
lUon et les fonch'ons du foetus etc,'* (Florenz 1808) schrieb er über Blasen-
me (1820) und ^-ab Mascagni's Anatomie (Mailand 1821 — 1824) und Scabpa*s
"(Tk über den Steiuschnitt (Daselbst 1823, 1826) heraus.
KaliiL bt$i Dechambre. Red.
Farquharson, William F., zu Edinburg, war daselbst 1760 geboren,
üdirte auch dort imd wurde Fellow des College of Surgeons. Er schrieb:
AcvAnmt of a ^intjular case in midwifery^ (DoNCAN*S Medic. Comment. 1788) —
Oast of sci'rrhous Oesophagus^ (Memoirs of the Medical Soc. of London, 1789) —
Üüm of alfscess nf the breast successfally treated^ (Daselbst 1792). Er that
?h durch seinen Eifer für die Verbreitung der Vaccine hervor und starb 1822.
Dtichainbre, 4. Serie, I, pag. 254. G.
* Farquharson, Robert F., wurde, nachdem er sich in Edinburg, Paris,
srlk und Wien .i usgebildet hatte, Med. Dr. zu Edinburg 1858; nach einer'
nfTtren Thiitigkeit in der Hauptstadt F. R. C. P. Lond. 1877. Er las am Mary's
rjgpital, w«» VT aut h als Arzt thätig war, über Materia medica, war Arzt an der
>8tiTu ^eneral imd später an der Bromp. und Belgr. Dispensary. Seine Schriften
id: ^Ä giihh to (herapeuticH^ (kürzlich in 2. Aufl.) — „On the past, present
ul fufure *$f thtrapeutics^ (London 1874) und neben einigen klinischen Arbeiten
der Laneet (1H7<>) „The various forms of skin eruption produced by drugs"
dt. med. JouriK 1879). B,^^.
Farr, Samuel F., zu Taunton 1741 geboren, studirte Medicin in
iinhuriif und ii:i Lnyden , wo er 1765 proraovirt wurde. In seiner Vaterstadt
iblirt, erwarb er sich grossen Ruf als Praktiker und hinterliess ausserdem bei
inem 1795 erinJglen Tode viele Schriften, unter denen einige von nachhaltigerem
erthe sich iiüdt-n , so: „An essay on the medical virtues of acids" (London
'6t*) ~ ^Aphonsnn de marasmo^ (Daselbst 1772) — „The elernents of
eJimlJiirüprinit>tice^^ (Daselbst 1788, 1812). — Auseinanderzuhalten von Samuel
i einerseits Richard F., der Verfasser meteorologischer Arbeiten in den Philos.
■ausÄCt. fl7B7 — 1779) und andererseits William 1. F., Beschreiber von Fällen
m der chirurgischen Praxis (so Opisthotonus durch Opium geheilt [Med. observ.
■71]) ü, A.
Dict. bist. IL Red.
Farr, William 2. F. (auch Fare und Farre), über den nähere Lebens-
gtben fehlen , machte sich schon in einer frühen Zeit seines Wirkens berühmt
K'li die Arbeit : y,A treatise on the nature of scrofula^ (London 1818, 1820;
Qti^ch von Becker, Leipzig 1820). — Bald darauf erschien „Essay on the
^€cts of the fncus helmintho chorton vpon Cancer^ (London 1822 ; unter ver-
fiertem Titef 1855: Ergänzungen dazu 1829). — Späteres Werk: „On the
itiüiks of Engli^h lunatic asylums^ (Daselbst 1838). Von 1837 ab redigirte
den Brit, med. Almanach, von 1839 die Med. annals.
Iiidex-Catalogüu. Red.
Farr, William 3. F., geboren 1807, gestorben im April 1883, hatte
sb bereits in der itiedicinischen Journalistik einen Namen gemacht, als er 1833
die Regißtrar Goiierars Office eintrat, um nunmehr über 40 Jahre seines fleissigen
;Wns der St^itistik zu widmen. Seine Berichte und erläuternden Briefe in den
lÄanimelteu „Reports" der genannten Behörde gelten als Arbeiten von epoche-
icbender Bedeutung* Die Schemata und Fragebogen, welche er für alle Gebiete
T Lebe- und 8teri>e«tatistik aufstellte, wurden vielfach nachgeahmt. Sein Leben
irtlös», der Hiugalie an diese Arbeiten entsprechend, sehr still ; doch wurden ihm
tf atatis^tischen Conuressen etc. auch äussere Auszeichnungen zu Theil. Wir nennen
22*
340 FAHR. — FASCH.
neben einem älteren ^Medical guide to Nice^* (London 1841): ^Report on
mortality of Cholera in England 1848—1849'* (Daselbst 1852) und „Eng
life-table with on introduction^ (Daselbst 1864).
Brit. med. Journ. 1883, Nr. 1164, 1165. — Index-Catalogue. Re
Parradesclie-Cliaurasse, Jean-Baptiste F. -Gh., fragliehen Gebi
Jahres, promovirt zn Montpellier 1809, und vorher dort an verschiedenen klinis(
Abtheilungen tbätig, prakticirte in seiner Vaterstadt Allanches und veröffentli
gute Beobachtungen über chronischen Rheumatismus, über Herzkrankheiten, i
Heilung von Flechten, Epispadie etc. Er starb 1850.
Hahu bei Decbambre. Re
Farradsch ben Salem, s. Ferragüth.
, Parraguth, s. Ferbaguth.
Parre, John Richard F., als Sohn eines Arztes 1774 auf Barba
geboren, studirte in London am Guy 's und St. Thomas-Hospital. Durch A. Co(
schon damals ' ausgezeichnet, begab er sich noch einmal nach den Antillen zur
um dann sich in Grossbritannien ganz anzusiedeln. Er übte Praxis in Glasj
Aberdeen und London aus, hier von 1804 ab, gründete mit J. C. Sauxders
London Ophthalmie Hospital, wurde Arzt der London Dispensary und zog
von der praktischen Thätigkeit nicht vor 1850, aus dem Royal LonH.on ophtha
Hospital sogar erst 1856 zurück. Er starb am 7. Mai 1862, 88 Jahre alt,
Ein Hauptantbeil von F. 's unermüdlicher Thätigkeit war dem Zusammenbri]
der grossen pathologisch- anatomischen Sammlung gewidmet, welche später an
St. Bartholomäus-Hospital tiberging. Von Schriften sind besonders hervorzuhd
„The morbid anatomy of liver etc,^ (I. Th. : Tumoren, mit 4 Taf., Loi
1812 — 1815) — „Pathological researches in medicine^ (I. Th. : Herz,
5 Taf., London 1814) — „Journal of morbid anatomy, or researches phyi
pathol. and therapeutical" (1828). Bemerkenswerth ist auch seine Ausgabe
J. C. Saunders' Augenkrankheiten (London 1811, 1812).
Hahn bei Dechambre. R«
*Fa8beilder, Heinrich F., geboren am 29. März 1843 zu Capellen
Kreise Grevenbroich, Regierungsbezirk Düsseldorf) studirte von 1861 ab Me<
in Bonn, Wtirzburg und Berlin und promovirte 1865. 1866 als Arzt appro
fungirte er als Assistenzarzt an der geburtshilflichen Universitäts-Klinik zu B
von 1867 — 1869. Seine Habilitation als Privatdocent für Geburtshilfe
Gynäkologie an der Universität zu Berlin vollzog sich 1871, seine Emeni
zum ausserordentlichen Professor 1878. Publicationen : „Beobachtungen über S
und Positionswechsel der Kinder** (Beiträge zur Geb. u. Gyn., Berlin I, l]
„ Ueber GesicJitslagen^^ (Ebenda) — „ Leber eine bimanuelle Compressi
methode zur Stillung von Metrorrhagien aus Atonie des Uterus bei -
entbundenen" (Ebenda) — ;, Wendung nach der Braxton Bicks* sehen Meth
(Ebenda) — „Zur Aetiologie der Qesichtslagen" (Ebenda, Bd. H) — ;,
Becken des lebenden Neugeborenen** (Zeitschr. für Geb. u. Gyn. III, 2) — ,
einseitige erworbene Oberschenkel - Luxation nach hinten und oben in i
Einwirkung auf das Beclcen** (Charit6-Annalen 1876) — „Ueber Verletz
und Schutz des Dammes** (Zeitschr. für Geb. und Gyn. II.) Be
Fasch, Augustin Heinrich F., am 19. Februar 1639 zu Am:
geboren, schloss sich in Jena, wo er studirte, hauptsächlich an Rolfink an,
ihn 1667 auch promovirte. Vier Jahre später erhielt er den Lehrstuhl der Bot
bald darauf auch den für Chirurgie und Anatomie. Diese vielseitige Fun
neben dem Amt eines kurfürstlich sächsischen Leibarztes mag verhindert h:
dass eine grössere zusammenhängende Schrift von ihm verfasst wurde. G
50 Dissertationen über alle möglichen klinischen Fragen tragen seinen Name
Biogr. m6d. IV. R
FASEL. — FAÜCHIER. 341
Fasel, Johann Friedrich F. (Fasbliüs), aus einem weimarischen
rtehea Berka gebürtig, 1721 — 1767, von 1758 — 1761 zu Jena Extraordinarius,
1 da ab Ordiimrius, hat etwa 20 Dissertationen und Programme über klinische
eumta g:e?«cbriuben. Erwähnung verdient hier lediglieh die posthum (Jena 1767)
ehienene „E/mtenta medictnae forensis** , von denen später Auflagen deutsch
Leipzig (1768;, Würzburg (1770) herauskamen.
Dicf. hist IL — Biogr. m6d. IV. Red.'
Fassetta, Valentine F., zu Venedig, war daselbst am 30. Deceraber
!)6 geboren , f^tudirte vier Jahre in Padua , ein Jahr in Wien , bereiste Nord-
atschland, war darauf noch in Pavia ein Schüler von Scarpa, Panizza, Hilden-
kXD und wurde daselbst 1830 Doctor. Er trat in das Civil- und Provinzial-
»pttal zu Venedig ein, anfänglich als Secundararzt, dann als Directions-Secretär
t34), war Primararzt der Irrenabtheilung von 1835 — 1843 und darauf der
men-Abtheihüig- Als zuerst (1831) die Cholera in Europa erschien, wurde er
a Studimn derselben nach Polen geschickt und berichtete über seine Mission
anirnen mit V. Tommada in : „Estratto dei rapporti tnviatial govemo di Venezia"
'Mdig 183 Ij 4.). 1835 — 1836 war er dirigirender und Primararzt des Central-
)lera-HospitalHi in Venedig. Er hatte Gelegenheit, die meisten Sanitäts-Anstalten
ropa'fi zu besuchen und war zweimal (1836, 1840) Provinzialarzt von Venedig,
sser zahlrci^'lien von ihm verfassten Journal- Aufsätzen hat er sich besonders
eb eine Anziibl von mit Anmerkungen herausgegebenen Uebersetzungen aus
Fl DeutÄt'heu bekannt und verdient gemacht, namentlich von J. F. C. Hecker's
toriseben Schriften: „La peste nel sesto aecolo^ (Venedig 1834) — „Eccita-
niQ allo fitwJio delV epidemie e Cenni sul sudore tnglese del 1485^ (1835) —
U'^orso sulh malattie popolari^ (1837) — „La danzimania etc,^ (Florenz
38) — »JJiscorso nelle diatesi-morbose che sucoesstvamente dommarono i
mli d^ Europa^* (1839) — „La peste antoniana*' (1839) — „II sudore
glicano'' (1842).
Caötii, pag. 202. G.
Fattori, Santo F., Professor in Pävia, von welchem nur das Todesjahr
m bekannt h% hat ein dauerndes Verdienst als Verfasser folgender anatomischer
;rke: y^l/iscofsü sulla natura dei nervi^ (Pavia 1791) — „Guido allo studio
\hi anatomia amana'^ (Daselbst 1807, 1812).
Dict, hist, 11. Red.
Fancbard, Pierre F., berühmter Pariser Zahnarzt, der 1761 starb, hat
len Namen durch „Le Chirurgien dentiste"^ (2 Bde., Paris 1728, 1746;
itseh Berliü 1733) erhalten.
DicL hirft II. — Biogr. mfed. IV. Red.
Fanchiert J.-F. F. , zu Lorgues (Var) , hat daselbst eine lange Reihe
1 Jahren prakticui; und eine beträchtliche Menge von Arbeiten geliefert, unter
len wir die f^ulgenden hervorheben: Die Preisschrift »Des indications de la
gnce etc.*' (Paris und Montpellier 1810), mit der ein von der Gesellschaft
iwäbiÄcber Aer^te und Naturforscher ausgesetzter Preis gewonnen wurde; femer:
h. d'un fitns double"" (Sedillot, Joum. g6n. de mMic. 1803) — „MSm,
' V^ryf^ipele des nouveaux-nes"' (Daselbst 1805) — „Ohservations- sur la
^xine saus fh-uption"" (Daselbst 1808) — „Histoire des fih^res aigues graves
. . guiries par les purgatifs etc,"^ (Daselbst 1813) — „Hist. d'un abc^s au
e** (Daselbst j — „Riflexions sur la coutume barbare d^Houffer les hydro-
lies^ (Daselbst 1814) — „Obs. d/un rhumatisme aigu, terminS par la
rpurathn'^ (Daselbst 1817) — „Essai sur les modißcations que Vetat puer-
'ül am^ne dims le cours et le traitement des fi^vres idiopathiques et sympto-
tiques** (Bull, des sc. m6d. T. VII) — „Mem. sur la Vaccine et son inoculation""
stea de la Sne. de m6d. prat. de Montpellier, An 1804) — ^^Mem. sur le
342 FAUCHIER. — FAUKEN
Croup etc." (Annales de la Soc. de m6d. de MontpelL 1805) — „M4m, sur
composttion , . , de la poudre antimoniale connue sous le nom de poudre
James" (Daselbst 1806) — „Obs. sur Vusage du nitrate d^argent dans Ve^
lepsie etc," (Daselbst) — „Bist, de la maladie qui a regnd h Valeml
et ä Taradeau (Var) pendant . . . 1807" (Daselbst 1807) — „Obs, d't
maladie rare et non decrite qui attaque les enfants ä la mamelle" (Dasei
iSlO) — „Hist, d^ excroissances verruqueuses . .... autaur de Vanus, $i
aucun Symptome de syphilis, etc." (Daselbst 1811) — „M^m. sur les hydropü
ddpendantes de toute autre cause que de Vatonie des solides" (Journ. de m
de Leroux 1812) — „Eist, de V Epidemie de scarlatine qui a regtu' a Ent
casteaux en 1809" (Daselbst 1812) u. s. w. Die Zeit seines Todes ist unbekan
Callisen, VI, pag. 187. — Dechambre, 4. Serie. I, pag. 263. G
^Faucon, Jean F. (Joannes F a 1 c o), zu Montpellier, war aus Sarint
ira Königreich Arragonien gebürtig, studirte gegen Ende des 15. Jahrhunderts
Montpellier, proraovirte daselbst, wurde 1502 Professor, 1529 Decan und st
1532. Er hat zwei Werke hinterlassen, einen Commentar zu einer Schrift
Antonio Güaineri, Professors in Padua 1430: „Additiones ad practtc
Antonii Güaineri" (Pavia 1518, 4.; Lyon 1525, 4.) und ein erst nach sein
Tode von seiner Witwe herausgegebenes Werk: „Notabilia supra Guidon^
scripta, aucta, recognita etc." (Lyon 1559, 4.) über Güi de Chauliac, h
lateinisch, halb französisch geschrieben.
Ast nie, M6moires etc. pag. 232. G
Fauconneau-Dufresne, Victor- AI bans F.-D., war 1798 zu Chateaun
geboren, wurde 1824 zu Paris Doctor mit der These „Observations et propositu
sur quelques points de mSdecine et de Chirurgie", war Arzt eines Wohlthätigke
Bureaus und eines Dispensaire. Er verfasste folgende grössere Schriften über
Krankheiten der Leber und der Galle: „La bile et ses maladies (Ouort
couronni par VAcad. roy. de m^dec.)" (Paris 1848) — „TraitS de Vaffect
calculeuse du foie et du pancrSas" (Paris 1851) — „Precis des maladies
foie et du pancreas" (Paris 1856). Ausserdem liegt eine Reihe anderer Arbei
von ihm vor, darunter: „M^m, sur les calculs biliaires .... suim d^un au
mS77i, sur Vinflammation du Systeme veineiix abdominal" (Revue med. fran^.
Strang. 1841) — „ConsidSrations physiologiques, pathologiques et therapeutiq
sur le foie et ses depeiidances etc," (Daselbst 1852) — „De Vinfluence
Systeme nerveux dans la production du diabete; etc." (Gaz. hebdom. de m
1860) — „Nouvelles observations sur la colique hepatique" (Daselbst)
j^Considerations tMrapeutiques sur les pn^parations de quinquina" (Paris 1866)
„De Veviiploi de Vapiol dans le traitement de Vamenori'hie et de la d
mdnorrMe" (Paris 1876) u. s. w.
Sachaile, pag. 286. — Index- Catalogue , IV, pag. 601. G
Faudacq, Charles F., aus Namur gebürtig, studirte am Anfang
18. Jahrhunderts als Schüler Petit^s und Moraüd's zu Paris, kehrte dann m
seiner Geburtsstadt zurück und zeichnete sich als Operateur aus. Er publicii
„Reflexions sur les plaies ou mithode de proceder h leur curatian" (Nai
1735) — „Traite sur les plaies d^ armes h feu" (Daselbst 1746).
van den Corput. — Ret
Fauken, Johann Peter Franz Xaver F., 1740 — 1794, Spit
und Findelhausarzt in Wien, erhielt seinen Namen durch einen epidemiologisc!
Essay (Wien 1772), in dem er eine Epidemie von Kindbettfieber mit einem „i
fallenden epidemisch verbreiteten Faulfieber" in Verbindung bringt. — Ausser^
rühren von ihm her „Reformvorschläge^^ (Wien 1784, resp. Göttingen 1794) i
„Lebensart der Einwohner in grossen Städte» "* (Wien 1779).
Biogr. med. IV. Bec
FAÜLKNER. — FAURE-VILLAR.
343
Fanlkner* Unter den drei grossbritannischen Aerzten dieses Namens,
alehe in den Qudlen aufgeführt werden, ragt nur Sir Arthur Brooke F.,
1 IrilDder, hervor, der 1803 zu Edlnburg promovirt wurde, 1814 als Militärarzt
1 Pe^thoÄpitiile auf Malta fungirte und über diese Thätigkeit auch sein grösstes
:hriftwerk: „j4 treatise on the plague etc." (London 1820) verfasste, welchem
Ibservah'ons on fhe plague" (Edinb. med. Journ. 1814) voraufgegangen waren,
ine sonstigen Schriften sind unbedeutend.
Callisen, M, XXVIII. Red.
Faure . Jean-Fran^ois F. , zu Lyon , war in den letzten Tagen des
nnar 1701 zu Avignon geboren, kam mit 16 Jahren bei einem Chirurgen in die
hre , hielt sieh dann 4 Jahre lang in Nimes und 3 Jahre lang in Montpellier
r, WH er den Unterricht von Soulier in der Anatomie und Chirurgie genoss,
brte 1725 nach Lyon zurück, wurde daselbst 1733 Magister der Chirurgie
d gehdrte bald zu den angesehensten Chirurgen der Stadt. Für eine von ihm
52 der Acad. de Chirurgie eingereichte Denkschrift: „Sur le caraxithre des
fii'vrs sfrofulenses, leurs esp^ces, leurs signes et leur eure" erhielt er den Preis
wimnien mit DE BORDEü. Er schickte in demselben Jahre der Akademie noch
dere Abharidliiügtin ttber sublinguale Tumoren u. s. w. Nachdem er sich vom Jahre
G4 an der auHi^chliesslichen Sorge für die Armen gewidmet hatte, kehrte er 1769
ft^ine Vaterstadt Avignon zurück, wo er seine Werke der Barmherzigkeit und
tphsten liebe fortsetzte. Noch als Greis betheiligte er sich an einer im Jahre
74 zum 3, Male erfolgten, bisher nur ungenügend beantworteten Preisausschrei-
Dg der Acad. de chir. : „Quels sont les inconvdments qui r^sulteiU de Vabus
s onguenis et des empldtres , et de quelle riforme la pratique vulgaire est-
e susceptible h cet ^gard dans le traitement des ulcbres?" (M6m. de TAcad.
eliir. T. Vj, indem er in dieser preisgekrönten Arbeit gänzlich die Anwendung
1 Salben und Pflastern bei Geschwüren verwarf und dafür dieselben künstlich
erwämien empfahl. Er starb am 13. December 1785.
Louis, ]iag. 357. Gurlt.
Panre-VÜlar, Anselme-Claude- Nicolas F., französischer Militärarzt,
r am 17< December 1801 zu Marseille geboren; seine Mutter war die Tochter
t Arztes und Botanikers Dominique Villar zu Strassburg. Er trat mit 17 Jahren
den Militilr-SaiiitÄtsdienst im Militär-Hospital zu Strassburg, beendigte seine
nVim in den Instnictions-Hospitälem Val-de Gräce und Gros-Caillou zu Paris und
rde 1823 in Strassburg Doctor. F.-V. befand sich darauf in verschiedenen militär-
tlichen Stell uQgeii und schrieb über eine derselben einen ^Compte rendu des
indies observ^j^ au camp de Glomel" (Rec. de m6m. de m6dec. etc. milit. 1830),
g 1830 nach Algerien, wo er 2 Jahre blieb, um dann als Lehrer im Strassburger
itär'Hof=ipital die Hygiene vorzutragen. Er war darauf Chefarzt in den Hospitälern
i la Koehelle und Versailles (1836), wo er ein y,M4in, pour servir h l Uistoire
\ mmplication^ de la rougeole" (Rec. de m6m. de m6d. milit. T. XL VI, 1 839 ;
XLVIII, 1B40; nouv. Mit. Lons-le-Saunier 1844) verfasste, sowie eine zweite
tlhnit gewordene Arbeit: „Uistoire de VSpidSmie de miningite c^rShro-spinale
erwfe a Fhop, mUitaire de Versailles" (Daselbst, T. XLVIII). 1843 ging er
sdemra nach Afrika als Chefarzt des Hospitals zu Oran, wurde, nachdem er als
lecin prlncipal de 2. classe mehrere Stellungen bekleidet hatte, zum Chefarzt
Expcditions-Corps des Mittelmeeres (1849) ernannt, hielt sich als solcher ein
bes Jahr in Rom auf und warde darauf Chefarzt des Hotel des Invalides zu
'is, in wdeber Stellung er bis zu seiner Verabschiedung 1863 .verblieb. Er
öftentlichte in dieser Zeit noch: y^Recherches de statistique mSdicale sur Fhotel
Invalides*^ (Hec* de mem. de mM. milit. 1853). Er starb am 17. April 1870.
LerebouUet in Rec. de memoires de inedec. etc. militaires. 3. S6rie, T. XXV,
Op i»g. 17q. — Dechambre, 4. Serie, I, pag. 266. ,,
344 FAUST.
Faust, Bernhard Christoph F., zu Bückeburg, war am 23.3
1755 zu Rotenburg in Hessen als Sohn des Arztes Otto Christoph F. gebor
studirte in Göttingen und Rinteln und wurde daselbst 1777 Doctor mit derD
„De&cnptionem anat. dvorum vitulorum bicipitum et canjecturae de cau
monstrorum exhibens^^ (4.), die er in vermehrter Uebersetzung als „Anatomisi
Beschreibung zweier Missgeburten, u, s. w.^ (Gotha 1780) später noch eini
herausgab. Er prakticirte seit 1777 in Rotenburg, seit 1785 in Alt-Morschen, ein
Dorf im hessischen Amte Spangenberg, wurde 1787 Landphysicus ttber Stadt i
Amt Vach und Umgegend und ging 1788, als Leibarzt nach Bückeburg beruf
dorthin, wo er bis zu seinem Tode gewirkt hat. Seine ersten Arbeiten w*
geburtshilflichen Inhalts: ^Untersuchung des Werthes der Trennung der Schoc
beine bei schweren Geburten^ (Gotha 1780) — „Ueber die Tödilichkeit (
Fussgeburten und ihre Verminderung^ (Frankfurter med. Wochenbl. 1780)
^Gedanken über Hebammen und Hebammenanstalten auf dem Land^ u. s. t
(Frankfurt a. M. 1784). Ganz besonders aber begann er seine Aufmerksami
hygienischen und diätetischen Dingen, die ihn Lebenslang interessirt hab
zuzuwenden und so schrieb er gegen die nicht durch Hosenträger, sond
nur um die Taille festgehaltenen Beinkleider, welche nicht nur den Geschkel
trieb frühzeitig erregen, sondern auch die Entstehung von Brüchen begOnsti)
sollen, eine Schrift: „ TtVe der Geschlechtstrieb der Menschen in Ordnung
bHngen und toie die Menschen besser und glücklicher zu machen*^ (Bra
schweig 1791), die er in zwei französischen Bearbeitungen „Sur un vetem
libre, uniforme et national h Vusage des enfans"^ (Strassburg 1792) der fr
zösischen National- Versamndung überreichte und die auch in's Englische (Lon(
1792) und Holländische (Amsterdam 1793) übersetzt wurde. Ganz besondere \
breitung aber fanden zwei populär-medicinische Schriften: y^ Entwurf zu ein
GesundheitS' Katechismus y u, s. iv.^ (Bückeburg 1792; 4. Aufl. 1.794; über8<
in's Holländische von G. van Bosweld, Utrecht 1793 ; zwei dänische Uebersetzuni
Kopenhagen 1794 und Flensburg 1794) und yjDer Gesundheits- Katechismus z
Gebrauche in den Schulen vnd beim häuslichen Unterricht** (Bückeburg i
Leipzig 1794; 11. Aufl. 1830; Uebersetzungen in's Englische von J. H. Bos
London 1794, neue Ausg. 1832; in's Dänische von J. C. Tode, Kopenhagen 17
neue Aufl. 1803; in's Böhmische von F. J. Tomsa, Prag 1794; in's Lateinis
von CoxR. Meiner, Leipzig 17116; in's Slavonische von G. Ribay, Pest 171
zweimal in's Ungarische, Otdenburg 1796, Klausenburg 1797; in's Isländisc
Kopenhagen 1 803 ; ausserdem in's Mährische, Polnische, Lettische), welche Seh
in mehr als 150.000 Exemplaten verkauft sein soll. Nach mehreren Schrif
über die Rinderpest und deren Verhütung (1797, 99) verfasste er weit
Schriften, welche die Ausrottung der Blattemkrankheit bezweckten, wie: „i
Perioden des menschlichen Lebens^ (Berlin 1794) — yy Versuch über die Pß\
der Menschen , jeden Blatternkranken von der Gemeinschaft der Gesum
abzusondern, und dadurch . . . die Ausrottung der Blatternpest zu bewirkt
(Bückeburg 1794) — „G esundheits regeln jür junge Leute, nebst der Geschic
der Blatternpest w. s. w.^ (Nürnberg 1795) — „An den Congress zu Rastadt ü
die Ausrottung der Blattern'' (Bückeburg uud Leipzig 1798, Fol; 6. Aufl. 18C
Nach der Einführung der Kubpockenimpfung war er einer der Ersten, der diese
seit 1801 ausübte, und schrieb er darüber: „Ueber die Kuhpocken und de\
Impfung" (Bückeburg 1801) — „An den Herrn Dr, Eduard J enner j ü
einige Versuche zur weiteren Untersuchung der Wirkungen, . . . der Kuhpoch
materie" (Hannover 1802) — „Oeffentliche Anstalten^ die Blattern durch E
impfung der Kuhpocken auszurotten; u, s, w,^ (Daselbst 1804). Auch d
Feld-8anltätswesen wandte er in jener Epoche der Kriege seine Aufmerksami
und sein Nachdenken zu und verfasste iu viel gelesenen Tagesblättern (z. B. d
Reichsanzeiger 1805, 1806) mehrere auch heute noch lesens- und beachtenswer
AufscHtze: y, Leier die Anwf ndung und deyi Nutzen des Oels bei chirurg^isa
FAUST. — FAUVEL.
345
)perat{onen" — „Ueber die Eeiligkeit der Feldlazarethe^ — „Beschreibung
iixer Beinhruchmaachine^ — „ Wie das Lebendig- Begrabenwerden auf Wahl-
\latzen zu verhüten^ (diese Aufsätze erschienen, herausgegeben von ihm und
*fl, Hi^OLD, gesammelt in einer Schrift, Leipzig 1806) — „Z><w Gesetz der
[/kiff für die l*'rwundeten^ — ^ Ueber den Branntwein in der Schlacht^ u. s. w.
i€iae weitere Stvrge war demnächst den Gebärenden gewidmet und belehrte er
ieaelben in folgenden Schriften: „Guter Rath an Frauen über die beste Art
ks Gehfirens tnid über den besten Gebrauch der Geburtsbetten u. s. w,^
Bückeburg 1807) — „Guter Rath an Frauen über das Gebären, nebst Be-
ckmhung und Abbildung des Geburtsbettes und der JViegefür Säuglinge u, s, w,^
Hannover 1811 }• Früher schon (Salzburger med-chir. Ztg. 1803) hatte er über
lie vier \ on ihm gemachten Erfindungen : Das Geburtslager, die Wiege, die Bein-
fmebmaschine (üüterschenkelschwebe) und das Krankenbett berichtet. Seine philan-
linjpischen Bestrebungen aber beschränkten sich nicht auf das Angeführte, er
ehrieb Doeh über „Komhäuser und Kornpapier", „über den heiligen Frieden" u. s. w.
od beschäftigte ihn auch die Ausführung des Häuserbaues in rationeller Weise.
827 feierte er im Kreise zahlreicher Freunde auf dem durch ihn zu Stande
«kommeoen Turnplätze sein Doctor-Jubiläum , erlebte ein fröhliches, durch keine
lesehwerdeti getrübtes Greisenalter und starb am 25. Januar 1842.
EI weit, pag. 141. — Neuer Nekrolog der Deutschen. Jahrg. 20, 1842, pag. 117. —
all i seil, VI, pJig. 193; XXVIII, pag. 14. Gurlt.
Paustmann, Adam F., geboren am 16. Januar 1786 in Fürth im Oden-
wald , woselbst sein Vater , Joseph Adam F. , Rector der öffentlichen Schule
rar. Er genoss erst häuslichen Unterricht, dann kam er nach Mainz zu seinem
^okel MäNG, Professor der Philosophie, und besuchte das Gymnasium in Mainz bis
a semem 17. Jahre. Er studirte Medicin in Heidelberg, Würzburg, später in
Filna, woselbst er JosEF Fbank hörte, kam 1811 nach Dorpat und wurde
ier am 7. Mälrz 1812 zum Dr. med. proraovirt ('„Diss. inaug, med, de indole
y^teriae et praecipua, qua differt ab hypochondriaco malo^ ratione^). Er trat
1 die musische Armee, war 1815 Arzt des Murom'schen Infanterie-Regimentes,
ann Arzt der 19, Division und starb 1846 in Morschansk.
Eecke-Napiersky , 550. L. Stieda.
Fauvel, Sulpice-Antoine F., zu Paris, war daselbst 1813 geboren,
urdo dort auch 1840 Doctor mit der These: „Recherches sur la bronchite
ipiilairej purulente et'pseudomembraneuse (catarrhe suffocant , croup bron-
\iqae) chez les enfants^, verfasste mehrere Aufsätze, wie: „Sur les signes
ithoscoptques du rkricissernent auriculo-ventriculaire gauche^ und „MSm. sur
' scorhut ohherv4 h la Salpitrihre en 1847 et sur la camposition du sang
am cette maladie" (Arch. g6n6r. 1847), sowie einige Concurs-Thesen : „De
mfiuence de la connaissance des causes sur le traitement des maladies^
.844) — f,Doit-on admettre dans la pratique une maladie particuli^re sous
: nom de fihvre typhoide'i^ (1847). Er erhielt darauf die Stelle eines Chef de
iflique am Ilotul-Dieu und wurde bald danach Arzt des Bureau central. In Folge der
?47 stattgebüijten Creirung des Instituts der Sanitätsbeamten in der Levante, wurde
' zu eLiiem dieser wichtigen Posten in Constantinopel berufen. 1848 zum Mitgliede
^ kaiserlich üttomanischen Reichs-Sanitätsrathes ernannt, führte er 1854, während
*8 K Orient kriege 3, die Inspection über die Militärlazarethe in Bulgarien und wurde,
I* die Cholera in der französischen Armee ausbrach, zu dieser nach Varna geschickt.
356 gründete er, in Gemeinschaft mit Militärärzten der verbündeten Armeen, die
ueerliche mediiiiDische Gesellschaft in Constantinopel, deren Präsident er bald
ürde, ebenso wie er die „Gazette m^dicale d^ Orient"^ in welcher wichtige Discus-
[intti flber Tvijbus und Cholera von ihm enthalten sind, in's Leben rief. Inzwischen
Ute er eine bedeutungsvolle Arbeit über die Enderaicität der Pest im Orient publicirt,
e auf der Pariser internationalen Sanitäts-Conferenz 1851 zu einer Reform des
(
346
FAUVEL. — FAVELET.
enropäischen Quarantainewesens führte. 1852 — 53 war er mit Verli^ndlüugen m
sanitäts-polizeilichen Verwaltungsarbeiten beschäftigt, um die türkische Hegiemi:
zur Annahme der Beschlüsse der Conferenz geneigt zu machen., 18.i4 und 1856 vt
öfFentlichte er einen Bericht über seine Mission nach Bulgarien, BcjnerkuQgrei] üb
die Krankheiten in den von den kriegführenden Armeen besetzten Provinzen, eii
medicinische Geschichte des Orientkrieges, eine Arbeit über den Arnicetyphui?, Stud»
über den Scorbut in der französischen Armee, einen Bericht über die in Bulgari(
beobachtete Pestepidemie, während er zugleich zahlreiche Mittlji'ihiugen an d
Soc. m6dicale des höpitaux zu Paris über die medicinischen Zustünde von Ccmstani
nopel machte. 1866 ernannte ihn die französische Regierung zu ihrem Vertreti
bei der neuen internationalen Sanitäts-Conferenz zu Constantinopel und verfa^st*^
bei dieser Gelegenheit zwei neue wichtige Arbeiten : Den Bericht der To ufere dz ilb
die Frage des Programmes bezüglich des Ursprunges der Eudemrcität und d
Verbreitung der Cholera und den „Rajjport siir les mesures h prendre en Om
pour prdüenir de nouvelles invasions du cholera en Europa^ fConstantinoi:
1866, 4.). — Nach lOjährigem Aufenthalt in Constantinopel kehrte er 1866 nai
Paris zurück und wurde, als Nachfolger von Melier, zum Inspeeteur g^neral d
Services sanitaires de France, einer Stelluüg, für welche er ein^timnüg von de
ärztlichen Stande als der Würdigste erachtet wurde, ernannt. Er war ausaerde
seit jenem Jahre Mitglied des Comit6 consultatif d'hygi6ne beim Haudelsmiül^terin:
nahm als eines der bedeutendsten Mitglieder der Akademie der M^^diciu an d
Wiener Conferenz von 1874 Theil, von welcher die bis auf die neueste Zeit a
Allgemeinsten angenommenen Doctrinen über die Cholera und die ^re^enwärtig ßo^
in Kraft befindlichen Sanitätsreglements datiren. Für die Akademie lieferte
zahlreiche Berichte und Mittheilungen und nahm lebhaften Antbtril an den Dis^cx
sionen daselbst, nicht nur über die grossen epidemischen Kranklieitca, wie Choln
Pest, Gelbfieber und Typhus , sondern auch über Gegenstände^ der ötTentlieh
Gesundheitspflege, wie das Impfen, die Ernährung der Säuglin^ire, die Triehint
krankheit u. s. w. — Seine Hauptarbeiten, namentlich die über die Cholera, tiud'
sich vereinigt in dem Werke: „Ae choUra; Stiologie et prophylaa-ie etc.'' ("ISfi
und die über Cholera, Gelbfieber und Pest in den von dem genannten Cooii
consultatif herausgegebenen „Rai^parts sur V Organisation du set-vice des quarü
taines en Turquie etc.^ (187.3) und dem „B^glement ghiSral de police mnitai
maritime^ (1876). Dieser um die Epidemiologie hochverdiente Manu ^tarb t
Vicepräsident der Akademie der Medicin am 5. November 1884.
Sa ch alle, pag. 286. •— Gaz. des liöpitaiix. 1884, pag. 1041- G,
Pavart, Jean-Pierre F., 1777—1842, aus S^rignan > H^ranltj, Doei
Montpellier 1798, gestorben 1842, verdient Erwähnung wegen der Preis#chrii
„Ddterminei* y d'aprts C Observation , si les fievres catarrhales tptneM dtffhrt
esse?if teilen} ent des fievres remittentes^ (Annal. clin. de Montp. und nioutigraphis
Daselbst 1814). Auch beschrieb er Epidemien in Marseille (182s l über Pri«
vation des Vaccinestofifes (Ann. de la soc. de m6d. de Montpellier, T, 11} n
Aehnliches.
Dureau bei Dechambre. Red
Favelet, Je an -Fl. F., am 18. April 1674 in der Uni^egend von Ai
werpen geboren, absolvirte seine Studien in Löwen (Verheyen). Znerst aJg Militt
arzt in Malines, dann in Löwen Professor der Botanik von 1705 ab. und Kai'
folger Verheyen's bei dessen Tode als Professor der Anatomie, erhielt er spät
auch den Lehrstuhl der Medicin und eine praktische Thätigkeit am Loweü
Hospital. Seine Doctorpromotion fand erst 1718 statt. — Seine Hanptbedentm
lag auf praktischem Gebiet und wurde besonders auch durch die Ernennung zu
Leibarzt der Erzherzogin Marie Elisabeth anerkannt. Von seiuen SehriHc
in denen er den Theorien van Helmoxt's huldigte, seien erwähnt: ^Prodrom
apologiae fennentationis in animantihns^ (gegen Hecquet; Löwen 1721 i -
FAVELET.
DE LA FAYE.
347
S'omrnmy quae m medicina a paucis omnia repullularunt, Hypotheseon Lydius
fk^ (Äqubgram 1737;. ^^^ d,^ Corpnt. - Red.
^FaventiiLTis, Leon eil us F., um 1530, ist zu nennen wegen seiner oft
fgelcgten Bflcher; ^De aegritudinibus infantium tractatus , ofera Georgii
upier i lucidattis^ (lug'olstadt 1544) und „Practica medidnalia** (Daselbst 1545).
Ohere&ti bei Dechambre. Red.
FawdiDgton. Thomas F., 1795—1843, zuerst als Arzt in Manchester,
QU als Anatom ieprot'i^^sor in Marden-Street, am dortigen Lying-in-Hospital, sowie
der Royal Infirmary thätig, siedelte 1836 als Chirurg von Ruf und M. R. C. 8.
^b London über. Er hinterliess neben dem Katalog seiner sehr reichhaltigen
thoiogL^ch -anatomischen Sammlung folgende Schriften: yyA caae of melanosis^
lit Taf. : London 1826) — „Cure of subcutaneous naevus by the seton^
aneet 1830 1, sowie Mittheilungen glllcklich geheilter schwieriger Fälle in London
^. Gaz. u. a.
Haha bei Dechambre. Red.
*Faye, F, C. F., bedeutender norwegischer Arzt, wurde 1841 mit der
issertation ^^De ve^tculis semmalibus^ promovirt. Er widmete sich dann zunächst
' und zwar Rpeciell auoh auf Reisen — dem Studium der Hospitaleinrichtungen,
r GL'biirts- und Kintlerheilkunde, zog aber auch andere Themata in sein Gebiet
id hat u. A. eine Roihe epidemiologischer und praktisch - hygienischer Fragen
handelt und seine Ri'.siiltate in seinen mehrfachen Stellungen als Hospitaldirigent
Chrifltiania erprobt. Ausser den Abhandlungen im Norsk. Mag. f. Laegevidensk.
855—1851»), in Vidensk. Selsk. Forh. (1869—1871), im Nord. med. Ark (1871)
ien erwähnt: ..ßetraf^tninger angäe7ide Sygdomme , der hunne udbrede stg
iflnnwk efc,*^ (heiionders Puerperalfieber ; Stockholm 1872) und „Orn Forholdene
d flere af Utt anders Hospitalshidretninger etc," (Christiania 1850). — (Ein
leb ober Kindernahni Dtrsmittel [Christiania 1874] ist von einem jüngeren A. L. F.)
Red.
de la Faye, Georges de la F., zu Paris, war daselbst im Faubourg
. Raule, wij mm Vnter Chirurg war, am 10. October 1699 geboren, wurde nach
m Tode Dess^elbtm, im Alter von 15 — 16 Jahren, von einem Oheim, der Chirurgien-
ijor im Militnr-Hospital von Berg-Saint-Vinox war, unter die Zahl seiner Schtller
fgeuommen^ blieb daselbst 3 Jahre, kam nach Paris zurück, wurde ein Schüler
2 LA P£yBOXiE's 111 dec Charitö, trat darauf in das Hötel-Dieu, wo er 10 Jahre
agj big 1730, ?ib Interne blieb und wurde 1731 Magister der Chirurgie. Er
tiidt darauf eine Stelle als Aide-major in der Armee, wohnte als solcher 1733
r Belagerung von Kebl bei und erfand bei dieser Gelegenheit einen Apparat
r Stehening der zerschmetterten Gliedmassen beim Transport (M6m. de TAcad.
y. de chir., T, 11). Nach Paris zurückgekehrt, kam er als Schwiegersohn eines
rtlhmten PhlebotouÜHten in dessen Praxis und publicirte DiONis' „ Cours d'opSrations
ch'rurgtej revm et augment^'' (Paris 1736; 1740; 1751; 1757; 1765),
»durch dieseii beliebte Lehrbuch auf die Höhe der Zeit gebracht wurde. Es
schienen femer von ihm: „Observations sur les becs de Uh)re de naissance^
^m, de TAcad roy, de chir., T. I, 1748) und „Principes de chirurgie^^ (Paris
39 ; 1744; 1747 ; 1757; 1761 ; Berlin 1758 ; Paris 1811 ; deutsche Uebersetzung
D SCBERJJNG, 8traH8bnrg 1751; in's Italienische, Venedig 1751; in*s Spanische,
idrid 1761; in'« Hcbwedische, Stockholm 1763), ein elementares Handbuch der
irurgie, das er urs^prflD glich für seine Schüler, die seine Privat-Curse besuchten,
rfaset hatte. Es fidgton mehrere Abhandlungen (M6m. de TAcad. roy. de chir.,
II) Aber emc Htffinn der Instrumente zur Extraction der Cataract, über ein
nes Veri^tbreu der l^xarticulation des Annes im Schultergelenk und die Geschichte
r LappeD-AnipiitatitMi nach Vkrdüin (Amsterdam) und Saboürin (Genf). Auch
den Memoires de TAcad roy. des sciences finden sich von ihm einige Mittheilungen,
348 DE LA FAYE. — FECHNER.
z. B. über Herzpalpationen, tiberzählige Muskeln an einem menschlichen Cadaver. •
Das Ansehen, welches er bei seinen Collegen genoss, bewirkte, dass er 1742 zi
D^monstrateur royal für die Operationen, als Substitut von de Garengkot emaii
und 1757 dessen Nachfolger wurde. 1751 hatte ihn die Acad6mie roy. de chirurj
zu ihrem Vice-Director erwählt. Mehrere Jahre vor seinem am 17. August 17i
erfolgten Tode zog er sich vollständig von den Geschäften zurück. Seine Sam
lungen von Instrumenten, Apparaten u. s. w., für die er stets eine besondc
Vorliebe gehabt hatte, vermachte er der Akademie.
Biogr. m6d. IV, pag. 121. — Louis, pag. 319. Gurlt.
*Fayrer, Sir Joseph F., zu London, ist seit 1847 Member, seit 18
Fellow des Royal College of Surgeons, wurde 1859 in Edinburg Doctor, ist Felh
der Royal Societies von London und Edinburg, Hon. Physician der Königiu u
des Prinzen von Wales u. s. w. , war lange Zeit in Indien als Präsident (]
Med. Board India Office, Surgeon-General de« Bengal Med. Service, Professor d
Medical College and Senior Surgeon des Hospitals desselben zu Calcutta u. s.
Ausser zahlreichen Aufsätzen in Zeitschriften, wie Med. Times and Gaz., Lan©
Edinb. Med. Journ., Indian Annais, Indian Med. Gaz. etc. hat er folgende Schrift
verfasst: „Glmical surgery in India^ (London 1866) — ;,^^ö thanatophia
of India , being a description of the venomous »nakes of the Indian Peninsui
icith an account of the influence of their paison on lifes and a serits
experiments'' (Daselbst 1872, mit 31 Taf., Fol.; 2. Ausg. 1873) — ^Clinii
and 2>^thoIogical observations in India** (Daselbst 1873) — „European chii
life in Bengal^ (Daselbst 1873) — ^Malarial splenic cachexia^ (1873)
ryThe royal tiger of Bengal, his life and death^ (Daselbst 1875) — „DestrticH
of' life by wild animals and venomous snakes in India^ (1878) — ffOn i
relation of flaria sanguinis hominis to the endemic diseases of India** (1879)
„On preservation of Health in India** (1880) — „Tropical dysentery a
chronic diarrhoea ; liver abscess ; malarial cachexia; insolation etc.** (1881)
„On insolation or sunstroke** (1881). Zusammen mit L. Brüxton gab er herai
„On the. physwlogical action of the poison of Naja tripudians, and oti
V(nomous snakes** und mit D'AßCY Power: „Elephantiasis Arabum** (1879).
Medical Directory. — Index-Catalogue. IV, pag. 608. G
Pearn, Richard-Lee F., amerikanischer Arzt, aus Alabama, in Phl
delphia ausgebildet und 1827 promovirt, später in Mobile prakticirend, ist herv
zuheben wegen seiner Untersuchungen über die Sehnen i(Philadelphia 1827), ül
die örtliche Anwendung des Chinins (New -Orleans med. and. surg. Journ. 18^
und der Schrift „On removing athwospheric pressure in making minute p
parations"* (North Americ, med. and. Surg. Journ. 1829).
Hahn bei De Cham bre." Red
Fearn, Samuel Wright F., Neffe John Wright's aus Derby, etabli
sich daselbst, nachdem er seine Ausbildung in London, Edinburg und Dul
empfangen hatte. Er fungirte später als Nachfolger von Douglas Fox als Honor
Chirurg an der Derbyshire general Infirmary bis 1870, seinem Todesjahr. Ans
seinen berühmt gewordenen Operationen „Ca^se of aneurysm of the ait^<
innominata and of the origin of the subclavia artery treated by the ligatx
of the common carotid** (Lancet 1836, resp. 1838) hat er noch Mehreres fll
Arterienunterbindung und Aneurysmen (1841, resp. 1847), sowie (bereits 18^
über Chloroformanwendung und noch sonstige chirurgische Erfahrungen public
Hahn bei De Cham bre. Red
*FecllIier, Gustav Theodor F., geboren am 19. April 1801 zu Gn
Lärchen, studirte in Leipzig Medicin und habilitirte sich daselbst 1826 in <
medicinisehen Facultät. Er widmete sich jedoch von Anfang an, wottir auch
FECHNER.
FEIGEL.
349
imais von ihm b erausgegebenen Schriften („Beperforium der Expertmental'
hymk und der organischen Chemie^ — „üebersetzung des Lehrbuches der
hv^ik von BroTj des Lehrbuches der Chemie von Thenard u. s. w. sprechen,
on^ie^end dem Studium der Physik und Chemie. Im Jahre 1835 wurde er zum
rdentliclien Professor der Physik in der philosophischen Facultät ernannt, in
ek^ier St£41ung er bis zum Jahre 1843 verblieb, wo er durch Krankheit genöthigt
rurde, soiiic TMtigkeit einzustellen. Nach seiner Genesung hat er vom Jahre 1846
b bifl ztini Jahre 1675, wo er von der Regierung seiner akademischen Thät ig-
elt entbunden wurde, Vorlesungen tlber verschiedene Gegenstände der Natur-
hilosophie und PsveUologie gehalten. Er ist Doctor der Philosophie und Ehrendoetor
er M<?dieiii. Von din zahlreichen von ihm verfassten Schriften aus dem genannten
Gebiete im weitesten Sinne des Wortes sind jedoch vom medicinischen Standpunkte
m nur seine rntersuchungen auf dem Gebiete der Anthropologie und vor Allem
cIdc bahnbrechenden Arbeiten über Psychophysik namhaft zu machen. ,„. ,
•^'^'^ Winter.
Fedelissimi. Von Gerard F., dem Vater, sind Schriften nicht bekannt.
Hovauiii Battista F. trat mit vielen nichtmedicinischen Schriften und mit
OptmcMln nonnuUn de fehri^ (Ristoja 1627) auf und prakticirte in genannter Stadt
iDj^ere Zeit, — Gleichzeitig trieb zu Bologna sein Bruder Regnier F. Praxis
od Yeröffeutliehte em „Enchiridion pharmaceuticum' etc.^ (Bologna 1617).
Biogr. med. IV. Red.
Felir, Joliaun Michel F., 1610 — 1688, nach seiner Ausbildung in
ieijizig, Wittenberg, Dresden und Altdorf Doctor Padueusis 1641, Arzt in Schwein-
irth, bat seinen Nachruf besonders als Präsident der naturforschenden Akademie
66fi — 1086 bejrrUiidet Seine Schriften „Anchora sacro vel scorzoncra^ (Jena
66(>) — f^IHera picra seu de absynthio analecta" (Leipzig 1667) etc. bedürfen
ben noch der Erwiibnung.
Diit. List. J], Red.
*Fe]irj Johann Martin F., Privatdocent, zu Lahr am 15. Juni 1837
eboren. studirtc in Heidelberg und Hess sich 1863 als Privatdocent und praktischer
Tzt d<^rt nieder, Siiiie Schriften behandeln: „Die Ocariotomie" — „Die Schiiss-
erletzungen^ — - ^^Den Bau des Knochens und sein Lehen im gesunden und
ranken Znntwnde^' — „Die Resection im Kniegelenk^ — „Ueber das Wesen
m Mmnpji*" — pEin Bild der Lyssa, ^ j^^^
PeigeL Johann Theodor Anton F., zu Wttrzburg, war 1804 zu
.nkum itn CM rmbrück sehen geboren, besuchte die medic.-chirurg. Lehranstalt in
fün^tt-r und von T823 an die Universität Würzburg, wo er 1829 Doctor, 1830
rcjBeetor wnrdOj ein Amt, das er bis zu seinem Tode innehatte. Obgleich er ein
esehickter PrJiparator war, verlor er mehr und mehr die Lust an der verglei-
benden Anatomie und an der Ueberwachung der Präparirübungen der Studircnden,
ab sich violmcbr k^öz seiner Neigung für die Zeichnenkunst, für welche er ein
UBge^proebenefi Talent besass, hin, indem er Präparate auf Stein zu verschiedenen
bhaudlungen in Zeitschriften, Programmen, Dissertationen u. s. w. zeichnete,
anebeu aljer aucli porträtirte u. s. w. Demnächst gab er heraus ein : „ Vollstän-
iges Handbuch drr Anatomie auf ihrem jetzigen Standpunkte und umfassende
\hbildungen auf Stein. Nebst Anhang enthaltend die Erklärung der Äbbil-
ungen'' (^"flrzbur^ 1837, mit Atlas von 56 Taff. , theilweise colorirt, fol.), in
elchem die Tafeln von ihm auf Stein gezeichnet waren, ebenso wie in seinen
ferken „ UmfaMende Abbildungen aus der Geburtshilfe mit erklärendem Texte^^
rtirzbnrg 14^41 , mit 45 Taff., fol.) und „Chirurgische Bilder, XII Collec-
men*" (Leipzig 1^45, 1846 mit 60 Taff.; 2. unveränderte Aufl. unter dem Titel:
Chirurgische Bilder zur Lnstrumenten- und Operationslehre auf 83 Steintafeln
* s. %a. Nach des Verf Tode vollendet von Textor d. J,^ (Würzburg 1853).
1ä iät dieses Werk besonders interessant für die Geschichte des HEiNE'schen
r
350
FEIGEL. — FELIX.
Osteotoms, indem alle Phasen, welche dasselbe durchlief, dargeKtellt sind, eha
wie die von Heine bei seinen Experimenten über Knochen-Regeneration gewonnei
Präparate. F. starb am 26. November 1848 an Tuberculose.
K. Textor d. J., Vorrede za letztgenanntem ^Verke, pag. jll. Gnrli
Peiler, Johann Nepomuk F., zu Landshut in Bayern, war 1768
Passau geboren, studirte in Altdorf, war auch Docent daselbst, wurde uaeli Aufhebii
der dortigen Universität 1809 Professor der Geburtshilfe und Patholog:ie m^
Director der Entbindungs-Anstalt in Landshut. Bereits früher hatte er Fe, IIili
brandt's „Grundriss der allgemeinen Krankheitslehre u. s. w?,*^ (Nürnherg 171
aus dem Lateinischen übersetzt und ein Archiv über die Verortluungen ge^ea
Rinderpest (1797) herausgegeben. Er erliess femer einen „Aufruf an die Mm
liehen Regierungen, Polizeibehörden und Aerzte Teutschlands ^ in Hin^l
auf die gelbe Pest zu treffenden Vorkehrungen , u. s. w,'' (Nürnberg 18^
und gab eine „Kurz gefasste Belehrung für Bruchlcranke ifber den richtii
Gebrauch der Bruchbänder u, s. w.*^ (Altdorf 1808, mit 1 Kpft) heraus.
schrieb noch: „De Spinae dorsi incurvationibus earumque ciiraiione'^ (^orii
1807, c. tab.) — „lieber den Bruch des Olekranums nebst ein^r neuen Methc
denselben zu heilen^ (Sulzbach 1811, mit 2 Kpft.) — „Pädialn'k oder Anleki
.... Kinderkrankheiten" (Sulzbach 1814, mit 1 Kpft.) — „lieber angebor
menschliche Missbildungen im Allgemeinen und Hermaphrofh'ten insbeson*lf
(Landshut 1820, mit 2 Kpft.) — „HandbucJi der Diätetik'' (Da.^elbst W:
Ausserdem Aufsätze im Reichsanzeiger (1804, 1805). Er starb am 2L März 1*<
Mensel, IX, pag. 330; XIII, 366; XVII, pag. 5*.6; XXII. pag. |I9. C
Feldmann, Bernhard F., zu Colin an der Spree am 11, Novem
1701 geboren, studirte in Halle und machte eine Ausbildungsreisc nach Htilla
wo er Seba und Vilhoobn in Amsterdam, Boerhaave und Gaubiüs in Ley
hörte. Zurückgekehrt und in Berlin approbirt, wurde er Stadtarzfe iß Neu-Rap
bis 1733. Ein Anerbieten, in die preussische Armee einzutreten, schlug er li
ab, gab sich neben seiner Praxis ganz den naturforscheudeu Sttidieu hin und st
im Januar 1777. Seine Schriften im Commercium litterarium Noriiiibergiense i
im Berliner Magazin haben medicinisch wenig Interesse.
Biogr. med. IV. Be(
Pelice, Giuseppe M. diF. (Felici), Professor in Padua und Coniervj
des dortigen Museums für pathologische und vergleichende An.itoDiie, ^ab 1^
und 1805 dort gesammelte pathologische und klinisch-therapeutisi^htj BeobachtiiUi
heraus, sowie: „Osservazioni ßsiologiche sopra le funzioni Jella milz^y dt
Vena porta etc," (3. Ausg., Mailand 1818). Eine neue Theorie ühtr die Bedeiiti
des Bindegewebes erschien von ihm in den Ann. univ. di med. T, 10 (181Tj
Hahn bei Dechambre. %t\
Felix, zwei ältere französische Mediciner, Vater und Sohu, Per Er*t
Fran^oisF. de Tassy, war erster Chirurg Ludwig'sXlV. und imterrteli
in seiner Kunst den Sohn Charles-Fran^ois F., der um üin Mittt!
17. Jahrhunderts in Paris geboren ward. Dieser hat seine Berühmtheit ledig
durch die glückliche Fisteloperation, welche er (als Nachfolger seiues Vater*)
Ludwig XIV. ausführte (1687). Am 25. Mai 1703 starb er.
Biogr. m^d. IV. Re
* Felix, J. F., geboren am 6. Januar 1832, studirte in Wien ui
Rokitansky, Oppolzeb, Skoda, Hebba. 1858 promovirt, erhitzt er den Huf
Professor in Bukarest 1861, wurde 1863 Mitglied des Obermedidnal-Rathes
Rumänien, 1865 Vorstand des Gesundheitsamtes der Stadt Biikarei^t und Id
während des Krieges von 1877 — 78 die Militärspitäler an der Donau uad
Verwundeten-Transporte im Inlande. Zum grösseren Theile sind öeiue bygienUc
FELIX. — FENGER.
351
ind medicb inch-^ tatist ischen Arbeiten in rumänischer Sprache erschienen. So 1861
ib«r die Eriinhruiig des Bauern, 1862 über Pellagra, 1864 über das Trinkwasser
im Bukarest, 1870 Handbuch der Hygiene und Sanitätspolizei ^ 1880 hygienische
>Udien über die Bewegung der Bevölkerung von Rumänien , 1868 — 82 amtliche
ahresberit'hte des Sanitätsamtes von Bukarest. — In deutscher Sprache hat er
•mh^ Jiihresberiehte des Gesundheitsamtes von Bukarest und kleinere Arbeiten
Iber Scorbut und über die Wirkung der flüchtigen Bestandtheile des Petroleums
sammtLich id der Deutschen Vierteljahrschrift für öffentliche Gesundheitspflege), in
ranzOsischer Spraehe : Auszüge aus den amtlichen Jahresberichten des Gesundheits-
imtt^ von Bukarest in der Revue d'hygiöne und im Journal d'hygiene publicirt.
dünugraphiöch den „Rapport sur iStiologie et prophylaxie de la Fellagre^
Genf 1Ö82). r,^
Fellowes, Sir James F., englischer Militärarzt, war zu Edinburg als
lohn eines laujs^e Zeit mit Auszeichnung in Lincoln und Bath praktioirenden Arztes
eboren, besuchte, nachdem er in Cambridge erzogen, in London die Vorlesungen
on GEoaGE FoRoycE und Andrew Mabshall, brachte einige Zeit in Edinburg
ü, wurde 179? jq Cambridge Doctor und 1803 Mitglied des College of Physicians
1 London. Yurher schon war er als Hospital-Assistent in die Armee eingetreten
od 171)4 in dcü Hospitälern in Flandern thätig gewesen. Nach Beendigung dieses
eld^iigei» giog er als Physician to the Forces mit der Flotte nach St. Domingo
u(I wurde 1804, nach Ausbruch der Pest in Gibraltar, dorthin geschickt. Als
nerkennung seiner Thätigkeit erhielt er 1809 von Georg HL die Ritterwürde
ad wurde bald darauf Chef des Medicinalwesens der britischen Armee in Cadiz.
laehdem er al?^ Ijispector-General of Military Hospitals 1815 den Dienst ver-
isscu hatte, puldicirte er die folgende Schrift: „Reports of the pestilential dis-
rdtr of Andidfisia . . . 1800, 1804, 1810 and 1818 ; icith a detailed account
f fhat faixil epid^mic . . , , at Gibraltar . . . 1804 ; also observations on the
mmtting and intennitting fever, made . . . after the return of the troops frora
m expedttwn to Zealand in 1809" (London 1815). Er starb am 30. Deceraber
857 zu Langi^tone Cottage bei Havant, der Besitzung seines Sohnes.
M unk. 111. pag. 24. G.
^Feltss. Victor-Thimoth6e F., 1860 mit der These „Des grossesses
r^dongee^"" zu Strassburg promovirt und in den Folgejahren bis 1870 Mitglied
;r dortigen Faeiiltat, siedelte nach dem deutsch-französischen Kriege nach Nancy
>er, wo er z. Z. die Professur für Anatomie und pathologische Physiologie
ne hat. Aiiaser kleineren Schriften über primäre und secundäre Amputation,
)er LuujyreuphthiHe, über Diathesen und Cachexien (Strassburg 1863 — 1865),
ier dn gefürnitea Typhusferment (1878?), besitzen wir von ihm: „Etüde cliniques
ej-pdrimentide des eniboltes capülaires^ (Paris 1868), ferner (mit Rittee):
De turemte exptrlmentale" (Daselbst 1881) und mit CozE (s. diesen): „Die
itersuehungeu iiher Infusorien im Blute" (Strassburg 1869) und „Ueber Infections-
ankheiten-^ (Paris 1872). Bed.
Pend, M e 1 e h i 0 r F. (bekannter als Fendiüs), zu Nördlingen 1486 geboren
d zu Wittenberg 1564 gestorben, wurde Dr. med. zu Leipzig 1543 und lehrte
I Jahre in Wittenberg. Sein „De dignitate et utüitate artis medicae" und
> fippellationlhis panum" (in Melanchthon's Declamationen, Wittenberg 1548)
gründen kaum seine Weiterführung in biographischen Werken.
Biogr, m*d. IV. Red.
Penger* Christian F., geboren zu Kopenhagen 1773, deponirte 1791,
äolvirte Exameu chirurgicum 1798, wurde 1810 ausserordentlicher Professor an
r Akademie nebst königlicher Leibchirurge, 1813 Professor Ordinarius und Mit-
ed den Gesnudheits-CoUegiums , 1826 Etatsrath, 1830 General-Director der
imrgie und ernter Professor Ordinarius an der Akademie. Gestorben 1845.
352
FENGER.
Einzelne Abhandlungen aus seiner Feder in Acta Reg. soc. med. Hafn. , do
ohne grössere Bedeutung; dieselben sind specificirt in Erslew. Petersen
PeDger, Carl Emil F. (Neffe Christian F.'s), ist am 9. Februar 18
zu Kopenhagen geboren, studirte zuerst hier, wo er ein glänzendes chimrgiscl
Examen absolvirte, dann in mehreren Jahren im Auslande, besonders in Par
Seine umfassenden Studien bezogen sieh nicht allein auf die eigentliche Chirurg
und Medicin, sondern auch auf medicinische Statistik (die eben in Gavarei
„Numerischer Methode" in exacter Weise aufgetreten war), Statistik in weiten
Sinne, National-Oekonomie und Finanzwesen — ein Anzeichen seines späteren vi
seitigen und eingreifenden Wirkens. Nach Dänemark zurückgekehrt, beschäftig
er sich fortwährend mit Chirurgie, habilitirte sich jedoch zugleich in mediciniscl
Richtung durch seine auch vom Auslande beachtete Lioentiat-Dissertation : „Qu
faciant aetas annique tempus ad frequentiam et diuturnitateni morbon
hominis adulti?" 1842 promovirte er mit der Abhandlung „De erympeh
ambulante^ . Nach einer siegreichen Concurrenz mit dem schon damals berühmt
Histo logen Hannover erhielt er 1843 das neu errichtete Lectorat in pathologiscl
Anatomie und allgemeiner Pathologie an der Facultät und inaugurirte durch sei
epochemachende Concurrcuz-Abhandlung : „Plan til en Foreläsnings-Cyclus oi
almindelig Pathologie" , sowie durch seine meisterhaften Vorlesungen die ne
pathologisch-anatomische und physiologische Aera an der Kopenhagener Universit
die Emancipation der Medicin von der bisherigen, von 0. Bang vertrct€n(
wesentlich dogmatisch humoralcu Pathologie. Zu gleicher Zeit publicirte er in d
Schriften der königlich medicinischen Gesellschaft mehrere bahnbrechende me
ciuisch- statistische Arbeiten, besonders die Mortalitätsstatistik betreffend (y,C
dödelighedsforholdene i Danmark** — „Om koldfeberepidemiernes {ndßyde\
paa dödeligheds- og befolkningsforlioldene" — „Om influenzaepidemien
paa dödelighedsforholdene" ) . Seine Bedeutung für die Förderung der medi
nischen Ausbildung wurde noch grösser, als er 1852 den klinischen ünterric
als Obermedicus an einer für diesen Zweck errichteten Abtheiluug des Friedric
Hospital übernahm. Die seltenen Eigenschaften, die den grossen, den classisch
Kliniker hervorbringen , besass er im vorzüglichen Grade , und er schuf eine v
seinem echt naturwissenschaftlichen Geiste, seinem streng exacten Streben diire
drungene Schule, dessen erstes literarisches Monument ein umfassender Bai
„Bospitalsmeddelelser" ist. Der Inhalt dieses Werkes bildet eine Reihe wert
voller Abhandlungen, theils von seinen Schülern, theils von F. selbst, unter welch
letzteren besonders zu nennen ist die stethoskopische, auch in fremde Sprach
übersetzte Abhandlung: „Om gjenlydene (Ecchogeräusche) i det menneskeli
bryst". Besonders wichtig in allgemein-therapeutischer Beziehung, wie überhau
für eine rationellere Praktik ist seine umfassende, in „Hospitalstidende" li>i
gedruckte Abhandlung: „Ih'drag til oplysning om vor tids therapeuttske B
vägelse" (Beitrag zur Beleuchtung der therapeutischen Bewegung unserer Zci
Diese Abhandlung, die übrigens gelegentlich eines Angriffes A. Büntzen^s auf t
Skepsis der von F. vertretenen neuen naturwissenschaftlichen Medicin zum Vc
schein kam, ist in Petersen's „Hauptmomente in der geschichtlichen Entwickle
der medicinischen Therapie", Kopenhagen 1877, pag. 320 — 37, ausführlii
besprochen. In demselben Jahre schloss F. leider sein glänzende« klinisches ui
ärztliches Wirken ab, indem er als Finanzminister in das Ministerium H a 1 1 eintr
und fernerhin seine beste Kraft in die Politik einsetzte. Unter seinen vielen hc
vorragenden öffentlichen Stellungen in der Folgezeit sind doch mehrere, ^
wesentliche Berührungspunkte mit der Medicin abgeben — er war eine lange Ta
Mitglied des königlichen Gcsundheits-Collegiums, Director der dänischen VeteriDl
schule (dessen Erweiterung und bessere Organisation auch hauptsächlich sein Ve
dienst ist), communaler Rath und Bürgermeister in Kopenhagen und als solcher d-
Vorstand der Communal Spitäler. Auch literarisch beschäftigte er sich fortwährei
FENGER. — FENWICK.
353
mit der Medicin und publicirte 1867 in Hobnemann''s „Hygieiniske meddelelser"
eine umfassende und gründliche üebereichtsabhandlung: „Om gjäring, foraad-
nelse og visse arter af sygdomssmitte** (über Gährung, Fäulniss und Krankheits-
infection). Nach langdauernder Kränklichkeit starb er am 21, September 1884.
Petersen.
Fenuer. Zwei amerikanische Aerzte, von welchen der ältere, Erasmus
Darwin F., 1807 — 1866 in New-Orleans wirkte und eine Reihe dortiger Zeit-
schriften theils begründen half, theils mitherausgab (1844 — 1866). Seine eigenen
Arbeiten waren zum Theil statistischen Inhalts , so: „Southern medical reporta^^
(New-Orleans 1850 — 1851), theils auf dem Gebiete der Epidemiologie sich bewegend :
zwei Gelbfieberschriften (New-Orleans 1853, 1855; New-York 1854); „Report
on the epideinics of Louisiana, Missisippi, Arcansas etc," (Philadelphia 1856).
(Nicht zugängliche) Biographie in South. J. M. Sc, New-Orleans 1866, Red.
Christopher Smith F., 1823 — 1879, war Augenarzt in Louisville
und schrieb über Refraction und Accomraodation (Daselbst 1873); Glaucom (1874),
sowie als umfangreichstes seiner Werke: „Vision, its optical defects etc,^
(Philadelphia 1875).
(Nicht zugängliche) Biographie in Am, M. Bi-weekly. Louisville 1879. Red.
Fenner von Penneberg, Johann Heinrich Christoph Matthäus F.,
zu Schwalbach, war am 25. December 1774 zu Kirchhain bei Marburg in Hessen
geboren, studirte auf letztgenannter Universität und wurde 1791 daselbst Doctor,
liess sich dann in dem damals kurhessischen Badeorte Schwalbach nieder, wurde
darauf Physicus in Nastätten, aber bald nach Schwalbach zurückversetzt, mit dem
er im Laufe der Jahre fast verwuchs, indem er dasselbe durch geistige und
materielle Mittel auf eine beträchtliche Höhe zu heben verstand. Unter seinen
früheren Arbeiten nennen wir: Zusammen mit Vetter „Zwo Abhandlungen aus
der Geburtshilfe über die Wehen vor und nach der Geburt^ (Leipzig 1796) —
„Gemeinnützigeff Journal über die Bäder und Gesundbrunnen in Deutschland^
(2 Hefte, Dannstadt 1799, 1801) — „Taschenbuch für Gesundbrunnen und
Bäder auf das Jahr 1816 ; für 1817 ; für 1818^ (Daselbst). Ausserdem eine
Reihe von Schriften über die Heilquellen von Schwalbach, aber auch von Schlangenbad
und Selters aus der Zeit von 1800 — 1834 und einige Aufsätze über Kinderkrank-
heiten (Harless, Neue Jahrbb. 1822). Nachdem 1845 sein 50j ähriges Dienstjubiläum
mit grosser Feierlichkeit begangen worden, verstarb er als herzogl. nassauischer
Geh. Rath, Badearzt zu Schwalbach und Schlangenbad, am 16. December 1849.
Allgem. Medicinische Central-Zeitung. 1849, pag. 54. — Neuer Nekrolog der Deutschen.
Jahrg. 27, 1849, II, pag. 1019. — Callisen. VI, pag. 227, XXVIH, pag. 23. g.
Fenoglio, Giuseppe-Cesare F., 1790 in Rivoli geboren, promovirt
1820, wirkte als Chirurg an den bedeutendsten Spitälern in Turin. Er war mit
Rossi sehr befreundet und cultivirte als Specialgebiet die venerischen Krankheiten ;
„Trattato completo sulle ulceri sifilitiche e veneree etc." (Turin 1834), seine
Hauptarbeit, neben welcher er in den Jahren 1821 — 1835 eine zahlreiche
Casuistik, ein philosophisches Gedicht: „De febbri" (Florenz 1822) und thera-
peutische Beobachtungen über Kalisalze, Crotonöl, Digitalis etc. publicirt hat.
Hahn bei Dechambre.
Red.
Penwick. Aus der Zahl der verstorbenen F. ist hervorzuheben : George E. F.,
der — zu Montreal wirkend — mehrere canadische Zeitschriften begründen und
herausgeben half, auch schriftstellerisch selbstthätig auftrat mit „Medical statistics
of the city of Montreal" (Daselbst 1862) und mit chirurgischer Casuistik. —
♦Samuel F.,' M. D. St. And. 1846, M. D. Durh. 1859, F. R. C. P. Lond. 1870,
war als Arzt an verschiedenen Londoner Hospitälern, später als Lecturer der
pathologischen Anatomie auch an der Newcastle-on-Tyne-Medicinalschule thätig.
Unter seinen Büchern erlebten einige mehrere Auflagen, so : „ The students guide
Biogr. Lexikon. II. 23
354
FENWICK. — FERGÜSSON.
to medical diagnosis^ (1880 die 5.) — „OtUlines of med. treatment** (gleic
zeitig die 2. Aufl.). Ausserdem rührte von ihm her: „Atrophy of the stomadi
(London gleichzeitig) und eine Reihe von Aufsätzen in den R. med.-chir. transac
(1864—1866) und in der Lancet 1877. g^^
*Per6ol, F. F., Hospitalarzt in Paris, hat in den Jahren 1868 — 187
mehrere nicht sehr umfangreiche Arbeiten verfasst, so tlber Jodoform (Paris 1868
über Gicht und Rheumatismus (1869), tuberculose Neubildung der Zunge (1872
Wasserscheu (1878).
Index-Catalogue. Red.
*Pergn8, Andrew F., studirte Anfangs der Fünfzigernjahre zu Olasgoi
nachdem er bereits 1845 M. R. C. S. Eng. geworden war und erlangte das Glasgow!
Doctordiplom 1866. Er wurde dann an dieser Universität Examinator ui
beschäftigte sich wissenschaftlich speciell mit Infectionskrankheiten , wie seil
Arbeiten: „The curable stage of Cholera" (1866) — „Notes on Cholera
(Glasgow med. Journ, 1866) und eine Reihe von Abhandlungen über Typhi
bezeugen. In der „Sewage Questton" (1866) nimmt F. einen den modernen £n
Wässerungsbestrebungen widerstrebenden Standpunkt ein. -^^^
Fergusson, William F., englischer Militärarzt, war um 1772 geborei
wurde Principal Medical Oflficier auf den Leeward and Windward Islands und schrieb
„ On the mercurial plan of treatment in dysentery ; with observcUtons on tl.
same practtce as applied to yelloiv fever, and to remüting fever s, whxch ofte
occur in Europe, as well as in the East and West Indies*' (Lond. Med.-Chi
Transact. Vol. U, 1811). Er war dann während des Krieges in Portugal Inspect«
of Hospitals zu Lissabon und Evora (1810 — 12) und verfasste: „Ohservatioi
on the malignant venereal disease in Portugal ^ as affecting the constittUions c
British soldiers and natives" (Daselbst 1813) — „An inquiry into the origi
and natura of the yellow fever, as it has lately oppeared in the West Indien
(Daselbst 1817) — „On the nature and history of the marsh miasmaia
(Transact. of the Roy. Soc. of Edinb. 1823). Von 1823 bis 1846 diente er a
der afrikanischen Küste in Sierra Leone, anfänglich als Surgeon des Royal Africa
Colonial Corps, seit 1839 als Staflf Surgeon I. Cl., seit 1845 als General-Capitii
und Gouverneur der Colonie, nachdem er nur 1830 und 1839 einen kurzen Au
enthalt in Europa genommen. Er schrieb noch: „Beplies and queries on vacc
nation, on small-pox*^ (London Med. and Phys. Joum. 1828). Wegen angegriffene
Gesundheit musste er nach England zurückkehren und starb auf See am 19. Janiu
1846. — (L. Hahn (bei Dechambre, s. unten) hat zwei englische Militärärei
gleichen Namens angeführt, von denen der eine, der 1772 geboren, ai
2. Januar 1846 zu Windsor gestorben sein soll. Ob wirklich zwei zu unterscheidf
sind, war uns zu ermitteln nicht möglich.)
Dechambre, 4. Serie, I, pag. 541. — Callisen, VI, pag. 236; XXVIII, pag. 2
G.
Fergusson, Robert F., in London, war am 15. November 1799 inlndi<
als Sohn eines Arztes im indischen Civildienst geboren, begann seine Studien i
London, indem er Vorlesungen in der Hunterian School in Great Windmill-Stre«
hörte, hielt sich einige Zeit in Heidelberg auf und erhielt 1823 in Edinbarg de
Doctorgrad. Nach London zurückgekehrt, wurde er Resident Medical Officer i
der Marylebone Infimiary, 1824 Mitglied des College of Physicians, dann Physicij
am Westminster Lying-in Hospital und 1831, bei Eröffnung der medicinischc
Abtheilung des King's College, zum Professor der Geburtshilfe bei demsellx
ernannt. Nachdem er 1825 „A letter to Sir Henry Haiford , Bart: pri
jjosing a method of inoculating the small-pox , which deprives it of all i
danger" veröffentlicht hatte, gab er heraus: „Essays on the niost importa\
diseases of icomen, P, I, Puerperal fec^r" (London 1839; deutsehe Uebers. v(
FERGUSSON. 355
KOLB, Stuttgart 1840), wurde 1840 zum Physiciaa aceoucheur der Königin ernannt
und theilte sich einige Jahre lang mit Sir Charles Locock in die Londoner geburts-
hilfliche Praxis. 1857 zog er sich aus derselben zurück, wurde zum Physician
extraordinary der Königin ernannt und starb am 25. Juni 1865 auf seinem Land-
Bitxe Ascot Ck)ttage, Winkfield, bei Windsor. Er soll die .London Medical Gazette
(1828) in's Leben gerufen haben, schrieb einige treffliche Artikel über die Krank-
heiten des Uterus in der Library of Medicine , gab Dr. Robert Gooch's Werke
für die NewSydenham Society (1859) heraus, verfasste im Laufe von 20 Jahren eine
Reihe von Artikeln und Recensionen für die Quarterly Review und war der Ver-
fasser der Greschichte der Insecten in der Family Library.
Munk, III, pag. 295. G.
Fergnsson, Sir William F., Baronet, zu London, sehr berühmter Chirurg, war
am 20. März 1808 zu Preston Paus, East Lothian in Schottla|fd geboren, studirte in
Edinbnrg, war besonders fleissig und geschickt in der Anatomie unter Robert
Ekox, wurde 1826 Assistent von. John Turner, des Professors der Chirurgie
am Royal College of Surgeons, dessen Fellow er bereits 1829 wurde, während er
in demselben Jahre „ A probationary esaay on the arch of the aorta, and great
Uood vessels arising from ü" verfasste. 1831 wurde er Surgeon an der Royal
Dispensary zu Edinburg und begann damit seine Lehrthätigkeit in der Anatomie
und Chirurgie. Auch that er sich bereits als Operateur hervor, unterband z. B. die
Art. subclavia, die erst zweimal vor ihm in Schottland unterbunden worden war. Er
machte darüber folgende Mittheilung : „ Gase of axillary aneurism cured by tying
the subclavian arter y^ (Edinb. Med. and Surg. Joum. 1 831) und publicirte ausserdem :
r^Ceue of imperforate anua, wkere the chüd ivas saved by an opening made into
the bladder** (Daselbst). 1839 wurde er zum Surgeon der Royal Infirmary ernannt,
aber bereits 1840 wurde ihm eine ehrenvolle Berufung nach London, als Professor der
Chirurgie am King's College und an dessen neu errichtetem Hospital zu Theil. Man
sah ihn nur ungern aus Edinburg scheiden, wo er sich bereits einen grossen Ruf
als Chirurg und viele Anhänglichkeit bei Collegen und Schülern erworben hatte. Er
verstand es jedoch, sich auch in London bald Geltung zu verschaffen, wurde zum
Fellow des Royal College of Surgeons und der Royal Society erwählt, wurde nach
dem Tode Aston Key's Surgeon-in-Ordinary des Prinzen Albert und 1855
Surgeon-Extraordinary der Königin. 1866 erhielt er die Baronetwürde und 1867,
nach dem Tode von Sir W. Lawrence, wurde er dessen Nachfolger als Sergeant-
Snrgeon der Königin. Bald nach seiner Uebersiedlung von Edinburg nach London
publicirte er (London and Edinb. Monthly Joum. of Med. Sc. 1841) die nach-
stehenden zwei Arbeiten: „Case of aneurism of the innominata, treated by
Ugature of the right carotic arter y ; ivith observations** — „Account of the
dmection of a patient in whom the subclavian artery had been tied for axillary
aneurisTft" , welchen bald darauf „A system of praticäl surgery** (London 1842;
5. Aufl. 1870; 2. amerik. Ausg. mit Anmerkungen etc. von G. W. Norris, Philad.
1845; deutsche Bearbeitung von Sigm. Frankenberg, 2 Bde., Leipzig 1845, 46)
folgte, eine Schrift, die, wie angeführt, eine Anzahl von Auflagen erlebte. Die Theile
der Chirurgie und die Operationen , um welche er sich besondere Verdienste erwarb,
sind die Hasenscharte, die Staphylorrhaphie (1845), bei welcher er, ausser der
Vereinigung der Spalte, auch noch eine Durchschneidung gewisser Muskeln, die
jene erleichtem sollten, vornahm ; ferner die Resectionen, von denen er die fast in
Vergessenheit gerathenen Resectionen des Hüftgelenkes (1845, 46) und Kniegelenkes
(1850) wieder in Aufnahme brachte, während er 1847 die ganze Scapula exstirpirte;
ausserdem die Steinoperationen, bei denen er verschiedene Verbesserungen (z. B. 1834
die Anwendung von Instrumenten, die mit Zahn imd Trieb versehen sind, bei der
Lithotripsie) einführte; endlich eine besondere Behandlungsweise einzelner Aneu-
rysmen, bei denen eine centrale Unterbindung nicht möglich ist, indem er durch
Manipulationen an denselben eine künstliche Erabolie und Thrombose de« peripherisch
;^3*
356
FERGÜSSON. — FEENANDEZ.
gelegenen Arterienstammes herbeizuführen suchte (1857). Ueber alle diese Arbeit«
von denen die früheren sich im Edinburgh Med. and Surg. Journal, die späteren in d
Medico-Chirurg. Transact. veröffentlicht finden, konnte er in seinen 1864 und 181
als Professor der Anatomie und Chirurgie am Royal College of Surgeons gehalten
Vorlesungen „Lectures du the progress of anotomy and surgery during t
present Century^ (London 1867) Näheres berichten. 1871 hielt er die Hunteri
Oration. Als ein Operateur von ausnehmender Geschicklichkeit bediente er si
der einfachsten Instrumente und hat er daher nur wenig zur Yergrösserung c
chirurgischen Arsenals, von welchem jedoch seine ^Bulldog-forceps" bei Resectioo
in den Händen Aller sich befindet, beigetragen. In seinen Qualitäten als pra
tischer Chirurg und Operateur lag übrigens seine Hauptbedeutung, so dass v
ihm gesagt wurde, er habe „the eagle's eye, the lion's heart and the lady's han
gehabt. Weder als Lehrer, noch als Schriftsteller besass er hervorragende Eige
Schäften, wenigstens so weit es sich nicht um rein praktische Dinge handelte,
dass er sich bei einigen Gelegenheiten nicht zu verkennende Blossen gab, (
jedoch bei seinem liebenswürdigen, humanen und rechtschaffenen Charakter u
bei dem Ansehen, das er überall genoss, ihm nachgesehen wurden. Er starb :
10. Februar 1877.
Medical Times and Gaz. 1877, I, pag. 186. — Lancet 1877, I, pag. 255;
pag. 525. — British Medical Journ. 1877, II, pag. 240. (iarlt
Perinin, Philipp F., zu Berlin 1730 geboren, war zuerst Schauspiel
ging in ärztlicher Thätigkeit nach Surinam und Hess sich später in Mastricht niedi
Seine yyHistoire naturelle de la Hollande dqurnoctiale^ (Amsterdam 1765) u
seine drei Schriften über Surinam (Amsterdam 1769, Mastricht 1778), besond(
aber der yjTraiU des maladies les plus friquentes h Surinam^ (Mastricht 176
Amsterdam 1765) sind weitaus inhaltsvoller als einige spätere medicinische Sehrift<
Dict. hist. II. Red,
Femandez. Aus der sehr grossen Reihe von spanischen Aerzten di«
iNamens bedürfen der Hervorhebung: Thomas F, Leibarzt des Königs, welcl
über Antimon und eine „Defensa de la chtna-china etc.^ (Madrid 1698) schrii
— Francisco Bruno E. , Anfangs des 18. Jahrhunderts geboren zu AI«
de Henares Medicin und Theologie studirend. Er bildete sich später auf Reis
in Deutschland, Italien und England aus, kehrte nach Spanien zurück und wirl
in den Städten Pozuelo del Rey und Valdacaracete gleichzeitig als Cure u
Titular-Amtsarzt. Nach seiner Uebersiedlung nach Madrid erreichte er hier d
Directorat des königlichen Hospitals und andere Ehren, zog sich aber gegen En
seines Lebens in ein Kloster zurilck. Die Armeekrankheiten nebst Militär- u
Schiffshygiene bildeten sein Hauptarbeitsgebiet : „ Tratado de las eptdemias maltgn
y enfermedades particulares de los ejercitos etc.^ (Madrid 1725 , 1776)
„El juicio de Paris, verdadei'o desengano del agua etc,^ (Daselbst 1755)
yylnstruccion para el hien publico y comun de la conservacion y auinento
las problaciones etc,^ (Daselbst 1769). Ein letztes Werk über Begräbnisshygie
erschien von ihm 1783. Sein Todesjahr ist nicht bekannt. — Von diesen Beid
ist unterschieden Andres F., der zu Karthagena lebte und ein berühmtes Bd
über die Ansteckungsülhigkeit der Pest (Murcia 1676) drucken Hess.
Hahn bei Dechambre. Red,
Femandez-Bejarano , Francisco Mateo F.-B. , aus Badajoz, stndii
gegen Ende des 16. Jahrhunderts in Granada, wirkte in Merida und machte si
berühmt durch die in drei Tractate getbeilten „De facultatibus naturalibus dtsp
tationes medicae et philosophicae'^ (Granada 1610 — 16). — Auch ein eucykl
pädisches Werk tiber alle Künste und Wissenschaften (1625), sowie „Quaestim
in lihros quatuor AHsiotelis de meteoris^ (London 1643) wird ihm von Einzeln«
zugeschrieben.
Hahn bei Dechambre. B^d.
FERNEL. — FERRARA.
357
/,
Pernel, Jean F., wurde 1497 in der Pieardie geboren und kam im
19. Lebensjahre nach Paris , wo er zuerst Philosophie und alte Sprachen studirte.
Seine Studien betrieb er mit solchem Erfolg, dass man ihm in Paris eine Professur
der Logik antrug, welche er aber ausschlug, um Medicin und Mathematik zu studiren.
Er promovirte in Paris, woselbst er auch 1534 an der medicinischen Schule Professor
Würde. Er gewann schnell eine sehr ausgedehnte Praxis und wurde auch Leibarzt
de« Königs Heinrich IL, dessen Gemahlin Katharina von Medicis er von ihrer
Sterilität befreit haben soll. Diese ihm zugeschriebene Leistung gewann ihm das
Vertrauen des Königs in so hohem Grade, dass er denselben auf allen seinen
Reisen begleiten musste. Auf einer dieser Reisen, die bei heftiger Winterkälte aus-
geführt wurde, verlor F. seine Frau durch den Tod, ein Ereigniss, welches ihn so
erschütterte, dass er am 26. April 1558, wenige Wochen nach ihrem Tode, ihr nach-
folgte. Seine wissenschaftlichen Arbeiten haben eine sehr getheilte Beurtheiliing
^funden; die Nouvelle Biographie g^n^rale giebt ein Verzeichniss, sowie eine
Analyse derselben.
Grosses Universal-Lexikon. Bd. IX, Halle und Leipzig 1735. Magnua.
^Ferraguth feigentlich Farradsch ben Salem, latinisirt Ferragiüs —
anch Farraguth), den unsichere Ueberlieferungen theils zum Arzt KarTs des
Grossen, theils zum Angehörigen der Salernitanischen Schule machten, hat sicher
nicht zu Anfang des neunten, sondern um die Mitte des 13. Jahrhunderts gelebt.
Der Carolus, welcher auf dem Titel des „Takutn aegritudinum et morborum^
erwähnt ist, war Karl von Frankreich, der 1266 den sicilianischen Thron
bestieg. Jedenfalls lebte Bühüalyha (Bexgezla, s. Araber, Bd. I, S. 175), der
Originalautor, dessen Werk F. übersetzte, selbst erst um die Mitte des 11. Jahr-
hunderts. Zur Veröffentlichung gelangte das Werk erst 1533.
Biogr. med. IV. Red.
Ferrand, Jean-Baptiste-Guillaume F., zu Paris, war zu Bolbec in
der Normandie am 13. August 1733, geboren als Sohn eines Chirurgen, studirte
die Anatomie zu Paris, im Hospitale der Invaliden, widmete sich auch der praktischen
Medicin und wurde 1768 Doctor derselben. In demselben Jahre zum Adjoint und
dann zum Conseiller im Comit6 der Acad^mie de Chirurgie ernannt, wurde er auf den
Vorschlag von Mobeau, des ersten Chirurgen des Hötel-Dieu, 1771 zu dessen
Nachfolger berufen. Ausser verschiedenen Thesen, wie: „De variis kaemorrhagiae
»istendae methodis*^ — „De labro leponno** — „De labiorum cancero*' , rühren
von ihm her ein „Mim. sur Venciphaloc^Je" — „Lettre h M, Lumy, sur
la sensibilite du corps animal" (1760) — „Essai sur les contre-coups de
iete** — „Les abchs du foie apr^s les Idsions de la tele^ und mehrere Aufsätze
in den Abhandlungen der Academie de Chirurgie. Zusammen mit Süe übersetzte er
auch den 6. und 7. Band von Boerhaave's chirurgischen Aphorismen. Er starb
am 10. Februar 1785.
Lehr et on, II, pag. 41. G.
iFerrara, Gabriele (eigentlich Camillo) F., Chirurg des 16. Jahr-
hunderts in Mailand, hatte nach dem Eintritt in ein Kloster die obige Namens-
veränderung vorgenommen. Er hat folgendes Werk verfasst: „Nuova selva di
cirurgia*' (Venedig 1596; 1627; lateinische Uebersetzung von Peter Uffenbach,
Frankfurt 1625; 1629; 1644).
Biogr. in6d. IV, pag. 135. O.
Ferrara, P a s q u a l e F., zu Neapel, seinem Leben nach sonst unbekannt,
hat folgendes Werk hinterlassen: „Delle morti e malattie subitanee ove speztal-
mente de poh'pi del cuore e del male terribile delV apoplessia etc. etc,"
(2. Aufl. Neapel 1767, 4.); es enthält einige interessante Beobachtungen von
Gcfilssrupturen u. s. w.
Dict. hist. II, pag. 296. G.
358 FERRARA. — FERRARIUS.
Ferrara, Francesco F., italienischer Arzt, war Dr. med. et philoi
erster Professor der Naturgeschichte und Physik an der Universität zu Catan
und Intendant der sicilianischen Alterthttmer. Ausser einigen naturwissenschaftlie
historischen Arbeiten, z. B. über den Honig des Berges Hybla und die alte Sta
Hybla Megara (1805), sowie über den sicilianischen Bernstein (1820) hat
noch folgende Abhandlungen geschrieben: „Mestruazione per le mammell
(Osservatore medicö di Napoli 1830) — „DelV uso della tpecacuanha nd
epüessia*^ (Daselbst 1831). Nachdem er lange in Palermo gelebt, ging er na
Neapel und starb daselbst um 1840.
Callisen, VI, pag, 242; XXVIII, pag. 27. — Dechambre. 4. Serie, I, pag. 7]
G.
Ferrario, Giuseppe F., zu Mailand, war daselbst am 19. Januar 18<
geboren, studirte in Pavia, wo er 1825 Doctor wurde nnd schrieb über „Influen
fisiologica e patologica del suono, del Carito , e della declamaztone sulF uamo
Er trat als Chirurg beim Ospedale maggiore ein, war dann Vice -Chirurg l
Santa Corona und Medico-Chirurg der Akademie der Philodramatiker. Zu dies
Zeit begann er seine Publicationen mit einer Pallktta dedicirten Schril
„Nuovo metodo d'^operare con sicurezza la cistotomia^ (1829), erzählte die G
schichte einer Frauensperson, die aus ihrem Körper Nadeln entleerte: „La don\
degli aijhi^ (1829), schrieb beim Herannahen der Cholera ein mehrmals ai
gelegtes y^Avvertimento al popolo std mezzi sicuri dt distruggere i cantai
nozioni e cura del cliolera - morbus" (1831), gab nach dem Tode von Gj
Batt. PAhLETTA hcraus : „Nota ed estratti delle opere del jyrof. cav,G,B,I
(1838) und in Folge einer Aufforderung des Lombardischen Instituts: ^Stattsh
delle morti improvoise e particolarmente delle morti per apoplessia^ nella cü
.... di Milano dal 1750 al 1834" (1834), ein Werk, das im Annuario asd
nomico ri837) fortgesetzt wurde. Es folgte nun „Statistica medica ^iornalie
del cholera-morbus asiattco dt Milano e del regno Lombardo- Veiieto", anfUngli
in den Effemeridi mediche (1838) publicirt, dann als „Statistica medica di MHa
dal secolo XV ßno ai gio)ni nostri", das 1844 bereits bis zum 21. Heft n
der 330. Tabelle gediehen war. Ueber den Nutzen der medicinischen Statist
schrieb er: „Ragionamento ttidV utilitä e necessitä della statistica patologk
terapeutica e clinica , etc." (Mailand 1839) — „Sforia documentale della »
tiMica clinica j uni^orne , pubblica degli spedali Italiani, in risposta . , , al .
prof, Bufalini etc." (Daselbst 1842) — „Bisposta a sette quesiti sulla pe.
bubonica Orientale, etc." (Daselbst 1843).
Cantü, pag. 20'». G,
Ferrarius, Giovanni Matteo F., von seinem Geburtsort Grade
Mailändischen auch mit dem Beinamen DE Gradibus bezeichnet, war in der Mi
des 15. Jahrhunderts Professor der Medicin in Pavia und Leibarzt der Herzog
Bianca Maria von Mailand. Sein Tod erfolgte 1460.
Ein Verzeichniss seiner Arbeiten findet man: Grosses Universal- Lexikon. Bd. J
Halle und Leipzig 1735, pag. 6*^3. Marnus
Ferrarius. Die sämmtlichen übrigen F. sind unbedeutend oder auf andei
Wissensgebieten tbätig gewesen, so Giovanni Battista F. (FEBRAKit
Botaniker, 1584 — 1655; — Omnabonus F., Verfasser der Bttcher: „De regu
^ medicinae ex Hippocrate etc." — „De arte medica infantium," — „De saniU
et morbis" (sämnitlich Brescia 1566, 1577, resp. 1598 erschienen); — Jacques
der ein Manuscript des Flaminiüs Evoli s „Idea theriacae et Mithridati" (Veno
1606) publicirte; — sowie endlieh Giacomo F., Verfasser der Beschreibv
einer Petechialfieber - Epidemie (Mantua 1622), — welche unterscheidungshall
aufzuführen waren.
Chereau bei Dechambre. Red
FEBREIN. ~ FERRI.
359
Ferrein, Antoine F., wurde am 25. October 1692 zu Frespech in
Argenois geboren und starb am 28. Februar 1769 in Paris. Er begann seine
Stadien bei den Jesuiten in Agen, woselbst er Theologie, Mathematik und Jura
trieb. Doch wurde er durch die Leetüre von Boreelli's Werk „De mortu ani-
malium'^ diesen seinen Bestrebungen untreu gemacht und der Medicin zugeführt,
deren ausschliesslichem Studium er in Montpellier sich widmete. 1716 wurde er
Baccalaureus und nachdem er in Marseille noch eingehend Chirurgie studirt hatte,
machte er in Montpellier das Doctorexamen. Im Jahre 1732 wurde er zum Professor
der Anatomie in Montpellier vorgeschlagen, da er von der Regierung aber nicht
gewählt wurde, so ging er nach Paris, wo er die Stelle des Ober-Feldmedicus der
nach Italien ziehenden französischen Armee tibernahm. Bis zum Jahre 1735
bekleidete er diesen ärztlichen Posten in dem Heere, um dann nach Paris zurück-
zukehren. Da aber gerade in Vexin eine heftige Epidemie ausbrach, so verliess
er bald wieder Paris, um gegen die Seuche an Ort und Stelle zu wirken. Nach
Erlöschen der Epidemie ging er nach Paris zurück, woselbst er 1738 Licentiat
der medicinischen Facultät und 1741 Anatom bei der Akademie der Wissenschaften
wurde. 1742 wurde er zum Professor der Medicin und Chirurgie an dem könig-
lichen CoUegium in Paris ernannt. Von seinen Arbeiten ist besonders ein Handbuch
der praktischen Chirurgie und der praktischen Medicin zu nennen. In der Augen-
heilkunde machte er sich besonders bekannt durch einen Aufsatz über Anatomie
und Therapie der Thränenorgane, eine Arbeit, welche auch von Halleb in seinen
Dissert. Chirurg. IV veröffentlicht wui-de.
Man vergleiche Nouvelle Biographie g6ii6rale und Adelung Fortsetzung und Er-
gänzungen zu Christ. Gottl. Jöcher's Allg. Gelehrten-Lexikon, Bd. U, pag. 1063.
Magnus.
Perreira, zwei Portugiesen. Von dem Jüngeren, Josephus F., besitzen
wir lediglich eine ^Chtrurgia medico - pharmaceutica etc,*^ (Lissabon 1740). —
Der Aelt^re, Antonius F., war Hofchirurg des Königs Johann IV., begleitete
dessen Tochter (Braut Earl's U.) Katharina nach England und starb 1677
mit Hinterlassung von „Luz verdadera e recupelada, examen de toda a cirurgia^
(Lissabon 1670).
Biogr. m6d. IV. Red.
Perrer y Garces, Ramon F. y 6., 1800 — 1872, ist zu nennen als
Verfasser der Werke: „Clinica quirürjca" (Barcelona 1839) und ,f7ratado de
medicina legal efc.^ (Daselbst 1867).
(Nicht zugängliche) Biographie in Independ. ni6d. Barcelona 1871 — 1872. Red.
Perret, Laurent F., aus Paris, Dr. med. daselbst 1738, wurde 1743
Professor der Chirurgie an den dortigen Facultätsschnlen und sicherte sich, nachdem'
ihn Krankheit genöthigt hatte, von dem praktischen Wirken zurückzutreten, einen
Nachruhm durch die Schriften: „An senium afibrarum rigiditate^ (Paris 1739) —
„An dolor a soluta unitate morbus?" (1741) — „An in acutis diaeta e solia
vegetantibusf" (1751), besonders aber durch das historische Werk: „An ckirurgia
recens Instrumentalis antiqua perfectior?" (1764).
Hahn bei Dechambre,
Red.
^erri, Alfonso F., aus Neapel oder Faenza, geboren um 1500,
Leibarzt Papst Paul III., ist bekannt als Verfasser einer Schrift über Schuss-
wunden, in welcher er dieselben im Sinne der Galenischen Theorie als verbrannte
und vergiftete Wunden bezeichnet und demgemäss behandelt. Ein von ihm ange-
gebener, einer Schieber-Pincette ähnlicher Kugelzieher: „Alphonsinum" gelangte
zu grosser Verbreitung. F. ist auch der Erste, welcher Verletzungen durch grobes
Geschütz und Luftstreifschüsse erwähnt, deren Wirkungen er gleichfalls von dem
den Verletzten treffenden „giftigen Spiritus" ableitet. Bemerkenswerth ist auch die
beigefügte Abhandlung über Harnröhren - Verengerungen („De caruncula sive
360
FERRI. -^ FERRÜS.
callo quae cervtci vesicae mnascitur^). Eine frühere Schrift F. 's handelt vo
den Heilkräften des Guajak. : „De ligni sancti multiplici medicina et vin
exhibitione^ (libri IV, Basel 1538, 8.; zuletzt in dem „Aphrodisiacus'* de
Luislnus L. B. 1728, f.) — „De sclopetorum sive arcMbusorum vulneribus Itbi
tres etc^ (Rom 1552, 4.) — „Opera'' (Venedig 1566, 8.). h. Haeser.
Ferriar, John F., aus ehester, 1763— 1815^ Doctor Edinburg. 178J
war Irrenarzt und Vorstand poliklinischer Institute zu Manchester. Sein literarische
Ruf beruht hauptsächlich auf seinen „Medtcal histories and reßections^ (Bd. I — II
London 1792—1798; 2. Aufl. in 4 Bdn. , Daselbst 1810—1813). Daneben is
noch der „Essay on tlie medical properties of digüalis purpurea^ (Mancheste
1799) hervorzuheben.
Dict. hist. II. Red.
Ferrier, Auger F., als Sohn eines Chirurgen bei Toulouse 1513 geborei
studirte in Montpellier und gelangte hier 1540 zur Promotion. In Paris wurde e
sehr bald darnach Leibarzt der Königin Katharina von Medicis, machte di
Expedition nach Rom mit und Hess sich nach der Rückkehr in Toulouse niedei
Die Schriften, welche er bei seinem 1538 erfolgten Tode hinterliess, sind zui
Theile astrologischen und mystischen Inhalts ; am ehesten verdienen noch Erwähnun«
„De pudendagra lue hispanica Uhr, duo^ (Toulouse 1553; Antwerpen 1564; Pari
1577) und „ Vera methodus medendi** (2 Bde., Toulouse 1557; Lyon 1574, 1602
Biogr. m6d. IV. Red.
* Ferrier, David F., der seine Studien in Aberdeen (M. A. 1863
Edinburg (Med. Dr. 1870), London und Heidelberg absolvirte, Professor am Kingi
College, Lecturer der Physiologie am Middlesex-Hospital wurde und mit der sein
SpecialrichtuDg bereits klar aussprechenden These: ^The coniparatton anatom
of the Corpora quadrtge7ntna^ (1870) die goldene Medaille gewann, verbreitet
seinen Ruf hauptsächlich durch öIq „Expen'mental researches in cerebral phystologi
and pathology^ (W. R. Asyl. med. reports 1873 ; auch französisch und russisch
sowie sonstige experimentelle Gehimarbeiten (Croon. Lect. of the R. soc. 1874
1875), welche besonders die Localisation zum Thema hatten. Seine „ ZÄe /i/wc^/ew
of the brain^ (1876), sowie die Gulstonian Lecture „On localisation of cerebra
diseases*^ (1878) wurden in*s Deutsche und Französische tibersetzt. Zu Bd. I— P
des „Brain" hat F. als Mitherausgeber zahlreiche Beiträge geliefert. ^^^
Ferro, Pascal-Joseph de F., wurde in Bonn 1753 geboren. Er kai
einige 20 Jahre alt nach Wien, liess sich hier nieder und machte eine schnell
Carri^re, so dass er 1793 Staatsrath ftir medicinalpolizeiliche Angelegenheiten nni
1800 erster Stadtphysikus von Wien wurde. 1805 geadelt, wurde er bald zan
Director des medicinischen höheren Unterrichtswesens ernannt und starb 1 809 iiii
Hinterlassung der Schriften : „ Von der Ansteckung der epidemischen Krank
heiten und besonders der Pest*' (Leipzig 1782) — „Vom Gebrauch der kaltei
Bäder ^ (Wien 1781 , 1790) — „Einrichtung der medicinischen Facultät v
Wien^ (Daselbst 1785) — „Nähere Untersuchung der Pestansteckung etc.'
(L787) — „Anzeige der Mittel, die Ungesundheit der überschwemmt gewesene)
Wohnungen zu vermindern^ (Gleichzeitig) — „Ephemerides medicae** (1792) —
„Sammlungen aller Sanitätsverordnungen etc,^ (I. Bd. bis 1797; IL Bd. bü
1806) — „Ueber den Nutzen der Kuhpockenimpfung" (1802).
Dict. hist. II. Red.
Ferrus, Guillaume-Marie-Andr6F., zu Paris, berühmter Irrenarzt,
war zu Chäteau - Queyras bei Brian^on (Hautes - Alpes) am 2. September 17b4
geboren, begann bereits mit 14 Jahren unter Leitung seines Oheims, der Cbef-
Chirurg des Hospitals zu Brian^on war, medicinische Studien, die er 1800 in Paris
fortsetzte, wo er einer der Prosectoren von Boyee wurde. Im Jahre XII erlangte
FERRUS.
FEÜCHTERSLEBEN.
361
er den Doctorgrad mit der These „Essai svr Vemploi de la suture". Als Militär-
Ghirnrg machte er die Feldztige des ersten Kaiserreiches mit, trat nach dem Sturze
desselben definitiv in den Civildienst über, gewann eine Neigung für die Behandlung
der Geisteskranken und wurde, nachdem er Pinel in der Salpetriöre vertreten,
an die Spitze der Abtheilung für Geisteskranke im Bicetre gestellt, wo er klinische
Vorträge über dieselben mit grossem Erfolge hielt, während er gleichzeitig eine
wichtige Verbesserung in der Behandlung derselben einführte, indem er sie dadurch,
dafls er sie zur Arbeit anhielt, von ihren Wahnvorstellungen abzuziehen versuchte.
So erzielte er auf der von ihm errichteten Ferme Sainte-Anne durch die Verwendung
der Geisteskranken bei landwirthschaftlichen Arbeiten die schönsten Erfolge. Seine
Arbeiten aus der ersten Zeit seines Wirkens waren : „ Notice sur P.-J,- B,
Eiparron** (Nouv. Joum. de m^ec. 1818) — „Notice hi^torique sur J.N.
Corvisart*' (Paris 1821) — „Obs. de Perforation de Vorigine de Vaorte,
avec ipanchement de sang dans le pMcarde^ (Areh. g6n6r. 1823) — „Obs,
sur ttne asphyxie produite par le dSveloppement d^une tuineur dans le larynx^
(Daselbst 1824) — „Blessure du coeur , avec sijour du corps vulnirant dans
cet Organe*^ (R6pert. gön^r. d'anat. et de phys. 1826); zusammen mit Esqüirol:
„Rapport sur deux homiddes commin par un komme atteint de monomanie
avec halludnations^ (Ann. d'hyg. publ. 1829) — „Fhlebite chez un ali^.ne"
(Journ. des progr^s des sc, m6d. 1830) — „Bappoit mSdicoUgal sur quelques
cas douteux de folie^ (Gaz. mM. 1831) — „Des ali^nis, ConsidSrations :
1, Sur VUat des maisons qui leur sont desiindes, taut en France qvUtn Angle-
terre: sur la nScessitd de er der de nouvelles en France et sur le mode de
constructian ä prSf^er pour ces maisons, 2. Sur le regime hygihiique et
moral, auquel ces malades doivent iire soumis, 3. Sur quelques questions de
mSdtcine legale ou de Ugislation relatives h leur itat civil" (Paris 1834; mit
2 Tafeln und 5 Tabellen) — „Bapport sur la police saiiitaire des maisons de
force et de correction** (Arch. g6n. 1834). 1830 war er zum M6decin Consultant des
Königs ernannt worden, erhielt 1835 die Functionen eines Inspecteur g6n6ral der
Irrenhäuser und wurde, in Folge der bei seinen Inspectionen gemachten Beobachtungen
und Bemerkungen, 1838 ein Gesetz erlassen, von welchem in Frankreich eine neue
Aera ftlr die Geisteskranken datirte. 1840 wurde er auch Inspecteur des Gesundheits-
dienstes in den Gefängnissen ; auch war er Mitglied des Conseil supörieur de sant6.
Zu seinen späteren Arbeiten gehören: In Gemeinschaft mit Lionet und Petit:
„Histoire d'une ipidemie de nihiingite c^r^bro- spinale" (Ann. mM.- psych.
1850) — „JD^ prisonniers, de V empnsonnement et des prisons" (Paris 1850) —
„M4m. sur le goitre et le cräinisme" (Bullet, de l'Acad. de m6dec. 1851) —
„De r expatriation pSnitentiaire pour faire suite a Vouvrnge des prisonniers,
de V emprisonnement et des prisons" (Paris 1853). Ausserdem eine Reihe von
Artikeln im Dict. de mödcc. Der um das Irren- und Gefangenen wesen hochver-
diente Mann starb am 23. März 1861.
Üubois (d'Amiens) im Bulletin de l'Acad. imp. de medec. T. 26, 1860—1861,
pag. 493. — Motet in Annales m^dico-psychologiques. 5. S6rie, T. 20, 1878, pag. )^40. —
Dechambre, 4. S6rie, I, pag. 727. — Callisen, VI, pag. 246; XXVIII, pag. 29. ^
Festler, Francesco Saverio F., aus Friaul, erhielt den Paduensischen
Doetorhut 1825. Nach achtjähriger Thätigkeit als Communalarzt in Albignasego
and MaserJi, übernahm er in Padua die Leitung des Civilspitals und schriftstellerte
sehr ^eissig bis zum Jahre 1836. Ob er dann starb, ist nicht bekannt. Seine
Pnblicationen erschienen theils in den Omodei Ann. univ. di med. , T. 55 , 56,
theils monographisch in Padua und behandelten klinische und geburtshilfliche Fragen.
Eine Choleraarbeit findet sich in obigen Annalen, T. 78 (1836).
Hahn bei Dechambre. Red.
Feucllterslebeil, Ernst Freiherr von F., zu Wien, medicinischer und philo-
sophischer Schriftsteller, Dichter und Kritiker, war daselbst am 29. April 1806
362
FEÜCHTERSLEBEN. — FEYENS.
geboren, aus einer thüringischen Familie stammend, erlangte 1834 in Wien d
Doctorwttrde, gab neben „Gedichten" (1836) heraus: „Ueber das erste Hipp
cratische Buch von der IXät" (Wien 1835) — „Beiträge zur LüsrcUur^ Kum
vnd Lebenstheorie*' (Daselbst 1837) — „Zur Diätetik der Seele*" (1838; 19. Au
1858) — „Die Gewissheit und Würde der Heilkunst** (1839; 2. Aufl. n. d.T
^Aerzte und Publicum** 1848). Als im Jahre 1840 die k. k. Oesellschafl d
Aerzte in Wien sich bildete, fiel die Wahl eines Secretärs der Gesellschaft a
ihn und gab er die „Verhandlungen" derselben von 1842 — 44 heraus. Auch hat
er in den medicinischen Jahrbüchern des österreichischen Staates mehrere Abhan
lungen: ^Die Richtungen der jetzigen Medicin** (1841) — n^^^ gerichtlia
Frage über den Irrsinn** (1845) veröffentlicht und den 2. Band von Ebli
„Geschichte der Arzneikunde von 1800 — 1825" herausgegeben. Um gegen d
herrschende realistische Richtung in der Medicin anzukämpfen, eröfluete er 18^
in der Universität Vorträge über ärztliche Seelenkimde, die als „Lehrbuch d
ärztlichen Seelenkunde** (Wien 1845 ; englische üebersetzung „The principles ^
medical psychology** von H. Evans Lloyd, London 1847, herausgegeben v(
der Sydenham Society) erschienen. 1847 wurde er zum Vice-Director des medi(
Chirurg. Studiums, 1848 aber, nach der Revolution, zum Unter-Staatssecretär
das Unterrichts-Ministerium berufen ; er gab jedoch bereits zu Ende dieses Jahi
jene Stellung auf, zog sich ganz in das Privatleben zurück und starb sehen i
3. September 1849. Seine poetischen, kritischen und philosophischen Schriften, ö
in einer Gesammtausgabe (7. Bde. , Wien 1851 — 53) erschienen sind, übergeh
wir. Er war nicht nur ein gebildeter denkender Arzt, sondern auch ein d
lebensfrischem Humor begabter Dichter. Seine Bemühungen, ein Reformator d
öffentlichen Unterrichts in Oesterreich zu werden, wofür er nicht nur begeiste
sondern auch befähigt war, sind leider nicht von Erfolg gekrönt gewesen.
V. Wurzbach, n^, pag. 210 — J. Franckin der Allgem. Deutschen Biograpli
Bd. VI, pag. 730. — Callisen, XXVIII, pag. 31. G.
* Feuer, NathanielF., geboren am 1 8. August 1 844 in Szobotist (üngan
studirte an der Wiener Universität als Schüler Arlt's und gelangte 1872 z
Promotion. Von 1873 bis 1875 war er als Docent und suppl. Professor an d
Uni versitäts- Augenklinik in Klausenburg, dann als Docent in Wien thätig, war
aber 1882 wegen starker Ausbreitung des Trachoms in den ungarischen Niederung
zur Uebemahme eines Augenspitales als Regimentsarzt nach Maria Theresio[
entsendet. Unter seinen grösstentheils ophthalmologischen Schriften sind besond(
zu erwähnen : „ Ueber seröse Irischsten** (Klin. Monatsbl. für Augenheilk. 18'
und Wiener med. Presse 1875) — „ Untersuchungen über die Keratitis na
Ti-tqeminusdurchschneidung** (Sitzungsber. der Akad. der Wissensch. in Wi
1876) — „ Ueber die klinische Bedeutung der Keratis xerotica** (Wiener mc
Presse 1877). j^.^
Peuerlein, Georg Christoph F., aus Nürnberg, geboren am 15. J
1694, zuerst Theologe, dann Mediciner in Halle, wo ihn besonders Hofma:
begeisterte, prakticirte von 1722 in Nördlingen; später wurde er Stadtarzt
Anspach, dann in Heilbronn. Nach Anspach zurückberufen, starb er als Leibai
des Markgrafen und Hofarzt 1756. Neben nicht nennenswerthen Dissertation
schrieb er Mehreres zu Gunsten der Heilbronner Wässer (Nürnberg 1730).
Biogr. m6d. IV. Red
' Feyens, Johannes F., der Vater (mehr bekannt als FiENUS), wm
im Anfange des 16. Jahrhunderts in Antwerpen (wie Andere meinen in s'Hertogi
bosch) geboren und übte daselbst (Antwerpen) längere Zeit eine sehr ausgedehi
Praxis aus, bis er im Jahre 1584 nach Dortrecht übersiedelte, wo er im folgend
Jahre starb. Foppens nennt ihn auch „Musicus insignis". Er schrieb : „De ßatih
humanuni corpus molestantibus commentarius novus ac singularis** (Antwerpen 15€
FEYENS. — FICINÜS.
363
eidelberg 1589, Frankfurt 1592, 1642, Hamburg 1644; holländisch Amsterdam
568). — Thomas F. (FiENUS), der Sohn, 1567 in Antwerpen geboren,
adirte in Italien, wurde Leibarzt des Herzogs Maximilian von Bayern und
j93 Prof. med. an der Universität Löwen. Einige Jahre später wurde er Leib-
•zt des Erzherzogs Albert von Oesterreich und starb 1631. Er schrieb unter
Dderem einige Abhandlungen über die Formation des Fötus, ein Handbuch der
liirurgie, welches nach seinem Tode durch H. Conring unter dem Titel: „Libri
lirurgici XII de praecipuis artis chirurgicae controversiis^ (Frankfurt 1649,
ondon 1733) veröffentlicht ist und „Semiottce sive de sigms medteis tractatus^
icyden 1664).
G. A. Mercklin, „Lindenius renovatus*^ etc., pag, 1017. C. E. Daniels.
Feyjoo y Montenegro, Fr. Benito Geronimo F. yM., in Cosdemiro,
n 8. October 1676 geboren , lehrte eigentlich Theologie an der Universität von
riedo und hat seine medicinische Berühmtheit nur durch die imponirend rück-
chtslose Kritik erlangt, die er an den Aerzten und der Medicin seiner Zeit, aber
ich an HiPPUKBATES ausübte (derselbe habe den Tod von über 100 Millionen
enschen Verschuldet). Gleichzeitig ging er aber in ähnlicher Weise auch gegen
18 Mönchswesen, die lächerlichen Privilegien des Clerus, den Wunderunfug, die
Igerreisen etc. vor. Die in Betracht kommenden Schriften des muthigen Mannes,
T als Leibarzt Ferdinand*s VL starb, sind: ^^Teatro critico universal etc,"
ladrid 1726—1739, später daselbst 1765; französisch Paris 1742) — „Cartas
liditas y curiosas etc,^ (Madrid 1742 — 1760) und zum ersteren Werk mehrere
pologien, Repliken etc., die 1730, 1740, 1749, 1765 erschienen.
Hahn bei Dechambre. Hed.
/Peynes, aus ßöziers, Doctor in Montpellier 1556, verdient Erwähnung
s Nachfolger J. Schyron's, dessen Lehrstuhl in Montpellier er 1558 erhielt und
s 1573 ausfüllte. Seine längere Zeit nur als Manuscript vorhanden gewesene
Medicma practica in quatuor lihros digesta^ gab erst R. MOREAü (Lyon
150) heraus.
Biogr. med. IV. Red.
Fialkowski, Step an F., erhielt die erste medicinische Bildimg am Haupt-
ital in Petersburg, von wo er 1761 als Chirurgus entlassen wurde; er zog nach
3jden und Strassburg und kehrte als Dr. med. 1766 nach Russland zurück.
ICHTER meldet, er sei in Leyden auf Grund einer „Di'ss. de methodo studii
edici^ zum Dr. med. promovirt worden. Tschisto witsch nennt die „Diss. de
Hiane ventriculi in ingesta ", giebt aber nicht an, wo dieselbe gedruckt worden
t. F. wurde am 27. Februar 1766 in St. Petersburg examinirt.
Richter, Geschichte der Med. III, 485. — Tschistowitsch, CCCXV.
L. Stieda.
Fiard, Thomas-Maria-Louis F., 1793—1853, zu erwähnen als
friger Iropfarzt, dessen Abhandlungen über die Degenerescenz der Vaccine, über
Bvaccination und die nächstliegenden Themata (Paris 1828, 1831, 1835, 1838)
rerzeit preisgekrönt wurden und noch jetzt Beachtung verdienen.
Chereau bei Dechambre. Red.
Ficinns, Heinrich Robert F., zu Dresden, war am 3. Juli 1809
oberen, erwarb sich durch das Studium auf mehreren Universitäten, durch mehr-
hrige Reisen und einen damit verbundenen längeren Aufenthalt in Wien, Rom
id Paris nicht nur ausgedehnte Sprachkenntnisse, sondern auch einen Schatz von
ztlichen und naturwissenschaftlichen Kenntnissen und Geschicklichkeiten, wie man
Q «elten bei einem Arzte vereinigt findet. Er war unausgesetzt, bis zu seinem
)de, mit selbstständigen Untersuchungen über verschiedene naturwissenschaftliche
id medicinische Gegenstände beschäftigt. Seine wenigen Publicationen sichern
364 FICINÜS. — FIEBER.
ihm den Ruhm eines zuverlässigen und exaeten Beobachters, so seine Diss.: „D
ßbrae muscularis forma et structura^ (Leipzig 1836) — ^-DiV Hämospasii
Geschichte, Beschreibung^ Anwendung und Wirkungen der grossen Ventouse
Junod\s oder des Schröpf stief eis u, s. w,^ (Leipzig 1848, mit 1 Taf.) un
seine Abhandlung „Ueber das Ausfallen der Zähne und das Wesen der Zah
caries*" (v. Walther's und V. Ammon's Journ. 1846, mit 1 Taf.). Das dari
beschriebene Zahninfusorium ist von H. E. Richter mit dem Namen „Denticol
Fieini" belegt worden. Er starb am 10. September 1852.
H. Eberh. Richter im Neuen Nekrolog der Deutschen. Jahrg. 30, 1852, pag. 63'
G.
Fick. Zwei ältere F., von denen Johann Jakob F., 1662 — 173C
promovirt 1689 zu Jena, daselbst 1715 ausserordentlicher Professor für Botanil
Chirurgie und Anatomie und 1721 Ordinarius für theoretische Medicin wurde. Sein
Schriften bestehen in einer grossen Reihe gebräuchlicher Dissertationen über phj
siologische und klinische Fragen. — Christian Heinrich v. F. , geboren i
Reval am 18. März 1771, lernte zuerst im chirurgischen Institut des KalinkiE
Hospitals in Petersburg von 1789 — 1781, ging dann nach Jena, woselbst er ai
29. August 1794 zum Dr. med. creirt wurde {„Diss. med. de lienteria^y 30 pp., 8.
Er war nacheinander Divisionsarzt in Grodno, Mitglied der Medicinalverwaltun
von Pleskau und Reval und starb daselbst am 6. Februar 1845.
Recke-Napiersky, I, 558. — Tschis towitsch, CCCXV. l Stieda.
Fick, Franz Ludwig F., geboren zu Erlangen am 18. März 181i
studirte in Göttingen, vorher in Marburg, wo er 1835 auch promovirt wurde
Privatdocent daselbst wurde er 1837, ordin. Professor der Anatomie 1843. Nac
hervorragenden und verdienstvollen Leistungen auf diesem Gebiete und dem de
Physiologie, starb er am 31. December 1858. Sein „Abn'ss der pathologische
Anatomie" (Cassel 1839) — „Physiologische ^ Anatomie des Menschen" -
(Leipzig 1842 — 1845) — „Phantom des Mehschenhims" (3. Aufl. Marbui
1857) — „Ueber die Ursachen der Knochen formen" (Göttingen 1857) sind i
erster Reihe, daneben viele Abhandlungen in Müller's Archiv zu nennen.
Hahn bei Dechambre. Red.
*Fick, Adolf F., geboren am 3. September 1824 zu Cassel, studirte i
Marburg und Berlin, wurde 1851 in Marburg promovirt und erhielt die Profe^i
der Physiologie in Erlaogen und Würzburg, wo er jetzt noch thätig ist, 187:
Red.
Picker, Wilhelm Anton F., zu Paderborn am 28. October 176
geboren, fing 1788 zu Osnabrück an, Medicin zu studiren. In Münster, Götting«
und Erfurt wurde er weiter ausgebildet und an letzterer Universität 1792 promi
virt. Nach einem bewegten Leben als Militärarzt Hess er sich in Paderborn niede
fungirte zugleich als Badearzt in Driburg und starb, nachdem er sich durch Gründui
eines Hospitals in Paderborn und durch einige Schriften ein Andenken geschaffen hatt
1822. Von den letzteren verdienen erwähnt zu werden: „Diss, de tracheotom\
et laryngotoviia" (Erfurt 1792) — „Unterricht für die Hebammen des Itocl
Stiftes Paderborn" (Paderborn 1796, 4. Ausg. 1806) — „Beiträge zur Arzne
Wissenschaft" (Münster 1796) und eine recht reiche Casuistik in den dama
gelesensten medicinischen Journalen (Loder, Hüfeland, Graefe etc.).
Dict. bist. II. Red.
* Fieber, Karl F., wurde geboren zu Prag am 10. Mai 1837. In Pra
und Wien speciell durch Schuh und Dittel medicinisch ausgebildet, wurde <
1861 zu Wien promovirt. Seit Januar 1872 ist er als Privatdocent der Chirurg
an der Wiener Universität thätig und verfasste: „Beiträge zur Pathologie un
Tlierapie der incarcerirten Hernien" (Wiener med. Wochenschr. 1868) — ^U^
den sogenannten schnellenden Finger" (Wiener med. Blätter 1880). Seh
FIEBER. — FILEHNE.
365
klemeren Schriften beziehen sich auf chirurgische Casuistik und sind theils in
Wiener Wochenjoumalen, theils in der Deutschen Zeitschrift für Chirurgie, theils
im medicinisch-chirurgischen Centralblatt zur Publication gelangt. ^^^
Fiedler, Kaspar F., geboren zu Königsberg 1555, Sohn des Stadt-
pbysicus Valerian F., Doctor der Medicin, diente dem deutschen Kaiser und
der Königin von Frankreich (in welcher Stellung?), war 6 Jahre lang Hofarzt
des Herzogs von Preussen und 4 Jahre Arzt des Herzogs Friedrich von Kurland; *
prakticirte dann eine Zeit lang in Riga, damals der beliebteste und vorzüglichste
Arzt Rigas. Als solcher wurde er durch Reinhold Beckmann dem Zaren von
Rossland empfohlen und trat 1601 als Hofarzt in die Dienste des Zaren Boris
Godunow, später war er Leibarzt des Zaren Wassily Schuisky. Seine
ferneren Schicksale sind unbekannt; er soll nach Sibirien verbannt worden sein.
(Warum?)
Recke-Napiersky, I, 558. — Richter, Geschichte der Med. I, 377. — Russ.
Enevcl. von Beresin. Bd. XV, pag. 1 97. t o x • j
Pielitz, Gottfried Heinrich F. (Fieliz), zu Barby 1749 geboren,
zu Luckau 1820 gestorben, wurde zuerst von seinem Vater, der Chirurg des
Herzog Albrecht war, in der Chirurgie unterrichtet, bezog dann aber die Uni-
versitäten Dresden und Wittenberg. Stadtchirurg und Armenarzt in Luckau wurde
er 1773 und verfasste als solcher eine sehr grosse Reihe von Schriften, haupt-
sächlich Verbesserungsvorschläge auf dem Gebiete des Aerzte- und Hebammenwesens
(Leipzig 1786) der Kinderaufziehung (Daselbst 1798, resp. 1799 und 1800), des
Obductionswesens (Wittenberg 1811). Zu nennen ist ausserdem sein „Archiv der
gerichtlichen Arznei tcissenschaft für Rechts gelehrte und Aerzte" (Leipzig 1811,
das indess beim 1. Heft stehen blieb). In RrcHTEE*s chirurgischer Bibliothek , in
Starkes Archiv, in Baldinger's Neuem Magazin veröffentlichte er ausserdem eine
grosse Zahl gleichsinniger Aufsätze.
Dict. hist. U. Red.
Fienus, s. Feyens, Vafer und Sohn.
Fievee de Jenmont, Fulgence F., zu Paris, war 1794 zu Givry in
Belgien geboren, wurde 1816 in Leyden Doctor und erhielt 1820 in Frankreich
die Erlaubniss zur Praxis. Er war Arzt der National- Garde, der niederländischen
Gesandtschaft, der königlichen Theater, namentlich der Oper und schrieb: „Phar-
macologie magistrale , etc." (Paris 1822) — „Consid^rations sur la rage"
(1824) — „Mhnoires de midecine pratique" (1845) -— „Traitement du chol^ra"
(1854) — „Des altSrations de la luette et de V angine coiienneuse" (1855),
sowie verschiedene Artikel in der Gazette de sant6. Er starb im Januar 1858.
Vapereau, 2. ^dit., pag. 651; 5. edit., II, pag. XXV. G.
Pife, John F., renommirter Chirurg, aus einer englischen Arztfamilie
F. der Hervorragendste, wurde 1795 geboren, studirte in Durham und Hess
sich zu Newcastle on-Tyne nieder. Er gründete dort ein „College of medecine",
die später mit der Durhamer Universität in Verbindung gesetzt wurde und lehrte
hier Chirurgie bis 1865. Als sehr kühner Cbirurge und Freund Fergusson's
wurde er öffentlich ausgezeichnet, starb aber 1871, ohne irgendwie erwähnens-
werthe Schriften hinterlassen zu haben.
Hahn bei Dechambre. Red.
*Pllelme, Wilhelm F., zu Posen am 12. Februar 1844 geboren,
besachte die Universitäten Berlin und Heidelberg, wo er Du Bois-Reymond,
H. MuNK, Fberichs, Traube, Fbiedreich, Virchow vorzugsweise hörte. 1866
promovirt, begann er seine Thätigkeit als Arzt in Berlin und siedelte 1874 als
poliklinischer Assistent nach Erlangen über, wo er gleichzeitig Privatdocent und
1876 ausserordentlicher Professor der Arzneimittellehre wurde. Von ihm rührt eine
366
FILEHNE. — FINKELNBÜRG.
Reihe theoretisch-elektrotherapeutischer, experimentell-pathologischer, toxikologische;
und phannakologischer Arbeiten her. ^^^
Filippi, Joseph de F., 1781 in einem Städtchen Piemonts geboren
1856 gestorben, bildete sich in Pavia aus und wurde in Folge seiner Leistungei
in den napoleonischen Feldzügen 1814 Chefarzt der italienischen Armee. Voi
1848 ab functionirte er als Präsident des Gesundheitsrathes und zog sich 185^
• zurück. Erwähnung verdient er nicht nur wegen seiner Schriften : über Entzündonj
(Mailand 1821), die Lebeni^raft (1830), Praktische Notizen (1845), sondern and
als y a t e r des hervorragenden naturwissenschaftlichen Schriftstellers FilippodeF
Che r eau bei Dechamb r e. Red.
'^^Flncke, Thomas F., war am 6. Januar 1561 zu Flensburg geboren
studirte mehrere Jahre an der Strassburger Universität und später in Basel um
Padua, wo er „Procurator" und nachher „Consiliarius der deutschen Nation" wurd
und sich durch seine Gelehrsamkeit (besonders in Mathematik) auszeichnete. Nac!
einem Aufenthalt an den meisten Universitäten Italiens kehrte er nach Basel zurficl
und wurde hier 1587 creirt. Nach Dänemark zurückgekehrt, wurde er Leiban
des Herzogs P h i 1 i p p in Schleswig und 1591 Professor mathemat. an der Eopei
hagener Universität. Als solcher war er ein wichtiges Milglied des Tribunals fB
Beurthellung des Wirkens Tycho Bbahb's in Uranienborg — und sein ürtheü wa
hier leider ein kurzsichtiges, verdammendes. 1603 erhielt er die vacante erst
medicinische Professur und wurde gleichzeitig Decanus perpetuus der Facoltäi
65 Jahre wirkte er als Professor an der Universität und starb, über 95 Jahre all
^ am 24. April 1656. Seine Schwiegersöhne waren die berühmten medicinische
^i Professoren Ole Worm und Caspab Bartholin, Er war ein sehr gelehrter Man
und berühmt auch als Mathematiker. Verzeichniss seiner zahlreichen medicinische
und mathematischen Schriften findet sich nebst ausführlicher Biographie in Ingebsle^
sein Porträt in Mülleb's Pinacotheca danica. Petersen.
Finckenau, J a k 0 b F., 1674 — 1717, aus Marienburg, Doctor Regiomon
1706, Professor der Medicin in Königsberg 171 3, schrieb eine Anzahl Disse:
tationen, darunter auch eine „De fonticulorum usu tempore pestis^ (König;
berg 1710).
Hahn bei Dechambre. Bed.
*Fillkelnblirg , Karl Maria F., geboren zu Marialinden (Regienmgi
bezirk Köln) am 16. Juni 1832, bildete sich zu Bonn, Würzburg (Kölltke
ViRCHOw) und Berlin (Schönlein, Bosch, Langenbeck) medicinisch aus, wurd
1853 zu Berlin promovirt und wirkte als Irrenarzt (Schüler und Assistent Jacobi'
zu Siegburg) 1857 — 1861, seit 1863 als Docent, seit 1872 als ausserordentlich«
Professor an der Universität zu Bonn. Von 1876 — 1880 war er Mitglied de
kaiserlichen Gesundheitsamtes zu Berlin, kehrte jedoch wieder in seine früher
Stellung in Bonn (Godesberg) zuiilck, Schriften: „lieber Wülensst'&rungen ohn
IntelUgenzstörung^ (gekrönte Preisschrift, 1862) — „ Ueber den Eüifluss dt
Nachahmungstriebes auf die Entstehung des Irreseins** (1863) — „Erfahrunge
über 'Kaltbadekuren bei Seeleng estörten^ (1864) — ^ Ueber den Einflui
der Volkserziehung auf die Volksgesundheit" (1873) — y^Die öffendidi
Gesundheitspflege Englands" (1874) — „Ueber den Einfluss der heutige
UnterricJitsg rund Sätze auf die Gesundheit des heranwachsenden Geschlechts
(1878) — „Zur Naturgeschichte der städtischen Brunnenwässer im Rheinthale
(1873) — „Ueber den Schvtz der geistigen Gesundheit" (1879) — „U^
den hygienischen Gegensatz von Stadt und Land" (1882). — F. bearbeitet
ausserdem 1879 den Gesetzentwurf, betreffend den Verkehr mit Nahrungsmitteil
wozu (von ihm und Meyer, Berlin 1880) ein Commentar herausgegeben wurd
und gründete mit Dr. Lent 1882 das Centralblatt für allgemeine Gesundheit
pflege (Bonn). ^^^
FINKLER. — FINSEN.
367
*Pinkler, Dittmar F., geboren zu Wiesbaden am 25. Juli 1852, wurde
aofl^bildet zu Bonn, speciell als Schüler von Pflügeb (dessen Assistent er 1875
bis 1879) und von Rühlk (dessen klinischer Assistent er von 1879 — 1882 war).
1875 promovirt, liess er sich in Bonn nieder, wirkte als Privatdocent 1877 — 1881
nnd als Prof. extr. der Medicin von 1881 ab. Er bearbeitete folgende Themata : „Ein"
flüss der Energie des Kreislau fes auf die Grösse der Verbrennung sprocesse^ —
„Einfluss der Lungenventilation auf die Verbrennung^ (mit Oertmann) — „ lieber
Wärmeregtdation*' — „Oxydatiansprocesse während des Heizens** — „Pepsin-
Wirkungen*' — „Casuistische Mittheilungen über Melanin und Tuberculose" —
„Diabetes*^ — „Färbbarheit der Tuberkelbadllen*' — r^Ueber da^ Fieber** und
wurde Mitredacteur des Centralblattes fUr klin. Medicin. — 1884 machte er
Aufeehen durch einen (mit Prior im Verein erhobenen) Protest gegen die Bedeutung
der Eommabacillen (R. Koch) bei Cholera asiatica, j^^^
Fine, Pierre F., zu Genf im Jahre 1760 geboren, wurde während
seiner Studienzeit zu Paris (1778) ein bevorzugter Schüler Dksaült's, Bei seiner
Rflekkehr nach Genf 1782 wurde ihm eine Stelle als Regimentsarzt bei einem
neu zu formirenden Tmppenkörper, wie auch die Direction des Allgemeinen Hospitals
anvertraut. Bis zu seinem Tode, der bereits 1814 in Folge von Flecktyphus ein-
trat, hatte er diese Functionen inne und publicirte — unter vielem sonstigen
easuistiscben Material ans seiner Operationserfahrung — besonders einige damals
Aufsehen erregende Fälle von Enterotomie (Annales de la soc. de m6d. pratique
de Montpellier, T. VI, resp. VII). Auch seine Erfolge auf dem Gebiete der Blasen-
und Rectalchirurgie wurden viel bewundert. Monographie: „De la submersion
ou recherches sur Vasphyxie des noySs*' (Paris 1800).
Dict. liist. II. Red.
*Pilllay, David W. F., vorwiegend in Glasgow medicinisch ausgebildet,
M. D. 1864, M. R. C. P. Lond. 1876, Assistent und Lecturer am Middlesex-Hospital,
redigirte dessen Berichte in den Jahren 1877, 1878, 1879. Seine Publicationen,
die er in den Transactions of the clinical, resp. of the med.-chir. und path. soc,
sowie in der Lancet erscheinen liess, betreffen grösstenheils Fälle. Doch ist die
Salicylbehandlung des Rheumatismus (Lancet 1879) und „Pneumonia treated by
cold bcUk*' (Brit. med. Joum. 1882) hervorzuheben. ned,
♦Pinlayson, James F., zu Glasgow, L. R. C. S. Edinb. 1867 , M. D.
Glasgow 1869, hat sich besonders mit Kinderheilkunde beschäftigt und ist an den
betreffenden Anstalten seines Wohnortes in Thätigkeit. Bezügliche Schriften sind :
„On the temperature of children in health, in phthisis, in pleurisy*' (Glasg.
med. joum. 1869—1870) — „Dangers of dentition** (Obst. Joum. 1873).
Ausserdem klinische Mittheilungen, sowie ein ;, Clinical manual for the study of
medical cases" (1878) und „Daily periodicity in the vital functions of man**
(Proc. of the phil. soc. Glasgow 1873—1874). ^^^
*PillDy, John Magee F., welcher in Dublin Anfangs der Sechziger-
Jahre ausgebildet wurde und als Arzt dort wirkt, wurde F. K. Q. C. P. Irel. 1868,
M. D. Dub. 1873. Eine ausgiebige Lehrthätigkeit entfaltet F. besonders an Sir
P. Dün's Hospital , aber auch an der Med. schol of Physicians. Er veröffentlichte
sehr detaillirte klinische Berichte, speciell über Hautkrankheiten im Dubl. Joum.
of med. sc. 1875 — 1883 ; ausserdem die grösseren Arbeiten „Lymphadenoma** —
„Cirrhosis of the lung** — „Moniliform hairs** in den Transact. Acad. med.
Irel. (Bd. I u. ff.) und viele Joumalbeiträge. Ke^
*Pillseil, Jon Constant F., ist am 24. November 1826 in Reykjavik
(Island) geboren, studirte in Kopenhagen, wurde 1856 Districtsarzt in Island,
1867 in Jütland, 1875 Stiftsphysicus für LoUand-Falster. 1874 wurde er pro-
movirt. Er hat sich mit nosologischen Untersuchungen Islands und ganz besonders
368
FINSEN.
FISCHER.
mit der dort enderaischen Echinococcenkrankheit und der Behandlnng der Leb
Cysten sehr beschäftigt und seine Erfahrungen in mehrere grössere und kleine:
zum Theil auch in fremde Sprachen übersetzte Abhandlungen niedergelegt („l
drag til kjendskab om de i Island endemishe echinoJcokker^ [1867] — „ffl<^i
tagelser angaaende sygdomsforholdene i Island^ [1^74, Dissertation] — „Afsnin
methodens värd , kritisk imdersögelse af nogle af de vigtigste methoder
operativ behandling af echinokokksvulster i underlivet^ [1880]). Petersen
Fioechetto, GianfrancescoF. , zu Turin, war zu Vigone in (
Provinz Pinerolo geboren, studirte in Paris und wurde 1590 zu Turin Dr. phil
et med., später Professor an der dortigen Universitiät, 1598 Leibarzt des Hera
Karl Emanuel, 1613 Protomedicus. Er beschrieb die Pestepidemie, die 16
in Turin geherrscht hatte, in einem „Trattato della peste, e pestifero contat
di Torino'' (Turin 1631) und starb am 2. October 1642, 78 Jahre alt.
Biografia medica Piemontese. I, pag. 372. G
Fioravanti, Leonardo F., aus Bologna, ein in der Mitte des 16. Ja
hunderts lebender Arzt und einer von den wenigen Anhängern des Pabacels
'in Italien , hat das meiste Interesse durch seinen auf unmittelbarer Anschaun
^beruhenden Bericht über die plastischen Operationen, welche im Jahre 1549 ^
Mitgliedern der Familie Vianeo (wahrscheinlich den Brüdern Paolo und Pibtro
in Calabrien ausgeführt wurden. Das von ihnen angewendete Verfahren war ni
z' der Beschreibung F.'s im Wesentlichen das fast hundert Jahre früher von PF(
SPEüNDT geschilderte (vergl. den Artikel Pfolspeündt). g flaesei
Piorentini, Francesco Maria F., aus Lucca, um 1610 gebor
1673 gestorben, schrieb ihrerzeit sehr geschätzte historische Bücher und zeichn
sich medicinisch durch seine Beschreibung „De genuino puerorum lacte, mamülan
UHU et in viro lactifero structura^ (Lucca 1653), die sehr originelle Fragepunl
vorbringt, aus.
Hahn bei Decbambre. Rec
*Pischel, Jakob F., zu Lochowitz in Böhmen am 19. April 1813 gebor
wurde in Prag bis zu seiner 1841 erfolgten Promotion ausgebildet und wirkte
Privatdocent seit 1848, als Professor extraordinarius seit 1874 und als Direc
der Prager Irrenanstalt seit 1869. Er gab heraus: „Die Prager Irrenansta
(Erlangen 1853). Ee<
*Fischel, Wilhelm F., geboren zu Prag am 24. September 1852, d
auch (speciell unter Klebs und BaEiSKv) ausgebildet, 1876 promovirt und
1883 in verschiedenen Assistentenstellen thätig, ist seit 1883 als Docent
Geburtshilfe in Prag habilitirt und schrieb : „ lieber die Beziehungen zwischen Cn
und Pneumonie''^ (Prager med. Woch, 1877) — „Ueber das Vorkommen
Micrococcen in einigen Organen bei Typhus abdominalis "(Daselbst 1878)
yyEin Beitrag zur Histologie der Erosionen der Portio vaginalis uteri^ (An
Gyn., XV) — ;, (Jeher den Bau und die pathologische Bedeutung der Erosic
der Portio vaginalis uteri"^ (Zeitschrift f. Heilkunde 1881) — „Beiträge
Morphologie der Portio vaginalis uteri^ (Archiv f. Gyn., XVI und XVIII)
„ Ueber das Vorkommen von Hyphomgceten bei einem Falle von Enteromyo
haemorrhagica^ (Archiv f. exp. Pathologie und Pharmakologie, XVI) — „.
Iherapie der puerperalen S^psis^^ (Archiv f. Gyn., XX) und mehrere casuistii
Mittheilungen pathologisch-anatomischen und geburtshilflichen Inhaltes in der Pri
med. Wochenschrift. ße
Fischer, Benjamin F., geboren zu Lübeck am 3. October 1653, stud
seit 1673 zu Leipzig, Altdorf und Leyden, woselbst er 1680 Dr. med. wi
(„Lemma med, in, de scorbuto^) ^ war Arzt in Lübeck, dann Garnlsonsan
FISCHER.
369
\gSLj legte daselbst eine Apotheke an, war Provinzialarjst des lettischen Kreises
[Tlands und starb in Riga am 30. October 1695.
Recke-Napiersky, I, pag. 564. L. Stieda.
Fischer, Johann Andreas F., zu Erfurt, war daselbst am 28. November
)67 als Sohn eines Apothekers geboren, studirte anf^glich drei Jahre lang Juris-
udenz, von 1687 an aber Medicin in Erfurt und Leipzig, woselbst er 1691
jctor und bald darauf auch Landphyaicus in Eisenach wurde. 1695 wurde er
eh Erfurt als Professor e. o. der Medicin berufen, wurde 1715 Assessor der Facultät,
19 Senior derselben, kurmainzischer Rath und Leibmedicus. 1717 hatte er Vesti's
jhretuhl der Pathologie und praktischen Medicin übernommen. Er starb am
1. Februar 1729. Von seinen Schriften nennen wir: „Prtncipia philosophiae
ituralis gento sacrae scripturae et expertmentis neotericorum accommodata
:.** (Frankfurt a. M. 1702) — „Consilta medtca, guae in tisum practicum et
rensem pro acopo curandi et renuntiandi adornata sunt** (Frankfurt a, M.
04) — „Consilta medica continuata etc.** (Daselbst 1707) — ,fConsilia medica
Tum continuata etc.** (Daselbst 1712) — .,L. M. Cril gneri materia perlata^
3 istj edle und bewehrte Artzney wieder malum hypochondriacum , Mütz-
rankheit oder windige Melancholey genannt" (Daselbst 1712) — „Bespon^a
actica et forensia selecta ab a. 1706 usque ad a. 1719, guibus
cessit Crügnerus redimvus, etc.** (Frankfurt und Leipzig 1719); ausserdem
ira 75 Erfurter Dissertationen über die verschiedensten Gegenstände, aus den
hren 1716—28.
Joch er, II, pag. 624. G.
Fischer, JohannBemardvonF., Sohn des Vorhergehenden, berühmter
isischer Leibarzt und Archiater, wurde geboren in Lübeck am 28. Juli 1685, kam
87 mit seinem Vater nach Riga, wurde bis 1703 von feinem Stiefvater Herz,
em Chirurgen in Riga, erzogen, studirte seit 1704 in Halle, Jena, Amsterdam
dLeyden, machte Reisen und wurde 1709 Doctor („Diss. med. de mania trajecfi
Bhenum 1769"*, 20 S., 8.). Nach Riga kehrte F. im Jahre 1710 zurück,
jchäftigte sich mit der freien Praxis, wurde 1733 zweiter Stadtphysicus und am
Juü 1734 Leibarzt der Kaiserin von Russland Anna Iwanowa, am l.December
35 Archiater, dann Chef des Medicinalwesens in Russland. Als Archiater entfaltete
— ein energischer Administrator — eine grossartige Thätigkeit ; richtete neue
dicinische Schulen in Russland ein, verbesserte die alten Schulen, Hess Hand-
eher zum Unterricht schreiben u. s. w. 1740 wurde er Leibarzt Iwan III., legte
och schon 1742 sein Amt nieder und wurde von Karl VI. in den Adelstand
loben. F. zog sich dann nach Riga zurück, woselbst er auf einem Gütchen Hiuter-
gen noch 30 Jahre lebte und hochbetagt, 86 Jahre alt, am 8. Juli 1772
rb. — F. war ein sehr fleissiger Schriftsteller , hat ausser rein medicinischen
handlungen noch manche andere, z. B. ein livl indisches Landwirthschaftsbuch,
fasst. Ein vollständiges Verzeichniss seiner Scki-ifteu findet sich bei Recke-
ipiersky, I, pag. 578. Es seien hier genannt: „Befebre miliari** (Riga 1767,
7 S., 8). Ferner eine Anzahl kleinerer Mittheilungen in den Acta physico-med.
ademiae Naturae Curiosor., Vol. IX — XIV („Observatio de scorbutOy de karakatiza,
munere Archiatri a Bussia, de rhabarbaro ^ de thea^ de melancholiä,
vagitu uterina**) u. A.
Recko-Napiersky, I, pag. 576. — Beise, I, pag. 150. •*- Richter, Geschichte
Med. III, pag. 270—279. — Tschistowitsch, CCCXV. ^ Stieda
Fischer, Daniel F., zu Käsmark in Ungarn, war daselbst am 9. November
95 geboren, wurde 1718 zu Wittenberg Doctor, war dann Physicus in seiner
terstadt, später aber des Liptauer Comitats und Arzt des Bischofs von Gross -
rdein. Er starb 1745 an der von den Ungarn csömör genannten Krankheit,
er Art von Typhus. Er erfand eine Menge von Pulvern und Elixiren unter
Biogr. Lexikon. IT. 24
370
FISCHER.
pomphaften Namen nnd schrieb, aasser einer grossen Zahl von Aufsätzen in de
Ephemerides Acad. Nat. Curios. nnd den Breslaner Samminngen, folgende Schrifteii
„TerUamen pneumatologico-physicum de mancipüs dtaboli seu aagis*' (Wittei
berg 1716, 4.) — „Commentationes physicae de calore atmosphaerico nan
sole, sed a pyrtte fervente deducendo^ (Bautzen 1722, 4.) — „De tert
medicinali Tokajiensif a chymtcis qutbusdam pro solari habita etc." (Bresla
1732, 4.) — „De remedio msticano, variolas per balneum prtmo aquae duixd
post vero seri l actis , felidter curandi in comitata Hungariae Arvensi cu\
optimo successu adhihito etc." (Erfurt, 4.) u. s. w.
Jöcher-Adelung, II, pag. 1112. G.
Flscber, Johann Benjamin F. (Sohn des Leibarztes Jo h. B ernh. F.
geboren in Riga 1720, besuchte Anfangs das Lyceum daselbst, zog 1737 nac
Petersburg zu seinem Vater und wurde daselbst mit ' dem kurländischen Prinzc
erzogen , studirte dann Medicin in Halle , Strassburg , Leyden , Paris , erwai
sich in Leyden den Doctorgrad 1743 {„Dias, osteologica de modo quo ou
de vidnis accomodant partibus"), kehrte 1746 nach Riga zurück; gab d
Medicin auf und wurde Secretär des Hofgerichts. Er starb am 30. April 175
(oder 1760).
Recke-Napiersky, I, pag. 576. — Richter, Geschichte der Medicin. II
pag. 279. — Tschistowitsch, CCCXXI. t o*- j
"^ L. btieda.
Fischer, Philipp F., wurde im Jahre 1744 zu Hörpertshansen i
Niederbayern geboren. Er studirte die Philosophie zu Salzburg und die Arznc
künde zu Ingolstadt. Zur weiteren Ausbildung in derselben, und zwar besonde
in der Chirurgie, ging er nach Strassburg, Paris, London nnd Edinburg und wai
im Jahre 1777 , nachdem er in Ingolstadt zum Doctor promovirt worden wa
Leibarzt des Kurfttrsten«Maximilian III. und Medicinalrath in München. Ungewök
lieh begabt und reich an Kenntnissen, genoes er in hohem Grade die Gunst seim
Landesherm, der ihn zum Mitglied seiner neuerrichteten Akademie der Wisse
Schäften und im Jahre 1782 zum Professor der Chirurgie an der üniversit
Ingolstadt ernannte. Er starb dort am 2. August 1800 im 60. Lebensjahr
Er war mehr als praktischer Arzt und Chirurg als mit der Feder beschäftig
Ausser einer „Dissertatto medtco-forensia" ^ die er 1777 für das Doctorat v€
f asste, schrieb er nur einige Abhandlungen : ;, Von dem Geiste der Beob<ichtufi
in natürlichen Dingen" (München 1788) — „ Von der Gebrechlichkeit d
menschlichen Verstandes" (Daselbst 1790, 4.) — „Eine neue Art, die Salpete>
naphtha zu bereiten" in den neuen philosophischen Abhandlungen der Bayerischf
Akademie der Wissenschaften, Bd. I, pag. 389. Sein College, Dr. Jos. Nikdk
HUBEB, hielt ihm die Leichenrede, welche 1800 zu Landshut im Druck erschie
Baders, Das gelehrte Bayern. Bd. I, pag. 330. — Permaneder, AnnaL univei
Ingolstadadensis. Pars V, pag. 28, 112, 207. o«-*.
Fischer, Johann Heinrich v. F., Geburtshelfer, geboren zu Eobiu
am 11. Juli 1759, gestorben zu München am 2. März 1814, Tmrde, nachde
er in Würzburg, Erlangen und Göttingen studirt und an letzterem Orte 1781 pr
movirt, Schüler Stein 's in Cassel und erhielt auf einer grösseren wissenschaftlich
Heise nach Holland and Frankreich eine ausserordentliche Professur in Göttinge
welche er jedoch erst 1785 autrat. Er übernahm hier die Direction der Hebamme
schule und wurde 1796 ordentlicher Professor, gab jedoch, als er 1792 bei G
legenheit der Entbindung der Fürstin von Nassau- Weilburg zum Leibarzt dersellx
ernannt wurde, die akademische und literarische Thätigkeit auf. 1803 wurde
Leibarzt und Geburtshelfer zu München und 1808 Ritter des bayrischen Civi
Verdienstordens und geheimer Rath.
Yerzeichniss seiner wenig zahlreichen Schriften bei Pütt er, H, pag. 150. •
'Saalfeld, Allg. Deutsche Biographie. VII, pag. 74. m, xx
x. Ji. xi 11 s c ni a II D.
FISCHER.
371
Fischer, Johann Melehior F., Sohn des General-Snperintendenten in
Iii?land, Johann F. (eines Bruders Benjamin F.), wnrde geboren zn Riga,
Btadirte Medicin in Harderwyk, woselbst er 1785 Dr. med. wnrde („Diss. inaug,
wntmens varias ex singulis medicinae partibus desumptas positiones*' ) , lebte
eine Zeit lang in Liban nnd starb bereits 1710 an der Pest.
Becke-Napiersky, I, pag. 580. L. Stieda.
Fischer, Gotthelf F. (später nach Aufnahme in den russischen Adels-
stand Fischer v. Waldheim), geboren am 15. October 1771 zu Waldheim in Hessen,
besnehte die Schule zu Mainz und bezog 1792 die Universität Leipzig, um Medicin
zu studiren, wurde am 20. September 1794 Baccalaureus med. und absolvirte im
Februar 1797 das Examen rigororum; 1798 wurde er Dr. med. {„Disa. inaug.
de resptratiane animalium*' ) . Nachdem F. zu Ende August des Jahres 1797 sich
mit den Gebrüdem Hdicboldt über Basel nach Paris begeben hatte, woselbst er ein-
gehend naturhistorische Studien trieb, wurde er am 30. November 1799 als Professor
der Naturgeschichte und Bibliothekar an der Centralschule nach Mainz berufen
und von hier 1803 als ordentlicher Professor nach Moskau. Von 1804 an wirkte
er bis zu semem am 6./18. October 1853 erfolgten Tode in Moskau als Univer-
sitätslehrer und als Professor. Er entwickelte eine äusserst energische und erfolg-
reiche Thätigkeit, ordnete und vermehrte das Naturaliencabiuet, und als dasselbe
beim grossen Brande von 1812 verloren ging, machte er sich zum zweiten Male
an die Arbeit des Sammeins. F. gründete die Moskauer naturforschende Gesellschaft.
Er war ein vielseitig gebildeter Mann , der über sehr verschiedene Gegenstände
gearbeitet und geschrieben hat: über Galvanismus, Ernährung der Pflanzen, über
einen Wurm in der Schwimmblase der Fische , über die Anatomie der Maki und
der ihnen verwandten Thiere (Frankfurt a. M. 1 804). Auch über seltene Druck-
werke, über Polyautographie und Steindruckerei hat F. geschrieben. Am ver-
dientesten aber hat sich F. als geologischer Forscher um die Greologle Russlands
gemacht. Hierher gehört das folgende Werk: „Oryctographie du Gouv. de
Moscou 1830 — 1837^ y eine geognostische Karte, zahlreiche Profile und gute
Abbildungen und Versteinerungen; ausserdem verfasste er eine grosse Anzahl von
Abhandlungen über fossile Thiere und 212 gelehrte Abhandlungen. Ein Theil
seiner Schriften bis 1817 finden sich bei Richtee, Geschichte der Med. Bd. III.
Hebmakn benannte nach F. ein Mineral Fi sc her it.
Ei cht er, Geschichte der Med. III, 375 u, s. f.
Bd, VII, pag. 84.
AUgem. Deutsche Biographie.
L. Stieda.
Fischer, Christian Ernst F., wurde zu Lüneburg 1772 geboren,
stndirte in Göttingen, wo er auch 1793 proraovirte und machte dann eine längere
Studienreise nach England. Nach seiner Rückkehr prakticirte er zuerst in Braun-
schweig, dann in Lüneburg, ward 1804 zum ordentlichen Professor der Medicin
in Jena ernannt, gab aber nach zwei Jahren die Stellung auf und ging wieder
nach Lüneburg als praktischer Arzt, wo er noch 1840 thätig war. Sein Todes-
jahr igt unbekannt. Von seinen selbstständigen Schriften sind von Interesse:
„Medicinische und chirurgische Bemerkungen über London und die englische
Heilkunde überhaupt" (Göttingen 1796, kl. 8.) und „Bemerkungen über die
englische Geburtshilfe" (mit einer Kupfertafel, Göttingen 1797, kl. 8.). Ausser-
dem veröffentlichte F. eine grosse Anzahl von Artikeln in Hufeland's Journal
der Heilkunde. Max Salomon.
Flsclier, Johann Friedrich Christoph F., zu Erfurt, war daselbst am
9. April 1772 geboren, lernte die Apothekerkunst seit 1785 in Dresden, hielt sich
als Apotheker in Wetzlar, Mainz, Blankenhain und Erfurt auf, studirte darauf dort
und in Jena Medicin, promovirte in Erfurt, setzte in Wtirzburg unter Siebold
seine Studien fort, wurde auf dessen Empfehlung 1800 zum Bataillonsarzt des
damals bei Augsburg errichteten, im englischen Solde stehenden Schweizer-Corps
24*
372
FISCHER.
ernannt, trat jedoch nach dem Frieden von Luneville aus demselben wieder ai
besuchte Wien, um dessen medicinische Anstalten kennen zu lernen und mu»
nach dem 1802 erfolgten Tode seines Vaters die bis dahin von diesem geleit(
Eedaction des Erfurter Wochenblattes übernehmen. In demselben Jahre grfindi
er, zusammen mit einem Prediger, ein Institut für arme Augenkranke und I
blindete, welchem er bis wenige Jahre vor seinem Tode mit Aufopferung n
Treue vorstand. Er war besonders geschickt und glücklich als Staaroperateur u
hatte bis zu seinem 66. Jahre bereits über 400 solche Operationen gemacht, ^
denen ^/e als gelungen zu bezeichnen waren. 1805 erhielt er das Stadtphysii
und benutzte er diese Stellung auch dazu, um der Schutzpockenimpfung Eingang
verschaffen. 1806, nach der Schlacht bei Jena, leitete er die in Erfurt erricbtd
preussischen Militär-Lazarethe, wirkte später 3 Jahre in den dortigen französiscl
Spitälern und übernahm, nach der Einnahme Erfurts durch die Preussen 18:
als Dirigent die von diesen errichteten Lazarethe. 1816, bei der Reorganisati
der Landesbehörden, wurde er zum Regierungs-Medicinaliath ernannt und wir)
auch in diesem Amte mit dem lebendigsten Eifer bis zu seiner 1840 erbetei
Entlassung mit dem Charakter als Geh. Medicinalrath und dem Titel eines Ehr
mitgliedes der königlichen Regierung. Von seinen zahlreichen Arbeiten se
angeführt: ,j Beobachtung und Heilung einer Geschwulst am Halse*' (Allg^
med. Annalen 1811) — „Einige Bemerkungen über das Verhältmss der 1
traction des grauen Staares zur Keratonyxis hinsichtlich der Gefährlichl
dieser Operation u. s. w,^ (Langenbeck's Neue Bibliothek 1819): Aufsätze
Hufeland's Journal (1827, 28), Henke's Zeitschrift (1827), Froriep's Notii
Preuss. Vereins-Zeitung u. s. w. Ausser den kleinen Schriften: „Noth- und Hill
tafely welche lehrt, was vor Ankunft eines Arztes mit einem Cholerahranl
vorzunehmen sey ', u. s. w,^ (Erfurt 1831, Fol.) und „Der Dorfbarbier in sei]
veredelten Form, als nothtcendiges Bedarf niss des platten Landes im Reg.-l
Erfurt dargestellt^ (Erfurt 1834) schrieb er eine erhebliche Zahl von Aufsäti
die sich über das homöopathische Heilverfahren, das Institut der Chirurgen I.
in Preussen, über Quacksalberei, über die kosmischen Ursachen religiöser Vo
krankheiteu (1841), über die Sterblichkeit der Soldaten in Friedenszeiten, fl
die Anlegung von Wasserheilanstalten durch Nichtärzte, die Reform des Apothel
Wesens und der Medicinal- Verfassung und zahlreiche andere Gegenstände verwanc
Art ausliessen. Am 14. September 1849 erreichte sein arbeitsames Leben sein Ei
Neuer Nekrolog der Deutschen. Jahrg. 27, 1849, II, pag. 757. — Callisen.
pag. 300; XXVIII, pag. 52. ^
Fischer, Johann Leonhard F., zu Kiel, war am 19. Mai 1760
Culmbach im Bayreuthischen geboren, wurde 1785 zu Leipzig Dr. phil., Pros»
der anatomischen Anstalt, 1789 Dr. med. mit der Diss. : „Taeniae hydatige
in plexu choroideo nuper inventae historia^ (mit Tafl*. 4.) und Professor e.
nachdem er vorher bereits einige zoologisch-veterinärwissenschaftUche Arbeit
„P. 6\ F, W erneri vermium intestinalium brevis expositio, Continw
secunda etc,^ (Leizzig 1786, mit Taff.) — „Continuatio tertia"* (1788, mit Taff.
„Observationes de Oestro ovino atque bovino factae dissert,^ (Leipzig 1787, 4.
4 Tafl*.) — „ Heber die Finnen im Schweinefleisch^ (Deutsches gemeinnfitz
Magazm. 1788) herausgegeben hatte. Er verfasste ferner noch die anatomis(
Schriften: ,, Anweisung zur praktischen Zergliederungskunst nach Anteil
des T ho 7)1. Pole Anatomical Instructar" (Leipzig 1791, m. Kpf.) — „Dassi
Die Zubereitung der Sinnes Werkzeuge und Eingeweide*^ (Leipzig 1733)
^Neurologiae generalis tractahis, descriptio anatomica nervorum lumbalium €
(Leipzig 1791, Fol., mit Taff.). 1793 wurde er als Prof. ord. der Anatomie
Chirurgie nach Kiel berufen, wurde 1802 Archiater und Direktor des ak
mischen Krankenhauses, war Mitglied des Schleswig-Holstein'schen Sanitäts-Collegi
seit dessen Errichtung 1804 und der Direction der Hebammenanstalt, wurde 1
FISCHER.
373
Etatsrath. In Kiel verfasste er noch eine „Praefatto ad L F. Seidel index
musei anatomici Küiensis** (1818) und mehrere Aufsätze in verschiedenen Jour-
nalen. Sein Vortrag war lebhaft und anziehend, sein Haus der Sammelplatz für
die Sehätze mehrerer Reiche der Natur. Nach längerer Kränklichkeit starb er
am 8. März 1833.
Neuer Nekrolog der Deutschen. Jahrg. 11, 1833, I, pag. 167. — Callisen, VI,
pag. 295: XXVHI, pag. 53. (.
Fischer, Johann NepomukF., wurde geboren zu Rumburg am
29. Mai 1777 (nicht 1787, wie von einigen Autoren irrthümlich angegeben wird)
und starb am 17. October 1847 als ordentlicher Professor der Augenheilkunde an
der Universität zu Prag. Er ist als der Begründer der modernen Augenheilkunde
in Böhmen anzusehen, insofern er als erster Leiter der in Prag im Jahre 1814
errichteten Augenheilanstalt fungirte. Als im Jahre 1830 alsdann an der Prager
Universität ein ordentlicher Lehrstuhl für OJ)hthalmologie errichtet wurde, erhielt
F. denselben. Von seinen wissenschaftlichen Arbeiten ist besonders sein „Lehr-
huck der gesammten Entzündungen und organischen Krankheiten des mensch-
lichen Auges y seiner Schutz- und Hilfsorgane'' (Prag 1846) hervorzuheben.
£me Zusammenstellung seiner Arbeiten findet man in:
V. Wurzbach, Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreichs. Theil IV,
Wien 1858, pag. 239. — Libussa, Almanach auf das Jahr 1846 und auf das Jahr 1851,
herausgegeben von Alois Klar. ,,
Magnus.
Fischer, Anton Friedrich F., zu Dresden, war daselbst am 12. Mai
1778 geboren, wurde 1802 in Wittenberg Doctor und war in Dresden Arzt am
kdnigl. Josephinen-Stifte. Ausser einer Anzahl von wissenschaftlichen Arbeiten rührt
von ihm eine wahre Fluth populär-medicinischer Schriften über die allerver-
schiedensten , das grosse Publikum interessirenden und zur Belehrung desselben
dienenden Gegenstände her, die von ihm in der Zeit von 1829 — 1838 heraus-
gegeben wurden und deren blosse Erwähnung hier wegbleiben muss. Von seinen
wissenschaftlichen Arbeiten führen wir an ; „Darstellung der Medicinal- Verfassung
Sachsens, nebst Vorschlägen zu ihrer Verbesserung*' (Leipzig 1814) — „Ge-
rechte Besorgnisse wegen eines wahrnehmbaren Bückschreitens der neueren
Beilkunde in Deutschland'' (Leipzig 1828) — „ Ueber den Vortheil und Nach-
theil, welche Blutentziehungen in Krankheiten gewähren'^ (Daselbst 1828).
Ausserdem Aufsätze in Hufeland's Journal (1804, 1824, 26, 27, 28), den
Allgem. medicin. Aunalen (1814, 15), Eust's Magazin (1820—24), darunter
namentlich „Aerztliche Beobachtungen'^ (1823, 24), Graefe's und Walther's
Journal (1823). Er starb am 15. Februar 1839.
Neuer Nekrolog der Deutschen. Jahrg. XVII, 1839, II, pag. 1124. — Callisen, VI,
pag. 277; XXVIII, pag. 48. ^
Fisclier von Waldheün, Alexander F. v. W. , Sohn des ebenso bei-
benannten älteren F., wurde geboren zu Mainz 1803 , kam einjährig mit seinem
Vater nach Moskau und wurde hier erzogen. Mit 14 Jahren trat er bereits in die
physico-mathematische Facultät der Universität zu Moskau und betrieb zunächst
das Studium der Botanik, erhielt auch eine goldene Medaille für eine gelöste
Preisfrage („De interna plantarum fabrica") , später ging er zum Studium der
Medicin über und wurde am 3./1Ö. October 1825 Dr. med. (»Tractatus de auditu
hominis'^). Im Jahre 1826 wurde F. Professorsadjunct für Botanik an der medi-
einischen Akademie zu Moskau, 1830 ordentlicher Professor der Botanik daselbst,
eine Zeit lang hielt er interimistisch Vorlesungen über allgemeine Therapie und
Arzneimittellehre; am 3./15. October 1875 feierte er sein öOjähriges Doctor-
Jnbiläum. Er war Secretär und später Präsident der von seinem Vater gegründeten
Moskauer Naturforscher - Gesellschaft. F. beschäftigte sich vorherrschend mit
bo t an is c hen- Arbeiten. Besonders genannt zu werden verdient sein Werk:
374 FISCHER. — FISCHL.
„Le microacopique Pancratique Moscou^ (^041, 8., 228 pp. mit 2 Taff.; m
deutsch von Merz).
Theod. Weschniakoff im Bulletin de la Soci^t^ imp. des naturalistes
Moscou. Ann. 1875, T. XLIX, 24, pag. 275—285, mit einem Porträt F.V l, Stieda,
Fischer, Franz F., zu Pforzheim, Psychiater, war am 26. Aug^ost 18
zu Singen als Sohn eines Arztes gehören, studirte in Freiburg und Heidelbei
prakticirte von 1841 an in Singen, wurde 1842 Assistenzarzt von Roller in c
Irrenanstalt zu Heidelberg und siedelte mit demselben in die neuerrichtete Anst
zu lUenau über. 1844 erwarb er in Freiburg den Doctorgrad, schrieb 18
(Allgem. Zeitschr. f. Psychiatrie) eine werthvoUe Abhandlung: „Die Ohrhh
geschwuht der SeelengestöHen^ y erhielt 1858 den Titel eines Medicinalrathes n
wurde 1859 zum Director der Heil- und Pflegeanstalt in Pforzheim ernannt,
günstig die äusseren Verhältnisse in lUenau, wo sich alle Mittel der Wissenschi
vereinigt fanden, für die Beobachtung der Geisteskranken für ihn gewesen wan
so ungünstig fand er Alles in Pforzheim und musste er seine ganze Kraft n
sein ganzes Wissen einsetzen, um eine praktische Lösung der dortigen Missstäo
herbeizuführen, was ihm aber bis an sein Lebensende nicht gelungen ist, trotz (
unzähligen Verbesserungen, welche die Anstalt durch ihn erfuhr. Es war daher ]
ihn, der 1864 den Titel als Geh. Hofrath erhalten hatte, die Feier des 550jähri§
Bestehens der Anstalt 1872 kein freudiges Ereigniss. Eine von ihm hierfür bearbeit
Festschrift erschien in der Allgem. Zeitschr. für Psychiatrie in zwei Abhandlung(
„Die Anstalt zu Pforzheim bis zum Jahre 1804" und ;,^wr Geschichte c
Heil- und Pßege-Anstalt zu Pforzheim vom Jahre 1803 bis jetzt*^. Durch
Gründung eines Hilfsvereines für arme, aus den Anstalten Illenau und Pfurzh€
Entlassene erwarb er sich ein weiteres grosses Verdienst. Er starb am 1. Juni 181
Allgem. Zeitschrift für Psychiatrie. Bd. XXXIX, 1883, pag. 332. G
* Fischer, Herrmann F., geboren am 14. October 1831, studirte
Berlin als v. Langenbeck's Schüler, wurde 1855 promovirt und wirkte seit d
1. October 1868 als Professor der Chirurgie und Director der chirurgischen Klii
in Breslau. — Schriften: „Zur Theorie des Wundfiebers" (Berliner klini«
Wochenschr. 1866) — „Allgemeine Kriegschirurgie" (1. Auflage Erlangen 186
2. Auflage Stuttgart 1882) — „Die septische Nephritis" (Breslau 1868, Hafc
tationsschrift) — „ Ueber den heutigen Stand der Pyämieforschung" (Erlang
1866) — „ Ueber den Einfluss der Rückenmarkslämonen auf die Körpencärn
(Akad. der med. Wissensch. 1869) — „ Trophische Störungen nach Nerve m
letzungen" (Berl. klin. Wochenschr. 1871) — „ Krieg schirurgisvhe Erfahrungt
(Erlangen 1872) und mehrere Vorträge in Volkmann's Sammlung, darunter besonde
„Ueber den Shock" (Nr. 10) — „Ueber die Commotio cerebn*^ (Nr. 27) i
Red
*Pischer, Friedrich Ernst F., geboren am 31. October 1848
Euskirchen (Reg. Bezirk Cöln a. K.), genoss seine medicinische Ausbildung
den Universitäten Bonn und Würzburg. In der Chirurgie bildete er sich sp«
aus in Strassburg als Schüler von Lücke. Wirkt seit 1873 — 1875 als Assistenz^
am Bürgerhospital zu Cöln a. R., seit 1875 als Assistent der chirurgischen Klinik
Strassburg, als Privatdocent der Chirurgie daselbst seit 1877; seit 1883 als aus
ordentlicher Professor thätig, schrieb er verschiedene Aufsätze in der deutschen Z
Schrift für Chirurgie, in der Berliner klinischen Wochenschrift, in dem Archiv f. k
Chirurgie von Lanöenbeck. Femer die „ Verbandlehre" in dem Pitha-Billroth'sc:
Werke der allgem. und spec. Chirurgie (1878, 2. Aufl. 1884) und über ^J
Naphthalin in der Heilkunde und in der Landwirthschaft'^ (Strassburg 18^
Rec
*Pi8Chl, Joseph F., aus Netolic (Böhmen), 1829 geboren, studirte
Prag unter Halla, Jaksch, Pitha und wurde 1858 promovirt. Seit 1875
Privatdocent, seit 1883 als ausserordentlicher Professor in Prag thätig, hat er folge
r^T^
FISCHL. — FLACHSLANB.
375
Arbeiten publieirt: „Beiti'äffe zur Pathologie des Morbus Brightii" -7- „Ueber
einige Ursachen transüorischer Albuminurie^ — „Ein Beitrag zur Aetiologie der
Milzschufellung^ — „Zur Harnuntersuchung hei Katarrh des Darmcanals^ —
„Complication des Puerperium mit acuter Pleuritis** — t^Zur Diagnose der
Lungenphthise^ — „Ueber Allorhythmie** — n^'^'"' Auscultation der Crural-
gefässe" — „Studien über verschiedene Formen von Nephritis^ — »Zur Histo-
logie der Scharlachniere^ — »Zur Persistenz der Albuminurie nach acuter
Nephritis^ und Aehnliehes. j^^j
Fitz-Gerald, Görard F.-G., aus Lemerick in Irland, wurde 1719 Doctor
med. in Montpellier, wurde zur Unterstützung P. Chibac's 1726 zum Professor
ernannt und erhielt dessen Lehrstuhl ganz im Jahre 1748. Ausser mehreren Disser-
tationen (Montpellier 1731, 1741, 1742) rührt aus seiner Feder ein „Traiti des
maladies des femmes^ (posthum Avignon 1758) her, dessen Werth jedoch von
AsTBUC scharf bestritten wurde.
Biogr. mM. IV. Red.
Flzeau, Louis-Aimö F., kam bei dem grossen Professorenschub zu
Paris 1825 plötzlich zu der Ehre, in die Pariser Facultät berufen, oder vielmehr
durch königliche Ordre hineinversetzt zu werden. 1775 geboren, 1864 gestorben,
hat er ausser Denkreden auf PiNEii und Bichat nur seine These über Intermittenten
(Paris 1803) zur Publication gebracht.
Ch^rean bei Dechambre. Red.
Fizes, Antoine F., zu Montpellier 1690 geboren, schloss sich bei seinen
Studien zuerst an Barbeyrac und Deidibr, später in Paris an Düvrrney,
Lbmert und Jüssieü an. Er concurrirte, nach Montpellier zurückgekehrt, um den
Lehrstuhl Deidier's mit keinem GerlDgeren als Ferrein (s. diesen) und gewann.
Während seine Theorien vielfach fehlgriffen, erwarb er sich den Ruf eines eminenten
Beobachters und eines urtheilsvollen und erfolgreichen Heilkünstlera mit Recht.
Seine leicht errungene Stellung als Leibarzt des Herzogs von Orleans gab er bald
wieder auf und siedelte nach einem kurzen Aufenthalt in Montpellier nach Paris
über. Eine Gesammtausgabe seiner Schriften wurde in Montpellier 1742 veranstaltet;
hervorgehoben seien: „De hominis liene sano" (Montpellier 1716) — „De naturali
secretione büis in jecore** (Daselbst gleichzeitig) — „Corporis humani partium
solidarum conspectus anatomico-medicus" (Daselbst 1729) und als besonders
geschätzt: „De Cataracta" (1731) — „De tumoribus in genere" wnräß zweimal
(Montpellier 1738 und Paris 1751) aufgelegt.
Biogr. m6d. IV. Red.
Flacius, Mathias F. (eigentlich Frankowitz), wurde in Braunschweig
geboren und studirte in Strassburg und Rostock, wo er auch 1581 promovirte.
Er erhielt bald darauf an der Universität Rostock den Lehrstuhl der Physik, den
er 1590 mit dem der praktischen Medicin vertauschte. F. war ein gelehrter Mann,
der aber, allerdings nach der Mode seines Zeitalters, seine Gelehrsamkeit nur
verwandte, um in weitschweifig gehaltenen Abhandlungen in sophistischer, unklarer
und compilatorißcher Weise ebenso unbestimmt gehaltene, von der Sophistik auf-
gestellte, metaphysische Fragen zu beantworten. Wir haben folgende Schriften von
ihm: „Commentariorum de vita et morte libri quatuor*^ (Frankfurt 1584, 4.;
Lübeck 1616, 8.) — „Disputationes XV HI, partim physicae, partim medicae^
in Äcademia Rostochiana propositae" (Rostock 1594, 8. und öfter) — „Themata
de concoctione et cruditate" (Rostock 1594, 8.) — „Compendium logicae ex Ari-
stotele« (Rostock 1596, 12.). Max Salomon.
Flachsland, Jakob Eonrad F., zu Karlsruhe, war am 31, Juli 1758
zu Pforzheim geboren, studirte von 1770 an zu Strassburg Medicin, wurde daselbst
1780 Doctor, machte eine wissenschaftliche Reise nach Wien, Paris, London,
376
FLACHSLAND. — FLANDRIN.
prakticirte von 1779 an anfänglich in Pforzheim, seit 1783 als Physicus :
Kirchherg in der vorderen, seit 1785 zu Birkenfeld in der hinteren Grafschi
Sponheim, wurde 1790 als Assistenzarzt nach Karlsruhe berufen und 1794 zu
Landphysicus beim dortigen Oberamte ernannt. 1807 wurde er Medicinal-Refere
bei der damaligen grossherzoglichen Provinzial-Regierung des Mittelrheins und d
General-Sanitäts-Commission mit dem Charakter eines Geheimen Hofrathes (180
und erhielt 1810, bei der neuen Ereiseintheilung des Landes, die Stellung ein
Medicinalreferenten im Ministerium des Innern, die er bis zu seinem Tode bekleidel
Auch blieb er Mitglied der Sanitäts-Commission , wurde 1819 Direetor derselb
und besorgte grösstentheils die Redaction der von der Regierung erlassenen Me(
cinal-Verordnungen. Es rühren von ihm ferner her mehrere deutsch und lateinis-
geschriebene Abhandlungen: ;, Ueher eine gallicht faule Epidemie" (Frankfurt a. ]
1792) — „Observationes pathologico-anatomicae^ (Rastatt 1800, m. 2 Taff.) -
„Fragmente übe7' einige Ansteckungsstoffe , vorzüglich über diese der Pocket
(Karlsruhe 1806) — „ Ueber die Behandlung der Scheintodten" (Daselbst 1806)-
„Veber Kopfverletzungen und deren Folgen" (Siebold's Chiron 1806). Er wj
auch der Redacteur der von der gedachten Sanitäts-Commission herausgegebeiii
„Annalen", Hochgeachtet starb er am 16. März 1825.
Maler in Grossherzoglich Badischen Annalen fdr die ges. Heilkunde. Jahrg.
1826, pag. 145. — Salzbnrger med.-chir. Zeitung, 1827. Bd. DI, pag. 159. • q.
Piajana, Joseph F., wurde 1741 in der Nähe von Ascoli geboren,
welcher Stadt er auch seine erste Erziehung erhielt. Seine Studien absolvirte
in Rom, woselbst er auch den Grad eines Doctor der Philosophie und Medic
erwarb. Am Hospital San Spirito in Rom begann F. alsdann seine praktisc)
Thätigkeit. Von besonderer Vorliebe für die Anatomie beseelt gründete er
Rom ein anatomisches Cabinet, dessen Direction er übernahm. Das Jahr 171
fand ihn als Operateur en chef des Heilige-Geist-Hospitals, und 1775 wurde er Lei
arzt des Papstes Pius VI. Er starb mit Hinterlassung zweier Söhne, die \m\
Medicin studirten und von denen der eine sein Nachfolger wurde, am 1. August 180;
Die wissenschaftliche Bedeutung F.*s liegt vornehmlich auf dem chirurgischen Gebic
seine „Collezioni di osservazioni e riflessioni di chirurgia" (Rom 1798 — ISOi
haben seinen Namen hauptsächlich bekannt gemacht. Auch in der ophthalmologischc
Chirurgie hat er sich durch seine Arbeit über Pupillenbildung und Behan<
lung der Thränensackentzündungen versucht.
Man vergleiche Biographie universelle. Supplement-Bd. LXIV. Magnus.
Flamant, R.-P. F., unbekannten Geburtsjahres, 1833 gestorben, zuer
Militärchirurg, dann Professor der Geburtshilfe in Nancy und später desselbc
Faches und der chirurgischen Klinik in Strassburg, concurrirte 1811 vergebet
um den Lehrstuhl Baüdelocqüe's. Er war Schüler Desaült's gewesen üd
galt als ein scharfer Denker und kecker Geist. Seine Ideen sind in den unU
ihm verfassten Thesen, von denen die Eckard's und Labbe's die bedeutendste
sind, nicht immer treu wiedergegeben. Er selbst behielt zum Schreiben nicht viel Zei
doch sind zu nennen: „Memoire pratique sur le forceps" (Strassburg 1816)-
jjMSmoire sur la versi&n du foetus" (1827) und mehrere deutsche Artikel ii
Joum. compl. du dict. des sc. m6d. (1827).
Dict. hist. II. Bei
Flandrln, Pierre F., als Neffe Chabbrt*s zu Lyon am 12. Septembe
1752 geboren, that sich auf dem Gebiete der Veterinärkunde hervor. Durch Vei
mittlung Boürgelat's schon früh auf den Lehrstuhl der Anatomie an der Ecol
d'Alfort berufen, bereicherte er das Museum der Anstalt mit immensem Fleis8€
trat 1786 als supplirender Generaldirector des Thierarznei - Schulwesens ein nm
machte wissenschaftliche Reisen in Spanien und England. F. starb vorzeitig
bereits 1796. Aus seinen Schriften ragen zwei Arbeiten über die Anatomie de
FLANDRIN. - FLECHSIG.
377
Pferdes (Paris 1787), ein „PnScts splanchnologique^ (Daselbst gleichzeitig) und
mehrere in dem von ihm mitredigirten Almanach v6t6rinaire (Paris 1783 — 1793)
publicirte Instructionen hervor.
Biogr. mfed. IV. Red.
Plarer, Francesco F., ein Vertreter der ophthalmologischen Schule
Beer's wirkte im Anfang dieses Jahrhunderts und zwar in Pavia, woselbst er seit 1819
Professor der Augenheilkunde und Director der ^ersten dort eingerichteten ophthal-
miatrischen Klinik war. Einen hervorragenden und unter den modernen augen-
Irztlichen Operateuren noch jetzt bekannten Namen hat er sich durch seine
3perationsmethode der Abtragung des Cilienbodens gemacht. Er verbesserte das
Bertisch- JäG£r' sehe Verfahren erheblich durch seine „Riflessioni sulla trichiasi
mlle dtstichiasi e sulV entropio , acuto particolare riguardo ai metodi di
Taeger e di Vacca^ (Mailand 1828).
Man vergleiche Callisen, Medicinisches Schriftsteller-Lexikon, Bd. VI, pag. 313,
Magnus.
Plaubert, Achille-C16ophane F., zu Ronen, berühmter Chirurg, war
im 15. November 1784 zu M6zi6res (Aube) geboren, studirte in Paris mit grossem
Erfolge, wurde 1810 daselbst Doctor mit der „Diss. sur la manüre de conduire
es maiadies avant et apr^s les Operations chirurgicales^ (4.), ging darauf nach
Jouen, hielt chirurgische und geburtshilfliche Vorlesungen und wurde bald darauf,
m Lbmmonier's Stelle, Chirurg des dortigen Hötel-Dieu, Professor der chirurgischen
Dinik und Director der medicinischen Schule. Durch seine Kenntnisse , seine
jeschicklichkeit , seine vorzüglichen Eigenschaften des Geistes und Herzens ver-
icbaffte er sich ein solches Ansehen und einen solchen Ruf, weit über die Grenzen
ler Normandie hinaus, dass er der Dupuytren der Provinz genannt werden
sonnt«, ohne dass er die Übeln Eigenschaften besass, die man Diesem vorwarf.
Er hat sehr wenig geschrieben. Man findet von ihm nur f,Observation sur un
mfant mal-conform^** (Nouv. Journ. de m^d. 1818); sehr bekannt aber und
lorch die Aufrichtigkeit, mit der die ihm zugestossenen Unglücksfillle erzählt werden,
lehr anerkennenswerth ist der folgende Aufsatz geworden: „Mim, sur plusieurs
as de luxation, dans hsquels les efforts pour la r4duction ont iti suivis
Vacddens graves^ (Report. g6n. d'anat. et de physiol. pathologiques 1827). Sein
!^ame ist in der Chirurgie auch noch bekannt durch ein besonderes Verfahren bei
ler Operation der Nasen-Rachenpolypen, indem er sich durch Resection des ganzen
)berkiefer8 einen freien Zugang zum Operationsfelde verschafile, ferner durch die
Vnwendung der Knochennaht, z. B. bei Psoudarthrosen. Hochverehrt und innig
»eklagt von allen Erlassen der Gesellschaft starb er am 15. Januar 1846.
V 6 d i e , Notice biographiqne sur . . . Ronen, 1847 (nicht zugänglich). — Dechambre,
. Serie, T. H, pag. 374. — Callisen, VI, pag. 316. Gnrlt.
FleccMa, Giuseppe Maria F., zu Vercelli, war in Ponderano, Provinz
Hella, 1793 geboren, studirte in Turin, wurde daselbst 1819 Doctor, nachdem
r eine Abhandlung „Saggio sidV estrazione della placenta ed osservazioni d'una
letfite puerperale^ (Biella 1817) geschrieben. Er Hess sich in Vercelli nieder,
rar später daselbst Chirurgo aggiunto ordinario des Spedale maggiore und schrieb
och verschiedene Abhandlungen, z. B. über Nekrose u. s. w. (Omodei Annali
niv. 1821), über einen ungewöhnlichen Tumor des Oberschenkels, über Tetanus
raumat., ein grosses Kniekehlen- Aneurysma (Repertorio medico-chirurgico di Torino
821, 1824, 1828), ferner einen Nekrolog auf GiüS. Isnard (Biografia medica
iemontese).
C an tu, pag. 212. — Callisen, VI, pag. 319. G.
*Flechsig, Robert Ferdinand F., der Vater, geboren am 8. Januar
817 zu Oelsnitz im Schönburgischen, studirte in Würzburg Medicin, promovirte
aselbst im August 1839 und ist, nachdem er längere Zeit an verschiedenen
378 FLECHSia. — FLECK.
Orten die Praxis ansgeflbt hatte, seit 1847 als königl. Brunnenarzt nnd Badear
zu Elster im königl. Sachs. Voigtlande thätig. 1860 wurde er zum Hofrath, 187
zum Geh. Hofrath ernannt. F. 's literarische Thätigkeit ist fast ausschliesslieh d(
Balneologie gewidmet gewesen. Er hat seit 1853 zahlreiche Abhandlungen flb(
Bad Elster veröffentlicht, seit 1855 den balneologischen Bericht für Schmidt
Jahrbücher der Medicin geliefert und ein Baderlexikon : Darstellung der bekannte
Bäder, Heilquellen, Wasserheilanstalten und klimatische Curorte Europas nnd di
nördlichen Afrikas fttr Aerzte und Curbedürftige (Leipzig 1883) herausgegebei
Ausserdem hat F. eine Abhandlung unter dem Titel: „Die Frauenkranlcheite\
ihre Erkennung und Heilung*^ (2. Aufl. Leipzig 1878) verfasst. — *Pai
Emil F., der Sohn, geboren am 7. September 1847 zu Zwickau, studirte v(
Ostern 1865 ab zu Leipzig Medicin. Er promovirte daselbst im Mai 1870, ¥run
nach der Rückkehr ans dem Kriege 1872 zu Ostern Assistent am pathologische
1873 aber zu Michaelis Assistent für Histologie am physiologischen Institute. I
Jahre 1877 wurde er zum ausserordentlichen Professor für Psychiatrie emani
leitete, nachdem er die Einrichtungen der wichtigsten Irrenanstalten in und ausse
halb Deutschlands studirt hatte, die Einrichtung der neubegründeten Universität
Irrenanstalt zu Leipzig und ist seit Eröffnung derselben im Jahre 1882 als Vorstai
der Irrenklinik thätig. Im Sommer 1884 wurde er zum ordentlichen Professor d
Psychiatrie ernannt. Von F.*s literarischen Arbeiten sind ausser seiner Inaugun
Dissertation ^yDe Menmgitide luetica** zu erwähnen das unter dem Titel: D
Leitungsbahnen im Gehirn und Bückenmark des Menschen auf Grund en
Wicklung sgeschichtlicher Untersuchungen dargestellt^ (Leipzig 1876) veröffei
lichte Werk, femer die bei Antritt des Amtes als Director der Irrenklinik gehaltei
Rede über tfDie körpei-lichen Grundlagen der Geistesstörungen** (Leipzig 188:
und ein „Plan des menschlichen Gehirns"* (Daselbst 1883). ^.
^ ^ Winter.
Fleck, Johann Christoph F., zu Rudolstadt, war am 27. April 17€
in Erfurt geboren, studirte von 1801 an auf der dortigen Universität und s«
1803 in Jena Medicin, musste aber aus Mangel an Mitteln eine Hauslehrerstel
annehmen, wurde 1807 zu Erfurt Dr. philos. und sah sich noch einmal genöthig
seine in Jena wieder begonnenen Studien zu unterbrechen, indem er 1810 Page
hofmeister am fürstlich schwarzenburgischen Hofe zu Rudolstadt wurde. 181
konnte er in Jena den Doctorgrad erwerben und wirkte von da an als Arzt
Rudolstadt, namentlich mit grosser Aufopferung während der schweren Typhu
epidemien von 1813, 14 in den Heilanstalten des Fürstenthums. Seine NeiguE
zu wissenschaftlicher Beschäftigung, neben der Praxis, führte ihn dahin, eine gam
Reihe von französischen Werken in's Deutsche zu übersetzen, so von Dorssi
DuBREülL, „ Verrichtungen der Haut und . . . Krankheiten, Nebst einem Ar
hange über Dampfbäder, Mit Zusätzen und Anmerkungen^ (Ilmenau 1828) -
M. Beadmont, yt Abhandlung über die Brüche .... »icher und ohne Operatio
zu heilen"* (Daselbst 1828; 3. Aufl. 1839) — Broussais, „Vorlesungen übt
die gastrischen Entzündungen , nach der 2. Ausgabe^ (Rudolstadt 1829) -
M. P. Martin, „Abhandlung über die Migräne u. s.w.** (Daselbst 1830) -
L. Fallot , „ Untersuchung und Enthüllung der simulirten Krankheüen
(Weimar 1841) — PlORRY, „Ueber die Erblichkeit der Krankheiten^* (Daselb^
1841) — PiGEAiRE, „Ueber den Nutzen der Hydrotherapie u. s. w.^ (DaseÜM
1848). An eigenen Schriften sind von ihm zu nennen: „Hie Verirrung de
Geschlechtstriebes u. s. w.** (Ilmenau 1829) — „Spiegel für Aerzte, oder Lichi
und Schattenseiten des ärztlichen Berufes u. s. w.** (Rudolstadt 1831) —
„Kurzgefasstes pathologisch-therapeutisches Taschenbuch für angehende prak
tische Aerzte** (Neustadt a. 0. 1833) — „Der Croup und die ihm ähnlichem
Krankheitsformen u. s. w.** (Daselbst 1838) — „Der Arzt für Wurmkrank
jeden Alters, u. s. w.** (Weimar 1840) und andere halb und halb oder ganz ii
das Gebiet der populären Medicin schlagende Schriften. Derselben war auch ein<
FLECK. — FLEISCHER.
379
1835, 36 von ihm herausgegebene Vierteljahrschrift „Der Qesundkeüstempel der
Deutschen" gewidmet. Nachdem er 1831 zum Bataillonsarzt des schwarzbarg-
radolstädtischen Militärs bestellt worden war, wurde er 1848 zum fflrstl. Hofrajfch
nnd Leibarzt ernannt, verstarb jedoch bereits am 14. Juli 1849.
Neuer Nekrolog der Deutschen. Jahrg. 27, 1849, pag. 533, — Callisen, VT,
pa|r.3l9; XXVHI. pag. 60. G.
Fleckles, Vater und Sohn, zu Karlsbad in Böhmen. — Leopold F.,
der Vater, war in Wien am 14. October 1802 geboren, studirte daselbst und
erlangte 1831 die medicinische Doctorwürde, nachdem er bereits einige schön-
wissenschaftliche Schriften (1826, 28, 29) und Poesien herausgegeben hatte.
Seme sehr zahlreichen fachwissenschaftlichen Schriften waren: „Der Schlaf in
setner Beziehung auf die geistige und physische Gesundheit des Menschen*^
(Pest 1831) — „Die Schlaflosigkeit , ihre Ursachen und Folgen u. «. w.** (Wien
1831) — „Die herrschenden Krankheiten des schönen Geschlechts in der BlUthe
des Lebens in grossen Städten u. s, «?." (Daselbst 1832) — „Die Kunst, Krank-
heiten vorzubeugen u, s, w." (Daselbst 1833) — „Der ärztliche Eathgeber u, s, w.*^
(Daselbst 1834) — „Die Krankheiten der Reichen" (Daselbst 1834) — ^Die
Krämpfe in allen ihren Formen u. s. w." (Daselbst 1834^ — „Der ärztliche
Wegweiser nach den vorzüglichsten Heilquellen und Gesundbrunnen des österr,
Kaiserstaates** (Daselbst 1834) — „Prüfende Blicke auf die vorzüglichsten
Krankheitsanlagen zu langwierigen Leiden, u. s, w.^ (Stuttgart 1835) — „Karls-
bad, seine Gesundbrunnen und Mineralbäder u, s. w," (Daselbst 1838) —
„Die Gesundbrunnen und Mineralbäder, Allfjemeine und besondere Vorschriften
beim Gebrauche derselben für das weibliche Geschlecht^ (Daselbst 1841 ; 2. Aufl.
1876). Von dieser Zeit an verfasste er noch eine Reihe von baineologischen Schriften
fiber den Cnrort Karlsbad, in welchem er bis an sein Lebensende als Brannenarzt
mit grossem Erfolge thätig war. Es ist indessen noch einiger anderen Schriften, und
namentlich solcher über Krankheiten zu gedenken, über die er in seinem Wirkungs-
kreise besondere Erfahrungen zu machen Gelegenheit hatte : „Ztir Balneotherapie
chronischer Krankheiten" (Leipzig 1857) und „Neue Beiträge** dazu (Daselbst
1859) — „Ueber Diabetes mellitus u. s, w." (Prag 1865) — „Balneothera-
peutische Mitthtilvngen über .... chronische Leiden der üamorgane" (Daselbst
1867) — „Die chronische Diarrhoe" (Daselbst 1868) — „Zur Pathogenese . . .
des Diabetes mellitus" (Daselbst 1871). Er starb am 31. November 1879.
V. Wurzbach, IV, pag. 265. — Dechambre, 4. S6rie , T. VI, pag. 405. —
Callisen. VI, pag. 319; XXVII, pag. 61. G.
♦Ferdinand F. , der Sohn, ist der Verfasser folgender Schriften:
„Karlsbad, Bistor, -topogr.-naturhistor.-medic. Handbuch u, s. lo," (Dresden
1864) — „Diätetik für Trink-, Bade- und Molken-, Trauben- und klimatische
Curen u. s. w." (Erlangen 1865) — r,Die Trichinen und die Trichinenlcrank-
heit. Populär dargestellt" (Prag 1866), u. s. w. '
Engelmann, Supplement-Heft, pag. 66. G.
Fleisch^ Karl Bernhard F., in Cassel am 20. Januar 1778 geboren,
Dr. med. zu Marburg 1799, siedelte sich zuerst *in seiner Geburtsstadt an, wurde
dann aber Amtsarzt zu Nenterhausen. Obgleich bereits 1814 gestorben, hatte er eine
Reihe von nützlichen Schriften verfasst, die besonders die Prüfung der Arzneimittel
und Apotheken-Visitation zum Gegenstande hatten (Marburg 1801, Leipzig 1803).
Aueh rührt neben casuistischen MittheiluDgen noch ein sehr gross angelegtes
„Handbuch, über die Krankheiten der Kinder" (Leipzig 1803 — 1812, 4 Bde.)
von ihm her. Der vierte Band erschien unter Mithilfe Jos. Schneidkr's.
Dict. bist. IL Red.
Fleischer, Johann Gottlieb F., bekannt durch seine die deutsch-
russischen Ostseeprovinzen betreffenden botanischen Arbeiten, geboren zu
'380
FLEISCHER. — FLEISCHMANN.
Mitau am 15. October 1797, besuchte daselbst das Gymnasium, studirte Medicin
io Dorpat von 1817 — 1822, Dr. med. („Diss. aneurysmatis varicoai complicaJti
historia^, 44 pp., 8.), praktischer Arzt in Mitau, gestorben am 22. April 1838.
Verfasste: „Systematisches Verzeichniss der in den Ostseeprovinzen bekannt
gewordenen Phanerogamen^ mit Angabe der gebräuchlichsten deutschen, lettischen
und estnischen Benennungen^ (Mitau).
Recke-Napiersky, I, 58L — Beise, I, 289.
L. Stieda.
* Fleischer, Richard F., geboren zu Cleve am 29. September 1848,
studirte in Berlin, Jena und Wttrzburg. Er schloss sich zuerst an Gerhardt,
später als klinischer Assistent und Schüler an Leübe an und wurde 1872 pro-
movirt. 1874 — 1876 war er Assistenzarzt am städtischen Krankenhause, dann
Assistent von Friedreich in Heidelberg und habilitirte sich 1877 als Docent für
innere Medicin in Erlangen. Schriften ; ;, Ueber das Resorptionsvermögen der
normalen menschlichen Haut" (Erlangen). Femer Joumalartikel auf anatomisch-
pathologisch und physiologisch-chemischem Gebiet, den Gebieten der inneren Medicin
und der Stoffwechsellehre. ^^^
*Plei8Chl von Marxow, Ernst F. v. M., zu Wien am 5. August 1846
geboren , betrieb seine Studien in Wien und Leipzig als Schüler von Brücke,
Rokitansky und C. Ludwig. 1870 promovirt, trat er 1871 als Prosector bei
Rokitansky, 1873 als Assistent der physiologischen Lehrkanzel in Wien ein. Er
verfasste Abhandlungen über normale und pathologische Histologie, allgemeine
Venenphysiologie und physiologische Optik, grösstentheils in den Wiener akade-
mischen Berichten; eine üebersetzung von C. Maxwell's: „Matter and Motion**,
„ Ausstellung sbericht aus Philadelphia*^. ^^^
Fleischmann, Gottfried F., zu Erlangen, wai- daselbst am 23. Februar
1777 geboren, studirte auch daselbst und wurde 1800 Doctor mit der Diss.:
„Historia pestis bovillae" (deutsche Uebers. von J. A. Schmidtmüller u. d. T.:
yyGeschdchte der Rindviehpest u. s, w." Nlimberg 1801). Er widmete sich
darauf der ärztlichen Praxis, die er auch nicht völlig aufgab, als er 1804 Viee-
Prosector, dann Prosector und Privatdocent wurde. 1818 wurde er zum Prof. e. o.
und 1824 zum Prof. ord. ernannt und ihm der Lehrstuhl der Anatomie über-
tragen, den er bis an sein Lebensende innegehabt hat. Von seinen grösstentheils
der normalen und pathologischen Anatomie gewidmeten Arbeiten fflhren wir an:
„Anatomische Wahrnehmungen" (Abhandl, der phys.-med. Societät zu Erlangen,
1810, 1812) — „De vitiis congenitis circa thoracem et ahdomen" (Erlangen
1810, 4., mit 5 Taff.) — „Anweisung zur Zergliederung der Muskeln des
menschlichen Körpers" (Daselbst 1810) — „Anleitung zur forensischen und
polizeilichen Untersuchung der Menschen- und Tliierleichname u. s, w" (Daselbst
1811) — „Leichenöffnungen" (Daselbst 1815), sein Hauptwerk, 67 einzelne
Beobachtungen enthaltend — „De chondrogenesi asperae arteriae et de situ
oesophagi abnormi nonnulla" (Daselbst 1820, 4., mit 2 Taff.) — „Geschichtlicher
U eberblick der anatomischen Anstalt zu Erlangen, oon Errichtung der Uni-
versität bis auf gegenwärtige Zeit" (Gratulationsschrift für F. H. Loschge,
Erlangen 1830, 4., m. 2 Kpft.). Ausserdem liegen von ihm mehrere Aufsätze
in Zeitschriften vor, z. B. in Horn's Archiv (1817, 18), praktische Erfahrungen
aus der Medicin , die Formverschiedenheiten des Körpers mit Beziehung auf die
Chirurgie; in Hüfeland's Journal (1818) über Somnambulismus; in Henke's
Zeitschrift (1822, 23) die verschiedenen Todesarten der Strangulirten, die Lebens-
fähigkeit vorzeitig geborener Kinder; ferner in Meckel's Archiv (1823), dessen
Mitredacteur er war. Er starb am 22. August 1850.
Neuer Nekrolog der Deutschen. Jahrg. 28, 1850, pag. 1. — Callisen, VI, pag. 323;
XXVIIT, pag. 63. ^^
FLEISCHMANN. — FLEMING.
381
*FleiscIlinaim, Friedrich Ludwig F., zu Dillingen, Pflegesohn des
Vorigen, war zu Nürnberg geboren, wurde 1832 in Erlangen Dr. med, et philos.
mit der Diss. „Balmatiae novae serpentum genera*^ , gab heraus: „Bildungs-
hemmungen der Menschen und Thiere^ (Nürnberg 1833, m. 2 Taflf.) — „De
systematis vasorum sanguiferorum varietatibus congenitü nonnullis^ (Erlangen
1834, 4., mit 2 TafF.) — „Scenographta arteriarum corporis humani usui aca-
demico adcommodata*' (Daselbst 1837, Fol.) — „Scenographia nervorum c. k. etc."
(Daselbst) — „Leitfaden für Cur gaste in Wasserheilanstalten*^ (Nürnberg 1840) —
Gratulationsschrift an Gottfried Fleischmann: „Munus natalicium anatomicum
de novis sub lingua bursisy in hominibus et mammalibus nuperrime observatis,
juae ad ranulas et lyssas pertinere videntur" (Daselbst 1841, 4., mit Tafl^.) —
„Der Fötus im Fötus , eine anatomisch-pathologische Mittheüung" (Daselbst
1845, Kl.-Fol., m. 1 Taf.). Er lebt als Medicinalrath und Bezirksarzt I. Classe
zu Dillingen (Reg.- Bez. Schwaben) in Bayern.
Callisen, XXVUI, pag. 63. G.
Fleisclimaim, Ludwig F., zu Wien, war 1841 daselbst geboren, nach
Erlangung des Doctorgrades daselbst vier Jahre lang Secundararzt des St. Joseph-
Kinderspitales und machte sich schon in dieser Stellung durch zahlreiche kleinere
und grössere Arbeiten auf dem Gebiete der Pädiatrik bekannt. Er wurde auch
Mitherausgeber des Oesterreich. Jahrbuch für Pädiatrik, in dessen Redaction er 1874
eintrat. Nachdem er das Hospital verlassen, habilitirte er sich bei der Wiener
L^aiversität als Docent der Kinderheilkunde und trat zugleich als Abtheilungg-
Forstand in den Verband der von einer Reihe medicinischer Docenten begründeten
lUgemeinen Poliklinik, wo es ihm weder an reichlichem Zuspruch von Hilfesuchenden,
loch an Schülern fehlte. Seine bis zum 2. Heft gediehene „Klinik der Pädiatrik"
Wien 1875 — 77, m. Tafl".) enthält zum Theil sehr wichtige Arbeiten, z. B. die
von scharfer Beobachtungsgabe zeugenden Forschungen über die Formveränderungen
ies Ober- und Unterkiefers durch Rachitis. Sein Tod erfolgte am 9. Januar 1878.
Prager med. Wochenschr. 1878, pag. 30. G.
Fleming, Paul F. (auch Fleming oder Fläming), berühmter Dichter,
geboren zu Hartenstein a. d. Mulde am 5. October 1609 , besuchte die Thomas-
schule in Leipzig, studirte von 1628 an Medicin, beschäftigte sich aber mit anderen
^tndien, wozu vor Allem der Verein schlesischer Studirender Anlass bot. Am
10. März 1632 wurde F. Baccal aureus der freien Künste, am 2. Mai 1633
tfagister der freien Künste (Dr. phil.?). Durch einen Stud. med. J. Kretzsch-
tfAB erfuhr F. von einer bevorstehenden Gesandtschaft nach Persien, meldete
dch hei einem Mitglied der Gesandtschaft Olearius und wurde als „Hofjunker
md Truchsess" angenommen. Olearius hat bekanntlich ein ausgezeichnetes Buch
iber diese Gesandtschaft, welche Herzog Friedrich von Schleswig-Holstein aus-
rüstete, verfasst. Am 6. November 1633 verliessen die } t^lieder und Theilnehmer
ier Expedition Lübeck, um zu Schiff zunächst nach Riga zu reisen ; nach mannig-
fachen Schicksalen in Moskau und Astrachan, kehrte F. endlich im April 1639 nach
Eleval zurück und sollte Stadtphysicus von RevaJ werden. Deshalb begab sich F.
loch einmal in seine Heimat, vorher aber zog er nach Rotterdam und Leyden,
^roselbster am 23. Januar 1640 zum Dr. med. creirt wurde (Diss. „De lud venerea"
Leyden 1670]). Von hier reiste F. nach Hamburg, traf am 20. März hier ein,
^krankte am 27. März und starb am 2. April 1640. Eine Aufzählung der Ge-
lichte F.'s, sowie eine Würdigung F.'s als deutscher Dichter gehört nicht hierher.
Biographisches: Tillmann J., Gedichte von Paul F. Leipzig 1870, V — XXX. —
jappenberg, F.'s deutsche Gedichte. Stuttgart 1865, Bd. II, pag. 851 — 900. — Allgem.
)eutsche Biogr. Vn, pag. 115. L. Sticda.
Fleming, John GibsonF., zu Glasgow, war daselbst am 2. December
809 geboren, studirte auf der dortigen Universität, wo er 1830 Doctor wurde.
Cr hielt sich ein halbes Jahr in Paris auf und besuchte die hauptsächlichsten
382
FLEMING.
Städte des Continents. 1833 wurde er Fellow der Faculty of Physicians and Surgeonc
zu Glasgow, und war 1865 sowie noch einige weitere Male Präsident derselben. Er hatU
yf The pathology and treatmerU of ramolltssement of the brain. A probationari
essay^ (Glasgow 1833) verfasst. 1862 wurde er zum Vertreter der Facoltät in
General Medical Council ernannt und blieb in dieser Stellung 15 Jahre. Er sehriel
noch, ausser Artikeln in verschiedenen medicinischen Journalen : „Medical statütia
of life assurance; heing an inquiry tnto the causes of death among the memben
of the Scottish Amtcahle Life Assurance Society^ from 1826 tili lo60^ (Glasgon
1862). Als Mitglied des Yerwaltungsrathes der Royal Infirmary machte er siel
um deren bessere Einrichtung und um den daselbst ertheilten klinischen Unterrichi
verdient, den er als Professor der Chirurgie auf der chirurgischen Abtheilun^
leitete. Gleiche Verdienste erwarb er sich als Director der Old Man's Institution
der Eye Infirmary und des Matemity Hospital um diese Institute. Er starb an
2. October 1879.
Glasgow Medical Joum. Vol. XII, 1879, pag, 369.
— Medical Times and Gaz. 1879, II, pag. 462.
Lancet. 1879, II, pag. 595
G.
Fleming, Christopher F., ein renommirter irischer Chirurg, war xi
Dublin 1838 zum Doctor med. promovirt und hatte später die Stellung eine
Chirurgen am Richmond-Hospital erlangt. Nachdem er hier eine Reihe von Jahrei
gewirkt hatte, wurde er dirigirender Arzt des Dr. Stkeven's Hospital und starl
am 31. December 1880. Den Krankheiten des Urogenitalapparates hatte er gan;
besonders seine Aufmerksamkeit zugewendet und seine Erfahrungen in dem 1871
erschienenen Buche: „Glintcal records of injuries and diseases of the genito
urinary organs" niedergelegt. Von seinen anderen Schriften nennen wir folgende
^Remarks on the appUcation of Chloroform to surgtcal purposes" — „Abscessei
occurring hetween the pharynxon chtld, adult and infantile life*' — „Affectiom
of septum of the nose^ of the throat^ and of the tongue*^, j^^^j
Fleming, Alexander F., zu Birmingham, war 1824 in Edinbnri
geboren, machte seine Studien daselbst und wurde 1844 Doctor, besuchte die
hauptsächlichsten Hospitäler des Continents und gab nach seiner Rückkehr nacl
Edinburg, einige Jahre lang, in Verbindung mit Day und W. T. Gairdner
das Edinburgh Monthly Journal of Medical Sciences heraus. Es erschien von ihn
eine pharmakologische Arbeit, die ihm grossen Ruf verschafft hat, eine erweiterte
Bearbeitung seiner Inaugural-Dissertation : „An inquiry into the physiological anc
medical properiies of Aconitum Napellus^ to which are added observatiotis or
several other species of Aconitum^ (London 1845). Er wurde darauf als Professoi
der Materia medica an das Queen's College zu Cork berufen und wurde bald daraoJ
Decan und Examinator der Queen's University of Ireland. Er schrieb ferner: „On
the Classification of medicines according to their action on the healthy body^
(Dublin Quart. Joum. 1852) und „On the measle of thepig^ and on the wholesomenest
as food for man of measly porc^ (Daselbst). Er hatte früher auch „Glinical notes
in therapeuticSj taken in the hospitals of Vienna^ Paris and Prague^ — „ Treatmeni
of the habit of opium-eating^ — „Leadpoisoning and its treatment** verfasst.
1858 verliess er Cork, um zu Birmingham dieselbe Professur am Queen's CoUege
und die Stellung eines Physician am Queen's Hospital zu übernehmen. Er war
längere Zeit auch Consulting Physician am Women's Hospital und der Ear and
Throat Infirmary. Seine Hospitalstellung gab er wegen geschwächter (xesundheit
1873 auf, blieb noch einige Zeit Consulting Physician und starb am 21. August
1875 zu Brixton.
British Medical Journal. 1875, II, pag. 286. G.
* Fleming, William James F., zu Glasjgow, studirte daselbst bis 1872,
Dr. med. 1879, las später an der R. Infirmary School Physiologie und wirkte theils
an der mit jener verbundenen Dispensary, theils am dortigen Kinderhospital. Seine
FLEMING. — FLEMMING.
383
größseren Arbeiten sind: „The motiona of the brain^ (mit Bildern; Glasg. med.
Journ. 1877) — „FhyMology of the turküh bath*^ (Jonm. of anat. and pbys.,
Bd. Xin.) — „Pulse dicrotisme^ (Daselbst, Bd. XV) und experimentelle Beiträge
MF Erwärmung der Inspirationsluft mit Bezug zur Tracbeotomiefrage (Glasg. med.
Journ. 1882). ^^^
Flemming, Jobann Gottfried F., war am 23. September 1750 zu
Oberröblingen bei Sangerbausen geboren, stadirte in Leipzig, Hess sieb in Artem
in der Grafscbaft Mansfeld als Arzt nieder und praktieirte später naeb einander in
Göttingen, Scbwerin und Jena. Von Scbriften desselben sind zu nennen : „ Unterricht
fär angehende Hebammen, in Frage und Antwort^ nebst einem Anhang ....
Krankheiten und übele Zufälle der Schwangeren^ Gebärenden und Kindbettertnnen"
, . . . (Leipzig 1778) — „Ideen zu einer künßigen Beurtheüung der Gallischen
Beobachtungen über die Verrichtungen des Gehirns u. s, w?." (Berlin 1805).
Dechambre, 4. Serie, II, pag. 395.
G.
Flemming, Karl August F., war am 17. Deeember 1775 zu Kötzseben-
)roda bei Dresden geboren, wurde 1798 zu Wittenberg Doctor mit der Diss. :
fDe inoculatione variolarum epidemico contagio varioloso longe vraeferenda^ ^
rar später Stabsmedicus und scbrieb nocb: „Einige Beobachtungen und Erfahrungen
Iber die schätzende Kraft der Kuhpocken gegen die Menschenpocken" (Dresdener
pd. Anzeiger 1802) — ^Eine kurze Beschreibung des Verlaufes der sogenannten
^aUchen Spitzpocken u. s, w," (Daselbst 1805) u. s. w. Ferner eine kleine Scbrift:
,Än Beitrag zur genaueren Diagnose grösserer in den Gallengängen einge-
iemmter Gallensteine u. s. w," (Leipzig 1832). Er starb am 16. September 1832.
Gallige n, VI, pag. 328; XXVIII, pag. 64. G.
Flemming, Karl Friedrieb F., zu Scbwerin, war am 27. Deeember
799 zu Jüterbog (Prov. Brandenburg) als Sobn des Arztes und Apotbekers Karl
'riedrieb Wilbelm F. geboren, erlernte die Apotbekerkunst im elterlicben
[anse, studirte seit 1818 in Berlin Medicin und wurde daselbst 1821 Doetor mit
er Diss. „De noctis circa morbus eßicacia*^. Naeb eiujäbrigem Aufentbalt als
JBsistenzarzt in der Irrenbeilanstalt auf dem Sonnenstein bei Pirna 1823 — 24
ing er naeb Scbwerin, war Arzt bei der dortigen In*enanstalt seit 1825 und
Tirde dirigirender Arzt der Irrenbeilanstalt Sacbsenberg bei Scbwerin seit deren
röflfnung im Jabre 1830, Obermedicinalratb 1831. Nacbdem er bereits eine
Jhrift „Beiträge zur Philosophie der Seele" (2 Tble. , Berlin 1830) verfasst,
ib er beraus : „Die Irrenheilanstalt Sachsenberg bei Schwerin" (Scbwerin 1833,
it 4 Taff. ; neue , durcb einen Nacbtrag vervollständigte Ausgabe mit 5 Taff.,
jbwerin 1851). Von anderen in diese Zeit fallenden Arbeiten erwäbnen wir
[ORn's Arebiv 1830): „Die Gelüste der Schwangeren in Bezug auf die Frage
?r Zurechnungsfähigkeit" — „Ueber die Emstenz eines Brandstiftung s-
iebes u. s. w." — „Erörterungen über die Frage der Zurechnungsfähigkeit" ;
mer (Med. Ztg. des Vereins f. Heilk. in Preussen); „Ueber die Mittel zur
uf hellung der Lehre von den Seelenstörungen" (1833) — „ Voyi der Analgesie
8 Symptom der Krankheiten mit Irresein" (1833) — „Einige Bemerkungen
►er den muthmasslichen Antheil des Ganglien- Systems an der Erzeugung
s Irreseins" (1838); sodann (Schmidt*s Jabrbb. d. ges. Med., Bd. 34, 1834):
^gebnisse klinischer Beobachtungen über Hydrocephalus chronicus adultorum" —
Bericht über die Irrenheilanstalt Sachsenberg von den Jahren 1830 — 39"
d (Hennemann's Beiträge mecklenb. Aerzte, Bd. II): „Ueber einige in Bezug
f Seelenstörungen herrschende Vorurtheile" . Er war femer Mit-Redacteur der
itscbrift für die Beurtbeilung und Heilung der krankbaften Seelenzustände seit
37, Redacteur des Medicin. Conversationsblattes des wissenscbaftlicben Vereines für
rzte und Apotheker Mecklenburgs von 1840—43, Mit-Herausgeber der Allgem.
itschr. für Psychiatrie und psycbiscb-gericbtlicbe Medicin seit 1844. Zu seinen
384
FLEMMING. — FLES.
^ H
?l
späteren Arbeiten gehört eine Schrift: „Pathologie und Therapie der Psychosen^
(Berlin 1859) und ein Aufsatz: „üeher Geistesstörungen und Geisteskranke**
(ViRCHOw's und V. Holtzendorff's Sammlung wissenschaftlicher Vorträge, Nr. 155,
1872). Ausserdem ist er der Verfasser von vier Dramen (1859 , 1865) und einei
humoristischen Schrift: „Luftblasen von Veratrinus Leuchtkäfer" (I, U, 1851
1853). Er lebte, nachdem er 1846 Geh. Med.-Rath geworden und 1854 dli
nachgesuchte Entlassung erhalten hatte, in Schwerin und starb am 27. Janaar 188(
zu Wiesbaden. — Za seinen Ehrentiteln gehört, dass er den ersten Neubau einei
Irrenanstalt in Deutschland ausgeführt, die erwähnte Zeitschrift und den Vereh
deutscher Irrenärzte, dessen langjähriger Präsident er war, mitbegründet hat un<
dass er durch die Vielseitigkeit seiner Geistesgaben, seinen unermttdlichen Schafiens
drang wohl am hervorragendsten zum Ausbau der deutschen Psychiatrie in ihrei
Eigenart mitgewirkt hat und als der letzte Pionnier des deutschen Irrenwesens in*
Grab gesenkt wurde. — 1883 wurde ihm am Eingange der von ihm gegrandetei
und so viele Jahre geleiteten Anstalt ein Denkmal gesetzt.
Blanck, pag. 149. — Allgem. Zeitschr. f. Psychiatrie. Bd. XXXVI, 1880, pag. 77(
G.
Plemming, Ludwig Ferdinand Fürchtegott F., zu Dresden^ wa
aus Lausigk gebürtig, wurde 1820 in Leipzig Doctor mit der Diss. „De signorui
graviditatis et morborum quorundam graviditatem mentientium, differentia^ (4.^
Eine seinem Schwiegervater Ch. Gotth. Pienitz gewidmete Gratulationsscbrii
war: „De vita et meritis beati Joh, Gott f. Leonhardii** (Dresden 1823). E
war in Dresden öffentlich angestellter Geburtshelfer und schrieb: „Der Accouc/ieur^ al
rathender und tcarnender Freund, hin Versuch*^ (Dresden 1830; 2. Aufl. 1839^
Callisen, VI, pag. 329; XXVin, pag. 65. G.
*Flemmilig, Walter F., geboren am 21. April 1843 in Schwerii
in Tübingen, Rostock und Berlin medicinisch ausgebildet unter F. E. SCHULZl
W. Henke, W. Kühne , C. Semper. Assistent der drei Letzteren war er wäiiren
der Jahre 1868 (in welchem seine Promotion stattfand) bis 1872. Von 1871 wa
er als Privatdocent der Anatomie und Entwicklungsgeschichte in Rostock und 187
als Privatdocent in Prag habilitirt; 1873 wurde er dort Prof. extraord; 187
Prof. ord. fiir Anatomie in Kiel. Habilitations-Schrift (Rostock 1871) : „Bindesubstan
der Mollusken'^ . Zum Jahresbericht, Seh walbe-Hoffmann, 1873 — 1876, zoi
Archiv f. mikr. Anatomie, Band V bis XX, zur Zeitschr. f. wissenscii. Zoologie
zum Archiv f. Anat. und Entwickl. u. A. lieferte er mehrfach Beiträge. Monographisc
beschfieb er: „Studien in der Entwicklungsgeschichte der Najaden*^ (Wien 1875)-
„ Zellsubstanz, Kern- und Zelltheilung^ (Leipzig 1882). Red.
Plemyng, Malcolm F., ein geistvoller Physiolog, verfasste ausser einei
Gedichte „Neuropathia" unter Anderem : „Tlie nature of animal spirits demoz
strated^ (Miliar? 1751). Er lässt die „Lebensgeister" aus einer feinen Mischan
von Wasser, Gel, thierischen Salzen und Erde bestehen. Wichtiger ist, dass €
die Geschwindigkeit der Bewegung des Nervensaftes für ungefähr 300mal langsame
erklärt, als die des Schalles. H. Ha es er.
*Fle8, Joseph Alexander F., im Jahre 1819 zu Breda geborei
studirte in Utrecht an der Militärärztlichen Schule bis 1841 , wo er zum Militib
arzt ernannt wurde. 1843 promovirte er zum Doctor med. an der üniversiti
Utrecht. 1851 wurde er Docent für beschreibende und pathologische Anatomie a
der genannten Schule und veröffentlichte zu diesem Zwecke eine „Handleidin
tot de stelselmatige beschrijvende ontleedkunde van den Mensch*' (Utrecht 1855
1862 wurde ihm der Unterricht in der Ophthalmologie aufgetragen, welchen i
bis zur Aufhebung der Militarärztlichen Schule (1868) ertheilte. Er quittirte dann de
Militärdienst und übt seitdem die ophthalmologische Praxis in Utrecht aus ; eine ihi
1863 angebotene Professur in der Anatomie an das damalige Athenaeum illusti
zu Amsterdam schlug er aus. C. E. Daniel s.
n
FLESCH. — FLEURY.
385
* Flesoh , Jacob Gustav Adam F. , geboren zu Frankfurt am Main
den 2. Juni 1819, studirte seit 1836 in Heidelberg und Berlin, promovirte in
Berlin am 3. August 1839 mit der Dissertation ^De glaucomate"* , bestand das Frank-
furter Staatsexamen am 2. Januar 1841 und wurde Arzt in Frankfurt. Schriften
(mit Friedleben) : „Bettrag zu der pathologischen Anatomie der Darmachleimhavt
im Säuglingsaher*^ (in Zeitschr. f. ration. Medicin, V, 1844). — Im Archiv fttr
physiologische Heilkunde 1850 (anknüpfend an Reid's Arbeit über Laryngismus)
eine Abhandlung „Ueber Stimmritzenkravipf^. Dasselbe Thema in den Verhand-
lungen der Versammlung deutscher Naturforscher und Aerzte zu Innsbruck (1868).
In Geehärdt's Handbuch der Kinderkrankheiten bearbeitete er den Spasmus glottidis.
W. Stricker.
^Plesselle, Philippe de F., 1528 Dr. Paris, gestorben 1562, war
Leibarzt der Könige Franz L, Heinrich IL, Franz IL und Karl IX., soll
aber ein gewissenloser Streber und nichtsnutziger Intriguant gewesen sein. Ob sein
Buch zuerst als „Introductwn pour parvenir h la vraye cognoissance de la
Chirurgie rationelle^ (Paris 1547) oder als „/>e chirurgia^ (wie es daselbst 1553
ewchien) geschrieben wurde, scheint nicht festgestellt.
Biogr. m6d. IV. Red.
Pletcher. Unter der sehr bedeutenden Zahl englischer Aerzte dieses Namens
ra^ren herv^or: In erster Linie John F., zu London 1792 geboren, Schüler Ch. Bbll's
und Abernethy's. 1816 promovirt, hielt er zuerst Curse in Edinburg, und hier
war es, wo er die von Geist sprühenden yyRuhi Epistolae Edinburgenses" herausgab;
ihnen folgte 1822 die rjSorae subsecivae^, 1828 wurde er. als Lehrer der
Physiologie an die Medicinschule zu Argylc-Square berufen und inaugirte noch in
seinem Todesjahre 1836 populäre Vorlesungen über diesen Wissenszweig. — Unter
geinen medicinischen PubÜcationen sind ausser mehreren geistreichen Gelegenheits-
schriften zu erwähnen: „Rudiments of physiologie^ (Edinburg 1835 — 1836) —
^Course of study"* (Edinb. surg. Joum. 1836 — 1837). — James Ogden F.,
der die Vornamen von seinem Onkel Ogden erhielt, war 1824 in Prestwich
(Lancaahire) geboren, beschäftigte sich vorwiegend mit Chemie und Botanik, war
dann als Arzt bei einer grossen Typhus-Epidemie in Manchester thätig und übernahm,
selbst vom Typhus genesen, mit seinem Bruder Shepherd F. in Manchester
den Unterricht in der Anatomie. Später wurde er consultirender Eisenbahnchirurg,
schrieb, über mehrere klinische Themata und starb 1874. — Frederick
Dicker F., 1827 — 1866, studirte in London und bildete sich dann an der Royal
Infirmar>' zu Liverpool weiter aus. Später trat er in mehrere consultirende Stellungen
ein und schrieb eine „Medical history of Liverpool^ (um 1849). — 1864 unter-
nahm er eine Reise nach Australien, über die er in der Med. Times and Gaz.
1866 berichtete.
Hahn bei Dechambre. Red.
Fleury, Louis-Joseph-D6sir6 F., zu Paris, war in St. Petersburg
von französischen Eltern geboren, veröflfentlichte bereits, ehe er 1839 Doctor wurde,
eine Reihe von geschätzten Arbeiten : „Memoires et observations sur les affections
cutantes, dScrites par Willan sous les norns de psoriasis et de lepra vulgaris^
(Arch. g^nör. de m^dec. 1836) — „MSm. sur la suture intestinale^ (Ebenda
1837) — „De Vhydrosudopathie" (Ebenda) — » „Ohs. de grossesse tubaire^
^Ebenda 1838) — „De Vemploi des mSches dans le traitevient de la consti-
patian** (Ebenda 1838). In der Akademie der Medicin wurden folgende Abhand-
langen gelesen: „MSm, sur un cas de torticolis permanent^ (1838) — „Obs,
et rifiexions sur l'opSration de renipyeme" (1838) — „Obs, sur une tumeur
anivrysmale du pied^ (1839) — „Des tumeurs enkystees du cou^ disign^es
itous le nom de Struma aquosa" (1839); auch erschien die Schrift: „Vhomoeo-
pathie d^oilSe^ ou Examen th^ique et pratique d'une prStendue doctrine
midicale^ ^Paris 1839). Er wurde zumM^decin des höpitaux und des Bureau central
Biogr. Lexikon. II. 25
386
FLEURY.
ernannt, hielt in der fieole pratique Curse über Hygiene, allgemeine und speciel
Pathologie und medieinisehe Klinik und wurde 1844 mit der These „De Vinfectü
purulente saus le rap-port de la pathologie et de la tkSrapeiUiqtce*' zum Agrej
ernannt. In dem von ihm gegründeten und redigirten „Journal de midecitu
erschienen von ihm: „Refiexions povr sermr au diagnostic des n^vralgi
visc^rales^ (1843) — „Des causes, de la nuture et du traüement de Vangi
laryngi^e oed^ateuse^ (1844) — „Quelle pla^e doit occuper dans les cadr
nosologiques Valt^ration dScrtte sous les noms d'apoplexie capillatref" (184^
sowie eine Schrift : „ Quelques mots sur r Organisation de la mMecine en Frana
(Paris 1844). Auch gab er in Gemeinschaft mit Monneret und Delaberge d
„Gompendium de mddecine pratique^ heraus, das sich grossen Beifalles erfreul
Seine folgenden Arbeiten sind grösstentheils der Hydrotherapie, mit der er si
eingehend beschäftigte, gewidmet. Es erschienen zunächst: „M^otres sur Vhydr
th4frapie^ (2 Bde., Paris 1848 — 55), femer „Mein, sur les douches froidss . .
appliqudes au traüement des engorgements et des deplacements de la matric^
(Daselbst 1849) — „Des douches froides ei de la sudation appltquSes au trait^mf
des rhumatismes musculaires^ (Daselbst 1850) — „De Vemploi des douches froid
excttantes contre le temj^^ament lymphatique^ la chhrose et VanSmie^ (Pai
1851) — „TrattS pratique et raisonnd de Phydroiherapie^ (Daselbst 1852; 185
1866; 1875) — „Recherches expMmentales sur la sudation*^ (Daselbst 1854) ■
„Gliniqtie hydroth&rapeutique de Bellevue^ (Daselbst 1855) — „Du traitenu
hydrotherapeutique des fih)res intermütentes^ (Daselbst 1858) — „L'hydrotherai
justifiee et vulgaris^e^ (Rennes 1863) — „Climque hydrotherapeutique de Hej^
Lalande" (Paris 1867). Von anderweitigen Arbeiten sind noch zu erwähnen: r,i
ß^vre puerperale ä VacadSmie de midecine^ (Daselbst 1858) — „Etüde sur les ecoi
de midecine modernes^ (Daselbst 1860) — „Cours d'hygüne fait h la FacuUe
mddecme de Paris" (3 Bde., 1861 — 72) — „Conferences sur les fihures tnterm
tentes et leur traüement" (Brüssel 1865) u. s. w. Das vorstehende Verzeicbn
ist nur ein geringer Theil der Arbeiten F.'s. Er starb am 15. December 18^
Sachaile, pag. 295. — Dechambre, 4. Serie, II, pag. 40ü. G
FJeury, Je an -Andre F., Chefarzt der Marine zu Toulon, war :
30. November 1758 zu Cherbourg geboren, wurde 1803 zu Paris Doctor mit (
These : „Essai sur la dysenteriCy avec quelques considih'ations gendrales sur
frSquence h bord des navires". Er schrieb später: „Obs. sur deux an^vrysn
aux arth^es f&morales d^un meme sujet^ guirtes Vun spontan^ment et Vau
par r Operation" (Sedillot, Jouru. g6n6r. 1807) — „Observations gen4ra
sur les maladies qui ont rdgnd dans les hopüaux milüaires de la marine et
la ville d' Alivers j pendant .... 1814 , , , , h Vdpoque du hlocus de a
place" (CORVISART, Journ. de m6d. 1814) — „Obs. sur une pneumonie ini
mitteilte iierce , fait recueilli ä Vhopüal du bagne de Rochefort" (Lance
frangaise 1829; Journ. univ des sc. med. 1829) — „Des effets de la compress
dans le traüement de plusieurs maladies externes y et surtout dans le^sfractu
et les fausses articulaiions etc." (Memorial du midi et de la clinique de Montpel
1830) — „Exemple de rndningo-ciphalite etc." (Annales de la m^dec. physiol. 18
— „Histoire medicale de la maladie qui a rSgn4 parmi les condamn^
bagne de Toulon, i)endant .... 1829 .... 1830" (M6m. de TAcad. de m
1833). Er war anfänglich Professor der Anatomie und Physiologie an der medicinLsel
Schule zu Toulon, später Chefarzt daselbst und starb am 10. Juli 1835 an der ChoU
Graal in Annales marit. et colon. 1835, T. LVIII, pag. 816. — Obet. Dasei
T. LXIir, 1837, pag. 154. — Berger et Key, pag. 93. — Calliseu, VI, pag. '.^
XXVIIl, pag 67. (:
Fleury, Joseph F., Medecin principal der französischen Marine,
Querqueville (Manche) gebürtig, schrieb einen „Rapport au Conseil de santi
port de Brest sur Vh^meralopie, maladie commune sous les tropiques" (Ann;
FLEÜRY. — FLINT.
387
mtrit. et Colon. 1839) und „JSote sur Vhhn^ralopie etc.*^ (Annales d'oculist. 1839 ;
Gm. m6d. de Paris 1840) — „Observation üun cos mSdico-chirurgical dans
le combat de Mogador*^ (Cliniqne de Montpellier 1845) — „Mhn. sur lesfi^vres
intermittentes , avec gudqties mots sur V Ätiologie du typhus Sjndimique^
(Toulon 1847) — „Quelques observations et considdrations d'hygüne et de mSdecine
nnvales*' (Th^se de Montpellier 1847) — „Maladtes speciales aux picheurs de
SairU'Flerre et Miquelon^ (Gaz. m^d. de Montpell. 1854, 1855) — „Quelques
Souvenirs mSdicaux et courtes observations faites de 1848 ä 1859 ä Saint-
Pierre et Miquelon, RisumS d)un manuscrit sur VSpidimie cholSrique de Toulon^
en 1865. Traüement rationnd du cholSra morbus*^ (Toulon 1866) — „Quelques-
vnes de nos conversations mSdicales^ (Toulon 1869) — „ UnitS midicale*^ (Toulon
1873) u. 8. w.
Berger et Rey, pag. 94. G.
*Fleury, Charles-Alfred F., zu Constantinopel , MMecin principal
und Professor der Chemie und Geologie an der kaiserlich ottomanischen Schule
ftir Militärmedicin , ist geboren zu Senlis (Oise), wurde 1840 zu Paris Doctor,
sehrieb über „Amputation du bras dans V articulation scapulo-humdrale, d^ajyr^s
la mdthode ovalaire modifiAe" (Bulletin de la Soc. de Chirurgie, 1851) — „Corps
itranger (morceau de verre) dans Vdpaisseur de la viain, Amputation du bras
dans V articulation scapulo - humifrale, Calcul salivaire" (Daselbst 1852) und
„Nouveau proc^d pour la disarticulation scapulo - kumdrale" (Malgaigne,
Journal de Chirurgie. 1856). In türkischer Sprache verfasste er für die Eleven
der oben genannten Schule Lehrbücher der anorganischen und organischen Chemie
und Geologie. Später erschien noch von ihm : „ Un roi/age au Caucase et le
„Traitd des airs, des eaux et des lieux^^ (Courrier mödical. 1873).
Berger et Rey, pag. 93, 257. G.
♦Flindt, Nicolai F., ist am 3. Mai 1843 in Norre-Sundby (Jütland)
geboren, studirte in Kopenhagen, ist seit 1871 thätig als praktischer Arzt und
Districtsarzt zuerst auf der Insel Samsöe und jetzt in Holbäk (Seeland). Er pro-
movirte 1878 mit der Dissertation: ^Den congenite syphilis med särligt henfiyn
til det supponerede hereditetsforhold." Ausserdem schrieb er: „Den almindehge
croupöse pneumonies stilling blandt Infectionssygdommene*^ (1882) und mehrere
Joumalartikel. Peterseu.
*Pllnt, Austin F., Vater und Sohn zu New York. — Der Vater ist
zu Petersham, Massachusetts, am 20. October 1812 geboren, studirte auf der
Harward Universität, wurde 1833 Doctor und liess sich zu Buüalo, New York,
als Arzt nieder, woselbst er sich einen sehr grossen Ruf erwarb und einer der
Gründer des Buffalo Medical College wurde. 1861 wurde er Professor der theo-
retischen und praktischen Medicin bei der medicinischen Schule des Bellevue Hospital
zu New York, später bei derselben Anstalt des Long Island Hospitals zu Brooklyn.
Er hat eine grosse Menge von Arbeiten publicirt, darunter: „Prize Rssay. On
the variations of pitch in percussion and respiratory sounds , etc. " (Buffalo
1852) — „Clinical report on chronic pleuresy, etc," (Daselbst 1853) — „CUnical
report on continued fever, etc." (Buftalo 1852; Philadelphia 1855) — „Clinical
report on dysentery, etc,*^ (Buffalo 1853) — „Physicnl exploration and diagnosis
of diseases affecting the respiratory organs" (Philadelphia 1856) — „Compendium
of percussion and auscultation etc." (New York, 4. Ausg. 1869). Diese Abhand-
inngen erschienen auch französisch u. d. T. : „Resunu^ de recherches cliniques
sur la fih^re continue^ la dysenterie, etc," (Paris 1854). Auf Veranlassung der
Sanitäts-Commission der Vereinigten Staaten gab er heraus : „ Contributions relating
to the causation and ])revention of disease , and to camp-diseases ; etc." (New
York 1867). Seine Hauptwerke jedoch sind: „A practical treatise on the diagnosis
pathology^ and treatment of diseases of the heart" (Philadelphia 1859; 2. Ausg.
25*
388
FLINT.
FLOÜRENS.
1879) — „A treatise on prfnciples and practice of viedtcine^ etc.*^ (Dasell
1866; 5. Ausg. 1881), ein in Amerika klassisch gewordenes Werk. Zu sein
neueren Schriften gehören : ^Essays an conservative medtcine and kindred topic
(Philadelphia 1874) — „Phthisis ; its morbid anatomy, etiology, etc.*' (Dasell
1875) — „Glinical medicine ; a systematic treatise on ihe diagnosis and treatme
of diseases" (Daselbst 1879) — „Medical ethics and entiquette. The code
ethics adopted by the American Medical Association etc." (New York 188^
Er ist auch Mitarbeiter an der „American Cyclopaedia". 1872 wurde er tx
Präsidenten der New Yorker Akademie der Medicin erwählt.
*Austin F. jun. wurde am 28. März 1836 zu Northarapton, Ma«
chusetts, geboren, wurde Professor der Physiologie am Medical College zu N(
York, machte eine Studienreise nach Europa und wurde 1861 Professor d
Physiologie der medicinischen Schule des Bellevue Hospital. 1869 erhielt er v
der französischen Akademie den Monthyon-Preis von 1500 Fr. Ausser ander
Arbeiten, wie: „Experimental researches into a new excretory function of i
liver" (American Journal 1862; französisch Paris 1868) und y^On the physiologic
effects of severe and protracted muscular exercise ; etc." (New York Medi<
Journal 1871), hat er ein grosses Werk über die Physiologie des Menschen: .,7
physiology of man etc." (5 Bde., New York 1866 — 74) und ein Handbue
^A text-book of human physiology" (Daselbst 1876) verfasst. Wie sein Vat
ist er Mitarbeiter an der American Cyclopaedia.
Bitard, pag. 473. G
Flor, Franz F., zu Pest, war 1809 zu Grosswardein geboren, studi
Medicin in Pest, wurde daselbst 1833 Professor der Medicin, später der Chirurg
1840 war er ärztlicher Sectionschef im Kriegs-Ministerium. Seine (ungarisch geschi
benen) Werke sind: Lehre über die Belebung der Scheintodten (Pest 1835)
lieber die namhafteren chirurgischen Operationen. Nach Dr. Fritze in Gemeinseb
mit Paul Bügat (1835) — Schematismus der Doctoren Ungarns (1840). Seit 18
war er, in Gemeinschaft mit Bügat, Redacteur des yjOrvosi Fdr" , d. i. Me
cinische« Magazin. Er sammelte auch medicinische Kunstausdrticke und Überset
Choclant's Specielle Pathologie und Therapie in's Ungarische.
V. Wurzbach, IV, pag. 267. G
Flores. Zwei spanische Aerzte. Salvador de F., der um die Mitte (
17. Jahrhunderts in Sevilla studirte, hat Ruf durch seine umfangreiche Arbe
^Desempeiio al mUodo vacional en la cura de la tertianos notas" (1698, m
MOREJON; Chinin neben Brechmitteln und Purgantien). — Jos 6 F., aus Guatem^i
wurde später Professor an dieser Universität und erwarb sich wesentliche Verdien
nicht nur durch die Popularisirung der Vaccination und die thatsächlich erfc
reiche Bekämpfung mörderischer Pockenepidemien, sondern auch durch verschiedt
klinische Arbeiten. Eine Schrift von ihm über die Behandlung der Krebsgeschwül
(Madrid 1782) wurde in's Französische (Lausanne 1784; Bordeaux gleichzeit
Paris 1785); Italienische (Turin 1784); Holländische (Amsterdam 1787} i
Deutsche (Magdeburg 1787; Leipzig 1788) tibersetzt.
Hahn bei Dechambre. Red
Flourens, Marie Jean Pierre F., aus Mauveilhon bei Böziers (D
Herault), geboren am 24. April 1794, gestorben am 5. December 1867, Profes
der vergleichenden Anatomie an der Universität Paris, später beständiger Secre
der Akademie der Wissenschaften und Pair von Frankreich, lebte seit dem Ja!
1848 als Privatmann. F. nimmt unter den französischen Naturforschem (
neueren Zeit, durch seine Arbeiten über die Entwicklungsgeschichte, die Emähri
der Knochen, das Gehirn und das von ihm im Jahre 1837 entdeckte respiratonsi
Centrum, den „Point vital", eine sehr ehrenvolle Stelle ein. Zugleich galt derse
für einen hervorragenden Redner und Stylisten. Seine wichtigsten Schriften sii
FLOüRENS. - FLÜGGE.
389
j,Gours sfUT la gSn&ration, Vovologie et V embryologie faxt en 1836, publik par
Deschamps" (Paris 1836, 8.; deutsch: Leipzig 1838, 8.) — „Becherches exjySri-
mentales sur les propriSt^ et les fonctions du Systeme nerveux dans les animaux
vertihris*' (2. Ausg., Paris 1842, 8.) — „Thiorie expSrimentale de la formation
des OS*' (Pans 1847, 8.). — Am bekanntesten wurde F. durch seine Schriften:
„Eistoire de la dicouverte de la ctrculation du sang,^ (2. Ausg., Paris 1857, 8.)
und „De la longMti humaine^ (Paris 1855, 12., 4. Ausg. 1860). jj Haeser
*Plower, William Henry F., begann seine Studien in Dublin, siedelte
dann nach London über, wurde F. R. C. S. Eng. 1857 und bildete sich im
CniversitÄts-College und Middlesex-Hospital weiter aus. Am letzteren wirkt« er als
Demonstrator der Anatomie und publicirte „Diagrams of the nerves of the human
hody*' (London 1861) — „Introduction to the osteology mannualia" (1870) —
j^Fashion in deformity" (1881). Ausserdem zootomische Untersuchungen, die sich
besonders auf die Beutelthiere beziehen und viele Artikel in Encyklopädien und
Journalen. ^ej
Ployer, Sir John F., zu Hintes (Staffordshire) 1G49 geboren,
philosophisch wie medicinisch zu Oxford ausgebildet, hier auch 1680 promovirt,
wirkte als Arzt zu Lichfield bis zu seinem Tode: 1734. — Haller hielt seine
Schriften für werth, bekannter zu werden, als sie es waren ; die strengeren Sinnes
medicinischen mögen daher hier vollständig aufgeführt sein: ^Phannacobasanos'^
(mit chemischen Analysen und physiologischen Versuchen, London 1687) —
„Praetemafural State of ajumal bodies^ (Daselbst 1696) — j^An tnquiry into the
right use of the hot, cold and temjyerate baths in England^^ (Daselbst 1697,
1702, 1706, 1709, 1715, 1722; lateinisch Leyden 1699) — „A treatise of the
asthma'' (London 1698, 1717, 1726: Paris 1761, 1785) — „The physicians
pulse-ioatch" (London 1707, 1710) — „A letter concerriing the rupture of the
lungs^ (Daselbst 1710) — ^Tractatvs de aquis medicatis^ (Amsterdam 1718).
Dict. hist. n. Red.
Pludd, Robert F. (de Flüctibüs), Theosoph, Mystiker, Rosenkreuzer,
Dr. med. wahrscheinlich zu Oxford, später in London aucli ärztlich thätig und
1637 gestorben, war ein langweiliger Vielschreiber, dessen Bücher nach Titeln in
der unten angegebenen Quelle genannt sind. Auch die nach medicinischen Beziehungen
aussehenden Titel, wie: „De anatomia triplici'^ (Frankfurt 1623) — „Medicina
catholica" (Daselbst 1629) — „Integrum morbo-um mysterium^ (Daselbst 1631)
enthalten lediglich abstruses Zeug.
Dict. hist. II. Red.
^lueganss, Georg, Wundarzt in Strassburg, dem 16. Jahrhunderte
angehörend, ist Verfasser eines chirurgischen Lehrbuches, das als Anhang zu der
von Otto Brünfels besorgten deutschen üebersetzung der chirurgischen Schrift
von Lanfranchi unter dem Titel „ Von chirurgischen Experimenten und Halben^
(zuerst Strassburg 1518, später Erfurt 1529 u. A.) erschienen ist. ^ Hirsch.
*Flugge, Karl F., dessen Lebensdaten nicht zu erlangen waren, absolvirte
seine Staatsprüfung 1870 und trat bald darauf bei F. Hofmann in Leipzig als
Assistent ein. Er beschäftigte sich bald ausschliesslich mit experimenteller Hygiene,
zog durch mehrere werthvolle Arbeiten in der PETTENKOFER-VoiT'schen Zeitschrift
ftir Biologie (Trinkwasser-Untersuchungen u. a.) die Aufmerksamkeit auf sich und
siedelte 1878 nach Berlin über. Hier lehrte er in einem Privatlaboratoriuni sein
Fach und verfasste — neben anderen Publicationen experimentellen Inhaltes —
sein „Handbuch der hygienischen Unter suchingsmethodeii" (Leipzig 1881). In
demselben Jahre ging er nach Göttingen, wo ihm tou Meissner eine Abtheilung
des physiologischen Laboratoriums fftr chemische und hygienische Zwecke ein-
gerichtet wurde, und 1883 wurde er, indem diese Abtheilung selbstständig wurde,
390
FLÜGGE. — FODERA.
zum Prof. extraord. der Hygiene ernannt. — In der jüngsten Zeit hat F. 8i(
besonders auch mit Bakteriologie mehrfach beschäftigt. ^^^
Plurant, Claude F., zu Lyon, war daselbst am 18. Juli 1721 gebore
begann mit 16 Jahren in dem Hospital der Charit^ unter der Leitung von Charmettc
die Chirurgie zu erlernen, ging mit 20 Jahren nach Paris und wurde Schüler ?(
FOUBERT, 1743 diente er in Savoyen ein Jahr lang in der Armee, wurde dai
in Lyon zum Chirurgien ordinaire des grossen Hötel-Dieu und bald darauf zu
Chirurgien en chef des Hopital g^n^ral de la Charit^ ernannt 1748 wurde <
Maitre 6s arts bei der Universität in Valence, erhielt 1749 von der Acad6mie (
Chirurgie einen Preis für seinen „Tratte des midicaments diters'^fs^ (Rec. di
pieces qui ont concoiiru pour le prix de TAcad. roy. de chir., T. II, 1757) mi
publicirte einige Jahre später ein Werk: „Splanchnohgie raisonn^e etc.*^ (2 Bde
Paris 1752). Auch weiterhin (1757) veröffentlichte er noch einige Abhandlungc
über den Blasenstich, den Steinschnitt, die Nephrotomie u. s. w. in den „Melang
de Chirurgie" von Pouteau (Lyon 1760). Er beschäftigte sich mit besondere
Glücke mit der Geburtshilfe, wurde auch 1768 zum Professor derselben emanD
kam aber in Folge von Intriguen, denen er mehrfach ausgesetzt war, nicht daz
dieselbe zu lehren und starb am 16. Januar 1779. Sein Name knüpft sich in d(
Chirurgie an den von ihm angegebenen gebogenen Trokar zur Punctio vesica
Dict. bist. II, pag. 331. — Louis, pag. 283. . Gnrlt
Fock, Karl F., zu Magdeburg, war zu Schwarbe auf der Insel ROgc
am 20. October 1828 geboren, studirte von 1848 an in Bonn, Würzburg ui
Berlin, wo er 1852 Doctor wurde. Er besuchte hierauf Prag und Wien, war sodai
vier Jahre lang Assistent in VON Langenbeck's Klinik und schrieb in dieser Zc
eine Reihe von nicht unwichtigen Aufsätzen, und zwar in der Deutschen Klini
(1855 — 56 j: „Zur Diagnose der schmerzhaften Geschwülste^ — „JExstirpai
et resectio scapulae w. s, w," — »Zur Anwendung des permanenten wärmt
Wasserbad es*^ — „Ueber das Ecrasement Imiaire u, s. w.*^ — „Ueber d
ResfCtion von Knochengeschwülsten mit Hülfe des von Langenb eck z\
subcutanen Osteotomie angegebenen Knocheribohrers^ — „Zur Aetiologie d
Bospitalbrandes^ ; ferner in der Monatschrift für Geburtskunde (1856) „Ueber d
operative Behandlung der Ocarifncysten^ insbesondere über den Nutzen di
Jodinjectionen u. s w,"^ — 1856 wurde er nach Magdeburg als Arzt der aussen
Station des städtischen Krankenhauses berufen und verfasste hier noch dn<
^Bericht über 24 im letzten Stadium des Croups ausgeführte Luftröhrenschnitt^
(Deutsche Klinik 1859) und im Archiv für klinische Chirurgie (Bd. I, II
„Bemerkungen und Erfahrungen über die Besection im Hüßgelenk^" -
„Bemerkungen über Entstehung und Operation der Gelenkkörper^. Erst 35 Jahi
alt, ging dieser zu grossen Erwartungen berechtigende Chirurg am 22. October 186
an einem Leberechinococcus zu Grunde.
Andreae, pag 62. — Th. Billroth im Archiv f. klin. Chir. Bd. VI, pap. 22
^ Gnrlt
Fod^ra, Michele F., aus Sicilien, promovirt zu Catania, siedelte
jungen Jahren nach Paris über und machte sich durch seine Kritik der Biu)USSAis'8c1m
Schriften (Paris 1822), sowie durch physiologische Untersuchungen einen Namen ; seu
„Becherches experimentales sur Vabsorption et exhalation" (Paris 1824) ward«
von der Akademie preisgekrönt. F. 's Geburts- und Todesjahr giebt die Quelle nie
an. Von seinen sonstigen Schriften bedürfen der Hervorhebung : „Discours sur i
biologie^ (Paris 1826 ; mehrere Arbeiten im Arch, g6n. de m6d. 1823) -
„Becherches expMmentales sur le systhne nerveux^ (Joum. compl^m. du di<
des sc. med. 1823, 1824), zahlreiche experimentelle Resultate in den ph7siolog]ficb(
Journalen von Magendie, Lametherie u. A.
Hahn hei Dechambre. Red,
FODERE.
391
Podere, Fran^ois-Emanuel F., ist am 8. Januar 1764 in Saint-Jean-
le-Maurienne in ärmlichen Verhältnissen geboren. Mit ungewöhnlichen Geistesgaben
md von dem regsten Wissenseifer erfüllt, erfreute er sich auf der Schule von
Tiambery einer gründlichen wissenschaftlichen Vorbildung und bezog sodann, um
ich dem Studium der Medicin zu widmen, die Universität zu Turin, wo ihm
lurch die Protection seines Gönners des Chevalier de Saint-Röal, Intendanten
[er Maurienne, eine Freistelle verschafft worden war. Hier zeichnete er sich durch
mermüdlichen Fleiss und einen wissenschaftlichen Eifer ans, der ihn selbst die der
^'orschung gesetzlich gezogenen Schranken vergessen Hess. Ein besonderes Interesse
latte er dem Studium des Cretinismus zugewendet, und von dem Wunsche beseelt,
inatomische Untersuchungen über diese Krankheit anzustellen, veranlasste er, da
»ection menschlicher Leichen daselbst noch als eine Profanation augesehen wurde,
üe heimliche Ausgrabung der Leiche eines Cretins, welche er für seinen Zweck
»enutzte. Die Resultate seiner Studien über diesen Gegenstand hat er in seiner
loch heute in Ansehen stehenden Schrift: ^yTraitS du goitre et du crStmisme,
yricedd d'un discours sur Vinfluence de Vair humide sur V entendement humain^
liedergelegt, welche er jedoch erst einige Jahre (1790) nach seiner am 12. April
[787 erfolgten Doctorpromotion veröffentlicht hat und die in 2. Auflage, Paris
[800 (in deutscher üebersetzung, Berlin 1796) erschienen ist. — Die glänzenden
Zeugnisse, welche ihm während seiner akademischen Studien ertheilt worden waren,
latten die Aufmerksamkeit des Königs Victor Amadeus III. auf ihn gelenkt;
lerselbe bewilligte ihm ein Stipendium zu seiner weiteren Ausbildung auf wissen-
chaftlichen Reisen fttr drei Jahre, welche er theils in Paris, theils in London
ubrachte. In die Heimat zurückgekehrt, wandte er seine Aufmerksamkeit dem damals
Q Italien besonders vernachlässigten Gebiete der gerichtlichen Arzneikunde zu
md wurde denn auch alsbald zum vereidigten Gerichtsarzte des Herzogthums
iosta ernannt. Nach der zwei Jahre später erfolgten Occupation Savoyens durch
iie Franzosen trat er als Arzt in die französische Armee und machte als solcher
len italienischen Krieg mit; einen Theil der in dieser Campagne gemachten Er-
ahrnngen hat er in der kleinen, interessanten Schrift „M&inoire sur une affection
le la bouche et des gengives, endSmtque a VarmSe des Alpes^ (Embrun 1795)
md mit anderen Arbeiten in dem später erschienenen Sammelwerke: „Mt^moires
le mSdectne pratique sur le cltma et les maladies du Mantouan; sur le quin-
mina; sur la cause frequente des diarrhies ckromques des jeunes soldats, et sur
^^pidSmie actuelle de Ntce" (Paris 1800) niedergelegt. Im Jahre 1793 mit
ien Truppen nach Marseille zurtickgekehrt , wurde er für kurze Zeit zur Alpen-
irmee commandirt, alsdann aber in Marseille zum Arzte in dem Hospice d*humanit6
md an der Irrenheilanstalt ernannt. Hier nahm er seine Arbeiten auf dem Gebiete
er Medicina . forensis und der öfl^entlichen Gesundheitspflege von Neuem auf, indem
r in das Chaos, welches über diese Materie schwebte, Licht und Klarheit zu
ringen bemüht war. Schon 1795 hatte er eine Schrift über diesen Gegenstand
erfasst, die jedoch weder von dem Comit6 des öffentlichen Unterrichtes der
Republik, noch von dem Institut de France, denen er die Arbeit vorgelegt hatte,
1 gerechter Weise gewürdigt wurde; er Hess sich dadurch jedoch nicht entmuthigen,
rbeitete den Gegenstand noch einmal vollständig um und veröffentlichte sein Werk
nter dem Titel: „Les lots dclairdes par les sciences physiques^ ou Traiti de
iSdedne Ugale et ä^hygihie publique** (Paris 1798, in drei Bänden) alsdann
rweitert in zweiter Ausgabe (Bourges 1812) und endlich in dritter Bearbeitung in
• Bänden (Paris 1815). Diese bedeutende Arbeit wurde von den französischen
Lerzten mit ungetheiltem Beifall aufgenommen und hat ihm den Titel des „Nestor
ler gerichtlichen Medicin in Frankreich" verschafft. Neben seiner amtlichen und
iterarischen Thätigkeit widmete er sich mit Eifer der ärztlichen Praxis und dem
iehramte , welches ihm in der Professur für Physik und Chemie an der Central-
chule in Nizza übertragen worden war. Nach Aufbebung dieses Instituts wurde
r zum Director und Professor der Philosophie an der daselbst begründeten Secundär-
392
FODERE. — FODOR.
schule und zum Arzte an dem dortigen Civil- und Militär-Hospital ernannt, wo ei
Vorlesungen über Anatomie und Physiologie eröffnete. Im Jahre 1803 wurde F.
von der Regierung mit der Bearbeitung einer Statistik des Departement des Alpes
maritimes beauftragt, welcher schwierigen Arbeit er sich mit grosser Selbstver
leugnung und bedeutenden Opfern unterzog, im Jahre darauf zum Mit^liede dei
Jury für das öffentliche Unterrichtswesen und des Medicinal-Collegiums des genannten
Departements und bald darnach zum Arzte am Hötel-Dieu und an der Irrenheil
anstalt in Marseille ernannt. Diese Aemter hat er zehn Jahre lang bekleidet und
gleichzeitig ist er als Secretär der medicinischen Gesellschaft daselbst thfitig
gewesen. Im Jahre 1814 erhielt er, nach glänzend bestandenem Concurs, eineB
Ruf als Professor der Medicina forensis an die Facultät in Strassburg, bald dar
nach wurde er durch die Ernennung zum Präsidenten der medicinischen Jur}" de
Arrondissements , zum Vicepräsidenten des Conseil de salubrite publique und zun
Arzte am königlichen CoUegium ausgezeichnet und 1819, nach Erledigung de«
betreffenden Lehrstuhles, mit den Vorlesungen über Seucheugeschichte (epidenii.«4ch«
Krankheiten und Hygiene) betraut, welche er in dem noch heute hochgeschätzten
an interessanten Mittheilungen reichen Werke ^Lec^ons sur les epidendes e
Vhygihfie puhlique, faites a Ja FaculU de m^decine de Strasbourg^ (Strassburg
1822 — 24, in 4 Bdn.) veröffeutlicht hat. Bei treuer Pflichterfüllung in allen diesei
ihm übertragenen amtlichen Geschäften , hat F. innerhalb der 20 Jahre , welcb
ihm noch ä.u leben vergönnt waren, nicht nur eine Thätigkeit als praktischer Arz
entfaltet , sondern sich auch mit literarischen Arbeiten auf verschiedenen Gebietei
der Medicin und des Volkswohles (darunter eine Schrift ^y Essai historique e
moral sur la pauuretS des nat'ons, la poptdation, la mendicite, les hopitavx e
les enfanfs trouvh'^ (Paris 1825) beschäftigt und in der Ernennung zum Mitglied!
zahlreicher französischer und ausländischer wissenschaftlichen Gesellschaften dii
vollste Anerkennung seiner Bestrebungen und Leistungen erhalten. — In dei
letzten Jahren seines Lebens w^ar er durch ein schweres Augenleiden am Lesei
und Schreiben behindert, trotzdem gab er seine Thätigkeit nicht auf; seine Tochte
schrieb nach seinem Dictat ; die S ö h n e , von welchen der ältere später als Cantonal
arzt im Departement du Haut-Rhin, der jüngere als praktischer Arzt in Pari
lebten, gaben seine Vorleser ab. In den letzten Monaten seines Lebens tratei
Erscheinungen eines scbweren Leidens ein, über deren Bedeutung er selbst siel
nicht täuschte und am 4. Februar 1835 erfolgte sein Tod. Von seinen Schriflei
verdienen ausser den obengenannten und mehreren Artikeln in wissenschaftlich«
Zeitschriften und im Dictionnaire des sciences m6dicales (in 66 Bdn.) besonder
„Essai de physiologie positive^ appliquSe specialeinent ä la midecine jyrattque*
(Avignon 1806, 3 Bde.) — „TraitS du dSlire applique h la m^decine, a h
morale et a la legislation^ (Paris 1817, 2 Bde.) — „Voyage aux Alpes niari
timeSj ou histoire naturelle y agraire^ civile et iiUdicale du comte de Xice e
pays Umitrophes etc,^ (Daselbst 1822, 2 Bde.) — „Eeckerches hiMortques t
critiques sur le choUra-morbus etc.^ (Daselbst 1831); femer „Recherches et obser
vations critiques sur V&ruption et la fievre coimues sous le nom de miliaires etc.'
(Daselbst 1828, eine der besten Schriften über diesen Gegenstand) und ^Essa
mSdico-legal sur les diverses esp^ces de folte vrai , simulde et raisonnee etc.'
(Strassburg 1832) genannt zu werden. In seinem Nachlasse fanden sich nocl
zwei seiner Arbeiten in Manuscript: „Traitd des maladies nerveuses^ (2 Bde.
und „Philosophie sociale^ ou du jyrincipe de vie de ^ komme en societS^ (4 Bde.'i
Ueber F.'s Leben und ►Schriften vergleiche eine Mittheüung in Archives medicale
de Strasbourg. 1835, Tom. 1, Nr. 1 und eine Biographie von Ducros Xotice liistoriqn«? sb
la vie et les travaux etc. Paris IS-IS (im Auszuge in Annal. med.-psycholog. J846, All, iW.
A. Hirsch.
*FodÖr, Josef von F., geboren 1843 zu Lakocsa (Ungarn), ausgebilde
auf den Universitäten Budapest, Wien, München, wurde 1865 promovirt und tni
die Professur für Hygiene an der Universität zu Budapest an. Seine umfangreichst
FODOR. — FOERSTER. 393
deutsche Monographie in diesem Fache sind die „ Hygienischen Untersuchungen über
Luft, Boden und Wasser^ (Braunschweig 1881); daneben hat von F. au den
Diflcusaionen über alle Fragen der Epidemiologie und öffentlichen Gesundheitspflege
lebhaft Antheil genommen und seine (deutschen) Arbeiten besonders in der Viertel-
iahrschrift für öffentliche Gresundheitspflege publicirt. ^e^j
Förg, Anton F., war geboren am 25. März 1809 zu Söflingen
Württemberg). 1827 bezog er die Universität in München, an welcher er 1834 zum
\)r, med. promovirt wurde. Er hatte sieh auf ihr mit Vorliebe dem Studium der
Philosophie, der Naturwissenschaft und Anatomie zugewendet. J. Döllinger
Keichnete ihn vor allen seinen Schülern aus und veranlasste ihn, nachdem er kurze
ieit als praktischer Arzt sein Glück zu Hiltpoltstein in Mittelfranken versucht hatte,
iich an seiner Seite ganz der Anatomie und Physiologie zu widmen. Vom Jahre 1835
)is zum Jahre 1844 beschäftigte er sich zuerst hier und dann während eines
ängeren Aufenthaltes zu Paris mit anatomischen Arbeiten, die hauptsächlich die
Untersuchung des Gehirns und Rückenmarks betrafen. Im Jahre 1844 wurde er
ram ausserordentlichen Professor und Prosector an der Mtlnchener anatomischen
Anstalt ernannt. Er las hier nun abwechselnd Physiologie, vergleichende und
)athologische Anatomie und Entwicklungsgeschichte. Im Jahre 1848 wurde er zum
)rdentlichen Professor befördert, 1854 quiescirt. Am 26. December 1859 ereilte
lin auf der Rückreise aus Tirol in Oberaudorf nach kurzer Krankheit der Tod.
k]& Lehrer fand er wegen seines klaren Vortrages vielen Beifall. Als Frucht seiner
luatomischen Untersuchungen veröffentlichte er: „Grundlinien zu einer morpho-
logischen Betrachtung des Gehirns^ (8., München 1839) — „Das Rückenmark
ies Menschen mit den Ursprüngen seiner Nerven^ (mit Holzschnitten, 8., Daselbst
1839) — „Beiträge zur Kenntniss vom inneren Bau des menschlichen
Gehirns*^ (mit 3 Tafeln, Stuttgart 1844) — „Die Bedeutung des Balkens im
nenschlichen Hirn in anatomischer und pathologischer Beziehung^ (mit 6 lith.
Pafeln Abbildungen, Fol., München 1855).
Dr. Fr. S eit z , Rectoratsrede zum Üniversitäts-Stiftungstage am 26. Juni 1 F61, pag. 29.
F. Seitz.
Foerster, August F., Professor der pathologischen Anatomie , geboren
u Weimar am S.Juli 1822, gestorben zu Würzburg am 10. März 1865. Von
einem Vater, welcher Geschäftsführer des weimarischen Landesindustrie-Comptoirs
rar, wegen des sich frühzeitig entwickelnden Zeichentalents ursprünglich zum
Kupferstecher bestimmt, bezog F., der schon auf der Schule in Weimar sich viel
lit Naturwissenschaft, besonders Entomologie und Botanik, beschäftigt hatte, 1841
um Studium der Medicin die Universität Jena, wo er 1845 promovirte, nach
inem halbjährigen Aufenthalte in Halle Assistent der medicinischen Klinik wurde
nd sich 1849 als Privatdocent habilitirte. Von dort ging er 1852 als ausserordent-
cher Professor der pathologischen Anatomie nach Göttingen, von hier als Ordinarius
ach Würzburg, wo er den bis dahin von Virchow bekleideten Lehrstuhl bis zu
?inem in der Reconvalescenz von einer Pleuritis erfolgten Tode innehatte. F. besitzt
rosse Verdienste um die Entwicklung der pathologischen Anatomie und in specie
er Histologie und hat durch selbstständige Untersuchungen und Arbeiten zur
usbildung dieser wesentlich beigetragen. Seine zahlreichen, meist im Archiv für
athologische Anatomie, in der Wiener med. Wochenschrift und in der Würzburger
led. Zeitung veröffentlichten Einzeluntersuchungen betreffen vor Allem die Ge-
;hwülßle (z. B. Beiträge zur Entwicklung und Histologie der Geschwülste in den
ihrgängen 1852 und 1853 der Illustrirten med. Zeitung; Bau und secundäre
erbreitung der Enchondrome in Nr. 22 und 27 der Wiener med. Wochenschr.
m 1857; die weichen Warzen und molluskenartigen Geschwülste der Haut,
aselbst 1858, Nr. 8 und 9) ; aber auch viele andere zu der Zeit seiner Wirk-
imkeit viel ventilirte Fragen der normalen und pathologischen Histologie und
natomie, z. B. über Bindegewebe (Ueber die Bildung von Fett und Pigment in
394
FOERSTER.
FOES.
den Bindegewebszellen im Archiv f. pathol. Anat. XII, 197), acute Leberatropli
(daselbst XII, 353), Peritonitis in Folge pumlenter Entzündung der Eileiter (Wiem
med. Wochenschr. 1859, Nr. 44, 45), congenitale Syphilis (Beitrage zur pathoh
gischen Anatomie der congenitalen Syphilis in der Würzburger med. Zeitschr. IV, ■
1863) u. V. A. F. vertritt im Wesentlichen die Richtung Virchow's, der die Gleicl
artigkeit der Bestrebungen des von ihm völlig unabhängigen Forschens bereits 185
bei der Besprechung des ersten grösseren Werkes von F., welches diesen in weiter«
Kreisen bekannt machte, in dem 1855 in F.'s Hände tibergegangenen Referate flb(
die Leistungen in der pathologischen Anatomie in Canstatt's Jahresberichte ausspracl
Dieses Werk, das „Lehrbuch der pathologischen Anatomie" , lange Zeit di
Lieblingsbuch der deutschen Mediciner, das bis 1864 nicht weniger als sieln
Auflagen erlebte, bereitete sein wissenschaftlich weit werthvolleres, durch völlig
Beherrschung der Literatur und reiche eigene Erfahrungen ausgezeichnete „Ham
buch der pathologischen Anatomie** (in zwei Bänden) vor, von welchem eii
zweite Auflage vollständig erst nach F.'s Tode im Buchhandel ausgegeben wurd
Zu dem nach dem speciellen erschienenen allgemeinen Theile des Handbuches bild
ein auf F.'s eigenen Zeichnungen beruhender „Atlas der mikroskopischen path
logischen Anatomie" (Leipzig 1854 — 1859) eine vorzügliche Ergänzung. V(
bleibendem Werthe ist auch die von ausgedehnten teratologischen Studien Zengni
ablegende Schrift: „Die Missbildungen des Menschen, systematisch dargestell
(Leipzig 1871) — Ein „Grundriss der Encyclopädie und Methodologie d
Medicin" (1857) bildet eine weitere Ausführung seiner in Jena über diest
Gegenstand gehaltenen Vorlesungen. Das in F.'s Nachlasse unvollendet vorgefundei
Werk über Geschichte der Medicin (vergl. die Gedächtnissrede Friedrich Böhmeb
in den Verhandlungen der mediciuisch-physikalischen Gesellschaft zu Würzburg, 186
ist nicht gedruckt worden. Th. Husemann.
* Förster, Richard F., geboren am 15. November 1825 in Lissa, studir
Medicin in Breslau, Heidelberg, Berlin, und zwar speciell bei Henle, Traub
ViRCHOW, JOH. MÜLLER. 1849 promovirt, habilitirte er sich in Breslau für Auge
heilkunde im Jahre 1857. Seine wesentlichsten Arbeiten, die er theils als Docei
theils als Prof. ordiu. — seit 1873 — publicirte, sind: „Ophthalmologisc
Beiträge" (Berlin 1862) — „Beziehungen der Allgemeinleiden zu den Erkrankung^
des Sehorgam" (in Gräfe-Sämisch' Handbuch der Ophthalmologie, Bd. V, 1877) -
„Künstliche Reifung des Catarocts" (Knapp's Archiv f. Augenheilk. 1883). -
Die Einführung des Photometers in die Ophthalmologie bewirkte F. durch i
Arbeiten : ;, lieber Hemeralopie" (Breslau 1857 und Klinische Monatsblätter v(
Zehender 1871). Die Einführung des Perimeters durch Arbeiten in Anna!
d'oculistique (1868, Bd. LIX) und Zehender's klinische Monatsblätter (1869). -
Neben einigen Publicationen auf anderem Gebiete, nämlich : ;, Verbreitung d
Cholera durch die Brunnen" (Daselbst 1873) und ^yDas Wasser als Träger d
Choleragiftes" (Küchenmeister's Zeitschrift für Epidemiologie 1874), ist endlich no<
der wichtige Aufsatz: „Einflvss der Concavgläser auf die Weiterentwicklw
der Myopie" (Knapp's Archiv für Augenheilk. Bd. XIV) hervorzuheben. g^^
^Foes, Anuce F. (Anütius Foesius) aus Metz (1528 — 1591), se
beschäftigter Arzt in seiner Vaterstadt, gehört zu den wichtigsten Urhebern d
Umgestaltung der Heilkunde, welche sich im 16. Jahrhunderte vollzog. Eine d
wichtigsten Ursachen dieser Umgestaltung war die Wiederbelebung der classisch
Studien, namentlich der Werke des Hippokrates. Unter den zahlreichen Aerzt
jener Zeit, welche der Herausgabe, Uebersetzung und Erklärung der Werke d
grossen Koers ihr Leben widmeten, nimmt F. die erste Stelle ein. Die vollständij
kritische, von einer lateinischen Uebersetzung begleitete Ausgabe des Hippokratb
die Frucht einer vierzigjährigen Arbeit, erschien Frankfurt a. M. 1591 f. u. öfte
Beste Ausgabe: Genf 1657 f. Vorher erschien: „Oeconomia Hippocratis alphabt
Serie distincta" (Frankfurt a. M. 1588 f., Genf 1662 f.) h. Haeser.
FOGLIA. ~ FOLINEA.
395
Foglia, Giovanni Antonio F., Anfangs des 17. Jahrhunderts Professor
der theoretischen Medicin zu Neapel, beschrieb dieselbe Diphtherie-Epidemie daselbst
wie Th. Bartholin und M.-A. Seveeino unter dem Titel : „De anginosa passione
crustosia mcUtgnisque tonsillarum et faucium ulcertbus, per inclytam Neapoli-
tanam cicitatem, multaque regni loca vagantibus^ (Neapel 1620).
Dict. hist. II. Red.
Fohmanni Vincent F., geboren 1794 zu Assmannstedt und zu Heidel-
berg ausgebildet als Schüler Tiedemann's, wurde Professor am anatomischen Theater
daselbst, übernahm jedoch 1827 eine ordentliche Professur der Anatomie in Lüttich,
die er bis zu seinem 1837 erfolgten Tode inne hatte. Erwähnung verdienen von
seinen Arbeiten in erster Reihe; „Anatomische Untersuchungen über die Ver-
bindung der Saugadern mit den Venen^ (Heidelberg 1821) — „Das Saugader -
System der Wirbelthiere; der Fische** (Heidelberg und Leipzig 1826, 1827) und
wichtige Ergänzungen zu dem Thema des Lymphgefässsystems , die von Lüttich
aus unter verschiedenen französischen Titeln (1832, 1833), auch im Journ. compl.
du dict. des sc. m6d. 1820, 1827 veröffentlicht wurden.
Hahn bei Dechambre. Red.
Fokker, Adriaan Abraham F., der Vater, 1810 in Middelburg
geboren, studirte in Leyden und promovirte daselbst October 1833 mit einer
Dissertation „De inorbts endemicis patriae". Er war einige Jahre praktisch
wirksam in Rotterdam, darnach 1837 — 1865 in Middelburg. 1854 wurde er
Lector therapiae an der klinischen Schule und functionirte als solcher bis 1865,
wo er zum Inspector der „Geneeskundig Staatstoezicht" für Zeeland ernannt wurde.
Er starb im December 1878. F. war ein sehr gewissenhafter, objectiver Mann
und tüchtiger Historiker. Er publicirte hauptsächlich : „ Geschiedenis der Syphilis
in de Nederlanden" (1860 — 61) — „Onderzoek naar den aard van de epi-
demische en contagieuse ziehten, die vroeger in Zeeland geheerscht hehben"
(Middelburg 1860) — „De leekenbehandeling der angina" (1862) — „Philippus
Lansbergen en zyne zonen Pieter en Jacob" (1864) — j^Louis de Bils en
zyn tyd" (1865) — „De scherpregter-ledenzetter" (1870) — „Lasse bladen uit de
geschiedenis van het chirurgyus-gild te Middelburg" (1877) und auch (mit de Man
und VAN Beblekom) eine „Natuurkundige plaatsbeschryving van Zeeland". —
*Abraham Pieter F., Sohn des Vorigen, geboren 1844, studirte in Leyden
unter Schrant, Krieger, Simon Thomas und promovirte 1863 mit einer Diss. :
ijOver de temperatuur van den mensch in zieken en gezonden toestand". Darauf
ging er nach Wien, hörte Brücke , Hebra , Oppolzer , war später Assistenzarzt
im Krankenhaus zu Amsterdam und etablirte sich in Goes (Zeeland), wo er wirksam
war bis zur Ernennung zum Professor der Hygiene in Groningen, welche Professur
er im December 1877 antrat mit einer Rede: „De experimentele opvatting etne
levensquaestie voor de hygieine". Er liefert eine grössere Anzahl kleinerer
Beiträge in ViRCHOw's Archiv, Pflüger's Archiv und Nederl. Tijdschrift voor
Geneeskunde und schrieb, da er die gesetzliche Ordnung der Prostitution sehr
eifrig betreibt, „De prostitutie-kwestie" (Haarlem 1879) — „Open brief aan Ds.
B. Pierson" (IV) — „De proatitutie-kwestie in de Tweede Kamer en voor de
openbare meening" (Haarlem 1880). — Neuerdings veröffentlichte er auch einige
mikrobiologische Beiträge, speciell über Milzbrandbacillen (Centralbl. für die med.
Wissensch. 1881). C. E. Daniels.
Folinea. Beide F., Francesco wie Raphaele F., waren Professoren
der Physiologie am medicinisch-chirurgischen Collegium zu Neapel; der Erstere,
geboren 1774, von 1824 bis 1833, hinterliess Schriften nicht. — Rafaele F.,
der neben der obigen Stellung noch die eines Arztes am Ospedale degli Incurabili
innehatte, veröffentlichte in Omod. ann. univ. di med. T. LXXIV, LXXVIH,
LXXXVII interessante Fälle und starb 1849.
Hahn bei Dechambre. Red.
396
FOLIÜS. — FOLLI.
FoliUS, 8. FOLLI.
FolKersma, Wigerus F., zu Leeuwarden, war am 19. December 1757
zu Veeuwouden iu Friesland geboren, war anfänglich Apotheker, studirte dann in
Groningen Medicin, wurde 1783 daselbst Doetor und Hess sich in Leeuwarden als
Arzt nieder, wo er am 18. Juli 1837 starb. Seine Arbeiten sind: „Verhandding
over de vraag: In hoeverre zou men bij gebrek van den apotheek, uü kelder
en keuken de ver ei sehte geneesmiddelen, .... kunnen bekomen ; itc,^ (VerhandL
van het Genootschap : Servandis Civibus, 1788) — „Genees- en natuurkimdige
verhandeling van de hedera arborea of klimop, etc.** (Leeuwarden 1802) — „Kori
verßlag der ziekten, welke in Julij . , , en October tn de provincie Vrlesland
gewoed hebben** (Daselbst 1827) — y^lets over de geneeskunde^ tot mit en ander-
rigting van jonge genees- en heelmeesters , alsmede voor het algemeen*^ (Da-
selbst 1830).
van der Aa, VI. pag. 152. — Callisen, VI, pag. 364; XXVIII, pag. 80. G.
Füllet, Armand-Nicolas F., Chefchirurg der französischen Marme,
war am 15. März 1789 zu Saintes (Charente-Införieure) geboren, wurde 1815 zu
Paris mit der These „ Recher ches sur Vichthyose comee** Doetor, veröffentlichte:
„Obset^vations S7ir les fractures de la colonne vertSrale et de la base da
cräne** (Joum. univers. des sc. m6d. 1823) — „Absence de v^sicule bäiaire*'
(Acad. de m6d. 1828) — „Rapport sur le traitement adoptS dans la dysenterie
par les mSdecins anglais de Vile Mauince** (Ebenda 1838) — „MSin. sur Ic
fövre Spidtviique qui a regne ä Saint- Denis (ile BourbonJ" (Ebenda 1839) —
„Sur un cas d' andvrysme de Vaorte descendante observS h Vhdp, St,- Denis etc.*'
(Ebenda 1841 — 42) — „Rapport sur V^pidhyiie particuliere qui a rSgni l
St.'Denis .... 1828" (Joum. des connaiss. m6d.-chirurg. 1846). Er starb an
10. October 1861 zu Rochefort.
Berg er et Rey, pag. 95. G.
Follet, L.-A.-H. F., zu Canton d'Estr^es-Saint-Denis (Oise), ist nur durel
die folgenden Arbeiten bekannt: „Obs. sur une affection convulsive guMe pai
rtisage de la teinture thSa'ique** (Leroüx's Journ. de m6d. 1803) — „Obs
d^une rdtention d'urine** (Ebenda 1804) — ,yObs, sur un hSniatocUe*' (Ebendi
1807) — yyObs. sur une piricardite aigue, terminSe par la guerison** (Ebend;
1809) — „Obs. sur une luxation de Vhumdrus** (Ebenda 1810) — „31(ht. sui
la fievre ataxique qui a rSgnd a Estr^es-Saint- Denis y depuis . . .jusqu , . . 1811''
(febenda 1812). Andere Aufsätze iu den Arch. g^u6rales, der Revue med. u. s. w,
C allisen, VI, pag. 364: XXVIII, pag. 80. G.
FoUi, zwei fast gleichalterige italienische Aerzte. — Der etwas alte«
Cecilio F. (FOLius), wurde 1615 in Modeua geboren, kam früh nach Venedig
wohin er auch, nachdem er sein Medicinstudium in Padua beendigt hatte, zunick
kehrte und erlangte in Venedig einen Lehrstuhl der Anatomie. Bei seinem un
1650 erfolgten Tode hinterliess er neben einem (Venedig 1639 zuerst und in
Syntagma anatomicum des Vesaliüs, 1641, abgedruckten) Essay über den Kreis
lauf, die berühmt gewordene „Nova auris internae delineatio** (6 Taff., Venedig
1645, 1647; Frankfurt 1641). — Francesco F., auf einem Schloss Poppi h
Toscana am 3. Mai 1624 geboren, war acht Jahre Praktiker, als die Medie
ihn an ihren Hof in Florenz zogen. Er konnte sich jedoch in die Verhältoiasi
nicht schicken , nahm seinen Abschied und zog sich nach einer kleinen Stad
Citernal, ausserhalb des Herzogthums Toscana zurück, wo er 1685 starb. Aussei
der „Recreatio physica in qua de sanguinis et omniuni viventium universal
analogica circu/atione disseritur** (Florenz 1665), erschien von ihm ein Werk
„Stadera medica'* (Daselbst 1680), iu welchem F. sich rühmt, am 13. Anguä
1654 vor Ferdinand IL zuerst die Bluttransfusion ausgeführt zu haben.
Biogr. med. IV. Bed.
FOLLIN.
397
Follin , FranQois-ADthime- Eugene F. , zu Paris , war am
25. November 1823 zu Harfleur geboren, machte von 1842 an seine Studien in
Paris mit Auszeichnung, so dass er mittelst des Concurses die verschiedenen Stadien
in der medicinischen Laut'bahn schnell erreichte und durchlief, 1845 Interne, 1847
Aide d^anatomie, 1850 Prosector der FacultHt, 1853 Chirurg des Bureau central
(später der Hospitäler Salpetri^re, du Midi, Cochin) und in demselben Jahre mit
der These: „J9^ä r 4tr Weissem ents de Voesophage^ auch Agr6g6 der Facultät für
das Fach der Chirurgie wurde. — Nachdem er von 1847 an schon Verschiedenes
in den Bulletins de la Soc. anat. (1847, 49), der Gaz. m6dic. (1849), Gaz. des
höpit. (1849), den Comptes rendus de la Soc. de biologie (1849, 50), den M6m.
de la Soc. de chir. (T. II), den Bulletins de TAcad. de m^dec. (1850) veröffent-
licht hatte, z. B. über Erkrankungen der grossen Geßtesstämme, Uebergang der
Farbstoffe in die L\Tnphdrüsen nach dem Tätowiren, Vegetationen auf Narben und
Geschwüren, mikroskopische Untersuchung des Blutes und der Ausleerungen von
Cholerakranken, Communication von Arterie und Venen in der Ellenbeuge, Fall
von Ectopie des Herzens , über Hämatozoen, Untersuchung eines Auges , an dem
?or 14 Jahren eine Katarakt extrahirt worden war, wurde er 1850 Doctor
Qiit der These: „Müdes sur les corps de Wolf"^. Seine demnächst folgenden
Untersuchungen, hauptsächlich der pathologischen Anatomie und vergleichenden
Pathologie gewidmet, finden sich vorzugsweise in den Bulletins de la Soc. anat.
^1850, Ol) und den Comptes rendus de la Soc. de biol. (1850, 51) und betrafen
hiauptsächlich die abnorme Lagerung des Hodens und sonstige Veränderungen des
Bodens und Nebenhodens, zusammengefasst in einer in Gemeinschaft mit Armand
GrOUBAüX herausgegebenen Arbeit: yyDe la cryptorchidie chez V komme et les
jDnncipavx animaux domestiqiies" (M6m. de la Soc. de biologie, 1855). Auch
ireiterhin veröffentlichte er zwar noch einige ähnliche Aufsätze (über Hermaphro-
litismus, angeborenen Mangel von drei Extremitäten) , aber seine Arbeiten waren
letzt im Ganzen mehr auf Gegenstände aus der praktischen Chirurgie gerichtet,
5U deren Publication er theils die Archives g6n6rales de mödec. (1851, 52, 53),
leren Leitung für den chirurgischen Theil er 1852 übernommen hatte, theils die
Bulletins de la Soc. de chir. (T. III, IV, VI) benutzte. Es befinden sich darunter
jinige vx)n ihm gegebene Revuen und Kritiken der Leistungen des Auslandes,
:. B. über die Behandlung der Aneurysmen mittelst Compression, über die äussere
Jrethrotomie nach Syme, ferner über Tod durch Chloroform, die Classification
)ö8artiger Geschwülste, die Injection von Eisenchlorid in die Varices, die Extraction
on Gelenkkörpern, die Operation der Varicocele. In derselben Zeit begann er
eine besondere Aufmerksamkeit der Ophthalmologie und den neuen in dieselbe
ingeführten Exploration smethoden , die er als einer der Ersten in Frankreich an-
wandte, zu widmen. Es wurde ihm auch der bei der Facultät errichtete Ergänzungs-
'ortrag über klinische Augenheilkunde übertragen, den er drei Jahre lang (1862 — 65)
ibhielt. Ausser einigen entsprechenden Aufsätzen veröffentlichte er darüber seine
^Legons sur V ajypUcation de V ophthalmoscope au diagnostic des maladies de
'oeil*^ (Paris 1859; deutsche Uebers. Weimar 1859, mit 3 Taff.), daneben aber
uch, ausser einigen ophthalmologischen Arbeiten über das Glaucom und seine
Behandlung, über Beleuchtung, die Accommodationsftlhigkeit des Auges, Hämor-
hagieu der Retina, Iridectomie, die Behandlung der Krankheiten der Thränenwege,
amentlich in den Archives g6n6r. (1854 — 1864), den Bulletins de la Soc. de
hir. u. 8. w., eine Reihe von Aufsätzen über den Krebs, Epithelial-Cancroid u. s. w.,
ie Therapie derselben durch Caustica, die locale Anästhesie mittelst Kohlensäure,
ber uterine Pathologie in England, über Ausschläge bei den mit Schweinfurter Grün
irbeitenden, über Kniegelenks-Resectionen, die Beschälseuche der Pferde, die Be-
andlung der Aneurysmen mit Digitalcompression, Anwendung des Curare bei
*etanu8, die amerikanische Behandlungsweise derBlasenscheidenfisteln, Mercurialismus
od Syphilis, Operation der Epispadie nach Nelaton u. s. w. Alle seine Arbeiten
sichnen sich durch Klarheit, Unabhängigkeit. Unparteilichkeit und Gelehrsamkeit
398
FOLLIN.
FOLWARCZNY.
aus. Es gilt dies sowohl von seinen Original- Aufsätzen , seinen kritischen Revuen,
seinen Artikeln in Dechambbe's Dictionnaire encyclopödique (Plaies de Tab-
dornen^, „Amaurose^) , wie von dem durch ihn begonnenen grossen Werke:
„Traiti ilhnentaire de pathologie externe^ (1862), von dem er selbst nur zwe
Bände zu vollenden im Stande war und das von seinem Freunde Simon Düplah
fortgesetzt wird (T. VI, 1883; T. VII, Fase. 1. 1884). Zu seinen letzten Arbeite!
gehört eine „Conference sur Guy de Chauliac^ (1865), in den zu jener Zeil
gehaltenen historischen Vorlesungen mehrerer Facultäts-Mitglieder veröffentlicht. —
Er war einer der unterrichtetsten und arbeitsamsten Chirurgen von Paris; voi
encyclopädischem Wissen, erfreute er sich der allgemeinsten Liebe und Anerkennung
bei Collegen und Schülern. Erst 44 Jahre alt, musste er am 21. Mai l.s67 aus
dem Leben scheiden.
Ch. Lasfegue in Archives generales de medecine. 1867, Vol. I, pag. 641 (euthäll
ein 66 Nummern umfassendes Verzeichniss von FoUin's sämmtlichen Publicationeu). —
Ar. Verneuil in Gaz. hebdomad. de m6d. et de chir. 1868, pag. 142, 158, 189. — Dechambre
4. S6rie, T. III. pag. 353. Gurlt
Follinus . HermanusJanszoonF. , am Ende des 16. Jahrhunderte
in Stavoren (Friesland) geboren, studirte in Leyden, Franeker und Cöln, wo ei
zum Dr. med. et phil. befördert zu sein scheint. Er war praktischer Arzt ii
s' Hertogenbosch und wurde von da als Prof. med. nach Cöln gerufen, wo er ai
der Pest gestorben sein muss, wann ist mir unbekannt geblieben. Er schrieb untei
Anderem: y^Simomdes ofte die memorironst" (Haarlem 1612) — „Phystognomk
ofte menschenkenner" (Daselbst 1613) — „Amuletum Antonianum seu Lui
pestiferae fuga^ (Antwerpen 1618) — „De cauteriis ad Thomas Fienum*
(Daselbst 1618) — „Orationes de natura j-ebris peticularis ejusque cautione,
deque studiis chemicis conjungendis cum Hippocraticis** (Cöln 1622). — Seil
Sohn, Johannes F. , der auch Arzt in s'Hertogenbosch war , veröffentlichte
wahrscheinlich nach dem Tode seines Vaters und ex Belgico idiomat« in latinun
versum dessen „Speculum naturae liumanae , sive mores et temperamentc
hominum" (Cöln 1649). C. E. Daniels.
Foltz, Jean-Charles-Eugöne F., geboren zu Nancy am 28. Januai
1822, studirte zuerst auf der Strassburger Ecole militaire, dann von 1844 an
Val de Gräce und Hess sich darauf in Lyon nieder, wo sein Onkel Richard F
Anatomieprofessor an der ficole de m6d. war. 1854 wurde er zum supplirendei
Professor der Anatomie und Physiologie daselbst berufen und 1865 als Nachfolgö
seines Onkels designirt. Er machte sich besonders durch Einrichtung und Ordnung
der anatomischen Sammlungen einen Namen und hinterliess ausserdem bei seinem
Tode (18. November 1876) zahlreiche Studien und Untersuchungen, unter denen
die: „Etudes sur le liquide cephalo-rachidien'^ (Gaz. med. de Paris 1855) —
„Expiriences sur la physiologie du coeur^ (Ann. de la soc. de m6d. de Lyon,
Gleichzeitig) — „Sur le traitenient m4chanique de la myopie^ (Daselbst 1859) —
„Anatomie et physiologie des canduits lacrymaux^ (Daselbst und später mehi
ausgeführt Daselbst 1862 und im Joum. de physiol. 1862) — „Sur les fonctions
de la rate" (Ann. de la soc. de med. de Lyon 1861) der Hervorhebung bedürfen.
Seine letzte in derselben Zeitschrift (1874) veröffentlichte Arbeit behandelte di«
Anwendung der kalten Klystiere im Abdominaltyphus.
Hahn bei Dechambre.
BedL
Folwarczny, Karl F., studirte in Wien und war Assistent an verschiedenen
dortigen Krankenanstalten bis 1858 , wo er eine ausserordentliche Professor dci
physiologischen Chemie in Graz erhielt. Später tibernahm er die Leitang ein«
Heilanstalt in Gries und starb hier 1875, erst 44 Jahre alt. — Schriften:
„Handbuch der physiologischen Chemie etc." (Wien 1863) — „Chemische Unter-
suchung des leukämischen Blutes" (Zeitschr. d. Wiener Aerzte 1858) — „Beitragt
zur acuten Leberatrophie" (mit Fleischl; Daselbst) — „Chemische Beiträgt
I
FOLWARCZNY. — FONSSAGRIVES.
399
mr Theorie des Icterus^ (Daselbst 1859) und mehrere auf einzelne Fälle bezügliche
[Jntersnchungen in derselben Zeitschrift.
Bei Dechambre. Rod.
Fonseca , Antonio de F. , portugiesischer Arzt , zu Lissabon in der
Bweiten Hälfte des 16. Jahrhunderts geboren, über dessen Lebensschicksale nichts
Nähere« bekannt ist, hat einen Bericht über eine Heeresseuche während des
Jüjährigen Krieges veröffentlicht, der aber fast ausschliesslich theoretische Er-
irteningen enthält : yyDe epidenna fehrili grassante in exercitu regis catholici
In inferiori palattnatu anno 1620 et 1621^ (Mecheln 1623, 4.).
Max Salomon.
Fonseca, Gabriel de F., aus Portugal gebtlrtig, docirte in Pisa Philo-
jophie, erhielt dann einen Ruf nach Rom als Professor der Medicin, ward Leibarzt
leg Papstes Innocenz X. imd starb 1668. Er schrieb: „Medici Oeconomia^
'ß<>™) ^')' Max Salomon.
/ Fonseca , Roderigo de F. , wurde zu Lissabon in der Mitte des
16. Jahrhunderts geboren, prakticirte daselbst anfangs und erhielt darauf einen Ruf
il« Professor der Medicin nach Pisa, wo er bis zum Jahre 1615 lehrte. Alsdann
PHU'de ihm der erste Lehrstuhl für Medicin an der Universität Padua tlbertrageu,
ien er bis zu seinem Tode, 1622, inne hatte. F. gehörte zu jenen tüchtigeren
Praktikern, welche in der zweiten Hälfte des 16. Jahrhunderts an dem wieder-
srwachten Studium der medicinischen Classiker des Alterthums, besonders des
HiPPOKRATES, sich herangebildet hatten und statt auf scholastische Spitzfindigkeiten
wieder auf selbstständige Beobachtungen Gewicht legten. Ein Beweis hierfür sind
seine „Consultationen", in denen sich manche überraschend richtige Bemerkungen,
Ansichten und Erfahrungen finden. Sein Commentar zu den Aphorismen des Hippo-
5RATES ist ein gelehrtes Werk. Auch als Epidemieschriftsteller ist er durch seine
Schrift „De tuenda valetudine et producenda vita" (Florenz 1602, 4.; Frankfurt
1603, 4.), welche sieh hauptsächlich mit der Pest beschäftigt, nicht ohne Werth.
F. hat eine Menge Schriften hinterlassen, von denen wir, ausser der eben genannten,
loch anführen: „In Septem libros aphortsmomm Hippocratis cammenta ria"
Tlorenz 1591, 4; Venedig 1594,4.; 1596, 4.; 1608, 4.; 1621, 4.; 1628, 4.;
Padua 1678, 4.; 1708, 4.) — „In Hippocratis prognostica cominentaria^
Padua 1597, 4.) — „Consultationes medicae singularibus remediis refertae^
Venedig 1618, fol.; 1619, fol. : 1620, foL; 1022, fol.; 1628, fol. ; Frankfurt
L625, 8.) — „Tractatus defehrium acutarum et pestilentium remediis diaeteticis,
^hirurgicis et pharmaceuticis^ (Venedig 1621, 4.). ^^^^ Salomon
* Fonssagrives , Jean-Baptiste F. , zu Montpellier , ist am 12. März
1823 zu Limoges geboren, trat 1839 in die Schule für Schiftsmedicin zu Rochefort,
irurde 1841 zum Chirurgen 3., 1844 2. Cl. ernannt, machte weite Seereisen und
irlangte 1852 zu Paris die Doctorwürde mit der These: „Histoire mSdicale de
a frigate h vapeur VEldorado. (Station des cötes occidentales d^Afrique
\850 — 51)". Er wurde darauf Professor der Materia medica und Therapie an
[er medicinischen Schule zu Brest, leitete von 1856 an als zweiter Chefarzt der
farine die medicinische Abtheilung und Klinik im Marine-Hospital zu Cherbourg,
:ehrte 1860 nach Brest zurück, um den Lehrstuhl der inneren und exotischen
iedicin zu übernehmen und wurde 1864 zum Professor der Hygiene bei der
aedicinischen Facultät in Montpellier und zugleich zum ersten Chefarzt der Marine
bors cadre) ernannt. 1876 wnirde ihm auf seinem Wunsch der Lehrstuhl der
l'herapie und Materia medica übertragen. Von seinen überaus zahlreichen Arbeiten,
m vollständigsten von Berger et Rey (s. unten) verzeichnet, führen wir zunächst
>lgende selbstständige- Schriften an: „TraitS dliygihne navale, .... Ouvrage
auranne par V Institut y et adopte par , . , le ministre de la marine et des
olonies pour les hiblioth^qnes des navires et des p>orts" (Paris 1856) — „De
400
FONSSAGRIVES. — FONTANA.
la nature et du traitement de la colique nerveuse des pays chauds^ (1857) -
ryHygihie alimentaire des malades, des convalescents et des vaUtudinaires eic.
(Paris 1861; 2. Ausg. 1867) — „TherapetUique de la phthisie pulmonai)
bas(^ sur les mdications etc,^ (1866) — „Entrettens familiers sur Vhygünt
(1866) — „De la rdg4n4ration physique de Vesp^ce humaine par Vhygihie fl
la famille etc,^ (Montpellier 1867) — „Dti role des mhres dans les maladü
des enfants etc," (Paris 1868) — „Education physique des jeunes fiUes etc.
(Daselbst 1869) — „Livret maternel pour prendre des notes sur la sante dt
enfants (sexe feminin et sexe mascuUn)^' (Daselbst 1869) — „LUducatio
physique des gargons etc.^ (Montpellier 1870) — „La maison. Müde d'hygün
et de bten-itre domestigues" (Paris 1871) — „Hygihfie et assainissemerU dt
villes^ (Paris 1874). Ausserdem zahlreiche Artikel in fast allen französischen Zeil
Schriften über die allerverschiedensten Gegenstände; namentlich vom Jahre 1856 a
eine grosse Menge Artikel im Dictionnaire encyclop6dique des sc. m6d., hauptsächlic
pharmakologischen Inhalts, eine Uebersetzung von Walter H. Walshe's „ Traii
clvüque des maladies de la poitrine^ (Paris 1870) und mehrere Arbeiter
die zusammen mit Gobley, Besnoü, Le Roy de Mericoürt, Ad. Vjxcek
publicirt wurden.
Bitard, pag. 475. — Glaeser, pag. 254.
Berger et Rev, pag. 96, 257.
G.
Fontaine, zwei französische Aerzte, deren älterer Jacques F., de
Vater, aus der Provence stammte, sich zuerst in Avignon, dann in Aix aufbiel
später Leibarzt und Professor an der Pariser Facultät wurde. Seine Schriften sin
ausser einem „Discours prohl&matique de la nature, usnge et action du dtaphragma
(Aix 1611) nicht nennenswerth. — Der Sohn, Gabriel F., erwarb sich i
Paris grossen Ruf. Ausser einem „Tractatus de febrtbus^ (Lyon 1657) rührt vo
ihm her: „De veritate medtcmae Hippocraticae firmissimis rationis et expen
mentorum momentis stahüita, seu medicina antihermetica" (Daselbst gleichzeitig^
ein Werk, das F.'s widerstrebende Gesinnungen gegen die chemischen Neuere
klar darlegt.
Dict. hist. II. Red.
Fontan, Jean-Pierre-Andr6 F., aus Izaourt (Hautes - Pyr^nnes^
unbekannten Geburtsjahres, Dr. med. zu Paris 1838, gestorben am 17. April ISCl
hat sich in verschiedei^n Wissenschaften bewegt und neben seiner Stellung al
consultirender Arzt zu Bagni6res-de-Suchon verschiedene Wirkungskreise ausgefalll
Unter seinen zahlreichen Schriften sind die über Suchon und die Pyrenäenbäde
(1837 — 1843) am meisten bekannt geworden.
Chereau bei Dechambre. Red.
Fontana, Feiice F., berühmter Naturforscher und Physiologe, geborei
zu Pomarolo bei Rovereto, den 15. April 1720, machte seine Studien zu Padua
Bologna und Rom. Er hatte anfangs das Lehrfach der Philosophie in Pisa inne un
erhielt später vom Grossherzog von Toscana den Auftrag, in Florenz ein natui
historisches Cabinet einzurichten, schaffte die Wachspräparate an, welche noch derzei
die Hauptzierde jenes naturhistorischen Museums bilden. — F. schrieb zahlreich
Abhandlungen physikalischen, chemischen und physiologischen Inhaltes, veröffenl
lichte eine Methode, die Salubrität der Luft mittelst salpetriger Säure zu messei
Von seinen zahlreichen Schriften seien erwähnt: „Sui motz delV iride** (Xucc
1765) — „Ricerche sopra la ßsica animale^^ (Florenz 1775) — „Sopra \
veleno della viper^ (Lucca 1777) — „Experiences chimiques sur la bile d
hoeuf^ (Florenz 1781). Ferner „Memoire intorno ai globetti rQssi del sangue
(Daselbst 1776). Er starb zu Florenz den 9. März 1805, wo seine Leiche in de
Kirche Santa Croce ruht.
Ambrosi F. Scrittorie ed artisti trentini. Trento 1883.
Loebisch.
FONTANA. — FONTEYN.
401
Fontana, Giuseppe F. (Bruder Felice's F.?), wurde 1729 zu Pomarolo
in Tirol geboren. Er studirte in Bologna Medicin und liess sich in Roveredo als
Arzt nieder, wo er lange Zeit mit dem grössten Erfolge prakticirte. Uebrigens
beschränkte er seine wissenschaftliche Thätigkeit keineswegs nur auf die Medicin,
sondern beschäftigte sich sehr viel auch mit anderen Zweigen der Naturwissen-
schaften. Seine wissenschaftlichen Arbeiten legte er vornehmlich nieder in dem
Griomale medicale de Venise. Er starb am 29. März 1788.
Magnus.
Fontanelles, Frangois-Philibert F., geboren zu Milhau (Aveyron)
im 20. November 1775, Doctor zu Montpellier 1799, wirkte als chirurgischer
Chefarzt am Hospital St. Eloi daselbst, ging dann nach Paris, um ftlr Yaccination,
^mmenwesen etc. einzutreten und sehr fleissig zu schriftsteilem. Ausser einer
imfangreichen Casuistik publicirte er: „Description de la vartcelle, qui a regne
. , . ä Milhau en 16 17"^ (Montpellier 1818) — „Memoire sur les bona effeta
iu Sulfate de quinine etc," (Nouveau joum. de m6d. 1822) — „R^flexions
mr quelques potnts de la mMode ectrotique^ (Revue m6d. 1826) — „Brulüres
'rauhes par Vapplication du coton ecru^ (Joum. des progrös des sc. m6d. 1830) —
Mistoire de la filme pStScMale de Genes" (nach Rasori, Paris 1822).
Chereau "bei Dechambre.
Red.
-^ontanon, Denys F., Professor in Montpellier, wo er auch doctorirt
latte. Er folgte 1502 auf J. Garcin und dictirte einen „TraM de mddecine",
reichen als „Practica medica" J. Reinier nach F.'s Tode zu Lyon 1550 erscheinen
iesfi (später aufgelegt, daselbst 1556, 1605, 1607, 1658; Frankfurt 1600, 1601).
Jeher das Todesjahr F.'s ist Streit, richtiger als 15^38 (AsTRüC) dürfte 1544 sein.
Biogr. m6d. IV. Red.
Fönte, Laelius a. F. (D'Eügübio), welcher Ausgangs des 16. und
Lnfangs des 17. Jahrhunderts in Rom und Venedig prakticirte, hat seinen Ruf
lurch Stahl, der des F.'s Werk: „Consultationes medicinales etc," (Venedig
608) lebhaft bewunderte.
Dict. bist. II. Red.
Fontenelle, Julia de F., zu Narbonne am 20. October'1790 geboren,
)octor zu Montpellier 1802 (Diss. : „Sur Vair atmospherique etc.**), wo er sich
urz als „Julia" bezeichnet), widmete seine Thätigkeit der Popularisirung der
Naturwissenschaften in der Weise, dass die von ihm bearbeiteten Bibliotheken,
levuen , Journale über ein Menschenalter in hohem Ansehen standen. Medicinischen
ihaltes sind jedoch nur „lieckerches sur V antisepticit^ de quelques vegetaux^
tfontpellier 1814) — „Recherches medico-Ugales sur Vtncertitude des signes
e la mort** (Paris 1833) — „Recherches cliimiques et medtcales sur les com-
usttons humaines spontanees"* (Daselbst 1828) und einige Handbücher.
Chereau bei Dechambre. Red.
Fontejni, Johannes F., der Vater (meist FontanüS genannt), wurde
tt Jahre 1574 im Amsterdam geboren, übte in seiner Vaterstadt die ärztliche
raxis aus und hatte so grossen Ruf, dass Prinz Maurits von Oranien ihn
.623), nach dem Tode des R. Bontiüs, zum Leibarzt erwählte. Als 1621
. Egbertszoon gestorben war, wurde F. an dessen Stelle zum Praelector ana-
•miae et chirurgiae der „Chirurgijnsgilde" mit dem Titel von Professer ernannt,
elches Amt er bis zu seinem Tode 1628 innegehabt hat. Er soll nach H aller
IT Verfasser sein von „Lessen betreffende de konst der chtrurgie", posthum
ireh Anth. Fonteyn veröffentlicht (Amsterdam 1641). Mir sind sie jedoch nie zu
esicht gekommen, was auch nicht befremdet, da Ulhoorn (der den Inhalt theil-
eise mittheilt und nachdruckt) sie schon im Jahre 1732 als sehr selten anführt. —
ernard F., älterer Sohn des Job. F., 1603 iu Amsterdam geboren, studirte
Leyden seit 1622 und wurde 1625 in Padua promovirt. Darnach lebte er als
Biogr. Lexikon. IL '26
402
FONTEYN. — FOOT.
praktischer Arzt in Amsterdam, hat sich jedoch viel mehr mit der Dichtkunst ui
dem Theater beschäftigt als mit der Medicin und verfasste viele, darunter anc
gute Theaterstücke. Er starb 1645.
Dr. Bernard Fonteyn door Dr. J. A. Worp. Amst. 1884.
C. E. Daniels.
Fonteyn, Nicolaas F. (Fontanus), jüngerer Sohn des Johannes F., i
Amsterdam geboren, wurde September 1622 in Leyden als Student eingeschrielx
und 1631 zu Keims zum Doctor promovirt. In Amsterdam praktisch thätig, wnri
er 1640 zum Inspector coUegii medici ernannt und 1644 Leibarzt des ChurfürsU
Ferdinand, Erzbischof von Cölu. ( Anatomiae Professor, wie Haller ihn nenn
ist er gewiss nicht gewesen, doch hat er sich ebenso wie sein Vater, viel mit di
Dichtkunst beschäftigt und einige Theaterstücke verfertigt.) Im Uebrigen rülm
von ihm her: „Instüuttones pharmaceuttcae^ (Amsterdam 1683), eine Abhandlni
^De extr actione foetus mortui per uncam^. In einer dui'ch ihn besorgten Ao
gäbe der Aphorismen des Hippokrates findet sich ein „CoTnmentarius de morh
puerovum^ (1642); ferner: „Fona sive origo febrium earumque remedia'^ ni
„Syntagrha medicum de morhis mulierum" (1644). Auch besorgte er d
„Praxis medica Dodonaeii" und Vesalius' ;,Epitome de humani corporis fabrica
mit Anmerkungen (in welche er Sylvius' Recht auf die Entdeckung des Ossiculu
lenticulare gegen Morgagni*s Meinung verflieidigt). Wann er starb, ist unbekaM
C. E. Daniels.
Foot. Zwei ältere englische Aerzte. Der Vater, Jesse 1. F., u
1750 geboren und 1820 gestorben, suchte seinen Ruhm besonders in einer brüski
und offenbar nach AuflßlUigkeit strebenden Polemik gegen J. Hunter, vermoch
jedoch mit der ganzen Fluth von Schriften, die er in diesem Sinne schrieb, kao
etwas Bleibendes zu leisten. In der unten genannten Quelle finden sich die
Publicationen aufgezählt; grösseres Aufsehen machten ihrerzeit: „A crüici
inquiry tnto ihe accient and modern manners of treating diseases of ti
Urethra etc.** (London 1744; 3. Aufl. 1785) — „A complete treatise on tl
origm, theory and eure of the lues venerea etc,** (Vorlesungen, London 179:
posthum 1821, 1823, 1829; deutsch von Reiche, Leipzig 1793—1794) -
„Life of John Hunter** (London 1794, 1797) — ^Review on Hume
observations on the diseases of the prostate gland** (Daselbst 1812). — Jesse 2. F
der Sohn, ebenfalls als Chirurg in der englischen Hauptstadt thätig, Arzt a
Westminster Ophthalmie - Hospital , edirte seines Vaters Werke und gründete dj
Medical Pocket book. Ausserdem veröffentlichte er neben „Ophthalmie memoranda
(London 1838) ophthalmiatrisch-casuistische Beobachtungen. 1840 lebte er nocl
Hahn bei Dechambre.
Red.
Foot, Von den beiden Genannten ist der Amerikaner MalaehiF., Ar
zu New- York, Verfasser von „Observations on the functions of the liver** (New-Yoi
med. Repository, 1803) — „Inquiry into the cause of the premature deca
of the human teeth in America*" (Daselbst 1804) und eines (Daselbst 180^
publieirten Aufsatzes über Fasciuation zu unterscheiden.
Hahn bei Dechambre. BedL
*Foot, Arthur Wynne F., wirkt in Dublin, wo er 1865 promovi
und 1866 F. K. 0. C. P. Irel. wurde. Neben einer ärztlichen Thätigkeit am Meal
Hospital, lehrte er als Professor am R. Med. College. Er erhielt für die Mow
gi'aphie: „Diseases of testis** , die er während seiner Wirksamkeit als Demoj
strator an der anatomischen Schule des soeben genannten Institutes bearbeitet
einen Preis und publicirte noch — vorwiegend im Dubl. quarterly Joum. -
mehrere Arbeiten, unter denen „On Chromidrosis** (1866, 1869) — „On Bron
idrosis** (1866) — „On Xanthelasma** (1876) zu nennen sind. Auch ist F. dt
Autor der „Select cUnical reports** im Dublin monthly Joum. of med. (187:
FOOT. — FORDYCE.
403
1873, 1874, 1875, 1881) und einer Arbeit über antiseptische Behandlung der
Pocken und über Wanderniere (Daselbst 1872, resp. 1881). ^g^
Portes, Esq. John F., war im zweiten Decennium dieses Jahrhunderts
als Schiffsarzt in der englischen Marine tbätig, 1815 war er auf dem Schiffe
Venerable angestellt. Bekannt gemacht hat er sich durch eine Arbeit: „Observations
on tropical nyctalopta^ (Edinburgh med. and surg. joum. 1811). Magnus.
*Forbe8, Arthur Litton Armitage F., in Oxford, Dublin, London
und Paris ausgebildet, L. R. C. P. Edin. 1870, Specialist für Otiatrie und Ophthal-
mologie, hat längere Zeit im Auslande und auf Expeditionen zugebracht, sich
nnter Anderem in türkischen Diensten an dem serbischen Feldzuge 1876 — 1877
betheiligt und fungirt zur Zeit am Westminster Hospital und am R. ophthalm.
Hosp. Moorfields. Seine wesentlichsten Schriften sind: „Ocular therapeutics*^^ —
jfOn the therapeuttc value of myrisdectomy in certain diseases of deafness etc.^ —
„Keratoscopy" und Einzelaufsätze im London med. Reports und Brit. med. Joum.
Als Ausbeute seiner Reisen publicirte er: „Two years in Fidji" — rf'^^^
Navigator Islands^. ^ed.
Ford, Edward F., wirkte als chirurgischer Consulent an der Westminster
Dispensary zu London im letzten Drittel des vorigen und starb in den Anfangs-
jahreo des gegenwärtigen Säculums. Ausser zwei grösseren Schriften: „Observations
on the spontaneous eures of anevrisme with reinarks** (Lond. med. Joum. 1788)
nnd „Observations on the diseases of the hipjoint; to which are added some
remarfc^ on ichite swellings of the hnee^ (London 1794, posthum von Copeland,
daselbst 1810), hat F. noch eine Reihe interessanter Fälle publicirt.
Dict. bist. IL Red.
Fordyce, William F. (welcher beiweitem an den Ruf seines Bmders,
les David F., Philosophie-Professors zu Aberdeen, und auch an den des Neffen
Oeorge F. nicht heranreicht), wurde zu Aberdeen 1724 geboren, war eine Zeit
lang Militärarzt, wirkte dann in London als geschickter Praktiker und wurde vom
König zum Chevalier erhoben. Als er 1794 starb, hinterliess er eine Lobschrift
luf die Sarsaparilla (London 1757), „A revlew of the venereal diseases and its
remedies"* (Daselbst 1767, 1772, 1777, 1785); eine Schrift über die putriden
ind entzündlichen Fieber (Daselbst 1773, 1777) und „Fragmenta chirurgica et
nedica"" (Daselbst 1784). Ked.
Fordyce, George F., wurde am 18. November 1736 zu Aberdeen als
^ohn des Professors der Philosophie David F. geboren. Seine hervorragenden
geistigen Anlagen erhielten so sorgsame Ausbildung, dass er schon mit 14 Jahren
ich den Titel eines Magister artium erwerben konnte. Er studirte später Medicin
Q Edinburg, wo er sich die besondere Zuneigung des berühmten Collen erwarb,
nachte 1758 seinen Doctor (Diss. „De catarrho^) und reiste dann nach Holland,
im auf der Universität Leyden seine Ausbildung zu vervoUkominnen. 1759 kehrte
\ zurück, liess sich in London als Arzt nieder und hielt hier Vorlesungen
nd Curse über Chemie, Materia medica, Therapie und pathologische Anatomie,
ie trotz der Ungewandtheit des Vortrages [wegen ihrer Klarheit, wegen der
^äcision des Ausdruckes allmälig steigenden Beifall fanden und ihm ein
Tosses Auditorium zuführten. Damit zugleich wuchs auch sein Ruf als Praktiker ;
770 wurde er Arzt am St. Thomas-Hospital, 1776 Mitglied der Royal Society,
787 F. R. C. P. Er starb am 25. Mai 1802. F.'s Bedeutung beniht auf seinen
hysiologischen Arbeiten, besonders derjenigen über die Verdauung, in der er nach
urtickweisung der rein mechanischen und chemischen Theorien mit Zuhilfenahme
er neueren Experimente eine unstreitig richtigere , den Gesetzen des Leben sprocesses
esser entsprechende Theorie aufstellte. Vortrefflich sind auch die schönen
•eobachtungen über die Teniperatur des Mensehen und der Thiere, worin er
26*
404
PORDYCE. — FORGET.
experimentell nachweist, dass die organisirten Körper das Vermögen besitzen, ihre
Eigentemperatur so zu reguliren, dass dieselbe stets ungefähr auf derselben Höhe
bleibt. „Elements of agriculture and Vegetation^ (Edinburg 1765, 8.; London
1771 , 8.) — „Elements of the prattce of physic^ (London 1768, 8. und
häufiger) — yjA dissertatwn on fever^ (Daselbst 1795, 8. und noch vier Disser-
tationen über denselben Gegenstand bis 1802) — „A treatise on the digestion of
food^ (London 1791, 8.). Alle vier Arbeiten sind auch in's Deutsche übersetzt worden.
Noch sind zu nennen: „Tlie croonian lecture on niuscular motion*^ (Philos.
transact. T. XVI) — „Observations on the small-pox and the course of fever"
(Transact. med. and chir. 1792) — „An attemjH to approve the evidence in
medictne^ (Daselbst) — „On simple fever or on fever consiMing of one paroxysm
only'' (London 1794, 1800). Max Salomon.
Foreest, Pieter van F. (fast ausschliesslich als Petrus Forestus
wissenschaftlich bekannt), wurde 1522 in Alkmaar geboren. Er studirte 1539 — 1542
in Löwen, später in Bologna, wo er den Doctorshut bekam , in Rom , Padua nnd
Paris. Zuerst etablirte er sich in Bordeaux, nach Anderen in Pluviers, kehrte jedoch
1545 schon nach Alkmaar zurück, wo er 12 Jahre praktisch thätig war und ging
darnach (auf Bitte der Stadtregierung) nach Delft, wo die Pest sehr heftig aus-
gebrochen war. Hier bekam er bald einen so grossen Ruf, dass man ihn den
holländischen Hippokrates nannte und bei der Stiftung der Leydener Universität
(1575) die medicinische Professur anbot. Er lehnte dieselbe jedoch aus Liebe zui
Praxis ab, hielt aber bei der feierlichen Eröffnung der Universität „Primam in
medicina lectionem et orationem pro laude ejus", wie Meürsius erzählt. Nach
einer 40jährigen Thätigkeit in Delft kehrte er nach Alkmaar zurück, wo er 1597
starb und die Grabschrift erhielt; Evictus fato cubat hoc sub mole Forestns,
Hyppokrate« Batavus si fuit, ille fuit. Er schrieb hauptsächlich: „De inc^rto,
fallaci urinarum judicio'^ (Antwerpen 1583, Leyden 1589) — „Observationum
et curationum medicinalium lihri XXXII ^ (Leyden 1587 — 1610, durch KüBl
Sprengel als „nicht blos für sein Jahrhundert, sondern für alle folgende Zeitaltei
classisch** genannt) — „Observationum et curatiomim chirurgicorum, lihri XP
(Daselbst 1610, Frankfurt 1611). Seine „Opera omnia^ wurden Francofurti 1623.
1660 — 1661, Rothomagi 1654 herausgegeben. ^ E. Daniels.
*Forel, Auguste F., geboren in Morges (Canton Waadt), Schweiz, an
1. September 1848, studirte in Lausanne, Zürich und München und war als Irren
arzt Schüler von GuDDEN. 1872 promovirt, wirkt er seit 1879 als Director dei
Irrenheilanstalt und ordentl. Professor der Psychiatrie in Zürich. Wie der Onke
Alexis F. und der Vetter F.A.F. hat sich auch August F. mehrfach mii
zootomischen Untersuchungen beschäftigt. Seine Schriften: „Les founnis de h
suisse^ (1874) — „Untersuchungen über die Haubenregion etc, im Gehirn dei
Menschen und einiger Säuger^^ (1877) — »Der Giftnpparat und die Anal
drüsen der Amei^en^ (1878) mögen nicht wenig dazu beigetragen haben, das
er zuweilen mit beiden renommirteu Zoologen confundirt wird. j^^^
Forestier, Claude-Vital-Apollinaire F., Sohn eines Arztes ii
Langogne (Cozfere), 1755 — 1812, unter BrüNYER besonders für pathologische
Anatomie ausgebildet, ging mit der Armee Roch am beau's nach Amerika, wurde
Arzt des Herzogs von Artois und begleitete denselben in's Exil. Unter den
Kaiserreich zurückgekehrt, übernahm er das Directorat der Militärschule voi
St. Cyr und der Lycöen zu Versailles.
Hahn bei Dechanibre. Red.
Forget, Charles-Polydore F., zu Strassburg, war am 17. Juli 180<
zu Saintes (Charente-Inf6rieure) geboren, wurde Chirurg der Marine im Hafen »
Rochefort, 1828 zu Paris Doctor mit der These: „Pr^cis des inßuences de h
FORGET.
405
navigattan sur le physique et le moral de Vhomvie^. 1829 concurrirte er in
Paris um eine Stelle als Agr6g6 der FaeultHt mit der These: ,^An hepatis
tnßammationts certa signa f An post morbum laesiones propriae f" wurde jedoch
erst nach einem zweiten Concurse (1832), bei welchem er die These „JDe Vinfluence
que les maladtes exercent sur la chaleur animale** zu verfassen hatte, zu jener
Stellung ernannt. Er gab in demselben Jahre heraus : „ MSdecine navale , ou
noiiveaux el^ments d^hygihie, de pathologie et de thirapeutique mSdico-chtrurgicale
h Tusage des officiers de aantS de la marine de l 4tat et da commerce^ (Paris
1832), war Redacteur der Transactions mMicales' seit 1832 und Mit-Redacteur
des Joum. hebdom. des progr^s des sc. m6d. seit 1824, für welches er in demselben
Jahre ryDe Vhumorisme des anctens comparS ä Vhumoi-isme des modernes**
schrieb, welcher Aufsatz mehrere Fortsetzungen unter verschiedenen Titeln hatte.
1836 erhielt er durch Concurs mit der These y^Des indicaiions thSrapeutiques
tiries des sdcrdtions et des exhalattons^ den durch Lobstein's Tod erledigten
Lehrstulil der medicinischen Klinik in Strassburg und war jetzt in der Lage, seine
von dem Herkömmlichen abweichenden Ideen nach allen Richtungen geltend zu
machen. Von seinen sehr zahlreichen Arbeiten auf dem Gebiete der philosophischen
Medicin, der allgemeinen und speciellen Pathologie und Therapie führen wir nach-
stehend nur die selbstständigen Schriften an: „Inßuence de la mSdecine sur le
dheloppement et le bienetre de Vhumanitd'* (Paris 1836, 4.) — „Recherches
cUniques sur le degrS de certitude du diagnostic dans les maladies de Vappareil
cir^ro-spinal'* (Paris 1839) — „De la rSaliti de la midecine et de ses dogmes
fondamentaujc" (Strassburg 1839) — „Statistique m^dicale de Strasbourg**
(Paris 1839, 4.) — „Traiti de V entSrite follicnleuse** (Paris 1840) — „Prodrome
de midecine positive** (Strassburg 1841) — „Relation de VSpidSmie de mSningite
encSphalo-rachidienne observSe ä la clinique mSdicale de la FacultA de Strasbourg
en 1841, 1842** (Paris 1843) — „Des obstacles avx progres de la thirapeuttque
positive** (Strassburg 1842) — „Clinique midicale de la FacultS de Strasbourg^
du .... 1841 au .... 1842** (Paris 1843) — „Examen de la doctrine des
constüutions epidimiques** (Daselbst 1843) — „J^tudes cliniques des maladies du
coeur** (Paris 1844) — „Du mouvement mddical au 19, si^cle** (Strassburg 1847)
— „Precis th(fortque et pratique des maladies du coeur etc,** (Daselbst 1851)
— „Journie de Vdtudiant** (Paris 1852) — „Doctrine des Mdments^ bastle sur
les txigences de la pratique** (Daselbst 1852) — „Une epidemie de pneumonie**
(Strassburg 1856) und das letzte und Hauptwerk seines Lebens: „Principes de
th^apeutique generale et speciale, ou Nouveaux eltments de Vart de guSrir**
(Paris 1860). Seine Aufsätze in Zeitschriften, deren Zahl auf 198 angegeben
wird, finden sich theils in dem letztgenannten Werke (pag. 7 — 16), theils in dem
unten angeführten ersten Schriftchen von Fleüry näher verzeichnet und sind
hauptsächlich in folgenden Journalen enthalten: Archives g6n6r. (1828, 1834),
Transact. m^dicales (1830—32), Joum. hebd. de m6d. (1834—36), Bullet, de
therapeut. (1834—59), Gaz. m6d. de Paris (1837—59), Gaz. des höpit. (1843—59),
Gaz. med. de Strasbourg (1841 — 60), Union m6dic. (1847 — 60), Gaz. hebdomad.
fl8ö5— 57) u. s. w. Er starb am 19. März 1861. — Er war ein sehr geschickter
Schriftsteller und Polemiker; jedoch da seine Lehren, wie bei der Schule von
Montpellier, mit der sie viele Aehnlichkeit haben, mehr auf Speculation als auf
nflchterner Beobachtung beruhen, konnte er auf den Fortschritt der Medicin von
keinem dauernden Einfiuss sein.
Fleury (de Grezac), Notice biographique sur le prof, Forget. Saintes. 1858. —
Fleury, Essai historique sur la vie et les ouvrages de .... St. Etienne 1863 (beide
Schriften nicht zugänglich). — Ed. Cruveilhier in Bulletins de la Soc anat. de Paris. 1860,
pag. 512. — Dechanibre, 4. S^rie, T. III, pag. 619. — Berger et Rey, pag. 102.
G.
Forget, Am6dee F., zu Paris, war am 28. Mai 1811 zu Chartres
Eure-et-Loir) geboren, studirte in Paris, war fünf Jahre bei Lisfranc Chef de
sliniqae im Hup. de la Piti6, ertheilte in dieser Zeit Curse in der operativen
406 • FORGET. — FORMT.
Chirurgie, trat in die Redaction der Gazette des höpitaux und des Bulletin gfenferal
de th6rapeutique und wurde 1845 Mitarbeiter der Union m6dieale, 1849 Doctor.
Er war der Verfasser zahlreicher chirurgischer Arbeiten, namentlich von: f,Le
galactocUe mammaire et son traitement^ — „Remarques sur les polypes de
r Urethra chez la femme^ — nDes corps fibretix de Vut^rus avant, pendant et
apr^ la grossesse^ — „Reckerches sur les kystes des os maxillaires eic,^
(Th^se, 1840) — „De Vamputaiion de la mdchoire" — „De lots g^n^rales des
amputations^ — „De la nature et du stige de la grenouillette ; de son traüement
par autoplastie^ — »Des rdsecttons sous-pdriostees et de leur valeur chtrurgi-
cale^ — „De la trdpanation de Vapophyse mastoide^ — „De Vemploi du
ckloroforme et de Vdther en Chirurgie^ (1853) — „Des tumeurs fibroplastiques^ —
„Des anomalies dentaires et de leur influence sur la production des maladies
des OS maxillaires" (Paris 1859, 4., mit 9 Tafeln; engl, üebers. Philadelphia
1860) — „Etüde htstologique d'une tumeur fibreuse non ddcrite de la mdchoire
inferieure etc." (Paris 1861, mit Tafeln). 1859 hatte er vom Institut den
Monthyon-Preis erhalten. Er starb am 14. Mai 1869.
Glaeser, pag. 256. G.
Forlenze, Joseph-Nicolas-Blaise F., zu Ricemo 1769 geboren,
besuchte die vornehmsten Städte Italiens und Griechenlands und bildete sich speciell
auch unter Desaült und Loüis in Paris, sowie auch unter J. Hdnter in Loudon
nus. Sein Ruf als Oculist trug ihm nach seiner Rückkehr nach Frankreich bald
die entsprechenden consultativen Stellungen an den vornehmsten Hospitälern ein.
Viel consultirt hinterliess er bei seinem Tode — 1833 — nur: „Considerations sur
f Operation de la pupille artificielle" (Strassburg und Paris 1804) — ^Ohser-
vaiions et rdfiexions sur plusieurs cataractes etc," (Annuaire de la soc. de med. du
departement de TEure 1809) und einen Bericht über Operationen (Daselbst 1810/.
Dureau bei Dechambre. Red.
Formey , Johann Ludwig F. , geboren zu Berlin 1766, mediciniseh
ausgebildet in Halle und Göttingen, zu Halle 1788 promovirt und später anf
Reisen in Strassburg, Paris und Wien, trat als Militärarzt ein und machte 1794
den Feldzug nach Polen mit. 1796 wurde er königlicher Leibarzt in Potsdam,
1798 Professor am Berliner CoUegium med.-chir. , 1809 an der neugebildeten
Tiiedicinisch-chirurgischen Akademie. Geh. Med.-Rath seit 1801 , trat er 1817 in
das Ministerium des Innern als vortragender Rath der Medicinalabtheilung ein.
Am 23. Juui 1823 starb er. Sein „Versuch einer medicinischea Topographie
lierlins" (Daselbst 1796) — „Medicinische Ephemeriden von Berlin^ (4 Hefte,
1799 , 1800) — sowie die Arbeit über „ Wassersucht der Hirnhöhlen" (Sep.-
Abdr. aus Horn's Archiv 1810) und die mit Klaproth geleisteten Bearbeitungen
der Pharmacopoea Borussica sind seine hervorragendsten Arbeiten, die sämmtlieh
mehr administratives Talent als wissenschaftliche Leistungsfilhigkeit bekunden.
Schrifteii-Verzeichniss bei E n g e 1 m a n n. — Allg. deutsche Biographie. VII.
Red,
Forml, Pierre F., zu Nimes, daselbst zu Anfang des 17. Jahrhundeits
geboren, studirte in Montpellier und prakticirte mit solchem Erfolge in Nime«, das»
Gustav Adolph, König von Schweden, als er Süd-Frankreich besuchte, iha
zum Begleiter nach den Bädern de la Mausson wählte und ihn mit nach Scbwedea
nehmen wollte, was er aber ablehnte. Er schrieb: „De Vadianton ou cheveu de
Venus, contenant la description, les utilites et les diverses prdparations gaUniques
et spagyrlque^ de cette plante" (Montpellier 1644) — „Ide'e de laßevre dpid4miqu€
qui depuis le cmnmencement de ceite annee a paru et continue ä paraitre h
Nlmes et äux Ueux circonvoisins" (Nimes 1666). Er cultivirte ausser der Medicin
ntich die Poesie, Literatur, Rhetorik und hat tiber dieselben verschiedene Schriften
verfasat. Er starb am 5. Juli 1679.
Dechambre, 4. Serie, III, pag. 632. G.
FORMY. — FORSTER.
407
Formy, Samuel F., zu Montpellier, diente als Chirurg in den Kriegen
ron Henri IV. gegen die Ligue und wohnte seiner Belagerung von Paris 1590
t)ei. Nach dem Frieden sammelte er seine in etwa 60jähriger Praxis gemachten
Beobachtungen, von denen 51 in des berühmten Lazabb Riviere „Observationes
nedicae et curationes insignes, quibus accesserunt observationes ab aliis commnni-
satae" (Paris 1646 etc.) sich finden. Ausserdem gab er heraus einen: „TrattS
:h{rurgical des Bandes, lacs, einplätres, attelles et bandages^ (Montpellier 1651),
ier viele kritische Bemerkungen über die Chirurgie seiner Zeit enthält, in welchem
über auch den Salben und complicirten Bandagen ein ungebührlicher Vorzug
fegeben wird.
Hai Ier, Biblioth. cliinirgica. I, pag. 345, 352. — Biogr. mM. IV, pag. 193. —
Dict. hist. n, pag. 351. ' (j^
Fornes, Jos^ F. , aus Hostalrich (Spanien), zu Barcelona ausgebildet,
^urde von dem dortigen Gouvernement zwecks Erforschung der. 1720er Pest
Dach Marseille gesandt und lieferte hierüber den „Tractattis de peste praedpue
fjallo-provinctalt et occinatica grctssanti, in qutnque partes divisus^ (Barcelona
1725), wohl auch noch mehrere kleine — nicht gedruckte — Arbeiten über Fieber.
Hahn bei Dechambre. Red.
Forsteu, Rudolph F., 1751 zu Wildervank (Prov. Groningen) geboren,
rar für die Militär-Carri^re bestimmt, verliess diese jedoch bald, um in Groningen
inter P. Camper und van Doeveren Medicin zu studiren. Als der Letztere nach
Leyden gerufen war, zog F. auch dahin und vertheidigte dort 1774 eine „Disser-
Otto acad. quaestiones selectas physiologicas exhibens*^ (worin er schon die durch
Vlbinüs u. A. vertheidigte Gefäss- Anastomose zwischen Placenta und Uterus gravidus
)e8tritt) und im folgenden Jahre eine „Dissertatto cantharidum historiam naturalem,
*hemtcam et medicam exliibens^y wofür er „honorificentissime" zum Doctor medic.
)romovirt wurde. Bald darauf als Prof. anatom., medic. et chirurg. nach Harderwyk
rerufen, hielt er da eine Antrittsrede: y^De Belgarum merüis in oeconomia
vrporis humam extricanda^. 1783 trug man ihn auch den Unterricht in der gericht-
ichen Medicin auf und 1791 wurde er Prof. primarius medicinae et Archiater Gelriae.
Ir starb im Jahre 1807. Ausser einer „Oratio pro legum providentia in homine
xondum nato, etiam exstincta matre, servando^ (Harderwyk 1788), haben wir
lur zwei Abhandlungen von F.: „De veepest onderzogt en eene geneeswyze tegen
hzelve voorgedragen^ und „Kort verslag nopens den uitslag . der ingeente
ergeleken met de natuurlyke Kinderziekte^ , C. E. Daniöls.
Forster. Der englische Arzt Thomas F., geboren 1790, gestorben 1845,
erdient weniger wegen seiner Parteigängerschaft für Gall's System, als wegen
olgender Arbeiten aufgeführt zu werden : „ Physiological reflexions on the destructive
perations of spirituous and fermented liquors etc,^ (London 1812) — „Obser-
ations on the casual and periodical influence of particular states of the
limosphere on human health and diseases etc.^ (Daselbst 1813, 1815, 1817;
ieutsch Leipzig 1819, 1822) — „Observations on the phenomena of insanity^
London 1817) — „On smallpox^ (Lond. med. Repository 1820) — „Illustr ations
f the atmospheric origin of epidemic disorders^ (London 1829) und im gleichen
inne gehaltene ätiologische Untersuchungen über Cholera (1832) und andere
Epidemien (gleichzeitig). Seine Schriften über Gall erschienen London 1814, 1815.
Durean bei Dechambre. Red.
* Forster, Joseph F., \\Tirde April 1844 zu Nonnenhorn am Bodensee
eboren, studirte in München und Leipzig, besonders unter v. Pettenkofer und
'^OiT, und promovirte am 27. Juli 1868 zum Doctor medic. zu München, wo er
ich 1874 als Privatdocent für Hygiene habilitirte. Seit Ende 1878 wirkt er als
tofessor der Hygiene und Director des neaerrichteten hygienischen Institutes in
jnsterdam. Er hat eine grössere Anzahl von experimentellen Abhandlungen,
408
FORSTER. — FOSSATI.
besonders aus dem Gebiete der Ernährung des Menschen, der Wohnungshygienc
u. s. w. geschrieben, die hauptsächlich in der von v. Pettenkofkr und Von
herausgegebenen „Zeitschrift für Biologie" publieirt wurden. Als grössere literarisch«
Arbeiten nennen wir seine Habilitationsschrift : ;, Versuche über die BedeiUunj^
der Aschenlestandtheüe in der Nahrung^ (München 1873) und besonders „Er
nährung und Nahrungsmittel" (I. Bd. des von v. Pettenkofer und Ziemsses
herausgegebenen „Handbuches der Hygiene", Leipzig 1882). Seit 1883 giebt ei
im Vereine mit von Pettenkofer und F. Hofmann das „Archiv für Hygiene'
heraus, worin bereits auch mehrere Arbeiten von ihm und seinen Schülern ver
öffentlicht sind. C. E. Daniels.
Forsten- Verschuir , Wolter F.-V. , 1739 zu Sleen (Drenthe) geboren
studirte 1752 — 66 in Groningen, machte grosse Reisen nach Frankreich ul(
England, studirte in Edinburg unter Cüllen, und etablirte sich 1769 in Amsterdam
1780 als Prof. medic. nach Groningen gerufen , trat er dieses Amt an mit einei
„Oratio de recentiorum medicorum, inprimis Belgarum, meritis in phaenomeni
et effectibus principü, quod vitam animalem constituit, indagandis ei ac
statum corporis humani sanum et morbosum applicandis** und blieb dort wirksan
bis an seinen Tod 1793. Ausser zwei rectoralen Reden über eine Epidemie von Febri:
maligna und über den Nutzen der Experimente und Wahrnehmungen für die Medicii
haben wir von ihm keine Schriften als eine Abhandlung über die Inoculation de
Blattern und eine holländische üebersetzung von Watson's Arbeit über denselbei
Gegenstand (Amsterdam 1769). C. E. Daniels.
*Le Fort, Leon le F., am 5. December 1829 zu Lille geboren unc
hauptsächlich in Paris unter Maloaigne, Lauoier etc. ausgebildet, gelangte 185^
zur Promotion. Seit dem nämlichen Jahre ist er als Professeur de chirurgi(
op6ratoire an der Pariser Facultät und als Chirurgien de THötel-Dieu th&tig. —
Schriften : „De la risection de genou" (1859) — „De la risection de le hanche'
(1861) — „Des vices de conformation de Vutirus et de vagin et des mayetu
dWem4dier" (1863) — „Des anevrysmes en gSnSral" (1866) — „Des indication.
du trSpan dans les fractures du crdne" (1867) — „Rechtrehes sur Vanatomi
des poumons chez Vhomme" (1858) — „Note sur Vhygihne hospitali^re en Franc*
et en Angleterre" (1862) — „Des maternitis" (1866) — „La Chirurgie militairi
et les sodetis de legons en France et V Stranger" (1872) — „Manuel de mddecin^
opdratoire" (8. Edition du manuel de Malgaigne 1876) etc. Wemich.
Forti, Raimondo Giovanni F. („Zanfortis") , aus armer Familie
durch einen reichen Protector zum Studium und zum Doctor Paduensis gebracht
liess sich in Venedig nieder, wo man ihm 1658 den ersten Lehrstuhl der Medicii
übertrug. Nach Consultationen durch höchste Personen (Kaiser Leopold) uni
von Ehrenbezeugungen durch die Behörden Venedigs überhäuft, kehrte F. nad
Padua zurück, um dort 1678 im 75. Lebensjahre zu sterben. „Cansilia d
febribus et mar bis mulier um" (Padua 1668) und „Consultationum et respon
sionum medicinalium centuriae quatuor" (Daselbst 1669; Genf 1677) sind di
Titel seiner Schriften.
Dict. bist. II. Bei
Fossati, Giovanni Antonio Lorenzo F., zu Paris, war am 30. Apri
1786 zu Novara in der Lombardei geboren, studirte von 1803 an die Chiruigi
in seinem Geburtsorte, ging 1804 nach Pavia und wurde daselbst 1807 Docto
der Chirurgie, 1809 der Medicin. Er war später Assistent von Sacco in Mailand
wurde 1812 Assistent von Rasori und allmälig dessen Freund und Mitarbeite!
1820 ging er nach Paris, wo er den RASORi'schen Lehren Anhänger zu vci
schaffen und als Mit-Redacteur der Revue encyclopedique (bis 1830) die Kejm
niss der italienischen Literatur in Frankreich zu vermitteln suchte. Ein Zusammei
treten mit Gall führte aber ein so inniges Verhältniss zwischen beiden Männ^
FOSSATI. — FOSSION.
409
herbei, dass er ein begeisterter Anhänger von Jenem wnrde und seine Lehren
»owohl in Italien während einer durch dasselbe gemachten Reise, namentlich
iber, nachdem er sich 1825 dauernd in Paris niedergelassen hatte, auch in
Frankreich auf das Eifrigste zu verbreiten bestrebt war. Es geschah dies durch
mehrere Artikel in Coürtin^s Encyclop6die moderne, im Dictionnaire de la
Bonversation und besonders im Journal de la Soci6t6 phr6nologique , zu deren
Srflndung ei wesentlich beigetragen hatte und deren Vorsitzender er mehrere
Fahre lang war; femer durch folgende Schriften: „De la nicessiU d/ Studier
me nouvelle doctrine avant de la juger; application de ce principe h la
Physiologie intellectuelle^ (Paris 1827) — „De Vinßuence de la physiologie
Intellectuelle sur les sciences, la litt^rature et les arts^ (Daselbst 1828) — „De
!a mission du pkilosophe au XIX* stiele et du caract^re qui lui est necessaire^
Paselbst 1828) — „FrScis analytique du Systeme de M, le Dr. Oall sur les
facultas de l' komme et sur les fonctions du cerveau, vulgairement cranioscopie^*
[2. Ausg. 1828; deutsche Uebersetzung Leipzig 1830) — „Manuel pratigue de
ohrinologie, ou physiologie du cerveau d*aprhs les doctrines de Gall, de
Spurzheim, de Combe et des autres pkr^nologistes^ (Paris 1845, mit 36 Por-
Täts und 6 anatomischen Zeichnungen), Bereits früher hatte er George Combe's
[)hreBologisches Werk u. d. T. : „Nouveau manuel de phrenologie etc."* (Paris 1835)
ins dem Englischen übersetzt, viel früher auch noch eine Arbeit „DelV epilepsia^'
CoUezione di opuscoli scientific! di Bologna, 1826) herausgegeben. Er blieb auch
len politischen Bewegungen seines Vaterlandes nicht fremd, bildete namentlich die
k)ci6t6 des patriotes Italiens 1830, jedoch beschränkte er sich von 1831 an ganz
luf seine wissenschaftliche und praktische Thätigkeit. Seine zahlreichen, in ver-
ichiedenen Zeitschriften zerstreuten Aufsätze gab er gesammelt u. d. T. : „ Questions
jhilosophiques, sociales et politiques, traitees d*apr^s les principes de la physio-
logie du cerveau^ (Paris 1869) heraus. Er starb am 20. December 1874.
V. Wurzbach, IV, pag. 307. — Dechambre, 4. Serie, III, pag. 672. —
Jallisen, VI, pag. 397; XXVIIl, pag. 89. G.
Fossion, Nicolas-GisbertF., zu Brüssel, war am 29. November 1811
!U Hannut geboren, studirte in Lüttich, wurde 1836 daselbst Doctor, ging 1837
lach Paris und beschäftigte sich, nach Lüttich zurückgekehrt, neben der Praxis,
nit Studien über menschliche und vergleichende Physiologie. 1845 wurde er zum
igreg6 bei dieser Universität und zum Conservator des Cabinets fflr vergleichende
Uatomie ernannt, zwei Jahre später aber ihm der Lehrstuhl der menschlichen
ind vergleichenden Physiologie übertragen. In der belgischen Akademie der
Jedicin, in die er 1841 aufgenommen war, wurde er 1863 zweiter, 1864 erster
rice-Präsident und war bis zu seinem am 27. Februar 1879 erfolgten Tode
^äsident derselben. Von 1842 — 1849 waren er und die Akademie eng
aiteinander verschmolzen. Er war der Verfasser zahlreicher Berichte und nahm
in allen die Akademie beschäftigenden wichtigen Fragen den lebhaftesten Antheil.
teine Arbeiten lassen sich in zwei Abtheilungen scheiden , von denen die erste
liejenigen auf dem Gebiete der Physiologie, Hygiene und klinischen Medicin, die
weite die Arbeiten über die Pathologie der Steinkohlen arbeiter betrifft, mit
reicher Industrie er sich in den letzten 15 Jahren so eiugehend beschäftigt hatte,
las« er für mehrere Gesellschaften deren Verwaltung übernehmen konnte. Zu
ien ersteren gehören, sämmtlich der Akademie vorgelegt, seine „Recherches
ur les mouvements du coeur^ (1848) — „Du role de Vinnervation dans la
mngrhie spontan^e^ (1852) — „Sur les causes et la nature de la phthisie
mlmonaire*^ (1856) — „De la dt^rivation du sang** (1867) — „Pathogdnie
t prophylaxie du cholera^ (1871) — „Ohlit^ration compUte du canal
ystique; etc,** (1877) — „Note sur les fonctions du pancrSas^ (1877).
iUr zweiten Abtheilung seiner Arbeiten gehört der 1845 erstattete „Rapport sur
a condition des ouvriers et sur le travail des enfants dans les manufactureSy
nines et vsines de la province de Liege^ und noch zwei weitere Berichte an
410
FOSSION.
FOTHERGILL.
die xVkademie über die ErkrankuDgen der Steinkohlenarbeiter. Alle diese Arbeiten
sichern ihm ein ehrenvolles Andenken.
Barella im Bulletin de l'Acad. royale de m6dec. de Belgique. 1883. 3. S4rie.
T. XII, pag. 276. ' G.
Poster. Der Unterscheidung wegen ist Edward F. zu nennen, Professoi
der Geburtshilfe zu Dublin, der eine von James Sims 1781 herausgegebene Schrift
„The princtple and practice of widwifery etc.^ in Form von Aphorismen hinte^
Hess. — Michael F., 1810 — 1880), war in London am Middlesex Hospital und
am üniversity- College ausgebildet (RiCH, Qüain, Ch. Bell, Elliotson), um
später am Hospital zu Huntingdon zu fungiren. Seine Schriften beziehen sich
ausser casuistischen Mittheilungen über Arsenikvergiftung (Lancet 1837), von
Hautaffection (Association Journ. 1852), auf die Heilkraft einiger neuerer Droguen,
so dass er hauptsächlich nur als Vater des folgenden F. zu nennen ist.
Diireau, resp. Hahn bei Dechambre. Red.
* Fester , Balthazar F. , zu Birmingham , erwarb sich nach längerem
Studienaufenthalt in Deutschland zu Erlangen 1864 das Doctordiplom ; F. R. C. P.
Loud. wurde er 1873, M. K. Q. C. P. Irel. 1880. Er wirkt in Birmingham als
Lehrer am Queen's College und als Hospitalarzt am General Hospital und an der
Kidderminster Dispensary, sowie an der Poliklinik für Brust- und Ohrenkrank-
heiteu. Hauptsächliche Schriften : „On the use of the sphy^mograph*' (1868) —
„Method and medicine^ (1870) — „Digitalis and heart disease*' und „The
therapeutics of diabetes mellitus" (Beide 1872) — „Clinical medicine; lectures
and essays" (1874) — „On the comparative mortality of Birmingham and
other large tovms" (1875) — „On the political powerlessness of the medical
profession*^ (1883). Ausserdem klinische Beiträge in Med. Press (1866), Med.
times and gaz. (1866 — 1868), Birmingham med. Review (1881) u. A. -^^^
Fothergill, JohnF., geboren am 8. März 1712 zu Carrend bei Richmond
in Yorkshire, erlangte 1736 die Doctorwflrde in Edinburg und Hess sich nach
einer wissenschaftlichen Reise durch Holland, Deutschland und Frankreich in
London nieder. Er erwarb daselbst während einer schweren Epidemie von Angina
diphtheritica 1746 — 48 dadurch sehr grossen Ruf, dass er unter Verwerfung von
Aderlässen, Abführmitteln und anderer Entziehungscuren , die bis dahin üblich
waren, die Krankheit nach einem Vorschlag von Leatherland mit Wein, ver-
dünnten Mineralsäuren und Brechmitteln in massigen Dosen behandelte. Nunmehi
der gesuchteste Arzt Londons geworden, verwandte er seine glänzenden Einnahmen
zu Wohlthätigkeitszwecken und zur Förderung der Naturwissenschaften. Zn
letzterem Zwecke kaufte er 1762 eine grosse Besitzung zu üpton in Essex zui
Herstellung eines Gartens, in welchem exotische, besonders medicinisch nützliche
Pflanzen cultivirt wurden. Er konnte so die Naturgeschichte mancher Droguen
aufklären, wie Gummi Kino, Scammonium, Katechu. Der jüngere Linne hat des-
halb ihm zu Ehren einen in Carolina wachsenden Strauch, der der natürlichen
Familie der Hamamelideen angehört, „Fothergillia" genannt ; Lettsom hat einer
Katalog der Pflanzen von F.'s Garten unter dem Titel veröffentlicht: „Hortns
Uptonensis, or a catalogue of the plants in the Dr. Fothergill's garden at üpton,
at the time of bis decease anno 1780". Weniger seine grösseren unten citirten Fach-
werke, als seine sehr geschätzten Journalartikel haben ihm ausserhalb Englands Rui
verschafft. Dauernd verknüpft die Wissenschaft nur seinen Namen mit dem Gesichtfr
schmerz (Prosopalgie, Neuralgia Quinti). Bedenkt man jedoch, dass, von Aretaecs
abgesehen, bei dem sich schon Andeutungen über die Sonderung dieses Krankheite
zustandes vorfinden, Wepfer 1727 ihn beschrieben und Andrä 1756 ihn als tie
douloureux bezeichnet hat und liest man nun den F.'schen Aufsatz über die painfnl
affection of the face (eine schmerzhafte Krankheit des Gesichtes) 1773 durch, sc
erstaunt man doch, dass diese Krankheit nach F. genannt wird. Er unterscheidel
FOTHERGILL. — FOÜCART.
411
illerdings diesen Schmerz vom Zahnschmerz und vom ^periodischen rheumatischen
Schmerz im Gesichte, einer so schmerzhaften als häufigen Krankheit", aber im
[Jebrigen vermisst- man doch jede klarere Anschauung. Kein Wort davon, dass
ier Schmerz im Nerven seinen Sitz hat, sondern rege Zweifel darüber, ob nicht
„eine krebsartige Schärfe die Ursache der hartnäckigen Schmerzen im Gesichte
gewesen". F. war ein Mann von vielseitigen Interessen und veröffentlichte auch über
ien nordamerikanischen ünabhängigkeitskampf Aufsätze, die in seinen gesammelten
Schriften Aufnahme gefunden haben. Er starb, an Ehren reich, am 26. September
1780. — Schriften: „An accaunt of tke skore-throat attended tdth ulcers^ (London
1748, 1754) — „Rulesfor the preservatton of health*' (London 1762). Eine voll-
ständige Sammlung seiner Schriften, inclusive seiner in den Edinburgh med. Essays,
Philosophical transactions, Medical observations and Inquiries veröffentlichten Auf-
sätze wurden von Lettsom 1783 — 84 in 3 Bänden (London) veranstaltet. Deutsch:
f. F.'s sämmliche medicinische und philosophische Schriften nach der neuesten
Ausgabe aus dem Englischen und Lateinischen übersetzt (Altenburg 1785, 2 Bde.).
Samael.
*Pothergill, John Milner F., welcher zu Edinburg 1865 promovirt
md 1872 M. R. C. F. Lond. wurde, hatte seine Ausbildung ausser in Edinburg,
)esonder8 auch in Berlin und Wien genossen. Zuerst assistirender Arzt am Western
Liondon Hospital, trat er später in das Spital für Brustkranke ein und erwarb
s'ährend dieser Zeit mit einer Arbeit über Digitalis den Hastiugs-Preis (1870).
i'on seinen späteren Schriften sind zu nennen: „Tlie heart and its diseases*^
2. Aufl. 1879) — „The practüioner's handbook of treatment'' (2. Aufl. 1880) —
,Tlie antagonism of therapeutic agents^ (Preisgekrönt 1878) und neben mehr
illgemein gehalteneu Abhandlungen über Themata der Therapie, eine Monographie
Iber chronische Bronchitis 1882 und eine „Animal physiologie" (1881). Si^di,
Foubert, Pierre F., zu Paris, war am 14. Juni 1696 zu Gien-sur-Loire,
ila Sohn eines geschätzten Chirurgen, Fran^ois F., geboren, setzte, nachdem
T mit 1 8 Jahren seinen Vater verloren , im Hotel-Dieu zu Orleans , unter der
jcitung von NOEL , seine Studien fort, wurde darauf Assistent und später
jchwiegersohn von Malavel, einem berühmten Pariser Chirurgen, und 1725
klagister der Chirurgie. In der Wissenschaft machte er sich durch eine zuerst
.727 versuchte neue Methode des Seitensteinschnittes bekannt und publicirte
1736) darüber: „Nouvelle mdthode de tirer la pierre de la vessie^ (M6m. de
'Acad. de chir. T. I, 1743, av. pl.), ausführlich auch von einem seiner Schüler,
lern preussischen Chirurgen Kesselring, in einer Baseler Dissertation (1738)
»eschrieben. 1735 wurde er vom König zum Substituten des Chef-Chirurgen der
^arit6 und 1740 zu dieser letzteren Stellung selbst ernannt, die er bis 1745
behielt, indem er mit bestem Erfolge bei der Schule des Hospitals Vorlesungen
md Demonstrationen über die Anatomie und Chirurgie hielt und klinischen
Jnterricht ertheilte. In den Memoires de l'Acad. de chir. finden sich von ihm
loch folgende weitere Arbeiten: „Observation d^un abces au poumon^ (T. I) —
,Sur diverses esp^ces d^anevrtsmes faux^ (T. II) — „M^n. sur les grands
ichs du fondement^ (T. III); in demselben Bande, der erst nach seinem
Pode publicirt wurde, findet sich von ihm die Beschreibung eines besonderen
Verfahrens der Tonsillen - Exstirpatiou. Als Nachfolger seines Schwiegervaters
Ialavel wurde er nach dessen Tode 1758 „Lieutenant de M. le premier
hirurgien du Roi", mit welcher Stelle die eines Sehatzmeisters der Akademie
erbunden war. 1754, 55 war er Vice-Director, 1756, 57 Director der letzteren,
^r starb am 16. August 1766.
Louis, pag. 111. — Dechambre, 4. Serie, III, pag. 712. Gurlt.
Foucart, Vater und Sohn. Jean-Baptiste F., 1768 geboren, Doctor
u Paris 1804, zeichnete sich als Militärarzt aus und trat 1816 in den Ruhe-
tand. Er schrieb über Anusfisteln (Paris 1804), Milchdiät (1826), antiphlogistische
412
FOUCART. — FOUILLIOY.
I m
Wundbehandlung(1824 und 1830).— DerSohn, Alfred-MarieF., 1817—1862
zeichnete sieh durch seine Dissert. „Des effets des v^aicants*^ (1839 preisgekrönt
aber nicht gedruckt) aus. Neben einer zweiten These: „De la bronchüe cajnl
laire chez Vadulte^ (Paris 1842), verfasste er noch ein Werk über Tripperrheu
niatismus (Bordeaux 1846) und als Frucht eines officiellen Auftrages: „De U
suette miliQire et de son traüementj rdlatton dÜune Epidemie observ^e dam
plusieuTs communes des dipartements de la Somme, de VÄisne et de VOise ei
mal, jiiin et juillet 1849" (Acad. de med. 1849; dartlber später eine Mono
graphie: Paris 1854).
Hahn bei Dechambre. Red.
Foncher, Jean-Thimoth^e-Emile F., 1823—1867, schlug siel
mühsam zum Prosector der Pariser Facultät durch, widmete sich dann nnte
Velpeau und Laugier ganz der Chirurgie und erhielt seitens der Pariser FaculU
den Auftrag zur Abhaltung der ophthalmologischen Supplementäreurse. 141 Arbeite]
von ihm zählt der unten genannte Bearbeiter dieser Biographie bei Dechambbj
auf; es handelt sich durchwegs bei der Mehrzahl um Mittheilungen interessante
Fälle aus jedem Gebiet der speciellen Chirurgie. Grössere von F. bearbeitet
Themata waren : „Etudes cliniques sur les maladies v^n^tennes chez la femme*
(Paris 1849) ' — „Notes sur les polypes du larynx" (Union m6d. 1849) -
„De Vanus corUre nature" (Paris 1857) — „Recherckes expertmentales sur U
anistMiiques^ (mit BONNET, Compt. rend. 1857) — „Du glaucome^ de sa naiun
de son traitement" (Rev. th6r. m6dico-chir.). Ausserdem übersetzte er Wabtho]
Jones, „Augenkrankheiten" (Paris 1866).
Dureau bei Dechambre. Red.
Pongeroni de Bondaroy, Auguste-Denis F. de B., zum Paris an
10. October 1732 geboren, Neffe DüHAMEl's, hat mehr über Geologie und Agri
cultur als über Medicin geschrieben. Jedoch sind die „M^oi'res sur la forma
tion des os" (Paris 1763) bemerkenswerth und mehrere physiologische Artikel
die er in der „Encyclop^die du XVIII. siöcle" und in den „Kecueils de TAcad
des sc." bearbeitete.
Hahn bei Dechambre. Red.
Fouillioy, Louis-Mathurin F., französischer Marinearzt, war ri
Landerneau am 23. Dccember 1790 geboren als Sohn eines Arztes, der später ii
Paris lebte. 1808 trat er zu Brest in die ficole de sant6, wurde 1813 mit d«
These „De V etranglement de Vintestin et de Vdpiploon dans les hernies ingvi
nales" Doctor und Chirurgien 2. Classe, machte mehrere Expeditionen mit, wurdi
1821 Professor an der Schule in Brest, bald darauf aber zur Leitung de
Dienstes nach Lorient gesandt und 1826 zum zweiten Chef-Chirurgen in Bres
ernannt. Er leistete während der Cholera-Epidemie 1832 durch seine vortrefflich«
Anordnungen der Stadt ausserordentliche Dienste. Nicht minder war er als Chirurg
und Operateur ausgezeichnet. Es ist namentlich von ihm ein Verfahren do
Amputation mit vorderer Lappenbildung (besehrieben in der These von J. M. HELLO
Paris 1829) , ferner ein Verfahren der Hüftgelenks-Exarticulation und die Con
struction eines prothesischen Apparates nach derselben bekannt. 1843 wurde e
als Adjunct des General-Inspecteurs des Marine-Sanitätswesens nach Paris beruf«
und er selbst 1845 zu dieser letzteren Stelle ernannt, in welcher er bis »
seinem am 15. November 1848 erfolgten Tode verblieb. Es finden sich von ihm«
Arbeiten, ausser einem Katalog der naturwissenschaftlichen Sammlungen zu Bre«
(Annal. marit. et colon. 1819) und verschiedenen „Discours" eine der Akademk
der Medicin (1828) gemachte Mittheilung: „Ligature de Varthre carotide'^ —
yjNotice sur un proc4de de tdnotomie oculaire, ddmontr^ et pratiqud h rh6pilai
de la marine de Brest" (Annal. marit. et colon. 1841 ; Gaz. des höpit. 1841; —
„Mem, sur Vamputation de la cuisse, presenie h VAcad, des sciences en 1843"
FOUILLIOY. — FOURCROY.
413
und zusammen mit Ollivier (d' Angers) ^ Consultation sur un cos de mort subitd'^
(Annales d'hyg. publ. 1844).
Gallerand in Archives de mMec. navale. T. XVIII, 1872, pag. 401. — Berger et
Rcy, pag. 104. ^
Foaquet, Henri F., zu Montpellier am 31. Juli 1727 geboren, hatte
für verschiedene andere Berufe Vorliebe empfunden, als er durch eine Beziehung
mit BORDEU sich angeregt fühlte, noch im Alter von 32 Jahren Medicin zu studiren.
Seine Promotion erfolgte 1760. Zuerst in Marseille praktisch thätig, concurrirte
er später mehrfach um Lehrstühle in Montpellier. Er galt als seinen Mitbewerbern
aberlegen, erhielt jedoch nicht die Bestätigung der Regierung. Erst im Alter von
50 Jahren errang er den Lehrstuhl 6rimaüd*s und lehrte nun Semiotik und Klinik,
bis er 1793 zum Chef der medicinischen Commission in den Ost-Pyrenäen ernannt
!7urde, welche die hier grassirenden Epidemien aufklären sollte. In ähnlichem
auftrage ging er 1800 nach Andalusien, 1804 trat er noch in den höheren
nilitärärztlichen Dienst ein, starb jedoch bereits am 10. October 1806 (als einer
ler ersten Ritter der Ehrenlegion und vielfach anderweitig ausgezeichnet). —
^eine zahlreichen Schriften beschäftigen sich naturgemäss mit den vielfachen
)bjecten, zu denen sein bewegtes Leben ihn in Beziehung gebracht hatte. Es
leien hervorgehoben: ^yDe fibrae natura"^ (Montpellier 1759) — „Essai sur le
oouls par rapiwrt aux afections des principaux organes^ (Paris 1767 ; Mont-
)ellier 1768) — „Trattement des petites-veroles des enfans^ (Amsterdam und
Montpellier 1772) — „De corpore cribroso Hippocratis seu de textu mucoso
Bardevit" (Montpellier 1774) — „Praelectiones medicae decem etc.^ (Daselbst
1777) — „De nonnullis morbis convulsivis oesophagt*^ (Daselbst 1778) —
.Observations sur la Constitution des »ix premiers mois de Van V (1798). —
üncyklopädische Artikel und Uebersetzungen von J. Linde's „On fevers and con-
agion" und W. Fordyce'ö „Review of the venereal diseases" (s. diese).
Dict. bist. II. Red.
Pouquier, Pierre-Eloi F., 1776 — 1850, aus der Nähe von St. Quentin
:ebürtig, in Paris gestorben, war erster Leibarzt Löuis-Philipp*s und Professor an
er Pariser Facultät. Seine Verdienste liegen mehr auf praktischem Gebiete, da unter
einen meist casuistischen, im Uebrigeu zuweilen stark paradoxen eigenen Schriften
ur ein „Memoire sur Vusage de la noix vomique dans la paralysie^ (Bull,
e la facult6 de med. 1816 und 1817) und „R^flexions sur la matibre medicale^
Daselbst 1819) hervorzuheben sind. Als Uebersetzer trat er mit J. Brownes
Elementa raedicinae" (Paris 1804) hervor und veranstaltete eine Ausgabe von
!elsüs' „De re medica libr. VIII" (Paris 1823, 1824).
Chereau bei Decliamhre. Red.
Pourcroy, Antoine-Fran^oisF., wurde zu Paris am 15. Juni 1755
eboren und erhielt seinen Unterricht im College d'Harcourt, wo er sich durch
eine Aufgewecktheit und sein vorzügliches Gedächtniss auszeichnete. Der berühmte
icq-d'Azyr, welcher mit F.'s Vater bekannt war, tiberredete ihn dazu, Medicin
1 studiren, und F. folgte diesem Rathe, obgleich er während des Studiums mit
ßn grössten Entbehrungen zu kämpfen hatte und sich kärglich durch Stunden-
eben und Uebersetzungen sein Dasein fristete. Nach Beendigung der Universitäts-
ihre suchte er 1780, da die Promotionskosteu sich damals auf über 6000 Frcs.
Bliefen, im Concurs eine Freipromotion zu gewinnen, die Dr. Diest für arme
tndirende gestiftet hatte. Allein, da die medicinische Facultät, welcher hierüber die
erfflgung zustand, in heftiger Feindschaft mit der Soci6t6 royale de mMecine, deren
3cretär Vicq-d*Azyr war, lebte, so erreichte F., der Günstling des Letzteren, sein
iel nicht und hätte überhaupt auf die Promotion verzichten müssen , wenn nicht
e Soci^tö royale durch eine Collecte ihm die Mittel dazu verschafft hätte. —
. beschäftigte sich nun anfangs mit zoologischen und anatomischen Arbeiten, und
414
FOURCROY.
seine „AbrSgS de VHistoire des msectes"^ , -m^ die „Description des lonrsi
muqueiLses des tendons^ erwarben ihm die Aufnahme in die anatomische Sectic
der Acadömie des sciences. Allein mit Vorliebe fühlte F. sich zur Chemie hii
gezogen, die damals in Paris einen so glänzenden Vertreter in BüCQüet besä«
Diesem schloss er sich auf's Engste an und wurde auch von ihm, der seil
bedeutenden Anlagen erkannte, auf's Liebevollste aufgenommen und als Liebling
Schüler, als einstiger Nachfolger, in jeder Weise, durch Ueberlassung seines Lab
ratoriums, durch Einrichtung von Cursen begünstigt. Als BüCQüET einst kran]
heitshalber sein Colleg nicht abhalten konnte, bestimmte er F., trotz des«
Widerstreben, da er noch nie öffentlich vor grosser Corona gesprochen, dazu, il
zu vertreten. Der Versuch gelang über Erwarten gut, denn F. sprach zwei Stundi
lang mit grosser Geläufigkeit, schönem Vortrage und in wohlgeordneter Rede n
allgemeinem Beifalle. Dieser Beredtsamkeit verdankte er es, dass ihn Büttc
1784 zum Nachfolger für den verstorbenen Macqüer auf dem Lehrstuhle fi
Chemie am Jardin du roi ernannte, eine Ernennung, die Bütfon nicht zu beren«
hatte, denn F. lehrte hier über 25 Jahre lang mit grösstem Ruhme, der von Fei
her Schaaren von Schülern herbeirief. 1792 ward F. als stellvertretender Deputirt
für Paris in den Nationalconvent gewählt, spielte jedoch in der Politik keine Roll
1799 ernannte ihn der erste Consul zum Mitgliede des Staatsrathea , 1801 wai
er General-Director des öffentlichen Unterrichtes. Als solcher entwickelte er eii
aufreibende, aber segensreiche Thätigkeit, besonders in Gründung zahlreich^
höherer und Communalschulen nach dem Plane N a p o l e o n's. So verdanken ih
die medicinischen Schulen von Paris, Montpellier und Strassburg, 12 Rechtsschale
30 Gymnasien und mehr als 300 Communalschulen ihre Errichtung. Aber die
Stellung untergrub auch seine Gesundheit. Von Napoleon mit der Ausarbeitui
der Decrete über die Universitäts-Organisation beauftragt, vermochte er es nicli
dem Gewaltigen, trotz 25maliger Umarbeitung, Genüge zu leisten. Er fiel i
Ungnade, nahm sich diese sehr zu Herzen, siechte dahin und starb am 16. Decemb
1809 in Folge eines Schlaganfalles. — Es kann hier nicht unsere Aufgabe sei
die hohen Verdienste F. 's um die Chemie im Allgemeinen einer ausführlichen
Betrachtung zu unterziehen. Die Bemerkung genüge, dass es kein Gebiet seiiK
Wissenschaft giebt, dessen Kenntniss er nicht durch vorzügliche ingeniöse Arbeite
gefördert hätte, mag es sich um Analysen zusammengesetzter Körper, um Ed
deckung neuer Elemente, um Auffindung wichtiger Zusammensetzungen handel
Wir müssen uns darauf beschränken, kurz auf diejenigen Beziehungen hinzuweü«
in welchen er mit der Medicin gestanden, und auf die Förderung, welche letztei
seinen Forschungen verdankt. Und da muss vor Allem darauf hingewiesen werdei
dass F., so begeistert er auch die Entdeckungen der Chemie als höchst wichti
für Erkennung und Behandlung der Krankeitsprocesse empfahl, in weiser B
schränkung, ungleich manchen unkritischen, vom Enthusiasmus für das Neue vc
führten Aerzteu, die mit mehr weniger ausgebildeten chemischen Systemen aa
traten, eindringlich davor warnte, den Lebensprocess nunmehr auch nur emseiti
chemisch erklären zu wollen. Er stellte in manchen Krankheiten Versuche mit de
Anwendung des Sauerstoffes an , beschränkte seine Empfehlung aber , nachdem <
ungünstige Erfolge bei Phthisikern erhalten, auf adynamische Krankheiten, ^
Scorbut und Chlorose. Von grösster Wichtigkeit für die Entwicklung der Medici
sind seine Arbeiten in der organischen Chemie, die Analysen des Harns (Eni
deckung des Harnstoffes), des Chylus, der Milch, der Galle, des Blutes, des Spemu
seine Untersuchungen über das Albumin, das Fibrin. Er begründete durch ans
gedehnte Experimente die Lehre von den Blasensteinen, zu welchem Zwecke <
die Aerzte einlud , ihm solche zuzusenden. Er erhielt deren über öOO , die c
sorgfältig analysirto und darnach 5 Hauptcombinationen aufstellte, die er auch nac
ihren äusseren Charakteren zu unterscheiden lehrte. Auch der Analyse der Hei
quellen widmete F. seine Thätigkeit, und die Analyse der salinischen Schwefe
quellen zu Enghien wird zu den Musterarbeiten dieser Gattung gerechnet. F. hat ein
FOURCROY. — FOÜRNIER.
415
grosse Zahl seiner vorzüglichsten Monographien in den verschiedensten französischen
Zeitschriften, wie den Mömoires de TAcadömie des sciences, der Soci6t6 de mödecine
et de rinstitnt, den Annales de chemie n. s. w. veröffentlicht, von selbstständigen
Werken führen wir folgende an: „Systeme des connaissances chimiques , et de
leur application aux phSnom^nes de la nature et de Vart^ (Paris 1801, 8.,
8 voll.) — „L'art de reconnaitre et d^employer lea mddicamens dans les
maladies qui attaquens le corps humain" (Daselbst 1785, 8., 2 voll.) —
„Analyse de Veau sulfureuse d'Enghien^ (Daselbst 1788, 8.) — „M4decine
tdairie par les sciences physiques^ (Paris 1791, 8., 4 voll.) — „Philosophie
chirnique*" (Daselbst 1792, 8.; 1795, 8.; 1806, 8. Berühmtes Hauptwerk, in
fast alle europäischen Sprachen übersetzt) — „M^^motre sur r application de la
chimie ä Part de guirir" (Daselbst 1798, 8.). ^ax Salomon.
Foure, Jean F., um 1770 in Nantes geboren, ging nach hauptsächlich
mathematischen Studien nach San Domingo, wurde dort Arzt der Admiralität und
wandte sich der Bearbeitung der intermittirenden Fieber zu. Erst nach seiner
Rückkehr machte er ein regelrechtes Studium in Paris bis zur Promotion (1802)
durch, etablirte sich in Nantes, machte 1831 — 1835 als Epidemienarzt umfangreiche
Studien über Cholera und starb bald nachdem man ihn in Nantes sehr ausgezeichnet
hatte: 1855. Seine Dissertation handelt über intermittirende Fieber. Aus seinen
hygienischen Berichten (1818, 1827) ist besonders einer über eine Ruhrepidemie
in Nantes (1834) hervorzuheben.
Hahn bei Dechambre. Red.
Ponrnier, Denis F., zu Paris, war aus Lagny gebürtig. Er erfand einige
Instrumente und vervollkommnete eine Anzahl anderer ; auch schrieb er die
folgenden, wenig bedeutenden Schriften: „Explication des bandages etc.^ (Paris
1668, 4., mit 9 Taf.) — „Trait(^ de la gangr^ne et particulihrement de celle
qui survient en la peste^ (Daselbst 1670) — f^Uantiloimotechnie, ou Hart qui
chasse la peste etc,^ (Daselbst 1671, 4.) — „L^oeconomie chirurgicale, pour le
rihabillement des os du corps humain, contenant VostMogie^ la nosost^ologie et
Vapocatastost^logie" (Daselbst 1671, 4.), grossentheils Auszüge aus dem Oribasiüs
nnd Pake — „Uoeconomie chirurgicale , pour le restablissement des parties
molles du corps humain etc.^ (Daselbst 1671, 4.) — „Les principes de Chirurgie^
(1671, 4.) — „Trait^ methodique des bandages"* (1671, 4.; 1678, 8.) —
nVaccoucheur methodique, qui enseigne la mani^re d^opSrer dans tous les
accouchetnens naturels et artificiels, tot, süremeiit et sans douleur^ (1677). —
Es wird ihm eine besondere Geschicklichkeit bei Prothesen nachgerühmt. Er starb
am 15. November 1683.
Index faner. Chirurg. Paria. — Biogr. m6d. IV, pag. 232. — Dechambre
L S^rie, III, pag. 767. G.
Fonrnier, Nicolas F., war Doctor der Facultät zu Montpellier und
lange Zeit Arzt der Charite und des Hötel-Dieu daselbst und gehörte zu denjenigen
Merzten, welche die Regierung 1720 nach Marseille schickte, als eine Pest-Epidemie
iaselbst herrschte. Es wurden ihm noch weitere Missionen in die Provinz Languedoc,
^enn Epidemien daselbst vorhanden waren, übertragen. Er war später Stadtarzt
n Dijon, Arzt der General-Staaten von Bourgogne und Inspecteur der Mineral-
md Medicinalwässer in Frankreich und im Auslande. Noch 1781, als er fast ein
Neunziger war, war er noch als Schriftsteller thätig. Seine Schriften sind: „Diss.
^hysiah-mechanica de naturali catameniorum fluxu^ (Montpellier 1731) —
jMdm, sur les verüables symptomes de la petite-verole^ (Paris 1757) —
jHistoire d'une pSripneumonie putride qui a regnS ä Dijon en 1753^ — „Rist,
tune filvre maligne qui a r4gn6 ä Mdcon en 1758^ — „Observations sur la
lature, les causes et le traitement de la maladie des chiens" (Dijon 1764;
L775) — „Observations et expSriences sur le charbon malin etc,^ (Daselbst 1769) —
416
FOURNIER.
„Observattons sur les ßbvres putrides et malignes etc,^ (Daselbst 1775) — „Obser
vations sur la nature, les causes et le traitement de la fih)re lente ou hectique'
(Daselbst 1781). Auch das Journal de m^decine enthält mehrere Beobachtungei
von ihm, namentlich über Hemeralopie (IV, V).
Dict. hist. II, pag. 375. G.
Fournier, Fran^ois F., genannt de Lempdes, war an diesem Ort<
(Puy-de-Döme) 1783 geboren, begann seine Studien in Clermont-Ferraud und setzti
sie zu Paris und Montpellier fort, wo er 1806 mit der „Diss, sur divers point
de Chirurgie, suivie d'une nouvelle th^orie sur le mdcanisme de la vision'
Doctor wurde. Er Hess sich darauf in Clermont-Ferraud nieder und machte von 1811
an Versuche über Lithotripsie , als deren Erfinder er betrachtet wurde. Er ginj
1817 nach Paris, versuchte seine Instrumente im H6p. Saint-Louis, machte si
aber erst 1826 durch ein in der Akademie der Wissenschaften gelesenes „M^m
sur le broiement de la pierre dans la ve^sie, les sondes droites etc.*' bekannt
Er schrieb darauf: „Lithotritie perfectionnSe, Sondes droites et injections forceet
ExposS de nouveaux procSdds et bandages pour le traitement et la guSrisa
des hemies^ (Paris 1829) — „MSm, sur V avortement^ (Annales de la See. d
m6d. prat. de Montpellier, T. XXVI). Er prakticirte später in Paris und beschäftigt
sich hauptsächlich mit der Behandlung der Steinkrankheit und der Hernien, erfen
verschiedene Instrumente und starb nach 1845.
Sachaile, pag. 305. — Dechambre, 4. S6rie, III, pag. 768. G.
*Pouriiier, Alfred F., geboren zu Paris 1832, Dr. med. 1860, wirt
als Professor der Pariser Facultät, als Arzt des Hospital St. Louis und ist Mii
glied der Akademie der Medicin. Seine auch zum Theil in's Deutsche übersetzte
Schriften sind: yyDe Vur4mie^ — „Le<^ons sur la syphilis^ — „La syphüis d
cerveau^ — „Syphilis et mariage^ — „De Vataxie locomotrice d^origine sypk
litique^ — „Syphilis hdreditaire tardive^. ^^^
Fournier de Pescay, FrauQois F., zu Pau, war am 7. September 177
zu Bordeaux als Sohn von Fran^ois de P., eines Pflanzers auf S. Dominge
geboren, studirte Medicin in Paris, trat 1792 als Chirurgien aide-major in di
Armee, wurde 1794 Adjoint von Saucerotte, dem Chefarzt der Nord- Armee, wa
1796 bei der Armee der Sambre-et-Meuse, Hess sich nach dem Frieden in Brfls«
nieder, wurde bei der dortigen Secundäi^schule Professor der Pathologie und Mii
gründer der Soc. de möd., chir. et pharm, und redigirte als ihr General-Seeretl
die vier ersten Bände der von derselben herausgegebenen Actes, in welchen sie
auch einige Abhandlungen von ihm: „Obs. mM.-chir. sur une maladie vener ienn
invdtSrde^ .... guerie par . . . rob, . . de Lnffecteur^ (1798) und „Obs, su
un placenta renferme dans un kiste^ adkerent ä la matrice etc.^ (Ebendi
befinden. Auch gründete er in Brüssel eine literarische und wissenschaftlich
Zeitschrift, den „Nouvel esprit des journaux" , die Fortsetzung des während de
Krieges eingegangenen „Esprit des journaux" und schrieb einen „Essai historiqu
et pratique sur Vinoculation de la Vaccine^ (Brüssel 1801) — „Du täane
traumatique^ (Daselbst 1803) — „Propositions mMicales sur les scrofalu
suivies de quelques observations sur les bons effets du muriate de baryt^ dan
les affections scrofuleuses^ (Thöse de Strasbourg 1803). Er wurde daran
Chirurgien-major des 1806 errichteten Corps der Gendarmes d'ordonnance , verlies
Brüssel und Hess sich in Paris nieder. Der König von Spanien ernannte ih]
während seines Aufenthaltes in Valencay zum Leibarzt und verlieh ihm späte
eine Pension. 1813 wurde er zum Secretär des Conseil de santö des arm^e
ernannt und redigirte mit BiRON zusammen das Journ. de m6d., chir. et pharm
militaires seit 1815 und das Recueil de mem. de m^dec. , de chir. et de pharm
railit. seit dem 3. Bande und nach Biron's Tode allein bis zum 12. Bande. E
verfasste noch: „Nouveau projet de reorganisation de la m^decine, de U
FOURNIER. — FÖWLER.
417
ckirurgte.et de la pharmacie en France ; etc,^ (Paris 1817); übersetzte, zusammen
mit Begin, Scabpa's „Traue des principales maladies des yeux^ (2 voll., Daselbst
1821), las im Institut einige Abhandlungen, z.B. über das Schnarchen, über den
Eintluss der Musik auf gesunde und kranke Menschen, publicirte eine Anzahl von
Aufeätzen in den Annal. de la Soc. de m6d. de Montpellier, im Journ, univ. des
sc. med. und im Journ. compl^ment. du Dict. des sc. m6d. und verfasete eine
sehr grosse Menge von Artikeln für das Dictionnaire des sciences m^dicales, für
die Biographie universelle und für die meisten literarischen und wissenschaftlichen
Zeitschriften von Paris. Ausserdem liegen einige schönwissenschaftliche Werke von
ihm vor, darunter die Biographie seines Vaters (1822). Später war er noch zu
Port-au-Prince Director des Lyceums für den Unterricht der Aerzte und luspecteur
g^n^ral du service de santö der Republik HaYti , bis er nach Frankreich zurückkehrte
und seinen Aufenthalt in Pau nahm. Die Zeit seines Todes ist nicht bekannt.
Biogr. m6d. IV, pag. 230. — Querard, III, pag. 186. — Calli
XXVIII. pag. 91.
i s e n , VI, pag. 409 ;
G.
Foumier-Descliamps , Jean-Adrien F.-D., zu Paris, war 1796 zu
Savignac (Dordogne) geboren, kam 1815 nach Paris und wurde 1819 daselbst
Doctor mit der These: „Recherches physiologiqties et pathologiques sur Vinfiuence
des passions dans les divers sysi^mes ou appareils d'organes de Vdconomie
anmale". Er widmete sich der Praxis in Paris und hielt einige Jahre lang auch
Curse über Anatomie und Geburtshilfe. Bemerkenswerth ist das folgende, zusammen
mit ROGNETTA herausgegebene „Mim, sur V exstirpation de Vastragale" (1843),
in welchem er diese gegen die Ansicht der berühmtesten Pariser Chirurgen unter-
nommene Operation beschreibt, die er bei einem bei der Eisenbahn-Katastrophe
k'on Versailles 1842 schwer verletzten höheren Eisenbahnbeamten mit Erhaltung
les Fusses ausgeführt hatte. Er starb 1866.
Sachaile, pag. 306. — Dechambre, 4. S6rie, III, pag. 768. G,
Foville, Achille-Louis F., 1799 zu Pontoise (Seine-et-Oise) geboren,
latte Pariset, Rostan und Esqüirol zu Lehrern. Schon vor seiner Promotion
1824) hatte er sich erfolgreich mit Gehirnphysiologie und Geisteskrankheiten
)egchäftigt und wurde bereits 1825 zum Chefarzt des Asyls Saint- Yon in Ronen
Tnannt. 1836 — 1837 unternahm er mit dem Prinzen von Joinville eine Reise
lach Afrika und Amerika und wurde, zurückgekehrt , als Esqüirol 1840 starb,
lessen Nachfolger in Charenton. Seinen berühmten „ Trait4 complet de Vanafomie^
ie la Physiologie et de la pathologie dit Systeme nerveux cirSro-spinal" gab
r 1844 (mit Atlas, Paris) heraus. Mit Delaye hatte er seine Erstlingsarbeit
,Sur les caiLses et le sihge des maladies mentales" (1820) mit Pjnel-Grand-
iHAMP die Untersuchungen über Hirnfunctionen (1822), ausserdem einschlägige
ü^ikel im Dict. de med. et de chir. (1829 — 1836) und viel Casuistisches publicirt.
Ritti bei Dechambre. W.
Fowler, Thomas F., wurde am 22. Januar 1736 zu York geboren,
rlemte die Pharmacie und stand 15 Jahre in seinem Heimath sorte einer Apotheke
or, begab sich dann aber 1774 nach Edinburg, um Medicin zu studiren. Nach
ier Jahren promovirte er mit der Dissertation über die Behandlung der Pocken
ermittelst de« Queeksilbers, Hess sich in Strafford als Arzt nieder, übernahm die
eitUDg des städtischen Hospitals und erwarb sich eine ausgedehnte Praxis. 1791
ehrte er nach York zurück, prakticirte auch hier, nach Befreiung von einem
^hma convulsivum, mit grossem Erfolge und wurde zum Chefarzt des Quäker-
iospitals ernannt, eine Stellung, die er bis zu seinem am 22. Juli 1801 erfolgten
ode inne hatte. F. war ein tüchtiger, gut beobachtender Arzt ; in der Geschichte
er Medicin wird sein Name stets um desswillen einen Platz behaupten, weil
arch sein Wirken der Arsenik, der allerdings schon früher, besonders aber von
Tiacksalbem, angewandt war, das Bürgerrecht in dem Arzneischatze erhielt, trotz
Biogr. Lexikon. II. 27
418
FOWLER. — FOX.
der Warnungen hervorragender Aerzte, für die es Axiom war, dass der Araeni
auch in kleinen Dosen gegeben, stets Siechthum und Tod, wenn auch erst na
längerer Zeit, zur Folge habe. Die Solutio arsenicalis Fowleri ist auch jetzt m
das am meisten angewandte Arsenikpräparat. Seine Hauptschriften sind: „Medic
reports on the effects of tobacco, principally vrith regard to its dturetic qualiu
in the. eure of dropsies and dysurtes^ (London 1785, 8.) — „Medtcal repoi
on the effects of arsenic in the eure of agues, remittent fever s y and perioa
headaehe" (London 1786, 8.) — „Medical reports on the effects of blood-lettin
sudorifics and blistering in the eure of the acute and chronic rheumat'sn
(London 1795; deutsch Breslau 1795). ^^^ Salomon.
*Fowler. Reihe von lebenden englischen Aerzten, aus welcher herv(
zuheben sind: * Robert F., M. R. C. 8. Eng. 1850, M. D. Edin. 1851, früh
Armen- und Feuerwehrarzt in London, Verfasser von „The medical vocalulan
(1875) — „Extensive medical evidence House of Commons Select Commütee i
poor-law relief in England^ (1861 — 1862 , in Poor-Law Medical Reform) n
Casuistik. — *James Kington F., auf dem Kings College in London ai
gebildet und M. R. C. P. Lond. 1880, später im Londoner Middlesex Hospit
hat die pathologischen Berichte über dasselbe 1880 — 1882 herausgegeben,
fungirte vorher (1874 — 1876) am Kings College Hospital und hat ausser ül
Muskelhypertrophie (Clin. Soc. Transact. 1882 — 1883) noch über verschiede
andere klinische Themata geschrieben. — * James F., in Wakefield als Ai
wirkend, M. R. C. S. Eng. 1861, vorwiegend im Londoner St. Thomas Hospi
ausgebildet, später kurze Zeit Militärarzt, hat sich neben der Medicin auch i
Fragen der Industrie und des Kunstgewerbes beschäftigt. Nennenswerth sind a
dem ersteren Gebiet zwei Arbeiten über Wunden der Hohlhand (Med. Tim^ a
Gaz. 1867, resp. Brit. Med. Journ. 1880) und eine Abhandlung über Dammri
(Lancet 1873). w
Fox, Tilbury F., wurde als Sohn des Dr. L.-O. F. in Broaght
1836 geboren, studirte 1853—1858 auf dem Univeraity College in London u
gewann bereits während dieser Zeit die goldene Medaille. Zuerst zum Hou
Surgcon beim Lyiug-in Hospital, später zum Physician-Accoucheur an der Farringfi
General Dispensary ernannt, widmete er sich später dem Specialstudium der Ha
krankheiten und associirte sich alsdann in der Praxis mit seinem Brud
Thomas F. Von einer Reise nach Indien recht leidend zurückgekehrt, Hbema
er 1867 die Stelle am üniversity College Hospital imd betheiligte sich an <
Herausgabe der Lancet. Sein frtlher Tod im Jahre 1879 unterbrach eine Re
beachtenswerther Arbeiten, von welchen specicUe Nennung verdienen: „On phl
masia dolens^ (in den Obst. Transact.) — „Skin diseases of parasitic origi
(London 1863) — „Treatise on skin- diseases** (Daselbst 1864; auch italienr
und französisch) — „On eezema^ (Lettsomian lecture 1869). Endlich gab er
seiner Rückkehr aus Indien eine Schrift über Cholera heraus und veranstalt
1875 eine Ausgabe von Will an 's Atlas der Hautkrankheiten.
Brit. med. Journ. und die anderen Wochenschriften. Jahrg. 1879. ^
Fox, weitere grössere Anzahl englischer Aerzte, von denen noch folgei
Erwähnung verdienen: SimeonF., 1568 — 1642, ausser in Eton und Cambrii
auch in Padua medicinisch ausgebildet und hier promovirt, diente als Militän
in den irischen und niederländischen Kriegen, lehrte später in London Anata
und war mehrere Jahre Präsident des Collegs der Aerzte. — Joseph 1. F., berfihn
Zahnarzt, schrieb über sein Fach ein zweibändiges Werk (London 1803, 2. A
1813) und mehrere Ergänzungen dazu (1806, 1814, 1821, 1836). — Char
J a m e s F., 1799 — 1874, Arzt in Margate und an verschiedenen Londouer Hospitäk
war berühmt als consultirender Arzt, war der Sohn von Joseph 2. F., 1759
Cornwall geboren, der von der Pharmacie zur Medicin übertrat, 1783 — 1789
FOX.
FRACASSINI.
419
jondon Hospital functionirte und später das seinerzeit berühmte „New medical
^ictionary^ (London, spätere Ausgabe 1808) herausgab. — Der Unterscheidung
re^en sei noch James F. namhaft gemacht , welcher als Arzt in Plymouth
.814 — 1820 mehrere meteorologische Arbeiten veröffentlicht hat.
Hahn bei De Cham bre. ^V.
*Fox, Cornelius Benjamin F., in Ilfracombe (Devonshire) , wurde
a Edinburg als Ehrendoctor 1864 promovirt, besuchte neben den dortigen klinischen
instalten die zu Paris und das Kings College in London und wurde M. R. C. S.
log. bereits 1863 , F. R. C. P. Lond. 1880. Seine anfänglich auf Laryngologie
nd Athmungskrankheiten gerichtete schriftstellerische Thätigkeit wandte sich später
er Hygiene zu. Er hat über Wasseranalysen, Flussverunreinigung, Typhusverbrei-
BDg (1875), Krankheitsstatistik (1877), Nahrungsraitteluntersuchung (1878) Arbeiten
lüblicirt, unter denen noch „False diphtheria or spreading quinsy** (Brit. Med.
oum. 1878) anzuführen ist. ^^y
Foy, Franko is F., zu Paris, war 1793 zu Fontaine-sous-Montaiguillon
Seine-et-Mame) geboren, wurde 1817 bei der Pariser Facultät Magister der
harmacie und 1830 Doctor der Medicin. Er ging im Auftrage des polnischen
Somites in Warschau zum Studium der Cholera und zur Behandlung der Cholera-
ranken nach Polen und that sich daselbst durch sein muthiges Verhalten hervor,
lach Paris zurückgekehrt, wurde er Ober- Apotheker des Hop. du Midi und später
es Hop. Saint- Louis bis 1858; auch hielt er lange Zeit Vorträge über Materia
ledica und Pharmakologie. Er veröffentlichte : „Cours de pharmacologie^ (2 voll.,
830) — „flistoire mddicale du choUra-morbus de Paris etc.** (1832) — „Du
hoUra-morbus de Fologne etc.^ (1832), eine von der Akademie der Wissen-
xhaften gekrönte Schrift; femer, ausser einem Handbuch der Pharmacie (1838):
Fonnulatre du mSdecin praticien^ (1843) — „Iraite de matikre midicale et
e thdrapeutique" (2 voll., 1843) — „Manuel dliygüne^ (1845), sowie Artikel
a Censeur m6dical und anderen Zeitschriften. Er starb am 20. April 1867.
Sachaile, pag. 308. — Vapereau, 2. edit., pag. 675: 5. 6dit., pag. XXA'I.
. G.
'^Pracanzano, Antonio F. (Fracantiancs), aus Vicenza, in Padua aus-
ebildet und dort von 1529 ab Professor der Logik, wurde 1539 Professor der
Medicin (1546 Ordinarius) und nahm 1562 einen Ruf nach Bologna an. Jedoch
ehrte er bereits zwei Jahre später nach Padua zurück und starb 1569. Unter
inen Büchern ist neunenswerth nur f^De mirbo gallico liber^ (Padua 1563;
ölogna 1564).
Biogr. m6d. IV. ^ W.
Fracassati, Carlo F., Professor der Medicin, zuerst in seiner Vaterstadt
ologna, dann in Pisa, trieb Anatomie und schrieb; „Dissert. eputolica respon-
^ria de cerebro ad M, Malpigfitum^^ und „Exereitatio epistoUca de lingua
l A. Borellium^ , welche beide mit Briefen Malpighi's zusammen (Bologna
565) herausgekommen sind. Ausserdem rührt eine „Praelectio medica in apho-
8mo8 Hippocratis" (Bologna 1659) von ihm her.
Biogr. m6d. IV. W.
Pracassini, Antonio F., zu Verona, war daselbst am 18. October 1709
boren, war einer der Hauptvertreter der iatro-mechanischen Schule in Italien und
rfasste folgende Schriften: „Tractatus theoretico-practicus de febribus^ (Venedig
'50, 4. ; Verona 1766, 4.) — „Naturae morbi hypochondriaci ejusque cura-
mis meckanica investigatio^ (Verona 1756, 4.) — „Opuscida physiologico-
ihologica y dissertationes tres exhibentia, L De afiectionibus infantiae et
\eritiae, IL De affectionibua senectutis, III, De visionis sensorio^ (Daselbst
63, 4.). Er starb am 5. Juni 1777.
Dict. bist. IT, pag. 379. — v. Wiirzbach, R', pag. 310. 0.
27-^
420 FRACASTORI. — FRANKEL.
/Tracastori, Girolamo F., aus Verona (1483 bis 8. August 155
gleich berühmt als Physiker, Astronom und Dichter, machte sich in den bei^
letzteren Beziehungen hauptsächlich durch zwei Werke bekannt: sein Gredicht ül
die Syphilis und die Schrift über die ansteckenden Krankheiten. Das erst
schildert die Erscheinungen der Krankheit, welche F. von einem Hirten, „Syphilu
herleitet und deren Behandlung in Versen, die eines poetischeren Gegenstant
Würdig wären. Die Schrift von den contagiösen Krankheiten bezeichnet eine nc
Periode der Epidemiologie: die Trennung der typhösen Erkrankungen, zunäe:
des exanthematischen Typhus, von der bis dahin fast alle „bösartigen" Seucli
in sich schliessenden „Pest", Hier. Fracastoriüs, „Syphilis, s, Morbus gallicu
(zuerst Venedig 1530, 4.; dann noch sehr häufig, zuletzt Leipzig 1830, 16. <
Choülant). Ferner mehrere italienische und französische Uebersetzungen. Deutsc
metrische üebersetzung sämmtlicher poetischen Werke F.*s von Chennevili
Hamburg 1858, 8. (216 SS.). „De contagione et contagiosis morbis eorumq
curatione libri III^ (Venedig 1546, 4.) — „Opera^ (Daselbst 1555, 4.; zule
Leyden 1591, 8.). H^ Haeser
Praenkel (oder Fraenckel) Johann Caspar F., geboren in Für
studirte Medicin in Basel, Dr. med., wurde examinirt in Petersburg am 11. Jam
1778; Militärarzt in Nishni - Nowgorod und anderen Städten; war sehr gelel
und sprachkundig, konnte russisch, französisch, deutsch, lateinisch, griechisch n
chaldäisch und hebräisch; wurde am 23. September 1782 aus dem russiscli
Dienst entlassen.
Tschistowitsch, CCCXXV. Stieda
Fränkel, Ludwig F., geboren am 23. Mai 1806 zu Berlin, stodi
daselbst und promovirte am 8. April 1830 (Diss. inaug. „De aquae frigidae t
extertto in morbis internis^ Berlin 1830). Das nächstfolgende Jahrzehnt ^
lebte er, mit der praktischen Ausübung seines Berufes, sowie mit literariscl
Arbeiten beschäftigt (theilweise Uebersetzungen medicinischer Werke aus dem Fr
zösischen und Englischen, z. B. Magendie, „Vorlesungen über die organun
Physik^ — Latham, ;, Vorlesungen über die Symptome als Zeichen^ ; theilwe
selbstständige Werke, wie; „Die specielle Physiologie"* (Berlin 1839 i
mehrere Auflagen)" — „Aerztliche Bemerkungen über die Anwendung (
kalten Wassers in chronischen Krankheiten^ Berlin 1840), in seiner Vatersti
mit Vorliebe das therapeutische Gebiet cultivirend, dem schon seine Dissertat
gegolten, die Wasserheilkunde. 1840 nahm F. einen Ruf des Fürsten y
Reuss als Director der Wasserheilanstalt zu Ebersdorf an, ging 1844 n;
Magdebm'g zur Wahrnehmung der hydropathischen Praxis in dem Kreise
dortigen zahlreichen Anhänger dieses Kurverfahrens und wurde 1848 zum dir
rendeu Arzte an der Heilanstalt des Vereins der Wasserfreunde zu Berlin gewä
Hier entwickelte er nun fast zwei Jahrzehnte hindurch sowohl in der Leitung
Anstalt , wie in der Pflege einer ausgedehnten Stadtpraxis , aber auch literan
eine höchst intensive Thätigkeit, war überhaupt sowohl durch Rührigkeit i
Energie, wie durch hervon'agende geistige Befähigung unstreitig der beruf
Vertreter der Hydropathie. Als solcher ward er auch 1841 von dem Minister v
Ladenberg zu der behufs einer Reorganisation des gesammten Medicinalwce
des preussischen Staates veranstalteten Couferenz hervorragender Aerzte hinzugezog
Die Anträge, welche er hier stellte, und welche unter Anderem die Erbebung
Hydropathie zu einem Lehrgegenstande der Universitäten, sowie die Einriebt
hydropathincher Kliniken betrafen, fanden eine allseitige Unterstützung, fuhi
aber freilich, wie die Berathungen der Couferenz überhaupt, zu keinem praktiM*
Ergebniss. 1867 zog er sich kränklichkeitshalber aus der Stellung an der Waa
heilanstalt zurück, widmete sich ausschliesslich der Privatpraxis und starb
6. Juli 1872. Seine wissenschaftliche Thätigkeit war eine sehr ausgedehnte.
selhstständigen Werken verfasste F. ausser oben genannten: „Das Wesen \
FBANKEL. — FBAENTZEL.
421
ite Heilung der Hypochondrie^ (Berlin 1842) — „Arznei oder Wasser?^
'Magdeburg 1848) — „Behandlung der Fieber, fieberhaften Hautausschläge
ind der primären Syphilis mit Wasser*^ (Berlin 1853) , schrieb zahlreiche
Aufsätze und Kritiken in dem vom Juli 1856 bis Ende 1857 von ihm redigirten
^Journal für naturgemässe Gesundheitspflege und Heilkunde. Mit besonderer
Beziehung zur Wasserheilkunde*^ (Berlin), sowie in den Jahresberichten des
i^ereins der Wasserfreunde zu Berlin und in der „Medicinischen Centralzeitung"
lod wirkte auch popularisirend und propagandirend durch öffentliche Vorträge.
?, war ein sehr tüchtiger, klar blickender Arzt, der die Grenzen seiner Specialität
»rohl kannte, aber auch ihrer Vorzüge sich voll bewusst und diese an's Licht
:u stellen mit grosser agitatorischer Kraft bestrebt. Vieles, wofür er wirkte, ist
etzt fast selbstverständliches Gemeingut der Medicin geworden. ,, ^ ,
^ ^ Max Salomon.
* Franke], Bernhard F., zu Elberfeld am 17. November 1836 geboren,
tudirte in Wtirzburg und Berlin bis 1859, dem Jahre seiner Promotion. Als
►Faktischer Arzt und Privatdocent (seit 1872) in Berlin thätig, erhielt er 1884
[en Titel Professor und veröffentlichte eine Reihe von Mittheilungen laryngo-
hiDOskopischen Inhaltes, sowie Mittheilungen über Tuberculose, darunter „Tuber-
ulose der Chorioidea^ (Jahrb. für Kinderheilk. N. F., II, und Berliner klinische
V'ochenschr. 1872, Nr. 1); auch Arbeiten über Milzbrand beim Menschen, erbliche
Hfformität, multiple Himnervenlähmung in der Berliner klin. Wochenschrift. Sein
literesse füi* ärztliche Siandesangelegenheiten bekundete sich in einer Reihe von
Luföätzen und in der Mitbegrüudung des Deutschen Aerzte-Vereinsverbandes. In
en Jahren 1877 — 1878 war F. Redacteur der Zeitschrift für praktische Medicin.
W.
*Fraeilkel, Ernst F., zu Breslau am 5. Mai 1844 geboren und daselbst,
Dw\e in Berlin und Wien ausgebildet, hatte in der Geburtshilfe und Gynäkologie
esonders Spiegelberg als Lehrer. 1866 promovirt, Hess er sich in Breslau
ieder und wirkt dort seit 1868 als praktischer Arzt, speciell Frauenarzt und
eburtehelfer; seit 1873 als Privatdocent. Schriften: „lieber Flacentarsyphilis^
labilitationsschrift , Breslau 1873) — „Diagnose und ojyerative Behandlung
er Exlrauterinschwangerschaft^ (Volkmann's Sammlung klin. Vorträge, 1882).
emer zahlreiche kleinere Aufsätze geburtshilflichen und gynäkologischen Inhalts
i diversen medicinischen Zeitschriften. W.
*Fraenkel, Albert F., geboren am 10. März 1848 in Frankfurt an der
der, studirte in Berlin, promovirte daselbst 1870, war speciell Schüler seines Onkels
ßAüBE; 1872 — 73 Assistent von Kussmaul; seit 1876 ist er Assistent der zweiten
ledicinischen Klinik der Charit^ zu Berlin (Leyden). 1877 als Docent an der
erliner Universität habilitirt, erhielt F. 1884 den Titel Professor, Seine
•össeren Arbeiten sind folgende : „ lieber den Einfluss der vermindei-ten Sauer-
offzufuhr zu den Geweben auf den Eiweisszerfall im Thierkörper^ (ViRCHOw's
rchiv , Bd. LXVII) — in Verbindung mit Leyden : „ Ueber die Grösse der
ohlensäurevertheilung im Fieber^ (Daselbst Bd. LXXVI) — in Verbindung mit
Geppert: „Ueber die Wirkungen der verdünnten Luft auf den Organismus,
ne Experimentaluntersuchung^ (Berlin 1883, monographisch); verschiedene
einere Untersuchungen über die Pathologie des Stofl^wechsels , sowie klinische
bhandlungen aus dem Gebiete der Krankheiten des Circulationsapparates, publicirt
der Berliner med. Wochenschrift, Zeitschrift für klin. Medicin und Charit6-
[malen. Nach TßAüBE*s Tode gab F. den vierten Band von dessen „Gesammelte
jiträge zur Pathologie und Physiologie" (Berlin 1878) heraus. W.
*Fraeiltzel, Oscar F., zu Meseritz am 4. März 1838 geboren, wurde
f der Berliner Universität als Zögling des Friedrich- Wilhelms -Instituts medi-
lißch ausgebildet, war wesentlich Schüler von Traube und dessen Assistent von
J67 — 1869. Promovirt am 15. März 1860, fungirte F. vom Jahre 1861—1865 als
422
FRAENTZEL. — FßANCHIMONT.
Militärarzt am Ehein, an der russisch-polnischen Grenze und im Feldzage geg«
Dänemark 1864. Seit 1865 war er in Berlin als Stabsarzt und praktischer Ai
thätig. Von 1869 — 1873 war er dirigirender Arzt am Augusta-Hospital ; von 18 <
bis jetzt dirigirender Arzt einer inneren Abtheilung an der Charit^. Seit 1870 Privi
docent, wurde er 1875 ausserordentlicher Professor (für Auscultation, Percussion eU
Laryngoskopie, Lungenkrankheiten). Gleichzeitig ist er Ober-Stabsarzt und Regimenl
arzt. Von ihm erschienen: „Die Krankketten der Pleura^ (in zwei Auflagen) -
yyStructur der spinalen vnd sympathischen Ganglienzellen" (Entdeckung der d
Ganglien umkleidenden Endothelien). Verschiedene Aufsätze über idiopathisel
Herz vergrösseruD gen. In der letzten Zeit umfangreiche klinische Feststellungi
tiber das Vorkommen der Tuberkelbacillen im Auswurf und ihre diagnostiscl
Bedeutung (1883). >v.
^FragOSO, Juan F., zu Toledo, übte mit solchem Erfolge die Medic
nnd Chinkrgiü aus, dass er vom Könige Philipp II. den Titel seines ersti
Arztes und ersten Chirurgen erhielt. Seine Schriften sind; y^De la chirurgia; <
las evaciiaciones 'j antidotario" (Madrid 1581, fol.) — „Chirurgia universi
emendada y ahadida** (Alcala de Henares 1601, fol.; italienische üebersetzm
von Bald. Gbasso, Palermo 1639, fol.) — „Erotemas chintrgicos , en que
ensena lo mas principal de la chirurgia, con su glosa" (Madrid 1570) -
„De succedaneis medicamentis ; quortim est usus in hispanis ofßdnü
(Daselbst 1575; 1583) — „Demedicamentorum compositione** (Daselbst 1575,4.)-
„Discursos de las cosas aroviaticas, arboles, ff Utas que se traen i
la India oriental, y serven al uso de medicina" (Daselbst 1572; lateiniscl
tFebersetzung von ISR. Spachius, Strassburg 1601) u. s. w.
Dict. bist. II, pag. 381. G.
Tramboisiere , Nicolas-Abraham de laF. (bekannter als Fra]
BESABiüS), erhielt in Paris eine Professur am College royal und wurde Leibtr
Ludwig's XIII. Er gilt als grosser Ignorant, besonders bezüglich der Auatoroi
und soll A. Pake in servilster Weise copirt haben. Unter Anderem werden fol^en(
Schriften von ihm aufgeführt: „Canonum et consultationum Hör, III etc,** (Par
1595, 1619; französisch Lyon 1669) — - „Opera medica'' (Frankfurt 1621
französisch Ronen 1631; Lyon 1664; 1669) und Einiges über Bereitung v(
Arzneien (Paris 1613, resp. 1622).
Biogr. med. IV. W.
/Francesco de Piedimonte, aus San Germano (Terra di Lavoro), na«
Anderen aus Verona, wahrscheinlich in der Schule von Salerno gebildet, lebte a
Leibarzt des Königs Robert und Professor an der medicinischen Facultät i
Neapel, wo er am 1. Juni 1319 (?) gestorben ist. — Bekannt ist F. durch ei
sehr umfangreiches, zumeist nach Hippokrates, Galen und Serapion bearbeitet
Werk über die gesammte Heilkunde, welches als „Complementum" zur Practica d
Arabers ALesue im Anhange dieses Werkes (Venedig 1562; 1576; 1584) erschieiK
ist und nächst den Sermones medicinales (Bd. III und VI) von FalcüCCI nnd d^
Practica von Savonarola eine der vollständigsten Darstellungen von dem Zustanc
der Gynäkologie und Geburtshilfe zur Zeit der zweiten Hälfte des Mittelalte]
glebt. — Das in diesem Werke enthaltene Capitel über Bäder ist als „Tractati
de balneis" in der Collectio de balneis (Venedig 1553, pag. 427) abgedrückt
A. Hirsch.
Franchimont de Frankenfeld, Nicolas F. d e F., unbekannten Geburt
Jahres, Professorin Prag, 1684 gestorben, wurde Leibarzt F erdin an d's III. «i
Leopold's I. und Inhaber vieler Ehrentitel, hat aber um die Wissenschati am
durch seine Schriften „Nexus galeno'hip^.ocraticuit de passione hypochondriacc
(Prag 1675) und „Lithotomia medica'^ (Daselbst 1683) nur sehr massige Verdienst
Biogr. med. IV. W.
FBANCIA. — FBANCK.
423
Francia, Alphonsus F., soll seiner Abstammung nach ein Schwede (?)
gewesen sein, stndirte in Bonn 1761 — 1767, Dr. med., erhielt am 20. Februar 1769
nach bestandenem Examen das Recht zur ärztlichen Praxis in Russland; war
MilitHrarzt in Charkow, machte den Feldzug in der Krim mit, war später General-
sUbsdoctor und Divisionsarzt, den 20. Mai 1790 Stadtphysikus in Moskau und
älterer Arzt des Generalhospitals daselbst; er starb am 8. Januar 1797.
Tschistowitsch, CCCXXIII. Stieda.
Francis. Von älteren Aerzten dieses Namens wurde Thomas F. zu
ehester geboren, zu Oxford ausgebildet und erlangte hier 1554 den Doctorgrad.
Er fanctionirte von 1561 ab als Professor in Oxford, wurde nach Hcgh Hodson
Prevost des Queens College und endlich auch Leibarzt der Königin Elisabeth.
— John William F., aus New York, 1782—1840, wurde daselbst 1811 Doctor
und 1833 Professor der Materia medica, später noch — als Nachfolger Rütger's
— Professor der Geburtshilfe und gerichtliehen Medicin. Schon seine Dissertation
„On mercury, embracing kts medtcal history^ (New York 1811) erregte Aufsehen
und wurde 1816 nochmals aufgelegt. Viele Fälle interessanter pathologisch-
anatomischer Funde publicirte er in den Transact of the Litt, and Phil. Soc. of
New York (1820), sowie im Med. Recorder (1821).
Hahn, resp. Dnreau bei Dechambre. W.
Francis, Charles Richard F., M. B. Lond. 1843 und gleichzeitig
M. R. C. S. Eng., wurde M. R. C. P. London 1878. Er war längere Zeit Militär-
arzt, auch in Bengalen als solcher und als Mitglied der Universität in Calcutta
thätig (Ende der Sechsziger-Jahre) , wo er speciell die Lehrfächer der inneren
Klinik und der Geburtshilfe vertrat. Auch gab er die ludian Med. Gazette mehrere
Jahre heraus. Neben Instructionen fllr die Aerzte in Indien und mehr populär
gehaltenen Skizzen veröffentlichte F.: yy Endemie plague in India^ — „Enteric
fever in India*^ — „Medical icovien for India" in der obgenannten Zeitschrift.
Ausserdem brachte die Lancet von ihm Aufsätze über Hitzschlag, Neuralgie u. A.
W.
/Francisci, Johann F., zu Ripen (Jtitland) 1532 geboren, studirte in
Kopenhagen, Frankfurt a. d. Oder, Rostock und Heidelberg, erwarb in Frankreich
den Doctortitel und, nach Kopenhagen zurückgekehrt, eine Professur der Medicin
1551. Später wurde er Generalinspecteur des öffentlichen Unterrichts und starb 1584.
Abgesehen von einigen Uebersetzungen des Hippokrates und Galenüs, gipfelt
seine medicinisch - schriftstellerische Tbätigkeit in dem „De oculorum fabrica et
coloribus Carmen^ (Wittenberg 1551), einem seiner zahlreichen lateinischen Gedichte.
Biogr. med. IV. W.
Franciscus de Accoltis, Fr. de Arezzo, Franciscüs Aretinüs, s. Accolti.
Franck, Johann Ludwig F., geboren am 7. März 1834 im Herzog-
thum Meiniugen, siedelte mit seinen Eltern nach Bayern über, absolvirte die
Mflnchener Thierarzneisohule und wurde nach verschiedenen Civil- und Militär-
anstellungen als Thierarzt 1864 als Professor an die eben genannte Anstalt berufen,
an welcher er bis zu seinem am 4. April 1884 erfolgten Tode thätig war. Rufe nach
Giessen (1868), nach Proskau (1873), nach Halle (1876) hatte er abgelehnt. Ausser
seinem in's Russische, Italienische und Französische übersetzten „Handbuch der
Anatomie der Hausthiere*^ (Stuttgart 1871 ; 1883) hat er besonders in der „Wochen-
schrift für Thierheilkunde" und in der „Deutschen Zeitschrift für Thiermedicin" (die
er mit Bollinger 1874 begründete) eine grosse Anzahl Arbeiten zur Anatomie,
Pathologie und pathologischen Anatomie der Hausthiere geliefert. Als Specialgebiet
^ab er durch sein „Handbuch der thierärztlichen Geburtshilfe^ dieser Disciplin
eine ganz neue Begründung und cultivirte aufs Eifrigste auch die Lehre von den
Fhierseuchen vom Standpunkte der Mikrobiologie aus.
Bollinj^er in der Deutsch. Zeitschr. f. Thienned., Bd. X., 1884 W.
424
FRANCK. — .FRANCO.
Franck de Franckenau, Vater und Sohn, Georg F., der Vater» wurde z
Naumburg am 3. Mai 1643 geboren, studirte in Leipzig Philosophie und die schöne
Wissenschaften, begab sich 1661 nach Jena und ward dort als Poet gekrönt fil
seine bedeutenden dichterischen Fähigkeiten in der deutschen, lateinischen, griechische
und hebräischen Sprache. Er wandte sich nun dem Studium der Medicin zu an
machte in kurzer Zeit darin so rapide Fortschritte, dass seine Lehrer ihm bald de
Unterricht in der Anatomie, Chemie und Botanik anvertrauten. In Strassbnrg, wo I
sein Studium beendigte, ward er 1666 zum Doctor promovirt und folgte 1671 einei
Rufe als Pi'ofessor nach Heidelberg ; bald darauf wurde er zum Leibarzt des Chui
forsten ernannt. Die Kriegsunruhen veranlassten ihn, 1688 Heidelberg zu verlassen un
nach Frankfurt a. M. zu gehen, von wo ihn der Churfürst von Sachsen als Professc
an die Universität Wittenberg zog. Doch verliess er nach einigen Jahren auc
diesen Aufenthaltsort, um, den glänzenden Anerbietungen des Königs von Dänemar
folgend, als dessen Leibarzt in Kopenhagen seinen Wohnsitz zu nehmen und star
dort, inzwischen vom Kaiser geadelt, am 16. Juni 1704. F. war ein Mann vo
vielseitigem Wissen und grosser Belesenheit, aber ohne bedeutendes Urtheil. Die*
Kriterien kennzeichnen auch seine medicinischen Schriften, deren er eine gross
Menge, besonders in Form von Dissertationen, hinterlassen hat, die in der Biograph!
medicale verzeichnet sind. Sie haben wenig wissenschaftlichen Werth.
31 a X S a 1 0 m 0 n.
Georg Friedrich Franck de F., der Sohn, war 1669 zu Strassbur
geboren, stadirte in Heidelberg, wo sein Vater damals eine Professur bekleidett
Nach einem Aufenthalte in Holland und England doctorirte er 1692 in Jena un
war nachher eine kurze Zeit Prof. extraord. in Wittenberg, bis er 1695 zusamme
mit seinem Vater, der als königlicher Leibarzt angestellt wurde, nach Kopenhage
kam und hier 1701 eine mcdieinische Professur erhielt. Er war ein fleissigc
Universitätslehrer. Seine Biographie und Verzeichniss seiner nicht zahlreiche
und auch nicht besonders wichtigen Schriften in IXGEBSLEV. Er starb 1732.
Pet ersen.
Francke, Karl Gottlob F., geboren am 10. Mai 1807 zu Leipzii
studirte vom October 1826 ab daselbst Medicin und ging 1831 als Arzt zu d(
polnischen Armee nach Warschau, nach dessen Erstürmung durch die Russen <
noch längere Zeit in den dortigen Hospitälern thätig war. Er liess sich später i
Leipzig nieder, wo er als praktischer Arzt, namentlich im Gebiete der Chirurgi«
schnell in weitesten Kreisen gesucht und geschätzt wurde. Seine akademisct
Thätigkeit begann F. als Docent für Chirargie im Jahre 1840, zum Profess<
wurde er 1847 ernannt, nachdem er schon seit 1845 die Leitung der chirurgisch«
Poliklinik übernommen hatte, in welcher Stellung er bis zu seinem am 22. Decemb<
1861 an chronischer Pneumonie erfolgten Tode verblieben ist. F. hat in Folge sein<
ausgedehnten praktischen Thätigkeit, ausser seiner Inaugural-Dissertation („ Histon
femorts exarticulati^ , Leipzig 1835) und mehreren chirurgischen Artikeln in Enc]
klopädien keine Arbeiten veröffentlicht, er war aber wegen seines klaren, namentlic
ausserordentlich praktischen Vortrages ein vortrefflicher und sehr geschätzter Lehre
Winter.
Francke, Johann F., geboren 1648, war berühmter Arzt in Ulm, ^
er auch 1728 starb. Er beschäftigte sich mit Vorliebe mit der Materia medie
welcher auch seine mit Gelehrsamkeit, aber geringem Judicium gearbeiteten SchrifU
gewidmet sind, deren Titel die Biographie medicale verzeichnet. ^^^ Salomon
j
Franco, Pierre F. Ueber dieses berühmten französischen Chirurg«
Lebenslauf weiss man nur so viel , als sich aus seinen beiden Traites entnehme
lässt. Sein Greburtsort war Turriers bei Sisteron in der Provence. Wie Albbb
wahrscheinlich richtig vermuthet, dürfte F. 's Geburt in die Zeit um das Jahr 15C
fallen. Er ging aus dem Stande der herumziehenden Bruch- und Steinschneid<
hervor, denn er zählte sich zu diesem, wie sich aus zahlreichen Stellen sein<
FRANCO. — FRAN(?(>IS.
425
8chrifteQ entnehmen lässt. Eine Zeit lang zog er auch als Operateur herum, denn
er erwähnt , dass er in der Provence , in Burgund und in der Schweiz operirt
habe. Eine geraume Zeit seines Lebens brachte er in fixer Stellung zu, denn er
nennt sich auf dem Titel des Petit Trait^ „Chirurgien de Lausanne". Er war
damals (1561), wie dies auch FabriciüS HildanüS in seiner „Anatomiae prae-
stantia et utilitas etc." sagt, bei der hohen Schule zu Lausanne bestellter Chirurgus.
Er soll auch den Städten Lausanne und Freiburg Skelete, die er mit kunstreicher
Hand verfertigt, geschenkt und überhaupt in der Anatomie vortrefflichen Unterricht
gegeben haben. Da Lausanne um die Zeit, als F. dort wirkte, den Bemer Herren
unterthänig war, so ist sein Petit Trait6 auch diesen dedicirt. Späterhin lebte er
in seinem Heimatlande in Orenge, denn in seinem grossen Trait6, der 1561 in
Lyon erschien, führt er sich an als „Pierro Franco de Turriers en Provence,
demeurant a present ä Orenge". Wie schon Malgaigne vermuthet und auch
Albert annimmt, war F. Protestant. Sein Todesjahr ist unbekannt. Ohne Zweifel
starb er im letzten Drittel des 16. Jahrhunderts. — Gehörte auch F. nur der Gilde
der ihrer Zeit nicht hochgeachten herumwandemden Bruch- und Steinschneider
an, war demzufolge, wie sich dies aus der Schreibweise und dem Inhalte seiner
Schriften entnehmen lässt, seine allgemeine wissenschaftliche Bildung auch nur eine
mangelhafte, so zählt er dennoch zu den ingeniösesten Chirurgen des 16. Jahr-
hunderts. Er ist der Erste, der über die Hemiotomie bei incarcerirten Brüchen
gpricht und der den hohen Steinschnitt, den „Apparatus altus", erfand. Seine
Schriften, die von einer ungewöhnlich praktischen Bildung sprechen, haben längst
in den Annalen der Chirurgie ihre hohe Würdigung gefunden. Sie verdanken
ihren Ursprung der Absicht, der Cliarlatanerie seiner Zeit einen Damm entgegen-
zusetzen und angehenden Wundärzten die wichtigsten Heilmethoden auf eine leicht
fassliche Weise vorzuführen. Dabei schlägt F. den lobenswerthen Weg ein, jedem
einzelnen Abschnitte das Anatomische der betreffenden Theile vorauszuschicken
und in der Darstellung des Heilverfahrens selbst nur auf Dasjenige hinzuweisen,
was er selbst in seiner 33jährigen Erfahrung bewährt kernten gelernt hatte.
Während sein kleiner, 1561 erschienener Trait^ nur chirurgischen Inhaltes ist und
hauptsächlichst blos die operative Behandlung der Hernien und des Blasensteines
umfasst, stellt sein grosser Trait^ von 1561 gleichsam ein Hand- und Lehrbuch
vor, das die ganze Chirurgie, Geburtshilfe und Augenheilkunde im Umfange der
damaligen Zeit bespricht. F. war, wie sich aus diesem Werke entnehmen lässt,
der Erfindung der Geburtszange nicht ferne, denn im 86. Capitel erwähnt er einen
dreiblätterigen Spiegel (abgebildet auf pag. 399) , in den der Kopf der Frucht
hineingeleitet werden soll, um dann durch Anziehen des Speculums den Kopf und
damit die ganze Frucht zu extrahiren. Welchen Werth seine zwei Schriften (mehr
als diese verfasste er nicht) ihrer Zeit besassen, lässt sich daraus entnehmen, dass
selbst der hochangesehene, berühmte Ambrosius Pake sich nicht scheute, hier und
ia aus F. zu schöpfen, allerdings ohne den tiefstehenden, geringe geachteten Stein-
imd Bruchschneider zu nennen. F. 's Werke sind heutzutage sehr selten, namentlich
?ilt dies vom y, Petit TraüS*^ und erwarb sich Albert durch die Wiederherausgabe
dieses Werkes (Deutsches Archiv für Geschichte der Medicin , Bd. IV und V,
1881 , 1882) grosse Verdienste um die Geschichte der Medicin. Welchen hohen
dssenschaftlichen und historischen Werth die F. 'sehen Werke besitzen, erhellt
iarans, dass sie schon von RoüSSET, Paul Portal, später von Halleb, in neuer
ind neuester Zeit von Malgaigne, Gyergyai (Deutsches Archiv für Geschichte
ler Medicin, Bd. HI , 1880) und Albert entsprechend gewürdigt werden. (Die
Biographien in der Biogr. univers. und Biogr. m6d., Bd. XV, pag. 449, und Bd. IV,
)ag. 242, sind sehr oberflächlich gearbeitet.) Klein wacht er.
Frangois, Andr6 F., zu Paris, war um 1775 geboren, wurde 1804 in
Paris Doctor, nachdem er als Militärarzt sich 1802 und 1803 in San Domingo
lufgehalten und daselbst sich mit dem gelben Fieber näher bekannt gemacht hatte.
426
FRANgOIS. — FRANK.
Er schrieb tiber dasselbe „Observattons et riflextona sur lafiHrejaune^ (Leröuj
Joarn. de m6d. 1803); femer seine „Diss. inaug, sur la fi^vre jaune, ohaerci
h Saint 'Domingue pendant ha annSes XI et Xil^ (1804) und später noch eii
mal, nachdem er es 1821 in Barcelona von Neuem zu beobachten Gelegenhe
gehabt hatte, zusammen mit Bally und Pariset: „Histoire midicale de l
fih're jaune etc.^ (Paris 1823), wie er auch aus dem Spanischen die Meinunge
einiger spanischen Behörden und hervorragenden Aerzte über die Contagiositi
desselben (Nouv. Journ. de m6d. 1822) tibersetzte. In Paris wurde er Arzt d(
Hospice des Incurables und des Höp. Saint-Louis. Von andei*weitigen Schrifte
und Arbeiten sind zu nennen: yyObservcUions sur Vemploi de Vextraü de laüui
f altes ä Vhöpital de la Pitie etc." (Paris 1825) — „Notice sur Vipidhnie ri(^
nante h Parts, depuis le mois de juin 1828" (Daselbst 1828) — „Observaim
de gangrhie des cxtrSmüSs inf^teures, cau$4e pnr Vusage du seigle ergoü
(Sedillot, Rec. p6riod. de la Soc. de m6d. de Paris, T. LVIII) — y^l^e l
thridace" (M6m. lu ä TAcad. roy. de m6d. 1825) — mit Caventoü etc. : „Lea
de Selters" (Paris 1826) — mit Caventoü und Pelletier: „Recherches su
les propinMs chimiques et medicales de la racine de cainca" (Journ. de chimi
m6d. 1830). Ausserdem Artikel in den Arch. g6n6r. de möd. , Journ. de m6<
prat. de Bordeaux, Journ. de pharm., Revue m^dic, den Transact. m6dic. u. s. v
Er starb 1840.
Dechambre, 4. Ser., T. VI, pag. 8. — Callisen, VI, pag.430; XXVIII, pag. 10(
G.
Frangois, Victor- Joseph F., zu Mons in Belgien, war 1790 zu Lill
geboren, wurde 1813 zu Paris Doctor, prakticirte lange Zeit mit Auszeichnung a
dem angegebenen Ort und ist der Verfasser der folgenden classisch gewordene
PreisRchrift : „Essai sur les gangr^nes spontan^es. Ouvrage couronne en 183
par la SocieU royale de medecine de Bordeaux" (Paris et Mons 1832). Er lu
sich auch als Dichter versucht.
Dechambre, 4. Ser, T. VI, pag. 8. — Callisen, XXVIII, pag. 100. G.
Frangois, Henri-Auguste F., zu Robertsau bei Strassburg, war 181
in Hannover von französischen Eltern geboren , erhielt seine Ausbildung ii
Instructions-Militär-Hospital zu Strassburg, erlangte daselbst 1837 auch die Docto;
würde mit der These „Essai sur les ßh^res intermittentes" und wurde einig
Jahre später Communalarzt in dem genannten Orte, wo er durch seine ThStigke
und seine Rathschläge es dahin brachte, die Umgegend wesentlich gesunder i
machen und den seit undenklichen Zeiten daselbst herrschenden endemü;ch€
Cretinismus zu verringern. Er schrieb noch die folgende interessant« und ve
dienstliche Abhandlung tiber die Wirkung der comprimirien Luft auf den Organismui
^Dts effets de Vair comprimi sur les ouvriers traicaillant dans les cafssot
servant de hase aux piles du pont du Grand- Rhin" (Annal. d'hyg. publ. 1860
Er starb 1873.
Dechambre, 4. Ser., T. VI, pag. 9. 0.
Frank, Johann Peter F., wurde am 19. März 1745 zu Rotalben i
^ der Nähe von Zweibrttcken geboren , besuchte die Schule in Rastatt und Bocke
heim, studirte 1761 Philosophie in Metz, im nächsten Jahre in Pont-ä-Mousst
und erhielt hier auch 1763 die Doctorwürde der Philosophie. Von seinen Eltci
zum Theologen bestimmt, setzte er es doch durch, sich dem Studium der Medic
widmen zu dttrfen und bezog zu dem Ende die Universität Heidelberg. 1785 v«
tauschte F. Heidelberg mit Strassburg, kehrte aber im nächsten Jahre nach Heid<
berg zurück, machte seinen Doctor (Diss.: „De cunis ivfantum" [von Profess
Gattenhof geschrieben]) und begab sich in seine Heimath, um sich der Praxis \
widmen, ging aber bald nach Bitsch. Da diese Stadt französisch war, so sah
sich gezwungen, auf der französischen Universität Pont-ä-Mousson sich noch einm
einem Examen zu unterwerfen. Nach Verlauf von zwei Jahren siedelte er nai
FRANK.
427
Baden-Baden über, das ihm einen grösseren Wirkungskreis bot, und nach weiteren
zwei Jahren, 1769, nach Rastatt, wohin er als Garnisons- und Stadtarzt versetzt
war. 1772 folgte er einem Rufe des Fürstbischofs von Speier als Stadt- und
Landphysicns nach Bruchsal und ward bald darauf zum Leibarzte des Fürstbischofs
ernannt In Bruchsal hielt F. anatomische und chirurgische Vorlesungen für Wund-
ärzte und gründete ein Institut zur Bildung von Hebammen, an dem er neun
Jahre als Lehrer fungirte. Im Jahre 1779 erschien der erste Band seiner „Medi-
emscken Polizei^ , das Hauptwerk seines Lebens , das er schon bald nach dem
Examen in Angriff genommen hatte; 1780 folgte der zweite, 1783 der dritte
Band. 1784 erhielt und nahm F. eine Berufung als Professor der medicinischen
Klinik nach Gröttingen an, konnte jedoch das Klima nicht vertragen und begab
sich nach Pavia, wo er 1786 als Kliniker TissoT ersetzte und zum Director des
Hospitals, sowie zum General-Director des Medicinalwesens in der Lombardei und
zum Protophysicus gewählt wurde. 1788 erhielt er die Aufsicht über sämmtliche
Krankenhäuser in der Lombardei und dem Herzogthum Mantua , entwarf im
Regierungsaufträge einen neuen Studienplan für die Universitäten, inspicirte, hielt
Vorlesungen, g^b den vierten Band der „Medicinischen Polizei" heraus, kurz
entwickelte eine enorme Thätigkeit und erwarb sich einen Ruf, der zahlreiche
Schüler nach Pavia zog. Im Jahre 1792 erschien der erste Band seiner „Epitome",
jenes berühmten, das ganze damalige klinische Wissen umfassenden, mit Kritik und
Gelehrtheit abgefassten Buches. 1795 wurde F. nach Wien zur Regelung des
Militär-Sanitätsdienstes berufen und zum Director des allgemeinen Krankenhauses
and klinischen Professor mit dem für jene Zeit ausserordentlich hohen Gehalte
von 5000 Gulden ernannt. Seine Wirksamkeit ward eine fruchtbare, segensreiche.
Er sorgte für Verbesserung der ganz unzulänglichen klinischen Anstalten, traf in
Betreff der Verwaltung des allgemeinen Krankenhauses die vortheilhaftesten Ver-
änderungen, gründete ein pathologisch-anatomisches Museum und setzte die Er-
nennung eines pathologischen Prosectors am Krankenhause (Vetter) durch, führte
somit die pathologische Anatomie an der Universität ein. Daneben wirkte er
mit Hingabe und grossem Erfolge als Lehrer. Sein unterhaltender, lichtvoller und
lehrreicher Vortrag, seine ausgezeichnete Lehrmethode führten nicht allein zahl-
reiche Studenten, sondern auch viele junge Aerzte des Auslandes nach Wien, um
hier ihr Wissen und Können unter F. 's Leitung heranreifen zu lassen. Schliesslich
ist noch seiner unermüdlichen Thätigkeit als Arzt zu gedenken, die von der mit
dem grössten Vertrauen auf ihn blickenden Bevölkerung Wiens in ausgedehntestem
Maasse in Anspruch genommen wurde. AU' die grossen Verdienste verhinderten
jedoch nicht, dass F. offen und geheim angefeindet wurde, theils von der Geist-
lichkeit, die ihn verfolgte, weil er in der „Medicinischen Polizei" gegen das
Priester- Cölibat aufgetreten war, theils (selbstverständlich) von neidischen Collegen.
Kam es doch sogar so weit, dass man ihn anklagte, durch Duldung der Brown 'sehen
Heilmethode den Procentsatz der Sterblichkeit im allgemeinen Krankenhause erheb-
lich vermehrt zu haben. F. sehnte sich daher fort von Wien und folgte 1804
gerne einem Rufe als Professor der Klinik nach Wilna, zugleich mit seinem Sohne
Joseph, der dort die Professur für Pathologie erhielt. Ob übrigens die Anfein-
dungen das allein Bewegende zum Fortgange von Wien waren, möchte vielleicht
nicht so apodiktisch zu behaupten sein. Durch das ganze Leben F.'s geht ein
Zug von Veränderungslust, von Unstätheit und Unruhe. Nirgends hält er es
lange aus ; bald ist der Grund des Wegzuges da , bald jener. Es scheint uns,
dass man diesen C^arakterzug F.'s bei Betrachtung seines Lebensweges durchaus
nicht ausser Acht lassen darf. Zehn Monate nach seiner Installirung in Wihia
zog F. schon fort nach St. Petersburg, wohin er vom Kaiser Alexander als
Leibarzt und Professor an der medicinisch-chirurgischen Akademie berufen wurde.
Doch Kränklichkeit bewog ihn, 2^3 Jahre später, seinen Abschied zu nehmen und
1808 mit einer russischen Pension von 3000 Rubeln nach Wien zurückzukehren,
wo ihn im folgenden Jahre Napoleon consultirte. Die von diesem intendirte
428
FRANK.
Berufung F. 's nach Paris als Leibarzt scheiterte an Intriguen , an den politische!
Ereignissen und vielleicht auch an dem Widerstreben F.'s. Letzterer begab sich nad
Freiburg , wohin sich seine Tochter verheirathet hatte , vertauschte aber bereit
1811 diesen Aufenthalt mit Wien, bewogen wohl durch den Tod der Tochter und di
seinem praktischen Thätigkeitsdrange keinen Spielraum bietende Kleinstadt. In Wiei
widmete F. sich seinen literarischen Werken, der „ Medicmischen Polizei^ uq(
der „Epitome^^ und vor Allem einer ausgedehnten, die höchsten Üesellschaftsclassei
umfassenden consultativen Praxis. Er starb am 24. April 1821, tief betrauert voi
der ganzen Bevölkerung. — F. gehört unstreitig zu den hervorragendsten Aerztei
aller Zeiten. Er war ein mit bedeutender Geisteskraft, Kritik und glücklichste
Beobachtungsgabe ausgertisteter Forscher, durchaus vertraut mit dem Wissen seine
Zeit, erfüllt von Liebe zu seiner Wissenschaft und Kunst, von Liebe zu seine
Mitmenschen ; daher auch ein Verkündiger der erhabenen Grösse der Medicin, de
ethischen Medicin. F. war der Mann der Praxis, der wissenschaftlichen Empirie
die," mit allen Hilfsmitteln der Kunst vertraut, das Verderbliche der theoretische]
Einseitigkeit der Schulsysteme erkannt hat und mehr Werth auf das Heilen eine
Krankheit als auf sophistische Hypothesen über das Wesen der Krankheiten ii
Allgemeinen legt. Alle diese seine Vorzüge finden sich in seinem medicinischei
Hauptwerke, der „Epitome" vereinigt, die, ein unstreitig classisches Werk nac
Inhalt und Form, noch Jetzt die Aufmerksamkeit der Aerzte in Anspruch z
nehmen berechtigt ist. Nur in einem Falle ward er, der nüchterne Beobachtei
der Verächter aller Dogmenmedicin, seinem Principe, freilich auch nur theoretiscl
ungetreu, nämlich dem Brownianismus gegenüber. In der Vorrede nämlich, die c
zu dem Buche seines dem Brownianismus ergebenen Sohnes Joseph „Rati
instituti clinici Ticinensis" schrieb, urtheilt er sehr milde und nicht gerad
ablehnend über diese Schule. Eine Erklärung findet diese Thatsache darin, das
F. als Eklektiker das Gute nahm, wo er es fand, es auch nicht verschmäht«
wenn es in sophistischer Einkleidung ihm geboten wurde. Wenn sein Urthe
über den Brownianismus vielleicht etwas günstiger ausfiel, als ein unbefangene
Abwägen ihm wohl dictirt hätte, so möge man bedenken, dass die Liebe z
seinem Sohne ihn etwas befangen gemacht hatte, wie J o s e p h F. in seiner Praxi
medica selbst zugiebt („amore paterno ergo nos ducto"). Dass er aber auch prai
tisch in seiner Klinik sich gänzlich dem BiiOWN*schen Systeme unterworfen hätte
ist eine Verleumdung seiner Widersacher. Um die öffentliche Gesundheitspileg<
von ihm „medicinische Polizei" genannt, hat F. sich unvergängliche Verdienst
erworben. Während dieselbe bisher stets mit der gerichtlichen Medicin vereinig
gewesen und abgehandelt war, suchte er zuerst sie als selbstständige Disciplin davo
zu trennen und ihre Grenzen festzustellen. Sein „System der medicinischen Polizei
gehört an Umfang und Inhalt zu den bedeutendsten derartigen Werken, die j
erschienen; es ist die Grundlage für alle künftigen Arbeiten auf diesem Gebid
geworden. Freilich muss mau auch zugeben, dass selbstverständlich noch manch
Mängel ihm anhaften, so z. B. die unvollkommene Trennung der beiden Spartei
die ungenügende Unterscheidung zwischen privater und öffentlicher Hygiene, sei
bureaukratischer, absoluter Standpunkt, welcher der Polizei eine fast nnumschränkl
Macht einräumte. Aus der grossen Zahl der Schriften F.'s heben wir die wicl
tigsten hervor; „System einer vollständigen medicinischen Polizey*^ (Bd. I — 1\
Mannheim 1779—1788; 2. Aufl. 1783—1804; Bd. V, Stuttgart 1813; Bd. \
in 3 Abtheilungen , Wien 1817 — 1819, 8.) — „De curandis haminum morb\
epitome, praelectimiibvs academicis dicata^ (Mannheim, Stuttgart und Wie
1792 — 1821, 8., 6 Bde.; daneben deutsche, französische, italienische Uebe
Setzungen und mehrfache Auflagen) — „Delectics opusculorum medtcorui
antehac in Germaniae diversis academiis editorxim^ (Pavia 1785 — 171>3, 8
12 Bde.) — „Opuscida medici argumenti antehac seorsim edita^ nunc coUectQ
(Leipzig 1790, 8.) — „Interpretationes clinicae observationum selectarum
(Tübingen und Stuttgart 1812, 8.) — .jOpuscula posthuma, a Josepho fili
FRANK.
429
nunc primiim edita^ (Wien 1824, 8.) — „Biographie^ y von ihm selbst geschrieben
(Wien 1802, 8.).
Max Salomon, Geschichte der Glycosiirie von Hippokrates bis zum Anfange des
19. Jahrhunderts. Leipzig 1871, 8., pag. 85 ff. *— Heinrich Rohlfs, Geschichte der
deutschen Medicin. 2- Abthl, Stuttgart 1880, 8., pag. 127 ff. Max Salomon.
Frank, Joseph F., Sohn des Johann Peter F., geboren zu Rastatt
am 23. December 1771, studirte in Pavia und Mailand Medicin und machte 1791
seinen Doctor in Pavia. 1794 ward er als Repetitor und Assistent seines Vaters
an der medicinischen Klinik zu Pavia angestellt und leitete dieselbe, als 1795
Jener einen Ruf nach Wien erhielt, ungefähr ein Jahr, worauf er (1796) seinem
Vater nach Wien folgte und dort als Primararzt in das allgemeine Krankenhaus
eintrat. Im Jahre 1803 machte F. eine Studienreise durch Frankreich, England
und Schottland , wortlber er später einen gehaltvollen Bericht veröffentlichte , und
erhielt im folgenden Jahre die Professur für Pathologie an der medicinisch-chirur-
gischen Schule zu Wilna, die er im nächsten Jahre, nach dem Fortgange seines
Vaters nach St. Petersburg, mit der klinischen Professur und Direction des Kranken-
hauses vertauschte. In dieser Stellung wirkte er 18 Jahre, bis zum Jahre 1824,
wo Kränklichkeit, besonders auch eii^e grosse Augenschwäche, ihn seine Pensionirung
nachsuchen Hessen. Den Rest seiner Tage verlebte er in seiner Villa am Como-
See, nach Kräftigung seiner Gesundheit mit medicinischen und allgemein wissen-
schaftlichen Arbeiten beschäftigt und starb am 18. December 1842. — Ungleich
seinem durch nüchternste Beobachtung sich auszeichnenden Vater, war Joseph F.,
besonders im Beginne seiner Laufbahn, ein mehr excentrischer, sich dem ersten
Enthusiasmus überlassender Charakter. Es ist daher nicht zu verwundern, dass
er, nachdem er die verführerische, vornehmlich die jüngere medicinische Welt durch
ihre scheinbare logische Entwicklung und wahrheitsähnliche Einfachheit umstrickende
Lehre Brownes kennen gelernt, auch sofort zu ihrer Fahne schwur und literarisch
für sie kämpfte; und nicht ohne Erfolg, denn der grosse, allgemein verehrte
Name seines Vaters war ihm die beste Empfehlung. Noch nicht 23 Jahre alt,
veröffentlichte er 1794 einen Brief im Giorn. fisico-med. di BRnONATELLT, Vol. IV:
^Lettera sulla dottrina die Broten al Sign. Brugnatelli" , worin er als
schwärmerischer Vertheidiger des Brownianismus auftritt; 1795 folgte die Ueber-
setzung von R. Jones* „An inquiry into the State of medecine^ (Ricerche sullo
State della medicina etc., Pavia 1795) und 1796: „Lettera ad un amico sopra
(liver.n punti dt medicina, interessanti anche i non medici^ (Daselbst 1796),
aus diesem letzteren Briefe spricht allerdings nicht mehr der fi'ühere unbedingte
Lobredner ; es kommen doch auch Einwendungen zur Geltung. Das grösste Auf-
sehen und die hauptsächlichste Propaganda für das BROWN'sche System machte
aber seine „Ratio instituti clinici Ticinensis an, 1795, praefatus est J. Peter
Frnnk^ (Wien 1797, 8.; Venedig 1799. Deutsch: j^Heilari der klinischen
Lehranstalt zu Pavia" Wien 1797), und zwar vornehmlich wegen der Vor-
rede seines Vaters. Dieser, augenscheinlich verführt durch übergrosse Liebe zu
seinem Sohne, die sich auch in den Lobpreisungen auf denselben offenbart, trat
in der Vorrede, freilich mit einer gewissen Reserve und Zweideutigkeit im Aus-
dnicke, zu Gunsten des BROWN^schen Systems in die Schranken und erregte
dadurch einen grossen Jubel unter den Brownianern. Solche Parteinahme kam denn
auch dem Inhalte des Buches von Joseph F. zu Gute und verlieh ihm Autorität.
In dieser Arbeit finden sich aber ebenfalls manche Abweichungen vom Meister, wie
denn offenbar mit der zunehmenden Erfahrung auch die medicinische Einsicht des F.
wuchs. Das zeigt sich in den im folgenden Jahre erschienenen „Erläuterungen
dfT Brownischen Arzneylehre" (Wien 1798), in dem „Handbuche der Toxi-
kologie*" (Wien 1800, 1803, 1816; in's Französische und Italienische über-
setzt) und vor Allem in der zweiten, vollständig umgearbeiteten Auflage der
„Erläuterungen" unter dem Titel: „Erläuterungen der Erregungstheorie'* (Heil-
bronn 1803), in der er sich auf Röschlaub's „Pathogenie" stützt, in nicht
430 FRANK. — FHANKENAU.
wenigen Sätzen aber wieder einen Schritt mehr sich der hippokratischen Medicii
nähert und frühere Irrthtimer offen eingesteht. Die Reise nach Frankreich iin<
England im Jahre 1803 führte ihn weiter auf den richtigen Weg der Erkenntnis
und offen gesteht er in dem Berichte über dieselbe {„Reise nach Paris, Lond&i
vnd einem grossen Theile des übrigen Englands vnd Schottlands in Beziehun
auf Spitäler, Versorgungshäuser u, s, to," [Wien 1804 — 1805, 2 Theile
2. Aufl. 1816), „wahrlich nichts ist schädlicher, als wenn man in einem wa
immer für einen Schlendrian fällt, und, indem man dieses oder jenes Systei
treu befolgt, nicht besser thun zu können wähnet^ (2. Thl., pag. 233) am
„die Meinung, der Typhus habe seinen Ursprung blos einer asthenischen Be
schaffenheit des Körpers zu verdanken, muss denn doch als eine blosse Hypothek
betrachtet werden" (ebd.). Nichts konnte überhaupt für die wissenschaftlich
Gesundung F. 's fordernder sein, als eine Reise in das Land der nüchtern beoli
achtenden, den sophistischen Systemen abholden Engländer und Schotten , auf dl
der eigene Landsmann Bijown nie erheblich Einfluss gewinnen konnte. Ui
so fördernder musste die Reise sein, da sie im Gegensatze zu den gewöhnliche
sogenannten wissenschaftlichen Touren, die sich meistens an*s Examen anschliesse
und deren Ergebnisse somit nur auf einen der Erfahrung völlig baren Bode
fallen, da sie, sage ich, in diesem Falle von einem schon seit Jahren praktisc
wie literarisch wirkenden Manne unternommen wurde. Seine BEOWN'sche Period
schloss F. endlich völlig ab in seinen ,jActa instituti clinici Caesar eae üniver
>itatis Vilnensis"" (Leipzig 1808—1812; deutsch Berlin 1810), worin F. i
liebenswürdigster OflTenheit eingesteht, dass er sich von dem Augenblicke ai
als er das ewige Licht der Natur erblickt, der Fesseln schämte, an welche ihr
doch nicht unauflöslich, die Liebe zum System geschmiedet hatte. Und soin:
empfahl er, völlig bekehrt, das Studium des Hippokrates und des Sydenhah
F.*s Hauptwerk, schon 1811 begonnen und bis zu seinem Tode fortgeführt (de
letzte Band 1843 von Pochelt gearbeitet) sind seine ^^Praxe^js medicae unioersa
praecepta^ (Leipzig 1811 — 1843, 11 Bde.; deutsche und französische Uebo
Setzung). Es wird durch die Fülle des kritisch gesichteten Materials und de
bibliographischen Angaben stets seinen Werth behalten. — Der Charakter F.'s wir
als ein liebenswürdiger, humaner geschildert. Seinem grossen Wohlthätigkeitftsinn
verdankt Wilna die Gründung mehrerer poliklinischer Institute für arme Krank
und die Stiftung von Stipendien für arme Studirende. Der Universität Pavi
liinterliess er den grössten Theil seines Vermögens.
Bernhard Hirschel, Geschichte des Brown'schen Systems und der Erregungi
theorie. Dresden und Leipzig 1846, 8. MaxSalomon.
Franke, Friedrich F., zu Laudsberg in Ober- Schlesien, war zu WohU
in Schlesien geboren, wurde 1812 zu Berlin Doctor mit der Diss. „De aviut
encephali anaMne^. Er war später Stadt- und Kreis-Physicus an dem genannte
Orte und verfasste folgende Abhandlungen : „Eine Hungercur von grossem Er
folge (beim offenen Krebs) , obgleich mit endlichem glücklichen Ausgang
(Kaüsch , Memorabilien der Heilk. 1819) — „Hunger- und Inunctianscnr ht
Verhärtung des Uterus und bei veralteten syphilitischen Leiden mit Zehrfieber
(RüSt's Magazin 1824) — „Ztveijährige Lähmung des Rückenmarks dura
Phosphor geheilt^ (Hüfeland's Journal 1824) — „Eine Lähmung der uiUere
Extremitäten"^ (Froriep's Notizen 1823) u. s. w. Er starb am 12. December 183C
Callisen, VI, pag. 444; XXVIII, pag. 105. G.
Frankenau, Rasmus F., in Slagelse auf Seeland, war am 6. Janna
1767 zu Kopenhagen geboren, studirte auch daselbst, machte 1795 — 1797 ein
Reise nach Deutschland und Oesterreich mit einem Stipendium, wurde 1797 Doctoi
darauf Districtsarzt in Kopenhagen und 1798 Landphysicus zu Arendal in Koi
wegen, kehrte 1801 nach Kopenhagen zurtlck, erhielt 1803 seinen Abschied
und wurde Secretär der in Kopenhagen eingesetzten Commission für Sanitäispolii«
FRANKENAU. — FRANTZ.
431
1810 wurde er zum Hospitalarzt in Slagelse ernannt und am 12. Oetober 1814
erfolgte sein Tod. An literarischen Arbeiten sind von ihm vorhanden: „Det
of endige Sundhedspoltti, isaer med Hensyn paa de danshe Stater og Hoved-
itaden** (Kopenhagen 1801 ; in's Deutsche übersetzt von B. Fangel, 1804) — ^O^n
Pesten, Bidrag til denne Sygd^ms naermere S/cildring^ (Iris og Hebe 1800) —
„Om den kjoebenhavnske Pest 17 11 — 72** (Daselbst 1801) — „Gall's Physiognomik-
theorie^ (Daselbst). Ausserdem gab er heraus: „Sundheds- og Morskabstidende**
(1808 — 1809), übersetzte eine Anzahl medicinischer Werke und war der Verfasser
einer Menge von Reisebeschreibungen, Gedichten, Schauspieleu u. s. w.
Ingerslev, II, pag. 602. — Kiaer, pag. 126. G.
Frankenius, Johann F., 1590 — 1661, kam aus der Provinz Wester-
mannland nach Upsala, wo er sich auf eifrigste mit Naturwissenschaften beschäftigte
und als Professor der Physik auch eine Menge medicinischer Dissertationen im Sinne
paracelsistischer Speculation schrieb: „De cerebro^ (1625) — „De corde^ (1638) —
r,De febribus"" (1643) — „De scorbuto'' (1643) — „De oculo (1651). — Eine
Pflanzengattung aus der Familie der Caryophylleen heisst nach ihm „Frankenia".
Biogr. med. IV. W.
Frankowitz, s. Flacius.
* Franks, Ken dal F., zu Dublin ausgebildet, dortselbst (nach einem
Aufenthalte in Leipzig) 1876 promovirt und F. R. C. S. I. 1878, wirkt als Surgeon
am Hospital für Brust- und Ohrenkrankheiten, früher als Clinical Clerk am Meath
Hospital (1873 — 1874). Für die Arbeit: „Injuries and diseases of articular
cartilage^ (1875) erhielt er die Goldmedaille der Dubl. Pathological Soc. Des
Weiteren publicirte er laryngologische und chirurgische Casuistik in Dubl. Med.
Joum. (1879), Med. Press and Circ. (1882), in der Transact. Acad. Med. Irel. (1883)
und in den Berichten der Pathological Society). ^y
Frantz, Johan Godfried F., wurde am 20. November 1833 in Amsterdam,
wo sein Vater praktischer Arzt war, geboren. Er studirte 4n Amsterdam und
auch in Utrecht, wo er 1858 promovirte mit einer ausgezeichneten historisch-
kritischen Dissertation „Exhibens notiones anatomicas et physiologicas de vasorum
nystemate apud veter es, ad Galenum usque^^ worin, ausser einer ausführlichen
historischen und genetischen Uebersicht der ganzen Lehre vom Pulse, auch das
folgende merkwürdige, mittelst mathematischer Abbildungen erläuterte „Schema
mechanismorum motus sanguinis apud veter es"* gegeben wird:
Mechanis-
mus
homogeneus
allogeneus
linearis
circularis
bilineana
lineari-circul. |
bicircularis I
parallelas
radialis
parallelas
radialis
circul.secant.
circul.tangent.
Homerus
Plato, Aristoteles
Lib de ossium nat.
Enipedocles, Polybus
Alcmacon, Diogenes,
Erasistratus
Galenns
Lib. de locis in honi.
Harv'aeus
900 A C.
H70-350
350
444-87 '>
525,429,310
160 P. C.
500 A. C.
1628 F. C,
»reiches wirklich Zeugniss ablegt von der genialen Schöpfungskraft des Verfassers.
^Is praktischer Arzt in Nieuwer-Amstel (bei Amsterdam) wirksam , schrieb er
inter dem Motto: „'IijTpo; ^'Joco^o; iioftfio;" ein tiefsinniges philosophisches Buch
,De opvoeding van den geneesheer als mensch en als geleerde^ (Amsterdam
1861), worin er sich als ein sehr gebildeter Gelehrter zeigte. Danach etablirte
T sich als Specialarzt för Elektrotherapie in Amsterdam und publicirte „Een
Woord aan ^^eerlands genee^kundigen by myne vestig'mg als Electrotherapeut^
Amsterdam 1862). Später (1863) ging er als solcher nach Batavia (Insel Java),
FC er viel Success hatte. 1873 erkrankt, kehrte er nach der Heimath zurück
nd starb bald nach seiner Rtickhehr in Amsterdam am 29. Oetober dieses Jahres.
C. E. Daniels.
432
FRANTZIUS. — FRÄSER.
PrantzittS, Alexander von F., zu Danzig im Juni 1821 gebore
bildete sich zuerst hier unter C. Th. von Siebold (damals Director der Hebamme
schule) aus und begab sich 1842 nach Heidelberg, dann nach Berlin, um hie
1846, promovirt zu werden. 1847 arbeitete er mit v. Siebold und EcKi
zoologisch in Triest, 1848 — 1850 war er viel durch die politischen Verhältniss
besonders aber auch durch Krankheiten behindert. Erst 1851 habilitirt« er 8i(
in Breslau, begab sich indess 1853 nach Paris, wo er prakticirte und Natu
Wissenschaften trieb, und Hess sich bei seiner Rückkehr, 1868, zuerst
Heidelberg, dann 1875 zu Freiburg i. B. nieder. Von 1871 bis zu seinera a
18. Juli 1877 erfolgten Tode fungirte er als Generalsecretär der deutschen anthr
pologischen Gesellschaft. Seine zoologischen, zootomischen und rein anthropologische
Publicationen finden sich aufgezählt in der unten genannten Quelle. Die „Beiträge zi
Entvncklungsgeschichte des peripherischen Nervensystems^ (Zeitschr. f. wissenscl
Zool., Bd. 111) und „ lieber die Eingeborenen Costa-Ricas"^ (Arch. f. Anthropol
Bd. IV) seien hier hervorgehoben.
Hahn bei Dechambre. W.
Franz. Drei deutsche Aerzte. Johann Georg Friedrich F., 2
Leipzig am 8. Mai 1737 geboren, studirte dort zuerst Theologie, dann Medicii
wurde in letzterer 1778 Doctor, nachdem er bereits 1761 Dr. philos. geworden wa
Er brachte es zum Extraordinarius 1781 und lehrte als solcher bis zu seine
Tode, 14. April 1789. Er schrieb als Polyhistor, der er auch blieb während mm
medicinischeu Carrifere, viel, jedoch nichts von nachhaltiger Bedeutung (s. Quelle
Erwähnung verdient er hauptsächlich als Nachfolger Leske's in der Redactioo d(
„Commentarii de rebus iü scientia naturali et medicina gestis" (vom XXIX. B
ab) und als Uebersetzer einiger TissOT'scher Schriften. — Nur der Unterscheidui
wegen sei als einer der ersten Schüler Hahnemann*s Carl Gottlob F. erwähn
— John Charles Augustus F. endlich, in Leipzig medicinisch ausgebilde
ging früh nach England, war in Brighton thätig von Mitte der Dreissiger-Jahi
ab und schrieb ausser casuistischen und Badeschriften: „The eye, a treatise c
the ait of preserving this organ etc,^ (London 1839).
Hahn bei Dechambre. W.
Frapolli , Francesco F. , zu Mailand , wurde in Pavia Doctor un
1769, zwölf Jahre nach seiner Promotion, zusammen mit Fbancesco Biü)
ordinirender Arzt am Ospitale maggiore. Seine Berühmtheit verdankt er einzi
einem Schriftchen : „Animadversiones in morbum, vulgo pelagram^ (Mailand 1771
das zum ersten Male in ernstlicher Weise diese Krankheit abhandelte und d(
Vorläufer der Arbeiten von Ghebardini und Strambio gewesen ist. Einige Jab
später, 1773, starb er bereits.
Andrea Verga in Gazz. medica italiana-Lombardia 1871, pag. 361. <^».
Fräser. Unter den zahlreichen verstorbenen englischen Aerzten diese
Namens verdienen hier Aufnahme: Henry F., als Verfasser geschätzter Schrifte
über die Inoculation (London 1805) und eines „Treatise an epilepsy"^. -
William W e m y s s F. , Militärarzt , von 1825 ab Superintendent der Militäi
hospitäler in Gibraltar, später in Liverpool, wo er 1832 starb. — James F
1820 — 1870, der mehrere Jahre Professor der medicinischeu Klinik in Glasgow
war und später als medicinischer Inspecteur der Clydehäfen fungirte.
Hahn bei Dechambre.
W.
* Fräser, Thomas Richard F., renommirter Pharmakolog in Edinburg
wurde daselbst mit einer goldgekrönten Dissertation 1862 Doctor, F. R. C. P
Edin. 1869, dann Professor der Materia medica an der Universität zu Edinbnri
und Mitglied amerikanischer und coutinentaler Gesellschaften. Sowohl seine Arbei
„On the physiological action of the Calabar-bean^ Fhysostigma venenasum^
(Transact. of the R. Soc. Edin., Bd. XXIV), als die „On the cannexion bettceei
FRÄSER. — FREIND.
438
chemical Constitution and physiological action** (Daselbst, Bd. XXV) erhielten Preise
(Barbier und Macdougall-Brisbanej. Besonders hervorzuheben ist aus den
zahlreichen Fachaufsätzen, welche er in den Zeitschriften erscheinen Hess, noch
y,An investtgatian into some previoualy undescribed tetanic Symptoms produced
hy alropia in cold-blooded aninials^ (Daselbst). W.
Franendoerffer, P h i 1 i p p F., aus Königswiesen in Oberösterreich gebürtig,
lange Jahre Provinzialarzt in Brunn, wo er auch 1702 starb, schrieb viel, besonders
in den Denkwürdigkeiten der Akademie der Naturforscher, der er als Herodicus
angehörte, jedoch ausser „Spolia lUppocratica^ (Brunn 1699) und „Opusculum
de morbls mulierum'^ (Nürnberg 1696) nichts Nennenswerthes.
Biogr. mW. IV. W.
Fr^bault, J.-F. F., zu Nevers, wurde 1806 zu Paris Doctor mit der
rhese „Sur les heniies abdominales^, über welch* letztere er, wie er darin
»agt, seit langer Zeit als Chirurg eines bedeutenden Hospitals und Hospizes
nichtige Erfahrungen zu sammeln Gelegenheit gehabt hatte. Er publicirte
msserdem noch folgende Beobachtungen: „Observation sur un cristallin qui a
TüssS par la pupille dans la chambre antSrieure de Voeil droit, h la suite de
evhalalgies violentes et ckroniques etc," (Joum. g6n6r. de m6dec. 1817) —
,Sur un coup de feu extrhnement yrave a la rSgion iliaque droits^ (Daselbst)
^Observation d!un squirrhe volumineux de Vestomac etc.^ (Daselbst 1819) —
,Extratt dlune Observation sur la sortie spontanie d^un calcul urinaire, chez
m enfant par la plaie faite au perinSe trois mois auparavent*^ (Daselbst).
De chambre, 4. S6rie, T. VI, pag. 37. — Callisen, VI, pag. 453. G.
Freilas, A Ion so de F., gegen Ende des 16. Jahrhunderts zu Granada
romovirt, bekämpfte in Andalusien von 1603 ab die Pest und stand in solchem
[ufe, dass sein Werk: „Conocimiento, curacion y preservacion de la peate^
uf Kosten Philipp's HI. (Jaen 1606) herausgegeben wurde.
Hahn bei Dechambre. W.
Freind, John F., wurde 1675 zu Croton in der Grafschaft Northampton
eboren, wo sein Vater ein angesehener Geistlicher war. Er besuchte das West-
linster College und von 1740 an die Universität Oxford, wo er sich mit grösstem
ifer dem Studium der schönen Wissenschaften widmete. Für seine grossen geistigen
nlagen und seine erlangten sprachlichen Kenntnisse zeugen die üebersetzungen
reier griechischen Reden („Aeschini contra Gtesiphontem et Deniosthenis de
rrona orationes"* Oxford 1696; 1715) und die unter seiner Aufsicht heraus-
?gebenen Metamorphosen des Ovid („Ovidii metam^orphoseon libri XV ^ Daselbst
596). Grosses Aufsehen erregte 1700 auch eine lateinische Ode auf den Tod
;8 Herzogs von Glocester. Inzwischen hatte F. sich dem Studium der Medicin
igewandt und 1699 eine Abhandlung über einen Fall von Hydrocephalus,
rOl über eine eigenthümliche Krampfkrankheit in Form von Briefen an den
Tühmten Sloane verfasst, die beide in den Philos. Transact. veröffentlicht
irden. 1701 erhielt er das Baccalaureat und 1703 erschien ein grösseres Werk :
Emmenologia , in qua ßuxus muliebris menstrui phaenomena , periodi, vitia,
m medendi methodo^ ad rationes mechanica^ exiguntur^ (Oxford 1703, 4.;
►tterdam 1711, 8. und öfter; französisch, Paris 1730, 12.). Diese Schrift
ganz im Geiste der latromechanik geschrieben und eine schai-fe Verurtheilung
r Chemiatrie. F. hält die Structur und Zahl der Blutgeßlsse, die nach ihm
i Frauen grössere Weite der Bauchaorta für die Ursache der periodischen
Qtung. Im folgenden Jahre ernannte ihn die Universität Oxford zum Lehrer der
emie, er verliess aber schon nach einem Jahre, 1705, diese Stellung, obgleich
ne Vorlesungen grossen Beifall fanden , um den Grafen Peterborough als
litärarzt nach Spanien zu begleiten. Hier diente er zwei Jahre, folgte seinem
ef dann nach Italien, wo er mit Baglivi und Lancisi in nähere Verbindung
Biogr. Lexikon. IL ^Ö
434
FREIND. — FREITAG.
trat, und kehrte hierauf nach England zurück, wo er zur Vertheidigung sei
G()nner8, des Grafen Peterborough, dem das Misslingen des Feldzuges
Königreich Valencia Schuld gegeben wurde, einen Bericht über den Feldzug >
öffentlichte (1706). F. wurde nun Doctor und Hess seine Vorlesungen ü
Chemie auf Wunsch seiner ehemaligen Zuhörer im Druck erscheinen: „Prm
tiones chymicae^ in quihus omnes fere operationes chymicae ad vera principia
ipaius natutae leges rediguvtur** (London 1709, 8.; Amsterdam 1710, 8., 1718,
Paris 1727, 12. und öfter). 1712 wurde er Mitglied der Royal Society und begleit
bald darnach den Herzog von Ormond als Leibarzt in's Feld nach Flandern. Ni
geschlossenem Frieden suchte F. im nächsten Jahre wieder London auf und widm
sich der Praxis, und zwar mit solchem Erfolge, dass er bald zu den angesehens
und beschäftigtsten Aerzten zählte. 1716 ward er Mitglied des Royal College
Physicians, 1718 dessen Vorsitzender und hielt als solcher 1720 die Harvey-Re
„Oratio anniversaria . , , . in eorum commemoratiofiej qui aua in hoc coUegi
beneßcientia claruerunt^ (London 1720, 4.), oratorisch und vom historiscl
Standpunkte aus ein Meisterwerk. F. hatte nämlich inzwischen, besonders bcfäl
dazu durch seine gediegenen philologischen Kenntnisse, der Geschichte sei
Wissenschaft und deren Hauptvertreter, dem Hippokrates, seine Studien zu
wandt, denen so herrliche Früchte noch erwachsen sollten. Als erstes Resu
derselben veröffentlichte er: „Hippocratis de viorbis populairibus liber pm
et tertius , graeco-latinus. His accommodavit n^oveni de fehribus commentar
(London 1717, 4.). Beweise seiner vortrefflichen Beobachtungsgabe sind sc
beiden Schriften über die Blattern: „De purgtintibus in secunda variolarum c
fluentium febri adhibendis epistola** (London 1719, 4.; Amsterdam 1720,
und „De quibusdam variolarum generibus epistola^ (London 1723, 4.), bc
an seinen wissenschaftlichen Freund Mead gerichtet. Das Ansehen, das F. i
in der wissenschaftlichen Welt durch seine Werke und sein praktisches Wirl
in der politischen und gesellschaftlichen durch seinen unantastbaren, selbstständi
Charakter erworben, veranlasste den Flecken Launceston, ihn 1722 in*s Parlam
zu wählen. Hier schloss F. sich der Opposition an und ward am 15. März 11
wegen seiner energischen Gegnerschaft auf Betreiben des Ministers Robi
Wal pole in den Tower geworfen, aber dm*ch Vermittlung seines politisc
Gegners, wenn auch wissenschaftlichen Freundes Richard Mead, der dem Mini
Walpole nur unter der Bedingung der Freilassung F.'s in einer schwc
ELrankheit seinen Beistand zugesagt haben soll und auch Caution fftr F. leisl
am 28. November desselben Jahres aus dem Kerker wieder befreit. Seine Gefan«
Schaft benutzte F., um den obengenannten zweiten Brief über die. Pocken zu
fassen und den Plan seiner Geschichte der Medicin zu entwerfen und mit Abfags
derselben zu beginnen. Letzteres Werk erschien zwei Jahre später : „ The hi^
of physic front the time of Galen to the beginnin g of the 16. Century*^ (Lob
2 voll. 1725 — 1726, und öfter in's Lateinische und Französische fiberse
eine classische, auf gründlichen Quellenstudien beruhende Arbeit, in pragmati»
Art, d. h. immer im Hinblick auf den Nutzen, welchen die Geschichte der Wis
Schaft leisten soll, geschrieben, eine Fortsetzung des Le CLEEc'schen Werkes,
F. ist unstreitig der grösste , leider auch der letzte medicinische Historiker ,
Englands Boden erzeugt. Gefeiert als Politiker und Arzt, 1727 zum Leibarzte
Königin Karoline ernannt, verlebte F. seine letzten Lebensjahre und starb
26. Juli 1728. Seine „Opera medica omnia^ erschienen, von Wigan gesam
und in's Lateinische übersetzt (London 1733, Fol.; Venedig 1733, 4.; Amstei
1734, 4., 3. Ausg.; Paris 1735, 4.) mit einer Biographie F.*s von Wigand v«rf
Biogr. m6d. IV, pag. 263. — Dict. bist. II, pag. 394. [t-, Max sTT^mo
Freitag, Johann 1. F., am 30. October 1581 zu Niederwesel (bei Ol
geboren, wurde in seiner Jugendausbildung durch die vielen Umzüge seiner i
testantischen) Eltern sehr gehemmt, studirte zuerst Philosophie in Rostock, dai
FREITAG.
4.35
Helmstädt; hierauf erst — durch Meibom angeregt — Mediein. Bereits im Alter
Ton 23 Jahren erhielt er ein Extraordinariat, wurde dann Leibarzt bei Philipp
Sigism und von Braunschweig und bei dessen NefFcii Friedrich Ulrich (1623).
Religionsschwierigkeiten uöthigten ihn jedoch 1631, nach Groningen überzusiedeln,
wo er seine Professur bis zu seinem Tode, 1641, ausfüllte. Seine Arbeiten bewegen
ßicb im Gesichtskreise der iatrochemischen Schule, so : „Noctes medicae^ (Frankfurt
1616) — „Disputatio medtca de morbis substantiae^ (Groningen 1632) —
,jDe opii natura" (Groningen 1632; Leipzig 1633) und die ebenfalls zweimal
aufgelegte „Detectio et solida refutatio novae sectae Sennerto - Paracsltncae"
(Amsterdam 1636; Groningen 1637). — Johann 2. F., am 25. März 1587 zu
Perleberg geboren, studirte in Frankfurt, Wittenberg, Wien, Basel und Padua, wo
er 1617 doctorirte. Er wirkte mit grossem Rufe in Regensburg. Weniger seiner
abstrusen Schriften, als der Unterscheidung wegen ist er hier zu nennen und
Doch zu betonen, dass den „Catalogi testium veritatis chymiatricae prodromus"
(Quedlinburg 1635, 1636) weder er, noch Johann 1. F. verfasst hat, sondern
ein sonst nach seinen Lebensdaten ganz unbekannter Johann Heinrich F.
Eloy, IL — Biogr. m6d IV, pag. 267. — Dict. bist. IV, pag. 397. W.
Freitag, Johann Conrad F. (Vater), wurde in Höngg, einem unweit
Zürich gelegenen Dorfe, geboren. Das Jahr seiner Geburt, sowie seine früheren
Scbicksale sind nicht bekannt, nur so viel scheint sicher zu sein, dass er schon
vor dem Jahre 1699 in Zürich eine ausgedehnte Praxis betrieben hat, da ihm
diese Stadt im Jahre 1699 das Bürgerrecht schenkte. Einen wie bedeutenden
Umfang seine praktische Thätigkeit gehabt haben muss, beweist folgende That-
saebe. Im Jahre 1704 wurde die Stelle des Züricher Stadtschnittarztes frei und
als Bewerber um dieselbe traten auf Dr. Steinfels, welcher bereits seit 34 Jahren
in Zürich prakticirte und 10 Jahre lang auch schon stellvertretender Stadtschnittarzt
gewesen war, sowie F. Bei der Wahl erhielt nun Dr. Steinfels nur eine einzige
Stimme mehr, wie sein Mitbewerber F. Diese Niederlage mit einer einzigen Stimme
giebt für die ehrenvolle Anerkennung, welcher sich F. erfreute, das beredteste
Zeugniss. 1705 wurde F. stellvertretender und 1708 wirklicher Stadtschnittarzt.
Sein Tod erfolgte im Jahre 1738. Eine hervorragende Rolle spielt F. in der
Ophtbalmochirurgie , speciell in der Operation des grauen Staares. Allerdings ist
seine pathologische Anschauung von der Natur des Staares noch vollständig die
antike, insofern er den Sitz des Staares nicht in der Linse suchte; aber die von
F. geübte Technik der Operation zeigt einen entschiedenen Fortschritt. Mit einer
eigens von ihm construirten Nadel übte er nämlich die Depression und versuchte
alsdann eine Extraction der Kapsel , und zwar immer durch die Sclerotica , nie-
mals durch die Cornea. Eine Beschreibung dieser Methode giebt der Sohn F. 's
in seiner Dissertation: „De Cataracta" (Strassburg 1721) und von Müralt in
„Schrißen von der Wund-Arztney" (Basel 1711). Uebrigens machte F. unter
Umständen auch einen ausgiebigen Hornhautschnitt. So entfernte er z. B. einem
Arbeiter ein Sttick Draht aus der vorderen Kammer, welches drei Jahre daselbst .
gelegen hatte, in der Weise, dass er die Cornea am Rande der Iris dreist ein-
schnitt. Wir müssen also ohne Zweifel in F. einen Vorläufer Daviel's erblicken.
Johann Heinrich F. (der Sohn); sein Geburtsjahr ist uns nicht bekannt
and wissen wir tlber seinen Bildungsgrad nur so viel, dass er bei seinem Vater J. C. F.
iie erste Anleitung und die völlige Ausbildung zum Chirurgen erhielt. In Strass-
burg vollendete er seine Studien und promovirte daselbst auch; er publicirte bei
lieser Gelegenheit mit der oben genannten Dissert. ,jDe Cataracta" und „De oscheo-,
mtero' et bubonocele Belvetiae incolis frequentibas" (Strassburg 1721). Die erstere
Arbeit enthält eine Beschreibung der Staarextractionsmethode seines Vaters und
liat in Folge dessen einen nicht unbedeutenden historischen Werth. Er starb schon
jehr zeitig im Jahre 1725, so dass sein Vater ihn um 13 Jahre überlebte.
Meyer-Ahrens, Joh. Conrad F. und sein Sohn Joh. Heinr. F. von Zürich. —
r. Langenbeck's, Archiv für klin. Chirurgie. III, Heft 1 u. 2, pag. 57. Ein Porträt F.,
28*
436
FREITAG. — FRENZEL.
sowie eine Abbildung seiner Staarnadel findet man in „Die Aerzte Zürichs^, NenjahrabU
zum Besten des Waisenhauses in Zürich für 1871. Stück 34. Magnus.
de Premery, Nicolaas Cornelia F., der Vater, im Jahre 1770 i
Overschie geboren, studirte in Leyden, wo er 1790 zum Dr. philos. (Diss.: „L
fulmine^) und 1793 zum Dr. med. (Diss. : „De mtUcUionibns figurae pdvi
praesertim ns , quae ex ossium emollüione oriuntur^) promovirt wurde. I
war bis 1795 in Haarlem praktisch wirksam, als er nach Utrecht gemff
wurde als Prof. ehem. , pharm, et histor. naturalis. 1815 wurde er auch zu
Prof. med. ernannt. Nach 4 5j ähriger Amtserfüllung nahm er 1840 seine En
iassung und starb 1844. Ausser zwei Abhandlungen: „lets over den invlot
van de meuwei'e schetkundige theorie ook op de beoefening der geneeskund
en eene daarop gegronde geneeswyze van den diabetes mellitus*' und „ Waa
neming van eene zeer aanmerkelyhe ontaarding van het regier ovarium*', hat (
nur naturhistorische Schriften nachgelassen, meist über chemische und zoologiscl
Gegenstände. — Petrus Johannes Isaac de F., der Sohn, 1797
Utrecht geboren, wurde daselbst nach beendigtem Studium im Mai 1819 zo
Doctor promovirt mit einer „Dissert, de hydrope Ugamentorum läeri", S(
1829 in Utrecht als Prof. extraord. chemiae angestellt (Antrittsrede: „De ratwi
qua chemia artibus adhibita in commune patriae emolumentum optime tradatur^
übte er doch seine sehr ausgedehnte ärztliche Praxis weiter aus und starb 185
Er schrieb: „Archief voor den aziatischen brakloop en al wat daartoe betrekkii
heejt*^ (Utrecht 1832 — 1834) und einige chemische und biographische Abhandlunge
C. E. Daniels.
* Frömineau , Henri-Fortunö F., zu Paris, ist daselbst am 20. M
1828 geboren, studirte von 1848 an, wurde nacheinander Doctor der Medic
(1856), der Chirurgie (1862), der Naturwissenschaften (1868), sowie Apothek
I. Cl. (1868) und hielt in der ficole pratique von 1859 bis 1861 Curse üb
mikroskopische Anatomie, Therapie und Pathologie. Er publicirte eine Denkschri
über die Anwendung des Chloroforms bei Augenoperationen (1852) und ei
These unter dem Titel: „Propositions m^dicales** (1856), enthaltend drei vc
Bchiedene Abhandlungen, ferner einige Abhandlungen in Zeitschriften über e
Mastdarm-Pessarium, über Amaurose, die Anwendung des Sonnenspectrums bei d
Beleuchtung des Mikroskops, über den Kaiserschnitt u. s. w. ; ausserdem: „D
devoirs et des qualit^s du mMecin"* (1855) — „Faradisatians ä^drtqtu
nouveaux appareils^ (1860) — „Deplacements de VutSruSy leur traüement pi
la mSthode diorthostSnosique** (1860) — „Chütes du rectum etc.*' (1860) -
„ Traüement curatif des maladies des voies respiratoires^ et de la phthisie pt
monaire en particulier, par le phosphate acide de chaux** (1872). Dazu eini|
naturwissenschaftliche Arbeiten, wie Färbung der Vogelfedern (1868), Anwendui
der Liliaceen und ihrer Producte in der Phamiacie (1869), das Gefässsystem d
europäischen Geföss-Kryptogamen (1868).
Glaeser, pag. 266. ti.
Frenzel. Der älteste deutsche Arzt dieses Namens ist Joachim F., a
Kamenz, 1611 — 1669. Er studirte in Franeker, reiste als Hauslehrer mit sein
Zöglingen in Frankreich und beendete seine Studien erst später mit der Promoti
zu Padua. Er erhielt den anatomischen Lehrstuhl in Franeker, refusirte d
gleichnamigen der Leydener Universität und schrieb : „Exercitaitones anaiomic
in historiam^ (Franeker 1660). — Daniel Gottfried F., sowie die Brfid
Johann Samuel Traugott F. und Johann Theodor Gott lieb F., mflss
von Jenem und untereinander unterschieden werden. Einigen Ruf hat der Letzt«
durch seine Arbeiten über Veterinärkunde, die er als Professor in Dresden, r«
Leipzig, erscheinen Hess, so: „Praktisches Handbuch für Thierärzte u;
Oekonomen^ (Leipzig, 3 Thle. in den Jahren 1794 — 1797; Zusätze hierzu Dasell
1800 — 1801) — ;, Ueber die Franzosenkrankheit des Rindviehes*^ (Daselbst 1791
D u r e a u bei D e c h a m b r e. W
FRÄßE. — FRESE.
437
Fröre Gdme, Fröre Jean de SaintGöme, s. Baseilhac, Jean B., Bd. I,
pag. 320.
Fröre Jacques, s. Baulot, Jacques B., Bd. I, pag. 331.
*Frerichs, Friedrich Theodor F. (seit 1884 v. Frerichs), wurde am
24. März 1819 zu Aurich geboren, studirte in Göttingen, wo er 1841 promovirt
^urde und Hess sich zunächst auf kurze Zeit in seiner Vaterstadt als Arzt nieder.
5ald jedoch kehrte er nach Göttingen zurück , wo er sich habilitirte und Extra-
)rdinarius wurde, auch mehrfach wissenschaftliche Ausbildungsreisen unternahm.
1849 erfolgte seine Berufung nach Kiel als Director der inneren Klinik, 1851 eine
Prüfung in gleicher Eigenschaft nach Breslau. Hier trat er in vieler Beziehung
efonnirend auf, verwerthete die pathologische Anatomie in ganz origineller Weise,
ndem er 600 — 700 Sectionen pr. a. selbst anstellte und brachte die Breslauer Klinik
;u einer vorher ungekannten Blüthe. Seine Berufung als Nachfolger Schobnlein's
lach Berlin erfolgte 1859, so dass er daselbst 1884 sein fünfundzwanzigjfthriges
fabilänm als Kliniker feiern konnte. F. war lange Jahre Mitglied der preussischen
rissenschaftlichen Deputation filr das Medicinalwesen und fungirt noch jetzt als
'ortragender Rath im Cultusministerium. — Schriften: „De polyporum structura
)enitiort" (Göttingen 1843) — „ Untersuchungen über Galle in physiologischer
tnd pathologischer Beziehung^ (Daselbst 1845) — „Commentatio de natura
niasmatis palustris** (Habilitationsschrift, Dasdbst 1846) — f^Ueler Gallert- und
JoUoidgeschumlste** (1847) — f,Ueber das Mass des Stoffwechsels, sotvie
Iber die Verwendung der stickstoffhaltigen und stickstofffreien Nahrung sstoffe^
Mülleb's Archiv 1849) — „Die BrigMsche Nierenkrankheit und deren Be-
andlung*' (Braunschweig 1851) — „Klinik der Leberkrankheiten** (Daselbst
858) — „lieber den Diabetes** (Beriin 1884). W.
FrescM, Francesco F., über dessen Lebensdaten unsere Quelle schweigt,
rirkte als Arzt in Piacenza (Parma) und hat seinen Namen erhalten als Weiter-
«arbeiter von Sprengeles pragmatischer Geschichte, sowie als Schüler Rasori*s
nd warmer Vertheidiger von dessen Lehren. Die zweite Ausgabe von Sprengel
rschien Florenz 1840 — 1846; die Titel der in zweitgenannter Richtung von ihm
ublicirten Schriften, welche theils zu Mailand (1836 — 1846), theils in den
omali universali und anderen Journalen erschienen, zählt Hahn auf.
Hahn bei Dechambre. W.
Frese, Heinivich von F., geboren am 2. März 1748 zu Reval, Sohn des
Bürgermeisters daselbst, besuchte das Gymnasium seiner Vaterstadt und studirte
[edicm in Berlin, Leipzig, Paris und Leyden und wurde am letzten Orte am
6. Juni 1772 Dr. med. („Spec. inaug, obstetriciomed, de capite in partu
raetematurali excutiendo** ^ VIII u. 32 pp. 4.). Nach einer Reise durch Frank-
nch und längerem Aufenthalte in Paris, kehrte er nach Russland zurttck und
Tirde in Petersburg am 26. Februar 1774 examinirt. F. war zuerst Militärarzt,
ann praktischer Arzt in Mohüew, später Lehrarzt am Moskauer Hospital;
ier unterrichtete er in Physiologie, Pathologie, Therapie und Materia medica.
r sandte dem medicinischen CoUegium zwei gelehrte Abhandlungen ein; „De
imore cystico notabilis magnitudinis cum successu exstirpato** und „De
laoctllae inferioris fractura alia, quam a plerisque chirurgiae scriptoribus
>mmend, methodo sanata**) und erbat sich den Titel ein Professors, welchen
* im August 1783 erhielt. Im Jahre 1797 schickte er an das medicinische
oUegium das Project zur genauen Feststellung der Geburten und Sterbefälle in
oskan (Plan zu einetn statistischen Institut). Das Collegium billigte das Project und
nannte den Verfasser zum Ehrenmitgliede am 20. August 1797. Er starb in
oskau am 14. Januar 1809. — Sein Bruder Jakob F., geboren in Reval (?) war
:ab»-Chirurg in St. Petersburg, dann Chef der Medicinalverwaltung des Gouver-
smeots Wologda, beschäftigte sich wie sein Bruder mit medicinischer Statistik
id wurde am 22. October 1797 zum Ehrenmitgliede des medicinischen Collegiums
438
FRESE. — FREUND.
in Moskau ernannt. Er tibersandte im November 1799 dem medieinischen Collegii
eine statistische Arbeit und 1800 Tabellen , die Bevölkerung des Gouvememei
Wologda betreffend , nebst Angaben über mittlere Jahrestemperatur, Aufgehen d
Flüsse u. 8. w. Das medieinische Collegium sprach dem Verfasser seinen Dank a
und beförderte Copien der Tabellen zur Nachahmung an die Medicinalverwaltnng
der anderen Gouvernements. Im September 1808 tiberreichte F. dem medicinisch
Collegium eine medicinisch-physikalische Karte des Gouvernements Wologda.
Recke-Napiersky, I, 601. — Tschistowitsch, CCCXXIV. j^ stieda
Fresenius, Johann Baptist Georg Wolfgang F., geboren
Frankfurt a. M. am 25. September 1808, studirte seit 1826 Medicin in Heidelbe
und Giessen, promovirte 1829 zu Giessen und wurde 1829 unter die Frankfurt
Aerzte aufgenominen. Er war Armenarzt und praktischer Arzt zu Frankfurt, wur
1831 Lehrer der Botanik am Senckenbergischen medieinischen Institut, dasei!
seit 1863 (gelegentlich der 100jährigen Jubelfeier der Senckenbergischen StiftüD
mit dem Titel Professor. Er starb am 1. December 1866. Ausser seiner Dissertatioi
,, lieber die traumatische Amblyopie und Amaurose" sind seine sämmtliehi
Schriften botanischen Inhalts.
Nekrolog von seinem Schüler Prof. Anton de Bary in der Botanischen Zeitui
186'- Nr. 1- W. Stricter.
Freteau, Jean-Marie-Nicolas F., zu Nantes, war zu Messai in d
Diöcese Rennes 1755 geboren, machte seine ersten medieinischen Stadien in Renni
daraut in Paris, von 1788 an. 1793 wurde er zum Chirurgien-major bei d
ambulanten Hospitälern der Kflsten-Armee von Brest ernannt und, nachdem er si
im Jahre XI in Nantes niedergelassen hatte, zum Chirurgien-major der Freiwillig
der Loire- Inf 6rieure erwählt. Er verfasste ein „MSm. sur les moyens de guh
facil^ment et sans danger les mevx niedres des jambes, menie chez les vieiUard
(Paris 1803) und wurde im folgenden Jahre zu Paris Doctor mit der Theo
„Essai sur Vasphyxie de Venfant nouveau-n^" (Paris, An XII, 1804). Späl
gab er noch heraus : „ Considdrations pratiques sur le traitement de la gonorrh
virulente y et sur celui de la vdrole; etc.** (Paris 1813) — „Considiratio
sur Vasphyxie de Venfant nouieounS" (1816) — „TraitS elAnentaire s
Vemploi Ugitime et m^thodique des Emissions sanguines dans Vart de guSrt'r, eti
(Paris 1816). Ausserdem hatte er in verschiedenen Zeitschriften eine Reihe t
Aufsätzen veröffentlicht, z. B. über die Durchschneidung' des Nabelstranges 1
asphyktischen Neugeborenen (Recueil p6riod. de la Soc. de m^dec. 1799), fen
über Hydrothorax, eine Empyem- Operation mit Entleerung von Hydatiden, kün
liehe Ernährung der Kinder, Exstirpation eines grossen Tumors der Genital!
bei einem jungen Mädchen, Ligatur eines Uterus-Poljrpen, über Necrose, über ei
bedeutende Zungenanschwellung u. s. w. (Journal g6n6ral de m6d. T. XLII, XLl
XLIV, XL VII, XLVIH, LI, LDI, LVII). 1819 wurde er Präsident der Sod<
royale acad6mique zu Nantes, auch Mitglied des Conseil g6n6ral des Dep. Lei
Inf^rieure und Hess sich als solches mit sehr grossem Eifer die Verbreitung <
Elementar-Unterrichtes angelegen sein. Er starb am 9. August 1823.
Dict. hist. II, pag. 400. — Levot, I, pag. 744. G
* Freund, WilhelmAlexanderF., geboren in Krappitz (Ober-Schleai^
am 26. August 1833, studirte in Breslau, wo ihn Middeldorpf, Frerici
Betschler besonders interessirten. 1855 promovirt, wirkte er lange als Pri^
docent und Frauenarzt m Breslau, seit Ostern 1879 als ordentlicher Profea
und Director der geburtshilflich-gynäkologischen Klinik zu Strassburg i. E. \
ihm rühren her: „Beiträge zur Histologie der Rippenknorpel etc," (Eres
1858) — ffl^^f Zusammenhang gewisser Lungenhrankheiten mit primm
Rippenknorpelanomalien" (Erlangen 1859) — Die „Klinischen Beiträge x
Gynäkologie" (1862 — 1865 mit B. Betschler und M. B. Freuxd herausgeg^b«
FREUND. — FREYTAO.
439
enthalten mehrere Arbeiten von F. — Sein Bruder, *MaximilianBernhardF.,
ebenfalls in Erappitz geboren am 27. April 1835, besuchte gleichfalls die üni-
vereitÄt Breslau und hörte die gleichen Lehrer. Promovirt 1857, begann er seine
praktische Thätigkeit als Assistent an der gynäkologischen Klinik zu Breslau zu
Ostern 1858. In Breslau als Gynäkologe prakticirend, gab er die schon erwähnten
Beiträge mit heraus, in welchen er publicirte: „Ein Schwangerschaf tsabscess in
der Scheide der geraden Bauchmuskeln'* — „Die Lageentwicklung der Becken-
Organe^ (auch selbstständig erschienen) — „Drei Fälle von Hydrocephalu^ in-
ternus congenitus^ (letztere Arbeit mit L. Joseph). Im Jahre 1880 habilitirte
er sich als Privatdocent in Breslau (Habilitationsschrift: „Zur Prophylaxe der
Impf Syphilis und des Impferysipels'^), y^
*Prey, Heinrich F., geboren zn Frankfurt a. M. am 15. Juni 1822
begann sein medicinisches Studium in Bonn, war dann in Berlin Schoenlein*s, in
Göttingen R. Wagner*s Schüler, und wurde 1845 in Göttingen promovirt. Zuerst
entfaltete er seine Thätigkeit als Privatdocent vorher und mit ersterer Stellung
1\ 2 Jahre als Assistent am Göttinger .physiologischen Institute. Im Herbst 1848
wurde er als Professor an die medicinische Facultät Zürich berufen. Seine vor-
nehmlichsten Arbeiten sind : „ Vergleichende Anatomie der wirbellosen Thiere^
(in Wagner*s Handbuch der Zootomie, mit LeüCKAHT, 1847) — „Beiträge zur
Kenntnis^ wirbelloser Thiere^ (mit LeüCKART, 1846) — „Studien aus Helgo-
land^, Sein „Lehrbuch der Histologie und Histochemie" erschien zuerst 1859
(Leipzig), seither in 5 Auflagen; auch englisch, französisch und russisch. — „Das
Mikroskop und die mikroskopische Technik'* (Daselbst 7 Auflagen, mehrere
üebersetznngen) — „Grrundziige der Histologie'* (Leipzig, 2 Auflagen, englisch,
französich und spanisch). Ausserdem zahlreiche Aufsätze, Dissertationen, mehrere
Bficber und viele Monographien über Lepidopteren. — Zoologie, vergleichende
Anatomie, Embryologie und Histologie, dabei histologisches Laboratorium sind die
Lehrfächer, welche F. in Zürich mit voller Kraft ausfüllt. ^y
Freyer, Johannes Bogumil JerzyslawF., geboren am S.Februar
1778 in Siedice, wo sein Vater Apotheker war ; er studirte in Königsberg und in
Göttingen, wo er 1802 promovirt wurde. Im Jahre 1807 wurde er Leibarzt des
Fürst^fu Constantin Czartoryski auf Mi^dzyrzecz, seit 1809 lebte er in
Warschau, wo er seit dem Jahre 1811 als Professor zuerst Materia medica, dann
specielle Pathologie lehrte; 1825 übernahm er die Leitung der inneren Klinik
ttnd den Lehrstuhl der speciellen Therapie, ausserdem war er Präsident des Medi-
sinal-Conseils. Er starb am 18. November 1828. Seine Schriften sind: „Formularz
czyli nauka o sztuczn^ pzepisywaniu lekarstw'* (Arznei Verordnungslehre,
Warschau 1816; 2. Aufl. 1829) — „Materyja medyczna czyli nauka o sposobie
skutkowania srzodköw lekarskich'^ (Pharmakologie, Warschau 1817, 2 Bände).
K. & P.
♦Freymntb, Isidor Johannes F., in Labiau am 1. April 1844 geboren,
nedicinisch ausgebildet in Königsberg und Tübingen (Leyden und Niemeter,
>hne Assistent gewesen zu sein), promovirte 1867, war praktischer Arzt in
Itfehlanken und wirkt seit 1877 als Kreis-Physicus , seit 1879 als Oberarzt der
nneren Station und der Irren- Abtheilnng des städtischen Krankenhauses in Danzig.
Schriften: „Giebt es ein sicheres Schutzmittel gegen Cholera? Versuch zur
Rettung der Haus-zu- Haus-Besuche'* (Berlin 1875) — „Die Milch als Gegenstand
ier ößentlichen Gegundheitspßege" (Schriften der Naturforschenden Gesellschaft
:u Danzig 1878). Femer erschienen in der Deutschen med. Wochenschrift die
foumal-Artikel : „Die Stellung des Geric/Usarztes in der Zurechnungsfrage'*
1881) — „Katrin und Recurrens" (1883, mit Poelchen). ^
Freytag, Adam F., geboren 1608, war Doctor der Medicin und
i^hilosophie, er nahm in seiner Jugend an den Kriegen, welche in den Niederlanden
440
FREYTAG.
FRICK.
in der ersten Hälfte des 17. Jahrhunderts wtJtheten , als Ingenieur persönlichen
Antheil, später war er Professor der Mathematik in Eaejdany (Samogitien) ud
Leibarzt des Fürsten Janusz Radziwill, den er auch auf allen seinen Reisen
begleitete ; er starb 1650 zu Kiejdany. Er schrieb das zu seiner Zeit siehr geschätzt!
Werk: „Architectura militaris nova et aucta, oder Newe vermehrte Fortißcation
von Begular-Vestungen etc." (Leyden, 1631, Fol., mit 35 Taff.; Leyden 1635
1642; Amsterdam 1654 uüd 1665; in französischer üebersetzung Leyden 1635
Paris 1640; 1668) — „Prognosticon astrologicum abo rozsqdekgioiazd niehies
kick na rok panski 1635" (in 16 s. 1. et a.). ^ k P.
Frick, Melchior F. (Friccius), dessen sonstige Lebensdaten nirgend«
überliefert sind, war Arzt zu Ulm, seinen Werken nach ein feiner Kopf, der viel An
regung gegeben hat. Die neue Richtung, welcher er in der Medicin Verbreitung i\
geben suchte, spricht sich aus in seinem „ Tractatus medicus de virtute venenorun
medica" (Ulm 1693, 1701 ; Wien 1710). Daneben ist nennenswerth eine: „Düseri
med. de peste" (Ulm 1684) — „De colica scorbutica" (Daselbst 1696) —
„Paradooca medica" (1699) und einige Schriften über Podagra (1684, resp. 1693;
Biogr. m6d. IV, pag. 271. W.
Frick, George F., zu Baltimore, ein geborener Deutscher, war daselbs
Augenarzt am General Dispensary und verfasste : „A treatise on tke diseases ofthe eye
including the doctrine and practice .... and particularly tliose ofProf, Beer*
(Baltimore 1823, mit TafF. ; neu herausgegeben mit Anmerknngen von Richar]
Welbank, London 1826, mit Taff.). Auch findet sich von ihm in der Med.-chir. Zte
(1822) ein Auszug aus einem Schreiben: „MenscJierihlattern in Baltimore*^.
Call is CD, VI, pag. 465; XXVIII, pag. 113. G.
Frick, Charles F., zu Baltimore, war daselbst am 8. August 182:
geboren, begann 1843 das Studium der Medicin auf der Universität von Mar}iand
wurde Assistent in City and County Almshouse zu Baltimore, welche er zu eine
reichen Quelle des Lerneos und Wissens für sich zu machen verstand, erlangt
1845 bei der genannten Universität den Doctorgrad und bald darauf erschiene
von ihm (American Joum. of the Med. Sc. 1846) Berichte über das remittirend
Fieber. Er errichtete zusammen mit drei Freunden 1847 das Maryland Medi«
Institute, eine medicinische Vorbereitungsschule, in welcher er das Fach de
praktischen Medicin übernahm. Er wendete sein Interresse besonders der Thiei
Chemie zu und publicirte 1848 (American Journal) sehr sorgfältige Blut- Analyse
und einige Fälle von Oxalurie. 1849 wurde er zum Attending Physician de
Maryland Penitentiary erwählt, blieb in dieser Stellung sieben Jahre und benutxt
dieselbe zu Untersuchungen über Zu- oder Abnahme des Gewichtes der Sträflinge to
verschiedenen Rassen (weisse und schwarze) bei verschiedener Kost und Beschäftigung
ebenso wie er dem hygienischen Zustande des Gefängnisses seine vollste Aufmerksamkei
zuwandte. Als die Frucht seiner Studien über die Pathologie des Harns erschiene
ein Werk von ihm über „Benal affeottons ; thetr dtagnosts and pathology
(Philadelphia 1850), ein Aufsatz über einige Fälle von Diabetes (American Joumi
1852), femer 1855 und später (Virginia Medical Journal, American Medics
Monthly) Studien über die BRiGHT'sche Krankheit. 1856 erhielt er bei dem ne
errichteten Maryland College of Pharmacy den Lehrstuhl der Materia medica un
1858 den der Materia medica und Therapie bei der Universität von Marylan(
zugleich mit der Stellung als Visiting Physician bei der Baltimore Infirmary. 1
dieser Zeit erschien eine seiner hervorragendsten Arbeiten über die „Forynation i
urinary calculi" (American Medical Monthly 1858), in welcher er sieh zu ve
schiedenen Irrthümem in seinen früheren Arbeiten bekannte. Erst 37 Jahre alt, ve
starb dieser wissenschaftlich hochgebildete Arzt am 25. März 1860 an Diphtheri
die er sich bei einer Tracheotomie zugezogen hatte.
F. Donaldson bei Gross, pag. 815. G.
FRICKE.
441
Fricke, Johann Karl Georg F., zn Hamburg, war am 28. Jannar
1790 zu Braunschweig als Sohn des Arztes und Professors der Chemie und Physik
am Collegium Carolinum Dr. Joh. Heinr. Gott fr. F. geboren, besuchte bereits
im 14. Lebensjahre die anatomische Lehranstalt in Braunschweig und begann mit
18 Jahren das Studium der Medicin in Göttingen, wo er 1810 von Himly zum
Doctor promovirt wurde. Im folgenden Jahre begab er sich nach Berlin, um die
berühmten Lehrer der dortigen, neu begründeten Universität zu hören und verdankt
seine Ausbildung zum Operateur vorzugsweise K. F. Graefe. Daselbst erschien
auch seine erste Arbeit : „ Geschichte einer durch den Lebensmagnetismus geheilten
Epilepsie; mit Bemerkungen von C, Wolfart^ (Asklepieion 1812). Als Bataillonsarzt
der hanseatischen Legion machte er mit dieser den Feldzug von 1813 — 14 mit,
war kurze Zeit Oberstabsarzt in braunschweigischen Diensten, Hess sich aber schon
Ende 1814 in Hamburg als Arzt nieder, wo er zunächst in den dort befindlichen
russischen Hospitälern als Chirurg thätig war. Bald aber erhielt er eine Reihe
von anderweitigen Anstellungen, indem er 1815 zum Wundarzt an den Freimaurer-
Krankenhäusern, 1817 zum Arzt bei der allgemeinen Armenanstalt und zum Annen-
wundarzt bei der israelitischen Gömeinde, 1818 zum chirurgischen Mitgliede des
neu errichteten Gesundheitsrathes, 1823 aber zum zweiten Arzte und dirigirenden
Wundarzte am allgemeinen Krankenhause ernannt wurde. Nach langer Pause
erschienen von ihm 1826 folgende literarische Arbeiten : „In memoriam defuncti
Jens Inim, Baggesen, Relatio de sectione, iisque vitiis, guae in obducto
defuncti corpore reperta sunt*^ (Hamburg, 4., m. Taff.) — zusammen mit JOH.
Sandtmann: ^Bericht über das allg. Krankenhaus in Hamburg 1825^. Als
Früchte einer im Auftrage der Behörden, zusammen mit Beere, nach Holland
zur näheren Erforschung dort ausgebrochener Krankheiten unternommenen Reise
erschienen, von dem Hamburgischen Gesundheitsrathe herausgegeben, sein : „Bericht
über seine Beise nach Holland und den angrenzenden Gegenden zur Erforschung
der . . , , geherrschten Krankheiten^ (Hamburg 1826; holländische Uebers. von
R. J. Berntrop, Amsterdam 1827; französische üebers. von J.. B. Monfalcon,
Paris 1828) und sein: „Zweiter Bericht .... nebst Dr. N, L. Hachmann's
Bemerkungen über die Endemie im Amte Ritzebüttel .... 1826" (Daselbst
1827). Sein Hauptwerk aber waren die: „Annalen der chirurgischen Abtheilung
des allg, Krankenhauses in Hamburg" (Bd. I, 1828; Bd. H, 1833), in welchen
«ich eine grosse Reihe höchst bedeutungsvoller casuistischer Mittheilungen, sowie
theilweise auch die Wiedergabe von wichtigen Arbeiten befindet, welche F. in
ler Zwischenzeit in Zeitschriften oder anderweitig hatte erscheinen lassen; so:
jDie Bildung neuer Augenlider (Blepharoplastik) , nach Zerstörungen u, s, w,"
Hamburg 1829, m. 4 Taff.) — ;, Versuche, die Syphilis ohne Mercur zu behandeln"
Günther in v. Graefe und v. Walther's Journal 1826) — „ Ueber die Torsion"
Rüst's Magazin 1830) — „Die Krankheiten der Schleimbeutel der Mutter-
Scheide ; ein Beitrag zur Begründung der Diagnose zunschen venerischen und
licht venerischen Geschwüren" (Daselbst). — Weitere Publicationen von ihm in
lieser Zeit waren sein von ihm zusammen mit J. H. Bartels herausgegebener
Amtlicher Bericht über die Versammlung deutscher Naturforscher und Aerzte
n Hamburg, im September 1830" (Hamburg 1831), seine „GeschicMliche
Darstellung des Ausbruches der asiatischen Cholera in Hamburg" (1831)
emer : ;, Üeber die Errichtung einer anatomisch-chirurgischen Lehranstalt in
Hamburg" (1833), die seinen und einiger seiner CoUegen Bemühungen zu danken
rar. 1836 verband er sich mit Dieffenbach und Oppenheim zur Herausgabe
er „Zeitschrift für die gesammte Medicin", von der er zwar nur nomineller
^acteur blieb, die aber von ihm mehrere höchst werthvolle Arbeiten, wie die
teriehte über die chirurgische Abtheilung des allgem. Bj-ankenhauses, den Aufsatz
her die Compression des Hodens bei Orchitis u. s. w. enthält. Seine seit Jahren durch
in Lungenleiden geschwächte Gesundheit veranlasste ihn, Anfangs Sommer 1841
[amburg zu verlassen; im Süden, zu Neapel, erfolgte am 4. December 1841
442 FRICKE. — FETED.
sein Tod. — Die deutsche Chirurgie hat F. Viel zu danken. Abgesehen vo
den ihm eigenen Erfindungen, wie seinem Verfahren der Blepharoplastik , d(
Episiorrhaphie, der Behandlung der Orchitis, der Behandlung der Verbrennungen in
Höllenstein (Casper's Wochenschrift 1834) u. s. w., hat er sich durch die Bekann
machung der nicht- mercuriellen Behandlung der Syphilis und der Arterien-Torgi(
in Deutschland verdient gemacht und manche von ihm in die Praxis eingeftlhr
Instrumente (z. B. Speculum vaginae, Torsions-Pincette) haben die weiteste Ve
breitung gefunden. Als Arzt besass er das unbedingteste Vertrauen seiner Patient«
und galt als erste Autorität. Die grössten Verdienste aber hat er sich um d
Hamburger allgem. Krankenhaus erworben, dessen ärztliche Einrichtungen, seit d
Uebersiedelung aus dem alten in das neue Krankenhaus (1^23), s&ramtlich v<
ihm berühren.
D. R. Warburg in Neuer Nekrolog der Deutschen. Jahrg. XIX, 1841, II, pag. 115
— Callisen, VI, pag. 467; XVni, pag. 113. Gnrlt.
Fried, Johann Jakob F., wurde 1689 zu Strassburg geboren ui
studirte daselbst die Medicin. Im Jahre 1710 promovirte er an seiner heimatlich
Universität, nach Vorlegunj^ seiner Dissertation j^De cordis palpitattone** , Als d
Prätor von Strassburg, Franz Josef von Kltnglin (1725 — 1752) im Jah
172« eine Gebäranstalt begründete, die nicht nur für den Hebammenunterric
bestimmt war, sondern an der auch die Studirenden der Medicin Zutritt hatte
wurde F. zum ersten Lehrer dieser Anstalt ernannt. Gleichzeitig bekleidet« F. i
Stelle eines geschworenen Hebammenmeisters der Stadt Strassburg. Nach vieljährig
fruchtbarer Thätigkeit starb F., 80 Jahre alt, Anfangs September 1769 in sein
Vaterstadt. Y, führte den Titel eines Hochfürstl. Hessen - Darmstädtischen Rath
und Leibarztes und war Mitglied der kaiserl. Naturforschenden Gesellscha
Literarisch war er wenig thätig, denn ausser seiner Inaugural-Dissertation veröffei
lichte er nur einen kleinen Aufsatz über „Harnbeschwerden bei Sckicangerei
(Act. Acad. Leopold. 1 742, VI, pag. 422) und einen Artikel über seine Lehrmethc^
(in Commerc. litter. Norimb. 1731, pag. 321). Desto thätiger war er als kliniscli
Lehrer. Durch seine ausgezeichneten Vorträge zog er zahlreiche Studenten aus all
Gauen Deutschlands heran und begründete den Glanz, den die Strassburger geburl
hilflicho Schule im 18. Jahrhunderte besass. Wie fruchtbar er nach dieser Richte
wirkte, lässt sich daraus entnehmen, dass in den Jahren 1711 — 1749 in Strassbn
85 gebartshilfliche Dissertationen erschienen (die fast ausschliesslich von deutsch
Verfassern herrührten). Er bildete eine Reihe ausgezeichneter Schüler. Die von
80 ausgezeichnet geleitete Anstalt wirkte als aufmunterndes Beispiel und veranlasi
die Errichtung gleicher Anstalten in den benachbarten deutschen Ländern. F
Anstalt, die sich im städtischen Hospitale befand, stand in keiner Verbindung n
der Universität. Sie blieb auch nach der im Jahre 1789 erfolgten Aufhebung d
Universität bestehen und wurde erst im Jahre 1847 mit der medicinischen Facnlt
in Verbmdung gesetzt. — Georg Albrecht F., der Sohn, geboren zu Strai
bürg um das Jahr 1736, wurde im Jahre 1760 an der Universität seiner Vatersta
zum Doctor promovirt. Nächst Röderer und Thebksius war er der bedentendf
Schüler seines Vaters, obwohl er nie dessen Bedeutung erreichte. Als sein Vit
im Jahre 1769 starb, folgte Letzterem als Lehrer der bisherige zweite Lehi
Weizhn und Georg Albrecht F. erhielt die frei gewordene zweite Lehrerete
an der Strassburger Gebäranstalt. Ein langes Wirken war ihm leider nicht bestimn
denn er starb bereits im October 1773. Die Verdienste, die er sich um die Gebur
hilfe erwarb, bestehen darin, dass er die Vorträge seines Vaters sammelte, soi
ordnete und sie als „Anfangsgründe der Geburtshilfe, ein Lehrbuch'' (mit Kup<
Strassburg 1769; neuer Abdruck Strassburg 1787) herausgab. Da Thebesii
bereits früher, im Jahre 1756, die geburtshilflichen CoUegienhefte seiner Strai
burger Studienzeit unter dem Titel „Hebarrnnenkunst" (Hirschberg und Liegni^
veröffentlicht hatte, so war der eigentliche Zweck des G. A. F.'schen Buch
bereits vor dessen Veröffentlichung erfüllt. Das Buch hatte aber insofeme Wert
FRIED. - FRIEDERICH.
448
als es dag THEBESiüS'sche nach mehreren Richtungen hin ergänzte. Beide Bücher
waren ihrer Zeit die hesten geburtshilflichen Lehrbücher. Ausser dem genannten
Werke veröffentlichte G. A. F. nur noch zwei Dissertationen.
V. Siebold's Geschichte der Geburtshilfe. Bd. 11, pag. 423, und Allgem. Deutsche
Biographie. Bd. VII, pag. 387. Kleinwächter.
Priedberg, Hermann F., geboren zu Rosenberg (Schlesien) am 5. Juli
1817, studirte in Breslau, Berlin, Prag, Wien und Paris. 1840 in Breslau promovirt,
war er von 1849 bis 1852 Assistent der chirurgischen Universitätsklinik in Berlin
unter B. v. Langenbeck, habilitirte sich 1852 an der Berliner Universität für
Chirurgie und Staatsarzneikunde und leitete eine chirurgische und augenärztliche
Privatklinik in Berlin. Seit 1866 war er in Breslau als Professor der Staatsarznei-
knnde und Bj-eisphysicus thätig. — F. hat auf dem Gebiete der chirurgischen Klinik
eine grosse Fruchtbarkeit entfaltet, ohne durchzudringen, obwohl einige seiner Bücher,
wie die „Pathologie und Therapie der Muskellähmung" (Wien 1858, m. 4 Taff. ;
2. Aufl. Leipzig 1862), sehr fleissig gearbeitet waren. Noch zahlreicher wurden
seine Publicationen , nachdem er sich der gerichtlichen Medicin zugewandt hatte.
Monographisch erschienen: „Die Vergiftung durch Kohlendunst" (Berlin 1866) —
„Gerichtsärztliches Gutachten; erste Reihe" (Braunschweig 1875) — „Gerichte-
ärztliche Praxis; vierzig Gutachten" (Wien und Leipzig 1881). — Bezüglich
seiner Publicationen in Zeitschriften sei auf ViRCHOw's Archiv (Bd. XXX, LXIX,
LXXIV, LXXIX, LXXXIU, XC) und auf die Vierteljahrsschr. für gerichtl.
Med. und öffentl. Sanitätswesen verwiesen. Auch an EüLENBERIt's Handbuch
des öffentl. Sanitätswesens arbeitete F. mit. Erstarb am 2. März 1884. AV.
*Friedel, Carl G. A. F., geboren am 13. December 1833 in Berlin,
studirte daselbst auf der Medic.-chirurg. Akademie. Im April 1856 wurde er
promovirt, nachdem er bereits seit dem 1. October 1853 in den Staatsdienst
getreten war. Von 1857 — 1872 machte F. als Marinearzt die preussische Expedition
nach Ostasien unter dem Grafen Eulenburg mit; zur Zeit steht er als Ob.-Stabsarzt
1. Ol. und Regimentsarzt des L Garde-Reg. in Potsdam. Seine Schriften beziehen sich
auf jene Thätigkeit, so: „Klima und Krankheiten Ostasiens" (Berlin 1863) —
„Krankheiten in der Marine" (Daselbst 1866) — „Studien über den Aussatz"
rV^iRCHOw's Archiv 1861 und 1863). — In Neumayer's „Anleitung zu wissensch.
Beobachtungen auf Reisen" (Berlin 1875) bearbeitete er den medicinischen Theil.
W.
* Friedenreich, Alexander F., ist am 5. Juni 1849 zu Kopenhagen
geboren, absolvirte das Staatsexamen 1874, promovirte 1879, war 1878 — 81 erster
Assistenzarzt an der Abtheilung für psychische und Nervenkrankheiten am Kopen-
bagener Communehospital, ist seitdem thätig als Specialarzt für Nervenkrankheiten,
als Privatdocent und Mitglied der Redaction der „Hospitalstidende". Ausser
verschiedenen neurologischen Journalartikeln publicirte er : „ Bidrag til den nosologiske
Opfaitelse af Athetosen" (Dissertation) und „Kliniske Foredrag over Nerve-
sygdamme" (1882). Petersen.
*Friederich, Adolf Sigismund Christian F., zu Wernigerode, ist
daselbst am 12. Januar 1812 geboren, studirte in Göttingen und Berlin, war hier
ein Jahr lang Assistent bei Johannes Müllek und wurde daselbst 1837 mit der
Diss. ; „De tetano traumatico" Doctor; über denselben Gegenstand: „Zur Lehre
vom Wundstarrkrampf " f erschien später in Caspeb's Wochenschrift (1838) von
ihm ein Aufsatz. Er liess sich zunächst in Dereuburg und 1841 in seiner Vater-
stadt nieder, wo er Stadt- und 1858 Kreisphysikus und Sanitätsrath wurde. Ausser
mehreren auf die Localgeschichte bezüglichen Schriften verfasste er folgende zwei
Gratulationsschriften an die DDr. Siegert (Halberstadt) und Ludw. Gottl.
Hildebband: „Morbihistoria pueri a vipera commorsi" (1855, 4.) — „Comment,
de lipomate icone ülustrata" (1856, 4.).
Andreae, II, pag. 41. O.
444
FRIEDLAENDER. — FRIEDLEBEN.
Friedlaender. Unter den bedeutenderen F. müssen vor Allem nicht,
wie vielfach geschehen, D. Joachim F. und Michel F. verwechselt werden.
Letzterer, unzweifelhaft der bedeutendere beider Zeitgenossen , wurde zu Königs-
berg in Preussen 1761 geboren, doctorirte in Halle 1791 und starb bereits im
April 1824. Er lebte in Berlin, ging 1804 jedoch nach Parisund Hess sich dort
nieder, um vornehmlich seinen Landsleuten nützlich zu sein. Trotz grögserei
Reisen in England und Holland etc. war es ihm möglich, eine Anzahl von Arheiteo
in den M^langes de litterature fran^aise, im Neuen Journal der ausländischen
medicinisch-chirurgischen Literatui' etc. zu publiciren. Mehrere derselben handeb
über die thierische Wärme. — Von D.Joachim F., der in Galizien prakticirte
und 1840 noch lebte, besitzen wir neben speculativen Schriften über STOLL'sche Pro-
bleme die ;, Versuche in der Arzneikimde^ (2 Bde., Leipzig 1802 — 1 804, 1810) und
eine „Medicinische Topographie der Stadt Brody^ (Beob. österr. Aerzte 1828). —
Der Unterscheidung wegen sei noch Bernhard Nathan F., 1798 — 1870,
erwähnt, in Berlin 1823 promovirt und später Arzt in seiner Vaterstadt Oppeln
H a h n bei D e c h a m b r e. AV.
Friedlaender, Ludwig Hermann F., den 20. April 1790 in Königsberg
in Preussen geboren, hatte an der Universität seiner Vaterstadt Mediein studir
und war nach erlangter Doctorwürde 1812 nach Berlin übergesiedelt, um hiei
seine Studien fortzusetzen. Im Jahre darauf trat er als Arzt in die Armee unc
machte den Feldzug nach Frankreich mit. Im Herbst 1814 nahm er seinei
Abschied, ging für einige Zeit nach Karlsruhe, wo er mit Frau v. Krüdener
Jung-Stilling u. A. pietistisch-katholisirenden Mystikern verkehrte, sodann nacl
Wien und Italien und kehrte von hier 1817 zurück. In diesem Jahre habilitirt<
er sich, unter Einreichung einer kleinen Denkschrift über die Augenheilkunde de;
griechischen Aerzte („De medicina oculorum apud Celsum c&inmentatio^ ) ali
Privatdocent der Mediein in Halle; 1819 wurde er daselbst zum Prof. extraord
und 1823 zum Prof. ord. der theoretischen Mediein ernannt; er ist 1851
gestorben. — Ausser der oben genannten Habilitationsschrift hat er gelegentücl
seiner Ernennung zum Prof. ord. eine medicinische Hodegetik („De instüuticrm
ad medicinam lihrill,^, 1823), später „Fund amen ta doctrinae pathologicae etc.'
(1818), sodann seine ;, Vorlesungen über Oeschichte der Heilkunde^ (1839) un(
„Historiae ordinis medicorum Halensis ante hos centum annos brems expositio'
(deutsch in Häser's Archiv für die ges. Med., III, pag. 1) veröffentlicht. Di(
bedeutendste seiner literarischen Leistungen, die Vorlesungen über Geschichte de
Mediein, charakterisirt die Richtung ihres Verfassers; in eleganter Form schilder
derselbe den Entwickelungsgang , den die Mediein genommen , um den Beweis zi
führen, dass das Heil dieser Wissenschaft lediglich auf ihrer innigen Verbindung
mit der idealistischen Naturphilosophie und der Religion beruht. ^ Hirsch.
* Friedlaender, Carl F., ist in Brieg am 19. Nov. 1847 geboren un(
fungirte 1874 — 1879 als Assistent von v. Recklinghausen in Strassburg. Dam
liess er sich als pathologischer Anatom am städtischen Krankenhause (Friedrichs
hain) und Privatdocent in Berlin nieder. Von ihm rühren her: „Anatomisch
Untersuchungen über den Uterus^ (1870) — „ lieber locale Thiberculose^ (1873) —
„Anatomische Untersuchungen über Lupus^ (1874) — „Epithelwucherung um
Krebs^ (1877) — „Ueber Herzhypertrophie" (1881) — „Die mikroskopisch
Technik zum Gebrauche hei pathologisch- anatomischen Untersuchungen*^ (2. Auf
1884) — „Die Mikrococcen der Pneumonie" (1883). — F. ist Begründer nn
Herausgeber der „Fortschritte der Mediein" (seit 1883). w.
Friedleben, Alexander Engelhardt Theodor F., geboren kl
19. März 1819 zu Frankfurt a. M., studirte Mediein seit 1838 zu Bonn nn
Würzburg, promovirte zu Würzburg 1842 mit der Dissertation: „Hippocratis Ck
hiologiae explicatio nova". Er gab ferner heraus eine Uebersetzung von A. DONOT
FBIEDLEBEN. — FRIEDREICH.
445/
r,D{e physische Pflege der Kinder in der ersten Lebenszeit^ (Frankfurt 1842
und veröffentlichte, nachdem er die unter Flesch verzeichnete Arbeit mit dem-
selben geliefert, noch mehrere Untersuchungen ttber pathologische Anatomie der
Kinderkrankheiten, so y,Die Beobachtungsresultate über Pneumonie der Kinder*^
(Archiv für physiologische Heilkunde, 1847) — ;, lieber Atelectasis pulmonum
m Kindesalter** (Daselbst) — „Beiträge zur Lehre vom Typhus der Kinder'*
(Daselbst 1848) — n^ur Lehre vom sogenannten Wackelkopf** (Daselbst) —
„Beitrag zur Lehre von den Krankheiten der Leber im Föttis^ (1849). Sein
Hauptwerk ist die „Histologie der Thymusdrüse in Gesundheit und Krankheit^
(Frankfurt 1858). Im Jahre 1870 trat er in den Vorstand des Vereins zur Pflege
verwundeter und kranker Krieger ; er veröffentlichte für denselben : „Aufgabe und
Ziele für den Bund der Deutschen Vereine zur Pflege im Felde vervmndeter
und kranker Krieger"* (Frankfurt 1872). F. starb am 11. April 1878.
W. Stricker.
Priedlieb, Thomas F., zu Oldensworth (Schleswig) am 21. März 1778
geboren, zu Kiel 1803 promovirt und als Arzt und Amtsarzt in Husum, wo er
1838 starb, thätig, hat mehrere verdienstvolle epidemiologische Schriften über
Schafräude (Friedrichstadt 1811), über Uundswuth (Husum 1813), Typhusepidemie
in Husum (Pfaff's Mitth., 1832), Cholera (Daselbst 1833) verfasst. Auch strebte
er in seinen Physicatsberichten und Vorschlägen zur Wasserverbesserung bereits
modernen Zielen, und nicht ohne Glück, nach.
Hahn bei Dechambre. W.
Priedreich. Von der Vererbung der Neigung und des Talents zur Medicin
zeugt die Würzburger Arztfamilie F. Sie haben sich durch drei Generationen der-
selben forterhalten. NikolausAnton F. war am 24. Februar 1761 zu Würz-
burg geboren. Er habilitirte sich dort nach erlangter Doctor würde als Privatdocent
in der medicinischen Facultät und wurde in derselben im Jahre 1795 zum Prof.
extraord. der allgemeinen Therapie und 1796 zum Prof ord. der praktischen
Heilkunde ernannt. Im Jahre 1798 trat er als Generalstabsarzt der fürstlich
Würzburgischen Truppen in die Armee ein und fungirte kurze Zeit als Director
des Hauptlazareths in München. Nach seiner Rückkehr nach Würzburg erhielt er
daselbst die Stelle eines zweiten Arztes und Professors der medicinischen Klinik
Im Juliusspital. Wegen fortdauernder Kränklichkeit ward er 1824 in Ruhestand
versetzt und starb im Jahre 1836. Seine literarische Thätigkeit beschränkte sich
auf die Veröffentlichung von Abhandlungen , welche gesammelt als „Medicinische
Programme^ (1824) erschienen sind und wovon zwei den Typhus zum Gegen-
stände haben. Er trat bezüglich der Behandlung desselben der Lehre des älteren
Marcus, der im Typhus eine Hirnentzündung sah, entgegen.
A. Hirsch in der Allgem. Deutschen Biogr. Bd. \'II. ^ Seitz.
Priedreich, Johannes Baptist F. , des Vorigen Sohn, Professor der
tfedicin zu Würzburg, wurde im Jahre 1796 dort geboren. Seine wissenschaftliche
Befähigung zeigte er schon während der akademischen Jahre durch Lösung von
Preisfragen ; seine praktische Tüchtigkeit bewies er im Jahre 1825 bei Gelegenheit
?iner in Halle ausgebrochenen Seuche. So geschah es, dass er im 24. Lebensjahre
jchon ausserordentlicher und 10 Jahre später ordentlicher Lehrer der Heilkunde
m der Hochschule seiner Vaterstadt wurde. Auch ihn hat die Strömung jener
)ewegten Zeit mit fortgerissen. Der junge, bei den Studenten sehr beliebte Lehrer
schien den Regierenden ein zu .gefährliches Ferment für die gährenden Massen der
ikademischen Jugend. Er wurde 1832, mit Belassung seines bisherigen Ranges,
5um Gerichtsarzte in Weissenburg ernannt. In den Jahren 1838 und 1843 erhielt
jr die Physicate Straubing und Ansbach. Vom Jahre 1850 — 1855 wirkte er als
■rerichtsarzt und Professor conorarius zu Erlangen, wo seine Vorträge über
,8taats-Physik" von Juristen und Medicinern mit grösstem Beifall aufgenommen
lurden. Die letzten sechs Jahre seines Lebens verbrachte er in fortwährender
1
446
FRIEDREICH.
literarischer Thätigkeit in Würzburg, woselbst er auch am 29. Jauuar 1862 starb.
Von den 35 Schriften, welche er veröffentlicht hat, gehört der grösste Theil in
das Gebiet der Psychologie und gerichtlichen Medicin, darunter sind zu nennen:
„ Versuch einer Literaturgeschichte der Pathologie und Therapie der psychischen
Krankheiten^ (Würzburg 1830) — „Handbuch der allgemeinen Paäiohgie der
psychischen Krankheiten^ (Erlangen 1839) und „System der gerichtlichen
Psychologie" (Regenburg 1835; 3. Aufl. 1852), Er war Redacteur mehrerer
Zeitschriften, so der „Blätter für gerichtliche Anthropologie", welche nach seinem
Tode als F/s Blätter für gerichtliche Medicin von Ernst Büchner in München
fortgesetzt worden sind. Im Jahre 1843 gab F. ein „Handbuch der gerichtet-
ärztlichen Praxis" (Hegensburg, in zwei Bänden) heraus. 1851 erschien von ihm
in zweiter Auflage zu Ansbach sein ^ Handbuch der Qesundheitspolizei der
Speisen, Getränke und der zu ihrer Bereitung gebräuchlichen Ingredienzen'',
In den Schriften über Psychiatrie hat F. der somatischen Richtung sich zugewendet,
in denen über gerichtliche Medicin seine reiche praktische Erfahrung als lang-
jähriger Gerichtsarzt verwerthet.
Bayerisches ärztliches Intelligenzblatt. Jahrg. 1862, pag. 2*29.
Öeitz.
Friedreich, N i k o 1 a u s F., zu Heidelberg, berühmter mediciuischer Kliniker,
war am 31. Juli 1825 zu Würzburg als Sohn des Vorigen geboren, studirte von
1844 an daselbst und 1847 ein halbes Jahr auch in Heidelberg, absolvirte 1849
und 1850 seine Examina und die Promotion, wurde Assistent des erblindeten
Klinikers Marcus und habilitirte sich 1853 als Privatdocent für specielle Path<h
logie und Therapie mit der Schrift: „Beiträge zur Lehre von den Geschwülsten
innerhalb der Schädelhöhle" . Ehe ViRCHOW 1849 nach Würzburg kam, war er
ein sehr eifriger Schüler von Kölliker gewesen und hatte unter Anderem in
Gemeinschaft mit seinem Freunde Karl Gegrnbaür eine Abhandlung über den
Schädel des Axolotl verfasst. Von jener Zeit ab wurde er ein ebenso eifriger
Zuhörer und Arbeiter in Virchow's Vorlesungen und Cursen, und obgleich er
gleichzeitig klinischer Assistent war, dachte er eine Zeit lang daran, sich ganx
der pathologischen Anatomie zu widmen. So erklärt es sich, dass auch seine
späteren Arbeiten als Kliniker sich grossentheils auf dem Gebiete der patho-
logisch-anatomischen Diagnostik bewegt haben. Als Virchow 1857 einem Rufe
nach Berlin folgte, wurde F. zum Prof. e. o. der pathologischen Anatomie
ernannt, indessen schon 1858 erfolgte seine Berufung als Prof. ord. der Pathologie
und Therapie und Director der medicinischen Klinik in Heidelberg, welcher er
24 Jahre lang, bis zu seinem Tode, vorgestanden hat. — Von seinen zahlreichen
(8 grössere Werke und 51 grössere und kleinere Abhandlungen umfassendeui
literarischen Leistungen fallen einige kleinere Abhandlungen klinischen und patho-
logisch-anatomischen Inhalts noch in seine Würzburger Docentenzeit , z. B. über
33 Fälle von Abdominaltyphus, über die diagnostische Bedeutung der Höhlen-
symptome , über Corpora amylacea , Leukämie u. s. w. , sämmtlich theils in den
Würzburger Verhandlungen, theils in Virchow's Archiv publicirte. Von Heidel-
berg aus veröffentlichte er in Virchow's Handbuch der spec. Pathol. und Therapie
die Monographie über „Die Krankheiten der Nase, des Kehlkopfes, der Trachea,
der Schild- und Thymusdrüse" (1858) und die seinen Ruf als Diagnostiker
begründende Arbeit „Bie Krankheiten des Herzens" (1861; 2. Aufl. 1867;.
Mit besonderer Vorliebe bearbeitete er Fragen aus dem Grebiete der Diagnostik; so
finden sich von ihm, ausser der schon angeführten, Abhandlungen über den VenenpuK
die Diagnose der Herzbeutelverwachsungen, den Doppelton an der Crural-Arterie,
die Percussion des Kehlkopfes und der Trachea, die physikalische üntersuehung
der Blutgefässe (1881) u. s. w., veröffentlicht in verschiedenen Zeitschriften (^^iBCHOv's
Archiv, Deutsches Archiv für klin. Med., Deutsche Zeitschr. für prakt. Med..
Morphol. Jahrbücher). Zu seinen bedeutendsten Arbeiten gehören auch die auf dem
Gebiete der Nervenkrankheiten , nämlich : ;, Ueber degenerative Atrophie der
FBIEDREICH.
FRIGIMELICA.
447
spinalen Einter stränge** (VmcHOw's Archiv, 1863) — ;, Ueber Ataxie mit beson-
derer Berücksichtigung der hereditären Farmen,** (Ebenda) und seine umfang-
reiehe Monographie „Ueber progressive Muskelatrophie, über wahre und falsche
Musktlatrophie** (^Berlin 1873). Daran schliesst sich eine beträchtliche Anzahl
fon Aufsätzen pathologisch-anatomisch-diagnostischen Inhalts (in Yirchow's Archiv
und im Deutschen Archiv für klin. Medicin), sowie einige kleinere Schriften: „IHe
Heidelberger Baracken ßir Krieghepidemien während des Feldzuges 1870 und
187 P (Heidelberg 1871, 4., m. 7 Taff.) — »Der acute Milztunior und seine
Beziehungen zu den acuten Infectionskrankheiten** (VOLKMANN*S Sammlung klin.
Vorträge, 1874). — Der Schwerpunkt bei allen Arbeiten P.'s, grossen und kleben,
liegt in der fleissigsten Sammlung des vorhandenen Materials, der klinischen
Sichtung und Yerwerthung desselben durch eigene klinische und pathologisch-
anatomische Beobachtungen und der scharfsinnigen und gedankenreichen Beurtheilung
des oft den schwierigsten Gebieten der Physiologie und Pathologie angehörenden
abgehandelten Gegenstandes. Alle seine Arbeiten legen beredtes Zeugniss von
seiner auf der festen Grundlage der pathologischen Anatomie ruhenden allseitigen
medicinischen Durchbildung und seiner vollständigen Beherrschung des Stoffes ab ;
sie smd alle durch Gründlichkeit und Klarheit der Darstellung ausgezeichnet. —
Als klinischer Lehrer war er hervorragend durch die minutiöse Sorgfalt, mit
welcher er die Anamnesen erhob und die objective Untersuchung, namentlich
mittelst der physikalischen Methoden vornahm, die Klarheit und Präcison, mit
welcher er die Diagnose festzustellen suchte und durch seine Bemühungen, diese
Grundsätze auch seinen Schülern einzuimpfen. Er gehörte daher zu den vorzüg-
lichsten medicinischen Klinikern der Neuzeit und genoss in Folge dessen und bei
seiner liebenswürdigen Persönlichkeit als Arzt des ausgedehntesten Rufes und des
unbeschränktesten Vertrauens, welches ihm eine enorme consultative Praxis zuführte.
Sein rastloser Drang zur Arbeit erlitt kaum eine Einschränkung, als sich ein qual-
volles und unheilbares Leiden (Aneurysma der Brust-Aorta) bei ihm einzustellen
begann; er ertrug dasselbe heldenmüthig drei Jahre lang, bis zu seinem am
6. Juli 1882 erfolgten Tode.
A. Weil, Berliner klin. Wochenschr. 1882, pag. 454. — E. Virchow in dessen
Archiv. Bd, XC, pag. J^ 13. — A. Kussmaul, Deutsches Archiv für klin. Med. Bd. XXXII,
pag. 191. G.
Fries, Philipp Adolf F., in Nassau-Siegen geboren am 22. October
1741, starb am 12. November 1790 zu Münster, wo er Professor der Anatomie,
Chirurgie und Geburtshilfe gewesen war. Seine Dissertation : „De genesi materiarum
fehres .... excüantium** (Harderwyk 1779) wurde in den „Opuscula latina"
C. L. Hoffmann's nochmals abgedruckt. Daneben figuriren zwei in Münster 1780
erschienene Pockenschriften.
Biogr. m6d. IV, pag. 273.
W.
Friese, Friedrich Gotthilf F.,. geboren in Münsterberg 1763, später
Arzt zu Breslau, sehr i^chtbarer medicinischer Schriftsteller, daneben auch mit
ökonomisch-technischen Studien beschäftigt, verdient Erwähnung als Herausgeber des
„Archivs der praktischen Heilkunde für Schlesien und Südpreussen** (Breslau
1799 — 1800, mit Klose und Zadig) und der „Annalen der neuesten britischen
Arzneykunde etc.** (Daselbst 1801 — 1802). Auch schrieb er eine „Antisyphilitische
Pharmakologie** (Daselbst 1791) und gab eine sehr grosse Anzahl englischer und
französischer Werke in deutschen üebersetzungen heraus. Er starb 1827.
Biogr. m6d. IV, pag. 274. W.
Frigimellca. Familie, die viele Aerzte hervorgebracht, unter denen zwei
genannt zu werden pflegen: France sco F., 1491 — 1559, war in Padua geboren,
wurde dort Professor und lehrte 40 Jahre, nur unterbrochen durch einen Ruf des Papstes
Julius III., den er in Behandlung nahm (Julius III. starb 1555). Sein grosser
Ruf erscheint durch seine wenig bedeutenden Schriften: „De balneis metallicis**
448
FRIOIMELICA.
FRITSCH.
(Padua 1659; Nürnberg 1679) — „Pathologia parva"" (Jena 1640; Paris 1647;
Nürnberg 1679) wenig aufgeklärt. — Jeronimo F., 1611—1683, wurde Dr.
med. mit 19 , Professor in Padaa mit 22 Jahren. Er füllte seinen Lehrstuhl —
vom Kaiser Leopold mit Ehren überschüttet — nahezu 50 Jahre aus.
Biogr. med. IV, pag. 274—75. W,
Priis, Christian Lodberg F., p:eboren 1699 in Virby (Jütland),
deponirte 1716 an der Kopenhagener Universität, studirte in Medicin hier und
später im Auslande, doctorirte 1725 in Kopenhagen („De morbis infantum'^ )^
war einige Jahre praktischer Arzt und wurde 1746 Prof. med. ord. Er starb 1773.
Ingerslev, II, pag. 311. Petersen.
Frisius, Lorenz F. (auch Phrisiüs), aus Strassburg gebürtig, eine Zeit
lang Stadtarzt von Metz, siedelte nach Deutschland über, um kräftiger die Ver-
theidigung der von ihm hochverehrten Araber den deutschen Angriffen gegenüber
führen zu können: j^Defensio Avtcennae, medicortim principis, ad Germamae
medicos" (Strassburg 1530; Lyon 1533) Ausser einer Schrift über den englischen
Seh weiss (Strassburg 1529) und über die Heilung der Syphilis (Basel 1532)
stammt demnächst noch von ihm ein „Speculum medictnae'' (Strassburg 1535).
Biogr. med. IV, pag. 276. W.
*Fri8tedt, Robert Fredrick F., geboren in Stockholm am 19. Juni
1832, wurde in den philosophischen und medicinischen Facultäten Upsalas ans-
gebildet und zum Dr. phil. 1857, zum Dr. med. 1862 promovirt. Seit 1862
wirkte er als Adjunct an der medicinischen Facultät Upsalas, seit November 1877
als Prof. extraord. für Pharmakologie und medicinische Naturgeschichte. Haupt-
schrift: „Lärobok i organisk pharmakologi^ (mit Karte , Upsala 1872 — 1873).
Monographien: „Joannis Franckenii Botanologia'" (Jubelschrift 1877) —
^Sveriges pharmaceutiska väkter^ (I — VIII, Upsala 1863 — 1872). Ausserdem
verschiedene kleinere, theoretisch pharmakologische und botanische Abhandlungen
in schwedischen Zeitschriften. — Seit 1865 redigirt F. die Zeitschrift: „Ipsal^
Läkareforenmgs Förhandlingar" (I — VIII, IX — XVIII). ^^
*Frit8Ch, Gustav Theodor F., zu Cottbus am 5. März 1838 geboren
und in Berlin, Breslau, Heidelberg durch v. Heläiboltz, Arnold, Nuhn, Bakkow,
Peters, Traube, v. Frerichs und v. Langenbeck medicinisch ausgebildet, gelangte
F. 1862 zur Promotion. Er machte grosse Reisen und habilitirte sich bei seiner
Rückkehr 1869 als Docent an der Universität Berlin. 1874 wurde er Extra-
ordinarius. Seine Schriften sind, wie: „Drei Jahre in Süd- Afrika*" — ,/>iV
Eingeborenen Süd- Afrikas*" zum Theil ethnologischen, zum anderen Theil, wie:
„Der anatomische Bau des Fischgehirns*" — „Zur vergleichenden Anatomie
der Amphibienherzen*" — „Die elelctrische Erregbarkeit des Grosshirns** (mit
Hitzig) — „ Verschiedene Abhandlungen über elektrische Fische** (theils in
Dr. Sachs' Untersuchungen am Zitteraal , theils in den Berichten der Akademie)
anatomischen und physiologischen Inhalts. Auch arbeitete er über Mikrophoto^
graphie und hat eine Reihe anthropologischer Abhandlungen veröffentlicht. „,
*|Pritscll, Heinrich F., zu Halle a. d. Saale am 5. December 1844
geboren, in Tübingen, Würzburg, Halle, hier speciell als Schüler Olshauskx's,
ausgebildet, wurde er 1868 promovirt und Hess sich in Halle nieder, um sich
demnächst an der dortigen Facultät auch zu habilitiren. 1882 wurde er als
Prof. ord. und Director der geburtshilflichen Klinik nach Breslau berufen und hat
herausgegeben : „Klinik der geburtshilflichen Operationen** (3. Aufl.) — ^Dif
Krankheiten der Frauen*" — „Die Lageveränderungen der Gebärmutter*" (BlLL-
roth's Sammelwerk) — „ Ueber das Puerperalfieber und seine locale Behand-
lung*". Im Medicinal-CoUegiura der Provinz Schlesien fungirt er als Medicinalratb.
W.
J
FRITSCH.
FRITZE.
449
*Prit8Ch, Johann F., zu Tepl (Böhmen) am 2. October 1849 geboren^
bildete sich auf der Universität Wien besonders als Schüler Meynkrt's aus,
1874 promovirt, 1876 — 1880 Assistent der psychiatrischen Klinik, seither Privat-
doeent für Psychiatrie an der Wiener Universität und Landesgerichtsarzt. Mit-
redacteur der Jahrbücher für Psychiatrie, hat er grösstentheils psychiatrische
Casuistik publicirt, aber auch wie „Ueber primäre Verrückfheü^ — „Aphasie
mit Beziehung zu den Geistesstörungen** — »Die Verwirrtheit*^ — „Allgemeine
Diagnostik des Irreseins** — „ Ueber den Einfluss ßeberhaßer Krankheiten
auf die Heilung von Psychosen*' umfangreichere Themen seines Faches bearbeitet
and zumeist in den Jahrbüchern für Psychiatrie (Wien), aber auch in der Wiener
medicinischen Presse veröffentlicht. ^
* Pritsche, Gustav von F., geboren 1838 in Warschau, war in
Heidelberg Schüler von Cheliüs und Friedreich; 1869 promovirt und praktisch
ärztlich thätig, übernahm er später die Redaction der polnischen medicinischen
Wochenschrift „Medycyna" und wirkt als dirigirender Arzt des Reserve Hospitals
in Warschau. Seine Publicationen sind vorwiegend casuistischen Inhalts, so: „Situs
mcerum iinersus** (Berl. klin. Wochenschr. 1876) — „Pachydermatocele**
(Medycyna 1873, Nr. 38) — „Angioma lipomatodes faciei** (Medycyna, „Two
cases of dermatolysis" und 1875, Nr. 2) — „On a case of ßbroma weighing
3ö U successfiilly removed** (Transactions of the Clinical Society of London,
Bd. VI, resp. VIII etc.). Ausserdem sehr viele Monographien und Schriften
hygienischen und kritischen Inhalts in polnischer Sprache, gedruckt in den letzten
13 Jahren, in polnischen medicinischen Zeitschriften. ^
Fritz, Ignaz Franz F., war zu Carlstadt in Croatien 1778 geboren,
war in Wien ein Schüler von P. Frank und Kern und Assistent des Letzteren.
1808 wurde er als Primär- Wundarzt im Allgemeinen Krankenhause und Professor
der Chirurgie nach Prag berufen. Er war ein trefflicher Operateur und ausgezeichneter
Lehrer und that sich auch in den Jahren 1813 — 1814 bei der Behandlung der
in Prag befindlichen verwundeten Krieger besonders hervor. Er gründete für die
Prager chirurgische Klinik eine namhafte Bibliothek. Seine Arbeiten publicirte er
grösstentheils in der „Medicinisch-chu'urgischen Zeitung" von 1811 — 1829. Zwei
Fälle von Kaiserschnitt, von ihm ausgeführt, finden sich im London Med. and
Surg. Joum. 1827 veröflbntlicht. Er starb am 22. Februar 1841.
Sachs, Medicinischer Almanach fftr 1842, pag. »j53. — Callisen, VI, pag. 490;
XXVin, pag. 124. W.
Fritz, Wilhelm Ernst F., aus Schiltigheim, geboren am 19. Juli 1833,
gestorben (an Cholera) am 19. August 1866, hat sich trotz seiner kurzen Lebens-
dauer ein schriftstellerisches Andenken gesichert und erwarb 1855 zu Strassburg,
1862 zu Paris goldene Medaillen. Schon seine These „Etüde clinique sur divers
symptomes spinaux observ^s dans la fi^vre typhoide** (Paris 1863) forderte dieses
Thema, noch mehr erregten die Aufmerksamkeit seine Forschungen über den
Zusammenhang der Himerweichung mit Arterien-Obliteration, über Icterus gravis,
über Asystolie bei Larynx-Suffbcation, über Muskelhypertrophie, Diabetes, Wander-
niere, Hämophilie, welche theils in den Archives g6n6rales de m6d. (1858 — 1863),
theils in der Gazette hebdomadaire (1856 — 1865) zur Publication gelangten.
Wernich.
Fritze, Johann Friedrich F., zu Berlin, war am 3. October 1735
XU Magdeburg geboren, studirte in Halle und wurde 1756 daselbst Doctor. Er
erhielt die Professur der Therapie am CoUegium medico - chirurgicum in Berlin,
wurde Arzt der Charit^ und zum Geheimen Rath ernannt. Er verfasste; „Nachricht
ton einem neu errichteten klinischen Institut beim königl, Collegio medico-
ekirurgico zu Berlin** (Berlin 1789) — „Handbuch über die venerischen
Krankheiten** (Berlin 1790; umgearbeitet von F. W. FfiiTZE 1797; italienische
Biogp. Lexikon. IF. 29
450
FRITZE.
üebersetznng von Monteggia, Paris 1792). Ferner Hess er erscheinen : „Annalen
des klinischen Institutes zu Bei-liii^ (Berlin 1791 — 95). Nach seinem am
9. April 1807 erfolgten Tode erschienen noch aus seinem Nachlasse; „Klinische
Miscellen^^ (Horn's Archiv 1808).
Andre ae, pag. 66. G.
Fritze , Aerzte in drei Generationen. — Johann Gottlieb F. , zu
Halberstadt, war am 9. Januar 1740 zu Magdeburg geboren, studirte seit 1760
in Halle zuerst Theologie, dann Medicin, wurde daselbst 1764 Doctor, maebte
einige Reisen, Hess sich darauf in Magdeburg, 1771 aber in Halberstadt nieder,
wo er 1776 zum Hofrath ernannt wurde. Er gab heraus: „Eine geheime Hand-
schrift des Herrn Sutton's und räsonnirende Erläuterung der Mittel, welcher
man sich bei der Einimpfung der Blattern bedient, von Villiers. Aus dem
Französischen übersetzt und mit einem Anhange .... von den Einimpfunga-
versuchen . . . . , welche an 24 Kindern in dem grossen Friedrichshospital ui
Berlin sind angestellt worden^' (Frankfurt und Leipzig 1776). — 1778 wurde
er zum Regimentsarzt ernannt und leistete als solcher während des bayerlsehen
Erbfolgckrieges theils in den Magdeburger Militärlazarethen, theils bei der Armee des
Prinzen Heinrich in Böhmen, Sachsen und besonders in Dresden gut« Dienste.
Nach Beendigung des Krieges 1779 kehrte er nach Halberstadt zurück und wurde
daselbst adjungirter, sodann 1785 wirklicher Physicus des Domcapitels und
Garnisonarzt. Eine von ihm anonym herausgegebene Schrift: „Das königlich
preussische Feldlazar^thj nach seiner Medicinal- und ökonomischen Verfassung der
zweiten Armee im Kriege vmi 1778 und 1779, und dessen Mängel aus Documenien
bewiesen. Nebst dem Dispens atario u. s. w,^ (Leipzig 1780), in welcher er mit
schonungsloser Freimtlthigkeit und in eindringlichen Worten die in jenem Kriege
zu Tage getretenen grossen Mängel des preussi sehen Feldlazarelhwesens, sowie die
bei der Verwaltung desselben stattgehabten groben Missbräuche aufdeckte, welehcm
Allem er die, trotz der geringen Zahl von Verwundungen, vorgekommene enonue
Menge von Todesfällen zuschrieb, hatte die Aufmerksamkeit des Königs Friedrich 11.
auf ihn gelenkt, der ihn, noch kurz vor seinem Tode, zum Dirigenten sämmtlicher
preussischen Feldlazarethe ernannte. Er verblieb jedoch nur kurze Zeit in die^ier
Stellung, war von 1787 — 89 Leibarzt in Wernigerode, kehrte dann aber nach
Halberstadt zurttck, wo er, neben dem Amte des Physicus, auch das eines Hebammen-
lehrers und Mitgliedes des Medicinal-Collegiums bekleidete. Er gab in dieser Zeit
noch heraus: „Medicinische Annalen für Aerzte und Gesuiidheitsliebende*^ (Bd. L
Leipzig 1781) und gegen einen sich breit machenden Charlatan, Namens Lehnhabi>t
in Quedlinburg, der es nicht an Gegenschriften fehlen Hess: „Charlatanerie und
Menschenopfer; Beitrag zur Geschichte der Todtschläge in den medicinisdien
Annalen auf das Jahr 1780^ (Leipzig 1782). Der vielseitig gebildete Mann,
dessen reger Sinn für schöne Wissenschaften in dem bekannten damaligen Halber-
ßtädter Kreise von Dichtem und Gelehrten die erwünschte Nahrung fand und der
mehrfach auch populär-medicinische Aufsätze (Halberstädter gemeinnützige Blätter
1785 — 86) und bibliographische Artikel für die Allgem. Literatur-Zeitung verfiwst
hatte, erblindete 1791 und starb am 11. August 1793.
Friedrich August Ferdinand F., zu Magdeburg, war als Sohn
des Vorigen in Halberstadt am 26. Mai 1776 geboren, lernte zuerst die Apothekor-
kunst in seiner Vaterstadt, studirte darauf in Halle Medicin und wurde 1806
daselbst Doctor, Hess sich in Magdeburg nieder, wurde 1814, während ^^
westfälischen Zwischenherrschaft, Stadt-, 1817 Kreisphysicus, 1823 Medicinalrath
und Mitglied des Medicinal-Collegiums der Provinz, 1827 Lehrer der Matern
medica an der med.-chir. Lehranstalt. Er schrieb fttr die Programme dieser
Anstalt: „lieber die Awcendung der alkalischen Schwefelleber beim Group
( Angina polyposa)^ (1829) — ^ Ueber die Schwierigkeiten und Annehndichheiten
des med.'chirurg, Studiums'' (1833, 4.) Er starb 1846.
J
FRITZE. — FRÖHLICH. 451
Hermann Eduard F., zu Neustadt-Eberswalde, war als Sohn des Vorigen
in Magdeburg im Februar 1811 geboren, studirte von 1831 in Heidelberg und
BerliD, wo er 1835 mit der Dissertation fjDe conditura s, de balsamatione viortuortim^
Doctor wurde. Er prakticirte zuerst in Berlin, und in Folge seiner freundschaftlichen
VerbiDdungen mit dortigen chirurgischen Celebritäten (Dieffenbach, Kluge) und
mit Untersttltzung durch Dieselben erschienen von ihm die nachstehenden chirurgischen
Schriften und Abbildungswerke: „Miniitur-Armamentarium oder Abbildungen
der wichtigsten ahturgischen Instrumente. Mit Vorrede von J. F, Dieffe nbach^
(Berlin 1836, 16.; 2. Aufl. 1843) — „Miniatur- Abbildungen der wichtigsten
akiurgischen Operationen . . . .; eingeführt von J. F, Dieffenbach, Mit
30 zum Tlieil ülum. Taff,** (Daselbst 1838, 16.) — „Lehre von den wichtigsten
in der Chirurgie und Medicin gebräuchlichsten Bandagen und Maachinen^
nebst Beschreibung .... besonders der Fracturen und Jjuxationen^ (Daselbst
1839; 2. Aufl. 1846; 3. Aufl. 1854, mit 34. Kpft.) — „ Arthropla^tik oder die
sämmtlichen bisher bekannt gewordenen künstlichen Hände und Füsse u, s. w,
nach Manuscripten von C. A, F, Kluge. Mit 26 Steintaff,'' (Lemgo 1842,
4.) — zusammen mit 0. F. G. Reich : „Die plastische Chirurgie in ihrem weitesten
Umfange dargestellt. Mit 48 Kpft." (Berlin 1845, 4.). Er siedelte später nach
Neu«tadt-Eberswalde über, wo er Vorsteher einer Privat-Irrenanstalt war. Einige
Zeit vor seinem am 29. April 1866 erfolgten Tode hatte er das Unglück, wie
sein Grossvater, zu erblinden.
Andreae, pag. 67—70. — - Dechambre, VI, pag. 119, 120. Gurlt.
Fritze, Friedrich August F., zu Herborn in Nassau, war am
27. Februar 1754 zu Mengeringhausen geboren, wurde 1779 zu Strassburg Doctor
mit der Diss. : „Observat. de conceptione tuharia , cum epicrisi conceptionis
iubariae in genere et hujus casus in specie"^ abgedruckt in; Sylloge op. ad art.
obstetr. Vol. I, 1795; deutsch in: N. Samml. für Wundärzte, 1789, St. 23 und
in: Beitr. für Entbindungsk., 1789, St. 2. In Schmücker's Vermischten chirurgischen
Schriften (Tbl. 3, 1782) findet sich von ihm die Beschreibung eines durch das
Hom eines Ochsen gemachten Kaiserschnittes: „Geschichte der Heilung einer
von einem Ochsen verwundeten schicangeren Frau". 1785 wurde er Prof. ord.
der Medicin an der Universität zu Herborn und dem von ihm 1788 herausgege-
benen Prorectorats-Programm ist angeschlossen: „Descriptio instituti obstet ricii
atquae anatomici Herbornae fiorentis" . 1798 wurde er zum Hofrath ernannt,
war später Obermedicinalrath und Landphysicus, schrieb noch eine populäre Schrift
über das Verhalten bei der Rinderpest (1796) und in Loder's Journal (1798)
j,Zwei Beobachtungen glücklich ausgerotteter Nasenpolypen" .
Callisen, XXVm, pag. 124. G.
*Froebelitt8, Wilhelm F., zu St. Petersburg am 5. Februar 1812 geboren,
suchte die Universität Dorpat auf, um besonders Pirogoff zu hören und begab
sich von 1838 an auf Studienreisen nach Paris, Zürich, Wien, Prag, Berlin. Seit dem
17. April 1842 ist er als Augen- und Kinderarzt im St. Petersburger Augenspital
und später im Findelhause thätig, seit 1863 Oberarzt. Ausserdem berathendes
Mitglied des letzteren, auch Mitglied des Medicinalrathes, sowie anderer gelehrter
und administrativer Körperschaften, hat F. viele Aufsätze, Mittheilungen und Be-
richte in verschiedenen Journalen des In- und Auslandes veröffentlicht. Unter
denselben möge Erwähnung finden die erste Mittheilung über die zuerst in
Russland 1857 vom Verfasser ausgeübte glückliche Glaucomoperation , über die
ersten ophthalmoskopischen Beobachtungen in Russland 1851, auch die Mittheilung
über die Eröffnung des ersten Institutes für die Kälberimpfung im St. Peters-
burger Findelhause durch ihn 1868. ^
Fröhlich, J. B. F., zu Weilheim, prakticirte anfänglich zu Schöngau, war
später Landgerichtsarzt zu Weilheim. Er publicirte: „Einigem über Hunds- (Toll-)
29*
L
452 FRÖHLICH. — FROHBEEN.
Wiith und eine derselben analoge Krankheit der Füchse, Katzen . ... mit
Einsicht auf eine Hornvieh- Epizootie vom Jahre 1819^ (Henke's Zeitschr.,
1825) — „Erfahrungen aus dem Oesammtgebiet der Areneikunde, mit beson-
derer Beziehung auf praktische und gerichtliche Medicin*^ (Ebenda 1826) —
;, Leber Varioloiden und deren Verhältniss zu den übrigen Blattemarten u. s. w.*
(Ebenda 1829) — „ lieber Begriff und Eintheilung der psychischen Krank-
heitszu stände u. s. w.** (Ebenda, Ergänzungsband X) — „Noch Einiges über
den Werth der Kuhpockenimpfung u. s. w,^ (Ebenda, Ergänzungsband XIII, 1830)
Ca 1 Ilsen, VI, pag, 493; XXVIII, pag. 126. G.
Fröhlich, Edler von Fröhlichsthai, Anton F., zu Wien, war am
16. Februar 1760 in Graz geboren, studirte in Wien, wurde 1783 daselbst Doctor,
'war später Leibarzt des Erzherzogs Karl Ambrosius, Primas von Ungarn,
seit 1803 Decan der Wiener medieinischen Facultät und nahm in demselben Jahre
die ihm von der Hofcommission in Wohlthätigkeitssachen übertragene Stelle eines
Armenvaters ein. Seine ersten Schriften waren: „Aufmunterung zur Blattern-
Inoculation für alle Stände geschrieben^ (Wien 1799) — „Lehre über die
erste Grundlage des menschlichen Glücks durch physische Erziehung und
Bildung" (Ebenda 1802) — „Darstellung der Wesenheit der Arzneiunssen-
Schaft und der Eigenschaft wahrer Aerzte" (Ebenda 1811). 1818 erhielt er
die Ernennung als Hofarzt und 1824 wurde er mit dem oben erwähnten Prädieat
geadelt. Besoi^ere Verdienste erwarb er sich um die EiofÜhrung der Kaltwasser-
behandlung bei acuten Krankheiten, die er mehr als 30 Jahre praktisch ausgeflbt
hat. Er schrieb darüber: „Abhandlung von dem auffallenden Nutzen des kalten und
lauen Wassers in einigen Fieberkrankheiten und dem Scharlach u. s, w." (Wien
1818) — „Abhandlung über die kräftige, sichere und schnelle Wirkung der
Uebergiessungen und Bäder von kaltem und lauwarmem Wasser in Faul-^
Nerven-, Gallen-^ Brenn- und Scharlacltßebern^ den Masern u. s. w." (Ebenda
1820; 2. Aufl. 1842) — „Gründliche Darstellung des Beil Verfahrens
mittelst der Anwendung des .... ]Vassers u. s. w." (Ebenda 1824) — ,, Merk-
würdiges Fortschreiten der Heilwissenschaft .... des kalten Wassers als Heil-
mittel in vielen Krankheitsf armen" (Ebenda 1845). lieber dasselbe Verfahrai
erschienen von ihm auch Mittheilungen in Hüfeland's Journal (1822), in den
Beobachtungen und Abhandlungen Oesterr. Aerzte (1828), den Oesterr. medie.
Jahrbüchern (1830). Anderweitige Schriften von ihm sind noch: „Berichtigung der
Meinungen über die Verdienste der ordinirenden Heilärzte und der Constdenten
an Krankenbetten" (Wien 1827) — „Skizzirtes Gemälde des Medicinalwesens
in wohlgeordneten Staaten u, s. w." (Ebenda 1833). Er starb am 27. Januar
1846 als Senior der medieinischen Facultät.
V. Wurzbach, IV, pag. 374. — Callisen, VI, pag. 495; XXVIH, pag. 126.
G.
*FrÖlich, F. Hermann F., zu Nossen (Königreich Sachsen), am 21. Ajtfil
1839 geboren, besuchte die chirurgisch-medicinische Akademie in Dresden von
1858—1862, dann die Universität Leipzig von 1862—1865. Seit 1862 Militär-
arzt, wurde er 1867 zum Stabsarzt, 1876 zum Oberstabsarzt II. Classe, 1883
zum Oberstabsarzt I. Classe ernannt und wohnt in Möckem bei Leipzig. Seine bis
1883 erschienenen literarischen Arbeiten finden sich in der Wiener Medieinischen
Presse 1884, Nr. 31, 33 und 34 zusammengestellt und behandeln vorwi^end
Literatur, Geschichte, amtliche Verfassung etc. der Militärmedicin. Für die-Re^n-
tirungskunde hat F. jahrelange Untersuchungen zur Auffindung des zweck-
mässigsten Brustmessungsverfahrens unternommen; das von ihm
dann in ViRCHOw's Archiv 1872 , 3. Heft vorgeschlagene ist in der Dienst-
anweisung vom 8. April 1877 abgedruckt und allgemein vorgeschrieben. ^f
Frohbeen, Eduard Friedrieh F., geboren in Mitau am 16. Mai 1796,
absolvirte das Gymnasium zu Mitau 1811, studirte Medioin in Dorpat von 1814
V " r'^
FROHBEEN. — FRORIEP.
453
an und wurde 1819 Dr. med. (y^Oeneralia quaedam de climatis vi in organismum
humanuni exserta^J. F. machte ReiBen in Deutschland, Frankreich, Italien und
der Schweiz, kam 1821 nach Dorpat und Hess sich daselbst als praktischer Arzt
nieder. 1823 wurde er Kreisarzt, zog aber bald nach St. Petersburg, woselbst er
Oberarzt im Seecadettencorps wurde. Er verfasste : „ Ueber die Ursachen der grossen
Sterblichkeit der Kinder in ihrem ersten Lebensjahre und die Mittel, derselben
vorzubeugen^ (Dorpat 1827), eine gekrönte Preisschrift.
Recke-Napiersky, I, 618. — Beise, I, 203. L. Stieda.
Frohbeen, Leonhard F., studirte Medicin in Dorpat von 1832 — 1839,
wurde Dr. med. 1843 („Biss, nonnulla de Syphilide^), war nacheinander
Assistent an der Dorpater Universitätsklinik, Arzt des finnländ. Leibgarde-Regiments,
Oberarzt am Institut des Corps der Bergingenieure , Oberarzt des Marien-Hospitals
in Petersburg, zuletzt Chef des Medicinalwesens der Anstalten der Kaiserin Marie,
und starb am 26. November 1883. Er war ein bekannter und beliebter Arzt in
Petersburg, ausgezeichnet durch Eifer, Pflichttreue und humane Gesinnung.
L. Stieda.
Fromann, Conrad F., 1616 zu Nordhausen geboren, studirte Medicin
za Jena, Helmstädt und Strassburg. 1651 erhielt er, durch den Markgrafen Fried-
rich von Baden die Stelle als Cantonalarzt in Hochberg, Sausenberg, Roeteln
und Badenweiler. Erst ein Jahr später erwarb er in Basel den Doctorhut, wurde der
dortigen Facultät aggregirt und erlangte 1655 das Stadtphysicat in Nordhausen,
wo er später nicht nur als Bürgermeister, sondern auch als Director des Hospitals
fungirte. Bei seinem Tode (1706) hinterliess er einen „Tractatus medicochirur-
gicus de gangraena et sphacelo^ (Strassburg 1654) und „Medicinalisches Be-
denken von der Fest^ (Nordhausen 1681).
Biogr. m^. IV, pag. 279. W.
Frommailll, Stephan Samuel Benno F., geboren in Koburg, studirte
in Jena, wurde 1779 Dr. med., erhielt nach bestandenem Examen das Recht zur
ärztlichen Praxis in Russland 1780 und war von 1797 an Arzt in der Stadt
Duchowschina (Gouvernement Smolensk).
Tschistowitsch, CCCXXV.
L. Stieda.
* Frommailll, Carl F., geboren zu Jena am 22. Mai 1831, genoss seine
medicinische Ausbildung in Jena, Göttingen, Prag und Wien und wurde 1854
promovirt. Von 1856 — 1858 war er Assistent an der medicinischen Klinik zu
Jena, 1858 — 1860 Hausarzt am deutschen Hospital zu London, 1861 — 1870 Arzt
in Weimar. Von 1870 — 1872 war er Privatdocent in Heidelberg, von 1872 — 1875
in Jena und wurde 1875 daselbst Professor. Von ihm rühren her: „ Untersuchungen
über die normale und pathologische Anatomie des Rückenmarks^ (Jena, I, Thl.
1864, n. Thl. 1867) — ;, Untersuchungen über die normale und pathologische
Histologie des centralen Nervensystems" (Daselbst 1876) — „ Untersuchungen
über die Gewebsveränderungen bei der multiplen Sclerose" (Daselbst 1878) —
„Beobachtungen über Structur und Bewegungserschei^iungen des Protoplasma
der Pßanzemellen^ (Daselbst 1880) — ^y Färbung der Binde- und Nervensub-
stanz durch Hydrarg, nitric, und Structur der Nervenzellen*^ (VlRcnow*s Archiv,
Bd. XXXI u. XXXH) — „Fall van Hydrargyria"" (Daselbst, Bd. XVII) — „ Ueber
Zellstructuren" (Sitzungsber. der Jenaischen Gesellsch. für Medicin und Naturw.
lt^76-^— 1883) — „Untersuchungen über Structur y Lebenserscheinuiigen und
Reactionen thierischer und pflanzlicher Zellen" (Jeuaische Zeitschr. für Naturw.
Bd. XVH). ^V.
Froriep, Aerzte in drei Generationen. — Ludwig Friedrich F.
(später VON Fboriep), geboren zu Erfurt am 15. Januar 1779, war der Sohn des
wegen Religionsstreitigkeiten seines Amtes entsetzten Erfurter Professors der
Theologie und Orientalisten, Justus Friedrich F. (geboren 1745, gestorben
454
FRORIEP.
1800) und der schriftstellerisch thätigen Amelie Henriette Sophie F. (geboren
1752, gestorben 1784). Er studirte zu Jena, wo er schon damals durch seiDen
älteren Freund, den Frivatdocenten und Unteraufseher der Entbindungsanstaltf
Dr. V. Eckhart (gestorben 1800), in das Studium der Geburtshilfe eingeführt
wurde. Am 6. April 1799 erlangte er in Jena den Doctorgrad nach Vorlegung semer
Dissertation „De recto emeticorum usu** (Jena, 4.). Darauf begab er sich zur
weiteren Ausbildung in der Geburtshilfe nach Wien. Nach seiner Rückkehr wurde
er nach v. Eckhart's Tode im Jahre 1800 Sub-Director der Entbindungsanstalt,
nachdem er sich zum Docenteu habilitirt hatte. Im Jahre 1801 wurde er zum
Extraordinarius ernannt, wirkte 1804 — 1806 zu Halle als Ordinarius der Geburts-
hilfe, ging aber dann zur Anatomie und Chirurgie über, indem er 1808 — 1^14
Professor dieser beiden Fächer in Tübingen war. 1814 folgt« er einem Bofe
als Leibarzt des Königs von Württemberg, welche Stelle er nahezu zwei Jahre
inne hatte. Im Frühjahre 1816 siedelte er nach Weimar über, wo er die
Leitung des Landes-Industrie-Comptoirs seines Schwiegervaters Bertüch übernahm,
ohne sich aber ganz der literarischen Thätigkeit zu entziehen. Er starb am
28. Juli 1847 als Director des Weimarischen Medicinalwesens. F. war der Ver-
fasser eines seiner Zeit sehr verbreiteten Lehrbuches der Geburtshilfe: „Iho-
retisch ' praktisches Handbuch der Geburtshilfe zum Gebrauche bei aka-
demischen Vorlesungen und für angehende Geburtshelfer^ (Weimar 1802;
2. Aufl. 1804; 3. Aufl. 1806; 4. Aufl. 1810; 5. Aufl. 1814; 6. Aufl. 1818;
7. Aufl. 1822; 8. Aufl. 1827 ; 9. Aufl. 1832). Als geburtshilflicher Schriftsteller
war F. ein geschickter Compilator, der das für den praktischen Arzt Nothwendige
in kurzer und fasslicher Weise zu bieten im Stande war. Diesem Umstände ist
auch die Beliebtheit, die sich sein Lehrbuch so viele Jahre hindurch zu erhalten
wusste, zuzuschreiben, wenn er auch in den späteren Auflagen, als er seine
geburtshilfliche Kanzel aufgegeben, mit den Fortschritten des Faches nicht mehr
gleichen Schritt halten konnte. Als selbstständiger geburtshilflicher Forscher trat
F. nicht auf. Den gleichen Charakter, wie sein Lehrbuch, trägt seine Sammlung
von geburtshilflichen Abbildungen, meist nach ausländischen Werken: „Geburts-
hilfliche Demonstraiionen^ (XI Hefte, Weimar 1824 — 1832, Fol.). Auch seine
anatomischen und chirurgischen Publicationen sind analog seinen geburtshilflichen.
F. schrieb auch über populäre Medicin und Zoologie. Die Zahl seiner Publicationen
ist eine beträchtliche.
V. Siebold's Geschichte der Geburtshilfe. Bd. IV, pag. 654 — Biogr. med, IV,
pag. 280. — Allgemeine deutsche Biographie. Bd. II, pag. ö52. irii»- •• \.*
Froriep, R o b e r t F. , war als Sohn des Vorigen zu Weimar am 2 1 . Februar
geboren, wurde 1828 in Bonn Doctor mit der Diss. : „De lingua anatomica
quaedam et semiotica" (4.; französ. üebers. Brüssel 1836, av. 8 pL), hielt sich
im folgenden Winter in Paris auf, gab heraus: Th. Bateman's ^^Abbildungen
der Hautkronlcheiten u. s, w.^ (Lief. 1 — 4, Weimar 1829, 30, 4.), ging dann
nach Jena, wo er sich mit der Diss. „De corneitide scrofulosa^ (1830, c. tab.)
nostrifcirte, eine Schrift: „Chirurgische Anatomie der Ligatur stellen*^ , auch u. d. T.
„Anatontia chirurgica locorum c. h, ligandis arteriis peridoneorum*^ (Weimar
1830, Fol.) herausgab und 1832 zum Prof. e. o. ernannt wurde. In demselben Jahre
jedoch noch habilitirte er sich mit der Comment. anat. „De funiculi umbilicalU
defectu" (c. tab.) bei der mediciuischen Facultät der Berliner Universität, wurde
daselbst 1833 zum Professor e. o. für chirurgische Anatomie, zum Prosector
und Conservator des pathologischen Museums des Charitö-Krankenhauses , zum
Lehrer der Anatomie bei der Akademie der Künste und 1836 auch zum Medicinal-
rath und Mitglied des Medicinal-Collegiums der Provinz Brandenburg ernannt
Sein vorzügliches Zeichnen- und Maltalent, das er schon bei seinen bisher publi-
cirten Arbeiten bewährt hatte, hatte vorzugsweise auf ihn die Wahl bei der
Berufung an die Akademie der Künste gelenkt und kam weiterhin auch noch bei
i
FRCmiEP.
455
allen seinen nachfolgenden Publicationen , die fast sämmtlich mit Abbildungen ver-
seben sind, zur Geltung, indem er zu jenen Werken tbeils Originalzeichnungen
lieferte, theils bei der Einführung ausländischer kostbarer Kupferwerke in die deutsche
Literatur ftlr die angemessene Reproduction ihrer Abbildungen Sorge trug. Seine
anderweitigen Schriften waren : „ Die Symptome der asiatischen Cholera, im Nov,
und Dec, 1831 zu Berlin abgebildet und beschrieben^ (Weimar 1832, m. 8 Taff.) —
„De ossis metatarsi primi exostosi^ (Berlin 1834, 4., Gratulations-Commentatiuncula
zu J. V. Wiebel's Jubiläum) — „Pathologisch- anatomische Abbildungen aus der
Sammlung der kgl, Chariti- Heilanstalt zu Berlin^ (Lief. 1, 2, Weimar 1836, 4.).
Die Abbildungen aus allen diesen Schriften erschienen auch in den von seinem
Vater b^onnenen ^ Klinischen Kupfertafel n^ (1820 — 1837, 4.) oder den „Chirur-
gischen Kupfertafeln" (1820—1848, 487 Taff., 4.), deren Leitung er von 1833
an selbst übernahm, ebenso wie er auch seit 1830 Mitredacteur und Hauptmit-
arbeiter der gleichfalls von seinem Vater in's Leben gerufenen „Notizen aus der
Natur- und Heilkunde" wurde. Es erschienen ferner von ihm üebersetzungen
von Sir Astley Cooper's „Unterleibsbrüchen" (Weimar 1833) und „Krankheiten
der weiblichen Brust" (Ebenda 1836), sowie von Düpüytren's Abhandlung über
den Steinschnitt, herausg. von Sansox und Begin (Ebenda 1837). Als weitere
Arbeiten von ihm sind anzuführen : „Bemerkungen über den Einfluss der Schulen
auf die Gesundheit" (Berlin 1836, m. 1 Taf.) — „Atlas der Hautkrankheiten oder
Sammlung sorgfältig col. Abbildungen .... nach Th, B ateman, P. Ray er,
M. N, üevergie. Durch viele Originalzeichnungen ergänzt u, s. w." (Weimar
1837, 4., m. 68 col. Taff.). Nachdem er eine Reihe von Aufsätzen in verschiedenen
Zeitschriften, wie Frorfep's Notizen, Casper*s Wochenschr. , Kleinert*s Reper-
toriura, der Preuss. Vereins-Zeitung, Schmidt's Jahrbb., sowie in dem Encyclopäd.
Wörterbuch der Berliner med. Facultät u. s. w. veröffentlicht hatte, erschienen
später von ihm noch : „ Beobachtungen über die Heilwirkung der Elektri-
cität u, s. w." j 1. Heft. A. u. d. T. : „Die rheumatische Schwiele u. s, w."
(Berlin 1843) — „Die Charakteristik des Kopfes nach dem Entwicklungs-
gesetze desselben" (Daselbst 1845, 4., m. 1 Taf.). — 1846 schied er aus seinen
Stellungen an der Berliner Universität und Akademie aus und ging nach Weimar,
um von seinem Vater die Leitung des Landes -Industrie-Comptoirs zu übernehmen
und gab die folgenden anatomischen Werke heraus: „Icon synoptica arteriarum
c. h. in uno sceleto conjunctim descriptorum" (Jena 1850, Fol.) — „Icon
synoptica nervorum etc." (Ibid.) — „Memoranda der speciellen Anatomie des
Menschen" (2. Aufl., Weimar 1854, m. 12 Taff.) — „Atlas anatomicus partium
c. h, per strata dispositorum imagines in tabulis XXX .... exhibens" (Weimar
1850, Fol.; 1852; 1856; 1861; 5. Ausg. Leipzig 1865). Von 1851 an hatte
er sich wieder der ärztlichen Praxis zugewandt und schrieb noch: „Die Rettung
der Cretinen*' (Bern 1857, mit 1 Taf.). Nach Beendigung des 100. Bandes der
„Notizen aus dem Gebiete der Natur- und Heilkunde" hatte er diesen den Titel
„Tagesberichte über die Fortschritte der Natur- und Heilkunde" gegeben
(1850 — 52); dieselben erschienen später jedoch wieder (1856 — 61) imter dem
ursprünglichen Titel. Seit 1857 gab er auch eine populäre Zeitschrift „Der ärzt-
liche Hausfreund" heraus; endlich war von ihm auch eine Schrift „Dir Pf erde-
racen" (4. Aufl. 1857) erschienen. Sein Tod erfolgte in Weimar am 14. Juni
1861. — Obgleich er in den von ihm besonders cultivirten Wissenschaften, der
beschreibenden und pathologischen Anatomie, keine hervorragenden Entdeckungen
gemacht hat, hat er durch seine zahlreichen Unternehmungen, welche den Zweck
hatten, die Kenntniss der Leistungen des Auslandes auch in Deutschland zu ver-
breiten, die Wissenschaft wesentlich gefördert und namentlich zur Popularisirung
von kostspieligen ausländischen Abbilduugswerken , die ohne ihn daselbst nur
wenig bekannt geworden wären, wesentlich beigetragen.
Callisen, XXVIII, pag. 130. — Engel mann, pag. 181; Nachtrag, pag. 75.
Gurlt.
456 FRORIEP. — FUCHS.
*Proriep, August F., Sohn des Vorigeo, geboren in Weimar am
10. September 1849, genoss in Göttingen, Ttibingen und speciell in Leipzig den
Unterricht Henle's, C. Ludwig's, Bäaüne's, His'. 1874 promovirt, habilitirte er
sich bald in Tübingen, wo er seit October 1878 als Prosector und Privatdoeent in
Thätigkeit ist uud im Februar 1884 zum Extraordinarius ernannt wurde. Schriften:
„Ueber den Hautmuskel des Halses und seine Beziehungen zu den unteren
Oesichtsmuskeln^ (Archiv für Anat. und Phys. 1877) — „Ueber d^zs Sarcolemm
und die Muskelkerne** (Daselbst 1878) — „Anatomie für Künstler^ (Leipzig
1880) — „Zwei Typen des normalen Beckens^ (Festschrift für Crede, 1881} —
„Kopßheil der chorda dorsalis^ (Festschrift für Henle, 1882) — „Ueber ein
Ganglion des Hypoglossus etc.^ (Archiv für Anat. und Phys. 1882) — „Zar
Entioicklungsgeschichte der Wirbelsäule etc.^ (Daselbst 1883). ^
Protscher , Georg Christian F. , zu Culmbach , war zu Melkendorf
am 4. Januar 1765 geboren, studirte in Erlangen und wurde 1788 mit der DLw.
„De medulla spinali, ejusque nervis" (Fol. , 8 pl.) Doctor. Diese Abhandlung
erschien noch besonders u. d. T. : „Descriptio medullae spinalis ejusque nervorum
iconibus illustratae^ (Erlangen 1788, Fol.; abgedruckt auch in C. F. Ludwig 's
„Scriptores neurologici minores selecti s. opera minora ad anatomiam
nervorum spectantia" Vol. IV, 1795). Er wurde darauf in Melkendorf und bald
danach in Culmbach Arzt, 1793 Stadtphysicus, starb aber schon am 26. October 1796.
Fi kenscher, I, pag. 252. G.
Prundeck, JohannLudwigvonF., geboren in Ostfriesland, wurde Dr. mei
mit der Diss. „De elixirio arboris vitae, seu medicina mea universalis i^^
1660), machte viele Reisen, war in Neustadt an der Weser und in Norden
Physicus, dann Leibarzt des Herzogs Jacob von Kurland , prakticirte in Mitau,
nahm in Folge einer unaugenehmen Angelegenheit seinen Abschied, ging nach
Holland und prakticirte in Amsterdam und im Haag. Im Jahre 1665 liess F. sich
bewegen, als Leibarzt des Czaren Alexis Michailowitsch nach Moskau zn
ziehen; 1666 gelangte er unter vielen Beschwerden nach Moskau. Er glaubte,
eine Universalmedicin erfunden zu haben, lieber seine ferneren Lebensschicksale
ist nichts bekannt.
Kecke-Napiersky, I, 619. — Richter, Geschichte der Medicin. II. 285.
L. Stieda.
*PubÜli, Simone F., 1841 im Piemontesischen geboren, studirte in
Turin und Paris. Nach der Promotiou , 1862 , assistirte er zunächst auf der
elektrotherapeutischen Klinik Hiffelsheim's in Paris, dann im Laboratorium
Moleschott's in Turin und wurde als Professor der Physiologie (seine gegen-
wärtige Stellung) nach Palermo berufen. Mit Moleschott gab er die Monographie
„Sulla condrina" (Turin 1872) heraus. Seine darauf folgenden Arbeiten, theib
histochemischen und histogenetischen, theils physiologischen und pharmakologiseben
Inhalts publicirte F. grösstentheils in Moleschott's Untersuchungen (Bd. XI — XlDj.
Noch sind besonders zu erwähnen : ;, Gemelli xiphoide juncti" (mit Mosso, Turin
1878) — „Passaggio del chloroformio per le urine" (Daselbst 1881) — „In-
fluenza della luce sulla respirazione del tessuio nervosa** (Daselbst 1879) —
„Esperienze comparative fra il grado di velenositä delV acido fenico, dd
timol, del resorcina** (Daselbst 1882) etc. ^
/ Fuchs, Leonhard F., wurde am 17. Januar 1501 zu Membdingen in
Bayern geboren. Im Jahre 1519 bezog er die Universität Ingolstadt, beschäftigte
sich hier besonders mit den schönen Wissenschaften, der Philosophie, der griechischcB
Sprache, erhielt 1521 die Würde des Magister artium, wandte sich jetzt dem
Studium der Medicin zu und ward 1524 zum Doctor promovirt. Er liess sieh
in München als praktischer Arzt nieder, folgte aber schon nach zwei Jahren,
1526, einem Rufe als Professor der Medicin nach Ingolstadt, eine Stellung,
FUCHS.
557
die er nach wieder zwei Jahren, 1528, mit derjenigen eines Leibarztes des
Mtrkgrafen Georg von Brandenburg in Anspach vertauschte. Hier blieb er
f^Df Jahre, erwarb sich durch glückliche Behandlung in der 1529 Deutschland
flbendehenden Epidemie des eoglischen Schweisses grossen Ruf und begann seine
literarische Thfttigkeit mit dem Werke: j, Errata recentiorum medtcorum LX
numeroy adjectis eorum confutationibus^ (Hagenau 1530, 4.; später umgearbeitet
unter dem Titel: „Paradoxorum medicortim libri tres, in qutbtca multa e nemine
hactenus prodita, Arabum, aetatianostrae medtcorum errata non tandem indicantur,
sed et probatissimorum avihorum scriptum firmissimüque rationibus ac argumentü
cmifutantur" Basel 1533, foL; Ztlrich 1540, 8.; Paris 1555, 8.; Frankfurt
1567, fol.). Es folgte „Comarius furens" (Basel 1533, 8.). Beide Schriften sind
kennzeichnend für F.'s roedicinische Richtung und für seihen Charakter. In der
ersteren zeigt er sich als glühender Verehrer der Griechen, als Verächter der
Araber, deren Autorität er aufs eifrigste und gewandteste bekämpft, die zweite
ist eine heftige Streitschrift, der Ausfluss seiner sehr grossen Zanksucht und höchsten
Selbstgefälligkeit. 1533 ging F. in Folge eines Rufes wiederum als Professor nach
Ingolstadt, musste aber, nachdem er kaum seine Functionen übernommen, den
Machinationen der in ihm den* Protestanten verfolgenden Jesuiten weichen und ward
nochmals von dem Markgrafen Georg mit Freuden aufgenommen. iSeine Unruhe
liess ihn aber hier nur kaum zwei Jahre verweilen, denn 1535 folgte er einem Rufe des
Herzogs Albrecht von Württemberg zur Uebemahme einer medicihischen Professur
nach der jungen Universität Tübingen., der er bis zu seinem am 10. Mai 1566
erfolgten Tode treu blieb. Kaiser Karl V. erhob ihn in den Adelstaud. F., der
durch den Glanz seines wissenschaftlichen, weit über Deutschland hinaus bekannten
Namens, durch eleganten und präcisen Vortrag viel zur Blüthe Tübingen's beitrug,
hat besonders auf zwei Gebieten grosse Verdienste sich erworben, nämlich als
Verfechter der griechischen Medicin und als Botaniker, während seine literarischen
Leistungen in der praktischen Medicin sich nicht über das Niveau seiner Zeit
erheben, ja auch in der Praxis selbst ihm das Glück nicht besonders hold gewesen
sein soll. — F. war durch seine classische Bildung so recht geeignet zum Vor-
kämpfer für die medicinischen, besonders die griechischen Classiker des Alterthums.
Mit dem 16. Jahrhundert, der Zeit des höchsten Aufschwunges der humanistischen
Bestrebungen, der eifrigsten Pflege der griechischen Literatur, vollzog sich auch in der
Medicin ein gewaltiger Umschwung. Zu denjenigen Aerzten nun, die mit Enthusiasmus
zur Fahne des Hippokr\tes schworen, gehört in erster Reihe Leonhard Fuchs.
£r wirkte sowohl durch allgemeine Anregungen, wie in den oben angeführten
Abhandlungen, als auch durch concretes Beispiel in seinen Uebersetzungen und
Commentarien. Hierher gehören: „Hippocratia epidemwn Über sextus latinüate
donatus et luculentisaima commentation^ illustrcUus^ (Basel 1537, fol.) — ^Hippo-
cratis aphorismoi'um sectiones Septem latinüate donatae etc.** (Basel 1544, 4.
und mehrfach) — „Clattdii Galeni aliquot opera^ (Paris 1549 — 1554, fol.,
3 voll.). — Ausserdem besorgte F. zusammen mit Camerabiüs und Gemüsaeus
die Ausgabe des Galen (Basel 15:^8, fol., 5 voll.) und eine gute üebersetzung
mit Commentar des Myeepsüs (Basel 1549, fol.). Diese literarische Thätigkeit
verwickelte F. in heftige Fehden mit verschiedenen Mitarbeitern auf gleichem
Gebiete, die von ihm in nicht gerade sehr urbanem Tone ausgefochten wurden.
Auch muss man dem Amatüs Lcsitanüs recht geben, der darüber klagt, dass F.
in seiner Verachtung und Verwerfung der Araber denn doch zu weit geht. —
Von seineu, die praktische Medicin betreffenden Schriften ist das bekannteste
Werk: „Ivstitudonea medicinae^ (Venedig 1556; Lyon 1558 und öfter);
es bietet nichts irgendwie Hervorragendes. Die „Opera" (raedica) erschienen
gesammelt Frankfurt 1566, fol. Am unbestrittensten sind F.'s Verdienste um die
Pflanzenkunde. Schon 1531 veröffentlichte er im 2. Theil des BRüNFELs'schen
„Novum herbanum*^ (Strassburg 1531, fol.) unter dem Titel: „Annotationes
aliquot herbarum et »mplicium a medicis hactenus non recte intellectaruvi^
458 FUCHS.
eine Reihe scharfsinniger und gelehrten kritischen Abhandlungen über zweifelhafte
Pflanzen, und 11 Jahre später erschien sein, schon 1538 beendigtes, grosses und
berühmtes botanisches Werk: „De historia stirpium commenfarü insignes^
(Basel 1542, fol. ; 1545, ausserdem eine Reihe Nachdrücke, sowie üebersetzungen
derselben in's Niederländische, Französische und Spanische, die an verschiedenen
Orten herauskamen, ohne dass F. Antheil daran nahm) ; deutsche, von F. besorgte
Ausgabe: ^New Kreuterbuch etc.^ (Basel 1543, fol.). Später beschäftigte F.
sich mit der Umarbeitung und Erweiterung dieses Werkes, starb aber du
Jahr darauf.
Ernst H. F. Meyer, Geschichte der Botanik. Königsberg 1857, 8., IV. Bd.,
pag. 309 flgd. Max Salomon.
/
Fuchs, zwei Brüder. — Gilbert F., auch Gilbert de DImborch,
Gilbert Philaretüs genannt, war 1504 zu Limburg geboren und übte die
Medicin in Ltittich aus, wo er Arzt von drei Fürstbischöfen war und Ganonicug
des Stiftes St. Paul wurde. Er hat einige unbedeutende Werke veröffentlicht:
„Concüiatio Avicennae cum Hippocrate et Galeno" (Lyon 1541, 4.) — „Gero-
comia, hoc est senes rite educandi modus et ratio^ (Cöln 1545; 1551) — j,De
acidis fontibus sylvae Ardennae et praeserttm eo qui in Spa visitur libeUiis'
(Antwerpen 1559, 4.; französ. Uebers. Antwerpen 1550, 4.). Ausserdem eine
lateinische, mit Commentaren versehene Uebersetzung einer angeblichen Schrift des
POLYBüS von Cos (Antwerpen 1543). Er starb am 8. Februar 1567.
/Remacle F. (Fcchsius,' Remacle de Limboürg) war als Bruder de«
Vorigen um 1510 in Limburg geboren, studirte in Lüttich, machte Reisen in
Deutschland, widmete sieh daselbst sowohl der Medicin, als den Naturwissen-
schaften, kehrte 1533 nach Lüttich zurück, wo sein Bruder ihm sein Canonicat
abtrat und starb daselbst am 21. December 1587. Seine Schriften, die zum Theil
der Botanik und Pharmakologie , aber auch der Biographie , der Lehre von der
Syphilis angehören, sind folgende: „lllustrium medicorum qui superiari saecuk
floruerunt ac scn'pserunt, vitae etc.^ (Paris 1541) — „Morbi hispanici, quem
alii gallicam, alii neapolitanam , appellant , curandi, per ligni indid quod
guaiacum vulgo dicitur, decoctum, exquisitissima methodus" (Daselbst 1541, 4.) —
„Nomenclatura plantarum omniam, quarum hodie apud pharmacopolas usus
est magis frequens ordine alphabetico^ (Daselbst 1541 ; Venedig 1542;
Antwerpen 1544) — ^De herbarum notitia, natura atque viribus etc,** (Ant-
werpen 1544) — „Historia omnium aquarum quae in communi hodie pradi-
cantium sunt usu etc," (Venedig 1542) — „Pharmacorum omnium, quae t«
communi sunt practicantium usu tabulae decem^ , zusammen mit Bkrxabd
Gordon „Lilium medicinae"^ (Paris 1569; Lyon 1574; Venedig 1598, Fol.).
Biogr. m^d. IV, pag. 285. — Dict. hist. II, pag. 413. 0.
Fuchs, Georg Friedrich Christian F., zu Jena, war daselbst am
9. August 1760 geboren, studirte dort, in Leipzig und in Wittenberg und warde
1781 in Jena Doctor. Er wurde in demselben Jahre Arzt in Capellendorf, 1782
in Bürgel, erhielt bereits 1783 eine Professur der Medicin in Jena und wnrde
später zum Director des dortigen Kranken- und Irrenhauses ernannt. Ausser ein«"
Reihe von chemischen Arbeiten, über das Ricinusöl, den Borax, Spiessglanz, Zink,
Braunstein, Quecksilber, über bleifreio Glasuren u. s. w., sowie ein Repertorium
der chemischen Literatur vou 494 v. Chr. an bis 1806, sowie abgesehen von
seinen Aufsätzen in chemischen Journalen, die hier sämmtlich unerwähnt bleiben,
führen wir von medicinischen Arbeiten nur folgende an: „Gomment, histortco-
med, de dracunculo Ptrsarum sive vena medinensi Arabum^ (Jena 1781, 4.) —
„Comment, hist,-m€d. sistens quaedam, de doctrina atrae bilis ex monumentts
veterum eruta" (Ebenda 1784) — „Skizze einer populären Gesundheitslehrey
für Juristen und Gottesgelehrte entworfen^ (Weimar 1785) — „Systematische
FUCHS.
459
Beschreibung aller Gesundbi-unnen und Bäder der bekannten Länder, vorzüg-
lieh Deutschlands*' (2 Bde., Jena 1797—1801). Er starb am 22. August 1813.
Elwert, pag. 159. — Biogr. mR IV, pag. 281. — Dict. bist. U, pag 414.
G.
Fnclis, Johann Friedrich F., zu Jena, war 1774 zu Themar in der
gefürsteten Grafschaft Henneberg geboren, war Rath des Herzogs von Sachsen-
Weimar und wurde 1804 Prof. ord. der Anatomie in Jena, woselbst er am
8. August 1828 starb. Er hat nur einige kleine anatomisch-chirurgische Schriften
Tcröffentlieht : „Diss. anat.-chirur. disquüitiones de perforatiojie membranae
ipnpaniy praecipue vera hvjus operatwms tndicatwne, exhibens^ (Jena 1809, 4.),
worin ein besonderes Instrument zur Perforation des Trommelfells vorgeschlagen
wird; ferner: „Programma de strumae exstirpatione per Itgaturam** (Jena
1810, 4.) — „Frogr, historiae anat, prolapsus nattvi vesicae urinariae inver-
swne in corpore femtneo observata^ ^ Partie. I — VIT (Ebenda 1810 — 24, 4.).
Dict. bist II, pag. 410. G.
Fuchs, Conrad Heinrich F., aus Bamberg (1803 — 1855), Professor
zu Würzburg und Göttingen, ist einer der namhaftesten Schiller Schönlein's ans
dessen erster Periode. Das umfangreiche Werk von F. über die Hautkrankheiten
steht mit seiner Eintheilung in ^Familien, Gattungen und Arten^^ durchaus unter
dem Einflüsse des Schematismus der „naturhistorischen^^ Schule. Diese Einseitig-
keit hat bewirkt, dass dem Werke nicht die Beachtung zu Theil geworden ist,
welche es nach dem Urtheile competenter Dermatologen wegen der Fülle der in
ihm niedergelegten Thatsachen verdient. Auch das klinische Lehrbuch von F.
gelangte nur zu geringer Verbreitung. Von bleibendem Werthe ^ind die von F.
gelieferten Beiträge zur historischen Pathologie, ein Fach, um dessen Wieder-
belebung sich SCHÖXLEIN und mehrere seiner Schüler grosse Verdienste erwarben.
^Die krankhaften Veränderungen der Haut und ihrer Anhänge in nosolo-
gischer und therapeutischer Beziehung** (Göttingen 1840, 1841, 8. 2 Bde.) —
„Lehrbuch der speciellen Pathologie und Therapie** (Daselbst 1845 — 1848, 8.,
2 Bde.) — „Diss. de Lepra Arabum in maris mediterranei litore septentrionali
observata" (Würzb. 1831, 8.) — „Bas heilige Feuer im Mittelalter** (Heckee's
Annalen, Bd. XX VIII, pag. 1 flf.) — „Die ältesten Schrißsteller über die Lust-
Seuche in Deutschland von 1495 — 1510 u. s. w.** (Göttingen 1853, 8.) —
f,Theodorxci Llsenii Phrisü Vaticinium in epidemicam scabiem, qicae passim
toto orbe grassatur] nebst einigen anderen Nachträgen zur Sammlung der
ältesten Schriftsteller über die Lustseuche** (herausgegeben von C. H. FüCHS,
Daselbst 1850, 8.). H. Haeser.
Fuchs , Christian Joseph F. , auch nm die Menschenheilkunde ver-
dienter Thierarzt, war 1801 in der preussischen Rheinprovinz geboren, studirte
1821, 22 in Bonn Medicin und später Thierarzneikunde in Berlin, war nacheinander
Thierarzt in Zülpich, Kreis-Thierarzt in Schieiden, 1843 Departements-Thierarzt in
Bromberg und wurde noch in demselben Jahre als Lehrer an die Thierarzneischule
in Karlsruhe berufen. Abgesehen von seinen auf die eigentliche Thierarzneikunde
bezüglichen Arbeiten, die wir übergehen, führen wir von ihm an: „Der Chlor als
desinßdrendes Mittel zur Zerstörung von Ansteckung ssioffen u. s, w.**
(Cöln 1831) — „lieber die Fehler der Milch** (Güblt und Hertwig*s Magaz.
für die ges. Thierheilk.) — „Religion und Phrenologie*" (Karlsruhe 1855) —
Da^ Pferdefleischessen u. s. w.** (Leipzig 1859). — Nach Aufhebung der Karls-
ruher Thierarzneischule wurde er pensionirt, Hess sich in Heidelberg nieder und
veröffentlichte, auf Veranlassung des badischen Handels-Ministeriuras, einen „ Bericht
über die Trichinen frage betreffende Untersuchungen** (Heidelberg 1865) und
gab zusammen mit H. Alex. Pagenstecher eine Schrift heraus : „Die Trichinen,
Nach Verbuchen im Auftrage .... ausgeführt am zoolog. Institut zu Heidel-
460 FÜCHS. — FÜHRER..
berg"" (Leipzig 1865 ; 2. Aufl. 1866, m. 2 Kpft). Er starb am 10. November 1871
zu Karlsruhe.
Schrader-Hering, pag. 141. — Engelmann, pag. 181; Suppl.-Heft, pag. 70.
G.
PucllS, Caspar Friedrich F., zu Scbmalkalden in Thüringen, war
1803 zu Brotterode geboren und gab folgende Schriften heraus, unter denen
namentlich die epidemiologischen und geographisch-medicinischen hervorzuheben
sind : „Abhandlung über das Emphysem der Lunge" (Leipzig 1845, m. 1 Taf.) —
„Die Bronchitis der Kinder u, s, w,*^ (Leipzig 1849) — „Medicinische Geo-
graphie" (Berlin 1853, m. 11 Taflf.) — „Lehensverkürzungen. Eine Aufzählung
.... derjenigen Laster und Gewohnheiten, welche Gesundheit und Ld>en
gefährden und zerstören u, s, w." (Weimar 1854) — „lieber den Einfluss dn
eiweissartigen, stärkemehlhaltigen und fetten Nahrungsmittel auf d^n mensch-
lichen Körper" (Neuhaldensleben 1855) — „Die epidemischen Krankheiten in
Europa in ihrem Zusammenhange mit . . . des Erdmagnetismus u. s. w. " (Weiniar
1860). — Zusammen mit C. F. Danz hatte er eine Preisschrift „Physisch-medi-
cinische Topographie des Kreises Schmalkalden" (Schriften der Marburger
Gesellsch. zur Beförd. u. s. w. 1848) verfasst. Er starb am 2. Juli 1866.
Engelmann, Supplem., pag. 75. G.
* Fuchs. Fritz F., am 10. Februar 1840 geboren, studirte in Heidelberg,
Berlin, Greifswald, Göttingen, Bonn, Paris, Florenz und wurde 1864 in der philo-
sophischen Facultät in Heidelberg, 1867 in der medicinischen Facultät in Bonn
promovirt. Seit 1877 Doceut für latrophysik in Bonn, hat er eine Reihe klinischer
und physiologischer Arbeiten veröffentlicht, darunter: „Ueber die Regel der
Muskelzuckungen in der offenen galvanischen Kette" (Zeitschr. für Biolo^
1872) — „ lieber die Gleichgewiehtsbedingung für den erregten und den
unerregten Muskel" (Pflüger's Archiv für Physiol. , Bd. VH) — „ lieber ein
Verfahren zur Nachweisung der Extraströme auf elektroskopischem Wege"^
(Poggendorff's Annalen, Bd. CLV) — ;, Ueber die Nachweisung von AÜema-
tionen der Elektricität mittelst der Flamme" (Daselbst, Bd. CLV) — „Ueber
da^ Leben und die Werke GalileCs" (Bonn, 1878) — ;, Ueber die Anwendung
der mechanischen Wärmetheorie auf den Muskel" (PFLtJGER's Archiv, Bd. XY) —
;, Vorschlag zur Construction eines Augenspiegels mit neuer Beflexions- und
Polarisationsvorrichtung" (Zeitschr. für Instrumentenk . 1882) — „Ueber die
günstigsten physikalischen Bedingungen bei der Beobachtung der Netzhaut
im umgekehrten Bilde" (Verhandl. des naturhistor. Vereines für Rheinl. und
Westph!, 40. Jahrg.). ^
Fudakowski, Boleslaw Hermann F., geboren am 25. October 1834
zu Swietynie auf der Ukraine , studirte in Dorpat und wurde dort 1859 lum
Doctor promovirt. Zwei Jahre hindurch arbeitete er nachträglich unter Leitung
von Brücke, Moleschott, Cl. Brrnard und Kühne, im Jahre 1864 wurde ihm
von der Warschauer Hochschule der Lehrstuhl der physiologischen Chemie ange
boten mit dem Auftrage, das dazu nöthige Laboratorium einzurichten. F. nahm
diese Stellung an und verblieb auf ihr bis zu seinem Tode, welcher am 1 0. November
1878 erfolgte. F. war nicht nur ein tüchtiger und beliebter Lehrer, sonden
auch ein fleissiger imd gründlicher Forscher; er veröffentlichte 56 grössere und
kleinere Arbeiten in pohlischen, russischen und deutschen Fachblättern, seine leht
in deutscher Sprache geschriebenen Aufsätze sind im Oentralblatt für die medic
Wissenschaft, in Hoppe-Seyler's Med.-chem. Untersuchungen und in den Berichtei
der Deutschen ehem. Gesellsch. abgedruckt worden; sein Hauptwerk ist: „Chemia
zastosou:ana do fizyologii i patologii czyli chemia lekarska" (Warschau 1878/.
K & P-
Führer, Friedrich Theodor F., zu Hamburg, daselbst am 7, Mai
1821 geboren, kam mit B. v. Langenbeck bei dessen Uebersiedlung von Kiei
J
FÜHRER. — FÜRSTENAU.
•161
nach Berlin 1849 dorthin und war in dessen Klinik thätig, ohne die Stelle eines
Assistenten zu bekleiden. Er beschäftigte sich namentlich mit pathologischen Unter-
suchungen , die er in der Deutschen Klinik publicirte , so : „Zar Diagnose der
Geschtüülste und zur Morphologie der Hautdrüsen*' (I80O) — „Umrisse und
Bemerkungen zur pathologischen Anatomie der Geschwülste'^ (1852). Auch gab er
heraus: „Beiträge zur chirurgischen Myo/ogie" (Berlin 1850). 1852 habilitirte
er sieh in Jena als Privatdocent der pathologischen Anatomie und erstattete über
die von ihm in den ersten zwei Jahren gemachten Leichenöffnungen 1854 in der
Deutschen Klinik Bericht. Er verliess aber Jena, ging für längere Zeit nach
Paris, mit den Vorarbeiten für das folgende Werk, nämlich sein „Handbuch der
chirurgischen Anatomie, 2 Abtheilungen*' (Berlin 1857. Nebst 1 Atlas von
22 Kpft.), beschäftigt. Er nahm seine Lehrthätigkeit jedoch nicht wieder auf, war
praktischer Arzt in Hamburg, wählte wegen zunehmender Kränklichkeit aber
Cannstadt bei Stuttgart zu seinem Wohnort, wo er an Phthisis pulmonum am
27. Mai 1870 starb.
Deutsche Klinik 1870, pag. H08.
G.
*Pürbringer, Max F., am 30. Januar 1846 zu Wittenberg geboren,
stndirte in Jena und Berlin unter Gkgexbaur, Häckel und Peters, promovirte
1869 als Dr. phil. und 1874 zum Dr. med. 1879 nach Amsterdam gerufen als
Prof. ord. der menschlichen Anatomie, Entwicklungsgeschichte und vergleichenden
Morphologie der Vertebraten, publicirte er in dieser Stellung: „Extremitäten der
schlangenähnlichen Saurier** (1869) — „Vergleichende Anatomie der Schulter-
muskeln** (1871 — 1875) — „Kehlkopfmuskulatur** (1871) — „Entwicklungs-
geschichte der Amphibienniere** (1877) — „ Vergleichende Anatomie und
Entvncklungsgeschichte der Vertebraten** (1878) — „Variirungen des Nerven-
plexus** (1879). C. E. Daniels.
*Pürbrillger, Panl F., zu Delitzsch am 7. August 1849 geboren, absol-
yirte sein Medicinstudium in Jena und Heidelberg, wo er speciell Friedreich's
Schüler war. 1874 promovirt und mehrfach Assistent gewesen, ist er Professor e. 0.
in Jena und fungirt seit 1879 als Vorstand der Klinik für Kinder-, Hautkrankheiten
und Syphilis, seit 1881 ausserdem als Amtsphysicus ebendaselbst. Seine klinischen
und experimentellen Publicationen beziehen sich besonders auf Krankheiten des
ürogenitalsystems und Quecksilberwirkung. ^f
Fürst, Ludwig F., starb, 37 Jahre alt, als Brunnenarzt in Franzensbad
am 21. Angust 1871. Er war neben der obenerwähnten Thätigkeit geschätzt als
Gynäkologe wegen mehrerer Arbeiten, die er im „Archiv für Gynäkologie" und
anderweitig (;, Wirkung des Glycerin in der gynäkologischen Praxis^ in der
Wiener med. Presse 1868 etc.) publicirt hatte. ^
* Fürst, Li vi US F., geboren aln 27. Mai 1840 zu Leipzig, zu Jena nnd
Leipzig, später zu Prag nnd Wien als specieller Schüler von Crede, Hennig,
Steiner , Widerhofer ausgebildet , wurde 1864 promovirt und wirkte seit
Januar 187*1 als Privatdocent zu Leipzig und seit October 1868 als Director der
' pädiatrischen Poliklinik daselbst. Wir haben von ihm: „Die Bildungshemmungen
d^s Utero- VoginalcanaL/** (Berlin) — „Das Kind und seine Pflege** (Leipzig)
nnd zahlreiche Einzelarbeiten gynäkologischen, pädiatrischen und teratologischen
Inhalts. 1877 begründete F. die „Anstalt für animale Impfung^' zu Leipzig.
W.
Pfirstenau, Johann Hermann F., wurde am 1. Juni 1688 zn Herford
in Westphalen als Sohn eines Geistlichen geboren. Nach sorgsamer Vorbildung
bezog er 1706 die Universität Wittenberg, um Medicin zu studiren, ging 1707
nach Jena nnd 1708 nach Halle, damals durch die beiden berühmten Lehrer
Friedrich Hoffmann und Georg Ernst Stahl die erste medicinische Facnltät
462
FÜRSTENAÜ — FÜRSTNER.
Deutschlands. Hier promovirte er 1709 mit der „Dissertatio sistens destderata
anatomtco-physiologica^ (Halle 1709, 4.), welche die erste einer ganzen Reihe
von ähnlichen Schriften war, worin die „Desiderata medica", das, woran es ic
den einzelnen Sparten der Medicin noch fehlt, auseinandergesetzt waren. Gesaramelt
erschienen sie unter dem Titel: yy Desiderata Ttiedica , variis in locis et vana
forma, iandem junctim edita^ (Leipzig 1727, 8.). F. liess sich nun in Herford
als Arzt nieder, machte 1711 und 1716 grössere wissenschaftliche Reisen durch
Deutschland, Holland und England, auf welchen er mit den bedeutendsten ärzt-
lichen Autoritäten in Verbindung trat, und ward 1720 vom Landgrafen zu Hessen-
Cassel zum Professor der Medicin an der Universität Rinteln ernannt, wozu ihm
1730 noch der neuerrichtete Lehrstuhl für Oekonomie übertragen wurde. Im Jahre
1752 erhielt er von der Universität Göttingen den Ehrendoctor der Philosophie
und starb am 7. April 1756. Seine zahlreichen Schriften (s. Biogr. m^dic.) sind
fleissige Compilationen. Max Salomon.
Pürstenau, Johann Friedrich F., Sohn von Johann Hermann F.,
geboren zu Rinteln am 31- October 1724, zeigte auf der Schule so ausserordent-
liche geistige Anlagen, dass er schon mit 14 Jahren sich dem Universitätsstadium
zuwenden konnte und mit 16 Jahren zweimal medicinische Thesen öffentlich ver-
theidigte. 1744 machte er eine wissenschaftliche Reise durch Deutsehland und
Holland, auf der er sämmtliche berühmteren Universitäten besuchte und kehrte
1745 nach Rinteln zurück, wo er unter seinem Vater im selben Jahre promovirte.
Mit 23 Jahren, 1747, erhielt er in Rinteln die Professur für Anatomie und
Chirurgie, doch entriss ihn ein frühzeitiger Tod am 22. März 1751 dieser unter
so glänzenden Auspicien begonnenen Carriöre. Er hat einige Dissertationen ohne
Bedeutung geschrieben. Max Salomon.
Fiirstenberg, Moritz F., zu Eldena bei Greifswald, sehr hervorragender,
um die Pathologie der Menschen und Thiere verdienter Thierarzt, war 1818 in
Berlin geboren, trat 1840 in die dortige Thierarzneischule , war von 1843—48
Kreis-Thierarzt in Soldin, 1848 Repetitor an der Thierarzneischule, 1850 Depar-
tements-Thierarzt in Liegnitz , wurde 1853 an die landwirthschaftliche Akademie
zu Eldena berufen, der er 19 Jahre lang, bis zu seinem am 15. September 1872
erfolgten Tode, als Lehrer, seit 1867 mit dem Titel Professor, angehörte, nach-
dem ihn die Greifswalder medicinische Facultät 1865 zum Dr. med. honoris causa
ernannt hatte. Abgesehen von zahlreichen Arbeiten auf dem Gebiet« der Thier-
heilkunde und seinen, zusammen mit Leisering, gelieferten Referaten über Thier-
heilkunde in ViRCHOW-HrRSCH's Jahresbericht, sind von ihm hier folgende wichtige
Aufsätze und Monographien anzuführen, von denen die an dritter Stelle genannte
geradezu als klassisch bezeichnet werden muss: „Ueher die Steine und Concre-
mente im Körper der Thiere*^ (GüRLT und Hertwig*s Magazin für die gesammte
Thierheilk., Bd. X , XII , XIII , XXI) — „ lieber Fettgeschxmllste*' (Ebendaselbst
Bd. XVII) — „Die Krätzmilben der Menschen und Thiere'' (Leipzig 1861,
Kl.-Fol., mit 15 Taff., 10 Umriss-Figg., 3 Holzschn.) — „Die Milchdrüsen dtr
Kuh"" (Daselbst 1868) — „Die Anatomie und Physiologie desRindes"" (Berlin 1868).
Virchow's Archiv. Bd. LVI, pag. 27P. G.
*Pür8teilliemi, Ernst F., aus Cöthen in Anhalt, am 18. August 1836
geboren und medicinisch ausgebildet in Berlin, Würzburg, Paris, London (B. VON
Längenbeck, Civiale, Caüdmont), wurde 1861 promovirt, liess sich 1863 in
Berlin nieder und ist hier als Arzt für Krankheiten der Hamwege thätig. Seine
literarische Thätigkeit umfasst verschiedene Aufsätze über Krankheiten der mftnn-
lichen Geschlechtsorgane und der Harnwege, besonders über Endoskopie der Ham-
wege (zumeist nach Vorträgen in ärztlichen Gesellschaften). ^^
*Pürstlier, Karl F., geboren am 7. Juni 1848 zu Strassburg a. M.,
hat in Würzburg und Berlin bis 1872, dem Jahre seiner Promotion, studirt.
FÜRSTNER. — FülREN.
463
Demnächst als Assistent bei Westphal thätig, erhielt er 1878 einen Ruf als Prof. ord.
der Psychiatrie und Director der üniversitäts-Irrenklinik nach Heidelberg und hat
diese Stellung zur Zeit inne, Schriften: „Zur Streitfrage über das Othämatom^ —
„Ueber Puerperalpsychosen^ — „Zur elektrischen Reizung der Hirnrinde^ —
gUeber Pachymeningitis haemorrhagicus — „Ueber eine eigenthümliche Seh-
gtcrung bei der Paralyse^ — »Zur Behandlung der Alkoholisten^ — ;, Weitere
Mütheilung über Sehstörung der Paralytiker" . Sonstige Aufsätze finden sich im
Archiv für Psychiatrie, ViRCHOW*s Archiv, Archiv für klin. Medicin und Berliner
klm. Wochenschr. ^
Füsslin, Julius F., welcher, kaum 50 Jahre alt, zu Baden im Mai lb6G
gtarb, verdient Erwähnung wegen der grossen Verdienste, die er sich als ärzt-
licher Director des grossen Zellen geföngnisses zu Bruchsal von 1858 ab erwarb.
Er wirkte ausserdem als Amtsarzt des Districts und hat die von ihm gewählte
Materie im Württemb. Correspoudenzblatt fleissig bearbeitet.
Hahn bei De Cham bre. W.
*Pfirtll, Ludwig F., zu Amschelberg in Böhmen am 25. Juli 18.35
geboren, besuchte die Universität Wien und gelangte dort 1863 zur Promotion;
seit 1863 ist er in Wien als Secundärarzt der niederösterreichischen Findelanstalt,
von 1867 als praktischer Arzt in Wien thätig, wurde 1866 Docent der Kinder-
heilkunde an der Universität und Vorstand der Abtheilung für Kinderkrankheiten
an der allgemeinen Poliklinik daselbst und publicirte: „Pathologie und Therajne
der hereditären Syphilis" (1879 j — „Pathologie und Hierapie der Rachitis"
(1882), auch zahlreiche Artikel aus dem Gebiete der Kinderkrankheiten in der
Wiener medieinischen Presse und im Jahrbuch für Kinderheilkunde. ^y
PuhnnanB, Johann F , geboren zu Riga am 12. October 1628, studirte
Medicin in Leyden, bereiste dann Holland, England, Frankreich und Italien und
erwarb sich in Padua den Doctorgrad. Im Jahre 1658 war F. wieder in Riga,
wurde 1682 zweiter und 1689 erster Stadtphysicus und starb am 23. April 1704.
Er verfasste eine Diss. : „De Iribus ohtinendi in affectihus et actionibus humanis
medii mediis er L II Ethic. Nicom. c. ult" (Riga 1651).
V. Recke-Napiersky, I, 624. L. Stieda.
Puiren, Georg F., geboren am 31. Mai 1581 zu Kopenhagen, studii-te
in seiner Vaterstadt, in Wittenberg und Rostock Mathematik und Philosophie,
wandte sich dann der Medicin zu, besuchte die Universitäten Leyden, Padua und
Basel und wurde hier 1 606 zum Doetor promovirt. Nach weiteren vierjährigen ,
Reisen kehrte er 1610 nach Kopenhagen zurück, wo er sich als praktischer Arzt
niederliess, folgte dann aber einem Auftrage König Christian's V., Dänemark
und Norwegen zu bereisen, um eine Sammlung der wildwachsenden heimischen
Pflanzen zu veranstalten. Ein Bericht hierüber findet sich in Thomas Bartholin's
„Cista medica". Er starb am 25. November 1628, erst 47 Jahre alt.
Max Salomon.
Puiren, Heinrich F., Sohn des Georg F., wurde zu Kopenhagen am
28. Mai 1614 geboren und hatte von seinem Vater, den er schon im Alter von
14 Jahren verloren, die Liebe zur Medicin und den Naturwissenschaften, aber auch
die Lust zum Reisen geerbt. Mit 1 8 Jahren begab er sich nach Leyden , um
Medicin zu studiren, ging von da nach Verlauf von vier Jahren über Paris und
Montpellier nach Padua, wo er einen sechsjährigen Aufenthalt nahm, durchreiste
die Schweiz , promovirte am 14. October 1645 nach dreitägigen Vorlesungen
( „Praelectiones medicae de ascite" Basel 1645) in Basel und kehrte über
Frankreich nach ISjähriger Abwesenheit in sein Vaterland zurück. Hier lebte er
in stiller Zurückgezogenheit, da seine schwächliehe Gesundheit ihm eine ausgedehnte
Praxis und selbst ernstere literarische Thätigkeit verbot, beschäftigt mit seiner
reichhaltigen Bibliothek und seinen schönen naturhistorischen Sammlungen, die er auf
1
? 4G4 FUIREN. — FUNKE.
seinen Reisen erworben und welche er testamentarisch der Universität Kopenhagen
vermachte. Er starb am 8. Januar 1659 , nachdem er längere Zeit an schweren
asthmatischen Beschwerden gelitten. Sein Bruder Thomas gab sowohl von der
Bibliothek, wie vom naturhistorischen Museum Kataloge heraus : „ Catalogus bAlio-
thecae Henrici Fuirerij Hafniensl academtae donatae^ (Kopenhagen 1660, 4.)
und „Rartora mtisaei Henrici Fuiren qicae academtae Hafniensi legavit^
(Kopenhagen 1663, 4.).
Henning Witten, Memoriae medicomm nostri secuii clarissimomm renovatae.
Decas If. Frankfurt 1676 8. >f o i
Max Salomon.
Füller. Oft miteinander confundirt, müssen die folgenden beiden älteren
Aerzte dieses Namens auseinandergehalten werden : Francis F. , der Verfasser
der sehr beifilllig aufgenommenen und viel aufgelegten ^Medidna gymnastica of
treatise on the power of exercise vdth respect to ihe animal oeconomy** (London
1704; 1718; 1740; deutsch Lemgo 1750), — und Thomas F., 1654—1734,
Arzt zu Sevenoak (Kent), der eine Reihe von Pharmakopoen schrieb, unter denen
die „Pkarmacopoea exttmporanea" 19 Auflagen erlebte, und zwar nicht blos in
London, Amsterdam etc., sondern auch eine deutsche, Basel 1750.
Biogr. med. IV. W
Füück, Johann Friedrich F., geboren am 19. Mai 1823 in Frank-
furt am Main, studirte 1841 — 45 in Heidelberg Medicin, proraovirte daselbst am
15. November 1845 mit der „Diss, sistens casum morbi organict cordü ex rkeu-
mati»mo acuto articulorum orti^ und wurde 1846 unter die Frankfurter Aerzte
aufgenommen. Von 1849 — 51 lebte er in England und Schottland als Leibarzt
des Lord Douglas. Ende 1851 kehrte er nach Frankfurt zurück und nahm
Theil an der Armenklinik, vorwaltend als Chirurg. Er starb am 8. März 1867
in Karlsbad. — F. hat das Buch von Conqüest übersetzt unter dem Titel : „Briefe
an eine Mutter über Behandlung und Pflege der Kinder" (Frankfurt 1854).
W. Stricker.
Funk. Eine besondere Bedeutung hat von den vier verstorbeuen F. keiner.
Doch sind zu unterscheiden; ChristliebBenedictF., Professor der Physik in
Leipzig, der von 1736 — 1786 lebte; von den Medicinem: Michael F., geboren
1790, Amtsarzt und Medicinal-Assessor in Bamberg, dessen „Rückenmarksent-
zündung" (Dissert. Bamberg 1819) noch zweimal (1825 und 1832) aufgelegt
wurde; — Adolph Friedrich F., aus Minden in Westphalen, 1802 — 1830,
Doctor zu Berlin 1826 , später Regimentsarzt und Verfasser einiger Arbeiteu in
Hüfeland's Journal (1825); — und endlich Richard F., bekannt durch seinen
mehrfach aufgelegten „Katechismus der Chirurgie" (Leipzig 1824; vergrössert zum
„Systematischen Handbuch der gesammten Chirurgie^ durch W. A. Th. Richteb,
Daselbst 1834).
Hahn bei Dechambre. W.
Funke, Otto F., geboren zu Chemnitz am 27. October 1828, studirte
in Leipzig von 1846 ab Medicin, erwarb im Jahre 1851 durch seine Inaug.-Dis^
„De sanguine lienis" die Doctorwürde, wurde 1853 zum a. o. Professor der
Medicin an der Universität Leipzig ernannt, 1860 aber als ordentl. Professor der
Physiologie an die Universität zu Freiburg berufen, in welcher Stellung er bis ru
seinem am 16. August 1879 in Folge eines Krebsleidens erfolgten Tode verblieben
ist. F. hat seine Studien namentlich unter der Leitung von E. H. Webbr und
C. G. Lehmann gemacht und, unterstützt durch eine seltene Begabung , auf dem
Gebiete der Physiologie und physiologischen Chemie einen hochgeachteten Namea
erworben, sowie er auch als Lehrer durch seinen klaren, anregenden Vortrag
höchst vortheilhaft gewirkt hat. Unter den mehrfachen von ihm herausgegeb^Den
Schriften sind namentlich zu erwähnen der „Atlas der physiologischen Chemie'^
(Leipzig 1853; 2. Aufl. 1858) und das „Lehrbuch der Physiologie*", welches
J
FUNKE. — FYFE. 465
luerst als neue Auflage des Lehrbuches der Physiologie von Rud. Wagner,
sodann aber unter F.*s eigenem Namen in vier Auflagen (Leipzig 1858 — 1863)
erschienen ist. Winter.
Furnari, Salvatore F. , ein Sicilianer, 1830 zu Palermo promovirt,
erlangte 1834 das Recht der Praxis in Frankreich und gründete (mit Cabron
DU ViLLARDs) eine Augenpoliklinik. Im Auftrage der französischen Regierung
begab er sieh 1841 nach Afrika, kehrte jedoch 1848 nach Palermo zurflck, um
als Professor der Ophthalmologie dort bis zu seinem Tode — 1866 — thätig zu
sein. Unter seinen ophthalmologischen Arbeiten seien der „Essai sur les catises,
la nature et le traitement des ophthalmies en Afrique*^ (Paris 1841), ausserdem
die ffNouvelles recherches sur la rcye^ (Arch. g6n6r. 1834) und die hygienischen
Artikel über Gewerbekrankheiten (Dict. de möd. nouv. 1837) und gegen Kinder-
arbeit (rEsculape 1839) hervorgehoben.
Hahn bei Bechambre. W.
Fuster , Joseph-Jean-Nicolas F., war, aus einer Familie von Aerzten
stammend, zu Perpignan am 19. Januar 1801 geboren, wurde 1826 in Montpellier
Doctor, assistirte in den Kliniken daselbst unter Leitung von Broussonnet und
Caizergdes, wurde 1828 Agr6g6 und begab sich im folgenden Jahre nach Paris,
am als Mitarbeiter der Gazette möd. neben Güerin, und des Bulletin de th6ra-
peutique neben MiQüEL thätig zu sein. Daneben fungirte er seit 1832 an der
Püliklinik, verliess jedoch diesen Wirkungskreis, um von 1848 ab in Montpellier
als Nachfolger Broüssonnet's zu fungiren. Nach vielen Ehrenbezeugungen und
nachdem er hier 1850 die Revue thörapeutique du midi gegründet und geleitet
hatte, starb F., lange kränkelnd, am 17. October 1876 in Ogeu (seinem eigenen
Landsitz im Depai*tement Basses-Pyr6n6es). — In vielen seiner Schriften vertrat
er mit Eifer die älteren Grundsätze der Schule zu Montpellier. Am bekanntesten
ist wohl: „Des antagonismes morbides*' (Thtee de concours, Montpellier 1848),
sowie die zweite gleichzeitige These: „Du pronosttc mSdtcal*'. Durch BLrönung
mit dem Preise erkannte das Institut seine „Maladies de la France** (Paris 1840)
an. Vorangegangen war die grössere Monographie: „Anatomia^e pathologicae
pkäosophia explanatur etc** (Montpellier 1829). „Des ckangements dans lecCimat
de la France** (Paris 1845) verdient ebenfalls genannt zu werden.
Hahn bei Dechambre. W.
Pyfe, Vater und Sohn, beide mit dem Vornamen Andrew. Der Erstere,
Assistent von MONRO, später Professor der Anatomie in Edinburg, starb um 1825.
Seine Compendien und Atlanten der Anatomie worden sehr viel gebraucht und
erlebten viele Auflagen (Edinburg 1786; 1787; Edinburg und London 1800;
1802; Edinburg 1813; London 1815; auch posthum Edinburg 1830; 1837). —
Der Sohn, Andrew IL F., 1792 — 1861, wirkte ebenfalls in seiner Vaterstadt
Edinburg, vornehmlich als Professor der Chemie; später für dieses Fach und für
Medicin in Aberdeen. Seine bezüglichen Schriften giebt die unten genannte Quelle
an; grösseren Umfanges sind: „A manual of chemistry** (Edinburg 1826) und
„Elements of chemistry** (Daselbst 1827).
Hahn bei Dechambre. W.
Biogr. Lexikon. II.
1
G.
Gaal, Gustav von G., war zu Eisenstadi in Ungarn 1818 oder 1819
geboren, studirte in Wien Medicin, wurde Assistent an der Klinik von Lippich
nnd verfasste folgende Schriften: „Das Nöthigste über Au^cvltatton und Per-
cussion und ihre Anwendung in der Medicin, Chirurgie und Geburtshilfe u, ä. «•/
(Wien 1842) — „Die Krankheiten des Ohres und deren Behandlung, nach den
neuesten, und bewährtesten Erfahrungen , . . mit Benützung eines englisdien
Aufsatzes von T, Wharton Jones systematisch dargestellt*^ (Ebenda 1844) —
^Physikalische Diagnostik und deren Anwendung in der Medicin, Chirurgie,
Oculistik, Otiatrik und Geburtshilfe u, s. w,^ Anhang: „Die mikroskopisch-
chemisch-pathologische Untersuchung von Joh, FL Heller** (Wien 1846,
m. 2 Taff. ; 2. Aufl. 1849). Im Jahre 1848 schloss er sich der politischen Bewegung
in Wien an , flüchtete bei der Eiunahme Wiens nach Ungarn , wurde daeelbst
Honved-Stabsarzt und flüchtete nach Beendigung der Revolution mit dem General
Bem in die Türkei, trat dort zum Islam über, wurde türkischer Stabsarzt untö"
dem Namen Veli-Bey und war in Serajewo in Bosnien stationirt. Er gab tob
port her noch eine ;, Taschenencyclopädie der praktischen Medicin . . . Mit
besonderer Berücksichtigung der Wiener Schule u, s, w.** (Wien 1861) heraas
und starb in vollständiger geistiger und körperlicher Zerrüttung Anfangs der
1870er Jahre. Bed.
Gabelchover, Gabelkover, s. Gaebelkhouer.
Gaber, Giovanni Battista G., zu Turin, war am 16. Juli 1730
zu Saorgio geboren, übte in Turin die Praxis aus, war Arzt am dortigen Hofe
und hat in den Miscell. Taurin. (T. I, II, III, 1759 — 65) unter Anderem publicirt:
j^Specimen experimentorum circa putrefactionem humorum animalium." Erstarb
am 17. Juli 1781.
Dechambre, 4. S^rie, T. VI, pag. 409. G,
Gabillot, Joseph-Damien G. , zu Lyon, war 1792 geboren, wurde
1815 in Paris Doctor und verfasste, ausser Aufsätzen in den Archives gintoües
de m6d., dem Compte rendu de Lyon u. s. w. , die folgende grössere Schrift :
„Etüde nouvelle des phdnomhies g6n4raux de la vie , ou recherches sur la
vitaläS, r Organisation j les races humaines et animales^ .... pour servir a
Vhistoire du r^gne animal et de prolSgomhtes aux lots physiologiques qui U
gouvement (Paris et Lyon 1841). Er starb 1847.
Gubian in Gaz. m6d. de Lyon. 1849, I, pag. 173, 185 (nicht zngänglicli). G,
i
GABRIELLI. — GADALBINI.
467
Oabrielli, Pirro Maria G., zu Siena, war daselbst am 1. April 1643
geboren, wnrde, nachdem er sieh vorzugsweise mit anatomischen, botanischen,
chemischen Studien beschäjftigt hatte, Professor der Botanik und theoretischen
Medicin in seiner Vaterstadt, woselbst er 1691 unter den Anspielen des Cardinais
Fr. Medici, unter dem Namen Colonia arcadica fisiocritica eine Akademie für
Physik begründete, die von dem Kaiser Franzi, später wieder hergestellt wurde.
Ausser der Beschreibung einer Meridian-Linie, die er durch den Sitzungs-Saal
jener Akademie gezogen hatte (Siena 1703, 4.) finden sich von ihm Veröffent
lichungen in der Galeria di Minerva und Aufsätze medicinischen Inhalts in den
Ephemerides Naturae Curios!, indem er unter dem Namen Straton Mitglied der
Leopold.-Carolin. Akademie war. Er starb am 19. December 1705.
BiogT. m6d. IV, pag. 295. G.
Gabrielli, Salvadore G., zu Siena, war am 25. December 1809 daselbst
geboren, wurde 1829 Doctor, war 10 Jahre lang in ärztlichen Stellungen zu
Palazzone und San Gemignano thätig, wurde 1844 zum Prosector und 1851 zum
Professor der Materia medica und experimentellen Therapie an der Universität
Siena ernannt. Ausser einigen in besonderen Brochuren veröffentlichten Krankheits-
gesehichten (1853) schrieb er eine Biographie seines Collegen, des Professors der
Anatomie Giov. Batt. Vaselli (1861-62) und gab heraus: „Prelezione al corao
dl materia medica e dt terapeutica delV anno 1861-1862" — „StudJ micro-
scopici ^ € sperimentali sulla circolazione , e aulla flussione sanguigna conai-
derata scome elemento dellaßogosi" (Florenz 1861). Ausserdem eine Universitäts-
Inaugural-Rede für die Session 1866-67, Schriften über die Bäder Galleraie
(1868) und Querciolaja (zusammen mit G. Campana, 1875) und zahlreiche tbera-
peutische Artikel im Dizionario italiano di scienze. Er starb am 24. Juni 1S80.
Annal universali di med. Vol. 251, 1880, pag. 540. G.
' Qabnccini, Geronimo G., italienischer Arzt aus der Mitte des 16. Jahr-
hunderts, aus Franc gebürtig, schrieb „De lubncis alvum occupantibus ac de
ratione curandis eos^ gut ab Ulis infestantur, commentarius" (Venedig 1547), —
„De comitiali morbo librt tres" (Ebenda 1561, 4.) u. a. Werke, die beraerkens-
werth sind durch zahlreiche pathologisch-anatomische Beobachtungen. So theilt G.
u. A. die ihm von seinem Lehrer A. Theodosio überkommene Beobachtung mit,
dass die Drehkrankheit bei den Schafen durch Blaseuwürmer im Gehirn hervor-
gerufen wird.
Dict. hist. II, pag. 424. Pgl.
* GhwL, Johannes G., am 30. Juni 1842 zu Posen geboren, trat in den
preussischen Militärdienst ein und war Premier-Lieutenant in der Artillerie, als er
(1869) das Studium der Medicin begann. Er beendete dasselbe , nachdem er in
Berlin besonders Schüler E. du Bois-Reymond's , in Würzburg Schüler FiCK's
gewesen war, wurde zunächst bei Ersterem Assistent und habilitirte sich dann
später 1880 in Würzburg. Seine im Archiv f. Anat. u. Phys. zum grösseren Theil
publicirten Arbeiten nahmen besonders die Athmungs-Physiologie zum Gegenstande.
Zu Anfang des Jahres 1884 wurde er von Würzburg nach Berlin zur Leitung
der experimentalen Abtheilung des dortigen physiologischen Institutes berufen.
Wernich.
ohtdaldini, Agosto G. , hervorragender italienischer Arzt im 16. Jahr-
hundert, stammte aus Modena und erwarb sich ein gewisses Verdienst durch Ver-
besserung der von anderen Aerzten herrührenden lateinischen Uebersetzungen der
meisten Werke Galen's in den Venediger Ausgaben von 1559 und 1609. G. lebte
in Venedig und schrieb noch: „Stepham Atheniensis explanathnes m Galeni
Itbrum therapeuticum primum ad Glauconem, lattne cum scholiis*' (Venedig
1553).
Biogr. m6d. IV, pag. 296. PgU
30»
468 GADALDINI. — GADBN.
Gkidaldini, Belisario G. , Sohn des Vorigen, geboren zu Modena and
gleichfalls Arzt in Venedig, und zwar zu Ende des 16. Jahrhunderts, veröffentlichte:
^Praelectionea de rattone curandi particulares corporis humani affectua^ , sowie
„Explanationes in Galeni libros de differentiia febrium^ (Venedig 1575, Fol.).
Biogr. med. IV, pag. 296. Pgl.
/Gaddesden, John G., gewöhnlich unter dem Namen Johannes Anglicls
bekannt, hat gegen Ende des 13. und Anfang des 14. Jahrhunderts gelebt. Er
war Lehrer an dem Morton College in Oxford und später Leibarzt am Hofe in
London, und zwar war er der erste Engländer, d^ diese Stelle bekleidet hat.
Er ist Verfasser eines Compendiums der praktischen Medicin, welches zwischen
1305 — 1317 unter dem Titel: „Rosa cnglica s. Fracticae medicinae a capite
ad pedes" (Pavia 1492 u. a. A. , zuletzt Augsburg 1595) erschienen und seiner
Zeit sehr beliebt gewesen ist. Guido v. Chaüliac (in der Vorrede zu peiner
Chirurgie) äussert sich über diese Schrift mit den Worten : „ultimo insurrexit un*
fatua rosa Anglicana, quae mihi mandata fait, et visa: credidi in ea invenire
odorem suavitatis , et inveni fabulas Hispani , Gilberti et Theodorici" ; ein nicht
weniger ungünstiges ürtheil wird auch über seinen Charakter gefilllt, indem er
als ein miserabler Empiriker und Charlatan bezeichnet wird , der den Hof und
das Publicum in der gröbsten Weise getäuscht und sich durch den Verkauf kost-
barer Geheimmittel ein grosses Vermögen erworben hat. üebrigens stand die
„Rosa anglica" zu jener Zeit in so hohem Ansehen, dass Chaucer ihren Ver-
fasser unter den ausgezeichnetsten medicinischen Gelehrten gepriesen hat.
Freind, Historia medicinae. Lugd. Batav. 1734, pag. 359 — 369.
A. Hirsch.
Gaddi, Paolo G. , Professor an der Universität zu Modena, schrieb
eine Reihe von histologischen, vergleichend-anatomischen und pathologisch-anato-
mischen Abhandlungen, von denen wir anführen: ,, Sülle pareti dei vasi neW
uomo e specialmente sulla loro interna membrana** (Modena 1842) — „Cenno
intorno alV istologia del fegato nelV uomo" (1862) — „Sülle injezioni piro-
metalliche nelle cavitä ossee delV apparato uditivo nelV uomo ed in alcuui
animali*^ (1862) — „Iperosto.n scrofolosa cefalo-vertebrale e cefalo-sderosi
rachitica^ (1863) — „Le sale anatomiche nei loro rapporti colla scienza e
colV igiene" (1864). — In den Memorie della R. Accad. di Sc, Lett ed Arti
di Modena (T. VIII) erschienen: „Dimostrazione anatomica intorno alla maggiore
perfezione della mano delV uomo confrontaia con quella delle scimte" (1866) —
„Cranio ed encefalo di un idiota^ (c. 6 tavv. 1867). Ausserdem gab er heraus:
„11 museo etnografico-antropologlco della B. Univeraith di Modena*^ (1870}.
Er starb 1872.
A. Carruccio in Lo Spallaiizani. 1872, pag. 4iH. — E. Griovannardi, Ebenda
1873, pag. 247 '.nicht zugänglich). — Index-Catalogue. V, pag. 235. G.
Gadelius, Eric G. , zu Stockholm, war daselbst 1778 geboren, stndirte
von 1795 an in Upsala und von 1798 an in Abo. 1801 wurde er zum Arzte
der Kriegs-Akademie in Carlberg ernannt, wurde 1805 Prosector in Stockholm
und erhielt den Titel als Professor der Medicin. 1823 wurde er zum Präsidenten
der Akademie der Wissenschaften ernannt. Ausser einer Anzahl von Abhandlangen
publicirt in den K. Vetenskaps-Akademiens Handlingar (1815), den Svenska
Läkare-Sällspakets Handlingar (Bd. I, IV, V), den Ärs-Berättelser derselben Gesell-
schaft, verfasste er: „Handboh i Medicinal-Lagfarenheten" (Stockholm 1804)
und gab in Gemeinschaft mit Berzelius von 1806 — 1810 heraus das „Journal
für Läkare och Fältshärer". Er starb am 2. Februnr 1827.
Sacklen, I, pag. 753; IV, pag. 138. — Wistrand, pag. 133. G.
Gaden (Haden?), Stephan oder Daniel, von Geburt ein polnischer
Jude, kam im Jahre 1657 aus Kiew nach Moskau, begann seine Laufbahn
1
GADEN. — GAEDEKEN. 469
als Feldscherer, trat 1659 als Chirurg in den Dienst der sogenannten Apotheker-
behörde nnd wurde am 25. März 1672 vom Czaren Alexei Michailowitsch
zum Doctor der Mediein ernannt. Abgesehen davon, dass 6. ursprünglich Jude,
znerst zur katholischen, dann zur lutherischen und schliesslich zur griechischen
Kirche tibertrat , genoss er am czarischen Hofe wegen seiner ärztlichen Kunst ein
^osses Ansehen und übte grossen Einfluss. Nach dem Tode des Czaren F e o d o r
Älexejewitsch (27. April 1682) fand ein Strelitzen - Aufruhr statt; hierbei
wurden sowohl G. als ein anderer deutscher Arzt Gütmknsch und dessen Sohn durch
Strelitzen ermordet, weil man sie verdächtigt hatte, den Tod des Czaren herbei-
geführt zu haben.
Richter, Gesch. 'd. Med. in Russland, II, pag. 32^. L. Stieda.
Gadermami, Joseph G., war am 22. Februar 1796 in Passau geboren,
wurde 1818 in Landshut Doctor, 1819 Prosector, 1822 Privat-Docent an der
dortigen Universität. Er schrieb : „ Ueher den Bruch durch das Hilftbeinloch^
nebst einem seltenen Falle hierüber** (Landsbut 1823), ferner in den Bayerischen
Annalen (Bd. I): „Einige Ideen über die Art Gebvrtshilfe zu lehren**, 1825
wurde er Gerichtsarzt in Lauenstein und 1827 zu Tischcnreuth im Ober-Mainkreise
und verfasste eine Anzahl von gerichtlich-medicinischen Aufsätzen und Schriften ;
darunter in v. Graefe's und v. Wai.ther's Journal (1833, 1837): „Zwei Fälle
von glücklich geheilten Gehirmvundtn^ — „lieber Ge'iirnerftchütterungen" ;
ferner in Henkb's Zeitschrift (1833, 41, 43, 46, 49): „Medic, Gutachten über
eine unzeitige Geburt" — ;, Ueber die Zurechnungsfähigkeit einer schwangeren
Brandstifterin" — „Ein Fall von verheimlichter Schwangerschaft" — „Prüfung
der Mittel . . . um vorsätzliche Fruchtabtreibung zu verhüten" — „Prüfung der
strafrechtlichen Bestimmungen, welche in Betreff verheimlichter Schwangerschaft
gelten" u. s. w. Eine besondere Schrift von ibm war noch : „Prakt, Anweisung
zu solchen gerichtl.-med, Untersuchungen, vjelche lebende Personen betreffen"
(Erlangen 1840; 2. Aufl. 1849). Er starb am 2. Mai 1857.
Prantl, II, pag. 522. G.
Miaebelkhouer (Gabelchovkr, Gabelkover, Gabelkhoüer), Os wald G.,
geboren zu Tübingen im Jahre 1538 , bekleidete 37 Jahre lang hintereinander
bei vier Herzögen von Württemberg in Stuttgart die Stellung eines Leibarztes
und ist ausserdem als Geschichtsschreiber berühmt. G. starb am 31. December
1616, Er schrieb ein in vielen Auflagen erschienenes, auch in's Englische und
Holländische übersetztes, nach Haller's Urtheil übrigens nur mittelmässiges,
/populftr-medicinisches Buch: „Nützlich Artzneybuch für alle des menschlichen
Leibes Anliegen und Gebrechen" (Tübingen 1589, 4., viele weitere Auflagen
bis 1680). Ein von G. im Auftrage Herzogs Friedrich begonnenes grösseres
Geschichtswerk: „Allgemeine Geschichte Württembergs" blieb unvollendet.
Biogr. med. IV. pag. 294. — A. Moll, Württemberg. Corresp.-Bl. 1856, XXVl,
pag. 97—103. Pgl.
Gaebelkhouer , WolfgangG., Sohn des Vorigen, geboren zu Stuttgart
um*s Jahr 1570, studirte Mediein in Tübingen, machte dann eine Reise nach
Italien und verblieb einigt Jahre in Padua. Nach seiner Rückkehr wurde er in
Calw in Württemberg zum Stadtarzt und später zum Hofarzt von Württemberg
ernannt. Sein Todesjahr ist unbekannt. Er schrieb : „Curationum et observationuni
medicinalium centuriae sex" (Frankfurt und Tübingen 1611 — 1627).
Biogr. m6d. IV, pag. 294. Pgl.
* Gaedeken, Karl Georg G., ist am 10. October 1832 zu Kopen-
hagen geboren, studirte daselbst, absolvirte das Staatsexamen 1856, promovirte 1863,
wirkt seit 1869 als Professor der Medicina forensis, Hygiene und Psychiatrie an der
Eopenhagener Universität, seit 1873 auch als dirigireuder Arzt der Nervenabtheilung
an dem Commune -Hospital. Er scbrieb: „Om Oreblodsvulster hos Sindsyge J;
470 GAEDEKEN. — GAERTNEB.
(Haematoma aurisj" (Dissertation, 1863) — „Hvilken IndßydeUe har
Physiologiens Fremskridt havt paa den medico-forenstske Beaoemmelse af
Dödsmaadernei" . (Concurreoz- Abhandlung 1868. Ausserdem mehrere Abhand-
lungen in der Zeitschrift „Hygieiniske Meddelelser^' , deren Mitredacteur er seit
1873 ist. Petersen.
* Gaehtgens, Karl G. , zu Giessen, ist in Livland am 22. April 1839
geboren , studirte in Dorpat , Berlin, Tübingen, München unter Bidder, C. Schmidt,
R. BüCHBEiM, Hoppe-Seyler , wurde 1866 Doctor, 1868 Privatdoeent in der
niedicinischen Facultät zu Dorpat, 1870 etatmässiger Docent daselbst, 1874 ausser-
ordentlicher Professor für Pharmakologie und physiologische Chemie in Rostock,
1875 ordentlicher Professor daselbst, 1880 ordentlicher Professor der Pharmako-
logie und Pharmakognosie, Director des pharmakologischen Institutes in Giessen.
— Schriften: „Ueber den Stoffwechsel eines Diabetikers verglichen mit dem
eines Gesunden** (Inaug.-Diss. 1866) — »^"^ Lehre der Blattsäure- Vergiftung'^
(1868) — „lieber die physiologischen Wirkungen des salzsauren Neurins*^
(1870) — „Zur Kenntniss der Arsenwirkungen*' (1875) — „Zur KenrUniss
der Äntimonwirkungen** (1876) — „Zur Kenntniss der Zersetzungsproducte des
Leims (1878). ' r^^
Gaertner, Vater und Sohn, zwei Doctoren der Medicin, die ihre Be-
deutung nur auf dem Gebiete der Botanik haben. — Der Vater, Joseph 6.,
war am 12. März 1732 zu Calw bei Stuttgart geboren, studirte Medicin in
Tübingen und Göttingen, wurde auf der erstgenannten Universität Dr. med.,
besuchte Frankreich und England, wurde 1768 Professor der Botanik, Director
des botanischen Gartens und des naturhistorischen Museums, kehrte aber bereits
1770 in seinen Geburtsort zurück und starb, als der bedeutendste Carpologe seiocr
Zeit, zu Tübingen am l4. Juli 1791. ^
Sein Sohn , Karl Friedrich von G. (nicht zu verwechseln mit dem
gleichnamigen Folgenden) war am 1. Mai 1772 in Calw geboren, studirte in
Jena, Göttingen und Tübingen Medicin und wurde am letztgenannten Ort 1796
Dr. med. mit der Dissertation „Observata quaedam circa urinae naturam*'. Er
war bis zu seinem am 1. September 1850 erfolgten Tode Arzt in Calw. Von
nicht-botanischen Arbeiten sind nur anzuführen: „Bemerkungen und Versuche
über den menschlichen Urin, besonders in Rücksicht auf seinen Gehalt an
Phosphorsäure" (Denkwürdigkeiten der Naturforscher Schwabens, Bd. I) — „ Ueber
die Urinniederschläge^ (Scherer's Allgcm. Journal der Chemie, 1799).
Pritzel, pag. 116. — Callisen, VIT, pa^. 6. G.
Gaertner, Karl Friedrich von G., zu Tübingen, war am 16. November
1786 zu Backnang in Württemberg geboren, widmete sich der Chirurgie bei
einem Barbier, trat dann als Unterarzt in das Militär und machte von 1806 bis
1814 alle Feldzüge mit den württembergischen Truppen mit, rückte während
dieser Zeit bis zum Regiments Chirurgus auf, machte nach dem Kriege von Neuem
in Tübingen medicinische Studien, wurde 1816 Uni versitäts- Operateur, 1817
Dr. chir. honoris causa und Lehrer an der wundärztlichen und Hebeammenschule,
1818 Professor e. o. Zum Antritt seines Lehramtes schrieb er: „De respiciendu
primaria causa in rnorbis chirurgicis , observationibus illustrata" (Tübingen
1819, 4.) und darauf verschiedene Aufsätze in Graefe' und Walther*s Jonmal
(1821, 1822, U.S.W.) über Kopfverletzungen, Hasenscharten, Milzbrandinfection,
Starrkrampf u. s. w. Es wird von ihm angeführt, dass er 500 Staarkranke mit
Erfolg operirt haben soll. Er starb am 17. October 1833. Lange nach seinem
Tode erschien eine : ;, Tabellarische Darstellung der theoret.'prakt, Geburtshilfe^
nach dem Tode des Verfassers herausgegeben und . . . vermehrt van emem
seiner Schüler** (2 Blätter Fol., Rottenburg a. N. 1810).
Callisen, XXVill, pag. 142. G.
GAGATKIEWICZ. — GAIDE.
471
Gagatkiewicz , Valentin G., geboren zu Warschau am 16. Februar
1750, wo sein Vater als Chirurg lebte, studirte in Paris und Reims, woselbst
er promovirt wurde. Nach einer längeren Studienreise durch Frankreich, Deutsch-
land und Italien nach der Heimat zurückgekehrt, erwarb er sich schnell den Ruf
eines ttichtigen Arztes. Im Jahre 1784 ernannte ihn der König zu seinem Leib-
ärzte, 1786 erhielt er die grosse Medaille „Bene merentibus" und 1788 wurde
er in den erblichen Adelstand erhoben. Im Jahre 1789 war er einer der Stifter
der Chirurgensehule in Warschau. Er starb am 10. Januar 1805. b- «, i>
^^ Gagllardi. Von vier in der Literatur erwähnten Aerzten dieses Namens
ist der bedeutendste Domenico 6., der zu Ende des 17. und Anfang des
18. Jahrhunderts als Protomedicus des Kirchenstaates und Professor der Mediciu
ain CoUegio di Sapienza zu Rom lebte. Seine Schriften sind: „Anatome ossium
mvis inventis ülustrata" (Rom 1689); femer Geschichte der epidemischen Peri-
pneumonie und einige populäre medicinische Schriften über die Mittel, sich ein
langes Leben zu erhalten u. dcrgl.
Biogr. m6d. IV, pag. 301. — Dict. hist. II, pag. 426. Pgl.
Gähn, Henri c G. , zu Stockholm, war in Fahlun am 1. Januar 1747
geboren, studirte von 1762 an in Upsala, Göttingen und Leyden, besuchte auch
London, wurde 1772 in Upsala Doctor, dann Stadtphysicus in Gefle, darauf erster
Adrairalitätsarzt in Stockholm, 1777 Assessor des Collegium medicum, 1793 Mit-
glied und 1794 Präsident der Akademie der Wissenschaften, 1808 Oberarzt der
Kriegsmarine in Carlberg und starb am 6. Februar 1816 als einer der zu seiner
Zeit berühmtesten Aerzte Schwedens. Seine Arbeiten, Aufsätze über den Wasser-
bruch, Arsenikvergiftung, pathologisch-anatomische Mittheilungen u. s. w. sind
enthalten in Vet. Akad. Hand. (1778, 1800), in Läkar. och Naturf. (T. IV, V),
in Berzelios' und Gadelius' Joum. (Bd. I) und in den Sv. Läk. Sällskapets
Handl. (Bd. II) u. s. w.
Sacklen, I, pag. 144. G.
Gahrliep van der Müllen, GustavKasimirG., geboren am 24. December
1630 in Grymsholm bei Stockholm, studirte Anfangs, auf Wunsch seines Vaters,
Jurisprudenz in Frankfurt a. 0. , ging nach dessen Tode zur Medicin über und
erwarb die Doctorwtirde in Leyden im Jahre 1662. G. bekleidete dann vorüber-
gehend eine eigens für ihn gebildete ausserordentliche Professur der Anatomie und
praktischen Medicin an der Frankfurter Universität, ging im Jahre 1668 als Garnison-
arzt nach Colberg und erwarb sich im Jahre 1680, nach Berlin übergesiedelt, das
Vertrauen des Grossen Kurfürsten, der ihn bei der Gründung des Collegium medi-
corum im Jahre 1685 einen hervorragenden Antheil nehmen Hess. G. , der im
Jahre 1717 in Alt-Landsberg bei Berlin starb, ist bekannt durch seine vorzüg-
lichen Schilderungen der von ihm erlebten, mehrfachen grösseren Epidemien,
namentlich von Friesel, Ruhr und verschiedenen Kinderkrankheiten in und bei
Berlin. Der grössere Theil der werthvollen Berichte in den Acta medicor. Berolinens.
rührt wahrscheinlich von ihm her. Erwähnenswerth ist, dass G. damals schon die
vielen Misserfolge in der Behandlung der Ruhr mehr auf die verkehrte Therapie,
namentlich den Missbrauch von Adstringentien und Opium, als auf die Stärke
der Epidemie selbst zurückführt.
Biogr. med. IV, pag. 302. — Haeser, Historisch-pathol. Untersuchungen. Theil II,
pag. 273 nnd 284.
Pgl.
(jaide, Armand G. , zu Paris, war 1802 zu Vassy (Haute-Mame)
geboren, wurde 1829 in Paris mit der These: „Propoaitions et observations sur
quelques maladies de la peau^ Doctor, betheiligte eich in demselben Jahre an
einem medicinischen Concurse mit der These: „An a laesionibus organicis
vesaniae^, nachdem er bereits als Interne aus der Abtheilung von Rayeb im
472 GAIDE. — GAILLARDOT.
Hdp. Saint-Antoine mehrere Veröffentlichungen über Extrauterin-Schwangerschaft,
Elephantiasis der Araber, über Pemphigus und andere Hautkrankheiten u. s. w.
(Archives g6n6rales 1828) gemacht hatte. Er Hess sich in Paris als Arzt nieder,
war 25 Jahre bei dem Bureau de bienfaisance und dem Dispensaire phiianthropique
thätig und war Mitglied mehrerer medicinischen Gesellschaften, für die er eine
Anzahl von Rapports erstattete. Er starb am 13. September 1872.
Dechainbre,4. Ser., T.VI, pag. 428. — Callisen, VII, pag 10; XXVIII, pag Ul
G.
Gaillard, zwei Aerzte in Poitiers. — Der ältere derselben, L.-A. 6., war
Professor der Medicin am Hdtel des Incurables daselbst und ist bekannt durch
eine von der Akademie zu Dijon 1804 gekrönte Preisschrift, welche u. d. T.:
„Des causes qui ont modifiS la Constitution physique et mddicale chez les
2)euples anciens et modernes: etc." (Paris et Poitiers 1807) erschien. Ausserdem
schrieb er über die Wirksamkeit der verschiedenen Metalle beim Galvanismus
(1800), über ein bösartiges Wechselfieber (1802) u. s. w.
Der Jüngere, Fran9ois-Lucien G. , war daselbst 1805 geboren,
doctorirte 1829 in Paris mit der These: „Considdrations sur Vutilite et Vahus
des thSories en medecine, suivies de propositions cliirurgicnles" . Nachdem er
sich in seiner Vaterstadt als Arzt niedergelassen hatte, wurde er einer der
rcnommirtesten Aerzte der Provinz und stand viele Jahre mit Auszeichnung dem
dortigen Hötel-Dieu als Chirurgien en chef vor. Von seinen literarischen Arbeiten
sind anzuführen: „Gonsidihrations sur Vdpid^mie de suette miliaire qui a regne
ä Poitiers" (Paris et Poitiers 1846) — „ Un seul appareil pour toutes les frac-
tures du membre inf^rietir" (Paris 1857) — „Dupuytren" (1865) — „Etüde
sur les coxalgies" (Bulletin de TAcad. de m6d. 1864 — 65) — „Formule^ et
ruhrtques" (Poitiers 1866) — „Essai sur les familles pathologiques" (Paris
1868). Er starb im Januar 1869.
Dechambre, 4. Ser., T.VI, pag. 428 G.
*Graillard, Edwin Samuel G. , am 16. Januar 1837 in Charleftton.
S. C, geboren, war 1854 an der Universität von Süd- Carolina graduirt worden
und prakticirte zuerst als Arzt in Florida; 1857 machte er eine wissenschaflliclie
Reise nach Europa, dann lebte er einige Jahre in New York, siedelte 1861 nach
Baltimore und 1865, nach Beendigung des Bürgerkrieges, an welchem er als Arzt
in der Armee der Conföderiiien sich betheiligt hatte^ nach Richraond, Va., endlieh
1868 nach Louis ville, Ky., über, wo or jetzt lebt. — Im Jahre 1867 ist er znm
Professor der allgemeinen Pathologie und pathologischen Anatomie an dem Medieal
College von Virginien, 1868 in gleicher Eigenschaft an der medicinischen Schule
in Louisville und ein Jahr darauf zum Professor der praktischen Medicin an dem
Louisville Med. College ernannt worden, an welchem er seit dem ersten Jahre der
Begründung des Institutes die Decanatswürde bekleidet hat. Von seinen literarischen
Leistungen sind „Essay on intermittent and biliou^ refnittent fecers etc."
(Charleston 1 856) , ferner zwei Preisschriften für den Fisky Fund „Ozon^, üs relatiom
to health and disease" (1861 ; auch abgedr. im Boston Med. and Surg. Jonrn.
1864—65, Vol. LXXI) und „Diphtheria" (Richmond 1867; abgedr. im Richmond
Med. Joum. 1866, Vol. II) zu nennen. — Im Jahre 1866 hat G. das „Richnmd
Medical Journal" begründet und dasselbe später, nach seiner Uebersiedlung nach
Louisville; unter dem Titel „Richmond and Louisville Med. Journal" bis 1879
fortgeführt. Ausserdem redigirt er die noch jetzt erscheinenden Zeitschriften
„Medical Weekly" (Louisville und New York seit 1874) und „Gaillard's Med.
Journal", das seit 1879 in New York erscheint.
Atkinson, 271. — Index-Catal., V, 238. A . . t.
Oaillardot, Claude-AntoineG. , zu Lun6ville, war daselbst 1774
geboren, wurde Militär-Chirurg, 1804 zu Paris Doctor, schrieb in Folge einer
J
GAILLAEDOT. — GAIRDNER.
473
Expedition nach San Domingo ein ^M4m, sur In fövre jaune*^^ nahm 1810, nach
20jähriger Dienstzeit, seinen Abschied und liess sich in seiner Vaterstadt nieder,
wo er bis zu seinem am 10. September 1833 erfolgten Tode mit naturwissen-
schaftlichen Studien, namentlich auf dem Gebiete der Palaeontologie, über welche
er zahlreiche, hier nicht anzuführende Publicationen gemacht hat, beschäftigt war.
Dechambre, 4 S6r., T. VI pag. 429. G.
Craimard, Joseph-Paul G., geboren zu Saint-Zacharie (Var) am 31. Januar
1796, war Marine-Chirurg I. Cl. und Naturforscher und publicirte als Frucht seiner
weiten Seereisen unter Anderem ein ^Mdm. sur uue race (Thommes connus soua
le nom de PapouSy etc.^ (Bullet, seient. de la Soc. philom. 1823) und mehrere
zoologische Abhandluneen. In die Heimat zurückgekehrt, erhielt er den Auftrag,
sich über den Lauf der Cholera in Russland, Preussen und Oesterreich zu unter-
richten und schrieb in Folge dessen mehrere Aufsätze über jene Krankheit in den
Annales marit. et coloniales (1831): „Extrai't d^une lettre adressde de Berlin ....
h M. K4r andren^ au sujet du cholera" — „Signes auxquels on peut
reconnaitre st un individu est mort du chol^ra^ — „Traitement du choUra-
morbus*' und zusammen mit Gerardin: „Lettre sur le choUra morbus" (Gaz.
med. de Paris 1831) und „Du cholera-morbus en Russie , en Prusse et en
Autriche^ pendant les anndes 1831 et 1832" (Paris 1832). Er wurde 1834
zum Präsidenten einer Commission zu wissenschaftlicher Erforschung des Nordens
ernannt und besuchte als solcher auf zwei Reisen von 1835 — 1840 Island, Grön-
land einer- und Lappland, Spitzbergen und die Färör-Inseln anderseits. Er nahm
darauf seinen Wohnsitz in Paris und beschäftigte sich mit der Herausgabe seiner
Reisewerke und mit zoologischen Arbeiten , die hier nicht anzuführen sind. Er
8t;irb am 10. December 1858.
Dechambre, 4. S6r. T. VI, pag. 430. — Berger et Rey, pag. i07.
G.
Gairdner, mehrere schottische Aerzte. — John G. war am 18. September
170O zuMount Charles in Ayrshire geboren, wurde 1811 in Edinburg Doctor, studirte
dann noch in London unter Charles Bell und liess sich 1813 in Edinburg nieder,
wo er 1830 und 1832 Präsident des Royal College of Surgeons war. Er ver-
öffentlichte eine Reihe von Aufsätzen im Edinb. Med. and Surg. Journ. (1818,
1820, 23, 28 u. s. w.) über Anasarca nach Scharlach, die Durchschneidung von
Trachea und Oesophagus ohne tödtlichen Verlauf, über einen Dämpfe-Inhalations-
apparat u. s. w. und in den Edinb. Transact. of the Med.-Chir. Soc. (1824) über
Perforation des Nahrungscanais bei Kindern u. s. w. Die letzte unter seinen zahl-
reichen, im Laufe von 60 Jahren veröffentlichten Arbeiten betraf die Verwüstungen,
welche die Pocken vor Entdeckung der Vaccination in den europäischen Königs-
häusern angerichtet haben (Edinb. Med. Journ. 1871). Zur Geschichte der Medicin
in Schottland hatte er geschrieben: „A histoHcal sketch of the Royal College
of Surgeons of Edinburgh" (Edinburg 1860) und „A sketch of the early
history of the medical profession of Edinbunjh" (Edinb. Med. Journ. 1864).
Zusammen mit Thom. M. Lee veröffentlichte er: „Cases and observations illw
strattng the history and pathological relations of tico kinds of hydatids^
hitherto undescribed, with microscopical observations by H. Goodsir" (Edinb.
Med. and Surg. Journ. 1844, w. 2 pl.). Er starb am 12. December 1876. Er
gehörte zu den einffussreichsten und geachtetsten Männern in Edinburg, sein Bio-
graph bezeichnet ihn als einen ,Justum ac tenacem propositi virum".
Lancet 1876, Vol. II, pag. 913. — Edinb. Med. Journ. 1877, Vol. XXII, pag. 670.
G.
William G., zu London, war als Bruder des Vorigen am 11. November
1793 geboren, studirte von 1810 an in Edinburg, wurde 1813 daselbst
Doctor, besuchte darauf die Londoner Hospitäler und den Continent, war von
1817 bis 1822 der Begleiter einer englischen Adelsfamilie, liess sich im letzt-
genannten Jahr in London nieder und prakticirte in den folgenden 5 — 6 Jahren
^
474 GAIRDNER.
während der Bade-Saison in 8pa. Er schrieb eine Abhandlung über den Oebraach
des damals noch sehr wenig bekannten Jods: „Essay on the ejfects of lodtne on
the human constitiäions ; etc." (London 1824) und später eine Monographie über
die Gicht: „On gout; its history, its causes and üs eure** (London 1849; 4* edit
1860), die lange als ein Hauptwerk über dieselbe gegolten und ihm einen weit-
verbreiteten Ruf in der Behandlung dieser Krankheit verschaflEt hat. — Im Jahre
1867 auf dem Wege von Mentone nach Lausanne befindlich, erkrankte er in
Avignon und starb daselbst.
Lancet 1867, I, pag. 555. — Callisen, VII, pag. 14. G.
Ebenezer G. , zu Edinburg, wurde 1819 daselbst Doctor, praktieirte
1820 zu Dunfermline und war der Verfasser einer Anzahl von Aufsätzen im
Edinb. Med. and Surg. Journ. (1820, 28, 29) über Herzerweiterung, Paraplegie,
einen Abdominaltumor, Fuugus haematodes der Nieren und in den Edinb. Transact.
of the Med.-Chir. Society (1824, 26) über Purpura haemorrhag., über Missbildung der
Harn- und Genitalorgane bei einem männlichen Kinde. Zusammen mit ROB. Allan
beschrieb er (Ebenda 1827) einen rsGase of hydrocephalus wüh arachnoid
tumour**. Auch in der London Med. Gaz. finden sich Aufsätze von ihm.
Callisen, VII, pag. 12; XXVIII, pag. 144. G.
Meredith G. wurde 1830 in Edinburg Doctor, gab eine „Analysis of
Prof. Ehrenberg^s researches on the infusoria** (Edinb. New Philosoph. Jonm.
1831 -32) heraus und veröffentlichte einen j^Essay on the natural history, origiuy
compositions and medidnal effects of miner al and thermal Springs*' (E^dinburg
1832). Er machte als Naturforscher und Arzt eine grosse Reise durch Nord- Amerika
bis nach Fort Vancouver am Columbia River und beschrieb dieselbe (1834),
ebenso wie das dortige Klima (1836) in der zuerst angeführten Zeitschrift. Auf
einer Reise, die er angetreten hatte, um sich nach den Sandwich-Inseln zu begeben,
starb er am 26. März 1837.
Callisen a. a. 0. G.
*WilliamTennantG. , zu Glasgow , ist als Sohn von John G.
(s. oben) in Edinburg am 8. November 1824 geboren, studirte daselbst von 1840
bis 1845, wurde 1845 Doctor, 1846 Resident Physician in der Infirmary, 1848
pathologischer Proscctor und 1853 Physician derselben. Seine ersten Arbeiten, publicirt
im Monthly Journ. of Med. Sc. (1847-48, 1850, 1852), waren: „CantribtUions to
the pathology of the hidney** — „On the pathological anatomy of bron-
chitis, and the diseases of the lung connected vnth bronchial obstruction*^ —
„On the registration of causes of death in public institutions and in private
pratice**. Er praktieirte von 1848 in Edinburg, las über Medicin bei der extrt-
akademischen Schule von 1853 — 1862, wo er als Professor der Medicin an die
Universität Glasgow berufen wurde. Er publicirte in dieser Zeit: „On medidne
and medical education; three lectures ^tc.** (Edinburg 1858) — „dinical
and pathological notes on pericarditis** (Edinb. Med. Journ. 1859) — „On
infantile mortality, as illustrated by private practice; etc.** (Ebenda 1860) —
„Public health in relation to air and water** (Ebenda 1862) — „Clinical
medidne. Observations recorded at the heddde, vnth commentaries** (Ebenda 1862).
Von 1863—1872 war er in Glasgow Officer of Health und veröffentlichte in
dieser Eigenschaft eine Reihe von Berichten (1864, 67, 69, 71, 72) Aber den
Gesundheitszustand, die Sterblichkeit u. s. w. in Glasgow, zum Theil auch im
Vergleich mit denselben Zuständen in anderen Städten, sowie AnMtie in
verschiedenen Journalen , wie dem Glasgow Med. Journ. , Brit. and Foreign
Med.-Chir. Review, Lancet u. s. w. und einen in der philosophischen GreseUsehaft
zu Glasgow gehaltenen Vortrag: „On the function of ariiculate speech, and on
its connection vnth the mind and the bodily organs; etc.** (Glasgow 1866);
ausserdem Vorlesungen („The Glasgow health lectures**, 1877, 78, 81),
GAIRDNER
GALABIN.
475
Festreden u. s. w., endlich: „Medical educatton, char acter and canduct^ (Glasgow
1883). — Von 1848 — 49 war er in Edinburg Mit - Redacteur des „MorUhly
Retrospect of Medical Sciences*^ und von 1848 — 55 des „MorUfdy Journ, of
Med, Sc,*' — Nach dem Tode von Laycook wurde er zum Physician in Ordinary
der Königin, 1882 von der Universität Edinburg zum Ehren-Doctor der Rechte
ernannt. In Glasgow ist er Physician der Western Infirmary und besitzt daselbst
eine medicinische Klinik. Red.
Gaitskell, zwei englische Aerzte. — William G. , in London , prak-
ticirte in Rotherhithe zu Ende des vorigen und im Anfange dieses Jahrhunderts
und war ein fruchtbarer Schriftsteller. Von seinen Publicationen führen wir an:
„Observations on the pathology and mode of treatment of calculi in gener al,
hut more pnrticularly of intestinal calculi; with a description and chemical
analysis of the intestinal calculi of horses^ (SiMMONS , Med. Facts and Obser-
yations, 1793). Unter seinen sonstigen Mittheilungen, die aus allen Theilen der
GeKammt-Medicin entnommen sind und anfänglich iu den Memoirs of the Med. Soc.
of London (1795, 99), später aber, während einer Reihe von Jahren, im London
Medical Repository (1815 — 24) veröffentlicht wurden, sind die wichtigsten folgende:
„Observations and experiments on the extemal absorption of emetic tartar and
arsenic^ (1795) — „Small-pox cases, subsequent to vaccination" (1819) —
y^Case of luxated cervical vertebra" (1821) — „Description of an instrument
for counteracting morbid contractions of the flexor muscles of the leg^
(1821) — „Singular case of rupture of the uterus and intestinum recttun,
followed by parturition through the anus*' (1823) — „A case of laceration
of the perinaeum, urinary bladder, and rectum ; vrith observations on the use
and abäse of the vectis^ (1823).
Joseph Ashley G. studirte in Edinburg und London (Guy's und
St. Thomas' Hosp.), wurde 1805 Member des R. C. S. und 1813 in Aberdeen
Doctor. Er war in Bath Arzt am Lock Hospital, prakticirte in Monmouth und
schrieb unter Anderem : „An essay on catarrhal fever and inflammation of the
intestines from colds^ (Bath 1819) — „On mental derangement^ its causes^
Symptoms arid treatment] vnth some observations relating to lunatic asylums^
(Ebenda 1835; deutsche Uebersetzung von Wilhelm Harnisch, Weimar 1837;
2. Aufl. 1841), eine Schrift, die sich, wie aus dem letztgenannten Umstände her-
vorgeht, einiger Anerkennung erfreute. Ausserdem Aufsätze im London Med. and
Physiol. Journ., z. B. Heilung des Deliriums durch Opium in grossen Dosen (1830).
Callisen, VII, pag. 15; XXVIII, pag. 144. G.
Gakenholz , Alexander Christian G. , Professor der Anatomie in
HelmstMt, erwarb in Utrecht den Doctorgrad und hinterliess nach seinem Tode,
im Jahre 1717, der Universität zu Helmstädt ein Legat von 4000 Francs zur
Einrichtung eines botanischen Gartens. G. veröffentlichte eine ganze Reihe, circa
18 Schriften, Dissertationen und Programme theils über Gegenstände der Anatomie,
Botanik, praktischen Medicin in streng wissenschaftlicher, theils in populärer
Darstellung.
Biogr. m6d. IV, pag. 303. Pgl.
*Gtalabln, Alfred Lewis G. , zu London, studirte in Cambridge und
m Guy's Hosp. zu London, war Assistant Physician am Kinder-Hospital in Great
Ormond-Street und Herausgeber des „Obstetrical Journal". Er wurde 1873 in
Cambridge Dr. med., 1878 Fellow des College of Physicians und ist zur Zeit
Obstetric Physician und Docent der Geburtshilfe am Guy*s Hospital. Er schrieb:
y,On the connection of Brighis disease with changes in the vascular System"
(London 1873) — n'^^ Student' s guide to the diseases of women" (2. edit.
1880) — „Cause of secondary waves of pulse" (Journ. of Anat. and Phys.
1873); femer in den Guy's Hosp. Reports (1874, 75, 76): „State of circulation
476 GALABIN. — GALE.
in acute diseases^ — „ Caiisati'tn af murmurs attendant upon mitral Stenosis^ —
„Report for 12 yeara of Guys Hospital Lying-in Gharity" : in den Obstetrieal
Transact. (1875, 76, 77); ^Lateral ohliquity of foetal kead" — „Caaes of
caesarian section*^ — „Ghoice of leg in version** ; in den Med.-Chir. Transact
(1876): „Causation of water-hammer pulse^ ; in den Transact. of the Roy. Med.-
Chir. See. (1875): ^Construction and use of a new form of cardiograph** ; im
Brit. Med. Journ. (1877, 80 j : „Mechanical and operative treatment of pro-
lapsus uteri^ — „Ovariotomy performed during sixth month of pregnnncy
witliout interruption to gestation^ u. 8. w.
Medical Directory. Red.
Galama, Sipke Jans G., am 24. Januar 1800 in Harderwijk geboreo,
studirte in Franeker und Groningen und promovirte daselbst 1821 mit eiuer
„Diss. medico'botanica de plantarum quarundum nostrarum iisu medico et
oecononiico" . Er übte die ärztliche Praxis aus in Dokkum , Rinsuma^eest, Texel
und von 1831 bis 18 j8, seinem Sterbensjahre, in Sneek. Er schrieb unter Anderem:
„ Verhandeling over de eigenaarJige kenmerken of verschynselen waardoor df
kourtsziekte , die in 1826 in Vriesland en Groningen geheerscht heeft, zieh
heeft onder scheid en^^ (1830) — „In welke verschillende graden en tydperken
der koortsziekte van 1826 is het quinine-zout gebleken allgemeen nuttig te zyn
geweest , in welke daarentegen overtollig" (1830) — „Verhandeling over hei
gehruik der Kina^ (gekrönte Preisschrift, 1832) — „Verhandeling over de
Levertraan*^ (1832) — „Geschiedkundige verhandeling over de griep of epi-
demische zinkingkoorts" (1847). Auch besorgte er sehr geschätzte Uebersetzungeo
von V. Siebold's Bearbeitung von Maygrier's „Abbildungen der theoretischen
und praktischen Geburtshilfe" (1838), von RrCHTER's „Magazin der Anatomie**
(1835 — 39) und von 1847—48 war er Rcdacteur des bekannten „Praktijtrh
Tydschrift voor Geneeskunde^, nach ihm durch Ali Cohen (s. diesen) fortgesetzt.
C. E. Daniels
Galbiati, Gennaro G., zu Neapel, war 1776 geboren, wurde daselbst
Doctor und Chirurg I. Cl. am Hospital der königlichen Marine, sowie des HospitaU
der Unheilbaren. Er verfasste folgende Schriften: „Operazione del taglio della
sinfisi del pube" (Neapel 1819) — „Saggio sulle piu pericolose perdite di
sangue dalV utero delle donne gravide" (Ebenda 1826) — „Memorie chirurgiclie*"
(Ebenda 1835). Ausserdem Aufsätze im Filiatre Sebezio, dem Giom. di ehimrgia
di Napoli und im Osservatore medico. Er starb 1844.
S. Sogliano im Rendiconto dell' Accad. med.-chir. di Napoli 1867 Vol. XXI.
pag. 5 (nicht zug«anglich*. — Callisen, VIT, pag. 19; XXVIll, pag. 145 g.
^6ale, Thomas G., geboren 1507, Schaler von Rfchard Ferris, dem
ersten Wundarzt der Königin Elisabeth, diente als Wundarzt in der Armee
Heinrich*s VIII. in der Schlacht von Montreuil im Jahre 1544 und im Heere
Philipp's in der Schlacht bei St. Quentin 1557. Später Hess er sich in London
nieder, wo er den Ruf eines geschickten Wundarztes genoss. Sein Todesjahr ist
nicht genau bekannt, vielleicht um 1586. G. heisst nicht mit Unrecht der Pake
Englands, insofern als er in seinen Werken, deren er eine ganze Reihe über ver-
schiedene Abschnitte der Chirurgie, Wundverband, Fracturen etc. veröffentlicht hat
gegen die Ansicht der älteren Autoren Brunswick, Vigo, Ferri u. A. , daas die
Schuss wunden „vergiftete^ Wunden seien , Front macht und für die Wundbehand-
lung im reformatorischen Sinne Pare's plaidirt. Ausserdem betont G. in allen
Beinen Werken die Wichtigkeit wissenschaftlicher Studien für die Chirurgie, die
durchaus in enger Verbindung mit allen übrigen Zweigen der Heilkunde stehe.
Zugleich bekämpft G. energisch die crasse Empirie, wie die Ausübung der Kunst
Seitens curpfuschender Laien. Seine hauptsächlichsten Schriften sind: „An excellent
treatise of woimds made nith gun-shot; etc,*^ (London 1563) — „An enchi-
ridion of chiinirgerie; etc.*^ (Ebenda 1563) — „Certain works in chirurgerie
GALE. — GALENÜS.
477
neu'ly compüed and published etc." (Ebenda 1563) — „The office of a chirur-
geon** — „Certain works of Galen, called methodus medendi; etc." (Ebenda
1586, 4.) — »^TÄc whole works of that famous chirurgeon M, John Vigo;
newly corrected . . . and published" (Ebenda 15Ö6).
Hutchinson, I, pag. 325. — Aikin, Biogr. memoire, pag. 93 — 103. — Biet,
hist. IJ, pag. A)IS, p g 1.
Qale, Benjamin 6., weniger wiobtig als der Vorhergehende, lebte von
1715 — 90; er war amerikanischer Arzt; es rühren von ihm nur casuistische Mit-
theilongen her über Anwendung von Salz beim Schlangenbiss mit glücklichem
Erfolge, über Aneurysma carotidis , über spontane Knoohenfractur bei einer Frau.
Hall er, fiibliotheca chirorg. und im Boston Med. and Surg. Journ. 1840t XXIJ, 125.
Pgl.
Galeano, OiuseppeG., geboren zu Palermo 1605, prakticirte in seiner
Vaterstadt 50 Jahre lang mit grossem Erfolge. Seine LandJsIeute hielten ihn für
einen der grössten Männer, den Italien im 17. Jahrhundert hervorgebracht hat
und glaubten in ihm einen zweiten Galkn zu sehen. Doch rechtfertigt der Inhalt
der von 6. hinterlassenen medicin.schen Schriften, etwa 10 an der Zahl, keines-
wegs die hohe Meinung von seinem Talent. G., der übrigens auch mit Philosophie,
Mathematik, Poesie und theologischen Studien sich befasste, starb am 28. Juni 1675.
Von seinen Schriften sind anzuführen: „Polütca medtca pro leprosis etc." (Palermo
1637, 4.) — „Eippocrates redivivua paraphrastbua illustratus" (Ebenda 1650;
1663; 1701) — „La lepra unita col mal francese, o altro contagioso male^
(Ebenda 1656) — „Dd conservar la sanüä lihri sei di Galeno" (Ebenda 1650).
Biogi\ m6d. IV, pag. 427. — Pescetto, Blogr. med. Ligure. pag. 259. Pgi,
Galeazzi (Galeati), Dom. Mar. Gusman G. , Arzt in Bologna, lebte
von 1686 — 1775. Ceber eine von ihm herrührende casuistische Mittheilung
berichtete Haller in Bibliotheca Chirurg. „ De calculo in ureterein impacto ; ren
deletVrSy jisiulosus, Ren in alio in saccum mutaius urina plenum". pgi
Gfaleazzo di Santa Sofia, s. Saj^ta Sofia.
Galenus, Claudius G., der grösste Arzt und gleichzeitig der literarisch
fruchtbarste Schriftsteller des Alterthums, wurde in der durch ihre kunstsinnigen
Fürsten wohlbekannten, durch ihn noch zu besonderem Ruhme gelangten Stadt
Pergamus im Jahre 131 n. Chr. geboren, lieber seine Lebensschicksale geben
seine eigenen Schriften wichtige Aufschlüsse. Seine erste, von Beginn an sorg-
fältige Erziehung und wissenschaftliche Vorbildung wurde von seinem Vater, dem
Architekten Nikon, geleitet; schon im 15. Lebensjahre hörte er in seiner Heimat
Philosophen verschiedener Schulen, pflegte aber gleichzeitig das Studium älterer
Weltweiser, wie vor Allen de« Aristoteles. Zwei Jahre hernach wandte er sich,
angeblich in Folge eines Traumes seines Vaters, der Heilkunde zu; auch hierin
wurde er zunächst durch Gelehrte seiner Vaterstadt, namentlich in der Anatomie und
Materia medica, unterwiesen, setzte aber seine Studien hernach in Smyma fort,
wo er mit besonderer Vorliebe Anatomie trieb, um dann in Corinth und in
Alexandrien weiter zu studiren. In seinem 28. Jahre kehrte er nach Pergamus
zurück und wurde daselbst als Arzt an der Gladiatorenschule angestellt; er hatte
hierdurch sofort Gelegenheit zu praktisch-ärztlicher Thätigkeit, natürlich besonders
auf chirurgischem Gebiete. Nach weiteren sechs Jahren finden wir ihn in Rom,
wo er bald ebenso als Lehrer wie als glücklicher Praktiker bedeutendes Ansehen
gewinnt. Streitigkeiten mit den dortigen Aerzten bewogen ihn, zunächst sich von
der Praxis zurückzuziehen, später aber auch, die Stadt zu verlassen und auf
Umwegen, die ebenfalls wissenschaftlichen Forschungen dienten, geht er nach
Pergamus zurück. Bald darauf wurde er in ehrenvollster Weise von dem Kaiser
Marc Aurel nach Rom zurückberufen und blieb nun dort als Arzt des kaiser-
lichen Sohnes und späteren Kaisers Commodus, nachdem er eine Berufung in
478 GALENUS.
das Feldlager des Marc Aurel abgelehnt hatte. Er lebte noch unter dem
Nachfolger von Commodus und ist im Anfange des 3. Jahrhunderts gestorben.
Genaueres hierüber sowie über den Ort des Todes ist nicht bekannt. Bei
massiger und geregelter Lebensweise war er von ernsten Krankheiten kaum heim-
gesucht worden. Als Charakter erscheint er vornehm, edel, menschenfreundlich, so
dass sein Bild auch durch seine Eitelkeit wenig getrübt wird. — Die schrift-
stellerische Thätigkeit G.'s war eine ganz erstaunliche. Die Gesammtzahl seiner
Werke übersteigt nach seiner eigenen Angabe weit 100, und obwohl eine grössere
Anzahl, namentlich seiner philosophischen Schriften, durch einen Tempel-Brand zu
Rom verloren gegangen ist, so ist doch noch immer seine literarische Hinter-
lassenschaft eine beträchtliche. Unter der Gesammtausgabe seiner medicinischen
Schriften ist die von Kühn (Leipzig 1821 — 33 in 20Bdn. , mit einem von Ass-
mann bearbeiteten Registerbande) besorgte am verbreitetsten. Zu seinen bedeutendsten
Schriften gehören: „Tkpl aEps(je(i)v toI^ ewayouiivot;" — nOcpi xpiurrfi SiXa'TxaXCa;" —
j^Ti/Yf^ iaxpüon" — j/ Oti apwTO^ taTpöc 5tal yt^6^o^o^" (Ethisch - hodegetische
Schriften) — «nspl avaTOULtxöv eyj^eipT^^rswv ßtßXta" — wnspl ve'jpwv avaTOjjLv;;" —
;,nspl |jLuc5v avaTOf;.^" (anatomische Hauptwerke) — „Ilspl yptixq twv sv dv^p<o7roi>
(7ci|y.aTt [iLopicjv Wyot" — ^^nepl (Jioöv xiv)^(7£w; ßißXla" — n^spt Suvi'jLCwv ouatxöv
ßtßXia" (physiologische Hauptwerke) — „ITepl t6^v tcst^ovO-ötwv tottwv ßtßXtz" —
„riepl ^la^opo^ vo(77][AaTcov" — j^nepl '7U[jL'7rTW(ji.aTO)v Sta(popa;" (Haaptschriften zur
Pathologie) — „llept au^dinzio^ oapjjiaxwv töv /.xtx totcoo;" — »^nepl <JiJV^icE<j>?
9ap(/.azci)v TÖV x.aTa yevTj" — „Uepl xpaeisox; xal SuvauLeco; töv a-Xöv ^apjxixcov"
(wichtigste Schriften zur Pharmakologie) — „©spaTüSUTw^; [xe^o&ou" — «Hs^^l
9XeßoTou.(a; dspaTreoTtxöv ßißXCov" (Hauptschriften zur Therapie) — „Tysc^vcüv
ioyot" (Gesundheitspflege). G.'s Bedeutung für die Geschichte der Heilkunde ist
eine ganz ausserordentliche gewesen; kein zweiter Arzt hat eine solche Autorität
und auf so lange Zeit hin auf die Gestaltung der Mediein ausgeübt. Diese seine
Herrschaft begann bald nach seinem Tode und gerieth in Wanken eigentlich erst,
als mit dem Aufblühen der Anatomie durch Untersuchungen menschlicher Leichen
Irrthtimer in that8«*lehlichen Darstellungen G.'s auf dessen Hauptfelde aufgedeckt
worden und auch, unter dem Einflüsse Harvky*s grosser Entdeckungen, rüstige
Arbeiter auf dem experimentellen physiologischen Gebiete erstanden waren. Hatte
doch G. die werthvollen Kenntnisse, welche er fast ausschliesslich durch Sectionen
von Thieren, namentlich von menschenähnlichen Affen, erworben, ohne Weiteres
auf Bau und Functionen des menschlichen Organismus übertragen und zur Grund-
lage weitgehender Schlussfolgerungen genommen. G.'s Herrschaft über die Heil-
wissenschaft von Jahrhunderten wurzelte einerseits in der Hochachtung vor dem
Gesammtmaasse seiner Kenntnisse und der Emsigkeit seiner Forschungsweise, der.
sein Wissen entsprossen, andererseits gerade auch in der Darstellung seiner Lehren,
indem er nämlich das vor ihm beobachtete und aus eigener Untersuchung und
Beobachtung gewonnene Material mit Scharfsinn und Gewandtheit vortrug, philo-
sophisch zusammenfasste und es, durch Hypothesen, Theorien und Phantasie
ergänzend, im Tone vollster Sicherheit, „von keinen Scrupeln noch Zweifeln geplagt",
entwickelte. Dazu kam, dass die unleugbare Weitschweiflgkeit seiner Schreibart
die kritische Sonderung des Thatsächlichen vom Speculativen den Epigonen
erschwerte. G. fand bei seinem Eintritt in die Praxis und namentlich bei seinem
Auftreten in Rom eine ganze Anzahl von „ärztlichen Schulen", da namentlich die
medicinischen Lehrer und Autoren damals ihr Augenmerk viel weniger der Er-
weiterung praktischen, positiven Wissens und Könnens, als einer dogmatischen
Ausbildung und systematisirenden Theorie zuwandten; es sind unter Anderen die
episynthetische Schale, dann die der Erasistrateer und namentlich die der Methodiker
zu nennen. G. nahm den Kampf mit ihnen allen auf und führte als siegreiche
Waffen : ausserordentlichen Fleiss, scharfsinnige Beobachtung, überlegene Dialektik,
erstaunliche Belesenheit. Er beherrschte gleichsam das gesammte medicinisohe
Wissen jener Zeit und hatte die Lehren grosser Meister so vollständig in sich
GALENÜS. 479
aufgenommen, dass es nicht immer leicht ist, zu erkennen, was von ihm selbst der
Wissenschaft errungen und was ihm als geistiges Erbgut von seinen Lehrern, deren
er unter Anderen den Anatomen Marinus mit hoher Verehrung nennt, über-
kommen ist. G. wies nun mit Nachdruck die Aerzte wieder auf den Weg hin,
welchen Hippokrates als den allein aussichtsvollen in der Medicin gewandelt war :
die Naturbeobachtung ; mit Begeisterung war er dem Altmeister von Kos zugethan,
zu dessen Werken er Commentarien verfasste; er erkannte aber auch die hohe
Bedeutung des Experimentes für die Ergründung physiologischer Probleme und
auch für die Klarstellung pathologischer Vorkommnisse. So ist er den bedeutendsten
Vivisectoren zuzurechnen und es zeugen seine Experimente ebensowohl von der
Schärfe seiner Fragestellung wie von technischer Geschicklichkeit. Anatom und
Physiologe höchsten Ranges, hat er namentlich die Lehre vom Nervensystem
in weitem Umfange ausgebildet. In diesem wie auf anderen Gebieten war er dann
unablässig bestrebt, das durch anatomische und physiologische Forschungen für
den normalen Organismus Festgestellte für die Pathologie und auch zu Schluss-
folgerungen in Bezug auf pathologische Anatomie zu verwerthen, was für das
letztgenannte Gebiet um so schätzbarer, als hier ein directes Naturerkennen
durch ZergliederuDg menschlicher Leichen nicht ermöglicht war. Indessen, dem
Zuge seiner Zeit konnte und mochte sich auch ein G. nicht entziehen und, wohl
namentlich den grossen Stagyriten im Auge, unternahm er es, Naturwissenschaft
und Philosophie zu verschmelzen , und zwar hat man seine Philosophie als eine
Verknüpfung Aristotelischer und Platonischer Lehren bezeichnet und seinen teleo-
logischen Standpunkt stets hervorgehoben. Was seine Leistungen in den einzelnen
medicinischen Disciplinen anlangt, so war, wie erwähnt, die Anatomie sein Lieb-
lingsfach. Die Osteologie erweiterte er zwar nicht erheblich, aber die Myologie hat
er durch Beschreibung einer ganzen Reihe von Muskeln der verschiedensten
Körper-Regionen bereichert; das Herz lässt er dabei nicht als Muskel gelten.
Weniger Früchte trug seine Thätigkeit für Splanchnologie uud Angiologie; die
Venen lässt er von der Leber, die Arterien vom Herzen entspringen. Gehirn und
periphere Nerven beschreibt er besonders genau, er unterscheidet (7) Cerebral-
und Spinalnerven; im Chiasma nerv, optic. findet nur eine Anlagerung, keine
Kreuzung der Nerven statt. Die Elementen- und Krasenlehre seines berühmten
Vorgängers bildete er noch weiter aus; das Tz^zu^ß^y. ist es, durch welches die im
Organismus wirksamen Kräfte in Action treten. Im Speciellen wird Tn^eOji.a ^j^oj^ixöv,
^wTücov und <puT.x6v unterschieden, wozu noch eine Reihe untergeordneter Kräfte
hinzutritt. Vom Kreislaufe des Blutes hat er noch keine Vorahnung ; seine Lehre von
den Athmungsvorgängen ist leidlich übersichtlich. Natürlich spielt namentlich in
der Pathologie die Krasenlehre eine besondere Rolle und es treten in seiner Patho-
logie die Verirrungeu einseitigster Humoral- Pathologie auf vermeintlich physiolo-
gischem Grunde hervor. In der Krankheit wird die Disposition, Xtad-sat;, vom
Leiden, ttoc^o^, unterschieden. Mit besonderer Spitzfindigkeit wird die Pulslehre
erörtert. Auf Prognostik legt G. hervorragenden Werth und will gerade hierin als
Praktiker besonders reussirt haben. In der Therapie werden die Indicationen und
Contra-Indicationen eingehend erwogen; dem Hippokrates getreu will er im
Wesentlichen den natürlichen Heilvorgang überwachen. Seine Therapie ist im
Allgemeinen keine eingreifende; dem Aderlass gönnte er einen ziemlich weiten
Spielraum ; der diätetischen Behandlung misst er grosses Gewicht bei. Die Arznei-
mittellehre suchte er roher Empirie zu entrücken, wandte sich aber hier von
Hippokratischen Principien am schrofisten ab und kam zu ganz wunderlichen
Präparaten. Der Chirurgie hat er gleichfalls ein freundliches Antlitz zugewandt:
er behandelte nicht bloss Wunden, sondern förderte auch die Lehre von den Luxa-
tionen und Fracturen, beschäftigte sich eingehend mit Theorie und Praxis der
Blutstillung, der Behandlung der Aneurysmen, der phlegmonösen Entzündungen,
der Lithothrypsie, der Cystotomie, den Amputationen, der Entfernung bösartiger
Neubildungen. Das scharfe Auge und die geschickte Hand, die ihn bei seinen
480 GALENUS. - GALEZOWSKI.
Thierversuchen und Thierzergliederungen leiteten, Hessen ihn auch das chirurgische
Messer zu rechter Zeit und mit Sicherheit des Meisters führen ; indessen scheint er
dieser praktischen Thätigkeit am frühesten entsagt zu haben. Augenheilkunde und
Geburtshilfe kommen, namentlich letztere, welche er selbst wohl kaum ausgeübt
hat, am dürftigsten weg. Hingegen hat er auch der Hygiene ihr Recht zu Theil
werden lassen und es verdient namentlich der Werth hervorgehoben zu werden,
welchen er der gesundheitlichen Bedeutung der freien Künste, der üebung und
massigen Diät zuertheilte. Jedenfalls hat er eine Fülle von Bausteinen zusammen-
getragen, die als kostbarer wissenschaftlicher Besitz gelten müssen, auch wenn der
von ihm selbst daraus gefügte Bau verlassen und zu bewundernswerther Ruine
geworden ist. Falk.
Galeottt Pio ürbano G., lebte als Geburtshelfer zu Neapel im letzten
Drittel des 18. Jahrhunderts. Er verfasste ein Lehrbuch „Uostetricia practica etc."
(Neapel 1787), worin er sich im Wesentlichen als Anhänger der Lehren von
Smellie und Levret documentirt.
Dict. bist. II, pag. 430. Pgl.
Gal6s, Jean-ChrysantheG., zu Paris, 1783 geboren, war ursprüng-
lich Apotheker und beschäftigte sich als Ober- Apotheker im Höp. Saint-Louis, in
welches sehr viele Hautkranke kommen, mit Untersuchungen über die Krätze und
fand angeblich auch die seit langer Zeit verloren gegangene Krätzmilbe nieder
auf, wofär er einen Akademie - Preis erhielt. Von den semer Doctorats-These :
„8ur le diagnostic de la gale, sur ses causes, et sur les consiquences midi-
cales pratiques h dMuire des vraies notions de cette maladi*-^ (1812, av. 1 pl.)
beigegebenen Abbildungen der Milbe behauptete jedoch später Raspail (1829),
. sie stellten nicht die Kratz-, sondern die Käsemilbe dar. Zur Behandlung der Krätze
empfahl er einen Räucherkasten, den er in seinen „Mdmoires , rapparts H
observations sur ' les fumiyations sulfureases appliquSes au traitetnent des
affections cutanees et de plusteurs autres maladies^ (Paris 1816, av. 6 pL;
2. 6dit. 1824; engl, üebers. von Rees Price, London 1817) beschrieb und
empfahl. Er starb 1854.
Callisen, VII, pag. 21; XXVIII, pag. 145. G.
Ga}§ZOWSki, Severin G. (der Oheim), geboren am 25. Januar IfciOl
in Kniaia Krynica bei Lipowiec in der Ukraine, studirte in Wilna, wurde
am 30. Juli 1825 promovirt und bald darauf zum Professor der Chirurgie ernannt.
Im Jahre 1828 begab er sich auf Kosten der Universität auf eine zweijährige
Studienreise, auf welcher er die vornehmsten Kliniken Deutschlands, Frankreicl«
und Englands besuchte. Im Jahre 1831 trat er als Militärarzt in die polnische
Armee und wurde auf dem Schlachtfelde mit dem goldenen Kreuze „virtuti
militari" decorirt. Nach dem unglücklichen Ende des Aufstandes muaste er sein
Vaterland verlassen und hielt sich längere Zeit in Göttingen und Berlin auf, wo er
emsig seine Studien weiter fortsetzte. 1834 begab er sich nach Mexico, wo er schnell
zu hohem Rufe und zu bedeutender Praxis gelangte. 1848 nach Europa zurück-
gekehrt, nahm er seinen Wohnsitz zu Paris, wo er auch am 31. März 1878 starb.
Er war ein eifriger Protector der polnischen Schule zu BatignoUes, fttr welche er
bedeutende Summen verwendete; der Akademie der Wissenschaften in Krakau
schenkte er 12.000 Frcs., stiftete Stipendien und war ein wahrer Wohlthäter und
Beschützer seiner in der Fremde weilenden armen Landsleute. — In deutscher
Sprache veröffentlichte er einige Aufsätze chirurgischen Inhaltes in Graefe^s und
Walther's Journal für Chirurgie in Band XII und XIII.
♦Xaver G. (der Neffe), geboren zu Lipowiec 1832, studirte in Peters-
burg und wurde 1858 promovirt, wonach er nach Paris reiste und dort 1865
zum zweiten Male die Doctorwürde erlangte. In sehr kurzer Zeit gewann er den
Ruf eines Augenarztes ersten Ranges und gehört heute zu den gesuchtesten
J
GALEZOWSKI. — GALL. 481
Praktikern von Paris, ausserdem ist er auch als Schriftsteller sehr thätig. Seine
zahlreichen, meistens französisch geschriebenen Aufsätze findet man in den Jour-
nalen: Archives g6n6rales de m6decine, Gazette des hdpitaux, Le mouvement
m^dical, Union mödicale, Revue d'hygiöne, Annales d'oculistique und in dem von
ihm herausgegebenen Recueil d'ophthalmologie (seit 1871). K. & P.
Galinsoga, Marlano Martine z de G. , spanischer Arzt, geboren zu
Lorca im October 1766, studirte in Madrid, wurde 1789 zum Chirurgen der
Provinz Yalladolid ernannt und erlangte auch das Protomedicat daselbst. Nachdem
er an dem Feldzuge von Gibraltar Theil genommen , wurde er zum Chefarzt der
spanischen Armeen, auch zum Leibarzt der Königin, Director des botanischen
Gartens und des chemischen Laboratoriums, sowie zum Inspecteur der Mineral-
quellen des Königreiches ernannt. Sein Hauptverdienst besteht in der Errichtung
einer Schule für praktische Medicin in Madrid, der er mehrere Jahre lang vor-
stand. Das einzige von ihm bekannte Werk ist: „ Demonstracian mecdmca de
las enfermedades que produce el uso de las cotillaa^ [Schntirbrüste] (Madrid
1784, 4.). Er starb noch sehr jung zu Toledo am 24. November 1797.
Dechambre, 4. Sferie, T. VI, pag. 515. G.
Gall, Franz Joseph G., wurde am 9. März 1758 zu Tiefenbronn in
Baden geboren. Nachdem er den ersten Unterricht von einem Onkel, einem
katholischen Pfarrer, den späteren in Bruchsal erhalten hatte, begab er sich mit
1 9 Jahren nach Strassburg , um Medicin zu stndiren und beschäftigte sich unter
HfiEMANN vorzugsweise mit Natur tvissenschaften und Anatomie. 1781 verliess er
Strassburg und setzte seine Studien in Wien, namentlich unter van Swieten, fort ;
dort erwarb er 1785 den Doctorgrad und liess sich als praktischer Arzt nieder.
Nebenbei beschäftigte er sich mit anatomischen Untersuchungen und mit den
Grundlagen und dem Ausbau der nach ihm genannten Schädellehre. Zu diesem
Zwecke legte er eine Sammlung von Schädeln nebst Gypsabgüssen und Wachs-
abdrücken an, welche nach seinem Tode in den Besitz des Jardin des plantes
m Paris überging. Die neue Lehre wurde allgemeiner bekannt durch Privatvor-
lesnngen, welche G. von 1786 an darüber in Wien hielt, imd durch „Des Herrn
Dr, F, J, Gall Schreiben über seinen bereits geendtgten Prodromus über
die Verrichtungen des Oehims der Menschen und Thiere an Herrn Jos,
Fr. V. Betzer** (Neuer deutscher Mercur von Wieland, 1798, Stück 12; eine
französ. Uebersetzung davon erschien im Journal de la soc. phrenologique de
Paris 1835). Die Vorlesungen wurden durch ein eigenes Handschreiben des
Kaisers vom 24. December 1801 als religionsgefährlich verboten und trotz allseitig
günstiger Berichte nur in beschränkter Weise wieder gestattet. Zum Theil in
Folge dessen verliess G. im März 180 5. Wien und bereiste mit seinem Schüler
und Mitarbeiter Spurzheim Deutschland, Dänemark, Holland und die Schweiz, an
zahlreichen Orten Vorlesungen über seine neue Lehre haltend, welche dadurch in
die weitesten Kreise drang, aber neben zahlreichen Zeugnissen der Anerkennung
(in Berlin z. B. Hufeland ; auch wurden hier zwei Medaillen auf ihn geschlagen)
auch mancherlei Angriffe erfuhr (Kotzebue z. B. persiflirte die Schädellehre in
einem Lustspiel). Ueber diese Reise veröffentlichte G. : ;, Meine Heise durch
Deutschland^ nebst pathognomischen Bemerkungen** (1806). Im November 1807
ging G. nach Paris, wo er sich als praktischer Arzt niederliess, mit der Ein-
ladnngsschrift : „Discours d^auverture lu par M, le docteur Gall h la 2^^^-
mih-e de concours public sur la physiologie du cerveau le 15 janvier 1808^,
auch m. d. Titel: „Introduction au cours de physiologie du cerveau^ (Paris
1808) Vorlesungen im Athenäum eröffnete und mit Spübzheim zusammen durch
äiQ Schrift: „Becherches sur le systhme ne^^eux en gSn^ral et sur celui du
cerveau en particulier ^ memoire pr^sentS ä V Institut de France le 14 mars
18 OS, suivi d'observations sur le rapport qui en a 4ti fait ä cette compagnie
par ses commissaires, avec planches^ (Paris 1809 ; dasselbe auch deutsch, Paris
Biogr. Lexikon. II. 31
1
48i GALL.
und Strassburg 1809) die französischen Gelehrten zu überzeugen suchte. Indessen
blieben deren Ansichten im Allgemeinen G.'s Lehre abgeneigt, so dass, als er sich
nach seiner 1819 erfolgten Naturalisation 1821 um einen Platz in der Akademie
auf Geoffroy Saint-Hilaire's Rath bewarb, er dessen Stimme allein erbielt.
Auch sah er sich genöthigt, durch einen Separatabdruck aus seinem Hauptwerke
unter dem Titel: „Des dispositions tnnees de Vdme et de Uesprüy du. matiria-
h'sme, du fatalisme et de la Uberte morale avec des rifiexions sur VSducation
et sur la Ugislation criminelle^ (Paris 1811) sich gegen den Vorwurf des
Materialismus u. s. w. zu vertheidigen. Sein Hauptwerk hat den Titel: „Anatomie
et Physiologie du systhme nerveux en gSnSral et du cerveau en particulier
avec des observations sur la possibiliti de reconnaitre plusieurs dispositiom
intellectuelles et morales de V komme et des animaux par la configuration de
leur tUe" (Paris 1810 — 18, 4 Bde.); es erschien zugleich in 4. und Fol., den
ersten Band und die erste Hälfte des zweiten gab er mit SPaRZHBiM zusammen
heraus, die übrigen unter seinem Namen allein. Vom ersten Bande erschien
zugleich eine deutsche üebersetzung (Paris 1810) und unter dem Titel: „Sur Us
fohcfions du ceroeau et sur celles de chacune de ses partiss*" (Tom. I— VI,
Paris 1822 — 26) eine neue kürzere Ausgabe dieses Werkes, welche im sechsten
Bande G.'s Erwiderungen auf die seiner Lehre gemachten Einwendungen eothilt.
1823 machte G. , aufgefordert von seinen zahlreichen englischen AnhAngem,
namentlich Crook, noch eine Reise nach England, erzielte dort aber nur äusserst
geringe Erfolge. Von 1826 an kränkelte er und starb am 22. August 182d anf
seinem Landsitze Montrouge bei Paris. Sein Schädel befindet sich in der oben
erwähnten Sammlung. Ausser den bereits erwähnten Schriften existirt nur noch
seine Erstlingsschrift: „Philosophisck-medicinische Untersuchungen über Natur
und Kunst im kravken und gesunden Zustande des Menschen" (Bd, I, Wien
1791, das fertige Manuscript des zw^eiten Bandes wurde nie gedruckt), welche
mit G.'s Schädellehre in gar keinem Zusammenhange steht. In seinem Hauptwerke
giebt G. die Resultate seiner anatomischen Untersuchungen des Nervensystems,
namentlich des Gehirns, indem er den Faserverlauf der weissen Nervensub-iUnz
vom Rückenmark aus in's Gehirn verfolgte und die Punkte zu bezeichnen suchte,
wo jeder Nerv im Gehirn verläuft. Die graue Substanz ist ihm die Matrix dw
weissen, sowohl des Gehirns, wie des Rtlckenmarks und der Ganglienzellen. Die*
Untersuchungen bilden für seine Zeit einen bedeutenden Fortschritt und fanden
die verdiente Anerkennung. Ausserdem aber, und darin besteht namentlich die
sogenannte Schädellehre, statuirte er einen genauen Zusammenhang zwischen des
einzelnen Geistesthätigkeiten und ihrem Sitz in bestimmten Theilen des Gehirie
mit der äusseren Schädelform; er wandte daher seine besondere Aufmerksamkeit
auf die äussere Gestaltung des Schädels und suchte rückwärts von dieser auf die
Anlagen und Fähigkeiten des Objectes zu schliessen. Dieser Theil seiner Lehre
bildet also eine völlige Parallele zu Lavater's Physiognomik ; was dieser aus den
beweglichen Zügen des Gesichtes heraussehen wollte, das wollte jener aus den
festeren Formen des Schädels herausfühlen. Es ist daher begreiflich, das» eine
Lehre, welche der Wahrsagekunst nahe kam, das Interesse und die Neugierde d«
Publikums in hohem Grade auf sich zog und da sie durch G.'s Vorträge ia
populärer Form namentlich auch den Laien zugänglich gemacht wurde, so erkliit
dies die allgemeine Verbreitung und die grosse Literatur, welche sie hervorrief.
Daher aber theilte G.'s Lehre auch das gleiche Schicksal mit d^ Lavateb's:
sie wurde zum Theil direct als eine Art Wahrsagekunst gemissbraucht und am
gewinnsüchtiger Absicht auch von Solchen angepriesen, welche nicht an die Wahr-
heit derselben glaubten. Grosses Unrecht aber thnt man, wenn man G. selbst
dieser Sorte von Oharlatanen und Betrügern zuzählt; er glaubte bis zum letiten
Augenblick an die Richtigkeit seiner Ansichten und vertheidigte dieselben in den
1826 erschienenen Objections noch mit Wärme und Ueberzeugung.
Fossati in Nonvelle biographie gönönile. — Ersch und Grub er. T.
r
GALLANDAT. — GALLATIN. 493
Gfallandat, David Henry G. , am. 15. Juni 1732 in Yvonaud (Grau-
bflndten) geboren, wurde durch seinen Oheim, den Chirurgen de Bruas, in
Yliflsingen (Seeland) erzogen und 1751 als Schiffsarzt auf einem Kriegsschiff an-
gestellt. So reiste er nach West-Indien und Afrika bis 1757 , als er nach Paris
zog, wo er 1760 zum Doetor promovirte. Nach Vlissingen zurückgekehrt, übte
er da die ärztliche Praxis aus und stiftete 1761 eine Schule für Chirurgen und
Sehiffsärzte, während er selbst durch die städtische Regierung dabei als Lector
der Anatomie, Chirurgie und Geburtshilfe ernannt wurde, welches Amt er bis
1770 wahrgenommen hat. 1772 durch die Provinzialregierung zum Steinoperateur
ernannt, wurde er 1771 unter dem Namen Medeüs Mitglied der Acad. Caes.
Natur. Curios. und 1775 in Harderwyk honoris causa zum Dr. med. promovirt,
wobei er eine Dissertation „De sectione caesarea** vertheidigte. 1769 entstand
durch seine Bemühungen das „Zeeuwsch Genootschap der Wetenschappen te
Vlissingen", was später nach Middelburg tibersiedelte und noch heute florirt.
G. starb 1782. Er schrieb u. A. : Körte Verhandeimg genaamd vena medi-
nensü of Vleeschworm en van het inwendig gebruik van den Merc. sublim,
corros. in deze ziekte" (Vlissingen 1760) — „Aanmerkingen over de genezing
van eenige langdurige kwaalen door eene onbekende heelkundige operatie by
sommige Ouineesche Negers in gebruik" (1761) — „Grondbeg inseien der
Vroedkunde volgens de bespiegeling , en oefening der hedendaagsche Vroed-
kundigen^ (1764, 1772) — „Bericht omtrent het goed gevolg der operatie
van het Emphysema artifidale^ (1767) — ;, Waarneming van een etterborst
(Empyema) door eene operatie genezen" (1768) und verschiedene sehr gute
geburtshilfliche Abhandlungen.
Mr. J. Winckelman, Lofrede op D. H. G.allandat. C. E. Daniels.
* Gallard. T. , zu Paris, Arzt des Hötel-Dieu und Chef- Arzt bei der
Orleans-Eisenbahn-Gesellschaft , wurde 1855 zu Paris Doetor mit der These: „De
rinßammation du tissu cellulaire qul environne la matrice, ou du phlegmon
p&iiUMn et de son traitement" , Von seinen sonstigen zahlreichen Arbeiten auf
dem Gebiete der Gynäkologie, Medicin, Hygiene, gerichtlichen Medicin u. s. w.,
Aihren wir an: „M4m, sur les MmatocUes pdri-utSrines spontandes" (Arch. g6n6r.
1860) — „De Vinfluence exercde par les chemins de fer sur Vhygilne publique"
(Paris 1862) — „La pustule maligne^ peiU-elle se ddvelopper spontaniment
dans Vesp^ce humaine?" (Rec. de m6d. v6t6r. 1864) — „Ghemin de fer d^Orldans,
Compte rendu du Service m^dical, pendant Vexercice 1863 , 4-5" (Paris
1864 — 6) — „Adration, Ventilation et chauffage des salles de malades dans
les hopitaux" (Ebenda 1865) — „De V empoisonnement par la strychnine"
(1865) — „Applications hygidniques des diffSrents procddds de chauffage et
de Ventilation" (1868) — „Mesures h prendre pour diminuer la mortalitd parmi
les ftmmes en couches" (Union m6d. 1870) — „Malades et blessds de Varmde
de la Loire. Services mSdicaux . . . rapport au ministre" (1871) — „Legons
de clinique mSdicale" (Paris 1872) — „De Vaphasie etc." (Union m6d. 1875) —
„Notes et observations de mSdecine Ugale et d^hygihie" (Paris 1875) —
„Clinique mddicale de la PitiS" (1877) — „Deux faits de mSdecine iSgale,
relatifs ä Vexercice de la mddecine. Rapports" (1877) — „De Vavortement
au poinl de vue mddico-Ugal" (1878) — „Legons cliniques sur les maladies
des femmes" (2. 6dit. Paris 1879) — „La cuivre et les conserves de Ugumes"
(1883). Er ist Mit-Herausgeber der Annales de gyn6eologie seit 1874.
Index-Catalogue. V, pag. 248. Red.
Gallatin, JeanLouis G. , zu Genf 1751 geboren, Schüler des berühmten
Tronchin, studirte in Montpellier und war Arzt des Herzogs von Orleans, wie
am Hospital Necker. Er schrieb „Diss. de aqua" (Montpellier 1770) und „Obser-
vations sur les fihvres aigues" (Paris 1781) und starb zu Paris im Jahre 1783.
Biogr. m^d. IV, pag. 329. — - Dict. hist. II, pag. 475. Pgl.
31*
484 GALLEE. — GALLESKY.
Gall6e, Vater und Sohn. — Pierre-Fran9oi8 6., Milit&rarzt, war
1783 zu Angers Doctor geworden , hatte in Deutschland, Oesterreich, Spanien
die Feldzage mitgemacht, wurde 1810 von Madrid nach Paris zurückherufen,
erwies sich 1815 als ein warmer Yertheidiger der Instructions-Militärhospitftler
und starb am 14. März 1831 als Chirurgien inspecteur g6n6ral und Mitglied des
Conseil de sant6 des arm6es. — Der Sohn, Anne-Fran9oi8 O., diente eben-
falls in der Armee, wurde 1817 Doctor mit der These: „Essai sur l'^püepste
idiopctthique^ und schrieb im folgenden Jahre noch eine „Dtssert. sur Vipistaxis
ou himorrhagie nasale^, £s rührt von ihm auch her: f,Observatton diniquei
pricid^e et suivie de quelques rdflexions sur la vSritable Situation de la midecine,
ou nouvel examen des doctrines mddicales^ (Paris 1826).
Dechambre, 4. S6rie, T. VI, pag. 523. — Callisen, VIT, pag. 23. G.
Galleen, Olof G., zu Eskilstuna, geboren am 21. December 1765 im
Kirchspiel Färila in Helsingland, studirte von 1782 an in üpsala , wurde 1788
Chirurg auf der königlichen Flotte, später Regimentsarzt, 1793 Doctor, war von
1793 — 1808 Provinzialarzt und leitete in Eskilstuna ein Hospital. Er schrieb eine
Dissertation: „In vulnera sclopetaria observatlones" (Upsala 1791, 4.) —
Berättelse om Qvacksalvaren Magnus i Juleta Socken af Södermanland och
Veneriska smittan (Läk. och Naturforsk., T. XV) — ;, Utdrag af SJuk-Joumalen
ved Rekarne-Häraders Lasaret i Södermanland, för är 1813" (Sv. Läk. Sälsk.
Handl. 1813, 15, 16); ausserdem über eine Mineralquelle im Kirchspiel Gillberga.
1815 erhielt er den Titel Commercienrath und starb am 4. December 1838 zu
Stockholm.
SackUn, II, 1, pag. 615. — Wistrand, pag. 133. — Callisen, Vn, pag. 24.
G.
Oallego, Benito Matamoros Yaquez G. , war 1591 geboren,
studirte in Salamanca, wurde daselbst 1610 Doctor und nahm sehr bald daranf
nach einander den Lehrstuhl der Philosophie und die erste Professur der Medidn
an der Universität zu Osuna ein. Er hinterliess: „Selectorum medicinae disputa-
tionum tomus I, quae de febrium theoria, coctione et putredine et aliis ex
professo disputantur; plura etiam alia difficillima ad utramque medidnae
partium spectantia obiter disquiruntur^ (Osuna 1622, Fol.),
Dechambre, 4. S6rie, T, VI, pag. 523. G.
Gallerati, Giuseppe G., zu Novara, lebte daselbst in der zweiten
Hälfte des 17. Jahrhunderts und schrieb ein „Systema renovatum physiologiae
medicae juxta veter um philosophorura hypothesim" (Novara 1676 ; 2. edit,
Bologna 1684) — „Accedit liber tertius de anima sensitiva**, femer in den
Ephemer. Nat. Cur. (Dec. 2, Ann. VII) „De alcali et addo dissertatio" ,
Dechambre, 4.-S6rie, T. VI, pag. 524. G.
Gallereux, Alex.-Cyr.-Ambroise-Martin G. , zu Tonnerre, ans
Chich^e (Yonne) gebürtig, wurde 1812 in Paris Doctor und schrieb Folgendes:
„MSm. sur les soins h donner aux personnes qui ont dtS op4.r4es de la cataracU^
(Paris 1816) — „Avis au peuple sur la caJtaracte^ (1826). In Sedillot's
Rec. p6riod. de la Soc. de med. de Paris (T. L, LUI, LV, LVII, LVIÜJ vei^
öffentlichte er ; ^Observations rdatives ä deux modes d^alt4ration da nerf optiqtit^,
et qui paraissent avoir itd jusqu^h present confondus avec Vamxiurose ou goutU
sereine^ — „Observations relatives .... „„Peuton avec Stall admetire des
p6ripneumomes hilieuses?"" etc," — „Observations de chol^a-morbus etc.^ —
„Sur Vapplication topique des dissolutions d^opium dans les ophtlialmies" u. s. w.
Ca'llisen;, VII, pag. 25. CL
Gallesky, Johann Gottfried G., Stadt- und Regierungsarzt zu Tilsit
in Ostpreussen, gestorben am 12. Juni 1776, hinterliess ausser einer Veterinär-
medicinischen Schrift noch eine „Abhandlung vom Miserere oder der Darmgicht
GALLESKY. — GALLIGO. 485
nebst einigen Bemerkungen von den heilsamen Kräften des Leinöls in dieser
Krankheit" (Mitau und Riga 1767).
Dict. bist n, pag. 475. Pgl.
(Ballette, Jean-Frangois G., zu Mainz, war zu Metz am 9. Mai 1774
geboren, wurde 1789 chirurgischer Eleve am dortigen H6p. milit. d'instruction,
trat als Unter-Chirurg 1791 bei der Mosel-Armee ein, studirte von 1797 — 99
noch in Strassburg und Paris, wurde 1800 Divisions-Chirurg zuerst bei der Rhein-,
dann bei der Gallo - Batavischen Armee und 1801 Oberchirurg am Militär-
hospital zu Mainz, nahm in demselben Jahre seinen Abschied aus dem Armee-
verbande, um in Mainz zu prakticiren, war daselbst aber nochmals von 1805 — 09
Oberchirurg des Militärhospitals, wurde 1812 Zahnarzt des kaiserlichen Lyceums
daselbst und fungirte 1813 unter der französischen Regierung noch als Secretär
der Epidemien - Commission. Schon vor dieser Zeit hatte er Verschiedenes über
Zahnheilkunde geschrieben: „Äwr Värt dentaire^ (Mainz 1803) — „Blicke in
das Gebiet der Zahnarzneikunde "^ (Ebenda 1810) — „Anatomische, physio-
logische und chirurgische Betrachtungen über die Zähne" (Ebenda 1813). Später
verfasste er noch: „Der Zahnarzt für das schöne Geschlecht" (Ebenda 1816;
2. Aufl. 1834; Nachdruck 1837) — „Zahnspiegel, besonders für das weibliche
Geschlecht" (1823; 2. Aufl. 1826) — „Einige Betrachtungen über den Schmelz
der Zähne und über den Gebrauch der Feile" (1824) — „Animadversiones
quaedam de secunda dentitione seu de derUibus permanentibus" (1827). Dazu
einige Streitschriften gegen Ringel^iann in Würzburg (1828, 1829), den er als
Plagiarius bezeichnete, eine „Kurzgefasste Belehrung über das erste und zweite
Zahnen u, s, w." (1830), ferner „Notizen aus dem Gebiet des Charlatanismus
und medicinische Erklärung über die Natur des Zahnens und die Bedeutung
der Amulette" (2 Thle., Mainz 1835) und eine bereits viel früher erschienene
üranzösische Abhandlung: „Notice sur une nouvelle mani^re de place r les dents
artißdels^^ (SAdillot, Rec. p6riod. de la Soc. de m6d. de Paris, T. XL VII). Von
seinen Lebensschicksalen ist noch anzuführen , dass, nachdem er bereits seit 1 805
zum Hofzahnarzt verschiedener Fürstlichkeiten ernannt worden war, er 1813 Stadt-
zabnarzt in Mainz, 1818 Oberwundarzt der Escadron der grossherzoglich hessischen
Ehrengarde, 1825 in Giessen Dr. chir. hon. und 1827 hessischer Hofrath wurde.
Er starb am 30. Januar 1838.
Scriba, I, pag. 114; II, pag. 248. - Callisen, VII, pag. 27; XXVIII, pag. 147.
G.
Gallig Leonardo G. , zu Madrid, war 1751 zu Tarragona geboren,
wurde Leibchirurg des Königs, Mitglied der Akademie der Medicin u. s. w.
und starb 1830. Seine Schriften sind: „Observ, de una niüa que naciö viva sin
cerebro , cerebelo y mSdula oblongada, Illustrada con una memoria sobre los
principios de la animalidad, etc" (Barcelona 1786, 4.) — „Nuevas indagaciones
sobre las fra^sturas de la rötula y de las enfermedades que con ella tienen
relacion, espectalmente la transversal" (Madrid 1795, 4.) — „Contestacion . . .,
o sea justa vindtcadon de los autores dd reglamento del estudio reunido de
medicina y cirurjta" (Madrid 1822, 4.).
Dechambre, 4. S6rie, T. VI, pag. 528. G.
GalligO, Isaco G., zu Florenz, war 1822 in Pisa geboren, wo er auch
den Doctorgrad erlangte. Er Hess sich darauf in Florenz nieder und gründete 1861
die medieinische Zeitschrift „U Imparziale", die er bis zu seinem 1869 erfolgten
Tode redigirte. Er gab auch den Anstoss zur Gründung des italienischen Aerzte-
vereins. Unter seinen Schriften befindet sich eine theoretisch-praktische Abhandlung
der syphilitischen Krankheiten (Florenz 1847 und folgende Auflagen), eine üeber-
setzung von Ricord's Iconographie des maladies syphilitiques, eine Abhandlung:
pSu Vigiene e le malattie dei bambini; trattato elementare" (Florenz 1856) u. s. w.
P. Sonsino im Imparziale, 1869, Vol. IX, pag. 385 (nicht zugänglich). —
Dechambre, 4. S6rie, T. VI, pag. 528. G;
J
. 486 GALLINI. — GALTON.
GaUini, Stefano G. , zu Padua, war zu Venedig am 22. Marz 1756
geboren, studirte zu Padua, erhielt 1776 daselbst den Doctorgrad, bereiste Frank-
reich und England und wurde 1786 Professor der theoretischen Medicin in Padna.
In Folge des Krieges musste er 1798 seinen Lehrstuhl verlassen, kehrte erst
1806 nach Padua zurück und übernahm die Professur der Physiologie und ver-
gleichenden Anatomie. Auch in dieser Lchrthätigkeit trat eine drei Jahre dauernde
Unterbrechung (1813 — 1816) ein und erst von da an blieb er im ungestörten Besitz
seiner Professur. Seine Schriften betreffen fast ausschliesslich die Physiologie, 211
deren bedeutendsten Vertretern er zu seiner Zeit gehörte. Er verfasste; „Safjgio
d'osservaziont concernenti i nuovi progresai della fisica del corpo wnano'*
(Padua 1792; deutsche Uebersetzung von D. G. H. F., Berlin 1794) — „Intro-
duiione alla fisica del corpo umano sano e ammalato" (Padua 1802) — ^Nuovo
saggio üi osservnziom fisiologtche" (Ebenda 1807) — „Sopra la legge ddt
organiftmo ammale" (Mem. della Soc. Ital. 1813) — „Nuovi elementi della jUica
del corpo umano etc^ (Ebenda 1818, 2 voU. ; 2. ed. 1820; 3. ed. 1825) —
„/Sc e quano il fluido elettrico o gahanico influisca nella produzione dei
fcnomeni della vita** (Ebenda 1820) — „Elementi di fi^iologia del corpo
umano^ (Ebenda 1817) — „Summa obseriaiionum anatomicarum ac physico-
chymicaruTa quae usque ab anno 1792 ejpositae praecumrerunt Nova elementa
physicae corporis Jiumani" (Ebenda 1824) — „Compendium operis pro tertia
vi(e editiy cui titiüus Nova elementa physicae corporis humani** (Ebenda 1827).
Ausserdem eine weitere Reihe von Abhandlungen. Er starb am 26. Mai 18^J6.
de Tipaldo, IIJ, pag. 183. — v. Wurzbach, V. pag. 72. — M. Asson, Di
Stephaiio (lallini e della sua tisi«.logia in Giorn. veneto di sc. med. 1863. Vol. XXI, pag. TiSO
[nicht zugänglich]. — Callisen, YII, pag. 29; XXVIII, pag 148. G.
Gallo, Pietro Anselmo G., zu Turin, war 1743 zu Casanova bei
Vercelli geboren, wurde 1771 zu Turin Doctor und starb daselbst 1813. Er
war der Verfasser folgender Schriften: „De stagnantium aquarum indole. De
musculis ahdominis. Musculorum abdominis functio etc.** (Turin 1771) —
„Introduzione alla vtedicina pratica" (Vercelli 1779) — „Blflessiani teartco-
pratiche sopra le malattie veneree^ (1784) — „Osservazioni sopra gli errori
pratici della viedicina'* (1800) — gössen:, sopra gli errori prat. nella cura
delle febbri'' (1802).
Dechanibre, 4. S6rie, T. VI, pag. 542. 0.
Gallot, Jean Gabriel G. , lebte gegen Ende des vorigen Jahr-
hunderts, erwarb die mediciuische Doctorwürde in Montpellier und prakticirte in
Saint-Maurice-le-Girard bei la Chätaigneraye (Bas-Poitou) , war correspondirendes
Mitglied der Soci^te royale de medecine. In der Literatur werden von ihm an-
geführt 11 Arbeiten über balncologische , epidemiologische u. a. praktisch-medi-
cinische Matten.
Dict. bist. II, pag. 476.' Pgl.
*Galloupe, Isaac Francis G. , den 27. Juni 1823 in Beverly (Mas«.}
geboren, liess sich, nach seiner im Jahre 1849 am Harward Med. College erfolgten
Graduation , als praktischer Arzt in Lynü , Essex Co. , Mass. , nieder , wo er mit
Ausnahme der Zeit, in welcher er als Arzt in der Armee der Föderalisten den
Bürgerkrieg mitgemacht, bis jetzt (1878) gelebt und sich namentlich als Cbirnrf
eines besonderen Rufes erfreut hat. Er hat zahlreiche Artikel in dem Boston Med.
and Surgical Journal, und in dem von dem Generalarzte der nordamerikaniscben
Armee herausgegebenen Circular Nr. 6 des Kriegsberichtes eine Mittheilang übw
primftrc Amputation bei Schusswunden veröffentlicht.
Atkinson, 68. A . . . t
*Galtoii, John Charles G. , in London, ist daselbst am 26. Januar
1840 geboren, studirte in Oxford, im St. Bartholom. Hosp. in London und in
GALTON. — GALVANI.
487
Wien, wurde 1866 Member des R. C. 8. of Engl., war Assistent im Victoria Park
Hospital für Brustkrankheiten und im West Riding Lunatic Asylum. Während des
deutsch-französischen Krieges war er als Chirurg des englischen Hilfsvereins im
Alice-Hospital zu Darmstadt, sodann als niederländischer Sanitäts-Officier 1. Cl. in
Atchin (1873 — 74) und im türkisch-serbischen Kriege (1876) im Hospital zu Belgrad
thätig. Er prakticirt seit 1877 in London. Er übersetzte W. Roser's Chirurgisch-
anatomisches Vademecum (1873) und Ecker's „Die Hirnwindungen des Menschen"
in's Englische , schrieb einen Aufsatz : „ The condition of the tympanic membrane
in the tnsane^ (West Riding Lunatic Asylum Reports 1873) und verschiedene
vergleichend-anatomische und zoologische Aufsätze in folgenden Journalen : Transact.
of the Linnean Soc. (Vol. XXVI), Annais and Magazine of Natural History (1869),
Popalar Science Review, Journal of Anat. and Phys., Nature, London Medical
Record, Lancet u. s. w. ^e^
ßallns, Antonius G., s. Lecoq, Antoine.
Gallus, Paschalis G., s. Lecoq, Pascal.
^&allU8, Andreas G., zu Ti'ient, Leibarzt des Kaisers Ferdinand L,
in der ersten Hälfte des 16. Jahrhunderts , schrieb u. A. die nach seinem Tode
Ton seinem Sohne herausgegebene Schrift über die Pest: „Fasces de peste et
feripneumonia pestilentiali'^ (Brescia 1564, Fol.).
Dechambre, 4. Serie, T. VI, pag. 543. G.
*&alvagni, Ercole G, aus Bologna, geboren am 5. September 1836,
besuchte die Universität daselbst, besonders als Schüler Concato's, bis zum Jahre
seiner Promotion 1860 und prakticirte dann in verschiedenen Städten, bis er 1875
zuerst Professor in Cagliari, 1880 Leiter der Klinik in Modena wurde. Unter
seinen seit 1863 zahlreich erschienenen und in der Rivista clinica vorwiegend
veröffentlichten Piiblicationen sind mehrere, welche seltenere Themata der Symptomato-
logie (Scapularkrachen, durch Auscultation der Mundhöhle wahrnehmbare Geräusche,
localisirte Spasmen etc.) betreffen, hervorzuheben. Wem ich.
(ralvani, Luigi (Aloysius) G., wurde am 9. September 1737 zu
Bologna geboren. Er begann seine Studien, in der Absicht Geistlicher zu werden,
mit dem der Theologie, • doch wandte er sich bald, auf Wunsch seiner Familie, der
Medicin zu. Er studirte in Bologna unter Galli und Galkazzi vorzugsweise
Anatomie und Physiologie und wurde 1762 daselbst auf Grund der Schrift
„Tkeses physico-medico-chirurgicae'* (Bologna 1762) Professor der Anatomie.
Nebenbei beschäftigte er sich auch eifrig mit Chirurgie und Geburtskunde. Als
Resultat seiner anatomischen Studien erschien 1767 in den Comm. Acad.
ßonon., Tom. V, Part. 2, eine für die vergleichende Anatomie sehr werthvoUe
Abhandlung „De renibus atque Ureter ihm volatilium^ ; femer las er in der
Akademie in den Jahren 1768, 1769, 1770 drei Abhandlungen „De volatilium
aure'' , von denen jedoch in den Comm. Acad. Bonon. , Tom. VI, 1783 nur ein
kurzer Auszug erschien , da inzwischen Scarpa seine denselben Gegenstand
behandelnden Arbeiten veröffentlicht hatte. Durch Zufall machte G. (6. Nov. 1789)
seine bekannten elektrischen Beobachtungen an den Cruralnerven des Frosches;
mit eingehendster Sorgfalt setzte er die Versuche darüber fort und publicirte seine
Resultate in den Comm. Acad. Bonon. 1791 unter dem Titel: „De viribus
electridtatis in motu musculari commentariv^^ , Diese Abhandlung erschien zu
gleicher Zeit separat; eine 2. Aufl. cum J. Aldini „dissertatione et notis^ nebst
„Lettera a Galvani di Don Bassano Garminati" und „Lettera di ris-
posta di Galvani" 1 792 zu Bologna ; eine deutsche Uebersetzung : „Abhandlung
über die Kräfte der thierischen Elektricität auf die Bewegung der Muskelny
übers, von J, Mayer" (Prag 1793), welcher das Schreiben EüS. Valli's, BasS.
Car\iinati's an G. und Volta's an Baronio angefügt ist. 1841 gab die Akademie
488 GALVANI. — GAMA.
zu Bologna „Opere edite ed inedüe" heraus, welche ausser den angeführten
Schriften noch zwei bisher unedirte „Disquisitiones anatomicae circa membranam
pituitariam Acad. Bonon. 1767 tradüae^ und f^De consensu et differentiis irUer
respirationem et flammam penicillumque electricum prodiens ex acununato
conductore Leydensis pMalae de tndustria oneratae letta nelV Acad. 1783^
enthalten. Femer ist in diesen Werken noch eine Abhandlung: „Bell' uso ddV
attivüä deW arco condvttore nelle contrazioni dei muscoU" abgedruckt, welche
1794 zu Bologna anonym erschien, doch bleibt es fraglich, ob dieselbe wirklieh
Galvani oder nicht vielmehr Aldini zuzuschreiben ist. — Nach Gründung der
cisalpinischen Republik weigerte sich G. , derselben den Beamteneid zu leisten;
er wurde in Folge dessen seines Amtes enthoben und starb bald darauf, am
4. December 1798. — G.'s Untersuchungen betreffs der Zuckungen des Frosch-
Bchenkels bezogen sich auf die Erklärung der Ursache dieser elektrischen Erscheinung ;
er glaubte sie im Frosch selbst suchen zu müssen. Jedes Thier besitze eine besondere
Art von Elektricität in den Nerven, welche nach ihm kleine Röhren sind, die das
Nervenfluidum enthalten; dieses entspricht der inneren Belegung einer Leydener
Flasche, die Muskeln der äusseren und die Wandungen der Nervenröhren der
trennenden Glasschicht. Jede Muskelcontraction entstehe nun durch den Ausgleich
der Elektricität beim Entladen dieser Art Leydener Flasche durch den metaUischen
Bogen. Alle späteren Versuche G.'s hatten nur den Zweck, dies zu erweisen und
seine Hypothese von einer den Thieren eigenthümlichen Elektricität zu stütien.
G.'s Versuche erregten in der gesammten gebildeten Welt das grösste Aufsehen
und alle bedeutenderen Physiker, wie A. v. Hfmboldt, Aldini, Volta, schlössen
sich seiner Erklärung an. Erst allmälig kam Ijctzterer zu der üeberzeugung, das
die Quelle der Elektricität bei G.'s Versuchen allein in dem Metallbogen liegt,
eine Ansicht, welche, wie wir heute wissen, auch tiber's Ziel schiesst, G.'s Verdienst
bleibt, trotz seiner falschen Erklärung, ungeschmälert, da er die Wichtigkeit der
Beobachtung sogleich erkannte und sie zur Geltung brachte. Volta selbst hat
dasselbe dadurch anerkannt, dass von ihm zuerst der. Name „Galvanismus'' f%ir
diese Art der Elektricitätsquelle gebraucht worden ist.
Medici, Elogio di L. Galvani. Bolog:na 1844. — Venturoli, Elogio di. L. GaUanl
Bologna 18"2. — Alibert, Eloge de L. Galvani. Paris, An IX. y
ßama, Jean-Pierre G. , französischer Militärarzt, war zu Fontoy
(Moselle) 1775 oder 1776 geboren, wurde bei Beginn der Revolutionszeit Unter-
Chirurg in der Mosel-Armee, machte später die Feldzüge in Preussen, Polen,
Spanien mit, wo er Chef-Chirurg eines Armee-Corps in Andalusien war, wurde 1814
in Montpellier Doctor mit der These: „Be la dilatation des plates d' armes a
feu et de Vextraction des corps dtrangers quJelles peuvent contenir, cansidMes
dans la n^cessüS de les pr atiquer sur le champ de bataille^. Im Jahre 1816
wurde er von der Regierung berufen, eines der eben errichteten Instructions-
Militär-Hospitäler zu leiten; 1822 war er Chef-Chirurg des Militäi^Hospitals in
Strassburg, kam dann an das Val-de-Gräce , dessen erster Professor er wurde.
Von seinen Schriften sind anzuführen: „TraM des plates de tUe et d^ Fence-
phalite, principalement de celle qui leur est consdcutive, etc," (Paris 1830;
2. 6dit. 1835) — „Esquisse historique du Service de sant4 müitaire en gitUraly
et spSdalement du service chirurgical depuis V Etablissement des hopäaux
müitaires en France^ (Daselbst 1841) — „Proposition d^un projet de loi pour
la er Sation P d*un directdre des hdpitaux militaires . . . ./ 2® d^un nauvean
corps de mSdecins müitaires^ (1846) — „Service de santS dans Varmie, MSm.
justificatif du dScret du 3 mai 1848, riorganisant ce Service etc.** (1848) —
j „Be VviilitS des citernes dans les Etablissements militaires ou ciüils et les
\ maisons particulihres^ (1856; 2. Mit. 1858) — „Lettre sur le service de santi
I müitaire^ (1859) — „Seconde lettre etc." (1860). Ausser verschiedenen in den
oben genannten Unterrichts-Hospitälem gehaltenen Festreden veröffentlichte er auch
noch mehrere Aufsätze in dem Rec. de m6m. de mMec. milit., z. B. eine „Observation
1
r
GAMA. — GAMGEE. 489
relative ä un andvrüme de Part^re poplttde, gudrie par la ligaturee de la
crurale" (Vol. XVIII) u. s, w. 1836 nahm er seinen Abschied und wohnte bis
fXL seinem 1861 erfolgten Tode in Paris, indem er, wie aus seinen obigen Schriften
zn ersehen ist, unablässig für die Verbesserung des Militär- Medicinalwesens und
der Stellung der Militärärzte bemüht war, nachdem er bereits während seiner
Dienstzeit wichtige Reformen im Hospitaldienst eingeführt hatte.
Bfegin, IX, pag. 215 — Callisen, VII, pag. 33; XXVIII, pag. 150. Gnrlt.
Oambarini, Alessandro G., zu Mailand, war daselbst zu Anfang des
19. Jahrhunderts geboren, studirte in Pavia, wo er mit Enthusiasmus die RASORi'sche
Lehre in sich aufnahm, wurde mit einer Diss. „Observationes in nuperam myopiae
aetiologiam dynamicam^ (wieder abgedruckt in: Rä.diüs, Script, ophthalm.
minor, in, 1830) Doctor , Hess sich dann in Mailand nieder, übte daselbst 37 Jahre
lang die Praxis mit grossem Beifall aus und wurde Arzt des Istituto pio di Santa
Corona und des Ospitale Maggiore. Von seinen in den Annali universali di medic.
enthaltenen literarischen Arbeiten führen wir an: „Osservazioni e rifleasioni sul
morbo varioliforme dominante nella provincia müanese" (1832) — „Di una
fisica alterazione del cuore^ (1838) — „SulV ulceretta al frenulo della Ungua"
(1854) — „Suir uso delV olio di fegato di merluzzo nel rachitismo" (1856) —
jfl}i alcuni uai terapeutici del clorato di potassa^ (1858), ferner: „Azione
vicaria al salasso spiegata dal fluido elettrico" (Gazz. med. 1842) — „Caso
dl paraplegia in un bambino" (Ebenda 1861). — Er starb am 23. Januar 1866
im Alter von 64 Jahren.
PI. Schivardi in Annali univers. di medic. Vol. CXCV, 1866, pag. 219. G.
* Gamberinl, Pietro G., am 28. Juni 1815 zu Bologna geboren, studirte
daselbst bis 1 835 , begann 1 839 zu prakticiren und war zunächst am Ursulinerinnen-
spital, dann — seit 1860 — als Professor der Syphilidologie und Dermatologie
thätig. G. dirigirte das Giorn. delle mal. ven. ^ della pelle di Milano und schrieb :
„Idrologia minerale medica^ (Bologna 1850) — „Trattato delle malattie vener ee"
(3. Aufl. Mailand 1870) — j^Manuale delle malattie cutanee" (2. Aufl. Daselbst
1871) — „Trattato delle malattie della lingua^ (Bologna 1879) — „Trattato
delle malattie dei pili e delle unghie" (Daselbst 1882). Wernich.
*(}amgee, Joseph Sampson G., zu Birmingham, ist zu Livorno am
17. April 1828 geboren, studirte auf dem üniversity College in London, in Paris,
Brüssel, Wien, Florenz und Pavia, wurde 1854 Member des R. C. S. of Engl.,
war Assistant Surgeon am Royal Free Hosp. u. s. w., schrieb zunächst einige
vetOTnär-medicinische Aufsätze (über den verkalkten Hoden eines Schafbockes —
ein ossificirtes Enchondrom des Hodens eines Hengstes, 1850), dann : „On pyaemia^
(London 1853) — ryOn the advantages of the starched apparatus in the treatment
of fractures and diseases of joints*^ (Ebenda 1853) — „Reflections on Petiis
Operation y and on purgatives after hemiotomy" (Ebenda 1854) — „The cattle
plagtie and diseased meat, in their relations with the public healih etc,^
(1857) — „Osservazioni sul regime dietetico dei malati chirurgid" (Gazz.
med. ital. tose. 1854) — „Pensieri sulle cose medico-chirurgiche italiane^
(Turin 1856) — „Researches in pathological anatomy and clinical surgery"
(London 1856) — „History of a successful case of amputation at the hip-
joint*' (Ebenda 1865, w. 4 phot.) — „On the treatment of fractures of the
limbs" (Ebenda 1871, w. 7 pl.) — „On the treatment of wounds and fractures ;
clintcal lectures" (Ebenda 1878; 2. edit. 1883) — „The influence of vivisection
on human surgery^ (Ebenda 1882; 2. edit.) — „Sir Charles Bell and Sir
James Simpson; a biographical study" (Birmingham Med. Review 1875) —
„Harvey and Caesalpinus" (Lancet 1877) und zahlreiche Aufsätze und
Vorlesungen über vergleichende und pathologische Anatomie, Physiologie und
klinische Chirurgie.
Medical Directory. — Index-Catalogue. V, pag. 260. Red.
1
490 GAMGEE. — GANDOLFI.
*Gaillgee, Arthur G. , zu Manchester, jüngerer Bruder des Vorigen,
wurde 1862 zu Edinburg Doctor mit der preisgekrönten Diss. „ContribiUions to
ihe chemütry and physiology of foetal nutrttion; etc." (Brit. and For. Med.-
Chir. Rev. 1864). Er ist gegenwärtig Brackenbury-Professor der Physiologie und
Histologie und ' Decan des medicinischen Departements am Owens Collie zu
Manchester und Physician des Royal Hosp. für kranke Kinder. Er sehrieb u. A. :
„On the characters of the expectoration in cases of foetid bronchitis and
qangrene of the lung*^ (Edinb. 1865) — „Studies from the physiological
laboratory of Owens College'^ (Jonm. of Anat. and Phys. 1876-7) — „A text-
booh of the physiological chemistry of the animal body, etc. (London 1880).
Er übersetzte L. Hermann's „Elements of human physiology*' (London 1875-78).
Dazu zahlreiche Aufsätze in verschiedenen Journalen und Transactions.
Medical Directory. — Index-Catalogue. V, pag. 260. Red.
Ganderax, Charles- Marie-Joseph-Henri-Jeröme G. , franzö-
sischer Militärarzt, war geboren am 30. September 1810 zu Plaisance (Gers), als
Sohn eines ehemaligen Militärarztes, der später Inspecteur der Quellen von Bagn^res-
de-Bigorre war und seiner Zeit darüber eine der bedeutendsten Schriften (1827)
geschrieben hat. Der Sohn trat 1831 in das Instructions-Militär-Hospital des Val-
de-Gräce zu Paris als Eleve ein, wurde 1832 Doctor mit der These: ^ Essai sur
les eaux minerales de Bagn^res-de-Bigorre, Climatologie etc.", war von 1845
an in den Feldlazarethen in Algier und 18j55 im Krim-Feldzuge thätig, ebenso
im italienischen Kriege 1859. 1861 erhielt er den lange von ihm erstrebten
Posten eines Directors des Militär-Badehauses in Bar^ges, wurde daselbst 1865
M^decin principal 1. CK, starb jedoch bereits Anfangs des Jahres 1866, als ein
namentlich in allen Zweigen der Hydrologie sehr erfahrener Arzt.
E. Grellois in Rec. de mem. de m^d. etc. militairea. 3. Ser., T. XVI, 1866,
pag. 189. G.
Gandini, Carlo G. , lebte als Arzt in Genua in der zweiten Hälfte des
18. Jahrhunderts und trieb mit Vorliebe nebenbei physikalische Studien. Dem
Ruf, den G. bei seinen Zeitgenossen hatte, entsprechen keinesweges die von ihm
hjnterlassenen Werke, unter denen seine „Ossei-vas^oni, rifiessioni, ntiove scoperte
sulle leggi dt movimenti animali" (Genua 1769, 4.) und ein Werk über die
Semiotik des Pulses „Gli elementi deW artes fygmica" (Ebenda 1769) ein
gewisses Interesse beanspruchen dürften.
Dict. bist. II, pag. 478. — Annali universi di med. Vol. CXXIX. 1849, pag. 224.
PgL
(Jandoger de Foigny , Pierre-Louis G. , geboren am 6. August 1732
in Lyon, studirte anfangs Mathematik, später in Paris Medicin, wo er bis 1763,
zugleich mit chemischen Studien eifrig beschäftigt, verblieb. Dann bekleidete er
in Nancy die Lehrstühle der Anatomie, Chirurgie und Botanik. Er starb am
5. August 1770 in Malzeville. Von seinen Werken ist bemerkenswerth eine Ver-
theidigung der Pockenimpfung: „Traitd pratigue de Vinocvlation" (Nancy 1768).
Biogr. m6d. IV, pag. 332. — Dict. bist. II, pag. 479. Pgl.
Gfandolfi, Giovanni G., zu Pavia, war am 26. März 1806 zu Modena
geboren, studirte daselbst, in Florenz und Padua, wurde 1846 zum Professor
der Anatomie bei der Akademie der Künste und 1848 der geriehtlichea
Medicin bei der Universität in Modena ernannt, zu welchem Lehrstuhl er 1863
auch den der Hygiene übernahm. 1865 wurde er für dieselben Fächer an die
Universität Pavia berufen. Von seinen zahlreichen Schriften führen wir folgende
an: „8ul metodo degli stndii medici^ e svlla dottrina analitica delle tdropl*"
(Florenz 1837) — „Ricerche analitiche teorico-pratiche intorno ai fondamenti
ßlosqfid della dottrina medica razionale empirtca" (3 voll. , Mailand 1841, 42) —
„Sulla genesi e cura dello scirro e del cancro e relativa cura" (Mailand 1845) —
i
r
GANDOLFI. — GANT. 491
„SuW ordinamento ßlosoßco della materia della medicina legale^ und
^SuUa monomama omicida, dtscussioni medtco-legali" (Beides im Bulletino
delle 8C. med. di Bologna 1849, 51) — „Regolarnento pratico sulla visüa del
cmacrüto^ (Modena 1852) — „Fondavienti dt medicina forenae analüica ad
U80 del medico e del legale^ (2 voll., Bologna u. Modena 1851 — 4) — Das-
selbe „Colla comparazione delle principali legülaztani atmto speciale riguardo
al nuovo codtce penale italtano e(c,^ (3 voll., Mailand 1862 — 65) — „Intomo
ad una causa del cholera e del relatico rimedio" (Bologna 1855). — Ausser-
dem eine weitere Anzahl von kleinen Schriften und Aufsätzen. Er starb am
21. Juni 1875 zu Carlo in der Nähe von Modena.
Pavia, Universiti di, I, pag. 290. G.
Gannal, Jean-Nicolas 6., zu Paris, Chemiker und Pharmaceut,
geboren am 28. Juli 1791 zu Sarrelouis, gestorben 1852 zu Paris, ist hier nur
wegen seiner Arbeiten auf dem Gebiete der Hygiene und der von ihm angegebenen
Conservirungsmethoden animalischer Theile zu erwähnen. Auch empfahl er
Chlor-Inhalationen gegen Phthisis in mehreren Arbeiten, von denen zwei durch
Wm. Horazio Potter in's Englische übersetzt wurden, als : „ Two memoirs . . .
on the successful inhalation of diluted chlorine, in tke early stages of con-
sumjptwn etc.** (London 1830); eine andere erschien u. d. T. : „Du chlore employe
comme rem^de contre la phthisie pulmonaire^ (Paris 183^). lieber denselben
Gegenstand waren auch Aufsätze im Journ. compl6ment du Dict. de sc. m6d.
(1828) erschienen. In Betreff seiner Conservirungsmethoden schrieb er; „AfSm.
8ur la conservation des matteres anomales ; suivi des rapports faits ä V Institut
et h VÄcad, roy de mSd.^ (Paris 1836) — „Histoir^^ des embaumements et de
la pr^paration des pilces d'anatomie normale, d^anatomie pathologique et
d^histoire naturelle; suioie de procidds nouveaux^ (Ebenda 1838; 2. 6d. 1841;
engl, üebers. v. R. Harlan, Philadelphia 1840). Er erhielt für die Erfindung
seines Verfahres von der Akademie der Medicin eine National-Belohnung von
8000 fr. und vom Institut einen Monthyon-Preis und schrieb darüber, ausser
mehreren offenen Briefen an berühmte Persönlichkeiten und an das Institut (1843,
44), auch eine: „Lettre aux mSdecins sur la question des embaumements^
(Paris 1845), indem auf ärztlicher Seite seine Methode mehrfach Widerstand
gefunden hatte. Auch bei der Ueberführung der Asche N a p o 1 e o n's nach Paris
(1840) machte er sich durch einen offenen Brief bemerklich. Endlich verfasste
er noch ein „MSm,. adressS ä M, le prefet de la Seine . . . pour Vapplication
d^un nouveau Systeme d'inhumation dans les cimeti^res de Paris^ (1842, 4.) und
ein Schriftchen: „Du rdle de Vazote atmosph&ique dans l'alimentatwn" (IS •^2).
Dechambre, 4. Serie, T. VI, pag. 699. — Callisen, VII, pag. 36; XXVIII,
pag. 131. G.
*&ant, Frederick James G., in London, ist ein Zögling des Uni-
versity College, wurde 1849 Member, 1861 Fellow des R. C. 8. Engl., diente
als Civil Staff-Surgeon in den Militärhospitälem der Krim und in Scutari , ist zur
Zeit Senior Surgeon des Royal Free Hospital. Er verfasste : „ The irritable
bladder; its causes and curative treatment" (London 1859; 2. edit. 1867) —
„The principles of surgery, clinical, medical and operative" (1864) — ^The
science and practice of surgery" (1871; 2. edit. 1878, 2 voll.) — ' „Modern
surgery as a science and. art, Oration etc. (1872) — „Diseases of the bladder^
prostate and Urethra; etc." (4. edit.) — „A guide to the examinations at the
R. C. S, of Enql. for the diplomas of member and fellow" (1874 ; 3. edit).
Ausserdem Aufsätze in der Med.-Chir. Transact. (Vol. LllI, LVI, LXIIl): „Ec-
cisions of the joints , especially knee, hip, and elbow; 20 typical cases and
results** — „Excision of knee at 53 years of age^ tmth successful result" —
„Compound fracture of femur »20 years öfter excision ofknee, one inch above
bany union" ; in der Lancet (1871) die Lettsomian Lectures über „Excisional
1
492 GANT. — DI GARBO.
surgery of the joints" ; im Brit. Med. Joum. (1879): „Acupreaaurey ligature
and forsion of arteries^ u. s. w. Ausserdem Aufsätze in yerschiedenen anderen
Londoner Zeitschriften.
Medical Directory. Red.
Garate y Gasabona, Babil de G. , spanischer Arzt des 18. Jahrhunderte,
studirte in Saragossa, wurde Chirurg des königlichen Hospitals in Santiago in
Galizien und später der Stadt Pamplona. Er schrieb das folgende gute Handbuch
der Geburtshilfe: „lAbro nuevo, cuyo tüulo: Nuevo y natural modo de aitsiliar
d las mugeres en los lames peligrosos fle los partos , sin operacion de manos
ni instrumentos" (Panplona 1756, 4.).
Dechambre, 4. Serie, T. VI, pag. 718. G.
Garaye, Glaude-Toussaint-Marot, Comte delaG., bretagnischer
Edelmann, geboren den 26. October 1675, studirte aus reiner Menschenliebe
Medicin und hat sich durch Gründung zahlreicher Wohlthätigkeitsanstalten, Agvle
für Greise, Kranke imd Schwache aus eigenen Mitteln den Ruf eines grossen
Philanthropen erworben. Als das Product seiner chemischen und pharmakologischen
Studien sind zu nennen: die Darstellung eines zu seiner Zeit imter dem Namen
Sal essen tiale de la Garaye bekannten trockenen China-Extracts , femer eine
Methode zur schnelleren Bereitung des Ferrum oxydulatum nigr. (Aethiops mar-
tialis), endlich die Darstellung eines Sal ammoniaco-mercuriale , welches bei den
Zeitgenossen als Tinctura mercurialis sich eines grossen Rufes als Heilmittel gegen
Syphilis, Scrophulosis, Hautausschläge erfreute. G. starb am 2. Juli 1755.
Biogr. m6d. IV, pag. 333. ' Pgl.
Garbiglietti , Antonio Andrea G. , zu Turin, war zu BieUa um
1808 geboren, wurde 1833 zu Turin Doctor, war Mitglied des Colleg. Chirurg,
der königlichen Universität, Leibarzt der Königin Maria Christina von Sardinien.
Er verfasste folgende Arbeiten: „In humanum diaphragma ejusque genesim
illustrationes quaedam^ (Repertorio med.-chir. del Piemonte 1834) — „Sdla
natura contagiosa del colera Orientale" (Bulletino delle sc. med. di Bologna
1836) — „Cenm ßstologict intomo ad alcune analogie (Repert. med.-chir. 1831)
— „Cenm sulC ibridismo^ (Eflfemeridi fisico-med. del Piemonte 1836) — „Osser-
vazioni pratiche sulV efficax^ia delV acido arsenicoso nella cura delle febbri
intermittenti*^ (Giorn. delle sc. med. di Torino 1843) und eine Reihe weiterer
Aufsätze in den genannten und in anderen Zeitschriften. Seine späteren Arbeiten
waren grösstentheils anthropologischer Natur; wir führen von ihnen an: „Sopra
oleum scritti di craniologia , etnografia e di jisiologia sperimentale del Carlo
Maggtorani" (Turin 1862), femer in dem Giomale della Reale Accademia di medie.
di Torino (1862, 65, 66) u. s. w. eine Anzahl von Aufsätzen, darunter: „Intomo
alV opera del ... Carlo Gustav o Carus sulla simbologia comparaiatra
lo sckeletro umano e quello delle scimie etc,'^ — „Intomo alV opusctdo del
dott. Oius. Bern. Davis sul cranio umano subfossile di Neanderthal^ —
„Di una singolare e rara anomalia delV osso jugale ossia zigomcUico" und
zusammen mit A. MORIGGIA (Ebenda 1870): „Descrizione di celosomo dirino
con exencefalia idrocefalica" .
Cäntü, pag. 225. — Index-Catalogiie. V, pag. 282. G.
di Garbo ist der Name einer Florentiner Familie aus dem 14. Jahrhundert,
aus welcher drei bedeutende Aerzte jener Zeit hervorgegangen sind.
Buono (oder Bruno) di Garbo, Schwager des Begründers der
scholastischen Medicin , Taddeo Alderotti , und Professor in Bologna, lebte später
als hochgeschätzter Chirurg in Florenz.
Sein Sohnl)ino (Abkürzung von Aldobrandino, Hildebrand) di
Garbo, im letzten Drittel des 13. Jahrhunderts geboren, war unter seinein
DI GABBO. ~ GAEDANE, 493
Onkel Taddeo in Bologna ärztlich gebildet worden, hatte hier 1300 den Doctor-
grad erlangt, lehrte zuerst einige Jahre in Bologna, folgte später einem Rufe
als Professor an die medicinische Schule von Siena , ging dann in gleicher Eigen-
sehaft nach Padua und kehrte endlich nach seiner Vaterstadt zurück, wo er am
30. September 1327 gestorben ist. Als Arzt und Gelehrter nicht weniger, wie
wegen seiner Leutseligkeit geschätzt, hat er sich allgemeiner Achtung und Liebe
erfreut und ist namentlich vom König Robert von Sicilien, dem Mäcen aller
Gelehrten , mit Auszeichnung beehrt worden. Als Schriftsteller ist er am be-
kanntesten durch sein: y,Dilucidarium Avicennae", zuerst 1429 in Ferrara,
später in zahlreichen Auflagen gedruckt , und durch die „Expositio super canones
generales de virtutibus medicamentorum simplicium Canon, II Atncennae"
(Venedig 1514). Ausser einigen anderen, meist commentirenden Schriften hat
er eine „Chtrurgta cum tractatu de ponderibus et mensurts, nee non de
emplastris et tinguentts^ (zuerst Ferrara 1425, zuletzt Florenz 1544 gedruckt)
zumeist nach Avicenna bearbeitet, und „Enarratio in Guidonem de caval-
cantibics, de natura venerei amorts" (Venedig 1498) verfasst, in welcher er seinen
Nebenbuhler Cecco di Ascülo angriff und sich denselben zum Feinde machte;
nicht ohne Grund wird DiNO beschuldigt, dazu beigetragen zu haben, dass CfiCCO
wegen seines „Tractatus de sphaera** als Häretiker zum Feuertode verurtheilt
worden ist.
Er hinterliess einen Sohn , Tommaso diGarbo, der zuerst in Perugia,
später in Bologna den Lehrstuhl der Medicm inne gehabt hat und hier (oder in
Florenz) im Jahre 1370 gestorben ist. Er war ein Freund von Petrarca, der
mit der höchsten Anerkennung von ihm als Gesellschafter und Arzt spricht; wie
Villani erzählt^ hat er sich eines solchen Ruhmes erfreut, dass die Fürsten
Italiens selbst in geringfügigen Erkrankungsfällen niemals unterliessen , seinen ärzt-
lichen Rath einzuholen. Von seinen Schriften sind „Expositio super capitulo de
generatione embryonis, tertii canonis, fen XXV Ävicennae*' (Venedig 1502)
und die nicht beendete „Summa medicinalis" (mit einigen kleineren Schriften
Venedig 1506; 1521; Lyon 1529) zu nennen.
V. d. Linden-Mercklin, pag. 245, 1018. — Eloy, Dict. hist. T. II, pag.
302.— Biogr. in6d. IV, pag. 334, 335. — Henschel, Janus, N. F. II, pag. 396, 405.
A. Hirsch.
Gkurcia, mehrere spanische Aerzte. — Marcos G., im 17. Jahrhundert,
schrieb das folgende Werk über Chirurgie in spanischer, statt in der sonst üblichen
lateinischen Sprache: „Honor de la medecina y aplauso de la cirujia castellana"
(Madrid 1638, 4.).
Matias G. war in Villa de Agreda bei Tarragona geboren, studirte in
Valencia, wurde später daselbst nacheinander Professor der theoretischen Medicin
und der Anatomie, welche Lehrstühle er 31 Jahre lang inne hatte. Er war einer
der berühmtesten Aerzte seiner Zeit und wurde aus allen Theilen des Landes
eonsultirt. Seine Werke, in welchen er u. A. die HARVEY'sche Entdeckung des
Kreislaufes zu bekämpfen versuchte, sind: „Disputationes medicae selectae: in
duas partes distributae" (Lyon 1677, Fol.) — „Disput, apologetica adver sus
quosdam doctissimos medicos male sentientes de curatione vertiginis per con-
sensum ventriculi etc." (Ebenda 1677, Fol.) — „Disputationes physiologicae
antiquorum et neotericorum placita novo acumine exprimentes etc." (Valencia
1680, Fol.). Er starb in den ersten Tagen des Januar 1691.
Morejon. — Dechambre, 4. S6rie, T. VI, pag. 720. G.
Gardane, Joseph-Jacques de G. , geboren in la Ciotat (Provence),
promovirte in Montpellier um 1760 und Hess sich als Arzt in Paris nieder, wo
er das Amt eines königlichen Censors bekleidete. Er war Mitglied der Akademien
von Montpellier, Nancy, Marseille und Dijon. Die von G. hinterlassenen Schriften
beziehen sich zum Theil auf die Behandlung von Syphilis, mit der er sich als
494 GAEDANE. — GARDIEN.
Arzt speciell beschäftigte, zum Theil auf die Behandlung von Scheintodten, durch
Eoülendunst oder andere Ursachen asphyktisch gewordenen Personen.
Biogr. mdd. IV, pag. 336. — Dict. bist. U, pag. 480. Pgl
ftardane-Duport, Charles G.-D. , geboren am 12. November 1746 in
Toulouse, erhielt in Paris 1782 -den Titel eines Maitre en Chirurgie und starb
am 9. April 1815. Seine Schriften beziehen sich auf die Behandlung der Syphilis;
„MSthode süre de guirir les maladies vSniriennes par le traitement mixte"
(Paris 1787; 1803).
Biogr. m6d. IV, pag. 336. Pgl.
Gardanne, Charles-Pierre-Louis de G., geboren in Paris am
12. November 1788, promovirte daselbst zum Dr. med. im Juli 1812. Er schrieb:
„Avis aux femme^ qui entrent dans Vage critique*' (Paris 1812) und „De la
m&nespatme** (Paris 1816).
Biogr. m6d. IV, pag. 336. Pgl.
CFardanne, Joseph-Jacques de G., s. Gardane.
Gardeil, Jean-Baptiste G., 1726 zu Toulouse geboren, ging nach
Paris , beschäftigte sich dort Anfangs mit verschiedenen Studien und erlernte Latein,
Griechisch, Hebräisch, Englisch, Italienisch und Spanisch. Mit DroEROT und
d'Alkmbbrt befreundet, war er eine Zeit lang mit der Redaction der Gazette
de France betraut und hatte dabei Müsse genug, die Sammlung griechischer
Manuscripte der königlichen Bibliothek zu durchforschen. Nachdem er dann im
späteren Alter sich ausschliesslich der Medicin und den Naturwissenschaften zu-
gewendet hatte und correspondirendes Mitglied der Acadömie royale des sciences
für Botanik geworden war , machte er einige Reisen nach dem Süden Frankreichs
und Hess sich zuletzt in Toulouse nieder, wo er sich um die Lehrstühle für
Mathematik und Medicin an der Universität erfolgreich bewarb. 6. edirte als
Pröduct dreissigjähriger Studien eine französische üebersetzung de« Hippukrates
(nach der Ausgabe des Foesiüs), erschienen Toulouse 1801 und starb, 82 Jahre
alt, am 19. April 1808.
Dict. hist. II, pag. 483. Pgl.
Gardien, Claude-Martin G., zu Paris, am 14. Juli 1767 zu Tarjet (Berrvi
geboren, war anfänglich Lehrer der Physik und Mathematik am College ra
Bourges, studirte darauf Medicin im Hospital zu Clermont von 1791 — 93 und
kam dann nach Paris, wo er 1799 mit der These: „Examen des efftU que
produisent, sur VSconomie animale, les qualMs physiques de Fair etc.** Doctor
wurde. Er beschäftigte sich vorzugsweise mit Geburtshilfe und hielt Vorlesungen
über dieselbe , sowie über Frauen- und Kinderkrankheiten. Nachdem er eine Reihe
von geburtshilflichen Arbeiten veröffentlicht hatte, namentlich in Leroox' Joum.
de m6d. (1804, 5, 6), wie: „Considdration tendant h fixer les caa^ou le tatnpon
peut Ure de quelqu'utiliti dans les h^orrhagies ut^ines^ — „Mim. sur h
section de la Symphyse des os pubis" — „Examen crüique des prSceptes
donnSs par les accoucheurs sur la rupture de la poche des eaux etc.*' u. s. w.,
im Bulletin des sc. m6dic. (T. V): „Operation de la Symphyse, prcUiqv^ avec
succ^ pour la m^e et pour Venfant etc.^, betheiligte er sich 1811, nach dem
Tode von Baudelocqüe, an dem Concurse wegen der Besetzung von dessen Stelle
mit der These: „Du toucher" (4.), jedoch ohne Erfolg. Er gab in Folge des-sen
seine Lehrthätigkeit auf, widmete sich bloss der Praxis und verfasste u. A. folgende
Schrift: „Traitd des accouchemens , des maladies des femmes , de V^ucation
medtcale des enfans, et des maladies propres h cet dge" (4 voll. Paris 1807;
2. ed. 1816; 3. M. 1824; italienische Üebersetzung, Mailand 1820). Dazu zahl-
reiche Artikel im Dict. des sciences mödicales. Er starb im Juni 1838.
Dechamhre, 4. S6rie, T. VI, pag. 728. — Callisen, VII, pag. 44; XXVIII,
pag. 153. G.
GARDIN. - GARENCIERES. 495
(rardin, Louis du G. (Gardjnius, Hortbnsiüs), Arzt in der ersten
HAlfte des 17. Jahrhunderts, stammte aus Valeneiennes und war der Sohn von
J6rome du 6., der gleichfalls Arzt und Herausgeber eines Commentars zu
HiPPOKRATKs' de aquis, aere et locis war. Er promovirte zu Douai, wo er an
d(n Schulen der Universität 25 Jahre lang lehrte. Er starb etwa um's Jahr
1637. Er hatte einen wissenschaftlichen Streit mit Thomas F?£NS, dem Lehrer
VAX Helmont's in Löwen tiber die Frage, zu welcher Zeit die Seele in den
Körper des Fötus geht: „Dt animation efoetus, in qua ostenditur, quod anima
raU'analis ante organisationem non tnfundaiur" (Douai 1623). Der letzte Theil
der von G. geschriebenem „Institutionum medicinae Über III** ist 1638 nach
seinem Tode von Briffault in Douai veröffentlicht worden.
Biogr. m6d. IV, pag. 3 8. Pgl.
Gardiner, John G., lebte als Arzt zu Edinburg gegen Ende des vorigen
Jahrhunderts. Er war Mitglied des Royal College of Physicians und der Royal
Society in Edinburg und verdient Erwähnung als einer derjenigen hervorragenden
Aerzte, die sich mehr oder weniger dem neuropathologischen Systeme seines Lands-
mannes CüLLEN anschlössen. Seine Hauptschriften sind: „Ohsercations on the
antmal oeconomy and on the causes and eures of diseases^ (Edinburg 1784;
deutsch von E. B. G. Hebexstrbit, Leipzig 1786) und „An inquiry into the
nature, cause and eure of the gout and some of the diseaseJi with which it is
connected^ (Edinburg 1792).
Dict. hist. II, pag. 483. Pgl.
Gardlnl, Francisco Giuseppe G., in Vascagliana bei San Damiano
(Asti) am 22. Januar 1740 geboren, studirte Philosophie, Physik und Medicin
in Turin und prakticirte nach seiner Promotion (1762) in seiner Geburtsstadt,
wo er nebenbisr auch physikalischen Studien oblag. Von 1783 — 1800 Professor
der Philosophie in Alba, dann Professor in Asti fünf Jahre lang, dann wiederum
Professor der Philosophie in Alba bis 1813, verbrachte er die letzten drei Lebens-
jahre bis 1816 in Damiano, wo er am 15. Mai starb. Gaedini nimmt als Vor-
läufer von Galvani im Studium der thierischen Elektricität und als Verfasser
verschiedener von vielen Akademien preisgekrönter Werke über medicinische
Physik eine hervorragende Stellung unter den Aerzten Italiens ein. Uebrigens
ist G. auch einer der eifrigsten Vertheidiger der Euhpocken-Impfung. Von seinen
Schriften führen wir an: „L'appltcazione delle nuove scoperte delßutdo dlettrico
agli usi della ragionevole medicina*^ (Genua 1774) — „Esperimenti fatti nel
mese dt Marzo 1789 sopra Velettrtcith spontanea degli uomini" (1789).
Dict. hist. n, pag. 484. Pgl.
Garelliy NicoloPiodeG., 1670 in Bologna geboren als Sohn des Arztes
Giovanni Battjsta de G., studirte in seiner Vaterstadt als Schüler von Sbabaglia
und in Wien, wohin sein Vater vom Kaiser Leopold berufen war^ und hatte,
zum Reisebegleiter des Erzherzogs Karl 1706 ernannt, Gelegenheit den König
von Portugal von einer schweren Ej-ankheit zu heilen. Nach Deutschland zurück-
gekehrt, wurde er Leibarzt des Kaisers und starb am 21. Juli 1739. Er
schrieb u. A. : „Hieronymt Sbaragli scepsis de vtmpara generatione^
(Wien 1696).
Biogr, m6d. IV, pag. 338. Pgl.
Gfarenclöres, Thöophile de G. , geboren 1615 zu Paris, wurde mit
20 Jahren Dr. med. in Caen^ ging dann nach England, wo er sich später, etwa
um 1657, nach ktirzerem Aufenthalte in Oxford, zu London niederliess und Arzt
der französischen Gesandtschaft war. Er starb hier um's Jahr 1670 in grosser
Dürftigkeit. -Von seinen Schriften sei genannt: „Angliae flagellum^ sive tabes
anglica numeris omnibus absoluta" (London 1647).
Biogr. m6d. IV, pag. 339. Pgl.
496 GARENGEOT. — GARGILIUS.
ftarengeot, Ren^-Jacques-Croissant de G., berühmter französischer
Chirurg, war am 30. Juli 1688 zu Vitr6 in der Bretagne geboren, wo sein Vater
Chirurg des dortigen Hospitals war. Nachdem er den ersten chirurgischen Unter-
richt von seinem Vater erhalten , war er 5 Jahre lang im Hospital zu Angers,
darauf in den grossen Marinespitälern der Bretagne thätig, machte einige Seezfige
mit und kam 1711 nach Paris. Er trat daselbst in den Dienst eines in der £coie
de m6decine wohnenden und von derselben beschäftigten Barbier-Chirurgen, besuchte
zugleich die Vorlesungen in jener Schule; es waren der Anatom V^inslow, im
Hötel-Dieu Meey und Thibaüt und ausserdem Arnaüd und J. L. Petit seine
Lehrer. Schon ehe er 1725 in die Genossenschaft der Chirurgen aufgenommen
wurde, hatte er bedeutende Werke verfasst, nämlich: „TraiU des opiraiions de
Chirurgie y fondS sur la micanique des organes de V komme , et sur la thSorie
et la pratique la plus autorisSe" (2 voll. Paris 1720; 2. 6dit. 3 voll. 1731;
dasselbe: „Enrichi de eures tr^ singuli^res , et de figures en taiUe douce,
representant les attitudes des Operations" 2. 6dit. 1738 — 41; englische üebers.
London 1723), worin die Lehren der bedeutendsten Chirurgen jener Zeit
enthalten sind, femer: „Nouveau traiti des instruments de Chirurgie hs plwt
utiles; et de plusieurs nouvelles machines propres pour les maladies des os. etc.^
(2 voll. Paris 1723; nouv. 6dit. 1725) — „Miotomie humaine et canine, ou
la manih'e de dissdquer les muscles de Vhomme et des chiens" (Paris 1724 ;
2. 6dit. „suivi d'une miologie ou histoire ahrigie des muscles" 1728; 3. 6dit
1750; deutsche Uebers. von Joe. Alex. MiscHEL, 1744). Zu der genannten Zeit
hielt er mit grossem Beifall anatomische Vorlesungen in der £cole de m6decine
und wurde 1728 zum königlichen Demonstrator , anfänglich der Materia mediea,
dann der Operationen bei der £cole de Chirurgie ernannt ; auch wurde er Mitglied
der Acad. de Chirurgie und der Londoner Royal Society. Er gab in dieser Zeit
noch heraus: „Splanchnologie, ou Fanatomie des visc^res; avec des figures ori-
ginales ; suivie d'une dissertation sur Vorigine de la Chirurgie" (Paris
1728; deutsche üebers. von Jon. Alex. Mischel, Berlin 1733) — „L^opiration
de la taille par Vappareil latSral, ou la mSthode de frh'e J a c qu e s , corrigk
de Ums ses d^fauts" (Paris 1730); ausserdem verschiedene M6moires in den Mem.
de TAcad. des sciences und den M6m. de l'Acad. de Chirurgie. — 1742 wurde
er zum Chirurgien-major eines Infanterie-Regimentes ernannt, mit dem er mehrere
Feldzflge mitmachte. Während eines derselben starb er am 10. Deeemb^ 1759
zu Cöln an Apoplexie. — Er gehörte zu den angesehensten Chirurgen seiner
Zeit, wenn er auch mancherlei Angriffe erfuhr, um die er sich jedoch wenig
kümmerte. Fremde Erfahrungen mit den seinigen vereinigend, hat er fast alle
Theile der operativen Chirurgie gefördert. Ohne auf Details näher einzugehen,
wollen wir nur anführen, dass bei der Operation der Thränenfistel , der Nasen-
polypen , der Hasenscharte , des eingeklemmten Bruches , der Hydrocele u. s. w.
Modificationen von ihm angegeben worden sind. Die von ihm herrührende Ver-
vollkommnung des Zahnschlüssels ist noch heute unter seinem Namen bekannt. Er
hat es ausserdem verstanden , dem ganzen Stande der Chirurgen , gegenüber den
Aerzten, eine grössere Geltung zu verschaffen.
Morand, Opuscnles de Chirurgie. Paris 1768, I, pag. 69. — P. J. Cabaret im
Jonrn. des connaiss. med.-chir. 1846, pag. )^17. Gurlt.
/Garet, Henri G. , aus Löwen, studirte daselbst Medicin, promovirte in
Padua und prakticirte einige Zeit in Brüssel , später als Leibarzt d«s Kurfürsten,
resp. Erzbischofs in Mainz bis zu dessen Tode 1601, worauf er nach seiner
Vaterstadt zurückkehrte. Hier starb er am 5. April 1602 unter Hinterlassung einer
Schrift: „De arthritidis prapservatione et curationey clarorum doctissimorumque
nostrae aetatis viedicorum consilia" (Frankfurt 1592).
Biogr. m6d. IV, pag. 341. PgL
(Jargilius Martialis, s. Martialis.
GARIN. — GARMANN. 497
Gfarin, mehrere Aerste französischer Nationalität. — Einer derselben war
2a Anfang des 19. Jahrhunderts Arzt zu Tournay in Belgien, daselbst auch Chirurg
deB Waisenhanses nnd Mitglied des Vacoine-Comitös. Es rühren Yon ihm folgende,
in Lerodx' Jonm. de mM. (1801, 2, 3, 4, 8, 10) erschienene Aufsätze her:
^Obs, 8ur Phydrocipkale interne*^ — „Obs, sur Voaaificatton contre nature de
la face utSrine dünn placenta*' — „Riflexums sur les fauasea dauleurs de
Vaccouchement*' — „Deacription d'un bec-de-lüvre naturell mata d'une figure
particulüre*' — „Obs. d^une kernte crurale itrangUe par inßammcUum etc,^ —
y,Obs, d^une plate de tete, suivt d^un grand ahc^ dans Vun des ventricules
du cerveaUf etc,** — „Ri/lexions physiologiques sur le systhne sanguin dufoettis**.
Callisen, VII, pag. 49. G.
Garin, J. G., zu Lyon, wurde 1844 mit der These „Becherckes htstoriqttes
ei crtttques sur VopportunitS de la trachSotomie dans le croup, ProcSdSs et
vMtruments nouveaux d^opiration^ in Paris Doctor und verfasste später: „Le
Service sanitaire de Lyon^ son Organisation mSdicale et ses rSsultats pratiques^
(Paris 1878). Er war Herausgeber der „Oaz. mSdicale de Lyon** und publicirte
eine zweite und vermehrte Auflage von Am. Bonnet's ^,Nouvelles möthodes de
traitement des maladies articulaires^ (1860).
P. Diday in Lyon medical. 1883, pag. 496, 533, 604 [nicht zugänglich]. G.
GariopontHB (auch unter dem von unwissenden Abschreibern entstellten
Namen Warmipotus, Raikpotus, Garnipolus u. A. bekannt) isti einer der ältesten
der namhaft bekannt gewordenen Meister und Schriftsteller der medicinischen
Schule von Salemo. Er stammte wahrscheinlich aus der Lombardei, wie de Rbnzi
glaubt aus Neapel, und lebte zu Salemo gegen Ende des 10. und in der ersten
Hälfte des 11. Jahrhunderts; jedenfalls ist er schon vor dem Jahre 1059 gestorben.
Von seinen Schriften, deren er selbst mehrere erwähnt, sind nur der „Passionariits^,
ein Compendium der praktischen Heilkunde (zuerst als „ Oaleni Pergameni Passio-
narius" Lyon 1516; 1526; später unter dem Titel: „Ad totius corporis aegri-
tudines remediorum Tcpa^ewv libri V" BaseF 1531 im Druck erschienen) und ein
„Tractatus de febrlhus*' der, als lib. VI und VII der späteren Ausgabe des
Pasaionarius angehängt, auch in der Collect, de febribus. Venedig 1576, pag. 187
abgedruckt ist) noch erhalten. Wahrscheinlich ist 6. auch Verfasser mehrerer der
Pseudo-Galenischen Schriften. Der Passionarius ist eine Compilation aus den Werken
von HiPPOKBATES, Galen, Alexander, auch aus den Schriften der methodischen
Aerzte, besonders des Caelius Aurblianus ; am meisten folgt er dem Theodorus
Priscianus. üebrigens werden von ihm wenige Autoren und dieselben nur selten citirt.
de Benzi, Collectio Salernitana. Kapol. 1852, I, pag. 137. A. Hirsch,
GaJlot, Jean-Baptiste G., berühmter Zahnarzt, lebte zu Ende des
vorigen und Anfang dieses Jahrhunderts als Zahnarzt des Königs von Spanien in
Madrid und ist Verfasser eines in der Geschichte der Zahnheilkunde einen wichtigen
Abschnitt bildenden dentistischen Werkes: ^Traiti des maladies de la bouche"
(Paris 1805).
Dict. hist. n, pag. 488. Pgl.
Garlich, Thomas G., englischer Chirurg des vorigen Jahrhunderts, ist
erwähnenswerth als Verfasser zweier, übrigens in den zusammenfassenden Literatur-
angaben von AsTRüC und Girtanner vergessenen Abhandlungen über den viru-
lenten Tripper (London 1719) und seine Behandlung mittelst Injectionen.
Dict. bist. II, pag. 489. Pgl.
Oarmann, Christian Friedrich G., am 19. Januar 1640 in Merse-
burg geboren, hatte in Leipzig Medicin studirt und war daselbst nach Vertheidigung
9einer Diss. „De nutritione infantum ad vitam longam" (1667) zum Licentiaten
befördert worden. Er habilitirte sich als praktischer Arzt in Chemnitz, wurde
Biogr. Lexikon. II. 32
498 GARMANN. — GARNIER.
später zum StadtphysikuB ernannt und ist hier am 15. Jali 1708 ge8torbeD. —
G. war ein Polyhistor nicht im besten Wortverstande. Die grosse Beleaenheit,
deren er sich rtihmen durfte, hatte er nicht verdaut, es fehlte ihm an Urtheil und
Geschmack und alle seine literarischen Arbeiten, besonders seine Schrift: „De
miracvlis mortuorum lihri III quibus praemwsa est dissertatio de cadavare et
miraculis in gener e" (Leipzig 1670), später in sehr erweitertem Umfange von seinem
Sohne EmanuelHeinrichG. (Dresden 1709) herausgegeben, sowie eine „Epi-
Stolarum centuria" , welche erst nach seinem Tode ebenfalls von seinem Sohne
(Rostock 1714) veröffentlicht worden ist, tragen das Gepräge änsserster Leicht-
gläubigkeit. G. war Mitglied der Leopoldinischen Akademie, in deren Acten er
mehrere Aufsätze veröffentlicht hat.
Vgl. die von Dan. Müller (Chemnitz 17IH) verfasste Vita ; ein Verzeichniss seiner
Schriften findet sich in H alleres Bibl. anat. I, pag. 571, und Bibl. med.-pract. III, pag. 213.
A. H
Oaxn, Johann Andreas G., geboren unweit Magdeburg im Jahre 1755,
erhielt 1778 in Leipzig die Doctorwtlrde und war Arzt in Dahme (Regierungsbez.
Potsdam) und in Schlieben (Regierungsbez. Merseburg). Er starb 1829. G. hat
11 grössere Schriften und verschiedene kleinere Journal- Artikel verfasst, über
Pflanzengifte, Hundswuth, casuistische Betrachtungen etc.j
Dict. bist. II, pag. 489. Pgl.
Gameri, Orazio G., zu Turin, Professor der Medicin daselbst, publieirte:
„Budimenta kygienes, pathologiae, therapeuttces , epitome nosologiae ad insii-
tuendos chirurgiae studtosos in regio Taurinensi Ahenaeo" (Turin 1821), ferner
ein ;,.3f^. 9ur un Cancer, gtciri par la suite de gangr^ne^ (Bullet, de sc. möd.
T. VI) — „Obs, d^une tumeur stiatomateuse , (Tun an£vrisfne enkisti etc."
(Ebenda, T. VIII) — „Sur detix foetus nSs d'un seul oeuf etc.*' (Mem. de
Turin 1805 — 8) — jfOhs. sur une espkce particulihre d' entSrocUe*^ (LerOUX'
Journ. de m6d. 1813) u. s. w.
Callisen, VII, pag. 54. 6.
Gameri, Giovanni G-, in Savigliano (Piemont), war am 10. September
1800 geboren, bezog 1817 die Universität Turin, wo er sich der Unterstützung
seines vorstehend angeführten Verwandten zu erfreuen hatte und wurde daselbst
mit der Diss. „De artium organicorum degenerafione ; De ammoniaco etc.^
Doctor , darauf Repetent der Chemie an dem königl. Provinzial-CoUegium und
Assistenzarzt am Ospedale maggiore di San Giovanni zu Turin. Er wurde ein
Mitarbeiter des Prof. Lorenzo Martini und betheiligte sich an der Publicatioa
der „Annali clinici'% später der „Annali di medicina, chirurgia e farmacia^T
schrieb auch einige Monographien, daninter über die Cholera, als sie zuerst in
Italien auftrat.
Cantü, pag. 226. G.
Gariiett, Thomas G. , englischer Arzt, geboren 1766 in der Provini
Westmoreland, war auf der Universität zu Edinburg Schüler Brownes, dessen Lehren
er mit Begeisterung anhing. Dr. med. im Jahre 1787 geworden, frequentirte är
die Hospitäler in London , prakticirte in Bradford , analysirte die QueUeo von
Harrowgate, war 1796 — 1799 Professor in Glasgow, kurze Zeit Professor der
Physik und Chemie in London und starb daselbst an einem typhoiden Fieber am
28. Juni 1802. Seine Abhandlungen beziehen sich meist auf Gegenstände der Chemie.
Biogr. med. IV, pag. 344. — Dict. hist. II, pag. 490. Pgl.
Garnier, Vater und Sohn, zu Lyon. — Pierre G. war daselbst gebQitig,
studirte in Montpellier und wurde dort Doctor, kehrte nach Lyon zorfick oad
wurde 1695 Arzt des Hdtel-Dieu, in welchem er bedeutende Yerbesseningea ein-
führte. Er hatte bereits früher geschrieben : „Forrntdes nouvelles de mSdecüte,
latines et frangaises^ ä Viisage de V Hotel-Dieu de Lyon** (Lyon 1693 ; 2. 6dit
i
GARNIER. — GARROD. 499.
verbunden mit eiaem „Traüi de la viroU^ 1699; 1726; 1730). Weiter von
ihm 1691 — 95 herausgegebene kleine Schriften sind von geringem Belang. 1710,
bei einer pestartigen Epidemie im Beanjolais zu Hilfe gerufen , wurde er, nachdem
^ treffliche Dienste geleistet hatte , selbst von der Krankheit befallen und starb
an derselben am .4. Juli 1719.
Biogr. m6d. IV, pag. 345. — Dict. hist. II, pag. 493. G.
Laurent G., der Sohn, war am 27. November 1704 geboren, wurde
1722 in Montpellier Doctor und 1730 Arzt des H6tel-Dieu in Lyon, musste jedoch
1735 wegen ungünstiger Gesundheit diese Stellung wieder niederlegen. Er gab
heraus: „Observattons pratlques sur les fihores intermittentea gudries par la
graine de panais** (Lyon 1744) und im Journal de mödecine (1756, 1781):
gObservations sur une hydropiste-ascite compUquSe avec une grossesse etc," —
^Lettre . . . relative au mSmoire de M. Baumes sur le dicAetes" , ausserdem
eine sehr vermehrte Ausgabe des „Formulaire^ seines Vaters (Paris 1764 — 1785).
Er starb zu Paris am 7. August 1784.
Dict. bist. II, pag. 494. — Breghot du Lut et Pericaud, pag. 121, 22.
G.
Gamet, ProsperG., französischer Marinearzt, war am 13. Januar 1794
zu Brest geboren, machte zahlreiche Seereisen, bei welchen er auch als Natur-
forscher sehr thätig war, wurde 1822 zu Paris mit einem „Essai sur le cholSra-
morbus^ Doctor, später Chefarzt der Marine und gab eine beträchtliche Menge von
Mittheilungen über seine Reisen, und Arbeiten zoologischen, ethnologischen, anthro-
pologischen Inhaltes, die wir sämmtlich hier übergehen, heraus. Wir führen nur
seine wenigen rein medicinischen Arbeiten an: „Lettre sur les prSparations
anatomiques artificielles du docteur Äuzoux** (Annales marit. et colon. 1827) —
„Legons ilementaires mr Vart des accouchements , suivies d'un traitd sur la
iaignie et sur la Vaccine^ (Paris et Saint-Pierre-Martinique 1832; 2. 6dit. 1834) —
„De V komme considSri sous le rapport de ses caracthres physiques^ (Paris
1836) u. s. w. Er starb zu Paris am 8. August 1838.
Berger et Key, pag. 109. G.
*Garrig0U, Joseph-Louis- F61ix G. , zu Toulouse, ist zu Tarascon
(Ari6ge) am 16. September 1835 geboren, begann seine Studien 1S54 in Toulouse
und beendigte sie in Paris, wo er 1860 mit der These „De Ventiro-mhentdrtte
typhoide*' Doctor wurde. Nachdem er sich in Toulouse niedergelassen, wurde er
daselbst Cantonalarzt und Arzt des Wohlthätigkeits-Bureaus , auch Arzt bei den
Quellen von Ax (Ari6ge) u. s. w. Von seinen Arbeiten, die sich tlber die Gebiete der
Medicin, Geologie, Anthropologie, Balneologie u. s. w. erstrecken, gegen 70 an Zahl
betragen und in den Comptes rendus de TAcad. des sc, den M6m. de l'Acad. des
sc. de Toulouse, der Union mM., Gaz. hebdomad., Gaz. des höpit., Annales de la
8oc. d'hydrologie de Paris u. s. w. veröffentlicht sind, führen wir nur folgende
medicinische an: „Piqüres anatomiques et leur traitement par Veau chlor4e^^
(1859) — „Monographie chimique et medicale des eaux d^Ax^ (1862) —
„La svLfhydromitrie et ses diverses applications ; rSponse ä M. le prof.
E. Filhol" (1868) — „Monographie mSdicale de Bagnh'es - de - Luchon"
(1870, av. pl.) — „Etüde sur Veau des fontaines et sur les filtres naturels
de Toulouse*^ (1873) — „Etüde chimique sur la source sulfurSe de
Challes (Savoie)" (Chambery 1875) — „Le mercure dan^ Veau minirale de
Saint -Nectaire" (Paris 1880). Eine Monographie über die Mineralquellen der
Pyrenäen (6 voll.) war in der Publieation begriffen.
Glaeser, pag. 280. Red.
* GkuTod, Vater und Sohn zu London. — Der Erstere, AlfredBaringG.,
wurde 1843 Doctor bei der Londoner Universität, war Professor der Materia
medica , Therapie und klinischen Medicin am King's College Hospital , zu dessen
50Ö GAEROD. — GASC.
Consulting Physicians er gegenwärtig gehört. Schrifteir: „The esserUials ofmateria
medtca and therapeutics** (3. edit. London 1868) — »7%e nature and treuU-
ment of gout and rheumatic gotd** (Ebenda 1859) und n. A. folgende Arbeiten:
„Condition of blood in cholera" (London Jonm. of Med.) — „Scurvy^ (Edinb.
Monthly Jonm. 1848) — „New and successful mode of treattng acute rheu-
mattsm^ (Med.-Chir. Transaet. 1855) — „Besearches on gout^ (Ebenda 1858) —
j,On the influence of liquor potassae, and other causttc alkaline »olutums,
upon the therapeiitic propertiea of henbane, belladonna and stramonium*'
(Ebenda) u. s. w.
Medical Directory. Red.
Alfred Henry G., der Sohn, der am 17. October 1879, erst 33 Jahre
alt, starb, studirte von 1864 an im Eing's College, widmete sich in Cambridge
der Zoologie nnd vergleichenden Anatomie und wurde 1874 Professor der letzteren
am Eing's College in London und im folgenden Jahre Fullerian Professor der
Physiologie an der Royal Institution. Mit üebergehung seiner zahlreicben und
bedeutenden zoologischen und vergleichend-anatomischen Arbeiten f&hren wir nur
die folgenden, welche für die Physiologie des Menschen von Bedeutung sind, ans
dem Journal of Anatomy and Physiol. (1872, 73) an: „On sphygmography*^ —
„On the source of nerve force" — „On the law which regulates the frequency
of the pulse",
Dechambre, 4. S^rie, T. VI, pag. 755. G.
Garth, Samuel G., geboren 1661, studirte Medicin in Cambridge, wo
er 1691 Dr. med. wurde. Seit 1692 in London, wirkte er mit allen Kräften im
Vereine mit anderen Aerzten fUr die Gründung eines Dispensary und gcässelte
die Gegner des Instituts in einem, mit Enthusiasmus aufgenommenen kemisehen
Gedicht („The dispensary"). G., der noch mehrere poetische Arbeiten liierte,
starb am 18. Januar 1718.
Biogi^ m6d. fv, pag. 346. Pgl
Gärtner, Benjamin G. , zu Kopenhagen, war am 5. December 1790
auf der dänischen Antillen-Insel St. Thomas geboren, studirte von 1808 an in
Kopenhagen Medicin, machte 1813 sein Examen, prakticirte mehrere Jahre anf
St. Thomas und schrieb : „Broussais' System i Westindien" (Otto's Nye Hygaea
1823) — „Nogle praktiske Bemaerkninger om den saakaldte gute Feber'^
(Bibl. for Laeger 1825) — „Fractur af 11. og 12. Byg- og 1. Laende-Hvir-
velbeen etc." (Ebenda 1829) — „Om Nytten af Anvendelsen af oleum rictni
i Puerperal- Feberen" (Ebenda). Seit 1831 war er in Kopenhagen Regiments-
Chimrgus und Arzt und gab daselbst noch heraus: „Practiske Jagttagelser^
(Bibl. for Laeger 1832). Er starb am 15. Januar 1834.
Callisen, VIT, pag. 59; XXVIH, pag. 156. G.
Gartshore , M a x w e 1 1 G. , geboren 1732, berühmter Geburtshelfer in
London, schrieb werthvoUe casuistische Abhandlungen über Retroversio uteri,
Ruptura uteri, Erysipelas Infant, etc. und starb 1812.
London Med. and Phys. Jonmal. 1812, Vol. XXVni, pag. 42 - 49. — Dict. bist. II,
pag. 494. Pgl,
Gase, Jean-BaptisteG. , Magister chirurgiae , zuerst Hospitals-Chinu^
in Cahors, dann Geburtshelfer in Tonneins, Mitglied mehrerer gelehrter Geset
Schäften, war ein geschickter Practicus und gelehrter Schriftsteller. Es rflhrea
von ihm her etwa 9 Abhandlungen : über abscedirte Hernie, über Exstirpation von
Uteruspolypen, über Blutverluste bei Placenta praevia, über, bösartiges Catarrhal-
fieber, über einen Fall von geheiltem Tetanus traumaticus u. A.
Dict. bist. II, pag. 495. PgL
GASC. — GASIOROWSKI. 501
Gase, Jean-Gharles 6., fratizdaischer Militärarzt, war am 31. August
1780 zu Gabors geboren, als Sobii eines Gbi:rargien-Lietttenant für die Provinz
Qnercy, und wurde 1802 in Paris Doctor mit der wertbvoUen Diss. „Sur la
maladie des femnies ä la auite des couchea, connue som le nom de fi^vre puer-
pirale^ (2. 6dit. 1804; abgedruckt in der üebersetzung von G. W. St^in's
„L'art d'aocoucbeur^', 1804). Nachdem er sich anfUnglicb in Paris niedergelassen,
trat er 1808 in den Dienst der Armee als M^decin-adjoint , machte die Feldzüge
in Oesterreicb (1809) und Russland (1812) mit, wo er als Kriegsgefangener in
Wilna die Leitung der in einem fttrchterlicben Zustande befindlichen Lazarethe der
französischen Gefangenen fibemahm. 1814 aus der Gefangenschaft zurückgekehrt,
wnrde er nach Waterloo verabschiedet, 1820 aber am Hop. Gros-Gaillou zu Paris
in einer untergeordneten Situation wieder angestellt, in der er bis 1831 verblieb,
nm dann an das Yal-de-Gräce überzugehen. Er wurde endlich Chefarzt des Gros-
Gaillou, Medecin prinoipal und erster Professor am Val-de-Gräce 1836 , sodann
M6deein inspectenr und Mil^lied des Gonseil de sante 1839. 1847 nahm er seinen
Abschied und starb im April 1848. — Ausser verschiedenen geburtshilflichen
Arbeiten aus seiner früheren Lebenszeit, wie; „Observattons d'une plaie faite
aux parois de Vabdomen, pendant les douleurs de V enfantement^ (Reo. p6riod.
de la Soc. de m6d. 1800) — „M^moires sur les pertes de sang du dScolle-
ment du placenta, implantS h la circonf^rence de Vorifice interne de VutSrus^
(Ann. de la Soc. de m6d. de Montpell., T. VI) — „Becueü de plusieurs
mimoires et observattons sur divers points de doctrine^ deVart et science.des
accouchemens^ (Paris 1810) und mehreren anderen Arbeiten, unter denen wir nur
anführen: ^Fragment sur les diarrhSes chroniques, observ^^es danft les hopitaux
de Danzig . . . 18W (Sedillot's Joum. gen. de m6d., T. LVII), steht sein Name
in inniger Verbindung mit den aus jener Kriegszeit stammenden Arbeiten über
Heeres- und Volkskrankheiten, namentlich den exanthematischen Typhus, den er
auf seinen Kriegszügen zur Genüge kennen gelernt hatte. Zunächst gab er eine
üebersetzung von Val. v. Hildenbband's Schrift „Du typhus contagieux etc,^
(Paris 1811), später, zusammen mit Breslau, eine ebensolche von Schnurrer's
„Matertaux pour servir h une doctrtne gSnSrale sur les ^pidSmis et l&i con-
tagtons" (Ebenda 1816) heraus, welcher Schrift seine eigenen in Wilna gemachten
Erfahrungen beigefügt waren. — 1829 vom Kriegsminister mit der Leitung des
Militärbadehanses in Bar^ges betraut , schrieb er über diese Quellen seine gediegenen
„Nouvelles observations sur les propridtds mSdicinales des eaux mtnSrales
naturelles de Bar^ges etc.^ (Rec. de m6m. de m6d. milit. 1832). Dazu kommt
noch eine Anzahl weiterer Artikel, theils im Dict. des sc. mödic, theils in den
M^m. de la Soc. de m6d. de Paris (1847 u. s. w.), z. B. „MSm, sur la plique
polonaise^y oder im Joum. univ. des sc. m6d. (1829): „Mem. sur une maladie
observde h Vend&me sur les soldaia du 1er rig, de dragons", sowie in anderen
medicinischen Journalen. Auch war er seit 1820 Mit-Redacteur der Revue m^dicale.
F. Dubois et B6gin im Bullet, de l'Acad. de m6d. T. XIII, 1847-48, pag. 917.
— B^gin im Rec. de m6m. de m6d. milit. 2. S6rie, T. IV. 1848, pag. 340. — Larrey in
Gaz. med. de Paris. 1848, pag. 323. — Callisen, VII, pag. 60; XXVIH, pag. 156.
Gurlt.
Gasiorowski, Ludwig 6., geboren am 25. August 1807 zu Ruda bei
Wielnn, studirte zu Breslau, wo er 1835 promovirt wurde. Seit 1836 lebte
er als praktischer Arzt in Posen, 1837 — 1846 war er Lehrer an der dortigen
Hebeammenschule und starb daselbst am 9. December 1863. G. war nicht nur
ein geschätzter Arzt und Philanthrop , sondern auch ein gediegener und gelehrter
Geschichtsforscher; seine Materialien zu einer Geschichte der Medicin in Polen
besitssen einen sehr hohen Werth , der Titel dieses ausgezeichneten Werkes lautet :
„Zbi6r wiadomosci do historyt sztuki lekarshUj w Polsce od czasöw naj-daw-
niejszych az do najnowszych'' (Posen, Bd. I, 1839; Bd. II, 1853; Bd. III, 1854;
Bd. IV, 1855). K..& P.
502 GASPABD. — GASSER.
Gaspard, Marie- H um bert-Bemard G., zu 6aiDt-£tieime-en-£r(8se,
war zu Gigny (Jura) am 7. October 1788 geboren, wurde 1812 Doctor in Paris
mit der „Btss. inavg. vhyaioL svr la gazHfaction vitale, ou d^gagemftU de
fluides aeriformea dans (es eties vivants etc.", nachdem er schon frflher „Se-
chirches plysioL et pathol. hur les jpl thisies" (Chftlons 1809) veröffentlicht hatte.
Er war Cantonalarzt und von 1845 — 58 Friedensrichter des Cantons von Montret
(Saöne - et - Loire) und schrieb eite Reihe von Abhandlungen aus der Thier-
und Pflanzen-Physiologie, der Meteorologie, Statistik, Naturgeschichte, -Ägricultur,
Medicin, Chirurgie, Toxikologie u. s. w., von denen wir nur die nachatehenden
wenigen, aus Magendie, Journal de phys. exp^r. (1821 ff.), anfuhren: ;,ifA».
physiol. sur le mtrcvrt*^ — „Effets des alimens vdgetaux hetbacSes sur Vico-
nomie humaine" — „Observ. sur la morsure de la vip^re** — „ExpMencet
physiol, et w^dic, sur Vacdtate de plomb" — „Mim. physiol. sur les maladia
purulentes et putrides, hur la Vaccine etc.** — „Expdrience sur un homwe
hydrophobe** u. s. w. Er war einer der Ersten , der Experimente über Pyämie
u. 8. w. machte , indem er Thieren putride Flüssigkeiten in die Venen spritzte.
Sein Tod erfolgte am 17. November 1871.
Dechambie, 4. S^rir, T. VI", ppp. 762. — CaUiseB, VII, pag 63; XXVIII,
pag. 157. G.
Oassaud , Louis-Prosper-G^rard G. , französischer Militärarzt,
war am 14. October 1796 zu Toulouse geboren, macLte seine Studien daselbst
und* war nach dem in der Nähe im April 1814 stattfindenden blutigen Treffen
beim Verbinden der Verwundeten thätig. Er beendigte seine Studien in Paris
und wurde daEclbst 1819 mit der These: „Essai sur Vair atmoi^phMque, con-
sidtrd comme cause de maladies** Doctor. Er nahm als Militärarzt Theil an den
Feldztigen in IFpanien , Moiea und Algerien , war nacheinander Chefarzt der
Militär- Hospitäler von Calvi, Cambrai und Bordeaux (1842 — 50), war dann Arzt
des Succursal-Invalidenhauses in Avignon und kam darauf nach Perpignau, wo er
M^dccin principal wurde. Ausser einer Schrift: „Consideratiorismedicalessvrles
corstts dont les femmes fönt usac^e" (Paris 1821) schrieb er eine Anzahl von
Abhandlungen in der Nouv. biblioth. mödic. (1826, 27), wie „M^. ei obser-
vations sur la wyelife** — „M^m. sur les mtdications lomitives*' — „Mtm. tur U
carnau des enfants** — „Mtm. sur les effets perniciexix de Vtau de lautier-
cerise** — „Mtm, sur les föt^es de la Corse et topographie de Calvi**; femer
im Rec. de m6m. de m6d. milit. (T. 35, 40): „Mem. et obs. sur les ßhrres
de Napoli, en Bomanie, avec un aye^t^u topogrophique de dtte ville** — „Mhn.
sur lis ßevres pernicieu^ses observdes h Bordeaux** u. s. w.
Dechambre, 4. Serie , Tom. » VI, pag. 763. G.
Gassendus, Petrus, lebte von 1592 — 1655, ist als wichtigster Ver-
treter des epicuräischen Atomismus im 17. Jahrhundert zu nennen , stammt im
der Provence und ist einer der bedeutendsten Physiker seiner Zeit ; G. ist Gegner
der Wirbeltheorie von Descartes. In seiner Schrift „De septo cordis ptivio'*
bekannte er sich als Gegner Harvey's; ebenso im dritten Theil seiner Philoeo-
phia epicurea, speciell in der Abhandlung „De nutritione animalium, de lenis
lacieis, de pulsu, de respii atione , de circulatione sanguinis**. Eine Gesammt-
ausgäbe seiner Werke in 6 Bänden ist 1658 zu Leyden erschienen. Haller
rühmt von G. : Multae vir leetionis , potissimum in priscorum philosophorum striptis.
/ Gasser, AchiUes-Pirminius G., als Sohn von Ulrich G., den
Wundarzte des Kaisers Maximilian I., in Lindau am 3. November 1505 geboren,
hörte 1522 Luther und Melanchtbon in Wittenberg, ging dann nach Wien, darasf
im Jahre 1527 nach Montpellier, wurde 1528 Dr. med. in Avignon und prakti-
cirte später in Fddkirchen bei Augsburg, wo er am 4. December 1577 starb.
Von verschiedenen Ftlrsten wurde G. nicht nur in seiner Eigenschaft als Ant,
GASSEE. — GASTELLIER. 503
sondern auch in Fragen der Theologie und Politik zu Rathe gezogen. Von seinen
zahlreichen Schriften beziehen sich etwa sechs speciell auf medicinisohejQ^egeU'
stände, darunter „Curationes et observattones medicae" (Augsburg (^öS', 4.).
Biogr. m6d. lY, pag. 348.; Pgl.
* Gasser, Emil G. , zu Idstein (Nassau) am 8. December 1847 geboren
und in Marburg unter Wagner und Lieberkühn ausgebildet, wurde bei Ersterem
1871 Assistent und promovirte 1873. 1874 habilitirte er sich für Anatomie und
wurde 1884 Extraordinarius und Assistent des Marburger anatomischen Instituts.
Ans einer Reihe entwicklungsgeschichtlicher Arbeiten in den Marburger Sitzungs-
berichten und verschiedenen Archiven seien „Der Primitivstreifen der Vogel-
embryonen^, die „Entvncklung der Allantois, der Müll erwachen Oänge^ her-
vorgehoben. W e rn i c h.
Grastaldl, Gefonimo 6., Cardinal, geboren zu Beginn des 17. Jahr-
hunderts in Genua und gestorben in Bologna im Jahre 1685, ist erwähnenswerth
durch seine berühmt gewordene Schrift über die Pest: „Tractatus de avertenda
et profiiganda peste politico-legalis** (Bologna 1684, Fol.). In dieser Schrift,
dem Resultate zahlreicher Beobachtungen und eingehender Erfahrungen , documentirt
sich G. als Hauptvertreter der Partei der Contagionisten.
Biogr.fm6d. IVfpag. 351. Pgl.
Gastaldy . Jean-BaptisteG. , geboren 1 6 74 zu Sisteron , war 40 Jahre
lang Professor der Medicin in Avignon und starb daselbst 1747. Seine Schiiften
haben nur geringen Werth. In den „ Institut iones medicinae physico-anatomicae^
(Avignon 1713) bekennt er sich als Anhänger der Cartesianischen Philosophie.
Biogr. m6d. IV, pag. 353. — Dict. hist. II, pag. 496. Pgl.
Gaste, L6onard-Fulcrand G. , französischer Militärarzt, war am
3. Mai 1791 zu Tours geboren, machte seine Studien daselbst und trat mit
20 Jahren in die Armee, mit welcher er die Feldztige in Spanien (l8ll — 13), in
Frankreich (1814) und in Belgien (1815) mitmachte. Nach dem Kriege wechselte
er wiederholt die Hospitäler, war in Strassburg, Paris, 1819 in Calvi und Neu-
Breisaeh, nahm Theil an dem Feldzuge in Spanien 1823, 24, war wiederum in
Neu-Breisach , La Rochelle, Calais, Belle-Isle-en-Mer und Montpellier (1832) und
schrieb, abgesehen von einer Reihe von Aufsätzen im Journal univ. des sc. m6d.
(1821, 22), einen „Essai sur les bains de Mane-ThSr^e"" (La Rochelle 1829) —
yfAbrdge de Ihistoire de la mddecine considSrSe comme science et comme art
dans ses progrh et son exercice depuis son origine juaqyi au 19. si^cle*^
(Paris 1835) und eine wichtige Arbeit: „Du calcul appliquS ä la medecine
comme complement de la thSorie , des faüs et des raisonnements sur lesquels
doivent etre fondies la pathologie, la th^apeutique et la clinique^ (Paris 1838),
sowie „Mdlanges de mMecIne" (Metz 1841). 1839 war er zum Medecin principal,
Chefarzt des Instructions-Hospitals zu Metz, und ersten Professor für den Unterricht
in der inneren Medicin ernannt worden. 1845 wurde er als Chefarzt der afri-
kanischen Armee nach Algier versetzt und bald darauf mit der Inspection in
allen französischen Besitzungen im Norden von Afrika beauftragt. Auf einer dieser
sehr anstrengenden Reisen zog er sich die Krankheit zu, an welcher am 21. Juli
1846 sein Tod erfolgte. — Die von ihm zahlreich hinterlassenen Arbeiten finden
sich in einer Reihe von Zeitschriften, wie den Arch. g6n6r. de m6d. , den Annal.
de la med. physiol., dem Joum. compl6ment., den Rec. de m6m. de m6d. milit. u. s. w.
zerstreut; darunter auch eine „Notice historique sur le baron Larrey"
(Metz 1845).
Halle im Rec. de mem. de in6d. etc. milit. 1847, 2. S6rie, T. III, pag. 393. —
Cal Ilsen, VII, pag. 67; XXVIII, pag. 1.58. G
Gastellier, Ren6-Georges G. , geboren am 1. October 1741 zu
Ferneres (Gatinais), bekleidete mehrere politische Aemter, wobei er in eine Anklage
«
504 GASTELLIER. — GATTENHOFF.
wegen Hoeliyerraths verwickelt wnrde. Der Yerurtheilung entgangen, mosste er
sich zwei Jahre lang vor seinen Feinden verborgen halten. Er starb in Paris am
20. November 1821. G. war ein tüchtiger Praktiker und hat ausserdem eine
ganze Reihe von zum Theil preisgekrönten Schriften hinterlassen: über acate
Krankheiten im Wochenbett, über Specifica in der Medicin etc. Von denselben
jPtthren wir an: „Traüd de la ßkvre müiatre SpidSmique^ (Paris 1784) -—
„Traitd de la fi^vre müiaire chez les femmes en couches" (Montargis 1779) —
„Des maladies aigues des femmes en couches^ (Paris 1812) u. s. w.
Biogr. m6d. IV, pag. 353. — Biet. bist. II, pag. 498. Pgl.
Gastier, Andrö-Fran^ois 6,, war zu Thoisey (Ain) 1787 geboren,
wurde 1816 in Paris Doctor mit der These: „Sur la doctrine des tempSramens'^
und verfasste noch folgende weitere geschätzte Schriften: „Essai sur la nature
ou le caracthre essenttel des maladies en gSniral et sur le mode d^action des
mddtcamens ; etc.^ (Paris 1816) — „Pricts de la methode prophylactique,
appUqu^e atix maladies chroniques et h^riditaires^ (Lyon 1843 ; 2. 6dit. unter
dem Titel: „De la prophylaode en gdn^al, de son application aux maladies
epid^iques et atcx affections chroniques h4rdditaires" (Paris 1852). Er starb 1868.
Dechambre, 4. S6rie, T. Vn, pag. 1. G.
Gataker, Thomas G. , war Chirurg des Königs von England, sowie
am St. George's Hospital in London. Geschickter Praktiker, starb er 1769 unter
Hinterlassung der folgenden Schriften : ;, Observations on venereal complaints and
on the methods recommended for their cure^ (London 1754, 55) — „Obser-
vations on internal use of the Solanum, or nigktshade*^ (2. edit. London 1757) —
„An account of the structure of the eye; loith occasional remarks on söme
disorders of that organ^ (Ebenda 1761) — n^^^V <^ medical subjects; ort-
ginally printed separately etc.^ (Ebenda 1764).
Dict. hist, n, pag. 500. Ppl-
Gratinaria, Marco G. , einer der bekanntesten medicinischen Arabisten
des 15. Jahrhunderts und Verfasser eines kleinen , seiner Zeit sehr geschätzten
Oompendiums der Heilkunde, das unter dem Titel „De curis aegritudinum par-
ticidariuni" einen Commentar zu dem 9. Buche des Liber medicinalis Almansoria
des Rhazes bildet, lebte in Pavia. üeber seine Heimath, sowie über sein Gebnrts-
und Todesjahr ist nichts Sicheres bekannt, nur so viel steht fest, dass er die
A genannte Schrift im Jahre 1462 verfasst und noch im Jahre 1481 gelebt hat, da er
in derselben einer von ihm in diesem Jahre ausgeführten Cur gedenkt. G. folgt
vorzugsweise den arabischen Aerzten, als Praktiker aber tritt er mit einiger
Selbstständigkeit auf. Beweis fdr die Beliebtheit, deren sich diese kleine Schrift
erfreut hat, gibt der Umstand, dass sie vom Jahre 1506, in welchem sie som
ersten Male in Lyon gedruckt erschienen ist, bis zum Jahre 1575 acht Auflagen
erlebt hat und auch noch im 17. Jahrhundert zwei Mal (Frankfurt 1604 und
Lyon 1639) aufgelegt worden ist. ^ Hirsch.
Gattenhoff, Georg Matthias G. , geboren 1722 zu Mttnnerstadt m
Franken, studirte in Göttingen und Würzburg Medicin, wurde hier 1748 Dr. med.,
dann Physikus in Bruchsal und später in Gemsheim. Im Jahre 1750 zum Pro-
fessor in Heidelberg ernannt, hatte er nacheinander die Lehrstühle der Anatomie,
Physiologie, Pathologie, praktischen Medicin, Mat. med. und Botanik inne. Er war
zugleich Vicekanzler, Comes palatinus und Archiater des Erzbischofs von Speyer. G. starb
am 16. Januar 1788. Er hat eine grosse Zahl von Dissertationen und Programmoi
thcils selbst verfasst, theils unter seinem Präsidium verfassen lassen. In gutem
Latein geschrieben, betreffen diese zum grössten Theil Gegenstände aus der prak-
tischen Medicin.
Biogr. mW. IV, pag. 356. — Dict. hist. II, pag. 501. — Baader, Gelehitai
Bayern. Th. I, pag. 180. pgl.
GATTI. — GAUBIÜS. 505
Oatti, Angelo 6., aus Mugello in Toscana, war um die Mitte des
vorigen Jahrhunderts Professor der Medicin in Pisa, ging im Jahre 1761 nach
Paris und hat das Verdienst, die Menschenpockenimpfung in Frankreich verbreitet
imd populär gemacht zu haben. Nachdem er die Kinder seines Freundes Baron
von H 0 1 b a c h geimpft hatte, wurde er von mehreren anderen vornehmen Kreisen
nm denselben Dienst angegangen; er erhielt auch die Ermächtigung, die Schüler
der ]i)cole miiitaire zu impfen und so wurde die Pockenimpfung bald allgemein.
Die Schriften G.'s handeln von dem Nutzen der Impfung.
Dict. bist, ir, pag. 503. Pgl.
Gaubert, Pierre-Marcel 6., zu Paris, war zu Blandainville (Calvados)
am 2. November 1796 geboren, wurde 1824 in Paris Doctor und that sich
besonders durch den Enthusiasmus hervor, mit welchem er die BROUSSAis'schen
Lehren aufnahm und fttr deren Verbreitung er in den von ihm geleiteten „Annales
de la medecine physiologtque" zu wirken suchte. Hierher gehört auch eine
„Reponse ä une lettre inttttiUe: L.-J, Bdgin et F,'J,-V, Broussais"
(Paris 1825). Auch war er es, der die von BäoüSSAIS bei der medicinischen
Facultät gehaltenen und stenographirten Vorlesungen: „Cours de pathologie et de
th6rapeutique gönörales , professö ä la Fac. de m6d. de Paris" (3 voll., Paris
1834—35) redigirte. Er starb am 21. Mai 1839.
Dechambre, 4. S6rie, T. VII, pag. 74, G.
Gaubert, Paul-Marie-L6onG., zu Paris, war zu Ermenonville (Eure-et-
Loir) geboren, wurde 1828 in Paris Doctor, später Arzt des Ministeriums des Innern
und des Gefängnisses SainteP61agie. Seine vorzugsweise der Hygiene gewidmeten
Arbeiten waren folgende, zusammen mit Barrier: „Za mddecine des accidents,
Manuel popvlaire" (Paris 1838) — „Analyse des lettre^ dcrües du Val-de-
Grdce, par M. le prof, Desruelles" (Ebenda 1842) — „Hygiene de la
digestion*^ (1845) — „Nouveau dictionnaire des alwients^ (Ebenda 1844).
Ausserdem noch andere, nicht zur Medicin gehörige Schriften. Er starb am
24. Januar 1866.
Dechambre 1. c. — Vapereau, 2. 6dit., pag. 712; 5 6dit., pag. XXVIII.
G.
Gaubius oder Gaub, Joan G. , aus Heidelberg, studirte im Jahre 1695
in Amsterdam und später in Harderwyk, wo er am 10. September 1698 zum
Dr. med. promovirt wurde. Darauf nach Amsterdam zm-tickgekehrt , übte er die
ärztliche Praxis aus und wurde zum Stadtphysikus ernannt, functionirte wenigstens
als solcher im Jahre 1720. Er schrieb als Student drei verdienstvolle „Epistolae
problematicae ad Vir, Cl, Fred, Ruyschium*' (über verschiedene anatomische
Gegenstände), welche mit dessen Antworten (Amsterdam 1696) veröffentlicht sind.
Wann er starb, ist mir unbekannt geblieben. q E Daniels.
Gaubius, Hieronymus DavidesG., am 24. Februar 1705 in Heidel-
berg geboren, empfing den ersten Unterricht in der berühmten Francke*schen
Erziehungsanstalt zu Halle, doch wurde er von da aus Mangel an Anlagen zum
Studium entfernt! Zu seinem Oheim Joan G. in Amsterdam gekommen, sandte dieser
ihn im Juni 1722 nach der Universität in. Harderwyk, wo er den Vorlesungen
von B. DK Moor folgte, und im folgenden Jahre nach Leyden, wo er im Jahre
1725, praes. H. Bokrhaave, zum Dr. med. promovirte mit einer ausgezeichneten
„Dissert, qua idea generalis solidarum corporis humani partium exhibetur*^,
welche später in einer zweiten Ausgabe erschien. Darauf zog er nach Paris und
etablirte sich 1726 in Deventer. Schon im folgenden Jahre kehrte er nach
Amsterdam zurück und war da praktisch wirksam bis 1731, als er, auf
BOERHAAVfi's Verlangen, in Leyden zum Lector chemiae ernannt wurde (Antritts«
rede: „Oratio qua ostenditur chemiam artibus academicis Jure esse inserendam*' ) .
1734 wurde er Prof. ord. med, („Oratio de vana vitae longae a chemicis promissa
5Ö6 GAÜBIÜS. — GAUKES.
eicspectotione^), welche Professur er bis 1776, dem zweiten Säcolarfeste der
Universität (wobei er als Rector eine sehr gelobte „Oratio de admirandis divinae
providentiae documentis in condenda^ tuenda et amplificanda Acad, Lugd,
Bat.^ hielt), wahrgenommen hat. G. starb am 29. November 1780. — Obgleich 6.,
ebenso wie sein grosser Lehrer und Freund Boerhaavb, ohne Zweifel mehr Chemiker
als Mediciner war und sich um die chemische Wissenschaft grosse Verdieoste
erworben hat der praktischen Richtung wegen, in welcher er diese docirte, so erhellt
doch aus seiner grossen Vorliebe für die organische Chemie, dass er stets die
Verwandtschaft zwischen Chemie und Medicin im Auge behalten hat. Einen zweitea
Beweis dafür liefert sein 1739 veröflfentlichter „Libellus de methodo concinnandi
formulas medtcamentorum^ (vier holländ., eine deutsche und französ. Ausgabe), der
stets als musterhaft classische Arbeit gelten soll. Nicht weniger berühmt machte
G. sich durch seine „Instituttones pathologiae medicinalts" (Leyden 1750 und
viele holl., deutsche und französ. Ausgaben), worin er sich sowohl als tüchtiger
Physiolog wie als Mediciner zeigte, da er sich nicht auf den einseitigen Stand-
punkt seiner meistberühmten Vorgänger Boerhaave, Hoffmann und Stabl
stellte, doch alle Erscheinungen des kranken Lebens wirklich auf eine der physiolo-
gischen Kenntniss seines Zeitalters vollkommen entsprechende Weise zu erklären
versucht hat. Dass G. übrigens ein vielseitig entwickelter Gelehrter war, beweist
seine berühmte lateinische Uebersetzung von Boerhaave's Ausgabe der vortreff-
lichen Biblia naturae von Jan Swammbbdam. Eine vollständige Angabe seiner
Schriften findet man in der Biogr. m6d., T. IV, pag. 367.
Suringar, 1866. C. E. Daniels.
ßaudet) M.-A.-M. G., war zu Laignes 1800 geboren, studirte in Paris
und wurde 1825 daselbst Doctor mit der These: „ Recher ches sur Vendurcüse-
ment gSnSral de VencAphale, considird eomrae Vune des caicses mat^rtelUs des
fi^vres dites ataxtques^. 1834 wurde er zum M6decin inspecteur der Seebäder
in Dieppe ernannt und schrieb über dieselben: „Recher ches sur Cusage et les
effets hygi^niques et thirapeutiques des hains de mer, comprenant Vhistoir€
abregie des faits principaitx qui ont kd observSes ä Dieppe pendant Pannee
1834^ (Paris 1835; 2. 6dit. u. d. T. : „Nouvelles recherches .... pendant les
annies 1834 et 1836" Ebenda 1836). Seinen Bemühungen gelang es, in d^
22 Jahren, während welcher er jene Stellung innehatte, den genannten Badeort
ausserordentlich zu heben. Er zog sich darauf nach Laignes zurück und wurde,
als 1859 die Aerzte des Arrondissements Chätillon-sur-Seine einen Unterstfitzungs-
verein bildeten, zum Vorsitzenden desselben von ihnen gewählt. Ausser obigen
Schriften finden sich von ihm noch einige Aufsätze in der Gaz. mödicale. Er
starb am 6. October 1865.
Boutequoy in Union medicale. 1865, T. XXVIII, pag. 157. G.
*Gaujot, Gustave G., zu Paris, wurde daselbst 1856 Doetor mit der
These: ^jDm refoulement uni h PdlSvation du bras, consid&S comme methode
gSn^ale pour la rdduction des Itixations rScentes de VSpavle", Später schrieb
er: „De l'ur4throtomie interne; observations recueillies ä la cUnique du pnf.
S^dillot" (Rec. de m6m. de m6d. etc. milit. 1860). Zusammen mit P.-H.-P.-E. Spill-
idANN gab er heraus: „Arsenal de Va Chirurgie contemporaine, cUscription . ..
des appareils et instruments en usage pour le diagnostic et le traitement etc^
(2 voll., Paris 1867—72).
Index-Catalogue, V, pag. 308. Red.
Gaukes, Yves G. , Arzt des vorigen Jahrhunderts zu Emden in Ost-
Friesland, war Anhänger der Cartesischen Richtung und hat meist nur caanistisehe
Mittheilungen hinterlassen , darunter : „Praxis chirurgico-medica , experimentis
propriis, iisque infinitis XXIll annorum spatio, et quod pxcurrit . • . coUecta*
(Groningen 1700; Emden 1708; Amsterdam 1708; Neapel 1727) — „Geneesm
GAUKES. — GAULTIEB. 507
httlkcnstige redenvoertng van den Scheurbock** (Utrecht 1701) — „Introductio
in praxim medicinae et chirurgiae universalem^ (Groniogen 1721).
Biogr. med. IV, pag. 360. — Biet. Mst. II, pag. 506. — Banga, II, pag. 770.
Gaultier de Clanbry, Vater und zwei Söhne, zu Paris. — Charles-
Daniel 6. war 1757 in der Diöcese Blois geboren, widmete sieh in Paris der
Chirurgie und wurde 1782 Magister derselben mit der These: „De maxillae
inferiaris luxatione*^. Es ist von ihm nur eine Anzahl Yon Artikeln in dem
Joum. gen^ral de m6deolne (An VIII, IX, X, 1808, 9, 10) bekannt, darunter:
„Obs. sur Vusage des alcalis cantre les accidents causds par le tonnerre" —
^Obs, sur la gonorrh^e causde par Vhumeur arthritique^ — „Obs, sur les
effets de Vdther phosphore dans la paralysie etVatonie de laßhn-e** — „Obs,
sur une maladie de la colonne vert^brale^ — „Obs, sur un os engagd dans
Voesophage pendant Vespace de 14 ans, et rendu ensuite par le vomissement^
— „Obs, sur une tumtur squirrheuse dans le tissu cavernevx de la matrice*'
u. 8. w. Er starb am 23. October 1821.
Charles-Emmanuel-Simon 6., ältester Sohn des Vorigen , war zu
Paris am 25. December 1785 geboren, diente als Chirurg in verschiedenen Regi-
mentern, machte von 1808 — 14 die Feldzüge in Spanien, Deutschland, Frank-
reich mit und erwarb 1814 den Doctorgrad in Paris mit der These: „Profo-
sittons de Chirurgie et de m^decine*^, indem er gleichzeitig den Militärdienst verliess.
Er hat von da an reichliche Beiträge zur medicinischen Literatur geliefert. Von
seinen zahlreichen Arbeiten, zunächst im Joum. g6n6ral de m^decine (1813 — 17),
fahren wir nur folgende an: „Obs. d\ne tumeur de nature inconnue situ^e
aU'dessus de Varcade crurale" — „Essai sur le stotcisme avec lequel certains
malades bvppoitent la douleur des Operations chirurgicales^ — „Relation d\n
empoisonnement de 180 personnes, i)roduit par les baies de Patropa bella^
donna" — „Obs, d'une luxation de C humer us produite, ä trois fois diff^i enteSy
sur le meme individu par une violente retraction du bras*^ — „Note sur une
esp^ce rare d^hypospadias^ — „Obs, d'une suppression totale de la s^crStion
de Purine dans les reins^ — „De la prif^ence h accorder ^ dans quelques
cas, h Vamputation des membres , sur leur conservction reconnue possible*^ ,
In den Jahren 1828 , 29 hatte er die Leitung einer Abtheilung im Hotel-Dieu
und in dem temporären Hospital Saint-Sulpice. Er schrieb fei:ner noch in den
Archives g^n^rales (1827, 29, 30, 32, 39): „Obs, de medecine protique, rela-
tives ä des maladies du Systeme nerveux ctrSro-spinal*^ — „Obs, de rage
communiqude" — „Les faits observes dans P^pidtfmie de cholera-morbus de
Paris^ en 1832, tendentils ä faire croire qüe Uextension de la maladie ait
eu Heu par contagion?** — „Quelques reflexions sur la question de la con-
tagion de la ßhre typhoide". Im Jahre 1831 betheiligte er sich an einem
Concurse mit der These: „Sur les g<fneralites^ le plan et la m^hode du c urs
de clinique*^ und veröffentlichte später in den M6m. de TAcad. de med. (1838)
ein „M^, en r^ponse h cette question: Faire connaitre les analogies et les
diff4^rences qui existent entre le typhus et la fi^vre typhoide dans Väat actuel
de la science^ ; femer: „De Valt&ation du viius voccin et de Copportunite des
revaccinaiions" (Paris 1838). Nachdem er selbst 1839 Mitglied Jtjr Akademie
der Medicin geworden war, erstattete er derselben eine Reihe von Jahren hin-
durch (Mem. de TAcad. de m6d. 1841 — 53) „Rapports , . . sur les Spidt'tnies
qui ont r^gn^ en France", Sein Tod ^erfolgte am 22. December 1855.
Henri- Fran^ois 6., der Bruder des Vorigen, geboren am 21. Juli 1792
in Paris, wurde Chirurg der kaiserlichen Garde, widmete sich ganz der Chemie und
Physik, war Professor der ersteren an der polytechnischen Schule und Professor
der Toxikologie an der £cole de pharmacie. Er starb um das Jahr 1868.
Vapereau, 2. Wit, pag. 714. — Dechambre, 4. S6rie, T. VIT, pag. 8^.
Red.
508 GAUSSAIL. — GAüTHIEE.
Gaussail, Adrien-Joseph G., zu Toulouse, war 1808 zu Verdun-
sur-Oaronne geboren, wurde 1832 in Paris Doctor mit der These: „Cantidera-
tians et proposüions sur quelques sujets de mddecine et de chirugte pratiques'^^
nachdem er sich in der Cholera- Epidemie desselben Jahres verdient gemacht und
eine von der 8oc. de m6d. in Toulouse gekrönte Schrift „De Vorchite hlennor-
rhagique^ (1831) verfasst hatte. Er liess sich zuerst in seiner Vaterstadt, 1840
aber in Toulouse nieder , nachdem er von derselben Cresellschaft einen neuen Preis
erhalten hatte für ein „Mdm. sur 40 cos de phlegmaste aigue de Vorgane pid-
monaire^ (1Ö37), sowie von der dortigen Akademie einen weiteren Preis für seine
Arbeit: „De la fihrre typhoide, de sa nature et de son traüement" (1838),
welcher noch eine gekrönte Arbeit: „Des progrhs de Vanatomie pcUkologtque,
considf^res dans leurs rapports avec . . , le diaghostic, le prognostic et le traue-
ment des maladies nerveuses^ (1839) folgte. Von der Akademie der Medidn
erhielt er in demselben Jahre den Preis CiVRifiUX fttr die Abhandlung: De Vin-
fluence de VhdrMitd sur la production de la surexcüation nerveuse, sur les
maladies qui en r^ultent et les moyens de les gudrir*'. Seit 1844 Mitglied
der Acad. des sciences in Toulouse, wurde er 1853 deren Director, 1854 Pri-
sident, während er bereits 1852 zum Professor der inneren Medicin bei der medi-
cinischen Schule daselbst ernannt worden war. Von seinen zahlreichen in den
Compt. rend. de la Soc. de m^d. de Toulouse, den M^m. de TAoad. des sc. de
Toulouse und dem Journal de m^deo. de Toulouse, dessen Redacteur er von 1842
bis '186& war, veröffentlichten Arbeiten führen wir folgende an: „Resumi d^obs.
clin,^ propres h dSmontrer Vefficacitd du tartre stibi^ h dose vomütve dans la
Periode d^invasion du croup" (1845) — „De Vtnfluence de VMrddüd sur la
production de la surexcitation nerveuse etc," (1845) — „NSvralgte dorso-
intercostale" (1846) — „Foetus humain monstrueu^x^ (1847) — „H4m%pUgie
et c^citS hystiriques gu^ries spontandment** (1847) — „Fragmetit d'^udes sur
Vhdrdditd paihologique** (1847) — „Eiudes sur Valüna^ion mentale*' (1848,
50, 5-1) — r^ Quelques observattons sur les ndi^roses^ (1852) — „De VaUdie^
ou perte de parole^ (1863) u. s. w. ; femer biographische Arbeiten über Frax<?.
DU Port , Fran?. Bayle und Aufsätze in den Archives g6n6r., der Gaz. hebdomad.
u. s. w. Er starb im Jahre 1876.
Dechambre, 4. S6rie, T. VIF, pag. 82. G.
Gauteron, Antoine G. , geboren 1660 in Montpellier, war daselbst
Arzt und beständiger Secretär der Soci6t6 royale des sciences bis zu seinem 1737
erfolgten Tode. In seiner letztgenannten Eigenschaft hat er eine grosse Anzahl
filoges historiques bedeutender Männer veröffentlicht; femer rühren von ihm her:
„Quaestiones medico-chymico-practicae duodecim" (Montpellier 1697).
Biogr. in6d. IV, pag. 361. — Desgenet tes, Eloges, pag. 56. Pgl.
Gauthier, H u gu e s 6., geboren zu Riceys bei Langres in Burgund, studirte
und wurde Dr. med. in Montpellier. Er ging dann nach Paris, wo er zuletzt Arzt
des Königs war und 1778 starb. Er schrieb: „Gatalogue des plantes usuelles
de France** (Avignon und Paris 1760). — „Manuel des bandages de Chirurgie*^
(Paris 1760) — „^iSmens de Chirurgie pratique^ (Ebenda 1711). G. war mit
dem berühmten Fekrkin befreundet.
Biogr. mM. IV, pag. 362. — Dict. hist. II, pag. 507. Pgl.
Gauthier, Louis-Philibert-Auguste G., zu Lyon, war zu Sainl-
Amour i^Jura) am 24. Mai 1792 geboren, studirte in Lyon und Paris, wo er
1819 Doctor wurde. In Lyon war er Arzt des Höp. de l'Antiquaille. Er Aber-
setzte V. Hildenbrand's Ratio medendi u. d. T. „Mddedne pratique** (2 voll.,
Paris 1824j und Hecker's Geschichte der Thierheilkunde im Alterthum (Paris
1835) und verfasste mehrere Schriften und Abhandlungen historisch-mediciniachea
Inhalts, wie: „Influence que la medecine a exercie sur'la mddedne et /es
1
GAUTHIER. — GAVARBET. 509
progrla des sctences^ (Lyon 1836) — „Recherches hütoriques sur Vorigine de
Ja m^decine et sur le$ guiriaons des maladtes opMes par lea prUrea d'Esculape
dans les temples de ce dieu** (Möm. de rAcadömie des sc. etc. de Dijon 1836)
— üecherches nouvellea sur Vhiatoire de la aypküis" (Lyon 1842) — „Recherches
hütoriques sur Vexercice de la mSdecine dans les temples chez les peuples de
VantiquiU*' ; ansserdem einige Schriften über Syphilis: „Examen hislorique et
critique des nouvelles doctrines mddicales sur le traäement de la ayphiiis"
(Ebenda 1843) — „Observations pratiques sur le traitement des maladtes syphi-
Itiiquespar Tiodure de potassium** (Ebenda 1845). Er starb am 22. November 1850.
Diday in Gaz. m^d. de Lyon. 1852, pag. 161; 1854, pag. 41 and in Ann. de la
Soc de mM. de Lyon. 1854, 2. S^rie, II, pag. 1 [nicht zugänglich]. — Dechambre, 4. S^rie,
T. VI, pag. 84. G.
Gautier d'Agoty, Jacques 6., Maler und Kupferstecher, geboren in
Marseille zu Anfang des vorigen Jahrhunderts, gestorben 1785 in Paris, verdient
Erwähnung als seibstständiger Verfertiger, respective Herausgeber in vier Farben
gedruckter anatomischer Abbildungen ; so erschienen : „Essai d'anatomie en tableaux
imprimis" (Paris 1745, Fol.) — „Myologie compUte etc," (Paris 1746, fol.) a. s. w.
Biogr. mM. IV, pag. 362. — Dict. Mst. II, pag. 508. Pgl.
Oautier d'Agoty, Amaud-filoy G., Sohn des Vorigen, gestorben 1771,
gab heraus: „Planches dhistoire naturelle gravSes en couleur" (Paris 1757, 4.) —
„Observations pSriodiques sur Vkistoire naturelle etc." (Ebenda 1771, 4.)
Biogr. m6d. IV, pag. 364. Pgl.
Gautieri, Giusepp e G. , war zu Novara am 5. Jnli 1769 geboren, wurde
1791 in Pavia Doctor, bereiste Deutschland und Ungarn und beschäftigte sich daselbst
mit Naturwissenschaften. Er kehrte erst 1800 nach Italien zurttck , lies» sich in
Mailand nieder, vrurde daselbst 1808 General - Inspector der Forste und starb
am 23. Februar 1833. Er veröffentlichte eine Abhandlung über Struma (1794),
mehrere Werke Aber Mineralogie, Oekonomie und eine Anzahl von botanischen
Abhandlungen.
Biogr. mM. IV, pag. 364. — Dechambre, 4. S6rie, VI, pag. 85. Pgl.
Gravard, Hyacinthe G. , berühmter Anatom, geboren 1753 in Mont-
mölian, studirte in Paris unter Desaült, von dem er wegen seines Fleisses und
seiner Fähigkeiten ausgezeichnet und in den Stand gesetzt wurde, selbst Curse
abzuhalten, die eines grossen Zulaufs sich erfreuten. Im Auftrage der Regierung
unterrichtete er auch an der Kriegsschule ; später wurde er Mitglied der Soci6t6 de
mödecine. Er starb im Jahre 1802, in Folge seiner grossen Bescheidenheit in
Armuth und fast in Vergessenheit gerathen. Das Verdienst G.'s besteht darin,
zuerst eine klare Ordnung und genaue Methode in der Anatomie geschaffen zu
haben. Er schrieb: ^Trait^ d'ostMogie** (2 voll. Paris 1791; 1795)— „Traitd
de myologie"" (1791; 1802) — „Traiti de splancknologie"" (1800; 1802;
1809) u. s. w.
Biegt, med. IV, pag. 364. — Dict. hist. II, pag. 509. Pgl.
*6avarret, Jules G. , zu Paris, Inspecteur g6n6ral de la m6deeine,
Professor der medicinischen Physik bei der dortigen Facultät, wurde 1843 Doctor
mit der These: „De Vemphys^me des poumons, et de ses rapports avec les
diffirentes maladies du coeur et des bronches" , nachdem er bereits früher eine
^össere Arbeit „Principes g^n^raux de statistique m4dicale, ou d^eloppement
des r^les qui doivent prSsider ä son emploi" (Paris 1840) und zusammen mit
6. Andkal und Delafond die berühmten Untersuchungen über die Zusammen-
setzung des Blutes (1842, 43) herausgegeben hatte. Von weiteren Arbeiten sind
anzuführen : „Pkysique medicale. De la chaleur produite par les itres vivants"
(Paris 1855) — „Des images par rifiexion et par refraction" (Revue des cours
1
510 GAVARRET. — GAZIO.
scientif. 1866); zusammen mit £mileJaval: „De V astig mcUisme*' (Paris 1867);
ferner: „Physique hiologique, Les phSnomhnes physiques de la vie** (Ebenda
1869) — „Premier rapport sur V Organisation de la Faculti de mSdedne^
(1871) — „Acoustigue biologique. Ph^om^nes phyaiques de la phonation et
de Vaudition** (Paris 1877).
Index-Catalogue. V, pag. 312. Red.
^ Gavasseti , M i e h e 1 e G. , geboren zu Novellara bei Parma , prakticirte
gegen Ende des 16. Jahrhunderts in Padua und schrieb einen Auszug aus Galen:
„Exercitatio methodi anatomicae" (Padua 1584, 4.), worin er die Meinung aus-
spricht, dass man erst die Anatomie theoretisch kennen müsse, bevor man snm
Studium am Cadaver übergehe. Weitere Schriften 1586, 87.
Biogr. m6d. ^^ pag. 365. 'P?l.
Gay, Jean-Antoine G. , ATzt in Paris zu Ende des vorigen und
Anfang dieses Jahrhunderts, hat sich durch seinen wissenschaftlichen Streit mit
PORTi^L über die Behandlung der Apoplexie einen Namen gemacht. G. war Gegner
des Aderlasses bei derselben. Die betreffenden Schriften fallen in die Jahre 1807, 8.
Biogr. in6d. IV, pag. 366. Pgl.
*Gay, John G., zu London, studirte im St. Bartholom.-Hosp. daselbst,
wurde 1834 Member, 1843 Fellow des R. C. S. of Engl., ist Surgeon am Great
Northern Hosp. und Consulting Surgeon einer Anzahl von Instituten und Eisenbahnen.
Er ist der Verfasser von folgenden Schriften und Aufsätzen: „On femoral rupture;
its anatomyj pathology and surgery etc." (London 1848) — „Indolent vicers^
— „On varicose diseases of the loiver extremities and its allied disorders: . . .
heing the Lettsomian lectures" (Ebenda 1868) — „On kaemorrhoidal disorder^
(Ebenda 1882). Monographien: „On obstruction of intestine by a soliiary band^
— „Intusstisception" — „On treatment of nasal lupus by excision (Proceedings
of the Roy. Med.-Chir. Soc.) — „Excision of stricture of rectum" (Ebenda) —
„ Biliar y fistula" — „Gangrene of penis" und „Blood cysts" in den Patho-
logical Transact. In der Lancet (1876, 77) finden sich von ihm: „On fracture
of spine" — „On fhe anatomy and physiology of the venous System in lower
limb, in relation to some of its diseases u. s. w. u. s. w.
Medical Circular. 1853, II, pag. U9; 1864, IV, pag. 119 [nicht zugänglich]. -
Medical Directory. Red.
*Qay, Alexander Heinrich 6., am 26. October 1842 zu Kasan
geboren, studirte zunächst an dortiger Universität, wo er auch 1868 promoTirte,
begab sich aber alsdann nach Wien zu Heb RA und Zbissl. 1873 in seine Ge-
burtsstadt zurückgekehrt, habilitirte er sich an der Universität zu Bilisan and
schrieb, neben Aufsätzen über Syphilis: „Die Oircumanaldrüsen des Menschen'^
(Sitzungsber. der Wiener Akad., 1871) — „Beiträge zur Anatomie der prurigi-
nösen Haut" (Archiv für Dermat. und Syph., 1871) — ^-Z'wr Pathologie der
Schiceissdrüsen" (Ebenda) und ein „Lehrbuch der venerischen KrankheiUn*^
(russisch; Kasan 1883, in 2. Aufl.). . Wernich.
Gayant, Louis G., aus Clermont, in der Nähe von Beauvais, galt ftr
einen geschickten Anatomen bei seinen Zeitgenossen. Er assistirte P£CQUET, dem
Entdecker des Ductus thoracicus, bei seinen Untersuchungen und beschäftigte ddi
mit Experimenten über die Transfusion, worüber er in den Philosophical Trana-
actions 1667 berichtete. Er starb am 19. October 1673 in Maestricht, wo er sich
als Wundarzt bei der französischen Armee befand.
Biogr. m6d. IV, pag. 366. Pgl.
^Gazio, Antonio G., 1469 in Padua geboren, hatte sich daselbst naeh
Erlangung der medicinischen Doctorwttrde als praktischer Arzt habilitirt, diese
GAZIO. — GEBAÜER. 511
Stellung jedoeh — wie es scheint, wegen ungenügender Beschäftigung — alshald
aufgegeben und sich in der Folgezeit in mehreren Städten Italiens aufgehalten,
wo es ihm gelang, sich einen grossen Ruf als Arzt und Reichthfimer zu erwerben.
In höherem Alter kehrte er in seine Heimath zurück, gab sieh nun ausschliesslich
einer schriflstellerischen Thätigkeit hin und ist hier am 3. September 1530 gestorben. :
Seine Schriften „Florida Corona, quae ad sanüatta hominum conservaiionem ac
longaevam vitam producendam sunt neceasaria** (Venedig 1491 u. v. a. Aufl.,
später auch unter dem Titel: „Aerarium sanitatü" Augsburg 1546 erschienen)
und „De somno et vigüta lilellvs*' (Basel 1519, auch im Anhange zu den Opp.
Constantini Africani, Vol. II, Basel 1539 erschienen) tragen durchweg das Gepräge
der arabistischen Medicin des Mittelalters.
Vedova, Scritt. Padovani, I, 444. A. Hirsch.
Gazola, Giuseppe G., 1661 in Verona geboren, hatte in Padua Medicin
stndirt, 1623 den Doctorgrad erlangt, aber noch drei Jahre zu seiner weiteren
Ausbildung daselbst zugebracht. Nach seiner Vaterstadt zurückgekehrt, begründete
er eme wissenschaftliche Gesellschaft, welche den Namen „Academia degli ale-
tofili" führte, deren Aufgabe vorzugsweise in der Förderung der mathematischen
und physikalischen Wissenschaften bestehen sollte und die am 21. December 1686
eröffnet wurde. Bald darnach wurde G. auf Veranlassung des venetianischen Gesandten
am spanischen Hofe nach Madrid berufen, wo er sich das Wohlwollen der Königin
erwarb und auf ihre Empfehlung 1692 zum Leibarzte des Kaisers Leopold
ernannt wurde. Nach mehrjährigem Aufenthalte in Madrid machte G. eine grössere
wissenschaftliche Reise durch Frankreich und Italien und kehrte endlich 1697
nach Verona zurück, wo er die ärztliche Praxis von Neuem aufnahm und bis zu
seinem am 14. Februar 1715 erfolgten Tode gewirkt hat. Unter seinen literarischen
Arbeiten nimmt die unter dem Titel „E mondo ingannato da falsi medici"
(Perugia 1716 u. v. a. Aufl., auch in französischer und spanischer Uebersetzung
erschienen) die erste Stelle ein. G. unterwirft in derselben das Studium der Heil-
kunde und die Thätigkeit der praktischen Aerzte einer scharfen Kritik, indem er
unter Anderem erklärt, dass ein gut gebildeter Arzt selten angetroffen wird und
fast ebenso viele Kranke an den Heilmitteln und Heilmethoden, wie an Krank-
heiten sterben ; mit aller Entschiedenheit spricht er sich gegen jeden Dogmatismus
in der Heilkunde aus, namentlich bekämpft er den damals noch herrschenden
Galenismus, an dessen Stelle er die neuere (iatrophysische) Richtung gesetzt wissen
will u. 8. f. Ausserdem hat er eine kleine, der Königin von Spanien gewidmete
Schrift, ebenfalls medicinisch-ethischen Inhaltes „Entusiasmos medicoa ^ politicos
y oMronomicos** (Madrid 1689) und einen Bericht über die 1711 in Italien epi-
zootisch herrschende Rinderpest „Origine preaervativo e rimedio del contagio
pestilenziale del hue^ (Verona 1712), eine in medicinisch-polizeilicher Beziehung
wichtige Arbeit, veröffentlicht.
Eloy, Dict. bist. Vol. II, pag. 319. A. Hirsch.
Geach, Francis G., geboren 1724, Dr. med., Wundarzt, später Chef-
arzt am Hospital von Plymouth, Mitglied der Royal Society, schrieb: „Medical
and chirurgical observations on inflammations of the eyes 5 an venereal diseaae ;
on tdcera, and gunahot wounda*^ (London 1766, ^8) — „Some obaervattona on
D. JBaker^a eaaay on the endemtcal colic of Devonahire etc," (Ebenda 1767) —
„Some obaervattona on the preaent epidemtc dyaentery*' (Ebenda 1781), über einen
Fall von Gallensteinen n. s. w. G. starb 1798.
Dict. bist. T. n, pag 511. Pgl.
(}ebaner, Christian Samuel G., geboren am I.November 1716 zu
€U)ldberg in Schlesien, wo sein Vater Arzt war, studirte Medicin in Halle unter
HOFFHANN und JuNCKEB. 1739 Dr. med. unter dem Präsidium von Michel
AI4BEBTI, war er bis 1743 Arzt in Liegnitz, folgte dann einem Rufe als Professor
512 GEBAUER. — GEBER.
nach ErlaDgen, wo er 1746 von der philosophischen Facuität zum Magister artimn
ernannt wurde. 1749 ging er, als markgräflicher Leibarzt berufen, nach Bayreuth,
wo er am 18. September 1764 starb. Seine Arbeiten, zum Theil in den Erlanger
Gelehrten Anzeigen veröffentlicht, beziehen sich auf Wochenbetterkrankungen, üteroa-
blutung und verschiedene Capitel der inneren Medicin.
Blogr. m6d. IV, pag. 368. Pgl.
Grebauer, Johann Christian Ehrenfried G., geboren am 11. April
1742 zu Probsthayn, war Mitglied des Collegium medicum zu Gr.-Glogau, Arit
in Liegnitz, hat mehrere populäre Schriften hinterlassen : „ Von dem grossen Ein-
flüsse der Religion auf die Ar zney gelahrtheit" (Liegnitz 1778) — „ Von dem
JEinfluss einiger Leidenschaften auf das Vergnügen und Glück des ehelichen
Lebens*" (Ebenda 1790).
Biogr. m6d. IV, pag. 368. — Dict. bist. II, pag. 512. Pgl
Gebel, Joseph Bernhard August G. , war am 19. März 1772 zu
Reichenbaoh in Schlesien geboren, wurde 1794 zu Frankfurt a. 0. Doctor, w&r
seit 1797 Ereisphysicus, seit 1803 Medicinalrath, seit 1809 Landrath des Jauer'sehen
Kreises und schrieb; „Actenstücke, die Möglichkeit der gänzlichen Blattern-
Ausrottung und Verbesserung der Medicinal-Anstahen in den Preuss. Staaten
betreffend" (Breslau 1802) — „Bemerkungen über die Blattemepidemie zu
Frankenstein im Jahre 1799" (Zadig und Friese's Archiv der Heilk. Ar Schlesien.
1801); femer eine Anzahl von Aufsätzen in Hufeland's Joum. (1799, 1800, 1803)
tlber die Wirkung verschiedener Medicamente und in Loder's Jonmal (1806):
„Lähmung der TJrinblase, durch Oalvanisunus geheilt", 1814 war er Landes-
Director des dritten Elbe- Departements, wurde 1816 Regierungs-Director in Erfurt,
nahm aber 1826 seinen Abschied und lebte von da an auf seinem Gute Peterwhi
bei Jauer in Schlesien. Ausser anderen, nicht auf die Medicin bezüglichen Schriften,
verfasste er noch: „Aphorismen über die Brechruhr; .... Vorbeugung und
sonstige polizeiliche Massregeln" (Liegnitz 1831) — „lieber Theorie und
Praods u, s. t<?." (Breslau 1834).
C a 1 1 i 8 e n , VII, pag. 101 ; XXVHI, pag. 164. G.
Geber. Unter diesem (aus Dschafer oder Dschabir corrumpirten) Namen
sind bis auf die neueste Zeit zwei arabische Gelehrte confundirt worden:
1. Abu Abdallah Dschafer el-Sadik (d. h. der Wahrhafte), im
Jahre 699 geboren, der sechste Imam (geistlicher Oberherr) der Aliden, 765 in
Medina gestorben , ist bei den Arabem wegen seiner Kenntnisse in der Alchemie,
Astrologie und Wahrsagekunst hoch berühmt gewesen. (Ein Yerzeichniss seiner
meist astrologischen und die Wahrsagekunst behandelnden Schriften findet sieh
bei WÜSTENFELD 1. c.) Er war der Lehrer von
2. Abu Musa Dschabir Ben Hajjan el-Tarsufi; dieser ist im
Anfange des 8. Jahrhunderts zu Tarsus geboren, hat, wie es scheint, an vei^
schiedenen Orten, vorzugsweise aber in Eufa gelebt und ist hier im letzten Drittel
des Jahrhunderts (wahrscheinlich 776) gestorben. Er gilt als der bedeutendste
Chemiker unter den Arabem und hat sich als solcher bis in's 17. Jahrhundert
eine« hohen Rufes erfreut, so 'dass Leo Africanüs ihn unter den gelehrten Alcbe-
misten als denjenigen bezeichnet, der die erste Stelle (potiorem locum) eingenommen
habe, die späteren Lateiner ihn „philosophum perspicacissimnm^ nannten, Roger
Baco von ihm als dem „magister magistromm" spricht. Ein Theil seiner chemischen
Schriften (vergl. das Verzeichniss derselben bei Wüstenfeld 1. c), von denen
übrigens mehrere apokryphisch sind, ist in zahlreichen lateinischen und deutschen
Üebersetzungen (die letztere als „ Geberi curieuse vollständige chymische Schriften^,
Frankfurt 1710; Wien 1751 erschienen) bekannt geworden. G.*s Arbeiten zeugen
von einem hohen Grade praktischer Kenntnisse, die er sich zu eigen gemacht
hat, wenn man auch Ober den Umfang seiner Entdeckungen in der Chemie im
i
GEBER. — GEBLEE. 513
Unklaren bleibt, da er dieselben in seinen Schriften von den von ihm anfge-
genommenen Leistungen früherer arabisoher Alchemisten nicht trennt.
Wüstenfeld, Geschichte der arabischen Aerzte etc. Gott. 1840, pag. 12. —
EopPf Geschichte der Chemie. Braunschweig 1843, Bd. I, pag. 51 — 56. — Ledere,
Histoire de la mödecine arabe. Paris 1876, T. I, pag. 69 — 77. i tt • -^
*" A. Hirsen.
* Geber, Eduard G. , in Könnend (Ungarn) am 19. November 1841
geboren, war in Wien Schüler Hebra's, Sigmünd's, Zeissl's und wurde 1866
promovirt. Er wirkte dann an den entsprechenden Kliniken im Wiener allgemeinen
Krankenhause, habilitirte sich für Dermatologie und Syphilis 1873, erhielt ein
Stipendium zu einer Reise nach dem Orient und wurde 1874 ausserordentlicher,
1879 ordentlicher Professor dieser Fächer zu Klausenburg. Im Archiv für Derma-
tologie und Syphilis publicirte er, ausser seinen Reiseerfahrungen, casuistische Mit-
theilungen (später auch im Archiv für klin. Med., in der Wiener Med. Presse, in
der Vierteljahrschr. 'f. Dermat. und Syph. etc.) aus dem Gebiete der Hautkrankheiten.
Wernich.
Gebhard, Jacob Ludwig G. , geboren zu Marienbom am 22. August
1752, studirte die Wundarzneikunde in Hermhut, Zürich und Dresden, wurde
Dr. med. et chir. zu Jena 1781 und prakticirte dann in Ebersdorf im Voigtlande,
wo er am 17. December 1793 starb. Er schrieb: „Ueber einen Fall von Osteo-
steatom des Kiefers mit Ausgang in Heilung^ — „Allgemeine Gesundheitsregeln ,
eine Wochenschrift auf das Jahr 1790** und „ Vom Gebrauche der spanischen
Fliegen** (Leipzig 1793).
Biogr. med. IV, pag. 370. — Dict. hist. II, pag. 513. Pgl.
Grebhard (Gebhakdt), Franz G., Professor der Anatomie und Geburts-
hilfe in Freiburg i. Br., lebte gegen Ende des 18. Jahrhunderts und ist erwähnens-
werth wegen seiner Schrift über syphilitische Hyperostose, enthalten in den ;,Ad-
versaria medica^ (Basel 1777, c. tab.), in denen auch noch über mehrere andere
casuistische Beobachtungen, so über das Vorhandensein nur einer Niere bei einem
einjährigen Mädchen, berichtet wird.
Dict. hist. II, pag. 513. Pgl.
'^ Grebhardt y Ludwig G., in Budapest, Sohn des Pester Professors der
inneren Klinik, Franz 6., geboren in Pest am 28. Juli 1836, wurde 1860 Doctor
der Medicin und* Assistent an der inneren Klinik, 1861 Doctor der Chirurgie,
besuchte 1862 ausser anderen hervorragenden Universitäten die Wiener, Pariser,
Londoner, wurde 1863 Docent der Brustkrankheiten an der Pester Universität,
1864 Primararzt des Rochus-Spitals und stellvertretender Professor der inneren
Klinik, 1867 der theoretischen Medicin, 1868 Prof. e. o. der Diagnostik und
Therapie, 1874 Director des Rochus-Spitals. Von seinen ungarisch geschriebenen
Werken erwähnen wir: „Ueber Endo- und Pericarditis" — „Bemerkungen
über Aetiologie und Therapie des Wechselßebers** — „Ueber Diagnostik und
Therapie des Pneumothorax** — „Grundzüge der Biologie des Menschen** —
„Besdireibung der Budapester Krankenhäuser und Heilanstalten**,
G. Schenthauer.
Gebier, Friedrich August von G., Entomolog, wurde geboren in
Zeulenroda (Fürstenthum Reuss) am 4./15. December 1782, bezog 1799 die
Universität Jena, wurde 1802 zum Dr. promovirt („Diss, de asthenia indirecta**)
und liess sich Anfangs in Zeulenroda, später in Greiz als praktischer Arzt nieder.
Einem Aufrufe der russischen Regierung folgend, meldete er sich im Herbste 1808
bei der russischen Gesandtschaft in Dresden, reiste 1809 nach Petersburg, wurde
als Arzt in den Bergwerken von Kolywan Wosskressensk (im Altai, Gouvernement
Tomsk) angestellt und trat seinen Dienst 1809 in Bamaul an, welcher Ort von
nun ab mit geringen Unterbrechungen ihm zum Aufenthalte dienen sollte. Im
Juli 1820 wurde G. zum Chef des Medicinalwesens der Bergwerke von Kolywan
Bio^T- Lexikon. II. 33
514 GEBLEE. — GEDDING8.
WoBskressensk ernannt und blieb in dieser Stellung bis zum 20. Juli (1. Angngt)
1849. 6. starb in Bamaul am 9./21. März 1850. Wie viel 6. für die Entomologie,
speeiell Sibiriens, gethan hat, geht aus der grossen Menge der von ihm verfassten
entomologisehen Arbeiten, deren Aufzählung wir hier unterlassen müssen, indem
wir auf die untenstehenden Quellen verweisen, hervor.
M. le Comte Mannerheim, Notice snr M. le Dr. F. Gebier, woselbst ein Theil
seiner Schriften angegeben. — Bulletin der Moskauer Gesellscb. der Naturf. 1850* T. XXIII,
Seconde Part , pag. 580 — 591. j^ Stieda
Geddings, Ely G. , 1799 im Newbury-District , S.-C, geboren, hatte
sich nach Beendigung seiner medicinischen Studien in Charleston als Arzt nied»-
gelassen und wurde hier bald nach seiner Habilitirung mit dem praktischen ünte^
richte in der Anatomie an dem Medical College von Süd-Carolina betraut. Im
Jahre 1831 erhielt er einen Ruf als Professor der Anatomie und Physiologie an
die Universität in Baltimore, wo er bis zum Jahre 1 837 verweilte und die Redactioa
der von ihm begründeten Zeitschrift „Baltimore Medical and Surgical Journal
and Review, 1833 — 34** und der sich daran sohliessenden „North American
Archiven of Medical and Surgical Science, 1834 — 55" leitete. In dem genannten
Jahre kehrte er auf dringenden Wunsch des Directoriums des Medical College in
Charleston dahin zurück und übernahm hier die Professur für pathologisebe
Anatomie und Medicina forensis^ 1841 die der Chirurgie. Im Jahre 1849 folgte
er einem Rufe als Professor der praktischen Medicin an dem Medical College voa
New York, ging aber schon drei Jahre später wieder nach seiner Yaterstadt als
Professor der Chirurgie zurück und trat dann 1858, nach Erledigung des Lelu^
Stuhles für praktische Medicin durch den Tod von Gaillard, in diese Stellmig
ein. Im Beginne des Bürgerkrieges übernahm er die ärztlichen Functionen bei
den in der Stadt stehenden Truppentheilen der Conft^derirten , blieb aber nach
Uebergabe von Charleston an die Armee der Staatstruppen daselbst zurück und
trug wesentlich dazu bei, dass die Unterrichts-Institute des College und das
Museum vor Zerstörung möglichst bewahrt blieben. Er selbst verlor im Kriege aan
mühsam erworbenes Vermögen, sowie seine äusserst kostbare Bibliothek und seinen
Instrumentenschatz, welche nach Columbia gerettet worden waren und hier, bei der
Erstürmung der Stadt, durch Feuer zu Grunde gingen. Im Jahre 1871 trat er
von seinem bis dahin gewissenhaft gepflegten Lehramte als Professor emeritns
zurück, hielt aber noch, auf Wunsch der Unterrichtsbehörde, zwei Jahre lang
klinische Vorlesungen an dem Krankenhause in Charleston. Datin zog er sieh in
das Privatleben zurück und ist, von seinen Mitbürgern und Collegen hoehgeehrt
am 9. October 1878 gestorben. Mit seiner literarischen Thätigkeit hat «ich G.
lediglich auf die Veröffentlichung einer Reihe zum Theil werthvoller Arbeilen in
den beiden obengenannten, von ihm redigirten Journalen und später in dem Ameriean
Journal of Medical Sciences beschränkt. Seine Vorlesungen über Chirurgie sind mit
seiner Zustimmung und unter seiner Aufsicht von den DDr. Wa&ikg und LoeA5
unter dem Titel: „Outlines ofa course of lectures on the principles and practice
of surgery^ (Charleston 1858) veröffentlicht worden.
(Anonym). In Memoriam of E. G., Charleston 1878, ond Toner im Transaet. cf
the American Med. Association. 1879, Vol. XXX, pag. 819. a n - k
*(Jeddlng8, John Frederic G. , Sohn von Ely G., ist am 14. Sep-
tember 1829 in Charleston, S.-C, geboren. Nach Beendigung seiner mediciniacbä
Studien in seiner Heimat, sowie an den Universitäten zu Berlin, Paris und WwtL
liess er sich 1852 in seiner Vaterstadt als praktischer Arzt nieder und bekleidet
daselbst seitdem den Lehrstuhl für praktische Medicin an dem Medieal College
des Staates Süd-Carolina. Von seinen in verschiedenen medicinischen Zeitsehrifteii
veröffentlichten Arbeiten verdienen die Artikel über Urämie und über Moibv^
Brightii in den Transaet. of the South Carolina State Med. Soc. (1871 und 18751
sowie über katarrhalische Pneumonie und über Rheumatismus gonorrhoiena ia
1
i
QEDDINGS. — GEHLER. 515
Charleston Med. and Sorg. Journal (1873 — 74 und 1876) besonders genannt
Stt werden.
Atkinson, 360. A . . t.
*OegeilbailT, Karl G., zu Heidelberg, ist am 21. August 1826 in Würz-
bnrg geboren, studirte daselbst von 1845 an, besonders unter Rölliker und ViaCHOw,
war Yon 1850 - 52 Assistent im Julius-Spital , hielt sich aber , da er sich gänzlich
der i^natomie und yergleichenden Anatomie zu widmen beabsichtigte, 1852-53 an
der sicilianischen Küste auf, um sich mit der Organisation der niederen Seethiere
des Mittelmeeres bekannt zu machen. 1854 habilitirte er sich in Wttrzburg als
Doeent ftlr Anatomie und Physiologie, wurde 1855 in Jena Prof. e. o. , 1858
Prof. ord. der Anatomie und Director der anatomischen Anstalt. In derselben
Eigenschaft wurde er 1873 nach Heidelberg berufen, wo er die Anatomie des Menschen
und die yergleichende Anatomie vertritt. Von seinen Schriften sind anzuführen:
„Untersuchungen über Pteropoden und Heteropoden*' (Leipzig 1855) — „Unter-
suchungen der vergleichenden Anatomie der Wirbelthiere^ (Heft 1 — 3, 1864-72) —
ffßrundzüge der vergleichenden Anatomie" (Leipzig 1870; 2, Aufl. 1878; engl.
Uebersetzung von P. Jbffray Bell, London 1878) — „Lehrbuch der Anatomie
des Menschen*^ (Ebenda 1883). Ausserdem giebt er seit 1875 das „Morpho-
logische Jahrbuch. Zeitschrift für Anatomie und Enticicklungsgeschichte" heraus.
Bed.
Grehema, Janus Abraham von G., ein Arzt der letzten Decennien des
17. Jahrhunderts, von dessen persönlichen Verhältnissen nur bekannt ist, dass er
zuerst Rittmeister, dann polnischer und zuletzt brandenburgischer Leibarzt war.
Wichtiger als seine Parteinahme für die Lehren der iatrochemischen Schule, seine
Empfehlung einer einfachen Lebensweise und des ausgedehnten Genusses von
warmem Wasser und Thee, seine Angriffe auf den Missbrauch von Blutentziehungen,
Abführmitteln u. s. w., sind die unermüdlichen Bemühuagen dieses Ehrenmannes um
die Verbesserung des brandenburgischen Militär-Sanitätsweseus, dessen grosse Mängel
er in seiner früheren Soldatenlaufbahn sehr genau kennen gelernt hatte. Als die
Hauptquelle jener Uebelstände bezeichnet G. die schlechte Beschaffenheit der Feld-
firzte jind der „Feld-Arzneikasten", deren Inhalt von den Compagnie-Chefs geliefert
wurde, wofür sie von den Mannschaften den „Medicin-Groschen" erhoben. Aber
freilich hatten solche Mahnungen bei dem heiTschenden Schlendrian und der tief
eiogewurzelten Corruption der Militär-Beamten nur sehr geringen Erfolg. Von den
hierher gehörigen Schriften G.'s sind hervorzuheben: Diaetetica rattonalis.
Wohlgegründete Lebensordnung (Bremen, 1690) — Wohlversehener Feld-Medicus
(Hamburg 1684; 1690); hauptsächlich Der kranke Soldat (1690).
H. Haeser.
Gehewe, Karl Wilfried G., geboren am 16. August 1826 zu Ringen
in Livland, studirte in Dorpat und nach absolvirtem Examen im Auslande, wurde er
zuerst Assistent an der geburtshilflichen Klinik in Dorpat, dann Arzt in St. Peters-
burg und erhielt hier eine Anstellung als Director einer Staats-Irrenanstalt. Die
Regierung entsetzte ihn (1872) derselben, nachdem er in einem Aufsatze (Allgem.
ZeitBchr. für Psych., Bd. XXVIII) die Mängel der Einrichtung und Verwaltung der
Anstalt dargelegt hatte. G. übernahm dann die Leitung der Irrenanstalt Alexanders-
höhe bei Riga, der er in segensreichem Wirken bis zu seinem Tode am
26. November 1878 vorstand.
St. Petersb. med. Wochenschr. 1878, pag. H98. — Allgeni. Zeitschr. für Psvch.
Bd. XXXVI, pag. 127. ,...„„ /^
Gehler, Johann Karl G., der Vater, geboren am 17. Mai 1732 zu
Görlitz, widmete sich in Leipzig dev Studium der Medicin und erwarb daselbst
die medieinische Doctorwürde. Nach Beendigung seiner Universitätsstudien ging G.
zur weiteren Ausbildung in der Mineralogie, für welche er eine grosse Neigung
besass, nach Freiberg, machte dann eine wissenschaftliche Reise durch Deutschland
33*
516 GEHLEB. — GEIGER.
und die Schweiz und besuchte schliesslich Strassburg, wo er in der FKiED'sebeD
Klinik sich in der Geburtshilfe ausbildete. Nach Leipzig zurOckgekehrt, habilitirte
er sich für Mineralogie, war aber daneben auch als praktischer Arzt, und zwar
init besonders grossem Erfolge als Geburtshelfer thätig, so dass er 1759 zum
städtischen Geburtshelfer ernannt wurde. Er starb, 1762 zum Professor der Botanik,
1773 zu solchem der Physiologie ernannt und seit 1789 Professor der praktisehen
Medicin, als Arzt und als Gelehrter in hohem Ansehen stehend, am 6. Mai 1796.
G. hat nur eine grosse Anzahl kleiner akademischer Schriften verfasst, von deneii
ein Yerzeicbniss sich in Biogr. m6d. IV, pag. 374 findet. Von grösserer Bedeu-
tung sind unter denselben die auf die Geburtshilfe bezüglichen (1760 — 1792 ver-
öffentlicht). Dieselben sind in's Deutsche übersetzt und unter dem Titel ^Klems
Schriften, die Entbindungskunst betreffend, von C, G. Kühn*' (2 Bde., Leipzig
1798) herausgegeben worden. Seine geburtshilflichen Publicationen gehören mit
zu den besten dieses Faches, die das 18. Jahrhundert hervorbrachte. Grosse Ver-
dienste erwarb er sich um die Geburtshilfe dadurch, dass er zu einer Zeit , da iv
Leipzig noch keine Entbindungsanstalt bestand, Vorlesungen über Grebnrtshilfe
hielt und auf die Weise den Studirenden wenigstens theilweise Gelegenheit bot,
sich in diesem Fache auszubilden. Eine Zeit lang (von 1782 — 1784) betheiligte
sich G. auch an der Redaction der „Leipziger Gelehrte Zeitung^.
Allgem. Deutsche Biogr. Bd. VIII, pag. 498. — v. Siebold, Geschichte der Ge-
burtshilfe, II, pag. 464. ^.^^^^ _ Kleinwächter.
Geiler, Johann Karl G. , der Sohn, geboren am 23. Februar 1783
zu Leipzig, studirte daselbst Medicin, erwarb sich 1807 durch eine Abhandlung
„De adsuetudine" die Wflrde eines Magister der Philosophie und in demselben
Jahre die medicinische Doctorwürde durch Vertheidigung einer Schrift unter dem
Titel: „Apparatus alti in extrahendis calculis virorum methodus emendaiior*^
(mit 2 Tafeln Abbildungen von Instrumenten). G, hat ausser den genannten keine
Schrift veröffentlicht, war aber als Docent für Chirurgie an der Universität thitig
und der Erste, welcher (seit 1810) als chirurgischer Demonstrator an dem
königl. klinischen. Institute angestellt war. Er starb am S.März 1813 am Typhus
und hat sich ein ehrenvolles Denkmal dadurch gestiftet, dass er seine* reiche
Bibliothek der medicinischcn Facultät vermachte, welche jetzt unter dem Namen der
„GRHLER'schen Bibliothek" einen werthvollen Theil der Universitätsbibliothek bildet.
Leipziger gelehrtes Tagebnch für 1805, pag. 14 und für 1807, pag. 46 und 53.
Winter.
* Oeigel , Alois G. , zu Würzburg , daselbst 1829 geboren, studirte in
Mttnchen und Wtirzburg, war Assistenzarzt auf den Kliniken von v. Mabcüs nnd
V. Bamberger, wurde 1855 Privat-Docent , 1863 Prof. e. o. und 1870 Prof.
ord. der Medicin für die Poliklinik, ambulante Kinderklinik und Hygiene. —
Schriften: „Beitrag zur physiologischen Diagnostik, mit besonderer Bezugnahme
auf die Formen und Bewegungen der Brust*' (Würzburg 1855) — „ Geschichte,
Pathologie und Therapie der Syphilis'^ (Ebenda 1867) — „Oefentliche Gesund-
heitspflege** (in V. Ziemssen's Handb. 1874; 3. Aufl. 1882) zusammen mit
A. Mayr: „Das Schöpfradgebläse angewendet auf Pneumatotherapie" (Leipzig
1877). Er war Mit-Herausgeber der ^^Medicinisch- chirurgischen Monatshefte^
(Erlangen 1863) und Mitarbeiter an v. Ziemssen's Handb. der spec. Pathologie
(1874, I). Red.
Geiger, Malachias G. , Arzt in München am churbayerischen Hofe,
geboren zu Rosenheim am 7. Januar 1606, schrieb: „Kelegraphia sive descriptM
herniarum cum eorundem curationibus tarn medicts quam chirurgicis^ (München
1631 ; deutsche TJebersetzung Stuttgart 166»1) — „Fontigraphia , oder Brunnen-
Beschreibung des miraculosen Heilbronnens bey Benedictbeuren*' (Ebenda 1636/
— „Margaritologia, . . . in qua, , . , demonstratur j margaritas bavaricas, in
usu medicinalij viHbus et effectibus aequivalere orientalibus et occidentaltbus tt^-^
GEIGER. — GELEE. 517
(Ebenda 1637) — „Kurzer Unterricht^ vne man sich hey Sterbensläufen
präsermren und die Inficirten sich kuriren sollen^ (£benda 1649, 4.) —
„Uicrocosmus hypochondriacus , sive de melanchoUa hypochondriaca tractatus
äc." (Ebenda 1652, 4., c. fig.) u. s. w. 1656 war er noch am Leben.
Kobolt, pag. 259; Gandershofer, pag. 106, 108. G.
Geiger, Philipp Lorenz G. , zu Heidelberg, war zu Freinsheim bei
Frankenthal (Bayerische Pfalz) am 30. August 1785 geboren, erlernte die Phar-
maeie, war Apothekenbesitzer in Karlsruhe seit 1811 und in Heidelberg seit 1814,
hielt daselbst von 1816 an Pri vat Vorlesungen , wurde 1818 Privat-Doeent und
1824 Prof. e. o. der Pharmacie, um die er durch überaus zahlreiche und gediegene
Arbeiten grosse Verdienste sich erworben hat. Von denselben führen wir nur an sein :
„Handbuch der Pharmacie'' (Heidelberg 1824; 1827; 1830; 5. Aufl. bearb.
von J. Liebig 1837; auch in's Holländische übersetzt) — „Da^ Schwefelbad zu
Langenbrücken" (Karlsruhe 1827) — ^^^^ Stahlquellen zu Weinheim an der
Bergstra^se** (Ebenda 1827) — „Pharmacopoea universalis" (Heidelberg 1835).
Er war auch Mit-ßedaoteur der Annalen der Pharmacie und starb am 19. Januar 1836.
Callisen, VH, pag. 109; XXVIII, pag. 166. G.
Geissei, Richard, geboren 1841 in Witten, studirte in Berlin und
Würzburg , war kurze Zeit Assistent an der geburtshilflichen Klinik in Halle, Hess
sich dann als Arzt in Essen nieder. Er war wegen seiner vortrefflichen mensch-
lichen Eigenschaften und wegen seiner hervorragenden ärztlichen Tüchtigkeit all-
gemein beliebt, besonders als Chirurg gesucht und wurde Oberarzt des evangelischen
Spitals in Essen. Von seinen Aufsätzen chirurgischen Inhalts sind anzuführen, in
der Deutschen Zeitschrift für Chirurgie (1872, 74): „Zur chirurgischen Gasuistik"
(Tracheotoraien, Amputationen) — „Kriegschirurgische Reminiscenzen von 1870
bis 1871" ; in der Deutschen med. Wochenschrift (1877) „Operative Gasuistik"
(Ovariotomie u. s. w.) — „ Ghirurgische Krankheiten der männlichen Harn- ,
röhre" ; Verhandlungen der deutschen Gesellsch. f. Chir. 1877 u. s. w. Er starb
am 31. August 1880.
Deutsche med. Wochenschr. 1880, pag. 165. Küssner.
Geist, Lorenz G. , zu Nürnberg, war daselbst am 20. Januar 1807
geboren, studirte von 1826 an in Erlangen, Würzburg und München und wurde
1832 am letztgenannten Orte Doctor mit der Diss. : „De luxatione processus
odantoidei cum exemplis hujus luxationis duobus". Nachdem er seine Studien
m Wien fortgesetzt hatte, Hess er sich 1832 als Arzt in Nürnberg nieder, wurde
1834 Oberwundarzt des dortigen Kranken-Instituts , 1843 Hausarzt der Pfründner-
Anstalt zum Heiligen Geist, 1855 aber Ordinarius der medicinischen Abtheilung
des städtischen allgemeinen Krankenhauses. Er machte sich besonders um die
Kenntniss einer neuen Krankheit, nämlich der Phosphor-Necrose , verdient, durch
die zusammen mit dem Chemiker v. Bibba bewirkte Herausgabe der Monographie :
„Die Krankheiten der Arbeiter in den Phosphorzündholzfabriken u, s. w"
(Erlangen 1847, m. 9 Taff.) und der kleinen Schrift „Die Regeneration des
Unterkiefers nach totaler Necrose durch Phosphordämpfe" (Ebenda 1852, m.
2 Taif.). Eine weitere werthvolle Arbeit von ihm , für welche er das Material
in der Pfründner- Anstalt , welche mehr als 300 alte Personen beherbergt , gesammelt
hatte, war seine „Klinik der Qreisenkrankheiten" (Ebenda 1857 — 60); er gab
endlich noch heraus: „Da^ allgemeine Krankenhaus der Stadt Nürnberg in
den ersten 20 Jahren seines Bestehens 1845 — 6 mit 1864 — 5, vom statistischen
Standpunkt" (Nürnberg 1866). Er starb am 20. October 1867. Seinem ausser-
ordentlich regen Antheil am ärztlichen Vereinsleben ist die Gründung des noch
jetzt blühenden Localvereines in Nürnberg im Jahre 1848 zu danken. ^^^
( Gelee, Theophile G., geboren in Dieppe, studirte in Montpellier , wo
er den Doctorgrad unter dem Präsidium von du Laürens erhielt, zu dessen
1
518 GELEE. — GELY.
eifrigsten Anhängern er zählte. Er sehrieb ausser einer französischen Uebersetsong
der Werke seines Meisters: „Quelques opuscules recueiUts des le^ons ie
Dulaurens en les annies 1687 et 1588** (Paris 1613, Pol.) ein in Tiefen
Auflagen erschienenes Compendium der französischen Anatomie: „IlanaUmit
franqnise en f(yrme cPabrigi*" (Ronen 1635; Paris 1656; 1664; 1683; 1742).
Biogr. mM IV, pag. 376. Pgl.
Geller, Karl Gottfried G. , zu Wittenburg in Mecklenburg, war in
Danzig als Sohn des Stadtchirurgen und Lazareth-Inspectors Joh. Nicol. 6.
geboren, wurde 1737 in Rostock Doctor und schrieb Folgendes: „Nachricht von
der Pretzir* sehen Gesund- QueVe*' (Mecklenb. Nachrichten 1750) — „Pinaeani
manes sive dilucidationes uberiores circa signa virginitatis atque perspicua
hymenis illibati testimonia** (Rostock 1763) — „Scrutinium physico-medicum
de tussi epidemica infantum convulsiva anno 1767 in ducatu Megalopolitano
furente^ raris plane et singularibus observata symptomatibus** (Ebenda 1763).
Er starb Ende Januar 1767.
Blanck, pag. 71. G.
Gellerstedt, Pehr Erik G. , zu Lund, war am 31. August 1815 in
Hernösand geboren, studirte von 1832 an in Upsala, war anfänglich Arzt in der
Armee und Flotte, wurde 1841 in Upsala Doctor, war Arzt des Serafimer-Laza-
reths und des allgemeinen Gamisonhospitals in Stockholm, wurde 1844 mit der
akademischen Disputation : y^Bidrag til den tuberk, Lungsotens Nosografi od
Fatologi" (Stockholm) Docent in Upsala, 1845 Lehrer der gerichtliehen Mediein
am Karolinischen Institut zu Stockholm und 1848 Professor der praktischen Medids
an der Universität Lund. Unter seinen Arbeiten befinden sich in der Hygiea
Berichte über die medicinische Abtheilung des Garnisonhospitals für 1842, 43,
und Aufsätze über die neuere Wiener Schule , über den Brandstiftungstrieb, über
•den klinischen Unterricht in Lund, ausserdem das akademische Programm: „Nägra
ord om mask.yukdom** (Lund 1857). Er starb 1881.
Wistrand, pag. 135; Wistrand, Bruzelius, Edling, I, pag. 261, — Hvpei,
Vol. XLIII, 1881. pag. 161 (nicht zugänglich). G.
Gellhaus, Ferdinand G., zu Detmold, war zu Schöttmar im Fttrstentfanm
Lippe geboren, wurde 1817 in Wtirzburg Doctor mit der „Inauguralahhandlung
über den Nutzeii der Milz** , war später fürstlich Lippe'scher Hofrath, Leibant
und Brunnenarzt zu Meinberg, über dessen Quellen er (von 1820 an) mehrere
Abhandlungen schrieb. Er übersetzte aus dem Französischen: „Instruction des
G enundheüsconseil zu Paris über die Anfertigung öffentlicher Abtritte und über
die Gesunderhaltung der Abtritte und deren Gruben** (Lemgo 1826, m. 5 Tiff.).
Er starb auf einer Reise nach Italien zu Turin im August 1827.
Callisen, VJI, pag. 122; XXVIII, pag. 104. G.
Gellhorn, Arthur von G., geboren am 6. März 1835 in Neusalz a. 0.,
studirte in Berlin und Halle , war unter Damebow Arzt an der Irrenanstalt Niet-
leben bei Halle, wurde 1875 Director der Irrenanstalt Ueckermünde in Pommcm.
Ein namhafter Psychiater, vortrefflicher Mensch und College, schrieb er eine Reihe
von Aufsätzen psychiatrischen (meist therapeutischen) Inhalts in Lähr's Allg.
Ztschr. f. Psychiatr. (Bd. XXV, XXX, XXXVI): „lebei- Morphium- In jectionen
bei Chloroformirten** — „ Veber Anwendung von Apomorphin bei Geistes-
kranken*' — „ Veber Ernährung Geisteskranker nach physiologisdien Grund-
sätzen.** Er starb am 6. November 1882 an Gumma cerebri, nachdem er 1876
das Unglück gehabt hatte, sich bei der Section eine« syphilitischen Paralytikers
zu inficiren.
Allg. Zeitschr. f. Psychiatrie, Bd. XXXIX, 1883, pag. 693. KüssBer.
Gely , Jules-Aristide G., zu Nantes, war 1806 geboren, wurde 1831
zu Paris Doctor und verfasste folgende Arbeiten , von denen besonders die iweile
J
GBLY. — GENDRm. 519
einige Anfmerksamkeit erregt hat: „Essai sur les altSrcUions anatomtques gui
consittuent spdcialement V4tat dyssentMque** (Jonm. de la sect. de m6d. de la
Soc* acad. de la Loire-Inftr. 1838) — „Seckerches sur Vemfloi d'un nouveau
procedi de suture contre les divisians de Vintestin , et sur la possibilitS de Vadosse-
ment de cet organe avec lui-mime dans certaines hUssures" (Paria 1844) —
y, Hildes sur le caihA&risme curvätgne et sur Pemploi d^une nouvelle sonde
dans le cath^tdrisme doa/mattf** (Paris 1861). Er starb im Jahre 1861.
Blanchet im Jonrn. de la section de mMec. de la Soc. acadöm. de la Loire-Infi6r.
Nouv. S^rie. T. XXXVI, 1861, pag. 19 (nicht zugänglich). G.
' G^mma, RegnerusG. , im Jahre 1508 in Dokkum (Friesland) geboren,
war Prof. der Mediein in Löwen, wo er am 26. Mai 1555 starb. Er scheint sich
weniger mit der Mediein als mit der Mathematik beschäftigt zu haben, wie aus
seinen Schriften „Methodus arithmetica^ — „De usu aemuli astronomici" — -
„De astrolabio** etc. hervorgeht.
^Cornelis G. , sein Sohn, 1535 in Löwen geboren, wurde auch Prof.
der Mediein in seinem Geburtsorte und soll, wie Foppens sagt, „ad miraculum
usque doctus'^ gewesen sein. Er scheint eben wie sein Vater neben der Mediein die
niathematischen Wissenschaften studirt und docirt zu haben, und hat u. A. eine
Arbeit in drei Theilen „De arte cyclognomica*' geschrieben. Als Arzt hat er sich
sehr verdienstlich gemacht durch eine genaue Beschreibung der Pest-Epidemie,
in seiner „Cosniocritice sive de naturae divinis characterismis*' (Antwerpen 1572).
Am 12. October 1579 ist er selbst als Opfer der Pest gefallen.
C. £. DaniSls.
Gempak, Sugita G. , japanesischer Arzt, zu Myako geboren in der
ersten Hälfte des 18. Jahrhunderts, veranstaltete, nachdem er die holländische
Sprache erlernt hatte, eine japanesische Uebersetzung von Joh. Adam Kulmus'
^Anatomische Tabellen'^ (Danzig 1725; auch in Leipzig, Augsburg, Nürnberg,
Amsterdam, Utrecht von 1731 — 55 wiederholt gedruckt, in's Lateinische und
Französische übersetzt, mit 28 Tafeln) unter dem Titel „Kai-tei-Sin-syo^ (1773,
5 Bde., 8., davon einer die Tafeln enthaltend), das erste in's Japanesische über-
tragene europäische anatomische Werk; auch verfasste er u. d. T. : „Kai-tei-
Yak'dzau" einen Auszug aus jenem Werke.
Nouvelle biographie universelle. T. XIX, pag. 85n. Cf.
*Geildrill, Augustin-Nicolas G., zu Paris, ist am 6. December
1796 zu Chäteaudun (Eure-et-LoLr) geboren, wurde 1821 zu Paris mit der These:
„Sur le traitement de la blennorrhagie" Doctor. Er war 1828 Berichterstatter
der Commission zur Reorganisation der Ausübung der medicinischen Praxis, war
nacheinander Arzt des Hötel-Dieu (1831), des Hop. Cochin (1832), der Piti6
(1836 — 1860) und Agr6g6 libre der medicinischen Facultät. Von seinen sehr
zahlreichen Arbeiten führen wir nur die hauptsächlichsten an: ^Recherckes phy-
fdologiques sur la motilitS*^ (Paris 1822) — „ Becher ches sur les tuber cvles du
cerveau et de la mo'elle Spinih-e** (Ebenda 1823) — „Recher ches sur la nature
et les causes prochaines des fi^vres** (1823) — „Recher ches hütoriques sur les
ipidemies de fihyre jaune qui ont rSgne h Malaga deputs le commencement de
ce S'i^cle" (1824) — „Histoire anatomtque des inflammations^ (2 voll., 1826,
27; nouv. ^d. 1829; deutsche Uebersetzung von Jüst. Radius in der Biblioth.
der ausländ. Litt, für prakt. Medic, Bd. VIÜ, IX, Leipzig 1828), mit der er vom
Institut einen MONTHYON-Preis erhielt — „Consultation mSdico-Ugale sur les
circonstances et les causes de la mort violente du prtnce de GondS etc,"
(Transact. medicales 1831). Mit der Concurs-These : „ConsidSrations gSn^rales
sur renseignement et V4tude de la mddedne au lit des malades^ (1831) wurde
er M6decin des hopitaux und verfasste weiter eine: „Monographie du cholera-
morbus ^pidemique de Paris, redigde sp^ialement sur les observations cliniques
de Vauteur h V Hötel-Dieu de Paris" (1^32), mit einem Preise von der Akademie
"1
520 GENDEIN. — GENERSICH.
der Medicin gekrönt — „Documenta sur U choUra-morbics iptdemique*^ (1832)
— „Mdm. sur lea fih)res corUinues^^ 1837 mit einem Preise von 1500 Pres,
gekrönt — „Traüi phüoaophique de' midecine prattque^ (3 voll., 1838 — 41;
deutsche Uebers. von Kael Neübert, 2 Bde., 1839, 40) — „Legons sur les
maladie^ du coeur et des gros arth'es, faües h Vhdp. de La PütS . . . 1840-41.
Rec, et pubL par E, Colson et Duhreuil-HSlion^ (1Ö41, 42; deatsehe
Uebers. von G. Krupp, Leipzig 1848) — „M4m, sur le dtagnostic des anSvrymet
des grosses arth'es^ (Revue m6d. frang. et Strang., 1844). Er war Mit-Redaeteor
der Revue m6d. seit 1824 und redigirte von 1827 — 1830 das „Journal g^nSrd
de mddec, chir, et pharm,^ und von 1830 — 32 dasselbe u. d. T. „Tran^actioru
mSdicales^. Ausserdem zahlreiche Aufsätze in den Arch. g^nör., Bullet, des sc. m^,
fincyclop. des sc. m6d. , Journ. compl6ment. , Jouru. de m6d. prat. , Joum. gen.,
Transact. m6d. , Gaz. möd. u. s. w. Auch übersetzte er aus dem Englischen
Abercrombie's „Des maladies de Venciphale et de la moelle ipinüre" (1835).
Seit längerer Zeit lebt er als M^decin honoraire der Hospitäler in Zurtickgesogen*
heit als Nestor der Pariser Aerzte.
V apere au, 5. 6dit. I, pag. 792. — Sachaile, pag. 318. — Callisen, TU,
pag. 126; XXVIII, pag. 175. 6.
Gfendron. Von den verschiedenen Aerzten dieses Namens sind nur folgende
nennenswerth :
1. Claude-DeshaisG., geboren in der Beauce, studirte in Montpellier,
war Arzt des Bruders von Ludwig XIV., später Arzt des Herzogs von Orleans,
eine Stellung , der er nicht nur eine grosse Praxis , sondern auch freundschaftliche
Beziehungen zu damaligen Gelehrten und hervorragenden Männern der Wissen-
schaft verdankte (Boileau u. A.). Im Alter verliess G. Paris und ging nack
Auteuil, wo er sich mit Philosophie beschäftigte und 87 Jahre alt am 3. September
1750 starb. Er hinterliess: „Recher ches sur la nature et la guSrtson des Cancers''
(Paris 1700). G. empfiehlt zur Heilung des Carcinoms einzig und allein die
Exstirpation und kämpft gegen den Geheimmittelschwindel bei dieser Krankheit
Zur Beruhigung bei den Schmerzen empfiehlt er nach dem Vorgange seines Oheims,
des Abb6 G., die örtliche Anwendung der Belladonna.
Biogr. m6d. IV, pag. 380. — Dict. hist. II, pag. 517. Pgl.
2. Louis-Florentin-Deshais G. , Neffe des Vorigen, geboren in
Orleans , studirte in Montpellier und Hess sich dann in Paris nieder , wo er später
(von 1762 ab) an der ficole de Chirurgie die Stelle eines Professors und Deraonstraton
der Augenheilkunde bekleidete. Seine Arbeiten beziehen sich hauptsächlich auf
jenes Gebiet der Medicin. Sein: „Traiti des maladies des yeux^ (Paris 1770)
war ein in vieler Beziehung mustergiltiges Buch und noch zu Anfang dieses Jahr-
hunderts galt es nicht als veraltet.
Biogr. m6d. IV, pag. 380. — Dict. hLst. II, pag. 73.
3. Pierre-Andr6 G. , Grossneffe von 1., geboren 1765 zu Bueil in
der Tourraine, studirte Anfangs seinem Vater zu Liebe Jura, später Medicin in
Paris. Im Alter von 22 Jahren Dr. med., prakticirte er später mit grossem Erfolge
in La Chartre-sur-Loir (Sarthe), wo er am 17. April 1814 starb. Drei Söhne von
ihm waren gleichfalls Aerzte. G. hat nur einige Memoiren geschrieben (in den
Veröffentlichungen der Soci^te de mödecine de Paris und in den Annales cliniqnes
de Montpellier).
Biogr. m6d. IV, pag. 380. PgL
*(ienersicli, Anton G., in Klausenburg, geboren zu Tymau in Ungarn
am 4. Februar 1842, absolvirte die medicinischen Studien in Budapest 1860 bis
1865, wurde daselbst 1865 zum Dr. med. und 1868 zum Dr. chir., Magister der
Geburtshilfe und Augenheilkunde promovirt, war Assistent bei der Lehrstelle flr
pathologische Anatomie unter Professor Dr. L. v. Aeanyi, 1865 — 1868, nnd
6ENERSICH. — GENEST. 521
zugleich städtiBcher Prosector im Rochusspital und im Einderspital. Auf einer
wissenschaftlichen Reise in Deutschland arbeitete er bei Prof. F. v. RECKLiNGh
HAUSEN in Würzburg (1868 — 69), dann bei S. Stbickfe und C. v. Rokitansky
in Wien, bei Ludwig Hüppert und E. Wagnee in Leipzig, bei R. Virchow
in Berlin. Seit 1870 war er Professor der pathologischen Anatomie und gericht-
licbeif Medicin an der Chirurgenschule und ist seit 1872 Professor der patho-
logischen Anatomie an der k. ungarischen Universität in Klausenbnrg. Er war
wiederholt gewählter Prodecan und Decan der medicinischen Facultät und 1877/78
Rector der k." Universität daselbst, Vicepräses und Präses des Vereins der Aerzte
und Naturforscher in Klausenburg. Von seinen Arbeiten erschienen in deutscher
Sprache: „Multiple Neurome*' (ViRCHOw's Archiv, XLIX) — „Zur Lehre von
den Saficanälchen in der Cornea" (Wien. Med. Jahrbücher, 1, 1) — „Die Aufnahme
der Lymphe durch die Sehnen und Fascien" (Berichte der sächsischen Akademie
der Wissenschaften 1870) — „Beitrag zur Anatomie und path, Anatomie der
am sympath, Bauchgeflechte des Menschen befindlichen Tacini! sehen Körperchen"
(Wien. Med. Jahrbücher 1876). In ungarischer Sprache: j,Ein Fall von Trichinosis
beim Menschen mit Fütterungsoersuchen" (Orvosi hetilap 1868) — „Antwort
auf Prof. Scheuthauers Kritik, (Sectionsmethode betreßendj" (Orvosi hetilap
1874, 76, 7 7, 78) — „Akephalus parakephalus" (1880) — „Beitrag zur Pathologie
der amyloiden Degeneration (Orvosi hetilap 1884) — y^Berickt ilber die auf dem
Streckenhau Klausenburg - Kocsärd vorgekommenen Erkrankungen^ (Erd61yi
Museum Kolozsvär 1875) — „2>te Lehr- und Lernfreiheit auf der Universität
und die Rigorosen-Ordnung" (Rectorsrede 1877) — „Können Frauen Aerzte
sein?" (Klausenburg 1880) — „Anatomische und path. -anatomische Demon-
strationen und Beschreibungen" (Orvosi hetilap 1866, 1867) — „Herzkrank-
heit und Lungenschwindsucht f Uterus septus und Vagina duplex" (1868) —
,fEin Fall von Leukämie, Beschreibung syphilitischer Gebilde. Geheilter Schuss
durch den Brusticorb, necrotische Knochensplitter in einer Gaverne und Knochen-
transplantation in das Lungengeivebe" (Kolozsväri orv. term^sz. tärs. firtesitöje
1876) — „Herstellung und Cofisercirung norm, und path. Schnitt-Präparate
von gefrorenen Leichen" (Ebenda 1876) — „Cholesteatom bei Otitis interna
mit Vaguspneumonie" (Ebenda 1877) — „Plötzlicher Tod durch Embolie
der Lungenarterie" (Ebenda 1877) — „ Cover nöses Lymphangiom in der kleinen
Magencurvatur" (Ebenda 1877) — „Einfache Nieren und angeborene Lage-
Veränderungen der Nieren" (Ebenda 1878) — „Ein uralter Schädel" (Ebenda
1876) — „Hirnloses Monstrum mit Gesichts- und Bauchspalte" (Ebenda 1878) —
„Cavernöse Geschvmlst der Leber nach Embolie der Pfortader" (Ebenda 1880) —
„Gehimabscess mit Lähmung der gegenseitigen Extremitäten^^ (Ebenda 1880) — ►
„Diprosopus triotus" (Ebenda 1881). — Medicinische Referate im Erd^lyi Museum
1875, 76, 77 und im Orvosi szemle 1882. ^ Scheuthauer.
Genest, Jean-Louis G. , zu Paris, war in Montrichard (Loir-et-Cher)
geboren, wurde, nachdem er Charles Bbll's „Etposition du Systeme natural
des nerfs" (Paris 1825) tibersetzt hatte, 1827 zu Paris mit der These „Tableau
des maladies observ4es ä la clinique de M. le prof. Rdcamier pendant le
pr emier trimestre de 1826, avec des rSflexions sur ces maladies" Doctor. Als
Chef de clinique im Hotel-Dieu veröflfentlichte er in den folgenden Jahren ver-
schiedene klinische Mittheilungen, z. B. in den Arch. g6nör. de m6dec. 1829, 30, 31) :
„Recherchea sur Vaffection dpiddmique qui rSgne maintenant ä Paris" -^—
„AnSvrysme vrai de la sou^-clavihre droite opSrS d^aprhs la m^thode de
Wardrop, mort le 9.jour apr^s VopSration" par Düpüytrbn — „Recherches
sur le rhumatisme articulaire" — „Obs. d'un anSvrysme du tronc brachio»
cepkalique" — „Aortite" (Revue m6d. und Journ. des progrös des sc. m6d.
1829) u. s. w. Später gab er heraus: A. P. Chomel „Legons de clinique mMi-
cale, faites h V Hotel-Dieu de Paris" (Paris und London 1834) — „Recherches
522 GENEST. — GENSOüL.
8ur quelques points de VStude de la gangrh^ pulmonaire" (Paris 1837). V<m
1832-38 war er bei der Redaction der Gazette m6dieale de Paris betheiligt nnd yfx-
fasste noch eine Anzahl weiterer Aufsätze, theils in derselben, theils in den Areb.
gen^r. de m6d. und der Encyelographie des sc. m6d.
Callisen, VII, pag. 131; XXVIII, pag. 176. G.
Genga, Bernardino G., geboren 1655 zu Mandolfi (Urbino), Dr. phil.
et med. , war Professor der Anatomie und Chirurgie in Rom und Wundarzt am
Hospital Santo Spirito. Er starb 1734. In seinem Lehrbuch „Anatamia chirurgica''
(Rom 1672; 1675; Bologna 1687) betont er besonders die Bedeutung und Koth-
wendigkeit gediegener anatomischer Kenntnisse für die Chirurgie ; auch lehrt G.
den Werth der Anatomie für Künstler schätzen in seiner Schrift: „AncUomia per
uso ed intelligenza del dtsegno^ (Rom 1691). Uebrigens gehörte G. zu Denjenigen,
die die neue Lehre vom Kreislaufe des Blutes aceeptirten; nur wollte er die Ent-
deckung desselben dem Fra Paolo Sarpi zuschreiben, welcher bei Fabrizio
Harvey's Mitschüler war und die Venenklappen kannte.
Biogr. in6d. IV, pag. 381. — Dict. hißt. II, pag. 517. Pgl.
Geniates, s. Simon von Genua.
Gensel, Johann Adam G. , geboren am 26. October 1677 in Oeden-
burg (Ungarn), studirte zuerst Theologie, später aus Gesundheitsrücksichten Hedicin
in Jena, wo er unter dem Präsidium Wbokl's 1699 zum Dr. med. ernannt warde.
G. reiste dann nach Italien, hielt sich zwei Jahre in Padua auf, kehrte dann naeh
Ungarn zurück, wo er erst in Eisenburg, später in Oedenburg prakticirte und ab
Arzt des Fürsten Esterhazy, Mitglied und von 1714 Präsident-Adjunct der
kais. königl. Akademie der Naturforscher am 31. August 1720 starb. Seine
Schriften „Dtssert, med, aegrum ischuria laborante exhibenti" (Jena 1699), sowie
„ Thesen pMlosophico-medicae*' (1703, Fol.) sind nicht von Bedeutung.
Biogr. m6d. IV. pag. 381. Pgl.
Gensoul, Joseph G. , zu Lyon, berühmter Chirurg, war daselbst am
8. Januar 1797 geboren, trat 1814 in das dortige Hötel-Dieu unter Boüchet und
Janson, ging 1822 nach Paris, schloss sich besonders Lisfranc an und wurde
1824 daselbst Doctor mit der These: „8ur la rSunion immddiate des plaies aprh
Vamputation des membres^. Nach Lyon zurückgekehrt, übernahm er 1826 eine
Hospital-Abtheilung, wurde später Chef-Chirurg des Hötel-Dieu und flahrte daselb^
als der Erste (1826) die Totalresection einer Oberkieferhälfte aus. Als Mann der
That mehr als der Feder, *machte er sich durch diese und andere kühne, zu jener
Zeit noch wenig oder kaum gemachte Operationen, wie die Exstirpation der
carcinomatösen Parotis (1827) u. s. w. bekannt. Die Verbesserungen, die von ihm ia
die chirurgische Technik eingeführt wurden, betrafen insbesondere die Rhinoplastik,
eine Methode der Plastik im Gesicht, die Operation der doppelten Hasenscharte, den
Katheterismus des Nasencanals, des Thränensackes, die Cauterisation der Varices, die
Cauterisation der Cornea, die Einführung des Verfahrens par embrochement bei
der Exstirpation von Balggeschwülsten, Lipomen u. s. w. Ueber diese und andere
Operationen und Beobachtungen berichtete er in folgenden Mittheilungen in de&
Archives gen6rales de m6d. (1829): „Tumeur carcinomateuse trh-voluminfuse
situ6e ä la tete, enlevSe avec succ^ par la Itgature*^ — „Cancer de la langni,
h'gature partielle de cet organe, suivie de gu^rison**. Namentlich in dem von ihm
zusammen mit Alphonse Düpasqüier von 1830 an herausgegebenen „Journal
clinique des hopitavx de Lyon^ finden sich in dem ersten Jahrgange zahlreiche
Publicationen von seiner Hand: „ExposS de quelques Operations pratiquSes dans
It biU de corriger certaines dtff'ormitSs de la face^ — „Inßammation de«
muscles de la rSgion supSrieure du cou^^ — „Note sur une hemorrhagie fyi-
demtque" — „Nouveau procedS paar extraire les corps dtrangers volumineux
introduits dans Voesophage^ — „Observations et rSfiexions sur les aceoucht-
GENSOUL. — GENZMER. 523
ments compUqtUa par la pr4sence des tumeurs develappies dana lea partes
molles de Pappareil ginital de la femme" — „Quelques consid^ations aur la
manüre de corrtger les difformüda qui risukent des odMrencee vicieusea^ —
„Tumeur fibreuae de la dure-m^e** — „Obs. dune tumeur cancireuse s'4le^
varU ä la partie supSrieure de V\um4ru8y et entourant Vipaule gauche**. Von
gpftteren Arbeiten sind anzuführen: „Lettre chirurgicale sur quelques maladies
graves du sinus maxülaire et de Vos maxülaire infSneur'^ (Lyon 1833 , av.
atlas fol.) — „Mayen h employer pour arrSter la propagation du choldra
Spiddmque" (Monitenr des höpit. 1834) — „Nouveau procSdd pour opSrer les
pdypes de la matrtce*^ (Lyon 1851) — „Sur le mdcanisme de la viaion.
Beponse ä M, Serre (d^Vz^)*' (Gaz. des höp. 1851) — „Prophylaxie du choUra^
(Monit, des höpit. 1854) u. s. w. Sein Tod erfolgte nach längerem Leiden am
5. November 1858. — Er war ein sehr glücklicher Operateur; seine Stein- und Bruch-
schnitte waren von unerhörtem Erfolge begleitet, seinem erfindungsreichen Geist hat
die Chirurgie Manches zu danken, wenngleich seine chirurgischen Leistungen, da
er in der Provinz lebte, weniger bekannt geworden sind, als wenn Paris der
Schauplatz seiner Thätigkeit gewesen wäre.
Bonnet, P^trequin, Desgranges, Potton in Gaz. m6d, de Lyon. 1858,
pag. 449; 1861, pag. 101, 132 (nicht zugänglich). — Deutsche Klinik. 1858, pag. 471
(Parequin). — Dechambre, 4. S6rie, T. VII, pag. 706. Gurlt.
'' Geiitile da Puligno (Fülgineüs , Fdlginas , de Gentilibus) , Sohn
eines (später) in Bologna ansässigen Arztes , ist im letzten Drittel des 13. Jahr-
hunderts in Foligno geboren. Er hatte in Bologna unter Taddko Alderotti, dem
Begründer der scholastischen Medicin, studirt und war hier zum Professor der
Medicin ernannt worden. Im Jahre 1337 folgte er einem Rufe als Professor und
Leibarzt des Grafen Ubertino von Carrara, Gebieters der Stadt Padua,
dahin, 1345 siedelte er nach Perugia über und hier ist er am 12. Juni 1348 an
der Pest (dem schwarzen Tode) gestorben; der Leichnam wurde nach Foligno
gebracht und in der Eremitenkirche daselbst beigesetzt. G. war einer der berühm-
testen Aerzte seiner Zeit und Verfasser zahlreicher Schriften, unter welchen seine
„Consilta peregregria ad quaevis morborum corporis humani genera" (zuerst
8. 1. e. a., später Pavia 1492, Venedig 1503 fol. im Druck erschienen) — eines der
frühsten derartigen casuistischen Sammelwerke — den ersten Platz einnimmt.
Ausserdem hat er zahlreiche Commentare, namentlich „Expositiones in Canonein
Avicennae** (Pavia 1477, Venedig 1520 gedruckt), eine wegen der dem Geschmacke
jener Zeit besonders zusagenden subtilen Auslegungen mit dem Titel „Anima
Avicennae*^ geehrte Schrift, ferner Commentare zu den Schriften des Aeüidiüs
CORBOLIENSIS „De urinis et pulsibus" u. v. a. verfasst, — Er ist nicht mit GilNTILE
DA CiNGüLO (aus Cingoli, Prov. Macerata) zu verwechseln, welcher 1295 als
Doctor logices in Bologna gelebt hat.
Giuseppe Girolamo, Sopra Gentile da Fuligno, medico illustre del secolo 14.
Xapoli 1844, und Henschel, Janus, J853, N. F., II, pag. 410. A. Hirsch.
Gentile» Francesco G., zu Neapel,, war früher Arzt der preussischen
Legation in Constantinopel und diente darauf bei der französischen Armee zu
Nizza, wo er ein „Description succincte historique, physique et pratique de la
eure de quelques pestijeres^ (um 1800) veröffentlichte. In Neapel war er Ober-
arzt am Militär-Hospital della Cristalliera und Primararzt am Sped. gen. della
Trinita. Er gab daselbst heraus: „Sul colera asiatico curato nello sped. milit.
della Cristalliera di Napoli^ (Neapel 1837).
Callisen, VII; pag. 136; XXVII f, pag. 179. ü.
*Genziner, Alfred G., in Halle a. S., geboren zu Marienwerder in West-
Preussen am 19. April 1851, studirte in Halle, Königsberg und Leipzig, wurde
1873 in Halle Doctor und war daselbst 6 Jahre Assistent in R. Volkmann's
Klinik. Er ist seit 1878 Docent der Chirurgie, seit 1884 Prof. extraord. in Halle
624 GENZMER..— GEOFFROY SAINT-HILAIRE.
und treibt daselbst chirurgische Praxis. Schriften: „Die Sinneswahrnehmungen
des Neugeborenen** (Halle 1873) -^ „Die Hydrocele und ihre Behandlung
durch den Schnitt bei antiseptischer Wundbehandlung" (in Volkmann's SammL
klin. Vorträge, 1878) — „ Veber septisches und aseptisches Wundfieber** (mit
R, Volkmann) — „Lehrbuch der speciellen Chirurgie** (Theil I, 1884). ^ .
Geoffroy, fitienne-Frangois G., geboren in Paris am 13. Februar
1672 als Sohn eines Apothekers und mütterlicherseits als Enkel des bertthmten
Chirurgen Devaüx, erhielt eine speciell naturwissenschaftliche Erziehung und wurde
zuerst Apotheker. Nachdem er 1693 seine pharmaceutische Prüfung bestanden, ging
er nach Montpellier, wo er nebenher eifrig Medicin studirte. Dann machte er ver-
schiedene Reisen in Sttdfrankreich, nach England 1698 als ärztlicher Reisebegleiter
des Grafen von Tallard, nach Holland und nach Italien. 1700 entdeckte er
seinem Vater seine ernstliche Absicht, sich ausschliesslich der Medicin zu widmen,
studirte von Neuem in Paris, wo er am 26. August 1704 Dr. med. wurde. Später,
1709, wurde er zum Professor der Materia medica in Paris an Toürxefort's
Stelle ernannt, sowie zum Mitgliede der Akademie der Wissenschaften. Er starb
am 6. Januar 1731 an der Phthisis , 59 Jahre alt. Sein Hauptwerk Lst: „Trac-
tatus de materia medica** nach seinem Tode von DE Coürcelles, (3 voll., Paris
1741; französ. Uebers., Ebenda 1741—43; deutsch Leipzig 1760 — 65; englisch
London 1736) herausgegeben.
Biogr. m6d. IV, pag. 384. — Biet. hist. II, pag.|520. Pgl.
Geoflfroy, Etienne-Louis G. , geboren zu Paris am 2. October 1725
als Sohn des Vorigen, zeigte schon früh einen Sinn für Naturwissenschaften und
Medicin, welcher letzteren er sich widmete. Seit 1748 Dr. med., besuchte er
Anfangs noch die Hospitäler unter Bourdklin's Leitung, fing dann später erst zu
prakticiren an und beschäftigte sich in seinen Mussestunden hauptsächlich mit Zoologie
und vergleichender Anatomie, wovon auch seine Werke handeln (Naturgeschichte
der Insecten, über das Gehörorgan vom Menschen, Reptilien und Fischen). Nadi
40jähriger Praxis in Paris zog er sich nach Chartreuve bei Soissons zurück, wo
er, 85 Jahre alt, am 11. August 1810 starb. Seine medicinischen Schriften
beschränken sich auf wenige kleinere Abhandlungen über den Aderlass , über den
Nutzen tiefer Incisionen bei Quetschwunden, über Bruchbandagen etc.
Biogr. m6d. IV, pag. 383. — Dict. hist. II, pag. 521. PgL
Geoffroy Saint-Hllaire , fitienne G. , geboren am 15. April 1771 in
Etampes (Scine-et-Oise) , studirte, obwohl von seinen Angehörigen für den geist-
lichen Stand bestimmt, Naturwissenschaften, Anfangs speciell Mineralogie, wurde
im Jahre 1793 zum Demonstrator des naturwissenschaftlichen Cabinets und später
zum Professor der Zoologie am Jardin des plantes in Paris ernannt. 1798 machte
er die ägyptische Expedition mit und gründete in Cairo das Institut ftir Wissen-
schaften und Künste. Am 14. September 1807 wurde er Mitglied des Instituts
und am 20. Juli 1809 Professor der Zoologie an der medicinischen Facultät. Im
Jahre 1810 wurde er mit einer wissenschaftliche^ Mission nach Portugal betraut.
1815 nahm er ein Mandat als Mitglied der Deputirtenkammer für seine Heimat
an. Er starb am 19. Juni 1844. G. war ein Naturforscher ersten Ranges, besonders
auf dem Gebiete der vergleichenden Anatomie. Das Studium der organischen Miss-
bildungen und Missgeburten erhob er unter dem Namen Teratologie zum Range
einer Wissenschaft f„Trait4 de teratologie** Paris 1832). Berühmt geworden
ist G. durch sein Werk ^^Philosophie zoologique** (Paris 1830) und den sich
daran kntlpfenden wissenschaftlichen Streit mit Cdvibr, in dem G. als das Haupt
der französischen Naturphilosophen die natürliche Entwicklungstheorie und moni-
stische Naturauflfassung vertrat, worüber auch G.*s Ansichten in seiner Schrift:
„Sur le principe de Vuniti de composition organique** (Paris 1828) naebzolesen
sind. G. war darin ein Vorgänger von Darwin. Bekanntlich blieb in dem Streite^
J
GEOFFROY SAINT-HILAIRE. — GEOGHEGAN. Ö2ö
für den sich auch Goethe lebhaft zu Gunsten G.*'» interessirte, Od vier Sieger.
Von sonstigen Schriften G.'s, dessen Biographie sein Sohn Isidore 1847 ver-
öffentlichte, sind zu nennen: „Philosophie anatomtque^ (Paris 1818) und „Eistoirß
naturelle des mammifh'es^, p j
Geoflroy Saint-Hilaire, I s i d o r e G., als Sohn des Vorigen am 1 6. December
1805 zu Paris geboren, studirte Medicin, war erst Gehilfe am zoologischen Museum,
ging dann als Professor der Zoologie nach Bordeaux, wurde 1841 nach dem
Rflcktritt seines Vaters an dessen Stelle zum Professor der Zoologie am Museum
der Naturgeschichte, 1844 zum General-Director der Studien ernannt und starb
am 10. November 1861. G.'s Schriften beziehen sich fast nur auf naturwissen-
schaftliche Gegenstände (Naturgeschichte der Insecten und Mollusken), resp. auf
vergleichende Anatomie (über den Hermaphroditismus, allgemeine und besondere
Geschichte der Anomalien in der Organisation beim Menschen und den Thieren u. s. w.).
Pgl.
Geoffroy de ViUeneuve, Ren6-Claude G. , zu Paris, war als Sohn
des £tienne Louis G. daselbst am 24. März 1767 geboren, wurde 1802 dort
Doctor mit der „Dias, sur Vemploi des exiUoires dans les maladies des pournons**,
nachdem er als Naturforscher sich von 1785 an zwei Jahre am Senegal aufgehalten
und als Militärarzt in San Domingo gestanden hatte. Er wurde 1806 zum Arzt
am Hötel-Dieu in Paris ernannt, indem er sich bei der Bekämpfung mehrerer
Epidemien, die unter den spanischen und deutschen Kriegsgefangenen ausgebrochen
waren (in Autun 1805, Troyes 1807, Limoges, Bayonne) sehr bewährt hatte. Er
blieb in jener Stellung 22 Jahre und verfasste eine beträchtliche Zahl von Artikeln
fflr das Dict. des sciences mMicales aus der medicinischen Naturgeschichte und
der Pathologie, desgleichen für die Encyclop6die m6thodique. Er starb zu Nauroy
bei Neuilly-Saint-Front (Aisne) am 26. Juli 1831.
I M6rat in Transactions medicales T. VT, 1831, pag. 139. G.
(}60ghegail| Edward G., zu Dublin, war Surgeon am General Dispen-
sary und hat sich namentlich um die Lehre von der Syphilis und die von den
Hernien verdient gemacht. Er schrieb über die erstere: „Practical observattons
an the nature and treatment of some exasperated symptonis attending the
venereal dtsea^e" (London 1801) — „Appendix containing thoughts on the
nature and management of venereal bttbo, particularly in its obstinate State"
(Ebenda 1803) — „Commentaries of the treatment of the venereal disease . . .
a second edition of a former publication on that subject etc. With an appendix
on strictures of the Urethra, and on morbid retention of urine" (London 1814).
In Betreff der Hernien finden sich von ihm: „A commentary on the treatment
of ruptures, particularly in a State of Strangulation" (Ebenda 1810) — „Gases
of strangulated hemia; with remarks and further reflexions on that disease"
(Edinb. Med. and Surg. Joum. 1811) — „A letter to John Abernethy, Esq,,
on the subject of hemia" (Ebenda 1824) — „Further remarks on hemia, . . .
and in defence of views and suggestions torpards improvement of the treat-
ment; in a letter to J, Abernethy" (Dublin 1826) — „On strangulated
hemia" (Lond. Med. Repository, 1826). Ausser einigen Aufsätzen in den Transact,
of the Associat. of the King's and Queen's College of Physic. in Ireland (1817),
wie: „Gase of abscess of the liver" und „Gase of enormous distension of the
Colon**, gab er noch heraus: „Sucdnct practical observations on the ejfect of
hloodletting , . , . to which are added observations on visceral inflammation
after parturition" (London 1833).
Oallisen, VIT, pag. 151; XXVII F, pag. 183. G.
Geoghegan, Thomas Grace G. , zu Dublin, wurde 1830 Fellow des
Royal College of Surgeons of Ireland, 1832 in Glasgow Doctor. Er war in Dublin
Surgeon des City of Dublin Hospital und des Hospital for Incurables; auch war
526 GEOGHEGAN. ^ GEOBGIADES.
er 25 Jahre lang, bis zu seinem am 24. December 1869 erfolgten Tode, Professor
der geriohtliehen Medicin bei dem College of Sargeons and war, als Autorität in
jenem Zweige des Wissens, viele Jahre lang der Rathgeber der Regierang in
gerichtlich-medicinischen Fällen. Ausser zahlreichen anderen Aufsätzen im Dublin
Quart. Joum., Dublin Med. Press, London Med. Gazette, seien von seinen Arbeiten
hier nur erwähnt aus der Dnblin Med. Press (1847): ^0» ampiUatian oftke
foot" — „On sudden death from obstruction of the windpipe^ und aus dem
Dublin Quart. Joum. (1851): „On arsenical poisonmg^ ; femer die kleine Schrift:
„Clinical study ^ its means and method; a lecture^ (Dnblin 1862).
Lancet 1870, I, pag. 29. G.
Gsorge, John Durance G. , zu London, war 1815 geboren, studirte
im üniversity College, war House-Surgeon bei LiSTON und veröffentliehte einige
physiologische Abhandlungen über das Nervensystem : „ ContribiUtan to the httt&ry
of the nervoua System" (Lond. Med. Gaz. 1838) und „On the ^cctto-motory
fwactions"^ Er widmete sich später der Zahnheilkunde und wurde Surgeon-Dentist
des üniversity College Hospital und Lehrer der ersteren, die er, bei seiner
gründlichen ärztlichen Bildung, auf eine gleiche Stufe mit der Medicin und Chirargie
zu bringen versuchte. Ein Lehrbuch derselben, zu welchem er bereits die Materialien
gesammelt hatte, erschien, in Folge seines vorzeitig, am 28. November 1851,
eingetretenen Todes nicht.
Lancet. 1851, II, pag. 570. G.
(Jeorget, fitienne-Jean G. , geboren in Veraon bei Tours am 9. April
1795, studirte von 1812 ab in Paris MQ.dicin. 1816 an der Abtheilung für Geistes-
kranke in der Salpetri^re beschäftigt, war dieser Umstand fOr die ganze kflnftige
Richtung der Arbeiten G.'s entscheidend. Er widmete sich speciell der Psychiatrie
und gewann noch als Schüler den EsQüiROL*schen Preis durch seine Arbeit : „Si^r
les altSrations que Von trouve dans les cadavres des altSn^", Bald erschienen
auch seine Schriften: „De la folie"^ (Paris 1820) — „ConsidSrations snr cät^
malddie" und „De la physiologie du systhne nerveux et spScialement du cerveau"
(Paris 1821), die in der Geschichte der Psychiatrie eine gewisse Bedeutung
erlangt haben. G. , der im Alter von nur 33 Jahren im Mai 1828 an Lungen-
schwindsucht starb, ist Mitbegründer der Zeitschrift Archives gönerales de mMecine
und hat etwa 21, meist in sein Specialfach schlagende Artikel für das Dictionnaire
de mödecine verfasst. Ausserdem rührt von ihm ein Werk über die Psychiatrie in
Beziehung zur forensischen Medicin her.
Dict. bist. II, pag. 523. Pgl.
Georgi, Christoph Andreas G., geboren am 16. November 1768 in
Cölleda, wo sein Vater Chirurgus war; dieser siedelte bald nach des Knaben
Geburt als Leib-Chirurgus nach Weimar über. Er studirte in Jena (besonders bei
LoiifiR) und auf der medicinischen Militär-Akademie in Dresden, wurde naeh
Vollendung seiner Studienzeit Compagnie-Chirurgus in Naumburg, erwarb sieh hier
eine ausgedehnte Praxis und in .weiteren Kreisen einen Namen durch EinflShrung
der Kuhpockenimpfung. 1804 wurde er nach Dresden versetzt, machte dann
die Napoleonisehen Kriege mit und leistete auf den Schlachtfeldern, namentlieh bei
Wagram, Vorzügliches. Er wurde Regiments-Chirurgus und dirigirender Arzt des Gar-
nisonsspitales in Dresden und starb als solcher am 27. November 1834. Er verfaaste
eine Schrift: ;, Ueber weit um sich greifende und tief eindringende Verbrennungen;
ein Beitrag zur Monographie dieser Verletzungen*' (Dresden und Leipzig 1828).
Callisen, VII, pag. 153; XXVIII, pag. 184. — Neuer Nekrolog der Deutschen
Jahrg. 12, 1834, Thl. 2, pag. 1012. . Küssner.
Georgiades, Anastasius G. , griechischer Arzt, war zu Philippopd
geboren, wurde 1797 in Jena Doctor mit der Diss.: „De morbis uteri secundum
librum Hippocratis Tcepl Yuvaxe(T]; (puaeo)?" (4.). Er scheint sich in Wien, Paris u. 8. w.
GEORGIA D£S. — GERARDUS. 527
aufgehalten zu haben. Am erstgenannten Orte sehrieb er: „Anttpanacea 8. de
causis quae morbos dijftcües curatu vel insanabües ^ licet per se non tales
gint, plerumque reddunt" (aueh grieohisch; Wien 1810; 1814). üeber die Pest,
znm Theil naeh eigenen, von ihm in der Walachei gemachten Erfahnmgen ver-
üasste er folgende Schrift: „llupeToO 7re(i.9iYü)^oi>; ?| XoiaoO a^pi9(U)l^' (Paris, London,
Wien 1832) — „M^, sur la contagion des maladtea exotiquea, telles que la
peste Orientale, le chol^a-morbiiSy la fihrre jaune, etc." (Paris 1832).
Callisen, VII, pag. 154; XXVIII, pag. 185. G.
'''Gepner, Boleslaw G. , geboren zu Warschau am 1. November 1836,
studirte in Petersburg und wurde 1859 zu Warschan promovirt. Von 1861 — 1864
war er Secondararzt am ophthalmologischen Institut zu Warschau, 1865 — 1867
widmete er sich in Berlin unter v. Grabfb's Leitung seinem Fachstudium; seit
1878 ist er Primarius am Warschauer ophthalmologischen Institut, seit 1882 Vice-
prftses, seit 1885 Präses der ärztlichen Gesellschaft. Seine der Augenheilkunde
gewidmeten Aufsätze finden sich seit 1867 in den polnischen Journalen: Gazeta
lekarska und Medycyna. K. & P.
Gerardin, Nicolas- Vincent- Auguste G., zu Paris, war am
13. Februar 1790 in Nancy geboren, wurde 1814 in Paris Doctor mit der These
„Reckerches physiologiques sur les gaz intestinaux*' ^ umsegelte mit Paul Gaimard
zweimal die Erde und prakticirte eine Zeit lang in New Orleans, wo er das gelbe
Fieber näher kennen lernte, über das er, indem er sich auf das Entschiedenste
fttr dessen Contagiosität aussprach, folgende Schriften schrieb (mit AdriBN-Abmand
Gbos) : „Rapport fait h la Soc, mdd. de la Nouvelle-OrUans , sur la fövre
jaune qui a r^gnS Spid^iquement dans cette vüle, en 1817" (New Orleans
1818) — „Mhnoires sur la fihjre jaune, consid^rie dans sa nature et dans
ses rapports avec les gouvememens" (Paris 1820). 1824 wurde er mit der These:
„An morbi qui e fomite quodam nascuntur^ et miasmata intoxicatione (gallice
infection) disseminantur, a contagio legitime distinguendif Agr6gö der Facultät
und Arzt am Hospice de la Matemitö. Als Commissar der französischen Regierung
wurde er 1831 zum Studium der Cholera nach Russland gesandt und berichtete
darober, zusammen mit P. Gaimard, in folgenden Schriften: „Lettres adressdes
h M, le comte d^Argout du cholSra morbus en Russie^ en Prusse et en Autriche,
pendant les annSes 1831 et 1832" (Paris 1832 ; 2. 6dit. 1833) — „Documents
officiels sur la marche du choUra et sur Vhistoire des cordons sanitaires"
(Ebenda 1832). Auch in historischer Beziehung wurde von Beiden die für Europa
neue Krankheit erörtert in dem „Pr^cis historique et mddical de la peste de
Moscou enl771f compar4e h VipidSmie de choUra qui a r^gnS dans cette^ville,
en 1830 et en 1831" (Ebenda 1832). Später gab er noch eine „Notice sur la
peste de Moscou" (Möm. de l'Acad. de m6d. 1836). Er war Mitherausgeber der
Bibl. classique möd. und Mitarbeiter an der Revue m6d. und starb am 17. April 1868.
Vapereau, 2. 6dit, par. 727; 5. 6dit. II, pag. XXVII. — Dechambre,
4. Serie, T. VIH, pag. 523. — Callisen, VII, pag. 157, 222; XXVIII, pag. 186. ^
Gerardns. Diesen Namen führen mehrere zu allgemeinerer Kenntniss
gelangte Aerzte des Mittelalters, von welchen am bekanntesten sind:
l.'^erardus Cremonensis, 1114 in Cremona geboren, 1187 ge-
storben. Behufs des Studiums der arabischen Sprache hatte er sich nach Toledo
begeben, wo er auch den grössten Theil seines Lebens zugebracht und (wie es
heisst) auf Befehl des Kaisers Friedrichl. (Barbarossa) die meisten Schriften der
arabischen Aerzte (Rhazes, Sebapion, Abül-Kasim, Avicenna u. A.), auch einige
Schriften Oalbn's in's Lateinische übersetzt hat.
Pipin iD Muratori script. vir. Ital., IX, pag. 587. — Ejd. Antiqua Italia, III,
pag. 937. — Buoncompagni, Della vita e delle opere dl Gerardo Cremonese etc., Rom
1851. — Robolotti, Storia e stat. econ. e med. dell' Ospidale Maggiore di Cremona.
Cremona 1851, I< Paste storica.
528 GERARDÜS. — GEEDES.
2. Oerardus Salernitanud lebte gegen Ende des 12. Jahrhunderts
als bertthmter Arzt in Salemo , wo er auch Gelegenheit hatte , den Kaiser
Heinrich VI. zu behandeln. Er war ein eifriger Gäeist und Gegner des damals
bereits in die Schule von Salemo eingedrungenen Arabismus, wahrscheinlich
Verfasser einer oder der anderen der unter dem Namen des Gerakdus erachienenea
medicinischen Schrifken.
de Renzi, Collectio Salemitana. Napoli 1852, I, pag. 282.
3. Gerardus de Solo, wahrscheinlich im südlichen Frankreich ge-
boren , lebte im Anfange des 14. Jahrhunderts (wie ans einem Citate in der Schrift
von JOH. Gaddesden hervorgeht) und war Professor und, wie behauptet wird,
auch Kanzler an der medicinischen Facultät von Montpellier. Von seinen zahlreichen
Schriften sind: „Gommentarium super Vtatico** (Oonstantini) — „Introductortum
juvenum s. de regimine corporis humani in morbis^ , „Libellus de febrihW
und „Tractatus de gradibus medicinae^ (gesammelt Venedig 1505 und 1520 Fol.)
im Druck erschienen. Wegen seines Commentars zum Viaticum und des (nicht
gedruckten) Commentars zum IX. Buche Almansoris (von Rhazes), eines der
beliebtesten Lehrbücher seiner Zeit , war ihm der Beiname „Doctor mansuetns"
oder „Expositor" beigelegt worden.
Astmc, M6m. pour servir k rhistoire de la Faculte de Montpellier. Paris 1767,
pag- 169. A.Hirsch.
Gerber, Traugott, Botaniker, wurde in der Lausitz geboren, studirte
in Leipzig Medicin und erhielt am 29. Juli 1735 unter dem Vorsitz JOH. Zacharias
Platner*s den Doctorgrad („Diss, inaug, de thoradhus von Schnürbrüsten*^ 4.).
Er kam bald darauf nach Moskau und wurde 1735 als Aufseher des dortigen
Apothekergartens angestellt. Als im Jahre 1738, zur Zeit des türkischen Krieges,
die Pest herrschte und aus Moskau fast alle Aerzte zur Armee berufen warea^
musste G. die Stelle eines Hospitalarztes versehen und sogar in der Hospitalschule
in der Anatomie und Chirurgie unterrichten. 6. unternahm später, um Pflanzen zu
sammeln, eine Reise an die Wolga nach Simbirsk, Samara, Saratow, an den Don
und das schwarze Meer; die Frucht dieser Reise sind zwei im Manuseript
vorhandene Werke. 1742 wurde die Stelle eines Arztes bei dem Apothekergarten
aufgehoben und G. aus dem Dienst entlassen ; seine weiteren Schicksale sind unbekannt
Richter, Gesch. d. Med. III, pag. 442—3. — Tschisto witsch, CXXXVI.
L. Stieda.
Gerberon, Gabriel G., von dessen Lebensumständen fast nichts Näheres
bekannt ist (er war wahrscheinlich aus Vendöme gebtirtig), ist der Curiosität wegen
anzuführen, dass er die Anatomie in Verse gebracht hat in der folgenden, ans
2 Bttchem und 16 „Fleurons" (Vignetten) bestehenden Schrift: „Le bouquet
anatomique, oh sont d^ommSes toutes les parties du corps kumain et le lüu
de leur Situation, soierU os, veines, muscles, tendons, arth'es, nerfs, parties nobles,
parties genitales, m^e le coU de P komme et de la fernme" (Paris 1629, 4.).
Chöre au, Pamasse mödical. 1874, pag. 250. — Dechambre, 4. Sörie, T. VTII,
pag. 525. G.
Gerbesius (Gerbeziüs), Marcus G. , Arzt zu Laibach in Krain , ge-
storben 1718, hat eine grosse Anzahl medicinischer Beobachtungen in den Epbe-
meriden der Akademie der Naturforscher veröffentlicht und ist Verfasser ein«
Werkes : ;, Chronologia medico-practica exactam temporum, aurae tempestatum cfc.
descriptionmi continens^ (Frankfurt 1713, 4,), worin er auf die Bedeutung
meteorologischer Einflüsse fflr die Entstehung und den Gang von Exankheiten hinwei^.
Biogr. med. IV, pag. 392. — Dict. bist. II, pag 525. Pgl.
Gerdes, Johann G. , geboren in Stockholm 1656, studirte in Witten-
berg Medicin, prakticirte Anfangs in Stettin, war seit 1687 Professor in Hostock
J
GERDES. — GEEDY. 529
und seit 1^91 in Greifs wald, starb am 6. Januar 1700 und hinterliess mehrere.
Dissertationen Aber die Pest , Ruhr , Krämpfe, Angina, Wasserscheu, über Krank-
heiten durch Einbildung etq.
Biogr. m6d. II, pag. 393. Pgl.
Gterdessen, Immanuel Gt)ttIob G. , zu Glogau, war zu Linda bei
Görlitz am 2. Januar 1754 geboren, studirte in Leipzig und wurde daselbst 1778
Doctor mit der Diss. : „De sanguinis ex parte sideraia per venam eductione** (4.),
nachdem er bereits zwei andere Abhandlungen : „ Conjecturae quaedam de Uquore
amnii^ (Leipzig 1776, 4.) und „Quaedam de animalium albidiore colore^
(1777) verfasst hatte. Er war anfänglich Arzt in Lauban, wurde 1791 in Gltfgau
Professor der Gebu]:tshilfe , Assessor des Oollegium medicum et sanitatis und Stadt -
physicus und schrieb: „Pr. von den Ursachen der vridernatürlichen Geburten"
(Glogau 1791, 4.) — „Anleitung zur Oehurtshilfe für Hebeammen und Geburts-
helfer'' (Glogau 1798) u. s. w. Er starb am 20. April 1821.
Otto, Bd. I, Abth. 2, pag. 443; Supplem., pag. 113. G.
Gferdessen, Immanuel Gottlieb August G. , zu Seidenberg in der
Ober-Lausitz, war als Neffe des Vorigen daselbst 1793 geboren, studirte von
1814 an in Leipzig und Berlin und wurde am letztgenannten Orte 1818 mit der
Diss.: De proctotoreust" (über Atresia ani mit Beschreibung eines Speculura von
Kohlrausch) Doctor. Er liess sich in seiner Vaterstadt als Arzt nieder, starb
aber bereits am 26. December 1833. Es ist von ihm nur noch eine Abhandlung
in Hüfeland's Journal (1833) „Paralysis mu^culorum faciei hemiplectica" bekannt.
Callisen, VII, pag. 160; XXVIII, pag. 187. . G.
Grerding, Johann Ulrich G. sen., wurde geboren am 5. Februar
1676 zu Todinghaus^, einem Marktflecken des Herzogthums Bremen, besuchte
die Schule in Braunschweig, studirte dann drei Jahre Rechtswissenschaft in Halle.
Darauf war er Auditeur bei der kurbraunschweigischen Leibwache und später
Geheimsehreiber des Landgrafen Philipp von Hessen-Philippsthal , in dessen Dienste
er fünf Jahre blieb. Dann widmete er sich dem Studium der Medicin zu Leyden
und Utrecht und erwarb sich zu Harderwyk den Doctorgrad (Diss. inaug, de
vitriolo martts). Nachdem er 25 Jahre in Utrecht als praktischer Arzt gelebt,
ging er 1732 als Arzt in den Dienst der russischen Krone, blieb acht Jahre in
Hussland und kehrte dann nach Holland zurück. Auf Veranlassung einiger liv-
ländischer Edelleute zog er schliesslich nach Riga, wurde Arzt der livländischen
Ritterschaft und starb hochbetagt im Jahre 1764 in Riga. Er hat unter Anderem
verfasst: „Ovidii Briefe der Helden" (Leipzig 1706) — „Sinn- und lehrreiche
Parabeln" (Frankfurt 1711). In medicinischer Hinsicht ist G. bemerkenswerth
wegen seiner „Tinctura particularis, oder Chyl verbessernden Tinctur" (Riga
1753; 5. Aufl. Königsberg 1762), worin die Kräfte und Wirkungen der Anfangs
als Geheimmittel verkauften Tinctur geschildert werden. Im Jahre 1762 theilte G.
die Zubereitung der Tinctur , sowie die seiner Essentia Castorei und seines natur-
stärkenden Elixü^ dem Apotheker Rost in Riga mit, bei welchem von nun ab
jene Mittel zu haben waren. G. soll der Besitzer einer Bernstein-Sammlung
gewesen sein , in welcher sich ein besonderes Stück in Menschengestalt befand.
Gadebusch, Livl. Bibl. I, pag. 402—407. — Tschistowitsch, CXXXIV.
L. S t i e d a.
Gerdy, Pierre-Nicolas G. , zu Paris, berühmter Anatom, Physiolog
und Chirurg, war am 1. Mai 1797 zu Loches (Aube) als Sohn eines Bauers
geboren, kam 1813 zuerst nach Paris, hatte daselbst mit der Noth des Lebens
zu kämpfen, wurde jedoch 1817 Aide d'anatomie, 1821 Prosector, 1825 Chirurg
des Bureau central und 1828 der Pitie. Mit kaum 20 Jahren hatte er bereits
eine Lehrthätigkeit begonnen, die sich gleichmässig über die Anatomie, Physio-
logie, operative Chirurgie und Hygiene erstreckte und zu der später noch ein
Biogr. Lexikon. IT. 34
530 6ERDT.
Speoial-Unterrioht für Maler und Bildhauer hinzutrat. Seine ersten literarischen
Arbeiten und ein grosser Theil seiner späteren, Hberaus zahlreichen Arbeiten waren
der Anatomie und Physiologie gewidmet. In dem Bullet, de la Fac. de m6d. de
Paris (1818) erschienen zunächst: „MSm, aur V Organisation du coeur^ —
yyMSm. sur la circulation veinetise et M4m. aur la circulation pulmonaire^ —
„Description ana>t. d'un foetua nd ä terms avec un apina bifida*', ferner: j^De
la phyaiologie et de la moniere de prodder h Vi^ude de cette acience" (Jonm.
Gompl6ment. du Dict. des sc. möd. 1821). — „Eaaai de claaaißcation naturelU
et d*analyae dea phänomhiea de la vie" (1823) — „Examen des notes de
M. Magendie aur lea recherchea phyaiol. de Bichat" (1822). Mit der These:
„Beckerchea , diacuaaiona et propoatttona d*anatomie, de phyaiologie, de patho-
logie etc.^, welche mehrere seiner frflheren Arbeiten resumirte, wnnle er 1823
Doctor und nahm im folgenden Jahre an dem Concurse um die Stelle eines Agr^
Theil mit der These: „Quid medlcinae profuerunt vivorum animalium aectionest
Quid dtaquiaitiones microacopii ope inatitutße? Quid chemica experimentaP
Seine erste chirurgische Schrift war sein ;, Traitd dea bandagea et appareila de
pansement*' (Paris 1826, av. atlas; 2. 6dit. 1837 — 39; deutsche üebersetzong,
Weimar 1828). Ausser verschiedenen kleineren Aufsätzen (z. B. Aber die Sprache^
das Sehen , die Aponeurosen u. s. w.) schrieb er eine „Änalyae dStaüUe de
Vhistoire de la aantS, dea influencea qui la mod\fient etc.*' (Paris 1827) —
„Mim. aur Vinfluence du froid aur Vdconomie animale** (Arch. gönör.) —
„MSm, sur le micaniame de la marche de Vhomme** (Magendie, Joum. de
physiol. 1829). — „Note sur le parallele dea oa et dea articulations** (Ferussac,
Bulletin 1829). Es folgte seine „Anatomie dea formea extdrieures du corpt
humain, appliqude h la peinture^ ä la sculpture et ä la Chirurgie** (1829,
av. atlas; deutsche üebers. Weimar 1831) und die „Anatomie comparSe dea
forniea du corpa humain** (Joum. des artistes), mit denen er sich den Weg ftr
die ihm von Rechtswegen zukommende Professur der Anatomie bei der Akademie
der Künste zu bahnen hoffte, die ihm aber nicht zu Theil wurde. Er schrieb
darüber „Deux lettrea aur VÜection du prof, £anaJb, h Vecole des beaux-arts*'
(1830). Schon früher war er auch bezüglich der Hospitäler und der medicinischen
Facultät als Reform-Schriftsteller aufgetreten mit einer „Lettre ä MM. lea membres
du conaeil ginSral dea hopitaux aur la queation de aavoir a^il convient ou
non de conaerver dea chirurgiena en chef dana lea hopitaux civila** (1829) und
„B^organiaation de la FacultS de midecine**. 1832 erschien seine „Phyaiologie
medicale didactique et critique** und 1833 nahm er mit der These „Dea pclypea
et de leur traitement** an einem von Erfolg gekrönten Concurse Theil , indem er
danach zum Professor der Pathologie externe ernannt wurde. Es folgten jetzt
vielfach untermischt , theiis anatomisch-physiologische, theils chirurgische Arbeiten :
„De Vinfluence de la peaanteur aur la circulation et lea phSnom^nea qui en
dSrivent** (Arch. g6n6r. 1833) — „Determination dea leviera que forment la
colonne vertSbrale, lea fdmurs et lea tibiaa dana Vattitude verticale** (Revue
m^d. 1834) — „Obaervationa et rSflexiona aur le d^lacement du fSmur dam
la foase iliaque et Vichancrure aciatique** (Arch. g6n6r. 1884) — ^MSm. aur
la structure dea oa** (Bull. clin. 1835) — „M^. aur PStat matiriel ou ana-
tomique dea os maladea** (Arch. gön^r. 1836). Im Jahre 1837 wurde er endlich
auch zum Professor der chirurgischen Klinik und Mitglied der Akademie der
Medicin ernannt, Stellungen, die er sich mühsam hatte erkämpfen müssen. Seine
schriftstellerische Thätigkeit aber erlahmte nicht, viehnehr finden wir von ihm
auch nach dieser Zeit noch zahlreiche Publicationen in verschiedenen Richtongen,
u. A. : „Becherchea phyaiol. aur lea aenaationa en gin^ral** (Arch. g6n^. 1837)
— Mim. aur quelques faits pratiquea de Chirurgie*^ (Ebenda) — y^Di^coura
aur Vintroduction de Vair dana lea veinea** (Bullet, de TAoad. de mM. 1838) —
„Becherchea aur Vanat, pathol. dea tumeura blanchea*' (Arch. g6n6r. 1840) —
„Expiriencea aur la viaion** (Exp6rience 1840) — „Becherches sur VuniU de
i
QEBDT. 531
la pereeptiofi vimteUe^ (Ebenda) — „HiHortque mr lea travaux sur la viaion"
(Bdlet. de l'Acad. de mM. 1840) — „Remarques sur la vision des somnam-
bules" (Exp^rienee 1841; deutsche üebera. Quedlinburg 1842) — „M4m. sur
Us symptomes et la marche de Vinflammation des os" (Ebenda 1843) —
„locpSriences sur la r^uction des luxattons de V^aule" (Malgaigne, Journal
de chir. 1843) — „Retracture de tissus albuginds" (Ballet, de TAead. de mM.
1844) — „Sur la farmaHan d'un canal artißciel dans les cas cCoblüdrcUion
du canal nasal" (Joum. des eonn. ni6d.-chirurg. 1848) — „De V influenae de
la pesanteur et d'une Situation hasse sur la circulation et sur les maladies
ckirurgiccdes" (Ballet, de TAcad. de m6d. 1847) — „Nouveau procddS pour
Vop4raiion de la staphyloraphie*' (Ebenda 1848) — „Pathologie gSn^ale mmico-
ckirurgicale, etc," (Paris 1861) — „Chirurgie pratique compÜte" (Paris 1862, 56,
in Terscbiedenen Monographien ; deutsche Uebers. von Padl, Asch, Mbyeb, Breslau
1851, 52) — „De la piriostite et de la mMullite" (Arch. g6n6r. 1863) —
„RetÄerches sur la carie*' (Gaz. hebdom. 1854) — „Recherches sur la nScrose"
(Ebenda) — „Remarques sur la philosophie m4dicale" (Bullet, de TAcad. 1855)
— „De la eure radicale de la hernie inguinale'' (Arch. g6n6r. 1855) — „De
la gvirison des fistules profondes de Vanus** (Bullet, de thörap. 1855) und
viele andere Abhandlungen. Nach seinem am 19. März 1856 erfolgten Tode
erschienen noch, von P. Broca und E. Bbaugramd herausgegeben: „Milanges
ianatomie^ de physiologie et de Chirurgie** (2 voll. Paris 1875). — G. war
einer der originellsten und dabei fleissigsten und wahrheitsliebendsten Schriftsteller
seiner Zeit, der in der Anatomie, Physiologie, Chirurgie eine grosse Zahl der
werthyollsten Arbeiten hinterlassen hat. Dabei war er einer der glänzendsten
und gediegensten Redner, welche die Akademie der Medicin zu jener Zeit besass.
Nimmt man dazu, wie schwer er hat ringen müssen, um sich Geltung zu ver-
schaffen, wie ein grosser Theil seiner Zeit durch die Goncurse , durch seine Thätig-
keit in der Facuität und Akademie, durch Polemik, Politik, seine fortgesetzten
Stadien in der Geschichte, Literatur, den Eflnsten in Anspruch genommen war,
wie häufig er mit seinem Brustleiden zu kämpfen hatte, so ist die Wijllenskraft
und Energie, mit der er dies Alles geleistet hat, geradezu bewundemswerth,
zumal er sehr wenig dem Glflck, vielmehr Alles seinem Verdienste zu verdanken
hatte und seine äussere Erscheinung fOr den Fernstehenden wenig Anziehung besass.
B6clard in M6m. de l'Acad. de med. 1867-8, T. XXVHI, pag XVII. — Idem,
KoUce et portraits, pag. 107. — P. Broca in den obigen Melanges d'anatomie etc, pag. L
— Dechambre, 4. S6rie, T. VIII, pag. 532. Gnrlt.
Gerdy , Joseph-VulfrancG., zu Uriage bei Grenoble (Is^re), jüngerer
Bruder des Vorigen, war zu Loches am 20. März 1809 geboren, machte seine
Studien in Troyes und in Paris, unter den Auspicien seines Bruders, wurde 1837
mit der These: „Recherches et propositions d'anatomie, de pathologie^ de toco-
logie etc." Doctor und bereits 1839 mit der These: „Sur la question suicante:
de la rdsection des extrSmitSs artlculaires des os^ Agregö der Facuität für das
Fach der Chirurgie. Indessen hatte er schon auf die Empfehlung von Alibebt die
Stelle eines Inspecteur-adjoint der Quellen von Uriage übernommen und wurde
bald darauf, nach dem Tode seines Vorgängers , Inspecteur jenes Badeortes , für
welchen er Lebenslang, bis zu seinem am 16. September 1873 erfolgten Tode,
auf das Vortheihafteste gewirkt hat. Seine weiteren Schriften beziehen sich daher
nur auf balneologische Dinge: „Recherches sur les eaux d^ Uriage et sur Vin-
ßuence physiologique et thdrapevtique des diverses esp^ces de hains" (Paris
1839) — „Recherches expMmentales relatives h Vinfluence des bains sur
Forganisme" (Arch. g6n6r. 1838) — „Etudes sur les eaux minSrales dl Uriage etc,"
(Paria 1849) — „De la libertS ahsolue donn^e aux maladem dans Fusage des
eausc minirales, et de Vinspection Stahlie prls de ces eaux" (Paris 1864).
E. Beangrand in P.-N. Gerdy, M§langes d'anatomie etc. Paria 1875. T. IT,
pag. V. — Dechambre, 1. c. Gnrlt.
34*
532 GERHARO, — ,G3ERLACH.
Gerhard, Johann G., Pi'ofeseor in Tübibgen, lebte um di^ Mitte dos
17. Jahrhunderts. Seine Werke beschäftigen sieh mit der .Alchimie. Er schrieb:
fiPanaceäe hermetiöa6, sive meaicmae umversalü assettio ac defen»io elc^
(Ulm 1640) r— „Gommentatio . . , . tn Apertorium Maymidnäi LuUi^ de lapide
philosophorum ; etc." (Tübingen 1644).
Biogr. m6d. IV/ pag 394. .Pgl.
Gerhard (t), Karl Abraham 6., in Lerchenbotn (Kreis Ltiben) in
Schlesien am 26. Februar 1738 geboren, 1779 zum Bergrath ernannt, seit 1786
preussischer Finanzrath , schrieb über Materia medica , über die Bärentraube, eine
„Anweisung zur Heilung der vornehmsten inneren Krankheiten" (Berlin 1765),
sowie eine Reihe von naturwissenschaftlichen, speciell mineralogischen Schriften.
Er starb 1821.
Biogr. in6d. IV, pag. 393. Pgl.
Gerhard, William W. G. , zu Philadelphia, war 1809 geboren, war
oiu Schüler. von Loüis, später klinischer Professor, Arzt des Blackley Hospital, 1
Mit-Herausgeber des „Medical Examiner", Von seinen Arbeiten sind anznftihren:
ffObservations on the endermic application of medidne^" (North American Me4.
and Surg. Joum. 1830; zusammen mit. C. W. Pennock: ^Observations on the,
cholera in Paris" (Philadelphia 1832), femer: „On the diagnosis of diseases
qf the ehest ; based upan the comparison of their physical and general signs^
(Ebenda 1836 ; 2. edit. 1846 ; 1860) — ^Clinical guide, and syUalms ofa course
of lectures on clinicid medicine and pathology" (Ebenda 1837) — „A System
of practical medicine" (Ebenda 1840—42). Er starb 1872.
T. StewardBon in Transact. of the College of Physicians of Philadelphia. 18o3
bis 74. N. S., Vol. IV, pag. 473 (nicht zagänglich). — Index-Catalogae. V, pag. 382. ^
* Gerhardt, Karl Christian Adolph Jacob G., aus Speier, geboren am
5. Mai 1833, hatte in Würzburg Bambgrgek und Rinecker, sowie GRiEsrNOERzn
Lehrern und wurde 1856 promovirt. Im November 1861 wurde er als Professor
und Leiter der inneren Klinik nach Jena, im October 1872 in gleicher Eigen-
schaft nach Wtirzburg berufen, wo er jetzt noch wirkt. Schriften: „Der Kehl-
Icopfscroup" (Tübingen 1859) — „Der Stand des Diaphragmas" (Ebenda 1^60,
Habilitationsschrift) — „Lehrbuch der AuscuÜation und Percussion" (1876:
3. Aufl.) — „Lehrbuch der Kinderkrankheiten" (1880; 4. Aufl.) In dem Toa
ihm herausgegebenen „Handbuch der Kinderkrankheiten" verfasste G. viele Artikel
aus eigener Erfahrung. Auch im Archiv f. klin. Med. rührt eine Reihe klinischer
Aufsätze aus seiner Feder her. Wem ick
Gerike, Peter, geboren am 4. April 1713 in Stendal , studirte Anfangs
Theologie in Jena, dann Mcdicin in Halle, Leipzig und Altdorf. Hier wurde er
1721 Doctor med. 1723 wurde er als Professor extr. der Medicin und Philo-
sophie nach Halle berufen und 1730 als ordentlicher Professor der Anatomie,
Pharmacie und Chemie nach Helmstädt. Später wurde er Mitglied der Berliner
Akadei^ie der Wissenschaften und Leibarzt des Herzogs von Braunschweig-Lüne-
bürg. Er starb am 8. October 1750. Von hinterlassen en Schriften G.'s zählt
die Biogr. m6d. etwa 49 , theils Dissertationen, theils Programme , akademische
Reden und Abhandlungen über verschiedene Gkjbiete der Medicin auf; die meisten
davon sind in Helmstädt erschienen.
Biogr. mM. IV, pag. 391. — Biet. bist. H, pag. 526 Ppl.
Gerlach, Andreas Christian G., ein auch um die menschliche Patho-
logie sehr verdienter Thierarzt, war am 15. Mai 1811 zu Wedderstädt bei Quedlin-
burg geboren, besuchte von 1830 — 33 die Berliner Thierarznei-Schnle, war 3' j
Jahre lang Militär-Thierarzt , dann Thierarzt in Hettsiädt, wurde 1845 Kreis-
Thierarzt in Halberstadt, 1846 Repetitor, 1848 Lehrei* an der Thierarznei-Schüle
in Berlin , 1859 zur Leitung der Thierarznei - Schule in Hannover mit dem
GfiRLÄOH. — GEÄMÄNN. : 533
'Titel Medioinalräth , 1870 aber in die gleiche Stellung nach Berlin mit dein
Charakter als G^h. Medieinalrath berufen, starb aber bereits am 29. August 1877.
Von seinen zahlreichen ^Arbeiten fuhren wir nur einige an, die sich nicht ledig-
lieh auf diiö Thierheilkunde beziehen : ;, üeber das HaiUathmen^ (Müllkr's Archiv
1851) — „Die Flechte des Rindes*' (GüRLT.und Hertwjg, Magazin f. d. ges.
Thierheük. 1857) — „Krätze und Räude etymologisch und klinisch bearl?eitdt^
(Berlin 1857) — „Einige neue Parasiten bei Ilausthieren" (VlRCHOw's Archiv
1859) — „Die Seelenthätigkeit der Thiere an sich und im Vergleich zu denen
der Menschen" (Berlin 1859) — »Die Trichinen, Eine allgemeine Belehrung
zum Schutz gegen die Trichinenkrankheit" (Hannover 1866, m. Abbild.) —
,„Dif Trichinen^ eine vnssenschaftliche Abhandlung u, s, w." (Ebenda 1866,
m. 6 Taff. ; 2. Ausg. 1873) — »Die Fleischkost des Menschen vom sanitären
und marktpolizeilichen Standpunkte" (Berlin 1815). Er begründete mitLEiSERiNG
1855 die „Mittheilungen aus der thierärztlichen Praxis" und gab von 1874 an
.bis ztt seinem Tode das „Archin für wissenschaftliche und praktische Thier-
heilkunde" heraus.
Leisering im Archiv f. wissensch. u. prakt. Thierheilkunde, Bd. IV., 1878, p»g. 1.
G.
* Gerlach , Vater und Sohn. — Der Erstere , Joseph von G. , zu
Mainz am 3. April 1820 geboren, stndirte von 1837 — 46 in Wtirzburg, Mönchen,
Berlin, Wien, Paris, London, promovirte 1846 in München, wirkte von da bis
1850 als praktischer Arzt in Mainz und dann als Professor der Anatomie und
Physiologie in Erlangen. (Die Physiologie trat er 1872 an Rosknthal ab.) Eine
gleichzeitige Berufung nach Basel, sowie eine spätere nach Giessen hatte v. G.
abgelehnt. — Schon im Jahre 1847 hatte er die Füllung der Capillaren mit der
dnrehflichtigen Carmin - Ammonium - Gelatinmasse ausgeführt und verschaffte den
färbenden Methoden 1855 auch in die Histologie Eingang. Seine grösseren Werke
sind: „Handbuch der allgemeinen und speciellen Gewebelehre" (1. Aufl., Mainz
184^) — „Der Zottenkrebs und das Osteoid" (Daselbst 1852) — „Mikro-
skopische Studien" (Erlangen 1852) — „Die Photographie als Hilfsmittel mikro-
skopischer Forschung" (Leipzig 1863) — „Das Verhältniss der Nerven zu den
voillkürlichen Muskeln der Wirbelthiere" (Daselbst 1874) — „Beiträge zur
normalen Anatomie des menschlichen Auges" (Daselbst 1880).
Der Sohn *Leo G. wurde zu Mainz am 23. Januar 1851 geboren,
studirte in Erlangen, Leipzig und Heidelberg (v. Gkrlach, Ludwig, Schwalbe,
Kühne, Gegenbaur) bis 1873, dem Jahre, in welchem er zu Erlangen promovirt
wurde. 1874 wurde er Assistent an dem von seinem Vater geleiteten anatomischen
Institut, 1876 habilitirte ersieh, wurde 1879 Prosector, 1882 Extraordinarius. —
Schriften (ausser der über die Nerven des Froschherzens handelnden Dissertation) :
„ Ueber dus Verhalten des indigschwefelsauren Natrons im Knorpelgewebe
lebender Thiere" (Erlangen 1876) — „^«'«ß Entstehungsweise der Doppel-
Tnissbildungen bei den höheren Wirbelthieren" (Stuttgart 1882). Wernich.
Oermann, Gottfried Albert G. , verdienter Naturforscher, geboren
ZB Riga am 8./ 19. December 1773 als Sohn des dortigen Subrectors, studirte
von 1792 in Jena Naturwissenschaft und Medicin, stiftete daselbst die natur-
wissenschaftliche Gesellschaft, war 1795 in Würzburg und 1796 in Berlin, um
Bloch's naturhistorisches Cabinet kennen zu lernen. In Kiel erlangte er den Grad
eines Doctors der Medicin. (Diss, de influxu aeris frigidi et calidi in morbos
et sanitcUem hominum^ 1796). Nach Livland zurückgekehrt, prakticirte er zuerst
anf dem Lande, ging dann nach Petersburg und war zuletzt zwei Jahre in Wolmar
(Liivland). Im Jahre 1802 wurde er als Professor der Naturgeschichte an die
neu begründete Universität zu Dorpat berufen; hier beschäftigte er sich nament-
lich mit Botanik; sein Verdienst ist die Anlage eines botanischen Gartens. 1804
machte er in Begleitung einiger Mediciner eine naturwissenschaftliche Reise nach
534 GERMANN. — GEROLD.
Finnland. Er starb am 16./28. November 1809. Seine botanisohen Sehriftea
sind hier nicht anzuführen.
Rigaer Stodtbl&tter. 1820, pag. 314, — Recke-Napiersky. H, pag. 25-26;
Beiße, I, pag. 207. j^ Stieda.
Germaim, Heinrich Friedrich G. , geboren am 1. April 1820 zo
Wittgensdorf in Sachsen, bezog im Jahre 1840 die Universität Leipzig, wo er
zwei Jahre hindurch Theologie und Philosophie stndirte, dann aber zum Studium
der Medicin überging, welches er, nachdem er inzwischen grosse Reisen nach
Ungarn, Serbien, lllyrien , Böhmen, Dänemark und Schweden gemacht hatte, im
Jahre 1848 vollendete und nach AbfasBuug einer Abhandlung unter dem Titel:
„Commentarn de typhi aliorumque morborum in nosocomio divi Jacobi cura-
tione** die Doctorwürde erwarb. Im Jahre 1849 habilitirte er sich als Dooeat
für Geburtshilfe an der Universität, errichtete im Jahre 1852 eine Privat-Poliklinik
für Geburtshilfe, welche im Jahre 1856 von der Universität übernommen wnrde,
und wurde im Jahre 1861 zum a. o. Professor ernannt. G.'s praktische Thätig-
keit war von Anfaug an vorwiegend den Frauenkrankheiten und der Geburtshilfe
zugewendet, in welch' letzterer er ein mehr eingreifendes Verfahren anempfahl
und namentlich in Bezug auf Einleitung der Frühgeburt in seiner Poliklinik zur
AusführuDg brachte, weshalb er von dem damaligen Professor der Geburtshilfe
JöBG auf das Heftigste, aber in vielfacher Hinsicht Ungerechteste, angegriffen
wurde. Trotzdem erfreute sich G. wegen seiner ebenso gewissenhaften , als geradem
aufopfernden Thätigkeit als Frauenarzt und Geburtshelfer in weiten Kreisen, nament-
lich aus den unteren Schichten der Bevölkerung, eines ausserordentlich grossen
Zutrauens und hat sich auch als Lehrer durch die Einführung des poliklinischen
Unterrichtes in der Geburtshilfe zu Leipzig ein unverkennbares Verdienst erworben«
Wenig Beifall dagegen verdient die in späteren Jahren seines Lebens von G. mit
der grössten, einer besseren Sache würdigen Consequenz und unter sehr erheb-
lichen materiellen Opfern entfaltete Thätigkeit gegen die Vaccination, zu weicher
er namentlich durch die Annahme veranlasst worden war , dass mittelst der Impfnng
die Syphilis übertragen werde , für welche er nach seiner ausgedehnten praktischen
Erfahrung eine geradezu ungeheuerliche Verbreitung annehmen zu mtlssen glaubte.
G. starb geistig und körperlich — zum Theil durch höchst unglückliche Familien-
verhältnisse — erschöpft zu Marienbad am 9. October 1878. Als von ihm ver-
fasste Schriften sind anzuführen: „Die geburtshilfliche Poliklinik zu Leipzig
in ihrem Vertheldigungskampfe gegen Ho fr, Prof. Dr. Jörg^ (Leipzig 1853) —
„23 Fälle von künstlicher Erregung der Frühgeburt*^ (Ebenda 1859) — „ ^<w-
schläge zur Abwehr der Syphilis und zur Milderung ihrer Folgen*' (3. Anfl.,
Ebenda 1873) — »Fin offenes Wort gegen Impfung und Impfztcang*' (Ebenda
1873) — „Hist.'krit, Studien über den gegenwärtigen Stand der Impffrage*'
(3 Theile, Leipzig 1875). Winter.
Gerold (eigentlich Geeson), Jacob Hugo G., zu Aken an der Elbe,
war am 3. August 1814 zu Inowraclaw geboren, wurde 1835 in Berlin mit der
Diss. „De chymificatione artificiosa** Doctor, Hess sich in Aken nieder, wurde
1849 Kreisphysieuß in Delitzsch, gab dieses Amt 1852 aber auf und zog wieder
nach Aken. Er schrieb: f,Die Lehre vom schwarzen Staar und dessen Heilung^
(Magdeburg 1846) — „Be- oder empfohlener Studienplan für Mediciner u. «. «?.**
(Ebenda 1846) — „Gmndlinien zu einem Lichtmesser behufs der Nachbehand-
lung des grauen Staares u. s, w.'* auch u. d. T. : „Flementa photomelri ad
curam cataractae secundariam adhibendi etc.'' (Ebenda 1848, 4., m. 1 Taf.) —
„De amblyopia nervosa ejusque cura propria et nova** — »Di^ nervöse AugeA-
schicäche und ihre Behandlung u. s. w.^ (Halle 1860) — „Ophthalmologische
Studien. Der Lichtmesser für Augen kr ankenzimmer u, ß. w." (Quedlinburg
18G2) — „Ophthalmologisch'klinische Studien. Neue lolge. Zur therapeutischen
Würdigung farbiger Diopter'' (Giessen 1867) — „Dieselben, Dritte Folge.
i
GEROLD. — 6EBSD0RF. 535
Zw Behandlung der .... Netzhaut .... durch farbiges Licht** (Bernburg
1879) — „Die ophthalmologische Physik und ihre Anwendung auf die Praxis^
(Wien 1869, 70). AiuaserdeiD Schriften über die Elanensenohe der Schafe (1842),
die Lnngoiseuche des RindviehB (1848) und Aufsätze in Blasiüs' Klin. Zeitschr,
(Bd. I): „ lieber monströse DupUcität" und Caspbe's Wochenschr. (1845): „ Ueber
Periphakitis** .
Andreae, J, pag. 76. G.
(Jeromini, Feiice Giuseppe O., in Cremona, war daselbst 1792
geboren, studirte von 1808 — 1812 in Pavia, Hess sich in Cremona als Arzt nieder
und wurde, nachdem er von 1820 — 1827 eine klinische Professur in Parma
bekleidet hatte, Primararzt, später Director des Hospitals zu Cremona und blieb in
dieser Stellung bis zu seinem Tode. Von seinen wissenschaftlichen Arbeiten sind
anzuführen: „Sulla genesi e cura delP idrope** (Cremona 1816; engl, üebers.
von Edw. L. Sbymoüe, London 1837) — „Saggio d'una analisi de' fonda-
menti delV odiema dottrina medica italiana e prolegomeni di patologia empi-
rico-anal'itica^ (Annali di med. fisiolog. 1824) — „Ragguagli clinici^ (1829). —
Mit seiner Schrift: „Uontologismo medico, etc,^ (Cremona 1835), in welcher er
eigenthümliche pathologische Anschauungen vorbrachte, suchte er ein eigenes System
zu begründen und führte dies in einer folgenden Schrift: „Uontologismo d(yniinatore
perpetuo della medicina, saggio di filosofia della storia medica** (Mailand 1840)
weiter aus. Es finden sich ferner von ihm: „Saggi clinici riguardanti forme le
piu frequenti ddV umano infermare, etc." (Ebenda 1837), Auch gab er heraus:
„La medicina misontologica. Opera periodica. In appendice alle „Efemeridi
mediche** del dott. G. B. Fantonetti** (Mailand 1840); femer: „DeW umano
fahricitare. Nuovo saggio pratico della medicina misontologica" (Ebenda
1841) — „DelV odiemo quesito se il cholera-morbus pestilenziale ^ epidemicOj
o contagioso, etc." (Ebenda 1850) — „Del come formulare la nosostatistica
delleinfermerie etc," (Annali universali 1852) u. s. w. Er starb am 20. April 1850.
Cantü, pag. 236. — v. Wnrzbach, V, pag. 158. 0.
*0erri8h, Frederic Henry 6., am 21. März 1845 in Portland, Me.,
geboren, hatte sich 1869 nach Beendigung seiner medicinischen Studien in seiner
Vaterstadt als Arzt habilitirt. Im Jahre 1873 wurde er zum Professor der Phar-
makologie und der Therapie an der medicinischen Schule von Maine, 1874 zum
diriglrenden Arzt an dem Maine General Hospital ernannt und seit 1876 bekleidet
er den Lehrstuhl für öffentliche Gesundheitspflege. Ausser mehreren wissenschaft-
lichen Mittheilungen in den Verhandlungen der Maine Medical Association (1874 bis
lö79) hat er ein Lehrbuch der Receptirkunde „Prescription writing** (Port-
land 1877; 2. Aufl. 1880) und „Cases treated by the Lister method" (Ibid. 1880)
veröffentlicht.
Atkinson, pag. 191. — Index-Catalogue. V, pag. 394. A . . t.
/ Gersdorf, Hans von G., nach seinen eigenen Worten „genannt Schylhans", 'XV
nimmt in der noch immer sehr lückenhaften Geschichte der deutschen Chirurgie des
15. Jahrhunderts nächst Heinbich von Pfolspkundt und Hieronymüs Brunschwig
eine ehrenvolle Stelle ein. Von seinen Lebensschicksalen ist wenig bekannt, v. G.
heisst er wahrscheinlich nach einem der besonders in Sachsen und der Lausitz mehrfach
vorkommenden Orte dieses Namens. Seiner eigenen Angabe nach beruht das von ihm
verfasste chirurgische Werk auf seinen in einer 40jährigen Thätigkeit, namentlich in
den Feldzügen von 1476 und 1477 in der Schweiz, dem Elsass und Lothringen (in
den Kämpfen der Schweizer mit Karl dem Kühnen) gesammelten Erfahrungen. Seine
Lebenszeit fällt deshalb wahrscheinlich in die zweite Hälfte des 15. und in den
Beginn des 16. Jahrhunderts. G. erscheint in seinem Feldhuch der Wundarznei
als ein seinen bis jetzt bekannten deutschen Vorgängern an allgemeiner und ärztlicher
Bildung bei Weitem überlegener Wundarzt. Dasselbe umfasst den ganzen Umfang
536 GBBSDORF. -^ GEÄSO]!l.
der Chirurgie j mit Einschluss der in> den Bereich des Wundarztes fallenden Haut-
P affeetionen. Dennoeh ist es, weil alles Theoretische ausgeschlossen bleibt, nur von
geringem Umfange. Aus dem Inhalte der Schrift ist besonders das Capitel vot
den Schusswunden hervorzuheben. Von einer eigentlich giftigen Beschaffenheit der-
^ selben ist bei G. nicht mehr die Rede, demgemäss ist auch die Behandlung weit ,
emfacher als bei Brünschwig: Erweiterung des Schusskanals durch „Meiasel'*,:^
Eingiessen warmen (nicht heissen) Oeles, Bedeckung der Wunde mit in Oel getränkt
Baumwolle. Ein wesentlicher Fortschritt gibt sich in dem Verfahren bei der
Amputation zu erkennen. Der Stumpf wird nicht cauterisirt, sondern mit einem
aus den Weichtheilen gebildeten Lappen bedeckt; über diesen wird die „Blut-
stillung" gelegt und das Ganze mit einer feuchten Thierblase bedeckt. — Die erste
^upgabe des Feldbuchs der PFwwrfarznei erschien Strassburg 1517, foL, bei Schott,
mit zahlreichen, grossen theils sehr guten, Holzschnitten, mit denen auch die ferneren
/Ausgaben ausgestattet sind. Die letzte erschien Frankfurt 1551, Fol. Die Schrift
, G.'s wurde auch in 's Lateinische und Holländische tibersetzt. g- Haeser.
Oerson, Joseph G., im Juni 1751 in Hamburg geboren, hatte in Kopen-
hagen und später in Göttingen Medicin studirt und an der letztgenannten Unirer-
sitätj nach Vertheidigung seiner Dissertation „St/lloge observationum de partu
laborioso" , 1776 den Doctorgrad erlangt. Er lebte zuerst in Altena, wo er ana-
tomische Vorlesungen hielt, siedelte 1779 nach Hamburg über und ist hier am
10. März 1801 gestorben. G. hat sich vorzugsweise mit der geburtshilflichen
Praxis beschäftigt und sich mit seiner literarischen Thätigkeit auch lediglich auf
dieses Gebiet beschränkt. Ausser der oben genannten akademischen Schrift, in
welcher über 15 interessante geburtshilfliche Fälle aus der SAXTORPH'schen Klinik
berichtet wird, und einigen in Collect, soc. med. Havn. (1775, H, 204) und in
Tode's med.-chir. Bibl. (Bd. II, 199 und Bd. IH, 211) mitgetheUten geburtshilf-
lichen Beobachtungen, hat G. „Beobachtung bei einer Frau, die eine Frucht in
ihrer Muttertrompete drei Jahre und einige Monate getragen, welche durch den
Hintern entbunden worden etc." (Hamb. 1784) veröflentlicht.
Schröder und Klose, Lexikon der Hamb. Schriftsteller. Bd. IL A . . t.
Gerson, Georg Hartog (Hirsch) G., zu Hamburg, wurde daselbst am
25. August 1788 als Sohn des Vorigen geboren und ist auch am 3. December 1844
daselbst gestorben. Den Beruf als Arzt hatten auch die beiden älteren Brüder unseres
G. ergriffen. Im Jahre 1801 fand er Aufnahme in dem akademischen Gymnasiom
in Hamburg, doch verlor er noch in demselben Jahre seinen Vater. Eine zweite
Ehe, welche seine Mütter 1803 einging, führte dieselbe nach Stralsund und so
war G. jetzt auf sich selbst angewiesen. 1805 verliess er das Gymnasium, um
in Berlin das CoUegium medico-chirurgicum zu besuchen. Hier in Berlin betrieb
er, neben dem Studium der Medicin, auch noch Philosophie und Naturwissenschaften.
1809 vertauschte er Berlin mit Göttingen, woselbst er im April 1810 promovirte.
Das Thema seiner Dissertation lautete: „De forma corneae oculi humani deque
singularis visus phaenomeno" und ist insofern bemerkenswerth , als es eine der
ersten wissenschaftlichen Bearbeitungen des Astigmatismus bildete. Uebrigens war
ein Theil der von G. veröffentlichten Beobachtungen ihm von seinem Lehrer in
Berlin, Professor Dr. Fjscher, mitgetheilt worden. Nach zurückgelegtem Examen
hielt er sich vorübergehend in Hamburg und Schweden auf, um im August 1811
in englische Dienste zu treten. Als Militärarzt der sogenannten Deutschen L^on
machte er nunmehr die Feldzüge von 1811 — 1813 auf der p3n*enäischen Halbinsel
mit, betheiligte sich auch in den Jahren 1813 und 1814 an den Kämpfen in
Frankreich und nahm schliesslich noch Theil an der Schlacht von Waterloo. Im
Februar 1816 wurde er bei Auflösung der Deutschen Legion pensionirt und kehrte
nun im Alter von 28 Jahren nach Hamburg zurück. Da ihm seine sehr geringe
Praxis die zu wissenschaftlichen Arbeiten nöthige Zeit in reichlichem Masse gewährte^
so begann er schriftstellerisch thätig zu sein. Er verfasste 1817 eine Arbeit über
1
J
GEBSON. — GESCHEIDT. 537
den Hoapitalbrand und begann im Jahre 1819 mit der- Herausgabe eines schnell
Anerkennung findenden Journals : „ Hamburg' sches Magazin für die ausländische
Literatur der gesammt^ Heilkunde^ ^ an dessen Redacti^n er sieh bis 1835
betheiligte. Ausserdem beschäftigte er sich viel mit Anatomie^ 1822 verheiratete
er sieh und seine Praxis gewann jetzt ziemlich schnell so an Umfang, dass er
sebliesslieh zu den bedeutendsten Aerzten Hamburgs gehörte. Als im Jahre 1833
die anatomisch-chirurgische Schule in Hamburg eingerichtet wurde , übernahm er
das Lehramt der Anatomie. So hatten sich seine Verhältnisse in jeder Weise vor-
theilhaft gestaltet, als er 1833 seine Gattin verlor. Dieser Schlag scheint auf
sein körperliches Befinden von der übelsten Wirkung gewesen zu sein, insofern er
nämlich Anfälle von Angina pectoris bekam, die sich rasch an Intensität steigerten
und 1843 am 3. December plötzlich seinem Leben ein Ende machten. Er starb
immittelbar nach Ausführung einer Enterotomie in einem heftigen Anfall von Angina.
Neuer Nekrolog der Deutschen. Jahrg. 22, Thl. 2, pag. 793. Magnus.
Gerstner, Karl Anton G., erster Professor der Mediciu in Innsbruck,
geboren in Treisheim bei Burgau in Schwaben am 1 1. November 1712, gestorben gegen
1790, hat mehrere Dissertationen: „De podagra^ — j,De salubritate aquae fon-
tanae^, sowie ;, Commentaria theoretico-practica" (2 voll., 1771—8 1 , 4.) veröffentlicht.
Biogr. med. IV, pag. 398. Pgl.
Gervais, Paul G., zu Paris, berühmter Zoologe und Paläontologe, daselbst
am 26. September 1816 geboren, wurde 1844 in Paris Docteur ös sciences, 1845
Professor der Zoologie in Montpellier, 1856 daselbst Dr. med. mit der These:
j,Tk4orie du squelette humain, fondie sur la comparaison ost^ologique de
Vhonime et des animaux verUhrds^ , erhielt 1865 dieselbe Professur an der Sorbonne
in Paris, übernahm 1868 den Lehrstuhl der vergleichenden Anatomie am natur-
historiBchen Museum und starb bereits am 10. Februar 1879. Ohne auf seine
Verdienste um die genannten Wissenschaften und seine sehr zahlreichen Arbeiten
in denselben auch nur oberflächlich einzugehen, wollen wir nur diejenigen unter
ihnen anführen, die zu der Mediciu in Beziehung stehen. Er war Mitherausgeber
(1838-39) der „Annales frangaises et ^rang^res d*anatomie et de physiologie
appliquis h la midedne et h Vhistoire naturelle^ und liess, zusammen mit
P.-J. Van Beneden, erscheinen: y^ Zoologie mddicale, ExposS mStJiodique du rlgne
anlmaly hasi sur PancUomie, V embryogSnie et la palSontologie ; etc." (2 voll.,
Paris 1859). Mit Ant.-Jean Desormeaux gab er die „Description d'un foetus
hutnain manstrueux" (1860) heraus u. s. w.
France medicale. 1879, T. XXVI, pag. 109 (nicht zugänglich). — Dechambre,
4.S6rie. T. VJir, pag. 622 G.
Grervaise, Nicolas G., geboren in Paris in der ersten Hälfte des 17. Jahr-
hunderts, Dr. med. in Montpellier und seit dem 1. April 1658 Baccalaureus der
medicinischen Facultät in Paris, ist auch als Dichter bekannt. Er schrieb: „De
phlebotomia Carmen heroicum" (Paris 1658, 4.) — „Hippopotamia, sive modus
profligandi morbos per sanguinis missionem^ (1662, 4.) — „Catharsis, sive
ars purgandi etc." (1666, 4.). Er starb 1672.
Dict. hist. II, pag. 530. Pgl.
Gescheidt, Anton G., in Dresden, wurde 1831 in Leipzig mit der Diss.
„De colobomate iridis" Doctor; dieselbe erschien im folgenden Jahre als ^Gomment,
ophthalm.^ mit einem Vorwort von Fß. A. v. Ammon in Dresden von Neuem. Er
schrieb femer: „Beiträge zur Pathologie und Tlierapie der epidemischen Cholera^
nach eigenen Beobachtungen und Untersuchungen" (Dresden 1842) — rjDie
Entozoen des Auges, Eine naiMrhistorisch - ophthalmo - nosologische Skizze"
(v. Ammon's Zeitschr. f. Ophthalm. 1833) — „Die Irideremie, das Iridoschisma
und die Corectopie, die drei wesentlichen Bildungsfehler der Iris" (v. GaAEFE
und V. Walther's Journ. 1835). Ausserdem Aufsätze in Radius' Cholerazeitung,
Frobiep's Notizen, v. Ammon's Zeitschr., Pjerer's Med. Zeitung u. s. w.
Callisen, XXVIII, pag. 194. G.
538 6ESGHER. — GESNEB.
(Jescher, David van G., 1736 in Amsterdam geboren, war spfttor Lector
chirorgiae in Amsterdam, wo er die chirurgische Praxis ansflbte, obgleioh er als
Operateur weniger Verdienst hat, wie als Schriftsteller. Er war mit A. Bosir
einer der Aufrichter (1790) der „Genootschap ter bevordering der Heelknnde''
und war der Erfinder der Tabaks-Clystiere (1767). Ausser einer sehr grosses
Anzahl Zeitschrift - Artikel über chirurgische Gegenstände, schrieb er hanpt^
sächlich „Hedenda^sohe oefenende Heelkunde** (Amst. 1781 — 1786, 3 Thle.) —
„Heelkunde van Htppocrates^ (Ebenda 1790 — 1792) — „Beginsden der
algemeene oefenende Heelkunde^ (1794) — „Schets der keelkundtge 2fiekUkund«
(1803), der Heelmiddelen (1803), en der hedkundige Oeneeswyze'' (1807),
wirklich sehr gute Büdier, welche Zeugniss ablegen von des VerfasserB aus-
gedehnter theoretischen Entwicklung und tüchtigen chirurgischen Kenntniss. ObwoU
er in verschiedenen Functionen wirksam und im Allgemeinen sehr gesehätzt war^
ist er im Mai 1810 sehr arm gestorben, nachdem er schon 3 Jahre früher das
Gesicht völlig verloren hatte. * C. E. Daniels.
Gesenins, Otto G. , geboren 1729 in Zellerfeld, promovirte 1752 in
Göttingen unter dem Präsidium Halleb's, prakticirte dann in Hannover, wo
er als Hofarzt am 11, November 1779 starb. Er schrieb: „Versuch einer all-
gemeinen Betrachtung der Wechselfieber u. s. w.^ (Helmstädt 1762); ferne?
über vegetabilische Heilmittel u. s. w.
Biogr. m6d. IV, pag. 398. Pgl.
öesenius, Wilhelm G., Neffe des Vorigen, geboren 1760 in Schöningen
(Braunschweig), studirte von 1780 an in Halle, war zuerst Arzt in Nordhausen,
später in Walkenried (seit 1795) und starb am 1. April 1801. Er schrieb (ausser
einer „Lepidopterologischen Encyclopädie** 1786): „Medicinisch-maralische
Pathematotogie u, s, w.^ (Erfurt 1786) — „Ueber das epidemische faullchk
Gallenfieber in den Jahren 1785 und 86" (Leipzig 1788) — „Tabellarisches
Verzeichniss der einfachen Arzneimittel des Oewächsreichs" (Stendal 1790) —
„Handbuch der praktischen Heilmittellehre" (Ebenda 1791) u. A.
Biogr. ni6d. IV, pag. 398. — Dict. hist. H, pag. 530. PgL
^Gesner, Conrad G. , der Sohn eines unbemittelten Kürschners, wurde
I am 26. März 1516 zu Zürich geboren. Seine Erziehung leitete anfangs ein Vetter
! seiner Mutter, der Prediger Job. Friccius, welcher ihm die erste Anregung
und Liebe zu den Naturwissenschaften eiuflösste ; später erfreute er sich auf der
Schule des Unterrichtes ausgezeichneter Philologen, welche sich des ungewöhnlich
begabten Schülers auf's Freundlichste annahmen. Als sein Vater in der Schlacht
1 bei Cappel 1531 gefallen war, giog er, aller Mittel entblösst, als Famulus zu dem
' Theologen Fabriciüs Capitq nach Strassburg, wo er seine freie Zeit mit dem
! Studium des Lateinischen und Griechischen , besonders aber des Hebräischen auf-
füllte. Doch blieb er nicht lange dort; durch ein Stipendium der Akademie
Zürich unterstützt, ging er 1533 nach Frankreich, und zwar zunächst nach Boui^es,
wo er Lateinisch und Griechisch trieb, dann nach Paris, wo er auf den Biblio-
theken die Schriften der Alten, namentlich griechischer Mediciner und Botaniker
emsig durchforschte. Im Jahre 1535 erhielt er in Zürich eine Anstellung als
Elementarlehrer, da aber das Einkommen dieser Stelle ein äusserst geringes war,
cntschloss er sich, Mcdiein zu studiren und ein neues Stipendium ermöglichte ihm,
sich in Basel diesem Studium zu widmen. Seine Studien wurden durch eiuen
Ruf als Professor der griechischen Sprache nach Genf unterbrochen, dem er Folge
leistete ; doch vernachlässigte er während seines dreijährigen Aufenthaltes daselbst
die Medicin so wenig, dass er, nach kurzem Studium in Montpellier, 1541 in Basel
promovirte. Er Hess sich darauf in Zürich als Arzt nieder, erhielt zu gleicher
Zeit eine Professur der Philosophie, wurde 1554 Oberstadtarzt von Zürich und
1558 Ganonicus; er ist am 13. December 1565 gestorben. Mit Unrecht hat man
1
j
6ESNER. 530
G.y um ihn zn ehren, den ;, deutschen Plinius" genannt, er war diesem Gelehrten
in allen Stocken, vor Allem in dem Umfange nnd in der Grflndliehkeit aeines Wissens,
weit überlegen. Er war zugleich Philolog, Medioiner, Botaniker nnd Zoolog nnd
in all' diesen Fächern hat er Bedeutendes geleistet. Einen Beweis seiner stapenden
philologischen Gelehrsamkeit hat er in seiner „Bibliotheca univirstdis*^ gegeben,
welche eine Bibliographie simmtlicher Wissenschaften umfasst. Das 20. Heft des
zweiten Bandes sollte die Naturwissenschaften enthalten; dasselbe ist leider nie
erschienen , weil G. in diesen seinen Lieblingsföchem sich selbst nie genug thun
konnte. Als Botaniker und Zoolog war G. unermUdlich im Beobachten und Sammeln
und von den verschiedenen Reisen, welche er nach 1541 von Zürich &us nach
Augsburg, Wien, in die Alpen, nach Italien unternahm, brachte er ein reiches
botanisches und zoologisches Material zusammen. Durch seine „Historia animalium**
ist G. der eigentliche Begründer der wissenschaftlichen Zoologie geworden und
wenn ihm auch der richtige Artbegriff fehlte, so zeigt sich doch in seinem
Werke eine so durchdachte Gliederung des Thierreiches , dass Coyieb dasselbe
noch nach 250 Jahren als musterhaft hinstellen konnte. Uebertroffen werden die
in diesem Werke gelieferten naturgetreuen Abbildangen noch von den Pflanzen-
abbildungen, welche er theils selbst gezeichnet, theils von einem in seinem Dienste
stehenden Maler hatte zeichnen lassen, welche aber leider nur zum Theil auf uns
gekommen sind. G. sammelte dieselben für eine grosse Historia plantarum. Leider
schied er aus dem Leben, bevor es ihm gegönnt war, dieses grossartige Werk
selbst zu ediren. Sämmtliche 1500 Abbildungen gingen in den Besitz C. Wolf's
Aber; auch dieser konnte Krankheitshalber sein Versprechen der Herausgabe des
Werkes nicht halten und verkaufte G.*8 botanischen Nachlass an J. Camera riöS,
welcher viele der Abbildungen für seine Ausgabe des Matthiolus benutzte. Erst
nachdem der Nachlass in den Besitz Chr. Jac. Trew's übergegangen war, edirte
C. Chr. Schmibel die „Opera botanica^ mit dem Theile der noch vorhandenen
Abbildungen, welche die bis dahin naturgetreuesten und schönsten waren. G/s
Hauptverdienst als Botaniker aber besteht darin, dass er zum ersten Male auch
die Blttthen und Frfichte der Pflanzen einer näheren Analyse unterzog uqd den
Werth dieser Pflanzentheile für die Classificirung und die Verwandtschaft der
Pflanzen untereinander behauptete. G. war übrigens der Erste , welcher neue
Pflanzengattungeu nach berühmten Botanikern benannte. — Als Arzt genoss G.
das Zutrauen seiner Mitbürger und der Behörden, welche bei ausbrechenden Epi-
demien ihn damit beauftragten, geeignete Massregeln zur Verhütung einer Ver-
breitung der Krankheit anzuordnen. G. war ein ausgezeichneter Kenner der
Arzneimittellehre der Alten und war bemüht, neben den durch Paracelsus
empfohlenen metallischen Arzneimitteln, deren Werth er übrigens nicht verkannt
und zu deren Empfehlung er eine kleine Schrift („Thesaurus Evonymi philiairi
de remediis secretis etc,^ Zürich 1552; 1558, Über secundus von C. Wolf,
Zürich 1569; Frankfurt 1578 herausgegeben) verfasst hatte, die pflanzlichen wieder
mehr in Aufnahme zu bringen ; auch nahm er keinen Anstand, die Wirkung neuer
Heilmittel, darunter auch giftiger, durch Versuche an sich selbst zu prüfen. Die
Behauptung, dass diese Versuche seinen Tod herbeigeführt hätten, ist irrthümlich;
er erkrankte am 9. December 1565 an der in Zürich heiTSchenden Pest und
erlag am 13. December dieser Krankheit, nachdem er, seinen Tod voraussehend,
in den letzten Tagen noch über seinen wissenschaftlichen Nachlass Bestimmungen
getroffen hatte. Dieser befindet sich jetzt auf der Erlanger Universitätsbibliothek.
G. hat sein ganzes Leben hindurch mit Armuth und Krankheit zu kämpfen gehabt ;
seine Werke aber zeigen, wie Sprengel so treftlich sagt, „in glänzenden Bei-
spielen , was bei äusserem Drucke rastloser Eifer , beharrlicher Fleiss , redlicher
Sinn für Wahrheit und trefl'liche Naturanlagen vermögen, um nicht allein neue
Bahnen zu eröflhen, sondern auf denselben auch kommenden Geschlechtern als
Muster voranzugehen". Von seinen überaus zahlreichen philologischen, zoologischen,
botanischen und medicinischen Schriften (ein vollständiges Verzeichniss derselben
^640 GESNEB. ~ GESSNER.
-findet sich im Anhange zu seiner Vita von Simmler) sind besonders hervorzahebeii: ;
, „Bibliotheca universaliä** (Zttrich 1545) — „Htstoriae animalmm libri F* !
(Ebenda 1551 — 16S7) -^ „Opera botanica ed. Schmtedel" (Ebenda 1751 big j
-1771) — „Phyaicae viedttationes ed. Wolf" (Zürich 1586). Die botanische |
Cörrespondenz G.*s mit ClusiüS ist unter dem Titel: yyCor, Clusii et Cmr. I
Gemeri Epistolae ineditae" von TbevihanüS (Leipzig 1831) veröffentlidit |
worden. — Von seinen medicinischen Schriften verdienen „Epistolarum medi- |
cinalium libri III, ed. C. Wolf* (Zürich 1577, ein viertes Buch ib. 1584) i
als höchst interessanter Beitrag zu dem wissenschaftlichen Leben jener Zeit and
zur Epidemiographie genannt zu werden. Sehr geschätzt ist die von G. besorgte \
„Collectio chirurgica. De chirurgia scriptores optimi etc.^ (Ebenda 1555).
Ueber G.'s Leben vergl. die autobiographischen Mittheilungen in seiner Bibliothe«
universalis und in Epistol. medicinales Ferner G. 's Vita von Jos. Simmler. Zürich 1566
und Schmiedel in Opp. botanica. Tom. L — Joh. Hauhardt, Leben Conr. G.'s. Wintcr-
thur 1F24 — Lebert, Conr. G. als Arzt. Zürich 1854. — Maehly, Allg. Deutsche Biogr. I
TX. pag 107. V : . . n.
Gesner, Johann Albrecht 6., geboren am 17. September 1694 in
Roth bei Ansbach, Anfangs Apotheker in Gunzenhausen, studirte nach dem Tode
seiner Frau und Kinder Medicin in Altdorf, wurde hier 1723 Dr. med., prakticirte
dann bis 1728 in Gunzenhausen und erhielt einen Ruf an den Würtembergischen
Hof nach Stuttgart, wo er 183i Leibarzt des Herzogs und ärztlicher Reisebegleiter
seiner Söhne wurde. G. starb am 10. Juni 1760. Er verfasste unter Anderem
eine „Pharmacopoea Wirtembergica etc."* (Stuttgart 1741, fol. ; 1750), sowie
eine Anzahl von Badeschriften.
Biogr. m6d. IV, pag. 410. Pgl
Gesner, Karl Philipp G., geboren als Sohn des berühmten Humanisten
Johann Mathias G. in Weimar am 6. September 1719, studirte in Leipzii^
und ging dann nach Holland, wo er Boerhave, Albinüs, Gaüb, s^Gravesande
hörte und mit Lin.ne und Kramer befreundet wurde. 1737 ging er nach
Göttingen, wohin sein Vater inzwischen einen Ruf erhalten hatte, zur feierliehen
Inauguration der Universität und promovirte daselbst 1739. Dann machte er
Studienreisen nach Stuttgart, durch ganz Württemberg, wo er speciell die Bei^-
werke besichtigte, über Tübingen, Basel und Strassburg nach Paris. 1741 ging
er über Deutschland nach Polen und bekleidete bis 1754 die Stellung als Arzt
des Grafen Sapiöha, Grosskanzlers von Litthauen. Von August HL nach
Dresden berufen, blieb G. hier bis zu seinem Lebensende (23. Juli 1780). —
G.'s Bedeutung liegt wesentlich in seiner praktischen Thätigkeit. Seine hinter-
lassenen Schriften sind nicht nennenswerth.
Biogr. möd. IV, pag. 399. Ppl.
Gesner, Johann August Philipp G., geboren am 22. Februar 1738
zu Rothenburg a. T. , studirte und promovirte in Erlangen, prakticirte dann in
seiner Vaterstadt, wo er am 28. Februar 1801 starb. G. war ein ziemlich frucht-
barer medicinischer Schriftsteller. Er schrieb : ;, Versuch einer Erklärung der
Krystallisatwn überhaupt^ (Erlangen 1759) — „Sammlung von Beobachtungen
aus der Ärzneygelahrtheü und Naturkunde" (Nördlingen 1769 — 76, 5 Bde.) —
„Die Entdeckungen der neuesten Zeit in der Ärzneygelahrtheü. Bd. 1 — IV'
(Rothenburg 1777—1788) u. s. w.
Biogr. iii6d. IV, pag. 411. — Dict. bist. II, pag. 536. Pgt
Oessner, Johann G., Bruder des berühmten Numismatikers Joh. Ja e. Qt^
aus der Familie Conrad G's. abstammend, war am 18. März 1709 in Zürich geboreai.
Schon in frühester Jugend zeigte G. das lebhafteste Interesse für die Pflaoxen-
künde, welches von seinem Lehrer v. Diessenhofen, einem Schüler Scheuchzbr's,
genährt wurde. Schon in einem Alter von 11 Jahren begleitete er denselben anf
botanischen Excursionen und gerne willfahrte der Vater, der als LandgetstUcbfr
j
r
GESSNEB. — GETCHELL, 541.
in der Nähe von Zürich lebte, seinem Wunsche, sich dem Stadium .der Natur-.
Wissenschaften und der Medicin zu widmen. Unter Esslingkb, dCHEUCHZEB, später
auch, unter v. Mubalt studirte er Medicin , machte während seiner Studienzeit
wiederholt botanische AusflUge in die Schweizer Alpen, so dass schon im Jahre
1726 sein Herbarium gegen 3000 zum Theil seltene Pflanzen zählte: Sodann
begab er sich in Begleitung seines Bruders Christoph, der sich ebenfalls dem
Studium der Medicin gewidmet hatte, nach Leyden, um des Unterrichtes von
BOERHAAVE theilhaftig zu werden. Bei diesem grossen Gelehrten, der die hervor-
ragenden geistigen Talente des jungen Mannes vollkommen zu schätzen wusste,
fand er die liebevollste Aufnahme und eben hier entwickelte sich zwischen ihm
und seinem Studiengenossen Halleb die freundschaftliche Beziehung, welche sie
während ihres ganzen späteren Lebens miteinander verbunden hat. Von Leyden
ging er für einige Zeit zu Rüysch nach Amsterdam, sodann nach Paris, wo er
Ledban, Jüssieü, dIsnabd u. A. hörte, und endlich nach Basel, wo er mit seinem,
inzwischen zum Doctor promovirten Freunde Halleb zusammentraf, gemeinschaft-
lich mit ihm unter Bernoulli die höhere Mathematik studirte, den erkrankten
Professor MiEG für kurze Zeit in der Praxis vertrat und 1729, nach Vertheidigung
seiner Dissertation „De exhalationum cauMs et efectibus** und einer öffentlichen
Rede „De usu matheseos in medicina" , die medieinische Doctorwürde erlangte.
Nach Zürich zurückgekehrt, fand er in der medicinischen Praxis, die er auf-
genommen hatte, nicht die gewünschte Befriedigung; er gab dieselbe g^nz auf,
widmete sich ausschliesslich den Naturwissenschaften und der Mathematik, machte
in den folgenden Jahren wiederholte wissenschaftliche Reisen in die Alpen und wurde,
nachdem er einen auf Boebhaave's Empfehlung an ihn ergangenen Ruf als Professor
der Botanik nach Petersburg ausgeschlagen hatte, im Jahre 1733 an Stelle des
verstorbenen Jon. Jac. Scheuchzeb zum Professor der Mathematik und 1738, nach
dem Tode des jüngeren Scheüchzkb, auch zum Professor der Physik ernannt und
ihm das Canonicat am Münster-Stifte übertragen. Vierzig Jahre lang hat G. diese
Aemter mit unermüdlichem Eifer bekleidet; ein schwerer Schlag traf ihn mit dem
1777 erfolgten Tode seines Freundes Haller; im nächsten Jahre gab er seine
amtliche Stellung auf und am 6. Mai 1790 ist er, von seinen Mitbürgern und der
ganzen wissenschaftlichen Welt hochgeehrt, gestorben. Seine bedeutenden literarischen
Arbeiten betreifen nur naturwissenschaftliche (besonders botanische) und mathe-
matische Gegenstände ; ein vollständiges Verzeichniss derselben sowie seine Lebens-
geschichte findet sich bei RüD. Wolf, Biographien zur Culturgeschichte der Schweiz,
Erster Cyklus, Zürich 1858.
AUgem. Deutsche Biogr. IX, pag. 103—106. A. Hirsch.
Gestricll, Jonas G. , schwedischer Arzt, war in Jemtland am 27. Juli
1756 geboren, erlernte von 1776 an die Pharmacie , später die Chirurgie, wurde
1782 Regimentsarzt, nahm 1822 seinen Abschied, nachdem er seit 1816 titulärer
Oberfeldarzt gewesen war und starb am 7. Jqni 1834 auf Flon bei Frösön in
Jemtland. Er schrieb: „Rapport tili Kgl. GoUegium medicum, om Kgl. Jemt-
lands Regemente^ (Läk. och Naturf., T. X, XIV) — „Berättelse om en ifrän
Norrige tili Jemtland mkommen smittosam Feber^ (Ebenda, T. XV) — „Om
Get-08ts nyita emot Maghosta" (Sv. Läk. Sällsk. Ärsber. 1817). Ausserdem
mehrere landwirthschaftliche Aufsätze.
SackUn,n, 1, pag. 351; IV, pag. 2iO. — Callisen, VII, pag. 177; XXVm,
pag. 195. G.
*Getcliell, Francis Horace G. , am 8. December 1836 in Waterville,
Me. , geboren , hatte sich , nach Beendigung seiner medicinischen Studien am
Dartmouth College, 1859 in Brooklyn als praktischer Arzt niedergelassen, war
sodann nach Philadelphia übergesiedelt , um die medicinischen Studien am Jefferson
Medical College von Neuem aufzunehmen und ist hier 1873 zum Doctor promovirt
worden. Er ist jetzt vorzugsweise als Gynäkologe und Geburtshelfer thätig, fungirte
542 GETCHEIiL. — GEUKS.
als Arzt auf der gynäkologischen Abtheilnng des Jefferson College Hospital und
als klinischer Lehrer fttr Gynäkologie an diesem ünterrichtsJnstitute. Aosser xahl-
reichen Mittheilangen in medicinischen Zeitschriften hat er eine Schrift „Matemal
management of infancy*^ (Philad. 1868) veröflfentlicht, welche als „Standard woik^
bezeidbnet wird.
Atkinson, pag. 79. A . . . t.
Gfeuder, Melchior Friedrich G., geboren in Nördlingen , stndirte in
Altdorf und Tübingen Medicin , war dann Arzt in Stuttgart , wo er in der Blttthe
seiner Jahre (gegen Ende des 17. Jahrhunderts) starb. G. Hbersetzte die Ost«ologie
von Clopton Havers (1692) und die Anatomie von Daniel Taüvry (1694) in's
Lateinische und schrieb ein seiner Zeit lesenswerthes Buch: „Diatribe defermeniis
vartarum corporis ammalis partium specißcis etparticularibus*' (Amsterdam 1689).
Biogr. mM. IV, pag. 412. PgL
Oeuns, Matthias van G. , am 2« September 1735 in Groningen, wo
sein Vater Kaufmann war, geboren, studirte 1751 — 58 in Groningen unter
Lambergen, van Doeveren und danach in Leyden unter van Royen, Gaubiüs,
F. B. Albinüs und Winter. 1759 zog er nach Paris, 1760 nach Amsterdam, um
Cauper zu hören, und promovirte am 14. Juni dieses Jahres mit einer „Disaert,
paikologica de morte corporea et caiisis moriendi** (eine neue Bearbeitnng der
schon 1758 in Groningen vertheidigten „Disqutsitio pkysioL de eo, qvod viiam
constituit in corpore animali"), welche Sandifort beide in seinen „Thesaurus
dissertationum^^ aufgenommen hat. — In Groningen praktisch wirksam, wurde
er 1771 zum Stadtphysicus und Lehrer der Hebammen und 1772 zum Arehlater
von Groningen ernannt, als er sowohl die ihm angebotene, durch van Doevsren's
Uebersiedlung nach Leyden vacirende Professur in Groningen, wie auch eine solche
in Harderwyk ausgeschlagen hatte. 1776 jedoch wieder nach Harderwyk berufen
und zum Airchiater Gelriae ernannt, acceptirte er und trat sein Amt als Prof.
medic, chemiae, botanices et art. obstet, im Juni an mit einer „OrcUio, qua an
expediat rei publicae medicinam facientium^ opera expenditur^ , Nach 15jähriger
Wirksamkeit wurde er (1791) nach Utrecht gerufen als Prof. medic. theoret et
practicae (während sein Sohn Steven Jan [s. unten] neben ihm zum Prof.
chemiae et botanices ernannt wurde), welches Amt er bis zum Jahre 1815, als er
seine Entlassung nahm, wahrgenommen hat. Er 'starb am 1. December 1817. —
V. G. war ein vortrefflicher Arzt („unser grösster Practicus nach Bobrelaavb'',
sagt einer seiner Biographen) und Geburtshelfer, ein ausgezeichneter Doeent
und sehr grosser Gelehrter. Er schrieb hauptsächlich: „Eenige aanmerkingen
over de borstbreuk der ingewanden of Hemia thoracica*' (1766) — „Genees-
kundige verhandeling over de belette neerzu:elging*' (1769), gekrönte Preis-
schrift , eine Abhandlung „De heerschende perdoop , die in de laatste jaren
vom-al in 1783 de provincie Gelderland getroffen heeft'^ (1704), (welche durch
die Regierung von Gelderland gratis den Aerzten zugesandt wurde und auch in's
Deutsche übersetzt wurde) — „Eenige voorbehoedmiddelen , hoe zieh staande
de besmetting der persloop, te gedragen, om daartegen op de best mogelyhe
toyze beveiligd te worden'^ — n^'^^^f over eene verbeterde toestel tot dam-
pademing (Inhalation) en de nuttigkeid daarvan in borst-en keel-ziekten" (1781),
worin er die Inhalationsmethode bei Lungenkrankheiten anempfahl — rt^^'
gelykende afbeeldingen en beschryving der voomaamste RoonhuyserCscht
werktuigen of vroedkunstige hefboomen" (1783) — „Opgave van eenige rn-
landsche voortbrengselen des velds , welke zouden kunnen dienen ter vervuUing
van behoefte aan voedsel vooral voor minvermogenden^ (1796) — „Oratio de
morbi variolosi per operam insitionis exstirpandi studio recte aestimando ei
prudenter regendo^ (1796) — „Aanwyzing aan de landlieden hoe zieh by
groote kitte best te gedragen" (1798) — „Over de staatkundige handkamng
van der ingezetenen gezondheid en leren" (1801) — „Oratio de morbi variolosi
i
6EÜNS. 513
permcie per tnsüümem, quam- dicimus vaoctnam lange eertxus exsHrpanda*^
(1805) — „Overtoeging van de waardy der koepckken hyzonderlyh ter
beveüiging voar de kinderpakken^ (1807) und „JPlantarum indigenarum, in usum
me medicum sive oecanamicum, selectarum index systematicus : cui accedit pro
mdncHonibua ineiitutio aliqua batanica** (1816). q ^ Daniels
(Hirns, Steven Jan yan 6., Sohn des Vorigen, am 18. November
1767 in Groningen geboren, atudirte 1782 — 88 in Harderwyk, in welchem Zeit-
ranm er eine Preisfrage „Over de ondertoerpen der natuurlyke historie, van
todke de verdere naeporing ten nutte van het vaderland verstrekken konde**
beantwortete nnd sein ^Plantarum BdgH canfoederati indigenarum apicüegium,
quo Davidis Oorteri, viri cL, ßora VII provinctarum locupletatur"
yeröffentlichte. Hieranf zog er nach Leyden nnd im Mai 1789 promovirte er in
Harderwyk znm Philos. Doctor (Diasert. de corporum habüudine animae
kujusgue virium indice ac modercUrice**), Nnn ging er auf Reisen, stadirte in
Göttingen (wo er intime Frenndsohaft mit Alex, von Huitboldt schloss) unter
Blcm£nbach, Gmbltn nnd Morbat, danach in Leipzig, Halle und Jena und
promovirte nach seiner Rflckkehr im Juni 1790 zum Med. Doctor mit „Quaestianes
academicae medici argumenti^. Schon ein Jahr nachdem er sich als praktischer
Arzt in Amsterdam etablirt hatte, wurde ihm eine Professur in Harderwyk an-
geboten, weil man dadurch auch seinen Vater für Harderwyk zu halten hoffte.
Er verweigerte diese, nahm jedoch die darauf unmittelbar erfolgte Ernennung
zum Prof. medic. , physiologiae et botanices in Utrecht an, welches Amt er im
September 1791 antrat mit einer: „Oratio de instaurando inter Batavos studio
hotanico". Im folgenden Jahre wurde er Arzt am Provinzial - Erankenhause
und akademischer Arzt, wodurch ihm auch für einen Theil der klinische Unter-
richt übergetragen wurde. 1794, nach dem Tode des Prof. Nahuys, auch mit
dem Unterrichte der Chemie belastet, hielt er eine „Oratio de physiologiae
corporis humani cum chemia conjunctione utili ac pemecessaria^ , worin er sich
als ein wahrer Gelehrter zeigt. Schon im Mai des folgenden Jahres (1795) starb
er, nur 27 Jahre alt. C. E. Daniels.
Gteuns, Jan van G., Enkel des Matthias, wurde im Juli 1808 in
Amsterdam , wo sein Vater , obwohl auch Med. Doctor , Director eines finanziellen
Geschäftes war, geboren. 1825 Student am Athenaeum illustre geworden, genoss
er den Unterricht von G. VhOlik, H. C. van der Boon-Mesch u. A. , zog 1827
nach Leyden, wo er Reinwobdt, Sandifobt, Macqüeltn, Pruys van der Hoeven
und Beoees hörte, studirte 1832 — 33 wieder in Amsterdam unter G. C. B. SöRmQAR
und C. B. TiLANüS und promovirte mit einer „Dissert, de animi habitu, qualis
in variis morbis chronicis observatur^. Darauf reiste er zwei Jahre durch Deutsch-
land, Frankreich, Italien und England, wo er die vornehmsten Universitäten
besuchte. Zehn Jahre war er in Amsterdam als praktischer Arzt wirksam als er
1846 zum ausserordentl. Prof. pathologiae et medic. forensis am Athenaeum illustre
ernannt wurde, (Antrittsrede: „De geneeskunde als eene zelfstandige natuur-
teetenschap besckoutod** ) und auch einen Theil de's klinischen Unterrichts freiwillig
auf sich nahm. 1857 ordentl. Professor geworden, functionirte er als solcher bis zum
Jahre 1873, wo er seine Entlassung nahm, van G. war ein sehr allgemein gebildeter,
wissenschaftlicher Mann , der erste Kliniker in Holland , welcher die physikalische
Untersuchungsmethode , die mikroskopischen und chemischen Untersuchungen beim
klinischen Unterricht benutzte, die pathologische Anatomie nach ihrem Werth zu
schätzen lehrte, der Bahnbrecher für die naturwissenschaftliche Richtung in der
Medicin, obgleich er als akademischer Lehrer sich seinen Schülern nicht so
deutlich und begreiflich zu machen verstand, als man seiner grossen Gelehrsamkeit
nach hätte vermuthen sollen. 1866 war er Mitglied der internationalen Cholera-
Conferenz in Constantinopel und gab über diese Wirksamkeit eine sehr ausführliche
und verdienstliche Uebersicht. Er starb im December 1880. Seine vornehmsten
514 GEÜNS. — GHINI.
Schriften sind yjNatuur- en genees-Jeundige beschoutoingen , over moerassen en
maeras'Ziekten" (1839),^ eine vortreffliche Arbeit — „Verhandeling over dennard
en den ooraprong der Jcoepokstof en haar beveiligend vermögen tegen menschen-
pokken^ — „Over het begrip van ziekte als eenkeid*^, während er 1842 — 45 einCT
der Yomehmsten Redacteure war der bekannten nnd damals * viel Epoche machenden
Zeitschrift „Bijdragen tot de geneeskundige staatsregeling in Nederland".
C. E. Danifels.
^ Gheeraerds , Diederich 6., Arzt des 16. Jahrhunderts , stammte aus
Holland. Er gab lateinische üebersetzungen zweier Werke des Galen heraus:
„De simplicium medtcamentorum jacultatibus libri XI*^ (Paris 1543) und „Z)e
curandi ratione per sanguinis missionem Über" (Paris 1530'; 1539 ; 1543).
Biogr. m6d. IV, pag. 394. Pgl,
Gherardini, Michele 6., hervorragender italienischer Arzt, lebte von
1752 bis etwa gegen 1810, war Arzt am grossen Hospital, sowie an Santa Corona
in Mailand. Er schrieb: „Storia della pellagra*^ (Milano 1788 5 deutsche
Uebers. von C. H. Spohb, Lemgo 1792) und* einen Joumalaufsatz über die Cor
der ToUwuth nach Beobachtungen am grossen Hospital in Mailand.
Dict. bist, II, pag. 542. — Andrea Verga, Gazz med. ital. Lombardia. 1871,
Nr. 37 — 49. — Sangiorgio, pag. 645. p j
/ Gherlng (Gherin, Gheeein, Gheeuis), Jacob G. , praktischer knx in
Antwerpen in der zweiten Hälfte des 1 6. Jahrhunderts, ist durch seine in vlämischer
Mundart abgefasste Abhandlung über die im Jahre 1555 zu GU)rkum, Workum
und Utrecht herrschende Pest nebst Vorschlägen zur Verwahrung vor derselben
und zu ihrer Heilung (Antwerpen 1597) bekannt.
Broeckx, Galerie med. anversoise. I.Partie, 1866. Pgl
* Gherini , A m b r 0 g 1 0 6. , zu Mailand , verfasste folgende Arbeiten :
„Applicazioni della galvano-causttca chimica nella cura dei'tumori" (Mailand
1866) — „Vade mecum per la ferite d'arma da facco** (Ebenda 1866, mit
5 Taff.) — „Della ferita delV arteria vertebrale^ (Ebenda 1867); ferner in der
Gazz. med. italiana, Lombardia (1873, 74): „Frattura dt gamba complicata . . .
risecazioni dei due frammenti della tibia e successiva sutura metallica . . . .;
guarigtone*' — „Sopra un caso , , . . dt varice aneurysmatica .... consecutica
a salassi del cubito etc.** — „Del tetano traumatica, Reminiscenze*' — „Di
una deformith congenita per accesso alle mani e ai piedi*^ ; femer: „Contri-
buzioni alla chirurgia sui bambini" (Mailand 1876).
Index-Catalogue. V, pag. 401. Red.
Ohert, Johan Maria EduardvanG., am 28. Juni 1813 in Amsterdam
geboren, trat im December 1830 in den Militärdienst, kam im folgenden Jahre in
das Reichs-Spital in Utrecht (wo er auch den akademischen Vorlesungen folgte; ab
Zögling und genoss da den Unterricht von Alexander, Kerst, van Wyk und
WiLLEüMiER. Im October 1836 wurde er zum Militärarzt ernannt und 1837
promovirte er in Utrecht zum Dr. med. Nachdem er in verschiedenen Militärspitälern
wirksam gewesen war, bekam er 1853 Urlaub, an der Expedition der französischen
Armee gegen die Kabylen in Afrika Theil zu nehmen. Nach zweijähriger Abwesenheit
zurückgekehrt, nahm er seine Entlassung aus dem Militärdienste, doch ging er
bald darnach in den russischen Militärdienst. Er starb schon kurz nach seiner
Etablirung in Petersburg im Jahre 1858 , wie Einige meinen , durch Gift. Er
schrieb eine sehr gute Biographie seines vormaligen Chefs, des Colonel-Inspeetor?
Dr. Beckers (s. diesen). C. E. Daai^ls.
^Ghini, Luca G., italienischer Arzt und Botaniker, geboren um 1500
auf Schloss Croara bei Imola, war der erste Professor des um's Jahr 1534 creirten
Lehrstuhles für Botanik in Bologna. G. bekleidete diese Stelle bis zu seln^
j
GHINI. — GIACOMINI. 545
Berufung nach Pisa (1544), wo er einen botanischen Garten gründete und der
berühmte Gelehrte Ulysses Aldrovandus eine Zeit lang sein Schüler und Freund
war. G. starb um 1556. Seine Hauptschrift : „Morbi neapolitani curandi ratio
perlrevis*' (Speyer 1589) bezieht sich auf die Syphilis.
Blogr. m6d. IV, pag. 414. — Angel i, pag. 115 — Fantuzzi. Pgl.
Ohisi, Marti no G., zu Cremona, über dessen Leben sonst nicht Näheres
bekannt ist, verdient eine Erwähnung deswegen, weil er einer der Ersten ist, die
den Croup genau beobachtet und beschrieben haben, in einer Epidemie, die
1747 48 nicht nur Italien, sondern auch Frankreich, Deutschland, England heim-
gesucht hatte. Das Werk, welches nicht nur eine sehr genaue Symptomatologie
der Krankheit, sondern auch den Leichenbefund beschreibt, heisst: „Lettere mediche
del , , . , la prima tratta di varii mali col mercurio crudo ; la secunda contiene
tistoria delle angine epidemiche degV anni 1747 e 1748" (Cremona 1749, 4.)
Dechambre, 4. Serie. T. VIII, pag. 265. G.
Giacomazzi, Stefano G., zu Brescia, war zu Bedizzole bei Brescia am
25. Mai 1790 geboren, studirte in Padua und Pavia, wurde 1813 Doctor, Hess
sich in Brescia nieder, wo er dirigirender Arzt in der Gemeinde von S. Alessandro
wurde. Als Schriftsteller war er ein Verfechter der italienischen Lehre von Rasori
und Tommasini. Er veröffentlichte sein Glaubensbekenntniss in den „ Cenni clinico-
patologici sidle infiammazioni occulte del corpo umano etc.** und den „Questioni
mediche". In der „Bilancia medica sulla quäle pesava le ragioni degli oppo-
sitori e dei propugnatori del rimedio e delV opera" erklärt er sich gegen das
System des Empirikers Le Roy und gab femer heraus : „Descrizione di alcuni
casi patologici di forma rarissima" — „Saggio di osservazioni mediche sopra
iL vestire delle donne" und endlich seine medicinisch-literarhistorischen „Dialoghi
sopra gli amori, la prigionia, le malattie e il genio di Torquato Tasso",
Seit langer Zeit brustleidend, in der Sorge um die Existenz seiner Familie, zog er
sich in sein väterliches Haus zu Bedizzole zurück und starb daselbst am
24. December 1830.
Schivardi in Annali univers. di med. Vol. 87, 1838, pag. 296. — Ideni,
Medici illustri Bresciani. I, pag. 155- — v. Wnrzbach, V, pag. \TZ. P
Oiacomini, Giacomo Andrea G., zu Padua, war zu Mocasina (Provinz
Brescia) am 16. April 1796 geboren, wurde in Padua 1821 Doctor, und nach-
dem er seine Studien in Wien fortgesetzt hatte, 1824 Professor der theoretischen
Medicin, indem er gleichzeitig die medicinische Klinik für Chirurgen erhielt. Er
war einer der glühendsten Vertheidiger der Lehren von Rasori und Tommasini
und wurde seinem „Trattato filosofico-aperimentale dei soccorsi terapeutici
dimso in quattro parte: etc." (4 voll., Padua 1833-38; andere Ausg. 1835-37 5
französ. üebers. von Mojon und Rognetta in Bayle's Encyclop. des sc. m6d.
1«^39) zu jener Zeit von seinen Landsleuten das übertriebenste Lob gezollt und
noch lange Zeit bildete dieses Werk den populärsten und entschiedensten Ausdruck
der „Dottrina medica italiana"; jedoch fand dieselbe auch einen gefährlichen
Gegner in dem berühmten Kliniker Büfalini. Indem er den unterschied zwischen
der mechanischen und dynamischen Wirkung festzustellen suchte, gerieth er mit
dem berühmten Toxikologen Orfila in eine literarische Fehde. G. schrieb femer:
^Sulla condizione essenziale del cholera morbus" (1836; 2. Ausg. 1836) —
„DelV idealismo in medicina e del segni tolti della ispezione della lingua etc,*'
(Nuovi saggi deir l. R. Accad. di scienze, lett. ed arti di Padova, Vol. 4; 3. ediz.
Xovara 1837); zusammen mit G. B. Mugna: „La cUnica medica pei chirurghl
neir 7. R, Universith di Padova etc." (Padua 1836) — „Sulla italiana
riforma della medicina e sopra alcuni casi di awelenamento" (Ebenda 1839) —
„Sulla natura, sulla vita e sulle malattie del sangue" (Annali univers. 1840) —
„Sui criterii per distinguere e giustamente interpretare le alterazioni anaio-
Biogr. Lexikon. If. 35
546 GIACOMINI — GIA.NNINI.
miche dei visceri digerenti nei veneficü^ (Ebenda 1847). Dazu mehrere Eroffaungs-
und andere Reden bei Gelegenheit von Congressen u. s. w. Er starb am 29. December
1849. Nach seinem Tode erschienen seine „Opere edite ed inedite dt , . . . publicate
per cura dt G. B. Mugna e F. Goletti'' (10 voll., Padaa 1853-55).
Schivardi, II, pag. 63. — v. Wurzbach, V, pag. 173. G.
*Giacoinini, Carlo G., zu Turin, verfasste die folgenden Schriften:
„Accidenti hlennorragici, infiammazione ed ascessi der follicoli mucipari ddt
uretra, della ghiandola del Cowper e della prostata^ (Turin 1869) — „Sip
It'de cerebrale, afasia ed amnesia" (1870) — „Sopra di uv! ampia commu-
nicaztone tra la vena porta e le vene iUache destre" (1873) — „ Utul micro-
cefala" (1876) — „Annotazioni sopra Vanaiomia del negro^ (1878) — „Quiia
Mo stvdio delle circonvoluzioni cerebrali delV uomo^ — „ Varieth delle
ctrconvoluztom cerebrali delV u<ymo^ (1881). Er ist seit 1873 Mitherausgeber
des Journals yjL'Osservaiore^,
Index-Catalogue. V, pag 402. Bed.
Gianella, Carlo, geboren in Legnano zu Anfang des 18. Jahrhunderts^
studirte und wurde Dr. med. et philos. in Padua. Nach 20jähriger ärztlicher
Thätigkeit in seiner Vaterstadt wurde G. 1752 Professor der theoretischen Mediein
an der Universität zu Padua. G. war Anhänger der damals, im Zeitalter Moegagki's^
in der italienischen Heilkunde vorherrschenden exacten Richtung. Er schrieb:
„Saggio di medicina teorico-pratica etc.** (Venedig 1732) — „De successione
morborum libri III** (Padua 1742) — „Trattato dt medicina preservativa*'
(Verona 1751) u. A.
Dict. bist. II, pag. 543. Pgl.
Gianelli, Giuseppe Luigi G., zu Padua, 1799 in Abano geboren,
war seit 1821 Arzt daselbst, dann beim Spital in Padua, von 1827—30
Delegationsarzt zu Belluno, wurde 1830 Professor der gerichtlichen Mediein und
Medicinal-Polizei an der Universität Padua , 1837 Protomedicus und Gubemiabath
bei dem Mailänder Gubernium. Er verfasste: „Manuale per i bagni di mare*'
(Lucca 1833) — „Dei soccorsi reclamati della scienza e delV umanith a salva-
mento dei sommersi in Padova** (Padua 1833, 4.) — „Trattato di medicifUi
publica, ditdso in tre parti, etc.** (Ebenda 1836). Ausserdem eine Anzahl von
Aufsätzen in den Annali universali (1841, 43, 49, 50, 55), Thier-Experimentc
mit Arsenik, das erneute Erscheinen der Cholera, das Lehren der Mediein, die
Hundswuth u. s. w. betreffend; femer „Sulla libertä nello studio ed insegnamento
e sui professori pubblici e privati di medicina** (Mailand 1862) — „La vacci-
nazion** e le sue leggi in Italia** (Ebenda 1864, Fol.). Auch veröffentlichte er
Lobreden auf die Paduaner Professoren GmoL. Melandhi (1833), Oaldaxi und
Fanzago und machte viele Reisen in's Ausland. Er starb 1871.
Cantü, pag. 240. — L'Imparziale. 1872, pag. 275, 305. 463, 496, 558 (nicht
zagänglich). G.
Giannini, Tommaso G., zu Ferrara, geboren etwa 1548, wurde bereits
im 17. Lebensjahre Dr. med. et philos. und begann nach weiterem ftinfjährigea
Studium die Philosophie unter so grossem Zudrang von Schülern zu lehren, daas
der Magistrat von Ferrara ihm ein öffentliches Gebäude für seine Vorlesungen
nebst einem beträchtlichen Gehalt überwies. G. starb, 82 Jahre alt, um 1630.
Eigentlich medicinische Schriften hat er nicht hinterlassen.
Biogr. m6d. R^ pag. 416. — v. Wurzbach, V, pag. 176. — Sangiorgio,
pag. 407. Pgl.
Oiannini, Giuseppe G., geboren 1773 zu Parabiego bei Mailand,
studirte Theologie, später Mediein in Pavia , wo J. P. Feank, Scarpa, Spallan*
ZANI, VOLTA seine Lehrer waren. Nach seiner Promotion 1796 praktieirte er
in Mailand, wo er zu grossem Ruf gelangte, Arzt am grossen Hospital und 1810
GIANNINI. — GIBBES. 547
Hofarzt wurde. 45 Jahre alt, starb G. (1818) an der LungenschwindBucht. In
seiner Schrift „Della natura delle fehbri e del miglior metodo di curarle^
(Mailand 1805; 1809, 2 voll.; Neapel 1817; franz. üebers. Paris 1808) plaidirt
er lebhaft für die kalten Begiessnngen bei yerschiedenen fieberhaften Erkrankungen.
Ausserdem schrieb G. „Memorie di medicina^ (Mailand 1800 — 1802) und eine
Abhandlung Aber Gicht und Rheumatismus.
Biogr. luM. IV, pag. 415. — Dict. hist. II, pag. 544. — v. Würz b ach V, pag. 176
Gibb, Sir George DuncanG., in London, war zu Montreal in Oanada
am 25. December 1821 geboren, studirte im Mac Gill College seiner Vaterstadt
und wurde 1846 daselbst Doctor. Er setzte seine Studien in Dublin und in
London fort und trat 1855 in die Redaction der „Lancet", für welche er bis 1866
den „Mirror" und die „Clinical Records" redigirte. Er war mehrere Jahre lang
Physician an der St. Pancras Infirmary und Assistant Physician des Westminster-
Hospital. Nachdem er in früheren Zeiten „Ä treatiae ort lohooping-cough, etc."
(London 1854), sowie einige physiologische , naturhistorische und pharmaceutische
Arbeiten, z. B. über Assimilation des Zuckers, über die von canadischen Insecten
erzeugten Geräusche, über Sanguinaria canadensis (1855 — 61) herausgegeben
hatte, machte er sich, bereits ehe das Laryngoskop erfunden war, um die
Krankheiten des Kehlkopfes verdient und veröffentlichte über dieselben, sowie über
Verwandtes das Folgende: „On diseases of the throat, epiglottis and windpipe"
(London 1860; 2. edit. 1864, unter demselben Titel mit der Hinzufügung: „as
reflected hy the laryngoscope ; a complete manual etc," Er übersetzte für die
New Sydenham Society : J. N. Czbbmak's „On the laryngoscope and tts employ-
ment in physiology and medidne" (1862) und schrieb weiter: „On the diseases
and injuries of the hyoid or tongue hone" (London 1862) — „The laryngoscope;
illustrations of its practical application, etc." (Ebenda 1863) — „Report on the
physiological effects of hromide of ammonium" (Brit. Assoc. Rep. 1863) — „Tlie
laryngoscope in diseases of de throat; with a chapter on rhinoscopy" (London,
3. edit. 1868) — „On the tises of the uvula" (Brit. Assoc. Rep. 1871) u s. w.
Ausserdem anthropologische Arbeiten über verschiedene Formen der Glottis, den
Larynx des Negers und dessen Verschiedenheit von dem des Weissen, extreme
Hypertrophie des Schädels (Anthropol. Review 1864; Anthropol. Soc. Journal
1864-, Anthropol. Soc. Memoirs 1866); ferner; „On centenarian longevity"
(Brit. Assoc. Rep. 1871) und zahlreiche Artikel in der Lancet, den Transaction»
der Pathological und Obstetrical Society, den Archives of medicine etc. Dieser
äusserst vielseitige Mann , der auch noch auf dem Felde der Geologie und Archäologie
gearbeitet hat, nahm in der späteren Zeit seines Lebens einen seiner Familie
zukommenden Adelstitel wieder an und starb am 16. Februar 1876.
Med. Times and Gaz. 1876, X, pag. 295. G.
Oibbes, Sir George Smith G., zu Weymouth, wurde in Oxford Doctor
und darauf Arzt in Bath. Er schrieb: „On the conversion of animal muscle
ifUo a suhstance much resembling spermaceti" (Philos. Transact. 1794, 95) —
„JL feto observations on the component parts of animal matter, and their con-
version int^ a substance resembling spermaceii" (Bath 1796) — „A treatise
on the Bath waters" (London 1800) — „A second treatise on Bath waters, etc."
(Ebenda 1808) — „On life" (Lond. Med. and Phys. Joum. 1827); ferner über
die ehemische Zusammensetzung der Quellen von Bath u. s. w. ; auch Abhandlungen
in der Lond. Med. Gaz., sowie in anderen Journalen.
Callisen, VII, pag, 183; XXVIII, pag. 199. G.
OibbeSi Robert Wilson G., zu Columbia, 1809 zu Charleston geboren,
studirte auf der Universität von Süd Carolina, wo er 1830 Doctor wurde, war
später Professor der Chemie und Geologie zu Columbia und ist durch seine geo-
logischen und paläontologischen Arbeiten, die hier nicht zu verzeichnen sind, bekannt.
35*
548 GIBBES. — GIBERT.
Von seinen der Medicin angehörigen Leistungen nennen wir: „Ä lecture on the
magnetismus of the human body^ (Columbia 1843) — „Cuha for tnvalids^
(New York 1860j. Ausserdem veröffentlichte er mikroskopische Untersuchungen
über die Haare verschiedener ^Racen, schrieb über Malaria u. s. w. Während des
Secessionskrieges war er Surgeon-General der Truppen von Süd-Carolina nnd ist ihm
die Einführung des Wayside Hospital System zu danken; er war auch zweimal
Mayor von Columbia , Redacteur eines bedeutenden politischen Journals und histo-
rischer Schriftsteller. Er starb am 15. October 1866.
American Joiim. of the Med. Sc, Vol. LIII, 1866, pag. 286. G.
*Gibbes, Heneage G. , in London, studirte in Aberdeen und im
St. Bartholom. Hosp. in London, wurde bei erstgenannter Universität 1881 Doctor,
war Curator des Museums im King's College und ist zur Zeit Physician des Metro-
politan Dispensary und Docent der Physiologie und Histologie am Westminster
Hospital. Er schrieb: „Practtcal histology and pathology^ (Philadelphia 1881;
2. edit. 1883); ferner im Quart. Joum. of Microsc. Sc, (1879, 80): „On the
stmcture ofthe vertebrate Spermatozoon^ — „Structure of human Spermatozoon*" —
„ Use of hinocular wtth high power s^ ; femer im Journ. of the Roy. Microsc.
Soc. (1880): „Double .and treble statning of animal tissues^ ] in der Laneet
(1882, 83): „Simple method of detecting bacillus tubercidosus for diagnostk
purpose^ — „A rapid method of demonstrating the tuber de badllus vMotU
the vse of nitric acid,^
Medical Directory. Red.
Gibbons, Thomas G., Arzt in Hadleigh (Grafschaft Suffolk) zu Ende
des vorigen und Anfang dieses Jahrhunderts, schrieb über Heilung von Icterus
bei Gallensteinen durch Quecksilber (in Duncan, Annais of Medecine 1796, T. I,
pag. 279), sowie „Medical cases and remarlcs"^ (Sudbury 1799; 2. edit.
London 1801).
Dict bist. II, pag. 545. Pgl.
ßibbs, Harry Leake G., zu St. Petersburg, war Member des R. C. 8. of
Engl., prakticirte anfänglich in London und schrieb: y, Account of a case of axiilary
aneurism, in which the Operation of tying the subclavian arter y was success-
fully performed^ (London Med.-Chir. Transact. 1823, mitgetheilt vouB.Brodie) —
„ Ca^e in which the external iliac artery was tied under peculiar circumstances*
(London Med. and Phys. Joum. Vol. LVIII) — „Case of tumour of the radial
or Spiral nerve of the right arm removed by him^ (Edinb. Med. and Surg.
Joum., 1829). Andere Artikel in derselben Zeitschrift und in der London Med.
Gazette. In St. Petersburg war er Chirurg am allgemeinen See-Hospital.
Callisen, VII, pag. 185; XXVIII, pag. 199. G.
Gibert, Camille-Melchior G., zu Paris, bekannter Dermatologe, war
daselbst 1797 geboren, promovirte 1822, war Arzt am Hospital Saint -Louis
in Paris seit 1834, Mitglied der Akademie seit 1847, Generalsecretär der
Society de prövoyance des mödecins de Paris und starb am 2. August 1866. Sein
Hauptwerk ist: „Manuel des maladies speciales de la peau" (Paris 1834; 2. edit.
1839); ferner schrieb er: „Manuel des maladies vthithiennes^ (Paris 1836).
Beide Werke erschienen vereinigt als „ Traite pratique des maladies de la peau
et de la syphilis"* (Ebenda 1860). Weitere Schriften von G. sind: „Memoire
sur les fitvres^ (1825) — „ Considerations sur V hippocratisme** (1833; —
„Remarques pratiques sur les ulcerations du col de la matrice" (1837); end-
lich zahlreiche Artikel in der Revue mfedicale, im Dictionnaire de m6decine usuelle,
in der Gazette des hopitaux, Encyclopödie des sciences m6dicales, sowie in den
Memoires de l'Acad. de medec.
Vapereau, pag. 761. — Hardv etTardieu, Union med. 1866, pag. 23S, 263.
Pgl.
GIBSON. 549
Gibson, Thomas G. , englischer Theologe und Arzt aus dem 16. Jahr-
hundert, geboren in.Morpeth (Nqrthumberland), gestorben 1562 in London, schrieb
ein Buch über Prophylaxis und Behandlung der Pest (1536, 4.).
Aikin, pag. 87. — Hutchinson, I, pag. 354 — Biogr. m6d. IV, pag. 417.
Pgl.
Gibson , John G. , Dr. med. und Chirurg der englischen Marine , lebte
im vorigen Jahrhundert und schrieb: „Treatise on continual , . . . fever s^ (London
1769) — „A treatise on bilious diseases and Indigestion^ (Ebenda 1799) u. A.
Dict. bist. II, pag. 546. Pgl,
Gibson, Benjamin G., im September 1774 in Newcastle-upon-Tyne
geboren, hatte zuerst bei einem in jener Stadt sehr beschäftigten Arzte Ingham
ärztlichen Unterricht genossen, ging später nach London, um namentlich des
anatomischen Unterrichtes von Baillie theilhaftig zu werden, und sodann zur
Vollendung seiner Studien nach Edinburg. Seit dem Jahre 1799 fungirte er acht
Jahre lang als Assistent in der Praxis des Arztes White in Manchester, habilitirte
sich alsdann selbstständig und wurde als Chirurg an der dortigen Infirmary ange-
stellt. Sehr bald erlangte er einen grossen Ruf als Chirurg und Ophthalmiater,
gleichzeitig hielt er mit vielem Erfolge Vorlesungen über Anatomie, an welchen
sieh viele Studirende betheiligten. Sein Eifer für das Studium und die praktische
Thätigkeit erschöpften frühzeitig seine Kräfte, es stellten sich Erscheinungen einer
LungenafFection ein und so erlag er schon in einem Alter von 37 Jahren, von
seinen Collegen und Mitbürgern wegen seiner persönlichen Liebenswürdigkeit, der
Offenheit seines Charakters, der Verachtung von Gemeinheit und Eigennutz, hoch
geschätzt, am 3. Februar 1812 der Lungenschwindsucht. Von seinen Schriften
sind namentlich die in den Memoiren der philosophischen Gesellschaft von Manchester
veröffentlichten Arbeiten „Observations on the effect of madderroot on the bones
of animals^ und „On the vse of the sutures in the hones of animals** , vor
Allem „Practical observations on the formation of an artificial pupil in sevet*al
deranged states of the eye, to which are annexed remarks on the extraction (f
the soft cataract and those of the membranous kind, fhrough a puncture in the
Cornea*^ (London 1811) hervorzuheben; in der letztgenannten Schrift giebt er
eine Kritik der bisher gebräuchlichen Methoden der künstlichen Pupillenbildung
und empfiehlt vor Allem die von Beer gelehrte Iridectomie.
Wardrop im Edinb. Med. and Surg. Journ. 1814, Jan. 1. A. Hirsch.
Gibson, William G., bertihmter amerikanischer Chirurg zu Philadelphia,
war 1788 zu Baltimore geboren, wurde 1809 in Edinburg Doctor, war später Professor
der Chirurgie an der Universität von Pennsylvanien und Chirurg mehrerer Kranken-
anstalten. Er schrieb: „Strictures on Mr. Pattison^s reply to certain oral
and written criticisms^ (Philad. 1820; 2. edit., 1820) nebst folgenden bedeutenden
chirurgischen Beobachtungen: „Remarks on bronchocele or goitre" (Chapman's
Philad. Journ. of Med. and Phys. Sc. 1820) — „The history and treatinent of
bony tuviours" (Ebenda 1821) — „Refleocions on the treatment of fractures
of the thigh; with an account of a new apparatus" (Ebenda 1822) — „Gase
of rtipture of the axdllary arter y in a successful attenipt to reduce an old
luxation of the shoulder-joint" (Ebenda 1823); femer beschrieb er einen Fall
von Verwundung mit Unterbindung der Art. iliaca communis (Amer. Med. Record.,
Vol. III) und ^Case of axillary aneurism (front the reduction of on old luxation
of the shoulder-joint) in which the subclaman artery was tied" (Amer. Journ.
of the Med. Sc. 1828). Am bekanntesten und verbreitetsten aber ist sein Lehrbuch
geworden, welches eine Reihe von Auflagen erlebte : ;, The instantes and practice
of surgery betng the outlines of a course of lectures" (2 voll., Philadelphia
1824; 1827; 7. edit. 1845). Später erschienen von ihm noch u. A. „A sketch of
Itthotripsy, wüh cases" (Amer. Journ. of the Med. Sc. 1836) und als Frucht
einer nach Europa unternommenen Reise folgende zwei Schriften: „Sketches of
1
550 6IBS0N. — GIESLER.
prominent surgeons of London and Paris, introductory to a course of surgtoal
lecturea*' (Philad. 1839) und „Rambles in Europe in 1839, mth skeickes of
prominent surgeons, physicians, medical sckools,hospäalSj literary personage» eic^
(Ebenda 1841). Zu seinen späteren Pnblicationen gehören noch einige „Intro-
ductory lectures" C1841 , 43, 44), eine „Valedictory address*' (1846), eine
„Lecture, correlative to a course, on surgery , in the University of Pennsyl-
vania, embracing a short account of eminent Belgian surgeonSy physicians etc,^
(Ebenda 1848) und „Three lectures preliminary to a course an the principles
and practice of surgery"* (Ebenda 1850). Sein Tod erfolgte am 2. März 1868.
Boston Med. and Surg. Journ. Vol. XL. 1849, pag. 499. 518 und S. W. Francis
im Philad. Med. and Surg. Report. Vol. XVJII, 1868, pag. 271 (Beides nicht zugänglich). —
Callisen, VII, pag. 189; XXVlIf, pag. 200. — Index-Catalogue V, pag. 406. ^.^^^
Oierl, Matthias G., zu Lindau am Bodensee, erlangte 1817 zu Lands-
hut die Doctorwürde, prakticirte anfänglich in Augsburg, wurde dann Stadt- und
Landgerichtnpbysicus in Lindau und verfasste : ;, Das Hypopyon oder Eiterauge und
seine Behandlung u. s. w.** (Augsburg 1825; ital. Uebers. von J. J. Alb. Schön-
berg, Neapel 1826, 4.) — „Medicinisch-chirurgische Beobachtungen, gesammdt
im Augsburger allgemeinen Krankenhause; u. s, w." (Lindau 1827). In Textob's
Neuem Chiron (1822, 27) schrieb er: ^ Ueber den Fungus, die Struma testiculiu. s, ir."
,, Merkwürdige Verletzung des rechten Hypochondriums und 14 Tage nach der
Verletzuna angestellte Gastiotomie** — „Einige Bemerkungen über die Resec-
tion und Exarticulation des Unterkiefers beim Carcinom dieses Theils ; u. s, ir.* —
„ Ueber die Resorption der cataractösen Linse in der vorderen Augenkammer*'
(Bayerische Annalen, Bd. 1) ; weitere Aufsätze von ihm befinden sich in Bcchxer's
Repert. f. d. Pharm. (1823), Hufelaxd's Journal (1827), der Deutschen Zeitschr.
ftlr Qeburtsk. (1829) , der Salzburger med.-chirur. Zeitung (1829) , v. Ammox's
Monatsschr. (1833). 1832 wurde er temporär quiescirt.
Callisen, VII, pag. 193; XXVIII, pag. 201. G.
Gierse, August G., zu Halle a. S., war aus Westfalen gebürtig, am
25. Januar 1817 geboren, stndirte von 1837 an in Halle und wurde 1842, nach-
dem er sich bereits durch die glückliche Lösung philosophischer und theologischer
Preisaufgabeu hervorgethan hatte, mit einer Dissertation, welche die erweiterte
Bearbeitung einer gekrönten medioin ischen Preisaufgabe war , nämlich : „ Quaenam
Sit 1 atio caloris organici partium inßammatione laborantium febrium vaginae
in feminis menstruis et non menstruis hominis dormientis et non dormtentts et
denique plantarum itivestigatur experimentis ab aliis et a memet ipso in-
stltutis"* (4.) Doctor. Er gehört mit dieser Arbeit zu Denjenigen, durch welche
die Kranken- Thermometrie , welche später eine ungeahnte Bedeutung erlangte, ein-
geleitet wurde. In den letzten IV2 Jahren seines Lebens war er Assistent der
geburtt^hilflichen Klinik in Halle und von seinen daselbst gemachten Beobachtungen
wurde eine Arbeit ;, Ueber die Kiankheiten des Eies und der Hacenta** erst nach
seinem am 11. Februar 1846 an Lungentuberculose erfolgten Tode durch Heinrich
Meckel (Verhandlungen der Gesellschaft für Geburtshilfe in Berlin, 1847) ver-
öffentlicht.
Neuer Nekrolog der Deutschen. Jahrg. 24. 1846, pag. 1037. — Verhandlungen der
Gesellschaft ftir Geburtshilfe in Berlin, Jahrg. 2, 1847, pag. 4. G.
Giese, Johann Rudolf G. , geboren 1748 in Rheine bei Münster,
war Arzt in Münster und schrieb; y, Untersuchung , warum eingeimpfte Pocken
eine gelindere Krankheit verursachen , une durch die natürlicfie Ansteckung
erregten"* (Münster u. Osnabrück 1790). G. starb am 31. März 1819.
Hiopr. med. IV, pag. 417. Pgl.
Giesler (Giesf.leb), Lorenz G. , geboren in Braunschweig zu Anfang
des 17. Jahrhunderts, gestorben daselbst 1685, war Mitglied der Akademie da*
GIESLEB. — GIGOT-SÜARD. 551
Naturforscher and ist bekannt durch sein Buch : „ Observationes medicae de peste
Brunstoicensi annt 1657** (Braunschweig 1663; deutsch 1680), worin er eine
Beschreibung der von ihm in Braunschweig beobachteten schweren Pestepidemie giebt.
Biogr. mW. IV, pag. 418. Pgl.
*Gietl, Franz Xaver Ritter von G., zu Höohstädt an der Donau
am 27. August 1803 geboren, in Landshut, Wttrzburg und München, haupt-
sächlich durch SCHOENLKIN, Textoe, V. Grossi, Wilhelm, v. Walthee aus-
gebildet, 1827 promovirt, wurde 1834 zum Leibarzt des damaligen Kronprinzen
Maximilian ausersehen und wirkte, abgesehen von dieser Stellung, noch seit 1838
als Professor der medicinischen Klinik in München. Von 1842 bis 1851 dirigirte
er das städtische Krankenhaus l./I. Seine der Dissertation zunächst folgenden
Schriften waren sechs Berichte über die Cholera, zu deren Beobachtung in Böhmen,
Mähren und Schlesien v. G. 1831 Seitens seiner Regierung ausgesandt war. In
den 50er Jahren, wie noch neuerdings fl875), ist er mehrfach auf diese Erfah-
rungen publicistisch zurückgekommen. Später, 1865 und 1875, veröffentlichte
V. G. selbst Mehreres über den Typhus, 1849, 1857, 1870 speciell über Behand-
lung desselben und Hess sowohl über diese Krankheit, als besonders auch über
Erysipel Abhandlungen von seinen Schülern und Assistenten vet öffentlichen (1852,
1862, 1872, 1879, 1880). In einer, München 1870, erschienenen Abhandlung
sind die Grundzüge seiner Fieberlehre, 1860 Beobachtungen und statistische Mit-
theilungen aus der medicinischen Klinik des allgemeinen Krankenhauses publicirt.
Wernich.
Giffard , William G. , berühmter Chirurg und Geburtshelfer , lebte zu
London gegen Endo des 17. und zu Anfang des 18. Jahrhunderts und hat sich
besonders durch Einführung der Zange in England verdient gemacht, die er in
seiner von ihm nachgelassenen und durch Edward Hody veröffentlichten Schrift
yyCases in midvnfery^ (London 1734) beschrieb. In den Philosoph. Transact.
(1726, 1730) finden sich von ihm noch einige bemerkenswerthe Mittheilungen:
„Of a preternatural substance, found in the cavity of the thorax" — „On
the delivery of a foetus at fhe anus,"*
Dict. bist. II, pag. 54«. Pgl.
* Oigot-Suard , Jacques-L6on G.-S. , zu Levroux (Indre), ist daselbst
am 10. Februar 1826 geboren, wurde 1850 in Paris Doctor, Hess sich in seinem
Geburtsort nieder, wurde Conseiller d'arrondissement und M6decin-inspecteur der
Seebäder von Royan 1860. Von seinen Schriften, welche theil weise die Balneo-
logie und Dermatologie, aber auch andere Gebiete betreffen, führen wir an:
„Quelques r4flexions sur le diagnostic des fractures de la base du ordne"
(1852) — „Instruction sur le cholSra-morbv^" (1854) — „Secours aux malades
pauvres des campagnes" (1855) — „Etudes cliniques sur le traitement de
V angine couenneuse et du croup" (1857) — „Recherches experimentales sur
la nature des ^manations mar^cageuses etc." (1859) — „De Vemploi de quelques
eaux mindrales naturelles pendant les bains de mer" (1859) — „Les mysth'es
du magnitisme animal et de la magie d6voildSj ou la veritS sur le mesmerisme,
le somnambulisme dit magn^tique, . . . dSmontr^e par Vhypnotisme" (1860) —
„Guide mSdical du baigneur h Royan^ (1860) — „Des climats sous le rapport
hygünique et medical. Guide pratique dans les rSgions du globe les plus
propices ä la guSrison des maladies chroniques: France^ Suisse, Italie etc."
(Paris 1862, av. 1 pl.) — „Rapports riciproques de Vherpetisme et de la
tuberculisation" (1866) — „Des affections cutanies constitutimielles et de leur
traitement par les eaux sulfureuses" (1868) — ^De la Jiecre des phthisiques
dans ses rapports avec la midication hydro-sulfureuse" (1869) — „Herpetisme,
pathoginie^ manifestation , traitement (1870). Ausser mehreren Badeschriften
über die Wirkungen des Curortes Cauterets (Hautes-Pyrenöes) , zu dessen Aerzten
er gehört, auch bei Lungenschwindsucht (lö64 — 74), schrieb er noch: „Action
552 GIGOT-SUARD. — GILBERTÜS.
pathogSnique de Uacide urique^ (Ann. de la Soc. d'hydrol. ni6d. de Paris 1872
bis 1873) — „Pathologie exp^rimentale. Uuric4nvie, affecttons de la penu,
des muqueuses, du poumon, etc,^ (Paris 1875) u. s. w.
Glaeser, pag. 293. Red.
ßil, Francisco 6. , zu Madrid , Wundarzt des Klosters San Lorenzo
delEscorial, schrieb die folgende, die Ausrottung der Pocken behandelnde „Diser-
tacion, en la quäl se prescrive un metodo seguro para preservar d los pueUos
de viruelas^ hasta la completa extindon de ellas*^ (Madrid 1784, 4. ; itaUeniscbe
üebers. von Ant. L arber, Venedig 1789 ; deutsche Uebers. nach dem Italieniseben
von H. G. FÜRSTENAU: „Anweisung zu einer sicheren Methode, . . .; nebst
kritischen Betrachtungen, auf Befehl der Regierung zu Quito in Peru über
diese Materie von Dr. Santa Cruz E. Espejo, Nebst einer Vorrede von
B. Ghr, Faust*" (Leipzig 1795).
Callisen, YII, pag. 197; XXVni, pag. 203. G.
Gilbert, William G. , geboren 1540 in Colchester (Grafschaft Essex),
studirte Medicin in Cambridge und Hess sich nach mehreren Reisen im Auslande
in London als Arzt nieder , wo er bald durch seine physikalischen und chemischen
Arbeiten einen solchen Ruf eriangte, dass die Königin Elisabeth ihm zur Unter-
stützung seiner wissenschaftlichen kostspieligen Untersuchungen eine beträchtliche
Pension zuwandte. G. , der am 30. November 1603 starb, nimmt durch seine
Arbeiten auf dem Gebiete des Magnetismus und der Elektricität einen hervor-
ragenden Rang unter den Physikern ein. Er hat u. A. zuerst das VerzeichnLss
der elektrischen Körper vermehrt.
Biogr. med IV, pag. 420. — Aikin, pag. 175. — Hutchinson, I, pag. 356. —
Munk, I, pag. 77—80. Pgl.
Gilbert, Nicolas-Pierre G., geboren in Brest 1751, studirte daselbst
zunächst Chirurgie, machte einen Feldzug in Ostindien 1770 mit, setzte dann
seine medicinischen Studien in Paris und Angers fort und prakticirte in mehreren
kleinen Städten (Landernau, Morlaix, Rennes). 1796 wurde G. Chefarzt der
Armee und Professor in Paris und machte als solcher die Feldzüge von 1806 bis
1812 mit. Von da bis zu seinem an chronischer Leberentztindung am 19. December
1814 erfolgten Tode war er Arzt am Hospital Val-de-Gräce. Seine Schriften
geben hauptsächlich die Erfahrungen wieder, die G. als Militärarzt während der
verschiedenen Feldztlge auf dem Gebiete des Sanitätswesens der Armee gemacht
hatte. Am bemerkenswerthesten ist seine Abhandlung : ;, Histoire mMicale de
Varmee frangaise h Saint Dorningue en Van XI , ou memoire sur la fietre
jaune avec un aper<pi de la topographie mMicale de cette colonie" (Paris 1803,
8., pp. 103; deutsch Berlin 1806); ferner sein: ^Tableau historique des maladiea
internes de mauvais caracth'e qui ont afflig^ la grande armie dans la cam-
pagne de Prusse et de Pologna etc." (Berlin 1808). Dazu verschiedene Aufsätze
und Artikel in medicinischen Journalen und im Dict. encyclopMique.
Biogr. med. IV, pag. 421. — Dict. bist. 11, pag. 548. Pgl.
milbertus, Anglicus G., der erste literarisch beschäftigt gewesene englisehe
Arzt, lebte gegen Ende des 13. Jahrhunderts. Er nimmt unter seinen ärzüicben
5^itgeuossen eine achtungswerthe Stellung ein, zeichnete sich vor vielen derselben
durch gründlichere Bekanntschaft mit den Schriften der griechischen Aerzte,
besonders des Hipfokrates und Alexander von Tralles, aus, theilte übrigois
als Kind seiner Zeit den damals allgemein verbreiteten Aberglauben und die
Achtung vor der arabischen Medicin. Interessant ist in seinem „Compendium
medicinae tarn morborum universalium quam particularium*^ ^ zuerst (^ieyden
1510), später unter dem Titel „Laurea anglicana, s, compendium e^c.*' (tjenf
1608) veröflfentlicht , das Capitel über Lepra, das einigen Anfsehlass über das
Vorkommen von Syphilis in jener Zeit giebt. A. Hirsch.
j
GILCHRIST. — GILIBERT. 553
öilelirist, Ebenezer G., geboren 1707 io Dumfries in Schottland,
prakticirte in seiner Vaterstadt bis zu seinem Tode (15. Juni 1774). G. war Mit-
glied der Edinburgh Medical Society, zu deren Essays er verschiedene Beiträge
geliefert hat, unter Anderem: „An essay on nervoita fever" (1734), worin sich
die frühesten Spuren der Eenntniss des Abdominaltyphus offenbaren. G. machte
eine bestimmte Unterscheidung der „low fevers" oder „slow nervous fevres" von
den putriden Fiebern in Betreff ihrer Symptome, ihres Verlaufs und ihrer Behand-
lung und hebt ausserdem das häufige Vorkommen jener Fieber bei Kindern hervor.
Sonst veröffentlichte er unter Anderem noch: „On the use of sea voyages in
medicine" (London 1756; französ. üebers. London 1770).
Biogr. m^d. IV, pag. 423. — Dict. bist. II, pag. 549. — Med. and Phil. Comment.
2. edit. London 1784, II, pag. 433. p j
Gilchrist» William G., zu Torquay, war als Sohn eines Arztes in
Polmont geboren, wurde 1857 in Edinburg Doctor, ging zu weiteren Studien in
der Physiologie auf Reisen und hielt sich längere Zeit in Berlin auf. Er war
darauf kurze Zeit hindurch Assistent von Bennett in Edinburg, sah sich jedoch
in Folge eines Brustleidens genöthigt, den Süden von England aufzusuchen und
liess sich in Torquay nieder. Er verfasste für verschiedene Journale Aufsätze und
Besprechungen über physiologische Gegenstände und bearbeitete eine Zeit lang
einen vierteljährlichen Bericht über Physiologie für das Edinb. Med. Journal. Seine
hauptsächlichsten Original-Untersuchungen betrafen den Einfluss des N. vagus auf
die Athmung und wurden in der Brit. and Foreign. Med.-Chir. Review (1858)
veröffentlicht. Er war ein eifriger und enthusiastischer Forscher und starb am
12. Februar 1867.
Edinb. Med. Journ. Vol. XII, P. II, 1867, p. 864. G.
* Gildemeester , Jean Paul G., am 15. Januar 1825 in Amsterdam
geboren , studirte daselbst unter C. B. Tilanüs , P. H. Subingar und J. van
Geüns und promovirte am 22. Juni 1848. Seitdem ist er als praktischer Arzt wirk-
sam in Amsterdam, wo ihm 1868 eine Professur angeboten wurde, welche er
jedoch ausschlug. Er war 1851 — 1857 Mitredacteur am „Nederlandsch Weekblad
voor Geneeskundigen" und von 1857 ab ist er Mitarbeiter am „Nederlandsch
Tijdschrift voor Geneeskunde" , in welchen beiden Zeitschriften er eine grosse
Anzahl Beiträge lieferte, wovon wir nur eine der gewichtigsten „Rapport over
de waarde van het mtcroscopisch onderzoek voor de diagnose der gezwellen^
(1857) hervorheben. C E Daniels.
Gilewski, Karl G., geboren in Czerniowce 1832, studirte zu Wien, wo
er unter Hyetl's Leitung sich sehr eifrig mit Anatomie befasste. 1856 promovirt,
war er zwei Jahre hindurch Operationszögling und arbeitete unter Prof. Schhh's
Leitung. Nachträglich war er als Arzt im allgemeinen Krankenhause thätig und
von 1859 — 1861 war er Oppolzer*s Assistent. Im Jahre 1861 wurde er zu Krakau
Professor der gerichtlichen Medicin und übernahm daselbst nach Dietl's Abgang
im Jahre 1865 die Leitung der therapeutischen Klinik. Er starb am 15. Juni
1871 an Flecktyphus. G. war ein gründlicher und gewissenhafter Beobachter
und eifriger, von seinen Schülern hochgeschätzter Lehrer; durch die Offenheit und
Entschiedenheit, mit der er seine Meinung gegen Andersdenkende zu vertreten
pflegte, zog er sich manche Feindseligkeiten zu. Seine gründlichen Arbeiten sind
theils im Krakauer Przeglad lekarski, theils auch deutsch in der Wiener Med.
Wochenschr. abgedruckt (1861 — 1869). Ausserdem veröffentlichte er den litera-
rischen Nachlass seines Schwiegervaters Fr. Schoh unter dem Titel: „Abhand-
lungen aus dem Gebtete der Ghii-urgie und Operationslehre von Dr, Franz
Schuh'' etc." (Wien 1867, 8.). K. & P.
Gilibert, Jean-Emanuel G. , am 21. Juni 1741 in Lyon geboren,
hatte in Montpellier Medicin studirt und daselbst im Jahre 1763 die DoctorwUrde
1
554 GILIBERT. — GILLETTE.
erlangt. Als eifriger Anhänger der von Sauvages vertretenen hippokratiBch-aDi«
miBtisehen Richtung hatte er bei dieser Gelegenheit in einer These: „De natura
medicatrice** die expectative Heilmethode gegen Fizes vertheidigt , woraof ihm
dieser mit den Worten: „Juvenis, tua doetrina non promittit opes, plebs amat
remedia" antwortete. Nach seiner Promotion habilitirte er sich in seiner Vater-
stadt als Arzt, siedelte 1766 aber nach einem kleinen, in der Nähe von Lyoa
gelegenen Orte über, wo er sich mit der praktischen Medicin, daneben aber sehr
eifrig mit botanischen Arbeiten beschäftigte. Auf Haller*s Empfehlung wurde er
1775 als Professor der Botanik nach Grodno berufen; hier hielt er gleichzeitig
Vorlesungen über verschiedene Gebiete der Heilkunde und setzte diese seine
Thätigkeit, nach Verlegung der Universität von Grodno nach Wilna, auch hier
fort, namentlich bekleidete er in Wilna den Lehrstuhl für Naturwissenschaften und
Pharmakologie. Das ungünstige Klima in diesem Orte veranlasste ihn, besonders
da in Folge anstrengender Arbeiten seine Gesundheit gelitten hatte, seine Stellung
daselbst aufzugeben; er kehrte 1783 nach Lyon zurück und wurde hier zum
dirigirenden Arzt am Hötel-Dieu, zum Professor an dem mediciniscben CoUeg und
zum Mitgliede der Akademie, 1793 auch durch das Vertrauen seiner Mitbürger zum
Maire von Lyon ernannt. Durch seine Feinde politisch verdächtigt, wurde er inhaftirt,
alsbald aber der Haft entlassen und während der Belagerung der Stadt zum Prä-
sidenten der Departements- Commission erwählt. Nach Uebergabe der Stadt wurde
er flüchtig, fand während der nächsten 18 Monate bald hier, bald dort ein Asyl,
kehrte dann nach Lyon zurück, wurde hier in Anerkennung seiner Verdienste zum
Professor der Naturgeschichte an der Centralschule ernannt und diese Stelle hat
er bis zu seinem am 2. September 1814 erfolgten Tode bekleidet. Von seinen
literarischen Arbeiten sind, ausser zahlreichen botanischen Schriften, zu nennen:
„Uanarchie medicinale ou In mddecirte consideWe comme nuisible a la 80ciM*
(3 voll., Neufchatel 1772), eine gegen Unwissenheit, Habsucht und Charlatanerie
der Aerzte gerichtete und Vorschläge für eine Reform des ärztlichen Standes
enthaltende Schrift und: „Adversana viedico -practica p-rtma , seu annotationes
cUnicae etc." (Lyon 1791; deutsch von Hebenstreit, Leipzig 1792) und daran
sich schliessend: „Le m4decxn naturalüte, ou obseivatwns de niedecine et d'htstoirt
naturelle'' TLyon 1800; deutsch Nürnberg 1807), in beiden Schriften als leb-
hafter Verehrer der alten Aerzte, Anhänger der Lehren von der „vis medieatrix
naturae" und Gegner der Polypharmacie auftretend. Ausserdem hat er eine Samm-
lung der kleinen akademischen Preis-Schriften von Sau vages (2 voll., Lyon 1770)
und die Vorlesungen von DE Haen (2 voll., Lyon 1784) herausgegeben.
Sainte-Marie, Elope historique de J. E. G. Lyon 1814. — Pointe, Xotice
liistor. siir les medecins du grand Hotel-Dieu de Lyon. — Biogr. med. IV, pag. 428.
A. Hirsch.
Gilles, s. Aegidiüs Corboliensis, I, pag. 62.
*6ille8pie, James Donald aon G., zu Edinburg, wurde daselbst 1845
Doctor, war 1869-71 Präsident des Royal College of Surgeons, auch der Royal
Med.-Chir. Society daselbst, ist zur Zeit Consult. Surgeon der Royal Infirmaxy,
Medical Officer des Town Dispensary, Surgeon von Gillespie's und Donaldaons
Hospitals. Er schrieb u. A. : „Our aged poor, a plea for Oillespie^s Hospital*' —
y, Epidemie of scarlet fever at Donaldson's Hosp, during autumn and wifder
lö'fil'' (Edinb. Med. Joum. 1862) — „On resection of the torist'jmnt** (Ebenda
1870j — „Medical notes about Shakespeare and his times" (Ebenda 1875) u. s. w.
Medical Directory. Bed.
Gillette, Eug6ne-MathieuG. , zu Paris, war daselbst 1800 geboren
und war bereits Professor der Rhetorik in Colmar und Familienvater , als er rar
Medicin tiberging und zu deren Studium nach Paris sich begab. Er wurde daselbst
1831 Doctor mit der „Dissert, sur quelques points de patkologie gin^aU'^
nachdem er aus Blandin's Hospital- Abtheilung bereits mehrere Beobachtungen im
GILLETTE. - GILPIN. 555
Jonrnal hebdom. de m6d. (1829): „Turneur cancireuse occupant profonddment
la partie interne de Porbite ulcerde .... Extirpation^ Voeü Acmt laisai
intact" — ^ „Carte du atemum^ — „Ädhirencea accidentelles rdunissant trots
doigts entre eux et avec la paume de la main^ publicirt hatte. Er coneurrirte
1838 vergeblich um die Stelle eines Agr6g6 mit der These: „Des circonstances
qui rSclament les tontque^ , et des rhgles h suivre dans hur emploi" , erhielt
aber 1842 den klinischen Preis Coevisaet, wurde 1844 Arzt des Bureau central
und war nacheinander in den Hospitälern Bon-Secours, Salp^tri6re (1849), Enfants-
Malades (1852) und fast gleichzeitig beim Lyceum Saint-Louis, später beim Lyceum
Louis- le-6rand, zu deren Arzt er gewählt worden war, thätig. Ausserdem war er
Vorsitzender mehrerer ärztlicher Vereine. Er schrieb später noch : ;, Vieillesse,
maladies de la*' (Supplement au Dict. des Dictionnaires de m6d. 1851) und
„Du scUrhne simple" (Arch. g6n6r. 1854). Als Opfer einer Ansteckung durch
Diphtherie starb er am 13. Oetober 1859.
Dechambre, 4. Serie, T. VIII, pag, 689. G.
*Gillette, Eugöne-Paulin G. , zu Paris, wurde 1867 mit der These
„Des abc^ ritropharyngiens idiopathiques" Doctor. Er ist zur Zeit Chirurg des Hop.
Tenon und des College Rollin. Er schrieb: „Remarques sur les blessures par
armes h feu observdes pendant le siige de Metz (1870) et celui de Paris
(187])" (Arch. g6n6r. 1872) — „Chhnirgie journalüre des hdpitattx de Paris;
ripertoire de thdrapeutique chirurgicale" (Revue de th6rap. m6d.-chir. 1874-76
und Paris 1876; das Gleiche, Ebenda 1878) — „Clinique chirurgicale des
hapitatix de. Paris" (1877) u. s. w.
Index-Catalogue. V, pag. 413. Red.
Gillot, Joseph-Frangois-de-Paule G. , zu Metz, war am I.April
1792 zu Robecourt (Vosges) geboren, studirte von 1807 an in Paris, wurde 1809
Militär-Chirurg, machte 1810 den Eriegszug von Walcheren, 1812 den nach
Russland mit, wurde gefangen, kehrte erst 1814 nach Frankreich zurück, nahm
nach der Schlacht von Waterloo seinen Abschied, wurde 1817 Doctor und Hess
sich zuerst in Medonville, 1823 in Neufchäteau und 1825 in Metz nieder. Von
1829 an hielt er in der Soc. des sc. m6d. de la Moselle eine Anzahl von erwähuens-
werthen Vorträgen, unter denen besonders „Sur le choUra" (1832) — „Sur Vhima-
tocUe piri'Utdrine spontanSe", einer der ersten über diese Krankheit publicirten
Fälle — nSur les affections utirt'nes" — „Sur les aveugles et les sourds-muets
de la ville de Metz" u. s. w. hervorzuheben sind. 1832 war er zum Epidemien-
arzt des Arrondissement Metz ernannt worden. Er starb am 18. August 1868
Eng. Mar^chal in Expos6 des travaiix de la Soc. des sc. med. du depart. de la
Moselle. 1869, pag. 39 (nicht zugäoglich). — Dechambre, 4. S6rie, T. VIU, pag. 690.
G.
Gilpin, SirJosephDacreAppleby G. , Inspector General of Hospitals,
war 1745 zu Carlisle geboren, studirte in Edinburg, prakticirte in Carlisle, trat
mit 26 Jahren in den Dienst der Armee und kam nach West-Indien, wo er 1793
eine furchtbare Gelbfieber - Epidemie durchmachte, befand sich 1794 in Marti-
nique, später in Gibraltar, lieber die dort beobachteten Epidemieen schrieb er:
„Account of an epidemic fever , whtch occurred at Gibraltar, in tke years J804,
1810 and 1813, taken from official documents, viilitary and medical" (Lond.
Med.-Chir. Transact. 1814); ferner: „Copy of letter to Colin Ghisholm, on
the yellow fever" (Edinb. Med. and Surg. Joum. 1814) — ^Remarks on the
fever which occurred at Gibraltar in 1813; in a letter to Colin Chisholm^^
(Ebenda). Nach England zurückgekehrt, erhielt er die Eingangs erwähnte mili-
tärische Charge, zog sich nach Carlisle zurück, wo er wiederholt die ersten
städtischen Aemter bekleidete. Er starb zu Bath am 30. September 1834.
Dechambre, 4. Serie, T. VlIJ, pag. 691. — Calllsen, VJI, pag. 207; XXVJII,
pag. 205. G,
556 GILTZHEIM. — GIMEL.
^Giltzlieim, Rhembertus G. , war au8 Braunschweig gebürtig, wurde
1511 Professor der Medicin in Rostock, 1512 Leibarzt der Herzoge Heinrich
nnd AI brecht von Mecklenburg, war gleichzeitig von 1515-21 Pfarrer, und
entsagte in diesem Jahre dem geistlichen Stande, um sich zu verheiraten. Er
schrieb: „lAber collectionum aphorismorum Hypocratis de unaquaque egrüudine
a capite usque ad volam pedis pertractans*^ (Rostock 1519) — „Tractatulus
de Vera ethymologia atgue divina admirahilique Theriace composittone^ (Ebenda
1519). 1524 finden wir ihn in Lüneburg, später war er Stadtarzt in Lüneburg^
wo er um 1535 starb. Ein von ihm hinterlassener j, Bericht vier die Schioeisamcht
aus dem Jahre 1529" wurde von Lisch (Jahrbb. des Vereins für mecklenburgische
Geschichte, Bd. XU) publicirt.
Blanck, pag. 7.^ G.
öimbernat, Don Antonio de G. , war von 1762 — 1774 Professor in
Barcelona, kam dann nach Madrid, wurde Leibchirurg des Königs Karl HI. und
war der Gründer (1787) und Direktor des CoUegiuras der Wundärzte zu San
Carlos. Er bereiste zusammen mit seinem Collegen Mamano Rlvos die Schulen
von Paris, London und Edinburg. Sein Name ist für alle Zeiten in Verbindmig.
mit dem Lig. Gimbernati, das er in seiner „Nuevo metodo de operar en h
hernla crural"^ (Madrid 1793; engl. Uebers. von Thom. BEDDOEfc^, London 1795:
deutsche Uebers. von B. N. G. Schreger, Nürnberg 1817; französ. Uebers. von
G. Breschet im Journ. des progrös des sc. m6d. 1827) beschrieben hatte. Es rührt
auch noch eine ^Disert. sobre el recto y abusu de las auturas*^ (Madrid 1801» von
ihm her, in welcher er sich gegen den Missbrauch der Nähte erklärt. Er erörterte
die Symptomatologie, Diagnose und Behandlung der Hornhautgeschwüre, wendete
zuerst die graduirte Compression der Arterien oberhalb des Aneurysmas an u. s. w.
Morejon, VI, pag. 285. — F. Llajrostera y Sala in Sentido catöl. Barcelona
1881, III, pag. 240, "^14 (nicht zugänglich). - Callisen, VII, pag. 20^; XXVIII, pag. 205.
Gurlt.
öimbernat, Don Carlos de G., war am 17. September 1765 zu Barcelona
geboren, machte von 1802 — 1804 auf Kosten des Königs von Spanien Reisen
in verschiedenen Ländern Eiiropa's, und übersetzte aus dem Englischen Mkxzik>'
„Relacion de los experimentos hechos por .... en el 2>^^^o de Sherne^
a bordo de naino hospital la Union , para cortare el progresso di una
calentura maligna y contagiosa*^ (Madrid 1800) und schrieb eine „Instruction
sur les moyens propres h prevenir la contagion des fh^res 4p{d4niiques ; puUiee
par ordre du prüfet du Dip. du Bas-Bhin" (Strassburg 1814; auch deutsch.
Ebenda 1814; deutsche Uebers. von C. W. Böckmann, Karlsruhe 1814). Nachdem
er sich auch in der Schweiz und in Italien längere Zeit aufgehalten hatte, kehrte er
nach Madrid zurück, wo er Sub-Director des königl. historischen Museums wurde,
und starb zu Bagnöres-de-Bigorre am 12. October 1834. Er hat noch eine Reibe
von chemischen, physikalischen, archäologischen Arbeiten verfasst, die hier nicht
anzuführen sind.
J. E. Terrats y Font in Sentido catöl 1881, III, pag. 41, 58, 74, 87, 102. 112
(nicht Zugänglich). — I) e c h a m b r e , 4. Serie , T. VIII , pag. 692. — Callisen, VII,
pag. 208; XXVIII, pag. 205. G.
Glmel, Guilermo G., zu Malaga, war in Barcelona geboren, als Sohn
eines Professors der Chirurgie und wurde selbst Professor in Malaga. Er schrieb eine
geschätzte Schrift über die Syphilis, die er mit Quecksilbereinreibungen behandelte.
Der Titel derselben ist : „ Tratado coinpleto del morbo galico , en que se traia
de SU origen, . , . . de las enfermedades mas frecuentes estemas y tntemas
que produce y conserva; el m4todo mas facti y seguro de curarlas y de
administrar las fricciones mercuriales etc." (Tomo I, Malaga 1772); ferner
„Querella del pueblo cristiano contra los m^icös sobre la omision en mandar
los sacramentos y respuesta de estos",
Dechambre, 4. Serie, T. VITI, pag. Ö94. G.
GIMELLE. — GINE. 557
Günelle, Pierre -Louis G., zu Paris, war am 6. November 1790 zu
Saint-Bonnet-Alvert (Corrfeze) geboren, machte seine ersten Stadien in der Secundär-
schule zu Tülle, trat 1808 als Chirurgien sous-aide in die Armee, wurde 1812
Aide-major, ging nach der Schlacht von Waterloo als Chirurg eines* Marine-
Regimentes nach den Colonien von Martinique und Guadeloupe, wurde, 1817 nach
Frankreich zurückgekehrt, 1818 in Paris Doctor mit der These: „ConsidSrations
sur Vinfluence de Vair chaud et humide^ et particulüremerit du climat des
Antiües, sur Viccmomie animale". Er war dann bis zum Ende seiner Carrifere
Chirurg beim MDitär-Hospital Gros-Caillou. Von seinen nicht zahlreichen Arbeiten
sind anzuführen aus dem Joum. univers. des sc. m6d. (1818, 20, 22): „Notice
sur la nature et le traitement de V Iritis*^ — „Mim, sur les ossifications mor-
hides*' — „MSm, sur Vemploi de Viode dans la leucorrMe" — „De Vemploi
de Viode contre le goitre et les affections scrofaleuses'* (M6m. de la Soc. m6d.
d'6mulat. 1821) — „De Vemploi de Vdmitiqu^, h doses dlevSes et croüsantes,
contre les Spanchements de synovie dans les articulations , ou hydarthroses"
(Bullet, de l'Acad. de m6d. T. V). An die Akademie der Medicin, deren eifriges
Mitglied er war, hat er in den Jahren 1839 — 1860 eine beträchtliche Reihe von
Berichten erstattet. Er starb am 19. Juni 1865.
H. Larrey im Bullet, de l'Acad. de med. 1864-65, T. XXX. pag. Q^i?. —
Callisen, VII pag 210; XXVUI, pag. 205. G.
'^Gimenez, Geronimo G., spanischer Arzt des 16. Jahrhunderts, dessen
Geburtsort und Studienzeit unbekannt sind, war 10 Jahre lang ein berühmter Pro-
fessor der medicinischen Institutionen an der Universität Saragossa und schrieb in sehr
reinem Latein : „Instiiutionum medicorum libri quatuor, nunc primum in lucem
editi*^ (Epila 1578; 1596, 4.; Toledo 1578, Fol.) und: „Hippocratis de natura
humdna Über** (Saragossa 1589). Er war dann 6 Jahre lang von Saragossa auf
Reisen abwesend.
Dechambre, 4. Serie, T. VIII, pag. 695. O.
/ßimeno (Jimeno), Pedro G. , ein spanischer Arzt und Anatom des
16. Jahrhunderts, aus Valencia gebürtig, war ein Schüler des Vesal in Pavia
und des SylviüS in Paris und war später mit seinem Freunde Gemma FßisrcS
in Löwen. Nach Valencia zurückgekehrt, wurde er Professor der Medicin au der
dortigen Universität, dann Prosector an der Universität von Alcalä de Henares,
wo er für seinen Freund Francisco Valles pathologisch-anatomische Präparate
für dessen Commentar des Galenischen Buches: „De locis affectis^ anfertigte.
In seinem in Spanien sehr geschätzten Werke: „Dialogus de re medica , com-
pendiaria ratione, praeter quaedam alia, universam anatovien humani corporis
peratringens^ summe necessarius omnibus medicinae candidatis** (Valencia 1549)
erwähnt er auch unter den Gehörknöchelchen den Steigbügel, dessen Ent-
deckung ihm von spanischen Autoren zugeschrieben wird, obgleich, nach Morgagni,
der italienische Anatom Ingrassias diesen Knochen schon 1546 gefunden haben soll.
Dechambre, 4. S6rie, T. Vlll, pag. 695. G.
*Gllie y Partagäs, Juan G. , zu Barcelona, Professor der Medicin an
der dortigen Universität, schrieb: „Lecciones sobre liistona de la medicina'*
fBareelona 1869) — „Gompendio de anatomia raedico-quirtirgicaf 6 sea extracto
de las lecciones . . . durante el vevano de 1871" (Ebenda 1873) — „Curso
efemental de higiene privada y publica" (2., 3. ed. 1874 — 76) — „Tratado
teörico-prdctico de freno-patologia , 6 estudio de las enfermedades rnentfdes
fundado en la clinica y en la ßsiologia de los centros nerviosos" (Madrid
1876, 7 pl. , 2 plans) — „Tratado clinico iconogrdfico de dermatologia qui-
rurgica" (Barcelona 1880, 20 pl.). Zusammen mit P. Serenana y Partagas
schrieb er: „La prostitucion de la ciudad Barcelona, etc." (Barcelona 1882).
Er ist auch Herausgeber der „Revista frenopdtica",
Index-Catalogue. V, pag. 414. Red.
Ä58 GINIEZ. — GINTRAC.
Giniez, Alexandre G., zu Paris, war 1802 zu Poussan (Heniult)
geboren , studirte in Montpellier , wo er Chef de clinique und Secretär von Dblpkch
war. Er wurde 1828 in Paris Doctor mit der These: „Sur la taüle hüatiraU*',
indem er das damals noch nicht näher bekannte Verfahren von Dupuytren
publicirte, und betheiligte sich 1830, jedoch ohne Erfolg, an einem chirurgischea
Concurse mit der These: „De lithotritta. De casibus in quibus celebranda, vd
non*^j ebenso wie 1839 mit der These: „Du phlegmon". Seine Misserfolge wurden
der zwischen den Zöglingen der Schule von Montpellier und Paris herrschenden
Rivalität zugeschrieben. Von 1840 an widmete er sich, als Schwiegersohn von
CuLLERiER Neffe, ganz der Praxis seines Schwiegervaters (syphilitische Krank-
heiten) und sammelte viele Jahre Material zu einem „TraM des maladies vSne-
riennea" , der aber nicht publicirt worden ist. Er schrieb mehrere Artikel for
das Dictionnaire de conversation, wie: „Garde-malade", „GimissemerUa", „Rhino-
plastie" etc. und starb am 19. April 1861.
Dechambre, 4. S^rie, T. Vlir, pag. 703. G.
Gintrac, Vater und Sohn, zu Bordeaux. — filie G. war am 9. November
1791 daselbst geboren, zeichnete sich schon während seiner Studienzeit in Bordeaux
und Paris aus und wurde 1814 am letztgenannten Orte Doctor mit der These:
„Recherches analytiques sur diverses affections dans lesquelles la peau pr^ente
une eoloration bleue, et en particulier sur celle que Von a dSsignSes sous U
nom de cyanose, ou malädie bleue.** Zehn Jahre später erschien von ihm eine
sehr vermehrte Schrift über denselben Gegenstand u. d. T. : „Observations et
recherches sur la ci/anoie ou maladie bleue** (Paris 1824). In seine Vaterstadt
zurückgekehrt, wurde er zum Professor der Anatomie an der dortigen Secundär-
schule ernannt und lehrte dieses Fach von 1813 bis 1838. Seine nächsten
Arbeiten waren: „Mthn. sur le diagnostic des maladies aigues et chroniques
des organes thoraciques** (Löwen 1826; von der dortigen Soc. de m6d. mit
einem Preise gekrönt) — „Memoires et observations de mddedne clinique eL
d'anatomie pathologique** (Bordeaux 1830, av. 2 pL). Im Jahre 1834 trat er
als Medecin adjoint in das Höp. des Enfants-Trouvös und blieb in dieser Stellung:
bis 1838, wo er zum Medicin titulaire des Höp. Saint- Andrö ernannt wurde und
den erledigten Lehrstuhl der medicinischen Klinik übernahm, den er bis 1863
behielt. Seine in diese Zeit fallenden Schriften waren: „Observations sur les
principales eaux sulfureuses des Pyrindes , faites dans le mois d^ctoüt 184V"
(Paris 1841) — „Fragments de midectne clinique et d^anatomie pathohgique**
(Bordeaux 1841, av. 2 pl.) — „Revue des maladies observSes dans les sattes
de clinique interne de Vhdpital Saint-Andr4 , de Bordeaux, pendant VannSe
1843** (Ebenda) — „Clinique mSdicale de Bordeaux, Revue des maladies
ohserv^es . . . 1841 — 42" — „Idem pour Vann4e 1845** — „De Vinßuence
de VhMditi sur la production de la surexdtation nerveuse^ sur les maladies
qui en r^sultent et des moyens de les guSrir** (Paris 1845, 4.). Mit dieser
Schrift hatte er 1843 von der Akademie der Medicin den Preis CtVEiEüx erhalten.
1846 wurde er zum Director der medicinischen Schule ernannt und ist es ihm
gelungen, durch seine langjährigen und unausgesetzten Bemühungen jene Anstalt
aus ihrer sehr preoären Stellung zu erheben und sie zu einer solchen Blüthe zu
bringen, dass dieselbe unter seinem Sohne und Nachfolger in eine medicinische
Facultät umgewandelt werden konnte. Er wurde Mitglied der Commissionen fftr
i Reform des medicinischen Unterrichts (1845, 1854, 1864), Mitglied verschiedener
I Akademien und Gesellschaften. Das Hauptwei'k seines Lebens endlich war der
i umfangreiche „ Cours th^orique et clinique de pathologie interne et de therapie
\ midicale"* (9 voll., Paris 1853 — 72). Nicht minder geschätzt war der von ihm
I ertheilte klinische Unterricht, der sich durch Sorgfalt, Klarheit und Einfachheit
auszeichnete. Von den Schriften , die noch bis zu seinem in hohem Alter, in der
Nacht vom 3. zum 4. December 1877, erfolgten Tode erschienen, fahren wir
GINTRAC. — GIOBGI, 559
Bachstehende an: „Recherches sur VoblitSration de la veine porte, et sur les
rapports de cette l^ston avec le volume du foie et la secrition de la bile^
(Bordeaux 1856) — „Note sur un monstre exenciphalten (PleurencSphale)**
(Ebenda 1856) — „Constd4rations sur la cyclociphalie'^ (Ebenda 1860) —
y^Obs. d^ah*ence cong^itale de VutSrus*^ (Journ. de m6d. de Bord, 1861) — „De
la mintngüe rhumatismaU^ (Ebenda 1865) — „Rapport sur les ti'avaux de
rScole de m^decine et de pharmacie pendant VannSe scolaire 1866 — 6'7" —
(Ebenda 1867) — „Quelqties fatts relatifs ä la comcidence dans les m^mes
lieux, des ßhrres tntermittentes et de la phthisie pulmonaire^ (Ebenda).
Gaz. m^dic. de Bordeaux. 1877, T. VI, pag. 615 (nicht zugänglich). — Dechambre,
4. Serie, T. VÜI, pag. 705. q.
J.-M. Henri 6., der Sohn, war 1820 geboren, wurde 1845 in Paris
Doetor mit der These : „Essai sur les tumeurs solides intra-thoraciques^ , folgte
den väterliehen Traditionen, wurde Lehrer an der medicinischen Schule zu Bordeaux
und später Professor an der medieinischen Klinik daselbst. Er besass dieselbe
nnermüdliehe Thätigkeit, wie sein Vater, war nicht nur ein trefflicher Kliniker,
sondern leitete auch mit derselben Sorgfalt, wie Jener, die ihm anvertraute medi-
cinisehe Schule. Von seinen ziemlich zahlreichen Schriften sind anzuführen:
„Etudes sur les effets thSrapeutiques du tartre stibid h haute dose^ (Bordeaux
1851; Paris 1856) — „Relation de Vipidimie cholSrique gui a rSgnd dans
Parrondissement de Bordeaux pendent Vannie 1864" (Bordeaux 1855) —
„Etudes cUniques sur les injections iodSes dans le traitement de Vascite"
(Ebenda 1855) — „Epid&mie de variole arretde dans sa marche par des vacci-
nations et des revaccinations gSnSrales" (Ebenda 1857) — „Titanos trauma-
tique traitd sans succ^ par le curare" (Journ. de m6d. de Bord. 1859) — „Compte
rendu des Services mddicaux et chirurgicaux de Vhopital Saint- Andrd, pendant
Vannee 1859" (Ebenda 1860) — „Recherches sur les dimensions de la poitrine
dans leurs rapports avec la tuberculisation pulmonaire" (Ebenda 1862) —
„De la pellagre dans le d^artement de la Oironde" (Ebenda 1862 ; Paris
1864) — „Rapport gdnSral sur les travaux da conseil dliygihne publique et de
salubritd du dipartement de la Oironde, depuis , . , 1859 jusqu'au .... 1861"
(Bordeaux 1864) — „Recueil d'observations et de mdmoires de clinique mddicale
et d'hygihie publique (Ebenda 1863) * — „Physiologie pathologique du rhunuUisme"
(Ebenda 1865) — „Obs. de phthisie syphüitique" (Ebenda 1867) — „Des indi-
cations de thoracent^se" (Ebenda 1868) u. s. w. Dazu verschiedene Artikel im
„Nouveau Dict. de m6d. et de Chirurgie", „Ascite", „Cyanose" etc. Er war zum
Decan der so lange angestrebten, neu errichteten „Facult6 mixte de m^decine et
de pharmacie" erwählt worden, als am 1. December 1878 eine Gehim-Hämorrhagie
seinem Leben ein Ende machte.
C. Levieux im Journ. de m6dec. de Bordeaux, 1879-80, T. IX, pag. 142 (nicht
zugänglich). — Dechambre, 1. c. (j
Oioppi, Giannantonio G. , zu Padua, Professor der Augenheilkunde
an der dortigen Universität, schrieb: „Storia di un' amaurosi" (Padua 1853) —
„Resoconto ed osservazioni pratiche raccolte nella clinica oculistica delV /. JS.
Universitä di Padova" (Ebenda 1858) — „Cenni nosologico-terapeutici sulle
congmntivüi contagiose" (Ebenda 1863) u. s. w. Er starb im Januar 1872.
Oesterr. Zeitschr. f. prakt. Heilk. 1872, Nr. 4. G.
Giorgi , Giuseppe de G. , zu Imola , war Professor der Chirurgie und
schrieb: „Letter a al Dottore Vacca sopra due operazioni di pietra" (Imola
1822) — „Mem. sopra un nuovo istromento per operare le cattaratte e per
formare la pupüla artificiale" (Ebenda 1822) — „Ragguaglio sulla prepara-
ztone, proprietär virtii, prescrizione, uso medico e dose di diversi nuovi medica-
fnenti chimioo-farmaceutici** (Turin 1822). Er beschrieb auch die Exstirpation
560 GIORGI. - GIRALDES.
eines bedeutenden Knochenauswuebses in der Kieferhöhle (Omodei, Annali nni-
versali 1827), die Operation eines veralteten Mastdarm Vorfalles (Antologia med.
1834) u. 8. w. Er starb 1837.
Ales s. Colla, ßiografia del celebre prof. ... 18 8 (nicht zugänglich). — Callisen,
VII, pag. 213; XXVIII, pag. 207. G.
'Giovanni di Procida, aus einer vornehmen Familie in Salemo entsprossen,
war im ersten Drittel des 13. Jahrhunderts (zwischen 1215 und 1220) daselbst j
geboren. Er hatte in der Schule von Salemo Medicin studirt und später eine
hervorragende Stellung als Leibarzt am Hofe Friedrich's II. eingenommen. Am
bekanntesten ist er als Politiker und Diplomat. Als treuer Anhänger des Hauses
Hohenstaufen, verliess er 1268 nach dem Siege KarTs von Aujou Neapel, knöpfte
weitreichende , gewichtige Verbindungen an , um den Sturz dieses seines Todfeindes
herbeizuführen , beschaffte namentlich bedeutende Summen , um eine revolutionäre
Bewegung gegen die Fremdherrschaft herbeizuführen, wiegelte auf zahlreichen
Reisen, welche er durch die ganze Insel machte, den Adel und das Volk ge^*n i
den französischen Usurpator auf und hat so nicht wenig zu dem Ausbruche des \
Aufstandes bei der sogenannten „sicilianischen Vesper" beigetragen. Er trat dann
in den Dienst P e t e r's III. von Aragonien und seiner Söhne Jakob und Friedrich. !
unter welchen er die hervorragendsten Staatsämter bekleidete. Sein Tod ist gegen |
Ende des 13. oder im Anfange des 14. Jahrhunderts (zwischen 1299 und 1302) !
erfolgt, lieber seine literarische Thätigkeit ist wenig bekannt; er soll ein Com-
pendium der Heilkunde „ Utiltssima practica brevis" verfasst haben , das jedoch
schon lange verloren ist, auch wird er als Verfasser der „Placka philosophomm
moralium antiquorum ex graeco in latinum iranslata^ (abgedruckt in J>E Renzt,
Collect. Salemit., Neapel 1854, III, 69) genannt.
de Renzi, Collect. Salernit. I, pag. 311. A. Hirsch.
* Giovanni, Achille de 6., geboren am 29. September 1838 zn
Sabioneta (Mantua) studirte einerseits in Pavia, Pisa, Bologna und Mantua bis
zur Staatsprüfung 1862, als auch andererseits später einige Zeit in Berlin. Von
1862 — 1866 war er Assistent am Grossen Hospital zu Mailand, dann zu Pavia,
wo er gleichzeitig propädeutische Klinik hielt, und von 1878 ab ordentlicher
Professor zu Padua. G. vertritt in seiner Unterrichtsmethode und in seinen
Schriften das Bestreben, die Constitution des Individuums für die Specialisirung
der Krankheitsdiagnose mit zu verwerthcn , etwa wie Beneke und Maggi (s. diesej.
Seine Hauptarbeiten handeln über Auscultation und Percussion, über die Pathologie
des Sympathicus (nach eigenen Beobachtungen 1876), über die Gicht (ebenso
1878), cardiographische Studien (1878). Wernich.
ßiraldes, Joachim-Albin-Cardozo-Cazado G. , Anatora und
Chirurg zu Paris, war am 24. April 1808 zu Porto (Portugal) geboren, erhielt
seine erste Erziehung auf Madeira, kam mit seinem zum Consul im Havre
ernannten Vater frühzeitig nach Paris und wurde 1836 Doctor mit der These:
^tudes anatomtques, ou recherches sur V Organisation de Voeil , consüM. chez
Vhomme et dans quelques animaux" (av. 7 pl., 4.) Schon früher (1834) zum
l^rosector der anatomischen Schule der Hospitäler ernannt, waren seine Arbeiten
zunächst der Anatomie gewidmet; so sein : „Mem, sur la terniinaison des brondt^n''
(Bullet, de la Soc. anat. 1839) — „Rapport a la Societe d^anatomie sur U^
injections du prof. Hyrtl^ (Ebenda 1840) — „Recherches sur rexistence des
glandes tdgumentaires chargees de secreter la sueur^ (Compt. rend. de TAead. des
sc. 1841). Seine folgenden, sehr zahlreichen Arbeiten bezogen sich grösstentheils auf die
chirurgische Pathologie, Wir führen von denselben zunächst seine Concurs-The««
für" die Stelle eines Agrege libro für Chirurgie, die er 1844 erhielt, an: „7><w
hixations de In mdchoire^ (Paris 1844, av. 1 pl.) und „Du traitenient df9
I
Giovani de Santa Sofia, s. Santa Sofia. I
GIRALDfiS. 561
an^ysmea poplitds par la compression*^ (Malgaigne, Jonrn. de chir. 1845).
Es folgen wieder einige anatomische nnd vergleichend-anatomische Aufsätze : „Rech,
mr la disposition croisde des fibres de la r4tine chez les ctfphalopodes, etc,^
(Bull, de la 8oc. philos. 1845) — „Beck, sur la disposüwn des captllaires
lymphatiques*^ (Ebenda 1847); femer die für einen Concurs um eine Professur
der Anatomie verfasste These: „Du degrd d'iUÜit^ de ranatomie comparde dans
rstude de Vanatomie humaine** (1846). 1848 wurde er Chirurg des Central-
BareauB der Hospitäler und schrieb weiterhin: „Quelques considSrations sur
Vanatomie ckirurgicale de la rdgion mammaire" (M6m. de la Soc. de chir. 1851) —
jjDes maladtes du sirms maxillaire^ (1851, Concurs-These) — „Reckerches sur les
kystes muqueux du sinus maxülaire*^ (Paris 1853, 4.; 2. 6dit. 1860), womit er
1853 einen MoNTHYON-Preis erhielt; sodann zusammen mit Goübaux: „ExpSriences
sur les •injections de perchlorure dej^er dans les arth'es*' (1854); weiter noch:
^8ur les abc^ de la mamelle^ (Monit. des höp. 1854) — „Obs. et description
d*un an4vrysme arterio-veineux de Varthre carotide interne et de la veine jugulaire
interne^ (Bullet, de la Soc. de chir. 1855). Ein Ereigniss, welches 1854 eintrat,
flbte einen durchgreifenden Einfluss auf seine fernere Laufbahn aus. Indem er
bei einer Autopsie einen verkalkten Kehlkopf durchschneiden wollte, sprang ein
Scheerenblatt ab , fuhr ihm in ein Auge und zerstörte dasselbe. Trotz dieses Ver-
lustes , der ein langes Krankenlager zur Folge hatte , und trotzdem sein anderes
Auge mehr und mehr schwachsichtig wurde, entsagte er nicht der Ausübung der
praktischen Chirurgie und war er auch noch nach dieser Zeit , bei seiner grossen
anatomischen Kenntniss, im Stande, schwierigere Operationen zu Ende zu führen.
Freilich blieb ihm die Privatpraxis versagt nnd sah er sich mehr und mehr auf
bibliographische Arbeiten, auf die Rolle des Kritikers und Gelehrten, für welche
er durch seine umfassenden Kenntnisse, namentlich auch der ausländischen, besonders
der englischen und amerikanischen Literatur , durchaus geschaffen war , beschränkt.
Er war auf diese Weise in den verschiedenen gelehrten Gesellschaften, denen er
angehörte, bei allen Prioritätsfragen eine Autorität und seine Anfährangen waren
stets von bewunderungswürdiger Genauigkeit. lieber ein zuerst von ihm (Bullet.
de la Soc. anatom. 1857) als „Corps innomin6'' beschriebenes Anhangsgebilde des
Nebenhodens, welches Kölliker nach ihm und Henle „Parepididymis^^ benannt
hat, schrieb er weiterhin eine : „Note sur un nouvel organe glanduleux, situS dans
le cor dem spermatique, etpouvant donner naissance ä des kystes" (M6m. de la
Soc. de biol. 1859) und später noch: „Reckerches anatomiques si^r le corps
tnnominS" (Joum. de la physiol. de Thomme 1861, av. 5 pl.), womit er von der
Aead. des sc. einen neuen MoNTHYON-Preis erhielt; ferner: „Note sur les kystes
congSnitauac des organes de la gdnSration" (Ebenda 1860) — „Obs, et description
anat.'pcUhol. des kystes cong4nitaux du cou" (Bullet, de la Soc. de chir. 1860) —
„Reckerches cliniques sur VamyUne" (Bull, de TAcad. de mM., T. XXIT) —
„Obs. d!une inclusion de la rSgion fessibre ckez une fille de 2 ans" (Bull, de
la Soc. de chir. 1861) — „Obs, et description anat,-patkol. d'une tumeur
kystique congenitale de la rdgion coccygienne" (Ebenda 1862) — „Des calculs
urmaires ckez les enfants" (Gaz. des höp. 1862) — „De la position de l' 8 iliaque
chez les enfants nouveau-nSs" (Bull, de la Soc. de chir. 1863) — „Notice sur
la vie et les travaux de Sir Benj. G. Brodie" (Paris 1863) — „De la
f^ve de Calabar" (Ebenda 1863) — „Sur un cas de cataracte double ckez
une Jeune flle de 15 ans" (Ebenda 1865) — „Quelques mots sur la mddedne
op^TOioire du bec-de-lihvre, et en particulier sur un nouveau procddd, dit pro-
cdd6 de la mortaise" (Ebenda 1865) — „Des tumeurs dermoides du crdne"
fMem. de la Soc. de biol. 1866) — „Absence de dents ckez un enfant dgi de
16 mois" (Ebenda 1869). Sein letztes grösseres Werk, das er in Folge seiner
Stellung als Chirurg des Höp. des Enfants-Assistös und des Höp. des Enfants-
Malades herausgab, waren seine „Legons sur les maladies chirurgicales des enfants,
Mecueillies et publOes par Bourneville et JE. Bourgeois" (Paris 1869).
Bioin*- Lexikon. II. 36
562 GIEALDIBS. — GIBABD.
Als Chirurgieii honoraire der Hospiüüer, Chef- Chirurg der Nord-Eigenbalm-
Gesellschaft, starb dieser gelehrteste aller Pariser Chirurgen, nachdem er noch
am Tage seines Todes einer Sitzung der Soc. anatomique beigewohnt und am Abend
sich nach dem Lesesaal der Bibliothek der medicinischen Facultftt begeben hatte,
am 27. November 1875 im Wagen, in welchem ihn einer der Bibliothekare naeh
Hause begleiten wollte.
F61ix Guyon in Bulletins et M^moires de la Soc. de chimrgie. 1877, pag. 35. —
Vapereau, 5. 6d., I, pag. 808. Gurlt.
öirard, Barth^lemy G. , geboren 1731 in Saint-Chely (Lozöre;,
Dr. med. und consultirender Arzt des Königs in Paris, Intendant der Mineral-
quellen von Bagnols und Saint-Laurent, später Professor der Naturgeschichte an
der Centralschule de la Loz^re, schrieb: „Liipiologie ou Tratte d^s tumeurs
connues sous le nom de loupes^ (London u. Paris 1775), femer in Joumaleii
zerstreute Aufsätze über verschiedene Gebiete der Medicin.
Biet. hist. II, pag. 554. Pgl.
&irard, GaspardG. , zu Lyon, war daselbst am 3. October 1754
geboren. Er ist besonders bekannt durch seine sonderbaren Ansichten Aber die
Hundswuth , indem er die Resorption des übertragenen Wuthgiftes in Abrede stellte
und die ausgebrochene Wasserscheu für eine dem Wundstarrkrämpfe vergleichbare,
durch Entzündung der Wunde entstandene Aifection erklärte. Seine Schriften darfiber
%\udL', ^ „Essai sur le tStanos rabten, ou recher ches et riflexions sur la cause des
accidens .... par les animaux dits enragis ; etc,^ (Lyon 1809) — „Rdflexions sur
la non-existence du virus rabique, ou ohjections adressdes a M. le Dr, Et. Plain-
doux, etc,*^ (Ebenda 1827) — „Sur le titanos rabien; avec rdflexions*' (Sedillot,
Joum. g6n., T. XXXVIII) — „Observations critiques, adressSes ä Busnout eic.'^
(Ebenda, T. LII) — „Apergu sur les causes et le traitement des affections
nerveuses ckez les blessis" (Ebenda, T. LXIII) — „Rdflexions sur la rage ou
hydrophobie^ (Joum. univ. des sc. m6d. 1822). In seinen „Observations relatives
ä la ligature du cordon ombilical / . . . On y a Joint quelques notes du meme
auteur, sur la rage etc.*^ (Lyon 1812) erklärt er sich gegen das Unterbinden
der Nabelschnur, ehe die Nabel- Arterien zu pulsiren aufgehört haben und will
von einem gegentheiligeu Verfahren die Entstehung verschiedener Krankheiten,
z. B. der Gelbsucht, ableiten. Von seinen weiteren Arbeiten Hihren wir noch an:
„Fausse grossesse nerveuse^ (Leroux, Joum. de m6d. 1801) — „Obs. sur une
fracture ä la jambe causSe par la seule contraction des muscles^ (SÄDILLOT,
Joum. g6n. 1805) — „Mim. sur la Hernie ombilicale des enfans etc." (Ebenda,
T. XLI) — „Observations physiologiques et pratiques sur les accouckemens'
(Ebenda, T. XL VIII) — „Observation^ sur des accidens, suites des couches, et
rdflexions h ce sujet^^ (Ebenda, T. LIV) — „Observations sur quelques maladies
des voies urinaires" (Annales de la Soc. de m6d. de Montpellier, T. V) u. 8. w.
Ausserdem: „Mdmoires et observations de mddecineet de Chirurgie" (Lyon 1829).
Er war 1821 Präsident der dortigen Soc. de m6d. geworden und starb am
28. Januar 1830.
Callisen, VII, pag. 216; XXVIII, pag. 207. G.
&irard, Vater und Sohn, zu Alfort bei Paris, berühmte französische
Thierärzte. — Der Erstere , Jean G. , geboren am 29. Mai 1770 zu Fohet
(Auvergne), gestorben zu Paris am 5. April 1852, war Professor der Anatomie
und Director (seit 1814) der Thierarzneischule. Es gebührt ihm das Verdiauit,
in den Unterricht der Thierarzneischulen mit seinem „Tableau comparatif de
Vahatomie des animaux domestiques les plus essentiels h VagricuUure, «fc.*
(Paris 1799) und seiner „Anatomie des animaux domestiques" (Paris 1807;
1819-20; 4. edit. 1841; in's Deutsche, Italienische, Arabische flbersetst) die
vergleichende Anatomie der Hausthiere eingeftlhrt zu haben. Die von ihm
angenommene CHAUssiER'sche Nomenclatur, welche in die menschliche Anatomie
GIKARD. — GIRARDI. 563
keinoD Eingang fand, blieb in der französischen Yeterinär-Medicin die herrschende.
Seine übrigen veterinärwissenschaftlichen' Arbeiten übergehen wir.
Fran9ois-Nareis8e G. , der Sohn, geboren zn Paris am 29. März
1796, wurde, nachdem er, ausser thierärztlichen Studien, auch medicinische
gemacht hatte, 1821 Professor der Anatomie in Alfort und föhrte in den Unter-
richt als neues Element die Entdeckungen von Bichat , die Anatomie der Gewebe
ein. 1824 wurde er Redacteur des „Journal de m6decine vöt6rinaire'', das seit
einem Jahre ein Annex der „Nouvelle bibliothöque m6dicale^ bildete. Bis zu seinem
in Folge einer Leichen-Infection am 22. October 1825 erfolgten Tode hatte er
bereits eine beträchtliche Reihe von wichtigen veterinärwissenschaftlichen Arbeiten
verfasst und weitere projectirt, deren Aufzählung hier unterbleiben muss.
Schrader-Hering, pag. 158 ff. — Dechambre, 4. Serie, T. VIII, pag. 716 ff.
G.
Girard, Pierre-Simon G., zu Paris, Ingenieur, geboren zu Caen am
4. November 1765, gestorben am 21. November 1826 als Director der Pariser
Wasserwerke, ist wegen seiner Verdienste um die Städte-Hygiene hier kurz an-
zufahren. Es sei nur seiner Schriften über Wasserversorgung (1804 — 34), seiner
Empfehlung der salzsaueren Räucherungen zur Zerstörung schädlicher Gase (1812),
seiner Arbeiten über Senkgruben (1830) und öffentliche Bäder (1832) gedacht.
Dechambre, 4. Serie, T.JVIII, pag. 719. G.
'''Girard de Gailleux, Jacques-Henri G., französischer Irrenarzt, ist zu
Lyon am 9. März 1814 geboren, wurde 1836 zu Paris mit der These: „Sur une
vari^S de Vamaurose'* Doctor, war 1838 Chef de clinique in der medicinischen
Schule zu Lyon, wurde 1840 zum Director der Irren- Anstalt in Auxerre ernannt,
1853 mit einer General-Inspection aller Irren- Anstalten Frankreichs betraut, 1860
zum General-Inspecteur des Irrenwesens im Seine-Departement ernannt , durch die
Regierung vom 4. September 1870 jedoch dieser Stellung enthoben. Nach seinen
Plänen wurden folgende Organisationen geschaffen: Die Muster-Irrenanstalt zu
Auxerre (Yonne), das Central-Bureau für die Untersuchung, Aufnahme und Ver-
theilung der Geisteskranken des Seine - Departements , die Asyle Sainte-Anne,
Ville-fivrard" und Vaucluse. Seine Schriften sind: „Essai sur quelques points
de physiulogie et de pathologie de la moelle epinüre considSrde dans ses rapports
avec l'orgamsme^ (1836) — „ConsidSrattons physiologiques et paihologiques
sur les affections nerveuses ^ dites hystSriques^ (Paris 1841) — „De V Organi-
sation et de V administration des Stablissements d^aliSnSs^ (1843) — „Dipart,
de V Yonne, Compte administratif^ statistique et maral sur le service des aliSn^s,
pour Vexercice 1845^ etc ^ (Ebenda 1846) — „De la construction et de la
direc^ion des asiles d'aliSnis" (1848) — „Specimfn de Budget d^un asile
^aliinds etc," (Ebenda 1855) — „Etudes pratiques sur les maladies nerveuses
et mentales, accompagnees de tableaux statistiques . . . sur les ali^Ss , traitis
dans les asiles de Bicetre et de la Salpetrihre, etc." (Ebenda 1863), vom
Institut gekrönte Schrift — „Fonctionnement medical et adininistratif du service
des alienSs de la Seine j pendant sa pSriode d^installationy etc,^ (Ebenda 1878).
Ausserdem eine Anzahl von Publicationen in den Annales m6dico-psychologiqaes und
anderen Zeitschriften u.s. w.
Glaeser, pag. 295. G.
Girardi , M i c h e l e G. , aus Limone am Garda - See , geboren - a m
30. Kovember 1731, hervorragender Anatom und Schüler Morgagni*s, studirte in
Breseia und Padua Medicin, wurde nach Beendigung seiner Studien zum ProfdBsor
der Anatomie in Padua neben Morgagni ernannt. Später nahm er einen Ruf in
gleicher Eigenschaft nach Parma an, wo er am 17. Juni 1797 starb. G. , der
Mitglied mehrerer gelehrter Körperschaften war, gehört zu den tüchtigsten Aerzten
seiner Zeit und war speciell als Anatom ausgezeichnet. Die Zahl seiner correct
36 •
564 GIBARDI. — GIBAüDEAü.
und elegant geschriebenen Arbeiten ist jedoch gering. Am wichtigsten ist die Her-
ausgabe von Santobini's unvollendet gebliebenem Hauptwerk, den anatomisehea
Tafeln: „Septemdecin tabufae, quo 8 nunc primum edit etc. lisque alias addä
de stimctura mammarum et de tunica testis vaginalis (Parma 1775). Ferner:
„Frolusio de origine nervi intercostalis" (Florenz 1791); femer eine Jugend-
arbeit: „De Uta ursi" (Padua 1764), sowie mehrere zum Theü unvoDendet
gebliebene vergleichend - anatomische Arbeiten über das elektrische Organ des
Torpedo u. A.
Biogr. m6d. IV, pag. 426. -— Dict. bist. II, pag. 555. — Schivardi, Annali nni?.
di med. Vol. LXXV, 1835, pag. 110—128. p^,
&iraud, Claude-Marie G., geboren 1711 in Lons-le-Saulnier, Arzt in
Paris, woselbst er IT 80 starb, ist hauptsächlich erwähnenswerth als Verfasser
einer Anzahl komisch-heroischer und satyrischer Gedichte über verschiedene, die
damalige ärztliche Welt beschäftigende Fragen.
Biogr. m6d. IV, pag. 4*^9. — Dict. hist. II, pag. 557. Pgl.
Giraud, Bruno G. , bedeutender Arzt und Chirurg, Schüler Desallt's,
geboren in Dompierre (Mayenne), studirte in Paris Chirurgie aus besonderer Neigung,
leitete unter Desault den Unterricht in der Anatomie und Augenoperationen und
vertrat nach Desault's Tode diesen eine Zeit lang, ging 1806 als ^ster
Chirurg des Königs Louis Napol6on nach Holland und las an der Akademie
zu Amsterdam über Chirurgie und Anatomie. Nach der Abdankung des Königs
von Holland kehrte er nach Paris zurück, nahm seine Stellung als Arzt am Hötel-
Dieu wieder ein und starb am 15. Januar 1811. Er hinterliess „Mon opinion
8ur les Operations cesarienne et de la Symphyse^ (Paris 1790) — „Description
d'un hermaphrodite'^ (Paris, an IV) — „Propositions de Chirurgie cliniqus'^ (an XI).
Dum^ril, Bullet de la Fac. de m6d. de Paris. 1811, II, pag. 33. — Dict hist.
II, pag. 556. Pgl^
* Giraud-Tenlon, Marc-Antoine-Louis-F61ix G.-T., zu Paris , ist
am 30. Mai 1816 zu La Rochelle geboren, war Zögling der polytechnischen Scholen
von Paris und Metz (1836-39), studirte dann Medicin und wurde 1848 in Paris
Doctor derselben mit der These: „MScanique humaine, Reckerches analytiques
sur le m^canisme de la rei^piration^ . Durch die Februar-Revolution in die Politik
geworfen, wurde er im März zum Commissar der Republik im Ardfeche-Departement
ernannt, wurde im folgenden Monat Präfect des Departement des Hautes-Alpes und
verblieb in dieser Stellung bis 1851. Er kehrte darauf zur Medicin zurück und
schrieb, indem er sich nach und nach mehr der Augenheilkunde zuwendete, u. A. :
^Mim. sur le micanisme des battements du coeur^ (1855) — „Traiti de
micanique animale^ (1856), von der Acad. des sciences mit einem Preise gekrönt —
„Theorie de l'ophthalmoscope^ (1857) — „Principes de TnScanique animale, ou
etude de la locomotion chez Vhomme et les animaux vertibris^ (Paris 1868) ; sodann
zusammen mit J.-N. Demarqüay : „Recherches sur Vhypnotisme*' (1860); femer:
„De Vinfluence sur la fonction binoculaire des verres de lunettes etc. Mim.
pr^entS ä l'Acad, des sc.^ (1860) — „Physiologie et pathologie fonctionndle
de la vision binoculaire etc," (1861) — „Legons sur le straiisme et la diplopie,
pathogSnie et tkSrapeutique^ (1863) — „La vision et ses anomalies. Cours
theorique et pratique sur la physiologie et les afections fonctionndles de
Vappareil de la vue" (1881) u. s. w.
Vapereau, 5. 6dit., I, pag. 814. Red.
Girandeau, Jean G., genannt Giraüdbäü-dr- Saint -Gervais, war in
letzterem Orte (Vienne) am 5. November 1802 geboren, studirte anflbiglieh die
Rechte, dann Medicin, wurde 1825 i^ Paris mit der These „De la th^apeutique
des afecttons syphilitiques san^ Vemploi du mercure" Doctor der letzteren. Er
wendete sich der Specialität der Behandlung der Syphilis um so mehr zu, als «
GIRAUDEAÜ. — GIRAULT. 565
1828 das ansschlieBsliche Eigenthnmsreoht an dem antisyphilitischen Rob Boyvean-
Laffeetenr erwarb und damit die denkbar coiossalste Reclame machte. Ausser einer
Schrift über Cholera: „GholSra-morbus^ san ongine, sa marche etc.** (Paris 1831)
hat er nur Schriften über die Behandlung der Syphilis und der Hautkrankheiten
▼erfasfit, darunter: „Traitd des maladies sypMlitiques ^ ou Stude de toutes les
mithodes .... pcur guirir les affections vSn4riennes , suivi de riflexicms pra-
tiques sur les dangers du mercure et sur Vinsuffisance des anti-phlogistiques,
terminS par des considSrations .... sur la prostüution** (Paris 1838; deutsche
Uebers. nach der 2. Ausgabe, 2 Bde., Leipzig und Paris 1841) — „iraü^ des
maladtes vindriennes , des affections de la peau et des maladtes des organes
g^itO'Urinaires** (2. 6dit. Paris 1841) — ^ Etüde et traüement des maladtes
de la peau , pricddh d^une notice sur la m^hode Boyoeau-Laffecteur^ du poeme
de Barthäemy sur la Syphilis, et terminApar un formulaire^ (Ebenda 1848) u. s. w.
Dazu eine Anzahl von der Reclame dienenden, für das grosse Publicum bestimmten
„Guides", „Conseils", „Manuels". Auch auf anderen Gebieten der Industrie war
er ein sehr glflcklicher Speculan t. Er starb am 2. Juni 1861.
Vapereau, 1. edit., pag. 758; 5. edit , pag. XXVIII. — Sachaile, pag. 331.
G.
Giraudy, Charles-FrauQois-Simon G., zu Charenton, Irrenarzt,
war zu Vaison (Grafschaft Venaissin) 1770 geboren, wurde 1800 in Paris Doctor
mit der Diss. „Le dSlire causi par la helladonne, a-t-il un caract^re qui lux
sott propre'?** und tibersetzte Fothergill's ^Conseils aux femmes de 45 a 50
ans sur les moyens de prSventr ou d'arrUer les sattes fdcheuses de leur temps
criHque*' (Paris 1802). Mit seinem Freunde Joseph Gastaldy auf der medicinischen
Abtheilung des National-Irrenhauses zu Charenton bei Paris angestellt, schrieb er
ein „Mim, sur la maison nationale de Charenton, eocclusivement destinde au
traüement des aliSnds** (Ebenda 1804) — „La morale religieuse ne doit-elle
pas itre employSe dans certdins cas comme moyen curatif de ValiSnation
mentale f" (Ebenda 1804) — „Sur un moyen de contenir lei alidnes furieux,
employS h Vhospice national de Charenton** (Sedillot's Journ. g6n. de m6d.
1804); femer: „Pricis de thdtapeuttque des maladtes chroniques etc.** (Paris
1805) — „Manuel des phthisiques etc,^ (1805) — „Tableau des indications
th^rapeutiques, etc.** (1807; 1818; 1827 fol.) — „De Vangine trachiale connue
SOU8 le nom de croup** (1811) — „TraitS de thdrapeutique gdnSrale ou des
r^les h suivre dans le traitement des maladtes** (18J6) — „De Vobstinence
des aliments^ du jeüne du carime et du mariage soüs le rapport de la santd**
(1821) — „De la filme*" (1826). Er redigirte von 1806— 180S das „Journal
de m6decine pratique", war auch von 1820 an ein Mitherausgeber der „Revue
mödicale" und schrieb in diesen, wie in anderen Zeitschriften eine grosse Zahl
von Artikeln. Auch veranstaltete er eine neue, mit Anmerkungen versehene Aus-
gabe der 1757 zuerst erschienenen Schrift von Domin. Raymond: „Traiti des
maladtes qu^il est dangereux de guSrir** (Paris 1808 ; 1816). Er starb um 1848.
Dechambre, 4. S6rie, T. VIII, pag. 721. — Callisen, VII, pag. 226; XXVIII,
pag. 210. G.
Oirault, Benigne O., geboren 1725 in Auxonne, studirte in Montpellier
und Paris, war Arzt in seiner Vaterstadt, zugleich an den dortigen Hospitälern ange-
stellt und starb daselbst 1795. Er veröffentlichte im Journ. de mM., chir. et pharm.
1786 Beobachtungen über Febris intennittens.
Biogr. m6d. IV, pag. 430. ~ Dict. hist. II, pag. 558. Pgl.
Oirault, Jean O. , lebte in den ersten Jahren dieses Jahrhunderts in
Brannschweig als churhannövrischer und braunschweigischer Hofzahnarzt. Seinen
Namen hat er bekannt gemacht durch ein Instrument, welches bei der Operation
der Thränenfistel auf bequeme Weise einen Faden durch den Thränennasencanal
leiten sollte. Beschrieben ist dasselbe in der Ophthalmologisehen Bibliothek, Bd. II,
Stflck 2, pag. 208. Magnus.
566 GIBBAL. — GIBOD.
*&irbal, Auguste 6., Agr^ge libre der medieiniflchen Facultftt zu
Montpellier, wurde 1851 Doctor und schrieb: „J^tude anatomo-patliologigue sur
lea fihvres graves, dites typhoides , observdes ä VHdteIrDieu St.-Eloi de Mont-
pellier depuü .... 1849 jusqu'au .... 1861^ (Montpellier 1851) — „^^tudes
thirapeuttques sur les eaux mindrales gazeuaes-aalinea-ferrugineusea d'Andabre
(Aveyron") (Ebenda 1858) — „Coup d'oeil 'sur la pyr^tologie" j(Pari8 1863) —
„ Constderations doctrinales et pratiques sur la fihrre en g^niral. etc. *^ (Eböida
1878; spanische üebers. Madrid 1878).
Index-Catalogüe. V, pag. 422. Bei
&irdlestone, Thomas O., zu Yarmouth, war 1758 geboren, diente als
Militärarzt in Indien, wurde 1787 in Leyden Doctor mit der These: „De hepa-
titide Indiae on'entalis*^ (4.) und schrieb über dieselbe Krankheit: „Essays on
the hepatltis and fpasniodtc aftctions in India; founded on observatians made
whilst on Service toith His Majesty^s tioops in different parts of that country*'
(London 1787; ital. üebers. Pavia 1793); femer: „A case of diabetes; wäh
an historical sketck of that disease" (Yarmouth 1799) — „Änswer to the que-
ries of the Medical Society of London on the late epidemical disorder
commonly tenntd the influenzae (Mem. of the Med. Soc. of London 1805) —
„Observation^ on the effects of Dr. Fowler^s m'meral Solution in lepra and
cther diseases" (London Med. and Phys. Joum. 1807) u. s. w. Er starb 1822.
Callisen, VII, pag. 229; XXVIII, pag. 2»0. G,
Oirelli» Giovanni Francesco 6., zu Brescia, war im August 1798
zu Lonato (im Brescianischen) geboren, studirte in Padua, wo er 1821 Doctor
wurde und machte weitere Studien in Bologna, Florenz, Mailand, war dann
(1827 - 29) Assistent am Spedale maggiore zu Brescia , femer 7 Jahre lang Arzt
der dortigen Vorstadt- Gemeinde Sant' Alessandro und von 1837-40 Prnnartrzt,
Chirurg und Geburtshelfer der Spitäler. Nach Theilung der Stelle blieb & bis
1843 Arzt der Irren und wurde darauf Primararzt in der Infirmerie des Frauen-
Hospitals. Er verfasste: „Memorie mediche" (Brescia 1833) und veröffentUchte
in den Annali universali di med. eine Abhandlung über den epidemischen Eatarrti
oder Grippe (1837), über eine Aphthen-Epidemie im Jahre 1842 und einen
„Prospetto medico scientifico degli spedali dei pazzi e pazze in Brescia per
gli anni 1838-41".
CantÄ, pag. 244, G.
Girgensolin, Otto Gottlieb Leonhard von G., praktischer Arzt und
fleissiger medicinischer Schriftsteller, wurde am 18./ 29. Juli 1784 auf dem Pastorat
Erlaa in Livland geboren, besuchte von 1800 ab die Domschule in Riga und
studirte von 1803 — 1806 in Dorpat Medicin. Als Student erhielt er eine goldene
Preismedaille. Im Jahre 1806 wurde er zum Dr. med. promovirt („Diss. de
methodo specifica** Riga 1806) und Hess sich 1807 als praktischer Arzt in
Wolmar (Livland) nieder; von 1809 — 1848 war er Kreisarzt, von 1848 an Stadtarzt;
er starb am 15./27. Juni 1851. Von seinen zahlreichen Schriften sind zu nennen:
„Das Rückenmarkssystem y eine anatomische Abhandlung" (Riga 1828) —
„Bildungsgeschichte des Riickenmarkssystems , mit Benutzung der allgemeinen
Bildungsgeschichte" (Riga und Leipzig 1837) — „Anatomie und ütysiologie
des Fischnervensysteins" (Memoires des savants 6trangers^ Petersburg, Tom, V.
1846) — „Bemerkungen über die Deiäu7ig einiger Thetle des Fötusgehims'^
(Meckel's Archiv für Anatomie und Physiologie, 1827, mit 1 Taf.).
Beiträge zur Heilkunde. Bd. II, Riga 1852. Gedächtnissrede, geh. von Br. Baerens.—
Recke-Napiersky, II, pag. 61. — Beise, I, pag. 215. L. Stieda.
<Hrod, Jean-Fran^ois-Xavier G., geboren 1735 in einem Dorfe
bei Salins (Jura), studirte und promovirte in Besan^on. Nachdem er in einer
kleineren Stadt eine Zeit lang prakticirt und den Ruf eines ebenso wissenaehaft*
GmOD. — GmOü. 567
liehen, wie überaus humanen Arztes erlangt hatte, wurde er 1763 zam Chefarzt der
Epidemien ernannt und bekleidete dies Amt bis zu seinem 1783 an pemieiösem
Febris intermittens erfolgten Tode. G. hat einige interessante Untersuchungen über
Pockenimpfung, durch deren EinfOhmng in Besan^on er sich speciell verdient
gemacht hat, sowie Memoiren über die von ihm beobachteten Epidemien hinterlassen.
Vicq d'Azyr, Eloges, n, pag. 295. — Biogr, m6d. IV, pag. 430, Pgl.
Girola, Lorenzo G., zu Turin, wurde 18'31 Professor der medicinischen
Encyclopädie , später der allgemeinen Pathologie am K. Athenaeum ; auch war er
seit 1838 Mitredacteur des Giom. delle scienze mediche. Er schrieb: „Inatüutiones
pathologiae generalis , nosologiae atque therapeiUicae medicae, . ... ad icsum
praelectionum acadeinicßrum. Pars I. Prolegomena medtcinae atque historia,
nee non pathologia generalis*' (Turin 1836).
Callisen, XXVIU, pag. 211. G.
Oirou de Buzareingues , Vater und Sohn. — Louis-Pran^ois-
Charles G. de B. , hervorragender Physiolog, war am 1. Mai 1773 zu Saint-
Geniez geboren, gerieth während seiner Studienzeit in Paris in die Stttrme der
Bevolution, war darauf Landwirth in Buzareingues und wurde bei seinen in der
Landwirthschaft gemachten Versuchen auf das Studium der Anatomie und Physio-
logie sowohl des Menschen als der Thiere, sowie der Chemie, Physik, Botanik u. s. w.
geführt. Von seinen zahlreichen Arbeiten auf den genannten Gebieten, in Folge
deren er Mitglied vieler gelehrter Gesellschaften, auch des Instituts, wurde, heben
wir nur die folgenden, auf die biologischen Wissenschaften sich beziehenden hervor :
„Mem. sur les poils*^ (Rodez 1821 ; R6pert. g6n. d*anat. etc. 1828) — „Mim.
suT les attributions des principaux organes c&rShraux^ (Annales des sc. natur.
1828) — yfDe la ginSration** (Paris 1828) — „Mdm. sur la distribution et
les rapports des deux sexes en France^ (Ebenda 1828) — „Observations sur
Vorigine et les circonvoltäions du cerveau et du cervelet** (MaGtENDIb's Joum.
de physiol. 1829) — „Essai sur V enchainement et les rapports des dioerses
modifications de la sensibiliti^ (Ebenda 1831) — „Distribution naturelle des
mariages, des naissances et des sexes" (Rev. encyclop. 1835) — „Sur les
rapports num^riques des sexes dans les naissances" (Revue m6d. 1836, 37) —
„MSm. sur les changements qu'a 4prouv^s en France et dans quelques dipar-
tements le rapport mögen des sexes dans les naissances provenant de inariages
depuis 1834jusqu'en 1843" (Paris 1846). Seine letzte physiologische Schrift (1848),
die er zusammen mit seinem Sohne herausgab, führen wir bei diesem an. Er starb 1856.
Dechambre, 4. S6rie, T. VIII, pag. 728. G.
♦Fran^ois-Louis-fidourd-Adrien G., der Sohn, zu Paris, geboren
am 12. Februar 1805 zu Buzareiugues (Aveyron), studirte in Montpellier und Paris
und wurde 1832 an letztgenanntem Orte Doctor mit der These: „Sur les maladies
cuianies et sur L'emploi du goudron dans le traitement du prurigo". Schon
£rtther hatte er „ ConsidSrations sur Vanatomie comparie de Vos hyoiae" (Annales
des sc. natur. 1826) verfasst. Von 1835-38 lehrte er in der £cole pratique zu
Paris allgemeine Anatomie und schrieb : „ Considerations sur la peau et en par-
ticulier sur le derme" (Revue m6d. 1834) — „Quelques reßeocions sur leä
mithod.es naturelles appliquis h la pathologie cutande" (Ebenda 1838). — Als
Mitglied des Conseil g6n6ral fElr den Canton Requista wurde er 1852 zum Deputirten
in den gesetzgebenden Körper, und 1863 und 1869 von Neuem gewählt. Er schrieb,
zusammen mit seinem Vater : „ Essai sur le micanisme des sensations, des iddes
et des sentiments" (Paris 1848); femer: „Note sur Vusage des canules en ivoire
ramolli dans le traitement des abc^ sinueux ou profonds" (Gaz. des höpit.
1869) und Aufsätze in der Revue mödicale, den Annales des sciences naturelles,
der Revue d'agrieulture u. s. w.
Sachaile, pag. 333. — Vapereau, I, pag. 816. — Glaeser, pag. 299.
G.
568 GIESZTOWT. — GIBTANNEK.
Glrsztowt, Polycarp 6., geboren am 15. Februar 1827 zu Hrynkiuki
bei Rosienie in Lithauen, studirte in St. Petersburg, wo er 1852 promovirt wurde.
In den Jahren 1853 — 1856 war er während des Orientkrieges als MilitSrarzt in
der Krim thätig , nachher wurde er Assistent in der chirurgisehen Klinik Professor
Nehkart's in St. Petersburg. Im Jahre 1857 wurde er * als ausserordentlicher
Professor der Dhirurgie nach Warschau berufen, seit 1860 war er ordentlicher
Professor und seit 1871 Direetor der chirurgischen Klinik daselbst, er starb am
12. November 1877 in Folge einer schweren Wunde, welche ihm die Hand eines
Meuchelmörders einige Tage zuvor beigebracht hatte. Wenn auch G. als Operateur
nicht zu den ersten Grössen gezählt werden kann, so hat er sich doch als treff-
licher Lehrer die grössten Verdienste erworben, und durch seinen Tod hat die
Warschauer Universität einen sehr schweren , kaum zu ersetzenden Verlust erlitten.
G. war der beliebteste Lehrer der Hochschule , trotzdem er oft schroff und barsch
auftrat, aber durch seine Herzensgflte und durch sein eifriges Streben, seine
Wissenschaft den Schtilern zugänglich und lieb zu machen, gewann er alle in der
kürzesten Zeit. Auch um die polnische medicinische Literatur hat sich G. miver-
gessliche Verdienste erworben, er schrieb ziemlich viel, ausschliesslich in polnischer
Sprache and veröffentlichte seine Aufsätze in der „Gazeta lekarska^ und im
„Pami§tnik Towarzystwa lekarskiego^. Im Jahre 1866 stiftete er ein ärztliches
Wochenblatt „Gazeta lekarska*' und leitete es bis zu seinem Tode; er verstand
es, dafür die besten Kräfte zu gewinnen. Ein anderes grossartiges Unternehmen
war die Herausgabe seiner „Btblioteka umtej^nosci lekarsMch^ (Bibliothek der
ärztlichen Wissenschaften), einer Reihe von guten Handbüchern (theils Original-
arbeiten, theils Uebersetzungen) , welche die gesammte Medicin umfassen sollten,
bereits waren 20 Bände erschienen, als ihn der Tod ereilte, und das nützliche
Unternehmen , welchem er viel Arbeit und Geld geopfert hatte, blieb unvollendet.
K. & P.
Girtanuer, Christoph, den 7. November (oder December) 1760 in
St. Gallen geboren, hatte in Göttingen Medicin studirt, daselbst 1783 die Doetor-
würde erlangt und sich darnach als praktischer Arzt in seiner Vaterstadt nieder-
gelassen. Nach einer grösseren wissenschaftlichen Reise durch die Schweiz, Frank-
reich und England ging er nach Göttingen, wo er Privatvorlesungen hielt, ohne
jedoch in eine amtliche Beziehung zur Universität zu treten, in Anerkennung
seiner politischen Schriften vom Herzog von Coburg-Gotha zum Geheimen Hofrathe
ernannt wurde und daselbst am 17. Mai 1800 gestorben ist. G. hat sich fast nur
literarisch beschäftigt und dabei eine sehr umfassende, wenn auch wenig firucht-
bare Thätigkeit, und zwar nicht bloss in verschiedenen medicinischen und anderen
wissenschaftlichen Gebieten , sondern auch als Politiker entwickelt. Dem grösseren
Publikum machte er sich durch seine zahlreichen Arbeiten über die französische
Revolution bekannt, in welchen er als Legitimist und Gegner der revolutionären
Bewegungen auftrat, in der medicinischen Welt debutirte er mit einem Plaget,
welches seine Moralität in einem wenig günstigen Lichte erseheinen liess. Während
seines Aufenthaltes in Edinburg war er mit dem BROWN'schen System der Medicin
bekannt geworden, und unmittelbar nach seiner Rückkehr nach Deutschland trog
er diese Lehre (im Journal de physique, 1790, Vol. XXXVI, Tom. I, 422 und
Tom. U, 134), wenn auch einigermassen modificirt , als eigene Erfindung vor und
ohne Bäown's mit einem Worte zu gedenkeu ; dass er damit die Absicht verband,
sich dem deutschen Publikum als Autor des Systems zu präsentiren , geht daraus
hervor , dass er in einer Notiz in den Göttinger Nachrichten erklärte , seine Lehre
hätte in Edinburg Aufsehen erregt und Beifall gefunden. Erst im Jahre 1795
wurde dieses Falsum durch Weikasd aufgedeckt und durch die Polemik , welche
sich nun zwischen Beiden entwickelte, wurde das deutsche ärztliche Publikum zuerst
genauer mit dem Brownianismus bekannt. Nun trat G. mit seiner „Äusßihrltchen
Darstellung des BtowtC sehen Systems der praktischen Heilkunde u, s, ic/
(2 Bde., Göttingen 1797, 1798) auf, in welchem er eine dasselbe vernichtende
GIBTAHNER. — GISSLER. 569
Kritik giebt, die er mit den Worten schliesst: „Nunmehr, da ich meinen
mftchtigen Gegner durch die Waffen der Vernunft bekämpft und ihn so zu Boden
geworfen habe , dass er nicht wieder aufstehen kann , trete ich mit dem angenehmen
Gefühle des Siegers vom Kampfplätze ab und hänge gleich den Gladiatoren des
alten Roms meine Waffenrüstung auf/^ In seiner ersten medicinischen Arbeit:
„Abhandlung über die venerischen Krankheiten^ (3 Bde., Göttingen 1783 — 89;
2. Aufl. 1793 ; 3. Aufl. nur der erste Band von Capfbl mit Noten. Göttingen
1802 herausgegeben) vertritt er, auf fabelhafte Gerüchte gestützt, die Ansicht
von dem amerikanischen Ursprünge der Krankheit und erlaubt sich dabei die
unwürdigsten Ausfälle gegen Hbnsler, wegen deren er sich in der 2. Auflage
der Schrift entschuldigt. Später hat er „Abhandlungen über die Krankheiten
der Kinder** (Göttingen 1794) und zuletzt „Ausführliche Darstellung des
Darwin' sehen Systems der praläischen Heilkunde, nebst einer Krittle des-
selben^ (2 Bde., Göttingen 1799), demnächst auch einige Artikel in der von
Blumenbach herausgegebenen medicinischen Bibliothek , in Hüfbland's Journal
und einigen anderen medicinischen und chemischen Zeitschriften veröffentlicht. —
G. hatte sich eine, wenn auch nicht tiefgehende, doch viel umfassende Bildung
angeeignet, auch zeichnete er sich durch ungewöhnlichen Fleiss aus, aber diese
Eigenschaften wurden durch Eitelkeit , welche ihn wiederholt dazu verführte, sich
fremde Leistungen anzueignen und fremde Verdienst^ für sich auszubeuten, durch
Leichtsinn in der Forschung und in der Aufstellung mangelhaft begründeter
Hypothesen und durch sein stürmisches , rücksichtsloses , zumeist ganz unberechtigtes
Auftreten gegen seine wissenschaftlichen Gegner verdunkelt. „Noch nie,^' äussert
sich ein Kritiker ironisirend über ihn, „hat ein Mensch, auch in der längsten
Lebensperiode, so viel Neues gesagt, so viel erfunden und entdeckt als Herr
Girtannerin wenigen Jahren." — Denselben Charakter, wie seine medicinischen,
tragen auch seine chemischen Arbeiten, die ebenfalls reich an willkürlichen Be-
hauptungen und Hypothesen sind. Das Verdienst kann ihm allerdings nicht ab-
gesprochen werden, dass er nächst Hbbmbststädt der Erste gewesen ist, der durch
seine „Anfavigsgründe der antiphlogistischen Theorie** (Göttingen 1792; 2. Aufl.
Ebenda 1795) die deutschen Gelehrten mit dem Systeme Lavoisiee's bekannt
gemacht hat.
Allgemeine Deutsche Biographie^ IX, pag. 190. A. Hirsch.
Giseke, Paul Dietrich G. , geboren 1745 in Hamburg, studirte und
promovirte in Göttingen und war Arzt seiner Vaterstadt bis zu seinem Lebensende,
am 26. April 1796. Seine zahlreich hinterlassenen Schriften betreflen fast nur
Gegenstände aus dem Gebiete der Botanik, welche sein Lieblingsstudium war.
Ausserdem gab er anonym heraus: „Abhandlungen und Beobachtungen aus
der Arzneygelahrtheit , von einer Gesellschaft von Aerzten in Hamburg**
(Hamburg 1776).
Biogr. m^d. IV, pag. 434. Pgl.
Gissler, Nils G. , Lehrer der Naturgeschichte und Logik in Hemösand
(Schweden), geboren den 22. Februar 1715, studirte in Upsala Chemie, Pharmacie
und Medicin, wurde 1744 Doctor der Medicin und 1743 zum Lehrer am oben-
g^enannten Gymnasium ernannt. Er starb den 19. November 1771. Bei dem
damaligen Mangel an Aerzten in den nördlichen Theilen Schwedens, war er ein
sehr beschäftigter und gesuchter Arzt. Er hat über die landwirthschaftlichen und
natnrgeschichtlichen Verhältnisse des nördlichen Schwedens zahlreiche werthvolle
Mittheilungen in den Verhandlungen der schwedischen Akademie der Wissenschaften
gemacht und hat genaue meteorologische Beobachtungen mehrere Jahre lang angestellt.
Er hegte die Hoffnuug, das Vorkommen und Auftreten gewisser Krankheiten in
Verbindung mit meteorologischen Erscheinungen finden zu können. Zu Hemösand
(62^/j Grad n. Br.) hatte er einen botanischen Garten angelegt. q Hielt
670 GISTREN. — GIÜLIO.
Oistrin, Jonas Henric 6., zu Stockholm, war am 7. Jani 1767 ni
Carlshamn als Sohn des dortigen Stadtphysious Lars G. geboren, stadirte Ton
1784 an in Lund, befand sich seit 1787 in verschiedenen ftrztlichen SteUnngen
in Stockholm, war namentlich von 1793 — 1805 ordentlicher Adjonct der Est-
bindungsknnst , seit 1798 mit dem Titel Professor, nachdem er 1794 in Lund
Doctor gewcMrden war. Von seinen Arbeiten führen wir folgende an: „BeräUeUe
om en störra hohesvulst j som hängde ur moderaUdan et quarter utom kroppen,
lyckligen afknuten" (Kgl. Vetenskabs Akad. Nya Handl. 1792) — „BeräUeUe
om den Jebrü puerperalia , som dr 1793 och 94 vor gängse pä PuUtka
Bamsängshuset i Stockholm*' (Läk. och Natorf. , T. XI) — „Polypi vJteri^
(Sv. Sällsk. Handl. 1813) — „ÄnmMrkningar i anledning af en händdse af
hemia cerebri hos ett nyfödt barn^ (Ebenda 1814) — „Liköppning pä ett
fullgänget Fltckebam, 14 dagar gammaW (Sv. Läk. Sällsk. Arsberätt. 1817) —
„Sjukdomshändelse j med pathologisk ancUomi^ (Ebenda) n. s. w. Auss^em
zahlreiche Recensionen und Auszüge. Er hatte bis 10 Jahre vor seinem Tode
eine sehr ausgedehnte Praxis in Stockholm und starb am 21. Mai 1847.
Sacklin, I, pag. 298; IV, pag. 40; Wistrand, pafc. 136. — Callisen, VH
pag. 234; XXVIII. pag. 212. G.
'^Gitler, Balthasar G., zu Leipzig, aus Löwenberg in Schlesien gebflrtig,
wurde 1569 in Leipzig Doctor, war daselbst Professor der Medicin nnd Deeao
der medicinischen Facultät, 1566, 72, 88 auch Rector und starb, über 80 Jahre
alt, 1617. Er verfasste: „Aphorismus HippocrcUis 25. Sect. II resoltdus in
theses"' (Leipzig 1578, 4.) — „De apopleoda" (1584, 4.) — „De deßnitume ä
divisione morbi^ (1599, 4.) — „Explicatio eorum quae in prooemio artis cura-
tivae ad Olauconein de quatuor in medendo scopis traduntur** (1608, 4.) u. 8. w.
Henschel, latrologia Silesiae, pag. 26.] G-
Grittermann, Johann Wilhelm G., zu Emden, war geboren am 3. Deoem-
ber 1792 in Resterhafe (Ostfriesland), studirte in Groningen und Berlin, wurde 1815
daselbst Doctor und darauf Arzt in Emden, erfreute sich eines ausgezeichneten,
weitverbreiteten Rufes als Praktiker^ schrieb eine grosse Reihe von Arbeiten, die theOs
einzeln, theils in medicinischen Journalen (v. Siebold*s Journal 1816; Hdfelaxd's
Journal 1816, 18, 20, 21, 26, 27; Hakrlbss' Neue Jahrbb.. 1821—23, 26 n. s. w.)
erschienen, zum Theil in holländischer Sprache. Von denselben führen wir nur an:
„Anleitung zur Erkenntniss des Croup u, s. w,** (Emden 1819) — „Verhan-
deling over de gewyzigde Kinderpokken : uitgeven door de Hollandsche Maat-
schappy de Wetenschappen" (Harlem 1824), eine gekrönte Preisschrift; fem«
die Uebersetzungen aus dem Holländischen von E. J. Thomassen a Tbubssisk
„Ueber das gelbe Fieber** (Bremen und Emden 1823) und „Beschreibung der
epidemischen Krankheiten zu Groningen im Jahre 1826** (Bremen 1827). Er
starb am 12. März 1831.
Neuer Nekrolog der Deutschen, Jahrg. 9. 1831, TW. 1, pag. 226. — Callisen,
VI, pag. 236; XXVIII, pag. 213. Küssner.
&iuli, Giuseppe G. , zu Siena, war Professor der Naturgeschichte an
der dortigen Universität , Arzt und Director der Bäder zu Montecatini , Mitglied
des Medicinal-Oollegiums und der Akademie der Wissenschaften. Er schrieb dne:
„Storia naturale di tutte le acque minerali di Toscana ed uso medico ddU
medesime^ (6 voll., Florenz und Siena 1833 — 35).
Callisen, XXVUI, pag. 213. G.
Oinlio, Carlo Stefano Giovanni Niccolao G., zu Turin, waria
San Giorgio am 6. December 1757 geboren, wurde 1784 in Turin Doctor, 1789
Prof. e. 0., 1791 Prof. ord. der Anatomie, 1794 Mitglied der dortigen Akademie
der Wissenschaften. Er beschäftigte sich mit gleichem Erfolge mit Physik, Medim
und Literatur. Besonders zu erwähnen sind seine zusammen mit Franc. Rossi
GIULIO. — GJOKGJEVITJ. 571
mit Hilfe des Oalvanismus unternommenen Experimente, um Volta's Ansicht,
dass die dem Willen entzogenen Organe, wie das Herz, die Gefässe, der Magen,
die Därme, die Blase n. s. w. insensibel seien, zu widerlegen. Er und Rossi waren
auch die Ersten, welche die Elektricit&t und den Galvanismus zu therapeutischen
Zwecken verwendeten. Von seinen Arbeiten führen wir an: „Estratto di alcune
esperieme le quält dimostrano essere i movimenti del cuore di sangtie caldo
e di sangue freddo, eccttabili, etc.^ (Comentarj bibliograf. 1792); mit Rossi:
„JDe excitabüttate contractiormm in partibtta muscularibtis involuntariis ope
animalis dectricitatis^ (Möm. de TAcad. roy. des sc. de Turin, 1801); mit Rossi:
„Extrait des expiriences sur les effets de quelques rem^dea disaous par la
salive ou le suc gastrique administrSs extirieuTement^ (Turin 1798); mit Vasalli-
EAin>i und Rossi: „Bapport . . . sur les expSriences gcdvaniques faites . . .
sur la tite et le tronc de trois hommes peu de temps aprhs leur dScapitation*^
(1802) — „Histoire d'un titanos avec symptomes d' Hydrophobie produü par
ie poison des cantharides, etc." (M^m. de TAcad. des sc. de Turin 1804); mit
Rossi: „Description d*un monstre, avec des recher ches physiologiques sur les
monstres concernarä particulih'ement la question: s'ü faut rapporter tous les
monstres ä des causes acddentelles" (Ebenda) — „PrScis de quelques expS-
riences sur les efftts meurtriers du phofphore** (Biblioth. ital. 1803); mitRossi:
„Pr^cis de quelques exp4riences faites . . . dans le but de d^couvrir si le fluide
galvanique se charge et entraine avec lui des miasmes putrides" (Ebenda).
Als die französischen republikanischen Heere sich seines Landes bemächtigten,
schloss er sich mit Enthusiasmus der freiheitliehen Bewegung an, musste aber
dann vor Suwarow's Heer nach Nizza flüchten, wo er sich bei der Behandlung
der jene Gegend heimsuchenden Epidemien auszeichnete. Er schrieb darüber:
„Hisf, de la fihvre contagieuse qui ddsola la commune et les environa de Nice
depuis Van VII jv^qu*h Van VIII" (Bibl. ital.). Bei seiner Rückkehr nach
Piemont wurde er Mitglied der Regierungs-Commission und bei Gründung einer
medicinischen Specialschule in Turin zum Professor der Physiologie ernannt.
Napoleon machte ihn 1804 zum Präfecten des Sesia-Departements und 1809
zum Baron des Kaiserreiches. Er starb zu Mailand 1815.
Biografia med. Piemontese. II, pag. 572. G.
Givre, Pierre le G., geboren 1618 in Ch&teau-Thierry, studirte Medidn
in Paris und prakticirte zuletzt in Provins bis zu seinem Tode (1684). Er schrieb
über die eisenhaltigen Quellen von Provins (1654, 1659).
Biogr. med. IV, pag. 435. Pgl.
*Gjoer, Herman Frederik Amberg G. , zu Ohristiania, ist in Sta-
▼anger am 2. November 1828 geboren, studirte von 1846 an in Ohristiania, hatte
später daselbst verschiedene Hospitalsanstellungen und ist seit 1861 Oberarzt am
dortigen städtischen Krankenhause. Von seinen Arbeiten sind anzuführen im Norsk
Magazin for Laegevid. (2. R., Bd. XI, XIH, XV, XVII, XX; 3. R., II), ausser Aus-
zflgen und Recensionen: j^Om Callusdannelsen" (eine gekrönte Preisschrift) —
„Syphilisation" — „Bidrag til Kundskah om de Sygdomme i Nervesystemet,
der hunne opstaa som Fodge af Syphilis" — „Beretning om en med Stipen-
dium foretagen videnskabelig Beise^ — „Aarsberetninger for Bigshospitalets
medicinske Afdelivg for 1859-61" — „Meddelelser fra Ohristiania Sygehus
om den chroniske Lungetuberculose^ — „Beretning fra Hovedafdelingen af
Ohristiania Kommunesygehus for de sidste 5 Aar". Im Nord med. Arkiv finden
sieh Auszüge mehrerer von ihm in der Norwegischen medicinischen Gesellschaft
gehaltenen Vorträge.
Kiaer, pag. 139, 488. G.
* Gjorgjevlt] , V 1 a d a n G. , Ober-Bürgermeister der königl. serbischen
Haupt- und Residenzstadt Belgrad, Sanitätsobrist in der Reserve, geboren am
572 GJORGJEVITJ. ~ GLADBACH
21. November 1844 in Belgrad, gtadirte daselbst und in Wien, wo er Assistenzarzt
an der Klinik des Professor Billboth durch 2 Jahre war, wurde '1869 Doetor
und wirkt seit Juli 1871 in Belgrad, zuerst als Operateur und Militftrant, im
ersten serbisch-tttrkischen Kriege (1876) als Chefarzt der Timok-Morava-Armee,
im zweiten Kriege (1877 — 1878) als Chefarzt der ganzen Armee, dann als Seetioofl-
ehef im Ministerium des Innern fttr das Sanitätswesen (1879 — 1884). Ausser
200 Bogen verschiedener belletristtscher und publiciBtischer Arbeiten schrieb er:
„Lymphorrhoe und Lymphangiome^ (v. Langbnbbck's Archiv, Bd. XI) — „Ge-
schickte des serbischen MiUtär-Sanitätswesens" (2 Bde., 8., Beri>iech) — „DU
Entwicklung der öffentlichen Gesundheitpßege in Serbien seit dem 12, Jahr-
hundert'' (Berlin 1883, deutsch) — „Militärhygiene** (serbisch) — „Die Voth-
medicin der Serben** (serbisch) — „Militärärztliche Briefe** (serbisch) — „Hand-
buch für militärische Krankenwärter und Blessirtenträger** — » J5£ß ersten Jahre
der Prioatpraxis" — „Eine serbische üebersetzung von Billroth's chirurgischer
Pathologie und Therapie** — „Eine serbische Üebersetzung von Lands bergers
kriegschirurgischer Technik** — „Das rothe Kreuz auf dem weissen Felde** —
(in Folge dieser Arbeit ist das serbische Rothe Kreuz gegründet) — „Instruction
für den Felddienst des serbischen Militär- Sanitätswesens** — „Eine serbische
Bearbeitung von WheweV s Geschichte der inductiven Wissenschaften** etc.
Er war 8 Jahre lang Leibarzt des Königs Milan von Serbien und war Redacteor
des „Serbischen Archivs für die gesammte Heilkunde** der königl. serbischen
Gesellschaft der Aerzte, welche auf seine Initiative gegründet wurde. r^^
Glacan, Neil 0* G., bekannt unter dem Namen Nellanüs Glacancs
geboren in der Grafschaft Donegall in Irland, war der erste Professor an der
Universität zu Toulouse zur Zeit der heftigen Pestepidemie, die dort im Anfang
des 17. Jahrhunderts herrschte imd während welcher G. sich als muthiger und
geschickter Arzt bewährte. Später war er Professor in Bologna, wo er um die
Mitte des 17. Jahrhunderts starb. In seinem „Iractatus de 2>^te etc,** (Toulonse
1629) berichtet er aus eigener Beobachtung unter Anderem über die Epidemie in
Spanien (Valencia und Salamanca). Auch schrieb er noch: „Gursus medicus, libris
tredecim propositus** (Bologna 1655, 4.).
Biogr. iii6d. IV, pag. 435. — Dict. bist. II, pag. 56\ Pgl.
Gladbach , ärztliche Familie von sechs Mitgliedern: 1) Johann Bern-
hard G., geboren zu Trarbach, Arzt in Frankfurt a. M. 1697, gestorben 1728.
2) Dessen Bruder Johann Adolf G. , ebenfalls aus Trarbach, Arzt in Frank-
furt a.'M. 1720, gestorben 1793. 3) Cornelius G., Sohn des Johann Bern-
hard, geboren 1706 in Frankfurt, Arzt daselbst 1731, Physicus primarius 1755,
gestorben 1781. 4) Johann Adolf der Jüngere, Bruder des Vorigen, geboren
1716 in Frankfurt, Arzt daselbst 1738, Landphysicus 1745, gestorben 1796.
5) Georg Jacob, Sohn des Cornelius, geboren 1735, Arzt in Frankfurt
1759, gestorben 1796 und 6) Geqrg Christoph Wilhelm G. , Sohn des
Georg Jacob G., geboren 1766, Arzt in Frankfurt 1791, gestorben 1802.
Von diesen sind als Schriftsteller aufgetreten: 1. Johann Bernhard 6.,
Sohn eines Kreuzuacher Arztes und 1692 zu Leyden promovirt; er verfasste dne
Schrift über das Bad Soden, welche 1701 zu Frankfurt erschien und 1725 neu auf-
gelegt wurde: „Neice Untersuchung des .... Soder warmen Gesundbrunnens^ wie
derselbe in vielen Kranckheyten heylsam befanden worden etc.** — 2. Johann
Adolf der Aeltere, promovirt 1704, schrieb 1735: „De mumiis in praxi medica
non facile adhibendis** (Helmstädt). — 3. Georg Jacob G., promovirt zu Jena.
1759, gräflich Schönburg*scher Hofrath und Leibarzt, Verfasser von „Disquisüw de
medicamentorum absorbentium in febribus continuis acutis praestantia** (1759)
und „Tractatus de morbis a vestitu contra frigus insuffxciente** (1761); er war
ausserdem entomologischer Schriftsteller {\111^ 1778) und Händler.
Stricker, Geschichte der Heilkunde in Frankfurt, 271, 272. w o^.-.v...
w.öincKer.
GLAEBENSTEDT. — GLASER. 573
/ Olaedenstedt, HelmoldG. (Gledenstaedt, Glodenstede, Helmoldus'^
DE ZoLDWSDBL, Helmoldüs DE Gledenstedb DB Saltwedel), ZU Leipzig , war
ans 8al2wedel gebfirtig, war zuerst Lehrer der Philosophie in Prag, wo er 1386
Magister derselben, 1394 Decan der philosophischen Facnltät, 1399 Rector der
Universität wurde. Er gehörte einer in Angelegenheiten der Universität 1408
naeh Rom geschickten Gesandtschaft an und machte 1409 den Anszng der
2000 deutsehen Studenten aus Prag mit, der zur Gründung der Universität Leipzig
fahrte^ .deren zweiter Rector (1410) und Vice-Kanzler er wurde. Um diese Zeit
wurde er auch Dr. med., war 1416 zum zweiten Male Rector und unter seinem
Decaiiate (1431) fanden die ersten 30 medicinischen Doctor-Promotionen statt. Er
commentirte den Avicenna, schrieb Regimen sanitatis, Practica medicinalis u. A.,
wovon aber, wie es scheint, nichts im Druck erschienen ist. Er starb 1441.
Andreae, I, pag. 77. G.
Glandorp, Matthias Ludwig G., geboren 1595 in Cöln, studirte in
Padna nnter Pabricius ab Acquapendente und Spigel. Nach seiner Promotion
1618 liess er sich in Bremen nieder, wo er als Physicus und Stadtarzt, wie als
Arzt des Erzbischofs 1640 starb. G. war ein ganz tüchtiger Chirurg und hat in
seinem Hauptwerke: „Speculum chirurgicum etc " (Bremen 1619) eine höchst
interessante chirurgische Casuistik veröffentlicht, die auch heute noch lesenswerth
ist. Ferner veröffentlichte er ein gutes Werk: „TractcUvs de polypo narium"
(Bremen 1628, 4.) und „Methodus medendae paronychiae" (Bremen 1623) u. A.
Eine Ausgabe seiner „Opera omnia" ist zu London 1729 (4.) erschienen.
Biogr. med. IV, pag. 436. — Dict. Tiist. II, pag. 562. — Bremische Aerzte. pag. 80.
Pgl.
Paul G., Sohn des Vorigen, geboren in Bremen am 17. December 1626,
ging 1647 nach Leyden, promovirte daselbst 1652, wurde 1655 ordentlicher
Professor der Medicin in Rinteln, vertauschte aber diese Stellung 1665 mit der
luerativeren eines Stadtarztes in Bremen, wo er am 5. November 1696 starb.
Medicinische Schriften, ausser seiner Dissertation, sind von ihm nicht bekannt.
Biogr. m6d. IV, pag. 4B7. Pgl.
Glas, Olof G., zu Upsala, war am 14. November 1813 zu Ume4 geboren,
studirte von 1831 an in üpsala, schrieb: „Om periodisk Nevralgi i hjertaf*
(Upsala 1837), wurde 1838 Doctor und 1839 Adjunct der theoretischen und
praktischen Medicin in Upsala, 1848 Prof. e. o. Von 1850 an versah er den
erledigten Lehrstuhl der Chirurgie und Geburtshilfe und wurde 1856 zum Pro-
fessor der theoretischen und praktischen Medicin, 1867 zum Oberarzt des neuen
Krankenhauses ernannt, nachdem er von 1854 bis dahin Präfect des alten akade-
mischen Krankenhauses gewesen war. Von seinen Arbeiten sind anzuführen: „De
tuberctdosi pulmonum^ (Stockholm 1839), femer eine Schrift über Reform des
medicinischen Unterrichtes (1863), Aufsätze in der Upsala Läkare-fSren. förhaudl.
1865-71. Er starb am 5. März 1880. •
Wi Strand, pag. 137; Neue Folge, I. pag. 265. G.
Olaser, Johann Heinrich G., geboren in Basel am 6. October 1629,
studirte in Genf, Heidelberg und Paris, wurde in seiner Vaterstadt nach der Pro-
motion 1661 Arzt und von 1667 ab Professor der Anatomie und Botanik. Er
starb am 5. Februar 1675. G. hat mehrere Dissertationen, unter Anderem auch
einen Fall von Ohrenblntung als vicariirende Menstruation veröffentlicht.
Athenae Rauricae. pag. 235. — Biogr. m6d. IV, pag. 440. Pgl.
Olaser, Johann Friedrich G. , geboren am 3. September 1707 in
Wasungen (in der Grafschaft Henneberg in Franken), studirte von 1725 ab
Medicin in Erfurt, Altdorf, Wittenberg und promovirte 1736 in Harderwyk in
Holland. Nach kurzer Praxis in seiner Vaterstadt liess er sich in Suhl nieder
574 GLASEE. — GLAÜKIAS.
wo er 1781 vom Herzog von Sachsen-Gotha zam Bergrath emannt wurde und
am 7. December 1783 starb. Von den zahlreichen, von G. hinterlassenen Schriften
sind die meisten popnlär gesehrieben nnd beschäftigen sich mit G^enstftnden der
Sanitätspolizei, unter Anderem auch Abhandinngen über den besten Schutz gegen
grosse Feuersbrünste, über Feuerlöschanstalten, femer über Manl- nnd Klanoueuehe
beim Rinde etc.; die eigentlich medicinischen Artikel G.'s sind zerstreat in V0^
schiedenen Zeitschriften veröffentlicht, in den Acten der Akademie von Mainz, in
den Ephemeriden der Akademie der Naturforscher, im Hamburger Magazin n. s. w.
Weiz, pag. 76. — Biogr. in6d. IV, pag. 438. Pgl.
Glass » Thomas G. , Arzt in Exeter, lebte um die Mitte des vorigen
Jahrhunderts, hat mehrere gelehrte Schriften, wie: „Commentarn dttadedm de
febribtts ad Htppocratts disciplinam accommodati*' (Amsterdam 1743 ; editio
nova curante E. G. Baldinger, Jena 1771) — „An account of the anctetU
baths, and iheir use in phystc^ (London 1752), sowie eine Reihe von guten
Beobachtungen veröffentlicht in „A leiter to Dr. Baker on the means of pro-
curmq a diatinct and favourable kind of small-pox ; and on the ujte of cold
air and cold water in putrid fevers** (London 1767) — „Second letter etc^
(Ebenda 1768) — „Account of the influenza, as ü appeared at Exeter tu
1776^ (Med. Observ. and Inquir. Vol. VI).
Dict. liist. II, pag, 564. Pgl-
Glatter, Eduard G. , in Wien, Vorstand des statistischen Commonal-
Bureaus und Docent an der Universität, fungirte früher längere Zeit als Kreis-
physicus in Galizien und wurde von da als Landes-Medicinalrath nach Ungarn
perufen. Anfangs der Sechsziger-Jahre siedelte er nach Wien über und übernahm
die Leitung des neu creirten statistischen Bureaus der Residenzstadt, habilitirte sieh
später auch als Privatdoeent und wandte sich der Praxis auf dem Felde der Heil-
gymnastik zu, die er mit vieler Energie betrieb. Er war ein äusserst begabter,
vielseitig gebildeter und wissenschaftlich eifriger Mann, auf dem Gebiete der
medicinischen Statistik (ja der Statistik überhaupt) aber eine anerkannte CapacitM
und unermüdlich thätig. Er starb am 30. Mai 1876 nach längerem schmerzhaften
Leiden im 63. Lebensjahre.
Prager medic. Wochenschr. 1867, pag. 465. 6.
Glauber, Johann Rudolf G. , deutscher Arzt und Chemiker, geboren
1603 zu Karlsstadt in Franken, lebte in Salzburg, Wien, Frankfurt a. M., Cohi
und etwa seit 1648 in Holland, wo er 1668 in Amsterdam starb. G. gehört zu
denjenigen Alchemisten, welche sich allmälig von dem Bunde mit der Goidmache^
kunst emancipirten und anfingen, sich um eine bessere Einsicht in die Bedingungat
der bei den chemischen Processen beobachteten Vorgänge zu bekümmern. Man
verdankt G. die Abkürzung mehrerer chemischer Arbeiten und die Entdeckung
des schwefelsam'en Natrons, das unter dem Namen Sal mirabile Glauberi s. poly-
chrestum bekannt ist. Uebrigens hat «sich G. durch eine bessere Einrichtung der
Oefen verdient gemacht. Eine Gesammtausgabe seiner Werke erschien als „Opera
omnia^ (Amsterdam 1661, 7 voll. ; 1651-56, 4 voll.; engl. Uebers. von Packe,
London 1689, fol.), ein Auszug daraus als „Qlauberus concentratus oder Kern der
Glaubertschen Schriften u, /?. w.^ (Leipzig und Breslau 1715, 4.). Die Zeit-
genossen haben G. wegen der grossen Zahl der von ihm veröffentlichten Abhand-
lungen mit einem gewissen Recht einen zweiten ParacelsüS genannt.
Biogr. m6d. IV, pag. 440—446. Pgl.
&lauklas aus Tarent , bekannt als einer der bedeutendsten Vertreter der
von Philinus begründeten empirischen Schule, lebte in der Mitte des 3. Jahr-
hunderts V. Chr. ; Weiteres über seine Lebensverhältnisse ist nicht bekannt. Seine
von Galenos mehrfach citirten Commentare zu den Schriften des Hippokbatks,
besonders zu dem sechsten Buche der Seuchengeschichten, sind verloren gegangen.
I
GLAUKIAS. — GLEDITSCH. 575
VieUeicht ist er der Yerfasaer eines unter dem Namen Olaukias erschienenen
Werkes Aber die medicinischen Krflfte der Arzneimittel, das "von Plinius vielfach
benutzt worden ist. ^ Hirsch.
Glawnig, Ernst Gottiieb G. , zu Brieg in Schlesien, war 1749
geboren, seit 1777 Arzt am dortigen Zucht- und Arbeitshause, errichtete 1784
eine Irrenanstalt und schrieb hierüber, sowie Verwandtes: „Nachricht von dem
neu erbauten Irrenhause zw Brieg*^ i^^^f Magaz. für gerichtl. Arzneik. 1785) —
„Mord aus eingewurzeltem WaJinsinne^ (Ebenda 1786) — „ lieber den Oemüths-
zustand eines Soldaten, der aus religiöser Schwärmerei wahnsinnig und endlich
Kindermörder u)ard^ (I^yl, Aufsätze und Beobb. der gerichtl. Arzneiwissensch.
1793) — ^Der Arzt ist nicht fähig, alle Krankheiten zu heilen; durch
einige Beispiele erwiesen^ (Brieg 1789, 4.) u. s. w. Er hielt unentgeltliche Vor-
träge über Chirurgie, Physiologie und Diätetik, stiftete auch 1789 ein Institut fttr
erkrankte Handwerksgesellen und 1793 eine Mädchenschule. Seit 1787 war er
Hofrath, seit 1791 Magistratsrath , auch Kreis- und Stadtphysicus. Er starb am
19. August 1808.
Callisen, VII. pag. 244; XXVm, pag. 215. G.
*Glebow, Iwan G., geboren am 24. Juni 1806 im Dorf Glebow (Gouver-
nement Bjäsan) als Sohn eines Geistlichen, wurde in einem geistlichen Seminar
erzogen. Auf eine Forderung des Ministers der inneren Angelegenheiten, eine Anzahl
Seminaristen in die Moskauer medico-chirurgische Akademie zu senden, musste
G. sich 1826 dem Studium der Medicin widmen. Während des Studiums von
1826 bis 1830 zeichnete er sich durch Eifer, Fleiss und gute Anlagen aus,
wurde als Arzt erster Abtheilung aus der Akademie entlassen und ging als
Kreisarzt nach Simbirsk. 1832 wurde er Adjunct-Professor für Anatomie und
Physiologie, 1833 för allgemeine Therapie und Klinik an der medico-chirur-
gischen Akademie. 1834 erwarb er sich nach Vertheidigung seiner Diss. y^De
jHUhematibiLs" den Grad eines Dr. med. und erhielt 1836 die Stelle eines
Adjuncten für Zootomie und Zoophysiologie. 1837 begab er sich auf eine Zeit
lang in's Ausland, studirte in Halle, Berlin und an anderen Orten und kehrte
erst 1840 nach Moskau zurück. 1841 zum ordentlichen Professor der Physiologie
und allgemeinen Pathologie ernannt, wurde er nach Aufhebung der medico-
chirurgischen Akademie zum Professor der Physiologie und vergleichenden Anatomie
(in der physico-mathematischen Facultät) an der Universität ernannt und legte
als solcher den Grund zum vergleichend - anatomischen Museum der Universität;
schliesslich, 1849, wurde er zum Professor der Physiologie an der medicinischen
Facultät erwählt, und musste so verschiedene Fächer in rasch wechselnder Folge
dociren, dass ihm zu speciellen Facharbeiten wenig freie Zeit blieb. Er hat die
Physiologie Magendie*s in's Russische tibersetzt und später Budgets Physiologie
des gesunden Menschen gleichfalls tibertragen. Femer hat er verfasst: „Recher ches
microscopiques sur les' parties molles de mammouth (Eleph, prim, Bl.)"
(Moscou 1846, av. 4 pl.) u. A. m.
Blogr. Lexikon der Professoren der Moskauer Univ. I, 209 — 225. l Stieda.
Gleditsch, Johann Gottlieb G. , Arzt und bedeutender Botaniker,
geboren am 5. Februar 1714 in Leipzig, studirte daselbst unter Ettmüller und
Waltheb Medicin und dabei fleissig Botanik unter Hebenstreit, den er von
1731 ab in der Direction des botanischen Gartens vertrat. Nach Beendigung seiner
medicinischen Studien in Berlin promovirte er in Frankfurt a. 0. und prakticirte
in Lebus und später in Berlin. Mit der lieber wachung des botanischen Gartens
betraut , hielt er auf besonderen Wunsch Friedrichs d. Gr. die ersten öffent-
lichen Vorlesungen über Forstwissenschaft. Er war Mitglied der Akademie der
Wissenschaften zu Berlin, in deren Verhandlungen ein grosser Theil seiner sich
auf dem Gebiete der Botanik und Forstwissenschaften bewegenden Schriften und
576 GLEDITSCH. — GLEIZE.
Aufsätze zuerst veröffentlicht ist. Mit Lixn£ war er eng befreundet. Er starb am
5. October 1786. Von mediciniscben Schriften sind zu nennen: „Anweisung zum
Beceptschreiben" (Berlin 1767; 1761) — „Anleitung zu einer vemunßmämgen
Erkenntniits der rohen Arzneymittel^ (Ebenda 1767) — „Einleitung in die
Wissenschaft der rohen und einfachen Arzneimittel u, s, w.^ (Ebenda 1778 bis
1781) — „Botanica medica oder Lehre von den vorzüglich wirksamen ein-
heimischen Arzneygewächsen" (Ebenda 1788-1789, 2 Bde.). Ausserdem zahl-
reiche ökonomische und botanische Abhandlungen und Schriften. Eine Biographie
von G. schrieben Willdenow und üstem (Zürich 1790).
Boerner, III, pag. 586, 649. — Baidinger, pag. 54. — Biogr. m^d. IT,
pag. 446-450. p^,
ffleichen-Russwnrm , Friedrich Wilhelm von G.-R. , geboren in
Bayreuth am 14. Januar 1717, erhielt eine specifisch militärische Elrziehung und
machte 1741 als markgräflich-bayreuthischer M^^or den ersten schlesischen Krieg
unter Friedrich d. Gr. mit. Nachdem er 1748 von seiner Grossmntter mlitter-
licherseits unter der Bedingung, ihren Familiennamen Russwurm zu adoptiren,
ein bedeutendes Vermögen geerbt, nahm er 1756 seine Entlassung und beschäftigte
sich bis zu seinem Tode am 16. Juni 1783 ausschliesslich mit den Naturwissen-
schaften, und zwar speciell mit mikroskopischen Untersuchungen. Er veröffentlichte:
„Das Neueste aus dem Reiche der Pflanzen oder mikroskopische Vorstellungen
und Beobachtungen der geheimen Zeugungstheile der Pflanzen in ihren
Blüthen etc,"" (2 Bde., Nürnberg 1762, 63 fol.; 1790; französ. Hebers. Ebenda
1770) — „Geschichte der gemeinen Stubenfliege*^ (Ebenda 1764; 1790, 4.;
französ. üebers. 1766 ; 1790) — „ Versuch einer Geschichte der Blattläuse u. s. ir/
(Ebenda 1770; 1787, 4.) — „Abhandlung über die Saamen- und Inßisions-
thierchen u, s. w,^ (Ebenda 1778, 4.) — „Abhandlung vom Sonnenmikro-
skopu. s. w." (Ebenda 1781, 4.); femer eine grosse Zahl von Aufsätzen in den
„Fränkischen Sammlungen^' , „Neuesten Mannigfaltigkeiten^ , „Beschäftigungen
natnrforschender Freunde^. Endlich hat er in einem Aufsatz im Archiv der
Natur und Physik (Dessau 1782) ^Von Entstehung, Bildung, Umbildung und
Bestimmung des Erdkörpers** eine neue kosmologische Hypothese aufgestellt.
Biogr. med. IV, pag. 450 PgL
Oleitsmann, Joseph G., zu Bamberg, war am 15. Juli 1810 zu Burg-
grub (Bezirksamt Ebermannstadt) in Bayern geboren, studirte in Würzburg von
1830-33, wurde daselbst mit der Inaug.-Abhandl. : „Einige Untersuchungen
über den sogenannten Abdominaltt/phus** (Würzburg 1834) Doctor, praktieirte
darauf in Bamberg, machte 1836 mit einem Staats-Stipendium eine wissenschaft-
liche Reise nach Oesterreich und Sachsen, wurde in demselben Jahre zum Prosector
an der neu errichteten Baderschule in Bamberg, und nach Aufhebung derselbeo
1843 zum G^richtsarzt in Monheim ernannt. 1857 wurde er zum dirigirenden
Arzt des Allgemeinen Krankenhauses in Bamberg berufen und verblieb in dieser
Stellung bis zu seiner im Jahre 1881 wegen Krankheit und Alter gewünschten
Quiescimng. Er verfasste mehrere gerichtlich-medicinische Aufsätze in Zeitschriften
und war langjähriger Referent in Canstatt's und Eisenmann's Jahresberichten,
und zwar über Orthopädie. Er starb am 20. Juni 1882.
Jaeck, Zweites Pantheon. Bamberg, pag. 45, 151. G.
Oleize, lebte im 18. Jahrhundert, war Magister der Chirurgie, Augenarzt am
College royal de Chirurgie in Orleans, sowie beim Herzog von Orleans und Grafen
von Artois. Er gab heraus: „Nouvelles observations sur les pratiques maladies de
Voeil et leur traitement** (Paris 1786; Orleans 1811) — „MSm. sur Fophthal-
mostate de M. Demours etc,** (Joum. de m6d. , chir. et pharm. 1788) —
„MSm, sur les avantages du seton h la nuque dans les ophüialmies humides
GLEIZE. — GLOVEB, 577
ou inv^iries^ (Ebenda 1789) — „Des staphylomes etc,^ (Ebenda) — „Riglement
de vie, ou comment datvent se gouvemer ceux qui sont affligSa de jaiblesse
de vue etc." (Orl6an8 1787).
Dict. hist. II, pag. 564. Pgl.
dlisson, Francis G. (1697 — 1677), Professor in Cambridge, später
Arzt in London, gehört durch seine anatomischen und physiologischen sowohl,
wie durch seine praktischen Leistungen zu den wichtigsten Vertretern der Heil-
kunde in der ersten Hälfte des 17. Jahrhunderts. Durch die grosse Entdeckung
Habyby's wurde die Aufmerksamkeit der Zergliederer naturgemäss zunächst auf
das Gentralorgan der Blutbewegung, das Herz, und auf das bis dahin als die
Quelle des Blutes angesehene Organ, die Leber, hingelenkt. Wie Lower u. A.
das erstere, so machte G. die Leber und den Darmcanal zum Gegenstande seiner
anatomischen Untersuchungen. Die von ihm zuerst beschriebene „Kapsel^' am Ein-
tritt der grossen Gefässe der Leber führt fQr alle Zeit seinen Namen. — Wichtiger
noch sind G.'s Bemühungen um die Feststellung der Elementarvorgänge des thierisohen
Lebens, namentlich der Bewegung. Durch seine Lehre von der „Irritabilität"
erscheint er als der Vorgänger Haller's. In seiner berühmten Schrift ;, Von der
ihätigen Stcbstam in der Natur*' schildert G. die „Irritabilität" (eine Bezeichnung,
die bei ihm zuerst vorkommt), d. h. die Fähigkeit, durch „Reize" afficirt za
werden, als eine Grundeigenschaft aller Naturkörper. Die Abstufungen der Ent-
wicklung, in denen sie sich in der Keihe der letzteren offenbart, bezeichnet er
al^ die „natürliche, sensitive und animale". Bei den höheren Thieren ist dieselbe
an ein besonderes anatomisches Substrat, die „Fibra" (das Grundgebilde der
Muskeln, Nerven, Gefässe u. s. w.) gebunden. — Die Arbeiten G.'s über die
„Irritabilität" werden von Hallee, der diese wichtige Lehre experimentell
begründete und den Beweis ftlhrte, dass nur den Muskeln „Irritabilität" zukommt,
nach Verdienst gewürdigt. (Bibl. anat. I, 425). (Vergl. H. Meyee, G.'s „Irritahi-
IttcUS' und Sensibüüätslehre^ in H. Haeser's Archiv för die Med. V, 1.) — Auf
dem Gebiete der praktischen Medicin hat sich G. ein bleibendes Denkmal gesetzt
darcb seine Schrift über die Rhachitis „De rhachitide" (London 1660 tmd öfter).
Allerdings hatte schon vorher Abnold de Boot, ein in London lebender Arzt,
eine sehr tüchtige Schrift über diesen Gegenstand veröffentlicht (London 1649. 12;
Helmstädt, 1664. 4.), aber das Ansehen G.'s bewirkte, dass sich die Beachtung
der Aerzte nunmehr nicht blos jener Krankheit, sondern den Erkrankungen des
kindlichen Alters überhaupt in erhöhtem Masse zuwendete. g Ha es er.
ftlodenstede, s. Glaedenstetd, pag 573.
ftlover, Robert Mortimer G. , zu London, war 1816 geboren,
prakticirte anfänglich in Newcastle-upon-Tyne, siedelte dann nach London über und
war einer der Physicians des Royal Free Hospital. Abgesehen von einer philo-
sophischen Arbeit: „On certain modified forms assumed hy ihe inductive process
in different sdences; being an attempt to duddate and extend some doctrine
of ihe novum Organum** (Edinb. N. Phil. Joum. 1837) beziehen sich seine
übrigen Arbeiten grösstentheils auf die Erforschung der Wirkung einzelner Medica-
mente, so: „Ow the physiological and medicinal propertiea of bromine and
its Compounds] etc,** (Edinb. Med. and Surg. Joum. 1842) — „On ihe physio-
logical and medicinal properties of iodoform** (Edinb. Monthly Joum. 1847
biß 48) — „On ihe physiological properties of Picrotoxin** (Ebenda 1851). Von
seinen anderweitigen Arbeiten und Schriften nennen wir: „Substance of a lecture
on ihe applications of chemistry to medicine** (Provinc. Med. and Surg. Joum.
1841-42) — „On the pathology and treatment of scrof^la; being the Fother-
gUlian prize essay for 1846** (London 1846) — „On the philosophy of medicine,
On quackery etc,** (Lancet 1861) — „Acute pneumonia not a fatal disease]
BiogT. Lexikon. II. 37
578 GLOVER — GMEINER.
its therapeutics^ (London 1862). Er starb an Vergiftung durch Chloroform am
9. April 1859.
Lancet. 1859, I, pag. 405. — Index-Catalogue. V, pag. 457. G.
Glüssing, Johann Melchior G., geboren in der Stadt Altenburg in
Sachsen, wurde 1692 in Utrecht Dr. med. („Diss, de dysenteria^) und hielt sich
einige Zeit in Amsterdam und in Danzig auf. Mit dem Titel eines polnisehen
Hofarztes kam er im November 1702 nach Russland, wurde in St. Petersbni?:
geprüft und als Arzt in der russischen Armee angestellt. Nach 8 Jahren aus dem
Dienste entlassen, kehrte er nach Deutschland zurück. Im Jahre 1719 schrieb er
von Hamburg aus ein Gesuch an Peter I. um erneute Anstellung, welche aber
nicht erfolgte. In dieser Bittschrift sagte er, er habe vortreffliche anatomische
und chirurgische Gegenstände in Imperial-Folio nach dem Leben abgebildet und
in Kupfer stechen lassen.
Richter, Geschichte der Medicin. IIJ, pag. 78. — Tschisto witscli, CXLIIL
L. Stieda.
*Gluge, Gottlieb G., zu Brüssel, ist am 18. Juni 1812 za Brakel
in Westfalen geboren, studirte von 1831 an in Berlin und wurde 1835 daselbst
mit der Diss. „Observationes nonmdlae microspicae ßla (quae prtmüiva dicuntj
in tnßammatione spectantes^ (c. tab.) Doctor, nachdem er bereits 1833 eine
von der Berliner medicinischen Facultät gekrönte Preisschrift: „/^c Infimma
oder Grippe, nach den Quellen historisch-pathologisch dargestellt^ (Minden 1837)
bearbeitet hatte. Er liess sich in Minden als Arzt nieder, begab sich dann aber
auf Reisen, war 1836 in Paris und wurde 1838 Professor an der Universitit
Brüssel. Er gab heraus: „Anatomisch-mikroskopische Unterstichungen zur all-
gemeinen und speciellen Pathologie" (1. Heft, Minden und Leipzig 1839, m.
5 Taff.: 2. Heft, Jena 1841, m. 5 Taff.) — „Abhandlungen zur Fhymlogit
und Pathologie^ (Jena 1841) — „Atlas der pathologischen Anatomie u. s. w.",
2 Bände, Jena 1843 — 50, 4.; daraus besonders: „Pathologische Histologie*' (Jena
1850, m. 5 Taff., 4. ; englische Uebers. von Joseph Leidy, Philadelphia 1853) —
„Encyclopddie yopulaire, Physiologie" (Bruxelles 1850) — „La nutrition, o»
la vie cansidSrde dans ses rapports avec les aliments etc." (Ebenda 1856);
zusammen mit J. d'üdekem: „De quelques parasites veg4taux diceloppes sur
des animaux vivants" (Bull, de TAcad. roy. des sc. de Belg. 1856); femer im
Bull, de TAcad. roy. de mfedec. de ßelgique; „Sur la coagulation du sang aprh
la section du nerf grand sympathique" (1856) — „De Vinfluence des aca-
dSmies sur les progr^s de la science" (1857) — „Abc^s de la rate; guSrison''
(1870) — „Note sur un kyste dermo'ide et pileux evacu4 spontanimeid jwr
Vur^thre" (1870) — „Une remarque sur Vadmission d'une force vitalem
Physiologie" (1870) — „U7ie terminaison rare de lafihvre typhxnde" (1871 j —
„De V enseignement de la biologie dans les 4coles" (1874) u. s. w., u. s. w.
Callisen, XXVm, pag. 217. — Index-Catalogue. V, pag. 458. Red.
Grineilier, Lorenz G. , zu München, war daselbst am 4. August 1790
geboren, besuchte von 1809 an die Universität Landshut, erlangte 1814 daselbst
den Doctorgrad mit der Inaugural-Abhandlung : „Vom Nervenfieber" , wurde 1817
in München Armenarzt, 1823 Professor der physiologischen Anatomie an der
damaligen chirurgischen Schule und Mitglied des Medicinal-Comit^s. Im Jahre 1821^
wurde er zum Professor der pathologischen Anatomie an der Ludwig-Maximiliani-
Universität ernannt und fungirte seit 1833 als Regimentsarzt des Münchener
Landwehr-Regiments. Auf den Landtagen von 1831, 34, 37 war er Abgeordneter
der Haupt- und Residenzstadt und war 16 Jahre lang Mitglied, 13 Jahre lang
Vorstand des Collegiupas der Gemeinde-Bevollmächtigten. Anderweitige literanscbe
Arbeiten als die obige Dissertation sind von ihm nicht bekannt. Er starb «n
14. November 1839.
Neuer Nekrolog der Deutschen. Jahrg. 17, 1839, II, pag. 883. G.
GMELIN. 579
Omelin, berühmte Familie von Aerzten and Naturforschern. Zur Orien-
tirnng über die verwandtschaftlichen Verhältnisse derselben geben wir zunächst
folgende Stammtafel:
Johann Georg Gmelin, Apotheker in Tübingen (1674—1728)
Johann Conrad G., Johann Georg G. Philipp Friedrich G.
Arzt u. Apotheker in Tübingen (1709-1755) (1721— J788)
(1707—1759) 8. nachstehend 8. nachstehend
Sam. Gottl. G. Christ. Gottl. G. Eberhard G. Joh. Friedr. G.
(1743—1774) Arzt u. Apoth. Christian v. G., (1751—1808) in Göttingen Christ. Gottl. G.,
s. nachstehend zn Tübingen Jarist s. nachstehend (1748—1804) Jurist
(1749-1^09) s. nachstehend
F erd. Gottl v.G. „ ^^ .^^ ^ Christ. Gottl. G.^ ^7Z77 Leopold G.^ ^TT^l
(1782-1848) ^'''?„,i?-^- (1792-1860) ^^"^ZL ' (1788-185:^) 3/?^°*^'
8. nachstehend ^°"*^* s. nachstehend J""«* s. nachstehend ^""«*^"
G.
Gmelin, Johann Georg G. , Botaniker, geboren am 12. Juni 1709
als Sohn des Chemikers Johann Georg G. (geboren 1674, gestorben 1728)
in Tübingen, stndirte hier bereits im Alter von 14 Jahren Medicin unter Düvernoy
und Cammerer, promovirte 1727 und ging dann nach Petersburg, wo er die
Gunst des Präsidenten der Akademie Lorenz Blumentrost erwarb, Mitglied
der Akademie der Wissenschaften und 1731 ordentlicher Professor der Chemie
und Naturgeschichte wurde. Auf Veranlassung des Kaisers unternahm er 1733
in Begleitung des Geographen und Astronomen Dbltsle de la Crot^ire, des
Historikers Gerhard Friedrich Müller, des Capitäns Bshring und mehrerer
Anderer eine naturwissenschaftliche Expedition nach Sibirien, von der er erst
1743, nachdem er die Wissenschaft mit wichtigen Beobachtungen bereichert, zurück-
kelirte. Er beschäftigte sich dann mit der Sichtung des gesammelten Materials,
ging aber 1747 wieder nach Tübingen, wo er 1749 ordentlicher Professor der
Botanik und Chemie wurde und am 20. Mai 1755 starb. Er schrieb mehrere
medicinische Dissertationen („De rhabarbaro" — „De febre miliari" — „De
tactu jpulsus** — „De viis urinae^ — „De corticis pei-uviani in febris inter-
tnülentibus usu) und ausserdem „Reisen durch Sibirien^ (4 Bde., Göttingen
1751 — 1752), sowie die botanisch wichtige „Flora sibirica^ (4 Bde., Petersburg
1747 — 1769), durch welche die Kenntniss der sibirischen Pflanzen bedeutend
bereichert wurde.
Boerner, II, pag. 211, 780; III, pag. 425, 650. — Baidinger, pag. 56. —
Biügr. mfed. IV, pag. 4 6 - 460. Pgl.
Gmelin, Philrpp Friedrich G. , geboren in Tübingen 1721, Bruder
des Vorigen, studirte im Alter von 15 Jahren Medicin, unternahm Reisen nach
Holland und England, wurde 1750 ausserordentlicher Professor, 1755 ordent-
licher Professor der Botanik und Chemie in Tübingen. Er starb am 9. Mai 1768.
Es rühren von ihm her eine Anzahl, etwa 20, Dissertationen, Reden, Programme,
Bo : „De lumbrico terete in ductu pancreatico" — „De hypopyo" — „De
necessitate docendae in academüs botanices et chemiae, de cholelithis humanis"
nnd viele andere botanischen, chemischen und medicinischen Inhalts.
Biogr in6d. IV, pag. 461. Pgl.
Gmelin, Samuel Gottlieb G., Neffe des Botanikers Johann Georg G.,
g-eboren den 23. Juni 1743 in Tübingen, studirte daselbst Medicin, promovirte
1763, ging dann nach Holland, wo er in Leyden mit Pallas befreundet wurde.
1766 folgte er einem Rufe als Professor der Botanik nach Petersburg und machte
auf Veranlassung der Kaiserin Katharina II. von 1768 — 1773 in Begleitung
von GÜLDENSTAEDT , Lapcchin und Pallas eine naturwissenschaftliche Reise
durch Russland , auf der er speciell die Gegv^den westlich vom Don und die um
das Kaspisehe Meer belegenen persischen Provinzen besuchte. Auf der Rückreise
37*
580 6M£LIN.
1774 wurde er vom Chan der Chaltaken gefangen, erkrankte und starb am
27. Juni 1774 zu Achmetkend im Kaukasus. Er schrieb: „Historia fucorum^
(Petersburg 1768, 4.), ferner: „Reisen durch Riissland zur Untersuchung der
drei Naturreiche" (Petersburg 1771 — 84 ff.).
Biogr. m^d. IV, pag. 462. Pgl.
Gmelin, Eberhard 6., geboren in Tübingen am 1. Mai 1751, Arzt
in Heilbronn ^ gestorben 1808, verdient Erwähnung, weil er zur Verpflanzung der
MESMER'schen Lehre vom thierischen Magnetismus nach Deutschland, zugleich aber
zur wissenschaftlichen Erklärung und Kritik derselben erheblich beigetragen durch
seine Schriften : „ Ueber thierischen Magnetismus, in einem Brief an Herrn
geheimen Math Hoff mann in Mainz" (Tübingen 1787) — „Neue Unter-
suchungen über den thierischen Magnetismus" (Ebenda 1789) — „Materialien
für die Anthropologie" (Ebenda, 2 Bde., 1791—1793).
Biogr. med. IV, pag. 454. Pgl.
Grmelin, Johann Friedrich G., geboren zu Tübingen den 8. Augast
1748, gestorben zu Göttingen den 1. November 1804, ältester Sohn von Philipp
Friedrich G. , studirte von seinem 15. Lebensjahr ab in Tübingen Medidn
und die von seinem Vater vertretenen naturwissenschaftlichen Fächer und wurde
daselbst 1769 Doctor der Medicin. Nach längerem Aufenthalte in Holland, Eng-
land und an verschiedenen deutschen Universitäten kehrte er nach Tübingen zurück,
wo er -Vorlesungen über Naturgeschichte und Kräuterkunde hielt und 1772
ausserordentlicher Professor der Medicin und 1775 auch Ordinarius in der philo-
sophischen Facultät wurde. 1780 kam er als ordentlicher Professor der Medicin
nach Göttingen, wo er 1779 das Doctordiplom der philosophischen Facultät uod
1790 den Hofrathstitel erhielt. Seine Verdienste um die Medicin sind zum grOssten
Theile indirecte , indem seine Specialstudien und Vorlesungen ausschliesslich nator-
historische, insbesondere chemische, botanische und mineralogische war^i. AU
Chemiker war er Anhänger der Phlogistontheorie und Gegner Lavotsier's. Sdne
Arbeiten sind ausserordentlich zahlreich ; die Abhandlungen der Göttinger Soeietit
der V^issenschaften enthalten nicht weniger als 21 Untersuchungen G's. ; aussei
dem hat er eine grosse Anzahl von Lehr- und Handbüchern, unter denen die
„Grundsätze der technischen Chemie" (Halle 1786; 2. Aufl. 1796) eines der
besseren Lehrbücher aus jener Zeit darstellt, eine „Onomatologia botanica" u. a.ni.
geschrieben. Mehrere seiner Bücher dienten, wie z. B. seine Grundrisse der Phar-
macie (1792), Mineralogie (1790), als Grundlage seiner Vorlesungen. Einen
Beweis seiner grossen Gelehrsamkeit und seines Fleisses bilden besonders die
1797 — 1798 von ihm in 3 Bänden herausgegebene „Geschichte der Chemie" toA.
seine für den Arzt noch wichtigere „Geschichte der Gifte" ^ 1776 und 1777 in
drei Bänden erschienen, von denen der zweite, die „Geschichte der Pßanzair
gifte" ^ 1801 eine zweite Auflage erlebte. Von sonstigen Werken sind eine Aus-
gabe von Linne's Systema naturae (Leipzig 1788 — 93) und mehrere von ihm
besorgte Auflagen von Löskcke's Materia medica (1785 — 1800) zu nennen.
Pütter, II, pag. 146; Saalfeld, pag. 75. — Gradmann, pag. 178.—
Hayne, Comment. Soe. Reg. Gotting., Vol. IV, pag. 631. xh. Hnsemann.
Gmelin, Ferdinand Gottlieb von G., Neffe von Samuel Gott-
lieb G. , zu Tübingen, war daselbst am 10. März 1782 geboren, wnrde 1802
(praes. Kielmayer) mit der „Diss, inaug, sistens observationes physioas et
chemicas de electricitate et galvanismo" Doctor, bereiste sodann Deutsehland,
Ungarn, Italien und Frankreich, wurde 1805 zu Tübingen Professor e. o. der
Medioin, 1806 Arzt am theologischen Seminar, 1810 Prof. ord. der Hedida
und Naturgeschichte, erhielt 1823 durch den württembergischen Kronenorden den
Adel und starb am 21. December 1848. Er schrieb: „Allgemeine Pathoiogit
des menschlichen Körpers" (Stuttgart und Tübingen 1813 ; 2. Aufl. 1821) —
GMELIN. — GNUSCHKE. 581
„AUgmieine Therapie der Krankheiten des Menschen'^ (Tübingen 1830). Er
flbersetrte mit Zusätzen John Masox Good: „Die ostindische Cholera des
Menschen'' (Ebenda 1831; 2. Aufl. 1832) und schrieb: „Die Behandlung
der ostindischen Cholera nach ihren verschiedenen Graden, Formen und
Stadien . . . Mit Zusätzen von Köstlin u. s. w,^ (Ebenda 1832) — „Kritik
der Principien der Homöopathie" (Ebenda 1835). Er tibersetzte John Baron:
„Bericht . . . des gegenwärtigen Zustandes der Vaccination w. «. w," (Ebenda
1840). Auch hatte er Antheil an einer Anzahl Dissertationen seiner Schüler und schrieb
Vorreden zu G. Clkss's „Geschichte der Schleimfieber-Epidemien Stuttgarts" (1837)
und zu C. A. Wunderlich: ^Die Nosologie des Typhus" (1839).
Neuer Nekrolog der Deutschen. Jahrg. 26, 1848, II, pag. 1118. — Callisea,
Vn. pag. 250; XXVIII, pag. 219. G.
Gmelin , ChristianGottlobG., zu Tübingen , war daselbst als Bruder
des Vorigen am 12. October 1792 geboren, wurde dort auch 1814 (praes. Ferd.
GOTTL. Gmelin) mit der „Diss, inaug, sistens analysin chemicam renum hominis,
vaccae et felis" Dr. med., bereiste sodann zusammen mit seinem Vetter Leopold
Gmelin (s. nachstehend) Frankreich, England, Schweden und Norwegen, war
ein Schfller von Bbrzbliüs, wurde bei seiner Rückkehr 1817 zum Prof. ord.
der Chemie und Pharmacie ernannt. Seine Arbeiten waren lediglich chemischer
Katar und sind deshalb hier nicht anzuführen. Er starb am 13. Mai 1860.
V. Martins, pag. 441. — Callisen, VII, pag. 249; XXVIII. pag. 219. (/.
Gmelin, Leopold G. , zu Heidelberg, war als Sohn von Johann
Friedrich G. (s. diesen) zu Göttingen am 2. August 1788 geboren, wurde
daselbst 1812 mit der „Diss. inaug. chem.-physiol. sistens indagationem chemi-
cam pigmenti nigri oculorum taurinorum et vitidinorum, adnexis quibusdam
in id animadversionibus physiologicis" (Edit. nova, Heidelberg 1814; deutsch
in Täommsdorff's Joum. der Pharm. 1814) Doctor, 1813 in Heidelberg Privat-
docent, 1814 Prof. e. o., 1817 Prof. ord. der Medicin und Chemie. Ausser seinen
höchst bedeutenden, rein chemischen Werken und Arbeiten, die wir nicht anführen,
sind besonders seine zusammen mit Fe. Tibdbmann unternommenen berühmten
UnterBUchungen hervorzuheben , nämlich : ^ Versuche über die Wege, auf welchen
Substanzen aus dem Magen und Daf-mcanale in's Blut gegangen, über die
Verrichtung der Milz und die geheimen Bamwege" (Heidelberg 1820; — „Die
Verdauung nach Versuchen" (Ebenda 1826) — „Einige neue Bestandtheile
der Oalle des Ochsen" (Poggbndorff*s Annalen 1827). Anderweitige medicinisch-
chemische, allein von ihm ausgeführte Arbeiten waren : ;, Ueber einige im Gehirn
der Menschen und Thiere vorkommende Fettarten" (Zeitschr. f. Physiol. 1824) ^—
„Bemerkungen über Wiesbader! s Heilquellen" (Pogqendorff's Annalen 1826)
B. 8. w. Zu Th. L. W. BisCHOFF'a Comment. de respiratione (1837) schrieb er
ein Vorwort. 1851 legte er seine Professur nieder und starb am 13. April 1853.
Allgem. medic. Central-Zeitung. 1853, pag. 404. G.
Gnuschke, Johann EduardG., zu Danzig, war daselbst am 11 . November
1804 geboren, studirte von 1823 an in Göttingen, anfänglich Jurisprudenz, später
Medicin, auch in Berlin , wo er 1827 mit der Diss. : „De hydrargyri in sanguinem
receptione" Doctor wurde. Nach einer wissenschaftlichen Reise versah er einige
Monate lang den Dienst des Oberarztes im städtischen Lazareth zu Danzig, diente
während des polnischen Krieges in der russischen Armee, erkrankte aber, kehrte
1831 nach Danzig zurück und schrieb: ^Die Cholera in Polen , auf einer B eise
durch einen Theil dieses Landes beobachtet" (Berlin 1831). Er fungirte während
der Badezeit in dem Seebade Zoppot als Arzt und sehriet einen Aufsatz: „Zur
Vertheidigung des Seebades Zoppot bei Danzig" ('Hüfeland's Journal 1833),
starb aber bereits am 24. October 1834.
Callisen, VIT, pag. 254; XXVin. pag. 221. G.
582 GOBEE. — GÜCLENIÜS.
Gobee, Carl G., 1804 in Bruchsal (Baden) geboren , stadirte 1822— 26
in Heidelberg und bekam im November des letzteren Jahres in Carlsruhe das
Diplom als praktischer Arzt. Darauf ging er nach Holland und trat 1827
in militärärztlichen Dienst; 1828 — 30 zur Marine detachirt, machte er eine
Reise nach dem Mittelländischen Meere und Klein-Asien. Im November 1831 pro-
movirte er in Bonn zum Med. und Chir. Doctor und October 1832 in Lejden
zum Doctor medicinae. Abwechselnd in verschiedenen Garnisonen wirksam, u. A.
1844 — 51 in Leyden, wo er für die Studenten ein sehr besuchtes Privatissimam
tiher Mikroskopie gab, bekam er schliesslich eine Stelle am Mililärspitale in
Amsterdam, wo seine consultative Praxis solche Dimensionen annahm, dass er
1859 als Oberstlieutenant seine Entlassung aus dem MilitHrdienste nahm, um sich
in Amsterdam als praktigcher Arzt zu etabliren. In demselben Jahre ernannte ihn
die Universität Groningen honoris causa zum Doctor der Chirurgie. Bis 1867 in
Amsterdam wirksam, war er durch Krankheit genöthigt, sich nach Brummen
zurückzuziehen, von wo er zwei Jahre später nach Arnheim übersiedelte, wo er
bis zu seinem am 20. Juni 1875 erfolgten Tode als consultirender Arzt wirksam
war. G. war ein scharfsinniger Gelehrter, der verschiedene vortreffliche Schriften
hinterlassen hat. In seiner ersten Arbeit: ^Kltmscfie Bydragen tot de Üuorie
en prakttfk der Qenees- en Heelkunde^ (Utrecht 1839) lehrt er den Einflnas
der kosmisch-tellurischen Verhältnisse auf den kranken Organismus nach ihrem
Werthe schätzen , warnt gegen einseitige Auffassung der medicinischen Praxis und
stellt HüFELANü zum Vorbild zwischen Sydenham und Boerhaave einerseits und
die neueste französische Richtung (Chomel , LoüiS , Bocillaüd) auf der anderen
Seite. 1852 — 55 veröffentlichte er 2 Theile „Brieven cver G enee^kunde" , worin
er auf sehr scharfe, oft humoristische Weise die neuen Forderungen der Wissen-
schaft kritisirte, die Uebertreibung der jungen Aerzte tadelte, und bewies, dass er die
ganze Wissenschaft mit einem Meisterblick übersah. „Pathologische Studien*"
(Utrecht 1843 — 44), wobei er stets auf die Nothwendigkeit für die praktische
Medicin, sich genau an die Physiologie anzuschliessen , hinweist — „Klinische
Aanteektningen en Verhandelingen" (Amsterdam 1853). Er besorgte hoUändisehe
Uebersetzungen vpn Richter's „Bandb. der physioL Therapie** (1851) und von
Rombebg's „Klinische Wahnthmungen" (1853). — Als einziger Redacteur gab
er 1844 — 1849 heraus : „Kliniek, Tydschrift voor wetenschappelyke gtneeskunde'^ ,
von 1847 — 54 war er Mitarbeiter am „Repertorium, Tydschrift voor de Geneeskunde
in al hären omvang" und von 1857 — 75 der „Nederl. Tydschrift voor Geneeskunde^,
worin er eine grosse Zahl sehr geschätzter Beiträge, Recensionen und vortrefflich
redigirter Analecta aus ausländischen Zeitschriften geliefert hat.
C. E. Daniels.
Gockel, Eberhard G., geboren in Ulm am 13. Juni 1636, Dr. med.,
praktischer Arzt und Physicus zu Geisslingen und Giengen, von 1675 ab Stadt-
physicus zu Ulm und Arzt des Herzogs von Württemberg, war Mitglied der
kaiserlich Lcopoldinischen Akademie der Naturforscher; starb zu Ulm am 14. Februar
1703. G. war Chemiatriker und schrieb, ausser einer chemischen Arbeit: ^De
vini acidi per acetum lithargyrii dulc^ficatione" (Miscell. Acad. Nat. Cur. 1697)
noch mehrere medicinische Abhandlungen, darunter : „Enchiridion medico-practicum
de pesie, ejusque origine, causis etc." (Wien 1669; 1682); „De venenis eorumque
causis et antidotis libri II", als Anhang zum vorigen ; ferner: „Epit&me theoriae
pract. de odontalgia" (Nördlingen 1668) — „Consiliomm et observationum
medicinalium decades IV" (Wien 1682) — „Gallicinium medico-pi acticum etc.^
(Um 1702; 1722).
Biogr. med. IV, pag. 46-1. — Dict. hist. II, pag. i69. Pgl.
Goclenlus, Rudolf G., Sohn des gleichnamigen Professors der Rhetorik
in Marburg und zum Unterschied von diesem gewöhnlich ^der Jüngere" g^^aant
war am 22. August 1572 in Wittenberg geboren, studirte in Marburg Mediem
GOCLENIÜS. — GODAKD. 583
und promovirte daselbst 1601. Im Jahre 1608 erhielt er daselbst den Lehrstuhl
der Physik ; 1611 wurde er Professor der Mediein und 1612 der Mathematik an
der Universität zu Marburg, in welcher Stellung er bis zu seinem Tode (1621
den 2. März) verblieb. 6. war Anhänger des Paracelsus; seine sehr zahlreichen
Schriften, zum Theil von einer guten Beobachtungsgabe des Verfassers zeugend,
sind meistens mystischen Inhalts. Unter Anderem ist G. Verfasser eines Tractats
über die magnetische Behandlung der Wunden, der zu Streitigkeiten führte, in
welche auch Helmont verwickelt wurde fs. Haeser, Gesch. d. Med., Bd. II,
pag. 346). G. schrieb femer: „De peate^ febrüqiLe pestilentialis causis, suhjecto,
dijferenttia^ signis** (Marburg 1607) — „Loemographia et quid in specie in
peste Marpurgensi anno 1611 evenerit^ (Frankfurt 1613) — „De vita proro-
ganda etc,^ (Frankfurt und Mainz 1608) — „Tractatua physicus et medicus
de sanorum diaeta" (Frankfurt 1621 ; 1645) u. A.
Biogr. med. IV, pag. 465. — Dict. hist. II, pag. 570. Pgl.
Godard, Guillaume-Larabert G. , Arzt in der zweiten Hälfte des
vorigen Jahrhunderts, Dr. med. zu Verviers, Mitglied der Akademien von Dijon
und Brüssel, ist Verfasser mehrerer preisgekrönter Memoiren und zahlreicher
kleinerer Aufsätze im Journal de mödecine, so z. B. : „Observation sur une
ßevre urticaire ou 4rysipelate%i8e de la rare esp^ce"* (Journal de medec.,
chir. et pharm. 1759, X), ferner: „Marque singidihre de la grossesse du sexe"
(Ebenda XI) — „Obs. sur une excroissance h la racine de la langue^ extirpSe
par la ligature^ (Ebenda 1760, XIII) — „Quirison d'une epilepsie" (Ebenda)
„Dissert, sur les antiseptiques^ (Dijon 1769) u. a.
Dict. hist. II, pag. 572. Pgl.
Oodard, Jean-Ernest G. , zu Paris, war am 18. August 1827 zu
Gognac geboren , studirte in Paris , beschäftigte sich fast ausschliesslich mit Anatomie
und Physiologie und machte bereits ehe er Doctor wurde, der dortigen Soci6t6
anatomique in deren Bulletins (1854, 1855 veröffentlichte) nicht unwichtige Mit-
theilungen, wie: „Sur une valvule du canal de VurUhre^ — „Testicule tuber-
culeux etc.** — „Femme ayant deux vagins sdpards par une cloison verticale
complhte etc," — ;, Vice de conformation des organes gdnitO'Urinaires etc,*' —
„Testicule Cancer eux** — „Tumeur irectile cutanSe . . . Note sur Vanatomie,
le mode de ddveloppement et le traitement des naeoi cutanes** . Aehnliche Mit-
theilnngen machte er auch der Soc. de biologie (Comptes rcudus de la Soe. de
biol. 1855, 56, 57): „Trois cos d'a^rdsie du rectum** — „Sur la structure
des tumeurs drectiles** — „Obs, d* dpididymite aigu'e** — „Recherckes sur la
monorchidie chez Vhomme** — „Etudes sur la monorchidie et la cryptorchidie
chez rhomme**, seine bedeutendste, mehrere Jahre in Anspruch nehmende Arbeit,
fär welche ihm vom Institut eine Belohnung zu Theil wurde. Nachdem er 1858
Doctor mit der These: „£tudes sur Vabsence congdnitale du testicule*^ geworden
war, publicirte er noch eine Arbeit: „Recherches sur la Substitution graisseuse
du rein** (Paris 1859, av. 3 pl.), machte eine Reise in den Orient und gab
darnach heraus: „Recherckes t&ratologiques sur Vappareil aSminal de V komme**
(Paris 1860), denen ein ähnliches Werk über die gleichen Zustände beim weib-
lichen Geschlecht und bei den Thieren folgen sollte. Auf einer neuen , nach dem
Orient (Ober-Egypten, Palästina, Syrien) unternommenen Reise wurde er von dem
gefährlichen Bouton du Nil befallen, setzte aber trotzdem die Reise fort und starb,
zu früh für die Wissenschaft, die noch viel von ihm zu erwarten hatte, in Jaffa
am 21. September 1862. Testamentarisch hatte er seine Sammlungen der Stadt
Bordeaux zur Begründung eines Museums vermacht und durch Legate beim Institut,
der Acad. de medec, der Soc. anatomique , Soc. anthropologique , Soc. de biologie
wissenschaftliehe Preise gestiftet. Seinen literarischen Nachlass hatte er für seine
Freunde Robin und Gosselin bestimmt und fünf Jahre nach seinem Tode erschien ein
aus demselben hervorgegangenes Reisewerk: „Egypte et Palestine. Observations
584 GODABD. — GODIEB.
mddicales et scientißques, Avec une preface par C h. Mob in" (Paris 1867; '
av. atlas, 4.).
Duchaassoy im Bullet, de la Soc. a&at. de Paris. 1862, pag. 581. — B. Ball
in Comptes rendus de la Soc. de biologie de Paris. 1863, pag. V. — Magnon im M6m. de i
la Soc. d'anthropol. de Paris. 1865, pag. LXIII. G. !
Ooddard, Jonathan O., engliBcher Arzt nnd Chemiker, gehören 1617
in Green wich, studirte im Alter von 15 Jahren Medicin in Oxford nnd wurde im i
Jahre 1642 Dr. med. zu Cambridge. 1646 iä das Golleginm der Aerzte zu London
aufgenommen , lehrte er dort Anatomie nnd wurde später Oher-Feldarzt bei der
CromwelTschen Armee in Irland und Schottland. 1651 kehrte 6. nach London
zurück und wurde Vorsteher des Morton College. Von Karl U. dieses Amte»
entsetzt , erhielt er 1655 die Stelle eines Professors der Medicin am Gresham
College und wurde Mitglied der Royal Society. Er starh am 24. März 1674.
Nach dem Zeugniss von Ward, Bischof von Salishury, soll G. der Erste
gewesen sein, der in England ein Teleskop verfertigte. Von Schriften hinteriiesä
er Aufsätze in den Philosophical Transactions , femer: „A discourse concerning
phvsic and the many abuses there of hy the apothecariea" (London 1668) —
„Ärcana Goddardiana"^ als Anhang der 2. Ausgabe der Pharmacopoeia Bateana
(London 1681) — „The College of Physicians vindicated" (London 1676) u. A. ^
Biogr. m6d. IV, pag. 466. PgL
Oodefroy, A mahle G. , zu Ronen, daselbst gebürtig, war anfänglich |
Militärarzt, Hess sich dann in seiner Vaterstadt nieder, wurde 1804 Mitglied der
dortigen Akademie, an deren Arbeiten er durch Berichte und Abhandlungen einen .
nicht unbedeutenden Antheil nahm. An solchen sind zu nennen: „Essai historique
et critigue sur M. David, docteur en mSdecine et Chirurgien en chef de
VHötel'Dieu de Bouen" (1805) — „Dissertations sur les maladtes de Voreäh'^
(1805) — „Observations midicales" (1806) — „Essai sur la mddecine morcie^
(1806) — „De Vinfluence des passions sur la production des maladies" (1808) —
„Notice sur M. Bernard, D. M. ä Bouen" (1810). Von der Akademie der
Medicin in Brüssel und der Soc. de med. in Lyon erhielt er Preise fiir seine
Abhandlungen : „ Quelles sont les maladies dont la gouUe irrigulih^e peut prendre
le caracth'e?" und „Sur les brouillards consid4rSs comme causes de maladies'^.
Er starb am 16. December 1833.
Lebreton, II, pag. 139. G.
Godefroy, Auguste-Cösar-Fran^ois G., zu Rennes, war daselbst ,
am 26. April 1805 geboren, wurde 1828 zu Paris Doctor, Hess sich dann in
seiner Vaterstadt nieder, erwarb sich einen bedeutenden Ruf als Gebnrtsheifer,
wurde 1837 zum Professor an der Hebammen-Lehranstalt und 1840 zum Professor
der Geburtshilfe an der medicinischen Schule daselbst ernannt und war seit 1868 ,
auch Arzt der dortigen Civil-Hospitäler. Besondere Schriften sind nicht von ihm
bekannt, wohl aber eine grosse Reihe von Aufsätzen, durchweg geburtshilfliehai |
Inhalts, grösstentheils in der Revue de th^rapeutique m6dico-chirurgicale (1841 bis I
1875), aber auch in den Annales d'obst^trique , dem Jonm. des connaiss. ntiles I
m6dico-chirurg. u. s. w. publicirt. Dieselben betreffen die Wendung, die Behandlung i
der Ante- und Retroversio uteri in der Schwangerschaft, den Thrombus vulvae, |
die Behandlung der üterinblutungen , die künstliche Frühgeburt, den Vaginal- I
Kaiserschnitt, die Zangenapplication , das persistirende Hymen, Erweichung und |
Ruptur der Beckensymphysen , Kaiserschnitt verbunden mit Ovariotomie u. s. w. '
Er starb am 3. Juli 1875 bei einer Entbindung. |
Glaeser, pag. 301. — Decliambre, 4. S^rie, T. IX, pag. 476. G. '
Godier, Fr6d6ric G., zu Paris, war 1800 zu Angers geboren, wnrde ;
1825 in Paris Doctor, schrieb im Journ. g6n. de m6d. (1827, 28, 29): „MStn.
sur Vemploi de chlorures a Vintirieur^ — „Mini, sur Vempl<n de Fhydrate i
GODIER. — GODMAN. 5S5
de potasse ä FintSrieur dans le traüement de la gotUte^ — „Ghlorure d^oxyde
de sodium .... contre les maladies scrofuleuses" u. s. w. Er beschäftigte sich
mit der Behandlung von Rttckgratsverkrttmmungen , errichtete eines der ersten
orthopädischen Institute und verfasste mit J. N. Chailly die Schrift: „Prdcts de
rachidtarthosie , nouvelle mithode pour le redressement de la taille aans lits
mScantques ni opdratums chirurgicales^ (Paris 1842).
Dechambre, 4. S6rie, T. IX, pag. 478. G.
Godin, Nicolas 6., Arzt zu Anfang des 16. Jahrhunderts in Arras,
wo er auch yermuthlich geboren ist, verfasste eine französische Uebersetzung der
Practica in chirurgica des italienischen Chirurgen Giovanni de ViGO (Paris 1531;
Lyon 1537), femer eine kleine lateinische Abhandlung über Kriegschirurgie (von
JSAN Blondel aus Lille in*s Französische übersetzt, Gand 1553; Anvers 1558),
in der sich der Verfasser zu Galenischen Principien bekennt und über die Unver-
schämtheit der rohen Emphriker seiner Zeit bitter klagt.
Biogr. m6(i. IV, pag. 467. Pgl.
*Godineau, Stanislas-Xavier G. , französischer Marinearzt, wurde
1844 zu Montpellier Doctor mit der These: „De V Hygiene des troupes aux
Antüles frangaises^ und schrieb weiter noch: „Rapport mddical sur la campagne
du brick „?e Lapirouse^ de 1844 h 1848 dans le golfe du Mexique** (Nouv.
ann. de la mar. 1855) — „Bulletin sanitaire de Karlkal, pour les mois de
fivrier h, acut 1856^ (Moniteur des 6tabliss. fran9. dans Tlnde 1856) —
„JBtudes mSdico-hygikmques sur V itablissement frangais de Karikal (cote de
Coromandel). Topographie, climatj popithtion , maladies, mortalitS, hygihie^
(Rev. Colon. 1857).
Berger et Key, pag. 116. G.
*GodIee, RickmanJohuG., in London, studirte im üniversity College
daselbst, wurde Assistant Surgcon am Charing Gross Hosp. und Prosector von
dessen anatomischer Schule. Er ist zur Zeit Assistant Surgeon am Üniversity
College Hosp., Assist. Professor der klinischen Chirurgie und Prosector desselben,
ferner Surgeon des North Eastern Hosp. für Kinder und des Hosp. für Paralyse
und Epilepsie am Regent's Park. Er gab heraus: „An alias ofkuman anatamy,
illustraiing most of the ordinary dissections etc," (London 1877-78, 20 pl.)
und schrieb : ;, The nature of the contagium of vaccinia^ (Patholog. Transact.
Vol. XXVIU) — „Cases of intussusception treated by abdominal section"
(Clin. Transact. Vol. XVI) — ;, Cases of stretching the facial nerve^ (Ebenda) u. s. w.
Medical Directory. Red.
GodmaUi JohnD. G., amerikanischer Arzt, war am 30. December 1794
zu Annapolis (Maryland) geboren, war zuerst Buchdruckerlehrling, machte dann
1813 als Matrose den Krieg gegen die Engländer mit, begann bereits mit 15 Jahren
der Medicin sich zu widmen, zuerst in Lancaster, dann auf der Universität von
Maryland zu Baltimore, unter Leitung des Professors der Anatomie Davidgk,
dessen Vorlesungen er noch als Student, als Jener durch einen Beinbruch verhindert
war, zu übernehmen und glänzend durchzuführen im Stande war. Nachdem er
Doctor geworden, übte er die Praxis kurze Zeit in einem kleinen Orte aus, kehrte
dann aber nach Baltimore zurück, um sich ganz der Anatomie zu widmen. 1821
erhielt er diesen Lehrstuhl an dem neu errichteten Ohio Medical College zu
Cincinnati, ging aber bereits 1822 nach Philadelphia, wo er mit grossem Erfolge
private anatomische Vorlesungen hielt. Er schrieb : Neurological table, exhibiting
a view of the head" (Philadelphia 1823) — „Anahjtic anatc/iny ; a lecture
introductory . . , in the Philadeljjhia Anatomical Booms, Session of 1823 etc,^
(Ebenda 1824) — „Anatomical investigations , comprehending a description
of various fasciae of the hvman body etc,^ (Ebenda 1824) — „Contributions
to phy»iological and pathological anntomy efc.^ (Ebenda 1825) — ^Anatomy
586 GODMAN. — GOECKEL.
tought by analysis, A lecture introductory^ (Ebenda 1826). Auch gründete er
1822 den yy Western Quarterly Reporter of Medical, Surgical and Natural
Science^ f war 1824 Herausgeber des „Journal of Foreign Medical Science and
Literature" und von 1826-27 Mitherausgeber des „Philadelphia Joum, of tke
Medical and Physical Sciences ^\ 1826 wurde er an das Rutgers Medical College
in New York berufen und veröffentlichte zwei in demselben gehaltene „Intro-
ductory lectures^ (New York 1827; 1828). Auch veranstaltete er amerikanische
Ausgaben von Sir Astley Cooper's „Dislocations and fractures of the joints"
(Philadelphia 1825; 2. edit. 1831) und von John und Charles Bell's „The
anatomy and physiology of the human body" (2 voll., 5. Amer. edit.) und über-
setzte R. Richerand's „Elements of physiology" (Philad. 1823), J. Costkr's
„Manual of surgical Operations" (Ebenda 1825) und J. Cloqüet's „Manual of
descriptive anatomy of the human body" (Boston 1827 , 4.). Ausserdem gab er
eine amerikanische Naturgeschichte (3 voll., Philad. 1826-28; 2. edit. 1831),
sowie eine Aua^ahl von Gelegenheitsscl triften, Festreden u. s. w. heraus und schrieb
eine Reihe von Aufsätzen und Artikeln medicinischen und naturhistorischen Inhalts
(auch populäre und schönwissenschaftliche) in verschiedenen Journalen, namentlich
dem Philadelphia Journal, American Journal u. s. w. und der „Encyclopaedia
Americana" bis zum Buchstaben D. Seine durch angestrengtes Arbeiten schwer
geschädigte Gesundheit nöthigte ihn, New-York zu verlassen und ein milderes
Klima aufzusuchen. Er ging nach den Antillen, später nach Germantown, wo er,
wie auch in Philadelphia, bis zu seinem am 17. April 1830 erfolgten Tode lebte.
T. G. Richardßon bei Gross, pag. 247. — Call isen, VII, pag. )»60; XXVHI,
pag- 223. Q
Godoy, JuanGuitierrez deG., Dr. med. et phil. der einst bertlhmten
Universität von Alcala de Henares , Professor der Theologie , prakticirte mehrere
Jahre in Jaen, später in Madrid, wo er auch Hofarzt war. G. lebte zu Ende d«
16. und Anfang des 17. Jahrhunderts. Seine Schriften: „Quaestio medica non
vulgaris, an possibile sit rabientium urinis canes parvos generari" — „De
ministranda aqua nive refrigerata aegroto die expurgationis" — „Disputationes
philosoph. et med, super libros Aristotelis*^ (zusammen 1629 in Jaen erschienen) u. A.
sind unbedeutend.
Biogr. m^d. IV, pag. 467. Pgl.
*6od80n, Clement G., in London, studirte im Bartholom. Hospital in
London und in Aberdeen, war nacheinander in geburtshilflichen Stellungen im
City of London Lying-in Hosp., im St. Bartholom. Hosp. (1868 — 73), dann Physician
Accoucheur im St. George's Hannover Sq. Dispensary, Physician des Samaritan
Free Hosp. für Frauen und Kinder. Er ist zur Zeit Consult. Physician des City
of London Lying-in Hosp., Assist. Physic. Accouch, am St. Bartholom. Hosp.,
Consult. Physic. der St. Paul's Infant Nursery. 1874 wurde er in Aberdeen Doctor.
Er schrieb in den St. Bartholom. Hosp. Reports (1869, 1875): „Tlie hospitd
unidvnfery stntistics^ — „ The induction of premaMire labour**; in den Obste-
trical Trjinsactions (Vol. XXIII): „The treatment of spasmodic dysmenorrhoea
and t^terility" ; im Brit. Med. Journ. (1883): „On Porro^s Operation" und
zahlreiche Mittheilungen tlber geburtshilfliche Gegenstände in verschiedenen medi-
cinischen Journalen.
Med. Directory. Red.
Goeckel, Philipp Caspar G. , geboren zu Ntimberg am 31. Augost
1720, studirte Medicin in Jena und Helmstädt. Hier promovirte er unter HeiSTBR's
Präsidium, machte dann mehrere Eeisen und liess sich zuletzt in Nürnberg nieder,
wo er 1752 auch Garnisonarzt wurde und am 4. Februar 1759 starb. Seine
Schriften sind botanischen und zoologischen Inhalts.
Biogr. med. IV, pag. 468. Pgl.
GOEDEN. — GOEPPERT. 587
Gtoeden, Hans Adolf 6., geboren am 14. Mai 1785, praktischer Arzt
in Bnnzlau, Oumbinnen, Löwenberg in Schlesien, zuletzt in Friedland (Mecklenbnrg-
Strelitz), wo er am 14. November 1826 starb, war Anhänger der Naturphilosophie,
in welchem Sinne auch seine zahlreichen Werke geschrieben sind, von denen wir
nennen: „Andeutung der Idee des Lebens" (Berlin 1808) — „Ein Fragment zum
System der Krankheiten des Menschen" (Berlin 1806) — „ Theorie der Entzündvnif"
(Berlin 1811) — „lieber die Natur und Behandlung des Typhus" (mit
Vorrede von HORN, Berlin 1811) — „Bemerkungen über die Natur und
Behandlung der Gicht" (in Hokn's Archiv, 1811) — „Ueber Febris nervosa
epigasfrica" (Ebenda 1812) — „Die Geschichte des ansteckenden Typhus etc,"
(Bd. I, Breslau 1816 , unvollständig) — „ Von der Arzneykraft der Phoffphor-
säure gegen den ansteckenden Typhus" (Berlin 1815) — „ Von dem Delirium
tremens" (Berlin 1826) u. A.
Biogr. in6d. IV, pag. 572. — Blanck, pag. 124. — Neuer Nekrolog der Deatschen
Jahrg. 4, 182Ü, II, pag. e58 p ,
Goelicke, Andreas Ottomar 6., geboren am 2. Februar' 1671 in
Nienburg an der Saale (Anhalt), war 2 Jahre lang Hauslehrer beim Leibarzt des
grossen Kurfürsten Krug von Nidda in Berlin, studirte Medicin in Frank-
furt a. 0., promovirte in Halle und ging dann nach Amsterdam und Leyden.
Nach einer kürzeren praktischen Thätigkeit in Zerbst wurde er 1709 Prof. extr.
ord. in Halle, später ord. Prof. der Medicin in Duisburg, ging aber 1718 wieder
nach Frankfurt a. 0. , wo er bis zu seinem Tode, am 12. Juni 1744, verblieb.
Von seinen zahlreichen Schriften, etwa 75 an der Zahl, darunter allerdings 52
kleinere Dissertationen, sind erwähnenswerth nur die grösseren, meist literar-
historischen Arbeiten: „Historia anatomiae nova aeque ac antiqua" (Halle 1713;
Frankfurt a. 0. 1738) — „Historia chirurgiae antiqua" (Halle 1713) —
„Historia medicinae universalis" (3 voll., Halle 1717 — 20) — „Specimina medi-
cinae forensis" (Frankfurt 1719 und 1721) — „lutroductio in historiam litte-
rariam scriptorum, qui medicinam forensem commentariis suis illustrarunt"
(Frankfurt 1723; 1735) etc.
Biogr. med. IV, pag. 4«i9— 473. — Dict. bist. II, pag. 574—577. Pg^
Groells, LeopoldAntonG., geboren 1765, Dr. med., dirigirender Arzt
am Hospital für arme Kinder in Wien, war Professor an der medicinischen Facultät,
sowie Mitglied des k. k. Gesundheitsraths zu Wien und erlangte einen grossen
Küf als Kinderarzt. Er starb am 20. Februar 1827. Seine Schriften beziehen
sich speciell auf Kanderkrankheiten : „Praktische Abhandlungen über die vorzüg-
licheren Krankheiten des kindlichen Alters" (2 Bde., Wien 1815—1818) —
„ Tractatus de rite coynoscenda et sananda angina membranacea" (Wien 1817) u. A.
Dict. liist. II, pag. 585. ' Pgl.
♦Goenner, Alfred 6., zu Mailand am 29. August 1854 geboren, in
Basel (durch Bischoff), Wien und Leipzig ausgebildet und 1880 promovirt,
habilitirte sich 1881 in Basel und sehrieb, ausser kleineren Aufsätzen in der Zeit-
schrift für Gynäkologie, über Reeection des Handgelenks. Wernich.
Ooeppert, Heinrich Robert G., Sohn des Apothekers G. in Sprottau,
wurde daselbst am 25. Juli 1800 geboren. Die Liebe zu den Naturwissenschaften
veranlasste ihn, nachdem er 1812 — 13 das Gymnasium zu Glogau, 1813 — 16
das zu Breslau besucht hatte, Apotheker zu werden, doch beschloss er, nach fast
5jähriger Thätigkeit in diesem, ihm wenig zusagenden Berufe Medicin zu studiren
und bezog 1821 die Universität Breslau. 1824 ging er nach Berlin, promovirte
dort 1825 auf Grund der Diss.: „Nonnulla de plantarum nviritione" zum Doctor
der Medicin uud Hess sich in Breslau als praktischer Arzt, Operateur und Augen-
arzt nieder. 1827 ha;bilitirte er sich an der dortigen Universität als Docent für
683 GOEPPERT. — GOERCKE.
Medicin und Botanik mit der Schrift: „De acidi hydrocyanici vi in flanias
commentatio^ und ttbernabm 1830 das Lehramt für allgemeine Pathologie und
Therapie und das fOr Arzneimittellehre an der medicinisch - chirurgischen Lehr-
anstalt daselbst. 1831 wurde er ausserordentlicher Professor, 1839 OrdinarioB
in der medicinischen und 1852 Ordinarius für Botanik in der philosophisehen
Facultät und übernahm zugleich die Leitung des botanischen Gartens. Während
der Cholera - Epidemie in Breslau 1831 war er als Lazaretharzt an einem
Cholera-Hospital thätig und gab als solcher mit den anderen Lazarethärzten ^2)i«
asiatische Cholera in Breslau während der Monate October, November, December
183 1*^ (Breslau 1832) heraus, redigirte auch die damals zu Breslau erscheinende
Cholera-Zeitung. Seiner Ansicht von dem innigen Zusammenhange der Natur-
wissenschaften mit der Medicin gab er durch die Schrift: „lieber die Wichtig-
keit der naturwissenschaftlichen Studien für die zukünftige Ausbildung des
Arztes^ (Breslau 1831) Ausdruck und wandte sich selbst immer mehr und mehr
der Botanik zu; zahlreiche Schriften, die landwirthschaftliche , gärtnerische und
forstliche Botanik betreffend, geben davon Zeugniss, nicht minder seine Arbeiten
über die Beziehungen zwischen Pflanzenleben und Wärme. 6.*8 eigentliche Bedeu-
tung beruht jedoch in seinen phytopaläontologischen Arbeiten über die Vergleichung
fossiler Pflanzen mit noch lebenden und in seinen Untersuchungen über die Flora
der Tertiärzeit, namentlich Schlesiens, welche auch nur in den wichtigsten hier
anzuführen wir unterlassen müssen. G. starb am 18. Mai 1884. Ausser den
schon angeführten Schriften seien noch erwähnt: „lieber die chemischen Gegen-
gifte^ (2. Aufl., Breslau 1843) — n^^^ ofh'cinellen und technisch wichtigen
Pflanzen unserer Oärten^ (Görlitz 1857) — „Die in Schlesien wildwachseräen
offidnellen Pflanzen** (Breslau 1835).
N 0 w a c k . Schlesisches ^chriftsteller-L3xikoii. I, 52. — * W o r t m a n n , Botaniscbe
Zeitechr. 1884, Nr. 31. Y
Goercke, Johann, geboren den 3. Mai 1750 im Dorfe Sorquitten in
Ostpreussen, ging im 13. Lebensjahre mit seinem Oheim, einem Regimenta-
chirurgen, nach Tilsit, wo er sprachwissenschaftlich unterrichtet wurde. Nachdem
G.. weiterhin in Königsberg seinen Studien obgelegen, wurde er 1767 Oompagnie*
Chimrgus und 1784 Pensionär Chirurgus in Berlin. 1787 begab sich er auf
wissenschaftliche Reisen nach Wien , wo er mit Bbambilla bekannt wurde , nach
Italien, dann nach Paris, wo er 1788 seine Ernennung zum Regiments-Chirurgos
erfuhr und Desaült kennen lernte, endlich nach London, wo er die Bekannt-
schaft von John und William Hunter und Cooper machte. Im März 1789
dem General-Ohimrgus Theden adjungirt, trat er, nachdem er noch in Schottland
Bell und Hamilton aufgesucht, 1790 in diese neue Stellung. 1792 wurde er
Mit-Director der Feldlazarethe in Frankreich und 1797 folgte er, Mürsinna über-
springend, dem General- Chirurgus Theden im Amte. 1817 hatte G. das Glflek,
seine allgemein festlich begangene fünfzigjährige Dienstjubelfeier zu erleben. Ffinf
Jahre später zog er sich vom Schauplatze seiner öffentlichen Thätigkeit znrflek,
starb am 30. Juni 1822 in Sans-Souci und wurde in Bomstedt bei Potsdam
beerdigt. Seine viel mehr sanitäts-organisatorischen als literarischen Verdienste sind
folgende: 1793 wurde auf seinen Vorschlag ein sogenanntes Feldlazareth ambulant
(„fliegendes" im Gegensatz zu „stehend") für 1000 Kranke errichtet, femer
wurden auf seine Empfehlung 1795 bei den Lazarethen auf Federn ruhende ELranken-
wagen nach dem Muster eines von den Engländern auf ihrem Rückzuge in Holland
zurückgelassenen verwendet. 1 807 vermittelte er es , dass den Compagnie-Chirnrgen
das Monatsgehalt auf 10 Thaler erhöht und den oberen Militärärzten ein höherer
und bestimmter Rang (vom Obersten abwärts) und ebenfalls Gehaltserhöhung
gewährt wurde. Endlich ist auch die Errichtung von Veliten-Compagnien (d. i.
Krankenträger- Abtheilungen) im Jahre 1814 G. 's mittelbares Werk. G.'s gr^tes
Verdienst besteht vielleicht darin, dass er 1795 die medicinisch-ehirurgische Pepinito
GOERCKB. — 60ESCHEN. 589
(von 1818 an „Friedrich- Wilhelm-Institut" genannt) gründete und das 1724 durch
Holtzbndorff's Verwendung errichtete CoUegium medico-chirurgicum , welches
1809 hei Gelegeuheit der Stiftung der Berliner Universität aufgelöst wurde, als
medieinisch-chirurgische Akademie für das Militär 1811 wieder in's Leben rief. —
Schriften: „Kurze Beschreibung der bei der k. preussischen Armee stattfindenden
Krankentransportmittel für die auf dem Schlachtfelde etc.^ (mit 4 Kupfern,
Berlin 1814) — „Pharmacopoea castrensis Bomssica^ (Berlin 1806), im Verein
mit Hbrmbstädt verfasst.
J. D. E. Prenss, Görcke's Leben and Wirken. Berlin 1817; 2. Aufl. 1818. —
Joh. Görcke's fünfzigjährige Dienstjubelfeier am 16. October 1817. Berlin 1818. —
fl. Frölich in AUg. Deutsch. Biographie. — Dict. bist. U, pag. 877. o Frölich
♦Goericke, Adolph Wilhelm Theodor G., ist am 1. Februar 1798
zu Paris geboren, studirte in Kopenhagen, doctorirte in Kiel 1824 mit der Ab-
handlung: „Semiotica morborum pectoris a thorace hausta" , war einige Jahre
praktischer Arzt in Odense (Fünen) und zugleich dirigirender Arzt an einer kleinen
Armenanstalt daselbst. Von 1831 bis 1863 wirkte er als dirigirender Arzt an der
grossen Ropenhagener Irrenanstalt St. JHans Hospital und nahm wirksamen Theil
an den Erweiterungen und Verbesserungen dieses Spitals. Seit 1863 lebt er im
Ruhestand zu Kopenhagen. Petersen.
Ooertz, Johann Friedrich, geboren zu Tucknm (Kurland) am
6./ 17. Februar 1755, besuchte das Gymnasium zu Mitau, studirte in Berlin und
Göttingeu, wurde in Göttingen Dr. med. („ Diss, in qua novum ad ligaturam polyporum
uteri instrumentum proponit et describit autor^, Göttingen 1783, m. 1 Kupfrt.).
1784 nach Mitau zurückgekehrt, prakticirte er daselbst bis zu seinem Tode
17.;'29. März 1808. Ausser seiner Dissertation schrieb er über den „Nutzen des
Galvanismus bei Amaurosis" — „Thränenfistel*^ (Hüfeland*s Journal der
praktischen Heilkunde, Bd. XVI).
Becke-Napiersky, II, pag. 75. L. Stieda.
Ooeschen, Alexander G., zu Berlin, war daselbst am 12. März 1813
geboren, studirte von 1831 an in Göttingen, wurde 1836 daselbst Doctor mit
der Diss. : De forcipe obstetricia" ^ machte das Staats-Examen zuerst in Hannover,
dann auch in Berlin, prakticirte kurze Zeit in Dardesheim bei Halberstadt, unternahm
1838 eine wissenschaftliche Reise durch Deutschland und Oesterreich, Hess sich
in demselben Jahre in Magdeburg nieder und wurde 1843 Medicinal- Assessor
honorarius bei dem Provinzial-Medicinal-Collegium daselbst. Von 1842 an lieferte
er eine Anzahl Artikel für das Encydopädische Wörterbuch der medic. Wissen-
schaften, herausgegeben von der Berliner medic. Facultät, femer für C. C. Schmidt's
Encyclopädie der gesammten Medicin , siedelte 1843 nach Leipzig über und fahrte
bis 1849 die Redaction von „Schmidts Jahrbücher der in- und ausländischen
gesammten Medicin** (Bd. XLI — LXIV), gab 1844 — 46 auch einen „Jahres-
bericht über die Fortschritte der gesammten in- und ausländischen Medicin"
(auch u. d. T. : C. C. Schmidt's Encyclopädie der ges. Medicin, 2. Supplement-
Band) heraus und schrieb: „Die Pflege des menschlichen Körpers, eine allge-
meine Diätetik für Laien" (Leipzig 1847). Im Jahre 1848 spielte er in Leipzig
aaeh eine politische Rolle und auch später gehörte er in politischen Versamm-
lungen durch seine Beredtsamkeit und. sein festes Auftreten zu den anerkannten
Führern. — 1849 siedelte er nach Berlin über und begründete daselbst die
yyDeutsche Klinik"^ die er bis zu seinem am 2. März 1875 erfolgten Tode
redigirte. Die von ihm 1866 in's Leben gerufenen „Kritischen Blätter für
wtsaenschaftliche und praktische Medicin" erschienen nur in zwei Jahrgängen
(1866, 67). Unter seinen sehr zahlreich in der Deutschen Klinik enthaltenen
Artikeln sind namentlich die (auch separat erschienenen) Biographien von Hufeland
(1863), Hohl, Schönlein u. s.w., sowie die Badeskizzen über Achselmannstein
690 GOESCHEN. — GOETZ.
(1865) und Vichy (1865) hervorzuheben. Er war einer der gewandtesten medi-
einischen Publicisten.
Andreae, pag. 79. — Berl. klin. Wochenschr. 1875, pag. 131. Gurlt.
Groethals (Bonicolli, Eücolus, Panagathüs) Aegidius, war zu Gent
am 25. Juli 1500 geboren und starb im April 1570. Dass und zu welcher Zeit
er sich in verschiedenen Ländern aufhielt, ergiebt sich aus seinen nachstehenden
Schriften : „Commentaria in Avicennae practicam" (Bologna 1534, 4.). — „Obser-
vattonum medicinahum liber^ (Pisa 1535, 4.) — „Commentaria in G. Cauliaci
chirurgiam" (Montpellier 1536) — „Traü^ des plantes mMioinaUs^ ^ILoiüti^V^ei
1537) — „De peste über" (Löwen 1539) — n-Der siechen schat, inhaudende
seer vele costelicke ende seckere remedien teghen allerlye crancheden ende
siechten etc.^ (Brügge 1573) — „Remedien teghen pestilentiele sieden^ {Brhg^
1574). Er hinterliess auch noch eine lateinisch und zwei flamändisch geschriebene
anonyme Abhandlungen über die Mittel , die im Bereiche der Armen sich befinden,
über die putriden Fieber und die Mittel sich vor denselben zu schützen.
Broeckx, Essai Bur l'hist. de la m^dec. beige, pag. 282. G.
Goettliug, Johann Friedricji August G., geboren zu Derenbnrg
bei Halberstadt am 5. Januar 1755 von armen Eltern, wurde durch Gleim*s Be-
mühungen zu einem Pharmaceuten in die Lehre gebracht, studirte dann Medicin
in Göttingen, wo er mit Lichtenberg befreundet wurde. Von einer Reise nach
England und Holland zurückgekehrt, wurde G. 1789 Prof. extraord. der Chemie,
Pharmacie und Technologie in Jena, wo er am 1. September 1809 starb. Er
hinterliess zahlreiche Schriften , die sich speciell auf die von ihm gelehrten Fächer
beziehen, von denen hier erwähnt werden mögen die von ihm zusammen mit
Höfeland herausgegebenen: „Aufklärungen der Arzneiicissenschaft aus (fcn
neuesten Entdeckungen der Physik, Chemie und anderen Hilfswissenschaften''
(.Weimar 1793—1794).
Biogr. m6d. IV, pa^. 473. — Andreae, II, pag. 46. Pgl.
Goetz, Georg G. , geboren in Nürnberg am 11. Oetober 1703, Dr. med.
zu Altdorf im Jahre 1726, machte eine Reise nach Holland und Hess sich dann
als praktischer Arzt in seiner Vaterstadt nieder, wo er am 24. März 1746 starb.
Er schrieb: „Dissert, de polyposis concretionibus variorum in pectore morboram
causis" (Altdorf 1746, 4.) u. A. ohne besondere Bedeutung.
Biogr. m6d. IV, pag. 475. Pgl.
Goetz , Fl-anz Ignaz G. , geboren in Gebweiler (im Elsass) «n
26. December 1728, gestorben als Arzt in Paris am 28. Juni 1818, ist bekannt
durch seine lebhafte Vertheidigung der Pockenimpfung, sowie durch seine Erfolge
auf diesem Gebiete. G. impfte 1780 die Schwester von Ludwig XVI. und 1782
sämmtliche Prinzen und Prinzessinnen am Hofe zu Turin. Er schrieb: „TraiU
complet de la pdtite veröle et de Vinoculalion^ (Paris 1790).
Biogr. ni6d. IV, pag. 474. — Dict. liist. II, pag. 580. Pgl.
Goetz, Emil Friedrich G., zu Kiel, war am 26. Juli 1806inDan2ig
geboren, studirte in Heidelberg und Halle und wurde auf letztgenannter Universität
1831 Doctor mit der Diss. : „De distorsionum spina^ dorsi aetiologia". Er
war daselbst Assistent in der Poliklinik, kehrte 1833 nach Danzig zurück, wurde
1842 Director des Stadtkrankenhauses daselbst und verfasste: „Berichte über die
Wirksamkeit des Danziger Stadtkrankenhauses ^ (z. B. 1843). 1853 wurde er
als Professor der speciellen Pathologie und Therapie und als Director der mcdi-
cinischen Klinik nach Kiel berufen, wo er 1855 Vorsitzender im Holstdniscben
SanitÄts-Collegium, 1857 Etatsrath wurde. Er starb aber bereits am 8. Juli 1858,
nachdem er verschiedene Berichte über die medicinische Klinik (Chronik der
Universität seit 1854) erstattet hatte.
Alberti, I, pag. 262. 0.
GOETZE. — GOFFBES. 591
Goetze, Johann Christoph G. , geboren 1688 in Nürnberg, pro-
movirte zum Dr. med. 1711 in Altdorf und prakticirte dann von 1713 ab in
seiner Vaterstadt , wo er im Rufe eines gelehrten und tüchtigen Arztes stand und
1733 starb. G. war Mitglied der k. k. Leopoldinischen Akademie der Natur-
forscher und bedeutender Anhänger der STAHL'schen Lehren. Mit Trew, Stock,
Preislee u. A. gab er das „Commercium Utterarium Norimbergense** heraus;
sonst schrieb er noch: „Tractatus de O, E. Stahlii altanimque ad ejus
mentem dtsserentium scriptts^ (Nürnberg 1722, 4.).
Biogr. mhä. IV, pag. 475. Pgl.
Ck)etze, Adam Julius 6., geboren in Frauenbreitungen bei Meiningen,
praktischer Arzt zuerst in Meiningen, später in Minden, starb 1772 und schrieb:
„Dias, de dysenteria analecta practica^ (Göttingen 1768) und: „Kurzer Beitrag
zur Geschichte der hysterischen Krankheiten^ (Meiningen 1771).
Biogr. mfed. IV, pag. 475 Pgl.
Goeze. Johann August Ephraim G., wurde den 28. Mai 1731
zu Aschersleben geboren, studirte 1747 — 51 in Halle Theologie, wurde 1755
Hospitalprediger und 1762 Prediger zu St. Blasii in Quedlinburg. In dieser
Stellung kam er durch Zufall in den Besitz eines Mikroskopes und nun wandte
er sich eifrig den Naturwissenschaften zu. Mit rastlosem Fleisse studirte er
zoologische Werke und veröffentlichte, ausser verschiedenen Uebersetzungen Bonnet-
scher und anderer Schriften, zunächst: „Entomolog Ische Beyträge zu des Rittei-
Linnd 12. Ausgabe des Natursystems** (4 Bde., Leipzig 1777 — 83). Am
werthvoUsten aber sind seine helminthologischen Untersuchungen, welche er in
zwei Schriften : „ Versuch einer Naturgeschichte der Eingeweidewlirmer** (Blanken-
burg 1782, nebst Nachtrag von ihm selbst, herausgegeben von Zeder 1800) und
„Neueste Entdeckungen j dass die Finnen im Schweinefleisch keine Drilsen-
krankheity sondern wahre Blasenwürmer sind" (Halle 1784) veröffentlichte.
Ausserdem publicirte er noch, abgesehen von theologischen Werken und natur-
wissenschaftlichen Kinder8chriften : „Europäische Fauna" (Bd. I — III, Leipzig
1791 — 93; Säugethiere, die Fortsetzung, d. h. Bd. IV — IX besorgte Donndorf).
Im Jahre 1786 wurde er Diacon an der Stiftskirche in Quedlinburg und starb
daselbst am 27. Juni 1793.
Biogr. med. IV, pag. 477. — Carus, Allgem. Deutsche Biogr., IX, pag. 530. —
AUgem. Nekrolog der Deutschen. 1793, pag. 182 ff. ^
GoffreSy Joseph-Marie G. , französischer Militärarzt, war am 17 . Januar
1808 zu Toulouse geboren, wurde 1828 Eleve im Instructions-Militär-Hospital
zu Strassburg, ging 1830 als Souis-aide mit nach Algier, kehrte 1831 zurück,
war in den Hospitälern von Calais und Lille thätig, wohnte der Belagerung der
Citadelle von Antwerpen bei, wurde 1835 in Montpellier Doctor, stand daselbst
als Aide-major in Garnison und wurde 1839 durch Concurs Agr6g6 der dortigen
Facultät für das Fach der Chirurgie. Er schrieb in dieser Zeit im Journ. möd.
de Toulouse (1839-40, 1842): „Sur la ligature des art^res" — „De Vemphyshme
traumatique et principalement de Vemphyshne compliquant les plaies de poi-
trine". Nach einem glänzenden Concurse erhielt er 1841 den Lehrstuhl der
Chirurgie bei dem Instructions-Militär- Hospital zu Metz, woselbst er, ebenso wie
in den Schulen zu Strassburg und im Val-de-Gräce, bis 1850 mit grossem Erfolge
im Lehrfache thätig war. Zu der Zeit, wo er in Strassburg wirkte (1845 ff.),
bearbeitete er für Sedillot's „Trait6 de m6dec. op6ratoire" die Operationen an
den Hamorganen des Mannes und Weibes. 1858 wurde er zum Chef-Chirurgen
des H6p. du Gros-Caillou in Paris ernannt und publicirte: „Sur le traitement
des fractures des membres infirieurs par Vappareil de Baudens" (Bullet.
de thörap.). 1852 ging er als M^decin principal nach Algier, kehrte 1855 zurück,
leitete Spitäler in Montpellier, Toulon und von 1853 an in Yincennes, nachdem
592 GOFFRES. — GOLDBECK,
er sein bekanntestes Werk , den „PrMs iconographique de bandages, panse-
ments et appareih" (Paris 1854, av. 81 pl. ; 1858) herausgegeben hatte. Er
war dann noch dreimal (1864, 65, 66) im Lager zu Chälons thätig und sehrieb
darüber: „Considdrations hiatoriques ^ hygi^niquea et midicales^ sur le camp
de Ghdlons^ (Paris 1865) und eine Reihe von Beobachtungen, die er im Rec.
de m6m. de m^d. etc. militaires (T. XIII, XIV) veröffentlichte. Er starb zu Toulouse
am 4. Juli 1869.
Langloisin Bec. de m^m. de medec. etc. militaires. 1867, 3. S^rie, T. XIX, pag. 339.
Gurlt.
6oM, Daniel G., geboren in Berlin 1675, studirte in Halle und pro-
movirte daselbst 1698, worauf er in Berlin prakticirte. 1711 übernahm er die
Inspection des Bades Freienwalde in der Mark und wurde 1721 Physicus d»
Oberbamimer Kreises in Wriezena. 0. , wo er 1731 starb. 6. war Schüler
Stahl's und gehörte zu den eifrigsten Anhängern seiner Lehre vom Animismns.
Er schrieb : ;, Versuch patriotischer Gedanken über den verwirrten kranken Ver-
stand, besonders in der Therapie*^ (Berlin 1729) — „Aufrichtige Gedanken
über den von Vorurtheilen kranken Verstand" (Halle 1738) — „Histaria
pestis" (Berlin 1709 ; 1719) — ,,Compendium oder Einleitung zur Praxi clinica*'
(Frankfurt 1715; Leipzig 1733; Berlin 1739; 1755) — „Medicina practica
clinica et forensis*^ (Leipzig 1735); ferner begann er 1717 die Publication einer
periodischen Zeitschrift: „Acta medicorum Barolinensium in incrementum artU
et scientiarum collecta et digesta" (Berlin 1717 — 1731, 2 voll.). Bemerkenswerth
ist G., dessen Schriften zum Theil unter dem Namen ÜRSINUS Wahrmund ver-
öffentlicht sind, dadurch, dass er ganz im Sinne seines Lehrers Stahl auch den
Seelenstörungen seine Beachtung zuwandte und die Lehre von denselben wissen-
schaftlich zu bearbeiten suchte.
Biogr. m6d. IV, pag. 478. — Dict. hist. H, pag. 580. Pgl.
Golffon, Jean-Baptiste G. , geboren 1658 in Cerdon (im Bugey),
studirte in Lyon und Montpellier Medicin, mit besonderem Eifer nebenher Botanik
unter JüSSiEU, machte einen italienischen Feldzug als Militärarzt mit, praktidrte
dann in Lyon bis 1705, wo er den Marschall Tess6 nach Spanien begleitete.
Den Ruf als Leibarzt an den Hof von Spanien lehnte er ab, Hess sich vielmehr
wieder in Lyon nieder, wo er am 30. September 1730 starb. Bemerkenswerth ist von
ihm nur die Pestschrift, betitelt: „Reponse atix observations de Chicoyneau,
Verny et Soullier sur la nature, les ivSnements et le traitement de la peste
de Marseille" (Lyon 1721).
Biogr. med. IV, pag. '479. Pgl.
Goldbeck, Johann Christian G. , zu Altena, war zu Rendsburg am
11. April 1775 geboren, studirte in Kopenhagen, wo er 1795 bei der chirurgischen
Akademie sein Examen ablegte. In Jena wurde er 1796 Dr. med. honor. Er
diente zuerst als Chirurg in der dänischen Flotte und wurde 1826 Arzt und Vor-
steher der Taubstummenanstalt in Altena. Von seinen Schriften sind anzuftiiren:
„ Theorie, loie die Kuhpocken die ordentlichen Blattern unschädlich zu machen
vermögend sind" (Altona, 4.) — „Metaphysik des Menschen" (Ebenda 1803,
Tbl. 1) — ;;-öi'(ß Metaphysik des Menschen, oder reiner Theil der Naturlehre
des Menschen u, s. w." (Ebenda 1806; 2. Aufl., 2 Thle. 1808; englische üebers.
von Sam. Feärand Waddington, London 1806) — „Nachricht wegen Tauh-
stummheit und andere ihr verwandten Gebrechen" (Altona 1825) — „Geist und
Kritik des Mangelnden in der Mathematik, Naturkunde und Medicin u. ä. v.*
(Hamburg 1827) — „Om Dövstumhed og den i Altona oprettede Anstalt for
Doostummes Helbredelse" (Otto, Nye Hygea 1826). Ausserdem mehrere kleine
Schriften, Aufsätze in Oken's Isis (1819—26) u. s. w. Er starb am 9. October 183L
Lübker und Schröder, pag. 192. — Neuer Nekrolog der Deutschen. Jahrg. 9«
1831, n, pag. 893. — Alberti, I, pag. 263. — Callisen, VH, pag. 285; XXVIH, pag. 234.
GOLDHAGEN. — GOLDSCHMIDT. 593
Goldhagen, Johann Friedrich Oottlieb G. , geboren 1742 in
Nordhausen, wurde 1765 Magister artium und Dr. med. in Haue. 1769 zum
Prof. extr. der Philosophie und Naturgeschichte in Halle ernannt, erhielt er 1778
die ausserordentliche Professur in der Medicin, sowie den Titel eines Stadtph3r8icus.
Der König von Preussen ehrte 6. 1787 durch den Titel eines Oberbergrathes.
Er starb am 10. Januar 1788 an einer Krankheit, deren besondere Geschichte
von RsiL (Halle 1788) veröffentlicht worden ist. Die Schriften, die G. hinter-
lassen, meist Dissertationen, sind unbedeutend: „Dubüatianes de guadam motus
muscularü explicatione^ (Halle 1765) — „De aympathia partium corporis
humant" (Ebenda 1767) — ^De tensione nervorum^ (Ebenda 1769) etc.
Biogr. m6d. IV, pag. 479. — Dict. hist. H, pag. 582. Pgl.
* Golding-Bird , Cuthbert Hilton G., in London, studirte im Guy's
Hospital daselbst und in Paris, ist Assistant Surgeon am erstgenannten Hospital
und Demonstrator der praktischen Physiologie bei demselben. Er schrieb : ;, TVeat-
ment of scrofulous glands by the etectrolytic caitstic" (Lancet 1878) — „Cli-
nical lecture on Sayre^s treatment of spinal disease" (Brit. Med. Journ. 1878);
femer in den Guy's Hosp. Reports (1879, 81, 82): „Constructive inflammation
and ulcers" — „Chronic nasal obstruction^ — „Acquired ßat foot**} femer: „The
mechanical treatment of coupous memhrane öfter tracheotomy^ (Lancet 1881) —
;, Oastrotomy in Cancer aus stricture of the Oesophagus" (Clinical IVansact. 1882) —
„Transpatellar excision of the knee" (Ebenda 1883).
Medical Directory. G.
Golding Bird, s. a. Bird, Golding, Bd. I, pag. 466.
*Goldkuhl, August Edvard G. , zu Vexiö in Schweden, ist am
24. August 1830 zu Önne in Dalsland geboren, studirte von 1849 an in üpsala,
war als Militär- und Flottenarzt verschiedentlich thätig, wurde 1860 Stadtarzt in
Wisby, 1865 Hospitalarzt in der Festung Karlsborg, 1865 Provinzialai'zt in Häley
rOdtaborg und Bohus län), 1869 Hospital- und Gurhausarzt in Vexiö und 1871
Stadtarzt in Gothenburg; gegenwärtig ist er Stadt- und Gefängnissarzt in Texiö.
£r schrieb: „Allmän helso- och sjukvärdslära , med serskildt afseende pä
Bohuslänska förhällanden'' (üdevalla 1868) und die gekrönte Preisschrift : „Om
vil/coren för menniskans heisa" (Gothenburg 1869).
Wistrand, Bruzelius, Edling, I, pag. 268. G.
Goldschmidt, s. Aübifabeb, Bd. I, pag. 230.
Goldschmidt, Johann Baptista (Heymann Joseph) G., zu Frank-
furt a.M., war 1761 zu Bayersdorf im Culmbachischen geboren, studirte in
Königsberg in Preussen und wurde daselbst Dr. med. mit der Diss. „Momenta
giiaedam ad comparcUionem pathologiae humoralis cum nervosa" (4.). 'Er setzte
seine Studien in Berlin unter Walt£R, F&itze, Selle, M. Herz fort und liess
sieh 1792 als Arzt in Frankfurt nieder, wurde Armenarzt und Arzt am israelitischen
Krankenhause. Er gehörte zu den Ersten, welche durch Wort und That die Kuh-
pockenimpfiing in Frankfurt einzuführen strebten und schrieb dazu eine dem
Senate gewidmete Schrift: „Allgemeine Uebersicht der Geschichte der Kuhpocken
und deren Einimpfung als das sicherste und heilsamste Mittel zur gänzlichen
Ausrottung der Menschenblattem u, s. w," (Frankfurt a. M. 1801 ; holländische
Uebers. Amsterdam 1802). Er ging später zum Katholicismus über, nahm dabei
die beiden zuerst genannten Vornamen an und war von 1817 an städtischer
Armenarzt. Eine halbseitige Lähmung nöthigte ihn 1831 seine praktische Thätig-
keit einzustellen; er starb am 19. November 1835.
Sachs, Medicinlscher Almanach für das Jahr 1837, pag. 7. — Stricker,
pag. 273. - C all i Ben, VII, pag. 290; XXVm, pag. 236. q.
Biogr. Lexikon. II. 38
594 GOLDSCflMlDT. — GOLFIN.
* (Joldschinidt, JohannesAdolph G., ist geboren za Kopenhagen am
25. Augußt 1845, studirte daselbst, promovirte 1879, ist schon von 1873 als
praktischer Arzt in Lyngby bei Kopenhagen thätig. Er schrieb: „Om nogle |
akute Infecttonssygdamme hos Svangre og deres Indßydelse par Svanger-
skabe^. Ansserdem eine von der Faonltät gekrönte Preisschrift über Ursachen der
Kopflage und über Stellungs- und Lagewechsel des Fötus, zum Theil im „NordUkt
medicinskt Archiv", 1871, gedruckt. Petersen.
Goldson, William G., Wundarzt in London zu Ende des vorigen und
Anfang dieses Jahrhunderts, Mitglied des Royal College of Surgeons, schrieb über
„An extraordtnary case of lacerated vagtna at the füll period of gestation'^
(London 1787) — „Gases of small-pox subsequent to vaccination^ (Portsmouth
1804); femer über geographische Entdeckungen in Nordamerika.
Dict. bist. II, pag. 584. Pgl.
Goldwitz, Sebastian G. , geboren zu Bamberg am 24. Juni 1758.
Dr. med. et phil. , Arzt und seit 1786 Brunnenarzt zu Kissingen und Boeklet.
auch Amtsphysicns, beschäftigte sich aus Veranlassung einer zu Wien 1778 herr- ,
sehenden Epidemie von biliösem Fieber besonders mit Versuchen über Physiologie \
und Pathologie der Galle und veröffentlichte ; „Neue Versuche zu einer wahren j
Physiologie der Galle" (Bamberg 1785) — „Neue Versuche über die Pathologie \
der Galle" (Ebenda 1789), Arbeiten, die einen historischen Werth haben. |
Dict. bist. II, pag. 584. Pgl- j
*Goldzieher, Wilhelm G., zu Kitsee (Ungarn) am 1. Januar 1849 geboren,
studirte in Wien und Heidelberg und wurde an ersterer Universität 1871 promovirt
(„Zur Kenntniss des Elektrotonus" Pflüger's Archiv, 1870). Von 1872 ab 1
widmete er sich der Ophthalmologie, war zuerst bei Becker in Heidelberg '
Assistent, machte eine grössere Studienreise, Hess sich in Budapest als Augenarzt |
(1875) nieder und habilitirte sich daselbst 1878. Schon vorher hatte er die
„Geschwülste des Sehnerven" (Graefe's Archiv, 1873) bearbeitet und durch die
Arbeit „ Ueber Implantationen in die vordere Augenkammer" (Archiv flir exper.
Path., 1874) dieses Verfahren als Methode eingeführt. Auch eine Glaucomtheorie,
die Verknöcherungen des Bulbus, wurden von ihm bearbeitet, sowie eine Mono- i
graphie: „Therapie der Augenheilkunde" (Stuttgart 1881). Wernich.
Golfin, Prosper-Hippolyte G., zu Montpellier, war am 25. Juni 1780
zu B6ziers geboren, kam 1797 nach Montpellier, wandte sich zuerst der Pharmade
zu, erlangte 1800 die Approbation als Apotheker, studirte dann die Mediein, war
unter FoüQUET und de Broussoxnet Chef de clinique interne, wurde 180.3 Doctor,
prakticirte dann daselbst und schrieb einen „Essai sur l'asphyxie" (Sedillot's
Joum. g6n., 1804). 1806 errichtete er auf Verlangen des Präfecten des Depait
H6rault ein Rettungsasyl für Erstickte und Ertrunkene und stand demselben lang«
Zeit vor. 1825 wurde er zum Agr6g6 der Facultät ernannt, erhielt 1827 den
Lehrstuhl der Hygiene und im folgenden Jahre den der Therapie und Materia
medica, den er bis zu seinem Anfangs Februar 1863 erfolgten Tode beibehielt
Von seinen Schriften, welche die Doctrinen der Schule von Montpellier mit grosser
Mässigung und^ streng wissenschaftlichen Gründen vertheidigen , sind anzuführeo,
ausser einer ^Notice biographique sur M. Baumhs" (Montpellier 1828), eia
„M6m, sur Vexanth^me orti4e ou l'urticaire, et Observation sur la fthrre tfUer-
mittente pernicieuse ortiee etc" (Ebenda 1829) — „Discours sur rhomme «m-
sidSrd comme sujet de la thSrapeutique" (Ebenda 1836) — „Etudes thSrapeu-
tiques sur la pharmacodynainie etc," (Paris 1845) — „Essai sur la mithod4
de vdrificaiion scientifigue appUquie aux sciences en geniral, h la mükcim
et h la thdrapeutique en particulier" (Ebenda 1846) — „De la pr4^inenc$
de la me7'curia lisation .... dans la thSrapeutique de VhydrocSphale aigue ete^
GOLFIN. — GOLTZ. 595
(Montpellier 1847) — y,De Pexistence des affections spicifiqu.es de VagrSgat
humain, dimontrSe par la mithode.de virtficattan scüntifique^ (Ebenda 1848) u. s. w.
Bouisson in Gaz. möd. de Paris. 1863, pag. 101. — Callisen, VII, pag. 293 ;
XXVin, pag 237. — Index-Catalogue. V, pag. 491. G.
*6olgi, Camillo G. , geboren am 7. Juli 1844 zu Corteno, wurde,
nachdem er seine Stadien in Pavia bereits 1865 vollendet hatte, daselbst 1875
zum ausserordentlichen Professor für Histologie, im nämlichen Jahre aber noch
zum Ordinarius für Anatomie in Siena berufen. Er zog es vor, eine ordentliche
Professur für Histologie 1876 in Pavia anzunehmen und wurde 1^81 Seitens dieser
Universität zum ordentlichen Professor der allgemeinen Pathologie ernannt. Der
grössere Theil seiner Arbeiten, so über die Veränderungen der Lympbgefässe des
Gehirns, über die feinere Anatomie der C'entralnervenorgane , die Veränderungen
des Knochenmarks bei den Pocken und kleinere, finden sich in der Rivista diu.
di Bologna (1870 — 1874) ; andere Publicationen, ähnliche Themata behandelnd, sind
in der ßiv. spec. di freniatria etc. enthalten. Monographisch erschienen: „Sulla fina
struttura dei bulbi olfattorii'^ (1875) — „Sulla tra^fasione del sanyue nel
peritoneo etc," (1881) — „Studü sulla fina anatomia degli organi centrali
del sistema nercoso" (preisgekrönt 1883). Wernich
*6oll, Friedrich G., zu Zürich am 1. März 182'J geboren, ausgebildet
durch Ludwig in Zürich, Köllikkä und Virchow in Würzburg, Claude Bernaud
in Paris, wurde 1853 promovirt und habilitirte sich 1855 in seiner Vaterstadt
als Arzt, 1862 als Docent. Er las hauptsächlich Pharmakologie, war aber mehr-
fach als Examinator auch in anderen Fächern thätig und publicirte : „ Ueber den
Einfluss des Blutes auf die Nierensecretion'^ (Würzburg 1853) — „Ueber die
feinere Anatomie des Rückenmarks" (Zürich 1868) — „Die VerÜieilung der
Blutgefässe auf die Rückenmarksquer schnitte^' (1864). Wernich
* Goltdammer, Eduard G., zu Berlin, ist daselbst am 10. April 1842
geboren, studirte von 1860 — 65 in Berlin und Heidelberg, dann in Wien, Paris
und England. Promovirt zu Berlin 1865 , war er Assistenzarzt im Erankenhause
Bethanien daselbst 1866 — 69 und ist seit 1873 dirigirender Arzt der inneren
Abtheilnng desselben. Literarische Arbeiten: „Bericht über die Resultate der
Kaltwasserbehandlung des Ileotyphus im Krankenhause Bethanien in Berlin**
(Archiv für klin. Med., 1877) — „Ueber. Darmblutungen bei Ileotyphus und ihr
Verhältniss zur Kaltwasserbehandlung" (Berliner klin. Woehenschr., 1877) —
„Ein Beitrag zur Lehre vjn der Spinalapoplexie" (ViRCHOW*s Archiv, Bd. LXVIj —
„Zur inneren Anwendung der Salicylsäure" (Berliner klin. Woehenschr., 1876) —
„Ueber einige Fälle von subacuter Spinalparalyse" (Ebenda) — ^Casuistische
Mittheilungen zur Pathologie der Grosshimrinde" (Ebenda 1879) — „ Utber die
Function von Pleiira-Ergüssen" (Ebenda 1880) — »^ur Aspiration jyleuritischer
Ergüsse" (Ebenda 1881) — „Ueber die Kost und Logishäuser für die ärmeren
Volksdassen" (Eülenberg's Viertel)' ahrschr. für gerichtliche Medicin, 1878) —
ffZuT Tnedicinischen Klimatologie von Aegypten^ (Deutsche med. Woehenschr.,
1881) — „Krankenhäuser*" (Artikel in dem Handb. des öffentl. Gesundheits-
wesens von Eülenberg, Bd. 11, 1882). ße^
* Goltz, Friedrich Leopold G., wurde in Posen am 14. August 1834
g-eboren, machte seine Studien zu Künigs])erg in Preussen, wo er besonders Helm-
HOr.TZ als Physiologen, hörte und wirkte zunächst während der Sechsziger-Jahre an
der Anatomie in Königsberg als Prosector, nachdem er einige Zeit Assistent an
der chirurgischen Klinik gewesen war. 1869 wurde er als Professor der Physiologie
nach Halle a. S., 1872 nach Strassburg für das nämliche Fach berufen. Neben
seinen Arbeiten aus der Königsberger Zeit, vornehmlich die Hcrzfunction , den
Venentonus und ähnliche Themata betreffend, hat G. später in Pflüger's Archiv
^anz besondCTs fruchtbar die Physiologie der Nervoncentren behandelt. Als
38*
593 GOLTZ. — GOMEZ.
Monographien sind hervorzuheben ; „Beiträge zur Lehre von den Functionen der
Nervencentren des Frosches*' (Berlin 1869) — „Gesammelte Abhandlungen
über die Verrichtungen des Orosshims"' (Bonn 1881). Wernich.
Gomes, Bernardino Antonio 6., zu Lissabon, war 1769 zu Areos
(Provinz Minho) geboren als Sohn eines Arztes, studirte in Cotmbra, wurde 1793
Doctor, prakticirte in Lissabon, ging 1797 als Marinearzt naeh Brasilien, beschäftigte
sich namentlich mit botanisch-pharmakologischen Studien und schrieb zusammen
mit Beotero nach seiner Rückkehr ein j^M^m, sur PipScaouanha gris du
BrSsü etc,^ (Lissabon 1801, av. 2 pl.), so wie, nachdem er 1801 auf der Rhede
von Gibraltar eine auf der portugiesischen Flotte ausgebroohene Typhusepidemie
durch Anwendung des kalten Wassers, nach der Methode von GüR&i£, bekämpft
hatte: „Methode de tratter letyphus, ou les fi^vres malignes contagieuses, par
Vaffasion de Veau froide, .... lettre au Dr. James Gurrie, contenani
des observations et des rdflexions sur cette mAhode*' (Lissabon 1806). 1805
wurde er Arzt des Hospitals des königlichen Hauses und beschäftigte sich weiterilin
noch mit botanisch-pharmakologischen Arbeiten, wie seine ;, Observationes botantco-
medicae de nonnullis Brasüiae plantis*' (Lisboa Acad. Sc. Med., T. HI) and
seine Bemühungen um die Alkaloide der Chinarinde, über die er ^Ensaio scbre
o cinchonino e sobre sua inßuencia na virtude da quina^ (Ebenda) schrieb,
zeigen. Auch ist ihm die Initiative zur Einführung der Vaccination in Portugal
zu danken. 1817 erhielt er die Leitung des Hospitals San Lazaro, beschäftigte
sich namentlich mit der Behandlung von Hautkrankheiten und machte Versuche
zur Verminderung der Elephantiasis. Er schrieb darüber: „Essai der mosograpkique,
ou description succinct des maladies cutanSes^ d*apr^ . . Will an etBateman,
renfermant Vindication de midicaments recommandSs dans ces maladies etc.*'
(Lissabon 1820, 4., av. 2 pl.) — „M4m, sur Us moyens de diminuer PSlSphan-
tiasis en Portugal etc.** (Ebenda 1821) — „Lettre aux m4decins portugai»
sur V Sliphantiasis , dans laquelle on leur annonce un nouveau remhde pour
guirir cette maladie" (Ebenda 1821). Nachdem er eine Prinzessin nach Brasfllea
begleitet hatte, schrieb er über dortige Eingeweidewürmer: „Ging nouvelUs
esphces de t4nia" (Bull, des sc. nat. de Febüssac, 1824) und empfahl die
Granatwurzelrinde als ein wirksames Mittel gegen dieselben. Er starb in Lissabon
am 13. Januar 1824.
Dechambre, 4. S6rie, T. IX, pag. 635. G.
^ Gk)mez Miedes, Bernardino G., geboren in Aleaüiz (Arragonien) im
16. Jahrhundert, liess sich nach Gjährigem Aufenthalte zu Rom, sowie nach mehreren
Reisen durch Italien, Frankreich, Belgien und Deutschland in Valencia nieder und
starb 1589. Er schrieb: „Enchiridion, 6 manual instrumenta de salttd contra
el morbo articular gue llaman gota, y la^ demas enfermedades que par
catarro etc." (Madrid 1571).
/Qomez, A Ion so G., Dr. med. der Universität von Aloala de Henarw,
Arzt zu Sevilla, sehrieb: „De humorum praepara^ione adversus Arabos irac-
tatus" (Sevilla 1546).
Gomez de la Parra y Arevalo, Alonso G., Arzt aus la TremUeqne
bei Toledo, schrieb : „Folianthea medicis speciosa^ chirurgis mirißca, mtrepsidt
valde utilis et necessaria" (Madrid 1625).
Biogr. m6d. IV, pag. 480. PgL
Gk)mez, Manuel G., portugiesischer Arzt, muthmaaslioh in Antwerpen
von portugiesischen Eltern geboren, schrieb: „De pestilentiae curatione methodica
tractatio^ (Antwerpen 1603; Löwen 1637).
^ Gomez, Jorge G., Arzt zu Toledo im 1 6. Jahrhundert , schrieb: ,De
ratione minuendi sanguinem in morbo laterali" (Toledo 1539).
GOMEZ DE LAMPLONA. — GONDRET. 597
^Gomez de Lamplona, Martin o 0., verfasste ein Werk, in dem sich
mehrere Pestschriften vereinigt finden, von Marsiliüs Ficinüs, Thomas Garbo,
Nicolas Monabdes n. A. (Pampelona 1598).
BiogT. mM. IV, pag. 480. Pgl.
Ck)inez, Bonnardino Antonio 0., zn Lissabon, war 1806 geboren,
wurde zn Paris 1831 mit der These: „8ur les vers plat8 articulSs qui existent
chez Vhomme etc." Doctor und schrieb später n. A. : „Noticia de alguns casos
da moleatia de Bright observados no Hospital 8, Josi e resumo das doutrinas
tnais modemas dcerca (Testa doenga" (Lissabon 1854).
J. E. G. Qomez im Conreio med. de Lisboa. 1876-78, pag. 236 etc.; 1878, pag. 4
(nicht zugänglich). — Index-Catalogue. V, pag. 491. q^
(Jondinet, Pierre 6., zu Saint- Yrieix (Haute- Vienne) , war daselbst
1756 geboren, wurde 1775 in Toulouse Doctor, erlangte grosses Ansehen in
seinem Geburtsorte und wurde selbst ünterpräfect des Arrondissements. Von seinen
in den Annales de laSoo. de m6d. prat. de Montpellier von 1804 an (T. III — XXVII)
veröffentlichten Abhandlungen, die sich über die verschiedensten Gegenstände aus
der praktischen Medicin erstrecken, fahren wir nur die folgenden an: „Obser-
vations sur les convulsions imitatives*' — „PrScis de la Constitution dmosphi-
rtque et mddicale observSe dans .... de la Haute- Vienne , pendant Van XI,
et .... jusqyl . , . . de 1807" — „Mim. contenant des observations et remar-
ques sur le melaena des anciens, et le melaena hämorrhagica des modernes" —
„Notice historique et raisonnSe sur la maladie contagieuse qui s'est ripandue,
sur la fin de 1808 y dans les villes de Ldmoges, de Chalus, .... oh avaient
pa3s6 les prisonniers espagnols" u. s. w.
Dechambre, 4. S6rie, T. IX, pag. 702. — Callisen, VIT, pag. 295. G.
Gondret, Louis-Frangois G. , zu Paris, war am 12. Juli 1776 zu
Anteuil bei Paris geboren, studirte daselbst, war 1793 Oesault's Schttler, diente
1794, 95 im Militär- Hospital zu Ruel und in den Feldlazarethen der Armee der
östliehen Pyrenäen und wurde 1803 in Paris Doctor. Er war Arzt am 3. Dispen-
saire der Soci^t^ philanthropique, Arzt des Tribunals erster Instanz und beschäftigte
sich viel mit d^r Anwendung der Derivation, besonders bei Augenkrankheiten und
selbst zur Beseitigung des Cataract und schrieb hierüber, sowie über Verwandtes
unter Anderem Folgendes: „Gonsidirations sur Vemploi du feu en mSdecine ;
Buivies de Vexposi d^un moyen Spispastique propre h supplier la cautßrisation,
et ä rdmplacer Vusage des cantharides. Avec le rapport de MM. Portal,
Percy, TkSnard" (Paris 1818; 2. 6dit. 1819; 3. Mit. 1820) — „M^,m.
concemant les eßets de la pression atmosphSrique sur le corps humain et
Vapplication de la ventouse dans dißSrens ordres de maladies" (Ebenda 1819).
1819 und 20 bereiste er Russland von der Ukraine bis Petersburg und schrieb
weiter noch: „Observations d'amaurose" (1821) — „Observations sur les
maladies des yeux" (Ebenda 1823) — „Mim, sur le traitement de la cataracte"
(1825; 1826; 4. Mit. 1829; engl. Uebers. „On the treatment of cataract, vnt-
haut Operation etc," London 1838) — ^Tableau analytique des modifications
£ue le Dr, Gondret s^est efforcS düintroduire dans la physiologie, la patko-
7gie et la thSrapeutique" (1828) — „Appendice ä mes observations sur les
maladies cirSbro-oculaires" (1831) — „Des effets de la diriiatian et 2" appen-
dice h mes observations sur les affections cSrdbro-oculaires" (1832; 2.6dit. 1833).
Femer ähnliche Schriften 1834, 1835, 1837; ausserdem: „Z>w traitement de In
cataracte sans opSration" (1839) — „Rdclamation contre une erreur prt^ju-
diciable h la santi publique et qui n'a profiti depuis huit ans qu^ h des
intirUs de Corporation" (1841). 1831, 32, 33 hatte er temporär eine Klinik im
H5tel-Dieu für die „maladies c^röbro-oculaiies" gehabt und schrieb darüber 1841
eine Reclamation, sowie später noch : „De la flamme h petites dimensions employSe
contre les douleurs, la d^bilit^, la torpeur etc,^ (Paris 1843; 1847) — „Du
598 GONDRET. — GONZALEZ.
tr altem ent des ßh^ies intermittentes par le woyen du mde ou ventouses" (1850).
Dazu mehrere gegen die Mitglieder der Aead^mie de m6d., gegen Lisfbanc,
Sichel u. A. gerichtete Antikritiken. Trotz seiner vielen Reclamationen ißt die
von ihm erfundene ableitende Salbe unter dem Namen „pommade oder graiflse
ammoniacale^^ „caustique ammoniacal^^ „liparol^ ammoniacal^ nicht im Stande
gewesen, sich allgemein Geltung zu verschaffen, jedenfalls nicht, Cataracten oiine
Operation zu zertheilen. Er starb im September 1855.
Dechambre, 4. Serie, T. IX, pag. 703. — Callisen, VII, pag. 297; XXTin,
pag. 238. (j
Gonthier d'Andernach, s. Günther.
Gonzalez, Don Pedro Maria 6. , spanischer Marinearzt und Professor
an der medicinischen Schule zu Cadix, war 1763 zu Ossuna (Provinz Sevilla)
geboren, trat in die gedachte medicinische Schule als Zögling, und, nachdem er
dieselbe durchgemacht^ als Medico-Chirurg 1. Ol. in die Marine, construirte einen
zweckmässigen , später bei der Marine eingeführten Apparat , das Seewasser trink-
bar zu machen, verfasste bei Gelegenheit einer 5 Jahre 3 Monate dauernden
Weltumsegelung seinen „ Tratado . de las enfermedades de la gente de mar, en
que se esponen eus causas , y los medios de precaverlas^ (Madrid 1805), nach-
dem er bereits über eine 1800 in Cadix ausgebrochene öelbfieber-Epidemie eine
„Disertacton medica sobre la calentura maligna que regno en Cadix el ano
de 1800, etc,"" (Cadix 1801, 4.; deutsche Uebers. u. s. w. von W. H. L. Borges,
Berlin 1805) geschrieben hatte. 1802 war er zum Protomedico y cirujano-mayor
eines Mittelmeer-Geschwaders ernannt worden, 1804 wurde er supplirender, 1805
wirklicher Professor an der oben genannten Schule, woselbst er Physiologie und
Hygiene vorzutragen hatte. Während seiner 32jährigen Thätigkeit daselbst war
er bei hervorragenden Gelegenheiten auch praktisch thätig, z. B. nach der See-
schlacht von Trafalgar, bei Epidemiecn, die auf Schiffen ausgebrochen waren. Er
übersetzte 1819 die Werke von Cabanis, 1828 das Werk von Labarraqüe über
die Chlortire, hielt 1806, 14, 23, 35 glänzende Eröffnungsreden, nahm 1836
seinen Abschied und starb am 23. Juni 1838. Er war einer der kenntnissreichsten
und gelehrtesten Professoren seiner Zeit in Spanien.
Antonio Ruiz de Valdivia in Archives de medec. navale T. XIV, 1870,
pag. 128 (Uebersetzung). q
Gonzalez y Centeno, Don Valentin G., zu Sevilla, war Vice-Präsident
der dortigen Real Soc. de Med., deren Memor. aead. er seit 1788 publicirte. Es finden
sich in denselben von ihm (1772 — 92) verschiedene Abhandlungen, darunter:
„Leccion medico-legal de las enfermedades simulables" — »^^^ mecanismo^
que o^serva la naturaleza en la eoacuacion de las catamenias** — »^«
enferniedadfs son mas frecuentes en Sevilla, y si hai med o para precaverlasf'^
und viele andere.
Dechambre, 4. Serie, T. IX, pag. 707. — Callisen, VII, pag. 30 i; XXVllI,
P«g. 238. G.
Gonzalez de Sämano, Don Mari ano G., Professor der Medicin, war am
2. Juli 1806 zu Valladolid geboren, als Sohn des Arztes Don Bonifacio G.,
wurde 1841 daselbst Doctor, nachdem er bereits an verschiedenen Orten praktieirt
Er wurde 1 849 zum Professor der Geburtshilfe und Chirurgia legalis in Barcelona
ernannt, ging von da aber zu den Universitäten Salamanca, Santiago und Valla-
dolid über, woselbst er die innere Pathologie lehrte. Seine hauptsächlichsten
Schriften sind: „Solre el contagio del cölera" — „Monografia del colera^ —
^Refutacion d la doctrina que acerca de las fiebres escribiö. Mr, Broussats'* —
Uebersetzung von Virey's „Tratado de la generacion" — „Monografia de la
erisipela*^ — „Montepio mMico" — „Tratamiento de las kemias*^ — „A^iento
y naturaleza del hititerismo^ — ^Beorganizacion m^dica*^ — „Cimipendio
historico de la medicina espahola" (Barcelona 1850), Anhang zu der von ihm
GONZALEZ. — GOOCH. 599
seit 1849 herausgegebenen, allein die spanische Medicin berücksichtigenden Zeit-
schrift: „El Divino ValUs** — „Memoria historica del cölera-morbo asiatico
en Espana"* (Madrid 1858) u. s. w.
Ovilo y Otero, pag. 266. G.
* Gonzalez y Horillas, Don Jos6 Maria 0., in der Havanna, schrieb:
„Monografia optalmolögica 6 descripcion de todas las enfermedades que pueden
padecer loa drganos de la Vision y partes anexas*' (2 voll., Habana 1848 — 50,
w. 20 pl.) — „Lecctones elementales de patologia generale (Ebenda 1860).
Index-Catalogae. V, pag. 509. Red.
* Gonzalez del Valle, Don Ambrosio G., Arzt in der Havanna, sehrieb,
ausser einem „Manual de obstetricia para el uso de nuestras parteras" (Havanna
1854) und einem „Manual de flebo-tomianos 6 sangradores y dentistas" (4. edit.,
Paris 1865) .eine Reihe von Aufsätzen , welche sich auf die Hygiene der genannten
Stadt beziehen; so über einen neuen Friedhof daselbst (1868, 71), das Regen-
wasser (1869, 70), Canalisation (1870) u. s. w. ; ferner über die Meteorologie der
Stadt (1865, 69), über: „Cölera. Avisos para precaverse 6 salvarse de M, etc.''
(1870) und „Tablas obiturias de la Habana etc.*" (1870—73) u. s. w.
Index-Catalogue. V, pag. 510. ö,
Gooch, Benjamin G. , zu Shottisham in Norfolk, ein verdienter
praktischer Chirurg , über dessen Lebensumstände nur wenig bekannt ist , schrieb :
„Cases and practical remarks in surgery ; toit-h shetches of machines of simple
constructiony easy application, and approved itse" (London 1756) — „A practical
treatise on wounds and other chirurgical subjects ; to whick is prefixed a short
historical account of the rise and progress of surgery and anatomy, addressed
to young surgeons" (Norwich 1767) — „Medical and surglcal observations^
as an appendix to a former publication" (London 1775). In den Philosophical
Transactions (1769, 1775) publicirte er: „Morbid Separation of the cuticle from
the cutis" und: „Remarks and considerations relative to the performance of
amputation above the knee, by the Single circular incision" — „Concerning
aneurisms of the thigh". Er starb um 1780 und erschien nach seinem Tode
eine Sammlung seiner Schriften u. d. T. : ;, 27ie chirurgical works of . , , A new
edition, with his last corrections and addiiions" (3 voll., London 1792).
Biogr. m^d. IV, pag. 484. — Dict. hist. II, pag. 589. Gnrlt.
Gooch, Robert G. , zu London, war 1784 zu Yarmouth in Norfolk
geboren, kam zuerst bei einem Chirurgen und Apotheker daselbst in die Lehre,
studirte dann in Edinburg, wurde 1807 daselbst Doctor, prakticirte anfänglich in
Croydon, wurde 1812 in das College of Physicians in London aufgenommen,
wurde Physician am Westminster Lying-in Hospital, war Docent der Geburtshilfe,
der Frauen- und Kinderkrankheiten bei der medicinischen ScTiule des Bartholomew*s
Hospital und erlangte eine ausgebreitete geburtshilfliche Praxis. Er publicirte in
den Medical Transact. of the Royal College of Physicians (1820, 1822): „Obser-
vations on puerperal insanity" — „A contribution . . . , what is the nature of
the process called the spontaneous evolution of the foetusf" und in den Lond.
Med.-Chir. Transact. (1822): „An account on some circumstances under which
a haemorrhage may occur, . . . thovgh the Uterus feel contracted etc." und gab
eine Uebersetzung von Leop. Ant. Gölis: „A treatise on the hydrocephalus
acutus etc." (London 1821) heraus. Er schrieb ferner: „An account of some
of the most important diseases to women" (Ebenda 1829; 2. edit 1831 ; American
edit. Philadelphia 1832; 1836; deutsche uebersetzung in Bd. III der Klin.
Handbibliothek , Weimar 1830). Nach seinem am 16. Februar 1830 erfolgten
Tode erschien noch: „A practical compendium for widwifery ; etc. prfpared
for pubVcafion hy (reo. Sk inner" (London 1831) und sehr viel später
wurden die „Diseases of women" noch einmal von der New Sydenham Society:
600 GOOCH. — GOODALL.
„Wüh other papers. Prefaiory easay by Rob. Ferguson*^ (London 1869)
heransgegeben. — Er gehörte zu den glflcklichsten und beUebteston Praktikera
und war gleichzeitig ein sehr anziehender Lehrer ; sein Werk Aber Franenkrank-
heiten gehört zu den besten der damaligen Zeit.
Munk, III, pag. 100. — Callisen, XXVUI, pag. 239. ü.
Gk>od) John Mason G», in London, Arzt und Literat, war zu Epping
(in Sussex) am 25. Mai 1764 geboren, kam zu einem Chirurgen in Gosport in
die Lehre, studirte dann im Guy's Hospital in London und begann 1784 za
Sudbury (Suffolk) mit massigem Erfolge eine Praxis. Er ging darauf nach London^
in der Hoffnung, sich bei der Schriftstellerei , der er sich ebenfalls zugewandt
hatte, besser zu stehen, als bei der Medicin und erlangte in der That dnrch
jene später auch eine bedeutende Praxis. Wir führen im Folgenden jedoch nur
seine Schriften medicinischen Inhalts an. Er verfasste, von der Londoner
Medical Society preisgekrönt: „Ä dissertation on the diseases of prisons and
poorhouses^ (London 1795; deutsche Uebersetzung von C. Graf v. Habrach,
Wien 1799) und im Auftrage des Comit^ der General Pharmaceutic Association
of Great Britain: „Ä history of medicine^ so far as ü relates to the profession
of the apothecary; from the earliest accounts to the present period: ekJ
(Ebenda 1795; 2. edit., „^ which are prefixed observations on a tract, entüUd:
Murepsologia ; etc.^ (1796), femer: ^A dissert. on the be^ means on fnatn-
taining and employing the poor in the parish workhouses" (London 1798;
1805) — „A second address to the members of the corporations of surgems
of London, respecting the proceedings of the court of assistants" (Ebenda
1798) — „Anniversary oration before the Medical Soc, of London, on Ae
general structure and physiology of plants , compared with those of animahj
and the mutual convertibility of their organic elements^ (Ebenda 1808). Nach
der von ihm verfassten Schrift: „A physiological System of nosology; with a
corrected an simplified nomenclature" (Ebenda 1817 ; Amer. edit. Boston 1823}
und nachdem er 1820 im Marischal College, Aberdeen, Doctor med. geworden,
gab er sein bedeutendstes medicinisches Werk, das eine Reihe von Auflagen erlebte,
heraus, nämlich: „The study of medicine" (4 voll., London 1822; 2. edit.
1825; ö voll.; Boston 1823; 4. Amer. edit. „With a physiological System
of nosology*^, Philadelphia 1825; Dasselbe, „Improved by Sam. Cooper.
tf. Amer. from the last English ed., with notes by A. Sidney Doane, To
which is prefixed a sketch of the history of medicine, from its origin to the
commencem^nt of the 19th Century, by J. Bostock, 2 voll, New York 1835, 4. ;
deutsche Uebersetzung nach der 4. Auflage von Lüdw. Calmann, 4 Bde., Leipag
1837 — 40). Lange ehe die ostindische Cholera nach Europa kam, schrieb er
über dieselbe eine später von F. G. Gmelin übersetzte Schrift (Tübingen 1831;
2. Aufl. 1832). Eine seiner interessantesten Schriften ist auch: „The hook
of nature** (2 voll. 1826; „Amer. edit. from the last London edit. Tb ir ÄtcA
M prefixed a sketch of the authors life^^ New York 1831), nach Vorlesungen,
die von ihm in der Surrey Institution gehalten worden waren. Ausserdem ist von
ihm anzuführen, dass er in hohem Grade sprachkundig war, in Folge dessen
eine Menge fremdländischer Werke übersetzte und ein eifriger Mitarbeiter der
Zeitschriften „World", „Analytical and Critical Review", ^jBritish Magazine",
„Monthly Magazine" und an der „Pantologia, or universal dictionary of arts,
Sciences and words", 12 voll., war, und manche bedeutende, hier nicht näher
anzuführende literarische Erscheinungen an's Tageslicht förderte. Er starb zn
Shepperton (Middlesex) am 2. Januar 1827.
0. Gregory, Memoirs of the life. writings and character, . . . of the late J. 3LG.
London 1828 (nicht zugänglich). — Munk, III, pag. 2-48. (j
Goodall, Charles G. , zu London, war in Suffolk geboren, wurde in
Cambridge 1670 Doctor, ebenso wahrscheinlich in Leyden, trat 1676 in das
GOODALL. — GOODEVE. 601
College of Physicians ein, wurde in demselben Fellow, hielt die Oulstonian und
Harveian Leotures , war Präsident desselben 1708 und erwies sich als besonders
eifrig in der Yertheidigung der Rechte des College, indem er folgende zwei
Schriften verfasste: „Tke College of Physicians vindicated against a pamphlet
enüded the Corner Stone etc, ; and the true State of physio in the naiion faith-
fully represerUed*' (London 1674) und „The Royal College of Physicians of
London founded and established by law . . . and an historical account of the
College' s proceedings against empiricks and unlicensed practisers etc," (Ebenda
1684). Er war ein intimer Freund von Sydenham und ein von Demselben und
dem Publicum hochgeschätzter Arzt , der dem Sutton Hospital vorstand. Er starb
zu Kensington am 23. August 1712.
Munk, I, pag. 402. G.
*Goodell, William G. , Sohn eines Missionärs, ist am 17. October
1829 auf Malta geboren. Nach Beendigung seiner medicinisehen Studien im Jahre
1854 am Jefferson College prakticirte er bis zum Jahre 1861 in Constantinopel
und siedelte dann nach WestChester, Pa., 1865 nach Philadelphia über, wo er
seitdem, vorzugsweise als Gynäkologe und Geburtshelfer beschäftigt, lebt. Ausser
zahlreichen, die genannten Gebiete betreffenden Journal-Artikeln in verschiedenen
amerikanischen Zeitschriften und einigen kleineren Gelegenheitsschriften (vergl. ein
Verzeichniss derselben im Index-Catalogue, V, pag. 511) hat er „Lessons in
gynaecology^ (Philadelphia 1879) veröffentlicht.
Atklnson, pag. 321. A . . t.
Goodeve , Edward G. , geboren zu Bury Hall (AI verston , Hants) am
27. Januar 1816 , studirte Medicin, Anfangs in Bristol unter Leitung seines Bruders
W i.l 1 i a m G. , Chirurg und Lehrer der Anatomie daselbst, später in London unter
Sir W. Lawrence , speciell am St. Bartholomew'd Hospital. Auf Verwendung des
Letzteren erhielt G. eine Stelle als Assistant Surgeon in Bengalen, die er 1841 in
Calcutta antrat, wo er zugleich, vom Bischof Dr. Wilson als Arzt engagirt,
Gelegenheit zu langen wissenschaftlichen Expeditionen in Begleitung mit diesem
fand. 1843 ging G. nach Cawnpore als Civilchirurg und blieb daselbst bis zu
seiner 1850 erfolgten Ernennung zum Assistant Apothecary General und Professor
der Materia medica in Calcutta und später zum I^ofessor der Medicin und Physik
am College Hospital daselbst. 1864 gab er diese Aemter und die bedeutende
Privatprazis auf, ging nach England zurück, vertrat 1866 officiell die englische
Regierung bei der internationalen Cholera-Comnüssion in Constantinopel, zog sich
dann, nach der Heimath zurückgekehrt und nach kurzer praktischer Thätigkeit als
Consulting Physician, auf seinen Landsitz Drinagh Stoke Bishop (2 Meilen von
Glifton an den Ufern des Avon) zurück, wo er am 27. October 1880 starb. —
G. ist hauptsächlich durch seine verdienstvolle praktische und amtliche Thätigkeit
als Arzt und Lehrer in Indien erwähnenswerth. Literarisch ist derselbe durch
einige werthvolle Aufsätze über „Diarrhoe" und „Cholera" in „Reynold's System
of Medecine", sowie durch Untersuchungen über Dysenterie, Diarrhoe, „Enteric
fever", Cholera und das sogenannte Red fever von Bengalen (veröffentlicht in
verschiedenen Journalen) hervorzuheben.
Lancet. 1880, II, pag. 752. — Med. Times and Gaz. 1880, II, pag. 578. Pgl.
Goodeve, Henry Hurry 6., studirte in London, Dublin und Edin-
burg, wurde 1829 bei letztgenannter Universität Doctor, trat in den Dienst der
ostindischen Compagnie (Bengalen), wurde Professor der Anatomie und Geburts-
hilfe an der Universität und Physician des Lying-in Hospital zu Calcutta und
Insp.-Physic. des Renkioi Hosp. Er schrieb: „Domestic management of children
in India" und viele Aufsätze in medicinisehen Journalen, darunter: ^Account
of a human (twin) monstrosity" (Calcutta Transactions 1836). Er war 1837
bis 38 Mit-Redacteur des „Quarterly Journal of tke Calcutta Medical and
602 GOODEVE. — GOODSIR.
Physical Society^. Nach England zurückgekehrt, lebte er in Cook's FoUy, Stoke-
Bishop, Bristol und starb zu Anfang der achtziger Jahre.
Medical Directory. Red.
*6oodhart, James Frederic G. , zu London, studirte im Guys
Hosp. in London, war pathologischer Assistent am HuNTEB'schen Museum und
als solcher an der Bearbeitung der 2. edit. des Museums-Kataloges (1882) be-
theiligt, ferner Registrar im Guy's Hosp., wurde 1873 in Aberdeen Dr. med. und
ist zur Zeit Assistant Physician und Demonstrator für pathologische Anatomie am
Ouy's Hosp. und Physician am Evelina Hosp. ffXx Kinder. Er schrieb in den
Guy's Hosp. Reports : ;, Thermometric observationa in clinical medicine^ (1869) —
„Erysipelas of the kidney^ (1873) — „On the presence of bacteria in Oie
blood and infiammatory producta of aeptic fever*^^ (1875) — „On Cancer^
(1875) — „Meningeal haemorrhage^ — „Empyema*^ (1876 — 77) — ^DicLStolie
bruits at apex of heart*^ (1878) — „Acute dilcUcUion of heart in scarlatinal
dropsy^ (1879) — „Etiology of acarlatina in aurgical caaea" (1879) —
„Rheumatiam in childhood" (1881); ferner im Edinb. Med. Journal (1871 — 72):
„On artificial tuber culof*is, etc."; bearbeitete die Artikel „Spleen", „Suprarenal
capsules" und „Liver" für den von der New Sydenham Society herausgegebenen
„Atlas of Pathol." (1879 — 81); ausserdem: „The trecUment of acute chorea hy
maaaage and the free adminiatration of nouriahment" (1882) — „Anaemia as
a caiiae of heart diaeaae" (Lancet 1880) — „Sporadic cretiniam and myxoedema*^
(Med. Times and Gaz. 1880).
Medical Directory. Red.
Goodlad, William G., zu Bury (Lancashire) , war vorher in Bolsaver
(Derbyshire) und hat sich namentlich durch die folgende Schrift über die Krank-
heiten der Lymphgefässe und Lymphdrüsen, die 1812 den jACKSON'schen Preis
erhielt, bekannt gemacht: „A practical eaaay on the diaeaaes of the veaaeU
and glanda of the abaorbent ayatem ; . . . To which are added aurgical cases
with practical remarka" (London 1814; deutsch zusammen mit Garmichabl uod
Henning u. d. T. : „ lieber die Scrophelkrankheit" übersetzt von J. L. Choülaxt,
Leipzig 1818). Er schrieb noch im Edinb. Med. and Surg. Journ. (1809, 10,
12, 15): „Obaervationa on Mr. Barlow^a theory on the origin of urinarg
calculi^ — Obaerv, on purulent Ophthalmia*^ — ;, Caae of inguinal aneurysm^
cured by tying the external iliac artery^ — „Additiöhal obaervationa on the
treatment of hcrofula*^ ; femer: „Obaervationa on diseaaea which are produced
by irritation in the Urethra*" (London Med. Repository 1814) — „Hisiory of
a tumour aucceaafully removed from the face and neck , by previoualy tying
the carotid artery*" (London Med.-Chir. Transact. 1816, 1817) — „A letter to
Sir B, C. Brodie . . , containing a critical inquiry inJto hia lecturea illustrative
of certain local nenoua aßectiona" (London 1840).
Qallisen. VII, pag. 302; XXVIIT, pag. 240. G.
Goodslr, John G. , geboren 1814 zu Anstruther (in Fifeshire), wo sein
Vater und Grossvater renommirte Praktiker waren, studirte in Edinburg Mediein,
und zwar spcciell Anatomie bei Knox und Naturwissenschaften bei Jamesox. Er
war als Student befreundet mit den nachmals so berühmt gewordenen Edward
FoRBES, Samuel Brown, George Wilson, Sir James Y. Simpson, Spenceu. A.
Nachdem er die Licenz zur Praxis erhalten, assistirte er seinem Vater und ver-
öffentlichte 1839 einen in der wissenschaftlichen Welt Aufsehen erregenden Aufsati
„On the developement of the teeth*^ (im Edinb. Med. and Surg. Journal), machte
zugleich mit seinem talentvollen Bruder Harry D. S. Goodsir, der als Con-
servator des College of Surgeons Museum sein Nachfolger geworden und später
mit John Franklin die Nordpol- Expedition mitmachte, sowie mit seinem Freund
E. FoRBES vergleichend-anatomische Untersuchungen und entdeckte die Sarciaa
GOODSIR. — GOBDON. 603
ventriculi. Im Sommer 1842 und Winter 42 zu 43 hielt 0. vor dem Royal
College of Surgeons Vorlesungen, in denen er eine Menge von ihm gemachter
werthvoller neuer Entdeckungen und Beobachtungen auf dem Gebiet der Anatomie,
Physiologie und Pathologie vortrug, von denen der wichtigste TheU in den
Transactions of the Royal Society of Edinb. gedruckt und später ausführlicher in
den „Anatomical and physiological observations^ erschienen ist , die er in Ver-
bindung mit seinem Bruder Harry herausgab. 1844 wurde G. als Nachfolger
Mackenzie's Prosector an der Universität zu Edinburg und 1846 Professor der
Anatomie an Monbo's Stelle. In dieser Stellung zeichnete sich G. durch sein
vorzflgliches Lehrtalent aus , so dass er unbestritten zu den bertthmtesten Lehrern
der Anatomie an der Hochschule zu Edinburg gezählt wird und John Hunt er
fast gleichkommt. G. bereicherte das anatomische Museum mit einer sehr be-
deutenden Zahl von Präparaten. — 1853 begann seine Gesundheit zu leiden,
was ihn zu mehreren Reisen nach dem Festlande veranlasste. — Schriftstellerisch
ist 6., der am 11. März 1867 in Edinburg starb, im Ganzen nur wenig hervor-
getreten; seine Aufsätze: „On pcUhology of bone" — „On animal electrictty" —
.,0n the morphology of vertebrate and invertebrate^, zum Theil Vorträge in der
Royal Medical und der Medico-Chirurgical Society, sind in verschiedenen oben
erwähnten Journalen veröffentlicht.
Lancet. 1867, I, pag. 346. — Edinburgh Med. Journal. 1867, XII, pag. 959-962. —
British Med. Jonrn. 1867, I, pag. 8u7. Pgl.
Goodwyn, Edmund G. , Dr. med. zu Edinburg 1786, ist bekannt
durch seine Untersuchungen über die Asphyxie. Einen von der Society of Humanity
in London ausgesetzten Preis über die beste Wiederbelebungsmethode Asphyktischer
gewann G., der die damaligen Entdeckungen der Chemie für seine Theorie über
den Ertrinkungstod verwerthete. G. starb etwa 1830. Er schrieb ausser seiner
Inaugm*al-Dissertation.: „De morbo et morte subinersorum mvestigandts" (Edin-
burg 1786) noch; „The connection oflife vnth respiration, or an experimental
inquiry i'nto the efects of submeraion^ stangulation etc,^ (London 1788 ; französische
üebersetzung Paris 1798).
Dict. bist. II, pag. 591. Pgl.
Gorcy, Pierre-Christophe G. , französischer Militärarzt , war am
.19. März 1758 zu Pont-ä-Mousson geboren, als Sohn eines Apothekers, studirte
in Nancy und Metz, trat 1791 in die Armee ein und wurde später Chef- Arzt
der vereinigten Sambre-et-Meuse- und Rhein- Armeen , mit welchen er die Feldzüge
in Holland, Italien, Steiermark, Deutschland und Spanien mitmachte. Schon
früher hatte er eine „Topographie mMicale de Longwy" (1787), mehrere Auf-
sätze im Joum. gön. de mödic. (1788, 89, 92), darunter ein „M4m, sur les
dtff^enU moyens de rappeler ä la vie les aaphyxiques^ und ein „M4m. extrait
d^un Journal d'observattons faites pendant l'annde 1792 dans les armSes
frangaises du Nord, du Centre et des Ardennes** (Metz 1800) verfasst. Nach-
dem er aus der Armee ausgetreten war, Hess er sich in Metz nieder und wurde
erster Professor des Instructions-Militär-Hospitals daselbst. Es rührt von ihm die
Erfindung eines neuen Kugelziehers und eines Blasebalges zur Wiederbelebung
Erstickter her und schrieb er eine von dem Cercle medical zu Paris 1816 mit
einem Preise gekrönte Monographie: „Redvrches historiques et pratiques sur
V Hydrophobie^ (Paris 1821). Er interessirte sich für Naturwissenschaften, Malerei,
Sculptur und nahm lebhaften Antheil an der Befreiung der Hellenen von der
Türkenherrschaft. Er starb am 16. December 1826.
Chaumas im Conipte rendu de la Soc. des sciences me<I. du dep. de la Moselle.
1827, pag. 71 und Hecker's Literar. Annalen der ges. Heilkunde, Bd. XIII, 1829, pag. 117.
Cr.
öordon, Bernard, s. Bernard de Gordon, Bd. I, png. 416.
604 GOBDON. — GORE.
Gordon, John 0., ausgezeichneter englischer Anatom, gehören 1786
am 19. April in Forres (Grafschaft Mnrray in Schottland), stndirte Chirurgie in
Edinhnrg seit 1801 unter Leitung von Thomson, promovirte daselhst 1805,
ging hierauf nach London, wo er unter Wilson speciell noch anatomische
Studien trieb. Nach seiner Rückkehr wurde er in Edinburg Präsident d^
Society of Medecine, hielt 1807 osteologische Vorlesungen, Anfangs vor einem
engeren Kreise von Freunden, später öffentlich unter einem grossen Andrang von
Schülern. Er starb am 14. Juni 1818 im noch jugendlichen Alter von 32 Jahren.
Er schrieb: ^Esaay ort dislocaiion ofthigh bone^ (1808) — „On the extrication
of caloric during the coagulation of the blood" (in Thomson, Annais of Phüo-
sophy 1814, T. IV) — „A system of human anatomy" (T. I, Edinburg 1815) —
„Engravings illustrating the anatomy of the skeleton^in 22 plcUes^ (Edin-
burg 1817, 1818) — „Observattons on the structure of the brain etc."
(Edinburg 1817).
Dict. hist. II, pag. 594. Pgl.
*Gordon, Charles Alexander G., englischer Militärarzt, zur Zeit
Surgeon-General auf Halbsold, wurde 1840 in St. Andrews Doctor und verfasste
während seiner Dienstzeit in China , Indien u. s. w. mehrere Schriften, sowie eine
Reihe von Aufsätzen, unter denen wir von den ersteren zunächst folgende anführen :
„China, from a medical potnt in 1860 and 1861, to which is added a
chapter on Nagasaki as a sanitarium^ (London 1863) — „Army hygiene*"
(Ebenda 1866) — „Bemarks on army surgeona and thetr toorks" (Ebenda
1870) — „A lecture on some points for comparison between the French and
British soldier" (Ebenda 1872) — ^^^TA« soldier's manual of sanitation and
of first help, in sickness , and tohen toounded^ (1873) — „Notes on hygiene
of cholera fcyr ready reference" (1877) — „Lessons on hygiene and surgery
from the Franco-Prussian war" (1873). Von einzelnen Aufsätzen erwähnen wir,
aus Colburn's United Service Magaz. ; „ The army in relation to public health.
Introductory, Venereal diseases, Food" — „ The administrative Services during
the Franco-Prussian war^ ; femer: „Remarks on the Prussian siege of Paris
in some of its relations to hygiene and surgery" (Brit. Med. Joum. 1871;
französische üebersetzung von Gaston Decaisne, Paris 1871) — j^Experiencts
of an army surgeon in India" (Med. Press and Circular, 1868-71) u. s. w.
Index-Catalogue. V, pag. 514. Bed.
*Gk)rdon, Alexander G. , zu Belfast in Irland, studirte daselbst und
in Edinburg, wurde 1841 an letztgenannter Universität Doctor und ist zur
Zeit Professor der Chirurgie am Queen's College und Consult. Surgeon des Belfast
General Hospital. Er schrieb: „On a peculiar and unique dislocation of the
femur upon the pubes" (Dublin Hosp. Gaz.) — „Treatment of fracture of
lower end of radius" (Edinb. Monthly Journ. 1861) — „Fracture of davide
between coraco-clavicular ligaments , and extra-capsular fracture of certfix
femoris" (Dublin Hosp. Gaz.) — „A treatise on the fractures of the lower
end of the radius , on fractures of the clavicle . . . and on the reduction of
the recent inward dislocations of the Shoulder- Joint (by manipiUation)^
(London 1875).
Medical Directory. Bed.
Gore, Richard Thomas 6., zu Bath, war 1799 in Dublin geboren,
studirte im St. Bartholom. Hosp. in London, übersetzte JoH. FfiiBDR. Blümek-
BACH's „A manual of the elements of natural history" (London 1825) und
Carl Güst. Cards* „An introduction to the comparative anatomy of animals'^
(London 1827), nachdem er „Abstract of the history of a case of strangiäated
exomphalos successfully operated on, fifty hours after parturition" (London
Med.-Chir. Transact. 1823) beschrieben hatte. Er Hess sich 1831 in Bath nieder,
GORE. — GORRIS. 605
wurde 1844 Surgeon des United Hospital, war von 1838 — 58 Mitglied des Mnoi-
cipal Coancil und wurde bald darauf zum Alderman erwählt. Einen ihm ange-
botenen Lehrstuhl der vergleichenden Anatomie am University College hatte er
abgelehnt. Es ist noch eine „Notice of a ctzse of microcephaly" (Anthropologe
Review, 1863) von ihm bekannt. Er starb Anfangs December 1881.
Lancet. 1881, H, pag. 1023. — British Med. Journ. 1881, U, pag. 920. G,
Gorgoli, Sa was 6., seiner Abstammung nach ein Grieche, geboren in
Neshin (Oouv. Tschemigow in Russland), studirte Medicin in Halle von 1755 an,
machte Reisen in Oesterreich und Italien, wurde Doctor der Medicin in Halle 1763
(„Dias, de generali recidivorum pathologicopractica consideraiione , 4.) und
erhielt in Petersburg nach bestandenem Examen 1763 das Recht der Praxis. Er
war in verschiedenen Stellungen thätig und wurde 1791 aus dem Dienst entlassen.
Iwan O., Bruder des Vorhergehenden, studirte von 1759 an in Halle,
Strassburg und Berlin, wurde Dr. med. in Halle am 10. August 1768 („Dias,
qua propost'ta a clariss, Machride putredinis theoria examini Aubjicttur^, 4.),
G. prakticirte in Neshin und war insbesondere während der Pest thätig; in
Rücksicht hierauf erhielt er im September 1784 nach dem Examen das Recht der
freien Praxis.
Tschistowitsch, CXLIV. L. Stieda.
*(}ori, Marinus Willem Clement G. , am 7. September 1834 in
Amsterdam geboren, studirte an der militärärztlichen Schule in Utrecht, wurde 1855
zum Militärarzt ernannt und 1869 in Utrecht zum Dr. med. promovirt („Diss.
Eene bydrage voor nieuwere hospitaaJrhygiene*'). Nach Quittirung des Militär-
dienstes etablirte er sich in Amsterdam als Augenarzt und ist seit 1875 Lector
in der Militärmediein und Chirurgie an der Universität. Er schrieb hauptsächlich :
„Onze Kazernen" — „De voeding van den soldaM^ — „Hei leven van den
soldaat" — „Des ASpitaux, tentes et baraqties" — „La Chirurgie militaire et
les socütSs de secours ä Vexposition universelle de Vienne*^ (1873) — ^De
militaire Chirurgie, de legerverpleging^ de militaire en vryvjillige gezondheids-
dienst op de intemat. tentoonstellingen te Philadelphia et te Brüssel in 1876" —
„De militaire Chirurgie en de geneeskundige dienst te velde" — n^^ vervoer
van zieken en gewonden" — „De militaire geneeskundige organisatie en de
geneeskundige dienst te veide hij het Engeische leger. Parallellen en critieken,*^
(1878) — „Het vervoer van zieken en gewonden längs spoorwegen, ambulante
of rollende hosjntalen" — „Een nieuw gasthuis te Amsterdam*^ — „Een
ziekendorp in het midden van Amsterdam" — „Asepticisme en evacueeren" —
„Sur le transport des malades et blessds par les voies ferrdes dans les climats
tropicaux, communication au Oongr^ international des mSdecins des colonies
h Amsterdam" (1884). C. E. Daniöls.
Gorp, Jan de G., bekannt unter dem Namen Gobopius Becanüs, geboren
am 23. Juni 1518 in Hilverenbeck (Brabant), studirte in Löwen, wo er 1539
Magister art. wurde. Dann begann G. Medicin und Mathematik zu studiren,
machte Reisen nach Spanien, Italien und Frankreich, war vorübergehend Arzt der
Schwestern von Karl V. und liess sich nach seiner Rückkehr in die Heimath in
Antwerpen nieder, wo er mit Erfolg prakticirte und nebenher in seinen Müsse-
stunden sich viel mit philologischer Literatur und Archäologie beschäftigte. Einen
Ruf als Leibarzt Philipp's H. lehnte G. ab, liess sich vielmehr später in Lüttich
nieder und starb zu Mastricht am 28. Juni, 1572. Eigentlich medieinische Werke
hat G. nicht hinterlassen.
Biogr. m6d. IV, pag. 485. Pgl.
^Gorris (Gobraeus), Pierre de G. , geboren zu Bourges, Mitglied der
Pariser Facultät um 1511, gelehrter Praktiker, schrieb: „Praxis medicinae in
606 GORBIS. — GOETEE.
communem vsum iotius Europae etc." (Paria 1555) — „Farmulae remediorum,
quibus vulgo medici läuntur** (^aris 1560; Lyon 1584; Genf 1612; mit dea
Werken seines Sohnes Jean G. wieder abgedrückt Paris 1564; Frankfurt 1578
und 1601; Paris 1622). — Sein Sohn: q
/Jean de G. , gehört zu den berühmt^n^/ philologischen Medicinem
des 16. Jahrhunderts. Er war geboren zu Paris U505, promovirte 1541 und
war etwa seit 1548 Professor an der medicimsdfen Facultflt der Pariser
Universität. G. ist bekannt durch seine Bearbeitung des Nikandee: „Nicandri
thertaca et alextpharmaca , cum interpretatione et sckolüs" (Paris 1549 und
1557) und einiger Hippokratischer Schriften: „In Htppocratü Itbrum de
medico annotationes et acholia" (Paris 1543) — „Hippocrates de genitura et
natura pueri*^ (Paris 1545), besonders aber durch sein Werk: „Definüwnum
medicarum Ubri XXIV" (Paris 1564; Frankfurt 1578 und 1661, fol; Paris
1622, fol.), eine alphabetisch geordnete Erklärung der griechischen medicinischen
Terminologie, auf der alle späteren derartigen Arbeiten basirten. G. war Cakioist
und machte alle Schrecken der Bartholomäusnacht durch, an deren indirectea
Folgen er 1577, im Alter von 72 Jahren starb.
Biogr. mM. lY, pag. 485. — Dict. bist. II, pag. 595. Pgl.
Gorris, Jean de G. , Sohn des Vorigen, ist bekannt durch den Wider-
stand, den er bei seiner 1572 erfolgten Präsentation zur Aufnahme in die Pariser
medicinische Facultät der vorgeschriebenen Eidesleistung in ihrer höchst orthodox-
katholischen Formel entgegensetzte nnd durch die daran sich knüpfenden Streitig-
keiteö. Nachdem G. nachgegeben, wurde er Mitglied der Facultät und Leibsrzt
von Ludwig XIII., veröffentlichte 1622 eine Ausgabe der Werke seines Vaters
und die „Formulae remediorum^^ seines Grossvaters. Sonst schrieb er noch einige
unbedeutende Dissertationen, wie: „A putride sanguine biliosa febris" (Paris
1607) — j,ln *acutis sudores optimi" (Paris 1615) u. A.
Biogr. mW. IV, pag. 486. Pgl.
Gorter, Johannes de G., am 19. Februar 1689 in Enkhuizen geboren,
studirte in Haarlem an der klinischen Schule und in Leyden , wo er 1712 pro-
movirte („Diss, de obstructione"* ) , Nach 13jähriger Praxis in seinem Geburtsorte,
wurde er 1725 in Harderwyk zum Prof. med. ernannt („Oratio inaugur. de
dirigendo studio in medicinae praxi"), während ihm auch der Unterricht in der
Chemie und Botanik aufgetragen war. 1754 wurde er mit seinem Sohne David
(s. unten) als Leibarzt der Kaiserin Elisabeth nach Petersburg gerufen, wo
er vier Jahre wirksam war. Nach der Heimath zurückgekehrt, starb er 1762 in
Wyk by Duurstede. Ausser seiner ,, Praxis medicae systema" (Harderw. 1750) —
„Methodus dirigendi Studium medicum" (Ebenda 1753) und einigen kleineren
Schriften (worunter ein „Gompendium medicinae in usum excercit, domestic.
digestum") haben wir als sein Hauptwerk die „Medicina Bippocratica, exponms
aphorismos Hippocratis" (Amst. 1741; Padua 1747; 1753; Amst. 1754)
zu erwähnen. C. E. Daniels.
Gorter, David de G., ältester Sohn des Vorigen, wurde am 30. April
1717 in Enkhuizen geboren, studirte an der Universität Harderwyk und promo-
virte daselbst 1734 in der Medicin („Diss. de aphorismis Hippocratis" J nnd
1737 in der Philosophie („Diss, de necessitudine physices in medicina"). Er
war nicht praktisch wirksam, doch wurde er 1742 Lector medicinae, 1743 Prof.
extraord. botan. („Oratio de dicto Hippocratis: vita brems, ars longa") und
1746, nachdem er eine Professur in Herbom (Nassau) ausgeschlagen hatte, zum
Prof. ord. med. botan. an der Universität Harderwyk ernannt. 1754 zog er, eben
wie sein Vater, als Leibarzt der Kaiserin Elisabeth nach Petersburg und blieb
da bis 1761, wo er durch Erkrankung gcnöthigt war nach Holland zurückzukehren.
Nachdem er im folgenden Jahre wieder nach Russland gegangen war, kam er 1 764
GORTEB. — GOSSE. 607
znrttek und starb 1783 in Zutphen. Sein mehr als 2000 Pflanzen zählendes
Herbarium schenkte er der Universität Harderwyk. Er schrieb: ,y Materies medica,
exhibens virtum medicamentorum simplicium catalogua^ (Amsterdam 1740;
Padna 1765) — „Flora Oelro-ZtUphanica (Harderw. 1746) cum appendice**
(1757) — ^Elementa botanica methodo Linnaet accommodata'* (Hard. 1749) —
„Flora Ingrica etc,'' (Petersburg 1761) — „Flora Belgtca*" (Utrecht 1767) —
„Flora Zutpkanica^ (1781) — „Flora VII provinciarum Belgii foederati
indigena*' (1781) — „Leer der plantkunde" (1782). q g Daniels
Gorter, Herm^anus Boerhaave de G., jüngster Sohn des Johannes,
1732 in Harderwyk geboren, studirte daselbst, promovirte ebenda 1751 auf eine
„Di8s, de lacte et lactatione" und wurde praktischer Arzt in Amsterdam, wo er
im Jahre 1792 starb, ohne literarische Arbeiten zu hinterlassen. q e. Daniels.
Gomp-Besanez, Eugen Franz von Gr., wurde am 15. Januar 1817 zu
Graz geboren, ging 1837 nach Wien, um Medicin zu studiren, von dort nach
Padua und 1839 nach München, wo er 1842 mit einer Diss. „De prosopalgia^
promovirte. Nachdem er sich in München und Göttingen mit Chemie beschllitigt
hatte, habilitirte er sich 1846 auf Grund der Schrift: „Untersuchungen über
Galle" (Erlangen 1846) in Erlangen, wurde 1849 ausserordentlicher Professor
und 1855 Ordinarius für Chemie an derselben Universität. Seine Arbeiten, wie
z. B. seine Untersuchungen über Gallenbestandtheile , über verdauende Fermente
in Pflanzen , über die Entstehung des Ozons und seine Einwirkung auf die ver-
schiedenen organischen Stoffe u. A. , bewegen sich mit Vorliebe auf dem Gebiete
der physiologischen Chemie. Er veröffentlichte als selbstständige Werke: „Anlei-
tung zur qualitativen und quantitativen zoochemischen Analyse** (Nürnberg 1850 ;
2. Aufl. 1854; 3. umgearb. Aufl. Braunschweig 1871) — „üeber die chemischen
JSestandtheile einiger Drüsen safte** (Erlangen 1856) — „Lehrbuch der Chemie**
(Braunschweig 1859—62, 3 Bde.; 2. Aufl. 1863—67; 3. Aufl. 1868—75;
4. Aufl. 1871—78; Bd. U, 5. Aufl. 1876; 6. Aufl. 1881). Er starb am
24. November 1878.
Zeitschr. für physiol. Chemie. 1878, II, pag. 363. — Aerztl. Intelligenzbl. Mönchen
1878, Nr. 49, pag. b2h V.
^Goski, Kaspar G., in der ersten Hfilfte des 16. Jahrhunderts in Posen
geboren, studirte Mathematik und Medicin in Krakau und in Padua. In die Heimath
zurückgekehrt, lebte er in seiner Vaterstadt, wo er sich eines grossen Ansehens
erfreute; in den Jahren 1555 — 1557, 1563, 1568, 1574, 1575 verwaltete er das
Bflrgerroeisteramt, im Jahre 1567 lohnte die Stadt seine Verdienste durch Schenkung
eines bedeutenden Grundstückes in der Vorstadt Glinki. Einige Jahre vor seinem
Tode zog er nach Venedig, wo ihm der Senat der Republik für geleistete Dienste,
besonders aber für die Vorhersagung eines eingetroffenen Sieges, durch Beeret vom
15. October 1571, die Aufnahme in die Zahl der Patricier, sowie eine lebens-
längliche Pension von 300 Ducaten zuerkannt hatte; ausserdem wurde ihm dort
ein Bronzedenkmal errichtet. Er starb 1578. Seine Werke, astrologischen Inhaltes,
sind in polnischer Sprache theils in Krakau, theils in Breslau gedruckt worden.
K. & P.
Oosse, Henri -Albert G. , geboren am 25. Mai 1753 zu Genf, wurde
1780 Pharmaceut in Paris und gewann zwei von der Akademie ausgesetzte Preise
über die Mittel, Vergolder und Hutmacher gegen die aus der Benutzung des
Quecksilbers entspringenden Krankheiten zu schützen. In seine Heimath zurück-
gekehrt, widmete er sich ganz dem Studium der Chemie und Naturwissenschaften,
war Mitstifter der Soci6t6 de physique et d'hist. naturelle in Genf und Gründer
der Schweizer Naturforscher- Versammlungen, deren erste 1815 auf seinem Landsitze
in Minnex bei (Jenf abgehalten wurde. Er starb 1. Februar 1816.
Biogr. m6d. IV, pag. 490. — Dict. hist. II, pag. 599. — Poggendorff, I, pag. 929.
Pgl.
V
608 GOSSE. — GOSSELIN.
Gbsse, Andr^-Louis G., zu Qenf, war daselbst als Sohn des Vorige
am 18. Juni 1791 geboren, studirte in Paris und wurde hier 1816 Doctor mit
der Diss. : „Propositions gSnärales sur les maladies causSes par l'exercice des
professions*^ , schrieb weiter: „Sur Vhygüne des profesaiona tnacdubres*^ (Bibl.
univ. de Genfeve, 1817) — „Des maladies rhumcUotdes*^ (Genf 1826) und gab
heraus über das Dispensaire, dessen Arzt er geworden war, zusammen mit
Pbevost, Dupin und Lombard: „Rapports du dispensaire de Oeneve etc."
(1821) — „Troisüme rapport" (1830), In demselben Jahre ging er als Phil-
hellene und Arzt nach Griechenland, machte sich besonders um den Sanitiltszustand
der griechischen Flotte verdient und kehrte 1829 zurück. Er schrieb: „Sur la
nature et le traitement du cholSra sporadique et ipidSmique" (Bibi. univ. 1831;
deutsche Uebers. von A. Clemens, Frankfurt a. M. 1831; italienische üebers.
Venedig 1831) — „Rapport sur V^dSmie du cJiolira en Prusse, en Busste
et en Pologne" (1833) — „Relation de la peste qui a rSgnd en Orhce en 1827
et 1828 ; contenant des vues nouvelles sur la marche et le traitement de cette
maladie^ (Paris 1838) — „Examen mddical et philosopkique du systhne
pSnitentiaire*' (Genf 1837 ; deutsche üebers. von Adolph Martiny, Weimar 1839) —
„De la rdforme des quarantaines^ (Bibl. univ. 1842). Er schrieb d«raiif
Mehreres über Cretinismus: „Rapport sur le traitement du critinisme*' (Genf
1848) — Dasselbe: „Extraü des lettres du Dr. Ouggenbühl, h Zürich
1846*' (Arch, des sc. phys. et nat. , 1848) — „De V Ätiologie du goitre et du
crStinisme*' (Genf 1854); femer: „Essai sur les dSformations artißcielles du
crdne" (Annales d'hyg. publ., 1855) und anthropologische Aufsätze über die alten
Rassen von Peru (Bulletins de la Soc. d'anthrop. de Paris 1860 und in den Mömoirea
derselben 1863), sowie „Monographie de V Erythroxylon coca*' (M6m. couronn.
de l'Acad. de Brux. 1861); endlich: „-Dm bain turc, modifid par Vemploi du
calorique rayonnant et de son introduction en Suisse" (Genf 1865) — „Dei
trichines spirales, des accidents maladifs qu'elles engendrent etc,** (Ebenda 1866),
Dechambre, 4. S6rie, T. IX, pag. 757. — Callisen, VII. pag. H09;
XXyra, pag. 242. Q
Oosselet, Auguste-Napolöon G., zu Lille, war 1810 in Antwerpen
geboren, wurde 1837 in Paris Doctor, war später Öhefarzt der Irrenanstalt za
Lille, die er zu einer Musteranstalt zu machen verstand. Ausser als Irrenant
erwarb er sich auch einen Ruf als Philosoph, Philanthrop u. s. w., veröffentlichte
verschiedene wichtige Arbeiten über Nerven- und Geisteskrankheiten und schrieb
ausserdem: „Statistiqtie des malcLdies ^pidSmiques dans V arrondissement de
Lille de 1832 h 1843'' (Lille 1844), ferner die „Rapports sur les travaux
du Conseil central de saluhritS et des Conseils d'arrondissement du dip, du
Nord.... 1849 — 53*^ (Ebenda 1849 — 54) und zusammen mit l'Hbrboc de
LUSSATS: „Statistique administrative et mSdicale de Vasile public des alienSs
de Lüle, pour les ann4es 1847—51*^ (Ebenda 1852). Er starb im Sommer 1859.
Teilleux in Annales m6d.-p8ycliol. 3. S^rie, T. V, 1859» pag. 643. 6.
^Gtosselill, Athanase L6on G., wurde am 16. Juni 1815 in Paris
geboren, studirte daselbst, speciell unter ROüX, Blandin und Yelpkau und
gelangte 1843 zur Promotion. Von 1847 ab wirkte er als Chirurgien des hdpitaux
an verschiedenen kleineren Pariser Spitälern, von 1867 ab an der Charit^. Bereits
1858 war er zum Professor, 1860 zum Mitglied der Akademie der Medicin er-
nannt worden; 1874 wurde er Membre de Tlnstitut. Aus seinen z&hlreicheii
Arbeiten sind hervorzuheben : ;, Gompendium de Chirurgie** (mit Dbnonyilliebs) —
„Leqons sur les hemies" — „Legons sur les hAnorrhotdes*' — „dinique
chirurgicale" (3 Bde. in 3. Auflage). Viele Themata aus der Chirurgie der
Hoden und des Rectums bearbeitete G. in Originalaufsfttzen und lieferte auaserdem
eine XJebersetzung von Cürling's Hodenkrankheiten. Wemicli
GOTTHAED. — GOUBELLY. 609
Gtotthard, Joseph Friedrich G., zu Bamberg, war zu Liehtenfels
bei Bamberg am 21. Deeember 1757 geboren, widmete sich, nachdem er zuerst
Kaufmann gewesen, der Chirurgie, studirte in Bamberg, von 1784 — 89 in Wien,
dann zu Wttrzburg und Mainz, wurde 1791 Professor der Anatomie und Thier-
heilkunde zu Bamberg, wie auch Hof- und Ober-Landesthierarzt der ganzen Provinz.
Er sehrieb einen: „Leitfaden für angehende Aerzte, Kranke zu prüfen und
Krankheiten zu erforschen; u, s. w." (Erlangen 1793) — „Entwurf eines Lehr-
planes zu thterärztltchen Lehranstalten, u, s, w.^ (Ebenda 1796), sowie eine
Schrift über die Hornviehseuche (1796) und, nachdem er 1802 Assessor der
medicinischen Facultät und Beisitzer des Med.-Collegiums , 1803 aber Professor
der Anatomie, Thierheilkunde und gerichtlichen Medicin an der landärztlichen
Schule zu Bamberg geworden war, ein Programm über Seuchen überhaupt (1803).
1813 — 15 fungirte er als Armenarzt, wurde 1823, als die landärztliche Schule
einging, in den Ruhestand versetzt, fungirte aber noch als Privatdocent der
Naturkunde und als Arzt weiter in Bamberg bis zu seinem am 23. Februar 1834
erfolgten Tode.
Callisen, YII, pag. 313; XXVIII, pag. 243. G.
Gottsched, Johann G. , geboren im Juli 1668 zu Königsberg i. Pr.,
studirte hier Medicin, machte Reisen durch Deutschland, Holland und Italien und
wurde 1691 Physicus in Bartenstein in Ostpreussen. 1694 erhielt er die ausser-
ordentliche, 1701 die ordentliche Professur für Physik und Medicin zu Königs-
berg, wo er am 10. April 1704 starb. Er gab „Meteorologische Jahresberichte^
in deutscher Sprache für die Jahre 1 702 und 1 703 , ferner eine mit Bemerkungen
und Zusätzen vermehrte neue Auflage der Johann LoESEL'schen „Flora Preussens^
(Königsberg 1703 und 1704), sowie eine Anzahl in das Gebiet der Physiologie
einschlägiger Dissertationen heraus.
Biogr. m6d. IV, pag. 491. Pgl.
* Gottstein, Jacob G., zu Lissa am 7. November 1832 geboren und
in Breslau speciell unter Frerichs und Middeldorpf ausgebildet , 1866 promovirt,
wirkt seit 1864 in Breslau als Specialarzt ftlr Hals- und Kehlkopfkrankheiten,
seit 1867 auch für Ohrenkrankheiten und habilitirte sich 1872. Schriften:
„ Ueber den feineren Bau der Gehörschnecke bei Menschen und Säugethieren" —
^ NasenkranJeheiten" und ganz neuerdings: „Die Krankheiten des Kehlkopfes
und der Luftröhre", Wem ich.
GtottwaJdt, Christoph G., gelehrter Arzt und Naturforscher aus Danzig,
hier 1636 geboren, promovirte zu Leyden 1662 mit der Schrift: „De melancholia
hypochondriaca" , war Mitglied der k. Leopoldinischen Akademie der Naturforscher,
zu deren Acta er erhebliche Beiträge lieferte. Seine naturwisseuBchaftlichen Samm-
lungen, an deren Beschreibung er durch seinen Tod, am 1. Januar 1700, ver-
hindert wurde, kamen durch Schenkung (nach Anderen durch Verkauf) in die
Hände von Peter dem Gr., der sie seinerseits der Akademie der Wissenschaften
zu Petersburg überwies. Die Schriften G.'s sind zum grösseren Theil verloren
g'egangen, nur seine Abbildungen sind uns erhalten (Nürnberg 1782 im 1. Theil
ersehienen, mit erklärenden Zusätzen von J. S. Schroeter und Porträt G.'s).
Sonst sind von G. noch seine: „Physischen und anatomischen Beobachtungen
über den Biber" (Nürnberg 1782, 4., mit 7 Abbildungen) und: „Ueber die
Schildkröten" (Ebenda 1781, mit 10 Abbildungen) auf uns gekommen. — Sein
Sohn, Johann Christoph G. , gleichfalls Arzt in Danzig, ist verdienstvoll
dnreh Unterstützung seines Vaters bei den Sammlungen für sein naturhistorisches
Museum wie bei der Herausgabe seiner Werke.
Biogr. m6d. IV, pag. 492. Pgl.
Goubelly, Claude-AndröG., Docteur rögent der medicinischen Facultät
und Professor der Geburtshilfe zu Paris, war ein geschickter Geburtshelfer und
Biogr. Lexikon. II. 39
610 GOUBELLY. - GOÜLD.
/
schrieb: „An capite foetua mcuneaio rectia forcipibua anteponendus?^ (Paris
1772, 4.) 5 ferner: „Nouvelle mithode de tailler^ (Journal de m6d. 1777, T. IV) —
„Connaissances necessatres aur la groaaeaae et aur lea maladtea laüeuaea ete.^
(Paris 1785, 2 voll.), mehrere lateinische Dissertationen etc.
Dict. hist. II, pag. 600. Pgl.
*(}oudoever, Louis Christiaan van G., am 6. August 1820 in
Utrecht geboren , studirte in seinem Geburtsort unter Soermann, Schroedeb vak
DER Kolk, Loncq und J. A. Mülder, promovirte 1845 zum Dr. med. und wurde
im Juli 1848 honoris causa zum Doct. chirurgiae ernannt. 1846 — 1849 in
Utrecht praktisch wirksam, wurde er zum Prof. chir. et art. obstetr. an der
Universität Utrecht ernannt, welche letztere Professur er 1866 an GusSEROW übe^
trug, um sich allein der Chirurgie zu widmen. 1849 — 1865 war er mit Broebs,
Kedacteur der „Nederlandsch Tydschrtft voor Heel- en Verloakunde, ziehten
der Vroutcen en der Kinder en^. Er besorgte eine holländische Uebersetzung von
SCANZONi's „Krankheiten der weiblichen Sexualer gane^ , bewirkte wichtige Anno-
tationen zu der holländischen Uebersetzung von Druitt's „Chirurg. Vademecum^
und schrieb u. A. : Veralag der chirurg. Kliniek aan de Hoogeachool te Utrecht
1849-53" (Utrecht 1858). C. E. D.nüls
Gouey, Louis-Leger de G. , Magister chirurg. der Pariser Facultät,
lebte zu Ronen Ende des 17. und Anfang des 18. Jahrhunderts, verfasste ein
Compendium der Anatomie , Chirurgie und Geburtshilfe , an dessen YeröffentlichuDg
er durch eine nothwendig gewordene Reise nach Polen verhindert wurde, wo er
von 1710 — 1716 verblieb. Sonst veröffentlichte G. ein durch eine interessante
Casuistik bemerkenswerthes Buch: „La vSritable Chirurgie itablie aur Vexpdrieno?
et la raiaon, avec dea nouvellea dScouvertea aur Voatiologie et aur la myologie e/c*
(Ronen 1716).
Dict. hist. II, pag. 601. PgL
Ooulard, Thomas G. , war zu Saint-Nicolas-de-laGrave bei Montauban
geboren , wurde Demonstrateur royal der Chirurgie und Anatomie und Chirurgien-
major des Militär-Hospitals zu Montpellier. Er machte sich zunächst durch ein
den Anschein der Charlatanerie an sich tragendes „M6m. aur lea maladiea de
VurUre et aur un reniede ap^cifique pour lea guSrir ^ etc." (Montpellier 1746}
bekannt, worin jedoch dieses Specificum nicht näher angegeben war. Erst später
in einer: „Lettre de M. Goulard , conaeiller , etc, ä M» de la Martinier e
aur lea bougiea pour lea cai-noaitda" (Ebenda 1751), einem Sohriftchen: „De la
compoaition dea bougiea*' (Ebenda 1751) und dem „TraitS dea maladiea de
VurUre, avec la compoaition dea diffirentea eap^cea de bougiea proprea h lea
gu^ir radicalement" (Ebenda 1752) enthüllte er die Zusammensetzung seiner
Bongies und die Anwendung des seinen Namen tragenden Bleipräparates n^**
v^g6to-min6rale". Es folgten seine „liemarquea et obaervationa praiiquea aur lea
maladiea v4niriennea, avec une aeconde Edition dea maladiea de Furore, e«c.'
(Montpellier und P6z6nas 1760), der „Trait^ aur lea effeta dea prSparations de
plomb, et principalement de Vextrait de aatume, employd aoua diffSrentea
formea, et pour diffSi-entea maladiea chirurgicalea^ (Ebenda 1760; englisefae
Uebersetzung London 1769; 1775 „ with remarka , by G. Arn au d, etc. • ;
6. ed. Dublin 1777); endlich: „Oeuvrea de Chirurgie" (2 voll., Paris 1763: 1767:
Li6ge 1779). Ausserdem findet sich in der Hist. de TAcad. des sc. de Paris
(1740) die Beschreibung verschiedener von ihm erfundener Instrumente. Die Zeit
seines Todes, der wahrscheinlich nach 1784 erfolgte, ist nicht genauer bekannt.
Dict. hist. II, pag. 601. — Dechambre, 4. S6rie, T. IX, pag. 763. Gnrlt
* Gtould, A 1 f r e d P e a r e e 6., in London, studirte im University College
daselbst, war später in verschiedenen Stellungen am Univ. College Hosp. und
Westminster Hosp. thätig, ist seit 1877 Fellow des R. C. S. und zur Zeit Asdstaiit
GOÜLD. - GOULSTON. 611
Surgeon am Hiddlesez Hosp. , Snrgeon des LfOndon Temperance Hosp. u. s. w.
Er schrieb : „On the rapid mode of eure of extemal aneurism hy means of
the elastic bandage, with a table of 72 caaes^ (London 1882), und in ver-
schiedenen Zeitschriften, wie der Lanoet (1877, 78, 80): „ Why is organtc stricture
mo8t common in the bulbous portton of the Urethra f^ — „Cure of extemal
aneurism by EamaroKa elagtic bandage** — ■ »0» the radical eure of varico-
cele by the galvanic Scraseur** ; in den Clinical 8oc. Transact. (1877, 78, 81, 82);
^Case of Spina bifida cured by injection of iodine" — „Amputation of hip-
joint: use ofDavy^s lever** ; dizn Mittheiiungen in den Pathol. Transact. (Vol. 27,
28, 32, 33) nnd Med. 8oc. Transact. (Vol. 5, 6).
Kedical Directory. Red.
*Qonley, John William Severin G. , am 11. März 1832 in Kew
Orleans, La., geboren, hatte im elterlichen Hanse eine classische Bildung genossen,
alsdann in dem New York College of Physicians Medicin studirt, war 1853 nach
Beendigung seiner Studien in das Bellevue Hospital eingetreten und hat sich dann
ein Jahr später als praktischer Arzt in New York habilitirt. Für kurze Zeit
bekleidete er die Professur für Anatomie an dem Vermont Med. College in Wood-
stock, und später (1869 — 61 und 1864 — 66) fungirte er in gleicher Eigenschaft
an der Universität in New York, von 1866 — 71 nahm er den Lehrstuhl für
Chirurgie an derselben Universität ein und ist während der ganzen Zeit und, wie
es scheint, bis auf den heutigen Tag als dirigirender Chirurg am Bellevue Hospital
thätig gewesen. Er hat sich speciell mit Chirurgie, und zwar vorzugsweise mit
den Krankheiten des Urogenitalsystems, beschäftigt. Ausser zahlreichen, diese
Gebiete behandelnden Journal-Artikeln in verschiedenen amerikanischen Zeitschriften,
hat er „Diseases of the urinary organs , including strictures of the Urethra,
affectians of the prostate and stone in the bladder** (New York 1873) veröffentlicht.
Atkinson, 413. A . . . t.
Ooulin, Jean G. , geboren in Reims am 10. Februar 1728, bekleidete
eine Zeit lang die Stelle eines Repetitors in einer Pensionsanstalt, stadirte dann
Medicin von 1752 ab, musste aber in Folge vieler Widerwärtigkeiten, die ihm
theils durch Krankheit, theils durch Mangel an Subsisteuzmitteln erwuchsen, das
Stadium mehrmals unterbrechen und beschäftigte sich abwechselnd mit schrift-
stellerischen Arbeiten und Ertheilung von Unterricht, trieb dabei fleissig literarische,
philologische, auch medicinisch-historische Studien, bis er 1795 eine Professur für
Geschichte der Medicin an der Pariser Facultät erlangte, die er aber im Ganzen
nur vier Jahre, bis zu seinem Tode am 30. April 1799 bekleiden konnte. Die
Zahl der Artikel und Schriften, die G. theils selbst verfasste, theils herausgegeben und
mitbearbeitet hat, ist gross, sie beträgt etwa 68; P. SüE hat die Titel der Werke
in exacter Weise zusammengestellt ; ein Theil derselben, und gerade der wichtigere,
ist Manuscript geblieben. Nennenswerth sind : „Lettres ä un m^decin de province
sur Vhistoire de la m^ecine" (Paris 1769) — „M^oires litt^aires^ critiques,
philohygiques etc, pour servtr ä Vhistoire ancienne et moderne de la m^dedne**
(Ebenda 1775/1776, 2 voll.).
Biogr. in6d. IV, pag. 497. — Dict. bist. IT. pap. 603. Pgl.
Gonlston, Theodore G., in London, war in Northamptonshire geboren,
stadirte in Oxford, prakticirte anfänglich in Wymondham (Leicesterahire) , wurde
1610 in Oxford Doctor, siedelte nach London über, wo er Member und Fellow des
Royal College of Physicians wurde. An medicinischen Schriften ist von ihm bloss eine
„ Versio , variae lectiones et annotationes criticae in opuscula varia Galeni"
(London 1640, 4.) vorhanden; er beschäftigte sich sonst noch literarisch und
selbst mit Theologie. Es verdient sein Gedächtniss nur erhalten zu werden wegen
der von ihm testamentarisch gestifteten, noch heutigen Tages bei dem gedachten
College gehaltenen „Gulstonian Lectures". Er starb am 4. Mai 1632.
Aikin, pag, 229. — Hutchinson, I, pag. 367. — Mnnk, I, pag. 157. G.
39*
612 GOUPIL.
Goupil, Jean-Martin- Auguste G., zu Strassburg, war am 8. April
1800 zu Yliessingen in Belgien geboren, erhielt seinen ersten Unterricht in der
Medicin im Hospital zu Argentan, trat 1819 in das Val-de-QrAoe zu Paris, wo
BroüSSAIS lehrte und wurde einer der eifrigsten Anhänger desselben. Er setzte
seine Studien in Strassburg fort, kam wieder nach Paris zurück, wurde 1822
Sous-aide im Hospital der königUchen Garde und in demselben Jahre Doctor mit
der sehr beif^g aufgenommenen These : „Essai sur la r^ulston". 1823 wurde
er mit dem Range als Aide-major zum D6monstrateur im provisorischen Instructionfl-
Militär-Hospital zu Toulouse ernannt, kam aber noch in demselben Jahre in eine
ähnliche Stellung nach Strassburg und schrieb: „Ea^osüion de la doctrine de
Broussais" (Arch. g6n6r., 1823) — „Exposition des principes de la neu-
velle doctrine m4dicale du Dr, F.-J.-V. Broussais; avec un prScis des Aises
soutenues sur ses difSrentes parties" (Paris 1824; engl, üebers. von Josiah
C. NOTT, Columbia, South Carolina 1831) — „Consultation m4d,-Ugale pour U
sergent-major . . • ., accus4 de crime de voies-de-fait envers ses superieun^
(Strassburg 1825, 4.). Er wurde 1829 daselbzt zum Agrögö ernannt, hielt Vor-
lesungen über gerichtliche Medioin, Chemie, Physiologie, seit 1832 auch über
Anatomie und Physiologie und concurrirte um den Lehrstuhl der Physiologie in zwei
aufeinander folgenden Jahren mit den Concurs-Thesen : „La contractilitS musculaire
^tant donnde, considSrer les nvuscles en action, particuli^rement dans la Station,
dans la Progression, etc," (1833) — „Plan raisonnd d!un cours de physiologie'^
(1834) und erhielt im letztgenannten Jahre diese Professur, vertauschte dieselbe
aber nach einigen Jahren mit Alex. Laute gegen die der gerichtlichen Medicin.
Er schrieb noch eine „Note sur une plaie p6ndtranta de Vabdomen" (Annal. de U
m^d. physiol. , T. IH) — „M4m, sur les sympathiques de la peau et de la
mugueuse digestive^ (Joum. de la Soc. acad. du Bas-Rhin), ausserdem weitere
Abhandlungen in verschiedenen Zeitschriften, war Mitglied des Conseil de salubritö
du Bas-Rhin, seit 1836 Chirurgien-major und Vorsitzender der mediciniscben Jury
für die Aufnahme der OfQciers de sant6. Auf einer in letzterer Eigenschaft ge-
machten Reise starb er zu Saint-Didier bei Lons-le-Saulnier am 19. September 1837.
Dechambre, 4. S6rie, T. IX, pag. 768. G.
Goupil, Jean-Ernest G., zu Paris, war daselbst als Sohn des- Arztes
Auguste G. am 29. Januar 1829 geboren, studirte auch daselbst, war von
1849 an Interne, schrieb zusammen mit Bbiquet, in dessen Hospital-Abtheilnng
(Charit^) er sich zu jener Zeit befand, ein „M4m, sur VSpidhnie de cholSra*^
(Bullet, de th6rap. , 1854), wurde 1855 mit der These: „De Vanivrysme arti-
riosO'Veineux spontan^ de Vaorte et de la veine cave supirieure*^ Doctor und
bereits zwei Jahre später , erst 28 Jahre alt , durch Concurs zum Mödecin des
höpitaux ernannt. In Folge seines Internats im H6p. de Louroine, in der Abtheilung
von Bernutz, hatte er eine Vorliebe für Gynäkologie gewonnen und publieirte er,
in Gemeinschaft mit Diesem: „Recherches cliniques sur les phlegmons pirt-
utirins*' (Arch. g6n6r., 1857) und ein grösseres Werk: „Clinique midicale sur
les maladies des femmes** (2 voll., Paris 1860 — 62; engl. Uebers. von Alfred
Mbadüws, London 1867), in welchem mehrere Abschnitte allein von ihm verfasst
sind. Ausserdem findet sich von ihm eine grosse Zahl von Beobachtungen und
Artikeln in den Bulletins de la Soc. anatomique und den Actes de la Soc. m^.
des höpitaux. Nachdem er Arzt im Höp. Saint-Antoine geworden, ereilte ihn der
Tod, erst 35 Jahre alt, am 11. September 1864 auf dem Schlosse de la Ban-
dronnifere bei Drou6 (Loir-et-Cher) in Folge eines Eopf-Erysipelas.
E. Besnier in Bulletins de la Soc. anatom. de Paris. 2. S6rie, T. IX, 1864.
pag. 621. — Boncher de la Ville-Jossy in Union m6d. T. XXIII, 1864, pag. 526. ^
Goupil des Palliares, Claude-Antoine O., zu Nemours, war Ant
der Facultät von Caen, wurde Doctor in Paris an XII, machte sieh einen Namen
besonders als politischer Schriftsteller, z. B. mit seinem „Dialogue sur la Charte^
GOUPIL. — GOUEAUD. 613
(1810), seinen ^Hommes du jour etc." (1820), „Lettres d*un pöre k son fils"
(1823-24). Er war Maire der genannten Stadt und verfasste an medicinisohen
Arbeiten: „Obs, sur une Ringle arritie dans Poesophage" (Lbroüx, Jonm. de
m^., an ü) — „ExpSriences thermomStriques sur V augmewtation de la chaleur
animale dans rinflammatton" (Rec. p6riod. de la Soo. de m6d. de Paris, an VII) —
„ExpMences au sujet des accidents causis par le poison pris avec la coque
du Levant*' (Leroux, Joum. de m6d., 1807) — „MSm, sur la viph'e de ForUai-
nebleau'' (Ebenda 1809). Er starb 1825.
Dechambre, 4. S6rie, T. IX, pag. 770. G.
Gk)np7l, Jacques G. , auch Jacobus ÖOüpylüs genannt, gelehrter
Hellenist und ausgezeichneter Arzt des 16. Jahrhunderts, stammt aus der Diöcese
Ln^on (Poiton) und machte seine ersten Studien in Poitiers. 1548 promovirte er
in Paris und gewann bald einen so grossen Ruf als Arzt, dass ihm Heinrieh II.
den durch den Tod von Jacob Stlviüs erledigten Lehrstuhl der Mediciu am
Coline royal in Paris übertrug. O. besass eine grosse Bibliothek mit vielen Hand-
schrifiken und seltenen Werken, die 1563 bei den Unruhen des Bürgerkrieges vom
Pöbel geraubt wurde. Aus Schmerz hierüber starb 6. bald darnach. G.*s Verdienst
besteht hauptsächlich darin, gute Ausgaben der griechischen Ciassiker der Medicin,
voo ALKXANDEa Trallks , RüFüs Ephesiüs, Aretaeüs Cappadox, Johannes
ACTüARiüS etc. veranstaltet zu haben. Ein Commentar zu den Gesammtwerken
des HiPPOKRATES blieb unvollendet.
Biogr. m6d. IV, pag. 499. Pgl.
Gk)urand, Vater und Sohn. — Der Erstere, Vincent-Olivier G., war
zu Cholet (Vendöe) 1772 geboren, war in seiner Jugend Militärarzt, 1802 Lehrer
der Anatomie am Instructions-Militär-Hospital zu Mailand, wurde 1803 in Paris
mit der These „Essai sur la formati'on et V accroissement des os^ Doctor und
1804 zum Chef-Chirurgen des Hospice gönöral in Tours ernannt, wo er eine her-
vorragende Lehrthätigkeit entwickelte. Von seinen Arbeiten sind anzuführen :
„DSmonstrations des princtpales Operations de Chirurgie" (Tours 1815) —
„R^exions sur la nature, la contagion et le traitement du choUra-morbus*^
(Revue europ^nne, 1831) — „Coup d^oeil philos, sur la Chirurgie hippocra-
tique" (Revue mM. , 1831, 32) — „ IVaitement du cholera-morbus algide h
Vhopital militaire de la rue Blanche" (Bullet, de th6rap., 1832) — „De Vesprit
de la m^decine opSratoire" (Ebenda 1836) — „Indication de la saign4e du
hras dans les maladies aigu'es" (Joum, des connaiss. m6d.-chir., 1833) — „Müdes
sur la fk^vre intermittente pernicieuse dans les contr^es mdridionales" (Avignon
1842). 1822 nahm er seinen Abschied und lebte noch bis zum 31. December 1848.
Henri G., der Sohn, war zu Tours am 4. April 1807 geboren, wurde
ein Schüler von Bretonneau, erlangte in Paris 1832 den Doctorgrad mit der
These: „Propositions de mddecine", schrieb einen Aufsatz: „Idee fondamentale
de la m4decine" (Bullet, de th^rap., 1833) und wurde 1835 mit der These: „La
doctrine des crises est- eile fondSe?" Prof. agr6g6 der Medicin. Von 1833 — 48
war er Redacteur des „Joum. de^ connaissances viddico-chirurgicales" und
verfasste sehr viele kritische, biblio- und biographische Artikel und klinische
Revuen für dasselbe, darunter: „Essai critique sur Broussais, sa doctrine
m^dicale et ses opinions philosophiques" (1840), Studien über John Hünter,
„£loge de M, Ricaviier^ (1853). Aus den durch ihn, in Stellvertretung von
FoüQUiER, in der Charit^ abgehaltenen klinischen Vorträgen (1842) veröffentlichte
er die Eröffnungsrede. Endlich schrieb er noch: „De Vaction des diff^vents
cltmats dans le traitement de la phthisle pulmonaire" (Union m6d., 1872). Er
starb am 15. April 1874.
Dechambre, 4. Serie, T, IX, pag. 773. — Callisen, VH, pag. 321; XXVIII,
pag. 246. .,
614 GOÜRLAY. — GOWERS.
Oourlay, William Q. , zn Fancbal auf der Insel Madeira, war ans
Schottland gebürtig, wurde 1782 zu Edinburg Doctor und schrieb in DCNCAN'g
Med. Oommentaries (1785, ^1): „Ctue of encysted sarcocele cured" — „Acccunt
of the mineral watera in the Portugese islanda of St, Miguel^ ; femer: „Oh- \
servations on the natural hiatory, climate and dtaeaaea of Madeira; firom the i
year 1783 to ISOS"" (London 1811).
Callisen, yn, pag. 321; XXVIII, pag. 247. G.
Ajourmel^n, Etienne 6., geboren in der Landschaft Comouailles (Bretagne^
studirte in Paris Medicin und speciell Chirurgie, wurde 1558 Baccalanreos und
1561 Dr. med. Er bekleidete 1574 nnd 1575 das Decanat der mediciniaehen
Facultät zu Paris und wurde 1 588 Professor der Chirurgie daselbst. Er starb £a |
Melun am 12. August 1593. G., der übrigens Gegner von Park war und gegen
diesen Schmähschriften veröffentlichte, schrieb mehrere chirurgische Werke (nadi
Hippokratischen und Galenischen Lehrsätzen): „Le guide des chirurgiena** (Paris
1634), einen unvollendet gebliebenen „Traitd de pharmacie^ (Manuscript in der
königl. Bibliothek) — „Synopseos chirurgiae libri Fi" (Paris 1566, 1580;
franz. Uebers. Paris 1571; deutsch 1634) etc.
Biogr. med. IV, pag. 500. — Dict. bist. II, pag. 606. Pgl.
Gouroff, P. d e G., zu St. Petersburg, hiess eigentlich A. Jeudy do Gour,
war im Januar 1766 zu Clermont-Ferrand geboren, wurde Pere de la doctrine
chr^tieune und Professor am College von La Flfeche, war nach der Revolution
Buchhändler in Paris, ging zu Anfang dieses Jahrhunderts nach Russland, wo er
den obigen Namen annahm und Professor und Bibliothekar an der Universität zn
Charkow wurde. 1812 wurde er in Russland naturalisirt und wurde Staatsrath,
Professor und Rector der Universität zu St. Petersburg. Von seinen medicinischen
Schriften sind anzuführen: „Mim. aur VStat actuel de Vhdpital imperial des
paxivrea malades de Saint-Peterabourg, Ävec dea ddtaila aur la nouveüe Insti-
tution des veuvea de la chariti** (St. Petersburg 1817) — „De la direction
donnde a V enseignement dans les universitSa" (Ebenda 1823) — „Essai sur
Vhistoire des enfanta trouvSa depuia lea tempa lea plua anciena Jusqu* ä nos
jours^ (Paris 1829) — „Recher chea aur lea enfanta trouvia et lea enfanta
illegitimes en Rusaie , dana le reate de VEurope , en Aaie et en AmSrique*^
(Ebenda 1839). Er verfasste ausserdem noch eine grosse Menge von Werken und
Abhandlungen, namentlich auf die Geschichte Frankreichs bezüglich, u. s. w. und j
starb um 1840. j
Dechambre, 4. S6rie, T. X, pag. 5. — Callisen, VH, pag. 322; XXVIII, |
pag 247. G. i
Gourraigue , H u g u e s G. , geboren in der Gascogne gegen Ende des
17. Jahrhunderts, studirte und promovirte in Orange und bekleidete in MontpeUier
eine Professur. Er war Schüler und Anhänger des berümten Aktoinb Fizes nnd
verfasste zahlreiche medicinische Dissertationen. Er starb 1753. Von anderen
Schriften G.'s sind nepnenswerth : „Phyaiologiae conspectus'^ (Montpellier 1741) —
„Pathologiae conapectua** (Nfmes 1743) — „De aanguinia miaaione" (Ebenda 1743).
Biogr. m6d. IV, pag. 501. -— Dict. bist. II, pag. 607. Pgl.
Goursaud, Wandarzt in Paris um die Mitte des 18. Jahrhunderts, ver
fasste mehrere Arbeiten, die von der königlichen Akademie für Chirurgie, deren
Mitglied er später wurde, preisgekrönt wurden ; so „ Remarquea aur la diffirence
des causes de V dtranglement dans les hemies" (M6m. de TAcad. roy. de chir.,
T. IV), femer eine Arbeit über Metastasen in chirurgischen Krankheiten (Ebenda,
T. III;, sowie über scrophulöse Geschwülste (Ebenda) etc.
Dict. hist. II, pag. 608. PgL
* Gowers, William Richard' G. , in London , studirte im Univerpity
Colle^^e, wurde 1870 iu London Doctor, ist zur Zeit Assist. Professor der klinl<^heB
GOWBRS. — fiOYRAiID. 615
Medicin am Uniyersity College, Physician an dessen Hospital und dem Nat. Hosp.
ftlr Epilepsie und Paralyse. Ei' gab heraus: Quain's „Anatomy of the brain
and of the spinal cord" (8. edit.) — „A manual and atlaa of medical oph-
ihalmo8Copy^ (London 1879; 2. edit, 1882) — »The diagnosis of diseases of
spinal cord; etc.^ (Ebenda 1880; 3. edit. 1883; in's Französische und Russische
übersetzt) — „Epilepsy and other convulsive diseases; their catises etc,^
(Ebenda 1881; in's Französische übersetzt). Ausserdem schrieb er über: „Pseudo-
hypertrophic muscular paralysis*' (1879) — „Syphilitic diseases of the nervous
System'' (Hill and Coopkr's Syphilis) — „Athetosis and posthemip legte disorders
of movement*" (Med.-Chir. Transact., 1876); ferner für Reyxold's System ofmed.
(Vol. IV, V) verschiedene Artikel, wie : „Hypertrophy" , „Dilatation and fatty de-
generation. of the heart", „Leucocythaemia", „Hodgkin's disease" ; endlich in den
Pathol. Transact. (1877 etc.): „The changes in the nerve centres in hydro-
phobia" — „Syphilitic neuroses" (Brit. Med. Journ., 1879) u. s. w.
Medical Directory. Red.
Goyrand, Jean-Gaspard-Blaise 6., zu Aix (Bouches- du -Rhone),
sehr verdienter französischer Chirurg, war daselbst 1803 geboren, begann seine
Studien daselbst, kam dann nach Paris und wurde dort 1828 Doctor mit der
These: „Gystotomie suspubienne" , In seine Vaterstadt zurückgekehrt, wurde er
bald zum Chef-Chirurgen des Hotel-Dieu ernannt und machte seinen Namen durch
eine Reihe sehr gediegener Arbeiten bekannt, unter denen, wir folgende anführen :
„Obs. sur un foetus monstrueux^ (Lancette fran9. 1830) — „De Vamputation
de la Jambe pratiquie loin du genau, nouvel appareil de sustention^ (Paris
1835) -*- „Mem., sur la fracture par contre-coup ,de VextremitS inf4rieuTe du
radius" (Ebenda 1836) — „Sur la hemie inguino-interatitielle** (Ebenda) —
„Sur la ritraction permanente des doigts" (Ebenda 1837) — „Nouvelles iiudes
sur les luxations de l'fiumSrus^ (Gaz. mM. de Parisi 1848) — „Note sur deux
cos remarquables de kystes hydatiques de Vabdamen** (Ebenda 1855) — „Etudes
sur V oblitSration du sac hemiaire, et sur . . . par le bouchon ^piploique comme
Ttioyens de guSrison radicale des hernies ; etc.^ (1858) — ^yDe Vemploi du -
coUodium comme moyen de rSunion des plaies^ (Ebenda) — „Etudes sur les
adenoides du sein^ (1859) — ^^Mdm, sur une esp^ce de luxation mSconnue
jusqyCh ce jour : Luxation de Vextr^mitS inferieure du cubitus sur le fibro-
cartilage interarticulaire du poignet^ (Ebenda) — „Travaux et doctrines de
Fr an CO sur la taille" (Bullet, de TAcad. de m6d. 1860) — „De la kdlofomie
dans les cas de gravitd extreme des acddents gtfnSraux de V Stranglement
herniaire" (Ebenda 1863) — „Note sur trois cas dileus ayant leur cause
mat&rielle dans les hemies , etc.*" Ausserdem noch weitere Aufsätze in der
Encydogr. des sc. möd., der Lan^. frauQ. , Revue mMicale, Journ. univ. et hebdom.,
Journ. hebdom. des progrfes des sc. m6d. u. s. w. Fast eine jede der vorstehenden
Arbeiten war epochemachend und von hervorragender Bedeutung für den Fort-
schritt der Chirurgie, wenn auch der Urheber derselben als ein Chirurg in der
Provinz nicht in dem Maasse bekannt wurde und hervortrat, als dies unzweifelhaft
der Fall gewesen wäre, wenn er in Paris den Schaaplatz seiner Thätigkeit'
gehabt hätte. Zu seinen Ruhmestiteln gehört, die supramalleoläre Amputation des
Unterschenkels an Stelle der Amputation an der Wahlstelle aufs Neue dringend
empfohlen und, neben seiner gediegenen Arbeit über die Brüche am unteren Ende
des Radius und die Absprengung seiner unteren Epipbyse, auf die Luxation des
Interarticularknorpels am Handgelenk zum ersten Male aufmerksam gemacht zu
haben. Epochemachend war für die vor-antiseptische Zeit sein Verfahren Gelenk-
mäuse en deux temps zu excidiren. Bei vielen anderen Operationen (der Ilarn-
röhrenfisteln ^ des Median-Steinschnittes, der Zungen- Exstirpation, der Atresia ani)
hat er wichtige Verbesserungen eingeführt. Er starb im August 186Ö. Nach seinem
Tode erschienen noch seine Werke gesammelt u. d. T. : ,, CHnique chirurgicale ;
616 GOYEAND, — GRABA.
m^motres et observattona de Chirurgie^ recueilles et annotds par le Dr. Silbert^
(Paris 1870).
Tillaux imBuU.g6n6r.de tWrapeut., T. LXXXI, 1871, pag.448. — Dechambre,
4. S6rie, T. X, pag. 262. ^^^j^
Gozzi, Giuseppe Fulvio 6., zu Bologna, batte daselbst studirt, wurde
Professor der Hygiene, Therapie und Materia medica und starb am 20. März 1852.
Er schrieb: „Sopra Puso dt oleum remedü aurifid nelle malattie veneree . . .
indirtzzato al cel. pro f. Giacomo Tommaßini (Opuscoli scientif. di Bologna
1817) — „Delle azioni generali dei remedi e particolare delV irritattva^
(Bologna 1822) — f,Fondamenti di terapeutica generale e di materia medica^
(Ebenda 1831) — „Leggi ßsiologico-patologiche . . . Puso appropriato degli
eccitamentif dei descrimenti positivi e negatim e degli irritamenti" (Ebenda 1835).
Dechambre, 4. S6rie, T. X, pag. 263. — Callisen, VII, pag. 326; XXVIII,
pag. 248. G.
Graaf, Reinier de G. , am 30. Juli 1641 in Sehoonhoven geboren,
studirte (1660) in Utrecht unter Diemerbroeck, danach unter de le Boe Sylvius
und VAN HORNE in Leyden, wo er als Student seine berühmte anatom.-physiol.
Abhandlung „Diaputatio msdica de natura et usu aucci pancreatici^ (1664;
französisch Paris 1666; Leyden 1671; 1674; in Manget's Biblioth. anatom.,
Genfeve 1685) schrieb, in Paris und in Angers, wo er 1665 zum Doctor med.
promovirte. Im folgenden Jahre etablirte er sich in Delft (war jedoch fast das
ganze Jahr 1667 wieder in Paris) und war da nicht allein praktisch, doch
vornehmlich wissenschaftlich wirksam, bis zu seinem frühzeitigen Tode 1673.
de G. hat sich ausserordentljich grosse Verdienste erworben, um die Anatomie der
Geschlechtsorgane des Menschen, die er besser und genauer wie Keiner vor ihm
kennen gelehrt hat und in deren Beschreibung sein Name auch noch stets fort-
lebt (Folliculi Graafiani ov|irii). Bekannt ist sein Streit mit Jan Swamvebdam
über die Priorität der durch ihn veröffentlichten anatomischen Entdeckungoi
und Gefäss-Injectionsmethoden , welcher die Ausgabe seiner „Defenaio partium
genitaltum adversus Swammerdammum^ (L. B. 1673) zur Folge hatte. Er
schrieb ausserdem: „Epiatolae ad L, Schacht de nonnullis circa partes geni-
tales inventis novis*^ (Leyden 1668) — „De virorum organis generationi inser-
vientibus" (Ebenda 1668; 1670; 1672) — „De clysterihus*" (Ebenda 1668; 1672;
französisch 1878 unter dem Titel : „Uinstrument de Molikre^ Traduction du
Traitd de cli/steribus^ , wo beigefügt ist die: „Epistola ad Vop^ FortutL
Plempium^, Ai. 1669) — „De usu syphonis in anatoinia^ (Leyden 1668j —
„De mulierum organis generationi inservientibus, tractatus novus" (Ebenda 1672)
und „Observafio de arter iis carotidibus induratis, et de utero monsiroso*^
(Ephemerid. Acad. nat. curios., Jahrg. I, Nr. 127 und 128). Seine sfimmtlichen
Werke haben wir lateinisch Leyden 1674; London 1678; Amsterd. 1705; hol-
ländisch Amsterd. 1686; französisch Basel 1679 und Lyon 1679.
A. Portal , Eist, de l'anat. et de la Chirurgie, T. III, pag. 214—235.
C. E. Daniels.
Graba, Johann Andreas G. , geboren in Erfurt oder in Mühlhauseo,
studirte sechs Jahre lang Medicin in Königsberg und Hess sich dann als praktischer
Arzt in Erfurt nieder, ohne vorher promovirt zu haben. Streitigkeiten mit der
Erfurter medicinischen Facultät veranlassten G. . nachträglich im Jahre 1658 den
Doctorgrad in Giessen zu erwerben ; er wurde in demselben Jahre Phyaicus in
Erfurt und 1664 zu Mühlhausen, wo er 1669 am 13. Mai starb. G. war Mit-
glied der Leopoldinischen Akademie der Naturforscher und veröffentlichte mehrere
epidemiologische Arbeiten, so: „Beschreibung der unaufhörlichen giftbösen
anfälligen Landfieber" (Erfurt 1660) — „Kurze Erinnerung von der hin und
wieder grassirenden Seuche der Blattern und Magern" (Ebenda 1661) —
„Kurzer Unterricht von Scharbock^ (Ebenda 1661) — „Medicinalische
GRABA. — GEAEBNEE. 617
Erinnerung^ tote man sich bei jetziger gefährlichen bösen Seuche von der Pest
verhalten möge^ (Ebenda 1666) etc.
Biogr. m6d. IV, pag. 503. — Dict. bist. II, pag. 609. Pgl.
Grabau, Johann Heinrich Wilhelm G., war 1812 zu Itzehoe
geboren, wurde 1835 in Kiel Doctor, 1836 daselbst Privatdocent und 1839 interi-
mistischer Physicus für Itzehoe und die Wilstermarsoh, nachdem er ein „ Chemisch-
physiologisches System der PharmacodynamHc oder Parallelismv^ des chemischen
und dynamischen Charakters der anorganischen und organischen Stoffe*' (2 Thle-,
Kiel 1837) geschrieben hatte, später aber: „Die vitale Theorie des Bhukreis-
laufes. Eine physiologische Abhandlung" (Altona 1841). Er zog 1843 nach
Jena, wo er Prof. e. o. der Medicin wurde, gab daselbst von dem „Repertorium
für die gesammte Medicin** den Jahrgang 1844 heraus und verfasste: „^^
Schlag und die Töne des Herzens und der Arterien im gesunden und kranken
Zustande** (Jena 1846). 1848 gab er seine Professur auf, liess sich als Arzt in
Hamburg nieder, legte 1852 zu Eidelstedt auf seinem Besitze Solabona eine
Wasserheilanstalt an und schrieb: „Diätetische Betrachtungen mit besonderer
Bücksicht auf die Wassercur** (Hamburg 1851; 1854; 1858) — „Die Wasser-
heilanstalt zu Solabona bei Hamburg** (1852) — „Prospectes und Hausord-
nung u. s, w,** (1857). Später war er Inhaber einer SCHBOTH'schen Heilanstalt
in Wandsbeck und gab eine Schrift heraus : ;, Warum ich Homöopath umrde f
Musterung der gangbaren Heilkunst, Wassercur und Homöopathie** (1861). In
Pfatp's Mittheilungen (Bd. V) findet sich noch von ihm ein Aufsatz : „Polarität
im menschlichen Organismus** . Er starb am 4.* März 1870.
Hans Schröder, II, pag. 549. — Alberti, I, pag. 267. G.
Grabner (Graebner) David vonG., geboren 1655 in Breslau, studirte
fünf Jahre lang Medicin in Königsberg und promovirte nach einer Reise durch
Holland, England und Frankreich in Padua, worauf er Physicus in Fraustadt
wurde, sich dann später aber in seiner Vaterstadt Breslau bis zu seinem Lebens-
ende, am 21. Januar 1737, aufhielt. Die Entdeckung einiger seltener Münzen
verschaffte G. vom Kaiser Leopold den böhmischen Adel, sowie den Titel eines
Hofarztes. Von seinen Schriften sind zu nennen: „Medicina vetus restituta**
(Leipzig 1695) — „Diarium medicum Vratislaviense** (Breslau 1703, enthält
meteorologische Beobachtungen) — „Tractatus philologico-physico-medici Septem**
(Breslau 1707, enthält unter Anderem die Geschichte der in Breslau von 1692 bis
1702 vorgekommenen Krankheiten).
Biogr. m6d, IV, pag. 503. — Dict. bist. II, pag. 610. Pgl.
Oradibus, Giovanni Matteo Ferrario de G. , nach seiner Vater-
stadt Grado (im Mailändischen) benannt, ist gegen Ende des 14. Jahrhunderts
geboren; er lebte als Arzt in Mailand, fimgirte eine Zeit lang als Leibarzt am
Hofe der Herzogin Maria Visconti und ist gegen Ende des 15. Jahrhunderts
(nicht vor dem Jahre 1480) gestorben. Von seinen literarischen Arbeiten sind
durch den Druck veröffentlicht: „Practica, vel comment, textual, cum amplia-
ttonibus et additionibus materiarum in nonum Rhazis ad Almansoreni**
(Part. I, II, Pavia 1497 fol. U.A.; Part. III, Mailand 1471); femer ^Expo-
»itiones super vigesimum secundum fen tertii canonis Avicennae** (Mailand 1494)
und „Consilia medica secundum vias Avicennae** (Pavia 1501 u. A.) Die letzt-
genannte Schrift war seinerzeit hoch geschätzt und enthält manche interessante Mit-
theilungen. — Er ist nicht zu verw'echseln mit seinem Zeitgenossen Antonio deG.,
von dessen Lebensverhältnissen übrigens nichts weiter bekannt ist und der als
Verfasser einer Schrift „De febribus Über" genannt wird, die im Anhange zu
der Practica des de G. (Basil. 1515) und zu den Lucubrationes des Clementiüs
Clementinus (Basil. 1575) erschienen ist. p^ Hirsch
Graebner, s. Grabner.
618 GEAEFE.
Oraefe, Carl Ferdinand von G., geboren am 8. Mftrz 1787 zu
Warschau als Sohn des Geschäftsträgers des Grafen Mosczynski, studirtc die
Heilkunde zunächst am CoUegium medioo-chirurgicnm in Dresden, seit 1805 za
Halle und seit 1807 in Leipzig. Hierselbst wurde er 1807 zum Dr. med. et chir.
promovirt. Im Jahre 1808 wurde er Hofrath und Leibarzt des regierenden
Herzogs von Anhalt-Bernburg Alexius, in Ballenstedt, wo er ein Krankenhans
errichtete und das Alexisbad in Aufnahme brachte. 1810 wurde er nach Berlin
an die neubegründete Universität als ordentlicher Professor und Director des
klinisch-chirurgisch-augenärztlichen Instituts berufen. 1813 wurde ihm als Division»-
General -Chirurgus die Verwaltung der Militär-Heilanstalten Berlins fibertragen,
einige Monate später die Leitung des Lazarethwesens beim 4. Armee-Corps, die
Errichtung eines Haupt-Reserve-Feldlazareths für das auf 180.000 Mann ver-
grösserte Heer und die Aufsicht über sämmtliche Provinzial- (Reserve-) Lazarethe
in den drei Gouvernements (und zwar an 38 Orten) zwischen Weichsel und Weser.
1815 leitete er die Lazarethe des Kriegsschauplatzes und der nächstgelegenen
Landestheile zwischen Weser und Rhein, in Holland und Belgien, und rief alle
Reservelazarethe des Heeres in 's Leben. Nach 1815 wurde er zum Geheimen
Medicinalrath und 1822 zum dritten General- Stabsarzt und Mitdirector der militär-
ärztlichen Bildungsanstalten ernannt, in welcher Eigenschaft er den Unt^richt nnd
die wissenschaftliche Ausbildung bei dem gesammten Militär-Sanitätswesen unter
dem Chef des letzteren , dem ersten General-Stabsarzt Wiebel , zu leiten hatte.
1825 wurde er auch mit der Vertretung des ersten und zweiten General-Stabs-
arztes (WiEBEL und Büttner) in Fällen der Verhinderung betraut. Im Jahre
1826 wurde ihm vom Kaiser Nico laus von Russland der Adel verliehen und
dieser vom Könige von Preussen anerkannt. 1830 bereiste er Italien und Sicilien
und besuchte im Herbst 1833 London, um dem Prinzen Georg von Curaber-
land in einer Augenkrankheit Beistand zu leisten. An dem Kronprinzen von
Hannover eine Augenoperation vorzunehmen, begab er sich nach Hannover und
starb daselbst am 4. Juli 1840. — Wie G.'s klarer und praktischer Blick die Auf-
gaben des militärärztlichen Berufs ohne Mühe und ohne Irrthum erkannte, ao
bewährte sich dieser Blick auch auf anderen und solchen Gebieten der Medicin
(z. B. der Bäderkunde), welchen G. seine Aufmerksamkeit nicht vorzugsweise
zuwendete. Seine eigentliche Schaffenskraft entfaltete er in der Augenheilkunde
und in der operativen Chirurgie. Die massenhaften Erfahrungen, welche die Be-
freiungskriege in Bezug auf die ansteckende ägyptische Augenkrankheit boten,
verarbeitete G. zu einer Darstellung, wekhe allein ihn als bedeutenden Augenarzt
erkennen lässt und noch heute als grundlegend für die Erkenntniss und Bekämpfung
dieses Leidens angesehen werden muss. In der Chirurgie hat G. — und das war
seine Erstlingsarbeit — das Wesen der krankhaften Gefässausdehnungen (Angi-
ektasien) untersucht und festgestellt. Ferner hat er die Gaumennaht zur Heilung
angeborener Gaumenspalten 1816 zuerst in Deutschland ausgeführt; kurz darauf
die Rhinoplastik — eine damals fast vergessene Operation — wieder aufgegriffen,
die Eigenheiten des bezüglichen indischen und italienischen Operationsverfahrens
wissenschaftlich geprüft und aus beiden die „Deutsche Rhinoplastik" geschaffen.
Für die Ausführung von Amputationen gab er leitende Gesichtspunkte, welche
theilweiae neu waren und ihre Bedeutung bis auf den heutigen Tag behalten
haben. Unter den Chirurgen, welche den Unterkiefer partiell reseeirten, war er
einer derjenigen, welche diese Operation zuerst ausführten (1821); auch bürgerte
er die Lithotripsie , die er bei Civiale in Paris kennen gelernt, in Deutschland
ein, vervollkommnete den Kaiserschnitt und unterband als Erster in Deutschland
die Artcria anonyma (1822). Obendrein erfand G. unter Anderem das Compressorinm
der Meningeal-Arterieu 1810, die Ligaturstäbchen, einen Operationstisch 1821, die
Wafieuhahre 1824 imd das Coreoncion 1828. — Wie seine Umgebung ihn einsfc
als hervorragenden Meister in der ungewöhnlichen Beherrschung seines Faches
bewunderte, so wird die Nachwelt ihn zu allen Zeiten in die Reihe Derjenigen
GEAEjTE. 619
steUeii, welche zur VervollkommnaDg der deutschen Chirurgie das Meiste bei-
getragen haben. Aus seinen Schriften seien folgende hervorgehoben : „Ängiektaaie,
ein Beitrag zur rationellen Cur und EfrJcenntniss der Qefässatisdehnungen**
(Leipzig 1808, 4.) — „Normen für die Ablösung grösserer Gliedmassen nach
Erfahrungsgrundsätzen entworfen" (Berlin 1812, 4., mit 7 Taff.) — „Rhino-
plastik oder die Kunst, den Verlust der Nase organisch zu ersetzen*^ (Ebenda
1818, 4., mit 6 Taff.) — „Die Oaumennaht, ein neuentdecHes Mittel^ (Journ.
ftr Chir. u. Augenh., 1820) — „Die epidemisch- contagiöse Aitgenblennorrhu6
Aegyptens in den europäischen Befreiungsheeren" (Berlin 1823, gr. fol.).
H. S Michaelis, C. F. v. Graefe in seinem 30jährigen Wirken für Staat und
Wissenschaft. Berlin 1840, 8.— Sachs, Med. Almanach. 1841, pag. 110—128 — E. Gurlt
in Allgem. Denteche Biographie. Bd. IX. — Bohlfs, Archiv für Geschichte der Med. VI,
1883, pag. 305. — Callisen, VII, pag. 329; XXVIII, pag. 250. h. Frölich.
Oraefe, Albrecht von G. , Professor der Augenheilkunde an der
Universität Beflin, geboren den 22. Mai 1828 in Berlin als Sohn des Vorigen,
erhielt seine Schulbildung auf dem dortigen französischen Gymnasium. Noch nicht
16 Jahre alt, absolvirte er in glänzender Weise das Abiturienten-Examen und
bezog im Herbst 1843 die Universität Berlin , um sich dem Studium der Medicin
zu widmen. Er fühlte sich besonders von Johannes Müller, Schön lein, Rom-
BERG, DiEFFENBACH uud WoLFF angezogen. Am 21. August 1847 wurde er
auf Grund einer Dissertation: „De bromo ejusque praeparatis^ zum Doctor
promovirt. Im Winter 1847/8 erhielt er in der medicinischen Staatsprüfung daö
Zeugniss „vorzüglich gut" und als „Operateur" und begab sich im Herbst 1848
nach Prag, noch unentschieden, welcher Seite der Medicin er sich zuwenden
sollt«. Der besonderen Anregung von Ferdinand Arlt, welcher dort als Pro-
fessor der Ophthalmologie wirkte, ist es zu danken, dass sich G. von jetzt ab
der Augenheilkunde vorzugsweise widmete. Von dieser Zeit ab verband beide eine
auf gegenseitiger Hochachtung und Liebe beruhende Freundschaft. Die beiden
nächsten Jahre verbrachte G. in Paris und war ein regelmässiger Besucher der
Kliniken von Sichel und Desmarres ; von da ging er nach Wien , wo die beiden
Jaeger , Vater und Sohn , ihm vielfach Gelegenheit gaben , sich in der augen-
ärztlichen Praxis weiter auszubilden. Bei einem Aufenthalt in London trat er
noit W. BowMAN und G. Critchett in nähere Beziehung. Ein glücklicher Zufall
brachte ihn dort mit dem Utrechter Physiologen Donders zusammen, welcher in
G. einen einsichtsvollen Zuhörer fand, der seinen Forschungen nach allen Rich-
tungen hin folgen und dieselben ergänzen konnte. Im Herbst 1850 kehrte er
nach Berlin zurück, begann seine Thätigkeit als Augenarzt und fand sowohl
beim Publikum, wie in ärztlichen Kreisen überraschend schnell Anerkennung. In
diese Zeit fällt die epochemachende Entdeckung des Augenspiegels durch Helm-
HOLTZ, welchen G. mit den dankbaren Worten: „Helmholtz hat uns eine neue
Welt erschlossen" als Erster in die praktische Augenheilkunde einführte. 1852
erfolgte seine Habilitation als Privatdocent mit der Abhandlung ; „ Ueber die
Wirkung der Augenmuskeln" , Kurz darauf machte ein von ihm in der Berliner
Gesellschaft für wissenschaftliche Medicin gehaltener Vortrag über die Schiel-
operation gerechtes Aufsehen; es gelang ihm, das bestehende Misstrauen gegen
diese Operation zu beseitigen, 1854 gründete er das „Archiv für Ophthalmo-
logie", dessen erster Band fast nur seine eigenen Arbeiten: „Beiträge zur Physio-
logie und Pathologie der schiefen Augenmuskeln'* — „ Ueber Doppelsehen
nach Schieloperationen und Incongruenz der Netzhäute^ und „ l eher die
diphthrische Conjunctivitis und die Anwendung des Causticum bei acuten
Entzündungen*' enthält. Sehr bald traten der Redaction Arlt und Donders bei.
In das Gebiet der Amblyopien brachte G. durch die genaue methodische Unter-
suchung des Gesichtsfeldes grössere Klarheit. Auch widmete er nicht einseitig
alle seine Kräfte der Augenheilkunde , er verfolgte die Fortschritte auf den übrigen
Gebieten der Medicin mit dem regsten Interesse. Er war der Erste, der den
620 6RAEFE.
Nachweis lieferte, dass die Schwachsichtigkeiten und Erblindungen in Folge von
Oehimleiden, welche man früher als Lähmung des Sehnerven aufgefasst hatte,
grösstentheils auf einer Neuritis optica beruhten ; auch stellte er die Beziehungen
zwischen Hirntumoren und der sogenannten Stauungspapille klar. Ein glänzender
Beweis für seinen diagnostischen Scharfblick war das Erkennen der Embolie der
Arteria centralis retinae, welche eine plötzlich auftretende einseitige Erblindung
veranlasst. Unsterblich sind die Verdienste, welche er sich auf dem Gebiete der
glaucomatösen Erkrankungen erworben hat. Die durch ihn geschaffene Möglieh-
keit, durch die Iridectomie eine grosse Anzahl zum sicheren Untergang verurtheilter
Augen zu erhalten, ist eine der ganzen Menschheit erwiesene Wohlthat. Die
jetzt fast allgemein übliche Methode der Staaroperation , die modificirte Linear-
Extraction, wodurch die Verluste, welche früher etwa lO^/o betrugen , auf 2 bis
3^/0 herabgemindert wurden, verdanken wir ihm ebenfalls. Der Ruf v. G.'s,
welcher 1857 zum ausserordentlichen und 1866 zum ordentlichen 'Professor ernannt
wurde , hatte sich immer weiter verbreitet , Augenleidende aus den fernsten Ländern
suchten bei ihm Rath und Hilfe. Aerzte kamen selbst über den Ooean her, am
sich durch ihn in das Gebiet der Ophthalmologie einführen zu lassen. Nicht nnr
der gediegene wissenschaftliche Inhalt seiner Rede, auch die Form und Art und
Weise seines Vortrags fesselten seine Hörer , welche nur zum geringsten Theil ans
Studenten, zum grössten aber ans Aerzten bestanden, welche specialistisch sich
auszubilden die Absicht hatten. Durch seine fesselnden klinischen Vorträge, mehr
aber noch durch seinen persönlichen Umgang regte er seine Schüler im höchsten
Masse an, durch kurze flüchtig hingeworfene Gedankenblitze beleuchtete er die
dunkelsten Punkte der Wissenschaft und gab dadurch Veranlassung zu weiterem
Forschen. — Leider war der Körper v. G.'s nicht der kräftigste , er konnte diese
nie ruhende Thätigkeit auf die Dauer nicht ertragen. Schon in seinem 30. Lebens-
jahre stellten sich vereinzelte Anfälle von Hämoptoe ein, zu welchen sich später
öfters auftretende Pleuritiden hinzugesellten. Im Herbste 1861 erkrankte er an
einer derartigen sehr heftigen Affection in Baden-Baden , von welcher er sich nur
sehr langsam wieder erholte, aber nie die frühere körperliche Frische wieder
erlangte. Sein unbezwinglicher Trieb zur Thätigkeit Hess ihm dennoch keine
Ruhe , seine Kräfte nahmen langsam immer mehr ab , bis ihn der Tod am 20. Juli
1870, nach kaum vollendetem 42. Lebensjahre, aus seinem Wirkungskreise
herausriss. — G. war neben Donders und Arlt ohne Zweifel der bedeutendste
Augenarzt des 19. Jahrhunderts; ihm verdanken wir in erster Linie den jetzigen
hohen Standpunkt der Ophthalmologie; die meisten der hervorragendsten nodi
lebenden Ophthalmologen rühmen sich seine Schüler zu sein. Die Mehrzahl
seiner Arbeiten findet sich in dem von ihm herausgegebenen Archiv fftr Ophthalmo-
logie. Die besonders erwähnenswerthen, ausser den bereits genannten, sind folgende:
„Ueher lineare Extraction*^ — „lieber den Werth einseitiger CataracteoUractton'"
— ;, Ueler die Lndectomie bei Iritis*^ — Ueber das Gesichtsfeld bei Amblyopie" —
,f Schielen und Schieloperation*' — „ Ueber Morbus Basedowii** — „Die Iri-
dectomie bei Glaucom** — „ Ueber Embolie der Arteria ceJitralis retinae** —
„Neuritis optica nach Cerebralkrankheiten** — „Ueber Glaucom und Iri-
dectomie** — „ Ueber Calabar- Bohne** — „ Ueber mtishuläre Asthenopie*" —
„Ueber die modificirte Linear extraction** — „Beiträge zur Pathologie und
Therapie des Glaucoms*' — „ Ueber die Operation des dynamischen Auswärts-
schielens j besonders in Bücksicht avf progressive Myopie*^*
Eduard Michaelis, Albrecht von Graefe, sein Leben und Wirken. Berlin 1877.—
Alfred Graefe, Ein Wort zur Erinnerniip: an Albrecht von Graefe. Halle 1870. —
C. Schweigger, Rede zur Enthüllungsfeier des Graefe-Denknials am 22. Mai 1882. Berlin 1882.
Horstmann.
Graefe, Eduard Adolph G. , jüngerer Bruder von Carl Ferdinand
von G. , war am 10. Mai 1704 zu Pulsiiitz im Königreiche Sachsen geWren,
wurde bis zum 14. Jahre in Volhynien in Süd-Russland erzogen, machte den
GRAEFE. 621
Feldzug von 1813/14 im York'schen Corps mit, studirte in Halle nnd Berlin
und wurde 1817 bei letztgenannter Universität mit der Diss. : „De nova infusionis
meihodo" (4.) Doetor, Hess sich 1820 als Arzt in Spremberg nieder und siedelte
1825 nach Berlin über, wo er 1826 Bataillonsarzt des Berliner Garde-Landwehr-
Bataillons und Arzt der Kriegsschule wurde. Er übersetzte aus dem Französischen :
J. B. Sarlakdiere: „Beschreibung eines neuen Blutsaugers" (Berlin 1819) —
RiCHELMT: ;, Versuch einer Abhandlung über die Apoplexie u, s. w." (1821) —
J.Civiale: „Ueber die Lithotritie u.s.w." (1827), gab iuGRAEFR's undWALTHEs's
Journal, von dessen Begründung (1820) an, eine Menge von Uebersetzungen und
Auszügen aus der fremden Literatur und aus amtlichen Berichten, sowie drei
General-Register zu den Bänden I— XXX (1828, 1834, 1843). Von seinen
Original - Aufsätzen in jenem Journal seien erwähnt: „Erfahrungen über das
Lichtstrahlen brechende Vermögen der durchsichtigen Gebilde im msnschlichen
Auge" (1820) — „Medicinisch- chirurgische Beobachtungen" (1824) — „Mis-
cellen" (1825) — ^Bemerkungen über einige pathologische Erscheinungen bei
Verletzungen der Nerven und ihrer Wiedervereinigung" (1825) — „Beschreibung
der Magenspritze von Weiss" (1826) u. s. w. Für das Berliner encydopädische
Wörterbuch der medicinischen Wissenschaften lieferte er seit 1828 eine sehr grosse
Reihe von Artikeln (von A — Ca allein 80) , übersetzte später noch Ch. 8earle*s
„Natur der Cholera" (1831) und Civiale's „Therapeutik der Steinkrankheit"
(1837), gab heraus: „Neues prakt, Formular- und Recepttaschenbuch. Nach . . .
Milne Edwards und Vavasseur frei bearbeitet" (1834) — „Cholera-
DiätzeUel" (1837). Er war 1831 Privatdocent an der Universität , 1832 herzog-
lieb Anhalt-Bemburgischer Medicinalrath geworden, wurde 1848 zum Garnison-
Stabsarzt in Posen ernannt, nahm 1856 seinen Abschied und starb am 16. Juni
1859 zu ünruhstadt (Provinz Posen).
Callisen, VH, pag. 338; XXVID, pag. 252. Gurlt.
*6raefe, Alfred Karl G. , zu Halle, Vetter von Albrecht von G.
ist am 23. November 1830 zu Martinskirchen bei Mühlberg a. d. Elbe geboren,
besuchte von 1850 an die Universitäten Halle, Heidelberg, Würzburg, Leipzig,
Prag, wurde 1854 in Halle Doetor mit der Diss. : „De canaliculorum lacrymalium
natura", war von 1855 — 58 Assistent bei Albrecht von Graefe, bei welchem
er fast ausschliesslich seine ophthalmologischen Studien machte. Indessen war er
während dieser Periode auch eine Zeit lang in Paris, um bei Sichel imd Desmarres
zu arbeiten. 1858 habilitirte er sich in Halle als Privatdocent, gründete gleichzeitig
eine Klinik für Augenkranke , die anf^glich einen rein privaten Charakter hatte,
indessen für Lehrzwecke zu dienen bestimmt war und später vom Staate subventionirt
wurde, bis 1864 die neu errichtete üniversitäts - Augenklinik ihre Thätigkeit
beginnen konnte. Zu derselben Zeit hatte er seine erste Schrift: „Klinische
Analyse der Motilitätsstörungen des Auges" (Berlin 1858) herausgegeben. Er
wurde 1864 zum Prof. e. o. , 1873 zum ord. ernannt und gab von 1874 — 80
zusammen mit Saemisch das grosse Sammelwerk: „Handbuch der gesammten
Augenheilkunde" heraus, in welchem er selbst die Bearbeitung der Bewegungs-
störungen des Auges übernommen hatte. Ausserdem zahlreiche ophthalmologische
Abhandlungen in verschiedenen Zeitschriften, besonders in y. Graefe's Archiv
für Ophthalmologie und in Zehender's klinischen Monatsblättem ; von denselben
seien erwähnt: „Ueber Ischaemia retinae" — „Ueber das Binocularsehen bei
Schielenden" — ;, Ueber Cysticercus- Extraction aus den tiefsten Theilen des
Auges, mit Construction eines Localisations-Ophthalmoskops" — „Ueber Wund-
behandlung bei Augenoperationen" — „Ueber Extraction unreifer Staare" —
„ Ueber Enucleatio bulbi" ; femer : ;, Ueber caustische und antiseptische Behand-
lung der Conjunctivae Entzündungen, mit besonderer Berücksichtigung der Blen-
narrhoea neonatorum" (Volkmann's Sammlung klinischer Vorträge, 1881) u. s. w.
Er ist zur Zeit Director der ophthalmiatrischen Klinik und Geh. Medicinalrath.
Red.
622 GRAEHS. — GRAESER.
Glraehs, Karl Gustaf G., zu Stockholm, war am 19. März 1814 in
Helsingborg geboren, studirte von 1830 an in Lund, trat 1837 in das feld-
ärztliche Corps ein, diente in diesem bei verschiedenen Regimentern, wurde 1841
in Lund Doctor, war Stadtarzt daselbst 1842-43, wurde 1845 zum Arzt der
Eriegs-Akademie in Carlborg ernannt, machte 1847 im Auftrage des Königs,
zusammen mit P. 0. Ltljevalce, eine Reise nach Russland zn Studien Aber
die Cholera, hatte 1850 die Cholera-Hospitäler in Malmö einzurichten und erhielt
die Aufsicht ttber diese und die im ganzen Malmöhus län. Er schrieb in der
Folge: „Statistik berättelse om Koleran i Malmö är 1850" (Stockholm 1851,
m. Kart u. Diagr.). 1851 — 52 machte er mit Staatsunterstützung eine wissen-
schaftliche Reise nach Holland, Frankreich, England und berichtete darflber in
das kgl. Gesundheits-CoUegium (Sv. Läk.-sällsk. N. Handl., Bd..Vm), nahm Theil
an den internationalen Wohlthätigkeits-Congressen in Brüssel (1856), in Frankfurt a.M.
(1857) und an dem mit der Pariser Welt-Ausstellung (1864) verbundenen Congress
der Vereine zur freiwilligen Pflege im Felde verwundeter Krieger, desgleichen an
der Wiener Welt-Ausstellung und dem dortigen analogen Congresse und erstattete
über diese Sendungen eine Reihe von Berichten : „ VälgÖrenJiefs-kongressen i BriUsd
är 1856. Rapport etc." (1857) — „Internationella Välgörenhets-kongressen
i Frankfurt am- Main är 1857, Rapport etc." (1859). Femer publicirte er als
erster Stadtarzt von Stockholm: „Embetsberättdse för äret 1870 — 77" (Stock-
holm 1871 — 8, 4.) — „Statistik Öfversigt af dödsorsakerna i Stockholm drei
1870—78. Rapports tili kongL medicinalsty reisen" (1S7 2—7 9) — „Berättelse
tili medicinalstyr eisen om allmänna helso- och sjukwarden i Stockholm far dr
1878 , af helsovärdensnämden" (1879). In den Zeitschriften (Sv. Läk.-sällsk.
N. Handl. und Hygiea) findet sich von ihm eine sehr grosse Menge von Be-
sprechungen ausländischer Schriften, nebst einer Anzahl von Original-Aufsätzen,
unter denen wir folgende hervorheben, zusammen mit K. F. Levin: „Forsdag
tili Nosologisk Nomenklatur för Morhilitets-statistik" (1861) — Nägra ord om
den allmänna helsovärden , betraktad frän legislativ och administrativ syn-
punkt etc." (1867) — „De frivilliga Sjukvärdsföreningames intemationeUa
exposition och kbnferens i Paris 1867. Rapport etc." In der Hygiea: „Nägra
ord om inre bräck" — „Koleran i Moskwa" (1847) — „Om kolera et^."
(1850) — „Om den Sanitär a frägan" (1851) — „Statistik berättelse om koleran
i Stockholm är 1856" — „Statistik öfoersigt af 1856 — 57 ärenskopp-epidemi
i hufoudstaden" — „Ovanligt fall af Hypertrophia Mammarum" — j,Om
Pylephlebitis" — „Om transport af särede och sjuke tili sjös och pä jernväg.^
Er starb am 19. März 1880.
Wistrand, pag 143; Neue Folge, pag. 279. G.
Graeser, Karl G. , Medicinah-ath und Director der Irren-Heil- und
Pfiegeanstalt Eichberg in Nassau, war am 15. April 1819 geboren, studirte von
1837 — 41 in Göttingen, wo er auch die Doctorwürde erlangte, war seit 1842
Medicinal-Assessor in Camp bei Boppard und von 1843 — 46 in Haehenberg.
1846 erhielt er von der Regierung den Auftrag, in der damaligen Landes-Irren-
anstalt Eberbach im Rheingau und auf Reisen Studien über Psychiatrie zu machen,
was während der Dauer von 13 Monaten geschah. Er wurde darauf Medidnal-
Assistent in Montabaur, setzte seine psychiatrischen Studien, namentlich nach der
pathologisch-anatomischen Seite hin, fort und wurde 1856 als Director nach Eich-
berg berufen. Er schrieb 1859 eine mustergiltige Statistik über diese Anstalt,
führte in derselben wesentliche Verbesserungen ein und beschäftigte sich mit dem
Irrenhausbauwesen, als seinem Lieblingsstudium. Durch die Annexion von Nassau
1866 trat eine furchtbare üeberftillung der Anstalt ein, jedoch gelang es ihm nicht,
bis zu seinem am 28. November 1871, an einer schon seit 1867 entwickelten Neu-
bildung im Mund und Rachen, erfolgten Tode, einen Erweiterungsbau zu erlangen.
Allgem. Zeitschr. für Psychiatrie. Bd. XXIX, 1873, pag. 145. G.
GRAETZER, — GRAF. 623
'^'Graetzer, Jonas 0., Greheimer Sanitätsrath und dirigirender Hospitalarzt
in Breslau, ist am 19. October 1806 zn Tost in Oberschlesien geboren, wurde
1832 in Breslau Doctor und ist seit 1833 Arzt daselbst. Schriften: „Die Krank-
heiten des Foetus" (Breslau 1837) — ^Geschichte der israelitischen Kranken-
verpflegungsanstah . ... zu Breslau" (Ebenda 1841) — „Ueber die Organi-
sation der Armen- Krankenpflege in grösseren Städten*' (1851) — „Gedanken
über die Zukunft der Armen- Krankenpflege Breslaus" (1852) und mehrere
weitere Schriften zur Bevölkerungs-, Armen-, EJrankheits- und Sterblichkeitsstatistik
derselben Stadt (1864, 1871, 1882), mit besonderer Berücksichtigung der Epidemien
von Febris recurrens (1869), Typhus exanthematicus (1870), Cholera (1874);
femer: „Edmund Halley und Caspar Neumann, Zur Geschichte der
Bevölkerungsstatistik" (Breslau 1883) — „Daniel Gohl und Christian
Kollmann, Zur Geschichte der Medicinalstatistik" (Ebenda 1884). j^^^
Graevell, Friedrich G., zu Berlin, war am 2. September 1819 in
Breslau geboren, wurde 1843 in Berlin mit der Diss. : „Quo tendat medicina
nostra hodiemaf" Doctor, schrieb folgende reformatorische Schriften: „Ueber die
Reform der Medicinalverfassung Preunsens. Ein kritischer Ueberblick über
sämmtliche mit dem Medidnalwesen in Verbindung stehende Einrichtungen"
(Leipzig 1847) — „Zwölf Gebote der Medicinalreform" (Berlin 1848) — „Die
^nedicinischen Zustände der Gegenwart und das Mittel ihrer Hülfe, ein Wort
an die Aerzte und Studirenden der Medicin" (1849); mit M. B. Lbssing:
„Entwurf einer Wahlordnung für den .... beantragten Congress der preuss,
Aerzte .... dem Ministerium .... überreicht" (1848). Mit P. GüMBiNNER gab
er heraus : „ Verhandlungen des Vereins der Aerzte und Wundärzte in Berlin
in den Jahren 1848 .und 1849" (Berlin 1850). Am bekanntesten aber ist sein
Name durch die von ihm 1848 begründeten „Notizen für praktische Aerzte
über die neuesten Beobachtungen in der Medicin" geworden, welche bis 1856
von ihm, später von H. Hblfft redigirt wurden und jetzt, bei verändertem Titel,
unter P. Güttmann's Redaction stehen. Er war auch ein eifriger Anhänger der
G oe the'schen Farbenlehre und suchte dieselbe in zwei Schriften : „Goethe im Recht
gegen Newton" (Berlin 1857) und „Noch eine Schrift gegen die N ewton'sche
Farbenlehre" (1858) zu vertheidigen. Er starb am 25. August 1878,
Engelmann, pag. 200; Suppl.-Heft, pag. 83. G.
Graf, Münchener Aerzte in drei Generationen. — Johann Baptist G.,
geboren am 10. Februar 1763 zu Neunaigen in der Oberpfalz, wurde 1790 in
Ingolstadt zum Dr. med. promovirt. Später zum Medicinalrath und Oberstabsarzt .
ernannt, hat er sich vorzüglich um die Untersuchung und Beschreibung der
bayerischen Gesundbrunnen verdient gemacht. Ausser der Beschreibung .einzelner
Mineralquellen, erschien von ihm zu München im Jahre 1805 in zwei Theilen:
„ Versuch einer pragmatischen Geschichte der bayerischen und oberpfälzischen
Mineralwässer", Im Jahre 1814 gab er „Chemisch-pharmaceutisch klinische
Tabellen" heraus. Er beschäftigte sich mit Vorliebe mit chemischen Arbeiten, für
die er sich ein Privat-Laboratorium eingerichtet hatte. Professor an dem chirurgischen
Institut zur Ausbildung von Landärzten, war er zugleich ordinirender Arzt im
Militär-EJrankenhause und in der Privatpraxis viel beschäftigt. Er starb zu München
am 14. August 1819.
Karl von G., Sohn des Vorigen, war am 15. Mai 1801 in München
geboren, wo er auch seine Gymnasialstudien machte. Die Naturwissenschaften und
Medicin stndirte er in Landshut, wo er im Jahre 1823 zum Doctor promovirt
wurde. Seine praktische Ausbildung erlangte er im Krankenhause seiner Vater-
stadt, in welchem er eine Assistentenstelle unter Gäossi bekleidete. Später wurde
er Leibarzt der im Jahre 1841 verstorbenen Königin Karoline und Mitglied
des Obermedicinal- Ausschusses, in welchem er bis zu seinem am 9. November
1883 , im 83 Lebensjahre erfolgten Tode für die Entwickelung des bayerischen
624 GRAF. — GRAFF.
Medicinalwesens und die Förderung der ärztlichen Interessen thätig war. Um
die ärztliche Vereinshildung und die Vertretung des Standes im Staate durch
Bildung der Ereisvereine und der Aerztekammem , wie um die OrOndimg des
Pensionsvereines für die Wittwen und Waisen bayerischer Aerzte, dessen Yer-
waltungsrathe er auch bis an sein Lebensende vorstand, hat er sich groäse
Verdienste erworben. Ein Mitbegründer des ärztlichen Vereins in München, nahm
er an den wissenschaftlichen Verhandlungen desselben, namentlich über Cholera und
Typhus, lebhaften Antheil. Ueber diese Krankheiten schrieb er auch eine Mono-
graphie: „Versuch einer Darstellung des Cholera morbus" (München 1832)
und eine Abhandlimg: „Ueber das im Jahre 18 40 i 41 in München herrschende
Schleimfieber (Febris typhosa)" (Salzburger Neue med.-chirurg. Zeitung, 4. Jahrg.).
Ein scharfer Beobachter, reich an medicinischen Kenntnissen und aUseitiger Bildung,
erwarb er sich schon früh grosses Vertrauen in weiten Kreisen der hauptstädtischen
Bevölkerung und blieb bis in sein hohes Alter ein gesuchter, von seinen Bemfk-
genossen wegen seiner Collegialität hochgeschätzter Arzt.
*Leopold G., Sohn des Vorigen, im Jahre 1838 in München geboren,
wo er das Oyinnasium besuchte und darnach an der Ludwig-Maxmilians-Universiiit
dem Studium der Naturwissenschaften und der Medicin oblag, ist seit dem Jahre
1863 dort als praktischer Arzt thätig. Als mehrjähriger Assistent der medicinischen
Üniversitäts-Poliklinik daselbst veröffentlichte er über dieselbe einen die Jahre 1864
bis 1867 inclusive umfassenden Bericht (Deutsche Klinik, 1868). Seit dem Jahre
1872 ist er Redacteur des „Aerztlichen Intelligenzblattes", welche Wochenschrift
durch ihn an Oehalt, Ausstattung und Verbreitung sehr gewonnen hat.
Graf, Benjamin Theophil von 6., geboreii zu Gross-Glogau in
Niederschlesien am 30. August 1700, studirte Medicin in Halle, promovirte da-
selbst zum Doctor der Medicin 1734 (Diss, innug. med, de paralysi), kam nach
Riga, wurde daselbst Oamisonsarzt und später Stadtphysicus ; er starb am 11. April
1767. Er verklagte den Dr. Gerding (s. diesen) wegen unerlaubter Praxis in
Riga; es hätten die Rigaer Aerzte das Privilegium, dass nur diejenigen in Riga
prakticiren dürften, welche zur Körperschaft der Riga'schen Aerzte gehörten.
G. hinterliess handschriftlich einen ausführlichen „Bericht von dem Bar herrschen
Heilbrunnen" (in Kurland) „wie seihige anno 1739 approbirt und bestätigt
worden" (3^/9 Bogen), die erste einigermassen wissenschaftlich angestellte Unter-
suchung der Heilquelle.
v. Recke-Napiersky, II, pag, 84. — Beise, I, pag. 223. — Tschistowitseh,
CXXXIII. G. Sticda.
*6raf, Eduard G., Sanitätsrath in Elberfeld, ist am 11. März 1829
geboren, studirte in Halle, Greifswald und Berlin, wurde 1851 Doctor, war
1853-54 Assistenzarzt am städtischen Lazareth zu Danzig, praktischer Arzt in
Imgenbroich (Eifel), Ronsdorf, Elberfeld (1860), dirigirender Arzt des St. Josephs-
Hospitals daselbst (1861 — 80). Den Feldzug 1866 machte er als Stabsarzt eines
Feldlazareths mit; nach dem Kriege von 1870-71 schrieb er: „Die königlichen
Reserve- Lazarethe in Düsseldorf während des Krieges von 1870-71" ("Elber-
feld 1872), die er als dirigirender Arzt in dieser Zeit geleitet hatte. Seit 1867
ist er Vorsitzender des Vereins der Aerzte des Reg.-Bez. Düsseldorf, seit 1869
des Niederrheinischen Vereins für öffentliche G^undheitspflege, seit 1873 des
Deutschen Aerztevereinsbundes , seit 1880 ausserordentliches Mitglied des kaiseri.
Reichs-Gesundheitsamtes, seit 1883 Mitglied des preussischen Abgeordnetenhauses.
Rad.
Graff, Johann Adam G., zu Darmstadt, war zu Friedberg in der
Wetterau am 4. Angust 1784 geboren, studirte zu Jena, Würzburg und Giesseut
wo er 1804 Doctor wurde, prakticirte von da an zwei Jahre in Friedb^g, dann
in Ortenburg, wurde 1809 Physicus zu Nidda, 1821 erster Physicus des Landratiö-
GRAFF. — GRAHAM. 625
besirks Nidda, erhielt 1829 den Ruf als erster Medicinalrath und Vorstand des
Medicinal-Collegiums nach Darmstadt, wurde auch erster Hospitalarzt und 1832
Director des Medicinal-Collegiums. Er schrieb : „Etwas über die bisherigen Dar-
stellungen der Geburtshiilfe ; u. s. w." (Siebold's Lucina, 1805) — „lieber
das Wechsdfieber u, s, w.** (Horn's Archiv, 1807) — „Einige Notizen über
die Mineralquelle zu Salzhausen u. s. w." (Darmstadt 1825); femer zahlreiche
Beiträge zu Hknke*s Zeitschrift für Staatsarzneikunde (1830 — 1842); zusammen
mit Stegmeyeb: „Einige Worte zur Beurtheilung des Wahnsinns überhaupt
und des Säuferwahnsinns insbesondere u, s, w." (Wiesbaden 1844). Dazu Auf-
sätze in Caspeu's Repertorium, Hufbland's Journal, den Badischen Annalen,
Schmibt's Jahrbb. u. s. w. In späterer Zeit schrieb er noch: „Die Todesart der
halbverbrannt gefundenen Gräfin von Görlitz*^ (8ep.-Abdruck aus Henke's.
Zeitschrift, 1850).
S c r i b a , II, pag. 267. - C a 1 i s e n , VH, pag. 349, 350 ; XXVIII, pag. 254. G.
Graff, Karl O. , zu Trarbach an der Mosel, aus St. Goar gebürtig,
wurde 1815 zu Würzburg mit der Diss. „©TjXeCa voOcxo;, seu morbus foemineus
Scytharum** Doctor und schrieb in Nassb's Zeitschr. (1820): „Fieberloses Irre-
reden mit Zittern" ] femer: „Der Moselwein als Getränk und als Heil-
mittel u, s. w." (Bonn 1821) — „Die Metamorphose der Schädelknochen in
Markschwamm** (Oraefe und Walther's Journal, 1827) — „Zwei glücklich
geheilte Fälle von Verletzung des Rückgrats*^ (1830) — „Merkwürdige Hei-
lung von Croup bei Erwachsenen" (1830); femer Aufsätze in Caspee's Krit.
Repertor. und Desselben Wochenschrift u. s. w. Später schrieb er noch einmal:
„Der Moselwein gegenüber der pestilentiellen Cholera; u, s. w," (Bonn 1848).
Callisen, VII, pag. 349; XXVIH, pag. 254. G.
Graffenauer, Jean -Philippe G., zu Strassburg, daselbst am 27. Juni
1775 geboren, war Arzt bei der grossen französischen Armee. Er schrieb: „Traitd
sur le camphre, connder4 dans les rapports avec . . , » et la mddecine" (Strass-
burg 1803) — „Essai dune min4ralogie alsacienne Sconomico-technique, .... des
applications .... dans .... la mSdecine, etc." (Ebenda 1806) — „Lettres
ecrites en Allemagne, en Prusse et en Pologne dans les annSes 1806, 6, 7 et 8 ;
contenant des recherches statistiques , . . . , et mSdicales; .... ainsi que des
notices sur divers hdpitaux militaires de Varm4e^ .... pour servir ä Phistoire
de la dernikre campagne" (Paris und Strassburg 1809 ; deutsch Chemnitz 1811) —
„Topographie physique et mSdicale de la ville de Strasbourg; etc." (Strass-
burg 1816). Er verfasste auch eine Anzahl von Aufsätzen in verschiedenen Zeit-
sehriften, wie un Joum. de pharm. (1799), Sädillot's Joura. gön. (1804, 1819),
Tabtra, Bullet, des sc. m6d. (1819) u. s. w. , schrieb eine Naturgeschichte des
Bernsteins (1821) imd andere nichtmedicinische Schriften und übersetzte die Bade-
schrifiten von Peez (1823, 30) und Rülmann (1826) über die Thermen von Wiesbaden.
Callisen, vn, pag. 351; XXVIII, pag. 254. G.
Graham, James G. , Arzt in London, gestorben 1830 in einem sehr
vorgerückten Alter, verfasste : „ Thoughts on the present State of the practice in
disorders of the eye and ear etc." (London 1775) — „The general state of
medical and chirurgicai practice" (Bath 1778; London 1779) etc.
Dict. hist. n, pag. 612. Pgl.
Graham, eine Anzahl schottischer und englischer Aerzte, unter denen wir
folgende anführen: Robert 6., zu Edinburg, erlangte 1808 daselbst die Doctor-
würde, wurde Fellow des R. C. S., Professor der Botanik an der dortigen Univer-
sität, war mit der Diss. „De frigoris effectibus in corpus humanum" Physician
der Royal Dispensary und am Vaccine Board. Er sehrieb von 1822 an mehrere
Aufsätze im Edinb. Med. and Surg. Joum.
BlogT. Lexikon. II. 40
626 GRAHAM — GRAHL.
Ein zweiter Robert G., in Glasgow, war Physician der dortigen Royal
Infirmary und gab heraus: „Practical ohservations on continued fever, etc.*
(Glasgow, Edinburg, London 1818) und besehrieb einen „Gase of obstrucUd
aorta^. Communtcated ly Sir G. Blane (London Med.-Chir. Transaet., 1814l
Thomas John G., zu Glasgow, gab folgende, grossentheils in mehreren
Auflagen erschienene Schriften heraus : „ The results of expertence in the succes-
ful treatment of epilepsy, and other nervous disorders^ (London 1823 ; 3. edit.
1827) — „Ohservations illustrative of the nature and treatment of the pre-
vailing disorders of the stomach and liver^ (Ebenda 1824) — „Observation^
on Cancer ; comprising numerous cases of Cancer . . . , cured by a mild method
of practice, etc." (London 1825) — „Modem domestic medicine, etc,^ (Ebenda
1826; deutsche üebers. nach der 5. Originalausgabe von Naubkrt, Pest 1845:
1847) — „Practical observations on the eure of Cancer" (Ebenda 1827; deutsche
Uebers. von LüDW. Goldspiegel, Ilmenau 1832) — „A treatise on indigestion,
mth the ohsercations on some painful complaints originating in indigestion, as
tic douloureuxy etc," (Ebenda, 2. edit. 1828; 4. edit. J828; 1. Amer. edit.
Philadelphia 1831) — „On diseases peculiar to females ; etc,*^ (Ebenda 1834:
3. edit. 1841; 7. edit. 1861) — „The cold water System, etc." (Ebendi,
2. edit. 1843) — „Ohservations on disorders of the mind and nerves" (Ebendi
1848) — „On the management and disorders of infancy and childhnod"
(Ebenda, 2. edit. 1865). — Dieser Thomas John G. ist nicht zu verwechseln
mit dem berühmten Chemiker Thomas G. (geboren am 21. December 1805 lu
Glasgow, seit 1837 Professor am University College in London und daselbst am
16. September 1869 gestorben).
Callisen, VII, pag. 355; XXVIII, pag. 25B. — Index-Catalogue. V, pag. 546.
3
Charles William Montagu Scott G., zu Dalkeith bei Edinburg,
der jüngste von vier Brüdern, die alle Aerzte waren, Sohn des Chirurgen Andrew 6.,
wurde 1822 Licentiat des R. C. S. zu Edinburg, ging nach Westindien, kehrte
nach kurzem Aufenthalt auf der Insel Tabago zurück, um 1827 in Dalkeith die
Praxis seines Vaters und seines verstorbenen Bruders W a 1 1 e r G. zu übemebmeD.
Er wurde 1830 in Edinburg Doctor, 1859 Fellow des R. C. S. , war mehren?
Jahre lang Surgeon beim Edinburgh Regiment of Militia. Es finden sich von ihm
Aufsätze im Edinb. Med. and Surg. Journ. (Vol. XXVI, XXXVUI, XLIV, LVl):
„On the internal use of sulphate of zinc in gleet and leucorrhoea" — „Oh
eholera asphycticn" — „On haematemesis" — „On hydrocephaloid disease" u.s. w.
Er war später Mitglied des Council der Universität und einer der eifrigsten
Förderer der Medical Missionary Society. Sein Tod erfolgte am 17. Mai 1877,
im Alter von 80 Jahren.
Dechambre, 4. Serie, T. X, pag. 279. G.
Grahl, Gustav Adolph (oder Dietrich Christian) G., zu Hamburg,
war am 28. Juli 1796 zu Bremen geboren, besuchte seit 1811 die französischeo
Hospitäler seiner Vaterstadt, wurde 1812 Chirurgien Bous-aide major bei der
Armee, machte als solcher den Feldzug gegen Russland mit, wurde gefangen,
nach Sibirien gebracht, trat 1813 in die russisch-deutsche Legion, gorieth in
französische Gefangenschaft, setzte dann in Paris seine Studien fort, wurde 1815.
nach Napoleon's Rückkehr, im Süden von Frankreich intemirt, studirte von
1817 an noch zwei Jahre lang in Berlin und wurde daselbst 1819 mit der Diss.
„De venenorum natura, effectihus atque antidotis" Doctor. Er Hess sich 1822
in Hamburg nieder und schrieb einige Aufsätze in Hufeland's Journ. (1827, 30)
über die DzoNDi*sche Behandlung der Syphilis, über Vergiftung durch die Tabab-
kly stiere ; femer über Krankheiten der Lnngen und ihre Heilung, über Croup und scioe
Heilung (Berlin und Hamburg), über Cholera, Natur und Bedeutung (St. Petersburg),
über Pocken , über Stichwunden , namentlich , ausser in Hufelakd's Journal, ii
GRAHL. — GRAINGER. 627
Wolfarth's Asklepieioo, der Medicinischen Zeitung des Vereins für Heilkunde in
Preusaen, der Hamburger Zeitschrift für die gesaramte Medicin; auch betheiligte
er sieh (1847, 48) an mehreren medicinischen Preisausschreibungen. Ausserdem
eine Anzahl von nicht-medicinischen Schriften, darunter Tragödien, Schauspiele
unter dem Pseudonym L. v. Starkenfels; femer musikalische Conipositionen.
Er «tarb am 22. Januar 1858.
Hans Schröder, II, pag. 556. — Callisen, VII, pag. 357. G.
Oraindorge, Andr6 6., geboren 1616 in Caen, promovirte in Mont-
pellier, war Arzt und Philosoph in seiner Vaterstadt, wo er 1676 starb. G. schrieb :
y,De Vorigine des macreusea" (Caen 1680) — „De principiis generationis" ;
femer eine polemische Schrift gegen die Abhandlung von Fioulüs (Raymond
Restauband) „De principiis fottm*^ (Narbonne 1658).
Biogr. m6d. IV, pag. 504. Pgl;
Grainger (Granger), James G., schottischer Arzt und Dichter, geboren
1723 (nach Anderen 1721) in Dimse in Schottland, studirte Chirurgie in Edin-
burg, machte dann als Wundarzt in der britischen Armee den Feldzug gegen
Frankreich mit, in welcher Eigenschaft er den Kriegsschauplatz in Flandern im
Jahre 1746 mit den neu eintreffenden schottischen Hilfstruppen betrat und seine
classischen Beobachtungen über Malaria und Ruhr machte, die er nachher in dem
in der Epidemiologie berühmt gewordenen Werke „Historia febris anomalae
Batavae annoriim 1746, 1747 , 1748 etc.'' (Edinburg 1753; Altenburg 1770;
deutsch Leipzig 1785) niederlegte. Durch dieses Werk erwarb sich G. neben
Prinole die meisten Verdienste um die Kenntniss von den Ursachen der Malaria-
Krankheiten. Nach dem Friedensschlüsse von Aachen, 1768, prakticirte G. kurze
Zeit in London, wo er die Aufmerksamkeit der literarischen Kreise durch eine
elegante poetische Uebersetzung des Tibull auf sich lenkte, und ging dann als
Arzt nach St. Christoph, einer britischen Insel in Westindien, in deren Hauptstadt
Basse-Terre er am 24. December 1767 (nach Anderen 1766) einem klimatischen
Fieber erlag. G. ist noch Verfasser eines grösseren Gedichtes über das Zuckerrohr
(1764 in London bei Gelegenheit einer vorübergehenden Anwesenheit daselbst von
ihm veröffentlicht).
Hutchinson, I, päg. 369. — Bio^r. med. IV, pag. 5 »7. — Dict. bist. II,
pag. 612. — Munk, II, pag. 219. p j
Grainger, RichardDugardG., in London, war 1801 zu Birmingham
als Sohn des Chirurgen Edward G. geboren, trat, um Soldat zu werden, in die
Militllr- Akademie zu Woolwich, wendete sich indessen sehr bÄld der Medicin zu,
indem er sich an seinen älteren Bruder Edward G. anschloss, der mit grossem
Erfolge in London ein privates Theatre of Anatomy and Medicine in Webb Street
(Borough) leitete und übernahm sogar selbst, erst 22 Jahre alt, die Leitung dieser
Anstalt, indem er sich den Unterricht der Anatomie vorbehielt. Gegen 20 Jahre stand
er derselben vor, welche 1842 mit dem St. Thomas Hospital verschmolzen warde,
wobei er Docent der Anatomie und Physiologie bei diesem wurde und in derselben
Stellung bis 1860 verblieb. Von seinen Schriften sind zunächst anzuführen:
„Elements of gener al anatomy, containing an outline of the Organization of
the human hody'^ (London 1829) — „Observat'ons on the structure and ftmc-
tion of the spinal chord*^ (Ebenda 1837). Ausser für die Anatomie war er auch
ein eifriger Förderer socialer Reformen; so wurde er 1841 einer der Inspectoren
der „Children's Employment Commission" , 1849 als einer der Inspectoren des
General Board of Health beauftragt, der Entstehung und Verbreitung der Cholera
naebzuforschen und 1853 in einer ähnlichen Stellung, die er bis zu seinem Tode
beibehielt, mit der Ausführung der Begräbnissacte beauftragt. Auch gründete er
einen Verein zum Schutze jugendlicher Arbeiterinnen. Von den Berichten, die er
an den General Board of Health erstattete, seien die über Cholera (1850, 51, 52),
40*
628 GBAINGER. — . GRAMM.
über den Transport mit ansteckenden Krankheiten Behafteter in öfientliehen Fuhr-
werken (1852), über Arbeitshäuser (1850) u. s. w. erwähnt. Seit 1837 war er
Fellow der Royal Society und 1845 war er zum Mitgliede des Council des Royal
College of Surgeons erwählt worden und hielt 1848 bei demselben die Hunterian
Oration, deren Thema: „Observations on tke cultivcUion of organic science etc,^
(London 1848) waren. Am 1. Februar 1865 erreichte sein arbeitsreiches Leben
ein Ende.
Medical Times and Gaz. 1865, 1, pag. 157. — British Med. Joum. 1865, 1, pag. 176. —
Lancet. 1865, I, pag. 190. G.
'^'Grain, Hans Christian Joachim O. , ist am 18. September 1853
zu Kopenhagen geboren, studirte daselbst, absolvirte das Staatsexamen 1878, pro-
movirte 1883 mit der Dissertation „Om stoerr eisen af de roede BlodUgemer*' ,
Er hat einige Zeit in Verbindung mit FfiiEDLÄNDER im städtischen Krankenhanse in
Berlin gearbeitet und sich namentlich mit der isolirten Färbung der Mikroben
beschäftigt; seine Resultate sind in „Fortschritte der Medicin^ (1884) mitgetheilt
^ Petersen.
Gramann, Johann G. , Arzt in Erfurt zu Ende des 16. und Anfang
des 17. Jahrhunderts, gehörte zum Orden der Rosenkreuzer und bekannte sieh
zu den Grundsätzen des Paracblsüs. Er empfahl als Panacee gegen Phthigis
eine aus Zinksulfat und Rosenzucker bestehende Tinctura antiphthisiea. Seine
Schriften enthalten viel mystisches und unverständliches Zeug; erwähnenswerth ist:
„Kurzer Bericht, vne man sich von der Dysenterie, gifftigen Blutruhr und
messenden Pestilenz verwahren solle^ (Erfurt 1598).
Biogr. in6d. IV, pag, 505. Pgl.
Gramberg) Gerhard Anton G., geboren im Jeverlande am 5. November
1744, gestorben am 10. März 1817, Hess sich, nach Beendigung seiner Studiea
in Göttingen, als Arzt in Oldenburg nieder. G. war ein bedeutender Mflnzkundiger und
Freund der deutschen Literatur und Poesie, schrieb selbst poetische Beiträge zu den
Almanachen von Voss und v. Gk)ECKiNGK, unter Anderem ein Stück „Kosmotheoros".
Vor Allem aber zeichnete sich G. durch seine heftige Feindschaft gegen deo
Mysticismus und Aberglauben in der Medicin aus. Alle Artikel g^en Lavateb
und die Anhänger des Mesmerismus in der „Allgemeinen Deutschen Bibliothek*^
rühren von ihm her. Ferner verfasste G. verschiedene Artikel für das ,,Hambarger
Magazin", „Deutsche Museum", lieferte Beiträge zu den Acta der Leopoldinischen
Akademie der Naturforscher und schrieb eine. „Pharmacopoea 0ldenburgic4i^
(Oldenburg 1801).
Biogr. m6d. IV, pag. 505. — Dict. bist. II, pag. 613. Pgl.
Grambs, Johann Jacob G. , geboren am 10. Januar 1688 zu Frank-
furt a. M. , promovirte zu Altdorf am 5. Mai 1719, wurde in demselben Jahre
Arzt in seiner Vaterstadt, 1728 Landphysicus , 1735 Stadtphysicus, kam in den
Rath 1734 und wurde 1745 jüngerer Bürgermeister. Er starb den 15. Mai 1759:
Ausser mehreren kleinen Schriften hat er verfasst: „Anatomische Beschreibung
eines Gewächses , welches in dem Leib einer 53jährigen Frau, 18 Pfund
schvyer y gefunden worden.** (1730, 4., mit 2 Taff.) — „Anweisung zur Ana-
tomie für Chirurgen in Tabellen, 1. Abth.i Osteologie (1740); 2. Abtk:
Myologie (1741); S.Abth.: Angiologie (1741); 4. Abth.: Neurologie'' (1741>
Stricker, Geschichte der Heilknnde etc. Frankfurt 1847. w, Stricker.
Gramm (Grammiüs), Caeso G., zu Kiel, war 1640 zu Toenningen
geboren, studirte in Altdorf und Basel, wurde Dr. med. in Leyden und erhielt
1665 in Kiel einen Lehrstuhl der Physiologie und grieohischen Sprache. Ausser
mehreren in Basel, Leyden, Kiel (1660, 62, 70) verfassten Dissertationen and
mehreren Beobachtungen in den Miscell. Aoad. Nat. Curios. , deren Mi^tied er
war, schrieb er ein „Examen problematicis Hippocratici : An de lignido in
GRAMM. — GRANGIEB. 629
fistulam spirüalem aliquid ülahatur secundum naturam?" (Kiel 1665, 4.). Er
starb am 21. September 1673.
Mollerns, I, pag. 214. G.
Grandi, Jacob G., geboren 1646 in Oajato (Herzogthum Modena),
8tadirte in Bologna, Venedig imd Padaa, Hess sich dann in Venedig nieder, wo
er sechs Jahre lang Prosector war nnd später Professor der Anatomie wurde.
Berafangen nach Padua und Pisa lehnte er ab und starb, noch jung, am 11. Februar
1691. Von ihm rühren her: „Orazione nel aperirsi il niwvo teatro danatomia
m Venezia** (Venedig 1671, 4.) — „JDissertatio epistolaris de stibio ejtcaque
U8U in re cosmetica" (Ebenda 1687, 4.); femer ist erwähnenswerth ein lateinisches
Gedieht, worin G. die Befreiung Wiens und den Sieg Sobieski's über die Türken
besingt (Venedig 1683). G. war Begründer der Accademia Dodonea, Mitglied der
Leopoldinisehen Akademie der Naturforscher, sowie der Accademia de' Gelati in
Bologna. Aus der Existenz von fossilen Muscheln an weit vom Strande entfernt
belegenen Orten suchte G. in einer zu Venedig 1676 erschienenen Abhandlung den
Beweis für eine früher stattgehabte allgemeine Sintfluth herzuleiten.
Biogr. m6d. IV, pag. 506. Pgl.
Grandidier, drei Aerzte in Cassel, aus einer Familie stammend, die
daselbst zwisclien 1660 — 70 aus Sedan eingewandert war. — Paul Franz G.
war daselbst am 27. September 1749 geboren, studirte in Göttingen, wurde 1772
in Rinteln Doctor, liess sich als Arzt in Cassel nieder, wo er Stadtphysicus, seit
1786 Hofrath und Mitglied des Collegium medicum, seit 1791 Vice-Director und
seit 1803 wirklicher Director, seit 1799 mit dem Titel Oberhofrath war. Später
war er kurfürstl. Geheimer Rath und Director des Ober-Sanitäts-Collegiums, trat
1821 in den Ruhestand und starb am 28. März 1833.
Callisen, VII, pag. 362. G.
Cornelius G., Vetter des Vorigen, war in Cassel am 20. Februar 1757
geboren, studirte von 1778 an zu Göttingen und Rinteln und wurde hier im Jahre
1784 Doctor. Er prakticirte seit 1784 in Cassel, wurde 1787 Amts-Landphysicus,
1801 Hofrath und Mitglied des Collegium medicum, 1821 Director des Ober-
Medicinal-CoUegiums, trat 1824 in den Ruhestand und starb am 25. October 1826.
Er gab heraus: „Repertorium über die Ckurhessischen Medidnal- Gesetze^
(Cassel 1814) und hatte Antheil am P. J. Piderit Dispensat. Elector. Hassiacum.
Callisen, VH, pag. 361. G.
Johann Ludwig G. , Sohn des Vorigen, war in Cassel am 22. März
1810 geboren, war seit 1834 als Arzt approbirt, wurde erster Brunnenarzt in
Nenndorf, 1864 Ober-Medicinalrath und starb am 23. Juli 1878. Es rührt von
ihm her die Schrift: ^ Die Hämophilie oder Bluterkrankheit, Nach eigenen und
fremden Erfahrungen monographisch bearbeitet" (Leipzig 1855), nachdem er
über denselben Gegenstand bereits in Zeitschriften (AUgem. med. Zeitung, 1837;
Holschbe's Annalen, Bd. IV) Mittheilungen gemacht; ferner eine Schrift über das
Bad Nenndorf (1851; 2. Aufl. 1868). Er schrieb später noch: „Ueber die frei-
willigen oder secundären Nabelblutungen der Kinder" (Journ. für Einderkrankh.,
1859) und gab einen „Bericht über die neueren Beobachtungen und Leistungen
im Gebiete der Hämophilie seit 1854" (Schmidt's Jahrbb. der gesammten Med.,
Bd. CXVn, 1863). Red.
Granger, s. Graikgeb.
'^ Grangier (Grangee), BonaventureG., zu Paris, wurde daselbst
1572 Doctor, bekleidete von 1582 — 84 das Decanat der Facultät und starb 1589,
Er benutzte sein poetisches Talent zur Vortbeidigung dieser Genossenschaft in den
erbitterten Kämpfen der Aerzte gegen die Chirurgen. So schrieb er zwei anonyme
Gedichte: „Satyra in perfidam chirurgorum quorundam amedicis defectionem"
630 GBANGIEE. — GRANT.
(Paris 1587) — „In ckirurgos emendtcato mendicaiis versUms auxtlio medi-
corum famae oblafrantea*' (Ebenda 1677). Auch Ambe. Pa££ griff er bei
Gelegenheit von dessen ^Discours sur la mumie, les venins, la lieorne et la peste"
(Paris 1582, 4.) an, indem er ihn in seiner „B^ponse au discours d'Ambroise
Pard sur Vuaage de la lieorne'^ (Paris 1583) gehörig hermit ermachte. Seine
einzige, wirklich medicinische, Leonardo Botalli gewidmete Schrift heisst: „De
cauttonibus in sangumia vnsaione adhibendü*^ (Paris 1578).
Decbambre, 4. S^rie, T. X, pag. 295. G.
Granty William 6,, Arzt in London, gestorben am 30. November 1786,
ist wichtig durch seine Schriften über die von ihm gemachten 36jährigen Beob-
achtungen der in London herrschenden besonderen epidemischen Erankheitsconsti-
tutlon: „An inquiry into the nature^ use and progress of ihe fever most ctrmmon
in London 'etc,"* (London 1771), in der zehnten Auflage erschienen unter dem
Titel: „Observations on the nature and eure of fevers" (Ebenda 1773, 2 volL;
französ. Uebers. Paris 1773 — 76; 3 voll.) — »^say on the pesliUntial fever
of Sydenham commonly called the gaol, hospital, ahip y and camp feter*^
(Ebenda 1775) — „Same obseriations on the ongin, progress, and method of
treating the atrabiUous teniperameyit and gout^ (Ebenda 1780) — „Observations
on the late influenzae febris cata^ rhalis epideinica of Hippocrates as it appeared
in 1775 and 1.82'' (Ebenda 1782) etc.
Dict. hist. II, pag. 614—617. Pgl.
Grant, Robert Edmond 6., zu London, berühmter vergleichender
Anatom, war am 11. November 1793 in Edinburg geboren, begann 1809 daselbst
zu studiren, wurde 1814 mit der Diss. „De circuitu sanguinis in foetu" Doctor,
besuchte zu weiteren Studien von 1815 — 20 den Continent, hielt sich von da an
mehrere Jahre an den Küsten Schottlands, Irlands und der benachbarten Inseln
zur Erforschung der Meeres-Fauna auf und wurde 1827 zum Professor der ver-
gleichenden Anatomie, Zoologie und Physiologie beim University College in London
ernannt. Er entwickelte daselbst eine ganz ausserordentliche Lehrthätigkeit, nicht nur
im genannten College, sondern auch in der Royal Institution, der Aldersgate und
Windmill Street School of Medicine, dem Sydenham Medical College, der London
Institution. Jedes Jahr fast machte er eine Reise nach dem Continent, besonders
nach Paris, um die dortigen Fachgenossen zu besuchen. 1847 wurde er Decan
der medicinischen F.acultät des University College und Mitglied des Council des
University College Hosp. Die grösste Menge seiner Arbeiten ist den wirbellosen
Thieren gewidmet und kommt für uns hier nicht in Betracht, ebensowenig wie
wir seine Verdienste ufti die Zoologie und vergleichende Anatomie hier zu beurtheilen
haben. Wir führen nur einige seiner Hauptwerke und einige mit der Medidn in
näherem Zusammenhange stehende Arbeiten an: „Extracts from a correspondence
on the Filaria medinensis among some of the medical oficers in the Bon.
East India Companys Service at Bombay; ^^c."*(Edinb. Med. and Sorg. Jouro.,
1831) — nLectuns on comparative anatomy and animal physiology, delivered
during the session 1833 j 34^ (Lancet, 1833, 34) — „Outlines of comparative
anatomy^ (London und Paris 1835 — 37; deutsche Uebers. von ELarl Chr.
Schmidt, Leipzig 1838) — ^ Introductory address on the study of medicine; etc.^
(London 1833) — „A populär mew of homoeopafhy : exhibiting the present
State of that science"" (Ebenda, 2. edit. 1836) u. s. w. Er starb 1874.
Lancet. I85'\ II, pag, 686. — Med. Times and Gaz. 1874, II, pag. 277. — Callisen,
VJI, pag. 367; XXVJII, pog. 259. * q
Graut, Klein G., in London, studirte daselbst und in Edinburg, wurde
1826 bei letztgenannter Universität Doctor mit der Diss.: „De inflammatione
meduUae spinalis" , war Docent der Therapie an der North London School of
Medicine und sodann am Aldersgate College of Medicine. Er schrieb: „Obser-
GBANT. — GRANVILLE. 631
vations on tke existing distinction between physic and surgery; with remarks
on tke general State of the medical professipn" (London 1830). Auch gab er
die 7. edit. von ROB. Hooper's „Medical dictionary^ (Ebenda 1839) heraus,
verfasste Artikel Aber die medicinische Topographie von London (Medical Times)
und verschiedene Aufsätze in der Brit. and Foreign Med.-Chir. Review.
Dechambre, 4. Serie, T. X, pag. 296. — Callisen, VII, pag. 366; XXVIII,
pag. 258. Q
Granvüle, AugustusBozziG. , zu London, hiess eigentlich Bozzi
und war in Mailand 1783 geboren, studirte in Pavia, wurde 1802 daselbst Doctor,
trat nach Reisen in den Ländern am Mittelländischen Meere 1807 in die englische
Flotte, verliess 1813 dieselbe auf Halbsold, Hess sich in London nieder, nahm
den mätterlichen Namen Granville an, besuchte 1816 Paris, um sich noch
weiter in der Geburtshilfe auszubilden und erlangte in London, wo er von 1817
an dauernd blieb, bald eine bedeutende geburtshilfliche Praxis, indem er 1819 zum
Physician Accoucbeur am Westminster General Dispensary, 1824 zum Physician
der Royal Metropolitan Infirmary for Sick Children und zum Accoucheur der
Benevolent Lying-in Institution ernannt wurde. Auch war er Leibarzt des Herzogs
von Clarence. Er schrieb zunächst mehrfach Ober Gegenstände aus der Materia
medica, dann über Pest und Quarantainen, wie: „Some observationa on the action
of prussic acid"* (London Med. Reposit., 1815) — nAn accounl of the physical
and chemical properttes of the Malambo-bark , a species of Wintera, lately
tntroduced tnto the materta medxco., from America*^ (London 1816) — „An
account of some experiments on the eri^ot of rye^ (Ebenda 1817); ferner: „An
account of tke life and m^itings of Baron Guy ton de Morveau; etc,^
(Ebenda 1817) — „On a new Compound gas, resulting from animal decompo-
Bxtion tdken place in tke living body ; with some general remarks on tympa-
nitis"^ (Ebenda 1818; new edit. 1822) — „On a malconformation of the uterine
System in warnen; etc." (Philos. Transact. , 1818) — „Practical and political
observations on tke plague and contagion, witk reference to quarantaine laws ;
including tke kibtory of plague y etc," (1819) — „Further observations on tke
internal use of kydro-cyanic acid in pulmonary complaints, etc," (1819; new
edit. u. d. T. : „An kistorical and practical treatiae on tke internal use of
the kydro-cyanic (prussic) acid ttc", 1820; deutsche Uebers. von L. Cerütti,
Leipzig 1820) — „A letter to tke Bt. Hon. F, Bobinson on the plague and
contagion, tcitk reference to tke quarantaine laws. With a plan of the laza-
retto at Leghorn'^ (1819). Seine späteren Schriften sind der Geburtshilfe, dem
Impfwesen und Balneologie gewidmet, zum Theil aber auch der Geschichte der
Medicin. Wir führen davon an: „Beport of the practice of midwifery, at the
Westminster General Dispensary, during 1818; etc.*^ (1819) — „Memoirs on
the present State of science and scientific institutio7is in Francs; etc," (1820) —
„Pharmacopoea pauperum, quam in usum nosocomii regalis metropolitani . . .
anno . . 1820 fundati .... medici et ckirurgi statuerunt" (1820) — „A case
of a kuman foetus found in tke ovarium , of tke size it usuaUy acquires at
the end of tke fourtk montk" (Philos. Transact. , 1820) — „An essay on
Egyptian mumies ; with observations on tke art of embalming among the ancient
^yptians*' (Ebenda 1825) — „A letter to the Bt. Hon. Mr. Huskis^son
on the danger of altering tke quarantine laws of tkis country , in reference
to plague*' (1825) — „Boyal Metropolitan Infirmary for Sick Children. Vacci-
nation. Documenis exhibiting tke actual State of vaccination among 30.117
children of tke poor in tke Metropolis, etc.^ (1826) — „O/i the ckemical com-
po^ition of tico liquids, lately proposed as desinfectants of great power; etc."
(1827). Als Fellow der Royal Society seit 1817 schrieb er: „Beform in science;
or, science witkout a ktad ^ etc. By one of tke 687 Fellows of tke B. S."
(1830) und später: „Tke Boyal Society in tke 19tk Century; being a Statistical
632 GRANVILLE. — GRAPHEÜS.
summary of its labours during the last 36 years; etc,^ (1836) — „The
catechism of health etc." (1831; deutsche Uebers. nach der 3. Aufl., Stottgait
1834) — „A catechism of facts, or piain and simple rules respecting ....
of cholera" (Baltimore 1832) — 'y,Oraphic ülustrations of abortion and the
diseases of menstruation, consisting of 12 plates .... The whole representing
45 specimens of alorted ova etc.** (1834, 4.) — „TTie spas of Germany"
(2 voll., 1837) — „Counter-irritation ; its principles andpractice; etc.'' (London
1838; Philadelphia 1838, in der American Medical Library) — „Mediccd reform,
being the subject of the first annual oration at the Brit. Med. Association etc.*'
(1838) — „Guide to the spas of Germany , etc." (1838) — »The spas of
England and principal sea-bathing places" (3 voll., 1841) — „On sudden
death" (1854) — ^The mineral Springs of Vichy , etc." (1859) — „The
sumbul; a new Asiatic remedy of great power against nervous disorders etc."
(1850; 2. edit. 1859). Er war auch Redacteur des „Medical Intelligencer" (1821)
und des „London Med. and Phys. Journal" (Vol. 47, 48) und hat noch eine
Reihe von Aufsätzen in der London Med. Oaz., der Lancet und anderen Journalen,
sowie in einem Reisewerke (2 voll., 1828) auch über den Zustand der Heilkunde
in St. Petersburg veröffentlicht. Nach seinem am 3. März 1871 zu Dover erfolgten
Tode erschien, von seiner Tochter Paulina B. 6. herausgegeben, eine Autobio-
graphie von ihm (2 edit., London 1874). — '- Wie aus dem vorstehenden unvoll-
ständigen Verzeichniss seiner Arbeiten hervorgeht, war O. ein sehr vielseitig gebildeter
Mann, welcher der Pharmakologie, der Epidemiologie, der Gynäkologie, wie der
medicinischen Reform seine Bestrebungen zugewendet hatte. Dabei war er ein
wegen seiner Gewandtheit und Vielseitigkeit sehr geschätzter Arzt.
Lancet, 1872, I, pag. 49Ö. — Med. Times and Gaz. 1872, I, pag. 327. — Muak.
ni, pag. 174. ~ Callisen, VII, pag. 368; XXVIII, pag. 261. g.
Grape (Gbapiüs), Johann Samuel G., geboren zu Rostock am 24. Juni
1701, studirte Medicin daselbst, in Helmstädt, Jena und Leyden, promovirte in
Rostock 1727, prakticirte einige Zeit in Braunschweig, nahm 1732 eine Stelle als
Physious in Hoya (Hannover) an, wo er 1750 starb. Er schrieb: „Diss. de
tumoräms scirrhosü" (Rostock 1727) und verschiedene casuistische Beobachtungen
im Commercium litterarium von Nflmberg (Bd. V, VI, X).
Boerner, I, pag. 364; 11, pag. 441. — Biogr. m6d. IV, pag. 508. — BUnck,
pag. 67. Pgl.
Grapengiesser » Karl Johann Christian G. , geboren in Parchim
(Mecklenburg-Schwerin) 1773, promovirte in Göttingen 1795, war Mitglied de«
Collegium medico-chirurg. in Berlin seit 1803, Physicus daselbst, sowie Leibtnt
des Kronprinzen und eonsultirender Arzt des Königs von Preussen, war 1813
Chefarzt eines Kriegslazareths und starb am 13. October desselben Jahres am
Typhus, den er sich durch Ansteckung daselbst zugezogen hatte. Er ist Verfasser,
ausser einer Dissertation: „De hydrope plethorico" (Göttingen 1795), noch eines
Werkes, betitelt : „ Versuche, den Galvanismus zur Htilung einiger Krankheiten
anzuwenden, angestellt und beschrieben u. s. w." (mit 2 Kupfern, Berlin 1801;
2. Aufl. 1802).
Dict. bist. II, pag. 617. — Blanck, pag. HO. PgL
/ Grapheus , Benvenutus G. , oder Benvengut, von einzelnen Forschem
auch Benvenutus Grassus genannt, lieber seinen Geburtsort und den Schau-
platz seiner Thätigkeit liegen sichere Mittheilungen nicht vor. Während HiESCH
die Heimath dieses Arztes im Orient sucht, giebt Hasser speciell Jerusalem als
Geburtsort an. Im südlichen Italien scheint er bestimmt seine Praxis ausgefibt zn
haben. Während des 15. Jahrhunderts war 6. ein sellr berühmter Oculist und
seme „Practica oculorum" ein viel benutztes Buch.
Berger u. Auracher, Des Benvenutus Graplieus Practica qculorum. Manchen 1884.
Magnus.
GRASET. — GRASSET. 633
Graset, s. Orassbt.
GrashuySi Jan G. , holländischer Arzt ans der Mitte des 18. Jahr-
hunderts , promovirte 1720 in Leyden mit der Diss.: „De phlebotamta", praktieirte
in Amsterdam, war Mitglied der k. Leopoldinischen Akademie der Naturforscher,
der Akademie der Wissenschaften za Harlem und schrieb mehrere Werke, die
von guter Beobachtungsgabe des Verfassers zeugen, so: „Exercitatio medtco-
Chirurg, de scirrho et carctnomate etc.^ (Amsterdam 1741) — „Diss. de generatiane
puris^ (Ebenda 1747), von der Acad6mie royale de Chirurgie in Paris preisgekrönt —
„De facäi luem veneream curandi methodo*^ (Joum. britannique 1754, pag. 388) —
„Gangraenosa excrescentia in capite wembri virilis per ligaturam hujits partis
curata*^ (Verhandl. der Akad. der Wissensch. zu Harlem 1760, Th. V.).
Biogr. in6d. IV, pag. 508. — Dict. bist, n, pag. 618. p j
Orasmeyer, Paul Friedrich Hermann G., geboren im Hamburg,
studirte Medicin in Oöttingen und Hess sich daselbst nach seiner 1789 erfolgten
Promotion als praktischer Arzt nieder. Er schrieb: „Diss. de conceptione et
foecundatione humana^ (Göttingen 1789), worin er eine besondere Theorie
der Zeugung aufstellt, ferner: „Abhandlung vom Eiter und den Mitteln y ihn
von allen ihm ähnlichen Feuchtigkeiten zu unterscheiden*' (Göttingen 1790).
Später ging G. nach Hamburg, wo bei einer von ihm in Gegenwart von RedcarüS
1796 ausgeführten Staarextraction zum ersten Male die ^ Belladonna praktische
Anwendung in der Augenheilkunde fand.
Dict. hist. ir, pag. 619. Pgl.
OrasSf Samuel G., geboren 1653 in Breslau, studirte und promovirte
in Jena, machte Reisen durch Italien und liess sich dann in Breslau nieder, wo
er als Physicus am 29. Juni 1730 starb. Er war Mitglied der k. Leopoldinischen
Akademie der Naturforscher, zu deren Acta er verschiedene Beiträge lieferte, und
Mitherausgeber des bemerkenswerthen Buches: „Historia morborum Wratis-
laviensium. ^
Biogr. mW. IV, pag. 508. Pgl.
Grasset (Graset), zwei Aerzte in Barcelona. — Don Vicente G., war
Prof^sor an der dortigen Universität und schrieb über eine schwere, in ver-
schiedenen Orten Cataloniens ausgebrochene Wechselfieber-Epidemie, die er in
Gemeinschaft mit seinem CoUegen Gaspar Balaqueb zu erforschen den amtlichen
Auftrag erhalten hatte, folgende Schrift: „Noticia de la epidemia de tercianos
que se padeciö en varios pueblos del Urgel y otros parajes del principado
de Catalufia en el aho de 1786** (Barcelona 1786, 4.). Auch gab er noch
heraus: „Disertacion sobrela utilidad de los, vomitioos en algunas de las en-
fermedades de las mugeres prenadas** (Madrid 1798, 4.).
Dechambre, 4. S6rie, T. X, pag. 328. G.
Don Lorenzo G., Mitglied der Akademie der praktischen Medicin, stellte
im Auftrage derselben, in Gemeinschaft mit eeinem Collegen, D. Rafael Nadal,
das Vorhandensein der Lepra in Catalonien in nachstehender Schrift fest : „Relacion
dada al gobierno superior polilico de la antigua provincia de Cataluna acerca
de varios leproses existentes en la villa de Reus y otros pueblos del campo de
Tarragona" (Barcelona 1820).
Callisen, VII, pag. 374. G.
* Grasset , Joseph G. , Professor der Therapie und Materia medica an
der medicinischen Facultät zu Montpellier, wurde bei derselben 1873 Doctor mit
der These: „Etüde clinique sur les affections chroniques des voies respiratoires ^
dorigine palud^enne** , schrieb noch u. A. : „Des phenom^nes histologiques de
Pinfiammation f essai d^une nouvelle thiorie basde sur la consid^n'ation de la
634 GRASSET. — GRATELOüP.
granulcUion moUculaire^ (Gaz. m6d. de Paris 1873) — „Cancer de la rate.
Müde climque et anatomo-pathologique" (Montpellier mödieal. 1873, 74); ferner
die Concurs-These : y^De la m^dicatwn vomüive^ (1875) und: „Observatiom
d'tdchre latent de Vestcmac, ne se manifeatant qyHau moment de la perforajt'on
de cet Organe et pouvant stmuler un tmpoisonnemerU" (Ann. d'hyg., 1877) —
„Etudes cliniques et anaiomo-pathologiques" (Montpellier 1878) — »^c* loca-
lisations dans les maladies cSr^brales" (Ebenda, 2. 6d. 1878) — „Maladies
du Systeme nerveux; legons faitea ä la Facult^ de mSdec. de Montpellier^
(Ebenda 1878; 2 voll. 1879; 2. 6d. u. d. T. : „TraitS pratique des maladies
du Systeme nerveux" (1881).
Index-Catalogue. Y, pag. 554. Red.
Grassi, Francesco G. , zu Pistoja, bat sich viele Jahre mit der Pest
zu beschäftigen Gelegenheit gehabt, als Chefchirurg des General-Hospitals der
Kriegsmarine und Protomedicus des Gesundheits-Comitös in A^pten, woselbst er
1824 — 25 im Hospital zu Alexandrien Pestkranke zu behandeln hatte, ebenso wie
viele andere in Morea, Aegina, Beirut, Damiette, Cypern, Jerusalem und ganz
Palästina u. s. w. Eine 15jährige Erfahrung lehrte ihn, dass die Pest contagiös,
und das einzige Yorbeugangsmittel gegen dieselbe die Isolirung sei. Auf die
von dem britischen Consul in Aegypten 1839 an ihn gerichteten Fragen Aber
die Wichtigkeit der Quarantainen antwortete er in der Schrift; „Risposta at sette
quesiti concernenti la peste bubonica Orientale*^ (Pistoja 1843) und schrieb
weiter noch: „Sulla peste e sulle quarantene; fatti e pensieri^ (Genua 1852).
Cantü, pag. 250. G.
' Grataroll, Guglielmo G. , einer der berühmteren italienischen Aerzte
des 16. Jahrhunderts, geboren 1516 in Bergamo, studirte in Padua Philosophie
und Medicin, hielt von 1537 — 1539 Vorlesungen über den Avicenxa und liess
sich dann als Arzt in seiner Geburtsstadt nieder. Später machte G. Reisen durch
Italien , die »Schweiz , Savoyen und Burgund , liess sich , nachdem er das protestan-
tische Bekenntniss angenommen hatte, in Basel nieder, bekleidete kurze Zeit
einen Lehrstuhl der Medicin in Marburg, um schliesslich wieder nach Basel zarfick*
zukehren, wo er am 16. April 1568 starb. G. verfasste zahlreiche Schriften,
theils über philosophische, theils über medicinische Themata, unter letzten sind
bemerkenswerth die Abhandlungen: „Pestis descrtptio" (Lyon 1555; Paris 1561;
Venedig 1576) — »De peste theses^ (Basel 1565), femer ein mehrmals auf-
gelegtes Handbuch für Reisende u. A.
Biogr.. m^d. IV, pag. 509. — - Dict. bist. II, pag. 619. Pgl.
Grateloup, Jean-Pierre-Sylvestre de G., zu Bordeaux, Arzt und
Naturforscher, war zu Dax (Landes) am 31. December 1782 geboren, studirte
in Montpellier Medicin , wurde daselbst 1806 Doctor mit der Diss. : „Observations
sur la Constitution de Vü^ de 1806 et sur les maladies , , , ä l' Hotel-D eu
St, Eloi de Montpellier ; prScMSes de quelques consid^ations g^iroXes sur
Vinfluence de Vair et des saisons sur Veconomie des ^res vivans** und liess
sich in seiner Vaterstadt als Arzt nieder , woselbst er Chefarzt des Militär-Hospitals,
Mitglied des Municipalrathes und Director des naturhistorischen Cabinets wurde.
Ueber eine daselbst beobachtete Epidemie gab er eine: „Description histor, de
la fi^vre qui a sdm ä Dax et ses environs .... 1808 , jusqu' .... 18 (W
(Leroux' Journal de med. 1810), nachdem er vorher schon: „Tableaux analy-
tiques ,du diagnostic des maladies de poitrine" (Paris 1808) verfasst hatte.
1822 nahm er seinen Aufenthalt in Bordeaux und widmete sieb, neben einer ans-
gebreiteten Praxisj vorzugsweise naturhistorischen Forschungen, so dass, abgesehen
von einigen Aufsätzen in Zeitschriften (Annal. des sc. phys. et natur. de Bruxelleä
1820; Ann. de m6d. 1824; Arch. genör.) über Ruptur des Herzens, Hydro-
Pneumonie und Oedem der Lunge, über die WERLHOF'sche Blutfleckenkrankheit^
GRATELOUP. — ÖBAÜ, 635
er nur noch eine grosse Menge von zoologischen, geologischen, paläontologischea
Abhandlungen verfasst und zum Theil durch eigenhändige KupfeiBtielie illustrirt
hat. Er starb im Jahre 1862.
Dechambre, 4. S6rie, T. X, pag. 331. — Callisen, VH, pag. 376. G.
Gratiolet, Louis-Pierre G., zu Paris, war am 6. Juli 1815 zu
Sainte-Foy-la Grande (Gironde) als Sohn eines Arztes geboren, studirte in Paris
Medicin , wobei er seine besondere Aufmerksamkeit der vergleichenden Anatomie
zuzuwenden begann und ein eifriger Schüler Blainville's (1839) wurde, der ihn
(1842) als Aide-naturaliste in sein Laboratorium nahm , in Folge wovon er definitiv
der medicinischen Laufbahn entsagte. Gleichwohl erlangte er mit der These:
ffSecherches sur Vorgane de J acobson" 1845 die medicinische Doctorwürde.
1844 war er bereits zum Supplenten von Blainville's Lehrstuhl ernannt worden.
Trotz des glänzenden Erfolges seiner Lehrthätigkeit gelang es ihm nicht, als
Blainville (1850) starb, dessen Professur zu erlangen, und er musste sich noch
viele Jahre mit einer bescheidenen Stellung begnügen, indem er 1853 nur zum
Chef des travaux anatomiques ernannt worden war. Erst 1862 erhielt er die Ver-
tretung der durch Isidore Geoffroy Saint-Hilaire's Tod erledigten Professur
der Zoolgie bei der Faculte des sciences und ein Jahr später jene selbst. Allein
er sollte sich nur kurze Zeit dieser günstigen Stellung erfreuen , denn bereits am
16. Februar 1865 raffte ihn der Tod dahin. — Die vergleichende Anatomie und
Physiologie, die allgemeine Naturgeschichte, die Psychologie, die Anthropologie
haben ihm Viel zu danken. Namentlich um die Gehirn-Anatomie hat er sich
grosse Verdienste erworben durch seine Arbeiten: „Anatomie compar^ du cerveau
de Vhomme et des singes" (in der von ihm, zusammen mit Fr. Leuret, heraus-
gegebenen und in Folge von desBcn frühzeitigem Tode unvollendet gebliebenen:
„Anatomie compartfe du Systeme verveux" Paris 1839 — 57, 2 voll. av. atlas
Fol.), sein grosses: „M^m. sur les plis cMbraux de U komme etdes primates^*
(Paris 1854, 4., av. atlas Fol.), seine: „Observations sur la microcephahe,, con-
sidMe dans ses rapports avec la question des caracthres du genre hnmain,
et du parallele des races^ (Bull, de la Soc. d*anthrop. 18G0) — „Sur la r^gion
du front chez Vhomme et les singes anthropomorphes" (Ebenda 1 864) ; ferner die
hochinteressante, erst nach seinem Tode erschienene Schrift : „De la physionomie
et des mouvements d^expresslon, Suivi d'un notice sur sa vie et ses travaux,
par Louis Grand eau^ (Paris 1865). Ausserdem eine Reihe von auderen,
hier nicht anzuführenden, namentlich anthropologischen Arbeiten.
P. Broca in Mem. de la Soc. d'anthropol. de Paris, ISGa, 11, pag. CXII. —
£. Alis, Ebenda 1868, III, pag. LXXI. — Girald^s, Bulletins de la Soc. anat. de Paris.
6. Serie, T. V, 1865, pag 267 u. s. w. G.
/ftrau, Ludwig G. , geboren in Heidelberg, promovirte daselbst 1571,
wurde 1573 Professor der Medicin daselbst und starb am 28. September 1615.
Er schrieb: „Theses de peste*^ (Heidelberg 1583) — „De camphorae qualita-
tibus epw^o/a« (Ulm 1628). ' Pgl.
Grau, Johann G. , geboren in Spangenberg in Hessen, studirte in
Marburg und Padua, wurde 1587 an ersterer Universität Magister art. , 1591
Dr. med., bekleidete von 1599 bis etwa 1605 die E^rofessuren der Physik und
Medicin am Mauritianum in Cassel, wo er später Stadtphysicus war. Er schrieb
Abhandlungen : „De elementis" (Cassel 1605) — „De meteoris" — „De metallis^ —
„De fossilibus** etc. . Pgl.
Grau, Georg G. , geboren in Coburg, Arzt in Römhild und Bäringen
zu Ende des 17. Jahrhunderts, verfasste: „VTCvoXoyta, d, i. Fragen und Ant-
uorten vom Schlaf und desseii Nutzen^ (Jena 1688). Pgl.
Grau, Johann David G. , geboren 1729 in Volkstädt bei Rudolstadt,
studirte seit 1746 in Jena, promovirte daselbst 1756, hielt Vorlesungen über
636 OBAÜ. — GRAVES.
Medicin in Jena und später von 1763 ab in Göttingen. 1767 ging er naeh Nord-
hansen und starb daselbst 1768 als markgräflich Anspachiseher Sanitätsrath. 6. yer-
fasste mehrere Dissertationen über Gegenstände der gesanmiten Mediein, n. A.
auch eine „Abhandlung von der lebendigen Kraft des Taenschlichen Körpers^
(Lemgo 1768).
Biogr. m6d IV, pag. 510. — Dict. hist. 11, pag. 621. PgL
Oraumann, Peter Benedict Christian G., geboren am 23. Novonber
1732 zu Waren (Mecklenburg), promovirte 1776 in Btitzow, wurde hier 1777
Prof. e. 0. der Medicin und Prof. ord. im Jahre 1784. Später, als die Btltzower
Universität mit der Rostocker vereinigt wurde , blieb G. als Arzt und Kreisphjsicns
in Bützow, wurde Hof- und Leibmedicus und starb daselbst am 5. October 1803.
G. verfasste eine Reihe von wenig bedeutenden Schriften, darunter eine Anzahl
von Streitschriften und gab ein „Diätischea Wochenblatt fwr alle Stände*'
(Rostock 1781—1783) heraus.
Biogr. mW. IV, pag. 511. — Dict. hist. II, pag. 622. — Blanck, pag. 90.
Pgl.
Gravander, Lars Fredrie G., geboren 1778 in Sund bei Nora
(Westmanland in Schweden), gestorben am 7. März 1815, hat sich um sein
Vaterland durch Einführung der Vaccination , sowie um die schwedische Literatur
durch dichterische Arbeiten verdient gemacht. G. promovirte 1804 in Upsala
und prakticirte in Fahlun (Dalecarlien). Er hat mehr als 5000 Kinder in zehn
Jahren geimpft und die sowohl über die Impfung, wie über andere sanitätspolizei-
liche Gegenstände gemachten Erfahrungen in Memoiren von 1805 — 1809 ver-
öffentlicht.
Biogr. m6d. IV, pag. 512. Pgl.
Graves, Robert G., englischer Arzt, geboren um 1763 in Lincolnshire,
wurde 1788 in Edinburg Doctor, später Fellow der Royal Society und prakticirte
nacheinander in Northampton, Sherbome, Dorchester, Weymouth, Worcester, Reading
und Bridport, wo er in hohem Alter am 9. September 1849 starb. Es findet
sich von ihm: „Instance of a disease, to which Sauvages has given tke
name of meteorismus ventnculi" (SiMMONS' Med. Facts and Observations 1791) —
„An experimental enquiry into the constitutional principles of the sulpkureous
water at Nottingham near Weymouth; etc,^ (London 1792) — „A packet
conspectus of the Neto London, Edinburgh and Dublin pharmacopoelas -^ etc.^
(Ebenda 1796; 2. edit. 1799; 4. edit. 1810; Philadelphia 1803) u. s. w.
Dechambre, 4. S6rie,'T. X, pag. 344. — Callisen, VII, pag. 380. G.
Graves, Robert James G. , zu Dublin, sehr berühmter mediciniseher
Kliniker, war 1797 geboren, studirte daselbst in einer Zeit, wo die irländisehe
Schule sich erst zu entwickeln und die pathologische Anatomie zu cultiviren be-
gann , besuchte darauf London, dann auch Berlin , Göttingen , Hamburg, Kopen-
hagen, liess sich 1821 in Dublin nieder und gründete daselbst mit mehreren
CoUegen die Park Street School , lehrte bei derselben anfänglich gerichtliche Mediein,
dann pathologische Anatomie, endlich innere Medicin. In derselben Zeit war er
zum Pbysician am Meath Uosp., der County of Dublin Infirmary und dem Hoep.
for Incurables ernannt worden und warde Fellow und Censor des College of
Physicians. Das Meath Hosp. wurde der Schauplatz seiner ruhmvollen klinischen
Thätigkeit; er bildete daselbst berühmte Schüler, wie RrCHARD Townsbnd und
William Stokes, der bald darauf sein College und Mitarbeiter wurde und mit
dem zusammen er die: „Clinical reports of the medical cases in the Meath
Hospital and County of Dublin Infirmary during the session 1826, 27, P, 1*
(Dublin 1827) und: „A selection of cases from the medical wards of the Meath
Eospital, P. 2^ herausgab. 1827 wurde er zum Professor der Institutes of
medicine am King's and Queen' s College of Physicians ernannt und fuhr fort,
GRAVES. — GRAY. 637
dem klinisohen Unterricht nieht nur eine von der bisherigen ganz abweichende
Gestalt zn geben , indem er jenen nicht anf Phantasiegebilde, sondern auf genaue
objective Untersuchung und Beobachtung, sowie auf die Ergebnisse der pathologischen
Anatomie basirte, sondern er führte auch bei den furchtbaren, Irland heim*
suchenden Epidemien von Typhoidfieber eine von der bisherigen ganz abweichende
und ungeahnt glückliche Resultate gebende Therapie ein, indem er dem bis dahin
befolgten Schwächungssystem das stimulirende Verfahren, vom Anfange der Krank-
heit an, substituirte. Man sollte, wie er wünschte, auf seinen Grabstein setzen:
„He fed fevers." Von seinen sich durch ihre Einfachheit und gleichzeitige Kraft der
Sprache auszeichnenden Arbeiten führen wir noch an: „Lecture on the functiona
of the lymphatic System** (Dublin 1828) — „CHnical lectures delwered during
ihe sessions of 1834 — 5 and 1836—7'' (Philadelphia 1838, in Düngltnson,
American Medical Library, nachgedruckt aus London Med. and Surg. Journ. und
London Med. Gazette). Er gab heraus: John Noble Johnson, „The life of
Thomas Linacre etc.** (London 1835), femer: „Ä System of clinical
medtctne** (Dublin 1843 ; 3. Amer. edit. with notes etc. by W. Geehabd, Phila-
delphia 1848; deutsche üebers. von H. Bressler, Leipzig 1843) — „Clinical
lectures on the practice of medicine" (2. ed. by J. MOORE Neligan, 2 voll.,
Dublin' 1848; französische üebers. von Jaccoüd, Paris 1862). Zusanmien mit
Stokes redigirte er von 1832 an auch das in Gemeinschaft mit Sir Robert Kanb
gegründete: „Dublin Journal of Medical and Chemical Science^ bis zum Jahre
1842 und publicirte ausserdem eine beträchtliche Zahl von Abhandlungen in vielen
Journalen , und zwar, ausser den genannten , auch in den Dublin Hosp. Reports,
Transact. of the King*s and Queen's College of Physicians in Ireland , den Transact.
of the Irish Academy, Edinb. Philosoph. Journ. u. s. w. Seinen Namen trägt
die von ihm zuerst beschriebene Erkrankung der Struma exophthalmica (auch
BASEDOw'sche Krankheit genannt). Er starb, erst 56 Jahre alt, am 20. März
1853; nach seinem Tode erschienen seine zerstreuten Aufsätze gesammelt und
mit einer Biographie versehen von Will. Stokes als: „Studies in physiology
and medicine** (London 1863). 1878 errichtete man ihm in Dublin eine Statue.
Medic. Times and Gaz. 1853, VI, pag. 351. — W. Stokes, Ebenda 1854, VÜI,
pag. 1. — J. F. Dnncan in Dublin. Quart. Journ. of Med. Sc, Vol. LXV, 1878, pag. l.
G.
*Orawltz, Paul 6., in Berlin, geboren zu Zerrin bei Bütow (Pommern)
am 1. October 1850, studirte in Berlin, war Schüler von Virchow, wurde 1873
daselbst Doctor mit der Diss. : „Zwei seltene Geschumlstfälle nebst Beobach^
tungen über die Contractilität von Geschwulstzellen" . 1876 wurde er Assistent
am pathologischen Institut und Docent an der Universität zu Berlin und hat seit-
dem namentlich experimentelle Untersuchungen über Schimmelpilze, Nierenkrank-
heiten etc. gemacht, veröffentlicht in Virchow's Archiv, v. Langenbeck's
Archiv u. s. w. ^^^
Gray, Samuel Frederic G. , zu London, war daselbst Docent der
Materia Medica und schrieb, dieselbe betreffend: „Ä Supplement to the pharma-
copoeias, etc.'' (London 1818; 3. edit. 1823; 6. edit. 1836) — „Elements of
pharmacy, and chemicai history of the mcUeria medica; etc.** (Ebenda 1823) —
„Operative chemist, etc," (2. edit. 1831; französische Üebers. von T. Richaed,
Paris 1828 , 29 , 3 Bde. ; deutsche Üebers., Weimar 1829). In dem durch ihn
1819 — 21 redigirten: „London Medical Repository** erschienen U.A.: „On the
untmals of the class vermes in general , and on the intestinal taorms of mankind
in particular*' ; ferner: „On the origin of the name of calomel'* (Thomson,
Annais of Philos. 1820). — Seine Söhne waren die berühmten, am British Museum
angestellten Naturforscher John Edward (geboren 1800, gestorben 7. März
1875) und George Robert (geb. 8. Juli 1808, gestorben ö. Mai 1872).
Dechambre, 4. S^rie, T. X, pag. 359. — Callisen, VII, pag. 384; XXVni,
pag. 26S. ö.
638 GRAY — GREEN.
Gray, Henry G., zu London, war Professor der Anatomie am St. George's
Hospital und Assistant Surgeon desselben. Er starb, erst 36 Jahre alt, im Jani
1861. Er erhielt 1849 den dreijährigen Preis des Royal College of Snrgeons
für seine Abhandlung: yjOn the anatomy and physiology of the nerves of tke
human eye'* und 1853 den Astley COOPER-Preis von 300 Guineen für seine
Arbeit: „On the structure and vse of the spieen" (London 1854). Ausserordent-
liche Verbreitung aber hat sein Werk über Anatomie gefunden: „ Anatomy j
descriptive and mrgical"^ (Philadelphia 1859 ; 1862 ; 4. edit. by T. Holmes, 1866:
8. edit. by T. Holmks, 1878, „With an tntrodtiction on gener al anatomy and
development** ; 10. edit. by T. Pickering Pick, 1883; Philadelphia 1883 et«.)
Dechambre, 4. S§rie, T. X, pag. 360 — Index-Catalogue. V, pag. 559. G.
* Gream, GeorgeThompsonG., englischer Arzt, studirte im St. Geoi^e's
Hosp. in London, begann seine Praxis in London um 1840, wurde Physician
am Queen Charlotte's Lying-in Hosp., war Docent der Geburtshilfe und Frauen-
krankheiten bei der Grosvenor Place School of Medicine, wurde Physician
Accoucheur der Princessin von Wales. Er publicirte: „Remarks on the diet of
chtldren^ and on the distinctions between the digestive powers of the infatU
and the adult" (London 1847) — »7^^^ misapplication of anaesthesia in
childbirthj exemplißed hy facts** (Ebenda 1849) — ^Employment of anaesthHic
agents of midwifery" — „On the retention of mental functions during tht
employment of Chloroform in parturition" (1853). Von JoamalaufdAtzen (Lond.
Med. Gaz., Lancet, Brit. Med. Jöum.) sind zu erwähnan: „On some of the
causes of steril ity remediable by mechanical treatment" (1849) — „Use ofnux
vomica in hay fever" — „Cure of vascular tumours of female Urethra by
nitric acid," 1850 wurde er Doctor im King's College zu Aberdeen und 1867
Ehren-Mitglied des King's and Queen's College of Physicians in Irland. Er hat
die Praxis niedergelegt und lebt zu Mixbury, Eastburne, Sussex, oder in Cannes.
Red.
Greaves, Sir Edward G., geboren zu Anfang des 17. Jahrhunderts b
Croyden (Grafschaft Surrey). studirte seit 1 634 in Oxford und promovirte daselbst 1641.
Seit 1643 Professor der Medicin am Merton College, verliess er Oxford aus poli-
tischen Gründen und ging als Arzt nach London. Von Karl IL zum Leibarzt
ernannt und geadelt, starb G. am 11. November 1680. Es existiren von ihm
nur eine kleinere Abhandlung: „Morbus epidemicus anni 1643" (Oxford 1644),
sowie eine zum Andenken Harvey's im Collegium der Londoner Aerzte am 25. Jani
1661 gehaltene Festrede (erschienen London 1667).
Biogr. m6d. IV, pag. 514. — Munk, I, pag. 277. Pgl.
Grediug, Johann Ernst G., geboren zu Weimar am 22. Juli 1718, studirte
von 1737 ab in Jena Medicin , promovirte 1739 in Leipzig, prakticirte dann von 1742
ab, 16 Jahre lang, als Physicus in Zeitz und wurde zuletzt Arzt an der Correctiona-
anstalt und am Armenhause in Waldheim (Sachsen), wo er am 27. Februar 1775
starb. In letzterer Stellung hatte G. Gelegenheit zu ausgiebigen Beobachtungen,
sowohl therapeutisch-klinischen, wie pathologisch-anatomischen, speciell an Epilep-
tischen und Geisteskranken. Ein Theil der Resultate seiner Untersuchungen e^
schien in den von seinem Lehrer Ludwig in Leipzig herausgegebenen AdvCTsaria
medica practica, ein anderer Theil erschien selbstständig als: „Medicinisch-
chirurgische Schriften etc." (Altenburg 1781), ein dritter Theil wurde mit seinoi
sämmtlichen Werken (Greiz 1790 — 91) herausgegeben von seinem Neffen Karl
Wilhelm G., geboren in Greiz (Voigtland) am 14. Juli 1769, praktischer Arzt zuerst
in Böhmen, seit 1804 im Eemnat (Oberpfalz), wo er am 3. October 1819 stirb.
Biogr. m6d. FV, pag. 514, 515. — Dict. hist. II, pag. 623. Pgl
Green, Jonathan G., zu London, prakticirte, nachdem er Chirurg auf
der königlichen Flotte gewesen , zu Wenlock in Salop , ehe er sich in London
GREEN. 639
niederlioaa. Er schrieb einige Aufsätze im Edinb. Med. and Surg. Journ. (1813, 16),
danmter: „Case of iorpcr of the primae viae, terminating fatally** , und im
Lond. Med, Repository (1816); ferner: „Utility and importance of ßimigating
batha etc.** (London 1823) — y,Än essay on mercurial fiimigations*' (Lond.
Med. and Phys. Journ. 1829) — „Some obaervationa on fumigaJdng vapour and
other batha ^ with a aummary of 92 important caaea treated at the eatabliah-
ment in Great Marlborough Street** (Ebenda 1830) — „A prnctical compendium
of the diaeaaea of the akin, vrith caaea; etc.** (Ebenda 1836; 3. edit. 1837;
Philadelphia 1839; deutsche Hebers, in der Klinischen Handbibliothek, Bd. VI,
Weimar 1836).
Callisen.Vir, pag. 389; XXVin, pag. 269. G.
Green, Joseph Henry 6., zu London, war daselbst um 1791 geboren,
studirte längere Zeit in Berlin, dann, seit 1812, im 8t. Thomas' Hospital unter
den Auspieien seines Oheims Henry Cline, wurde bereits 1813 daselbst Prosector,
1815 Member des R. C. S. , 1818, nachdem er von Neuem den Continent zu
wissenschaftlichen Zwecken bereist, zusammen mit Sir Astley Coopeb Docent
der Anatomie und Physiologie bei gedachtem Hospital, 1820 Surgeon bei dem-
selben und lehrte wiederum zusammen mit dem Genannten Chirurgie und patho-
logische Anatomie. Seine erste Schrift war: „The diaaectors manual** (London
1820, w. 17 pl.; new edit. 1836). Er beschrieb femer folgenden merkwürdigen
„ Cat^e of the extraction of a living foetua from a woman killed by violence**
(Lond. Med.-Chir. Transact. 1822) und veröffentlichte: „A lettei- to Sir Aatley
Cooper on certain proceedinga connected vnth the eatabliahment of an ana-
tomical and aurgical achool at Guy^a Hoapital** (London 1825), in welchem
er sich gegen die von Jenem beanspruchte Theilung des von ihm selbst theilweise
angelegten Museums des St. Thomas* Hosp. energisch aussprach. Bis 1827 hatte
er 40 Steinschnitte ausgeführt und dabei das unerhörte Glück gehabt, nur einen
Patienten zu verlieren. Gleichzeitig wurden in der Tagespresse (Lancet 1824 — 26)
die von ihm gehaltenen Vorlesungen : „Lecturea on the diaeaaea of the eye**
(9. edit. 1836) — „Lecturea on aurgery** — „Introductory anatomical lecture** —
„Clinical lecturea** veröffentlicht; er gerieth darüber 1831 mit der Lancet in
einen Process, verlor jedoch denselben. Weiterhin publicirte er mehrere Aufsätze ver-
mischten Inhalts (Lond. Med. an Phys. Journ. 1825, 26, 27), über Rftucherungen
lind Dampfbäder, eingeklemmte Hernien, Zerreissung der Harnröhre, üriniüfiltration
11. 8. w. , denen „A manuel of modern aurgery** (London 1828) folgte. 1830
wurde er zum Professor der Chirurgie am neu errichteten King*s College ernannt
und blieb in dieser Stellung bis 1837, zu welcher Zeit er seine Lehrthätigkeit
und seine Praxis aufgab. Auch seine Professur der Anatomie an der Kunst-
Akademie hatte er zu gleicher Zeit niedergelegt. Dabei blieb er aber Surgeon
am St. Thomas' Hosp. und nahm den lebhaftesten Antheil an den Interessen des
ärztlichen Standes. 1835 war er Mitglied des Council des College of Surgeons
und 1837 des King's College geworden und hatte 1831 eine erste Refonnschrift
u. d. T. : „Diatinction without aeparation: in a letter to the Preaident of the
College of Surgeona, on the preaent atate of the profesaion** verfasst, worin
er nachwies, dass die Trennung zwischen Physicians und Surgeons thatsächlich
nicht bestehe und die Aufrechthaltung einer solchen für beide nur nachtheilig sei.
Seine weiteren Reformbestrebungen gelangten in der Schrift: „Suggeationa
reapecting the intended plan of medical reform , reapectfully ofiered to the
legislature and the profeaaion** (London 1834) zum Ausdruck, worin er für die
Medieiner . eine bessere Vorbildung verlangte. Eine dritte Reformschrift endlich war :
„The touchatone of medical reform; in three lettera, addreaaed to Sir Rob,
Harry Inglia^ (1841). Inzwischen hatte er, ausser den zahlreichen Auflagen
seiner: „Lecturea on diaeaaea of the eye^, zusammen mit Benj. Tbavbbs: „The
principlea and practica of Ophthalmie aurgery** (London 1838) herausgegeben.
640 QUEEN.
1840 hielt er die HuNTEB'sche jährliche Rede u. d. T. : „ Vital dynamics*^ und
1847 dieselbe, welche: „Mental dynamics^ behandelte, beide erfüllt mit den
metaphysischen Ansichten seines intimen Freundes Ck)L£a]DGE nnd beide deshalb
sehr wenig populär geworden. 1849 wurde er zum ersten und 1858 zum zweiten
Male zum Präsidenten des College of Surgeons erwählt und von der Regierung, nach-
dem Sir Benj. Brodie diese Stellung niedergelegt, zum Präsidenten des Gouneil
of Medical £duoation and Registration ernannt. Sein Tod erfolgte am 13. Deoember
1863 im 72. Lebensjahre auf seinem Landsitze The Mount, Hadley, bei Bamet
Nach seinem Tode erschien noch: „Spirtttud phüosophy , founded an the teacking
of the lote 8. T. Coleridge, by the lote J, H, Green, edüed w!th a
memoir of the author'a life by John Simon" (London 1864). Er gehörte zu
den durch sein Wissen und Können gediegensten und wegen seines Charakten
geachtetsten Londoner Chirurgen seiner Zeit.
Med. Times and Gaz. 1863, II, pag. 650. — Lancet 1863, II, pag. 717. — Callisen,
VII, pag. 390; XXVIII, pag. 269. Gurlt.
Green, Horace G. , amerikanischer Arzt, geboren zu Chittendon
(Vermont) am 24. December 1802, wurde Doctor zu Middelburg (Vermont) 1824,
prakticirte von 1835 an in Rutland, später in New York. Von 1840 — 43 lehrte
er die theoretische und praktische Medicin am Medical College zu Castleton (Vermont)
und übernahm 1850 einen Lehrstuhl beim New York Medical College, von dem er
einer der Gründer war, gab denselben aber 1860 wieder auf. Er gründete 1854 mit
einigen CoUegen das „American Medical Monthly" und blieb einer der Haapt-
Redacteure dieser Zeitschrift. Er hat sich besonders um die Pathologie und
Therapie der Krankheiten der Luftwege verdient gemacht und für viele Fälle
örtliche Applicationen von Argent. nitric, in verschiedener Form, wie aus den nach-
stehend anzuführenden Arbeiten ersichtlich ist , empfohlen. Von seinen zahlreichen
Publicationen erwähnen wir folgende : „Ä treatise on diseases ofthe air passages . . .
bronchitis, chronic laryngitis , clergymaris sore throat" (New York 1846) —
„Observations on the pathology of croup ; etc.** (Ebenda 1849; 2. edit. 1859) —
„On the subject of priority in the medication in the larynx and trachea^
(1854) — „Remarlcs on croup and its treatment** (1854) — „On injection of
the bronchial tubes, and tuber cular cavities of the lungs** (Amer. Med. Monthly
1855) — „Report on the itse and effecb of applicaJtions of nitrate of süver
to the throat, either in local or general disease** (Transact. of the Amer. Med.
Assoc. 18^6) — „Bronchial injections; a report with a Statistical table of 106
cases of pulmonary diseases treated by bronchial injections" (1856); im Amer.
Med. Monthly (1857, 60): „Lesions on the epiglottic cartilage^ — „On the
introduction oj the sponge-armed probang into the larynx and trachea" —
„On the difficulties and advantages of catheterism ofthe air-passages in diseaset
of the ehest". Es folgten noch: „On the surgical treatment of polypi ofthe
larynx, and oedema of the glottis" (1859) und: „A practical treatise on pul-
monary tuierculosis" (1864). Sein Tod erfolgte zu Sing Sing (New York) am
29. November 1866.
Boston Med. and Snrg. Joum. 1850, Vol. XLII, pag. 433 (nicht zngänglich). •-
Dechambre, 4. S6rie, T. X, pag. 583. — Index-Catalogue. V, pag. 596. G.
* Green, T. Henry 6., in London, studirte im üniversity College da-
selbst und in Berlin, war Assistent im Hosp. für Schwindsüchtige in Bronq^ton,
Assistent im Üniversity College Hosp., Registrar im Kinder -Hosp. von Great
Ormond Street, Physician am N. W. London Free Dispensary für kranke Kinder,
pathologisch-anatomischer Prosector im Charing Gross Hosp. und ist gegenwirtig
Docent der pathologischen Anatomie und Physician bei demselben und Senior
Assist. Physic. beim Consumption Hosp. in Brompton u. s. w. Er ist Verfasser von:
„The pathology of pulmonary consumption^ und von: „-4« introductum to
pathology and morbid anatomy" (5. edit.); auch schrieb er den Artikel:
GKEEN. — GREENFIELD. 641
„Inßammatian of the lungs^ für Qüain's Dict. of medic. und weiter: „Glinical
lectvres on pkthisis^ (Lancet 1882) — „Notes on the patJwlogy of pkthiais*^
(Med. Times and Qaz. 1874 — 75) verschiedene Mittheilungen im Brit. Med. Joom.
(1868), den Transact. der Clin. Soe. und Pathol. See. u. s. w.
Medical Directory. Red.
* Green, John 6., am 2. April 1835 in Worcester, Mass., geboren,
hatte an der Harward üniversity studirt und daselbst 1866 den Doctorgrad erlangt.
Zuvor hatte er Prof. Jeffries Wyman im Jahre 1857 auf einer wissenschaft-
lichen Expedition nach Surinam begleitet, sich sodann in den Jahren 1858 — 60
behufs seiner weiteren wissenschaftlichen Ausbildung in Europa aufgehalten und war im
Jahre 1865 noch einmal dahin zurückgekehrt, um sich speciell mit dem Studium
der Augenheilkunde zu beschäftigen. Im Jahre 1866 habilitirte er sich in St. Louis,
Mo., speciell als Augen- und Ohrenarzt ; 1863 wurde er zum Professor der Ohren-
und Augenheilkunde an dem St. liOuis College of Medicine, 1872 zum consul-
tirenden Augenarzt an dem City Hospital in St. Louis und 1874 in gleicher
Eigenschaft an dem S. Luke's Hospital daselbst ernannt. — 6. ist der Mitbegründer
der amerikanischen ohrenärztlichen Gesellschaft; seine wissenschaftlichen Arbeiten
ophthalmiatrischen und otiatrischen Inhaltes sind in verschiedenen nordamerikani-
schen Zeit- und Oesellschaftsschriften veröffentlicht.
Atkinson, pag, 372. A . . t.
* Green, John Ome G., am 7. Juni 1841 in Lowell, Mass., wo sein
Vater als sehr angesehener Arzt lebt, geboren, hatte an der Harward Universität
Medicin studirt und daselbst 1866 den Doctorgrad erlangt. In den nächstfolgenden
Jahren hielt er sich Behufs Vervollkommnung seiner wissenschaftlichen Ausbildung
in Berlin, Wien und Würzburg auf und habilitirte sich 1868 in Boston, wo er
sieh vorzugsweise mit Augen- und Ohrenheilkunde beschäftigt und als Lehrer der
Ohrenheilkunde an der Universität und als Ohrenarzt im Stadthospitale thätig
ist. Er hat mehrere wissenschaftliche Arbeiten, meist otiatrischen Inhalts, im Boston
Med. and Surg. Journal und in dem Amer. Journal of Otology veröffentlicht, auch
eine Uebersetzung von Schwartze's Pathologischer Anatomie des Ohres (Boston
1878) geüefert.
Atkinson, pag. 616. — Index-Catalogue. V, pag. 597. A . . . t. '
Greene, George 6., zu Dublin, war daselbst 1800 geboren, studirte
im Meath Hospital und der Schule des College of Surgeons und war 1817 ein
Zögling von Hewson. Nachdem er 1823 Licentiat des College of Surgeons
geworden, wurde er zum Prosector der medicinischen Schule in Park Street ernannt ;
er musste indessen der Anatomie und Chirurgie entsagen, als er 1828 durch einen
Unfall mit einem Gewehr seine rechte Hand einbüsste. Er wendete sich nunmehr
der inneren Medicin zu, wurde 1830 Fellow des College of Physicians, 1832
Physician der Talbot Infirmary und bald darauf Docent der theoretischen und
praktischen Medicin an der medicinischen Schule des Richmond Hospital. 1841
erhielt er den Lehrstuhl der praktischen Medicin bei der School of Physic in
Ireland und wurde Physician der Whitworth und Hardwicke Hospitäler. 1839 hatte
er einen bedeutenden Antheil an der Gründung der Dubliner pathologischen Ge-
sellschaft gehabt, zu deren Council er bis zu seinem am 5. April 1846 erfolgten
Tode gehörte. Er hat eine grosse Zahl von Abhandlungen im Dublin Joum. of
Med. Sc. (1835 — 43) veröffentlicht; darunter: „On the diagnosü of aneurismal
and other inthrathoracic tumours^ (1835, 36) — „On empyema" (1840).
Auch in den Transact. of the Patholog. Soc. findet sich eine Reihe interessanter
Mittheilungen von ihm.
Dublin Qnart. Joum. of Med. Sc. 1846, I, pag. 565. G.
* Greenfield, William Smith G., zu Edinburg, studirte im üniversity
CoUeg^e in London, wurde 1874 in Edinburg Doctor, war Assistant Physician und
BiosT. Lexikon. II. 41
642 GBEENFIELD. — GBEENHOW.
Docent der pathologischen Anatomie am St. Thomas' Hosphal, Physician der Royal
Infirmary fttr Kinder und Frauen in Waterloo Road, Physician des Royal Hospital
fttr Bmstkrankheiten und Medical Registrar am St. Thomas' Hospital. Zur Zeit
ist er Professor der allgemeinen Pathologie und klinischen Medicin an der üai-
versität zu Edinburg. Er übersetzte Magnan yyOn alcoolüm*' und Lancereaüx
ry Atlas of pathological anatomy" , gab heraus die Abtheilung „Renal pathology''
in dem New Sydenham Soc. Atlas of Path. und war Mitverfasser des „Report
on pyaemia and allied diseases^ für die Pathol. Soc. und Loc. Govem. Board
tmd schrieb weiter: „On insanity as a sequel of acute disease** (St. Thomas'
Hosp. Rep., 1873) — „Medical report on 8l Thom, Hosp,*" (Ebenda 1874—75) —
„Simple memngitis^ (Ebenda 1877); auch hatte er Antheil an den „Lectures
on the pathology of anthrax and allied diseases^ (Lancet und Brit. Med. Joum.
1880, 81); ausserdem verschiedene Aufsätze in den Transact. der Pathol. Soc. und
Clin. Soc. u. 8. w.
Medical Directory. Red.
* Greenhalgll, Robert G., in London, ist daselbst am 13. Januar 1819
geboren, studirte in London, München und Wien, prakticirte seit 1842 in London
als Physician Accoucheur, wurde 1853 in St. Andrews Doctor, war in der genannten
Eigenschaft seit 1860 am Samaritan, seit 1861 am St. Bartholom. Hosp., woselbst
er auch Vorlesungen über Geburtshilfe und Frauenkrankheiten hielt, und seit 1862
am City of London Lying-in Hosp. thätig. Er ist gegenwärtig Consulting Physie.
des Samaritan Hosp. u. s. w. Literarische Arbeiten: „On difficuU men^truafvm
and sterüity, vnth description of a neio metrotome" (Obstetr. TYansact., Vol. Vj —
„ Tumours of the pelvis and abdomen, complicating pregnancy and obstructing
labour" (St. Barthol. Hosp. Rep., 1865) — „EnucleaHon of fibroid tumourft
by the actual cautery^ (Med.-Chir. Transact., Vol. LIX) — „On the diagnasia
and arrest of extra-uterine pregnancy^^ (Lancet 1867) — „Cure of dysmenta,
sterility etc. by a new form of elastic indio-rubber stem^ (Brit. Med. Joum., 1878).
Ausser den bereits angeführten Instrumenten (Metrotom, Intrauterin - Pessarium^
erfand er auch eine neue ütenissonde, einen Pelvimeter u. s. w. g^j
Greenhow, Thomas Michael G. , zu Newcastle-upon-Tyne, war um
1791 geboren als Sohn eines Arztes zu North Shields, studirte in Edinburgh wo
er 1814 Doctor wurde, diente zwei Jahre in der Armee als Assistant Surgeon,
Hess sich dann in Newcastle nieder, wurde bald darauf Surgeon des Lpng-in
Hospital und 1832 der Newcastle Infirmary, in welcher Stellung er 23 Jahre
verblieb. Vorher hatte er, zusammen mit Sir John Fife, eine Eye Infirmary gegründet,
die ausserordentlichen Nutzen stiftete. Seine ersten Arbeiten befinden sich im
Edinb. Med. and Surg. Journ. (1821, 23, 24, 27); es gehört dazu auch eine
Schrift: „An eatlmate of the true value of vaccination; aa a security against
small-pox** (London 1825). Zur Zeit der Cholera- Epidemie 1822 schrieb er:
„Cholera, its non-contagious nature etc.^ (Newcastle 1832) und „Cholera, a^
t't haa recently appeared in the towna of Newcastle and Gateshead : including
caaea illustrative of ita phyaiology and pathology, etcj* (London 1832 ; Phila-
delphia 1832). Eine Reihe von Jahren später machte er in einem Briefe an den
Mayor seine Mitbürger auf die Möglichkeit der Wiederkehr der Cholera und die
dagegen zu treffenden Massregeln aufmerkam, indem er „Hinta tho the prohaUe
approach of cholera; a letter addreaaed le Stephen Lowrey^ (Newcastle 1848 's
schrieb. Besonders hervorragend und erfindungsreich aber war er in der Chirurgie ;
er erfand einen sehr zweckmässigen Beinbruchapparat: „Deacription of an appa-
ratus intended to facüitate the treatment of fracturea of the lower eostremities"
(London 1833), war sehr glücklich in Stein- und Augenoperationen und fährte
als einer der Ersten (1848) die Total Exstirpation des Calcaneus ans. 1855 ver-
lieh ihm die Universität des Durham College zu Newcastle, bei dem er Docent
gewesen war, den medicinischen Doctorgrad; 1860 zog er sich aus der Praxis
GREENHOW. — GREGORIUS. 643
zurück, verliess Newcastle und starb im 1^0. Lebensjahre am 25. October 1881
zn Newton Hall, Patternetown, bei Leeds.
Britisli Medical Journal. 1881, II. pag. 799. — Med. Times and Gaz. 1881, II»
pag. 668. — Callisen, VII, pag. 393; XXVIII, pag. 270. q.
*Greeiihow, Edward Headlam 6., zu Reigate, Surrey, ist zu Tyne-
moutb, Northumberland, am 10. December 1814 geboren, studirte in Edinburg,
Montpellier und im Guy's Hospital zu London, begann seine Praxis 1836 Jn
Tynemouth, siedelte 1852 nach London über, wurde in demselben Jahre Doctor des
King's College in Aberdeen, 1869 Fellow des College, of Physicians, 1860 Physician
des Middlesex Hospital. Er schrieb: „Report on murrain in homed cattle, the
public aale qf dtseaaed animals etc,*^ (London 1857, Bericht an den General
Board of Health) — ^On the different prevalence qf certain diseases in different
districts in England and Wales" (1858) — „On the prevalence of causes of
diarrhoea in certain towrhs" (1860) — „On diphtheria" (1860) — *0n districts
wi$h excessive mortality from lang diseases" (1861 — 62) — „On the excessice
mortality of young children among certain manufactory populaiions" (1862) —
„On Addisoris disease; clinical lectures etc," (1866) — „On chronic bron-
chitisy especially as connected with gout ^ emphysema etc." (1869) — „On
Addison^s disease, being the Groonian lectures far 1875" (1875). Ausserdem
eine Beihe von Artikeln in Zeitschriften, z. B, über chronische Brustkrankheiten
(Lancet, 1867 - 68 ; Pathol. Transact., Vol. XVI, XVII, XX, XXI), über diphtheritische
Kervenaffectionen (Edinb. Med. Journ., 1863), intermittirende und paroxysmenweise
auftretende Hämaturie (Ebenda 1868) u. s. w. Auch war er Mitglied mehrerer
Hegierungs-Commissionen in Bergwerksangelegenheiten (1861 — 64), über Gefängniss-
wesen 1870 und 1879. Seit 1881 hat er die Praxis niedergelegt. ^^^
öreeve, Gerard G., zu Utrecht, wurde 1783 daselbst Doctor mit der
„Diss, inaug. sistens Observationen medico-chirurgicas miscellaneas" und schrieb:
„ Waa^-neeming van een bijzonder en nooit leschreven ongemak aan de onder-
kaak" (Utrecht 1778) und in den Verhandl. van het Genootsch. te Vliessingen
(1777,78,82): „Wanrn, van een zeer aanmerkelijke splijting in den ruggp.-
graat , verzeld an een groot icaterhoofd" — „ Waarn. over genezene hoofd-
wonden, vergezeld viet fracturen in het cranium" — „Waarn, van een horn-
achtig uitwas, gegrond aan de binnenzijde van de dije" — „De waare deugd
van het stankweerend vermoogen der teilte willigen bast nitwendig beproefdy
in vuile, stinkende en kanker-verzweeringen" ; mit Paul v. Lanukom: „Vier
ontleed' en heelkundige Waameemingen van bijsondere ongeniakken in de
hoUigheid des buiks" (Verhandl. van het Utregtsch. Genootsch. , 1785) ^
„Waarn. van eene spoedige geneezing eener geweidige beroerte" (Ebenda);
ferner: „De noodzaaklijgheit van het spoedig foetreden tot de breuksnijding
bij beklemde darmbreüktn etc." (Utrecht 1784) — „Beright tcegens eene door
hem gedane merkwaardige verlossing" (Ebenda 1799) — „ Vro^dkundige xoaar-
neemingen". Er übersetzte auch aus dem Deutschen : G. BabkaüSEn's „ Waar-
neemtngen over het delirium tremens etc." (Dordrecht 1829). Die Zeit seines
Todes ist nicht bekannt.
V. d. Aa, VII, pag. 392. — Callisen, VII, pag. 394; XXVIII, pag. 270. G.
'Gregoire, Martin G., Arzt aus Tours, war Professor in Paris um die
Mitte des 16. Jahrhunderts und verfasste lateinische Uebersetzungen einiger
GALBN^schen Abhandlungen : „De alimentorum facultatibus libri tres. De atte-
nuante victus ratione" (Paris 1530; 1555; 1633) — „Oaleni introductio in
pulm" (Paris 1549).
Biogr. m6d. IV, pag. 515. Pgl.
öregorius, Friedrich von, wurde zu Glogau in Schlesien geboren
und besuchte das Gymnasium daselbst. Durch den Krieg wurden 1807 seine
41'
644 GREGORlüS — GM»OBY.
Studien unterbrochen und 6. kam zn Dr. Hancke, um praktisch die Medicin
und Chirurgie zu erlernen. Nachdem er hier eine gründliche Vorbildang genosseo,
ging er 1809 nach Wien und dann nach Olmtttz, trat 1812 alB Chirurg in den
österreichischen Militärdienst und zog mit der Armee nach Russland. In dem-
selben Jahre wurde er am Dnjepr gefangen genommen und in das Innere des
Reiches transportirt. In Tambow fand er bei einem Fürsten Wjfisemski eine
Stellung als Hausarzt und blieb daselbst vier Jahre. Danach begab er sich 1817
nach Berlin, um seine medicinischen Studien fortzusetzen nnd wurde 1819
daselbst mit der „Diss, de sudattontbus Bossicü" (4., m. 1 Taf.), die auch deutsch:
„Die Rits8i8chen Dampfbäder, ihre Wirkung und Anwendung** (Berlin 1820)
erschien, Doctor. Hierauf ging er nach Dorpat, liess sich noch einmal examiniren
und wurde 1819 auf Grundlage der Berl. Dissertation zum Doctor promovirt. Dann
wandte er sich in's Innere des Reiches. Wo und wann er gestorben, ist unbekannt.
V. Recke-Napiersky, II, pag. 100. L. Stieda.
Gregory, berühmte schottische Familie von Aerzten und Naturforschern
in vielen Generationen. — John G. war 1724 in Aberdeen geboren als Sohn
eines dortigen Universitätsprofessors der Medicin und Enkel von James G., dem
Erfinder des Spiegelteleskops, studirte seit 1742 in Edinburg und Leyden, pro-
movirte 1745 in Aberdeen, war bis 1749 daselbst Professor der Philosophie,
Mathematik und Experimentalphysik, liess sich 1754 als praktischer Arzt in London
nieder, wo er 1755 Mitglied der Royal Society und bald darauf an Stelle seines
verstorbenen Bruders Professor der Medicin wurde. 1765 ging er als Professor
nach Edinburg und wurde Leibarzt des Königs für Schottland; er starb am
9. Februar 1773. Er schrieb unter Anderem: „Comparative view ofthe State, and
faculties of man with thoae of animal loorld** (London 1766; 1785); seme
sämmtlichen Werke erschienen Edinburg 1788, 4 vol. — Wichtiger als John 6.
ist sein Sohn James G. , hervorragender englischer Praktiker zu Ende des 18.,
resp. Anfang des 19. Jahrhunderts, geboren 1758 in Aberdeen, studirte in Edin-
burg und am St. George's Hospital in London 1773 und promovirte 1774 in
Edinburg. 1775 machte James G. Reisen durch Holland , Frankreich in Italien,
wurde nach seiner Rückkehr Professor der theoretischen Medicin in Edinburg nnd
1790 an Cullen's Stelle Professor der klinischen Medicin, in welchem Amt er
segensreich bis zu seinem Tode 1822 (im Alter von 64 Jahren) wirkte. G. war
ein vorzüglicher Lehrer und Schriftsteller. Er verfasste: „Dtssert. med, de
morbia coeli mutatione medendis** (Edinb. 1774; 1776) — „Conspectus medi-
cinae theoret. in usum academicum** (Ebenda 1776; 1778 und öfter; 6. Aufl.
1818, 2 voll.). Zahlreiche Manuscripte befinden sich in der Bibliothek der Med. |
Chir. Society zu London. G. schloss sich mehr oder weniger den Lehren seines
Vorgängers Collen au. Unter dem ^^Genus nervosum^ begreift er sowohl das
Nervensystem, als die mit eigener Irritabilität begabten Muskeln. Unter seinen
Bemerkungen über die pathologischen Zustände des Blutes ist hervorzuheben, daiN
er die Fäulniss von dem durch „Hyperanimalisation^ bewirkten Uebennass von
Anmuoniak ableitet (Haeseb, Geschichte der Medicin, Bd. H, pag. 748). — Einer
seiner Söhne war der berühmte Edinburger Professor der. Chemie, William G.
(1803—1853).
Med. aad Phil. Comment. 2. edit. 1774, I, pag. 210. — Biogr. m6d. IV, pag. 515. —
Dict. hist. II, pag. 625-627. — Edinb. Med. et Sorg. Joum. 1821, Vol. XVn, pag. 475. —
Lond. Med. Repository. 1821, XIV, pag. 423. — Lond. Med. and Phys. Joum. 1821, VoL XLV,
pag. 437. — Index-Catalogue. V, pag. 601. PgL
James Crawford G. , zu Edinburg, Sohn von James nnd ftltenr
Bruder von William 6., dem berühmten Chemiker, war 1800 daselbst geboren,
wurde 1824 auch dort Doctor, Physician der Royal Infirmary und starb 1832 an
einem Typhoid-Fieber^ das er sich durch Ansteckung zugezogen hatte. Es rflhrai
von ihm her : „First lines of the practice of physic. A new edtHon, ....
6RE60BT. — GBEIG. 645
commenced by the late William Güllen^ and oontinued by htm*' (2 roll.,
Edlnbnrg 1829) und im Edinb. Med. and Surg. Joorn. (1830, 31): „On the
diagnosü of the diseases of the lungs and fleura** — yjOn diseased states
of the kidney y connected during Ufe taith albuminotis urine; illustrated by
c<ises" ; aneh noch weitere Aufsätze daselbst, sowie im Dublin Journ. of Med.,
and Chem. Sc.
London Medical Gm. 1833, XI, pag. 455. — Callisen, VU» pag. 403; XXVUI,
pag. 272. G.
Gregory, George G., zu London, war am 16. August 1790 zu Canter-
buiy geboren, studirte unter den Anspielen seines Oheims James G. in Edinburg
und wurde 1811 daselbst Doctor, diente drei Jahre bei der Armee auf verschiedenen
Stationen des Mittelländischen Meeres und in Italien, wurde 1816, nach London
zurückgekehrt, Licentiat des College of Physicians, 1824 Arzt am Blattern- und
Vacdne-Hospital St. Pancras, an dem Dispensary for the Parishes of St. George
und am St. James General Dispensary, hielt Vorträge über Materia medica und
Chirurgie und praktische Medicin am Theatre of Anatomy und der Little W^nd-
mill Street Medical School und im St. Thomas' Hospital. Er schrieb; „A lectxire
on dropsy^ (London 1819) — „Elements of the theory and practtce of physic,
designed for the use of students*^ (2 voll.. Ebenda 1820; 3. edit. 1828; 4. edit.
1835; 6, edit. 1846; „With notes and additions . * . > by Nathan. Pott er
and S. Colhoun", Philadelphia 1825; 1829; 1831). Eine grosse Zahl von
Mittheilungen hat er über Blattern, Kuhpocken und Impfung gemacht, angefangen
mit dem Jahre 1822, darunter „Table of admission and deaths at the Small-
Fax Hospital during fifty years, viz, from 1776 to 7825 inclusive, toith the
rate of mortality per cent, in each year" und „ Table of the numbers vacci-
nated at the Small-Pox Hospital during twenty years*^ — „Observations on
vaccination and small-pox, more especially with reference to the theory of
Vaccine inßuence etc.*' (Med.-Chir. Transact., 1840 — 41). Eine grössere Schrift
von ihm waren die „Lectures on the eruptive fecers ^ delivered at St, Thomas^
Hosp. in January 1843" (London 1843; Amer. edit. with notes etc. by
H. D. BuLKLEY, New York 1851; deutsche Uebers. von H. Hblfft, Leipzig
1845). Weitere Aufsätze von ihm über scrophulöse Entzündungen des Peritoneums,
über Wasserscheu , Croup u. s. w. finden sich von ihm in den Med.-Chir. Transact.
(1 821 , 23, 25), London Med. Reposit., Lancet, London Med. and Phys. Journ. u. s. w.
Er starb am 25. Januar 1853.
Munk, in, pag. 152. — Callisen, VII, pag. 399; XXVIIF, pag. 271. — Index-
Catalogue. V, pag. 600. G.
Greiff, Friedrich G., als Sohn eines Apothekers in Tübingen am
29. October 1601 geboren, studirte Medicin, gab aber auf Wunsch seines Vaters
noch vor der Promotion das Studium auf und blieb Apotheker in Tübingen bis
zu seinem Tode am 18. November 1668. G. beschäftigte sich viel mit dem sehr
Inerativen Verkauf von Düchesne's Theriaca coelestia, das er als Geheimmittel
anfertigte. Er verfasste: „Consignatio medicamentorum ortinium quae in officina
jffraestant*' (Tübingen 1632 ; 1634) — „Kurze Beschreibung einer sehr ge^
schmeidigen Feldapotheke" (Ebenda 1642) und andere chemisch - pharmako-
logische Schriften.
Biogr. m6d. IV, pag. 516. Pgl.
*Greig, David G., zu Dundee in Schottland, studirte auf der Univer-
sität Edinburg, wurde 1853 daselbst Doctor, war Prosector der Universität,
Assistent in der Royal Infirmary und im Royal Maternity Hospital , Staff Assist.
Surgeon und pathologischer Anatom bei der britischen Armee in der Krim. Zur
Zeit ist er Consult. Surgeon der Dundee Royal Infirmary, Physician des Baldovan
Asylum für blödsinnige Kinder, Untersuchungsarzt für die Recruteu der Armee,
646 GREIG. — GREN.
Chirurg und Agent der Admiralität. Er schrieb über „Treatment of gun-shoi
p-actures of femur^ (Edinb. Med. Joum., 1867) — „Ltgature of carottd artery
for the eure of intra-orbital aneuriam^ (Ebenda 1862) — „On insufflation (u
a remedy in mtiismsception" (Ebenda 1864) — „Gase of removal of a large
piece of sealing-wax from the bladder ofthe male hy lühotrity*^ (Ebenda 1868 - 69).
Medical Birectorj'. Red.
Greiner, Georg Friedrich Christian 6., zu Eisenberg im Herzog-
thume Sachsen- Altenburg, geboren am 30. October 1775 zu Worms, war herzog-
lich Sachsen - Altenburgischer Hofmedicus, Amts- und Stadtphysicus seit 1825,
Medicinalrath seit 1838 und schrieb folgende, theilweise populär-medicinische
Schriften: „Die Kunst y gesunde Kinder zu haben w. s, w.** (Eisenberg 1809,
2. Aufl.) — „Anleitung zur allgemeinen Krankenpflege^ (Ebenda 1809) —
„Ueber das Säugni der Ammen^ (Altenburg 1811) — »Der Traum und das
fieberhafte Irreseyn, Ein physioL-psychol. Versuch^ (Leipzig 1817) — y,Der
Arzt im Menschen oder die Heilkraft der Natur" (2 Bde., Altenburg 1827).
Dazu eine Anzahl von Aufsätzen über verschiedene Gegenstände aus der Praxis
in den Allgem. medic. Annalen (1803 — 1822) imd eine Reihe von Artikeln ia
Pjerer's Anatomisch-physiolog. Realwörterbuche ; femer: „Schule und Lehen
oder der nachtheilige Einfluss unzweckmässiger Schuleinrichtungen auf die Ge-
sundheit u, s. w." (Altenburg 1838) — „Die rheumatischen Krankheiten nach
ihrem Wesen u. s, u\" (Leipzig 1841) — „Die narkotischen Mittel, Als Bei-
trag zur Erkenntniss ihrer Bedeutung u. s, w." (Ebenda 1844) — „Der
wohlberathene Bausarzt u, s. w." (1844; 1855) — „Biosoterion oder Beils-
lehre für das leibliche Leben des Menscheii u. s, ic.*^ (Erlangen 1856). Er
starb im März 1858.
Callisen, YII, pag. 409; XXVIII. pag. 273. — Engelmann, pag. 200; Supple-
ment, pag. 84. G.
Greisel, Johann Georg G. , österreichischer Feldarzt, dann Professor
der Anatomie an der Universität zu Wien und Assessor des Medicinal-Collegiums
daselbst, endlich Physicus zu Znaim in Mähren, wo er am 18. Mai 1684 starb,
war Mitglied der Leopoldinischen Akademie, in deren Ephemeriden er eine grosse
Zahl von Aufsätzen veröffentlichte. Von medicinischen Schriften G.*s verdient Beach-
tung der „Tractatus medicus de cura lactis in arthritide, in quo e^c
diaeta lacfaea optima arthritidem curandi methodus proponitur" (Wien 1670;
Bautzen 1681).
Biogr. med. IV, pag. 517. — Poggendorff, I, pag. 950. Pgl
Gren, Friedrich Albrecht Karl G., einer schwedischen FamUie
entstammend, wurde zu Bernburg am 1. Mai 1760 geboren. Seine Absieht,
Theologie zu studiren, wurde durch den Tod des Vaters vereitelt; er trat deshalb
bei einem Apotheker in die Lehre und erhielt schon 1779 die Leitung emer
Apotheke in Offenbach. Durch seine daneben betriebenen Studien in der Chemie
und Botanik besonders befähigt, ging er 1780 als Provisor zu Tromsdorf sen.
nach Erfurt, welcher ihm gestattete, seine Vorlesungen über Mediein zu hören und
ihm darin sogar Privatunterricht ertheilte. Um seine mediciuisehen Studien zo
vollenden, ging er zu Grell nach Helmstedt, bis ihn 1783 Prof. Karsten nach
Halle kommen Hess, wo er seiner tiefen Kenntnisse wegen bereits als Student
öffentliche Vorlesungen über Chemie halten durfte. 1786 wurde er hier auf Grund
der Dissertation: „Observat iones et experimenta circa genesin aeris fixt et phlo-
g'sticati" (Halle 1786) zum Doctor der Mediein und Philosophie promovirt; 1787
wurde er ausserordentlicher, 1788 ordentlicher Professor der Mediein, doch las «r
nur anfänglich auch medicinische Collegia, später nur Chemie, Pharmakologie nnd
Physik. Er suchte das durch Lavoisier's Lehre erschütterte STAHL'sche oder
phlogi »tische System zu retten, indem er dasselbe in seinem „Systematischen
Handbuch der gesammten Chemit"^ (Halle 1787 — 80; vcrthcidigtc, später jedoch.
GREN. — GRENSER. 647
von seiner Unhaltbarkeit überzeugt, versuchte er in der 2. Auflage 1794 (3. Aufl.
1806 — 1807, ed. M. H. Klaproth) eine Vereinigung beider Lehren. Er starb
zu Halle am 26. November 1798. Ausser den genannten Schriften veröffentlichte
er: „Grundrisa der Naturlehre'' (Halle 1788; 2. Aufl. 1793; 3. Aufl. 1801;
6. Aufl. 1820) — „Orundriss der Pharmakologie'* (Halle 1790) — „Hand-
buch der Pharmakologie'' (Halle 1790—92; 2. Aufl. 1798—1800; 3. Aufl.
ed. Bernhardt, 1813) — „Orundriss der Chemie nach den neuesten Ent-
deckungen'' (Halle 1796-97; 2. Aufl. 1800; 3. Aufl. 1809; 4. Aufl. 1818).
Endlich seine Erstlingsschrift: „Betrachtungen über die Gährung und die dadurch
erhaltenen Producte" (Halle 1784), welche unter dem Pseudonym 6. F. J. v. P.
(Jaspbn V. Pirch) erschien.
Nouv. Biogr. T. XXI, pag. 908. — El wert, Bd. I, pag. 171. — Nekrolog der
Deutschen. 1798. T. U, pag. 321. — Biogr. m6d. IV, pag.517. y
*GreDet, Alfred-Louis-Zacharie Gr., französischeir Marinearzt,
geboren zu Carhaix (Finistöre), wurde 1866 zu Montpellier Doctor mit der These:
„Souvenirs mSdicaux de quatre annees ä Mayotte** ^ einer zur Gruppe der
Comoren gehörigen Insel, beschrieb einen daselbst beobachteten Fall von Ankylo-
stomum duodenale beim Menschen; ferner Entozoen im Magen eines Ochsen, eine
neue Art von Taenia (Alles in den Archives de m6d. nav., 1867 — 70) und endlich
eine von ihm im Fort Bicetre während der Belagerung von Paris beobachtete
Scorbut-Epidemie (Annales d'hyg. publique, 1871).
Berg er et Key, pag. 119. O.
Grenser, Woldemar Ludwig G. , in Dresden, war daselbst am
2. Januar 1812 geboren, studirte von 1830 an in Leipzig, wurde 1834 Assistent
in Jörg's Entbindungs-Institut, blieb 5 Jahre in dieser Stellung und erhielt 1838
bei der damaligen Preisausschreibung für ein in Preussen einzuführendes Hebe-
amraen-Lehrbuch fltr die von ihm eingereichte Arbeit eine goldene Medaille. 1838
promovirte er mit der Diss: „De vi puerperii lactandique temporis medicatrice"
(später auch in Büsch's Zeitschr. ftlr Geburtsk. erschienen). Eine 1839 unter-
nommene wissenschaftliche Heise führte ihn nach Prag, Wien, Paris, London,
Würzburg und Heidelberg, wo er die Freundschaft von Naegele, Vater und Sohn,
gewann. Nach Leipzig zurückgekehrt, begann er 1 834 geburtshilfliche Vorlesungen
zu halten, betheiligte sich durch die Bearbeitung geburtshilflicher Materien an der
von Chr. Schmidt herausgegebenen Encydopädie und wurde 1843 zum Prof. e. o.
ernannt. In seiner Inauguralrede: „Corporis positionem in genibus ulnisque in
praxi obstetricia non esse negligendam^ (Leipzig 1843) behandelte er den
Nutzen der Knieellenbogenlage bei der Geburt. 1845 wurde er als Professor der
medicinisch-chirurgischen Akademie und Director des Entbindungs-Instituts nach
Dresden berufen, welche letztere Stellung er in ausgezeichneter Weise nahezu
27 Jahre, bis zu seinem am 2. Juni 1872 erfolgten Tode, ausfüllte, indem er
auch ausserhalb seiner Anstalt sich des vollsten Vertrauens bis in die höchsten
Kreise hinauf erfreute. Auf die Bitte der Hinterbliebenen von H. F. Naegele jun.
übernahm er gerne die neue Herausgabe von dessen bereits in zwei Auflagen
erschienenem „Lphrbuch der Geburtshilfe" und so erschien, von ihm auf der
Höhe der Zeit gehalten, die 3. — 8. Auflage (1853 — 1872) desselben, auch in's
Französische und Ungarische übersetzt. Er hatte ausserdem „ lieber Aetherein-
athmungen während der Geburt" (1847) geschrieben und verfasste im Auftrage
der Regierung das für das Königreich Sachsen bestimmte „Lehrbuch der Hebe-
ammenkunst" (1863; neu herausgegeben von Cbede und Winckel, 1875). Auch
hatte er von F. A. v. Ammon's zuerst 1827 erschienenen „Mutterpflichten" im
Laufe von 10 Jahren 7 Auflagen (bis zur 16., 1872) besorgt. 1856 war er zum
königl. Sachs. Hofrath, 1864 zum Geheimen Medicinalrath ernannt worden.
Maennel in JahrcHbericht der Gesellsch. für Natur- und Heilkunde in Dresden.
1873. pag. 137. G.
648 GREVE. — GRIESINGER.
Oreve, Wilhelmus G., holländischer Arzt, war am 16. März 1762 kb
Berkel geboren, studirte von 1780 an in Leyden, ani^Uiglieh Theologie, seit 1782
aber Medicin, wurde 1787 Doctor mit der Diss. : „De rabie canina** , liess sich
in demselben Jahre in Rotterdam nieder, vertanschte diesen Ort aber 1800 mit
Noordwijk Binnen und 1807 mit Delft, 1816 wieder mit Noordwijk, wo er am
14. Februar 1819 starb. Seine obige Dissertation gab er noch einmal n. d. T.:
„ Verhandeimg over de honds-dolheid" (Rotterdam 1793) heraus. Er schrieb
femer: „Jets voor de liefhebbers van anatomie en natuurlijke histarie opzigte-
Ujk een liquor om anatomische praeparaten te bewaren^ (Algem. Konst- cn
Letterb. 1813) — „Natuur- en geschiedkundige Verhandeling oper de reuzen
en dwergen" (Amsterdam 1818, m. pl.) — „Verzameling van merkwaardigt
droomen en gebeurtenissen*^ (Ebenda 1819).
V. d. Aa, VII, pag. 401. G.
*Greve, Mathias Siegwardt G., norwegischer Arzt, ist am 17. Sep-
tember 1832 in Bergen geboren, war nach Zurücklegung der Examina 1857—58
Aufsichtsarzt bei der Fischerei, dann Leiter eines Pflegestiftes ftir Spedalske bis
1864, prakticirte darauf in Kongsvinger und seit 1866 zu Yang in Hedemarken,
während er inzwischen mehrere Reisen in's Ausland unternahm. Er schrieb im
Norsk Magaz. f. Laegevid. (2. R. XIH, XVI— XX, XXUI): „Beskrivelse over
Forholdene ved Nordre Fiske i 1857 — 58^ — „Om Diphtherü-Epidemien i
Namdalen 1860 — 61^ — „Mere om Behandlingen af Anthrax" — „Om
Barselfeberen og dens Smitsomhed" — „Laminaria digitata for Spongia
cerata^ — „Defectus uteri et vaginae" u. s. w.
Kiaer, pag. 143. G.
Gr6vin, Jacques G. , geboren zu Clermont (Beauvoisis) 1541, talent-
voller Dichter und Arzt, schrieb schon im 14. Lebensjahre ein Trauer- und zwei
Lustspiele, Hess sich 1563 zu Paris nieder und war Leibarzt von Margarethe
von Frankreich, Gemahlin des Herzogs von Savoyen. G. , der 1570 in Turin
starb, nahm lebhaften Antheil an dem im 16. Jahrhundert die Pariser medicinisehe
Facultät beschäftigenden Antimonstreit, verfasste unter Anderem darauf bezügliche
Schriften, wie: „Biologie sur les vertus et facultas de Pantimoine*' (Paris 1567 j;
femer eine anatomische Arbeit : „Partium corporis humani tum simplidum tum
compositarum y brevis elucidatio" (Antwerpen 1565; 1572, fol. ; französisch
u. d. T. : „Les portraits anatomiques du corps humain etc.", Paris 1569).
Biogr. m6d. IV, pag. 518. — Dict. hist. II, pag. 627. Pgl.
Grew, Nehemiah G., zu London, war zu Coventry um 1641 geboren,
wurde in Cambridge erzogen, studirte Medicin, wahrscheinlich in Leyden, und
hat sich besondere Verdienste um die Anatomie der Pflanzen erworben, mit d»
er sich seit 1664 zu beschäftigen begann, indem er bereits den Nachweis zu fahren
suchte, dass die Structur der Thiere und Pflanzen verwandt seien. Seine Schrift:
„ The anatomy of plants vnth an idea of philosophical history of plants"
(London 1682, Fol.) wird von Sprengel als „opus absolutum et immortale"
bezeichnet. AJs Arzt machte er auf die guten Wirkungen der aus dem Epsom-
Wasser gewonnenen Magnesia sulfurica aufmerksam und schrieb darüber : „A trea-
tise on the nature and use of the bitter purging salt^ (London 1697) und:
„Tractatus de salis cathartici amari in aquis Ebeshamensibus et hujusmodi
aliis contentiy natura et usu" (Ebenda 1698). Seine botanischen und sonstigen
naturwissenschaftlichen Schriften übergehen wir. Er starb am 25. März 1712.
Hutchinson, I, pag. 381. — 3Iunk, I, pag. 407. G.
Griesinger, Wilhelm G. , geboren am 29. Juli 1817 zu Stuttgart,
Sohn eines dortigen Spitalverwalters, besuchte gemeinschaftlich mit seinen Alters-
genossen Roser und Wunderlich das Gymnasium seiner Vaterstadt, studirte
seit 1834 in Tübingen, später unter Schoenlein's Leitung in Zürich und
6RIESIN6ER. 649
promovirte am' ersteren Orte mit einer Dissertation über Diphtheritis , worauf
er sieh zunächst in Friedrichshafen als Arzt niederliess. Bald jedoch übernahm
er die Stelle eines Assistenten an der unter Zeller's Direction stehenden Irren-
anstalt Winnenthal, woselbst er zwei Jahre verharrte und trotz seiner Jugend
und der yerhältnissmässigen Kürze der Zeit in reichem Masse die Eindrücke
und Erfahrungen sammelte, die nachmals in der ersten Auflage (1845) seines
berühmten Lehrbuches der psychischen Krankheiten verwerthet wurden.
Nach seinem Austritt (1842) prakticirte er wieder in Stuttgart, folgte aber schon
im nftchsten Jahre einer Aufforderung seines Freundes Wundeblich, die Assistenten-
steile an der unter des Letzteren Leitung stehenden medicinischen Klinik in
Tübingen zu übernehmen. Hier habilitirte er sich 1843 und wurde 1847 Extra-
ordinarius. Als Director der Poliklinik 1849 nach Kiel berufen, gab er diese
Stellung der unglücklichen politischen Verhältnisse wegen schon im nftchsten
Jahre freiwillig auf und folgte einer vielyerheissenden Einladung nach Cairo , um
dort die Leitung der medicinischen Schule und die Präsidentschaft der Sanitftts-
commission unter dem Khedive Abbas, dessen Leibarzt er gleichzeitig wurde,
zu übernehmen. Aber auch diese Stellung scheint ihm eine nachhaltige Befriedigung
nicht gewährt zu haben; vieUeicbt auch waren es Gesundheitsrücksichten, welche
ihn veranlassten, derselben schon 1852 zu entsagen und nach seiner Vaterstadt
Stuttgart zurückzukehren. Immerhin verdanken wir jenem ägyptischen Aufenthalte
wohl hauptsächlich die Anregung und einen Theil des Materials zu G.'s zweitem
Hauptwerke, den „Infectionskrankheiten^ (1867). Nicht lange blieb 6.
privatisirend in seiner Heimat; er wurde 1864 der Nachfolger Wunderliches in
der Direction der medicinischen ELlinik in Tübingen, ging 1860 in gleicher Stellung
nach Zürich und siedelte endlich 1865 nach Berlin über, um die Leitung der
psychiatrischen Klinik und der auf seine Anregung begründeten Nerven- Abtheilung
des Charit^-Krankenhauses , zugleich die Direction der medicinischen Universitäts-
Poliklinik als unmittelbarer Nachfolger Rombebg-s zu übernehmen. Letztere
Stellung gab er jedoch 1867 wieder auf, um sich neben einer ausgebreiteten
consultativen nnd Lehrthätigkeit hauptsächlich den Bestrebungen für wissenschaft-
liche Entwickelung der Psychiatrie und für zeitgemässe reformatorische Umbildung
des Irrenwesens zu widmen. Zur Förderung dieser Bestrebungen gründete er in
Berlin die medicinisch-psychologische Gesellschaft, in der sich —
damals ein Unicum — Aerzte und gesinnungsverwandte Männer anderer Disciplinen,
z. B. der Philosophie, um ihn schaarten und das „Archiv für Psychiatrie
nnf) Nervenkrankheite n^', dessen ersten Band (1868) jedoch nur noch ihm
persönlich herauszugeben vergönnt war. Denn seinen Hoffnungen und Entwürfen,
seinen Arbeiten und Kämpfen war ein unerwartet frühes Ende beschieden. Schon
während des Sommers 1868 erkrankte er schwer, unter Erscheinungen einer Peri-
typhlitis ; auf die von seinem alten Freunde Roseb vorgenommene Eröffnung eines
Abscesses im rechten Hypochondrium folgten Wunddiphtherie, Kräfteverfall und
fortschreitende Lähmung und, erst öljährig, starb G. am 26. October 1868.
Die Section bestätigte die angenommene Perforation des Proc. vermiformis. Ein wahr-
haft tragischer Tod für den, der, wie G. , inmitten der reichsten, ausgebreitetsten
nnd fruchtbarsten Thätigkeit stehend , die Hauptziele seines Strebena und Wirkens
erreichbar, aber noch in weiter Entfernung, vor sich erblickte. — G.'s wissen-
schaftliche Leistungen culminiren in den beiden bereits erwähnten Hauptwerken,
der y, Pathologie und Therapie der psychischen Krankheiten^ (Stuttgart 1845;
2. Aufl., ebenda 1861; zweiter unveränderter Abdruck derselben, ebenda 1867)
and den „Infectionskrankheiten^ ^ erschienen in ViECHOw's Handbuch der speciellen
Pathologie und Therapie, H. Bd., 2. Abth. (Erlangen 1857; 2. Aufl., ebenda
1864). Ausserdem erschienen zahlreiche kleinere Abhandlungen in dem längere
Zeit von ihm mit herausgegebenen, gewöhnlich nach Roser und Wunderlich
bezeichneten j, Archiv für Heilkunde" (darunter die wichtigen ^Bemerkungen
über die Diagnostik der Gehirnkrankheiten" , 1861) und im ersten Bande des
650 GRIESINGER.
von ihm gegründeten „Archiv für Psychiatrie und Nervenkrankheiten** , In
letzterem entstammten seiner Feder besonders mehrere auf Reform des Irrenwescns
bezügliche hochwichtige Abhandlungen : ;, Ueher Irrenanstalten und deren Weiter-
entwicklung in Deutschland"' — „Die freie Behandlung** , die Vorträge nur
Einleitung der psychiatrischen Klinik 1867 und 1868 und „ Weiteres über
psychiatrische Kliniken** ; endlieh zwei Aufsätze über constitutionell-neuropathische
und psychopathische Störungen, beide von grundlegender monographischer Be-
deutung: „Ueher einige epileptoide Zustände** und: „Ueber einen wenig bekannten
psychopathischen Zustand** (die sogenannte Grübel- oder Fragesucht). — Am
bedeutendsten und epochemachendsten war wohl unzweifelhaft O.'s Einflnss auf dem
von ihm während seiner ganzen wissenschaftlichen Laufbahn mit Vorliebe gepflegten
Gebiete der psychischen Krankheiten, und zwar giebt sich dieser Einflnss nach
einer doppelten Richtung hin zu erkennen. Für die ganze Auffassung des
Wesens der psychischen Krankheiten brach 6. in seinem Lehrbache
neue Bahnen; vornehmlich indem er zum ersten Male vom rationell-psycho-
logischen Standpunkte aus an dieselben herantrat. War er doch der Erste, der
es wagte und vermochte, überhaupt eine Analyse und daran geknüpfte theoretische
Betrachtung des psychopathischen Geschehens in die Medioin einzuführen; ein bis
dahin von Physiologen und Pathologen mit grtlndlicher Missachtung behandeltes
Gebiet , dem er daher auch nothwendig eine Analyse der Vorgänge des normalen
Seelenlebens voraufschicken musste, wobei ihm freilich die Errungenschaften der
HERBART'schen Schule, ihre Theorie der psychischen Processe als Stützpunkt
dienten. Bis dahin hätte die mit blossem Wort- und Formelkram um sich werfende
Lehre von dem „psychischen Vermögen" fast unbestritten geherrscht, oder man
hatte noch einfacher selbst auf jeden Erklärungsversuch der Phänomene des
gesunden und kranken Geisteslebens verzichtet und das letztere bald in roh
materialistischer, bald in ebenso einseitig spiritualistischer Weise (Hbikroth!)
gedeutet. Dass die von G. auf Grund sorgfältiger klinischer Beobachtung, sowie
eindringlicher psychologischer Analyse mit seltenem Scharfsinn aufgestellten psychi-
schen Krankheitsbilder und Krankheitstypen sachlich sehr wohl berechtigt und fest
begründet waren, bezeugt der Umstand, dass sie mit nur wenigen Abweichungen
und späteren Modificationen (wohin z. B. die Lehre von der secnndären Verrückt-
heit gehört) sich im Grossen und Ganzen bis zum heutigen Tage als massgebend
zu behaupten vermochten. Ein zweites, in den Augen Vieler gewiss noch grössere«
Verdienst übrigens hat G. sich durch Einführung der pathologischen
Anatomie in die klinische Psychiatrie erworben , wobei ihm allerdings
die Zeitverhältnisse besonders zu statten kamen ; eine Richtung , welche seitdem
bekanntlich zur herrschenden innerhalb der von G. selbst inaugurirten Schule
herangereift ist. Nicht minder wurde von ihm (schon in der 1. Auflage seines
Lehrbuches) der Versuch gewagt , auch die Therapie der psychischen Zustände
mit deren Pathologie in engerer Weise , als es bisher der Fall zu sein schien, zu
verknüpfen. Liegen hier bereits Keime eines unmittelbar praktischen Wirkens und
Eingreifens, so haben sich diese späterhin unter seinen Händen zu wahrhaft
glänzender Blüthe entwickelt durch die von ihm ausgehende Befürwortung:
und Förderung des No-restra int- Systems. Letzteres hatte er in der
1. Auflage seines Lehrbuchs noch bekämpft, war dann aber auf Grund gereifter
Erfahrung , namentlich nach einem Aufenthalte in England, offen zu diesem System
übergegangen und suchte nun besonders in seiner einflussreichen Berliner Stellung
mit enthusiastischer Uebefzeugung für die allgemeine Anerkennung und Einführung
derselben in Preussen - Deutschland zu wirken. Es konnte nicht fehlen, dass
er dabei unter seinen damaligen Fachgenossen vielen, auch durch Autorität und
literarische Betriebsamkeit hervorragenden Opponenten begegnete, und die ihm
hierdurch aufgenöthigten Conflicte trugen nicht wenig dazu bei, seine letzte Lebend-
zeit und den jähen unvermittelten Abschluss im Bilde eines glorreich, aber nicht
bis zu Ende geführten Kampfes (wie es ihm selbst erschien!), bei Mit- und
GRIESlNGER. — GRU'FIN. 651
Nachwelt fortleben zu lassen. — Liegt somit der Schwerpunkt von G.'s Leistungen
unstreitig auf dem Gebiete der Psychiatrie und der van ihm mit jener in engste,
'unlösbare Verbindung gesetzten Neuropathologie , so muss doch auch sein zweites
Hauptwerk , die Darstellung der Infectionskrankheiten, als eine sehr
bedeutende, für ihre Zeit wahrhaft hervorragende Arbeit erscheinen. Wenn von
diesem Werke heutzutage verhältnissmässig seltener die Rede ist, so ist dabei
der Umstand nicht zu übersehen, dass gerade auf diesem Gebiete der Umschwung
der Anschauungen — Dank den staunenswerthen Fortschritten der neueren * ätio-
logischen Forschung — innerhalb der beiden letzten Decennien sich weit rascher
und vollständiger vollzogen hat, als auf irgend einem anderen Specialgebiete der
Medicin. Wie nahe jedoch G. , ohne sich auf ein präexistirendes experimentelles
biologisches Forschungsmaterial stützen. zu können, lediglich auf dem Wege der
klinischen Beobachtung und scharfsinnigen Analyse der Krankheitsvorgänge, den
heute allgemein giltigen pathogenetischen Anschauungen bereits gekommen war,
das beweist u. A. in unvergleichlichem Masse seine Aetiologie der Cholera,
welche von ihm (1857) zum ersten Male unter dem doppelten Gesichtspunkte
eines reproductionsfähigen specifischen Giftes und gewisser mitwirkender Momente
(Hilfsursachen) umfassend gewürdigt und dargestellt wurde. Dieser auch in
praktischer Beziehung so fruchtbringende Standpunkt wurde nach G.'s Vorgange
zu einem fast allgemeinen und erledigte somit die zwischen den reinen „Contagio-
nisten" und den einseitigen „Localisten" geführte Controverse durch Anerkennung
der relativen Berechtigung beider Anschauungen und durch Verschmelzung der-
selben — ein Ziel, dem wir auch jetzt mit den Ergebnissen und Hilfsmitteln
neuerer Forschung wieder zuzustreben scheinen. Die Febris recurrens wurde
von G. zuerst in Deutschland als eigenthümliche typhoide Erankheitsform anerkannt
und beschrieben ; auch die Bezeichnung rührt von ihm her („relapsing fever" der
Engländer). Das biliöse Typhoid wurde von ihm als eine schwerere Form der
Recurrens-Erkrankung betrachtet. Auch seine Darstellung des Darm- und Fleck-
typhus, sowie der Malariakrankheiten ist durch die Reichhaltigkeit eigener
Beobachtungen, die Schärfe der Kritik und die Mannichfaltigkeit der Gesichts-
punkte noch jetzt werthvoll und in mancher Beziehung unübertroflfen.
W e 8 1 p h a 1 , Archiv für Psychiatrie u. Nervenkrankheiten. I, pag. 760. — Lazarus,
ebenda, pag. 775 (vollständiger im Druck bei Aug. Hirschwald, Berlin 1869).
A. Eulenburg.
Griffin, William G., zu Limerick in Irland, war daselbst am 25. October
1794 geboren, ging zunächst zur Flotte und machte als Midshipman den Eriegszug
Ton Walcheren 1809 mit, begann 1810 in London Medicin zu studiren als Zög-
ling von WiGRAM und besuchte dabei das dortige St. Bartholom. Hosp. Er wurde
1814 Assistent eines Chirurgen in East Grimstead, kehrte dann nach Irland
zurttck und hatte Gelegenheit, im Süden des Landes eine Epidemie von Typhoid-
fieber zu beobachten, über die er: „A tr^atise on fever" (1818) schrieb. Er
wurde Arzt des Currah Dispensary, liess sieb dann in dem Dorfe Pallaskenry
nieder, wo er Materialien zu seinem berühmten Werke über Spinal-Irritation
Bammelte. 1826 begab er sich nach Edinburg, um daselbst mit der Diss. : „De
dolore*^ zu promoviren; dieselbe erschien auch englisch u. d. T.: „An essay on
the nature of pain etc," (Edinburg 1826). 1830 liess er sich definitiv in
Limerick nieder, erfreute sich einer ausgebreiteten Praxis und gründete Dis-
pensaries für arme Kranke. Zusammen mit seinem Bruder Daniel G. gab er
heraus: „Observations on functtonal affections of the spinal cord and ganglionic
System of the nerves , in which their identity with sympathetiCf nervouft , and
irritative diseases is illustrated" (London 1834). Er schrieb ferner: „Obser-
vations on the cholera, as it appeared in Limerick in 18 Hl — 52" (1834) —
„jRecollections of cholera; its nature and treatment" (London Med. Gaz. 1838);
zusammen mit Daniel G. : „Medical and psychological problems, being chießy
researches for correct principles of treatment in disputed points of niedical
652 GRIFFIN. — GRIFFITHS.
practice'^ (London 1845). Es finden sich femer von ihm Aufsätze im London
Med. and Phys. Joum., der Lond. Med. Gaz. , besonders aber dem Dublin Med.
Journal, der letzte davon über Abortus (1847). Aueh als Belletrist und Dichter
war er bekannt. Sein Tod erfolgte am 9. Juli 1848.
DubUn Quart. Journ. of Med. Sc, T. VI, 1848, pag. 485. — Call! Ben. Vn,
pag. 418; XXVin, pag. 277. G.
ßriffith, Moses G. , englischer Arzt, war um 1720 geboren, studirte
in Leyden und wurde daselbst 1744 Doetor. Er prakticirte eine Reihe von Jahren
in London und liess sieh 1768 in Colchester nieder. Sein Name ist besonders
bekannt durch die in die Pharmacopoea Britann. aufgenommene, gegen Lungen-
blutungen empfohlene Eisen-Mixtur (Mixtura antihectica). Er schrieb Aber diesen
Oegenstand: „Practtcal ohservations on tTie eure of hectic or slow fevers: and
the pulmonary consumption: to which is added, a method of treating several
kinas of internal haemorrhages^ (London 1776; 1795; 1799).
Dechambre, 4. S6rie, T. X, pag. 693. G.
*GriflB[th, Robert Eglesfeld G. , amerikanischer Arzt, war Docent
der Materia medica und gerichtlichen Medicin an der School of Medieine in Phila-
delphia, später Professor der Therapie, Materia medica und Staatsarzneikunde an
der Universität von Maryland zu Baltimore. Er war Redacteur des „Journal ^
the Philadelphia College of Phaiifnacy^ (1831 — 35) und des „American Journal
of Pharmacif" (1835—36) und übersetzte A. Cazenave und H. E. Schbdkl:
„A practical Synopsis of cutaneous diseases^ (Philadelphia 1829,31); zusammen
mit Hays: F. J. V. Broussais' „History of the chronic phlegmasia" (Ebenda
1831) und Desselben: „Principles of physiological medieine*^ (1832) und gab
heraus: M. Ryan, „A manual of medicaLjurisprudence" (1. Amer. edit. with
notes and additions, Philadelphia 1832); ferner Edw. Ballard und Alfr. Babing
Garrod, „Elements of materia medica and therapeutics^ (1846), Robert
Christison, „A dispensatory or commentary on the pharmacopoeias etc,^
(1848); auch war er Mitarbeiter an der American Cydop. of Pract- Med. and
Surg, seit 1833. Er schrieb später: „Medical botany etc.*^ (Philadelphia 1847) —
„A universal formulary ; containing the methods of preparing and administering
oficinal and other medicines^ (1850; 1859; 1874 enlarged by J. M. Maisch).
Dazu Aufsätze im Philadelphia Journ. of Med. and Phys. Sc., Americ. Jonm. of
the Med. Sc. u. s. w.
Callisen, VII, pag. 419; XXVIII. pag. 278. — Index-Catalogue. V. pag. 60a
G.
örlffiths, W. Handsei G., zu Dublin, studirte im Queen's College zn
Cork , dann beim Royal College of Surgeons of Ireland , zu London und Edin-
bürg, wo er 1871 Member des College of Surgeons und College of Physidans
wurde. Er liess sich in Dublin nieder, wurde daselbst Assistant-Librarian des
Royal College of Surgeons und Docent der Chemie bei der Ledwich School
of Medieine in Peter Street. Trotz seiner kurzen Lebenszeit hat er eine erhebliche
Anzahl von Arbeiten veröffentlicht, wie: „A aystem of botanical analysis*^ —
„Synoptical review of the preparations of the British Pkarmacopoeia^ —
„Posological tables, being a Classification of doses of all officinal substances'^
(Dublin 1873, Fol., 3 Auflagen) — „Notes on the pkarmacopoeial preparations
(B, P, 1877) etc.^ (London 1873) — „Notes on therapeutics*" — „Lessons on
prescriptions and the art of prescribing" (London 1875). Von anderen Arbeiten
sind zu erwähnen die Aufsätze über die Hämodromometer (Proceedings of the
Royal Irish Academy), über Hämodynamik (Brit. and For. Med.-Chir. Review) und
seine: „Monthly reports on the j^^ogress of therapeutics" , die mehrere Jahre
hintereinander im Edinburgh Medical Journal erschienen. Er starb am Typhus
am 16. November 1877, erst 31 Jahre alt.
Med. Times and Gaz. 1877, II, pag. 583. G,
GBIFFON. — 6BIM. 653
Griffon, Jean 6., ein geschickter Wandarzt des 16. Jahrhunderts, in
Lausanne lebend, ist der erste Chirurg, der nächst Tagliacozzi eine rhino-
plastische Operation ausgeführt hat. — Das Nähere hierüber vergl. in Fabeicius
VON Hilden Observ. Chirurg. Cent. III, obs. 31 (Opp. Prankfurt a. M. 1646,
P*&- 214). ^...t.
*6riffoil de Bellay, Marie-Theophile G. , französischer Marinearzt,
aus Rochefort (Charente-Infferieure) gebürtig, wurde 1856 in Montpellier mit der
These: y^Essai sur le tStanos** Doctor und verfasste ausser mehreren geographi-
schen Artikeln, z. B. über den Fluss Ogo-Wai in Süd-Afrika (1863,67), die Er-
forschung des Gabon in West- Afrika (1864,65), folgende medicinische Arbeiten :
„Rapport 8ur le Service de Vhöpital flottant „la Caravane**, mouillS en rade
du Qabon, comj>renant une pdriode de deux anndes du . . , 1861 au . . , 1863
(Arch. de m6d. navale 1864) — „Revue des thhses soutenues par les chirurgiena
de la marine^ (Ebenda 1865) — „£tude sur la rdcente dpidSmie de fövre
jaune gut h sSm ä la Guadeloupe (1868 -69)" (Ebenda 1870).
Berger et Bey, pag. 119. G.
Grill, Nicolaus G., zu München, war 1755 zu Altomünster, Land-
gericht Aichach in Oberbayem, geboren , studirte zu München und Ingolstadt und
wurde 1782 in München Stadtphysicus : Er schrieb: „Kurze Oeschichte des
neuen Flussfiebers , nder der sogenannten Kryps in den Monaten May und
Juni** (München 1788) — „Der Bauerndoctor für Menschen und Vieh u. s. w,**
(Ebenda 1789) — „Gedanken zur Verbesserung der Krankenhäuser in München"
(Ebenda 1799). Er starb am 10. März 1802.
Cal Ilsen, VH, pag. 422; XXVHI, pag. 279. G.
Grill, Johann Daniel G. , zu Stockholm, war am 21. Januar 1805
zu Garphytte Bruk, Kirchspiel Tyslinge imOerebro, geboren, studirte von 1825
an in üpsala , trat 1833 in das Militär-Sanitätscorps, in welchem er alle Rang-
stufen bis zum Bataillonsarzt durchlief. 1835 hatte er die Doctorwürde erlangt,
1852 wurde er Leibarzt des Königs. Von seinen Arbeiten sind anzuführen :
^SJukförslag frän K. Allm, Garn. Sjukh. för är 1834" (Sv. Läkare Sällsk.
N. Handlingar, Bd. II; ebenso für 1835 in Bd. II) — „Primae lineae af Aus-
cultaiionsläran^ hufvvdsakligen enligt Louises klin, föreläsningar" (Sv. Läkare
Sällsk. Arsberättelse 1837) — „Rapport 'öfver veneriska Sjuke ä K, Allm,
Oamis.'Sjukh, ären 1837 — 38" (Hygiea, Bd. 1) — „Om veneriska sjukdomen
enligt nyare äsigter, insynnerhet dess Behandling" (Ebenda I, II, III, IV, V) —
„Nägra ord om speculum uteri et vaginae" (Ebenda EI). Er machte verschiedene
Beisen in's Ausland und starb am 28. Januar 1862. Er hatte eine ausgedehnte
Praxis und war eine lange Reihe von Jahren ein fleissiger Mitarbeiter an der
Hygiea seit ihrer Gründung.
Sackl6n, IV, pag. 493; Wistrand, pag. 142, 437; Wistrand, Bruzelius,
Edling, I, pag. 276. — Callisen, XXVin, pag. 279. G.
Grim, Herman Kiclas G. , geboren 1641 als Sohn eines Wund-
arztes des Königs von Schweden in Wisby (Insel Gothland), studirte Medicin und
Chirurgie, machte Reisen nach Nowaja-Semlja , 1666 als Wundarzt eines hollän-
dischen Kriegsschiffes nach Batavia, wo damals gerade die Pest herrschte, 1671
nach Ostindien, war nach seiner Rückkehr kurze Zeit Arzt in Nürnberg, ging
dann wieder für einige Zeit nach Ostindien, prakticirte später in der Provinz
Südermanland, femer in Tönning und zuletzt von 1706 ab als Stadtphysicus und
Leibarzt des Königs in Stockholm, wo er 1711 an der Pest starb. G. schrieb:
„ Tliesaurus medicus insulae Ceylonixie" (in holländischer Sprache, Batavia 1677) —
„Compendium medico-chymicum etc," (Ebenda 1679; Augsburg 1684) —
„Pharmacopoea indica" (1684); ferner eine grosse Zahl von Beiträgen zu den
Epbemeriden der Leopoldinischen Akademie der Naturforscher, sowie zu den
654 GEIM. — GRIMAÜD.
Kopenhagener Aota medico-philosophica. Durch die Herausgabe der indischen
Pharmacopoe hat G. die pharmakologische Wissenschaft erheblich bereichert.
Dict. hist. II, pag. 631. — Sackl6n, I, pag. 73; IV, pag. 11. Pgl.
Grima , Michele Angele G. , zu Florenz , war aus La Valetta anf
der Insel Malta gebürtig, studirte Medicin und Chirurgie in den Hospitälern von
Florenz und war Professor der Chirurgie und Anatomie und Hospitalschinirg in
Florenz, Chirurg des Malteser-Ordens, dessen Grossmeister eine seiner Schriften
dedicirt ist. Er verfasste: „M6m. sur la sensUnliti des tevidons" (Paris 1760)
(Polemik gegen Hallek) — „Rtflessiom sopra ü taglio laterale che per estrarre
la pietra della vesica orinaria pratica il aignor Bromfield^ (1761, 4.) —
„Del nuovo e sicuro metodo di cucire gVirUestini, allora quando in occasioM
dl ferite o di altro vengan! offesi, od allontanati dalla h ro naturale contiguith*^
(Paris 1760, 4.) — „Della medidna traumatica" (Florenz 1773).
Dict. hist. II, pag. 627. Pgl.
Grimaud, Jean-Charles-Margu6rite-Guillaume.de G., 1750
in Nantes geboren, hatte in Montpellier unter Barthez Medicin studirt und daselbst
1776 nach Vertheidigung seiner mit grossem Beifalle aufgenommenen These:
„Essai sur lirritabiliti** den Doctorgrad erlangt. Nach seiner Promotion gab er
sich den eifrigsten Buch-Studien hin, ging dann zu seinem Gönner Barthez
nach Paris und wurde auf Veranlassung desselben 17^1 zum Professor der Medicin
in Montpellier ernannt. Die Vorlesungen über Physiologie, welche er dort unter
lebhaftem Beifalle seiner Zuhörer hielt , verschaflFten ihm einen über die Grenzen
Frankreichs hinausgehenden Ruf und sein erstes, als Preisschrift erschienenes
„Memoire sur la 'mUrition" (Montpellipr^ 1797) wurde von der Petersburger
Akademie mit dem Preise gekrönt. AHein die gi'osse Anerkennung, welche seine
wissenschaftlichen Arbeiten gefunden hatten, war von eben so kurzer Dauer, wie
sein Leben; der von Natur schwächliche Mann hatte durch die anstrengenden
Studien und Arbeiten schnell seine Kräfte erschöpft, er ftlhlte sein Ende nahe,
legte seine Stelle nieder, kehrte nach seiner Vaterstadt zurück und hier ist er
am 5. August 1789 gestorben. — In den vitalistischen Theorien der Schule von
Montpellier erzogen, gleichzeitig aber für die alte griechische Medicin, besond^
für sein Ideal, Galenos, begeistert und von STAHi/schen Anschauungen ange-
zogen, hat er aus einer Verschmelzung alter humoral-pathologischer, animistischer
imd vitalistischer Grundsätze ein wunderbar construirtes System entwickelt, da»
um so ungeniessbarer war, als G. zu wenig Genie besass, um neue Ideen zn
schaffen, und das in der Luft schwebte, da ihm der Autor bei seiner überaus
geringen praktischen Ausbildung eine solide Basis nicht zu geben vermochte.
Schon das zweite „MSmoire sur la nutrition"^ das 1789 (dem Todesjahre des
Autors) erschien, wurde von der Petersburger Akademie desavouirt, und seine
nach dessen Tode veröffentlichten Arbeiten: „Cours complet de physiologie'^
(2 voll., Paris 1814, später von Lanthois, ebenda 1814 herausgegeben) nnd
„Cours de fövre** (3 voll., zuerst von seinem Schüler Dumas, Montpellier 1795,
später von Demorcy-Dk lettre in vermehrter Ausgabe in 4 voll. , Paris 1814,
edirt) sind an der französischen medicinischen Welt spurlos vorübergegangen,
ausserhalb Frankreichs kaum dem Namen nach bekannt geworden.
Einige Notizen über G.'s Leben finden sich im Eingange zum 1. Bande der 2. Auf-
lage seiner Schrift über das Fieber. — Biogr. m6d. IV, pag. 521. ^ Hirsch.
Grimaud, Aim6 G. , zu Paris, war in Angers 1789 geboren, wurde
1818 zu Paris Doctor, war mehrere Jahre Arzt der Bureaus de bienfeisance,
hielt eine Zeit lang Vorlesungen über innere Medicin und trug verschiedene Ab-
handlungen in den gelehrten Körperschaften von Paris vor. Er gab 1823 den
„Indicateur tn^dical** heraus, der 1824 unter dem Titel: „Propagateur des
Sciences m4dicales" fortgesetzt wurde. Von 1834 an war er der Hauptredactenr
des „Censeur m4dical". Er schrieb ausser Aufsätzen in verschiedenen Zeitschriften:
GEIMAUD. - GRIMBERG. 6t55
„Des phlegmasies folliculatres ou phlegmaaies Manches des membranes
muqueuses*^ (1820) — „Anatomie pathol, des fövres putrides et des gastro-
entSrites*' (1820) — „Des phlegmasies rouges ou dryth^mes des membranes
muqueuses*^ (1828) — „Des pneumonies et de Vanatomie morbide qui les
distingne*' nnd yerfasste einen* „Precis d'une nouvelle doctrine midicale^ fondSe
sur Vanatomie pathologique et modißant celle de Pinel , Broussais,
Tomassini etc.^ (Paris 1829) — „Question de mSdecine Ugale" (Ebenda
1833) — „Traiti de la cataracte: moyens' nouveavx de la gfuirir sans op^ra-
tion chtrurgicale^ (Ebenda 1842) — ' „Dicouverte de caustiques qui excluent
Vinstrument tranchant dans la curation des Cancers^ squirrhes, scrofules, etc.^
(1843 ; 2. 6dit. 1855 n. d. T. : „ Traitd des caustiques ou agents qui excluent etc,*^)
— „Moyens de guSrir les Cancers y squirrhes ; . . . par le retour des organes h
leurs formes et h leurs fonctions naturellem; mSm. lu ä VAcad. des sc. 18ö9j
suivi du traitS des caustiques*' (Paris 1859). Er hatte auch Vorschläge gemacht,
den medicinischen Unterricht zu reformiren und den Dienst in den Pariser Hospi-
tälern zu verbessern. Femer hat er sich mit der Vervollkommnung der lateinischen
Grammatik und der Erfindung eines philosophischen Alphabets oder der Kunst
nach den Lauten zu lesen beschäftigt und ist endlich auch als politischer , belle-
tristischer Schriftsteller und als Dichter aufgetreten. Er starb am 10. Januar 1866.
Sachaile, pag. 342. — Dechambre, 4. Serie, T. X, pag. 702. ~ Callisen,
VII, pag. 423; XXVIII, pag. 280. O.
örimaud de Caux, Gabriel G., zu Paris, war 1800 zu Caux (H6rault)
geboren, schrieb zusammen mit V. Coüillard-Dürocher : „Essai sur la physio-
fiomie humaine^ (Paris 1825); femer: „Dictionnaire de la santS et des mala-
dies, ou la mddecine domestique etc.*' (1835) und zusammen mit J. Martin-G.-
J. Saint-Ange : „Physiologie de Pesphce, histoire de la generation de Vhomme etc.^
(1837; Bruxelles 1837); ausserdem u. A. folgende auf die öffentliche Hygiene,
die Cholera u. s. w. bezIlgUche Schriften : „ ConsidSrations hygiSniques sur les
eaux en g4n4ral et sur les eaux de Vienne en particulier^ (2. 6dit. , Paris
1839) — „Essai sur les eaux publiques et sur leur application aux besoins
des grandes villes** (Paris 1841; 1863) — „M^. sur les eaux de Paris^
(1860, 4.) — „Etudes sur le choUra , faites h Marseille en sept. et oct. 1865"
(Ebenda 1865) — „Du cholSra en Egypte dans ses rapports avec VSpid^mie
de Marseille** (1866) — „Du choUra; du moyen de s^en prSserver etc.*'
(1866) — „Historique des recherches entreprises pour ddcouvrir Vorigine de
tinvasion de Marseille par le choUra de 1865 etc.** — „De septembre 187 0
h f^vrier 1871. UAcadSmie des soiences pendant le si^.ge de Paris" (1871).
Er war Mit Redacteur der alten „Gazette de sarUi" ^ Gründer und Chef-Redacteur
der neuen „Gaz. de santd h Vusage des gens du monde", Redacteur des „Courier
frangais, partie scientifique'' und verfasste eine Anzahl nicht-medicinischer Schriften.
Callisen, VII, pag. 424; XXVm. pag. 280. — Index-Catalogue. V. pag. 610.
G.
Grimberg, Nicolaus G. , geboren in Oldenburg J649, studirte zuerst
auf dänischen Universitäten, dann 2 Jahre in Oxford und war von 1689 — 1703
Arzt in Asberg und später in Helsingör. Im Jahre 1703 vom russischen Vice-
Admiral Com. Cruys in Amsterdam in den Dienst der russischen Regierung auf-
genommen, kam er am 29. November nach Moskau und wurde als Arzt bei der
Apothekerbehörde angestellt. Im Jahre 1707 reiste er über Archangel nach Kopen-
hagen, kehrte aber 1713 wieder nach Petersburg zurück, woselbst er hochbetagt
im Alter von 97 Jahren am 22. Juni 1746 starb. Ehe er in russische Dienste
getreten war, hatte er verfasst: „Observationes medicae" (Kopenhagen und
Amsterdam 1689) — „Observationes anatomico - practicae" (Kopenhagen 1695
ef. Haller, Bibliotheca medico-practica, IV, pag. 61) — „Kurze Beschreibung
des Nieren- Blasensteines" (Ebenda 1695).
Richter, Geschichte der Medicin. III, pa?. 112. L. Stieda.
656 OKIMELLI. ~ GBDiM.
Grimelli, Oeminiano 6., zu Modena, war zu Garpi am 31. Januar
1802 geboren, studirte daselbst, wurde 1824 Doctor, 1829 Substitut des Lehr-
stuhles der allgemeinen Pathologie und 1833 Professor derselben. In seinen Lehren
suchte er die Medicin der Alten, namentlich der Griechen, mit den, Errungen-
schaften der Physik und Chemie , deren begeisterter Anhänger er war , zu ve^
einigen. Im Jahre 1848 wurde er von der provisorischen Regierung der Emilia
mit der Leitung des Ministeriums des öffentlichen Unterrichtes betraut-, nachdem
die Estensische Herrschaft von den Oesterreichern wieder hergestellt war, trat er
von seinem Lehrstuhle zurück, übernahm 1859 für kurze Zeit wieder das genannte
Ministerium , wurde in demselben Jahre aber Rector der Universität Modena, Prä-
sident der Accad. di Scienze, Lottere ed Arti, 1860 Deputirter im National-
Parlament, zog sich jedoch 1862 ganz aus dem politischen Leben zurück. Seine
Hauptwerke sind: „La patologia dei classici anttchi e modemi costituente la
dottrina fondamentale della pratica medica** (1838) — „OsservcLztont ed
esperienze elettro-ßstologiche dirette ad tnstituire Pelettricüä medica** (1839) — -
„Storta scientifica ed artistica delV elettro-metallurgia originale italiana^
(1844) — „OsservaMioni ed esperienze intomo al metodo deW assopimento
animale ed umano^ (1847) — „Memoria sul galvanismo prtmiata dalt
Accad. delle Scienze delV Istituto di Bologna** (1849). Ausser Aufsätzen auf
dem politischen , ökonomischen, moralischen Gebiete u. s. w. werden auch an dem
unten angegebenen Ort noch die Titel von gegen 50, in den Jahren 1833 — 1876
von G. verfassten medicinischen Abhandlungen über die verschiedensten Gegen-
stände angeführt. Der Tod dieses ausgezeichneten, äusserst vielseitigen Mannes
erfolgte am 2. Februar 1878.
Annali nniversali di med. Vol. 243, 1878, pag. 583. G.
Grimm, Johann Friedrich Karl G., wurde 1737 in Eisenaeh geboren
und widmete sich in Göttingen dem Studium der Medicin. 1758 absolvirte er das
Doctorexamen und liess sich alsdann in Eisenach als praktischer Arzt nieder. Sein
Leben besehloss er am 21. October 1821 in Gotha als Geheimer Hofrath nnd
Leibarzt des Herzogs von Sachsen-Goburg-Gotha. Er beschäftigte sich viel mit
Botanik und fungirte auch als Inspector der Ronneburger Mineralquellen. Seine
wissenschaftliche Thätigkeit ist nicht unbedeutend und ist ganz besonders nennens-
werth seine deutsche Uebersetzung der Hippokratischen Sammlung (die erste Auflage
erschien 1781 — 92, die zweite 1837 — 39 in Glogau) ; sodann seine 1758 erschienene
Diss. inaug. „De visu^, in welcher er Beiträge zur Physiologie des Sehens bringt.
Biogr. m6d. IV, pag. 524. — Dlct. bist. II, pag. 632. — Allg. Deutsche Biographie.
IX, pag. 689. Magnua.
Grimm, Heinrich Gottfried G., geboren am 21. Juni 1804 zu
Sargstedt bei Halberstadt als Sohn des Wundarztes Christian Friedrich G.,
trat 1821 in das Friedrich - Wilh. - Institut zu Berlin ein. 1826 erfolgte seine
Promotion zum Dr. med. und seine Anstellung als Compagnie-Chirurg. Während
des polnischen Anfstandes 1830 leitete er ein leichtes Feldlazareth ; 1831 tarn
Stabsarzt befördert, bereiste er 1832 zum Zwecke militärärztlicher Faehstadien
England, Schottland, Frankreich und Italien, wurde 1835 zum Regimentsant
ernannt und 1838 als Oberstabsarzt mit der Subdirection der militärärztÜQhen
Bildungsanstalten in Berlin betraut. 1840 erfolgte seine Ernennung zum Leibarzt
des Königs und 1844 diejenige zum Generalarzt. 1851 flbemahm er als
Generalstabsarzt die Leitung des preussischen Militär - Medicinalwesens und erhielt
1857 den persönlichen Rang eines General-Majors und 1873 den eines General-
Lieutenants. 1875 feierte er sein 50jähriges Diensljubiläum , trat 1879 in den
Ruhestand und endete sein segensreiches Leben am 24. December 1884. In seine
Dienstzeit fallen so wesentliche und zahlreiche Verbesserungen der Militär-Sanitftts-
Verfassung, wie sie bei keinem seiner Vorgänger beobachtet worden sind. Die
Aufhebung des Ghirurgenthums , die Hebung des Lazarethgehilfenstandes, die
GRDOL — GRINDEL. 667
Einftthrung der Krankenwärter und Krankenträger, die Einrichtung einer Militär-
Medicinal-Abtheilung im Kriegsministerium und der Chefärzte ftir die Feld- und
Frledenslazarethe, sowie die Bildung eines Sanitäts-Officierscorps sind Neuerungen,
welche sich, so weit sie in Feldzflgen geprflft werden konnten, in vortrefflicher
Weise bewährt haben.
Ca 111 Ben, VII. pag. 424; XXVHI, pag. 281. — MUitär- Wochenblatt. 1875,
Nr. 82. — Deutsche militärärztliche Zeitschrift. 1875, Heft 10 ; 1880, Heft 1 ; 1685, Heft 1.
H. Frölich.
^OrÜDshaw, Thomas Wrigley G., irischer Arzt, ist am 16. November
1839 zu Whitehouse bei Belfast geboren, studirte auf der Dubliner Universität
und in den dortigen Hospitälern (Steeven's, Sir P. Dun's, Jervis Street), prakticirte
seit 1861 in Dublin als Physician, war von 1861 — 79 Docent der Botanik,
Materia medica und praktischen Medicin bei der medicinischen Schule des Steeven's
Hospital und von 1869 — 1880 Physician bei letzterem, sowie von 1862 — 75 beim
Cork Street Fever Hosp. und 1874 — 79 am Coombe Lying-in und am Dublin
Orthopaedic Hosp. ; 1876 wurde er Doctor der Dubliner Universität, 1879 Registrar
General für Irland und 1881 Vorsitzender der irischen Census-Commission. Er
publicirte verschiedene Arbeiten über „Fever*', Kranken-Thermometrie , Sphygmo-
graphie wie: „Sphygmographic observations on the pulse of typhus" (Dublin
Quart. Journ. 1867) — „Eemarks on tke preoalence and diatribution of fever
in Dublin etc.** (Dublin 1872); femer über öffentliche Gesundheitspflege, sowie
eine Anzahl amtlicher Berichte über Geburten, Todesfälle, Eheschliessungen, Agri-
cnltur- und Auswanderungs-Statistik, den Census von Irland 1881 und war Mit-
Herausgeber eines: „Manual of public health for Ireland" (Dublin 1875). Seit
1879 hat er die Praxis niedergelegt, ist aber als Registrar General thätig und
wohnt in Dublin oder Priorsland, Carrickmines , County of Dublin. ^^^
Grindel, David Hieronymus G. , Chemiker und Arzt, wurde am
29. September 1777 geboren in der Nähe von Riga als Sohn des Kaufmannes
Michael G., erzogen in der Domschule zu Riga und anfangs durch einen Privat-
lehrer zur Universität vorbereitet. Im Jahre 1783 trat er in die Apotheke von
Stbüvb in Riga, arbeitete weiter fort, so dass er nach Ablauf der Lehrjahre 1796
die Universität Jena beziehen konnte. Hier studirte er 2 Jahre Medicin und
Naturwissenschaft, musste aber, auf Befehl des Kaisers Paul, 1798 nach Riga
zurückkehren, gründete hier eine chemische Gesellschaft und hielt Vorlesungen
über Chemie. Er Hess sich in Petersburg als Apotheker und Chemiker prüfen und
associirte sich mit seinem früheren Lehrherrn Struve in Riga ; einen in Petersburg
ihm angetragenen Lehrstuhl schlug er aus. Am 21. October 1802 erhielt er
von der Universität Jena das Diplom eines Doctors der Philosophie, schlug den
Ruf als Professor der Chemie und Pharmacie an der eben gegründeten Universität
zu Dorpat aus, übernahm die Leitung der Apotheke auf eigene Kosten und
stiftete in Riga die noch jetzt existirende pharmaceutisch-chemische Gesellschaft.
Im Jahre 1804 folgte G. einem zweiten Rufe als Professor der Chemie nach
Dorpat und blieb hier bis zum Jabre 1814; in den Jahren 1810 — 12 war er
Rector der Universität. Im Jahre 1814 legte er, in Rücksicht auf die sich immer
mehr verschlimmernden ökonomischen Lage der Universität, sein Amt nieder, ging
nach Riga, um seiner eigenen Apotheke vorzustehen. 1820 begab er sich abermals
nach Dorpat und studirte hier von 1820 bis 1822 Medicin, hielt aber daneben
während der Krankheit und nach dem erfolgten Tode des Prof. GiESE Vor-
lesungen über Chemie. Nach absolvirtem Examen Hess G. sieh als praktischer
Arzt in Riga nieder, wurde 1823 Kreisarzt und starb am 8. Januar 1836.
Q. war ein Mann von lebhaftem Geist, reichen Kenntnissen und regem wissen-
schaftlichen Sinn, ein fleissiger Schriftsteller im Gebiete der Botanik, Chemie
und Pharmacie , sein Leben mühevoll und entbehrungsreich. Unter seinen Schriften
seien genannt: „Allgemeine Uebersicht der neuen Chemie, zur Einleitung für
Biogr. Lexikon. II. 42
658 GRINDEL. — GRISOLLE.
Anfänger dargestellt^ (Biga 1799) — „Pharmaceutische Botanik zum Selbst-
Unterricht" (Ebenda 1802; verb. Aufl. 1805, m. Kupfern) — „Botanisches
Taschenbuch für Livland, Kurland und Esthland" (Ebenda 1803, m. Kupfern) —
„Fasslich dargestellte Anleitung zur Pflanzenkenntniss*' ^Ebenda 180i, mit
Kupfern) — „Grundriss der Pharmacie zu Vorlesungen" (Ebenda 1806) —
„Handbuch der theoretischen Chemie zu akademischen Vorlesungen" (Ebenda
1808) — „Taschenbuch für prüfende Aerzte und Apotheker" (Riga und Leipiig
1808) — „Die organischen Körper chemisch betrachtet" (2 Bde., Riga 1811) —
„Briefe über Chemie" (Dorpat und Riga 1812 — 14). Er gab heraus: „Russischs
Jahrbuch der Pharmacie" (6 Bde., Riga 1803 — 180Ö) und die Fortsetzung unter
dem Titel: „Russische Jahrbücher für Chemie und Pharmacie für die Jahre
1809 und 1810", Ferner redigirte er in den Jahren 1818—21 die Riga'schen
Stadtblätter und die Medicinisch-pharmaceutischen Blätter, 4 Jahrg., Riga 1819 — 22.
In diesen und vielen anderen Zeitschriften sind viele Abhandlungen von ihm vorhanden.
V. Recke-Napiersky, II, pag. 102 -10 S. -- Beise, I, pag. 227. — Riga'ßche
Biographiea. II. Bd.. 1883, pag. 60— 62. ^ Stieda
*GllSCOm, John Hoskins 6., amerikanischer Arzt, geboren 1809.
verfasste seit 1833 eine Anzahl von Arbeiten, die sich auf OegenstHnde aus der
Materia medica, Pathologie, namentlich aber der Hygiene beziehen, darunter:
„Observation^ on the Apocynum cannabinum" (American Journal 1833) —
„Spinal irritation; its history diagnosis etc." (New York Jöurn. 1840) — „The
sanitary condition of the labouring population of New York etc. " (New York
1845) — „The uses and abuses of air ; etc." (3. ed., New York 1854) —
„A history, chronological and circumstantial , of the visitations of yellotc fever
at New York" (Ebenda 1858) — „Sanitary legislation, past and future, etc.*"
(Ebenda 1861) — „An improved method of house Ventilation etc." (Ebenda
1862) — „The physiological and dietetic relations of phosphorus" (Transact.
of the Amer. Med. Assoc. 1865) — „Essay on the therapeutic valu^ of certain
articles of the materia medica of recent introduction" (Albany 1868).
S. W. Francis in Philad. Med. an Surg. Reporter 1866. XV, pag. 118 (nicbt
zugänglich). — Index-Catalogue, V, pag. 612. Red.
GrlsoUe, Augustin G. , zu Paris, berühmter mediclnischer Khniker,
war am 10. Februar 1811 zu Fr6jus (Var) geboren, kam mit 18 Jahren nach
Paris, wurde 1835 daselbst Doctor mit der sehr gediegenen, auf 58 Beobach-
tungen von Bleivergiftung basirten These: „Essai sur la colique de plomb**,
wurde Chef de clinique bei Chomel , Arzt des Bureau central (1838), Arzt des
H6tel-Dieu' und des Lyc6e Napoleon, Agr6g6 der Facultät (1844), Professor der
Therapie (1853) und klinischer Professor im Hotel Dieu an Stelle von Rostan (1864),
während er seit 1860 auch Mitglied des Conseil de surveillance bei der Assistance
publique war. Von seinen Arbeiten führen wir folgende an; zunächst seine:
„Recherches sur quelques-uns des accidents c4r4brav>x produits par les pri-
parations satumines" (Joum. hebdom. des progr^s des sc. m6d. 1836), im An-
schluss an seine These, dann das sehr bemerkenswerthe : „MSm. sur la Pneu-
monie" (Ebenda) — „De Vinfection" (1838, Th6se de concours) — „Histoire
des tumeurs phlegmoneuses des fosses iliaques" (Archives g^n^rales 1839) —
„Traiti pratique des de la pneumonie aux diff^ens dges , etc." (Paris 1841;
2. 6dit. 1864) — „De la fövre sous les rapports s6m4iologique , pronostique
et th6rapeutique" (1844, Th6se de concours pour Tagrögation). Sein Hauptwerk
aber ist der : ;, Traite iUmentaire et pratique de pathologie interne" (2 voll.,
Paris 1844; 1846; 1850 etc.; 9. Mit. 1869; 1875; deutsche üebers. unter Red.
von Fr. J. Beerend, Leipzig 1845 — 48). Für einen CJoncurs um einen Lehr-
stuhl der medicinischen Pathologie erschien noch die These: ' „Des diaJthh^s'*
(1851). — Ein Feind aller Systeme, zum Verallgemeinem wenig geneigt, ohne
Enthusiasmus und ohne Vorurtheile , ohne Sucht , durch kühne Hypothesen glinacn
GEISOLLE. — GROENEVELDT. 659
zu wollen , dagegen überzeugt , dass der beste, zum Ziele fflhrende Weg die genaue
Ermittelung des Thatsächlichen, die sicherste Basis für Schlnssfolgemngen die genaue
Analyse zahlreicher Beobachtungen, unter Zugrundelegung der numerischen Methode
sei, wusste 0. seinem Unterricht und seinem genannten Lehrbuche den Stempel
wissenschaftlicher Sicherheit zu geben, so weit eine solche überhaupt möglich ist und
trug seine Persönlichkeit , an welcher ein grosser medicinischer Tact , eine gewisse
Zurückhaltung, eine anscheinende Kälte ^ ein Widerwillen gegen alles Olänzen und
Scheinen hervortrat, ebenfalls dazu bei, den Eindruck der grössten Zuverlässig-
keit zu machen. Leider war er in den zwei, seinem am 9. Februar 1869 erfolgten
Tode vorhergehenden Jahren, in Folge eines Gehirnergusses, ohne dass seine
intellectuellen Functionen sehr beeinträchtigt waren, vollständig paralytisch.
Union m6dic. 1869, 8. S6rie, VII, pag. 217 (A. Latour); pag. 251 (Chauffard);
1873, XV, pag. 489, 500 (Böhfer). -- Gaz. hebdom. de med. 1873, pag. 224 (B 6 hl er).
G.
*6ri880m, Eugene G. , den 8. Mai 1831 in Granville Co., N. Car.,
geboren, hatte an der Pennsylvania University Medicin studirt; nach seiner 1858
erfolgten Graduation hatte er sich in seiner Heimath niedergelassen und als Arzt
in der Armee der Conföderirten am Kriege theilgenommen , wobei er in der
Schlacht bei Richmond schwer verwundet wurde. Die nach seiner Genesung ihm
angebotenen höheren ärztlichen Stellungen in der Armee lehnte er ab; seit 1868
bekleidet er die Stelle des Superintendent Physician in der Irrenheilanstalt in
Raleigh, N. Car. — Er hat eine Reihe kleinerer psychiatrischer Arbeiten, theils
als Monographien, theils in dem American Journal of Insanity veröffentlicht.
Atkinson, pag. 98. — Index-Catalogue. V, pag. 613. A . . . t.
*Gritti, Rocco G. , zu Mailand, Chirurg am dortigen Ospedale maggiore,
machte seinen Kamen besonders bekannt durch das in dem folgenden Aufsatze
näher beschriebene neue Amputationsverfahren im Kniegelenk: „DelV amputazione
del femore al terzo inferiore e della disarticolazione del ginocchto. Valore
relative di cadauna , colV indicazione di un nuooo metodo denominato ampu-
tazione del femore ai condili con lembo patellare^ (Annali universal! 1857).
Er verfasste femer folgende Schriften : „ Del ottalmoscopo e delle malattie endo-
culari per esso riconoscibili" (Mailand 1862, c. 6 pl.) — „Delle fratture del
femore per arma da fuoco, Studiate sotto il punto di vista della chirurgia
mtlitare** (Ebenda 1866) und schrieb u. A. nachstehende Aufsätze: „La medi-
cazione solfttica esterna; studii ed osservazioni cliniche sulV nso esterno dei
solßti" (Annali universali 1864) und in der Gazz. med. ital. Lombardia (1866, 67):
„Saggio di una tavola nosologica statistica e tfrapeutica per uso degli oapitali
in tempo di guerra" — „Besezione intrabucale e sottoperiostea della mandi-
bola inferiore merch un nuovo processo operatico, etc/^ u. s. w.
Index-Catalogne. V, pag. 613. Red.
öroeneveldt , Jan G. , Arzt im 17. Jahrhundert, geboren in Deventer
(Overyssel), studirte, promovirte und prakticirte in Utrecht, war Schaler von
Velthüysen, dem berühmten Amsterdamer Lithotomisten , von dem er auch die
Instramente zur Operation testamentarisch vermacht erhielt und gleich diesem ein
geschickter und vielbeschäftigter Lithotomist. Mit diesem Theil der Chirurgie
beschäftigen sich die Schriften von G. Aus dem Lateinischen in's Englische übersetzt :
^Ai^oXoY^. A treatise of the stone and gravel, etc,^ (London 1677) — „Diss.
lithologica variia obaervatt. et figuria illuatr,^ (London 1684; 1687). Femer
schrieb G. : „A compleet treatiae on the atone and gravel, etc.^ (London 1710;
1712) — „Fundamenta medicinae etc." (London 1715; engl, üebers. * London
11 bS unter dem Titel: „Rudimenta of phyaic" — „Tractatua de tuto cantha-
rtdarum in medicina usu interno" (London 1698; 1703 ; engl, üebers. London 1706).
Biogr. m6d. IV, pag. 525. — Dict. bist. II, pag. 632. Pgl.
42'
660 GEOER. — GROHMANN.
Groer, Franz 6., geboren zu Nur bei Siedice am 21. Januar 1807,
studirte in. Warschau und Wilna. Von 1838 — 1858 leitete er ale Primarius die
chirurgische Abtheilung des jüdischen Krankenhauses in Warschau, im Jahre 1858
wurde er Director des Krankenhauses zum heil. Geist daselbst und Yerblieb in
dieser Stellung bis zu seinem Tode, welcher am 20. März 1876 erfolgte. Seit
1853 war er Ehrenmitglied des obersten Medicinalrathes für Polen und Mitglied
der Examinations-Commission für Aerzte. Seine zahlreichen Arbeiten sind im
Pami^tnik Towarzystwa lekarskiego in Warschau gedruckt worden (1845 — 1875).
K. &P.
^ßrohe^ Friedrich G. , stammt aus Speyer und wurde daselbst am
12. März 1830 geboren. In Würzburg und Giessen bildete er sich ans und
arbeitete speciell an letzterer Universität unter Libbig. Am 13. August 1856 in
Würzburg promovirt, wurde er von Virchow, dem er bereits mehrere Jahre
assistirt hatte, nach Berlin mitzugehen veranlasst und wirkte am dortigen patho-
logischen Institut zwei weitere Jahre als Assistent. 1858 wurde G. als ausser
ordentlicher Professor nach Greifswald berufen und erhielt hier 1862 das Ordi-
nariat und die Stellung als Director des pathologischen Instituts. Von ihm rühren
zahlreiche Veröffentlichungen über Gegenstände seines Faches in Liebig's aod
Wöhler's Annalen der Chemie und Pharmacie , Verhandl. der phys.-med. Gesell-
Schaft in Würzburg, Verhandl. der geburtsh. Gesellschaft in Berlin, VmcHOw's
Archiv, Wiener med. Wochenschrift u. s. w. her. Auch war er langjähriger Mitarbeiter
an Canstatt's, resp. Virchow-Hirsch's Jahresbericht. Wernich.
(rrohmanii, Johann Christian August G., war am 7. August
1769 zu Gross-Corbetha bei Weissenfeis geboren, studirte in Leipzig Theologie,
wurde daselbst 1790 Dr. phil. , war in Wittenberg seit 1792 Privatdocent und
seit 1803 Professor ord. der Logik und Methaphysik, ging 1810 nach Hamburg
an das akademische Gymnasium, wurde 1833 pensionirt, lebte darauf inLdpzig
und Dresden und starb am letzgenannten Orte am 3. Juli 1847. Obgleich nicht
Arzt , hat er eine grosse Zahl von Abhandlungen und Schriften über psychologische
und philosophisch-medicinische Gegenstände verfasst und zum Theil in medicinisehen
Zeitschriften publicirt. An besonderen hierher gehörigen Schriften führen wir ao :
„Ideen zu einer physiognomischen Anthropologie^ (Leipzig 1791) — ^Philo-
sophie der Medictn" (Berlin 1808) — „Mittheilungen zur Aufklärung der
Criminal- Psychologie und des Strafrechts u. s, w.*^ (Heidelberg 1833) — „Unter-
suchungen über Phrenologie oder' OalVsche Schädellehre u, s, w," (Grimma
1842, m. 5 Taff.). Auch war er Mit-Herausgeber von Nasse's „Zeitschrift fllr
psychische Aerzte" seit 1819 und Mit-Redacteur des „Archivs fttr Psychologie"
seit 1834. Seine sehr zahlreichen, Themata analoger Art, wie die obigen, abhan-
delnden Aufsätze finden sich in Nassk's Zeitschrift (von 1818 an), Hüfeland's
Journal (1818, 21, 23 u. s. w.), Nasse's Zeitschr. für Anthropologie (von 1823 an),
Friedreich*s Magazin, Casper's Wochenschrift u. s. w.
Schröder, II, pag. 604. — Callisen, VII, pag. 435; XXVIH, pag. 285.
G.
Qrohmann, Johann Friedrich Reinhold G., war am 7. Juni 1784
zu Querfurt in Thüringen geboren , studirte vier Jahre in Leipzig , besuchte von
1807 an die Spitäler in Wien, wurde 1808 in Leipzig Dr. med. et philos., kehrte
nach Wien zurück , kam auf einer nach Constantinopel beabsichtigten Reise wegen
des zwischen der Pforte und Russland ausgebrochenen Krieges nur bis Bukarest,
wo er eine Praxis gründete und 1813 eine äusserst heftige Pest -Epidemie zu
beobachten Gelegenheit hatte, über die er später, nachdem er sich inzwischen
acht Monate in Constantinopel aufgehalten und 1815 nach Sachsen zurückgekehrt
war: „Beobachtungen über die im Jahre 1813 herrschende Pest in Bukarest
u. s. w." (Wien 1816) herausgab. In Folge dieser Arbeit wurde er in demselben
Jahre als Arzt der preussischen Gesandtschaft nach Constantinopel berufen, wurde
GROHMANN. — GEOOS. 661
aber an die Küste von Epirus verschlagen und befand sieh acht Monate lang
(1817, 18) unter der Botmässigkeit des berfichtigten Ali-Pascha von Janina, trat
dann, den Anerbietungen von Jussnff- Pascha zu Seres in Macedonien folgend,
statt nach Gonstantinopel zu gehen , in dessen Dienst und blieb daselbst fünf Jahre,
bis 1823. Er konnte sich dieser Stellung nur durch die Flucht entjsiehen, kam
nach Wien, wurde auch hier 1825 Dr. med. mit der Diss.: „ Ammadversiones
in homoepatkiam" und schrieb etwas später: „Ueber das Eeilungsprincip der
Homöopathie u, 8. w^ (Wien u. Triest 1826). Während seiner langjährigen Praxis
in Wien veröffentlichte er, abgesehen von kleineren Arbeiten, sein Hauptwerk:
„Da^ Peatcontagium in Aegypten und seine Quelle, nebst einem Beitrage zum
Absperr- System" (Wien 1844). Auch war er von 1831 an drei Jahre lang als Mit-
glied eines zur Ausarbeitung eines neuen Pest-Normativs einberufenen Oomit^'s thätig.
Noch im hohen Aller gelangte er von seinem Lieblingsstudium, der Botanik, auf
das der Philosophie und gab noch eine philosophische Schrift: „Ueber das Sich
Selbst an Menschen" (Leipzig 1860) heraus. Er starb am 29. September 1867.
W. Bedtenbacher in Wiener Med. Wochenschrift. 1867, pag. 1355. — Calliaen,
VII, pag. 440; XXVHI, rag. 286. G.
Groos, Friedrich 6., deutscher Irrenarzt, war am 23. April 1768 zu
Karlsruhe geboren, studirte von 1788 au zu Tübingen und auf der Karlsschule
in Stuttgart die Rechtswissenschaft, ging dann zur Medicin über, b^gaun deren
Studium 1792 in Freiburg, wo er später auch promovirte und setzte dasselbe
von 1793 an drei Jahre lang unter J. P. Frank, Scarpa, Volta und Spallan-
ZANI in Pavia fort, bis ihn die Napoleonischen Heere von dort vertrieben. Er
prakticirte darauf eine Zeit lang in Karlsruhe, verfiel daselbst in eine schwere
Krankheit, während deren Reconvalescenz er grandliche phik)8ophische Studien
machte, durch welche die Grundlage zu seiner späteren psychiatrischen und
criminal-psychologischen Wirksaemkeit gelegt wurde. 1805 wurde er Assistenzarzt
des Stadtphysicats in Karlsruhe, im folgenden Jahre Physicus in Stein, 1809 in
den Aemtem Gochsheim und Odenheim, 1813 Amtsphysicus und Hofmedicus in
Sehwetzingen, wo er den verheerenden Kriegstyphus mit besonderem Glück be-
kämpfte. Obwohl nicht durch specielle Studien zum Irrenarzt ausgebildet, erhielt
er 1814 als Physicus die Leitung der damals noch vereinigten Heil- und Pflege-
anstalt für Irre und Sieche in Pforzheim ; kam 1826 mit der von der Siechen-
anstalt getrennten Irrenanstalt nach Heidelberg, hielt an der dortigen Universität
einige Male Vorträge über Psychiatrie und war vielfach literarisch thätig. Nachdem
er 22 Jahre rastlos zum Besten der ihm anvertrauten Anstalt gewirkt hatte, trat
er 1836 in den Ruhestand , war aber noch 16 Jahre, bis zu seinem Tode, theil-
weise als Schriftsteller thätig. Er lebte zuerst in Heidelberg, dann in Odenheim
bei Bruchsal in Karlsruhe, die längste Zeit aber zu Eberbach am Neckar, wo
er, hochbejahrt, am 15. Juni 1852 starb. — Unter seinen Arbeiten , welche sich
durch ELlarheit und dialektische Schärfe auszeichnen, befinden sich Abhandlungen
psychologischen , psychiatrischen und strafrechtlich - psychologischen Inhalts in
Nassb's Zeitschrift, Fäiedreich^s Magazin und dessen Archiv für Psychologie,
sowie 24 kleine selbstständige Schriften, von denen wir folgende anführen : ;, Ueber
das homöopathische Beilprincip. Ein hritisches Wort" (Heidelberg 1825) —
„ Untersuchungen über die moralischen und organischen Bedingungen des
Irrseins und der Lasterhaftigkeit" (Ebenda 1826) — „Ein Nachwort über
Zurechnungsfähigkeit, Als Antikritik" (1828) — „Ueber das Wesen der
Seelenstörungen und ein daraus hergeleitetes Eintheilungsprincip" (1827j —
yy Entwurf einer philosophischen Grundlage für die Lehre von den Geistes-
Krankheiten" (1828) — „Ideen zur Begründung eines obersten Princips für
die psychische Legalmedicin" (1829) — nDer Skepticismus in der Freiheits-
lehre in Beziehung zur strafrechtlichen Theorie der Zurechnung" (1830) -7-
„Dic Lehre von der Mania sine delirio psychologisch untersucht" (1830) —
662 GROOS. — GROSCHKE.
„Der Geist der psychischen Arzneiuissensckaft in nosologischer und gericht-
licher Beziehung^ (1831) und eine Reihe philosophischer, hier nicht zu erwähoender
Schriften. — Sein Streben ging dahin, die verschiedenen Theorien der Seelen-
krankheiten , namentlich die einseitig moralische und einseitig somatische, za ver-
mitteln; es ergiebt sich aber aus seinen S<^hriften, dass er einen Standpunkt
über den beiden entgegengesetzten Theorien zwar gesucht , aber nicht gefunden hat.
J. G Witt wer in Deutsche Zeitschr. f. d. Staatsarzneikonde. Neue Folge. Bd. I,
1853, pag. 220. — Roller in Ällgem. Zeitschr. f. Psychiatrie. Bd. X, 1853. pag. 137. -
Callisen, VII, pag. 444; XXVIII, pag. 287. G.
Gros, L6on-JulienG., in Strassburg, geboren 1824, wurde 1848 bei
der dortigen medicinischen Facultät Doctor mit der These: „Sur le rheumatisme
articulaire chronique" und schrieb weiter: „De la maladie de Qraves ou
goitre exophthalmique et de son traitement^ (Bull. g6n. de th^rap., 1862) —
„De Vewploi de Valcool dans le traitement de la pneumonie , . , en particidier
chez les enfants^ (Union med., 1869) — „Du prurit gSnSral de la grossesse,
^ote sur la ritroversion ut4rine pendant la grossesse" (Bullet, de th^rap.,
1868 — 69) — „De la compression de Vaorte dans les h4morrhagies grate»
aprhs Vnccouchement" (Ebenda 1875). Er starb 1875.
0. Marquez, Gaz. m^d. de Strasbourg. 1875, pag. 138 [nicht zuganglicli]. —
Index-Catalogue, V, pag. 620. ^^^
Groschke, Johann Theophil von G., wurde am 30. August 1760 in
Tuckum (Kurland) geboren, woselbst sein Vater herzoglich kurländischer Leibchirurg,
Arzt und Apotheker war; sein Sinn für Naturgeschichte wurde früh geweckt Im
Juni 1775 trat er in das akademische Gymnasium zu Mitau; im Jahre 1778
wurde er Student der Medicin in Berlin, beschäftigte sich daneben viel mit
Naturwissenschaften; dann wandte er sich nach Göttingen, namentlich um die
Kliniken Baldinger's und Richter's kennen zu lernen. Bei dieser Gelegenheit
schloss er Freundschaft mit Sömmeäing und Forster in Cassel. 1784 wurde
G. in Göttiugen zum Dr. med. promovirt („Di^s. de empyemate*', 4.J, machte
Reisen durch die Niederlande, England, Frankreich, hielt sich eine Zeit lang
in Paris der Hospitäler wegen auf. Bei seinem Aufenthalte in Berlin berief ihn
1786 der Herzog Peter von Kurland zum Professor der Naturgeschichte und
Physik an das Gymnasium zu Mitau. Mit Rücksicht hierauf ging G. noch auf
zwei Jahre nach Edinburg und kehrte erst zu Anfang 1788 nach Mitau zurück,
um sein Amt anzutreten, das er 40 Jahre lang, bis 1828 bekleidete. 6. hatte
neben seiner Stellung am Gymnasium noch eine Stelle am herzoglichen Kranken-
hause, wurde 1791 Hofarzt, erhielt mancherlei Auszeichnungen und war vieler
gelehrter Gesellschaften Mitglied. Er stiftete 1819 einen Preis (eine goldene
Medaille) für die beste Arbeit in lateinischer Sprache am Mitau'sehen Gymnasium
und starb am 20. März 1828, — G. hat als Schriftsteller nicht viel geleistet,
aber immerhin Nennenswerthes : Der naturhistorische Abschnitt in der Be-
schreibung der Provinz Kurland, Mitau 1805, 4., S. 55 — 176; einige Aufsätze
in Blumenbach's raedicinischer Bibliothek, Bd. II, St. 3 : Von den verschiedenen
Arten der Chinarinde ; in der Bergbaukunde : Von den Basaltwänden der
schottischen Insel Mull; von einer Mauer im nördlichen Schottland, deren Steine
durch eine feste Schlacke verbunden zu sein scheinen; eine Anzahl Recensionen
und Aufsätze in den Mitauischen Wöchentlichen Unterhaltungen. G.*8 Hauptberuf,
seine Lebensaufgabe , welche er in ausgezeichneter Weise erfüllte , war sein Lehr-
amt am Mitauischen Gymnasium. Er war ein durchaus wissenschaftlicher und
vielseitig gebildeter Mann mit regem Interesse und stand mit zahlreichen hervor-
ragenden Männern in lebhaftem Briefwechsel.
Neuer Nekrolog der Deutschen. I, 182^, pag. 246— 248. — v. Recke-Napiersk.v,
11. pag. 110—114. — Belse, I, pag. 228. — Daunenberg, Zur Geschichte und Statistik
des Gymnasiums zu Mitau. 1875, pag. 12 und 13 und 1 9. r o*- a^
Li. OL 1 6Q«
GROSHANS. — GROSS. 663
Groshans, George Philip Frederik G. , am 26. April 1814 zu
Rotterdam geboren, studirte 1831 — 1837 in Leyden, wo er im letztgenannten
Jahre promovirte mit einer „Dtssert. anat-physiol, de aystemate uropoetico,
quod est radiatorum, articulatorum et molluacorum acephalorum" . In Rotter-
dam praktisch wirksam, wurde er 1840 zum Lector pathol. univers. et specialis
et therapiae an der klinischen Schule daselbst ernannt und nahm dieses Amt
wahr bis zu der Aufhebung der Schule im Jahre 1865, als ihm durch den
König der Titel eines Professors verliehen wurde. Er starb am 12. Mai 1874.
G. war ein ausgezeichneter Kliniker, tttchtiger Historiker, geübter Zoolog und sehr
gebildeter Liierat. Er schrieb hauptsächlich: „Prodromus faunae Homer i et
Hesiodi"* (2 Thle., 1839—43; englisch durch W. Bell Mac Donald) — „Be-
denkingen tegen het ontwerp van wet op de uitoefemng der takken var de
Geneeskunde^ (1845) — „Schets der algemeene therapier als leiddraad hy het
onderwys*^ (1846) — „ Veertien dagen in Engeland in 1849^ (Beschreibung
der durch ihm besuchten Versammlung [1849] der „British Association for
Advancement of Science" in Birmingham, unter dem Pseudonym Dr. E. Troosting,
1851) — ;, Verslag over de inwendige Kliniek van de Oeneesk, School te
Rotterdam'' (1844; 1847; 1848; letzteres auch französ. durch Dr. Onghena,
Gent 1849) — „Historisch verslag over de Geneesk, School te Rotterdam^
(1853) — „Abraham Cyprianus" (Ned. Tijdschr. voor Heel- en verlosk.) —
„Het onderwys in de Geneeskunde te Leyden in 1663" (Tijdschr. der Ned.
IJaatsch. voor Geneesk., 1856) — „Historische mededeeling omtrent het gelruik
van kina hy zwanger en" — „Basilius Magnus als Redenaar" (1866) —
„Dante en de divina commedia" (1867) — „Historische Aanteekeningen" ,
über verschiedene Epidemien (Tijdschr. voor Geneesk., 1869), „Levensbericht van
Ja 71 van der Hoeven" , ausgezeichnete Biographie des berühmten Zoologen
(1870), „Coenraad Droste, NederL Dichter 1643—1734" (1872) und
viele Recensionen und kleinere Zeitschriftartikel. C. E. Daniels
Gross, Samuel D. G., geboren am 8. Juli 1805 zu Easton (Pa.), machte
seine medicinischen Studien unter der Leitung der DDr. J. K. Swift zu Easton und
Geo. Mc Clellan zu Philadelphia und erwarb 1828 beim Jefferson Med. College
zu Philadelphia die Doctorwürde. Nachdem er in Philadelphia und Easton prak-
tisch thätig gewesen war , wurde er 1833 zum anatomischen Demonstrator am
Medical College zu Ohio, 1835 zum Professor der pathologischen Anatomie an
dem Collegium zu Cincinnati ernannt, wo er den ersten Curs über pathologische
Anatomie in den Vereinigten Staaten hielt und das erste daselbst erschienene
Hjstematische Lehrbuch der genannten Wissenschaft verfasste. Im October 1840
erhielt G. die Professur der Chirurgie an dem medicinischen Institute zu Louisville,
welche er, mit Ausnahme des Jahres 1850, während welches er in der gleichen
Stellung an der Universität zu New York thätig war, bis zum September 1856
verwaltete, wo er zum Professor der Chirurgie am Jeflferson Medical College
zu Philadelphia ernannt wurde. In dieser Stellung verblieb G. bis zu seiner im
März 1882 erfolgten Resiguation. Er starb, bis kurz vor seinem Tode geistig
frisch, am 6. Mai 1884 an Erschöpfung in Folge von mehrere Wochen hindurch
vorausgegangenen schweren dyspeptlschen Erscheinungen. Die Section ergab
chronischen Magenkatarrh mit unregelmässiger Verdickung der Schleimhaut und
Fettherz ; das Gehirn wog 48 Unzen (1440 Gr.). Der Leichnam wurde zu Was-
hington verbrannt. G. , unterstützt von einer ausserordentlich kräftigen Körper-
beschaffenheit, führte ein überaus thätiges Leben ; noch im 74. Lebensjahre (1879)
äusserte er, dass ein an anstrengende Thätigkeit gewöhnter Mann, der sich einem
ubthätigen Leben hingiebt, als ein todter Mann zu betrachten sei. Gleich aus-
gezeichnet als Lehrer, wie als wissenschaftlicher Forscher und praktischer Chirurg
hat er sich durch vielfache Arbeiten auf dem Gebiete der pathologischen Anatomie,
sowie durch Angabe von zahlreichen Operationsmethoden, bez. von chirurgischen
664 OEOSS. — GROSSER.
loBtrumenten die allgemeine Anerkennang erworben , welche ihm auch von Seiten
ausserordentlich zahlreicher Akademien nnd wissenschaftlicher Gesellschaften, sowohl
in Amerika als in Europa, zu Theil geworden ist. Hervorzuheben ist endlich G/s
ganz ausserordentliche literarische Thfttigkeit. Ausser der Uebersetzung mehrerer
deutscher und französischer Werke — aus den ersten Jahren nach der Promotion —
und einer überaus grossen Anzahl von Joumalaufsätzen sind folgende selbstständige
Publicationen (sämmtlich in Philadelphia erschienen) zu erwähnen : „ The anatomy,
phyaiology and diseases of the bones and joints^ (1830) — „Elementes of
pathologtcal anatomy** (2 voll., 1839 ; 2. edit. 1845) — „An expertmental and
critical inquiry intho the nature and treatment of toounds of the intestineM^
(1843) — „A practical treatise on the diseases, injuries and nudformatums
of the urinary bladder , the prostate gland, and the Urethra*^ (1851 ; 2. edit.
1855) : — ^On the result of surgical Operations in malignant diseases** (1853) —
„A practical treatise onforelgn bodies in the air-passages^ (1854) — „A system
of surgery ; pathologtcal, diagnostic, therapeutic, and operative^ (1859; 6. edit.
1882) — „Ldves of eminent American physicians and surgeons of the nint-
teenth Century ** (1851) — „A mannet of military surgery, or hints on tlie
emergencies of ßeld, camp, and hospüal practice" (1861; 2. edit. 1862) —
„History of American medical literature from 1776 to the present time** (1876)
— „A Century of American surgery** (1876),
The Medical Record. New York 1884, May 10., pag. 541. — American Joam. of tbe
Med. Sciences. Jnly 1844, pag. 292. Ausführliche Biographie von dem Heraasgeber I. Minis
Hays, mit 6. 's Bildniss und ausführlicher Angabe der Joumalaufsätze. Vergl. auch
Catalogue of the Library of the Surgeon Generals Office, United States Army. Anthon
vol. I, Washington 1873. Winter.
* Gross, Samuel William G., Sohn des Vorigen, am 4. Fehruar 1837
in Cineinnati geboren, hatte zuerst an der Universität in Louisville und später
am Jefferson College Medicin studirt und war daselbst 1857 graduirt worden. Er
hat, sich in Philadelphia als Arzt habilitirt und beschäftigt sich vorzugsweise mit
der Behandlung von Krankheiten der Harn- und männlichen G^chlechtsorgane,
auch hält er über diese Gegenstände Vorlesungen an dem Jefferson College nnd
fungirt als Chirurg am Hospital der Stadt. Ausser mehreren Journal- Artikeln
chirurgischen Inhaltes (theils in der von ihm herausgegebenen North American
Med. and Chir. Review, theils in dem Amer. Journ. of Med. Sc. abgedruckt) hat
er „A practical treatise on tumours ofthemammary gland** (New York 1880}
und „A practical treatise on impotence, sterility and disorders of the sexual
Organs** (Philadelphia 1881; in 2. vermehrter Aufl. ibid. 1883) veröffentlicht.
Atkinson, pag. 640. — Index-Catalogue. V, pag. 623. A . . . t.
* Gross, Fr6d6ric G. , zu Nancy, Professor der chirurgischen Klinik
bei der dortigen medieinischen Facultät, früher bei der zu Strassburg, verfasste
an letzterem Orte die folgende Concurs- These: „Valeur dinique des ampiUatitm*
tibio-tarsiennes et tarso-tarsiennes** (1869) und schrieb weiter noch: „Notice
sur l'hdpital civil de Strasbourg pendant le siSge et le bombardement** (Paria
1872) — „Leg monstres doubles parasitaires hdtSrotypiens ou Spigastriques et
/a separatton des monstres doubles en gSndral** (Nancy 1877) — „ia mithode
antiseptique de Li st er, Histoire et rdsultats obtenus h Vhdpital Saint-Lion
de Nancy** (Paris 1879) — „Legons de dinique chirurgicale professies o
Vhdpital Saint-L^on** (Ebenda 1880) — „Du transport des Uesses sur Us
voies ferrees** (Rev. milit. de m6d. et de chir.", 1881-82). Er war von 1874
bis 1876 Redacteur der „Revue midicale de VEst**,
Index-Catalogue. V, pag. 621. • G.
*(Jros8er, Julius G., zu Prenzlau (Uckermark), geboren am 25. October
1835 zu Freistadt in Niederschlesien, studirte in Berlin und wurde daselbst 1859
Doctor. Seit 1861 als praktischer Arzt in Prenzlau thätig, ist er seit 1880 Her-
ausgeber der von ihm begrüudeten „Deutsche Medisinal-Zeitung**, Red.
GROSSHEIM. — GROSSI. 665
Orossheim, Ernst Leopold 6., zu Berlin, war am 8. Mai 1799 zu
Rogasen (Provinz Posen) geboren, wurde 1815 Zögling des medieinisch-chirurgischen
Friedrioh Wilhelm -Instituts zu Berlin, trat 1820 als Compagnie-Chirurg in die
Armee, wurde 1821 in Berlin mit der Diss. ,fDe venarum absorptione" Doctor,
1823 Ober-, 1825 Stabsarzt, begleitete als solcher mehrfach die Prinzen Wilhelm
und Albreoht von Preussen auf Reisen, besonders nach Russland, befand sich
1828 während des Feldzuges gegen die Türken bei der russischen Armee und
zeichnete sich bei der Behandlung der Verwundeten und Kranken besonders aus.
Er wurde 1830 zum Regimentsarzt in Münster ernannt und ihm die Leitung der
Operationsübungen bei der dortigen medicinisch-chirurgischen Lehranstalt über-
tragen; auch erschien der erste Band seines Hauptwerkes: Lehrbuch der opera-
tiven Chirurgie^ (3 Bde., Berlin 1830 — 35). Bereits in demselben Jahre wurde
er nach Berlin als Regimentsarzt des Garde - Regimentes Kaiser Franz zurück-
versetzt, 1832 von dem Prinzen Wilhelm zu seinem Leibarzte, 1840 zum Arzt
der Allgemeinen Kriegsschule ernannt, später auch zum Medicinalrath bei dem
Provinzial-Medicinal-CoUegium. Von 1836 an war er Hauptredacteur der von dem
Verein für Heilkunde in Preussen herausgegebenen „Medicinischen Zeitung". In
derselben, wie in v. Graefe's und v. Walthee's Journal (von 1826 an) findet sich
von ihm eine Reihe von Aafsätzen; auch war er Mitarbeiter an dem Berliner
encyclopädischen Wörterbuch der medicinischen Wissenschaften seit 1828 , an
RüST*s Handbuch der Chirurgie seit 1830, an 8chmidt*s Jahrbüchern, Behrendts
Iconograph. Encyclopädie seit 1839 u. s. w. Er erlag der Lungenschwindsucht
am 8. Januar 1844.
W. Eck in Nener Nekrolog der Deutschen. Jahrg. 22, 1844, I, pag. 5^9. — Callisen
Vn. pag. 455 ; XXVHI, pag. 293. ^ ^ ^ j ^
Orossi, Ernst von G., war geboren am 21. Juli 1782 zu Passau, wo
sein Vater als Leibarzt des Fürstbischofs lebte. Schon im 16. Jahre studirte er
Medicin in Wien. 1801 zum Doctor promovirt, wurde er nach seiner Rückkehr
nach Passau sogleich zum fürstbischöflichen zweiten Leibarzt und Hofrath ernannt.
Zwei Jahre später folgte er dem Rufe als ordentlicher Professor der Anatomie,
Physiologie, Pathologie und Therapie an der hohen Schule zu Salzburg. Als
diese Stadt unter österreichische Herrschaft kam, erhielt G. seine Entlassung
als Universitätslehrer und übte einige Zeit ärztliche Praxis an der Seite seines
weisen Vaters in Passau. Nach dessen Tode, im Jahre 1808, wurde er als
Professor der Therapie an der medicinisch-chirurgischen Schule zu München ange-
stellt und nach der Verlegung der liUdwig-Maxmilian-üniversität von Landshut
nach München im Jahre 1826 mit der Professur der allgemeinen Pathologie und
Semiotik an derselben betraut. Dazu wurde ihm die allgemeine Klinik im Kranken-
hause, der er schon während des Bestehens der medicinisch- praktischen Schule
▼erstand, übertragen. Gross war sein Erfolg als Lehrer und Arzt am Kranken-
bette. Sein Unterricht an demselben war ebenso verständlich als erschöpfend. Er
besass einen seltenen Scharfblick in der Erkenntniss der Krankheiten. Seine Lehr-
vorträge waren streng wissenschaftlich, er hielt sich bei denselben nur an die
Ergebnisse thatsächlicher Beobachtung, befolgte die rein naturwissenschaftliche
Methode. Er bezeichnete seine „Allgemeine Krankheitslehre'^, die in zwei Bänden im
Jahre 1811 erschien, als einen Versuch auf dem Standpunkte der Naturgeschichte.
Sie legt davon Zeugniss ab, dass zur Zeit der noch herrschenden naturphilo-
Bophischen Richtung in der Medicin G. schon früh erkannte, was dieser Noth that,
um zu einer mehr befriedigenden Begründung der Pathologie im Zusammenhange
mit der Physiologie zu gelangen. G., damals Lehrer an der medicinisch-cbiinirgischen
Schule, sollte die Pathologie nicht nach seinen Ansichten, sondern nach Cört
Sprengeles Handbuch der allgemeinen Pathologie lesen. Er wurde dadurch ver-
anlasst, eine Beurtheilung dieses Handbuches (München 1813) herauszugeben.
Neben seiner Lehrthätigkeit nahm er auch als Obermedicinalrath an den Arbeiten
666 GROSS!. — GROTTANELLI.
ftlr Abfassung der neuen bayerischen Pharmakopoe und der Feststellung der
Constitution der Würzburger Universität lebhaften Antheil. Ein beliebter praktischer
Arzt, hatte er, um ganz dem Lehramte seine Zeit widmen zu können, der Privat-
praxis entsagt und fand sieh nur noch bei Consultationen ein. Bei einer solchea
hatte er sieh zur Nachtzeit erkaltet und eine Pleuritis zugezogen, die am 29. Deeember
1829 seinem Leben ein zu kurzes Ziel setzte. Auf Anregung seiner Freunde und
Schüler ward ihm im Garten des Krankenhauses ein Denkmal errichtet, bei dessea
Enthüllung am 21. Juli 1831 sein College H. Breslau sein Andenken in treff-
licher Rede ehrte. Zwei seiner Schüler, Sebastian Fischer und Franz Prüneb,
gaben seinen schriftlichen Nachlass „Opera medica posthuma*' (München 1831,
3 Bde.) heraus.
Annales Univ. Ludovico-Maximilianeae Monacensis continuatae a M. Permaneder.
Pars V, pag. 435. g^.^^
Grossin du Haume, fitienne G. , Docteur rögent der medicinischen
Facultät in Paris, lebte in der letzten Hälfte des vorigen Jahrhunderts als Professor
der Chirurgie und Arzt am Hötel-Dieu, schrieK: „MSm. Bur les dissolvana de
la pierre" (Paris 1776) — „Traiti de la petüe vSrole^ (nach VAN SwiETEN,
BOERHAAVE uud DK Haen, Ebenda 1776) — „Compendmm physiologiae'*
(Ebenda 1777) u. A.
Dict. hist. II, pag. 634. Pgl.
Grossmann, Georg Justus Philipp G., zu Gladenbach im Hessen-
DarmstAdtischen, war am 21. October 1762 zu Biedenkopf als Sohn eines Apothekers
geboren, wurde zunächst selbst Apotheker, studirte dann von 1781 an in GieE>seiL
Medicin und wurde 1786 Doctor, 1790 Physicus der Aemter Biedenkopf und
Gladenbach und Hess sich am letztgenannten Orte nieder. Es erschienen von ihm
mehrere Abhandlungen in Baldinger's Neuen Magazin (Bd. X, XI, 1788, 89),
namentlich über die KÄwpF'sche Visceralcur, über die WiCHMANN'sche Aetiologie
der Krätze u. s. w. Die von ihm begonnene Bearbeitung einer medicinisch-physischen
Topographie der Stadt Biedenkopf und Umgegend gelangte in Folge seines am
8. September 1794 stattgehabten Todes nicht zum Abschluss.
Elwert, pag. 185. — Strieder, XVIII, pag. 193. G.
*6roth, Karl Magnus G., zu Stockholm, ist am 6. Februar 1831 zu
Carlsfors Bruk, Nordmark-District, Wermlands-Län^ geboren, studirte von 1849 an
in Upsala, war eine Zeit lang Militärarzt, 1853 und 1865 in Stockholm und
1857 in Upsala Choleraarzt und schrieb: „Bidrag tili kolera-epidemiens statisttk"
1858 als Doctor-Dissertation. Seit 1869 war er Adjunct der Geburtshilfe beim
Karolinischen Institut und seit 1861 Lehrer an der Hebeammen-Lehranstalt, in
welcher Stellung er, mit dem Titel als Professor, sich noch befindet. Ueber eine
1866 zu wissenschaftlichen Zwecken unternommene Reise in's Ausland berichtete
er in folgendem Aufsatze: „Om barnmorskemidermsningen i Tyskland och
Frankrike. Reseanteckniiigar är 1866" (Sv. Läk.-sällsk. N. handl. 8er. 2, II).
Ausserdem finden sich von ihm Aufsätze in der Hygiea und den Svenska Lfikare-
sällsk. förhandl.
Wistrand, Bmzelius, Edling, I, pag. 277. G.
Grotkow, Johann von G., Baccalaureus der Medicin, war Rector
der Facultät' der freien Künste zu Montpellier; im Jahre 1367 weilte er als
Priester in Breslau, 1372 machte ihn Papst Gregor XI. zum Canouicus in
Gnesen, und zwar auf Wunsch des Königs Waldemar von Dänemark, dessen
Vertrauter und Leibarzt er war. K & P
Grottanelli, Stanislao G. , zu Florenz , war vorher Arzt am Hospital
von Pitigliano, dann Professor der medicinischen Klinik an der Universität zu
Siena und darauf Professor der medicinischen Institutionen am Archispedale di
GROTTANELLI. — GRUBER. 667
Santa Maria nnova in Florenz. Er schrieb: „Storia ragionata di una gravi-
danza della tuba Fallopiana deatra" (Pisa 1818, 4., c. II tabb.) — „Ad acutae
et chronicae spUnitidis in humilibus praesertim Italiae locis .... morborum
hiatorias, animadveraianes^ (Florenz 1821) — „Ricercke medico-forenai aopra
uno atraordinario genere di morte violenta etc.^ (Ebenda 1822). Er war einer
der Mitheransgeber der „Anatomia nniversa" von Paolo Mascagni, worüber er
1824 der Pariser Aead. des sc. eine mündliche Mittheilung machte.
Callisen, VH, pag. 460; XXVIII, pag. 295. G.
Grube, Hermann G., zu Hadersleben in Schleswig, war am 10. October
1637 zu Lübeck geboren, studirte in Kiel, Jeua und Leyden und wurde daselbst
1666 Doctor, prakticirte in Kiel und Flensburg und liess sich dann in Hadersleben
nieder, wo er Stadt- und Amtsphysicus wurde und im Februar 1698 starb. Ausser
einer Anzahl von lateinischen Dissertationen schrieb ej: „Analy.ns malt dtrei
compendiosa, ad botanices philosopliicae juxta et medtcae cynosuram reducta**
(Kopenhagen 1668) — „Commentariua de modo aimplicium medicamentorum
facultatea cognoacendi etc.'* (Ebenda 1669) — ^De arcania medicorum non
arcanis commentatio, etc.^ (Ebenda 1673) — ^De tranaplantatione morborum
analyaia nova etc." (Ebenda 1674) u. s. w.
Mollerus, I, pag. 220. G.
Gruber, Ignaz G., ausgezeichneter, vielseitig gebildeter Arzt und Natur-
forscher, geboren zu Wien 1803, starb daselbst am 28. September 1872. Die
Begründung seiner hervorragenden Stellung fällt in das Jahr 1831, wo die Cholera
in Wien herrschte und er seine Kenntnisse praktisch verwerthen konnte, die er
sich vorher durch das Studium dieser Krankheit im Litschakof-Spitale zu Lemberg
erworben hatte. In den Jahren 1833 — 35 beschäftigte er sich in Vertretung
seines Lehrers Ja quin mit der Herausgabe eines Lehrbuches der medicinischen
Chemie, welches mit allgemeinem Beifall aufgenommen und 12 Jahre lang als
officielles Lehrbuch an den Universitäten Wien und Prag benutzt wurde. Noch
während dieser schriftstellerischen Thätigkeit fasste G. den Entschluss, sich dem
Studium der Ohrenheilkunde zu widmen, welche damals in Oesterreich vollkommen
damiederlag. Seine rationelle Behandiungsweise der Ohrenkrankheiteu erwarb ihm
bald einen über die Grenzen seiner Heimath hinausreichenden Ruf als Ohrenarzt,
60 dass nicht nur inländische, sondern auch ausländische Aerzte bei ihm Belehrung
suchten. Wenn auch nicht productiv als Schriftsteller in seinem Specialfache, so
hat er sich schon allein durch die Erfindung des noch heute benutzten unge-
spaltenen Ohrtrichters (1838), der die Untersuchung des Ohres wesentlich verein-
fachte, allgemein verdient gemacht. Dabei verfolgte er jedoch mit gleichem
Interesse die Fortschritte der gesammten Medicin und wurde bis zum Anfang der
Fünfziger-Jahre, wo ein schweres Leiden dieser Thätigkeit ein Ziel setzte, auch
bei inneren Krankheiten vielfach consultirt.
Archiv für Ohrenheilkunde. 1873, pag. 59. A. Lucae.
* Gruber, Wenzel G., in St. Petersburg, wurde 1814 in Krukanitz in
Deutsch-Böhmen geboren , erhielt seine erste Erziehung im geistlichen Stifte Tepl
bei Marienbad, machte seine Gymnasial- und Universitätsstudien in Prag, wurde,
um sogleich die Stelle als Prosector antreten zu können, zuerst (1842) zum Dr.
chir. nnd später (1844) zum Dr. med. promovirt. Er war Prosector für normale
Anatomie an der Prager Universität von 1842 — 1847, vorzugsweise unter Hyrtl,
isnletzt unter Bochdalek. Trotz aller Berechtigung konnte er in seinem Vater-
lande eine Professur nicht erreichen und so nahm er 1846 eine durch Vermittlung
von PmoGOFF an ihn ergangene Berufung an die unter des Letzteren Leitung
stehende medicinische Akademie in St. Petersburg als erster Prosector für normale
praktische und pathologische Anatomie mit der Bedingung an, nach Verlauf von
3 Jahren zugleich das Lehramt der deseriptiven Anatomie zu erhalten. Er trat
668 GBUBER. — GRÜELING.
Beine Stelle in St. Petersburg 1847 an, musste sein Fach unter anerhörten Hindernissen
betreiben und hatte, da ihm die erwähnte Bedingung nebst anderen, in Folge voa
Intriguen, nicht gehalten Wurde, einen Kampf zu bestehen, in dem er sich allgememe
Achtung erwarb. Als nach dem Austritte von Pibogoff aus der Akademie eine
eigene Lehrkanzel fttr pathologische Anatomie creirt worden war, erhielt er, von
1855 an, die Direction der praktischen Anatomie,^ die er bis jetzt, also 30 Jahre
lang geführt hat. Erst 1858 jedoch wurde er zum ordentlichen Professor des Faches
ernannt. Nach zurttckgelegter 25jahriger Dienstzeit wurde er 1872, 1877 und
1882 immer auf 5 Jahre wieder gewählt und erhielt bei seinem 35jährigen
Jubiläum (1882) Ovationen, wie solche nicht leicht einem Russen, nie einem Aus-
länder zu Theil geworden sind. Bei der Errichtung des neuen anatomisch-physio-
logischen Institutes nahm er einen wesentlichen Antheil; auch grftndete er ein
besonderes reichhaltiges Museum. Er ist einer der erfahrensten und thätigsten
Anatomen und hat im Vorlaufe von 41 Jahren gegen 500 anatomische Arbeiten,
die sich auf Untersuchung von Massen-Material stützen , veröffentlicht. Die Titel
der von 1844 — 1884 erschienenen Schriften sind in einer besonderen Brosehflre:
„ Verzeichnüs der von 1844 — 1884 veröffentlichten Schriften** (St. Petersburg
1884, 4.) enthalten. Seine verschiedenen Abhandlungen und Schriften betreffen
zwar vorzugsweise die menschliche und vergleichende Anatomie und aus ersterer
vielfach die in derselben vorkommenden Varietäten ; indessen auch die pathologische
Anatomie, wie seine über Arbeiten Monstra und Missbildungen, Hermaphroditismus,
Gynäcomastie u. s. w. beweisen, ist von ihm nicht unberücksichtigt gelassen worden.
Red.
* Gruber, Josef G., geboren zu Kosolup (Böhmen) am 4. August 1827,
studirte in Wien und wurde daselbst 1855 promovirt. Nach 5jähriger praktischer
Ausbildung am Allgemeinen Krankenhause trat er 1860 als Ohrenarzt, 1863 als
Docent für Otiatrie auf und wurde 1870 zum Extraordinarius, 1873 zum Vorstand
der neu errichteten otiatrischen Klinik ernannt. Auf seine Specialität beziehen sich,
neben einer Reihe von Einzelaufsätzen : ^Anatomisch-physiologische Studien über
das Trommelfell und die Gehörknöchelchen** (Wien 1867) — „Lehrbuch der
Ohrenheilkunde etc.** (Daselbst 1870). Seit 1861 werden aus der G.'schen Ab-
theilung regelmässige Berichte über das grosse Material publicirt. An der Monats-
schrift für Ohrenheilkunde ist G. als Herausgeber betheiligt. Wem ich.
*6ruby, David G., zu Paris, ist um 1814 zu Grosswardeio in Ungarn
geboren, studirte Medicin in Wien, wo er besonders auf die Anatomie unter Bekres
das emsigste Studium verwendete. Auch wurde er nach Beendigung seiner Studien,
obgleich damals in Oesterreich ein Jude nicht Operationszögling werden durfte^
auf Wattmann's Verwendung ausnahmsweise als solcher zugelassen. Er widmete
sich mit allem Eifer der zu jener Zeit noch wenig cultivirten Mikroskopie und
schrieb, dieselbe betreffend: „Observationes microscopicae ^ ad morpholomam
pathologicam spectantes, acced, tabb. IV** (Wien 1839) und „Marphdogia
fluidorum pathologicorum. 1\ 1 , P. 1, Acced, tabellae VII et tabb, V** (Wien
1840). Da es ihm in Oesterreich nicht gelingen wollte, eine ihm convenireude
Stellung zu finden, ging er nach Frankreich und hat in Paris als Arzt und
Mikroskopiker sich Geltung zu verschaffen verstanden.
V. Wurzbach, V, pag. 388. 6.
Grueling, Philipp Gerhard G., 1593 in Stolberg am Harz geboren,
studirte erst im höheren Alter Medicin, nachdem er bereits Conrector in Nordhausen
gewesen war, und leistete dieser Stadt während der dort 1626 herrschenden Pest-
epidemie hervorragende Dienste als Arzt. 1627 Hess er sich in seiner Vaterstadt
nieder, wo er als gräfl. Stolberg'scher Leibarzt und Bürgermeister 1667 im Alter
von 74 Jahren starb. Er schrieb: ^^Florilegiam Hippocratico-chymicum novum^
(Leipzig 1631, 1644, 1665) — „Von der Pest** (Nordhausen 1659) — ^ Fi?n
den Kinderkrankheiten** (Ebenda 1660) — „De calculo et suppressione urinae''
GEÜELING. — GBÜENWALDT. 669
(Ebenda 1662, 1668) „Medicinae practtcae Itbri quinque etc,"" (Ebenda 1668) —
„Obaervationum et curationum medtcinalium dogmatico-hermeticarum , ....
centurtae VII, etc.^ (1668) — „De tripUci in medicina unive/salis, evacua-
tionis genere et in spede: etc." (1671) — „Tracta^us nat/us, von Weiber^
Krankheiten u. a, w." (1675). Nach seinem Tode erschien: „Deutsches Artznei-
Buch u. 8, w.** (1676), sowie eine Greeammtansgabe seiner Werke, Leipzig 1680.
Dict. bist. II, pag. 635. — Biogr. m6d. IV, pag. 528. Pgl.
Gmenbeck (Geüenpeck), s. Geunpeck.
Gmenbergy Leo Rapha^lowicz O., war am I.März 1794 zu Eorec
in Rassland geboren, studirle seit 1812 zu Wilna und seit 1814 in Berlin, wo-
selbst er 1820 mit der Diss.: „De calore animali, praemissa caloris andum-
bratione generaliori" Doctor wurde. Er war später £j*eisarzt in Volhynien und
Inspector der medieinischen Behörden des Oouvemements Charkow und schrieb:
„ Versuch einer Theorie über das Wesen des Pestcontagiums und seine Behand-
lung" (St. Petersburg 1833) — „Theorie der orientalischen Cholera, u. s. w."
(Berlin 1836) — „ Universal -terminologisch-medicinisches Lexikon in der
lateinischen, deutschen und russischen Sprache, u. s. w." (3 Bde., Berlin 1840, 41 ;
2. Aufl. St. Petersburg 1864).
Callisen, Vn, pag. 467; XXVIII, pag. 297. G.
*
*6ruenfeld, Frederik G., geboren in Schleswig am 29. November 1845,
studirte in Kopenhagen, absolvirte das Staatsexamen 1870, doctorirte 1883 mit
der Dissertation: „Hernia Joraminis ovalis", war 1873-7-1884 erster Assistenz-
arzt an dem „Almindelig Hospital^' zu Kopenhagen und wirkt jetzt als dirigirender
Arzt am neuen St. Johannes-Spital daselbst. Petersen
*Gruenfeld, Josef 6., in Györke (Ungarn) am 19. November 1840
geboren, studirte in Pest Und Wien, speciell als v. Sigmund's Schüler. 1867 pro-
movirt, wirkt er seit 1873 in Wien als Arzt, seit 1881 daselbst als Docent.
Seine Hauptarbeiten sind: „Der Uamröhrenspiegel (das Endoskop)" (Wiener
Klinik, 1877) — „Die Endoskopie der Harnröhre und Blase" (Deutsche
Chirurgie, 1881). Wernich.
*Gruenhageii, William Alfred 6., zu Königsberg i. Fr., ist daselbst
am 28. Februar 1842 geboren, studirte auch daselbst und wurde 1864 zum
Doctor promovirt. 1868 habilitirte er sich als Privatdocent und wurde 1872
Prof. e. 0. der medieinischen Physik bei der dortigen Universität. Schriften:
„Elektromotorische Wirkungen lebender Gewebe" (Berlin 1873) — „Lehrbuch
der Physiologie" (6. und 7. Aufl. 1876/80, 1884, Fortsetzung des von R. Wagnee
begründeten, von 0. Funke weitergeführten Werkes). r^^
Grnenwaldt (eigentlich Orein) Franz Josef 0., zu München, war
1708 zu Wolfertshausen geboren, studirte in Ingolstadt, wo er besonders dem
Prof. MOSASCH nahe trat und dessen atomistische Philosophie in seinem „Medicus
novitius scrujpulosus" noch als Student zur Geltung zu bringen suchte. Er zog
sieh hierdurch jedoch Anfeindungen zu, verliess Ingolstadt, wurde 1732 in Alt-
dorf Doctor, ging dann nach München; aber auch hier setzte sich der Streit um
jene Schrift und die darin vertretene Lehre fort, bis die noch vorhandenen Exem*
plare derselben und ihre Gegenschriften confiscirt wurden. Er gab dann ein
„Album jatricum Bavariae" (1733) heraus, wurde Leibarzt des Bischofs von
Freising, Landschafts-Physicus des Münchener Rentamtes und Mitglied der Acad.
l^atur. Curios. , in deren Actis seine „Nova febris miliaris sub exüum anni
1733 et initium a, 1734 in celsissimo alpium Penninarum Bavariae jugo
epidemice grassantis" erschien. 1733 gab er des ehemaligen churfÜrstHchen
Leibarztes Heinrich Menrad von Verwaltner „Methodus resolvendi puncto
theorica et practica" und zwei Jahre später dessen „Sermones academici'^ heraus
670 GBUENWALDT. — GBÜITHUISEN.
und anonym , anf Befehl der Landschaft , in dentscher Sprache eine Abhandlung
von den Mitteln gegen die Viehseuche. Unter seinen sonstigen Arbeiten, die
grossentheils Biographien sind, findet sich noch: „Beschreibung einiger in Bayern
hefindlichen Heil- und Gesundbrunnen** — „Bericht von dem Gasteiner
Bad^ u. s. w.. Er starb 1743 in Folge eines Sturzes mit dem Wagen.
Abhandlungen der charfürstl. bayerischen Akademie der Wissenschaften. Bd II,
1764, pag. 18. — Prantl. I, pag. 534, 535. G.
*Gruenwaldt, Otto von G., geboren in Koik (Estland) am 11. April
(30. März a. St.) 1830, besuchte die Dorpater Universität und gelangte 1853 zur
Promotion. Er besuchte dann noch Prag, Wien, Paris, Berlin, diente als Militär-
arzt bis 1856 und trat daon als Gynäkolog auf. 1873 wurde er Professor am
Hebeammen-Institut, 187ft Director der evangelischen Frauenspitäler in St. Peters-
burg. Seine Publicationen veröffentlichte er hauptsächlich in der St. Petersburger
med. Zeitschrift (1861—1876), femer in Bd. VIU und X des Archivs fttr Gynä-
kologie, sowie in Volkmann's Sammlung klin. Vorträge (Nr. 173). Vernich.
*6ruetzner, Paul G. , in Festenberg (Kreis Polnisch- Wartenberg) am
30. April 1847 geboren, genoss seine medicinische Ausbildung in Breslau (speciell
als Schüler HßroENHAiN's), Würzburg und Berlin. Er wirkte am Breslaner physiolo-
gischen Institut als Assistent bis 1881, wo ihn ein Ruf als Ordinarius nach Bern
zog. 1884 siedelte er von hier nach Tübingen in gleicher Eigenschaft über.
G. hat in den Mittheilungen aus dem Breslauer physiologischen Institut, sowie in
sonstigen physiologischen Fach-Zeitschriften zahlreiche Artikel publicirt und ver-
fasste in Hermann's Handwörterbuch das Capitel „Stimme und Sprache**,
Wernich.
Gruithuisen, Franz von Paula G., kam am 19. März 1774 in dem alten
adeligen Schlosse Haltenberg am Lech zur Welt, als der Sohn eines Falkoniers,
der vom Churfürsten Maximilian III. nach Bayern berufen worden war. Erst
14 Jahre alt, trat er im Jahre 1788, nach Ausbruch des Tttrkenkrieges, als
chirurgischer Lazarethgehilfe in die österreichische Armee und später, nach dem
Tode seines Vaters, in den Hofdienst des Churfürsten Karl Theodor. Mit
Unterstützung des Hofes studirte er mehrere Jahre Naturwissenschaften und Medidn
zu Landshut, wo er im Jahre 1808 den Doctorgrad erlangte. Bald nachher wurde
er als Professor der Physik, Chemie, Zootomie und Anthropologie bei der medicinisch-
chinirgischen Schule zu München angestellt. An derselben lehrte er, ehrenvolle
Berufungen an die Universitäten Freiburg und Breslau ablehnend, bis zum Jahre
1824. Nach zweijährigen wissenschaftlichen Reisen wurde er an der nach München
verlegten Hochschule 1826 zum ausserordentlichen und 1830 zum ordentlichen
Professor der Astronomie «mannt. Früher als Lehrer der Medicin, wie später als
Professor der Astronomie, war er in beiden Gebieten ein fruchtbarer Schriftstdler.
Unter seinen medicinischen Veröffentlichungen sind die bedeutendsten: „Natur-
historische Untersuchungen über den Unterschied zwischen Eiter und Schleim
durch das Mikroskop** (München 1809, m. 1 Taf.) — „ Ueber die Existenz der
Empfindung in den Köpfen und Rümpfen der Geköpften und von der' Art,
sich darüber zu belehren** (Nürnberg 1809) — „Anthropologie oder von der
Natur des menschlichen Lebens und Denkens fdr angehende Philosophen und
Aerzte** (München 1810) — „Die Naturgeschichte im Kreise der Ursachen und
Wirkungen oder die Physik historisch bearbeitet** (Ebenda 1810) — ^Organa-
zoonomie oder über das niedrige Lebensverhältniss als Propädeutik zur Anthro-
pologie** (Ebenda 1811) — ;, Von den Beschaffenheiten statt einer Metaphysik
des Sinnlichen** (Ebenda 1811) — „Beiträge zur Physiognosie und Heautognasie
für Freunde und Naturforscher** (Ebenda 1812) — „Einleitung in das Sltudium
der Arzneikunde** (Nürnberg 1824). Im Jahre 1814 erschien von ihm zu München:
„Hippokrates des zweiten ächte medicinische Schriften in's Deutsche übersetzt**.
Er verfasste ausserdem zahlreiche Artikel in der Salzburger medicinlsch-chirurgischen
GRUITHUISEN. — GRÜNER. 671
Zeitung und in Oeen's Isis. Seine Schriften sind voll eigenthümlicher neuer
Beobachtungen und Gedanken. So hat er zuerst erkannt, dass das Leuchten der
Augen nur vom äusseren Lichte stammt. Auch hat er die Ausführung der Litho-
tripsie angeregt, was die französische Acadömie des sciences durch Ertheilung
eines Preises anerkannte. Nach seiner Ernennung zum Professor der Astronomie
widmete er sich bis zu seinem Tode am 21. Jani 1852 ganz dieser Wissenschaft.
Annales ümv. Ludovico-Maximilianeae Monacensis continuatae a M. Permaneder.
Pars V, pag.455. ^^^^^
Gniiwardt, Ferdinand G., 1628 in Goes geboren, studirte in Utrecht
unter van der Straaten und de Roy (Regiüs) und wurde 1651 zum Doctor
promovirt. Er etablirte sich in Middelburg und war da praktisch wirksam bis
1668, als ein heftiger Streit (über die Frage: „An puerperae liceat exhibere
moschum?") die Aerzte Middelburgs auf solche Weise vertheilte, dass G. nach
Goes übersiedelte, wo er bis zu seinem Tode 1701 die Praxis ausgeübt hat. Er
schrieb u. A. : „ Van de dosen der purgatien, vomitorien en opiaten" (Middelburg
1660) — „Medicinale en chirurgtcale observatien" (Amsterdam 1688) und
lieferte eine neue Ausgabe (1660) von Herl's bekannten „Examen der Chirurgie".
Er starb 1701.
Banga, II, pag. 504. — v. d. Aä, VII, pag. 500, C. E. Daniels.
Grum-Grzymaüo , Konrad G., geboren am 21. September 1794 zu
Mohilew am Dniepr, studirte in Wilna, zuerst Philosophie, dann Medicin. Im
Jahre 1820 trat er als Medico-Chirarg in den russischen Militärdienst. Seit 1833
war er Mitglied des St. Petersburger Physicats, 1837 — 1847 war er Secretär des
Medicinal- Departements im Ministerium des Inneren. Er starb zu Zarskoje Selo am
14. September 1874. Im Jahre 1833 gründete er den „Drag zdrawja** (Freund
der Gesundheit), das erste medicinische Journal in russischer Sprache, und war
37 Jahre hindurch sein Redacteur; ausserdem veröffentlichte er noch mehrere
Werke theils populär-medieinischen, theils belletristischen Inhaltes. || k. & P.
Grundmann, Johann Gottlieb G., geboren 1756 in Gera, praktischer
Arzt in Ronneburg und Hohenstein, schrieb: „Abriss der Scharlach fieber- Epi-
demien, wie solche zu Hohenstein im Schönburgischen und auf den umliegenden
Dörfern vom, Anfange 1786 bis in das Jahr 1787 herrschte" (Gera 1788) —
„Einige Worte über Kuhpocken und KuhpocUenimpfung" (1803).
Biogr. m6d. IV, pag. 529. — Dict. bist. II, pag. 636. PgL
Grüner, Christian Gottfried G., ausSagan in Schlesien, (8. November
1744 bis 4. December 1815), nimmt unter den neueren Begründern der medi-
cinisch-historischen , namentlich der historisch-pathologischen Studien, durch die
Mannichfaltigkeit und Gediegenheit seiner Arbeiten eine der ersten Stellen ein.
Schon sein erstes Werk: „Gensura librorum Hippocraticorum" verschaffte ihm
eine Berufung an die damals in hoher Blüthe stehende medicinische Fakultät Jena.
Hier gewann G. bald durch seine gründliche Gelehrsamkeit, seine anziehenden
Vorträge (die er allerdings auch durch eingestreute Lascivitäten zu würzen beflissen
war) und seine Gewandtheit in akademischen Geschäften einen sehr grossen Ein-
fluBS. In dieser Hinsicht ist bekannt, wie er hauptsächlich die Beseitigung Fichte's
betrieb. — Seine wichtigsten Schriften sind folgende: „Gensura librorum Hippo-
craticorum" (Breslau 1772, 8.) — „Morborum antiquüates" (Ebenda 1774, 4.) —
„De variolis et morbillis fragmenta medicorum Arabistarum etc," (Jena 1790, 4.,
wurde auf G.'s Kosten gedruckt und kam nicht in den Buchhandel; der grösste
Theil der Auflage gelangte nach G.'s Tode in den Besitz des Unterzeichneten und
ist der Schletter'schen Buchhandlung in Breslau zum Vertriebe übergeben
worden) — „De morbo gallico scriptores medici et historici" (Jena 1793).
Das Hauptwerk G.'s, die Frucht zwanzigjähriger Arbeit, sind die „Scriptores de
672 GEÜNEB. — GRÜTINIÜS.
sudore anglico supersittes^ , viele Jahre nach seinem Tode entdeckt, aufgefunden
und herausgegeben von dem Unterzeichneten (Jena 1847). Sehr bekannt ist
auch die von G. besorgte Ausgabe von LüisiNüS „Scriptares de morbo gaUico^
(Ebenda 1789, foL). H. Hacser.
^Grunpeck (Grunpeckh, Grunpeck, Gbunbeck) Josef G. de Burck-
hausen, war um 1470 zu Burghausen (in Bayern) geboren, war Secretir
Maximilian's I. und ist der wichtigste unter den älteren deutschen Schriftstellern
über die Syphilis. Angeregt durch ein Gedicht Sebastian Brant's, in welchem von
der neu erschienenen Krankheit die Rede ist, schrieb er den „Tractatus de
pestilentiali scorba atve mala de Frames oAginem remedtaque efitsdem conti-
nens" (Jena 1487), von dem eine freie Uebersetzung zu Augsburg im November 1496
unter dem Titel : „Ein hübscher Tractat von dem Ursprung des Bösen Franzos,
das man nennet die Wylden Wärtzen" erschien. Sieben Jahre später kam
heraus der „Libelltcs .... de mentulagra, morbo rabido et incognito^ (1503),
worin G. seine eigene Syphilis sorgfältig beschreibt. Sein Todesjahr ist unbekannt.
Seine 16 anderen Schriften gehören meistentheils der Astrologie und Gresehichte,
zum Theil auch der Theologie an.
Biogr. mM. IV, pag. 528. — C. H. Fuchs, Die ältesten Schriftsteller fiber die
Lnstsenche in Deutschland von 1495 bis 1510 n. s. w. Göttingen 1843, pag. 1 fif., 382. —
y. Oefele in Allgem. Deutsche Biogr. X, pag. 56. pg],
Grusinow, Ilja G., Professor der Anatomie und Physiologie an der
Universität zu Moskau, wurde 1781 geboren und in der Moskauer geistlichen
Akademie erzogen, absolvirte in Moskau den ärztlichen Cursus 1797, zog dann
nach Petersburg an die medicinisch-chirurgische Akademie und erwarb sieh hier
den Doctorgrad („Diss. de galvanismo ejusque usu in praxi medica*^). In der
Folgezeit hielt er sich, um seine wissenschaftlichen Studien , speciell anatomiscfae,
fortzusetzen, in England, Frankreich und Deutschland auf. Nach seiner Rückkehr
wurde er 1809 Adjunct und 1811 ordentlicher Professor der Anatomie, Physio-
logie und gerichtlichen Medicin an der Universität zu Moskau. Um sich während
des Krieges thätig zu erweisen, ging er 1812 als Corpsarzt zur Armee naeh
Polen und starb 1813 daselbst in Baruni, Grouvemement Wilna, 32 Jahre alt,
am Nervenfieber. Er war ein gebildeter und gelehrter Forscher, er verfasste ausser
seiner Dissertation einige russisch geschriebene Abhandlungen und gab eine „Eng-
lische Grammatik^ (I. Thl., Moskau 1812) heraus; er war auch mit Vorarbeiten
zu einem en glischen Wörterbuche beschäftigt, der Krieg und der Tod' hinderten
die Ausftthrung.
Bleibt er, TU, pag. 361. — Biogr. Lexikon der Professoren und Lehrer der Moskauer
Universität von J755-1855, L Bd., Moskau 1855, pag. 273— 276 (rassisch). j^ gtieda
*6rut, Edmund Hansen G., geboren zu Kopenhagen am 15. Jannar
1831, studirte in Kopenhagen, wo er 1854 das Staatsexamen absolvirte, später
in Paris und Berlin bei verschiedenen ophthalmologischen Professoren, besonders
Desmarres sen. und v. Graefb. Er promovirte 1857 mit einer Abhandlung Aber
den Augenspiegel, war 1859 — 61 erster Assistenzarzt an der chirurgischen Uni-
versitätsklinik des Friedrich -Hospitals, errichtete 1863 die erste vollständige
Augenklinik in Kopenhagen und lehrte die Ophthalmologie als Privatdocent ; alte
jüngeren dänischen Augenärzte sind seine Schüler. Seit 1882 bekleidet er den
neu errichteten Lehrstuhl der Ophthalmologie an der Facultät. Besonders in der
Zeitschrift „Hospitals Tidende^ hat er zahlreiche ophthalmologische Abhand-
lungen publicirt. Petersen.
/Grutinius, Andreas G. , geboren zu Pilzno im heutigen Galizien,
1578 — 1581 studirte zu Krakau Philosophie, war dann eine Zeit lang «1»
Lehrer im Hause des Grafen Andreas v. Tenczyn, Wojwoden von Krakiu,
thätig; Medicin studirte er wahrscheinlich in Padua. 1593 wurde er Professor
r
GRürmiUS. — GÜAINIBRIO. 673
der Medioin in Rrakau und starb daselbst am 29. Ootober 1599 im 37. Lebensr
jähre. Im Jahre 1591 gab er in Padna bei Petras Marinelli eine Schrift
gegen die Paraoelsisten herans, ausserdem erschienen von ihm noch vier Schriften
medicinischen Inhaltes in Krakau, die letzte 1598, sie sind alle lateinisch geschrieben.
K. & P.
Grzymata, Andreas G., auch Andreas de Posnania genannt, geboren
zn Posen in der ersten Hälfte des 15. Jahrhunderts, studirte seit 1442 zu Rrakau,
1445 und 1447 erhielt er die philosophischen Grade, 1454 und 1458 war er
Decan der philosophischen Facultät und 1465 und 1466 Rector der Universität,
sowie Probst an der Nikolauskirche in Krakau. Die Universitätsbibliothek zu
Krakau besitzt zahlreiche Handschriften, welche ihr einst von G. vermacht worden
sind; er starb 1466.
Peter G., vielleicht ein Bruder des Vorigen. Die Bibliothek des Grafen
Thomas Zamoyski in Warschau besitzt ein von ihm herrührendes, auf Papier
geschriebenes Manusoript vom Jahre 1468; von besonderem Interesse ist darin em
Verzeichniss von in der Medicin gebräuchlichen Pflanzen, in lateinischer und
polnischer Sprache verfasst. K, & P
'*' Oscheidlen , Richard G., zu Breslau, ist am 26. Februar 1842 zu
Augsburg geboren, bezog die Universitäten München und Würzburg, wurde 1865
daselbst am physiologischen Institute unter v. Bezold Assistent, promovirte 1867
zu Würzburg und machte im Herbst 1868 das bayerische Staatsexamen in München.
Unmittelbar darauf wurde er Assistent am chemischen Laboratorium der medicinischen
Klinik zu Breslau, trat 1869 an das physiologische Institut zu Professor Heiden-
hain als erster Assistent über, habilitirte sich 1871 in der medicinischen Facultät
als Privatdocent für Physiologie, wurde 1875 Prof. e. o. und 1881 zun^Director
des Gesundheitsamtes in Breslau ernannt. Er gab 1869 den II. Bd. der „Physio-
logischen Untersuchungen aus dem Laboratorium in Würzburg ^ , welche auch
einen Nekrolog seines verstorbenen Lehrers v. Bezold enthalten, heraus, schrieb
1871 eine Schrift: ^Ueber den Ursprung des Harnstoffs im Thierkörper^ .
1875 erschien die erste Lieferung der „Fhysiologischen Methodik", Seit 1879
giebt er die „ Breslauer ärztliche Zeitschrift" heraus. "Red.
/Gnainierlo, Antonio G. , gegen Ende des 14. Jahrhunderts in Pavia
geboren, hatte unter Giacomo della Tobee (JacobusForoliviensis) Medicin
stndirt und sich nach einer Reise durch die Lombardei in seiner Heimath als
Arzt habilitirt. Im Jahre 1412 wurde er hier zum Professor der Medicin ernannt
und im Jahre 1428 folgte er einem Rufe in gleicher Eigenschaft nach Chieri.
Später fungirte er als Archiater am Hofe Amadeus VHL, bereiste Savoyen und
einige Provinzen Frankreichs, wo er überall mit grosser Auszeichnung empfangen
wurde; 1435 begleitete er den Marquis von Montferrat in die Bäder von Acqui,
über deren Heilkräfte er, und zwar als der Erste, eine wissenschaftliche Abhand-
lung verfasst hat und begab sich gegen Ende des Jahres , auf Aufforderung des
Herzogs Amadeus, in die von einer schweren Seuche (Pest) heimgesuchten
Gegenden Savoyens, wo er sich um die Bekämpfung der Krankheit ein grosses
Verdienst erwarb. Im Jahre 1441 kehrte er wieder zu dem Grafen von Mont-
ferrat zurück und begab sich nach dem Tode desselben (1445) nach Turin an
den Hof des Herzogs Ludwig von Savoyen. Ueber seine letzten Lebensjahre und
das Datum seines Todes ist nichts bekannt geworden, wahrscheinlich hat er zuletzt
wieder in seiner Vaterstadt gelebt, wo sich auch sein Grab, mit einem Epi^phium
versehen, findet. Ausser einer grösseren Zahl nur in Manuscripten vorhandener
und nach den Mittheilungen von Bononi, in der Bibliothek von Turin aufbewahrter
Schriften sind von seinen literarischen Arbeiten bekannt: „Practica medicinae"
(Pavia 1481, fol. und 6 weitere Auflagen, die letzte Lyon 1534); femer: „In
nonuni Almansoi-is commentaria etc." (Venedig 1497; 1498) und ein grosses
Biogr. Lexikon. II. . 43
674 GUAINIERIO. — GUARINONIUS.
Sammelwerk „Opus praeclarum ad praxim non medtocriter necessarium*' (Pavit
1518; Lyon 1525), in welchem zahlreiche Monographien über die Erankhdten
verschiedener Organe, femer eine Schilderung der Pest, welche 1435 — 36 in
Savoyen , der Danphinö und Genf geherrscht hat , auch die oben genannte Ab-
handlung „De bcdneia Äquae civitatis anttquisstmae*' u. A. , die firüher zum
Theil einzeln gedruckt erschienen waren, gesammelt sind. G. war einer der
bedeutenderen und aufgeklärteren Aerzte seiner Zeit; in seiner Practica finden
sich viele eigene und darunter manche interessante Beobachtungen.
Bonino, Biografla medica Piemontese. — Dict. bist. II, pag. 642.
Aug. Hirsch.
Gualtierl, Nicola G. , geboren 1688 in Toscana, Professor der Median
in Pisa und seit 1775 Leibarzt des Grossherzogs von Toscana, beschäftigte sieh
viel mit Conchyliologie und besass eine sehr schöne Muschelsammlung, deren
Katalog theilweise erschienen. Er veröffentlichte: „Rißessioni sopra Vorigine
delle fontane** (Lucca 1725), eine polemische Schrift gegen Vallisniebi, und
starb zu Florenz am 25. Februar 1744.
Biogr. m6d. IV, pag. 533. Pgl.
*Guardia, Joseph-Michel G., zu Paris, ist am 23. Januar 1830 zu
Alayor auf Minorca (Balearische Inseln) als Sohn eines Arztes geboren, kam mit
13 Jahren nach Frankreich, studirte fünf Jahre in Montpellier und wurde daselbst
1853 Doctor mit der These: „Sur Vhistoire et la philosophie de Vart**, Nachdem
er acht Monate lang zusammen mit seinem Vater die Praxis ausgeübt, kehrte er
1854 nach Frankreich zurück und wurde 1855 daselbst Dooteur ^-lettres mit der
These: „De medtcinae ortu apud Graecos progressuqtte per philosophiam" . 1864
wurde er in Frankreich naturalisirt , war 8 Jahre lang Biblioth^cairc-adjoint der
Akademie der Medicin und unterrichtet seit 1867 in alten Sprachen, Humaniora,
Literaturgeschichte und Philosophie an verschiedenen Unterrichtsanstalten. Schriften :
„Essai sur Vouvrage de Houarte : Examen de ingeniös para las cieneias** —
„Sur la folie de Don Quichotte" — „De V^de de la folie" (1861) — y^La
Prostitution en Espagne" — „La ladrerie du porc dans Vantiquitd** (1865) —
„La mSdedne ä travers les si^les ; histoire, philosophie*' (1865) — „L'etai
enseignanty dtude de mMecine social^" (Bruxelles 1868) — „Histoire de la
mddecine d'Bippocrate h Broussais et ses successeurs" (1884). Ausserdem
mehrere Schriften über Literatur, Geschichte, Pädagogik, Philosophie, Philologie,
z. B. eine Ausgabe der Commentarien des Julius Caesar: „De hello gallico",
literarische Publicationen im Temps , 4en Revues de Instruction publique, nationale,
germanique, moderne, des Deux-Mondes etc. Er war 10 Jahre lang auch activer
Mitarbeiter der Gaz. mödicale de Paris und veröffentlichte in derselben namentlieh
die Geschichte der Medicin betreffende Aufsätze. Ue6L
-^ Gnarinonius , Christophorus G., aus Verona, lebte gegen Ende des
16. Jahrhunderts, studirte Philosophie und Medicin in Padua, lehrte nach seiner ßflek-
kehr in Verona Philosophie und prakticirte daselbst, bis er von Rudolphll. eines
Ruf als kaiserlicher Rath und Leibarzt nach Prag erhielt, wo er eine Akademie der
Medicin gründete , die wöchentlich in seiner Wohnung eine Sitzung abhielt. G. starb
1602 im vorgerückten Alter. Er schrieb: „Commentaria in prim. libr. Aristo-
telis de historia animalium" (Frankfurt 1601) — „De generatione viventium
etiam nascentium ex piUredine" (Ebenda 1601) — „De principio venartitn^
(Ebenda 1601) — „Gonsilia medidnalia, in quihus universa praseis medica
exacte pertractatur^ (Venedig 1610, Fol.) u. A. Die Breslauer Stadtbibliothek
besitzt das Manuscript eines von G. an Cbato von Kbafftheim über die Pest
zu Prag, 1585, gerichteten Briefes (Haeser, Gesch. der Med.).
Biogr. m6d. IV, pag. 533. — Dict. hiat. II, pag. 645. PgL
Guarinonius, Hippolytus G., Ai*zt und medicinischer Schriftsteller zu
Anfang des 17. Jahrhunderts, seinem äusseren Leben nach sehr wenig gdcaant.
GUiBINONroS. — GÜBLRE. 675
war in Prag als Sohn des kaiserlichen Leibarztes Bartholomaeus (?)0. geboren^
studirte in Padna und erhielt später eine Anstellung in dem königlichen Stift Hall
im Innthale. Die Zeit seines Todes ist unbekannt. Er ist der Verfasser eines Yolumi-
ndsen Werkes, vorwiegend populftr-medicinischer Tendenz, etwa wie Hüfeland's
Makrobiotik, das besonders ftlr die Sitten- und Culturgeschiehte der damaligen
Zeit von Bedeutung ist. Es führt den Titel: ;;Z>ie Qrewd der Verwilstung
Menschlichen Geschlechts, In sieben vnterschiedliche Bücher vnd vnvermeidliche
Hauptstücken sampt einem lustigen Vortrab abgetheilt u. s. tv.^ (Ingolstadt'
1610, Fol.). Auch schrieb er noch: „Discursus, documentum et opinio de thermis
Fabariensibus^ — „Hydroenogamia triumphans^, sowie eine: „Ghylosophia
academica**,
J. Franck in Allgem. Deutsche Biographie. X, pag. 81^ Cr.
Gnastavini (Güastavigno) , Giulio G. , stammt aus einer Genuenser
Patricierfamilie und war zu Anfang des 17. Jahrhunderts erster Professor der Medicin
in Pisa. G. ist Anhänger Bbissot's und seiner Lehre vom Aderlass. Seine: „Libri
locorum de medicina selectorum" erschienen Lyon 1616 und Florenz 1625.
Biogr. m6d. IV, pag. 534. Pgl.
Ouattani, Carlo G., bedeutender Chirurg des 18. Jahrhunderts, geboren
am 30. April 1707 zu San Bartolomeo Bagni (Novara), studirte im Alter von
16 Jahren Medicin in Rom und besuchte zu seiner speciellen Ausbildung in der
Chirurgie das Hospital Santo Spirito. 1738 erhielt er die Erlaubniss, chirurgische
Praxis zu treiben und 1742 wurde er als Nachfolger von Giovanni Pieteo Gai
dirigirender Arzt am genannten Hospital. 1745 veröffentlichte er seine erste
Arbeit über zwei Fälle von Aneurysma (Rom 1745), ging dann nach Paris,
wo er 18 Monate blieb, Mitglied der Acadömie royale de Chirurgie und
correspondirendes der Acad^mie des sciences wurde. Dann machte er Studien-
reisen durch Italien und befreundete sich mit Bertrandi in Turin, Molinelli
in Bologna und Morgagni in Padua. Nach segensreicher Thätigkeit als Lehrer
und Operateur in Rom starb er 1771 im Alter von 64 Jahren an Leberleiden
und Ascites, nachdem er wenige Tage vor seinem Tode noch punctirt war.
Das bedeutendste Werk G.'s ist betitelt: „De externis aneurysmatibus manu
chirurgica methodice pertractandis etc.^ (Rom 1772, 4.), worin er die Therapie
der Aneurysmen durch Empfehlung der systematischen Compression sehr wesentlich
bereichert hat. Femer hat sich G. durch Verbesserung der Oesophagotomie
verdient gemacht, beschrieben in : „Mim, sur V oesophagotomie" (M6m. de TAcad.
roy. de chir. UI, pag. 351). Er beschrieb auch einen Fall von Echinococcus
'hepatis: „Observation anatomique sur une grande quantitd d^hydatides sorties
d*une tumeur survenue ä la r^gion du foie" (Acad. roy. des sciences de Paris
1767, pag. 44).
Dict. hist. II, pag. 646, 647. Pgl.
Gubler, Adolphe G. , hervorragender Pharmakolog und Professor der
Therapie in Paris, geboren am 5. April 1821 in Metz, beschäftigte sich schon
als JUngling während seines Aufenthaltes bei einem Oheim , einem Militärpharma-
ceuten in Rocroy, viel mit Botanik, studirte von 1841 ab Medicin in Paris,
wurde auf TroüSSEAu's Veranlassung ärztlicher Reisebegleiter eines in Folge einer
Duellaffaire melancholisch gewordenen jungen Mannes , von dem er in einem Anfall
von Manie zu Mailand bdnahe erschossen worden wäre. Er musste an den er-
littenen Verletzungen, deren Folgen er sein übriges Leben hindurch nie ganz
verwunden hat, im Hospital zu Mailand fast ein Jahr lang zubringen. 1849 pro-
movirte er in Paris mit der These: „Des glandes de Mdry (vulgairement de
Cooper) et de leurs maladies chez F komme" , wurde dann Arzt am Hospital
Beaujon, 1850 Chef de clinique bei der medicinischen Facultät und Arzt des
Bureau central des hopitaux; 1852 erhielt er den Preis von der Acadömie des
43*
676 GUBLEE. — GÜDDEN.
scieiiBes und wurde Vioeprftsident der Sooiötö de biologie, deren Mitglied er seit
ihrer Begründung 1848/49 gewesen war; 1853 vertheidigte G. seine elassisebe
Th^se d'agr^gation tiber Cirrhose, wurde 1865 Mitglied der Aesdtoiie de
mödeoine und 1868 zum Professor der Therapie an der medidnisehen Faenltilt
zu Paris ernannt, in welcher Stellung er bis zu seinem Ableben am 20. April
1879 verblieb. Die von G. veröffentlichten Arbeiten lassen sich in drei Gmppeh
sondern: 1) In solche, die sich auf dem Gebiet der Biologie bewegen. Dahin
gehören seine in der Soci6tö de biologie zuerst vorgetragenen Abhandinngen Aber
Pflanzen-Pathologie, so: „Mimoires 8ur les galles*' — i^^^^ l^ tumeurs des
pommiers" — „Sur Vexistence Sun nauveau Champignon dans les olives
malades" — „Sur la maladie du blS** — „Le nanisme v^gital eic.^ (Paris
1848 u. 49), femer die eigentlich anatomischen und physiologischen Arbeiten, wie
seine oben citirte Dissertation, die Abhandlungen betitelt: „Sur Vexistence des
glandules mudpares dans la vSsicule du fiel" — w^Swr la contractüüe des
veines" — „Sur la pr4sence du sucre dans la lymphe etc,*^, 2) In die Gruppe
der Arbeiten auf dem Gebiete der klinischen Medicin , von denen wir folgende
nennen: „Mim, sur une nouvelle affection du foie liie h la Syphilis hSriditaire
chez les enfants du pr emier dge" (Paris 1852) — „Mim, sur Victhre gut
accampagne guelquefois les iruptions syphiliHques pricoces*' (Ebenda 1854) —
„De Vhjimipligie alterne" (Ebenda 1856) — „Mim. sur Vangine maligne gangri-
neuse" (Ebenda 1857) — „Etudes sur Vorigine etc. de la muc^dinie du mvguet
(oidium albicans)" (Paris 1858) und zahlreiche andere Abhandlungen Aber Para-
lysen bei acuten Krankheiten, tlber Cholera, über Icterus — G. unterscheidet
zuerst zwischen hämotogenem und hepatogenem Icterus — über Epistaxis uterina.
Endlich 3) in die Gruppe der pharmakologischen Arbeiten, welche die eigentiiche
Bedeutung G.'s ausmachen. Die meisten kleineren über Aconitin, Bromkali, Calabar,
Chloral, Curare, Cinchonin etc. sind in dem von ihm selbst herausgegebenen
Journal de th^rapeutique veröffentlicht. Die Titel der grossen Werke sind:
;, Commentaires thirapeutiques du codex medicamentarius au histoire de Vaction
physiologique et des effets thirapeutiques des midicaments inscrits dans la
pharmacopie frangaise" (Paris 1868; 2. 6d. 1873-74), von der Acadömie
des Sciences mit dem Chaüssier - Preise gekrönt. „Le^ons de thirapeutique
faites h la Faculti de midecine de Paris. Becueilles et publiies par Dr.
F. Leb l an c" (Ebenda 1879); endlich „Cours de thirapeutique professi a
la Faculti de midecine" (Paris 1880, herausgegeben nach G.'s Tode von
Dr. Bordier).
Union m6dic. T. XXVUI, pag. 13—20. — Gaz. m6d. de Paria 1879, pag. 317.
341. — Index-Catalogue V, pag. 640. p j
Guckenberger, Ludolf G., geboren 1762 am 23. Juli, promovirte 1784
in Göttingen, war von 1787 — 93 Arzt in Taurien (Südrussland) und dann Gen«al-
arzt der Haunover'schen Armee, trat später wieder in russische Dienste und wurde
Assessor des kaiserlichen Mediciual-CoUegiums in Petersburg. Nach Deutschland
zurückgekehrt, starb G. in Stuttgart am 6. Februar 1821 am Zungenkrebs. Er
schrieb: „De ligatura fisiularum ani" (Göttingen 1784) — „Sammlungen
medicinischer und chii'urgischer Original- Abhandlungen aus sämmtlichen Jahr-
gängen des Hannoverschen Magazins von 1750 — 1786" (3. Theile, Hannover
1786—87).
Biogr. m6d. IV, pag. 534. — Dict. hist. II, pag. 647. Pgl.
*Gudden, Bernhard von G., in Cleve am 7. Juni 1824 geboren,
Studirtc in Bonn, Berlin und in Halle, wo er 1848 promovirt wurde. Nachdem
er von 1855 das Directorat der unterfränkischen Landes-Irrenanstalt in Wemeck
bekleidet hatte, wurde er 1869 als Professor der Psychiatrie nach Zürich, 1872
in die gleiche Stellung nach München berufen, wo er als Obermedicinalrath und
Director der Kreis-Irrenanstalt noch wirkt. Schriften: „Beiträge zur Lehre
^ GÜDDEN. — GUENEAU. 677
von den durch Parasiten bedingten Hantkrankheiten" (Stuttgart 1855) — „Bei-
trag eur Lehre von der Scabies'' (Wtiraburg 1863) — „Eotyperimentelle Unter-
suchungen über das Schädelwacksthum" (München 1874) — „Experimentell-
anatomische Untersuchungen über das periphere und centrale Nervensystem"
(Arohiv f. Psychiatrie). Wernich.
Gueldenstaedt , Anton Johann ö. , Dr. med. und russischer Arzt,
berühmt als Naturforscher und Geograph, geboren am 29. April 1745 in Riga,
promovirte bereits im Alter von 22 Jahren an der Universität zu Frankfurt a. d. 0.,
wurde dann Professor der Naturgeschichte und Mitglied der Akademie der Wissen-
schaften zu Petersburg, auf deren Empfehlung er die durch Kaiserin Katharina II.
veranlasste wissenschaftliche Expedition nach dem südlichen Russland in Begleitung
von S. G. Gmklin von 1768 — 75 mitmachte. Leider konnte G. die Resultate
seiner Beobachtungen nicht mehr selbst veröfiFentlichen. Er starb, erst 36 Jahre
alt, am 23. März 1781 an einem bösartigen Petechialtyphus. Sein Hauptwerk
sind die: „Reisen durch Russland und im kaukasischen Gebirge" (2 Bde.,
St. Petersburg 1787, 1791, herausgegeben von Peter Simon Pallas).
Biogr. m6d. IV, pag. 534—536. ^ Pgl.
öuteeau de Mussy, Vater, Sohn und Neffe, zu Paris. — Der Erstere,
Franko! s G. deM., war am 11. Juni 1774 zu Semur im Auxois geboren, be-
suchte vom Jahre IV der Republik an die polytechnische Schule, wurde darauf
Mediciner und 1803 mit der Diss. : „8ur la premi^.re Sruption des menstntes etc."
Doctor, übte eine Zeit lang die Praxis in der Stadt Chälon aus, wurde 1814
zum Leibarzt des damaligen Prinzen, späteren Königs Charles X. und der
Herzogin von Bourbon und 1815 zum Director der ficole normale ernannt, die
er mit grossem Tact bis zu ihrer Auflösung im Jahre 1822 leitete. Er übernahm
darauf wieder ärztliche Praxis* und wurde 1826 Arzt des Hötel-Dieu, nachdem er
bereits 1823 Ehrenmitglied der Akademie der Medicin geworden war. Hier war es,
wo bei wichtigen Diacussionen sein gediegenes Wort zu hören war und er von
Beinen langjährigen Erfahrungen Runde gab. Als Schriftsteller hat er sich sonst
nicht bekannt gemacht. Sein Tod erfolgte am 30. April 1857.
Fr6d. Dubois in M^moires de l'Acad. impör. de m6dec. T. XXIH, 1859, pag. I.
G.
*Henri G. de M. , Sohn des Vorigen, wurde 1844 in Paris Doctor
mit der These: „De Vapoplexie pulmonaire". Er ist Hospitalarzt, Mitglied des
College of Physicians in London und der Akademie der Medicin in Paris. Er
schrieb : „ The history of the case of poisoning by lead, which lately occurred
at Claremont, with observations ^ in a letter to W, R, Wilde" (Dublin Quart.
Joum. 1849) — „Äpergu de la thSorie du germe contage; de Vapplication de
cette thdorie ä V Ätiologie de la filvre typholde etc.." (Paris 1877).
*No6l-Fran9ois-Odon G. de M. ist zu Paris am 6. November
1813 geboren, war daselbst ein Schüler von Chomel, Dupüyteen, Velpeau,
wurde 1839 Doctor, 1842 M6decin des höpitaüx, schrieb 1844 die Concurs-
These : „Des causes de la fihrre hectique^ et de son traitement" und wurde
1847 Prof. agrög^ libre der Facultät und Mitglied der Akademie der Medicin.
Von seinen Schriften sind anzuführen : ;, Traitd de V angine glandtdeuse et obser-
vations sur Vaction des Eaux-Bonnes dans cette affection, etc," (1857) —
„Legons cliniques sur les causes et le traitement de la tuberculisation pul-
monaire, faites ä VHotel-Dieu (1859)^ etc," (1860) — „Deux legons de patho-
logie g4n4ral€" (1863) — „Glinique mddicale" (2 voll., 1874 — 75) — Contribution
h Vhistoire des abc^ du foifi" (France mödie. 1875) — „Recher ches histnriques
et critiques sur VStiologie et la prophylaxie de la filvre typhoide" (1877).
Dazu zahlreiche Aufsätze in Zeitschriften, z. B. : „Sur Vadt^nopathie IracMo-
bronchique" — „Sur les endeunoses ou offections herpdtiques internes" u. s. w.
Bed.
678 GUfeUOT. — GÜENTHEB.
*GiL6niot, Alexandre G. ^ za Paris , ist am 8. November 1832 zu
Bign^court (Yosges) geboren, stndirte hauptsilchlich in Paris, wo er 1862 mit
der These: rjDe certames ^ruptions düea mtliatres et scarlatiniformes da
femraes en cauche, ou de la scarlatinoide putrp4rale^ Doctor wnrde. Er ww
ein Schüler von Depaul, wurde Chef de clinique obstetrioale, nahm an mehreren
Concursen Theil, für welche er die Thesen: „Des vomüsementa incoerciUes
ptndant la grossesse" (1863) — „ParallUe entre la c^phalotripste et Papdra-
tion cisarienne** (1866) schrieb und wurde 1869 zum Professeur agr6g6 för du
Fach der Geburtshilfe, die er, ebenso wie die Gynäkologie und Kinder-Chirurgie,
seit 1862 ausübt, ernannt. Weitere Arbeiten von ihm sind: „De la d^ivrance
dans V avortement" (1867) — „Des luxationa coxo-f^orales, sott cong^italesj
soit spontandes, au point de vue des accouchements" (1869) — „De Vopita-
tion cdsarienne h Paris et des modifications gy!elle comporte dans son exS-
cution" (Bull. g6n. de th6rap. 1870) — „De Pallongement oeddmaieux avec
prolapsus du col utSrtn pendant la grossesse et V accouchement^ (1872) —
„Sui- les fistules urinaires de Vombüic etc," (Bull. g6n. de th6rap.) — „Clinique
d^accouchements. Legons faites ä Vhop. des cliniques. Recueillies par M, le
Di\ Chantreuil^ (Gaz. des höp. 1873) — ;, Orossesse et traUmatisme canstdem
dans leurs rapports mutuels^ (1876). Ausserdem mehrere Aufsätze über Fibroide
des Uterus, ein neues diagnostisches Hilfsmittel bei denselben und ein neueR
Verfahren ihrer Entfernung , über die Behandlung der Oberschenkel-Fractoren bd
Neugeborenen u. s. w. j^^^
ßuensburg, Friedrich G. , zu Breslau, war daselbst am 13. Juli 1820
geboren, studirte auch auf dortiger Universität und wurde 1841 Doctor mit der
Diss. : „Tentamen physiognomicae pathologicae specialis". Er verfasste die
folgenden gediegenen und geschätzten Schriften: „Studien zur Pathologie'^, auch
u. d. T. : „Die pathologische Gewebelehre" (2 Bde., Leipzig 1845, 48) —
„Mittheilungen über die gegenwärtige Epidemie der asiatischen Cholera^
(Breslau 1848) — „Orundriss der pathologischen Entwickelungsgeschichte^
(Leipzig 1848) — „ Untersuchungen über die erste JEntwickelung verschiedener
Oewebe des menschlichen Körpers" (Berlin 1854, m. 4 Taff.) — „Die Epithelial'
gewebe des menschlichen Körpers" (Abhandl. der Leopold. -Carol Akad. d. Naturf.^
1854, m. 1 Taf.) — „Handbuch der spedellen Pathologie und Therapie. Thl, 2.
Klinik der Kreislaufs- und Athmungsorgane" (Breslau 1856). Auch begründete
er die y^Zeitschrift für klinische Medicin" und gab davon Jahrg. I — X (1850 — 59)
heraus. Er habilitirte sich 1859 als Privatdocent an der Universität; jedoch
schon wenige Monate später, am 29. Juli 1859, erfolgte der Tod dieses Forschers,
dessen Anfänge so viel versprechend gewesen waren. ^^^
/ Guenther, Johann G. von Andernach (Guinterius, Guinterus,
Guintherius, Guintherus Andernacus, Gonthier d'Andernach), hiess
von Hause nur Gu£NTH£R und legte sich, der Sitte seiner Zeit entsprechend, den
Zunamen von Andernach, nach seiner Geburtsstadt, bei. Er erblickte das Lieht der
Welt im Jahre 1487. Mit Glücksgütem war er von Hause aus nicht gesegnet, daf&r
aber mit hervorragenden Geistesfähigkeiten und eifrigem Fleisse. Im 12. Lebensjahre,
nachdem er die Schulen seiner Vaterstadt besucht hatte, begab er sich nach Utrecht,
wo er humanistische Studien trieb und namentlich das Griechische studirte. Von WoU-
thätern unterstützt, begab er sich nach Deventer imd später nach Marburg, um
sich in der Philosophie und Physik auszubilden. Durch seine Gelehrsamkeit rasdi
berühmt geworden, erhielt er einen Ruf nach Goslar als Rector der dortiges
Schulen. Bald darauf berief ihn die Stadt Löwen als Professor der grieehischea
Sprache. Hier lehrte er zahlreichen Schülern , zu denen Vksal und Sturm zählten.
Aber auch in dieser Stellung litt es ihn nicht lange, denn durch ein überwind-
liches Sehnen, sich dem Studium der Medicin zu widmen, begab er sieh 1525
auf die Universität nach Paris. Im Jahre 1528 wurde er hier Magister und 1530
GUENTHER. 679
erhielt er die Würde eines Pariser Doctors. Er widmete sich hierauf namentlich
dem Studium der Anatomie und waren in dem Fache Rondblbt, sowie Vssal
seine Schttler. In Paris lächelte G. das Glück. König Franz I. nahm ihn unter
die Zahl seiner Aerzte auf, seine CoUegen schätzten und achteten ihn und zahl-
reiche Kranke suchten seine Hilfe auf. Er gefiel sich so gut in seiner Stellung
2U Paris, dass er einen Antrag des Königs Christian Hl. von Dänemark, der
ihn als Arzt an seinen Hof ziehen wollte , ablehnte. Trotzdem aber sah sich G. doch
als Lutheraner gezwungen, Paris zu verlassen. Er begab sich nach Metz und bald
darauf nach Strassburg. Die Vertretung der letztgenannten Stadt nahm ihn sofort
in die Gilde der Bürger auf und bekleidete ihn mit der Lehrstelle des Griechischen.
Intriguen, sowie Widerwärtigkeiten mannichfacher Art veranlassten aber G., diese
Lehrstelle niederzulegen und sich vollständig seiner grossen ärztlichen Praxis zu-
zuwenden. In den Strassburger Aufenthalt fallen mehrere grosse Reisen, die er
nach Deutschland und Italien unternahm. In sein neues Heim wieder zurückgekehrt,
nahm er von Neuem seine ärztliche Praxis auf sowie ' seine literarische Thätigkeit.
Wie hoch G. von seiner Zeit geschätzt und geachtet wurde, lässt sich daraus
entnehmen, dass er von Ferdinand I. geadelt wurde. Er starb, hochbetagt,
am 4. October 1574, 87 Jahre alt, zu Strassburg. G. war ein sehr tüchtiger
Anatom, wenn er auch nicht die Bedeutung erreichte wie Vesal. Seine anato-
mischen Ergebnisse veröffentlichte er in den: „Anatomicarum institutwnum,
secundum Galent sententium , libri quatuor^ (Paris 1536; Basel 1536; Venedig
1538; Padua 1558). Er war ein sehr guter Osteolog und Myolog, wenn er sich
auch zu sehr an Galenus lehnte. Sehr gut sind auch seine Beschreibungen des
weiblichen Beckens und des Uterus, sowie der Scheide. Von G. rührt auch ein
„Gynaedcorum commentartus, de gravidarum , parturienttum, puerperarum et
tnfantium cura etc.*^ (Strassburg 1606) her, in dem er als ein för seine Zeit
erfahrener Geburtshelfer auftritt. Er schrieb auch über die Pest: „Avis, rigime
et ordonnance pour confiaitre la peste etc.^ (Strassburg 1564, 4. und 1610, 8.)
und über Heilquellen : „ Commentartus de balneis et aquts medtcatis in tres
dialogos distinctus^ (Strassburg 1565). Die Zahl der von ihm veröffentlichten
Werke ist eine grosse. Er fand nach seinem Tode mehrere Biographen, so in
Melchior Adam, P. Niceron, Joecher, Eloy, George Calamiüs (Strassburg
1575, 4.), Louis Antoine Prosper, Herissant (filog. bist, de Jean Gonthier
d'Andernach m6decin ordinaire de Fran^ois I. etc., Paris 1765).
Biblioth. univ., XVIII, pag. 83. — Biogr. m6d. IV, pag. 48 1. Kleinwächter.
ßuenther , Daniel Erhard G. , zu Duisburg , war in Solingen am
11. Juni 1752 geboren, studirte in Duisburg und Göttingen, wurde am erst-
genannten Orte 1772 Doctor mit der „Diss. inaug, sistens signa ex lingua"
(anch in Schlegel's Thesaur. semiot. pathol.. Vol. III, 1802), machte dann Reisen
nach Wien, Strassburg, Berlin und London, wurde Doctor legens in Duisburg,
prakticirte einige Zeit in Frankfurt a. M., wurde 1778 Prof. ord. der Medicin in
Duisburg und bekleidete diese Lehrstelle über 40 Jahre, bis zu der im Jahre 1818
erfolgten Aufhebung jener Universität. Er widmete sich von da an mit vollster
Uneigennützigkeit wieder ganz der ärztlichen Praxis. Als Schriftsteller war er nur
wenig thätig, indem von ihm nur herrührt: „Cerebri et nervorum distributionis
expositio^ (Duisburg 1786), zu deren deutscher Uebersetzung (Ebenda und Düssel-
dorf 1789) durch H. W. Pottgiesser er Zusätze lieferte. Auch hatte er Antheil
an der Inaug.-Diss. von C. W. Krummacher (1790) und war Verfasser der Diss.
von C. J. Carstanjen y^De origine bilis cysticae" (Duisburg 1785, 4.). Er hatte
das Glück, sein 50- und ßOjähriges Doctor-Jubiläum zu begehen und starb am
11. August 1834. Die von ihm binterlassene Sammlung pathologischer und physio-
logischer Präparate kam durch Schenkung der Erben in den Besitz der medic-
chirurg. Lehranstalt zu Münster.
Neuer Nekrolog der Deutschen. Jahrg. 12, 1834, II, pag. 599. — Callisen, Vll,
pag. 485; XXVIII, pag. 303. G.
680 6ÜENTHEB.
Guenther, Johann Jacob G., zu Cöln am Rhein, war am 19. Februar
1771 zu Neviges bei.Elberfeld geboren als Sohn emes Wundanetes, war anfi&nglieh
Elementarlehrer, stndirte von 1788 an in Marbnrg unter den kümmerlichsten
Verhältnissen Theologie, wurde 1794 Hilfsprediger in Oberkaasel, entsohloss sich
aber 1797 zur Medioin ttberzugehen, die er auf der kuroölnischen UniYersitftt Bonn
und von 1799 an in Marburg studirte, wo er 1801 mit der Dias. „Nunnullos
aphorismos de a'erts in corpus humanum effectu continena, nee nan de meAodo
exinde orta, species gastum vartas in morbis applicandi" Dootor wurde. Der-
selben folgte sehr bald eine „Darstellung einiger Resultat, die aus der An-
Wendung der pneumatischen Chemie auf die praktische Arzneikunst hervor-
gehen; u. 8. w," (Marburg 1801). Nach Oberkassel zurückgekehrt, gab er der
literarischen Beschäftigung, den Vorzug vor der Praxis und seine „ Geschichte der
Vaccine und ihrer Impfung, u, s. w." (Cöln 1802) trug viel zur aUgemeinen
Einführung derselben bei. Einen vortheilhaften Ruf, als Militärarzt in russische
Dienste zu treten, lehnte er ab und schrieb : „Etwas über den Werth des warmen
Badens, nebst einigen Bemerkungen \über das Luftbad u, s. w. ^ (Frankfurt a. M.
1804) — „Ueber sogenannte Vorbauungsmittel; als Beitrag zur Ausrottung
diätetischer Vorurtheäe" (Cöln 1805) — „Kurze Uebersicht und Würdigung
der vorzüglichsten, bisher in der Lustseuche versuchten Heilmittel; u. s. tr.*
(Frankfurt a. M. 1807). Er war 1805 nassauischer Amtsphysicus in Deutz
geworden; indessen auch hier blieben wissenschaftliche Arbeiten in verschiedenen
Zeitschriften, die ihn selbst mit Goethe in Verbindung brachten und ihm einen
Besuch desselben verschafften, seine Hauptbeschäftigung und Hessen ihn seine
drückende finanzielle Lage weniger fühlen. Im Jahre 1808 siedelte er nach Cöln
über, kehi*te aber 1814 nach Deutz zurück, wo er während der provisorischen
Verwaltung des Herzogthums Berg durch die alliirten Mächte Oantons-, später
Ereisphysicus bis 1817 war, um dann seinen Wohnsitz wieder nach Cöln zu ver-
legen. Schriften, die in diese und die nächste Zeit fallen, waren: „Einige
Bemerkungen über die jetzt herrschende Fieherform" (Cöln 1814) — „ Ueber
die medicinische Anwendung des Zuckers** (Ebenda 1816) — „Architektonischer
Orundriss der medicinischen Disciplinen; Zu Vorlesungen entworfen^
(Ebenda 1819) — ^Revision der Kriterien, .... zur Entscheidung der Frage
, ... ob todtgefundene Neugeborene eines natürlichen oder gewaltsamen Tode*
gestorben seien? u. s. w.^ (Ebenda 1820). Im Jahre 1821 wurde er in Cöhi
Medicinalrath und Mitglied des Medicinal-Collegiums der Herzogthttmer Jülich,
Cleve, Berg, nach dessen Auflösung 1823 auf Wartegeld gesetzt, 1825 aber zum
Regierungs-Medicinalrath in Trier designirt, auf welche Stelle er jedoch, gegen
Entschädigung, Verzicht leistete. Von seinen überaus zahlreichen Arbeiten, unter
denen sich bis zum Jahre 1830 allein gegen 70 Aufsätze in Zeitschriften und
zahlreiche Artikel in dem, Berliner Encyclopädischen Wörterbuche der medicinischen
Wissenschaften befinden, führen wir nur folgende an: „Einige vorläufige Be-
merkungen über Colin und seine Bewohner in medic. physischer Hinsicht u, s. tr.*
(Cöln 1824) — „Ueber Lußreinigung in Zimmern und Krankensälen** (Aachen
1826) — „ Versu^ch einer medic. Topographie von Cöln am Rhein u. s. «?.**
(Berlin 1833) — „Natur und Kunst in Heilung der Krankheiten*' (Frank-
furt a. M. 1834) — „Ueber Vorzeichen der Witterung u. s. w.'' (Cöln 1834) —
„Die Atmosphäre und ihre vorzüglichsten Erscheinungen u. s. w.** (Frankfurt
1836) — „Ueber nachtheilige Umänderung und Verfälschung des Cydersy
Branntweins y Thees^ Kaffees u. s. w,^ (Cöln 1836) — „Ueber Selbstentzün-
dungen u. s. tc.^ (Frankfurt a. M. 1837) — „Kurzgefasste Darstellung einer
allgemeinen statistischen Uebersicht über das Verhähniss der Geburten und
Sterbefälle zu den Lebenden" (Cöln 1847). Lebensmüde, mit sich und der Welt
zerfallen, schied er aus dieser am 13. Juli 1852, nachdem er einer der frucht-
barsten medicinischen Schriftsteller gewesen, der sich fast in allen Fächern der
Wissenschaft und Kunst nicht ohne Erfolg versucht hatte.
GÜENTHER. 681
Merrem in Med. Zeitung, herausgeg. von dem Verein ftlr HeDknnde in Prenssen.
1852, pag. 224 — Callisen, VII, pag. 486; XXVin, pag. 305. — Engelmann, pag. 207;
Supplem. pag. 88. Gr.
Günther, Onstay Biedermann G., geboren am 22. Februar 1801
SU Schandau a. E., studirte, in der Fürstenschule zuPforta vorgebildet, von 1818
ab zu Leipzig Medioin und erwarb, nachdem er vom Juni 1819 bis zum October
1820 mit dem Omithologen Thiensmann eine naturhistorisohe Reise durch Nor-
wegen und Island gemacht hatte, 1824 zu Leipzig die Doctorwürde nach Ver-
theidigung seiner Inaug.-Diss. : „Analecta ad anatomiam fangt medullaris^. Von
1825 ab war er Assistent an der unter Fbicke's Leitung stehenden chirurgischen
Abtheilung des allgemeinen Ej-ankenhauses zu Hamburg. Im Jahre 1829 liess er
sich als praktischer Arzt in Hamburg nieder und begrtlndete daselbst 1831 ein
orthopädisches Institut, das sich bald einen guten Ruf erwarb, aber von 6. wieder
aufgegeben wurde, da er von den Erfolgen der orthopädischen Thätigkeit nicht
befriedigt wurde. Vom August 1837 an war er als Professor der Chirurgie in
Kiel thätig, vom October 1841 ab aber bis zu seinem am 8. September 1866 an
der Cholera erfolgten Tode als solcher an der Universität zu Leipzig. G. zeichnete
sich durch Reinheit des Charakters, Biederkeit und Liebenswürdigkeit seines Wesens,
bei grosser Bescheidenheit, Pflichttreue und echter Menschenfreundlichkeit , nament-
lich auch seinen Kranken gegenüber, in hohem Grade aus. Er verband mit einem
umfass^den Wissen ein sehr reges Streben, die Fortschritte der Wissenschaft sich
anzueignen. Ausserdem war er höchst freisinnig und trat mit grosser Entschieden-
heit fOr Hebung, des ärztlichen Standes auf. Zur Erreichung des letztgenannten
Zweckes gab er im Vereine mit den DDr. Millies, Müller, Sonnenkalb und
dem Unterzeichneten in den Jahren 1848 , 49 und 50 das ärztliche Reformblatt
für Sachsen heraus und stellte sich mit den Genannten 1850 an die Spitze der
Bestrebungen' zur Begründung einer Wittwen-, Waisen- und Invalidencasse ftlr
Aerzte, Wundärzte, Thierärzte und Apotheker im Königreich Sachsen und den
angrenzenden Herzog- und Fürstenthümem, welche zum grossen Theile durch G.'s
persönliche Thätigkeit einen überaus günstigen Erfolg hatten, so dass dieses
segensreiche Institut, noch jetzt seine Thätigkeit in erfreulichster Weise entfaltet.
Endlich ist in dieser Hinsicht noch zu erwähnen, dass G. durch die von ihm
veranlasste Verschärfung der Erfordernisse für das Studium der niederen Chirurgie
znr Verminderung dieses Heilpersonals wesentlich beigetragen hat. Als Chirurg
war G. mehr durch sehr sorgfältige, auf eingehende Berücksichtigung der anato-
mischen Verhältnisse sich stützende Untersuchung und eine einfache Therapie aus-
gezeichnet, als durch seine Thätigkeit als Operateur. Bezeichnend für G.'s thera-
peutische Richtung ist seine Vorliebe für Anwendung frischer und freier Luft bei
Behandlung von Verwundeten und Operirten. Er liess die Kranken in ihren Betten
aus den zu ebener Erde gelegenen Krankensälen in einen Schuppen — die soge-
nannte Luftbude — rollen, wo sie vor den Unbilden der Witterung geschützt,
aber dem ungehinderten Zutritt der Luft ausgesetzt waren. G.'s hauptsächliche
Bedeutung aber liegt in seiner Wirksamkeit als Lehrer, bei welcher er unermüd-
liche Thätigkeit mit der grössten Gewissenhaftigkeit verband und sowohl in der
Klinik, als auch bei seinen Operationscursen bemüht war, seine Schüler zu denkenden,
vor Allem mit den häufigsten Vorkommnissen der gewöhnlichen Praxis vertrauten
Aerzten auszubilden, wobei er jedoch den Anforderungen der rationellen Wissenschaft
stets gebührend Rechnung trug. — Die literarische Thätigkeit G.'s war vorzugs-
weise auf die chirurgische Anatomie und die Operationslehre gerichtet. Die diesen
Disciplinen angehörenden, von ihm veröffentlichten Schriften sind sämmtlich mit
guten Abbildungen versehen und zeugen von ausserordentlichem Fleisse, leiden
aber zum Theil an Mangel einer Kritik, indem veraltete imd unbrauchbare Methoden
neben wirklich brauchbaren ohne genauere Bezeichnung ihres Werthes aufgeführt
werden. Die von G. veröffentlichten Schriften, von denen die drei ersten in Hamburg ,
die übrigen, mit einer Ausnahme, in Leipzig erschienen sind, sind folgende:
682 6ÜENTHER.
„Desruelles über die Behandlung ohne Quecksilber bei venerischen J^rank-
heiten; in deutscher üebersetmtng, mit einer Vorrede von Fr icke" (1829) —
„ Chirurgische Anatomie in Abbildungen ; 'Heft 1 und 2 : Knochen^ und Muskel^
lehre" (1838 — 1840) — „Das Handgelenk in mechanischer, anatomischer und
chirurgischer Beziehung" (1841) — „Bemerkungen über die Verkrümmungen des
Bückgrats und besonders über die Mittel, denselben vorzubeugen" ; aus Pfaff's
praktisehen und kritischen Mittheilangen (Kiel 1839) — „Operationslehre am
Leichnam, für Studirende u. s, w" (1843, 44) — „Die Verrenkung des ersten
Daumengliedes nach der Bückenseite" (1844) — „Nonnulli de extemo aquae
in morbis chirurg, usu aphorismi" (1844) — „De indicatione ad trepanationem
in capitis laesionibus expositio" (1846) — ^Nonnulla de rabie canina in
hominihis" (1848) — „De difficultate, qua haemorrhagiae traumaticae interdum
sistuntur" (1850) — »-Der hohe Steinschnitt seit seinem Urspruhge bis zu
seiner jetzigen Ausbildung" (1851) — „De curando aneurysmate per com"
pressioneni arteriae" (1852) — »Die Lehre von den blutigen Operationen am
menschlichen Körper in Verbindung mit Bitterich, Streubel, B. Schmidt,
Berger, Coccius, Hennig, J, Kühn, Wendt" (7 Abthl., 1853 — 66,
unvollendet) — „Leitfaden zu den Operationen am menschlichen Körper"
(3 Thle., 1859 — 65) — ;, Ueber den Bau des menschlichen Fusses und dessen
zweckmässigste Bekleidung" (1863).
Allgemeine Deutsche Biographie. Bd. X. Winter.
Guenther, August Friedrich G. , zu Dresden, daselbst im Jahre
1806 geboren, bereitete sich durch Privatunterricht auf das Studium der Heilkunde
vor, welchem er seit 1823 an der dortigen chirurgisch-medicinischen Akademie
unter Seiler, v. Ammon, Choülant, Pech u. A. oblag. 1826 trat er als Com-
pagoiechirurg in das sächsische Militär ein, wurde 1836 Bataillonsarzt II. CL,
1838 zu Leipzig Dr. med. mit der Diss. : „De cavttatis tympani et panium
adhaerentium genest in hominibus" (4.), 1840 Bataillonsarzt I. Cl., 1844
Regimentsarzt und in demselben Jahre Professor der Anatomie und Physiologie
an der obengedachten Akademie, welche bis zum Jahre 1864 bestand. Er
schrieb um diese Zeit noch: „Quaedam de hermaphroditismo" (Dresden 1845,
c. tab.) und „Commentatio de hermaphroditismo cui adjectae sunt nunnullae
observationes" (Ebenda 1846, c. 2 tabb.). 1850 wurde er zum Generalstabsarzt
der kgl. sächsischen Armee ernannt und nahm 1870 eines Blasensteinleidens
wegen, welches im Jahre 1871 seinen Tod herbeiführte, seinen Abschied. Sein Leben
ist unermüdliche und erfolgreiche Arbeit gewesen. In weiteren Kreisen ist er durch sein
„Lehrbuch der allgemeinen Physiologie des Menschen" (2 Bde., Leipzig 1845 — 53),
welches von ihm 1845 begonnen und von Otto Fdnke im Jahre 1855 vollendet
wurde, bekannt geworden. Um die Militär-Sanitätsverfassung Sachsens hat er sich
seiner Zeit durch die Einführung von Fortbildungscursen und durch die Zusammen-
fassung der Militärärzte in ein Sanitätscorps (1851) verdient gemacht.
Jahresbericht der Gesellsch. für Natur- und Heilk. zu Dresden. 1872. — H. Frölich
in Allgem. Deutscher Biogr. Bd. X. ir i? - 1 • i
rl. rrolicu.
*Guentlier, Rudolf Biedermann 6., zu Dresden^ ist daselbst am
18. April 1828 geboren, studirte in Leipzig und wurde dort 1850 Doctor. Er war
darauf von 1852 an Landgerichtsarzt und von 1847 an Bezirksarzt zu Eibenstock
im Kgr. Sachsen, wurde 1859 Medicinalrath und Medicinalbeisitzer der könig-
lichen Kreis-Direction Zwickau, 1872 Geh. Medicinalrath und Medicinalreferent
im königl. sächs. Ministerium zu Dresden und dirigirender Oberarzt am Garolahanse.
Schriften: „Die indische Cholera in Sac/isen im Jahre 1865" (Leipzig 1866,
mit Atlas) — »Die indische Cholera im Regierungsbezirke Ztmckau im Jahre
16'0'fj" (Ebenda 1869, 4., mit Karten) — „Die Choleraepidemie des Jährest 1873
im Königreich Sachsen" (Berlin 1876, 4., mit Atlas). g^j
GÜENTNER, 683
Gaentner, Franz Xaver Ritter von 6., war am 23. September 1790 zu
Trautmannsdorf in Nieder-Oesterreich geboren, widmete sich in Wien philosophischen
und medicinischen Studien, wurde 1819 Assistent bei der Lehrkanzel der Philo-
sophie, 1820 Doctor der Medicin, 1822 der Lehrkanzel der praktischen Heilkunde
adjungirt, leistete Secundararztdienste in der Wiener Irrenanstalt, supplirte die
Lehrkanzel der allgemeinen Erziehungskunde und hielt drei Schuljahre hindurch
uiientgeltliche Vorträge über Frauen- und Eanderkrankheiten. 1827 zum Primar-
arzt ernannt, übernahm er die Leitung der mit Kranken überfüllten Irrenanstalt
und versah daneben eine medicinische Abtheilung im Allgemeinen Erankenhause
und 1830 auch die Lehrkanzel der praktischen Medicin für Aerzte. 1831 wurde
er zum Director des Allgemeinen Ej-ankenhauses und des damit verbundenen
Irren-, Gebär- und Findelhauses, mit dem Titel Regierungsrath, ernannt und führte
die Direction bis 1857, wo er neben v. Raimann zum zweiten Leibarzte des Kaisers
Ferdinand berufen wurde; 1847 rückte er in die Stelle des ersten Leibarztes
mit dem Charakter als Hofrath. In jene Zeit fallen, ausser anderen Aufsätzen in
den Med. Jahrbb. des k. k. österr. Staates, ebenfalls in diesen publicirt (Bd. XI, XII) :
„Beobachtungen über den epidemischen Brechdurchfall^ — „Krankheits-
geschichten von Cholerafällen** u. s. w. Im Herbst 1848 folgte er dem
Kaiser Ferdinand nach Prag und verfasste vor und nach dieser Zeit folgende
Schriften: „Kindesmord und Fruchtabtreibung, In gerichtsärztlicher Bezie-
hung u. s. w.^ (Prag 1845) — „Gerichtsärztliche Würdigung der Körperver^
leizungen und Narben" (Ebenda 1848) — ^^ Handbuch der gerichtlichen Medicin
für Mediciner^ Rechtsgelehrte u, s. w," (Regensburg 1851). Bald nach 1848
wurde er zum Obcr-Medicinalrath in das Ministerium des Innern berufen und nach
Auflösung des Ober-Medicinal-Gollegiums zum Sanitäts-Referenten in diesem Mini-
Bterium ernannt, 1856 aber in den bleibenden Ruhestand versetzt. Trotz seines
vorgerückten Alters war er auch weiterhin noch als Schriftsteller aaf dem Gebiete
der gerichtlichen Medicin thätig^ indem er noch folgende Schriften verfasste:
„Handbuch der Öffentlichen Sanitätspfiege ftir Aerzte, Juristen u. s. w."
(Prag 1865) — „Handbuch der gerichtlichen Psychologie" . Bas Seelenleben
des Menschen im gesunden und kranken Zustande u. s. w," (Hamburg und
Leipzig 1868). Er feierte sein 50- und eOjähriges Doctor-Jubiläum und starb zu
Ischl am 23. August 1882 im Alter von 92 Jahren. ^^^
*ßuentner, Wenzel G. , zu Salzburg, ist zu Neu Losimthal (Kr. Eger)
in Böhmen am 29. December 1820 geboren, studirte in Prag, war Schüler von
PiTHA und Oppolzee, wurde 1847 Doctor, in demselben Jahre Assistent an
der chirurgischen Abtheilung von Pitha, dann Secundararzt , 1850 Assistent
an der chirurgischen Klinik, welche Stelle er bis 1858 bekleidete. Im Jahre 1855
wurde ihm, mit Nachsicht des Habilitationsactes , die Bewilligung ertheilt , syste-
matische Vorträge über theoretische Chirurgie zu halten. Im Jahre 1858 supplirte
er, nach der Berufung Pjtha's nach Wien, die Lehrkanzel der Chirurgie und
gleichzeitig die Primar-Chirurgenstelle im Allgemeinen Krankenhause. In demselben
Jahre wurde ihm die Lehrkanzel der Chirurgie an der medicinisch-chirurgischen
Lehranstalt und die damit verbundene Primararztstelle am 8t. Johann-Spitale in
Salzburg verliehen, und bekleidete er dieselbe bis zur Aufhebung dieser Lehr-
anstalt im Jahre 1875. Er wirkte in den Jahren 1876 — 78 nur als Primararzt am
8t. Johann-Spitale und wurde im letzteren Jahre durch Ernennung zum Regierungs-
rath und Sanitätsreferenten an die Spitze des Sanitätswesens im Herzogthume
Salzburg gestellt, welche Stelle er noch einnimmt. In den Jahren 1859 und
lt$66 leitete er die chirurgische Abtheilung in den grösseren Spitälern, welche
bei dem Transporte von Verwundeten zur Aufnahme bestimmt waren. Während
seiner Thätigkeit in Prag war er Mitarbeiter an der Prager Vierteljahrschrift,
später an der Zeitschrift der k. k. Gesellschaft der Aerzte in Wien und an den
„Memorabilien". Im Jahre 1864 erschienen von ihm „GrundzUge der allgemeinen
684 GUENTNER. — GÜENTZ.
Chirurgie^, vorzüglich bestimmt für den Kreis der Schüler in den mediciniseh-
ohirorgischen Lehranstalten. ^^^
Onentz, Eduard Wilhelm G., geboren am I.April 1800 zn Wunen
(Königreich Sachsen), trat, auf dem Lyceum zu Wittenberg vorgebildet, 1817 in
die medicinisch-chirurgische Akademie zu Dresden, welche er 1819 verliess, um
sich in Leipzig dem Studium der Medicin zu widmen, nach dessen YoUendung er
1822 als Protokollant an der unter Joerg stehenden geburtshilflichen Klinik
angestellt wurde. Im Jahre 1827 erwarb er sich die medieinische Doctorwürde
nach Vertheidigung einer Abhandlung: „De via ac rattane, qua in instttuto
Trieiiano artw obstetrtciae usus et docetur et exercetur" , in welcher er die
Mängel des Institutes so nachdrücklich hervorgehoben hatte, dass er deshalb zur
Verantwortung gezogen wurde, was aber doch den Erfolg hatte, dass die gerügten
Uebelstände nach wenigen Jahren beseitigt wurden. Er verbrachte hierauf fast zwei
Jahre auf Reisen, namentlich in Italien, wobei er sein Hauptaugenmerk auf den
Zustand der Irrenanstalten in den verschiedenen von ihm besuchten Ländern
richtete. Ende 1829 Hess er sich als Docent an der Universität und praktischer
Arzt in Leipzig nieder, namentlich auch als Geburtshelfer, und wurde noch in
demselben Jahre zum Stadthebearzt ernannt; von 1830 — 1850 aber verwaltete er
das Amt eines Stadtbezirks- und Gerichtsarztes von Leipzig, sowie mehrerer benach-
barter Patrimonialgerichte. Schon früh hatte sich jedoch G., wie bereits angedeutet,
dem Studium der Psychiatrie zugewendet und die zahlreichen ungünstigen, zum
Theil aber auch günstigen Erfahrungen, welche er bei seinen Reisen in Bezug auf
die Behandlung und Verpflegung der Geisteskranken gemacht hatte, reiften in ihm
den Entschluss , den schon von anderer Seite her erfolglos gcfassten Plau , eine
Privat-Irrenanstalt in der Nähe von Leipzig zu gründen, zur Ausführung zu bringen.
Erst im Jahre 1836 gelang es ihm indessen, nach Ueberwindung zahlreicher und
sehr grosser Schwierigkeiten, in dem Nachbardorfe Möckern ein geeignetes Loeal
zu ermiethen. Der Erfolg dieser „Irrenheil- und Pflegeanstalt^ war ein günstiger:
bereits nach wenigen Jahren musste eine Erweiterung in Aussicht genommen werden
und im Jahre 1839 wurde die Anstalt in ein allen Bedürfnissen entsprechendes
Gebäude verlegt, welches auf einem von G. eigenthümlich erworbenen Platze, dem
sogenannten „Thonberg" bei Leipzig errichtet worden war. G. führte die Leitung
dieser Anstalt, welche im Laufe der Jahre wesentliche Erweiterungen erfahren hat,
bis zum Jahre 1863, wo er dieselbe seinem Schwiegersohne Dr. Theob. GCntz
übertrug, sich selbst aber nach Meissen zurückzog, woselbst er ein ihm gehörende«
Grundstück mit den erforderlichen Einrichtungen zur zeitweiligen Unterbringung
von Kranken seiner Anstalt versehen hatte. Er starb, in den letzten Jahren seines
Lebens durch körperliche Leiden mehrfach heimgesucht, in seiner Anstalt Thonberg
am 2. März 1880, nachdem er im Jahre 1877 sein 50j ähriges Doctor- Jubiläum
gefeiert hatte. G. ist bis zu der Zeit, zu welcher er seine Stellung als Stadt-
Bezirksarzt aufgab, als praktischer Arzt, namentlich als Geburtshelfer in weiten
Kreisen thätig gewesen. Von Anfang an aber hat er sich der Psychiatrie mit
Vorliebe gewidmet, für deren Förderung seine Leistungen von hoher Bedeutung
sind. Bei aller Beachtung der somatischen Grundlage der Geistesstörungen legte
er jedoch den höchsten Werth auf den psychischen Einfluss bei Behandlung der-
selben. Ganz bezeichnend für seine Richtung ist der Ausspruch, der sich in der
Einleitung zu eidem Berichte über seine Anstalt (S. V.) findet: „Es giebt kein
Musterbaus für Psychiatrie. Einen andern Massstab fordert die Nationalität, einen
andern der Stand, einen dritten der Himmelsstrich. Alle Widersprüche jedoch in
Bau und Einrichtung versöhnt die Leitung des Ganzen, die rechte Leitung, der
Geist, welcher durch die Räume weht, die Milde nicht des Himmels, sondern des
Herzens, des Herzens, das mit dem Leidenden fühlt und weil es mitfühlt, that-
kräftig gegen fremdes Leiden ankämpft." — Von literarischen Pnblicationen sind,
abgesehen von mehrfachen Uebersetzungen englischer und italienischer Werke, «u
GUENTZ. — GUEPIN. 685
erwähnen: „Der Leichnam des Menschen in seinen physischen Verwandlungen,
nach Beobachtungen und Versuchen dargestellt. I, Th. Der Leichnam der
Neugeborenen u, s, w.^ (Leipzig 1827; mehr ist nie erschienen) — „Die Irren-
heil- und Pflegeanstalt Thonberg im ersten Viertel) ahrhundert ihrer Wirksam-
keit** (Leipzig 1861) — „Don Pietro Baron Pisani, Gründer, Director
und Administrator des königl. Irrenhauses in Palermo, der Vorläufer JoTin
Gonoll'kfs^ (Leipzig 1878). Diese Abhandlung, vorwiegend nur eine Skizze des
Systems von Pisani — den G. als seinen Retter aus höchster Lebensgefahr bei
seinem Aufenthalte in Palermo und als Lehrer verehrte — enthaltend, ist auch
fiar die Geschichte der Psychiatrie im Allgemeinen von Bedeutung. Winter
*Guentz, Justus Edmund G., zu Dresden, ist zu Tharand am 3. April
1838 geboren, studirte in Leipzig unter Wunderlich, Günther, Wagner, wurde
1862 Doctor, ist seit 1868 Arzt in Dresden, begründete und leitete daselbst die
königl. Poliklinik für Hautkrankheiten und Syphilis und ist jetzt Inhaber einer
gleichen Privatklinik, ausserdem Chef- und Stabsarzt a. D. Schriften: ^lieber
Alter und Ursprung der Syphilis" (Leipzig 1868) — „Da^ syphilitische Fieber^
(Ebenda 1873) — „Das Vermögen der Schwefelwässer, bei der latenten Syphilis
die Erscheinungen der Krankheit uneder zum Vorschein zu bringen** (Dresden
1877) — „Neue Erfahrungen über die Behandlung der Syphilis und Queck-
silberkrankheit** (Ebenda 1878) — „Ueber den Einfluss der russischen Dampf-
bäder auf die Ausscheidung des Quecksilbers bei Quecksilberkrankheüen^
(Ebenda 1880) — „Die Syphilisbehandlung ohne Quecksilber, Eine neue
abortive Methode^ (Berlin 1882) — „Die Chromwasserbehandlung der Syphilis.
Eine n,eue Methode" (Leipzig 1883) — „Diagnose der Lungensyphüis am
Lebenden durch gummöse Sputa bei Hämoptyse^ (Memorabilien 1882). ^
Guenz, Justus Gottfried G., wurde am I.März 1714 im Städtchen
Königstein am Fusse der gleichnamigen Bergfestung geboren. Bis in sein
15, Lebensjahr erhielt er von seinem Vater, welcher Prediger war, Unterricht;
dann bezog er das Gymnasium in Görlitz und 1732 die Universität Leipzig, wo-
selbst er mit ganz besonderem Eifer Medicin studirte. 1738 machte er in Leipzig
das Doctorexamen , nach dessen Absolvirung er eine grössere wissenschaftliche
Reise antrat. 1747 wurde er in Leipzig Professor der Physiologie und bald
nachher erhielt er auch die Professur der Anatomie und Chirurgie. Im Jahre 1751
ernannte ihn der Kurfürst von Sachsen zu seinem Leibarzt , doch erfreute er sich
dieser Auszeichnung nur kurze Zeit, da er bereits 1751 starb. Er war ein sehr
fruchtbarer medicinischer Schriftsteller, und zwar hat er sich auf den verschiedensten
Gebieten der Arzneiwissenschaft bewegt. In der Chirurgie war es besonders seine
Arbeit über Behandlung der Steine, welche allgemeines Aufsehen erregte; in der
Geburtshilfe ist namentlich seine Arbeit über die Lage der Kreissenden; in der
Ophthalmologie seine Publicationen über Staar , Staphylom ; in der Geschichte der
Medicin seine Bearbeitung einzelner Werke des Hippokrates u. s. w. hervorzuheben.
Börner, Jetztlebende berühmte Aerzte, Bd. I, pag. 621. Magnus.
Guöpln, Ange G. , zu Nantes, Arzt und Publicist, war am 30. August
1805 zu Pontivy (Morbihan) geboren, wendete sich neben der Medicin frühzeitig
der Politik zu, wurde 1828 Doctor der ersteren, Hess sich in Nantes nieder, wo
er Professor der ökonomischen und industriellen Chemie wurde. Nach der Juli-
Revolution von 1830, nach welcher er die royalistischen Bestrebungen in der Vendöe
niederzudrücken bemüht gewesen war, wurde er Professor der Medicin an der medi-
cinischen Secundärschule in Nantes und 1832 Chirurgien suppl6ant der Hospitäler.
1833 machte er sieh um die Gründung des zum ersten Male in Frankreich abge-
haltenen Congrös scientifique et philosophique verdient, begann von 1835 an sich
speciell mit Augenheilkunde zu beschäftigen und gründete eine der ersten Augen-
kliniken in Europa. 1848 wendete er sich wieder ganz der Politik zu, wurde
686 GÜEPIN. — GÜERARD.
Commissar der Republik in verschiedenen Departements, 1850 aber seines Lehr-
stuhles entsetzt. Im September 1870 war er für kurze Zeit Präfect der Loire-
Inf6rieure, wurde 1871 Gonseiller gönöral eines Cantons von Nantes und starb
am 21. Mai 1873. Ausser meinen Schriften über SooialismuB (1850, 52), einer
Geschichte von Nantes (1832) u. s. w., sind an medicinischen Schriften von ihm
anzuführen: ^Lettrea h Btbes, de Montpellier ^ sur divers sujets de m4d., de
chir, et d^hygi^ne" (Nantes und Paris 1836) — ^£tttde8 d^oculistique** (Paris
1844, av. 2 pl.; deutsche Uebers. von J. Nkühausen, Crefeld 1847) — „NonvelUs
Studes ihioriques et cliniques sur les maladies des yeux: Voeü et la vision^
(Paris 1857) — „Des eatix minSralisies" (Ebenda 1857). Er war einer der
Oründer der ,,Revue philosophique et religieuse".
Vapereau, 5. edit, I, pag. 866. G.
6u6pratte, Alphonse-Pierre-Prosper O., französischer Marine-
Chirurg I. Gl. , war zu Brest am 20. Juli 1808 geboren, wurde 1842 in Mont-
pellier Doctor, nachdem er bereits von 1832 an schriftstellerisch ihätig gewesen
war. Von seinen Arbeiten führen wir an eine „Monographie du mal de mer ou
gastroentSrite nautique^ (Montpellier 1844) — „RSsection des extrdmitSs articu-
laires des os^ (Ebenda 1844) an. Diese beiden Arbeiten, wie eine Reihe anderer,
über Hydrocele, Oarcinom, Tetanus, Amputation des Unterschenkels, Dysenterie etc.
erschienen in der Gaz. mM. de Montpellier (1843, 44). Andere Aufsätze von
ihm, z. B. über Fremdkörper im Mastdarm, über Knochenwunden, sind in den
Annales de la chir. frang. et Strang. (1843, 45), noch andere über Luxationen,
Hämophilie u. s. w. im Journ. des connaiss. m6d.-chir. (1844) enthalten. Eine
grössere Arbeit ist betitelt: „Medecine navale** (Journ. des connaiss. m6d. chir.,
1844, 45, 46, 47); er schrieb endlich noch: „Les loisirs d'un marin** (Brest
1847) — „Modifications dans la confection dei moxas" (Journ. de pharm, et de
chimie, 1848) — „HSmeralopie des pays chauds, observations recueillies ä bord
de la frSgaie V Armide , mission de Madaga^scar, 1846** (Gaz. m6d. de Mont-
pellier, 1847). Er starb am 17. September 1847.
Berger et Rey, pag. 120. G.
Guärard, Jacques-AlphonseG., verdienter französischer Hygieniker,
geboren am 25. November 1796 in Noyöres (Yonne), studirte Anfangs auf Wunsch
seines Vaters seit 1816 Naturwissenschaften, speciell Chemie, Physik, Mineralogie
und Geologie unter Thenabd, Laugiee und namentlich Vauquelin, mit welch'
Letzterem er intim befreundet wurde und fast ein halbes Jahrhundert lang blieb,
machte dann Reisen im westlichen Frankreich zur Besichtigung der dortigen Beig-
werke und industriellen Anlagen und begann erst im Jahre 1821 das Studium der
Mediciu, wurde 1827 Doctor, 1828 zum M6decin des höpitaux und 1829 zum
Agr6g6 hon. der Facultät ernannt, functionirte 1831 am Hop. Saint-Antoine
und seit 1845 als Arzt am Hdtel-Dieu. Zugleich hielt er mit Erfolg Vorlesungen
über medicinische Physik und Chemie, Toxicologie und Hygiene, über letztere
auch eine Zeitlang offlciell in Stellvertretung von Desgenettes an der Uni-
versität. Seit 1837 war er Mitglied des Conseil d'hygiöne et de salubrit^ du
d6partement de la Seine, seit 1855 Mitglied der Acad^mie de mMecine. Im
Jahre 1868 gründete er die Soci6t6 de mMecine legale in Paris, deren Vor-
sitzender er bis zu seinem am 19. Juli 1874 erfolgten Tode war. G. war
Verfasser zahlreicher Abhandlungen , speciell auf dem Gebiete der Hygiene ; die
meisten davon sind veröffentlicht in den] Annales d'hygiöne et de medecine legale,
deren Hauptredacteur er nach dem Tode von Leüeet im Jahre 1845 wurde.
Bei seiner ersten erfolglosen Bewerbung um den Lehrstuhl für Hygiene 1837
veröffentlichte G. die Concursschrift : „Des inkumations et des exhumations saus
le rapport de Vhygihie" (Paris 1838), worin er auf die Gefahr der von den sich
zersetzenden und faulenden thierischen Organismen ausgehenden Ausdünstungen
hinweist und für die Anlage von Begräbnissstätten an von Wohnungen der Mensehen
GUl^RARD. — GÜERBOIS. 687
weit entfernten Orten plaidirt. 1852 bei seiner wiederholten erfolglosen Bewerbung
erschien von Ot, eine Sehrift: „Du choix et de la distribution des eavx dans
une vüle"j worin er einen Plan fttr die Anlage von Wasserleitungswerken für die
Btiidt Paris entwarf. Von den in den Annales d'hygiöne, sowie im £oho da
monde savant , Monitenr universel , Dictionnaire de mödeeine veröffentlichten zahl-
reichen Anfsätzen und Artikeln mögen hier folgende genannt werden: „De la
ventücttion et du chauffage des Sdtßces puhlics et en particulier des hßpüaux^
(Annales 1844) — „Sur ce mSphitisme et la disinfection des fosses d'aisances^
(Ibidem) — „Note sur les effets physiologtques et pathologiques de Vair com-
prtmd" (Ibidem 1854) — „Note sur une singulüre altSration du pain** (Ibidem
1843) — y,8ur le transport des antmatix destinds h la bouckerie^ (Ibidem
1846) — „Observations sur la gSlatine et les tissus d'origtne animale qui
peuvent sermr ä la prSparer^ (Ibidem 1871) — „Asphyxie pendant une
exhumatton^ (Ibidem 1840) — „Note sur les effets physiques des bains^ (Ibidem
1844) — „Causes physiques de la congäation des vdgStaux et des ammaux"
(Ibidem 1844) — „Sur Vdpidimie de chol^a qui sSvit en ce moment ä Paris*'
(Ibidem 1854) — „De la statistique nosologique des dSc^*' (Ibidem 1858) —
„Sur la fabrication et Vemploi des p4rats artißciels et des houilles agglo-
fnMes (Ibidem 1859) — „Hygüne des ouvriers chargds du service des moteurs
ä vapeur" — flbidem 1873) — „Sur V empoisonnement par le phosphore^
(Ibidem 1859) — Artikel „Professions** im Dict. de m6d.
Annales d'hygiöne publique. 1874, T. XLII, pag. 458 — 478. Pgl.
Gnerard, Bernhard G., Dr. med, et chirg., General -Stabs- Wund- und
Gamisonsarzt in Düsseldorf, Professor der Anatomie, Chirurgie und Geburtshilfe
an der vom Kurfürsten KarlTheodoj von der Pfalz in Düsseldorf gegründeten
medicinischen Lehranstalt, lebte in der letzten Hälfte des vorigen Jahrhunderts
und war speciell in der Geburtshilfe Schüler von Fbied , nach dessen Grundsätzen
er im Allgemeinen verfahr. An dem von Rooibb van Roonhuyse erfundenen
Instrumente (Hebel) zur leichteren Beendigung schwieriger Geburten hat G. eine
Modification angebracht , die nach Osiandb&'s Urtheil zeigt , dass G. eine confuse
Auffassung von der Anwendungsweise des betreffenden Instruments gehabt hat.
G. veröffentlichte: „Anfangsgründe der Geburtshilfe etc.^ (Düsseldorf 1775;
2. Aufl. Münster u. Osnabrück 1781); femer über Symphysiotomie bei Kreissenden:
„JSxposS des cos pour lesquels la section de la Symphyse des os pubis fut
faite h Dusseldorf et des suites de cette Operation" (Düsseldorf 1778).
Dict. bist. II, pag 618. . Pgl.
*(Juerault, Jules-Henri G., französischer Marine-Chirurg, aus Orleans
(Loiret) gebürtig, wurde 1857 in Paris Doctor mit der These: „Observations
midicales recueillies pendant le voyage scientlßque de S, A, le prince Napolion
dans les mers du Nord. : L Essai sur P Elephantiasis des Orecs .... sov^s le
nom de spedalskhed. 2, Note sur la maladie hydatique des Islandais, 3. Ob-
servations sur la syphilisation en Norvhge". Er schrieb weiter noch: „Note
sur la maladie hydatique du foxe en Islande et Vemploi de V Slectropuncture
h la destruction des a^dphalocystes*' (filectricit6 m6dicale, 1857) — MSm, sv/r
les caract^es diffSrentiels de la conformation crdnienne chez les Lapons et
les Esquimaux*' (M6m. de la Soc. d'anthrop. de Paris, 1861). Zusammen mit
Bellkbon gab er heraus: „Les Esquimavxc du Groenland, considSrSs sous le
j>oint de vue de leur race, . ... de leur hygihne et de leurs maladies ordi-
naires. Voyages dans les mers du Nord ä bord de la corvetie la Reine-
Sortense, etc."* (Paris 1857, 4.).
Berger et Key, pag. 121 G.
• Guerbois, Denis-Fran^ois-Noel G., zu Paris, war am 17. Juli
1775 geboren, wurde zu Paris 1803 Doctor mit der These: „Sur la nostalgie
688 GUEEBOIS. — GUEEIN.
appel4e vulgairemerU maladie du pays.^ Er war Chirurg des College Louis-le-
Grand, deg GoUöge Charlemagne and des Hospice Cochin und Ehrenmitglied der
Akademie der Mediein. Er gab eine Uebersetzung von Baillie's: „Anatomie
pathologique des organes les plics tmportarUs du Corps kumain^ (1815) hermiis
und las in der Akademie ein: „Mim, sur les luxations et particulürement sur
les luxations coxo-fSmorales" (Revue m^die. 1834), coneurrirte 1834 und 1836
am klinisch-ehirargische Lehrstühle mit den Thesen : „Des fistules reeto-vaginalee
et vSstcO'Vagtncdes^ und: „Quelles sont les affections gut compliguent le plus
friguemment les plaies^ und schrieb: „La Chirurgie d^ HippocrcUCy extraiie de
ses aphorismes . . . avec des commentaires^ (1836) — „Des compltcations des
plaies apr^ les Operations , contenant le titanosy la commotion etc.** (1836).
Er starb am 22. October 1838.
NouveUe biographie jf6ii6r. T. XXII, pag. 395. — Callisen, VII, pag. 497;
XXVIII, pag. 309. ^
Gu6lin, Pierre, geboren zu Gouzon bei Lyon am 26. Mai 1740, war
Mitglied des College royal de Chirurgie von Lyon, dirigirender Wundarzt am
Hötel-Dieu daselbst, Demonstrator der Chirurgie und correspondirendes Mitglied
der königlichen Akademie der Wissenschaften zu Montpellier und galt als geschickter
Augenarzt. Er schrieb: „Traitd des maladies des yeux" (Paris 1770) — „Obser-
vations de Chirurgie sur guelques accidens cons4cutifs des op^ations etc^^
(Journ. de m6d. chir. et pharm. T. XL VIII, 1777). Er starb zu Bordeaux am
13. Februar 1827.
Dict. bist. II, p^g. 650. — Br6ghot du Lut et P^ricaud, pag. 140 PgL
(Juörin, Joseph-Xavier-B6n6zet 6., Arzt, Physiker und Natur-
forscher, geboren am 21. August 1775 zu Avignon und etwa um 1850 daselbst
gestorben, studirte und promovirte in Montpellier, prakticirte dann in Avignon,
wurde nach und nach Arzt des dortigen Krankenhauses, Lehrer der Physik am
Coll6ge von Avignon, Lehrer der Physik und Botanik an der £cole centrale de
Vaucluse, Secretär und Vicepräsident der Soci6t6 de m^ecine in Avignon, des
Ath6n^ de Vaucluse, Conservator des Mus^e Calvet etc. Durch G. wurde der
botanische Garten in Avignon eingerichtet. Oemeinschaftlich mit Waton gab er
seit 1798 in Carpentras ein periodisches Blatt: „Essais de mSdecine et d'histoire
naturelle^ heraus , von dem aber nur drei Bändchen erschienen sind. Die übrigen
medicinischen Schriften G.'s sind : „Discours sur l'Stude de la mSdecine*' (Mont-
pellier, ohne Jahreszahl, 8.) — „Ohservations sur la Vaccine" (1802) —
„Rapport sur la vaccination gindrale de Parrondissement d' Orange*' —
„Bißexions sur Vinoculation moderne suivies de Vinstruction du Dr, Ed.
Jenner, inventeur de cette prddeuse dicouvertd** (Avignon 1803). Ausserdem
hat G. für eine lange Reihe von Jahren barometrische und andere meteorologische
Beobachtungen in Avignon aufgezeichnet und zu verschiedenen Malen bekannt
gemacht. Die übrigen Schriften G.'s sind specieU physikalischen und natiir-
geschichtlichen Inhalts.
Ersch xuid Grub er, Allgem. Encyclopädie. — Callisen, VII, pag. 501, ▼«
er irrthümliclierweise mit dem Vornamen Jean bezeichnet wird. Pgl
Gu6rin, Magist. chir. aus Ronen, Mitglied des College de Saint-Cdmc
daselbst, Stabschirurg der Marine zu Ende des 18. Jahrhunderts, später Arzt in
Paris, schrieb; „Dissert, sur les mxiladies de VurUhre** (Paris 1780) — „TraiU
sur les gonorrhSes** (Paris 1780) — „Extrait des maladies de VurWire et des
gonorrMes** (Paris 1805).
Dict. hißt. II, pag. 650. Pgl.
*Guerin, Jules -Ren 6 G., zu Paris, ist am 11. März 1801 zu Boussn
in Belgien (im ehemaligen D6p. Jemmapes) geboren, studirte von 1821 an -in
Paris und wurde 1826 daselbst Doctor mit der These: „Sur V Observation m
GUEBIN. 689
midecine ftc.^. 1828 Eigenthümer und Redacteur der „Oazette de sardi^ ge-
worden, die sich 1830 in die „Gazette midicale de Paria^ umwandelte, erörterte
er in derselben Standesfragen, kämpfte für die Wiederherstellnng der Coneurfte
und andere Verbesserungen, war Berichterstatter der aus der Zahl der Pariser
Aerzte berufenen Ministerial-Commission, sowie Mitglied mehrerer zur Vorbereitung
von neuen Gesetzen über den Unterricht und die Ausübung der Medicin ernannten
Commissionen und war ein erklärter Anhänger der ünterrichtsfreiheit. Nach-
dem er 1832 und 1837 einige Schriften über die Cholera verfasst, folgte von
1838 die grosse Reihe seiner Arbeiten über Orthopädie und orthopädische Chirurgie,
zu deren Ausübung er das orthopädische Institut de la Muette zu Passy gegründet
hatte. 1839 erhielt er auch eine orthopädische ELlinik im Kinder-Hospital. Von
seinen 13 Mömoires orthopädischen Inhalts, die von 1838 — 1843, mit fort-
laufenden Nummern versehen, erschienen, führen wir folgende kurz an: „M4m,
sur Vextension sigmöide et la fiexion dana le traitement des dSviations laterales
de V4pine** (1838) — „Mim. aur les diviations simulies de la colonne vertd-
brale, etc." (1838) — „Mim, sur une nouvelle mitkode de traitement du torti-
colis dkcien" (1838) — „MSm. sur Vdtiologie ginirale des pieds-bots congdm-
taux" (1838) — „Mim. sur les variitis anatomiques du pied-bot congSnital etc."
(1839) — „Mim, sur les caractkres ginSraux du rachitisme" (1839; deutsche
TJebers. von Georg Webee, Nordhausen 1847) — „Mim. sur Vitiologie ginirale
des diviations latirales de Vipine, etc." (1840) — „Becherches sur les luxatians
conginitales" (1841) — „Premier mim. sur le tratiement des dimaiicyns de
Vipine par la section des muscles du dos" (2. 6d. 1843) — „Mim. sur
Vitiologie ginirale du strabisme" (2. 6d. 1843). Dazu kommen noch in der-
selben Zeit : „Mim. ^sur Vintervention de la pression atmosphirique dans le
micanisme des txhalations sireuses" (1840) — „Essai sur la mithode sotis-
cutanie .... sur les ploies sous-cutanies en giniral, et sur les plaies sous-
cutanies des articulations ; etc." (1841) — „Essai de physiologie ginirale,
lu h VAcad. des sciences etc." (1843). Er erhielt für seine physiologischen
Arbeiten von der Akademie drei Monthyon- Preise, seine pathologischen und thera-
peutischen aber erfuhren zum Theil lebhafte Angriffe, namentlich die von ihm
vorgeschlagene Myo- und Tenotomie an den Rückenmuskeln bei Wirbelsäulen-
verkrümmungen, die zu lange fortgesetzten Discussionen, namentlich mit Malgaigne,
VroAL (de Cassis) und Henroz führte. Von seinen späteren, zum Theil ganz
andere Gebiete betreffenden Arbeiten sind noch zu nennen: „Essai cVune
giniralisa^on de la mithode sous- cutanie" (1856) — „Discours sur la tuber -
culose^ etc." (1868) — y^De la mortaliti des nourrissons et des moyens d'y
remidier" (1870) — „Pansement des plaies par Vocclusion pneumatiqye
exposi, etc." (1878) — Etüde sur Vintoxication purulente^ etc." (1879). Er
veranstaltete von 1880 an eine Sammlung seiner Schriften u. d. T. : „Oeuvres du
docteur Jules Guirin; recherches sur les difformitis conginitales chez les
monstres, le foetuSy et Venfant" (Paris 1880—82; av. atlas, 28 pl., Fol.). Die
Leitung der Gaz. m6dicale de Paris hatte er von 1830 — 72.
Glaeser, pag, 320. — Index-Catalogue. V, pag. 648. Red.
*&uerin, Alphonse- Fran^ois - Marie G. , zu Paris, ist am
9. August 1817 zu Ploermel (Morbihan) geboren, studirte in Paris, wurde Aide
d'anatomie 1843, Doctor 1847 mit der These: „De la fi^vre purulente", Pro-
sector der Amphitheater 1848 und Chirurg der Hospitäler 1850, durch Concurs,
nachdem er bereits einmal mit der These : „De Vinfluence de la pesanteur sur
le diveloppement et sur le traitement des malad ies chirurgicales" (1847) con-
currirt hatte. Nacheinander war er Chirurg in den Hospitälern Lourcine (1857),
Cochin (1862), bis er 1863 im Hop. Saint-Louis Chefchirurg wurde; 1872 end-
lich wurde er zum Chirurgen des Hötel-Dieu ernannt, in welcher Stellung er
sich noch befindet. Von seinen Schriften sind anzuführen : „Sliments de Chirurgie
opiratoire^ ou traite pratique des opirations" (1855; 6. edit. 1881) — „Ma-
ladies des organes genitaux externes de la femme. Leqons professis h Vh6p.
Biogr. Lexikon. IL 44
690 GÜEHIN. — GÜERSANT.
de Lourcine^ rSdigees . . . par M. Picard»*' (Paris 1864) — „Legons dinique»
8ur lea maladies des organes g^nitaux tntemea de la femme" (Ebenda 1878).
Er hat sich femer durch Anwendung des Watteverbandes als eines allgemeinen
Wundverbandes bekannt gemacht und darüber n. A. verdffentlieht : „Disccur$
sur le traitement des plaies; prononc^ ä VAcad. de midec.*' (1878), ebenso ein
Verfahren zu nnmittelbarer Blut-Transfusion unter der Bezeichnung „Communant^
de la circulation" angegeben. 1859 wurde er von den Hospital-Chirurgen zu ihrem
Vertreter im Conseil de surveillance der Assistance publique und 1864 in den
Conseil gön^ral des Depart. Morbihan für den Canton von Mauron gewShlt.
Gl&eser, pag. 319. Bed.
Gnärin de Mamers, Honor6-Loui8-Fran9ois G., geboren am
16. Mai 1792 in Mamers (Sarthe), studirte in Paris und promovirte daselbst
1821. Er habilitirte sich darauf als Privatdocent fflr Physiologie und Medicin,
war Mitübersetzer des chirurgischen Wörterbuchs von Oooper und Mitglied der
Sociöt^ d*6mulation. G. , der 1834 starb, schrieb: „Des irritations nerveuses
sous le rapport de la th^apeutique" (Paris 1826) — „De Vapplication de la
Physiologie h la pathologie et de r indispensable union de ces deux parties de
la science" (Ebenda 1826) — „Nouvelle toxicologie*^ (Ebenda 1826) — „De
la nature et du traitement de la colique de plomh*' (Annales de la m6d. physiol.
1827) — „Physiologie du systhne nerveuv^ (1^27), sowie verschiedene Artikel
in den Annales de la möd. physiolog. , im Bulletin des sciences mödicales , im
Jonmal compl6mentaire du Dict. des sc. m6d. und anderen Zeitschriften. Ausser-
dem besorgte er die Uebersetzung von J. Thomson: „De la taille IcUSrale sui-
vant G. Cheselden; suivi d*une nouvelle mMode pour la taille troiiv^e par
DupHytren"" (Paris 1818).
Dict. bist. II, pag. 649. — Desportes, pag. 326. — Calllsen. Vn, pag. 499;
XXVIir, pag. 310. , Pgl.
Guersant, Vater und Sohn , zu Paris. — Der Erstere, Louis-BenoItG.,
war am 29. April 1777 zu Dreux als Sohn eines Arztes geboren, studirte in
Rouen unter Laumonieb, kam 1794 nach Paris, erhielt 1798 einen Lehrstuhl
der Naturgeschichte an der Centr^schule in Rouen, ^urde im Jahre XI der
Republik zu Paris Doctor mit der These: „Quels sont les caracthres da
propriStSs vitales dans les vdg4taux^ , 1804 zum Prozessor der Botanik am
Jardin-des-Plantes zu Rouen ernannt, führte er in demselben wichtige Verände-
rungen ein und bereitete eine Flora von Rouen und Umgegend vor. Um sich
indessen der praktischen Medicin zu widmen, ging er nach Paris, war zuerst
Arzt eines Bureau de bienfaisance, wurde aber, nachdem er 1813 sich bei der
Tilgung der in die Departements Yonne und Cote-d'Or durch die spanischen
Kriegsgefangenen eingeschleppten Typhus-Epidemie ausgezeichnet hatte, unter die
Aerzte der Pariser Hospitäler aufgenommen, war anfänglich Arzt der Maison
de sant6 des Faubourg Saint-Denis, von 1818 an aber des H6p. des Enfants
malades, des Schauplatzes seiner künftigen 30jährigen ruhmvollen Thätigkeit
Er wurde bei der Gründung der Akademie der Medicin 1820 Mitglied derselben,
1823 Agreg6 für das Fach der Therapie und blieb später Agr6g6 libre der
Facultät. — Ausser seinen botanischen Arbeiten, die hier unerwähnt bleiben,
theilte er der Akademie von Rouen 1807 die sehr seltene: „Observation sur
vne rupture de Voesophage h la suite de vomissement" (Lkboüx* Joum. 1807)
mit, nahm in Paris später lebhaften Antheil an dem Dict. des sc. m6dle.,
für welches er eine Reihe sehr verschiedenartiger Artikel verfasste, von denen
einer: „Essai sur les Spizooties^ (1815), von Neuem gedruckt wurde. Er betheiligte
sich darauf an dem „Dict. de mödecine en 21 volumes", für welches er 79 Artikel,
grösstentheils aus dem Gebiet der Kinderheilkunde , aber auch aus der allgemeinea
Therapie verfasste. In der 2. Auflage des „Dictionnaire" (1837) erschienen diese
Artikel erweitert und berichtigt. I83ö schrieb er, nach einem Aufenthalt in
Plombiferes, eine wichtige Arbeit (Archives g^n^r.) über diesen Curort. Er lehrte
GUERSANT. — GÜETfiRBOCK. 691
ferner die Wichtigkeit der Seebftder bei Einderkrankheiten kennen ; auch sammelte
er Materialien zn einem umfassenden Werk über solche, das ihm aber in Folge
seines am 23. Mai 1848 erfolgten Todes zusammenzustellen und herauszugeben
nicht vergönnt war. Durch seine. langjfthrige rastlose Thätigkeit am Kinder-Hospital,
bei welcher er zahlreiche Schüler bildete, hat er seinen ^Nachfolgern auf dem
Gebiete der Pathologie und Therapie der Einderkrankheiten in dankenswerthester
Weise den Weg gebahnt und viel zur Erlangung richtiger Anschauungen über
jene beigetragen.
Arcbives gin^rales de mM., 4, SMe, T. XVII, 1848, pag. 247. ^ Fauconneau-
Bnfresne in Union mödicale. 1849, pag. 225, 229. — Callisen, YU, pag. 504—6;
XXVm, pag. 313. G.
Paul-Louis-Benoit G., der Sohn, war im Jahre 1800 zu Paris
geboren, wurde 1828 mit der These: „8ur les avantagea et les inconviniences
de la lithotomie, compar^e ä cevx de la lithotritie^ Doctor und nach
einem glänzenden Concurse 1832 Chirurg am Einder - Hospital , zu. dessen
weiterer Entwicklung er sehr viel beigetragen hat, schon dadurch, dass er daselbst
eine sehr populär gewordene chirurgische Poliklinik einführte. Auch seine Elinik
wurde bis zum Jahre 1860, wo er sich aus dem Hospital zurückzog, von In- und
Ausländem viel besucht. Er war einer der 17 Chirurgen, von denen die Soci^tö
de Chirurgie 1843 begründet wurde und war 1862, 53 Präsident derselben. Von
seinen zahlreichen Arbeiten, die sich fast sämmtlich auf die Chirurgie der Einder
beziehen, sind die hauptsächlichsten in der folgenden Schrift: „Notices sur
la Chirurgie des enfanta** (Paris 1864 — 67 ; engl, üebersetzung von Rcchaed
J. DUKGLISON, Philadelphia 1873) vereinigt worden. Wir führen von denselben
folgende an: „De la m^decine op4ratoire chez les enfants" — n^^ adinites
cervicales chez les enfarUs*' — n^^^ calculs visicaux^ de la taüle et de la
Itthotritte" — „Du phimosis et de son traüement chez les enfants^ — „Des
hystes et des tumeurs enkystSes" — „Des fractures chez les enfants^ — „Des
arthrites chraniques et des leur traitement*^ — „Quelques riflexions sur les
hrülures*' — „Traitement du bec-de-li^vre*^ — „De la vulvite chez les petites
filles** — „De VhydrocUe" — „De la chute du rec*um" — „De Vhypospadte
et de Vdpispadie*^ — „Du Cancer du testicule^ — „De V Ophthalmie puru-
lente des nouveaux-nds^ — »^^ imperforations cong^nitales de l'anus^ —
„Des vices de conformation des doigts^ — „De la carte vertibrale" u. s. w.
Dazu kommen zahlreiche in den Zeitschriften (von 1840 — 1869) publicirte Mit-
theilungen. Er starb am 1. October 1869.
Tr61at in Bullet, de la Soc. de cMr. de Paris 1870, 2 S*rie, X, pag. 419. —
Felix Gnyoa in M6m. de la Soc. de chir. 1874, VIT, pag. LVII. a. Lutaud. Red.
*Gueterbock, Vater und Sohn, in Berlin. — Ludwig G. , der Vater,
ist daselbst am 23. October 1814 geboren, studirte in Berlin und wurde daselbst
1837 Doctor mit der Diss. und Preissehrift: „De pure et granulatiane^ (4. c. tab.).
Seit 1840 in Berlin praktischer Arzt, gegenwärtig mit dem Titel als Geh. Sanitäts-
rath, gab er heraus: „Schönlein's klinische Vorträge in dem Charite-
Krankenhause zu Berlin** (Berlin, 3. unveränderte Aufl. 1843, 44), zusammen
mit Lbhrs und Schaelau: ^Dr, Schönlein als Arzt und klinischer Lehrer**
(Ebenda 1842). Ausserdem etliche Abhandlungen über Cholera in pathologischer
und chemischer Hinsicht. Auch ist er Mitarbeiter an dem Jahresbericht über die
Fortschritte der Medicin (Canstatt, Virchow-Hiesch). -^^^
*Paul G. , der Sohn, am 2. Juni 1844 geboren, ausgebildet, 1865
promovirt und ansässig ebenfalls in Berlin. Als Schüler Wilms' habilitirte er sich
in der Chirurgie, wurde 1884 Assessor des Brandenburgischen Medicinal-Collegiums
und schrieb monographisch: „Die neueren Methoden der Wundbehandlung auf
statistischer Grundlage" (Berlin 1876) — „Die englischen Krankenhäuser**
(Ebenda 1881) — „Die öffentliche Reconvalescentenpflege" (Leipzig 1882).
Wernich.
44*
692 GUETTET, — GUGLIELlflNI.
'''Gnettet, Philibert^E.-V, G., Hydrotherapent zu Saiat-Seme-rAbbaye
(Cote-d'Or) , ist am 30. April 1813 eu Parrecy-les-Forgw (SaÖne-et-Loire) geboren,
studirte unter grossen ökonomisohen Schwierigkeiten in Paris, war in dieser Zeit
ein Mitarbeiter bei der Anfertigung von Thibebt's „Mus6e d'anatomie pathologiqne^
und erlangte 1844 die Doctorwürde mit der These: ^D^terminer si Van peut
fenter la eure de Vanivrysme du tronc brachiO'cSphaliqtie . . « ♦ La ligahtre
est eile praticablef" Er wurde darauf, einw Aufforderung von Gsoffboy, einem
Schüler von Priessnitz, folgend, Mit-Director der von Jenem geleiteten Wasser^
Heilanstalt in Lyon, trennte sich aber von demselben und gründete 1847 die
oben genannte Anstalt, ein französisches Gräfenbei^, in den malerischen Bergen
der C6te d'Or, in einer ehemaligen Benedictiner-Abtei. Eine Anzahl seiner Arbeiten
ist enthalten in der Gaz. m^dec. de Paris, Gaz. des hdpit. , Revue m6dec., Gaz.
des eaux, Annales de T^lectricitö m^dicale de Bruxelles. Er schrieb femer ein:
„M^. 8ur quelques appltcations de Vhydraulique h la circulaium du sang''
(Comptes rendus de TAcad. des sc. 1846) — „MSm. sur les hemomhttes'^ (Ebenda
1850) — „M(hn. sur le traüement du rhumalisme par VhydrotkSrapie*' (Ball*
de l'Acad. de m6d. 1851) u. s. w.
Glaeser, pag. 223. Bed.
GuggenbüM, J., Schweizer Arzt, der seinen Namen durch die Behand-
lung von Cretinen bekannt gemacht hat, war geboren am 16. August 1816 zu
Mallen am Züricher See, studirte zu Zürich unter Sghönlein, Oken n. s. w.^
stellte bereits zu Eleinthal im Cauton Glarus 2 Jahre lang, und 1839 in Hofwyl
unter Emanuel v. Fellbnbebg Versuche mit der Behandlung von Cretinen an
und schrieb 1838: „Der Alpenstich endemisch im Hochgebirge der Schweig
und seine Verbreitungen. Mit einem Vorwort von Troxler** (Zürich 1838).
Im Jahre 1840 errichtete er auf dem Abendberge bei Interlaken für Cretinen
eine Erziehungs- und Unterrichts-Anstalt , über die er: „Europas erste Colonie
für Heilung des Cretinismus auf dem Abendberge im JBemer Oberland u. s, tc.**
(Haeser's Archiv 1840) und im Laufe der Jahre eine Reihe von Berichten in
verschiedenen Sprachen, z. B, : „L'Aiendberg, Etablissement pour la gudriscn
et Vdducation des enfants er ^ ins . . . Premier rapport. Traduit de Vattemand
sur le manuscrit inSdit de Vauieur par le Dr, Berchtold-Beaupri*'
(Freiburg i. d. Schweiz 1844) — „Briefe über den Ahendberg und die Heil-
anstalt füf Cretinismus** (Zürich 1846) veröffentlichte. Auch schrieb er: „Du
cretinismcy de son histoire et de son traitement etc," (Bibl. univ. de Gren^ve
1850) — „Die Heilung und Verhütung des Cretinismus und ihre neuesten
Fortschritte. Mittheilungen an die schweizerische naturforschende Gesellschaft"^
(Bern und St. Gallen 1853 , 4.). Er hatte von seinem ersten Auftreten an ver-
standen, die Aufmerksamkeit zu erregen und Theilnahme als reformatischer Heil-
bringer zu erwecken und wurden seine Bestrebungen vielfach, namentlich von
Laien, in überschwänglicher Weise gefeiert; schliesslich aber sah er sich des
Ruhmes der Originalität entkleidet, der schonungslosesten Kritik ausgesetzt und
ist nicht im Stande gewesen, sich gegen die ihm von sehr berufener Seite ge-
machten Vorwürfe zu rechtfertigen. Nichtsdestoweniger hat er das Verdienst, die
Idioten- und Cretinenfrage nachhaltig angere^ und derselben eine erhöhte Aufmerk-
samkeit zugewendet zu haben. Er starb zu Montreux am 2. Februar 1863.
Bibliotli^que univei-selle de Gen^ve. T. XIII, 1850, pag. 147. — AUgeni. Medic.
Central-Zeitung 1858, pag. 437, 470, 642. — Georgens und H. Beinhard in der Allg.
Wien, medic. Zcitnng. 1863, pag. 53. G.
Guglielmini, Domenico G., geboren in Bologna am 27. September
1655, studirte Mathematik und Medicin daselbst und. war schon im Alter von
22 Jahren Dr. med. — 1686 erhielt er das sehr wichtige Amt eines General-
Aufsehers über die sehr zahlreichen Canäle und Gewässer des Bologneser Gebieta.
wurde 1690 zugleich Professor der Mathematik und 1694 der „Hydrometrie" an
der Universität zu Bologna. 1698 ging er als Professor der Mathematik nach
GUGLIELMINI. — GUIDI. 693
Padua, wo er seit 1702 auch den Lehrstohl der theoretischen Medicin inne hatte.
Er starb an den Folgen einer profusen Epistaxis am 12. Juli 1710. G. war
Hitglied Bahlreioher gelehrter Gesellschaften zu Paris , Berlin , London und Wien.
Er ist weniger als Arzt, wie speoiell durch seine mathematisch-physikalischen
Arbeiten , namentlich auf dem Gebiet^ der Hydrostatik^ von Bedeutung. Von
eigentlich medioinischen Schriften G.^s sind zu nennen: y^De sanguinis natura
et constitutione^ (Venedig 1701; Utrecht 1704) — ;,Pro theoria medica ad"
versus tmpiricam sectam praelectio etc." (Venedig 1702). Eine Gesammtausgabe
»einer Werke erschien Genf 1719.
Biogr. m6d. IV, pag. 542-544. — Biet. hist. II, pag. 651—653. Pgl.
Guglielmo di Bresoia, s. Coevi, Guglielmo, Bd. II, pag. 86.
Guibert, Nicolas G., Arzt und Alchemist, geboren etwa 1547 in
8t. Nicolas in Lothringen, verbrachte viele Jahre auf Reisen in Italien , Deutsch-
land, Frankreich und Spanien. Im späteren Alter studirte' er Medicin, prakticirte
in Gasteldurante und Rom, wo er von 1578^1579 Provinzialarzt des Kirchen-
staats war. Von Neuem der Alchemie sich widmend und mit Cardinal Otto von
Truchs befreundet, gab er auf Kosten dieses eine lateinische Uebersetzung
mehrerer Abhandlungen des Paracelsus heraus. Zuletzt wurde G. Gegner der
Aldiemie, fing wieder an als Arzt zu prakticiren, und zwar in Vaucouleurs (I)6p.
Meuse), wo er in dürftigen Verhältnissen etwa 1620 gestorben ist. Seine Schriften
sind: „Äesertio de murrkinis etc." (Frankfurt 1597) — „De bcUsamo, ejusque
lacrymae quod opobalsamum dicetu?-, natura etc," (Strassburg 1603) — ^,^4?-
chymia, ratione et experientia, .... impugnata" (Ebenda 1603) — „De interitu
alchymiae" (Toul. J614),
Biogr. in6d. IV, pag. 544, Pgl.
*Guibout, Eugene G., zu Paris, ist am 20. December 1820 zu Vielaines
(Aube) geboren, studirte in Paris, wurde 1850 daselbst Doctor mit der These:
„Consid^ations sur la nature et le traitement de quelques affections nerveuses**.
Seit 1862 ist er Arzt des H6p. Saint-Louis und verfasste folgende vier Schriften
über Hautkrankheiten : „Legons cliniques sur les maladies de la peau, prqfessds
h l'hdpital Saint-Louis" (Paris 1876) — „Nouvelles legom cliniques etc."
(1879) — „Nosographie et th^apeutique des maladies de la peau" (1883) —
„Traitd pratique des maladies de la peau. Diagnostic et traitement." Unter
dem Titel: „Les vacances d^un mSdecin" hat er ausserdem 5 Bände Reisen in
Russland, Lappland, Deutschland, Italien, Sicilien, den Alpen u. s. w. herausgegeben.
Reü.
Guldettl, Giovanni Tommaso G. , geboren auf Schloss Strambino
(Canavez), wurde 1677 Dr. med. in Turin und war von 1702-^1721 in Ivrea
Arzt, zugleich stellvertretender Protomedicus der Stadt und Provinz. 1724 j?ing
er nach Turin, wo er in hohem Alter starb. Er schrieb: „Dissertationes pby-
siologicae et medicae in duas partes divisae" (Turin 1747), worin Abhandlungen
tlber die Zeugung, die Entwicklungsgeschichte des Hühnchens, über Pocken und
Röthein, über Ernährung, biliöse Fieber etc. sich finden^ ferner findet sich in dem
von RiCHA 1723 zu Turin veröffentlichten Werke „Constitutio epidemiea T.-iuri-
nensis anni 1722" ein von G. aus Turin 1722 datirtes Sehreiben über ein dort
herrschendes epidemisches Fieber.
Dict. hist. II, pag. 653. P^K
Guidi, Guido G. (gewöhnlich unter dem latinisirten Namen ViDis
ViDius bekannt), ist im Anfange des 16. Jahrhunderts in Florenz geboren. Er
hatte zuerst in seiner Vaterstadt als Arzt praktieirt . folgte 1542 einem auf Ver-
anlassung des Königs Franz I. an ihn ergangenen Rnfe als Professor der Medicin
an dem College de France nach Paris und wurde aueh zum ersten Leibarzte seines
königlichen Gönners ernannt. Im Jahre 1547, nach dem Tode desselben, wurde
er durch den Herzog Cosmo I. von Toscana als Professor der Philosophie und
694 QUIDI. — GUILANDINI.
Medicin nach Pisa bernfen, von dem Fttrsten mit Ehren und Wohlthaten Aber-
häuft und hier ist er am 26. Mai 1569 gestorben. Seine Leiehe wurde nach
Florenz gebracht und ist hier in der Kirche Annunziata beigesetzt worden. G.
ist nicht ohne Verdienst um die Förderung der Anatomie, wiewohl man zu keinem
sicheren UrtheUe über seine selbständigen Leistungen auf diesem Gebiete kommen
kann, da die von ihm verfasste anatomische Schrift „De anatomia corporü
humani libri VlI^ (mit 77 ziemlich mangelhaft ausgeführten Eupferstichen),
sowie überhaupt alle seine Schriften, erst nach seinem Tode von seinem Neffen Ouidi
veröffentlicht worden ist und zahlreiche anatomische Entdeckungen von Vesal und
Fallopia in dieselbe offenbar übergegangen sind. Die Schrift erschien Frankfurt
1611, foL, gleichzeitig auch in dem dritten Theile des von G. verfassten grossen
Compendiums der ganzen Medicin „Ars medicinalü^ (3 voll., Venedig 1611, fol. ;
Frankfurt 1626; 1645; 1677); ausserdem hat er „De febnbus libri VW
(Florenz 1585, 4.; Padua 1591 — 95, 4.); femer: „De curatiane" (pars I et II,
Florenz 1587, 1594) und eine Uebersetzung der chirurgischen Schriften aus der
Hippokratischen Sammlung, mit Galen 's und eigenen Commentaren versehen
(„0/iirurgia e Oraeco in Latinum a se conversa^ Paris 1544) verfasst. G.
erfreute sich bei seinen Lebzeiten eines grossen Rufes; Benvenuto Csllini, der
ihn in Paris kennen gelernt hatte, spricht sich über ihn mit folgenden Worten
aus : „Molto prima io doveva ricordare dalla guadagnata amicizia del piü virtuose,
de] piü amorevole, e del piü domestico uomo dabbene, ch'io conoscessi mai al
mondo. Questo si fu Messer Guido Guidi, eccellente medico e dottore e nobil
cittadino Fiorentino.^ Der Name G.*s lebt auch noch beute im „Canalls und Ner\'U8
Vidianus" in der Anatomie fort. ^„g Hirsch.
Guido de Canliaco, s. Chaüliac, Guy de, Bd. I, pag. 710.
Guidott (Güidot), Thomas G., englischer Arzt, geboren 1638 in
Lymington (bei Southampton), studlrte Medicin in Oxford, wo er 1666 promovirte und
war bis 1679, wo er sich in London niederliess, Badearzt in Bath. G. hat sieh
um die Kenntniss der Heilquellen dieses Ortes hervorragende Verdienste erworben.
Sämmtliche von G. veröffentlichten Schriften beziehen sich auf diesen Gegenstand. Ver-
schiedene Berufungen als Professor nach Kopenhagen, Venedig, Leyden lehnte G. ab.
Biogr. m6d. IV, pag. 546. — Dict. bist 11, pag. 656. Pgl.
Gnilandini, Melchior (Wieland?)G., wurde im ersten Drittel des 16. Jahr-
hunderts zu Königsberg geboren und als einer der Ersten auf der 1544 gegründeten
Universität inscribirt. Um Medicin zu studiren, ging er nach Rom, später lebte
er in Sicilien vom Verkauf medicinischer Kräuter, bis der venetianisohe Gesandte
sich seiner annahm. Durch ihn kam G. nach Venedig und Padua , wo er seine
Studien beendete. Auf fremde Kosten machte er eine Reise nach Syrien, Palästina
und Aegypten, doch fiel er mit der ganzen reichen naturwissenschaftlichen Aus-
beute auf der Rückfahrt in die Hände von Seeräubern, in deren Gefangenschaft
er mehrere Jahre blieb. Endlich losgekauft, kehrte er nach Padua zurück und
erhielt dort 1561 die Leitung des botanischen Gartens, später die Professur der
Botanik und Medicin. Durch seine Schrift: „De stirpium aliquot nominibus, quae
aut ignorarunt medici, vel de iis dubitarunt epistolae 11^ (Basel 1557) gerieth
er in eine literarische Fehde mit MatthiolüS, welchem er erwiderte mit
„Äpologiae adversus Petr. Andr. Matthiolum liber primus ^ qui inscri-
bitur l^heön; praeterea manucodiatae descriptio*^ (Padua 1558). Ausserdem ver-
öffentlichte er noch : „Papyrus, hoc est commentarius in tria Caii Plinii majoris
de papyro capita^ (Venedig 1572; 2. edit. Lausanne 1576; 3. edit. Amberg
1613) — „Co7ijectanea synonymica plantar um cum horti Patavini catalogo s^ib
nanum lüDl"* (Frankfurt 1600; 2, edit. ibid. 1608). LiNNE nannte eine Pflanzen-
gattung nach ihm Guilandina. Er starb am 25. December 1589.
Nouv. biogr. g6n. T. XXII, pag. 583. — Mangel, Bibl. scriptor. medicor. T. I, 2.,
pag. 539. — Moreri, Grand dict. hist. I, pag. 446. — Biogr. m6d. IV, pag. 546. —
Pisanski, Nachr. über den Konigsberger M. Guilandi. 1785. V.
/a,
6ÜILELMUS. — GÜILLAUMET. 695
Gnilelmns Brixiensis, s. (Tobvi, Guglielho, Bd. II, pag. 86.
MJuilielmo Salloetti (Oüilblhus de Saliceto) ist im Anfange des 13. Jahr-
hunderts (1210?) in Piacenza geboren. Er war unter BuONO Di Oabbo in Bologna
ärztlich gebildet worden, hatte zuerst hier einige Jahre gelebt, war sodann nach
Verona übergesiedelt, wo er eine Stellung als Stadtarzt und Arzt am Kranken-
hause einnahm und den Lehrstuhl der Medicin bekleidete und ist daselbst im Mai
1276 (oder 1280) gestorben. 6. ragt als Chirurg über alle seine Zeitgenossen
weit hervor. Mit gründlicher Bildung auf allen Gebieten der Heilkunde verband
er eine für jene Zeit ungewöhnliche Selbständigkeit des Urtheils; seine Schriften
„Summa conservationis et curationis^ (Piacenza 1476; Venedig 1489; Leipzig
1495, fol.) und „Cyrurgta" (Piacenza 1476; Venedig 1502; 1546; in französ.
üebers. Lyon 1492; Paris 1505, fol.) legen von seiner Grelehrsamkeit , seinem
gesunden Ürtheile, seiner reichen Erfahrung und seiner chirurgischen Gewandtheit
ein glänzendes Zeugniss ab, das ihm kein Geringerer als Guido von Chauliac
(in der Vorrede zu seiner Chirurgia magna) mit den Worten ausstellt: „Gulielmus
de Saliceto valens homo fuit, et in physica et in chirurgia duas summas com-
posuit et judicio meo quantum ad illa, quae tractavit, satis bene dixit.^ — Seine
„Summa conservationis'^ enthält eine Reihe interessanter Beobachtungen, vorzugs-
weise aus dem Gebiete der inneren Medicin; in seiner Chirurgie, an welcher er
5 Jahre gearbeitet und die er erst kurz vor seinem Tode (1275) beendet hatte,
bekundet er das Bestreben, diesem damals einerseits zu roher Empirie entarteten
und von wenig gebildeten Wundärzten vertretenen, andererseits von den gelehrten
Arabisten in dogmatisch-scholastischer Form bearbeiteten Gebiete der Heilkunde
einen wissenschaffclichen Charakter zu geben und, nach dem Vorbilde eines Paulus,
Abulkasim und anderer griechischer und arabischer Aerzte, die Chirurgie in eine
enge Beziehung zur inneren Medicin zu bringen. Aus seiner Schule ist einer der
bedeutendsten Chirurgen der Folgezeit, Lanfranchi, hervorgegangen, der den
wissenschaftlichen Geist in der Chirurgie nach Frankreich verpflanzt hat.
Sarti, De claris archigymnasii Bononiensis professoribus etc. Bonon. 1769,
pag. 466. — Preind, Historia medicinae. Liigd. Batav. 1734, pag. 375. — Brambilla,
Geschichte etc. pag. 39. Aug. Hirsch.
*6uillaume, Louis G. , zu Neuchätel in der Schweiz, wurde 1854 in
Zürich Doctor mit der Diss. : „Beiträge zur Lehre der Zuckerausscheidung im
Diabetes mellitus*'. Er ist zur Zeit Vice-Prftsident der Commission d'£tat de 8ant6
und verfasste folgende Schriften : ;, Consid^rations sur Viiai hygiinique des dcoles
publiques^ (2. 6dit. Genöve 1865; auch deutsch u. d. T. : „Die Gesundheits-
pflege in den Schulen" (Aarau 1865) — „Rapport au Conseil d'Etat de la
R4publique et Ganton de Neuchätel sur les mesures sanitaires prises h Zürich
pendant Vipidhaie de choUra" (Neuchätel 1867) — „Hygiene des ^coles ; con-
ditions architecturales et 4conomiques" (Paris 1874) — „Goup d^oeil sur la
vie sociale dans le canton de Neuchätel; etc." (Neuchätel 1881) — „Le vacdn
JennSrien et le vacdn animal, etc." (Ebenda 1881) — „Uepidimie de variole
dans le canton de Neuchätel en 1880 ; etc." (Ebenda 1881).
Index-Catalogue. V, pag. 657. Red.
Guillaumet, Tannegui G. , aus Nimes, lebte zu Ende des 16. und
Anfang des 17. Jahrhunders als Wundarzt des Königs Heinrich IV., damals erst
Königs von Navarra, und hinterliess ausser einem Tagebuehe über die hervorragenden
Ereignisse aus dem heimathlichen Bürger- und religiösen Kriege von 1575 — 1601
noch verschiedene unbedeutende medicinische Schriften : „ Questionnaire des tumeurs"
(Lyon 1579) — „Traitd de la maladie nouvellement appeUe cristalline" , über
die Syphilis, die unter den Soldaten bei der Belagerung von Neapel herrschte
(Lyon 1611) — „La doctrine des arquebusades" (1581) — „Le questionnaii e
des principes de la Chirurgie" (1590) — „Uostiologie" (1601) etc.
Biogr. m6d. IV, pag. 548. — Dict. hist. II, pag. 659. Pgl.
696 GUILLEMEAU.
^OnillemeaiL , Jacques G., wurde im Jahre 1550 zu Orleans geboren.
Er genoss in seiner Jugend eine classische Bildung, die ihm späterhin, als er
das Studium der Chirurgie ergriff, sehr zu Gute kam, denn sie ermöglichte es
ihm, gegenüber Anderen, die Werke des Hippokrates, Celsus und Galekus
zu Studiren und dadurch seine medicinischen Kenntnisse zu erweitem. Er war ein
Schüler Riolan's, Courtin's sowie Ambroise Pare's. Letzterer war ihm
besonders gewogen und liess sich seine medicinische Ausbildung ungemein angelegen
sein. Er nahm ihn auch einige Male als Gehilfen mit sich , wenn er als Feldarzt
in den Krieg zog. Auf Befehl Heinrich's III. begab sich G. zum Grafen
von Mansfeld und verweilte vier Jahre hindurch bei der spanischen Armee
in Flandern. Im Jahre 1581, nach Paris zurückgekehrt, übte er seine chirur-
gische Kunst am H6tel-Dieu aus. Er war Chirurg KarTs IX., Heinrich's HI.
sowie Heinrich's IV. Er starb als hochgefeierter Chirurg den 13. März 1613
zu Paris. G. zeichnete sich von den Chirurgen seiner Zeit durch einen scharfen
Geist und eine gelehrte Bildung aus. Er wirkte als Oculist, Chirurg und Geburts-
helfer. Seine literarischen Leistungen als Oculist sind schwach. Als Chirurg
dagegen leistete er Vorzügliches. Vor Allem verdankt man es ihm, dass die
Lehren Pare*s allgemeine Verbreitung fanden, denn er ^ab dessen Werke
heraus. Als Chirurg wandte er seine Aufmerksamkeit und sein Studium nament-
lich den Schusswunden, der Trepanation und den Aneurysmen zu. Er empfiehlt
z. B. , die Schusswunde sofort zu dilatiren und den Fremdkörper ohne Verzug
zu extrahiren. Er beschränkt sich auf die primären Amputationen, während er
bei Gangrän das Glüheisen vorzieht. Man dankt ihm eine Verbesserung des
Trepans, die gezähnte Krone. Er war der Erste, der das aneurysmatische GefiUs-
rohr unterhalb und oberhalb seiner pathologischen Dilation unterband und hierauf
den ganzen aneurysmatischen Sack exstirpirte. Gebührt G. der Ruhm eines be-
deutenden Chirurgen seiner Zeit , so gilt dies in noch höherem Masse vom Geburts-
helfer G. Schon in seiner, im Jahre 1594 erschienenen Chirurgie widmete er der
geburtshilflichen Operationslehre ein eigenes Capitel. Späterhin (1609) schrieb er
ein eigenes der Geburtshilfe gewidmetes Werk , welches unstreitig eines der besten
seiner Zeit ist. Nicht nur, dass er die Lehren Paee's, seines Lehrers, vollkommen
inne hatte, sondern er vervollkommnete sie auch noch. Er war ein grosser Freund
der Wendung auf die Füsse , für die er eifrigst Propaganda machte. Die Zeichen
der Schwangerschaft beschreibt er sehr gründlich und ausführlich , ebenso die
Molenschwangerschaft. Bei gefahrdrohenden Zuständen intra partum empfiehlt er
dringend die Wendung auf beide Füsse mit sofort nachfolgender Extraction, wie
bei Blutflüssen und Convulsionen. Die anatomischen Verhältnisse der Placenta
praevia sind ihm zwar noch unbekannt, doch giebt er trotzdem im Allgemeinen
eine darauf bezügliche richtige Therapie an. An Todten empfiehlt er den Kaiser-
schnitt zu machen, an Lebenden dagegen verwirft er die Vornahme dieser Ope-
ration, den Ansichten seines Meisters Pare folgend. Seine Werke sind folgende:
„Tratte des maladies de Voeil" (Paris 1585; Lyon 1610) — „Tahles anato-
miques etc," (Paris 1571 — 1586, Fol.) — „La Chirurgie fram^aise etc.*^ (Paris
1595) — „Uhewreux accouchement des femmes^ (Paris 1609; 1621). Diese wr
W^erke wurden auch unter dem Titel: „Oeuvres de Chirurgie'^ (Paris 1598 — 1612:
Ronen 1649 ; auch in das Englische und Vlämische tibersetzt) herausgegeben.
Einen Theil seiner Werke, sowie spätere Ausgaben gab auch G.'s Sohn Charles,
ebeufallH Chirurg, doch lange nicht die Bedeutung seines Vaters erreichend, heraus.
Biograph, univers., T. XIX. paj^. 161. — Biogr. med. IV, pag. 549. — v. Siebold**
Gesch. der Gebiuishilfe , Bd. II, pag. 84. Klein Wächter,
Guillemeau, Charles G., 1588 als Sohn des Vorigen in Paris geboren,
studirte Anfangs Chirurgie und war erster Wundarzt des Königs Ludwig XIIl.,
widmete sich später ausschliesslich der inneren Medicin, war 1634 Deean der
Pariser medicinischen Facultät und spielte in dem Streite derselben gegen die
Schule von Montpellier durch Veröffentlichung einer Menge, zum Theil, nach
amaligem Geschmacke, recht grober polemischer Schriften, besonders gegen Jeax
GUILLEMEAU. ~ GÜILLON. 697
CouBTAUT, den Vertreter der Faeultät von Montpellier, eine hervorragende Rolle.
Er starb am 21. November 1656. Seine Schriften beschäftigen sich meist mit
Chirurgie: ^Aphorismea de cJnrurgte^ (Paris 1622) — „Histotre des muscles
du Corps humain" (Dissert., gedruckt unter den Werken seines Vaters) —
„Ostomyologie^ ou discours mir les os et les micscles^ (Paris 1615). Die Titel
der polemischen Schriften verdienen nicht angeführt zu werden.
Biogr. m6d. IV, pag. 549. — Biet. hist. H, pag. 664. Pgl.
GhiillemeaiL, Jean-Louis-Marie 6., zu Niort, war daselbst am
6. Juni 1766 geboren, wurde 1789 zu Montpellier mit derDiss. : „Quod cogitant
auctores de hymene et de stgnts virginitatis diver sis^ Doctor, war darauf in
seiner Vaterstadt Procureur de la commune, Conseiller municipal und Hospitalarzt,
wurde 1793 zur Rhein- Armee berufen und ging nach einem halben Jahre zur
West- Armee über. In seine Vaterstadt zurückgekehrt, war er der Gründer
und Präsident der Soc. de m6d. und gab 18 Jahre lang das „Journal des Deux-
Sfevres" heraus. Er schrieb auch: „Coup d^oeil historique, topographique et
midical de la ville de Niort'' (Niort 1793; 2. 6dit 1795 u. d. T.: „Coup
d^oeil sur Niort*'), Abgesehen von seinen zahlreichen mineralogischen, botanischen,
zoologischen, ökonomischen und anderen Schriften, finden sich an solchen medi-
cinischen Inhalts noch folgende : „Les aphorismes d'Hippocrate etc.** (Niort 1807) —
„Constttutions mddicales et mStSorologiques de la ville de Niort et de ses
envirotts durant les annSes 1804, 1805 et 1806" (3 voll.) — „Stir le choUra-
morbus" (1831) — „Extrait analytiqtce de V Essai sur les dyssenteries et
particuli^rement sur celle qui a rSgnd ipidSmiquement h Niort et ... . dip.
des Deux-S^vres durant . , . de Vannee 1804" (Niort 1838) — n^^ incon-
vSnients de la saignde dans les apoplexies" (1843). Er starb um 1850.
Nouvelle biographie generale. T. XXII, pag. 711. G.
GuiIli6,»S6bastien G., zu Paris, war am 24. August 1780 zu Bordeaux
geboren, studbrte unter Deseze und wurde 1807 in Paris Doctor. 1808 war er
als Feldarzt bei der Armee thätig und erhielt 1811 die Leitung des Blinden-
Jnstituts, indem er ein Verfahren erfunden hatte, dass Blinde sich mit Taubstummen
verständigen konnten. 1812 wurde er, in Folge einer Verwechslung mit einem in
eine Verschwörung verwickelten Namensvetter, verhaftet und sass ein Jahr lang
gefangen. Ausser einigen politischen Schriften, die er aus dieser Veranlassung
nach den 100 Tagen erscheinen Hess, gab er heraus: „Essai sur Vinstruction
des aveugles, etc." (Paris 1817; B. Mit! 1820) — „Rapport fait h S. F. le
Ministre . . . sur Vitat de Vinsfitution royale des jeunes aveugles, pendant les
exercices de 1816 et 1817" (1818). Er gründete 1818 auch eine Augenklinik
und schrieb: „Nouvelles r edier ches sur la cataracte et la goutte-sereine" (1818) —
„Rapport fait a MM. les membres et les souscripteurs de la clinique oculaire
de Paris .... pendant . . . 1820, 21" (1821); ferner: „Bibliothbque Ophthal
mologique , ou recueil d^observations sur les maladies des jeux fait es ä la
clinique de V Institution royale des jeunes aveugles ; avec des notes de Dupuytren"
(1820, 21). Ein in mehrere Sprachen übersetzter „Traitd de Vorigine des glaires''
hatte bis 1854 31 Auflagen erlebt.; auch war G. der Erfinder einer Drogue „anti-
glaireuse", mit der er ein Vermögen erwarb. Er war von 1818 an Mitredacteur
des Dict. des sc. m6d., schrieb für dasselbe eine Reihe von Artikeln und später nocli
einen „TraiU des maladies chroniques" (1841). Er starb im November 1865.
Yapereau, 2. edit., pag. 802; 5. edit , II, pag. XXX. — Sac halle, pag. 351. —
C all i seil, VII, pag. 520; XXVIII, pag. 318. G.
Guillon, F.-Gabriel G. pero, zu Paris, war 1708 zu Chau^ay bei Tours
geboren, wurde 1820 in Paris Doctor, wurde Militärarzt, zeichnete sich 1830 bei
Behandlung der Juli-Verwuudetcn aus, war Chirurgien Consultant des Königs und
Chirurgien honoraire der Dispeusaires der Soc. philanthropique. Er beschäftifcte
sich besonders mit der Verb(?sserung der Behandlung der Krankheiten der Ilarn-
organe, namentlich der Stricturen der Harnröhre, für welche er eine in der Schrift
698 6UILL0N. — 6UILL0T.
„Des tnouchetures urithrales ou saign^es loccUes prattqu4e8 sur les rdtrScüae-
menta etc.*' (Paris 1839) beschriebene neue Methode der Behandlung erfand. Er
verbesserte den HfiUBTELOUP'schen Steinbrecher (MONTHYON-Preis 1847), empfahl
ein neues Verfahren fOr die Behandlung der Hjpospadie (Jonm. des eonnaiss.
möd.-chir. 1843) u. s. w. und schrieb weiterhin noch folgende Schriften: „Mim.
8UT un nouveau brise-pterre-pulvinsateur ä preeston intermittente paar enfant,
au moyen duquel la lithotripaie est pratiquSe avec autant de süretS .... dans
le jeune dge etc.'* (Paris 1856) — „Sur le traüement de la räention d'urine
produüe par certains obstacles intro-v4stcaux*' (1853) — „De la stricturatomte
intraurdtrale etc,*' (1867) — „De la lithotrüie gSnSraltsee ou de la pulvdri-
sation rapide des calculs visicaux etc.** (1862) — „Contributions ä la Chirurgie
des votes urinairesy etc.*' (1879) n. s. w. Dazu verschiedene Reclamationen bei
der Akademie der Medicin. £r war der Erfinder eines orthopädischen OOrtels zur
Geraderichtung der Wirbelsäule, des „Ephelcomötre^^ zur Aufrichtung des Uterus;
für seine Fischbein-Bougies erhielt er 1857 einen MONTHYON-Preis von der Acad«
des sc; er gab ein Speculum uteri, vesicae et urethrae an, auch einen Litho-
triteur für Pferde. Auch war er einer der Ersten, der Einblasungen von Höllen-
steinpulver bei Halskrankheiten anwendete.
Sachaile, pag. 852. — - Nouvelle biographie generale. XXII, pag. 742. — Callisen,
XXVm, pag. 319. — Index-Catalogue. V, pag. 659. ^
GuiUot, Natalis 6., zu Paris, war daselbst im April 1804 geboren,
studirte auch dort und erlangte 1829 mit einem „Essai sur le cerveau** die
Doctorwflrde. Er begann frühzeitig sich mit mikroskopischen Studien zu beschäftigen,
wurde Agrögö der Facultät 1831 und publicirte, ausser einer Coneurs-These :
„Des symptomes des maladies consid&^es dans leurs rapports avec les lisions
pathologiques** (1832), seine „Recherches anatomiques sur la membrane muqueuse
digestive dans üitat sain et pathologtque** (1837) und „ Vaisseaux particulitrs
qui naissent dans les poumons tubet cuhux** (1838), sowie ein „M4m. sur les
phinomhnee anatomiques que produit le ddveloppement de la matihre iuber-
culeuse autour des ariiculations des membres et des os** (Exp^rience 1839),
1837 war er zum M6d€cin des höpitaux ernannt. worden.. Seine weiteren Arbeiten
waren, nächst einer Coneurs-These: „De Vinfluence de Vanatomie pathologiqut
sur la thirapeutique** (1840), eine von der Königl. Gesellschaft der Wissen-
schaften zu Brüssel gekrönte Schrift : „Exposition anatomique de V organibation
du centre nerveux dans les qt^atre classes d^animaux vertdbrts** (Paris 1844,
4., av. 18 pl.); ferner schrieb er: „Recherches sur la structure intime du foie
des animaux mammifires et de Vh.mme** (1844), nebst verschiedenen ver-
gleichend-anatomischen Untersuchungen über den Respiratlonsapparat der Vftgd
(1846), den Circulationsapparat der Rochen (1845) und „Recherches anatomiques
et pathologiques sur les amas de charbon produits pendant la vie dans les
organes respiratoires de rhomme** (Arch. g6n6r., 1845), in welcher er mit Hilfe
des Chemikers Melsens das Vorkommen einer besonderen Krankheit der Arbeiter
in den Kohlenbergwerken nachwies. Weiterhin verfasste er ein „Mim. sur les
tariations de la matihre grause contenue dans les poumons malades** (1847),
schrieb: „Sur Vemploi de Viodure de potassiüm dans le traitement des trem-
blements mercuriels et des maladies saturnines** (1844) — rtSur la prisence
de la casiine en dissolution dans le sang des nourrices** und in Gemein-
Bchaft mit Leblanc noch drei Abhandlungen über denselben Gegenstand, nebst
klinischen Arbeiten über Kinderkrankheiten, über die Emphyseme, die Nöten-
cephalie, die Hypertrophie der Schilddrüse. Nachdem er 1852 noch einen Concure
durchgemacht, wurde er 1855 endlich zum Professor der inneren Pathologie bei
der medicinischen Facultät ernannt. Er gehörte zu den beliebtesten Lehrern und
war ausserdem einer der fleissigsten Arbeiter, der sich durch keine Schwierigkeit
der Untersuchung abschrecken liess und daher auch eine Reihe werthvoUer Arbeiten
geliefert hat. Er starb am 12. November 1866.
Monneret in Union m^dicale. 1866, Nouv. Serie, T. XXXII, pag. 318. G.
6UILL0TIN. — GÜISLAIN. 699
Guillotin, Joseph-Ignace O., bekannt als Erfinder der nach ihm
benannten Hinrichtnngsmaschine , geboren in Saintes 1738, studirte in Paris
Mediein, promovirte in Reims, prakticirte dann mit grossem Erfolge in Paris, wo
er auch als Mitglied der medicinischen Facultät zu der Commission gehörte, welche
ein Gutachten Aber den damals auftauchenden Mesmerismus abgeben sollte. Vom
Mai 1789 bis ebendahin 1791 bekleidete er auch ein Mandat als Parlaments-
mitglied, als welches er eine hervorragende Thätigkeit entwickelte und bei der
Assembl^ Constituante den Antrag stellte, alle zum Tod Vernrtheilten mit dem von
ihm erfundenen Instrument hinrichten zu lassen. Louis, als Berichterstatter der
Acadömie de chir., dem das Instrument zur Begutachtung unterbreitet war (März
1792), empfahl dasselbe mit einer Modification (statt des geradlinigen Beiles ein
convexes, messerartiges Instrument). G. ist Stifter der gelehrten G^ellschaft
„Acad6mie de möd.^; medioinische Schriften hat er nicht veröffentlicht. Er starb
am 26. Mai 1814.
Biogr. m6d. IV, pag. 550. Pgl.
*Guinier, Henri G., zu Cauterets (Hautes-Pyr^nöes) , Agregö libre zu
Montpellier, verfasste unter Anderem folgende Schriften: „De la füvre {rUer-
mitterUe pemicteicse, vulgairement appelde acchs malm, etc.^ (Montpellier 1855) —
„Note clinique pour servir h Vhistoire de la fihyre intermütente pernicieuse, etc.**
(1856) — „Maladies des reina*^ (1857) — „Du degr^ d'importance des Studes
mitiorologiques pour la connaissance et le traitement des maladies'* (Thtee
de concours, Montpellier 1857) — „^bauche d'un plan de mdtdorologie mddi-
cale" (Ebenda 1857) — „Des condttions sanitaires de la ville de Montpellier*'
(1863) — „Introduction h Vdtvde de Vhygihne, ou legons sur la causalüd
mSdicale dans ses rapports avec la science hygi^nique** (1864). Seine grösste
Schrift ist der „Essai de patkologie et de clinique midicales, contenant des
recherches speciales sur la forme pernicieuse de la maladie des marais ex,**
(Paris 1866). Auch verfasste er: „Le laryngoscope h Cauterets, Etüde du
gargarisme laryngien** (Montpellier 1868) u. s. w.
Index- Catalogue. V, pag. 661. Red.
Gninterius, Guinterus, Guintherius, Guintherus Andemacus, siehe
GüNTHEB von Andernach.
Guisard) Pierre G., geboren 1700 in La Salle (in den Cevennen) als Sohn
eines geistvollen und geschickten protestantischen Arztes Antoine G. , studirte
Medicin in Montpellier, prakticirte in Saint-Hippolite und Lyon, ging dann nach
Montpellier und bewai'b sich hier ohne Erfolg um die vacanten Lehrstühle von
Deidier und Astrcc, zu welchem Zwecke er eine gediegene Arbeit : „ Quaeationes
medico'chir. duodecim pro cathedra vacante** (Montpellier 1731) veröffentlichte.
Später vertrat er vorübergehend Marcaut, ging 1742, nachdem er zur katholischen
Religion übergetreten war, nach Paris, kehrte aber bald wieder nach Montpellier
zurück, wo er Vorlesungen über Physik hielt und 1746 starb. G, veröffentlichte,
ausser seiner oben genannten Th^se de concours, noch: „Pratique de Chirurgie
ou histoire des plaies etc.** (2 voll., Paris 1733; Avignon 1735; Paris 1747) —
„Essai sur les maladies vSnMennes** (Paris et Avignon 1741; 1743).
Biogr. mkd, IV, pag. 552. — Dict. hist 11, pag. 666. Pgl.
Guislain, Joseph G. , zu Gent, berühmter Irrenarzt, war daselbst am
2. Februar 1797 geboren und wurde 1819 Doctor. 1828 zum Chefarzt der
Irrenanstalten in Gent ernannt, nachdem er sich durch ein von der „Commission
de surveillance m6dicale" der Provinz Nord-Holland gekröntes und herausgegebenes
Werk: „Tratte sur Valienation mentale y et sur les hospices des alien(fs**
(2 voll., Amsterdam 1826, 27) bekannt gemacht hatte, erhielt er ein weites Beob-
achtungs- und Studienfeld, auf welchem er, dem Wege Pjnel's folgend, nicht nur
werthvoUe Bereicherungen fllr die Wissenschaft zu erwerben, sondern auch bei
dem belgischen Irrenwesen wichtige Reformen einzuführen in der Lage war.
700 GÜISLAIN. ^ GÜLDBEAND.
1835 wurde er auf einen Lehrstuhl der Physiologie bei der Universität Gent
berufen und vereinigte damit eine Klinik fUtr Geisteskrankheiten, in wdeher er
eine grosse Zahl von Sohülem bildete. FrOher war bereits sein ^Traüd mtr U»
phrinopaihies, ou doctrine nouvdle des maladies mentales, etc,^ fBrüssel 1833;
2. 6dit. 1838; deutsehe Uebersetzungen von Eabl Canst^tt, Nflmberg 1838
und von Wundeblich, mit Vorwort und Zusätzen von ZHllbr, Stuttgart 1838)
erschienen. Zu weiteren Specialstudien unternahm er wissenschaftliche Reian, und
zwar 1838 nach Italien und der Schweiz, sowie nach Holland und veröffentBehte
darüber: ^Lettres mSdicales sur VItalie, avec quelques renseignemerUs sur la
Suisse; etc.*' (Gent 1840) und „Lettres midicales sur la Hollande etc," (Ebenda
1842). Nachdem er in einem „ExposS sur V4tat actuel des alidnds en Belgique,
ißt notamment dans la province de la Flandre occidentale etc.'* (Eb^ida 1838)
gezeigt hatte, was zur Verbesserung des Looses der Geisteskranken zn thun
nöthig sei, wurde er 1841 von der belgischen Regierung in eine zu diesem Zwecke
niedergesetzte Commission berufen. Die von dieser gemachten Vorschläge f&hrten
zu einem von den Kammern angenommenen und 1 850 veröfifentlichten neuen Gesetz
über die Regelung des Irrenwesens in Belgien. Von seinen weiteren, in diese Zeit
fallenden Arbeiten sind anzuführen : ;, La nature constdSrie comme force instmc-
tive des organes** (Gent 1846) — „De la d^bilüi considMe dans les maladies
nerveuses en gSn^al" (1847) — „Rapport sur le typhus qui rSgna dans les
Flandres en 1846 — 47 et 49" (Ebenda 1848) — „Rapport de la commission
des travaux sur une propositton des hospices civils relative ä la construction
d!un itablissement pour les hommes ali^ds'^ (Ebenda 1851). Die Stadt Gent,
zu deren „Administrateurs" er gehörte, beschloss 1852 die Errichtung einer Muster-
Irrenanstalt nach seinen Plänen und erhielt dieses Asyl den Namen „Hospice Guislain".
In derselben Zeit erschienen auch seine „Legons orales sur les phr^napathieSj
ou trait(^ thSorique et pratique des maladies mentales** (3 voll,, 1852; 2. edit
par B.-C. iNGELS, 2 voll., Paris 1880), denen noch einige kleinere Arbeiten, wie:
„ Recher ches statistiques faites dans les Stablissements d'aliSnSs h Gand, etc,"
(Ann. de la Soc. de m6d. de Gand 1853) u. s. w. folgten. Auch hatte er, ausser
einer Reihe von Aufsätzen in Zeitschriften, einige Biographien veröffentlicht, so
über J. F. Kluyskeks (1843) und über Wauters (1855). Er gehörte zu den
treuesten Vorkämpfern auf dem Felde der Verbesserung des Irrenwesens und blieb
seine Wirksamkeit nicht auf sein engeres Vaterland beschränkt, sondern er regte
durch seine gewandte Rede in Wort und Schrift die Aerzte der ganzen civilisirten
Welt an, den Geisteskranken ihre Theilnahme zu schenken. Seine Individualität
und sein Wohnsitz machten ihn ausserdem zu einen Vermittler der französischen
und deutschen Nationalität. Schon seit langer Zeit kopfleidend, obgleich noch
immer frischen Geistes und in seinem Berufe thätig, wovon die neue Anstalt in
Gent ein glänzendes Zeugniss ablegte, starb er am 1. April 1860 nicht an diesem
Leiden, sondern an den Folgen eines eingeklemmten Bruches. Auf einem der
Plätze von Gent ist ihm eine bronzene Statue errichtet worden.
Bull, de la Soc. de med. de Gand 1860, Vol. XXVII, pag. 118. — Burggraeve
in Annales de la Soc. de med. de Gand. 1867, Vol. XLV, pag 13. — Brierre de Bois-
mont, Esquisse de medecine mentale. Joseph Guislain, sa vie et ses 6crits. Paris 1867.
van den Curput. — Red.
Guldbrand, Johann Wilhelm G. , ist 1744 zu Nykjöbing (Insel
Falster) geboren, stndirte in Kopenhagen, wo er 1771 das medicinische Examen
vor der Facultät absolvirte, wurde 1774 promovirt (j^Diss. de sangrifluxo uterina^).
1776 wurde er Hofmedicus und Mitglied der wichtigen Commission für die For-
derung der Chirurgie, 1781 königlicher LiMbmedicus, 1782 Mitglied der Direction
des Friedriclis-Hospitals. » starb 1809. In Verbindung mit Aaskow wirkte er ftlr
die Erweiterung und Verbesserung der königlichen Entbindungs- Anstalt. An&^er
seiner Inaugural-Dissertatiou hat er nur kleinere, grösstenthcils in Acta soc. med.
Ilavn. gedruekte Abhandlungen publicirt.
Inp;erslev, II, pajr. 531. Petersen.
GULDENEB. — GULLIVER. 701
Güldener von Lobes, Edmund Vinoenz Gr., geboren am 18. April
1763 in Pilsen in Böhmen, Dr. med. der Universität Prag und praktiseher Arzt
zu Wien, ist hauptsächlich bekannt durch seine „Beobachtungen über die Krätze,
gesammelt in dem Arbeitshause zu Prag*^ (Prag 1791 ; 1795).
Biogr. m6d. IV, pag. 552. Pgl.
*(}ull, Sir William Withey G., Bart., zu London, ist am 31. December
1816 zu Thorpe-le-Soken (Essex) geboren, studirte im Guy*8 Hospital und auf der
Londoner Universität und wurde bei letzterer 1846 Doctor. Er war 20 Jahre
lang Physician und Docent am Guy's Hospital, war FuUerian Professor der
Physiologie bei der Royal Institution von Gross-Britannien 1847 — 49, war Mitglied
des General Medical Council, wurde Dr. jur. honor. in Oxford 1868, in Cam-
bridge 1880, in Edinburg 1884, erhielt 1872 die Baronetwtlrde und ist zur Zeit
Physician Extraordinary der Königin und Physician in Ordinary des Prinzen von
Wales, Consulting Physician des Guy's Hospital. Literarische Arbeiten: „Goal-
btonian lectures on paralysis" (Lond. Med. Gaz., 1849) — „Report on cholera
for the R. Coli, of Phys,^ — „Treatise on hypochondria»is*^ — „Abscess of
brain** (Reynold's System of med.) — „Paraplegia^ (Guy's Hosp. Rep., 1856,
1858) — „On paralysis of the lower extremities consequent upon disease of the
bladder and kidneys (urinary paraplegia)*^ (Ebenda 1861); zusammen mit SüTTON:
„Arterio'Capillary fibrosis** (Med.-Chir. Transact., Vol. LV) — „Anorexia nervosa"
(Transaet. of the Clin. Soc, Vol. VII) — „On a cretinoid State" (Ebenda). ^^^
Gulliver, George G., verdienter englischer Anatom und Physiolog, war
am 4. Juni 1804 zu Banbury (Oxfordshire) geboren, kam bei zwei dortigen
Chirurgen in die Lehre und gab bereits in dieser Zeit einen Katalog der in
dortiger Umgegend wachsenden Pflanzen heraus. Er studirte darauf im St. Bartho-
lomäus Hospital in London, wo er bald von Abebnetht als Curator des Museums
und zur Anfertigung von I^äparaten für denselben angestellt wurde. 1826 wurde
er, nach Ablegung des Examens im Royal Coli, of Surg., zum Hospital- Assistant
to the Forces, 1828 zum Assistant-Surgeon ernannt, diente als solcher und seit
1843 als Surgeon in verschiedenen Regimentern und auch in Chatham (1834), wo
er die Sorge für das Museum des Army Medical Department zu Fort Pitt über-
nahm und dasselbe mit werthvollen Erwerbungen bereicherte, und in Edinburg,
wo er mit Liston, Syme, Knox näher bekannt wurde; 1853 verliess er den
Dienst in der Armee. In dieser Zeit hatte er unter Anderem folgende Aufsätze
und Schriften verfasst: „Cases of shortening of the neck of the thigh-bone"
(Edinb. Med. and Surg. Joum., 1836) — „On necrosis; being an experimental
inquiry into the agency ascribed to the absorbents, in removal of the sequestrum"
(London 1838); femer: „Notes and additions" zu der englischen Uebersetzung
von Fk. Gerber's „Elements of the gener al and miniUe anatomy of man and
the mammalia" (London 1842), sowie: „Introduction and notes to Hewson's
works" (Sydenham Society) und „Notes" zu Wagner's Physiology. In den von
ihm herausgegebenen Schriften sind viele ihm eigenthflmliche Untersuchungen
enthalten, namentlich über Blut, Lymphe und Chylus der Wirbelthiere , die
sich in einer späteren Publication wiederfinden. 1852 wurde er zum Mitgliede
des CouncD des College of Surgeons erwählt ; wurde Vorsitzender seines Museums-
imd Bibliotheks-Comit^s, 1862 — 64 aber Hunterian Professor der vergleichenden
Anatomie und Physiologie bei demselben und hielt 1863 die „Hunterian oration",
in welcher er an mehrere in Vergessenheit gerathene Verdienste Huntee*s, unter
Anderem daran erinnerte, dass der moderne Ausdruck „Protoplasma" mit der
„Coagulable lymph" Hunter's zu identificiren sei. Er war ausserdem der Verfasser
zahlreicher Arbeiten in den Transactions der Royal Zoological und Royal Med.-Chir.
Society, sowie im Edinb. Med. and Surg. Joum., z. B. „On the blood" — yySoftening
of fibrin" — f,Fatty degenerations" ; ferner im Edinb. Philos. Magaz. , den
Annais of Nat. Eist, und dem Quart. Journ. of Microscop. Sc. „On minute ana-
tomy" — „Series of observations on anat, and physiol. of plant-cells etc/^ ;
702 GULLIVER. — ÖUNN.
auch gab er die im College of Snrgeons gehaltenen „Lectures on the blood, ckyle,
and lymph*^ (Med. Times and Gaz,, 1862 — 68) heraus. Er starb zn Canterbniy
am 17. November 1882.
British Med. Journ. 1822, II, pag. 1124 -- Edinb. Med. Journ. 1882-83.
XXVUI, pag. 668. G.
Gully, James Manby G. , zu Malvem (Worcester), war 1808 zu
Eangston auf Jamaica geboren , studirte in Liverpool, Paris und von 1825 an in
Edinburg, wo er 1829 Doctor wurde. Er liess sich 1831 in London nieder und
publicirte verschiedene Aufsätze pathologischen und physiologischen Inhalts im
„London Medical Joumal^^ und in der „Liverpool Medical Gazette^, die er beide
von 1832 — 36 redigirte. Er übersetzte zusammen mit J. H. Lane: Tibdehann's
„Treatise on comparattve phyaiology*^ (London 1834), Magendie's „Afarmulary
of certain new remedies" (Ebend!a 1835) und BeoüSSAIS* y, Lectures on general
pafhology^ und schrieb: „An exposüton of the Symptoms ^ essential nature^
and treatment ofneuropathy^ or nervousness^ (Ebenda 1837 ; 1841) — „Treatise
on nemopathia^ (1839) — „Simple treatment of diseases by expectants and
revulsions" (1842). 1842 liess er sich in Malvem nieder, wo ersieh der Wasser-
heilkunde widmete und über dieselbe folgende Schriften schrieb : ;, The water-cure
in chronic diseases: etc,^ (1846; New York, 12. edit. 1849) — „A guide to
domestic hydrotherapeia : The water-cure in aciäe disease*' (1863), femer
zusammen mit James Wilson: ^yThe practice of water-cure etc^ (New York
1849). Er war Mit-Redacteur von: „The Water- Cure Journal and Hygienic
Magazine** (London 1847 — 48). Die von ihm geleitete Wasser-Heilanstalt stand
lange Zeit in grosser Blüthe. Er hatte sich schon lange aus der Praxis zurück-
gezogen, als er im Jahre 1881 starb.
Bitard, pag. 619. G.
Gumprecht, Joseph Jacob 6., geboren zu Göttingen am 7. Juli 1772,
seit 1799 Privatdocent daselbst, übte vom Jahre 1806 seine geburtshilfliche Praxis
in Hamburg aus, musste aber, von einem unheilbaren Rückenmarksleiden befallen,
seinen Bemf bald aufgeben. Er zog sich nach Hannover zurück, wo er den 1. Januar
1838 starb. Seine schätzenswerthen Arbeiten finden sich im I. Bande des von ihm
gemeinschaftlich mit Wigand redigirten Hamburgischen Magazin für die Geburtshilfe.
V. Siebold's Gesch. der Geburtshilfe, II, pag. 647. — Callisen, VII, pag. 531;
XXMII, pag. 322. Kleinwächter.
*Ounn, Moses G. , am 20. April 1822 in East Bloomfield, Ontario Co.,
N. Y., geboren , habilitirte sich 1846 , nachdem er in dem Geneva Med. Coline
graduirt worden war, in Ann Born, Mich., als Arzt und Lehrer der Anatomie.
Drei Jahre später wurde er, in Anerkennung seiner Leistungen, auf den Lehrstuhl
der Anatomie an der damals neu begründeten medicinischen Facultät der dortigen
Universität berufen und nach drei weiteren Jahren zum Professor der Chirurgie
ernannt; in dieser Stellung ist er 15 Jahre lang verblieben, auch noch, nachdem
er 1853 nach Detroit übergesiedelt war, von wo er wöchentlich zweimal nach
Ann Born hinüberreiste, um seine Vorlesungen zu halten. Im Jahre 1867 erhielt
er einen ehrenvollen Ruf an Stelle des verstorbenen Professors Brainard an das
Bush Medical College in Chicago, wo er noch lebt und zu dessen augenblick-
lichem Glänze er wesentlich beigetragen hat. Seine literarische Thätigkeit ist eine
sehr beschränkte geblieben ; er hat nur zwei kleine Monographien über Luxationen
veröffentlicht: „Luxations ofthe hip and Shoulder" (Ann Born 1855) und: „Luxa-
tions ofthe hip and Shoulder joints and the agents which oppose their reduction*^
(Detroit 1859; 2. Aufl. Chicago 1869); in diesen Arbeiten hat er die Resultate
zweijähriger Untersuchungen über die anatomischen Hindemisse, welche sich der
Reduction entgegenstellen , mitgetheilt. Vorläufige Mittheilungen hierüber hatte er
schon im Peninsular Med. Journal 1853 niedergelegt. Er ist Begründer des in
den Jahren 1857 und 58 erschienenen: „Medical Independent and Monthly
Beview of Med, and Surgery" und des sich daran schliessenden : „Peninsular
GÜNN. — GURLT. 703
and Independent Medical Journal*', von welchem 3 Jahrgänge (1867 — 1860)
erschienen sind.
Atkinson^ pag. 455. — Index-Catalogne. V, pag. 667. A . . .t.
^Günning, Willem Marina G., am 15. Jali 1834 in Hoorn geboren,
stndirte in Utrecht nnter Dondsbs nnd promoTirte znm Dr. med. am 11. September
1857. Nachdem er einige Jahre Assistenzarzt am ^^Bniten-Gasthuis" in Amsterdam
war, etablirte er sich da als praktischer Arzt, nnd später als Augenarzt. Seit 1877
ist er als Professor ophthalmologiae an der Universität Amsterdam wirksam. Ausser
vielen Zeitschrift-Artikeln , meist Aber ophthalmologische Gegenstände , hat er keine
Schriften verfasst. C E. Daniels.
Gurlt, Ernst Friedrich G., zu Berlin, ein alich .um die menschliche
Pathologie verdienter Veterinär-Anatom, geboren am 13. October 1794 zu Drentkan
bei Grünberg in Schlesien, stndirte, nachdem er von 1809 — 1813 die Apotheker-
kunst erlernt nnd die Feldzflge von 1813 — 15 als Feldapotheker und Lazareth-
Chimrg mitgemacht hatte , in Breslau Medicin , war noch während seiner Studien-
zeit mehrere Jahre lang Prosector bei dem dortigen Anatomen A. W. Otto , wurde
1819 Doctor mit derDiss. : yfDe venarum deformüatibua ; adnexo vitii rarioris
venne cavae inferioris exemplo*^ (4., c. tab.), wurde noch in demselben Jahre zum
Lehrer an der Thierarzneischnle in Berlin fOr das Fach der Zootömie ernannt
und war in dieser Stellung Aber 50 Jahre, bis zu seiner im Jahre 1870 erfolgten
Pensionirung , thätig, indem er 1827 Professor, 1849 Director der Anstalt mit
dem Titel als Geh. Medicinalrath wurde. Seine Hauptwerke waren: „Handbuch
der vergleichenden Anatomie der HatM-Säugethiere^ (2 Bde. , Berlin 1822 ;
4. Aufl. 1860, mit einem Hand-Atla«, 22 Taff. kl. Fol.; 5. Aufl. von Leisebing
und MüLLEE bearbeitet 1873, m. Holzschn.) — „Anatomische Abbildungen der
Haiis-Säugetkiere'' (BerHn 1824—1835, 150 Taff. Fol.; 2. Aufl. 1843, 44;
Supplement 1848) -- „Lehrbuch der pathologischen Anatomie der Haus- Säuge-
thiere" (2 Thle. 1831, 32, mit 25 Taff. Fol). In demselben ist besonders ein-
gehend die Classification , Beschreibung und Anatomie der Missgeburten , ftlr welche
er ein eigenes System aufgestellt hat, behandelt, ebenso die Naturgeschichte der
Eingeweidewürmer. Es folgte: „Lehrbuch der vergleichenden Physiologie der
HauS'Säugethiere" (1837; 2. Aufl. 1847; 3. Aufl. 1865). Am Abend seines
Lebens erschien noch ; „ Ueber thiertsche Missgeburten. Ein Beitrag zur patho-
logischen Anatomie und Entuncklungsgeschichte^ (1877, mit 20 Taff. kl. Fol.).
Dazu eine sehr grosse Menge anderer literarischer Arbeiten auf verschiedenen
Gebieten der biologischen Wissenschaften, so dass ein Verzeichniss derselben 147
einzelne Nummern aufweist. Auch in den beschreibenden Naturwissenschaften, der
Botanik und Zoologie, die er neben den bereits erwähnten Fächern zu lehren
hatte, besass er gründliche Kenntnisse, mit deren Hilfe nnd des von ihm in die
Veterinär-Medicin eingeführten Mikroskopes viele bis dahin in derselben dunkle
Punkte aufgehellt wurden. Namentlich das von ihm mit seinem Collegen Hbrtwig
von 1835 — 1874 in 40 Jahrgängen herausgegebene „Magazin für die gesammte
Thierheiikunde^ enthält mancherlei dahin gehörige wichtige Arbeiten, die von
ihm allein oder zusammen mit Hbrtwig ausgeführt worden waren , wie z. B. die
„ Vergleichenden Untersuchungen über die Haut des Menschen und der Haus-
Säugethiere'* nnd ^Ueber die Kratz- oder Bäudemilbe" (1835; 2. Aufl. 1844),
an welchen G. namentlich der von ihm bei den verschiedenen Thieren geführte
Nachweis der Schweissdrüsen und ihrer Ausführungsgänge zukommt. Ein Denkmal
seiner rastlosen , mehr als 50jährigen Arbeit ist die anatomische und pathologisch-
anatomische Sammlung der Berliner Thierarzneischnle, welche aus den kleinsten
Anfängen, wie er sie 1819 vorfand, zu einer der bedeutendsten , welche die Welt
besitzt, sich gestaltet hat, und, was namentlich den Reichthnm an thierischen
Missgeburten, Entozoen und Epizoen betrifit, mit denen G., ebenso wie mit der ver-
gleichenden Embryologie und Physiologie, sein Leben lang sich mit Vorliebe
beschäftigt hat, wohl ihres Gleichen sucht. In ein näheres Yerhältniss zur mensch-
704 GUELT. — GUSSENBAUER.
liehen HeilkuBde trat 6., abgesehen von seinem Verkehr in den Berliner medieiniscben
und naturwigsenschaftliehen Gesellschaften und den freundschaftlichen BeKiehungen,
zu hervorragenden Universitätslehrern, dadurch, dasa er bei der 1842 begonnenen
neuen Bearbeitung der preussischen Pharmacopoe zum Referenten und Redactenr
ernannt wurde, auch eine deutsche Ausgabe derselben besorgte, sowie an der
nächstfolgenden Ausgabe der Pharmacopoe thätigen Antheil nahm. Von 1844 an
war er femer 15 Jahre lang Mitglied der medicinischen Ober-Examinations-Commission,
für den Prüfungsabschnitt in der Anatomie. Sein Tod erfolgte in hohem Alter am
13. August 1882.
Archiv for wissenschaftliche und praktische Thierheilkundo. 1882. — Beutaclie
Zeitschr. f. Thiermedicin. 1883, pag. 112. G.
^Olirlt, Ernst Julius G. , zu Berlin, daselbst als Sohn dee Vorigen
am 13. September 1825 geboren, studirte dort von 1844 — 48 Medicin und wurde
im letztgenannten Jahre mit der Diss. : ^De osaium rnutationibus rhachitide
effectis^ (4., c. tab.) Doctor, machte eine IV« jährige wissenschaftliche Reise
nach Oesterreich, Frankreich, Grossbritannien, war von 1852 — 56 Assistent in
B. V. Langenbegk's Klinik, habilitirte sich 1853 als Privatdooent ftlr das Fach
der Chirurgie an der Berliner Universität und wurde 1862 Prof. e. o. An den
Feldzügen von 1848, 1864, 1866, 1870-71 nahm er in verschiedenen ärztlichen
Stellungen Antheil. Schriften: „Beiträge zur vergleichenden pathologischen
Anatomie der Gelenkkrankheiten^ (Berlin 1853) — ;, Ueber einige durch Er-
krankung der Gelenkverbindungen verursachte Missstaltungen des menschlichen
Beckens*^ (Ebenda 1854, Fol.) — „Ueber die Cystengeschvmlste des Halses*'
(Ebenda 1855) — „Ueber den Transport Schwerverwundeter und Kranker im
Kriege*' (Ebenda 1859) — „Handbuch der Lehre von den Knochenbrücken''
(Tbl. 1; Tbl. 2, 1 und 2. Lfg. 1860—65) — „Leitfaden für Operations-
Übungen am Cadaver u, s. w,^ (Berlin 1862; 6. Aufl. 1885; in*8 Polnische
1874, Italienische 1875, Ungarische 1880 übersetzt) — „Militär-chirurgische
Fragmente** (Ebenda 1864) — „Abbildungen zur Krankenpflege im Felde
u. s. w,** (Berlin 1868, 16 Taff. Fol., Text deutsch und französisch) — „Zur
Geschichte der internationalen und freiwilligen Krankenpflege im Kriege*'
(Leipzig 1873) — „Die Kriegs-Chirurgie dei^ letzten 150 Jahre in Preussen"
(Berlin 1875) — „Die Gelenk-Resedionen nach Schussoerletzungen u. s. to.^
(Ebenda 1879). Ausserdem Aufsätze in der Deutschen Klinik (1853, 57), Monats-
schrift für Geburtskunde (1857, 60, 62), Preuss. Militärärztliche Zeitung (1861),
dem Archiv für klin. Chirurgie (1862, 66, 80, 83; darin auch für 1859—65:
^Berichte über die Fortschritte und Leistungen auf dem Gebiete der Chirurgie*') :
femer zahlreiche Artikel in Prosch und Ploss' Medic.-chirurg. Encyclopfidie
(2. Aufl.), der Allgemeinen Deutschen Biographie, Eülenburg's Real-Encyclopädie
der ges. Medicin, dem vorliegenden Biographischen Lexikon, dessen Redaction er
(Anfangs 1885) vom Buchstaben G an übernommen hat. Er ist femer IGtbegrflnder
und Mitredacteur des „Archivs für klinische Chirurgie" seit 1860, Redacteur
der Zeitschrift „Kriegerheil, Organ der deutschen Vereine vom Bothen Kreuz"
(darin eine Reihe von Aufsätzen von ihm) seit 1867, Redacteur der „Verhandlungen
der deutschen Gesellschaft für Chimrgie" ; er war Mitredacteur von Virchow-Hirsch*s
Jahresbericht für 6 Jahrgänge (1866 — 71) und ist noch jetzt Mitarbeiter an demselben.
Bed.
* Gussenbauer , Carl G. , zu Prag, ist am 30. October 1842 zu Ober-
Vellach in Kärnten geboren, wurde in Wien 1866 Dr. med., 1868 Dr. chir.,
war Schüler und Assistent von Billroth, wurde 1875 Professor der CJhururgie in
Ltittich und bekleidet seit 1878 dieselbe Professur in Prag (deutsche Universität).
Von seinen sehr zahlreichen, anatomischen und histologischen, namentlich aber
chirurgischen Arbeiten führen wir im Folgenden nur einige an: „Ueher die
Muskulatur der Atrioventricularklappen des Menschenherzens" — „Ueber das
Gefcisssy stein der äusseren xüeihliclien Genitalien" ; sodann aus dem Archiv fiir
klin. Chinirgie: „ Ueber die Heilung per primam intentionein" (1871) — ^^ Leier
GUSSENBAUER. -^ GUTPELD. 705
die Veränderungen des quergestreiften Mufskelgeirehes bei der traumatischen
Entzündung'^ (1871) — „Ein Beitrag zur Lehre von der Verbreitung des
Epiihelialkrebses auf Lymphdrüsen^ {1^12) — „lieber eine lipomatöse Sfuskel-
und Nervendegeneration u, s, w.^ (1874) — „Ueber die erste durch Billroth
ausgeführte Kehlkopf exstirpation u. s. w.^ (1874) — „Die Methoden der künst-
lichen Knochentrennung u, s, tv,*^ (1875) — „JHe Knochenentzvndungen der
Perlmutterdrechsler*^ (1876) — „Die partielle Magenresection^ (1876) —
„Ueber . . . Stomatoplastik . . . narbiger Kieferklemme^ (1877) — „Ein Fall
von partieller Resection des Colon deicendens u, «. w,^ (1879) — „Ueber
buccale Eocstirpation der basilaren Bachengeschurülste^ (1879) — „Zur opera-
tiven Behandlung der Pancreascysten^ (1883), Dazu eine Anzahl von Aufsätzen
in der Wiener medic. Wochenschrift aus den Siebenziger-Jahren und der Prager
medic. Wochenschrifl; vom Jahre 1878 an, darunter über Gehirnerschütterung,
Massage , Nervendehnung , Eehlkopf-Exstirpation , Fremdkörper des Magens, Hemia
epigastrica, Jodoformbehandlung, combinirte Oesophagotomie , Scalpirung durch
Maschinengewalt, Exstirpation myelogener Schädelgeschwtilste , operative Behand-
lung tiefliegender traumatischer Himabseesse u. s. w. An grösseren Schriflen gab
er heraus (mit Th. Plucker): „Rapport de la clinique chirurgicale de VUni-
versitz de Liige^ (Ltittich 1878) — „Die traumatischen Verletzungen^ (Deutsche
Chirurgie, Lfg. 16, 1880) — „Hephthaemie, Pyohaemie und Pyo-Sephthaemie^
(Ebenda, Lfg. 4, 1882). Er ist seit 1880 Mitherausgeber der ^Zeitschrift för
Heilkunde" in Prag. Red.
*Ou8Serow, Adolf Ludwig Sigismund G. , ord. Professor der
Geburtshilfe, Geh. Medicinalrath zu Berlin , ist daselbst am 8. Juli 1836 als Sohn
des ebenda als Geh. Sanitäts-Rath verstorbenen Arztes Dr. C a r 1 A u g u s t G. geboren,
studirte dort, in Prag und in Würzbnrg, wurde 1859 Doctor, habilitirte sieh als
Privatdocent in Berlin 1865 , war nacheinander ord. Professor der Geburtshilfe
in Utrecht 1867, in Zürich von 1867—72, in Strassburg i. E. von 1872—78
und ist seit dieser Zeit in Berlin. Er verfasste : ;, Oehurtshilfe und Gynäkologie
in Grossbritannien, Ein Reisebericht*^ (Monatschr. für Geburtsk., 1864) —
„Universitäten oder Fachschulen'! Rede bei Antritt des Rectorats" (Zürich
1870) — „Ueber Carcinoma uterü'^ (Volkmann's Samml. klin. Vorträge, 1871) —
j^Zur Erinnerung an Sir James Y, Simpson, Rede.** (Berlin 1871) —
„Ueber Menstruation un^ Dysmenorrhöe" (Volkmann's Samml. klin. Vorträge
1874) — „Die Neubildungen des Uterus" (Stuttgart 1878, in v. Pitha-Billroth*s
Handb. der allgem. u. spec. Chirurgie) — „Zur Geschichte und Methode des
klinischen Unterrichts" (Berlin 1879, Festrede) und verschiedene Aufsätze in
ViRCHOw's Archiv, der Monatschrift für Geburtskunde und dem Archiv fflr Gynä-
kologie. Seit 1884 ist er Mitherausgeber des Archivs für Gynäkologie. ^^^
Oütermann, Georg Friedrich G. , Arzt in Eaufbeuren in Bayern
und , später in Augsburg, wo er 1789 starb, beschäftigte sich besonders mit
Geburtshilfe und war Gegner des durch sein rohes, blutiges Verfahren berüch-
tigten Johann Andreas Deisch , der im Volke den Namen „Kinder- und Weiber-
metzger" hatte. G. schrieb: „Erklärte Anatomie für Hebammen etc," (Augsburg
17Ö2) -^ „ Vernünftige und .... gegründete Bedenken über .... durch Miss-
brauck stumpfer und scharfer Instrumente verunglückte Geburten" (2 Bde.,
Frankfurt u. Leipzig 1761) — „Echte Entbindungskunst" (2 Bde., Ebenda 1763).
Biogr. m6d. IV, pag. 553. — Biet. hist. II, pag. 671. Pgl.
Outfeld, Friedrich Augustin Philipp G., geboren 1777 in Holstein,
promovirte 1801 in Altena und prakticirte hier bis zu seinem frühen Tode
(12. September 1808). G. gehörte zur naturphilosophischen Schule und ist durch
seine epidemiologischen Arbeiten bemerkeuswerth , von denen mehrere mit einem
Preise gekrönt wurden. G. schrieb: „Abhandlung über den Typhus der tropi-
schen Regionen oder das gelbe Fieber" (Göttingen 1801) — „Untersuchungen
über verschiedene Sätze der herrschenden medieinischen Lehrgebäude" (Hamburg
Biogr. Lexikon. II. 45
706 OUTFELB. — OÜTflBIB.
1802) — yfUeber das Verhältnüs der Wechselerregung ^ Xervenwirkmmg und
Jieicegung m t/nerischen Organismus^ (GöttiDgen 1803) — „Eüäeüumg im du
Lehre von den ansteckenden Krankheiten und Seuchen** (Foseo 1804 i. A.
DJct. hi«t. IJ, pag. 672. Pgl.
Ontbrie, George James G., za London, berühmter Chirorg und Fdd-
arzt, war daiMelbftt am 1. Mai 1785 geboren, wurde mit 13 Jahren Lehriing bei
einem ('hirurgen, bcHuchte die Marylebone Infirmary nnd den Unterrieht in dem
(Militär-) York Hospital, wo er bereits als Prosector fangirte, und erlangte 1801,
noeb nicht 16 Jahre alt, das Diplom des College of Snrgeons. Er wurde dannf
Assigtant-Hurgeon bei einem Regiment, ging 1802 mit demselben naeh Nord-
Amerika, wo er bis 1807 verblieb, und, zum Surgeon avaneirt, naeh Enropi
zurüekkebrend , in der Nähe von Gadix landete. 1808 begannen fÄr die unter
Bir Arthur Wellesley (Welli ngton) stehende Armee die Kämpfe in Spanien
und Portugal, in denen G. gegen 22mal sich im Feuer befand und als Chinirg
sich auszuzeichnen Gelegenheit hatte. Er erlangte nacheinander den Rang als
Staff-Surgeon und Deputy-Inspector und verfasste noch vor seiner Heimkehr einen
von HOOPEB in England publicirten Aufsatz über Arterienwunden und einen
anderen: yyOn the facility of performing the Operation of amputation of ike
Shoulder -Joint** und legte dort den Grund zu seinen : „Observations on (he treat-
ment of venereal disease, without mercury" (Med.-Chir. Transact- 1817). Die
Hehlacht bei Toulouse machte seiner feldärztlichen Laufbahn ein Ende ; er warde
1814 auf Halbsold gesetzt und fand jetzt Gelegenheit, seine auf dem Gebiete der
Chirurgie gemachten Erfahrungen , die in vielen Stflcken von den Anschauungen,
welche die berühmtesten seiner Zeitgenossen hatten , abwichen , durch den Druck
bekannt zu machen. Während des Feldzuges von 1815 hatte er es abgelehnt,
eine officielle Stellung einzunehmen, jedoch war er als Privatmann auf dem Kriegs-
schauplätze kurze Zeit anwesend und führte u. A. eine Exarticulation im Hüft-
gelenk an einem französischen Soldaten mit Erfolg aus. Seine epochemachende
Hcbrift über Kriegschirurgie war: „On gun-shot wounds of the extremities,
requiring the different Operations of ampiUation, and their aftertreatment ; etc.**
(Ijondon 1815; 3. edit. u. d. T. : „A treatise on gun-shot icounds^ on infiam-
mation , erysipelas, Being a record of the opinions and practica of the sur-
gical department of the British army, at the terminadon of the wars in Spain,
Portugal, France and the Netherlands^ in 1814 und 1815**, London 1827;
5. edit.: „Commentaries on the surgery of war in Portugal .... ßevised to
1853, 1853; 6. edit.: . • . ., with additions relating to those in the Orimea,
in 1854—5 . . . Bevised toOctober 1855**, 1855; Philadelphia 1862; deutsche
Uebersetzung von G. Span(3ENBERG, Berlin 1821). In der letzten Auflage semes
berühmten Werkes konnte er noch über Erfahrungen berichten, die von seinen
Hchülern vor Sebastopoi gemacht und ihm zur Verfügung gestellt worden waren.
1816 begann er «eine Vorlesungen über Chirurgie zu halten, die er fast 30 Jahre
lang fortsetzte und die von fast allen Aerzten der Armee, der Flotte und der
Ostiudischen (-onipagnie besucht worden sind. In demselben Jahre noch gründete
er eine Infirmary for Diseases of the Eye, die seitdem zu dem Royal Westminster
Ophthalmie Hospital bei Oharing-Cross sich erweitert hat. Bald darauf schrieb er:
„A treatise on ihe Operation for the forniation of an artißcial pupil; etc.**
(London 1819, w. 2 pl.) und später: „Lectures on the operative surgery afthe
eye . . . Containing a new inethod of operating for cataract by extraction, etc,*"
(Ebenda 1823; 2. edit 1827; 3. edit. 1838). Er wurde 1823 zum Assistant-
Surgeon und 1827 zum Surgeon am Weatminstor Hosp. erwählt, gab seine Stellang
1843 aber auf, um seinem Sohne für eine Stelle als Assistant-Surgeon Platz zu
macheu und wurde 1848 zum Consulting Surgeon ernannt. Die werthvollen Schriften,
die er noch, neben einer Anzahl von Aufsätzen in Zeitschriften (Lond. Med. and
Phys. Jouru. , Lond. Med. and Surg. Joum. , Lond. Med. Reposit. , Load. Med.
Gaz., Lancot, Med.-Chir. Review, Transact of the R. C. S. in London), vwfasstei
sind: „On the diseases and injuries of arter ies , with the Operations requirea
GUTHRIE. — 6UTIERREZ. 707
for their eure" (London 1830) — „On the anatomy and diseases of the neck
of the bladder and of the Urethra*" (Ebenda 1834; 3. edit. 1843; Philadelphia
1845) — „On the certainty and safety toüh which the Operation for the ex-
traction of a cataract from the human eye may be per for med etc." (Ebenda
1834) — „Clinical lectures on Compound fractures of the extremittes; on
excision of the head of the thtgh-bone, the arm-bone, and the elbow-Joint etc."
(Ebenda 1838; Philadelphia 1839) — „On injuries of the head affecting the
brain" (Ebenda 1842, 4.; deutsche Uebers. von Lüdw. Pränkbl, Leipzig 1845)
— Dasselbe „And on some potnts connected vnth the anatomy and surgery
of inguinal and femoral herniae" (1847) — „On wounds and injuries of the
arteries of the human body ; vrith the treatment and Operations required for
their eure" (1846) — „On vyounds and injuries ofthe abdomen and thepelvis, etc."
(1847) — y^On wounds and injuries of the chest^ etc." (1848). Er hatte leb-
haften und thätigen Antheil an der neuen gesetzlichen Regelung des Armen-
Kranken wesens genommen, war, nachdem er bereits 1824 Mitglied des Council
des College of Surgeons geworden, 1833 und 1842 Präsident und fünf Jahre lang
Professor der Anatomie und Chirurgie desselben gewesen und sind die fünf in
dieser Zeit von ihm gehaltenen Vorlesungen grösstentheils in seinen vorstehend
genannten letzten Publicationen wiedergegeben. Auch führte er in der Leitung
des College selbst erhebliche Verbesserungen ein und machte sich um das dieser
Corporation übertragene Examenwesen und damit das Unterrichtswesen verdient.
Sein Tod erfolgte am 1. Mai 1856. — G. hat sich um die Chirurgie sowohl
als um die Ophthalmologie grosse Verdienste erworben, indem er nicht nur ein
unerschrockener, allen Schwierigkeiten gewachsener Operateur war , sondern mehr-
fach auch richtigere Grundsätze in beiden Fächern einzufahren bestrebt war.
Wir erinnern nur an die von ihm bei Arterienyerletzungen unter allen Umständen,
wenn mGglich, empfohlene Aufsuchung der Verletzungsstelle und doppelte Unter-
bindung an derselben, statt an einer entfernten Stelle, femer bei der Operation
des Cataract die Anwendung der Extraction mit oberem Lappen, statt des damals
viel gebräuchlicheren unteren oder der Nadeloperationen. Vor Allem war aber sein
Sinnen und Trachten, wie sein grosses, bis zu seiner letzten Lebenszeit fortgeführtes
Werk über Kriegschirurgie beweist, dieser zugewendet. Bei wenigen Personen fand
sieh übrigens eine glücklichere Combination von Geisteskraft und Entschlossenheit,
Schnelligkeit der Wahrnehmung und Fruchtbarkeit der Hilfsmittel, verbunden mit
grosser Körperkraft und Geschicklichkeit. Er konnte eben Alles. Er konnte den Lauf
eines Schiffes berechnen und dasselbe glücklich in den Hafen führen, wie er es in
seiner Jugend, unter den schwierigsten Umständen, gethan hatte; er hatte einen
Angriff auf eine Kanone geleitet und sie genommen. Er protestirte Lebenslang
gegen die unwürdige damalige Stellung der Militärärzte, die wie Civilisten oder
Verwaltungsbeamte behandelt wurden, da er selbst öfter im Feuer gewesen war,
als die Hälfte der Generale der Armee.
Lancet. 1850, I, pag. 726. — Med. Times and Gaz. 1856. New Series. Vol. XII,
pag. 466. — Callisen, VII, pag. 538; XXVIII, pag. 325. Gurlt.
Guthrie, Charles Gardiner G. , zu London, Sohn des Vorigen,
starb, erst 42 Jahre alt, im August 1859. Er besass viele von den hervorragenden
Eigenschaften seines Vaters, war namentlich ein vortrefflicher Operateur. Er war
Chirurg und Docent der Chirurgie am Westminster Hosp. und Chirurg des Royal
Westminster Ophthalmie Hospital. Er verfasste folgende Arbeiten: „On the eure
of squinting" (2. edit. London 1840) — „Lectures on Ophthalmie surgery" —
„On cataract, vrith the appropriate Operation in each particular case".
Lancet. 1859, II, pag. 203. Gurlt.
^ Outierrez de Toledo, Juliane, Arzt des Königs Ferdinand und der X>/
Königin Isabella, lebte in der zweiten Hälfte des 15. Jahrhunderts und ver-
öffentlichte die älteste Schrift in der spanischen Literatur über Diphtherie : „ Tra-
dado del infermedad del Garrotillo" (erwähnt von Moeejon in der Hist.
45^
708 (JÜTIERBEZ. — OÜTZEIT.
bibliograf. de la med. espan. II, 211), ferner: y^De la cura de piedra, dolor
de hijada y colica renal*' (Toledo 1498).
GütierreZy Juan Lazaro, lehrte PhilosopMe an der Universität zu
Valladolid, studirte dann Mediein und promovirte daselbst. Er lebte im 17. Jahr-
hundert und schrieb über Fieber: „Febrilogiae lectiones'* (Lyon 1668, Fol.) nebst
einem: „Appendix ad febnlogiam , doloris diagnosim .... tncommunt, tum
artem sphygmicam continentem.**
Biogr. m6d. IV, pag. 553. Pgl.
*(}uttinaim, Paul 6., zu Ratibor in Schlesien am 9. September 1834
geboren, studirte in Berlin, Wtirzburg, Wien und wurde 1868 promovirt Seit 1859
wirkt er in Berlin als Arzt, seit 1867 als Universitätsdocent, seit 1879 als Director
des dortigen städtischen Krankenhauses Moabit. Neben circa 60 klinischen Arbeiten
in den verschiedenen Berliner Archiven und Zeitschriften publicirte 6. auch eine
Reihe physiologischer und experimenteller Arbeiten. Die „Physiologie und Patho-
logie des Sympathicus** (Berlin 1873 ; auch italienisch), welche er mit A. Edlen-
BüRG bearbeitet hatte, erhielt unter etwas verändertem Titel (London 1879) den
ASTLEY COOPER-Preis. Das „Lehrbuch der klinischen Untersuchungsmethoden"
erschien 1884 in 5. Auflage und wurde zehnmal übersetzt. Als Redacteur giebt
6. das „Jahrbuch für praktische Aerzte" heraus. Wem ich.
*0utt8tadt, Albert G. , zu Berlin, am 25. Januar 1840 zu Rastenburg
in Ostpreussen geboren, wurde 1866 in Berlin Dootor, 1874 Decement för
Medicinal-Statistik beim königl. statistischen Bureau und 1875 Privatdocent an
dortiger Universität. Von seinen zahlreichen Publicationen fuhren wir zunächst
an besonderen Schriften an: „Das Reichs- Impf gesetz vom 8, April 1874
u. s. w.** (Berlin 1876) — „Flecktyphus und Bückfallfieber in Preussen u. s. it.*
(Ebenda 1882) — „Krankenhaus - Lexikmi für das Königreich Preussen**
(Ebenda 1883). Aufsätze: (Deutsche Klinik 1867, 70, 72): „Der anatomische
Charakter der Cholera- Epidemie zu Berlin im Jahre 1866** — „Das Chloral-
hydrat u. s, w,** — „Das Barackenlazareth auf dem Tempelhofer Felde als
städtische Pocken- Heilanstalt .... 1871172 zu Berlin** ; femer (Vierteljahres-
Schrift fttr gerichtl. Medic. 1873): „Zur Statistik der Irrenanstalten** ; demnächst
(Zeitschr. des königl. Preuss. statist. Bureaus 1873, 74, 76, 80, 81) über die
Pocken-Epidemie von 1871-72, die Geisteskranken, die Selbstmorde, das Heil-
personal, Bäder und Heilanstalten iu Preussen, die ärztliche Gewerbefreiheit im
Deutschen Reich; endlich in der „Prcussischen Statistik" (1877 — 84) über Medioinal-
Statistik, Sterbefälle, Irren- Heilanstalten, die Gebrechlichen in Preussen u.s. w., u.s. w.
Bed.
Outzelt, Hugo Leonard vonG., geboren in Riga am 3./15. Deeember
1811 als Sohn eines Kaufmanns, besuchte das Gymnasium zu Riga bis 1831,
studirte Mediein an der Universität zu Dorpat von 1831 — 1838 und wurde im
letztgenannten Jahre („ Diss, de prophylaxi in morbis contagiosis et epidemicis*^)
Doctor med. Er wirkte als praktischer Arzt in Orel (Russland) und starb
auf seinem Landgut Pogoleretz am 9./21. März 1882. Er war nacheinander
Gymnasialarzt, Mitglied der Mediciualbehörde, zuletzt Chef der Medicinalverwaltung
des Gouvernements Orel. Trotz seiner grossen Praxis fand er Müsse und Stoff zu
schriftstellerischen Arbeiten. Er schrieb unter Anderem : „Beiträge zur Lehre von
de7i typhösen Fiebern j hauptsächlich in Bezug auf ihre Behandlung** (1842) —
„Die Cholera zu Orel im Jahre 1847,** In vieler Beziehung interessant ist sein
letztes umfangreiches Buch: „Dreissig Jahre Praxis** (Wien 1873 — 1875).
Riga'sche Biographien, Bd IIl, Riga 1884, pag. 184 — 187. L. Stieda.
* Gutzeit, Waldemar von G. , am 4. November (25. October a. St.),
1816 geboren, studirte in Dorpat bis 1839, dann in Berlin, Wtirzburg, Paris, Wien
und wirkte dann von 1842 ab in Kursk, von wo er 1851 nach Riga fibersiedelte.
Nachdem er in früheren Jahren viele Aufsätze in der KKEBEL-TniELMANN'sohen
Mcdicinischcn Zeitung Russlandsj 1873 — 75 das Werk seia^ verstorbenen Bmdert
GUTZBIT. — GUYON. 709
H. L. von O. : „Dreissig Jahre Praxis" hatte erscheinen lassen, entsagte er ganz
der Medioin und widmete sich historischen und linguistisohen Untersuchungen.
Wernich.
Guy de Chauliac, s. Chaüliac, Guy de, Bd. I, pag. 710.
*Gliy, William Augustus 6., in London, studirte im Guy's Hosp.
daselbst, wurde 1844 Fellow des Roy. Coli, of Physicians, war Medical Super-
intendant des Millbank Prison, Professor der gerichtlichen Medicin und Hygiene
am Eing's College und ist gegenwärtig Consulting Physician bei dem Hospital
des letzteren. Er hat eine beträchtliche Reihe von Arbeiten aus den Gebieten der
Physiologie, gerichtlichen Medicin, Hygiene und Socialwissenschaft verfasst, darunter
an grösseren Schriften: „Principles offorermc medicine^ (3. edit. London 1868;
4. edit. mit David F£RBI£B, 1875; Amer. edit. with notes and additions, by
Charles A. Lee, New York 1845) — „Public heaWi; a populär tntroduction
to sanitary sdence. etc.^ (London 1870, 74). Von einzelnen Aufsätzen und
kleineren Schriften erwähnen wir aus dem Joum. of the Statist. Soc. (1839, 40):
„On the value of the numerical method as applied to sdence, but especicUly
to phyMogy and medicine*' — „ Unhealthiness of tovma , its causes and
remediee, being a lecture^ (London 1845) — „ContribiUions to sanitary sdence,
L The case of the joumeymen bakers; etc.^ (1848; 3. edit. 1865) — „On
the health of towns as inßuenced by defective cleansing and drainage etc."
(1846) — „On medical education; bdng a lecture etc." (1846) — „On the
sanitary condition of the British army ; etc." (Joum. of the United Service
Inst. U) — „On the microscopic Sublimates; and espedally on the Sublimates
of the alkcdoids" (1867) und mehrere weitere mikroskopische und chemische
Arbeiten. Er hielt 1875 die „Harveian Oration" und veranstaltete eine neue
Ausgabe von Ron. Hoopeb's „Physidan's vade-mecum" (1857) u. s. w.
Medical Directory, — Index-Gatalogae. V, pag. 672. Red.
*Guye, Ambroise Arnold Guillaume G., am 17. August 1839
in Maastricht geboren, studirte in Amsterdam, promovirte am 23. Juni 1862
(„Dissert. over de Peyersche en Lieber kühn^sche klieren") und zog nach
Wien, wo er hauptsächlich Politzee folgte, Berlin und Paris. Seit 1865 ist
er in Amsterdam wirksam als Otiater, seit 1874 als Privatdooent an der Universität.
Er war 1879 allgemeiner Secretär des periodischen internationalen Congresses der
medieinischen Wissenschaften, 6. Sitzung, und fungirt seit 1873 auch als solcher
an der „Nederl. Maatschappy tot bevordering der Geneeskunde". Er schrieb haupt-
sächlich: „De paracentese van het trommelvlies" (1874) — „Over het adem-
halen door den mond en over de middelen daartegen" (1874) — „Eenige
gevallen van öntsteking in het antrum mastoideum" (1877) — „Sur la maladie
de Meni^re" (1879), Mittheilung an den medieinischen Congress und „Over
oorlijden bij acute exanthemen^ (1885). C. E. Daniels.
Guyon, Louis G. , Wundarzt in Marseille, lebte daselbst zur Zeit der
schweren Pestepidemie im Anfange des 18. Jahrhunderts, starb zwei Tage nach
der ersten Section eines an der Pest verstorbenen Individuums 1742, zu der er
sich freiwillig erboten hatte, als Opfer seines muthigen Unternehmens.
Biogr. med. IV, pag. 555. Pg 1.
Ouyon, Johann G. , welcher am 2. Februar 1758 in Kiel den Doctor-
^rad erhielt, nach St. Petersburg kam und vom medieinischen Collegium auf
Befehl des Archiater Mounsey ohne Examen 1762 als Doctor der Medicin in
Kussland anerkannt wurde, wurde darauf von Peter III. zum Leibmedicus mit dem
Rang eines wirklichen Staatsrathes und einem Gehalt von 4000 Rubeln ernannt.
Er starb sehr bald am 31. Mai (11. Juni) 1763 und wurde in der reformirten
Kirche in Moskau beerdigt; 1815 wurden seine Gebeine aus dem Gewölbe genommen
und feierlich auf dem Gottesacker in Moskau beigesetzt.
Tschistowits ch, CLV. — Richter, in, pag. 479. — Fechner, Chronik
der «vang, Gemeinde in Moskau, II, Bd., MosJj^u 1875, pag. 1 und 81, Ji. Stieda,.
710 GÜYON. — GUYONGOSSI.
Guyon, Jean-Louis-Gönöviöve G., französischer Militärarzt, war
am ö. April 1794 zu Albert (Sorame) geboren, besuchte von 1810 an die fecole
de m6('''eine in Paris, war von 1811 an als Chirurgien sous-aide drei Jahre lang
in den Hospitälern der Insel Walcheren (Holland), wo endemisches Wechselfieber
nicht ausgeht, thätig, wurde 1815 als Aide-major nach Martinique versetzt, machte
1822 als Chirurgien major die Expedition nach Samana (San Dommgo) mit, wo
er die Schrecken des gelben Fiebers kennen lernte und kehrte 1826 mit seinem
decimirten Regiment nach Frankreich zurück. Er schrieb eine „RSponse h un
vn4m. publik ä la Martinique par M, Lefort ayant pour türe: De la aatgnee
et du kinkina dans le traitement de la fih)re jaune" (Paris 1827). 1827 wiorde
ihm die Leitung des Hospitals von Ile-de-L^on bei Cadix übertragen ; er hatte aneh
daselbst mit dem gelben Fieber zu thun und suchte durch Impfversuche an sieb
selbst dessen Nicbtcontagiosität zu beweisen, worüber er in einem Aufsatze „ Fücre
jaune" (Joum. compl6ment. , 1830) berichtete. 1829 nach Frankreich zurück-
berufen, wurde er 1831 zum Mitgliede einer Commission zur Erforschung der Cholera
ernannt, machte in Warschau an sich dieselben gefährlichen Experimente wie früher
in Betreff des gelben Fiebers und schrieb, nach Paris zurückgekehrt: „Des moyens
prSservatifa et curatifd du ckolSra, etc,^ (1832). 1833 wurde er nach Algier
geschickt, wo er Chirurgien-principal und erster Professor am dortigen Instructions-
Hospital (1834) und 1838 Chef-Chirurg der afrikanischen Armee wurde, nachdem
er erst jetzt auch das Doctordiplom in Montpellier erlangt hatte mit der These:
„Des acddents produüs dann les trois premihres classes des anifnaux vertSbrSs
par le venin de la vip^re jfer-de lance (Trigoncephalus lanceolatus) ,*^ Er nahm
an allen grossen Expeditionen Theil, von dem unglücklichen Feldzuge von Con-
stantine (1836) an bis zu den Expeditionen von Cherchell und Medeah (1840), wurde
1852 zu MMecin-inspecteur ernannt, nahm 1857 seinen Abschied und benatzte
seine Müsse, um noch einmal in Lissabon dem gelben Fieber, das er seit so
vielen Jahren kannte, gegenüberzutreten. Er sehrieb in dieser Zeit: „Voyage
d'Alger au Ziban, en 1847, Vancienne Zibd^ (1852, av. atlas) — „Histoire
cftronologique des Spiddmies du nord de VAfrique, depuis les temps les plus
recuW jusqu* h nos jours^ (Algier 1855) — „TJn mot sur la fihvre jaune de
Lisbonne en 1857" (Paris 1858) ; später noch : „Du haschts, pr^paration en asage
chez les Arabes en Alg^rie et da Levani*^ (Gaz. m6d. de Paris 1861) — „Müdes
sur les eaux thermales de la Tunisie" (1864). Ausserdem finden sieh von ihm
Abhandlungen über Gelbfieber, Cholera, die Naturgeschichte der Antillen und Algeriens,
die Alterthümer des letzteren in verschiedenen Zeitschriften, wie der Revue m^cale,
den Annales maritimes et coloniales, der Oaz. m6dic. , dem Joum. des connaiss.
med.-chir., den Comptes rendus u. s. w. Er starb zu Paris am 24. August 1870.
Vapereau, 2. edit. , pag. 810. — Glaeser, pag. 330. — Revue acientif. et
adinin. des mödecins des arm^es etc., 1861, pag. 286 (nicht zugänglich). Gar lt.
*6uyon, Jean-Casimir-Fölix G. , zu Paris, geboren am 21. Juli
1831 auf Ue-Bourbon, studirte in Paris, wo er 1858 mit der These: „Sur les
cavites de VuUrus h Vitat de vacuitd^ Doctor wurde. Er ist zur Zeit Professor
der chirurgischen Pathologie bei der medicinischen Facultät, Chirurg des Hdp.
Necker und Mitglied der Akademie der Medicin. Für mehrere Concnrse schrieb
er die Thesen: „Des tumeurs fibreuses de VutSrus" (1860) — »^«« vices de
conformation de Vurethre chez Vhomme et les inoyens d^y remMier^ (1863)
und verfasste: „El&nients de Chirurgie clinique, comprenant le dingnostic chirur-
gical, les Operations etc." (Paris 1873) — „Legons cliniques sur les maladies
des voies urinaires" (1881 ; 2. 6dit. 1885) und gab zusammen mit P. Bazy
einen ^. Atlas des maladies de^ voies urinaires" (Livr. 1 — 4, 1881 — 83) heraus.
Früher hatte er J. F. Maloaigne's „Legons d' orthopidie" (Paris 1862) publicirt.
Bed.
Guyongossi a Petteny , P a u 1 u s G. , wurde in Holland geboren und
erhielt daselbst seine medicinisehe Ausbildung. Wegen seines besonderen Geschickes
GUYONGOSSI. — GÜYOT. 711
in der Medicin und den damit ziisammenbängenden Wissenschaften wurde er von
Abraham Käauw Boekhaave (dem Tauben), als dieser zur Akademie der Wissen-
schaften überging, nach Petersburg berufen. 1753 wurde G. zum Oberarzt des
Haupt-Admiralitäts-Hospitals in Petersburg ernannt, unterrichtete von 1758 in
zwei Ilospitalschulen in der Materia medica, Physiologie nach der Methode Albin's,
Pathologie nach Gaubius. Später wurde er Oberarzt beim Marine-Cadetten-
eorps und 1766 zum Hofmedicus von Katharina ernannt. Seiu Todesjahr
ist unbekannt. Seine Zeitgenossen bezeichnen ihn als einen sehr gelehrten und
vielseitig gebildeten Arzt. Er hinterliess neun Bände Manuscripte , welche aus
philologischen Aufzeichnungen und Bemerkungen über orientalische Sprachen —
Hebräisch, Arabisch, Syrisch u. A. — bestehen. Nach Urtbeil der Orientalisten
ist in diesen Manuscripten , welche sich in der k. öffentlichen Bibliothek in Peters-
burg befinden sollen, viel Interessantes enthalten.
Tschistowitsch, Geschichte der ereten med. Schnlen in Rnssland (OLIV). —
Tachistowitsch lässt G. am 31. Mai (11. Juni) 1763 in Moskau sterben; das ist unmöglicli,
da G. erst im Jahre 1766 zum Hofmedicus ernannt wurde, so kann er nicht 1763 gestorben
sein, überdies lebte 0. gar nicht in Moskau. L Stieda
(ruyot, Postmeister zu Versailles, kam zuerst auf die Idee des Katheterismus
der Tuba Eustachi]. Selbst schwerhörig, machte er sich vermittelst einer zinnernen,
knieförmig gebogenen Röhre, welche er vom Munde aus angeblich in die Bachen^
mündung der Tuba Eustachii einführte, Einspritzungen und befreite sich auf diese
Weise von einer katarrhalischen Schwerhörigkeit. Er berichtete hierüber 1735 der
Pariser Akademie der Wissenschaften.
Machines et inventions appronv^es par TAcademie etc. Paris 1735, T. IV, Nr. 243. —
Lincke, Ohrenheilkunde. IF, pag 73. j^^ Lucae.
Guyot, Jules G., zu Paris 1807 geboren, wurde 1833 daselbst Doctor,
verfasste eine Reihe von Arbeiten, unter denen wir folgende anführen : „ Observations
et rSflexions sur la morsure des animaux enragds"* (Sedillot, Recueil p6riod.
de la Soc. de m^.d. , T. XLVIII); zusammen mit Admtrault: „Mim. mir 1e
aUge du goüt chez Vhomme" (Joum. de chimie m6d., 1830) — „Mem. sur la
fracture du col du fimur ^ et sur un nouvel appareil etc," (Paris 1833) —
„M4m, sur la staphyloraphie^ — „Premier mSni. sur Vtnfluence thSrapeutique
de la chaleur atmosph^rique*^ (Arch. g6n6r., 1833 ; nouv. 6dit. 1836) — n^^es
mauvemens de Vair et de la pression de Vair en mouvement^ (Paris 1835) —
„Du goüt et ses saveurs^ (1838) — „Traiii de Vincuhatlon et de son tnfluence
thSrapeutique*' (1840) — „TraM de rincubation, oti Vemploi de la chaleur dans
lesptaieSy les maladies de lapeiv, etc,^ (1842). Ausserdem Aufsätze in den Annales
de la m6d. physiol., Archives g6n6r., Gaz. m6d. de Paris, Joum. des progrfes des sc.
m6d., Revue m6dic. u. s. w. Er machte verschiedene Erfindungen, z. B. einer Pumpe,
um den Mund auszuspritzen; ferner erfand er die „Lampes ä hydrogöne liquide".
Sachaille, pag. 354. — Callisen, VIT, pag. 547; XXVIII, pag. 329. G.
*Guyot, Charles-Th.-Ph.-Timoth6e G., zu Tromarey (Haute-
Saöne), ist am 21. August 1828 zu Cugney (Haute-Saöne) geboren, studirte in
Besan^on imd Paris, woselbst er 1854 mit der These: „De Vimportance de
VappMt et de la constdSratton des fonctions digestives dans le traitement des
maladies chroniques^ Doctor wurde. Er liess sich zuerst in Paris, später in dem
obgenannten Orte nieder, überreichte dem Institut (1856) verschiedene Arbeiten,
wie: „UanesthSsie du sens du goüt par les r&frig4rants** und über die: „An-
estysie ilectrique", für welche letztere er (1859) die Priorität der Idee in Anspruch
nahm. Ausserdem findet sich von ihm eine Reihe von Mittheil nngen im Courier
des familles, Journal de sant^,' der Presse mMicale, dem Journal des connaiss.
m^dic. pratiqnes, dem Repertoire de pharmacie; dazu eine Anzahl Artikel in
politischen Blättern über National-Oekonomie, Social-Politik, Physik, Medicin u. s. w.
Er ist Maire von Tromarey seit 18^8.
Glaeser, pag. 330. G.
712 GUrTON-MOBVEAü. — GWINNE.
Guyton - Morvean , Louis Bernard G.-M. , geboren zu Dijon am
4. Januar 1737, wandte »ieh der juristischen Laufbahn zu und wurde 1755
General-Staatsanwalt zu Dijon. Daneben aber trieb er mit Vorliebe physikalische
und chemische Studien und tibersetzte unter Anderem die Werke von Bergmann,
Scheele und Black. 1773 entdeckte er die desinficirende Kraft des Chlor,
wortiber er „Nouveau moyen de purifier ahsolumerU et en trls-peu de temps
une masse d'air infect^e^ (Dijon 1775) veröffentlichte; später fasste er seine
ersten und weitere Versuche darüber in der Schrift ;, Traüd des moyens de dis-
infecter Fair, d'dmter la contagion ou d'en arr^er les effeta** (Paris 1801;
3. ödit. 1805; deutsch von F. H. Martens, 1805) zusammen. Als Kanzler der
Akademie von Dijon richtete er 1774 öffentliche Vorlesungen über Mineralogie,
Medicin und Chemie ein und las selbst über den letzteren Gegenstand. Den Boden
dazu ebnete er durch die Veröffeatlichungen : „Digressions acad^iques, ou essats
8ur quelques sujets de physique^ de chimie et d'histotre naturelle*^ (Dyon et
Paris 1772) und „Defense de volatilüS du phlogistique^ (Dijon 1772), doch gab
er die in der letzten Schrift vertheidigte STAHL^sche Theorie schon in seinen
„Elements de chimie thSorique et prattque rSdigds dans un nouvel ordre** (Dijon
1776 — 77) auf. 1782 schlug er einen Plan zu einer methodischen Nomenclatar
der Chemie vor und Lavoisier vereinigte sich mit ihm und Anderen (Laflace,
Monge, Bbrthollbt und Fourcroy) zur Herausgabe der „Mähode d'une nomen-
clature chimique** (Paris 1787). Nach dem Ausbniche der Revolution betheiligte
er sich eifrigst am politischen Leben , vernachlässigte aber darüber seine Stadien
nicht; er stellte Versuche über die Lenkbarkeit des Luftballons an, wandte sie
an, um Wasser aus Bergwerken zu heben und suchte sie im Kriege auszunützen;
1794 vervollkommnete er die Herstellung von Pulver und Salpeter, schrieb über
die Verbrennung des Diamanten, stellte Untersuchungen über den Cement an, wie
über die Krystallisation im Allgemeinen und über die der Metalle im Besonderen u. a. m.
Er wurde Professor und Leiter der lilcole polytechnique , bei deren Gründung er
wesentlich betheiligt war und war von 1800 — 1814 Director der Münzen, welches
Amt er nach der Restauration verlor. Er starb am 2. Januar 1816. Ausser den
genannten Schriften, einem grösseren Gedicht und juristischen Arbeiten veröffentlichte
er noch den I. Band des „Dictionnaire de chimie de V Encydopidie par ordre
des mati^res^ (1786) und eine grosse Reihe in Zeitschriften erschienener Artikel.
Louvet in Nouv. blogr. T. XXH, pag. 968 ff. — Hoefer, Hist. de la chimie.
pag. 123 — Biogr. med. IV, pag. 555. y
Gwinne, Matthew G., in London, war daselbst geboren, studirte in
Oxford, wo er 1593 Doctor und bei der Gründung des Gresham College der erste
Professor der Medicin wurde und von 1598 an Vorlesungen hielt. Im College of
Physicians bekleidete er von 1600 an verschiedene Aemter, wurde 1605 Physieian
des Tower. 1607 legte er seine Professur nieder und begann in London zu
prakticiren. Er starb im October oder November 1627. Unter seinen Schriften
gehört kaum eine der Medicin an, vielmehr bestehen dieselben in Festreden, einer
Tragödie, Versen, oder sind chemischen und magischen Inhalts u. s. w. ; anzuführen
von denselben wäre vielleicht: „Aurum von aurum, sive adver saria in asser-
torein chemiae sed verae medicinae desertorem, Fr an, Anthonium''
(London 1611).
Aikin, pag. 218. — Hutchinson, I, pag. 391. — Munk, I, pag. 118.
G.
v^'-^
Dnu-k von <}ottU««b (Jislel L Ch>. Wien, Stadt, AugiwtlncTslrasjie 12.
ii
r. '^ U
.•••)'
,r)va.
•-^ j'7-7'r^:?,
^^'
7' .
;:^ji
'v^-^-.;
::?v--:^y
-L^
X;. :-
' i- •-' -IV '''■ ' P ^- y'^ ■■■■
■.J . ...7 . :l" .
. ^ j ■ ^■:-
^.3
^r-.
■« .,* -^^ ^ .,
■i%.h.
» *
^7