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Full text of "Biographisches lexikon der hervorragenden aerzte aller zeiten und völker .."

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"^BIOGRAPHISCHES  LEXIKON 


DER 


HERVORRAGENDEN  AERZTE 

ALLER  ZEITEN  BND  TÖLKEB. 


UNTER  MITWIRKUNG  DER  HERREN 

Prof.  A.  ANAGNOSTAKIS,  Athen  —  Prof.  B.  ALBERT,  Wien  —  Prof.  ARNDT,  Greifswald  —  Prof. 
K.  BARDELEBEN,  Jena  —  Dr.  ßlLLINGS,  Washington  —  Prof.  Arn.  CANTANI,  Neapel  —  Prof. 
CASPARY,  König«berjr  —  Prof.  CHRISTI ANI,  Berlin  —  Prof.  v.  d.  CORPÜT,  Brüssel  —  Prof. 
E.  von  CYON,  Paris  —  Dr.  C.  E.  DANIELS, .Amsterdam  —  Primararzt  ENGLISCH,  Wien  —  Prof. 
KULBNRURG,  Berlin—  Doc.  FALK,  Berlin  —  Prof.  v.  PLEISCHL,  Wien  —  Oberstabsarzt  FROELICH, 
Leipzig  —  Doc.  GRUENFELD,  Wien  —  Geh.  Med.-Rath  H.  HAESER,  Breslan  —  Prof.  HEDENIDs] 
Upsala  —  Dr.  HELMREICH,  Angsbnrg  —  Prof.  0.  HJELT,  Helsingfors  —  Doc.  HORSTMANN* 
Berlin  —  Prof.HüSEMANN,  Göttingen  —  Doc.  JACOBI,  Breslau  —  Prof.  KLEINWAECHTER,  Czemowitz 
—  Prof.  KOLLMANN,  Basel  —  Prof.  KRONECKER,  Bern  —  Doc.  KRONER,  Breslan  —  Prof.  KUESSNER, 
Halle  —  Prof.  LOEBISCH,  Innsbruck  —  Prof.  LUCAE,  Berlin  —  Dr.  LUTAUD,  Bedactenr  en  chef,  Paris  — 
Prof.  MAGNUS,  Breslan  —  Prof.  MAHCHAND,  Marburg  (Hessen)  —  Prof.  MUNK,  Berlin  —  Dr.PAGEL, 
Berlin  —  Dr.  PESZKE,  Warschau  —  Dr.  PETERSEN,  Kopenhagen  ~  Arzt  PROKSCH,  Wien  — 
Prof  PUSCHMANN,  Wien  —  Dr.  Max  SALOMO.V ,  Berlin  ■-  Prof.  SAMUEL,  Königsberg  —  Prof. 
SCHEUTHAUER ,  Budapest  —  Prof.  SCHWIMMER ,  Budapest  —  Prof.  F.  SEITZ,  München  —  Prof! 
STIEDA,  Dorpat  —  Dr.  W.  STRICKER,  Frankfurt  a.  Xl.  —  Prof.  UFFELMANN,  Rostock  —  Dr. 
L.  UNGER,  Wien  —  Prof.  WALDEYER .  Berlin  —  Regierungs-  und  Med.-Rath  WERNICH,  Cöslin  — 

Prof.  WINTER,  Leipzig. 

UND  UNTER  SPECIAL-REDACTION 

o  ^ .    ^  VOH 

t>^  E.  GURLT, 

PROnSSOR  DER  CHIRI7R0IE  Ali  DER  UKITRRSITÄT  BERLIK, 

HERAUSGEGEBEN 

TOH 

D«  AUGUST  HIRSCH, 

PROFESSOR  DER  MEDICltT^U  BERUN.     ' 

ZAVEITER  BAND. 
Chavet — Gwinne. 


WIEN  UND  LEIPZIG. 

Urban  &  Schwarzenberg. 

1885. 


55        / 


Nachdruck  der  in  diesem  Werke  enthaltenen  Artikel,  sowie  Uebersetzung 
derselben    in  fremde   Sprachen   ist   nur   mit  Bewilligung   der    Verleger 

gestattet. 


Vorwort. 

Mit  dem  Erscheinen  des  Schlusses  des  zweiten  Bandes 
des  Biographischen  Lexikons  haben  die  Unterzeichneten  von  dem 
inzwischen  erfolgten  Wechsel  in  der  Redaction  desselben  Kenntniss 
zu  geben,  indem  zu  Anfang  dieses  Jahres  der  bisherige  Redacteur, 
Herr  Dr.  Wernich,  in  Folge  seiner  Ernennung  zum  Regierungs- 
und Medicinal-Rath  in  Cöslin  von  der  Redaction  zurückgetreten  ist 
und  die  Weiterführung  derselben,  von  dem  Buchstaben  G  an,  der 
mitunterzeichnete  neue  Redacteur  übernommen  hat. 

Gleichzeitig  ersuchen  wir  nochmals  alle  Diejenigen,  welche 
sich  für  das  Biographische  Lexikon  interessiren ,  uns  auf  die  in 
demselben  enthaltenen  Lücken  und  Irrthümer  aufmerksam  machen 
und  Verbesserungen,  Nachträge  u.  s.  w.  (auch  wichtige  Lebens- 
veränderungen betreffend)  für  die  am  Schlüsse  des  Werkes  zu 
gebenden  „Nachträge"  schon  jetzt  dem  mitunterzeichneten 
Redacteur  (Prof.  Dr.  E.  Gurlt,  Berlin,  S.  W.,  Bernburger-Str. 
Nr.  15/16)  zugehen  lassen  zu  wollen. 

Berlin,  Ende  April  1886. 
Dr.  Aug.  Hirsch.  Dr.  E.  Gurlt. 


(Fortsetzung.) 

Um  die  Schreibweise  df  r  Nameu  —  mit  C  oder  mit  K  —  festzastellen,  ist  möglichst  durchweg 
anf  die  Original  werke  der  Autoren  zurückgegangen.  Auf  K  ist  bei  einigen  latinisirten  Namen 
und  dann  noch  ausdrücklich  hingewiesen  worden,  wenn  ein  Autor  selbst  seinen  Namen 
bald  mit  C,  bald  mit  K  geschrieben  hat.  —  Die  Namen  des  Collectiv -Artikels  „Chinesische 
Aerzte"  finden  sich  nicht  noch  einmal  unter  besonderen  Spitzmarken  wiederholt.  —  Die 
mit  *  bezeichneten  Biographien  sind  die  der  um  Mitte  1884  noch  Lebenden. 

Chavet,  Heinrich  Gh.,  1742  zu  Robertville  im  Gebiete  der  Abtei 
Stablo  geboren,  war  Arzt  zu  Münster,  Fürstbiscböflich  Paderbom'seher  und  Fürstlich 
Hildesheim'scber  Leibarzt  und  verfasste  u.  A. :  „  Vorschlag  zur  gänzlichen  Aus- 
rottung der  venerischen  Krankheit"  (Düsseldorf  1782)  —  „Fortgesetzte  Nachricht 
vofi  einem  merkwürdigen  medicinischen  Rechtshandel  in  Münster;  u,  s,  w." 
(Dresden  u.  Leipzig  1782)  —  „De phthisiptdmonali  hereditaria"  (Münster  1786)  — 
^Untersuchung,  ob  die  Lungenschmindsucht  ansteckend  sei"  (Münster  1786).  — 
Er  gab  mit  einer  Vorrede  heraus:  C.  L.  Hoffmann's  „Opuscula  latina  medici 
argumenti,  separatim  priics  edita"  (Ibid.  1789)  und  C.  L.  Hoffmann's  „Ver- 
mischte  medicinische  Schriften"  (4.  Thle.,  Münster  1790  bis  95)  u.  s.  w.  Er 
starb  am  29.  September  1819. 

Rassmann,  1814,  pag.  22;  1818,  pag.  15;  1824,  pag.  15.  —  Ernst  Rassmann, 
1866,  pag.  62.  G.    • 

Ghelins,  Maximilian  Joseph  von  Ch.,  in  Heidelberg,  berühmter 
Chirurg,  war  am  16.  Januar  1794  zu  Mannheim,  wo  sein  Vater  Vorsteher  der 
Entbindungsanstalt  war,  geboren.  Mit  der  Verlegung  der  letzteren  nach  Heidelberg 
(1805)  kam  auch  er  dahin,  bezog  schon  mit  15  Jahren  die  Universität,  wurde 
mit  18  Jahren  (1812)  Doctor  und  ging  darauf  nach  München,  wo  er  das  Militär- 
und  Civil-Hospital  besuchte,  dann  nach  Landshut,  wo  Phil.  Walther  lehrte,  und 
übernahm  1813  die  Stelle  eines  Hospitalarztes  in  Ingolstadt,  woselbst  unter  den 
französischen  Kriegsgefangenen  eine  Epidemie  ausgebrochen  war.  Hierauf  folgte 
er  als  Regimentsarzt  den  badischen  Truppen  nach  Frankreich  und  besorgte  nach  dem 
Friedensschlüsse  eine  Zeit  lang  im  Oamison-Lazareth  zu  Karlsruhe  den  ärztlichen 
Dienst.  Bald  aber  ging  er  nach  Wien,  wo  er  die  Kliniken  von  Hildenbrand, 
Kern,  Zano,  Beer  und  Rüst  besuchte  und  folgte  nach  dem  Wiederausbruch  des 
Krieges  (1815)  von  Neuem  den  Truppen  nach  Frankreich.  Nachdem  er  noch  nach 
beendigtem  Kriege  Göttingen,  Berlin,  Halle,  Leipzig,  Jena,  Würzburg,  sowie  Paris 
besucht"  hatte,  erhielt  er  1817  einen  Ruf  als  Prof.  e.  o.  der  Chirurgie  nach  Heidel- 
berg und  wurde  bereits  1819  Prof.  Ordinarius.  Das  Erste  nach  seiner  Berufung 
war,  dass  er  in  Heidelberg  eine  chirurgisch-augenärztliche  Klinik  gründete,  die 
unter  seiner  Leitung  bald  sich  eines  weit  verbreiteten  Rufes  erfreute.  Seine  ersten 
Schriften  waren :  „  Ueber  die  durchsichtige  Hornhaut  de^  Auges,  ihre  Functionen 
und  ihre  krankhaften  Veränderungen"  (Karlsruhe  1818)  —  „Ueber  die  Er- 
richtung der  chirurgischen  und  ophthalmologischen  Klinik  an  der  grossherzog- 
lichen Schule  zu  Heidelberg  und  Uebersicht  der  Ereignisse  in  derselben  vom 
L  Mai  1818  bis  1.  Mai  1819"  (Heidelberg  1819,  m.  Kpft).  Sehr  bald  folgte 
Biogr.  Lexikon.  II.  1 


2  CHELIÜS. 

auch  sein  „Handbuch  der  Chirurgie,  zum  Gebrauche  bei  seilten  Vorlesungen^ 
(2  Bde.,  Heidelberg  1822,  23;  2.  Auflage  1826,  27;  8.  Auflage  1857;  dasselbe  ist 
in  11  Sprachen  übersetzt,  darunter  in's  Dänische  von  F.  W.  Mansa,  Kopenhagen 
1834,  35 ;  in's  Holländische  von  6.  J.  Pool,  Amsterdam  1832 — 37 ;  in's  Italienische, 
Mailand  1837;  in's  Französische  von  J.  B.  PiGNi,  Paris  1844;  in's  Englische  von 
John  F.  South,  London,  Philadelphia  1847),  ein  Werk,  welches  fast  30  Jahre  lang 
nicht  allein  in  Deutschland  das  bekannteste  und  beliebteste  Lehrbuch  war,  sondern 
auch  durch  die  zahlreichen  Uebersetzungen  die  weiteste  Verbreitung,  selbst  ttber 
Europa  hinaus  gefunden  hat.  Ch. ,  der  sich  als  Lehrer  und  Operateur  einen  ausser- 
ordentlichen Ruf  erworben  hatte,  war  auch  weiterhin  noch  als  Schriftsteller  vielfach 
thätig.  Abgesehen  von  mehreren  Aufsätzen  in  Textor*s  „Neuem  Chiron"  (1821 — 22), 
veröffentlichte  er  namentlich  in  den  von  ihm  1825  mitbegründeten  Heidelberger 
klinischen  Annalen  eine  Reihe  derselben  (Bd.  I — HI),  von  denen  wir  nur  folgende 
anführen  :  „  Ueber  die  Anwendung  des  Decoctum  Zittmanni  etc,^  (in's  Holländische 
übersetzt  von  A.  van  Erpecum,  Amsterdam  1829)  —  „Drei  klinische  Berichte 
für  die  Zeit  van  J819 — 27"  —  „Bemerkungen  über  die  AmpiUationen^  — 
„  Ueber  die  Verletzungen  der  Art.  intercostal.  in  gerichtltch-niedicinischer  Be- 
ziehung" —  „Exstirpatio7i  einer  sarcomatös  entarteten  Ohrspeicheldrüse"  — 
„Elephantiasis"  —  ;,  Völlige  Exsthpation  der  äusseren  weiblichen  Schamtheile" 
—  „Exstirpation  eines  in  der  Weiche  gelegenen  sdrrhösen  Hodens  u.  s.  vj,". 
Ausserdem  noch  die  folgenden  besonderen  Schriften :  „Zur  Lehre  von  den  schwam- 
migen Ausioüchsen  der  harten  Hornhaut  und  der  Schädelknochen"  (Heidelberg 
1831,  m.  11  Taff.  fol.)  —  „Handbuch  der  Augenheilkunde"  (2  Bde.,  Stuttgart 
1839,  44;  französische  Uebersetzung  von  M.  RüEF  und  J.  Deybeb,  Paris  1839)  — 
„Ueber  die  Heilung  der  Blasenscheidenfisteln  durch  Cautertsation.  Ein  Send- 
schreiben an  Dieffenbach"  (Heidelberg  1845)  —  „Zur  Lehre  von  den 
Staphylomen  des  Aug&i"  (Heidelberg  1858,  m.  1  Taf.).  Auch  in  der  Fortsetzung 
der  Heidelberger  klinischen  Annalen,  die  unter  dem  Namen  Medlcinische  Annalen 
von  Ch.  zusammen  mit  seinem  Heidelberger  Collegen,  herausgegeben,  von  1835 
bis  1847  erschienen,  finden  sich  noch  Aufsätze  von  ihm,  darunter  ein  klinischer 
Bericht  für  die  Jahre  1830 — 34.  —  Für  die  Chirurgie,  noch  mehr  aber  für  die 
'Augenheilkunde,  war  Ch.  für  Südwest-Deutschland  in  der  ersten  Hälfte  des  19.  Jahr- 
hunderts der  bedeutendste  Vertreter,  der  weit  ttber  dessen  Grenzen  hinaus  Generationen 
von  Schülern  47  Jahre  lang  gebildet  und  ihnen  als  Leiter  und  Rathgeber  gedient 
hat.  Er  gehörte  aber  auch  zu  den  bekanntesten  und  beliebtesten  Aerzten  und 
Chirurgen  Europas,  der,  auch  von  den  Fachgenossen  des  Auslandes  hochgeschätzt, 
durch  seine  imponirende  Persönlichkeit  bei  Patienten  aller  Stände  und  aller 
Nationen  Sympathie  und  Vertrauen  zu  erwecken  verstand.  —  Nachdem  er  1827  zum 
Geh.  Hofrath  ernannt  worden,  erhielt  er  den  Titel  als  Geh.  Rath  und  trat  1864 
in  den  Ruhestand;  1866  wurde  ihm  der  Adel  verliehen.  Geistig  und  körperlich 
frisch  und  rüstig,  war  er  aber  noch  bis  zu  seinem  am  17.  August  1876  erfolgten 
Tode  thätig,  indem  er  noch  vielfach,  namentlich  von  Ausländem,  bei  äusseren 
und  inneren  Krankheiten   consultirt  wurde. 

Sein  Sohn  *  Franz  von  Ch.,  geboren  am  6.  September  1822,  machte 
durch  zwei  Schriften  „De  amputatione  in  articulo  pedis"  (Heidelberg  1846, 
4.,  c.  4  tabb.)  und  ;,  Ueber  die  Amputation  am  Fussgelenk"  (Heidelberg  1846, 
4. ,  m.  4  Taff.)  die  STM£*sche  Amputation  auf  dem  Continent  bekannt  und 
schrieb  noch:  „Ueber  das  Staphylom  der  Hornhaut"  (Heidelberg  1847;.  Er 
verrichtete  eine  Reihe  von  Jahren,  noch  während  der  klinischen  Thätigkeit  seines 
Vaters,  alle  in  der  Klinik  vorkommenden  Operationen,  war  bis  1873  in  Heidelberg 
als  Professor  e.  o.  thätig,  siedelte  dann  aber  nach  Dresden  über,  kehrte  jedoch 
im  Jahre  1877  nach  Heidelberg  zurück,  wo  er  eine  Poliklinik  für  chirurgische  und 
Frauenkrankheiten  leitet. 

v.  Weech,  I,    pag.  144;    HI,   pag.  212.    —    Callisen,    IV,    pag.  94;    XXVII, 
pag.  73.  —  Brockhaus,  Convers.-Lex.,  13.  Aufl.,  Bd.  IV,  1883,  pag.  222.  Gurlt. 


CHENOT.  —  CHEREST.  3 

Ghenot,  Adam  Gh.,  ist  seinen  Lebensdaten  nach  obscur,  obgleich  wir 
von  ihm  wissen,  dass  er  Dr.  phil.  et  med.  und  in  der  zweiten  Hälfte  des 
18.  Jahrhnndeits  Intendant  des  öffentlichen  Gesundheitswesens  in  Ungarn  war.  Sein 
bertthmter  „Tractatiis  de  peste**  (Wien  1766)  wurde  gefolgt  von  einer  „Historia 
pestis  Transsylvantae"  (nach  dem  Tode  des  Autors  von  Fr.  vox  Schraud^ 
Ofen  1799,  herausgegeben). 

Dict.  bist.  11.  Red. 

Ghenn,  J.  C.  Ch.,  französischer  Militärarzt,  geboren  am  30.  August  1808 
2u  Metz,  gestorben  am  20.  November  1879  zu  Paris  im  Hotel  der  Invaliden, 
trat  am  2.  März  1829  in  den  französischen  Militärdienst,  war  eine  Reihe  von 
Jahren  Bibliothekar  an  der  militärärztlichen  Schule  Val-de-Gräce  und  wurde 
1)ekannt  durch  seine  thatkräftige  Vertretung  des  Sanitätsdienstes  gegenüber  der 
allmächtigen  Verwaltung  des  französischen  Heeres.  Seine  massgebenden  Erfahrungen 
im  Krim-  und  italienischen  Feldzuge  legte  er  nieder  in  den  beiden  \ielbe8prochenen 
Werken:  „Rapport  au  canseil  de  santd  sur  les  r^sultats  du  sei-vice  mddico- 
-chirurgical pendoTit  la  campagne  d* Orient  en  l(So4 — 1855 — 1856^  (Paris  1865) 
und  „Statütique  m^ico-chirurgicale  de  la  campagne  dUtalie  en  1859  et  1860^ 
(Paris  1869).  Zu  letzterem  schrieb  er  einen  Anhang:  „Pikees  Just ificatives  se 
rattachant  a  notre  rapport  sur  le  service  mddico-chirurgical  etc,^  y  in  deren 
Einleitung  Ch.  sich  auslässt:  „Nach  der  Lectflre  dieser  Correspondenz  wird 
man  überzeugt  sein,  dass,  wenn  die  Prophezeiungen  der  M^decins  inspecteurs 
Michel  Levy  und  Baudens,  des  Armee-Chefarztes  Scrive,  sowie  der  nicht  minder 
ernsten  aller  Lazarethärzte ,  zur  rechten  Zeit  Würdigung  gefunden  hätten,  oder 
wenn  diese  Aerzte,  anstatt  nur  rathen  oder  auf  dringende  Massregeln  hinwirken 
zu  dürfen,  selbst  hätten  handeln  können,  Cholera,  Scorbut,  Hospiialbrand  und 
Typhus,  wenn  auch  nicht  völlig  vermieden,  so  doch  wenigstens  beschränkt  und 
zahllose  Opfer  erspart  worden  wären."  Noch  geborte  der  Feldzug  1870; 71  dazu, 
am  diese  patriotischen  Wünsche  Ch.*s  so  zu  verwirklichen,  wie  es  erst  im  Jahre 
1882  geschehen. 

Jahresberichte  über  die  Fortschritte  des  Militär-Sauitätswesens  für  das  Jahr  1879 
von  W.  Roth,  pag.  148.  —  Ueber  Entwicklung  und  Gestaltung  des  Heeres-Sanitätswesens  etc. 
von  E.  Knorr,  3.  Heft,  Hannover  1877.  H.  Frölich. 

*Chereau,  Achille  Ch. ,  zu  Paris,  ist  am  23.  August  1817  zu  Bar- 
8ur-Seine  (Aube)  geboren,  ist  Sohn  und  Enkel  eines  Arztes,  wurde  1841  in  Paris 
Doctor,  war  Arzt  verschiedener  Wohltbätigkeits-Anstalten  und  wurde  1877  zum 
Ober-Bibliothekar  der  medicinischen  Facultät  ernannt.  Obgleich  er  wichtige  Arbeiten 
über  pathologische  Gegenstände,  wie  ein  „M^m,  pour  servir  a  Vüude  des 
maladies  des  avatres"  (1845)  und  über  die  „Monomanie  suicide^  veröffentlicht 
hat,  ist  er  doch  hauptsächlich  durch  seine  Arbeiten  auf  dem  Gebiet  der  Geschichte 
der  Medicin  bekannt  geworden.  Er  hat  name.ntlich  in  der  Union  medicale  und  im 
Bulletin  du  bibliophile  zu  verschiedenen  Zeiten  eine  grosse  Zahl  von  Artikeln  über 
die  königlichen  Leibärzte  von  Clodwig  bis  Ludwig  XVI.  und  andere  historische 
G^enstände  veröffentlicht;  ferner  u.  A. :  „Essai  sur  les  origines  du  journalisme 
7n4dical  franqais  etc.**  (1867)  —  „Le  Parnasse  m4dical  frangaisy  ou  Diction- 
naire  des  mededns - po'etes  de  la  France  etc,^  (1874).  Er  gab  ferner,  mit 
Kommentaren  versehen,  eine  Anzahl  alter  Werke  und  Handschriften  heraus  und 
ist  Mitarbeiter  an  Dechambre's  Dictionnaire  encyclop^dique  des  sc.  m6d.  Auch 
übersetzte  er  u.  A.  aus  dem  Englischen  Archibald  Billixg's  „Premiers  principes 
de  mMecine  ....  sur  la  4,  Edition"  (1847). 

Vapereau,  pag.  418.  —  Lorenz,  I,  pag.  515;  V,  pag.  284.  G. 

Cherest,  Jules-Omer  Ch. ,  zu  Paris,  war  daselbst  am  1.  März  18t7 
geboren,  wurde  1841  Doctor  mit  der  These:  „Des  engorgements  inßammatoires 
de  la  fosse  iliaque  ajjrts  V accouchement^  und  beschäftigte  sich  vorwiegend  mit 
Frauenkrankheiten,    über   die   er   auch   Vorlesungen   hielt.    Er   war  Gründer   der 

1* 


4  CHEREST.  —  CHERVIN. 

Zeitschrift  ^  Union  medicale*^,  beschäftigte  sich  eifrig  mit  der  Redaction  derselben 
und  schrieb  in  ihr  eine  Anzahl  von  Aufsätzen ;  so  einen  „Rapport  siir  le  bureau 
de  bienfaisance  du  1""  arrondissement^  (1847)  —  „Rapport  8ur  Vorganisatiorh 
des  hureaux  de  bienfaisance^  (1848)  —  „Soc.  mMicale  d^imulation  de  Paris 
....  £ttides  kisforiques  de  la  Sociitd:  etc,^  (1850)  —  „De  Vemploi  du 
chlor ure  de  sodium  et  de  Vaction  de  cet  agent  sur  la  rate  dans  lea  fihrre» 
intermittentes"  (1851)  —  „Consultation  sur  un  cas  grave  de  maladie  de  la 
poitrine  et  du  foie^  (1852).  Er  war  auch  Inspecteur  adjoint  der  Quellen  von 
Bourbon  TArchambault  und  Secretär  der  Soc.  m6dic.  d'6mulation  und  erlag  am 
19.  April  1854  einem  typhoiden  Fieber. 

Beaugrand  bei  Dechambre,  XV,  pag.  733.  G. 

Chervin,  Nicolas  Gh.,  verdienter  französischer  Arzt,  geboren  am 
6.  October  1783  zu  Saint-Laurent-d'Oingt  (Rhdne),  wurde  1812  zu  Paris  Docfor 
mit  der  Diss.  „Recherches  mMico-philosophiques  sur  les  causes  physiques  de  la 
polygamie  dans  les  pays  ckauds,  etc.",  besuchte  1813  die  Militär-Hospitäler  in 
Mainz,  war  dann  Chirurg  am  Hdtel-Dieu  zu  Lyon  und  begab  sich,  um  das  Gelb- 
fieber gründlich  zu  studiren,  1814  nach  Guadeloupe,  wo  er  mehrere  Jahre  ver- 
weilte, bereiste  dann  von  1818 — 22  die  Antillen,  Süd-Carolina,  Savannah,  die 
Unions-Staaten,  kehrte  von  Boston  aus  über  Guadeloupe  nach  Frankreich  zurück, 
um  1823  noch  in  Spanien  sich  mit  Gelbfieber  zu  beschäftigen  und  reichte,  da  er 
durch  seine  Studien  zum  entschiedensten  Anti-Contagionisten  geworden  war,  1825,  26 
bei  der  Deputülen-Kammer  Vorstellungen  ein ,  um  sie  zur  Abschaffung  der  gegen 
das  Gelbfieber  gerichteten  Quarantaine-Anstalten  zu  veranlassen.  Seine  Schriften 
betreffen  fast  ohne  Ausnahme  diese  Krankheit  und  führen  wir  von  denselben 
folgende  an:  „Examen  des  principes  de  V administration  en  matihre  sani- 
faire"  (1827)  —  „Reponse  aic  discours  de  M,  Audouard,  contre  le 
rapport  ....  sur  mes  docuniens  concernant  la  fih)re  jaune"  (1827)  —  „Rapport 
a  VAcad6niie  roy,  de  mSd,,  en  1827,  au  nom  de  la  commission  chargie 
d^examiner  les  docuvients  de  M.  Chervin  etc."  (1828).  1828  wurde  er, 
zusammen  mit  Louis  und  Trousseaü  nach  Cadix  und  Gibraltar,  wiederum  zur 
Erforschung  der  Krankheit,  gesandt,  zu  der  er  sein  Leben  lang  in  so  nähen  Be- 
ziehungen gestanden  hat,  konnte  aber  auch  hier  nicht  zu  anderen  Ansichten  gelangen 
und  schrieb  ein :  „  Examen  critique  des  pr^tendues  preuves  de  contagion  de  la 
ßevre  jaune,  observSe  en  Espagne"  (1829)  —  „Examen  des  nouvelles  opinions 
du  Dr.  Lassis,  concernant  la  fi^vre  jaune,  etc."  (1829)  —  „De  Vopinion 
des  medecins  am^ricains  sur  la  contagion  et  la  non  -  contagion  de  la  ßh)re 
jaune"  (1829)  —  „Pricis  historique  de  Vepidimie  .  .  .  .  ä  Gibraltar  .  .  .  par 
M.  Peters  Wilson,  .  .  .  traduit  etc."  (1830)  —  „Documents  recueillis  par 
MM.  Chervin,  Louis  et  Trousseaü,  commission  midie,  envoyie  h 
Gibraltar  etc."  (2  voll.  1830)  —  *n^^  Vorigine  locale  et  de  la  non-contagioti 
de  la  ßevre  jaune  qui  a  regnS  h  Gibraltar  en  1828,  etc."  (1832)  —  „Petition 
adressee  ä  la  Chambre  des  Deputis ,  h  Veffet  d'obtenir  que  les  risuUats  de 
Venquete  officielle  que  le  gouvernement  a  fait  faire  aux  Etats-  Unis  de  VAme^ 
rique  ....  soient  publiis  etc."  (1833).  Ausserdem:  „Lettres  sur  les  experience» 
pour  constater  le  caract^re   contagieux  ou   non-contagieüx  du  cholSra-morbus" 

(1831)  —  „De  Videntitd  de  nature  des  J&vres    d^origine  palvdienne " 

(1842) —  „Petition  .  .  .  pour  demander  la  suppression  imm^diate  des  mesure» 
sanitaires  relatives  .  ...  Ca  rSduction  de  nos  quarantaines  contre  la  peste"  (1843) 
und  zahlreiche  Streitschriften  in  Angelegenheiten  des  gelben  Fiebers.  —  Nachdem 
er  unter  den  bescheidensten  Verhältnissen  19  Jahre  lang  in  Paris,  mit  der  einzigen 
Unterbrechung  der  Reise  nach  Spanien  im  Jahre  1828,  gelebt  hatte,  zog  er  sich 
nach  Bourbonne-les-Bains  zurück,  wo  er  am  14.  August  1843  starb. 

Fr6d.  Dubois  im  Bullet,  de  l'Acad.  de  m^d.  1845—46,  XI,  pag.  965.  —  Idem  in 
M^ra.  de  l'Aead.  de  med.  1846.  XII,  pag.  XXXVII.  —  Callisen,  IV,  pag.  102;  XXVII,  pag.  78. 

G. 


CHESELDEN.  —  DU  CHESNE.  5 

Ghesdlden,  William  Gh.,  geboren  1688  zu  Burrow  in  der  Graft^chaft 
Leicester,  gestorben  am  10.  April  1752  zuBath,  war  einer  der  berühmtesten  englischen 
Chirurgen  und  Anatomen  des  achtzehnten  Jahrhunderts.  Bereits  mit  15  Jahren 
begann  er  das  Studium  der  Medicin,  und  zwar  lernte  er  zuerst  eine  Zeit  lang  im 
Hause  des  berühmten  Anatomen  Cowfeld.  23  Jahre  alt  trat  er  schon  als  Lehrer 
der  Anatomie  auf.  Seine  hervorragende  chirurgische  Begabung  verschaffte  ihm  bald 
genug  grossen  Ruf  und  wurde  er  Chirurg  des  Thomashospital ,  Leibchirurg  der 
Königin  und  Mitglied  der  Acad^mie  de  Chirurgie  zu  Paris.  Viele  fremde  Aerzte  kamen 
nach  London,  um  Ch.  operiren  zu  sehen  und  scheint  seine  operative  Geschicklichkeit 
wirklich  eine  ganz  erstaunliche  gewesen  zu  sein ;  so  erzählt  ein  französischer  Arzt, 
dass  er  gesehen  habe,  wie  Ch.  in  54  Secunden  eine  Steinoperation  ausgeführt  habe. 
Eines  seiner  ersten  Werke  war:  „7Äe  anatoniy  of  human  body^  (London  1713), 
ein  Buch,  welches  von  seinen  Zeitgenossen  mit  einer  wahren  Begeisterung  aufgenommen 
wurde  und  bis  zum  Jahre  1778  eilf  Auflagen  erlebte.  Es  enthält  viele  werth volle 
chirurgische  Bemerkungen.  Besonders  her\'orragend  waren  seine  Leistungen  im 
Gebiet  der  Blasensteinoperation ;  hier  bevorzugte  er  zuerst  die  hohe  Operation  und 
veröffentlichte  darüber:  „  Treatiae  onthe  high  Operation  of  the  stone**  (London  1723). 
Doch  gerieth  er  in  Folge  dieser  Arbeit  in  einen  Streit  mit  dem  englischen  Arzt 
Douglas,  welcher  Autor  gegen  'Ch.  Prioritätsansprüche  erhob  und  dieselben  in* 
einer  besonderen,  gegen  Ch.  gerichteten  Streitschrift  zu  erweisen  suchte.  Schliesslich 
wurde  aber  dieser  wissenschaftliche  Streit  überhaupt  hinfällig,  da  Ch.  die  hohe 
Operation  verliess  und  die  RAu'sche  Seitenoperation  bevorzugte,  durch  deren  Ver- 
böserung er  sich  die  wesentlichsten  Verdienste  zu  erwerben  wusste.  Eine  ganz 
besonders  hevorragende  Probe  seines  ausgezeichneten  chirurgischen  Talentes  bewies 
Ch.  aber  im  Jahre  1728  durch  die  von  ihm  zuerst  ausgeübte  und  in  den  Philosoph, 
transactions  1728,  Vol.  35,  pag.  452  beschriebene  künstliche  Pupillenbildung. 
Wenn  auch  die  Idee  zu  dieser  Operation  dem  Engländer  Woolhocse  gebühren  mag, 
80  war  doch  Ch.  der  Erste,  welcher  dieselbe  wirklich  ausführte  und  deren  praktische 
Bedeutung  nachwies.  In  zwei  Fällen  von  Iritis  nach  Cataractdepression  ging 
er  mit  einer  feinen  schneidenden  Nadel  durch  die  Sciera  in  das  Bul businnere  ein 
und  spaltete  die  Iris  von  rückwärts.  Mit  dieser  nach  unseren  heutigen  Kenntnissen 
allerdings  noch  recht  unvollkommenen  Operationsmethode  hat  sich  Ch.  um  die 
Augenheilkunde  ein  unsterbliches  Verdienst  erworben  und  durch  die  rationelle 
künstliche  Pupillenbildung  die  ophthalmologische  Chirurgie  um  eine  ihrer  wirk- 
samsten Operationen  bereichert.  Darum  wird  auch  zu  allen  Zeiten  Ch.  ein  hervor- 
ragender Platz  unter  den  bedeutendsten  Vertretern  der  Ophthalmologie  gesichert 
bleiben.  Uebrigens  hat  Ch.  die  künstliche  Pupillenbildung  auch  noch  in  einer  der 
später  erschienenen  Auflagen  seines  Handbuches  der  Anatomie  (4.  Aufl.  London  1732) 
kurz  beschrieben.  Ausser  den  genannten  Aufsätzen  Hess  er  noch  verschiedene 
andere  in  den  Philosoph,  transact.  erscheinen,  sowie  im  Jahr  1733  noch  eine 
„Osteography,  or  anatomy  the  bones*^  (London).  Auch  wegen  dieser  Arbeit  griff 
ihn  sein  alter  Gegner  Douglas  an  und  Hess  eine  polemische  Gegenschrift  erscheinen ; 
allein  die  unparteiische  Kritik  hat  die  Verdienste,  welche  Ch.  auch  durch  diese 
seine  Osteography  sieh  erworben  hat,  gewürdigt  und  so  berufene  Autoren,  wie 
Halleb  und  Hrister,  haben  durch  ihre  gerechte  Beurtheilung  den  wahren  Werth 
dieser  Publikation  anerkannt.  Im  Jahre  1737  wurde  Ch. ,  der,  durch  seine  aus- 
gebreitete praktische  und  wissenschaftliche  Thätigkeit  ermüdet,  sich  nach  einer 
ruhigeren  Lebensweise  sehnte,  zum  Haupt wundarzt   des  Chelseahospitals    ernannt. 

Magaus. 

Ghesneau,  Nicolas  Ch.,  geboren  1601  in  Marseille,  Arzt  daselbst  und  als 
guter  und  sioherer  Beobachter  bekannt.  —  Schriften  von  wenig  Werth.         Uager. 

Du  Ghesne,  Joseph  du  Ch.  (bekannter  unter  seinem  latinisirten  Kamen 
QUBECBTANUS),  war  1546  zu  Armagnac  in  der  Gascogne  geboren,  studirte  an  ver- 
schiedenen deutschen  Universitäten  Medicin,  promovirte  in  Basel  und  zog  darauf  nach 


6  DU  CHESNE.  —  CHEVALLIER. 

Genf.  Hier  erhielt  er  1584  das  Bürgerrecht,  ward  1587  in  den  Rath  der  Zwei- 
hundert gewählt  und  mit  mehreren  diplomatischen  Sendungen  betraut.  1 593  siedelte 
er  nach  Paris  über,  wurde  Leibarzt  König  Hein rich^s  IV.,  erwarb  sich  durch  diese 
Stellung,  wie  durch  seine  Charlatanerie  eine  grosse  Praxis  und  starb  1609^.  Du  Ch. 
war  ein  eifriger  Anhänger  des  Pabacelsus  und  der  chemischen  Mittel  und  ver- 
wickelte sich  dadurch  in  vielfache,  lebhaft  ausgefochtene  Streitigkeiten  mit  der 
Pariser  Facultät,  besonders  mit  Jean  Riolan  dem  Vater.  Seine  zahlreichen,  breit 
geschriebenen  und  gehaltlosen  Werke  sind  eben  so  viele  Zeichen  seines  Aberglaubens, 
seines  geringen  Wissens  und  seiner  Charlatanerie.  So  glaubt  er  an  Constellationen, 
vertritt  die  Signaturen,  d.  h.  die  Wirksamkeit  der  Pflanzen  nach  ihren  Aehnlichkeiten 
mit  menschlichen  Körpertheilen  oder  mit  Krankheitsbildem,  behauptet  die  Möglichkeit 
der  Transmutation,  d.  h.  der  Verwandlung  unedler  Metalle  in  Gold  und  preist  in 
überschwenglicher  Weise  die  spagirischen  Mittel,  besonders  aber  das  Antimon. 
Auf  das  Publikum  wirkte  er  hauptsächlich  durch  das  Anpreisen  seiner  unfehlbaren 
Geheimmittel,  deren  Präparation  er  aber  auch  nicht  in  seinen  wissenschaftlichen 
Werken  kund  gab.  Er  entschuldigt  sich  damit  (z.  B.  in  der  Schrift  „Pestis  Alexi- 
cacus^)^  er  dürfe  solche  ausgezeichnete  Geheimnisse  nicht  profaniren  und  aller 
Welt  mittheilen;  tüchtige  Chemiker  würden  schon  ans  seinen  Andeutungen  das 
Richtige  herausfinden.  Von  seinen  Schriften  nennen  wir  folgende:  „Ad  Jacobi 
Avherti  de  ortu  et  causis  metallorum  contra  chymicos  explicationem  brems 
responsto"  (Lyon  1575,  8.)  —  „Sclopetarius  sive  de  curandts  vulneinbua,  quae 
sclopetorum  et  similium  tormentorum  ictibus  accipiuntur"  (Lyon  1576,  8.). 
du  Ch.  vertritt  hier  den  Glauben  an  die  Vergiftung  der  Schusswunden.  —  „Diaete- 
ticon  polyhistoriciimy  opus  magnae  utüttatis  et  delectationis^  (Leipzig  1601,  8. 
und  eine  Menge  von  Ausgaben)  —  „Phamtiacopoea  dogmaticorum  restituta, 
prettosts  selectisque  hermettcorum  flosculis  illustrata^  (Leipzig  1603 ,  8.  und 
öfters)  —  f^Pestü  Alexicaciis,  si've  luis  pestiferae  fuga,  auxüiartbris  selectorum 
tLtriusque  medicinae  remediorum  copiis  procurata^  (Paris  1608,  8. ;  Leipzig  1609, 
kl.  8.).  Gesammtausgabe  seiner  Schriften:  „Q^iercetanus  redivivus^  (Frankfurt  1648, 
^'   ^  v^"0-  Max  Salomoii. 

Chevalier,  Jean  Damien  Ch.,  aus  Angers  gebürtig,  der  um  die  Mitte 
des  18.  Jahrhunderts  in  San  Domingo  ärztliche  Praxis  übte.  —  Schriften:  „Chirurgie 
compUte''  (Paris  1752).  "  Unger. 

Chevalier,  Thomas  Ch.,  englischer  Chirurg  von  grossem  Rufe.  Unter 
mehreren  Schriften  erwähnenswerth :  „Introductions  h  un  cours  d' Operations 
chirurgicales^  (1880)  —  „Tratte  sur  les  blessures  d^armSes  ä  feu"  (1804). 

Unger. 

Chevallier,  Jean-Baptiste-Alphonse  Ch. ,  zu  Paris,  berühmter 
Chemiker,  dessen  Arbeiten  auch  für  die  Medicin  von  grosser  Bedeutung  sind,  war 
am  19.  Juli  1793  zu  Langres  geboren,  kam  als  14jähriger  Knabe  in  das  Labora- 
torium von  V  a  u  q  u  e  1  i  n,  wurde  chemischer  Gehilfe  beim  naturhistorischen  Museum 
zu  Paris,  dann  ak  gemeiner  Soldat  ausgehoben,  bei  Leipzig  verwundet  und  aus 
der  Armee  entlassen,  worauf  er  zu  seinen  Studien  zurückkehrte.  Er  erhielt  eine 
grosse  Zahl  von  Preisen,  wurde  1834  Mitglied  des  Conseil  d*hygi6ne  et  de  salu- 
brit6  de  la  Seine,  1835  Professeur-adjoint  bei  de^  ßcole  de  pharmacie  und  war 
seit  1824  55  Jahre  lang  Mitglied  der  Acadömie  de  m6decine.  Seine  ausserordent- 
lich mannigfaltigen  und  fast  zahllosen,  zum  Theil  in  Gemeinschaft  mit  Anderen 
verfassten  Arbeiten  bewegen  sich  auf  dem  Gebiete  der  Hygiene,  der  Toxikologie 
und  PharmakoI(»gie  und  beschäftigten  sich  u.  A.  mit  der  Natur  und  der  Reinheit  der 
Droguen,  der  Nahrungsmittel,  der  Producte  der  Industrie,  der  Hygiene  der  Städte 
und  Fabrikanlagen,  der  Statistik  der  Vergiftungen  u.  s.  w.  Wir  führen  von  den- 
selben nur  eine  Anzahl  derienigen  an,  welche  mit  der  Medicin  in  näherem  Zu- 
sammenhange stehen,  wie ;  Mit  Beullac  :  „Nouveaugaide  de  VetudiaM  en  mMe- 
eine  et  en  pharmacie'*   (Paris  1825)  —  mit  Bricheteau  &  Cottereau:   „L'art 


CHEVALLIER.  —  CHEYNE.  7 

de  doser  Uh  m^icamens**  (1829)  —  mit  COTTEREAU  &  Trevet:  „TraüS  des 
eaux  mindrales  nciturelles  frangaises  et  ^rang^res  etc.^  (1835)  —  jfHygihne 
publique,  Note  sur  de  nouveaux  moyena  employis  pour  la  d4»infection  des 
matiires  fötales  dans  les  fosses*^  (1836)  —  „Essai  sur  la  dissolution  de  la 
gravelle  et  des  calcids  de  la  vessie^  (1837 ;  englische  Uebersetzung  von  Edwin 
Lee,  London  1837)  —  mit  Henry:  „M^.  sur  le  lait^  (1839)  —  „Dict,  des 
alt&ations  et  falsifications  des  substances  alimentaires ,  mSdtcamenteuses  et 
commerciales"  (1850;  5.  Aufl.  mit  Baudrimont,  1878) —  mit  0.  Reveil:  „Note 
snr  le  lau,  les  falsißcations  qu'on  lui  fatt  subir**  (1856)  —  „De  la  n^essitd 
de  bdtir  des  maisons  pour  loger  les  classes  moyennes  et  les  ouvriers^  (1857)  — 
„Note  sur  les  cosmStique^"  (1856)  —  „Traiti  des  d^sinfectants  sous  le  rapport 
de  Vhygihke  publique  etc.^  (1862)  —  mit  G.  Lagneaü:  „Quelques  remarques 
sur  le  mouvement  de  la  population  de  Paris**  (1873).  —  Ch.  war  ein  Mit- 
herausgeber des  Joum.  de  chimie  m^dieale,  de  pharmaeie  et  de  toxicologie  seit  1825 
und  der  Annales  d'hygi^ne  publique  seit  1829 ;  seine  Aufsätze  finden  sich  in  diesen 
und  in  zahlreichen  anderen  Journalen  zerstreut.  Sein  arbeitsames  Leben  erreichte 
am  19.  November  1879  sein  Ende. 

T.  Gallard  in  Annales  d'hygi^ne  publique.  3.  S6rie,  T.  III,  1880.  pag.  181.  — 
Dechambre,  XXV,  pag.  320.  —  Callisen,  IV,  pag.  108;  XXVII,  pag.  81.  —  Catalogue 
of  Scientific  Papers,  I,  pag.  897 ;  VII,  pag.  382.  ^ 

Ghevassieu  d'Audebert,  Arzt  aus  Versailles,  stand  in  intimen  Beziehungen 
zu  Cabanis  und  machte  sich  vorzugsweise  durch  die  noch  heute  bemerkenswerthe 
Schrift  bekannt:  „Expos4  des  temperatiires  ou  les  influences  de  Vair  sur  les 
maladies  et  la  Constitution  de  Vhomme  et  des  animaux  et  ses  effets  dans  la 
Vegetation''   (Paris  1808).  Unger. 

Chevreull,  Michel  Ch. ,  zu  Angers,  war  daselbst  am  15.  Juni  1754 
geboren,  begann  dort  auch  seine  medicinischen  Studien,  wurde  1777  in  Reims 
Doctor,  kehrte  nach  Angers  zurück,  wurde  Magister  der  Chirurgie,  widmete  sich 
besonders  der  Ausübung  der  Geburtshilfe  und  begann  dieselbe  von  1778  an  zu 
lehren.  Er  schrieb  einen  „Pr4<ns  de  Vart  des  accouchemens  en  faveur  des  sages- 
femmes  et  des  ilh^es  de  cet  art*"  (Paris  1782;  2.  6dit.  1826;  1837).  Auch  machte 
er  einen  Fall  von  Hermaphroditismus  und  eine  von  Sigaült  ausgeführte  Symphy- 
seotomie  bekannt.  An  weiteren  Arbeiten  sind  noch  anzuführen:  „Obs,  sur  les 
larven  de  mouches,  sorties  de  Voreille  d*un  enfant"  (Leroüx'  Journ.  1813)  — 
„Seigle  ergotd,  comme  moyen  de  hdter  V accouchement**  (Arch.  g6ner.  1826). 
Sein  Tod  erfolgte  am  20.  Juli  1845.  Er  war  der  Vater  des  berühmten  Chemikers 
Michel-Eugöne  Ch.  (geboren  1786). 

Pariset  in  Mera.  de  TAcad.  de  m6d.  T.  XIII,  1847,  pag.  I.  —  Callisen,  IV, 
pag.  123;  XXVII,  pag.  84.  G. 

Cheyne,  George  Ch.,  war  1671  in  Schottland  geboren,  wurde  in  Edin- 
burg  ein  Schüler  von  Pitcairne  und  gehört  durch  diesen  der  iatromathematischen 
Richtung  an.  Nachdem  er  Doctor  geworden ,  kam  er  im  Alter  von  30  Jahren 
nach  London  und  begann  eine  Praxi«.  Er  schrieb :  „  A  new  theory  of  acute  and  slow 
continued  fevers  etc,*"  (London  1702;  1722;  1724;  7.  edit.  1753)  —  „Remarks 
on  two  late  pamphlets  written  by  Dr,  Oliphant  against  Dr,  Pitcairn^s 
new  theory  of  fevers*^  (Edinburg  1702)  —  yyPhilosophical  principles  of  natural 
religion  etc,^  (London  1705;  1715;  1636).  In  Folge  eines  üppigen  Lebens  war  er 
sehr  fett,  kurzathmig  und  gichtbrüchig  geworden  und  suchte  Heilung  von  diesen 
Uebeln  an  den  Quellen  von  Bath.  Die  an  sich  selbst  gemachten  gtlnstigen  Erfahrungen 
legte  er  in  den  „Observations  concerning  the  nature  and  due  metkod  of  trea- 
ting  the  gout^  together  vjith  an  account  .  .  ,  ,  of  the  Bath  wafers  etc.*'  (London 
1720;  2.  edit.  1720;  7.  edit.  1729)  nieder.  Er  nahm  von  da  an  abwechselnd 
im  Winter  und  Sommer  seinen  Aufenthalt  in  London  und  in  Bath  und  ist  der 
Hauptwerth  seiner  in  der  Folge  noch  verfassten  Schriften,  die  vielen  Beifall  fanden, 


8  CHEYNE. 

iB  dea  you  ihm  aufgestellten  TortreffUehen  Grundsätzen  über  Hygiene  und  Diät  zu 
suchen,  unter  denen  er  die  in  Betreff  der  Milchdiät  an  seinem  eigenen  Körper 
erprobt  gefunden  hatte.  Er  schrieb  noch  ausser  mehreren  mathematischen  Schriften : 
„An  esaay  of  health  and  lang  life^  (London  1724)  —  „De  natura  fibrae 
ejuaque  laxae  sive  resolutae  marbis  tractcUus^  (London  1725;  Paris  1742  5 
französische  Uebersetzung,  Paris  1725;  Bruxelles  1727)  —  „An  essay  on  sick- 
nes8  and  health^  ("London  1725)  —  „Tractattut  de  inßmiorum  sanüate  tuenda 
vitaque  producenda:  etc,"  (London  1726;  Paris  1742,  2  voll.)  —  „The  Englüh 
malady,  or  a  treatise  on  nervous  diseases  of  all  kinds:  etc,^  (London  1733; 
Dublin  1733;  London  1735;  1739)  —  „An  essay  on  regimen;  together  wüh  five 
discourses,  medical,  moral  and philosopMcal,  etc.^  (London  1739;  1740;  1753)  — 
„  The  natural  method  of  curing  the  diseases  of  tke  body  and  the  disorders  of 
the  mtnd  etc.*^  (London  1742 ;  französische  Uebersetzung  von  La  Chapelle,  2  voll., 
Paris  1749)  —  „An  account  of  himself  and  kis  vartous  ctires"  (London  1743; 
1753).    Er  starb  zu  Bath  am  12.  April  1743). 

Dict.  hist.  I.  pag.  686.  —  Chambers,  Vol.  1,  P.  2,  pag.  521.  G. 

Gheyiie,  John  Ch.,  zu  Dublin,  war  am  3.  Februar  1777  zu  Leith  bei 
Edinburg,  wo  sein  Vater  Arzt  war,  geboren,  wurde  mit  13  Jahren  bereits  der 
Gehilfe  seines  Vaters,  fing  mit  16  Jahren  an  in  Edinburg  Medicin  zu  studiren  und 
wurde  mit  18  Jahren  (1795)  Doctor  derselben.  Er  trat  darauf  als  Assistant  Surgeon 
beim  Artillerie-Corps  ein,  kehrte  aber  1799  nach  Leith  zurück  und  unterstützte  seinen 
Vater  in  der  Praxis.  Sein  Hauptstudium  betraf  die  Kinderkrankheiten,  über  die 
er  Folgendes  schrieb:  „Essays  on  the  diseases  of  children;  vnth  cases  and 
dissections.  Essay  1.  Of  cynanche  trachealis  or  croup**  (Edinburg  1801 ;  2.  edit. 
1809  unter  dem  Titel:  „The  pathology  of  the  membrane  of  the  larynx  and 
bronchia^)  —  »Essay  2.  On  tke  bowel  complaints  etc.'^  (1803)  - —  »Essay  3, 
On  hydrocephalus  acutus^  (1808).  —  Um  das  Jahr  1809  verliess  er  Schottland, 
Hess  sich  in  Dublin  nieder,  wurde  daselbst  1811  Arzt  am  Meath  Hospital  und 
bald  darauf  Professor  der  Medicin,  als  welcher  er  die  Kriegsheilkunde  vorzutragen 
hatte.  1815  bekam  er  die  Stelle  als  Arzt  des  House  of  Industry  und  wurde  1820 
Physician-General  to  the  Forces  in  Ireland.  In  Dublin  schrieb  er:  „Cases  of 
apoplexy  and  lethargy^  etc.^  (London  1812)  —  „A  second  essay  on  hydroce- 
phalus acutus  etc,^  (Dublin  1815;  2.  edit.  1819;  deutsche  Uebersetzung  von 
Ad.  Mülleb,  Bremen  1809)  —  zusammen  mit  Barker:  „An  account  of  the  rise, 
progress  and  decline  of  the  fever ^  lately  epidemic  in  Ireland^  (Dublin  1821)  — 
„Ä  letter  to  G eor ge  Renney ,  M,  D.  Director- General  ....  On  the  feigned 
diseases  of  soldiers^  (Dublin  1826);  ausserdem  eine  Reihe  von  Aufsätzen  in  den 
Dublin  Hospital  Raports  (1818,22,  27,  30),  darunter  zwei  Berichte  über  das 
Hardwick  Fever  Hospital  für  1817,  18  und  eine  Dysenterie-Epidemie  im  Whitworth 
Hospital  (1818);  femer  eine  Reihe  von  Artikeln  in  der  Cyclopaedia  of'practical 
medicine.  —  Durch  mehrere  Unglücksfälle  und  Widerwärtigkeiten  veranlasst, 
verliess  er  Dublin  und  zog  sich  auf  einen  Landsitz  in  Buckinghamshire 
zurück,  wo  er  am  31.  Januar  1836  starb.  Nach  seinem  Tode  erschienen  noch: 
„Essays  on  partial  derangeineiit  of  the  mind  in  supposed  connexion  with 
religion  ....  With  a  portrait  and  autobiographical  sketch  of  the  author" 
(Dublin  1843).  Am  bekanntesten  ist  sein  Name  durch  das  von  ihm  (Dublin  Hosp. 
Reports,  Vol.  2)  und  Stokes  beschriebene  und  nach  Beiden  benannte  Respi- 
rationsphänomen des  intermittirenden  oder  periodischen  Athmens. 

London  Medical  Gazette.  Vol  17,  1836,  pag.  872.  —  Callisen,  IV,  pag.  125: 
XXVII,  pag.  84.  G. 

*Cheyne,   William  Watson  Ch.,    M.  B.  Edinburg  und   CM.  1875, 

bildete  sich  noch  auf  Reisen,   besonders   in  Strassburg  und  in  Wien  aus,   wirkte 

mehrere  Jahre  als  Assistant  surgeon  am  King^s  College  Hospital,  als  Demonstrator 

"  anatomy    an   der  Edinburger   Universität,    gegenwärtig   wieder   an   der   Royal 


CHEYNE.  —  CHIAKI.  9 

infinnaiy  und  am  Kiug's  College  in  London.  Er  schrieb  mehrere  verbreitete  Arbeiten 
ttber  die  Principien  der  antiseptischen  Methode,  übersetzte  R.  Koch's  Aetiologie 
der  Wundinfeotionsia*ankheiten  und  gab  in  den  Verhandlungen  der  Sydenham  Society 
dieselben  als  „Investigattons  into  ihe  etiology  of  trauinatic  infective  diseases^ 
(1880),  —  in  den  Transact.  of  the  pathol.  soc.  eine  Arbeit:  „On  the  relattan  of 
organiams  to  antüeptic  dresaings"  (1879)  —  und  in  Lancet,  Brit.  med.  Joum., 
Practitioner  etc.  (1880 — 1884)  Verschiedenes  «ber  Mikroorganismen,  Tuber- 
culose  etc.  heraus.  ^^^ 

Del  Ghiappa,  Giuseppe  Antonio  Del  Gh.,  zu  Pavia,  war  1782  in 
denBagni  di  Lucca  geboren,  wurde  1804  zu  Pavia  Doctor,  war  daselbst  von  1819 
an  eine  lange  Reihe  von  Jahren  Professor  der  medicinischen  Klinik  für  Chirurgen  und 
verbreitete  mit  Enthusiasmus  die  RASORi'sche  Lehre.  Von  seinen  sehr  zahlreichen 
Schriften  führen  wir  an:  „Saggio  d^istoria  sul  catarro  epidemico  etc.  ou  JEisai 
kistorique  stir  le  catarrhe  dpidimique  observS  aux  hains  de  Lucquea,  en  1806^ 
(Lucca  18Ö6)  —  „Delle  j^^tosse  etc,"  (Pavia  1817)  —  „I  professon  dt  viedi- 
cina  grandi  metqfistci"  (Pavia  1817)  —  „Intorno  alle  opere  ed  alla  condizione 
personale  dt  A.  Com.  Celso^  (Mailand  1819) —  „Ippocrate  modello  dei  medtci^ 
(Pavia  1820)  —  y^Discorsi  due  sulla  medicina"  (Mailand  1820)  —  ^^Della  stret- 
tisaima  unione  della  medidna  e  della  chirurgta**  (Pavia  1826)  —  „Baccolta 
di  opuacoli  medici''  (3  voll.,  Pavia  1828,  29).  £r  tibersetzte  „A,  C.  Celsi 
librt  Otto**  (Mailand  1829 ;  Neapel  1831,  in  der  Bibl.  scelta  di  opere  greche  e  latine 
tradotte)  und  gab  heraus  Schriften  von  Alessandro  Knips  Macoppe  (1822), 
CfliAPPA  (1828  —  1830),  Antonio  Cocchi  (1831),  sowie  Rasobi's  „Opere 
complete^  (Florenz  1838);  er  verfasste  Nekrologe  von  Leonardo  Targa  (1824), 
LuiGi  Caccialupi  (1829),  Paolo  Bongiovanni  (1830),  Antonio  Scarpa  (1832), 
Giovanni  Rasori  (1838),  Apollonio  Maggi  (1851)  und  schrieb  Aufsätze  in  den 
Annali  univers.  di  medic.  u.  s.  w.    Er  starb  1866. 

Cantü,  pag.  174.  —  Beaugrand  bei  Dechambre,  XVI,  pag.  1.  —  Callisen, 
IV,  pag.  129;  XXVII,  pag.  86.  ^ 

^CMara,  Domenico  Ch. ,  geboren  im  Januar  1830  in  Saluggia 
(Prov.  Novara),  studirte  Medicin  in  Turin,  war  speciell  Schüler  von  Giordano  und 
wurde  im  April  1860  zum  Doctor  proigovirt.  Im  October  1866  begann  er  als 
Accoucheur  und  Gynäkolog  in  Turin  zu  prakticiren,  war  mehrere  Jahre  Professor 
der  Geburtshilfe  für  Hebammen  in  Mailand  und  ist  seit  1881  Professor  und  Director 
des  Istituto  clinico  ostetrico-ginecologico  zu  Florenz.  Seine  am  meisten  hervorzu- 
hebenden Schriften  sind:  „Leziont  di  clinica  ostetrica^  —  „Memoria  sui  fibromi 
vierini^  —  „Leziont  sulle  malattie  di  cuore  nello  stato  puerperale^  —  „Mono- 
grafia_  sulV  evoluzione  spontanea  (mit  Atlas)  —  „  Trattato  elementare  d'oste- 
tricia^  —  „Memorie  sulV  estirpazione  utero-ovarica  cesarea  (operazione  di 
PorroJ*^   U.  S.  w.  Oantani. 

GMart  Johann  Ch.,  aus  Salzburg,  1817  bis  1854,  in  welchem  Jahre 
er  zu  Wien  an  der  Cholera  starb.  Erst  nach  vielen  Entbehrungen  war  Ch.,  von 
Hanse  aus  mittellos,  1841  zur  Promotion  gelangt,  wurde  1842  unter  Klein 
Assistent  an  der  ersten  Gebärklinik  in  Wien  und  wandte  sich  dann  ganz  der 
Gynäkologie  zu.  1853  wurde  er  als  Professor  ord.  der  Geburtshilfe  nach  Prag 
bemfen,  kehrte  jedoch  noch  im  folgenden  Jahre  in  die  gleiche  Stellung  an  der 
medicinisch-chirurgischen  Josephs- Akademie  in  Wien  zurück,  um  bald  darauf  zu 
sterben.  —  Seine  Hauptarbeit,  die  mit  den  Professoren  Braun  und  Späth  bear- 
beitete „Klinik  der  Geburtshilfe  und  Gynäkologie^  erschien  erst  nach  Ch.'s 
Tode  (1855).  Die  Artikel  über  Utemskranl^heiten ,  ein  hervorragender  Theil  des 
Werkes,  waren  von  Ch.  allein  verfasst;  zahlreiche  Einzelbeobachtungen  hatte  er 
ausserdem  in  den  Wiener  medicinischen  Zeitschriften  niedergelegt.  Man  rühmte 
ihm  einerseits   eine  grosse  Gewandtheit   und  Sicherheit  im  Operiren,    andererseits 


10  CHIARI.  —  CHICOYNEAÜ. 

eine  höchst  gediegene  Enthaltsamkeit  nach,  die  ihn  vor  jedem  unmotivirten  Eingriff 
zurückhielt.  —  Der  Sohn,  *  Hanns  Ch.,  zu  Wien  am  4.  September  1861  geboren 
und  daselbst  als  Schüler  Rokitansky's  und  Hkschl's  bis  zur  Promotion  1875 
vorgebildet,  war  1874 — 1875  zweiter  Assistent  Rokitansky's,  dann  1875 — 1879 
erster  Assistent  Heschl's.  Seit  Juli  1878  Docent  ftlr  pathologische  Anatomie 
und  von  1879 — 1882  Prosector  des  k.  k.  Rudolfspitales  in  Wien,  wurde  er  1882 
als  0.  ö.  Professor  der  pathologischen  Anatomie  an  die  deutsche  Universität  zu 
Prag  berufen.  Er  publicirte  selbst  zahlreiche  casuistische  Mittheilungen  und  kleinere 
Abhandlungen  pathologisch-anatomischen  Inhaltes  und  viele  gleichsinnige  unter  seiner 
Leitung  ausgeftihrte  Arbeiten  von  Schülern.  jj^^j 

CWarugi,  Vincenzo  Ch.,  am  20.  Februar  1759  in  Empoli  geboren,  am 
22.  December  1820  gestorben,  studirte  in  Pisa,  wurde  1782  Assistent  im  Kranken- 
hause S.  Maria  Nuova  in  Florenz  und  seit  dem  Jahre  1788  Director  des  unter 
Grossherzog  Leopold  I.  von  ihm  gegründeten  Irrenhauses  Bonifazio.  Sein  grösstes 
Verdienst  besteht  darin,  dass  er  noch  vor  Pinel  die  Reform  der  Irrenpflege  nicht 
nur  befürwortete,  sondern  auch  ausführte,  indem  er  dem  Bau  des  obgenannten 
Irrenhauses  in  Bezug  auf  die  hygienischen  Anforderungen  desselben  vorstand,  das 
Reglement  desselben  entwarf  und  als  sanitärer  Director  desselben  weiter  wirkte. 
Im  Jahre  1793  veröffentlichte  er  seinen  „Trattato  medico  analitico  ddlapazzia". 
Ausserdem  sind  unter  seinen  Werken  noch  hervorzuheben:  „Saggio  teorico- 
jyratico  sulle  malattie  cutanee  sordide^  (1802)  —  „Saggio  sulla pellagra"  (1814). 

Cantani. 

Chiaverini,  Luigi  Ch. ,  zu  Neapel,    war   am  2.  Mai  1779    zu  Palena, 

Abruzzo  citeriore,  als  Sohn  des  Professors  der  Medicin,  Francesco  Ch.  (gestorben 

1781)  geboren,  studirte  seit  1798  zu  Neapel,  trat  in  das  Colleg.  med.  del  grande 

ospedale  degli  incurabili,  kehrte  der  politischen  Unnihen  wegen  1799  nach  Hause 

zurück,  beendete  1802  seine  Studien  zu  Neapel,   prakticirte  seit  1804  zu  Pesco- 

stanzo    und    seit  1805  zu  Palena,    ging  1807    wieder   nach  Neapel,    concurrirte 

daselbst  1810    um    einen  Lehrstuhl    der   Physiologie,    wurde    1812   Lehrer    der 

Pathologie    und    1813    von    dem    Gouvernement  Murat,    welches   in   Neapel   eine 

Thierarzneischule  zu  errichten  beabsichtigte,    auf  eine  Instructionsreise  nach  Paris 

geschickt.    1815  trat  er  an  die  Spitze  der  neugegründeten  Anstalt  und  stand  ihr 

bis    zu    seinem    am    27.  März  1834    erfolgten  Tode   vor.    Seine  Schriften   waren: 

„  Ricerche  su  le  cagioni  e  sus  i  fenomeni  della  vita  animale  e  delV  uomo   in 

particolare^    (Neapel  1810)    —    „Essai  d'analyse  comparatwe   sur  les  princi- 

patix  caractbres  organiqiies  et  physiologiqxies   de  Vintelligence  et  de  Vinstinct** 

(Paris  1815)  —  „Fondamenti  della  farmacologia  terapeutica  comparativa  .  .  . 

nelle    malattie    della   specie   uniana,    e    degli   animali  utili^    (3  Bde.,    Neapel 

1819 — 21)  —  „Medicina  comparativa,  Frohisione  (prima,  seconda)^  (Daselbst 

1818 — 20)  — '  „DelV  eccitabilita  e  delV  eccitamento  etc."  (1821)  —  ^Raggtia- 

glio  delle  principali  teoriche  mediche   esposte   nella   memoria    anzidetta,   etc." 

(1821)    —    „Esame  sirUetico    della   sanith    e   della  malattia  etc,"    (1822)    — 

„Esame  genealogico  e  comparativo  delle  principali  scoperte  e  dottrine  mediche  etc," 

(1825)    — •     „Fondamenti  della   nosologia    generale  etc,"    (1827)    —    „Elogio 

istorico  di  Ant.  S.ementini  etc."  (1829;  1830;  1832)  —  „Nosologia  speciale" 

(2  Bde.,  1829—31).    Er  tibersetzte  JoH.  Feank's  Medicinische  Briefe  und  schrieb 

eine    Anzahl    von    Aufsätzen    in   verschiedenen   Zeitschriften,    z.  B.  in  Sedillot*s 

Journal  (T.  LH)  u.  s.  w. 

L'Osservatore  med.  di  Napoli.  1834,  I.  April.  —  Callisen,  IV,  pag.  131.  •— 
XXVII,  pag.  87.  Q 

Ghicoyneau,  Fran<,»oi8  Ch.,  geboren  1672  in  Montpellier,  wo  sein 
Vater  Kanzler  der  Universität  war,  ist  hauptsächlich  bekannt  durch  seine 
Thätigkeit  während  der  Pestepidemie  in  Marseilles  (1720),-  wobei  er  sich  durch 
Unerschrockenheit    und    rastlosen  Eifer    sehr    rühmlich    hervorthat;     in    mehreren 


CHICOYNEAU.  —  CHINESISCHE  AERZTE.  U 

kleineren  Schriften  publicirte  er  seine  diesbezüglichen  Erfahrungen.  Im  Jahre  1732 
wurde  er  als  Nachfolger  Chibac's,  seines  Schwiegervaters  (s.  diesen),  Leibarzt 
des  Königs  und  starb  als  solcher  1752.  ünger. 

Chifllet,  Vater  und  Sohn.  Der  Erstere,  Jean  Gh.,  war  Arzt  und  Magi- 
stratsmitglied in  Besan^on,  wo  er  1610  starb.  Weniger  seine  posthum  durch  den 
Sohn  edirten  „Singulares  ex  curationibus  ex  cadaverum  sectionibus  observationes** 
(Paris  1612),  die  meistens  im  astrologischen  Sinne  verwerthet  worden,  begründen 
seine  Nennung,  als  die  eigenthttmliche  Gestalt  des  Sohnes  Jean-Jacques  Gh. 
selbst,  1588 — 1660,  der  nach  einer  kurzen  ärztlichen  Wirksamkeit  in  seinem 
Heimatsorte  sich  umifangreichen  Reisen  zuwandte  und  dieselben  in  einer  Fluth 
historischer  Fabeln  schriftstellerisch  verwerthete,  deren  Widersinn  das  grosse 
Publikum  seiner  Zeit  zu  bezaubern  im  Stande  war.  Nur  die  „Acta  Gornein 
Celsi  etc.**  (Antwerpen  1633)  und  „Pulvis  febrifugus  orbia  Americani  etc.** 
(Daselbst  1603)  seien  hier  genannt. 

Ein  vollständiges  Verzeichniss  seiner  Schriften  in  Biogr.  m6d.  III.  Red. 

*  Childs,  George  Borlase  Gh.,  beendigte  seine  Studien  1838,  wurde 
F.  R.  G.  8.  Eng.  1846  und  fungirte  als  Snrgeon  an  verschiedenen  öffentlichen  An- 
stalten, zur  Zeit  noch  am  Metropolitan  Free  Hospital.  Seine  Arbeiten  bezogen  sich 
zuerst  auf  Krankheiten  der  Wirbelsäule,  später  auf  andere  chirurgische  Themata. 
Auch  gab  er  „Lecturea  and  reports  on  the  sanitär y  condttion  of  the  city 
poUce  force"  (Resultate  eigener,  an  dieser  Institution  gemachten  Erfahrungen), 
sowie  Jobert's  Plastic  surgery  (1858)  heraus.  Seine  frühesten  Arbeiten  er- 
schienen in  der  Med.  gaz.  1840 — 1842.  j^gj 

Chinesische  Aerzte,  Chinesische  Medicin.  Die  unwidersprochene  That- 
sache,  dass  es  medicinische  Schriften  in  chinesischer  Sprache  von  dem  Alter  der 
hippokratischen  giebt,  wie  der  Umstand,  dass  ein  Unterricht  in  der  Medicin  dort 
mindestens  seit  der  Dynastie  der  Thang  (620  unserer  Zeitrechnung)  installirt 
gewesen  ist,  hat  lange  Zeit  unter  den  Sinologen  und  unter  den  Aerzten  ver- 
schiedener Nationalität,  die  einen  grösseren  Theil  ihres  Lebens  in  Ghina  zubrachten, 
die  Hoffnung  wach  erhalten,  durch  Uebersetzungen  jener  Literaturdenkmäler,  durch 
nähere  Beobachtung  des  Treibens  der  chinesischen  Aerzte,  durch  Revisionen  ihres 
Heilmittelschatzes  oder  sonst  auf  irgend  eine  Weise  die  europäische  wissenschaft- 
liche Heilkunde  zu  bereichern.  Man  beginnt  sich  neuerdings,  d.  h.  seit  etwa 
25  Jahren ,  während  deren  tüchtige  Aerzte  aller  Bildungsgrade  und  aller  Völker, 
manche  bis  zur  Dauer  von  mehreren  Jahrzehnten,  mit  diesen  Errungenschaften 
durch  eigene  Anschauung  vertrauter  geworden  sind,  sehr  resignirt  über  den  Werth 
derselben  zu  äussern.  Ist  auch  allerdings  noch  während  dieser  Periode  einmal  — 
durch  GüBLER  hinsichtlich  der  chinesischen  Materia  medica  —  der  alte  Eifer 
angeregt  worden,  ein  wirkliches  Wissen,  und  sei  es  auch  nur  ein  bescheidenes, 
aus  dem  Wust  der  chinesischen  Ueberliefenmgen  herauszuschälen,  so  gipfeln  doch 
gerade  die  exactesten  Untersuchungen  in  dem  Ergebniss,  den  in  die  Schriften  oft 
künstlich  hinein  interpretirten  Sinn  in  Abrede  zu  stellen  und  das  von  älteren 
Reisenden  mit  mysteriöser  Ausstattung  über  den  Werth  der  chinesischen  Medicin  Be- 
richtete als  Anekdotensammlungen  und  zusammenhanglose  Guriosa  zu  enthüllen.  — 
Es  wird  sich  sonach  an  dieser  Stelle  lediglich  um  eine  ganz  gedrängte  üebersicht 
der  namhaften  chinesischen  Werke  handein,  während  die  bei  anderen  Gelegenheiten 
oft  mit  einer  gewissen  Breite  recapitnlirten  Anschauuifgen  der  Ghinesen  über 
physiologische  oder  pathologische^  Fragen  mit  einem  kurzen  Schlusspassus  ihre 
Erledigung  zu  finden  haben  werden. 

Das  barbarische  Edict  eines  Kaisers  Ghi-Hoangti,  der  um  213  vor- 
christlicher Zeitrechnung  alle  Bibliotheken  zu  verbrennen  befahl,  soll  ausdrücklich 
neben  den  Werken  über  Musik  und  Agrieultur  auch  die  über  Medicin  von  der 
Vernichtung    ausgenommen    haben.      Es   werden    zwei    Autoren    aus   dem   vorauf- 


12  CHINESISCHE  AEBZTE. 

gegangenen  ältesten  Zeitabschnitt  namhaft  gemacht:  Shing-Mikg  und  Hwano-Ti, 
hinsichtlich  deren  jedoch  nur  von  dem  Letzteren  die  Leistung  selbst  —  eine 
praktische  Anleitung  zur  Behandlung  innerer  Krankheiten  in  34  Bänden  —  aus- 
drücklich angegeben  wird.  Zu  diesen  tritt  dann  bald  nach  dem  Bibliotheken- 
brande Wan-King  mit  einem  medicinischen  Commentar  in  24  Bänden  hinzu.  — 
„Nang-King"  ist  der  Name  eines  Buches  —  nicht  des  Verfassers,  —  welches 
gegen  das  2.  Jahrhundert  unserer  Zeitrechnung  auftaucht  als  „Lösung  von 
24  zweifelhaften  Fragen^:  es  wurde  noch  gegen  das  14.  Jahrhundert  durch 
sechs  umfangreiche  Commentare  besprochen  und  erweitert;  —  sein  frühester 
Commentator  ist  jedoch  Shang-She-Hüng  ,  der  den  „Nang-King^  im  3.  Jahr- 
hundert neu  edirte  —  ein  Zeitgenosse  Wang-Shu-Ho's  ,  der  zehn  enonn  dicke 
Bücher  über  deu  Puls  (dieses  Steckenpferd  der  chinesischen  klinischen  Dia- 
gnostik) verfasste. 

Erst  im  10.  Jahrhundert  soll  nach  gäuzlich  unfruchtbarem  Zwischenraum  ein 
kleines  Werk  über  Augenkrankheiten,  nach  diesem  —  unter  der  Song-Dynastie  — 
das  erste  zusammenhängende  Buch  über  Materia  medica,  im  11.  oder  12.  Jahr- 
hundert eine  Abhandlung  über  die  Fieber  entstanden  sein.  Fruchtbarer  ist  das 
13.  Jahrhundert,  welches  ausser  zwei  bedeutenden  Werken  unbekannter  Verfasser 
über  Frauenkrankheiten,  resp.  über  die  Fieber  (in  12  Bänden)  den  berühmten 
Codex  der  Chinesen  über  gerichtliche  Medicin  (oder  medicinische  Jurisprudenz) 
hervorgebracht  hat.  Das  Entßtehungsjahr  (1247),  wie  der  Verfasser  —  SuNG-TsE  — 
dieses,  „St-Yuen-Luh^  genannten  Werkes  sind  genau  bekannt.  Von  späteren 
Ausgaben  werden  ausdrücklich  hervorgehoben  die  von  1400  und  nicht  weniger 
als  sieben  Ausgaben  des  18.  Jahrhunderts.  Der  „Hi-Yuen-Luh^  gilt  allgemein, 
auch  im  Volke,  als  der  Inbegriff  alles  Wissens  in  gerichtlich-medicinischer  Beziehung, 
so  dass  der  richtende  Mandarin  bei  Giftmord  und  anderen  zweifelhaften  Todesarteu 
die  Mörder  einfach  schon  dadurch,  dass  er  das  Buch  mit  sich  führt,  zum  Geständ- 
niss  bringt  (von  Obductionen  —  auch  zu  diesem  Zweck  —  ist  selbstverständlich 
nicht  die  Rede).  —  1340  entsteht  eine  grössere  Abhandlung  über  allgemein  con- 
stitutionelle  Krankheiten,  1360  ein  neues  umfangreiches  Werk  des  Wan-Li  über 
acute  Krankheiten,  1365  die  Zusammenstellung  eines  Arztes  TSCHK-TI-CHI  über 
die  Krankheiten  der  Haut. 

Es  folgen  nunmehr  wieder  mehrere  sterile  Jahrhunderte,  während  deren 
die  chinesische  Medicin  nur  diu'ch  ein  grosses  Sammelwerk,  die  Encyklopädie  des 
Prinzen  Choo-Su  (aus  der  M  i  n  g  -  Dynastie)  bereichert  wurde.  In  160  Bänden 
enthält  dieselbe  770  therapeutische  Abhandlungen  und  22.000  Recepte.  Wie  es 
scheint,  gehört  auch  eines  oder  das  andere  der  zu  anderen  Völkern  gelangten, 
am  Schluss  dieser  üebersicht  zu  erwähnenden  Bücher,  deren  Entstehungsjahr  trotz 
ihrer  Berühmtheit  nicht  genau  bekannt  ist,  diesen  Zwischenperioden  oder  dem 
Anfang  des  wiederum  fruchtbareren  16.  Jahrhunderts  an.  —  Sicher  entstammt 
dem  letzteren  die  vielumstrittene  grosse  Materia  medica  der  Chinesen:  „Pun-Tsoun- 
Kang-Mu",  in  52  Bänden,  an  welcher  800  Aerzte  mitgearbeitet  haben  sollen. 
Sie  enthält  1890  Heilmittel  und  eine  Vorrede,  in  welcher  als  erste  Urquellß 
dieser  Collectiv-Arbeit  ein  kleines  Kräuterbuch  des  Shing-Mung  (aus  dem  2.  oder 
3.  Jahrhundert  p.  Chr.)  angegeben  wird.  Der  Autor,  welcher  das  Werk  in 
seiner  neuen  Gestalt  zuerst  edirte,  ist  dem  Namen  nach  ebenfalls  bekannt.  Er 
wird  Li-Sh[-Chin  genannt  und  lebte  um  die  Mitte  des  16.  Jahrhunderts.  Gegen 
Ende  des  letzteren  erscheint  dann  noch  eine  kurze  Abhandlung  über  die  Kunst, 
Krankheiten  zu  verhüten  und  tugendhaft  zu  leben,  in  welcher  man  eine  Art 
hygienischen  Enchiridions  hat  sehen  wollen  (1591),  —  ein  siebenbändiges  illustrirtes 
Werk  über  die  Acupunctur  und ,  in  mehreren  Monographien ,  eine  Sammlung  der 
Vorschriften  älterer  und  ältester  Autoren  bei  der  Behandlung  der  Kinderkrank- 
heiten (1595).  —  Diese  Art  Literatur  findet  im  17.  Jahrhundert  ihre  weitere  Ent- 
wicklung in  kleinen  Compendien  über  Kinder-,  Frauen-  und  Alterskrankheiten  (1602). 
In   einem    medicinischen  Werke   aus  dem    Jahre    1650   wird   weitläufig   über    die 


CHINESISCHE  AERZTE.  13 

Behandlnng  von  „Hohluan-tu-siaY"  discutirt,  —  also  über  eine  Krankheit,  welche 
die  chinesischen  Aerzte  des  19.  Jahrhunderts  mit  der  Cholera  identificirten,  wiewohl 
diese  in  epidemischer  Form  —  nach  dem  Zeugniss  des  Arztes  Tchang  —  zum  aller- 
ersten Mal  1820  China  heimgesucht  haben  soll.  Das  Ende  des  17.  Jahrhunderts 
erscheint  an  medicinischen  Literatur-Erzeugnissen  ganz  besonders  finchtbar;  nicht 
nur,  dass  —  in  je  8  Bänden  —  Werke  über  die  Geburt  (jedoch  lag  die  Geburts- 
hilfe stets  in  der  Hand  alter  Frauen)  und  über  Augenkrankheiten  1684,  resp.  1685 
erschienen,  sondern  es  traten  auch  wieder  einige  berühmte,  noch  jetzt  vielgenannte 
Namen  an  die  Spitze  der  Literatur.  So  SüNG-Hu  mit  einem  16bändigen  Werke 
über  Vorbeugung  und  Behandlung  der  Erankkeiten  um  1696,  und  Ching-Li-Ting 
mit  einer  Pharmakognostik ,  Anweisung  zur  Prüfung  echter  Droguen.  —  Dieses 
Buch  wurde  1707  zum  zweiten  Male  stark  vermehrt  aufgelegt.  Ihm  folgte  zunächst, 
der  Jahreszahl  nach  nicht  genau  bekannt,  ein  Werkchen  des  Kt-Ken-Kwang  über 
die  Kunst,  bei  gewissen  Arten  des  Selbstmordes  helfend  einzugreifen.  1740  erscheint 
das  ungeheure  OObändige  Werk  über  den  Puls,  welches  neben  diesem  Gegenstande 
—  aber  räumlich  sehr  zurücktretend  —  noch  zwei  andere  Themata:  die  Cir- 
culation  der  Luft  im  Körper  und  die  Regeln  bei  Knochenbrüchen  behandelt.  Der 
Name  des  Tschang-Kis  ist  mit  der  Pulslehre  aufs  Engste  verknüpft;  ob  dieser 
Arzt  jedoch  bereits  bei  dieser  ersten  Ausgabe  des  Werkes  die  massgebende  Per- 
sönlichkeit gewesen  sei,  wird  von  manchen  Seiten  stark  bezweifelt.  Um  die  Mitte 
des  18.  Jahrhunderts  prägt  sich  in  der  Literatur  eine  mehr  naturphilosophische 
Richtung  aus:  Chin-Kuo-Pang,  Li-Chun-Tsb  und  andere  Autoren  überlassen  sich 
in  grösseren  und  kleineren  Schriften  allgemeinen  Deliberationen  über  Medicin,  und 
das  einzige  weitverbreitete  und  berühmtere  literarische  Product  des  gegenwärtigen 
Jahrhunderts,  das  Sbändige  Werk  des  Hüng-Yung  aus  dem  Jahre  1822,  beschäftigt 
sich  mit  den  Gegensätzen  von  warm  und  kalt,  von  nass  und  trocken,  voll  und 
leer,  mit  dem  Aufsteigenden  und  dem  Absteigenden,  dem  Männlichen  und  Weib- 
lichen, Aeusseren  und  Inneren,  mit  den  geöffneten  und  verstopften  Wegen  und  dgl.  — 
Zw^ei  Werke  konnten  ihrer  chronologischen  Einreihung  nach  in  dieser  Bibliographie 
nicht  untergebracht  werden,  die  gleichwohl  —  wegen  der  Verbreitung,  welche  sie 
der  chinesischen  Medicin  über  die  Grenzen  des  Landes  hinaus  nach  dem  Nachbar- 
lande Japan  gaben  —  eine  gewisse  Wichtigkeit  und  Berühmtheit  erlangt  haben. 
Von  diesen  ist  der  ;,  Kin-ki^  (unbekannten  Verfassers)  unzweifelhaft  neueren  Datums, 
so  dass  ihn  selbst  ein  grosser  Theil  der  japanischen  Aerzte  als  eine  ganz  apo- 
kryphe Neuerung  verketzert.  Der  „Shoo-kdn-rong^  dagegen,  der  die  Lehre  von 
den  fieberhaften  Krankheiten  enthält,  wird  von  den  Japanern  als  das  grundlegende 
Werk  eines  wahren  chinesischen  Hippokrates,  nach  japanischer  Pronunciation 
TCHOO-Kü-KE  (wahrscheinlich  corrumpirt),  hochgehalten,  der  um  350  vorchristlicher 
Zeitrechnung  gewirkt  und  geschrieben  haben  soll.  (lieber  den  Inhalt  des  „Shoo- 
kan-rong^  wird  bei  der  „Japanischen  Medicin"  das  Nöthige  anzuführen  sein.) 
Einer  besonderen  Nennung  bedarf  endlich,  obwohl  mit  der  Medicin  nur  im  mittel- 
baren Zusammenhange  stehend,  der  y^Pent-mo^,  das  60bändige  Hauptwerk  der 
Chinesen  über  Pflanzenkunde  und  Ursprung  aller  Gewächse  des  Li-ste-Cheü,  aus 
der  zweiten  Hälfte  des  17.  Jahrhunderts. 

Zu  einer  sehr  wohlwollenden  Beurtheilung  des  chinesischen  Wissens,  was 
Botanik  und  Materia  medica  betrifft,  haben  besonders  Bbettschneideb's 
(Russ.  Gesandtschaftsarztes  in  Peking)  beide  Schriften:  yßn  the  knowledge poasessed 
by  the  ancient  Chinese  etc.^^  (London  1871)  und  j^On  the  study  and  value  of  Chinese 
botanical  works^  (Foochow  1870 — 1871)  Veranlassung  gegeben.  Die  theils  auf 
sie,  theils  auf  die  Untersuchungen  von  Dabry  de  Thieesant  und  L6oN  Sübeiran 
begründeten  Mittheilungen  von  Gublsr  über  die  Materia  medica  bei  den  Chinesen 
finden  sich  im  Bull,  de  Tacad.  1872,  Nr.  40  und  im  Bull,  de  th^rap.,  Bd.  IV.  — 
Die  Täuschung,  welcher  Hedd  (1848)  verfallen  war,  der  in  seiner  Reisebeschreibung 
4  anatomische  Tafeln  als  original-chinesische  herausgegeben  hatte,  die  nur  von 
einem  in  Canton  residirenden  englischen  Arzt   aus   einem   englischen  anatomischen 


14  CHINESISCHE  AERZTE. 

Atlas  entnommen  waren,  wurde  sehr  bald  aufgedeckt :  die  Chinesen  haben  niemals 
anatomische  Forschungen  gemacht.  Die  Physiologie  der  Chinesen  gipfelt 
anerkanntermassen  in  abstrusen  Spielereien  mit  den  zwei  Lebensprincipien,  dem  Yo 
und  dem  Jn ;  so  unglaublich  es  klingen  mag,  scheint  es  doch  sicher,  dass  sie  selbst 
Ton  den  grobanatomischen  Organtheilen  (und  noch  weniger  von  ihren  Functionen) 
keine  Vorstellung  haben.  —  Martin  erzählt  in  seiner  ^iStude  historique  et  critique 
8ur  Vart  m4dicale  la  Chine^,  dass  zwei  euglische  Aerzte  sich  bemühten,  einigen 
hochstehenden  chinesischen  Aerzten  die  anatomisch-pathologischen  Ein- 
zelheiten eines  Typhusfalles  zu  deuten ,  aber  einfach  mit  der  Erklärung  abgewiesen 
wurden:  in  den  Büchern  stände  es  anders.  —  Was  die  Pathologie  anlangt, 
so  wurde  durch  P.  Grosier  eine  Zeit  lang  die  Angabe  aufrecht  erhalten,  dass 
BORDEiJ  (s.  diesen)  in  seinen  1756  erschienenen  „Reche^'ches  8ur  le  pouls  etc.*^ 
wesentlich  aus  chinesischen  Quellen  geschöpft  habe.  Die  blosse  Erinnerung  an 
den  Umstand,  dass  die  Chinesen  über  den  Vorgang  der  Circulation  nicht  die 
geringste  Anschauung  haben,  lässt  die  Angabe  in  dieser  Form  widerlegen.  Vor- 
trefiliche  Kritiken  über  die  chinesische  Pulslehre,  speciell  auch  die  des  Tschang-Kis 
hat  Aug.  Pfizmayer  in  den  Sitzungsberichten  der  Wiener  Akademie  (1865,  1866, 
1870)  niedergelegt.  —  Dass  die  Geburtshilfe  von  Aerzten  nicht  betrieben 
wird,  wurde  bereits  erwähnt;  hinsichtlich  der  Chirurgie  haben  manche  Neben- 
umstände die  abendländischen  Aerzte  in  Ven^'underung  versetzt,  so  z.  B.,  dass 
bei  der  in  China  eo  äusserst  häufig  vorgenommenen  Castration  sich  Vorbereitungen 
von  Altei's  her  empfohlen  finden,  welche  an  die  künstliche  Blutleere  (also  eine 
Errungenschaft  neuesten  Datums  für  die  europäische  Mediciu)  erinnern.  Wer  indess 
die  Beschreibungen  des  operativen*  Vorganges  bei  Morache  (P6kin  et  ses  habi- 
tants,  Paris  1870)  oder  bei  älteren  Darstellern  sorgfältig  nachliest,  kommt  gewiss 
zu  der  Ueberzeugung ,  dass  die  ganze  Operation  mit  unglaublicher  Rohheit  imd 
Unkenntniss  der  anatomischen  Verhältnisse  verübt  wird.  Weiter  sagt  E.  Martin 
(welchem  Henderson  vollkommen  beipflichtet)  hinsichtlich  dieses  Wissenszweiges 
wörtlich:  „Nous  nous  sommes  adresse  ä  un  des  plus  renomm^s  praticiens  de 
P6kiu,  le  grand  pontif  de  l'acupuncture ,  seule  pratique  chirurgicale  en 
u  s  a  g  e ,  et  nous  lui  avons  demand^  toute  la  s6rie  des  Instruments,  qui  composent 
Tarsenal  chirurgical  chinois:  nous  possMons  donc  tous  ces  Instruments  et  nous 
avons  avec  eux  la  preuve  quHls  sont  encore  au  dessous  de  Tenfance  de 
Tart",  —  ein  Urtheil,  welches  der  Unterzeichnete  —  wenn  auch  nur  aus  kürzerer 
Anschauung  —  ohne  Bedenken  unterschreibt.  Specialärzte  srewisser  Fächer  mag 
es  wohl  geben ;  den  Zweig  des  Specialistenthums,  welcher  sich  mit  der  Behandlung 
der  Syphilis  befasst,  schildert  (nach  Morache)  sehr  anschaulich  W.  Stricker  in 
„Die  Prostitution  und  die  daraus  entstehenden  Krankheiten  in  Ghina*^  (Virchow's 
Archiv,  Bd.  51,  pag.  434).  Eine  hygienische  Massregel  sucht  man  in  der 
Variolisation  der  Kinder,  wie  sie  nach  guten  Quellen  seit  dem  10.  Jahrhundert 
Seitens  chinesischer  Aerzte  auf  der  Nasenschleimhaut  —  bei  Knaben  links,  bei 
Mädchen  rechts  —  ausgeführt  worden  ist. 

Ueber  die  Ausbildung  der  chinesischen  Aerzte  ist  wenig  bekannt.  Im 
7.  Jahrhundei*t  (unter  der  T  h  a  n  g  -  Dynastie)  wurden  in  allen  Hauptstädten  Unter- 
richts-CoUegien  für  Medicm  und  Astrologie,  bestehend  aus  einem  Director  und 
zwei  Professoren,  eingerichtet  (629).  Anfangs  des  12.  Jahrhunderts  (1103)  wurden 
überall  Medicinschulen  gegründet,  1109  eine  medicinische  Akademie  in  Peking 
eingerichtet.  1220  traten  zu  den  Hauptschulen  in  allen  Kreisstädten  noch  Secundär- 
schulen  hinzu.  Unter  dem  Kaiser  Koubilal*  wurden  Einrichtungen,  den  franzö- 
sischen Concursen  ähnlich,  unter  der  M i n g - D>iiastie  drei  medicinische  Grade 
geschaffen.  Dem  Kaiser  Canghi  schreibt  man  die  Gründung  des  noch  jetzt  in 
Peking  bestehenden  Ta-i-Yuen  („oberstes  mediciuisches  Collegium"j  zu. 

Quellen  im  eigentlichen  Sinne  (chinesisch  geschriebene)  sind  dem  Verfasser  nicht 
zugänglich. 

Wernich. 


CHIOCCO.  —  CHISHOLM.  15 

GMOCCO,  Andrea  Gh.,  italienischer  Arzt  aus  Verona  und  Professor  der 
Mediein  daselbst,  ausserdem  Philosoph  und  Naturforscher;  seine  an  Zahl  nicht 
geringen  Schriften  tragen  in  besonderem  Grade  das  Gepräge  der  damaligen  Geistes- 
riehtung.     Er  starb  in  Verona  1624.  Unger. 

Chirac,  Pierre  Gh.,  1650  zu  Gonquest  (Rouergne)  geboren,  war  zuerst 
Jesuitenzögling,  dann  Student  der  Theologie  in  Montpellier,  Hauslehrer  bei  einem 
Apotheker  und  studirte  endlich  von  1680  ab  Mediein.  Stark  protegirt  von  Ghi- 
COTNEAU,  erlangte  er  1683  den  Doctorhut,  hielt  dann  Anatomiecurse  und  erhielt 
1687  den  Lehrstuhl  der  Mediein  in  Montpellier.  Von  1692  ab  als  höherer  Militär- 
arzt an  verschiedenen  Plätzen  thätig,  später  Begleiter  mehrerer  Prinzen  und 
Herzöge  in  den  italienischen  und  spanischen  Feldzttgen,  gelangte  er  später  nach 
Paris  und  concipirte  hier  den  Plan  zu  einer  Acad^mie  de  mödecine,  der  indess  nicht 
zur  Ausführung  kam.  Später  nach  Montpellier  zurückgekehrt,  machte  sich  Gh.  um 
die  Beseitigung  der  Trennung  zwischen  Mediein  und  Ghirurgie  (die  allerdings  erst 
nach  seinem  Tode  erfolgte)  und  durch  Gründung  von  Preisen  für  bedeutende  wissen- 
schaftliche Arbeiten  verdient.  Am  1.  März  1732  starb  er  mit  Hinterlassung 
folgender  grösserer  Schriften:  „Specimina  vitioaae  corporis  humani  mechamces^ 
(Montpellier  1697)  —  „De  motu  cordis  adversaria  analytica"  (Daselbst  1698). 
Eine  Schrift  über  die  Wundheilung:  „Quaeatio  medico - cMrurgica  etc.^  (Mont- 
pellier 1707)  wurde  1742  von  FiZES  französisch  edirt.  Eine  besondere  Berühmtheit 
hatten  ihrerzeit  „Observations  sur  les  incommodüSs  auxquelles  sont  sujet  les 
Squipages  des  vaisseaux  et  la  manüre  de  les  traüer^  (Paris  1724)  und  „Traiti 
desßkvres  malignes  et  desfihyres  pestilentielles  gut  ont  regn^h  Rochefort  en  1694^ 
(Daselbst  1742).  —  Gh.  war  auch  experimentirend  thätig  und  machte  zuerst  die 
später  von  Magendie  wieder  aufgenommenen  Versuche,  nach  welchen  der  Brechact 
bei  Unthätigkeit  des  Magens  durch  Gontraction  des  Diaphragma  und  der  Bauch- 
muskeln zu  Stande  kam,  sowie  auch  die  künstliche  Respiration  bei  enthimten 
Thieren.  (Eph^m.  des  curieux  de  la  nat.  IV.  Jahrg.,  resp.  Jour.  des  savans  1688.) 

Dict.  hist.  II.  Red. 

Ghisliolin,  Golin  Gh.,  englisch-amerikanischer  Arzt,  war  1755  zuinvemess 
in  Schottland  geboren,  studirte  in  Edinburg,  trat  bereits  1775  in  ein  Hochländer- 
Regiment  als  Ghirurg  ein,  kam  mit  demselben  1776  nach  Nord-Amerika,  blieb  daselbst 
während  des  ganzen  Revolutionskrieges,  liess  sich  nach  dem  Friedensschlüsse  1783, 
auf  Halbsold  stehend,  zu  St.  Georges,  der  Hauptstadt  von  Grenada  in  West-Indien, 
nieder  und  wurde  einige  Jahre  später  Surgeon,  1795  Surgeon  -  General  to  the 
Ordnance,  1797  Inspector-General  ofOrdnance  Hospitals  in  the  Wind  ward  Islands, 
in  welcher  Eigenschaft  er  die  Artillerie-Hospitäler  auf  den  gedachten  Inseln  zu 
inspiciren  hatte.  Auch  als  Schriftsteller  hatte  er  sich  bereits  durch  Beiträge  zum 
Edinb.  Med.  and  Surg.  Joum.  (1786,  90,  93,  94),  Beobachtungen  über  epidemische 
Krankheiten  betreffend,  und  durch  eine  Schrift:  „An  essay  on  the  malignant 
pestüential  fever  introduced  into  the  West-Indian  Islands  from  Boullam ,  on 
the  Coast  of  Guinea,  as  it  appeared  in  1793  and  1794^  (London  1795 ;  2.  Aufl. 
2  Bde.  1801)  bekannt  gemacht.  Die  Angriffe,  welche  gegen  seine  in  dieser 
Schrift  niedergelegten  Ansichten  gemacht  wurden,  wehrte  er  ab  in  „A  letter  to 
John  Haygarth  ...  exhibiting  farther  evidence  of  the  infectious  nature  of 
the  pestüential  fever  in  Grenada  .  ...  in  order  to  correct  te  pemicious  doctrines 
prormdgcUed  hy  Dr,  Edw,  Miller,  etc,"  (1809)  und  in  „Observations  on  some 
remarks  of  Dr,  Bancroft,  etc,^  (Edinb.  Med.  and  Surg.  Joum.  1813).  Dabei 
publicirte  er  in  dem  letztgenannten  Journal  (1800,  08,  10,  11,  12,  14,  15,  17) 
eine  Reihe  von  Aufsätzen,  unter  denen  wir  folgende  anführen  „  Gases  of  yaws  and 
leprosy  etc,**  —  „A  short  account  of  the  epidemic  polypus  of  Grenada  in  1790^ 
—  „On  the  poison  of  ßsh^  —  „Gase  in  which  the  caesarian  Operation  was 
successfully  performed,  ttoice  on  the  saine  women**  —  „O71  the  Ines  bovina 
vfUertropica^  u.  s.  w.     Nach  seiner  Rückkehr  nach  Europa   lebte  er  meistens  zu 


16  CHISHOLM.  —  CHOMEL. 

Bristol  oder  Olifton  und  von  1819 — 24  in  Genf,  wo  er  sein  letztes  und  bedeutendstes 

Werk:    „Manual  of  the   climate    and  diseases  of  tropical   countnes 

Calculated  chiefly  as  a  guide  to  the  young  niedtcal  practitioner,  on  his  first 
resorting  to  those  countnes"  (London  1822)  verfasste.  Kr  starb  in  London  am 
2.  Februar  1825. 

American  Journ.  of  the  med.  sc.  Vol.  4,  1829,  pag.  394.  G. 

^Ghisolin,  Julian  J.  Ch. ,  ameTikanischer  Chirurg,  der  während  des 
Secessionskrieges  bei  der  Sttdstaaten- Armee  eine  hervorragende  Rolle  spielte,  ver- 
fasste bei  dieser  Grelegenheit :  „-rl  manual  of  müitary  surgery,  for  the  use  of 
surgeons  in  the  Confederate  States  Army ;  etc."  (Columbia,  3.  Aufl.  1864).  Er 
hat  sonst  hauptsächlich  Augen-  und  Ohrenkrankheiten  Betreffendes  in  verschiedenen 
Zeitschriften,  wie  den  «Transaet.  of  the  Med.  et  Chir.  Fac.  of  Maryland  (1873), 
in  den  Arch.  of  Ophthalm.  and  Otol.  (1873),  den  Virginia  Med.  Monthly 
(1875,  79,  80)  u.  s.  w.  geschrieben,  darunter:  „Intraocular  enchondroma  of 
22  years  grotcth"  —  „Neurotomy :  as  a  Substitute  for  enucleation,  Anew  Operation 
in  Ophthalmie  surgery"  —  „Optico-ciliary  neurotomy,  the  proposed  Substitute 
for  extirpation  of  a  lost  and  painful  eye  ball", 

Virginia  Med.  Monthly  1873,  pag.  783  (nicht  zugi  jiglich).  —  Index  -  Catalogue, 
IJ,  pag.  962.  O. 

Chmielnick ,  Martin  de  Ch.  (Chmieleciüs  a  Chmielnick),  war  am 
5.  November  1559  zu  Lublin  in  Polen  geboren,  studirte  von  1577  an  in  Basel,  zuerst 
Philosophie  und  dann  Medicin,  erhielt  1587  durch  Felix  Plater  den  Doctorgrad, 
wurde  1589  in  Basel  Professor  der  Logik  und  1610  Professor  der  Physik,  in 
welcher  Stellung  er  bis  zu  seinem  am  3.  Juli  1632  erfolgten  Tode  verblieb.  Er 
war  seit  1612  Consiliarius  der  medicinischen  Facultät,  ftlnfmal  Decan  derselben 
und  dabei  ein  sehr  beliebter  Arzt,  Archiater  bei  zwei  Bischöfen  von  Basel.  Er  hat 
nur  einige  Dissertationen  (1619,  1623),  sowie  Briefe,  die  sich  in  HobnüNg's 
Cista  mediea  befinden,  gesehrieben. 

Biogr.  med.  HI,  pag.  272.  —  Miescher,  pag.  27.  K.  &  P. 

Ghojnowski ,  Bronislaw  Ch. ,  geboren  zu  Murzynce  auf  der  Ukraine 
am  3.  Mai  1836,  studirte  in  Kiew,  wo  er  nach  Beendigung  seiner  Studien  längere 
Zeit  hindurch  als  Assistenzarzt  in  der  therapeutischen  Klinik  fungirte.  Nach  einer 
zweijährigen  Studienreise,  während  weicherer  die  berühmtesten  Krankenhäuser  Europas 
besuchte,  wurde  er  1865"  in  Warschau  Privatdocent  für  speciellc  Pathologie  und 
Therapie;  nach  zwei  Jahren  zum  ausserordentlichen  Professor  ernannt,  leitete  er  die 
therapeutische  Klinik.  Er  starb  am  6.  April  1870  an  Flecktyphus,  womit  er  sich 
in  seiner  Klinik  angesteckt  hatte.  Ch.  erfreute  sich  der  höchsten  Liebe  und  Achtung 
seiner  Schüler,  welche  er  sowohl  durch  sein  gründliches  und  gediegenes  Wissen, 
als  auch  durch  sein  liebenswürdiges  Benehmen  an  sich  zu  fesseln  wusste.  Seine 
zahlreichen  Arbeiten  sind  in  verschiedenen  polnischen  Fachblättem  abgedruckt,  in 
deutscher  Sprache  veröffentlichte  er  in  Vibchow's  Archiv  (1870)  einen  Aufsatz 
über  laryngeales  Athmen.  K.  &  P. 

Ghomel.  Französische  Arztfamilie,  innerhalb  deren  das  Verwandtschaftsver- 
hältniss  Jacques-FrangoisCh.'s  nicht  positiv  festgestellt  ist,  welcher  mit  einer 
These  über  die  Säfte  1708  in  Montpellier  doctorirte  und  über  das  Verhältniss  der 
Physiologie  zur  Medicin  (1709),  sowie  über  die  Wässer  von  Vichy  (1738)  schrieb.  — 
Besthnmt  gehören  dagegen  zusammen :  Pierre-Jean-BaptisteCh.  (dessen  Vater 
und  Onkel  vielleicht  auch  schon  Aerzte  waren),  1671 — 1748,  der  sich  indess  besonders 
medicinisch-botanischen  Studien  zuwandte  und  nur  Schriften  dieser  Richtung  verfasste. 
Sein  Verdienst  beruht  in  der  Grtlndung  eines  pharmaceutisch-botanischen  Instituts.  — 
Sein  Sohn  Jean-Baptist e-Louis  Ch. ,  unbekannten  Geburtsjahres,  1765 
gestorben,  wurde  königlicher  Leibarzt  1732,  Decan  der  Pariser  Facultät  1754. 
Neben  seinem  „Essai  historique  sur  la  mddecine  en  France^  (Paris  1762)  und 


CHOMEL.  —  CHOPART.  17 

der  ^Eloge  de  Duret"  (Daselbst  1765)  haben  sieh  auch  der  Brief  „Sur  les  maladies 
den  beMiaux**  und  die  y^ Dissertation  historiqtie  sur  Vesp^ce  de  mal  de  gorge 
gattgreiieux^  qui  a  reyn4  parmi  les  enfans  Vandernier^  (Paris  1745,  resp.  1749) 
erhalten.  —  Jean-Baptiste-Louis'  Neffe  und  Pierre-Jean-Baptiste's 
Enkel  ist  Andral(?)  Fran^ois  Ch.,  1780  (?)  geboren,  Med.  Dr.  zu  Paris  1813. 
Er  war  Professor  der  internen  Pathologie  an  der  Ecole  de  m^decine,  wurde  später 
Oberarzt  am  Hötel-Dieu  zu  Paris,  1830  Ritter  der  Ehrenlegion  und  Mitglied  der 
mediclnischen  Akademie.  Seine  schriftstellerische  Thätigkeit  war  eine  äusserst 
fruchtbare  (Callisen  bringt  ein  bis  auf  die  letzten  Jahre  vollständige«  Verzeichnis») 
und  bewegte  sich  vorwaltend  auf  dem  intern-klinischen  und  pathologisch-anatomischen, 
aber  auch  auf  epidemiologischen,  statistischen  und  encyklopädischen  Gebiet.  Hervor- 
zuheben sind:  „Es^ay  sur  le  rhuviatisme'^  (Paris  1813)  —  „Elitnens  de patho- 
logie  gin^rale^  (Daselbst  1817,  1824)  —  „Traitd  des  fi^vres  et  des  maladies 
pestilentielles*'  (1821;  —  auch  deutsch  Leipzig  1822) —  „Constitution  midicale 
de  Parin"  (Leroux'  Joum.  de  m6d.  1813  und  ähnlich  1814)  —  „ConsidSrations 
sur  les  JiPvres  rS?nittentes  etc,^  (Nouv.  Joum.  de  m6d.  1818)  —  „MManose 
du  foie,  du  poumon  et  du  tissu  cellulaire  de  Vorbite  droits  etc.^  (Daselbst 
gleichzeitig)  —  „Sonderbarer  Fall  einer  plötzlich  eingetretenen  Schlafsucht*^ 
(Horn's  Arch.  f.  med.  Erfahrungen  1828)  -—  „Tilfaelde  af  Oedema  glotttdis^ 
(Bibl.  for  Laeger  1829).  —  Ch.  arbeitete  mit  am  „Dictionnaire  de  termes  de 
medecine"  und  am  „Nouvelle  dictionnaire  de  m6decine".  1834  publicirte  er: 
„Legons  de  clinique  m4dicale^  (Paris;  deutsch:  „lieber  das  Typhusfieber"  von 
j.  L.  Genest  und  F.  J.  Behbend). 

Bioi^.  med.  III.  —  Callisen,  IV  und  XXVII  Wörnich. 

Ghopart,  Franko is  Gh.,  berühmter  Chirurg  zu  Paris,  war  daselbst  am 
30.  October  1743  geboren.  Sein  Vater  hiess  Fran^ois  Turlure,  seine  Mutter 
Marie-Anne  Chopart,  deren  Namen  er  annahm  und  während  seines  ganzen 
Lebens  führte.  Seine  medicinische  Ausbildung  fand  im  Hötel-Dieu,  unter  MOREAU, 
in  der  Piti6  und  im  Bicetre  statt.  Er  erhielt  bereits  1767  einen  Preis  von  der 
Aoadömie  de  Chirurgie  ftir  seine  Arbeit:  „Essai  sur  les  loupes^  (Prix  de  TAcad. 
de  chir.  T.  IV)  und  im  folgenden  Jahre  ein  Accessit  nebst  einer  ehrenvollen  Er- 
wähnung für  sein  „M4m,  sur  lei  contrecoups  dans  les  iSstons  de  la  tSte" 
(daselbst),  das  er  in's  Lateinische  übersetzte:  „De  laesionibus  capitis  per  ictus 
repercusfos"^  und  1770  als  Dissert.  benutzte,  um  die  Würde  eines  Magisters  der 
Chirurgie  zu  erlangen.  Schon  1771  wurde  er  Professor  an  der  £colepratique  und 
publicirte  1780  mit  P.-J.  Desault,  mit  dem  er  eine  innige  Freundschaft  geschlossen 
hatte,  einen  ;,  Traitd  des  maladies  chirurgicales  et  des  Operations  qui  leur  con- 
viennent^  (2  Bde.;  2.  Aufl.  An  4,  mit  einer  filoge  Desaült's  von  Bichat;  deutsche 
üebersetzungen,  2  Bde.,  Leipzig  1783;  Wien  1784).  Ch.  wurde  nacheinander  bei 
der  Acad.  de  chir.  Adjoint,  Conseiller,  Commissaire,  endlich  Vice-Director  des 
Comit^s  und  1782  Bordenavk's  Nachfolger  auf  dem  Lehrstuhle  der  Physiologie. 
Bei  der  Reorganisation  der  medicinischen  Schulen  durch  Foubcboy  wurde  er  zum 
Professor  der  Pathologie  externe  ernannt  und  war  von  1790  an  bis  zu  seinem 
Tode  Chirurg  des  Hospizes  derselben.  In  dieser  Zeit  schrieb  er  sein  Hauptwerk: 
„Tfait4  des  maladies  des  voies  urinaires**  (2  Bde.,  Paris  1791;  nouv,  4dit.  avec 
des  notes  et  un  Mim.  sur  les  pierres  de  la  vessie  et  sur  la  lithotomie^  par 
E,'H.-F4lix Pascal,  1821).  Bald  darauf  veröffentlichte  auch  einer  seiner  Schüler, 
Laffiteau  (in  Fourcroy's  La  m6decine  6clair^  par  les  scienees  physiques, 
T.  IV,  1792)  die  erste  Operation  der  partiellen  Fussexarticulation ,  welche  Ch.'s 
Namen  trägt.  In  den  M6m.  de  TAcad.  de  chir.  (T.  V)  finden  sich  von  ihm  noch 
zwei  Aufsätze :  lieber  einen  fungösen  Tumor  der  Dura  mater  bei  einem  Kinde  und 
eine  scorbutische  Affection  des  Zahnfleisches.  Ch.  besuchte  zweimal  London  und 
trat  zu  John  Hunter  in  freundschaftliche  Beziehungen.  Am  21.  prairial  an  3 
Biogr.  Lexikon.  II.  •  ^ 


18  CHOPART.  —  CHOULANT. 

(9.  Juni  1795)    wurde    er   durch    einen  Anfall    von  Cholera-morbus   schnell  dahin- 
gerafft, einige  Tage  später  als  sein  Freund  Desaült. 

P.  S  u  e  im  Journal  de  med.,  chir.,  pharm,  etc.  T.  XXV^  1812,  pag.  349.  —  Dict. 
bist.  I,  pag.  814.  Gurlt. 

Choppin,  Samuel  Paul  Ch.,  am  20.  October  1828  in  West-Baton- 
Rouge  (Louisiana)  geboren,  hatte  1850  am  Medicai  College  der  Universität  von 
Louisiana  die  Doctorwtirde  erlangt,  sodann  eine  mehrjährige  wissenschaftliche  Reise 
durch  England,  Frankreich  und  Italien  gemacht,  sich  1854  in  New-Orleans  habi- 
litirt  und  ist  daselbst  1855  zum  Präsidenten  des  Gesundheitsrathes  von  Louisiana  und 
Professor  der  Chirurgie  an  der  medicinisehen  Schule  zu  New-Orleans  ernannt  worden. 
Während  des  Insurrectionskrieges  nahm  er  eine  hervorragende  ärztliche  Stellung 
in  der  Armee  der  Conföderirten  ein;  nach  Beendigung  des  Krieges  kehrte  er  zu 
seiner  früheren  amtlichen  Thätigkeit  zurück,  fungirte  als  Professor  der  Chirurgie  am 
Charity  Hospital  med.  College  und  hat  sich  durch  seine  Leistungen  in  den  Gelb- 
fieber-Epidemien der  Jahre  1878  und  1879  in  New-Orleans  sehr  verdient  gemacht. 
Ch.  hat  die  dort  erschienene  Zeitschrift  „New-Orleans  medicine  News  and  Hospital 
Gazette"  begründet  und  in  den  Jahren  1854 — 57  redigirt,  auch  mehrere  Artikel, 
besonders  chirurgischen  Inhaltes  in  derselben  veröffentlicht.  Er  ist  am  24.  Mai  1880 
an  einer  acut  verlaufenen  Lungenentzündung  gestorben.  ^    Hirsch. 

/y.  Chotkow,  Peter  v.  Ch.,  als  Sohn  eines  Bauers  zu  Chotkow  bei 
Bodzanow  geboren,  studirte  bis  1457  in  Krakau,  darauf  in  Bologna,  wo  er  zum 
Dr.  med.  promovirt  wurde  und  einige  Zeit  als  Lehrer  wirkte.  Vom  Herzog 
Boleslaw  von  Masowien  berufen,  wurde  er  der  Erzieher  seiner  Söhne  und  später, 
nachdem  er  sich  dem  geistlichen  Stande  gewidmet,  im  Jahre  1471  Kanzler  von 
Masowien  und  1481  Bischof  von  Plock;  er  starb  1497.  Ch.  gründete  das  Hospital 
zum  heiligen  Geist  in  Pultusk;  ein  von  ihm  veifasstes,  „Medicinalia  seoreta  ex 
auctoribtis  diversis"  betiteltes  Manuscript  bewahrt  die  bischöfliche  Bibliothek  in  Plock. 

K.  &  P. 

Ghonlant,  Johann  Ludwig  Ch. ,  geboren  am  12.  November  1791  zu 
Dresden,  widmete  sich  dem  Studium  der  Medicin  zu  Leipzig  uud  erwarb  sich  da- 
selbst 1818  nach  Vertheidigung  seiner  Dissertation  „Decus  pelvium  spinarumque 
deformatarum^^  die  Doctorwürde.  Er  prakticirte  hierauf  in  Altenburg,  von  wo  er 
1821  nach  Dresden  übersiedelte.  Hier  fungirte  er  als  Arzt  am  Krankenstifte  in  der 
Friedrichsstadt,  hielt  von  1822  ab  Vorlesungen  über  praktische  Medicin  an  der 
medicinisch-chirurgischen  Akademie  uud  wurde  1828  zum  Professor  der  Klinik, 
1843  aber  zum  Director  der  Akademie  ernannt.  Im  Jahre  1844  erhielt  er  die  Stelle 
des  Medicinal-Referenten  im  Ministerium  des  Innern,  in  welcher  er  lange  Jahre  hin- 
durch einen  sehr  grossen  Einfluss  auf  das  Medicinalwescn  des  Königreichs  Sachsen 
ausgeübt  und  in  forensischer  Hinsicht  durch  zahlreiche  Gutachten  eine  ausgedehnte 
Thätigkeit  entfaltet  hat.  Sein  Tod  erfolgte  am  18.  Juli  1861.  Ch.  war  ein  äusserst 
scharfsinniger,  kenntnissreicher  und  fleissiger  Arzt,  dessen  hauptsächliche  Bedeutung 
in  seinen  hervorragenden  Leistungen  auf  dem  Gebiete  der  Geschichte  der  Medicin 
im  weitesten  Umfange  zu  suchen  ist.  Er  war  jedoch  auch  als  Lehrer  wegen  seines 
klaren  und  nüchternen  Vortrages  geschätzt  und  für  seine  praktische  Befähigung 
sprechen  namentlich  das  von  ihm  verfasste  „Lehrbuch  der  speciellen  Pathologie 
und  Therapie  des  Menschen"  (1831,  von  1845  ab  in  mehreren  Auflagen  heraus- 
gegeben von  H.  E.  Richter),  sowie  die  „Anleitung  zur  ärztlichen  Beceptirhinst" 
(Leipzig  1821,  1834).  Beide  Werke  haben  früherhin  grossen  Beifall  gefunden  und 
verdienen  in  ihren  Grundzügen  in  so  mancher  Hinsicht  auch  jetzt  noch  Beachtung. 

Ein  yerzeichnis.s  der  von  Ch.  herausgegebenen  selbständigen  Werke  findet  sich  in 
Engelmann's  Bibliotheca  medico-chirurgica  (6.  Aufl.  1848,  pag.  112).  Ausserdem  aber  hat 
Ch.  zahlreiche  Aufsätze  in  medicinisehen  Zeitschriften  (Allg.  med.  Annalen,  Zeitschr.  f.  Nat.- 
und  Heilkunde ,  mehrere  Literatur-Zeitungen  u.  s.  w.)  veröffentlicht,  sowie  auch  vielfache  Bei- 
träge zu  Pierer's   Realwörterbuch  und  zu  Callisen's  Med.  Schriftsteller-Lexikon  geliefert. 

Winter. 


CHRETIEN.  —  CHRISTIAN.  19 

/Chretien,  Guillanme  Gh.,  französischer  Arzt  aus  dem  16.  Jahrhundert, 
bekannt  als  Arzt  des  Herzogs  von  Bouillon,  später  des  Königs  Franz  I.  und 
Heinrich  H. ;  beschäftigte  sich  viel  mit  den  Werken  alter  Meister  und  über- 
setzte auch  einige  Werke  von  Hippokrates  und  Galenos  in's  Französische.  Er 
starb  gegen  1560.  •  Unger. 

Christ.  Johann  Theo  bald  Gh.,  zu  Frankfurt  a.  M. ,  war  daselbst 
am  25.  Mai  1777  von  ganz  unbemittelten  Eltern  geboren,  begann  1790  mit  sehr 
geringen  Mitteln  in  Marburg  zuerst  die  Rechte,  dann  Medicin  zu  studiren,  wurde 
daselbst  1802  Doctor  mit  der  Diss.  „De  conceptione  tuharia  cum  annexa  ohser- 
vatione**,  Hess  sich  in  demselben  Jahre  in  Frankfurt  nieder  und  war  bald  der 
beschäftigtste  Geburtshelfer,  der  von  fast  10.000  Geburten,  die  er  geleitet,  den 
Verlauf  niedergeschrieben  hat.  Sein  im  Laufe  der  Jahre  erworbenes  Vermögen  von 
150.000  fl.  bestimmte  er  testamentarisch  zur  Errichtung  eines  noch  heute  seinen 
Namen  führenden  Kinderkrankenhauses,  das,  nach  seinem  am  11.  August  1841 
erfolgten  Tode,  Anfangs  Januar  1845,  eröffnet  Tvnirde, 

Neuer  Nekrolog  der  Deutschen.  Jahrg.  19.  1841,  II.  pag.  753.  —  Stricker,  pag.  258. 

G. 

Christensen .  Anders  Ch. ,  verdienter  Anatom  imd  Professor  an  der 
medicinischen  Facultät  in  Kopenhagen,  ist  1551  in  Ribe  (Jiltland)  geboren.  Nach 
einem  Studium  an  der  Kopenhagener  Universität  unternahm  er  1573  eine  mehr- 
jährige Reise  nach  dem  Auslande,  studirte  in  Wittenberg  und  Jena,  gab  daselbst 
auch  schon  Unterricht  in  Anatomie,  ging  weiter  nach  Padua,  wo  er  die  Schriften 
des  V.  Trincavella  ausgab.  In  Basel  erlangte  er  1583  die  Doctorwürde,  kehrte 
zurück  nach  Kopenhagen  und  erhielt  eine  medicinische  Professur,  beschäftigte  sich 
fortwährend  besonders  mit  Anatomie,  auch  mit  Obductionen,  welche  er  aber  bald 
"wieder  aufgeben  musste,  da  dieselben  allgemeines  Entsetzen  und  Abscheu  hervor- 
riefen. Bei  dem  Besuche  des  gelehrten  Königs  Jakob  von  Schottland  im  Jahre 
1590  hatte  er  die  specielle  Ehre,  eine  Vorlesung  vor  dem  königlichen  Zuhörer 
zu  halten.    Er  starb  1606. 

Biographie  und  Literatur-Verzeichuiss  in  Ingerslev's  ,,Danmarks  Laeger". 

Peterse  n. 

Christensen,  Mads  Gh.,  geboren  1805,  rühmlicher  medicinischer  Kliniker 
in  Kopenhagen,  Obermedicus  am  „Almindelig  Hospital"  daselbst,  eine  kurze  Zeit 
Professor  der  medicinischen  Klinik  an  der  Universität,  Mitredacteur  der  „Hospitals- 
Meddelelser".  Ausser  seiner  Inaugural-Dissertation  „De  exploratione  veneßcii chemka 
<ir8enico  facti"  hat  er  nur  wenig  publicirt.    Gestorben   1864.  Petersen 

*  Christensen,  KarlNikolausCh.,zu  Lemvig  (Jütland)  am  8.  December 
1833  geboren,  studirte  in  Kopenhagen  und  bildete  sich  unter  A.  v.  Grakfe  in 
Berlin  und  Dondebs  in  Utrecht  bis  zur  Promotion  am  2.  Februar  1867  weiter 
aus.  Seit  Januar  1859  als  Arzt,  seit  1867  als  Augenarzt  in  Kopenhagen  wirkend, 
schrieb  er  über  Glaukom  und  publicirte  kleinere  ophthalmologische  Abhandlungen 
in  dänischen  medicinischen  Zeitschriften.  ^^^ 

Christian,  Wolf  gang  Gh.,  aus  Bern,  wo  er  später  auch  wirkte, 
vollendete  seine  Studien  in  Basel  1702.  Seine  beiden  DLssertationen  über  die 
Heredität  bei  Krankheiten,  über  das  Greisenalter  (Basel  1701,  resp.  1702)  sind 
nicht  unwichtig.  Ausserdem  schrieb  er  über  die  Weissenburger  Thermen,  eine 
Materia  medica  unter  dem  Titel:  „Thesaurus  Ludoviamius^  (Daselbst  1707, 
Nürnberg  und  Altdorf  1720)  und  forderte  durch  einen  leider  ohne  Druckort  und 
Datum  erhaltenen  „Ehiladungsbrief"  zu  einer  Sammelforschung  über  die  National- 
krankheiten des  Schweizerlaudes  auf. 

ßiogr.  med.  III.  Red. 

Christian,  Thomas  Ch.,  aus  Schalkendorf  (Ukraine^  1735—1780, 
stndirte  in  Klagenfurt,    Laibach  und  Graz,    und   zwar   hier  Theologie.    In  Wien 

2* 


20  CHRISTIAN.  —  CHRISTINÜS. 

gring  er  dann  1760  zur  Jurisprudenz,  in  Laibach  aber  etwas  später  zur  Medicin 
tiber.  Von  1766  ab  studirte  er  diese  Wissenschaft  in  Wien  unter  de  Haen,  van 
SwiETEN  und  jACQüiN  Und  wurde  1771  promoyirt.  Vier  Jahre  lang  übernahm 
er  dann  die  Oberleitung  des  Hospitals  in  Raab,  kehrte  darauf  aber  nach  Wien 
zurück  und  widmete  sich  neben  einer  ausgedehnten  Praxis  den  durch  folgende 
Schriften  gekennzeichneten  Studien :  „Beiträge  zur  Geschichte  U7id  Behandlung 
der  natürlichen  Pocken^  (Wien  1781)  —  „Geschichte  und  pathologische  Schil- 
dprung  der  neuen  Epidemien^  (1782;  im  gleichen  Jahre  Fortsetzung  dazu).  Ein 
j,phy,sikalisch'politisches  Tagebuch^  über  Entstehung  von  üeberschwemmungen 
erschien  1784,  ein  Essay  über  MilitÄrhygiene  (speciell  in  Süd-Ungarn)  1788  in  Wien. 
Biogr.  med.  III.  Red. 

* Christiani ,  Arthur  Gh.,  zu  Fttrstenwalde  am  30.  Docember  1843 
geboren,  wurde  1867  in  Berlin  nach  regelmässigem  Studiengange  promovirt.  Bis 
1871  als  praktischer  Arzt  in  Berlin,  bis  1877  als  Privatgelehrter  in  Berlin  mit 
physikalischen  und  mathematischen  Studien  beschäftigt,  trat  er  '1877  als  Assistent 
der  physikalischen  Abtheilung  in  das  physiologische  Institut  der  Berliner  Univer- 
sität ein,  wurde  1879  Privatdocent  und  1880  Prof.  extraord.  daselbst.  Mono- 
graphisch veröffentlichte  er:  „Beiträge  zur  Elehtricitätslehre"  (Uober  irrcciproke 
Leitung  elektrischer  Ströme,  Berlin  1878;  absol.  Graduirung  des  Schlitten- 
inductoriums  von  E.  Du  Bois-Reymond  und  Construction  des  modificirten  Capillar- 
elektrometers)  —  „  Ueber  Besonanz  aperiodisirter  Besonatoren^  (Theorie  der 
Wirkung  des  Trommelfelles,  1879)  —  „Athemcentren  und  Coordinationscentrum 
im  3.  Ventrikel  und  in  den  Vierhiigeln^  (1880)  —  „Studien  über  Poroskopie^ 
(1881)  —  „lieber  Absorption  des  Schalles  durch  Besonatoren^  (1882).  Ausser- 
dem verschiedene  physikalisch-physiologische  Untersuchungen,  die  in  den  Berichten 
der  Berliner  physiologischen  Gesellschaft  und  einige  physiologisch-chemische  Unter- 
suchungen, die  in  Hoppe-Seyler's  Zeitschrift  veröffentlicht  sind.  Als  kürzere  vor- 
läufige Mittheilung  sind  die  „Grundzüge  einer  reinen  Mechanik  reizbarer 
organischer  Systeme*^  veröffentlicht.  1881  zur  internationalen  Ausstellung  nach 
Paris  entsandt,  wurde  Ch.  als  Mitglied  der  Commission  für  Elektrophysiologie  zimi 
Kongresse  cooptirt.  Die  von  Zöllner  in  Leipziger  Universitätskreisen  angeregten 
spiritistischen  Neigungen  wurden  von  ihm  erfolgreich  bekämpft.  ^^^^ 

* Ghristie,  James  Gh.,  zu  Glasgow,  wurde  daselbst  ausgebildet  und  — 
1860  —  zum  Doctor  med.  promovirt.  F.  F.  P.  S.  Glasg.  wurde  er  1877,  fungirte 
längere  Zeit  als  Lecturer  über  Hygiene  am  Anderson's  College,  war  auf  seinen  Reisen 
Leibarzt  des  Sultans  von  Zanzibar  und  wirkt  zur  Zeit  alsHouse  surgeon  am  Universitäts- 
Krankenhause  und  der  Glasgow  Infimiary,  sowie  als  Assistant  physician  am  dortigen 
Lunatic  asylum.  Seine  Publicationen  nahmen  ihren  Stoff  aus  seiner  Reisezeit,  so: 
„Cholera  in  East-Africa  etc.*'  (1876)  —  „Bemarks  on  the  epideinic  of  dengue 
or  Kidinga  Pepo ,  at  Zanzibar  and  east  coast  of  Africa  in  1870 — 1871** 
(Transact.  of  the  Bombay  phys.  and  med.  soc.  1871)  und  „On  epidemics  of 
dengue  fever  efc.*^  (Glasg.  med.  Joum.  1881).  Ch.  giebt  das  Sanitary  Journal 
for  Scotland  heraus.  Red. 

GhristillTlS,  Bernadinus  Gh.,  aus  Corsica,  studirte  Mitte  des  17.  Jahr- 
hunderts in  Montpellier  unter  L.  Rivierus.  Nach  sechsjährigem  Studium  ging  er 
in  ein  Franziskanerkloster ,  fuhr  jedoch  fort ,  Medicin  zu  treiben  und  prakticirte 
auch  öffentlich.  Seine  Hauptschrift  „Pratica  medicinale  a  osservazioni"  (Venedig 
1680,  mit  Tafeln,  4.)  wird  als  Plagiat  der  Lehren  des  Rivierus  angesehen. 
Ausserdem  schrieb  er  noch:  „De  lue  seu  morbo  veneres.  De  felre  pestilenti. 
De  regulis  astrologicis  and  niedicinam  spectantium,  Arcana  Lazari  Bivieri*' 
(Venedig  1676).  Im  ersteren  Werke  sind  700  Originalbeobachtungen  in  drei 
Büchern  wiedergegeben,  theils  nach  den  einfachen  diagnostischen  Symptomen, 
theils  als  „mali  di  donne",  theils  als  „pratica  de  tutte  le  febri"  zusammengefasst. 

Red. 


CHRISTISON.  —  CHBOSCIEWSKI.  21 

Christison,  Sir  Robert  Ch. ,  geboren  am  19.  Juli  1797  zu  Edinburg, 
wo  sein  Vater  Professor  der  Philologie  war,  gestorben  ebendaselbst  am  27.  Januar 
1882,  erhielt  seine  wissenschaftliche  Erziehung  auf  der  High  School  und  vom 
14i  Lebensjahre  an  auf  der  Universität  seiner  Vaterstadt.  Nachdem  er  1819  den 
üoctorgrad  erworben,  ging  er  zuerst  nach  London,  wo  er  am  St.  Bartholomews 
Hospital  Medicin  und  Chirurgie  und  ausserdem  eifrig  Chemie  trieb,  dann  nach 
Paris,  um  unter  OßFiLA  und  RobiqüET  praktische  toxikologische  und  chemische 
Studien  zu  machen.  In  seine  Heimat  zurückgekehrt,  erhielt  er  1822  die  neu- 
gegründete Professur  der  gerichtlichen  Medicin,  welche  er  1832  mit  dem  Lehrstuhle 
der  Materia  medica  vertauschte,  welchen  er  bis  1877,  wo  er  resiguirte,  inne  hatte. 
Im  Jahre  1823  wurde  er  Mitglied  des  R.  College  of  Physicians,  das  ihn  1838 
und  1846  zum  Präsidenten  wählte.  1857  wurde  er  von  der  Krone  als  Vertreter 
der  schottischen  Aerzte  in  das  Medieal  Council  berufen,  in  welcher  Stellung  er 
bis  1873  verblieb  und  in  dem  er  sich  namentlich  als  Vorsitzender  des  Subconüt^s 
zur  Eatwerfung  einer  nationalen  Pharmacopoe  Verdienste  erwarb.  1 868  wurde  er 
Präsident  der  Edinburgh  Royal  Society.  1871  erhielt  er  die  Baronetwürde.  — 
Ch.  ist  der  bedeutendste  Toxicologe  Grossbritanniens  und  sein  1829  erschienenes 
Werk:  „Treatise  on poüons^  (bis  1845  vier  Auflagen)  zeugt  von  vielfachen  eigenen 
Erfahrungen  und  Versuchen  und  von  einer  gründlichen  Keuntniss  der  englischen 
und  französischen  Literatur.  Neben  diesem .  Handbuche  der  Giftlehre  hat  sein 
y^Dispenaary^j  ein  Commentar  zu  den  drei  britischen  Pharmacopoen,  Verbreitung 
gefunden,  trotz  mancher  Schwächen,  welche  die  erste  Auflage  (1842^  darbot,  die 
jedoch  in  der  zweiten  (1848)  beseitigt  wurden.  Ausserdem  publicirte  Ch.  eine 
grössere  Schrift:  „On  granulär  disease  ofthe  kidney$^  (1839),  deren  Beziehungen 
zum  Alkoholismus  er  namentlich  aufklärte.  Unter  seinen  toxicologischen  und  pharma- 
cologischen  Untersuchungen  sind  diejenigen  über  den  Einfluss  verschiedener  Gas- 
arten auf  die  Vegetation  (mit  Türneb),  über  Oxalsäurevergiftung  (mit  Coindet), 
über  Gummigutt  und  Calabarbohne  (1855)  die  hauptsächlichsten.  Von  Jugend  aut 
kräftig  und  dazu  noch  durch  anhaltende  Leibesübungen  gestärkt,  bewahrte  er 
seine  körperliche  Rtlstigkeit  und  geistige  Frische  bis  in  sein  höchstes  Alter,  so 
dass  er  noch  1878  zur  Prüfung  der  (-oca Wirkung  bei  anstrengenden  Märschen 
zweimal  den  1100  Meter  hohen  Ben  Voirlich  bestieg.  Husemanii. 

Ghlistoty  F61ix  Gh.,  in  Lyon,  geboren  1841,  schrieb  u.  A.  Folgendes: 
jjOoariotomies  pratiqudes  par  M,  A,  D esgr anges;  Observation  et  tableau 
statistique^  (Lyon  1867)  —  „Contribution  a  Vhistoire  des  tumeiirs  j>lexiformeH*^ 
(Gaz.  hebd.  de  m6d.  1870)  —  „Du  drainage  dans  les  plales  yar  armes  de 
yu^rre**  (Paris  1871)  —  „Le  massacre  de  Vainhdance  de  Saöne-et-Loire^ 
(Lyon  mMical  1871).  Auch  gab  er  heraus  A.  Desgraxges'  ^L^gons  de  cUnique 
<^hlrurgicale''  (Paris  1867,  68).  Er  starb  im  Jahre  1871. 

Desgrangesin  Lyon  medieal  1872,  pag.  64  (nicht  zugänglich).  —  Index- Catalogue, 
III,   pag.  176.  G. 

*Clirobak,  Rudolf  Ch.,  zu  Troppau  (Schlesien)  am  8.  Juli  1840  g^ 
boren,  bildete  sich  in  Wien  aus  und  wurde  1866  promovirt.  Als  Privatdocent 
wirkte  er  seit  1870,  als  Prof.  extraordinarius  seit  1879  au  der  Wiener  Universität. 
Ch.  publicirte:  „Gynäkologische  Mittheilungeri  und  Casuistlk**  (Wiener  medic. 
Rundschau,  Wiener  medic.  Presse,  Archiv  für  Gynäkologie,  Wiener  medic.  Wochen- 
schrift) —  „  lieber  bewegliche  Niere  und  Hysterie^  (Rundschau)  —  „  Ueber 
tkertlität^  (Wiener  medic.  Presse)  —  „Die  mikroskopische  Anatomie  des  Uterus^ 
(8tbicker*s  Handbuch  der  Gewebelehre)  —  „  Untersuchungsmethoden  und  gynä- 
kologische Therapie^  (PiTHA-BiLLROTH,  Handbuch  der  Frauenkrankheiten;. 

Red. 

/Chrosciewski ,  Johann  Hieronymus  Ch.  (Chroözirtowski) ,  Sohn 
de«  Posener  Arztes  und  Bürgermeisters  Stanislaus  Ch.,  geboren  zu  Posen, 
8tudirte  in  Krakau  und  Padua.    Er  prakticirte  als  geschätzter  Arzt  in  Posen,   wo 


22  CHROSCIEAVj=:KI.  —  CHUCKERBÜTTY. 

er  im  Jahre  1612  zum  Bürgermeister  erwählt  wurde.  Er  ist  der  Herausgeber  der 
Vorlesungen  seines  Lehrers  H.  Mercurialis  über  Kinderkrankheiten,  welche  oft- 
mals abgedruckt  wurden;  die  erste  Auflage,  welche  1583  in  Venedig  bei  P.  Mecetds 
in  4.  erschien,  führt  den  Titel:  „De  morbis  puerorurriy  tractatus  locupletissimus 
afque  doctissimtis ,  ex  ore  praceptoris  sui  Hieronymi  Mercurialis  diligenter 
exceptUH  inqiie  Ubros  tres  digestus^  (unter  der  Widmung  steht  der  latinisirte 
Name  Ch/s  Joannes  Ghoscesicsj.  yl.  &  p. 

Chrouet,  Werner  Ch.,  Oculist  von  Mitte  des  17.  bis  Anfang  des 
18.  Jahrhunderts,  machte  sich,  in  Löwen  und  Ltittich  wirkend,  besonders  um  die 
Erforschung  der  durchsichtigen  Augenmedien  (welche  NüCK  angeregt  hatte)  berühmt 
und  publicirte  ('1688j  ein  Werk:  „De  triurn  himorum  oculi  originey  fomnatione 
et  mitritione'* .  Später  schrieb  er  noch  über  die  Mineralwässer  zu  Aachen  und  Spa 
(Lüttich   1714)  und  starb  bald  darauf.  vandenCorput.  —  Red. 

Chrysennus  (XpO^repao;),  ein  Schüler  des  Herophilüs,  schrieb  über  den 
Puls.  Sein  Schüler  war  Hebaclides  von  Erythrä. 

Gal.  VIII,  741-746.  Sext.  Emp.  Pyrrh.  inst.  I,  84.  Plin.  2;>,  22,  71. 

He  Im  reich. 

Chryslppus.  Mehrere  Aerzte  des  Alterthums  führen  diesen  Namen. 
1.  Chrysippus  von  Knidus,  um  350  vor  Chr. ,  gehört  zu  den  hervor- 
ragendsten Aerzten  der  Knidischen  Schule.  Er  war,  wie  sein  Zeitgenosse  und 
Landsmann  Eudoxus,  ein  Schüler  des  Philistion  aus  Lokri  in  Unteritalien  und 
besuchte  mit  Ei:i)OXrs  Aegypten,  dessen  Aerzte  in  frühester  Zeit  als  Specialisteu 
(Herod.  II,  84 j  in  grossem  Ausehen  standen.  Er  ven^'arf  den  Aderlass,  dessen 
Wirkungen  er  durch  das  Binden  der  Arme  und  Füsse  zu  ersetzen  suchte  und  ver- 
ordnete Schwitzbäder  fXia  toj  ttiOou  Trupia,  Gal.  IV,  495)  gegen  die  Wassersucht» 
Von  seinen  Schriften  scheint  schon  zu  Galen's  Zeit  keine  mehr  vorhanden  gewesen 
zu  sein.  Seine  Schüler  waren  Aristogenes,  Medius  und  Metrodorcs. 

Diop.  Laert.  VII,  7,  10.  VIII,  8,  2  und  3.  Gal.  XI,  221,  230,  252  Sext.  Emp. 
adv.  gramm    258. 

2.  Chrysippus,  ein  Sohn  des  Vorigen,  war  Leibarzt  des  ägyptischen 
Königs  Ptolemäus. 

Diog.  Laert    VII,  7,   10. 

3.  Chrysippufe,  der  Schüler  des  Erasistratu«,  ist  vielleicht  identisch 
mit  dem  von  Plinius  in  der  Nat.  historia  lib.  XX  wiederholt  citirten  Schriftsteller 
über  den  Kohl  und  mit  dem  Ch.,  dessen  Werk  „::£ft  Xx/ivcov"  der  Schoiiast  zu 
Nicand.  Ther.  838  er^'ähnt. 

4.  Chrysippus,  ein  Anhänger  des  Asklepiades,  wird  von  Cael.  AureL 
chron.  IV,  8   als  Verfasser  einer    Schrift:    „Ueber  Eingetceidewiirmer^    erwähnt* 

Helmreich. 
Chuckerbutty ,  Soorjocoomar  Goodeve  Ch.,  zu  Calcutta,  war  von 
Geburt  ein  Hindu,  aus  der  Brahminen-Kaste,  und  war  der  Jüngste  von  den  vier 
Eingeborenen,  welche  1845  in  das  University  College  zu  London  aufgenommen 
wurden,  um  Medicin  zu  studiren.  Er  wurde  1849  bei  der  Londoner  Universität 
Doctor,  ging  zum  Christenthum  über  und  nahm  als  Beinamen  den  Namen  seines 
Leiters,  Dr.  H.  H.  Goodeve,  des  späteren  Professors  der  Anatomie  und  Geburts- 
hilfe an  der  Universität  zu  Calcutta,  an.  Nachdem  er  mehrere  Jahre  in  Calcutta 
gewesen,  bestand  er  1855  in  London  glänzend  das  Examen  für  den  Dienst  in 
Ost-Indien,  wurde  darauf  Assistant  Physician  und  Physician  4es  Hospitals  in 
Calcutta  und  Professor  der  Materia  medica  und  klinischen  Medicin  an  der  dortigen 
Universität,  auch  Surgeon  Major  bei  der  Armee  von  Bengalen.  Er  hatte  1863 
einen  hervorragenden  Antheil  an  der  Errichtung  der  Bengal  Medical  Association, 
die  der  British  Medical  Association  als  einer  ihrer  Zweige  affiliirt  wurde.  1864 
hielt  er  einen  Vortrag:  „The present  State  of  the  medical  profession  in  Bengal^ 
(British    Med.  Journal    1864;    Indian  Annais   of  Med.  Sc.)    und  veröffentlichte   iu 


CHÜCKERBÜTTY.  —  CHURCHILL.  23 

der  erstgenannten  Zeitschrift  (1862 — 64)  noch  eine  Reihe  von  Aufsätzen:  „On 
iodide  of  potassium  in  the  treatment  of  aneurisni"  —  „A  case  of  amyloid 
degeneratton"  —  „Two  cases  of  cyanosis^  —  „Cases  of  typhus  fever  in 
Calcutta"  u.  8  w. ,  ebenso  in  den  Indian  Annais  (Nr.  XIX,  XXIV):  „Cases 
ülustrative  of  the  pathology  of  dysentery"  —  „On  the  treatment  of  tetanus 
by  large  doses  of  Indian  henip*',  auch  einen  Bericht  über  das  Pocken-Hospital 
zu  Chispore  u.  s.  w.  Wegen  ungünstiger  Gesundheit  nahm  er  einen  zweijährigen 
Urlaub,  kam  nach  England,  befand  sieh  daselbst  auch  besser,  starb  aber  am 
29.  September  1874  im  Alter  von  nur  48  Jahren. 

British  Medical  Journal  1874,  II,  pag.  511.  (x. 

Chüden,  vier  Aerzte  in  der  Altmark  und  in  Hannover.  —  Johann 
Joachim  Ch.  war  zu  Salzwedel  am  9.  November  1671  geboren,  studirte  von 
1691  an  in  Jena  und  Frankfurt  a.  0.,  wurde  1694  daselbst  Licentiat  der  Medicin, 
machte  eine  grössere  Reise  durch  Deutschland,  Oesterreich,  Ungarn,  Italien  und 
wurde  darauf  Physicus  in  seiner  Vaterstadt.  Er  starb  am  7.  Mai  1698  auf  einer 
Reise  zu  Arneburg.  In  Frankfurt  a.  0.  hatte  er  (1694)  zwei  und  in  Padua  (1695) 
eine  Dissertation  geschrieben.  —  Christian  Friedrich  Ch.  war  als  jüngster 
Bruder  des  Vorigen  am  3.  Mai  1686  zu  Salzwedel  geboren,  ging  1706  nach  Jena, 
1709  nach  Leyden,  wo  er  in  demselben  Jahre  Doctor  wurde.  Er  Hess  sich 
in  Salzwedel  nieder,  wurde  1714  Landphysicus  der  Altmark  und  verfasste: 
„Methodus  nova  praeservandi  et  curandi  atrophiam,  seu  maciem  infantum,  et 
per  consequens  morbum  sie  dictum  Anglicum ,  etc.^  (Salzwedel  1726,  4.,  in 
vermehrter  neuer  Auflage  als  „Neue  Methode  y  das  Abnehmen  der  Kinder, 
welches  von  denen  sogenannten  Mitessern  entstehet,  theils  zu  verhüten,  u.  s.  w." 
Leipzig  und  Salzwedel  1733,  4.  erschienen).  1735  zog  er  nach  Lüneburg,  wo 
er  zum  Landphysicus  und  grossbritannisehen  Hofmedicus  ernannt  wurde  und  am 
7.  Deeember  1747  starb.  —  Sein  Sohn,  Johann  Valentin  Ch.,  1724  zu 
Salzwedel  geboren,  wurde  1746  in  Göttingen  mit  der  Dissertation  „De  methodo 
praeservandi  el  curandi  atrophiam  infantum"  Doctor,  ging  1747  nach  Lüneburg, 
wo  er  auch  starb.  —  Wilhelm  Ludwig  Ch.,  Bruder  des  Vorigen,  1733  zu 
Salzwedel  geboren,  wurde  1756  mit  der  Dissertation  „De  signis  foetus  vivi  et 
mortui^  (auch  in  J.  G.  Roederer's  Opuscula  medica,  1763,  4.)  Doctor  und  starb 
1811  als  Landphysicus  zu  Hannover.    . 

Andreae,  I,  pag.  41  ff.  G. 

GlmrclLill)  James  Morss  Ch.,  zu  Thames  Ditton  in  Surrey,  schrieb: 
„A  treatise  on  acupuncturation :  being  a  description  of  a  surgical  Operation 
originally  peculiar  to  the  Japanese  and  Chinese,  and  by  them  denominated 
zin-king,  etc."  (London  1821;  deutsche  üebersetzung  von  J.  Wagner,  Bamberg 
1824;  französische  üebersetzung  von  R.  Charbonnier,  Paris  1825)  —  „Cases 
tllustratioe  of  the  immediate  effects  of  acupuncturation^  etc.**  (London  1828)  — 
„Observatians  on  the  diverse  treatment  of  gonorrhoea  virulenta ,  etc."  (London 
1822;  2.  edit.  1834).  Auch  beschrieb  er  „Two  cases  of  fractured  claviculo, 
produced  by  sudden  muscular  exertion"  (Lond.  Med.  Repository  1822),  nebst 
anderen  Aufsätzen  in  demselben  Journal.  Er  gab  femer  mit  JouN  Stbphenson 
„Medical  botany"  (London  1827)  heraus. 

Callisen,  IV,  pag.  165;   XXVII,  pag.  98.   —   Index-Catalogne ,  III,  pag  179. 

G. 

GhnrcMll,  Fleet  wo  od  Ch.,  zu  Dublin,  berühmter  Gynäkolog^  war  in 
Nottingham  1808  geboren,  studirte  in  Edinburg,  wurde  1831  daselbst  Doctor, 
ging  darauf  nach  Dublin,  um  dort  Geburtshilfe  zu  studiren,  Hess  sich  daselbst 
nieder,  und  erriehtete,  um  sich  der  letzteren  ganz  zuzuwenden,  zusammen  mit 
Dr.  Speedy  eine  kleine  Gebäranstalt,  das  Western  Lying-in  Hospital,  wohin  er 
bald  eine  Anzahl  enthusiastischer  Zuhörer  zog.  Seine  ersten  Veröffentlichungen 
waren:  „Syllabus  ofa  course  oflectures  on  the  theory  and  practice  of  midwifery^ 


24  CHURCHILL. 

and  on  diseases  of  women  and  cküdren,  delivered  in  the  medico-chiruryical 
school^  (Dublin  1834)  —  „Notes  on  some  of  the  disorders  of  menstruation^ 
(Edinb.  Med.  and  Surg.  Journ.  I836j  —  y^Outlines  of  the  jyrincipal  diseases 
of  females,  Chießy  for  the  use  of  students"  (Dublin  1838;  Philadelphia  1839; 
6  Auflagen)  —  „Observations  on  the  diseases  mcident  to  pregnancy  and 
chüdbed"  (Dublin  1840:  Philadelphia  1840)  —  „Researches  on  operative  midici- 
fery,  etc,"  (Dublin  1841)  —  »27/e  diseases  of  females:  including  these  of 
pregnancy  and  childhed^  (Dublin,  4.  edit.  1857;  4.  Amer.  edit.  Philad.  1847; 
new  edit.  by  D.  Fr.  Condie,  Philad.  1857;  französische  Uebersetzungen  von 
WiELAND  et  DüBRiSAY,  Paris  1865,  66  und  Leblond,  Paris  1874);  dasjenige 
seiner  Werke  aber,  welches  die  weiteste  Verbreitung  gewann,  war:  „On  the  theory 
ond  practice  of  midmfery^  (London  1842;  2.  Aufl.  1850;  Amer.  edit.  by 
D.  Fe.  Condie;  a  new  Amer.  from  the  4.  English  ed.  Philadelphia  1862);  ferner: 
,.The  diseases  of  children''  (Dublin  1850;  3.  Aufl.,  2.  Amer.  Ausg.  Philad.  1856). 
Die  meisten  dieser  Schriften  wurden  in  fremde  Sprachen  tibersetzt,  darunter  auch  in 
das  Chinesische.  —  1856  wurde  er  zum  King's  Professor  der  Geburtshilfe  bei  der 
School  of  Physic  ernannt,  eine  Stellung,  in  welcher  er  bis  1864  verblieb.  Wieder- 
holt war  er  Präsident  der  Obstetrical  Society  von  Dublin  und  des  King's  and 
Queen*s  College  of  Physicians;  1851  erhielt  er  von  der  Dubliner  Universität  den 
Ehrendoctor-Titel.  Zu  seinen  späteren  Arbeiten  gehört  „A  manual  for  miduifes 
and  monthly  nurses^  (Dublin,  3.  Aufl.  1872).  Ausserdem  eine  grosse  Zahl  von 
Aufsätzen  im  Dublin  Journ.  of  Med.  Sc.  und  anderen  Zeitschriften ;  auch  übersetzte  er 
eine  Reihe  werthvoller  Aufsätze  über  Puerperalfieber  für  die  Sydenham  Society  1841). 
1875  zog  er  sich  aus  der  Praxis,  welche  die  grösste  alif  dem  Gebiete  der  Gynäkologie 
in  Dublin  gewesen  war,  zurück  und  starb  am  31.  Januar  1878  zu  Ardtrea  Rectory, 
in  der  Grafschaft  Tyrone,  bei  seinem  Schwiegersohne,  einem  Geistliehen.  Er  nahm 
juich  grosses  Interesse  an  der  Medicinal-Reform  und  war  einer  der  Gründer  der 
Dublin  Sanitary  Association  im  Jahre  1850,  sowie  der  späteren  ähnlichen  Ver- 
einigung, und  anderer  Vereine. 

T.  W.  Grimshaw  in  Dublin  Journ.  of  Med.  Sc,  Vol.  05,  1878,  pag.  285.  — 
Lancet  1878,  I,  pag.  {^56.  —  Med.  Times  and  Gaz.  1878,  I,  pag.  156.  g. 

* Churcllill,  John  Francis  Gh.,  englischer  Arzt,  der  theils  in  London, 
theils  in  Paris,  theils  auf  dem  Chäteau  d'Hargeville  (Seine-et-Oise)  lebt.  Er  erwarb 
die  Doctorwürde  zu  Paris  1848  mit  der  These  „Du  traitement  de  la  ßevre  ou 
ent6ro-m6senth'ite  typhoide^  und  zu  St.  Andrews  1857  und  ist  Arzt  des  Dispen- 
saire  für  Schwindsucht  und  Brustkrankheiten,  Rue  Larrey  zu  Paris.  Er^  schrieb : 
„On  the  prevention  of  consumption  by  the  use  of  the  hypophosphites^  (Paris 
1859)  —  „De  la  cause  immidiate  de  la  2>hthine  pulmonaire  ....  et  de  leur 
traitement  spicifique  par  les  hypophosphites^  (2.  Aufl.  Paris  1864;  englische 
üebersetzung  New  York  1859;  1860;  1861)  —  „Ob^ervations,  w^inoires,  .  ,  . , 
sur  le  traitement  des  maladies  de  poitrine  par  les  hypophosphit^s^  (4.  6dit. 
Paris  1873)  —  „Consumption  and  the  hypophosphites^  (London  1874)  —  „Con- 
sumption and  tuberculosis ;  ....  specific,  treafment  by  the  hypophosphites  lipon 
the  principles  of  stoechiological  medicine^  (London  1875)  —  „Recherches  sur 
le  traitement  des  7naladies  respiratoires  de  nnture  nontuherculeuse^  —  „Essai 
d\ine  pathologie  et  d'une  th^rapeutique  stoechiohtgiques^  u.  s.  w. 

Mcdical  Directory  for  1881,  pag.  97.  —  Index-Catalogue,  III,  pag.  179.  G. 

*Cllurcllill,  Frederick  Oh.,  zu  London,  wurde  1873  zu  Edinburg 
Doctor,  ist  Chirurg  des  Victoria  Hospital  for  Children,  schrieb:  „Auscultation  of 
the  heart^  und  übersetzte  Liebreich's  „Use  and  abuse  of  atropine^ .  Für  die 
St.  Thomas'  Hospital  Reports  lieferte  er:  „St,  Thomas''  Hospital  Statistical 
report,  1868 — 70^  —  „The  complications  of  hernia^  und  schrieb  noch 
folgende  Aufsätze :  „On  a  nev^  mode  of  arresting  haemorrhage  by  temporär y 
compression^    (Lancet    1865)   —    „On   sutures   —    the   hook   and   eye   suture^ 


CHURCHILL.  —  CIGNA.  2b 

(Med.   Times  and  Gaz.  1867)    —    „Mechanical   distortions  of  the  spine^    (Brit. 
Med.  Journ.  1871). 

Medical  Directory  for  1881,  pag.  97.  Cr. 

*Ciacclo,  Giuseppe  ('.,  geboren  am  15.  October  1824  in  Catanzaro, 
studirte  im  nun  aufgehobenen  C'ollegio-Convitto  medico  chirurgico  von  Neapel  und 
dann  in  London,  wo  er  besonders  Baker  Brown,  Spencer  Wells  und  vor  Allem 
Beate  zu  Lehrern  hatte,  und  zuletzt  in  Berlin  unter  Virchüw  und  Kühne.  Im 
August  1845  zum  Doctor  an  der  neapolitanischen  Universität  promovirt,  ist  er 
seit  1870  Professor  der  comparativen  Anatomie  und  Histologie  an  der  Universität 
Bologna,  nachdem  er  einige  Jahre  lang  als  Arzt  und  Chirurg  in  Neapel  praktieirt 
hatte.  Seine  wichtigsten  Schriften  sind :  „Delle  ejmUdi  e  loro  cura  jyei  causttci*^ 
(Filiatre  Sebezio,  Neapel  1857)  —  „On  the  nerves  of  the  Cornea^  (mit  zwei 
Tafeln,  London  1863)  —  r,On  the  distribution  of  the  nerves  to  the  shin  of  the 
frog**  (Transactions  of  the  R.  Microse.  Society,  mit  2  Tafeln,  London  1864)  — 
^Beobachtungen  über ^  die  Pacini* sehen  Körj)erchen  aus  dem  Mesenterium  der 
Katze**  (Oentralbl.  für  med.  Wissensch.  1864j  —  „Intorno  alla  minuta  fabbn'ca 
della  pelle  della  rnna  esculenta^  (mit  3  Tafeln ,  gekrönte  Preisschrift,  Palermo 
1867;  —  „Anatomia  sottile  rfe'  corjmscoli  Pacimci  delV  uomo,  dei  mammiferi, 
nccelli ecc.^  (mit  5  Tafeln,  Memorie  della  Academia  delle  scienze  di  Forino  1868)  — 
Esperienze  comparotive  intorno  nlV  azione  di  alcuni  fluid i  verlformi  e  materie 
vaporabüi  sopra  %  movimenti  degli  spermatozoidi^  (Ibid.  1870)  —  „Osservazioni 
intorno  alV  intimn  costituzione  de  corpuscoli  della  linfa,  de  corpuscoli  bianchi 
fiel  sangue,  de^  purulenti,  mucosi  e  salivari"  (Ebenda  1870)  —  „Esperienze 
fifiiologiche  comparatice  intorno  alV  azione  del  succo  brunniano  e  delle  glandule 
di  Lieb  erkühn^  (Ebenda  1870)  —  „Nuove  ricerche  sulla  interna  tessltura 
dei  tendini^  (Memorie  dell'  Academia  delle  scienze  di  Bologna,  1872)  —  „Osser- 
razioni  intoi-no  alla  struttura  della.  congiuntiva  umana"  (mit  7  Tafeln,  Ebenda 
1873)  —  „Sulla  origine  e  struttura  delV  umor  vitreo  ecc."*  (Ebenda  1877)  — 
„Osservazioni  sul  modo  come  terminano  i  nervi  viotorii  nei  inuacoli  delle  for- 
jßedini  ecc,"  (mit  6  Tafeln,  Memorie  etc.  1877)  —  „Intorno  alla  struttura  della 
cfirtilagine  cotri  detto  cellulare  e  parenchimatosa*^  (Rendiconto  etc.  1878)  — 
^ISopra  V ossißcazione  delC  intero  umor  vitreo  delV  occhio  umano**  (mit  2  Tafeln, 
Memorie  etc.  1879)  —  „Notizie  sulla  forma  della  fovea  centralis  che  e  nella 
iiiacula  lutea  della  retina  umana"*  (Rendiconto  etc.  1H80)  —  „Sopra  il  distri" 
huimento  e  terminazione  delle  fibre  nervee  nella  comea  ecc,^  (Memorie  etc.  1881). 
(Die  Arbeiten  rein  zootomischen  Inhaltes  sind  nicht  mit  aufgeführt;  hervor- 
ragende Wichtigkeit  haben  unter  denselben  einige    über  die  elektrischen  Organe.) 

Cant  ani. 

Gicliorilis,  Ludwig  Emil  C,  Professor  der  Anatomie  an  der  Universität 
zu  Dorpat,  wurde  zu  Leipzig  am  4.  April  1770  geboren,  studirte  ebendaselbst 
und  wurde  Magister  der  Philosophie  und  Baccalaureus  der  Medicin.  Im  Jahre 
1803  kam  er  als  Hauslehrer  nach  Eisektill  in  Livland  und  von  hier  1804  als 
Prosector  und  ausserordentlicher  Professor  an  die  neugegrtindete  Universität  nach 
Dorpat.  Nach  der  Berufung  Burdach's  von  Dorpat  nach  Königsberg  rückte  0. 
in  die  Stelle  Burdach's  als  Professor  der  Anatomie  und  Physiologie  ein  am 
22.  April  1814.  Wegen  Krankheit  und  wegen  seines  vorgerückten  Alters  gab  er 
am  20.  September  1827  seine  Stellung  auf  und  starb  am  15.  27.  März  1821) 
in  Dorpat.  C.  war  ein  äusserst  eifriger  Lehrer,  sonst  ein  Sonderling.  —  Schrift- 
fttellerisch  thätig  war  C.  nur  in  der  Zeitperiode  vor  seiner  akademischen  Thätig- 
keit,  jedoch  nicht  auf  medicinischem  Gebiet. 

Recke-Napiersky,  I.  Bd.,  pag.  349.  —  Beise  Nachträge,  pag.  131. 

L.  Stieda. 

Cigna,  GiovanniFrancescoC,  zu  Mondovi  am  2.  Juli  1734  geboren, 
Htarb  1790  zu  Turin.  Durch  die  These  „StdV  uso  delV  eleUricita  neMa  medi- 
cina  e  sulla  irritabilith  Halleriana**  (Turin  1757)  lenkte  C.  die  Aufmerksamkeit 


26  CIGNA.  —  CIRILLO. 

in  hohem  Grade  auf  sich.  1770  wurde  er  Professor  der  Anatomie  in  Turin  und 
publieirte  in  dieser  Stellung  eine  Reihe  von  Dissertationen  über  Magnetismus  und 
Elektricität,  über  das  Blut,  die  elektrischen  Bewegungen,  über  Verdunstungskälte, 
das  Auslöschen  der  Flammen  und  den  Tod,  über  die  Athmung  etc.  in  den  Samm- 
lungen der  Turiner  Akademie.  Eine  Abhandlung:  „Sulla  castrazione  dei polU  etc.** 
findet  sich  in  den  „Atti  publ.  a  Verona",  ein  Brief:  „Sopra  un  fenomeno  prodotto 

dal  franamento**  in  Rottler's  „Giomale  di  fisica".  rr^^     ^  ^   ^ 

^  "  Uffreducci.  —  Red. 

Cilano,  Georg  Christ.  C,  zu  Altona,  war  am  28.  Deeember  1696  zu 
Pressburg  geboren,  Hess  sich  nach  Beendigung  seiner  medicinischen  Studien  in 
Altona  nieder  und  beschäftigte  sich  neben  der  Medicin  auch  mit  archäologischen 
Forschungen.  Abgesehen  von  seinen  Arbeiten  auf  diesem  Felde  schrieb  er:  „De 
correptelis  artem  medicam  hodie  depravantibus^  (Altona  1739,  4.)  —  „De 
incrementis  anatomiae^  (1740,  4.)  —  „De  giganttbus  nova  disquisitto  historica 
et  critica**  (1756,  4.)  —  „De  motu  humorum  progressivo,  veteribus  iion  ignoto** 
(1762,  4.).  Er  erhielt  den  Titel  eines  köuigl.  dänischen  Justizrathes  und  starb  am 
17.  Juli  1773. 

Dechambre,  XVII,  pag.  264.  G. 

Cinelli-Calvoli,  Jean  C,  italienischer  Arzt  und  Gelehrter,  geboren  1625 
in  Florenz,  studirte  in  Pisa  unter  Toricelli,  wurde  Dr.  der  Philosophie  und 
Medicin  und  kehrte  1651  nach  Florenz  zurück,  wo  er  sich  weniger  dem  ärztlichen 
Berufe  als  dem  Studium  der  schönen  Wissenschaften  hingab.  C.  ist  insbesondere 
bekannt  geworden  durch  die  Herausgabe  der  sogenannten  Bibliotheca  volante, 
deren  erste  Seanzia  1677  erschien.    Er  starb  1706.  ünger. 

Gimselli,  Luigi  0.,  geboren  in  Pavia  1803,  studirte  in  Pavia  als 
Schüler  Porta's,  war  Director  des  Krankenhauses  in  (?odagno^  später  chirurgischer 
Primararzt  und  zuletzt  sanitärer  Chef  des  Krankenhauses  in  Cremona,  wo  er  am 
17.  October  1878  starb.  In  den  Kriegsjahren  1848  und  1859  dirigirte  er  Militär- 
spitäler. Er  beschäftigte  sich  immer  vorwaltend  mit  Chirurgie  und  besonders 
mit  der  therapeutischen  Anwendung  der  Elektricität  in  derselben.  Im  Jahre  1856 
sehrieb  er  sein  Werk:  „SulV  elettropuntura  nella  cura  degli  aneurüiyii^  und 
entdeckte  bei  seinen  weiteren  Studien  die  chemische  Wirkung  des  elektrischen 
Stromes  auf  die  Gewebe.  Im  Jahre  1860  demonstrirte  er  in  der  Pariser  chirur- 
gischen Gesellschaft  seine  Entdeckung,  im  Jahre  1862  veröffentlichte  er  seine 
Schrift:  „DelV  aziane  chimica  della  corrente  elettrica  sopra  i  tesmiti  organici 
viventi  e  delle  sue  applicazioni  alla  terapetdica** y  welcher  die  anderen:  „SulV 
elettrolisi  considerata  negli  esaeri  orgamzzati  e  nelli  applicazioni  terapeutiche 
delle  correnti  galvaniche**  (1874)  und  „Sulla  elettrolisi  applicata  alla  cura  di 
turaori  di  varia  itidole**  (1875)  folgten,  in  welchen  er  sein  System  der  Elektro- 
punctur  der  Aneurysmen  vervollkommnete  und  die  Art  und  Weise,  die  aus  der 
Bildung  des  Schorfes  im  Punkt  der  Nadeleinstechung  entstehenden  Gefahren  zu 
vermeiden,  auseinandersetzte.  Er  hatte  sich  eben  vom  Hospitaldienst  zurückgezogen 
und  war  mit  der  Herausgabe  eines  grösseren  Werkes  über  Elektrolyse  beschäftigt, 
als  ihn  der  Tod  überraschte.  Als*  glücklicher  Operateur,  namentlich  in  den  sub- 
periostalen Operationen  hatte  er  sich  grossen  Ruf  erworben  und  war  ein  warmer  Ver- 
fechter der  Trepanation  des  Schädels  bei  Traumen,  die  von  Lähmung  gefolgt  waren. 

Cantani. 

Cirillo,  Nicolo  C,  italienischer  Arzt  und  Physiker,  geboren  1671? 
gestorben  1734  in  Neapel  und  daselbst  Professor  der  Physik,  ist  der  Verfasser  mehrerer 
physikalischer  und  medicinisch-therapeutischer  Abhandlungen,  u.  A. :  „Dissertation 
sur  Vusage  de    Veau  froide   dans   les  ßHres**    (Transact.  philosoph.,    36.  Bd.). 

Unger. 

Cirillo,  D  0  m  e  n  i  c  0  C,  aus  der  gleichen  Familie  wie  der  Vorhergehende 
stammend,  geboren   in   Grugno   bei   Neapel    1734,    studirte    Medicin   und  Natur- 


CmiLLO.  —  CIVIALE.  27 

Wissenschaften  und  erhielt  schon  in  sehr  jungen  Jahren  den  Lehrstuhl  der  Botanik 
in  Neapel.  —  Nach  einem  mehrjährigen  Aufenthalte  in  England  und  Frankreich, 
wo  er  in  nähere  Verbindung  mit  Hunter,  Buffon,  d'Alembert  und  Diderot 
trat,  kehrte  er  nach  Neapel  zurück,  wurde  hier  Professor  der  praktischen,  später 
der  theoretischen  Medicin.  Während  der  politischen  Wirren  des  Jahres  1799  wurde 
C,  der  als  Philanthrop  im  besten  Sinne  des  Wortes  sich  allgemeiner  Verehrung 
in  seiner  Vaterstadt  erfreute,  mit  Acclamation  zum  Präsidenten  der  neapolitanischen 
Republik  gewählt,  musste  nach  der  noch  im  nämlichen  Jahre  erfolgten  Rtlckkehr 
Ferdinand 's  nach  Neapel  flüchten,  wurde  gefangen  und  trotz  der  Fürbitten 
Nelson's  und  Hamilton's  hingerichtet.  —  Neben  seinen  botanischen  Schriften 
haben  seine  syphilidologischen ,  die  den  besseren  seiner  Zeit  beizuzählen  sind, 
Interesse:  „Aviso  intonio  alla  vianiera  di  adoperare  Vunguento  di  sublimato 
corrosivo,  nella  cura  delle  malattie  veneree"  (Neapel  1780,  8.;  deutsch  in 
Sammlung  auserlesener  Abhandlungen  zum  Gebrauche  praktischer  Aerzte.  Leipzig 
1783,  VIII,  pag.  526 — 551;  französisch  im  Journal  de  m6d.,  chir.,  pharm,  etc., 
Paris  1783,  LIX,  pag.  506 — 526)  —  „Osservazioni  pratiche  irUorno  alla  lue 
veneree''  (Neapel  1783,  8.,  pag.  288;  deutsch  von  J.  G.  Dähne,  Leipzig  1790, 
8.,  pp.  XIV,  450  und  Wien  1791,  8.,  pp,  XVI,  495;  französisch  von  E.  Auber, 
Paris  1803,  8.).  Die  Bemerkungen  über  viscerale  Syphilis  stützt  C.  (in  diesem 
Abschnitt  der  Syphilisforschung  überaus  selten)  auf  Leichenbefunde. 

Unger.  —  J.  K.  Proksch. 

Gitois  (CiTESius)  Frangoifi  C,  zu  Poitiers,  war  daselbst  1572  geboren, 
wurde  1596  zu  Montpellier  Doctor,  kam,  nachdem  er  einige  Zeit  in  seiner  Vater- 
stadt prakticirt,  nach  Paris,  wo  er  sich  der  Gunst  des  Cardinais  Richelieu, 
dessen  Arzt  er  wurde,  zu  erfreuen  hatte.  Er  beschrieb  die  Geschichte  eines  Mädchens 
zu  Confolent  in  Poitou,  welches  angeblich  zwei  Jahre  lang  keine  Speisen  zu  sich 
genommen  hatte  und  fügte  dazu  andere  ihm  bekannt  gewordene  Fälle,  namentlich 
den  von  JoüBERT  in  der  Schrift:  „Abstinens  Gonfolentanea ,  cid  obiter  adnexa 
eist  pro  Jouberto  apologia^  (Poitiers  1602;  Bern  1604)  und  vertheidigte  sich 
gegen  die  Angriffe  von  Harvet  in  Orleans,  der  die  ganze  Angelegenheit  für 
Betrügerei  erklärte,  in  der  Schrift:  „Abstinentia  puellae  Confolentaneae  ab 
Israelis  Harveti  confutatione  vindicata"  (Genf  1602;  englische  Ueber- 
setznng  1603).  Verdient  aber  machte  er  sich  um  die  Beschreibung  der  Kolik  von 
Poitou  durch  die  auf  eigene  Erfahrung  und  die  seiner  CoUegen  basirte  Schrift: 
„De  novo  et  populari  apud  Pictones  dolore  colico  bilioso ,  diatriba"  (Poitiers 
1616)  und  schrieb  noch  einen  „Advis  sur  la  nature  de  la  peste^  (Paris  1623). 
Diese  Schriften  sind  vereinigt  in  seinen  „Opuscula  medica"  (Paris  1639,  4.). 
Gegen  das  Ende  seines  Lebens  kehrte  er  nach  Poitiers  zurück  und  starb  daselbst 
als  Decan  der  dortigen  medicinischen  Facultät  im  Jahre  1652. 

Dreux  du  Radier,  T.  IV.  —  Dict.  hist.  I,  pag.  819.  G. 

Civlale,  Jean  C,  zu  Paris,  war  im  Juli  1792  zu  Salilhes  bei  Aurillac 
(Cantal)  geboren,  wurde  während  seiner  Studienzeit  in  Paris  durch  eine  Vorlesung 
von  Marjolin,  in  welcher  von  den  durch  Gruithüisen  1813  in  München  gemachten 
Versuchen,  den  Stein  in  der  Blase  zu  zertrümmern,  die  Rede  war,  darauf  geführt, 
in  dieser  Richtung  weiter  zu  arbeiten,  und  nachdem  er  zuerst  vergebliche  Versuche 
gemacht  hatte,  den  Stein  in  der  Blase  durch  chemische  Mittel  aufzulösen,  gelang 
ihm  die  Erfüllung  der  Aufgabe,  denselben  auf  unblutige  Weise  in  der  Blase  so 
zu  zerkleinem,  dass  er  in  Fragmenten  auf  dem  natürlichen  Wege  entleert  werden 
kann,  einer  Aufgabe,  mit  der  sich  gleichzeitig  auch  Andere  wie  Foürxieb  de  Lkmpies, 
Amcssat,  Leroy  d'£tiolles,  Hburteloup  beschäftigten,  insofern,  dass,  nachdem 
er  1820  Doctor  geworden  uud  1823  eine  Schrift  „Nouvelles  considerations  sur 
la  rdtention  d^urine  siiivies  d'un  traiti  sur  les  calculs  urinaires,  sur  la  maniere 
d'en  connaUre  la  nature  dans  Vintdrieur  de  la  vessie,  et  la  possibilite  d!en 
op^rer  la  destruction  sans  P Operation  de  la    taille*^  geschrieben,    er   der  Erste 


28  CIVIALE.  —  CLANXY. 

war,  der  die  Operatiou  am  lebenden  Menschen,  am  13.  Januar  1824,  vor  einer 
Coramission  der  Akademie  der  Wissenschaften  und  einer  grossen  Zahl  von  Pariser 
Chirurgen  ausführte.  In  Folge  des  von  Chaüssier  und  Percy  erstatteten  günstigen 
Berichtes  erhielt  er  1826  von  der  Akademie  einen  Preis  von  6000  Franken  und 

1827  den  Mo nthyon- Preis  von  10.000  Franken  zuerkannt.  Seit  dieser  Zeit 
beschäftigte  er  sich  ausschliesslich  mit  dieser  Operation  und  der  Verbesserung  der 
dazu  erforderliehen  Instrumente.  Bezüglich  der  letzteren  ist  zu  bemerken,  dass, 
nachdem  er  bei  seinen  ersten  Operationen  und  eine  Anzahl  von  Jahren  später 
das  sehr  umfangreiche  und  schwer  zu  handhabende  dreiarmige  Instrument ,  mit 
welchem  das  Zerbohren  des  Steines  ausgeführt  wird,  benutzt  hatte,  er  später  zur 
Anwendung  der  zweiannigen,  noch  jetzt  gebräuchlichen  Instrumente  flbei'ging.  Die 
Schriften,  die  über  das  neue  Verfahren  in  schneller  Aufeinanderfolge  erschienen, 
waren:  „Sur  la  Uthotritie  ou  broiement  de  la  pierre  dans  la  vess-ie^  (Paris  1826; 
deutsche  Uebers.  von  En.  Ad.  Graefe,  Berlin  1827)  —  „De  la  Uthotritie  etc.'' 
(Paris  1827,  av.  5  pl. ;  deutsche  Uebers.  von  0.  J.  W.  P.  Remer,  Breslau  1827)  — 
„Lettre  a  M,  le  chev.  Vtnc.  de  Kern  etc,"  (1827  ;  deutsche  Uebers.  Berlin  1828) 
„Seconde  lettre  sur  la  Uthotritie*^  (1828  und  noch  vier  weitere  unter  demselben 
Titel  bis  1848)  —  „Note  sur  le  catarrhe  vtsical  chez  les  vieillards^  (1829). 
Von  Wichtigkeit    für  die  Verbreitung  der  Kenntniss  der  Operation   war  es,    dass 

1828  für  ihn  im  Hop.  Necker  eine  Special- Abtheilung  für  Steinkranke  gegründet 
wurde,  welcher  C.  bis  zu  seinem  Tode  vorstand  und  zu  deren  weiterer  Aufrecht- 
erhaltuug  er  testamentarisch  30.000  Franken  vermachte.  In  dieser  Hospital- 
Abtheilung  war  Gelegenheit  gegeben,  seine  unvergleichliche  G3schicklichkeit  bei 
der  Operation  zu  bewundern,  obgleich  sein  sonstiges  Lehrtalent  ein  sehr  geringes 
war.  Auch  wird  behauptet ,  dass  die  später  unter  seinem  Namen  erschienenen, 
von  den  Krankheiten  der  Harnorgane  handelnden  zahlreichen  Schriften  grösstentheils 
von  Anderen  verfasst  seien.  Hierher  gehören:  „Parallele  des  dicers  moyeiis  de 
traiter  les  calculeux  etc."  (1836;  deutsehe  Uebers.  vouEd.  Ad.  Graefe,  Berlin  1837) 
—  „Trait4  'pratique  sur  les  maladies  des  organes  gSnito-urinoires"  (3  voll. 
Paris  1837 — 42;  3.  Aufl.  1858 — 60;  deutsche  Uebers.  von  SiOM.  Frankenberg 
und  Sanson  Landmann,  3  Thle.,  Leipzig  1843,  44)  —  „Traitd  de  Vaffection 
cahideuse,  etc."  (1838,  5  Tafeln)  —  „Du  traitement  m4dical  et  prSservatif 
de  la  pierre  et  de  la  gravelle,  etc"  (1840;  deutsche  Uebers.  von  L.  Hollstein, 
Berlin  1840;  engl.  Uebers.  von  Henry  H.  Smith,  Philadelphia  1841)  —  „Traitd 
pratique  et  historique  de  la  Uthotritie"  (1847)  —  „De  l' uritkrotmnie  etc." 
(1849,  av.  1  pl.).  —  Die  zahlreichen  und  langwierigen  Streitigkeiten,  in  welche 
er  theils  mit  anderen  coucurrirenden  Specialisten,  theils  mit  den  berühmtesten  Chirurgen 
seiner  Zeit,  wie  Dupuytren,  Jübert,  Velpeau,  verwickelt  wurde,  und  die  erfüllt 
sind  von  Anklagen,  Invectiven,  boshaften  Insinuationen  und  sich  sogar  noch  in  einer  der 
zwei  nach  seinem  Tode  erschienenen  Schriften:  „Collections  de  calculs  urinaires 
et  d'instruvients  de  Chirurgie"  (1869)  —  „La  Uthotritie  et  la  taille ,  guide 
pratique  pour  le  traitement  de  la  pierre,  Mite  par  le  Dr,  G  uardia**  (1870, 
av.  figg.)  finden,  trugen  nicht  eben  dazu  bei,  seinen  Ruhm  zu  vermehren;  jedoch 
darf  man  nicht  übersehen,  dass  jene  Streitigkeiten  überhaupt  in  sehr  erbitterter 
Weise  geführt  wurden,  und  er  andererseits  in  Folge  seines  Weltrufes  eine  ganz 
enonue  Menge  von  Steinkranken  von  ihren  Leiden  befreit ,  dabei  aber  auch 
Millionen  erworben  hat.     Er  starb  am  18.  Juni  1867. 

Gaz.  hebdomad.  de  med.  et  de  chir.  1867,  pag:.  432.  —  Dechambre,  XVH,  pag.  617. 

Gurlt. 

Glanny,  William  Reid  ('. ,  zu  Sunderland,  war  um  1780  in  Irland 
geboren,  wurde  1803  zu  Edinburg  Doctor,  liess  sich  dann  im  obigen  Orte  nieder, 
wo  er  45  Jahre  lang  Arzt  der  Bishop  Wearmouth  Infimiary  war.  Er  gab  1807 
eine  Analyse  der  Mineralwässer  von  Batterley  bei  Durham  heraus,  erfand  1813 
eine  Sicherheitslampe  für  Bergwerke  (Philosoi)h.  Transactions  1813),  gab  eine  Methode 
für  die  Conservirung  der  Pockenlymphe  an  f  Annais  of  Philos.  1814)  und  verfasste 


CLANNY.  —  CLARK.  29 

ausser  einer  Anzahl  von  Aufsätzen  in  dem  letztgenannten  Journal,,  sowie  im  Edinb. 
Med.  and  Surg.  Journal,  der  Lancet  und  Lond.  Med.  Gazette  einige  kleine  Schrifteu 
Aber  den  Typhus  (1828),  die  Cholera  (1832,  33).  Sein  arbeitsreiches  Leben 
endete  am  10.  Februar  1850. 

Dechanibre,  XVII,  pag.  650.  --  Oallisen,  IV,  pag.  175;  XXVII,  pag.  101.     G. 

Glapies,  Charles  C,  französischer  Arzt,  geboren  in  Alais  1724,  gestorben 
daselbst  1801  als  praktischer  Arzt,  übersetzte  das  sonderbare  Buch:  „Mulieres 
homines  non  esse^  und  gab  es  heraus  unter  dem  Titel  „Paradoxes  sur  les  femmes, 
oh  Von  tacke  de  prouver,  qvJelles  ne  sont  pas  de  Vesp^ce  humaine^  (1766). 

Claraonontius  (Claromontiüs),  s.  Clermont.  '^s- 

Glare,  Peter  C,  englischer  Chirurg,  der,  1784  gestorben,  eine  massige 
R^ihe  chirurgischer  Publicationen  über  Syphiliscur  (London  1780),  Tripperbehandlung 
und  Behandlung  der  Wunden  hinterliess.  Der  „Treatise  on  the  gonorrhoea^ 
erfuhr  mehrfache  Auflagen  (London  3.  Ausg.  1780,  1784,  posthum  1789).  Auch 
der  „Essay  on  the  eure  of  abscesses  by  cauattc^  wurde  dreimal  (London  1778, 
1779,  1799)  aufgelegt. 

Dict.  bist.  II.  Red. 

Clark,  John  C. ,  zu  Newcastle,  war  1744  zu  Roxburgh  in  Schottland 
geboren,  wurde  1768  Assistant  Surgeon  im  Dienste  der  ostindischen  Compagnie 
und  liess  es  sich  angelegen  sein,  Studien  über  Krankheiten  in  den  Tropen  anzu- 
stellen, die  unter  dem  Titel  „Observations  on  the  diseases  which  prevail  in  long 
coyages  to  the  lot  countries y  particularly  on  those  in  the  East  Indies;  etc,^ 
(2  voll.  London  1773;  1793;  3.  Aufl.  1809;  deutsche  Uebers.  Kopenhagen  und 
Leipzig  1798)  erschienen.  Nach  Kuropa  zurückgekehrt,  wurde  er  in  St.  Andrews 
Doctor  und  liefs  sich  zuerst  in  Kelfs,  dann,  um  1775,  in  Newcastle  nieder,  wo 
er  wiederum  die  Volkskrankheiten  näher  zu  erforschen  begann  und  sich  gleichzeitig 
um  die  Einführung  von  Verbcsserungen  in  der  Newcastle  Infiimary  verdient  machte. 
Er  schrieb  daselbst:  „Observations  on  fever s^  especially  those  of  the  continued 
type;  and  on  the  fcarlet  fever  attended  wtth  vlcerated  sore-tkroat,  etc.^ 
(London  1782)  —  „Letter  on  the  inßuenza,  as  it  appeared  in  Newcastle,  etc,*^ 
(1783)  —  „An  account  of  the  plan  for  the  improvement  and  extentton  of  the 
Inßrmary  of  Ntwcastle**  (Newcastle  1801)  —  „A  collectton  of  papers  intended 
to  promote  an  Institution  for  the  eure  and  prevention  of  infectious  fevers  in 
Newcastle  etc.  Part.  7,  II**  (Newcastle  1802)  und  eifiige  Aufsätze  in  den  Medical 
Commentaries.  Er  starb  am  15.  April  1805  zu  Bath,  wo  er  Linderung  seiner 
Leiden  gesucht  hatte. 

Fenwick,  Sketch  of  the  life,  professional  life  and  character  of . .  .  .  London  1806 
(nicht  zugänglich).  —  Dechambre,  XVII,  pag.  655.  G. 

Glark,  James  C,  zu  San  Domingo,  war  Dr.  med.,  Mitglied  der  Royal 
Society  und  der  Colleges  of  Physicians  zu  London  und  Edinburg.  Er  schrieb ; 
„A  treatise  on  the  yellow  fever,  as  it  appeared  in  the  island  of  Dominica  in 
the  years  1793— 96 ;  etc.*'  (London  1797)  und  eine  Anzahl  von  Aufsätzen  in 
Düncan's  Med.  Comment.  (VoL  13,  14,  16,  1788—91)  und  in  Simmons'  Med. 
Facta  and  Observ.  (1797),  darunter  über  eine  besondere  Art  von  Aneurysma  der 
Art.  femoralis,  über  Hepatitis  und  13  Fälle  von  Leberabscess ,  über  die  giftigen 
Eigenschaften  der  Wurzel  von  Jatropha  manihot  und  die  Wirksamkeit  des  Cayenne- 
pfeffers gegen  diese  und  andere  Vergiftungen,  u.  s.  w. 

Callisen,  IV,  pag.  178;  XXVII,  pag.  102.  .  G, 

Clark,  Sir  James  C,  zu  London,  war  am  14.  December  1788  zu 
Findlater,  Co.  Banff,  geboren,  studirte  in  Aberdeen  und  Eldinburg,  woselbst  er 
1 809  Mitglied  des  College  of  Surgeons  wurde,  trat  dann  in  den  Dienst  der  Flotte, 
in  dem  er  bis  1815  verblieb,,  iim  dann  in  Edinburg  seine  Studien  fortzusetzen  und 


30  CLARK.  —  CLARKE. 

1817  daselbst  zu  promoviren.  1818  begleitete  er  einen  Patienten  nach  Süd-Europa 
und  begann  von  da  seine  besondere  Aufmerksamkeit  dem  Einflüsse,  welchen  ein 
milderes  Klima  auf  Schwindsüchtige  ausübt,  zuzuwenden,  indem  er  sich  gleichzeitig 
1819  in  Rom  als  Arzt  niederliess.  lieber  die  von  ihm  in  jener  Beziehung  gemachten 
Erfahrungen  schrieb  er  „Medical  notes  on  cliinates,  diseases,  hospitals,  and 
medical  schooh  in  France,  Italy  and  Switzerland ;  etc,^  (London  1820;  Neue 
Ausgabe  1822;  deutsch  von  Chr.  Aug.  Fischer,  Hamm  1826)  und  gab  einige 
italienisch  geschriebene,  an  den  Prof.  Gtac.  Tommasixi  gerichtete  Briefe  über  die 
medicinische  Schule  von  Edinburg  und  über  die  englische  medicinische  Literatur 
(1822,  23)  heraus.  In  Rom  wurde  er  mit  dem  Prinzen  Leopold  von  Coburg, 
dem  späteren  Könige  der  Belgier,  bekannt,  der  ihn  zu  seinem  Leibarzte  ernannte. 
1826  siedelte  er  nach  London  über  imd  verfasste  daselbst  „Obfiervations  on  the 
System  of  teaching  clmical  medicine  in  the  University  of  Edinburgh ;  toüh 
suggestions  for  tts  improvement ;  etc,^  (London  1827),  sowie  sein  bedeutendstes 
Werk  „  The  inßuence  of  climate  in  the  prevention  and  eure  of  chronic  diseases, 
more  particularly  of  the  ehest  and  digestive  organs ;  etc,"  (London  1829; 
2.  Aufl.  1830;  deutsche  Hebers.  Weimar  1830,  Nachtrag  1831),  durch  welches 
sein  Ruf  und  sein  Ansehen  erheblich  gewannen,  zumal  er  durch  seinen  früheren 
Aufenthalt  in  Canada,  Nord-Amerika,  West-Indien  in  seiner  Eigenschaft  als  Mariue- 
arzt  und  durch  seine  Bekanntschaft  mit  den  meisten  Mineralquellen,  für  die  er 
sich  stets  besonders  intereasirt  hatte,  alle  seine  Collegen  an  Erfahrung  in  Betreft' 
von  Bade-  und  klimatischen  Curen  weit  überragte.  Vermehrt  wurde  sein  Ansehen 
noch  durch  die  Schrift  ,jA  treatise  on  pulmonary  consumption;  comprehending 
an  inquiry  into  the  causes,  nature ,  prevention,  and  treatment  of  tuhcrculous 
and  scrofulous  dis^ses  in  general"  (London  1835;  1837;  deutsche  üeber- 
setzungen  von  Are.  Vetter,  Leipzig  1836  und  Herm.  Stannius,  Berlin  1836; 
französische  Uebers.  Bruxelles  1836),  sowie  dadurch,  dass  er  1835  zum  Leibarzte 
der  Herzogin  von  Kent  und  1837,  bei  der  Thronbesteigung  der  Königin  Victoria, 
zu  deren  erstem  Leibarzte  und  zum  Baronet  ernannt  wurde.  Der  Einfluss,  den  er 
bei  Hofe  gewann,  kam  der  Errichtung  der  medicinischen  Section  der  Londoner  Uni- 
versität und  des  College  of  Chemistry  zu  Gute.  Er  verfasste  noch  „Remarhs  on 
medical  rejorm,  in  a  letter  ,  ,  ,  to  ,  ,  ,  Sir  Ja  in  es  Graham^  (1842;  Zweiter 
Brief  1843)  und  „Memoir  of  John  Conolly,  M,  D.,  comprising  a  sketch 
of  the  treatment  of  the  insane  in  Europe  and  Amei'ica^  (1869),  sowie  mehrere 
Artikel  in  FOBBES,  Tweedie  und  Conolly's  Encyclopaedia  und  starb  hochgeehrt 
am  29.  Juni  1870  zu  Bagshot-Park ,  einer  Besitzung,  welche  die  Königin  ihm 
Lebenslang  überlassen  hatte. 

Munk,  m,  pag.  222.  —  Callisen,  IV,  pag.  179;  XXVII,  pag.  1()2.  Cf. 

*  Clark,  Frederick  le  Gros  C,  z.  Z.  in  The  Thoms,  Sevenoaks  (Kent) 
lebend,  beendete  seine  medicinische  Ausbildung  1833  und  wurde  F.  R.  C.  S.  Engl. 
(Hon.)  1843.  Er  wirkte  an  der  Londoner  Universität  als  Hunterian  Prof.  of  8urg. 
and  Path.,  als  consultirender  Chirurg  des  St.  Thomas,  Gt.  North-  und  Sourrey  Co.- 
Hospitals  und  zog  bereis  1836  mit  einer  „Anatomy  and  phy»iology  of  the  nervous 
System^  die  Aufmerksamkeit  auf  sich.  Später  übersetzte  er  Dupdytren's  Knochen- 
liankheiten ,  welche  durch  die  Sydenham  society  1847  herausgegeben  wurden, 
gab  die  Verletzungen  des  Gefässsystems  (1855)  heraus  und  trat  erst  nach  geraumer 
Zeit  wieder  mit  einem  grösseren  Werke  „Lectures  on  the  diagnosis  of  shocic 
and  visceral  lesions^  (1870)  hervor.  Spätere  Arbeiten  sind:  „Outlines  of  surgery 
and  surgical pathology"  (2.  Ausg.  1872)  —  „Plastic  Operations  on  the  Urethra^ 
(Med.-chir.  Transact.  XXVIII)  —  „Series  of  clinical  lectures  on  surgery^  (Med. 
times  and  gaz.  1860 — 1864),    vieles  Casuistische   und  einige  populäre   Schriften. 

Red. 

Clarke,  Vater  und  Sohn,  beide  Geburtshelfer  in  London.  —  John  1  C, 
der  Vater,  war  Physician  am  General  Lying-in  Hospital,    Store    Street   und   am 


CLARKE  Hl 

Asylani  for  Female  Orphans.  Er  schrieb  ^An  essay  on  the  epidemic  diaease 
of  lytrig-in  namefi  of  the  years  1787  and  1788^  (London  1788,  4;  deutsche 
Uebersetzung  von  G.  W.  Coksbruch,  Marburg  1792)  —  „Practical  essays  on 
the  management  of  pregnnncy  and  lahours ;  and  on  inflammatory  and  febrile 
diseases  of  lying-tn  women**  (1793);  ausserdem  mehrere  Aufsätze  im  Lond.  Med. 
Journ.  (Vol.  7,8),  den  Transact.  of  Med.  and  Chir.  Soe.  (1793),  Philosopjücal 
Transact.  (1793,  98)  über  Entbindung  mittelst  des  Hakens  bei  Beckenenge,  über 
Tod  des  Kindes  durch  Compression  der  Nabelschnur,  über  Tubarschwangerschaft, 
Hemia  diaphragmatica,  einen  Tumor  in  der  Bubstanz  der  Placenta  u.  s.  w. 

Reu 88,  pag.  79;  Supplement  pag.  207.  G. 

Glarke,  John  2  C. ,  der  Sohn,  war  Surgeon  des  General  Lying-in  House 
und  Docent  der  Geburtshilfe  und  gab  heraus:  „Gommentaries  of  some  of  the 
niost  important  diseases  of  children"  (London  1815;  2.  Ausg.  1821)  und  schrieb 
in  den  Med.  Transact.  of  the  College  of  Physicians  (1815)  u.  s.  w. 

Callisen,  IV,  pag.  188;  XXVII,  pag.  105.  G. 

Glarke,  Sir  Charles  M  aus  fiel  d  C,  zu  London,  war  daselbst  als  Sohn 
von  John  1  C.  am  28.  Mai  1782  geboren,  wurde  ein  Zögling  des  St.  George's 
Hospital  und  der  Hunterian  School  und  war  ein  Schüler  seines  älteren  Bruders 
John  2  C,  des  sehr  gesuchten  Geburtshelfers.  Nach  Beendigung  seiner  Studien 
wurde  er  Militär-Chirurg,  anfänglich  bei  der  Miliz,  dann  bei  einem  Garde-Regiment, 
gab  jedoch  auf  Antrieb  seines  Bruders  diese  Stellung  wieder  auf,  um  sich  gauz 
der  Geburtshilfe,  den  Frauen-  und  Kinderkrankheiten  zu  widmen,  über  welche  er 
von  1804 — 21  Vorlesungen  hielt,  während  er  gleichzeitig  Chirurg  beim  Queen 
Charlotte's  Lying-in  Hospital  war  und  die  folgende,  mehrere  AuÄgen  erlebende  Schrift 
„Observations  on  those  diseases  of  females  which  are  attended  by  discharges^ 
(2  Bde.,  London  1814;  spätere  Auflagen  1821,  1826;  Philadelphia  1824;  .2.  Aufl. 
Boston  1826;  deutsche  Uebers.  von  Ph.  Heineken,  Hannover  1818)  verfasste, 
nebst  einem  Aufsatze:  ^jA  case  of  sudden  death  during  parturition,  etc." 
(Transact.  of  a  Soc.  for  the  Improv.  of  Med.  and  Chir.  KnowL,  Bd.  3).  Er 
erlangte  in  verhältnissmässig  jungen  Jahren  eine  sehr  bedeutende  geburtshilfliche 
Praxis,  wurde  bei  der  Thronbesteigung  des  Königs  Wilhelm  IV.  zum  Leibarzt 
der  Königin  Adelaide  und  1831  zum  Baronet  ernannt,  von  den  Universitäten 
Oxford  und  Cambridge  durch  Verleihung  von  Titeln  (1842,  1845)  geehrt,  und  war 
Präsident  der  Society  for  the  Relief  of  the  Widows  and  Orphans  of  Medical  Man, 
ftr  die  er  sich  bis  zu  seinem  am  7.  September  1857  zu  Brighton  erfolgten  Tode 
lebhaft  interessirte. 

Lancet.  1857,  II,  pag.  281    —  Calliaen,  IV,  pag  184;  XXVII,  pag.  105. 

G. 

Glarke,  Edward  Goodman  C,  zu  London,  war  Dr.  med.,  Physician 

to  the  Forces.   Er  schrieb:  „Medicinae praxeos  compendium,  symptomata, 

exhibens"  (London  1799;  2.  edit.  1800)  —  „The  modern  practice  of  physic" 
(London  1805;  2.  edit.  1807;  7.  edit.  u.  d.  T. :  „The  new  London  practice 
of  physic**)  —  „Pharmacopoeiarum  Collegiorum  Regalium  Londini,  Edinburgi 
et  Ebtanae,  conspectas  medictis,  etc",  auch  englisch:  „Conspectus  of  the  Londan^ 
Edinhurgh  and  Dublin  pharmacopoeias^  (London  1810). 

Callisen.  IV,  pag.  185;  XXVII,  pag.  105.  G. 

Glarke,  Joseph  C,  zu  Dublin,  war  1758  geboren,  wurde  1779  zu 
Edinbnrg  Doctor,  war  in  Dublin  Master  des  Lying-in  Hospital,  hat,  so  viel  bekannt, 
keine  selbständigen  Schriften  verfasst,  aber  eine  Reihe  von  Aufsätzen,  z.  B.  „  Ob- 
servation^ on  some  causes  of  excess  of  the  mortality  of  males  above  ihat  of 
females**  (Philos.  Transact.  1786),  femer  in  den  Transact.  of  the  Irish  Acad. 
(1788,  89),  in  Simmons'  Med.  Facts  and  Observations  (1792  etc.),  Düncan*s  Med. 
Comment.  (1790)  aber  Frauenmilch,  über  eine  Krankheit  mit  grosser  Sterblichkeit 


32  CLABKE    —  CLäRUS. 

unter  den  Kindern  im  Diibliner  Gebärhause,  über  Puerperalfieber  daselbst,  Con- 
vulsionen  der  Kinder,  Bericht  über  das  Gebärhaus  (Tranaaet.  of  the  Assoo.  of  the 
King  and  Queen's  College  of  Physicians  in  Ireland  1817)  und  „Case  of  amputation 
of  the  merus''  (Edinb.  Med.  and  Surg.  Journ.  1806).    Er  starb  1834. 

R.  Co  11  ins,  A  short  sketch  of  the  life  and  writings  of  the  late  Jos.  Clark <3 
London  1849  (nicht  zugänglich).  —  Callisen,  IV,  pag.  188;  XXVII,  pag.  105.  •  g. 

Clarke,  Jacob  Augustus  Lockhart  C,  zu  London,  war  1817 
geboren,  wurde  ein  Zögling  des  Guy 's  und  St.  Thomas'  Hospitals,  Hess  sich  dann 
als  Arzt  in  Pimlico  nieder  und  begann  sich  gleichzeitig  mit  physiologisch-histo- 
logischen  Arbeiten ,  namentlich  über  das  Central  -  Nervensystem ,  zu  beschäftigen, 
während  er  von  Neuem  im  St.  George's  Hospital  Studien  oblag.  In  Anerkennung 
seiner  werthvoUen  Untersuchungen  über  das  Nervensystem  wurde  ihm  1864  von 
der  Royal  Society  die  goldene  Medaille  verliehen  und  er  1867  zum  Honorary 
Fellow  des  King  and  Queen's  College  of  Physicians,  Ireland,  ernannt.  1871  wurde 
er  Physician  des  Hospital  for  Epilepsy  and  Paralysis,  eine  Stellung,  die  er  bis  zu 
seinem  Tode  einnahm.  Seine  sehr  zahlreichen  und  vortrefflichen  Arbeiten  finden 
sich  grösstentheils  in  den  Philosophical  Transactions  (1851,  53,  58,  59,  60,  65,  68), 
ferner  in  den  Proceedings  of  the  Royal  Society  (1857,  61),  im  Microscopical  Journal, 
Brit.  and  For.  Med.-Chir.  Review  (1864  etc.)  u.  s.  w.  und  betrefi^en  namentlich 
die  Structur  und  Function  des  Rückenmarkes,  der  Medulla  oblongata,  des  Ge- 
hirns, der  Nerven  u.  s.  w.,  während  seine  späteren  Arbeiten  sich  auch  mit  patho- 
logischen Zuständen  dieser  Organe,  bei  Muskelatrophie,  Epilepsie,  Diabetes,  Tetanus, 
Paraplegien  u.  s.  w.  beschäftigen  und  in  den  Medico-Chirurg.,  Patholog.,  Clinical 
Transactions,  den  St.  George's  Hosp.  Rep.  u.  s.  w.  veröffentlicht  sind.  Er  starb 
am  25.  Januar  1880. 

Med.  Times  and  Gaz.  1880,  I,  pag.  138.  —  Lancet,  1880,  I,  pag.  189.  —  Cata- 
logue  of  Scientific  Papers,  Vol.  I,  pag.  936;  VII,  pag   395.  (}, 

GlarkBi  Edward  Hammond  C,  zu  Boston,  war  zu  Norton,  Mass.,  am 

2.  Februar  1820  geboren,  wurde  1846  zu  Philadelphia  Doctor,  1855  Professor 
der  Materia  medica  bei  der  mcdicinischen  Schule  der  Harvard  University,  welchen 
Lehrstuhl  er  bis  1872  beibehielt,  wo  er  zum  Mitgliede  des  Board  of  Overseers  der 
Universität  erwählt  ^Tirde.  Er  publicirte  „Observations  on  the  nature  and  treat- 
ment  of  polypus  of  the  ear^  (Boston  1867)  —  zusammen  mit  Rob.  Amoey:  „The 
physiological  and  therapetUtcal  action  of  the  bromtde  of  potasstum  and  bromide 
of  ammonium"  CBoston  1872;  1874)  —  „Sex  in  education;  or  a  fair  chance 
for  girls"  (1873;  2.  Aufl.  1875)  —  „The  building  of  the  brain""  (1874)  — 
„Ä  Century  of  American  medicine^  (1876).  Nach  seinem  am  30.  November 
1877  erfolgten  Tode  erschien  noch  von  0.  W.  Holmes  herausgegeben:  j^  Vision: 
a  study  of  false  sight  (pseudopiaj.  etc."  (Boston  1878). 

H.  A.  Marcy,  in  Transact.  of  the  Americ.  Medic.  Association,  Vol.  29,  1878, 
pag.  624.  G. 

*  Clarke,  William  Fairlie  C,  zu  Southborough  (Tunbridge  Wells), 
studirte  um  1860,  wurde  F.  R.  C.  S.  Engl.  1863,  nachdem  er  seine  ärztliche  Aus- 
bildung besonders  am  Oxford  und  Klng's  College  erlangt  hatte  und  Dr.  med.  der 
Oxforder  Universität  1876.  Frtiher  Assistant  Surgeon  am  Charingcross-Hospital, 
veröflfentlichte  er  neben  einem  „Manual  of  the  practice  of  surgery*^  (welches  in 

3.  Auflage  erschien)  eine  Monographie  über  Krankheiten  der  Zunge,  dazu  auch 
später  noch  Casuistisches  (Med.  chir.  transact.  1872,  resp.  1874);  sowie  „On  -some 
rare  foritis  of  opacity  of  the  Cornea"  (Brit.  med.  Joom.  JL870).  Red. 

Glarus,  Johann  Christian  August  C,  geboren  1774  zu  Buch  am 
Forst  (Coburg),  erwarb  sich  1798  zu  Leipzig  die  medicinische  Doctorwtirde, 
habilitirte  sieh  1799  als  Docent,  wurde  1803  zum  ausserordentlichen  Professor  für 
Anatomie  und  Chirurgie,  1820  aber  zum  ordentlichen  Professor  der  mcdicinischen 


CLARÜS.  -  CLAUDER.  33 

Klinik  und  Oberarzt  am  Jacobs-Hospitale  daselbst  ernannt,  in  welcher  Stellung 
er  bis  zum  Jahre  1848,  wo  er  resignirte,  verblieb.  Ausserdem  hat  er  lange  Jahre 
hindurch  die  Stelle  eines  Physicus  der  Stadt  Leipzig  verwaltet.  Er  starb,  in  den 
letzten  Jahren  seines  Lebens  durch  Katarakt  fast  ganz  erblindet,  am  13.  Juli  1864. 
C/s  literarische  Leistungen  besitzen  keinen  höheren  wissenschaftlichen  Werth.  Als 
Arzt  war  dagegen  C.  lange  Zeit  hindurch  in  weiten  Kreisen  ausserordentlich 
geschätzt ;  als  akademischer  Lehrer  wirkte  er  durch  die  Klarkeit  seines  Vortrages, 
durch  die  —  für  die  damalige  Zeit  ausserordentliche  —  Rationalität  seiner  patho- 
logischen und  therapeutischen  Lehrsätze,  sowie  die  Exactheit  seiner  Untersuchungs- 
methode höchst  anregend. 

Ein  vollständiges  Yerzeichuiss  der  literarischen  Publicationen  C.'s  findet  sich  in 
Callisen's  med.  Sclirift«teUer-Lexikon.  IV,  pag.  192;  XXVII,  pag.  105  nnd  in  Enge l- 
mann's  Bibl.  med.  chir.  1848,  pag.  114.  Winter. 

Glams,  Hermann  Julius  C. ,  geboren  am  9.  März  1819  zu  Leipzig, 
jüngster  Sohn  des  Vorigen,  studirte  zu  Leipzig  und  Heidelberg  und  erwarb  sich 
1841  die  Doctorwürde.  C.  war  Repetent  an  der  Klinik  seines  Vaters,  habilitirte 
sich  1844  als  Docent  ftir  allgemeine  Pathologie  und  Therapie,  sowie  für  Arznei- 
mittellehre an  der  Universität  zu  Leipzig  und  wurde  1848  zum  ausserordentlichen 
Professor  der  Medicin  ernannt.  Er  starb  am  6.  Mai  1863  nach  langem  Leiden  an 
den  Folgen  einer  Pericarditis.  C.'s  literarische  Leistungen  betreffen  namentlich  das 
Gebiet  der  Arzneimittellehre,  auf  welchem  er  sich  durch  mehrfache  Experimental- 
üntersuchungen  über  Pfianzenstoffe  (Dulcamara,  Solanin,  Anemonin),  die  in  den 
Jahren  1854  und  1858  in  Reil's  Joum.  für  Pharmakologie  und  in  der  Zeitschr. 
der  Wiener  Aerzte  erschienen  sind,  durch  sorgfältige  Jahresberichte  (Cannstatt- 
EiSENMAXN,  Virchow-Hirsch)  und  Referate  (Schmidt's  Jahrbücher),  namentlich 
aber  durch  sein  Handbuch  der  speciellen  Arzneimittellehre  vortheilhaft  bekannt 
gemacht  hat,  von  welchem  3  Auflagen  (1852 — 1860)  erschienen  sind.  Von  ander- 
weitigen Schriften  sind  noch  zu  erwähnen  eine  Abhandlung  „Ueber  die  physi- 
kalische Untersuchung  des  Herzens  im  gesunden  und  kranken  Zustande" 
(Leipzig  1845),  sowie  mehrere  Abhandlungen  über  den  Idiotismus,  welche  1848 
erschienen  sind.  Wi^iter. 

*Cla80Il,  Edward  C. ,  ist  zu  Furudal  (Dalekarlien)  am  17.  October 
1829  geboren.  An  der  Universität  üpsala  waren  Israel  Hwasser,  Fr.  Sündevall, 
auf  seiner  Reise  Max  Schultze  seine  Lehrer;  1862  wurde  er  promovirt  und 
wirkte  bis  1863  als  Prosector,  bis  1877  als  Adjunct,  bis  1882  als  ausserordentlicher 
Professor,  von  da  ab  als  Professor  ord.  der  Anatomie  an  der  Universität  üpsala. 
Schriften:  „Gm  Menniskohjernans  vindlar  och  färor"  (Üpsala  1868)  —  „Die 
Morphologie  des  Gehörorgans  der  Eidechsen"  (Leipzig  1871);  mehrere  Auf- 
sätze im  „Üpsala  Läkare  Förenings  Förhandlingar".  Re^l 

^Classen,  August  C. ,  dessen  Lebensdaten  nicht  zu  erlangen  waren, 
dirigirt  eine  Augenheilanstalt  in  Hamburg  und  betheiligt  sich  an  dem  dortigen 
Sanitätswesen.  Er  veröffentlichte  als  Habilitationsschrift  „  Untersuchung  über 
die  Histologie  der  Hornhaut"  (Rostock  1858)  —  „Gesammelte  Abhandlungen 
über  physiologische  Optik"  (Berlin  1868)  —  „Entvxurf  einer  Psychologie  der 
Licht'  und  Farbenempfindung"  (Jena  1878)  —  „  Wie  orientiren  wir  uns  im 
Raum  durch  den  Gesichtssinn?"  (Daselbst  1879).  Red. 

dauder,  sächsische  Arztfamilie,  deren  bekanntestes  Mitglied  G  a  b  r  i  e  l  0. 
ans  Altenburg  ist.  Er  lebte  von  1633  bis  1691,  studirte  in  Jena  bei  Rolfinck, 
später  in  Leipzig,  reiste,  bevor  er  (1655)  Dr.  med.  wurde,  in  Deutschland,  Holland, 
England  und  Italien  und  wurde  Leibarzt  bei  mehreren  sächsischen  Fürsten.  Be- 
geisterter Alchymist,  hatte  er  einen  grossen  Streit  mit  A.  Kircher  und  schrieb 
eine  Reihe  von  heutzutage  gänzlich  interesselosen  Schriften  (Amplographia,  Universal- 
tinetnr  etc.).  Hervorzuheben  ist  nur  ein  Brief  an  M.  Rutsch  „lieber  den  Befund 
Biogr.  Lexikon.  II.  3 


34  CLAÜDER.  —  CLAUSIER.  . 

einer  Zwerchfelhhemie^  (Padua  1661)  und  der  ^Methodus  hahamandi  coi-pora 
humana"  (eine  umsichtige  Compilation,  Altenburg  1679).  Als  Mitglied  der  natur- 
forschenden Akademie  unter  dem  Namen  „Theseus"  hat  C.  auch  in  den  Berichten 
derselben  sehr  viele  Schriften  niedergelegt.  —  Sein  Sohn  Johann  Friedrich  0. 
publicirte  eine  „Physiologia  pulsus^  (Jena  1681))  und  ist  zu  unterscheiden  von 
einem  Zwickauer  Arzt,  Christian  Ernst  C,  der  1674  in  Jena  doctorirte  und 
viel  später  „Ueber  Laryngotomie^  (Chemnitz  1728)  und  eine  ^Praxis  medico- 
legalis  etc.^  (Altenburg  1736)  geschrieben  hat. 

Biogr.  mM.  III.  —  Dict.  bist.  II.  Red. 

Glandini,  Julius  Caesar  C,  zu  Bologna,  war  ein  berühmter  Professor 
der  Logik,  Philosophie  und  praktischen  Medicin  an  der  dortigen  Universität.  Von 
seinen  zahlreichen  Schriften  sind  zu  erwähnen:  „Paradoxa  medtca^  s,  tract.  de 
natura  et  usu  tkermarum,  lutorum  etc,**  (Frankfurt  1605)  —  „Responsionum 
et  conavltationum  medicinaltum,  tomus  unictts  in  IL  sectiones  partitris^  (Venedig 
1606,  fol.;  1607;  1646,  4.;  1690,  4.;  Frankfurt  1608,  8.;  Turin  1628,  4.)  —  „De 
crisibas  et  diebua  criticis'*  (Bologna  1612,  fol.;  1628,  4.;  Basel  1620,  4.;  Venedig 
1690,  4.)  —  „De  catarrho  tractatua*"  (Bologna  1612,  foL;  Venedig  1690,  4.)  — 
„De  ingressu  ad  inßrmos,  libri  duo,  etc."  (Bologna  1612,  4. ;  1628;  1663; 
Basel  1616;  1617;  1641;  Venedig  1690,  4.),  sein  berühmtestes  Werk,  welches  auch 
die  vorher  angeführten  Abhandlungen  enthält.  Die  handschriftlich  binterlassene 
Schrift:  „Empirica  rationalis  libris  sex  absoluta  etc:^  (2  Bde.,  Bologna  1653  fol.) 
wurde  nach  seinem  am  2.  Februar  1618  erfolgten  Tode  von  seinem  Sohne  Franc.  C. 
zum  Drucke  vorbereitet,  aber  erst  von  seinem  Enkel,  Jul.  Caesar  C.  heraus- 
gegeben. Seine  gesammelten  „Opuscula  etc.**  (Frankfurt  1676)  erschienen  noch  später. 

Biogr.  m^d.  III.  pag.  ^82.  —  Dict.  hist.  I,  pag.  8-^4.  G. 

Claudius,  Friedrich  Matthias  C,  zu  Marburg,  war  am  1.  Juni  1822 
zu  Lübeck  geboren  als  Enkel  des  berühmten  Matthias  C. ,  studirte  in  Jena, 
Göttingen  und  Kiel  Medicin  und  Naturwissenschaften,  wurde  1844  in  Göttingen 
Dr.  phil.,  war  von  1849 — 52  Conservator  am  zoologischen  Museum  zu  Kiel,  nahm 
als  freiwilliger  Feldarzt  der  schleswig-holsteinischen  Armee  an  deren  Feldzügen 
1848—50  Theil,  wurde  1852  in  Kiel  Dr.  med.  und  Prosector  und  1859  als 
Professor  der  Anatomie  nach  Marburg  berufen.  Seine  Arbeiten  gehörten  grössten- 
theils  der  vergleichenden  Anatomie  an;  so  seine  beiden  Dissertationen  und  seine 
„Physiologische  Bemerkungen  über  das  Gehörorgan  der  Cetaceen  und  das 
Labyrinth  der  Säugethiere^  (Kiel  1858).  Meistens  das  Gehörorgan  verschiedener 
Thierclassen  betreffend,  finden  sich  noch  Aufsätze  von  ihm  in  v.  Siebold's  und 
KÖLLIKER*S  Zeitschrift  (1856),  in  Dünker's  und  Herm.  Meykr's  Palaeontogra- 
phica  (1864);  femer:  „  Ueber  das  Gehäi'organ"  (Oeffentliche  Vorträge,  gehalten  . . . 
in  Marburg,  Bd.  II,  Stuttgart  1862).  Auf  die  Anatomie  und  pathologische  Anatomie 
bezüglich  gab  er  heraus:  „Die  Efntwicklung  der  herzlosen  Missgeburtefi"  (Kiel 
1859)  und  in  Henle's  und  Pfeuffer's  Zeitschrift  (1864):  „Ueber  den  Schädel 
der  Hemicephalen"  —  „  Ueber  die  Lage  des  Uterus*^.  Er  starb  zu  Kiel  am 
10.  Januar  1869. 

Alberti,  I,  pag.  131.  G. 

ulanser,  Christoph  C,  Arzt  in  Zürich,  bekämpfte  die  arabistische 
Diagnostik  aus  der  Hamschau  in  seiner  Schrift :  „Dialogus,  dass  die  Betrachtung 
des  Menschenharns  ohne  anderen  Bericht  unnützlich  u.  s.  w.**    (Zürich  1531). 

Hall  er,  Bibliotheca  med.  II,  pag.  531.  —  Haeser,  Gesch.  der  Med.  1845,  pag.  380. 

W.  Stricker. 

Glausier,  Jean  Louis  C,  prakticirte  als  Baccalaureus  in  Paris  um  die 
Mitte  des  18.  Jahrhunderts.  Seine  chemisch-pharmaeeutischen  Schriften  haben  wenig 
Werth,  besser  sind  seine  Uebersetzungen  mehrerer  deutscher  und  englischer  Werke, 
so  unter  Anderen  der  Pharmacopoe  universelle  von  Quincy.  Unger. 


CLAVE.  —  CLELAND.  35 

Glave,  Etienne  C,  lebte  als  praktischer  Arzt  in  Paris  um  die  Mitte  des 
17.  Jahrhunderts  und  publicirte  mehrere  Schriften,  meist  chemischen  Inhaltes. 

ünger. 

*Clay,  Charles  C,  zu  Edinburg  1820— 1823  ausgebildet,  wurde  1842 
Ext.  L.  R.  C.  P.  Lond.  und  wirkte  lange  Zeit  als  Lehrer  und  Medical  officer  am 
St.  Mary's  Frauenspital  zu  Manchester.  Er  sieht,  nachdem  er  sich  hier  von 
der  Praxis  zurtlckgezogen,  auf  eine  grössere  Anzahl  umfassender  Arbeiten  zurück, 
von  denen  nur  die  auf  gynäkologischem  Gebiet  wichtigen  hier  angeführt  sein 
mögen:  „Vomiting  in  pregnancy^  —  „Caesarian  section"  —  „Results  of  314 
ovarian  Operations"  —  „Handbooh  of  obstetric  surgery"  (mit  90  Abbildungen). 

Red. 

Glaynton,  John  C,  1693 — 1773,  prakticirte  in  Virginien  von  1705  ab, 
beschäftigte  sieh  aber  in  erster  Reihe  nur  mit  vergleichender  Anatomie  und  Botanik 
(Aufsätze  in  der  Phil,  transact.).  —  Nach  ihm  benannt  wurde  ein  Pflanzengenus 
„Claytonia"  aus  der  Familie  der  Portulaceen. 

Biogr.  m^d.  III.  Red. 

Cleghorn,  George  C. ,  1716 — 1789,  aus  der  Gegend  von  Edinburg 
gebürtig,  war  ein  Lieblingsschfiler  A.  Monroes  und  Fothergill's  und  übernahm 
dann  in  sehr  jungen  Jahren  eine  militärärztliche  Stellung  auf  der  Station  Minorka. 
1750  zurückgekehrt,  arbeitete  er  zunächst  in  London  seine  „Obaervations  on  tfie  epi- 
demtcal  diseases  of  Minorca  from  1744  to  1749  etc."  (London  1751,  68,  99) 
aas,  begab  sich  dann  nach  Dublin  und  las  hier  anatomische  Repetitionscurse ,  um 
1784  den  Lehrstuhl  für  Anatomie  einzunehinen.  1789  starb  er  und  hinterliess 
neben  Aufsätzen  in  den  Med.  observ.  and  inquiries,  Bd.  III,  noch  einen  „Index 
of  an  annual  course  of  lectvres"  (Dublin  1767). 

Dict.  hist.  II.  Red.      • 

Gleland)  Archibald  C,  war  nach  der  unten  angegebenen  einzigen  Original-, 
quelle  ein  Zeitgenosse  Valsalva's,  englischer  Militärarzt  und  Surgeon  to  General 
Wade's  regiment  of  horse.  Abgesehen  von  einer  chirurgischen  Notiz:  „A  descrip- 
tion  of  a  Catheter ,  made  to  remedy  the  inconveniendes  which  occastoned  the 
leaving  of  the  high  Operation  for  the  stowte" ^  ist  namentlich  die  ebenfalls  kurze, 
aber  inhaltreiche  Mittheilung:  „A  description  of  needles  made  for  Operations  on 
the  eyes  and  of  some  instruments  for  the  ears"  wegen  des  otiatrischen  Theiles 
dieser  Abhandlung  für  die  Geschichte  der  Ohrenheilkunde  von  hoher  Bedeutung. 
C.  ist  der  Erste ,  welcher  die  jetzt  allgemein  übliche  Einführung  des  Ohrkatheters 
durch  die  Nase  angegeben  hat.  Ausserdem  ist  historisch  wichtig,  dass  er  zu 
derselben  Zeit,  wo  Valsalva  in  seinem  berühmten  anatomischen  Werke  den  nach 
ihm  benannten  Versuch  beschreibt,  denselben  genau  ohne  Nennung  Yalsalva's 
erwähnt  und  seinen  Kranken  empfiehlt.  Bei  der  von  ihm  geübten  Ohrunter- 
suchung, resp.  Therapie,  beschreibt  er  seine  Beleuchtungseinrichtung  (Convexglas), 
die  Erweichung  harten  Cerumens  mittelst  Dampf.  Ist  die  Tuba  Eust.  ver- 
stopft, so  spritzt  er  etwas  warmes  Wasser  in  diese  ein  mit  Hilfe  einer  durch 
die  Nase  in  die  Tubenmündung  eingeführten  biegsamen,  silbernen  Röhre.  Die 
sUbemen  Röhren  benutzt  er  femer  zum  Lnfteinb lasen  in  die  Paukenhöhle 
und  zur  Erweiterung  der  Tuben.  C.  kennt  auch  bereits  die  durch  starken 
Knall  (Donner,  Kanonenschuss  etc.)  hervorgerufene  Taubheit  und  nimmt  an,  dass 
hierbei  Trommelfell  und  Gehörknöchelchen  nach  innen  getrieben  seien.  Die  so 
entstandene  abnorme  Concavität  des  Trommelfells  soll  vom  Patienten  durch  An- 
wendung des  VALSALVA*schen  Versuches  (vgl.  oben)  gehoben  werden.  Führt 
dieser  nicht  zum  Ziel,  so  wendet  C.  die  Luft  Verdünnung  im  äusseren  Gehör- 
gange an  mittelst  einer  elfenbeinernen,  luftdicht  und  möglichst  nahe  dem 
Trommelfell  eingeführten  Röhre.  Schlägt  auch  dieses  —  nach  ihm  oft  helfende  — 
Mittel  fehl,  so  verzichtet  er  auf  eine  weitere  Cur,  weil  dann  durch,    den  heftigen 

3* 


36  CLELAND.  —  CLEMENT. 

„Shock"    eine   Disloeation    der    Gehörknöchelehen    oder    eine    Nervenerkrankung 
stattgefunden  hat. 

Philos.  Trans a ct.  Vol.  41,  Part.  II  (mit  Tafel  7)  for  the  years  1740,  1741, 
pag.  844 — 851;  der  otolog.  Theil  übersetzt  von  Lincke,  Sammlung  auserlesener  Abhand- 
lungen und  Beobachtungen  aus  dem  Gebiete  der  Ohrenheilkunde,  V,  pag.  42  (mit  treuer  Nach- 
bildung der  Figuren).  A.  Lucae. 

*Cleland,  John  C. ,  wurde  in  Edinburg  1856  promovirt,  wirkte  zuerst 
als  Professor  der  Anatomie  und  Physiologie,  sowie  als  Clinical  lecturer  am  Queens 
College  zu  Galway  und  zur  Zeit  als  ordentlicher  Professor  der  Anatomie  zu  Glasgow. 
Seine  Preisthese :  „On  the  structure  and  mechanism  of  the  gubernaculum  testia^ 
(1856)  verdient  ebensowohl  der  Erwähnung,  wie  die  in  den  Philos.  transactions 
erschienenen  Arbeiten  über  den  Vomer  und  die  Intermaxillarknochen  und  über 
Schädelvarietäten  (1862,  resp.  1870).  Auch  gab  er  ein  „Directory  for  the  dis- 
section  of  the  human  body^  (1876)  und  eine  Monographie  :  „Evolutton,  expression 
and  Sensation^  (1881)  heraus.  Red 

Clemasius,  Matthäus  C,  zu  Greifswald,  war  am  26.  October  1640  zu 
Eberbach  bei  Zittau  geboren,  studirte  in  Leipzig  Medicin  und  erwarb  die  Magister- 
würde daselbst,  war  dann  5  Jahre  lang  Arzt  des  Baron  Taube,  sächsischen 
Kanzlers,  mit  dem  er  Prag  und  Wien  besuchte  und  davon  für  seine  Wissenschaft 
Nutzen  zog.  1674  wurde  er  in  Greifs wald  üoctor  und  in  demselben  Jahre  zum 
zweiten  Professor  der  Medicin  und  Stadtphysicus  daselbst  ernannt.  Er  las  über 
Physik,  Anatomie,  Physiologie,  Botanik,  Chyraiatrie  u.  s.  w.  und  schrieb  eine 
„Physica  schematica"  (Greifswald  1619),  ausserdem  17  Dissertationen  und  Pro- 
gramme.   Er  starb  am  25.  December  1702. 

Scheffel,  pag.  196,  321.  —  Kosegarten,  I,  pag.  267.  G. 

ClemeilS,  Johann  Christiane,  studirte  in  Erfurt  Medicin  und  wurde 

daselbst  1724  zum  Doctor  promovirt  (Diss,  de  fumculo  umbilicali  foetus  hiimani 

longiore  prae  brutis).   Er  wurde  zuerst  als  Militärarzt  in  Kronstadt  angestellt  und 

dann  am  6.  März  1738  zur  Armee  Münnich's  am  Dnjepr  abcommandirt. 

Tschistowitsch,  CLXXIX.  t     o*.-    a 

'  L.  Stieda. 

*  Clemens,  Theodor  C,  am  I.Juli  1824  in  Frankfurt  a.  M.  geboren, 
studirte  in  Heidelberg  (Müncke,  Naegele,  Tiedemann,  PüCHELT)  bis  1846,  dem 
Jahre  seiner  Promotion.  Seitdem  wirkt  er  als  praktischer  Arzt,  speciell  als  Elektro- 
therapeut  in  seiner  Vaterstadt  und  ist  auch  literarisch  sehr  thätig  gewesen. 
Seine  grösseren  Arbeiten  sind :  „Ein  Beitrag  zur  näheren  Erkenntniaa  des  Cloro- 
forms  etc."  (Deutsche  Klinik,  1850)  —  „Spasmi  stUorum,  Schicsterkrämpfe^ 
(Ebenda  1851)  —  „Die  Chlorkupferlampe  als  bestes  und  einfachstes  Desinfec- 
tionsmittel  der  Luft  während  Cholera- Epidemien"  (Ebenda  1865)  —  „  Ueber  den 
Einfluss  der  magnetischen  Polaritäten  auf  das  animale  Leben"  (Ebenda  1872)  — 
„Reflexionen  über  Cholera  -  Aetiologie"  (Ebenda  1873).  —  Der  angewandten 
Elektricität  als  Heilmittel  hat  er  in  den  Jahrgängen  derselben  Zeitschrift  von  1858 
bis  1875  eine  Reihe  von  Artikeln  gewidmet  und  über  dasselbe  Thema  ein  grösseres 
Werk  (Frankfurt  a.  M.  1876 — 1879  und  1882)  erscheinen  lassen;  ausserdem  Publi- 
eationen  tlber  Hamröhrenkrankheiten ,   Diabetes,    Heilung  von  Ovarialtumoren  etc. 

Red. 

Clement,  John  C. ,  geboren  gegen  Ende  des  15.  Jahrhunderts,  ward 
1579  Professor  der  Rhetorik,  später  der  griechischen  Sprache  zu  Oxford.  Nach 
einigen  Jahren  legte  er  sein  Amt  nieder ,  um  Medicin  zu  studiren ,  prakticirte 
später  in  London,  wo  er  Mitglied  der  Gesellschaft  der  Aerzte  wurde  und  war  ein 
so  angesehener  Arzt,  dass  Heinrich  VHI.  ihn  zur  Behandlung  des  erkrankten 
Cardinal  Wolsey  sandte.  Eingenommen  für  die  katholische  Religion,  verliess  er  Eng- 
land unter  der  Regierung  E  d  u  a  r  d  HI.  und  ward  von  der  1552  erfolgten  Amnestie 
ausgeschlossen.    Unter  M  a  r  i  a's  Herrschaft  zurückgekehrt,  flüchtete  er  nach  ihrem 


CLEMENT.  —  CLERMONT.  37 

Tode  wieder   und   zog  sich  nach  Malines  zurück,    wo  er  am  1.  Juli  1572  starb. 
Medicinische  Schriften  hat  er  nicht  hinterlassen. 

Nouvelle  Biographie  g^n^rale.  Max   S  a  1  o  m  o  u. 

GlementinTlS,  Clement  ins  C. ,  wurde  zu  Ende  des  15.  Jahrhunderts  in 
Amelia,  im  Herzogthume  Spoleto  geboren,  studirte  in  Padua,  ward  daselbst  Lehrer 
der  Philosophie  und  Mathematik  und  später  Leibarzt  des  Papstes  L  e  o  X.  zu  Rom. 
In  seinem  Werke :  y,  dementia  Clementis  Clement ii  Clementini Ämerini^  (Rom  1512, 
Fol.),  später  unter  dem  Titel:  „Glementü  Clementini  .  . .  lucuhrationes  medicae  de 
febribus**  (Basel  1535,  Fol.)  zeigt  er  sich  als  einen  entschiedenen  Anhänger  des 
Neuplatonismus  und  der  Astrologie,  wie  er  denn  annimmt,  die  theoretische  Medicin 
sei  dem  Stemzeichen  des  Stieres,  die  praktische  dem  des  Scorpion  unterworfen. 
Zum  Ruhme  muss  es  ihm  angerechnet  werden,  dass  er  als  einer  der  Ersten  gegen 
den  Unfug  der  üroskopie  auftrat.  Max  Salomou. 

Glimot,  Jean-Baptiste-Joachim  C,  zu  Rochefort,  war  am  17.  Juni 
1776  daselbst  geboren,  wo  sein  Vater  Chirurg  der  Marine  und  Lehrer  der  Anatomie 
war.  Er  trat  1792,  kaum  16  Jahre  alt,  in  das  Marine-Hospital,  wurde  1793 
Sous-aide,  setzte  seine  Studien  in  Paris  fort,  wurde  1803  daselbst  Doctor,  ging  dann 
zur  See,  wurde  in  acht  Jahren  Chirurg  erstfer  Classe,  und  später  Professor.  Er  erfand 
ein  den  Zustand  der  Kranken  auf  der  See  erleichterndes  Bett,  führte  als  einer  der 
Ersten  1806  eine  Resection  im  Handgelenk  (bei  einer  complicirten  Luxation), 
1834,  ebenfalls  als  einer  der  Ersten,  in  zwei  Fällen  von  schlecht  geheilten  Ober- 
achenkel -  Fracturen  Keil  -  Osteotomien  in  dem  voluminösen  Callus  (Gaz.  des  hopit. 
1836)  und  ;5wei  Vesico  -  Vaginal  -  Steinschnitte  CLeroüx'  Journal  de  m^d.  1817) 
aus  und  machte  sich  durch  Angabe  eines  Verfahrens  zur  Vermeidung  eines  Ein- 
kniffes  nach  der  Operation  der  Hasenscharte  verdient.  Ebenso  wie  er  in  Rochefort 
die  erste  chirurgische  Stelle  in  der  Marine  als  Premier  Chirurgien  en  chef  und 
Präsident  des  Conseil  de  sante  einnahm,  so  war  er  auch  in  der  Stadt  und  in  den 
nächstgelegenen  Departements  der  in  chirurgischen  Dingen  unbedingt  zu  Rathe 
Gezogene.  Nachdem  er  den  Dienst  der  Marine,  um  den  er  sich  hoch  verdient 
gemacht  hat,  verlassen,  starb  er  am  11.  Juni  1852. 

Dnplouy  in  Archives  de  medec.  navale.  T.  X,  1868,  pag.  449.  —  Berger  et 
Key,  pag.  b'Z.  Gurlt. 

Clerc,  Nicolas-Gabriel  C.  (Leclerc),  1726—1798,  aus  Baumeles- 
Domes  (Franche  Comt6) ,  Mitglied  einer  durch  mehrere  Generationen  reichenden 
Reihe  von  mit  ihm  verwandten  Aerzten  gleichen  Namens.  1757  machte  er  als 
Oberfeldarzt  den  Krieg  in  Deutschland  mit  und  begab  sich  1759  auf  Requisition 
der  Kaiserin  Elisabeth  nach  Russland,  um  Jahre  lang  den  Cosaken- General 
Rasumowski  zu  begleiten.  1762  kehrte  er  nach  Deutschland  zurück,  um 
Leibarzt  des  Herzogs  von  Orleans  zu  werden.  Auf  einer  zweiten  Reise  in  Russ- 
land, 1769 — 1777,  sammelte  er  das  Material  zu  einer  „Geschichte  Russlands** 
(erschienen  1783 — 1794).  —  1778  nach  seiner  zweiten  Heimkehr  nach  Frankreich 
nahm  er  den  Namen  „Leclerc"  an,  wurde  —  aber  nur  auf  kurze  Zeit  — 
Inspecteur  der  Hospitäler  des  Königreiches  und  verbrachte  die  übrigen  20  Jahre 
seines  Lebens  schriftstellerisch  thätig  in  Versailles.  Ausser  vielen  historischen 
(vgl.  auch  oben),  politischen,  moralischen  etc.  Schriften  verfasste'er :  „Memoire 
sur  la  goiUte"  (1750 — 1751)  —  Diasertatio  de  liydrophobia"  (1760)  —  „Moyen 
de  prlvenir  la  contagion  et  d^y  remedier  .  .  .  avec  Vhistoire  des  maladies 
^pidimiques  qui  ont  regne  en  Ukraine  en  1760^  (Moskau)  —  „De  la  conta- 
gion, de  sa  nature  etc,**  (St.  Petersburg  1771)  —  „Maladies  du  coeur  et  de 
Vesprit'*  (Paris  1793). 

Dict.  bist.  II.  .Red. 

Clermoilt  (Claramontius,  Claromontiüs),  Charles  C,  englischer  Arzt 
ans  der  2.  Hftlfte  des  17.  Jahrhunderts,  der  in  Wales  prakticirte  und  sich  dadurch 


38  CLERMONT.  —  CLIFTON. 

verdient  gemacht  hat,  dass  er  die   erste   medicinische  Topographie  von  England, 
nach  dem  Vorbilde  des  Hippokrates  unter  dem  Titel:    „De  aere,  locis  et  aquts 
terrae  Angliae;  deque  morbis  Anglorum  vernacuUs'*  (London  1672)  herausgab. 
Dict.  bist.  I,  pag.  827.  G. 

Clercqz,  Gabriel  Le  C,  der  dritte  Sohn  Thomas'  vom  Haag,  zu 
Frasnes-lez Buisnal  1644  geboren,  studirte  zuerst  in  Löwen,  dann  in  Montpellier, 
wo  er  promovirt  wurde.  Zunächst  Hess  er  sich  in  Avesnes,  dann  in  Lille  (als  Armen- 
arzt) nieder  und  gab  zuerst  einen  „Discursus  , ...  de  morbis  pauperum*^  heraus. 
Diesem  folgte:  „L^^cole  du  Chirurgien  etc/'  (Paris  1684)  und  „Chirurgie  com- 
pUtt"*  (Paris  1692  und  später  noch  in  18  Ausgaben).  Dieses  weitrenommirte  Werk 
veranlasste  C.'s  Berufung  als  Leibarzt  Ludwig's  XIV.  In  dieser  Stellung  publi- 
cirte  er  noch:  „Uappareil  commode  en  favevr  des  chinirgiens*^  (Paris  1700)  — 
„Catalogue  des  drogues^  (Daselbst  1701)  und  „Midecine  aisie^  (Daselbst  1719). 
Ein  Jahr  hierauf  starb  er.  van  den  Corput.  —  Red. 

Cleyer,  Andreas  C,  aus  Cassel,  geboren  Anfangs  des  17.  Jahrhunderts, 
war  Arzt,  widmete  sich  jedoch  nach  seiner  Rückkehr  aus  Java  ganz  der  Botanik 
(von  1680  ab)  und  gab  einige  chinesische  Schriften:  „Herbarium parvum  Sinicts" 
(1680)  —  ^Clavis  med.  ad  Chinae  doctrinam  de  pulsibus"^  (gleichzeitig)  an- 
scheinend als  selbständiger  üebersetzer,  —  das  ^Specimen  med.  Sinicae  etc,^  als 
Plagiator  eines  Missionärs  heraus.    Mehrere  Pflanzengattungen  führen  C.'s  Namen. 

Dict.  bist.  II.  —  AUgem.  Deutsche  Biogr.  IV.  Red. 

Glift,  William  C,  zu  London,  war  am  14.  Februar  1775  zu  Burcombe 
bei  Bcdmin  geboren,  kam  1792  als  Gehilfe  und  Zeichner  zu  John  Hünter, 
nach  dessen  1793  erfolgtem  Tode  er  acht  Jahre  lang,  bis  das  von  Diesem  hinter- 
las^ene  Museum  vom  Staate  angekauft  und  dem  Royal  College  of  Surgeons  über- 
geben wurde,  dasselbe  in  gewissenhaftester  Weise,  bei  sehr  geringer  Besoldung, 
verwaltete,  während  er  sich  einigen  Nebenverdienst  durch  Anfertigung  von  Zeichnungen 
für  anatomische,  chirurgische  und  naturwissenschaftliche  Werke  (z.  B.  von  Baillie, 
Home,  Rüssel)  verschaffte.  1801  wurde  er  als  Conservator  der  Sammlung  angestellt 
und  verblieb  in, dieser  Stellung  bis  wenige  Jahre  vor  seinem  am  20,  Juni  1849 
erfolgten  Tode,  während  er  unausgesetzt  auf  die  Unterhaltung,  Vermehrung  und 
Nutzbarmachung  derselben  bedacht  war,  so  dass  ihm  hauptsächlich  der  unvergleich- 
liche Zustand,  in  welchem  jenes  Museum  sich  befindet,  zu  danken  ist.  Die  Zahl 
seiner  literarischen  Arbeiten  in  den  Philosoph  Transact.  (1815,  1823)  »ind  Geolog. 
Transact.  ist  gering;  sie  handeln  von  dem  Einfluss  des  Rückenmarkes  auf  die 
Herzaction  bei  Fischen  und  über  einige  fossile  Knochen. 

Medical  Times,  1850,  March  2.  —  0  p  p  e  n  h  e  i  m's  Zeitschrift  f.  d.  ges.  Med.  Bd.  XLIII, 
1850,  pag.  klS,  —  Callisen,  IV.  pag.  212.  q 

Clifton,  Francis  C,  Londoner  Arzt  um  die  Mitte  des  18.  Jahrhunderts, 
der  zu  Oxford  mit  einer  Dissertation  „De  distinctis  et  confluerUibus  variolis" 
(bei  Haller  erwähnt)  doctorirt  hatte,  schrieb  später  noch  einen  „Tractatus  de 
podagra"  (York  1714)  —  einen  „Tractatus  de  morbus  endemicis'*  (Daselbst  1718) 

—  einen  für  die  Geschichte  der  Medicin  seiner  Zeit  bedeutenden  „State  of  phy sie 
ancient  and  modern**  (London  1732,  französisch  Paris  1742)  und  übersetzte 
mehrere  Schriften  des  Hippokbates,  die  jedoch  nur  z.  Th.  edirt  wurden  (London 
1727).  Die  gesammten  Werke  C.'s  erschienen  vier  Jahre  nach  seinem  Tode 
(London  1752)  in  einer  Ausgabe,  welche  der  Sohn  —  Clifton  de  Wintringham 

—  publicirt  hat.  Dieser  wurde  (sein  Geburtsjahr  ist  unbekannt)  Leibarzt  beim  Herzog 
von  Cumberland  1749,  königlicher  Leibarzt  1762.  Berühmt  ist  sein  „Inquiry 
tnto  the  exilites  of  the  vesseh  on  the  human  body^  (London  1743);  ausserdem 
schrieb  er  „An  experimental  inquiry  concerning  some  parts  of  the  animal  struc- 
ture**  (London  1740)  —  „De  morbis  quibusdam  commentarii**  (London  1782 — 91) 
und  persönliche  Streitschriften. 

Dict.  hist.  II.  Red. 


CLINCH.  -  CLOQÜET.  39 

Clinch,  William  C. ,  englischer  Arzt  aus  der  1.  Hälfte  des  18.  Jahr- 
hunderts, schrieb  eine  „History  of  the  rise  and  progresa  of  the  smalUpox" 
(London  1723;  1733)  —  „De  usu  vesicantium  in  morbis  curandis"  (1726)  — 
„De  tuenda  valetudine"  (1728)  —  „ObservcUiones  medicae"  (1733) —  „Histortae 
medicae^  (1733).  Sein  Hauptverdienst  ist  aber  die  Herausgabe  einer  griechischen 
und  lateinischen  Ausgabe  der  übriggebliebenen  Schriften  des  ROFUS  Ephesius: 
„De  vesicae  renumque  morbta;  de  purganttbus  medtcameTttü ;  de  partibua  cor- 
poris humani"  (Lond.  1726,  4.). 

Dict.  hißt.  I,  pag.  830.  --  Dechambre,  XVIII,  pag.  125.  G. 

Mc.  Cllntock,  Alfred  Henry  Mc.  C,  geboren  am  21.  October  1821, 
begann  seine  medicinischen  Studien  am  Krankenhaus  zu  Louth,  ging  darauf  nach 
Dublin  und  trat  hier  in  die  Park  Streetschool  of  medecine  ein.  Im  Jahre  1842 
wurde  er  Lieentiate,  1844  R.  C.  S.  Irel.  und  promovirte  in  demselben  Jahre  an 
der  Universität  Glasgow.  Bald  darauf  begab  er  sich  nach  Paris,  wo  er  ein  halbes 
Jahr  studirte,  um  sich  dann,  nach  seinem  Vaterland  zurückgekehrt,  auf  den  Rath 
seines  Lehrers  Charles  Johnson,  des  damaligen  Directors  der  Rotunda  Lyiug-in 
Hospitals,  speciell  der  Geburtshilfe  und  Gynäkologie  zu  widmen.  Im  folgenden 
Jahre  trat  er  als  Assistent  des  letzteren  in  das  Krankenhaus  ein  und  veröffentlichte 
mit  seinem  Collegen  Dr.  Hardy  einen  Bericht  über  das  Hospital:  „Practical 
observations  on  midicifery  and  the  disea^e  incidental  to  puerperal  state^. 
Nachdem  er  1851  L.  K.  Q.  C.  P.  geworden,  übernahm  er  1854  die  Direction 
des  Krankenhauses,  die  er  neun  Jahre  inne  hatte.  In  den  1863  veröffentlichten 
„Clinical  memoirs  on  diseases  of  women"  liegt  uns  die  Frucht  seiner  Arbeiten 
während  dieses  Zeitraumes  vor.  Im  Auftrage  der  New  Sydenham  Society  gab  er 
eine  neue  Auflage  von  Smellie's  Midwifery  heraus,  die  er  mit  einem  Commentar 
und  einer  Biographie  Smellie's  versah.  Unter  den  zahlreichen  Beiträgen,  die  er 
publicirte,  sind  besonders  zu  verzeichnen:  „Secondary  kaemorrkage  afier  par- 
turation*^  —  „The  spontaneotis  elimination  of  uterine  tumours^  —  „Foetal 
therapeutics"  u.  v.  A.  Zu  erwähnen  ist  noch,  dass  er  bei  Gelegenheit  eines 
Congresses  der  British  Medical  Association,  deren  geburtshilflicher  Section  er 
wiederholt  präsidirte,  von  der  Universität  Edinburg  zum  L.  L.  D.  (honoris  causa), 
von  der  Universität  Dublin  zum  Master  of  the  Obstetric  Art  ernannt  wurde.  Er 
starb  am  21.  October  1881.  Red. 

*Cloetta,  Arnold  C,  geboren  am  28.  April  1828,  studirte  in  Zürich, 
Würzburg,  Wien,  Berlin,  Paris  und  war  besonders  Schüler  von  C.  Ludwig  und 
Claüde-Bernard.  1851  zu  Zürich  promovirt,  wirkte  er  seit  1854  daselbst  als 
Arzt,  seit  1857  als  Professor  für  allgemeine  Pathologie,  seit  1870  als  Professor 
der  Arzneimittellehre  und  trat  1880  zurück.  Von  ihm  rühren  her  das  „Lehrbuch  der 
Arzneimittellehre  und  Arzneiverordnungslehre^  (1.  Auflage  1881,  2.  Auflage  1883), 
sowie  mehrere  Arbeiten  im  Gebiete  der  medicinischen  Chemie  und  Pharmakologie. 

Red. 

Cloqnet,  Hippolyte  C,  zu  Paris,  war  daselbst  am  17.  Mai  1787 
geboren,  wurde  1815  mit  der  „Dissert.  sur  les  odeurs,  sur  les  sens  et  les  organes 
de  rolfaction**  (4.)  Doctor,.  nachdem  er  bereits  mit  einem  „Mdm,  sur  les  occu- 
pations  atixquelles  doit  se  Itvrer  le  chef  des  travaux  anatomiques,  etc,^  (Paris 
1812)  concurrirt  hatte.  Er  war  Professeur  particulier  der  Anatomie,  gab  auf 
Veranlassung  der  medicinischen  Facultät  einen  „Trait^  d^anatoinie  descriptive^ 
(Paris  1816;  1821 ;  1825;  6.  Mit.  1835,  2  voll.),  dazu  „Planches  d'anatomie 
descriptive"  (Livr.  1 — 5,  1832,  34,  4.;  englische  Uebers.  von  Ron.  Knox, 
Edinburg  1828;  amerikanische  Ausgabe,  Boston  1830;  belgischer  Nachdruck  1834) 
und  als  2.  Auflage  seiner  Dissertation  seine  „OspfirSsiologie  ou  Traiti  des  odeurs, 
du  sens  et  des  organes  de  Volfaction,  avec  VMstoire  dUaillie  des  maladies  du 
nez  et  des  fosses  nasales y  et  des  Operations  qui  leur  conviennent^*  (Paris  1821 ; 
deutsche  Uebers.,  Weimar  1824)  heraus,  wurde  1823  zum  Professeur  agr6g6  ernannt. 


40  CLOQÜET. 

unterzog  sich  jedoch  niemals  einem  Concurse  um  die  anatomische  Professur  in  der 
Facultät,  obgleich  er  ein  sehr  geschickter  Anatom  und  unterrichteter  Arzt  war. 
Seine  weitereu  Schriften  waren:  „Faune  des  midecins,  ou  Mstoire  des  animaux 
et  de  leurs  produita  sous  le  rappoH  de  la  bromatologie  etc.*'  (6  Bde.,  Paris 
1822 — 25,  av.  pl.  color.)  —  „TraitS  complet  de  Vanatomie  de  Vkomnie,  etc.^ 
(Paris  1825,  11  Lieferungen  mit  110  pl.).  Er  setzte  das  von  F.  ViCQ  d'Azyb 
begonnene  „Systhne  anatomique^  (4  Bde.  1792 — 1830,  4.)  fort,  war  der  Mit- 
herausgeber des  Dict.  des  sc.  m6d.  seit  1817,  des  Dict.  de  mMec.  seit  1821 
und  der  2.  Ausgabe  desselben  seit  1832,  femer  des  Nouv.  Dict.  de  m6d.,  chir.  etc. 
seit  1821,  der  Illustrations  of  morbid  and  descriptive  anatomy  seit  1833,  der 
Encyclop.  des  sc.  m6dic.  seit  1834,  femer  des  Nouveau  Journal  de  möd.,  chir., 
pharm,  etc.  und  des  Joum.  compl^ment.  du  Dict.  des  sc.  med.  seit  1818,  der  M6m. 
de  la  Soc.  d'hist.  nat.  seit  1823.  Er  tibersetzte  aus  dem  Englischen  RoB.  Thomas' 
„  TraüS  de  mSdecine pratique"  (Paris  1818)  und  aus  dem  Spanischen  F.  Carbonell's 
„£l4men8  de  pharmacie"  (Paris  1820)  und  lieferte  eine  grosse  Zahl  von  Aufsätzen 
in  Zeitschriften,  Wörterbüchern,  Encyelopädien ,  namentlich  in  Leboux'  Journal 
(1812 — 16),  im  Nouv.  Journ.  de  medec.  (1818 — 22),  Arch.  g6ner.  de  m6d.,  Joum. 
hebdom.  de  m6d.  über  sehr  verschiedene  Gegenstände  aus  der  pathologischen  und 
vergleichenden  Anatomie  u.  s.  w.    Er  starb  am  3.  März  1840. 

Dechambre,   XVIII,  pag.  140.    —    Callisen,   IV,  pag.  214;  XXVII,  pag.   111. 

Gurit. 

Cloquet,  Louis-Andr6-Ernest  C. ,  zu  Teheran,  ältester  Sohn  des 
Vorigen,  war  zu  Paris  am  11.  October  1818  geboren,  wurde  1843  durch  Concurs 
Prosector  der  Hospitäler,  1846  mit  der  These:  „De  IhSmatocUe  vaginale"  Doctor, 
nachdem  er  bereits  in  den  Archives  g6n6r.  und  den  Bulletins  de  la  Soc.  anatomique 
geschätzte  Abhandlungen  publicirt  hatte.  In  demselben  Jahre  wurde  er  zum  Leib- 
arzte des  Schall  von  Persien  ernannt  und  erhielt  den  Auftrag,  zu  Teheran  eine 
medicinische  Schule  zu  gründen.  Er  hatte  daselbst  vorzugsweise  Gelegenheit,  über 
die  zu  jener  Zeit  herrschende  Cholera  Studien  zu  machen ,  die  er  der  Pariser 
Akademie  mittheilte  und  von  welcher  er  1847  den  Auftrag  erhielt,  sich  den  mit 
der  Untersuchung  des-  Sanitätszustandes  des  Orients  betrauten  Aerzten  anzuschliessen. 
1853  berichtete  er  der  Akademie  wiederholt  über  die  furchtbare,  die  Einwohner 
von  Teheran  decimirende  Cholera-Epidemie,  sowie  über  einige  wenig  bekannte 
Substanzen  (Ganderum,  Pambul  Djebalo),  über  einen  Steinschnitt  bei  einem  Knaben, 
der  am  fünften  Tage  umherging  und  am  neunten  definitiv  geheilt  war  u.  s.  w. 
Sein  Tod  erfolgte  1856  an  Gift. 

fl.  Larrey,  in  Mem.  de  l'Acad.  imp.  de  m6dec.  T.  5^0,  1856.  —  Dechambre, 
XVm.  pag.  140.  Gurlt. 

Cloquet,  Jules-Germain  C,  zu  Paris,  war  daselbst  als  jüngerer  Bruder 
von  Hippolyte  C.  am  18.  December  1790  geboren,  studirte  in  Rouen  Natur- 
wissenschaften und  seit  1810  in  Paris  Medicin,  wurde  1811  anatomischer  Präparator 
der  medicinischen  Schule,  1815  Prosector  der  Facultät  und  1817  mit  der  These 
„Eecherches  anatomiques  sur  les  hernies  de  Vabdomen^  (av.  4  pl.),  für  welche 
er  mehr  als  300  Hernien  dissecirt  hatte,  Doctor.  Im  Anschluss  an  dieselbe  erschienen 
später:  „Recherches  sur  les  causes  et  Vanatomie'  des  hernies  abdominales*' 
(Paris  1819,  4.  av.  14  pl.),  nachdem  er  W.  Lawsence's  „Trait^  des  hernies" 
(1818)  aus  dem  Englischen  übersetzt  hatte.  Bereits  in  eine  frühere  Zeit  fällt  seine 
Schrift:  „De  la  squelittopSe y  ou  de  la  priparation  des  os ,  etc."  (Paris  1815, 
4.;  2.  6dit.  augment6e  par  Serres,  Bruxelles  1824;  1836);  ferner  ein  „M6m, 
sur  la  membrane  pupillaire ,  et  sur  la  formation  du  petit  cercle  art^friel  de 
Piris"  (1818,  av.  1  pl.).  In  demselben  Jahre  erhielt  er  von  der  Akademie  der 
Wissenschaften  den  Preis  für  eine  erst  sechs  Jahre  später  veröffentlichte  Abhandlung : 
„Anatomie  des  vers  intestinaux:  Ascaride  lombrico'ide  et  Echinorhynque  geant" 
(1824,  4.  av.  8  pl.).  1819  concurrirte  er  mit  Erfolg  um  eine  Stelle  als  Chirurgien 
en  chef  adjoint   im  H6p.  Saiut-Louis   und    sehrieb   eine   interessante  Abhandlung: 


CLOQUET.  —  CLOSS.  41 

„De  Vinßuence  des  efforts  sur  les  organes  renfemiis  dans  la  cavitS  tlioracique^ 
(Nouveau  Journ.  de  m6dec.,  T.  6) ,  worin  Lungen-  und  Zwerchfells-Hernien,  die 
Fractur  der  Trachea  u.  s.  w.  abgehandelt  werden.  1821  wurde  er  als  eines  der 
ersten  Mitglieder  in  die  Akademie  der  Mediciu  aufgenommen  und  begann  die 
Publication  seiner  „Anatomie  de  Vhoinme^  ou  description  et  figures  lithographUes 
de  tcutes  les  parties  du  corps  huviain*^  (5  voll.  fol.  av.  300  pl.  1821 — 31 ; 
2.  Aufl.  u.  d.  T. :  „Manuel  d'anatoyme  descriptive  du  corps  humain^  3  voll., 
4,,  av.  340  pl.,  18207-1835;  englische  üebers.  von  John  D.  Godman,  Boston 
1827,  4.),  welche  mehr  als  1300  Figuren  enthält,  von  denen  mehr  als  die  Hälfte 
vom  Verfasser  selbst  nach  der  Natur  gezeichnet  smd.  1822  überreichte  er  der 
Akademie  der  Wissenschaften  ein  von  derselben  gekröntes  „MSm.  sur  les  calculs 
uritiaires"  (4.,  av.  70  pL),  wurde  1824  Professeur  agrögö  mit  der  Concurs-These : 
„An  in  curanda  oculi  suffusione  (vulgo  cataracte)  lentis  crystallinae  extr actio 
hujus  depressione  praestatitior?^,  veranlasste  die  Herausgabe  eines  „TraitS  de 
Vacupuncture  d^apr^  les  observations  de  M.  Jules  Cloquet,  et  publik  sous 
ses  yeux  par  Dan  tu  de  Vannes"  (1826),  worüber  er  eine  grosse  Zahl  von 
Experimenten  gemacht  hatte,  berichtete  (Bullet,  des  sc.  med.,  T.  14)  über  eine  von 
ihm  in  Folge  einer  Aufforderung  von  Chafelain  im  magnetischen  Schlafe  amputirte 
Mamma  und  wurde  1831  mit  der  Concurs-These:  „Pathologie  chirurgicale, 
Plan  et  mSthode  qu'il  convient  de  suivre  dans  V enseignement  de  cette  science^ 
(4.;  englische  üebers.  von  J.  W.  Garuck  und  W.  Copperthwaite,  London  1833) 
zum  Professor  derselben  ernannt,  indem  er  in  jener,  ausser  einer  Anzahl  seltener 
Beobachtungen,  die  Nothwendigkeit  darlegte,  die  theoretischen  Vorlesungen  durch 
Demonstration  von  Präparaten,  Zeichnungen  u.  s.  w.  anschaulicher  zu  machen. 
Die  von  ihm  im  Hop.  Saint-Antoine  gehaltenen  klinischen  Vorträge  wurden  von 
HiPPOL.  Larrey  gesammelt  und  herausgegeben.  1834  wurde  er  Professor  der 
chirurgischen  ELlinik,  gab  aber,  als  ihn  1841 — 42  der  Zustand  seiner  Gesundheit 
dazu  nöthigte,  jede  praktische  Thätigkeit  auf,  war  1844  noch  Mitglied  der  Aus- 
stellungs-Jury, wurde  1851  zum  Chirurgien  Consultant  des  Kaisers  und  endlich  1855 
zum  Mitgliede  der  Akademie  der  Wissenschaften  ernannt.  Arbeiten  aus  dieser  Zeit 
sind  noch:  „Mim,  sur  les  concritions  intestinales  (entirolithes,  dgagropiles  etc,)^ 
(1855)  —  „MSm.  sur  une  mithode  particulihre  d^appliquer  la  cautSrisation 
aiix  divisions  anormales  des  certains  organes^  (1855)  u.  s.  w.  Sein  Tod  er- 
folgte erst  am  23.  Februar  1883,  im  Alter  von  über  92  Jahren.  —  Ausser  der 
sehr  grossen  Zahl  von  Abhandlungen,  hauptsächlich  anatomischen  und  chinirgischen 
Inhalts,  die  er  während  seines  langen,  nur  dem  Dienste  der  Wissenschaft  geweihten 
Lebens  verfasst  hat  und  die .  an  den  unten  angegebenen  Quellen  vollständig  angeführt 
sind,  hat  er  auch  eine  ganze  Reihe  von  Instrumenten  erfunden ,  unter  denen  wir 
nur  das  Enterotom,  Rhachiotom,  ein  Instniment  zur  Extraction  von  Fremdköri)ern, 
eine  Schlundzange,  eine  Arterien-Pincette ,  die  Sonde  ä  double  courant  a.  s.  w. 
hervorheben  wollen. 

A.  Dureau  in  Gaz.  medic.  de  Paris  188.^,  pag.  97,  I5<S,  169.  —  Callisen,  IV, 
^ag.  219;  XXVII,  pag.  112.  Gurlt 

CIOSS,  Vater  und  Sohn  (Clossiüs).  Zu  Marbach  1735  geboren,  führte 
der  Erstere ,  Johann  Friedrich  C. ,  ein  ziemlich  unruhiges  Leben ,  indem  er 
nacheinander  in  Brüssel,  an  verschiedenen  Plätzen  Deutschlands,  Belgiens  und  der 
Niederlande,  zuletzt  in  Hanau  Praxis  trieb.  Bei  seinem  1787  erfolgten  Tode 
hinterliess  er  (ausser  sonstigen  Schriften,  meistens  Dichtungen)  „De  gonorrhoea 
virvlenta^  (Tübingen  1764;  sollte  ohne  Ansteckung  entstanden  sein) —  „Carmen 
de  cortice  Peruviano^  (Leyden  1765)  —  „Nova  variolis  medendi  methodus" 
(Utrecht  1766;  Blasenpflaster  an  die  Füsse)  —  über  Universalmedicin  Mehreres. 
Am  erwähnenswerthesten  sind  jedenfalls  sein  „Specimen  observatwnum  in  Cor- 
nplium  Celsum"  (Utrecht  1767)  —  „OL  Cornelü  Celsi  de  tuenda  sanitate  etc," 
(Tübingen  1785)    und    eine  im  folgenden  Jahre  daselbst  erschienene  Ausgabe  der 


42  CLOSS.  —  CLOT-BEY. 

Aphorismen  des  Hippokrates,  welche  C.  besorgte.  Er  gab  endlieh  noch  eine  latei- 
nische üebersetzung  von  Macbridb's  „Institvtions  of  medecine**  (Utrecht  1764, 
Basel  1783)  heraus  und  starb  1787.  —  Der  Sohn,  Karl  Friedrich  C, 
geboren  1768,  wurde  bereits  1792  zum  Prof.  extraord.  in  Tübingen  ernannt; 
seine  drei  Jahre  später  erfolgte  Berufung  als  Ordinarius  daselbst  überlebte  er  nur 
zwei  Jahre,  da  er  1797  starb.  Seine  Arbeiten  über  Lithotomie  (Marburg  1792, 
resp.  Tübingen  gleichzeitig),  wie  die  „Anmerkungen  über  die  Lehre  von  der 
Empfindlichkeit  und  Reizbarkeit  der  Theile^  ^Tübingen  1794)  —  „Ueber  die 
Enthauptung"  (Daselbst  1796)  —  „  Ueber  die  Lu^tseuche*'  (Daselbst  gleichzeitig)  — 
„Ueber  die  Krankheiten  der  Knochen"  (Daselbst  1798)  wurden  sehr  geschätzt 
Dict.  bist.  II.  Red. 

Clot-Bey,  Antoine-Barth^lemy  C,  war  zu  Grenoble  am  7. November 
1793  geboren,  wuchs  unter  den  bescheidensten  Verhältnissen  auf,  concurrirte  mit 
Erfolg  um  die  Stelle  eines  Chirurgien-interne  beim  Hötel-Dieu  zu  Marseille,  wurde 
Pi'osector  bei  der  dortigen  medicinischen  Secundärschule  und  brachte  es  dahin,  in 
dieser  Stellung  Doctor  der  Medicin  (1820)  und  Chirurgie  (1823)  zu  Montpellier 
zu  werden.  Er  begann  darauf  die  Praxis  in  Marseille  auszuüben,  befand  sich 
aber  immer  noch  in  einer  sehr  wenig  befriedigenden  Lage,  als  M  ehe  med -Ali, 
der  Vicekönig  von  Aegypten,  Industrielle,  Gelehrte,  Aerzte,  Arbeiter  für  sein  Land 
suchte,  um  dasselbe  mehr  der  Civilisation  entgegenzuführen.  C.  wurde  von  Demselben 
1825  als  Chef-Chirurg  der  Armee  engagirt,  wusste  sich  bald  das  Vertrauen  Mehemed- 
A 1  i's  zu  erwerben,  zumal  er  der  auch  von  diesem  gekannten  italienischen  Sprache 
mächtig  war.  Er  errichtete  zunächst  den  Gesundheitsrath  in  Cairo,  gründete 
darauf  1828  die  medicinische  Schule  zu  Abu-Zabel,  einem  Dorfe  vier  Stunden  von 
Cairo  entfernt,  fügte  zu  derselben  später  noch  eine  Apotheker-  und  Veterinärschule 
und  1832  eine  Schule  für  Hebammen  und  den  Unterricht  in  Frauenkrankheiten. 
1837  wurden  alle  diese  Lehranstalten  nach  Cairo  verlegt.  Die  grössten  Schwierig- 
keiten hatte  C.  für  den  Unterricht  in  der  Anatomie  zu  überwinden,  da  die  Section 
und  gar  die  Dissection  von  Leichen  bei  den  fanatischen  Muselmännern  auf  den 
hartnäckigsten  Widerstand  stiess;  indessen  mit  Hilfe  seines  Protectors  wurden 
diese  Schwierigkeiten  überwunden;  er  selbst  war  bereits  1832  zum  Bey  mit  dem 
Range  eines  Obersten,  später  (1836)  Generals  ernannt  worden.  Seine  Wirksam- 
keit an  den  gedachten  Schulen  war,  mit  Unterstützung  durch  Professoren  ver- 
schiedener Nationen,  Deutsche,  Italiener,  Franzosen,  eine  ganz  ausserordentliche. 
Er  selbst  behielt  sich  speciell  die  Chirurgie  vor  und  führte  in  derselben  die 
kühnsten  Operationen  aus,  wie  sich  aus  seinen  nachstehenden  Publicationen  ergibt : 
„Obs.  de  ligature  de  Vartbre  iliaque  externe,  pratiqude  h  Vhopital  d'Abou-Zabel 
le  .  ,  .  1828"  (Marseille  1830)  —  „Obs.  dune  amputation  du  bras  dans  Varti- 
culation  scapulo-humerale,  avec  r^section  du  col  de  Vomoplate,  pratiqude,  avec 
succes  ä  Vhopital  ....  1828"  (Daselbst  1830)  —  „Obs.  d^une  ampiUati&n  dans 
V articulaiion  coxo-f4morale,  praiiquie  . . .  1828"  (Daselbst  1830)  —  „Hist,  dune 
tumeur  SUphantiaque  du  scrotum  etc."  (Daselbst  1830)  —  derselbe  wog  50  Pfund. 
Ausserdem  gab  er  regelmässig  in  der  ersten  Zeit  nach  der  Errichtung  der  medi- 
cinischen Schule  einen  „Compte  rendu  des  travaux  de  VEcole  de  mSd.  cTAbou- 
Zabel  pour  la  premihre  annie  de  sa  fonction  (1828) ;  suivi  d^un  plan  de 
Vhopital"  (Marseille  1831)  und  weiter  1832,  33  heraus;  dem  letzten  derselben 
ist  eine  Rechenschaft  über  seine  gesammte  achtjährige  Thätigkeit  in  Aegypten 
beigefügt.  Er  veröflfentlichte  femer  eine  „Note  sur  la  friquence  des  calculs 
vSsicaux  en  Egypte  et  sur  la  mithode  employee  par  les  chirurgiens  arabes  pour 
en  faire  Vextraction;  suivie  de  refiexions  sur  les  resultats  de  38  Operations 
de  lithotomie"  (Marseille  1831)  —  „Aper(jn  sur  le  ver  dragonneau,  observ4  en 
tlgypte"  (Daselbst  1831)  —  „Relation  des  eind^mies  de  cholera-tnorbus  qui  ont 
regne  h  VHeggiaz,  ä  Suez  et  en  ^gypte"  (Daselbst  1832).  —  1832  geleitete  er 
zwölf  junge  Araber  nach  Paris ,    die  daselbst  zu  Lehrern  der  Medicin  ausgebildet 


CLOT-BEY.  —  CLUTTERBUCK.  43 

werden  sollten,  besuchte  dann  London,  kehrte  aber  1833  nach  Aegypten  zurück, 
um  den  Sanitätsdienst  der  dortigen  Marine  zu  ordnen  und  für  dieselbe  einen 
Sanitätsrath  nach  französischem  Muster  einzurichten.  Bei  Gelegenheit  der  grossen 
Pestepidemie  im  Jahre  1835  zögerte  er  nicht,  sich  Aubert  und  anderen  Nichtcon- 
tagionisten,  gestützt  auf  seine  vielfältigen  Erfahrungen,  anzuschliessen  und  die 
Quarantänen,  wie  sie  damals  gehandhabt  wurden,  zu  verwerfen.  Er  verfasste  später 
noch:  yjApergu  geniral  sur  Vßgypte^  (2  Bde.,  Paris  1840)  —  „De  la  peste 
ohservSe  en  Egypte  etc."  (1840)  —  „Compte-rendu  de  Vitat  de  V enaeignement 
medxcal  et  du  Service  de  sante  en  Egypte  du  commencement  de  Mars  1849" 
(1849).  Nach  dem  Tode  von  Mehemed-Ali  (1849)  verliess  er  Aegypten,  nahm 
in  Marseile  seinen  Aufenthalt  und  schrieb  daselbst  von  Neuem  über  die  Pest: 
„Coup  d'oetl  sur  la  peste  et  les  quarantaines  h  Vocca^ion  du  congres  sanitaire 
reunt  ä  Paris  etc."  (Paris  1851).  Er  war  jedoch  genöthigt,  1856  nach  Aegypten 
zurückzukehren,  um  die  Anstalten,  welche  der  Nachfolger  Jenes  hatte  in  Verfall  ge- 
rathen  lassen,  zu  reorganisiren.  Nachdem  er  endlich  definitiv  seine  Heimat  wieder 
erreicht  hatte,  verfasste  er  eine  Schrift  über  Mehemed-Ali  (1862)  und  „De 
V Ophthalmie^  du  trichiasis,  de  Ventropion  et  de  la  cataracte  observde  en  Egypte" 
(1869),  sowie  eine  letzte  Arbeit  über  die  Pest  „Derniers  mots  sur  la  contagion 
de  la  peste"  (Marseille  1866),  welche  den  Beschluss  seiner  literarischen  Thätigkeit 
machte,  die  sich  im  Laufe  der  Jahre  auch  auf  eine  Reihe  von  Aufsätzen  in  verschie- 
denen französischen  Zeitschriften  erstreckt  hatte.  Der  um  die  Einführung  einer 
wissenschaftlichen  Medicin  in  Aegypten  hochverdiente  Mann  starb  am  28.  August 
1868  zu  Marseille. 

Dechambre,  XVIII,  pag.  141.  —  Callisen,  XXVII,  pag.  113.  Gurlt. 

/  Clowes,  William  C.  (Lebensdaten  nicht  überliefert),  war  zur  Zeit  der 
Königin  Elisabeth  englischer  Marinearzt  (etwa  1570),  erlangte  dann  in  London 
eine  grosse  chirurgische  Praxis  und  die  consultirende  Stellung  am  St.  Bartholomäus- 
Hospital,  bis  er  1586  die  englische  Armee  nach  den  Niederlanden  begleitete. 
1596  war  er  königlicher  Leibarzt,  wieder  in  London  ansässig  und  sehr  gesucht 
und  starb  —  das  Todesjahr  ist  ebenfalls  unbekannt  —  jedenfalls  vor  1631. 
Seine  Arbeit  über  die  Inunctionscur  erschien  —  unter  etwas  abweichenden  Titeln  — 
in  vielen  Ausgaben  (die  erste  London  1575,  die  letzte  daselbst  1637);  auch  die 
Belehrung  über  die  Schusswunden  wurde  (London  1588,  1591,  1596,  1637) 
sehr  viel  benutzt.  —  Endlich  ist  der  auch  von  Halleb  (Bibl.  chir.)  aufgenommene 
^Right  fructfull  and  approved  treatise  ofthe  struma"  (Daselbst  1682)  anzuführen. 
Dict.  hist.  IL  Red. 

Clusius,  8.  DE  l'Ecluse,  Charles  de  TE.  f 

Glutterbuck,  Henry  C,  zu  London,  war  1770  zu  Marazion,  Co.  Corn- 
wall  geboren,  kam  mit  21  Jähren  nach  London  in  die  vereinigten  Hospitäler  von 
Guy's  und  St.  Thomas*  und  begann  bald,  nachdem  er  in  London  sich  als  Arzt 
niedergelassen  hatte,  die  Herausgabe  von  „The  Medxcal  and  Chirurgical  Review", 
eines  Journals,  das  15  Jahre  lang,  bis  1807,  erschien  und  fast  allein  von  ihm 
geschrieben  wurde.  Auch  verfasste  er  die  Schriften:  „An  account  of  a  new  and 
successful  method  of  treating  those  affections  which  arise  from  the  poison  of 
lead,  etc."  (London  1794)  —  „RemarJcs  on  some  of  the  opinions  of  the  late 
Mr.  John  Hunt  er  respecting  the  venereal  disease  etc."  (Daselbst  1799).  1802 
ging  er  noch  auf  ein  Jahr  nach  Edinburg  und  wurde  1804  in  Glasgow  Dr.  med., 
kehrte  dann  nach  London  zurück,  wurde  1807  Physician  des  General  Dispensary 
und  begann  um  dieselbe  Zeit  Vorlesungen  über  Materia  medica  und  praktische 
Medicin  mit  sehr  grossem  Erfolge  zu  halten.  Er  publicirte  darauf  „An  inquiry 
into  the  seat  and  nature  of  fever ;  etc,"  (Daselbst  1807;  2.  Aufl.  1825).  Seine 
Stellung  gestaltete  sich  bald  so  günstig,  dass  er  als  einer  der  ersten  Aerzte  in 
der  City  von  London  galt.  Von  seinen  späteren  Publicationen  sind  noch  anzuführen : 


44  CLUTTERBUCK.  —  COBBOLD. 

jyObaervations  ort  the  prevention  and  treatment  of  the  epidemic  fever,  at  present 
prevailing  in  this  metropolis  and  most  parts  of  the  United  Kingdom  etc.^ 
(London  1819)  —  „An  essay  on  pyrexia,  or  symptomatic  fever,  etc.**  (1837)  — 
„On  the  proper  administration  of  blood-letting*^  (1840)  —  „Essays  on  infiam- 
mation  and  its  varieties**  u.  s.  w.  Seine  über  theoretische  und  praktische  Medicin 
1825  gehaltenen  Vorlesungen  wurden  in  der  Lancet  desselben  Jahres  publicirt. 
Er  starb  am  24.  April  1856,  nachdem  er  6  Wochen  vorher  überfahren  worden  war. 
Munk,  I,  pag.  14.  —  Callisen,  IV,  pag.  229:  XXVII,  pag.  116.  ^ 

*Clutton,  Henry  Hugh  C. ,  erlangte  das  Baccalaureat  zu  Cambridge 
1872  und  wurde  F.  R.  C.  S.  Eng.  1876.  Er  fungirte  als  Assistant  surgeon  und 
Specialist  für  Otiatrie  am  St.  Thomas-Hospital  und  trat  zuert  mit  einer  Uebersetzung 
von  Esmarch's  Handbuch  der  Kriegsverletzungen  auf.  Später  veröflfentlichte  er 
Casuistisches  aus  der  Chirurgie  und  Otiatrie,  speciell  über  Aneurysmenheilung  (Clin, 
soc.  Transact.,  Bd.  XIII  und  Brit.  med.  Journ.  1880).  ^^q 

*Clymer,  Meredith  C,  Herausgeber  des  Medical  Examiner  (1838 — 1839) 
und  Mitherausgeber  des  Journ.  of  nervous  and  mental  disease  (1878 — 1880),  Hess 
seine  erste  grosse  Monographie:  „Fevers,  their  diagnosis  etc,"  in  Philadelphia 
(1846)  erscheinen.  Neben  kleineren  Schriften  sind  später  noch  „Epidemie 
cerebro-spinal  meningitis**  (besonders  sich  auf  New- York  beziehend ;  Philadelphia 
1876)  hervorzuheben.  ^^^ 

Gnöffel.  Zwei  Brüder,  Andreas  und  Andreas  (!)  0. ,  von  denen  der 
Eine  1658,  der  Andere  1699  gestorben  sein  soll.  Der  ältere  C.  war  Leibarzt 
W  l  a  d  i  s  1  a  u  s'  IV.  und  später  Johann  C  a  s  i  m  i  r*s  von  Polen.  Ihm  werden  drei 
Schriften:  „De  podagra  cur  ata*"  (Amsterdam  1643)  —  „üehel  curirter  Glied- 
schwamm"*  (Leipzig  1645)  —  „Methodiis  medendi  fehribus  epidemicus  et  pesti- 
lentialibus**  (Strassburg  1655)  zugeschrieben.  —  Der  jüngere  C.,  welcher  Leibarzt 
des  Bischofs  von  Ermland,  auch  der  polnischen  Könige  Michel  und  Johann  III. 
war,  hat  eine  Reihe  von  Beobachtungen  in  den  „Ephemeriden"  der  naturforschenden 
Akademie  publicirt. 

Eloy  kennt  nur  einen  C.  —  Jonrdan  spricht  sich  entschieden  gegen  die  Rnbricirung 
der  Brüder  als  Eines  oder  als  Vater  und  Sohn  aus;  löst  jedoch  nicht  den  merkwürdigen 
Widerspruch,  dass  beide  Brüder  ohne  Unterscheidung  den  V^ornamen  Andreas  sollen  geführt 
haben.  —  Eloy,  I.  —  Biogr.  med.  III.  Red. 

*Coate8,  Martin  C. ,  beendigte  seine  Studien  1833,  bildete  sieh  dann 
am  Bartholomäus-Hospital  weiter  aus,  wurde  bald  Fellow  der  bekannten  grösseren 
Gesellschaften  und  1882  F.  R.  C.  S.  Eng.  Er  wirkte  eine  Zeit  lang  in  Paris,  und 
zwar  als  Lehrer  der  Anatomie  und  Geburtshilfe  an  der  Ecole  pratique  de  med. 
Seine  in  der  Folge  herausgegebenen  Publicationen  behandeln  sehr  mannigfache 
Themata,  mehrmals  die  richtige  Anwendung  der  Chloroformnarkose,  aber  auch 
Elephantiasis,  Puerperalfieber,  LiSTEE'sehe  Methode,  Heilung  von  Kropf  und  Drüsen- 
geschwülsten mittelst  Jodeinspritzung.  ^^^ 

*Cobbold,  T.  Spencer  C,  zu  Edinburg  1851  zum  Med.  Dr.  promovirt, 
hat  der  Medicin  wesentliche  Dienste  geleistet  durch  eine  Reihe  von  Forschungen 
auf  helminthologischem  Gebiet.  Er  wirkte  früher  als  Lecturer  über  i)arasitäre  Krank- 
heiten am  Middlesex-Hospital  und  hat  noch  jetzt  die  Stellung  eines  Lecturer  über 
Botanik,  Zoologie  und  vergleichende  Anatomie  an  demselben  Institut,  sowie  die 
eines  Professors  der  Helminthologie  am  Royal  vet.  College  inne.  Seine  Arbeiten 
bewegen  sich  ausschliesslich  auf  dem  Gebiete  der  parasitären  Krankheiten  (Makro- 
parasiten heutigen  Sinnes)  und  der  Entozoenlehre.  ß^^l 

*Cobbold,  Charles  Spencer  Waller  C,  wurde  1874  in  Würzburg 
zum  Dr.  med.  promovirt,  bildete  sich  praktisch  besonders  am  St.  Bartholomäus- 
Hospital  aus  und  wurde  M.  R.  C.  P.  Edinb.  1880.    Er  trat  zuerst  als  Assistent  an 


COBBOLD.  —  COCCIUS.  45 

der  weiblichen  Abtheilung  des  Middlesex-Agyl  ein  und  wirkt  zur  Zeit  als  Med. 
Superintendent  am  Idioten-Asyl  zu  Reihill.  Neben  Arbeiten  über  die  Ohrblut- 
geschwulst, ein  Thema,  welches  er  auch  deutsch  in  seiner  These  behandelte,  existirt 
von  ihm  als  grössere  Arbeit:  „Observations  on  certain  optical  ülusiona  of 
motion**  (Brain  1881);  mehrere  Einzelaufsätze  in  Brain,  Lancet  etc.  -^^^ 

Cocclietti,  Carlo  C,  zu  Mailand,  war  im  Juli  1763  auf  dem  Schlosse 
Rovato  im  Bascianischen  geboren,  studirte  in  Padua,  anfänglich  die  Rechte,  dann 
Medicin  und  erhielt  in  beiden  die  Doctorwtirde.  Gegen  das  BROWN'sche  System 
sehrieb  er  eine  „Memoria  contro  tale  sistenia  e  Vabuso  che  se  ne  faceva^^,  womit 
eine  Reihe  wissenschaftlicher  Fehden  eröffnet  wurde.  Während  der  politischen  Wirren 
von  1797  war  erMedico-direttore  der  Militärspitäler  der  lombardischen  Legion  und  ttber- 
nahm  noch  andere  politische  Aemter.  Er  beschäftigte  sich  später  mit  der  Reorganisa- 
tion der  Militärspitäler  von  Mailand  und  wurde  Chefarzt  des  dortigen  Militärspitals  von 
San  Ambrogio,  in  welcher  Stellung  er  bis  1814  verblieb.  In  dieser  Zeit  hatte 
auch  Rasori  seine  Klinik  eröffnet  und  einen  „Prospetto"  seiner  1807 — 8  erzielten 
Erfolge  herausgegeben.  C.  Hess  nun  eine  Beleuchtung  dieses  „Prospetto"  erscheinen, 
in  welcher  er  Rasori  Ungenauigkeit  der  Diagnosen,  wesentliche  Auslassungen  in 
der  Darstellung,  Ausbeutung  der  Kranken,  ungehörigen  Gebrauch  gewisser  Arznei- 
mittel, gewissenlose  Neigung  zu  Versuchen  u.  s.  w.  vorwarf,  eine  Schrift,  die 
grosses  Aufsehen  erregte.  C.  hat  sich  also  das  Verdienst  erworben,  auf  die 
Gefahren  sowohl  des  BROWN'schen  als  des  RASORi'schen  Systems  aufmerksJim 
gemacht  zu  haben.  Nachdem  er  1814  in  den  Ruhestand  getreten,  lebte  er  noch 
bis  zum  November  1834. 

Schivardi,  II,  pag.  55.  —  v.  Wurzbach,  II.  pag.  398.  G. 

CoccM.  Vier  italienische  Aerzte,  von  deren  ältestem,  Camillo  C.  aus  Viterbo, 
nur  bekannt  ist,  dass  er  des  Francaciano  von  Bologna  „De  morbis  venerereis*^ 
in  neuer  Ausgabe  (Bologna  1564)  erscheinen  Hess.  —  Der  berühmteste  des  Namens 
ist  Antonio  C. ,  zu  Benevento  1695  geboren  und  im  Januar  1758  gestorben. 
Er  ging  mit  Lord  Hastings  nach  London  und  wurde  unmittelbar  nach  seiner 
Rückkehr  Professor  der  Anatomie  und  Physiologie  in  Florenz.  Ausser  rein  sprach- 
wissenschaftlichen Werken  und  Gelegenheitsreden  haben  wir  von  ihm:  „Epistolae 
physico-medtcae*^  (1732)  —  „Orationes  de  usu  artis  anatomicae^  (Florenz  1736)  — 
„Del  vitto  Pitagorico  per  uso  della  medtcina"  (Daselbst  1743;  auch  französisch, 
Paris  1762,  und  englisch)  —  „  Dtssertaztone  sopra  Vuso  estemo  appresso  gli 
antichi  delV  aqua  fredda  sul  corpo  umano^  (Rom  1738)  —  „Discorso  di  ana- 
tomta'^  (Florenz  1745)  —  „TraUato  dei  bagrn  di  Pisa'*  (Daselbst  1750)  — 
„Graecorum  chirurgici  libri^  (SORANUS  und  Ortbasius.  Daselbst  1754)  —  „Dis- 
corso sopra  Asclepiade^  (Daselbst  1758)  und  „Dei  vermi  cucurbitini  delV  uomo" 
(Pisa  1759).  —  Der  Sohn  dieses  Antonio,  Raimondo  C. ,  gestorben  1775, 
war  seine«  Vaters  Nachfolger  als  Anatomieprofessor  und  Chirurg  am  Hospital 
Sta.  Maria  Nnova  in  Florenz.  Von  ihm  rühren  „Lezioni  fisico  -  ana^omiche^ 
(Livomo  1775  in  4.)  her.  —  Endlich  ist  Antonio-Celestino  C.  zu  erwähnen, 
welcher  in  der  ersten  Hälfte  des  18.  Jahrhunderts  in  Rom  Medicin  und  Botanik 
trieb.  Aus  seinen  Schriften  sind  hervorzuheben:  „Epistola  ad  Morganum  de 
lente  crystallina  oculi,  vera  suffusionis  sede*^  (Rom  1721  in  4.)  —  „Epistqlae 
physico-medicae  ad  Lancisium  et  Morganum^  (Rom  1725  in  4. ;  Frankfurt  1732 
in  4.)  —  „Narratio  de  morbo  variolari  quo  affecta  est  nobilis  rnonialis^ 
(Daselbst  1739  in  4.)  —  „Lectio  de  musculü  et  motu  musculoru7n"  (Daselbst  1741 
und  1743  in  4.)  —  „Dissertatio  physico  -  practica  continens  vindicias  corticis 
Pe^ruviani''  (Daselbst  1746).  Uffreducci.  —  Red. 

*CocciT18,  Ernst  Adolf  C,  am  19.  September  1825  in  Knauthain  bei 
Leipzig  geboren,  studirte  daselbst,  sowie  in  Prag  und  Paris  und  war  in  der  Augen- 
heilkunde   hauptsächlich    Ritterich^s    Schüler.      Von    1849 — 57    wirkte    er    als 


46  COCCIÜS.  —  COCKBÜRN. 

ÄBsistent  und  Docent,  bis  1867  als  ausserordentlicher  Professor,  seitdem  ist  er 
ordentlicher  Professor  der  Ophthalmologie  in  Leipzig.  Seine  Hauptarbeiten  handeln 
ober  die  Ernährung  der  Hornhaut  u.  s.  w. ,  über  Anwendung  des  Augenspiegels 
nebst  Angabe  eines  neuen  Instrumentes,  über  Glaucom,  Entzündung  und  die  Autopsie 
mit  dem  Augenspiegel ,  über  das  Gewebe  und  die  Entzündung  des  Glaskörpers, 
über  den  Mechanismus  der  Accommodation  des  menschlichen  Auges,  über  Ophthal- 
mometrie und  Spannungsmessung,  über  die  Diagnose  des  Sehpurpurs  im  Leben. 
Auch  sind  zu  nennen  die  Abhandlungen:  „lieber  die  in  den  Jahren  1868  und 
69  in  den  Augenanstalten  beobachteten  Augenverletzungen  etc.^  —  „De  morbis 
oculi  kumani  qui  e  variolis  exorti  in  nosocom.  ophthulm.  observati  sunt", 

Bed. 

Cochon-Dnpny,  Vater  und  Sohn,  zwei  französische  Marineärzte  zu  Roche- 
fort, die  daselbst  zusammen  116  Jahre  laug  thätig  waren.  —  Jean  C.-D. ,  der 
Vater,  war  als  Sohn  des  Arztes  Philippe  Oochon  zu  Niort  am  11.  April  1674 
geboren,  übte  die  Praxis  in  La  Rochelle  aus,  bis  er  1704  nach  Rochefort  berufen 
wurde,  wo  er  die  erste  Specialschule  der  Marine  für  Chirurgie  und  Anatomie 
begründete.  Er  machte  sich  sowohl  um  diese  Schule,  als  bei  der  Bekämpfung 
von  Epidemien  verdient,  beispielsweise  einer  Typhus  -  Epidemie  1739  und  einer 
Epidemie  von  pestartigem  Scorbut  1745,  während  welcher  bei  der  Pflege  von 
3000  Kranken  nicht  weniger  als  156  Personen  des  Heil-  und  Pflegepersonals 
ihren  Tod  fanden.  Von  seinen  im  Druck  erschienenen  Schriften  sind  anzuführen : 
„Histoire  d'une  enflure  au  bas-ventre  tr^s  -particuli^e"  (Rochefort  1698)  — 
„Manuel  des  Operations  de  Chirurgie  extrait  des  meilleurs  livres*^  (Toulon  1726)  — 
„An  post  gravem ,  ab  ictu  vel  casu ,  capitis  percussionem ,  non  jiivante  etiam 
iterata  terebratione^  dura  meninx  incisione  aperienda?"  (Paris  1736).  Er  starb 
am  10.  October  1757  und  hatte  seinen  Sohn  zum  Nachfolger. 

Gaspard  C.-D.,  der  Sohn,  war  am  10.  Mai  1710  zu  Rochefort  geboren, 
fltudirte  in  Paris,  wo  er  1734  Doctor  wurde.  In  demselben  Jahre  wurde  er  Gehilfe 
seines  Vaters  und  erhielt  die  Leitung  der  Schule  für  Anatomie  und  Chirurgie,  sowie  des 
1741  errichteten  botanischen  Gartens.  Er  theilte  mit  seinem  Vater  die  Anstrengungen 
bei  der  Tilgung  der  erwähnten  Epidemien  und  wurde  1757  dessen  Nachfolger  als 
erster  Arzt  der  Marine.  Er  führte  auch  die  Titel  Ecuyer,  Conseiller  du  Roi  und  starb 
am  7.  Januar  1788,  ohne  als  Schriftsteller  aufgetreten  zu  sein. 

Rainguet,  pag.  150.  —  Berger  et  Rey,  pag    53.  0. 

*Cock,  Edward  C,  beendete  seine  medicinischen  Studien  in  London  um 
1828,  wurde  F.  R.  C.  S.  Eng.  1843,  wirkte  am  Asyl  für  Taubstumme,  sowie  als 
Consulting  surgeon  am  Guy's  Hospital,  dessen  Reports  er  eine  Zeit  lang  edirte. 
Als  Schriftsteller  trat  er  auf  mit  einer  „Practical  anatomy  of  the  head,  neck 
and  ehest ^  —  „Congenital  malformations  of  internal  ear" ^  mit  n^orfy  cases 
of  retention  of  urina  in  which  the  bladder  was  punctured  per  rectum"  und 
mit  mehreren  Beiträgen  zu  den  Krankheiten  der  Blase.  Diese  Arbeiten  finden  sich 
in  den  Guy's  hosp.  Rep.,  den  Med.-chir.  transact.,  der  Med.  Gazette.  ^^^ 

Cockburn,  William  C. ,  bedeutend  durch  die  kritische  Schärfe  seiner 
Schriften,  war  Mitglied  der  Royal  Soc.  und  des  Collegs  der  Aerzte  in  London. 
Sonstige  biographische  Details  über  ihn  fehlen.  Abgesehen  von  der  Schneidigkeit, 
mit  welcher  er  gegen  die  voreilige  Anwendung  der  Chemie  auf  Physiologie  und 
Pathologie  kämpfte,  gelang  es  ihm,  die  übertriebenen  Vorstellungen,  welche  dele 
Aerzte  seines  Zeitalters  über  die  Beziehungen  der  Ürethralausflüsse  zur  Syphilis 
hatten,  wesentlich  zu  reduciren  und  die  Existenz  gutartiger  Urethralkatarrhe  nach- 
zuweisen.   Schriften:  „Oeconomia  corporis  animalis"    (London  1695,   Augsburg 

1696)  —  „On  the  nature,  catises,  symptoins  and  eure  of  the  distempers^  that 
are  incident  to  seafaring  people"  (hauptächlich  über  Scorbut  handelnd;  London 
1696,  1739;    lateinisch,  französisch,  deutsch,  holländisch;    Fortsetzung:  London 

1697)  —   „Profluvia  ventri"  (London  1702)  —  ;,The  Symptoms^  nature,  cau^es 


COCKBURN.  —  COEN.  47 

and  eure  ofa  gonorrhoea^    (Daselbst  1.713,    1716  und  1718;    auch    lateiuisoh 
und  französisch)  —   „Cure  of  loosenesses^  (London  1721). 

Biogr.  m6d.  III.  Red. 

*Cockle,  John  C,  wurde  zu  Aberdeen  1846  promovirt,  wurde  F.  R.  C.  S. 
Eng.  1847,  F.  R.  C.  P.  London  1867.  Hat  verschiedene  Ehrenstellen  an  mehreren 
Instituten  der  Hauptstadt  inne  und  ist  in  Thätigkeit  als  Examinator  und  Physician 
des  Royal  nat.  hosp.  for  eonsumption  und  der  Infirmary  for  consumption.  Beine 
Hauptarbeiten  sind:  „On  the  poison  of  the  cobra  di  capello"  (1852),  Verschie- 
denes über  das  Herz  und  die  grossen  Gefösse  (im  Med.  mirror.  Vol.  1)  —  „On  the 
surgical  treatment  of  aortic  aneurysm**  (1876)  —  „On  intrathoradc  Cancer" 
(1865)  —  „Contributions  to  cardiac  pathology"  (1880)  —  ^On  insuffidency  of 
the  aortic  valves  in  connexion  vnth  sudden  death"  (2.  Aufl.  1880).  ^^^ 

*Codoniiu  y  Niete,  D.  Antonio  C,  ist  am  11.  Juni  1817  zu  Clot, 
einem  Flecken  ausserhalb  Barcelona's,  geboren.  Mit  seinem  Vater  D.  Manuel 
Codorniu  y  Ferreras,  Director  beim  Militär  -  Sanitäts  -  Corps ,  kam  er  nach 
Sevilla,  später  nach  Mexico,  von  da  nach  Paris  und  darauf  nach  Madrid,  wo  er 
sich  der  Medicin  zu  widmen  begann.  Er  diente  eine  Reihe  von  Jahren  als  Arzt 
in  der  Armee  und  wurde  1843  als  Chef  des  Militär  -  Sanitätsdienstes  nach  den 
Philippinen  versetzt,  nachdem  er  von  1839  an  das  „Bolettn  de  Medictna,  Girurgia 
y  Farmada*^  redigirt  hatte.  Er  blieb  daselbst  bis  1856,  wurde  Mitglied  der 
Junta  superior  de  Sanidad,  redigirte  die  Reglements  für  die  Ausübung  der  Pi'axis 
auf  den  Philippinen  und  für  die  Sanitäts-Polizei  im  Hafen  von  Manila  und  machte  sich 
1854  beim  Ausbruch  der  Cholera  durch  die  ergriflenen  Sanitätsmassregeln  verdient. 
Naeh  seiner  Rückkehr  nach  Spanien  war  er  Inspector  erster  Classe  beim'  Militär- 
Sanitäts-Corps.  Er  gab  heraus  ein  „Cainpendio  de  la  Historia  de  la  Medicina", 
übersetzte  Boüillaüd's  „Füoaofia  mSdtca",  sowie  Teoüsseau  und  PiDOUX* 
„  Terapeutica  y  materia  mddica"  und  verfasste  eine  „  Topografia  midica  de  las 
islas  Füipinas*'  (Madrid  1857).  In  Manila  hat  er  eine  Zeitschrift  „La  Estrella" 
herausgegeben. 

Ovilo  y  Otero,  I,  pag.  179.  G. 

/  Codronclli,  Battista  C,  berühmter  italienischer  Arzt  aus  Imola,  wo  er 
um  die  Mitte  des  16.  Jahrhunderts  lebte;  er  hatte  grossen  Ruf  und  hinterliess 
eine  Menge  Schriften  und  Werke,  welche  alle  tiefes  Wissen  und  Originalität  bezeugen ; 
eines  derselben  möge  hier  aus  dem  Grunde  angefahrt  werden,  weil  es,  als  das 
erste,  sieh  über  gerichtliche  Medicin  verbreitet:  „De  vitiis  vocis  libri  duo,  in 
qutbus  non  8olum  vocis  definitio  traditur  et  explicatur,  sed  illius  dißer&ntiae, 
instrumenta  et  causae  aperiuntur ;  ultimo  de  vocis  conservatione,  pra^servatione, 
ae  vitiorum  ejus  curatione  tractatus;  opus  ad  utüitatem  concionatorum  prae- 
cipue  editum:  cui  accedit  consüium  de  raucedine  ac  methodus  testificandi  in 
quibusvis  casibus  medicis  oblatis  etc."  (Frankfurt  1597);  —  femer:  „De  morbis 
veneficis  et  veneßciis  libr,  IV"  (Venedig  1595;  Mailand  1618)  —  „De  rabie, 
Aydrophobia  communiter  dicta  libr.  II;  de  sale  ahsynthii  libellus ;  de  iis  qui 
aqua  immerguntur  opusculum,  et  de  elleboro  commentarius"  (Frankfurt  1610). 
Auch  ein  geographisch-mediciniscbes  Werk  über  die  Krankheiten  in  Imola  (Bolo- 
gna 1603)  und  ein  Commentar  über  die  klimakterischen  Jahre.  Das  älteste  der 
Bücher  C.'s :  „De  Christiana  ac  tuta  medendi  ratione  libr,  11"  ist  in  Ferrara  1591 
nnd  nachmals  in  Bologna  1629  aufgelegt.  Unger.  —  üffreducci. 

GoeB,  Giuseppe  C,  zu  Venedig,  war  1812  im  Venezianischen  geboren, 
studirte  die  Chirurgie,  wurde  Assistent  des  Spitals  zu  Venedig ,  erwarb  die  medi- 
einiscbe  Doctorwürde,  zeichnete  sich  während  der  Cholera-Epidemien  aus  und  hat 
besonders  das  Verdienst,  die  classischen  Werke  von  A.  Cooper,  Dupuytren, 
Baudrlocqüe,  Sanson,  Larrey,  Velpeau,  Deveroie  u.  A.  in's  Italienische 
übertragen   und   mit   Anmerkungen   und   Zusätzen    versehen   zu   haben.     Er   Hess 


48  COEN.  —  COHAUSEN. 

Abhandlungen  über  das  Kreosot  und  über  die  Lagenveränderungen  des  Uterus  er- 
scheinen, veröffentlichte  viele  Krankengeschichten  und  im  Ateneo  veneto  „Fasti  della 
medicina  italiaiia"  sowie  daselbst  auch  einen  Vergleich  der  drei  berühmten  gleich- 
zeitigen Chirurgen  Scarpa,  A.  Coopeb  und  Dupuytren,  unter  denen  er  seinem 
Landsmanne  den  Vorzug  gab.  1841  begann  er  die  Herausgabe  der  grossartig 
angelegten  „Enciclopedia  chirurgica^ ,  an  der  sich  bald  die  ersten  Chirurgen 
Italiens  betheiligten.  Im  besten  Mannesalter  erlag  er  am  18.  Mai  1856  einem 
langen  und  schweren  Leiden. 

V.  Wurzbach,  11,  pag.  402.  G. 

Coeper,  Johann  C,  zu  Bremen,  war  daselbst  am  19.  Januar  1615 
geboren,  studirte  auf  deutschen  und  holländischen  Universitäten,  wurde  1643  zu 
Basel  Doctor,  machte  Reisen  durch  Frankreich  und  Italien,  Hess  sich  1644  als 
Arzt  in  Bremen  nieder,  wurde  1651  Professor  der  Medicin  am  dortigen  Gymnasium 
illustre,  1650  dritter  Physicus  und  1666  wirklicher  Physicus.  Er  schrieb  in  der 
Zeit  von  1655 — 1660  eine  Anzahl  von  Dissertationen,  von  denen  die  im  erst- 
genannten Jahre  erschienene  „De  circulatione  sanguinis^  die  bedeutendste  ist, 
indem  er  darin  die  HARVEY'sche  Lehre  entwickelte  und  begründete,  gegenüber 
der  älteren  Meinung.     Er  starb  am  23.  December  1672. 

Bremißche  Aerzte,  pag.  114.  G. 

Coetsem,  Ch.  A.  van  C. ,  Sohn  eines  Arztes,  geboren  1788  zu  Genf, 
wurde  Dr.  med.  zu  Leyden  1814.  Nach  seiner  Rückkehr,  aus  den  Kämpfen  bei 
Leipzig  lehrte  er  menschliche  Anatomie  zu  Genf  an  der  Medicinschule  und  wurde 
nach  der  Gründung  der  Universität  an  dieser  innerer  Kliniker.  Seine  Werke: 
„Medicinae  theoreticae  conspectus  etc."^  (Gent  1825) —  „Traiti  Üimentaire  de 
midecine  Ugale^  (Daselbst  1827)  und  „Recherches  cUniques  ....  sur  Vinflam- 
mation  aigue  de  Varachnöide  cerSbrale  etc,^  (Daselbst  1830)  genossen  eine  Zeit 
lang  Ruf.  Er  gehörte  der  belgischen  Akademie  der  Medicin  von  1841  (dem  Jahre 
ihrer  Begründung)  bis  1865  (seinem  Todesjahre)  an.      ^^n  den  Corput.  —  Red. 

*Cogllill,  John  George  Sinclair  C,  bildete  sich  wesentlich  in  Edin- 
burg  aus,  wo  er  1857  promovirt  wurde.  Den  Grad  als  F.  R.  C.  P.  Edinb.  erlangte 
er  1864.  C.  fungirte  dann  längere  Zeit  als  Lecturer  über  allgemeine  Pathologie 
und  pathologische  Anatomie  an  der  Edinburger  medicinischen  Facultät,  war  Demon- 
strator  für  Anatomie  an  der  Universität  Glasgow  1858 — 1861,  auch  consultirender 
Arzt  am  General-Hospital  in  Shanghai.'  Nach  England  zurückgekehrt,  lebt  er  auf 
der  Insel  Wight  und  hat  eine  Reihe  von  Arbeiten  publicirt,  aus  welchen  der  Her- 
vorhebung bedürfen  die  „Pathologie  and  treatmerU  of  irritable  uterus^  (Glasg. 
med.  Journ.  1859)  —  „New  Operation  for  vesico-vaginal  fistula"  (Lanoet  1859)  — 
„Antiseptic  Inhalation  in  pidmonary  affections**  (Lancet  1877)  —  n^he  hypo- 
phosphitea  in  phthisis^  (Ebenda  1879).  'Red. 

Gogrossi,  Carlo  Francesco  C,  italienischer  Arzt  aus  dem  Vene- 
tianisehen,  wurde  1681  geboren,  promovirte  in  Padua  und  erhielt  daselbst 
1710  eine  Professur  für  Medicin.  Er  eröffnete  seine  Lehrthätigkeit  mit  der  Disser- 
tation: „De  medicoruin  virtute  adver sus  fortunam^  (Brescia  1721),  schrieb  später 
Mehrere«  über  Chinarinde  (1711,  resp.  1716),  sowie  über  die  contagiöse  Verbreitung 
der  Rinderpest  (Mailand  1714)  und  zeigte  sich  in  seinen  allgemeineren  Auff'assungeu 
vielfach  seiner  Zeit  voraus.  So  zeugen  hiervon:  sein  Beweis,  dass  es  keine  Universal- 
medicin  geben  könne  (Padua  1723),  seine  Vorlesung  über  die  Pest  (1727)  imd 
„De  epidemia  rheumatica"  (Daselbst  1731).  —  Erwähnenswerth  sind  auch  „Saggi 
della  medicina  Italiana  etc."  (Daselbst  1727).  Unger—  Uffroducci. 

Cohansen,  Johann  Heinrich  C,  geboren  1665  zu  Hildesheim,  gestorbea 
am  13.  Juli  1750,  hatte  in  Frankfurt  a.  0.  Medicin  studirt,  daselbst  1699  die 
Doctorwürde  erlangt,  wandte  sich    dann  nach  Münster  in  Westphalen   und  wurde 


COHAUSEN.  —  COHNHEIM.  49 

1717  Leibarzt  de«  Bischofs.  Seine  Schriften  sind  polemisch-satirischer  Natur  und 
tragen  in  ihrer  wüsten  Gelehrsamkeit  und  dem  Mangel  jeder  Kritik  den  Stempel 
des  17.  Jahrhunderts.  Am  bekanntesten  ist  darunter  die  nach  seinem  Tode  her- 
ausgekommene „Der  vnederlebende  Hermtppus  oder  curieuse  physikalisch' 
medizinische  Abhandlung  von  der  seltenen  Art,  sein  Leben  durch  das  Anhauchen 
junger  Mädchen  bis  auf  115  Jahre  zu  verlängern^.  (Gedruckt  in  der  alten 
Knaben  Buchdruckerei,   1753.) 

Biogr.  in6d.  III,  pag.  296.  —  Biogr.  tmiv,  —  Deutsche  Biographie. 

W.  Stricker. 

*  Cohen,  Levi  Ali  C,  am  6.  October  1817  zu  Meppel  (Drenthe)  geboren, 
Btndirte  in  Groningen  vorzugsweise  unter  J.  Baaut  de  la  Faille,  Sebastian 
und  Strating  sen.  und  promovirte  1840.  Von  1840 — 1865  war  er  praktischer 
Arzt  in  Groningen,  1865 — 1869  Inspector  . vom  Geneeskundig  Staatstoezicht  för 
die  Provinzen  Overyssel  und  Drenthe  und  danach  fftr  die  Provinzen  Friesland  und 
Groningen.  Schon  als  Student  beantwortete  er  mit  Erfolg  zwei  geologische  Preis- 
fragen und  auch  nach  seiner  Promotion  beschäftigte  er  sich  viel  mit  hebräischer 
Literatur  und  Dichtkunst.  Er  publicirte:  „Het  wezen  en  de  rationele  behandeling 
van  den  zozgenaamden  Diabetes  mellitus^  (1845)  —  „Nieuw  statistisch  Jaarboek 
voor  het  Koningryk  der  Nederlanden*^  (VI.  Jahrg.  1847 — 52)  —  „Handboekje  der 
openbare  Gezondheidsregeling  en  der  geneeskundige  Politie^  (2  Tbl.,  1872)  und 
sehr  viele  medico-politische  und  hygienische  Beiträge  in  verschiedenen  Zeitschriften. 

C.  E.  Daniels. 

*  Cohen,  J.  Solis  C. ,  Arzt  für  Kehlkopf-  und  Athmungskrankheiten  in 
Philadelphia  und  1880 — 1881  Mitherausgeber  des  dort  erscheinenden  Archives  of 
Larvngology,  publicirte  in  den  Jahren  1867 — 1882  eine  grosse  Reihe  auf  die 
Therapie  der  Respirationskrankheiten  bezüglicher  Arbeiten,  so  über  Inhalation, 
Laryngoskopie,  primäre  Tuberculose  des  Larynx  etc.  Hervorzuheben  ist:  „Diseases 
of  the  throat,  a  guide  to  the  diagnosis  and  treatment  of  affections  of  the  pharynx^ 
Oesophagus,  trachea,  larynx  and  nares"'  (New- York  1872)  und  „Croup,  its 
relations  to  tracheotomy^  (Philadelphia  1874).  ^^^ 

Cohn,  Bernhard  C,  ist  der  Verfasser  von  ^De  embolia  ejusque  sequelis 
experimenta  nonnulla*^  (Breslau  1856)  und  „Klinik  der  embolischen  Gefäns- 
krankheiten  etc.**   (Berlin  1860).  ^^^ 

'''Cohn,  Hermann  C,  geboren  zu  Breslau  am  4.  Juni  1838,  studirte 
1857 — 60  Naturwissenschaften,  besonders  Physik  und  Chemie  in  Breslau  und 
Heidelberg  bei  Bunsen,  Kiechhoff  und  Helmholtz,  promovirte  als  Dr.  philos. 
am  20.  October  1860  in  Breslau  auf  Grund  einer  bei  Bunsen  gearbeiteten  Disser- 
tation: „De  acido  hypochlarico^ ,  studirte  dann  bis  1863  Medicin  in  Breslau  und 
Berlin  und  wurde  Med.  Dr.  an  letzterer  Universität.  Zuerst  Förstbr*s  Assistent, 
und  zwar  bis  1866 ,  wirkte  C.  von  diesem  Jahre  ab  als  Augenarzt  in  Breslau, 
dann  seit  1868  als  Docent  und  seit  1874  als  ausserordentlicher  Professor  daselbst. 
Schon  mit  seiner  ersten  Arbeit:  „Untersuchungen  der  Augen  von  10,060  Schul- 
kindern nebst  Vorschlägen  zur  Verbesserung  der  den  Augen  nachtheiligen 
Schuleinrichtungen"  (Leipzig  1867)  trat  C.  in  die  später  von  ihm  mit  Consequenz 
und  Erfolg  cultivirte  Richtung  der  ophthalmologischen  Schulhygiene  ein.  Weitere 
Pablleationen  sind:  y^Schussverletzungen  des  Auges"  (Erlangen  1872)  —  „Vor- 
arbeiten für  eine  Geographie  der  Augenkrankheiten"  (Jena  1874)  —  „Die 
Sckulhäuser  und  Schultische  auf  der  Wiener  Weltausstellung"  (Breslau  1873)  — 
„Studien  über  angeborene  Farbenblindheit"  (Breslau  1879)  —  „Die  Hygiene 
des  Auges  in  den  Schulen"  (Wien  1883).  Ausserdem  89  in  Journalen  zerstreute 
AnMtze,  meist  ophthalmologisch-hygienischen  Inhaltes.  I^ed 

^CohnheiHl)  Julius  C,  am  20.  Juli  1839  zn  Denmiin  in  Pommern  geboren, 
besuchte  die  Universitäten  Würzburg,  Marburg,  Greifswald,  Berlin  und  trat  hier 
als  Assistent  bei  VraCHOW  1864  ein.    Von  1867 — 1872  wirkte  er  als  Professor 
Bio^.  Lexikon,  ir.  4 


50  COHNHEIM.  -  COINDET. 

der  pathologischen  Anatomie  in  Kiel,  bis  1878  in  Breslau  und  von  1878  bis  jetzt 
in  Leipzig.  C.  ist  der  Verfasser  einer  Reihe  von  experimentellen  Arbeiten,  bei 
welchen  zum  Theil  neue,  sich  bald  Bahn  brechende  Untersuchungsmethoden  zuerst 
angewendet  wurden ,  so  in  der  Arbeit :  ^  lieber  Structur  quergestreifter  Muskel- 
fasern*^ (ViRCHOw's  Archiv,  1865?),  die  Gefriermethode  —  „Die  Nervenendi- 
gungen in  der  Cornea^  (ViECHOw's  Archiv,  1866),  die  Goldmethode.  Weitere 
Publicatiouen  sind:  „Die  Trichinenepidemie  zu  Hedersleben  etc.^  —  „Ueber  das 
Knochenmark  bei  prim,  Anämie"  (1876).  Mehrere  Arbeiten  über  Entzündung 
(ViKCHOw's  Archiv,  Bd.  XL).  Neue  Untersuchungen  (Berlin  1878)  und  verschiedene 
polemische  Artikel.  y,Der  embolische  Process"  (Berlin  1869).  Arbeiten  über 
Tuberkulose  (mit  B.  Fbänkel,  1868;  mit  Salomensen,  1877,  wobei  die  Impfungen 
in  die  vordere  Augenkammer  zur  Anwendung  kamen).  Ferner:  „Die  Tuberculose 
vom  Standpunkte  der  Infectionslehre"  (Leipzig  1879  und  1881).  Sein  Hauptwerk 
ist  die  „Allgemeine  Pathologie^  (Berlin  1878).  Ausserdem  zahlreiche  Arbeiten 
mit  Schtilem,  die  mit  dem  Titel :  „Au^  dem  pathologischen  Institute  zu  Leipzig*^ 
m  ViECHOw's  Archiv  und  Klebs'  Archiv  veröffentlicht  sind.  ^^^j 

*Cohnstein,  Isidor  C,  zu  Gneseu  am  I.August  1841  geboren,  wurde 
nach  Besuch  der  Universitäten  Berlin,  Prag  (Seyfferdt)  und  Heidelberg  1864  pro- 
movirt.  Seit  1866  als  Arzt,  seit  1871  als  Frauenarzt  und  Geburtshelfer,  seit  1877 
als  Docent  an  der  Universität  Heidelberg  thätig,  verfasste  C.  ausser  der  Arbeit : 
;,  Ueber  den  Muskeltonus**  (von  der  Akademie  in  Brüssel  preisgekrönt)  ein  Reihe 
gynäkologischer  Schriften,  darunter:  „Zur  Therapie  der  chronischen  Metritis**  — 
;,  Ueber  chirurgische  Operationen  bei  Schwangeren**  —  ;,  Ueber  alte  Erstge- 
bärende** —  „  Ueber  ein  neues  Perforationsverfahren**  —  „  Ueber  Vaginitis 
exfoliativa**  —  „Untersuchungen  übet'  die  Innervation  des  Uterus**,  sowie  ein 
„Lehrbuch  der  Geburtshilfe**  und  einen  „Grundriss  der  Gynäkologie**.     ^^^ 

Coindet.  Die  Genfer  Arztfamilie  Co  in  de  t  beginnt  mit  Jean  Fran^ois 
C,  der,  1775  geboren,  zu  Edinburg  am  24,  Juni  1797  seine  Dissertation  „De 
vartolis**  vertheidigte,  zu  Genf  als  Oberarzt  der  Militär-  und  Civilspitäler  wirkte, 
noch  ein  „MSm.  sur  VhydrencSphale**  (Genfund  Paris  1817),  sowie  „Observations 
sur  le  diabUe**  (M^m.  de  la  soc.  m6d.  d'6mulation  1799)  schrieb  und  1834  starb.  — 
Von  seinen  beiden  Söhnen  ist  der  weniger  berühmte  Jean  Charles  C,  ebenfalls 
zu  Edinburg  ausgebildet  und  daselbst  mit  der  Diss.  „De  renum  pathematibus** 
(1820)  promovirt,  dem  ausserdem  ein  „Memoire  sur  Vhygihne  des  condamnSs  , 
dStenus  dans  la  prison  pinitentiaire  de  GSneve**  (Paris  1838)  zugeschrieben 
wird;  —  der  bedeutend  berühmtere  Charles  W.  C,  der  mit  LüGOL  in  Paris 
das  von  Couetois  entdeckte  Jod  und  Jodkalium  in  die  Praxis  einführte  und  auch 
sonst  eine  Reihe  bedeutender  pharmacologischer  Arbeiten  publicirte.  Der  Hervor- 
hebung bedürfen:  „Dicouverte  d\in  nouveau  remkle  (Jodine)  contre  le  goitre** 
(Bibl.  univ.  de  G6n6ve  1820;  vielfach  abgedruckt,  auch  einzeln)  —  „Xouvelles 
recherches  sur  les  effets  de  Vwdine  etc,**  (Ebenda  1821)  —  „Notice  sur  Vad- 
ministration  de  Viode par  frictions  etc,**  (Bäyle,  Bibl.  de  Th^rap.  1828,  T.  I)  — 
„Observations  on  the  remarkable  effects  of  iodine  in  bronchocele  and  scrophula** 
(London  1821)  —  „ConsidSrations  sur  la  production  de  Vacide  urique**  (Bull, 
imiv.  de  G6nfeve  1825);  ferner  Experimentelles  über  Oxalsäure,  Mohnsaft  etc. 
—  C.  lebte  ebenfalls  in  Genf,  war  Mitglied  der  medicinisch-chirurgischen 
Societät  in  Edinburg  und  vieler  gelehrter  Gesellschaften.  —  Endlich  ist  L6on- 
Alex.-Hipp.  C.  zu  erwähnen,  der  1828 — 1870  lebte  und  sich  durch  epidemiolo- 
gische und  militärchirurgische  Publicationen  einen  Namen  machte,  in  denen  gleich- 
zeitig seine  verschiedenen  Wirkungskreise  angedeutet  sind,  so:  „ConsidSrations 
sur  les  fikvres  de  VAlgSrie**  (Paris  1851)  —  „Quelques  reßexions  j!?ra^«'^W6?« 
sur  un  cas  de  vaste  plaie  transversale  de  la  rigion  thyropyo'idienne**  (Paris 
1859)  —  „Le  Mexique  cansidSrie  au  point  de  vue  midico-chirurgical** , 

Ind.  Cat.  Vol.  HI.  —  Callisen,  IV,  XXVII.  Red. 


COINDBE.  —  COLBATCH.  51 

Coindre,  Jean-Jacqaes  C,  franzödischer  Chirurg,  aus  Lyon,  geboren 
um  1735  daselbst,  der  während  der  Revolution  hingerichtet  wurde  (1793).  Er- 
wähnenswerth  ist  seine  Abhandlung :  „Memoire  sur  la  translatioii  des  Cimet f^res 
hors  de  la  ville^  (Lyon  1791).  ünger 

^Coiter,  Vo Icher  C,  im  Jahre  1534  zu  Groningen  geboren,  ging  1555 
nach  Italien,  um  in  Pisa  unter  Falloppio  Anatomie  zu  studiren.  Später  folgte  er 
dem  Unterrichte  von  Eustachio  in  Rom ,  von  Aranzi  in  Bologna  und  von  Rox- 
DRLET  in  Montpellier  und  wurde  von  da  im  Jahre  1569  als  städtischer  Arzt  nach 
Nürnberg  gerufen.  Obgleich  1555 — 1560  mit  erheblichen  finanziellen  Unter- 
stfltzungen  seitens  der  Regierung  von  Groningen  ausgestattet,  kehrte  er  nicht  in 
sein  Vaterland  zurück,  als  er  dieses  Amt  niederlegte,  sondern  wurde  Militärarzt 
in  der  deutschen  Armee  unter  Johann  Casimir  Palatinus  und  starb  1590 
(nach  Anderen  bereits  1576).  —  In  seiner  ersten  Arbeit;  y,De  ossibus  et  cartila- 
ginibus  corporvt  humani"  (Bologna  1566)  handelt  er  über  Osteologie,  in  seiner 
1 659  durch  H.  Eyssoxius  veröffentlichten  Abhandlung :  ^  Tractatus  anatomicus  de 
ossibus  foetus  abortivt  et  infantis  dimidium  anni  nati"  speciell  über  Osteo- 
genese und  gab  eine  sehr  gute  Beschreibung  und  die  ersten  Abbildungen  vom 
fötalen  Skelet,  welche  beide  später  durch  Riolaxcs,  ohne  C.'s  Namen  zu  nennen, 
übernommen  sind.  Seine  ^Tabulae  externariim  et  mternarum  humani  corporis 
partium**  (Nürnberg  1572  und  Löwen  1653)  bilden  einen  wahren  Atlas  der 
topographischen  Anatomie,  da  stets  auf  den  Zusammenhang  der  einzelnen  Theile 
in  gewissen  Strecken  und  zu  gewissen  Zielen  hingewiesen  wird.  Die  Entwicklung 
des  Eies  hat  er  sehr  genau  studirt,  so  dass  man  ihm  die  Entdeckung  der  Corpora 
lutea  hat  zuschreiben  wollen,  was  jedoch  der  nöthigen  Bestätigung  entbehrt, 
obgleich  seine  Beschreibung  der  Ovarien  Aufmerksamkeit  verdient.  Nicht  weniger  ist 
dies  der  Fall  mit  seinen  Mittheilungen  über  die  Knochen  und  Muskeln  des  Gehör- 
organs, über  den  Nervus  opticus,  dessen  Zusammenstellung  er  in  Streit  mit  der 
Galenisehen  Auffassung  richtig  beschreibt,  über  die  durch  ihn  zum  ersten  Male 
beschriebenen  Ganglien  der  Rückenmarksnerven  und  über  den  Ersatz  des  Humor 
aqueas  nach  Verletzungen  der  Augen.  C.  war  ferner  der  «Entdecker  der  obersten 
Nasenmnskeln  (durch  Santorinus  als  Musculi  proceres  oder  Santorini  benannt) 
und  der  Entdecker  des  Musculus  corrugator  supercilii,  den  er  sehr  gut  beschrieb. 
Vom  Nutzen  der  pathologischen  Anatomie  war  er  so  überzeugt,  dass  er  die  Ob- 
dnctionen  aller  Kranken,  die  an  unbekannten  oder  occulten  Krankheiten  gestorben 
waren,  verlangte.  Dass  er  Vivisectionen  an  Katzen  gemacht  hat,  zeigen  seine 
Mittheilungen  über  die  Herzwirkung.  Sehr  grosse  Verdienste  hat  C.  sich  noch 
dnrch  die  Veröffentlichung  seiner  „Diversorum  animalium  aceletorum  explicationes 
icanibus  artificiosia  et  genuinis  illttstratae"  (Nürnberg  1575  und  1595)  um  die 
vergleichende  Anatomie  erworben ,  besonders  durch  die  darin  enthaltenen  Bemer- 
kungen über  die  Schädelform  des  Menschen,  des  Affen  und  anderer  Thiere. 

Hai  1er  giebt  an,  dass  C.  auch  „Observationes  medico-chirargicae"  (Nürnberg  1572) 
geschrieben  habe,  ^orin  ^multa  saut  melioris  notae" ;  dieses  Werk  ist  mir  jedoch  nie  zu 
Oesicht  gekommen.  C.  E.  Daniöls. 

Gol  de  Villars,  Elie  C.  de  V.,  1675  in  La  Rochefoucault  (Angoumaix) 
geboren,  Protestant,  dann  Renegat,  Erzieher  und  erst  von  38  Jahren  Dr.  med., 
wurde  auf  den  Lehrstuhl  der  Chirurgie  zu  Paris  berufen,  war  4  Jahre  hinterein- 
ander Decan  der  Facultät  und  königlicher  Leibarzt  und  starb  1747  unmittelbar 
nach  seiner  Berufung  zur  Professur  der  Materia  medica.  Wir  haben  von  ihm: 
jfCoura  de  Chirurgie  etc,"  (Paris  1738 — 1741)  und  das  „Dicticnnaire  frangois- 
latin  des  termes  de  m4decine  et  de  Chirurgie^  (Fortsetzung  des  vorigen,  Paris 
1740,  1760). 

Dict.  hist.  II.  Red. 

Colbatch,  John  C,  eigentlich  Apotheker,  wurde  Mitglied  des  Londoner 
Aerzte-Collegiums  und  beschäftigte  sich  sehr  intensiv  mit  Blutstillung  und  sonstigen 

4* 


5:>  COLBATCH.  —  COLDEN. 

chirurgischen  Heilmitteln.  Hievon  legen  Zeugniss  ab:  „A  new  light  of  chirurgery 
vindicated  from  the  many  ingest  CLspersions*'  (London  1695,  1699)  —  „Relation 
of  sudden  and  extraordinary  eure  of  a  person"  (Daselbst  1698)  —  „A  treatise 
on  the  gout^  (Daselbst  1697).  Ansserdem  schrieb  er  über  Sauren  und  Alkalien 
in  Säufercuren,  über  die  Alkalescenz  des  Blutes  und  Aehnliches. 

Biogr.  m^d.  III.  Red. 

Colberg,  August  C,  zu  Kiel,  pathologischer  Anatom,  war  am  23.  August 
1829  zu  Oderberg  in  der  Provinz  Brandenburg  geboren,  siedelte  in  seinen  eisten 
Jjebensjahren  mit  seinem  Vater,  Apotheker,  nach  Halle  über,  studirte  von  1850 
an  daselbst  und  in  Göttingen  Medicin,  oft  gestört  durch  ein  Knieleiden,  das  aus 
frühester  Jugend  stammte  und  ihn  fast  sein  ganzes  Leben  lang  gequält  hat. 
Er  wurde  1856  mit  derDiss. :  „De  rattone  quae  tntereat  inter  emphyaema  atque 
pidmonum  tuberculosin"  Doctor,  war  1856 — 58  in  Würzburg  und  Berlin  ein 
enthusiastischer  Schüler  von  Virchow,  entschloss  sich,  da  sein  körperliches  Leiden 
die  praktische  Laufbahn  sehr  erschwerte,  Docent  der  pathologischen  Anatomie  zu 
werden,  habilitirte  sich  1863  in  Halle  mit  der  Commentatio  pro  venia  docendi: 
„Observationes  de  penitiore  pulmonum  structura  et  physiologica  et  pathologica^ 
und  war  vor  und  nach  dieser  Zeit  für  die  Halle'sohen  Kliniker  und  die  übrigen 
Aerzte  der  Stadt  der  stets  bereite  Freund  und  Berather  in  pathologisch-anatomischen 
Dingen.  Die  Hettstädter  Trichinen-Epidemie  1864  gab  ihm  Gelegenheit,  „Patho- 
logisch-anatomische Untersuchungen  über  die  Veränderungen  der  Muskelfasern 
beider  Trichiniasis"  (Deutsche  Klinik,  1864)  anzustellen;  seine  weiteren  Erfahrungen 
über  diese  Krankheit  stellte  er  in  einem  amtlichen  Gutachten:  „Die  Trichvien- 
kranhheit  in  Bezug  auf  das  öffentliche  Gesundheitswohl"  (Magdeburg  1864) 
zusammen.  In  demselben  Jahre  noch  wurde  er  als  Prof.  e.  o.  der  pathologischen 
Anatomie  nach  Kiel  berufen,  wurde  1868  Prof.  ord.  und  vollendete  daselbst  für 
das  neubegründete  Deutsche  Archiv  für  klinische  Medicin  eine  grössere  Arbeit: 
„Beiträge  zur  normalen  und  pathologischen  Anatomie  der  Lungen"  (1866). 
Im  Sommer  1867  stellte  sich  mit  Bestimmtheit  ein  Brustleiden  bei  ihm  heraus, 
welche^,  mit  mancherlei. Complicationen,  bereits  in  Jahresfrist  am  3.  Juli  1868  seinen 
Tod,  der  zu  Halle  erfolgte,  herbeiführte,  ehe  es  ihm  vergönnt  war,  seine  zahlreichen 
angefangenen  Arbeiten,  die  noch  eine  erhebliche  Förderung  der  Wissenschaft  in 
Aussicht  stellten,  zu  vollenden.  Ausser  den  angeführten  Arbeiten  finden  sich  noch 
einige  weitere  in  Müller*s  Archiv  (1856,  zusammen  mit  R.  Heidenhain)  über 
den  Blascnschliessmuskel ,  im  Archiv  für  Ophthalmologie  (Bd.  Vlll)  über  Iritis 
gummosa,  in  den  Charit6-Annalen  (1862)  über  gelbe  Leberatrophie  u.  s.  w. 

Alberti,  I,  pag.  142.  —  Ziemssen  im  Deutschen  Archiv  für  klinische  Medicin. 
Bd.  IV,  1868,  pag.  616.  ^^ 

*Cold,  Daniel  Henrik  Otto  C. ,  zu  Fredensborg  (Själland)  am 
17.  August  1827  geboren,  studirte  auf  der  Kopenhagener  Universität  (Ipsex, 
EsCHHiCHT,  Stkin,  Fengeb,  Christensen),  Promovirt  1858,  wirkte  er  schon  vor- 
her seit  1854  als  praktischer  Arzt  in  Frederiksvärk,  seit  1862  als  Districts-,  seit 
1866  als  Amtsarzt  und  seit  1880  als  consultirender  Arzt  in  Kopenhagen.  Von 
ihm  rühren  her:  „Laegerne  og  Laegeväsenet  under  Christian  den  Fjerdes  Re- 
gjerinq"  (1588 — 1648)  —  „Om  Betingelser  for  Sundhed"  und  eine  Reihe  von 
Artikeln,  betreffend  medicinische  Statistik,  Topographie  und  das  dänische  Medieinal- 
wesen  in  verschiedenen  dänischen  medicinischen  Zeitschriften.  Petersen. 

Colden,  Cadwallader  C,  amerikanischer  Arzt  und  Naturforscher,  war 
am  17.  Februar  1688  zu  Dunse  in  Schottland  geboren,  studirte  bis  1708  in  Bdin- 
burg,  kam  2  Jahre  später  nach  Pennsylvanien,  wo  er  bis  1715  prakticirte,  ging 
dann  nach  England,  kehrte  aber  1718  nach  Amerika  zurück  und  Hess  sich  in 
New  York  nieder.  Er  wendete  seine  besondere  Aufmerksamkeit  den  Naturwissen- 
schaften zu;  so  der  amerikanischen  Flora,  aus  welcher  von  Ltnne  eine  Pflanzen- 


GOLDEN.  —  COLETTI.  53 

^ttung  ihm  zu  Ehren  „Coldenia^^  genannt  wurde,  und  der  Meteorologie;  auch 
verfasste  er  einige  physikalische  und  botanische  Schriften  und  Abhandlungen.  Er 
war  einer  der  Ersten,  der  bei  Fiebern  die  abkühlende  Behandlung  empfahl.  1741,  42, 
bei  einer  Typhusepidemie  in  New  York,  wies  er  in  einer  Denkschrift  die  Entstehung 
derselben  aus  den  ungesunden  Bodenverhältnissen  nach,  publicirte  Abhandlungen: 
„On  the  eure  of  Cancer"  und  über  epidemische,  weit  verbreitete  Halsentzündungen 
(American  Museum,  1753).  In  der  späteren  Zeit  seines  Lebens  übernahm  er  ver- 
schiedene politische  Aemter,  wurde,  nachdem  er  ein  Stück  Land  1755  angekauft, 
das  er  Coldenham  (bei  Newburgh)  nannte  und  mit  seiner  Familie  bewohnte,  1761 
Lieutenant  Govemor  von  New  York  und  starb  am  28.  September  1776  auf  einem 
Landsitze  auf  Long-Island,  indem  er  eine  beträchtliche  Menge  von  wissenschaftlichen 
Arbeiten  in  Manuscripten  hinterliess. 

Amer.  Med.  and  Phil.  Reg.  1814,  2.  edit.,  I,  pag.  297.  —  Thacher,    I,  pag.  :^34. 

G. 

Cole,  William  C. ,  geboren  in  dep  ersten  Hälfte  des  17.  Jahrhunderts, 
ward  im  Jahre  1666  Doctor  der  Medicin  in  Oxford  und  prakticirte  in  der  Folge 
in  Bristol.  Er  war  ein  Freund  Sydenham's,  jedoch,  ungleich  diesem,  Hypothesen 
sehr  ergeben.  Hauptsächlich  Anhänger  der  iatromechanischen  Schule,  verschmähte 
er  es  nicht,  für  seine  Lehren  auch  in  der  Chemie  Stützen  zu  suchen  und  so  eine 
Verbindung  der  beiden  Richtungen  herbeizuführen.  Seine  Werke  leiden  an  Dunkel- 
heit und  Unklarheit  des  Ausdruckes,  enthalten  aber  manche  Wahrheiten,  so  z.  B. 
dass  der  Gesammtdurchmesser  der  Arterien  mit  ihrer  Entfernung  vom  Herzen 
zunehme.  Hauptwerke  sind:  „Tractatus  de  secretione  animali"  (Oxford  1674,  12.) 
und  „Novae  hypotheseos^  ad  explicanda  febrium  mtenmttenttum  symptomata 
et  typos  excogüatae  hypotyposis,  Una  cum  aettologia  remediorum ;  speciatim- 
vfTO  de  curatione  per  corticem  pencvianum,  Accesstt  dissertatiuncula  de  tnte- 
stinorum  motu  peristaltico"  (London  1694;  beide  auch  zusammen  mit  Morton's 
Werken,  Amsterdam  1698,  8.).  M^x  Salomon. 

Coler,  Johann  C,  deutscher  Art,  schrieb  von  1592 — 1632  über  Agri- 
eultur  und  Oekonomie,  auch  über  die  Zucht  des  Seidenwurmes. 

Biogr.  iiniv.  W.  Stricker. 

*  Coler,  Alwin  C. ,  geboren  am  15.  März  1831  zu  Groningen,  Kreis 
Halberstadt,  studirte  von  1852 — 1856  Medicin  auf  den  militärärztlichen  Anstalten 
zu  Berlin.  Als  Stabsarzt  während  der  Feldzüge  von  1864  und  1866  zeichnete  er 
sieh  aus  und  wurde  1867  zum  Medicinalstabe  der  preussischen  Armee  commandirt, 
um  1868  als  Decernent  in  das  Kriegsministerium  einzutreten.  In  dieser  Stellung 
verblieb  er  auch,  als  1874  seine  Ernennung  zum  Generalarzt  (seit  1883  I.  GL) 
erfolgte.  0.  hat  sich  um  die  in  den  Jahren  1868  und  1873  innerhalb  des  preussi- 
schen Militärmedicinalwesens  erfolgten  Reformen,  sowie  um  die  verbesserte  Organi- 
sation des  Feldsanitätswesens  —  1878  —  wesentliche  Verdienste  erworben.  Auch 
sind  seiner  Initiative  die  Operationscurse  für  active  und  dem  Beurlaubtenstande 
Angehörige  Aerzte,  sowie  andere  für  die  wissenschaftlich-technische  Ausbildung  der 
Militärärzte  wichtige  Einrichtungen  zu  verdanken.  -^lqA 

Coletti,  Ferdinando  C,  geboren  am  16.  August  1819  in  Tai  di  Cadore, 
gestorben  am  27.  Februar  1881  in  Padua,  war  Sohn  armer  Eltern  und  studirte 
in  Padua,  wo  er  1845  zum  Doctor  promovirt  und  dann  Assistent  der  Lehrkanzel 
fdr  allgemeine  Pathologie  und  Pharmakologie  unter  Professor  Steeb  wurde,  welchen 
er  öfter  in  seinen  Vorlesungen  supplirte.  Im  Jahre  1848  verliess  er  diese  Stellung 
und  wurde  Mitglied  der  provisorischen  Regierung  von  Padua,  als  Chef  der  öffent- 
lichen Gesundheitspflege,  weshalb  er  nach  der  Rückkehr  der  Oesterreicher  aus- 
wandern musste  und  in  Genua  als  Arzt  prakticirte.  In  den  ersten  Monaten  des 
Jahres  1849  ging  er  nach  Venedig  und  blieb  hier  als  Arzt  des  Militärspitals  bis 
zur  Capitulation  der  Stadt,  kehrte  dann  nach  Padua  zurück  und  wurde  hier  Privat- 


54  COLETTI.  —  COLLAS. 

docent  der  allgemeinen  Pathologie  und  der  Pharmakologie.  In  dieser  Periode  ver- 
öffentlichte C.  verfichiedene  Werke,  die  ihm  einen  Namen  machten :  j^Dublio  sulla 
diatest  iposUnica^  —  „JUonografia  sulV  azione  chlV  arsenico"  (1863)  — 
„Galateo  dei  medici  e  dei  malati^  u.  s.  w.  und  gründete  die  ,,Gazetta  medica 
italiana,  province  Venete" ,  welche  er  23  Jahre  lang  redigirte.  Gleichzeitig  ent- 
faltete er  hei  dem  geheimen  Comitato  veneto  auch  eine  politische  Thätigkeit,  bevor 
1866  Venedig  endlich  an  Italien  abgetreten  wurde.  Nachdem  dies  geschehen, 
schlug  die  medicinische  Facultät  von  Padua  C.  für  die  freigewordene  Lehrkanzel 
der  Phainiakologie  und  Pharmakognosie  vor.  Als  Prof.  ord.  gründete  er  das 
pharmakologische  Museum  in  Padua  und  gab  seinen  Studien  eine  experimentelle 
Richtung.  Besonders  hervorzuheben  sind  seine  Studien  über  Chinin  und  dessen 
Surrogate,  namentlich  Cinchonidin,  wie  auch  über  die  Wermuthessenz ;  eine  kritische 
Arbeit  über  die  1877  für  Italien  herausgegebene  Militärpharmakologie  und  seine 
„Mevxoria  sulla  cura  biologtca  dei  veneßcii  secondo  la  scuola  tossilogica  ita- 
liana^J  Zugleich  beschäftigte  er  sich  viel  mit  hygienischen  Studien,  die  er  zu 
popularisiren  versuchte  und  wurde  eifriger  Verfechter  der  von  Barellai  angeregten 
Gründung  der  Ospizii  mariui  für  ScrjDphulöse  und  Rachitische  imd  der  von  GoRiiJi 
eingeführttn  Leichenverbrennung.  Cantani. 

Coljgnon,  Charles  C. ,  englischer  Arzt,  geboren  in  London  1725, 
l*rof(t8Sor  der  Anatomie  in  Cambridge,  starb  daeclbst  1785.  Seine  Schriften  sind 
von  wenig  Werth.  Unger. 

Colin.  Unter  den  mehr  als  20  Trägern  des  Namens  C,  welche  der 
Index  Cafalogue  mit  einzelnen  Schriften  aufführt,  ragt  bei  weitem  hervor  *L6on  C, 
gegen  1830  geboren  und  1852  zu  Strassburg  promovirt.  Als  Militärarzt  hat  C. 
sein  Hauptaugenmerk  auf  die  Entwicklung  und  Verhütung  der  Armeekrankheite« 
gelenkt  und  durch  eine  Reihe  von  Schriften  besonders  über  den  Typhus  abdominalis 
in  der  Armee  sich  bleibende  Verdienste  erworben.  Es  sind  darunter  hervorzuheben : 
„ßutdes  cliniquea  de  mCdecine  miUtmre  ohservatwna  et  remarques  recueillis 
h  Vhopital  militaire  du  Val-de-Grdce  etc.^  (Paris  1864)  —  „De  Vingesiton 
des  eaux  mar^cageuses  comme  cause  de  la  dysenUrie  et  des  fi^cre^  irdermittenles" 
(Daselbst  1872)  —  „La  variole  et  la  rougeole  h  Vköpital  vnlitaire  de  Bicitre 
pendant  le  siige  de  Paris^  (Union  m6d.  de  Paris  1873)  —  „La  variole  au 
point  de  vue  ^pidlmiologique  et  pratique^  (Paris  1873)  —  „Uexpidition 
anglaise  de  la  Cöte  dVr  etc,''  (Gaz.  hebd.  de  Paris  1874)  —  „Epidimies  et 
milieux  ipidemiques^  (Paris  1875)  und  vor  Allem  die  beiden  Hauptwerke:  „De 
la  ßlvre  typhoide  dans  Varmee"  (Paris  1878)  und  „Traitd  des  maladies  ipi- 
demiques^  (über  700  Seiten  starkes  Handbuch,  Daselbst  1879).  ^^^ 

yLCoUado,  Lodovigo  C,  zu  Valenzia  um  die  Mitte  des  16.  Jahrhunderts 
thätig,/8chlug  aus  Unabhängigkeitsliebe  die  Stelle  eines  königlichen  Leibarztes  aus 
und  wirkte  theils  durch  seine  Schriften:  „In  Galeni  librum  de  ossibus  commen- 
tarius"^  (Valencia  1555)  —  „Ex  Hippocratis  et  Galeni  monumentis  isagoge  etc.** 
(Daselbst  1561)  —  „De  indicationibus  Über''  (Daselbst  1572)  —  theils  lehrend; 
P.-P.  Pereda  war  sein  berühmtester  Schüler. 

Biogr.  med.  III.  Red- 

*Collas,  Auguste-Marie-Alcibiade  C,  erster  Chefarzt  bei  der 
französischen  Marine,  ist  zu  Brest  geboren,  wurde  1845  zu  Montpellier  Doctor, 
hat  mehrfach  über  Krankheiten  tropischer  Länder  und  über  pharmakologische 
Gegenstände  geschrieben  in  der  Revue  coloniale  ,(1853 ,  56),  der  Union  m6dic. 
(1854)  u.  s.  w.,  z.  B.  ttber  die  zu  Pondichery  beobachteten  Krankheiten,  die 
Cholera  auf  Mauritius,  über  eine  in  Indien  sehr  verbreitete,  den  Canthariden  nahe 
verwandte,  ebenfalls  blasenziehende  Käfergattung  Mylabris,  über  die  medicinischen 
Eigenschaften  des  Bei  oder  Vila,  der  Frucht  von  Aegle  marmelos,  Corr.,  über  den 


COLLAS.  —  COLLES.  55 

Haiiisch-Leberthran.    Er  gab  auch  eine  Uebersetzung  der  Schrift  von  John  Weblin 
und  A.  Hakvey  über  den  Ausbruch  des  gelben  Fiebers  auf  einem  Schiffe'  heraus. 
Berg  er  et  Key,  pag.  53,  255.  q. 

GoUe,  Giovanni  C. ,  geboren  zu  Beiluua  1558  und  gestorben  zu 
Padua  1630,  war  zuerst  praktisch  in  Venedig,  dann  als  Leibarzt  des  Herzog  von 
Urbino  und  endlich  als  Professor  der  Medicin  in  Padua  thätig.  Unter  seinen  recht 
zahlreichen  Werken  sind  ausgezeichnet:  „De  omnibus  maltgnis  et  pesttlentibus 
affectionibus  etc.*^  (Pesaro  1616;  unter  etwas  verändertem  Titel  Padua  1617)  — 
„De  morbis  maltgnis^  (Padua  1620)  —  „Elucidarmm  anatomicum  et  chirur- 
gtcum  ex  Graecis^  Arabibus,  Latinis  selectam^  (Venedig  1621)  —  „De  cognüu 
difßcilibus  in  praxi  ex  libelU  Hippocratia  de  insomnüs  etc. ^  (Venedig  1628) 
und  Mehreres  über  Kosmetik  (1621)  und  Arzneibereitung  (1628). 

üffreducci.  —  Red. 

Gollenbnsch,  Daniel  C,  zu  Kahla  im  Herzogthume  Sachsen- Altenburg, 
war  am  19.  September  1759  zu  Duisburg  am  Rhein  geboren,  wurde  1789  zu 
Jena  Doetor,  1799  fürstl.  Schwarzb.-Rudolst.  Medicinalrath  und  1803  herzogl.  Sachs. 
Physicus  des  Ereisamtes  und  der  Stadt  Kahla,  auch  Arzt  des  Irren-  und  Zucht- 
hauses  Leuchtenburg,  welchen  Aemtem  er,  nachdem  er  bei  Gelegenheit  seiner 
goldenen  Hochzeit  1839  zum  Geh.  Hofrath  ernannt  worden  war,  bis  zu  seinem  am 
14.  April  1841  erfolgten  Tode  vorstand.  Er  hat  sich  hauptsächlich  um  die  Volks- 
medicin  durch  die  Herausgabe  einer  Anzahl  von  Schriften,  die  sich  auf  dieselbe 
beziehen,  verdient  gemacht,  so:  „Der  aufrichtige  Volksarzt"  (2  Thle.,  Eisenberg 
1796,  98)  —  „Mildheimische  Gesundheitslehre;  u.  s.  to."  (3  Thle. ,  Gotha 
1799 — 1802)  —  „Gesundheitslehre''  (Eisenberg  ,1800).  Auch  gab  er  folgende 
populäre  Zeitschriften  heraus :  „  Wochenblatt  des  aufrichtigen  Volksarztes''  (Jahr- 
gang 1 — 3,  1796 — 98)  —  „Der  Rathgeber  fdr  alle  Stände  u.  s.  w.'^  (4  Jahrgg., 
Gotha  1799  ff.)  und  C.  W.  Hüfeland's  „Kunst,  das  menschliche  Leben  zu  ver- 
längern; für  den  Bürger  und  Landmann  umgearbeitet'*  (Altenburg  1801). 
Eine  wissenschaftliche  Arbeit  waren  seine  „Merkirürdige  Abhandlungen  hol- 
ländischer Aerzte,  theils  ganz,  theils  auszugsweise  aus  dem  Holländischen 
übersetzt  u,  s.  w.'*  (Leipzig  1794,  97). 

Neuer  Nekrolog  der  Deutschen.  Jahrg.  19,  1841,  I,  pag.  419.  —  Callisen,  IV, 
pag.  264;  XXVH,  pag.  122.  G. 

GoUes,  Abrahame,  zu  Dublin,  berühmter  Chirurg,  von  dessen  Lebens- 
umständen wir  nur  sehr  wenig  zu  ermitteln  im  Stande  waren,  wurde  1797  zu 
Edinburg  Doetor,  war  34  Jahre  lang  Professor  der  Anatomie  und  Chirurgie  beim 
Royal  College  of  Surgeons  of  Ireland  bis  zum  Jahre  1836 ,  wo  er  diese  Stelle 
niederlegte,  war  femer  Chirurg  an  Dr.  Steevens'  Hospital,  sowie  Mitdii'ector  der 
Cow  Pox  Institution.  Er  machte  sich  bekannt  durch  einen  ,,  Treatise  on  surgical 
anatamy''  (Dublin  1811;  3.  Aufl.  1814;  Americ.  edit.  Philadelphia  1820;  2.  Aufl. 
erläutert  von  J.  R.  Hopkinson,  1831)  und  schrieb:  „Practical  precepts  on  injuries 
of  the  head"  (Dublin  1824).  Seine  Untersuchungen  über  die  Fracturen  des  unteren 
Radiusendes:  „On  the  fracture  of  the  carpal  extremity  of  the  radius**  (Edinb. 
Med.  and  Surg.  Joum.,  1814)  waren  so  bahnbrechend,  dass  noch  heutigen  Tages 
in  England  dieser  Knochenbruch  als  „Colles'  fracture"  bezeichnet  wird.  Auch 
über  die  Unterbindung  der  Art.  subclavia  lieferte  er  (Daselbst  1815)  wichtige  Bei- 
träge. Fernere  Arbeiten  von  ihm  sind  in  den  Dublin  Hospital  Reports  (1818 — ^^27) 
enthalten,  betre£fend  Mittheilungen  über  Klumpfuss,  Trismus  der  Neugeborenen, 
namentlich  aber  über  den  Schenkelhalsbruch,  mit  Sectionsergebnissen ;  ferner  über 
die  schlimmen  Folgen  der  Infection  mit  Leichengift.  Eine  Auswahl  seiner  Vor- 
lesungen wurde  1826  in  der  Lancet  publicirt.  Von  späteren  Arbeiten  sind  noch 
„Practical  observations  on  the  venereal  disease,  and  on  the  use  of  mercnry" 
(London  1837;  Philadelphia  1837)  anzuführen.  Er  stand  mehr  als  20  Jahre 
nnbeneidet  und  unbestritten  an  der  Spitze  der  irischen  Chirurgie,  um  die  er  sich 


56  COLLES.  —  COLLINEAÜ. 

als  Lehrer  grosse  Verdienste  erworben  hat.  Sein  Tod  erfolgte  am  1.  December  1843 ; 
über  seine  letzte  Krankheit  wurde  von  Will.  Stokes  ausführlich  berichtet.  Nach 
seinem  Tode  erschienen  noch :  „Lectures  on  ihe  theory  and  practice  of  surgery. 
Edüed  by  Simon  iTCoy''  (Dublin  1844,   1845;  Philadelphia  1845). 

W.  Stokes  im  DubUn  Quart.  Journ.  ofMed.  Sc.  1846,  I,  pag  3^3.  —  Callisen, 
IV,  pag.  266;  XXVÜ,  pag.  122.  ^^^It 

*  Collie,  Alexander  C,  wurde  in  Aberdeen  1863  promovirt  und  siedelte 
dann  nach  London  über,  wo  er  1876  M.  R.  C.  P.  Lond.  wurde.  Seine  Thätig- 
keit  ist  vornehmlich  epidemiologischen  Aufgaben  zugewandt,  gleichzeitig  fungirte 
C.  an  verschiedenen  Fieberhospitälem ,  sowie  am  Kinderspital  in  der  Ormond-Str. 
Von  ihm  rühren  her:  „Observations  on  the  contagion  of  enteric  fev&i'*^,  mehrere 
Arbeiten  über  Pocken  (Lancet  1871)  —  „Etiology  of  enteric  fever*'  (Brit.  med. 
Journ.  1878—1879)  —  „The  cold  bath  in  enteric  fever**  (Lancet  1872)  und 
Aehnliches,  Red. 

/Oollill,  Söbastien  C,  französischer  Arzt  aus  Fontenai-le-Comte,  wo  er 
um  die  Mitte  des  16.  Jahrhunderts  lebte ,  übersetzte  mehrere  Schriften  des 
Alexander  v.  Tralles,  u.  A.  „ Uomihne  livre  d'A lexandre  Tr allien  sur 
les  gouUes**  (Poitiers  1556)  und  „7rait^  de  la  peste^  traduit  du  grec  de 
Tr  allien**  (Poitiers  1566).  —  Seine  Abhandlung:  „Vordre  et  rigime  pmir  la 
eure  desfihxres  avec  les  causes  et  remMes  des ßevres pestilentielles**  (Poitiers  1558) 
soll  nach  £loy  eine  Uebersetzung  des  Werkes  von  Rhazes  „De  pestilentia**  sein. 

U  n  g  e  r. 

Gollin,  zwei  Aerzte  in  Wien,  Brüder;  Heinrich  Joseph  C,  1731  in 
Wien  geboren,  1760  daselbst  Dr.  med.,  übernahm  Stoerk's  Stelle  1759,  setzte 
auch  die  von  diesem  begonnenen  Jahresberichte  über  das  Nosocomium  Pazmannianum 
fort  (Wien  1764)  und  übersetzte  dessen  entsprechendes  Werk  unter  dem  Titel ;,  Traiti 
des  Vusage  de  la  eigne**  in's  Französische.  Seine  eigenen  Untersuchungen  sind  im 
„Observationum  circa  morbos  actitos  et  clironicos  factarum  Pars  II — VI*' 
(Daselbst  1772  bis  1781)  niedergelegt.  1784  starb  er.' — Der  jüngere  Bruder, 
Matthäus  von  C. ,  1739  — 1817,  erfreute  sich,  als  Professor  in  Wien  thätig, 
neben  der  Erhebung  in  den  Adelstand  noch  vieler  anderer  Auszeichnungen. 

Dict.  bist.  II.  —  AUg.  Deutsche  Biogr.  IV.  Red. 

Collillt  Johan  Gabriel  C. ,  schwedischer  Pädiatriker,  geboren  in 
Stockholm  1794,  gestorben  als  praktischer  Arzt  in  Norrköping  1879,  studirte  theils 
in  Upsala,  theils  am  Carolinschen  Institut  zu  Stockholm,  bekam  den  Professor-Titel, 
wurde  Ehrendoctor  der  Medicin  in  Upsala  1845.  Er  war  besonders  productiv  als 
medicinischer  Schriftsteller,  übersetzte  in's  Schwedische  G.  Richter's  Specielle 
Therapie  (1824 — 1834)  und  gab  „Afhandlingar  om  barnsjukdomar**  Del.  I — IV 
(1841 — 51)  heraus.  Hedenius. 

Collineau,  Jean-Charles  C,  zu  Paris,  war  1781  zu  Chätillon-sur-Indre 
geboren,  studirte  Medicin  zu  Angers  und  Paris,  wurde  1808  daselbst  Doctor  und 
einige  Zeit  darauf  Arzt  des  Gefängnisses  Saint-Lazare,  als  Nachfolger  seines  Lehrers 
DiDiE,  für  dessen  hilflos  hinterlassene  Kinder  er  ein  zweiter  Vater  wurde.  Er  gab 
heraus  eine  von  der  Soc.  med.  zu  Paris  gekrönte  Preisschrift:  „Peut-on  mettre 
en  doute  Pexistence  des  fihwes  essentielles?**  (Paris  1823)  —  „Mim,  sur 
Vabsorption  par  les  vaisseaux  capillaires,  sanguines  et  lymphaiiques**  —  „  ün 
mot  sur  les  romans  envisagSs  sous  le  rapport  mSdicaL**  Unter  den  zahlreichen 
Berichten,  die  er  an  die  Akademie  der  Medicin,  deren  Mitglied  er  seit  1843 
war,  erstattete,  sind  zwei  besonders  hervorzuheben :  „  Traitement  de  Viducation  des 
idiots  en  giniral**  und  „Sur  Vemprisonnement  cellulaire*' ;  ausserdem  weitere 
von  seinem  soliden  Wissen  Zeugniss  ablegende  Mittheilungen  an  dieselbe  Körper- 
schaft über  Typhus  und  Typhoidfieber ,  Scorbut  in  Gefängnissen,  Geisteskrank- 
heiten,   eine   raedicinische    Nomenclatur    u.    s.    w.      Er   schrieb    ferner   ein    halb 


COLLINEAU.  —  COLLINS.  57 

philosophiBches  Werk :  „Anali/se  physiologique  de  Ventendement  humain,  d^apr^s 
Vordre  dans  lequel  se  7nanifestenty  se  d^veloppent  et  a^ophrent  les  mouvenients 
sensitifsy  ifUellectuels ,  affectifs  et  moraux"  (Paris  1843).  C.  starb  am 
14.  August  1860. 

A.  Devergieim  Bulletin  de  l'Acad.  imp.  de  m6d.,  T.  XXV,  1859—60,  pag.  1024.  — 
Dechambre,  XIX,  pag.  10.  G. 

*Colliiieau,  Alfred-Charles  C,  zu  Paris,  ist  am  22.  März  1832  zu 
Ancenis  (Loire-Införieure)  geboren,  studirte  von  1850  an  zu  Paris  und  wurde  1859 
Doctor  mit  der  These:  „De  VostSo-malaxie  en  gSniral  et  au  p&int  de  vue 
tocoloffique  en  particulier" ,  Er  schrieb  ferner:  „Surtm  cos  de  coxalgie  osseuse, 
mivie  de  mort  et  d'autopsie^  (1864)  und  zusammen  mit  Febd.  Mabtin:  „De  la 
coxalgie,  de  sa  nature,  de  son  traitement^  (1864),  wofür  Beide  von  der  Akademie 
der  Wissenschaften  die  goldene  Medaille  erhielten.  Er  erstattete  an  die  Societ6 
mMico-pratique  einige  wichtige  Berichte,  wie  über  die  Gebärhäuser,  die  Mängel 
der  IrrengesetzgebuDg  (1870),  eine  Biographie  von  SiMONOT  (1872),  den  Einfluss 
politischer  Bewegungen  auf  die  Entstehung  von  Geisteskrankheiten  (1872)  und 
verfasste  für  das  Journal  de  m6dec.  mentale  (1868 — 70)  eine  Anzahl  einschlägiger 
Aufsätze.  Er  war  Arzt  eines  Wohlthätigkeits-Bureaus  und  Inspections-Arzt  der 
Communalschulen  seines  Arrondissement  u.  s.  w. 

Glaeser,  pag    127.  G. 

Collins,  Robert  C,  zu  Dublin,  berühmter  Geburtshelfer,  war  in  der 
Nähe  von  Cookstown,  Grafschaft  Tyrone,  1801  geboren,  studirte  in  Edinburg, 
Dublin  und  Paris,  wurde  1822  zu  Glasgow  Doctor  und  in  demselben  Jahre 
Assistent  bei  Pentland,  dem  damaligen  Master  des  Dubliner  Gebärhauses  und 
nach  dessen  1826  erfolgtem  Tode  sein  Nachfolger.  Er  benutzte  die  ihm  gebotene 
Gelegenheit ,  über  ein  ausserordentlich  reichhaltiges  Material  zu  verfügen ,  in  der 
Weise,  dass  er  ein. System  von  tabellarischen  Registern  einführte,  welches  gestattete, 
jeden  kleinsten  beobachteten  Umstand  zu  analysiren  und  statistisch  zu  verwerthen. 
Durch  seine  energischen  Massregeln  gelang  es  ihm,  die  Sterblichkeit  der  Wöch- 
nerinnen an  Puerperalfieber  und  die  der  Neugeborenen  an  Trismus  im  Gebärhause 
sehr  erheblich  zu  vermindern.  Von  seinen  literarischen  Leistungen  erwähnen  wir: 
„A  practical  treatise  on  midwifery ,  containing  the  result  of  16,654  bv*tks, 
occurring  in  the  Dublin  Lying-in  Hospital ,  during  a  period  of  seven  years, 
commeneing  Nov,  1826''  '(London  1835;  Philadelphia  1838;  Boston  1841), 
sowie  eine  Anzahl  von  Aufsätzen  im  Dublin  Journal  (Bd.  9 — 15)  über  Trismus, 
Periodieität  der  Geburten ,  künstliche  Erweiterung  des  Muttermundes,  u.  s.  w.  Er 
wurde  von  seinen  Collegen  durch  die  Wahl  zum  Präsidenten  des  King  and  Queen's 
College  of  Physicians  für  die  Jahre  1847,  48  geehrt,  und  schrieb  noch:  „A  short 
aketch  of  the  life  and  writinga  of  the  late  J oseph  Clarke,  .  .  .  .  containing 
....  hia  private  practice,  ....  of  44  years,  including  3878  birtha  (London 
1849).  Längere  Zeit  vor  seinem  am  11.  December  1868  zu  Dublin  erfolgten 
Tode  hatte  er  sich  von  der  Praxis  zurückgezogen  und  zu  Ardsallagh  Castle  in 
der  Grafschaft  Meath  gelebt. 

Medical  Times  and  Gaz.  1869,  I,  pag.  22.  G. 

CoUins,  Samuel  C,  bedeutender medicinischer Schriftsteller;  vergleichender 
Anatom ;  in  England  geboren ,  studirte  Medicin  in  Cambridge  und  Oxford ,  wurde 
1650  hier  zum  Dr.  med.  promovirt  und  1659  nach  Russland  berufen.  Nachdem 
er  acht  Jahre  lang  Leibarzt  des  Czaren  Alexei  Michailowitsch  gewesen  war, 
wurde  er  am  28.  Juni  1666  auf  seine  Bitte  aus  dem  Dienst  entlassen  und  kehrte 
nach  England  zurück.  Er  ist  bekannt  durch  sein  „Syatema  anatomicum  of  the 
body  of  man,  hirds^  fishea^  vnth  ita  diaeaaea,  caaea  and  curea''  (London  1685, 
fol.  2  Bände).  Ein  zweites  Werk  von  ihm  ist  eine  Geschichte  Russlands  (The  present 
State  of  Russia  in  a  Letter  to  a  Friend  [Lond.  1671]). 

Richter,  IL  k76.  L.  Stieda. 


L 


58  COLLINS.  —  COLLUDROVICH. 

*Collill8,  Edward  Wolf^nderi  C. ,  zum  Med.  Dr.  1871  promovirt; 
ausser  in  Dublin,  wo  die  Promotion  erfolgte,  bildete  er  sich  noch  in  Paris  aus 
und  liess  sich  später  in  London  nieder.  Nach  verschiedenen  anderen  Anstellungen 
wirkt  er  hier  als  House  Surgeon  am  St.  Marks  ophth.  hospital  und  am  Dun's 
Hospital,  lieber  Cerebrospinalarachnitis  und  Meningitis  epidemica  schrieb  er  1868 
(noch  in  Dubliner  Journalen),  später  über  verschiedene  chirurgische  Probleme  und 
glückliche  Operationen  in  Med.  Press  (1878),  resp.  in  den  Transact.  of  the  pathol. 
Soc.  (1877—1879).  K^d. 

CoUomb,  Barth61emy  C,  französischer  Chirurg  aus  Lyon,  geboren  1718, 
gestorben  1798  daselbst,  war  Professor  der  Chirurgie  an  der  Chirurgenschule  seiner 
Vaterstadt  und  publioirte  mehrere  Schriften  chirurgischen  Inhaltes.  Unger. 

CoUot  (nicht  CoLOT  ,  wie  sehr  ausführlieh  E.  Turner  in  Gaz.  hebd. 
de  Paris  1880,  Nr.  3  und  4  nachweist),  berühmte  Arztfamilie  zu  Paris,  deren 
Stammbaum  der  soeben  genannte  Autor  genau  angiebt.  Nach  ihm  siedelte 
Laurent  1  C.  aus  Tr6snel,  wo  er  geboren  war,  1556  nach  Paris  über,  hinter- 
liess  hier  zwei  Söhne,.  Laurent  2  C.  und  Jean  C.  (1560 — 1570),  die  wiederum 
Aerzte  zu  Söhnen  hatten.  Und  zwar  stammte  von  Laurent  2  G.  nur  Philippe  1  C, 
dagegen  von  Jean  C.  sowohl  eine  Tochter  Genevi^ve  (die  spätere  Gattin 
S.  PiNEAu's),  als  ein  dem  Vornamen  nach  unbekannter  X.  C,  der  mehrere  unbe- 
deutende Söhne  hatte.  Philippe  1  C.  seinerseits  war  der  Vater  einer  dem  Vor- 
namen nach  unbekannten  Tochter  (welche  Giraült  heirathete)  und  Philippe  2  C. 
(1593 — 1656),  von  welchem  der  unten  näher  zu  erwähnende  Fran^ois  C.  als 
Sohn  abstammt.  —  Was  in  sonstigen  Quellen  über  die  Bedeutung  der  Familie  C. 
und  den  Lebensgang  ihrer  einzelnen  Mitglieder  bekannt  gegeben  wird,  sind  folgende 
Daten.  Das  historische  Renomm^  der  C.'s  beruht  bekanntlich  darin,  dass  ihre 
Mitglieder  mehrere  Generationen  hindurch  die  Operation  des  Steinschnittes  als  eine 
Art  Privileg  ausübten.  Laurent  1  C,  der  die  Methode  von  Öctavien  DE  Ville 
gelernt  hatte,  wurde  durch  Henri  II.  von  lY6snel  (Champagne),  wo  er  praktioirte, 
nach  Paris  berufen  und  zu  seinem  Leibchirurgen  ernannt.  Es  wurde  für  ihn  am 
Hötel-Dieu  eine  besondere  Charge  als  Lithotomist  eingerichtet,  welche  nach  seinem 
Tode  Laurent  2  C.  einnahm.  Von  diesem  gelangte  die  Stellung,  wie  das 
Geheimniss  des  grossen  Steinschnittapparates  an  Philippe  1  C.  und  ging  auf 
Philippe  2  C.  über.  Letzterer  wurde  in  ganz  Europa  consultirt  und  theilte  das 
Geheimniss  mit  seinem  Schwager  Girault  und  mit  S.  Pineaü.  Des  Ersteren  Sohn 
überlieferte  es  endlich  an  Fran^ois  C,  der  1706  starb  und  das  Verfahren  in 
einem  posthum  von  Senac  (Paris  1727)  publicirten  Werk:  „TraüS  de  VopSration 
de  la  taüle  etc.*^  der  Oeffentlichkeit  überliefern  liess.  —  Abgesehen  von  dieser  für 
sich  selbst  sprechenden  Handlung  hinterliess  dieses  jüngste  Mitglied  der  Familie  C. 
den  Ruf  sehr  soliden  chirurgischen  Wissens  und  einer  gediegenen  und  doch 
bescheidenen  Kritik.  'B.e^ 

CoUudrovich,  Jacopo  Francesco  C,  zu  Venedig,  aus  einer  dort 
ansässigen  slavischen  Familie  stammend,  wurde  im  December  1744  geboren,  stu- 
dirte  in  Padua  und  wurde  daselbst  mit  20  Jahren  Doctor.  1794  wurde  er  vom 
Senate  in  Venedig  zum  Primarärzte  im  Spital  der  Unheilbaren  ernannt,  1805 
von  der  österreichischen  Regierung  in  eine  für  die  Provinz  Venedig  errichtete 
Sanitäts-Commission  berufen.  Er  übersetzte  Wintringham*s  ;,  Trattato  sulla  podagra** 
und  „Saggto  sulle  vialattie  endemiche^y  femer  die  Edinburger  „Gommentarj 
medici  e  ßlososßci^ :  auch  soll  er  Buchanan's  „Medicina  domestica"  übersetzt 
haben.  Er  schrieb  femer  die  „Orazione  dt  lode  dt  Santorio^t  —  „Lettera 
sui  vantaggt  dei  vescicantt  volantL^  Er  war  der  Erste,  welcher  die  Wirkungen 
des  Ricinusöls  erprobte  und  hinterliess  bei  seinem  am  4.  Juni  1830  erfolgten 
Tode  mehrere  unedirte  Schriften  in  italienischer  und  lateinischer  Sprache. 

V,  Wnrzbac-h,  11,  pag.  431.  —  Levi,  pag.  21.  G. 


COLOMBAT.  —  COLOMBIER.  59 

C!oloiQbat,  Marc  C.  (genannt  Coloiibat-bs-L'Is^re),  zu  Paris,  war  am 
28.  Juli  1798  zu  Vienne  (Isöre)  geboren,  studirte  zuerst  die  Rechte  in  Grmioble, 
musste,  in  politische  Angelegenheiten  verwickelt,  nach  Savoyen  und  der  Schweiz 
fluchten,  wurde  1824  amnestirt,  und  studirte  darauf  Medicin  in  Montpellier,  Strass- 
bürg  und  Paris.  Sein  mechanisches  Talent  führte  ihn  auf  die  Erfindung  verschiedener 
Instrumente,  z.  B.  eines  solchen  zur  Amputation  der  Portio  vaginalis  uteri,  das  er 
in  der  folgenden  Schrift:  „2)cj  Vhystirotomief  ou  V ampfutation  du  col  de  la 
matrice  dans  les  aj^ections  cancSreuses,  ....  avec  la  description  de  VhystSro- 
tarne  et  de  plusieurs  antres  instrumens  etc."  (Paris  1828)  beschrieb.  Auch 
beschäftigte  er  sich  in  derselben  Zeit  mit  ,,De  la  compresston  et  de  la  ligature 
des  vaisseaux**  (Paris  1828)  und  einer  ^Nouvelle  mithode  de  pratiquer  la  taüle 
sous'pubiefine"  (1830).  Lebenslang  aber  wendete  er  dem  Stottern  seine  Aufmerk- 
samkeit zu,  und  indem  er  ganz  richtig  den  nervösen  Charakter  des  Leidens  erkannte, 
sucht«  er  dasselbe  durch  ein  Verfahren  zu  bekämpfen,  bei  welchem  besonders  auf 
rhythmische  Aussprache  der  Worte  Werth  gelegt  wurde.  Er  hatte  zur  Aufnahme 
von  Zöglingen  ein  orthophonisches  Institut  errichtet  und  erzielte  in  demselben 
solche  Erfolge,  dass  ihm  von  der  Akademie  der  Wissenschaften  1833  ein  Preis 
von  50.000  Franken  zuerkannt  wurde.  Seine  Schriften  über  das  Stottern  sind : 
„D«  b^gaiement  et  de  tous  les  autres  vices  de  la  parole"  (Paris  1830 ;  deutsche 
üebers.  von  A.  E.  F.  Schclze,  Ilmenau  1831 ;  2.  Aufl.  1831  u.  d.  T. :  „Uorthophonie 
ou  Physiologie  et  thSrapeutique  du  bigaieinent"  ;  deutsche  Uebers.  von  H.  E.  Flies, 
Quedlinburg  1840;  3.  Mit.  1843  u.  d.  T. :  „Traiti  de  tous  les  vices  de  la 
parole  etc.")  u.  s.  w.  Auch  seine  Strassburger  Dissertation,  mit  der  er  1838 
Doctor  wurde,  war  demselben  Gegenstande  gewidmet.  Er  verfasste  später  noch 
ein  ^Dict,  histor,  et  iconographique  de  toutes  les  Operations  et  des  instrumens, 
bandages  et  appareils  de  la  Chirurgie  ancienne  et  moderne"  (2  Bde.  1835)  — 
„Traiti  complet  des  maladies  des  femmes  etc,"  (2  voll.  1838;  1843;  deutsche 
Uebers.  von  Siegm.  Fbankenberg,  Leipzig  1841 ;  englische  Uebers.  von  Charles 
D.  Meigs,  Philadelphia  1845)  —  „M^m.  sur  Vhistoire  physiologiqiie  de  la 
ventriloquie"  (1840)  u.  s.  w.    Er  starb  am  10.  Juni  1851. 

Dechambre,.  XIX,  ^ag.  54.  —  Callisen,  IV,  pag.  277;  XXVII,  pag.  125. 

Gurlt. 

Oolombe,  Fran§oi,s-Marie-L6corch6C.  (oder  Lecorche-Colombe), 
zu  Paris,  war  am  1.  October  1789  zu  Avallon  geboren,  wurde  1813  zu  Paris 
Doctor  und  concurrirte  später  wiederholt,  um  Professeur  agregö  im  Fache  der 
Chirurgie  oder  Geburtshilfe  zu  werden.  Die  bei  dieser  Gelegenheit  verfassten 
chirurgischen  Concurs-Thesen  waren:  yjÄn  in  educendo  calculo  apparatus  late- 
ralis extemus  caeteris  anteponendus?"  (1823)  —  „De  ossium  necrosi"  (1826)  — 
„De  ulceribus  et  carcinomate  uteri  et  vaginae"  (1832).  Dazwischen  fiel  eine 
Schrift  über  die  Cholera  (1832)  und  folgte  dann  ein  geburtshilflicher  Concurs  mit 
der  These:  „De  la  dilivrance"  (1834),  nach  welchem  er  von  seinem  erfolgreichen 
Concurrenten,  Paul  Dubois,  zum  Chef  de  clinique  ernannt  wurde.  Trotzdem  con- 
currirte er  nochmals  um  einen  chirurgischen  Lehrstuhl  mit  der  These :  ^^Des  avan- 
tages  et  des  inconvSnients  des  diffirentes  espkces  de  sutures  etc,"  (1835).  Er 
starb  um  1860  in  Folge  einer  Erkrankung  des  Central-Nervensystems,  von  der  er 
seit  mehreren  Jahren  befallen  war. 

Dechambre,  XIX,  pag.  55.  G. 

Colombier,  Jean  C. ,  französischer  Militärarzt,  wurde  geboren  zu  Toul 
am  2.  September  1736  als  Sohn  eines  Chirurgien  major,  erhielt  seine  militär- 
^ztliehe  Ausbildung  im  Militärlazareth  zu  Metz  und  wurde  erst  als  Chirurgien 
major  1765  promovirt.  1780  wurde  er  Generalinspector  der  Lazarethe  und  GefUng- 
nisse  Frankreichs.  Sein  Tod  erfolgte  am  4.  August  1789  auf  der  Rückreise  von 
einem  amtlichen  Auftrage.  —  Mit  Vorliebe  trieb  C.  Gesundheitspflege  und  Augen- 
heilkunde ,  am  meisten  aber  zog  ihn  die  Militärmedicin  an ,  fiir  welche  er  neben 
seiner  reformatorischen  Thätigkeit  Zeit  fand ,     sich  literarisch  in  •  namhafter  Weise 


L 


60  COLOMBIER.  —  COLSMANN. 

zu  bethätigen.  Seine  wichtigsten  literarischen  Arbeiten  sind :  ;,  Code  de  midecine 
müitaire  pour  le  Service  de  terre  etc,^  (Paris  1772,  4  Bde.  in  12.)  —  „Medecine 
müttaire,  ou  traitS  des  maladtes  etc,^  (Paris  1778,  7  Bde.  in  8.  Dieses  Werk 
verfasste  C.  auf  Befehl  des  Gouvernements  in  Paris)  —  „Prdceptes  sur  la  santS 
des  gens  du  guerre,  ou  hygihie  müitaire^  (Paris  1775,  8.;  1879,  8.  —  das 
werthvollste  Werk  des  Verfassers,  aber  nicht,  wie  Baas  pag.  532  behauptet, 
das  erste  Handbuch  der  Militär-Hygiene.  Auch  Deutsch  als:  „Vorschriften  über 
die  Gesundheit  der  Kriegsleute  Bern  1776"  von  Tribolet). 

Biogr.  ni6d.  III.  H.  Frölich. 

/  Colombo,  Realdo  C,  zu  Cremona  geboren,  studirte  anfangs  Pharmacie, 
später  unter  Jon.  Ant.  Leonicus  und  Andreas  Vesal  Chirurgie  und  Anatomie, 
lebte  eine  Zeit  lang  in  Venedig,  ward  1542,  als  Vesal  nach  Deutschland  gereist 
war,  um  den  Druck  seines  grossen  anatomischen  Werkes  zu  fördern,  von  der 
Universität  Padua  als  dessen  Stellvertreter  berufen  und  1544  nach  Vksal's 
definitivem  Fortgange  dessen  Nachfolger.  Zwei  Jahre  darauf  folgte  er  einem  Rufe 
nach  Pisa  und  1549  einer  Auflbrderung  des  Papstes  Paul  IV.  nach  Rom,  wo  er 
1559  oder  1577  gestorben  ist.  C.  war  ein  vorzüglicher  Anatom,  ein  würdiger 
Schüler  seines  grossen  Lehrers.  Ein  eifriger  Zergliederer  (gegen  14  Leichen  soll 
er  jährlich  secirt  haben),  beschäftigte  er  sich  auch  hauptsächlich  mit  Vivisectionen, 
>zu  denen  er  zuerst,  statt  der  bis  dahin  gebräuchlichen  Schweine,  Hunde  verwandte. 
Sein  Hauptverdienst  ist  die  selbständige  klare  Schilderung  des  kleinen  Kreislaufes. 
Allerdings  hatte  Sebvet  denselben  schon  sechs  Jahre  früher,  1553,  in  seinem 
Werke  „Christtanis-nn  restitutio^ ,  wegen  dessen  er  den  Feuertod  erlitt,  fast  in 
gleicher  Weise  gelehrt,  doch  waren  die  meisten  Exemplare  schon  bald  nach 
Erscheinen  von  der  Geistlichkeit  verbrannt  worden,  und  eine  Verbindung  zwischen 
Servet  und  Colombo  ist  nicht  nachzuweisen.  Ein  Plagiat  von  Seiten  C.'s  kann 
man  daher  wohl  nicht  annehmen.  C.  gewann  diese  Einsicht  hauptsächlich  durch 
Beobachtung  des  bei  der  Vivisection  freigelegten  Herzens.  Er  hatte  richtige 
Vorstellungen  von  der  Systole  uod  Diastole  des  Herzens  und  ihrem  Zusammenhange 
mit  den  Erweiterungen  und  Verengerungen  der  Arterien,  er  wies  nach,  dass  die 
Lungenvene  Blut  führe,  dass  die  Herzscheidewand  undurchdringlich  sei,  und  spricht 
es  geradezu  aus,  das  Blut  werde  von  der  rechten  Herzkammer  aus  durch  die 
Lungenarterie  zur  Lunge  und  von  dort  durch  die  Lungenvene  nach  dem  linken 
Ventrikel  geführt  „Quod  nemo  hactenus  aut  animadverttt,  aut  scriptum  reliquit^. 
Die  Erkennung  des  grossen  Kreislaufes  blieb  ihm  fremd,  da  er  die  Blutbereitung 
in  der  Leber,  den  centrifugalen  Blutstrom  in  den  Venen  lehrte.  Seine  Beobachtungen 
hat  er  im  folgenden  Werke  niedergelegt:  „De  re  anatomica  libriXV^  (Venedig  1559, 
fol.  und  öfters;  deutsch  Frankfurt  1609,  fol.).  Max  Salomon. 

Colon,  Fran9oi8  C,  zu  Nevers  1764  geboren,  studirte  und  promovirte 
in  Rheims  und  wurde  nachher  Chirurg  am  Hospital  Bicetre  in  Paris.  C.  war  einer 
der  eifrigsten  Verbreiter  der  Vaccination  in  Frankreich;  er  richtete  sein  ganzes 
Wohnhaus  in  Paris  zu  diesem  Zwecke  ein  und  vaccinirte  darin  Jedermann  unent- 
geltlich. Alle  seine  Schriften  haben  die  Vaccination  zum  Gegenstande.  Als  er 
einst  in  übergrossem  Eifer  auf  den  Titel  einer  seiner  Abhandlungen  gleichzeitig 
seine  Adresse  setzte,  wurde  ihm  dieser  Umstand  von  seinen  Collegen  derart  ver- 
übelt, dass  er  genöthigt  war,  Paris  zu  verlassen.  Er  übersiedelte  nach'  Montfort, 
wurde  bald  zum  Maire  des  Ortes  gewählt  und  leistete  seinen  neuen  Mitbürgern  in 
dieser  Stellung  sowohl,  wie  als  Arzt  und  Operateur  bis  zu  seinem  Tode  (1812)  die 
uneigennützigsten,  vom  Geiste  echter  Humanität  durchwehten  Dienste.       Unger. 

Colot,  s.  Collot. 

Colsmann,  Johannes  C. ,  geboren  1771,  gestorben  1830,  berühmter 
dänischer  Chirurg,  Professor  an  der  chirurgischen  Akademie,  sowie  Oberchirurg 
am  königl.  Friedrichs-Hospital  zu  Kopenhagen,  später  Generaldirector  der  Chirurgie. 
Seine  literarischen  Productionen  sind  unbedeutend.  Petersen. 


COLUCCl.  —  COMBE.  61 

* Colucci-Pascha ,  Antonio  C. ,  ägyptischer  Arzt  und  Staatsmann,  ist 
1810  zu  Alessandria  geboren,  stndirte  Medicin  in  Bologna,  kam  als  zweiter  Leib- 
arzt an  den  Hof  von  Mehemed-Ali,  wurde  nach  und  nach  Vice-Präsident  des 
Gesundheitsrathes  in  Cairo,  Inspecteur  des  Sanitätsdienstes  der  Marine  und  Präsident 
der  im  Interesse  der  internationalen  Salubrität  in  Aegypten  eingerichteten  General- 
Sanitäts-Intendanz,  bekleidete  ausserdem  noch  mehrere  Staatsämter,  wurde  wieder- 
holt auf  wissenschaftliche  Reisen  nach  Europa  geschickt  und  vertrat  Aegypten  auf 
mehreren  internationalen  wissenschaftlichen  Congressen.  Nachdem  er  bis  dahin  nur 
den  Bey-Titel  geführt,  erhielt  er  als  einer  der  ersten  europäischen  Christen  vom 
Khedive  Ismail  den  Rang  eines  Pascha.  Er  hat  sich  besonders  um  die  Beob- 
achtung und  Erforschung  der  Aegypten  seit  1830  heimsuchenden  Pest-  und  Cholera- 
Epidemien  verdient  gemacht  und  darüber,  abgesehen  von  einer  Anzahl  von  ;,  Comptes 
rendusy  Proc^-verbaux^  Reglements  etc.^  folgende  Brochüren  verfasst :  „Du  cholSra 
en  Egypte^  (1865)  —  „BSponse  h  douze  qtiestions  sur  le  choUra  de  1865  en 
tgypte''  (1866). 

Vapereau,  5.  Mit.,  pag.  454.  G. 

Columba,  Gerard  C,  aus  Mesäina,  hatte  um  die  Mitte  des  16.  Jalir- 
hunderts  einen  Lehrstuhl  der  Medicin  in  Padaa  inne.  —  Hauptwerk:  „De  febrls 
pestilenth  cognithne  et  curatione  etc,  librt  duo*^  (Messina  1596;  Frankfurt 
1601—1608).  Unger. 

Combalusier,  Frangois  de  Paule  C,  zu  Paris,  war  am  28.  October 
1713  in  dem  Flecken  Saint- Andiol  (Vivarais)  geboren,  wurde  1732  zu  Montpellier 
Doetor,  hielt  daselbst  öffentliche  Vorlesungen,  wurde  sodann  Professor  der  Medicin 
an  der  Universität  zu  Valence,  ging  darauf  aber  nach  Paris,  wo  er  mitten  in  den 
zwischen  den  Aerzten  und  Chirurgen  entbrannten  und  1749  zu  Gunsten  der  Ersteren 
entschiedenen  Streit  hineinkam,  indem  er  sich  auf  die  Seite  derselben  mit  mehreren 
Schriften,  wie:  „La  Subordination  des  chirurgiens  aux  mSdecvis,  dSmontrSe  etc.'^ 
(Paris  1748,  4.)  u.  s.  w.  stellte.  Er  wurde  darauf  1750  Mitglied  der  Facultät 
und  17Ö5  zum  Professor  der  Phamiacie  ernannt.  Vorher  hatte  er  ein  zu  seiner 
Zeit  geschätzes  Buch :  „Pneumato-pathologia,  seit  tractatus  de  flatulentis  humani 
corporis  affectibus^  (Paris  1747  ;  in's  Französische  übersetzt  von  Aug.-Fran?. 
Jault,  Paris  1754,  2  Bde.)  geschrieben.  Er  verfasste  noch  ausser  einer  grossen 
Zahl  kleinerer  Abhandlungen:  „Observations  et  reflexions  sur  la  colique  de  Poüou 
ou  des  peintres  etc.**  (Paris  1761)  und  starb  bereits  am  24.  August  1762. 

Biogr.  med.  III,  pag.  307.  —  Dict.  hist.  I,  pag.  853.  —  Dechambre,  XIX,  pag.  266. 

G. 

Gombe,  Andrew  C,  war  am  27.  October  1797  in  Schottland  geboren, 
wurde  1825  in  Edinburg  Doetor,  war  Leibarzt  des  Königs  und  der  Königin  der 
Belgier  und  von  1838  an  der  Königin  Victoria,  musste  aber  zur  Wiederher- 
stellung seiner  geschwächten  Gesundheit  nach  Madeira  gehen  und  starb  1847. 
Es  sind  von  ihm  folgende  Schriften  verfasst  worden:  „Observations  on  the  mental 
derangement  etc."  (Edinburg  1831 ;  Boston  1834 ;  nach  der  7.  Edinburger  Ausgabe 
New  York  1843)  —  „TTie  principles  of  physiology  applied  to  the  conservation 
of  health"  (Edinburg  1834;  1842;  New  York  1834;  deutsche  üebers.  nach  der 
5.  Edinburger  Ausgabe  von  F.  Reichmeister,  Leipzig  1837;  1839)  —  „The 
physiology  of  digestion*^  (Edinburg  1836  ;  1842;  nach  der  3.  Edinburger  Ausgabe 
New  York  1845;  deutsche  Uebers.  von  Cabl  Neubee,  Leipzig  1837)  —  „Ä  treatise 
on  the  physiological  and  moral  management  of  infancy"  (Edinburg  1840;  1842). 
Auch  gab  er  heraus:  Will.  Bkaumont's  „On  the  gastric  Juice  etc."  (London  1838). 

Dechambre,  XXV,  pag.  343.    —    Callisen,  IV,  pag.  282;    XXVII,  pag.  129. 

G. 

CJombe,  George  C,  1788—1858,  gab  zuerst  in  Edinburg  (1838) 
„Outlines  of  phrenology"  heraus,  welche  in  7.  Auflage  erschienen.  In  späteren 
Jahren,  1847 — 1857,  erschienen  von  ihm  am  gleichen  Verlagsorte  mehrere  Schriften 
über  Erziehung,  Gefängnisswesen,  Popularisirung  der  Physiologie.  Red. 


62  COMBES.  —  COMET. 

Gombes.  Joseph-Marie-Louis-Hippolyte  C,  war  am  13.  August  1809 
zu  Castres  geboren,  wurde  1832  zu  Montpellier  Doctor  mit  der  These:  ^Essai 
8ur  les  vivisections^ ,  besuchte  darauf  in  Paris  die  Hospitäler  und  arbeitete  au 
mehreren  Zeitschriften  mit.  1837  bereiste  er  Algerien,  wurde  1839  zu  Montpellier 
Professeur  agr6g6  mit  der  These :  „  Quelle  est  la  meilleure  baae  d/une  classißcatioti 
des  maladtes?*^  besuchte  Italien  und  knüpfte  daselbst  wissenschaftliche  Verbindungen 
an,  die  ftlr  ein  späteres  Werk  von  ihm  von  grosser  Wichtigkeit  waren.  1841 
wurde  er  als  Professor  der  Hygiene  und  gerichtlichen  Medicin  nach  Toulouse 
berufen  und  verfasste  um  diese  Zeit  folgende  Schriften:  „Des  affections  typhoides*' 
(Paris  1840)  —  „De  Virnportance  de  la  mddecine  ligale^  (Toulouse  1841)  — 
„De  la  midecine  polittque"  (Ibid.  1842).  In  demselben  Jahre  erschien  sein  Haupt- 
werk: „De  la  mddecine  en  France  etenltalie;  administratwn ;  doctrines;  etc,"^ 
(Paris  1842;  italienische  Uebersetzung  von  Salv.  dk  Renzi,  Neapel  1843),  in 
welchem  besonders  der  historische  Theil,  die  Besprechung  der  Lebren  von  Rasori, 
Tommasini,  der  Vergleich  derselben  mit  den  BROUSSAis'schen  Doctrinen  von  Be- 
deutung ist.  Seine  folgenden  Arbeiten  betrafen  wieder  das  Gebiet  der  Hygiene: 
„De  Viclairage  au  gaz"  (Paris  1844)  —  „Examen  du  dicret  relaJtif  h 
r Organisation  des  conseils  d'ht/gi^e,  etc,"  (Paris  und  Toulouse  1849,  4.)  u.  s.  w. 
1856  gab  er  seinen  Lehrstuhl  auf,  fungirte  bis  1850  noch  als  Inspecteur 
d*Acad6mie  zu  Foix,  Aix  und  Montpellier,  zog  sich  dann  aber  in  Folge  ge- 
schwächter Gesundheit  nach  seiner  Geburtsstadt  zurück,  wo  er  am  13.  Februar 
1873  starb. 

Dechambre,  XIX,  pag.  267.  G. 

Cöme,  Frfere  C,  s.  Baseilhac. 

Comet,  Charles-Jean-Baptiste  C,  zu  Paris,  war  daselbst  1796 
geboren,  war  von  1818  an  nur  Officier  de  sant6,  wurde  1825  aber  Dr.  med. 
zu  Strassburg.  Nachdem  er  einige  kleine  Schriften,  wie:  „Instruction  sur  les 
maladies  des  enfans;  etc,"  (Paria  1818)  —  „Instruction  somviaire  sur  la  Vaccine, 
suivie  de  la  description  d'un  nouvel  instrument  (dit  vaccinateur  isole)  ;  etc,  ^ 
(Paris  1819)  herausgegeben,  gründete  er  1823  ein  medicinisches  kritisches  Journal : 
„Hygie,  recueil  de  m^decine,  d'hygihie,  d^dconomie  domestique;  etc,^  (1826 — 28), 
durch  welches  er,  bei  seiner  kaustischen  Schärfe,  sich  so  viele  Feinde  zuzog,  dass 
er  nach  Brüssel  flüchten  musste.  Er  kehrte  jedoch  1830,  nach  der  Vertreibung  der 
Jesuiten,  zurück,  leitete  bis  1834  zu  Belle ville  eine  Maison  de  sante  und  beschäftigte 
sich  vorzugsweise  mit  der  Anwendung  einer  besonderen  localen  Applicationsmethode 
von  Medicamenten,  nämlich  durch  eine  auf  den  erkrankten  Körpertheil  einwirkende 
Verdampfung  derselben.  Er  schrieb  darüber  mehrere  Schriften,  wie:  „Diachorismos 
de  mddicamens  simples  pour  le  traitement  des  maladies^  (Paris  1836 ;  5.  Ausg. 
1837)  —  ^Mdthode  curative  externe  des  douleurs  rhumatismales,  etc,"  (1836; 
8.  Ausg.  1842;  deutsche  Uebers.  nach  der  4.  Aufl.,  Quedlinburg  1839;  2.  Aufl. 
1840)  —  ;,  ViscSralgies,  douleurs  rhumatismales,  ....  GuSrisons  obtenues  par 
la  m^hode  curative  externe^  (1836).  Durch  die  Ausübung  dieses  Verfahrens  zog 
er  sich  die  Animosität  der  Pariser  Apotheker  zu,  wusste  sich  aber  gegen  dieselben 
mit  vielem  Geschick  zu  vertheidigen.  An  die  Stelle  der  wieder  in's  Leben 
gerufenen  „Hygie"  Hess  er  „L*fisculape"  (1839 — 41)  erscheinen,  dem  später 
„L'Abeille  m^dicale"  (1844 — 56)  folgte»,  eine  das  Gesammtgebiet  der  Medicin 
umfassende  Zeitschrift.  Später  erschien  noch:  „La  verite  aux  mSdecins  et  aux 
gens  du  monde  sur  des  maladies  ^  eclairds  par  le  samnambuli^me  naturel 
lucide,  etc."  (1860).  Zusammen  mit  dem  berühmten  Percy  hatte  er  herausgegeben: 
„Opuscules  de  midecine,  de  Chirurgie,  d'hygüne,  et  critiques  m^ico-littSraires 
publiSs  dans  V Hygie"  (Paris  und  Brüssel  1827);  ausserdem  einige  kleine  Scbriften 
und  eine  Uebersetzung  von  J.  Swan's  Arbeit  über  eine  neue  Methode,  trockene 
anatomische  Präparate  anzufertigen. 

Sachaile,  pag.  204.  —  Callisen,  IV,  pag.  ii85 ;  XXVH,  pag.  132.  ^ 


COMINI.  —  COMPARETTI.  63 

Comini,  Michael  Ulrich  von  C,  Edler  von  Sonnenberg,  zu 
Innsbruck,  war  zu  Cassana  in  Sulzberg  (Südtirol)  am  25.  Februar  1766  geboren, 
stndirte  in  Padua  und  Pavia,  wurde  1789  daselbst  Doctor,  besuchte  dann  die 
Militärspitäler  zu  Mailand,  erhielt  1790  das  Physicat  im  ThaJe  Fleims  und  wurde 
1797  als  zweiter  Stadt-Physicus  nach  Brixen  berufen.  Er  erwarb  sich  hier,  wie  in 
seinem  früheren  Wirkungskreise,  besonders  bei  der  Bekämpfung  von  Epidemien 
(er  beschrieb  1807  eine  solche  „Faulfieber-Epidemie")  Verdienste  und  veröffentlichte 
seine  Erfahrungen  über  die  von  Chiarenti  vorgeschlagene  endemiatische  Methode 
in  einer  Brochüre:  „Specimen  observationum  medtco-practtcarum,  quos  metkodo 
Ckiarentiana  tnstüutt  ....  Pauculis  in  calce  adjectis  ad  intemam  nosocomii 
Brixensis  constructianem  apectantibits"  (Brixen  1801).  1799  war  er  von  dem 
Fürstbischof  von  Brixen  zum  Hofrath  und  Leibarzt  und  vom  Kaiser  Franz  II. 
in  den  Adelstand  erhoben  worden.  Auch  während  der  bayerischen  Occupatiou 
Tirols  und  der  Kämpfe  von  1809  machte  er  sich  um  die  Behandlung  der  kranken 
und  verwundeten  Kämpfer,  sowie  durch  sein  sonstiges  patriotisches  Verhalten  hoch- 
verdient, wurde  1811  als  Medicinalrath  nach  Innsbruck  berufen,  wo  er  bei  den 
Truppendurchmärschen  1812,  13  ein  neues  und  weites  Feld  seiner  Thätigkeit 
fand.  Nach  der  Wiedervereinigung  Tirols  mit  Oesterreich  in  den  Ruhestand  ver- 
setzt, versah  er  1819 — 20  provisorisch  das  Protomedicat  und  das  med.-chir. 
Studien  -  Directorat  und  wurde  1825  pensionirt.  Er  wirkte  aber  noch  bis  zu 
seinem  am  12.  März  1842  erfolgten  Tode  als  beliebter  und  gesuchter  Arzt 
rastlos  weiter. 

St  Ott  er  im  Neuen  Nekrolog  der  Deutsehen,  Jahrg.  20.,  1842-,  I,  pag.  237.     g. 

Gommlssetti ,  Antonio  C. ,  wurde  geboren  am  12.  März  1805  zu 
Pezzana  und  trat  am  25.  Februar  1842  als  Chirurgien  major  2.  Classe  in  das 
Heer  ein,  1850  wurde  er  zum  Divisionsarzt  2.  Classe  ernannt  und  in  den 
Spitälern  von  Cuneo,  Chilmbery  und  Genua  verwendet.  Hier  gründete  er  mit 
einigen  Gleichgesinnten  1853  das  Giomale  di  medicina  militare,  dessen  Leiter 
und  zugleich  hervorragender  Mitarbeiter  er  lange  Zeit  blieb.  1855  führten  ihn 
die  kriegerischen  Ereignisse  in  die  Krim,  wo  er  an  der  Spitze  des  sardinischen 
8anität8corps  stand.  1856  kehrte  er  nach  Turin  zurück,  1857  wurde  er  Inspector, 
1859  und  1860  leitete  er  den  Sanitätsdienst  des  sardinischen  Heeres,  1862  wurde 
er  Präsident  des  Militär-Sanitäts- Ausschusses.  Im  Jahre  1873  wurde  er,  nachdem 
er  den  Rang  eines  Sanitäts-Generalmajors  erworben,  in  den  Ruhestand  versetzt 
und  verstarb  zu  Turin  im  September  1881.  An  den  Verbesserungen  des  Sani- 
tätedienstes, die  in  seine  Dienstzeit  fallen,  hat  C.  hervorragenden  Antheil. 

Jahresbericht  etc.  von  W.  Roth,  Supplement-Band  zu  der  militärärztlichen  Zeit- 
schrift, 1883.  H   Frölich. 

Gomparetti,  Andrea  C. ,  zu  Padua,  war  1746  zu  Vicinale  im  Friaul 
geboren,  widmete  sich  zu  Padua  unter  Morgagni  der  Heilkunde,  wurde  Doctor 
derselben  und  übte  sie  in  Venedig  aus.  Er  schrieb  hier  die  Schrift:  „Occursus 
nedict  de  vaga  degrüudine  infirmitatis  nervorum^  (Venedig  1784)  und  wurde 
auf  Grund  derselben  nach  Bianchini's  Tode  als  Professor  der  Medicin  nach  Padua 
berufen.  Daselbst  wusste  er  auch  als  Naturforscher  sich  einen  Namen  zu  machen 
und  schrieb  folgende,  theils  den  Naturwissenschaften,  theils  der  Anatomie,  theils  der 
praktischen  Medicin  angehörige  Schriften:  „Observaiiones  de  luce  tnflexa  et  colo- 
rilms^  (Padua  1787),  in  welchen  er  von  den  Beobachtungen  Newton's  und 
6rimaij)i's  Gebrauch  machte.  —  „Observaiiones  anatomicae  de  aure  interna 
comparata^  (Padua  1789,  4.  c.  tab.),  von  Chladni,  nebst  dem  in  demselben  Jahre 
fiber  den  gleichen  Gegenstand  von  Scarpa  erschienenen  Werke  für  das  vorzüglichste 
über  die  Gehörorgane  des  Menschen  und  der  Thiere  erklärt.  Es  folgten  weiter: 
jfProdromo  dt  un  trattato  di  ßsiologm  vegetale"  (2  Thle.,  Padua  1791,  99)  — 
pRiscontri  fisicO'botanid  ad  uso  clinico^  (1792)  —  „Saggio  della  scuola  cli- 
nica  nello  spedale  di  Padova^  (1798)  —    „Osservazioni  sulla  proprieth  della 


L 


64  COMPARETTI.  —  CONDOIDI. 

china  dd  Brasile"  (1794).  Seine  „Rtscontrt  medici  delle  febbri  larvate  perio- 
dicke  pemiciose"  (2  Thle.  1795)  sind,  ebenso  wie  die  zuerst  genannte  Schrift,  auf 
gründliche  eigene  Beobachtungen  basirt.  Zu  seinen  letzten  Arbeiten  gehören  die 
„Observationes  dioptricae  et  anatomicae  comparcUae  de  coloribus  apparentibus, 
visu  et  oculo^  (1798,  4.  c.  ^^,)  und  eine  Schrift,  welche  sich  mit  der  Ver- 
bessening  des  klinischen  Unterrichts  beschäftigt:  „JRiscontro  cUnico  del  nuovo 
ospedale  o  regolamenti  medtco-pratiche**  (1798) ;  endlich  eine  wichtige  vergleichend- 
anatomisch-physiologische Arbeit:  „Dinamica  animale  degV  insetti"  (1800). 
Ausserdem  schrieb  er  noch  Abhandlungen  für  Gesellschaftsschriften,  z.  B.  die 
Mömoires  de  Turin  (T.  V),  pflanzenphysiologischen  Inhalts.  Der  unermüdliche 
Arbeiter  starb  bereits  am  22.  December  1801. 

Biogr.  in6d.  III,  pag.  310.  —  Dict.  hist.  I,  pag.  854.  —  v.  Wurzbach,  II,  pag.  437. 

G. 

ConcatO;  Luigi  C,  am  20.  November  1825  in  Padua  geboren,  kämpfte 
als  Sohn  armer  Eltern  mit  der  grössten  Noth,  um  seine  Studien  vollenden  zu 
können.  Am  6.  August  1848  zum  Doctor  in  Padua  promovirt,  wurde  er  1850 
Assistent  der  Anatomie  und  Physiologie,  übersetzte  Zehetmayer's  Werk:  „üeber 
die  Percussion  und  Auscultation  etc."  und  ging  im  September  1855  nach  Wien, 
wo  er  zwei  Jahre  lang  die  medicinische ,  chirurgische  und  geburtshilfliche  Klinik 
besuchte  und  pathologische  Anatomie  studirte  (Skoda,  Oppolzer,  Schuh,  Roki- 
tansky) und  1857 — 58  nach  Prag  (Jaksch,  Lerch,  Treitz).  Ende  1859  wurde 
er  mit  den  Vorlesungen  über  allgemeine  Pathologie  in  Pavia  beauftragt  und  1860 
zum  Professor  der  medicinischen  Klinik  in  Bologna  ernannt.  Bis  1875  mit  grossem 
Erfolge  die  neue  Richtung  einer  auf  objective  Semiotik  gegründeten  positiven 
Diagnose  hier  verbreitend,  fand  er  natürlich  viele  Gegner  in  den  Aerzten  der 
dortigen  alten  Schule,  verschaffte  sich  aber  trotzdem  bald  ein  grosses  Ansehen  bei 
Studenten,  wie  bei  Kranken.  Anfangs  1876  Hess  er  sich  vorübergehend  nach 
Padua  versetzen,  siedelte  jedoch  1878  wegen  vielfacher  Anfeindungen  nach  Turin 
über,  wo  er  seine  Vorlesungen  mit  weit  besserem  Erfolge  als  in  Padua  bis  zum 
Jahre  1880  fortsetzte.  Am  13.  August  ej.  a.  starb  er  zu  Riolo  (Romagna)  an  acutem 
Glottisödem.  Als  Lehrer  hinterliess  er  viele  Schüler,  die  ihm  Ehre  machten,  mehrere 
hierunter  Professoren  an  verschiedenen  Universitäten  Italiens ;  als  medicinischer  Schrift- 
steller war  er  während  seiner  wissenschaftlichen  Laufbahn  äusserst  thätig  gewesen. 
Im  Jahre  1862  gründete  er  das  „Ebdomadario  clinico",  eine  praktische  und 
wissenschaftliche  Zeitschrift,  die  im  Jahre  1865  in  die  „Rivista  clinica  di  Bologna" 
umgeändert  wurde  und  heute  noch  fortbesteht.  Unter  seinen  zahlreichen  (120) 
Schriften  verdienen  besondere  Erwähnung :  „Sopra  un  caso  di  Carcinoma  vüloso 
della  veaica^  (Imparziale  1861)  —  y,Dei  segnt  diagnostici  fis^ici  nella  tuberco- 
losi  polmonare  incipiente**  (Ebdomadario  clinico,  1863)  —  „Delle  affinith  fra 
tubercolo  e  cancro  e  della  sostituziane  loro  ereditaria"  (Ebenda  1864)  —  „Sul 
tetano"  (Rivista  clinica  de  Bologna  1865)  —  „La  percussione  nella  diagnose 
differenziale  delle  cardiopatie^  (Ebenda  1868)  —  „Apparecchio  inamovibile  nelF 
artrite  acuta^  (Ebenda  1869)  —  „Stdla  ßaiologta  e  ßsiopatologia  del  cuare'* 
(Ebenda  1870)  —  „Sul  reumatismo  articolare  a  corso  rapido*'  (Turin  1876, 
400  Seiten)  —  „Un  caso  di  chiluria**  (Giomale  della  R.  Accademia  di  medicina 
di  Torino  1881)  —  „La  corrente  indotta  e  la  compressione  meccanica  contra 
i  versamenti  pleuritici**  (Piacenza  1881)  —  „La  diagnosi  generale  dei  tumori 
addominali"  (2  Theile,  Mailand  1881)  und  viele  andere.  Cantani. 

Conde,  J.  B.  de  C,  aus  Brüssel,  1644  zu  Löwen  promovirt,  wirkte  als 
Arzt  am  Hospital  St.-Jean  der  ersteren  Stadt.  Seine  Auszeichnung  beruht  auf 
einer  in  eleganten  lateinischen  Versen  ausgeführten  Wiedergabe  der  Aphorismen 
des  HiPPOKRATES  (Brüssel  1647).  C.  starb  1653,  sein  Geburtsjahr  kennt  man  nicht« 

van  den  Corput.  —  Red. 

Condoidi,  Panajota  (in  Russland  Paul  Sacharjewitsch  C.  genannt), 
ein  um  das  Medicinalwesen   in   Russland   überaus   verdienter  Arzt,   ein   in  Corfa 


CONDOIBI.  —  CONQUEST.  65 

geborener  Grieche,  kam  sehr  jung  nach  Russland  und  wurde  äusserst  sorgfilltig 
von  seinem  Oheim,  dem  Bischöfe  von  Susdal,  erzogen ;  dann  ging  er  nach  Leyden, 
studirte  Medicin  und  wurde  Dr.  med.  Er  verfasste:  „Historiae  lateralis  ad  extra- 
tendum  calculum  sectionis  appendix,  sive  cystotomia  Gheseldiana,  aucfore  Ja- 
cobo  Douglasso, .  quam  anglice  conscriptam  Latine  donavit  P.  C.  dt  Gorcyraeus** 
(Leyden  1733,  4.,  mit  Fig.).  Nach  Russland  zurückgekehrt,  erhielt  er  das  Recht 
zur  Praxis  daselbst,  wurde  1738  Generalstabsdoctor  der  Armee  Münnich's  und 
entwarf  als  solcher  eine  besondere  Instruction  für  dieses  Amt,  sorgte  ausserordentlich 
für  Eoranke  und  Hospitäler  und  bemühte  sich,  bestehende  Missbräuche  abzu- 
schaffen. Nach  der  Thronbesteigung  der  Kaiserin  Elisabeth  von  dem  Archiater 
Grafen  Lestocq  nach  Petersburg  berufen,  übernahm  C.  die  Verwaltung  des  Medi- 
einalwesens  (medic.  Kanzlei  oder  medic.  Comptoir  genannt).  Im  October  1747 
wurde  er  Hofmedlcus  und  nach  dem  Tode  Boerhaave's  Director  der  medicinischen 
Kanzlei,  sowie  erster  Leibmedicus  des  kaiserlichen  Hofes.  Seine  Bestrebungen 
galten  insbesondere  der  Verbesserung  der  Hospitäler,  er  ordnete  regelmässige 
Sectionen  in  den  Hospitälern  an  und  errichtete  Hebeammenschulen  in  Moskau  und 
Petersburg.    Sein  Tod  erfolgte  1760. 

Tschistowitsch,  CLXXXII.  —  Richter,  III,  pag.  436.  L.  Stieda. 

Coniior,  Bernard  C,  ein  Irländer,  um  1666  geboren,  bereiste  die 
Länder  des  Continents  und  war  in  Polen  einige  Jahre  Leibarzt  Johann  Sobiesk  i*s. 
Nach  England  1695  zurückgekehrt,  hielt  er  Öffentliche  medicinische  Vorlesungen 
mit  grossem  Zulauf,  starb  aber  bereits  1698.  Ausser  Reisebildem  (speciell  über 
den  Vesuv),  einem  Briefwechsel  mit  J.  Tyrel  u.  A.  über  allgemeine  medicinische 
Fragen,  einem  „  Evangelium  medici^  und  einer  (nachgelassenen)  Geschichte  Polens 
schrieb  C. :  „A  compendioua  plan  of  the  hody  of  physic^  (Oxford  1697)  und 
yjDe  secretione  animali^  (London  gleichzeitig). 

Biet.  bist.  II.  Red. 

Conolly,  JohnC,  geboren  1796,  gestorben  1866,  war  Arzt  zu  Hanwell 
bei  London,  einer  der  grösseren  Irrenanstalten  von  mehr  als  1000  Bewohnern,  an 
denen  England  so  reich  ist.  Seine  wissenschaftliche  Bedeutung  ist  weniger  aus- 
gesprochen, obgleich  er  ziemlich  viel  geschrieben  hat ;  die  praktische  dagegen  um 
so  mehr,  als  C.  der  eigentliche  Schöpfer  des  No-restraint  Systems  ist.  Zwar  hatte 
vor  ihm  schon  Gabdiner  Hill,  unterstützt  von  Charles  Worth  in  Lincoln,  ein- 
schlägige Versuche  gemacht ;  wirklich  durchgeführt  hat  das  System  aber  erst  C. ; 
nach  mehr  als  zwanzigjähriger  Thätigkeit  in  Hanwell  konnte  er  1856  berichten, 
dass  in  24  englischen  Irrenanstalten  —  mit  mehr  als  10.000  Kranken  —  der 
mechanische  Zwang  so  gut  wie  abgeschafft  sei.  Die  Bedeutung  dieses  Factums 
war  die  einer  neueu  Aera  für  die  Psychiatrie.  Arndt. 

Gonquest,  John  T.  C,  zu  London,  wurde  1789  zu  Chatham  geboren,  war 
einige  Zeit  lang  Assistant  -  Surgeon  in  der  Marine,  wurde  1813  zu  Edinburg 
Doctor,  ging  dann  nach  London,  wurde  Geburtshelfer  am  City  of  London  Gebär- 
hause und  Doeent  der  Geburtshilfe  am  St.  Bartholomäus-Hospital.  Er  verfasste: 
„OutUnea  of  midvnfery"  (London,  2.  Aufl.  1821;  6.  Aufl.  1835;  neue  Aufl.  durch 
James  M.  Winn,  1854;  deutsche  üebersetzung  mit  Zusätzen  u.  s.  w.  von  S.  J.  Ottkr- 
BURG,  Heidelberg  und  Leipzig  1834)  und  gab,  ausser  mehreren  Aufsätzen  im  Edinb. 
Med.  and  Surg.  Joum.  (1811),  London  Med.  Repository  (1820),  Lancet  (1829—30) 
über  Missbildung  der  weiblichen  Genitalien,  geburtshilfliche  Instrumente,  Heilung 
des  Hydrocephalus  durch  Function,  eine  in  der  HüNTKR'schen  Gesellschaft  gehal- 
tene Festrede:  „ObservcUions  on  puerperal  inßammation ,  commonly  called 
puerperal  fever  etc.^  (London  1830)  und  eine  Schrift:  „What  is  homoepathy? 
And  is  there  any  ^  and  what  amount  of  truth  in  it?"  (London  1859;  2.  Aufl. 
1859;  2.  amer.  Ausg.  Philadelphia  1861)  heraus.  Er  starb  am  24.  October  1866 
zn  Shooter*8  Hill,  wohin  er  sich  seit  einigen  Jahren  zurückgezogen  hatte. 

Dechambre,  XIX,  pag.  649.  —  Callisen,  IV,  pag.  294;  XXVH,  pag.  135.      g. 
Biogr.  Lexikon.  II.  5 


66  CONRADI. 

Conradi,  Georg  Christoph  C,  geboren  am  8.  Juni  1767  zu  Rössing 
im  Amte  Caleuberg,  gestorben  am  16.  December  1798  als  Stadtphysicus  zu  Nord- 
heim, beendete  1789  seine  mediciniscben  Studien  und  liess  sich  als  praktischer 
Arzt  in  Hameln  nieder;  1792  ging  er  als  Physicus  nach  Nordheim.  C.  hat  durch 
seine  Vorschläge,  die  getrübte  Linse  durch  Spaltung  der  Kapsel  zur  Aufsaugung 
zu  bringen,  sich  ein  erhebliches  Verdienst  um  die  Staaroperation  erworben,  ja  man 
mußs  ihn  sogar  eigentlich  als  den  Begründer  der  modernen  Discissio  cataractae 
ansehen.  Allerdings  war  schon  vor  ihm  die  Tbatsache  bekannt,  dass  die  zerstückelte 
staarige  Linse  von  den  Augenflttssigkeiten  gelöst  und  zur  Resorption  gebracht 
werden  könne  und  war  diese  physiologische  Erkenutniss  bereits  auch  von  Pott 
zur  Grundlage  einer  besonderen  Operationsmethode  gemacht  worden.  Doch  war 
man  trotz  aller  derartigen  Versuche  sowohl  über  die  Technik,  als  wie  auch  über 
die  Indicationen  der  Discissio  cataractae  so  im  Unklaren,  dass  selbst  Beer  im 
Jahre  1799  behauptete:  es  würde  eine  derartige  Methode  der  Staaroperation  kaum 
eine  praktische  Bedeutung  erlangen  können.  Es  ist  nun  das  grosse  Verdienst  C.'s, 
in  seinem  Aufsatze:  ,f  Vor  schlag  zu  einer  einfachen  Methode,  den  Staar  zu 
stechen^  (Arnemann*S  Mag.,  Bd.  I,  Göttingen  1797)  die  Indicationen  der  Discissio 
angegeben  und  diese  Methode  als  nur  für  weiche  Staarc  passend  erkannt  zu  haben. 
Er  warnt  ausdrücklich  davor,  ältere  Personen  mittelst  dieses  Verfahrens  operiren 
zu  wollen.  Die  Technik  der  Operation  gestaltete  er  auch  dadurch  rationell,  dass 
er  die  bis  dahin  versuchte  totale  Zerstückelung  der  Linse  beseitigt  und  nur 'durch 
Spaltungen  der  vorderen  Linsenkapsel  ersetzt  wissen  wollte.  Auf  diesem  von  C. 
geschaffenen  Boden  hat  sich  unsere  moderne  Discission,  trotz  der  Widersprüche 
Brer's,  entwickelt.  (S.  Magnus,  Geschichte  des  grauen  Staares,  Leipzig  1876.) 
Die  sonstigen  literarischen  Arbeiten  C.'s  über  dasselbe  Thema,  sowie  sein  „Hand- 
buch  der  pathologischen  Anatomie^  (Hannover  1796)  —  „Auswahl  aus  dem 
Tagebuche  eines  praktischen  Arztes"  (Chemnitz  1794)  etc.  haben  nur  neben- 
sächliche Bedeutung. 

Ein  Verzeicliniss  aller  seiner  Arbeiten,  auch  der  verschiedenen  von  ihm  gelieferten 
Joumalartikel,  findet  man  in  Mensel,  1750 — 1803.  Magnus. 

Gonradii  Johann  C. ,  geboren  in  Strassburg  i.  E. ,  studirte  daselbst 
Medicin  und  wurde  Dr.  med.,  in  Petersburg  examinirt  am  17.  December  1787  wurde 
er  Anfangs  dem  chinirgischen  Institute,  später  dem  Hauptspital  zugezählt.  Am 
2.  August  1789  wurde  er  als  Lehrer  an  der  Petersburger  chirurgischen  Schule 
angestellt;  später  siedelte  er  nach  Moskau  über,  um  auch  hier  als  Lehrer  thätig 
zu  sein.  „Er  habe",  sagte  er,  „ein  Gelübde  gethan,  nicht  in  sein  Vaterland 
zurückzukehren,  sich  nicht  mit  der  freien  Praxis  zu  beschäftigen,  sondern  allein 
mit  ünterrricht"  —  in  Erinnerung  an  seinen  uuvergesslicben  Lehrer  Fkiede.  In 
Moskau  lehrte  C.  Geburtshilfe  und  gerichtliche  Medicin. 

Tschistowitsch,  CLXXXVII.  L.  Stieda. 

Conradi,  Johann  Wilh.  Heinrich  C,  geboren  am  22.  September 
1780  zu  Harburg,  wo  sein  Vater  Professor  der  Rechtswissenschaft  war,  gestorben 
am  17.  Juni  1861  zu  Göttingen,  studirte  von  1797  ab  Medicin  zu  Marburg, 
promovirte  daselbst  1802,  habilitirte  sich  im  nämlichen  Jahre,  wurde  1803  ausser- 
ordentlicher, 1805  ordentlicher  Professor,  erhielt  1809  die  Poliklinik  und  1812 
mit  dem  Titel  Hofrath  die  Direction  der  stationären  Klinik  in  dem  unter  seiner 
Leitung  eingerichteten  akademischen  Krankenhaiise.  Im  Herbst  1814  folgte  er  einem 
Rufe  als  Professor  der  Medicin  nach  Heidelberg,  wo  er  das  Krankenhaus  (Berichte 
über  dasselbe  1817  und  1820)  verbesserte.  Nachdem  er  Berufungen  nach  Bonn 
und  Berlin  abgelehnt,  folgte  er  1823  einem  wiederholten  Rufe  nach  Göttingen. 
Dort  leitete  er  zuerst  ein  poliklinisches  Institut,  nach  Himly's  Tode  (1837)  jedoch 
übernahm  er  die  Direction  des  akademischen  Krankenhauses,  die  er  erst  1853 
bei  Gelegenheit  seines  50jährigen  Profesaorenjubiläums  aufgab.  Als  Mitglied  der 
Göttinger  Gesellschaft  der  Wissenschaften,    legte  er  in  deren  Abhandlungen   viele 


CONßADI.  —  CONSBRUCH.  67 

seiner  kleinen  Schriften  nieder.  C,  ein  sehr  gelehrter  Arzt  fs.  Baldinger),  ein 
fruchtbarer  Schriftsteller  und  gewissenhafter,  aber  etwas  trockener  Lehrer,  war 
Eklektiker  und  hat  ebensowohl  dem  schädlichen  (Broussais),  wie  dem  wohlthätigen 
Neuen  (Schöxlein  1843)  opponirt.  Seine  einst  beliebten  Handbücher:  „Allgemeine 
Faihdogie*'  (zuerst  1811,  6.  Aufl.  1841)  —  „Specielle  Pathologie''  (zuerst  1811, 
1813,  4.  Aufl.  1831)  sind  jetzt  ohne  Werth.  —  Seine  Schrift  gegen  Broussais 
erschien  zuerst  1821  und  erlebte  1823  die  zweite  Auflage. 

Schriflenverzeichniss  in  Engelman'ö's  BiI)liotheca  medico-chinirgica.  —  Nekrolog 
von  Wo  hier  in  Göttinger  Nachrichten.    1861,  pag.  20.  —  Deutsche  Biographie. 

W.   Stricker. 

Gonring,  Hermann  C,  geboren  am  9.  November  1606  zu  Norden  (Ost- 
friesland), gestorben  zu  Helmstädt  am  12.  December  1681,  war  der  neunte  Sohn 
eines  Geistlichen.  Bei  schwächlicher  Leibesbeschaffenheit  war  er  doch  geistig 
frühreif  und  gilt  als  einer  der  berühmtesten  Polyhistoren.  Seine  volkswirthschaft- 
liehe  Wirksamkeit  hat  W.  Röscher  gewürdigt,  seine  politische  Thätigkeit  verwarf 
man  nur,  da  sie  gegen  die  Interessen  Deutschlands  gerichtet  war.  C.  bezog  1620 
die  Hochschule  Helmstädt  und  brachte,  mit  den  verschiedensten  Studien  beschäftigt, 
5  Jahre  dort  zu.  1625,  als  Helmstädt  vom  Kriege  heimgesucht  wurde,  siedelte  er 
nach  Leyden  über.  1632  wurde  er  Professor  der  Philosophia  naturalis  in  Helm- 
städt, 1626  Doctor  der  Medicin  und  Philosophie  und  vertauschte  im  gleichen  Jahre 
seine  Professur  mit  der  der  Medicin,  wozu  er  später  noch  die  zweite  Professur 
der  Politik  übernahm.  1649  wurde  er  von  der  Füretin  J  u  1  i  a  n  a  von  Ostfriesland 
in  seine  Heimat  berufen  und  kehrte  als  Leibarzt  und  Geheimrath  derselben  nach 
Helmstädt  zurück.  1650  lud  ihn  Königin  Christine  nach  Schweden  ein  und 
verlieh  ihm  den  Titel  eines  Leibarztes  und  Käthes,  den  ihm  später  König  Karl 
Gustav  bestätigte.  1661  wurde  er  braunschweig- wolfenbüttelscher  Geheimrath 
und  1669  dänischer  Etatsrath.  Von  seinen  eilf  Kindern  überlebten  ihn  sieben: 
ein  Sohn  und  sechs  Töchter.  —  Neben  einer  ausgedehnten  medicinischen  Praxis 
und  der  gewissenhaften  Erfüllung  der  Pflichten  seines  akademischen  Berufes  fand 
0.  Müsse  zu  einer  staunenswerthen  literarischen  Thätigkeit  auf  den  verschiedensten 
Gebieten  menschlichen  Wissens.  Im  Bereiche  der  Medicin  war  eine  yy  Disputation 
über  den  Scorbut^  (Helmstädt  1634)  wohl  die  erste  eigene  Arbeit.  Später  erwarb  er 
sieb  ein  besonderes  Verdienst,  indem  er  die  HARVEv'sche  Lehre  vom  Kreislauf  des 
Blutes  aufs  Eifrigste  verfocht  (1640,  1643,  1646).  Während  er  hierdurch  und 
durch  häufige  Demonstrationen«  sowie  durch  Betonung  des  Werthes  chemischer  Unter- 
suchungen sich  als  einen  Anhänger  der  neuen  Richtung  kundgab,  welche  die 
Medicin  ausschliesslich  naturwissenschaftlich  zu  begründen  strebt,  bekämpfte  er  die 
älteren  mystischen  Theorien  in  seiner  Schrift :  „De  hermetica  Äegyptiorum  vetere 
et  nava  Paracelsicorum  medicina^  (1648,   1669). 

Biogr.  univ.  —  Deutsche  Biographie.  —  Max,  Zur  Erinnerung  au  die  Wirksam- 
keit H.  C.'s  in  Abhandhingen  der  Göttinger  Ges.  der  Wiss.  1872,  Bd.  XVII. 

"W.  Stricker. 

Gonsbrach,  Georg  Wilh.  Christoph  C,  geboren  am  4.  December 
1764  zu  Herford  in  Westphalen,  geboren  im  September  1837  in  Bielefeld,  promo- 
virte  1787  zu  Halle.  Er  war  zuerst  Arzt  in  Herford,  dann  seit  1789  in  Bielefeld 
und  wurde  1800  Medicinalrath.  Ausser  einer  Reihe  von  Artikeln  in  medicinischen 
Journalen  (besonders  in  Hofeland's  Journal)  und  Uebersetzungen  einiger  englischer 
medicinischer  Werke  (z.  B.  von  Cöllen's  „Materia  medica",  1790),  hat  er 
„Medicinische  £phevieriden  nebst  einer  medicinischen  TopograjMe  der  Graf- 
schaft Bavewiberg"  (1793)  und  in  Gemeinschaft  mit  JOH.  Kaspar  Ebermaier 
und  J,  F.  Niemann  eine  „Allgemeine  Encyldopädie  für  i^raktische  Aerzte  und 
Wundärzte**  (1802  fi*.  in  18  Bänden)  herausgegeben,  von  welchen  C.  mehrere 
Theile  (Anatomie,  Physiologie,  Materia  medica,  allgemeine  und  specielle  Pathologie 
und  Therapie)  selbst  verfasst  hat. 

Deutsche  Biographie.  IV.  "W.  Stricker. 


68  CONSTANTIN.  —  COOPER. 

Gonstantin,  Antoine  C. ,  französischer  Arzt  in  Aix  (Provence)  um  das 
Jahr  1616,  ist  Verfasser  des  „Brief  traiU  de  la  pharmacie  provingale  et 
familiäre  etc.^  ,  worin  er  nachzuweisen  suchte,  dass  jedwede  Krankheit  mit  den 
einheimischen  Arten  der  Pflanzen  und  Kräuter  behandelt  werden  soll,  um  geheilt 
zu  werden.  Unger. 

Gosstantllias,  mit  dem  Beinamen  Africanüs,  aus  Carthago,  lebte  in  der 
zweiten  Hälfte  des  11.  Jahrhunderts  und  soll  40  Jahre  lang  auf  Reisen  durch 
Arabien,  Chaldäa,  Persien,  Indien,  Aethiopien  und  Egypten  zugebracht  haben.  Vor 
der  Anklage,  Zauberer  zu  sein  und  ihren  Folgen  rettete  er  sich  nach  Salemo, 
wo  er  Secretär  Rob.  Guiscard's  wurde  und  zog  sich  1086  vom  Hofe  nach  Monte 
Casino  zurück,  um  hier  in  den  Benedictiner-Orden  einzutreten  und  Ruhe  zu  finden. 
Durch  seine  zahlreichen  medicinischen  Schriften  —  obwohl  vorwiegend  üeber- 
setzungen  griechischer  und  arabischer  Werke  —  trug  er  viel  dazu  bei,  der 
medicinischen  Schule  zu  Salemo  zu  ihrem  Aufschwünge  zu  verhelfen,  wird  sogar 
von  einzelneu  Forschern  als  der  eigentliche  Reformator  derselben  betrachtet.  In  der 
von  H.  PETRUS  (zu  Basel  1536)  veranstalteten  Gesammtausgabe  seiner  Opera 
unifasst  der  I.  Theil  die  „De  morborum  curatione  libri  VII  a  capüe  ad  pede» 
xisque"^  —  den  „Liber  aureus ,  de  remediorum  et  aegritudinum  cognitione"  — 
„De  urinis'*  —  „De  starnachi  affectionibus  naturalibus  et  praeter  naturam"^  — 
„De  victus  ratione  variorum  morborum^  —  „De  melancholia**  —  „De  coitu^  — 
„De  animae  et  Spiritus  discrimine^  —  „De  incantationibus,  adjuratione^  colli 
svspensione  etc.^  —  „De  passionibus  mulierum^  und  vor  Allem  den  „Liber 
de  chirurgia^  (Phlebotomie,  Arterienincision,  Scarification,  Schröpf  köpfe ,  Heilung 
der  Knochenbrüche  etc.)  und  den  „Liber  de  gradibus  simplicium  medicamen- 
torum  etc,^ ;  der  II.  Theil:  „De  humana  natura^  ' —  y,De  elephantia*^  —  „De 
remediis  ex  animalibus" , 

Dict.  bist.  II.  u.  a.  Red. 

Conygius,  s.  Fabri. 

Gooke.  Unter  den  zahlreichen  englischen  Aerzten  dieses  Namens  verdienen 
zunächst  Erwähnung:  der  Nervenarzt  John  C,  welcher  in  den  Jahren  1819  bis 
1824  in  schneller  Folge  mehrere  umfangreiche  Werke  über  Nervenkrankheiten  im 
Allgemeinen  (Croonian  lectures  of  the  year  1819;  London  1820 — 1823)  und 
speciell  über  Epilepsie  erscheinen  Hess;  —  und  William  C,  in  Wem  (Shropshire) 
am  4.  August  1785  geboren,  sehr  früh  in  die  Praxis  gelangt  und  ausgebildet 
unter  Abernethy  im  St.  Bartholomäus-Hospital.  Im  Jahre  1819  gründete  er  mit 
einigen  anderen  Londoner  Aerzten  die  Hunterian  Society,  in  welcher  er  1839  die 
jährliche  Rede  hielt  („Mind  and  the  emotions").  Seine  Schriften  sind  (unbedeutende 
übergangen):  „Ä  treatise  on  disorders  of  the  digestiv  organs^  (1828)  und  eine 
üebersetzung  von  Morgagni's  „De  sedibus  et  causis  morborum"  (1822).  —  Als 
er  am  20.  Mäi-z  1873  starb,  hinterliess  er  zwei  gleichfalls  dem  ärztlichen  Stande 
angehörende  Söhne.  j^^^ 

*Cooke,  Thomas  C,  bildete  sich  in  London  und  Paris  aus  und  erlangte 
an  letzterer  Universität  das  Baccalaureat  1862;  Med.  Dr.  wurde  er  1870  und 
F.  R.  C.  S.  Eng.  1871.  Er  hat  in  Paris  mehrere  Assistentenstellen,  so  am  Bicetre^ 
Lariboisiere,  Le  Midi  innegehabt,  auch  an  der  £cole  pratique  de  la  facult6  daselbst 
als  Demonstrator  für  Anatomie  gewirkt.  Als  Lecturer  of  anatomy,  phys.  and 
surgery  in  London  stellte  er  die  „Tablets  of  anatomy  and  physiologie**  (1873 
bis  1879)  zusammen,  wandte  sich  später  der  Chirurgie  zu  und  schrieb:  „On 
Suspension  b\j  the  head  in  Sai/re's  treatment  of  spinal  curvature"  (Lancet  1879) 
—  „Treatvient  of  strumous  abscesses  of  the  neck^  (Brit.  med.  Joum.  1876) 
und  andere  Einzelaufsätze.  Red. 

Cooper,  Sir  Astley  Paston  C,  der  bedeutendste  englische  Chirurg  im 
ersten  Drittel  dieses  Jahrhunderts,  war  am  23.  August  1768  zu  Brooke  in  Norfolk 


COOPER.  69 

geboren,  wurde  1784  ein  Zögling  von  Cline,  dem  bekannten  Chirurgen  am 
St.  Thomas'  Hospital  in  London  und  von  ihm  in  sein  Haus  aufgenommen.  Diese 
nahe  Verbindung  mit  einem  berühmten  Anatomen  und  Chirurgen  war  ihm  von 
«ehr  grossem  Nuts&en ;  er  hörte  nebenbei  auch  Vorlesungen  bei  John  H unter  und 
besuohte  während  des  Winters  1787  Edinburg.  1789  wurde  er  Demonstrator 
der  Anatomie  beim  St.  Thomas'  Hospital  und  1791  Übertrag  ihm  Clixe  einen 
Theil  seiner  Vorlesungen.  1792,  nachdem  er  sich  eben  verheiratet,  ging  er 
mit  seiner  Frau  nach  Paris,  um  noch  unter  Dksaült  und  Chqpart  Studien 
zu  machen;  die  Unruhen  der  Revolution  vertrieben  ihn  jedoch  bald  wieder.  In 
demselben  Jahre  begann  er  seine  ersten  chirurgischen  Vorlesungen  zu  halten, 
wurde  1793  als  Professor  der  Anatomie  an  der  Surgeon's  Hall  angestellt  und  1800, 
statt  seines  Oheims  William  Coopeb,  der  seine  Stellung  niederlegte,  zum  Chirargen 
am  Guy's  Hospital  ernannt.  In  dieselbe  Zeit  fallen  seine  ersten  bemerkenswerthen 
wissenschaftlichen  Arbeiten:  „A  case  of  atrangulated  hemia,  in  which  a  pari  of 
the  abdominal  viscera  was  protrvded  into  the  left  cavüy  of  the  ehest  ^  (Med. 
Records  and  Researches,  1798)  —  „Three  tnstances  of  obstructton  of  the  thoracic 
duct,  toith  8ome  experiments  shewing  the  effects  of  tying  that  vessel"  (Ibid.), 
sowie  einige  in  der  Royal  Society  gelesene  und  in  den  Philos.  Transact.  (1800 
und  1801)  publicirte  Aufsätze  über  Zerstörung  des  Trommelfells  und  dessen 
Folgen.  Er  beschäftigte  sich  in  dieser  Zeit  unter  Anderem  auch  mit  Thierexperi- 
menten  und  vergleichender  Anatomie  (secirte  z.  B.  einen  Elephanten)  und  stand 
mit  den  Resurrectionisten  in  Verbindung,  durch  welche  damals  allein  Leichen 
für  anatomische  Zwecke  zu  erlangen  waren;  auch  war  er  1805  einer  der  Mit- 
^ründer  der  Royal  Medice  -  Chirurgical  Society,  in  deren  Transactions  der  erste 
Artikel  des  ersten  Bandes  (1^09):  „A  case  of  aneurism  of  the  carotid  artery^ 
Ton  ihm  herrührte..  Er  gab  darin  von  der  ersten,  überhaupt  ausgeführten 
(unglücklich  verlaufenen)  Ligatur  der  Carotis  communis  (1805)  Kenntniss,  einer 
Operation,  die  er  1809  in  einem  ähnlichen  Falle  mit  Erfolg  wiederholte  (Ibid.). 
Eine  nicht  geringere  Berühmtheit  erlangten  seine  Arbeiten  über  Hernien:  „Obser- 
vaiions  an  inguinal  and  congem'tal  hemia"  (London  1803,  Fol.)  —  »The 
anatomy  and  surgical  treatment  of  inguinal  and  congenital  hemia"  (London 
1804,  Fol.,  w.  11  pl. ;  2.  Aufl.  mit  Zusätzen  durch  C.  Aston  Key,  London  1827, 
1828,  2  Bde. ;  deutsche  Uebers.  von  J.  F.  M.  Kbüttge,  Breslau  1809,  Fol.)  und 
^The  anatomy  and  surgical  treatment  of  crural  and  umbüical  hemia"  (London 
1807,  Fol.),  Schriften,  in  denen  er,  wie  in  allen  seinen  übrigen  Arbeiten,  allein 
die  Resultate  seiner  eigenen  reichen  Erfahrung  veröffentlichte,  ohne  sich  um  die 
Anderer  —  und  hieraus  muss  allen  seinen  Arbeiten  ein  Vorwurf  gemacht 
werden  —  zu  kümmern,  während  es  andererseits  rühmend  hervorzuheben,  dass 
er  von  allen  Theorien  und  Speculationen  sich  vollständig  frei  erhielt.  Die  bei- 
gefügten kostbaren  Folio-Kupfertafeln  verursachten  ihm,  selbst  nachdem  alle  Exem-< 
plare  verkauft  waren,  •  einen  Verlust  von  mehr  als  1000  Pfd.  1813  wurde  er  von 
dem  Royal  College  of  Surgeons  zu  dessen  Professor  der  vergleichenden  Anatomie 
ernannt,  folgte  darin  Sir  Everard  Home,  gab  diese  Professur  1815  aber  wieder 
ab,  indem  er  durch  seine  Vorlesungen  über  Anatomie  und  Chirurgie  beim  St.  Thomas' 
und  als  Chirurg  beim  Guy's  Hospital,  sowie  durch  eine  enorme  Praxis  anderweitig 
zu  sehr  in  Anspruch  genommen  war  (seine  Jahres-Einnahmen  aus  der  Hospital-  und 
Privatpraxis  beliefen  sich  zu  dieser  Zeit  auf  mehr  als  21.000  Pfd.).  Nach  der 
Schlacht  von  Waterloo  sandte  er  aus  eigener  Initiative  mehrere  seiner  Schüler  und 
Assistenten  zur  Behandlung  der  Verwundeten  nach  Brüssel.  —  Eine  andere,  sehr 
berühmt  gewordene  Arterienligatur,  nämlich  der  Aorta  abdominalis,  machte  er, 
nebst  anderen  Gegenständen,  in  den  von  ihm  zusammen  mit  seinem  Schüler  Benj. 
Travbrs  herausgegebenen  „Surgical  essays"  (London  1818,  19;  3.  Ausg.  1820; 
amer.  Ausg.  Philadelphia  1821 ;  deutsche  Uebers.  in  der  Chirurg.  Handbibliothek, 
Bd.  I,  Weimar  1821;  französische  Uebers.  von  G.  Bertrand,  Paris  1823)  bekannt, 
während  eine  sehr  kleine  Operation,  nämlich  die  Exstirpation  eines  Atheroms  der 


70  COOPER. 

Kopfhaut   bei  dem  Könige  Georg  IV.  (1821)   ihm  den  Baronetstitel  eintrug.  In 
dieHelbe  Zeit  fallen  auch  «eine  berflhmt  gewordenen  Schriften  Ober  Fracturen  und 
Luxationen  der  Gelenke  :   „A  treatüe  on  dislocationa  andfractures  of  thejoints^ 
(London  1822,  4.  mit  30  Tf. ;   1823;   1824-,   5.  Ausg.  1826;  neue  vermehrte  Aufl. 
von  Bransby  B.  Cocfeb,  London  1842,  8.;  2.  amer.  Ausg.  nach  der  6.  Londoner 
AuBg.  von  J.  D.  GoDMAN,    Boston  1832 ;  deutsch  in  der  Chirurg.  Handbibliothek, 
Bd.  VI,  Weimar  1823)  —  „Observotions  on  fractures  of  the  neck  of  the  thigh- 
bone  etc.''  (London  1823,  4.  mit  3  Tf.;  deutsch  ebendaselbst,  Bd.  VII,  1824);  auch 
wurden  seine  Vorlesungen  u.  d.  T. :  ;,  The  lectures  on  the  prmciples  and  practtce 
of  surgery ;  .  .  .  by  Fred.  Tyrrell^  (3  Bde.,  London  1824 — 27;  americ.  Ausg. 
Boston    1831;    deutsche  Uebers.,  3  Bde. ,   Weimar  1825—28,    m.  2  Kpft.)    ver- 
öffentlicht. —  Zu  Anfang  des  Jahres  1825  gab  er  wegen  geschwächter  Gesundheit 
seine  Vorlesungen   im    St.  Thomas'  Hospital  auf  und   wurde    dieser  Umstand  von 
den  Leitern  des  Guy's  Hospital  wahrgenommen,    um   ihn  zu  ersuchen,    auch 'bei 
diesem  Hospital  eine   medicinische  Schule    zu    grttnden.    C. ,    der   sich   durch    den 
Hospitalsvorstand  von  St.  Thomas  beleidigt  fühlte,  ging  darauf  ein  und  so  fand  eine 
Trennung  der  beiden  Schulen  der  United  Borough  Hospitals,  wie  sie  bis  dahin  be- 
zeichnet worden  waren,  statt  und  seit  jener  Zeit  datirt  die  Selbständigkeit  der  Schule 
dos  6uy*s  Hospital ,    die   durch  C. ,    dessen  Schüler  grösstentheils  zu  diesem  über- 
gingen, einen    nicht  geringen  Glanz  erhalten  hat.    Obgleich  C.  nur  als  Consulting 
Surgeon  bei  dem  Hospital  fungirte  und  nur  noch  gelegentlich  einen  Vortrag  hielt, 
war  er  wissenschaftlich  in  beträchtlichem  Umfange  thätig  und  publicirte  kurz  nach- 
einauder  zwei  ebenfalls  klassisch  gewordene  Werke:   „llhistrations  of  the  diseases 
of  the    breast''  (2  Thle.,    London  1829,  4.  mit9Tf.;    deutsche  Uebers.  Weimar 
183C,  4.)  —  fyObservations  on  the  structure  and  diseases  of  the^testis''  (London 
1830,  4.,  mit  24  Tf.;  2.  Ausg.  von  Bransby  B.  Cooper,  1841 ;  americ.  Ausg.  Phila- 
delphia 1846;    deutsch  Weimar  1832,  33,  4.)  und  bald  darauf  noch  ein  drittes: 
„77ie  anatomy  of  the  thymits  gland'^  (London  1832,  4.  mit  5  Tf. ;  americ.  Ausg. 
Philadelphia  1845;  französische  Uebers.  von  Pigne  und  W.  Tobin,  1832).  —  Die 
einige  Zeit    früher   von   einem  einfachen  Manne,    einem  Gärtner,    Namens  Read 
gemachte  Erfindung  eines    wichtigen  Instrumentes,   nämlich  der  Magen  pumpe, 
hatte  «ich  sofort  des  Beifalles  und  der  Protection  von  C,  der  alsbald  seine  Bedeu- 
tung erkannte,  zu  erfreuen.    1828  war  er  auch  zum  Sergeant-Surgeon  des  Königs 
ernannt  worden,  eine  Würde,  die  er  bei  dessen  Nachfolger,  dem  Könige  Wilhelm  IV. 
ebenfalls   beibehielt.     Unter   seinem  Namen    wurden    noch    „The  principles   and 
practtce  of  surgery,  fonnded  on  tle  most  extensive  hospital  and  private  prac- 
ttce, during  a  period   of  nearly  50  years.    Edited  hy  Alex.  Lee''    (London 
1836 ;  deutsche  Uebersetzungen  von  J.  SchiJttb,  3  Bde.,  Cassel  1836—45;  4.  Aufl. 
1856;  andere  Uebers.  von  Birchabd,'  4  Hefte,  Erlangen  1844,  45)  herausgegeben, 
ebenso  wie  u.  d.  T.:   „Oeuvres  chirurgicales  complhtes.    Trad.  de  Vanglais  avec 
des  potes  par  E.   Chassaignac    et  G.  Bichelot"  (Paris  1835)    eine    fran- 
aösisehe  Uebersetzung  seiner  Schriften  erschien.    Seine  letzte  eigene,  im  Alter  von 
mehr  als  70  Jahren    verfasste  Arbeit:   „On  the  anatomy  of  the  breast''    (2  Bde., 
London  1840)  war  eine  Erweiterung  seiner  1829  erschienenen  obengenannten  Schrift, 
für  welche  er  seit  jener  Zeit,   mit  Benutzung  eines  ausserordentlich  reichen  Beob- 
«ehtungsmaterials,  unausgesetzt  thätig  gewesen  war.  Der  Tod  dieses  grossen  Chirurgen 
erfolgte  am  12.  Februar  1841.   —   Seine  Zeitgenossen  erkannten  an,   dass  er  die 
Chirurgie  durch  die  grossere  Sicherheit  der  Diagnose  und  die  Einfachheit  der  Therapie, 
namentlich  auch  in  operativer  Beziehung,  auf  eine  höhere  Stufe  gebracht  habe ;  als 
Lehrer  war  er  von  keinem   englischen  Chirurgen   übertroffen;    seine  unermndliche 
Thätigkeit  bei  der  Erforschung  wissenschaftlicher  Aufgaben  war  bewundemswerth, 
wobei  allerdings  der  oben  schon  ausgesprochene  Tadel  nicht  zu  unterdrücken    ist. 
Seine  Wahrheitsliebe  war  allgemein  bekannt,  ebenso  wie  die  Güte  seines  Herzens 
und  seine  Freundlichkeit  im  Umgange  mit  Collegen,  Schülern  und  Patienten. 

Bransbv   B.  Cooper,    The    life   of  Sir    A.  Cooper.    2  voll.,    London    1843.    — 
C«nison.  IV,  pag!318:  XXVII.  pag.  14^  Gurlt. 


COOPER.      .  71 

Cooper,  Samuel  C,  1781  (?) — 1849,  gewann  mit  seinem  dreimal  auf- 
gelegten (London  1807,  Boston  1808,  Hannover  1811)  „Treattse  on  the  diseases 
of  the  joints^  1806  den  Jacksonian-Preis.  Auch  sein  „Dictionary  of  practical 
siirgery"  erlebte  mehrfache  Londoner  und  amerikanische  Ausgaben;  ebenso  die 
für  Studenten  geschriebenen  „First  lines  of  the  practice  of  surgery^  (zuerst 
London  1826).  —  1844  beschäftigte  sich  C.  lebhaft  mit  Ideen  zur  Reform  des 
medicinischen  Unterrichts.  ^^^ 

Cooper,  Bransby  Blake  C. ,  war  am  2.  September  1792  zu  Great 
Yarmouth,  Norfolk,  geboren,  als  Neffe  von  Sir  Astley  Cooper,  unter  dessen 
Leitung  er,  nachdem  er  zwei  Jahre  lang  im  Hospital  zu  Norwich  gewesen  war,  von 
1811  an  seine  Studien  fortsetzte.  Er  trat  1812  in  die  Armee  ein,  machte  den  Feldzug 
in  Spanien  und  1814  eine  geheime  Expedition  nach  Canada  mit,  kehrte  1815  nach 
England  zurück,  begann  von  Neuem  Studien,  wurde  1817,  zusammen  mit  South, 
Prosector  seines  Onkels  und  wurden  ihm  von  Letzterem  anatomische  Vorlesungen 
übertragen ,  die  er  an  der  durch  denselben  neu  begründeten  medicinischen  Schule 
des  Guy's  Hospital  fortsetzte.  Seine  ersten  Schriften  waren  daher  anatomische: 
„Treattse  on  ligaments;  intended  as  an  appendix  to  Sir  Astley  Cooper's 
tcork  on  dislocations  and  fractures  of  the  joints"  (London  1825,  4.  mit  13  Tf.)  — 
^Ltctures  on  anatomy^  interspersed  urith  practical  remarks^  (4  Bde.,  London 
1829 — 32,  mit  Tf.).  Auch  war  er  als  Assistent  seines  Onkels,  in  dessen  Hause  er 
wohnte,  bei  dessen  Operationen  und  wissenschaftlichen  Arbeiten  sehr  in  Anspruch 
genommen.  1825  wurde  er  Surgeon  am  Guy's  Hospital,  nachdem  sich  sein  Onkel 
aus  dem  activen  Hospitaldienste  zurückgezogen  hatte.  Sir  Astley  C,  der  wegeu 
ungünstiger  Gesundheit  zeitweise  auf  dem  Lande  lebte,  operirte  selbst  nur  noch 
wenig  und  übertrug  daher  die  Operationen  meistens  Aston  Key  oder  seinem  Neffen. 
Letzterer  gab  heraus:  „Surgical  essays;  the  result  of  clinical  observations  made 
at  Gtiy's  Hospital"  (London  1833,  mit  Tf. ;  deutsch  in  der  Chirurg.  Handbibliothek, 
Bd.  XVI,  Weimar  1837) ,  worin  sich  eine  Reihe  von  chirurgischen  Abhandlungen 
gresammelt  findet.  An  der  Gründung  der  Guy*8  Hospital  Reports  (1836)  hatte  er 
einen  hervorragenden  Antheil  und  finden  sich  fast  in  allen  Bänden  bis  1850  Auf- 
sätze von  ihm.  Auch  besorgte  er  die  letzte  Ausgabe  des  Werkes  über  Kuochen- 
brüehe  und  Verrenkungen  (1842)  und  verfasste  die  Lebensbeschreibung  (1843) 
seines  Onkels  Sir  Astley  C.  (s.  diesen).  In  den  letzten  Jahren  seines  Lebens 
veröffentlichte  er  noch :  „Lectures  on  the  principles  and  practice  of  surgery", 
die  ursprünglich  in  der  London  Medical  Gazette  erschienen  waren  (auch  in  Phila- 
delphia 1852  nachgedruckt)  und  hielt  noch  ein  halbes  Jahr  vor  seinem  am 
11.  August  1853  erfolgten  Tode  die  Hunterian  Oration  in  der  neuen  Aula  des 
College  of  Surgeons.  —  In  der  nächsten  Nähe  eines  Sternes  ersten  Ranges  wirkend, 
erhielt  er  zwar  auch  von  diesem  Glanz,  aber  war  doch  nicht  im  Stande,  jenem 
auch  nur  elnigermassen .  gleichzukommen. 

Lancet  1850,  II,  pag.  270;  1853,  II,  pag.  190.  —  Callisen,IV,  pag.  330; 
XXVH,  pag.  147.  Gurlt. 

Cooper,  Elisha  Samuel  C,  1822 — 1862,  war  in  San  Francisco  kurz 
vor  seinem  Tode  Herausgeber  der  dortigen  Medical  Press  und  publicirte  1857 
eine  operative  Entfernung  eines  dicht  am  Herzen  sitzenden  Fremdkörpers.     . 

Die  (nicht  zugängliche)  Biographie,  das  obige  Journal,  Jahrgang  1862.  Red. 

*  Cooper,  William  White  C,  beendete  seine  medicinische  Ausbildung 
am  St.  Bartholomäus-Hospital  1838,  wurde  F.  R.  C.  S.  Engl.  1845  widmete  sich 
aasdchliesslich  der  Ophthalmiatrie  als  consultirender  Ophthalmologe  verschiedener 
Krankenhäuser  und  der  Blindenlehranstalt  in  London.  Unter  seinen  einschlägigen 
Arbeiten  sind  hervorzuheben:  „Xear  sight,  aged  sight  and  impaired  vision" 
(2.   Aufl.  1853)  und  „On  viounds  and  injuries  of  the  eye"  (1859).  'Red. 


72  COOPMANS.  —  COOTE. 

Goopmans,  zwei  Niederländer.  —  Georgius  C. ,  1717  zu  Makkum 
(Friesland)  geboren,  studirte  in  Franeker  und  promovirte  daselbst  1740,  „remissa. 
dispiUatione^ .  Nachdem  er  noch  ein  Jahr  in  Leyden  studirt  hatte,  etablirte  er 
sich  als  praktischer  Arzt  in  Franeker,  wo  er  bald  einen  grossen  Ruf  bekam  und 
noch  im  80.  Jahre  zum  Curator  der  Universität  ernannt  wurde.  Drei  Jahre  später 
starb  er.  Er  schrieb  eine  sehr  gute  Abhandlung  über  eine  Epidemie  von  Febris 
maligna  (Nova  acta  Eruditorum  1749),  verfasste  1754  eine  lateinische  üebersetzung 
von  Monroes  Abhandlung  über  die  Nerven  (1763  in  Harlingen  zum  zweiten  Male, 
„adjecto  libro  de  cerehri  et  nervorum  administratione  anatomica**  edirt)  und 
eine  „Neurologia  et  observatio  de  calculo  ex  Urethra  excreto^  (Franeker  1789, 
mit  Tafeln).  —  Sein  Sohn,  Gadso  C. ,  wurde  1746  zu  Franeker  geboren,  wo 
er  1762 — 67  Student  war;  darnach  studirte  er  drei  Jahre  in  Amsterdam  und 
Gronigen  und  wurde  1770  in  Franeker  zunächst  Doctor  philosophiae  („Diss.physica 
de  ventis") ,  dann  Doctor  medjcinae  (^Dissertatio  de  cyphosi^).  Er  etablirte 
sich  als  Arzt  in  Franeker  und  trat  im  Jahre  1774  das  ihm  aufgetragene  Leetorat 
in  Chemie  und  Materia  medica  an  mit  einer  „Oratio  de  medicamentis  indigenia, 
ad  morbos  familiäres  feliciter  depellendos,  suffecturis",  1775  wurde  er 
Prof.  medicinae,  legte  jedoch  1787  aus  politischen  Ursachen  (er  war  ein  eifriger 
Gegner  des  Prinzen  von  Oranien)  sein  Amt  nieder  und  siedelte  nach  Steinfurt 
über.  Später  etablirte  er  sich  in  Brüssel,  wo  man  ihm,  nachdem  er  in  Löwen 
honoris  causa  zum  Doctor  medicinae  ernannt  worden  war,  vergebens  eine  Professsur 
anbot,  darnach  in  Frankreich  und  1791  trat  er  in  Kopenhagen  als  Prof.  chemiae  auf. 
1793  wurde  er  ausserordentlicher  Professor  der  Chemie  in  Kiel,  ging  1796  nach 
Holstein,  kam  später  noch  nach  Amsterdam  und  starb  daselbst  als  praktischer  Arzt 
1810.  Als  Lehrer  hat  C.  sich  in  Franeker  grosse  Verdienste  erworben,  da  er  sein  Amt 
sehr  fleissig  und  auf  recht  wissenschaftliche  Weise  wahrnahm,  wie  u.  A.  aus  einigen 
Abhandlungen  „De  urina^  —  „De  sordibus  linguae^  und  jyDe  apkthts"  erhellt. 
Sehr  bekannt  hat  er  sich  durch  sein  1787  ausgegebenes  „  Varts,  sive  de  Variolis 
Carmen'^  (holländische  Ausgabe  von  Hoffman,  Leyden  1787,  deutsche  Ausgabe 
von  Goethe),  durch  ein  „Carmen  elegicum"  auf  den  Geburtstag  Königs  Friedrieh 
von  Dänemark  (Kiel  1795)  und  durch  ein  nicht  vollendetes  Heldengedicht  Petreis 
(auf  Peter  I.  von  Russland)  als  Dichterarzt  gemacht.  q  g  Daniels. 

Goote,  Richard  Holmes  C,  zu  London,  war  daselbst  am  10.  November 
1817  geboren,  ^Tirde  bereits  mit  16  Jahren  ein  Zögling  von  Sir  William  Lawrence, 
durchlief  die  verschiedenen  Stadien  im  St.  Bartholomäus-Hospital,  machte  eine 
wissenschaftliche  Reise  nach  Wien  und  Paris,  gewann  1845  beim  College  of  Sur- 
geons  einen  3jährigen  Preis  über  die  Anatomie  der  Fasern  des  menschlichen  und 
thierischen  Gehirns  und  machte  weitere  Untersuchungen  über  die  Anatomie  des 
Centralnervensystems  und  die  Homologien  des  menschlichen  Skelets.  Er  wurde 
Prosector  bei  der  Schule  des  genannten  Hospitals  und  blieb  es,  bis  er  1852  zum 
Assistant-Surgeon  ernannt  wurde.  Während  des  Krimkrieges  war  er  in  den  Hospitälern 
von  Smyma  und  Renkioi  thätig;  hier  wurde  der  Grund  zu  jener  Krankheit  gelegt, 
an  welcher  er  später  langsam  zu  Grunde  ging.  Er  wurde  1863  Surgeon  und  war 
1871,  nach  dem  Abgange  von  Sir  James  Paget,  der  älteste  derselben.  Er  war 
auch  an  dem  Hospital  for  treatment  of  deformities  angestellt  und  veröffentlicht 
über  die  letzteren  einige  praktische  Vorlesungen.  Später  hielt  er,  in  Verbindung  mit 
Lawrence,  und  1865  mit  Sir  James  Paget,  Vorlesungen  über  Chirurgie,  die  er 
jedoch  wegen  erschütterter  Gesundheit  später  aufgeben  musste.  Er  starb  im  December 
1872  an  allgemeiner  Paralyse.  —  So  viel  versprechend  seine  Anfänge  gewesen 
waren,  so  war  mit  seiner  Thätigkeit  während  des  Krimkrieges  entschieden  ein 
ungünstiger  Wendepunkt  bei  ihm  eingetreten,  indem  seine  späteren  Arbeiten  nicht 
mehr  den  früheren  gleichkamen.  In  seinen  zahlreichen  Aufsätzen  über  chirurgische 
Gegenstände  verfolgte  er  eine  durchaus  praktische  Richtung,  wie  sie  ihm  auch  bei 
seiner  Hospitalthätigkeit  eigen  war,  ohne  dass  jene  Anspruch  darauf  machen,   viel 


COOTE.  —  COPEMAN.  73 

Neues  zu  bringen;  in  dieser  Richtung  sind  namentlich  seine  Arbeiten  über  die 
Krankheiten  der  Zunge,  der  Schilddrüse  und  die  Schriften :  „A  report  upon  sanie 
of  ihe  more  important  points  connected  wüh  the  treatment  of  sr/phuis"  (London 
1857)  und  „On  Joint- diseases  ;  their  pathology  ....  including  .  .  .  defomiities 
and  curvattires  of  the  spine"  (London  1867)  verfasst. 

Saint  Bartholomew's  Hospital  Reports.  Vol.  IX,  1873.  pag.  XXXIX.  Gurlt. 

'  Cop,  Guillaume  C. ,  gebürtig  aus  Basel,  studirte  in  Deutschland  und 
Paris  und  stand  an  letzterem  Orte  in  intimen  Beziehungen  zu  Lascabis  und 
Erasmts.  Im  Jahre  1496  erlangte  er  die  Doctorwürde  und  wurde  bald  darauf 
Oberarzt  Ludwig^s  XIL  und  dessen  Nachfolgers  Franz'  L  Als  solcher  starb 
er  1532.  —  C.  war  bewandert  in  allen  Zweigen  des  Wissens,  er  war  insbesondere 
ein  genauer  Kenner  der  Araber ;  die  allgemeine  Bewunderung,  deren  die  letzteren 
sich  bei  seinen  Zeitgenossen  erfreuten,  theilte  er  indessen  nicht,  er  hielt  sie  viel- 
mehr zum  grossen  Theile  für  Compilatoren  und  Nachahmer,  war  bestrebt,  den 
dominirenden  Einfluss  ihrer  Schule  und  Lehre  zu  brechen  und  das'  Studium  der 
alten  griechischen  Meister  wieder  anzubahnen.  In  diesem  Sinne  kann  C,  obgleich 
keine  Originalwerke  von  ihm  *zurückblieben,  als  einer  der  Reformatoren  der  Heil- 
kunde in  Frankreich  angesehen  werden.  Für  die  Wissenschaft  verdient  machte  er 
sich  ausserdem  durch  die  üebersetzungen  der  Werke  des  Paulus  von  Aeoina, 
des  HiPFOKBATES  und  Galen;  vgl.  u.  A. :  „Pauli  Aeginetae praecepta  salubria^ 
(Paris  1510)  —  „Htppocratis  Coi  Prosagioriim  libri  tres ;  ejusdem  de  ratione 
victus  in  morbis  acutis  libri  quattuor"  (Daselbst  1511)  —  „Galeni  de  affecforum 
locorum  notitia  libri  sex^  (Daselbst  1513)  —  „Galeni de  morborum  et  sympto- 
matum  causis  et  differentiis  libri  sex^  (Daselbst  1528).  —  Berühmt  ist  ferner 
die  1526. in  Basel  erschienene  Ausgabe  der  Hippokratischen  Werke,  die  im  Ver- 
eine mit  anderen  Gelehrten  von  C.  herausgegeben  wurde:  „Hippocratis  Coi 
medicorum  omnium  longe  principis  opera ,  quibus  ma^xima  ex  parte  annorum 
circiter  duo  millia  latina  caruit  lingua,  Graeci  vero  et  Arabes,  et  prisci  nostri 
medici,  plurimis  tarnen  utilibus  praetermissis ,  scripta  sua  illustrarunt ,  nunc 
tandem  per  M,  Fabium  (Caloum)  Rhavennatem,  Guillelmum  Copem  Basiliensem, 
Nicolaum  Leonicenum  et  Andream  Bredtium.,  viros  doctissimos,  latinitate  doxata 
ac  jamprimum  in  lucem  edita"  (Basel  1526).  —  Nicolaus  C. ,  sein  Sohn, 
war  Professor  am  Collfege  St.  Barbe  in  Paris,  sowie  auch  Rector  der  Universität 
im  Jahre  1533.  Des  Protestantismus  verdächtig,  flüchtete  er  nach  Basel,  wo  er, 
unbekannt  wann,  starb.  Uneer 

Gopeman,  Edward  C,  zu  Norwich,  war  am  26.  December  1809  zu 
Great  Witchingham  (Norfolk)  geboren,  studirte  Medicin  im  Norfolk  and  Norwich 
Hospital  unter  Arthur  Bbown  und  J.  G.  Crosse,  später  im  St.  George's  Hospital 
zu  London,  wurde  House  Surgeon  im  erstgenannten  Hospital,  begann  in  Gemeinschaft 
mit  W,  Taylor  eine  Praxis  zu  Cottishall  (Norfolk),  behielt  nach  dessen  Tode  die 
grosse  Praxis  Beider  bis  1848  bei,  siedelte  dann  aber  nach  Norwich  über,  nachdem 
er  1847  zu  Aberdeen  Dr.  med.  geworden  und  eine  Schrift :  „  Collection  of  cases 
of  apoplexy,  vrith  an  explanotory  introduction**  (London  1848)  herausgegeben 
hatte.  Sein  Ruf  als  Arzt  und  Geburtshelfer  war  in  den  östlichen  Provinzen 
Englands  weit  verbreitet,  und  wurde  er  1851  Physiciau  des  Norfolk  and  Norwich 
Hospital,  der  Norwich  Eye  Infirmary,  des  Norwich  Magdalen,  Consulting  Accoucheur 
der  Norwich  Lying-in  Charity  und  war  der  erste  Arzt  des  Jenny  Lind  Kinder- 
Hospitals,  von  dem  er  einer  der  Gründer  war.  Von  seinen  Schriften,  die  durch 
praktischen  Sinn  sich  auszeichnen,  sind  noch  anzuführen :  „History  of  the  Norfolk 
and  Norwich  Hospital^  —  „Records  of  obstetric  consultation  practice ;  and  a  trans- 
lation  of  Busch  and  Moser  on  uterine  haemorrhage  etc,"  (London  1856)  — 
„An  essay  on  the  history,  pathology  and  treatment  of  diphtheria^  (Norwich  1859) 
—  „A  treatise  on  puerperal  fever^  (London  1860)  —  „A  report  on  the  cere- 
bral affections  of  infancy,  etc.^  (Norwich  1873).    Dazu  eine  Reihe  von  Aufsätzen 


7-4  COPEMAN.  —  COI  LAND. 

in  der  Lond.  Med.  Gaz. ,  im  Provinc.  Med.  Journ. ,  British  Med.  Joarual  über 
Blutungen  nach  der  Entbindung,  Darm-Occlusion ,  seltene  geburtshilfliche  Fälle, 
Erbrechen  der  Schwangeren  u.  s.  w.  1878  gab  er  die  Hospital-Praxis  auf  und 
starb  am  25  Februar  1880. 

British  Medical  Joui-nal.  1880,  I,  pag.  382.  —  Med.  Times  and  Gaz.  1880,  I, 
pag.  269,  307.  —  Lancet  1880,  I,  pag  389.  G. 

Gopho.  Diesen  Namen  führen  zwei  der  Salernitanischen  Schule  angehörige 
Aerzte,  welche  beide  im  11.  Jahrhunderte,  der  Aeltere  wahrscheinlich  in  der  Mitte, 
der  Jüngere  sicher  gegen  Ende  des  Jahrhunderts,  gelebt  haben;  ob  und  in  welchem 
verwandtschaftlichen  Verhältnisse  dieselben  zu  einander  standen,  ist  nicht  bekannt, 
sowie  überhaupt  die  Existenz  des  älteren  C.  nur  aus  einer  Notiz  hervorgeht,  die 
sich  im  Eingange  zu  der  dem  jüngeren  C.  angehörigen  Schrift:  „Ars  medendi" 
findet,  in  welcher  es  heisst:  „ego  namque  secundum  hoc  opus  de  modo  medendi 
a  Cophonis  ore  suisque  et  sociorum  scriptis  compendiose  collegi".  Unter  dem 
Namen  des  C'  besitzen  wir  zwei  Schriften,  die  eine  zuvor  genannte  „Ars  medendi", 
eine  nach  griechischen  Mustern  bearbeitete  specielle  Pathologie  und  Therapie  (ab- 
gedruckt im  Anhang  zu  MesüE,  Opp.  und  in  DE  Renzi,  CoUectio  Salemitana, 
Neapel  1856,  IV,  415 — 505),  die  unzweifelhaft  dem  jüngeren  C.  angehört  und 
deren  Abfassung  in  die  Zeit  nach  Constantinus  (1020)  und  vor  Nicolaüs  Prae- 
POSITCS  (1100)  fällt.  Die  zweite  ist  die  vielgenannte  „Anatomia  porci" ,  ein 
kleiner  Abriss  der  topographischen  Anatomie  des  Schweines,  in  der  sich  auch 
einige  pathologisch-anatomische  Notizen  befinden  (gedruckt  Hagenau  1532  und 
DE  Renzi  l.  c.  II,  388 — 391),  die  offenbar  auf  eigenen  Untersuchungen  des  Ver- 
fassers beruht.  Dartiber,  ob  diese  Arbeit  dem  älteren  oder  jüngeren  C.  angehört,  lässt 
sich  nicht  urtheilen.  de  Renzi  glaubt,  dass  auch  eine  kleine,  anonym  erschienene 
Schrift  der  Salernitanischen  Schule  „De  urints  et  earundein  significatiombus" 
(abgedruckt   bei  de  Renzi  II,    413)  den  jüngeren  C.   zum  Verfasser  gehabt  hat. 

üeber  Coplio,  vgl.  de  Renzi  1.  c.  I,  162,  190.  A.  Hirsch, 

Copland,  James  C,  zu  London,  war  im  November  1791  auf  einer  der 
Orkney-Inseln  geboren,  studirte  in  Edinburg  von  1811  an  Medicin  und  wurde 
daselbst  1815  Doctor.  Er  kam  nach  London,  trat  in  den  Dienst  der  afrikanischen 
Compagnie,  musste  jedoch,  nachdem  er  sich  ein  Jahr  lang  an  der  Goldküste  auf- 
gehalten hatte,  wegen  stark  angegriffener  Gesundheit  in  die  Heimat  zurückkehren 
und  Hess  sich,  nachdem  er  1818  Frankreich  und  Deutschland  durchreist,  in  Walworth, 
1822  aber  in  London  nieder.  Er  wurde  daselbst  Consulting  Physician  am  Queen 
Charlotte's  Lying-in  Hospital  und  Physician  an  der  Royal  Universal  Infirmary  for  the 
Diseases  of  Children  und  am  South  London  Dispensary  und  widmete  sich  vielfach 
literarischen  Arbeiten,  namentlich  im  London  Me^dical  Repository  (von  1821  an), 
dessen  Herausgeber  er  von  1822 — 26  war,  und  im  London  Med.  and  Phys.  Journal; 
er  gab  eine  Uebersetzung  von  Ricuerand's  „Elements  of  physiology^  mit  An- 
merkungen heraus  und  arbeitete  mit  Annesley  an  der  Herausgabe  des  grossen 
Werkes  Desselben  über  die  Krankheiten  Indiens  (1828).  Nach  einer  kleinen  Schrift 
über  Cholera  (1832)  begann  er  in  demselben  Jahre  die  Herausgabe  einer  allein  von 
ihm  verfassten  medicinischen  Encyclopädie :  „A  dictionary  of  practical  medicine" 
(3  Bde.  London  1832 — 58;  americ.  Ausg.  mit  Zusätzen  von  Ch.  A.  Lee,  3  Bde. 
Philadelphia  1859 ;  deutsche  Uebersetzung  von  M.  Kalisch,  Berlin,  Posen  und  Brom- 
berg, 7  Bde.,  1834 — 46),  welche  seinen  Namen  mit  Recht  sehr  bekannt  gemacht 
hat,  und  abgekürzt  1866  von  ihm  und  seinem  Neffen  James  C.  Copland  noch 
einmal  herausgegeben  wurde.  1835  wurde  er  Docent  der  Medicin  am  Middlesex 
Hospital  und  erhielt  zu  wiederholten  Malen  die  Gulstonian  (1838),  Crooniau 
(1844,  45,  46),  Lumleian  (1854)  Lectures  im  Royal  College  of  Physicians,  sowie 
die  Harveian  Oration  (1857).  Er  schrieb  später  noch:  „Of  the  caiises,  nature  and 
treatment  of  palsy  and  apoplexy ;  etc."  (London  1850;  Philadelphia  1850)  — 
„Drainage  and  sewage  of  London  and  large  towns ;  their  evils  and  their  eure" 


COPLAND.  —  CORBEIL.  75 

(London  1857)  —  yfThe  forma j  campUcations ,    causes of   consumption 

and  bronchitis*'  (London  1866).  Er  starb  am  12.  Jali  1870. 

British  Medical  Journal.  1870,  II,  pag.  107.  —  Callisen,  IV,  pag.  338;  XXVII, 
pag.  151.  G. 

Coppens,  Bernard  Benoit  C. ,  1756 — 1811  zu  Gent,  lehrte  hier  an 
der  Medicinschule  Naturgeschichte  und  Anatomie.  Sein  Verdienst  beruht  auf  der 
energischen  Bekämpfung  der  SiGAULT'schen  Symphyseotomie ,  die  er  an  eine 
UebersetzuDg  von  dessen  Werken  knüpfte.  ^^^  ^j^^  Corput.  -  Red. 

Coquereau,  Ch.  J.  L.  C,  geboren  in  Paris  1744,  gestorben  1796  eben- 
dort,  war  Professor  der  Physiologie  und  Pathologie  an  der  Pariser  Facultät. 
Er  publicirte  mehrere  kleinere  physiologische  Abhandlungen  und  vollendete  das 
von  Herissaut  begonnene  Werk:  „Bibliotheque  physique  de  la  France" 
(Paris  1771).  Unger. 

Coquerel,  Jean-Charles  C,  französischer  Marinearzt,  war  am  2.  December 
1822    zu  Amsterdam   geboren,    trat   nach    dreijährigen    Studien   zu  Paris   in   die 
Marine   und  cultivirte   auf  seinen    zahlreichen  Reisen   besonders   die  Naturwissen- 
schaften,   namentlich   die  Entomologie.     1849    wurde   er   mit   der  These  „De  la 
ceciU  noctume**  zu  Paris  Doctor.    Von  seinen  sehr  zahlreichen  naturwissenschaft- 
lichen Arbeiten  sind  nur  diejenigen   für  uns   von  Bedeutung,    in   denen    er   seine 
Beobachtungen    über    die    schädliche    Einwirkung    von    ThiereU;    namentlich   von 
Insecten,  auf  Menschen  näher  beschreibt,  wie:  „Note  sur  des  larvea  appartenant 
a  une  notwelle   esp^ce   de   dfpt^re    (lucüia   hominivorax)    divelopp6es  dans  les 
Sinus  frontaux  de  r komme  h  Cayenne''  (Annal.  de  la  Soc.   entomol.  de  France 
1858)    —    „Des    larves  de   dipthres  d^velopSes   dans  les  sinus  frontaux  et  les 
fosses  nasales  de  V komme  h  Cayenne"    (Arch.  göner.  de  m6d.   1858)    —   „Sur 
iin  nouveau  cas  de  mort  produit  par  le  d^veloppement  des  larves  ......  dans 

le  pkarynx,  etc."  (Ibid.  1859)  —  „Note  sur  une  larve  doestride  extraite  du 
bras  d'un  komme  ä  Cayenne"  (Revue  et  mag.  de  zool.  1859)  —  „Note  sur 
Vtxamen  microscopique  des  Idsions  que  Von  observe  dans  l'affection  co7inue 
sous  le  nom  de  F^rical  ou  pied  de  Madura"  (Paris  1865,  4.  av.  grav.).  — 
Er  war  während  des  Krim-  und  italienischen  Krieges  im  Dienste  der  Flotte  thätig, 
trat  aber  1862  aus  derselben  aus  und  in  den  Colonialdienst ,  indem  er  nach  der 
Insel  la  R6union  gesandt  wurde,  wo  er  zu  Salazie  am  12.  April  1867  starb. 

Leon  Fairmarie  in  Annales  de  la  Soc.  entomologique  de  France.  T.  VIII, 
1868,  pag.  301.  —  Berger  et  Hey,  pag.  56.  G. 

Coray,  AdamantinusC. ,  zu  Smyma  am  27.  April  1748  geboren, 
starb  in  Paris  am  6.  A^ril  1833.  Er  widmete  sich  zuerst  sechs  Jahre  in  Amsterdam 
dem  Handelsstande,  begab  sich  jedoch  1782  nach  Montpellier,  um  dort  aus 
Entiinsiasmus  Medicin  zu  studiren.  Da  sein  Vater  während  dieses  (sechsjährigen) 
Studiums  verarmt  gestorben  war,  verschaffte  er  sich  die. Mittel  zu  demselben  nur 
mühsam  durch  TJebersetzungen  englischer  und  deutscher  medicinischer  Werke  (so 
Belle's  medicinischer  Klinik  u.  a.).  Auch  nachdem  er  mit  Aufsehen  promovirt 
war  und  sich  in  Paris  1788  niedergelassen  hatte,  setzte  er  diese  Uebersetzungs- 
thätigkeit  fort.  Seine  These  war  eine  „Pyretologiae  Synopsis"  (Montpellier  1786).  — 
C.'s  Hauptverdienst  beruht  in  der  vorzüglichen  Uebertragung  hippokratischer  und 
galenischer  Schriften,  die  zu  Paris  1800,  resp.  1816  erschienen  und  der  medi- 
einisehen  Renaissance  die  entscheidenste  Förderung  leisteten.  Unedirt  blieben  bisher 
in  der  Bibliothek  von  Chios:  „raATjvoO  si;  t6  Tcepi  jr^i^öv  iTTTioxpaTOu;"  (franzö- 
sische üebersetzung) ,  sowie  eine  Uebersetzung  der  hippokratischen  Aphorismen, 
ein   „Dictionnaire  hippocratique"  und  Noten  zu  den  Werken  des  Galenos. 

Anagnostakis.  —  Red. 

Corbeil,  Giles  de  C,  s.  AEGiDirs  Corboliensis. 


76  CORBEJÜS.  —  CORDÜS. 

Corbejus,  Hermann  C,  wurde  am  Ende  des  14.  Jahrhunderts  zu 
Nürnberg  geboren  und  war  ein  Sohn  des  Arztes  Theodor  Corbejus.  Er  gehörte 
zur  Gruppe  jener  Aerzte ,  die  gegen  das  Ende  des  14.  und  in  der  ersten  Hälfte 
des  17.  Jahrhunderts  die  Frauenkrankheiten  zu  bearbeiten  suchten.  Er  schrieb: 
„Oynaecmm  sive  de  cognoscendis,  praecavendiSj  curandiaque  praecipuis  mulierum 
affectibus  Ubr,  duo,*^  (Frankfurt  1620).  Ausserdem  schrieb  er  noch  „De  phrenitide" 
(Helmstädt  1647)  —  ^De  variolis  et  morbilUs^  (Daselbst  1641)  und  Einiges  über 
Wunden  • —  1647  gab  er  die  Pathologie  seines  Vaters,  mit  Zusätzen  versehen,  heraus. 

Joch  er,  Thl.  I,  Sp.  2087.  —  Siebold:  „Vers,  einer  Gesch.  der  Geburtshulfe«, 
Band  n,  pag.  120.  Kleinwächter. 

Corbiil,  Pierre-Eus^be  C,  zu  Orleans,  war  daselbst  um  1800  geboren, 
studirte  anfänglich  Philologie,  erst  später  in  Lyon  Medicin,  namentlich  unter 
Pointe,  darauf  auch  in  Paris,  wo  er  1829  Doctor  wurde.  Nachdem  er  einige 
Jahre  Chef  de  clinique  in  der  Charite  gewesen,  Hess  er  sich  in  seiner  Heimat 
nieder.  Er  hatte  eine  Anzahl  geschätzter  Artikel  in  den  Archives  g6n6rales  (T.  21, 
23,  24,  25,  1829—32)  über  Brucheinklemmung  im  Bruchsack,  über  Darm-Per- 
foration, Venen-Obliteration,  den  Zustand  der  Leber  beim  Icterus  u.  s.  w.  verfasst 
und  schrieb  das  folgende  grössere  Werk:  „Instinictmi  pratique  sur  les  diverses 
m4thodes  d^ exploration  de  la  poitnne,  Vauscultation,  etc.**  (Paris  1831;  hollän- 
dische Uebers.  von  J.  A.  van  Oort,  Lceuwarden  1837),  ausserdem:  „Recherches  sur  la 
mSdectne et  Tanatomie patkohgique,  la  thSrapeutique  mSdtcale  et  chirurgicale ;  etc.*^ 
(Paris  1832)  und  eine  Anzahl  von  Artikeln  im  Joum.  univ.  et  hebdom.  de  m^dec. 
und  Joum.  compl^m.  du  Dict.  des  sc.  m6d.  Er  machte  seinem  Leben  durch  eigene 
Hand  im  Juli  1855  ein  Ende  und  hinterliess  sein  beträchtliches  Vermögen  offen t- 
lichen  Wohlthätigkeits-Anstalten. 

Decharabre,  XX,  pag.  421.  —  Callisen,  IV,  pag.  345;  XXVH,  pag.  153. 

G. 

Gorbyn,  Frederick  C,  lebte  und  wirkte  in  Calcutta,  u.  A.  von  1836 
bis  1842  auch  als  Herausgeber  des  dortigen  Journal  of  medical  and  physical 
science  und  behandelte  schriftstellerisch  die  unter  dem  Einfluss  des  indischen 
Klimas  hervortretenden  Kinderkrankheiten  (Calcutta  1828)  und  die  Cholera 
in  den  Schriften:  „Sur  le  cholera  spasmodique  et  ipid^mique  de  VInde"  (Brief 
an  G.  Blane,  Genf  1831)  und  „A  treatise  on  the  epidemic  cholera  as  it  kas 
prevatled  in  India  together  with  the  reports  etc."  (Calcutta  1832;  Philadelphia 
gleichzeitig).  —  Auch  gab  C.  das  bald  eingegangene  India  Joum.  of  med.  sc. 
(1835)  heraus.  ^^^ 

f  Corde,  Maurice  de  la  C.  (Maurus  Cordatüs,  Cordaeüs),  zu  Paris, 
war  ans  Reims  gebürtig,  soll  1559  Doctor  geworden  sein,  hatte  in  jener 
Zeit  der  religiösen  Verfolgung  als  Hugenot  Mancherlei  durchzumachen  und  hat 
sich  als  einer  der  ältesten  L^ebersetzer  und  Commentator  von  zwei  Schriften  des 
HiPPOKRATES,  nämlich:  „Hippocratis  Cot  lihellns  x&pt  ^rapO^v^wv,  hoc  est 
de  ils  quae  virginibus  accidunt"  (Paris  1574)  und  „Commentarii  in  librum 
priorem  Hippocratis  Coi  de  inuliebribus"  (Paris  1585,  foL;  Basel  1586,  4.; 
auch  in  J,  Spachiüs,  Gynaeciorum  etc.  Strassburg  1597,  fol.)  einen  Namen 
gemacht. 

Decliambre,  XX,  pag.  423.  G, 

''^Cordus,  Euricius  C. ,  wurde  im  Jahre  1486  in  Simtshausen,  einem 
Dorfe  in  der  Nähe  von  Frankenberg  in  Hessen,  als  Sohn  eines  begüterten  Bauern 
geboren.  Sein  eigentlicher  Vorname  war  Heinrich,  den  er,  der  damaligen  Sitte 
gemäss  latinisirend  und  abkürzend,  in  Ricius  umwandelte,  wie  er  sich  auch  in 
seinen  ersten  Schriften  nennt.  1515  fügte  sein  Freund  Conrad  Mut  zum  Zeichen 
seiner  Hochachtung  dem  Namen  die  griechische  Silbe  eu  hinzu,  wodurch  Euricius 
entstand.    Sein  Familienname  ist  unbekannt  (vielleicht  war  zur  damaligen  Zeit  die 


CORDüS.  77 

Familienbenennung  auf  dem  Lande  noch  gar  nicht  allgemein  durchgeführt),  denn 
CoRDüS  (der  Spätgeborene)  nannte  er  sich,  weil  er  als  der  letzte  von  13  Bindern 
geboren  war.  Mit  10  Jahren  kam  er  nach  Frankenberg  auf  die  Schule  und 
sehloss  dort  mit  dem  ein  Jahr  jüngeren  £o bau  Hessus,  dem  später  so  be- 
berühmten Dichter  und  Philologen,  der  1501  ebenfalls  nach  Frankenberg  geschickt 
war,  innige  Freundschaft.  Vom  Jahre  1520  an  studirte  C.  in  Erfurt  Philosophie 
und  die  schönen  Wissenschaften  und  schrieb  sein  erstes  grösseres  dichterisches 
Werk,  seine  Hirtengedichte  („Bicii  Cordi  Sim^htisü  BucoUcon  per  X  eclogas 
jucundissime  decarUatum^ ,  £rf.  1514  die  X  Cal.  Jun.  4.).  1514  geht  er  nach 
Leipzig  und  hält  dort  Verlesungen  über  Poesie,  bei  denen  er  sein  Bucolicon  zu 
Grunde  legt,  kehrt  Ende  des  Jahres  wieder  nach  Erfurt  zurück  und  erwirbt  1515 
den  Magistergrad.  Bald  darauf  folgte  er  einem  Rufe  nach  Cassel  zur  Uebemahme 
des  Reetorates  einer  gelehrten  Schule,  verlässt  Amt  und  Stadt  aber  schon  1516, 
um  in  Erfurt  eine  gleiche  Stellung  an  der  Marienschule  einzunehmen.  C.'s  Ver- 
mögensverhältnisse waren  nicht  besonders  günstige,  zumal  der  Bedarf  bei  Ver- 
grösserung  der  Familie  wuchs,  die  Rectoratstellung  und  seine  dichterische  Thätigkeit 
gewährten  nur  wenig  Verdienst,  und  so  entschloss  er  sich  denn,  an  einen  reelleren 
Broderwerb  zu  denken  und  wandte  sich  1519,  in  seinem  33.  Jahre,  der  Medicin 
zu.  Inzwischen  lernte  er  den  Arzt  Dr.  Georg  Stürz  kennen,  der  ihm  vorschlug, 
ihn  zur  weiteren  Ausbildung  auf  seine  Kosten  mit  nach  Italien  nehmen  zu  wollen. 
Freudig  nahm  C.  dies  Anerbieten  an,  und  so  reisten  die  beiden  Freunde  denn 
Anfang  des  Jahres  1521  nach  Ferrara,  der  damaligen  berühmtesten  Hochschule 
der  Hedicin.  Hier  sind  besonders  der  berühmte  93jährige  Nicolaus  Leonicenüs 
und  JOH.  Manardus  seine  Lehrer.  Dabei  versäumte  er  aber  nicht  das  Studium 
der  schönen  Wissenschaften  und  arbeitet  an  seinen  schon  früher  begonnenen  Epi- 
granunen.  Nachdem  C.  Ende  desselben  Jahres  durch  Leonicenüs  zum  Doctor 
promovirt,  kehrt  er  nach  Erfurt  zurück  und  nimmt  1523  eine  ihm  votfi  Senate 
der  Stadt  Braunschweig  angebotene  Stellung  als  Stadtarzt  an.  Nach  einigen 
Jahren  wird  er  dieser  Stellung  Religions-  und  persönlicher  Streitigkeiten  halber 
überdrüssig  und  folgt  1527  einem  Rufe  des  Landgrafen  Philipp  des  Gross- 
müthigen  als  Professor  der  Medicin  an  die  neu  errichtete  protestantische 
Universität  zur  Marburg.  C.  lehrte  hier  mit  grossem  Beifalle  und  schrieb  mehrere 
medicinische  Werke;  „lAbellus  de  sudore  anglico,  calculo  et  peste^  (Marburg 
1529,  4.,  auch  in  deutscher  Uebersetzung :  „Regiment  y  vne  man  sich  vor  der 
neuen  Plag,  der  Englisch  Schweiss  genannt,  bewahren  soll",  Marburg  1529,  4.)  — 
„Nicandri  Theriaca  et  Alexipharmaca  in  latinum  Carmen  redacta^  (Frank- 
furt a.  M.  1532,  8.)  —  „lAher  de  urinis"  (herausgegeben  von  Drtandbr, 
Daselbst  1543,  8.)  —  y,De  abusu  uroscojnae  conclusiones  earundamque  enar- 
rationesy  adverstts  mendadssimos  errores  medicastros,  qui  imperitam  plebeculam 
vara  sua  uroscopia  et  medicatione  misere  bonis  et  vita  spoliant^  (Daselbst 
1536,  8.).  Doch  war  auch  in  Marburg  seines  Bleibens  nicht  lange;  er  gerieth 
mit  Collegen  und  Vorgesetzten  in  vielfache  Zwistigkeiten  und  dadurch  in  eine 
peinliche  Stellung,  so  dass  er  nach  siebenjähriger  Wirksamkeit  mit  Freuden  die 
Gelegenheit,  welche  ihm  eine  Berufung  nach  Bremen  als  Stadtarzt  und  Professor 
am  Lyceum  bot,  ergriff,  um  Marburg  den  Rücken  zu  wenden.  Doch  schon  im 
nächsten  Jahre,  am  24.  December  1535,  raffte  ihn  eine  Zahnkrankheit  fort.  — 
C.  gehörte  seinem  Geiste,  seinen  Kenntnissen  und  seiner  wissenschaftlichen  Richtung 
nach  zu  den  bedeutendsten  Männern  seiner  Zeit.  Er  war  ein  begeisterter  Vertreter 
des  Humanismus  und  trug  viel  zu  dessen  Verbreitung  bei.  Als  Dichter  glänzt  er  durch 
Anmuth  und  Gewandtheit  der  Sprache,  Feinheit  des  Ausdruckes,  reiche  Wortfülle 
nnd  classische  Eleganz  des  Versbaues.  Unter  seinen  Gedichten  ragen  neben  dem 
schon  genannten  Bucolicon  seine  „Epigrammata"  (Marburg  1525,  8.)  hervor.  — 
Als  Arzt  zeichnete  er  sich  als  Bekämpfer  des  mannigfaltigen  Aberglaubens  und  der 
Unwissenheit  aus.  So  erhob  er  sich  gegen  die  in  üromantie  übergegangene  üroskopie 
nnd  zeigte,   wie  unwürdig  es  eines  Arztes  sei,   den   fahrenden  Quacksalbern  und 


78  CORDUS. 

herumreisenden  Harnschanern  nachzuahmen.  Am  Krankenbette  bediente  er  sich  mit 
Vorliebe  einer  einfachen  Heilmethode  und  einfacher  Mittel.  Auch  als  Botaniker  ist 
er  von  Bedeutung  durch  sein   „Botanologicon"  (Cöln  1534,  8.). 

Biographische  Skizzen  verstorbener  Bremer  Aerzte  nnd  Naturforscher,  pag.  13  flgd., 
Bremen  1844,  8.  --  Ernst  H.  F.  Meyer,  Geschichte  der  Botanik,  Bd.  IV,  pag.  246  flgd., 
Königsberg  1857,  8.  —  C.  Krause,  Euricius  Cordus.  Eine  biographische  fcjkizze  aus  der 
Reformationszeit.   Hanau  1863,  8-  MaxSalomon. 

7  Cordus,  Valerius  C, ,  dritter  Sohn  des  Euricius  C. ,  geboren  am 
18.  Februar  1515  zu  Erfurt,  wurde  von  seinem  Vater  mit  grosser  Sorgfalt 
erzogen  und  beendigte  seine  medicinischen  und  botanischen  Universitätsstudien  in 
Wittenberg.  Dann  trat  er  dort  als  Doceut  auf  und  erklärte  dreimal  unter  grossem 
Beifalle  den  DioscORiDES.  Er  widmete  sich  ganz  den  Naturwissenschaften,  besonders 
der  Botanik,  studlrte  sie  aber,  ungleich  seinen  Vorgängern,  nicht  ausschliesslich 
in  den  Werken  der  Alten,  obwohl  er  auch  in  ihnen  sehr  bewandert  war,  sondern 
mit  Vorliebe  in  der  Natur,  indem  er  Forschungen  halber  die  vornehmsten  Gebirge 
Mitteldeutschlands,  das  Erzgebirge,  den  Thttringerwald  und  den  Harz  als  Botaniker, 
Mineraloge  und  Zoologe  durchwanderte.  Schon  mit  19  Jahren  hatte  C.  auf  ßath 
seines  Onkels,  des  Apothekers  Ralla  in  Leipzig,  ein  Dispensatorium  tlber  die 
Bereitungsart  der  Arzeneien  zusammengestellt,  das  in  einigen  Städten  Sachsens 
zu  allgemeinem  Gebrauche  eingeführt  war.  Auch  in  Nürnberg,  wohin  ihn  1535 
seine  Reisen  geführt,  ward  er  um  Mittheiluug  dieses  Buches  ersucht.  C.  bat  aber 
den  Senat,  erst  dasselbe  durch  eine  Commission  begutachten  zu  lassen.  Dies  geschah, 
die  Prüfung  fiel  sehr  gut  aus,  und  der  Senat  befahl  den  Druck  des  Dispensatoriums 
(„Düpensatoriuvi  j!>Äör7>iacorttw  omnnim  quae  in  vsu  potissimum  S'tnt  etc.^ 
[Nürnberg  1535,  8.  und  noch  sehr  oft  bis  tief  in  das  17.  Jahrhundert  hinein; 
der  Titel  der  späteren  Ausgaben  ist:  „Dispensatorium  sive  pharmacornvi  con- 
ßcifudorum  ratio^\)  ^  sowie  seine  officielle  Einführung.  Es  war  dies  die  erste 
Pharmacopöe,  die  Grundlage  aller  späteren.  —  1542  begiebt  sich  C.  Studien 
halber  nach  Italien,  verweilt  zwei  Jahre  in  Padua,  Ferrara,  Bologna  und  Venedig, 
von  wo  er  am  14.  April  1544  einen  Brief  an  Andreas  Aurifaber  über  Vipem- 
pastillen  zur  Theriakbereitung  und  über  neue  officinelle  Pflanzen  schreibt  fs.  Jos. 
Cratonis  consil.  et  epistol.  ed.  L.  Scholz,  Frankfurt  1671,  lib.  III,  pag.  265), 
reist  dann  im  Sommer  1544  theilweise  zu  Fuss  bei  glühender  Hitze  durch  unweg- 
same Gebirgsgegenden,  durch  sumpfige  Ebenen,  immer  forschend,  gleich  aU 
wollte  er,  sein  nahes  Ende  voraussehend,  keine  Stunde  Zeit  im  Studium  verlieren, 
nach  Rom,  verfällt  bald  nach  seiner  Ankunft  in  Folge  der  Strapazen  in  ein 
hitziges  Fieber  und  erliegt  demselben,  nach  kurzer  trügerischer  Besserung,  am 
25.  September  1544  im  Alter  von  29  Jahren.  Ausser  dem  Dispensatorium  ist 
bei  Lebzeiten  C.'s  nichts  von  seinen  Werken  gedruckt.  Seine  Annotationen  zum 
DroscoRiDES  erschienen  erst  1549,  foL,  Frankfurt  a.  M.,  als  Anhang  zur  Ueber- 
setzung  des  Dioscorides  des  Ruellius,  in  verbesserter  Gestalt  mit  mehreren  anderen 
seiner  Schriften  durch  Gesner  besorgt  zwölf  Jahre  später:  „In  hoc  volumine 
continentur  Valerii  Cordi  Simesusii  Annotation  es  in  Pedacii  Dio- 
scorides Anazarhei  de  materia  medica  lihros  V  longe  aliae,  quam  antehac  sunt 
evulgatae  —  EJusdem  Valerii  Cordi  Historiae  stirpium  libri  IV 
posthumi,  nunc  primum  in  lucem  editi  adjectis  etiam  stirpium  iconibus  et 
brevissimis  annotationihus  —  Sylva,  qua  rerum  fossilium  in  Germania 
plurimarum,  metallorum ,  lapidum  et  stirpium.  aliquot  rariorum,  notitiam  Ire- 
mssime  persequitur,  nunquam  hactenus  visa  —  De  artificiosis  extrac- 
tio7iibus  liber  —  Compositiones  medicinales  aliquot  non  vulgares 
—  Omnia  summo  studio  et  industria  Conr.  Gesneri  collecta  et  praefatione 
illustrata^  (Strassburg  1561,  fol.).  Zwei  Jahre  später  erschien:  „Valerii 
Cordi  Simes^isii  stiypium  descriptionis  liber  quintus,  quo  in  Italia  sibi  visns 
describit,  in  praecedentibus  vel  oninino  intactas,  vel  parcias  descriptas,  Hunc 
autem  morte  2)raeventus  perßcere  non  potuit^  (Strassburg  1563,  fol.).    Ausserdem 


CORDUS.  —  CORMACK.  79 

gab  C.  Gesner  noch  heraus:  „De  halosantho ,  seu  spermate  ceti  vulgo  di'cto*' 
(zugleich  mit  Gesner's  über  de  rebus  fossilibus)  und  „De  artificiosia  extractionibusj 
de  destillatione  oleorum^  de  destillatione  olei  chalcanthi^  (Strassbtirg  1561,  fol.). 
C.  zeichnete  sich  durch  ungewöhnlich  hervorragende  Geistesgaben,  unermüdlichen 
Fleiss  und  liebenswürdigen  Charakter  aus.  Seine  Leistungen  in  der  Botanik  stellen 
ihn  unter  die  ersten  Botaniker  seiner  Zeit.  Als  erster  zuverlässiger  Bereiter  des 
Schwefeläthers  nimmt  er  auch  in  der  Geschichte  der  Chemie  einen  ehrenvollen 
Platz  ein.     £ine  glänzende,  leider  nur  zu  flüchtige  Erscheinung! 

Biographiüche  Skizzen  verstorbener  Bremer  Aerzte  und  Naturforscher,  pag.  32  flgd., 
Bremen  1844.  8.  —  Ernst  H.  F.  Meyer,  Geschichte  der  Botanik»  Bd.  IV,  pag  317  flgd.. 
Königsberg  1857,  8.  —  K.  F.  H.  Marx,  Beiträge  zur  Beurtheilung  von  Personen,  Ansichten 
und  Thatsachen,  pag.  70  flgd.,  Göttingen  1868,  8-  MaxSalomon. 

Cerella,  s.  Alphons  de  Corella. 

*Corfleld,  William  Henry  C,  studirte  in  Oxford,  wo  er  1872  auch 
proraovirt  wurde,  machte  dann  Reisen  in  Frankreich  und  wurde  F.  R.  C.  P.  Lond.  1875. 
C.  wandte  sich  der  Hygiene  zu  und  fungirt  am  London  university  College  als 
Professor  dieses  Zweiges.  Auch  ist  er  Medical  officer  of  health  am  St.  George's 
Hospital,  sowie  zu  Islington.  Seine  Hauptarbeiten  sind:  „A  resume  ofthehistory 
of  hygxene"  (1870)  —  „A  digest  of  facta  relating  to  the  treatment  and  ntili- 
sation  of  sewage^  (2.  Aufl.  1871)  —  „A  manual  of  public  health"  (1874)  — 
„Our  homes  and  hoiv  to  make  them  healthr/"  (1882).  Auch  hat  er  über  Typhus- 
entstehnng,  Milchtyphen  und  eine  Reihe  von  Themen  der  allgemeinen  öffentlichen 
Gesundheitspflege  Einzelaufsätze  im  Brit.  med.  Joum.  1873 — 1874  publicirt. 

Red. 

Gormack,  Sir  John  Rose  Baillie  C,  zu  Paris,  war  am  1,  März  1815 
zu  Stow  in  Midlothian  in  Schottland  geboren,  studirte  in  Edinburg,  wurde  1837 
daselbst  Doctor  mit  einer  auf  Thier-Experimente  basirten  Diss.  „On  the  pi-esence 
ofair  in  the  orgaiis  of  drculation",  nachdem  er  schon  früher  eine  preisgekrönte 
Abhandlung:  „A  treatise  on  the  cheniical  ....  properiies  of  creosote  etc." 
(Edinb.  1836)  herausgegeben  hatte.  Er  besuchte  darauf  Paris,  Spanien  und  Italien, 
Hess  sich  dann  in  Edinburg  nieder,  wo  er  Physician  an  der  Royal  Infirmary  wurde 
und  die  Redaction  des  „London  and  Edinburgh  Monthly  Journal  of  Medical 
Science"  von  1841 — 46  führte.  Während  der  Epidemie  von  Febris  recurrens,  die 
1843  in  Edinburg  herrschte,  war  er  Physician  am  Fever  Hospital  und  veröffentlichte 
seinein  demselben  gemachten  sorgfältigen  Beobachtungen  in  der  Schrift:  „Natural 
history ,  pathology  and.  treatment  of  the  epid,emic  fever,  at  present  prevailing 
in  Edinburgh  and  other  tovms"  (London  1843).  Er  hielt  auch  eine  Zeit  lang 
Vorlesungen  über  gerichtliche  Medicin  bei  der  extra-akademischen  Schule  daselbst. 
1847  verliess  er  Edinburg,  prakticirte  eine  Zeit  lang  in  Putney  und  gab  daselbst 
eine  Monatsschrift,  das  „London  Journal  of  Medicine",  heraus.  Später  lebte  er 
bis  1866  in  London,  redigirte  von  1853 — 56  das  „Association  Medical  Journal" 
und  schrieb:  „Notes  on  the  pathology  and  treatment  of  cholera"  (London  1854) 
—  „Remarks  on  the  condition,  necessities,  and  claims  of  the  universitie^  of 
Scotland;  etc."  (London  1858).  Er  verliess  darauf  England,  siedelte  nach  Orleans, 
und  nachdem  durch  den  Tod  von  Sir  John  Oliffk  1866  zu  Paris  eine  Lücke 
onter  den  dortigen  englischen  Aerzten  entstanden  war,  dahin  über  und  wurde 
1870  bei  der  dortigen  Facultät  Doctor,  um  das  Recht  zur  Praxis  zu  erlangen, 
mit  einer  These,  die  einen  ähnlichen  Gegenstand  wie  seine  Edinburger  Dissertation 
behandelte,  nämlich:  „De  Ventr^e  de  Vair  par  les  orifices  bf^ants  des  veines 
utMnes  considMe  comme  cause  de  danger  et  de  mort  subite  peu  de  temjys 
aprks  la  dÜivrance" .  Während  der  Belagerung  von  Paris  1870 — 71  und  der 
Communeherrschaft  leistete  er  sowohl  den  Verwundeten  als  auch  seinen  in  Noth 
gerathenen  Landsleuten  wichtige  Dienste  und  erhielt  dafür  1872  von  der  Königin 
von  England   die  Ritterwürde.    Als  das  Hertford  British  Hospital   zu  Paris  durch 


80  CORMACK.  —  COIINAZ. 

die  Munificenz  von  Sir  Richard  Wallace  gegründet  wurde,  wurde  er  einer 
der  Physicians  desselben.  Er  erfreute  sich  einer  umfangreichen  Praxis  und  verfasste 
noch  bis  zu  seinem  am  13.  Mai  1882  erfolgten  Tode,  ausser  einigen  Aufsätzen  im 
Edinb.  Med.  Joum.,  eine  grössere  Schrift:  „Clinical  studtes,  illustrated  by  cases 
observed  in  fiospital  and  private  practice"  (London  1876). 

British  Medical  Journal  1882,  I,  pag.  761.  G. 

/  Cornarius,  Diomedes  C,  um  1535  zu  Zwickau  als  Sohn  des  Janüs 
Hagenbutt  (s.  diesen),  welcher  den  Namen  Cornarius  annahm,  geboren,  studirte 
Medicin  in  Jena,  Wittenberg  und  Wien,  prakticirte  eine  Zeit  lang  zu  Tyrnau  in 
Ungarn,  ward  dann  zum  Professor  an  der  Wiener  Universität,  1566  von  Maxi- 
milian II.  zum  Leibarzt  ernannt  und  starb  in  hohem  Alter.  Er  schrieb:  „Con- 
siltorum  medtcinalium  habitorum  in  consultationibus  a  clarissimis  aique  exper- 
tissirnisy  apud  diversos  aegrotos,  partim  defunctis^  partim  adhuc  superstitibus 
medicis,  tractatus*^  (Leipzig  1595,  4.;   1599,  4.).  Max  Salomon. 

/  Cornaro,  Luigi  C,  1467  zu  Venedig  geboren,  ein  gelehrter  Laie,  der 
99  Jahre  alt  wurde  und  die  Ueberzeugung ,  dass  er  die  Herstellung  von  einem 
diagnostisch  nicht  vollständig  aufgeklärten  Magenleiden,  sowie  sein  langes  Leben 
einem  besonderen  diätetischen  Regime  verdanke,  begeistert  vertheidigt  in  seinen 
„Discorsi  della  vita  sobria^,  die  ungemeinen  Beifall  fanden  (12  Auflagen,  von 
Padua  1558  bis  Leyden  1724,  in  italienische  Verse,  sowie  französisch  und  lateinisch 
übersetzt). 

Dict.  hist.  IL  Red. 

^Cornax,  Mathias  C. ,  geboren  im  ersten  Viertel  des  16.  Jahrhunderts 
fcirca  1520),  stammte  aus  der  Romagna  und  studirte  unter  dem  s.  Z.  berühmten 
NicOLAüS  Massa  in  Venedig.  Er  hielt  sich  längere  Zeit  in  genannter  Stadt  auf. 
Später  ward  er  Leibarzt  Ferdinand's  I.  und  starb  als  Professor  (wahrscheinlich 
als  titularer)  in  Wien.  In  geburtshilflich -literarischer  Beziehung  ist  sein  Name 
deshalb  erwähnenswerth,  weil  er  einer  der  Ersten  war,  der  bei  einer  Extrauterinal- 
schwangerschaft  die  Laparotomie  machte.  „Historia  quinquiennis  fere  gestationis 
in  uterOj  quoque  modo  in/ans  semiputridus,  resecta  alvo  exemptus  sit,  et  mater 
curata  absque  sutura  evaserit"  (Wien  1550,  in  4.  und  ein  Supplement  dazu 
„Historia  secunda,  quod  eadem  femina  de  novo  conceperit  et  gestaverit  foetum 
vivum  perfectum  masculinum  ad  legitimum  pariendi  tempus  quodque  ex  posthabita 
sectione  mater  una  cum  puella  interierit"  (Basel  1554,  in  8.).  Die  Eröffnung  des 
Pruchtsackes  und  Elimination  des  verjauchten  Fötus  nahm  (1549)  der  Chirurg 
P.  DiRLEWANG  unter  C.'s  Auspicien  vor.  Der  weitere  traurige  Verlauf  erhellt  aus 
dem  Titel. 

Dict.  med.    —    Siebold's   Geschichte  der  Geburtshülfe.  Bd.  II,  pag.  97  und  ff. 

Kleinwächter. 

*Coniaz,  Charles- Auguste-fidouard  C,  zu  Marseille  am  29.  Sep- 
tember 1825  geboren,  studirte  in  Bern  vier  Jahre,  dann  noch  in  Montpellier  und 
Paris,  bis  zu  der  1848  zu  Bern  erfolgten  Promotion  („Des  abnormitSs  congSnitales 
des  yeux  et  de  leurs  annexes*^,  Lausanne,  wozu  ein  Anhang  1850  in  Brüssel  und 
Leipzig  erschien).  Von  1850  ab  fungirte  C.  als  Assistenzarzt,  von  1855  bis  jetzt 
als  Chefchirurg  des  Pourtales  Hospital  in  Neuchätel.  Ausser  einer  botanischen  Schrift 
erschienen  dann  von  ihm  bis  zum  Anfange  der  Sechziger-Jahre  casuistische  Mit- 
theilungen, die  er  in  dem  seit  1857  von  ihm  redigirten  „Echo  mödicale"  publicirte ; 
daneben  „Mouvement  de  Vhopital  Pourtales  pendant  les  annies  1856 — 1860** 
(Neuchätel  1856 — 1861)  und  „Constitution  medicale  de  Neuchdtel ....  pendant 
VannSe  mitiorologiqv^,  1857^  (Daselbst  1858;  fortgesetzt  für  das  letztgenannte 
Jahr  1859).  In  der  oben  genannten  Zeitschrift  veröffentlichte  C.  auch:  „De  Vexi- 
stence  du  catarrhe  des  foins  en  Suisse  etc.^  (1860)  —  „Les  maladies  regnantes 
du  cnnton  de  Neuchdtel  .  .  .  .^  (1859)    und    eine  Reihe   von  Aufsätzen,   welche 


CORNAZ.  —  CORNETTE.  81 

8taiide8-  und  Ausstellungsangelegenheiten  in  der  Schweiz  betrafen.  Die  folgenden 
Publicationen  erschienen  sämmtlich  zu  Neuchätel  in  monographischer  Form :  „  Voyage 
m^dical  en  Belgique  et  en  Hollande"  (1862)  —  „Les  maladtes  contagieusefi  et 
les  hopitanx  Neuchdtelois"  (1869,  Nachtrag  dazu  1870)  —  „Quelques  mots  sur 
les  revaccinations"  (1870)  —  „Fabriques  de  soiries  et  de  draps  h  Neuchdtel" 
(1875)  —  RMuctton  d^une  Inversion  de  matince  au  moyen  d^un  ballan  de 
coautchouc"  (1879).  Eine  noch  neuere  (jüngste?)  Arbeit  C/s  handelt  über  die 
medicinische  Geschichte  des  Cantons,  ein  Gebiet,  welchem  sich  C.  auch  früher 
bereits  in  Schriften  über  die  Schule  von  Besan^on  (Echo  m6d.  1858),  die  medi- 
cinischen  Familien  Pasquier,  Lichtenhahn,  Mathieü,  Prince,  Thounet,  über 
E.-L.  BOREL  etc.  zugewandt  hatte.  ^^^ 

Gomelianl,  Giuseppe  C,  zu  Padua,  war  1797  zu  Pavia  geboren, 
studirte  auch  daselbst,  wurde  1820  klinischer  Assistent,  unmittelbar  darauf  Supplent 
der  medicinischen  Klinik  für  die  Chirurgen,  im  folgenden  Jahre  aber  bereits  Pro- 
fessor der  allgemeinen  Pathologie  .  und  Pharmakologie  und  schrieb  „  Institut lones 
pathologiae  generalis  praelectionibus  academicis  adcomodatae"  (2  Bde.,  Pavia 
1829 — 1830).  Als  1833  Hildenbrand  von  Pavia  nach  Wien  berufen  wurde,  erhielt 
er  dessen  Stellung  und  zu  gleicher  Zeit  die  Direction  des  grossen  Spitals  zu  Pavia. 
Er  verfasste  ferner  noch  folgende  Schriften:  „Osservasdoni  intorno  alle  epidemie 
sfazionarie,  sunto  compilati"  (Pavia  1834)  • —  „Esperienze  ed  osservazioni  sulV 
uomo  e  sugli  animali  intorno  alla  virtu  del  creosote*'  (1835)  —  „Due  störte 
raggionate  dt  angina  croupale  e  memhranacea,  etc."  (1835).  1843  ging  er  in 
gleicher  Eigenschaft  nach  Padua,  wo  er  bis  zu  seinem  im  November  1855  erfolgten 
Tode  wirkte.  Von  weiteren  Schriften  sind  noch  anzuführen:  „Mem.  intorno  alla 
cura  delle  peripneumonit^  —  „Mem.  intorno  alla  applicazione  di  alcuni prin- 
cipj  alla  teoria  della  flogosi".  Für  seinen  „Trattato  intorno  alV  albuminuria 
ed  al  diabete^  erhielt  er  von  der  Pariser  Akademie  der  Wissenschafken  einen  Preis. 
In  der  letzten  Zeit  seines  Lebens  war  er  mit  einem  umfassenden  Werke  über  die 
Pathologie  der  Nervenkrankheiten  und  Entzündungen  beschäftigt. 

V.  Wurzbach,    III,  pag.  1.   —   Callisen,    IV,  pag.  349;   XXVII,   pag.  155. 

G. 

Cornello,  Tommaso  C. ,  in  Ccsenza  im  17.  Jahrhundert  geboren, 
gtudirte  an  der  Universität  Neapel  und  war  hauptsächlich  Schüler  des  berühmten 
Marcaurelio  Seyebino.  Er  widmete  sich  besonders  den  physiologischen  Studien, 
denen  er  eine  experimentelle  Richtung  zu  geben  strebte,  und  war  als  positiver 
Beobachter  seiner  Zeit  sehr  geachtet.  Er  erkannte  unter  Anderem  vor  Haller 
die  vom  Gehirn  und  den  Nerven  unabhängige  Irritabilität  der  Muskeln  und  besonders 
auch  des  Herzens  und  vor  Hünter  die  peristaltische  Darmbewegung.  Er  schrieb 
auch  über  den  Nährsaft  der  Thiere,  den  er  als  von  dem  Capillarblut  stammend 
betrachtete  und  über  das  Secret  im  Kropf  der  Tauben,  die  ihre  Jungen  nähren. 
Die  meisten  seiner  Beobachtungen  sind  in  seinem  Hauptwerk:  y^Progymnasmata 
physica"  (Venedig  1665 — 1668)  niedergelegt.  Cantani. 

Gornelius,  Friedrich  C,  geboren  am  20.  April  1799  auf  dem  Pastorat 
Arraseh  bei  Wenden  (Livland),  studirte  in  Dorpat  Medicin  und  wurde  am  4.  Juni 
1825  zum  Dr.  med.  promovirt  {»De  membraruie  tympani  usu^,  mit  2  Kupfert.). 
C.  reiste  nach  Paris,  Würzburg  und  Berlin,  um  sich  weiter  auszubilden  und  war 
später  Flottenarzt,  Arzt  bei  der  Grensdarmerie  und  Oberarzt  der  Smolnaer  Fräulein- 
stifte in  Petersburg,  woselbst  er  am  18.  September  1848  starb. 

Petersburger  Deutsche  Ztg.  1848,  Nr.  223.  -—  Med.  Ztg.  Russlands.    1849,  pag.  48. 

L.  Stieda. 

Cornette,  Cl.-M.  C,  geboren  in  Besangon  1744,  gestorben  in  Rom  1794, 
zeichnete  sich  durch   eine  Reihe   chemischer  Arbeiten,    die   die  Anerkennung  der 
Akademie  zu  Paris  erhielten,  besonders  aus  und  wurde  später  zum  Arzte  der  könig- 
BioKT.  Lexikon.  JI.  6 


82  CORNETTE.  —  CORONEL. 

liehen  Familie  ernannt.  Während  der  Revolution  verlor  er  ausser  seinem  Vermögen 
auch  eine  Menge  werth voller  Manuscripte.  ünger. 

*Coniil,  Andr^-Victor  C,  zu  Paris,  ist  am  17,  Juni  1837  zu  Cusset 
(Allier)  geboren,  studirte  von  1855  an  in  Paris  und  wurde  daselbst  1864  Doctor, 
1869  Professeur  agr6g6  bei  der  dortigen  Facultät  und  1870  Arzt  des  Hop.  de 
Lourcine.  Er  veröffentlichte  zusammen  mit  Härard:  „De  Ja  j)hthi8ie  pulmonaire, 
^ude  anatamiquef  pathologique  et  cUnique"  (Paris  1867,  mit  Fig.  und  Tf.) ;  femer 
allein:  „Contribution  h  Vhiaiotre  du  dSveloppement  histolofjtque  des  tiimeurs 
Epitheliales"  (1866,  mit  Tf.)  —  „Du  Cancer  et  de  ses  caracthres  anatomiques^ 
(1867,  4.,  mit  Fig.).  Im  Jahre  1870  war  er  kurze  Zeit  Präfect  seines  heimatlichen 
Departements,  wurde  später  Deputirter ,  widmete  sich  aber  dabei  auch  dem  Unter- 
richt in  der  Histologie  und  verfasste  in  Gemeinschaft  mit  Ran  vier  ein  „Manuel 
dhistologie  pathologique"  (1869 — 76,  mit  Fig.;  2.  Ausg.  1881)  und  allein: 
„Legons  dSmentaires  d'hygihie"  (1872)  —  „Legons  sur  la  sypJiilis ^  faites 
h  Ihdpital  de  la  Lourcine''  (1879).  Er  wurde  auch  1874  Chef-Redacteur  des 
„Journal  des  connaissances  mSdicales  praiiques  et  de  pharmacol," 

Vapereau,  pag.  471.  —  Glaeser,  pag.  135.  —  Bitard,  pag.  313.  g^. 

*  Comilüac,  Jean-Jacques  C. ,  französischer  Marine- Arzt ,  geboren  zu 
Saint-Pierre  (Martinique),  wurde  1859  zu  Montpellier  Doctor  und  hat  verschiedentlich 
Studien  über  das  gelbe  Fieber  gemacht,  nämlich:  „Etudes  sur  la  fihvre  javne 
h  la  Martinique  de  1669  h  nos  jours"  (Moniteur  de  la  Martinique,  1862,  1863 
und  separat:  Fort-de-France,  Martinique,  1864;  2.  Ausg.  1873),  sowie  in  einer 
Schrift :  „Recherches  chronologigues  et  historiques  sur  Vorigine  et  la  propagatlon 
de  la  fihyrejaune  dans  les  Antilhs"  (Fort-de-France  1867). 

Berg  er  et  Rey,  pag.  59.  G. 

*Conil8h,  William  Robert  C,  beendigte  seine  Studien  1852,  wurde 
als  F.  R.  C.  S.  Eng.  im  Jahre  1868  examinirt,  widmete  seine  Kraft  ganz  der 
colonialärztlichen  Thätigkeit  und  Yntki  als  Surgeon  General  schon  längere  Zeit  in 
Madras,  wo  er  Honorary  surgeon  des  Vicekönigs  von  Indien  und  Präsident  der 
medicinischen  Facultät  ist.  Seine  —  fast  ausnahmslos  in  den  verbreiteten  englischen 
Wochenjournalen  publicirten  —  Arbeiten  beziehen  sich  auf  Epidemiologie  (besonders 
Cholera)  und  die  englischen  Sanitätseinrichtungen  in  Indien.  Noch  ganz  neuerdings 
erschien  in  gleichem  Sinne  seine  „Inaugural  address  on  cholera  etc."  (Brit.  med. 
Joum.    1884).  j^^^ 

*Conmel,  Armand-Louis  C,  Chefarzt  bei  der  französischen  Marine, 
ist  aus  Paris  gebürtig,  wurde  daselbst  1819  Doctor  und  hat  mehrfach  über  die 
von  ihm  in  tropischen  Klimaten,  namentlich  zu  Basse-Terre  (Guadeloupe),  beob- 
achteten epidemischen  Krankheiten  geschrieben;  so  über  Dysenterie  (Annal.  marit. 
et  Colon.  1837;  M6m.  de  TAcad.  de  raöd.  1840),  über  Gelbfieber  (Annal.  marit. 
et  Colon.  1837;  Bull,  de  l'Acad.  de  m6d.  1856—57),  über  Variola  (Gaz.  offic.  de 
la  Guadeloupe  1849)  u.  s.  w. 

Berg  er  et  Rey,  pag.  59.  G. 

*Coronel,  Samuel  Senior  C,  am  28.  April  1827  in  Amsterdam  geboren, 
studirte  daselbst  unter  C.  B.  Tilanus,  Suringah,  van  Gküns,  Lbhmann  und 
promovirte  1850.  Zuerst  praktischer  Arzt  in  Amsterdam,  Middelburg  und 
Leeuwarden,  fungirt  er  seit  1865  als  Secretär  des  „Geneeskundigen  Raad"  in 
Friesland  und  Groningen.  C.  publicirte  u.  A. :  „Middelburg  vorheen  en  thans, 
bydrage  tot  de  kennis  van  den  voormaligen  en  tegenwoordigen  toestand  von 
het  artnwezen  aldaar"  (1850)  —  „De  gezondheidsleer  toegepast  op  de  fabrieks- 
nyverkeid"  (1868)  —  „De  ze geling  van  het  industrieel  onderwys  in  den  vreemde, 
met  het  oog  op  Nederland"  (1862)  —  „De  bewaarschool ,  haar  verleden, 
tegenwoordige   toestand  en  hare  toekoms"  (1864)  —  „De  Diamant-Werkers  te 


CORONEL.  —  CORRADI.  83 

Amsterdam^  (1864)  —  „Schetsen  uit  het  markensche  volksleven^  (1864)  — 
„Pecheur-C Otter  de  Vlle  de  Marken^  (herausgegeben  durch  die  Societö  d'ßeonomie 
Sociale  de  Paris  1866)  —  ;,  Volksgezondheid  en  Volksbeschaving"  (1878)  —  f^Ktn- 
derarbeut"  (1878)  —  „De  gezondheidsleer  der  school  en  van  het  schoolkind^ 
(1881)  neben  zahlreichen  populären  Beiträgen  und  üebersetzungen  über  ökonomische 
und  hygienisch-sociale  Gegenstände  und  einigen  philosophischen  Essays. 

C.  E.  Daniels. 

Corput,  van  den,  zwei  belgische  Mediciner.  Der  Vater,  Henri  joseph 
van  den  C. ,  aus  einer  Patricierfamilie  zu  Antwerpen  1790  geboren,  widmete 
sich  vornehmlich  chemischen  Studien  und  wurde  von  Napoleon  I.  zwecks  Studien 
über  die  Rübenzuckerfabrication  nach  Douai  und  Paris  gesandt.  Später  in  Brüssel 
als  Pharmaceut  etablirt,  wurde  er  nach  der  belgischen  Revolution  von  1830  vom 
Gouvernement  national  als  Ohefpharmaceut  der  Armee  angestellt,  präsidirte  der 
Brü^eler  Commission  m6dicale  und  zeichnete  sich  besonders  während  der  Cholera- 
invasion 1832  aus.  Er  betheiligte  sich  später  an  der  Gründung  der  Brüsseler 
Universität  (mit  E.  Verhaegen  u.  A.)  und  lehrte  an  derselben  Pharmakologie  und 
Toxikologie.  Mitten  auf  dem  Wege  zu  bedeutenderen  Ehrenstellen  starb  er  als 
Präsident  der  medicinischeu  Facultät  am  28.  April  1841  an  einem  Herzleiden, 
wichtige  Vorarbeiten  für  die  bedeutend  später  —  1854  —  edirte  „Pharmacopee 
beige"  hinterlassend. 

Ebenfalls  mit  der  Chemie  und  Pharmacie  zunächst  beginnend,  nahm 
*van  den  Corput,  Bernard  Eduard  H.  J.,  der  Sohn,  1821  in  Brüssel 
geboren,  seinen  Bildungsgang,  bis  er  von  der  Universität  Bonn  heimkehrte  und 
wandte  sich  später  der  Medicin  zu.  Er  begleitete  —  bereits  Dr.  med.  —  den 
Prof.  Baron  Seutin  auf  einer  Reise  durch  Europa  und  führte  dessen  Kleister- 
verband an  verschiedenen  fremden  Hospitälern  etc.  ein.  v.  d.  C.  war  1858  ernannt 
als  Arzt  und  Professor  der  medicinischeu  Klinik  im  Hospitale  St.  Jean  und  St.  Pierre 
zu  Brüssel,  gab  1874  seine  Entlassung  mit  dem  Titel  Honorararzt  und  ist  seit 
1870  Professor  der  Arzneimittellehre  und  Therapie  an  der  Universität  zu  Brüssel, 
Präsident  des  Sanitäts-Comitö  von  der  Provinz  Brabant  etc.  Unter  seinen  aus- 
gedehnten Reisen  ist  erwähnenswerth  die  im  Jahre  1864  im  Auftrage  der  belgischen 
Regierung  nach  Russland  (um  dort  das  Reeurrensfieber  zu  studiren)  unternommene. 
Reich  mit  Auszeichnungen  bedacht  heimgekehrt,  übernahm  v.  d.  C.  die  Redaction 
des  „Journal  de  mSdecine,  de  Chirurgie  et  de  pharmacologie  de  Bruxelles", 
erfand  die  Methode  der  Punction  mit  Aspiration  (13  Jahre  vor  Dieülafoy)  und 
machte  verschiedene  Erfindungen  im  Bereiche  der  Pharmakologie.  Auch  brachte 
unter  seiner  Führung  das  obenerwähnte  Journal  die  entscheidende  Initiative  zu  den 
monatlichen  internationalen  Sanitätsbulletins.  Von  Schriften  v.  d.  C.'s  seien  hier 
nur  genannt:  „Des  eaux  mindrales  naturelles  etc."  (Brüssel  1846)  —  „Notices 
chimiques  et  pharmacologiguen"  (Daselbst  1849)  —  „Sur  les  usages  industriels 
des  fScules  etc,"  (Daselbst  1857)  —  „Note  sur  un  nouveau  trocart  aspirateur  etc." 
(Bull,  de  Tacad.  R.  de  m6d.  de  Belg.  T.  XV)  —  „Note  sur  le  th^  de  caßier" 
(Brüssel  1851)  —  „Histoire  naturelle  et  mSdicale  de  la  trichine"  (Daselbst  1866). 
Die  oben  gedachte  Schrift  „Ueber  das  Petersburger  Reeurrensfieber"  erschien 
1865,  die  erwähnten  „Sanitätsbulletins"  1865 — 1875.  Dazwischen  mehrere  nicht 
medlcinische  Schriften  und  neuerdings  solche  über  „Meningitis^*'  (1874),  über 
„Pest"  (1879),  über  „Organisation  einer  internationalen  Sanitätsliga"  und  über 
„Krebs  in  ätiologischer  und  prophylaktischer  Beziehung"  (beide  1883).  Die  von 
V.  d.  C.  herausgegebenen  „Ephimerides  midicales^  erscheinen   seit  1868 

Dr   Dusilo.  -—  Red. 

*  Gorradi,  G  i  u  s  e  p  p  e  C,  geboren  im  October  1830  in  Bevagna  (Perugia), 
studirte  in  Pisa  und  Florenz  (Büfalini,  Regnolt,  Renzi,  Büeci)  und  wurde  1859 
promovirt.  1860  wurde  er  Assistent  der  chirurgischen  Klinik  und  1870  Professor 
derselben  Lehrkanzel  in  Rom,  von  wo  er  dann  in  derselben  Stellung  an  das  Istituto 
snperiore  von  Florenz  versetzt  wurde.   Seine  am  meisten  hervorzuhebenden  Schriften 

6* 


84  CORRADI.  —  CORRE. 

sind:  „jStudf-s  ch'niques  sur  les  retrScissemenU  de  Vur^hre^  sur  la  taüle  es  sur  les 
ßstules  vaginales*^  (Memoire  couronn^e  par  rAcadömie  de  mödecine,  Prix  d'Argen- 
teuil,  1869)  —  ^Trattato  delle  malattie  degli  organi  orinarii^  fpremiato  ßuU* 
Academio  di  Medicino  dl  Torino,  Gran  Premio  Riberi,  1872)  —  ^Gompendio  di 
terapeutica  chirurgica^  (1876),  wozu  noch  viele  kleinere,  fast  sämmtiich  im 
„Sperimentale"  von  Florenz  veröffentlichten  kleineren  Artikel  hinzuzuzählen  sind, 
deren  Objecte  neben  glücklichen  Operationen  an  allen  Körpertheilen  besonders 
neue  Methoden  und  Instrumente  zur  Behandlung  der  Harnorgane  und  des  verengten 
Oesophagus  darstellen.  Cantani. 

*Corradi,  Alfonso  C,  geboren  am  6.  März  1833  in  der  Provinz  Emilio, 
studirte  Medicin  in  Bologna  und  wurde  1855  zum  Doctor  der  Medicin,  1856 
zum  Doctor  der  Chirurgie  promovirt.  Im  Jahre  1859  wurde  er  mittelst  Concarses 
Professor  der  allgemeinen  Pathologie  an  der  Universität  Modena  und  1863  an  der 
Universität  Palermo.  Seit  1867  ist  er  Professor  der  allgemeinen  Therapie,  experi- 
mentellen Pharmakologie  und  Pharmakognosie  an  der  Universität  Pavia.  Besonders 
als  medicinisch-historischer  Forscher  und  Schriftsteller  thätig,  veröffentlichte  er  viele 
Werke  diesbeztiglichen  Inhaltes:  „Annali  delle  epidemie  in  Italia  dalle  prime 
memorie  sino  al  1850^  (Bologna  1865-^1883,  wovon  6  Bände  erschienen  sind 
und  der  7.  sich  unter  der  Presse  befindet)  —  „La  chirurgia  in  Italia  degli 
Ultimi  anni  del  secole  scorso  fino  al  presente^  (Bologna  1871)  —  „Uoatetricia 
in  Italia  della  meth  del  secolo  scorso  fino  al  presente^  (Bologna  1872 ,  in 
3  Bänden)  —  „DelV  odierna  diminuzione  della  podagra"  (Memorie  deir  Aca- 
demia  di  scienze  di  Bologna  1860)  —  „Come  oggi  le  affezioni  scrofotiibercolosi 
siansi  fatte  pih  communi*'  (Ibid.  1862)  —  „In  che  modo  le  diatesi  o  disposi- 
zioni  morbose  ne!  popoli  si  mutino"  (Daselbst  1862)  —  „Delle  morti  repentine 
avvenute  in  Bologna  nel  trentacinquennio  1820 — 18ö4"  (Daselbst  1863)  —  „Dell* 
antica  autoplattica  italiana^  (Memorie  dell'  Istituto  Lombardo)  —  „Escursioni  d'an 
medico  nel  Decamerone,  DelV  anestesia  chirurgica  nel  medio  evo^  (Daselbst)  — 
„Della  infermith  di  Torquato  Tasso,  prima  parte^  (Ibid.  1881)  —  „Tossicol'»gia 
in  reve/ierea,  Delle  cantaridi"  (Annali  Universali  di  Medicina,  Vol.  231,  1875)  — 
^Del  veleno  dei  funghi"  (Ibid.  Vol.  243,  1878)  —  „DelV  avvelenamento  coi 
preparati  di  zinco"*  (Ibid.  Vol.  247,  1879)  —  „Intorno  alla  diffusione  della 
tifiichezza  polmonart^  (Atti  dell'  Istituto  Veneto  1867).  Cantani. 

Gorral  y  Ona,  Tomas  C,  zu  Madrid,  war  zu  Leiba  en  la  Roja  am 
18.  October  1797  geboren,  studirte  in  Madrid  Medicin,  wurde  daselbst  Professor 
der  Geburtshilfe  (1836J  und  zeichnete  sich  als  geschickter  gynäkologischer  Operateur 
aus.  Von  seinen  literarischen  Publicationen  sind  anzuführen:  „De  la  obliteraciou 
del  orificio  uterino  <n  el  acto  del  parto,  y  de  la  histerotomia  vaginal*' 
(Madrid  1845)  —  „Aho  clinico  de  obstetricia  y  enfermedades  de  muyeres  y  de 
niiws,  o  colleccion  de  las  observaciones  .  .  .  ,  en  la  clinica  .  .  .  ,  en  la  Facultad 
de  ciencias  medicas  de  Madrid^  (Madrid  1846). 

Dechambre,  XXII,  pag.  734.  '    G. 

*Gorre,  Armand-Marie  C,  französischer  Marinearzt,  wurde  1869  zu 
Paris  Doctor  mit  der  These:  „Notes  mMicales  recueillies  h  la  V^^ra-Cruz 
(Mexique)  1862,  1865,  1866",  nachdem  er  schon  vorher  über  giftige  Fische 
(Arch.  de  m6d.  nav.  1865),  die  pathologischen  Veränderungen  beim  Gelbfieber 
(Gaz.  des  höp.  1867),  „La  midecine  populaire  au  Mexique:  analyse  etfragments 
du  r,„Tr4sor  de  la  midecine  du  R,  P,  Grigoire  Lopez*""  (Gaz.  hebdom. 
de  med.  et  de  chir.  1869)  und  über  den  Einfluss  der  Race  auf  die  Infections- 
krankheiten  (Ibid.)  geschrieben  hatte.  Er  verfasste  auch  noch:  „La  pratique  de 
la  Chirurgie  d'urgence"  (Paris  1872,  mit  Fig.)  —  „De  Vhimoglobinurie  paro- 
xystique  et  de  la  fiitvre  büieuse  mSlanurique  ou  h^maturique  des  pays  chauds*' 
(Arch.  de  m6d.  nav.  1881). 

Berge r  et  Rey,  pag.  59.  G. 


CORRIGAN.  —  CORTESI.  85 

Corrigan,  Sir  Do  minie  John  C. ,  zu  Dublin,  berühmter  irischer  Arzt, 
war  am  1.  Deeember  1802  daselbst  geboren,  studirte  dort  unter  der  Leitung  von 
O'Kellt  und  darauf  in  Gemeinschaft  mit  seinem  berühmten  Landsmanne  W.  Stokes 
in  Edinbnrg,  wo  Beide  1825  Doctoren  wurden.  Nachdem  er  sich  in  Dublin 
niedergelassen,  wurde  er  nacheinander  Docent  der  Medicin  an  den  Schulen  in 
Digges  Street,  Peter  Street  und  des  Richmond  Hospital,  sowie  um  1830  Arzt  des 
Jervis  Street  Hospital,  in  welchem  er,  trotzdem  ihm  nur  sechs  Betten  zu  Gebote 
standen ,  eine  Reihe  von  berühmt  gewordenen  Untersuchungen  über  die  Sympto- 
matologie der  Herzkrankheiten  anstellte,  die  er  in  der  Lancet  fl829),  in  Johnson's 
Med.-Chir.  Review  (1830),  im  Dublin  Journal  of  Med.  Sc.  (1832,  1836,  1838),  im 
Edinb.  Med.  andSurg.  Journ.  (1832)  veröffentlichte  und  unter  denen  sich  namentlich 
Untersuchungen  über  die  von  Tjjousseau  als  „Coerigan's  Krankheit"  bezeichnete 
Aorten-Insufficienz  befinden ;  auch  die  Benennung  „CofiRiGAN^scher  Puls"  datirt  aus 
dieser  Zeit  her.  Anderweitige  Arbeiten,  wie  die  „Beports  on  ihe  diseases  of  tke 
weafher  of  Dublin^  (Edinb.  Med.  and  Surg.  Journ.  1830),  eine  Anzahl  von 
Artikeln  in  der  Cyclopaedia  of  Practica]  Medicine  und  im  Dublin  Journ.  of  Med.  Sc. 
(1836 — 1841)  über  das  Neuledergeräusch  im  Abdomen,  über  Aortitis,  Cirrhosis 
der  Lunge,  Anwendung  von  Medicamenten  in  Dampfform  bei  Lungenkrankheiten, 
Behandlung  des  acuten  Rheumatismus  mit  Opium,  Beobachtungen  über  Herzkrank- 
heiten u.  8.  w.  trugen  weiterhin  dazu  bei,  seinen  Weltruf  zu  vermehren.  — 
1840  wurde  er  Physician  der  Whitworth  and  Hardwicke  Hospitals  und  erhielt 
damit  ein  weites  Feld  für  seine  klinische  Thätigkeit.  Er  publicirte  nach  dieser 
Zeit,  zusammen  mit  Habrison:  „Observations  on  a  draft  hill  for  ihe  regulation 
and  Support  of  medical  charities  in  Ireland"  (Daselbst  1842)  —  „On  famine 
and  fever  a  cause  and  effect  in  Ireland;  etc,^  (Daselbst  1846)  und  seine  berühmten 
„Lecture^  on  the  natiire  and  treatment  of  fever**  (Dublin  1853)^  1849  hatte 
ihm  die  Dubliner  Universität  den  Ehren  -  Doctor  -  Titel  verliehen,  1850  wurde  er 
bei  der  Gründung  der  Queen's  University  Mitglied  von  deren  Senat,  1871  Vice- 
Kanzler  derselben  und  war  seit  1859  ihr  Vertreter  im  Medical  Council.  1856  zum 
Mitglied  des  King  and  Queen's  College  of  Physicians  ernannt,  wurde  er  fünfmal 
hintereinander  (1859  — 1864)  zum  Präsidenten  desselben  erwählt;  auch  war  er 
Präsident  der  1838  von  ihm  mitgegründeten  Pathological  Society  und  wurde 
1875  erster  Präsident  der  Pharmaceutical  Society.  Er  war  ausserdem  in  den 
letzten  zehn  Jahren  seines  Lebens  Physician  in  Ordinary  to  the  Queen  in  Ireland, 
auch  einer  der  Commissioners  of  National  Education  in  Ireland  und  erhielt  1866 
wegen  seiner  hohen  wissenschaftlichen  Stellung  und  wegen  der  grossen  Verdienste, 
die  er  sich  um  Irland  in  Betreff  der  öffentlichen  Hygiene  und  des  nationalen  Unter- 
richts erworben  hatte,  den  Baronets-Titel ;  auch  war  er  von  1870 — 1874  Mitglied 
des  House  of  Commons.  Ausser  seinen  angeführten  Arbeiten  finden  sich  noch  weitere 
in  den  angegebenen  Journalen,  sowie  in  den  Proceedings  of  the  Pathol.  Soc.  of 
Dublin,  den  Dublin  Med.  Transactions  u.  s.  w.     Er  starb  am  1.  Februar  1880. 

British  Med.  Journ.  1880,  I,  pag.  227,  266.  —  Med.  Times  and  Gaz.  1880,  I, 
pag.  164.  —  Lancet  18^'0,  I,  pag.  268.  O. 

Cortesi,  Giovanni-Battista  C,  aus  Bologna,  1554 — 1636,  trat  aus 
dem  Barbierstande  zum  Studium  der  Medicin  über.  Bald  nachdem  er  das  Doctorat 
erlangt  hatte,  tibertrug  ihm  die  Universität  Bologna  einen  Lehrstuhl,  welchen  er 
15  Jahre  lang  inne  hatte.  Er  lehi*te  dann  Anatomie  in  Messina,  wo  er  angeblich 
noch  35  Jahre  in  Thätigkeit  gewesen  sein  soll.  Seine  Schriften  beziehen  sich  theils 
(Mesaina  1614,  1632,  1633)  auf  chirurgische  Operationen,  die  er  ausführlich  be- 
richtete, theils  bilden  sie,  wie  die  „Miscellaneorum  medicinalium  decades*"  (Daselbst 
1625)  und  die  „Practica  medicinae"  (1635)  entsprechende  Sammelwerke  allgemeinen 
Inhaltes,  theils  stellen  sie  nützliche  Handbücher  dar:  „Phannacopoea  seu  antldo- 
tarium  Messanense  etc,"  (Daselbst  1629).  Auch  ist  C.  als  Herausgeber  von  Varoli's 
Anatomie  (siehe  diesen)  zu  nennen,  die  er  zu  Frankfurt  1591  erscheinen  Hess. 

Biogr.  med.  III.  Red. 


86  CORTI.  —  CORVISART. 

'  Corti,  Matteo  C.  (Cürtiüs),  zu  Pavia  1475  geboren,  erlangte  bereits 
mit  22  Jahren  daselbst  einen  Lehrstuhl,  den  er  18  Jahre  lang  ausfüllte.  Er  begab 
sich  dann  1515  nach  Pisa,  1524  nach  Padua,  wurde  Leibarzt  zuerst  bei  Papst 
Clemens  VIL ,  dann  bei  Cosmo  L  und  kehrte  dann  an  die  Universität  Pisa 
zurück.  Als  er  1542  starb,  hinterliess  er  neben  zwei  Schriften  über  den  Aderlass 
(Venedig  1534,  resp.  Lyon  1538)  noch:  „De  curandis  fehnbus  ars  medica*^ 
(Venedig  1561)  —  „Dosandi  methodus"  (Padua  1536)  —  „De  prandt  ac  coenae 
modo  libelbis''  (Rom  1562). 

Biogr.  mM.  III.  Red. 

Corti,  Marquis  Alfonso  C. ,  ein  geborener  Italiener,  hat  in  Wien 
Ausgangs  der  Vierziger-Jahre  studirt  und  seinen  Namen  mit  der  Histologie  der 
Gehörwerkzeuge  durch  das  nach  ihm  benannte  „Corti*8che  Organ"  für  immer 
verknüpft.  Die  betreffende  Abhandlung  —  der  Zeitfolge  nach  die  dritte  unter 
den  vier  von  ihm  überhaupt  verfassten  Arbeiten  —  führt  den  Titel :  „ßecherches 
sur  P Organe  de  Vouie  des  mammißres"  und  ist  publieirt  in  der  Zeitschrift  für 
wissenschaftliche  Zoologie  1851.  Ebenda  (Jahrg.  1854)  erschienen  die  „Histolo- 
güclien  Untersuchungen,  angestellt  an  einem  Elephanten** .  Die  früheste  Arbeit 
C.'s  war  „De  systemate  vasorum psaramosauri  grtse'i^  (Wien  1847),  dann  „Beitrag 
zur  Anatomie  der  Retina^  (Müller's  Archiv  1850.  Es  war  ihm  gelungen^ 
die  NeiTcnfasem  und  Ganglienkugeln  der  Retina  besonders  schön  zu  isoliren  und 
den  Zusammenhang  multipolarer  Ganglienzellen  mit  Nervenfasern  in  der  Retina 
festzustellen,  wie  e«  kurz  vorher  Leuckart  und  R.  Wagner  vom  menschlichen  Gehirn 
beschrieben  hatteuj.  —  Weiteres  ist  über  Lebensgang  und  Leistungen  absolut  nicht 
zu  ermitteln  gewesen.  Red. 

Cortürn,  Karl  Arnold  C,  1745—1824,  als  Stadtarzt  zu  Bochum  in 
Thätigkeit,  hat  vermöge  seiner  Schriften  („Jobsiade",  über  Bienenzucht,  Mode  etc.) 
mehr  Beziehungen  zur  Literaturgeschichte  als  zur  Medicin.  1784 — 1786  gab  er 
eine  seibstbegründete  Zeitschrift  „Die  magische  Laterne^  heraus. 

Allgemeine  Deatsche  Biographie.  IV.  Red. 

/  Corvi,  Guglielmo  C.  (Gcglielmo  di  Bbkscia,  Aggregatore)  ,  war 
1250  zu  Canneto  geboren,  studirte  anfänglich  Philosophie  und  wurde  dazu  berufen, 
dieselbe  in  Padua  zu  lehren,  verliess  aber  nach  fünf  Jahren  seinen  Lehrstnhl,. 
um  sich  der  Medicin  in  Bologna  zu  widmen,  wo  er  sich  durch  .seine  umfassenden 
Kenntnisse  den  Beinamen  „Aggregatore"  erwarb.  Er  schrieb:  „Ad  unamqtiam- 
que  aegritudinetn  a  capite  ad  pedes  practica*^  (Venedig  1508)  —  „De  peste, 
et  de  consilio  observando  tempore  pestilentiali ,  ac  etiam  de  cura  pestia^  — 
„De  medicinis  simplidbus  ex  variis  auctoribus".  Er  wurde  1288  in  Rom 
Leibarzt  des  Papstes  Bonifa  eins  VIII  und  von  diesem  mit  geistlichen  Ehren- 
stellen überhäuft,  ebenso  wie  von  dessen  Nachfolger  Clemens  V.,  dem  er  nach 
Avignon  folgte.  Er  hielt  an  der  dortigen  Universität  Vorlesungen  über  Medicin  und 
Philosophie,  ging  aber  nach  dem  Tode  des  Papstes  nach  Paris,  wo  er  seinen  alten 
Freund  Lanfranchi  von  Mailand,  den  Wiederhersteller  der  französischen  Chirurgie, 
wiederfand;  er  starb  daselbst  1326. 

Schivardi,  pag.  9.  G. 

Corvisart,  Jean  Nicolas  C.  des  Märest,  aus  Vouziers  in  der 
Champagne,  am  15.  Februar  1755  geboren,  am  18.  September  1821  gestorben,  ein 
Arzt  ebenso  hervorragend  durch  gründliche  Wissenschaftlichkeit,  glänzende  Lehrgabe, 
wie  durch  Reinheit  des  Charakters,  war  der  erste  Professor  an  der  im  Jahre  1794 
in's  Leben  gerufenen  medicinischen  Klinik  zu  Paris,  gab  diese  Stellung  aber  später 
auf.  Seit  dem  Jahre  1807  war  er  neben  Barthez  Leibarzt  Napoleon's  L, 
unter  der  Restauration  Chef  des  französischen  Medicinalwesens.  C.  nimmt  in  der 
Geschichte  unserer  Wissenschaft  in  doppelter  Hinsicht  eine  wichtige  Stelle  ein  als 
einer  der  Hauptbegründer   der   neueren   pathologischen  Anatomie ,    namentlich  der 


CORVISART.  —  COSCHWITZ,  87 

Krankheiten  des  Heraens,  noch  mehr  durch  die  Einführung  der  Percussion  in  die 
medieinisehe  Diagnostik  (siehe  den  Art.  AübnbbüQGEr).  Es  ist  allgemein  bekannt, 
dass  die  grosse  Erfindung  Auekbrugger's  von  den  meisten  Zeitgenossen  desselben 
entweder  geradezu  verspottet  oder  doch  gering  geachtet  wurde  und  nach  kurzer 
Zeit  in  völlige  Vergessenheit  gerieth.  Da  wurde  C.  durch  einen  Artikel  im  Journal 
de  m^decine  auf  die  von  RoziEBE  DE  Chassagnk  im  Jahre  1770  veröffentlichte 
Uebersetzung  der  Schrift  Auenbrugger's,  dann  durch  mehrere  Stellen  in  den 
Aphorismen  Stoll's  auf  die  Percussion  aufmerksam.  Er  erkannte  sofort  ihre  hohe 
Bedeutung  und  machte  sich  durch  zwanzig  Jahre  lang  fortgesetzte  Untersuchungen 
nicht  blos  vollständig  mit  derselben  vertraut,  sondern  war  auch  im  Stande, 
die  nur  auf  siebenjähriger  Beobachtung  beruhende  Darstellung  Aüenbruggeb's 
in  manchen  Punkten  zu  ergänzen  und  zu  verbessern.  Im  Jahre  1808  veröffent- 
lichte er  eine  Ausgabe  des  „Inventum  novum^^  begleitet  von  einer  französischen 
Uebersetzung  und  von  umfangreichen  Cömmentaren  und  Zusätzen.  Diese  Arbeit 
erregte  sehr  bald  die  allgemeine  Aufmerksamkeit  zunächst  der  französischen,  dann 
hauptsächlich  der  englischen  Aerzte.  Am  längsten  blieb  sie  in  Deutschland,  dem 
Vaterlande  Aüenbrcgger^s,  unbeachtet.  —  Ihre  nächste  Bereicherung  erfuhr  die 
Percussion  durch  Piorry,  den  Erfinder  des  Plessimeters;  zu  ihrer  vollen  Bedeu- 
tung wurde  sie  erst  durch  den  Wicdererwecker  der  Auscultation,  Laennec,  erhoben. 
Die  Hauptwerke  C.'s  sind  sein  „JEasai  sur  les  maladies  et  les  Usions  organiques 
du  coeur  et  des  gros  vm'sseaux^  (Paris  1806,  8.;  3.  Ausg.,  Paris  1818,  8.  [diese 
Ausgabe  enthält  eine  ausführliche  Abhandlung  C.'s  über  die  Percussion]);  — 
„Xouvelle  mtthode  pour  reconnaitre  les  maladies  internes  de  la  poitrine  .... 
par  Auenbrugger  ....   ouvrage  traduit  etc."  (Paris   1808,  8.).       jj.  Haeser. 

*Corvi8art,  R.-F.-E.-Lucien  Baron  C,  zu  Paris,  ist  zu  Thonne-la-Long 
(Meuse)  am  9.  Juni  1824  geboren  und  ist  ein  Neffe  Jean-Nicolas  C's.  Er 
wurde  1852  mit  der  These  „De  la  contraction  des  extreviitös  ou  t^anie"  Doctor, 
publicirte  „Dyspepsie  et  consomption,  etc"  (1854;  deutsche  Uebers.  von  Jos.  v.Török, 
Pest  1857),  einer  vom  Institut  gekrönten  Schrift,  mit  welcher  er  das  Pepsin 
in  die  Therapie  einführte,  und  weiterhin  noch :  „Sur  tmefonction  peu  connue  du 
pancrSas,  la  digestion  des  aliments  azotis*^  (1858)  —  „Collection  de  mSmoires 
sur  une  fonction  peu  connue  du  pancr^a^y  etc."  (1864)  u.  s.  w.  1853  Arzt  am 
kaiserlichen  Hofe,  1860  Arzt  des  Kaisers  geworden,  wurde  er  1866  dessen  erstem 
Leibarzte  adjungirt  und  erhielt  1867  nach  dem  kinderlos  erfolgten  Tode  des  Barons 
Scipion  C.  den  Titel  als  Baron  des  Kaiserreiches. 

Vapereau,  pag.  475.  —  Glaeser,  pag.  138.  G. 

Goscliwitz,  Georg  Daniel  C,  Sohn  eines  Apothekenbesitzers,  wurde  1679 
in  Konitz  geboren,  studirte  Medicin  in  Halle,  schloss  sich  hier  der  STAHL'schen 
Schule  an  und  gelangte  1716  zur  ausserordentlichen  Professur  in  der  Medicin. 
1718  ward  ihm  in  Bevorzugung  gegen  seinen  weit  tüchtigeren  Kollegen  Heinrich 
Bass  die  ordentliche  Professur  der  Anatomie  übertragen,  und  nun  las  er  in  der 
Folgezeit  über  Botanik,  Anatomie,  Chirurgie  und  Medicin.  Er  war  ein  fleissiger, 
aber  massig  begabter  Mensch,  als  dessen  Verdienste  eigentlich  nur  die  Erbauung 
eines  anatomischen  Theaters,  das  der  Universität  bis  dahin  vollständig  fehlte,  auf  seine 
eigenen  Kosten  und  die  Fürsorge  und  Vervollständigung  des  ganz  vernachlässigten 
botanischen  Gartens  zu  verzeichnen  sind.  Neben  seinen  Lehrämtern  war  er  noch 
Physicus,  vielbeschäftigter  Praktiker,  besonders  Geburtshelfer  in  Halle  und  Umge- 
bung und  Besitzer  einer  Apotheke.  Literarisch  bekannt  wurde  er  hauptsächlich 
durch  einige  vorgebliche  anatomische  Entdeckungen,  so  von  Klappen  in  den 
Ureteren:  „De  valvulü  in  ureteribus  repertis"  (Halle  1723,  4.),  wo  er  falschlich 
gewöhnliche  Erweiterungen  und  Faltungen  für  Klappen  ansah,  und  von  einem 
neuen  Speichelgange,  der  von  den  Glandulis  submaxillaris  und  sublingualir, 
ausgehend  einen  Bogen  auf  dem  Zungenrücken  in  der  Nähe  der  Epiglottis  machen 
sollte,  von  wo  aus  zahlreiche  Zweige  über  die  Zunge  vertheilt,  an  ihrer  Oberfläche 


88  COSCHWITZ.  —  COSTALLAT. 

sich  öifneten:  „Ductus  salivalis  novus,  per  glandulas  maxillareSj  sublinguales, 
linguamque  excurrens,  cum  vasts  lymphaticis  variis  conimumcans,  et  in  lingna 
locum  excretionis  hahens.  isuperrime  detectus,  et  publico  adjectis  figuris  aeneis 
^icÄtW-^MÄ*' (Halle  1724,  4.).  Gegen  diese  Entdeckung  erklärten  sich  unter  Anderen 
Heistek,  Walther  und  J.  G.  Duvernoy.  Dessen  Schüler  Albrecht  von  Haller 
disputirte  darüber  öffentlich  im  März  1725  als  ITjähriger  Student  und  wählte 
auch  1727  dasselbe  Thema  für  seine  Doctordissertation  in  Leyden :  ,,Experimenta 
et  dubia  de  ductu  salivali  Coschwitziano"  (Leyden  1727,  4.),  worin  er  an  der 
Hand  von  eingehenden  anatomischen  Untersuchungen  auf  das  Ueberzeugendste 
nachwies,  dass  der  vermeintliche  Speichelgang  V  e  n  e  n  seien.  C.  versuchte  vergeblich, 
seine  Entdeckung  durch  eine  Streitschrift  „Continuatio  observationum  de  ductu 
salivali  novo*^  (Halle  1729,  4.)  zu  retten.  Ausserdem  sind  von  seinen  Arbeiten 
noch  zu  nennen:  „Introductio  in  chtrtirgiam  rationalem^  (Halle  1722,  4.; 
Braunschweig  1755,  4.)  —  „Dissertatio  de  parturientium  declinatione  sujtina 
pro  facilitando  partu  inutili"  (Halle  1725,  4.)  und  „Organismus  et  mechanismus 
in  homine  vivo  obvius  et  stabilitus,  seu  hominis  vivi  consideratio  physiologica** 
(Leipzig  1725,  4.)  —  „Consideratio  pathologica^  (Leipzig  1728,  4.),  eine  Ver- 
theidigung  der  STAHL'schen  Lehre.     Er  starb  1729. 

J.  G.  Zimmermann,  Das  Leben  des  Herrn  von  Halle?'.  Zürich  1755,  8.  — 
J.  Ch.  Förster,  Uebersicht  der  Geschichte  der  Universität  zu  Halle  in  ihrem  ersten  Jahr- 
hunderte. Halle  1794,  8.  MaxSalomon. 

Cosmeli,  Michael  C,  wurde  gegen  Ende  des  Jahres  1773  zu  Pless 
geboren,  studirte  Jurisprudenz  zu  Halle,  Göttingen  und  Jena  bis  1794;  war  Haus- 
lehrer in  Kurland  bis  1795,  Referendar  in  Brieg  1796 — 1797,  machte  Reisen  durch 
Deutschland,  Frankreich  und  der  Schweiz,  ging  1802  mit  dem  persischen  Gesandten 
Tschawtschawadse  nach  Tiflis,  war  1804  in  Schlesien,  1806  in  der  Krim, 
1807  in  Sniyrna.  Dann  studirte  C.  in  Jena  Medicin  imd  wurde  1810  Dr.  med.  ; 
machte  Reisen  durch  England,  Nom'egen,  Deutschland,  Bukowina  und  Russland, 
gab  in  Riga,  Moskau  und  Petersburg  Concerte  auf  der  Maultrommel,  zuletzt  im 
Jahre  1826  in  Riga.  Seine  zahlreichen  Schriften  bei  RECKE-NAPiEaSKY,  I,  pag.  365 
citirt,  darunter  Charles  Bell's  System  der  operativen  Chirurgie  aus  dem  Eng- 
lischen, zwei  Bände,  Berlin  1815.  Nach  ihm  ist  durch  Mussin -Puschkin  eine 
Pflanze  Carduus  Cosmeli  benannt.  —  Sein  Todesjahr  ist  nicht  zu  ermitteln. 

Recke-Napiersky,  I,  pag.  365.  —  Beise,  I,  pag.  136.  L.  Stieda. 

Costa  da  Alvarenga,  s.  Alvarenga. 

Costallat,  Arnault  C. ,  zu  Bagn^res  -  de  -  Bigorre ,  war  daselbst  1801 
geboren,  studirte  in  Paris,  wurde  dort  1832  Doctor,  prakticirte  auch  da  einige 
Zeit,  Hess  sich  dann  aber  in  seiner  Heimat  nieder.  Er  machte  sich  zunächst 
dadurch  bekannt,  dass  er  in  einem  „MSm.  sur  Vinfluence  probable  du  climat 
d' Alger  pour  la  guSrison  de  la  pkthisie^  (Paris  1837)  auf  die  Errichtung  eines 
Hospitals  für  Schwindsüchtige  daselbst  drang;  ferner  durch  Untersuchungen  über 
die  Stricturen  des  Mastdarmes  und  eine  von  ihm  empfohlene,  allerdings  ziemlich 
complicirte  Dilatationsmethode  in  der  Schrift:  ^f Essai  sur  un  nouveau  mode  de 
dilatation  particulierement  appliquS  aux  rdtr^cissemens  du  rectum"  (Paris  1848, 
mit  1  Tf.).  Sodann  aber  beschäftigte  ihn  bis  zum  Ende  seines  Lebens  die  Pellagra, 
deren  Entstehung  er,  den  Ansichten  Ballardini's  sich  anschliessend,  auf  den 
Genuss  von  Mais,  der  durch  Pilze  verdorben  ist,  zurückführte.  Er  schrieb 
darüber  Verschiedenes:  „Ätiologie  et  prophylaxie  de  la  pellagre,  etc."  (Annales 
d*hyg.  publ.  1860)  —  „Pellagre  et  acrodynie"  (Tarbes  1860)  —  „QueMion  de 
la  pellagre"  (Ebenda  1860)  —  „Instruction  populaire  pour  Vextinction  de  la 
pellagre"  (Bagncres-de-Bigorre  1866)  —  „De  la  pellagre"  TParis  1868)  —  „Det(x 
opuscules  ä  ajouter  h  V Ätiologie  et  prophylaxie  de  la  pellagre"  (Bagn^res  1871). 
Er  unterschied  zwei  Arten  von  Pellagra,  nämlich  die  wahre,  durch  Pilzerkrankung 


COSTALLAT.  —  COSTEO.  89 

des  Mais  entstandene  und  eine  andere,  eine  Art  von  Akrodynie ,  verursaciit  durch 
den  Brand  des  Getreides.     Er  starb  im  Beginn  des  Jahres  1872. 

Dechambre,  XXI,  pag.  32.  G. 

Gostanza,  s.  Calenda  C. 

Costa-Sicre,  Laurent-Fran^ois-Raphaäl  C.-S ,  zu  Paris,  war  1797 
zu  Saint-Laurent-de-Cerdans  (Pyren^es-Orientales)  geboren,  stammte  aus  einer  Familie, 
in  welcher  die  Medicin  seit  17  Generationen  in  directer  Linie  ausgeübt  wurde, 
erlangte  1820  zu  Paris  die  Doctorwürde,  kehrte  dann  in  seine  Heimat  zurück 
und  wurde  zur  Zeit  der  Gelbfieber  -  Epidemie  von  Barcelona  Chefarzt  des  Grand 
Lazaret  des  Pyr6n6es-Orientales.  Nach  den  von  ihm  bei  dieser  Gelegenheit  gemachten 
Beobachtungen  erklärte  er  sich  in  der  Schrift  „ConmdSrations  gSndrales  mir 
V^pid4mie  qui  ravagea  Barcelone  en  1821,  et  sur  les  mesures,  etc.^  (Paris  1826), 
sowie  in  dem  zusammen  mit  Lassis  und  Lasserre  verfassten  Bericht:  y^Sur  la 
non-contagion  de  la  fih?re  jaunt^  (Archiv.  g6n6r.  1826)  als  entschiedener  Nicht- 
Contagionist.  Er  liess  sich  darauf  als  Arzt  in  Paris  nieder  und  schrieb  in  den 
Archives  g6n6r.  mehrere  Aufsätze  (1827  etc.),  u.  A. :  „R^flexions  sur  le  typhiis 
qui  a  ravagd  une  partie  de  la  France  en  1823^  —  „Traitement  des  inflam- 
mations  cirSbrales"  u.  s.  w.     Er  starb  zu  Ende  des  Jahres  1863. 

Sachaile,  pag.  209.  —  Dechambre,  XXI,  pag.  31.  —  Callisen,  IV,  pag.  356; 
XXVII,  pag.  158.  '  G. 

Geste,  Jean-Frangois  C. ,  geboren  in  Ville  (Ain)  1741,  studirte  in 
Lyon  und  Paris,  wurde  nach  erlangten  akademischen  Graden  durch  Voltaire's 
Empfehlung  zum  Chefarzt  des  eben  in  Versoy  an  der  Schweizer  Grenze  erbauten 
Militärhospitales  ernannt  und  später  in  gleicher  Stellung  nach  Nancy  versetzt.  — 
Als  der  amerikanische  Unabhängigkeitskampf  ausbrach,  begleitete  C.  die  französischen 
Hilfstruppen  als  deren  Chefarzt  nach  Amerika;  im  Jahre  1796  wurde  er  zum 
Chefarzt  des  Invalidenhauses,  1803  zum  Chefarzt  der  grossen  Armee  ernannt  und 
machte  als  solcher  die  Kämpfe  von  Austerlitz,  Jena  und  Eylau  mit.  Er  starb  1819. 
C  leistete  Vorzügliches  auf  dem  Gebiete  der  Militärhygiene  und  des  Militärsanitäts- 
w^esens  und  that  sich  insbesondere  hervor  als  Organisator  der  Militärhospitäler. 
Eines  seiner  besten  Werke  unter  seinen  zahlreichen  Schriften  ist:  „Da  serm'ce  des 
hopHaux  müitaires  ramene  aux  vrais  prmcipes"  (Paris   1790).  Unger. 

Coslello,  ViTilliam  B.  C. ,  englischer  Chirurg,  war  1800  in  Dublin 
geboren,  machte  seine  Studien  theils  dort,  theils  in  Paris,  wo  er  namentlich  ein 
Schüler  von  Heueteloüp  war.  Um  1832  liess  er  sich  in  London  nieder  und  war 
einer  der  Ersten,  der  in  England  die  Lithotripsie  ausübte.  Er  wurde  später 
Medical  Superintendant  und  Eigenthümer  des  Wykehouse  Asylum,  Brentford,  und 
schrieb  zur  Reform  der  Privat-Irrenhäuser  die  folgende  Schrift:  fjlieform  and 
management  of  private  lunatic  asylums^  (London  1845).  Bereits  1841  fasste  er 
den  Plan  zu  einer  chirurgischen  Encyclopädie ;  dieselbe  erschien  jedoch  erst  im 
Laufe  von  20  Jahren  vollständig  als :  „  The  cyclopaedia  of  practical  surgery, 
inclvding  an  etymological  and  critical  ferminology"  (4  Bde.,  London  1841  bis 
1861).  Dieselbe  ist  besonders  bemerkenswerth  dadurch,  dass  eine  Reihe  bekannter 
französischer  Chirurgen  und  Aerzte,  wie  Bouvier,  Broca,  Desormeaüx,  Follin, 
FoucHEB,  Gallard,  Raybr  u.  A.,  für  dieselbe  Artikel  geliefert  haben,  die  von 
C.  in's  Englische  übersetzt  wurden.  Er  hatte  sich  aus  der  Praxis  zurückgezogen 
und  lebte  in  Paris,  verlor  in  Folge  unglücklicher  Speculatiouen  sein  ganzes  Ver- 
mögen und  starb  an  Gehirnerweichung  in  einer  Maison  de  saute  zu  Saiut-Mand6 
am   15.  August  1867. 

Medical  Times  and  Gaz.  1867,  II,  pag.  245.  —  Dechambre,  XXI,  pag.  M. 

Giirlt. 

^OSteo  (CosTAEUSj ,    G  i  0  V  a  n  n  i  C. ,    war   aus  Lodi   gebürtig   und  lebte 
in  der  zweiten  Hälfte  des  16.  Jahrhunderts.  Nachdem  er  lange  Zeit  zu  Turin  die 


90  COSTEO.  —  COTHENIUS. 

Medicin  mit  Erfolg  gelehrt  hatte,  wurde  er  1581  auf  einen  Lehrstuhl  zu  Bologna 
berufen,  den  er  ebenso  ruhmvoll  bis  zu  seinem  1603  erfolgten  Tode  bekleidete. 
Von  seinen  zahlreichen  Schriften  fahren  wir  an:  „De  venarum  mesara'icarum 
usu:  veteris  opinionis  confirmatio  etc,^  (Venedig  1565,  4.)  —  „Disquisitionuvi 
physiologicarum  in  primam  primi  canonis  Avicennae  sectwnem  libri  IW 
(Bologna  1589,    4.)    —    „Adnotationea   in   Avicennae   canonein   etc.^    (Venedig 

1595,  fol.)  —   „De  fadli  medicma  per  seri  et  lactis  iisum  libri  III^  (Bologna 

1596,  4.;  1604)  —  „De  igneis  medicinae  praesidiis,  libri  11^  (Venedig  1595, 
4.)  —  „In  J,  Mesuae  simplicia  et  composita  ....  adnotationes^  (Venedig 
1602,  fol.)  —  „De  humani  conceptus  formattone,  motus  et  parttis  tempore" 
(Bologna  1596,  4.;  Padua  1604,  4.)  —  „De  morbis  puerorum  et  mulierum" 
(Bologna  1604,  4.). 

Biogr.  m6d.  III,  pag.  340.  —  Dict.  bist.  I,  pag.  875.  G. 

Coster,  Samuel  C. ,  lebte  zu  Amsterdam  als  Arzt,  wo  er  nach  einer 
Angabe  von  1640  „seit  50  Jahren  dem  Krankenhause  treu  gedient  hatte".  Seine 
Sinnspiele  und  Gräueldramen  gehören  nicht  hierher  —  medicinische  Schriften  sind 
von  ihm  nicht  aufzuführen. 

Allg.  Deutsche  Biogr.  IV.  Eed. 

Coster,  Johann  C.  (geadelt  Rosenbürg  oder  Rosenberg),  ist  geboren 
zu  Gadebusch  bei  Lübeck  1613,  studirte  in  Königsberg  Medicin,  war  1640 — 1641 
Lehrer  an  der  Domschule,  ging  dann  nach  Leyden,  woselbst  er  1645  zum  Doctor 
medicinae  creirt  wurde.  Nach  Königsberg  zurückgekehrt,  disputirte  er  „De  dysen- 
teria"  und  trat  in  die  dortige  medicinische  Facultät.  1649  wurde  er  Stadtphysicus 
in  Weimar,  dann  Arzt  der  esthländischen  Ritterschaft  in  Reval,  dann  Leibarzt  des 
Königs  Karl  Gustav  von  Schweden,  welcher  ihm  den  Adel  schenkte.  1667 
ging  er  nach  Moskau  und  wurde  Leibarzt  des  Czaren  Alex.  Michailowitsch 
und  starb  daselbst  am  31.  Juli  1676  (nach  Anderen  in  Reval  am  22.  Februar  1685). 
Er  verfaste:  „Affectuum  totius  corporis  humani  praecipuorum.  theoria  et  praxis, 
totalis  exhibita^  (Frankfurt  1663,  4.)  und  „Relatio  medica  morhi  et  mortis 
Caroli  Gustavi  regis  Sueviae  qua  improbantur  curationes  medici,  qvi  felrrim 
malignam  pro  scorbutico  habuerat*'  (Daselbst  1643). 

Recke-Napiersky,  I,  pag.  368.  —  Heise,  I,  pag.  I3G.  —  Richter.  II, 
pag.  292-294.  L.  Stieda. 

CothenitlS ,  Christian  Andreas  C. ,  geboren  am  14.  Februar  1708 
als  Sohn  eines  schwedischen  Regiments-Feldscheerers  zu  Anclam,  trat  1737  als 
Arzt  in  Havelberg  auf,  wurde  1740  Krcis-Physicus  in  der  Priegnitz,  im  Dezember 
1747  Hofraedicus  in  Potsdam,  ferner  ordentlicher  Medicus  des  grossen  Militär- 
Waisenhauses  und  Physicus  des  Kreises  Zauche-Belzig.  Im  Jahre  1750  wurde  er 
zum  wirklichen  Leib-Medicus  und  Generalstabs-Medicus  des  preussischen  Heeres 
ernannt,  als  welcher  er  im  siebenjährigen  Kriege  die  oberste  feldärztliche  Leitung 
inne  hatte.  Nachdem  er  zweiter  Decan  des  Ober-Medicinal-Collegiums ,  zweiter 
Director  des  CoUegium  medico-chirurgicum ,  auch  Mitglied  der  Berliner  Akademie 
der  Wissenschaften  geworden,  wurde  er  1757  zum  geheimen  Rath  befördert. 
C.  starb  am  5.  Januar  1789  zu  Berlin.  Seine  amtliche  Ueberbürdung  hinderte  ihn 
an  ausgedehnterer  literarischer  Beschäftigung.  Er  schrieb  von  bekannter  Gewordenem 
nur  „üeber  die  Mittel,  sich  vor  den  Pocken  zu  schützen*^  (Berlin  1765)  und 
„Des  medicinischen  Obercollegiums  Anweisung,  wie  sich  der  Landmaiin  vor 
der  rothen  Ruhr  präserviren  und  dieselbe  mit  wenigen  Kosten  curiren  könne** 
(Berlin  1769). 

In  der  Berliner  Bibliothek  befindet  sich  eine  handschriftliche  Selbstbiographie.  — 
Vgl.  auch  „Militaria  aus  König  Fried  rieh's  des  Groj«sen  Zeit",  Berlin  1866.  pag.  27,  von 
E.  Graf  zu  Lippe  und  „Die  Kriegs-Chirurgie  der  letzten  150  Jahre  in  Preussen"  von  Gurlt, 

H.  Frölich. 


COTTEBEAU.  —  COTÜGNO.  91 

Ciotterean,  Pierre-Louis  C,  zu  Paris,  war  am  1.  December  1797  zu 
Vendöme  geboren,  diente  einige  Jahre  (1811 — 1815)  als  Militär-Apotheker  und 
-Arzt,  widmete  sich  dann  zu  Vendöme  und  Tours  der  Pharmacie,  indem  er  gleich- 
zeitig Vorlesungen  über  Anatomie  und  Physiologie  hörte.  Er  eröffnete  1823  am 
erstgenannten  Orte  eine  Apotheke,  kehrte  aber,  durch  die  Medicin  von  Neuem 
angezogen,  nach  Tours  zurück,  um  Beetonneaü's  Vorlesungen  zu  besuchen ,  ging 
1825  nach  Paris,  wo  er  mit  der  These:  yyDe  veneficio  a  miaamatibus  palitdosis^ 
in  demselben  Jahre  Doctor  wurde.  1826  erhielt  er  durch  Concurs  mit  der  These: 
„Ex  ßuidis  imponderabütbus  dictis  quaenam  auxilia  therapeutica^  die  Stelle 
eines  Professeur  agr6g6  der  Hilfswissenschaften,  begann  Privatcurse  über  Pharma- 
kologie und  Materia  medica  zu  halten,  gab  zusammen  mit  Bricheteaü  und 
A.  Chevallier:  „Uart  de  dosei-  les  mddicaviens^  (Paris  1829)  heraus,  schrieb 
zusammen  mit  A.  Chevallier  über  ffTraitement  de  la  phthiaie  pulmonaire  par  le 
chlore^  (1829)  und  verfasste:  „De  Vemploi  du  chlore  gazeux  dans  le  trm'te- 
ment  de  la  phthisie  pulmonatre'*  (Paris  1830).  Sechs  Jahre  lang  (1830 — 36) 
hatte  er  den  hochbejahrten  Deyeux  in  der  Facultät  zu  vertreten,  gab  1835  einen 
sehr  geschätzten  „TraüS  SlSmetitafre  de  pharniacologie,  Cours  prqfessi  h  la 
Fac.  de  mSd,  de  Parts"  heraus  und  concurrirte  18.39  mit  Auszeichnung,  wenn 
auch  ohne  Erfolg,  mit  der  These:  „Des  modifications  que  la  connaissance  des 
causes  des  ilialadies  peut  introduire  dans  le  traitement"  um  den  Lehrstuhl  der 
Materia  medica.  Auch  hatte  er  zusammen  mit  Vavasseur  eine  „Botanxque  medi- 
cale"  (1835),  mit  A.  Chevallier  „Des  eaux  min^rales"  (1835),  mit  Cadet  de 
Gassicourt  ein  „Formulatre  magistral"  (7.  Ausg.  1833)  herausgegeben  und  ver- 
fasste später  noch  ein  „Formulatre  g4nSral,  ou  guide  pratique  du  midecirij  du 
Chirurgien  et  du  pharmacien"  (1840).  Er  nahm  fem  er  Theil  an  der  Redaction 
der  „Botanique  m^dicale  et  industrielle",  des  „Dict.  universel  de  botanique  agricole", 
der  „Encyclopedie  des  sc.  m6d.",  des  „Dict.  de  m^decine  usuelle"  und  rührt 
ausserdem  eine  grosse  Zahl  von  Aufsätzen  chemischen  und  naturwissenschaftlichen 
Inhalts  von  ihm  her. 

Sachaile,  pag.  24.  —  Dechambre,  XXI,  pag.  138.  -  Callisen,  IV,  pag.  360; 
XXVII,  pag.  161.  G. 

Gotton,  Richa^rd  Payne  C. ,  zu  London,  war  1820  zu  Kensington 
geboren,  erhielt  seine  medicinische  Erziehung  im  St.  George's  Hospital  zu  London 
und  in  Paris,  kam  frühzeitig  in  Verbindung  mit  dem  Hospital  for  Consumption 
and  Diseases  of  the  Chest  zu  Brompton,  wirkte  25  Jahre  lang  als  ein  sehr  ge- 
schickter und  sorgfältiger  Arzt  unter  den  Patienten  desselben  und  wurde  1875, 
als  er  sich  von  dem  Hospital  zurückzog,  zu  dessen  Consulting  Physician  erwählt. 
Seine  literarischen  Arbeiten  bezogen  sich  auch  fast  durchweg  auf  Brustkrankheiten ; 
so :  ;,  The  form  and  movements  of  the  chest  in  phtktsis"  (Lond.  Med.  Journ. 
Vol.  III)  —  „Cltnical  lectures  on  the  physical  diagnosis  of  phthisis"  (Lond. 
Medie.  Gaz.  1849).  1852  erhielt  er  die  FoTHERGiLL'sche  goldene  Medaille  für  sein 
Werk:  „On  consumption :  its  nature,  Symptome,  and  treatment"  (2.  Aufl.  1858). 
Auch  schrieb  er  noch  ein  kleineres  Werk:  „Phthisis  and  the  stethoscope;  etc." 
(1864)  und  Aufsätze,  wie:  „2Tie  therapeutics  of  consumption"  (Med.  Times  and 
Gaz.  1868).  In  seinen  Mussestunden  bildete  die  Geologie  sein  Studium.  Er  starb  am 
26.  December  1877. 

Medic.  Times  and  Gaz.  1878,  I,  pag.  24.  G. 

Cotugno,  Domenico  C,  am  29.  Januar  1736  zu  Ruvo  (Provinz  Bari) 
geboren,  studirte  an  der  Universität  Neapel  und  beschäftigte  sich  fleissig  mit 
Anatomie,  für  welche  er  soviel  Liebe  gewann,  dass  er  sich  bald  origiuelleu 
Forschungen  hingeben  konnte.  Im  Alter  von  25  Jahren  entdeckte  er  die  nach  ihm 
benannten  „Aquaeductus  Cotunii"  und  später  auch  den  ^Nervus  nasopalatinus" , 
Als  Arzt  zeichnete  er  sich  durch  seine  Studien  über  die  den  Nerven  des  Plexus 
isehiadicus  zukommenden  Neuralgien  aus,  und  lehrte  besonders  die  Ischialgia  postica 


92  COTÜGNO.  —  COULON. 

und  antica  unterscheiden.  C.  genoss  ein  sehr  grosses  Ansehen  sowohl  als  Professor 
der  Anatomie  an  der  Universität  Neapel ,  wie  auch  als  praktischer  Arzt,  wurde 
mit  vielen  Ehrenbezeugungen  überhäuft  und  war  auch  königlicher  Leibarzt.  Im 
hohen  Alter  von  87  Jahren  starb  er  am  6.  October  1822.  Cautani. 

'uoudenberg,  Pierre  C,  zeichnete  sich,  zu  Antwerpen  um  die  Mitte  des 
16.  Jahrhunderts  lebend,  durch  die  Herausgabe  des  „  Valern  Cordt  dispensatorium 
j)harmacorum  omnium  etc."  (Antwerpen  1568)  aus,  welches  als  „Guidon  des 
apothicaifes  etc,"  (Lyon  1575)  in  Frankreich  und  in  anderen  continentalen  Ländern 
hoch  in  Ansehen  stand  (noch  1662  erschien  in  Amsterdam  eine  holländische  Aus- 
gabe). —  1558  erfand  C.  ein  Mittel  gegen  die  Pest,  welches  er  gratis  vertheilte. 
Antwerpen  errichtete  ihm  1861  ein  Standbild.  j^^^ 

*Coudret,  Jean- Flor imond  C,  zu  Paris,  ist  am  18.  März  1810  zu 
Verteillac  (Dordogne)  geboren,  studirte  Medicin  in  Paris  und  wurde  daselbst  1835 
Doctor,  nachdem  er  sich  1830  bei  den  Juli-Verwundeten  und  1832  bei  der  Cholera- 
Epidemie  hervorgethan  hatte.  Er  beschäftigte  sich  darauf  mit  Untersuchungen  über 
organische  und  animalische  Elektricität,  suchte  eine  medicinlsche  elektro-vitalistische 
Schule  zu  gründen  und  veröffentlichte  in  diesem  Sinne  eine  Reihe  von  Aufsätzen  im 
Journal  compl^mentaire  des  sciences  m6dicales,  namentlich:  „Sur  la  cause  motrice 
directe  du  sang  veinevx"  (1837)  —  ^Recherches  medico-pkysiologiqueft  s*tr 
Vihctriciti  animale"  (1837)  und  unter  dem  Namen  „Coudröt^visme"  eine  Anzahl 
von  Studien,  welche  die  von  ihm  vertretene  Lehre  betreffen. 

Glaeser,  pag.  141.  G. 

Couillard,  s.  Covillart. 

Conlet,  Etienne  C,  gegen  1730  in  Nantes  wirkend,  verfasste:  „Uäoge 
de  la  goutte,  ouvrage  heroique^  historique,  politique  etc,"  (Leyden  1728),  sowie 
einen  „Tra^tatus  histaricus  de  ascaridibus  et  lumbrico  lato"  (Daselbst  1729), 
und  tibersetzte  Mehreres  aus  dem  Englischen.  Unger. 

Goüloil,  Julius  V  i  t  r  i  n  g  a  C,  im  Jahre  1767  in  Leeuwarden  geboren, 
studirte  in  Leyden  und  promovirte  daselbst  1791  mit  einer  Dissertation  „De 
mutata  humorum  in  regno  organico  indole  a  vi  vitalt  vasorum  derivand/i", 
eine  für  die  Pflanzenphysiologie  sehr  interessante  Abhandlung.  Die  ärztliche  Praxis 
in  seiner  Geburtsstadt  ausübend,  schrieb  er:  „Over  de  beste  wyze  om  kinderen 
van  het  tydstip  der  geboorte  af  tot  den .  ouderdom  van  een  of  twee  jaren 
lichamelyk  op  te  voeden"  (1797,  gekrönte  Preisschrift)  und  gab  verschiedene, 
verdienstvolle  Abhandlungen  über  die  Viehseuche,  über  Cholera  und  eine  sehr 
ausführliche  Mortalitäts-Statistik  der  Provinz  Friesland  über  die  Jahre  1815—1829, 
sowie  „JSen  leerboek  vooral  voor  moeders  over  de  opvoeding  der  ktnd^ren  in  de 
kraamkanier"  heraus.  C.  war  Mitglied  des  „Koninklyk  Nederlandsch  Institut" 
und  starb  im  August  1843.  q  E  Daniels. 

*Coillon,  Am6d6e  C. ,  zu  Amiens,  ist  am  3.  Januar  1834  zu  Saint- 
Ju8t-en-Chauss6e  (Oise)  geboren,  studirte  in  Paris,  wurde  1861  daselbst  Doctor 
und  1863  zum  Professor  an  der  Ecole  pr6paratoire  de  m6dec.  et  de  pharmacie 
zu  Amiens  ernannt,  woselbst  er  auch  Mitglied  des  Conseil  d^partemental  d'hygicne 
wurde.  Er  verfasste  einen  „  TraitS  clin.  et  prat.  des  fractures  chez  les  enfants" 
(Paris  1861;  deutsche  üebersetzung ,  Leipzig  1863),  der  von  der  Soei6t6  de 
medecine  zu  Lille  mit  einem  Preise  gekrönt  wurde,  eine  Arbeit  „Sur  P angine 
couenneuse  et  Je  crovp",  die  ebenfalls  in\s  Deutsehe  tibersetzt  ist,  und  mehrere 
Abhandlungen  tiber  Kinderkrankheiten. 

Glaeser,  pag.  141.  G. 


COULSON.  —  COURCELLES.  93 

GoiÜSOll,  William  C,  zu  London,  war  1802  zu  Penzance  in  Corawall 
geboren,  kam,  nachdem  er  bei  einem  Chirurgen  in  der  Lehre  gewesen,  nach  London, 
wo  er  die  anatomische  Schule  von  Grainoek  und  das  St.  Thomas'  Hospital  besuchte. 
Als  Schüler  von  Tyrrell  veröffentlichte  er  dessen  Vorlesungen  in  der  eben  erst 
entstandenen  Lancet  und  trat  bald  darauf  auch  in  die  Redaction  dieser  Zeitschrift 
ein.  1824  ging  er  nach  Berlin,  blieb  daselbst  zwei  Jahre  und  trat  in  nahe  Be- 
ziehungen zu  RüDOLPHi  und  RüST.  Nach  London  zurückgekehrt,  gründete  er  in 
Oemeinschaft  mit  Tyrbell,  Jones  Qüain,  Lawrence  und  Wardrop  die  medici- 
nische  Schule  in  Aldersgate  Street,  in  welcher  er  die  Anatomie  vortrug,  während 
er  frühzeitig  seine  Kenntniss  der  deutschen  und  französischen  Literatur  bei  der 
Redaction  der  Lancet  zur  Geltung  brachte  und  sich  durch  Publication  einer  Anzahl 
von  Arbeiten  aus  dem  Gebiete  der  Anatomie  und  Chirurgie  einen  Namen  machte. 
Auch  gab  er  heraus  die  2.  Auflage  der  von  W.  Lawrence  1807  übersetzten 
Blumenba CH'schen  „Comparattve  anatomy  etc.^  (London  1827)  und  übersetzte 
II.  MiLNE  Edwards'  „Manual  of  surgical  anatomy*'  (1828).  Er  wurde  1828 
Surgeon  des  General  Dispeusary,  1830  Consulting  Surgeon  des  City  of  London  Lyiug- 
in  Hosp.,  1849,  nach  dem  Tode  von  Aston  Key,  Consulting  Surgeon  des  German 
Hospital  und  1851  Senior  Surgeon  des  Saint  Mary's  Hospital;  1861  hielt  er  die 
Hunterian  Oration.  Von  seinen  Schriften  sind  anzuführen :  „ Tuo  lectures  on  strictures 
of  the  vrethra  etc,'*  (London  1833)  —  „On  deformities  of  the  ehest  and  apine^ 
(London  1836;  2.  Ausg.  1837)  —  „On  the  diseases  of  the  hip-joint,  etc." 
ri837,  4.)  —  „On  diseases  ofthe  bladder  etc^  (1838 ;  2.  Aufl.  1840 ;  6.  Aufl.  von 
Walter  J.  Coulson,  New  York  1881 ;  deutsche  Uebers.  in  den  Analecten  der  Chirurgie 
von  BlasiüS  und  Moser,  Berlin  1839)  ^—  „On  lühotomy  and  lithotrity"  (1853); 
ausserdem  zahlreiche  Artikel  im  London  Med.  and  Phys.  Joum.,  der  Lancet  u.  s.  w., 
sowie  in  Samuel  Cooper's  Surgical  Dictionary  und  Costello*s  Cyclopaedia.  Er 
erfreute  sich  eines  grossen  Rufes  in  der  Behandlung  von  Steinkrankheiteu  und  war 
b&sonders  in  der  Lithotripsie  ein  anerkannter  Specialist,  dabei  ein  sehr  exacter, 
gewissenhafter,  rastlos  thätiger  und  liebenswürdiger  Mann.  Er  starb  am  5.  Mai  1877.  • 

Lancet  1877,  I,  pag.  740.  —  Callisen,  IV,  pag.  365;  XXVII,  pag.  164. 

Gurlt. 

*Conlson,  Walter  John  C,  studirte  am  St,  Mary's  Hospital  bis  1857  und 
wurde  F.  R.  C.  S.  Engl.  1860.  Er  wirkte  längere  Zeit  als  Chirurg  am  St.  Peter's- 
und  am  Lock  Hospital  in  höherer  Stellung.  Seine  Arbeiten  beziehen  sich  auf  Steiu- 
und  Blasenkrankheiten,  worunter  „Stone  in  the  bladder,  its prevention  etc,"  hervor- 
zuheben. Von  seines  Vaters  „On  diseases  of  the  bladder  and  prostate*'  besorgte 
er  die  6.  Auflage.  Ausserdem  schrieb  er  einen  „Treatxse  on  syphilis*'.  ß^^ 

de  Gourcelles,  David  Cornelis  de  C,  wahrscheinlich  im  Haag  geboren, 
gtudirte  im  Anfang  des  18.  Jahrhunderts  in  Leyden  und  hat  sich  hauptsächlich 
bekannt  gemacht  durch  die  Herausgabe  anatomischer  Abbildungen  der  Fusssohlen- 
mnskeln,  welche  eine  Ergänzung  der  „Tabulae  musculorum  hominis"  des  Albixus 
(t?.  diesen)  bilden,  unter  dem  Titel :  ;,  Icones  musculorum  plantae  pedts  eorumque 
descriptio**  (Leyden  1739  und  Amsterdam  1760).  Auch  schrieb  er:  „Icones  mu- 
sculorum capitis^  utpote  factei ,  aurium^  oculorum,  linguae,  pharyngis^  ossis 
hyoidis^  colli^  ut  et  eorum  quae  capiti  adnecfuntur" ,  (Mit  Erklärung  in  holländischer 
Sprache  Leyden  1743,  1786.)  C.  E.  Daniels. 

de  Courcelles,  fitienne  Chardon  de  C,  aus  Rheims,  gestorben  1780  zu 
Brest  als  Marine-Chururg,  schrieb  ausser  einigen  chirurgischen  Handbüchern :  „Manuel 
de  la  saignde*^  (Paris  1746,  Brest  1763)  und  „Manuel  des  opSratioTis  de  Chirurgie** 
(für  die  Marine-Chirurgen,  Brest  1756,  sowie  für  Pflegeschwestem) ;  —  1745,  dann 
öfter  in  Paris  1816  von  (-apuron),  noch  ein  „MSmoire  sur  le  rSgime  v^gStal 
des  gens  de  mer**  (Nantes  1780)  und  gab  die  drei  ersten  Bände  des  „Tractatus 
de  materia  medica**  von  Geoffroy  heraus. 

Dict.  hist.  II.  Red. 


94  COTJRVEE.  —  COURTY. 

Coiirvee,  Jean-Olaude  de  la  C,  wurde  um  das  Jahr  1615  zu  Vesoul 
in  der  Franclie  -  Corat6  geboren.  Seinen  medicinischen  Studien  lag  er  in  Paris 
ob  und  übte  die  Praxis  dann  im  Flecken  Argenteuil  (vier  Meilen  von  Paris  ent- 
fernt, im  heutigen  Departement  Seine-Oise)  aus.  Einen  Namen  machte  er  sieh 
dadurch,  dass  er  ganz  energisch  gegen  die  seiner  Zeit  so  beliebten  häufigen  Blut- 
entziehnngen  auftrat.  Diesen  seinen  Ansichten  gab  er  Ausdruck  in  der  Schrift: 
„Frequentis  phlebotamiae  usus  et  cautio  in  abusu,  seu  in  temerarios  quosdam 
saecuU  nostri  thrasones,  qui  nulla  methodo,  nulla  ratwne  ducti,  venam  utrumque 
secant,  et  tanto  remedio  passim  abutuntur^  (Paris  1647,  8.).  Seine  Collegen 
waren  ihm  dafür  nicht  wenig  gram.  —  Die  Geschichte  der  Geburtshilfe  nennt  ihn 
deshalb,  weil  er  im  Jahre  1655  an  einer  während  der  Entbindung  Verstorbenen 
die  Symphyseotomie  mit  glücklichem  Erfolge  für  das  Kind  ausführte.  In  seiner 
Schrift:  „Paradoxa- de  nutritione  foetus  in  utero"  (Danzig  1665  in  8.)  ist  er 
bezüglich  der  Generation  der  HARVEY*schen  Ansicht,  doch  nimmt  er  an,  dass  die 
Frucht  im  Tterus  athme  und  sich  von  den  Fruchtwässern  nähre.  Die  Placentar- 
gefässe  stossen  wohl,  meint  er,  an  die  Uterusgefässe,  doch  besteht  keine  Anastomose 
zwischen  diesen  beiderseitigen  Gewissen.  In  anderer  Beziehung  wieder  steht  er  noch 
auf  dem  hippokratischen  Standpunkte,  iodem  er  glaubt,  die  Frucht  helfe  selbst 
auch  mit,  um  aus  dem  Uterus  herauszukommen.  Er  schrieb  noch  einen  „Discours 
sur  la  sortie  des  dents  aux  petits  enfans  etc,"  (Warschau  1651,  4.)  Die  zwei 
letztgenannten  Schriften  erschienen  in  Polen,  wohin  ihn  die  Königin  dieses  Landes 
als  Leibarzt  berufen  hatte.  Er  starb  auch  in  Polen  um  das  Jahr  1664.  Aus  dem 
Jahre  1648  stammt  noch  die  Schrift:  „Ostentuni,  seu  historia  mirabüis  trium 
ferramentorum  notandae  longitudinis  etc^  (Paris,  8.). 

Biogr  med.  —  Haeser's  Geschichte  der  Medicin,  Bd.  II,  pag.  732.  —  Siebold*s 
Geschichte  der  Geburtshilfe,  Bd.  II,  pag.  501.  Kleinwächter. 

Conrtial,  Jean-Joseph  C. ,  Professor  der  Anatomie  in  Toulouse  und 
königlicher  Leibarzt,  liess  „Nouvelles  observations  anatomiques  sur  les  es,  sur 
leurs  maladies  extra ordinaires  etc,"  (Paris  1705,  Leyden  1709)  und  eine  Ueber- 
setzung  der  Abhandlung  Juanini's  über  die  Ursachen  der  Luftverderbniss  in 
Madrid  erscheinen. 

Dict.  hist.  II.  Red. 

WUrtin,  Germain  C,  der  von  1578  bis  zu  seinem  1587  erfolgten 
Tode  an  der  Pariser  Facultät  Anatomie  und  Chirurgie  lehrte,  erregte  Streit  und 
Aergerniss,  da  hauptsächlich  gegen  ihn  ein  Verbot  der  Auslieferung  von  Oadavem 
zu  Lehrzwecken  sich  richtete.  Seine  „Legons  anatomiques  et  chirurgicales*^ 
wurden  erst  lange  nach  seinem  Tode  von  E.  Binet  (Paris  1612,  dann  1616; 
Ronen  1656)  herausgegeben. 

Biet.  hist.  II.  Bed. 

*Conrty,  Am^dee-Hippolyte-Pierre  C,  zu  Montpellier,  ist  daselbst 
am  19.  November  1819  als  Sohn  und  Enkel  eines  Arztes  geboren.  Er  machte 
anfänglich  seine  Studien  in  Montpellier,  wo  er  Chef  de  clinique  bei  Lallemaxd 
war,  dann  in  Paris,  wo  er  mit  der  These  „De  Voeuf  et  de  son  diveloppement 
dans  Vesp^ce  humaine"  (1848)  Doctor  wurde.  Er  schrieb  um  diese  Zeit  noch 
einige  weitere  Abhandlungen,  wie :  „MSm,  sur  la  structure  et  les  fcmctions  des 
appendices  vitellins  de  la  vdsicule  ombilicale  du  poulet"  (1845)  —  „Lettre 
h  M,  le  prof.  Lordat  sur  quelques  points  de  physiologie  gSnSrale^  (1847)  — 
„MSm,  sur  les  subsiitutions  organiqties"  (1848),  wurde  1849  Professeur  agr^gö 
der  Facultät  zu  Montpellier  mit  der  These  „De  Vemploi  des  moyens  anesthdsiqites 
en  chirxirgie",  1851  durch  Concurs  Chef  des  travaux  anatomiques,  1852  Chef- 
Chirurg  des  Höpital-G6n6ral,  1856  Professor  der  Operationslehre  bei  der  Facultät, 
später  Professsor  der  chirurgischen  Klinik  und  Chef-Chirurg  im  Hop.  Saint-Eloi. 
Ausser  einer  Anzahl  von  Abhandlungen  in  den  hauptsächlichsten  Journalen  von 
Paris  und  Montpellier  über  Pellagra  (1850),  einige  abnorme  Muskeln  des  Menschen 


COÜRTY.  —  COVILLART.  95 

(1853),  über  Mangel  oder  unvollkommene  Entwicklung  der  inneren  weiblichen 
Genitalien  (1858),  über  Croup  und  Diphtherie  (1862),  über  eine  chirurgische 
Excursion  nach  England  (1863),  über  die  Organisation  des  klinischen  Unterrichtes 
in  Deutschland  (1867 — 70)  u.  s.  w.  gab  er  heraus:  „Clinique  chirurgicale  de 
Montpdlier**  (2  Bde.  1851,  1872)  und  einen  „TraitS  pratique  des  maladies 
de  Vutdrusy  des  ovaires  et  des  trompes,  etc.^  (1866,  mit  200  Fig.;  2.  Aufl.  1870; 
3.  edit,  1879),  für  den  er  von  der  Akademie  der  Wissenschaften  einen  Preis  von 
2500  Franken  erhielt. 

Glaeser,  pag.  143.  G. 

Gouslnot,  Jacques  C,  1590  zu  Paris  geboren,  daselbst  promovirt  1618 
und  1623  zum  Professor  der  Chirurgie  am  College  royal  ernannt,  wurde  1638  zum 
Arzt  des  Dauphin's,  später  Louis  XIV.  bestellt.  Er  starb  als  Archiater  1646. 
Ausser  einigen  Gelegenheitsreden,  Streitschriften  und  einer  Lobrede  auf  die  Pur- 
gantien  (letztere  mit  G.  Dupüy's  ;,  TraitS^  zu  Lyon  1654  erschienen)  schrieb  er 
besonders  über  Mineralsäuerlinge  und  speciell  über  die  Wässer  von  Forges  (Paris 
1631,  1647). 

Biogr.  m6d.  III.  Eed. 

*  Cousins,  John  Ward  C,  studirte  Medicin  von  1854 — 1859,  wurde  im 
letzteren  Jahre  zu  London  Med.  Dr.  und  im  darauf  folgenden  Jahre  F.  R.  C.  S.  Eng. 
Er  wirkte  in  früheren  Jahren  als  Surgeon  an  verschiedenen  Hafenspitälem,  später 
am  Londoner  Hospital  für  Brustkranke  und  lebt  z.  Z.  in  Riversdale.  Seine  Haupt- 
leistnng  in  literarischer  Beziehung  ist:  „Analysts  of  182  cases  treated  in  the 
lock  wards"  (Med.  times  and  gaz.  1871)  —  „Lithotomy  at  royal  Fortsmouth- 
hosjntal"  (Daselbst  1873)  und  „Lithotomy  in  chüdren  etc,*'  (Brit.  med.  Joum. 
1881).  Daneben  ist  C.  Erfinder  einer  grossen  Zahl  von  Instrumenten,  Toumiquets, 
Troicarts,  Kathetern,  Stethoskopen  und  Apparaten  für  die  Krankenpflege.     ^    , 

Coutouly,  Pierre-Victor  C. ,  zu  Paris,  bekannter  Geburtshelfer, 
daselbst  1765  geboren,  war  Conseiller  der  Acad.  royale  de  Chirurgie  und  hat  eine 
Anzahl  von  geburtshilflichen  Instrumenten,  wie  Zange,  Haken,  Craniotom,  Becken- 
messer u.  8.  w.,  erfunden  oder  verbessert  und  über  die  hauptsächlichsten  geburts- 
hilflichen Fragen,  welche  zu  seiner  Zeit  discutirt  wurden,  wie  die  hohe  Anlegung 
der  Zange,  den  Kaiserschnitt,  die  S3rmphy8eotomie ,  die  Amputation  eines  vor- 
gefallenen Armes  u.  s.  w.  sich  ausgesprochen.  Die  meisten  seiner  Publicationen 
sind  in  Sedillot's  Journal  g^nöral  de  m6dec.  (1808  fl^.)  enthalten,  darunter 
„Mim,  sur  le  forceps  hrisi^y  das  Einschneiden  der  Ränder  des  Muttermundes 
bei  Convulsionen  während  der  Entbindung,  AnfQhrung  eines  Falles  von  Kaiser- 
sehnitt,  Beschreibung  eines  Perforatoriums ,  einer  Milchpumpe  u.  s.  w.  Seine 
„Mimoires  et  ohservations  sur  divers  sujets  relatifs  h  Vart  des  accouchemens, 
avec  description  de  plusieurs  instrumens,  etc.**  (Paris  1807,  mit  Fig.)  enthalten 
eine  Sammlung  früherer  Abhandlungen. 

Dict.  bist.  I,  pag.  879.  —  Callisen,  IV,  pag.  373;  XXVII,  pag.  168.  g. 

*Conty,  Louis  C,  seit  Anfang  der  Siebziger -Jahre  zu  Paris  eifrig  mit 
experimenteller  Physiologie  beschäftigt,  ist  am  bekanntesten  durch  seine  zahlreichen 
mit  Lagerda  zusammen  publicirten  Versuche  über  Schlangengift  (in  den  Comptes 
rendus  vom  90.  Bande  ab).  Daneben  sind  noch  von  ihm  namhaft  zu  machen: 
„£tude  experimentale  sur  Ventrie  de  Vair  dans  les  veines  et  les  gaz  intra- 
vasculaires**  (Paris  1875)  und  „Müde  clinique  sur  les  anisth^sies  et  hyper- 
S^hiöies  d'origine  mSsocSphalique^  (Paris  1878).  j^e^j 

Covillart,  Joseph  C.  (auch  Covillard,  exacter  Coüillard)  aus  Mont61i- 
mart  (Dauphinee),  florirte  als  Chirurg  um  die  Mitte  des  17.  Jahrhunderts  in  Lyon. 
Er  galt  besonders  als  ganz  excellenter  Lithotomist  und  war  vielleicht  in  praxi 
der  Begründer  des   seitlichen   Steinschnittes    (s.  P.  Franco).     Er   publicirte   die 


96  COVILLART.  —  COWPER. 

„Observations  tatro-chirurgiques  eic,"  (Lyon  1639,  Strassburg  1791,  mit  Zusätzen 
von  Thomassin)  und  „Le  Chirurgien  opirateur^  (Lyon  1633,  1640). 

Biogr.  m6d.  III.  Red. 

Cowan,  Charles  C,  zu  Reading,  war  1806  geboren,  studirte  in  Edinburg 
und  Paris  und  wurde  am  erstgenannten  Orte  1833  und  am  letztgenannten  1834 
Doctor  mit  der  These  „Essai  sur  la  physiologie  et  la  patlwlogie  de  Vinter- 
mittence^.  Er  begann  seine  Praxis  in  Bath,  siedelte  aber  bald  nach  Reading 
über  und  wurde  Physician  am  Berkshire  Hospital.  Als  ein  Schüler  und  Freund  von 
LOüis  veröffentlichte  er  1835  eine  Uebersetzung  von  dessen  Werk  über  Phthisis. 
Trotz  einer  umfangreichen  Landpraxis  schrieb  er  in  den  Provincial  Transactions 
über  die  Physiologie  und  Pathologie  des  Gehirns,  hielt  1844  bei  der  Versammlung 
der  British  Medical  Association,  zu  deren  ältesten,  eifrigsten  und  beredtesten  Mit- 
gliedern er  gehörte,  die  Address  in  Medicine,  schrieb  später  noch  über  Brustkrank- 
heiten und  gab  eine  kleine  Schrift:  „The  danger ^  irrationality ,  and  evils  of 
medical  quacker y;  etc."  (London  1839)  heraus.  Auf  seinen  energisch  befür- 
worteten Vorschlag  wurde  das  bis  1852  unter  dem  Titel  Provincial  Med.  and 
Surg.  Journal  zu  Worcesler  erscheinende  Organ  der  Association  in  eine  Wochen- 
schrift verwandelt  und  nach  London  verlegt.  Er  starb  in  den  ersten  Tagen  des 
November  1868. 

British  Medical  Journal,  1868.  II,  pag.  604,  649.  —  Med.  Times  and  Gaz.  J868. 
II,  pag.  710.  —  Lancet,  1868,  II,  pag.  786.  G. 

Coward,  William  0. ,  zu  Winchester  1656  (oder  1657?)  geboren, 
studirte  in  Oxford  und  wurde  dort  1687  Dr.  med.  Nach  einem  Versuche,  in 
Northampton  einen  Wirkungskreis  zu  erlangen,  Hess  er  sich  in  London  nieder 
und  zog  eigentlich  die  öffentliche  Aufmerksamkeit  am  meisten  auf  sich  durch 
einige  für  ketzerisch  verdammte  und  öffentlich  verbrannte  metaphysische  und 
theologische  Schriften.  Er  verschwand  dann  und  tauchte  erst  bedeutend  später 
wieder  auf  in  Ipsavich  (um  das  Jahr  1718).  Von  1725  ab  ist  er  auf  der  List© 
der  dortigen  Aerzte  nicht  mehr  verzeichnet.  Ausser  zwei  Schriften  über  die 
menschliche  Seele  (London  1702,  1703)  und  dem  theologischen  „The  grand 
essay  etc."  schrieb  C.  „De  femiervto  volatili  nutritio  conjectura  rationalia  etc.^ 
(London  1695)  —  eine  „Ophthalmiatria"  (London  1706)  und  eine  „Remediorum 
medicinalium  tabula  generalis  tarn  compositorum  quam  simplicium"  (London 
1704,  1710).  —  Haller  allein  erwähnt  seine  Schrift:  „On  acid  and  alkali^ 
(London  1698). 

Dict.  bist.  IL  Red. 

*Cowell,  George  C,  beendigte  seine  Studien,  die  er  wesentlich  in 
Birmingham,  in  Paris  und  am  St.  Georgs-Hospital  betrieben  hatte,  1858  und  wurde 
1867  F.  R.  C.  S.  Eng.  Seine  schriftstellerische  Richtung,  wie  seine  Thätigkeit 
gehört  der  Ophthalmologie  an,  so  dass  er  an  verschiedenen  Londoner  Hospitälern 
für  Erwachsene  und  Kinder  als  Gons.  Ophth.  Surgeon  fungirt.  C.  ist  der  Ver- 
fasser von  „Lectures  on  cataract"  und  mehreren  casuistischen  Mittheilungen  in 
den  Ophth.  hosp.  Reports  (Bd.  V),  von  „Retinitis"  in  den  St.  Georges  hosp. 
Reports  (1869)  und  mehreren  kleinen  ophthalmiatrischen  Aufsätzen  in  der  Lancet 
1870,  1880—1882.  r^^ 

Cowper,  William  C,  geboren  1666  bei  Alresford  in  der  Grafschaft 
Hampshire,  gestorben  den  8.  März  1709  zu  London,  zeichnete  sich  als  Chirurg 
und  tüchtiger  Anatom  aus.  Er  war  in  Gefössinjectionen  erfahren  und  guter  ana- 
tomischer Zeichner.  Sein  Hauptwerk:  „Myotoniia  reformata  or  a  new  admini- 
stration  of  all  the  muscles  of  the  human  body"  (Lond.  1694,  8.;  1724,  fol.) 
tibertraf  durch  im  Allgemeinen  correcte  Zeichnungen  und  manche  neue  Entdeckungen 
ähnliche  Unternehmen  seiner  Vorgänger.  Einen  Flecken  auf  C.'s  Charakter  w^irft 
die   Herausgabe   der  durch  ihn  vom  Verleger  angekauften    Anatomie   des  BiDLOO 


COWPER.  —  COX.  97 

(s.  diesen)  unter  seinem  eigenen  Namen  unter  Verschweigung  desjenigen  Bidloo's  : 
^  The  anatomy  of  human  hodies  with  figures  dravm  after  the  life  by  some  of 
the  best  masters  in  Europe  in  one  kundred  and  forteen  Copper  Plates,  illustrateil 
icith  large  explications"  (Oxford  1697,  fol.  max.,  ausserdem  noch  Leyden  1 737,  fol. 
und  ibid.  lateinisch  1739,  fol.).  Zu  den  106  BiDLOO'schen  Tafeln  fügte  C.  9  hinzu 
von  nicht  grossem  Werthe,  ja  2  derselben  sollen  nach  Gypsabgüssen  gezeichnet 
sein.  Gegen  BiDLOO's  berechtigte  Angriffe  wegen  dieser  Aneignung  antwortete  (\ 
mit  „Euc/iarvttta  in  qua  dotis  plurimae  et  Singular  es,  Godefrtdi  Bidloo^ 
M,  D,  et  in  illustri  Ley darum  Academia,  Anatomiae  professoris  celeberrimif 
peritia  anatomica,  prolitas,  ingenium  celebrantvr  et  ejusdem  citationi  humillime 
respondetur"  (Lond.  1701,  4.)  mit  Hinzufügung  von  „Glandalarum  quarundaw, 
nuper  detectatum  ductuumqxie  earum  excretiorum  descriptio.  Cum  figuris^^ 
(Daselbst  1702,  4.).  Die  neu  entdeckten  Gänge  sind  die  nach  ihm  noch  bekannten 
CowPEB'schen  Drüsen  der  Harnröhre,  die  Mery  allerdings  schon  1684  gesehen 
hatte,  die  C.  aber  genauer  beschrieb.  Chirurgische  Aufsätze  von  ihm  sind  in  den 
Philosophical  transactions  enthalten. 

Möhsen,  Bildnisse  pag.  107  flgd.  —  Ludwig  Ohoulant,  Geschichte  und 
Bibliographie  rier  anatomischen  Abbildung  nach  ihi*er  Beziehung  auf  anatomische  Wissenschaft 
und  bildende  Kunst.   Nebst  einer  Auswahl  von  Illustrationen.   Leipzig  1852,  4.,  pag.  94  flgd. 

Max  Salomon. 

Cox,  Joseph  Mason  C,  1762 — 1822,  hat  seine  vomehmlichste  Be- 
deutung als  Irrenarzt  insofern,  als  er  zu  den  Aerzten  seiner  Zeit  gehört,  welche 
die  Geisteskrankheit  als  eigentliche  körperliche  Krankheit  (im  Gregensatze  zu  den 
mittelalterlichen  Auffassungen  des  Behextseins,  des  Besessenseins,  der  moralischen 
VerirruDgen)  ansahen.  Er  leitet  die  Geisteskrankheiten  hauptsächlich  von  einer 
Hyperämie  des  Gehirns  ab  und  empfiehlt  deshalb  zur  Behandlung  derselben 
Abführmittel,  kalte  Umsehläge,  kalte  Bäder.  Zur  Beruhigung  sehr  aufgeregter 
Kranken  hält  C.  die  Anwendung  der  Schaukel  für  sehr  dienlich.  (Dieselbe,  vorher 
von  Erasmus  Darwin  empfohlen,  wird  deshalb  auch  die  DAEWiN-Cox*8che  Schaukel 
genannt,  als  ob  sie  von  diesen  erfunden  wäre  —  während  es  feststeht,  dass  sie 
schon  AviCENNA  kannte.)  Als  wissenschaftliches  Hauptwerk  C.'s  werden  angesehen 
seine  „Pratical  observations  on  insanity  etc."  (London  1804 — 1814,  drei  Auf- 
lagen; auch  Philadelphia  1811;  französisch  1806,  1815;  deutsch  von  Reil, 
Halle  1811).  Arndt. 

Cox,  William  Sands  C,  zu  Birmingham,  war  daselbst.  1802  geboren 
als  ältester  Sohn  des  Arztes  Edward  Townsend  C.  (geboren  1769  oder  70, 
gestorben  1863),  der  40  Jahre  lang  Surgeon  der  Town  Infirmary  und  General 
Dispensary  war  und  sich  um  die  Errichtung  der  von  seinem  Sohne  in's  Leben 
gerufenen,  nachstehend  erwähnten  Anstalten  verdient  gemacht  hatte.  William 
wurde  mit  18  Jahren  Zögling  seines  Vaters,  ging  dann  nach  London  zum  Besuche 
des  Guy's  und  Thomas'  Hospitals  und  1824  nach  Paris,  wo  er  ein  Jahr  blieb. 
1825  wurde  er  zum  Surgeon  der  Birmingham  General  Infirmary  gewählt  und 
erriehtete  3  Jahre  später,  mit  Unterstützung  einiger  CoUegen,  die  Royal  School  of 
Medieine,  die  sich  allmälig  zu  einer  bedeutenden  Anstalt  erweiterte,  1843  unter 
dem  Namen  Queen's  College  ein  königliches  Incorporations-Charter  erhielt  und 
später  eine  noch  grössere  Erweiterung  erfuhr.  Auch  wurde  von  C.  für  dieses  College 
das  Queen's  Hospital  1840  gegründet,  in  welchem  er  als  Surgeon  bis  zum  Jahre 
1863  wirkte.  Er  gab  üebersetzungen  von  Maingault,  „Of  ampuiattons"  (1831, 
fol.)  und  Desselben  „Operative  surgery**  (1845,  fol.)  heraus,  verfasste  ein 
Handbuch  der  Anatomie  u.  d.  T. :  „A  Synopsis  of  the  bones,  ligaments,  muscles, 
.  .  .  .  of  the  human  body"  (Birmingham  1831)  und  schrieb,  ausser  einer  Reihe 
von  Aufsätzen:  „A  memoir  on  amputation  of  the  thigh  at  the  hip-Joint,  vritk 
a  huccessful  case**  (London  1845,  fol.).  Auch  gab  er  viele  Jahre  lang  den 
Jahresbericht  des  Queen's  Hospital  heraus,  veröffentlichte  eine  Reihe  von  Schriften 
über  die  medioinische  Schule  von  Birmingham  und  die  „Annais  of  the  Queen' s 
Biogr.  Lexikon.  II.  7 


98  COX.  —  COZE. 

College^  (4  voll.,  1873),  während  er  zur  Zeit  seines  Todes,  der  am  23.  December 
1876  zu  Kenilworth  erfolgte,  nachdem  er  seit  12  Jahren  Birmingham  verlassen 
und  sich  gänzlich  von  einer  öffentlichen  Thätigkeit  zurückgezogen  hatte,  mit  der 
Vorbereitimg  eines  5.  Bandes  der  ^^ Annais  of  tke  Queen' s  Hospital^  beschäftigt 
war.  Wie  aus  Vorstehendem  zu  ersehen,  sind  ihm  die  medicinischen  Anstalten 
Birmingham 's  zu  hohem  Danke  verpflichtet. 

British  Medical  Journal.  1863,  II,  pag.  613;  1876,  I,  pag.  29.  G. 

/  Coyttar,  Jean  C,  aus  London  und  theils  hier,  theils  in  Poitiers  prakti- 
cirend,  wurde  an  der  Facultät  der  letzteren  Stadt  Decan  als  Nachfolger  Fr.  Pidoux\ 
Er  starb  hier  1590.  Seine  Schrift:  „De  fehnbtts  purpuratis  epidemicis,  quae 
anno  1557  vulgatae  sunt  Uber^  (Poitiers  1578)  kann  als  eines  der  ersten  Muster- 
bilder modemer  Monographien  angesehen  werden.  Ausserdem  erschien  von  ihm  ein 
„Discours  sur  la  coquelucke  ,  .  .  ä  Poitiers  1580^  (Daselbst  ohne  Jahreszahl). 
Dict.  hist.  II.  Red. 

Coze,  französische  Aerzte  zu  Strassburg  in  drei  Generationen.  —  Pierre  C. 
war  am  17.  August  1754  zu  Ambleteuse  (Pas-de-Calais)  geboren,  begann  seine 
Studien  unter  der  Leitung  eines  seiner  Verwandten,  eines  Chirurgien-major  beim 
Civil-  und  Militärhospital  zu  Boulogne-sur-Mer,  kam  um  1774  nach  Paris  und 
besuchte  5  Jahre  lang  die  dortigen  Vorlesungen  und  Hospitäler.  Zum  Chirurgien- 
major eines  Cavallerie  -  Regimentes  ernannt,  erlangte  er  auch  den  Doctorgrad, 
wurde  bei  Beginn  der  Revolution  Arzt  bei  der  Alpen-Armee  und  etwas  später  beim 
Militärhospital  zu  Lyon,  woselbst  er  sich  während  der  Belagerung  dieser  Stadt 
befand.  Seine  ersten  Arbeiten  sind  im  Joum.  de  m^dec.  milit.  (1787,  89)  enthalten 
und  betreffen  eine  „Topographie  midicale  de  Dole  en  Franche-Comt^"  und  die 
epidemische  Constitution  daselbst,  sowie  die  zu  Auch  in  der  Gascogne  im  Jahre  1785, 
ferner  (Joum.  de  m6d.,  de  chir.  et  de  pharm.  1790,  92)  einen  Fall  von  Milzabscess, 
der  sieh  in  den  Magen  eröffnete,  eine  zu  Schlettstadt  im  Winter  1790,  91  beob- 
achtete Petechialfieber-Epidemie.  Von  Lyon  wurde  C.  in  das  Hospital  zu  Metz  ver- 
setzt, verliess  darauf  den  Militärdienst  und  Hess  sich  in  Strassburg  nieder,  woselbst 
er  bei  der  Reconstitution  der  Lehranstalten  zum  Professor  der  medicinischen  Klinik 
ernannt  wurde,  die  er  durch  seine  Kenntnisse  in  der  pathologischen  Anatomie  und 
Chemie  sehr  nutzbar  für  die  Schüler  zu  machen  verstand.  Auch  wurde  er  1815 
Decan  und  versah  diese  Stelle  bis  zu  seinem  am  25.  Juni  1822  erfolgten  Tode. 
Seine  in  die  Strassburger  Zeit  fallenden  Arbeiten  behandelten,  ausser  G^enständen, 
welche  die  Pathologie,  medicinische  Topographie  und  Meteorologie  betreffen,  auch 
Rolche  aus  der  Thierheilkunde  und  Landwirthschaft  und  sind  namentlich  in  den 
M6m.  de  la  Soc.  agrie.  de  Strasbourg  (1811,  20,  23  u.  s.  w.)  enthalten,  z.  B.  be- 
treffend die  Geschichte  der  Vaccine  in  Strassburg,  den  acuten  Scorbut,  die  Tem- 
peratur der  fliessenden  und  stehenden  Gewässer  um  Strassburg,  die  Bevölkemng 
dieser  Stadt  u.  s.  w. ;  ausserdem  im  Rec.  de  m6m.  de  mM.  milit.  (1815)  Beob- 
achtungen aus  dem  Militärspital  zu  Lyon  1792,  93. 

J.  Tour  des  im  Rec.  de  rn^in.  de  mfed.  etc.  milit.  1823,  XTII,  pag.  342.  — 
Dechambre,  XXII,  pag.  296.  ^ 

Coze,  Jean-Baptist e-Rozier  C. ,  wurde  als  Sohn  des  Vorigen  am 
9.  December  1795  zu  Strassburg  geboren,  leistete  bereits  1814  in  den  vom  Typhus 
heimgesuchten  Militärhospitälem  gute  Dienste,  wurde  1817  zu  Strassburg  Doctor, 
1821  bei  der  dortigen  Facultät  mit  den  Vorlesungen  über  pharmaceutische  Chemie 
betraut  und  1827  Professor  der  Materia  medica  und  Pharmacie.  1835  zum  Decan 
der  medicinischen  Faqultät,  wie  sein  Vater,  ernannt,  widmete  er  sich  22  Jahre  lang 
der  Organisation  und  Verbesserung  des  Unterrichtes  bei  derselben  mit  ebensoviel  Be- 
harrlichkeit als  Erfolg,  durch  Verbesserung  des. bis  dahin  sehr  schwach  bestellten 
klinischen  Unterrichtes,  Gründung  von  Special-Kliniken,  Errichtung  von  Laboratorien, 
Vermehrung  der  praktischen  Unterweisung ;  auch  gab  er  den  Anstoss  zur  Errichtung 


COZE.  —  CRAANEN.  99 

einer  Schule  für  Militärmedicin  in  Verbindung  mit  der  Facultät.  Seine  Arbeiten  sind 
grösstentheils  in  den  Compt  rend.  de  TAcad.  des  sc.  (1842,  48,  49  etc.)  veröffent- 
licht und  betrafen  „Remarques  sur  les  effetn  g6n4raux  de  diverses  classes  de  mSdi- 
caments^,  die  Aetherisation ,  die  Einwirkung  des  Chloroforms  auf  den  thierischen 
Organismus,  ferner:  „Sur  la  constriction  des  conduits  biUaires  et  lymphatiques 
chez  les  choUriques^,  Eine  andere  Reihe  von  Abhandlungen  ist, in  der  Gaz.  m6d. 
de  Strasbourg  (1848,  50,  52  etc.)  enthalten  und  handelt  von  der  Desinfection  der 
Senkgruben  in  Strassburg,  ferner:  „De  la  provocation  de  Vavortement  au  point  de 
vue  moral  et  religteux^ ;  auch  finden  sich  darunter  filoges  auf  G.  Mazüriee  und 
G.  TOUBDES  und  die  während  der  Dauer  seines  Decanates  von  ihm  erstatteten 
Jahresberichte  der  medicinischen  FacultHt.  1857  trat  C.  in  den  Ruhestand  und  zog 
sich  nach  Oberbruck  (Haut-Rhin)  zurück,  wo  er  bis  zu  seinem  am  25.  April  1875 
erfolgten  Tode  sich  der  Behandlung  der  armen  Kranken  widmete. 

Dechambre,  XXII,  pag.  297.  G. 

*Coze,  L6on  C. ,  Sohn  des  Vorigen,  Professor  der  Materla  medica  und 
Therapie  an  der  medicinischen  Facultät  zu  Nancy,  früher  an  der  zu  Strassburg, 
wurde  1842  am  letztgenannten  Ort  Doctor  mit  der  These  „Du  rectocUe  vaginal 
et  des  Operations  proposies  paar  sa  eure  radicale^  (av.  1  pl.),  veifasste  1853 
die  Concurs  -  These :  „Histoire  naturelle  et  pharmacologique  des  mSdicaments 
narcotiques  fournis  par  le  rhgne  vegdtal"  (4.  av.  3  pl.)  und  „Recherches  cliniques 
et  expSrimentales  sur  les  maladies  infectteuses  4tudi^es  spicialement  au  point 
de  vue  de  VStat  du  sang,  et  de  la  prSsence  des  ferments^  (Paris  1872,  av.  6  pl. 
color.),  nachdem  er  zusammen  mit  V.  Feltz  4  M6moires  (das  letzte  1879)  über 
denselben  Gegenstand  herausgegeben  hatte.  Ganz  neuerdings  erschienen  (in  Ver- 
bindung mit  Simon):  „Recherches  ....  sur  Vaction  .  ,  .  ,  du  muguet  (convallaria 
majalis)  et  de  la  digitale^  (Bull.  g6n.  de  th6r.  1883). 

Index-Catalogue,  III,  pag.  465.  G. 

Coze ,  F.-M.  C. ,  von  dessen  Lebensschicksalen  nur  wenig  bekannt  ist, 
wurde  1817  zu  Strassburg  Doctor,  ging  darauf  nach  Paris,  wurde  später  der 
französischen  Gesandtschaft  am  russischen  Hofe  in  St.  Petersburg  attachirt  und 
blieb  daselbst  bis  zum  Jahre  1832.  Es  findet  sich  eine  Anzahl  von  Aufsätzen  von 
ihm  im  Journ.  univ.  des  sc.  m6d.  (1819,  20,  21),  über  „cataracte  noire"  und 
^goutte  sereine",  Operation  der  Cataract,  über  Nux  vomica,  über  Krebsgeschwülste 
der  Nerven,  Resorption  der  Linse  u.  s.  w.  —  C.  war  später  zu  Saint-Omer  Arzt  des 
Givilhospitals  und  schrieb  einen  Aufsatz:  „Da  nombre  des  m^dedns  en  Russie 
(tiri  des  souvenifs  d'^un  vieux  mddedn,  etc.)^  (Gaz.  m6d.  de  Strasbourg,  1855). 
Er  starb  1867. 

Dechambre,  XXII,  pag.  298.  —  Callisen,  IV,  pag.  386  G. 

Craanen,  Theo  dorn  s  C. ,  wurde  im  Jahre  1620,  wahrscheinlich  in 
s'Hertogenboseh  geboren.  Er  soll  erst  in  Utrecht  unter  RegiüS  Philosophie  und 
dann  unter  Sylvius  in  Leyden  Medicin  studirt  haben  und  daselbst  zum  Dr.  med. 
promovirt  sein.  Er  übte  die  ärztliche  Praxis  in  Duisburg  aus,  später  wurde  er 
Prof.  phil.  an  dem  Athenaeum  illustre  zu  Nimwegen  und  1670 ,  nach  dem  Tode 
DE  Raei's,  als  Prof.  ordin.  philos.  nach  Leyden  gerufen.  Aus  der  Notiz  des 
Lections-Kataloges :  „Physicam  et  postea  naturam  hominis  ex  prineipiis  mechanicis 
interpretabitur"  geht  hervor,  dass  C.  ein  warmer  Anhänger  von  Descartes'  Lehre 
war.  Dies  gab  auch  bereits  1673  Anlass,  dass  das  Curatorium,  vornehmlich  auf 
Anklage  seines  theologischen  Collegen  Spanhe]M,  ihn  seines  Amtes  entsetzte,  ihn 
jedoch  für  den  1672  verstorbenen  Sylviüs  zum  Prof.  med.  ernannte,  obgleich  ihm 
der  Unterricht  an  dem  Collegium  practico-medicura  nicht  aufgetragen  wurde  vor 
dem  Jahre  1683,  als  diese  nützliche  Stiftung  des  Sylvius  schon  drei  Jahre  ganz 
in  Verfall  gekommen  war.  Auch  als  praktischer  Arzt  blieb  er  den  CARTESi'schen 
Lehren  treu   und  wandte   sie   auf  Pathologie   und  Therapie  an.    Im  Jahre  1686 


100  CRAANEN.  -   GRAMER. 

ging  er  als  Leibarzt  des  Kurfürsten  von  Brandenburg  nach  Berlin,  wo  er  1690 
starb.  Sein  Schüler  Bernaed  Albinus  nannte  ihn,  wie  Bokrhaavb  erzählt,  einen 
Mann  von  viel  Vernunft  mit  einem  grossen  Rednertalent  und  aus  C/s  „Lumen 
rationale  medicum  seu  praxis  medica  reformata^  geht  hervor,  dass  er  sieh 
auch  zu  der  chemiatrischen  Theorie  des  Sylviüs  bekannte.  Da  er  für  seine 
pharmakologischen  Vorlesungen  die  „Instituttonea  medicinae^  des  abergläubischen 
D.  SennertüS  benutzte,  so  war  er  auf  diesem  Gebiete  gewiss  nicht  in  üeberein- 
stimmung  mit  dem  an  Allem  zweifelnden  CartesiüS.  q  j.  Danisls. 

Graig,  James  C,  schottischer  Arzt,  studirte  in  Edinburg,  wo  er  einer 
der*  Lieblingsschüler  von  George  Bell  und  während  mehrerer  Jahre  sein  Assistent 
war.  Er  war  Chirurg  der  Royal  Midlothian  Yeomanry  und  übte  40  Jahre  lang 
die  Praxis  zu  Ratho  bei  Edinburg  aus.  1868  gab  er  die  Praxis  auf  und  wohnte 
in  Edinburg.  Von  seinen  literarischen  Arbeiten  sind  zu  nennen:  „The  law  of 
the  coroner;  and  on  medical  evidence  in  the  preliminary  investigation  of  cri- 
minal  cases  in  Scotland"  (Edinb.  1855) ;  ausserdem  mehrere  Aufsätze  im  Edinb. 
Med.  Journ.  (1827,  35,  36),  darunter:  „Hiatory  of  a  case  of  spectral  illa- 
sions  etc,^  u.  s.  w.     Er  starb   am  20.  Februar  1880    im  Alter    von    80  Jahren. 

Dechambre,  XXV,  pag.  349.  G. 

Craigie,  David  C,  zu  Edinbui'g,  war  in  der  Parochie  von  North  Leith 
bei  Edinburg  am  6.  Juni  1793  geboren,  wurde  1816  zu  Edinburg  Doctor,  begann 
bald  darauf  Anatomie  zu  lehren,  wurde  Arzt  am  Royal  Public  Dispensary,  trat 
1820  in  die  Redaction  des  von  Andrew  Ddncan  1805  gegründeten  und  ihm 
gehörenden  Edinburgh  Medical  and  Surgical  Journal  zusammen  mit  Christisox 
ein,  blieb  mit  Letzterem  bis  1832  in  der  Redaction  zusammen  und  übernahm  von 
da  an  allein  dieselbe  des  in  seinen  Besitz  übergegangenen  Journals.  In  demselben 
erschien  (von  1822 — 1845)  eine  grosse  Reihe  seiner  Arbeiten,  namentlich:  „On  the 
pathological  anatomy  of  the  human  brain  and  its  niembranes^  —  „Observations, 
pathological  and  practical  on  whitlow** ,  ausserdem  über  einen  Fall  von  Ileus 
durch  einen  grossen  Gallenstein,  die  Missbildung  einiger  Knochen  des  Skelets  u.  s.  w. 
Er  schrieb  ferner:  „Elements  of  gener al  and  patfioloyical  anatomy  etc,**  (Edin- 
burg 1828;  2.  Aufl.  1848),  wurde  1833  Physician  an  der  Royal  Infirmary  und 
begann  von  da  an,  ausser  über  theoretische  Medicin,  auch  klinische  Vorträge  zu  halten 
und  klinische  Berichte  zu  veröffentlichen.  1846  legte  er  diese  Stellung  nieder  und 
wurde  Honorary  Physician,  1861  auch  Manager  der  Infirmary.  Er  verfasste  ferner : 
„Elements  of  the  practtce  of  physic^  (2  Bde.,  1836),  sein  Hauptwerk,  das  aber 
nicht  die  verdiente  Verbreitung  fand.  Seine  ungünstige  Gesundheit  nöthigte  ihn, 
von  1846  an  lange  Zeit  jede  praktische  Thätigkeit  zu  unterlassen,  jedoch  führte 
er  die  Redaction  seines  Journals  weiter,  bis  dasselbe  1855  mit  dem  „Monthly 
Journal  of  Medicine"  zu  dem  „Edinburgh  Medical  Journal"  vereinigt  wurde.  Er 
fungirte  in  den  späteren  Jahren  noch  als  Examinator  beim  College  of  Physicians 
und  bei  der  Universität  von  St.  Andrews,  wurde  1861  zum  Präsidenten  der  erst- 
genannten Corporation  erwählt  und  starb  am  17.  Mai  1866,  indem  er  einen  höchst 
geachteten  Namen  als  Forscher  hinterliess. 

Edinburgh  Medical  Journal.  Vol.  XII,  1,  1867,  pag.  188.  G. 

Gramer.  Der  Vater  Gabriel  C. ,  geboren  am  24.  März  1641  in  Genf, 
Sohn  eines  Strassburgers ,  studirte  in  Strassburg,  promovirte  daselbst  1664  und 
starb  als  Arzt  in  Genf  am  15.  Juni  1724.  Schriften:  „Theses  anatomicae  totam 
anatomtae  epitomen  complectentes"  (Strassburg  1663)  —  „De  obstructione 
hepatis"  (Daselbst  1664).  —  Der  Sohn,  Johann  Isaac  C. ,  Dr.  med.  1696, 
publicirte  zu  Genf  1709  einen  „Thesaurus  secretorum  curiosorum, 

BeMe  in  Biogr.  univ.  W.  Stricker. 

Gramer,  Antonie  C. ,  im  Jahre  1822  zuWinschoten  geboren,  studirte 
an  der  Universität  Groningen  und  promovirte  daselbst  1844  mit  einer  Dissertatiou : 


GRAMER.  —  CRAMPTON.  101 

„De  morbo  Brightii^,  Mitglied  der  Redaetion  der  „Tijdschrift  der  Nederl.  Maat- 
sehappij  tot  bevordering  der  geneeskunde^  lieferte,  C.  in  deren  erstem  Jahrgang  (1850) 
eine  sehr  interessante  Abhandlang  über  „Asthma  convulstvum  adultorum^  und 
begann  1851  seine  „Mittheüungen  aus  dem  Gebiete  der  Ophthalmologie*^  zu 
liefern,  in  denen  er  die  Lage  der  Iris  urfd  das  Orthoskop  von  Czermar  behandelte. 
Der  „Hollandsche  Maatsehappij  van  Wetenschappen"  in  Haarlem  sandte  er  auf  eine 
Preisfrage  über  das  Aecommodationsvermögen  der  Augen  eine  doppelt  gekrönte 
Arbeit  ein,  in  welcher  er  mit  Recht  sagen  konnte:  „Wtj  zijn  den  experimen- 
telen  weg  gevolgd  en  hebben  resultaten  verkregen  waar  doar  de  leer  van  het 
Accomodatievermogen  uit  de  Hj  der  hypothetische  beschouwingen  tot  eene 
pomtieve  wetenschap  is  opgevoerd".  Stellwag  vox  Carion  schrieb  bei  C/s,  im 
32.  Lebensjahre,  im  Januar  1855  erfolgten  Tode  demselben  einen  Platz  in  der 
ersten  Reihe  der  Männer,  welche  sich  um  die  Ophthalmologie  verdient  gemacht 
haben,  zu  und  stellte  C.'s  Ophthalmoskop  neben  das  von  Helmholtz. 

C.  E.  Daniels. 

*  Gramer,  Heinrich  C. ,  am  17.  December  1831  geboren,  studirte  in 
München,  Würzburg,  Prag,  Wien,  Zürich  bis  zw  seiner  1860  erfolgten  Promotion. 
Seit  1856  approbirt,  fungirte  er  als  Assistent  an  den  Irrenanstalten  Pickberg  und 
St.  Pirmingsberg ;  als  Director  der  Anstalten  zu  Soloturn,  Cöln  und  Marburg.  Seit 
1877  lehrt  er  hier  als  Professor  der  Psychiatrie  und  verfasste  eine  Reihe  organi- 
satorischer und  klinischer  Arbeiten.  ße^ 

Crampton,  Sir  Philip  C,  zu  Dublin,  berühmter  Chirurg,  war  daselbst 
am  7.  Juni  1777  geboren,  wurde  ein  Schüler  von  Solomon  R(CHARDS,  war  StafF 
Assistant-Surgeon  zur  Zeit  der  französischen  Invasion  1798,  wurde  darauf  Surgeon 
am  Meath  Hospital,  ehe  er  sein  21.  Jahr  vollendet  hatte  und  errichtete,  in  Ver- 
bindung mit  Peter  Habkan,  der  das  anatomische  Departement  übernahm,  die 
erste  private  Schule  für  Anatomie  und  Chirurgie  in  Dublin,  indem  er  selbst  über 
Physiologie,  Pathologie  und  Chirurgie  las.  Seine  ersten  literarischen  Arbeiten  waren 
eine  Schrift:  „An  essay  on  the  entropeon,  or  Inversion  of  the  eyelids"  (London 
1805 ;  2.  Aufl.  1806)  und  ein  Aufsatz  (in  Thomson's  Annais  of  Philos. ,  Bd.  I, 
1813),  in  welchem  er  ein  von  ihm  im  Auge  der  Vögel  entdecktes,  für  die  Accommo- 
dation  desselben  auf  verschiedene  Entfernungen  bestimmtes  Organ,  den  später  nach 
ihm  benannten  „Musculus  Cramptonianus",  näher  beschrieb.  Er  beschäftigte  sich 
aber  auch  mit  der  Behandluug  der  äusseren  Aneurysmen  und  verfasste  darüber 
einen  grösseren  Aufsatz :  „An  account  of  a  new  method  of  operating  for  the 
eure  of  extemal  aneurism;  ....  experiments  illustrative  of  the  effects  of  the 
different  methods  of  procuring  the  obliteration  of  arteries^  (Med.-Chir.  Transact. 
Bd.  VU,  1816);  es  erschienen  femer  in  den  Dublin  Hospital  Reports  (1818,  22,  27) 
mehrere  Aufsätze ,  z.  B.  über  Periostitis,  die  Application  von  Blutegeln  an  inneren 
Flächen,  die  Resection  cariöser  Grelenke,  über  partielle  Resectionen  des  Unter- 
kiefers u.  s.  w. ;  berichtete  ferner  (1828)  über  eine  von  ihm  ausgeführte  Ligatur 
der  Art.  iliaca  communis  wegen  eines  Inguinal  -  Aneurysma.  Er  wurde  auch 
Surgeon  des  Lock  Hospital,  legte  diese  Stelle  aber  nieder,  als  er  zum  Surgeoii- 
General  to  the  Forces  in  Ireland  ernannt  wurde;  er  war  auch  Surgeon  in 
Ordinary  to  the  King  und  erhielt  1839  die  Baronetwürde.  —  Als  enthusiastischer 
Sportsman  war  er  ein  kühner  Operateur,  dabei  aber  auch  ein  scharfer  Diagnostiker, 
vorzüglicher  Lehrer  und  unermüdlicher  Arbeiter,  sowohl  im  Meath  Hospital,  dem 
er  40  Jahre  lang  angehörte ,  als  auf  dem  Gebiete  der  Zoologie ,  wMche  Arbeiten 
ihm  die  Mitgliedschaft  der  Royal  Society  und  wiederholt  die  Präsidentenwürde 
der  Zoological  Society  und  des  College  of  Surgeons  eintrugen.  Er  starb  am 
10.  Juni  1858,  nachdem  er  sich  bereits  einige  Zeit  aus  der  Praxis  zurück- 
gezogen hatte. 

Med.  Times  and  Gaz.  1858,  I,  pag.  636.  —  Dublin  Quart.  Jouru.  of  Med.  Sc.  Vol.  3:^, 
1862,  pag.  247.  —  Callisen,  IV,  pag.  394:  XXVII,  pag.  175.  Gurlt. 


102  CRANTZ.  —  CRAUSE. 

Crantz,  Heinrich  Johann  Nepomuk  von  0.,  geboren  am  24.  No- 
vember 1722  in  Luxemburg,  einer  der  fähigsten  Schüler  van  Swieten's,  wurde 
auf  des  Letzteren  Verwendung  von  Maria  Theresia  im  Jahre  1750  zu  seiner 
vollständigen  geburtshilflichen  Ausbildung  nach  Paris  und  London  geschickt,  um 
dereinst  dieses  Fach  im  eigenen  Vateriande  zu  lehren.  Er  lag  in  den  beiden 
genannten  Städten  durch  4  Jahre  hindurch  seinen  Studien  unter  Leveet,  Püzot  u.  A. 
ob  und  erhielt  1754  den  neugegrDndeten  Lehrstuhl  der  Geburtshilfe  an  der  Wiener 
Universität.  Er  verfasste  ein  für  seine  Zeit  vortreffliches  Hebammenlehrbuch: 
„Einleitung  in  eine  wahre  und  gegründete  Hebammenkunst^  (Wien  1756,  8.), 
verbesserte  das  österreichische  Hebammenwesen,  suchte  aber  zugleich  auch  gute 
Geburtshelfer  heranzubilden.  Mit  aller  Macht  trachtete  er  Vorurtheile,  «owie  fehler- 
haftes Verfahren  zu  bekämpfen  und  eiferte  gegen  voreilige  Eingriffe,  indem  er 
auf  die  thätige  Naturhilfe  bei  der  Geburt  hinwies.  Er  war  ein  Feind  der  zu 
seiner  Zeit  missbräuchlich  angewendeten  scharfen  Instrumente  und  scheute  sich  nicht 
nach  dieser  Richtung  hin  selbst  Rödeher  in  Göttingen  hart  zu  tadeln :  ;,  Comment, 
de  instrument.  in  arte  obatetr,  etc,"  (Nov.  act.  n.  cur.  Tom.  I,  Novemb.  1757, 
4.  App.,  pag.  73).  Ein  grosser  Freund  der  LEVRET*schen  Zange,  suchte  er  deren 
Vortrefflichlseit  in  das  hellste  Licht  zu  setzen.  Seine  Arbeit  über  den  Riss  der 
Gebärmutter  („Comment.  de  rupt,  in  part,  dolor,  a  foet,  ut.^  [Leipzig  1756,  8.]) 
fand  hohe  Anerkennung  und  T^iirde  sogar  in  das  Französische  übersetzt.  C.  trug 
viel  zur  damaligen  Blüthe  der  Wiener  medicinischen  Facultät  bei  und  zog  zahl- 
reiche fremde  Schüler  nach  Wien  heran.  Nach  Störk  des  Aelteren  Tode 
übernahm  er  dessen  Lehrkanzeln  für  Physiologie  sowie  Materia  medica  und  über- 
liess  die  seine  Valentin  Febd.  Lebmacher.  Aber  auch  in  seiner  neuen  Stellung 
leistete  er  Vorzügliches.  In  dieser  schrieb  er  ein  sehr  geschätztes  Werk  über 
Materia  medica,  eines  über  Gesundbrunnen,  endlich  eines  über  Botanik.  Bald  nach 
1770  zog  er  sich  von  seiner  öffentlichen  Stellung  zurück  und  starb  im  Jahre  1799. 

ßaldinger,  Biographien.  1772,  S.^pag.  32.  —  Heck  er,  Gesch.  der  neueren  Heilk. 
1839,  8m  pag.  353.  —  Siebold's  Gesch.  der  Geburtsh.  Bd.  II,  pag.  431. 

Klein  Wächter. 

Xlrato  V.  Kraflftheim,  Job.  v.  Krafftheim  (ursprünglich  Keafft), 
geboren  am  20.  oder  22.  November  1519,  gestorben  am  19.  October  1585,  aus 
Breslau,  einer  der  angesehensten  deutschen  Praktiker  seiner  Zeit,  studirte  zuerst 
in  Wittenberg  6  Jahre  lang  Theologie,  dann,  auf  Luther's  Zureden,  Medicin.  Er 
beendigte  seine  Studien  in  Leipzig  und  Padua,  wurde  zweiter  Stadtarzt  in  Breslau, 
wo  er  sich  um  die  Verbesserung  des  Apothekerwesens,  namentlich  aber  durch 
seine  aufopfernde  Thätigkeit  in  der  Pestepidemie  des  Jahres  1583  grosse  Ver- 
dienste erwarb.  Indessen  veranlassten  ihn  Zwistigkeiten  mit  den  Aerzten  und  die 
Streitigkeiten  auf  kirchlichem  Gebiete,  im  Jahre  1563  einem  Kufe  als  Leibarzt 
Kaiser  F erdin and's  I.  nach  Wien  zu  folgen.  Er  bekleidete  diese  Stelle  mit 
kurzen  Unterbrechungen  auch  bei  den  Kaisem  Maximilian  und  Rudolph VL 
und  fand  durch  dieselbe  reiche  Gelegenheit,  der  Sache  des  Protestantismus  wichtige 
Dienste  zu  leisten.  Im  Jahre  1582  zog  sich  C.  auf  sein  Landgut  Rückers  bei 
Reinerz,  im  Jahre  1583  nach  Breslau  zurück,  wo  er  zwei  Jahre  später  starb.  — 
Unter  seinen  Schriften  ist  hervorzuheben:  „Methodus  therapeutica  ex  sententiis 
Galeni  et  J,  B,  Montani^  (Basel  1555,  8.).  —  Am  wichtigsten  sind  die  nach 
C.'s  Tode  erschienenen:  „Consiliorum  et  epistolarum  inedicinalium  libri  VIL** 
(Frankfurt  1589  f.;  zaletzt  1671,  8.),  —  Eine  sehr  grosse  Zahl  von  an  C.  gerich- 
teten Briefen  verwahrt  die  Breslauer  Stadtbibliothek. 

Vgl.  Gillet,  Crato  von  Krafftheim  und  seine  Freunde.  Ein  Beitrag  zur  Kirchen-' 
geschichte.  Frankf.  a.  M.  1860,  8.,  2  Bde.  H.  Haeser. 

Grause,  Rudolf  Wilhelm  C,  geboren  1642  zu  Naumburg,  gestorben 
1718  zu  Jena  als  Professor  der  Medicin,  Philosophie  und  Chemie,  verfasste  ver- 
schiedene Schriften  botanischen  und  chemischen  Inhalts. 

Biogr.  univ.  W.  Stricker. 


CRAWFORD.  —  CREDE.  103 

Crawford,  Adair  C,  1749—1795,  war  Arzt  des  Londoner  St.  Thomas- 
Hospitals  und  Chemieprofessor  in  Woolwich.  Sein  Nachruhm  beruht  auf  seiner 
Theorie  über  die  Entstehung  der  thierischen  Wärme,  die  sich  in  dem  Werke: 
„JEoepertments  and  observattons  on  animal  heat  and  the  inflammation  ofbodies  etc,^ 
(London  1779,  1788)  niedergelegt  findet.  Auch  über  salzsauren  Baryt  bei  Scro- 
phnlose,  über  die  Einwirkung  der  Kälte  auf  den  menschlicheu  Körper  etc.  schrieb 
Adair  C.  ausserdem.  —  Von  seinem  jüngeren  Bruder  Alexander  C.  besitzen 
wir  ein  posthumes  Werk:  „An  expertmental  mquiry  into  the  effecta  oftonics  .... 
on  the  coheston  of  the  animal  fihre^  (London   1817). 

Dict.  bist.  II.  Red. 

Crigut,  Friedrich  Christian  C.,  Sohn  eines  französisch-reformirten 
Geistlichen  zu  Hanau,  geboren  am  13.  Februar  1675,  gestorben  1758,  promovirte 
1696  zu  Basel,  war  zuerst  Arzt  und  Professor  der  Physik  am  Gymnasium  zu  Hanau, 
dann  Physicus,  Rath  und  Leibarzt  daselbst.  Er  schrieb  über  Kinderkrankheiten, 
stellte^  ein  neues  System  der  Mediein  auf,  lieferte  1737  eine  Bibliographie  der 
Anthropologie  und  gab  das  Werk  von  Magati:  „De  medicatione  vulnerum" 
(Nürnberg  1733)  heraus. 

Biogr.  univ.  \V.  Stricker. 

*Crede,  Vater  und  Sohn.  —  Karl  Siegmund  Franz  C,  zu  Leipzig, 
ist  am  23.  December  1819  zu  Berlin  geboren,  studirte  von  1838  an  zu  Berlin 
und  Heidelberg  Mediein,  erwarb  1842  in  Berlin  den  Doctorgrad,  unternahm  darauf 
eine  grössere  wissenschaftliche  Reise,  war  von  1843 — 48  Assistenzarzt  in  der  unter 
Bdsch's  Leitung  stehenden  Berliner  geburtshilflichen  Klinik,  habilitirte  sich  1850 
als  Privatdocent  für  Geburtshilfe  an  der  Universität  und  wurde  1852  zum  Director 
der  Berliner  Hebammenschule  und  zum  dirigirendeu  Arzte  der  Gebärabtheilung  sowie 
einer  von  ihm  begründeten  gynäkologischen  Abtheilung  der  Charit^  ernannt.  Sein 
in  diese  Zeit  fallendes  Hauptwerk  ist:  „Klinische  Vorträge  über  Oeburtshilfe" 
(2  Bde.,  Berlin  1853—54).  Im  Herbst  1856  folgte  er  einem  Rufe  als  Prof.  ord. 
der  Geburtshilfe  und  Director  der  Entbindungsanstalt  und  Hebammenschule  nach 
Leipzig,  woselbst  er  nach  seinem  Amtsantritte  eine  geburtshilfliche  und  gynäko- 
logische Poliklinik  gründete  und  auch  eine  Abtheilung  für  Frauenkrankheiten  in 
der  Gebäranstalt  einrichtete,  1860  erhielt  er  den  Titel  als  Hofrath,  1870  den  als 
Geh.  Medicinalrath.  Ausser  dem  genannten  Werke  und  ausser  akademischen 
Gelegenheitsschriften  veröffentlichte  er  eine  grosse  Anzahl  von  Abhandlungen  über 
einzelne  Gegenstände  seiner  Wissenschaft  in  den  Verhandlungen  der  Gesellschaft 
für  Geburtshilfe  in  Berlin,  der  Neuen  Zeitschrift  für  Geburtskunde,  der  Monats- 
gehrift  für  Geburtskunde  und  Frauenkrankheiten,  im  Archiv  für  Gynäkologie. und 
anderen  Zeitschriften.  Von  1853 — 1869  redigirte  er  die  Monatsschrift  für  Geburts- 
kunde, von  1870  ab  das  Archiv  fiar  Gynäkologie.  Das  im  Königreich  Sachsen 
amtlich  eingeführte,  von  Geenser  verfasste  „Lehrbuch  der  HebammenkunM^ 
wurde  von  ihm  und  Wikckel  (3.  Aufl.,  Leipzig   1882)  neu  bearbeitet. 

Sein  Sohn,  Benno  C,  zu  Dresden,  ist  am  1.  September  1847  zu  Berlin 
geboren,  erhielt  seine  medicinische  Ausbildung  auf  den  Universitäten  Leipzig  und 
Zürich,  wurde  1870  in  Leipzig  Doctor,  machte  den  Feldzug  von  1870/71  mit, 
unternahm  darauf  eine  einjährige  wissenschaftliche  Reise,  war  3  Jahre  lang  Assistent 
an  der  Leipziger  chirurgischen  Klinik ,  sowie  Militärarzt  in  der  sächsischen  Armee. 
Seit  1877  in  Dresden  lebend,  gegenwärtig  Stabsarzt  a.  D.,  hat  er  eine  chirurgische 
Privatklinik  eingerichtet  und  ist  seit  1878  als  Lehrer  für  klinische  Chirurgie  und 
seit  1882  auch  für  den  Operationscursus  bei  den  militärärztlichen  Cursen  angestellt. 
Von  seineu  wissenschaftlichen  Arbeiten  sind  anzuführen:  Die  Aufsätze  über  den 
Tornister  der '  englischen  Armee  (Deutsche  militärärztl.  Zeitschr.  1873),  über  die 
Ventilation  u.  s.  w.  des  Parlamentsgebäudes  (Deutsche  Zeitschr.  ftlr  öffentl.  Gesund- 
heitsk.  1874),  über  Jute  und  Borsäure  als  Verbandmittel  (Berliner  klin.  Wochenschr. 
1875,  77)  —  „Einiges  über  Fieber  nach  antiseptischen  Operationen^  (Centralbl. 


104  CREDE.  —  CRESSWELL. 

für  Chir.  1877)  —  „Ueher  chirurgische  Behandlung  der  UiMasin  der  Niere^ 
(Deutsche  Zeitschr.  für  prakt.  Med.  1878);  ferner  über  Total-Exstirpation  des  Uterus, 
der  Milz,  des  Kropfes,  eiue  Nephrectomie  wegen  Ureter-Uterusfistel ,  Dehnung  des 
3.  Trigeminusastes  an  der  Schädelbasis  (im  Centralbl.  für  Chir.  1878,  Archiv  für 
Gynäkol.  1879,  80,  83,  Archiv  für  klin.  Chir.  1882,  Verhandl.  der  Deutschen 
Gesellsch.  für  Chh-.  1880,  84)  u.  s.  w. 

Brockhaus,  Conversations-Lexikon.  13.  Aufl.,  Bd.  IV.  pag  663.  G. 

Crell,  Johann  Friedrich  C,  des  berühmten  Schriftstellers  Ludwig 
Christian  C.  Sohn,  1707 — 1747,  studirte  in  Leipzig  bis  1732,  dem  Jahre 
seiner  Promotion,  lehrte  bis  1741  in  Wittenberg  und  von  da  bis  zu  seinem  Tode 
Anatomie,  Physiologie  und  Pharmacie  in  Helmstädt.  Aus  der  grossen  Keihe  seiner 
an  den  Orten  seiner  Wirksamkeit  in  Druck  gegangenen  Schriften  seien  hervor- 
gehoben :  „Düsertatio  de  motu  synchrono  auriculorum  et  ventriculorum  cordü^ 
(Wittenberg  1740)  —  „Dtssertatio  de  functione  partium  solidarum  et  fl\ii- 
darum^  (Daselbst  gleichzeitig)  —  yj Dtssertatio  de  glandularum  in  co^cas  et 
apertas  distincttone^  (Helmstädt  1741)  —  „Dissertatio  de  anatomes  viventium 
necessitate^  (Daselbst  1742)  —  „Dissertatio  de  causis  respirationem  vitalem 
cientibus^  (Daselbst    1743)  —  ^IXssertatio  de  ossibus  sesammdiis^  (1746). 

Crell,  Karl  Justus  Ludwig  C,  aus  Braunschweig,  1772 — 1793,  ist  nur 
der  Unterscheidung  von  dem  Obigen  wegen  anzuführen  als  Verfasser  einer  Commentatio 
über  Diätetik  mehrerer  Aufsätze  in  F.-L.-F.  CaELL*s  chemischen  Annalen  und  einer 
„Commentatio  de  optima  extracta  parandi  methodo  etc."  (Göttingen  1793). 

Biogr.  mid.  III.  Red. 

Creplin,  Friedrich  Heinrich  Christian  C,  1788 — 1863,  entfaltete 
seine  medicinische  Thätigkeit  mehr  in  früheren  Lebensstadien,  als  er  zu  Greifswald 
unter  Rcdolpht,  Haselbeeg  und  Weigel,  später  in  Berlin  unter  Mürsinna  und 
Feiedländer  studirte,  mit  der  Dissertation  ;  „Änimadversiones  in  respirationein 
hominis  et  animalium"  (lÖH)  doctorirte  und  in  Wolgast  bis  1830  als  Arzt 
thätig  war.  Später  als  Assistent  der  naturwissenschaftlichen  Lehranstalten  in  Greifs- 
wald und  von  1853  ab  daselbst  als  Conservator  des  zoologischen  Museums,  widmete 
er  sich  ganz  der  Bearbeitung  der  niederen  Thierclassen,  speciell  der  Entozoen  und 
erwarb  sich  neben  dem  Ruhme  eines  ausserordentlich  glücklichen  Sammlers  den 
eines  der  berühmtesten  Helminthologen  seiner  Zeit. 

Allgem.  Deutsche  Biogr.  lY.  Red. 

Grescenzi,  Francesco  C. ,  Arzt  aus  Palermo,  gestorben  zu  Beginn  des 
17.  Jahrhunderts,  ist  der  Verfasser  von  ^De  morhis  epidemicis  qui  Panormi 
vagahantur  anno  1575,  seu  de peste  ejusque  natura  et  praecautione  tractatus" 
(Palermo  1624).  Ungar. 

Crescenzi,  Nicolaus  C.  (Crescenzo,  auch  Crescenzio),  neapolitanischer 
Arzt  aus  dem  Anfange  des  18.  Jahrhunderts,  bekämpfte  energisch  in  Wort  und 
Schrift  die  echauffirenden  Heilmethoden  des  van  Helmont  und  de  le  Bofi  in  den 
entzündlichen  und  fieberhaften  Krankheiten  und  setzte  an  deren  Stelle  das  kalte 
Wasser  und  das  Eis.  Vgl. :  ;,  Tractatus  physico-medicus,  in  quo  morborum  expli- 
candorumy  potissimum  febrium,  nova  exponitur  ratio"  (Neapel  1711).    xjnicer 

*CreS8WelI,  Pearson  Robert  C,  hauptsächlich  im  Middlesex  HospitAl, 
und  zwar  bis  1859  ausgebildet  und  F.  R.  C.  S.  Edinb.  1873 ,  lebt  in  Merthjr- 
Tydvil  und  fungirt  als  Chief  surgeon  an  den  Dowlais-Eisenwerken,  sowie  als  Ober- 
arzt am  dortigen  Fieberhospital.  Seine  schriftstellerischen  Leistungen  betreffen 
chirurgische  Themata.  Bereits  1868  (in  der  Lancet)  legte  er  in  seiner  grössten 
Arbeit:  „Treatment  on  gun-shot  tcounds  etc."  eine  auf  antiseptische  Principien 
gegründete  Methode  dar.  Red. 


CRICHTON.  —  CRISP.  105 

CrichtolXi  Sir  Alexander  C,  zu  St.  Petersburg,  war  am  2.  December 
1763  zu  Edinburg  geboren,  kam  zu  einem  Chirurgen  daselbst  in  die  Lehre,  wurde 
1785  Doctor,  studirte  weiter  in  London,  Leyden,  Paris,  von  1786  an  in  Stuttgart, 
Wien,  Halle  u.  s.  w. ,  Hess  sich  1789  als  Arzt  in  London  nieder,  übersetzte 
J.  F.  Blumenbach's  „Essay  on  generaU'on'^  (London  1793),  wurde  1794  Phy- 
sician  des  Westminster  Hospital  und  hielt  daselbst  Vorlesungen  über  Chemie,  Materia 
medica  und  praktische  Medicin.  1798  erschien  von  ihm  ein  Werk:  „ An  inquirt/ 
into  ihe  nature  and  origtn  of  mental  derangement,  Gomprehending  a  concise 
systeni  of  the  physiology  and  pathology  of  ihe  human  mind;  etc."  (2  Bde., 
London;  deutsehe  üebers.  Leipzig  1798;  2.  Aufl.  mit  j\nmerk.  u.  Zusätzen  von 
J.  C.  HOFFBAUKR,  Leipzig  1810;  holländische  Uebers.  von  L.  Bicker,  Rotter- 
dam 1802),  durch  welches  er  sich  in  weiteren  Kreisen  bekannt  machte.  Er  wurde 
zum  Leibarzt  des  Herzogs  von  Cambridge  und  1804  des  Kaisers  Alexander 
von  Russland  ernannt,  dessen  Vertrauen  er  bald  in  dem  Masse  gewann,  dass  er 
nach  einigen  Jahren  an  die  Spitze  des  Civil-Medieinal-Departements  gestellt  wurde. 
Er  war  wirkl.  Staatsrath,  General-Stabsarzt  u.  s.  w.  und  machte  sich  besonders 
bei  Tilgung  der  1809  die  südöstlichen  Provinzen  des  russischen  Reiches  verheerenden 
Epidemien  verdient,  na^m  Theil  an  der  Redaction  der  Pharmacopoea  paup.  Petro- 
polit.  fl807)  und  an  der  Herausgabe  der  „Russischen  Sammlung  für  Naturwissen- 
schaft" (seit  1815).  Er  verfasste:  „A  synoptical  table  of  diseases,  exhibiting 
ihetr  arrangement  in  classes,  Orders,  etc."  (London  1805)  —  „An  account  of 
some  experimerUs  made  with  the  vapour  of  boiling  tar,  in  the  eure  of  pul- 
monary consximption"  (Edinburg  1817 ;  französisch  St.  Petersburg  1817;  deutsch 
Braunschweig  1819).  1819  kehrte  er  aus  Gesundheitsrücksichten  nach  England 
zurück,  erhielt  von  Georg  IV.  die  Ritterwürde  und  schrieb  noch:  „Practical 
observations  on  the  treatment  and  eure  of  several  varieties  of  pulmonary  con- 
sumption,  etc."  (London  1823)  und  „Commentaries  on  some  doctrines  of  a 
dangerous  tendency  in  medicine,  and  on  the  general  principles  of  safe  practice" 
(Daselbst  1842).    Er  starb  in  hohem  Alter  zu  Sevenoaks,  Kent,  am  4.  Juni  1856. 

Sein  Nachfolger  in  St.  Petersburg  als  Leibarzt,  wirkl.  Staatsrath  u.  s.  w. 
war  sein  Neffe  Sir  William  C,  von  welchem,  ausser  Aufsätzen  in  der  Petersb. 
verm.  Abhandl.  der  Heilk. ,  eine  Schrift:  „An  account  of  the  introduction  and 
progress  of  the  cholera-morbus  in  Bussia  to  the  end  of  the  year  1830,  etc." 
(Med.-Chir.  Review  1832)  bekannt  ist. 

Munk,  II,  pag.  416.  —  Callisen,  IV,  pag.  409;  XXIII,  pag.  178.  G. 

GrinaSy  Zeitgenosse  des  Nero,  resp.  des  Thbssalus,  kam  nach  Rom 
aus  seinem  Geburtsorte  Massilia,  -gewann  grosses  Vermögen  mittelst  astrologischer 
Medicasterei.  Er  wird  von  Plinics  u.  A.  als  potenter  Gegner  des  Thessalus 
aufgeführt.  Red. 

*Cripps,  William  Harrison  C,  bildete  sich  bis  1872  zu  St.  Bartho- 
lomäus-Hospital in  London  aus  und  wurde  F.  R.  C.  S.  Eng.  1875.  Nach  vierjähriger 
AsBistententhätigkeit  am  St.  Barth.-Hospital  wurde  er  Surgeon  an  demselben  und 
verfasste  eine  Reihe  von  Arbeiten  über  chirurgische  Themen  und  glückliche 
Operationen.  Seine  Hauptarbeiten  bezichen  sich  auf  die  operative  Behandlung  des 
Mastdarmkrebses  und  sind  unter  den  betreffenden  Titeln  1876  und  1880  erschienen. 
In  dem  Transact  of  the  path.  soc.  (1881)  gab  er  auch  eine  „Minute  anatomy 
of  adenoid  rectal  grawths",  in  den  St.  Barth,  hosp.  rep.  (1882)  eine  Darstellung 
der  „Malformation  of  rectum  and  anus",  in  der  Lancet  (1882)  eine  Mittheilung 
über  „Polypus  of  the  rectum".  Bed. 

Grlsp.  Unter  den  diesen  Namen  führenden  Aerzten  ist  hervorzuheben 
Edwards  C,  welcher  sich  mit  Physiologie  und  später  mit  Krankheiten  der  Gallen- 
blase und  des  Magens,  sowie  mit  den  Choleraepidemien  der  Jahre  1849,  1853, 
1854  und  1866  beschäftigte.  Seine  bemerkenswerthesten  physiologischen  Arbeiten 
sind:    „A  treatise  on  the  structuve,  diseases  and  injui-ies  of  the  blood  vessels" 


106  CRISP.  —  CBOCKER. 

(London  1847,  mit  dem  Jacksonian-Preis  1844  gekrönt)  und  „Treatise  on  tke 
structure  and  use  of  the  spieen  etc."  (London  1855).  C.  gab  auch  Anfangs  der 
Fünfziger-Jahre  das  Statist.  Journ.  of  pract.  med.  und  den  London  med.  Examiner 
heraus.  —  In  dieser  Eigenschaft  ist  er  nicht  zu  verwechseln  mit  Frank  C,  1879 
bis  81,  Herausgeber  des  Joum.  of  the  R.  microscop.  soc.  Red. 

Grispo,  Antonio  C,  sicilianischer  Arzt  aus  Trapani,  1600 — 1688.  — 
Seine  Schriften  rechtfertigen  den  grossen  Ruf  nicht,  dessen  er  sich  als  Gelehrter 
und  Arzt  zu  erfreuen  hatte ;  er  wandte  sich  in  den  späteren  Jahren  seines  Lebens 
von  der  Ausübung  der  Heilkunde  ab  und  wurde  Priester.  Unger. 

Critchett,  George  C,  zu  London,  berühmter  Ophthalmolog,  war  1817 
zu  Higbgate  geboren,  war  ein  Zögling  des  London  Hospital,  wurde  1839  anato- 
mischer Prosector  und  später  Surgeon  bei  demselben  und  trat  fast  vom  Anfange 
seiner  Laufbahn  an  mit  dem  London  Ophthalmie  Hospital  in  Verbindung,  nacheinander 
als  Assistant-Surgeon,  Surgeon  und  Consulting  Surgeon.  1870  wurde  er  Mitglied 
des  Council  des  College  of  Surgeons,  war  Vice-Präsident  der  Ophthalmological 
Society  und  einige  Jahre  Ophthalmie  Surgeon  beim  Middlesex  Hospital.  Er  war 
besonders  als  sehr  geschickter  Augenoperateur  bekannt  und  hat  einige  werthvoUe 
neue- Methoden  in  die  Praxis  eingeführt,  so  die  Irido-desis  und  die  in  England 
gebräuchliche  Methode  der  Enucleation  des  Auges.  Unter  seinen  nicht  sehr  zahl- 
reichen literarischen  Leistungen  sind  anzuführen  seine  in  der  Lancet  (1854)  ver- 
öffentlichten „Lectures  on  the  diseases  of  the  eye" ,  ein  Pamphlet:  „Operation 
for  Strabismus  bff  the  subconjunctival  method",  eine  gehaltreiche  Abhandlung  über 
Linearextraction  der  Cataract  (1864)  und  ein  Aufsatz  über  die  Behandlung  der  ober- 
flächlichen Affectionen  des  Auges  (1873).  Sein  Tod  erfolgte  am  1.  November  1882. 

British  Medical  Journal.  1882,  II,  pag.  921.  G. 

*Critchett,  George  Anderson  C,  des  Vorigen  Sohn,  studirte  in  Canter- 
bury  1 867—1873  und  wurde  1872  M.  R.  C.  S.  Eng.  Er  erwählte  die  Ophthalmiatrie 
als  Specialfach  und  schrieb,  als  Cons.  opth.  surgeon  früher  am  Royal  Free  Hospital, 
jetzt  am  St.  Mary's  Hospital  und  einigen  anderen,  über  „Inoculaiion  in  Ophthalmie 
practice"  (Med.  Exam.  1876)  —  „lieber  Atropinanwendung  ziir  Correctur  von 
Refractionsirrthümern"  (1880)  —  „Behandlung  der  angeborenen  Cataract"  (1882) 
und  Aehnl.    Auch  gab  er  ILarten  zur  Bestimmung  des  Sehfeldes  heraus.      Red. 

'^Croce,  GiovanniAndrea  della  C.  (de  Cruce,  a  Cruce,  Crucejüs), 
war  aus  Venedig  gebürtig,  wo  er  um  1560  mit  grosser  Auszeichnung  die  Chirurgie 
ausübte.  Seine  Schriften  sind  :  „Chirurgiae  libri  septem"  (Venedig  1573,  fol.)  — 
yyChirurgiae  universalis  opus  absolutum.  etc."  (Venedig  1573,  fol. ;  1596),  auch 
in 's  Italienische  übersetzt  als  „Cirurgia  universale  e  perfetta  di  tutte  le  parti 
pertinenti  alV  ottimo  chirurgo"  (Venedig  1574,  fol. ;  1583;  1603;  1605); 
deutsche  üebers.  von  Peter  UFFE^'BACH  u.  d.  T. :  „Officina  aurea,  das  ist, 
güldene  Werckstatt  der  Chirurgy  oder  Wundt  Artzney  u.  s.  w,"  (Frankf.  a.  M. 
1607).  Dieses  Werk  enthält  eine  Menge  werthvoller  eigener  Beobachtungen,  berück- 
sichtigt aber  auch  gebühren dermassen  die  Leistungen  der  Griechen  und  Araber. 
Besondere  Beachtung  erfahren  die  Verletzungen,  auch  die  durch  Schusswaffen  ent- 
standenen; namentlich  ist  die  Trepanation  ausführlich  abgehandelt  und  sind  alle 
bei  derselben  vor  und  zu  seiner  Zeit  gebrauchten  Instrumente  abgebildet. 

Brambilla,  T.  II,  P.  2,  pag!  196.  —  Dict.  bist.  I,  pag.  889.  Gurlt. 

Croce,  Vinoenzo  della  C,  bekannter  als  Alsario  della  C, 
s.  Bd.  I,  pag.  113. 

*Crocker,  Henry  Radcliffe  C,  wurde  1875  in  London  zum  Med.  Dr. 
promovii-t  und  M.  R.  C.  P.  Lond.  1877.  Er  bekleidete  Assistenzstellen  an  ver- 
schiedenen Hospitälern  der  Hauptstadt  und  machte  sich  bekannt  durch  die  „Minute 
anatomy  of  dysidrosis"  (zusammen  mit  TiLBüRY  Fox  in  den  Pathol.  transaet. 
1878)  —  die  „Histology  and  pathologie  of  morphoea"  (Ebenda  1880).  Vorher 


CROCKEB.  —  CROONE.  107 

mehrere  therapeutische  Mittheiluogen ,  so:  r^^^y  araroha  poicder  and  chryso- 
phanic  acid  in  the  tre'atment  of  ringworm'^  (Laneet  1877)  —  „Lectures  on 
true  liehen^  (Ebenda  1881)  —  „Thymol  in  the  treatment  of  tkin  diseases" 
(Biit.  med.  JoTum.  1878)  etc.  Ke^ 

*Crocq,  Jean  C,  zu  Brüssel  am  23.  Januar  1824  geboren,  ist  üniver- 
sitätsprofessor  zu  Brüssel,  Leiter  der  inneren  Klinik  am  dortigen  Hospital  St.  Jean, 
Mitglied  de«  belgischen  Senates,  Vorsitzender  mehrerer  belgischer  und  Mitglied  sehr 
vieler  auslandischer  Gesellschaften.  Seine  Arbeiten  beziehen  sich  —  wie  die  über 
Fracturen  (1849),  Tumor  albus  (1853),  Behandlung  der  Gelenkleiden  (1856), 
Abscessbehandlung  (1873,  sämmtlich  in  Brüssel  erschienen)  —  mehr  auf  chirurgische 
Themata,  theils  auch  auf  solche  der  Veterinärmedicin,  so  z.  B. :  „De  la  percussion 
et  de  auscultation ,  appliquies  aux  maladies  de  poitrine  du  cheval"  (Brüssel 
1851),  über  epizootische  Pleuropneumonien  (1856 — 1857)  etc.  —  und  der  inneren 
Klinik  (über  Typhus  1849,  Anwendung  des  Silbemitrats  1858,  Lungenanthrakose 
1862,  metastatische  Parotitiden  1874  etc.).  Auch  erschienen  von  ihm;  yyCompte 
rendu  gSnSral  des  travaux  etc.  [1841—1866]''  (Brüssel  1867  und  Brüssel  1875): 
„Louise  Lateau  devant  la  physiologie  et  la  patkologie" .  Das  Buch  C.'s  über 
Fracturen  wurde  von  Bubgeb,  das  über  die  Auscultation  und  Percussion  beim 
Pferde  von  Kreutzer  deutsch  herausgegeben.  ^j^^  ^j^^  Corput.  --  Red. 

*  Croft,  John  C,  vollendete  seine  Studien  am  St.  Thomas-Hospital  1^54 
und  wurde  F.  R.  C.  S.  Eng.  1859.  Ausser  am  St.  Thomas-Hosp.  war  er  auch  längere 
Zeit  an  anderen  Anstalten  thätig,  so  als  Cons.  surgeon  am  Magdalenen- Hospital, 
Hounslow  cott.-Hospital  und  an  dem  Seemannsspital  „Dreadnought".  Er  hat  eine 
Reihe  von  Arbeiten,  besonders  chirurgischen  Inhalts,  geschrieben,  darunter  eine 
hervorzuhebende  über  die  chirurgische  Bedeutung  des  Delirium  ti'emens  (St.  Thomas 
Hospital  reports  1870)  sowie  neuerdings :  „Exctsion  of  hip-Joint»  47  cases*^  (Clin. 
80C.  transact.  1880)  und  „Tubercular  disease  of  joints^  (Path.  soc.  trans.  1881). 

Red. 

CroU,  Oswalde,  1580 — 1609,  Leibarzt  des  Fürsten  Christian  von 
Anhalt-Bemburg ,  war  ein  begeisterter  Paracelsist,  der  über  manche  Arzneimittel 
und  Compositionen ,  die  seinerzeit  in  Ansehen  standen ,  Aufschlüsse  gab  (Calomel, 
Tartarus  vitriolatus,  Knallgold  etc.).  Sein  Werk:  „Basilia  chymica"  wurde  zuerst 
in  Frankfurt  1608,  dann  sehr  häufig  (18mal)  und  in  sämmtlichen  Cultursprachen, 
zuletzt  London  1670  aufgelegt.  Sein  „  Tractatus  de  signaturis"  erschien  Leipzig  1634. 

Allgem.  Deutsche  Biogr.  IV.  —  Biogr.  med.  III.  Red. 

*Croly,  Henry  Gray  C,  zu  Dublin,  erhielt  seine  medicinische  Ausbil- 
dung an  dortigen  Anstalten  1854—1857,  wurde  M.  R.  Q.  C.  P.  Irel.  1881  und 
fungirte  16  Jahre  als  Surgeon  und  Lehrer  der  operativen  Chirurgie  am  Dublin 
Hospital ,  sowie  gleichzeitig  (20  Jahre)  als  Surgeon  des  Armen-Instituts.  Seine 
Arbeiten  (sämmtlich  im  Dublin  quart.  Joum.  of  med.  sc.  publicirt)  betreffen  chirur- 
gische Themata,  resp.  bemerkenswerthe  gelungene  Operationen.  Red. 

Cronenburglus,  Bernhard  C,  s.  Dessen. 

Groone,  William  C. ,  zu  London ,  war  daselbst  geboren ,  erhielt  seine 
Erziehung  in  Cambridge,  wurde  dort  1659  Professor  der  Rhetorik  am  Gresham 
College  und  1663  Doctor  der  Medicin.  Nachdem  er  Mitglied  des  College  of  Phy- 
sicians geworden,  bekam  er  1670  eine  Anstellung  als  Docent  der  Anatomie  bei 
der  Surgeon's  Hall  in  London  und  starb  am  12.  October  1684.  An  schriftstellerischen 
Arbeiten  sind  von  ihm  nur  eine  Abhandlung:  „De  ovo**  (Philos.  Transact.)  und 
eine  kleine  Schrift:  „De  ratione  motus  musculorum'*  (Amst.  1676)  bekannt. 
Dagegen  lebt  sein  Gedächtniss  fort  in  den  von  ihm  gestifteten,  beim  Royal  College 
of  Physicians  und  bei  der  Royal  Society  zu  haltenden  und  noch  heute  seinen 
Namen  tragenden  Vorlesungen. 

Munk,  I,  pag.  369.  G. 


108  CR03BY.  —  CROWTHER. 

Crosby.  Aus  der  Reihe  verstorbener  und  lebender  amerikanischer  Aerzte, 
welche  den  Namen  C.  führen,  sind  hervorzuheben:  Dixi  C,  1801 — 1873,  der 
1854  wegen  der  Exarticulation  der  Schulter  incl.  der  Scapnla  und  drei  Vlüfeln 
der  Clavicula  vor  dem  Windsor  county  court  einen  Process  zu  bestehen  hatte  — 
und  dessen  Sohn  Alpheus  Benning  C. ,  welcher  in  einer  1875  erschienenen 
Monographie  den  vollständigen  Bericht  über  den  Hergang  dieser  Operation,  ausserdem 
jedoch  noch  eine  Reihe  von  Gelegenheiteschriften,  Adressen  etc.  und  eine  medicinische 
Geschichte  von  New-Hampshire  publicirte  (Nashau  1870).  Sein  Geburtsjahr  war 
1832,  sein  Todesjahr  1877.  Ked. 

Crosse,  John  Green  C,  zu  Norwich,  verdienstvoller  Chirurg,  war  1790 
zu  Stowmarket  geboren,  machte  seine  Studien  zu  London  im  St.  George's  Hospital 
und  in  der  anatomischen  Schule  von  Windraill  Street,  war  einige  Zeit  lang  anato- 
mischer Prosector  bei  der  Dubliner  Universität,  unternahm  1814,  15  eine  Reise 
nach  Frankreich,  besuchte  namentlich  Paris  und  Montpellier  und  veröffentlichte 
darüber  „Sketches  of  the  medical  schools  of  Paris,  ....  and  exhibiting  the 
actual  State  of  medical  Instruction  in  the  French  metropolis^  (Glasgow  1815, 
mit  2  Tf. ;  französ.  üebers.  von  Elte  Revel,  Paris  1820).  Er  Hess  sich  darauf 
in  Norwich  nieder  und  schrieb,  ausser  verschiedenen  Aufsätzen  in  TflOMSOX*s 
Annais  of  Philos.  (1815,  16)  und  im  Lond.  Med.  Repository  (1817):  „Ahistory 
of  the  variolous  epidemic  which  occurred  in  Korwich,  in  the  year  1819,  etc,"^ 
(London  1820).  1823  wurde  er  im  Norfolk  and  Norwich  Hospital  Assistaut- 
Surgeon,  1826  Surgeon  und  füllte  diese  Stellung  eine  lange  Reihe  von  Jahren  in 
hervorragender  Weise  aus,  war  namentlich  als  Lithotomist  berühmt.  lieber  die 
Steinkrankheit  publicirte  er  ein  1833  mit  dem  jACKSON'schen  Preise  gekröntes 
Werk:  „A  treatise  on  the  formation,  constituents  and  extr actum  of  the  urinary 
calculus  etc.^  (London  1835,  4.  mit  Tf.).  W^eitere  Schriften  von  ihm  sind  noch: 
„A  memoir  vpon  the  viethod  of  securely  closing  moist  anatomical  preparations 
preserved  in  spirits^  (Worcester  1836)  —  „77ie  retrospective  address  vjyon 
medical  science  and  litterature;  delivered  ,  .  .  at  Manchester  etc.*^  (Worcester 
1836)  —  „An  essay,  literary  and  practical,  on  inversio  uteri"  (Th.  1,  London 
1845);  auch  gab  er  eine  Biographie  von  Edw.  Rigbie  heraus,  die  dessen  Schrift 
;,0n  uterine  haemorrhage"  (6.  Aufl.  1822)  angehängt  ist.  Er  wurde  1836  Mitglied 
der  Royal  Society  in  London  und  1845  wurde  ihm  von  der  Universität  St.  Andrews 
die  Doctorwürde  verliehen.  Seit  der  Gründung  der  Provincial  Medical  and  Physical 
Association  war  er  eines  der  eifrigsten  Mitglieder  derselben  und  1846  ihr  Präsident. 
Allgemein  betrauert  starb  er  am  9.  Juni  1850. 

G.  M.  Humphrv  in  Provinc.  Med.  and  Surg.  Journ.  1850,  pag.  609  f nicht  zugäng- 
lich). —  Dechambre,  XXIII,  pag.  406.  —  Callisen,  IV,  pag.  418;  XXAai,  pag    179. 

Gurlt. 

Growtlier,  Bryan  C. ,  zu  London,  war  1765  geboren,  wurd^  1793 
Surgeon  der  Bridewell  and  Bethlem  Hospitals  und  war  später  am  Bethlem  und 
Middlesex  Hospital.  Er  schrieb:  „Practical  observatioiis  on  the  disease  of  the 
joints,  commonly  called  white-swelling ;  etc."  (London  1797:  2.  Aufl.  1808)  — 
„Practical  remarks  on  insanity,  etc."  (London  1807;  2.  Aufl.  1811)  —  „New 
diseases,  The  rabies  piratica ;....;  also,  the  furor  HippocraticuSj  or  graeco- 
mania,  tcith  its  treatment"  (London  1810).    Er  starb  1840. 

Dechambre,  XXIII,  pag.  584.  —  Callisen,  IV,  pag.  421.  G. 

Crowtlier,  Cabb  C. ,  zu  Wakefield,  wurde  1793  zu  Edinburg  Doctor, 
war  später  Senior  Physician  am  Pauper  Lunatic  Asylum  und  dem  General  Dis- 
pensary  des  erstgenannten  Ortes.  Er  schrieb  verschiedene  Aufsätze  im  Edinb.  Med. 
and  Surg.  Journ.  (1806,  26),  über  einen  Abscess  in  den  Bauchmuskeln  und  ver- 
mischte Beobachtungen,  sowie  einige  Schriften:  „Some  ohservations  respecting 
the  managemenf  of  the  paifper  lunatic  asylum  at  Wakefield"  (Wakefield  1830)  — 


r 


CROWTHEB.  —  CRÜSELL.  109 

^Observations  on  the  management  of  mad-kouses,  etc,^  (London  1838) ;  ausser- 
dem Aufsatze  in  der  London  Med.  Gaz.  u.  s.  w. 

Callisen,  IV,  pag.  422;  XXVII,  pag.  181.  G. 

Crügener,  L.  Michael  C. ,  wirkte  und  schrieb  zu  Regeusburg  in  der 
iweiten  Hälfte  des  17.  Jahrhunderts.  Von  seinen  Publicationen  pflegen  angeführt 
zu  werden:  „Materta  perlata,  d.  i.  Edle  und  bewehrte  Artzeney^  (1676)  — 
XXV  medicinüch-historische  Episteln  oder  Äuffgezeichnete  Ouren  etc."  (1679) 
und  deren  Fortsetzung  (1680).  ^^^ 

Cruiksliank,  William  C,  Anatom  in  Edinburg  1745 — 1800,  war  der 
Freund  und  Assistent  W.  Hünter's,  auch  der  Erbe  von  dessen  reichen  Samm- 
lungen. Bei  seinem  zu  London  erfolgten  Tode  blickte  C.  auf  eine  grössere  Reihe 
von  Werken  zurück,  unter  welchen  in  erster  Reihe  zu  nennen  sind:  „Experiments 
on  the  insensible  Perspiration  of  the  human  body,  shewing  its  affinity  to  respi- 
ratwn"  (London  1779,  1795;  deutsch  Leipzig  1798)  —  „An  account  of  two 
cases  of  the  diabetes  mellitus;  by  John  Rollo  etc.**  (London  1797,  2  Bde.; 
deutsch  Leipzig  1800,  Stendal  1801;  auch  französisch)  —  „Anatomy  of  the 
absorbing  vessels  of  the  human  body"  (London  1786;  Paris  1787;  deutsch 
Leipzig  1789)  —  „Mewoirs  of  the  yellow  fever  in  Philadelphia  etc."  (Phila- 
delphia 1798,  mit  einer  im  nämlichen  Jahre  erschienenen  Ergänzung  und  einem 
weiteren  daselbst  1800  erschienenen  Zusatz).  Ausser  zahlreichen  Aufsätzen  in  den 
Philos.  Transact.  ist  noch  der  Brief  an  M.  Clarc  über  Calomelresorption  (London 
1779)  zu  erwähnen. 

Biogr.  in6d.  III.  Red. 

CruSP,  Karl  Friedrich  Wilhelm  C,  zu  Königsberg  i.  Pr.,  war  am 
13.  Mai  1803  zu  Mietau  in  Kurland  geboren,  studirte  von  1820  an  in  Königs- 
berg und  Berlin  Medicin,  wurde  an  letztgenanntem  Orte  1825  mit  einer  botanischen 
Dissertation  Doctor,  Hess  sich  in  Königsberg  1826  als  Arzt  nieder,  wurde  1828 
bei  der  dortigen  Universität  Privatdocent,  1840  Prof.  e.  o.  ond  1844  Prof.  ord. 
der  Materia  medica.  Ausser  seiner  Diss.  pro  venia  legendi,  die  ebenfalls  ein  botanisches 
Thema  behandelt,  sind  von  Schriften  nur  anzuführen:  „Ueber  die  acute  Bron- 
chitis der  Kinder  und  ihr  Verhältniss  zu  den  verwandten  Krankheitsformen" 
(Königsberg  1839)  —  n^^^  Lehre  von  der  Entzündung.  Physiologisch-patholo- 
gische Bemerkungen"  (auch  in  RUST*S  Magazin,  Bd.  LI,  1838).  Er  starb  am 
3.  Februar  1873. 

V.  Recke  und  Napiersky,  I,  pag.  382;  II,  pag.  601.  —  Beise,  I,  pag.  139.  — 
Callisen,  IV,  pag.  425j  XXVII,  pag.  181.  ^ 

Crumpe,  Samuel  C,  1766 — 1796,  zu  Limerick  in  Irland  praktisch 
thätig,  sicherte  sieh  ein  Andenken  durch  den  „Essay  on  the  best  means  of  pro- 
viding  employment  for  the  people"  (Dublin  1793,  1795;  deutsch  Leipzig  1796) 
und  „Inquiry  into  the  nature  and  properties  of  opium  etc."  (London  1793; 
deutsch  —  von  SchE£L  —  Kopenhagen  1796  und  Leipzig  1797). 

Biogr.  mid.  DI.  Red. 

Cruscianus,  s.  Torbigiano. 

Crosell,  Gustav  Samuel  C,  Erfinder  der  Galvanokaustik,  Provinzial- 
arzt  in  Kexholm  (Finnland).  Geboren  den  30.  Juni  1810.  Studirte  in  Helsingfors, 
wurde  Licentiat  der  Medicin  1838  und  Medieinae  Doctor  1840,  Provinzialarzt  in 
Kexholm  1842.  Errichtete  in  Moskwa  1845  und  dann  in  St.  Petersburg  1849 
Privatheilanstalten  für  galvanokaustische  Behandlung.  Privatdocent  in  Helsingfors 
1857.  Gestorben  den  24.  October  1858.  —  C.  war  einer  von  den  ersten  Aerzten, 
die  sich  mit  der  Anwendung  des  Galvanismus  in  der  Medicin  beschäftigten.  Mit 
Verleugnung  der  vitalen  Einwirkungen ,  sprach  er  die  Ansicht  aus ,  dass  der  Gal- 
vanismus nur  chemisch  wirken  könne.    Da  erfand,  dass  der  positive  galvanische 


110  CßUSELL.  —  CßüVEILHIER. 

Pol  eine  coagulirende  und  der  negative  eine  auflösende  Wirkung  hatte,  experi- 
mentirte  er  viel  mit  der  Anwendung  des  Galvanismus  in  der  Behandlung  von 
Strieturen,  Carcinomen,  Geschwüren  u.  s.  w.  und  setzte  dazu  nöthige  Instrumente 
zusammen.  Ihm  gebührt  die  Erfindung  der  Oalvanocaustik,  obgleich  diese  Entdeckung 
nicht  seinen  Namen  trägt.  In  einem  Aufsatze:  „Coinmunication  prSalable  de  la 
gahanocaustte*^  (Bulletin  phys.  math.  de  TAcad.  Imp.  d.  Sciences  de  St.  Peters- 
bonrg,  T.  VI,  1848)  hat  er  seine  Experimente  und  seine  Ideen  dargestellt  und  in 
T.  XII  (1854)  findet  sich  eine  ^^ Lettre  (riclamation  de prioriti  contre  M.Amussat)^. 
Ausser  kleineren  Aufsätzen  in  den  genanuten  Bulletins,  betreffend  die  Anwendung  des 
Galvanismus,  hat  C.  noch  geschrieben:  „Om  det  utböjda  pyrokaustiska  hjulet 
och  den  pyrokaustiska  knifven^  (von  dem  pyrokaustischen  Rade  und  Messer, 
Helsingfors  1857)  und  „  lieber  den  Galvanismus  als  chemisches  Heilmittel  gegen 
örtliche  Krankheiten''  (St.  Peterb.  1841,  Zusätze  I—III,  1842—1844).  Der 
pyrokaustische  Apparat  Crusell's  ist  ein  Vorgänger  von  Paqüelin's  Thermocauter. 

0.  Hjelt. 

Grutta,  Dominicus  C,  geboren  in  Constantinopel,  studirte  Medicin  in 
Leyden,  wurde  Dr.  med.  ebendaselbst  am  24.  März  1740,  ging  nach  Petersburg, 
wurde  daselbst  am  23.  September  1769  examinirt  und  als  jüngerer  Physicus  ange- 
stellt.  1771  wurde  er  nach  Charkow  commandirt,  kehrte  1772  nach  Petersburg 
zurück  und  starb  am  12.  Januar  1799. 

Tschistowltsch,  CXCII.  L.  Stieda. 

Cruveülller,  Johann  C,  wurde  am  9.  Februar  1791  zu  Limoges  geboren. 
Da  sein  Vater  als  Militärarzt  den  Truppen  der  Republik  folgen  musste,  so  fiel  die 
Erziehung  des  Knaben  wesentlich  der  Mutter  zu ;  die  tiefe,  obwohl  von  aller  Schein- 
heiligkeit und  Unduldsamkeit  gegen  x\ndersdenkende  freie  Religiosität  C.'s  dürfte 
hierin  ihre  Erklärung  finden.  Obwohl  seine  Neigung  dem  geistlichen  Stande  galt, 
musste  er  doch  auf  Befehl  seines  energischen  Vaters  sich  der  Medicin  widmen. 
Von  seinem  Vater  an  Dupuytren  empfohlen,  der  bald  sein  eifriger  Gönner  ward, 
kam  der  19jährige  C.  um  die  Mitte  des  Jahres  1810  nach  Paris.  Die  ersten 
Sectionen  aber  erregten  in  ihm  ein  derartiges  Grauen,  dass  er  seiner  alten  Neigung 
zum  geistlichen  Stande  nachgab  und  in  das  Seminar  zum  heil.  Sulpicius  eintrat, 
aus  dem  ihn  aber  der  von  Limoges  herbeigeeilte  Vater  bald  zur  Medicin  zurück- 
trieb. 1816,  im  25.  Jahre,  ward  C.  zum  Doctor  promovirt,  seine  These  war: 
„Essai  sur  V Anatomie  pathologique  en  gSniral  et  sur  les  transformations  et 
productions  organiques  en  particulier*'  (Paris  1816 ,  2  vol.).  Das  wesentlich 
Neue  darin  war  die  Weise  der  Classification,  wobei  nicht  die  Organe,  sondern  die 
pathologisch-anatomischen  Veränderungen  als  Eintheilungsprincip  verwendet  worden, 
die  Hauptgedanken  hatte  er  den  Vorträgen  Düpüytren's  entnommen.  Er  kehrte 
in  seine  Vaterstadt  zurück,  heiratete  bald  darauf,  prakticirte  dort  bis  zum  Jahre 
1823,  wo  er  auf  Andrängen  seines  Vaters  sich  am  Concurse  für  eine  ausserordent- 
liche Professur  betheiligte,  den  ersten  Platz  gewann  und  bald  darauf  durch 
Dupuytren  *s  Protection  die  Professur  der  Chirurgie  in  Montpellier  erhielt.  Er  war 
eben  im  Begrifife,  diese  Professur  aufzugeben  und  nach  Limoges  zu  seiner  Praxis 
zurückzukehren,  als  er  durch  den  ünterrichtsminister,  Bischof  Frayss in ous,  der 
ihn  während  des  Aufenthaltes  im  Seminar  St.  Sulpice  kennen  gelernt  hatte,  von 
dem  unerwarteten  Tode  P.  A.  Beclard's  benachrichtigt  und  zur  Concurrenz  um 
dessen  Stelle  ermuthigt  ward;  am  10.  November  1825  hielt  C.  in  Paris  seine  Antritts- 
rede als  Professor  der  descriptiven  Anatomie.  1836,  als  durch  ein  Legat  Dopüytren's 
die  Mittel  zur  Creirung  einer  selbständigen  Lehrkanzel  für .  pathologische  Anatomie 
an  der  Pariser  Universität  geboten  waren ,  vertauschte  C.  seine  bisherige  Professur 
mit  jener  der  pathologischen  Anatomie.  Er  hat  in  letzterer  Stellung  mehr  als 
30  Jahre  gewirkt.  Schon  1830  war  er  Oberarzt  und  Director  des  Hospice  de  la 
maternit6,  später  an  der  Salp6tri6re  und  Charit^.  C.  war  ein  sehr  gesuchter  Arzt, 
1,835    ward   er  Hausarzt  Talleyrand's  ,    um  dieselbe  Zeit  öffneten  sich  ihm  die 


CRUVEILHIER.  —  CÜBA.  111 

Pforten  der  Akademie.  Er  starb  auf  seinem  Landgute  in  Sussac  bei  Limog'es  an 
einer  rechtsseitigen  Lungen-Rippenfellentzündung  am  10.  März  1874  im  83.  Jahre. 
Ausser  dem  erwähnten  Essai  sehrieb  C.  noch  folgende  Werke:  „Midedne  dclairSe 
par  Uanatomie  et  la  physiologie  pathologique*^  (Paris  1821)  —  „Anatomie 
pathologique  du  carps  kumam^  (Paris  1830—1842,  2  vol.,  gr.  Fol.  mit  230  Taf., 
einer  der  reichhaltigsten  Atlanten  der  pathologischen  Anatomie,  nach  künstlerischer 
Ausstattung  der  erste)  —  „Trattd  d^ancUomie  deacriptive^  (Paris  1833  5  5.  Aufl. 
1872,  3  Bde.)  —  „Anatomie  da  Systeme  nerveux**  (Paris  1845)  —  „TraitS 
d!anatom%e  pathologique  g&nSrale^  (Paris  1849 — 64,  5  Bde.).  Ausserdem  gab  er 
1840  das  Leben  Dopuytrbn's  heraus  und  nahm  seit  1826  lebhaftesten  Antheil 
an  dem  Bulletin  de  la  Sociötö  anatomique,  deren  Präsident  er  war.  —  C,  mit 
Morgagni  oft  verglichen,  ist  wie  dieser  ausgezeichnet  in  der  normalen  Anatomie 
und  illustrirt  in  ähnlicher  Weise  seine  Sectionsbefunde  mit  Krankengeschichten. 
Seine  ungenügende  Kenntniss  der  auswärtigen,  besonders  der  deutschen  Literatur, 
der  Chemie,  der  Histologie,  obwohl  er  deren  Wichtigkeit  bereitwilligst  anerkannte, 
der  Umstand,  dass  sein  Atlas  der  Natur  der  Sache  nach  nur  eine  Blumenlese 
interessanter  Fälle,  kein  abgeschlossenes  Ganze  sein  konnte,  dass  sein  Hauptwerk 
(Trait6  d'anat.  path.  g6n.)  nach  einem  sehr  unhandsamen  Systeme  (nicht  nach  den 
Organen,  sondern  nach  den  Erkrankungen)  angeordnet  war,  der  Umstand  schliesslich, 
dass,  als  dessen  letzten  Bände  nach  langer  Unterbrechung  erschienen,  es  durch 
andere  Werke  in  vielen  Beziehungen  bereits  überholt  war,  haben  ausserhalb  Frank- 
reichs die  volle  Würdigung  seiner  Schriften  beeinträchtigt,  obwohl  sie  dem  patho- 
logischen Anatomen,  besonders  in  Bezug  auf  Chirurgie  und  Erkrankungen  des 
Centralnervensystems,  eine  Fülle  seltener  Fälle  bieten. 

Notice  snr  la  vie  et  les  travaux  de  M.  Cravellhier,  Ine  dans  la  s^ance  publique 
annuelle  de  rAcad^mle  de  mödecine ,  le  4  mai  1875 ,  pag.  ^59 — 287  in  Notices  et  portralts 
eloges  Ins  a  racademie  de  medecine  par  J.  Beclard,  Paris,  G.  Masson,  1878. 

G.  Scheuthauer. 

*C8atary,  Ludwig  von  C. ,  zu  Grosswardein  1832  geboren,  an  den 
Kämpfen  der  Jahre  1848 — 1849  betheiligt  und  bis  1851  in  türkischen  Diensten, 
studirte  in  Wien  bis  zur  Promotion  (1855).  Sowohl  *  als  Physicus  des  Comitates 
fiitar,  wie  im  ungarischen  Landes-Sanitätsrath  widmete  er  sich  der  Staatsarznei- 
knnde,  schrieb  hierauf  Bezügliches  („Qerichtliche  Medicin^  —  „Sanitätspolizei") 
und  betheiligte  sich  an  der  Ausarbeitung  des  ungarischen  Gesundheitsgesetzes  (1876), 
sowie  an  den  hygienischen  Congressen,  resp.  Ausstellungen  zu  Brüssel,  Paris, 
London,  Amsterdam,  Genf,  Berlin.  Red. 

/Cuba,  Johann  von  C.  (auch  CuBE,  mit  dem  Familiennamen  Wonnecke 
oder  Dbonnecke).  Von  seinen  Lebensumständen  wissen  wir,  dass  er  Stadtarzt  in 
Augsburg  war,  später,  1484 — 1495,  kommt  er  als  Stadtarzt  (Physicus)  in  Frank- 
furt vor.  In  dieser  Stellung  verfasste  er  ein  Eräuterbuch,  wozu  er  die  Materialien 
benutzte,  welche  er  von  einem  Begleiter  der  Expedition  erhielt,  die  der  Ritter 
Bernhard  von  Breydenbach,  des  Doms  zu  Mainz  Kämmerer,  mit  dem  Grafen 
Johann  von  Solms-Münzenberg,  Ritter  Philipp  von  Bücken  und 
anderen  Adeligen  1483 — 84  in's  heilige  Land  unternommen  hatte.  Das  erwähnte 
Kränterbuoh  erschien  1484  unter  dem  Titel  „Herbarius"  und  in  mehr  populär 
gekürzter  Fassung  als  „Ortus  (Hortus)  sanitatis^  (1485).  Beide  Werke  sind 
ihrem  Wesen  nach  eine  Armenpharmacopoe ,  welche  die  dem  Menschen  nützlichen 
Stoffe  aus  allen  drei  Naturreichen  beschreibt ;  sie  sind  zuerst  mit  Abbildungen  aus- 
gestattet und  fanden  bei  der  Armuth  der  Literatur  jener  Zeit  an  naturhistorischen 
Schriften  einen  so  ausserordentlichen  Beifall,  dass  sie  in  unzähligenAusgaben 
erschienen  (bis  1630)  und  in  alle  Sprachen  übersetzt  worden  sind. 

Eine  ausführliche  biographisch-bibliographische  Notiz  über  J.  v.  C.  habe  ich  gegeben 
im  Janas,  1846 ,  I ,  pag.  779  und  im  Archiv  für  Frankfurts  Geschichte  und  Kunst ,  7.  Heft, 
1855;  kürzer  in  meiner  Geschichte  der  Heilkunde  otc.  in  Frankfurt  a.  M. ,  1847,  pag.  287; 
ausserdem  Graefe's  Lehrbuch  der  allgemeinen  Literaturgeschichte  des  Mittelalters,  II.  Abth., 
1.  Hälfte,  pag.  574.  —  Biogr.  univ.   —  Deutsche  Biographie.  yf^  Stricker. 


112  CÜELLAR.  —  CULLEN. 

Cuellar,  Francisco  C,  zu  Coimbra,  war  daselbst  Professor  der  Medlcin 
um  die  Mitte  des  16.  Jahrhunderts  und  ist  wegen  seiner  Studien,  die  er  über 
HiPPOKKATES  gemacht  hat,  anzuführen.  Er.  gab  darüber  ein  auf  der  iberisehen 
Halbinsel  sehr  geschätztes  Werk  heraus:  „Opus  insigne  ad  libros  tres  praedic- 
tionum  Hippocratis  etc.^  (Coimbrae  1543,  fol.),  in  welchem  er  die  Commentare 
des  Galenus  Wort  für  Wort  anführt  und  seine  eigenen  hinzufügt. 

Dochambre,  XXIV,  pag.  181.  G. 

*Culbert80n,  H,  C,  seit  Anfang  der  Sechziger-Jahre  in  Cincinnati  thädg, 
trat  zuerst  mit  einem  „Prize  essay  on  the  use  of  anaestlietics  in  obstetncs^ 
(Cincinnati  1862)  schriftstellerisch  hervor  und  behandelte  in  ausführlicher  Mono- 
graphie die  „Excision  of  the  larger  joirvta  of  the  extremities"  (Philadelphia  lb76). 
Spätere  Publicationen  (1877 — 1880)  sind  ophthalmologischen  Inhalts.  Red. 

(Julien,  William  C,  wurde  am  11.  December  1712  in  der  schottischen 
Grafschaft  Lamark  geboren,  war  erst  Landarzt,  dann  Bürgermeister  zu  Hamilton  ; 
in  sehr  bedrängten  Verhältnissen  lebend,  knüpfte  er  eine  innige  Freundschaft  mit 
dem  in  gleicher  Lage  befindlichen  William  Hunter  an  und  wurde  später,  vielleicht 
nicht  ohne  Zuthun  des  Letzteren,  zuerst  Professor  in  Glasgow,  dann  in  Edinburg, 
und  zwar  war  er  mit  den  Vorlesungen  über  Chemie  und  dann  über  Pharmakologie 
und  endlich  über  theoretische  Medicin  betraut,  üeberdies  lehrte  er  später  praktische 
Medicin,  doch  liegt  seine  Bedeutung  nicht  in  dem  klinischen  Fache.  Wenn  er  auch, 
nach  seinen  Angaben  zu  urtheilen,  ein  grösseres  Krankenmaterial  zur  Beobachtung 
hatte,  so  erkennt  man  doch  in  seinen  Schriften  keinen  hei-vorragenden  diagnostischen 
Scharfblick;  auch  sind,  obwohl  er  einen  grossen  Arzneischatz  beherrscht,  vor- 
urtheilsfreie ,  brauchbare  Urtheile  über  Wirkungen  der  Medicamente  nicht  eben 
überreichlieh.  Bemerkenswerth  ist  auch  unter  Anderem,  dass  er,  obwohl  von  der 
AüENBKUGGER'schen  Entdeckung  der  Percussion  unterrichtet,  deren  ungeheure  Trag- 
weite ftlr  die  praktische  Heilkunde  nicht  erfasste.  In  der  That  wird  sein  Name  immer 
nur  für  die  Geschichte  der  medicinischen  Doctrinen ,  also  im  eigentlichen  Sinne  nur 
eine  historische  Bedeutung  beanspruchen  können,  aber  auch  hier  nur  mit  etwas 
Einschränkung,  denn  einerseits  hat  er  sich  eingehend  nur  mit  der  Theorie  einiger 
Krankheitsgruppen  befasst  und  andererseits,  bei  aller  scharfen  und  unleugbar  geist- 
vollen Kritik  anderer  Systeme,  keine  Consequenz  in  seinem  eigenen  bekundet.  C.  ist 
hierin,  wie  es  auch  schon  von  anderer  Seite  mit  Recht  bezeichnet  worden,  geradezu 
einseitig.  Den  Chemismus  des  Bobrhaave,  den  er  mitsammt  den  Commentarien  des 
VAN  SwiETEN  eifrig  studirt  hat  und  als  Praktiker  aller  Zeiten  verehrt,  bekämpft  er 
und  ebenso  tritt  er  auch  dem  Animismus  Stahl's  entgegen;  am  meisten  nähert 
er  sich  Fr.  Hoffmann,  wenn  er  sich  auch  nicht  ganz  dessen  bewusst  zu  sein 
scheint  und  freilich  im  Einklänge  mit  der  HALLER'schen  Lehre  und  in  Hinblick 
auf  die  pathologisch  -  anatomischen  Forschungen  Morgagni's  modificiren  will.  Er 
ist  gleichsam  der  Vorläufer  der  späteren  Solidar-Pathologen.  Der  Ausgangspunkt 
aller  krankhaften  Vorgänge  ist  im  Nervensystem  zu  suchen,  welches  letztere  von 
einem  Fluidum  erfüllt  ist ;  Krankheiten  entstehen  durch  vermehrte  oder  verminderte 
Bewegung  der  Nervenmaterie.  Krampf  oder  Schwäche  des  Gehirns  liegen  den 
meisten  Krankheiten,  diese  namentlich  den  Fiebern,  ersterer  den  Entzündungen 
zu  Grunde.  Die  Fieber  theilt  C.  je  nach  der  starken  oder  schwachen  Gegen- 
wirkung in  Synocha  und  Typhus  ein.  Die  kritischen  Tage  des  Hippokbatfs 
acceptirt  er  im  Wesentlichen.  Die  Gicht,  der  er  als  englischer  Arzt  viel  Aufinerk- 
samkeit  zuwendet,  ist  nicht  die  Wirkung  eines  in  die  Körpersäfte  abgelagerten 
ELrankheitsstoffes ,  sondern  eine  durch  Atonie  der  Digestionsorgane  hervorgerufene 
Krankheit  des  ganzen  Körpers  mit  besonderer  Afßcirung  des  Gehirns ;  jene  Atonie 
verursache  (vicariirend)  Congestionen  zu  den  Gelenken.  Die  Mehrzahl  der  Arznei- 
mittel wirken  durch  Sympathie  (refleetorisch)  vom  Magen  aus.  Seine  Hauptarbeit 
ist  das  vierbändige  Werk  „First  lines  of  the  practice  of  physich,  for  the  use  of 
students'*  (London  1777,  1816;   Edinburg  1785,  1787,  1802;    deutsch  Leipzig 


r 


CULLEN.  —  CÜNEO.  113 


1778,  1789,  1800;  lateinisch  Leyden  1779;  französisch  [durch  Pinkl]  in  zwei 
Bänden,  Paris  1785,  1785—1787,  1890;  italienisch  [durch  Rossi],  Siena  1788). 
Ferner  sind  hervorzuheben:  „Synopsis  nosologtae  methodicae  etc."  (Leyden  1772; 
Edinburg  1777,  1782,  1785;  deutsch  Leipzig  1786)  —  „Physiology"  (Edinburg 
1785  in  drei  Aufl.;  französisch  von  Bosquillon,  Paris  1785;  deutsch  Leipzig 
1786,  lateinisch  Venedig  1788)  —  „A  treatise  of  the  materia  medica"  (2  Bde., 
Edinburg  1789;  französisch  Paris  gleichzeitig;  deutsch  von  Consbruch,  Leipzig 
171)0,  von  ILiHNEMANN  daselbst  gleichzeitig;  italienisch  mit  langen  Noten  von 
A.  DALLA  Decima,  Padua  1792—1800,  6  Bde.).  —  C.  starb  am  5.  Februar  1790. 

F.  Falk. 
Cullerier,  M.  J.  C. ,  französischer  Chirurg  und  Arzt,  geboren  in  Angers 
1758,  studirte  in  Paris  unter  Desaült,  Loüis  und  Chopart  und  erwarb  sich 
vorzugsweise  in  der  Behandlung  venerischer  Krankheiten  nicht  geringen  Ruf.  Seine 
Schriften  behandeln  meistentheils  dieses  Gebiet.  Er  starb  1826  als  Präsident  der 
chirurgischen  Section  der  Akademie.  ünger 

*Culliniore,  Daniel  Henry  C,  vollendete  seine  medicinischen  Studien 
am  1870,  war  dann  eine  Zeit  lang  Physician  am  Northwest  London  Hospital, 
Arzt  in  der  indischen  Armee  und  Leibarzt  des  Königs  von  Birma.  Er  Hess  sich 
nach  seiner  Rückkehr  in  Brüssel  1882  zum  Dr.  med.  promoviren  und  publicirte 
eine  Arbeit  Aber  Schwindsuchtsbehandlung  nach  den  neuesten  Gesichtspunkten, 
einiges  Anthropologische  über  die  Sepoys  und  über  die  Burmesen;  demnächst: 
„Biliary  calculi  in  India*"  (Med.  press  and  circ.  1881),  —  über  einen  durch 
Aconit  geheilten  Fall  von  Hundswuth  (Lancet  1882),  Aber  Anwendung  von  Moxen 
bei  chronischem  Rückenmarksleiden  (Med.  press  and  circ.  1883).  r^^j 

Culpeper,  Nicolas  C,  welcher  1654  in  Spitalsfield  starb,  hatte  in 
Cambridge  studirt  und  zeichnete  sich,  obgleich  bei  seinen  Zeitgenossen  mehr  als 
Astrolog  berühmt,  durch  regen  medicinischen  Eifer  aus.  „Phystcal  dtrectory  etc," 
(London  1649  und  später  noch  drei  Male)  —  „Semeiottca  uranica"  (Daselbst 
1651)  —  „A  new  metod  of  physich*^  (1654)  —  „The  rational  physicians 
Itbrary''  (1657,  Supplement  1674)  —  „Last  legacy"  (1656;  deutsch  Hamburg 
1675)  —  „Director  obstetricum  etc.*'  (London  1681 ,  1700)  sind  seine  Haupt- 
sehriften.  Daneben  übersetzte  er  Vesling's  Anatomie. 

Biogr.  m6d.  III.  Red. 

Ouinin,  William  C,  zu  London,  war  1800  geboren,  wurde  zu  Glasgow 
Surgeon  der  Royal  Infirmary,  des  Lunatic  Asylum  und  des  Lock  Hospital.  Er 
verfasste  mehrere  Aufsätze  für  das  Edinb.  Med.  and  Surg.  Joum.  (1823,  24,  25,  27) 
über  Verbrennungen,  Hamfisteln  des  Weibes,  die  Erkrankungen  der  Mamma  u.  s.  w. 
1833  lehrte  er  die  Botanik  an  der  Glasgow  Institution.  Er  siedelte  dann  nach 
London  Aber  und  wurde  Docent  der  gerichtlichen  Medicin  an  der  Aldersgate  Street 
Behool  of  Medicine.  Er  schrieb  daselbst :  ;,  The  proofs  ofmfantidde  considered,  etc." 
(London  1836)  —  „Tlie  province  of  forensic  medicine  defined ,  etc."  (Lond. 
Me4.  Gaz.  1833)  —  „Practice  of  forensic  medicine,  as  conducted  in  this  and 
other  countries"  (Daselbst  1834)  —  „  Medico-legal  disinterments  in  France  and 
England"  (Daselbst).  Dazu  Aufsätze  in  der  Cyclopaedia  of  Pract.  Medic.  und  der 
ndon  Med.  Gaz.    Er  starb  am  10.  April  1837. 

Callisen,  IV,  pag.438;  XXVII,  pag.  187.  O. 

/Cuneo,  Gabriele  C,  zu  Pavia,    war  aus  Mailand  gebürtig  und  wurde 

Schüler  des  Vesalius,  den  er  gegen  die  Angriffe   des  Francesco  Pozzi   zu 

pcelli  in    der    nachstehend   angeführten  Schrift   vertheidigte.    Er  war  auch   ein 

«ser  Freund  des  Gabriele  Fallopio  und  lehrte  viele  Jahre  die  Anatomie  auf 

Universität  zu  Pavia.    Auch  als  er  nach  Mailand  übergesiedelt  war,  setzte  er 

ie  anatomischen  Studien    fort   und  erzog  viele  Schüler.    Die  Zeit   seines  Todes 

nicht   bekannt.    Seine   Tabulae   anatomicae    sind   enthalten   in   einer    Schrift: 

"T.  Lexikon.  IT.  8 


114  CÜNEO.  —  CÜNRADL 


17 


Umv^sae  medieinae  s^noims^  (Vieenza  1595,  foLj,  Die  erwähnte  Vcrthddi- 
gungeschrift  fUr  ^'esalius  ist :  ^Apologiae  Fr  anctsi  Pif  t  e  i  pro  Gal  eno 
contra   Vena  l tum  in  unatome  examen^  (Venedig'  1564,  4.), 

Sangiorgio,  pag.  SOO.  '?- 

Cunier,  Fl o reut  C,  sareboren  1812  zu  Belveil  in  Belgien,  gestorbeu  deii 
ID.  April  1852  ?m  Brüssel,  8chtller  Oksenooet*S,  war  eiuer  der  hcrvorragondiiten 
Ophthalmologen  iind  hauptßÄchlichBten  Begründer  dca  Studiunw  der  Augenheilkunde 
in  Belgien.  Die  von  ihm  im  Jahre  1840  in  Brüssel  eröfliietc  ophthalmologisebe 
Klinik  erfreute  sich  eines  grcisi^en  Zuspruches  von  Seiten  des  angenkranken 
Puhlienms  und  zugleieh  gah  sie  ihm  Material  für  neincn  kliniselien  roterricht,  der 
stets  von  zahlreichen  Aerzten  besucht  war.  Von  seinem  praktbiehen  Scharfblick 
zeugt  die  Einführung  des  Atropin  und  Hyoscyamin,  C,  war  auch  einer  der  ersten 
Aerzte,  der  bei  Eutropion  öpafiiuodicnni  die  Durchs chneiduug  des  Orbieulannuftkelit 
vornahm.  Ferner  betrieb  er  das  Studium  der  Ophthaluna  militaris  mit  ganz 
besonderem  Eifer.  Seine  bedeutendste  literarische  Leistung  ist  (neben  zahlreichen 
Journalartikeln)  die  Begründung  der  „Annale«  d'ocul ist iquc^S  welche  er  bis  zu  «einem 
Tode  mit  dem  besten  Erfolg  redigirt  liat.  Er  verÄUstaltete  auch  eine  ^^Samuibing 
ophthalmologischer  Preisschriften**,  deren  erstes  Heft  im  Jahre  1S43  zu  Brüssel 
und  Leipzig  erschien, 

Biographie  C.'s  von  Basch  iii  den  Ann.  d'ocul.   1853;    1875  auch  aeiu  Bildnlss, 

Magnuö. 

Cnniughanit  William  C>  ("auch  Cünyngham),  lehrte  um  1563  Chirurgie 
in  London.  Sein  f,Speculum  cosmotfraphiae^  (5  Bde,.  London  1559.)^  ^J*-  ^^^ 
ff  New  Alnmnac  etc.''  f  Daselbst   150GJ  enthalten  viel  Astrologie. 

EiügT.  möd.  111.  Bed. 

^'CunitK,  Heinrich  C\  ^  Hr,  med.  und  praktischer  Ar^t  in  Schwcidniz, 
_  -"~^    '       Erbherr   der  Güter  Kunzendorf  und  Hochgiersdorf,    schrieb    selbst    „i'e  Li  von  m 

Judicium  astrologicum  ex  eccUpsi  Itmari  anni  vertentis  1599^,  ist  aber  eigent- 
.  lieh  berühmt  wegen  seiner  Tochter  Maria,   die  schlesische  Pallas  genannt.    Aua- 

P  gezeichnet  durch    ihre  Gelehrsamkeit,    Sprachkenn t u is se ,    mediciniBche  und  niathe^ 

mati sehe  Kenntnisse  verfasste  sie  die  Schrift:   „Urajiiff  //ropiha^'  (October  IG 50); 

sie    war    seit     1630    verheiratet    au    den    gelehrten    Arzt    Elias    vox    Lo£BEN 

(o*  LoBVEN^  s.  diesen), 

Betke-Napiersky,  I^  pa^r.  39Cl.  -—  Deutsche  Biogtapliie  IV.  Bd„  pag.  64 L 

L.  St  io  da. 

Cunnlugham.  ]>er  älteste  Träger  dieses  unter  britischen  Medieinem  recht 
häufigen  Namens  ist  James  0*,  der  1698  nach  Indien,  dann  nach  CbLua  reiste 
Eind  sich,  nach  Englisch-Ostindien  zurückgekehrt,  in  Pulo-CJoudor  augiedclte.  Er  war 
ttleht  nur  chirurgisch  thätig,  sondern  })ewie8  sich  auch  als  tüchtiger  Naturforscher 
und  Sammler  und  bat  seine  Sc  briftst  ollerei  in  dieser  Rieh  hm  g  concentrirt.  Ein 
Pflanzengenus  aus  der  Familie  der  Rubiaeeen  trägt  scmen  Nameu,  -ÄwC: 

*  CmmiDgliani,  David  Douglas  0.,  M,  B.  Ediu,  und  C.  M.  IJ^öT, 
dient  zur  Zeit  als  Surgeon-Major  in  der  Bengalischen  Armee.     Er   hat  sich  eifrig 

^ ^^^  mit  den  epidemischen  Verhältnissen  in  Indien  besehüftigt  und  veröffentlichte  neben 

den  am  meisten  bekannt  gewordenen  bezüglichen  Arbeiten  :   „A  report  on  choler(- 

(Calcntta  1871),  und  der  mit  J,  R.  Lewis  gemein HcbaftHch  vollendeten  „Cholei 

L  m  relation    fo   certam   phijjdcMl  phenomena"  (C'alcutta    lö78|,   uoeh  eine   Rei 

r  gleichsinniger  Aufsätze  in  den  englischen  Wochen  Schriften,  Vi^A. 

CunradlT  Caspar  C,  geboren  zu  Breslau  am  \K  October  1571,  gestorb 
1633  im  November  an  der  Pest,  war  daselbst  Doctor  der  Medioin^  Physicna,  \'e 
fässer  der  j^Prosopographiae  medtcae  inillenaria  frio^  (Hanau   1621), 

Deut^^chft  Bü^grapliiü,  IV,  W.  S  t  r  i  c  k  e "' 


CURANDAU.  —  CURBAN.  115 

GnrandaU;  Fr.  Ren 6  C. ,  französischer  Chemiker  und  Pharmaceut,  be- 
kannt durch  mehrere  Erfindungen  auf  dem  Gebiete  der  Gewerbechemie.  Geboren 
1765  in  86cz,  gestorben  1813  in  Paris.  Unger 

Gnreau  de  la  Ghambre,  Marin  C. ,  zu  Paris,  war  wahrscheinlich  um 
1594  (nach  Anderen  1613)  zu  Le  Maus  geboren,  hat  sich  weniger  in  medicinischer 
Beziehung  bekannt  gemacht,  wie  als  sehönwissenschaftlicher  Schriftsteller  und 
Philosoph,  in  welcher  Eigenschaft  er  1635  Mitglied  der  Acad^mie  fran9aise  und 
bei  der  Gründung  der  Acad6mie  des  sciences  1666  auch  Mitglied  dieser  wurde. 
Naehdem  er  ein  Günstling  von  Richelieu  gewesen,  wurde  er  es  auch  bei  dem 
Cardinal  Mazarin,  war  zugleich  Leibarzt  Lud wig*s  XIV.,  der  ihn  vorzugsweise 
wegen  seiner  physiognomisehen  Kenntnisse  schätzte  und  ihn  öfter  wegen  derselben 
eonsultirte.  unter  seinen  zahlreichen  Schriften,  welche  u.  A.  die  Ursachen  des  Lichtes, 
des  Regenbogens,  die  Niltiberschwemmung ,  die  Leidenschaften,  die  Chiromantie, 
die  Seele  u.  s.  w.  zum  Gegenstande  haben,  findet  sich  nur  Weniges,  was  einen 
Zusammenhang  mit  der  Medicin  hat,  darunter:  „Nouvelles  conjectures  sur  la 
digesHon^  (Paris  1636,  4.)  —  „Novae  methodt  pro  explanandis  Hippocrate 
et  Arütotele  spedmen"  (Paris  1655,  4.;  1668,  12.)  u.  s.  w.  Er  starb  am 
29.  November  1669. 

Haur^an,  III,  pag.  297.  —  Desportes,  pag.  266.  G. 

^Cnrlo,  Jacob  C,  aus  Hof  im  Vogtlande,  1497 — 1572,  lehrte  in  Ingol- 
stadt Medicin  und  Physik  bis  1553,  von  da  ab  bis  zum  Tode  in  Heidelberg.  Er 
edirte  die  Sectio  III  der  Aphorismen  des  HrppoKRATES  (Frankfurt  1596)  und 
Hess  vorher  einen  Dialog:  „Hermotirrms^  (Basel  1570)  erscheinen. 

Biogr.  m6d.  III.  Red. 

Curling,  Thomas  BlizärdC,  seinen  Lebensdaten  nach  völlig  unbekannt, 
hat  einige  namhafte  Schriften  verfasst,  so  den  mit  dem  Jacksonian-Preise  1834 
gekrönten  „Treatise  on  tetanus*'  (London  1836;  Philadelphia  1837)  —  ^^A  prac- 
ttcal  treatise  on  the  diseases  of  ihe  testts  etc.**  (Philadelphia  1843,  1856)  — 
„The  advarUages  of  ether  and  Chloroform  in  operative  surgery^  (London  1848) 
und  zwei  Arbeiten  über  Krankheiten  und  Operationen  am  Rectum  (Daselbst  1860, 
resp.  1863);  an  der  London  Hosp.  School  of  med.  las  er  1846  eine  ^Iniroduciorif 
address".  Red. 

*Climow,  John  C,  hauptsächlich  auf  dem  Kings  College,  und  zwar  bis 
1868,  medicinisch  ausgebildet,  wurde  C.  1878  F.  R.  C.  P.  Lond.  und  wirkt  zur 
Zeit  am  Kings  College  als  Professor  der  Anatomie.  Seine  Hauptarbeiten,  Muskel- 
nnd  Nerven- Abnormitäten  beschreibend,  stehen  im  Journal  of  anat.  and  phys. 
1873 — 1874  und  1876.  Als  Gulstonian  Lecture  trug  er  1879  „77^e  lymphatic 
System  and  üs  diseases"  vor  und  veröffentlichte  dieselbe  nebst  mehren  kleineren 
Arbeiten  und  noch  einer  umfangreicheren  über  acuten  Alkoholismus  in  der  Lancet 
(Jahrg.   1877,  resp.  1879  und  jüngere).  ^^^ 

GnrraiL,    John  Oliver  C,    zu   Dublin,    war   am    30.  April  1819   zu 

Trooperfield  bei  Lisbum  in  der  Grafschaft  Down    als  Sohn    eines  Arztes  geboren, 

begann  seine  medicinischen  Studien  1838  auf  der  Universität  zu  Dublin,  während 

sich  im  Meath  Hospital  der  klinischen  Unterweisung  von  Gbaves  und  Stokes 

erfreuen    hatte.     Von  1843    an    hielt   er   sich   einige  Zeit   lang  in  Paris  auf, 

rde    1846  Professor   der   praktischen  Medicin  bei  der  Schule  der  Apothecarie's 

11    und   einer   der  Physicians   des   Dublin    General  Dispensary  und   begann  um 

;8elbe  Zeit  für  das  Dublin  Quart.  Journal  of  Med.  Sc.  eine  Anzahl  von  Aufsätzen 

liefern,  unter  denen  wir  nur  (1846,  47)  eine  Kritik  der  Schrift:  „Ilomoeopathy 

i  homoeopathic  toritings"  und  die  Aufsätze  „Medical  periscope"    —   „Obser- 

ions  on  scurvy  as  it  hos  lately  appeared  throughout  Ireland,  and  in  several 

"is  ofGreat  Britain"  hervorheben.  Als  im  Jahre  1847  Irland  von  der  furchtbaren 

8* 


11»)  OÜRRAN.  —  CüRSCHMAim. 

Typhus-Epidemie    heimgesucht  wurde,    gehörte    er   zu   den   wackersten  Kämpfern 
gf^cn  dieselbe,  allein  er  wurde,  erst  28  Jahre  alt,  ebenfalls  eia  Opfer  derselben, 
und  ein  viel  versprechendes  Leben  erreichte    am  26.  September  1847    «ein  Evnde. 
Dnblin  Qnart.  Journ.  of  Med.  Sc.  Vol.  IV,  1847,  pag.  500.  'ttt 

Currie,  James  C.  (Corey),  in  Kirkpatrick-Fleming  (Dumfrie^,  Schottland) 
1756  geboren,  kam  zuerst  als  Handelscommis  nach  Virginien,  begab  sieh  dann  aber, 
iini  Medicin  zu  atudiren,  nach  Edinburg,  bildete  sich  in  den  Kraiikenbilufieni  von 
Northaniptou  und  Liverpool  weiter  aus  und  starb  als  Arzt  zu  2^idnioutb  (Devou- 
shire)  1805*  Er  kann  als  einer  der  ersten  Vorkämpfer  der  WilnneentziehungÄ- 
methode  gelten,  was  durch  sein  Buch :  ;,  Medical  reporta  on  the  effects  of  water, 
cöhl  and  warm,  üs  a  remedy  in  febrile  diseases  etc,^  (Liverpool  17^7j  17 OS; 
deutseh  Ijeipzig  1801)  documentirt  wird.  Ausser  politischen  und  volkewirthöcbaft- 
lielien  Aufsstaeu  ist  seiner  Ausgabe  der  Werke  von  Robert  Eurns,  aowie  einer 
Schrift :  ^  Populär  observations  an  apparent  deathfrom  droitming,  mfftications  etc."^ 
(London  1793,   1797;  französisch  Genf  1800)  zu  gedenken. 

BingT.  m^4.  III.  Red, 

Currie,  William  C. ,  Ende  des  vorigen  Jahrhunderts  in  Philadelphia 
als^  Arzt  thilti^,  hat  sich  durch  eine  Reihe  von  Schriften  über  die  klimato logischen 
VtThflltniBBö  seiner  Gegend  und  besonders  über  Gelbfieber  und  ihm  ver^'andte 
Fieber  einen  bedeutenden  Namen  gemacht.  Von  seinen  Lebensdateu  ist  sonst  uiebt8 
bekannt.  N  am  entlieh  seien  von  den  gedachten  Schriften  folgende  aiifgefilbrt : 
„Ili^torical  account  of  the  diseases,  which  occur  in  the  different  parts  of  the 
['ffiied  States  of  America  etc,^  (Philadelphia  1792)  —  „A  treatise  oft  the  synochus 
tctfn'oides  or  }/eilow  fever**  (Daselbst  1792)  —  „An  historical  account  of  the 
r*nimh'es  and  diseases  of  the  United  States  etc,^  (1794)  —  „ObsPrvatiom  on 
the  ean^s  and  eure  of  remitting  or  bilious  fever^  (1798  unJ  noch  zwei  Gelb- 
fiebergchriflteii  glei(?hen  Jahres,  resp.  1800).  Endlich  „On  the  h'ne  pox  and  a 
variety  of  other  medical  subjects"  (1802). 

Biogr,  m^d.  III.  Bed. 

* Carschmann ,   Heinrich  C. ,    geboren  zu  Giessen  am  28,  Juni  184ß, 
Htudirto    daselbst    von    1863    bis    1868    unter   Leükardt,    Eckhakd,    E,  8eit;;, 
Hierauf  drei  Jahre  Assistent  des  Rochusspitals  zu  Mainz  gewesen,  öiedolto  er   187  L 
uaeh  Berlin    üher ,    wo   er   sich   besonders   an  Traüre    anschloHK    uud    sich   1875 
habilitirte.    Im  Juli  1875  \iiirde  er  zum  dirigirenden  Arzt  des  süidt.  K ranke nhaune^ 
Moabit   zn  Berlin,    im   Mai  1879    zum    ärztlichen  Director    de«  AUgem.  Kranken- 
hauBeii    in    Hamburg     ernannt,    wo    er    zur    Zeit    in    dieser    Stellung    sowie    sk 
conäultireiider  Arzt  wirkt.     Schriften  (abgesehen  von  denen  caeuisti Fachen  lobalts) ; 
^Zur    Ilisto?o(/fe    des   Muskelmagens    der    Vögel^    (Zeitschr.    für    w Lasen achaftl. 
Zoologie,   186G,  lieft  I)    —    „Beiträge   zur  Physiologie  der  Klninhirnsckeukd^ 
(Gicßsen  1868,   zweite  Mitth.  im  D.  Arch.  f.  klm.  Med.  Bd.  XJIT)  —  ^Ueber  das 
Vprhtiltniss  der  Balbcirkelcanäle  des  Ohrlabyrinths  zum  Kdrpßrgleirhgp^uricht" 
(Arch,  ftSr  Psych,  und  Nervenkrankh.   1874)  —  „lieber  Diastau*  der  Muse,  revii 
ahdom."^    (Berl.   klin.  Wochenschr.   1878)  —  „lieber  das  Verhohen  des  M^thyl- 
grlf'n  zu  amyloid  degenerirten  Oeiceben^  (Virch.  Arch.  Bd.  LXXiX)  —   „  Ceher 
KafffeintoxicatioH"   (Deutsche  Klinik  1873)  —   „Ueber  Pilocarpitium  mnriatic. 
(BerL  klin*   Wocbeoschr.  1877)  —   „Ueber  Localbehandlung  der  putriden  JJron 
chial-  w.  Lungenaffectionen"  (Berl.  Klin.  Wochenschr.  1879)  —  lieber  psychisch 
Hf^mianopsie  { Rinden- Hemiaiiopsie)^  (Verhandl.  der  psychiatr.  GeHellseh*  1871))  — 
„Zur  Lehre   vom  Fettherz^  (Deutsch.  Arch.  Bd.  XH)  —   nZur  Lehre  ix)m  trau 
matischpn  Leber ahscess^  (Deutsche  Klinik  1874)  —  „Ueber  die    Veränderungen 
der  äuAsereu  Haut  bei Meningit.  cerebrospinal,^  und;,  lieber  Perihepatitis  chromW 
hyperplastica  etc."  (Verhandl.  der  Hamb.  med.  Gesellsch.  1883)  —   ^lieber  Jiron^ 
chioli/i^  tyxmidativa  und  ihr  Verhältniss  zum  Asthma  bronchiale*^  (Deutseh.  Arch 


j 


CURSCHMANN.  --  CÜRVO.  117 

für  klin.  Med.  Bd.  XXXII)  —  „  Ueber  Herpes  zoster  und  multiple  Perineuritis^ 
(Deutsch.  Arch.  f.  klin.  Med.  1884).  Monographisch  beai'beitete  C.  „Die  Pochen^^ 
sowie  „Die  functianellen  Stötningen  der  männlichen  Genitalien**  (in  ZlEMSSEN^S 
Handbuch).  Red. 

Gurtis,  Sir  John  Harrison  C,  englischer  Ohrenarzt,  zu  Uxbridge  1778 
als  Sohn  eines  Wundarztes  geboren,  gross  an  Titeln  und  Würden,  aber  wissen- 
schaftlich unbedeutend  trotz  seiner  vielen  otiatrischen  Schriften,  von  denen  hier  nur 
„A  treatise  on  the  physiology  and  diseases  of  the  ear ;  etc,"  (London  1817,  1818 
und  1836)  und  „Gases  illustrative  of  the  treatment  of  the  diseases  of  the  ear, 
both  local  and  constitutional"  (London  1818),  in's  Deutsche  tibersetzt  von  H.  Robbi 
(Leipzig  1819  und  1823)  zu  nennen  sind.  Das  wenige  Gute  ist  von  seinem  weit 
tüchtigeren  Zeitgenossen  Saunders  entlehnt.  In  seiner  Eigenschaft  als  Ohrenarzt 
des  Königs  gelang  es  ihm,  1816  die  erste  Ohreuheilanstalt  in  London  zu  be- 
grfinden,  aber  die  auch  zwei  Berichte  erschienen  sind. 

Lincke,  HaDdb.  der  Ohrenheilkimde,  £d.  II.  A.  Lucae. 

Curtis.  Unter  den  amerikanischen  Aerzten  dieses  Namens  machte  sieh  ein 
jüngerer  Edward  C.  durch  eine  Protoplasmatheorie,  die  in  New  York  1873 
erschien,  neben  dem  an  Schriften  sehr  fruchtbaren  älteren  Alva  C,  1797 — 1881 
in  Cincinnati  bemerkbar.  Dieses  Letzteren  Leistungen  beziehen  sich  jedoch  meistens 
auf  medieinische  Streitfragen  vorübergehender  Natur,  so  dass  er  nur  als  Herausgeber 
des  Botanico  -  medical  Recorder  (1837 — 1852)  imd  des  Joum.  of  education  etc. 
(Cincinnati  1866)  zu  nennen  ist.  ßed. 

Curtis.  Französischer  Nationalität  ist  Thomas  B.  C,  der  in  Paris 
1842 — 1881  wirkte,  mit  einer  „Etüde  sur  la  dilatation  des  r^tricissements  de 
VurHhre**  (Paris  1873)  den  Preis  CiviALE  gewann  und  später  ausser  diesem 
Gegenstande  noch  über  ein  metrisches  System  in  der  Mediciu  und  Pharmacie, 
sowie  über  Hundswuth  schrieb.  Red. 

Curtius,  s.  CoRTi,  Matteo  C. 

Gortze,  Georg  Ludwig  C,  zu  Ballenstädt  am  Harz,  war  am  29.  Januar 
1781  zu  Pyrmont  geboren,  studirte  von  1799  an  in  Göttingen,  wurde  dasell)st 
1802  Doctor,  liess  sich  iii  Pyrmont  nieder,  wurde  1805  zum  fürstlich  Waldeck'schen 
Hofmedicus  und  Brunnenarzte  ernannt,  1810  aber  zum  herzoglich  Anhalt-Bern- 
bnrgischen  Physicus  in  Harzgerode  und  Brunnenarzt  in  Alexisbad.  1819  wurde  er 
Medicinalrath  und  1823,  mit  Beibehaltung  seiner  Stelle  als  Brunnenarzt,  Hofrath 
und  Leibarzt  des  Herzogs.  Seine  Schriften  betreffen  fast  ausschliesslich  den  Cur- 
ort  Alexisbad;  er  hat  über  denselben  theils  in  Verbindung  mit  Anderen,  wie 
F.  Gottschalk  (1819),  Trommsdouff  (1830),  theils  allein  Aufsätze  und  Schriften 
(1815,  19,  22,  23,  27,  30)  herausgegeben.  Er  hatte  auch  Antheil  an  Fß.  Hoff- 
wann, „Die  Heilquellen  am  ünterharze"  (1829)  und  verfasstc  eine  Anzahl  von 
Artikeln  für  das  Encyclopädische  Wörterbuch  der  mediciniscbeu  Wissenschaften, 
herausgegeben  von  der  Berliner  med.  Facultät.  Als  Geh.  Medicinalrath  starb  er 
am  21.  April  1846. 

Schmidt,  Anhaltisches  Schriftsteller-Lexikon,  pag.  71,  494.  —  Callisen,  IV, 
-.454:  XXVn,  pag.  193.  ^ 

Guspiniaji,  s.  Spieszhaymer. 

Curvo,  Jo?Co  Semmedo  C. ,  zu  Lissabon,  war  1635  zu  Villa  de  Mon- 
te, Prov.  Alemtejo,  geboren,,  war  Arzt  des  Hofes  luul  starb  1711).  Er  hat 
ilreiehe  Schriften  verfasst,  darunter;  „  Tratado  da  peste  etc.'^  (LLsboa  1680,  4.)  — 
hbjanthea  medicinaly  7toticias  Galenicas  e  chi/nu'cas  repartida^  en  tres 
tadosy  etc.^  (Lisboa  1713,  fol.)  —  „Atalaya  da  vida  contra  as  hostHidad^'s 
morte    etc."     (Lisboa    1720,    fol.)     —     „Ohservationps    actfritndiivnn   fcre 


IIa  CÜRVO.  —  CYON. 

inchtithiUimV'  (1740,  fol.)  —  „Observagoes  medica^  donfrinae^  de  cem  cams 
ffiarissimoSy  etc.^  (Lisboa  1741,  foL). 

Deffhambre,  XXIV,  pag.  444.  0, 

*Curweil,  John  C. ,  hochverdient  um  das  Irreuweeen  des  Staates  Penn- 

Bylvanien,  über  welches  er  eine  Reihe  von  statistischen  und  sonstigen  Mittbeilungen 
geliefert  bat.  Seine  „Address  on  insantty"  erschien  Pbiladelphia  1869,  seine 
unifHiigreichötö  Schrift  ist:  „History  of  the  association  of  m^dtcal  i^uperintendents 
of  AmfTican  institutions  foriheinsane front  1844 — 1874  t^tc.'*  (Harrijsburg'  1875), 
Eine  neuere  Fublication  (Daselbst  1880)  nimmt  den  Ge^eoHtand  wieder  auf. 

Red, 

Cusack,  James  William  C,  zu  Dublin,  war  1787  in  Irland  geboren, 
wurde  1812  Milglied  des  College  of  Surgeons,  war  dann  Resident  Öargeou  in 
Steevenft  rt  Iloöpital  und  später  Surgeon  bei  Swift's  Hofipitab  Er  gehörte  zu  d*^ii 
vorzliglicliHteu  irischen  Chirurgen  und  war,  obgleich  der  eoußcrvatjven  Chirurgie 
in  hohem  Grade  zugethan,  ein  kühner  Operateur,  der  gleichwohl  Lebenslang  au 
einer  gewisseu  Nervosität  vor  jeder  Operation,  die  selbst  jedoch  er  mit  grös^tor 
Kaltblütigkeit  ausführte,  litt ;  auch  als  Lithotomist  war  er  beßouders  glücklich.  Seine 
Publicatiüiieu  [)estehen  nur  in  Journal-Aufsätzen  und  finden  m±  thoils  in  den  Dublin 
Hospital  Reports  (1817—1830),  theils  im  Dublin  Journ,  of  Med.  and  ChcnL  Sc. 
fl832 — 40)  und  im  Dublin  Quart.  Journal  und  betreffen  ii.  A.  die  Behandlung 
der  Aneury8n:en  durch  Compression,  die  Resectionen  und  Exartieulationen  am 
Unterkiefer,  die  Ligatur  der  Carotis,  Ruptur  der  Blase,  Gaumenspalte,  syphilitisehe 
Erkrankungen  der  Hoden  u.  s.  w.  Zusammen  mit  Stokes  schrieb  er  (1848)  über 
die  Mort;*lit[it  unter  den  Aerzten  Irlands.  1850  erhielt  er  von  der  Duhliner  Uni- 
versität den  Doctorgi'ad  und  1852  die  Professur  der  Chirurgie;  er  war  dreioml 
PrüF^ident  des  College  of  Surgeons  und  wurde  nach  dem  Tode  von  Sir  Philip 
CjiAMtTON  (J8Ö8)  einer  der  Sui'geons  in  Ordinary  to  the  Queen.  Er  starb  am 
25.  September   1861. 

Dublin  Quart.  Journ.  of  Med.  Sc.  Vol.  33,  1862,  pag.  355.  —  GalHaen,  JV, 
pflE.455;  XXVn,  pag.194.  Gurlt. 

Glisson,  Pierre  C,  französischer  Arzt  und  Botaniker,  geboren  in  Mont- 
pellier 1727,  gestorben  daselbst  als  Professor  der  Botanik  1783,  besehäftigte  sieb 
haiiptBJlehlieli  mit  der  Untersuchung  der  Familie  der  ümbelliferen,  deren  Erkenntniss 
er  durcb  werthvolle  Beiträge  förderte.  Unjj:er. 

Cuvier.  Der  berühmte  Vertreter  der  vergleichen d-ÄOOtomi sehen  Forschnng^ 
Baron  Georg  Leopold  Christian  FriedrichDagobertCj  1 769 — 1832^ 
der  «eine  Cielebrten-Ausbildung  in  Stuttgart  genoss,  hat  Ange^^ichtn  der  bedeutenden 
Anregniigen ,  welche  er  der  anatomischen  Forschung  gab ,  aueb  an  dieser  Stelle 
auf  Erwähn uug  Anspruch.  Seine  rein  zoologischen  Arbeiten  (die  vielfach  in's  Deutäebe 
(iberbctzt  wurden)  tibergehend,  erinnern  wir  mit  Bezug  hicraaf  an  die  ^Leipns 
d'anatomie  comparSe^*  (gesammelt  von  Ddmeril  und  DüveRNoy,  Paris,  fünf  Theile, 
1800 — 1805;  englisch  London  1802;  deutsch  von  Fiscbeh,  Fborikp  und  Meckel, 
Brauns?ehweig  und  Leipzig  1800 — 1810),  —  sowie  an:  j,Le  r^gne  animal  dütribui 
d'aprhH  üon  organisatton  pour  servir  de  base  h  Vhistoire  Rutti reite  des  antmatKC 
et  d'introduction  ä  Vanatomie  compar^^  (Paris  1817,  4  Bde,}. 

Biogr.  med.  III.  .  Red. 

*CyOD,  Elie  von  C,  geboren  am  25.  März  1843  m  Teheh  (Gouv,  Kowuo) 
studirte  auf  der  medicinischen  Akademie  von  Warschau  1858,  auf  der  üniveraitE 
Kieff  1859—62,  in  Berlin  1862—64  und  promovirte  hier  1864  und  in  Peter^ 
burg  1865.  Von  der  Pariser  medicinischen  Facultät  erJiielt  er  1878  das  Ooetoj 
diplom.  Als  Docent  für  Anatomie  und  Physiologie  an  der  physikaliseh-mathemstiscbe 
Faeultat  in  St.  Petersburg  wirkte  C.  im  Jahre  1868  ,  als  auRflterordeutlicher  I*rc 
fes?i^or   an   derselben  Facultät   1870.    Im   Jahre    1872   zum  ordeutHeheu  ProfeißÄ^ 


r^ 


CYON.  —  CYPRIANÜS.  119 


der  medicinischen  Akademie  in  St.  Petersburg  ernannt,  erhielt  er  die  Aufgabe, 
diese  Akademie,  welche  der  Herd  der  nihilistischen  Umtriebe  war,  zu  reorganisiren, 
demissionirte  jedoch  im  Jahre  1877,  als  er  sich  von  der  Regierung  nicht  genflgend 
unterstützt  sah.  1877  wurde  er  vom  Kaiser  Alexander  II.  zum  wirklichen 
Staatsrath  ernannt,  erhielt  den  erblichen  Adel  und  folgte  in  demselben  Jahre  einem 
Rufe  Cl.  Bernabd's  nach  Paris,  wo  er  sich  niedergelassen  und  naturalisirt  hat. 
Schriften:  „Die  Lehre  von  der  Tabes  dorsualis^  (Berlin  1867)  —  „Prtncipes 
^electroihh'apie**  (Paris  1873;  preisgekrönt  mit  der  goldenen  Medaille  im  Jahre 
1870  von  der  Pariser  Akad.  der  Wissensch.)  —  „Lehrbuch  der  Physiologie^ 
(2  Bde.,  Petersburg  1873;  russisch)  —  „Arbeiten  der  physiologischen  Labo- 
ratorien in  St,  Petersburg*'  (1875;  russisch)  —  „Methodik  der  physiologischen 
Experimente  und  Vivisectionen*'  (mit  Atlas,  Giessen  1876)  —  „Recherches  sur  les 
fonctions  des  canaux  semicirculaires  et  la  formaiion  de  la  n/)iion  de  Vespace*' 
(Paris  1878)  —  „Wissenschaftliche  Unterhaltungen*'  (russisch,  Petersburg  1870). 
Zahlreiche  Memoiren  und  Abhandlungen  in  den  Berichten  verschiedener  Akademien 
und  den  Archiven  von  ViKCHOW,  DU  Bois-Reymond,  Pflügbr  und  Vülpian,  von 
denen  die  wichtigsten  betreffen  die  Entdeckung  des  N.  depressor,  des  N.  acce- 
leratorius  und  der  vasomotorischen  Functionen  der  Splanchnici  (MONTYON'scher  Preis 
für  1867),  Entdeckung  der  fettstoffbildenden  Function  der  Leber,  der  Nerven- 
endigungen des  Peritoneums,  der  Fortpflanzungsgeschwindigkeit  im  Rückenmark  etc. 

Red. 

Cyprianus,    der  Vater,  Allardus  C. ,    aus  Leeuwarden,    als  Chirurg 

geprüft  1654  in  Amsterdam,  folgte  bei  seinen  Steinoperationen  stets  dem  „methodus 

cum  apparatu  magno"  (also  der  1540   durch  Joan  de  Vigo's  Lehrling  Mariano 

Santo,    in   seinem  Buche:    „De   lapide  renum  liber*'    veröffentlichten  Methode). 

Da  er  jedoch  im  Jahre  1667    einige  Operationen   mit  unglücklichem  Erfolge  aus- 

ftlhrte,    wurde  ihm  die  Erlaubniss   dazu  durch  die   städtische  Behörde   genommen 

und   in  Folge   eines   gegen    ihn   anhängig   gemachten  Processes  festgestellt,    dass 

jeder  Chirurg,  der  ohne  amtliche  Erlaubniss  Steinschnitte  ausübte,  eine  Geldbusse 

von  100  holl.  Oulden  zahlen  sollte.  Das  Todesjahr  A 1 1  a  r  d  s  C.  ist  unbekannt.  — 

Der  Sohn,  Abraham  C,  wurde  zwischen  1656  und  1660  in  Amsterdam  geboren, 

studirte  daselbst  und  promovirte  (Dissert.   „De  carie  ossis**)  in  Utrecht  1680.    Er 

etablirte  sich  in  Amsterdam  und  bekam  bald  einen  so  bedeutenden  Ruf  als  Chirurg 

und  besonders  als  Steinoperateur,  dass  er  in  seiner  12jährigen  Praxis  1400  Litho- 

tomien  ausgeführt  haben  soll.    Rüysch  nennt  ihn  „Lithotomus  expertissimus"  und 

Morgagni  spricht  auch  von  dem  „expertissimus  A.  Cyprianüs"  (Epist.  ad  C-elsum, 

pag.  14).    Als  nun  Professor  Matthaeus  jun.  in  Franeker  gestorben  war,  wurde 

C.  1693    dort   zum  Prof.  anat.  medic.  et  chir.    ernannt.    Eine    sehr  merkwürdige 

Laparotomie    bei   einer  Graviditas   tubaria    von    21  Monaten   erhöhte    seinen   Ruf. 

Da  er  indess  Monate  lang  von  Franeker  abwesend  war,  legte  er  schon  1695  sein 

Amt  nieder,  um  nach  Amsterdam  zurückzukehren  und  sich  wieder  ganz  der  Praxis 

zu  widmen.  1696  rief  der  68jährige  Leibarzt  des  Königs  von  England,  Th.  Milling- 

TON,  ihn  nach  England,  um  sich  durch  ihn  vom  Stein  befreien  zu  lassen.  Seitdem 

blieb  C.  in  London   und   wurde  bald  daselbst  als  Operateur  so  gefeiert,    dass   er 

sieh  grosse  Schätze  und  den  Neid  aller  englischer  Collegen  erwarb.    Eine  Beschrei- 

hnng  der  erwähnten  Laparotomie   als    „Epistola  historiam  exhibens  etc.  ad  Th. 

UllingtOHf    Medic,   regium   Londinensem**    (von   Haller    „Libellus    egregius" 

mannt),  worin  C.  „plurima  addit  egregia  ad  negotium  generationis  et  ad  Universum 

ürurgiam  pertinentia^^  publicirte  er  1700  (französisch  Amsterdam  1707 ;    weitere 

usgabe  Neapel  1727).    Neben  den  Verbesserungen,  mit  welchen  C.  die  Operation 

es  eingeklemmten  Bruches  bezeichnete,   wird  ihm   (von  Eloy)  eine  „Gystotoniia 

ypogastrica**    (Londou    1724)    zugeschrieben,    wonach    also    sein    im   Uebrigen 

ibekanntes  Todesjahr  nach  dieser  Zeit  anzugeben   sein  würde.    „Excellentissimi 

ajus   chirurgi   singnlarem   humauitatem    atque   modestiam,     ramm  in  hoc  genere 

eroum  contingens  miratus  sum",  rühmte  ihn  Erndl  1708.    Ein  seinen  Schülern 


1^0  CYPEIÄNUS  ^,  CZERNV. 

viersprocheiies  Werk:    f,Ol/aerratiöneat  chti-iirf^icac''   ist,   soweit    die  Kcnntuiss   tle^ 
tTütcraeiclmetou  reiebt,  nicht  zur  Veröffentlichung  gekommiin.  C.  E.  Dauiüls, 

CjTlls,  Arzt  der  Li  via,  der  Mutter  de«  KaiserR  Tili  er  ins,  wahrapUein- 
lieh  identiseh  mit  dem  unter  den  Namen  Cvius  Altern ateü  aus  Lamps^aeuR  Ijpkaunteu 
Arzt  des  Alterthume.  A  ETI  US  eitirt  einen  C,  der  gleichfalls  den  Beiaainen  ffibrte 
UEd   aus  EdeBsa   RtÄmmte*  Magnus 

Czegka,  s.  Cejka,  Johann  Joseph  C. 

Czeklerski,  Joscpb  C,  gehonm  zn  War^^diau  nm  1\K  MHrz  1777,  studirte 
zuerst  auf  der  ehirur^scheu  Schule  in  Warschau,  dann  in  Frankfurt  a*  0.,  wo  er 
1800  promovirt  wurde.  Von  1801 — 1818  war  C.  Lehrer  an  der  Ilehammeuschule  in 
Warschau  und  frc hörte  im  JaJire  1809  zu  den  Gründern  der  dortigen  neuen  luedi- 
cinischen  Faeultiit,  Er  lehrte  Chirurgie  und  Geburtshilfe  und  leitete  die  ehimrgisehe 
Klinik  hin  1H16,  in  welehem  Jahn?  er  sieh  von  der  UniverRitItt  zurüekzoi? :  am 
20*  Jnni  1826  starb  er  in  Marien bad.  In  den  Jahren  1817—18  puhlieirte  er  i^mn 
Lehrbuch   ..Ghinirg^ia^  (Warsehan  4  Bde.  in  8,  mit  11  Tafelu).  K   Ä'  P 

Czermak.  13er  Jilterc  U. ,  Joseph  C, ,  zu  Prag  1826  geboren  und 
daselbst  1848  promovirt,  wirkte  als  Seeundararzt  au  der  dortigen  Irren  an  staltn 
dann  als  Primararzt  ku  Brüna ,  wo  es  f^sinne  Auf^^abe  wurdt^,  an  Stelle  dt;r  irren- 
Hrztliehcn  Abtheüung  des  St,  Anna  Krankenhauses  die  neue  mfihrische  Irrenanstalt 
fl8G3}  ÄU  gründeu.  Er  starb  1^70  zn  Graz,  wohui  er  1861)  ah  Hrofe^isor  der 
Psychiatrie  berufen  worden  war*  Bein  orgauisn  tortseh  es  l\alcnt  fand  dte  grö.^>ite 
Auerkennung,  schriftstellerisch  documentirte  es  sieh  in  der  1806  crsehfeneuen 
Abhandlung:  ^Dle  mäkn'scln^  Lamhbnrnfnunstah*\  Seine  kleineren  —  mcisl 
statistischen  —  ^pecialarheiten  fmdeu  sieb  in  der  „A!lg.  Zeltschn  für  r\vchiatne" 
und  in  der  ,j( Jestcrr eichischen  Zeitsehr.  flir  Heilkunde".  —  Johann  Kejjomnk, 
der  jüngere  0. ,  1828- — 1873,  studirte  in  seiner  IleimatHstadt  Prag ,  dann  in 
Wien,  Breslau,  Würzburg,  habilitirte  sieh  in  Prag,  nachdem  er  von  grossen  Reisten 
zu rftekge kehrt  war  und  wurde  siuer^t  Professor  der  Physiologie  in  Graz  fl855), 
darauf  in  Krakan  ( 1856J,  dann  in  Pest  (1858 — 18G0j.  Er  rcsignfrte  dort,  kehrte 
nach  Prag  zurück  nud  arbeitete  hier  privatim  iu  seinem  eigenen  Institut.  18t>5 
folgte  er  einem  Hufe  nach  Jena,  begab  sich  jedoch  1870  nach  Leipzig,  wo  er 
drei  Jahre  sjiilter  als  ansserord  entlieh  er  IIonorarprofcss<jr  starb,  nachdem  er  schon 
lange  Jahre  au  Diabetes  mellitus  gelitten,  C, ,  dem  ein  grosseis  ElHindnnga-  nud 
Barste lluugstalent  eigen  war,  veröffentlichte  ITntersuebungen  ^Z^ir  Phif^iohuji*^  des 
Ge^stc/ttsjs^inneif^  fAcrommodationserscheinungen  behandelnd)  —  „Crberden  Eaum- 
tttntt  der  HmU**f  bearbeitete  in  z.  Tb.  sehr  origineller  Weise  auch  den  Einiluss  des 
Nervus  sympathicus  auf  die  Speiehelabsonderung,  die  Fort  jjH  au  zun  gsgesch  windigkeit 
der  Pulswellen  und  einige  mikroskopiseh-histologische  Themata,  Unrehscb lagende 
Kesultate  t\\  erlangen  war  ihm  jedoch  nur  auf  dem  Gebiet  der  Laryug<dogie  ver- 
göunt,  wo  er  dem  Kehlkopfspiegel  GAitoiA'ri  al*:!  rntersnchnngsJustnini*'ut  Bahn 
brach,  Sein  mit  allen  Vorrichtungen  zum  Experinieutiren  und  Demonstriren  (auch 
für  popnläre  Darstellungen)  ujit  grossen  Mitteln  ausgestattetes  l*rivatlaboratorium 
iu   Leipzig  konnte  als  ein  Muster  für  solche  Institute  angesehen  werden, 

Ailg-.  drutat'he  Biographie  IV-  Red, 

^Czernyj  Vineens^  C,  am  11*.  November  1842  zu  Trautcuan  (Böhnii 
geboren,  studirte  iu  Wien,  wo  er  hanjiMäehlieh  Assistent  Billeotfi's,  vorher  at, 
auch  Aas i Stent  bei  Arlt  und  Oppolzer  war*  Am  ll>.  Decembcr  1866  erfolg: 
seine  Pr<miotion,  Ende  1871  seine  Berufung  als  Prof\^ssor  der  (Jhirurgie  und  Dirt^-t 
der  Klinik  iu  Freiburg,  eine  Stelhing,  die  er  1877  mit  der  gleichnamigen 
1  lei d e 1 1  \ e rg  v c rta ns c h t e,  —  C,  s cli rieb  „ /j ^^'V />>>/ p  zf(r  oy t t^ra f fve u  Vh un r/j i . 
(Stuttgart  1875;,  sowie  Über  Ex^^tirpation  des  Kehlkopfes,  des  Oesophagus,  d 
Niere,  de»;  Uterus;  Mageu-  und  IJannrcsection  ^  Operation  au  Kothü^teüi  ^  Radie; 
Operation  der  Ikruien  etc*  Be> 


1 


n 


CZERWIAKOWSKI.  —  CZOLBE.  121 


Gzerwiakowski,  Raphael  Joseph  C,  geboren  am  24.  October  1743 
auf  dem  Landgate  seines  Vaters  bei  Pinsk,  widmete  sieh  zuerst  dem  geistliehen 
Stande  und  wurde  Mitglied  der  Piaristeneongregation ;  im  Jahre  1771  erhielt  er  vom 
Papste  die  Erlaubniss,  das  Kloster  zu  verlassen  und  begab  sich  nach  Rom,  um 
Medioin  zu  studiren.  Hier  wurde  er  1776  promovirt,  blieb  dann  noch  drei  Jahre 
hindurch  in  Rom  und  war  im  Hospital  zum  heiligen  Geist  in  Saxia  thätig.  Im 
Jahre  1780  nach  Krakau  berufen,  lehrte  er  bis  1805  Anatomie,  Chirurgie  und 
Geburtehilfe  und  starb  am  5.  Juli  1816.  Sein  Hauptwerk  ist  eine  umfangreiche 
Verbandlehre,  welche  1816 — 17  in  Krakau  mit  Zeichnungen  von  Victobin  Rybicki 
und  Georg  Klimke  erschien:  „Narzqdu  opatrzenia  ckirurgicznego  cz^c  I — VI^. 

K.  &  P. 

Czolbe,  Heinrieh  C,  in  der  Nähe  von  Danzig  1819  geboren  und  1873 
zu  Königsberg  in  Preussen  gestorben,  studirte  Medicin  in  Berlin,  wo  er  mit  der 
Dissertation  „De  principiis  physiologiae^  (1844)  promovii"te.  Er  wurde  Militärarzt 
und  veröffentlichte  eine  „Neue  Darstellung  des  Sensualismus^^  (1855),  eine 
Streitschrift  gegen  LOTZE :  „Die  Efntstehung  des  Selbstbewusstseins^  (1856).  Von 
einer  Abschwäehung  seiner  naturalistischen  Anschauungen  legt  eine  Schrift:  „Die 
Grenzen  und  der  Ursprung  der  menschlichen  Erkenntnisse  (1865)  Zeugniss  ab, 
die  C.  als  Oberstabsarzt  a.  D.  publicirte,  und  welcher  er  noch  „Die  Mathematik 
als  Ideal  fdr  alle  andere  Erkenntnisse  (Zeitschr.  für  exacte  Philosophie  1866) 
folgen  Hess.  —  Posthum  erschienen  in  semem  Auftrage  von  Ed.  Johnson  heraus- 
gegeben:  „Orundzüge  einer  extensionalen  Erkenntnisstheorie*^  (1875). 

Allg.  deutsche  Biogr.  IV.  Red. 


D. 


Unter  D  iind  iUe  mit  d\  de,  de  le,  della,  dn  etc.  MxlißbeEdefn  Namen  d  a  n  u  eingcreilit*  wenn  der 
Gebrauch  böiiri  A  u  ;*  &  p  r  e  c  h  e  a  sie  als  noth  wendig  siisaxnmen  hängende  Naraen  chfif  ak- 
terisirte.  Mit  der  ychreil)  w  e  Lse  atinimt  dies  noch  häutiger  im  F ranzbsi sehen  nnd  Spani sehen 
als  im  Italieuischen  überein,  wo  Namen  wie  Crecchio^  Benz^  %.  B.  gana  andere  Namea 
wären,  als  de  Crecthio,  de  RenKi  und  trotzdem  dag  Zniiammenziehen  in  Decrecchio, 
Derenzi  nicht  Utilich  ist  (vgl.  die  Nainenlisten  der  PaHameiit*  u.  ähnl.).  ^  Wo  Zweifel 
begründet  sind ,  wird  tjei  den  Namen  der  späteren  Buchstaben  auf  D  EnräclETerw^iuseii  werden. 
Die  mit  *  beaeichneten  Artikel  betreffen  die  im  Sommer  1884  noch  Lebenden. 


Daga  Chaconj  b,  Chacox- 

Daelme.  Zwei  Leipziger  Aerzte,  vou  denen  der  liltere,  Johann  Gottlieb  D<, 
gehalten  dasei  bat  1755,  zn  Leipzig  1783  promovirte  und  nlö  ^elir  bessuhäftigt^r 
Arzt  1830  starb.  Er  war  in  allen  Fälchem  der  Mt^dicin  nnd  NatnrwieseneebafteQ 
bewandert,  sowie  auch  gründlich  cla.sBiseh  gebildet,  wofür  Reine  Abhandlung  ^De 
medmna  Honuri^  (Leipzig  1776)  einen  dcuüielien  Beweis  liefert.  Als  bcachtens- 
wertbe  Arbeiten  D/s  sind  ferner  zn  nennen  die  Dissertationen :  „Aromatum  ustt^ 
inmius  qnid  nervis  noceat  ostenditur*^  (Üaselb-st  1780}  nnd  ^^De  aquh  Zdpstm- 
silni,-^^  (Iiaselböt  1783,  letztere  ein  sehr  beachte nswcrth er  Beitrag  zur  medicinischen 
Topographie  Leipzigs),  —  Der  jtlngere ,  Karl  Friedrieh  Adolf  Ü. ,  ja^eboren 
zu  Leipzig  1769,  promovirte  daselbst  1708  (,fDe  ohstriicttonihus  lu  universiffii 
primaria  midtoruTn  Tnorhöruni  counis^J  nnd  atarb  1844,  You  seinen  lit  er  arischen 
Arbeiten  sind  nocb  zn  erw^^btien  eine  Abhandlung:  „De  noxm  ntedicaiaentorum 
contpQsüoTum  in  pkarmacöpocm  copkV'  (Leipzig  1797)^  sowie  die  ff  Beiträge  zur 
Aetiolügie-  und  Cur  des  Scharlachs^  {Daselbst  1810),  in  welchen  er  als  neue 
Behandiungs weise  Einreibungen  mit  Oel  empfiehlt  nnd  »^^^  Mtlch-  und  Molken- 
curen''   (1817^   2.  Änfl,   1820),  Winter, 

*Dähnhardt,  Christian  D,,  in  Kiel,  geboren  am  28.  Kovember  18  *^ 
%\x  Eel^emti^rde,  .^tudirte  tu  Kiel,  Tubingen,  Wien  (Hensen,  HopPE-SErLEH,  Bakte 
Niemeyer)  und  wurde  1869  promovtrt.  8eit  1869,  mit  Unterbrecbimg  des  Kriej 
1870- — ^71  als  Privatdocent  nnd  i^päter  als  praktischer  Arzt  in  Kiel  tb.ltig,  wirl 
D.  auch  zwei  Jahre  als  Aflsistent  bei  HENSEN,  Er  pubUeirte  Abhandlnugen  in  d 
von  ViRCHOw  nnd  von  pFLÜrißR  herausgegebenen  Archiven.  ^^^ 

Daelmana,  Aegidins  D. ,  nm  die  Mitte  des  17.  Jahrhunderts  in  A 
werpen  geboren ,  inuss  in  Lilwen  studirt  haben  und  auch  daselbst  promovirt  ai 
Er  machte^    als  Sehiß^arzt  iin  Dieni^Ce  der  ostindit^ehen  Oompagnie^    viele  Keif 


r 


DAELMANS.  —  DAHL.  123 


auch  nach  Java,  Ceylon  und  Coromandel,  wo  er  sechs  Jahre  blieb.  Später  nach 
Antwerpen  zurfickgekehrt ,  wurde  er  daselbst  Stadtarzt.  D.  war  ein  sehr  eifriger 
Anhänger  der  iatrochemischen  Lehre  des  DE  le  Bo£  und  bewies  dies  durch  die 
Ausgabe  seiner  „Nieuw  hervormde  geneeshmst  gebouvot  op  de  gronden  van  het 
aleali  en  acidum^  (Amsterdam  1687;  bis  1720  nicht  weniger  als  5  holländische 
Ausgaben  und  2  deutsche  üebersetzungen ,  Frankfurt  a.  0.  1702,  Berlin  1715). 
Die  durch  ihn  in  Indien  beobachteten  Krankheiten  beschrieb  er  in  17  „Aamner- 
kingen  over  verscheidene  ziekten,  die  op  het  eüand  Ceylon,  Batavia  en  de  kost 
van  Coromandel y  ten  tyde  des  autheurs  verblyf  aldaar,  zt/n  voorgevallen^ , 
(zum  ersten  Male  in  der  5.  Ausgabe,  1720,  seines  genannten  Buches)  theilweise 
interessante  Mittheilnngen  über  coloniale  Medicin  und  Tropenkrankheiten.  Todesjahr 
unbekannt.  C   E.  Daniels. 

*Dagonet,  Henri  D. ,  französischer  Psychiater,  Chefarzt  Im  Asile  Sto. 
Anne  (asile  clinique)  zu  Paris,  wurde  1849  daselbst  Doctor  mit  der  These:  „Con- 
sidSratians  m^dico-l egales  sur  Vali4nat{on  mentale^.  Für  eine  Stelle  als  Professeur 
agregö  der  Facultät  zu  Strassburg  schrieb  er  die  These:  „De  la  respiration  et 
de  Vhimatose  dans  les  maladtes^  (Strassburg  1853).  Er  hat  ausserdem  verfasst: 
„Traiti  ilSmentaire  et  pratique  des  maladies  mentales  etc,^  (Paris  1862)  — 
^Xouveau  traüS  SlSmentavre  et  pratique  des  maladies  mentales  etc."  (Daselbst 
1876)  —  „Des  impulsions  dans  la  folie  et  de  lafolie  impulsive"  (Daselbst  1870)  — 
jyDe  la  stupeur  dans  les  maladies  mentales  et  de  Vaffection  disignSe  sous  le 
nom  de  stupidite"  (Daselbst  1872);  dazu  eine  Anzahl  von  Aufsätzen  in  den  Annales 
m^d.-psychologiques. 

Index-Catalogue.  III,  pag.  581.  G. 

DaUy  Johann  Christian  D. ,  der  Vater,  seiner  Abstammung  nach 
ein  Däne,  wurde  in  Danzig  geboren,  studirte  in  Deutschland  Theologie,  kam  nach 
St.  Petersburg   und  bekleidete  hier  die  Stelle   eines  Bibliothekars.    Weil   ihm  das 
Amt   nicht    zusagte,    wandte    er    sich    abermals    nach   Deutschland,    studirte    in 
Jena  und  Erlangen  Medicin    und  erwarb   sich   am  letzten  Orte  die  Doctorwürde. 
üeber  Riga  nach  Russland  zurückgekehrt,    wurde  D.  in  St.  Petersburg  von  dem 
medicinischen  CoUegium   examinirt   und    erhielt  am  8.  März  1792    das  Recht  zur 
Srztlichen  Praxis  im  russischen  Reich.    Am  6.  November  1792  wurde  er  Arzt  im 
Bezirke  zu  Gatschina,   1796  Arzt  in  Petrosowodsk,  dann  in  Luganskoje,  zuletzt  in 
Nikolajew,  woselbst  er  als  Generalstabsarzt  der  Schwarzen  Meer-Flotte  1823  starb.  — 
Der  Sohn,  Woldemar  Ferdinand  D.  (russisch  W 1  a d i m i r  Ivanovitsch  D.), 
berühmter   russischer  Schriftsteller,   Arzt   und  Naturforscher,    wurde   geboren  am 
10.  22.  November  1801  in  Luganskoje  (Gen.  Jekaterinoslaw)  und  zuerst  im  elter- 
lichen Hause,  dann  in  Nikolajew  erzogen ;  kam  früh  in  das  Seecadetten-Corps  nach 
St.  Petersburg.     Am    2.  März  1819    als   Midshipman   entlassen,    musste    er  nach 
Nikolajew,  um  in  den  Flottendienst  zu  treten.    Allein  der  Dienst  zur  See  behagte 
dem  jungen  D,  nicht.    Er  begab  sich  1826  nach  Dorpat,  um  Medicin  zu  studiren 
und  erwarb  sich  18./ 30.  März  1829  den  Doctorgrad  („Spedmen  ing.  exhihens  ohser- 
vatione  duas  1.  de  terebratione  ctanii,  2,  de  renum  extdceratione  occulta").  Als 
MOitärarzt  machte  D.  den  türkischen  Feldzug  mit,  zog  über  den  Balkan  bis  nach 
Adrianopel.  dann  1831  nahm  er  an  dem  Feldzuge  in  Polen  theil,  in  welchem  er 
'r   die  Weichsel   eine  Brücke   schlagen   Hess   und   dadurch   auf  den  Gang  des 
dzages   günstig   einwirkte.    Als  Arzt   eines   Militärhospitals   in    St.  Petersburg 
fchäftigte    er   sich  eine  Zeit  lang  mit  Augenheilkunde,    bekämpfte  Anfangs  die 
möopathie    und   wandte   sich   schliesslich  ihr  zu.    Wegen  einiger  Volksmärchen 
'dächtigt   entging   er   mit  Mühe    der  Gefahr,    eingesperrt   zu  werden,    gab  die 
idicinische  Praxis    auf  und    verliess  Petersburg.     Als  Secretär   des  Gouverneurs 
assilj   Perowski   lebte   D.    etwa   8   Jahre   in   Orenburg,    machte   dazwischen 
isen,  begleitete  seinen  Chef  während  des  Winterfeldzuges  1839  40  nach  China. 
Itcr  war   er  1841 — 1848   Secretär   des  Ministers  der  inneren  Angelegenheiten, 


IM  BAEL.  —  VAN  DALEN. 

Leo  Perowaki  in  Petersburg',  <iauö  Dingender  dea  Apanagifu-Cümptoirs  in  Kishoi- 
Xowgorod  von  184S— 185tr.  iiabnv  seinen  Abschied  j  siedelte  nach  Moskau  üljer 
und  starb  hier  am  22.  Scptembtir  1872.  —  D.  war  ein  ausserordentlieh  begabter^ 
ttberaua  tbntiger  und  fleiagi^er  Gelehrter,  vielseitig  gebildet ,  Arxt^  Naturforflcbcr, 
Ethnograph,  Liupjuiät,  Adminiatrationsbeamter.  AuBser  seiner  DLssertation  setricb 
er  über  Kiunys  und  Homöopathie.  J^ein  bedeutendstes  Werk  wt  sein  „  Worierhufih 
der  lebenden  r?i^s.nsche7i  8praehe'\  welches  bereits  in  2.  Auflage  erschienen  ist.  Er 
Kchrieb  unter  Anderem  über  die  Secten  derSkopzt^n  und  verfasste  ein  Handbuch 
der  Botauik»  Seine  ruKatgeh  gewsliriebenen  Märchen ,  Erzilhlnngen  und  auderen 
dichterischen  Erzeugnisse  sind  in  8  Bände  als  gesaumielte  Werke  erschienen. 
Seine  anderen  Arbeiten  «ind  vielfach  in  russischen  und  deubiehen  Journalen  zer- 
streu t,    D.  schrieb  rnssisch  und  deuts^ch  in  gleicher  Weise  vüHkoumien. 

VerhatidL  der  ge7.  nstr.  GKsellr^ch.  Bd.  VII.  —  N.  Durpat'ache  Z(?ituug,  1873,  Nr.  *^t, 
iinf  Giiindlagt^  ruHsiacher  QuelleTi  vouStieda.  —  Russii^iho  Encvklopadie  von  Beresin, 
ü,l.  VI,  p.g.  55-57.  '  L.Stieda. 

Datlenip,  EdoardAngnet  D.,  geboren  1812,  renommirter  medieinischer 
Kiinifcer  au  dem  königlicben  Friedrieh-Hospital  zu  Kopenhagen ,  doctorirto  1841 
(^De  idcerf}  vetitrtculi  perforante^).  Er  war  zugleich  eine  Reihe  von  Jahren 
Redactour  der  „Bibliathek  for  Läger",  Mitglied  de^^  künigl.  GesuudheitseoUegiuins, 
Leibarzt  des  KönigH  Christian  VHI.  und  als  Arzt  sehr  angesehen.  Er  starb  18B2. 

Petersen. 

*DahlerBp,  Sophus  U*,  geboren  zu  Kopenhagen  am  L*5,  Deeember  1844, 
gtudirtc  auf  der  L'niversitHt  zu  Kopenhagen  und  proniovirte  1881.  Wirkt  als 
Militilrarzt  zu  Kyborg  (TüuenJ,  Ausser  seiner  Disaert^itioii :  „Pneumotometrinke 
Cndersoyeher  og  de  rem  diagno^tiake  Betydfitng  i  de  kroniHke  Litugenygdmnme*' 
hat  er  kleinere  Artikel  in  „Ugeskritt  for  Läger"  jjubüeirt.  -^^^ 

Daldianu3,  s,  Artemuiohüs  von  Ephesus, 

/  Dalechamps,  Joseph  D.,  aus  Caen,  1513 — läSSj  welcher  seine  Doctor- 
wtlrde  15  J  7  zu  Montpellier  erlangt  hatte  und  in  Lyoü  3G  Jahre  praktisch  thflti«: 
war,  hat  seinen  Ruf  alg  Botaniker  durch  eine  „Historm  generalis  plant arum  etc.^ 
(in  18  BileheruT  Lyon  1586^1587;  von  Desmoülijis  1615  iVanzortiach  neu  auf- 
gelegt uud  1653  noehmalö)  begrilndet.  Von  medieiniseben  Werken  D.'s  sind  zn 
nennen :  ^^De  peste  libri  tre^i^  m  quihits  etiam  continetur  IL  CItalin  de  Vinnrio  liber 
df"  peate  Hc.""  (Lyon  1552;  —  .Xlthurgie  frangalsc"^  (Lyon  1570,  1573;  Paris 
1610  in  4.).  Aust^erdem  tibersetzte  D.  Galen 's  „Adinmütrationes  finatomicat^ 
(Lyon  1566,  157i*;  und  des  C.  Alirelianüs'  „Dr  morhh  arutw  tt  dmturnis'' 
(Ilaselbst  1566,  1567)  und  veranstaltete  eine  lateinische  Ausgabe  des  DloscoaiDES, 
Hiowiü  eine  sehr  gesebäitzte  Ausgabe  des  Pliniüs. 

Di  et.  bist,  II.  Eed. 

van  Dal8,  Antonius  va  n  D.,  im  Jahre  1638  in  Haarlcm  geliorcn, 
fing  erst  von  seinem  30.  Jnbre  Mc  die  in  zu  studircn  au  und  wurde  praktiiseber  Arzt  in 
Haarlcm,  wo  er  sieh,  obwnbl  er  eine  grosse  Reputation  bekam,  eigentlich  n^chr 
fbeolo,::iseb-literanKchen  uh  mcdieinischen  Studien  \\idmete.  Er  schrieb  unter 
Anderem  „De  aractdis  Etlnharum  dissertntiones  dttae*'  (Amsterdam  1683  uud 
1700,  zwei  bolU  Ausgaben   1G87  und  1718)  und  ntarb   1708. 

BioKr,  m'^i.iicale  xind  ^^  ^1,  Aäi.  Biogr.  Woordcnhuek.  t\  E.  Dani&lj 

van  Daleu,  Martinas  van  D.,  der  am  Knde  des  17.  Jahrhunderts 
Hna^  die  :lrKtliebe  Praxis  :iu>iubtc  und  sich  „Doetor  seim^r  königlieben  Mijjci; 
von  Gross-Britannicn''  fde?<  Prinzcu  von  Oranien)  nannte,  hat  sieb  bekannt  gema 
dureh  die  Ausgabe  eines  BnebcR:  ,, Nieuwe  Pro ctifck  der  Medwynen^  fAmsterd 
16lU)j  worin  er  die  Frtichte  einer  17j «ihrigen  Prnxis  niedergelegt  bat, 
AderläHtse    am    kräi^igsten    bekämpft    uud    den    Nutzen    v(m    ehcmij^ehen    Stad 


VAN  DALEN.  —  DALTON.  125 

fllr  die  mediciBische  Praxis    zu    beweisen    versucht.     D*  zeicbnete   sieh   auch  als 
Dichter  aus.  C.  E.  Daniels. 

DaliOB,  griechischer  Arzt  und  Botaniker,  den  Pliniüs  in  seiner  nat.  hist. 
IIb.  XX— XXin  benützt  hat. 

Plin.,  nat.  hist.  XX,  §.  148,  191.  Helmreich. 

Dalladecüna,  Angelo  D.  (Delladbcima),  1786  auf  der  Insel  Kephalonia 
geboren  und  1825  gestorben,  war  Professor  der  allgemeinen  Pathologie  zu  Padua 
seit  1817.    Hauptwerk:    „Istituzioni  di  pathologia   generale**    (Venedig  1819). 

Anagnostakis.  —  Red. 

Dalman,  Johann  Wilhelm  D. ,  Arzt  und  Naturforscher,  geboren  in 
Westmanland  1787,  studirte  zuerst  unter  A.  J.  Retziüs  und  Fallen  in  Lund, 
nachher  unter  Thunbebq  in  Upsala,  woselbst  er  Med.  Doctor  1817  wurde.  Im 
folgenden  Jahre  wurde  er  Intendant  des  zoologischen  Museums  der  schwedischen 
Wissensehafts- Akademie  und  Botanices  Demonstrator  am  Karolinischen  Institut  1819  ; 
er  starb  1828.  Mehrere  Versteinerungen  haben  nach  ihm  ihren  Namen  erhalten. 
Ausser  einer  Menge  entomologischer  Aufsätze  in  den  Verhandlungen  der  Wissen- 
sebafts- Akademie  hat  er  „Änalecta  eniomologica^  (1823)  und  „Ephemerides 
entomologicae**  (1824)  herausgegeben.  Heden  ins 

Dabnas,  Jean-Auguste-Adoiph  D.,  Sohn  des  nach  Amerika  aus- 
gewanderten und  durch  seine  Schriften  über  Gelbfieber  (1805)  renommirten  süd- 
französisehen  Arztes  Antoine  D. ,  wurde  zu  New- York  am  4.  December  1799 
geboren,  zu  Paris  1826  promovirt  und  nach  mehrfachen  ähnlichen  Anstellungen 
MMecin  en  ehef  an  der  Salp^trifere  —  1836.  Bei  sonst  vorzüglicher  Befähigung 
2iim  Arzt  war  D.  taub.  Seine  Schriften  —  abgesehen  von  seiner  Mitarbeiterschaft 
am  Dictionnaire  de  m^decine  und  an  fast  sämmtlichen  Pariser  Journalen  —  umfassen 
therapeutische  Themata,  so  die  beiden  Aggregationsthesen  über  Indieationen,  über 
Icterus  (Paris  1826,  resp.  1829),  die  Heilmittel  der  specifischen  Krankheiten 
(Daselbst  1833,  Frucht  einer  im  Jahre  1831  nach  Polen  unternommenen  Cholera- 
expedition). Mit  der  Arbeit  „Des  mitastases^  concurrirte  er  um  den  Lehrstuhl 
der  internen  Pathologie  und  gab  vorher  „Recherches  sur  quelques  itats  patho- 
logtques  du  tissu  cellulaire  etc,*'  (Report.  g6n.  d'anat.  et  de  phys.  path.  1826) 
heraus,    D.  starb  am  4.  September  1844. 

Cherean  bei  Dechambre.  Red. 

D'AInoncourt ,  Franz  Ludwig  Karl  D. ,  geboren  zu  Leipzig  1800, 
studirte  zu  Leipzig  und  Göttingen  und  erwarb  nach  einer  grösseren  wissenschaft- 
liehen Reise  1826  zu  Leipzig  die  medicinische  Doctorwürde  („De  a'ere  puro, 
praecipue  agitato,  multis  in  morbis  reinedio  saluierrimo^^J .  Er  war  dann  als 
praktischer  Arzt  in  Leipzig  thätig,  ging  aber  Ende  der  Vierziger-Jahre  nach  Con- 
Btantinopel  und  ist  in  der  Mitte  der  Fünfziger- Jahre  zu  Belgrad  verstorben.  Besonders 
zti  erwlüinen  ist  eine  von  D'A,  verfasste  Schrift;  „Die  Oehirnaffectionea  der  Kinder 
in  der  Dentitionsperiode  für  Aerzte  und  Laien^  (Leipzig  1846),  in  welcher  er 
die  damals  allgemein  herrschende  Ansicht  physiologisch  als  Unkenntniss,  patho- 
logisch als  Irrthum,  therapeutisch  als  Mord,  in  Summa  als  eine  Täuschung  der 
Aerite  bezeichnet.  Winter. 

Dalrymple.  Ein  älterer  Jacobus  D.  disserirte  1731  zu  Edinburg  „De 
t  ^nia*'.  Hervorragender  ist  John  D.,  1804 — 1852,  mit  seinen  Leistungen: 
;,  ß  anatomy  of  the  human  eye"  (5  Taf. ,  London  1834)  und  „Pathology  of 
(4     '-man  eye""  (36  Fol.-Taf.,  Daselbst  1852).  ^^^ 

Dalton,  John  D.,  einer  der  grössten  englischen  Chemiker  und  Physiker 
d  ueneren  Zeit,  1766  zu  Eaglesfield  (bei  Cockermonth  In  Cumberland)  geboren, 
I  ^r  der  Mathematik  und  der  Naturwissenschaften  am  Collegium  in  Manchester, 
8     "-   fnach    Verlegung  dieser    Schule)    als    Privatgelehrter    und    Präsident    der 


126  DALTON.  —  DANCE. 

Litterary  and  philosophical  Society  daselbst  lebend,  Mitglied  der  Royal  Society  in 
London  und  der  Academie  des  Sciences  in  Paris,  am  27.  April  1844  geütuHien, 
verdient  an  dieser  Stelle  einen  Plati  wegen  der  von  ihm  (in  Memoirn  of  thü 
litterary  and  philosophical  Society  of  Manchester  1798,  V,  28)  beschriebeuen  qdiI 
nach  ihm  benannten  Sehstörnng  (Daltonismus),  an  welcher  er  selbst  gelittcii  uud 
auf  welche  er  durch  seine  Mittheilung  die  Aufmerksamkeit  der  Aerzte  Ij^stmden* 
hingelenkt  hat.  A.  HiraiH. 

*DaniaschillO,  F.-T.  D.,  wirkt  seit  1867  als  Hospitalarzt  in  Paris,  ist  A^irr^^^ 
der  Facultät  und  Verfasser  von  „Des  diff^rentes  formes  de  la  pneumonw  fiitjnv 
chez  les  enfants"  (Paris  1867)  —  „La  pleuresie  purulente^^  (Daseibat  186t*)  — 
„Etiologie  de  la  tuberculose^  (Daselbst  1872)  und  gab  mit  H.  Rogee  zuaaiumeii 
„ Recker chea  anatomo-pathologiques^  (1871)  heraus.  Eed. 

Damerow,  Heinrich  Philipp  August  D.,  aus  Btpttm,  1798 — 1860, 
studirte  in  Berlin  vorzugsweise  unter  Neümann  und  widmete?  steh  ntifort  der 
Psychiatrie.  Von  Reisen  (welche  besonders  eine  Ausbildung  in  der  Salpetriere 
unter  Esquirol  zum  Ziel  gehabt  hatten)  zurückgekehrt,  wirkte  er  von  1822  ab 
in  Berlin  als  Docent,  von  1830  als  Extraordinarius  zu  Greif«wald  und  von  1836 
als  Director  des  provisorischen  Irrenheilinstituts  zu  Halle.  Die  »mter  seiner  Leitung 
erbaute,  1844  eröflfnete  neue  Irren -Heil-  und  Pflegeanstalt  dn-ifrirte  er  bis  zd 
seinem  Tode,  der  1866  an  Cholera  erfolgte.  —  An  Schriften  Heien  genannt :  .,  Dt^ 
Elemente  der  nächsten  Zukunft  der  Medicin  etc."  (Berlin  1829}  —  „Ceber  tJk 
relative  Verbindung  der  Irren- Heil-  und  Pßegeanstalten  etc"  (1844;  befür- 
wortet die  Verbindung).  Nachdem  D.  seine  zahlreichen  kleineren  p^ychiatriBcben 
Arbeiten  in  den  Jahren  1833 — 1838  meistens  der  medicin ischen  Vereitifis^eltiin^ 
zugewiesen,  erwarb  er  sich  ein  besonderes  Verdienst  durch  diii  Orthidiin*  dtjr 
„Allgemeinen  Zeitschriß  für  Psychiatrie"  (mit  Flemming  und  ROLLEHi  1^*44), 
die  in  jedem  Bande  vortreflliche  Arbeiten  von  ihm  brachte.  —  „Sefeloge^%  eine 
Wahnsinnsstudie,  erschien  1853. 

Allg.  Deutsche  Biogr.  IV.  R  p  d. 

Damianus  und  Gosmas,  zwei  Brüder  und  Aerzte,  die  lu  der  diocletbni sehen 
Christenverfolgung  den  Märtyrertod  erlitten  und  später  von  den  rinrurji^eij  ab  St'butz- 
patrone  verehrt  wurden.  H e  1  rn  re  i  du 

Damion,  ein  griechischer  Arzt,  der  dem  älteren  PjJNnra  im  20. — 27,  Buch 
seiner  Naturgeschichte  als  Quelle  diente. 

Plin.  nat.  bist.  XX,  §.  108.  Helm  reich. 

Damokrates  (oder  nach  Pliniüs  :  Serviliüs  Democrates),  ein  grieebischer 
Arzt  in  Rom  um  die  Mitte  des  ersten  Jahrhunderts  nach  Chr.  Seine  Schriften,  die 
den  Titel  führten :  „Ilepl  Trfi  töv  avrtXoTwv  <7xeua<7ta;  (über  die  Bereitung  der 
Gegengifte,  z.  B.  des  Tlieriak),  (piXtaxpo;  (medendi  Studiosus),  nXtvtxo;,  ;rjäftno;^, 
enthielten  gute  Recepte  gegen  die  verschiedensten  Krankheiten  und  waren  wie  die 
seines  Zeitgenossen  Andromachos  in  gebundener  Rede,  in  janibiscLen  Trimetern, 
abgefasst.  Galen  hat  umfangreiche  Fragmente  davon  in  seinen  Sehritleu,  de 
medicamentor.  comp.  sec.  locos  und  per  genera,  erhalten. 

Galen,  XII,  890;  XIII,  40,  2j^0,  349,  455,  820,  914,  940;  XIV,  m,  1155^,  li^L 
260    -  Plin.  nat.  histor.  XXIV,  §.  43,  87.  Heinire  »cb 

Dance,  James  Freeman  D.,  aus  Amhurst(New-HaDijj.shire),  171)3 — 18f 
an  verschiedenen  Universitäten  Amerikas  und  Englands  medieiniach  auf^gebilc 
erhielt  den  Lehrstuhl  für  Chemie  am  Dartmouth  College  (K<.^w-IIanipshire)  1j?t 
denselben  an  der  New-Yorker  Universität  1826.  —  Neben  seinen  rctu  ehcmiscl 
Arbeiten,  die  hier  zu  übergehen  sind,  erregte  besondere  Aufmerksamkeit :  „  Chemii 
examination  of  some  morbid  animal  products"  (Silliman's  Jouni.  1822);  au 
ist  medieinisehen  Inhalts   ^Concretion  from  the  totisil"  (Ebenda  182B), 

H  a  b  n  bei  D  e  c  h  a  m  h  r  e.  li  e  i' 


DANIEL.  —  DANKWERTH.  1^7 

Daniel,  Christian  Friedrich  D. ,  aus  Sonderahausen ,  wurde  am 
13.  Deoember  1714  geboren  und  starb  1771.  In  Jena  waren  Wedkl,  Teich- 
ȣYKB,  Hamberger  seine  Lehrer ;  in  Halle  schloss  er  sich  an  Fe.  Hoffmanx  an. 
1742  promovirt,  wurde  er  bald  zum  Stadtarzt  in  Halie^  sowie  zum  fürstlichen  Leib- 
arzt ernannt.  Seine  Schriften  athmen  einen  entschieden  modernen  Geist,  so  bereits 
die  „Dissert.  de  spedalissima  medendi  metkodo  omnis  felicia  curationis  fun- 

dammta"  (Halle  1742)  —  „Sammlung  medicinischer Zeugnisse,  welche 

über  Be$ichttgungen  und  Eröffnungen  todter  Körper  .  .  .  ertkeilt  toorden  etc.*' 
(Leipzig  1776);  weniger  die  „Beiträge  zur  medictnischen  Oelehrsamkeit  etc.*' 
(Halle,  L  Th.,  1748;  H.  Th.  1751;  IH.  Th.  1744). 

Biogr.  mM.  III.  Red. 

'''Daniels,  Carel  Eduard  D.,  zu  Hillegom  bei  Leyden  am  4.  Juni  1839 
geboren,  studirte  in  Leyden  (6.  C.  B.  Süringab,  Peüts  van  beb  Hobvbn,  Simon 
Thomas,  F.  W.  Krieger)  und  wurde  am  4.  Juni  1862  in  der  Medicin,  im  October 
1862  in  der  Chirurgie  und  Greburtshilfe  promovirt.  Seit  August  1863  wirkt  er 
m  Amsterdam  und  verfasste  folgende  Schiiften :  „De  KinderpoMnerUing  in  Neder- 
land,  meerendeels  naar  onuitgegeven  bescheiden  hewerkt*'  (Uitgegeven  door  de 
Nederl.  Maatschappij  tot  bevordering  der  Geneeskunde,  Amsterdam  1875)  —  „Het 
leven  en  de  Verdiensten  van  Petrus  Camper*^  (Met  goud  bekroond  en  uit- 
gegeven door  het  Provinciaal  ütrechtsch  Genootschap  voor  Künsten  en  Weten- 
Bchappen,  Utrecht  1880,  4.)  —  „De  Verdiensten  der  Bollandsche  Oeleerden  ten 
opzichte  van  Harvey's  leer  van  den  bloedsomloop**  (door  Prof.  A.  H.  Israels 
en  Dr.  C.  E.  Daki&ls  ,  met  goud  bekroond  en  uitgegeven  door  het  Prov.  Utr. 
Genootschap  v.  Künsten  en  Wetensch.,  Utrecht  1883,  8.).  Neuerdings:  „ün  cos 
de  Lecntiasis  ossea  [Graniosclerons]**  (Uitgegeven  door  de  Holl.  Maatsch.  der 
Wetenschappen,  Haarlem  1883,  4.).  j^^^ 

^Danielssen,  Daniel  Cornelius  D.,  zu  Bergen  in  Norwegen,  ist 
daselbst  am  4.  Juli  1815  geboren,  war  anfänglich  Apotheker,  studirte  dann  Medicin 
in  Christiania,  Uess  sieh  1839  in  Bergen  nieder,  begann  daselbst  im  St.  Georg's- 
Hospital  alsbald  seine  Untersuchungen  über  den  Aussatz  und  erhielt  zu  den  daftir 
zn  unternehmenden  Reisen  eine  Unterstützung  Seitens  der  Regierung.  1841  wurde 
er  zum  Stiftsarzt  ernannt,  machte  1843  und  1847  wissenschaftliche  Reisen  in*s 
Ausland,  nachdem  er  zum  Oberarzt  der  neu  errichteten  Heilanstalt  fQr  Aussätzige 
ernannt  worden  wai\  Gleichzeitig  erschien,  mit  Staatsunterstützung  herausgegeben, 
das  von  ihm  in  Gemeinschaft  mit  C.  W.  Boeck  verfasste  grosse  Werk:  „Om 
Spedalshhed*'  (Christiania  1847,  mit  Atlas  von  24  Taflf.  fol.;  französisch  als: 
„Tratte  de  la  spMalskhed  ou  Elephantiasis  des  Grecs ,  traduit  sous  les  yeax 
de  M.  D.  Danielssen  par  L.  A.  Cosson^,  Paris  1846,  av.  atlas).  Seit 
1849,  wo  das  Lungegaardshospital  zu  Bergen  seine  Wirksamkeit  begann ,  fungirt 
er  bei  demselben  als  Oberarzt.  Er  gab  später  noch  die  Volksschrift:  „Den  spe- 
dahJce  Sygdom,  dens  Aar  sager  og  dens  Forebygg  eisesmidier**  (Bergen  1853) 
heraus,  femer  zusammen  mit  C.  W.  Boeck:  „Sämling  af  lagttagelser  om  Hudens 
Sygdomme**  (3  Hefte,  Christiania  1855 — 62,  mit  illum.  Taff.,  fol.,  auch  mit 
französischem  Text)  —  „Syphilisationen  anvendt  mod  Syphilis  og  Spedalshhed** 
(P*^en  1858).  Ausserdem  Aufsätze  im  Norsk  Magazin  for  Laegevid.  (nament- 
li  Berichte  über  die  genannten  Hospitäler),  in  der  Ugeskrift  for  Medicin  og 
P  rmacie  (I,  IV)  und  den  Annales  des  maladies  de  la  peau  et  de  la  syphilis 
{.  15);  dazu  eine  Reihe  von  zoologischen  Arbeiten,  die  Fauna  von  Norwegen 
b    effead. 

Kiaer,  pag.  89.  0. 

Dankwerth,  Kaspar  D.,  unbekannten  Geburtsjahres,  aus  Oldensworth, 
^  ie  in  Basel  Dr.  med.  mit  der  Dissertation  „Z^e  hie  Hungarica**  (1833) 
n       praktieirte    bis    1641    in   seiner   Vaterstadt   Husum.     Dann    aber  wurde   er 


128  DANKWERTH.  —  DANZ. 

Bflrgemeister,  wandte  sich  administrativen  und  localpatriotiscben  Aufgaben  zu  und 
leistete  medicinisch  nichts  Weiteres. 

Allg.  Deutsche  Biogr.  IV.  Bed. 

Dann,  Edmund  D.,  erster  Docent  für  Ohrenheilkunde  an  der  Berliner 
Universität,  habilitirt  1832,  machte  sich  am  meisten  verdient  durch  seine  über- 
sichtliche „Skizze  einer  GeschicJde  der  Ohrenheilkunde*^  (Berlin  1834;  abgedruckt 
in  Hokn's,  Nasse's  und  Wagner*s  Arch.  f.  med.  Erfahrung  etc.  Jahrg.  1834, 
Mai  und  Juni).     D,  starb  1851.  A.  Lucae. 

Danyau»  Antoine-Constant  D.,  zu  Paris,  war  daselbst  1803  als 
Sohn  des  sehr  beschäftigten  Geburtshelfers  Alexis -Con  st  an  t  D.  (geboren  1767, 
gestorben  nach  1845)  geboren,  wurde  1829  mit  der  These  „Essai  sur  la  mdtrite 
gangrhieuse  etc.^  Doctor,  ging  darauf  acht  Monate  lang  nach  England,  war  von 
1830 — 34  Chef  de  clinique  bei  der  medicinischen  Klinik  der  Facultät,  concurrirte  1832 
fttr  eine  Stelle  als  chirurgischer  Professeur  agr6g6  mit  der  These  „Des  abc^  de  la 
marge  de  Vanus",  wurde  1837  Chirurg  beim  Central-Bureau  der  Hospitäler  und 
von  1839  an  beim  Hosp.  de  Bicetre  und  bald  darauf  bei  der  Matemitö,  als 
Chirurgien  adjoint  von  Paul  Dubois,  indem  er  sieh  von  da  an  ausschliesslich  der 
Geburtshilfe  widmete.  Er  gab  in  dieser  Zeit  eine  üebersetzung  von  P.  C.  Naegele's 
^Des  principaux  vices  de  conformaiion  du  hassin  et  spicialement  du  rStrSdjtsement 
oblique^  (Paris  1840,  av.  16  pl.)  heraus.  In  den  Arohives  g6n6r.  de  m6d. 
(1841,  50,  51)  sind  mehrere  bedeutende  Aufsätze  von  ihm  enthalten:  Ueber 
Dystokie  bei  einer  queren  Scheidewand  in  der  Vagina,  über  Anlegung  der  Zange 
bei  Gesichtslagen,  Exstirpation  einer  die  Entbindung  hindernden  fibrösen  Geschwulst 
der  hinteren  Mottermundslippe  u.  s.  w. ;  ebengo,  nachdem  er  1850  Mitglied  der 
Akademie  der  Medicin  geworden  war,  eine  Reihe  von  Berichten  in  dem  Bulletin 
de  VAcad.  de  m6dec.  (1853—54;  1855—56;  1864—65)  über  Seeale  eomutum, 
über  die  Todten-Statistik  der  Matemit6,  über  abgestorbene  Poetus  und  neugebome 
Kinder  in  gerichtlich-medicinischer  Beziehung  u.  s.  w.  Er  war  als  Praktiker  und 
als  Lehrer,  wie  als  Mensch  und  Gelehrter,  der  die  Literatur  seines  Faches  voll- 
ständig beherrschte,  sehr  geschätzt  und  starb  am  19.  Februar  1871. 

Sachaile,  pag  219.  —  Gaz.  des  höpitaux  1872,  pag.  173.  —  Dechambre, 
XXV,  pag.  628.  G. 

Danz,    Ferdinand    Georg  D. ,    geboren   den    26.  October  1761   zu 
Dachsenhausen   in    der  damaligen   Landgrafschaft  Hessen-Darmstadt,    studirte  zu 
Jena  und  Giessen  Medicin  und  erwarb  sieh  an  der  Universität  der  letztgenannten 
Stadt  mit  einer  Inaugural-Dissertation  „Brevis  forcipum  obstetriciarum  historia^ 
(1790)  die  Doctorwürde.   Im  nächstfolgenden  Jahre  trat  er  in  Giessen  als  Privat- 
docent  auf,  wurde  Prosector  und  Professor  extraordinarius ,  starb    aber  schon  am 
1.  März  1793  im  Beginne  seiner  hoffnungsvollen  Laufbahn.   D.  war  zwar  eigentlich 
kein  Geburtshelfer  von  Fach,  doch  schlagen  die  meisten  seiner  Arbeiten  in  dieses 
Gebiet  oder  in  die  mit  demselben  im  speciellen  Zusammenhange  stehenden  Capitel 
aus  der  Anatomie  und  Physiologie  ein.     Seine  obenerwähnte  Inaugural-Dissertation, 
Giessen  1790,    in    4.    liefert   eine    gute   kritische   Geschichte   der   Zange.     Seine 
Habilitationsschrift    „Programma  de  art  obstetritia  Aegyptorum**  (Giessen  1791, 
in  4.)  hat  mehr  historischen  Werth.     Unter  Sömmerring's  Leitung   verfasste  er: 
„  Orundriss  der  Zergliederungskunde  des  ungeborenen  Kindes  in  den  verschieden 
Zeiten  der  Schwangerschaft^  (Bd.  I,   1792,  Frankfurt  und  Leipzig;  Bd.  H,  171 
Giessen,  in  8.).    Sömmerrtno  versah  dieses  Werk  auch  mit  Anmerkungen.    17' 
erschien  sein  ;,  Versuch  einer  allgemeinen  Geschichte  des  Keuchhustens"  (Marbni 
in  8.)  und  1793   „Semiotik   oder  Handbuch   der   allgemeinen  Zeichenlehre  f\ 
angehende  Wundärzte"  (Leipzig  1793,  in  8.).    Kleinere  Arbeiten  von  ihm  find 
sich  in  dem  von  seinem  Lehrer  Stabk  herausgegebenen  „Archiv  für  Geburtshilfe  etc 
Bd.  HI  und  IV,  sowie  in  Baldinger's  Magazin. 

Biogr.  med.  —  Biogr.  univers.  —  Deutsche  Biogr.  Kleinwächt" 


DAOÜD.  —  DARCET.  129 


a)aoud 


el  Antaki,  aus  Antiochia,  lebte  grössteniheils  in  Cairo  und  starb 
1596  in  Mekka.  Er  wird  als  directer  und  vornehmster  Repräsentant  des  Spät- 
Arabismus  bezeichnet  und  verdient  unzweifelhaft  Erwähnung  wegen  seines  Werkes 
jyTedhira".  Aus  vier  Büchern  bestehend,  bietet  dasselbe  im  dritten  Buche  eme 
Art  Medicamenten-Lexikon  —  1712  Artikel  über  Heilmittel  —  dar;  Kaffee,  Resina 
elemi  wurden  hier  mit  aufgezählt.  —  Das  vierte  Buch  enthält  ebenfalls  in  lexiko- 
graphischer Anordnung  Abhandlungen  über  Pathologie  und  Therapie.  Ausser  der 
„Tedkira^  rühren  von  D.  EL  Antaki  noch  Schriften  über  Augenkrankheiten, 
Bäder,  Anatomie  und  Aetiologie  der  Krankheiten  her. 

Leclerc  bei  Dechambre.  Red. 

Dapper,  Olfert  D.,  aus  Amsterdam,  wurde  im  Jahre  1658  in  Utrecht 
als  Studiosus  medicinae  eingeschrieben.  Nach  seiner  Promotion  etablirte  er  sich 
in  Amsterdam,  doch  scheint  er  da  die  ärztliche  Praxis  nicht  ausgeübt,  doch  sich 
hauptsächlich  mit  historischen  und  geographischen  Studien  beschäftigt  zu  haben. 
1663  gab  er  eine  ausgezeichnete  „Historische  beschryving  van  Amsterdam^ 
heraus,  dem  bekannten  Bürgermeister  Nicolaas  Witzen  gewidmet;  später  hat 
er  eine  Reihe  von  Beschreibungen  von  Asien,  Afrika,  Palästina,  Arabien  etc.  und 
auch  eine  hoU.  Uebersetzung  der  Historien  Herodot's  veröffentlicht.    Er  starb  1690. 

C.  E.  Daniels. 

Daqnin,  s.  Aquin  (d'Aqüin). 

Daran,  Jacques  D.,  am  6,  März  1701  zu  St.  Farjon  geboren,  lernte 
Chirurgie,  erlangte  zunächst  eine  Stellung  als  Regimentsarzt  in  österreichen  IMensten 
nnd  trieb  sich  in  Mailand,  Turin,  Rom  und  Neapel  umher.  Es  gelang  ihm  in  Messina 
ebenfallfi  als  Militärarzt  anzukommen  und  sich  bei  einer  Pestepidemie  hervorzuthun. 
Seme  Landsleute  transportirte  er  glücklich  nach  Marseille  und  erregte  durch  sein 
Verhalten  bei  dieser  Affaire  geradezu  Enthusiasmus.  Als  sich  der  Ruf  seiner 
Geschicklichkeit  in  der  Behandlung  der  Hamröhren-Stricturen  weiter  verbreitete,  rief 
man  ihn  nach  Paris  (1754),  wo  er  seine  Bougirkunst  mit  Erfolg  weiter  ausübte. 
Doch  hielt  er  seine  Methode  der  Herstellung  elastischer  Bougies  nicht  nur  geheim, 
sondern  gerirte  sich  bei  ihrer  Anpreisung  wie  ein  echter  Charlatan.  D.  starb  1 784 
mit  Hinterlassung  folgender  Werke:  „Recueil  d^observ.  chir.  sur  les  maladies 
de  ruT^tre  etc,^  (Avignon  1745;  vier  weitere  z.  Th.  Pariser  Auflagen  bis  1768)  — 
„TraüS  complet  de  la  gonorrh4e  virtilerUe  etc."  (Paris  1756)  —  „Composüion  du 
remhde  de  M.  Daran  publiSe  par  lui-m^ne**  (Daselbst  1770,  1780).  Ausserdem 
mehrere  Streitschriften. 

Dict.  bist.  II.  Red. 

♦Darby,  Thomas  D.,  Arzt  in  Wicklow  (Irland),  M.  R.  C.  S.  Eng.  1832, 
L.  R.  Q.  C.  P.  Irel.  1860,  hatte  seine  Ausbildung  am  Dubl.  Lying- in -Hospital 
genossen,  als  er  am  Rattdown  Workhouse  and  Fever  Hospital  seine  Thätigkeit 
entfaltete.  Eine  grössere  Schrift  von  ihm  ist  ;,0w  the  Operation  of  strangulated 
kemia**  (Oxford  1868)  —  „Cases  of  spinal  arachnitis^  (erschienen  in  Med. 
Press.,  1879)  —  „On  zymosis,  septicaemia  and  blood  poisoning"  (im  Brit.  med. 
Joum.  gleichzeitig).   D.  erfand  einen  neuen  Apparat  zur  Blasen-Irrigation.     ^^^ 

Darcet,  Jean  D.  (später  d'Arcet),  französischer  Arzt  und  ausgezeichneter 
(  miker,  geboren  1725  in  Douazil,  studirte  in  Bordeaux  unter  sehr  schwierigen 
y  liältnissen,  wurde  dann  Hofmeister  im  Hause  Montesquieu's,  dessen  Wohl- 
1  len  und  spätere  Freundschaft  er  sich  erwarb.  Er  kam  nach  Paris  und  widmete 
s  hier  in  der  Rouelle  beinahe  ausschliesslich  dem  Studium  der  Chemie.  Seine 
j  eiten  auf  dem  Gebiete  der  Chemie  machten  ihm  auch  ausserhalb  der  Grenzen 
fi      es  Vaterlandes  einen  geachteten  Namen.  D.  starb  1801  als  Membre  de  Tinstitut. 

Unger. 

Darcet,  den  Sohn  s.  unter  d'Arcet. 

-.  Lexikon.  IF.  -^ 


1^  DAREMBERG.  —  DARRÄCH, 

Daremljerg:,  Charles  Victor  D,,  in  DijoD  geboren,  fitudirtc  in  seim^m 
GeLurtßorte  und  proniovirte  im  Jahre  1841  in  Paris  mit  einer  Diagert. :  f^Expomtmi 
den  connattimnces  de  Calvin  atfr  Vanatomiej  la  pht/siolof/te  et  la  paihrdoip'e 
du  sj/M^  me  nervenx " .  Kac  h  dora  er  ei  n  ige  Jah  re  als  A  rni  en  arzt  fu  n^rt  Latte 
und  auch  Assistent  am  Museum  Uistoriae  naturalis  gewesen  war,  wurde  er  1846 
Bibliothekar  der  Academie  de  medettine  und  1849  Bibliothekar  der  Bibliotheque 
Mazarine.  In  dieser  letsstereu  Qualitifit  machte  er  verwehiedene  wissenHchafltlicbe 
Reiüen  in  ItalieUj  Deutsehlaud,  der  Hehweiz,  Belgien  und  England,  um  bibliographische 
Untersuchungen  anzustellen  und  seltene  medicinischc  Handschriften  zu  gtudiren, 
Ali^  1871  an  der  mediciniechen  Facultlit  aufs  Neue  eine  Frofessur  in  der  Geschichte 
der  Mediein  und  Chirurgie  errichtet  wurde,  eniauute  man  J),  für  dieses  Amt, 
obglcieh  er  t^ehon  seit  1Ö64  am  Oe liege  de  France  Vorlesungen  hielt  über  die 
Geschichte  und  Literatur  der  medieinischen  WiBseni^ebafteü.  Er  war  jedoch  m 
sehr  Bücher -Gelehrter,  um  ausserlich  gros&en  Erfolg  zu  haben  als  Doccnt,  und 
beschäi'tig1;e  sich  mebr  mit  seinen  privaten  Studien  und  dem  Zusammenbringen  einer 
au&gedehnt«n  uud  vortrefflichen  Bibliothek  (welehe  naeh  seinem  Tode  dnreh  die 
Academie  de  mödeclne  augekauft  wurde)  als  mit  seinen  Vorlesungen,  R  starb 
Im  Oetober  1872  auf  seinem   Landbaus  zu  Meöuil-le-Roy. 

Eine  chrono  log  ist' he  U^beraitlit  semer  wisaenseliatltlit'heti  Arboiteu,  anter  denen  seine 
Änsgubea  von  O  r i  b a  a i  VI  ä  (in  Ci^IlnboriUlon  mit  Cats  B  iiKSfrin  aker)  iind  von  Celsus' 
„LJbri  dt!  nierliciim^  (Leipzig  1850)  einen  liervorragenden  Platz  einnehinea,  siebe  bei 
Dechanilire,  Tnm.2b.  i\  E.  Danisu. 

*'DaTeste,  Oamille  D,,  trat  zuerst  im  Jahre  1847  wissenschaftlich  auf 
mit  ^Pi^opoiikions  d'auatomte^  de  ph/sfologie  et  de  pothologit*^  (Paris)  j  viel 
später  publieirte  er  eine  „Note  aitr  Vexistencf^  de  ramtdon  dans  le  jaune  d^ömf" 
(Daselbst  1868)  und  erreg'te  die  Aufmerksamkeit  besonders  durch  die  ^Beckerchm 
BUT  la  pn>duction  cirtißcteÜe  des  momtrutmlh  ou  t^sf^at^  de  teratogSnte  eocperi- 
Tticntale^  (16  Taf.  Paris  1876),  8eit  mehreren  Jahren  ist  D.  als  Director  des 
Laboratoriums  ftlr  Teratoloj^ie  au  der  ßeole  des  hautes  etudes  thäti^  und  ver- 
öffentlichte viele  Aufsätze  teratrilogischeu  und  allgemein -physiologischen  Inhaltes, 
besonders  auch   in  ^^ir  Revue  seieuttfiqne-  ße^L 

DariOt,  (Mau de  D*,  aus  Pomar  (Rurgund)  1533 — 1504,  sehrieb  ausser 
philosopbi sehen  und  astroh  igiseben  Sebnften  einen  ,,  Dücmirs  ^r  la  gtmtte  et  troü 
traües  äur  la  priparatioyi  des  mSd/cametis"  (Lyon  1603  und  J^IoDtbelliard  1608;. 

Biogr.  ni6d.  III.  Hod. 

Dariste.  Von  zwei  Inhabern  dieses  Nameus  ist  nur  bekannt,  dass  D,  le 
jeune  zu  Martiuii]ue  zwi^i  Selirifteu  doa  ebenfalls  dort  thätigeu  D,  l'afue  fiber 
Kaiserschnitt  tu  den  Ann,  de  la  soc.  de  med.  prat,  de  Montpellier  1816  ei*seheinen 
Hess.  —  Der  Dritte  ist  Fran  ^eis- Jose  p  h  D.j  zu  Martiuifiue  geboren  und  1?^2(\ 
Dr.  med.  zu  Montpellier,  der  sich  spiiter  in  Bordeaux  niederliess  und  über  Gelb- 
fieber (B^Jrdeaux  18 LH,  resp.  Paris  1826).  hygienische  MassrejS^eln  in  den  Troj>eu 
(Bt^rdeaux  1 834)  und  über  verschluckte  F'rcmdköri)er  (Jouru,  geu-  de  med,  1825)  schrieb. 

t'licrcaii  bei  Bechambre*  Eed. 

BarluG,  M  i  e  h  e  1  D.  *    französischer  Arxt  und  Katurfon^ehcr ,    geboren  In 
Grimaud  1707,  gestorben  in  Aix  1783^  war  ein  SeKuler  LtEüTÄiD'i^  uod  RorELLE's, 
wurde  Profe^^sor  der  H(»tanik   in  Ah ,   woselbst  er  auch  ärztliebe  Praxis  übte  u 
tih    solcher    die  Vaecination    eitrig  propagirte,    —  Fu ter  seinen  Schriften  siud  : 
nennen ;    „  Histoire   naturelle   d^  la  Provence  cüntenant   ee   qiC  il  y  a  de  ph 
reuiarquahle  dans  les  T^.giieJi  vegStalj  mtneralj  animal  et  de  la  partie  giojMrnif^f/e 
(Ävig'non  uud  Marseille   1782— 1786J.  l^njrer, 

Darracll,  William  D„  wurde  171)6  geboren^  wirkte  am  mediciniHebr 
Departement  des  Pennsylvanian  College  bis  1865,  seinem  Todesjahr.  Beine  ^Dr 
wintja  of  the  anatomy  of  the  groin  c^c."*  erscbienen  Pbiladclpliia  1830,    in  di 


DARRACH.  —  DARWIN.  131 

40er  Jahren  eine  Reihe  von  Vorlesungen   über  allgemeine   inedicinische  Themata; 
anch  Gesehichtliches  über  das  oben  erwähnte  Institut  (1851^  resp.  1855). 

Vollst.  Biogr.  (nicht  zugänglich):  Phil.  med.  and.  surg.  Rep.  1864.  Red. 

Darwin.  Der  Grossvater  von  Charles  Robert  D.,  der  in  allen  älteren 
biographiachen    Sammelwerken    ausführlich    besprochene    Dichter    und    Philosoph, 
Botaniker  und  Zoolog,  Er  asmus  D.,  am  12.  Deeember  1731  zu  Eiston  (Nottingham) 
geboren,  war  nicht  nur  medicinisch  ausgebildet  (Cambridge  und  Edinburg),  sondern 
prakticirte  auch ;  anfänglich  zu  Nottingham,  mit  nur  massigem  Erfolg.  In  Lichtfield 
jedoch,  wo  er  sich  1756  niederliess,  glückte  ihm  eine  Cur  an  einem  hervorragenden 
Manne,    die  ihn  schnell  in  Renomm^  brachte.    Durch  eine   glückliche  Heirat   von 
Aeuaserliehkeiten   noch   mehr  unabhängig   geworden,    wan^e  äich  D.   zuerst   der 
Dichtkunst,  dann  den  Naturwissenschaften  im  ganzen  Umfange  zu.  Die  „Zoonomta 
or  tke  laws   of  organic   life^  (London   1794 — 1796,    2.  Bände,    4.    —  dann 
Daselbst  in  4  Bänden,  später  deutsch,  französisch,  italienisch),  das  Werk,  welches 
ihn  in  erster  Reihe  berühmt  machte,  begann  er  bereits  1770.    In  die  Zwischenzeit 
bis  zur  ersten  Publication  desselben  fiel  sein  Wegzug  von  Lichtfield  in  Folge  einer 
zweiten  Heirat,   durch  die  ihm  Schloss  Radbourne   bei  Derby  zufiel.     In  letzterer 
»Stadt  starb  er  am  18.  April  1802,  nachdem  dieser  Ehe  noch  6  Kinder  entsprossen 
waren,    und  nachdem  er  sein  Gedicht  „Botanic  garden"  (London  1791 — 1799, 
2  Theile)  —  die  „Phytologia''  (London  1800—1801)  noch  selbst  publleirt  hatte. 
Das   Gedicht    „The  temple   of  nature"    erschien   posthum    (London    1803);    die 
mediciBischen  Abhandlungen  D.'s   sind  im  3.  Theile    der  Transact.  med.    und  im 
11, — 15.  Theile  der  Transact.  philos.  veröffentlicht.  —  In  gewisser  Weise  lehnen 
sich  die  darin  niedergelegten  vitalistischen  Ansichten  an  Brown 'sehe  Gedankengänge 
an.     Aber  D.  giebt   sich  viel  weniger  einseitig,    \'iel  physiologischer  im  heutigen 
Sinne.  Für  ihn  existirt  zwar  auch  ein  naturphilosophisches  Grundprincip,  die  ewige 
Bewegung,    aber   er   argumentirt  stets  mit  gediegenen  Beobachtungen   und  räumt 
dem  Experiment  an  allen  bedenklichen  Wendepunkten  die  vornehmste  Stimme  der 
Entscheidung   ein.     Seine   eigenthtimliche  Dunkelheit  des  Ausdrucks,    eine   selbst- 
geschaffene Terminologie,  am  meisten  vielleicht  die  ünbekümmertheit,  mit  welcher 
er  Hypothesen,  die  seinem  Zeitalter  bizarr  erscheinen  mussten,  unerklärt  hinstellte, 
verhinderten,     dass    seine    geistreichen   Essays    eine   durchschlagende   Bedeutung 
gewannen.  —  Von  seinen  Kindern  erster  Ehe  waren  zwei  Mediciner,  nämlich 
Charles  D. ,    welcher   indess   schon  während  seiner  Studienzeit  zu  Edinburg  im 
20.  Lebensjahre  (1778)  starb,  nachdem  er  „Experiments  etablühing  a  crüerion 
between  mucüaginous  and  purulent  matter,    with  an  account  of  the  retrograde 
motians  of  the  absorbent  vessels  of  animal  bodies  in  some  diseases"  (Posthum 
Lichtfield  1780)  bearbeitet  hatte,   und  Robert  Waring  D. ,  renommirter  Arzt 
in  Shrewsbury  (Shropshire),  der  eine  Tochter  Josiah  Wedgew ood's,  des  Refor- 
mators der  dortigen  Thon-Industrie  und  des  bezüglichen  Kunstgewerbes,  heiratete.  — 
Diesen  beiden  wurde  Charles  Robert  D.  am  12.  Februar  1809  zu  Shrewsbury 
geboren.    Eine  gerechte  Würdigung   dieses   ausserordentlichen   Mannes   kann    aus 
zwei  Gründen  an  dieser  Stelle  unmöglich  erwartet  werden.  Einmal  hat  sich  D.,  als 
er  auf  den  Wunsch  seiner  Angehörigen  1825 — 1827  zu  Edinburg  Medicin  studirte, 
TMPhrfach  darüber  ausgesprochen,  dass  der  ärztliche  Beruf  ihn  abstosse;  ja  er  ver- 
'sehte  sobald  es  ihm  irgend  ermöglicht  war,  das  medicinische  Studium  mit  einem 
leren  und  widmete'  sich  in  Cambridge  der  Theologie.  Erst  die  hier  mit  Hexslow 
lehlossene  Freundschaft,  erst  das  Studium  der  HuMBOLDx'schen  Reisen  regte  ihn 
sich  den  Naturwissenschaften  (aber  keineswegs  der  Medicin)  wieder  zuzu- 
Qdcn.  Auf  der  anderen  Seite  harren  die  sicher  nicht  kleinen  Anregungen,  welche 
^le  grosse  Persönlichkeit   und   die    dominirende  Bedeutung  seiner  Anschauungen 
ßiell  für   die  Medicin   haben   könnte,    noch   der  Bearbeitung:    sie    sind   weder 
rcfaflichtig  genug,    um  sich  von  selbst  zu  ergeben,    noch  hat  sich  während  der 
•zen  Frist,    die  seit  D.'s  Tode  verflossen  ist,    eine    geschickte  Hand  gefunden, 


132  DARWIN.  —  DAVAINE 

um  diese  Beziehungen  zu  erläutern.  Wir  überlaggen  deshalb  dieselben  der  weiteren 
Forschung  und  fügen  dem  bekanntlich  sehr  einfachen  weiteren  Lebenggange  D/s 
das  Verzeichniss  seiner  wesentlichsten  Arbeiten  ohne  weiteren  Commentar  bei.  — 
Auf  dem  unter  Kapitän  Fitzroy  für  diese  Forschungsreise  speciell  ausgerüsteten 
Schiff  „Beagle"  verliess  D.  am  27.  December  1831  sein  Vaterland,  um  es  am 
2.  October  1836  wieder  zu  betreten.  Die  Hauptpunkte  der  Expedition  waren 
gewesen :  Bahia,  die  patagonische  Rüste,  die  Falkland-Inseln ;  die  Magelhaen-Strasse, 
die  Galopagos-Inseln.  Zwei  Abstecher  hatten  nach  den  Galopagos  stattgefunden^ 
1836  kreuzte  der  „Beagle"  im  stillen  Ocean  und  legte  am  oben  genannten  Datum 
in  Falkmouth  an.  Drei  Jahre  hinterher  lebte  D.,  ausschliesslich  mit  seinen  Samm- 
lungen beschäftigt,  in  London,  begab  sich  dann  zu  seinem  Onkel  Wedgewood 
nach  Straffordshire  und  heiratete  noch  im  gleichen  Jahre  1839  seine  Base  Emma. 
Bereits  1842  zog  er  sich  dann  nach  dem  Landsitze  Down,  unweit  Beekenham 
(Kent)  zurück,  um  auf  demselben  fast  genau  40  Jahre  —  nämlich  bis  zum 
19.  April  1882 ,  dem  Todestage,  seinen  Experimenten  und  Studien  zu  leben.  Im 
Folgenden  die  Resultate  derselben,  Werke,  deren  Inhalt  die  wissenschaftliche 
Mitwelt  tief  bewegte  und  deren  Gregenstände  auch  der  gebildeten  Laienwelt  nicht 
fremd  blieben :  „Journal  of  reaearchea  into  the  geology  and  natural  kistory  of 
the  vartous  countries  visited  by  H.  M.  S.  Beagle  under  the  command  of  Gap, 
Fitzroy  B.  N,  from  1832—1836''  (London  1839)  —  „(?n  the  structure  and 
distrihution  of  coral  reefs^  (1842)  —  „GeoL  observ,  on  the  volcan  Islands^ 
(1844)  —  „GeoL  observ,  on  South  America^  (1846)  —  „Monograph  of  the 
subclass  Oirripedia^  (1851,  1854  durch  die  Royal  society)  —  „On  the  origtn  of 
species  by  means  of  natural  selection ,  or  the  preservation  of  favoured  rtices 
in  the  struggle  oflife"  (1859,  gleichsinnige  Briefe  und  Aufsätze  vorher)  —  y,^< 
Variation  of  animals  and  plante  under  domestication^  (1868)  —  „  The  descent 
of  man  and  selection  in  relation  to  sex*'  (1871)  —  n^^  expresaion  of  emotions 
in  man  and  animah"  (1872).  —  Die  deutschen  Uebersetzungen  anlangend,  vgl. 
J.  V.  Carüs,  Bd.  I,  S.  675.  ^^  ^ 

Dauben  ton,  Louis-Jean-Marie  D.,  am  gleichen  Orte  wie  BOFFOX 
zu  Montlear  (Burgund)  am  29.  Mai  1716  geboren,  sollte  in  Paris  Theologie 
Ktudiren,  beschäftigte  sich  jedoch  heimlich  mit  medicinischen  Studien,  und  zwar 
vorzugsweise  mit  Anatomie.  Der  Tod  seines  Vaters  machte  ihn  frei,  er  wurde  in 
Rheims  promovirt  (1741)  und  begann  in  seiner  Vaterstadt  zu  prakticiren.  Jedoch 
bereits  1742  zog  ihn  Büffon  nach  Paris,  verschaffte  ihm  1745  eine  Stelle  am 
naturhistorischen  Museum  und  gewann  seine  Arbeitskraft  der  Zoologie.  Die  späteren 
Streitigkeiten  beider  Gelehrten  wegen  der  „Histoire  naturelle",  an  welcher  D.  einen 
grossen  Antheil  hatte ,  fallen  ans  dieser  Betrachtung.  Seine  selbständig  verfaasten 
renommirtesten  Arbeiten  sind:  „Les  diferences  essentielles  de  Vhomme  et  de 
Vorang-outang"  (M6m.  de  TAcad.  des  sc.  1764,  in  welchem  er  der  Lage  de« 
Foramen  occipitale  eine  ganz  besondere  Bedeutung  vindioirt)  und  „Sur  les  indi- 
gestions^.  D.  wirkte  von  1783  ab  als  Professor  der  landwirthschaftlichen  Oekonomie 
zu  Alfort  und  starb  am  31.  December  1799. 

Dict.  hist.  II.  Red. 

Daumont,  s.  d'Aumont. 

Davaine,  Casimir-Joseph  D.,  zu  Paris,   war  zu  St.  Amand-les-Ea 
(Nord)   um  1811    geboren,    wurde    1837    zu  Paris  Dootor   mit   der  These:   „ 
Vh^matocele   de  la  tuniqiie  vaginale^ ,    widmet«   sich  fast  ausschliesslich  wisö 
schaftlichen  Untersuchungen  und  war  ein  eifriges  Mitglied  der  Soci6t^  de  biologi 
für  deren  Comptes  rendus  er  zahlreiche  Mittheilungen  lieferte.  Er  bekleidete  niem 
eine  öffentliche  Stellung,   wurde  aber  1868  Mitglied   der  Akademie   der   Medici 
verfasste    ein    vom    Institut  mit    einem    Preise    (1852)   gekröntes  Memoire:    ^i 
la  paralysie  g^nSrale  ou  partielle  des  deiix   nerfs  de  la  septihne  paire"    u\ 
widmete  seine  Aufmerksamkeit  besonders  den  Entozoen,    über  die  er  verschiede 


DAVAINE.  —  DAYIDi^ON.  133 

AbbiaiidIuii0^eii  schrieb,  Sem  Hauptwerk  über  dieselben  ist  der  ^/FraifA  des  ento- 
zimires  et  deji  viaiadies  vermineuMes  de  V komme  et  den  anitnatix  dornest if/um^ 
iTari^  1860),  Er  ist  ferner  bekannt  diirob  seiue  UnterHUcbmi^eü  Über  dio  Milz- 
brand'Bactericn.  Kr  starb  am  14,  Oktober  1882  auf  seiner  Besitssiin^  zu  Garehes 
(Seine^et-Oise). 

Gtt»,  dej  h5p.  1882,  pag.  £*59.  —  Med.  Timt'^  and  Giu.  {^^'l  JI,  pag.  5:^7.         G, 

Davasse,  JuIcb  D,,  seinen  Lcbensdateii  nach  unbekaßnty  trat  zuerfife  mit 
^Des  fievres  ephemere  et  st/noque"  (Paris  1847)  auf.  Später  verööeut lichte  er 
ti ater  dem  Titel :  „  Tk t^mpe a titjn e  exp6r im en tti le ^  ( Daselb st  1854)  B e o b acbt u n g^n 
ober  Strychniuanwendüug  bei  Cbolera  und  ein  uuif^uglicbe«  Werk ;  „La  syphül^ 
jfe^  formfs^  son  umti^  (I8G5).  Im  „Art  inödical".  dessen  Herausgeber  1),  voa 
1855^ — 1878  war,  erschien  noch  (T,  XXI,  XXU^  XX HI;:  ^^La  dmtkese  puralenie 
meconnue"   —  neben  kleineren  Mittheilungen,  ^^^ 

*Davey,  James  Georg- e  Ü.,  in  Bristol,  g-enoss  ^ieiue  inedieiiiJ?*ehe  Auü- 
bildung  haupttmchlieh  im  St,  Bartbolomäu3-Ho?fpjtal,  und  zwar  big  1833.  M,  R.  0,  S. 
Eng.  wurde  er  1836,  M,  R,  C,  P,  Loml,  1859  und  M.  D.  And,  1863.  Er  bat 
einen  atcbt  unbedeutenden  Theil  seines  Lebens,  die  Zeit  von  1841  bij^  1852,  in 
reybn  im  dortif^en  Ärztlichen  Civildienst  zugebracht,  legte  tiich  naeh  seiner  Rfick- 
kehr  hÄuptsfieblich  auf  Psychiatrie  und  Nerven  krank  he  iteu  und  fnn^irt  an  der  weib- 
lieben  Abtheilung  de^  Middleees:  Lunatic  Aaylum  als  Mediea!  Suijeriutendcnt,  \oii 
ihm  rühren  her:  „The  imture  and proximaie  cause  of  insantty^^  ('London  1853)  — 
^The  gangliank  itervmi^  System  etc.^  (DafieJbst  1858)  —  ,,7%e  prevalence  of 
micide"^  (8oc- Bcient,  review,  1863)  —  ^^.M  dfpmnmma''  (Trausact  of  8t,  Andr, 
^ad,  a»soc.  1872)  und  mehrere  psyebiatrisebe  Abbandlunj^ireu  in  Wixslow's  Jonm. 
(187 5 j  1879),  Als  Lehrer  trat  D,  1658  vor  der  Bristol  med.  ^ebool  mit  ^Lec- 
titreä  tm  inBunity^  auf,  ^^^ 

Davide  Jean-Pierre  D,  ^  auif*  Gex,  1737  — 1784,  ^in^  nach  privater 
Vorbereitung  bei  einem  Arzte  in  8egssel,  dem  er  diente,  nach  Lyon  und  Paris, 
wnrde  zuerst  Maftre  en  Chirurgie  (1764),  dann  aber  trotzdem  bald  darnach 
Dr,  med,  Seiu  Schwiegervater  Legat  (s,  diesen)  verschaffte  ihm  die  Nnehfolger- 
Schaft  als  Chirurgien  en  ehef  am  Hotel- Dien  in  Ronen,  wo  iL  uocli  eine  Reibe 
nicht  nnbedeutender  Arbeiten  sei  neu  bereits  voraufgegangenen  hinzufügt.  Diese 
iraren  insofern  die  für  ihn  wichtigeren  gewesen,  als  eine  Reihe  von  ihnen  mit 
Preisen  gekrönt  waren j  so  von  der  holländischen  Geaelisehaft  zu  Haarlem :  „/>?>.¥^r^. 
fftir  ce  qu^il  conment  de  faire  pottr  diminuer  on  ^upprlmer  le  lak  deft  fmumes'-'^ 
(Paris  1763);  von  der  Aead,  royale  de  chir,  die  Arbeit :  ^Sur  la  mfinü're  d^onwir 
et  de  trniter  lest  ahsce^  dans  toutes  les  parties  du  corps^  (Daselbst  1761)  und 
daa  „M^w.  sur  les  contrecoups^  :  voo  der  Aead,  des  sc.  in  Ronen:  j^Dtssert, 
mr  le  ni^cham'sme  et  les  usagea  de  la  re$piration^^  (Da selbst  1766).  —  Aus  der 
späteren  Zeit  stammen  neben  dem  „Traiti  de  la  nutnilon  et  de  raccrowsement  etc,"^ 
(Daselbst  1771)  noch  eine  „Dwsert.  mr  les  ("ßeU  du  mouvement  ei  da  rejton  dans 
l^s  maladies  chinirgicales**  (Daselbst  1770)  und  —  speeiell  hervorzuheben  — -  f^Oh- 
AerviitiOTis  mir  une  laaladie  des  os  connue  motijt  le  nom  de  nicroae'^  (Daselbät  1782), 

Biet.  hiBt,  II,  R<jd. 

/David  de  Fomis,  jüdischer  Arzt  aus  Sptdeto,  1525^1  6Ch),  führte,  voa 
\  ^Inen  Bischöfen  verfolgt ,  ein  Wanderleben ,  welches  ihn  unter  Anderem  auch 
]  h  Rom  und  Venedig  ffthrte.  Abgesehen  von  seinem  hebräischen  Lexikon  ach  rieb 
i      hierher  gehörend:  „i?e  senum  nffectibus^  (Venedig  1088)* 

Halm  bat  Deeh ambro«  Red. 

Davidson,  Wolf  D, ,  1773  —  1800,  env-arb  sieht  in  seiner  Vaterstadt 
]  lin  praktieirend^  einen  sehn ftstelleri sehen  Namen  durch  Abhandlungen  über  den 
i  la  f  ( 1 79  5 ) ,  t  b  ier iftchen  Magn  etismus  (1798),  E  r  nfl  nss  der  weibl  ie  h  e  n  Tr ach  t  au  f  di  e 
<      ''ndheit  (gleiehzeitig),  Briefe  über  Berlin  und  einige  Uebersetzungeu,       ^^.j 


IM  DAYIDSON.  —  DA  VIEL. 

*DavidsoD.  Zwd  lebende  eDglisebe  Aerzt«,  von  denen  Alexander  D* 
in  Liverpool  \eht.  Er  wurde  M.  D,  Kdin.  lS72,  M-  R,  C.  P,  Loüd,  1874  und  wirkte 
längere  Zeit  am  Northern  Hoj^pital  und  an  der  Intinuary  for  childrou  an  seinem 
W^jLnorte.  Ausner  AuMtzeo  in  der  Lauoet  (1874J,  im  Practitioner  (1872)»  in 
den  TransjacL  der  Pathol.  soe,  (1877J  und  an  anderen  Stellen  publicirte  er: 
,,Fii(^t(!ohyp<rtrophic  muscuJar  ^mral^sü^  und  f^Senfie  of  taste  in  relation  to 
faciül  paral^sis  and  anaesthesw*^ .  —  *Jolin  D.,  der  Med,  .Superintendent  des 
Irreulinspitals  in  Cheater,  wurde  von  der  UuiverBität  Edinburg  1863  proniovirt, 
naehdeni  er  längere  Zeit  am  Boro  Lunatic  Asyl  um  in  Birmingham  g-e  wirkt  liatte. 
Der  frühere  Theil  Reiner  Schriften  ist  ^ynäkologieeheu  Inhalts,  m  llber  Sehwan;^er- 
seh^ift,  Geburt,  Puerpemlfieber  (1863);  die  späteren  besclirieben  psyehiatrisehc 
R  ei  se  er  fa  h  nm gen :  „  Heu  \  a  t  -k^  o  n  so  7n  e  of  th  e  (arge  a  syl  u  m  s  of  It  a  ly  ^  f Jf^  u  r  u . 
of  nat»  sc,  1874)  uud  (Ebenda  1875,  188 2 j  türkJRehe  Irrenhäuser  und  den  Mi&s- 
brauch  von  Cannabift  neben  der  Syphilis^  alH  hilufige  llrsaeben  von  Geigteskrank- 
heiten  in  der  Ttirkei,  "ReA. 

Daviel,   Jacf(ues  D,,   wurde    am   11,  Auisrust  1696  zu  la  Barre  in  der 
;N'ormaudie    geboren    und    st;irb    am  3Ü<  September  176:^,     Er    studirte    Chirurgie 
zu  Ronen  und  Paris  j    ^\ii^  aber   im   Jahre  17 19,    als   die  Pest   in    der  Provence 
gro^Me  Verheenin^eu  anrichtete,  als  Arzt  dorthin    und  ieifltcte  während  der  Dauer 
der  Ejudemie  m  gute  Dieuj^te,  dasH  ihm  der  Ki'mig^  eine  Dceoration  verlieh,  tvelehe 
die  Innebrih  inv^:  „Pro   pewte  fagata"   und  die  Stadt  Mnnieille  ihn  nuter  die  Zahl 
ihrer  Wvmdärzte  antnahm.     Er  erhielt  auch  die  Stelle  cine^  tJhirurgien  major  auf 
einer  Galeere,     AHein  vom  Jahre  1728    au    zog  er    sioU    von   der  Ausübung    der 
allgemeinen  Praxis  immer  mehr  zurdek  und  widnitste  sieh  aussch II esslieh  der  Augen- 
heilkunde; er  erwarb  nich  iu  k(ir zerrter  Zeit  einen  weitverbreiteten  Ruf  als  Augeu- 
arzt    und  ?^peeieü    als*   Au  gen  Operateur    und    wurde    iu    Folge    dessen    iu    die    ver- 
sehiedeuäteu  Länder  berufen;  so   1736  nach  Lissabon,   1745  dureb  Ferdinand  VL 
naeh  Hpanieu  ^    1 750  an  den  kurtiilrfitlichen  Hof  nach  Mannheini ,    «odaun  an   den 
Hof  nach  Bayern,  Man  verseuchte  e^  aueh,  ihn  dauernd  an  dieses  oder  jenes  Land 
zu    fcsf^eln;    so    machte    ih(n  z^  B.   1745    die    spanisehe  Regierung   glänzende  An- 
erbietnngen.  doch  w^iet^  er  alle  derartigen  Vorschhlge  von  der  Hand  und   tiess  «ich 
1746   danernd  in  Paris  nieder,    wo  er   1749    zum    königlichen    Oenlisten    ernannt 
wnrde.      Mit    dem    Jahre    1750    beginnt    aber    eigentlich    erst    die    her\^orrageüd 
operative   Thiitigkeit  IX*i^ ,    speciell    seine  Extraetionsversuche  des  grauen  Staare^ii, 
durch  die  er  sieh  t^lr  alle  Zeiten  einen  uuverg:lngHcheD  Namen  in  der  Gesehiehte 
der  Medieiu ,   ja  ganz  gewiss  sogar  in  der  Geschichte  der  ^lenschheit    überhaupt, 
erwerben  sollte*    Allerdings  war  die  IdeCy  den  grauen  Staar  auf  operativem  Wege 
au^  dem  Auge  zu   eutferncn,   keine  neue,    vielmehr  waren   derartige  Bestrebungen 
in    den    verschiedensten   Kpoehen    der    EntwieklungsgeaeUiehte    der   Medicin    immer 
wieder  aufgetaucht^  doch  hatte  sich  dkse  Idee  zu  keiner  Zeit  zu  einer  w^irklieheu 
Operafionsniethode  entwickelt.  Erst  D,  wai*  e«  besehieden,  dieser  Idee  eine  leben s- 
l^lhrge  Form  zu  verleihen  uud  aus  dem  blossen  Gedanken  der  Staaransziehung'  die 
wirk  liehe  That  derselben  zu  gestalten*     T'nd    diese  Umgestaltung   hat   IL,    mögen 
ihm  dieses  sein  gutes  Recht    auch    noch    so    oft   ueidische   Conen rrenteu  bestritten 
haben,  in  eigenster  OriginnlitHt  geschaffen.  Alle  die  Prioritätsansprüche,  die  ge^en 
die  D/sche  Fstraetiou  erhoben  wurden ,    sind   hiutHITig  und  k rennen  das  Verdien 
D,'s  nicht  im  Geringsten  bei.'iuträchtigen.     Er  muss    vielmehr    ohne  jeden  Zweif 
als  der  eigentliche  Vater  der  StaarauHziehung  gelten»    Der  Ruf  dieser  neuen  Op 
ration  verbreitete    sich    in   kürzester   Zeit   llber   die   ganze  gebildete  Welt    uud  \ 
strömte  D,  in  Folge  desseu  ein  Operationamateri+il  »u ,    wie    es  wohl  kaum  eine 
anderen  Operateur  jemals  wieder  zu  Gebote    gestanden    hat;   so   niÄchte  er  z,  1 
1752  in  einem  Monat  206  Staftroperafionen,  von  denen  182  als  gelungen  bezeit'hn 
werden*     Auch  die  gelehrten  (fesellsehafteu  der  verschiedensten  Länder  beeifert* 
Bieh,  den  genialen  Operateur   zu  ihrem  Mitglicde    zu    erucuueu>     Im    Jahre    17* 


DAVIEL.  -*  DAVIS.  135 

wurde  er  von  einem  Schlagfluss  schwer  getroffen  und  starb  an  den  Folgen  desselben 
in  Genf,  wohin  er  sich  behufs  seiner  Behandlung  gegeben  hatte.  —  Ausser  ver- 
sehiedenen  kleineren  Artikeln  im  Mercure  de  France,  Ree.  p6riod.  d'observ.  de 
m^d. ,  Mem.  de  l'Acad.  de  chir.  hatte  er  herausgegeben:  „Lettre  sur  les  maladies 
des  yeiix**  (Paris  1748)  —  „Deux  lettrea  sur  les  avantages  de  VopSration  de 
la  cataracte  par  extracttan^  (Paris  1756).  Auch  soll  sich  ein  vollständiges 
Handbuch  der  Augenheilkunde  nach  seinem  Tode  als  Manuscript  in  seiner  Hinter- 
lassenschaft vorgefunden  haben.  Eine  Beschreibung  seiner  Extractionsmethode  gab 
er  im  M6m.  de  TAcad.  de  Chirurgie,  T.  II:  „Sur  une  nouvelle  mStkode  de  gu^rir 
la  caiaracte  par  V extraction^  (Deutsch  Altenburg  1755).  Magnus. 

Davis.  Der  bei  englischen  Aerzten  ziemlich  häufige  Name  D.  eignet 
zunächst  einem  älteren  Militärarzte  John-Burrell  D.,  der,  1770  geboren  und 
Dr.  Edinb.  1808,  als  Kriegsgefangener  in  Frankreich  einige  Zeit  verlebte.  Später 
war  er  zu  London  Arzt  am  Einderhospital  und  veröffentlichte  ausser  einigen 
pädiatrischen  Schriften  (London  1817  und  1821)  noch  ein  „Projet  de  r^glement 
cancemajit  les  ddc^s  etc,"  (Verdun  1806)  —  „Observations  sur  les  asphyxies^ 
(Daselbst  gleichzeitig)  —  „A  scientific  and  populär  mexo  of  the  fever  of 
Walcheren^  (London  1810),  sowie  später  (1836)  ein  populäres  Handbuch  der 
individuellen  Gesundheitspflege. 

Hahn  bei  Dechambre.  Red. 

Davis,  David  D.,  am  15.  Juni  1777  geboren,  am  4.  December  1841 
gestorben,  bildete  sich  in  Glasgow  (Mylne)  bis  zu  seiner  1801  erfolgten  Pro- 
motion aus.  Zuerst  in  Sheffield  als  Arzt,  dann  in  London  thätig,  erlangte  er  hier 
die  Stellung  als  Geburtshelfer  am  Charlotte*  Lying-in  Hospital  (1803)  und  später  am 
Northern  Dispensary  und  an  der  R.  Matern ity  Charity ;  1827  erhielt  er  den  Lehr- 
stuhl dieser  Disciplin  am  University  College.  Das  erste  Werk,  womit  er  Aufmerk- 
samkeit erregte,  war:  „Elements  of  operative  midioifery  etc,^  (London  1825). 
Diesem  folgten  mehrere  gleichsinnige  (Daselbst  1831 — 1836),  dann  eine  „De- 
scription  of  a  craniotomy  and  polypus-forceps  etc.^  (1817)  und  mehrere  Aufsätze 
in  London  med.-chir.  transact.  1823.  —  Auch  tibersetzte  D.  Pinel's  „Geistes- 
krankheiten". 

Haha  bei  Dechambre.  Red. 

Davis,  John  Hall  D.,  zu  London,  war  als  Sohn  des  Vorigen  1811  zu 
Sheffield  geboren,  studirte  in  London  und   in  Heidelberg  und  wurde  1845  Doctor 
bei    der    Londoner    Universität,    nachdem    er    seinen  Vater    bis    zu   seinem  1841 
erfolgten  Tode  in  seinem  Lehramte  unterstützt  hatte.     1842    wurde  er  als  Nach- 
folger seines  Vaters  Physician  an  der  Royal  Matemity  Charity  und  behielt  dieses 
Amt    40  Jahre    lang   bei.     Nachdem    er    lange   Zeit   privatun   Vorlesungen    über 
Geburtshilfe    gehalten,    wurde    er    1863    Docent  derselben    an   der  medicinischen 
Schule  des  Middlesex  Hospital.     Von  1867 — 69  war  er  Präsident  der  Obstetric&l 
Society,   in   deren   Transactions    sich   zahlreiche   Abhandlungen    von    ihm   finden, 
z.  B.    über   puerperale   Convulsionen ,    Chorea    die   Schwangerschaft   complicirend, 
über  Uterus-Fibroide  u.  s.  w.,  und  war  er  ausserdem  Verfasser  der  Schrift:  rylUustra- 
ttons  of  dtfficuh  parturition^  (London  1858;  2.  Ausg.  1865  u.  d.  T. :  „Parturition 
d  its  difficidties,     Witk    clinical  illustratioiis  and  statistics  of  13.783  deli- 
ries").  Er  besass  eine  grosse  geburtshifliche  Praxis  und  stand  bei  seinen  Collegen 
hohem  Ansehen.     Sein  Tod  erfolgte  am  18.  März  1884. 

British  Medical  Journal,  1884,  I,  pag.  746.  —  Lancet,  1884,  I.  pag.  779.  G. 

Davis,    Joseph   Bernard    D.,   geboren   am    13.  Juni  1801  zu  York, 

!hte  schon  als  Student  der  Medicin  1820  eine  Fahrt  in  die  arktischen  Regionen 

•:.    Im  Jahre  1823  wurde  er  Licentiate  der  Society  of  Apotheearies,  1843  Mit- 

id  des  Royal  College  of  Surgeons,  1862  M.  D.  of  St.  Andrews.    Kurz  vor  seinem 

Fahre  1881  erfolgten  Tode  erhielt  er  die  Ernennung  zum  Union  Medical  Oificer 


136  DAMS,  —  DAY- 

und  Public  Vacciaator  zu  Stokes-upon-Trent.  Die  Lectfire  von  Lawrence*«  „LoctureÄ 
on  the  natural  history  of  man^'  flösste  ilmij  wie  er  selbst  erzählt^  die  Liel>e  zu  den 
authropolo^iflchen  Studien  eia ,  deren  Frucht  uhb  ia  den  1856  veTv^ffentliehten 
j^Crnnia  Britannica^  vorliegt.  Koeli  ^icle  andere  Mono^aiibien  und  Beitrag 
anthropolngischcu  InhaltH  zeu^u  von  dem  Fleisse ,  mit  dem  er  kIcIi  der  Wif^gen- 
»chaft  gewidmet  Jiatte,  Zu  den  vnn  ihm  gewannuelten  Schädeln  und  Skeletten,  die 
211  eiuer  Anzahl  von  1700  .Stück  augewachHcn  waren,  ^ab  er  1867  einen  mit 
erkl^ircndon  Katen  vergebenen  Katalng,  den  jj  Thesaurus  GramörUm^^  benins,  den  er 
1875  vcrvollBtändi^te.  Für  ?*eiue  wiswenftehaftliebeu  Verdienste  wnrde  er  zoin 
Fellow  of  tbe  Royal  Sueiety  und  zum  eorrespondirenden  Mitglied  vieler  gelehrter 
Geßellaebaften  des  In-  und  Auslandos  ernannt.  ^^q 

Davy.  Unter  den  Mitgliedern  der  engHsehen  Obemiker-Familie  IK  waren 
Hnmjihrey  1>.  und  Jobn  D.  medieiniseb  ans^^ebildct,  Der  Er^tere,  zu  Penzanee 
1778  geboren,  fasste  während  seiner  mediciniselieit  Lehrzeit  die  Vorliebe  für  die 
Chemie^  iu  welcher  er  ftieh  durch  die  Arbeit  über  den  Rospirationfl Vorgang  hei 
den  Seepflanze u  j  die  Entdeckung  des  Lachgases  j  die  Isolirung  mehrerer  Jletalle 
einen  bedeutenden  Namen  gemacht  bat,  Direct  für  die  Medieiu  wirkte  er  dnreh 
die  Errichtung  der  pneumatischen  Aus^talt  bei  Bristol,  für  die  Physik  und  Agrieultur 
dnrch  eine  Ecihc  wichtiger  Arbeiten,  die  wir  hier  nicht  bringen  können.  Er  starb 
zn  Genf  1829.  —  Sein  jftngercr  IJruderj  John  !>.,  17J)1  geboren,  iu  Edinburg' 
1814  promovirt,  diente  als  Militärarzt  iu  Flandern,  Frankreieh,  Vorderindien, 
äowie  anf  den  Mittelme^-rstationen  fMalta).  Zu  AmblesidCi  wohin  er  sieh  zurück- 
gezogen hattCj  Htarb  er  1860  nnd  hiuterlieRs  unter  einer  grösseren  Keihc  von 
Arbeiten  ^Fhysiological  and  anatornical  rescarckes"  (2  Bde.,  London  l839j  — 
„On  c<yrrosiv€  mUtmat^  (Philos.  TranHact.  1822}  —  „Experiments  on  the  tor- 
pedo""  (Ebenda  1832)  —  ^Ow  the  tm^iperat^re  of  man*"  (Ebenda  1845)  — 
j^ Experiments  on  the  blood.  m  connection  müh  the  theorie  of  rejqnr€itmn^ 
{Ebenda  1838)  —  f,On  the  tetriperature  of  man  wkhin  tke  tropics'*  (Ebenda 
1850).  —  Denkwürdigkeiten  ans  dem  Leben  seinet^  berühmten  Brnders  gab 
John  1>,  in  zwei  Bünden  zn  London  1836  heraus,  ■ —  Aus  derselben  Familie 
stammt  Edmund  I>.,  der  jedoch  nur  cbemlseh  arbeitete.  Beil* 

Dawson.  \^on  der  unten  angegebenen  Quelle  werden  zwei  ältere  englii^iche 
Aerztp  D,  unterschieden,  Thomaw  D,  und  Ambrosius  D.  Der  Erste re ,  Arzt 
am  Middlesex-Hoßpital ,  Htarb  zu  London  1782,  naehdem  er  sieh  besonders  mit 
Gicht  und  Rhenmatismne  (London  1774,  1776),  reap.  mit  Augenentzündnjigen 
{Daseibat  1872:  Empfehlung  salpetersauren  Quecksilbers  in  Salbenfomi)  beschäftigt 
hatte.  —  Ambrosius  D.,  über  welchen  alle  Lebensdaten  fohlen ,  schrieb  über 
Blaaenkrankheiten  (Med*  transact.  1759  und  Phil,  t r ansäet, ,  gleiclizeitig) ,  spilter 
noch  (London  1778)  Über  Hydrrjcephalüs  internus  und  Hydatiden  im  Schafgehirn,  — 
Von  neueren  Aei^ten  des  Namens  thaten  sich  hervor:  Richard  IL,  zu  London 
mit  1848 — 1852  erschienenen  Schriften  Über  Spermatorr  ho  e  und  MissbrAneh  dex 
Kalt  Walser  euren,  —  W,  W.  D.,  in  Oineinuatti,  der  12  OhloroformtodeßfÄlle  (Dasei  l)st 
1871),  einen  medieintsch-statistisehen  Bericht  über  den  Staat  Ohio  1872  nnd  mehrerea 
Casnistische  veniflcnt lichte*  —  B*  F.  D,,  Chimrge  in  New- York,  Ve-rf asser  mehrerer 
1871 — 1875  daßclbst  erschienener  gynäkologischer  Mittheüungen  und  einer  Empfeh- 
lung des  Chinin  gegen  Kenehhustcn. 

Dict.  hiijt.  IL  Bei 

Day,  Henry  D. ,  geboren  1814,  erhielt  seine  medie inisehe  Ansbildui 
im  Guy-Hospital  nnd  in  Paris,  promovirte  1858  an  der  ÜniversitÄt  von  St  Andrei 
zum  M,  D,,  nachdem  er  IS  35  Licontiate  der  Society  of  Apothecaries,  1842  Memli' 
des  Royal  College  of  Surgeons  geworden  war.  Im  Laufe  der  Sechziger-JaJirc  erlang' 
er  die  Grade  eines  Extra-Licentiate,  eines  Member  und  18G9  eines  Peüow  des  Roy 
Collie    of  Physicians,     Ausserdem   wurde    er    1861    zum    Arzt   am   Allgemein' 


DAT.  —  DEBOÜT,  137 

ErÄnkeuliaiis  i&ii  Strafford  benifeu ,  eine  Btellun^,  di*^  er  Ins  zu  seinem  1881 
erW^en  Tode  beibehielt.  Von  hier  aus  veröffi?ntliehte  er  auch  die  meisten  meiner 
medicinisehen  Arbeiten,  unter  douen  wir  folgende  hervorhoben :  ,,  Clinical  hiMories 
wäh  cmnments^  —  „A  rejforf  on  ozone"  ~  ^Braui  lesions  and  theh  vonse- 
qumces^  —  ^fftsiarical  sieps  of  modern  fnedicine^  (1872)  —  ^Bratn  injurtes^ 
(1874)  —  y,Ct^rebrm]imalniemngiti»  or  so  called  .?/>o^^f(/ /*?i'er^  —  „The  j^pinal 
GTt^n  qf  rhefnnatwni^    etc.  g^^ 

Day,  Job  11  D.,  geboren  am  21.  November  1816  zu  rendjroke??biro,  nSnd- 
Walps,  empfing^  8cine  mediciniscbe  Ausbildung  am  Hofi]iital  zu  Middlesex,  wanderte 
lur  Zeit  der  Goldentdeckun^en  nach  Aufttralien  aus,  t\^o  er  sich  bald  eine  geachtete 
StelluD^  erwarb  uud  am  10.  Januar  1881  zu  Geeloux,  Victoria,  j^tarb.  Er  mt  der 
Autor  foli^cnder  Arbeiten:  „AUotropic  oxygen  in  tts  relution  to  setence  and 
arf^  —  „On  the  use  of  owmc  efher  orul  lard  as  a  meanii  of  preventing  fhe 
^read  of  scarlet  fever ^^  —  „Ow  perojride  of  hydrofjen  as  a  remedy  in  Pia- 
b^es^  —  y^Wooden  hospüah  their  ndvantages  from  a  Hanitarf/  point  öf  tnew^  — 
^Application  of  noscen  oxygen  to  dimifection  and  desodorisation  of  woundA 
atid  ulceraled  surfac^a^,  --  Auch  ist  D.  der  Entdecker  einer  bekannten  Hlutprobe. 

*Day^  Willibald  Henry  IX,  auT  dem  Hmtol  and  Iviugs  College  aus- 
gebildet bis  1854  j  wurde  M,  D,  St.  And.  1857,  M.  R.  C.  P.  Lond.  1867,  Am 
Saniaritan  Frauen-  und  Kinder«pital  l>creits  lungere  Zeit  wirkend,  gab  er  eine 
lieihe  verdienstvoller,  griij^atcntbeils  bezügliche  Gebiete  bearbeitenden  Abband  lunj^en 
herans,  m :  ^  The  pulmonary  and  cardio c  comjdicatioiin  of  abdominal  tumours  etc/' 
(Transact,  of  the  R.  med.-chir.  soc,  1875)  —  „On  keadackes;  their  nature  cause 
and  treattnent**  (in  3.  Ausg. ,  London  1880)  —  ^C^rehral  complications  of 
typhoid  fever  iri  children"  (Harv,  goe.  1875)  —  ^Disf^ane^  of  children**  (m 
2,  AuÄg.  1881)  und  Casuistinebe«  im  Transact.  of  the  clinical  öoe.  (1860,  1877, 
1878)  und  Brit.  med.  Jonm.  (1870,  187.3^  1881,  1884>  ßed 

Dazille,  J.  B.  D,,  frauzrjsischer  Marinearzt-,  geboreu  1732  in  Paris,  lebte 
28  Jahre  in  den  Tropen ,  zumeist  auf  San  Domingo,  und  be^ebHtltigte  sich  hier  in 
s^ehr  eingehender  Weifte  mit  dem  Studium  der  Krankheiten  der  tropischen  Kliuiate, 
Seine  Schriften  verdienen  au8  diesem  Grunde  be^ionderes  Interesse:  „Ohs^rcatiouH 
g^nerales  sur  lea  maladtes  des  nhijres^  (Paria  1776}  —  ^ObBervations  geni- 
tales sur  le^  tnaladies  des  climats  chauds^^  (Paris  1785)  —  „Observations  sur 
les  t^tano9y  sur  la  sant^  des  fenunea  enceintes  et  sur  les  /wpitaux  d^eulre  les 
tropiques"   (Pari^  1788),  Uuger. 

De  Amicis,  Tommafto,   e.  unter  A. 

Soase »  William  D»,  im  vorigen  Jahrhundert  in  Dublin  wirkend  und 
dort  auch  ausgebildet ,  veröffeutliehte  eine  lieihe  ehirurgiseher  casuistischer  Mit- 
thedliingcn  und  polemislrte  gegen  die  Symphyseotomie ,  den  Kaiserschnitt ,  die 
Trepan  an  Wendung  etc.  Bedeutuog  hatten  ihrerzeit  seine  Schriften  über  venerisch© 
Krankheiten  (Dublin  1780)    und    über   die  llydroeelenbehandlung   (Dublin  1782). 

Dnraau  bei  Dechambre.  Bed, 

Debout,  Emile  D. ,  aus  Löwen  1811  geboren,  hauptsächlieh  Sehtiler 
äAT*s  am  Bieetre-Hospiee,  Dr,  med,  1837,  gestorben  1865,  war  nicht  nur  auf 
1  Gebiete  der  medieiuisehen  Journalistik,  sondern  auch  wih sc nse haftlieb  hervor- 
end  thätig.  Er  trat  1847  in  die  Redaction  des  Bull,  th^rapeutlque  ein,  welche 
bis  zur  Üeberualime  dergelben  durch  Brichetead  fortführte.  Mit  Goyeaud 
Iffentlichte  er  „//e  l'etat  de  t/t^rapeatique  concernant  fe  traitement  des  vices 
conformation  gdnitaie^  (Paris  1858  und  eine  Ergänzung  zu  demselben  Thema, 
i4).  Ferner  ein  ^Recueil  de  m^num^es  sur  lo  chirargie  resianrairice**  [Daselbst 
-fi),     \'orher    war    das    mit    DuCKEXXK    zu^autmen    geüchriebene    Werk    (Iber 


138  DEBOUT.  —  DE  CRECCHIO. 

Klektrtcität  bei  Läbmiiögen  und  Atrophien  (1853),  noch  früber  ein  Versucb  aber 
Phrenolüj^e  (1842)  erscbieneu.  1836  hatte  D.  die  SMELLiE^Bchen  ^eJmrtshilfliühen 
Tatcln  liiit  einer  Ueberseta«o^  des  Textes  herausgegebeu- 

C h  e T e a u  bei  Dechambre.  Btt. 

* Debove,  Gr e o r ^ e - JI a u r i c e  D.,  geboren  zu  Paris  um  IL  März  11? 49, 
ötiidirte  auf  der  ficüle  de  Paris,  ein  Jahr  auch  in  Berlin  uud  wurde  Dr.  med-  1673* 
Als  Huspitalarzt  in  Paris  (seit  1877 J  uud  Professeur  agr^gc  der  FacdtjU  in  Paris 
iseit  1878)  hat  er  zahlreiche  klinische  Arbeiten  in  den  Verhandlungen  der  „Sofietfi 
medicale  des  böpitaux  de  Paris '^  publicirt.  j^^^ 

De  Carro,  Gio  vanni  de  C,  zu  Belluno  geboren,  ^rÜsBfentheila  in  Wiea 
lebeudj  war  einer  der  eifrigsten  und  tliiltigsten  Verbreiti^r  der  Sehutzpoekcmnipfung 
wobei  er  die  natUrljeheuj  au  den  lüiubardischen  Kühen  entdeckten  Kuhpor-kep 
benfitzte  und  den  Impfi^toff  in  fast  alle  Länder  Europas  und  naeh  deiu  fernen 
Orient  verschickte-  Ausserdem  Rundete  er  in  Wien  eine  Anstalt  für  Schwefel- 
räueherungen  in  chroßiseben  Krankheiten.  Seine  wichtigsten  Schriften  sind: 
^Osaervaziom  ed  e^perk?Lze  ^ul  vatcino^  (Wien  1801)  —  .fStoria  della  vacci- 
nazione  in  Qr^cm,  Ttirchia  e  nelle  Indie  orientali"  (Wien  1814}  —  j, Lettern 
siil  vacchw^  (18^0)  —  ^Relazione j  istruzione  ed  osservazioni  pratiche  per 
rupplicQzione  delh  fumigasioni  solforose^  (Wien  1817,  18110-  Ferner  ver- 
fiffcutlichte  er  verßeliiedene  interessante  Beobachtungen  Über  die  Anwendung  des 
Jods  (in  den  Annali  Univ,  de  Med.   1819,   1820,   1821>  Caatani. 

*  Dechainbre,  A.  D.,  zu  Strassburg  am  6.  Februar  1844  mit  der  These 
^Hnr  VliypertrophiB  coticeMriqiie  da  coeur  et  les  dt/üiations  de  V^pine  fmr 
rdtracthn  musculaire^  promovirt,  gab  von  1853  an  die  „Gazette  hobdoraadaire 
de  medeeiue  et  de  Chirurgie"  heraus,  lebt  als  Mitglied  der  Acadeuüo  de  m6decine 
uud  Medeein  du  conscil  d'etat  in  Paris  und  ist  besonder??  beknuut  als  oberster 
Leiter  der  f'ublication  des  grosÄCu  .^Dictionnaire  enct/clojfedigue  den  sr^ü^ncfji 
mSdicalefi**  (^'r.  133  unseres  Quell en Verzeichnisses) ,  dessen  Bedeutung  allgemein 
anerkannt  ist-  Von  seinen  frühereu  Arbeiten  sei  noch  die  mit  de  Piedra  Santa 
herausgegebene  Schrift  ^^Dc  VenReignement  medical  en  Toscfine  et  en  France"^ 
erwHbnt*  Red. 

DeckmaaB,  Christian  Gottlieb  D.,  zu  Rendsburg  am  8,  April  1798 
geboren,  Thirurg  im  frauxO^^i sehen  Feldzuge,  dann  zu  Kiel  uud  Kopeuhagen  weiter 
ausgebildet,  an  erster  er  Universität  1824  promoviii;  und  bereits  1829  an  der-i^elben 
als  Prosector  und  Extraordinarius,  1S33  als  Director  der  ebirurgisehcu  KHuik 
(Kaebfolger  Fischer 's)  angestellt,  starb  bereits  1837  und  vereitelte  durch  seinen 
frühen  Tod  die  durch  seine  Schriften  ^lugeregten  Hoffnungen,  Dieselben  behandelu 
chintrgiscb-caäuistisebe  Gegenstände  und  finden  sich  publictrt  in  Jahrg.  l— II  von 
Pfakf's  Mittheilungen, 

Hahn  liei  Dechambre*  Red, 

*  De  CreccMo,  Luigi  de  C<,  geboren  am  11.  September  1832  in  Lan 
ciano  (Abruzzea),    wurde  1855    in    Neapel    zum    Doctar    promovirt,    1H61    zum 
Öupplentcn ,    1862  zum  ausserordentlichen  Professor    und  1868    zum    ordentlichen 
Professor    der    geriebtlichen  Mediein    an   der  Universität  Neapel    ernannt,   welch 
Stellung  er  auch  gegenwärtig  inne  hat.    Zweimal  war  er  auch  zum  heputirtcn  d< 
itaiieniseben   Abgeorductenkammcr    gowflhlt  und  vertrat    im   Purin meut    lebhaft  di 
Interessen  des  niediciuischeu  Lebru^eHcn«  überhaupt  und  die  des  kliuiseheu  üntei 
richte«  in  Neapel  im  Besouderen      Die    gesetzlich    besehlossetie  Uebertragung   de 
Kliniken  in  die  Nähe  des  grossen  Krankeubauses  der  Incurabili    hat    in  ihm  de 
crfrigsteTi  Vorbereiter  und  Verfet*bter  gefanden.    Sein  Hauptverdienst  aber  ist  woh. 
als  der  Erste  m  Italien  dem  Studium  der  gerichtlichen  Mediein  eine  experimentcl 
Basis  gegeben  und  ein  eigenes  Institut   für  gerichtliche  Mediein  in  Neapel  j    troi 


DE  CRECCHIO.  —  DEE.  139 

Söhwierifrkeiten ,  jsregiUudet  au  babeu ,  mit  welchem  aucli  die  Mor^^ue  dir 
Xeipel  verbunden  werden  i^olL  —  Seine  wichtigsten  Schriften  Hind:  ^Sulla  fon^ 
dasione  di  {staut i  mediCo-legaW  (im  MOR^iAGNI,  Neapd  186:J)  —  ^Sopra  im 
cmo  di  apparenze  viriU  in  mia  dönna""  (Dai^ielhKt  1^^65)  —  y^  Delta  morte  per 
fieddoj  studii  fiperimentali*'  (Daselbi^t  t86G)  ^ —  ^Ze  Uggi  italiane  e  la  medicina^ 
^Daselbst  1869)  —  ^^Casistica  medico-lrgalet  raccoffa  dl  casi  pratici^^  (DaBelbst 
1872J  —  „Lezfoni  di  mediema  legale  secondo  i  codici  dd  regno  d^Ualia'^ 
fDaserUst  1873—75,   in  2  Bänden).  Cantanh 

*De  Cristoforis,  MalacUia  de  C-,  geboren  am  9.  November  1832  zu 
Mailand ,  ^tudirte  au  der  Tniversitüt  Pavia  ^  wo  er  1856  zum  Uoet^ir  proumvirt 
i^nrde-  Er  T^idniete  sieh  besnnders  dem  Studium  der  Gebiirtsliilfe  und  6yiiäkült>^ie 
and  reiste  zu  ^leiuer  Vervollkomraming  uaeh  Würzburg-,  Prag,  Wien,  London  und 
Paris,  Seine  bevorzugten  Lehrer  waren  VAmzzXy  Porta,  Lovati,  SCASfzuNi, 
Sevffeht,  C,  Braux,  Spe:?cer  Wells,  Gbaily  Hewitt  und  M.  Siif.s,  Vom  JaUrc 
1867  bis  1877  fungirto  er  al.s  Primararzt  im  tMpedale  niaggiorc  von  iVIatlandj 
g^e^amw-lrtig  i*^t  er  Privatdocent  seiueüi  Faehes.  Au  den  italienischen  Befrei imga- 
krie^en  von  185Uj  1860  und  18G6  nahm  er  aln  Milltlirarzt  Tboil,  Er  wirkt  lu 
Mailand  als  Arzt,  namentlich  f[tr  Franeukraukheiten ,  und  verrifteutlichte  u,  A, : 
^  Delle  deviazioni  utet-ine  e  de  Ha  loro  cura  meccanica^'  (Pavia  1850)  — 
^Qvarifitomia  tseguita  etc,^  (Gazz*  med,  itaL  Lombard.  1868^  —  „Ze  ttialaUie 
dtllft  dofinuj  (rftUolo  cUrtico^  (Mailand  1861)  —  fjTotise  rtßessa  du  antivefsione 
dtlV  uiero'^  (Giom.  intemaz.  die  sc.  med.,  Neapel  1383)  —  „  Vidvodima  e  metrite 
cervlcaie  f/ranulosa  m  gicvane  mildle^  (Morgagni  1883)  —  „Vago-eletlro- 
ßuntura  negli  anenrtsmi  deJV  nfu'fa'^  (Rendie,  del  r.  Istituto  Lombard.  1870)  — 
nZa  trasfitsione  del  sangue''  (Atti  del  r>  Mituto  Lombard.  1875,  gekrünte 
Preiwhrift).  CantanL 

Decroso,  Loutä-Marie  D.,  1777 — 1862,  Militärarzt  und  von  1830  ab 
m  Paris  ]jraktiseh  thätig,  maehte  ^ieh  einen  Namen  durch  eine  ausgezeiebnete 
Arbeit  über  Seh  u?ts wunden  (TheBO ,  Parii^  1814)  und  seine  durch  eine  Medaille 
^■krönte  Opferfreudigkeit  w^lhrend  der  lH4f*er  Cboleraepidemie* 

Ha  hu  Wi  DethttTiiljre.  Uta. 

Dedekind»  Johann  Julius  Wilhelm  1>.,  1742 — 1790,  zu  Helmstadt 
1777  prom^ivirt,  war  Stadtarzt  in  Königslutter  sowie  —  von  1789  — ^  in  IJolz- 
m  In  den  und  Verfasser  von  „i^e  rentedüs  contra  formicriJi''  {Helmstädt  1777)  und 
yCurart  der  naüirlichen  Pocken*^   (Holzminden  171H). 

Dureftn  bei  Det  hambrc.  ^M* 

Dee,  Arthur  D. ,    „einer  der  gelehrtesten    und  verdien^tvolleten  Aer^tc 

14*1  ner  Zeit"  (Ricicteb)  ,    wurde  geboren  zu  Mortlake    in    der  Provinz  Surrey    am 

14.  Jnli  1570    ala  Sohn    des    bertlhmten    Mathematikers  Johann  i).    Dr   erhielt 

seine   wissenschaftliche  Bildung    in    der    Westminster- Schule    in  London,    studirte 

Mediein   in  Oxford    und  London ,    begleitete    seinen  Vater   auf   einer  Reise    durch 

Frankreich  und  Deutschland,  Holland,  Ungarn   und  Polen  und  erwarb  sich  dabei 

-^ne  grosse  Sprachgewandtheit.  Nach  öeiuer  Eückkelir  wurde  er  Leibarzt  de^  Königs 

kob  L  von  England.    1621    siedelte    D.  nach  Moskau  über,  um  beim  Czaren 

ehael    Fedorowitsch    (Romanow)    Leibarzt    zu    werden.     Al8    besonderes 

eben  der  ezarischcn  Gnade  ist  anzusehen,  dass  dem  I*»  im  Jahre  1G26   gestattet 

rde,  sein  Vaterland  zu  besuchen.    Im  September  1627  kehrte  D.  naeh  Mokkan 

fück,    um  seinen  Posten  wieder  einzunehmen.     Am  7.  Mai   1634  wurde  er  aus 

n  ezarisehen  Dienst  entlassen,  ging  in  sein  Heimatland,  um  Leibarzt  des  Königs 

irl  L  von  England  zu  werden.    Nafh  der  Enthau|>tung  Ka  rTw  zog  I>.  sich  in 

*  Privatleben  zurück  und  suchte  nach  dem  Stein  der  Weisen ;  er  starb  im  Sep- 

*ber  1651  «u  Norwich,    D,  war  in  gewissem  Ma«se  der  Astrologie  und  Alchjmie 


140  DEE.  —  DEJEAN. 

zu«:ctbati^  er  verfasste  noch  in  Moskau  ein  Werk:  „Fasciculus  chimtct^s,  abstrmae 
Hermeticae  sdentiae  mgressum,  progressum,  coroniden  explicmis^  (Paris  1631^ 
voa  El,  Ashmole  in's  Englische  übersetzt). 

Richter,  G.  d.  M.,  Bd.  II,  30.  —  Fechner,  Chronik  der  evAug.  Gemeinde  in 
Moskau.  1876,  Bd.  I,  pag.  195,  202,  205,  208,  259,  266.  L.  StierU. 

van  Deen  (ursprünglich  Izaak  Abrahamszoon)  ,  1804  iu  Eurgsteinfurt 
gebnren,  studirte  in  Kopenhagen  und  promovirte  im  Jahre  1834  iu  Leydcn  („Jh 
diffevenlm  et  nexu  tnter  nervös  vitae  animalis  et  vitae  organlcae'^),  v,  D.  übte 
die  Praxis  in  ZwoUe  aus,  bis  er  1851  als  extraord.  Professor  pliyaiologiae  (Antritts- 
rede: ^Omr  den  onivang  der  physiologische  wetenschap  en  over  de  waar- 
nemüig  als  het  eenge  middel  om  haar  te  beoefenen")  nach  (xroriiiigeu  geruteu 
ward,  wo  er,  von  1857  als  ord.  Professor,  bis  zu  seinem  Tode  im  Jahre  1869 
mit  dem  grössten  Eifer  wirksam  war.  v.  D.  war  physiologischen  Studion  sehr 
ergeben  und  beschäftigte  sich  besonders  mit  Nervenphysiologie.  Von  1845^ — 50 
war  er  Hanptredacteur  des  y^Nieuw  Archief  voor  binnen-  en  huit4^nlendäche  tje- 
neeskunde  in  hären  geheelen  ainvang^,  1846  constituirte  er  mit  LJOXüehä  und 
Mor.KscHOTT  die  ^yRoll,  Beiträge  zu  den  anatomischen  nnd  physioloffischf^n 
Wüseti^chaften^ .  Ausserdem  veröffentlichte  er  im  ^Tijdschr(ff  voor  natuurUjh 
geschiedenis  en  physiologie" :  „Over  de  zydelingsche  tdkktn  van  den  Nervm 
vagiis  hg  Proteus  anguineus^  (1834)  —  „Eenige  aanteekeningen  iiver  de  zenttwfn^ 
byzonder  over  de  zenuwvlechten"  (1838)  —  „Over  de  vooi'ste  en  achterste  strengen 
van  het  raggemerg^  (1838)  —  „Over  de  gevoelszenuwen  en  het  verband  tusschen 
de  gevoels'  en  beweg ingszenuwen^  (1839)  —  eine  „Änatommche  Beschreibung 
eines  monströsen  sechsfüssig  en  Wasser frosches^  Rana  esculenta*"  fLeydeu  1838)  — 
„Nieuwe  bydragen  tot  de  physiologie  der  Zenuwen^^  (1838)  —  ^Xadere  ont- 
dekkingen  ovet*  de  eigenschappen  van  het  ruggemerg^  byzonder  over  den  daarin 
gevQiiden  zenuw-omloop^^  (1839)  und  „Traitis  et  ddcouverte»  sirr  la  physiologie 
de  la  moelle  Spini^re''  (Leyden  1841).  Als  akademischer  Leljrcr  war  v-  D»  Behr 
beliebt  und  hat  sich  um  den  Unterricht  der  Physiologie  in  Groningea  durch  die 
Stiftung  eiücs  neuen,  mit  einer  ausgezeichneten  Instrumentensammluug  au.^igestnttcten, 
physiologischen  Laboratoriums  sehr  verdient  gemacht.  C.  E.  DauKl:?. 

Deeringy  Karl  D.,  aus  dem  Sächsischen  gebürtig,  studirtc  und  jjromovirte 
in  Leyden  und  siedelte  sich,  nachdem  er  mit  einer  GesandtBchatt  naeb  Euglaud 
gelangt  war,  zunächst  in  London,  dann  in  Nottingham  an.  Seine  bleibenden 
Verdienste  beruhen  mehr  auf  botanischem  als  auf  medicinischem  Gebiet.  Auf  letrterem 
hatte  er  sogar  mit  seiner  Neuerung  einer  antiphlogistischen  Pockenbehandlua^c 
eutsebieden  Unglück.  D.  starb  1750,  nachdem  er  einige  Entdeckungen  auf  dem 
Gebiete  der  Kryptogamenlehre  gemacht  hatte,  mit  Hinterlassung  botinischer  uud 
topographischer  Schriften  und  eines  Briefes  über  die  Poeken  an  Sir  Parkins. 

Biog.  med.  IIL  Bed, 

Dehne,  Johann  Christian  Konrad  D.,  geboren  zu  Celle,  Physicus 
zu  Öchöningen  (Herzogthum  Braunschweig)  und  1791  gestorben,  ist  der  Verfasser 
der  Schriften:  „lieber  Tinctura  acHs  antimonii^^  (Helmif^tädt  1779,  1784) 
und  jfleher  den  Maiwunn  und  seine  Anwendung  gegen  Hundswuth^  TLeip^dg 
1788,  2  Bde.). 

Biographie  iiniverseUe.  yf.  Stricket 

Deidier,  An t eine  D. ,  französischer  Arzt  aus  Montpellier,  promovi 
dafielbtit  1691,  wurde  Professor  der  Chemie  und  wirkte  als  solcher  30  Jahre  hi 
in  Montpellier.  Er  übersiedelte  darauf  nach  Marseille  imd  übte  hier  änstHi 
Praxis  bis  zu  seinem  Tode  1746.  Ungor, 

Dejean,  Ferdinand  D.,  1728 — 1797,  war  längere  Zeit  in  iudiscl 
Colonien  als  Arzt  thätig  gewesen,  als  er  sich  gegen  1790  in  Wien  niederlies^, 


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DEJEAK  ^  DEJSCH.  141 

war  in  Leyden  1773  proinovirt  worden.  Er  jsrab  Erlftuteningen  zu  Gaitb*s  Schriften 
(Wien  17^2,  1794,  lateiukch  überst^tzt  von  Grünee)  heran«  nnd  veröffcnt liebte 
(Petersbnrg   1777)  eine  l>is«eTtalion :   ^De  igntj  mngmne  etc.'* 

H  a  h  0  bei  D  e  c  h  a  m  U  r  e.  B  e  d. 

DeimaHj  Joan  Rudolph  D»,  aus  einer  alfen  anKebnlichen  ÄniHterdamer 
Familie,  wurde  in  Hagen  (OstFriesland)  am  29,  August  1743  gebaren,  stndirte 
in  Halle  Uüd  pr(iniovirte  daselbst  1770  („De  imh'catione  vitali  genemtim^).  Er 
etablirte  sich  in  Amsterdam  5t Is  praktischer  Arzt  nnd  zejehnt?te  sieb  darnach  aus 
(1778)  dureb  seine  m\i  v,  TrOOstwyk  verüffentliebten  Abhandlungen:  ^Froefne- 
mtngen  onit^efit  de  Derhetering  dir  luchi  door  nnddrl  van  den  groei  der  planten^ 
(Aber  die  Lehnaütze  von  Priestley).  177Ü  bekam  er  (mit  V.  Ta.)  eine  goldene 
Medaiijß  in  Rotterdam j  1783  noch  einmal  in  Haarlem,  Schon  1779  hatte  er  sich 
damit  beechäfligt,  den  EIdAubh  der  Elektricitilt  auf  verschiedene  Krankheiten  zu 
s?tudjren  und  1783  heanti^^ortote  er  wieder,  tnit  v.  Tr.,  eine  Preisfrage  darüber  in 
Rotterdam^  während  er  zwei  Jahre  spater  in  Paria  einen  Preis  bekam  wegen  einer 
Abhandhing  über  den  Nutzen  der  Chinarinde  im  intermittirenden  Fieber.  D,  war 
mit  V,  Tb,  der  Stifter  jener  kleinen  (Mitglieder  waren  nur  Nie^wländ,  Bondt, 
Cal'werenbukqh  nnd  G.  YfitHJK),  doch  berühmten  chemischen  Ge^ellöehaft,  die  im 
Aaslande  allgemein  als  „les  ehyraistea  Hollandais"  bezeichnet  wurde  und  die  die 
Früchte  ihrer  Wirksamkeit  in  den  „Reeberehes  physieo-ehyrniques"  vert^tfentlicbte. 
Als  Loa  18  Napoleon  König  von  Holland  war,  ernannte  er  W.  zum  Leibarzt. 
D.  starb  1807, 

J.  de  BoBcU,  Lofredfi  op  J,  R  De  im  an,  Ainst.  ISCß.  C.  E,  Daniels, 

Deisch,  Johaun  Andreas  I).,  lieferte,  wie  BrEBOLD  in  .«einer  Geachichte 

der  Geburtshilfe  (Bd,  II ,  p^g*  426)  richtig  Ha^te,    einen  traurigen  Bew^eis,    das« 

sieh  die  Geburtshilfe  in  der  Mitte  des  vorigen  Jalirhunderts  an  gar  manchen  Orten 

Deutschlands  in  einem  erbärmlichen  Zustande  befand.     Er   bediente  sieb  in  seiner 

Praxis    der    rcihesteu    und    barbarigcheBten  Entbindungsmethoden,    8chün  seine  zu 

Straßeburg  (1740)  erschienene   ^DisserL  inaug.   de  neces^aria  m  partu  praeter- 

nat uralt  inst^^wtnentorum  appUcütione^    (4*)  i  i'^   der   er   die  Noth wendigkeit   des 

Gebrauches  scharfer  lustrumente  in  der  geh urtöhilfii eben  Praxis   vertheidigte  ^  liess 

Termutbeu ,    welchen  Weg  er   in    dieser    seiner    Fach  praxi  s   betreten    werde.     Der 

Erfolg  rechtfertigte  auch  diese  Vermutbung,  denn  in  Augsburg^  wo  er   1743,  wie 

SlEBOLD  sagt,  seinen  WiirgungskreiH  hatte,  wilthete  er  in  grilSHlieber  Weise  unter 

den  Gebarenden  und  deren  Früchten,    Er  perforirtej  zerstti ekelte,   deeapitirte  ohne 

Rücksicht  auf  das  Leben  der  Früohte «   so  dass  es  gar  nicht  selten  vorkam  j  dass 

Kinder  mit  angebohrtem  Kopf  zur  Welt  kamen.    Allein  im  Jahre  1753  gebrauchte 

er    onter   61  Geburten    *2L>  Mal    scliarfe    Instrumente,    so    dass    von    den  Mtittenj 

10   starben.    Die  Zange  gebrauchte  er  nur  4  Mal,  2  operirte  Mütter  aber  verloren 

bei  dieser  Operation  das  Leben.     In    seiner   naiven  Unverfrorenheit  viTöffentliehte 

er  sogar  diese  Resultate:   ^ Kurze  U7id  in  der  Erfahrung  gegründete  Abhandlung^ 

dass  weder    die    Wendung j    noch    englische  Zange    in   allen   Gehirt^pillen  vor 

Mütter   und  Kind   sicher   gehrauchet ^   noch    dadurch   die  ttcharfen  Instrumente 

gandicfi   vermieden  werden  könnefi^   TAugsburg    1754,    8,    und    1766,  8,)  und 

ftihrte  dabei  in  der  Vorrede  au,  dass,  w^enn  seine  Wirkungsweise  auch  einigeii  Wider- 

neb  hervorrufen  sollte,  man  bedenken  mflsse,  dass  schon  lange  vor  ihm  nebarfe 

tnitnente  gebraucht  w^orden  seien.    1  *er  Widerspruch  trat  auch   bald  ein,  indem  er 

•  Gericht  gezogen  wurde.    Er  suchte  sich  zw^ar  in  neuerlichen  Bcbrifteu  zu  verthei- 

en^  doch  endigte  das  eingeleitete  Vertahren  zu  seinem  Naebtheile,  namentlich  als  sich 

Caiversität  zu  HclmstMt  1755  in  einem  angcsuehteu  Gutachten   in  ungünstiger 

iäe  über   sein  Treiben    und   seine  Schriften    aussprach,     17G1    musste   er   sich 

ti  rrtheilsspruche   ftlgen ,    sich    der   Aug^nirger    Hebammen-    und    Accouchcur- 

Inang  zu  unterordnen,  den  Befehlen  der  llelmstiidter  Universität  künftig  naoh- 

'^mmen  und  nie  ohne  Zuziehung  eines  anderen  Arztes  von  seinen  Instrumenten 


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f 


142  DEISCH.   —  ÜELABERGE. 


^ 


L 


Gebraucb  zu  maclion.  iHircli  einen  Eid  mnsstf  er  sich  verpflichten,  dieser  AnordDunjr 
zn  i^ehorebeu»  Trotz  dem  Mitgetheilten  war  ll.  Mitglied  und  1766  srig-ar  lH'(*ati 
deH  Colleg.  med,  zu  Augsburg  und  als  ^<ilcber  }>estallter  Prüfer  der  angebeudeD 
Wundärzte.  Seine  Gebnrt  Mit  in  das  Jjibr  1713,  Er  studirte  in  BtraBsburjr, 
promovirte  danelbst  1741  und  begab  sich  dann  in  seine  Vaterstadt  Au^burg,  in 
der  er  zum  Stadtarzt  bestellt  wurde. 

Vcrgl,  MeiiHl,  süivIö  SieljolJ  1.  c.  K  1  ei  u  w  a  t  lil  er. 

Deiters,  Otto  Friedrieh  Karl  D,,  am  15,  November  1834  zu  Jkmn 
geboren  und  daselbst  1856  proniovirt,  diente  seine  Militärzeit  1857  in  Berlin  ab 
und  arbeitete  fleissig  im  dortigen  pathologißcLen  Institut  unter  VrncEfOW.  ISb^ 
babilitirte  er  Bich  in  Bouu  und  erregte  bald  durch  seiue  mikroakopiReheu  und 
fcliniachen  Untersuchuögen  die  Anfmerksamkeit.  „  U}iterätickun0en  ülm^  die  tScknecke 
der  Vögd^  (Reich ert's  und  J^ubois'  Archiv  1860}  —  ^Ueher  die  Lamim 
spiralü  der  Schnecke^  fZeitsebr.  f.  wii^R,  Zoologie,  Bd.  X)  —  ^  Vnfermchnifjm 
üher  die  Lamina  spiralh  ^nif^mbro-ntfcea  ttC"^  (Bonn  1860}  verdienen  nel>eu  den 
„Beiträgtm  zur  Histologie  df^r  quergg^treifim  Muskeln^  (Reicheet's  und  Druois' 
Archiv  1861)  und  ^,  IJeber  das  innere  Oehikorgan  der  Amphibien^  (Daselbst  If^G'J) 
heR>nders  genannt  ku  werden*  In  der  ,^I)eutseheu  Klinik*'  1j^49  acbrieb  T).  tiber 
die  Zellenlehre,  Ebenda  1850  über  ^Merkirilrdiije  Schar! ach föJlr^^  —  Arn 
5,  üeceniber  1863  machte  mitten  in  voller  Thfltrgkeit  ein  Typhus  seinem  Lebeu 
ein  Ende, 

Haliu  bei  D  bc  li  atnl)  re.  K  h  d. 

Dekkers,  Frederik  1>„  1C48  in  s'Hertogenboscb  geboren,  ^«tndirte  in 
Lcyden  unter  SYLViUS,  tro  er  1668  proniovirte,  ?iieb  als  Arzt  etablirtr  und 
Behon  im  folgenden  Jahre  eine  Aus^^abe  von  Bahbette^s  „Prawi^^  cum  nofis  et 
obs^rvattonibuä^  besorgte.  Bald  bekam  er  einen  sekr  grossen  Ruf,  wozu  seine 
1673  erschiene  nen  ^,  Ecree  rc  tta  tio  n  e,^  pra  ctieae  c  ircf^  m  eth  odu  h  i  in  e  dm  dl^  f  e  i  nin  *ndef - 
bares  Buch ,  worio  die  acht  Abtheilungon  nicht  naeb  den  Ivrankheiteu ,  Koudern 
naeh  den  Arzneimitteln,  welche  gegen  die  verscbiedenen  Rrankheitsfonnen  vur- 
geecb rieben  wurden,  elassifieirt  sind,  das  jedoch  viele  sehr  gute  chinirgisebe  und 
medieinisehe  Wahrnehmungen  und  eine  genaue  Eeschreibuug  der  damals  herr^cbendeji 
Krankheiten  nuifasst)  hauptsilcblieh  beitrugen,  Ale  1634  A,  Oypeianüs  aus  Franeker 
und  J*  0,  Bruknkh  aus  Heidelberg  das  Professorat  verweigert  hatten,  w^irde  D, 
zum  Prof,  ord,  mediciuae  practieae  in  Leydeii  emannt  f^, Oratio  de  medieina  et 
tnedendi  methodo^* ) ,  tö97  wurde  er  auch  zum  „Prof,  eollegü  pracHoo-medici  in 
nosocomio"  ernannt,  wodurch  er  die  sehr  gewtlnscbte  Oclegenbcit  bekam,  auch 
praktiseheu  Unterricht  am  Krankenbette  geben  zu  köuneu,  eine  Functiou,  die  er 
mit  grossem  Verdienste  erfflllt  hat,  bis  er  sie  1710  seinem  Nachfolger  H,  Oosthrditc 
Schacht  ühertnig.     Er  starb  im   November  1720.  a  E.  Daniels. 

Delabarre»  C h r  i  s  t  o  ]> h  e  -  F  r  a  n  y  o  j  8  IL,  berühmter  Zahnarzt  uud  Sohn 
eines  solchen  in  Koueu ,  wurde  bald  uacb  meiner  Promotion  zu  Paris  180*>  an 
einer  Reihe  der  grösweren  hauptstädtischen  Hospitäler  als  eonsultireuder  Zahoar^t 
angestellt*  Bei  seinem  Tode  —  November  1*^63  —  hinterliess  er  eine  Anzahl 
sein  Fach  ivei?entlieb  fördernder  Schriften,  so:  ^Odontologie  etc"  (Paris  1815;  — 
,,7rmlt!  de  la  a^conde  d^^ntition  etcJ'  (Daselbst  IBl'Jj  —  ^Methode  noHveU 
de  diriger  la  seconde  deiUttion  etc,^  (Daselbst  1826J,  auch  Zahutechnisches  ui 
gesammcUe  Vorlesnugea, 

H  a  Im  bei  D  e  e  b  ü  in  h  r  e»  K  c  ö 

Delaberge ,  A  1  e  x  a  u  d r  e  *  1j  o  u  i  s  D*,  geboren  1807  als  Sohn  eines  7 
Str,issburg  lf^l9  promovirten  Arztes,  crl äugte  ^elbj5i  die  I>oc torwürde  zu  Paris  183: 
starb  aber  bereits  1830  im  Milrz,  Er  Wnar  Mitarbeiter  am  „Joum*  univ.  et  hebd^ 
niadaire"  und  hatte  mit  Monieret  die  Heran iigabo  des  „Compendintn  de  mSdecnu 
vorbereitet,     Seine    im    obf^'enannten    Journal    publicirten  Ärbeiteu    sind    klims'^ 


DELABERGE.  —  DELEAU.  143 


Chereau  Lei  Dechamhre.  Bed, 

DelacOTiX  n>ELAroT;x-UEROSEAT\),  frauzöaifjche  Ai-ztfamilie ,  (leren  fllte-ste?* 
kkanntes  MitgHt^d  AlcxiB  Ih  bereits  So  hü  eines  Arztes  war.  Älexia  IKj 
1792  geboren,  1817  promovirt,  zeiclmete  sieh  al8  Epidemienarzt  1831  — 1832 
be^oDders  aus  uiid  rtiedeJte  1834  nach  Mexieo  Über.  Nach  weehsel vollen  Schicknaleu 
übernahm  er  das  MiiitLrhortpital  zu  Saint-Jean-Rriptiste  de  Tabasco ,  wurde  aber 
aueb  hier  dureh  die  Föderalisten-Revültitioii  1840  vertrieben  nnd  kehrte  1844  von 
Mexico  nach  Paris  zurück,  wo  er  1860  starb.  Unter  geineo  SeUriften  beangprucben 
Eni'ähnung :  das  ^Mimoirr  sur  le  choUra-morbm  ohserv^  en  Eussie  eiC^  (1832)  — 
t,De^  malad ie^i  tropicales  äquatoriales^'  (1847)  —  „Thermog^noses  iTUertropicales^ 
fJoum-  des  conuaiös.  in6d.  et  pharm.   1657), 

Hahn  bei  Dechambre,  Hed. 

Delacroix,  s,  Alsaäio  della  Croce. 

Delafield,  berabnter  amerikaniöcber  Ophthalmolo^ ,  1704  ^boren.  Er 
promovirte  zu  Kew-York  181  6  mit  einer  biseertation  :  f,On piihnonary  consumption^ , 
fllbrte  ^ieh  in  seiner  Professtnr  an  der  New- Yorker  Universität  mit  einer  gehaltvollen 
Antrittsrede  1837  ein^  wirkte  zuerst  mit  Kodöers  zusammen  nnd  später  allein 
an  der  Xew  York  eye  infinnar}',  deren  neuen  Gek^lude  er  1856  einweihte,  1857 
starb  er,  —  Her  Sohn  *FraiieiBi  I>.  publieirte  187 1  zuerst  eine  Schrift;  j^ Tumor if 
oftke  retma^  Hm  Arch*  f.  Ophthalm,  mid  Otologle),  spllter  indesa  aus.^r  einer  klciueren 
?^hrift  über  I^y^pepsie  (1876)  besonder**  Werke  pathologiT^ch-anatoniideheu  Inhalts: 
^A  handboök  of  post- martern  exavtinattoris  and  of  morbid  anatom^/*^  [New- York 
1872)  —   j,  Stil  dies  in  pathalogical  anatoniy^   (Üaselbst  1878 — 71);*  jj^j 

Delaporte,  Pierre-Lonis  1),,  an»  Brest,  1773^1853,  wnrdo  daselbst 
niirurgieprofessor  und  Naebfolger  IHtlet's,  Er  besehäftif^e  sieh  wesentlieb  mit 
der  Ausbildung  der  Methode,  Aneurysmen  durch  Arterienunterbindung  zu  heilen 
fS(^hriften  hierüber  Brest  1811  und  1812),  gab  f^Propositiön^  mir  dtvers  points  de 
pathologie^  (Paris  ISlOj  heraus  und  schrieb  später  noch  Mehreres  über  Standes- 
angelegen  heiteii. 

Halin  bei  Defibambre.  Eed. 

Beleau  jeime,  Nicolas  U.,  geboren  am  21,  April  17i^7,  henorragender 
französischer  Ohrenarzt^  begann  in  (,\>mmcrey  zu  praktieiren.  Dann  zog  er  nach 
Paris  und  wurde  dasei  bwt  am  Hospiee  des  orpbclins  mit  der  speci  eilen  Behau  dl  ung 
der  Ohrenkrankheiten  betraut,  1),  hat  das  grosse  Verdienst,  eine  wisfienschaitiiche 
IHagnostik  und  Therapie  der  ohne  Contiuuitätstrenuungeu  des  Trommelfells  eiuher- 
gehenden  Mittelohrerkrankungen  durch  allgemeine  Einfuhr nng  der  Luftdouche 
(von  Ihm  zuerst  douehe  d'air  geuannt)  und  durch  Begründung  der  Auscnltation 
dea  Ohres  angebahnt  zu  haben.  Eh  gelang  ihm  dies  nur  unter  grossen  Kämirferi 
mit  seinem  Landsmanne  und  bedeute mien  Rivalen  Itaei>,  Wie  dieser  benutzte  er 
d  Ohrkatheter  zuerst  nur  zu  Kiuspritznugen ,  verwarf  diese  jedoch  zu  Gunsten 
d  Luftdouche  zuerst  in  seinem  „Happort  wfress^  aux  memhres  de  Vadmim'' 
*  tion  des  hoftpiceA  de  Farls*^  (Paris  1820)  und  entwnekelte  diese  Ansichten  des 
^  leren  in  seiner  bedeutendsten  Schrift  ^Extrait  dhm  ouvrafje  ntSdit  intilidi' 
l  tetne/d  des  malad  tes  de  Vor  etile  mfVjienne  etc^^  (Paris  1830),  D,  bedieiite 
s  eiastiseber  Katheter  und  zum  Luft  ein  blasen  anfaugs  einer  eoniplieirten  (  nm- 
I  Äioüspumpe,  spiiter  ansschliesslich  des  nach  beute  Üb  liehen  ein  fachen  Gtimmi- 
l  ^m.  Zur  Anseultation  der  beim  Eindringen  der  Luft  in  die  Trommelhöhle 
1      '^nehmenden  Gerllusehe    lehrt   er,    das    eigene  Ohr  an    das    des  Eranken  zu 


141  DELEÄU,  —  DELEUIirE, 

le^eiii  Iin  uonnalen,  lufthaltigen  Zustande  der  Trommelhöhle  und  bei  freier  Taba 
hOrt  man  dabei  ein  Oerauei-h ,  demjenigen  ifhnlicb ,  welches  durch  auf  BlHttt^r 
fallenden  Re^en  hervorgebracht  wird  („bruit  eec  de  In  caiAgte^J ,  bei  eitriger  etc. 
FtllBsigkeit  in  der  Tnimmelhöhle  ein  gurjarelndes  GeräiLsnli  f„brüit  mnqueux").  Die 
durch  katarrluH Hohen  Verse hluHj^  der  Tuba  entstandene  Schwerhörigkeit  erklart  er 
bereit?^  iu  richtiger  Weise  äuj^  der  verJiuderteii  Spauauug^  welche  das  Trommelfdl 
in  P'olge  der  Resorption  der  Luft  in  (ler  Trommelhöhle  erleidet.  Die  Kuerst  vcm 
ihm  naehg^ewieacne  hör  verbessernde  Wirkung  der  Luftdouche  in  diesen  Fällen 
erklärt  er  dahin,  dass  durch  öftere  Anwendung  derselben  das  pathologische  Secret 
aus  der  Trommelhöhle  entfernt,  die  verengte  Tuba  aUuiälig  erweitert  und  so  die 
ComniuuicEitioü  zwischen  Trommelhöhle  und  äusserer  Luft  wieder  hergestellt  wird, 
D.   starb    18G2,  A.  Lucae, 

Delaroclie,  zwei  Schweizer  Aerzte,  —  Daniel  D.,  zu  Genf  1743  geboreD, 
ging  1763  uaeh  Leyden ,  w(.i  er  1766  promovirte ,  und  dann  nach  Edinburg 
(Clllex),  Nach  Genf  zurückgekehrt,  war  er  10  Jahrr  als  praktiseber  Arzt 
thätig,  gelaugte  dann  als  Arzt  der  Schweizergarden  naeb  Paris,  floh  aber  vor  der 
Revolution  —  1792.  Zurückgekehrt,  leitete  er  das  Hospital  Neeker,  bis  er  IBIS 
am  Flecktyphus  starb.  Zwei  seiner  Werke :  „  Analyse  des  foiictions  du  ftystcmt 
ni^rveti^''  (Genf  1778)  uud  y,Eecherckf^jf  ^tm*  ....  In  ß*h:r€  puerj}Srale^  (Pari« 
1783)  sind  bc^onderH  hervorragend.  —  Der  Sohn  Frankens  D.,  t\\  Genf  kurz 
vor  1780  geboren,  1806  Doetor  (Paris},  starb  in  derselben  Typbuaepidemie  wie  giein 
Vater.  Er  hatte  besonders  natiirwisseuaehaftliche  Themata  (Kfleete  der  starken  Hitze, 
Respiration  der  Fische  etc.)  zu  Gegenständen  seiner  Arbeiten  gewählt 

Halin  btu  Dechambre.  Red. 

* Delaslauve^  Louis-J.  F.  1).,  im  „Älmauaeh  de  mödecine"  als  ^^Medeetn 
honoraire  des  ali6n^^"  an  der  Salp^tri*'re  verzeichnet,  trat  sehriftstcllerisch  znen^t 
1830  mit  „Qufhjues  pyopositwns  de  pathologi*'  f/entrüle*'  (Parisj  auf.  In  der 
Folge  publieirtc  er  mehreres  Casui&tmche  und  dann  seinen  umfangreichen  „TraiU 
de  ripilepme:  histmre:  traitement  i  med ^c ine  legale^  (Paris  1854).  Er  redigirte 
von  1861 — 1870  das  ,^  Journal  de  medeeine  mentale'*  und  seh  rieb  noch  Mehrereii 
über  medicini Heben  Unterricht,  Phrenologie  etc.  Red. 

Delens,  A.  J.  H.,  französischer  Arzt  und  Gelehrter,  der  keine  Praxis  übte 
und  blos  seinen  wissenschaftlichen  Neigungen  lebte,  betheiligte  sieh  an  der 
Redaction  der  ^Bihliotbeqiw  mMieale^  und  an  der  Herausgabe  des  grossen 
„Dictiannaire  den  science^  mMicoles^^  Im  Vereine  mit  Meeat  gab  er  heraus  den 
„Di'ctionnairB  universel  de  mati^re  mJdicale  et  de  thirapeutique ^  conietiant 
VindicatiöUf  la  discription  et  remploi  de  foits  les  mMicaments  connas  dani 
Ibs  diverse.^  partie.f  du  gl^he^  (PariB  1830^ — 1846),  ~  B,  wurde  geboreu  in  Parifi 
1786  und  starb  1846  ;  er  war  Mitglied  der  Akademie  und  wahrend  der  Restauration 
General inspector  der  Universität,  Uup^^n 

Deleurye,  Fran^ois  Ange  D.,  der  am  21.  August  1737  zw  Paris  da^ 
Licht  der  Welt  erblickte,  zählt,  namentlich  iu  operativer  Beziehung,  zu  den  her\'or- 
rageudsten  geburtöhilflfehen  Lehrern  und  Schriftstellern  seines  Jahrhundertes,  Seinen 
Studien  hg  er  in  seiner  Vaterstndt  unter  Leveet  und  Przos  ob.  Von  ihm  rüh^ 
der  Rath>*ehlag  her*    den    zweiten  Fuf^s  bei  l)eötehender  .Steisslage    nicht  zu  liise* 
die  Extraetion  von  der  Wendung  zu  trennen  und  sie  erst  dann  vorzunehmen,   b 
die  Bedingungen  zur  Vomahuje  derselben  eingetreten  sind.  Ebenso  vortrefflich  sin 
weine   Ratbschlnge    beztlglicb    der  Wendung,    indem    er   anempfiehlt,    die    EihAui 
erst  im  Fundus  uteri  zu  sprengen,  um  einem  vorzeitigeu  WaHSerabfluss  vorzubeuge 
und  die  Frucht  nur  auf  einen  Ywm  zu  wenden.    1  Jen  Hebel  verwirft  er.  Beim  Kaisei 
sehnitte    machte    er,    gegentiber   dem   frtiher  empfohlenen    Schnitte    iu   der  linke 
?^eite ,   den  Schnitt    in  der  Linea  alba.     Die  meisten  seiner  Lehren  haben  sich   a' 
richtig  erwiesen    und    werden    heute   noch  befolgt.    Er  trug  auch  weeentllch  zv 


r 


DELEURYE.  —  DELICADO.  145 

Au&chwaoge  bei ,  den  die  Pädiatrik  im  XVIII.  Jahrhunderte  nahm ,  indem  er  ein 
Lehrbneh  der  Kinderheilkunde  schrieb :  ;,  Tratte  sur  les  maladiea  des  enfants^ 
(Paris  1772;  deutsehe  üebersetzung  Nürnberg  1774).  Seine  geburtshilflichen 
Schriften  sind  folgende:  „Tratte  des  accouckemens  etc,^  (Paris  1770;  deutsche 
üebersetzung  von  J.  6.  Flemming,  Breslau  1778;  dieses  Lehrbuch  erfreute 
sich  lange  Zeit  hindurch  eines  grossen  Ansehens)  —  „Obaervations  sur  l'opSratlon 
cisarienne  h  la  ligne  blanche  et  sur  Vusage  du  forceps  la  tite  arr^de  au 
ddtrolt  supMeur^  (Paria  1779,  8.).  Kleinwächter. 

Deleuze,  J.  Ph.  Fr.  D.,  französischer  Naturforscher,  geboren  1753  in 
Sisteron,  sehlug  anfangs  die  militärische  Carriöre  ein  und  widmete  sich  erst  später 
den  Naturwissenschaften.  Er  wurde  1802  Gehilfe  am  naturhistorischen  Museum, 
1828  Bibliothekar  dieses  grossen  Institutes  und  publicirte  zahlreiche  Schriften, 
hauptsächlich  Ober  den  animalischen  Magnetismus,  zu  dessen  schwärmerischesten 
Anhängern  er  zählte.   1835  starb  er.  Unger. 

Delflno,  Fr.  b.,  italienischer  Arzt  und  Astronom,  geboren  1477  in  Padua, 
praktidrte  in  Venedig  und  hatte  ausserordentlichen  Zuspruch,  wurde  später  wegen 
der  regelmässigen  Sicherheit,  mit  der  seine  Prognosen  am  Krankenbette  in  Er- 
fiillnng  gingen,  der  Magie  verdächtig  und  mosste  Venedig  verlassen.  Er  begab 
sieh  nach  Padua,  widmete  sich  der  Astronomie,  wurde  Professor  dieses  Faches  und 
starb  als  solcher  1547.    Seine  Schriften  sind  astronomischen  Inhaltes.      xJnger. 

Delgado.  Unter  den  zahlreichen  spanischen  Aerzten,  welche  den  Namen 
D.  ftihren,  sind  zu  erwähnen:  Florencio  D.  y  So to,.  Arzt  zu  Sevilla  gegen 
Ende  des  vorigen  Jahrhunderts,  der  über  einige  Aphorismen  des  Hippokuates 
(Sevilla  1786,  resp.  1789)  und  über  verschiedene  therapeutische  Fragen  seines 
Zeitalters,  auch  über  thierischen  Magnetismus  (1787)  und  über  Heredität  (17dl), 
schrieb;  —  und  der  Augenarzt  Jago  D. ,  zu  Venezuela  1830  von  spanischen 
Eltern  gelieren.  Er  besuchte  um  1850  die  meisten  berühmten  Universitäten  Europas 
und  liess  sich  1860  in  Madi*id  nieder.  1872  wurde  er  mit  der  Begründung  eines 
staatlichen  ophthalmologischen  Institutes  beauftragt,  erlag  aber  bereits  1875  einem 
Sehlaganfall.  Seine  Arbeiten  in  den  „Ann.  d'ocnlistique^  fanden  viel  Beifall;  er 
gab  Wecker's  Handbuch  und  Liebbeich's  Atlas  spanisch  heraus.  (S.  auch  unter 
Dklicado.) 

Hahn  bei  Dechambre.  Red. 

Delgras,  Mariano  D.,  starb,  57  Jahre  alt,  zu  Madrid,  nachdem  er  sich 
durch  spanische  Uebersetzungen  medicinischer  Werke,  durch  die  Gründung  des 
^Boletin  de  medicina  cirujia  y  farmacia^'  (1852  remplacirt  durch  den  „Siglö 
medico^),  auch  durch  die  Mitbegründung  der  naturwissenschaftlichen  Akademie 
und  des  Institute  medico,  sowie  mehrerer  medicinischer  und  wohlthätiger  Gesell- 
Schäften  zu  Madrid  einen  Namen  gemacht  hatte. 

Hahn  bei  Dechambre.  Red. 

^Delicado,  Francesco  D.  (auch  Delicatüs  und  Delgado,  alle  drei 
Namen  kommen  in  seiner  Schrift  vor),  war  wohl  kein  Arzt,  sondern  ein  Priester 
aus  Martos  in  Andalusien,  wahrscheinlich  vor  1480  geboren  und  in  Jaen  aus- 
geweiht, doch  spielt  er  in  der  Geschichte  der  Syphilidologie  keine  unbedeutende 
loUe.  Er  acquirirte  1501  oder  1502  die  Lues,  litt  an  derselben^  in  dieser  Be- 
ziehung ein  zweiter  Ulrich  von  Hütten,  unsäglich  durch  23  Jahre  an  den 
beftigsten  Schmerzen  und  hässiichsten  Geschwüren,  suchte  vergeblich  Hilfe,  bis  er 
e  idlich  1524  oder  1525  in  Rom  durch  Guajak  geheilt  wurde.  Er  schrieb  darum, 
^'ie  er  sagt,  nur  aus  purem  Mitleid,  um  den  übrigen  Kranken  den  Weg  zu  zeigen, 
d  T  zur  Genesung  führt.  Seine  Schrift  hat  übrigens  nichts  von  anderen  Schriften 
t  »er  den  Guajak  aus  jener  Zeit  voraus,  nur  erwähnt  er  mehrmals  des  Vorhanden- 
*  ins  der  Syphilis  im  Jahre  1488  (also  lauge  vor  dem  Zuge  KarTs  VIII.  nach 
Biogr.  Lexikon.  II.  10 


146  DELICADO.  —  DELLON. 

Neapel  und  der  Entdeckung  Amerikas).  D/s  Broschüre  heisst:  „11  modo  di 
adoperare  il  legno  di  India  occidentale  salutifero  remedio  a  ogni  piaga  e  mal 
incurabile.  Impressum  Venetiis  sumptibus  vener,  presbyt.  Francisci  Delicadi 
Hispani  etc.  Sie  X.  Febr.  anno  dorn.  MDXXIX""  (4.,  8  Blätter). 

Vgl.  Janus,  1853,  N.  F.  II,  pag.  193—204.  J.  K.  Proksch. 

Delioux  de  Savignac,  Joseph-Fran^ois-Jacques-Augustin  D. 
de  S.,  aus  Paimpol  (Cötes-du-Nord),  1812 — 1876,  diente  als  Marinearzt,  wurde 
Dr.  Montp.  1844  und  Professor  an  der  Medicinschule  zu  Rochefort,  später  auch 
zu  Brest  und  Toulon.  Seine  „Princtpes  de  la  doctrine  et  de  la  mSthode  en 
mSdecine'^  (Paris  1861)  machten  ihn  zuerst  vortheilhaft  bekannt.  Dann  folgte 
der  „TraiU  de  la  dysenUr^e"  (Daselbst  1863),  später  sowie  vorher  Schriften 
über  Ipecacuanha,  Ammoniakalien,  Argent.  nitr.,  Pflanzensäure,  China,  Opium,  Jod- 
präparate, Aloe  etc.,  —  eine  Reihe  von  über  90  Arbeiten  theils  in  den  Bullet,  de 
th^rap.,  theils  in  den  Verhandlungen  der  Acad.  de  m^d.  —  Als  Monographien,  die 
als  bedeulend  anerkannt  wurden,  sind  noch  hervorzuheben:  „Des  rSlations  qui 
existent  entre  les  maladtes  herpetiques,  nerveuses  et  catarrhales^  (Paris  1855)  — 
„De  la  spedalsked^  (Daselbst  1857)  —  „Des  paralyses  qui  accompagnent  ei 
suivent  les  dysent^rtes  et  les  coliques  s^ches^  (bedeutungsvoll  für  die  Auffassung 
der  letzteren  Krankheit,  1867).  Zahlreiche  Artikel  erschienen  von  D.  de  S.  im 
Dictionnaire  encycl.  des  sc.  m6d.  —  Von  1866  ab  lebte  er  in  Paris  nur  seinen 
Arbeiten,  erlangte  den  Officiersgrad  bei  der  Ehrenlegion  1858  und  starb  1876 
zu  Cherbourg. 

Hahn  bei  Bechambre.  Red. 

Della  Bona,  Giovanni  I).  B.,  im  18.  Jahrhundert  zu  Verona  geboren, 
studirte  in  Padua  und  war  der  Erste,  welcher  nach  der  Neubegründung  der  klinischen 
Lehrkanzel  an  dieser  Universität,  in  Folge  einer  1764  erfolgten  Einladung  des 
Dogen  Mocenigo,  praktische  Medicin  lehrte  und  derselben  eine  experimentelle 
Richtung  gab.  Er  schrieb  über  Scorbut,  in  welchem  er  Analogien  ndt  der  Ele- 
phantiasis und  Pellagra  zu  finden  glaubte,  über  den  Gebrauch  und  Missbrauch 
des  Kaffees,  über  die  Schutzpockenimpfung  und  über  andere  Fragen  therapeu- 
tischen Inhalts.  Cantani. 

Della  Croce,  Vincenzo  Alsario,  s.  Alsario  della  Croce. 

Delle  GMaje,  Stefano  d eile  Gh.,  zu  Teano  1794  geboren,  studirte 
in  Neapel,  wo  er  namentlich  Folinea,  den  Nachfolger  CotüGNO's,  zum  Lehrer 
hatte  und  wurde  bald  nach  seiner  Promotion  zum  Doetor  Assistent  an  der  ana- 
tomischen Lehrkanzel  und  später  Professor  der  Anatomie  an  der  Universität  Neapel, 
cultivirte  aber  auch  die  anderen  Naturwissenschaften,  namentlich  Botanik  und 
Zoologie.  Besonders  wichtig  sind  seine  anatomischen  Studien  über  das  menschliche 
Auge  und  über  die  Hoden,  wo  er  die  Endigungen  der  Samencanälchen  denion- 
strirte,  die  Strictur  des  HiGHMORE'schen  Körpers  und  das  HALLER*sche  Netz  näher 
beschrieb,  die  Häufigkeit  der  abweichenden  Samencanälchen  im  Eindesalter  bemerkte 
und  sehr  gelungene  Quecksilberinjectionen  ausführte.  Nicht  weniger  bemerkenswerth 
sind  seine  Arbeiten  über  die  Helminthen  und  die  wurmtödtenden  Mittel,  über  die 
medicinellen  Pflanzen  („Iconograßo  delle  piante  medicinali^  [Neapel  1824,  2  Bde. 
m.  Atlas]);  sein  Lehrbuch  „Istituzioni  di  anatmnio  e  fisiologia  comparata*^  u.  s.  w. 
Alle  seine  Werke  und  kleineren  Schriften  wurden  später  gesammelt  und  in  20  Bänden 
herausgegeben.  C  a  n  t  a  n  i. 

Delladecima,  s.  Dalladecima. 

DellOD,  C.  D. ,  französischer  Arzt  und  Reisender,  lebte  viele  Jahre  als 
praktischer  Arzt  in  Ostindien  und  beschrieb  seine  eigenthümliehen  und  abenteuer- 
lichen Schicksale  daselbst  in  dem  Werke:  „Relations  de  Vinquisition  de  Goa*^ 
(Leyden  1687).  Bekannt  ist  von  ihm  ausserdem:  „Trait4  des  maladies particulieres 


DELLON.  -  DELPECH.  147 

aux  pays  ortentaux"  (Amsterdam  1699;  deutsch  Dresden  1700).     Sein  Geburts- 
nnd  Todesjahr  sind  nicht  überliefert.  Unger. 

Delmas.  Unter  den  13  französischen  Aerzten  D,,  welche  die  unten  ver- 
zeichnete Quelle  mit  einzelnen  Schriftwerken  aufführt ,  seien  hervorgehoben : 
Polydorus  D.,  welcher  mit  einer  Dissertation  über  die  Inguinalhernien  zu  Paris 
1830  schriftstellerisch  auftrat  und  später  noch  „Des  retricissements  du  canal  de 
Vurkre"  (1832)  und  über  Schenkelfracturen  (1835)  schrieb.  —  Umfangreicher 
und  bedeutender  sind  die  Arbeiten  eines  jüngeren  P.  D. :  „Recherches  historiques 
ä  crätques  sur  Vemploi  de  Veau  en  mddecine  et  en  Chirurgie*^  (Paris  1859)  — 
j,De  r Hydrotherapie  ä  domicüe  etc.^  (1868)  und  mit  L.  Sextex:  ^Becherches 
expMmentcdes  sur  Vabsorption  des  liquides  h  la  sur  face  etc."  (Preisgekrönt  1869.) 

Ind.-Cat.  Red. 

Delmas  St.  Hilaire,  Pierre  Eugene  D.-St.  H.,  bekannt  als  Verfasser 
einer  Schrift  über  die  Behandlung  der  erectilen  Geschwülste  (Paris  1878)  und 
einer  „Müde  statistique  et  clinique  du  Service  hydrothSrapeutique  de  Vhopital 
St,  Andri  de  Bordeaux  etc.*'  (Bordeaux  1879).  Red. 

Delorme.  Die  französische  Arztfamilie  dieses  Namens  ragt  weniger  hervor 
durch  besondere  Leistungen,  als  durch  das  Erblichwerden  der  Leibarztwürde  in 
ihr.  Jean  D.,  geboren  1547  in  Moulins,  studirte  und  promovirte  in  Montpellier. 
Einige  Zeit  hindurch  Professor  in  Montpellier,  wurde  er  zum  ersten  Arzte  der 
Gemahlin  Hein rich*s  IIL  ernannt  und  bekleidete  den  gleichen  Posten  bei  Marie 
von  Medici,  bei  Heinrich  lY.  und  Ludwig  XIII.  Im  Jahre  1626  über- 
trug er  seine  Stellung  auf  seinen  Sohn  Charles  D.  (geboren  1584)  und  starb 
1637  in  Moulins.  Letzterer  hatte  bei  Ludwig  XIII.  das  Leibarztamt  bis  zu 
seinem  Tode  1678  inne.  —  Noch  ist  zu  nennen:  Guillaume  D.,  der  1648  bei 
Heinrich  IV.  und  bei  Anna  von  Oesterreich  Leibarzt  war.  —  Charles  D. 
sehrieb  „nTS>xtvoSa(pvsCat"  (Makrobiotik :  Paris  1608;  französisch,  posthum  vom 
Abb6  St.  Martin,  1682,  1683). 

Chöreau  bei  Dechambre.  Unger.  —  Red. 

Delpecb,  Jacques  D.,  geboren  zu  Toulous3  1772,  doctorlrte  zu  Mont- 
pellier 1801.  Seine  erste  Stellung  erhielt  er  au  der  Schule  für  Chirurgie  und 
Pharmacie,  die  kurz  vorher  in  seiner  Vaterstadt  gegründet  worden  war,  um  hier 
Anatomie  zu  lesen  und  excellirte  dabei  so,  dass  er  1812  als  Professor  der  Chiinirgie 
nach  Montpellier  berufen  wurde.  Seine  operativen  Erfolge  waren  unbestritten; 
seltsamer  Weise  erlitt  er  den  Tod  durch  einen  Mordanfall,  den  ein  von  ihm  an 
Varicocele  operirter  Patient  gegen  ihn  verübte,  am  28.  October  1832.  Trotzdem  D. 
neben  semer  Professur  noch  das  Krankenhaus  St.-Eloi  dirigirte  und  einen  grossen 
Theil  seiner  Zeit  speciell  einem  von  ihm  gegründeten  orthopädischen  Institut 
widmete,  war  seine  literarische  Fruchtbarkeit  eine  sehr  bedeutende.  Neben  dem 
pMSmorial  des  hdpitavx  du  midi  et  de  la  clinique  de  Montpellier" y  einer  Zeit- 
schrift, die  er  1829 — 1836,  ebenso  wie  die  ihr  vorangehende  ;, Chirurgie  clinique 
de  Montpellier^^  (1823 — 1828)  gegründet  hatte  und  herausgab,  neben  vielen  Mit- 
theilungen femer  in  den  „Annales  de  la  soc.  de  möd.  pratique  de  Montpellier^^ 
(Bd.  U,  ra,  V,  XXXm),  sowie  in  der  „Revue  mM."  (Bd.  II— IV,  VII— IX) 
bedfirfen  folgende  Publicationen  D.'s  der  Erwähnung:  „Possibilitd  et  degr^s  de 
V Utility  de  la  symphyseotomie"  (Montpellier  1801)  —  „  Reflex fons  sur  les  causes 
de  Vanivrisme  sporUanS"  (Paris  1813)  —  „Recherches  sur  les  difficidtis  du 
diagnastic  de  VanSrnnsme"  (Daselbst  gleichzeitig)  —  „Memoire  sur  la  compli- 
cation  des  plaies  et  des  ulchres  connue  sous  le  nom  de  pourriture  d'hdpital" 
(1815)  —  „PrSds  ildmentaire  des  malad ies  reputees  chirurgicales"  (3  Bde., 
1816)  —  „De  Vorihomorphie  etc."  (2  Bde.  mit  Atlas,  1828—1829)  —  „iltude 
du  choUra-morbus  en  Anglettei*e  et  en  Ecosse  pendant  les  mois  de  Janvier  et 

10* 


148  DELPECH.  —  DEMARQÜAY. 

Fevrier  1832^  (1832).    Unter  dem  Titel :   ^Rdfleadons  et  ohservatiohs  anatomico- 
chirurgicales  sur  ranivrtsme^  hat  er  (1809)  Scarpa's  Anearyamawerk  übersetzt. 
Dict.  bist.  II.  Red. 

Delpech,  Auguste-Lonis-Dominique  D.,  zu  Paris,  war  daselbst 
1818  geboren  als  Sohn  des  Arztes  A.-B.-M.  D.,  wurde  1846  Doctor  mit  der 
These:  „Des  spasmes  muscidaires  tdiopcUhtques  et  de  la  paralysie  nerveuse 
essentielle^  ^  später  Professeur  agr6g6  mit  den  Concurs-Thesen :  „De  Ja  fi^vre" 
(1847)  —  „Des  principes  h  observer  pour  la  nomenclature  des  maladies^ 
(1853)  und  Hospitalarzt  in  der  Matemit6  und  darauf  im  H6p.  Necker.  1856  las 
er  in  der  Akademie  der  Mediein  ein  „MSn.  sur  les  accidents  que  dSveloppe  chez 
les  ouvriers  *en  caoutckouc  V Inhalation  du  svlfure  de  carbone  en  vapeur^, 
welches  er  1863  durch  „Nouvelles  recherches  sur  VintoxicoAtoh  spiciale  ete." 
(Annales  d'hyg.  publ.)  vervollständigte.  In  Folge  seiner  Arbeiten  über  die  Hygiene 
der  Industrie  und  einer  Denkschrift  über  die  Finnenkratikheit  der  Schweine:  „De 
la  ladrerie  du  porc  au  point  de  vue  de  Vhy^ne  privie  et  publique*^  (Ebenda 
1864)  wurde  er  in  demselben  Jahre  Mitglied  der  Akademie  der  Mediein  und 
darauf  von  der  Regierung  nach  Deutschland  geschickt,  um  sich  daselbst  über  die 
Trichinen-Epidemie  näher  zu  informiren.  Das  Ergebniss  dieser  Reise  war  sein  der 
Akademie  der  Mediein  erstatteter  Bericht:  „Les  trichines  et  la  trichinöse  chez 
r komme  et  les  animaux"  (Paris  1866).  Einige  Jahre  später  erstattete  er  derselben 
Körperschaft  einen  Bericht:  „De  Vhygihie  des  cr^ches^  (1869)  und  nahm  leb- 
haften Antheil  an  der  Discussion  über  dieselben.  Von  seinen  weiteren  Arbeiten 
sind  noch  anzuführen  ein  zusammen  mit  J.-B.  Hillaibet  verfasstes  „Mim,  sur 
les  accidents  auxquels  sont  soumis  les  ouvriers  employSs  h  la  fabrication  dss 
Chromates/*  (Ann.  d'hyg.  publ.  1868) ;  femer:  „Applications  de  la  photographie 
h  la  mSdecine  Ugale"  (1870)  -^  „Le  scorbut  pendant  le  siige  de  Paris** 
(1871)  —  „Rapport  gSn^ral  sur  les  Spidimies  pour  les  annAes  187 ly  187 2** 
(M^m.  de  TAcad.  de  m6d.  T,  XXXI,  1875).  Ausserdem  war  er  Mitglied  des  Con- 
seil  d*hygi6ne  et  de  salubritö,  dem  er  zahlreiche  Berichte  über  die  verschiedensten 
hygienischen  Qegenstände  erstattete,  auch  Mitglied  des  Conseil  municipal  von  Paris. 
Hochgeachtet,  starb  er  am  5.  September  1880  plötzlich  auf  der  Jagd,  in  einem 
Anfalle  von  Angina  pectoris. 

G.  Lagnean  in  Annales  d'hyg.  publ.  3.  Ser.,  T.  IV,  pag.  380.  —  Dechambre, 
XXVI,  pag.  523.  G. 

Demachy,  Jacques-FrangoisD.,  französischer  Pharmaceut  und  Literat, 
geboren  1728  in  Paris,  gestorben  1803  ebendort,  war  Apotheker  am  Hötel-Dieu, 
nachher  Director  der  Apotheken  für  die  Civilspitäler  und  Verfasser  einer  Rdhe 
chemisch-pharmaceutischer  Schriften.  ünger. 

Demangeon,  Jean-Baptiste  D.,  geboren  1764  zu  Hodigny  bei  Nancy, 
besuchte  Leipzig,  Kiel,  Königsberg,  Kopenhagen,  Hess  sich  1800  zu  Paris  nieder, 
wo  er  1803  med.  et  philos.  Dr.  wurde  und  prakticirte  von  1805  in  Epinal,  später 
in  Paris;  1839  lebte  er  noch.  Sein  „Tableau  historique  d'un  triple  itablisaement 
rSuni  en  un  seul  hospice  ä  Copenhague  etc.**  erschien  1799.  —  Die  „Physiologie 
intellectuelle**  (auf  GALL'sche  Schädellehre  bezüglich)  Daselbst  1806.  —  Später 
noch  zwei  Schriften  über  die  Macht  des  Versehens  der  Schwangeren  (1807  und 
1829)  —  „AnthropogSnSsie  au  gSnSration  de  Vhomme**  (1829)  —  „Memoire  sur 
Voedkme  squirrheuse**  (1830)  —  „Plombihres,  ses  eaux,  leur  usage  etc.**  (1835). 

Red. 

Demarquay,  Jean-Nicolas  D.,  1811 — 1875,  zeigte  schon  in  seinen 
ersten  Arbeiten  (über  Zerreissung  der  Triceps-Femoris-Sehne  und  die  Goncremente 
der  Fossae  nasales)  hervorragendes  Talent  zur  pathologisch-anatomischen  Betracht 
tungsweise.  Der  letztgenannten  Arbeit  (von  1845)  folgten  bald:  „MSvnoire  sur  la 
section  sousmouqueuse  du  sphincter  anal  dans  plusieurs  affections  chirurgicales*^ 
fParis  1846)  —  „Recherches  expSrimentales  sur  la  tempiratare  animale**  (1847) 


' 


DEMARQUAY.  —  J)EMETRIÜS.  149 

und  „Des  tumeura  de  Vorbite*^  (1853).  —  Mit  der  „Nouvelle  Operation  prati- 
quie  sur  le  pied*^  (Amputation  in  der  Continuität  des  Tarsus,  1858)  wandte  sich 
D.  ganz  dem  chirurgischen  Specialfache  zu,  blieb  aber  in' yy  Versuch  einer  medi- 
cinüchen  Pneumatologie"  (deutsch  von  Reyher,  Leipzig  und  Heidelberg  1867) 
und  „De  la  rSgSneratton  des  organes  et  de  tissus"  (Paris  1874)  auch  auf 
anderen  Gebieten  thätig.  Aus  seiner  eigenen  Feder  rühren  noch  verschiedene 
Beschreibungen  von  Apparaten ,  Empfehlungen  des  Glycerin  etc.  her.  Posthum 
erschien  die  „Maladies  chirurgicales  du  penis^,  von  6.  Voelkee  und  P.  Cyr 
(Paris  1877).  —  Mit  Gihaud-Teülon  hatte  D.  Untersuchungen  über  den  Hypno- 
tismas  (1860)  mit  Saint- Vel  den  grossen  „Traiti  cliniqiie  des  maladies  de 
lutSrus"  (1876)  bearbeitet.  (8.  diese.)  Red. 

*De  Hartini,  Antonio  de  M. ,  geboren  in  Palma  (Prov.  Caserta)  am 
26.  Februar  1815,  wurde  in  Neapel,  wo  er  seine  Studien,  mit  politischen  Schwierig- 
keiten kämpfend,  vollendete,  1836  zum  Doctor  promovirt.  Er  widmete  sich  mit 
Vorliebe  den  physiologischen  Studien  und  docirte  mehrere  Jahre  privat  Physiologie, 
bis  er  1860,  nach  dem  Sturze  der  bourbonischen  Herrschaft,  zum  Professor  der 
Physiologie  an  dem  damals  noch  bestehenden  CoUegio  medico  di  Napoli  und  1861 
zum  ord.  Professor  der  allgemeinen  experimentellen  Pathologie  an  der  Universität 
Neapel  ernannt  wurde.  Eines  seiner  grössten  Verdienste  besteht  eben  darin,  die 
experimentelle  Pathologie  in  Neapel  begründet  zu  haben.  Er  ist  gegenwärtig  einer 
der  angesehensten  Aerzte  der  Stadt  und  consultirender  Arzt  der  Königin  und  seit 
1882  auch  Senator  des  Königreichs.  Er  hat  viele  wichtige  Schriften  veröffentlicht, 
worunter  besondere  Erwähnung  verdienen:  „Sur  la  direction  de  la  circulatwn 
de  J acobson  et  sur  les  rapports  entre  la  secrition  de  Vurine  et  celle  de  la 
hiUy  chez  les  reptiles"  (Ck)mpte8  rend.  de  TAcad.  de  sc.  1841)  —  „Sul  foramen 
occipüale,  sito  ed  inclinazionej  nelle  razze  umane  e  nelle  scimie  aniropomorfe^ 
(Atti  della  R.  Aoad.  medico-chirurg.  di  Napoli,  1842)  —  „Ricerche  sperimentali 
sulla  natura  di  fermenti  ßsiologici,  considerati  come  fisio-mtcrohi"  (Rendi- 
conto  dell*  Acad.  1843)  —  ,,SulV  ovulazione  spontanea  della  donna  e  delle 
femmtne  det  mammiferi^  osservazioni  ed  esperienze^  (Atti  dell*  Acad.  1844)  — 
„Sur  la  formatton  des  spermatozoides  chez  les  poissons  cartilagineux**  (Ann. 
des  Sc.  natur.,  Paris  1846)  —  „Die  Reflexbewegung  der  Extremitäten  und  der 
geatreißen  rothen  Muskeln,  die  man  durch  Heizung  der  Eingeweide  erhalten 
kann"  (Valentin's  Bericht  über  die  Leistungen  in  der  Physiologie,  1847)  — 
„Compendio  di  embriologia"  (1849)  —  „Elementi  di  osteologia  e  sindes- 
mologia  delF  uomo  e  degli  animali  domestici"  (1852)  —  „Ouida  alla  fisio- 
logia  patologica*'  (1863)  —  „Esperienze  sulla  degenerazione  grossa  da  affie- 
volita  respirazione*'    (Rendiconto  dell*  Acad.  1879).  Cautani. 

Demetrius.  Mehrere  griechische  Aerzte  führen  diesen  Namen :  l.Demetrius 
vonApamea  (A>j[i.T^Tpto;  ö  'ÄTcajjLEo;),  ein  hervorragender  Schüler  des  Xbkophilus, 
schrieb  ein  umfangreiches  Werk:  „De  passionibus^ ,  das  Caelius  AueelianüS 
oft  citirt;  femer  über  die  Symptome  der  Krankheiten  („Liber  signorum  oder 
<n;jiÄM«>Tüc6v''j.  Scharfsinnig  ist  seine  Lehre  von  den  Blutungen,  deren  er  vier 
Arten  unterscheidet:  Durchschwitzen  des  Blutes  durch  die  unverletzten  Gefösae, 
Anastomose,  Zerreissung  und  Fäulniss  der  Gefässe.  Auch  als  Geburtshelfer  scheint 
er  Bedeutendes  geleistet  zu  haben ,  wie  aus  seiner  von  Soranüs  (II,  54  R.)  mit- 
getheilten  ITieorie  der  Dystokien  zu  ersehen  ist.  —  2.  Demetrius,  der  Archiater 
Marc  Aurel's,  der  denselben  auf  seinem  Feldzuge  gegen  die  Germanen  begleitete.  — 
3.  DemetriusPepagomenus,  der  Leibarzt  des  griechischen  Kaisers  Michael*- 
Paläologus  (1261—1282),  ist  der  Verfasser  einer  Schrift  über  die  Gicht  („ttssI 
woÄaYP^?"?  ®^*  Beknabd,  Lugd.  Bat.  1743)  und  einer  Abhandlung  über  die  Pflege 
und  die  Krankheiten  der  Jagdfalken  („rspl  ty^;  twv  tspixtov  avarpco^r^;  ts  y.al 
*spz7r8(a<;",  ed.  RröALTius,  Paris  1612). 

Cael.  Aurel.  acut.  I,  pag.  2;  III,  pag.  249;  chrou.  II.. 10.    —   Galen,  XIV,  4. 

H  e  1  ni  I-  e  i  (•  h . 


150  DEMIOHELIS.  —  DEMOKEDES. 

Demiclielis,  s.  de  Michelis. 

Deinine,  Vater  und  Söhne,  zu  Bern.  —  Der  Erstere,  Hermann  D.,  war 
1802  zu  Altenburg  geboren,  studlrte  anfänglieh  Theologie  und  Philologie,  später 
Medicin  und  wurde  1830  zu  Würzburg  Doctor  mit  der  pathologisch-anatomischen 
Inauguralschrift :  „üeber  ungleiche  Grösse  beider  Hirnhälßen^  (1881).  Während 
der  polnischen  Insurrection  1831  war  er  einige  Zeit  als  ordinirender  Arzt  und 
Chirurg  im  Alexander-Hospital  zu  Warschau  thätig,  kehrte  zu  Ende  des  Jahres 
1831,  nach  dem  Falle  Polens,  nach  Deutschland  zurück  und  Hess  sich  in  Alten-, 
bürg  nieder.  1832  begleitete  er  als  Schiffsarzt  eine  Gesellschaft  von  Auswanderern 
nach  Pennsylvanien ,  besuchte  1833  Paris  und  wurde  darauf  zum  Prof.  e.  o.  der 
Anatomie  an  der  neu  errichteten  Universität  Zürich  ernannt.  Später  wurde  er 
Prof.  ord.  der  Chirurgie  und  Director  der  chirurgischen  Klinik  in  Bern.  Ausser 
Aufsätzen  in  v.  Gbaefe's  und  V.  Waltheb's  Journal  hat  er  noch  geschrieben: 
„  üeber  endemischen  Cretinismus"  (Bern  1840,  m.  1  Taf.)  —  „  Ueber  Entstehung 
und  Verhütting  von  Rückgratsverkrümmungen  in  den  Berner  Mädchenschulen** 
(Bern  1844).    Er  starb  am  18.  Januar  1867. 

Der  ältere  Sohn,  Karl  Hermann  D. ,  war  1831  geboren,  studirte  in 
Bern,  wurde  daselbst  Doctor,  verfasste  die  gekrönte  Preisschrift :  „  Ueber  die  Ver- 
änderungen der  Gewebe  durch  Brand.  Ein  Beitrag  zur  pathologischen  Histologie** 
(Frankfurt  a.  M.  1857,  m.  2  Taff.)  und  wurde  Privatdocent  der  pathologischen 
Chemie  und  Anatomie  in  Bern.  Er  sehrieb  noch:  „Beobachtungen  über  Card- 
nosis  miliaris  acuta"  (Schweizerische  Monatschr.  1858)  —  „Beiträge  zur  patho- 
logischen Anatomie  des  Tetanus  und  einiger  anderen  Krankheiten  des  Nerven- 
systems" (Leipzig  und  Heidelberg  1859,  m.  ITaf.),  war  1859  während  des 
Krieges  in  Italien  in  den  dortigen  Kriegs-Lazarethen  thätig,  wobei  er  namentlich 
mit  dem  berühmten  Chirurgen  LüiGi  Porta  aus  Pavia  in  Berührung  kam  und 
gab  darauf  heraus :  „Militär-chirurgische  Studien  in  den  italienischen  Lazarethen 
von  1859"  (2  Abthlgn.,  Würzburg  1861 ;  neue  Aufl.  1864);  ferner  eine  mit  eigenen 
Anmerkungen  und  solchen  des  Verfassers  versehene  Uebersetzung  der  Schrift  von 
L.  Porta  :  „Die  Blaseru^teinzertrümmerung"  (Leipzig  1864,  mit  9  Taff.).  Ausser- 
dem Aufsätze  in  Virchow's  Archiv  (1861)  über  extracranielle  Blutcysten ;  in  der 
Würzburger  med.  Zeitschr.  (1861 ,  62)  über  Tracheostenosis  per  compressionem, 
compressive  Kropfstenosen  der  Trachea;  in  der  Schweizerischen. Zeitschr.  fOr  Heilk. 
(1862,  63)  über  Transfusion  in  der  Militärchirurgie,  Luxation  einer  Beekenhälfte, 
über  Glossitis;  im  Archiv  für  klin.  Chirurgie  (1862)  und  der  Wiener  Medicinal- 
Halle  (1864)  über  Osteomyelitis  spontanea  diffusa,  Osteomyelitis  epiphysaria  multi- 
plex u.  s.  w.  —  1864  wurde  er  in  einen  Criminalprocess  in  Betreff  der  Vergiftung 
des  Schwiegervaters  seiner  Verlobten,  T  r  ü  m  p  y ,  verwickelt,  jedoch  freigesprochen. 
Er  ging  darauf  mit  seiner  Verlobten  nach  Italien  und  starb  mit  derselben  in  der 
Nacht  vom  28.,  29.  November  1864  zu  Nervi  bei  Genua  durch  eingenommenes  Gift. 

Callisen,  XXVII,  pag.  248.  —  Dechambre,  XXVI,  pag.  643.  Gurlt. 

Der  jüngere  Sohn,  *Rudolf  D.,  geboren  in  Bern  am  12.  Juni  1836,  besuchte 
zunächst  die  Berner  Universität,  dann  Wien,  Paris  und  London.  Er  war  anatomischer 
Assistent  bei  Valentin,  klinischer  Assistent  bei  Biermer;  1859  wurde  er  promovirt. 
Seit  Sommer  1862  wirkt  er  als  Arzt  des  Jenner'schen  Kinderspitales  und  Professor 
der  Klinik  und  Poliklinik  der  Kinderkrankheiten  (bis  1877  als  Privatdocent  dieser 
Fächer)  in  Bern.  Grössere  Arbeiten:  „  Ueber  Myocarditis  und pemiciöseii  Icteim" 
(Schweiz.  Zeitschr.  für  Heilk.)  —  „Jahresberichte  des  Jenner'schen  Kinderspitales 
von  1862  an"  —  „Erkrankungen  der  Schilddrüse"  und  „Anaesthetica"  (in 
Gerhardt's  Handbuch  der  Kinderkrankheiten)  etc.  Red. 

Demokedes,  aus  Kroton  in  Unteritalien,  floh,  wie  es  heisst,  vor  dem 
Zorne  seines  Vaters  nach  Aegina,  wo  er  bald  die  dortigen  Aerzte  an  Geschick- 
lichkeit übertraf,  so  dass  er  von  den  Aegineten  mit  einem  Jahresgehalt  von  einem 
Talent    öffentlich    angestellt    wurde.    Nach    kurzem   Aufenthalt   in  Athen,    wo  er 


' 


DEMOKEDES.  —  DEMOÜRS.  151 

hundert  Minen  erhielt,  trat  er  gegen  ein  Honorar  von  zwei  Talenten  bei  Poly- 
krates  von  Samos  in  Dienst.  Nach  dem  Sturze  desselben  (gestorben  522  v.  Ch.) 
kam  er  als  Sklave  an  den  persischen  Hof  nach  Susa,  wo  er  den  König  Darin s 
Hystaspis  von  einer  gefährlichen  Verrenkung  des  Fusses,  welche  seine  ägyptischen 
Aerzte  ohne  Erfolg  behandelt  hatten,  curirte.  AuchAtossa,  des  Königs  Gemalin, 
Wteiiß  er  von  einem  krebsartigen  Brustgeschwür.  Trotzdem  er  sich  dadurch  die 
Gunst  des  Königs  und  grosse  Reichthtimer  erworben  hatte,  konnte  er  die  Heimat 
nicht  vergessen.  Unter  dem  Verwände,  dem  Dar  ins  als  Kundschafter  Dienste  zu 
leisten,  erlangte  er  die  Rückkehr  und  schlug  in  seiner  Vaterstadt  seinen  bleiben- 
den  Wohnsitz  auf. 

Herod.,  m,  125,  129-137.  —  Snidas  s.  h.  v. 

Helmreich.   —  Cantani. 

Demokrates,  Servilius  D.,  s.  Damokrates. 

Demokritos,  aus  Abdera,  um  460 — 370  v.  Chr.,  Zeitgenosse  des  Hippo- 
KRATES,  der  bekannte  Urheber  der  Atomenlehre,  hat  in  seinen  zahlreichen  Schriften, 
deren  Echtheit  freilich,  von  einigen  wenigen  abgesehen,  mehr  oder  minder  zweifel- 
haft ist,  auch  medicinische  Probleme  erörtert,  weshalb  ihn  Manche  zum  Lehrer  des 
HiPPOKRATES  machten.  Unter  den  von  DiOG.  Laert.  ,  IX,  46  aufgeführten 
Schriften  D.'s  scheinen  folgende  medicinischen  Inhalts  gewesen  zu  sein:  1.  „Trepl 
ivÄpcjüTTO'j  (ficioq^  —  2.  „xepl  Xotjjiöv  -^  Xotjxaä&v  xaxöv"  —  3.  „TrpoyvwcK"  (über 
Prognosen)  —  4.  „Trepl  StaiTTj;"  —  5.  „Trepl  xupSToO  xxl  töv  Gtcö  votou  ßvjicovTwv". 
Pliniüs  erwähnt  eine  Schrift:  „De  effectu  herbarum"  und  „De  vi  ac  natura 
chamaeleantis^ ,  Caelios  Aürblianus  citirt  Stellen  aus  Democrit  (de  Emprostho- 
tonieis,  de  Opisthotonicis  und  de  Elephantiacis)  und  Gellius  kannte  ein  Werk  D.'s : 
„repi  pu<7(Xüiv  f^  Xoytxöv  xavcov",  in  welchem  als  Heilmittel  gegen  die  meisten  Krank- 
heiten die  Musik  (incertiones  tibiorum)  empfohlen  wurde.  Keine  dieser  Schriften 
kann  unbestritten  als  echt  bezeichnet  werden,  da  Süidas  nur  zwei  Werke  D.'s 
anerkennt  und  schon  von  den  Alten  ausdrücklich  bezeugt  wird,  dass  zahlreiche 
literarische  Erzeugnisse  gewissenloser  Fälscher  unter  D.'s  Namen  umliefen.  Ein 
solches  Product  ist  die  dem  D.  untergeschobene  Schrift  des  BOLOS  Mendasios: 
„TTEpl  <iTijA7wa^£tü>v  xxl  avTtTrxd-etöv" ,  die  auf  uns  gekommen  ist  (gedruckt  bei 
Fabricius,  Bibl.  graeca,  IV,  c.  29).  Helmreich. 

Demons.  Ausser  einem  im  16.  Jahrhundert  in  Amiens  berühmten  Arzte  D. 
exigtiren  mehrere  gleichnamige  dieses  Jahrhunderts,  von  denen  jedoch  keiner  Hervor- 
ragendes geleistet  hat.  A.  D.  war  1872 — 1878  Mitherausgeber  des  „Bordeaux 
medical".  Red. 

Demorgan,  s.  de  Morgan. 

Demosthenes  l.  mit  dem  Beinamen  Philalethes,  Schüler  des  Ale- 
xander Philalethes,  schrieb  ein  aus  drei  Büchern  bestehendes  Werk  über  den 
Puls,  das  Galen  rühmend  erwähnt.  —  2.  Von  einem  Demosthenes  aus  Massilia 
führt  GrALEN  ein  Recept  gegen  Carbunkeln  an,  eine  im  narbonensischen  Oallien  häufig 
vorkommende  Krankheit  (la  charbon  proven^ale).  —  3.  Am  bertlhmtesten  ist  der 
Augenarzt  Demosthenes,  dessen  (verschollene)  Schrift  („Liber  ophthalmicus^ ) 
Oribasius  in  seiner  Synopsis  excerpirte  und  noch  Simon  von  Genua  (1270 — 1303) 
benutzte.  Fragmente  bei  Orib.,  Synops.  VIII,  42  und  43  (Tuepl  /tjulwctcüx;  und 
::£?i  <pXY]XTatvöv),  Simon  Janüensis  und  Matthäus  Sylvaticüs.  Die  Identität  der 
drei  D.  oder  wenigstens  der  beiden  letzteren  ist  wahrscheinlich. 

Galen,  VIII,  727;  XIII,  856.  Helmreich.  —  Magnus. 

DemourSy  zwei  berühmte  Ophthalmologen.  Der  ältere  Pierre  D.  wurde 
1702  zu  Marseille  geboren,  wo  sein  Vater  Apotheker  war.  Er  studirte  zu  Avignon 
und  Paris  Medicin  und  machte  im  Jahre  1728  zu  Avignon  das  Doctorexamen. 
Nach  Absolvining  seiner  Studien  Hess  er  sich  in  Paris  nieder,  woselbst  er  1730 
zum  Demonstrator  und  Aufseher  des  naturhistorischen  Cabinetes  bei  dem  königlichen 


152  DEMOÜRS. 

Garten  ernannt  wurde;  doch  bekleidete  er  diese  Stelle  nur  zwei  Jahre,  um 
dann  einer  Aufforderung  Antoine  Petit's  Folge  zu  leisten,  der  ihn  zur  Unter- 
stützung bei  seinen  anatomischen  Arbeiten  an  seine  Seite  rief.  Diese  Berufung 
führte  ihn  vollständig  der  Ophthalmologie  zu  und  diesem  Zweig  der  Medicin 
widmete  er  jetzt  seine  ganze  Thätigkeit,  sowohl  in  wissenschaftlicher,  wie  auch 
in  praktischer  Beziehung.  Besonders  wai*  es  die  Anatomie  des  Auges,  die  D.  mit 
Erfolg  bearbeitete;  seine  Untersuchungen  über  die  Chorioidea,  Cornea,  Humor 
vitreus  u.  s.  w.  vermehrten  die  Kenntnisse,  die  man  über  diese  Gewebe  besass,  in 
hohem  Grade.  Unter  dem  Namen  „lame  cartilagineuse  de  la  oom6e"  besehrieb 
er  die  innere  Basalmembran  der  Hornhaut  (Lettre  ä  M.  Petit,  Paris  1767  und 
M6m.  de  TAcad.  1768,  pag.  177),  die  in  Folge  dessen  wohl  auch  den  Namen 
DEMOURS'sche  Haut  trägt.  Allein  wegen  dieser  Entdeckung  gerieth  er  mit  Jean 
Descemet  (s.  diesen)  in  einen  sehr  lebhaft  geführten  Streit.  Es  entbrannte 
zwischen  beiden  Autoren  nunmehr  eine  sehr  heftige  Polemik,  die  von  den  Jahren 
1769  bis  1771  die  französischen  wissenschaftlichen  Journale  nicht  zur  Ruhe  kommen 
liess.  Die  Geschichte  scheint  zu  Ghinsten  Descemet's  entschieden  zu  haben,  wenig- 
stens ist  der  Name  „Membrana  Descemetii"  der  gebräuchlichere  geworden.  Durch 
seine  Erfolge  als  praktischer  Augenarzt  erwarb  D.  sich  inzwischen  einen  so  grossen 
Ruf,  dass  er  zum  königlichen  Oculisten  ernannt  wurde.  Auch  die  Akademie 
der  Wissenschaften  nahm  ihn  unter  die  Zahl  ihrer  Mitglieder  auf.  Er  starb  am 
26.  Juni  1795.  Ein  Verzeichniss  seiner  Schriften  findet  man  in  Nouvelle  Bio- 
graphie g6n6rale,  Bd.  XIII,  pag.  622.  Uebrigens  war  er  auch  als  Uebersetzer 
sehr  thätig  uud  hat  verschiedene  Arbeiten  aus  dem  Englischen  in  das  Französische 
übertragen.  —  Der  Sohn,  Antoine-Pierre  D.,  wurde  am  16.  December  1762 
geboren.  Er  wandte  sich  nach  dem  Vorbilde  seines  Vaters  schon  früh  vollständig 
der  Augenheilkunde  zu  und  gewann  sowohl  durch  seine  wissenschaftliche,  wie 
besonders  durch  seine  praktische  Thätigkeit  grossen  Ruf.  Er  wurde  Augenarzt 
Ludwig  XVIII.  und  Karl  X.  Ganz  besonderes  Verdienst  erwarb  er  sich 
dadurch,  dass  er  die  von  Himly  empfohlene  Anwendung  mydriatischer  Mittel  bei 
Augenoperationen,  speciell  bei  Extraction  des  Staares  und  bei  Keratonyxis,  nicht 
allein  sofort  praktisch  verwerthete,  sondern  eigentlich  die  allgemeine  Einführung 
derselben  in  die  französische  Oculistik  veranlasste.  Uebrigens  war  er  ein  sehr 
gewandter  und  kühner  Operateur  und  hat  als  solcher  der  augenärztlichen  Chirurgie, 
speciell  der  Iridektomie,  grosse  Dienste  geleistet.  Die  von  ihm  nach  dem  Wenzel- 
schen  Verfahren  mit  dem  besten  Erfolg  an  einem  an  Leucom  erblindeten  Mann 
ausgeführte  künstliche  Pupillenbildung  erregte  das  grösste  Aufsehen  nicht  nur  in 
Frankreich,  sondern  in  ganz  Europa.  Und  wenn  D.  auch  weder  die  Idee  zu 
einer  künstlichen  Pupillenbildung  selbst  gehabt,  noch  auch  das  Operationsverfahren 
angegeben  hat,  so  hat  er  doch  durch  die  Sicherheit,  mit  der  er  diese  Operation  zu 
einer  Zeit  ausgeführt  hat,  wo  dieselbe  eigentlich  noch  als  ein  Curiosum  angesehen 
wi^rde,  der  Einftlhrung  der  Iridektomie  in  die  Augenheilkunde  den  Weg  gebahnt 
und  ihre  Indicationen  gezeigt.  Wie  gross  übrigens  das  Staunen  über  die  erste 
von  ihm  ausgeführte  Iridektomie  war,  geht  am  besten  daraus  hervor,  dass  einzelne 
Journale,  so  z.  B.  die  Gothaische  gelehrte  Zeitung  1801,  Nr.  52,  im  Ernst  ver- 
sicherten :  D.  sei  im  Stande,  Erblindeten  künstliche  Augäpfel  einzusetzen,  mit  denen 
dieselben  zu  sehen  vermöchten.  Von  seinen  Arbeiten  seien  besonders  hervor- 
gehoben: „M^otre  sur  VopSration  de  la  cataracte^  (Paris  1784)  —  „Obser- 
vations  sur  une  pupüle  artißcielle,  ouverte  tout  auprhs  de  la  sclerotique^ 
(Paris  1800)  —  „TraiU  des  maladtes  des  yeux^  (Paris  1818,  3  Bde.)  — 
„Pr^cis  Mstorique  et  pratique  siir  les  vialadies  des  yeux"  (Paris  1821).  Er 
starb  am  4.  October  1836  aus  Kummer  über  den  Tod  seines  Sohnes,  der  hei 
einer  Fahrt  auf  der  Seine  verunglückte. 

Ein  vollständiges  Verzeichniss  seiner  Arbeiten  findet  man  bei  Callisen  V. 

Magnns. 


' 


DENDY.  -  DENMAN.  153 

Dendy,  Walter  Cooper  D.,  gegen  1790  geboren,  in  London  medi- 
cinisch  ausgebildet,  1814  Chimrg  am  dortigen  Kinderhospital,  beschäftigte  sich 
mit  Hautkrankheiten,  besonders  auch,  soweit  sie  das  Kindesalter  betreffen,  als 
Specialit&t.  1860  lebte  er  noch,  sein  Todesjahr  ist  unbekannt.  Ausser  vielen 
Artikeln  casuistischen  Inhalts  in  der  Lancet,  im  Lond.  med.  and.  phys.  Joum., 
Pöychological  Joum.  etc.  rühren  von  ihm  her:  „Treatise  on  ihe  ctUaiieous  du- 
eases  incident  to  childhood  (London  1827)  —  ;,  Ueber  die  Verhütungen  und 
HeilcuT  der  Hydrophobie*'  (Augsburg  1825)  —  „Practdcal  remarks  on  the 
diseases  of  the  skin  etc,**  (London  1838)  —  „The  physiology  of  mystery" 
(London  1841)  —  „On  the  cerebral  diseases  of  children  etc,^  (London  1848). 

Hahn  bei  Dechambre.  Bed. 

Deneux,  Louis  Charles  D.,  geboren  den  25.  August  1767  zu  Heilly, 
Departement  Somme,  gestorben  den  28.  October  1846,  ein  Verwandter  und 
Schüler  Baüdelocqüe's  ,  war  von  1823  bis  zur  Juli  -  Revolution  1830  Professor 
der  geburtshilflichen  Klinik  in  Paris.  In  Folge  der  Keorganisation  der  medicinischen 
Facultät  nach  dieser  Revolution  verlor  er  sein  Amt  und  lebte  von  da  an  in  stiller 
Zurttckgezogenheit  seinen  Studien.  Er  schrieb:  „Essai sur  la  rupture  de  la  matrice 
pendant  la  grossesse  et  V accouchement^  (Paris  1804,  4.)  —  „ Becher ches  sut* 
h  kemie  de  Vovaire^  (Paris  1813)  —  „ConsidSrations  sur  les  propriStis  de  la 
matrice*'  (Paris  1818)  —  „Mim.  sur  la  sortie  du  cordoJi  ombil,  pendant  le 
travail  de  V enfanteinent"  (1820)  —  „Recherches  sur  la  cause  de  V accouchement 
spontani  aprks  la  mort*'  (Daselbst  1823)  —  „Observation  sur  une  tuineur  fibreuse 
de  VutSrus  expulsSe  dans  le  vagin  apr^  un  avortement  au  terme  de  quatre 
mois,  et  prise  pour  V arrikre-faix"  (1839,  4.)  —  „M4moire  sur  les  tumeurs 
sanguins  de  la  sulve  et  du  vagin"  (Paris  1830). 

Vergl.  Siebold's  Gesch.  der  Geb.  Bd.  II,  pag.  713.  Kleinwächter. 

Denis,  Jean-BaptisteD.,  zu  Paris  im  2.  Jahrzehnt  des  17.  Jahrhunderts 
geboren,  studirte  in  Montpellier  und  wurde  bei  seiner  Rückkehr  nach  Paris  Professor 
der  Philosophie  und  Mathematik,  gleichzeitig  aber  auch  königlicher  Leibarzt. 
1664  begründete  er  öffentliche  Conferenzen,  in  denen  über  Gegenstände  dieser  drei 
Fächer  disputirt  wurde.  1673  machte  er  eine  Reise  nach  England.  D.  hat  den 
Ruf,  nicht  nur  experimentell  am  Thiere,  sondern  auch  zu  curativen  Zwecken  am 
Menschen  die  Transfusion  ausgeführt  zu  haben.  Hierauf  bezieht  sieh  der  Haupt- 
theil  seiner  Schriften,  die  als  Briefe  in  Pariser  Journalen  (Jahrg.  1667 — 1668), 
aber  auch  in  monographischer  Form  gleichzeitig  erschienen.  Die  übrigen  handeln  über 
Astrologie,  eine  wunderbare  Heilquelle  in  Polen  und  andere  naturwissenschaftliche 
Curiosität^n.     D.  starb  am  3.  October  1704. 

Dict.  bist.  II.  Red. 

Denisot)  G^rard  D.,  Dr.  Paris  1548,  gestorben  1594,  ist  nur  erwähnens- 
werth  wegen  seiner  eleganten  „Hippocratis  Aphorismi  versibus  graecis  et  latinis 
expositi*'  (aufgefunden  von  G.  Joly,  in  Druck  gegeben  von  J.  Denisot,  Paris  1634). 

Ch^reau  bei  Dechambre.  Red. 

Denman,  Thomas  D. ,  nimmt  unter  den  englischen  Geburtshelfern  des 
18.  Jahrhunderts  eine  hervorragende  Stellung  ein.  Als  er  sich  der  Geburtshilfe 
widmete,  hatte  er  bereits  ein  ziemlich  bewegtes  Leben  hinter  sich.  Er  stammte 
aus  Bakewell  in  der  Grafschaft  Derby,  woselbst  er  am  27  Juni  1733  als  Sohn 
eines  Apothekers  das  Licht  der  Welt  erblickte.  Seinen  ersten  Studien  lag  er  in 
seiner  Vaterstadt  ob,  worauf  er  als  Gehilfe  in  das  Geschäft  seines  Vaters  eintrat. 
1752  verlor  er  als  19jähriger  Jüngling  seinen  Vater.  Nach  dessen  Tode  verblieb 
er  noch  zwei  Jahre  in  dem  Geschäfte,  dem  nun  sein  älterer  Bruder  vorstand. 
1754  begab  er  sich  nach  London,  wo  er  durch  drei  Jahre  hindurch  Medicin 
£tudirte.     Nach  dieser  Zeit  nahm  er  Dienst  in  der  königlichen  Marine^  bei  der  er 


154  DENMAN.  —  DENONYILLIERS. 

bis   zu   dem  1763    erfolgten  Frieden   von  Paris   verblieb.     Durch   diesen  Frieden 
um   seine  Stelle  gebracht,    ging   er   wiederum   nach  London,    wo   er   sich   unter 
Smellie  und  Hukter   dem   Studium  der  Geburtshilfe  widmete.     Hierauf  Hess  er 
sich   in  Winchester   als  Arzt  nieder,    nachdem  er  früher  den  Doctorgrad  an  der 
schottischen  Universität  erworben  hatte.    Das  Olttck  war  ihm  aber  auch  in  dieser 
Stellung  nicht  hold.     Er  begab  sich  zum  drittenmale   nach  London,    um  da  sein 
Glück  zu  suchen.     Lange   musste  er  hier  mit  Entbehrungen  und  selbst  mit  Noth 
ringen,    bis  er  endlich   durch  Verwendung  Cavendish's  und   Drakb's   die  Stelle 
des  Chirurgen  an  einer  königlichen  Yacht  erhielt.    Von  da  an  lächelte  ihm  eidlich 
das  Glück.    Er  errang  sich  eine  einträgliche  gebi^rtshilfliche  Praxis  und  errichtete 
eine  Privat-Entbindungs-   sowie    Lehranstalt,    die   von    vielen  Schülern    aufgesucht 
wurde.     Sein  Name  wurde  durch  seine  Praxis  und  seine  Werke  bekannt,  so  dass 
sein  Ruhm  und  Ansehen  immer  mehr  wuchs.   Die  Folge  davon  war  die  Aufiiahme 
als    Mitglied   in  mehrere  wissenschaftliche  Gesellschaften   und  die  Anstellung  als 
Geburtshelfer  am  Middlesex-Hospital.     An  Ehren    reich   zog  er   sich  1791  in  das 
Privatleben  zurück  und  brachte  von  da  an  sein  Leben  glücklich  und  zufrieden  in 
Feltham  zu,  woselbst  er  auch  1815  starb.  —  Trotzdem  bereits  nahezu  100  Jahre 
,seit  D.'s  klinischem  Wirken  verflossen    sind,  wird   sein  ^ame   heute  noch    immer 
genannt,    wenn  von  der  Selbstentwicklung,   der  Einleitung  der  künstlichen  Früh- 
geburt  und    dem   Puerperalfieber  gesprochen   wird.     Er   war   nämlich   der   Erste, 
welcher  eine  Reihe  eigener  und  fremder  Beobachtungen    mittheilte,    in   denen  bei 
bestehender  Querlage   und   vorgefallener    oberer  Extremität   die  Wendung  auf  den 
Steiss  durch  die  blossen  Naturkräfte  erfolge  und  auf  diese  Erfahrungen  hin  gestützt 
von  forcirten  Wendungsversuchen  bei  abgeflossenen  Wässern  warnte  und  das  Abwarten 
der   Selbstwendung   oder  Selbstentwicklung  anempfahl.    Ebenso  rührt  von  ihm  die 
Trennung  der  Wendung  von  der  Extraction  her,  indem  er  als  Erster  in  England 
anrieth,  die  Expulsion  der  Frucht  nach  gemachter  Wendung  womöglich  der  Natur 
zu    überlassen.     Was   die  künstliche  Frühgeburt  anbelangt,  so  war  D.  der  Erste, 
welcher  dieser  damals  neuen  Lehre  ein  eigenes  Capitel  in  seinem  Lehrbuche  widmete 
und  uns  die  ersten  Nachrichten  über  diese  Operation  auf  englischem  Boden  gab.  Er 
sprach  sich  durchaus  billigend  für  diesen  operativen  Eingriff  aus.  Das  grösste  Verdienst 
aber  erwarb  sich  D.  dadurch,  dass  er  die  üebertragungsföhigkeit  des  Puerperalfiebers 
auf  dem  Wege  der  Aerzte  und  Hebammen  entdeckte.    Allerdings  wusste  seine  Zeit 
die  Bedeutsamkeit  dieser  Entdeckung   nicht   zu   schätzen  und   mussten  100  Jahre 
beinahe  verfliessen,  bis  dieselbe  allgemeine  Anerkennung  fand,  doch  wird  dadurch 
der  Ruhm  seiner  Entdeckung  nicht  geschmälert.    Die  Werke,  die  er  verfasste,  sind 
folgende:   „An  essay  on  puerperal  fever"  (London  1768;  deutsche  Uebersetzung 
Altenburg  1777)  —  „An  essay  on  natural  labour"  (London  1786)  —  „Introducfton 
to  the  practice  in  midvyifery"  (Daselbst  Bd.  I,  1787;  Bd.  II,  1795;  weitere  Auflagen 
1801,   1806,  1816;    deutsche  Uebersetzung  Zürich  und  Leipzig  1791,  8.,  besorgt 
von  Johann  Jakob  RöM£r;  französische  von  J.  F.  Kluyskrns,  Gand.  1802,  8., 
ein  classisches  Werk)    —    „Aphorism,    on  the  applicat.  and  use  of  the  forceps 
and  vectis  in  premat.  lab,"  (London  1788,  1817)    —    „Collect,  of  Engrav.  to 
ülustrate  the  generat,  and  part.  etc,"   (Daselbst    1791,  fol.  und   1815,  fol.)  — 
„Engraving   of  tico    ut,  polyp,"    (Daselbst    1801,    fol.)    —    „Observat.   on    the 
rupt.  of  the  ut,  etc."    (Daselbst  1810)    —    „Observat.  on  the    eure   of  Cancer*' 
(Daselbst  1814).  Kleinwächter. 

Denonvilliers ,  Charles-Pierre  D. ,  berühmter  Anatom  und  Chirurg 
zu  Paris,  war  daselbst  am  4.  Februar  1808  geboren,  studbrte  von  1836  an  Mediein, 
wurde  1837  Doctor  mit  der  These;  „Propositions  et  observations  d^anatomie^ 
de  Physiologie  et  de  pathologie",  concurrirte  viermal  um  die  Stelle  als  Prosector, 
wurde  1839  Professeur  agr^gö  und  1840  Chirurg  am  Central-Bureau  der  Hospitäler, 
1841  Chef  des  travaux  anatomiques.  Seine  chirurgische  Concurs-These  (1839)  war: 
yyBHerminer  les  cas  qiii  indiquent  Vapplication  du  trSpan  sur  les  os  du  crdne". 


DENONVILLIERS.  —  DEPAUL.  155 

Seit  1833  hielt  er  fast  ohne  Unterbrechung  Curse  über  descriptive  nnd  chirurgische 
ÄEatomle,  wie  über  Operationslehre,  1849,  nach  dem  Tode  von  Breschet,  erhielt 
er  den  Lehrstuhl  der  Anatomie,  nachdem  er  bereits  das  Museum  der  Facultät 
durch  seine  schönen,  sehr  zahlreichen  und  trefflich  conservirten  Präparate  bereichert 
hatte,  wie  er  auch  daftlr  sorgte,  dass  in  den  Präparirsälen  grössere  Sauberkeit  und 
Ordnung  hergestellt  wurde.  Seine  anatomischen  Vorlesungen  waren  durch  ihre 
Klarheit  nnd  Gediegenheit  ausgezeichnet  und  ermangelten  alles  Gepränges.  Obgleich 
er  ein  vortrefflicher  Operateur  war  und  namentlich  in  plastischen  Operationen 
eicellirte,  war  er  doch  dem  Publicum  wenig  bekannt,  weil  er  die  Praxis  nicht 
suchte.  Von  seinen  Schriften  führen  wir,  ausser  einer  anatomischen  Concurs-These : 
„Comparatson  des  deux  systhmea  musculaires"  (1846),  an:  „Descrtptton  des 
OS  malades  du  musSe  Dupuytren^  (Paris  1842,  mit  Atlas,  18  Taf.),  das  von 
ihm  in  Gemeinschaft  mit  Auguste  Berard  und  Gosselin  herausgegebene  „Com" 
pendium  de  Chirurgie  prattque*^  (3  Bde.  Paris  1845 — 61)  und  den  zusammen 
mit  Gosselin  verfassten  „  Tratte  thiorique  et  pratique  des  maladies  des  yeux^ 
(Paris  1855).  Ausserdem  eine  Anzahl  von  Artikeln  im  Dict.  des  6tudes  mMicales 
pratiques  u.  s.  w.  1858  wurde  er  zum  Inspecteur  gen6ral  de  Instruction  publique 
für  die  Medicin  und  zum  Mitgliede  des  bezüglichen  Conseil  sup6rieur  ernannt,  wodurch 
er  Gelegenheit  fand,  an  der  Vervollkommnung  des  medicinischen  Unterrichts  thätigen 
Antheil  zu  nehmen.  Häusliche  UnglücksfUlle  trübten  die  letzten  Jahre  seines  Lebens 
bis  zu  seinem  am  5.  Juli  1872  plötzlich  erfolgten  Tode. 

Sachaile,  pag.  234.  —  F.  Guyon  in  Union  m6d.  3.  S6r.  T.  14,  1872,  pag.  55; 
T.  17,  1874,  pag.  141,  153,  197.  233.  —  Decbambre,  XXVI,  pag.  743.  Gnrlt. 

Denyau.  Vater  und  Sohn.  Der  Erstere,  Mathurin  D. ,  aus  Vendöme, 
Dr.  med.  1635  und  1680  gestorben,  schrieb  in  den  Jahren  1633 — 1635  Mehreres 
über  das  Lachen,  über  üterusschmerzen,  putride  Fieber  u.  dgl.  —  Alexandre- 
Michel  D.,  1637 — 1712,  Chirurgien  du  roi,  Decanus  ad  honorem  und  wie  sein 
Vater  als  Praktiker  hochberühmt,  publicirte  1657 — 1658  einige  Schriften,  darunter 
rfEstne  soliis  sanguis  puris  corporis  alwientum?^ 

Cherean  bei  Dechambre.  Red. 

Denys,  JacobusD.,  wahrscheinlich  im  Jahre  1670  in  Leyden  geboren, 
war  einige  Jahre  in  Indien  als  Chirurg  wirksam  und  etablirte  sich  nach  seiner 
Rückkehr  in  seinem  Geburtsort,  sehr  protegirt  durch  Boerhaave,  der  ihn  „insignis 
artifex  obstetricandi"  nannte.  Er  wurde  1720  zum  städtischen  Geburtshelfer  und 
1725  zum  Lehrer  der  Hebammen  ernannt.  Im  Jahre  1730  veröffentlichte  D. 
ffHeelkundige  aanmerkingen  over  den  steen  en  het  snyden  van  demelven^, 
wodurch  er  sich  in  einen  Streit  verwickelte  mit  A.  Titsingh,  und  1733  „  Verhan- 
deUngen  over  het  ampt  der  vroedmeesters  en  vroedvrouwen^ ,  ein  „bonus  et  laude 
dlgnus  liber"  nach  Haller,  worin  er  die  Aenderungen,  welchen  der  Uterus  in  der 
Schwangerschaft  unterliegt,  zum  ersten  Male  genau  beschrieben  hat.  Es  ist  mir 
nicht  gelungen,  sein  Todesjahr  ausfindig  zu  machen.  q  ^  Daniels. 

Depaire,  Jean-Baptiste  D.,  aus  Tougruine  (Brabant),  am  18.  October 
1824  geboren,  in  Brüssel  ausgebildet,  zeichnete  sich  als  Lehrer  der  Chemie  und 
als  gerichtlicher  Chemiker  aus.  In  seiner  Stellung  als  Professor  der  praktischen 
und  theoretischen  Pharmacie  und  Toxikologie  an  der  Brüsseler  Universität  und 
„Pharmacien  du  roi"  erlangte  er  bald  die  Mitgliedschaft  des  obersten  Gesundheits- 
rathes,  sowie  die  Titularmitgliedschaffc  der  königlich  belgischen  Akademie  und  trat 
mit  einer  beträchtlichen  Anzahl  von  hygienischen  Berichten  und  chemisch  wichtigen 
Mittheilnngen  in  die  Oeffentlichkeit.  Die  „ Recher ches  chimiques  des  poisons  metaU 
liqnes*^  und  „Nouvelle  mithode  poiir  le  dosage  de  Vur6e^  seien  besonders  genannt. 

van  den  Corput.  —  Red. 

Depaul,  J.-A.-H.  D.,  geboren  1811  zu  Pau,  kam  als  17jähriger  Jüngling 
nach  Paris  und  wurde  hier  nach  Ueberwindung  vieler  Schwierigkeiten  Externe  des 


156  DEPAUL.  —  DE  RENZI. 

höpitaux  1834,  Interne  titulaire  1836,  Dr.  med.  1840,  Aggr6g6  1847,  Chirurgien 
des  höpitaux  1853.  Als  Mitglied  der  beiden  Akademien  seit  1852  nahm  er  an 
den  Discussionen  vielfach  und  lebhaft  Theil.  Sein  Arbeitsfeld  war  während  dieser 
Zeit  ein  ziemlich  mannigfaltiges  gewesen,  indem  er  über  Puerperalfieber,  animale 
Yaecination,  vaccinale  Syphilis,  Intrauterinpessarien  etc.  grössere  und  kleinere  Abband 
lungen  veröffentlicht  hatte.  1862  concurrirte  er  mit  Erfolg  um  den  Lehrstuhl  der 
geburtshilflichen  Klinik  und  leistete  hier  im  Lehrfache  ebenso  Ausgezeichnetes, 
wie  vorher  in  seinen  Specialcursen  an  der  £co]e  pratique.  Auch  setzte  er  mit 
ausserordentlichem  Fleiss  die  Publicationen  über  einzelne  klinische  Themen  fort,  so 
über:  Cephalhämatom ,  viscerale  Syphilis,  hereditäre  Syphilis,  Wiederbelebung 
Bcheintodt  geborener  Kinder,  Aderlässe  während  der  Schwangerschaft,  Uterusfibrome 
als  Geburtshindemiss,  Placentarhämorrhagien  etc.  Endlich  verdienen  ausdrückliche 
Hervorhebung  sein :  „  Traiti  thSorique  et  pratique  de  VauscuUation  obstkricale*' 
(Paris  1847)  —  „Legons  de  climque  obstStricale  profess^  a  Vhdpitcd  des 
cUniques**  (Paris  1872 — 1876)  und  die  „Archives  de  tocologie,  des  maladtes  des 
femmes  etc",  welche  er  von  1874 — 1881  herausgab.  —  D.  starb  im  October  1883. 
Gaz.  hebd.  1883,  Nr.  43.  Red. 

Depre,  Johann  Friedrich  D. ,  aus  Mainz,  in  der  zweiten  Hälfte  des 
17.  Jahrhunderts  geboren,  trat  zuerst  in  den  Jesuiten-,  darauf  in  den  Augustiner- 
Orden  ein.  Dann  erst  entschioss  er  sich  zur  Medicin  und  wurde  zu  Erfurt  1701 
Doctor  derselben.  Zu  Neustadt  in  der  Pfalz  wurde  er  später  Amtsarzt  und  kehrte 
von  da  1717  nach  Erfurt  zurück,  um  den  dortigen  Lehrstuhl  für  Anatomie, 
Botanik  und  Chemie  zu  übernehmen  (als  Nachfolger  Eysel*s).  Titularleibarzt  des 
Kurfürsten  zu  Mainz  wurde  er  5  Jahre  vor  seinem  Tode,  der  1727  erfolgte.  — 
D.  hat  eine  ungemein  grosse  Anzahl  von  Schriften  (63)  aus  allen  Gebieten  der 
Pathologie  und  Therapie  hinterlassen,  bezüglich  deren,  da  keine  sich  besonderen  Ruf 
erworben  hat,  lediglich  auf  die  sogleich  zu  nennende  Quelle  verwiesen  werden  muss. 

Hahn  bei  Dechambre.  •  Red. 

Derby.  Drei  amerikanische  Aerzte,  von  welchen  der  älteste  George  D., 
1819 — 1874,  über  die  Schwindsucht  im  Staate  Massachusetts  (Boston  1867),  dann 
Mehreres  über  Anthracitkohle  etc.  schrieb.  —  *HasketD.,  Augenarzt  in  Boston, 
veröffentlichte:  „Eine  Analyse  von  61  Staaroperationen"  (Boston  1871)  —  ^Die 
Behandlung  der  Kurzsichtigkeit  mit  Atropin"  (New-York  1875)  und  später  — 
1879,  resp.  1882  —  noch  einige  Arbeiten  über  diese  beiden  Themata.  —  *Richard 
H.  D.  studirte  zu  Wien  und  publicirte  daselbst  1869  eine  Abhandlung  „Zur 
Anatomie  von  Prurigo**.  Nach  Amerika  zurückgekehrt,  schrieb  er  noch:  „Col4>r 
hlindness  and  its  acquisition  through  the  abuse  of  alcohol  and  tobacco"  (New- 
York  1871)  und  „Progressive  myopia  and  its  operative  eure*'  (N.  Y.  med. 
Jonrn.   1873).  Red. 

De  Renzi,  SalvatoredeR.,  1800  zu  Paterno  im  Primipato  Ulteriore  des 
neapolitanischen  Ex-Königreichs  geboren,  studirte  in  Neapel,  wo  er  zum  Doctor 
promovirte  und  bald  darauf  Spitalsarzt  wurde.  Im  Jahre  1836  war  er  Sanitäts- 
inspector zur  Zeit  der  Choleraepidemie,  lehrte  allgemeine  Pathologie  und  Hygiene 
im  Collegio  medico  und  wurde  1860  zum  ord.  Professor  der  Geschichte  der  Medicin 
ernannt,  welche  Stellung  er  bis  zum  Jahre  1872  inne  hatte,  in  welchem  er  am 
25.  Februar  nach  langem  Krankenlager  starb.  —  Seine  Hauptwerke,  welche  filr 
die  Geschichte  der  Medicin  immer  von  hohem  Werthe  bleiben  werden,  sind  die 
„Collectio  Salemitana** ,  in  5  Bänden  (1852 — 1859  herausgegeben)  und  die 
„Storia  documentata  della  scuola  Salernitana**  (1857),  worin  er  den  lateinischen 
Ursprung  dieser  medicinischen  Schule,  ohne  hebräische  oder  arabische  Importation, 
nachwies,  obgleich  der  Anfang  derselben  zeitlich  nicht  festzustellen  sei.  Das  dem 
HiPPOKRATES  zugeschriebene  Buch  „De  vetere  medicina"  wurde  von  ihm  dem 
Alcmaeön  vox  Croton  revindicirt.  Ein  umfangreiches  Werk  ist  femer  die  „Storia 


' 


DE  RENZI.  -  DE  SANCTIS.  157 

deUamedicina  italiana^,  in  5  Bänden  (1845 — 1848);  auch  wären  noch  viele  kleinere 
Schriften,  grösstentheils  historischen  Inhalts,  zu  erwähnen,  wie  die  „Staria  delle 
epidemie  contemparanee^ ,  —  „II  Secolo  XIII  e  giovanni  da  Procida^  u.  A.  m. 

Cantani. 

Demcott.  Der  englische  Anatom  D.-G.  D.,  der  am  anatomischen  Theater 
£u  Windmill-Street  lehrte,  verdient  Erwähnung  wegen  seiner  beiden  Illustrations- 
werke über  Arterien  (London  1824 — 1827,  resp.  1827)  und  „A  description  of 
(he  reflections  of  ihe  peritorieum  and  pleura,  tvith  diagrams"  (Daselbst  1827). 

Hahn  bei  Dechambre.  Red. 

De  Roy,  s.  Duroi. 

♦Deroubaix,  Louis-FranQois-Joseph  D.  (De  Roubaix),  zu  Estaimpuis 
(Hennegau)  am  11.  März  1813  geboren,  wurde  bei  seiner  Doctorpromotion  — 
1836  —  durch  ein  Reisestipendium  der  belgischen  Regierung  ausgezeichnet  und 
unmittelbar  nach  seiner  Rückkehr  in  Brüssel  zuerst  als  Prosector  und  bald  darauf 
als  Professor  der  Anatomie  angestellt.  1850  zum  Chirurgen  des  Hospitals  St.  Jean 
ernannt,  erwarb  er  sich  seitdem  den  Ruf  eines  der  besten  Operateure  und  die 
Mitgliedschaft  der  belgischen,  sowie  mehrerer  berühmter  ausländischer  wissen- 
schaftlichen Corporationen.  —  Unter  seinen  zahlreichen  Schriften  verdienen  besondere 
Betonung:  „Nouveau  procidd  pour  la  eure  radicale  des  hemies^  (mit  Figg. ; 
Brüssel  1854)  —  „Des  accidents  qui  peuvent  Üre  la  suite  des  grandes  opirations 
etc.**  (Daselbst  1857)  —  „Des  sutures  au  point  de  vue  technique^  (Daselbst 
1859;  Figg.)  —  „Clinique  chirurgicale  de  Vhdpital  St.  Jean  de  1877—1879^  — 
„Traüi  des  fistules  uroginitales  de  la  femme^  (Brüssel  1870,  mit  Figg.; 
preisgekrönt  von  der  Pariser  Acad.  de  m6d).  —  Auf  chirurgischem  Gebiet  sind 
noch  die  bereits  1836  erschienene  Behandlung  der  Knochenbrüche,  neue  Verfahren 
zur  Beseitigung  der  Trichiasis  (1862),  Operationsmethode  der  Dammnaht  (1864), 
der  Nasenpolypen,  auch  ein  von  D.  erfundener  Nadelhalter  und  Fadenschnflrer 
erwähnenswerth.  Auf  anderen  Gebieten  sind  die  „RSfleodons  sur  Vesprü  scientißque 
en  Belgique^  (Brüssel  1876)  —  der  „Discours  sur  le  recriäement  des  professeurs 
dans  le  haut  enseignement^  (Bull,  de  Tacad.  de  m6d.  1876),  sowie  eine  ältere 
hygienische  Schrift:  „De  Vavenir  des  villes  et  de  Brtixelles  en  particuUer  au 
point  de  vue  de  Vassainissement^  (Brüssel  1866)  namhaft  zu  machen. 

van  den  Corput.  —  Red. 

De  Sanctis,  Tito  Livio  de  S.,  geboren  am  10.  Juli  1817  in  S.  Martino 
di  Chieti,  von  einer  armen  Familie  abstammend,  ging,  von  einem  Onkel  unterstützt, 
um  zn  studlren  nach  Neapel,  wo  wegen  der  von  der  damaligen  Regierung  den 
Jflnglmg^i  aus  der  Provinz  gesetzten  Schwierigkeiten,  an  der  Universität  zu 
Studiren,  er  in  die  Malerakademie  eintrat  und  neben  der  Malerei  bei  den  Privat- 
docenten  alle  medicinischen  Vorlesungen  besuchte.  Da  er  in  der  italienischen 
Literatur  sehr  bewandert  war,  betheiligte  er  sich,  von  den  Nothwendigkeiten  des 
Lebens  gedrungen,  an  einem  Concurse  als  Professor  der  italienischen  Literatur  und 
erhielt  die  Stelle.  Nach  Vollendung  seiner  medicinischen  Studien  wurde  er  auch 
Marinechirurg,  lehrte  dann  als  Privatdocent  Chirurgie,  von  einer  grossen  Anzahl 
Studenten  besucht,  und  wurde  1860  mittelst  Ooncurses  ord.  Prof.  der  chirurgischen 
Pathologie  an  der  Universität  Neapel.  Er  war  einer  der  besten  Lehrer  der  medicini- 
schen Facultät  und  besonders  auch  wegen  der  schönen  Sprache  bei  den  Vorlesungen 
sehr  beliebt  und  trug  viel  zum  wissenschaftlichen  Fortschritt  der  neapolitanischen 
Chirurgie  bei.  —  Als  Schriftsteller  war  de  S.  besonders  in  den  medicinischen 
Jonmalen  „Raccoglitore"  und  ,,Morgagni"  thätig,  in  welchem  letzteren  er  das 
chirurgische  Fach  redigirte.  Viele  wichtige  Artikel  verdankt  ihm  die  „Enciclopedia 
mediea"  der  Firma  Vallaedi,  und  besonders  hervorzuheben  ist  sein  Lehrbuch: 
nTrattato  di  Pathologia  chirurgica^.  Trotz  seiner  bedeutenden  medicinischen 
Tbätigkeit  als  Arzt  und  Schriftsteller  verliess  er  bis  zum  letzten  Augenblicke  weder 
die  Malerei,  noch  seine  Lehrkanzel  der  Literatur,  noch  seine  Stellung  als  Chirurg 


158  DE  SANCTIS.  —  DESAÜLT. 

des  Marineeotlegiam».    Von  einem  Herzschlag  überrascht,    starb  er  in  Neapel  am 
8.  Februar  1883.  Cantani, 

Desanlt,  Pierre  D.,  zu  Bordeaux,  war  1675  zu  Arzac  im  B6am  geboren, 
studirte  anfänglich  auf  der  Universität  zu  Pau,  dann  unter  Seris  und  Tartas  zu 
Bordeaux,  wo  er  Doctor  wurde.  1697  begab  er  sich  nach  Paris,  besuchte  ner 
Jahre  lang  die  dortigen  Hospitäler  und  hörte  die  Vorlesungen  von  Duve&ney  und 
ToüRNEFOET.  Nach  Bordeaux  zurückgekehrt,  wurde  er  1704  Mitglied  des  dortigen 
CoUegiums  der  Aerzte,  dessen  Syndicus  er  von  1718 — 20  war  und  gehörte  bald 
zu  den  gesuchtesten  Aerzten.  Es  rühren  von  ihm  her:  „Nouvelles  decouvertes 
concernant  la  santS  et  les  maladies  les  plvs  frdquentes*^  (Paris  1727),  femer 
eine  „IHss,  sur  les  maladies  venSriennes,  contenant  une  mithode  de  les  guhir 
Sans  flux  de  boucke,  etc.^  (Bordeaux  1733),  in  welcher  er  sich,  im  Gegensatze  zu 
AsTRüC,  bei  der  Behandlung  der  Syphilis  gegen  die  Noth wendigkeit,  Salivation 
herbeizuführen  aussprach.  Andererseits  behandelte  er  aber  auch  Krankheiten,  die 
mit  der  Syphilis  in  keinem  Zusammenhange  stehen,  indem  er  einen  solchen  annahm, 
mit  Mercnrialeinreibungen.  Es  sind  femer  von  ihm  noch  bekannt :  „Diss.  sur  la 
gouite  et  la  mithode  de  la  gu^rir  radicalement,  etc.^  (Paris  1725;  1728)  — 
^Diss.  sur  la  pierre  des  reins  et  de  la  vessie,  auec  une  mithode  simple  et 
facile  pour  la  risoudre  etc,^  (Paris  1736),  zu  welchem  Zwecke  er  die  innerliche 
und  äusserliche  Anwendung  der  Wässer  von  Bar^ges  empfahl.  Diese  Arbeiten 
erschienen  gesammelt  als  „Dissertations  de  mddecine^  (3  Bde.,  Paris  1735 — 38). 
Er  starb  1737.    ' 

Biogr.  mM.  I,  pag.  431.  —  Dict.  hist.  II,  pag.  54,  G. 

Desault,  Pierre-Joseph  D. ,  zu  Paris,  sehr  berühmter  Chirurg,  war 
am  6.  Februar  1744  zu  Magny-Ternais ,  einem  Dorfe  bei  Lure  (Haute-Saöne), 
geboren,  wurde  von  einem  dortigen  Chimrgen  in  die  Lehre  genommen,  besuchte 
darauf  drei  Jahre  lang  zu  Beifort  die  dortigen  Militär-Hospitäler  und  kam  1764 
nach  Paris,  woselbst  er  ein  Schüler  von  Antoine  Petit,  Loüis,  Morand,  Sabatiee 
wurde  und  das€oll6ge  de  Chirurgie,  sowie  die  Hospitäler  besuchte.  Nebenbei  ertheilte 
er,  um  seine  Subsistenzmittel  zu  verbessern,  mathematischen  Unterricht,  von  1766  an 
auch  Curse  in  der  Anatomie,  später  in  der  Chirargie,  mit  der  Unterstützung  von 
La  Martinierb  und  Louis.  Er  wurde  bei  diesen  Vorträgen  der  Schöpfer  der 
chirurgischen  Anatomie  in  Frankreich.  In  dieser  Zeit  erfand  er  den  bekannten, 
nach  ihm  benannten  Schlüsselbeinbruchverband,  empfahl  statt  der  sichelförmigen 
Amputationsmesser  die  geraden,  schränkte  überhaupt  die  Amputation,  ebenso  wie 
die  Trepanation  auf  das  Aeusserste  ein,  brachte  die  seit  Pare  in  Frankreich  in 
Vergessenheit  gerathene  unmittelbare  Unterbindung  der  Arterien  (statt  der  Um- 
stechung) wieder  zu  Ehren,  erklärte  sich  bei  Aneurysmen  für  die  Unterbindung 
der  Arterie  an  der  peripherischen  Seite,  wenn  die  centrale  Unterbindung  nicht 
möglich  war,  und  gab  noch  mancherlei  andere  Verbesserungen  an.  Nach  einer 
lOjährigen  Lehrthätigkeit  wurde  er  1776  Mitglied  des  College  de  Chirurgie  und 
darauf  auch,  auf  Betreiben  seines  Protectors  Louis,  Mitglied  der  Acad.  royale  de 
Chirurgie,  bei  welcher  Gelegenheit  er  über  das  von  Loüis  in  Frankreich  ein- 
geführte HAWKiNs'sche  Gorgeret  die  Dissert.  „De  calcido  vesicae  urtnariae,  eoque 
extrahendo,  praev^ia  sectione,  ope  iristrumenti  Hawhinsiani  emendati''  (lllßy  4.) 
verfasste.  1782  wurde  er  zum  Chef-Chirurgen  der  Charitö  ernannt  und  wurden 
dadurch  seinem  Genie  neue  Wege  eröffnet,  indem  er  seine  früheren  Erfindungen 
zu  vervollkommnen  und  neue  zu  machen  Gelegenheit  fand.  Während  er  6  Jahre 
lang  in  der  Charit^  die  Chirurgie  ausübte,  vernachlässigte  er  seine  anatomischen 
Curse  nicht  und  wurde  1788  an  das  Hotel-Dieu,  in  einen  noch  grösseren  Wirkungs- 
kreis versetzt ,  der  ihm  auch  in  der  Privatpraxis  die  erste  Stelle  unter  den  Pariser 
Chimrgen  sicherte.  Dabei  widmete  er  dem  Hospitaldienste  und  dem  Unterrichte  die 
grösste  Sorgfalt,  schlief  jede  Nacht,  obgleich  er  ein  eigenes  Haus  beeass,  im  Hospital 
und  um  8  Uhr  Morgens  war  die  Visite  bereits  beendigt,   an  die  sich  die  Klinik, 


DESAÜLT.  —  DESBBRGEB.  159 

Operationen,  Sectionen  u.  s.  w.  schlössen,  die  bis  Mittag  dauerten.  Um  6  Uhr 
Abends  kehrte  er  nach  dem  Hospital  zurück,  um  es  nicht  mehr  zu  verlassen,  eine 
zweite  Visite  zu  machen  und  eine  Abend-Vorlesung  über  Anatomie  und  Operations- 
lehre zu  halten.  Er  hat  damit  die  erste  chirurgische  Klinik  in  Frankreich  und 
die  am  besten  geleitete  in  Europa  geschaffen  und  bald  strömten  auch  die  Schüler 
ans  dem  Auslande  nach  Paris,  um  seine  Klinik  zu  besuchen,  indem  er  zur  Zeit 
des  Ausbruches  der  Revolution  als  der  erste  Chirurg  Europa's  galt.  Das  von  ihm 
in's  Leben  gerufene,  von  seinen  Schülern  redigirte  „Journal  de  chii-urgte^  (Deutsche 
üebers.  u.  d.  T. :  „Deaaulis  auserlesene  chirurgische  Wahrnehmungen  u.  s.  w,^ 
12  Bde.,  Frankfurt  a.  M,  1791—1806)  erschien  1791—1792  in  4  Bänden,  die  seine 
Lehren  fast  vollständig  enthalten.  Obgleich  1792  zum  Mitgliede  des  Comit^  de 
untö  des  armöes,  dem  er  gute  Dienste  leistete,  ernannt,  entging  er  der  Verfolgung 
nicht,  sondern  wurde  1793,  mitten  aus  seiner  Vorlesung  heraus,  verhaftet,  jedoch 
nach  3  Tagen  wieder  in  Freiheit  gesetzt.  Im  folgenden  Jahre  wurde  er  bei  der 
an  Stelle  der  Facultö  de  mMecine  und  des  College  de  Chirurgie  in*s  Leben 
getretenen  £cole  de  sant^  zum  Professor  der  chirurgischen  Klinik  ernannt,  obgleich 
er  durchaus  nicht  mit  der  durch  jene  Schule  angebahnten  Vereinigung  der  Medicin 
nnd  Chirurgie  einverstanden  war.  Kurz  vor  seinem  am  1.  Juni  1796  (13  prairial  an  3) 
nadi  einem  Kranksein  von  nur  wenigen  Tagen  erfolgten  Tode  hatte  er  auch  noch 
den  erkrankten,  im  Tempel  gefangen  gehaltenen  unglücklichen  Sohn  Lu  dwig's  XVL 
besuchen  müssen.  —  D.  bat  sehr  wenig  selbst  geschrieben.  Der  von  ihm  zusammen 
mit  seinem  Freunde  Chopabt  herausgegebene  .„Trait6  des  maladies  chirurgicales 
et  des  Operations  qui  leur  conmennent^  (2  Bde.,  Paris,  an  4.)  rührt  von  Chopabt 
her  und  enthält  nur  seine  Ideen  und  seinen  von  Xay.  Bichat  verfassten  Lebens- 
lauf. Von  Bichat  wurden  seine  „Oeuvres  chirurgicales,  ou  exposi  de  la  doctHne 
et  de  lapratique  de  .  .  .  /'  (3  Bde.,  1798—1803;  3.  Ausg.  1813;  1830;  deutsch 
u.  d.  T.:  „Desault's  chirurgischer  Nachlass^ ,  von  6.  Wabdenbübg,  2  Bde., 
Göttmgen  1799,  1800;  engl,  üebers.  von  FiDW.  Dabbell  Smith,  Philadelphia 
1814)  und  von  J.-J.  CassiüS  ein  seinen  Vorlesungen  entnommener  „Cours  thSorique 
et  pratique  de  clinique  externe**  (2  Bde.,  Paris  1803)  herausgegeben. 

Descuret  in  Biogr.  med.  I,  pag.  432.  —  Alph.  Gn^rin  im  Bulletin  de  TAcad. 
de  m6d.  2.  Ser.,  T.  V,  1876,  pag.  996.  ^^^^^ 

Desbois  de  Roehefort,  Louis  D.  de  H. ,  französischer  Praktiker  von 
grossem  Kufe,  war  zuerst  Arzt  bei  St.  Barbe,  darauf  Arzt  am  Höpital  de  la 
Charitö.  Er  ist  Verfasser  des  Werkes:  y, Cours  Sl^Toentaire  de  matihre  mSdicale^ 
sühn,  d'un  prScis  de  Vart  de  formuler^  (Paris  1789;  nach  seinem  Tode  von 
M.  COBVISABT  DES  Mabais  herausgegeben,  machte  berechtigtes  Aufsehen  und 
erlebte  mehrere  Auflagen).  —  D.  de  R.  starb  in  Paris  1786,  Unger. 

Desbordeanx,  Pierre-Frangois-Fr^deric  D.,  zu  Caen  am  16.  März 
1763  geboren,  wurde  in  seiner  Vaterstadt  ausgebildet  und  promovirt.  Wenige 
Jahre  nach  seiner  Promotion  wurde  er  zum  Aggr6g6,  sehr  bald  auch  zum  Professor 
der  Therapie  berufen.  Später  noch  Arzt  des  Irrenhospizes ,  sowie  Oberarzt  des 
Hospitales  in  Ca€n,  starb  er  daselbst  am  25.  Juli  1821  mit  Hinterlassung  von 
„Nmivelle  orthopSdie  etc,"  (Paris  1805)  und  einer  Dissertation  über  die  epidemischen 
Fieber  in  Europa  und  ihre  Prophylaxe. 

Dict  bist.  II.  Red. 

Desberger,  Anton  D.,  geboren  in  München  am  8.  December  1789,  war 
bayrischer,  später  preussischer  Militärarzt  und  lebte  in  München,  Berlin  und  Bonn. 
Seine  Schriften  sind  nicht  unbedeutend.  Ausser  einem  Schwangerschaftskalender 
(Berlin  1827,  Gotha  1831),  oultivirte  er  das  Gebiet  der  Geburtshilfe  mit  „Biargruna^ 
(Name  für  eine  Runentafel,  die  Schrift  enthält  die  Beschreibung  und  Abbildung 
des  „Pelvimeter  pluriformis",  Berlin  1824).  Später  erschien  „Archaeologia  medica 
Mcorani  medicinae   historiae   symbola"    (Gotha    und   Erfurt    1831)    —    yyTod, 


160  DESBERGER.  —  DESCARTES. 

Scheintod  und  Begräbnüswesen"  (Erfurt  1833)  —  „  Vergleichende  Zootomie  der 
Jagd'  und  Forsttkiere"  (Gotha  1834), 

Hahn  bei  Dechambre.  Red. 

DeSGärtes,  Renö  D.  Duperron  (Cabtesius),  im  engeren  Sinne  niemals 
ärztlich  thätig  gewesen,  aber  ftlr  die  Geschichte  der  Medicin  von  bedeutendem 
Einflüsse,  ist  zu  Lahaye  (Touraine)  1596  geboren  und  starb  in  Stockholm  1660, 
Nachweisbar  hat  er  sich  jahrelang  mit  physiologischen  Problemen  im  engeren  Sinne 
beschäftigt  nnd  auch  die  Pathologie  nicht  unberücksichtigt  gelassen.  Diese  Bestre- 
bungen fielen  wohl  vornehmlich  in  die  Zeit,  nachdem  er  (aus  dem  Jesniten-CoUeginm 
la  Fläche  ausgetreten  und  nach  einer  kurzen  Periode  ausschweifenden  Lebens  in 
Paris)  sich  Zwecks  einsamen  Studiums  in  die  Vorstadt  St.  Germain  zurückgezogen 
hatte.  Das  sonstige  Skelet  seines  Lebens,  seine  Eaiegsdienste  bei  den  Niederländern, 
den  Bayern  und  Kaiserlichen,  seine  Reisen,  sein  von  der  Welt  zurückgezogenes 
und  doch  unruhiges  Leben  in  Holland,  seine  durch  die  Revolution  unter  Karl  I. 
vereitelte  Berufung  nach  England,  sowie  seine  Uebersiedlung  an  den  schwedischen 
Hof  (1649),  die  er  nur  ein  Jahr  überlebte,  steht  ftlr  nnser  Interesse  ebenso  in 
zweiter  Reihe,  wie  die  Bedeutung,  welche  D.  als  Vertreter,  resp.  Begründer  der 
dogmatistischen  Richtung  oder  als  „Vater  der  neueren  Philosophie^  hat.  Bei  seinem 
»Streben  jedoch,  die  Philosophie  durch  die  Verbindung  der  logischen  und  der 
mathematischen  Methode,  dßs  synthetischen  und  analytischen  Verfahrens,  zur  Sicher- 
heit der  Mathematik,  zur  „Mathesis  universalis^  zu  erheben,  zog  er  auch  die 
Medicin  soweit  in  den  Kreis  seiner  Betrachtunge^i ,  wie  sie  im  Folgenden  kurz 
wiedergegeben  sein  mögen. 

Das  Attribut  der  Körper  soll  die  Ausdehnung,  das  unseres  Geistes  das 
Denken  sein.  Denn  Gewicht,  Schwere,  Farbe  und  alle  anderen  Modi  des  Körpers 
sollen  ohne  Verletzung  seines  Wesens  aufgehoben  werden  können.  Verdünnung 
und  Verdichtung  ist  nur  Veränderung  der  Gestalt;  Quantität,  Raum  oder  innerer 
Ort  mit  Ausdehnung  identisch ,  daher  es  auch  keinen  leeren  Raum  giebt.  Atome, 
d.  h.  untheilbare  Theile  der  Materie,  sind  undenkbar,  da  sie,  wenn  auch  noch  so 
klein,  immer  ausgedehnt,  also  theilbar  gedacht'  werden  müssen.  Das  Quantum  der 
einen  unbegrenzten  Materie  bleibt  ewig  dasselbe;  ebenso  das  der  ihr  von  Gott 
anerschaffenen  Bewegung,  denn  —  Gott  ist  unveränderlich.  —  Durch  die  mannig- 
fachen Bewegungen,  die  Wirbel,  welche  Gott,  die  erste  Ursache,  erregte,  erklären 
sich  alle  Erscheinungen«  Jedes  Ding  strebt,  in  seinem  Zustande  zu  beharren,  bis 
es  durch  ein  anderes  daraus  verdrängt  wird ;  jeder  Theil  der  Materie  bewegt  sich, 
soviel  an  ihm  liegt ,  in  gerader  Richtung ;  die  Bewegungsgrösse  ist  gleich  dem 
Product  aus  Masse  und  Geschwindigkeit.  —  Die  ursprüngliche  Richtung,  in  welcher 
die  Moleküle  sich  bewegen,  die  geradlinige,  verwandelt  sich,  sobald  jene  ihren  Ort 
verlassen,  in  die  kreisförmige,  weil  alle  benachbarten  Moleküle  an  di^  leer  gewordene 
Stelle  sich  hindrängen.  —  Die  Durchführung  dieser  Sätze  führte  D.  auf  die  Eint- 
deckung  von  der  Gleichheit  des  Einfalls-  und  des  Reflexwinkels  und  auf  die  Refraction 
des  Lichtes.  Durch  die  Sätze:  „Die  Summe  der  Bewegung  in  der  Natur  ist 
unabänderlich^^  und  „Wärme  verwandelt  sich  in  Bewegung,  Bewegung  in  Wärme", 
erscheint  er  als  Vorläufer  der  Lehren  von  der  Constanz  der  Kraft  und  dem 
mechanischen  Aequivalent  der  Wärme.  —  So  fasst  also  D.  die  Bewegung  nicht 
als  eine  nothwendige  Bestimmung  (Attribut)  der  Materie,  sondern  als  einen  erst 
von  anssen  an  sie  herangebrachten  Zustand.  Er  hatte  sich,  wie  er  sagt,  vor- 
genommen, Alles  mechanisch,  mit  Ausschliessung  der  Zwecke,  zu  betrachten,  oft 
nennt  er  seine  ganze  Philosophie  Physik,  wie  denn  auch  sein  Hauptwerk  „Le 
monde^  heisseu  sollte.  Alle  Pflanzen  und  Thiere,  auch  der  Mensch  sind  Maschinen, 
das  eigentliche  Lebensprincip  (Seele)  ist  das  Blut,  dessen  flüchtigste  Theilehen  im 
Gehirn  sich  sammeln  und  als  Lebensgeister  die  Nerven  durchzittem.  In  der  Zirbel- 
drüse (Gland  pin^al)  laufen  alle  Nervenenden  zusammen.  An  diesem  Punkte  sind 
auch   Leib   und   Geist,    Ausdehnung    und    Denken,    die    sonst    Gegensätze   sind, 


DESCARTES.  —  DESCHIZAÜX.  161 

verbunden.  Der  Geist,  eine  beschränkte  Substanz,  denkt  immer;  seine  Ideen  sind 
dem  Ursprünge  nach  gemachte,  angeflogene  und  angeborene,  der  Form  nach 
aetive  (des  Willens)  oder  passive  (der  Vorstellung),  dem  Inhalte  nach  adäquate 
oder  inadäquate.  Die  angeborenen  sollen  (nach  Obigem)  stets  adäquat  sein;  durch 
kritiklose  Bejahung  angeflogener  und  gemachter  Ideen  entsteht  der  Irrthum,  der 
also  Sache  unseres  Willens  ist.  *Die  niedrigste  Freiheit  scheint  ihm  Indifferenz  des 
Wollens,  die  höchste  die  zur  Gewohnheit  gewordene  Unmöglichkeit  des  Irrens  zu 
sein.  —  Der  Dualismus  tritt  am  stärksten  in  dem  Verhältniss  hervor  zwischen  dem 
Geist  und  dem  Leibe.  Beide,  „so  verschieden  wie  Eis  und  Feuer ^',  sind  nur 
durch  ein  Wunder  Gottes  zur  „Compositionseinheit"  verknüpft,  d.  h.  so,  dass  keiner 
den  andern  unmittelbar,  sondern  nur  vermittelst  der  Zirbel  beeinflusst.  Des  D. 
Satz,  dass  die  körperlichen  Verrichtungen  auf  Bewegungen  der  festen  (molekularen) 
und  der  flüssigen  Gebilde  beruhen,  ist  die  Wurzel  der  beiden  medicinischen 
Systeme,  welche  das  17.  Jahrhundert  und  einen  grossen  Theil  des  18.  beherrschten: 
des  „iatrophysischen"  und  „iatrochemischen".  Die  physiologischen  Ansichten  von  D. 
stimmen  mit  denen  der  Aerzte  seiner  Zeit  überein ,  insbesondere  gehört  er  zu  den 
entschiedensten  Anhängern  Harve^'s.  Die  Fähigkeit  der  Muskeln  zur  Bewegung 
beruht  auf  den  in  ihnen  eingeschlossenen  „Lebensgeistern^,  die  Bewegung  selbst 
wird  erregt  durch  die  vom  Gehirn  her  in  die  Muskeln  einströmenden  „Lebens- 
geister".   D.'s  Hauptwerk ,    in   dem   sich   auch    der  grössere  Theil  seiner  hier 

reeapitulirten  Physiologie  findet,  sind  die  „Principia  phüosophiae"  (Amsterdam 
1644,  in  4.  und  viele  spätere  Ausgaben).  Seine  sämmtlichen  Werke  sind  zuletzt 
zu  Paris  1857  erschienen.  Red. 

Descemet,  Jean  D.,  wurde  am  20.  April  1732  zu  Paris  geboren  und 
starb  am  17.  October  1810  in  seinem  Landhause  bei  St.  Denis.  Er  war  Arzt  und 
Botaniker  und  vertrat  sowohl  die  Anatomie,  als  wie  auch  die  Botanik  an  der 
Universität.  Besonders  bekannt  hat  er  sich  in  ärztlichen  Kreisen  durch  seine 
anatomischen  Arbeiten  über  das  Auge  gemacht ;  vorzüglich  war  es  die  Entdeckung 
der  hinteren  Basalmembran  der  Hornhaut,  der  nach  ihm  sogenannten  Membrana 
Descemetii,  die  ihm  einen  ehrenvollen  Namen  in  der  Ophthalmologie  sicherte. 
Allerdings  war  diese  seine  Entdeckung  insofern  nicht  ganz  unbestreitbar  als  sein 
volles  Eigenthum  anzusehen,  als  auch  Demoürs  (s.  diesen)  auf  dieselbe  Anspruch 
machte;  doch  scheint  D.  in  der  That  zuerst  jene  Membran  beschrieben  zu  haben, 
nnd  zwar  in  seiner  Dissertation:  „An  sola  lens  crystallina  cataractae  sedes?" 
(Paris  1758).  Er  verfocht  diese  seine  Prioritätsansprüche  gegen  Dbmours  wieder- 
holt in  französischen  Journalen,  in  welchen  diese  Polemik  während  der  Jahre 
1769 — 1771  sich  abspielte.  Die  napoleonisohe  Zeit  suchte  der  Gelehrsamkeit  D.'s 
dadurch  gerecht  zu  werden,  dass  das  neu  errichtete  kaiserliche  Lyceum  ihn  berief. 
Doch  konnte  er  diese  ihm  übertragene  Stelle  nur  kurze  Zeit  verwalten  und  musste 
sich  1808  in  Folge  der  mit  seinem  hohen  Alter  verknüpften  Gebrechlichkeit  zurück- 
ziehen. Zwei  Jahre  später  starb  er.  Er  hinterliess  ausser  seinen  medicinischen 
Arbeiten  noch  verschiedene  Werke  botanischen  Inhaltes.  Magnus. 

Deschamps,  J.  Fr.  L.  D.,  bekannter  französischer  Chirurg,  geboren  1740 
in  Chartres,  starb  in  Paris  1824.  Unter  MOREAU,  dem  damaligen  Chefchirurgen 
des  Hotel  Dieu,  in  die  Chirurgie  eingeführt,  wurde  er  1787  Chefchirurg  an  der 
Charit^  und  einer  der  vier  consultirenden  Operateure  Napoleon's  L  Im  Jahre 
1811  gelangte  er  an  Stelle  Sabatier's  in's  Institut.  —  Auf  wissenschaftlichem 
Gebiete  ist  D.  hauptsächlich  bekannt  durch  sein  Werk:  „TrattS  historique  et 
dogmatique  de  Vopiratton  de  la  taille^  (Paris  1796 — 1797).  Unger 

DescMzaux,  Pierre  D.,  französischer  Arzt  und  Botaniker,   geboren  in 

Mäcon  1687,  gestorben  1728  in  Paris,  bereiste  mit  Unterstützung  Peter's  I.  von 

Russland  Russland  und  Persien,  um  die  Flora  dieser  Länder  zu  studiren  und  einen 

botanischen  Garten  in  St.  Petersburg  anzulegen.    Vgl.:  „MSmoire  pour  servir  ä 

ßiogr.  Lexikon.  IT,  11 


162  DESCHIZiUX.  —  DESGAULTIERE. 

Vinstruction   de  Vhiatoire   naturelle  des  plantes  de  Rusaie  et  h  V etablissement 
d'un  jardin  botanique  h  St.  Peterabourg"  (Paris  1724).  Unger. 

Descieux,  Louis-Cyprien  IX,  aus  Thoiry  (Seine-et-Oise),  1801 — 1875, 
war  zu  Montfort-Amaury  Arzt  des  Hospitals  und  ist  erwähnenswerth  wegen  seiner 
„Entretiens  sur  Vhygiknej  h  Vusage  des  campagnes^  (Paris  1861 ;  in  4.  Aufl. 
Daselbst  1864).  Er  schrieb  noch  Mehreres  über  Kinderhygiene  und  erregt«  die 
Aufmerksamkeit  auch  durch  die  Monographie:  yylnßuence  de  VStat  moral  de  la 
sociM'sur  la  santS  publique"  (Paris  1865). 

Hahn  bei  Dech  ambre.  Red. 

Descourtilz,  Michel-fitienne  D.,  bei  Pittiviers  am  25.  November  1775 
geboren,  nach  1836  gestorben,  wurde  in  jungen  Jahren  als  Arzt  und  Naturforseher 
nach  St.  Domingo  geschickt,  wo  er  in  den  Aufständen  mühsam  sein  Leben  rettete 
und  1802  floh.  Nach  seiner  Promotion  1814  war  er  Arzt  am  Hötel-Dieu  de 
Baumont  und  zog  sich  später  nach  Paris  zurück,  wo  er  Prä^dent  der  Linn^ 
Gesellschaft  war.  D.  hat  neben  seinen  botanischen  Schriften  und  einigen  Reise- 
werken auch  medicinische  Arbeiten  publicirt,  unter  denen  ein  „  Gours  d'Slectricitd 
mMicale"  (Paris  1832)  und  eine  hygienische  Anweisung  für  Europäer  in  West- 
indien (Paris  1816,  2.  Aufl.  1830)  Erwähnung  verdienen.  Ein  Lieblingsthema  D.'s 
scheint  die  Impotenz  in  der  Liebe  —  von  ihm  sowohl  in  seiner  These,  als  in 
einer  späteren  Monographie  (1831)  behandelt  —  gewesen  zu  sein,  von  der  er  die 
Anaphrodisie  und  die  Agenesie  wissenschaftlich   unterschieden   zu   sehen  wünscht. 

Hahn  bei  Dechambre.  Red. 

Desessartz,  Jean-Charles  D.,  zu  Bragelogne  am  26,  October  1729 
geboren,  verweigerte  die  Aufnahme  in  eine  Jesuitenschule,  promovirte  in  Rheims 
und  Hess  sich  zunächst  in  Villers-Cotterets,  dann  in  Noyon  nieder.  Nach  I5jähriger 
praktischer  Thätigkeit  siedelte  er  nach  Paris  über,  wurde  hier  Professor,  später 
auch  Decan  der  Faculte  de  m^decine  und  betheiligte  sich  als  solcher  an  dem 
Kampfe  gegen  die  Gründung  der  Soc.  royale  de  m6d.  Als  Mitglied  des  Institut 
de  lYance  starb  D.  am  13.  April  1811.  —  Mit  seiner  fleissigen  Feder  hat  er 
eine  Reihe  von  Aufgaben  der  Medicin  theils  gründlicher  bearbeitet,  theils  mehr 
gestreift.  Viele  seiner  Schriften  haben  jedoch  rein  zu  Vorkommnissen  in  seinem 
Amte  Bezug,  so  die  Nekrologe,  eine  Reihe  Disputationen  und  M6moires.  Umfang- 
reicher sind:  „TraitS  de  VMucation  carporelle  des  enfans  en  bas  äge*^  (Paris 
1760)  —  „Observattons  sur  la  compUcations  de  la  pettte  veröle  avec  des 
dartres  etc,"  (Paris  1779;  ein  zweites  bezügliches  Mtooire  1801;  ein  drittes,  die 
Mercurbehandlung  vorzugsweise  betreffend,  gleichzeitig)  —  „Memoire  sur  le  croup*^ 
(Paris  1807).  Auch  sind  von  ihm  eine  Reihe  von  Berichten  über  herrschende 
Krankheiten  in  der  holländischen  und  französischen  Armee,  ein  Bericht  über  die 
Gelbfieberinvasion  in  Livomo  (in  den  Recueils  der  Soc.  de  m6d.  VII,  IX,  XXIII). 
Eine  gi"osse  Reihe  seiner  früheren  Arbeiten,  besonders  aber  auch  die  meist  thera- 
peutische Gegenstände  behandelnden  seiner  späteren  Zeit,  sind  in  einer  Sammlung 
(Paris  1811  erschienen)  vereinigt. 

Dict.  bist.  II.  Bed. 

Desgaultlöre.  Der  Vater,  Philippe-B.-Raymond  D.,  1765  in 
Lyon  geboren,  Dr.  Montp. ^  wurde  1804  zum  Arzt  des  Hotel-Dieu  in  Lyon,  1806 
zum  Professor  der  dortigen  inneren  Klinik  ernannt.  Als  er  1840  starb,  hinterliess 
er  an  Schriften:  „Discours  sur  les  dangers  de  Vesprit  de  Systeme  dans  VStude 
et  dans  Vexercice  de  la  mddecine**  (Lyon  1806)  —  „ConsidSrattons  physiolo- 
giques  sur  les  crises"  (Journ.  compl.  du  Dict.  des  sc.  m6d.  1820);  Hospital- 
berichte  der  obgenannten  Anstalt  für  die  Jahre  1813 — 1815.  —  Der  Sohn, 
Henry  D.,  der  nach  einer  sehr  gedeihlichen  ärztlichen  Wirksamkeit  in  Lyon 
daselbst  1872  starb. 

Hah^n  bei  Dechambrc.  Bed. 


DESGENETTES.  —  DESGRANGES.  163 

Desgenettes,  Rön^-Nicolas-Dufriche  Baron  D.,  1762  zu  Aleiwjon 
geboren,  kam  firüh  auf  die  Pariser  Universität,  besuchte  mehrere  zu  jener  Zeit 
berfihmte  Hochschulen  des  Continents  und  empfing  1789  zu  Montpellier  den  medi- 
cinischen  Doctorhut.  1793  trat  er  in  die  französische  Armee  ein,  machte  schnell 
Camere  und  die  ägyptische  und  syrische  Campagne  bereits  als  M6decin  en  chef 
der  Orientarmee  mit.  1802  nach  Paris  zurückgekehrt,  nahm  er  hier  eine  gleich 
hervorragende  Stellung  an  den  Militär-Hospitälern  ein  und  1804  wurde  er  als 
Oeneral-Inspecteur  des  Militär-Sanitätswesens  angestellt  und  bald  darauf  zum  ausser- 
ordentlichen Professor  der  medicinischen  Physik  und  Hygiene  an  der  ficole  de 
Bant6  (späteren  Facult6  de  m6d.  de  Paris)  berufen.  D.  entfaltete  in  dieser  Stellung 
durch  Inspectionsreisen  und  Vorträge  eine  bedeutende  Wirksamkeit,  machte  auch 
die  Feldztige  nach  Preussen,  Polen  und  Spanien  mit  und  fiel  während  der  russischen 
Campagne  in  Gefangenschaft.  Erst  1814  kehrte  er,  vielfach  wegen  seiner  napo« 
leonischen  Sympathie  angefeindet,  nach  Paris  zurück  und  erlangte  während  der 
100 Tage  noch  einmal  die  Stellung  eines  Chefarztes  in  der  Armee.  Nach  Napoleon's 
Gefangenschaft  mnsste  er  eine  Zeit  lang  mit  bedeutend  niedrigeren  Stellungen 
vorlieb  nehmen,  bis  1810  eine  königliche  Ordre  ihn  wieder  in  seine  Stellung  beim 
Militär-Sanitätswesen  einsetzte,  und  er  im  Anschluss  daran  eine  Reihe  hervorragender 
akademischer  und  organisirender  Ehrenplätze  wieder  erhielt.  Sein  Wunsch,  Chef- 
arzt des  Invalidenhauses  zu  werden,  wurde  jedoch  nicht  gewährt.  —  D.'s  Schriften, 
abgesehen  von  den  casuistischen,  sind :  „  Tentamen  physiologidum  de  vasis  lympha- 
h'cis"  (Montpellier  1789)  —  „Analyse  du  sysüme  absorhant  ou  lymphatique" 
(Daselbst  1791)  —  „Observationa  sur  V enseignement  de  la  mid.  pratique  dans 
les  höpüaux  de  la  Toscane"  (Joum.  de  m6d.  de  Paris  1792)  —  „RSßexions 
gin^raUs  sur  Vutiliti  du  Vanatomie  artißcielle"  (Ebenda  1793)  —  „Fragment 
d'un  memoire  sttr  les  maladies  qui  ont  regn4  ä  Varm4e  d'ltah'e^  (Ebenda  1797)  — 
jfHistoire  mSdicale  de  Varm6e  d^ Orient^  (Paris  1802).  Ausserdem  viele  vor- 
treffliche Gelegenheitsreden,  Uebersetzungen  aus  dem  Italienischen,  eine  Sammlung 
sämmtlicher  Schriften  über  Gelbfieber  u.  dgl. 

Biogr.  m6d.  UI.  Red. 

Desgranges,  Jean-Baptiste  D. ,  wurde  zu  Mäcon  1751  geboren. 
Zuerst  hier,  dann  in  La  Rochelle  ausgebildet,  begab  er  sich  zur  Fortsetzung  medi- 
cinischer  Studien  nach  Lyon  und  wurde  hier  bald  Interne  des  Hötel-Dieu.  1779 
wurde  er  dem  dortigen  College  royal  de  chinirgie  aggi'egirt,  1788  erlangte  er 
das  Doctorat  der  Universität  Valencia  und  fing  an,  in  Lyon  unbeschränkte  Praxis 
za  treiben.  Zahlreich  waren  die  Gelegenheiten ,  bei  welchen  die  Academie  royale 
de  Chirurgie  Arbeiten  D.'s  mit  Preisen  krönte;  in  gleicher  Weise  ehrten  ihn  später 
die  Soc.  royale  de  m6d.  von  Paris  und  die  von  Montpellier.  In  dem  kurzen 
Empörungskriege  Lyons  und  als  dasselbe  von  den  republikanischen  Truppen  belagert 
wurde,  fungirte  D.  als  Chefchirurg,  mnsste  sich  dann  auf  9  Jahre  nach  Bern 
flüchten  und  kehrte  erst  1802  nach  Lyon  zurück.  Er  betheiligte  sich  darauf  noch 
an  der  Gründung  der  dortigen  Society  de  mM.  und  starb  am  23.  September  1831. 
In  seinen  Schriften  regte  D.  zum  Theil  gemeinnützige  Themata  an ;  so  befürwortete 
er  ein  Etablissement  für  Aufnahme  und  Rettung  Ertrunkener  (Lyon  1790),  nach- 
dem er  viel  früher  bereits  populäre  Rathschläge  zur  Wiederbelebung  scheintodter 
Kinder  gegeben  (Daselbst  1777).  Seine  „R^fleodons  sur  la  section  de  la  Symphyse 
des  OS  pubis"  (Daselbst  1790)  wurden  von  BafdelocqüB  warm  gelobt.  Später 
Bchrieb  er  über  die  Anwendung  des  Mutterkorns  (Montpellier  1822)  und  veröffent- 
lichte viele  casuistische  Beiträge  im  Joum.  de  ra6d. ,  chir.  et  pharm,  (älterer  und 
der  von  Corvtsart  herausgegebenen  Serie),  sowie  im  „Memorial  des  hop.",  in  den 
„Ann.  de  la  soc.  de  m6d.  pratique  de  Montpellier"  und  im  „Joum.  g6n.  de  m6d". 
Es  handelt  sich  darin  jieistens  um  interessante  Vergiftungs-  und  Operationsfölle.  Den 
Gegenstand  der  Fürsorge  für  die  Ertrunkenen  nahm  er  noch  einmal  auf  in  dem 
kurzen  „Avis  sur  V adminisiration  des  secours  aux  personnes  noydes"  (Lyon  1804). 

Dict.  bist.  IL  Red. 

11* 


164  DESJARDINS.  —  DESMAREES. 

Besjardins,  Jean  D.  (Hortensius  oder  de  Hobtis),  Btammte  aus  Laon, 
widmete  sich  zuerst  humanistischen  Studien  und  erst  später  der  Medicin.  Er 
promovirte  1519,  wurde  Professor  an  der  medicinisehen  Schule  zu  Paris  und  Arzt 
Franz'  I.  Sein  Ruf  in  der  Behandlung  von  Krankheiten  aller  Art  war  dn 
bedeutender.    1549  starb  er.  Unger 

Designatianus.  Unter  den  Autoren,  aus  denen  er  sein  umfangreiches 
Werk  „De  medtcamentis"  zusammengetragen,  nennt  Marcellüs  Empieicüs  in 
der  Vorrede  einen  D.  und  schickt  seinem  Werke  unter  den  „Epistolae  diversorum 
de  qualitate  et  ohservattone  Tnedtcinae"  auch  einen  Brief  des  Hippokrates  an 
den  König  Antiochus  voraus,  dessen  Uebersetzer  sich  Largius  D.  nennt.  Da 
nun  Marcellüs  den  grössten  Theil  des  Werkes  des  Scriboniüs  Largüs  („  Com- 
positionea  medicamentorum" )  in  seine  Receptensammlong  wortgetreu  aufgenommen 
hat,  ohne  jedoch  denselben  zu  nennen,  hielt  man  den  D.  mit  SCRiBONius  Largus 
für  ein  und  dieselbe  Person  und  machte  einen  Scrib.  Largus  D.  daraus.  Vor 
einer  solchen  Identificirung  hätte  schon  die  grosse  Verschiedenheit  der  Sprache  des 
SCKiBONius  Larqüs  Und  der  von  L  a r  g  i  u  s  D.  übersetzten  „  Epistolae'*  abhalten  sollen. 

Helmreicb. 

Desinnocens,  6.  D.,  französischer  Chirurg,  der  um  die  Mitte  des  16.  Jahr- 
hunderts in  Toulouse  mit  viel  Geschick  und  Erfolg  wirkte.  Unter  seinen  Schriften 
ist  nennenswerth : ,  „OsUologie  oh  histoire  gSnSrale  des  os  du  corps  humafn*' 
(Bordeaux  1604).  ^j^^^^ 

Desirabode,  Vater  und  Söhne,  berühmte  Zahnärzte  in  Paris.  Der  Vater, 
Antoine-Malagou  D.,  war  1781  zu  Angouleme  geboren,  warde  1815  Officier 
de  sant6-dentiste  und  war  Leibzahnarzt  des  Königs.  Er  verstand  es,  den  mechanischen 
Theil  seiner  Kunst  mit  dem  wissenschaftlichen  in  sachgemässer  Weise  in  seinen, 
zusammen  mit  seinen  beiden  Söhnen,  herausgegebenen  y,Nouveavx  dSmene  com- 
plets  de  la  science  et  de  Vart  du  dentiste"  (2  Bde.  1843;  2.  Ausg.  1845;  engl. 
Uebers.  in  der  American  Library  for  Dental  Science,  Baltimore  1847),  welches 
das  vollständigste  Lehrbuch  seiner  Zeit  war,  zu  vereinigen.  Er  war  einer  der 
Ersten,  die  sich  mit  der  Orthopädie  der  Zähne  beschäftigten  und  reichte  über 
dieselbe  1844  dem  Institut  eine  Denkschrift  ein.  —  Der  älteste  Sohn,  Edouard  D., 
wurde  1838  zu  Paris  Dr.  med.  mit  der  These:  yjLa  sortie  des  dewts  de  sagesse** ^ 
während  der  jüngere  Bruder,  Alphonse  D.,  für  das  Werk  seines  Vaters  die 
bibliographischen  Studien  angestellt  hat. 

Sachaile,  pag.  238.  G. 

Deslandes,  Leopold  D.,  aus  Paris,  1797 — 1852,  war  Mitarbeiter 
an  verschiedenen  Unternehmungen  encyclopädischen  Charakters  und  schrieb  ein 
„Manuel  d*hygihie  'publique  et  privie^  (Paris  und  Montpellier  1826 ;  spanisch 
1827);  ferner  über  Entzündung  (1824),  Pockenpustehi  (1825),  Vergiftungen  durch 
Lösung  von  Lidigo  in  Schwefelsäure  (gleichzeitig),  über  Selbsmord  durch  Erhängeni 
(1824),  über  Onanismus  und  andere  geschlechtliche  Missbräuche  (1834). 

Ch^reau  bei  Dechambre.  Red. 

Deslon,  Charles  D.  (D'Eslon),  ein  enthusiastischer  Anhänger  des  ani- 
malischen Magnetismus  und  Verehrer  Mesmeb's,  den  er  indessen  später  aus 
egoistischen  Motiven  bekämpfte.    Er  starb  1786.  Unger 

DesmarreS)  Louis-Auguste  D.,  zu  Paris,  berühmter  Augenarzt,  war 
am  22.  September  1810  zu  Evreux  geboren,  studirte  in  Paris,  wurde  daselbst 
1839  Doctor,  war  mehrere  Jahre  Chef  de  clinique  und  Privatsecretär  des  damals 
berühmtesten  Pariser  Augenarztes  Sichel,  gründete  1841  eine  Privat- Augenklinik, 
die  nacheinander  in  verschiedenen  Stadttheilen  sich  eines  imm^  grösseren  Zuspruches 
von  Patienten ,  und  namentlich  von  Zuhörern  aus  dem  In-  und  Auslande  erfreate, 
unter  denen  Albrecht  v.  Graefe  (1849)    der   berühmteste   wurde.    Er  hat  das 


DESMABBKS.  —  DESOBMEAÜX.  165 

Verdienst,  in  die  Ophthalmologe  riehtigere  chirurgische  Principien,  als  vorher  in 
derselben  üblich  waren,  eingeftlhrt  zu  haben,  indem  er  zeigte,  was  an  chirurgischen 
Eingriffen,  selbst  bei  ambulanter  Behandlung,  auch  dem  Auge  geboten  werden 
kann.  Dabei  hat  er  die  Augenheilkunde,  namentlich  in  ihrem  therapeutischen 
Theile,  mit  mancherlei  ihm  Eigenen  bereichert.  Ausser  einem  „MSm.  sur  une 
nouvelle  mkhode  d^employer  le  nftrate  d'argent  dans  quelques  ophthalmies^ y 
einer  Anzahl  von  Aufslltzen  in  der  Gaz.  des  höpitaux  und  in  den  Annales  d'ocu- 
listique,  sowie  einer  Pnblication  über  seine  Art  der  Eataraktoperation  in  dem 
Atlas  des  Joum.  des  connaissances  m^dico-chirurgicales  (1850),  ist  sein  Haupt- 
werk der  „IVattS  thA>rique  et  pratique  des  maladies  des  yeux"  (Paris  18475 
2.  Ausg.  1854 — 58,  3  Bde.;  deutsch  übersetzt,  umgearbeitet  und  erweitert  von 
Sbitz  und  Blattmann,  Erlangen  1852).  1864  zog  er  sich  aus  seiner  Klinik 
zurück  und  übertrug  dieselbe  seinem  Sohne  Alphonse  D.  Er  starb  am  22.  August 
1882  auf  seinem  Besitzthnme  in  Neuilly  (Seine). 

Dechambre,  XXVIII,  pag.  412.  Gurlt. 

Desmars,  französischer  Arzt  in  Boülogne-sur-mer  und  Mitglied  der  Akademie 
in  Amiens.  Er  übersetzte  einige  auf  die  epidemischen  Erkrankungen  bezüglichen 
Werke  des  Hippokbates  und  schriftstellerte  überhaupt  nicht  wenig  in  den  damaligen 
Faehblättem.  —  Vgl. :  „Epidimiques  d* Hippocratey  traduites  du  grec,  avec  des 
rdfiexions  sur  les  constüutions  epidhntques  suivir  de  quarante-deux  histoires 
rapportees  par  les  ancien  midecin  et  du  commentaire  de  Galten  sur  ces  histoires 
etc.*"  (Paris  1767).  Unger. 

Desmonceatix,  Priester  und  Arzt,  geboren  1734  in  Paris,  gestorben  1806 
daselbst.  —  Er  benützte  als  Priester  seine  Mussestunden,  um  Medicin  zu  studiren 
nnd  beschäftigte  sich  vorzugsweise  mit  den  Krankheiten  der  Angen.  Seine  Kunst 
uneigennützig  Allen  widmend,  die  zn  ihm  kamen,  gewann  er  Ruf  in  weiten  Kreisen 
und  selbst  am  Hofe  Ludwig's  XVI.  —  D.  war  ferner  ein  eifriger  Propagator 
der  Vaccination  und  machte  sich  ausserdem  noch  dadurch  bekannt,  dass  er  die 
Geistlichkeit  auf  das  Unzukömmliche  aufmerksam  machte,  die  Neugeborenen  mit 
kaltem  Wasser  zu  taufen.  Unter  seinen  Schriften  sind  nennenswerth :  „  Lettres  et 
ohsercations  anatomiqties ,  physiologiques  et  physiques  sur  la  vie  des  enfants 
naissants^  (Paris  1775)  und  „TraitS  des  maladies  des  yeux  et  des  oreilles 
consid4r^  sous  le  rapport  des  quatre  ages  de  la  vie  de  Vhomme^  (Paris  1 786). 

Unger. 
^esmoulins,  Jean  D.  (Molinaeus),    praktischer  Arzt  und  Botaniker  in 
Lyon  gegen  Ende  des  16.  Jahrhunderts.  Commerson  benannte  ihm  zu  Ehren  eine 
auf  Jsle  de  France  einheimische  Pflanze  mit  seinem  Namen  „Molinea".     uneer 

*Desil08,  Louis  D. ,  promovirt  zu  Paris  1855  mit  der  These;  „Sur 
quelques  paints  de  Vhistoire  des  tumeurs  cancth-euses  pulsatiles*" ,  wirkt  als 
Hospitalarzt  daselbst  und  hat  noch  veriasst;  „De  la  curabilitS  de  la  phthisie 
pulmonaire''  (Paris  1863)  —  „De  P ^tat ßbrile''  (Daselbst  1866)  und  eine  kleinere 
Schrift  über  Pocken  (Union  m6d.   1870).  ^^^ 

Desnoues,  Guillaume  D. ,  im  17.  Jahrhundert,  französischer  Chirurg 
nnd  Anatomie-Professor  in  Genua,  soll  vor  Graaf  und  Swammerdam  die  Kunst 
geübt  haben,  das  Geftlsssystem  mit  Wachsmasse  zu  injiciren  und  Philipp  V.  von 
Spanien  einen  so  präparirten  Kopf  gezeigt  haben.  Man  schreibt  ihm  „Lettres  de 
G.  Desnoues  et  de  Guillelmini^  (Rom   1706)  zu. 

Hahn  bei  Dechambre.  Red.  . 

Desormeaux,  Marie-Alexander  D.,  als  Sohn  des  älteren  Geburtshelfers 
D.  am  5.  Mai  1778  geboren,  that  seine  ersten  mediciniscben  Dienste  auf  der 
ficole  de  sant6  als  sogenannter  fileve  salariö  und  Schüler  Desat'Lt's.  Von  längerem 
Umherziehen   mit    der  Armee   als  Militärchirurge    1802    zurückgekehrt    und  1804 


16ß  DESOEMEAUX.  —  DESPINE. 

Doctor  geworden  („PrMs  de  doctrine  sur  V accouchemenl  par  les  pieds"), 
begann  er  seine  speeifisch  geburtshilfliche  Ausbildung  und  erlangte  durch  die  aus- 
gezeichnete Concursthese  „De  abortu^  (löll)  den  Lehrstuhl  Baüdklocqüb*s.  Doch 
gab  er  die  praktische  geburtshilfliche  Stellung  bald  auf  zu  Gunsten  der  ihm 
genehmeren  Stellung  als  Chefarzt  am  Hospice  de  la  matemit^,  starb  aber  bereits 
am  29.  April  1830.  Ausser  den  genannten  beschränken  sich  seine  Schriften  uif 
Fachartikel  im  Dictionnaire  de  m^d.  und  auf  Berichte,  die  er  zu  den  Bull  de 
la  soc.  de  T^cole  de  m6d.  lieferte.  Auch  an  der  französischen  Cebersetzung  der 
Werke  Moroagni's  hat  er  nur  einen  untergeordneten  Antheil. 

Dict,  hist.  II.  Red. 

D^soudin,  Jean-Gaspard-Charles  D.,  zu  Metz  am  3.  April  1800 
geboren  und  am  14.  Juni  1867  gestorben,  Sohn  des  dortigen  renommirten 
Hospitalarztes  Gaspard-AntoineD.  (der  1832  an  der  Cholera  starb),  trat  zuerst 
am  Val-de-Gräce  in  Paris,  dann  als  Militärarzt  im  spanischen  Feldzuge  in  Thätigkeit 
und  wirkte  später  in  seiner  Vaterstadt.  Seinen  Neigungen  folgend,  beschäftigte  er 
sich  von  1852  ab  nur  noch  mit  Reisen  und  historischeu  Studien.  Ausser  seiner 
These  über  Coxalgie  (1827)  rühren  von  ihm  Mittheilungen  über  die  Cholera  her 
(1832,  resp.  1836  au  die  Soc.  des  sc.  m6d.  de  la  Moselle  gerichtet). 

Hahn  bei  Dechambre.  Bed. 

Desparanches  (fälschlich  Desparanges)  ,  1804  Dr.  Paris  und  1849  an 
der  Cholera  gestorben,  prakticirte  als  Hospitalarzt  in  Blois  und  hat  einige  interes- 
sante Schriften  verfasst,  so  —  neben  casuistischen  Mittheilungen  —  einen  „PrScis 
historique  d'une  Spidimie  dysentSriqne  büieuse"  (in  der  Umgebung  von  Blois; 
Joum.  g6n.  de  m6d.  1818)  und:  „Sur  le  danger  de  la  farine  de  Jarosse 
(Lathyrus  cicera)  dans  la  fabrication  du  'pain^  (Arch.  de  mM.  1829).     . 

Hahn  bei  Dechambre.  Red. 


irs,  Jacques  D.  (Jacobus  de  partibts),  wurde  zu  Tournay  gegen 
Ende  des  14.  Jahrhunderts  geboren.  Er  wirkte  als  Leibarzt  Karl's  VII.  von  Frankreich 
und  des  Herzogs  von  Burgund,  sowie  als  Professor  der  Pariser  Faeultät  und  fungirte 
als  Vertreter  der  Universit«*lt  auf  dem  Constanzer  Concil.  Durch  seine  energischen 
Proteste  gegen  den  Missbrauch,  der  seinerzeit  mit  Bädern  getrieben  wurde,  zog 
er  sich  die  Feindschaft  der  Baderzunft  zu,  die  mächtig  genug  war,  seine  Vertreibung 
aus  der  französischen  Hauptstadt  zu  bewirken.  D.  kehrte  in  seine  Geburtsstadt 
zurück  und  starb  hier  1465  als  Kanonikus  und  Schatzmeister  der  Kathedrale  von 
Tournay  mit  Hinterlassung  der  später  gedruckten  Schriften :  „Explanatio  in  Ävi- 
cennae  uno  cum  textu  ipsius  Avicennae  a  se  castiqato  et  exposito*'  (London 
1498) —  „Glofisa  interUnearis  in  practicam  Aleocaridm^  (Daselbst  1504.  4.)  — 
„Collect a  Jac.  Departihua  in  medidna  pro  anatomia"  (Venedig  1507)  — 
„Expositio  super  capitulis  etc."  (1518J  —  „Summtda  Jac,  Departibus  .... 
super  plurima  remedia  ex  ipsius  Mesue  libris  excerptis"  (London  1523).  — 
RiOLAN  vindicirtc  dem  D.  ferner  die  erste  Beschreibung  des  Flecktyphus  und  lässt 
ihn  in  Paris  geboren  sein.  Hiergegen  sprechen  D.'s  eigene  Worte:  „Ego  Jacobus 
Despars  de  Tornaco,  magister  in  medieina  Parisiis,  exposui  ad  longuni  totum 
primum  librum  eanonis  Avicennae  ineipiens  anno  Domini  1432  et  finiens  anno  1453.^ 

van  den  Corput    —  Red. 

Despine.  Die  berühmteren  Träger  des  so  ausgesprochenen  Namens  — 
Jean-Henri-Adolph  und  Marc  —  schreiben  sich  stets  d*Espine  (s.  diese).  — 
In  oben  angegebener  Weise  schreibt  sich  dagegen  *Prosper  D. ,  der  Marseiller 
Psychiater  in  seinen  Schriften  „De  la  contagion  morale  etc,"  (Marseille  1870)  — 
„Le  demon  alcool  etc,"^  (Paris  1871)  und  neben  mehreren  kleinen  ähnlichen  Inhaltes 
der  über  tausend  Seiten  starken  Monographie  „De  la  folie  au  point  de  vue  philo- 
sophiqup  ttc^  (Paris  1875)  —  und  *Constant  D.  fils,  der  1842,  1868  und 
1872  Mehrere»  über  die  Bilder  in  Aix  fSavoyen)  drucken  Hess.  Red. 


DESPINEY.  —  DESPEES.  167 

Despiney.  Neben  einem  C.  D.  („De  VaraSnic  considMe  camme  antidote 
des  maladtes  infecttetises  etc.*^  [Paris  1871])  ist  eben  zu  nennen  Felix  D.,  Arzt 
zu  Bonrg,  der  1821  mit  „Becherches  sur  la  votx^  zu  Paris  doctorirte  und  später 
noch  „MSlanges  physiologiques^  (Lyon  1822)  und  ein  „Mim.  sur  les  rStrScissemens 
de  VurUre  etc.^  (Journ.  d'agricult.  lettres  et  arts  du  d^part.  de  I*Ain,  1826) 
kerausgab.  Bed. 

Desporty  FrauQois  D.,  gegen  Ausgang  des  17,  Jahrhunderts  geboren, 
1760  gestorben,  machte  sich  um  die  Vereinfachung  und  Purificirung  der  Militär- 
ehirurgie  in  seinem  Zeitalter  verdient,  war  Mitglied  der  Aead.  royal  de  chir.  und 
Leibchirurg  der  Königin.  Ruf  hat  sonst  nur  sein  „  Tratte  des  plaies  d' armes 
hfeu''  (Paris  1749). 

Dict.  bist.  IL  Red. 

Desportes,  Jean-Baptiste-Ren6-Poupp6  D.,  zu  Vitr 6  (Bretagne) 
am  28.  September  1704  geboren,  erlangte  nach  sechsjährigem  Medicinstudium  zu 
Paris  seinen  Doctorhut  in  Rheims  und  erhielt  1832  den  Platz  des  Colonialarztes 
in  St.  Domingo.  Mit  grösstem  Eifer  übernahm  er  die  Abstellung  des  jammervollen 
Zustandes,  in  welchem  der  dortige  militärärztliche  Dienst  sich  befand.  Hospital- 
dienst, Berichterstattung,  Studium  der  dortigen  Flora  wurden  von  ihm  in  einen 
gewissen  Aufschwung  gebracht.  1738  zum  correspondirenden  Mitglied  der  Acad. 
des  sc.  ernannt,  starb  er  am  15.  Februar  1748.  —  Erat  lange  nach  seinem  Tode 
(Paris  1770,  in  drei  Bänden)  erschien  seine  „Histoire  des  maladtes  de  Saint- 
Domingue", 

Dict.  bist.  II.  Eed. 

Despres,  Vater  und  Sohn,  zu  Paris.  —  Charles-Denis  D.,  der  Vater, 
war  am  6.  October  1806  zu  Seigneley  (Yonne)  geboren,  studirte  von  1825  an 
in  Paris,  wurde  Doctor  daselbst  1840  mit  der  These  „Du  bruit  de  froUement 
peritonSal^ ,  war  1837 — 44  Aide  d'anatomie  und  Prosector,  wurde  1846  Chirurg 
des  Bureau  central  und  später  Chirurg  am  Bic^tre,  was  er  bis  zu  seinem  Tode 
blieb.  Er  war  pelfach  mit  anatomisch-physiologischen  Untersuchungen  beschäftigt, 
die  zum  Theil  unveröffentlicht  sind.  Ausserdem  aber  erfand  er  eine  besondere  Art 
von  Katheterismus  bei  Prostata-Hypertrophie  (1832),  ein  Repositionsverfahren  bei 
der  Oberschenkel-Luxation  nach  oben  und  hinten  (1835),  ein  Verfahren,  Prostata- 
Abscesse  vom  Mastdarm  aus  zu  eröffnen  (1857)  und  publicirte  in  den  Bulletins  de 
la  Soc.  anat.  Untersuchungen  über  den  Nabelbruch,  die  Auscultation  der  Unter- 
leibshöhle, den  Bruchschnitt  u.  s.  w.  Er  schrieb  für  vier  Concurse,  und  zwar  um 
eine  Stelle  als  Professeur  agr6g6  der  Anatomie  und  Physiologie  die  Thesen: 
„De  la  valeur  du  microscope  dans  les  itudes  anatomiques^  —  nDe^  gaz  qui 
86  diveloppent  dans  le  coips  des  animaux"  und  um  eine  solche  in  der  Chirurgie 
„Des  kSmorrhagies  traumatiques  cons^cutives^  (1844)  —  „La  division  con- 
genitale des  l^vres,  de  la  voüte  et  du  voile  du  palais  et  leur  traitement"  (1841), 
unter  denen  die  letztgenannte  Arbeit  die  bedeutendste  ist.  In  den  Comptes  rendus 
de  l'Aead.  des  sciences  finden  sich  von  ihm  einige  Mittheilungen  über  übele  Zufälle 
bei  der  Chloroformirung.     Er  starb  am  21.  October  1860. 

Chalvet  in  Bulletins  de  la  Soc.  anatom.  de  Paris.  35.  Annee.  1860,  pag.  526.  — 
Dechambre,  XXVIII,  pag  429.  G. 

*De8pr68,  Eugene-Armand  D.,  Sohn  des  Vorigen,  ist  zu  Paris  am 
13.  April  1834  geboren,  studirte  von  1855  an  daselbst,  wurde  1861  Doctor,  schrieb 
ein  „TraitS  de  VirysipUe"  (1862),  wurde  1863  Professeur  agr^ge  stagiaire  mit  der 
These:  „De  la  Hernie  crurale^,  1864  Chirurg  des  Central-Bureaus  der  Hospitäler 
nnd  versah  nacheinander  den  chirurgischen  Dienst  in  den  Hospitälern  Sainte- 
P^rine  (1865),  Lourcine  (1865),  Cochin  (1872).  Seine  These,  um  Professeur  agreg6 
der  Chirorgie  zu  werden,  war:  „Des  tumeurs  des  muscles"  (1866).  Ausserdem 
verfasste  er:  „Trait^  du  diagnostic  des  maladies  chirurgicales,  Diagnostic  des 


168  DESPRfeS.  —  DESSEN. 

tumeura^  (1868)  —  „Du  dihut  de  Vinfection  syphilüique^  (1869)  —  „Est-il 
moyen  d'arrtter  la  propagation  des  maladies  viniriennea^"  —  „Du  dilit  im- 
puni"  (1870)  —  „De  la  peine  de  mort  au  point  de  vue  physiologique^  (1870)  — 
„Tratte  iconographique  de  Vidciration  et  des  niedres  du  col  de  Vuterus** 
(1870,  mit  Taf.)  —  „Traiti  thiorique  et  pratique  de  la  syphilis  etc.*^  (1873)  — 
„La  Chirurgie  journaliere"  (1877,  mit  Fig.)  nach  Vorträgen,  die  im  Höp.  Cochin 
gehalten  wnrden,  und:  „Conference  sur  les  cauaes  de  la  dipopulation"  (1878), 
ein  Vortrag  im  Trocadero-Palast  während  der  Weltausstellung.  Er  hat  ferner  noch 
zusammen  mit  Boüchüt  ein  y^Dict,  de  thSrapeutique  mSdicale  et  chtrurgicale^ 
(1867 ;  2.  Ausg.  1872,  mit  Fig.)  herausgegeben.  1870  war  er  Chef  einer  Ambulanz 
des  französischen  Vereines  zur  Pflege  verwundeter  Krieger  und  leistete  mit  dw- 
selben  Dienste  bei  Sedan,  Thionville,  Metz  und  bei  der  Loire- Armee. 

V  apere  au,  5.  ^dit.  pag.  564.  —  Glaeser,  pag.   182.  G. 

Despretz,  Louis-August  D.,  nicht  zu  verwechseln  mit  dem  fast  gleich- 
zeitigen berühmten  Pariser  Physiker  und  Chemiker  Charles  Am6d^e  D.,  schrieb 
über  Katarakt  und  über  Croup,  beide  (nicht  sehr  bedeutend)  Paris  1825.     g^^ 

Desprez.  Sechs  Träger  dieses  Namens  sind  im  Ind.  Cat.  mit  je  einer 
wenig  bedeutenden  These  namentlich  aufgeführt.  Eed. 

Desruelles,  H.  M.  Joseph  D.,  Professor  der  Anatomie,  Physiologie  und 
der  venerischen  Krankheiten  am  Hospital  Val-de-Gräce  zu  Paris,  Ritter  der  Ehren- 
legion, Mitglied  des  königl.  Sanitätsraths  von  Schweden,  der  medicinischen  Gesell- 
schaften zu  Paris,  Lille,  Metz,  Strassburg,  Rennes,  Madrid,  Kopenhagen,  St.  Peters- 
burg, Stockholm,  Brüssel  und  Antwerpen,  ist  weniger  durch  seine  Monographien 
über  „Group''  (Paris  1822  und  1824)  und  „Goquelucke''  (Paris  1827),  als  durch 
seine  Schriften  über  die  venerischen  Krankheiten  bekannt.  Schon  im  Jahre  1819 
war  ihm  unter  Larrey  eine  Abtheilung  für  Syphilitische  eine  Zeit  lang  anvertraut; 
1825  übernahm  er  die  Venerischen  im  Hospital  Val-de-6räce,  welche  er  noch  1854 
versah.  Ein  grosser  Theil  seiner  Werke  über  Lues  handelt  von  der  einfachen, 
nicht  mercuriellen,  d.  i.  hygienischen,  diätetischen  und  topischen  Behandlung  der 
Krankheit,  namentlich  der  primären  Formen  derselben  und  eifert  in  warmen 
Worten  gegen  den  derzeitigen  Missbrauch  des  Quecksilbers,  welchem  er  die  schweren 
secundären  und  tertiären  Erkrankungen  der  Knochen,  Eingeweide,  des  Gefäss- 
und  Nervensystems  zuschreibt.  Ein  bleibendes  Verdienst  um  die  Wissenschaft 
erwarb  sich  D.  durch  die  eingehende  und  treffende  Schilderung  des  Wesens,  der 
graduellen  Verschiedenheit  und  der  Ausgänge  der  von  ihm  zuerst  als  ßalanitis, 
Posthitis  und  Balano  -  Posthitis  benannten  Affectionen,  welche  vorher  nur  sehr 
ungenau  gekannt  und  unter  anderen  Namen  beschrieben  waren.  Von  seinen 
Schriften  nennen  wir  nur:  „MSmoire  sur  le  traitefinent  sans  inercure*'  (Paris  1827, 
8.,  pag.  170)  „Traüi  pratique  des  maladies  vdncriennes**  (Paris  1836,  8., 
pp.  XLIV,  668  u.  1  Taf.;  auch  Brüssel  1837,  8.,  IL  pp.  XX,  605)  „heitres  dcrites 
du  Val'de-Gräce  sur  les  maladies  vSnSriennes"  (Troisicme  Edition,  Paris  1847, 
8.,  pp.  VIII,  264)  und  „Histoire  de  la  blennorrhode  urStrale**  (Paris  1854,  8., 
pp.  XIV,  407,  32  u.  1  Taf.),  welche  auch,  mit  Ausnahme  der  letzten,  in*s  Deutsche 
übertragen  wurden.  j  ^    Proksch. 

T)essen,  Bernard  D.  v.  Kronenburg  (Dessknius),  geboren  zu 
Amsterdam  1510,  begann  seine  medicinischen  Studien  in  Löwen  (GoosSEXS  und 
J.  Heems),  setzte  sie  in  Bologna  und  Padua  fort  (M.  Curtiüs  resp.  Heudoeus), 
empfing  an  ersterer  Universität  (1539)  den  Doctorhut  und  kehrte  dann  nach  den 
Niederlanden  zurück.  In  Groningen  lehrte  er  8 — 9  Jahre  Medicin,  wurde  dann 
aber  von  J.  Echt  nach  Cöhi  gezogen,  wo  er  hohe  Vertrauensstellen  erhielt  und 
1574  starb.  Seine  Bücher:  „De  eompositione  medicamentorum^  (FraxikfnTt  Ibbb; 
London  1556)  —  „De  peste  commentarius  vere  aureus"^  (Cöln  1564)  —  „Defensio 
medicinae  veteris  et  rational is  etc,**  (gegen  den  Paraeelsisten  G.  Phaedro  gerichtet, 


DESSEN.  —  DETHABDIKG.  169 

Cöln  1573),    wurden   eine  Zeit   lang   sehr    geschätzt.    —    D.   arbeitete   auch   an 
P.  HOLTZHSDi's  „Dispenaarium  Colontae  etc.^  mit. 

Eloy  n.  Red. 

Detharding,  Arztfamilie  in  6  Generationen.  Von  Michel  D.,  der  Arzt  in 
Stralsund  war,  stammt  direct  Georg  1  D. ,  in  Stettin  geboren,  ab,  der  zuerst 
Arat  in  Stralsund,  dann  Stadtarzt  in  Güstrow  und  Arzt  des  Herzogs  von  Mecklen- 
burg war.  Seine  Schriften  sind,  ausser  dem  „üntenoiesenen  Krankenwärter" 
(Kiel  1679),  dem  „Entwurf  von  billiger  Vorsorge  einer  Obrigkeit  zur  Zeit  der 
Pest"  (Gtlstrow  1680)  und  dem  ;,  Vocabularium  latino-germanicum  in  usum 
chtrurgiae  tyrorum"  (Daselbst  1696),  alchymistischen  Inhaltes.  —  George  2  D., 
des  Vorigen  Sohn,  am  13.  Mai  1671  geboren,  studirte  in  Rostock  unter  Gerdes 
und  Bransdorf.  Auf  seinen  Reisen  hörte  er  in  Leyden  NüCK,  begab  sich  auch 
nach  England  und  Frankreich  und  suchte  bei  der  Rückreise  Leipzig  auf,  das 
damals  durch  BOHN,  Ortob  und  RxviNUs  eine  so  bedeutende  Anziehungskraft  aus- 
übte. In  Altdorf  (beide  Hoffmann)  doctorirte  er  1695,  aber  nicht  ohne  inzwischen 
noch  umfangreiche  Reisen  durch  Oesterreich,  Ungarn  und  Italien  angestellt  zu 
haben.  Dann  erst  kehrte  er  zu  seinem  —  damals  in  Güstrow  thätigen  —  Vater 
zurück  und  erhielt  1697  den  Lehrstuhl  der  Medicin  in  Rostock,  den  er  bis  1732« 
ehrenvoll  ausfüllte.  Als  um  diese  Zeit  Frankenau  in  Kopenhagen  starb,  wurde 
D.  sein  Nachfolger.  Von  allen  seinem  Amte  zukommenden  hohen  Ehren  getragen, 
lebte  er  dort  noch  bis  zum  23.  October  1747.  Die  unten  zuerst  angegebene  Quelle 
enthält  ein  vollständiges  Verzeichniss  seiner  zahlreichen  Schriften,  aus  denen  her- 
vorzuheben sind:  „Palaestra  niedica,  exhibens  physiologica  in  alma  Bosto- 
chiensi .  .  .  .  ventilata"  (Rostock  1720,  4.)  — i  „Fundamenta  scientiae  naturalis" 
(Daselbst  1735,  1740,  4.)  —  „Fundamenta  physiologica  etc."  (Daselbst  1735, 4.)  — 
„Fundamenta  jpatJiologica  etc"  (Daselbst  1739,  4.)  und  endlich  „Fundamenta 
semiologiae  medicae"  (Daselbst  1740,  4.).  —  Seinem  Sohne,  George  Chri- 
stoph 1  D.,  der  ihm  in  Rostock  am  10.  April  1699  geboren  wurde,  Hess 
George  2  D.  eine  womöglich  noch  splendidere  Ausbildung  zu  Theil  werden. 
Die  deutschen  Universitäten  von  Ruf  wurden  von  ihm  sämmtlich  besucht,  nicht 
weniger  die  namhaftesten  Englands  und  der  Niederlande.  Seinen  Doctorhut  empfing 
er  1723,  und  als  sein  Vater  9  Jahre  später  nach  Kopenhagen  ging,  war  er 
gerade  im  glücklichsten  Alter,  um  ihn  zu  ersetzen.  So  wirkte  er  in  Rostock  von  1733 
ab  bis  zur  Gründung  der  neuen  Universität  in  Bützow  (1760),  wo  er  noch  24  Jahre 
in  Thätigkeit  blieb  und  mit  vielen  Ehren  ausgezeichnet,  am  9.  October  1784 
starb.  Auch  seine  schriftstellerische  Fruchtbarkeit  ist,  wie  das  Verzeichniss  der 
„Biogr.  m6d."  an  den  Tag  legt,  eine  sehr  bedeutende  gewesen.  Aus  über 
50  Dissertationen  und  Programmen  ragen  hervor  die  „Historia  inoculationis 
variolarum  etc,"  (Rostock  1722);  die  Inaugural-Dissertation :  „De  mortis  cura" 
fl723)  —  „CerUuria  thesium  anatomico  physiologlcarum"  (1726;  eine  zweite 
Folge  1753)  —  „Programma  de  restiiutione  serosi  spontanea  (1739)  —  „Dissert. 
de  corpore  humano  semper  mutabili"  (1752)  —  „Dissert.  de  scorbuto  Megalo- 
polensiurn"  (1759)  etc.  —  Endlich  ist  George  Gustav  D. ,  Enkel  des  Vor- 
hergehenden zu  erwähnen,  der  am  22.  Juni  1765  geboren,  später  in  Rostock 
praktisch  und  wissenschaftlich  thätig  war.  (Sein  Vater,  George  Christoph  2  D., 
dritter  Sohn  des  George  Christoph  1  D.,  hat  nichts  Hervorstechendes  geleistet.) 
Er  hatte  in  Bützow  1783  bei  seinem  Grossvater  Anatomie  gehört,  seine  Studien 
in  Berlin  fortgesetzt  und  begab  sich  endlich  nach  Jena,  wo  er  1788  promovirt 
wurde  (Dissert.  über  die  Zange).  Ausser  einer  „Commentatio  chirurgico-obste- 
tricia  de  utero  inverso"  (Rostock  1788)  und  verschiedenen  Arbeiten  in  Stark's 
Archiv  für  die  Geburtshilfe  verfasste  er  das  „Systematische  Verzeichniss  der 
mecklenburgischen  Conchilien"  (Schwerin  1794)  und  war  einer  der  Stifter  der 
mecklenburgischen  naturforschenden  Gesellschaft. 

Biogr.  med.  III.  (wo  auf  pag.  450  dem  1671  geborenen  George2D.  Schriften  aus  den 
Jaluren  1653,  1656,  1677  zugesclirieben  werden).  —  Diot.  bist.  II.  —  Callisen,  V.        Red. 


170  DETMOLD.  —  DEUTSCH. 

Detmold,  Johann  Hermann  D,,  aus  Hameln,  1772 — 1828,  Dr.  med. 
zu  Göttingen  1797,  schrieb  ausser  der  Dissert.:  „De  balneo  animali^,  allerlei 
Diätetisches,  so  über  das  Verdauungsgeschäft,  das  Wassertrinken,  die  Pflege  der 
Neugeborenen,  Eleidertraehten,  Eichelkaffee,  Rückgratsyerkrümmung  (grösstentheils 
im  Neuen  Hannoverischen  Magazin,  Jahrg.  1795,  1796,  1804,  1808,  1820). 
Ausserdem    „Groupähnliches  Leiden  ohne  Croupe  (Hüfeland's  Joum. ,  Bd.  LI). 

Dureau  bei  Dechambre.  Bed. 

Detten,  Moritz  D.,  aus  Münster,  wo  er  im  Alter  von  25  Jahren,  1795, 
Professor  für  Physiologie  und  Anthropologie  wurde,  lebte  später  als  Arzt  in  Luxem- 
burg. Seine  Schriften  beziehen  sich  zum  Theil  auf  seine  Vorlegungen  (so  Münster 
1795,  1796,  1803),  zum  anderen  Theil  auf  Zeitfragen:  den  Aderlass  (Cheranitz 
1792),  den  Schwefelbrunnen  zu  Tatenhausen  (Münster  1799),  den  Brownianismus 
und  die  Erregungstheorie  (Daselbst  1800).  Hervorzuheben  ist:  „Beitrag  zur  Lehre 
von  der   Verrichtung  des  Zellgewebes''  (Daselbst  gleichzeitig). 

Hahn  bei  Dechambre.  Red. 

Deurs,  Carl  van  D. ,  dänischer  Militärarzt,  geboren  1800,  gestorben 
1862,  hat  sehr  umfangreiche  Sammlungen  zu  der  Personalgeschichte  der  dänischen 
Aerzte  hinterlassen,  welche  der  grossen  königlichen  Bibliothek  in  Kopenhagen  ein- 
verleibt sind.  Petereen. 

Deusing,  Anton  D.  (DeüsingiüS) ,  aus  Mors,  wurde  am  15.  October 
1612  geboren.  In  Leyden,  wo  er  die  letzten  Studienjahre  zugebracht,  1634 
promovirt,  kehrte  er  in  seine  Vaterstadt  zurück,  war  zuerst  hier  (von  1637),  dann 
in  Harderwyk  Professor  der  Mathematik  und  Physik  und  erhielt  in  letzterer  Stadt 
1642  einen  ftlr  ihn  errichteten  medicinischen  Lehrstuhl.  Jedoch  ging  er  bereits 
1646  nach  Groningen,  wurde  1647  Maitre  des  arts,  1648  und  1653  Reetor  der 
Groninger  Universität,  1652  Leibarzt  bei  dem  Grafen  Wilhelm  Friedrich 
von  Nassau.  1666  starb  er.  —  Neben  einer  bedeutenden  Zahl  philosophischer, 
astronomischer,  mathematischer  etc.  Schriften  (vollständige  Liste  in  den  M6moires 
DE  Paquot)  ,  hat  D.  auch  medicinische  Abhandlungen  in  grosser  Zahl  verfasst. 
Mit  Uebergehung  der  Programme  und  Reden,  sowie  der  als  rein  metaphysisch  und 
speculativ  gekennzeichneten ,  bedürfen  folgende  der  Aufnahme :  ;,  Canttcum  prin- 
cipis  Abi' Ali  Ibn  Sinae  (vulgo  dicti  Avicennae)  de  medicina  etc.*'  (Groningen 
1649)  —  „Synopsis  medicinae  universalis^  (Daselbst  gleichzeitig)  —  „Dissert, 
duae  prima  de  motu  cordis  et  sanguinis;  altera  de  lade  ac  nutrimento  foetus 
in  utero**  (Daselbst  1651,  4.;  vermehrt  1655)  —  „Generis  microcosmi  seu  de 
generatione  foetus  in  utero*',  Dissert.  (Daselbst  1653,  vermehrt  1663,  1666; 
enthält  viel  von  Harvey  Entnommenes)  —  „Disquisitio  gemtna  de  peste  etc." 
(Contagiosität,  Prophylaxe,  Daselbst  1656  ;  dazu  ein  weiterer:  „Tractatus** ,  1658)  — 
„Oeconomia  corporis  humani  in  V partes  distributa**  (Th.  I  über  die  Ernährung 
1660 — 1661,  polemisch  gegen  Bartholin ;  von  0.  Borch  angegriffen,  antwortete 
D.  1662  mehrfach)  —  „Oeconomus  corporis  animalis  etc.*'  (zwei  so  benannte 
Abhandlungen,  die  eine  Groningen  1661,  die  andere  1662).  —  Mehrfache  Schriften 
veranlasste  1662  der  „Foetus  Mussipontanus**  („extra  uterum  in  abdomine  genitus") ; 
die  Streit-  und  Schreibesucht  D.'s  äusserte  sich  ferner  in  den  Angriffen  auf  Franz 
Sylviüs  (1663,  1664,  1665)  u.  A.  —  In  den  von  de  Bils  erregten  Streitig- 
keiten trat  D.  in  „Disputatio  anatomico-medica  de  chyli  a  faecibus  alvtnts 
secretione**  (Groningen  1665)  und  „Examen  anatomes  anatomiae  Bilsianae  etc." 
(gleichzeitig)  auf  des  Letzteren  Seite  (vgl.  de  Bils). 

Dict.  hist.  II.  —  Biogr.  med.  III.  Red. 

Deutsch,  Vater  und  Sohn.  Der  Erstere,  ChristianFriedrich  v.  D., 
Geburtshelfer,  wurde  in  Frankfurt  a.  0.  als  Sobn  eines  Geistlichen  am 
27.  September  1768  geboren,  studirte  zuerst  in  Halle,  später  in  Göttingen  Theo- 
logie, dann  Medicin  und  wurde  in  Halle  am    10.  November  1792   zum  Dr.  med. 


DEUTSCH.  —  DEVAÜX.  171 

ereirt  („Diss.  inaug.  de  graviditatis  abdominalis  singulari  Observationen  [4.  mit 
4  Taf.]).  Nachdem  er  1796  ausserordentlicher  Professor  in  Erlangen  geworden, 
wurde  er  1804  als  ordentlicher  Professor  der  Gebartshilfe  und  Thierarzneikunst 
nach  Dorpat  berufen,  woselbst  er  bis  1835  blieb.  In  Dorpat  entwickelte  er  eine 
rege  Thätigkeit;  er  war  wiederholt  Rector  und  bildete  eine  Reihe  vortrefflicher 
Schfller  aus.  D.  kehrte  als  Prof.  emerit.  in  seine  Heimat  zurück,  feierte  am 
10.  November  1842  sein  50jähriges  Doctorjubiläum  und  starb  am  5./17.  April 
1843  in  Dresden.  Ausser  seiner  Dissertation  hat  D.  nur  ^Protusio  de  necessitate 
obstetrices  bene  institutes  publica  autoritate  constituefidi"  (Erlangen  1798)  drucken 
lassen.  — Karl  Fried.  Wilh.  Ludwig  v.  D.,  der  Sohn,  Geburtshelfer  und 
praktischer  Arzt,  geboren,  in  Erlangen  am  25.  Juni  1801,  studirte  Medicin  in 
Dorpat,  war  Assistent  der  geburtshilflichen  Klinik  daselbst,  wurde  am  13.  December 
1826  zum  Dr.  med.  ereirt  („Diss,  medico-obstetricia  de  versione  foetus  in  pede**), 
reiste  nach  Deutschland  und  prakticirte  seit  1831  in  Moskau;  1856  wurde  er 
zum  Hof-Accoucheur  ernannt.  Er  schrieb:  „Beitrag  zur  Lehre  von  der  Wendung*^ 
(Heidelberger  Jahrbücher  für  Med.  XIII,  2.  Heft,  1820). 

Recke-Napiersky ,  I,  425.  —  Beisse,  I,  150.  L.  Stieda. 

* Deutschmann,  Richard  Heinrich  D.,  am  17.  November  1852  in 
Liegnitz  geboren,  studirte  in  Göttingen  speciell  als  Th.  Leber's  Schüler  und 
wurde  am  11.  October  1873  promovirt.  Seit  1877  als  Docent  für  Augenheilkunde 
in  Göttingen  thätig,  publicirte  er:  „Experimentelle^  klinische  und  anatomische 
Untersuchungen  zur  Pathogenese  der  Katarakt^  (in  4  Aufsätzen ,  V.  Graefe's 
Archiv  für  Ophthalm.  1877 — 1880)  —  „Experimentelle  und  klinische  Lnter- 
suchungen  zur  Tuberkulose  des  Auges,  resp,  Hirns  und  Auges^  (in  4  Abth., 
Ebenda  1879  und  81;  Med.  Centraibl.  1881;  Festschrift  zum  HENLE-Jubiläum 
1882)  —  „Experimentelle  und  chemische  Untei-suchungen  über  Feuchtigkeit 
der  vord.  Augenkammer"  (in  v.  Graefe*s  Archiv,  1878 — 81  in  4  Abth.)  — 
„Klinisch'Ophthalm,  Miscellen"  (zusammen  mit  Th.  Leber  (Ebenda  1881 — 83)  — 
„Pathologische  Anatomie  des  Auges"  (Ebenda  1879;  Zehender^s  Monatsblätter 
für  Augenheilkunde,  1878)  —  „Experimentelle  Untersuchung  über  sympathische 
Augenentzündung"  (v.  Graefe's  Archiv,  1882).  r^j 

Deval,  Charles  D.,  1806  zu  Constantinopel  geboren,  studirte  aus  Passion 
Medicin,  widmete  sich  der  ophthalmiatrischen  Specialität  und  besuchte,  bei  Sichel 
vorgebildet,  sämmtliche  berühmteren  Augenkliniken  Europas.  Er  operirte  nie  ohne 
dringende  Indication,  wurde  deshalb  bald  von  operationslustigeren  Oculisten  über- 
holt und  starb  arm  am  9.  April  1862.  Ausser  seiner  These  schrieb  er  eine 
fjChirurgie  oculaire"  (Paris  1844)  —  „Traitd  de  Vamaurose"  (Daselbst  1851 
nnd  eine  Ergänzung  dazu  1855)  und  einen  „TraitS  thiorique  et  pratique  des 
maladies  des  yeux"  (Daselbst  1862). 

Cherean  bei  Dechambre.  Red. 

Devaux,  Jean  2  D.,  der  Sohn  des  Mitgliedes  des  College  royal  de 
Chirurgie  Jean  1  D. ,  am  27.  Januar  1649  geboren,  widerstand  aus  Abneigung 
gegen  jede  Operation  lange  dem  Wunsch  des  Letzteren,  sich  mit  Chirurgie  zu 
befassen.  Als  er  endlich  das  Studium  des  Faches  mit  Eifer  ergriffen  hatte,  war 
es  gleichwohl  nicht  der  praktische  Erfolg,  der  ihn  hervorragend  machte  und  ihn 
iweimal  zu  Pr6v6t  der  Pariser  Chirurgenschaft  ernennen  Hess,  sondern  lediglich 
der  kräftige  und  freimüthige  Ton  und  eine  gewisse  Origmalität  in  seinen  zahl- 
reichen Schriften.  Er  ging  besonders  gegen  Blegny  (s.  diesen)  vor  in  seiner 
„Dicouverte  sans  decouverte"  (Paris  1682),  gegen  Peü  (s.  diesen)  in  seinem 
jf Factum  sur  les  accouchements"  (Paris  1695)  und  trat  informirend  auf  in  „Le 
midecin  de  soi-meme,  on  Vart  de  conserver  la  sant4  par  Vinstinct"  (Leyden 
1682);  in  „Uart  de  faire  des  rapports  en  Chirurgie"  (Paris  17U3,  1730,  1743); 
in  „Dissertation   sur  Uopiration  cesarienne^    und    „Dissertation  concernant    la 


172  DEVAUX.  —  DEA^NTER. 

Chirurgie  des  accouchemens'*  (1720,  resp.  1727).  —  Ausserdem  hat  er  sehr  viel 
übersetzt  (ausführlich  aufgezählt  im  Dict.  hist.)  —  D.  starb  am  2.  Mai  1729. 
Dict.  hist.  II.  Red. 

Devay,  Francisque  D.,  aus  Lyon,  unbekannten  Geburtsjahres,  wurde 
1834  daselbst  Chirurg  am  Hotel-Dieu  und  begab  sich  4  Jahre  später  nach  Paris, 
um  hier  zu  doctoriren  (1840).  Als  die  Lyoner  Schule  reconstituirt  wurde,  erhielt 
er  1854  ein  Professur  an  derselben,  lehrte  jedoch  nicht  mit  Glück,  da  er  sich  viel 
in  abstrusen  und  seinen  Scl^lem  nicht  verständlichen  Speculationen  bewegte.  Er 
starb  1863  mit  Hinterlassung  zahlreicher  Schriften,  aus  denen  der  Hervorhebung 
bedürfen:  „Des  principes  fondainentaux  de  Vhygx^ne^  (Lyon  1841)  —  „i?6« 
perfectionnements  du  bien-itre  de  Vindividu  et  de  'Vesp^ce"  (Daselbst  gleich- 
zeitig) —  „8ur  la  nature  et  le  traitenieiit  des  fih)res  graves^  (Lyon  1844)  — 
„Nouvelles  observations  sur  les  dangers  des  mariages  entre  consangutns  etc,^ 
(Paris  1857;  dasselbe  Thema  1860  und  1862)  —  „De  la  mddecine  morale  etc". 
(Lyon  1861)  und  Mehreres  über  Familienhygiene,    Krankheiten  unserer  Zeit  etc^ 

Chereau  bei  Dechambre.  Red. 

Deventer,  Hendrik  v.  D.,  wurde  am  16.  März  1651  im  Haag  geboren, 
wie  aus  seiner  Grabschrift  in  der  Kirche  zu  Voorburg  hervorgeht.  In  seiner 
frühesten  Jngend  hat  er  sehr  wenig  Unterricht  genossen  und  bis  zu  seinem  17.  Jahre 
trieb  er  das  Goldarbeitergescbäft.  1670  scheint  er  sein  Vaterland  verlassen  zu 
haben  und  entweder  in  Herford  (Westphalen)  oder  in  Altona  (1672)  mit  Jüngern 
des  Jean  de  Labadie  und  zugleich  mit  Dr.  Walter  aus  Hamburg  in  Bekannt- 
schaft gekommen  zu  sein.  Bei  diesem  letzteren  („Chimiae  cultor  acerrimus")  bat 
er  bis  1 674  Therapie  und  Pbamiacie  studirt.  Später  als  Mitglied  und  „sprechender 
Bruder"  der  frommen  Religions-Gesellschaft  der  „Labadisten" ,  übte  er  seit  1675 
auf  dem  Walta-Schlosse  zu  Wiewerd  in  Friesland  die*  Chirurgie  und  seit  1679 
auch  die  Geburtshilfe  aus.  (Bei  der  damals  noch  herrschenden  Scheu  der  Frau 
vor  Geburtshelfern  kam  es  v.  D.  sehr  zu  statten,  dass  auch  seine  Frau  sich  mit 
der  Ausübung  der  Geburtshilfe  befasste  und  nach  dieser  Richtung  hin  einen 
guten  Ruf  besass,  so  dass  er  in  der  Lage  war,  sich  am  Geburtsbette  eine  reiche 
Erfahrung  zu  erwerben.)  An  diesem  Orte  erhielt  er  einen  Besuch  von  dem  dänischen 
Leibarzte  H.  von  Moinichen,  welcher  ihn  einlud,  nach  Kopenhagen  zu  kommen, 
um  am  Hofe  die  durch  ihn  bei  Rachitis  angewendete  Behandlung,  Bandagen, 
Stiefel  und  Maschinen  zu  zeigen.  Im  Jahre  1688  folgte  er  dieser  Einladung,  fand  im 
Hause  Moinichen's  die  liebevollste  Aufnahme  und  wurde  vom  König  Christian  V. 
seiner  orthopädischen  Maschinen  wegen  ausgezeichnet.  Damach  lebte  er  noch 
einige  Jahre  zu  Wiewerd,  begab  sich  aber  am  Ende  des  Jahres  1694  oder  Anfang 
1695  nach  dem  Haag.  Um  hier,  wie  er  wünschte,  die  geburtshilfliche  Praxis  aus- 
üben zu  dürfen,  musste  er  die  Doctorwürde  erwerben,  was  für  ihn,  der  kein  Wort 
Latein  verstand,  sehr  erschwert  war.  Am  1.  November  1694  wurde  er  jedoch, 
nachdem  er  in  theoretischer  und  praktischer  Medicin  ausnahmsweise  in 
holländischer  Sprache  examinirt  war,  einen  Fall  von  Furor  uterinns 
mit  Epikrise  beschrieben  und  medicinische  Aufsätze,  „sine  promotore'^,  vertheidlgt 
hatte,  durch  den  Senat  der  Groninger  Universität  zum  Dr.  med.  promovirt,  wie 
aus  seinem  bewahrt  gebliebenen  Diplom  hervorgeht.  In  diesem  Diplom  fand  das 
Collegiimi  medicum  im  Haag  jedoch  vorläufig  keinen  Anlass,  v.  D.  die  Ausübung 
der  ärztlichen  Praxis  zuzugestehen  und  deshalb  kaufte  er  sich  ein  Landhaus  in 
Voorburg,  wo  er  eine  Art  von  orthopädischer  Anstalt  einrichtete,  jahrelang  (voi^ 
1709 — 1724,  seinem  Sterbejahre,  wohnte  er  dort  dauernd)  auf  recht  wissenschaft- 
licher Weise  Beinkrümmungen,  Sehnenverkürzungen,  Muskelatrophien  u.  dgl.  mit 
Bandagen  und  Maschinen  behandelte  und  einen  derartigen  Ruf  bekam,  dass  nicht 
allein  seine  Landsleute,  sondern  auch  viele  Ausländer  ihn  zwecks  Behandlang 
aufsuchten,  so  dass  v.  D.,  mindestens  für  Holland,  sicher  als  Begründer  der  wissen- 
schaftlichen Orthopädie  betrachtet  werden  kann.    Im  Jahre  1695  bekam  er  jedoch 


DBVENTER.  —  BEVERGIE.  173 

Erlanbniss,  im  Haag  die  Praxis  auszuüben  und  seitdem  widmete  er  sich,  neben 
der  Orthopädie,  hauptsächlich  der  Geburtshilfe.  —  v.  D.  ist  unstreitig  der 
hervorragendste  und  wissenschaftlich  gebildetste  Geburtshelfer  seiner  Zeit,  denn 
seine  Forschungen  waren  nicht  blos  bahnbrechend,  sondern  bilden  heute  noch 
nach  einer  Richtung  hin  —  nämlich  in  Bezug  ,  auf  das  enge  Becken  —  die 
Basis,  auf  der  die  moderne  Geburtshilfe  ruht.  Er  theilt  keine  Beobachtungen  mit, 
wie  es  bis  dahin  üblich  war,  sondern  blos  die  Ergebnisse  derselben,  steht  daher 
allein  deshalb  schon  höher  als  seine  Vorgänger  und  Zeitgenossen.  Weiter  ist  er 
der  Erste,  der  eine  klare  und  verständliche  Beschreibung  des  weiblichen  Beckens 
lieferte  und  dabei  auf  die  so  wichtige  Höhle  des  Beckens  aufmerksam  macht.  In 
Bezug  auf  das  enge  Becken  kann  man  ihn  geradezu  als  den  Vater  dieser  Lehre 
betrachten,  denn  er  giebt  die  erste  Eintheilung  der  abnormen  Verhältnisse  des 
Beckens.  Er  kennt  bereits  das  zu  grosse,  das  zu  kleine,  das  allgemein  verengte 
and  das  platte  Becken.  Dabei  liefert  er  gleichzeitig  schon  quasi  in  nuce  die 
Therapie  des  engen  Beckens,  indem  er  den  Rath  giebt,  bei  Enge  des  Beckens, 
80  lapge  als  möglich,  exspectativ  zu  verfahren.  Dass  er  der  Wendung  sehr  warm 
das  Wort  redet,  darf  nicht  auffallen,  denn  die  unschädliche  Kopfzange  war  ihm 
noch  nicht  bekannt.  So  grosse  Verdienste  sich  auch  v.  D.  um  die  Geburtshilfe  erwarb, 
so  gab  er  doch  nach  einer  anderen  Richtung  hin  Anlass,  dass  sich  durch  ihn 
manche  unrichtige  Anschauungen  einbürgerten,  die  bis  heutigen  Tages  noch  nicht 
vollständig  ausgemerzt  sind.  Es  sind  ilies  die  in  übertriebenster  Weise  geschilderten 
Folgen  der  Schieflagen  der  Gebärmutter,  die  de  facto  kaum  existiren.  Musterhaft 
ist  das  Verfahren,  das  er  den  Hebammen  bei  natürlichen  Geburten  anempfiehlt. 
Empfiehlt  er  den  Geburtsstuhl,  so  zeigt  er  sich  nur  als  das  Kind  seiner  Zeit, 
ebenso,  wenn  er  die  Gesichtsgeburten  als  gefährlich  ansieht  und  manche  Lage- 
verbesserungen des  Kopfes  beförwortet.  Doch  gewinnt  er  in  späterer  Zeit  bessere 
Ansichten  über  die  Gesichtsgeburten.  Schneidende  und  bohrende  Instrumente  will 
er  in  der  Geburtshilfe  möglichst  selten  angewendet  wissen.  Vortrefflich  sind  seine 
Warnungen  bezüglich  des  unnöthigen  und  vorzeitigen  Sprengens  der  Eihäute,  deren 
Nutzen  zur  Ausdehnung  des  unteren  Uterinsegmentes  er  genau  kennt,  lieber  die 
Placenta  praevia  hat  er  noch  unrichtige  Ansichten,  indem  er  sie  stets  als  eine 
vorzeitig  gelöste  und  durch  ihr  Gewicht  herabgetretene  Placenta  ansieht.  Bezüg- 
lich der  Lehre  vom  Nabelschnurvorfalle  hat  er,  wie  in  vielem  Anderen,  richtigere 
Ansichten,  als  seine  Zeitgenossen.  Sein  hervorragendstes  geburtshilfliches  Werk 
ist:  „OpercUiones  chirurgicae  novum  lumen  exhibentes  obstetricantibua  etc.** 
(Leyden  1701,  4.).  1724  erschien,  ebenfalls  in  Leyden,  in  4.  der  zweite  Theil: 
„Operattonum  chirurgicarum  novum  lumen  exhibentium  obstetricantibus  pars 
secunda  etc.".  Dieses  Werk,  zuerst  holländisch  und  noch  im  selben  Jahre  lateinisch 
erschienen,  erlebte  mehrere  Auflagen  und  wurde  mehrfach  in  das  Holländische, 
Französische,  Englische  und  Deutsche  übersetzt.  Nächst  dem  MAUBiCEAU'&chen 
Werke  war  es  eines  der  verbreitetsten  geburtshilflichen  Bücher  seiner  Zeit.  Als 
Vorarbeit  dieses  Werkes  erschien  1696  zu  Leyden  in  8.:  „Dageraat  der  Vroed* 
vroutcen  etc.**.  Als  posthumes  Werk  erschien  1739  in  4.:  jyVan  de  ziektena 
der  beehdereriy  tnsonderheä  van  de  Rachitis"  (Leyden). 

Vgl.  Fr.  C.  Naegele,  Bas  weibliche  Becken.  Karlsruhe  1825,  4.  Enthält  biogra- 
phische Notizen.  Ausführliche  Daten  finden  sich  in  Siebold's  Gesch.  der  Geburtsh.  Bd.  II, 
pag. 465  u.  ff.,  und  namentlich  bei  Kiestra  in  Ali  Cohen,  Nieuw  prakt.  Tijdschrift  1849, 
119, 315  und  Tijdschrift  der  Maatschappij  ter  bevord.  der  Geneeskunde.  1853,  IV,  2 ;  1854,  V,  2, 
164.  —  Banga,  pag.  736  u.  ff.,  B.  Wartena,  Het  leven  van  H.  v.  Deventer.  Amst.  1882. 

C.  E.  Daniels.  ~  Kleinwächter. 

Devergie,  Marie  Nicolas  D.  (auch  Devergie  ain6),  Professor  der 
Anatomie  nnd  Chirurgie,  Demonstrateur  im  Hospital  Val-de-6räce  in  Paris,  Ritter 
der  Ehrenlegion,  Mitglied  vieler  gelehrten  Gesellschaften,  wurde  im  Jahre  1811 
mit  „Observationes  medico  -  chirurgicae  super  lue  vener ea  complicata"  (in  4., 
pag.  26)  Doctor  in  Göttingen,  darauf  in  Paris.  Schriftstellerisch  machte  er  sich 
nur  als  Syphilograph  bemerkbar ;    als   solcher   zählte   er  jedoch ,    allerdings   blos 


174  DEVERGIE.  —  DEVILLE. 

während  der  Zeit  des  ärgsten  Verfalles  dieser  Doctrin,  zu  den  Hervorragendsten. 
Mit  einigen  kleinen  Schriften,  welche  von  1812  bis  1836  erschienen  sind,  kämpfte 
er  gegen  den  damaligen  Gebrauch,  eigentlich  Missbrauch,  des  Quecksilbers.  Von 
seinen  übrigen  Werken  ist  nur  die  in  Gemeinschaft  mit  Babd,  Cullerier  Onkel 
und  Neflfe,  Deseuelles  und  Gama  herausgegebene  „Clinique  de  la  maladie 
HyphiUtique''  (Paris  1826—1831,  4.,  II,  pp.  274,  290  [Dasselbe  Brüssel  1837, 
4.,  pag.  375]  sammt  „Atlas",  Paris  1833,  fol.  mit  126  colorirten  Tafeln)  das  erste 
grössere  Bilderwerk  über  diese  Krankheiten,  erwähnenswerth.  Die  Erkrankungen 
der  Eingeweide,  des  Gewiss-  und  Nervensystems  und  der  Sinnesorgane  waren  D., 
wie  der  weitaus  meisten  Syphilographen  jener  traurigen  Periode,  völlig  unbekannt; 
auch  knüpft  sich  an  seinen  Namen  keine  sonstige  wissenschaftliche  That  von 
bleibender  Bedeutung.  J.  K.  Proksch. 

Devergie,  Marie-Guillaume-Alj;>honse  D.,  wurde  am  15.  Febmur 
1798  zu  Paris  geboren  und  starb  daselbst  am  2.  October  1879.  Er  wird  mit 
Recht  in  Frankreich  als  einer  der  Begründer  der  gerichtlichen  Medicin  angesehen 
und  vereinigte  sich  Ende  der  Zwanziger-Jahre  mit  Andbal,  Esquirol,  Lecret, 
Orfila  u.  A.  zur  Herausgabe  der  „Annales  d'hygiöne  et  de  mödecine  legale", 
aus  deren  Redactions-Comit^  er  erst  mit  seinem  Tode  schied.  Er  war  vielleicht 
der  fruchtbarste  Mitarbeiter  an  diesem  Organ  neben  seiner  Thätigkeit  an  den 
Hospitälern  Bicetre,  St.  Antoine  und  St.  Louis^  die  er  bis  zu  seinem  65.  Lebensjahre 
innehatte.  Daneben  war  er  unermüdlich  schriftstellerisch  thätig ;  seine  „MSdecnie 
legale,  theorique  et  pratique^  erschien  in  erster  Auflage  1835  (2.  Aufl.  Paris 
1840;  3.  Aufl.  Daselbst  1852).  Neben  diesem  Werke  wird  der  ^TraiU pratique 
des  maladies  de  la  peau"  (Paris  1854,  1857)  am  häufigsten  genannt.  Obwohl 
auf  seinem  Wissensgebiet  sehr  anerkannt,  glückte  es  D.  doch  nicht,  den  Lehrstuhl 
der  gerichtlichen  Medicin  an  der  Pariser  Facultät  zu  erhalten,  da  er  bei  Collard's 
Tode  (1826)  noch  gesetzlich  zu  jung  war  und  1861  (als  Tardieu  auf  Adelon 
folgte)  bereits  zu  alt  erschien.  Red. 

Devöze,  Jean  D.,  französischer  Arzt,  geboren  1753  in  Rabartens,  gestorben 
1825  in  Fontainebleau ,  prakticirte  viele  Jahre  in  San  Domingo  und  ist  vorzugs- 
weise bekannt  durch  seine  Monographie  über  das  Gelbfieber:  „TrattS  de  lafihre 
jaiine"  (Paris  1820),  in  der  er  seine  reichen,  an  Ort  und  Stelle  gemachten  Er- 
fahrungen über  die  genannte  Krankheit  niederlegte;  er  stellte  die  Behauptung 
auf,  dass  das  Gelbfieber  nicht  contagiös  sei  und  vertrat  diese  Ansicht  auch  noch 
in  einer  akademischen  Publication:  „Mimoire  sur  la  questwn:  la  fihvre  jaune 
est-elle  corUagieuse?^  (1819).  Unger. 

Deville,  Amä.d6e  D. ,  dessen  Geburt^'ahr  in  den  unten  genannten 
Biographien  nicht  angegeben  ist  und  der  am  20.  August  1879  im  Irrenhause  zu 
Jvry  nach  17jährigem  Aufenthalte  daselbst  starb,  begann  seine  Oarri^re  unter 
glänzenden  Auspicien,  brachte  es  indessen  nur  bis  zum  Prosecteur  des  höpitaux, 
wozu  er  1846  ernannt  wurde.  Zwei  weitere  Goncurse  missglückten  ihm,  und  1851 
wurde  er  ein  Opfer  des  Staatsstreiches  und  zur  Deportation  nach  Caye^ne  ver- 
urtheilt.  Diese  Sentenz  wurde  in  einfache  Ausweisung  umgeändert,  als  es  D. 
geglückt  war,  das  Deportationsschiff  gelegentlich  eines  Sturmes  in  Brest  zu  ver- 
lassen. Er  lebte  dann  mehrere  Jahre  in  London,  rieb  sich  hier  bei  wissenschaftlichen 
Arbeiten  fast  auf  und  publicirte  unter  Anderem:  „Coup  d'oeil  sur  la  Chirurgie 
anglatse»  Des  hemies  crurales^  (Paris  1853)  —  „Revue  clinique  des  hdpitaux 
anglais^  —  „MSmoire  relatif  aux  hemies  du  testicle^.  Nach  Verdriesslieh- 
keiten  mit  der  Administration  des  Guy's  Hospital  legte  er  sich  dann  ganz  auf  die 
Praxis ,  erwarb  enormes  Vermögen ,  endete  aber  sein  eigentliches  thätiges  Leben 
bereits  1861,  als  ein  heftiger  Anfall  von  Verfolgungswahn  ihn  dem  obenlgenanuteu 
Asyl  zuzuführen  zwang. 

Gaz.  hebdomad.  de  Paris  1879,  XVI.  —  Progr6s  m6d.  1879,  XII.  —  Lancet,  1879,  H. 

Red. 


J 


DEVILLIERS.  —  DEYBER.  175 

Devilliers,  s.  db  Villibrs. 

Dewar,  Henry  D.,  Schotte,  geboren  um  1780,  Dr.  Edinb.  1804,  als 
Militärarzt  im  ägyptischen  Feldzuge  thätig  (1801),  dann  Arzt  zu  Edinburg  und 
1860  noch  am  Leben ,  schrieb  über  Durchfall  und  Ruhr  während  jenes  Feldzuges 
(London  1803)  und  über  ägyptische  Augenentzündung  (Edinburg  1830).  Er 
beschäftigte  sich  ausserdem  mit  yerschiedenen  hygienischen  Objecten  und  chirurgischen 
Thmen  im  Edinb.  med.  and  surg.  Joum.  1817,  1821,  1828,  1836  und  in  Lond. 
med.  and  Chirurg,  transact.  1816. 

Hahn  bei  Bechambre.  Bed. 

Dewees,  William-P.  D.,  aus  Pennsylvanien,  1767 — 1841,  prakticirte 
zuerst  in  Abington,  dann  —  seit  1796  —  in  Philadelphia,  in  Philipsburg  und 
wiederum  in  Philadelphia,  wo  er  1826  zum  Prof.  extraord.  und  1834  zum  Titular- 
professor  der  Geburtshilfe  ernannt  wurde.  Seine  geburtshilflichen  und  gynflkolo- 
gisehen  Mittheilungen  sind  sehr  zahlreich  und  stützen  sich  auf  eine  umfangreiche 
Casuistik.  Als  classisch  galt  eine  längere  Zeit  in  Amerika  sein  „Gompendtoua 
System  of  midwifery  etc."  (Philadelphia  1824,  1825  in  London  nachgedruckt; 
1826  daselbst  in  2.,  1828  in  3.  Aufl.).  Auch  „Ä  treatise  on  the  diseases  of 
females"  (Philadelphia  1826)  und  ^^A  treatise  on  ihe  physical  and  medical 
treatment  of  children"  (Daselbst  1825,  1826)  fanden  vielfache  Verbreitung. 

DureanbeiDechambre.  Red. 

Dewez,  Franz  OlivierD.  (de  Wez),  zu  Wien,  war  am  10.  September 
1735  zu  Luxemburg  geboren,  kam  frühzeitig  nach  Oesterreich,  studirte  in  Wien 
Medicin,  wurde  unter  Kaiser  Joseph  II.  Hofmedicus  und  war  von  1792 — 97 
Leibarzt  einer  Erzherzogin  in  Prag.  Er  hat  sich  besonders  durch  die  Uebersetzung 
von  griechischen  medicinischen  Classikem  einen  Namen  gemacht;  so  übersetzte  er 
vom  Abetaexjs  :  „  Von  den  Ursachen  und  Kennzeichen  rascher  und  languneriger 
Krankheiten*^  (4  Bücher,  Wien  1790)  und  „Heüart  der  raschen  und  lang- 
icierigen  Krankheiten";  femer:  „Hippokrates  von  der  Kunst,  oder  Schutz- 
Schrift  der  Heilkunst,  Aus  dem  Griechischen"  (Wien  1791;  2.  Aufl.  1802). 
Aasserdem  erschienen  von  ihm  viele  wissenschaftliche  Abhandlungen  in  den  medi-% 
einischen  Zeitschriften  jener  Zeit.  Er  war  Mitglied  der  medicinischen  Facultät, 
Deean  und  Procurator  der  vlämisohen  Nation  an  der  Wiener  Hochschule  und  starb 
am  14.  Februar  1814  zu  Schönbrunn,  wohin  er  sich,  nachdem  er  in  den  Ruhe- 
stand getreten,  zurückgezogen  hatte. 

V.  Wurzbach,  III,  pag.  274.  G. 

Dewhnrst,  Henry-William  D. ,  unbekannten  Lebensganges,  berühmt 
durch  sein  „Dictionary  of  anatomy  and physiologie"  (London  1827)  —  ^Impro- 
vement  of  anatomical  nomenclature"  (Lond.  med.  and  surg.  Joum.  1828)  und 
einiges  Gleichzeitige  über  medicinische  Ausbildung. 

Hahn  bei  Dechambre.  Red. 

Dexippns  (bei  Gellius  und  Plutarch:  Dioxippus),  aus  Kos,  Schüler  des 
Hippokrates,  um  390  v.  Chr.,  wurde  von  dem  Fürsten  der  Karier,  Hekatomnus, 
bei  der  Krankheit  seiner  Söhne  Mausolus  und  Pixodarus  zu  Rathe  gezogen. 
Er  lehrte,  dass  das  Getränk  trotz  der  Epiglottis  theilweise  in  die  Lunge  hinab- 
fliesse,  welche  der  Feuchtigkeit  zu  ihrer  Erhaltung  bedürfe.  Ausserdem  wird  erwähnt, 
dass  er  den  Fieberkranken  weder  Wein  noch  Wasser  zu  trinken  gestattete.  Er 
schrieb  nach  Süidas  über  Medicin  und  über  Prognosen  in  2  Büchern. 

Suidas  8.  h.  v.  —  Gell.,  XVII,  IL —  Galen,  I,  144.  Helmreich. 

Deyber,  FrauQois-Joseph  D.,  1803—1848,  aus  Bernwiller  (Haut- 
Rhin),  begann  in  Strassburg  Theologie  zu  studiren,  wandte  sich  indess  aus  Neigung 
der  Medicin  zu  und  wurde  Doctor  derselben  1 828.  Er  prakticirte  dann  von  1830  bis 
zu  seinem  an  Pustula  maligna  erfolgten  Tode  in  Strassburg  und  zeichnete  sich  durch 


176  DEYBER.  —  DIAZ. 

ein  ganz  besonderes  Erfindungsgenie  für  Instrumente  aus  (Sonden,  Specula,  Hemiotom, 
künstlicher  Blutegel  etc.).  Seine  These  „Sur  les  ßstules  urinaires  vaginales^ 
(Strassburg  1828)  wird  als  eine  ausgezeichnete  Monographie   heryorgehoben. 

Hahn  bei  Dechambre.  Bed. 

Deyman,  Joan  D.,  aus  Amsterdam,  wurde  1638  Student  in  Leyden,  doch 
promovirte  er  am  3.  September  1642  in  Angers  (Frankreich).  Er  übte  die  ärzt- 
liche Praxis  in  seinem  Geburtsorte  aus  und  wurde  1653,  als  Nicolaas  Tülp  zum 
Bürgermeister  ernannt  wurde,  an  dessen  Stelle  Praelector  anatomiae  bei  der  Chirur- 
gyns-Gild,  in  welcher  Würde  er  durch  Rembrandt  (1656)  auf  einem  nur  theüweise 
erhalten  gebliebenen  wunderschönen  Anatomiestück  porträtirt  ist.  1665  wurde  er 
erster  Arzt  am  ELrankenhause  und  starb  im  Jahre  1666.  q  g  Daniels. 

•  DezeimeriSy  Jean  Eugene  D.,  1799 — 1852,  trat  zuerst  mit  „Quelques 
r^ßexwns  sur  Vhistoire  de  la  medecine*^  (Paris  1832)  auf,  denen  er  „Lettres 
sur  Vhistoire  de  la  mSdecine  et  sur  la  nScessitS  de  cette  histoire,  suivies  des 
fragmens  historiqties''  (Daselbst  1838)  folgen  Hess.  Von  1837—1839  gab  D. 
die  „Experience,  Journal  de  m6d.  et  de  chir."  mit  heraus.  Seine  bedeutendste 
Leistung  ist  aber  jedenfalls  das  unter  Nr.  141  unseres  Quellenverzeichniases  ans- 
fnhrUch  erwähnte,  mit  Ollivieb  und  RAiOE-DELOEUiE  herausgegebene,  in  vieler 
Beziehung  vorzügliche  biblio-biographische  ^Dictionnaire  historique** ^  welches  in 
den  Jahren  1828 — 1839  zu  Paris  erschien. 

Arcb.  gön.  de  med.  1852.  Ked. 

DezoteuXy  Fran^ois  D. ,  aus  Boulogne-sur-mer ,  1724 — 1803,  studirte 
in  Besan^on  und  machte  sich  schon  früh  durch  seineu  Eifer  für  die  Inoculation 
der  Pocken  bemerkbar.  Seine  Militär-Carri^re  war  eine  sehr  schnelle,  da  er  schon 
in  jungen  Jahren  Garengeot  als  Chirurgien-major  des  Leibregimentes  succedirte, 
dann  Inspecteur  der  Militär-Hospitäler,  Arzt  des  Invalidenhauses  zu  Versailles  und 
endlich  consultirender  Chirurg  der  Armee  wurde.  Zweimal  war  D.  in  England 
und  bemühte  sich,  dortige  Erfahrungen  in  der  Auscultationstechnik  nutzbar  zu 
machen  und  zu  verbreiten.  Er  gründete  ausserdem  die  Chirurgenschule  des  Leib- 
'regimentes,  die  lange  Zeit  eine  erhebliche  Anzahl  tüchtiger  Chirurgen  ausbildete. 
Schriften:  ^ Pikees  justificatives  concemant  Vinoculaiion"  (Lons-le-Saunier  1765)  — 
„Traiti  hütorique  et  pratique  de  V inoculation^  (Paris  1801). 

Dict.  bist.  II.  *  Red. 

Dhavintari,  s.  Indische  Medicin,  indische  Aerzte. 

Diagoras,  ein  griechischer  Arzt,  von  dem  uns  nichts  weiter  bekannt  ist, 
als  dass  er  bei  Augen-  und  Ohrenkrankheiten  die  Anwendung  des  Opiums  verwarf 
und  zu  den  Autoren  gehört,  die  Plinius  in  seiner  Naturgeschichte  benützt  hat.  Ihn 
mit  dem  bekannten  Atheisten  Diagoras  von  Melos  zu  identificiren,  ist  unberechtigt 

Dioscor.,  IV,  65.  —  Plin.,  XX,  §.  198,  200.  Helmreich. 

Diannyöre,  Jean  D. ,  französischer  Arzt,  geboren  1701  in  Donjou 
(Bourbonnais),  gestorben  1782  in  Moulins  als  praktischer  Arzt  daselbst.  Schriften  : 
„Essai  sur  la  meüleure  manih'e  d^employer  les  vermifuges^  (Journal  de  mM., 
T.  IV)  —  „Considirations  sur  la  paralysie  des  eactrSmitis^  (Ibid.  T.  VII). 

Unger. 

Diaz  de  Isla,  RodrigoRuiz  D.  deJ.,  in  Baeza  zu  Ende  des  15.  oder 
Anfang  des  16.  Jahrhunderts  geboren,  galt  einst  den  heute  wohl  nur  mehr  sehr 
spärlich  vertreteneu  Anhängern  des  Glaubens  an  den  amerikanischen  Ursprung  der 
Syphilis  als  ein  Hauptzeuge.  Seine  Angaben  hierüber,  sowie  die  Behauptung,  dass 
die  Lues  „in  insula  illa  (Hispaniola)  ab  antiquissimis  temporibus'^  endemisch  sd, 
entbehren  jeweder  historischen  Stütze,  zudem  ist  seine  Schrift  voll  von  confuBem 
Zeug;  er  war,  um  nur  eine  einzige  von  seinen  Geistesblüthen  anzudeuten,  der 
einzige  Arzt,  welcher  syphilitischen  Kohl  gesehen  hatte,  der  durch  das  Aufhängen 


DIAZ.  —  DICKINSON.  177 

der  Wäsche  von  Luetiscben  in  den.  Gärten  erkrankt  war.  Seine  Schrift :  „  Tratado 
llamado  de  todos  loa  santos ,  contra  el  mal  aerpentino  venido  de  la  Isla 
espahola^  ist  in  Sevilla  1539,  Fol.  und  1542  in  4.  von  Andres  Bqrgos  edirt. 

Vgl.  Morejon,  II,  pag.  286 — 290.  —  Astruc,  Dö  morb.  vener.  II,  pag.  744.  — 
Girtanner,  IF,  pag.  64  und  III,  pag.  797 — 798  und  Finckenstein  Raphael,  Zur  Ge- 
schichte der  Syphilis.  Die  ältesten  spanischen  Nachrichten.  Breslau  1870,  8 ,  pag.  26 — 37. 

J.  K.  Proksch. 

Dibon,  Roger  D.,  französischer  Gardechimrg,  geboren  1627,  gestorben 
1777  in  Paris,  beschäftigte  sich  zumeist  mit  venerischen  Krankheiten,  worüber  er 
Mehreres  publicirte.  ünger. 

Dick,  Hermann  D.,  zu  Elingenmflnster  (bayerische  Pfalz),  Psychiater, 
war  am  25.  November  1814  zu  Speier  geboren,  studirte  von  1832 — 36,  absolvirte 
das  Biennium  practicum  theils  in  Frankenthal,  theils  in  Berlin,  erhielt  1849  eine 
Physicatsstelle  in  Hombach,  später  in  Landstuhl  und  wurde,  als  in  der  Pfalz  eine 
eigene  Irrenanstalt  zu  Klingenmünster  errichtet  werden  sollte,  zu  deren  Director 
erwählt.  Nach  einer  2jährigen  Studienreise  im  In-  und  Auslande  (1853 — 55), 
Aber  welche  er  die  mit  grosser  Sachkenntniss  und  Einsicht  geschriebenen  „Reise- 
skizzen  über  das  non-restraint-Systeni  in  englischen  und  die  Beseitigung  der 
Zellen  in  franzöaischen  Irrenanstalten'^  (Allgem.  Zeitschr.  für  Psychiatrie,  Bd.  XIII, 
1856)  erscheinen  Hess,  und  nach  weiteren  zwei  Jahren  konnte  er  endlich  1857 
die  Direction  der  neuen  Kreis-Irrenanstalt  antreten.  Obgleich  er  erst  spät  ^ur 
Psychiatrie  kam  und  für  ihn  der  Entschluss  nicht  leicht  gewesen  war,  eine 
gesicherte  Lebensstellung  aufzugeben  und  mit  einer  anderen  zu  vertauschen ,  so 
wurde  er,  da  er  auch  ein  vorzüglicher  Mensch  war,  ein  vortrefflicher  Director, 
von  dem  ein  Theil  seines  Geistes  auf  seine  Umgebung  überging  und  dessen  Eigen- 
art er  der  ganzen  Anstalt  aufprägte,  die  sich  in  der  That  mit  seinem  Namen 
identificirte.  Die  bayerische  Regierung  erkannte  seine  Bestrebungen  dnrch  Ver- 
leihung des  Hofrathstitels  an.    Er  starb  an  einem  Herzleiden  am  22.  Februar  1879. 

Pelman   in  Allgem.  Zeitschr.  für  Psychiatrie.  1880.  Bd.  XXXVI,  pag.  504. 

G. 

Dlckinson,  Edmund  I).,  zu  Appleton  (Becks)  1621  geboren,  zuerst  in 
Oxford  philosophischen  Studien  ergeben,  begann  Medicin  zu  treiben  von  1649  ab 
und  erlangte  1656  das  medicinische  Doctorat.  Er  hatte  dann  längere  Zeit  ein 
philosophisches  Lehramt  am  Merton's  College,  wobei  er  sich  besonders  mit  Chemie 
beschäftigte,  entsagte  aber  dieser  Stellung,  um  in  London  medicinische  Praxis  zu 
treiben.  Als  Willis  (s.  diesen)  1684  starb,  trat  D.  an  seinen  Platz  und  zog  sehr  bald 
die  Aufmerksamkeit  des  Comte  d'Arlington  auf  sich,  der  ihn  Karl  IL  empfahl. 
Die  Neigungen  des  Königs  begegneten  sich  mit  denen  des  neuen  Leibarztes  in  der 
Vorliebe  für  Chemie.  Unklar  sind  D.'s  Beziehungen  zu  Mündanus  (s.  diesen)  der 
sich  grosse  Mühe  gab,  ihn  für  alchymistische  Beschäftigungen  zu  gewinnen,  jedoch 
allem  Ansehen  nach  nur  mit  ganz  vorübergehendem  Erfolg.  Die  Vertreibung 
Jak  ob's  IL  war  fttr  D.  der  Anlass,  sich  vom  Hofe  zurückzuziehen.  Er  widmete 
sich  ganz  literarischen  Arbeiten  und  starb  1707.  —  Sein  Hauptwerk  ist:  „Physica 
vetua  et  vera  stoe  tractatua  de  naturali  vamtate  kexoemeri  Mosaia  etc,^  (London 
1702;  Rotterdam  1703;  Hamburg  1705).  Neben  den  Briefen  an  Mündanus  ist 
dann  noch  bemerkenswerth  die  „Epistola  de  quinta  essentia  pMlosophoruin  et 
de  vera  phyaiologia"  (Oxford  1686,  1705),  während  die  „Parabola  philosopMca^ 
wahrscheinlich  garnicht  aus  seiner  Feder  sind. 

Biogr.  m6d.  III.  Red. 

* DickillSOll,  William  HowshipD.,  der  sich  von  1858  ab  medicinisch 
ausbildete  und  1862  Dr.  med.  wurde,  machte  zunächst  eine  Assistentenzeit  am 
St.  Georg's  Hospital  in  London  durch  und  wurde  dann  1865  F.  R.  C.  P.  Lond.  Er 
wirkte  am  Kinderhospital  in  der  Ormond-Str.  und  publicirte  speciell  auf  Themata  der 
inneren  Medicin  bezügliche  Arbeiten,  so:  „Treatise  on  diabetes"  (London  1874)  — 
Biogr.  Lexikon.  IL  1^ 


178  DICKINSON.  —  DICKSON. 

„The  pathology  and  treatment  of  albuminuria^  (Daselbst  in  2.  Aufl.  1876), 
ferner  eine  grosse  Reihe  von  Aufsätzen  in  den  Med.-chir.  transact.,  unter  denen 
die  über  Rheumatismus  (Jahrg.  1862),  intermittirende  Hämaturie  (1865),  amyloide 
Infiltration  (1865),  Tetanus  (1868),  Rhachitis  (1869),  disseminirte  Niereneiterang 
(1873)  und  Chorea  (1876)  namentlich  hervorgehoben  sein  mögen.  Ausser  in  den 
Berichten  des  St.  Georg's  Hospitals  und  in  der  Med.-Chir.  Review  hat  D.  dann 
noch  an  dem  Artikel:  „Influence  of  cold  wpon  the  circulation"  (Brown-Sequard's 
Journ.,  Paris)  mitgearbeitet.  ^^^ 

Dickson.  Den  Namen  D.  führt  eine  grössere  Reihe  amerikanischer  und 
englischer  Mcdiciner,  unter  denen  von  mehr  zurücktretender  Bedeutung  sind: 
Robort  D.,  zu  EdinburgDr.  med.  1826,  der  ausser  seiner  These  über  Schwindsucht 
nur  ,,^  lecture  on  the  dry  rot  etc,"  (London  1837)  und  kleinere  Beiträge  schrieb.  — 
Samuel  D.,  Dr.  med.  1833  zu  Glasgow,  vorher  Marinearzt,  nachher  in  Cheltenham 
ansässig,  von  dem  wir  eine  grössere  Schrift  „On  the  epideinic  cholera  and  other 
prevalent  diseases  of  Inditt*'  (Edinburg  und  London  1832)  und  kleinere  Beiträge 
haben.  —  Stephen  D. ,  Dr.  med.  Edinburg  1783,  zu  Dublin  State  physician 
und  Professor  am  Trinity  College,  der  über  Pemphigus  (Transact  of  the  Irish 
Acad.  1787)  und  verschiedenes  Nichtmedicinisehes  schrieb.  —  Dagegen  sind  von 
hervorragender  Bedeutung:  Thomas  D. ,  aus  Dumfrie«,  1726 — 1784,  der,  in 
Edinburg  und  Leyden  ausgebildet,  von  letzterer  Universität  diplomirt  wurde  und 
Arzt  am  London  Hospital  seit  1759  war.  Er  galt  als  grosser  Kenner  des  Griechischen 
und  schrieb  einige  umfangreiche  Werke,  so:  „Treatise  on  blood-lettmg  etc."^ 
(London  1765)  —  „Observations  of  the  eure  of  haenioptoe  etc.^  (Med.  Observ. 
and  inquiries  1771)  und  in  demselben  Journal  mehreres  Casuistische.  —  Der 
Amerikaner  Samuel-Henri  D.  wurde  in  Charleston  (Stidcarolina)  im  September 
1798  geboren,  fing  1817  während  einer  Gelbfieberepidemie  eine  praktische  Lauf  bahn 
an,  frequentirte  dann  jedoch  noch  einmal  die  Universität  von  Pennsylvanien  und 
wurde  1819  promovirt.  Zuerst  in  Charleston  bei  C.  H.  Glower  Assistent,  begann 
er  1823  eigene  praktische  Curso  über  Pathologie  und  Physiologie  und  gründete 
mit  Ramsay  und  Frost  das  Medical-College  (1824).  Hier  wirkte  er  alsdann  bis 
1847,  wo  man  ihn  nach  New  York  berief.  Nach  3  Jahren  kehrte  er  auf  besonderes 
Drängen  seiner  Landsleute  nach  Charleston  zurück,  trieb  bis  1858  dort  Consul- 
tationspraxis  und  ging  in  diesem  genannton  Jahre  an  das  Jefferson  Medical-College 
nach  Philadelphia,  um  noch  14  Jahre  bis  zu  seinem  1872  erfolgten  Tode  dort 
thätig  zu  sein.  Der  gross te  Theil  seiner  Arbeiten  erschien  in  der  „Southern  quarterly 
review"  von  Charleston;  andere  in  „Chapman's  Phil,  journ."  —  so  über  Gelbfieber 
in  Charleston  1817,  über  Gelbfieber  im  Allgemeinen  1827,  ferner  im  Amer.  Journ. 
of  med.  sc.  Arbeiten  über  Dengue  (1828),  über  Hitzschlag  (1829).  —  Als  eigene 
Monographien:  „Outlines  of  lectures  wpon  the  theory  and  practice  of  medecine^  — 
„Elements  of  pathology  and  praxis  etc.^  —  James  Hamilton  D.,  Marinearzt, 
später  Arzt  in  Bristol,  Arzt  der  Dispensary  zu  Clifton,  Inspecteur  des  Marine- 
sanitätswesens (auch  Arzt  des  Hospitals  zu  Plymouth  nach  Callisex),  der  1840 
noch  am  Leben  war.  Er  Hess  erscheinen:  „On  the  prevalence  of  fever  in  varioun 
jparts  of  the  united  hing  dorn  and  on  the  eminent  Utility  of  houses  of  recovery*^ 
(Bristol  1819).  Femer  in  Edinb.  med.  and  surg.  Journ.  1808 — 1823  viele  Arbeiten 
über  Gelbfieber,  Pemphigus  und  andere  Ej-ankheiten  der  Neugeborenen,  den  Aderlass, 
Erysipelas,  Chinin  etc.  —  endlich  in  der  Medico-chir.  transact.  1816 — 1818  einige 
Aufsätze  über  Tetanus.  —  J.Thompson  D.,  Psychiater,  1841 — 1874,  der,  am 
Guy*s  Hospital  ausgebildet,  M.  R.  C.  P.  1868,  an  der  genannten  Anstalt  mit  einem 
Curs  der  Geisteskrankheiten  beauftragt  wurde  und  besonders  Aufsehen  erregte 
durch    sein  Werk:    „On    matter    and  force    in  relation  to  mental  and  cerebral 

phenomena    ( )    und    eine    Anzahl    geistreicher    Aufsätze    in    der    Lancet 

(1870 — 1874),  deren  Fortsetzung  sein  Tod  unterbrach.  ß^j 


DICKSON.  —  DIEFFENBACH.  179 

*Dickson,  Walter  D. ,  wurde  zu  Edinburg  1841  promovirt,  nachdem 
er  dort,  sowie  in  London  und  in  Paris,  seine  Studien  vollendet  hatte.  Er  trat  al« 
Arzt  bei  der  Marine  ein  und  wurde  zum  Staff  Surgeon  1848  ernannt.  Auf  langen 
Expeditionen  in  Westindien,  Ostindien,  China,  zum  Theil  auch  während  der  dort 
geführten  Kriege,  sowie  im  Krimkriege  thätig,  zeichnete  sich  D.  vielfach  au^  und 
beschrieb  die  Reisen  des  Schiffes  „Chesapeake" ,  die  antarktische  Expedition  der 
„Pagoda",  veröffentlichte  ^Oontn'butions  to  antarctic  meteorology^  (1846), 
statistische  Gesundheitsberichte  (1862—1881),  über  Syphilis  in  der  Flotte  (Tränet, 
of  the  epid.  soc.  1864),  über  Skorbut  in  der  Handelsmarine  (1866),  sowie  „On 
kenlth  of  merchant  seanien'*   (Lancet  1866,   1867,   1868).  Red. 

*Diday,  Paul  U. ,  Ex-chirurgien  en  chef  de  TAntiquaille  (Höpital  des 
v6nerien8  de  Lyon),  ist  einer  der  bekanntesten  und  schreibseligsten  Syphilidologen 
Frankreichs  in  der  Jetztzeit.  Nach  dem  vierten  Decennium  bis  herein  in  die  aller- 
jüngsten  Tage  werden  wohl  nur  wenige  Jahre  vergangen  sein,  in  denen  D.  nicht 
mit  mindestens  einem  Artikel  oder  einer  Monographie  in  die  zeitweilig  gangbaren 
Fragen  eingegriffen  hätte.  Seine  umfUnglichsten  Schriften  sind:  „TraitS  de  la 
Syphilis  des  nouveau-nSs  et  des  enfants  a  la  mamelle^  (Paris  1854,  8.,  p.  378 
[auch  in  englischen  und  italienischen  Uebersetzungen])  —  „Exposition  critiqiie  et 
pratique  des  nouvelles  doctrines  sur  la  syphilis ,  suivie  d'une  Stade  sur  de 
nouveaux  moyens  preservatifs  des  maladies  vSnSriennes*^  (Paris,  Londres  et 
New  York  1858,  8.,  p.  560j  —  „Histoire  naturelle  de  la  syphilis,  legons  pro- 
fess^s  a  r^cole  pratique  de  la  faculti  de  mSdecine  de  Paris  en  mars  1863^ 
(Paris  1863,  8.,  p.  276)  —  ^rTh^rapeutique  des  maladies  veneriennes  et  des 
maladies  cutanees"  (Paris  1876,  8.,  p.  887 ;  diese  in  Gemeinschaft  mit  A.  DoYON 
verfasst).  Ausserdem  gründete  1).  die  „Gazette  m^dicale  de  Lyon"  und  gab  mit 
J.  Rollet  da«  „Annuaire  de  la  Syphilis  et  des  maladies  de  la  peau"  (Paris  et 
Lyon  1859,  8.,  p.  400)  heraus,  von  welch*  letzterem  jedoch  nur  ein  Jahrgang 
CTRchien.  Seine  übrigen  dermatologischen  und  chirurgischen  Arbeiten  finden  sich 
im  index  medicus,  den  CANSTATT'schen  Jahresberichten  sammt  Folge  und  Schmidt's 
Jahrbüchern,  die  biographischen  und  historischen  bei  Pauly  verzeichnet. 

J.  K.  Proksch. 

Didelot,  Nicolas  D.,  aus  Bry^res  (Lorraine),  wurde,  als  Chirurg  in 
Remiremont  ansässig,  zum  ersten  Chirurgen  des  Königs  von  Polen  ernannt  und 
starb  1790.  Seine  Schriften  sind  mehr  populär  gehalten,  so  der:  „Avis  aux  gens 
de  la  campagne  on  traitd  des  maladies  lejt  plus  commune^"  (Nancy  1772)  — 
ffPr^cts  des  maladies  chroniques  et  aigues  etc."  (2  Bde.,  Nancy  1774)  —  n^n- 
stnicticm  pour  les  sages  femmes  etc.  "^  (Daselbst  ohne  Datum)  und  Badeschriften. 

Cherean  bei  Dechambre.  Red. 

*Dldiot,  Pierre- Auguste  D.,  ist  erwähnenswerth  w^egen  seines  sehr 
umfangreichen  „Code  des  officiers  de  saute  de  Vannee  de  terre"  (Paris  1863). 
Er  beschrieb  ferner  die  Expedition  in  Cochinchina  im  Jahre  1861 — 62  (Paris  1865) 
imd  die  1865er  Choleraepidemie  in  Marseille  (Daselbst  1866).  Hieran  knüpften 
«eh  weitere  Cholerastudien  an,  die  in  Paris  und  Marseille  1866  herauskamen  und 
im  gleichen  Jahre  erschien  auch  die  Schrift:  „La  guerre  contemporaine  et  le  Ser- 
vice de  sanie  des  annSes  etc.".  —  Der  diesjährige  Almanach  de  med.  bezeichnet 
D.,  dessen  Lebensumstände  im  üebrigen  nicht  zu  eruiren  waren,  als  Med.  inspecteur 
und  als  Directeur  de  Tecole  du  Val-de-Gräce.  ^^^^ 

Dieffenbaoh,  Johann  Friedrich  D.,  zu  Berlin,  sehr  berühmter  Chirurg, 
war  am  I.Februar  1792*)  zu  Königsberg  i.  Pr.  geboren,  kam,  frühzeitig  seines 

*)  Als  Geburtstag  wird  von  Hirsch  und  von  Rohlfs  der  1.  Februar  1794,  in  den 
Acten  der  Berliner  Universität  der  2.  Februar  1795  angegeben ;  der  obige  Tag  ist  jedoch  der 
richtige  nnd  ans  den  Taufregistern  der  evang.  .Sackheimer  Kirche  zu  Königsberg  i.  Pr.  fest- 
gestellt worden. 

12* 


180       •  DIEFFENBACH. 

Vaters  beraubt,  nach  Rostock,  der  Heimat  seiner  Mutter,  studirte  von  1812  an 
daselbst  und  in  Greifswald .  Theologie ,  machte  den  Krieg  von  1813 — 14  als  frei- 
williger reitender  Jäger  mit  und  wandte  sich  später  der  Medicin  zu,  die  er  in 
Königsberg  von  1816 — 20  studirte,  indem  er  sich  besonders  für  Anatomie  und 
Chirurgie  interessirte ,  sich  hier  bereits  mit  Transplantationsversuchen  mit  Haaren 
und  Federn  beschäftigte  und  auch  schon  seine  ersten  Operationen  machte,  tiber- 
haupt  ein  ausgesprochenes  mechanisches  Talent  zu  erkennen  gab.  Obgleich  er 
eine  Anstellung  als  Prosector  der  Universität  erhalten  hatte,  verliesa  er  in  Folge 
eines  unglücklichen  Liebesverhältnisses  1820  Königsberg  und  ging  nach  Bonn,  wo 
er  vorzugsweise  an  Phil.  v.  Walther  sich  anschloss,  auf  dessen  Empfehlung  er, 
nach  l^/gjährigera  Aufenthalte  in  Bonn,  eine  russische  kranke  Dame  als  Arzt  nach 
Paris  begleitete,  wodurch  ihm  während  eines  6monatlichen  Zeitraumes  Gelegenheit 
wurde,  die  dortigen  Celebritäten  (Dupi:ytren,  Boyer,  Larrey,  Magexdie)  kennen 
zu  lernen.  Er  besuchte  auch  Montpellier  und  einige  Monate  lang  die  Kliniken  von 
Delpech  und  Lallemand  daselbst,  kehrte  aber  1822  nach  Deutschland  zurück, 
um  in  Wtlrzburg  mit  der  Diss. :  „Nonnulln  de  regen**ratione  et  transplantattone^ 
Doctor  zu  werden.  1823  Hess  er  sich  als  Arzt  in  Berlin  nieder,  zu  einer  Zeit, 
wo  nach  den  Mittheilungen  Carptje's  über  die  seit  Jahrtausenden  in  Indien  geübten 
plastischen  Operationen«,  namentlich  die  Khinoplastik ,  C.  F.  v.  Grabfr  denselben 
ebenfalls  sein  vollstes  Interesse  zuzuwenden  begonnen  und  dieselben  in  die  deutsche 
Chirurgie  eingeführt  hatte.  Hier  fand  D.  also  ein  bereits  vorbereitetes  Feld,  auf 
dem  er  eine  seinen  Neigungen  und  seinen  Talenten  entsprechende  Thätigkeit  ent- 
wickeln konnte,  die  ihn  dahin  geführt  hat,  der  Vater  der  plastischen  Chirurgie  m 
werden.  Es  gelang  ihm  ziemlich  bald,  sich  neben  den  beiden,  die  Chirurgie  in 
Berlin  beherrschenden  Korj^phäen,  Graefe  und  RüST,  Geltung  zu  verschaffen, 
namentlich  da,  wo  es  sich  nicht  um  verstümmelnde,  sondern  wiederherstellende 
Operationen  handelte.  Er  setzte  seine  Transplantationsversuche,  namentlich  mit 
der  Ueberpflanzung  völlig  getrennter  Hautstücke,  in  Berlin  fort  (GRAfcFE  und 
Walther's  Joum.  1824),  publicirte  dann  auch  Mittheilungen  über  die  damals  ebenfalls 
erst  seit  wenigen  Jahren  bekannte  Gaumennaht  (RusT'a  und  Casper's  Repertoriuro 
1826;  Hkcker,  Litt.  Annalen  1826,  27,  28;  RusT*8  Magazin  1829),  nachdem  er 
bereits  1826  die  Schrift  des  Erfinders  der  Gaumennaht,  Ph.  Jos.  Roüx,  „Ueber 
Staphylorrhaphie",  übersetzt  hatte.  Im  Jahre  1827  (Hecker's  Annalen)  machte  er 
seine  Benutzung  der  Karlsbader  Insectennadeln  bei  der  umschlungenen  Naht,  die 
ihm  die  operative  Chirurgie  seit  jener  Zeit  zu  danken  hat,  bekannt,  beschrieb  eine 
neue  Methode  der  Lippenbildung  (Cheiloplastik)  (Rost's  Magazin  1827)  und  gab 
1828  (Ebendas.)  seinen  ersten  Bericht:  „Ueber  eine  neue  und  leichte  Art  der 
Wiederherstellung  der  eingefallenen  Nasen  aus  den  Iriimmem  der  alten^  und 
1830  (Ebendas.)  Nachricht  über  eine  „Neue  Heilmethode  des  Ectropium**,  Eine 
Zusammenfassung  seiner  sämnitlichen  Leistungen  und  Erfindungen  auf  dem  Gebiete 
der  plastischen  Chirui^e ,  als  deren  Schöpfer,  wie  gesagt,  er  bezeichnet  werden 
muss,  da  er  es  war,  der  für  dieselbe  bestimmte  Normen  und  Principien  aufstellte 
und  fOr  alle  in  Frage  kommenden  Zustände  gewisse  Operationstypen  ausgab, 
bieten  seine  „  Chirurgische  Erfahrungen ,  besonders  über  die  Wiederherstellung 
zerstörter  Tlieile  des  menschlichen  Körpers  nach  neuen  Methoden^  (4  Abthlgn., 
Berlin  1829 — 34,  m.  27  Abbild.;  engl,  üebers.  von  John  Stevenson  Büchnan, 
London  1833) ,  in  welchen  er  nicht  nur  über  die  bereits  genannten  plastischen 
Operationen ,  sondern  auch  über  die  von  ihm  an  der  Harnröhre ,  dem  Perineum, 
den  Augenlidern ,  dem  Gesichte  u.  s.  w.  ausgeführten  Piastiken  berichtete.  In 
derselben  Zeit  erschien  von  ihm  ein  anderer,  seine  Leistungen  resumirender  Artikel : 
„Chirurgia  curtorum^  in  Rust's  Handbuch  der  Chirurgie  (Bd.  IV,  1831),  derselbe 
auch  u.  d.  T.:  y,  Ueber  den  organischen  Ersatz*"  (Berlin  1831;  2.  Aufl.  1838) 
separat.  Spätere  Arbeiten  auf  dem  Gebiete  der  organischen  Plastik  betrafen  noch 
die  Heilung  des  künstlichen  Afters  (Casper's  Wochenschr.  1834),  der  Hamröhren- 
fisteln  (Hamburger  Zeitschr.   1836),  der  Blasenscheidenfisteln  und  des  Dammrisses 


DIEFPENßACH.  181 

(Preuss.  Vereinszeitung  1836,  37).  —  Daneben  hatte  er,  vom  Beginne  seiner  chirur- 
gischen Thätigkeit  an,  Mittheilungen  gemacht  über  eine  Mastdarmverletzung  (1826), 
Aber  Afterverschluss  (1826),  über  den  Schnitt  bei  Harnröhrenstricturen  (1826), 
fiber  das  Abschneiden  der  Unterbindungsfäden  nahe  am  Knoten  (1827),  über  einen 
Fall  von  Exarticnlation  des  Oberschenkels  (1827),  über  zwei  Fälle  von  Eierstocks- 
exstirpation  (1827).  Dazu  kam  eine  Schrift:  „Die  'Transfusion  des  Blutes  und 
die  Infusion  der  Arzeneien  in  die  Blutgefässe y  u.  s.  w."  (Berlin  1828),  die 
auf  historische  Untersuchungen,  Thierexperimente  und  Beobachtungen  basirt  war 
und  bei  Gelegenheit  der  Berlin  heimsuchenden  Cholera-Epidemien  den  Anlass  abgab, 
dass  die  Bluttransfusion  von  D.  auch  bei  Cholerakranken,  wenn  auch  ohne  Erfolg, 
versucht  wurde,  worüber  die  vom  Institut  de  France  mit  einem  Preise  gekrönten 
„Physiologisch- chirurgische  Beobachtungen  an  Cholera- Kranken^  (Berlin  1833 ; 
2.  Aufl.  1834;  franz.  üebers.  Berlin  1835;  ital.  Uebers.  Pavia  1835)  berichteten. 
Anderweitige  in  dieselbe  Zeit  fallende  literarische  Leistungen  waren  die  Neu- 
bearbeitung der  IlRNCKEL-SXARK'schen  „Anleitung  zum  chirurgischen  Verbände^ 
(Berlin  lb29),  seine  „Anleitung  zur  Krankenwartung^  (Berlin  1832;  dänische 
Uebers.  von  C.  L.  E.  Whitte,  Kopenhagen  1833),  seine  Antheilnahme  an  der 
Redaction  der  Hamburger  Zeitnchr.  für  die  ges.  Medicin  (1836,  37),  eine  Anzahl 
von  ihm  verfasster  Artikel  in  RüSt's  Handb.  der  Chirurgie  und  in  dem  Encyclop. 
Wörterbuch  der  Berliner  med.  Facultät,  ein  Beitrag  zu  seines  Lehrers  Bürdach 
„Die  Physiologie  als  Erfahrungswissenschaft"  und  Vorreden  zu  H.  E.  Fhitze's  aki- 
urgischeu  Schriften  (1838,  43)  und  zu  Ed.  Zbis,  Handb.  der  plast  Chirurgie  (1838). 
In  I).*8  äusserer  Lebensstellung  war  insofern  auch  eine  Veränderung  eingetreten, 
als  er  1829  zum  dirigirenden  Arzte  der  chirurgischen  Abtheilung  des  Charit^- 
Krankenhauses  ernannt  worden  war,  woselbst  er,  nachdem  RusT  in  den  späteren 
Jahren  seines  Lebens  sehr  schwachsichtig  geworden  war,  in  dessen  Klinik  die 
meiKten  Operationen  ausführte,  während  er  1832  auch  Prof.  e.  o.  bei  der  Univer- 
sität gcfcrorden  war.  —  Hatte  D.  in  der  ersten  Hälfte  seiner  chirurgischen  Wirk- 
samkeit sein  Hauptinteresse  der  plastischen  Chirurgie  gewidmet,  so  wendete  er  in 
der  zweiten  auch  den  durch  Stromeyeb  in  die  Chirurgie  (1832)  eingeführten 
snbcutanen  Operationen  seine  vollste  Aufmerksamkeü;  und  sein  Erfindungstalent 
zu,  und  gebührt  ihm  das  unbestrittene  Verdienst,  nachdem  er  sich  1836  an  dem 
Falle  des  mit  einem  Klumpfusse  behafteten,  später  als  Orthopäden  selbst  so 
berühmt  gewordenen  Dr.  Little  aus  London  von  der  Wirksamkeit  des  Stro- 
URYBR'schen  Verfahrens  der  subcutanen  Tenotomie  und  orthopädischen  Nach- 
behandlung überzeugt  hatte,  mit  dem  ihm  eigenen  Eifer  auch  auf  diesen  Zweig 
der  operativen  Thätigkeit  sich  gelegt  und  zur  schnellen  und  allgemeinen  Verbreitung 
der  von  ihm  verbesserten  Operationsmethode  sehr  erheblich  beigetragen  zu  haben. 
Seine  Publicationen  auf  diesem  Felde  finden  sich  in  der  Preuss.  Vereinszeitung 
1838  und  in  Casper's  Wochenschr.  1839,  sowie  in  der  Monographie  „  lieber  die 
Durchschneidung  der  Sehnen  und  Muskeln"  (Berlin  1841,  mit  20  Taff.).  Nicht 
unerwähnt  wollen  wir  lassen,  dass  die  ausgedehnteste  Anwendung,  die  zu  jener 
Zeit  vorf  der  subcutanen  Tenotomie  gemacht  wurde,  auch  zu  einigen  chirurgischen 
Verirrungen  führte,  unter  denen  namentlich  „Die  Heilung  des  Stotterns  durch 
eine  neue  chirurgische  Operation  u.  s,  w,^  (Berlin  1841,  mit  4  Taff.;  engl, 
üebers.  von  Jos.  Tkavers,  London  1841),  bestehend  anfänglich  in  einer  sub- 
entanen  Myotomie  der  Zungenmuskeln,  später  in  der  Ausschneidung  eines  Keiles 
aus  der  Zunge,  zu  nennen  ist.  Eine  segensreiche  Erfindung  D.*8  aber  war  die 
Sehieloperation  (Preuss.  Vereinszeitung  1839,  40),  über  die  er  folgende,  von  dem 
Institut  de  France  mit  dem  MONTHYON-Preise  von  3000  Francs  bedachte  Schrift : 
nlleber  das  Schielen  und  die  Heilung  desselben  durch  die  Operation"  (Berlin 
1842,  mit  3  Taff.)  veröffentlichte  und  in  der  er  über  die  Resultate  von  1200  Schiel- 
operationen berichtete,  die  freilich,  bei  der  geringen  Aufmerksamkeit,  die  man  damals 
der  Nachbehandlung  und  dem  optischen  Effect  der  Operation  zuwendete,  bei 
Weitem  nicht  so  glänzend  waren,  als  in  der  später  eingetretenen  neuen  Aera  der 


182  DIEFFENBACH.  —  DIEMERBROECK. 

Ophthalmologie.  —  Noch  ehe  D.  die  durch  v.  Graefe's  Tod  1840  erledigte 
Professur  in  der  medicinisehen  Facultät  und  damit  die  Direction  der  chirurgischen 
Universitätsklinik  übernommen  hatte,  waren  über  seine  praktisch-klinischen  Leistungen 
in  der  Charite  zwei  Schriften  erschienen ,  von  C.  Tfl.  Meter  :  „  Vorträge  in  der 
chinirgischen  Klinik  der  königL  Charit^  zu  Berlin*^  (2  Lieif.,  Berlin  1840,  4.) 
und  Charles  Philipps  „i«  Chirurgie  de  M,  D ieffenbach*'  (1.  partie, 
Berlin  1840,  av.  4  pl.),  während  vorher,  bei  seinem  Aufenthalte  in  Paris  1836, 
die  dortigen  Zeitschriften  über  seine  in  den  Hospitälern  ausgeführten  Operationen 
viel  zu  berichten  gehabt  hatten  und  später  Gerhard  von  Breuning  über  seinen 
Aufenthalt  in  Wien  eine  eigene  Schrift:  „»A  F,  DieffenhacKs  chirurgische 
Leistungen  in  Wien.  Dargestellt  in  ihren  Erfolgen^  (Wien  1841)  herausgab. 
Zu  Ende  seiner  Laufbahn  hatte  er  noch  das  Glück,  die  segensreichste  Erfindung 
für  die  operative  Chirurgie,  nämlich  die  der  künstlichen  Anästhesie,  zu  erleb(»n, 
über  die  er  in  der  Brochüre;  ;,-Dc7'  Aether  gegen  den  Schmerz"  (Berlin  1847) 
seine  Erfahrungen  niederlegte.  Sein  chirurgisches  Testament  aber  bildet  das  von 
ihm  verfasste  Lehrbuch:  „Die  operative  Chirurgie"  (2  Bde.,  Leipzig  1845 — 48), 
dessen  2.  Band  erst  ein  Jahr  nach  seinem  Tode,  von  seinem'  Neffen  Dr.  Jdliüs 
Bt)HRiKG  herausgegeben,  erschien,  das  in  fesselndster  Sprache  seine  gesammten 
Leistungen  und  Erfahrungen  auf  dem  Gebiete  der  Chirurgie  zusammenfasst  und 
den  sehr  charakteristischen  Ausdruck  seines  ganzen  Strebens  und  Trachtens, 
Fühlens  und  Denkens  darstellt.  —  Eine  genial  angelegte  Natur,  von  grosser 
Schnelligkeit  und  Schärfe  der  Auffassung,  dabei  von  unzerstörbarer  Ruhe,  Besonnen- 
heit, Umsicht  und  Geistesgegenwart,  begabt  mit  einer  seltenen  manuellen  Geschick- 
lichkeit, musste  er  ein  Operateur  ersten  Ranges  sein,  für  den  die  Hand  das  voll- 
kommenste Instrument  war.  Hierdurch  auch  übte  er  auf  seine  klinischen  Zuhilrer, 
alt  und  jung,  einen  vollständigen  Zauber  aus,  da  seine  klinischen  Vorträge  weder 
durch  ihre  Tiefe,  noch  durch  ihre  Gelehrsamkeit  fesselten.  Ausserdem  verstand 
er  durch  seine  Liebenswürdigkeit  und  Humanität  die  Herzen  Aller,  der  Patienten, 
CoUcgen,  Schüler  für  sich  zu  gewinnen.  Wie  ein  Soldat  auf  dem  Schlachtfelde,  so 
starb  auch  er  mitten  in  seinem  Berufe,  in  seiner  Klinik,  eben  im  Begriff,  eine 
Operation  vorzunehmen,  am  11.  November  1847. 

A.  Hirsch  in  der  Allgem.  Deutschen  Biographie.  Bd.  V,  pag.  120.  —  Rohlfs, 
Deutsches  Archiv  für  die  Gesch.  der  Medicin.  Bd  VI,  1883,  pag.  452 ;  Bd.  VJI,  1884,  pag.  44.  — 
Callisen,  V,  pag   196;  XXVII,  pag.  287.  Gurlt. 

Diel,  August  Friedrich  Adrian  D.,  zu  Gladenbach  bei  Giessen  am 
4.  Februar  1756  geboren,  studirte  in  Giessen,  wo  er  1780  promovirt  wurde  und 
in  Strassburg.  Später  Stadtarzt  in  seinem  Geburtsorte,  dann  im  Nassauisehen  und 
seit  1790  Badearzt  in  Ems  bis  1830,  schrieb  er  allerlei  Landwirthschaftliches 
(Obstbau)  und  über  die  Emser  Bäder.  Er  war  auch  ein  sehr  fleissiger  Uebersetzer 
zahlreicher  englischer  und  französischer  Compendien  (die  in  der  unten  angegebenen 
Quelle  namhaft  gemacht  sind)  und  publicirte  viel  in  Balding£r's  Magazin  fBr 
Aerzte.  Sein  Tod  erfolgte  1833. 

Biogr.  m6d.  TIT.  Red. 

Diemerbroeck,  Ysbrand  vanD.,  im  Jahre  1609  zu  Montfoort  geboren, 
studirte  in  Leyden  und  promovirte  1627  zum  Doctor  medicinae  et  philosophiae 
in  Angers  (Frankreich).  Er  übte  die  ärztliche  Praxis  in  Nimwegen  aus  und  fand 
während  der  daselbst  1636  und  1637  sehr  stark  herrschenden  Pest  den  Anlas« 
zur  Herausgabe  der  „De  peste  libri  quatuor"  (Arnhem  1644,  Amsterdam  1645, 
1711,  Genf  1721),  worin  er  seine  über  diese  Seuche  gewonnenen  Erfahrungen 
auf  wissenschaftlicher  Weise  niederlegte.  J  649  wnrde  er  extraord.  Prof.  anatomiae 
et  medicinae  in  Utrecht  (Antrittsrede :  „De  rtducenda  ad  medicinam  chirurgia")f 
1651  Prof.  Ordinarius,  welche  Professur  er  bis  zu  seinem  Tode  1674  mit  gn)S9em 
Eifer  wahrgenommen  hat.  Seine  Hauptarbeit,  die  „Anatome  corporis  humnni*' 
(Utrecht  1672  und  verschiedene  Ausgaben  und  Uebersetzungen  in  Genua,  Padna, 
Lyon,  London),    durch  Haller  „Compendium  anatomes  et  physiologiae  integrum 


DIEMEBBROECK.  —  BIESING.  183 

com  plarima  controversiarum  excursione"  genannt,  ist  ein  wirklich  gutes  Buch 
mit  Tielen  originalen  Mittheilungen  auf  dem  Gebiete  der  physiologischen  Anatomie 
und  einigen  interessanten  chirurgischen  Beobachtungen.  Auch  die  durch  D.  1664 
veröffentlichten  „LHsputattones  practtcae  in  morbis  capitis y  thoracis  et  infimi  ven- 
tris*^  verdienen  geschätzt  zu  werden  als  Leitfaden  für  Vorlesungen  über  specielle 
Pathologie,  wofür  er  sie  bestimmt  hat.  Nach  seinem  Tode  sind  seine  „Opera  omnia^ 
(Utrecht  1685)  durch  seinen  Sohn  herausgegeben  worden.  q  £   Daniels 

Dierbacll ,  Johann  Heinrich  D.,  zu  Heidelberg ,  war  daselbst  am 
23.  März  1788  geboren,  widmete  sich  der  Pharmacie  und  begann  erst,  nachdem 
er  12  Jahre  lang  Apotheker  gewesen  und  sich  besonders  für  Botanik  interessirt 
hatte,  Medicin  zu  studiren.  1816  wurde  er  Doctor,  1817  Privatdocent  und  1820 
Prof.  e.  0.  in  der  medicinischen  Facultät,  indem  er  seit  1817  Materia  medica  in 
Verbindung  mit  der  Pharmakognosie  lehrte.  Er  schrieb  dafür:  ^Orundriss  der 
Beceptirknnst ,  zum  Gebrauche  bei  seinen  Vorlesungen  u,  s,  w,^  (Heidelberg 
1818)  und  gab  heraus  ein  y^Handbuch  der  medic-pharmac.  Botanik  u,  s,  w.^ 
(Ebendas.  1819).  Während  er  medicinische  Praxis  nicht  ausübte,  wendete  er  sich 
mehr  und  mehr  der  Botanik  zu,  hielt  Vorlesungen  über  ökonomisch-technische  und 
Forstbotanik  und  schrieb  eine  Reihe  von  botanischen,  hier  nicht  aufzuzählenden 
Schriften,  darunter  eine  Flora  von  Heidelberg  (1819,  1820),  über  essbare  Schwämme 
(1822)  tt.  s.  w.  Für  die  Medicin  von  besonderem  Interesse  waren:  „Die  Arznei- 
mittel des  Hippokrates,  oder  '  Versuck  einer  systematischen  Aufzählung  der  in 
allen  hippokratischen  Schriften  vorkommenden  Medicamente^  (Heidelberg  1 824)  — 
„Die  neuesten  Entdeckungen  in  der  Materia  medica.  Für  praktische  Aerzte 
geordnet,  u.  s.  w,^  (Heidelberg  und  Leipzig  1827,  28;  2.  Aull.,  .3  Bde., 
1837 — 47)  —  „Pharmakologische  Notizen,  für  prakt.  Aerzte  geordnet^  (J  834)  — 
„Synopsis  materiae  wedicae  oder  Versuch  einer  systematischen  Aufzählung  der 
gebräuchlichsten  Arzneimittel^  (1841).  Nach  P.  L.  Geiger's  Tode  besorgte  er 
die  2.  Auflage  von  dessen  „Pharmaceu tischer  Botanik");  auch  nahm  er  Antheil  an 
der  Bearbeitung  der  Pharmacopoea  Badensis.  Ausserdem  finden  sich  von  ihm  noch 
zahlreiche  Aufsätze  in  botanischen,  medicinischen  und  pharmaceutischen  Zeitschriften. 
Er  starb  am  11.  Mai  1845.  K.  Sprengel  hatte  eine  südamerikanische  Pflanze 
ans  der  Familie  der  Solaneen  nach  ihm  benannt. 

Neuer  Nekrolog  der  Deutschen.  Jahrg.  23,  1845,  I,  pag.  420.  —  Callisen,  V, 
pag.  204j  XXVII,  pag.  291.  ^ 

DiesiBg,  Karl  Moriz  D.,  zu  Wien,  berühmter  Helminthologe,  war  am 
16.  Juni  1800  zu  Krakau  geboren,  wurde  in  Lemberg  erzogen,  studirte  von 
1819  in  Wien  Medicin,  wurde  aber  gleichzeitig  immer  mächtiger  von  den  Natur- 
wissenschaften angezogen,  so  dass  er  schon  seit  1822  bei  der  helminthologischen 
Abtheilung  des  kaiserlichen  zoologischen  Cabinets,  unter  Leitung  JoH.  Gottfr. 
B&emsbr's,  unentgeltlich  Dienste  leistete.  Im  Jahre  1826  erlangte  er  die  medi- 
cinische Doctorwürde  mit  einer  pharmakologischen  Diss. ;  „De  nucis  vomicae 
principio  efficad*^ ,  wurde  Assistent  bei  der  Lehrkanzel  der  Botanik,  erhielt 
3  Jahre  später  eine  Anstellung  am  k.  k.  Naturaliencabinet  und  rückte  bis  1843 
in  die  Stelle  des  1.  Cnstos-Adjuncten  auf.  Niemand  war  für  eine  derartige  Stellung 
befähigter  als  er,  der  in  den  weiten  Oebieten  der  Botanik,  Mineralogie  und  Zoologie 
die  umfassendsten  Kenntnisse  besass.  Als  der  glänzendste  Vertreter  der  Wiener 
helminthologischen  Schule  nach  Bremser's  Tode  gab  er  sein  auf  vieljährigen 
mühevollen  Studien  beruhendes,  alle  Kenntnisse  auf  dem  bezüglichen  Gebiete 
zusammenfassendes  „Systema  helminthum^  (2  Bde.,  Wien  1850,  1851)  auf 
Kosten  der  kaiserl.  Akademie  der  Wissenschaften  heraus,  ein  epochemachendes, 
ftr  alle  Zeiten  in  der  Geschichte  der  Zoologie  einen  wichtigen  Markstein  bildendes 
Werk.  Leider  wurde  er  durch  ein  inzwischen  eingetretenes,  in  Folge  seiner 
angestrengten  Arbeiten  mit  dem  Mikroskop  im  Zunehmen  begriffenes  und  bis  zur 
volligen  Erblindung  gesteigertes  Augenleiden  verhindert,  den  3.  Band  jenes  Werkes 


184  DIESING.  —  DIETL. 

zu  vollenden.  Bereits  1852  musste  er  pensionirt  wurde,  und  doeh  findet  sich  nach 
dieser  Zdt  noch  bis  zum  Jahre  1865  eine  grosse  Reihe  von  Abhandlungen  von 
ihm  namentlich  in  den  Denkschriften  und  den  Sitzungsberichten  der  mathematisch- 
naturwissenschaftlichen Classe  der  kais.  Akademie  veröffentlicht,  die  zusammen- 
genommen einen  Band  mit  26  prachtvollen  Tafeln  bilden  würden.  Es  wurde  dieses 
Weiterarbeiten  auch  nach  erfolgter  Erblindung  nur  durch  sein  staunenswerth  treues 
Gedächtniss  und  die  seltene  Aufopferung  und  Unterstützung  eines  jüngeren  gelehrten 
Freundes,  Aug.  v.  Pelzeln,  möglich.  Der  Tod  dieses  grossen  Naturforschers  und 
bescheidenen  Gelehrten  erfolgte  am  10.  Januar  1867. 

Almanach  der  kais.  Akademie  der  Wissensch.  Jahrg.  17,   1867,  pag.  240.  G. 

Dieterich,  zwei  Brüder.  —  Helvicns  D.  (Hklvicus  Diktekicüs), 
geboren  zu  Mistorf  in  Hessen  am  24.  Juni  1601,  studirte  Theologie  in  Giessen, 
wurde  1620  daselbst  Magister,  dann  Lehrer  der  hebräischen  Sprache  in  Ulm;  seit 
1622  studirte  er  Medicin  in  Tübingen,  Altdorf  und  Wittenberg,  reiste  1625  nach 
Italien,  studirte  Chemie  in  Tübingen,  wurde  Dr.  med.  in  Strassburg  1627,  hessen- 
darmsiädtischer  Leibarzt  1628,  brandenburgischer  Leibarzt  in  Berlin  1634,  dänischer 
Leibarzt  1641 ;  zuletzt  lebte  er  als  Arzt  in  Hamburg  und  starb  daselbst  13.  December 
1655.  (Schriften  über  Schwalbach  1631  ff.)  —  Der  andere  Bruder,  Johann 
Konrad  D.,  geboren  zu  Butzbach  19.  Januar  1612,  studirte  zu  Marburg,  Strassburg 
lind  Jena  Philologie,  wurde  Magister  in  Jena  und  1639  Professor  der  griechischen 
Sprache  in  Marburg,  studirte  dann  Medicin  und  gab  das  Aphorismen  des  Hippokratrs 
heraus.  Wegen  der  in  Hessen  entstandenen  Streitigkeiten  verliess  er  sein  Vaterland 
und  begab  sich  nach  Hamburg.  1650  wurde  er  Prof.  der  griechischen  Sprache 
und  der  .Geschichte  in  Giessen;  er  starb  daselbst  am  24.  Juni  1669. 

G.  Matthiae,  Conspect.  hist.  med.  Gotting.  1741,  pag.  571.  —  Jöcher,  If,  120.  — 
Biogr.  univ.  W.  Stricker. 

Dieterich,  Johann  Georg  Nikolaus  D.,  im  Jahre  1681  zu  Regens- 
burg geboren,  studirte  die  Arzneiwissenschaft  zuerst  in  Jena  und  setzte  später  in 
Leyden  und  Oxford  seine  Studien  fort.  Im  Jahre  1707  zu  Giessen  zum  Dr. 
promovirt,  ward  er  1712  Stadtphysicus  zu  Regensburg.  Als  solcher  hat  er  die  im 
Jahre  1713  eine  diese  Stadt,  damals  der  Sitz  der  deutschen  Reichsversammlung, 
verheerende  Pest  beobachtet  und  beschrieben  (Miscel.  curios.  med.  phys.  Ann.  I, 
pag.  56):  „Zuverlässiger  Unterricht,  ivie  man  sich  bei  gegenwärtiger  Seuche 
präserviren  und  curiren  könne**  (Regensburg  1713)  —  „Regensburgischer 
Unterricht,  auf  was  Art  in  hiesiger  Stadt  die  irtßcirten  Häuser  und  darin 
sich  befindenden  Menschen  zu  reinigen  sind"  (Regensburg  1814)  und  „Genaue 
Untersuchung  der  Seuche,  Vielehe  zu  Begensburg  1713  grassirte,  nebst  einein 
Entwürfe  guter  Anstalten"  (Regensburg  1714).  D.  genoss  eines  ausgebreiteten 
Rufs  als  tüchtiger  Heilkünstler  bis  zu  seinem  Tode  am  31.  August  1737. 

Baader,  Gelehrtes  Bayern,  I.  Bd.,  pag.  237.  F.  Seitz. 

Dietli  Josef  D.,  geboren  im  Jahre  1804  zu  Podbuze  in  Galizien) 
studirte  zuerst  in  Lemberg  Philosophie  und  'später  Medicin  in  Wien,  woselbst  er 
1829  promovirt  wurde;  daselbst  prakticirte  er  längere  Zeit  hindurch  und  war  seit 
1841  Primararzt  und  seit  1848  Director  des  Wiedner  Bezirks^ Krankenhauses. 
Im  Jahre  1851  wurde  er  nach  Krakau  berufen,  wo  er  bis  1865  als  Professor 
der  speciellen  Pathologie  und  Therapie  und  Director  der  medicinischen  Klinik 
thätig  war.  Im  Jahre  1861  wurde  er  zum  Landtagsabgeordneten  und  nachträglich 
zum  Abgeord^eten  des  Reichsrathes  erwählt.  1866  wählte  man  ihn  zum  Präsidenten 
von  Krakau,  einige  Zeit  darnach  wurde  er  Mitglied  des  österreichiseben  Herrenhauses, 
seit  1872  war  er  Mitglied  und  Director  der  mathematisch  -  naturwissenschaftlichen 
Classe  der  Krakauer  Akademie  der  Wissenschaften.  Er  starb  am  18.  Jänner  1878 
und  wurde  durch  ein  Regräbniss  auf  öffentliche  Kosten  geehrt.  —  Seine  zahlreichen 
Aufsätze   medicinischen   Inhaltes   sind    in    polnischen    und    deutschen   Fachblättem 


DIETL.  —  DlEUDONNfe.  185 

abgedruckt,    auch    schrieb    er    viel    ttber   die    Curorte   Galiziens;    als    politischer 
Schriftsteller  war  er  gleichfalls  thätig.  X.  &  P. 

Dietrich,  Unter  den  zahlreichen  Gelehrten  dieses  Namens,  welche  sich 
mit  Naturwissenschaften  befasst  haben,  sind  auch  zwei  nennenswerthe  Aerzte, 
nÄmlich  Gottlob  Siegfried  D.,  aus  Löwenberg  in  Schlesien,  am  16.  October 
1768  geboren,  Dr.  med.  zu  Halle  1788,  der,  in  Glogau  ansässig,  sich  um  die 
Verbreitung  der  Vaccination  in  Schlesien  verdient  machte  und  über  dieses  Thema 
eine  der  Beachtung  würdige  Schrift  publicirte  (Glogau  1801).  Ferner  Casuistisches 
in  Zadig  und  Friese's  Arch.  der  Heilkunde  für  Schlesien  (1799,  1800,  1802, 
1826)  und  „Foetus  in  testtculo"  (Fkobiep's  Notizen  1826).  Todesjahr  unbekannt.  — 
Ewald  Christian  Victor  D.,  zu  Grünhayn  am  19.  Juli  1785  geboren,  Militär- 
arzt, 1815  sächsischer  Oberstabsarzt,  1817  in  gleicher  Stellung  im  7.  preussischen 
Corps,  später  Arzt  in  Moritzburg,  resp.  Dresden,  schrieb  eine  grosse  Reihe  seiner 
Zeit  weitverbreiteter  Werke,  so  über  „Zahnen  der  Kinder''  (Nordhausen  1836)  — 
^Bleichsucht**  (Leipzig  gleichzeitig)  —  „Keuchhusten**  (Nordhausen  1837)  — 
^Inßuenza'*  (Leipzig  1837)  —  „Skropheln  und  Kropf **  (Altenburg  1837);  auch 
Badeschriften,  populäre  Taschenbücher  u.  Aehnl. 

Dechambre,  XXIX,  pag.  295—296.  Red. 

Dietz,  Friedrich  Reinhold  D. ,  1804  zu  Königsberg  in  Prenssen 
geboren,  daselbst  1826  Dr.  med.,  erhielt  in  Folge  des  tüchtigen  „'I~7ro5cpaTOi>?  7r£pl 
15?^;  v6<J0'j  ßtß>.iov"  (Leipzig  1827;  griechisch-lateinische  Ausgabe  der  hippokra- 
tischen  Schrift  über  die  Fallsucht)  von  der  Regierung  die  Mittel  zu  einer  grösseren 
wissenschaftlichen  Reise  (Handschriften  griechischer  und  arabischer  Texte  in  Frank- 
reich, Italien,  England,  Spanien)  und  wurde  bei  der  Rückkehr  1833  Extraordinarins 
and  Seeundararzt ,  drei  Jahre  später  Prof.  ord.  und  Director  des  Königsberger 
Krankenhauses.  —  Schon  1830  hatte  er  in  Leipzig  als  Frucht  seiner  Reise  „Analecta 
med.  ex  libris  mss.  primum  edita.  Fase,  I^  (IBN  Bbithar,  DIOSCOEIDES  ent- 
haltend), dann  „Galeni  de  dissectione  musculorum  et  de  consuetudine  libri" 
(Leipzig  1832 ;  -Trspl  e^öv  hier  zum  ersten  Male  griechisch)  veröffentlicht,  Arbeiten, 
denen  während  der  Wirksamkeit  in  Königsberg  „Apollonii  Citiensis,  Stephanii 
Palladii,  Tkeophilii ,  .  .  et  aliorum  scholia  etc."  (2  Bde.  Königsberg  1834)  und 
^Dorani  Ephtsii  de  arte  obstetrida  etc.**  (1838  von  Lobsck  herausgegeben) 
folgten.  —  D.  erlag  bereits  am  5.  Juni  1836  einem  Typhus. 

Allg.  deutsche  Biogr.  V.  —  Callisen,  XXVII.  Red. 

Dienches  war  ein  griechischer  Arzt  aus  der  Schule  der  Dogmatiker,  der 
wahrscheinlich  im  4.  Jahrhundert  v.  Chr.  lebte.  Er  schrieb  über  die  Bereitung 
der  Nahrangs-  und  Arzneimittel  und  deren  Anwendung  in  den  einzelnen  Krankheiten. 
Fragmente  ans  seinen  Schriften  hat  uns  Oribasius:  Coli.  med.  IV,  5 — 9  u.  Synops. 
V,  33)  erhalten.  Auch  Plinius  hat  ihn  in  seiner  Naturgeschichte  vielfach  benützt. 
Sein  Schüler  war  Nümeniüs  von  Heraklea. 

Galen,  XI,  795;  XV,  136.  —  Plin.  nat.  hist.  XX,  §.  31,  78,  191;  XXIII,  §.  60; 
XXIV,  §.  145.  -  Athen,  f,  5.  Helmreich. 

Diendoim6,  Jean-Fran^ois-Joseph  D.,  zu  Breda,  Nordbrabant,  am 
18.  Juni  1810  geboren  und  in  Brüssel,  wohin  seine  Eltern  1817  verzogen,  vor- 
gebildet, studirte  Medicin  in  Lüttich  bis  1834,  dem  Jahre  seiner  Promotion.  In 
Paris  hörte  er  behnfs  weiterer  Ausbildung  besonders  Dupuytren,  Hess  sich  dann 
mit  vielem  Erfolge  in  Brüssel  nieder  und  wurde  bald  Mitglied  des  Conseil  de 
salabrit6,  sowie  der  Soci6t6  des  sc.  m6d.  de  Bruxelles  (in  welcher  letzterer  er  später 
den  Vorsitz  ftlhrte),  weiterhin  auch  der  Akademie  der  Medicin,  der  statistischen 
Coramission,  des  obersten  Gesundheitsrathes  etc.  —  Ausser  einer  grossen  Reihe  von 
Beiträgen,  die  1845 — 1865  in  dem  von  D.  redigirten  „Journ.  de  m6d. ,  de  chir. 
et  de  pharmacologie"  erschienen,  sind  besonders  von  seinen  Arbeiten  zu  nennen: 
jyCompte  rendu    des  travaux   du   conseil   central   de   salubritd  .  .  .  1860"  — 


L 


186  DIEUDONNE.  —  DILLEN. 

„Memoire  sur  la  condition  des  classes  ouvrieres  et  sur  le  travail  des  enfants^  — 
„Memoire  sur  Vemploi  de  nitrate  de  potasse  h  haute  dose  dans  le  traitement 
du  rhumatisme  articulaire  aigu^  —  „i><9  Vorigine  de  Vergot  de  seigle^,  — 
D.  starb  an  den  Folgen  eines  Aorten-Aneurysmas  am  10.  August  1865. 

van  den  Corput.  —  Bed. 

*Dieulafoy,  Georges  D.,  Prof.  agr6g6  und  MM.  des  hop.,  wurde  1869 
zu  Paris  mit  der  These  „De  la  mort  suhlte  dans  la  ßevre  typhoide"  promovirt 
und  betrat  bereits  mit  seiner  näelisten  Sebriff ;  „De  Vaspiration  pneumatiqm 
sous-coutav^e.  Methode  de  diagnostic  et  de  traitement^  (Paris  1870 ;  englische 
Ausgabe  gleichzeitig  London)  das  Gebiet,  auf  dem  er  sich  auszeichnen  sollte.  Die 
Aufsätze  „Du  diagnostic  et  du  traitement  des  kystes  hydatiques  et  des  ahsces 
du  foie  par  aspiration"  (Paris  1872)  und  „Du  diagnostic  et  du  traitement  den 
6panchements  aigus  et  chroniques  de  Id p^^vre  par  aspiration"*  (Daselbst  gleich- 
zeitig) sind  kleineren  Umfanges,  während  in  dem  dieselben  Gegenstände  zusammen- 
fassenden „  Traiti  de  Vdspiration  des  liquides  morbides"  (Paris  1873 ;  London  1873j 
die  Methoden  und  der  von  D.  eingeführte  Troicart  ausführlich  beschrieben  sind. 
(Doch  ist  nur  irrthtimlich  D.  für  den  Erfinder  der  neueren  Aspirationsmethoden 
ausgegeben  worden,  da  bereits  13  Jahre  früher  vax  den  Corpüt  [s.  diesen]  ein 
durchaus  analoges  Verfahren  in  die  Praxis  eingeführt  hat).  —  Noch  sind  zu 
erwähnen  die  beiden  Concursthesen  D.'s:  „De  la  contagion"  (Paris  1872)  — 
„Des  progrhs  rSalisds  par  la  physiologie  expSrimentale  dans  la  connaissance 
des  maladies  du  systhne  nerveux"  (Daselbst  1875).  Bed. 

Diez,  Karl  Philipp  D.,  geboren  zu  Denkendorf  1739,  studirte  in 
Tübingen,  Strassburg  und  Paris,  promovirte  1762  zu  Tübingen  (Diss.  de  aere  et 
alimentis  militum,  proecipuis  hygienes  militaris  momtntis"  [Tübing.  1762,  4.J), 
prakticirte  dann  in  Stuttgart  und  ward  1768  als  ausserordentlicher  Professor  der 
Medicin  nach  Tübingen  berufen.  Wir  haben  von  ihm:  „Diss,  de  nova  methodo 
inserendi  variolas  anglicana"  (Tübing.  1768,  4.). 

Elwert,  pap.  129  flgd.  Max  Salomon. 

Digby,  Kenelm  D.,  der  weitgereiste  und  in  viele  Intriguen  verwickelte 
Zeitgenosse  CromwelTs  (1603 — 1665),  der  auf  medicinischem  Gebiet  sich  aller- 
dings mehr  in  charlatanistischer  Weise  bemerkbar  machte,  kann  nicht  vollständig 
übergangen  werden  wegen  seiner  vielgenannten  Schriften:  „Discours  sur  la pouire 
de  Sympathie"  (Zuerst  Paris  1658,  später  in  vielen  englischen,  deutschen  und 
holländischen  Ausgaben),  und  „Medicina  experimentalis"  (Frankfurt  1670,  1676, 
1681;  auch  deutsch  Heidelberg  1672;  Frankfurt  1672,  1676,  1681,  1687).  — 
Auch  das  Buch  D.'s  „Of  bodies  and  of  mans  soul  with  two  discourses  of  the 
power  of  sympathy  and  of  the  Vegetation  of  plants"  (London  1669)  und  ähnlich 
betitelte  machten  ihrerzeit  colossales  Aufsehen. 

Dureau  bei  Dechambre.  Red. 

Dillen  (Dillenids),  hessische  Arztfamilie.  —  Der  Vater  Justns 
Friedrich  D.,  geboren  1644  zu  Darmstadt,  studirte  Medicin  in  Giessen  seit 
1663,  Licentiatus  1681,  Dr.  med.  11.  Oct.  1688,  Leibarzt  des  Grafen  Johann 
von  Nassau  -  Idstein ,  dann  Arzt  in  Darmstadt,  1685  Löwenstein -Wertheimischer 
Leibarzt,  in  demselben  Jahr  Mitglied  der  kaiserlichen  Akademie  der  Naturforseher, 
1688  Professor  der  Medicin  in  Giessen,  gestorben  den  18.  August  1720.  —  Von 
den  Söhnen  wurde  Johann  Jakob  D.,  geboren  1687  in  Darmstadt,  um  1715 
Professor  der  Botanik  in  Giessen  und  blieb  in  dieser  Stellung  bis  1725.  Er 
verliess  Deutschland,  um  mit  dem  reichen  Liebhaber  der  Botanik,  W.  Sherard, 
nach  England  zu  reisen.  D.  blieb  bei  diesem  bis  1728,  wurde  dann  Professor  der 
Botanik  in  Oxford,  wo  er  1747  starb.  Er  ist  als  Begründer  des  wissenschaftlichen 
Studiums  der  Kryptogamen,  besonders  der  Moose,  anzusehen.  Sein  Hauptwerk  ist 
die  „Historia  muscorum"  (mit  85  Tafeln,  Oxford  1741,  auch  engl.  Ausgabe  1763). 


J 


DILLEN.  —  DIOGENES.  187 

Ausserdem  verfasste  er  eine  Flora  von  Giessen  (Frankfurt  1719)  und  die  Beschrei-  • 
bung  des  Sherard'schen  Gartens  zu  Eltham.  1732.  —  Philipp  Eberhard  I)., 
geboren  1689,  starb  am  25.  l)ec.  1727  als  Phyflicus  in  Wetzlar;  er  war  Mitglied 
der  kaiserlichen  Akad.  der  W.,  in  deren  Ephemeriden  er*  zahlreiche  Beobachtungen 
niedergele^  hat. 

Pritzel,  Thesaums. —  Wink  1er,  Geschichte  der  Botanik  1854.  —  Deutsche  Biogr. 
—  B.  D.  Jack8on,  Guide  to  the  literature  of  botany.  London  1881.  "^^  Stricker. 

Dimsdale,  Thomas  Baron  v.  D. ,  in  Toydon-Gamon  1712  geboren, 
Sohn  eines  Arztes,  machte  seine  ersten  Studien  unter  Anleitung  der  Chirurgen  am 
St.  Thomas-Hospital  und  begann  1734  zu  prakticiren.  Sein  Enthusiasmus  für  die 
Inoculation ,  die  Verbesserungen  der  Technik ,  die  er  ftlr  das  Verfahren  erfand, 
verbreiteten  seinen  Ruf  derart,  dass  ihn  die  Kaiserin  Katharina  nach  Russland 
berief.  Er  impfte  mit  seinem  Verfahren  die  ersten  Familien  des  Reiches,  erhielt 
sofort  bei  seiner  Rückkehr  nach  England  zu  seinen  übrigen  Ehren  die  Mitglied- 
schaft der  Royal  society,  wurde  1780  in's  Parlament  gewählt  und  wandte  sich 
Dunmehr  gänzlich  von  der  Medicin  ab.  Noch  einmal  ging  er  indess  (den  Kaiser 
Alexander  und  den  Grossförsten  Constantin  zu  impfen)  1781  nach  Russ- 
land,  um  dann,  zurückgekehrt,  noch  9  Jahre  den  parlamentarischen  Geschäften 
und  endlich  —  ganz  zurückgezogen  —  1790 — 1800  nur  seiner  Familie  zu  leben. 
Ohne  Ausnahme  beziehen  sich  seine  Publicationen  auf  die  Inoculation ;  „  The 
present  method  of  inoculating  for  the  small-pox^  (London  1766,  1767,  1772; 
aneh  französisch)  ging  6  gleichsinnigen,  sämmtlich  in  London,  und  zwar  1776, 
1778,  1779,   1780,  1781,  1782  erschieneneu  Schriften  voran. 

Dict.  hist.  II.  Red. 

Dinghens  de  Dinghen,  L^onard-Fran^ois  D.  de  D.  (Dinghenkts), 
ans  Campine,  vom  Anfang  des  17.  Jahrhunderts  bis  1680,  wirkte  als  Professor 
an  der  Universität  Löwen  bis  zu  seinem  Tode  und  setzte  seine  ganze  Gelehrsam- 
keit ein,  um  die  Theorien  van  Helmont's  zu  bekämpfen,  obwohl  er  mit  ihm  eine 
im  Blute  vor  sich  gehende  Fermentation  als  Quelle  der  thierischen  Wärme  annahm. 
In  seinen  „Fundamenta  physico-medica  ad  scholae  acribologiam  studiose  adaptata 
in  sex  libros  divisa,  quibus  accedit  tractatus  de  fehribus"  (Löwen  1677,  Fol.) 
erklärt  er  sich  auch  gegen  die  kritischen  Tage,  gegen  die  astrologischen  Berech- 
nungen und  andere  Irrthümer  seines  Zeitalters  und  brachte  sein  Beobachtungstalent 
nnd  seinen  kritischen  Scharfblick  besonders  zur  Geltung,  wo  er  über  die  Inspection 
des  Harns,  den  Werth  der  Pulsuntersuchung  und  ähnliche  diagnostische  Fragepunkte 
handelt.    Mit  Descartbs  verlegte  er  den  Sitz  der  Seele  in  die  Glandula  pinealis. 

van  den  Corput.  —  Red. 

Dino  di  Gaxbo,  s.  unter  Garbo. 

Diodotus  (AiöXoTo;),  ein  griechischer  Arzt,  kurz  vor  Dioskorides,  schrieb 
em  Werk  über  Arzneimittel,    das  den  Titel  „Av^o^^oyouf^^va"  (Blumenlese)  führte. 
Meyer,  Geschichte  der  Botanik.  II,  54.  Helmreich. 

Djörup,  Michael  D.,  dänischer  Militärarzt,  geboren  1803,'doctorirte  1836 
(„De  fungo  artictdari" ) ,  Stabsarzt  der  Armee,  Mitglied  des  königlichen  Gesundheits- 
collegiums  und  mehrerer  wichtiger  Commissionen  für  die  Reformirung  des  Medicinal- 
wesens,  tüchtiger  Administrator  und  Organisator;  gestorben  1876.         Petersen. 

Diogenes  von  Apollonia  auf  Kreta,  griechischer  Naturphilosoph, 
Zeitgenosse  des  Anaxagoras,  setzte  als  Grundprincip  aller  Dinge,  aus  dem  durch 
Verdichtung  und  Verdünnung  (Truxvcoct;  und  apaiwGtc)  Alles  geworden  ist,  die  Luft. 
Ein  von  Aristoteles  hist.  anim.  III,  2  erhaltenes  Fragment  seiner  Schrift  „7:s?l 
9u(jc<i>;",  das  eine  ausführliche  Beschreibung  der  Adern  des  Menschen  enthält  und 
emen  interessanten  Aufschluss  über  die  anatomischen  Kenntnisse  jener  Zeit  gewährt, 
sichert  ihm  einen  Platz  in  der  Geschichte  der  Medicin. 

Diog:.  Lacrt.,  IX.  9.  —  Galen,  XVII,  1,  lOOG.  Helmreich. 


188  DIOKLES.  —  DIOSKORIDES. 

Diokles  aus  Karystus  auf  Euböa,  der  bald  nach  Hippokrates  lebte, 
gehört  zu  den  bedeutendfiteu  griechischen  Aerzten  der  früheren  Zeit.  Er  entwickelte 
eine  äusserst  fruchtbare  literarische  Thätigkeit,  wie  die  zahlreichen  bei  Sobanus, 
Galen,  Athknaeds,  Oribasiüs  und  Caelius  Aubelianüs  erhaltenen  Fragmente 
seiner  Schriften  beweisen.  Sie  führten  den  Titel:  1.  „uytetva  ttoö;  nXsiTTapyov"  — 
2.  „7:a0-o;  xtTtx  tJ-eoaTTSia  (de  paasionibus)^  —  3.  „'ApyjSacao;"  (eine  Streitschrift 
gegen  Abcuidamus,  der  in  der  Gymnastik  die  Oeleinreibungen  verwarf  nnd  die 
^TjpoTpt'ita  [trockene  Einreibung]  empfahl)  —  4.  „Tcepl  töv  xar'  laTpsfov"  —  5.  „::£ä 
yuvaiJtetüiv"  —  6.  „repi  Xajrivwv'*  —  7.  „7:epi  ^xvacrtjy-wv  «pap'jLaicwv"  —  8.  „De 
fehribiis^  —  9.  „De  egestionibua"  (Ausleerungen)  —  10.  „Liber  Prognosticus'^  — 
11.  „'Pt!^0T0[xu6v"  (Kräuterbuch)  —  12.  eine  Schrift  über  Anatomie,  die  älteste, 
die  Galen  kannte.  Unecht  ist  der  von  Paült^s  Aegin.  I.  c.  100  mitgetheilte  Brief  des 
D.  an  den  König  Antigonus.  Die  schriftstellerische  Thätigkeit  des  D.  erstreckte  sich 
also  über  Anatomie,  Diätetik,  Gymnastik,  Pathologie  und  Therapie,  Frauenkrankheiten 
und  Embryologie,  Arzneimittellehre  und  Toxikologie.  Wie  aus  Caelios  Aübeliüs 
zu  ersehen,  war  er  um  eine  genaue  Bestimmung  der  einzelnen  Krankheitss>inptoiiie 
bemüht.  In  grösstem  Ansehen  aber  stand  noch  Jahrhunderte  später  seine  Entwick- 
lungstheorie des  Embryo,    von  der  uns  Oribasiüs  einzelne  Angaben  erhalten  hat 

Galen,  II,  905;  VI,  511,  455;  VIII,  186;  XI,  471:  XVIII,  2,  629:  XVIII,  1. 
712.  —  Soran,  pag.  299,  348.  —  Athen.,  XV,  681  b.  ~  Cael.  Aurel.,  pag.  39,  536  A. - 
Schol.  Nicand.,  Ther.  647.  Helrareieh. 

Dionis.  Pierre  E.,  unbekannten  Geburtsjahres,  lebte  in  Paris  und  starb 
daselbst  am  11.  December  1718.  Er  hatte  seit  1673  den  doppelten  Lehrstuhl  flir 
anatomische  Demonstration  und  fUr  operative  Medicin  am  Jardin-du-Roi  inne  und 
bildete  viele  ausgezeichnete  Schüler  aus.  Die  geistigen  Elemente,  welche  später 
zur  Gründung  der  Acad.  royale  de  chir.  verwerthet  wurden,  fähren  sich  zum 
grossen  Theil  auf  D.  zurück.  Ludwig  XIV.  enthob  ihn  1680  seiner  LehrfunctioneB, 
um  ihn  mit  verschiedenen  Leibarztstellen  und  Ehrenämtern  in  der  königlichen  Familie 
zu  betrauen,  in  welchen  D.  bis  an  sein  Lebensende  thätig  war.  Seine  Hauptschriften 
sind:  ^Vanatomie  de  Vhomme,  suivant  la  circulation  du  sang  et  les  denii^res 
dScouvertes''  (Paris  1690,  1695,  1701,  1716,  1729;  auch  Genf  1699,  sowie 
lateinisch,  englich  und  chinesisch)  —  „  Cours  d'operations  de  chirurgie  dSfinontries 
au  Jardtn-du'Roi''  (Paris  1707,  1714,  1736,  1740,  1751,  1765;  auch  Brüssel 
1708,  sowie  deutsch,  englisch  und  holländisch)  —  „Traifi  gin4ral  des  accoucke- 
inens  etc,*'  (Paris  1718,   1724;  Brüssel  1724;  englisch,  holländisch,  deutsch). 

Dict.  hist.  II.  Hcd. 

Dionysins.  Von  mehreren  Aerzten  dieses  Namens  ist  uns  wenig  mehr  als 
der  blosse  Name  bekannt:  1.  Von  einem  Chirurgen  D.  theilt  Scriboniüs  Largos 
c.  212  ein  Pflaster  gegen  unbedeutende  Verwundungen  mit.  Dieser  könnte  ideotiseb 
sein  mit  dem  D.,  dessen  Celsus  an  zwei  Stellen  gedenkt.  2.  Pliniüs  hat  in  seiner 
Naturgeschichte  das  botanische  Werk  eines  griechischen  Arztes  D.  viel  benätzt 
(PiJN.  nat.  hist.  XXV,  §.  8).  3.  Unter  den  Methodikern  wird  von  Gale^ios  ein  D. 
aufgezählt,  den  auch  Sobanus  (pag.  192  R.)  erwähnt.  4.  Einen  D.  mit  dem  Bei- 
namen ö  xupro;  citirt  RüFUS  bei  Oribasiüs  (III ,  607  ed.  Darembbrg).  Damach 
hat  er  über  die  in  Libyen,  Aegypten  und  Syrien  häufig  vorkommenden  pestartigen 
Bubonen  geschrieben.  Stephan us  von  Byzanz  s.  v.  Kudto?  bemerkt  unter  Berufung 
auf  einen  H£R£NNIUS  Philo,  D.  habe  den  angegebenen  Beinamen  nicht  von  einem 
körperlichen  Gebrechen,  sondern  von  seiner  Vaterstadt  Kupro;  in  Aegypten  geführt. 

Helmreich. 

Dioskorides  (auch  Dioskurides)  ,  1.  mit  dem  Beinamen  Phakas  (Aio- 
fTA.o'jfihrfi  fi  eT;t>t).7jö'elc  ^oxa;  von  oaxot,  Flecken  im  Gesicht),  ein  Anhänger  des 
Herophilu:«,  war  Leibarzt  der  äg}'ptischen  Königin  Eleopatra  und  schrieb  ein 
medicinisches  Werk  in  24  Büchern,  das  nach  Sdidas  hochberühmt  war. 

Suid.  8.  h.  V.  Galen,  XIX,  63. 


J 


DIOSKORIDES.  —  DIPPEL  189 

2.  DioskoridesPedanius,  ans  Anazarbus  in  Cilicien,  ist  der  beden- 
tendste  Botaniker  und  Pharmakolog  des  Alterthums.  Er  lebte  unter  Nero  und 
Vespasian  als  ein  Zeitgenosse  des  älteren  Plinius,  der  an  vielen  Stellen  seiner 
Natnrgeschiehte  in  so  auffallender  Weise  mit  D.  übereinstimmt,  dasa  man  eine  Be- 
nützung des  Einen  durch  den  Andern  annehmen  zu  mllssen  glaubte;  doch  erklärt 
sieb  diese  Erscheinung  auch  daraus,  dass  beide  den  gleichen  Quellen  (Jollas  von 
Bithynien,HERAKLiDES  von  Tarent,  Krateüas,  Andreas,  Julius  Bassüs,  Petronius, 
Sbxtius  Niger  und  Diodotus)  gefolgt  sind.  Von  den  Lebensumständen  des  D. 
»t  uns  weiter  nichts  bekannt,  als  dass  er  in  seiner  dienstliehen  Stellung  im 
römischen  Heere,  wahrscheinlich  als  Militärarzt,  viele  Länder  zu  sehen  Gelegenheit 
hatte,  80  dass  er  die  von  ihm  beschriebenen  Pflanzen  wohl  grösstentheils  aus  eigener 
Anschauung  kannte.  Sein  Werk,  das  aus  5  Büchern  besteht,  führt  den  Titel: 
„TTEpl  üXt];"  und  ist  einem  nicht  näher  bekannten  Arzte  Areios,  dem  Günstling  des 
Laeeanius  Bassus,  der  im  Jahre  64  Consul  war  und  unter  Vespasian  am 
Carbunkel  starb  (c.  77  n.  Chr.),  gewidmet.  Es  handelt  im  ersten  Buche  von 
den  Aromen ,  Oelen ,  Salben ,  Bäumen  und  den  von  ihnen  herrührenden  Säften 
(wrot),  Harzen  (Soxpua)  und  Früchten ;  im  zweiten  von  den  Thieren,  dem  Honig, 
der  Jtfilch,  dem  Fett,  femer  von  den  Getreidearten  und  Gemüsen,  von  Lauch, 
Zwiebeln  und  Senf;  im  dritten  und  vierten  von  den  Wurzeln,  den  aus  den- 
selben bereiteten  Säften  ()ruXC(y(/,aTa} ,  Kräutern  uud  Samen;  im  fünften  vom 
Weinstock,  den  Weinen  und  Mineralien.  D.'s  Werk  war  nach  Galen's  ürtheil 
das  vollständigste  in  seiner  Art  (Galen,  XI,  794,  xat  ;xoi  Sox£?  tsXswtxtx  Tvivrcov 
o'>:o;  Tijv  7:spi  ty^;  OXtj;  töv  «papaiiccov  TTpayf/^ÄTetav  TwOiTQTacO'ott)  und  genoss  das 
ganze  Mittelalter  hindurch  dieses  wohlverdienten  Rufes.  „Eine  methodische 
Anordnung  und  eine  das  Auffinden  erleichternde,  vor  Verwechslung  sichernde 
Beschreibung"  der  Pflanzen  sind  seine  Hauptvorzüge.  Ausserdem  werden 
dem  D.  noch  folgende  Werke  zugeschrieben:  a)  „Treol  Xrj>.7)T7]pta)v  yap^aaxwv  xal 
T^  a'jTÖv  TTfoy'jXaxr^c  xal  ^epa:;sta;"  (über  Gifte  und  Gegengifte),  b)  „:7£pl  io,%Xwv" 
(über  den  Biss  giftiger  Thiere),  c)  „Trepl  sOTTOpwTcov"  (über  Hausmittel),  in  zwei 
BOehem.  Von  diesen  werden  die  beiden  ersteren  allgemein  für  unecht  gehalten, 
das  dritte  dag^en  will  Meyer  dem  D.  selbst  zuschreiben. 

3.  Dioskorides  der  Jüngere,  unter  H a d r i a n ,  veranstaltete  eine  viel 
gesuchte  Ausgabe  der  Werke  des  Hippükrates,  in  welcher  er  sich  nach  Art  der 
alten  Grammatiker  zur  Bezeichnung  unechter  Stellen  des  Obelos  bediente,  aber 
den  alterthümlichen  Text  so  willkürlich  änderte,  dass  er  deshalb  von  Galenos  scharf 
getadelt  wird.  Auch  seine  exegetischen  Arbeiten  zu  Hippokrates,  die  sehr  weit- 
schweifig gewesen  zu  sein  scheinen,  fanden  an  Galenos  einen  strengen  Beurtheiler. 

Meyer,  Gesch.  der  Botanik.  II,  96—117  und  148—154.  —  Galen,  XV,  21 ;  XIX,  63. 

Helmreich. 

DioxippuB,  s.  Dexippüs. 

Dippel,  Johann  Conrad  D.,  deutscher  Theologe,  Arzt  und  Alchemist, 
wurde  1673  im  Schlosse  Frankenstein,  nahe  bei  Darmstadt  geboren,  begab  sich 
1689  nach  der  Giessener  Universität,  woselbst  er  sich  die  Magisterwürde  erwarb, 
wurde  aber  erst  1711  Med.  Doctor  in  Leyden.  D.  gehört  mehr  der  Geschichte 
der  protestantischen  Kirche,  als  derjenigen  der  Medicin  an,  in  welcher  letzteren 
er  jedoch  durch  das  nach  ihm  benannte  Oleum  animale  Dippelii  bekannt  ist,  welche 
Mischung  einer  Menge  empyreumatischer  Bestandtheile  zuerst  vermittelst  trockner 
Destillation  von  Blut  von  ihm  bereitet  wurde.  Mit  grossem  Eifer  nahm  er  Theil 
M  den  Kämpfen  zwischen  dem  Pietismus  und  der  lutherischen  Orthodoxie,  gehörte 
«Herst  der  letzteren  an,  trat  nachher  zum  Pietismus  über,  verliess  zuletzt  auch 
diese  Lehre,  um  sich  mehr  und  mehr  theils  in  religiösen  Mysticismus,  theils  in 
astrologische  und  alchemistische  Grübeleien  zu  vertiefen.  Seine  theYsophischen  An- 
sichten über  Gott  und  die  Welt  hat  er  in  folgenden  Schriften  dargelegt :  ;,  Weg- 
y^eiser  zum  verlokrenen  Licht  und  BecJit:  I,  m  der  Gottesgelehrtheit  ^  IL  m 
der  Erkäntnias  der  Natur  und  Medictn^  (1704)  —   „Fatum  fatuum"  (1710) 


190  DIPPEL.  —  DITTEL. 

und  \j  Vitae  animalis  morbus  et  medicma".  Nach  D.  ist  der  äas»erste  Grund 
aller  Dinge  Geist.  Es  finden  sicli  theils  freie,  theils  nicht  freie  solche.  Im  Licht 
und  der  Feuerniaterie ,  womit  Gott  sie  versehen  hat,  liegt  der  Same  der  ganzen 
materiellen  Welt.  Alle  Körper  sind  Schöpfungen  dieser  Geister  und  körperliehe 
Bewegungen  und  Eigenschaften  haben  ihren  Ursprung  im  Geiste.  Die  Ursache  der 
Bewegung  findet  sich  in  der  Anti-  und  Sympathie  der  Geister.  —  D.  führte  eine 
herumirrende  Lebensweise  unter  sehr  wechselnden  Verhältnissen.  Vom  Gerücht, 
ein  ausgezeichneter  Arzt  und  grosser  Alchemist  zu  sein,  begleitet,  wurde  er  tiberall, 
da  die  Leute  damals  wie  jetzt  Gesundheit  und  Geld  nöthig  hatten,  mit  offenen 
Armen  entgegengenommen  und  gefeiert,  bald  jedoch  wurde  er  wegen  seiner  scharfen 
Angriffe  auf  die  Lehren  der  Kirche  und  die  Politik  der  Regierungen  verfolgt. 
Nachdem  er  flüchtig  theils  in  Deutschland,  theils  in  Holland  und  Dänemark  umher- 
geirrt war,  prakticirte  er  einige  Zeit  in  Altona,  trieb  Alchemie  und  polemische 
Schriftstellerei ,  sass  nachher  7  Jahre  gefangen  in  der  Festung  Hammershus  auf 
Bornholm  und  kam  endlich  1726  nach  Schweden,  woselbst  er  im  Anfange  beides 
als  Arzt  und  Theologe  freundlich  aufgenommen  wurde.  Aber  nachdem  er  hier 
gegen  die  Lehren  der  lutherischen  Kirche  von  der  Rechtfertigung  und  der  Zurechnung 
des  Verdienstes  Christi  aufgetreten  war,  wurde  er  aus  dem  Königreiche  verbannt, 
welches  er  1728  verliess.  Nach  erneuertem  Umherirren  in  Dänemark  und  Deutsch- 
land während  einiger  Zeit  starb  er  plötzlich  ohne  vorhergehende  Krankheit  auf 
dem  Schlosse  Wittgenstein  1734.  Die  meisten  seiner  Arbeiten,  welche  zum  grössten 
Theil  theologische  Streitschriften  sind,  finden  sich  in  seinem  Werke:  ^Eröffneter 
Weg  zum  Frieden  mit  Gott  und  allen  Greaturen^  (Amsterdam  1709).  Das 
beste  Werk  über  den  Einfluss  seiner  Lehren  in  Schweden  ist:  „Johann  Conrad 
DippeVs  vistelse  i  Svenge  samt  Dippeltanismen  i  Stockhohn  1727 — 17 4P 
von  K.  F.  8.  Henning,  Upsala  1881.  Hedenius. 

Disdier,  H.-Fr.-M.  D.,  geboren  in  Grenoble  1708,  starb  in  Paris  1781; 
er  studirte  in  Montpellier  Chirurgie,  diente  im  Hospital  zu  Lyon  und  kam  mit 
30  Jahren  nach  Paris,  wo  er  Privatcurse  über  Chirurgie  eröffnete.  Er  wurde  bald 
Professor  der  Anatomie  an  der  Malerschule  zu  St.  Luc  und  wirkte  hier  als  aus- 
gezeichneter Lehrer  bis  zu  seinem  Tode.  —  Schriften:  ^Exposition  anatomique 
ou  tableaux  anatomiques  des  differentes  parties  du  corps  humain"  (Paris  1758). 

ünger. 

*Ditlewsen,  Johann  Gottlob  D.,  geboren  zu  Kopenhagen  am  22.  Mai 
1836,  studirte  an  der  Kopenhagener  Universität,  absolvirte  Staatsexamen  1862, 
promovirte  1872.  Bis  zum  Jahre  1872  praktischer  Arzt  in  Slagelse,  wurde  er  1873 
Districtsarzt  in  Lyngby  (in  der  Nähe  von  Kopenhagen)  und  wirkt  jetzt  zugleich  an  der 
Kopenhagener  Universität  als  Docent  der  Histologie.  Er  schrieb:  „  Und ersögelser 
over  Smagslögene  paa  Tungen  hos  Mennesket  og  Pattedyrene"  (1872)  und 
„Grundträk  af  Menneskets  Histologie^  (1883).  Seit  1880  ist  er  Mitglied  des 
königlichen  Geaundheits-CoUegiums.  Für  die  Förderung  der  Hygiene  ist  er  auch 
thätig  und  hat  mehrere  hygienische  Abhandlungen  publicirt.  Petersen. 

*Dittel,  Leopold  Ritter  v.  D.,  am  15.  Mai  1815  zu  Fulneck  in  Schlesien 
geboren,  absolvirte  das  Gymnasium  zu  Troppau  in  Schlesien  und  studirte  Medicin 
in  Wien,  wo  er  am  9.  Juni  1840  zum  Doctor  der  Medicin  promovirt  wurde  und 
erwarb  sich  den  Grad  eines  Doctor  der  Chirurgie  und  Magister  der  Geburtshilfe. 
Nach  Absolvirung  der  Assistentenzeit  an  der  DuMREiCHER'schen  Klinik  habilitirte 
er  sich  1856  als  Privatdocent  der  Chirurgie  an  der  Wiener  Universität.  Am 
25.  Juli  erfolgte  seine  Ernennung  zum  Primarärzte  der  chirurgischen  Abtheilung 
im  k.  k.  allgemeinen  Krankenhausc  in  Wien  und  am  21.  Juni  1865  wurde  er 
zum  ausserordentlichen  Professor  der  Chirurgie  ernannt.  Die  Arbeiten  über  Hals- 
fascien  und  die  Kritik  der  WiLDBERa'schen  Schrift  über  Coxalgie  (Zeitschr.  der 
k.  k.  Gesellschaft  der  Aerzte  in  Wien)  hatten  zuerst  die  Aufmerksamkeit  auf  ihn 
gelenkt,  später  ganz  besonders  die  Krankheiten  der  Harn-  und  Geschlechtsorgane. 


DITTEL.  —  DITTRICH.  191 

Hervorgehoben  mögen  werden:  „Goxalgische  Studie  zur  Bestimmung  der  Grösse 
der  Verkürzung  der  coxalgischen  Extremitäten^  (1866,  Allgem.  Wiener  med.  Ztg. 
Xr.  2)  —  „Beitrag  zur  Lehre  der  Hypertrophie  der  Prostata^  (Oesterr.  med. 
Jahrb.  1867)  —  „Der  A-jour- Verband''  (Wiener  med.  Presse  1868)  —  „Dila- 
tator  für  Verengerungen  der  Harnröhre"  (Oesterr.  med.  Jahrb.  1869)  — 
^Ueher  ein^n  neuen  Apparat  zum  hohen  BlorSenstiche^  (1869)  und  „Ein  neuer 
Apparat  zur  Hintanhaltung  der  gefährlichen  Folgen  beim  hohen  Blasenstiche" 
■  Oesterr.  med.  Jahrb.  1870)  —  n^^^^  Steinsauger"  (Allgem.  Wiener  med.  Zeitung 
1870)  —  »Die  Stricturen  derr  Harnröhre^  (im  Handbuche  der  Chirurgie  von 
Pjtha-Billroth  ,  Bd.  III,  Abth.  2,  1872;  dasselbe  in  der  Deutsehen  Chirurgie 
von  BiLLROTH-LöCKE)  —  „lieber  Enuresis"  (Wiener  med.  Jahrb.  1871)  —  „Die 
elastische  Ligatur"  (Allgem.  Wiener  med:  Zeitung  1873)  —  „Ablösung  der 
Mastdarmwand"  (Wiener  med.  Wochenschr.  1874)  —  „Zur  Behandlung  der 
Hypertrophie  der  Vorsteherdrüse"  (Daselbst  1876)  —  A-jour- Verband  bei  osteo- 
plastischen Operationen  nach  Gritti  und  Pirog off"  (Daselbst  1877)  — 
„Beiträge  ztir  Verbandlehre,  Katheterstativ"  (Daselbst  1878)  —  „Operationen 
der  BlasenMeine"  (Daselbst  1880)  —  „Ein  neuer  Heilversuch  gegen  unheilbare 
Darm-Blasenscheidenfisteln"  (Oesterr.  med.  Jahrb.  1881)  —  „lieber  Gommuni- 
cation  zwischen  dem  Darmrohre  und  unteren  Harnorganen"  (Wiener  med. 
Wochenschr.  1881)  —  „  Ueber  das  Verhältniss  der  Lithoiripsie  und  Litholapaxie" 
(Daselbst  1881)  —  „Ueber  Seitenateinschnitt  zur  Entfernung  fremder  Körper 
am  der  Blase"  (Daselbst  1881)  —  „Nierencalculose"  '(Daselbst  1881).  Die  Zahl 
der  casuistischen  Mittheilungen  allgemein  chirurgischen  Inhaltes,  insbesondere  aber 
derer,  welche  die  Kraukheiten  der  Harn-  und  Geschlechtsorgane  betreffen,  i^t  eine 
sehr  beträchtliche ;  diejenigen  über  Blasensteine  verdienen  besonders  hervorgehoben 
zu  werden.  Englisch. 

Ditterich,  Georg  Lud  w ig  D.,  zu  Würzburg  am  8.  März  1804  geboren, 
begann  sein  Universitätsstudium  in  seiner  Vaterstadt  und  bezog  alsdann  zur  Fort- 
setzung desselben  die  Universitäten  Jena,  München  und  Erlangen,  an  welch'  letzterem 
Orte  er  1829  zum  Doctor  promovirt  wurde.  Später  praktischer  Arzt  zu  Mönchen, 
war  er  literarisch  thätig  und  führte  vom  Jahre  1843 — 55  die  Redaction  der  früher 
in  Salzburg  herausgekommenen  „Neuen  medicinisch-chirurgischen  Zeitung"  und  seit 
dem  Jahre  1870  die  der  „Blätter  für  Heil  Wissenschaft".  Im  Jahre  1849  wurde  er 
zum  Honorar-  und  1851  zum  ausserordentlichen  Professor  an  der  Universität 
ernannt.  Er  starb  am  6.  November  1873.  Als  Schriftsteller  und  Arzt  beschäftigte 
er  sich  vorzüglich  mit  Syphilis,  die  er  monographisch  in  2  Bänden  1842  abhandelte, 
und  mit  Gesundbrunnen.  Er  gab  eine  „Klinitche  Balneologie"  (in  2  Bänden, 
1861),  ausserdem  eine  Anzahl  von  Badeschriften  heraus. 

Trantl,  Bd.  II,  pag.  561.  F.  Seitz. 

Dittrich,  Franz  D.,  in  Nixdorf  (Böhmen)  am  16.  October  1815  geboren, 
studirte  in  Prag  (Hyrtl)  bis  zur  Promotion  (1841),  darauf  noch  in  Wien  und 
übernahm,  nach  Prag  zurückgekehrt,  Assisteutenstellen  (bei  seinem  Freunde  Jaksch 
mid  bei  Kiwisch).  Dann  wurde  er  Prosector  der  pathologischen  Anatomie,  widmete 
sich  diesem  Fache  mit  Erfolg  ganz  und  erhielt  1848  das  Professorat  desselben  zu 
Wien  (als  Nachfolger  Dlauhy's),  1850  einen  Ruf  als  Professor  der  medicinischen 
Klinik  nach  Erlangen.  Spätere  Rufe  verschiedener  Universitäten  lehnte  er  ab,  erlangte 
in  Erlangen  dafür  die  entsprechenden  Auszeichnungen,  erkrankte  aber  bereits  1856 
an  einem  Himleiden,  welches  1859  seinen  Tod  herbeiführte.  —  Neben  den  1845 
begonnenen,  in  der  Prager  Vierteljahrschrift  publicirten  Berichten  über  seine  Thätig- 
keit  am  Prager  pathologischen  Institut,  sind  von  seinen  wenig  zahlreichen  Schriften 
zu  erwähnen  seine  Habilitationsschrift:  Ueber  den  Laennec^ sehen  Lungeninfarct" 
(Erlangen  1850)  und  die  Untersuchungen  über  Magenkrebs,  Lebersyphilis,  Herz- 
Ktenose,  Herzmuskelentzündung  (Prager  Vierteljahrschr.  Jahrg.  1848,  1849,  1852). 

Allgem.  Deutsche  Biogr.  V.  Red. 


192  DITZEL    —  DLAUHY. 

*Ditzel.  Zwei  lebende  dänische  Aerzte.  *Chri8tian  Andreas  1)., 
geboren  zu  Kirkehvalsoe  (Seeland)  am  19.  April  1805,  absolvirte  das  Staatsexamen 
an  der  Kopenhagener  Universität  1829  und  1832  und  hat  in  vielen  Jahren  als 
Districtsarzt  zu  Frijsenborg  (Jtitland)  gewirkt.  Er  schrieb  mehrere  grössere  Ab- 
handlungen über  Ergotismus ,  das  jütlandische  Syphiloid,  Typhus  u.  A.  Ausserdem 
ist  er  in  Fragen  des  Medicinalwesens,  wie  auch  in  philanthropischer  Richtung  sehr 
thätig  gewesen.  —  *Wilken  Heiberg  I).,  Sohn  des  Vorigen,  ebenso  Arzt  in 
Jütland  (HammeD,  geboren  am  18.  November  1841,  absolvirte  das  Staatsexamen 
in  Kopenhagen  1867  und  wurde  1876  als  Doctor  promovirt.  Ausser  seiner  Disser- 
tation („Ueber  partus  praematurus  artificialis^)  hat  er  mehrere  umfassende 
geburtsstatistische  Arbeiten  publicirt.  Petersen 

Diverse,  Pierre  Salio  D.  (Diversüs),  aus  Faenza,  ein  Schüler  Alto- 
mare's  (s.  diesen),  wirkte  in  der  zweiten  Hälfte  des  16.  Jahrhunderts  in  seiner  Vater- 
stadt, wohin  er  aus  Neapel  zurückgekehrt  war.  D.  ist  als  Pestschriftsteller  berähmt, 
da  sich  in  seinem  „De  ftbre  pestüenti  tractatus  etc,"  (Bologna  1584,  Frankfurt 
1586,  Harderwyck  1656,  Amsterdam  1681 ;  letztere  Ausgabe  als  Opuscula  medicaj 
ein  ausgezeichnetes  Beobachtungstalent  bemerkbar  macht.  Auch  schrieb  er:  „Com- 
mentaria  in  Hippocratis  libror.  JV  de  morhis  luculentisdma^  (Frankfurt  1602, 
1612,   1666)  und  über  das  dritte  Buch  des  Avicenna  (Padua  1673). 

Dict.  hist.  II.  Red. 

Dix.  Der  Name  D.  gehört  zwei  Amerikanern  der  neueren  Zeit  an,  von 
denen  John  D.  sich  durch  zwei  Arbeiten  ophthalmologischen  Inhalts,  die  eine 
über  Strabismus  (Boston  1841),  die  andere  über  krankhafte  Empfindlichkeit  der 
Retina  (Daselbst  1849)  hervorgethan  hat.  —  *Miss  Dorothea  D.,  die  später 
als  „Superintendent  of  women  nurses  in  general  hospitals"  eine  Stellung  und 
gewisse  Bedeutung  errang  (um  1862),  zeichnete  sich  in  den  Vierziger-  und  Fünf- 
ziger-Jahren durch  ihre  imermüdliche  Agitation  fttr  öffentliche  Geisteskrankenasyle 
in  den  Vereinigten  Staaten  aus  und  schuf  in  den  zahlreichen  Schrift;en ,  die  sie 
in  Boston  1843,  in  Albany  1845,  in  Philadelphia  und  Harrisburg  gleichzeitig,  in 
Frankfurt  1846,  in  Washington  1848,  in  Annapolis  1852  erscheinen  Hess,  eine 
ganze  Literatur  des  Gegenstandes.  -^^^ 

Dixon,  Edward  H.  D. ,  zu  New  York,  war  1808  geboren,  verfasste 
eine  Biographie  von  Abel  J.  Starr  (1836)  und  mehrere  populäre  medicinische 
Schriften,  wie:  „A  treatiae  on  diseases  of  tlie  sexual  organs;  etc,"  (New  York 
1845;  6.  Ausg.  1847)  —  yy  Woman^  and  her  diseases,  from  the  cradle  to  th' 
grave*^  (1847)  —  ^The  organic  law  of  sexps ;  etc.^  (1861)  —  »^^  kidney, 
its  struciure,  functions,  and  diseases  etc,^  (1871).  Auch  war  er  von  1849 — 61 
Herausgeber  der  Zeitschrift  „The  Scalpel^.    Er  starb  1880. 

Index-Catalogiie.  III,  pag.  861.  G. 

*Dixon,  James  D.,  zu  London,  wurde  1836  Member  und  1843  Fellow 
des  Royal  College  of  Surgeons,  war  Assistant  Surgeon  am  St.  Thomas'  Hospital 
und  Surgeon  des  London  Ophthalmie  Hospital.  Er  verfasste:  „A  guide  to  the 
practical  study  of  diseases  of  the  eye"  (2.  Aufl.  1859;  3.  Aufl.  1866)  und  den 
Artikel  „Diseases  of  the  eye"  in  Holmes  „System  of  Surgery".  Er  lebt  zur  Zeit 
in  Harrow  Lands,  Dorking,  Surrey. 

Medical  Directory  for  1881,  pag.  461.  O. 

*Dlailliy,  Antonius  D.,  1834  promovirt,  wirkte  als  Professor  der 
pathologischen  Anatomie  in  Prag  bis  1848 ,  in  welchem  Jahre  ihn  Fr.  Dittrich 
(s.  diesen)  an  dieser  Lehrkanzel  ersetzte.  Er  zog  sich  nach  Wien  zurück  und 
feierte  dort  als  Emeritus  im  Juni  1884  sein  50jährige8  Doctor-Jubiläum.  Schrift: 
„De  pneumonia  adultorum  secundum  observationes  in  nosocomio  Pragensi 
collectas"  (Prag  1844).  ^^^ 


DOBELL.  —  DODOENS.  193 

*Dobell,  Horace  Benge  D.,  im  Bartholomäus-Hospital  ausgebildet  und 
M.  R.  C.  S.  Eng.  1849,  wurde  1856  Dr.  med.  und  widmete  seine  Thätigkeit  dem 
LangenkrankeL-Hospital ,  an  welchem  er  noch  jetzt,  ebenso  wie  an  dem  Albert- 
Waisenasyl  als  consultirender'  Physician  in  Thätigkeit  ist.  Seine  umfangi*eiche 
pnblicistische  Wirksamkeit  richtete  sich  hauptsächlich  auf  das  Feld  der  Lungen- 
und  Herzkrankheiten;  so  erschienen  von  ihm  „Demonatrafions  ofthe  diseases  ofthe 
ehest  and  tketr  physical  diagnosis^  (1868)  —  „Tuberculosis  its  nature,  causes 
and  trfatment*^  (1866  in  2.  Aufl.)  —  „Reports  on  the  progress  of  medicine 
and  of  diseases  of  the  ehest  etc,*^  (1869 — 1877)  —  „Analysis  of  100  cases 
of  haemoptysis"  (Transact.  of  the  R.  med.-chir.  soc.  1874)  —  „On  winter  cough"* 
(1874  in  3.  Aufl.)  —  „On  loss  of  weigkt,  blood  späting  and  lang  dlsease" 
(1879  in  2.  Aufl.).  Die  wichtige  Frage  nach  dem  Nutzen,  resp.  der  Assimilation  der 
Fette  bei  Lungenkrankheiten  führte  ihn  auf  die  genauere  Beobachtung  der  Function 
des  Pankreas,  über  welche  er  in  verschiedenen  Publicationen :  „Report  on  pancreatic 
emulsion  of  fat^  (1867)  —  „On  the  special  action  of  the  pancreas**  (Proc.  of 
the  R.  soc.  1867)  —  „Assimilation  of  fat  in  consumption"  (Lancet  1864, 
1865,  1866)  und  noch  neuerdings:  „The  action  of  pancreatine  upon  fat^  (Brit. 
med.  Joum.  1880)  berichtete.  ß^j 

*Dob80n,  George  Edward  D.,  zu  Netley,  studirte  in  Dublin  bis  1867, 
wurde  M.  A.  Dub.  1875.  Er  begann  seine  literarische  Thätigkeit  1867  mit  einem 
preisgekrönten  „Essay  on  the  diagnosis  and  pathology  of  the  injuries  and 
diseases  of  the  shoulder-joint" ,  brachte  dann  aber  mehrere  Jahre  in  Indien  zu 
und  widmete  sich  später  ganz  zoologischen  und  anthropologischen  Forschungen, 
deren  speciellere  Gegenstände  hier  zu  übergehen  sind.  Hervorzuheben  sind  dagegen 
noch:  „Medical  hints  to  travellers^  (R.  Geogr.  Soc.  1883).  j^^j 

Dodart,  Denis  D. ,  1634  zu  Paris  geboren,  studirte  Rechtswissenschaft 
und  Medicin,  entschied  sich  für  letztere  und  doctorirte  1660.  1673  jedoch  trat 
er  in  die  botanische  Section  der  Acad.  des  sciences  ein,  schrieb  die  Vorrede  zu 
den  von  diesem  Institut  1676  publicirten  „M^moires  pour  servir  k  Thistoire  des 
plantes"  und  widmete  sich  nun,  obwohl  er  den  Titel  eines  consultirenden  Leibarztes 
Ladwig's  XIV.  führte,  überwiegend  seinem  neuen  Fache.  Neben  seinen  medici- 
nischen  Schriften:  „Ergo  in  hydrope  mittendus  sanguisf**  und  j^Ergo  febribuM 
balneum**  (beide  Paris  1660),  stehen  mehrere  mit  der  Medicin  noch  in  ziemlich 
directen  Beziehungen,  so :  „Lettre  sur  le  seigle  ergotS*^  (M6m.  de  Tacad.  des  sc. 
T.  IX)  —  „Observations  sur  les  4vacuations,  la  transpiration  etc.^  (Ebenda, 
T.  I);  endlich  die  bekannteste  seiner  Schriften,  das  „Memoire  sur  les  causes  de 
la  txnx  de  Vhomme  et  de  ses  dijfSrens  tons^  (Hist.  de  Tacad.  r.  des  sc.  Ann6e 
1700  und  dazu  ein  zweiter  Artikel,  Ebenda  1706  und  ein  dritter  1707).  D.  erklärt 
darin  die  Entstehung  der  Stimme  durch  die  Bewegungen  der  im  Kehlkopfe  ent- 
haltenen Luft.  Er  starb  am  5.  November  1707 ;  erst  lange  nach  seinem  Tode 
wurden  von  NoGCEZ  in  „Statica  medica  Gallica"  (Paris  1725)  die  Experimente 
D.'s  über  insensible  und  cutane  Respiration  publicirt,  mit  denen  er  sich  viele  Jahre 
beschäftigt  hatte.  —  Sein  Sohn,  Claude-Jean-Baptiste  D.,  1664  geboren 
und  1730  gestorben,  bekleidete  ebenfalls  den  Platz  eines  königlichen  Leibarztes 
bei  Ludwig  XIV.  und  galt  als  sehr  verdienter  Mediciner.  Von  bleibenden  Leistungen 
sind  auf  uns  jedoch  nur  seine  beiden  Thesen  (Paris  1687)  gekommen,  von  denen 
die  eine  das  Wesen  des  wahren  Arztes,  die  andere  den  hohen  Werth  des  Ader- 
lasses behandelt. 

Dict.  hist.  II.  —   Biogr.  mfed.  III.  Red. 

Dodoens,  RembertD.  (Dodonaeus,  Dodonee),  zu  Mecheln  am  29.  Juni 
1517  geboren,  studirte  in  Löwen  bis  1535  und  machte  in  Frankreich,  Italien  und 
Deutschland  Reisen,  die  ihn  mit  den  berühmtesten  Aerzten  seines  Zeitalters  in  Ver- 
bindung brachten.    Als  Leibarzt  Maximilian's  11.   und  des    Kaisers  Rudolph 
Biopr.  Lexikon.  II.  13 


104  DODOENS    —  DÖLLINGER. 

konnte  er  sich  nicht  halten,  da  er  sich  mit  seinem  Specialcollegen  Grato  von 
Krafftheim  überwerfen  hatte,  und  kehrte  in  den  Fünfziger-Jahren  in  sein  Vater- 
land zurück.  Eine  Professur  an  der  Löwener  Universität,  welche  man  ihm  1557 
anbot,  hatte  er  reftlsirt;  dagegen  liess  er  sich  noch  in  den  letzten  Jahren  seines 
Lebens  als  Professor  der  Botanik  nach  Leyden  berufen,  wo  er  am  10.  März  1585 
starb.  —  D.  galt  als  bewundernswürdiger  Polyhistor  und  ungemein  gelehrter  Arzt. 
Zuerst  machte  er  sich  bekannt  durch  seine  Ausgabe  von  „Paulus  Aegineta^ 
(Basel  1546),  dann  durch  die  „Gosmographica  in  astronorniam  et  geographiam 
isagoge"  (Antwerpen  1548).  Hauptsächlich  tritt  er  als  botanischer  Schriftsteller 
hervor;  jedoch  versäumt  er,  besonders  in  seinem  Hauptwerk  „Gruydtbooh"  (Ant- 
werpen 1553,  1554,  Fol.,  später  als  „Historia  stirpium^,  Daselbst  1558  und  fran- 
zösisch 1557  von  F.  De  l'Eclüsb)  nie,  die  pharmakologischen  und  therapeutischen 
Eigenschaften  der  beschriebenen  Pflanzen  hervorzuheben.  Die  specifisch  botanischen 
Werke  übergehend,  heben  wir  hier  noch  „Purgantium  aliorumque  eo  facientium 
tum  et  radicum  oonvolvulorum  ac  deleteriaruvi  kerbarum  historiae  Uhr.  IV^ 
(Antwerpen  1574)  hervor;  gesammelt  erschienen  diese  Arbeiten  als  „Stirpium 
historiae  pemptades  sex  etc,"  (mit  1341  Figuren,  Antwerpen  1583).  In  seiner 
grossen  „Praxis  medica**  endlich  gab  D.  die  erste  exacte  Beschreibung  einer 
Epidemie  von  Kriebelkrankheit,  welche  damals  in  Brabant  wüthete,  und  welche  er 
als  Folge  kranken,  von  auswärts  importirtcn  Getreides  schilderte. 

van  den  Corput.  —  Ked. 

Döbelius,  Johann  Jacob  D.  (geadelt:  von  Döbeln  1717),  Professor 
der  Medicin  in  Lund,  geboren  in  Rostock,  wo  sein  Vater  Professor  war,  am 
29.  März  1674,  studirte  in  Rostock  und  Kopenhagen  (Bartholinus)  und  wurde 
in  Rostock  Doctbr  der  Medicin  1695.  Provinzialarzt  in  Malmö  1699  und  Professor 
in  Lund  1710.  Gestorben  am  14.  Januar  1743.  —  v.  D.  war  ein  sehr  thätiger  und 
beliebter  Arzt.  Den  Ramlöser  Gesundbrunnen  in  Schweden  hat  er  oft  untersucht 
und  bekannt  gemacht.  Seinerzeit  hat  ein  Mädchen,  Esther  Norre  aus  Oby  in 
Skäne,  das  in  mehreren  Jahren  sehr  wenig  (oder  längere  Zeit  keine)  Nahrung 
genoss,  viel  Aufsehen  gemacht  und  die  Sache  wurde  auch  gerichtlich  untersucht. 
V.  D.  hat  darüber  ein  paar  Abhandlungen  geschrieben:  „Historia  incedice  diutumat 
Esthera  Norre  Obyensis  Scanicae,  conscripta"  (Lund  1715).  v.  D.  hält  dieses 
lange  Fasten  für  bewiesen.  Ausserdem  hat  er  „Historia  Academiae  Lundensis'' 
(1740 — 1742)  herausgegeben.  In  Nov.  act.  litterar.  Maris  Balthici  et  septemtrio- 
nalis  (1697 — 1706)  und  in  Act.  Litter.  Sveciae  sind  verschiedenene  Abhandlungen 
von  ihm  veröffentlicht. 

Seine  Schriften  sind  verzeichnet  in  Sacklön's  Sveriges  Läkare-Historia.  I,  pag.  629. 

0.  Hjelt.  —  Hedenins. 

Döllinger,  Ignaz  D. ,  einer  der  bedeutendsten  Anatomen  und  Physiologen 
unseres  Jahrhunderts,  in  dessen  erste  beiden  Decennien  seine  hauptsächlichste 
Wirksamkeit  ßlllt,  wurde  am  27.  Mai  1770  zu  Bamberg  geboren  und  starb  am 
14.  Januar  1841  zu  München.  D.'s  Vater  war  Leibarzt  des  Fürstbischofs  von 
Bamberg  und  zugleich  Professor  an  der  damals  dort  bestehenden  Universität,  an 
der  auch  sein  berühmter  Sohn  seine  akademischen  Studien  begann.  Später  besuchte 
D.  die  Universitäten  Würzburg,  wo  er  in  der  Folge  seine  Hauptthätigkeit  ent- 
falten sollte,  dann  Pavia  und  Wien.  Als  seine  hervorragendsten  Lehrer  werden 
genannt:  Prochaska  (Wien),  Peter  Frank  und  Antonio  Scarpa  in  Pavia. 
D.  promovirte  1794,  wurde  1796  zum  Professor  der  Medicin  an  der  Bamberger 
Universität  (für  Physiologie  und  allgemeine  Pathologie)  ernannt,  kam  1803  als 
Professor  der  Anatomie  und  Physiologie  nach  Würzburg,  welches  er  1823  mit 
München  vertauschte.  München  hatte  derzeit  noch  keine  Universität ;  D.  trat  viel- 
mehr dort  in  die  sogenannte  Akademie  ein,  doch  lehrte  er  auch  an  der  damaligen 
Lehranstalt  für  Chirurgen.  Als  später  die  Universität  von  Landshut  nach  München 
verlegt  wurde,  übernahm  er  wieder  die  Professur  für  Anatomie  und  Physiologie 
au  derselben.    Auch  war  er  Secretär  der   mathematisch-physikalischen  Classe    der 


DOLLINGER.  195 

Akademie  der  Wissenschaften,   sowie  (seit  1833)  Obermedicinalrath.    D.'s  Haupt- 
Wirksamkeit  fällt,  wie  erwähnt,  in  die  beiden  ersten  Deeennien  dieses  Jahrhunderts, 
in  die  Zeit   seines  Würzburger  Aufenthaltes    (man  vergleiche  das  angefügte  Yer- 
zeiebniss  seiner  Schriften).  Vielleicht  waren  die  veränderten  Verhältnisse  in  München, 
die  ja   seine  bisherige  Universitätsthätigkeit   unterbrachen,    hierbei   von  Einfluss; 
jedenfalls  trat  er  später  mehr  und  mehr  zurück ;  und  als  dann  die  Universität  nach 
München  kam,  war  D.  inzwischen  gealtert,  so  dass  damit  kein  neuer  Aufschwung 
seiner  Thätigkeit  bezeichnet  werden  kann.  D.'s  Ruf  gründet  sich  nicht  so  sehr  auf 
viele  grosse  und  gelehrte  Abhandlungen    —    er  hat  im  Gegentheil   in   seiner  fast 
50jährigen    akademischen  Thätigkeit   verhältnissmässig   wenig   drucken   lassen   — 
als  vielmehr  anf  die  mannigfachen  neuen  Gesichtspunkte   und  Bahnen  der  Unter- 
suchung ,    auf  welche  er   die  Aufmerksamkeit   lenkte ,    sowie   auf-  seine  eminente 
Bef^gung  als  Lehrer  nicht  blos  vom  Katheder  herab,  sondern  auch,  und  zwar 
ganz  besonders,  im  engeren  Verkehre  mit  seinen  speciellen  Schülern ,  unter  denen 
hier  nur  die  Namen :  C.  E.  v.  Baeb,  Pander,  d' Alton,  L.  Schönlein  und  Kalten- 
BRüNNEE  genannt   werden   sollen.     Zu   all'    diesem   befähigten    ihn   aber  wieder, 
abg^ehen  von  aller  persönlichen  Begabung,  eine  ganz  vorzügliche  allseitige  Aus- 
bildung im  Gesammtgebiete  der  morphologischen   und  physiologischen  Disciplinen, 
theoretisch,  wie  praktisch,  verbunden  mit  einer  tüchtigen  Eenntniss  der  Philosophie, 
von  deren  Vertretern  ihn  namentlich  Kant  anzog.   Es  sei  hier  ferner  erwähnt,  dass 
er  ein  Meister  der  anatomischen  Technik  war ,  namentlich  einer  der  besten  Injec- 
toren  seiner  Zeit,    dass  er  das  Mikroskop  vorzüglich  zu  handhaben  wusste,    dass 
er  bedeutende  Kenntnisse  in  der  Botanik  besass,  wie  wir  unter  Anderem  aus  Baer's 
Selbstbiographie  erfahren,  dass  er  mit  gleicher  Tüchtigkeit  die  menschliche  descriptive 
Anatomie,  die  vergleichende  Anatomie,  die  Physiologie  und  Embryologie  beherrschte 
und  in  allen  diesen  Disciplinen  als  selbstständiger  Forscher  auftrat.   Neue  Bahnen 
schlug  D.  vorzugsweise  damit  ein,  dass  er  die  gesammte  Medicin  als  eine  Natur- 
wissenschaft auffasste  nnd  behandelte;  er  stand  freilich  damit  nicht  allein,  jedoch 
war  er  einer  der  Ersten,   der  um  die  Wende  des    vorigen  Jahrhunderts  die  neue 
Richtung,  die  nunmehr  glänzend   durchgedrungen  ist,  inaugurirte;    mit  ihm  unter 
Anderen   die   Brüder  Teevivanüs   und   C.  A.  Rüdolphi  ,    dem  Letzteren ,    seinem 
älteren  Zeitgenossen,  scheint  mir  D.  besonders  geistesverwandt.  —  Um  noch  Ein- 
zelnes  hervorzuheben,    so   erscheinen   besonders    wichtig    die  Untersuchungen  D.'s 
Aber  den  Blutkreislauf,  über  die  Absonderungsvorgänge,  über  die  Blutbildung  und 
die  erste  Anlage  des  Embryo  überhaupt,  vor  Allem  die  Keimblattbildung.  —  Er 
hatte  eine  richtige  Darstellung  von  der  Wellenbewegung  des  Blutes  und  der  Ent- 
stehung des  Pulses;  bezüglich  des  Zusammenhanges  zwischen  Arterien  und  Venen 
verdanken    wir   ihm    hauptsächlich    mit    die    feste   Begründung   der  Lehre,    dass 
derselbe  durch   das  Capillarsystem   vermittelt   werde,    doch   glaubte    er   nicht    an 
vollkommen    abgeschlossene    Capillaren.      Freilich    in    einem    anderen    Sinne    hat 
hier  die  neueste  Zeit    diese  Meinung   bestätigt.     Er  lehrte  uns  das  Verhalten   der 
Capillaren  in  den  quergestreiften  Muskeln  und  in  der  Tunica  media  der  Arterien 
kennen  und  zeigte,    dass   in  entzündeten  Theilen  die  Capillargef^sse  sich  an  Zahl 
vermehren  (Mbckel's  Archiv  VI).    Wir  finden    bei  D.  (Ibid.  VIIj    eine  sehr  gute 
Schilderung    der    rothen    Blutkörperchen,    namentlich    auch    ihres    Verhaltens    im 
kreisenden  Blute ;  doch  spricht  er  allen  Blutkörperchen  Kerne  zu.  —  D.  war  einer 
der  Ersten,    welche  den  Blutlauf  des  Fötus  gründlich  untersuchten;    er   erkannte 
die  frühzeitige  Bildung    der  Blutkörperchen    und    die  Thatsache,    dass  die  fötalen 
Blutwege  anfangs  nicht  völlig  abgeschlossen  sind.    Dies  letztere  übertrug  er  dann, 
wie  bemerkt,  auch  auf  den  erwachsenen  Zustand.    Stets  unvergessen  bleiben  D.'s 
grosse    Verdienste   um    die    Entwicklungsgeschichte.     Abgesehen    davon,    dass    er 
Männern,  wie  Pander  und  C.  E.  v.  Baer,  den  Anstoss  zu  ihren  Forschungen  gab 
nnd  vor  Allem  eine  gute  Methode   der  Erforschung    früher  embryonaler  Zustände 
ausbildete,  hat  er  auch  in  dem  mit  Pandeb  und  d'Altox  herausgegebenen  grösseren 
Werke   (s.  w.  u.)    die   Resultate    seiner    eigenen   Arbeit   bekannt    gegeben.     Alle 

13* 


196  DÖLLINGER.  —  DÖMLING. 

embryonalen  Gewebe  besteben  nach  ihm  ans  kömigen  Elementartheilen   (worunter 
er    wohl    offenkundig   unsere  jetzigen    „Zellen^^   verstand).     Dass  von   ihm  unsere 
Lehre  von  den  Keimblättern  inaugurirt  wurde,  muss  —  unbeschadet  der  Verdienste 
C.  F.  Wolff's    —    anerkannt   werden.     Endlich  darf  man  D.  zu  Denen  rechnen, 
welche   eine    vergleichend  -  anatomische  Schule   in   Deutschland   begründen   halfen. 
Wie  von  seinen  Zuhöreni  allgemein  verbreitet  wurde,  besass  D.  ein  seltene«  Lehr- 
talent ;  seine  Vorlesungen  waren  in  ganz  besonderer  Weise  fesselnd  und  anregend. 
Aber  auch  in  der  Art,  wie  er  junge  Männer  an  sich  zu  ziehen  wusste  und  sie  als 
seine  Special-Schüler  ausbildete,    ist   er    wohl    nur  von  Wenigen  erreicht  worden. 
Wir   können    auch    hier   wieder   auf    das    vollwichtige   Zeugniss    C.  E.  v.  Ba£h's 
(Selbstbiographie)  uns  berufen.    Im  Zusammenhange  mit  dieser  so  ungemein  erfolg- 
reich ausgefallenen  Wirksamkeit  D.'s   steht  auch  die  Gründung   einer   zoologisch- 
physiologischen Gesellschaft  in  Würzburg.  Man  hat  D.  wohl  zu  den  Naturphilosophen 
gezählt,    doch  hielt  er  sich  von  den  Extremen  in  richtiger  Erkenntniss  fem  und 
muss,  falls  man  ihn  hierhin  stellen  will,  jedenfalls  als  einer   der  würdigsten  und 
besonnensten  Anhänger  einer  philosophischen  Richtung  im  Gebiete  der  Naturwissen- 
schaften bezeichnet  werden.   Er  war  sich  dessen  voll  bewusst,  dass  die  einfache  An- 
einanderreihung nackter  Thatsachen  ebensowenig  fördert,  wie  die  blosse  Speculation ; 
einen  Ausdruck  seiner  Richtung  sucht  er  in  seinem  „Grundriss  der  Naturlehre  etc." 
zu  geben.    Dass  ihm  in  seinen  theoretisirenden  und  speculativen  Anschauungen  auch 
mancher  Irrthum  mit  untergelaufen   ist,  beweisen  namentlich    seine  Angaben  über 
den  Zeugungsprocess  (Meckel's  Archiv  II).  —  Die  wesentlichsten,  von  ihm  publi- 
cirten  Werke  und  Abhandlungen  sind  folgende:  „Qrundrisa  der  Naturlehre  des 
menschlichen  Organismus.    Zum  Gebrauche   hei  seinen   Vorlesungen**    (Bamberg 
nnd  Würzburg  1805,  8.)  —    „Bemerkungen  über  die   Vertheilung  der  feinsten 
Blutgefässe  in  den  beweglichen  TTieilen  des  thieiischen  Körpers"  (J.  Fr.  Meckbl's 
Archiv,  IV,  pag.  186)  —   „Was  ist  Absonderung  und  une  geschieht  sie?  Eine 
akademische  Abhandlung"  (Würzburg  1819,    8.);    ferner:    „Denkschrißen  der 
Miinchener    Akademie"     (VII,    pag.  179);     sowie:    „Blutlauf"    (in    Meckel's 
Archiv,  II) .—   „Beiträge  zur  Entuncklungsgeschichte  des  menschlichen  Gehirns*' 
(Frankfurt  a.  M.   1814,  Fol.)  —  „  lieber  das  Strahl enblättchen  im  menschlichen 
Auge"  (Nova  acta  Acad.  Caes.  Leop.  nat.  Curiosorum,  IX,  pag.  268)    —    »^^Z«- 
stratio  ichnographica  fabricae  oculi  humani"  (Wirceb.  1817,  4.)  —  „Betrach- 
tungen über  die  Milz"  (J.  Ffi.  Meckel's  Archiv,  Bd.  VI,  pag.  155  und  Daselbst, 
pag.  192  [Placentarkreislauf])   —  Pander,  Döllinger  und  d'Alton:    „Beiträge 
zur  Entwicklungsgeschichte  des  Hiifinchens  im  Ei"  (Würzbnrg  1817,  Fol.,  mit 
Kupfert.  —   „  Versuch  einer  Geschichte  der  menschlichen  Zeugung"  (MeckEl's 
Archiv,  Bd.  II,  pag.  388). 

Vergl.  über  D.'s  Leben  und  Werke:  Ph.  Fr.  v.  Walt  her,  Denkrede  in  der  kön. 
bayerischen  Akademie  der  Wissensch.  25.  Ang.  1841.  —  C.  E.  v.  Baer,  Nachrichten  aiis 
meinem  Leben  (Selbstbiographie).  —  v.  Kölliker,  Geschichte  der  medicinischen  Faonltät 
an  der  Universität  Würzbnrg.  1871,  —  Voit,  Artikel  „Döllinger"  in  Allgem  Deutsche  Biogr. 
Bd.  V,  pag.  315.    —    B.  Eble,    Versuch   einer   pragmatischen  Geschichte   der  Anatomie   nnd 

Physiologie  vom  Jahre  1800—1825.   Wien  1836.  ,«-    ,  , 

Walaejer. 

Dömllngy  Johann  Joseph  D.,  geboren  am  13.  Januar  1771  zu 
Markershausen,  studirte  in  Wfirzburg  und  wurde  mit  der  für  ihre  Zeit  bedeatenden 
„Dissert.  inaug,  sistens  morborum  gastricorum  acutorum  pathologiam"  (1797) 
daselbst  promovirt.  Er  wurde  dann  an  der  Julius-Universität  Professor  der  Mediein 
und  starb  am  7.  März  1803.  Seine  Denkweise  war  eine  durchaus  natnrphilo- 
sophische,  wie  sie  sich  am  evidentesten  in  seinem  „Lehrbuch  der  Physiologie  des 
Menschen"  (2Bde. ,  Göttingen  1802 — 1803)  ausspricht.  Aber  auch  seine  Ab- 
handlung über  die  Leber,  über  die  Krankheiten  der  Säfte  (Wien  1798,  resp. 
Bamberg  und  Wfirzburg  1800)  halten  durchaus  diesen  Standpunkt  inne.  Am 
ehesten  näherte  sich  dem  Modernen  „Ueber  die  Ursache  der  Bewegungen  der 
Regenbogenhaut"    (Reil's  Archiv  für  Physiol.   1802),  eine  Abhandlung,    in  der 


DÖMLING.  —  DÖRING.  197 

nhlreiche  Beobachtungen  niedergelegt  sind.  Mit  Hobsch  zusammen  gründete  D.  das 
„Arohiv  für  die  Theorie  der  Heilkunde^',  welches  Abhandlungen  von  ihm  brachte, 
aber  erst  nach  seinem  Tode  —  1804  —  erschien. 

Dict.  hist.  II.  Red. 

*DönitZ,  Friedrich  Karl  Wilhelm  D.,  aus  Berlin,  anfangs  der 
Vierziger-Jahre  geboren,  studirte  daselbst  (Reichert,  Frerichs)  bis  zum  Jahre 
1864.  Er  schloss  sich  dann  an  Reichert  besonders  an,  schrieb  „De  tunicae 
intestmorum  villosae  epithelio**  (Berlin  1864)  —  „Beschreibung  und  Erläuterung 
von  Doppelmissgeburten^  (Daselbst  1865)  und  hielt  anatomische  Demonstrations- 
carse.  1872  siedelte  er  auf  besondere  Anregung  nach  Japan  über  und  war  hier 
bis  1875  Lehrer  an  der  medicinischen  Akademie  in  Tokio,  später  an  verschiedenen 
japanischen  Krankenhäusern  im  Inneren.  Arbeiten  von  ihm  (über  Ainoschädel, 
Körpermessungen  von  Japanern  u.  Aehnl.)  finden  sich  in  den  „Mitth.  d.  D.  Ges. 
f.  Natur  und  Völkerkunde  Ostasiens".  P^j 

Döring,  Michael  D.,  aus  Breslau,  unbekannten  Geburtsjahres,  starb, 
nachdem  er  eine  Zeit  lang  in  Giessen  eine  Professur  bekleidet  hatte,  in  seiner 
Vaterstadt  als  praktischer  Arzt  1644.  Lebhaft  für  die  spagirische  Schule  interessirt, 
bestrebte  er  sich  in  der  Schrift:  „De  medicina  et  medicü  adversus  iatromastigus 
ä  pseudomedicos  Itbr.  II"  (1611),  die  Paracelsistische  Pharmakologie  mit  dem 
Hippokratismus  zu  verbinden,  war  aber  gleichzeitig  unbefangen  genug,  die  Irrthümer 
und  Mängel  des  Paracelsismus  offen  anzuerkennen.  Sein  grösseres  Verdienst  besteht 
in  der  Auseinanderhaltung  der  verschiedenen  fieberhaften  Exantheme,  speciell  des 
Scharlachs  von  den  Masern:  Briefwechsel  mit  seinem  Schwiegervater  Sennert 
(„Sennertl  Opera"  [Wittenberg  1776])  über  eine  Breslauer  Scharlachepidemie  des 
Jahres  1627.  In  einer  eigenen  Schrift  machte  D.  einen  vom  Chirurgen  Trautmann 
in  Wittenberg  verrichteten  Kaiserschnitt  bekannt  (Wittenberg  1612),  eine  Mit- 
theilung, die,  wie  noch  mehrere  andere  D.'s  in  die  Observ.  chir.  seines  Freundes 
FabriciüS  Hildanos  übergegangen  ist. 

Vollständiges  Schriftenverzeichniss  im  Dict.  hist.  II.  —  Allgem.  Deutsche  Biogr.  V. 

Red. 

Döring,  Sebastian  Ludwig  D.,  zu  Ems,  war  zu  Cassel  am  24.  Mai 
1773  geboren,  studirte  in  Marburg,  wurde  daselbst  1792  Doctor  mit  der  Diss. : 
„Hippocratü  doctrina  semtotica  de  vomüu"^  verliess  dann  Hessen  und  erhielt  zu 
Herbom  im  Nassauischen  die  Erlaubniss  zur  Praxis,  sowie  vom  Prinzen  von  Oranien 
1793  ihm  gestattet  wurde,  medicinische  Collegia  auf  der  dortigen  Universität  zu 
halten.  1794  wurde  er  daselbst  Prof.  e.  o.,  1798  ord.  und  erhielt  1804  den  Hof- 
rathstitel.  Seine  ersten  literarischen  Arbeiten  bestanden  in  Uebersetzungen  von 
J.  F.  Frank  :  „  Vom  Volkselend ,  einer  fruchtbaren  Mutter  von  Krankheiten. 
Aus  dem  Latein."  (Marburg  1794)  —  JOH.  Friedr.  Th.  Haeger:  „Geschichte 
der  Kerzen  und  ihres  Gebrauches  in  der  Wundarzneikunde,  Aus  dem  Latein." 
(Giessen  1796)  —  Ludwig  Oskamp:  „Zwei  Vorlesungen  über  die  natürlichen 
vnd  geimpßen  Kinderblattern  u.  s.  w.  Aus  dem  Holland."  (Herbom  und  Hadamar 
1799);   femer  den  Schriften  von  Albe,  van  Stipriaan-Lüiscius  über  Fäulniss 

(1800)  aus  dem  Holland,  und  von  H.  M.  Hdsson   über   die  Kuhpockenkrankheit 

(1801)  aus. dem  Französischen,  Er  selbst  verfasste:  „Kurzer  Unterricht ....  über 
die  Schutzpockenimpfung,  u^  s.  w."  (Herbom  1801)  und  gab  heraus  zusammen 
mit  GOTTL.  Salomon  in  Leyden  ein  „Journal  für  die  neueste  Holländische 
medicinische  und  naturhistorische  Literatur"  (Bd.  I,  St.  1 — 4,  1802 — 04)  und 
ffOritisches  Bepertorium  der  auf  in-  und  ausländischen  hohen  Lehranstalten 
ww  Jahre  1781 — 1800  herausgekommenen  Probe-  und  Einladungsschriften  aus 
dem  Gebiete  der  Arznei gelahrtheit  und  Naturkunde"  (1.  Abth.,  Herborn  1803). 
Auch  übersetzte  er  J.  J.  J.  Westra  „  Vom  Spiessglanz  u.  s.  lo.  Aus  dem  Latein" 
(Hadamar  1802).  Unter  der  französisch-bergischen  Regierung  1810 — 13  war  er 
Cantonsarzt  neben  der  medicinischen  Professur,  wurde  1814  Medicinalrath  bei  der 


198  DÖRING.  —  VAN  DOEVEREN. 

fürstlichen  RegieniDg  zu  Dillenburg  und  bekleidete  seit  1818  bis  zu  seinem  am 
7.  Juli  1835  zu  Bad  Ems  erfolgten  Tode  die  Stelle  eines  Obermedicinalrathes 
und  ordentlichen  Mitgliedes  der  herzogl.  nassauischen  Landesregierung  zu  Wies- 
baden und  seit  1821  dabei  noch  die  eines  Badearztes  zu  Ems.  Ausser  den  genannten 
Schriften  haben  ihn  mehrere  medicinische  Aufsätze  im  Reichsanzeiger  und  der 
Med.  National-Zeitung  für  Deutschland  (1798,  99),  in  Kopp's  Jahrbb.  der  Staats- 
arzneikunde (1819)  und  mehr  als  200  Recensionen  in  der  Salzburger  med.-chir. 
Zeitung,  Erlanger  Lit.-Zeitung  u.  s.  w.  zum  Verfasser;  er  war  Mitherausgeber  dw 
„Jahrbücher  der  Heilquellen  Deutschlands"  (1822);  auch  erschienen  anonym  von 
ihm  1822  Nachrichten  über  das  Selterser,  Fachinger,  Weilbacher  Wasser. 

Neuer  Nekrolog  der  Deutschen.  Jahrg.  13,  1835,  I,  pag.  585  —  Sachs,  Medic. 
Almanach  für  1837,  pag.  3.  —  Callisen,  V,  pag.  259;  XXVIJ,  pag.  321.  ^ 

Doemer,  Christian  Friedrich  D.,  zu  Dürrmüng  am  15.  Februar  1776 
geboren,  beendete  sein  medicinisches  Studium  mit  der  Promotion  in  Tübingen  1798. 
Von  einer  Ausbildungsreise  nach  Paris  heimgekehrt,  liess  er  sich  in  Stuttgart 
nieder  und  machte  sich  durch  eine  Reihe  sehr  brauchbarer  Uebersetzungen  fremd- 
sprachiger Werke,  so  von  Bichat's  „Trait6  des  membraues** ,  von  NrsTEN's 
„Exp6riences  galvaniques  sur  les  musdes",  von  Deschamp's  des  Aelteren  „Trait6 
historique  et  dogmatique  de  la  taille^^  und  Deschamp's  des  Jüngeren  „Maladies 
des  fosses  nasales" ,  sowie  von  Desaült's  „Oeuvres  chirurgicales"  einen  Namen. 
Seine  eigenen  Arbeiten  sind  ausser  der  Dissertation  über  Knorpelerkrankungen 
die  selbständig  erschienene  „Genaue  Abbildung  der  Kuhpocken  etc»^  (1803)  und 
verschiedene  Abhandlungen  in  Siebold's  „Chiron*'  (1806),  über  Harnröhrenstricturen 
und  über  Steinschnitt  handelnd. 

Dict.  hist.  II.  Red. 

van  Doeveren,  zwei  Niederländer.  Der  Vater,  Walther  v.  D.,  wnirde 
1730  zu  Philippine  in  Flandern  geboren,  studirte  1747 — 1753  unter  B.  S.  und 
F.  B.  Albjncs,  Gaubius,  v.  Royen  und  Winter  in  Leyden  und  promovirte 
daselbst  im  October  dieses  letzten  Jahres,  nachdem  er  schon  einige  Zeit  in  Paris 
studirt  hatte,  mit  einer  „Dissert.  de  vermibus  inteatinalibus  hominumy  praedpue 
de  taeiiia"  (in's  Französische  und  Deutsche  übersetzt).  Nach  4monatlicher  Praxis 
in  Leyden  wurde  er  1754  als  Prof.  med.  anatom.  chirurg.  et  art.  obstetr.  nach 
Groningen  gerufen,  welches  Amt  er  17  Jahre  wahrgenommen  hat.  In  diesen  Zeit- 
raum fällt  die  Herausgabe  seines  „Specimen  observat,  academic,  ad  manstrorum 
historiam,  anatomen,  pathologiam  et  artem  obstetriciae  praecipue ' spectantium^ 
(Groningen  und  Leyden  1765).  1771  nach  Leyden  berufen,  trat  er  sein  Amt  an 
mit  einer  ausgezeichneten  „Sermo  academicus  de  recentiorum  mventia  medicinam 
hodiernam  veteri  praestantiorem  reddentibus" .  Nur  12  Jahre  hat  er  die  Professur 
in  Leyden  wahrgenommen,  da  er  1783,  nach  jahrelangem  Leiden,  an  Gicht  starb. 
V.  D.  war  nicht  nur  ein  ausgezeichneter  Lehrer,  sondern  auch  ein  thätiger  patho- 
logischer Anatom  (seine  Sammlung  anatomischer  Präparate  wurde  durch  die  Uni- 
versität angekauft  und  durch  Sandifort  in  seinem  „Museum  anatomicum^^,  T-  I, 
beschrieben)  und  nicht  weniger  ein  bahnbrechender  Gynäkolog,  wie  aus  seinen  im 
Jahre  1775  erschienenen  ,y Primae  lineae  de  cognoscendis  multerum  morbis*' 
(Leipzig  1786  durch  J.  C.  T.  Schlegel  aufs  Neue  aufgelegt)  erhellt.  Da  er  den 
klinischen  Unterricht  in  Leyden  bei  seiner  Ankunft  sehr  vernachlässigt  vorfand, 
richtete  v.  D.  (der  auch  bei  seinem  grossen  Ruf  als  Kliniker  nach  dem  Tode 
Gacbics'  erster  Arzt  des  Prinzen  Statthalters  und  dessen  Familie  wurde)  eine  Art 
Poliklinik  („Collegium  casuale"  genannt)  ein ,  welche  unter  Anderem  durch  seinen 
damaligen  Schüler  E.  L.  Heim  sehr  gelobt  wurde.  Die  Inoculation  als  Prophylac- 
ticum  gegen  Variola  beim  Mensehen  und  gegen  die  Viehseuche  bei  den  Thieren 
fand  in  v.  D.  einen  warmen  Beförderer,  wie  seine  mit  P.  Camper  (s.  diesen)  ange- 
stellten Versuche  bewiesen.  —  Antonie  Jacob  v.  D.,  ältester  Sohn  des  Vorigen, 
wurde  1763  zu  Groningen  geboren,    studirte  in  Leyden  und  promovirte   daselbst 


VAN  DOEVEREN.  —  DOHLHOFF.  199 

mit  dner  vortrefflichen  Dissertation:  „Observationes  pathologico-anatomicae^ .  Er 
etablirte  sich  als  praktischer  Arzt  in  Leyden  und  hekam  dort  bald  einen  sehr 
grossen  Ruf;  doch  starb  er  bereits  1805  an  Gicht,  ohne  Schriften  zu  hinterlassen. 

C.  E.  Daniels. 

*rogiel,  Johannes  D.,  geboren  am  7.  März  1830  zu  Zalesie  (Litthauen), 
gtndirte  in  Petersburg;  er  war  daselbst  eine  Zeitlang  als  Arzt  am  ersten  Militär- 
hospital thätig,  im  Jahre  1865  wurde  er  auf  Staatskosten  nach  Deutschland 
geschickt,  arbeitete  zuerst  in  Heidelberg  unter  Helmholtz^s,  Kibchhoff's  und 
Bcnsen's  Leitung,  und  begab  sich  hierauf  nach  Leipzig,  wo  er  zwei  Jahre  hindurch 
in  Ludwig's  Laboratorium  sich  mit  Histologie  und  Physiologie  des  Blreislaufes 
befasste;  ausserdem  studirte  er  unter  Huppert's  Leitung  physiologische  Chemie. 
Zurückgekehrt  wurde  er  1868  Privatdocent  für  Physiologie  in  Petersburg,  und 
im  folgenden  Jahre  ord.  Professor  der  Pharmakologie  an  der  Universität  Kasan, 
wo  er  bis  jetzt  thätig  ist.  —  Seine  zahlreichen  meist  experimentellen  Arbeiten  auf  dem 
Gebiete  der  Physiologie  und  Pharmakologie  sind  in  polnischen,  russischen  und 
deutschen  Archiven  und  medicinischen  Zeitschriften  publicirt  worden.  Die  rein 
zootomischen ,  chemischen  und  physikalischen  übergehend  heben  wir  hervor: 
„Gegenwärtiger  Standpunkt  der  Frage  über  die  Structur  und  Function  der 
Lymphdrüsen*'  (Moskau  1863,  in  russischer  Sprache)  —  „Ueber  den  Musculus 
dilatatqr  pupillae  bei  Säugethieren ,  Menschen  und  Vögeln*'  (M.  SCHULTZENS 
Arch.  f.  mikr.  Anat.  1870)  —  ^^-^wr  Lehre  der  Irisbewegung*'  (mit  Bebnstein, 
Verh.  d.  naturhist.  medic.  Vereins  zu  Heidelberg  1866)  —  ;,  Ueber  die  Methodik  der 
Untersuchungen  physiologischer  Vorgänge  im  Thier Organismus**  (Moskau  1868, 
medic.  Zeitung,  in  russischer  Sprache)  —  n^^i^  Ausmessung  der  strömenden 
Blutvolumina**  (Ber.  d.  k.  s.  Gesell,  d.  Wiss.  math.-phys.  Cl.  1867)  —  „Ein  neuer 
Versuch  über  den  ersten  Herzton*'  (mit  C.  Ludwig.  Ber.  d.  math.-phys.  Cl.  d. 
k.  s.  Gesell,  d.  Wiss.  1868)  —  „Die  Ganglienzellen  des  Herzens  bei  verschiedenen 
Thieren  und  beim  Menschen**  (Arch.  f.  mikr.  Anat.  Bd.  XIV)  —  „  Ueber  den  Husten 
nebst  einigen  Bemerkungen  über  den  Einfluss  des  Chloroforms  auf  die  Athmung 
der  Thiere*'  (M.  Kaxdabazkt,  PfLCoER's  Archiv  1881)  —  „Ueber  den  Finßuss 
der  Musik  auf  den  Blutkreislauf**  (Arch.  f.  Anat.  u.  Physiol.  1880)  —  „  Ueber 
den  Einfluss  des  N.^  ischiadicus  und  N,  cruralis  auf  die  Circulation  des 
Blutes  in  den  unteren  Fkctremitäten**  (Pflüger's  Archiv  1872)  —  „Ueber  die 
Ursache  der  Geldrollenbildung  im  Blute  des  Menschen  und  der  Thiere**  (Arch. 
f.  Anat.  und  Physiol.  1879,  und  Fortsetzung  des  Themas,  Ebenda  1883)  —  „  Ueber 
Ozon  und  seine  Wirkung  auf  das  Blut**  (Centrbl.  f.  d.  med.  Wiss.  1875)  — 
nZur  Kenntniss  der  Eiweissreactionen  und  von  dem  Verhalten  des  Albumins  der 
lichtbrechenden  Medien  des  Auges*'  (PflüGEr's  Archiv  1879)  —  „Ueber  das 
Vorkommen  flüchtiger  Fettsäuren  in  der  Galle**  (Zeitschrift  für  Biologie)  — 
jf  Ueber  die  Wirkung  des  Chloroforms  auf  den  Organismus  der  Thiere  im 
Allgemeinen  und  besonders  auf  die  Bewegung  der  Iris**  (Arch.  f.  Anat.  und 
Physiol.  1866)  —  „Beiträge  zur  Lehre  von  der  Arsenikmrkung  auf  den 
thierischen  Organismus*'  (PflüGEr's  Archiv  1881)  —  „Die  Infectionswege  des 
Pestgifles*'  (Journ.  d.  Gesell,  d.  Aerzte  bei  d.  k.  Univ.  zu  Kasan  1879,  russisch) 
—  „Handluch  der  Pharmakologie*'  (Receptur,  Petersburg  1883,  in  russischer 
Sprache).  Unter  der  Leitung  D.'s  haben  seine  Schüler  zahlreiche  Themata  aus  der 
Blut-  und  Nervenphysiologie  bearbeitet.  j^^^ 

DoUhoff,  Georg  Eduard  D.,  zu  Magdeburg,  war  am  24.  Juli  1799 
2U  Halle  geboren,  studirte  von  1816  an  daselbst  Medicin  und  erlangte  1819  die 
Doctorwürde.  Nach  einer  wissenschaftlichen  Reise  Hess  er  sich  1822  in  Magdeburg 
nieder,  wurde  1826  Assessor,  1832  Rath  beim  Medicinal-Collegium  der  Provinz 
Sachsen.  Er  hatte  schon  früher  Allan  Burns'  „Bemerkungen  Über  die  chirurgische 
Anatomie  des  Kopfes  und  Halses;  mit  Vorrede  von  J oh.  Fr.  Meckel*'  (Halle 
1821)   und    ROB.    Bingham's    „Praktische   Bemerkungen   über   die   KranWieiten 


200  DOHLHOFF.  —  DOLAEUS. 

und  Verletzungen  der  Blaae^  (Magdeburg  1823)  übersetzt,  auch  für  Gbaefe's 
und  Walther's  Journal  (1823)  einige  Aufsätze  geliefert,  darunter:  „lieber  die 
Augenheilkunde  des  Gel  aus",  1827  wurde  ihm  die  Stelle  als  Lehrer  der  Chirurgie 
an  der  neu  errichteten  medieinisch-chirurgischen  Lehranstalt  und  die  chirurgische 
Station  des  städtischen  Krankenhauses  übertragen.  Seine  literarischen  Arbeiten 
bewegten  sich  auf  dem  Gebiete  der  Chirurgie  und  finden  sich  in  Rdst's  Magazin 
(1828,  1837,  1838,  1839);  darunter:  „Ueber  die  Function  und  Exstirpation 
Iranhhaft  vergrösserter  Ovarien*'  —  „Zwei  Fälle  von  Unterbindung  der  Ckirotia 
communis  dextra  und  darauffolgende  Lähmung  der  linken  Körperhälfte" .  Von 
seinen  zwei  besonderen  Schriften:  „Beobachtung  einer  sehr  grossen  Balggeschv^ulst 
in  der  Ü7iterleibshöhle ,  welche  durch  eine  Operation  beseitigt  wurde.  Pro- 
gramm u,  s.  w,*^  (Magdeburg  1832)  und  y^Geschichte  einer  unglücklich  abge- 
laufenen Operation"*  (Magdeburg  1838)  ist  bezüglich  der  letzteren  anzuführen, 
dass  es  sich  dabei  um  einen  unabsichtlichen  Kaiserschnitt,  statt  einer  Termeintlichen 
Geschwulstexstirpation ,  mit  tödtlichem  Ausgange  für  die  Mutter  handelte,  in  Folge 
dessen  D.  angeklagt,  verurtheilt,  bei  dem  Thronwechsel  1840  aber  begnadig 
wurde.  Er  starb  am  27.  Mai  1852,  den  Rufeines  tüchtigen  Praktikers  hinterlassend. 
A  n  d  r  6  a  e  ,  pag.  51.  6. 

Dolmell,  Johann  JustinusD. ,  geboren  im  Sachsen  -  Gothaischen, 
])raktisch  thätig  zuerst  in  Neuenschacz  und  Narwa,  begab  sich  nach  Leyden,  studirte 
daselbst  und  wurde  1695  Dr.  med.  „Diss,  inaug.  de  paralysi".  D.  war  eine 
Zeitlang  Physicus  in  Narwa  und  Ingermanland ,  dann  Mitglied  des  medicinischen 
Collegiums  in  Stockholm,  wurde  bei  Narwa  von  den  Russen  gefangen  und  zum 
Leibarzt  Peter's  L  ernannt.    Er  verliess  Russland  und  starb  vor  1711  in  Posen. 

Recke-Napiersky,  I,  pag.  442.  —  Tschistowitsch,  CLXII.  —  Richter, 
Gesch.  d.  Med.  III,  pag.  113.  L.  Stieda. 

*Dohni,  Rudolf  D.,  geboren  in  Heide  (Norderdithmarschen)  am  24.  August 
1836,  studirte  in  Kiel  und  Leipzig  (Litzmann,  Schwartz  und  Crede).  Am 
18.  Juli  1859  promovirt,  wurde  er  Ostern  1863  Prof.  Ordinarius  und  Director  der 
geburtsh.  Klinik  zu  Marburg,  Ostern  1883  Director  der  gynäkologischen  Klinik 
zu  Königsberg  in  Preussen.  Schriften:  „lieber  Torsion  der  Nabelschnur'^ 
(Monatschr.  f.  Geburtsh.  1861)  —  ;,  Untersuchungen  von  Abortiveiern  aus  früheren 
Schwangerschaf tsmonaten^  (Ebenda  1863)  —  „Ueber  die  Form  der  Thorax- 
hasis  bei  Schwangeren  und  Wöchnerinnen"  (Abhdl.  der  Naturf.-Vers.  zu  Giessen 
1  864)  —  pZur  Kenntniss  der  menschlichen  I/ihüllen"  (Monatschr.  f.  Geburtsh. 
1865)  —  „Utber  Lungencapacität  bei  Schwangeren  und  Wöchnerinnen**  (Ebenda) 
—  „Ueber  den  Barn  bei  Neugeborenen**  (Ebenda  1867)  —  „Ueber  Hyperplam 
tieciduae  polyposa**  (Ebenda  1868)  —  „  Ueber  die  Müller' sehen  Gänge**  (Schriften 
der  Naturforsch.  Gesellsch.  zu  Marburg  1869)  —  „  Ueber  den  Einfluss  der  Ope- 
rationsfrequenz auf  die  Todtgeburten**  (Arch.  f.  Gynäk.  1872)  —  „Die  geburts- 
hilflichen Operationen  Kurhessens**  (Schriften  der  Naturf.  Gesellsch.  zu  Marburg 
1873)  —  „Vie  geburtshilflichen  Operationen  Nassaus**  (Ebenda)  —  „Ueber  die 
Entwicklung  des  Hymens**  (Ebenda  1875)  —  „  Ueber  künstliche  Frühgeburt  bei 
engem  Becken*^  (Samml.  klinischer  Vorträge  1877)  —  „Zur  Behandlung  der 
Nachgeburtszeit**  (drei  Artikel,  Deutsche  Med.  Wochenschr.  1880,  1881  und 
1883)  —  „Ueber  die  Gärtnerischen  Canäle**  (Arch.  f.  Gynäk.  1883).      ß^j 

Doison,  Marc  D. ,  aus  Vaudegies - aux - Bois,  wirkte  als  Stadtarzt  von 
Toumay  und  erhielt  in  der  Kirche  St.  Briel  ein  Denkmal  für  die  Verdienste,  die 
er  sich  durch  viele  Untersuchungen  der  Wässer  von  St.  Amand  (1698  bis  zu 
seinem  Tode  1737)  erworben  hatte.  ^.^^  ^^^  Corput.  -  Red. 

Dolaeus,  Johann  D. ,  geboren  am  7.  September  1651  zu  Hofgeismar, 
studirte  Medicin  in  Heidelberg,  Paris,  London  und  Oxford,  wurde  Dr.  med.  zu 
Heidelberg  1673,  Leibarzt  der  Prinzessin  Albertine  von  Nassau  und  Stadtphysieus 


j 


DOLAEÜS.  —  DOMINICO.  SdOl 

IQ  Limburg  an  der  Lahn ,  Leibarzt  des  Fürsten  von  Nassau  und  Dietz ,  Stadt- 
phvsieos  zu  Hanau,  1682  Leibarzt  des  Landgrafen  von  Hessen  und  Cassel.  Er  starb 
ZQ  Cassel  am  12.  September  1707.  —  D.  gehörte  der  paraeelslsch-helmontisehen 
Schule  an.  Sein  Geheimmittel  ,,Liquor  antivariolosus^'  brachte  ihm  viel  Geld  ein. 
Seine  Hauptwerke  sind:  „Encyclopaedia  medica  theoretico-practica**  (1684  ff.)  — 
„Encyclop.  chirurg.  ratianalü^  (1689  und  öfter)  —  „Opera  omnia^  (1703). 

Jöcher-Stricker,  Dentsche  Biographie.  —  H  a  1 1  e  r,  Biblioth  med.  pract.  III,  406. 

W.  Stricker. 

"'Dolan,  Thomas  Michael  D.,  zu  Halifax  wohnhaft,  erhielt  seine 
medieinische  Ausbildung  zu  Rdinburg  (L.  R.  C.  P.  Edin.  1866  —  P.  R.  0.  S.  Ediu. 
1879),  nachdem  er  eine  Zeitlang  auch  in  London  Studien  betrieben  hatte.  Später 
in  verschiedenen  Militär-  und  Civilstellungen  thätig,  publicirte  er:  „The  nature 
and  treatment  ofrabies  or  hydrophobia^  (1878)  —  einen  preisgekrönten  Essay: 
„The  treatment  ofwhooping  cough*^  (1881);  ebenso  wurden  seine  Schriften:  „hife 
assurance^  (1881)  —  „Sewer  gas,  ifs  phystological  avd  patkological  effecta  etc," 
(1882)  durch  Preisverleihungen  ausgezeichnet.  Aelter  ist  „Cases  of  thoracic 
aneurism"  (illustrirt,  Med.  times  and  gaz.  1877).  Ganz  neuerdings  erklärte  sich 
D.  gegen  die  Methode  der  Sammelforschung  (Brit.  med.  Joum.  18S4).         j^^^j 

Dolbean,  Henri- Ferdinand  D.,  zu  Paris  geboren  am  2.  April  1830, 
sUrb  am  10.  März  1877  daselbst.  Unter  den  Auspicien  von  Bebard,  Obfila,  Dubois 
ausgebildet,  legte  er  in  den  Jahren  1850 — 1860  alle  Stufen  der  ärztlichen  Carriöre 
vom  „Externe"  bis  zur  „Aggr6gation"  zurück.  30  Jahre  alt,  hatte  er  bereits  eine 
Reihe  seiner  wichtigsten  Arbeiten  (über  die  Gefllsse  des  Beckens,  die  erectilen 
Organe  beim  Weibe  etc.)  vollendet  und  widmete  sich  in  seiner  Stellung  am 
H6pital  St.  Eugönie  und  De  Tenfant  Jösus  der  Chirurgie,  besonders  der  auf  den 
kindlichen  Körper  bezflglichen  (Frühzeitige  Tarsusverknöcherung ,  Spina  bifida, 
Lacrymaltnmor) ;  1864  trat  D.  im  Hospital  du  Midi  ein,  nachdem  er  seit  1860 
CiviALE  am  Höpital  Necker  vertreten  hatte.  In  diese  Periode  fallen  seine  Arbeiten 
Aber  Blasenkrankheiten  und  Bezügliches.  Sein  Renommö  in  diesem  Felde  war 
bedeutend  genug,  um  Nelaton  zu  veranlassen,  ihn  Napoleon  III.  zu  empfehlen, 
doch  wurde  Thompson  vorgezogen.  Durch  die  unten  näher  aufgeführten  Arbeiten 
bewirkte  D.  während  der  ersten  Siebziger-Jahre  leicht  seine  Aufnahme  in  die 
Akademie  der  Medicin  und  in's  Institut;  zum  Professor  der  Facnltät  war  er  1868 
ernannt  worden.  Seine  praktische,  wie  seine  Lehrthätigkeit  ging  nunmehr  ganz 
im  chirurgischen  Fache  auf.  Gelegentlich  der  Communekämpfe  in  Paris  hatte  er 
grosse  Mtssverständnisse  und  Cabalen  seitens  seiner  Schüler  durchzustehen,  die 
allem  Anscheine  nach  den  Grund  einer  später  eintretenden  geistigen  Störung  bei 
ihm  legten.  Von  seinen  Werken  seien  namentlich  angeführt:  „Etüde  sur  les 
granda  kystes  de  la  sur  face  convexe  du  faie"  (Paris  1856)  —  „De  Vemphyshne 
traumatlque^  (Concursthese,  Paris  1860)  —  „De  VSpispadie  on  fissure  urethrale 
sup^rieur  et  de  son  traitement**  (Daselbst  1861)  —  ^Traitd  praJtiqvs  de  la  pierre 
dans  la  vessie^  (Daselbst  1864)  —  „Letjons  de  clintque  chtrurgtcale"  (Gesammelt 
von  E.  Brsxieb,  Daselbst  1867). 

Edinb.'med.  Joum.  1877.  —  Gaz.  des  höp.  1880.  Red. 

^Domaiiski,  Stanislaus  D.,  geboren  in  Erakau  am  29.  April  1844, 
stodirte  daselbst  und  in  Wien,  wurde  1868  Doctor  der  Medicin,  1869  Doctor  der 
Chirurgie,  1870  Magister  der  Geburtshilfe.  Von  1871  ab  als  Docent,  von  1879 
als  a.  ö.  Prof.  für  Nervenkrankheiten  an  der  Jagellonischen  Universität  in  Krakau 
wirkend,  verfasste  D.  folgende  grössere  Arbeiten:  ^Lehrbuch  der  Elektro- 
therapie^ (Warschau  1876,  polnisch)  —  „Ueber  Syphilis  des  Nervensystems" 
(Krakau  1881,  polnisch).  Red. 

Dominalns,  s.  Donnolo. 

/Dominlco,  D.-P.  D.,  italienischer  Arzt  und  Physiker,  geboren  in  Foligno 
(Cmbrien)    1524,    gestorben    in   Aquila    1590,     besass    ein    bedeutendes    Wissen 


202  DOMINICO.  —  DONDEBS. 

und  ist  bekannt  als  Commentator  des  Aristoteles  und  Galeko's.  —  Sein  Sohn 
August  in  D.  wirkte  als  berühmter  Arzt  in  Padua.  Unger. 

Van  Dommelen,  Gomarus  Franciscus  van  D.,  der  1849  mit  einer 
These  über  ürelhralstricturen  prompvirt  wurde,  schrieb  neben  einem  Gesundheitö- 
bericht  über  die  Garnison  zu  s'Gravenhage  (1869)  ein  ausführliches  Werk:  „Ge- 
schiedenis  der  müitaire  geneeskundige  dienst  in  Nederland  etc,^  (Nym wegen  1857) 
und  „Essay  sur  les  moyens  de  transport  et  de  secours  en  gSniral  au  blessis^ 
(mit  22  Foliotafeln.  Im  Haag  1870).  Red. 

Domnolus,  s.  Donnolo. 

Donati.  Unter  den  fünf  historischen  Trägern  dieses  Namens,  welche  mit 
der  medicinischen  Wissenschaft  in  Verbindung  standen,  ist  Bernardo  D.  aus 
/  Verona  der  älteste.  Er  veranstaltete  eine  lateinische  Uebersetzung  der  Galenischen 
Abhandlung  über  die  Geisteskrankheiten,  welche  durch  Cornarius  (Basel  1549) 
y herausgegeben  wurde.  —  Dann  folgt  Giovanni  Battista  D.  aus  Lucca,  der 
/  sich  nach  Frankreich  begab,  in  Lyon  und  Bordeaux  prakticirte  und  später  Stadt- 
arzt in  Lucca  wurde.  Auch  dieser  commentirte  den  Galenos  (Lyon  1566,  Venedig 
1580,  Lyon  1581,  4.),  des  Hippokrates  Buch  über  die  Krankheiten  der  Jung- 
frauen (Lucca  1582)  und  schrieb:  „Bei  medicae  studii  stipendia  sex  Trasa 
napaorxeuaff^Ovöv''  (Frankfurt  1591)  und  „Lihri  III  de  maturitate  inmateriae 
inorbis"  (Daselbst  1591).  —  Marcello  D.,  der  nur  irrthümlich  ebenfalls  zuweilen 
„DoNATi"  genannt  wird,  ist  unter  seinem  richtigen  Namen  „Donato"  besonders 
besprochen.  —  Nur  der  Unterscheidung  wegen  sind  hier  anzuschliessen :  Antonio  D., 
Pharmaceut  in  Venedig  1606 — 1659  und  der  spätere  Vitaliano  D, ,  1713  bis 
1763  in  Rom,  welche  Beide  zwar  auch  medicinisch  ausgebildet  waren,  aber  sieh 
ganz  den  Naturwissenschaften  zuwandten  und  Beide  über  die  Fauna  des  adriatischen 
Meeres  schrieben.  Der  Letztgenannte  wurde  besonders  wegen  seiner  ausgedehnten 
Reisen  früher  viel  genannt;  ein  Pflanzengenus  aus  der  Familie  der  Caryophylleen 
führt  nach  ihm  den  Namen  „Donatia". 

Biogr.  med.  III.  Red. 

/Donato,  Marcellus  D.  (Donatüs),  Leibarzt  des  Fürsten  von  Mantna, 
wirkte  daselbst  in  der  zweiten  Hälfte  des  16.  Jahrhunderts  und  hinterlie^s:.  „De 
variolis  et  morbillis^  (Mantua  1569,  1591,  1597)  —  „De  medicina  historia 
libr.  Fi"  (Daselbst  1586:  Venedig  1588,  1597;  Frankfurt  1613,  1664; 
*  bemerkenswerth  durch  eine  begeisterte  Lobrede  auf  den  Werth  der  Sectionen)  und 
„De  radice  purgante  seu  mechoacane  liber*^  (Mantua  1569  und  französisch). 
Dict.*  hist.  II.  Red. 

Donatus  ab  Altomari,  s.  Altomare. 

*Donders,  Frans  Comelis  D.,  geboren  am  27.  Mai  1818  zu  Til- 
burg  in  Noord-Braband ,  trat  im  Alter  von  17  Jahren  zu  Utrecht  als  Zögling  in 
das  grosse  Reichs-Hospital  für  Militärmedicin  und  widmete  sich  an  dortiger  Uni- 
versität von  1835 — 1840  dem  Studium  der  Medicin.  Während  zweier  Jahre,  nach 
beendigtem  Studium  erst  in  Vliessingen,  darauf  im  Haag,  als  Militärarzt  angestellt, 
promovirte  D.  an  der  Universität  Leyden  auf  Grund  einer  „Dissertatio  sistens 
observationes  anatomico  - pathologicas  de  centro  nervosa"  und  wirkte  dann  als 
„Lector  anatomiae  et  physiologiae"  an  der  Utrechter  militärärztlichen  Reichsschnle 
bis  zum  Jahre  1848,  dem  Zeitpunkte  seiner  Berufung  zum  ausserordentlichen  Pro- 
fessor an  die  medicinische  Facultät  der  Utrechter  Universität.  So  gross  war  bereits  das 
wissenschaftliche  Ansehen  des  damals  eben  erst  Dreissigjährigen,  dass  die  genannte 
Facultät,  obwohl  ^;ein  Lehrstuhl  vacant  war,  seiner  Lehrthätigkeit  in  den  anatomiseb- 
physiologischen  Fächern  nicht  entrathen  mochte.  In  der  bei  dieser  Gelegenheit 
gehaltenen  Oratio  inauguralis:  „De  karmonie  van  ket  dierlyke  leven,  eene  open- 
barin g  van  wetten",  hebt  D.  die  Bedeutung  hervor,  welche  Gewohnheit,  üebung 
und  Erblichkeit  für  das  thierische  Leben  haben.    Angeregt  durch  die  Forschungen 


BONDERS.  20B 

eines  Bchleiden  und  eines  Schwann,  angeregt  aber  auch  nnd  unterstützt  von 
einem  Chemiker,  wie  Muldeb,  hatte  sich  D.  zunächst  mikroskopischen  und  mikro- 
chemiBchen  Untersuchungen  der  thierischen  Gewebe  zugewendet  und  die  Ergebnisse 
derselben  (1846)  in  den  „Holländischen  Beiträgen  zu  den  anatomischen  und  physio- 
logischen Wissenschaften",  welche  er  im  Vereine  mit  van  Deen  und  Moleschott 
herausgab,  veröffentlicht.  Aber  schon  vorher  noch  hatte  D.  durch  seine  1844 
gehaltene  und  1845  im  Druck  erschienene  Rede:  „Blik  op  de  stofvmstling  als 
bron  der  eigen  wärmte  van  planten  en  dieren^ ,  die  Aufmerksamkeit  auf  sich 
gelenkt.  In  dieser  Rede  wird  die  Haut  als  Wärmeregulator  des  thierischen  Körpers 
erklärt  und  es  werden,  wie  man  heutzutage  sagen  kann,  dem  Principe  von  der 
Erhaltung  der  Arbeit  entsprechende  Anschauungen  über  die  Vorgänge  des  Stoff- 
nnd  Kraftwechsels  in  den  organischen  Leibern  entwickelt.  —  Auch  der  grosse 
Ophthalmologe,  zu  dem  heute  hochachtungsvoll  die  wissenschaftliche  Welt  aufschaut, 
regte  sich  in  D.  schon  in  diesen  ersten  Jahren  seiner  schriftstellerischen  Thätigkeit. 
Es  erschienen  die  Abhandlungen:  „De  bewegingen  van  het  menschelyk  oog" 
(Holland.  Beiträge  1846)  —  „  lieber  die  Bestimmung  des  Sitzes  der  mouches 
volantes^  (Zeitschr.  für  physiolog,  Heilk.  1847).  Und  die  von  D.  seit  1845 
redigirte  medicinische  Zeitschrift  „Het  Nederlandsch  Lancet" ,  von  welcher  zwölf 
Bände  erschienen  sind,  brachte  1848  die  Abhandlung:  „De  anwending  van 
prismatische  brillenglazen  tot  genezing  van  scheelzien^.  In  demselben  Jahre 
erschienen  die  Arbeit  ;,  Ueber  den  Zusammenhang  zvnschen  dem  Convergiren  der 
Sehaxen  und  dem,  Accommodationszustande  der  Augen"  und  die  Untersuchungen 
über  die  Regeneration  der  Hornhaut.  Mit  seiner  1852  erfolgenden  Ernennung 
zum  ordentlichen  Professor  wandte  sich  D.  vornehmlich  der  Ophthalmologie  zu  und 
Qbte  bis  zum  Jahre  1862  augenärztliche  Praxis  aus.  Die  Veranlassung  hierzu 
war  einerseits  der  Umstand,  dass  in  dieser  Zeit  Anatomie  und  Physiologie  als 
Lehrfächer  an  der  Universität  in  würdigster  und  verdienstvollster  Weise  durch 
SCHHÖDEK  VAN  DER  KoLK  vertreten  waren,  während  andererseits  die  Ausübuug 
der  augenärztlichen  Praxis  in  Holland  vernachlässigt  und  nur  von  den  Chirurgen 
nebenher  betrieben  wurde.  So  finden  wir  denn  D.  neben  Arlt  seit  1855  als 
Mitredacteur  des  v.  GfiAEFE'schen  „Archivs  für  Ophthalmologie".  Wir  sehen 
ihn  im  Jahre  1858  das  aus  freiwilligen  Beiträgen  hervorgegangene  „Nederlandsch 
Gasthuis  voor  ooglijders"  zu  Utrecht  eröffnen  und  in  demselben  augenklinischen, 
auch  von  Ausländern,  namentlich  von  Deutschen  stark  besuchten  Unterricht 
ertbeilen.  An  schriftstellerischen  Leistungen  ist  aber,  trotz  der  zeitraubenden, 
praktischen  Thätigkeit,  auch  dieses  Decennium  des  D.*schen  Lebens  überreich. 
Es  erschienen  unter  Anderem  „J96  1852:  voedings-beginselen.  Grondslagen  eener 
alaemeene  voedingsleer"  (in  deutscher  Uebersetzung  von  Bergrath  1853)  — 
^Over  den  invloed  des  luchtdrukking  op  de  hartswerking"  (Ned.  Lancet; 
deutsche  Uebersetzung  in  Zeitschr.  für  rat.  Med.)  ^-  „Bewegingen  van  longen 
en  hart  by  de  ademhaling*'  (Ebenda).  1853:  „De  werking  der  oogspieren** 
(Ned.  Lancet)  —  „Over  de  verhouding  der  onzichtbare  stralen  van  sterke 
hreekbaarheid  tot  de  vochten  van  het  oog"  (Ned.  Lancet;  Mülleh^s  Archiv 
ftr  Anat.  und  Phys.).  1854:  „Over  den  M,  Cramptonianus  en  over  het  acco- 
modatie  vermögen  by  vogels"  (Utrechtsch  Genootschap.  Sectie  -  Vergadering). 
1855:  „De  zichibare  verschynselen  van  den  bloedsomloop  in  het  oog"  (Ned. 
Lancet;  deutsch  im  Archiv  für  Ophthalmologie)  —  „De  invloed  des  hartswer- 
hing  op  de  bloedsdrukking" .  (Ned.  Lancet;  deutsch  in  Möller's  Archiv  für 
Anat.  und  Phys.).  1856:  „Physiologie  des  Menschen"  (übersetzt  von  Tbeile; 
deutsche  Originalausgabe  der  von  D.  und  Bauduin  verfassten  „Allgemeene  (1850) 
^n  bijzondere  (1853)  natuurkunde  van  den  gezonden  mensch").  1857 :  „  Ueber 
die  Natur  der  Vocale"  (Archiv  für  die  Holland.  Beiträge).  1858 :  „Over  de 
afvcykxngen  in  de  grenzen  der  accomodatie  en  over  de  keuze  en  het  gebruik 
tan  hrillen"  (Ned.  tijdschr.  v.  Gen.)  —  „  Winke  über  den  Gebrauch  von  Brillen" 
(Archiv  für  Ophthalmologie).    1860:    „Ametropie  en  hare  gevolgen"  (8.  v.  d.  Post). 


204  DONDERS.  —  DONDI. 

1861:  „Het  lichtbrektnd  stehet  van  het  menschelyk  oog  in  gezonden  en  ziehe- 
lyken  foestand^  (Versl.  en  med.  k.  Aead,).  1862 :  „Astigmatisme  en  cilindrische 
glazen*'  (8«  v.  d.  Post).  —  Im  Jahre  1862  starb  Schrödeb  van  deb  Kolk;  es 
erhielt  nnnmehr  1863  D.  die  ordentliche  Professur  der  Physiologie,  und  es  wurde 
im  Jähre  1866  das  ganz  nach  D.  Angaben  eingerichtete  neue  physiologische 
Laboratorium  in  Utrecht  eröffnet,  wo  er  noch  heute  mit  jugendlicher  Kraft  wirkt. 
Von  den  vielen  seit  1862  erschienenen  Arbeiten  D.'s  erwähnen  wir  zunächst: 
1863:  „Befiactionsanomalien,  oorzaken  van  Strabismus"  (Versl.  en  med.  k.  Aead.; 
deutsch:  „Zur  Pathogenie  des  Schielens*'  [Archiv  für  Ophthalmologie])  und  „Ueber 
einen  Spannungsmesser  des  Auges"  (Ophthalmotonometer;  Ebenda).  Sodann  aber 
vor  Allem  1864:  „The  anomalies  of  refraction  and  accammodation"  (edit.  by 
the  New-Sydenham  Society;  1866  erschien  hiervon  die  deutsche  Uebersetzung  Ton 
0.  Becker,  eine  italienische  von  A.  Qüagltno  und  eine  französische  von  Weckee 
in  „Manuel  d'ophthalraologie").  Femer:  „Z>c  Vaction  des  mi/driatiques  et  des 
myotiques"  (Ann.  d'oculist.  LIII)  —  „Klangfarbe  der  Vocale"  (Archiv  für  die 
Holland.  Beiträge).  1865:  „Over  stem  en  spraak"  (Arch.  voor  Natuur  en  Genees- 
kunde).  Im  selben  Jahre  (1865)  erschien  auch  J.  J.  de  Jaagee*s  Dissertation: 
„De  physiologische  tijd  bij  psychische  processen",  eine  Arbeit,  welche  unter  D.'s 
Leitung  und  wesentlicher  Mitarbeiterschaft  entstand.  Um  die  Zeit  zwischen  Reiz  und 
psychischem  Effect  zu  bestimmen,  erdachte  D.  den  „No^motachographen^  und  das 
„Noemotachometer"  (Ned.  Arch.  v.  6.  en  N.  III)  und  veröffentlichte  1868  im  Reichert 
und  DU  Bois-Reywond's  Archiv  die  Arbeit:  „Die  Schnelligkeit  psychischer  Pro- 
cessen, Von  den  neueren  und  neuesten  Arbeiten  D.'s  heben  wir  noch  hervor: 
„De  rhytmus  der  hartstoonen"  (Ned.  Arch.  1866)  —  „Invloed  der  accomodafie 
op  de  voorstelling  van  anstand"  —  „Het  binoculaire  zien  en  de  herkenning 
der  derde  dimensie"  (Archiv  für  Ophthalmologie  XIII)  —  „Ocer  de  inner vatie  van 
het  hart  in  verband  met  die  der  adembeweging"  (Onderzoekingen  gedaan  in  het 
physiologische  Laboratorium  der  Utrechtsche  Hoogeschool  Pitg.  door  Donders)  — 
„Over  de  wetten  van  den  electrotonus ,  getoetst  aan  den  invloed  van  den  Con- 
sta nten  stroom  op  den  vagus"  (Ak.  v.  Wetensch.  te  Amsterdam  1869/70)  — 
„Over  den  htnnd  der  oogen  bij  bloedsaan drang  door  uitademingsdrukking" 
(Ned.  Arch.  v.  G.  en  N.)  — -  „Over  schijnbare  accomodatie  bij  aphaKie"  (Onderz. 
physiol.  Lab.  Utr.  [3]  II)  —  »Die  Grenzen  des  Gesichtsfeldes  in  Beziehung  zu 
denen  der  Netzhaut"*  (Archiv  für  Ophthalmologie,  XXIII)  —  „Die  quantitative 
Bestimmung  des  Farbenunterscheid%ingsverm'6gens^  (Ebenda)  —  „  lieber  Farbtn- 
sy Sterne**  (Ebenda  XXVIII)  —  „Eosplication  sur  les  systhnes  chromatiques*" 
(Annal.  d'oculist.  1882). 

Photographs  of  eminent  medical  men.  Nr.  7,  London  1866,  enthält  eine  vollständige 
Aufzählung  von  D.'s  Werken  bis  zu  diesem  Jahre.  Für  die  folgende  Zeit  siehe  D.  Snellen 
und  E.  Landolt,  Optometrologie.  Nr.  89.        Arthur  Christian!.  —  C.  E.  Daniels. 

/  Dondi.  Name  dreier  Descendenten  einer  paduensischen  Patricierfamilie,  die 
im  14.  Jahrhundert  sich  neben  Astronomie  und  Mathematik  auch  mit  Mediein 
beschäftigten.  Giacomo  de  D.  (auch  Dondüs),  war  1298  geboren,  ging  1318 
nach  Chioggia,  1333  nach  Venedig  und  zog  dann  in  vielen  Städten  Italiens  bis 
zu  seinem  Tode  1359  als  Heilkünstler  umher.  Eine  von  ihm  in  Padua  gebaute 
Uhr  galt  för  das  Wunder  des  Zeitalters.  An  Schriften  rühren  von  ihm  her: 
„Promptuarium  medicinae  etc.**  (Venedig  1481,  Fol.,  1543,  1576;  auch  daselbst 
1536  und  1540  in  italienischer  Sprache)  —  „De  modo  confidendi  salis  et  aquis 
calidis  Apaiiensibus  etc.**  (Venedig  1571,  4.).  —  Sein  Sohn,  Giovanni  D., 
nannte  sich  DONDI  dall'  Orologio,  trieb  dieselben  Studien  wie  sein  Vater,  baute 
eine  noch  künstlichjere  Uhr  und  schrieb  in  der  Collection  „De  balneis'^  über  die 
heissen  Mineralquellen  bei  Padua.  Er  starb  gegen  Ende  des  Jahrhunderts  bald 
nach  seinem  Sohne,  Gabriel  D.,  der  als  Arzt  in  Venedig  sehr  renommirt  war, 
aber  nichts  Schriftliches  hinterlassen  hat. 

Biogr.  med.  III.  Red. 


1 


DONNE.  —  DONNOLO.  205 

Donna,  Alfred  D.,  zu  Paris,  war  1801  zu  Noyon  (Oise)  geboren,  machte 
seine  medieinisehen  Studien  in  Paria,  wurde  1829  Chef  de  clinique  in  der  Charit6, 
1831  Doctor  mit  der  These:  „Recherches  phyaiologiques  et  chtmicO'microscofdques 
mr  les  globales  du  sang ,  du  pus ,  du  mucuSy  et  sur  ceux  des  humeurs  de 
PoeW^,  die  bereits  eine  von  ihm  eingeschlagene  besondere  Richtung  von  Forschungen 
auf  dem  Gebiete  der  Mikroskopie  und  Chemie ,  wie  sie  zu  jener  Zeit  noch  sehr 
wenig  üblich  waren,  andeutete.  Er  gab  mikroskopische  Curse,  wurde  zum  Unter- 
bibliothekar der  Facultät  ernannt,  bewarb  sich  in  mehreren  Conciirsen  mit  den 
Thesen:  „De  la  part  que  peut  avotr  Vinflammation  dans  le  diveloppement  des 
Ikions  dttes  organtques**  (1832)  und  „Du,  rdle  que  jouent  les  sympathies  et 
les  synergies  dans  les  maladies*^  (1835)  um  eine  Stelle  als  Professeur  agr6g6 
und  verfasste  ausser  Aufsätzen  in  den  Arch.  g6ner.,  Joum.  de  chimie  m^d.,  Journ. 
univ.  et  hebd.  des  progres,  Journ.  eompl6ment,  Revue  m6d.  u.  s.  w.,  eine  Reihe  von 
Schriften,  unter  denen  wir  die  folgenden  hervorheben:  „ Becker ches  sur  V4tat  du 
pouls,  de  la  respiration  et  de  la  tempSrature  du  corps  dans  les  maladtes  etc,^ 
11835)  —  „Histoire  pTiysiologique  et  pathologique  de  la  salive  etc,^  (1836)  — 
„Recherches  microscoptques  sur  la  nature  des  mucus  et  de  la  mattere  des 
divers  dcouleniens  des  organes  gdnito-urinaires  chez  V komme  et  ckez  la  femme ; 
descriptton  des  nouveaicx  animalcules  decouverts  dans  quelques-unes  de  ces 
fluides;  etc.^  (1837)  —  „Nouvelles  expiriences  sur  les  animalcules  sperma- 
tiquesy  et  sur  quel^ues-unea  des  causes  de  la  stSrilite  ckez  la  femme ;  etc." 
(1837)  —  „Du  lait  et  en  particuUer  de  celui  des  nourrices,  etc."  (1837,  mit  Taf. ; 
2  deutsche  Uebersetzungen,  Weimar  1838  und  von  Heilbronn,  Minden  1838)  — 
„Mademotselle  Figiaire  somnambulisme ;  magnStisme  animal"  (Noyon  1838)  — 
„Tableau  des  difftrens  depdts  de  matihres  salines  et  de  substances  organisees 
qui  se  fönt  dans  les  vrines,  etc,"  (1838,  mit  Fig.).  Er  schrieb  femer:  „Quelques 
lettres  sur  les  eavx  min^ales"  (1839),  übersetzte  aus  dem  Italienischen  Mbtlloni's 
„Rapport  sur  le  daguerrSptype  etc."  (1840),  verfasste  treffliche  „Conseils  aux 
mir  es  mr  Vallaitement  et  sur  la  manih*e  d  il^er  les  enfan^  nouveau-nSsy  etc." 
(1842;  4.  Ausg.  1869;  engl.  Uebers.  Boston,  3.  Ausg.  1860);  femereinen  „Cours 
de  microscopie  compUmentaire  des  itudes  mSdicales ,  etc."  (1844).  und  dazu 
gehörig  einen  „Atlas  du  cours  de  microscopie  exAcutS  d^aprhs  nature  au  micro- 
scope  daguerrSotype  avec  M.  L6on  Foucault"  (1846,  fol.,  20  Taf.).  Kurze  Zeit 
vor  dem  Ausbruch  der  Revolution  1848  war  er  zum  Sous-inspecteur  adjoint  der 
Qnelien  von  Enghien  und  zum  Inspecteur  g6n6ral  der  Universität  fttr  die  Medicin 
ernannt  worden.  Nach  Aufhebung  dieses  letzteren  Titels  erhielt  er  den  als  Recteur 
der  Akademie  zu  Strassburg,  später  der  zu  Montpellier  und  verfasste  noch  eine 
„Hygiene  des  gens  du  monde"  (1869 ;  2.  Ausg.  1878).  D.  war  auch  als  Mitarbeiter 
an  der  Revue  des  deux  mondes  und  dem  Buche  der  Cent-ot-Un  thätig  gewesen, 
hatte  auch  früher  viele  Jahre  lang  für  das  Journal  des  D6bats  die  Berichte  über  die 
Sitzungen  der  Acad.  des  sciences  verfasst  und  war  dabei  in  eine  lange  Polemik  mit 
FKAN901S  Abago  gerathen.  Er  starb  am  7;  März  1878.  —  D.  hat  sich  unbestreitbare 
Verdienste  um  die  Mikroskopie,  Mikrophotographie  und  organische  Chemie  erworben, 
wenn  auch  nicht  alle  seine  Entdeckungen  sich  als  stichhaltig  erwiesen  haben. 

Sachaile,  pag.  250.  —  Bitard,  pag.  387.  — Vaperoau,  5.  6dit.,  pag.  586  — 
Callisen,  V,  pag.  274;  XXVII,  pag.  326.  G. 

Donnolo.  Unter  diesem  Namen  (eine  Abkürzung  von  DomnolüS  oder 
DOMiXALüS)  hat  man  neuerlichst  die  in  hebräischer  Sprache  abgefasste  Schrift 
eines  dem  10.  Jahrhunderte  angehörigen  jüdischen  Arztes  Sabbati  ben  Abraham 
(genannt  Donnolo  ,  der"  Arzt ,  wie  er  selbst  sich  bezeichnet)  kennen  gelernt ,  in 
welcher  die  Anwendung  von  120  zumeist  pflanzlichen  Heilmitteln  für  den  inneren 
nnd  äusseren  Gebrauch  (in  Form  von  Salben,  Pflastem  u.  A.)  erörtert  wird.  — 
Aus  emer  anderen  Schrift  des  Autors  geht  hervor,  dass  er  913  in  Oria  (bei  Otrauto) 
geboren  ist,  im  Jahre  925  von  den  Arabern  gefangen  genommen  worden  war, 
nach  seiner  Befreiung  Medicin  und  Astrologie  studirt,  grosse  Reisen  gemacht  hat, 


206  DONNOLO   —  DOR. 

unter  Anderem  nach  Rossano  gekommen  ist  und  hier  dem  Mönche  Nilus  (dem 
Heiligen)  seine  Dienste  angeboten  hat,  von  demselben  aber  abgewiesen  worden  ist. 
lieber  die  Zeit  seines  Todes  ist  nichts  bekannt;  jedenfalls  ist  derselbe  nicht  vor 
dem  Jahre  966  erfolgt. 

Vergl.  hierzu  Steinschneider,  Donnolo ,  Fragment  des  ältesten  medicinischea 
Werkes  in  hebräischer  Sprache.  Berlin  1868  und  in  Virchow's  Archiv  für  path.  Anatomie, 
1867,  Bd.  XXXVin,  pag.  65 ;  Bd.  XXXIX,  pag.  296 ;  Bd.  XL,  pag.  80 ;  1868,  Bd.  XLH,  pag.  51. 

A.  Hirsch. 

Donoll,  Fr.  Alphonse  D.,  toscanischer  Arzt  aus  der  Schule  von  Siena, 
nachher  Professor  in  Padua,  wo  er  sich  durch  Gelehrsamkeit  sowohl,  wie  insbesondere 
als  Redner  durch  die  Leichtigkeit,  mit  der  er  bis  in  sein  hohes  Alter  seinen  Ge- 
danken Klarheit  und  Schärfe  zu  geben  verstand,  einen  grossen  Ruf  erwarb.  Er  lebte 
von   1635—1724.  Unger. 

Donovan.  Neben  Michael  D.,  welcher  im  Dubl.  Journ.  of  med.  sc.  1840 
den  „Statement  of  the  medtcal  effects  of  the  liquor  hydriodaiis  arsenici  et 
hydrargyri^  und  Nachträge  über  die  Heilkraft  der  „Donovan'schen  Solution" 
(Ebenda  1842 — 1843,  sowie  in  Dubl.  med.  Presse  1860)  publicirte  und  1876 
starb,  kennen  ältere  Quellen  noch  einen  Sa  vage  sius  D.,  der  1796  in  Edinburg 
über  „GyTianche  maligna"  disserirte,  und  Daniel  D. ,  1809 — 1877,  von  dem 
literarisch  nichts  bekannt  ist. 

Quelle  für  M.  Donovan:   Med.  Press   and   circ.   London  1876   (nicht  zugänglich). 

Red. 

Donzelli,  Joseph  D.  (Baron  von  Digliola),  im  17.  Jahi'hundert  in  Neapel 
geboren,  beschäftigte  sich  mit  Medicin  und  Chemie  und  verfasste  zwei  Schriften: 
„Synopsis  de  opobalsamo  orientali"  (Neapel  1640)  und  y^lÄher  de  opobahamo, 
additio  apologetica  ad  suam  de  opohalsamo  orientali  synopsin^  (Daselbst  1643). 

Unger. 

Donzellinl,  Giuseppe  Antonio  D. ,  venezianischer  Arzt,  begeisterter 
Anhänger  der  iatromathematischen  Schule,  schrieb  in  diesem  Sinne  ein  „Symposium 
medicum"  (Venedig  1707). 

Dict.  hist.  U.  Red. 

Doppelmair  (auch  Dopfelmayer)  ,  zwei  fast  gleichalterige  süddeutsche 
Aerzte  (Brüder?).  Der  ältere,  Job.  Georg  Gottfried  D.,  geboren  zu  Hof 
1753,  studirte  Medicin  in  Jena  und  Erlangen,  wurde  in  Erlangen  Dr.  med.  („Düs. 
inaug,  quae  de  difficili  in  observationes  anatomicas  epicriae  commentatianem 
sistif^)  am  28.  Februar  1776.  Arzt  im  Dienste  verschiedener  kleiner  Fürsten  in 
Deutschland  erhielt  D.  1783  das  Recht  zur  Praxis  in  Russland  und  wurde  bei  der 
Armee  angestellt.  Im  Auftrage  der  Geschäfte  der  neu  gegründeten  Universität 
Dorpat  ging  er  als  deren  „Correspondent"  1803  nach  Deutschland  und  blieb 
daselbst  bis  1810.  Nach  Russland  zurückgekehrt,  wurde  er  in  Moskau  Stadt- 
physicus,  erlebte  den  grossen  Brand  von  1812,  wurde  in*s  Innere  des  Reiches 
verschlagen,  war  an  verschiedenen  Lazarethen  angestellt  imd  starb  in  Narwa  am 
28.  März  1826.  —  Der  jüngere,  Job.  Gabriel  Gottfried  D.,  geboren  m 
Anspach,  studirte  in  Jena,  wurde  in  Tübingen  Dr.  med.  und  erhielt  nach 
bestandener  Prüfling  in  Petersburg  das  Recht  zur  Praxis  in  Russland  1781. 

Beiae,  1,154.  —  Recke-Napiersky,    I,  445.  —   Tschi  stowitsch,  CLXII. 

L.  Stieda. 

Doppet,  Fr.-Amed6c  D.,  französifecher  Arzt,  geboren  in  Chamb^ry 
1753,  gestorben  gegen  1800  in  Ain  (Savoyen).  Anfangs  Soldat,  studirte  er  später 
Medicin  und  wurde  in  Turin  promovirt.  Die  Excentricitäten,  durch  die  er  in  seinem 
Privatleben  bekannt  war,  finden  auch  in  seinen  Schriften  Ausdruck,  deren  er 
eine  grosse  Menge,  meist  den  animalen  Magnetismus  behandelnd,  verfasste.  In  den 
Revolutionsjahren  war  er  General  der  Republik.  Unger. 

*  Dor ,  Henri  D. ,  dessen  Lebensdaten  auf  keine  Weise  zu  erhalten 
waren,  wurde  1857  zu  Würzburg  mit  einer  These  geburtshilflichen  Inhalts  promovirt. 


DOE.  —  DORNBLÜTH.  207 

betrat  aber  bereits  1861  mit  ;,Z)e  la  vision  chez  les  arthropodes"  (Arch.  des 
sc.  phys.  et  nat.  1861)  das  Gebiet  der  Ophthalmologie.  In  der  zweiten  Hälfte 
der  Sechziger- Jahre  wnrde  er  als  Professor  dieses  Faches  nach  Bern  berufen; 
hierüber:  „Compte-rendu  statistique  de  la  clinique  ophthalmologique  de  Vuni- 
versüd  de  Beme^  (du  6.  Mai  1867  au  15.  October  1876)''  (Kassel  1878).  In 
Bern  (1870)  erschien  noch  von  ihm:  „Kurze  Anleitung  zur  Untersuchung  der 
Sehschärfe*';  dagegen  liess  D.  die  Schrift,  in  welcher  er  gegen  die  Theorien 
Gladstone's  und  Magnus'  von  der  Entwicklung  des  Farbensinnes  auftrat:  „De 
Vevoluticm  htstorique  du  sens  des  couleurs*'  1878  in  Paris  erscheinen.  Er  wirkt 
(wahrscheinlich  seit  diesem  Jahre)  in  Lyon  und  hat  über  diese  Thätigkeit  eine 
„^^tude  sur  Vhygihie  oculaire  au  lycie  de  Lyon*'  (Paris  1878)  publicirt;  seit 
1882  giebt  er  die  „Revue  g6n6rale  d'ophthalmologie"  mit  heraus. 

Index-Catalog.  III.  Red. 

Dom,  Gerhardt  D.  (Dobnabus),  gegen  Ende  des  16.  Jahrhunderts 
Arzt  in  Frankfurt  a.  M. ,  später  in  Strassburg  und  Basel,  Paracelsist,  verfasste 
Tcrschiedene  Streitschriften  zu  Gunsten  des  Paracelsus  gegen  Erastüs,  über- 
setzte und  edirte  seit  1570  mehrere  Schriften  des  Paracelsus  imd  gab  1583  ein 
j^Dictionarium  ohscurioTum  Theophra^ti  vocabulorum"  heraus. 

Joch  er,  11,  193.  —  Ha  11  er,  Bibl.  med.  pract.  II,  183.  —  Biogr.  univ.  —  Biogr. 
med.  —  Haeser,  Gesch.  der  Med.  —  Deutsche  Biogr.  -^    Stricker 

Domau,  Caspar  D.  (Dornavius),  wurde  zu  Ziegenrück  im  Vogtlande 
am  11.  October  1577  geboren,  machte  seine  Studien,  die  neben  der  Medicin  mehr 
noch  die  Philosophie  zum  Gegenstande  hatten,  in  Jena  und  zog  als  Dolmetscher 
des  Venetianers  Gregorius  Jordanus  an  den  Höfen  umher,  bis  er  nach  Prag 
gelangte  und  hier  bei  dem  Hofarzt  Müscaglia  Dienste  nahm.  Dann  aber  bezog 
er  mit  einem  Freiherm  von  Smirsitz  als  dessen  Erzieher  1603  die  Universität 
Basel,  erlangte  den  dortigen  medicinischen  Doctorhut  für  sich,  setzte  aber  mit 
seinem  Zögling  dessen  Studienreise  noch  fort  durch  Süddeutschland,  Frankreich, 
die  Niederlande  und  England.  In  diese  Zeit  fällt  seine  medicinische  Thätigkeit, 
die  allerdings  eine  literarische  war  und  ausser  der  Dissertation  „De  licxattone 
hrachn"  (Basel  1604)  mehr  allgemeine  Themata,  Reden,  Panegyriken,  geschicht- 
liche Controversen  betraf.  D.  wurde  von  seiner  Heimkehr  —  1608  —  ab  nicht 
nur  als  Schulmann  hochbertthmt  (in  Görlitz  und  Beuthen),  sondern  trat  ganz  in 
die  diplomatische  Carriöre  über  und  wurde  im  Jahre  1621  fürstlicher  Rath  und 
Leibarzt  beim  Herzog  Johann  Christian  von  Brieg.  In  dieser  Stellung 
blieb  er  bis  zu  seinem  am  28.  September  1632  erfolgten  Tode.  Ued. 

Domblütll,  zwei  mecklenburgische  Aerzte.  Der  Vater,  Albert  Ludwig  D., 
geboren  in  Ludwigslust  am  14.  April  1784,  promoviii  1813  in  Rostock,  war 
praktischer  Arzt  und  seit  1828  Kreisphysicus  in  Plau  in  Mecklenburg.  Er  starb 
daselbst  am  13.  März  1857.  Als  sehr  angesehener  Arzt  war  D.  gleichzeitig  auch 
literarisch  thätig  und  arbeitete  speciell  über  Behandlung  der  Knochenbrüche  und 
Deformitöten  (1827,  29,  31,  37);  Wiederersatz  verlorener  Gliedmassen  (1831,  37, 
44  nnd  45),  theils  selbständige  Werke,  theils  Aufsätze  in  Zeitschriften  aus.  Femer 
schrieb  er  über  Pocken  und  Impfung,  geburtshilfliche  und  gerichtlich-medicinische 
Casuistik  in  den  Zeitschriften  von  Hufeland,  Hörn,  Rüst,  Caspee,  Henke, 
Fkickb,  Hannemann  und  populäre  Aufsätze  im  Mecklenb.  Freimüthigen  Abend- 
blatte 1822 — 1847.  Eine  „Darstellung  der  Medicinalpolizei- Gesetzgebung  und 
gesammten  Medicinal-  und  Sanitätsanstalten  in  Mecklenburg*^  erschien  Schwerin 
1834  —  „Die  Medicinalordnung  in  Mecklenburg- Schwerin  kritisch  erörtert** 
(1840)  —  „Die  njeue  Medicinaltaxe  und  die  neuen  Medicinalgesetze  kritisch 
beleuchtet**  (1845).  —  Der  Sohn,  *  Friedrich  Karl  Johann  D.,  wurde  zu  Plau 
in  Mecklenburg  am  31.  Juli  1825  geboren  und  studirt«  in  Rostock,  Leipzig,  Heidel- 
berg  (Stanniüs,  Hknle,  Pfeüffer,  Oppolzer,  Naegele  u.  A.);    1829  erfolgte 


208  DOKNBLtJTH.  —  DORSTEN. 

seine  Promotion,  worauf  er  zuerst  als  Militärarzt  im  badischen  Feldzuge,  seit 
October  1849  als  praktischer  Arzt  in  Rostock  in  Thätigkeit  trat.  Neben  mehr 
populär  gehaltenen,  hier  übergangenen  Abhandlungen  angesehener  Volkszeitschriften 
veröffentlichte  er:  y^Bau  der  Cornea  oculi^  (Zeitschr.  für  rat.  Med.  N.  F.,  Bd.  VII 
und  VIII)  —  „Mechanismus  der  JBarnsecretton^  (Ebenda  Bd.  VIII)  —  ^Tr- 
sachen  etc.  der  Cholera^  (Rostock  1860)  —  „Anleitung  zum  Gebrauche  des 
Seebades^  (Daselbst  1864)  —  „Johnston' s  Chemie  des  täglichen  Lebens*^  (Neu 
bearbeitet,  Stuttgart  1882)  —  „Hueter's  Thforie  der  Sädiose**  (ViRCHOW^s 
Archiv  1879)  —  ,,Die  Scoliosen''  (Samml.  Klin.  Vortr.  Nr.  172,  1879)  —  „Die 
chronische  Tabakvergiftung*'  (Dieselbe  Samml.  1877)  —  „Kuhmilch  als  Kinder- 
nah^ng"  (Jahrb.  für  Banderheilk.  1879)  —  „Milchversorgung  der  Städte^ 
(Deutsche  Vierteljahrschr.  für  öffentl.  Gesundheitspflege). 

Vollständiges  Verzeichniss  in  Blanck,  Die  Mecklenb.  Aerzte.  Schwerin  1874. 

Red. 

Dorndorf,  Johann  Karl  D.,  geboren  zu  Riga  am  10.  December  1761. 
erlernte  die  Chirurgie  beim  R'ga'schen  Stadtoperateur  Teublee  dem  Jüngeren, 
studirte  ein  halbes  Jahr  in  Königsberg  und  drei  Jahre  in  Berlin  und  prakticirte  in 
Riga  als  Stadtchirurgus.  1797  creirte  ihn  die  Universität  Königsberg  auf  Grund- 
lage seiner  „Diss,  inaug,  medico-chirurg,  vulneribus  sclopetariis  cum  adjuncta 
observatione*^  zum  Dr.  med.  Er  schrieb  •  ausserdem :  „Beobachtung  einer  vier- 
tägigen Urinverhaltung^  (in  Leder's  Journ.  für  Chirurg.,  Bd.  I,  pag.  431 — 440, 
1797)  und  starb  am    17.  April  1803. 

Recke- Napiersky,  I,  446.  L.  Stieda. 

Dornkreilius,  Tobias  D.  ab  Eberhertz,  aus  Iglau  (Mähren),  1571 
bis  1605,  verdankt  sein  literarisches  Renomme  neben  der  sehr  umfangreichen 
Schrift:  „Medulla  totius  praxeos  medicae  aphoristica  etc."  (Erfurt  1656),  noch 
verschiedenen  kleineren,  viel  aufgelegten  Schriften,  so  dem  „Dispensatorium  novum^^ 
zusammen  mit  dem  „De  purgatione  tractatus"  (Hamburg  1600),  dem  „Co7isil{um 
von  zweyen  ungewönlichen  newen  unnd  anklebichen  Kranckheiten,  die  dieses 
1602,  Jahr  entstanden  etc,^  (Magdeburg  1602)  und  „Kurtzer ,  doch  griindt- 
licher  und  Vollnkömmlichei'  Bericht  von  der  angehenden  und  hin  und  wieder 
bereits  grassirenden  Pestilentz  dieses  1603.  Jahrs  etc.**  (Hamburg  1604). 

Eloy,   II  und  Ind.  cat.  Vol.  HI.  Red. 

Dorpe,  J.  F.  van  D.,  aus  Courtrai  und  dort  gegen  Ende  des  18.  Jahr- 
hunderts in  Wirksamkeit,  zeichnete  sich  durch  eine  vorzügliche  Beschreibung  der 
grossen  Ruhrepidemien  aus,  welche  1794  auf  den  Kriegsschauplätzen  Flanderns 
wütheten.  Er  machte  sich  von  den  Anschauungen  Stoli/s,  die  ihn  sonst  stark 
beeinflussten,  in  manchen  Punkten  der  Localisationsfrage  und  der  ätiologischen  An- 
schauungen los  und  verwerthete  in  Bezug  hierauf  seine  zahlreichen  Beobachtungen 
selbständig.  van  den  Corput.  —  Red. 

Dorsey,  John  D.,  zu  Philadelphia,  am  23.  December  1783  geboren, 
promovirt  daselbst  1802,  Professor  der  Chirurgie  1807  und  der  Materia  medica 
bald  darauf,  sollte  1818  den  Lehrstuhl  der  Anatomie  übernehmen,  wurde  aber 
durch  seinen  Tod  (12.  November)  daran  gehindert.  Er  publicirte:  „An  essay  on 
the  lithontriptic  virtues  of  the  ga^tric  liquor**  (Philadelphia  1802)  und  „Elements 
of  surgery**  (2  Bde.  mit  Tafeln,  Daselbst  1813). 

Dict.  bist.  II.  Red. 

/Dorsten,  Grossvater  und  Enkel.  Der  Erstere,  Theodor  D.,  aus  West- 
phalen,  geboren  1492,  Professor  der  Medicin  in  Marburg,  dann  Arzt  in  Cassel,  wo  er 
am  18.  Mai  1552  starb,  schrieb:  „Botanicon^  continens  herbarum  ,  .  .  quarum 
usus  in  medicina  est,  descriptiones*'  (Fi-ankfurt  1540).  —  Der  Enkel,  Johann 
Daniel  D.,  geboren  am  24.  April  1643  zu  Marburg,  studirte  daselbst  seit  1661; 
ausserordentlicher    Professor    wurde    er    1673,     ordentlicher     1678,     fürstlicher 


DORSTEN.  —  DOUBLET.  209 

Leibarzt  1689,  Professor  der  Physik  1695;  seit  1684  Mitglied  der  kaiserlichen 
Akademie  der  Wisseuschaften,  starb  er  am  20.  September  1706,  mit  Hinterlassung 
verschiedener  anatomischer  Schriften. 

Jöcher    —  Stricker.  —  Biogr.  univ.  —  B.  D.  Jackson,  Liter,  botan 

W.  Stricker. 

^DortomaJl,  Nicolaus  D.,  französischer  Arzt,  geboren  in  Amheim  (Hol- 
land) zu  Anfang  des  16.  Jahrhunderts,  gestorben  in  Montpellier  1596,  studirte 
imd  promovirte  in  Montpellier  und  wurde  noch  in  jungen  Jahren  Professor  an  der 
Universität  daselbst.  Von  Heinrich  IV.  zum  Leibarzte 'ernannt,  erwarb  er  sich- 
ein  besonderes  Verdienst  durch  die  Untersuchung  der  damals  sehr  besuchten  Thermen 
von  Ballaruc  bei  Montpellier.  Vgl.:  „De  causta  et  ejfectibus  thermarum  Bellilu- 
canarum,  parva  intervallo  a  MontpelUensi  urbe  distantium"  (Leyden  1579). 

Unger. 

Double,  Fran9oi8- Joseph  D.,  zu  Paris,  am  11.  (oder  6.)  März  1777 
zu  Verdun-8ur-6aronne  geboren,  aus  einer  Asklepiadenfamilie  stammend,  war  anfäng- 
lich Apotheker,  studirte  dann  in  Montpellier  Medicin,  wurde  1798  Doctor  daselbst, 
kam  darauf  (im  Jahre  VHI)  nach  Paris,  wurde  mit  J.  Sädillot,  dem  Herausgeber 
des  Journals,  das  nacheinander  die  Titel  Recueil  p6riodique  de  la  Soo.  de  m6d. 
und  Joum.  g^n6ral  de  m6d.  führte,  bekannt  und  übernahm  aus  dessen  Händen 
die  Redaction  desselben,  das  unter  seiner  Leitung  bald  neues  Leben  erhielt.  Er 
betheiligte  sich  an  dem  grossen,  von  Napoleon  I.  ausgeschriebenen  Goncurse 
über  den  Croup  und  erhielt  mit  seinem  „TraüS  du  croup^  (Paris  1811)  zwar  nicht 
den  Preis,  aber  die  erste  ehrenvolle  Erwähnung ;  er  gab  femer  eine  neue  Ausgabe 
von  Kleines  „Interpres  medicus^  (1809)  mit  einer  lateinischen  Vorrede  heraus, 
während  sein  bedeutendstes  Werk,  an  dem  er  11  Jahre  gearbeitet  hatte,  „SSm^to- 
logie  gSnSraley  ou  trattS  des  stgnes  etc."  (3  Bde.,  Paris  1811 — 22)  war.  In 
der  Akademie  der  Medicin ,  der  er  seit  deren  Gründung  angehörte ,  brachte  er 
weniger  originale  Arbeiten,  als  eine  Reihe  von  geschätzten  Berichten  über  die 
Leistungen  Anderer  zum  Vortrage,  gehörte  überhaupt  zu  den  besten  Rednern  der 
Versammlung.  1832  wurde  er  auch,  als  Nachfolger  von  Portal,  Mitglied  der 
Akademie  der  Wissenschaften ;  dagegen  nahm  er  keinerlei  Stellung,  weder  bei  den 
Hospitälern,  noch  an  den  Lehranstalten,  noch  bei  Hofe  ein.  Noch  kurze  Zeit  vor 
seinem  am  12.  Juni  1842  erfolgten  Tode  hatte  er  eine  neue  Ausgabe  der  üeber- 
setzung  J.-M.  Goudakeau's  von  J.  P.  Frank's  „Trait6  de  m6decine  pratique"  mit 
einer  Einleitung  versehen.  lieber  seine  sonstigen  sehr  zahlreichen  Aufsätze  und 
Mittheilungen  vgl.  Callisen  nachstehend,  Bousquet  im  Bulletin  de  TAcad.  roy. 
de  med*  T.  IX,  1843—44,  pag.  792  und  in  M6m.  de  TAcad.  roy.  de  m6d.  T.  XI, 
1845,  pag.  1. 

Ronx  in  Revue  med*  fran9.  et  etrang.  1842,  II,  pag.  450.  —  Callisen,  V, 
pag.  288;  XXVII,  pag.  331.  ^ 

Donbiet,  Franko is  D.,  zu  Chartres  am  30.  Juli  1751  geboren,  begab 
sieh  sehr  früh  auf  Reisen  nach  Holland  und  Italien.  Zuerst  war  er,  dem  väter- 
lichen Willen  gemäss,  in  der  Pariser  juristischen  Facultät  inscribirt  (bis  1773); 
dann  studirte  er  Medicin  bis  1776  und  wurde  sogleich  Assistent  an  der  Charit^ 
de  St.  Sulpice  (später  Höpital  Necker).  1786  gelangte  er,  nach  mehrfachen  ander- 
weitigen Hospitalstellungen,  in  die  Soc.  royale  de  m6d.  und  1794  zu  einer  Pro- 
fessur fdr  interne  Pathologie  an  der  ficole  de  m^d.  Seine  Arbeiten  sind  klinischen 
Inhalts,  so:  „Miinoire  sur  les  aymptomes  et  le  traüement  de  la  maladie  v^n^nenne 
dans  les  enfans  nouveau-nh*'  (Paris  1781)  —  die  „Observations  sur  une  fievre 
maligne  petechiale  qui  a  regn^  ä  Vhosjnce  de  St.  Sulpice"  (Joum.  de  Bacher, 
T.  LVIII)  —  fyObservaiions  faites  dans  les  departepients  des  kopitaux  ciuils" 
(Paris  1755 — 1758).  In  seinen  Schriften  über  Puerperalfieber,  die  theils  im  oben 
genannten  Joumalbande,  theils  monographisch  —  Paris  1789  —  1791  —  heraus- 
kamen ,  erklärt  er  dasselbe  für  eine  Milchmetastase.  Seine  Anregungen  hinsichtlich 
Biogr.  Lexikon.  II.  14 


210  DOUBLET.  —  DOUGLAS. 

der   Geföngnisshygiene   (gleichzeitig)   verrathen   ein   gesundes   Urtheil   neben   viel 
Philanthropie. 

Dict.  bist.  II.  Red. 

Dougall,  Joseph  D.,  der  seine  Studien  in  Edinburg  1858  beendigt  hatte, 
trat  in  den  militärärztlichen  Dienst  für  Indien  ein  und  ging  1860  nach  den  chine- 
sischen Stationen.  Sowohl  durch  die  Vornahme  glücklicher  Operationen  (Elephantiasis), 
als  durch  eine  ftlr  die  Regierung  fertiggestellte  Arbeit  über  die  Alkaloide  der 
Chinarinde  und  im  Rapportwesen  sich  auszeichnend,  blieb  er  11  Jahre  im  Oolonial- 
dienst ,  besuchte  aber  nach  der  Heimkehr  noch  einmal  die  Universität  Edinburg 
und  promovirte  auf  Grund  der  oben  genannten  Arbeit  1873.  Nach  Indien  zurück- 
gekehrt, machte  er  hier  nunmehr  seine  Beobachtungen  über  den  Nutzen  des  Guijun- 
öls  bei  Aussatz,  die  ihrerzeit  grosse  Beachtung  fanden.  D.  wandte  sich  dann,  in 
Nordindien  reisend,  anthropologischen  Forschungen  zu,  legte  'Schädel-  und  Skelet- 
sammlungen  an  und  lieferte  ausgezeichnete  Photographien  von  den  Bewohnern  d^ 
Andamanen-  und  Nikobaren-Inseln.  Am  9.  Februar  1879  starb  er  (in  Indien) 
am  Typhus. 

Edinb.  Med.  Journ.  1879,  pag.  1053.  Red 

^Dougall,  John  D.,  in  Glasgow,  hier  auch  ausgebildet  und  1871  Med.  Dr., 
trug  an  der  Glasg.  Infirmary  Materia  medica  vor  und  wirkte  später  als  Medical 
officer.  Seine  Arbeiten  über  Desinfection,  welche  besonders  auch  die  experimentelle 
Seite  des  Themas  zum  Gegenstande  nahmen,  sind  von  Wichtigkeit  —  auch  nach 
den  Fortschritten,  welche  neuerdings  auf  diesem  Gebiet  zu  verzeichnen  sind.  So; 
;,  On  the  relative  power  of  various  substances  to  prevent  generation  of  animaU 
culae^  (Transact.  of  the  Brit.  assoc.  advert.  sei.  1871 — 1872)  —  pThe  science 
of  diainfection^  (Transact.  of  the  sc.  congr.  1874)  —  „Putrefiers  and  antisepticg^ 
(Glasg.  med.  journ.  1873).  Ausser  den  etwas  älteren  „Researches  of  bromal 
hydrate"  (Ebenda  1870)  ist  auch  noch  die  Arbeit  über  Verbreitung  ansteckender 
&ankheiten  durch  die  Milch  (Ebenda  1873)  zu  erwähnen.  Wem  ich. 

Douglas.  Unter  den  verstorbenen  englischen  Aerzten  dieses  Namens  sind 
folgende  besonders  hervorragend:  James  D.,  ein  geborener  Schotte,  1675 — 1742, 
der  sowohl  als  Gelehrter  wie  als  Arzt,  auch  Leibarzt  der  Königin  von  England 
einen  bedeutenden  Nachruhm  erwarb.  Die  Zahl  seiner  Schriften  (vollständig  in  der 
unten  zuletzt  genannten  Quelle)  ist  sehr  bedeutend.  Besonderer  Hervorhebung 
bedürfen:  „Myographiae  comparatae  specimen^  (London  1707;  Edinburg  1750; 
lateinisch  Leyden  1729  und  Dublin  1777)  —  „Btbliographiae  anatomicae 
hpecimen  etc,^  (s.  die  Nr.  142  unseres  Quellenverzeichnisses)  —  „Index  maieriae 
medtcae"  (London  1724)  —  „History  of  the  lateral  Operation  for  extrticting 
the  stone  etc."  (London  1726;  lateinisch  Leyden  1728;  französisch  Paris  1734; 
Anhang  dazu:  London  1731)  —  „A  descrtption  of  the  periUmeum  etc,**  (London 
1730,  40;  lateinisch  von  Heister,  Helmstädt  1732  und  von  J.Nelson,  Leyden 
1737).  ■ —  Nach  seinem  Tode  1748  erschienen  „Nine  anatomical  figuresj  repre- 
senttng  the  external  parts^  musdes  and  bones  of  the  human  body",  herausgegeben 
von  seinem  Bruder.  —  Dieser,  John  D.,  etwas  jünger  als  James,  zeichnete  sieh 
besonders  als  Lithotomist  aus  und  fungirte  als  Operateur  am  Westminster  Hospital. 
Er  war  ebenfalls  Mitglied  der  Londoner  R.  Society  und  starb  1759.  Nach 
R.  Watt  soll  gleichzeitig  ein  zweiter  John  D.  in  Edinburg  gelebt  haben,  anf 
ähnlichen  Wissensgebieten  thätig  gewesen  und  1758  gestorben  sein.  Ihm  werden  die 
letztgenannten  Werke  zugeschrieben,  während  die  6  hier  zunächst  aufgeführten 
in  voller  Uebereinstimmung  als  von  dem  Londoner  John  D.  herrührend  in  den 
Bibliographien  genannt  werden:  „Ldthotoniia  Douglassiana  etc."  (London  1719, 
40.  1723;  französisch  Paris  1724;  deutsch  Bremen  1729)  —  „Account  of 
mortißcation  and  of  the  surprinng  effects  of  the  bark  in  putting  a  stop  to 
their  progress"  (London  1729,  1732)  —  „Animadversion  on  a  late  pompous 
book,   intitled:   Osteographia"  (sehr  abfällige,    gegen  Cheselden's  so  benanntes 


DOUGLAS.  —  DOÜSSIN-DUBREUIL.  211 

Werk  gerichtete  Kritik,  —  London  1735)  —  „^  short  account  of  the  atcUe  of 
midwifery  in  London  and  Westminster**  (London  1736)  —  pA  aissertation  on 
the  venereal  disease"  (London  1737).  Dagegen  sollen  also  von  dem  Edin burger 
John  D.  herrühren:  „A  treatüe  on  the  hydrocele"  (London  1755;  und  Duplik 
^egen  einen  Angriff  auf  dies  Buch,  Daselbst  1758)  und:  Beobachtungen  in  den 
„Essays  of  Edinburgh^  ttber  Nierensteine  (1733),  Kleinhimabscess  (1738)  und  eine 
Geschwulst  am  Schenkel  (1755).  —  Andreas  D.,  lediglich  als  Verfasser  dreier 
Schriften  bekannt,  nämlieh  „De  variolae  insütone*^  (Edinburg  1775)  —  „On  an 
extraordinary  case  of  ruptured  Uterus"  (London  1785)  und  „Obaervations  on 
the  rupture  of  the  gravid  Uterus*'  (Daselbst  1789).  —  Endlich  sind  zu  nennen 
Robert  D. ,  von  dem  nichts  überliefert  ist,  als  dass  er  Arzt  in  London  war, 
aber  den  nicht  unberfihmten  „Essay  conoerning  the  gener ation  ofheat  in  animals" 
sehrieb  (London  1747;  französisch  Paris  1755,  1760),  —  und  Sylvester  D., 
der  Verfasser  der  „Dissertatio  de  stimulis*'  (Leyden  1766)  und  mehrerer  Unter- 
suchungen über  Tokayer  und  andere  Ungarweine  in  den  Philos.  Transactions. 
Biogr*  m^d.  III.  —  Index  cat.  II.  —  Dict.  hist.  II.  Eed. 

*Dottgla8,  Andrew  Halliday  D. ,  zu  Edinburg  1840  promovirt  und 
F.  R.  C.  P.  Edin.  1843,  wirkte  lange  an  der  R.  Infirmary  daselbst  und  ist  der 
Autor  von:  „Statistical  report  on  the  Edinburgh  epidemic  fever  of  1843 — 1844^ 
(Daselbst  1845?)  —  „Memoir  on  the  relations  of  hypertrophie  and  dilatation 
of  the  heart"  (Daselbst  1850)  —  „Substernal  aneurism;  case  and  observations** 
(1863)  u.  a.  Red. 

*  Douglas,  Mordey  D. ,  z.  Z.  Arzt  und  Gesundheitsbeamter  in  Sunder- 
land,  bildete  sich  medicinisch  am  University  College  zu  London  und  in  Edinburg 
aus,  wurde  M.  R.  C.  S.  Eng.  1863,  L.  R.  C.  P.  Edin.  1868.  Seine  beiden  Haupt- 
arbeiten :^J?ot£7  to  stamp  out  small-pox  etc."  und  „Alkohol  in  acute  specific 
diseases"  veröffentlichte  er  bereits  1867  (letztere  in  der  Lancet).  Später  publicirte 
er  in  den  Transact.  of  the  Northland    and  Durham  med.  soc.    noch  Casuistisches. 

Red. 

Douglass,  William  D.  (in  einzelnen  Quellen  auch  Douglas),  lebte  von 
1692  (?)  bis  1752  und  war  Arzt  in  Boston.  Er  leitete  sein  literarisches  Auftreten 
mit  einigen  Schriften  zu  Gunsten  der  Schutzpockenimpfung  (1722)  ein  und  ver- 
mochte in  einer  späteren  Schrift;  „A  dissertation  concerning  inoculation  of  the 
small-pox"  (Boston  1730)  Rechenschaft  über  die  Fortschritte  zu  geben,  welche 
die  Impfung  inzwischen  in  Boston  gemacht  hatte.  Weiter  erschienen  von  ihm 
„  The  practical  history  of  a  new  epidemical  eruptive  miliary  fever,  with  an 
angina  ulcusculosa  which  prevailed  in  Boston  in  the  years  1735  and  1736" 
(Daselbst  1736).  —  Offene  Briefe  an  Thomsox,  an  SmelliE,  an  Z.  Boylton, 
und  „A  summary  y  historical  and  political  of  the  first  planHng  progressive 
improvements  and  present  State  of  the  British  Settlements  in  North  America" 
(zwei  Bde.,  Boston  1749—1751,  1755;  London  1760). 

(Nicht  zugängliche)  Biogr.  in  den  Med.  Commanications  of  the  Massachusetts  med. 
soc.  1836.  Red. 

Doussin-Dubreuil,  Jacques-Louis  D.,  zu  Paris,  war  1762  zu  Saintes 
geboren,  erhielt  seinen  ersten  chirurgischen  Unterricht  von  seinem  Vater.  Er  liess 
sich  in  Paris  nieder  und  schrieb  folgende  Schriften,  die  grossentheils  eine  Reihe 
von  Auflagen  und  verschiedeutliche  Uebersetzungen  erlebten:  „TraitS  des  glaires, 
de  leurs  causes,  etc."  (Paris  1794;  9.  Ausg.  1824;  deutsche  Uebersetzungen 
Mannheim  1799;  1800;  Neue  Uebers.  von  J.  H.  G.  Schlegel,  Ilmenau  1823; 
4.  Aufl.  1826)  —  „De  VSpilepsie  en  g6n6ral  et  particulürement  de  celle  diter- 
minie  jpar  des  causes  morales"  (Paris  an  V — 1797;  1800;  1804;  1825;  deutsche 
Uebers.  Mannheim  1799;  ital.  Uebers.  Venedig  1802)  —  „De  la  nature  et  des 
causes  de  la  gonorrhSe  benigne  ou  sans  virus  vSnerien,  etc."  (Paris  1798,  4.  Aufl. 

14* 


212  DOüSSIN-DüßBEÜIL.  —  DOWELL. 

1804;  deutsche  Uebers.  Mannheim  1799)  —  „Lettres  aur  les  dangers  de  Tona- 
nisme  etc,"*  (Paris  1806;  3.  Aufl.  1825;  deutsche  Uebers.  von  W.  Hübeb,  Basel 
und  Aarau  1807;  4.  Aufl.  1828 ;  andere  Uebers.  v.  J.  P.  Koffingeb,  Pest  1816)  — 
„Nouveaux  apergiis  sur  les  causes  et  les  effets  des  glaires^  (Paris  1816)  — 
„De  la  pulmonie,  etc,"  (Paris  1824;  deutsche  Uebers.  von  C.  Fitzleb,  Ilmenau 

1826)    —    „De  Videntiti  de  deux  maladies de  la  gonorrhSe  benigne  et 

des  jleurs  Manches^  (1825)  —  „Des  fonctions  de  la  peau"  (1827 ;  deutsch  von 
J.  C.  Fleck,  Ilmenau  1828)  u.  s.  w.  Er  war  einer  der  ersten  französischen  Aerzte, 
welche  die  Vaccine  anwendeten,  und  zwar  zunächst  bei  seinen  eigenen  Kindern.  Auch 
agitirte  er  fttr  die  Errichtung  von  Impfanstalten  in  allen  Theilen  Frankreichs  und 
schrieb  mit  Brunet  und  CharmoKt  eine  Schrift:  „De  la  Vaccine  et  de  ses  heureux 
resultats*"  (Paris  1826).    Er  starb  1831. 

Rainguet,  pag.  198.  —  Callisen,  V,  pag.  302;  XXVII,  pag.  333.  G. 

* Doutrelepont ,  Joseph  D.,  zu  Malmedy  am  3.  Juni  1834  geboren, 
absolvirte  seine  Studien  in  Bonn,  Berlin  und  Wien  und  wurde  1858  promovirt. 
Er  begann  seine  Thätigkeit  als  Privatdocent  für  Chirurgie  1863,-  wurde  1869 
Prof.  extraord.  und  1882  Director  der  Klinik  für  Hautkrankheiten  und  Syphilis 
in  Bonn.  Von  seinen  Schriften  erschien  ein  Theil  in  der  Berliner  med.  Woehenschr., 
so:  „Berniotomte  bei  Massenreductiqn"  —  „Casuvttik  der  Kopfverletzungen*^  — 
„Casuütik  der  complicirten  Luxation^  —  „Resectton  des  Hüftgelenkes** ;  andere 
in  Langenbkck*S  Archiv :  „Resectton  des  Ellbogengelenkes**  —  ;,  Urethrotomia 
externa**  —  „Herniotomia  externa**  und  ähnliche,  die  in  der  Deutschen  Zeitschr, 
für  Chirurgie  publicirt  wurden.  Hervorzuheben  sind  noch :  ;,  Versuche  über  die 
Vebertragung  der  Carcinome  von  Thier  auf  TTiier**  (ViBCHOw's  Archiv)  —  „  lieber 
Sycosis  para^sitaria**  und  „  Tuberkelbacillen  im  Lupus**  (Monatsh.  für  Dermatologie). 

Red. 

Dover,  Thomas  D. ,  englischer  Arzt,  der  Erfinder  des  bekannten,  au^ 
Opium,  Ipecacuanha  etc.  bestehenden  Pulvers,  war  aus  Warwickshire  gebürtig, 
wurde  1687  zu  Cambridge  Baccalaureus  medicinae.  Er  war  wahrscheinlich  ein 
Freund  von  Sydenham,  liess  sich  in  Bristol  nieder  und  rüstete,  nachdem  er  zu 
Vermögen  gekommen,  zusammen  mit  mehreren  Eaufleuten  zwei  Schiffe  für  die 
Südsee  aus,  mit  deren  einem  er  1708  dorthin  abging.  Er  hatte  das  Glück,  auf 
der  Insel  Juan  Femandez  den  bekannten  AlexanderSelkirk,  der  daselbst 
4  Jahre  und  4  Monate  ganz  allein  gewesen ,  aufzufinden  und  in  die  Heimat  zu 
bringen.  1711  nach  Bristol  zurückgekehrt,  prakticirte  er  wieder  daselbst  und  von 
1721  an  in  London,  wo  er,  nachdem  er  inzwischen  von  1728  an  einige  Jahre 
in  Gloucestershire  gewohnt  hatte,  im  Jahre  1741  starb.  Seine  Schrift:  „Ancient 
physicians  legacy**  wurde  ein  sehr  populäres  Werk  und  hatte  in  wenigen  Jahren 
eine  grosse  Menge  von  Auflagen. 

Munk,  ir,  pag  79.  G. 

Dowell.  Ephraim  Mac  D.,  ein  Landarzt  in  Nordamerika,  wird  in  den 
Annalen  der  Gynäkologie  stets  genannt  werden,  da  er  der  Erste  war,  der  in 
vollem  Bewusstsein  dessen,  was  er  unternahm  und  nach  wohlüberlegter  Methode 
die  Ovariotomie  ausführte.  Er  wurde  am  11.  November  1771  geboren  und 
starb  am  25.  Juli  1830.  D.  stammte  aus  Virginien,  übte  aber  seine  ärztliche 
Praxis  zu  Danville  in  Kentucky  aus.  1793  und  1794  studirte  er  in  Edinburg  und 
war  daselbst  Schüler  des  damals  sehr  berühmten  Lehrers  der  Chirurgie  John 
Bell  (1763 — 1820).  Ohne  Zweifel  bekam  er  die  Anregung  zur  Ausftlhmng  der 
ersten  Ovariotomie  von  seinem  Lehrer.  Sein  Biograph  Gross  äussert  sich  wenigstens 
in  diesem  Sinne.  1795  kehrte  D.  aus  England  nach  Nordamerika  zurück  und 
liess  sieh  im  Staate  Kentucky  nieder,  wo  er  seine  Praxis  auszuüben  begann.  Im 
Jahre  1809  machte  er  seine  erste  Ovariotomie  an  einer  gewissen  Frau  Crawford 
aus  Green  County  in  Kentucky,  mit  glücklichem  Erfolge.  Bis  zum  Jahre  1816 
hatte  er  dreimal,  und  jedesmal  mit  glücklichem  Erfolge,   operirt.    Im  Jahre  1820 


DOWELL.  —  DOYON.  213 

hatte  er  bereite  siebenmal  operirt:  nur  der  5.  Fall,  eine  Dermoidcyste,  war 
letal  yerlaufen.  Im  Ganzen  nahm  er  die  Ovariotomie  dreizehnmal  vor  und  davon 
achtmal  mit  günstigem  Ausgange.  Dass  die  ersten  Weiber,  aü  denen  er  die  Ovario- 
tomie vornahm,  Negersklavinnen  waren-  und  er  die  Operation  nur  über  Aufforderung 
der  Sklavenbesitzer,  denen  es  sich  um  die  Erhaltung  des  damals  kostspieligen 
Sklavenmateriales  handelte,  vornahm,  wie  dies  Nklaton  berichtet,  ist  nicht  richtig. 
Dieser  Vorwurf  Neläton's,  D.  habe  diese  kranken  filrbigen  Weiber  nur  als  Ver- 
suchsobjeete  zur  Vornahme  seiner  hardiösen  Operation  benützt,  wurde  in  Amerika 
in  neuester  Zeit  widerlegt.  Literarisch  war  D.  wenig  thätig.  Seine  Erfahrungen 
iaber  die  Ovarioitomie  veröffentlichte  er  erst  im  Jahre  1818  (Lond.  med.  gaz.  V, 
35;  Eclectic  repertory  and  analytical  review.  Philad.  1818,  Oct.). 

Ein  Porträt  D 's  bringt  Spencer  Wells  in  seinen  „Diseas.  of  the  ovar.",  ebenso 
zn  finden  in  der  deutschen,  von  Paul  Gessner  besorgten  üebersetzung  (Leipzig  1874). 
(Biogr.  in  Gross,  American  phys.  and  surg.  und  Gross,  American  med.  literat.  Vergl.  auch: 
Jransact.  of  the  Internat,  med.  congress  öf  Philad."  1876,  Philad.  1877,  pag.  107, 159, 160, 161). 

Kleinwächter. 

Dowler,  Bennet  D.,  amerikanischer  Arzt,  1797 — 1866,  dessen  Bio- 
graphie nicht  zugänglich  war.  Er  trat  als  Arzt  und  medicinischer  Schriftsteller 
zuerst  in  New-Orleans  auf  mit  Untersuchungen  tiber  das  im  Mississippi  lebende 
Krokodil  (1846),  über  die  Contractilität  der  Muskeln  (gleichzeitig)  und  einer  Reihe 
von  kleineren  physiologischen  und  meteorologischen  Beiträgen,  unter  denen  noch 
der  Hervorhebung  bedürfen:  „Contributions  to  experimental  physiology**  (New- 
Orleans  1852)  und  „Tableaux  of  the  yellow  fever  of  1853  etc.^  (Daselbst  1854). 

Red. 

*Down,  John  Langdon  Haydon  D.,  M.  B.  1858,  Med.  Dr.  zu  London 
1859 ,  F.  R.  C.  F.  daselbst  1869 ,  war  Lecturer  der  klinischen  Fächer  und  der 
Materia  medica  an  verschiedenen  Hospitälern  und  wirkte  später  als  Arzt  und 
Superintendent  am  Earlswood  Asyl  (1858 — 1868).  Er  wurde  für  seine  Arbeit 
„Natures  balance^,  sowie  später  noch  mehrfach  durch  Preismedaillen  ausgezeichnet 
und  that  sich  besonders  auf  dem  psychiatrischen  Gebiet  publicistisch  hervor,  so 
mit  „On  the  condition  of  the  mouth  in  idiocy^  (1863 ;  französich  von  Bour- 
neville) —  „On  the  education  and  training  of  the  feehle  in  mind^  (1876)  — 
„0/1  the  relation  of  the  teeth  to  mental  disea^e"  (Odont.  Transact.  1872)  und 
Bearbeitung  ähnlicher  Themata  in  dem  Journ.  of  ment.  sciences,  der  Lancet,  Brit. 
med.  Journ.  etc.  ^^^ 

*D0W8e,  Thomas  Stretch  D.,  zu  Aberdeen  1868  promovirt,  M.  R.  C.  S. 
Eng.  bereits  1865  und  F.  R.  C.  P.  Edinb.  1873,  war  längere  Zeit  Arzt  am  Hospital 
f&r  Schwindsüchtige  zu  London,  sowie  an  dem  für  Epileptische  und  Gelähmte  in 
Regent's  Park«  Er  wirkt  als  Medical  Superintendent  am  Londoner  Centralkranken- 
agyl  und  ist  der  Verfasser  von  „On  syphilis  of  the  brain  and  7iervous  system^  — 
ffNeuralgia,  its  nature  and  curatwe  treatinent**  —  „Neuraathenxa  or  brain 
and  nerve  exhatistion"  —  „Bulbar  and  diphtheritic  paralyis^  —  „Ätaxy  and 
the  preataxio  or  curable  «tage  of  locomotor  aJtojxy^  —  „Apoplexy,  its  diagnosis 
and  treatment"  und  vieler  Arbeiten  über  Himkrankheiten  und  Syphilis.  Ueber 
Jaborandi,  Pilocarpin  und  Gelseminum  schrieb  er  in  Med.  press  and  cir.  (1876); 
über  vasomotorische  und  trophische  Neurosen  in  der  Lancet  (1879).  j^^^^ 

*Doyoil,  A.  D.,  ist  im  Jahre  1827  zu  Grenoble  geboren,  studirte  in  Lyon 
unter  Didat;  in  Paris  waren  Bazin  und  Hardt  seine  Lehrer.  In  die  literar- 
wissenschaftliche  Welt  fahrte  sich  D.  1868  mit  einer  Brochüre  tiber  den  Herpes 
d«r  Geschlechtstheile  und  der  mit  Anmerkungen  versehenen  üebersetzung  der 
^Hautkrankbeiten^'  von  Hebra  (1868^-78)  ein  Im  Vereine  mit  J.  Diday  schrieb 
er  das  bei  diesem  angeführte  Werk ;  mit  Ernest  Besnier  die  Üebersetzung  und 
Anmerkungen  zu  Kaposi's  „Hautkrankheiten^;  1869  gründete  er  die  „Annales 
de  dermatologie  et  de  syphiligraphie^ ,  deren  erste  Serie  (10  Jahrgänge)  er  allein 


214  DOYON.  —  BRAKE. 

redigirte;  die  zweite  Serie  beginnt  mit  1880  und  hat  die  hervorragendsten  fran- 
zösischen Specialisten  zu  Mitredacteuren.  Von  seinen  kleinen  Schriften  sei  nur 
^Du  mode  (Tenseignement  de  la  dermato-syphütgraphie  contemporaine  (Vienne- 
Paris-Lyon)''  (Paris  1883,  8.,  p.  42)  erwähnt.  j  ^^  Proksch. 

*Drachinann,  Anders  Georg  D.,  zu  Kopenhagen  am  22.  November 
1810  geboren,  absolvirte  1836  das  chirurgische,  1839  das  medicinische  Examen, 
wurde  Arzt  an  dem  von  Lanqgaard  errichteten  orthopädischen  Institute  zu  Kopen- 
hagen und  hat  seit  den  Vierziger-Jahren  als  vielbeschäftigter  Specialist  in  Orthopädie 
und  Gelenkkrankheiten  gewirkt.  1848  wurde  er  Oberarzt  in  der  dänischen  MariDe. 
1859  errichtete  er  ein  Institut  für  medicinische  Gymnastik.  Auf  dem  Gebiet  seiner 
Specialität  hat  er  neben  vielen  kleineren  Artikeln  in  den  dänischen  Zeitschriften 
grössere  Arbeiten  publicirt:  „Om  Ryggradena  Sidekrumning  (Scoliosts)*^  —  „Om 
Spondylarthrocace*'  —  „Om  Arthritis  deformans''  —  „Om  Resection  efter 
Skudsaar''  —  „Om  Stethomeirie" ,  Auch  in  den  sich  an  die  Orthopädie  anschliessen- 
den Fragen,  besonders  den  der  Schulhygiene,  .ist  er  sehr  thätig  gewesen  und 
schrieb  unter  Anderem:  „Om  Pigebörns  physiske  Opdragelse''  (über  die  physische 
Erziehnng  der  Mädchen).  1877  erhielt  er  die  Ehrendoctorwiirde  gelegentlieh  der 
Jubiläumsfeier  der  Universität  zu  Upsala.  1884  hat  er  sich  in  den  Ruhestand 
zurückgezogen. 

Smith  und  C.  Bladt,  pag.  20.  Petersen. 

*Dragendorff,  Georg  D. ,  wurde  am  8.  (20.)  April  1836  in  Rostock 
geboren,  betrieb  daselbst  seine  Studien  besonders  unter  Franz  Schulze  und  wurde 
zum  Dr.  phil.  1861,  zum  Dr.  med.  (hon.  causa)  in  München  1872  promovirt.  Schon 
lange  vorher,  nämlich  1864,  hatte  D.  seine  überaus  fruchtbare  Thätigkeit  als 
Prof.  ord.  der  Pharmacie  an  der  Universität  Dorpat  begonnen.  Er  hat  während  dieser 
20  Jahre  zu  einer  grossen  Reihe  von  Arbeiten  pharmakologischen  Inhaltes  (viele 
im  Archiv  für  experim.  Pathologie)  den  Anlass  gegeben  und  viele  derartige  Arbeiten 
selbst  vollendet.  Als  Monographien  erschienen:  „Die  gerichtlich-chemische  Er- 
mitteluna  von  Gißen''  (St.  Petersburg  1876,  2.  Aufl.)  —  „Beiträge  zur  gericht- 
lichen Öhemie*'  (Daselbst  1871)  —  „Die  qualitative  und  quantitative  Analyse 
von  Pflanzen  und  PflanzerUheilen'*  (Göttingen  1882).  j^^^j 

Drake,  James  D.,  1667 — 1707,  Anatom,  Arzt  und  Publicist  zu  London, 
wurde  in  Cambridge  geboren  und  ging  erst  nach  seiner  Uebersiedlung  nach  London, 
angeregt  durch  Th.  Willington,  zur  Medicin  über.  1696  wurde  er  in  die  Royal 
Soc.  und  in  das  Medicin-Collegium  aufgenommen.  Gleichzeitig  erfolgte  seine  Pro- 
motion. Durch  einige  satirisch-politische  Schriften  hatte  er  sich  die  FeindsehafI; 
der  Regierung  zugezogen  und  starb,  deswegen  vielfach  verfolgt  und  angefeindet, 
bereits  —  wie  angegeben  —  früh.  Ausser  seinen  drei  Dissertationen  über  Inter- 
mittens,  Pocken  und  Masern,  die  heutige  Pharmacie  (die  in  Cambridge  einzeln 
1690,  1694,  1696  und  vereinigt  von  Milward,  London  1742,  sowie  gleichzeitig 
in  Amsterdam  herausgegeben  wurden)  schrieb  er  „A  new  System  of  anafamy''' 
(London  1707,  1717  in  zweiter  Ausgabe  als  Anthropologia  nova ;  1737  nochmals), 
ausserdem  in  den  Transact.  philos.  eine  Abhandlung  über  den  Einfluss  der  Athmnng 
auf  das  Herz  mit  noch  nicht  beobachteten  Thatsacheu.  —  Femer  ist  von  englischen 
Aerzten  dieses  Namens  noch  zu  nennen:  Nathan  I.  D.,  Med.  Dr.  Edinb.  1789, 
der  zu  Hadleigh  in  Sussex  wirkend  über  Digitalis  speciell  bei  Lungenschwindsucht 
schrieb  (Med.  and.  phys.  transact.  1799  und  Brief  an  BEDDOfis),  sowie  „A  C4ise 
of  diseased  spieen""   (mit  Section,  Edinb.  med.  and  Surg.  Journ,  1806)  publicirte. 

Diet.  hist.  II.  —  Biogr.  med.  III.  Red. 

Drake.  In  York  wirkten  zwei  Aerzte  D.,  die  oft  miteinander  verwechselt 
sind,  nämlich  William  D. ,  1687—1760,  der  eine  Geschichte  der  Stadt  York 
Bchrieb,  und  Francis  D.,  der  durch  seine  Freundschaft  mit  Mead,  verschiedene 
Arbeiten  in  der  „Archaeologia"  und  ein  daselbst  1736  erschienenes  archäologisches 


DRAKE.  —  BRELINCOURT.  215 

Werk  Ober  York  ausgezeiehnet  ist.  —  Am  der  Zahl  der  sonstigen  (amerikanischen) 
D/s  wäre  noch  Daniel  D.  zu  Cincinnati  mit  mehreren  Schriften  über  die 
medleiDlsche  Geographie  dieses  Ortes  (1810,  1815)  und  über  Säuferkrankheiten 
(Amer.  med.  Rec.  Vol.  II)  zu  erwähnen. 

Biogr.  m6d.  HI.  Red. 

Drakon,  des  Hippokrates  Sohn,  war,  wie  sein  Vater,  ein  berühmter 
Aizt.  Einige  schrieben  ihm  das  «unter  den  Hippokratischen  Schriften  stehende 
„npoppTjTutov"  zu. 

Galen,  XV,  111;  XVI,  625.  Helmreich. 

Le  Dran,  s.  Ledran. 

Draper.  Unter  der  grösseren  Anzahl  amerikanischer  Naturkundiger,  welche 
den  Namen  I).  führen,  nimmt  eine  hervorragende  Stellung  nur  der  New- Yorker 
Chemiker,  John  William  D.,  1811 — 1882,  ein,  der  unter  vielen  seiner  Special- 
Wissenschaft  eignenden  Schriften  auch  erscheinen  Hess:  „The  inßuence  ofpkysical 
agents  on  life^  (New- York  1850)  und  eine  umfangreiche  „Human  physiology^ 
(Daselbst  1856  und  ein  Extract  daraus  als  „A  textbook  on  physiology*^ ,  1866). 
Die  fibrigen  D.  haben   bemerkenswerthe   medicinische  Leistungen   nicht  producirt. 

Red. 

*Drasche,  Anton  D.,  geboren  am  1.  Juli  1826  zu  Lobendau  (Böhmen), 
bildete  sieh  an  den  Universitäten  in  Prag,  Leipzig  und  Wien  unter  E.  H.  Weber, 
Bock,  Skoda,  Rokitansky,  Oppolzer  und  Schuh  bis  1851,  dem  Jahre  seiner 
Promotion,  aus.  Seit  1851  wirkt  er  als  Secundararzt ,  Privatdocent ,  Primararzt 
und  ausserordentlicher  Professor  der  Epidemiologie  in  Wien.  Hauptschrift :  ;,  lieber 
die  Cholera**  (Wien).  Zahlreiche  klinische  Arbeiten,  namentlich  über  Herzkrank- 
heiten und  über  Statistik  der  Gesundheitsverhältnisse  Wiens,  worunter  nur  die 
jüngste  statistisch-graphische  Arbeit  ;,  Ueber  den  Einflusa  der  Hochquellerdeüuncj 
auf  die  Salubrität  der  Bevölkerung  Wiens**  (Daselbst  1883)  hervorgehoben  sei. 

Red. 

*Drech8el,  F.  H.  Edmund  D. ,  geboren  zu  Leipzig  1843,  hat  Chemie 
zu  Leipzig  von  Ostern  1863  ab  namentlich  unter  Eolbe  studirt,  als  dessen  Assistent 
er  seit  seiner  Promotion  (als  Dr.  phil.)  von  Michaeli  1865  bis  Ostern  1868  thätig 
war.  Seit  1872  ist  er  als  chemischer  Assistent  am  physiologischen  Institute  der 
Universität  Leipzig  angestellt,  1878  wurde  er  zum  a.  o.  Professor  in  der  medi- 
cinischen  Facultät,  1883  auch  zum  Doctor  der  Medicin  ernannt.  Schriften:  „Ueber 
Ernährung,  Athmung  und  Ausscheidungen**  (in  Hofmann  und  Schwalbe's 
Jahresberichten)  —  „Chemie  der  Absonderungen  der  Gewebe**  (in  L.  Hermann's 
Handbuch  der  Physiologie).  Winter. 

Drelinoonrt,  Charles  D.,  1633  in  Paris  geboren,  studirte  daselbst  unter 
Biolands  Anatomie,  promovirte  in  Saumur  zum  Dr.  philos.  (1650)  imd  in  Mont- 
pellier zum  Dr.  med.  (1654).  Bald  darnach  ernannte  König  LudwigXIV.  ihn 
mm  Inspector  des  militärärztlichen  Dienstes  bei  der  Armee  in  Flandern.  1658 
^eh  Paris  zurückgekehrt,  wurde  er  Arzt  am  Hofe  und  war  auch  praktisch  thätig. 
1668  wurde  er  als  Prof.  med.  pract.  nach  Leyden  gerufen  und  trat  dieses  Amt 
im  Februar  folgenden  Jahres  an.  Nach  dem  Tode  van  Horne*s  —  1670  —  auch 
»um  Prof.  anat.  ernannt,  hat  er  sich  vorzüglich  ein  Verdienst  erworben  durch  die 
Aequisition  der  Leichen  von  Verurtheilten  für  den  anatomischen  Unterricht.  Wie 
sehr  seine  Schüler  ihn  als  Docent  schätzten,  erhellt  unter  Anderem  aus  einer  Vor- 
rede Boerhaave's  zu  D.'s  „Opuscula  medica**.  Ausser  seinen  vielen,  nicht  immer 
sehr  wissenschaftlichen  Schriften,'  die  alle  ausfahrlich  durch  Portal  verzeichnet 
sind,  war  D.  Mitarbeiter  an  den  „Observata  et  miscellanea  anatomica  hominis 
brutorumque"  von  G.  Blasius  und  am  „Sepulchretura"  von  Bonet  (s.  diesen).  Bei 
seiner  Vorliebe  für  Hippokeates  und  das  Alterthum,  war  sein  Verhältniss  zu 
Sylvius  und  anderen  Collegen  oft  gespannt.    1687  wurde  er,  weil  seine  Augen  sehr 


216  DRELINCOÜBT.  -  DRIEBEIN. 

durch  das  Mikroskopiren  gelitten  hatten,  auf  seinen  Antrag  von  dem  anatomischen 
Unterricht  enthoben  und  durch  seinen  Schüler  Anton  NüCK  ersetzt.  D.  las,  soweit 
seine  schwache  Gesundheit  dies  erlaubte,  theoretische  Medicin  bis  zu  seinem  1697 
erfolgten  Tode.  C.  E.  Daniels. 

*  Dreschfeld,  Julius  D. ,  studirte  in  Wtirzburg,  wo  seine  Promotion 
erfolgte,  bis  1867,  wurde  F.  R.  C.  P.  Lond.  1883,  nachdem  er  sich  in  Manchester 
niedergelassen  und  unter  Anderem  folgende  Arl^eiten  publicirt  hatte:  „On  famäy 
jyredispositton  in  locomotor  ataxy^  (Manchester  and  Liverpool  Reports  1876)  — 
„On  primary  lateral  sclerosis^  (Joum.  of  anat.  and  phys.  1881)  ■ —  „PaÜiological 
histology  of  acute  yellow  atrophy  of  liver"  (Ebenda  gleichzeitig)  —  ^^^^  course 
of  the  optic  nerve  ßbres"  (Brain  1882).  Ausser  casuistischen  Mittheilungen  noch 
neuerdings:    „On  the  diagnostic  value   of  the  tuber  de  bacillus"  (Lancet   1883). 

Red. 

Dresserus,  Matthäus  D.,  1536 — 1607,  ist  zu  nennen  als  Autor  von 
„De  partibus  corporis  humani  et  de  anima  ejusque  potentiis  libr.  II"  (Witten- 
berg 1581  ,  1583)  und  des  „Gurriculum  vitae  Joh.  Oratonis  a  Orafthem'^ 
(Leipzig  1587).  Ked. 

Dreyer,  Johann  Traugott  D.,  Ritter  von  der  Hier,  zu  Wien, 
General-Stabsarzt ,  war  1804  zu  Asch  in  Böhmen  geboren  als  Sohn  eines  Ober- 
arztes, trat  1824  „nach  absolvirter  Philosophie"  als  Unterarzt  in  die  Armee  ein 
und  war  einer  der  ersten  Zöglinge,  welche  die  damals  eben  restaurirte  Josephs- 
akademie 1825  zu  dem  höheren  Lehrcursus  einberief.  Er  wurde  1830  Assistent 
bei  Friedr.  Jaeger's  ophthalmologischer  Klinik  und  blieb  dies  auch  bis  zu  seiner 
Ernennung  zum  Regimentsarzt  in  Innsbruck  (1833),  nachdem  er  zu  seiner  Doctor- 
Promotion  1831  eine  „Diss.  inaug.  med.  chir.  pertractans  novam  blepharopla- 
sticis  methodum"  (mit  2  Taf.),  in  welcher  er  mehrere  neue  Operationsverfabren 
seines  gedachten  Lehrers  publicirte,  verfasst  hatte.  Bereits  1835  wurde  er  an  die 
Josephsakademie  zur  Ucbemahme  der  Vorträge  über  Naturgeschichte  zurückberufi^, 
drei  Jahre  später  zum  wirklichen  Professor  dieses  Faches  befördert  mit  dem  Range 
eines  Stabs-Feldarztes ,  als  welcher  er  zugleich  zum  Mitgliede  der  permanenten 
Feldsanitäts-Commission  ernannt  wurde.  Vermöge  seiner  hohen  wissenschaftlichen 
Bildung  und  seines  organisatorischen  Talentes,  das  er  bei  den  Arbeiten  der  gedachten 
Commission  entwickelte,  wurde  er  1850  als  Correferent  in  das  Sanitäts-Departement 
des  Kriegsministeriums  berufen,  dessen  Leitung  er  bald  darauf  als  oberster  Feldarzt 
ttbemahm,  um  sie  fortan,  vom  Jahre  1855  an  als  General-Stabsarzt,  bis  zu  seinem 
lö64  erfolgten  Rücktritte  fortzuführen.  Die  Grundsätze,  die  er  dabei,  wenn  auch 
vielfach  vergeblich,  zur  Geltung  zu  bringen  suchte,  entsprachen  ganz  den  An- 
schauungen, wie  sie  erst  in  der  neuesten  Zeit  mehr  und  mehr  zum  Durchbruch 
gekommen  sind.  Besonders  verdient  hatte  er  sich  um  die  Feldsanitätsausrflstung 
in  den  Jahren  1848,  1849  und  um  den  Sanitätsdienst  im  italienischen  Kriege  von 
1859  gemacht.    Er  starb  am  17.  September  1871. 

Allgem.  militärärztl.  Zeitang  1871,  pag.  233.  0. 

Dreyssig,  Friedrich  Wilhelm  D.,  geboren  1770,  wirkte  längere  Zeit 
als  Gamisonsarzt  auf  dem  Königstein  und  wurde  1807  an  die  Universität  Charkow 
berufen.  Als  er  1819  dort  starb,  hinterliess  er  folgende  nicht  unverdienstliche 
Werke:  „Handbuch  der  Pathologie  der  sogenannten  chronischen  Krankheiten*^ 
(Leipzig,  L  Th.  1796 ;  11.  Th.  1798)  —  „Handbuch  der  medicinischen  Diagnostik*^ 
(Erfurt,  I.  Th.  1801,  auch  französisch,  Paris  1804;  ü.  Th.  1803)  —  „Hand- 
wörterbuch der  medicinischen  Klinik  etc.*"  (Erfurt,  I.  Th.  1806;  II.  Th.   1807). 

Biogr.  m6d.  III.  Bed. 

*  Driebein,  KarlWaldemarD.,  geboren  zu  Kopenhagen  am  8.  Mai  1 836, 
studifte  auf  der  Universität  in  Kopenhagen ,  wurde  1866  promovirt  („Om  Sit^y- 
lyhobie")  und  wirkt  als  Communalarzt  in  Kopenhagen.  U^j 


DRIESSEN.  —  DROSTE.  Sil? 

Driessen,  Petrus  D.,  1753  in  Groningen  geboren,  studirte  daselbst  unter 
CAitPBR,  Brügmans  und  van  Doeveren  und  promovirte  1773  („De  nervis  mus- 
culorum  ahdominis  et  super ficiei  tnguinis").  Nach  einer  Reise  durch  Frankreich, 
England  und  Deutschland  etablirte  er  sich  in  Groningen  als  Arzt,  wurde  1778 
Lector  ehem.  pharm.,  therap.  und  materiae  medicae  an  der  Universität  und  1787 
Prof.  exti'aord.  („Oratio  de  arte  pharmacetUica  ad  majorem  dignüahim  evekenda 
in  magnum  patriae  emolumentum").  Eine  Professur  in  Hi^rderwyk  schlug  er 
1791  ans  und  erlangte  so  die  Berufung  zum  Prof.  ord.  ehem.  et  bist,  naturalis. 
D.  hat  sich  um  die  Chemie  grosse  Verdienste  erworben  und  war  einer  der  fünf 
Verfasser  der  „Pharmacopaea  Batava^  (Amsterdam  1805),  während  er  später 
zum  Mitarbeiter  an  der  „Pharmacopaea  Belgica"  (Hagao  Comitis  1825)  berufen 
wurde.    Er  starb  1828.  C   E   Daniels. 

^Drivere,  J  crem  las  D.,  1504  in  Braeckel  in  Flandern  geboren  (Thri- 
VERius  Bracheltts),  war  Professor  in  Löwen,  wo  er,  wie  aus  seinen  vielen 
Schriften  erhellt,  die  Hippokratische  Schule  am  kräftigsten  vertrat,  obgleich  er 
gleichzeitig  einer  der  Ersten  war,  welche  Brissot's  Methode  der  Aderlässe  bestritten 
^„De  missione  sanguinis  etc.^  [Löwen  1532,  4.]).  1544  hielt  er  vor  seinen 
Studenten  eine  sehr  lesenswerthe  Rede :  „De  duobus  kodie  medicorum  sectis  ac 
de  diversa  ipsorum  methodo^.  Er  starb  1554.  —  Sein  Sohn  veröffentlichte  noch 
1592  (Antwerpen  und  Leyden)  ein  als  Manuscript  hinterlassenes  Compendium 
medieinae  unter  dem  Titel:  „Universae  medicinae  brevissima  et  absolutissima 
methodus''.  C.  E.  Daniels. 

Droeze,  Frederik  Jan  Haver  D.,  zu  Dordrecht,  war  daselbst  am 
6.  Juni  1779  geboren,  wurde  1799  zu  Leyden  Doctor,  ging  einige  Zeit  nach 
Paria,  wurde  1802  Lector  der  Medicin  zu  Dordrecht,  woselbst  er  nacheinander 
verschiedene  Aemter  bekleidete.  Seine  ;,  Verhandeling  over  de  breuhsnijding  en 
daartoe  uitgedachte  werktuigen^  (Amsterdam  1805)  erhielt  den  Preis  aus  dem 
MoNNiKHOFF'schen  Legat  und  wurde  in  dessen  „Verhandelingen"  (I).  IV,  1804) 
aufgenommen.  Er  schrieb  femer :  „  Waameming  eener  verrigte  steensnijding, 
naar  de  nianier  van  Langenbeck"  (Nieuye  Verhandelingen  van  het  Genoot- 
schap  ter  bevordering  der  Heelkunde  te  Amsterdam  1813)  und  die  von  der  Utrechter 
Provinzial-Genossenschaft;  gekrönte  und  in  deren  „Nieuwe  Verhandelingen"  (1824) 
abgedruckte  „  Verhandeling  over  den  Kanker^,  Er  starb  am  16.  Mai  1850. 

van  der  Aa,  IV,  pag.  352.  G. 

Dronnecke,  s.  Coba. 

Drossander,  Anders  D.,  Professor  der  Medicin  in  Upsala,  geboren  1648, 
studirte  zuerst  Medicin  in  Upsala  unter  Leitung  von  Hoffweniüs  und  Olof 
RuDBECK,  dann  in  Leyden  und  Paris,  wurde  Doctor  der  Medicin  in  Rheims  1683 
und  in  demselben  Jahre  Professor  zu  Upsala.  Er  starb  1696  mit  Hinterlassung 
mehrerer  akademischer  Abhandlungen.  q  jijelt. 

Dronin,  V.-D.  D.,  französischer  Chirurg,  geboren  1660  in  St.  Paul-Trois- 
Chateaux  und  starb  1722  in  Paris.  Nachdem  er  in  mehreren  Militärspitillem  Dienste 
geleistet,  wurde  er  Chefchirurg  des  allgemeinen  Hospitales  Des  petites  maisons 
in  Paris,  in  welcher  Stellung  er  bis  zu  seinem  Tode  verblieb.  Seine  Schrift 
„Description  du  cerveau^  wurde  ihrerzeit  sehr  beachtet  und  ist  auch  heute  nicht 
ohne  Interesse.  Unger. 

Droste,  Georg  Ernst  August  D,,  zu  Osnabrück,  war  daselbst  1796 
geboren  und  wurde  1817  zu  Göttingen  Doctor.  Ausser  einer  sehr  grossen  Zahl 
von  Aufsätzen  aus  allen  Theilen  der  praktischen  Medicin,  die  sich  in  der  Mehrzahl 
der  deutschen  medicinischen  Zeitschriften,  namentlich  in  Hufeland^s  Journal 
(1834 — 40),  der  Hamburger  Zeitschrift  (1836,  37  u.  s.  w.),  Casper's  Wochenschr. 
(1833,  34),  den  Hannoverischen  Annalen  (Bd.  II,  IV),  Henke's  Zeitschr.  (1834), 


218  DROSTE.  —  DRÜMPELMANN. 

Schneider's  Annalen  (Jahrg.  6),  der  Deutschen  BLlinik  (1851  u.  s.  w.)  u.  s.  w. 
veröffentlicht  finden,  hat  er  nur  die  drei  Schriften  von  Alex.  Bottex:  „Täuschuogai 
des  Bewusstseins"  (1838),  „Syphilitische  Krankheiten"  (1838),  „Beiträge  zur 
psychisch-gericitl.  Medicin"  (1839)  aus  dem  Französischen  übersetzt  und  eine  diese 
Abhandlungen  zusammenfassende  wohlfeile  Ausgabe  (1844)  veranstaltet.  Er  war 
auch  der  Herausgeber  der  „Medtcinischen  Äehrenlese^  (1856 — 65)  und  starb  am 
21.  September   1868.  G. 

Drouot,  Th6ophileD.,  zu  Paris,  war  1803  zu  Bordeaux  geboren, 
wurde  1832  zu  Paris  Doctor,  hat  sich  seitdem  einen  Namen  als  Oculist  gemacht 
und  theils  in  Paris,  theils  in  Bordeaux,  theils  an  beiden  Orten  zugleich  folgende 
Schriften  veröffentlicht :  „Recherches  sur  le  crystalUn  et  ses  annexes^  (Bordeaux 
1837)  —  „Nouveau  traitd  des  cataractes,  causes  ....  traüement  ....  sans 
opSratwns  chtrurgicales^  (Paris  1840,  av.  pl.)  —  „Des  maladies  de  Voeü'^ 
(1841)  —  „Des  erreuTS  des  ocultstes^  (1843)  —  „La  vdritd  sur  le  traüement 
des  cataractes  et  sur  les  risultats  des  opSrations  ckirurgtcales^  (1848)  —  „Pricis 
de   midecine   rationnelle   et  de   tkirajpeutique  endSmtque  et  spicißqüe"    (1850). 

Sachaile,  pag.  253.  —  Vapereau,  5.  6dit.,  pag.  597.  G. 

*Drozda,  Joseph  V.  D.,  geboren  am  6.  Mai  1850  zu  Klattau  (Böhmen), 
studirte  in  Wien  als  Schüler  Skoda's,  Oppolzer's  und  DüCHEk's  bis  1873.  Seit 
1880  lehrt  D.  als  Docent  fttr  interne  Medicin  und  veröffentlichte  sowohl  neuro- 
pathologische  Beiträge  (Wiener  med.  Wochenschr.  1880,  resp.  Wiener  med.  Presse 
1882),  wie  auch  verschiedene  Abhandlungen,  die  Pathologie  des  Hirns  betreffend 
(Wiener  med.  Wochenschr.  1876,  1878;  Wiener  Klinik  1881;  Wiener  med. 
Presse  188ü\  Seine  Studien  über  das  Wesen  der  Narkose  1880  (Ziemssen's 
Deutsches  Archiv  für  klin.  Medicin,  Bd.  XXVII)  wurden  preisgekrönt  von  der 
böhm.  Gesellsch.  der  Aerzte  in  Prag.  Neben  der  Arbeit:  „Casuistik  der  Pankrewi- 
erkrankungen"  (Wiener  med.  Presse  1880)  und  „Ueher  die  Bedingungen  des 
Zustandekommens  von  musikalischen  Herzgeräuschen**  (Wiener  med.  Wochenschr. 
1883)  rührt  von  ihm  noch  eine  Reihe  kleinerer  Arbeiten  in  der  „Med.-chirurg. 
Rundschau",  „Wiener  med.  Wochenschr.",  „Anzeiger  der  k.  k.  Gesellschaft  der 
Aerzte",  „Wiener  med.  Presse"  und  „Casop.  lökarüv  ceskych"  her.  ^^^ 

Drümpelmann ,  Ernst  Wilhelm  V.  D.,  wurde  geboren  als  Sohn  des 
Stadtgerichts-Secretärs  in  Bützow  (Mecklenburg)  am  8.  Juni  1760  und  studirte 
Medicin  von  1773 — 1776  zu  Bützow  (die  Universität  wurde  1789  nach  Rostock 
verlegt).  Nach  Beendigung  der  Studien  ging  D.  nach  Kopenhagen  und  erhielt 
hier  eine  Anstellung  als  Arzt  auf  dem  Grönlandsfahrer  „Amor".  Bald  nach  der 
Abreise  scheiterte  das  Schiff  und  musste  leck  nach  Kopenhagen  zurückkehren. 
D.  nahm  eine  andere  Stellung  als  Arzt  auf  einem  königl.  dänischen  Frachtschiff, 
welches  nach  Batavia  bestimmt  war.  Nach  dreimonatlichem  Aufenthalte  in  Batavia 
war  D.  1769  wieder  in  Kopenhagen,  besuchte  auf  kurze  Zeit  seine  Verwandten 
und  wurde  bei  dieser  Gelegenheit  von  einem  daselbst  weilenden  russischen  Divisions- 
doctor  veranlasst,  nach  Russland  zu  gehen.  Im  September  1779  reiste  D.  nach 
Petersburg  und  trat  auf  ein  Jahr  als  Volontär  in  die  medicinisch-chirurgische 
Akademie,  um  seine  anatomischen  und  chirurgischen  Kenntnisse  zu  erweitern. 
1780  wurde  er  als  Arzt  beim  Seehospital  zu  Kronstadt  angestellt  und  machte  eine 
fünfmonatliche  Uebungsfahrt  als  Arzt  der  „Nadeshdor"  in  der  Nordsee  und  das  mittel- 
ländische Meer.  1783  musste  er  einen  Recrutentransport  durch  Russland  nach  Cherson 
begleiten,  wurde  als  Pestarzt  verwandt  und  selbst  von  der  Pest  ergriffen.  1786 
als  Arzt  des  nach  Sewastopol  bestimmten  Kronschiffes  „Alexander",  litt  er  abermals 
am  27.  August  Schiffbruch  und  rettete  sich  mit  Mühe.  Dann  war  er  eine  kurze 
Zeit  in  Konstantinopel,  reiste  1787  nach  Riga,  woselbst  er  sich  verheiratete,  und 
kehrte  nach  Cherson  zurück.  Im  Jahre  1791  verliess  er  den  Staatsdienst,  siedelte 
nach  Livland  über,  war  7  Jahre  Hausarzt  der  Familie  M  e  c  k  in  Pemigel  (Livland), 


DBÜMPELMANN.  —  DRÜMMOND.  219 

7  Jahre  Arzt  der  Patrimonialgüter  Riga's  und  lebte  seit  1806  als  frei  prak- 
tieirender  Arzt  von  Riga  selbst,  woselbst  er  am  20.  Juli  a.  St.  1830  starb.  D. 
besehftftigte  sieh  neben  seiner  Praxis  mit  Naturwissenschaft;  er  gab  heraus: 
„Getreue  Abbildungen  und  naturhistorische  Beschreibung  des  Thierreiches  aus 
den  nördlichen  Provinzen  Russlands"  (1. — 8,  Heft,  Riga  1806—1814,  Fol.); 
ebenso  „Flora  Idvonica"  oder:  „Abbildung  und  Beschreibung  der  in  Livland 
Wild  wachsenden  Pflanzen"  (1. — 10.  Heft,  Riga  1809—1810). 

Autobiographie:  Beschreibung  meiner  Reisen  und  der  merkwürdigen  Begebenheiten 
meines  Lebens.  Riga  18)3,  XV  und  212,  8.  —  Vergl.  ausser  diesem  Buche  noch  Recke- 
Kapiersky,  I,  453  undBeise,  J,  154,  woselbst  noch  andere  Schriften  D.'s  angegeben  sind. 

L.  Stieda. 

Drnitt,  Robert  D. ,  in  London,  1814  zu  Wimborne,  Dorset,  geboren, 
aus  einer  daselbst  seit  100  Jahren  ansässigen  Arztfamilie  stammend ,  während  er 
von  Mntterseite  mit  den  Mayo's  verwandt  war,  war  anfänglich  ein  Zögling  von 
Charles  Mayo  zu  Winchester,  kam  1834  nach  London,  studirte  im  King's  College 
und  Middlesex-Hospital ,  Hess  sich  1837  in  London  nieder  und  verfasste  bereits 
1839  das  Werk,  welches  seinen  Namen  in  der  ganzen  Welt  bekannt  gemacht  hat, 
nämlich :  „  The  surgeovüs  vade  mecum  ;  a  handbook  of  the  principles  and  practice 
of  surgery"  (3.  Aufl.  London  1843;  6.  Aufl.  1854;  10.  Aufl.  1870;  Amer.  Ausg. 
mit  Anmerkungen  von  Joshua  B.  Flint,  Philadelphia  1842;  1847;  1848),  von 
dem  nngeföhr  40.000  Exemplare  verkauft  worden  sind.  Er  wurde  später  Member 
sowohl  des  College  of  Surgeons,  als  des  College  of  Physicians,  studirte  1852  einige 
Zeit  lang  in  Paris  unter  Pajot  Geburtshilfe,  um  sich  der  Ausübung  derselben  in 
den  höheren  Ständen  zu  widmen.  Ausser  dem  genannten  Handbuche,  welches  durch 
Klarheit  und  Zweckmässigkeit  der  Anordnung  ausgezeichnet  ist  und  in  jeder  Auf- 
lage eme  sorgfältige  Revision  erfuhr,  und  ausser  dem  nicht  minder  ausgezeichneten 
Artikel:  „Inflammation" ,  welchen  er  für  Coopeb's  Dictionary  of  Practical  Surgery 
and  Encyclopaedia  of  Surgical  Science  (1872)  verfasst  hatte,  rühren  zahlreiche 
Pamphlets,  Adressen  und  Aufsätze  in  Journalen  von  ihm  her,  wie  in  den  Obstetrical 
Transactions  (Vol.  III):  „Gase  of  puerperal  fever ,  vrith  diphtheria"  —  »I^'f^ 
saved  by  the  sesquichloride  of  iron;  in  den  Medico-chirurg.  Transact.  (Vol.  36): 
j,On  degeneration  of  the  placenta" ;  ferner  eine  Reihe  von  Mittheilungen  in  den 
Medic.  Times  and  Gaz.,  darunter  1873  und  74  „Letters  fr oni  MadrOrs" ,  wo  er 
sich  zur  Verbesserung  seiner  Gesundheit  aufhielt,  nachdem  er  von  1867  an  seine 
Praxis  einzuschränken  begonnen  und  1872  sie  ganz  aufgegeben  hatte.  1856  zu 
einem  der  Medical  Officers  of  Health  in  St.  George's,  Hannover  Square  gewählt, 
hatte  er  die  damit  überkommenen  Pflichten  sehr  ernst  genommen  und  jn  einer 
Reihe  von  Berichten  an  den  Parochie- Vorstand  über  Wohnungen,  Wasserversorgung 
und  andere  hygienische  Zustände  nach  Kräften  zn  deren  Verbesserung  beizutragen 
gesucht.  Zur  Bekämpfung  der  Trunksucht  Hess  er  sich  angelegen  sein,  durch 
eine  kleine  Schrift:  „Report  on  the  cheap  loines  from  France,  Germany,  Italy, 
Austritt,  Oreece,  Hungary,  and  Australia:  their  use  in  diet  and  medicme" 
(zuerst  in  Medic.  Times  and  Gaz.  1864 — 65  erschienen;  2.  Aufl.  1873)  auf  weniger 
gefährliche  alkoholische  Getränke  aufmerksam  zn  machen  und  sie  zu  empfehlen. 
Dieser  in  vielen  Beziehungen  ausgezeichnete  und  unterrichtete  Mann  starb  am 
15.  Mai  1883. 

Medical  Times  and  Gaz.  1883.  I,  pag.  600.  Gurlt. 

Drummond,  James  L.  D. ,  Irländer,  studirte  in  Edinburg  bis  zur 
Promotion  1814  („De  oculi  anatomia  comparativa" )  und  wirkte  später  in  Belfast, 
wo  er  fortfuhr,  sich  mit  vergleichend-anatomischen  Untersuchungen  zu  beschäftigen 
und  in  den  Transact.  of  the  Royal  soc.  of  Edinb.  Vol.  VU:  „On  certain  appearances 
observed  in  the  dissection  of  the  eyes  of  fishea"  (1815)  erscheinen  Hess. 

Red. 

^Drummond,  David  D.,  zu  Newcastle-on-Tyne ,  bis  1874  in  Dublin, 
dann  auf  Reisen  weiter  ausgebildet,  speciell  in  Wien,  Prag,  Strassburg,  wirkt  als 


220  DRUMMOND.  —  DÜBOIS. 

Lecturer  on  pathology  (früher  Physiologie)  an  der  Durham  üniversity  und  publi- 
cirte  monographisch:  „Observations  on  the  loas  of  senstbüity  etc,^  und  „Diseases 
of  the  brain  and  spinal  cord^  (beide  1876),  später  klinische  Miitheilungen  im 
Brit.  med.  Joura.  (1881,  resp.  1882)  und  noch  jüngst:  „On  the  diagnosis  and 
nature  of  so  called  perforating   tumours  of  the  dura  maier*'    (Ebenda  1883). 

ßed. 

Dryander,  Johann  1).,  s.  Eichmann. 

Drysdale.  Neben  dem  älteren  Thomas  D.  mit  Tentamen  varia  de 
hepate  proferens"  (Philadelphia  1794)  und  „Account  of  the  yellow  fever  of 
1794etc,*'  (Daselbst  1804),  sind  *Charles  Robert  D.  und*John  JamesD. 
zu  nennen.  Der  Erstere,  M.  D.  St.  Andr.  1859,  F.  R.  C.  S.  Lond.  1861,  M.  R.  C.  P. 
Lond.  1862,  wirkte  früher  am  London  consumption  Hospital,  dann  am  Metrop. 
Free  Hospital  und  der  Farringdon  Dispensan-.  Seine  schriftstellerische  Thätigkeit 
richtete  sich  neben  einigen  klinischen,  besonders  auf  epidemiologische  Themata,  so: 
^Syphilis  its  nature  and  treatment^  (London  1872,  1880;  französisch  Paris 
1864;  deutsch  1868)  —  „Cholera  its  nature  and  treatment*^ ;  ferner  mit  CcR- 
GENVEN:  „Report  of  the  committee  for  the  prevention  of  venereal  disease  etc,*^ 
(London  1867)  und  mehrere  Schriften,  Uebervölkerung  betreffend.  —  *John 
James  D. ,  zu  Edinburg  1838  Med.  Dr.  und  gleichzeitig  L.  R.  C.  S*  Edinb.,  ist 
zur  Zeit  in  Livei*pool  ansässig.  Er  gab  eine  Zeit  lang  Flbtcuer's  Pathologie 
(auch  das  British  Journ.  of  Homoepathy  [1843 — 1870])  mit  heraus  und  machte 
sich  einen  Namen  durch  folgende  Publicationen :  „Life  and  the  equicalence  of 
force^  (London  1872)  —  „The  protoplasmic  theory  of  life"  (Daselbst  1874)  — 
„The  germ  theories  of  infectious  diseaaes^  (Daselbst  1878)  —  n^ife  history 
of  monads^  (Micro^c.  Journ.  1873 — 1875)  und  mit  Hayward:  „Health  and 
comfort  in  house  building  etc,^  (London  1872).  j^^^ 

Dschabrll  Ben  Bachtischua,  s.  Araber  (I). 
Dsordschis  Ben  Bachtischua,  s.  Araber  (I). 
Dschozla,  8.  Araber  (XVH). 

Dube,  Paul  D.,  französischer  Arzt  des  1 7.  Jahrhunderts,  dessen  Lebens- 
verhältnisse gänzlich  unbekannt  sind.  Schriften:  „Tractatus  de  mineralium 
aquarum  natura,  praesertim  de  aqua  miner ali  fontis  Escarlisarum,  vulgo  des 
Escharlisy  prope  Montargium^  (Paris  1649,  8.)  —  „Histoire  de  deitx  enfants 
monstres,  nSs  dans  la  paroisse  de  Sept-Fonts^  (Paris  1850,  8.)  —  „Medicinae 
theoreticae  medulla,  seu  medicina  corporis  et  animi"  (Paris  1671,  12)  —  „Le 
mSdecin  et  le  Chirurgien  des  pauvres"  (Paris  1672,  12). 

BiogFr  g^nörale.  Max  ^alomon. 

/Dubois,  Jacques  D.  (latinisirt  Jacobus  Sylvius),  wurde  in  Louville, 
in  der  Nähe  von  Amiens,  1478  von  armen  Eltern  geboren  und  von  seinem  Bruder 
Franz  D.,  welcher  Lebrer  der  Beredtsamkeit  in  Tournay  war,  erzogen  und  zum 
Universitätsstudium  herangebildet.  Aasgerüstet  mit  vorzüglichen  KenntniBsen  im 
Lateinischen,  Griechischen,  selbst  Hebräischen,  studirte  er  in  Paris  Medicin  und 
vertiefte  sich  besonders  in  die  Werke  des  Hippokrates  und  Galen,  worüber  er 
auch  später,  ohne  promovirt  zu  haben,  öffentlich  mit  grossem  Beifalle  docirte. 
Nachdem  ihm  die  Docentur  ohne  voraufgegangene  Promotion  von  der  Facultftt 
verboten  war,  machte  er  endlich  seinen  Doctor  1529  oder  1531,  —  ein  Act,  den 
er  der  Kosten  wegen  aus  Geiz  immer  verschoben  hatte,  las  1535  im  CoU^  de 
Tr^guier  und  ward  1550  an  Guido  Güidi's  Stelle  Professor  am  College  royal. 
Sem  Vortrag  zeichnete  sich  durch  Klarheit  und  eleganten  Stil  aus,  und  da  er  ausser 
den  alten  Classikem  Anatomie  mit  Sectionen,  Arzeimittellehre  und  Botanik  lehrte, 
zog  er  eine  grosse  Menge  von  Zuhörern  in  seine  Vorlesungen,  zuweilen  über  400. 
Er  starb  am  13.  Januar  1555.  —  D.'s  Verdienste  um  die  Anatomie  sind  nicht  gering 


DÜBOIS.  221 

zu  schätzen.  Er  war  einer  der  Ersten,  welcher  menschliche  Körper  secirte,  statt  der  bis 
dabin  gebräaehlichen  Schweine,  und  somit  den  Anstoss  zu  einer  genaueren  Kenntniss 
der  Anatomie  des  Menschen  gab.  Er  legte  auch  zuerst  den  Muskeln,  statt  wie  bisher 
Zahlen,  Namen  bei  und  war  der  Erfinder  der  Injection  der  Blutgefässe  mit  farbigen 
Massen.  Unter  seinen  anatomischen  Entdeckungen  sind  besonders  hervorzuheben 
diejenige  der  Klappen  einiger  Venen,  sowie,  dass  das  Peritoneum  ein  undurchbohrtes, 
znsammenhängendes  Ganze  bilde.  Er  beschrieb  im  Wesentlichen  richtig  den  Verlauf 
der  Vena  cava,  den  Processus  vermiformis,  den  Bau  der  Leber.  Doch  führte  ihn 
seine  blinde  Voreingenommenheit  für  Galsnos  dazu,  das,  was  er  im  Gegensatze  zu 
diesem  richtig  gesehen  hatte,  nur  als  AnomaKe  zu  betrachten  —  entschuldigt 
allerdings  durch  die  Seltenheit  der  Sectionen.  Diese  Voreingenommenheit,  der 
Hass  gegen  die  Neueren  dictirte  ihm  auch  die  heftige  Schmähschrift  gegen  seinen 
berühmten  Schüler  Vesal  ,  der  ja  gewagt  hatte ,  die  Irrthtimer  Galen^s  aufzu- 
decken —  ff  Vesani  cujusdam  calumniae  in  Hippocratis  et  Oaleni  rem  anato- 
micam  depulsio"  (Paris  1551,  8. ;  Venedig  1555,  8.).  —  Von  D.'s  übrigen  Schriften 
sind  diejenigen  über  Hippokrates  und  Galenos,  besonders  aber  die  Ausgabe  des 
Mksüe,  welche  Haller  unter  D.'s  beste  Arbeiten  rechnet,  von  Werth,  ebenso 
diejenigen,  welche  die  Arzeneimittellehre  behandeln.  Geringere  Beachtung  verdienen 
die  medicinischen  Abhandlungen.  D.'s  Charakter  entstellte  ein  schmutziger  Geiz, 
vielleicht  die  Nachwirkung  der  in  der  Jugend  ertragenen  Entbehrungen.  Yjr  Hess 
im  Winter  nicht  heizen,  sondern  erwärmte  sich  durch  Ballspielen,  seine  Kleidung 
war  aufs  höchste  vernachlässigt,  seinen  Dienstboten  gab  er  nur  Brod.  Seine 
Vorlesungen  Hess  er  sich  sehr  theuer  bezahlen,  und  falls  einer  oder  der  andere  seiner 
so  zahlreichen  Zuhörer  einmal  mit  dem  Honorar  zögerte,  drohte  er  mit  Suspendirung 
des  Collegs,  bis  derselbe  seinen  Verpflichtungen  nachgekommen  oder  durch  die 
anderen  von  der  Vorlesung  ausgeschlossen  wäre.  Dadurch  gelang  es  ihm  allerdings 
ein  grosses  Vermögen  zu  erwerben;  er  erreichte  es  aber  auch,  dem  allgemeinen 
Spotte  zu  verfallen,  so  dass  an  seinem  Begräbnisstage  folgendes  Distichon  an  die 
Thür  der  Kirche,  wohin  die  Leiche  gebracht,  angeschlagen  wurde: 

„Sylvius  hie  situs  est,  gratis  qui  nil  dedit  unquam, 

Mortuus  est  gratis  quod  legis  ista  dolet." 
Wir  führen  von  D.'s  zahlreichen  Schriften,  welche  vollständig  bei  H aller  (Biblioth. 
med.  und  anatom.)  verzeichnet  sind,  nur  die  wichtigeren  an:  „lAber  de  ordine  et 
ordinis  ratione  in  legendia  Hippocratis  et  Galeni  libins^  (Paris  1539,  8., 
ibid.  1561,  8.)  —  ,fDe  medicamentorum ,  simplicium  praeparatione ,  delectu, 
misiionis  medo  Hb.  Ill^  (Paris  1542,  fol.  und  öfter)  —  f^Methodus  medicamcnta 
componendi  ex  simplicibus,  quartuor  libris  distributa^  (Paris  1541,  fol.  und 
öfter)  —  ffj,  Mesue  de  remedica  libri  III,  Sylvio  interprete"  (Paris  1542,  fol. 
und  öfter)  —  „Morborum  internorum  pene  ornnium  curatio  brevi  metkodo 
comprehensa,  ex  Galeno  praecipue  et  M,  Gattinaria"  (Paris  1545  und  öfter)  — 
fflsagoge  in  libroa  Hippocratis  et  Galeni  anatomicos"  nebst  hinzugefügten 
rfObservata  in  variis  corporibus  secandis"  (Paris  1555,  8.  und  öfter)  —  „Opera 
omnia*'  (Genf  1630,  fol.;  ebenda  1635,  fol.).  Max  Salomon. 

/Dubois,  Jean  D.,  wurde  zu  Lille  in  der  ersten  Hälfte  des  16.  Jahrhunderts 
geboren,  studirte  zuerst  die  schönen  Wissenschaften,  darauf  Medicin  in  Löwen 
und  promovirte  daselbst  1557  mit  der  Dissertation:  ffDe  lue  venerea  declamatio" 
fLöwen,  4.).  Er  prakticirte  dann  einige  Jahre  in  Valenciennes  und  ward  1562 
von  Philipp  H.  an  die  neu  gegründete  Universität  Douai  als  Professor  der 
Medicin  berufen,  wo  er  1576  starb.  Unter  seinen  Schriften  sind  folgende  anzuführen : 
„De  curatione  morbi  articularis  tractatus  quartuor"  (Antwerpen  1557,  8.)  — 
„Academiae  nascentis  Duacensis  et  professorum  ejus  encoinium'^  (Douai  1563, 
4.  —  in  Versen). 

Die  übrigen  Werke  s.  Biogr.  in6d.  Max  Salomon. 

Dubois,  Franz  de  le  Boe  (Sylvius),    s.  De  le  Boe*  (I,  pag.  498). 


222  DÜBOIS. 

Dubois,  Godefroid  D.,  wurde  um  1700  in  Cruining  in  Holland  geboren, 
prakiicirte  in  Harlem  und  erhielt  1729  die  Professur  der  Philosophie,  1738  der 
Medicin  und  Anatomie,  1744  der  Botanik  zu  Franeker.  Er  starb  am  18.  Januar 
1747.  D.  hat  eine  Anzahl  kleinerer  Schriften  hinterlassen,  worunter  zu  erwähnen^ 
„De  sono  et  audüu**  (Leyden  1725,  4.)  und  „Oratio  de  utüüate  et  necessitate 
matkeseos  in  phyaicis^  (Leyden  1838,  4.) 

Blogr.  g^n^rale.  Max  Salomon. 

Dubois,  Jean-Baptiste  D. ,  wurde  gegen  Ende  d^  17.  Jahrhunderts 
zu  Saint-Lö  geboren,  studirte  erst.  Jurisprudenz,  später  Medicin  in  Paris  und  pro- 
movirte  auch  dort.  Ein  Jahr  später  ward  er  zum  Leibarzte  der  Prinzessm  ^"on 
Conti,  bald  nachher  zum  Professor  der  Chirurgie  ernannt.  Seine  wankende  Ge- 
sundheit nöthigte  ihn,  1744  sein  Amt  niederzulegen,  worauf  er  sich  nach  seiner 
Vaterstadt  zurückzog  und  der  Poesie  und  der  Wissenschaft  lebte,  von  denen  die 
erstere  ihm  jedenfalls  mehr  geneigt  war  als  die  letztere,  welcher  er  nur  einige 
Dissertationen,  z.  B. :  „An  fetus  extra  lUerum  genitus y  salva  matre,  possit 
excludif  affirm,*'  (Paris  1727,  4.)  und  „An  colicis  venaesectio?  negat,^  (Paris 
1751,  4.  und  1756,  4.)  widmete.    Er  starb  im  April  1759.        ^^x  Salomon, 

Dubois,  le  Baron  Antoine  D. ,  geboren  den  17.  Juli  1756  zu  Gramat, 
unweit  Cahors,  kam  1776  nach  Paris,  wo  er  sich  kümmerlich  durch  Unterricht 
und  Abschreiben  ernährte,  bis  Dessault  ihn  1778  als  Famulus  annahm.  Er 
widmete  sich  nun  mit  Eifer  der  Anatomie,  Chirurgie  und  Greburtshilfe ,  warde  bei 
Errichtung  der  £cole  de  sant6  an  derselben  Professor  der  Anatomie  und  1795,  nach 
Dessault*s  Tode,  Professor  der  chirurgischen  Klinik.  D.  erfreute  sich  als  Greburts- 
helfer  eines  grossen  Ansehens,  wurde  Accoucheur  der  Kaiserin  und  erhielt  von 
Napoleon  die  Würde  eines  Baron  de  TEmpire.  1829  ward  er,  im  Alter  von 
73  Jahren,  durch  Civialb  vermittelst  der  Litiiotrypsie  glücklich  vom  Blasenstein 
befreit  und  starb  am  30.  April  1837  nach  kurzer  Krankheit.  Wir  haben  von  ihm 
nur  eine  Anzahl  Joumalartikel  chirurgischen  Inhaltes. 

Callisen,  V,  pag.  332  flgd.  und  XXVU,  pag.  342.  Max  Salomon. 

DnboiSy  Paul  D. ,  Sohn  des  Antoine  D.  (siehe  diesen),  geboren  zu 
Paris  1795,  gestorben  185.,  studirte  in  Paris,  promovirte  daselbst  1818  (Diss.: 
„Propositvtns  sur  diverses  parties  de  Part  de  guSrir^)^  ward  1823  Professeur 
agr6g6  und  1834  Professor  der  geburtshilflichen  Klinik  (Concursschrift :  „Dans 
les  ca^  de  rüricissemeigt  du  bassin,  que  convient-il  de  faire  ?**) ,  ein  Amt,  das 
er  noch  1866  inne  hatte.  Er  beschäftigte  sich  ausschliesslich  mit  Geburtshilfe  und 
war  ein  vorzüglicher  Lehrer,  der  sich  durch  Klarheit  und  Einfachheit  des  Vor- 
trages auszeichnete.  Ausser  dem  ersten  Theile  eines  grösseren  Werkes  über  Geburts- 
hilfe —  „TraitS  complet  de  Vart  des  accouchements"  (Paris  1849,  8.)  —  besitzen 
wir  von  ihm   noch   eine  Anzahl  Artikel  in  Archiven    und  Zeitschriften. 

Biogr.  g^n.  Max  Salomon. 

Dubois,  Fr6d6ric  D.,  geboren  am  17.  Februar  1799  zu  Amien» 
(nach  seiner  Vaterstadt  Dubois  d'Amiens  genannt),  studirte  zu  Amiens  nnd 
Paris,  promovirte  1828  daselbst,  ward  1832  Professeur  agr6g6,  bald  nachher 
Hitglied  der  Acadömie  de  m^decine  und  1847  der  Nachfolger  Pabiskt*8  als 
ständiger  Secretär  der  Gesellschaft.  Als  solcher  beschäftigte  er  sich  ausschliesslich, 
unter  Aufgebung  der  medicinischen  Praxis,  mit  medicinisch-historischen,  besonders 
biographischen  Arbeiten  und  veröffentlichte  eine  Reihe  filoges,  die  durch  ihre  Form- 
vollendung sich  auszeichnen.  Sie  erschienen  später  gesammelt  unter  dem  Titel: 
„Eloges  Ins  dans  les  sSances  publiques  de  PAcademie  de  midecine  {1845 — 1863)*" 
(Paris  1864,  8.,  2  voll.).  Unter  der  grossen  Anzahl  seiner  historischen  Arbeiten 
führen  wir  folgende  an :  „Examen  des  doctrines  de  Cabanis,  Gall  et  Broussais^ 
(Paris  1842,  8.)  —  „Recherclies  historiques  sur  la  vie  privSe  de  Vempereur 
Auguste,  sur  les  maladiesy  ses  infirmitis  et  son  genre  de  mort^  (Paris  1869,  8.); 


DUBOIS.  —  DÜBREIL.  223 

in  Betreff  der  flbrigen  siehe  Alphonse  Pauly,  Bibliographie  des  sciences  mMicales 
(Paris  1874,  8.).  Von  medicinischen  Schriften  sind  erwähnenswerth :  „TraüS  de 
fothologie  g^Srale*'  (Paris  1837,  8.,  2  vol.)  —  ;,  Traiti  des  itudes  mSdtcales, 
ou  de  la  manihre  d'Studier  et  JPen$eigner  la  inidecine^  (Paris  1838,  8.)  — 
„Präegons  de  paihologie  experimentale"  (Paris  1844,  8.). 

Biogr.  gen.  Max  Salomon. 

Dnbois-Beymond,    falsche  Schreibweise  für  *  Du  Bois-Reymond  (I,  514). 

Dnboseq  de  la  Roberdiire,  J.-T.-G.  D.,  zu  Vire  (Calvados),  woselbst  er 
GefUngnissarzt  war,  war  Doctor  der  medicinischen  Facultät  zu  Caän,  Associö  des 
College  royal  des  m6decins  zn  Nancy  n.  s.  w.  und  hat  eine  Reihe  von  Schriften 
hinterlassen,  von  welchen  wir  folgende  anführen:  „Reckerches  sur  la  rougeole,  etc.*^ 
(Paris  1776)  —  „Reckerches  sur  la  Vaccine  et  sur  la  mdthode  d'  Vinocider  aux 

ommes  etc."  (Vire,  an  XI)  —   ,, Reckerches  sur  la  scarlatine  angineuse, 

jwi  a  rdgnS  h  Vire,  dans  les  annies  1800  et  1801"  (Vire,  1805)  u.  s.  w. ; 
ausserdem  eine  Anzahl  von  Aufsätzen  in  dem  Journal  von  Yandrrmoxde  und  Roux 
(T.  XXXIX,  XLI,  XLHI,  XLVIII)  u.  s.  w. 

Dict  bist.  11.  pag.  135.  G. 

*Dubou6,  Paul  Henri  D. ,  doctorirte  1859  zu  Paris,  schrieb  über 
Extrauterinschwangerschaft  (1874),  später  über  die  Principien  einer  rationellen 
Therapie  (Paris  1876)  und  machte  sich  bemerkbar  durch  eine  Schrift:  „De  la 
fhysiologie  pathologique  de  la  fih)re  typh&ide  et  des  mdications  thirapeutiques, 
guten  dirivent"  (Daselbst  1878).  Als  bestes  Mittel  gegen  Typhus  empfahl  er  später 
in  den  Pariser  Wochenjoumalen  Ergotinpräparate.  j^^^ 

Duboneix,  unbekannten  Vornamens,  Professor  der  Medicin  in  Nantes, 
später  Arzt  in  Clisson  (Bretagne),  hat  in  dem  Joum.  de  m6d.  (Aeltere  Folge, 
Jahrg,  1766,  1770,  1774,  1776,  1782,  1788,  1789)  eine  Reihe  theils  casuistischer, 
theils  umfassenderer  Arbeiten  publicirt,  unter  letzteren:  „Histoire  de  V Etablisse- 
ment et  des  succls  de  Vinoculation  dans  la  ville  de  Nantes  etc."  —  „M^ioire 
sur  Vdectriciti"  —  „Topographie  mdd.  de  la  ville  et  de  Vhopital  de  Clisson 
en  Bretagne". 

Biogr.  hist.  U.  Red. 

Dubonrg,  Jacques-Barben  D.,  zu  Paris,  war  am  15.  Februar  1709 
zu  Mayenne  geboren,  studirte  anfänglich  Theologie,  ging  erst  spät  zur  Medicin 
über  und  wurde  1748,  na«h  Vertheidigung  von  vier  Thesen,  Mitglied  der  Pariser 
medicinischen  Facultät.  Auch  hatte  er  sich  an  dem  Streite  zwischen  den  Aerzten 
und  Chirurgen  betheiligt,  mehrere  Uebersetzungen  von  berühmten  englischen  Schriften 
(von  Lord  Bolinjrbreke,  Lord  Bathurst)  veröffentlicht  und  sich  einen  Namen 
als  Historiker  und  Geograph  gemacht.  Er  gab  dann  ein  medicinisches  Journal: 
„Gazette  d^Epidaure",  das  aber  nur  drei  Jahre  bestand,  heraus,  schrieb  später, 
bei  dem  zwischen  Aerzten  und  Chururgen  ausgebrochenen  gerichtlich-medicinischen 
Streit  über  die  Dauer  der  Schwangerschaft  und  die  Zeit  der  Entbindung  seine 
„Reckerches  sur  la  durde  de  la  grossesse  et  le  terme  de  V accouckenient"  (Amster- 
dam 1765),  verfasste  noch  ein  botanisches  Werk  („Le  botaniste  fran^ais",  2  Bde., 
1767)  und  wurde  durch  seine  Freundschaft  mit  dem  berühmten  Philosophen 
Franklin  gewürdigt,  die  „Oeuvres  de  Mr.  Franklin"  herauszugeben.  Er  starb  am 
13.  December  1779. 

Lettsom  in  Memoirs  of  the  Medical  Society  of  London.  Vol.  I,  pag.  476.  — 
flntchinson,  I,  pag.  270.  q 

/Onbreil,  Andr6  D.  (Du  Bebil,  fälschlich  auch  Dübeeuil),  aus  Angers, 
Docteur-rögent  der  Pariser  Facultät,  der  gegen  Ende  des  16.  Jahrhunderts  lebte  und 
wirkte,  hat  seinen  Ruf  durch  ein  Buch:  „La  police  de  Vart  et  science  de  la 
midecine"  (Paris  1580),  dessen  Wichtigkeit  allerdings  eine  vorwiegend  historische  ist. 


224  DUBREIL.  —  DÜCASSE. 

Hinsichtlich  eines  von  Haller  ihm  zugeschriebenen  gleichzeitigen  „Discours  sur 
la  conservation  de  la  vue"  (Ronen  1580),  soll  nach  Dezemeris  ein  Irrthum 
untergelaufen  sein. 

Dict.  hist.  n.  Red. 

Dnbroenquez,  s.  Broeüqukz. 

Dnbmeil,  Joseph-Marie  D.,  zu  Montpellier,  war  am  14.  August  1790 
zu  Landerneau  (Finistere)  als  Sohn  des  Chefarztes  bei  der  französischen  Marine 
zu  Brest,  Jean-Fran9oisD.  (geb.  1754,  pensionirt  1818),  geboren,  trat  selbst 
als  Arzt  in  die  Marine  ein,  wurde  1815  zu  Paris  Doctor,  schrieb  mehrfach  über 
das  gelbe  Fieber  (Joum.  universel  des  sc.  m6d.  1817)  nach  den  auf  seinen  Seereisen 
gemachten  Erfahrungen,  war  später  Professor  an  den  Schulen  für  Schiffsmedicin 
und  zuletzt  Professor  in  der  medicinischen  Facultät  zu  Montpellier.  Seine  meisten 
Arbeiten  fallen  in  die  letztgenannte  Zeit  und  sind  die  ersten  derselben,  im  Mömorial 
des  höp.  du  Midi  (1829,  30)  enthalten,  darunter:  „Recherches  anatomiques  touchant 
une  ipidSmie  catarrhale  observie  h  la  clmique  mSdtcale  de  Montpelliei;  pendant 
Vhiver  de  1828 — 1829" ;  die  übrigen  Aufsätze,  auch  in  der  Gaz.  m6d,  de  Paris 
(1834),  im  Joum.  de  la  Soc.  de  m6dec.  de  Montpellier  (1841)  und  anderen 
Zeitschriften,  sind  meistens  casuistischer  Natur.  Zusammen  mit  Rech  gab  er  heraus: 
„Rapport  sur  le  cholSra-morhus,  qui  a  rigni  dans  le  midi  de  la  France  en  1836'* 
(Montpellier  1836).  Eigene  Schriften  von  ihm  sind  folgende,  darunter  die  letzte 
die  bedeutendste:  „Observattons  et  rSfle^xnona  sur  les  an^vrysmes  de  la  portton 
ascendente  H  de  la  Crosse  de  Va^rte"  (Montpellier  1841,  mit  6  Taf.)  —  „Obser- 
vation düune  rupture  du  coeur,  ....  Riflexions  sur  les  ruptures  du  coeur  con- 
sid&rdes  en  gSn^ral"  (Montpellier  1842,  mit  1  Taf.)  —  „Des  a^iomalles  arterielles 
considSries  dans  leurs  rapports  avec  la  pathologie  et  les  opSrations  cfiirurgicales" 
(Paris  1847,  mit  Atlas,  17  Taf.,  4.).     Er  starb  am  19.  November  1852. 

Bnisson  in  Joum.  de  m6d.,  chir.  et  pharm,  de  Toulouse.  N.  S.  V,  pag.  64  (nicht 
zugänglich).  —  Berger  et  Rey,  pag.  79.  G. 

*:Dubrueil,  Alphonse  D.,  Professor  der  chirurgischen  Klinik  zu  Montpellier, 
wurde  1864  zu  Paris  Doctor  mit  der  These  „Des  indications  que  prSsentent  les 
luxations  de  Vastragale"  und  hat  seitdem  u.  A.  folgende  chirurgische  und  ophthal- 
mologische Arbeiten  verfasst:  „De  Viridectomie"  (Paris  1866)  —  „De  l'ampiUation 
intra-delto'idienne"  (1866)  —  „Manuel  d'op^atians  ckirurgicales*^  (1867)  — 
„Des  diverses  mithodes  de  traitement  des  plaies"  (1869)  —  „Manuel  öpercUoire 
des  rdsections*^  (1871)  —   „EUments  de  midecine  opSratoire*^  (1874 — 78). 

Index-Catalogue  III,  pag.  927.  G. 

Ducamp,  Theodore- Joseph  D. ,  zu  Bordeaux  am  10.  April  1792 
geboren,  wurde  1811  Militär-Chirurg  zuerst  in  Strassburg,  dann  beim  Val-de-Gräce 
in  Paris.  1815  wurde  er  Med.  Dr.  und  schlug  sogleich  den  Weg  ein,  dess^ 
weitere  Verfolgung  ihn  zu  einem  der  Reformatoren  der  französischen  Chirurgie  am 
Anfange  dieses  Jahrhunderts  machen  sollte.  Er  schrieb  nämlich  —  nach  einigen 
wenig  bedeutenden  Sachen  —  den  „Traiti  des  ritentions  d^urine  caussSes  par 
^  les  rdrAcissemens  de  Vur^tre  et  des  moyens  h  Vaide  desquels  on  peut  dStruire 
cornplStenient  les  obstructions  de  ce  canal"  (Paris  1822,  mit  Tafeln,  auch  1823). 
Zahlreiche  Artikel  im  Journal  g6n^ral  de  m6d.  (T.  LXIX — LXXIV) ,  fleissige  Ueber- 
setzungen  aus  dem  Englischen,  die  er  theils  in  demselben,  theils  als  Monographien 
(Paris  1819)  veröffentlichte,  schienen  neben  dem  Aufsehen,  welches  die  glückliche 
Behandlung  der  Harnröhrenstricturen  erregt  hatte,  ihm  eine  glänzende  Zukunft  zu 
sichern,   als  D.  bereits  am  1.  April  1823,  erst  30  Jahre  alt,  starb. 

Dict.  hist.  II.  Red. 

Ducasse,  Jean-Marie- Augustin  D. ,  zu  Toulouse,  war  daselbst  am 
27.  April  1786  als  Sohn  eines  Magisters  der  Chirurgie  geboren,  besuchte  die 
Hospitäler   seiner  Vaterstadt   und  genoss  den  durch  die  Revolution  unterbrochenen, 


DUCASSE.  —  DUCHEK.  .  225 

1803  aber  wieder  hergestellten  medieinischen  Unterricht  daselbst,  ging  darauf  für 
2  Jahre  nach  Paris,  wurde  dort  1807  Doctor  der  Chirurgie  und  kehrte  nach 
Toulouse  zurück.  Daselbst  wurde  er  1808  zum  Professeur  adjoint  an  der  1806 
errichteten  Ecole  impör.  de  medecine  ernannt  und  blieb  22  Jahre  in  dieser  Stellung, 
in  welcher  er  Chirurgie  und  Geburtshilfe  vorzutragen  hatte.  Er  gab  heraus: 
„Mimotres  et  observattons  de  mSdecine  et  de  Chirurgie"  (Toulouse  1821)  — 
^Discours  sur  les  qualttes  et  les  devoirs  de  VopSrateur"  ^Daselbst  1829),  ausser 
mehreren  Journal-Aufsätzen  und  etwa  45  Mittheilungen,  die  er  von  1812 — 1850 
an  die  Acadömie  des  sciences,  inscriptions  et  belles-lettres  zu  Toulouse,  deren 
immerwährender  Secretär  er  seit  1841  war,  gemacht  hat.  1830  erhielt  er  den 
Lehrstuhl  der  gerichtlichen  Medicin  und  Hygiene,  den  er  1839  mit  dem  der  Geburts- 
hilfe vertauschte,  während  er  zugleich  Director  der  Schule  wurde,  die  einige  Jahre 
später,  1841,  den  Titel  „ficole  pröparatoire  de  m6decine  et  de  pharmacie"  erhielt. 
Ebenso  wie  er  regen  Antheil  an  der  Verwaltung  der  Stadt  nahm,  so  war  er  auch 
fftr  das  Journal  de  Toulouse  ein  fleissiger  Mitarbeiter  auf  dem  Felde  der  literarischen 
Kritik.  In  Folge  zunehmender  Taubheit  legte  er  seine  verschiedenen  Aemter  in  der 
Zeit  von  1851 — 55  nieder  und  starb,  in  hohem  Ansehen  stehend,  am  7.  Mai  1859. 
J.-B.  Noulet  in  M^moires  de  l'Acad.  imper.  des  sciences,  inscriptions  et  belles- 
lettres  de  Toulouse,  5.  S6rie,  T.  IV,  1860,  pag.  364.  —  Callisen,  T.  V,  pag.  347.  g, 

Duccinl,  Joseph  D. ,  italienischer  Arzt  und  Professor  der  Medicin  in 
Pisa  zu  Beginn  des  18.  Jahrhunderts,  ist  der  Verfasser  von  „De  bagni  dt  Lticca" 
(Lucca  1711).  Unger. 

Duclianoy,  Cl.-Fr.  D.,  französischer  Arzt,  geboren  1742  in  Vanvilliers 
bei  Vesoul,  gestorben  1827  in  Paris,  studirte  in  Paris  und  wurde  Prosector  bei 
A.  Petit,  der  ihm  grosses  Wohlwollen  bezeugte.  Bedeutendes  Aufsehen  machte  in 
jener  Zeit  ein  in  Form  einer  Brochüre  verfasster  und  gegen  Poetal  gerichteter 
Brief  D.*s,  in  welchem  Poetal's  Kritik  der  anatomischen  Arbeiten  Petit's  in  sehr 
scharfer  Weise  zurückgewiesen  worden.  Die  heute  sehr  seltene  Brochüre  ist  abge- 
druckt in  A.  Petit's  Geschichte  der  Anatomie  und  Chirurgie  und  führt  den  Titel : 
^Lettre  h  Mr,  Portal  sur  la  critiquey  qu*il  a  faite  des  ouvrages  ancUomiques 
de  Mr.  A.  Petit".  D.  wurde  1799  zum  Administrator  der  Pariser  Hospitäler 
ernannt  und  später  zum  Doyen  der  Facultät  gewählt ;  in  beiden  Stellungen  erwarb 
er  sich  grosse  Verdienste.  Ausser  zahlreichen  Abhandlungen,  die  D.  in  verschie- 
denen Fachjournalen  veröffentlichte,  sind  hier  zu  nennen:  „Mimoire  sur  Vusage 
deg  narcottques  dans  l&t  fihyrea  intermütentes"  (Paris  1780)  —  „Du  mal 
certän-al"   (Daselbst  1785).  ünger. 

Duchatel,  s.  Castellan. 

l>achek,  Adalbert  D.,  zu  Wien,  war  am  1.  December  1824  zu  Prag 
als  S  0  h  n  eines  Arztes  geboren,  wurde  1 848  daselbst  Doctor  mit  der  Diss. :  „  Ueber 
die  Wirbeltuberculose" ,  darauf  Secundärarzt  in  der  dortigen  Irrenanstalt,  später 
Assistent  bei  Ha^ieenje,  beschäftigte  sich  viel  mit  pathologischer  Anatomie  und 
Chemie  und  kam  1855  als  Professor  an  die  damalige  raedic.-chirurgische  Schule 
zu  Lemberg.  Er  erhielt  ein  Jahr  später  einen  Ruf  nach  Heidelberg  und  wurde 
1858,  bei  der  Wiederaufrichtung  der  Josephs-Akademie,  an  diese  nach  Wien  als 
Professor  der  medieinischen  Klinik  berufen.  Als  1871  Skoda  in  den  Ruhestand 
trat,  wurde  D.  an  seiner  Stelle  Mitglied  der  medieinischen  Facultät,  der  er  bis  zu 
semem  am  2.  März  1882  erfolgten  Tode  angehört  hat.  Als  Kliniker  war  er  sehr  exact 
und  ftir  seine  Schüler  klar  und  verständlich,  als  Diagnostiker  vortrefflich  und  als 
Therapeut  wählte  er  die  goldene  Mittelstrasse  zwischen  Nihilismus  und  Pharmacie. 
Als  Arzt  erfreute  er  sich  einer  grossen  Beliebtheit.  Von  seinen  grösseren  literarisöhen 
Leistungen  führen  wir  an:  „Die  Krankheiten  der  Kreislaufs-,  Athmungs-y  Ver- 
dauungs-,  der  Geschlechts-  und  Harnorgane"  (im  Handb.  der  spec.  Pathologie 
und  Therapie,  Bd.  I,  Erlangen  1862)  und  „Scorbut  (Scharbock),  scorbutus" 
Biogr.  Leirikon.  II.  15 


226  DUCHEK.  —  DUCHENNE. 

(in  V.  PiTHA  und  Billroth,  Handb  der  allgem.  und  spec.  Chirurgie,  I,  2.  Abth.  A, 
Erlangen  1876).  Auch  war  er  von  1861 — 70  Mitherausgeber  der  Wiener  medi- 
cinischen  Jahrbücher  und  des  Wochenblattes  der  Zeitschrift  der  k.  k,  Gesellschaft 
der  Aerzte  zu  Wien. 

Wiener  med.  Wochenschr.  1882,  pag.  255.  G. 

Duchenne,  G.-B.  D.  (D.  de  Boulogne),  geboren  am  17.  September  1806  zu 
Boulogne  sur  mer,  woselbst  seine  Familie  seit  der  ersten  Hälfte  des  vorigen  Jahr- 
hunderts ansässig  war,  der  Sohn  eines  Schiffscapitäns  Jean  D. ,  mit  19  Jahren 
Baccalaureus  in  Douai,  machte  seine  medicinischen  Studien  in  Paris,  von  wo  er 
1831  nach  seiner  Vaterstadt  zurückkehrte,  um  daselbst  zu  prakticiren.  Die  zufällige 
Anwendung  der  damals  durch  SarlandiI:bes  und  Magendie  in  Aufnahme  gekom- 
menen Elektropunctur  bei  einem  Kranken  scheint  hier,  gegen  1835,  seinem  Leben 
die  entscheidende  Richtung  gegeben  zu  haben,  indem  sie  ihn  zur  Beschäftigung 
mit  den  Heilwirkungen  der  Elektricität  und  den  sich  daran  knüpfenden  Fragen 
der  Localisation  dieses  therapeutischen  Agens  veranlasste.  Um  ein  besseres  Arbeits- 
feld für  diese  Studien  zu  gewinnen,  siedelte  D.  im  Jahre  1842  nach  Paris  über.  Er 
lebte  hier,  bis  an  seinen  Tod,  ohne  jede  oflFicielle  Stellung  als  Lehrer  oder  Hospital- 
arzt, auch  ohne  eine  solche  zu  suchen,  sie  vielmehr  ängstlich  vermeidend,  weil  er 
darin  nur  eine  Einschränkung  und  Hemmung  seiner  freigewählten  Thätigkeit  er- 
blickte, welche  darin  bestand ,  das  Krankenmaterial  aller  Pariser  Hospitäler  ab; 
überall  willkommener  oder  wenigstens  geduldeter  Mitbeobachter  für  seine  Special- 
zwecke zu  verwerthen.  Jeden  Morgen  pflegte  er  ein  oder  zwei  Hospitäler  zu 
besuchen,  unter  den  vorhandenen  Fällen  die  interessantesten  und  belehrendsten 
auszusuchen,  um  dieselben  dann  zum  Objecto  seiner  pathologischen  und  elektro- 
therapeutischen  Detailstudien  zu  machen.  So  erlangte  er  ein  imgemein  reichhaltige« 
und  exquisites  Beobachtungsmaterial,  wie  es  dem  einzelnen  Kliniker  und  Hospital- 
arzt nicht  zu  Gebote  stehen  konnte;  allerdings  auch  nicht  ohne  Kämpfe  und 
Reibungen  aller  Art,  zu  deren  Vermeidung  es  ihm,  wie  es  scheint,  an  der 
erforderlichen  Geschmeidigkeit  fehlte,  während  seine  ausdauernde  Beharrlichkeit 
über  alle  Hindemisse  doch  schliesslich  triumphirte.  Aus  dieser  Art  der  Gewinnung 
seines  Beobachtungsmaterials  erklären  sich,  beiläufig  gesagt,  auch  die  zahlreichen 
Prioritätsstreitigkeiten,  in  welche  er  bei  Gelegenheit  der  von  ihm  entdeckten  oder 
zuerst  beschriebenen  neuen  Krankheitsformen  (s.  u.)  verwickelt  wurde.  So  wenig 
ambitiös  D.  auch  war,  so  fehlte  es  ihm  offenbar  doch  niemals  an  Feinden  und 
Gegnern;  seine  Leistungen  wurden  vielfach  von  Solchen,  die  in  ihm  nur  den 
therapeutischen  Specialisten  erblicken  wollten,  ignorirt  oder  verkleinert ;  es  gelang 
ihm  niemals,  in  den  herrschenden  officiellen  Zunftkreisen  als  völlig  gleichberechtigt 
anerkannt  und  seiner  vollen  Bedeutimg  nach  gewürdigt  zu  werden.  Sein  Leben, 
nur  einer  grossen  weitgesteckten  Aufgabe  gewidmet  und  von  dieser  gänzlieh  auf- 
gefüllt, verfloss  im  Uebrigen  still  und  gleichförmig;  er,  starb,  nachdem  er  seit 
vier  Jahren  gekränkelt,  in  Folge  einer  Gehirnblutung  am  15.  September  1875. 
Die  medicinischen  Zeitungen  von  Paris  brachten  über  seinen  Tod  zum  Theil  nur 
ganz  kurze  und  kalte  Notizen !  —  D.  ist,  um  sein  Hauptverdienst  und  seine  Haupt- 
leistung in  ein  Wort  zu  fassen,  als  der  Schöpfer  der  modernen  Elektro- 
diagnostik  und  Elektrotherapie  zu  betrachten.  Er  wurde  dies,  indem 
er  den  älteren,  ungeeigneten  oder  unzulänglichen  Methoden  der  Elektricitäts- 
anwendung  gegenüber,  wozu  auch  das  oben  em^'ähnte  Verfahren  der  Elektropunctur 
gehörte,  von  vornherein  eine  auf  gewisse  Organe  (Haut,  Muskeln  u.  s.  w.)  1  o  c  a  1  i- 
sirte  Einwirkung  —  filectrisation  localisöe  —  in's  Auge  fasste  und  durch  ein- 
fache, bequeme,  am  Lebenden  ohne  Hautverletzung  durchführbare  Methoden  diesen 
Zweck  in  sehr  vollendeter  Weise  erreichte.  Er  lehrte  vorzugsweise,  durch  Appli> 
cation  gut  angefeuchteter  und  auf  die  ebenfalls  feuchte  Haut  angedrückter  Strom- 
geber auf  die  unter  der  Haut  liegenden  Gebilde  (Muskeln,  Nerven)  zu  wirken, 
während  er  dagegen  die  faradische  Reizung   der  Haut  (Faradisation  cutanee)    mit 


DUCHENNE.  227 

troekenen  und  znro  Zwecke  intensiverer  Erregung  mit  eigens  dazu  geformten 
Stromgebem  —  Hautpinsel  —  vornahm.  Hieran  knüpften  sich  weiter  die  für 
Erankheitsznstftnde  des  Nerven-  und  Mnskelapparates  so  fundamental  wichtig 
gewordenen,  diagnostisch  -  prognostischen  Bestimmungen  der  ,,elektromuskulären 
Contractilitat"  (faradische  Nerven-  und  Muskelreizbarkeit)  und  der  elektrocutanen 
Sensibilität ,  Untersuchungsmethoden,  deren  Bedeutung  gar  nicht  hoch  genug  ange- 
schlagen werden  kann  und  etwa  der  Percussion  und  Auscultation  an  die  Seite 
za  stellen  ist,  da  durch  sie  zuerst  überhaupt  die  Anwendung  exacter,  quantitativer 
Bestimmungen  auf  jene  bisher  einer  physikalischen  Untersuchungsmethodik  ent- 
behrenden Gebiete  der  Pathologie  möglich  gemacht  wurde.  Selbstverständlich  hat 
D.  hier  nur  die  Grundlagen  geschaffen,  auf  denen  nachmals  von  Remak,  ZrEMSSEN 
and  namentlich  seit  1857  unter  Zuhilfenahme  des  constanten  Stromes  in  Deutsch- 
land fortgebaut  wurde;  D.,  wie  überhaupt  die  französische  Schule,  verhielt  sich 
diesen  in  Deutschland  gemachten  Fortschritten  gegenüber  im  Ganzen  spröde  ab- 
lehnend; er  kam  dadurch  in  eine  sehr  unerquickliche  Polemik  mit  Rbmae.  — 
Ein  weiteres  ganz  enormes  Verdienst  erwarb  sich  D.  um  die  Muskel  Physio- 
logie, resp.  die  myologische  Functionslehre,  indem  er  die  von  ihm 
ausgebildete  Methode  isolirter  elektrischer  Erregung  der  einzelnen  Skeletmuskeln 
zur  fnnctionellen  Prüfung  derselben  und  zu  genauer  Bestimmung  ihrer  vereinzelten 
oder  combinirten  Wirkung  unter  bestimmten  Verhältnissen,  Stellungen  u.  s.  w. 
benutzte.  Wie  sehr  er  selbst  überhaupt  immer  bestrebt  war,  seine  Methodik  und 
Technik  in  den  Dienst  physiologischer  sowohl  wie  pathologischer  Untersuchungs- 
aufgaben zu  stellen,  geht  aus  seinen  eigenen  Worten  (I.  Auflage  seines  Hauptwerkes) 
hervor:  „Die  elektrische  Kraft  auf  die  (einzelnen)  Organe  richten  und  beschränken 
heisßt  der  Beobachtung  ein  noch  unerforschtes  weites  Feld  öffnen.  Die  Locali- 
sation  dieser  Kraft  gestattet  in  der  That,  gewisse  physiologische  Eigenschaften 
der  Organe  ebenso  wohl  zu  erforschen  wie  ihre  pathologischen  Störungen"  — 
und  mit  besonderer  Bezugnahme  auf  seine  Muskelexplorationen :  „Ich  habe  eine 
Art  von  Anatomie  an  Lebenden  (anatoraie  vivante)  zu  schaffen  gesucht;  ich 
habe  die  isolirte  und  individuelle  Action  jedes  Muskels  nach  genauen  Methoden 
präcisirt.  Es  kommt  mir  selbst  nicht  zu,  über  das  Verdienst  dieser  Untersuchungen 
zu  urtheilen;  doch  darf  ich  behaupten,  dass,  wenn  die  von  mir  aufgefundenen 
Thatsachen  sich  bestätigen ,  die  Muskelphysiologie  ein  ganz  neues  Aussehen  wird 
annehmen  müssen."  —  Späterhin  wandte  D.  sein  Interesse  und  seine  Forschungen 
wesentlich  der  Pathologie  und  schliesslich  der  pathologischen  Anatomie  des  Nerven- 
systems zu  und  er  gelangte  auch  auf  diesen  ihm  ursprünglich  fremderen  Gebieten 
zu  höchst  wichtigen  und  bedeutsamen  Resultaten.  Vor  Allem  verdanken  wir  ihm 
hier  die  Auffindung,  die  klinische  und  zum  Theil  auch  die  pathologisch-anatomische 
Beschreibung  einer  Reihe  typischer  Krankheitszustände  des  Nervenapparates,  die 
fär  immer  an  seinen  Namen  geknüpft  sein  werden.  Ganz  unbestreitbar  gehören 
dahin  die  eigentliche,  ckassische  progressive  Muskelatrophie  (sog.  „Typus 
Düchenne-Aean"),  die  „Paralysie  glossolabiolaryngee"  (Glossopharjmgo- 
labialparalyse,  progressive  Bulbärparalyse,  DüCHENNE'sche  Lähmung)  und  die  von 
ihm  sogenannte  „Paralysie  pseudohypertrophique"  oder  „myoscl6ro- 
sique"  (in  Deutschland  häufiger  als  Pseudohypertrophie  der  Muskeln  bezeichnet). 
Die  in  Frankreich  ihm  gewöhnlich  vindicirten  Entdeckungen  der  „Paralysie 
atrophique  graisseuse  de  Tenfance"  und  der  „Ataxie  locomotrice 
progressive"  bedürfen  dagegen  insofern  einer  Einschränkung,  als  die  in  Rede 
stehenden  Krankheiten  beide  schon  früher  in  Deutschland,  jene  als  essentielle 
Einderlähmung  (Heine),  diese  als  Tabes  dorsualis  (Romber^  u.  A.),  beschrieben 
wurden ;  doch  hat  D.  namentlich  bei  der  letztgenannten  Krankheit  um  Feststellung 
des  entscheidenden  Symptoms  „Ataxie"  immerhin  wesentliche  Verdienste.  Die 
von  ihm  femer  noch  aufgestellte  Krankheitsgruppe  der  „Paralysie  gen6rale 
spinale"  oder  „Paralysie  generale  spinale  ant6rieure  subaigue" 
erwies  sich  weiterhin  als  ein  fruchtbares  Feld  für  Aufdeckung  und  Differenzirung 

15* 


228  DUCHENNE.  —  DUDITH. 

neuer  klinischer  Krankheitsbilder,  wohin  namentlich  die  „subcutane  und  chronische 
atrophische  Spinallähmung  der  Erwachsenen"  und  die  „amyotrophisohe  Lateral- 
sklerose" Charcot's  gehören.  —  D/s  sämmtliche  in  Journalen  'zerstreute  Aufsätze 
namhaft  zu  machen,  wtirde  Seiten  erfordern;  dieselben  finden  sich  namentlich  in 
den  Archives  g^n^rales  de  m6d.  von  1850  an,  in  der  Union  m6dicale,  6az.  heb- 
domadaire  und  im  Bulletin  g^n.  de  thörapeutique.  Sie  sind  überdies  fast  insgesammt 
aufgenommen  und  vereinigt  in  seinem  grossen  Hauptwerke  „De  V 4Uctrtsation 
localisSe  et  de  son  application  h  la  pathologie  et  ä  la  tMräpeutique**  (Paris, 
Bailliöre  et  fils;  1.  Auflage  1855;  2.  Auflage  1861;  3.  Auflage  1872;  in 
deutscher  Bearbeitung  von  Erdmann  1856).  Für  die  specielle  Muskelphysiologie 
ist  nächstden^  von  besonderer  Wichtigkeit  seine  „Physiologie  des  mouvements, 
d4montr4e  ä  Vaide  de  V expirimentation  Udctrique  et  de  V obser'vation  clintque* 
(Paris  1867)  und  das  den  mimischen  Antlitzbewegungen  gewidmete  Einzel  werk: 
„M4can{sme  de  la  physionomie  humaine  ou  analyse  SlSctrophysiologigue  de 
Vexpression  des  passions,  applicable  h  la  pratique  des  arts  plastiques,^  (Album, 
72  fig.   photograph.   Paris  1862). 

Eine  gate  biographische  Darstellnng  D.'s  gaben  Las^^gue  und  Straas  (^Duchenne 
de  Boulogne.  Sa  vie  acientißque  et  ses  oeuvres")  in  den  Archives  g^nörales,  1875, 
pag.  687—715.  A.  Eulenburg: 

Der  gewöhnlich  als  „Duchenne  fils*^  bezeichnete  Sohn  des  Vorigen, 
Duchenne,  Emile-Guillaume-Maurice  D.,  geboren  zu  Boulogne  —  Geburtstag 
unbekannt  —  doctorirte  am  20.  Mai  1864  zu  Montpellier  mit  der  These  „De  la 
paralysie  atrophique  graisseuse  de  Venfance^,  nahm  auch  in  der  Folge  an  den 
diese  und  verwandte  Gegenstände  betreffenden  Arbeiten  des  Vaters  thätigen  Antheil, 
starb  jedoch  schon  vor  1870,  erst  etwa  dreissigj ährig,  in  einem  Irrenhause. 

A.  Eulenb  urg. 

Ducliesne  (Qüercetanus),  s.  duChesue. 

Duclos,  S.-C.  D.,  französischer  Arzt,  in  Paris  geboren,  Arzt  des  Königs 
und  eines  der  ersten  Mitglieder  der  französischen  Akademie  der  Wissenschaften, 
machte  sich  durch  eine  Reihe  chemisch-analytischer  Untersuchungen  einen  geachteten 
Namen.  Vgl.  „Observations  sur  les  eaux  mi7iSrales  de  plusieurs  provinces  de 
France^  (Paris  1675)  —  „Dissertation  sur  les  principes  des  mixtes  naturels^ 
(Amsterdam  1680).    D.  starb  1685  oder  1715,  nachdem  er  Kapuziner  geworden. 

Unger. 

Ducros,  Andreas  D.,  französischer  Arzt,  geboren  im  16.  Jahrhundert 
in  St.  Bonnet  le  chatel  en  Forez,  Verfasser  des  „Discours  en  vers  sur  les  miskres 
du  temps"^  (Bergesac  1569).  Unger. 

Judith  von  Horekovicz,  geb.  1533  in  Ungarn,  wurde,  berühmt  durch 
seine  vielseitige  Gelehrsamkeit,  Bischof  von  Pina  in  Dalmatien,  dann  Abgeordneter 
zum  Trientiner  Concil  und  Bischof  von  Fünfkirchen.  Er  verlor  diese  geistliche 
Würde,  nachdem  er  sich  verheiratet  hatte  und  starb  dann  im  Jahre  1589  zu 
Breslau.  Es  sind  von  ihm  namentlich  zu  erwähnen:  „Epistolae  medtcinales*' 
(Frankfurt  1598)  und  „Orationes  in  concilio  Tridentino  halitae"  (Offenbach  1610) 
{vorgedruckt  ist  hier  seine  Lebensgeschichte  von  Reuter].  Im  sechsten  Buch  der 
Epistolae  des  Crato  v.  Craftheim  sind  die  meisten  seiner  Briefe  enthalten.  — 
D.  muss  als  ein  äusserst  vorurtheilsfreier  und  aufgeklärter  Mann  auf  dem  medicinisch- 
naturwissenschaftlichen  Gebiete  gelten ;  er  bekämpfte  alles  dogmatisch  Ueberlieferte 
und  empfiehlt  namentlich  in  der  Arzneimittellehre  und  Therapie  die  eigene  Prüfung. 
Er  tritt  nicht  blos  gegen  den  crassen  Aberglauben  in  der  Heilkunde,  Gebrauch  von 
Amuletten  u.  dgl.  auf,  sondern  bekämpft  auch  die  von  Galenos  stammende,  wie 
wir  heute  sagen  würden,  allgemeine  und  specielle  Pathologie;  er  tadelt  auch 
au  dem  Pergamener,  dass  er  der  Theorie  und  Einbildungskraft  einen  zu  weiten 
Spielraum  auf  Kosten  der  unbefangenen  Naturbeobachtung  eingeräumt  habe. 

Falk. 


DÜDON.  —  DÜFFIN.  229 

Dndoil  (DcBES)  wird  in  den  Alteren  Quellen  als  Arzt  Ludwig's  des 
Heiligen  hervorgehoben,  den  er  auf  seinen  Eeisen  begleitete  und  dessen  Tode  in 
Afrika  er  (am  25.  August  1270)  beiwohnte,  um  mit  dem  König  Philipp  sodann 
nach  Europa  zurückzukehren. 

Eloy,  II.  Red. 

*DÜben,  Gustav  Wilhelm  Johann  v.  D.,  Stockholm,  geboren  in 
Lijsta,  Uvargam  in  Sudermanland  am  25.  Mai  1822,  ausgebildet  in  Lund  für  den 
philosophischen,  in  Stockholm  (dem  Carolin,  medico-chirurg.  Institut)  für  den 
medicinischen  Grad,  Doctor  der  Medicin  in  Upsala  1855;  seit  1852  Professor  der 
pathologischen,  seit  1861  Professor  der  normalen  Anatomie  am  Garolinischen  In- 
stitute in  Stockholm.  —  Monographische  Arbeiten:  „Mikroskopisk  Diagnostik^ 
(Stockholm  1855)  —  „Föreläsningar  i  patologisk  anatomi^  (Stockholm  1859)  — 
„Kurs  %  anatomt,  fysiologi,  helsolära  och  fysisk  uppfostran  vid  lärarinne- 
semhiariet*'  (Stockholm  1864)  —  „Medevi  helsobrunn  och  bad"  (Daselbst  1867)  — 
„Lappland  och  Lnppame"  (Daselbst  1872).  Hedenius. 

Dührssen,  Heinrich  Christian  D.,  zu  Meldorf  in  den  Ditmarschen, 
war  am  19.  Juni  1799  zu  Eddelack  in  derselben  Landschaft  geboren,  studirte 
von  1819  zu  Kiel  und  Berlin  Medicin,  wurde  1823  in  Kiel  Doctor  und  Hess  sich 
dann  in  Meldorf  nieder,  wo  er  eine  ausgebreitete  Praxis  erlangte.  Als  Schriftsteller 
hat  er  sich  durch  einige  Arbeiten,  wie:  „Nachrichten  und  Bemerkungen  über 
die  .  .  .  1826  und  .  .  .  1827  in  der  Landschaft  Süderditmarschen  herrschend 
gewesene  Epidemie*^  (Schlesw.-Holst.-Lauenb.  Provinzialbericht  von  1827)  und 
„Beiträge  zur  Kenntniss  der  sogen,  Marsch-  oder  Ditmarscher  Krankheit, 
morbus  psevdosyphüiiicus**  (Pfaff's  Mittheilungen,  Bd.  I,  1832)  —  „Ueber  die 
Sckarlachepidemte  im  Süderditmarschen"  und  andere  Aufsätze  bekannt  gemacht. 
Ein  gastrisch-nervöses  Fieber  raffte  ihn,  erst  39  Jahre  alt,  am  4.  Oct.  1838  dahin. 

H.  Schröder  im  Neuen  Nekrolog  der  Deutschen.  Jahrg.  16,  1838,  II,  pag.  842.  — 
Löbkerund  Schröder,  I,  pag.  128.  —  Alberti,  I,  pag.  176.  —  Callisen,  iV,  pag.  362: 
XXVU,  pag.  351.  G. 

Däller,  Johann  D.,  zu  Luzem  in  der  Schweiz  im  Jahre  1599  geboren, 
stndu-te  zu  Freiburg  im  Breisgau  Philosophie  und  dann  5  Jahre  zu  Paris  Medicin, 
in  welcher  er  den  Doctorgrad  zu  Pont-ä-Mousson  in  Lothringen  erlangte.  Hier- 
nach war  er  3  Jahre  lang  zu  Rom  in  dem  Spital  San  Spirito  als  Arzt  thätig.  In 
sein  Vaterland  zurückgekehrt,  übte  er  2  Jahre  in  Luzem  und  6  Jahre  in  Freiburg, 
wo  er  die  Stellung  als  Physicus  erhalten  hatte,  ärztliche  Praxis  aus.  Im  Jahre 
1639  ward  er  nach  Ingolstadt  berufen,  wo  er  bis  zu  seinem  im  Jahre  1656 
erfolgten  Tode  Anatomie  mit  vielem  Erfolge  lehrte.  Ausser  seiner  Fachgelehrsam- 
keit wird  ihm  grosse  Kenntniss  der  Sprachen,  besonders  der  griechischen,  nach- 
gerühmt. Er  schrieb:  „Assertiones  medicae  de  humani  foetus  fonnatione  ac 
illius  in  utero  matem.  animatione*^  (1652). 

Mederer  J.  N.,  Annales  Ingolstadiensis  Academiae.  P.  II,  pag.  343,  Ingolstadt 
1782.  —  Kobolt-Baier,  Gelehrtenlexikon,  pag.  165.  y.  Seitz. 

*Dllffey,  George  Frederick  D.,  lebt  in  Dublin,  wo  er  —  bis  1863  — 
auch  seine  medicinische  Ausbildung  erhielt.  M.  D.  Dub.  wurde  er  1871,  F.  K.  Q.-C. 
P.  Irel.  1873.  Ueber  Physiologie,  Materia  medica  und  innere  Klinik  an  den  ver- 
schiedenen Lehrinstituten  Dublins  vortragend,  gab  er  1879  Geiffith's  „Materia 
medica  and  pharmacy"  mit  heraus.  Ausserdem  stammen  von  ihm  x\bhandlungen^ 
sowohl  mit  diesem  Gebiete  in  Verbindung  stehend,  wie:  „Jodic  purpura"  (Dubl. 
Joum.  of  med.  seienc.  1880)  u.  Aehnl.,  wie  auch  über  „Bheumatic  Orchitis  as  a 
sequel  to  fever*^  (Ebenda  1872)  —  „Gystic  degeneraiion  of  the  kidneys  causing 
dystoda**  (Med.  times  and  gaz.  1866)  und  weitere  Journalbeiträge.  ^^^ 

*DnlIln,  Alfred  Baynard  I).,  zu  Edinburg  bis  1857,  dem  Jahre  seiner 
Promotion,  ausgebildet,  wurde  F.  R.  C.  S.  Eng.  1859,    F.  R.  C.  P.  Lond.  1873. 


230  DÜFFIN.  —  DUFOÜR. 

Er  machte  die  üblichen  Assistenten-  nnd  höheren  Stellen  am  King's  College 
Hospital  durch  und  wirkt  zur  Zeit  an  demselben  als  Professor  der  patholo^sehen 
Anatomie.  Beine  vornehmlichsten  wissenschaftlichen  Leistungen  sind:  ^Cellidar 
pathology^  (Beale's  Archiv,  Bd.  H)  —  „Perforation  of  peritoneum"  (Ebenda)  — 
„Golotomy^  —  „Temperature  in  Syphilis"  —  „Early  diagnosia  of  smallpox'*  — 
„  Treatment  ofhydatids  of  the  liver"  (in  lYansact.  of  the  path.  resp,  of  the  clin.  soc), 
sowie  „Perinephric  abscess"  (in  Med.  times  and  gaz.   1870).  j^g^j 

Duffour,  Joseph  D. ,  französischer  Arzt,  geboren  1761  in  Bourganent 
bei  Limoges,  studirte  und  promovirte  in  Poitiers,  kam  nach  Paris  und  wurde  1790 
zum  Leibarzte  der  Gräfin  von  der  Provence  ernannt.  Während  der  Revolution 
wurde  D.  in  mehreren  Militär-Hospitälern  beschäftigt  und  von  Barras  zum  Arzt 
des  Directoriums  ernannt.  D.  war  ein  sehr  gesuchter  Praktiker,  der  dem  Fort- 
schritte in  der  Wissenschaft  huldigte,  die  Verbreitung  der  Vaccination  förderte  und 
auch  literarisch  thätig  war.    Er  starb  1820  als  Mitglied  der  Akademie  der  Medicin. 

ünger. 

Dnfleu,  J.-F.  D.,  französischer  Arzt,  geboren  in  Tence  (Valey),  war  Chef- 
chirurg am  Hötel-Dieu  zu  Lyon  und  zeichnete  sich  sowohl  als  Chirurg,  wie  als 
Mann  der  Wissenschaft  in  dieser  Stellung  aus.  Er  starb  1769  im  Alter  von  kaum 
32  Jahren.  Schriften :  „Manuel  physique  pour  expliquer  les  phdnomenes  de  la 
nature"  (Lyon  1758)  —  „TraiU  de  phyaiologie"  (Lyon  1763),  letzteres  Werk 
erhielt  den  Beifall  Haller's.  Uuger. 

Dufot,   A.-A.-A.   D.,   S.   AüGIER-DüFOT. 

Dufouart,  Pierre  D. ,  berühmter  französischer  Militär-Chirurg,  geboren 
in  Castelnau-Rivi^re-Basse  1737,  studirte  er  in  Paris  Chirurgie  und  wurde,  erst 
22  Jahre  alt,  als  Major-Chirurg  zur  Armee  nach  Deutschland  geschickt.  Er  wurde 
später  General-Inspecteur  der  Hospitäler  in  Paris  und  Chefchirurg  der  Pariser 
Truppen,  endlich  Professor  der  Chirurgie  am  Militär-Hospital.  Sein  bestes  Werk 
und  eines  der  besten  überhaupt  über  diesen  Gegenstand  ist:  „Analyse  des  blessures 
d* armes  a  feu  et  de  leur  traitement"  (Paris  1801).    D.  starb  1813  in  Paris. 

Ünger. 

Dufour,  L6on  D.,  französischer  Militärarzt,  war  am  11.  April  1780  zu 
Saint-Sever  (Cap  de  Gascogne)  geboren,  als  Sohn  und  Enkel  eines  Arztes,  wurde  1806 
zu  Paris  Doctor,  trat  in  demselben  Jahre  in  die  Armee  ein,  machte  die  Feldzflge 
in  Spanien  von  1808 — 1814  mit  und  widmete  seine  Aufmerksamkeit  besonders 
den  Naturwissenschaften.  Ausser  einer  Arbeit:  „Observations  s^ur  un  fongus 
hematode  du  cou"  (1821)  hat  er  fast  nur  sehr  zahlreiche  natun^issensehaftliche 
Arbeiten  (etwa  258  Nummern),  namentlich  aus  der  Insectenwelt,  hinterlassen.  Auch 
war  er,  abgesehen  von  seiner  Mitgliedschaft  der  Akademie  der  Medicin,  Ehren- 
Präsident  der  entomologischen  Gesellschaft.  Er  starb  im  Jahre  1865. 

Grellois  im  Rec.  de  m6m.  de  m6d.  etc.  militaires.  3.  S6rie,  T.  XIII,  pag.  505. — 
Catalogue  of  Scientific  Papers.  II,  pag.  363;  Vif,  pag.  567.  ^j 

Dufour,  Charles  D. ,  zu  Paris,  war  am  11.  Januar  1826  geboren, 
wurde  1854  Doctor  mit  einer  vortrefflichen  These :  „Etüde  sur  la  tvherculisatian 
des  organes  g^nito-urinaires" ,  gehörte  in  Frankreich  zu  den  Ersten,  welche  sich 
mit  mikroskopischen  Untersuchungen  beschäftigten  und  war  in  dieser  Richtung 
seinen  Collegen,  den  Mitgliedern  der  Soci6t6  anatomique,  in  deren  Bulletins  er  eine 
grosse  Menge  interessanter  Beobachtungen  veröffentlicht  hat,  sehr  nfltzUch.  Er 
starb  am  14.  Februar  1861. 

Ed.  Labbe  in  BuUetins  de   la  Soc.   anat.   de  Paris.   T.  XXXVII,  1862,  pag.  596. 

G. 

*  Dufour,  Guillaume-Th^dore  D. ,  Director  des  Gesundheitsdienstes 
bei  der  französischen  Marine,  ist  aus  Toulouse  gebürtig,  wurde  1833  zu  Mont- 
pellier Doctor,  verfasste  mehrere  Aufsätze  in  den  M6m.  de  la  Soc.  des  sc.  nat.  de 


i 


DÜFOÜR.  —  DÜGES.  231 

Cherbourg  (1854,  1856),  wie:  „Quelques  remarques  prattques  sur  la  pathologie 
et  la  thirapeutique  chirurgicale  des  tumeurs^  —  ;,  Voyage  d* Alger  h  Smyme 
en  ISSO"",  und  in  den  Aroh.  de  m6d.  navale  (1864,  1865,  1866,  1867): 
„Relation  chirurgicale  du  combat  naval  evUre  le  Kearsage  et  F Alabama  (19  juin 
1864) ,  kapital  de  Cherbourg**  —  „Souvenirs  de  quinze  annSes  de  clinique 
chirurgicale  fhdpital  de  Cherbourg)  .  .  .  1850  au  .  .  .  18 64'*  —  „Remarques 
sur  la  pathologie  et  la  mSdedne  opSratoire  des  tumeurs^. 

Berger  et  Rey,  pag.  80.  G. 

*Dnfour,  Eugene  D. ,  Chefarzt  der  Irrenanstalt  von  Saint-Robert ,  Ge- 
meinde Saint-Egrfeve  (Grenoble),  wurde  1866  zu  Montpellier  Dootor  mit  der  These: 
^2tude  sur  le  ramollissement  du  cerveau^,  verfasste  eine  von  der  medicinischen 
Gesellschaft  zu  Gent  (1869)  mit  dem  ersten  Preise  gekrönte  Schrift:  „De  Ven- 
combrement  des  asiles  d!aliin4s,  etc.''  (Paris  1870)  und  sehrieb  in  den  Annales 
mM.-p8ych.  (1876,  80)  mehrere  Aufsätze,  wie:  „Note  sur  les  alt^'ations  du  coeur, 
du  foie,  des  reins  etc,  chez  les  aliinSs"  —  „  Note  h  propos  de  certaines  iSsions 
mcSrales  secondaires  aigues  chez  les  aliSnSs^  u.  s.  w.  • 

Index-Catalogue.  III,  pag.  937.  G. 

Dufresnoy,  Andrö-Ignace-Joseph  D.,  aus  Valenciennes,  wurde  am 
16.  Jani  1733  geboren,  zu  Montpellier  promovirt,  dann  Militärarzt  in  seiner  Vater- 
stadt, MMecin-consultant  des  arm^es  1785  und  Chefarzt  der  Nordarmee  1793. 
Wegen  einer  rein  wissenschaftlichen  Correspondenz  mit  einem  Arzte  in  Cambrai 
Aber  Pflanzen  der  Gattung  „Rhus" ,  wurde  D.  eines  geheimen  Einverständnisses 
mit  den  „Russen^'  angeklagt  und  schwebte  in  Gefahr,  sein  Leben  zu  verlieren. 
Er  erhielt  durch  die  Ereignisse  des  9.  Thermidor  seine  Freiheit  wieder,  zog  sich 
in's  Privatleben  zurück  und  starb  am  14.  April  1801.  lieber  Giftpilze,  über  Rhus 
radieans,  die  Narcissenarten  hat  D.  eine  Reihe  guter  Untersuchungen  im  phanna- 
kologischen  Sinne  gemacht.  Eigentlich  medicinischen  Inhaltes  ist  nur  seine  Schrift : 
„Des  caracth'es,  du  traitement  et  de  la  eure  des  dartres,  de  la  paralysle,  des 
conmlsions"  (Paris  1794). 

Biogr.  m6d.  III.  Red. 

Dnftos,  William  1).,  zu  Birmingham,  Ohrenarzt,  war  zu  Brigham  iu 
Cumberland  geboren,  studirte  in  den  Borough  Hospitals  zu  London  und  im  Jervis- 
Street  Hospital  zu  Dublin ,  wo  er  ein  Lieblingsschüler  von  Kirby  war.  Er  Hess 
sich  1831  in  Birmingham  nieder  und  widmete  sich  vorzugsweise  der  Ohrenheil- 
kunde. Er  publicirte  ein  Werk:  „JTte  nature  and  treatment  of  deafness  and 
diseases  of  the  ear^  (1844;  Philadelphia  1848),  errichtete  die  Institution  for  the 
Relief  of  Deafness  und  war  der  bedeutendste  in  dem  Midland  District  consultirte 
Ohrenarzt.  Er  starb  im  Jahre  1859. 

Lancet.  1859,  II,  pag.  524.  G. 

Duftscbmldi  Johann  D. ,  Arzt  in  Linz,  1804 — 1866,  Sohn  des  aus- 
gezeiehneten  Entomologen  und  Protomedicus  D.  in  Linz,  betrieb  namentlich  Botanik 
und  erwarb  sich  als  Bearbeiter  der  Flora  von  Oberösterreich  einen  hervon*agenden 
wissenschaftlichen  Ruf. 

AUgem.  Deutsche  Biogr.  V.  Red. 

Duges.  Unter  den  4 — 6  Aerzten  des  Namens  D.  hat  hervorragende  Be- 
deutung nur  Antoine  D.,  der  Neffe  der  Hebamme  Lachapellb  (s.  diese),  welche 
eine  geborene  D.  war.  Er  wurde  1798  geboren,  empfing  1821  zu  Paris  (auf  eine 
These  über  Krankheiten  der  Neugeborenen)  sein  Doctordiplom,  war  eine  Zeit  lang 
Prosector  der  medicinischen  Facultät  zu  Paris  und  von  1825  ab  Professor  der 
Geburtshilfe  in  Montpellier.  1838  starb  er  mit  Hinterlassung  einer  nicht  geringen 
Menge  schriftstellerischer  Leistungen  und  nachdem  er  von  1836  Decan  dieser 
medicinischen    Schule    gewesen    war.     Es    seien    genannt:     „Essai  physiologico- 


232  DÜGES.  —  DUHAMEL. 

pathologique  sur  la  nature  de  la  fövre^  (Paris  1823,  2  Bde.,  preisgekrönt)  — 
„Manual  d' ohstStrique^  (45  Abbildungen,  Daselbst  1826,  posthum  Montpellier  und 
Paris  1840)  —  „MSmoire  sur  la  confarmiti  organtque  dans  rdckelle  animal^ 
(6Taf. ,  Daselbst  1832)  —  „Recherches  sur  VosUologie  et  la  myologie  des 
batrachiens  h  leur  diffirents  dges^  (20  Kupfertaf.,  1835,  preisgekrönt  vom  Institut 
de  France)  —  „Traüd  de  physiologie  comparde  de  V komme  et  des  animaux*^ 
(3  Bde.,  Montpellier  1838);  ausserdem  viele  Vorlesungen,  Aoisätze,  besonders  über 
geburtshilfliche  Instrumente,  Marie  Louise  Lachapelle's  „Pratique  des  accou- 
ckemens^  (in  3  Bänden,  Paris  1821 — 1825).  Die  „Eph6m6rides  m6d.  de  Mont- 
pellier" gab  er  1826—1828  mit  heraus. 

Oallisen,  V,  XXVII.  —  Index-Catalogue.  Red. 

*Duggan,  Joseph  D.,  in  Woodville,  genoss  seine  medicinische  Erziehung 
in  Glasgow  bis  1857.  L.  K.  0.  C.  P.  Irel.  und  L.  M.  wurde  er  1870.  Er  wirkte 
später  an  verschiedenen  Instituten  der  irischen  Hauptstadt  und  schrieb  ausser  einem 
Werk  über  Prophylaxe  und  Behandlung  der  Cholera  (1871)  und  Aufsätzen  in  der 
Dublin,  med.  press  (1863—1867,  resp.  1869  und  1880)  auch  ein  Buch  über 
Thierkrankheiten.  g  ^  ^ 

Duhamel,  Jean-Baptiste  D.  (du  Hamel),  geboren  1624  zu  Vire  in 
der  Normandie,  studirte  zu  Caen  und  Paris  Theologie,  daneben  aber  auch  Natur- 
wissenschaften und  insbesondere  Mathematik.  Schon  mit  18  Jahren  gab  er  eine 
Bearbeitung  der  Sphaera  des  Theodosius  heraus  nebst  einer  Trigonometrie,  die 
durch  Klarheit  und  Kürze  sich  auszeichnete.  Im  Jahre  1643  trat  er  in  das 
Oratorium  ein,  in  dem  er  zehn  Jahre  verblieb,  und  wurde  dann  Pfarrer  zu 
Neuilly- sur -Marne,  allwo  sein  Andenken  als  treuer  Seelsorger  noch  viele  Jahre 
nach  seinem  Scheiden  fortlebte.  Hier  legte  er  sich  trotz  seiner  vielfach  abhaltenden 
Berufsgeschäfte  mit  grossem  Eifer  auf  das  Studium  der  verschiedensten  Wissen- 
schaften, namentlich  aber  der  Physik,  die  ihn  ganz  besonders  anzog.  Im  Jahre 
1660  veröffentliche  er  zwei  einschlägige  Werke,  die  „Astronomia  physica"  und  „De 
meteoris  et  fossüibus^  und  lenkte  damit  die  Augen  der  ganzen  wissenschaftlichen 
Welt  auf  sich.  Im  Jahre  1656  wurde  D.  durch  Ernennung  zum  Almosenier  des 
Königs  an  den  Hof  gezogen  und  1663  zum  Kanzler  der  Kirche  von  Bayeux 
befördert,  was  auf  seinen  Einfluss  nicht  ohne  Bedeutung  war.  Bei  der  Gründung 
der  Acad^mie  des  sciences  wurde  er  zum  ständigen  Secretär  derselben  ernannt 
und  ein  halbes  Jahrhundert  hat  er  diese  Stellung  voll  und  ganz  ausgefüllt.  Im 
Jahre  1668  wurde  er  mit  Rücksicht  auf  seine  Vielseitigkeit,  namentlich  seine 
ausserordentlichen  Sprachkenntnisse,  dem  Gesandten  von  Croissi  als  Begleiter 
zu  dem  Congress  von  Aachen  mitgegeben  und  später  hatte  er  ihm  nach  England 
zu  folgen,  als  er  dahin  geschickt  worden  war.  Längere  Zeit  dort  geblieben,  kehrte 
er  über  Holland  imd  Belgien  nach  Frankreich  zurück,  wo  er  von  1670 — 1673 
seine  reichen  Erfahrungen  und  mannigfaltigen  Beobachtungen  nach  und  nach  ver- 
öffentlichte. Danach  vertrat  er  eine  Professur  der  Philosophie  am  College  de 
Bourgogne,  hielt  theologische  Vorlesungen  und  widmete  der  Acad6mie  und  ihren 
Arbeiten  seine  Zeit  und  seinen  Fleiss.  Mitten  in  diesen  Arbeiten  starb  er  1706 
in  einem  Alter  von  82  Jahren.  Trotz  seiner  Stellung  als'  Theologe ,  praktisch 
thätiger  Geistlicher  und  Seelsorger  vertrat  D.  in  der  Wissenschaft  den  streng 
empirischen  Standpunkt,  wie  ihn  Baco  gelehrt  hatte,  und  wurde  so  einer  der 
heftigsten  Gegner  von  Castesius  und  der  Cartesianischen  Philosophie.  Hierin 
liegt  auch  bei  der  Bedeutung,  welche  die  letztere  für  die  Entwicklung  der  Mediein 
gewonnen  hat,  die  Hauptbedeutung  D.*8  in  Bezug  auf  dieselbe.  Sonst  ist  er  fttr 
sie  auch  dadurch  wichtig  geworden,  dass  die  Jesuiten  bei  ihren  Missionen  sich 
gerade  seiner  philosophisch  -  naturwissenschaftlichen  Werke  gern  bedienen,  von 
denen  wir  insbesondere  noch  „De  mente  humana  librt  quatuor"  (Paris  1672;  und 
„De  corpore  animato  libri  quatuor^  (Paris  1673)  als  hier  besonders  iuteressirend 
hervorheben.  Arndt. 


J 


DÜHMBERG.  —  DUKE.  233 

^Duhmberg,  Otto  Karl  Georg  Reinhold  D. ,  geboreu  auf  Sehloss 
Bersohn  (Livland)  am  16. /28.  Januar  1821,  absolvirte  das  Gymnasiam  in  Dorpat, 
Btudirte  Medicin  und  Naturwissenschaften,  vorzüglich  Botanik,  Dr.  med.  in  Dorpat 
1856  („De  effectu  magnesiae  sulfuricae").  Nacheinander  Arzt  auf  der  Privat- 
goldwäsche im  Gouv.  Tomsk  (Sibirien),  1858  in  Bamabl  als  Arzt  am  Haupt- 
hospital des  altaischen  Bergwerksbezirkes ,  1865  Medicinal-Inspector  der  altaischen 
Bezirke,  1881  pensionirt,  privatisirt  in  Dorpat,  Conservator  des  vaterländischen 
Museums  der  gel.  esthn.  Gesellschaft.  D.  hat  eine  Reihe  kleiner  und  grosser  Auf- 
sätze in  verschiedenen  russischen  und  deutschen  Journalen  veröffentlicht,  darunter 
jfüeher  KUmakrankheUen  im  Altaischen  Bergwerksbezirk^  (Tomsker  Zeitung 
1871)  —  „  lieber  die  Kutschinzen"  (Mittheilungen  des  Vereines  für  Erdkunde  in 
Leipzig  1875).  ^   S^ieda. 

*Duhrillg,  Louis  A.  1).,  Arzt  in  Philadelphia*,  hat  sich  durch  eine 
Reihe  von  Arbeiten,  vorwiegend  auf  dermatologischem  Gebiet,  bemerbar  gemacht, 
deren  umfangreichste  der  „Practical  treatise  an  diseases  of  the  skin**  (Phila- 
delphia 1877)  ist.  Ihm  ging  ein  Werk  „On  the  study  of  dermatology"  (wovon 
6  Lieferungen  in  New-Orleans  1871  erschienen)  und  ein  „Atlas  of  shin  diseases" 
(27  Lief. ,  Philadelphia  1876 — 1880)  voran.  Eine  grössere  Reihe  casuistischer 
Mittheilungen  folgten.  1870 — 1872  war  D.  Mitherausgeber  der  „Photographic 
review  of  med.  and  surgery",  die  in  Philadelphia  erschien.  ^^^ 

Dujardin,  französischer  Chirurg,  geboren  1738  in  Neuilly-St.-Front, 
gestorben  1773  in  Paris,  ist  Verfasser  der  „Histoire  de  la  Chirurgie  depuis  son 
origine  jusqu*  h  nosjours",  (Er  vollendete  indessen  nur  den  1.  Band  [gedruckt  1774], 
der  2.  und  3.  erschien,  von  Peyrilhe  verfasst,  im  Jahre  1780.)  Unger. 

*Du3ardin-Beaumetz,  Georges  D.-B. ,  zu  Paris,  ist  am  27.  November 
1833  zu  Barcelona  geboren,  studirte  in  Paris,  wurde  1862  Doctor,  1865  Chef  de 
elmique  bei  der  Facultät,  1870  Hospitalarzt  und  tbat  sich  als  Arzt  während  der 
Belagerung  von  Paris  hervor.  Er  ist  auch  Arzt  mehrerer  Staats-Institute  und 
sehrieb:  „Les  troubles  de  Vappareil  oculaire  dans  les  maladies  de  la  mo'elle"  — 
„L'emploi  du  phosphore  en  midedne",  sowie  zusammen  mit  Audige:  „Recherches 
expirimentales  sur  la  puissance  toxique  des  alcools"  (Paris  1879).  Auch  gab  er 
heraus:  „Legons  de  clinique  thifrapeutique,  professis  h  Vhopital  Saint- Antoine, 
recueillies  par  Eug.  Garpen  tier  -  MSricourt  etc,"  (1878 — 8l)  und  ein 
„Dictionnaire  de  thirapeutigue,  de  mcUi^re  mSdicale  etc,"  (Paris  1882  ff.). 

Bitard,  pag.  103.  G. 

*Ihdgail|  Daniel  John  ü. ,  erlangte  am  King*s  College  zu  Aberdeen 
1857  seine  Promotion,  nachdem  er  bereits  1845  F.  R.  C.  S.  J.  geworden  war. 
M.  R.  C.  P.  Lond.  wurde  er  1860.  Er  diente  lange  auf  verschiedenen  Schiffen 
der  Flotte,  machte  den  Krimkrieg,  sowie  die  Expedition  nach  Mexico  mit  und 
publicirte  speciell  Arbeiten  über  die  Verwundeten  vor  Sebastopol  im  Sanitary 
Report  und  in  Med.  times  and  gaz.  ^^^ 

Duising,  Justin-Gerhard  D.  (Ddysing),  geboren  am  4.  Mai  1705  in 
Berleburg,  studirte  seit  1724  zu  Jena,  Dr.  med.  daselbst  1728,  studirte  1729  bis 
1730  in  Strassburg  Chirurgie  und  Geburtshilfe,  wurde  1730  ausserordentlicher,  1732 
ordentlicher  Professor  der  Medicin  in  Marburg,  seit  1748  Professor  der  Naturwissen- 
schaften, 1759  Primarius  der  Facultät  und  starb  am  13.  Februar  1761.  Er  gab 
1753  16  Dissertationen  zusammen  heraus  unter  dem  Titel:  „Commentatio  physica 
de  salubritate  aeris  Marburgensis*^  (4.). 

B 5 r n e r ,  Nachrichten  Wolfenb.  1749,  5.  Zehend.,  pag.  844.  —  Stricker. 

W.  Stricker. 

*  Duke,  C 1  e  m  e  n  t  D.,  in  Sunnyside  (Rugby,  Warwickshire),  am  St.  Thomas' 
Hospital  bis  1867  ausgebildet,  wurde  M.  R.  C.  P.  Lond.  1875  und  daselbst  1876 


234  DUKE.  —  DUMAS. 

Dr.  Boed.  Er  war  eine  Zeit  lang  Militärarzt,  dann  als  klinischer  Assistent  an 
verschiedenen  Londoner  Anstalten  thätig,  auch  House-surgeon  am  St.  Thomas- 
Hospital  und  Kinderhospital  in  Ormondstreet  (1867 — 1869).  Seine  Publicationen 
betreffen  klinische  Gegenstände:  „AciUe  gener al  herpes*^  (Lancet  1876;  — 
„Albuminuria  of  adolescetUs"  (Brit.  med.  Joum.  1878);  auch  „Dtastasis'^ 
-(Ebenda  1874)  und  hygienische  Beiträge.  Bed. 

Dulaurens y  Joseph-Michel  D. ,  war  geboren  zu  Douai  (Nord)  am 
29.  Januar  1726,  wurde  Chefarzt  bei  der  französischen  Marine  und  hat  folgende 
Schriften  verfasst:  ^Bequestes  au  Roi  pour  le  desSchement  de  vingt  miüe  arpenta 
de  maraü''  (2  Bde.,  Paris  1778,  4.)  —  „MSm.  kiatorique  sur  divers  objets 
d'adminiatration^  (London  und  Paris  1778)  —  „Essai  sur  les  Etablissements 
ndcessaires  et  les  moi'ßs  dispendieux  pour  rendre  le  Service  des  malades  dans 
les  höpitaux  vraiment  utile  ä  Vkumanite"  (Paris  1787,  mit  2  Taf.)  —  „Essai 
sur  Vitablissement  des  höpitaux  dans  les  grandes  ville^**  (Paris  1787)  u.  s.  w. 
Er  starb  zu  Paris  am  3.  Mai  1789. 

Berg  er  et  Key,  pag.  81.  G. 

Du  Laurens,  Andreas  du  L.,  s.  Laurentios,  Andreas  L. 

Dumas,  grössere  Anzahl  französischer  (resp.  schweizerischer)  Mediciner, 
von  denen  der  Hervorhebung  bedürfen:  CharlesLouisD.,  Sohn  eines  Lyoner 
Chirurgen,  am  8.  Februar  1765  geboren,  seinerzeit  hochbertihrater  Physiologe  in 
Montpellier,  gestorben  am  28.  Mäi'z  1813.  Schon  im  Jahre  1787  hatte  D.,  soeben 
von  der  Soc.  r.  de  m6d.  zu  Paris  preisgekrönt,  mit  FoüQUET  um  den  durch 
Sabatier's  Tod  freigewordenen  Lehrstuhl  concurrirt ,  wurde  zunächst  Arzt  an  der 
Charit^,  1791  Vice-Professor  für  Pathologie  zu  Montpellier,  dann  Arzt  des  Hötel- 
Dieu  zu  Lyon  und  1795  Professor  der  Physiologie  in  Montpellier  bis  zu  seinem 
Tode.  D.  galt  durch  seine  Auflösung  der  Lebenskraft  in  die  „R6action  vitale",  die 
„Assimilation  vitale"  und  die  „Resistance  vitale"  für  einen  bedeutenden  Theoretiker 
und  war  praktisch  von  nicht  geringem  Einflüsse  auf  die  Vereinfachung  der  Therapie. 
Seine  Schriften  haben  einen  nachhaltigen  Einfluss  nicht  gehabt,  so  dass  es  gentigt 
hervorzuheben:  „Principes  de physiologie  ou  V introduction  ä  la  science  exp^ri- 
mentaW  (Paris  1800—1808;  Montpellier  1806;  auch  mehrfach  übersetzt)  — 
„Doctrine  gSn4rale  des  maladies  chroniques^  (Paris  1812  ;  Florenz  1813)  —  „Con- 
sultations  et  observations  de  mid,^  (Paris  1824).  —  Neben  vielen  im  Joum. 
d'instruction  m^dicale,  sowie  im  Joum.  g6n.  de  m6d.  enthaltenen  Abhandlungen 
übersetzte  D.  noch  Th.  Reid's  Essay  über  die  Lungenschwindsucht  (Lyon  18  .  .?) 

Biogr.  med.  IIJ.  ünger.  —  Red. 

Dumas,  Jean-Baptiste-Andrö  I).,  zu  Alais  geboren,  kam  frflh  als 
Pharmaceut  nach  Genf,  lemte  hier  J.-L.  Prevost  kennen,  unter  dessen  Leitung 
er  Blutuntersuchungen  (1821 — 1823)  anstellte  und  mehrere  Jahre  verwandte  zu 
eingehenden,  auf  die  Muskelcontraction  bezüglichen  Experimenten  (1823);  auch 
publicirte  er  gleichzeitig  eine  Arbeit:  „Sur  Vemploi  de  la  pile  dans  le  traite- 
ment  des  calculs  de  la  vessie"  und  1824  eine  solche  „Sur  la  g^nSration^ . 
Später  widmete  er  sich  ganz  der  Chemie.  Das  Doctorat  erlangte  er  erst  1832. 
In  der  Folgezeit  veröflfentlichte  er  dann  seine  (auch  für  die  Medicin)  höchst 
beachtenswerthen  Werke:  „PrScis  de  ckimie  physiologique  et  mddicale^  (Paris 
1837)  —  „Legons  de  philosophie  chimique^  (Daselbst  gleichzeitig)  und  „Essai 
de  statique  chimique  des  ^res  organises^  (Paris  1841).  Im  Jahre  1843  wurde 
er  zum  Mitgliede  der  Akademie  der  Medicin  ernannt  und  widmete  sich  bis  1849 
(wo  er  seine  Entlassung  einreichte)  ganz  dem  Lehrfache.  Als  beständiger  Secretär  der 
Akademie  der  Wissenschaften  spielte  er  eine  bedeutende  Rolle  in  Oelehrtenkrelsen 
(daneben  auch  noch  eine  politische)  bis  zu  seinem  Tode,  der  am  11 .  April  1884  erfolgte. 

Gaz.  hebd.  de  med.  et  de  chir.  18<S4,  Nr.  16.  B.tA, 


DUMAS.  —  DÜMONT.  235 

Dumas,  F.-M.-P.  Isidor  D.,  Chirurg  in  Montpellier,  der  1833  in  Paria 
doctorirte  (Sohn  Charles  Lonis  D/s?),  ist  im  üebrigen  seinen  Lebensdaten 
nach  unbekannt.  Von  ihm  besitzen  wir  neben  einem  Aufsatze  fyDe  la  transfusion** 
(Joum.  de  chimie  mM.  1833),  noch:  „Coup  d^oeil  gSnSral  sur  les  absc^"  (Mont- 
pellier 1837)  —  „Rapports  de  la  mSd,  Ugale  avec  la  Ugislation^  (Strassbnrg 
1840)  —  „Pathologie  et  thirapeutiques  geniales  des  enfants  nouveau-nds^ 
(Montpellier  1848)  und  „De  V importance  des  itudes  physiologiques  gSnSrales 
appliquSes  h  la  mM,  pratique^  (Daselbst  gleichzeitig). 

Cal Ilsen,  XXVII.  —  Index-Catalogue.  III.  Red. 

Dnmeril ,  Andr6-Marie-Con8tant  D. ,  ist  geboren  zu  Amiens  am 
1.  Januar  1774.  Zum  Pr6vot  der  Anatomie  in  Ronen  wurde  er  bereits  1793,  zum 
Prosector  der  ficole  de  m6d.  de  Paris  1794  ernannt.  Durch  einen  dritten  Concurs, 
in  welchen  er  1798  eintrat,  glückte  es  ihm,  die  Stellung  eines  Chefs  der  anato- 
mißcben  Arbeiten  zu  erlangen  und  1800  erhielt  er  die  ordentliche  Professur  für 
Anatomie  und  Physiologie.  Achtzehn  Jahre  lang  bekleidete  er  in  ehrenvollster 
Weise  diese  Stellung,  bis  er  1818  den  Lehrstuhl  für  interne  Pathologie  übernahm. 
Dazwischen  vertrat  er  Cüvier  4  Jahre  lang  als  Professor  der  Naturgeschichte  an 
der  £cole  centrale  du  Pantheon  und  supplirte  Lacepj^de  eine  Reihe  von  Jahren  in 
dessen  Stellnng  als  Zoologe  am  Jardin  du  Roi.  Seine  Reise  zur  Beobachtung  des 
Gelbfiebers  nach  Spanien  fiel  in  das  Jahr  1805.  Im  zweiten  Decennium  dieses 
Jahrhunderts  fielen  ihm  sämmtliche  Ehrenstellen  der  Pariser  gelehrten  Institute  zu. 
D.'s  Schriften  sind  grösstentheils  naturwissenschaftlichen  Inhaltes  und,  so  bedeutend 
sie  ihrerzeit  waren,  doch  für  die  medicinische  Wissenschaft  von  nur  secundärem 
Einflüsse  gewesen.  Am  ehesten  stehen  derselben  die  folgenden  näher:  „Essai  sur 
les  moyens  de  perfectionner  et  d'entendre  Vart  de  V anatomiste"  (Paris  1802)  — 
der  „Recueil  de  450  formules  propos^es  dans  les  Jurys  de  mSdecine  de  1811 
h  1813^  (Paris  1813)  —  der  „Projet  d'une  nomenclature  anatomique"  (Magaz. 
encyclop.  1793)  —  die  „Dissertation  sur  la  gSndration  des  vers  intestinale  etc," 
(Ebenda)  —  „Sur  quelques  nauveaux  procddSs  propres  h  Vinjection  des  vaüseaux 
lymphatiques"  (Ebenda)  —  „ConsidSrations  sur  les  rayports  de  structure  q\ion 
peilt  observer  entre  les  os  et  les  muscles  du  tronc  chez  tous  les  animaux" 
(Gelesen  im  „Institut"  1808)  —  „Rapport  sur  les  diahlissemens  d*eaux  mine- 
rales  factices  existans  ä  Paris"    (Nouv.  Joum.  de  med.   1818). 

Biogr.  med,  —  Callisen,  V.  Red. 

^Dnmesnll,  fidouard-Jean-ßaptiste  D. ,  Director  der  Irrenanstalt 
von  Quatre-Mares  bei  Ronen,  ist  am  1.  December  1812  zu  Coutances  (Manche) 
geboren,  studlrte  in  Paris,  wurde  1843  daselbst  Doctor,  war  nacheinander  Chefarzt 
und  Director  der  Irrenanstalten  der  Haute-Marne  1847,  Cöte-d'Or  1850,  Seine- 
lDfi6rieure  1852  und  befindet  sich  seit  mehr  als  25  Jahren  in  seiner  jetzigen  Stellung. 
Er  hat  sich  durch  eine  „Etüde  midico-legale  sur  les  alienis"  sowie  durch  zahl- 
reiche Aufsätze  in  den  Annales  m^dico-psychol.  bekannt  gemacht  und  hat  ferner 
Monographien  über  den  Blasenstein,  die  Vorderarmbrüche,  die  loduration  der  Milch 
mittelst  der  Verdauung,  die  Ohrblutgeschwulst,  das  prodromale  Delirium  bei  gewissen 
acuten  Affectionen,  über  Trunksucht  u.  s.  w.  verfasst. 

Glaeser,  pag.  213.  G. 

♦Dnmont,  Henry-Joseph  D. ,  französischer  Arzt  zu  Puerto  Rico, 
wurde  1869  zu  Paris  Doctor,  verfasste  1862  zu  Strassbnrg  die  These:  „D^^s 
amptUations  primitives  ou  retardees  ä  la  suite  de  coups  de  ftu"  und  die 
Concurs-These :  n^^  maladies  virulentes  et  miasmatiques  en  gineral".  Ausser 
Untersuchungen  über  die  Alterthümer  der  Insel  Puerto  Rico  und  ihre  Ureinwohner 
(1876)  gab  er  heraus;  „Ensayo  de  una  historia  medico-quvnlrgica  de  la  isla 
de  Puerto  Rico""  (2  Bde.,  Habana  1876). 

Index-Catalogue.  III,  pag.  945.  G. 


236  DUMPF.  —  DUNCAN. 

Dumpt  Georg  Friedrich  D. ,  geboren  zu  Ohlershef  (in  Livland)  am 
29.  November  1777,  wurde  seit  1792  im  Friedriehs-CoUegium  zu  Königsberg 
erzogen,  studirte  von  1794  an  verschiedenen  Universitäten  Deutschlands,  erwarb  sich 
in  Göttingen  1798  den  Dootorgrad  (Diss. :  „Defebre  nervosa  exanthematica^)  und 
war  dann  Hauslehrer  in  Livland.  Nachdem  er  1800  in  Petersburg  examinirt  worden 
war,  versah  er  bis  1803  den  Dienst  als  Hospitalarzt  in  Petersburg,  wurde  dann 
Landarzt  auf  EisesküU  (Livland)  und  1813  Kreisarzt  des  Fellin'schen  Kreises. 
Seit  1823  lebte  er  in  Fellin,  woselbst  er  am  17.  April  1849  starb.  D.  verfasste 
und  veröffentlichte  ausser  seiner  Dissertation  verschiedene  Aufsätze  medicinisehen 
und  chemischen  Inhaltes  in  Zeitschriften;  er  beschäftigte  sich  mit  thierisehem 
Magnetismus,  schrieb:  „De  consensu  magnettca^  (Petersburg  1818);  ausserdem 
lieferte  er  zu  dem  Tagebuche  über  eine  zweite  magnetische  Cur  der  Frau  v.  U. 
(Pemon  1818)  eine  Anzahl  Anmerkungen  und  zwei  Berichte.  Ausserdem  sammelte 
er  viel  Material  zu  der  Biographie  des  ärztlichen  Dichters  Lenz  uud  gab  heraus: 
„Pandaemonium  germamcum" .  (Eine  Skizze  von  J.  R.  M.  Lenz.  Aus  dem  hand- 
schriftlichen Nachlasse  des  verstorbenen  Dichters,  Nürnberg  1819.)  Nach  D.'s 
Tode  erschien  „Das  Klima  von  Fellin"  (nach  D.*s  Beobachtungen  berechnet  von 
Neese,  Petersburg  1850). 

Recke-Napiersky,  I,  460.  —  Beise,  I,  155.  —  Inland,  1849,  Nr.  23,  Zur 
Erinnemng  an  Dumpf.  L.  Stieda. 

Dumreicher,  Johann  v.  D.  (in  den  Freiherrnstand  1866  erhoben  als 
D.  V.  Oesterreicher),  wurde  am  15.  Januar  1815  in  Triest  geboren.  In  Wien 
ausgebildet  und  1838*  promovirt,  wurde  er  bei  .Wattmann  Assistent  und  1846 
Primarchirurg.  Als  Schuh  für  Wattmann  eintrat,  übernahm  D.  die  zweite  chirur- 
gische Klinik.  Ganz  hingegeben  der  Lehraufgabe,  hat  D.  nur  wenige  grössere 
Arbeiten  veröffentlicht,  so  die  über  Hüftgelenkluxation,  über  einen  Eiseubahnapparat 
zur  Verwendung  bei  Knochenbrüchen,  über  Wundbehandlung  (letztere  in  der 
Wiener  med.  Wochenschr.).  Nach  dem  Kriege  von  1866,  in  welchem  er  sich  die 
volle  Zufriedenheit  der  österreichischen  Behörden  erwarb,  trat  er  gegen  v.  Langex- 
BECK  polemisch  auf-  und  schrieb  1877  gegen  das  moderne  ünterrichtswesen.  Lange 
herzleidend,  starb  er  am  16.  November  1880  auf  seinem  Landgute  bei  Agram. 
Seine  Richtung  in  der  Chirurgie  war  eine  im  Wesentlichen  conservative ;  mit 
seinem  SpecialcoUegen  Schuh,  resp.  später  Billroth  harmonirte  er  wenig  und 
opponirte  sich  hartnäckig  der  LiSTER^schen  Antisepsis.  ^^j 

Dun,  Sir  Patrick  D. ,  zu  Dublin,  war  im  Januar  1642  zu  Aberdeen 
geboren.  lieber  seine  Studien  ist  nichts  bekannt,  nur  weiss  man,  dass  er  frOlizeitig 
in  Dublin  als  Arzt  zu  Ansehen  gelangte  und  wahrscheinlich  1677  zum  Fellow  d^ 
dortigen  College  of  Physicians  gewählt  wurde,  dessen  Präsident  er  1681  zum  ersten 
Male  und  später  noch  öfter  war.  Die  einzige  bekannte  literarische  Arbeit  von  ihm 
ist  ein  Aufsatz:  „On  the  analysis  of  mineral  waters",  vorgetragen  1683  in  der 
Dubliner  philosophischen  Gesellschaft.  Zur  Zeit  der  Revolution  von  1688  wurde 
er  Physician  to  the  Army  in  Ireland,  1692  Mitglied  des  Irish  House  of  Commons 
und  erhielt  1696  die  Ritterwürde.  Vor  seinem  am  24.  Mai  1713  erfolgten  Tode 
hatte  er  durch  sein  Testament  eine  Professur  der  Medicin  beim  College  of  Physi- 
cians gestiftet,  die  1717  zum  ersten  Male  besetzt  wurde.  Im  Jahre  1800  gründete 
dasselbe  College  ein  Hospital,  das  noch  heute  Sir  Patrick  Dun's  Namen  führt. 

T.  W.  Reicher  in  Dublin  quart.  Joum.  of  med.  sc.  VoL42,  1866,  pag.  231.  — 
Ibid.  Vol.  II,  1846,  pag.  288.  G. 

Doncan,  Daniel  D.,  Sprosse  einer  ausgewanderten  schottischen  Familie 
und  Sohn  des  Arztes  Peter  D.  zu  Montauleau,  daselbst  1649  geboren.  Er 
studirte  zuerst  in  Toulouse  unter  Bayle  Philosophie,  dann  in  Montpellier  Mediein 
und  empfing  hier  1673  den  Doctorhnt.  Von  Paris  kehrte  er  dann  nach  Montauleau 
zurück,  wandte  sich  aber  in  Folge  des  Edicts  von  Nantes  nach  Genf.  Aueh  hier 
nach  9jähriger  Ruhe  neuen  religiösen  Verfolgungen  ausgesetzt,  ging  er  nach  Berlin, 


r 


DUNCAN.  —  DÜNGLLSON.  237 

wurde  hier  freundlich  aufgenommen  und  zum  Professor  befördert.  1707  begab  er 
sich  nach  dem  Haag,  hielt  es  hier  12  Jahre  aus  und  siedelte  endlich  nach  London 
über,  wo  er  1735  starb.  Wir  haben  von  ihm:  „Explication  nouvelle  et  mitho- 
dique  des  actions  antmales"  (Paris  1678)  —  „La  ckiviie  naturelle  etc.*'  (I.  Th., 
Montauleau  1680;  II.  und  III.  Th.,  Paris  1687;  im  Haag  1707 ;  lateinisch  Amster- 
dam 1707)  —  „Uhistoire  de  Vanimal  etc.*'  (Paris  1682,  1687;  lateinisch 
Amsterdam  1683).  —  Seine  Rathschläge  gegen  den  Missbrauch  von  Thee,  Kaffee, 
Chooolade  (zuerst  Rotterdam  1705)  wurden  in*s  Deutsche  (Leipzig  1707)  und 
Englische  (London  1716)  übersetzt.  Red. 

Duncan.  Der  Zeitfolge  nach  ist  von  den  sonstigen  verstorbenen  schottischen 
Aerzten  des  Namens  D.  zuerst  Andrew  1.  D.  zu  nennen,  1744 — 1828.  Er  wurde 
zu  Edinburg  in  St.  Andrews  ausgebildet,  wo  er  mit  einer  Dissertation  über  die  Par- 
gantien  1769  promovirt  wurde  und  publicirte  dort  eine  grosse  Reihe  von  Schriften, 
von  denen  die  meisten  jedoch  kürzere  Antrittsreden,  Gelegenheitspamphlets  etc.  sind. 
„Medical  cases  selected  from  the  records  of  the  public  diapensary  at  Edinburgh 
(Daselbst  1778;  lat.  Leyden  1783)  ist  sem  Hauptwerk.  —  Andrew  2.  D.,  zu 
Edinburg  1794  promovirt,  hat  eine  Reihe  kleinerer  Schriften  verfasst,  unter 
denen  der  Hervorhebung  bedürfen:  „Reports  of  the  practice  in  the  climcal  wards 
of  the  B.  Infirmary  of  Edinburg  1817— ISW  (Daselbst  1818)  —  „Catalogue 
of  medicinal  plants"  (Daselbst  1826)  und  „Physiological  Classification  of  the 
materia  medica**.  Auch  war  er  Mitherausgeber  der  „Annais  of  medicine"  von 
1796 — 1804.  —  Noch  ist  hier  zu  nennen  James  D.,  der  in  den  Zwanziger- 
bis  Vierziger-Jahren  in  Edinburg  prakticirte,  dort  mit  einer  Dissertation,  „De 
filaria  medinensi  etc,**  1821  doctorirte  und  literarisch  ein  reichliches  chirurgisches 
Material  in  casuistischen  Mittheilungen  verwerthete.  Grösseren  Umfanges  ist  nur 
,0»  foreign  bodies  in  the  air-passages**  (Edinburg  1835).  Red. 

'''Dimcani  James  Mathews  D. ,  zu  Aberdeen  am  Mar.  College  1846 
promovirt,  F.  R.  C.  P.  Edin.  1851,  siedelte  vor  einigen  Jahren  nach  London  über 
und  wurde  hier  1882  als  F.  R.  C.  P.  recipirt.  D.,  der  die  üblichen  Vorbereitungs- 
und Assistentenstellen  am  Bartholomäus-Hospital  durchgemacht  hatte,  war  über 
20  Jahre  als  Arzt  und  klinischer  Lehrer  der  Gynäkologie  und  Pädiatrie  an  den 
Hauptinstituten  Edinburgs  in  Wirksamkeit  und  wurde  wegen  seiner  sehr  geschätzten 
und  allgemein  bekannt  gewordenen  Arbeiten  auf  diesen  Gebieten  zum  correspon- 
direnden,  resp.  Ehrenmitgliede  der  meisten  gynäkologischen  Gesellschaften  Gross- 
britanniens, sowie  des  Continents  und  Amerikas  ernannt.  Die  Hauptwerke  siud 
folgende:  „Fecundity,  fertility  and  sterility**  (1866)  —  „Researches  in  obste- 
trics^  (1868)  —  „Perimetritis  and  parametritis^  (1869)  —  „On  sterüity  in 
icornen*'  (Gulstonian  lect.  1883).  Aelteren  Datums  sind:  „Uterine  displacements*' 
(ISbS)  —   „Statics  on  pregnancy**  (1855).  Red. 

'^^ Duncan»  EbenezerD. ,  zu  Glasgow,  beendigte  seine  medicinischen 
Studien  auf  der  dortigen  Universität  1867  und  wurde  daselbst  promovirt  1870. 
Er  trug  dann  zunächst  an  der  Glasg.  med.  school  öffentliche  Gesundheitspflege 
vor  und  wirkte  später  an  dem  Tauben-  und  Blindeninstitut  daselbst.  Seine 
Schriften  sind  grösstentheils  im  Glasg.  med.  Journ.  veröffentlicht,  so:  „Renal 
epilepsy  occurring  in parturient  women**  (1880)  —  „Sanitary  legislation"  (1882). 
Separat  erschienen :  „Typhoid  fever  its  catcse  and  prevention*'  (1875)  und  „Sms 
against  the  laics  of  health*'  (1880).  Red. 

Dunglison.  Zwei  amerikanische  Aerzte,  wahrscheinlich  Vater  und  Sohn. 
Der  Aeltere  ist  Robley  D.,  1798 — 1869,  der  eine  ganz  beträchtliche  Reihe 
fleissiger  Arbeiten  geschaffen  hat.  Die  früheste,  „Commentaries  on  diseases  of 
the  Storno^  and  bowels  of  children*' ,  erschien  in  London  1824.  Dann  folgte 
(University  of  Virginia  1827)  „Syllabus  of  the  lectures  on  medical  jurisprudencp** , 
D.'s  Hauptwerk  war  wohl  die  „Human  physiology*'  (2  Bde.,   Philadelphia  1832, 


238  DUNGLISON.  —  DUPASQÜIER. 

1836,  1844,  1856).  Ebenfalls  in  einer  Reihe  von  Ausgaben  erschien  „A  new 
dicttonary  ort  med.  science  and  literature*^  (Boston  1833;  Philadelphia,  in 
4.  Aufl.  1844;  in  7.  —  als  Medical  lexicon  —  1848;  dann  noch  daselbst  1851, 
1860,  1866;  revidirt  durch  Richard  D.  1874).  Weitere  grössere  Werke  von 
Robley  D.  sind:  „On  the  influence  of  atmosphere  and  locality  etc.**  (Phila- 
delphia 1835)  —  „General  tkerapetUics  etc.''  (Daselbst  1836) —  y,The  medicd 
Student  etc.**  (Daselbst  1837,  1844)  —  „New  remedtes  etc,*"  (Daselbst  1839, 
1841,  1846;  in  7.  Aufl.  1856)  —  „The  practice  of  medecine*'  (2  Bde.,  Daselbst 
1842;  in  3.  Aufl.  1848)  —  „Oeneral  therapeutics  and  materia  medica"  (2  Bde.. 
Daselbst  1843,  1846);  endlich  „History  of  medicine  etc.'*  (von  Richard  D., 
Philadelphia  1872,  herausgegeben).  Ausser  vielen  Antrittsreden,  Studienpro- 
grammen etc.  ist  endlich  Robley  D.  noch  als  Mitherausgeber  des  „London  Med. 
Repository"  und  als  Herausgeber  des  in  Philadelphia  1837 — 1842  erschienenen 
„American  Med.  Intelligencer"  zu  erwähnen.  —  Richard  J.  D.,  der  Jüngere, 
1858  zu  Philadelphia  promovirt,  hat,  abgesehen  von  den  Ausgaben  und  Revisionen, 
denen  er  sich,  wie  oben  ausgeführt,  unterzog,  mit  mehreren  kleineren  Arbeiten: 
Irrenstatistik  (Philadelphia  1860),  medicinisches  Bibliothekwesen  (1871)  und  Aehn- 
lichem  debütirt  und  gab  1880—1881  die  Zeitschrift  „College  and  Clinical  Record" 
in  Philadelphia  mit  heraus. 

(Nicht  zugängliche)  Biogr.  Robley  D.'s  von  Peale,  Philadelphia  1869.         Red. 

*Duilln,  Theodor  D.,  geboren  am  1.  April  1854  in  Wyganowo  bei  Kielce, 
studirte  in  Warschau  bis  1876,  wurde  nach  glänzend  bestandenem  Examen  Assistent 
der  therapeutischen  Klinik,  1878  Hausarzt  und  1880  Primararzt  am  Hospital  zum 
Kindlein  Jesus  in  Warschau ;  durch  seine  vortreffliche  Beobachtungsgabe,  scharfes, 
kritisches  Denken,  neben  gründlichem  Wissen,  nimmt  D.  eine  doroinirende  Stellung 
unter  den  jüngeren  polnischen  Klinikern  ein.  Seine  werth vollen  Arbeiten  sind 
meist  seit  1878  in  der  Gazeta  lekarska  in  Warschau  gedruckt  worden.         k   &  P 

Dunker,  Friedrich  Jakob  D. ,  geboren  zu  Pyrmont,  woselbst  sein 
Vater  Brunnenarzt  war,  studirte  Medicin  in  Göttingen  („Diss,  inaug.  de  typo 
morhorum^J,  woselbst  er  1789  Dr.  med.  wurde,  kam  1794  mit  dem  Freiherm 
von  Marsch  als  dessen  Hausarzt  nach  Russland,  ging  dann  nach  Deutschland 
zurück  und  starb  1805. 

Recke-Napiersky,  I,  461.  L.  Stieda. 

Duno,  Thaddäus  D.  (DüNüS),  geboren  zu  Lucarno  1523,  fand,  als  im 
Jahre  1555  die  Verbannung  über  ihn  verhängt  wurde,  eine  Zuflucht  in  Zürich 
und  wurde  ein  vertrauter  Freund  C.  Gessner's.  Er  prakticirte  und  trieb  eine 
umfangreiche  Schriftstellerei ,  die  jedoch  einer  grossen  Reihe  aussermedicinischer 
Arbeiten  gewidmet  war,  so  unter  Anderem  biblischen  Fragen ,  der  Kalenderkunst, 
der  Sprachforschung.  Von  medicinischen  Schriften  hinterliess  er  bei  seinem  1613 
erfolgten  Tode:  „MuUehrium  morhorum  omnis  genests  remedia  etc.'*  (Strassbui^ 
1565) —  „Epistolae  medicinales  etc.**  (Zürich  1592;  handeln  über  die  Oxymele, 
Therapie  der  Pleuritiden,  der  Gelenkleiden,  Semitertianfieber  u.  A.). 

Biogr.  med.  III.  Red. 

Duparque,  F.  D. ,  Lebensdaten  nicht  überliefert,  ist  der  Verfasser  von 
yjlistoire  co7nplete  des  ruptures  et  des  d^chirures  de  Viitdrus,  du  vagin  et  du 
p4nni*^  (Paris  1837,  1839;  englisch  von  Jos.  Warington,  Philadelphia  1837; 
deutsch  von  Nevermann,  Quedlinburg  und  Leipzig  1838)  und  kleinerer  casuistischer 
Mittheilungen.  jj^^ 

Dupasquier,  G.-A.  D.,  französischer  Chemiker  und  Arzt,  geboren  1793 
in  Cherry  (Rhone),  gestorben  1848  in  Lyon,  studirte  Naturwissenschaften  und 
Medicin  unter  Focrcroy,  Gay-Lussac,  Corvisart,  Geoffroy  St.  Hilaire  und 
CüViER.  Seine  ärztliche  Laufbahn  war  nicht  vom  Erfolg  begleitet,  und  er  widmete 


DÜPASQUIEB.  —  DCPONT.  239 

sieh  deshalb  ganz  der  Chemie,  für  die  er  grosse  Begabung  und  Vorliebe  zeigte. 
1834  wurde  er  Professor  an  der  £cole  de  la  Martini^re  in  Lyon  und  erwarb  sieh 
bald  als  Lehrer  einen  geachteten  Namen ;  er  ist  Verfasser  einer  grossen  Menge 
von  chemischen  Abhandlangen,  von  denen  sich  die  bekanntesten  auf  die  Unter- 
snehnng  der  Schwefel wftsser  und  Schwefelthermen  beziehen.  Unger. 

Dnplanll,  J.-D.  D.,  französischer  Arzt ,  hervorgegangen  aus  der  Facultät 
von  Montpellier,  geboren  in  Argenteuil  1740,  gestorben  daselbst  1802,  war  Arzt 
des  Herzogs  von  Artois,  tibersetzte  einige  englische  Werke  und  verfasste  „MSdecin 
du  voyageur"  (Paris  1801).  Unger. 

*Duplay,  Simon-Emmanuel  D.,  zu  Paris,  ist  daselbst  am  10.  September 
1836  als  der  Sohn  des  1872  verstorbenen  Hospitalarztes  A u g u s t e  D.  geboren, 
studirte  bei  der  Pariser  med.  Facultfit,  bei  welcher  er  1862  Aide  d'anatomie  und 
1866  mit  der  These  „Des  collections  sSreuses  et  hydatiques  de  Vatne**,  für  die 
er  den  Preis  Barbier  erhielt,  Doctor  und  in  demselben  Jahre  Prosector  wurde. 
1866  wurde  er  Professeur  agrögö  für  die  Chirurgie  mit  der  These  „De  la  Tiernie 
omhilicale** ,  1867  Chirurg  des  Bureau  central,  1871  des  Höp.  de  Lourcine, 
1872  des  Höp.  Saint -Antoine.  Von  1862 — 67  hielt  er  Vorträge  über  Anatomie 
und  operative  Chirurgie  und  vertrat  1872  Laugiek  in  der  chirurgischen  Klinik 
der  Piti^.  Seine  zahlreichen  Arbeiten  sind  in  den  Bulletins  de  la  Soc.  anat.,  der 
Union  mödicale,  dem  Dict.  encyclop.  des  sc.  m6d.,  den  Bulletins  de  la  Soc.  de  chir. 
enthalten,  namentlich  aber  auch  in  den  Archives  g6n6rales  de  m6dec.,  deren  Director 
fQr  den  chirurgischen  Theil  er  seit  1867  ist.  Sein  noch  im  Erscheinen  begriffenes 
Hauptwerk  aber  ist  die  Fortsetzung  (von  T.  HI,  1874  an)  des  von  Follin  be- 
gonnenen, aber  durch  dessen  Tod  unterbrochenen :  „  TraüS  dÜmentaire  de  pathologie 
externe".  Ausserdem  ist  von  ihm  noch  anzuführen:  „De  Vhypoapadias  p^ineo- 
scrotcd  et  de  son  traitement  chirurgical^  (Paris  1874,  av.  2  pl.)  und  seine: 
„Conferences  de  cUnique  chirurgicale  faites  h  Kapital  Saint-Louis  et  Saint- 
Antoine"  (Theil  1  und  2,  Paris  1877 — 79).  Auch  gab  er  zusammen  mit  J.-P.  Morat 
heraus:  „Recherches  sur  la  nature  et  la  pathogSnie  de  Vulchre  perforatU  du 
pied  (mal  plantaire  perforant)"  (Paris  1873). 

Glaeser,  pag.  215.  G. 

*Duplouy,  Charles-Jean  D. ,  Professor  der  chii'urgischen  Klinik  an 
der  Schule  für  Schiffsmedicin  zu  Rochefort,  ist  zu  Angouleme  (Charente)  geboren, 
wurde  zu  Montpellier  1857  Doctor  mit  der  These:  „De  Vamputation  de  Ckopart, 
constdSrie  surtout  au  point  de  vue  des  suües".  Von  seinen  Arbeiten  sind  zu 
erwähnen:  „Nouveau  cas  d^asphyxie par  Vintroduction  d^un  poisson  oivarU  daris 
le  larynx"  (Gaz.  des  höpit.  1863)  —  „Luxation  laterale  complHe  de  la  5,  vertebre 
cervicale  en  avant,  etc,"  (Arch.  de  med.  navale  1864)  —  „Lisions  traumatiques  du 
globe  oculaire"  (Ebenda)  —  „De  Vur^throtamie  interne"  (Ebenda  1866)  —  „Lettre 
a  M,  le  prof.  Fonssagrives  sur  Vaspiratxon  soua-cutande  appliquSe  ä  la 
pneumatose  intestinale  et  ä  la  Jiernie  Äranglde"  (Gaz.  hebdomad.  1871)  — 
„MSm,  sur  vne  tumeur  adSnoide  occupant  la  totalitS  du  sein  gauche ,  £un 
tolume  Snorme]  ablation"  (Travaux  de  la  Soc.  d'agric,  belles-lettres  etc.  de 
Koehefort,  1863 — 64)  —  „MSm.  sur  Vophthalmoscopie"  (Ebenda  1864).  Ausserdem 
eine  Reihe  von  Recensionen  in  den  Arch.  de  m6d.  navale  (1864 — 72). 

Berger  et  Rey,  pag.  82,  256.  G. 

Dnponty  Ch.-P.  D. ,  französischer  Naturforscher  und  Arzt,  stammte  von 
annen  Eltern,  studirte  in  der  freien  Zeit,  die  ihm  sein  Amt  als  Finanzbeamter 
flbrig  liess,  Naturwissenschaften  und  Medicin  und  legte  eine  interessante  Sammlung 
von  Vögeln,  Amphibien  und  Insecten  an,  die  er  auf  einer  Reise  nach  Egypten 
gesammelt,  und  von  denen  er  Präparate  in  Wachs  anfertigte.  Er  war  1795  in 
Bayern  geboren  und  starb  in  Paris  1828.  Schriften  hiuterliess  er  nicht.        Unger 


240  DUPORT.  —  DUPUYTREN. 

Duport,  Fr  an  9  oi  8  D.,  französiRcher  Arzt,  geboren  1540  in  Paris, 
gestorben  daselbst  1617,  machte  sich  dnrch  folgende  Publicationen  bekannt:  „De 
signis  rtiorborum  libri  IV  cum  annotattombus"  (Paris  1584)  und  „Medioa  decas 
ejusdem  commentariis  illustrata^  (Daselbst  1613 ;  französisch  von  Düfoüb,  1694). 

Unger. 

*DTipre,  Germain  D.,  geboren  zu  Argelös  (Hautes-Pyrönöes),  wurde  in 
Montpellier  Dr.  med.  (Cordat)  und  zu  Paris  Doctor  der  Chirurgie  (Velpkau  und 
LiSFRANC).  In  Montpellier  wurde  er  1852  Professor  der  klinischen  Medicin  und 
später  M^decin  en  chef  am  Thöpital  St.  Eloi.  D. ,  welcher  Akademiemitglied, 
Senator  etc.  ist,  hat  die  Literatur  der  klinischen  Medicin  im  engeren  Sinne  durch 
zahlreiche  Specialartikel  bereichert.  ßed 

DuprÄ-de-Lisle,  aus  der  Provence,  war  in  der  zweiten  Hälfte  des  vorigen 
Jahrhunderts  Marinearzt  und  bei  dem  Hotel  du  Roi  angestellt  und  verewigte  seinen 
Namen  durch  den  „TratU  des  maladies  de  la  poitrine ,  connues  soics  le  nom 
de phthisie pulmonaire"  (Paris  1769).  Auch  schrieb  er  einen  „TraiU  des  ISsions 
de  la  tUe  par  contrecoup"  (Daselbst  1770),  einen  „TraiU  sur  le  vice  cancd- 
reiix"  (Daselbst  gleichzeitig)  und  eine  Admissionsthese  zur  Zulassung  in  die  Facultö 
de  mMecine  über  das  Miliarfieber  bei  Wöchnerinnen,*  welche  1779  in  Paris 
gedruckt  wurde. 

Dict.  hist.  II.  Red. 

Dupuy,  J.-C.  D.,  französischer  Marinearzt,  geboren  in  Niont  1674,  gestorben 
1757  in  Rochefort,  publicirte  ausser  mehreren  Abhandlungen  in  der  Pariser  Aka- 
demie der  Wissenschaften  ein  „Manuel  des  Operations  de  Chirurgie^  (Toulon  1726). 

Unger. 

Dupuy.  Von  den  weiteren  sehr  zahlreichen  Trägern  dieses  Namens 
bedürfen  der  Erwähnung :  *S.-P.  PaulD. ,  der  1857  mit  einer  Abhandlung  über 
Perubalsam  proinovirt  wurde  und  weiterhin  ausser  kleinen  Schriften  philosophischen 
Inhaltes  zwei  Arbeiten  über  Muskelarbeit  und  Muskelermüdung  (Paris  1869) 
publicirte;  und  *Eug6ne  D.,  Verfasser  von  „Examen  de  quelques  points  de  la 
Physiologie  du  cerveau**  (Paris  1873)  und  kleinerer  Arbeiten  aus  dem  Gebiete 
der  Neurologie.  ß^j 

Dupuytren,  Guillaume  Baron  1).,  der  berühmteste  französische  Chirurg 
im  ersten  Drittel  des  19.  Jahrhunderts,  war  am  5.  October  1778*)  zu  Pierre- 
Buffiere,  einer  sehr  kleinen  Stadt  der  Haute- Vienne ,  bei  Limoges,  geboren,  kam 
im  Alter  von  12  Jahren  nach  Paris,  begann  sehr  jung  das  Studium  der  Anatomie 
und  Chirurgie,  wurde  bereits  1794  Prosector  und  hielt  sehr  besuchte  Vorlesungen. 
1801  zum  Chef  des  travaux  anatomiques  ernannt,  beschäftigte  er  sich  viel  mit 
pathologischer  Anatomie,  wobei  Baylr  sein  Gehilfe  war,  las  über  dieselbe  und 
schrieb  die  These  „Proposition^  sur  quelques  points  d' ana^iomie,  de  physiologie 
et  d'anatomie  pathologique"  (1803).  1802  war  er  bereits  durch  Concurs  Chirurgien 
en  second  am  Hotol-Dieu  geworden,  bei  welchem  er  1808  zum  Chirurgien  en  chef 
adjoint  und  1815  zum  Chirurgien  en  chef,  an  Pelletan's  Stelle,  ernannt  wurde, 
nachdem  er  durch  einen  sehr  glänzenden  Concurs  auch  den  durch  Sabatier's  Tod 
erledigten  Lehrstuhl  der  operativen  Chirurgie  im  Jahre  1812  erlangt  hatte.  Seine 
These  bei  diesem  Concurse  war  „Sur  la  lithotomie^.  Er  hatte  bis  zu  dieser  Zeit, 
von  1801  an,  bereits  eine  ganze  Reihe  von  anatomischen,  physiologischen  und 
pathologisch  -  anatomischen  Arbeiten  der  verschiedensten  Art  veröffentlicht;  ferner 
solche  über  die  mcphitischen  Ausdünstungen  der  Senkgruben  und  die  dadurch  bei  den 
Cloakenarbeitern  herbeigeführten  Asphyxien,  über  Diabetes  mellitus  u.  s.  w.  Auch 
war  er,  als  bei  der  feindlichen  Invasion  1814    unter  den  Mauern  von  Paris  noch 


♦)  Diese  Jahreszahl  giebt  die  Biogr.  med.  und  Larrey  an,  während  die  Notice 
histor.  an  der  Spitze  von  D.'s  Le^ons  orales,  ebenso  wie  Pariset  das  Jahr  1777  als  Geburts- 
jahr bezeichnen. 


DUPUYTREN.  241 

gi^kämpfl  wurde,  mit  seinen  Schülern  den  Verwundeten  zu  Hilfe  geeilt.   Nachdem 

er  einmal  an  die  Spitze  des  Hotel-Dien  gestellt  war,    hat  er  es  verstanden,  seine 

Klinik  zu  einer  der  berühmtesten  in  der  Welt  zu  machen.  Seine  Pflichttreue,  seine 

Arbeitskraft  und  die  übrigen  glänzenden  Eigenschaften,    die  er  dabei  entwickelte, 

waren  aber  auch  bewundemswerth.  Jeden  Tag  von  6 — 9  Uhr  Morgens  machte  er 

seine  erste  Visite  und  von  6 — 7  Uhr  Abends  die  zweite ;  auf  die  Morgen- Visite,  bei 

der  er  alle  Verbände  selbst  anlegte,  folgte  ein  einstündiger  klinischer  Vortrag,  dann 

kamen  die  Operationen,  die  auszuführen  waren ,  an  die  Keihe,  ferner  die  ambulanten 

Kranken,  die  Sectionen  u.  s.  w.,  so  dass  er  wenigstens  5  Stunden  jeden  Morgen 

im  Hospital  zubrachte,  in  welcher  Zeit  er  sich  ganz  und  gar  den  Hospital-  und  in 

Menge  zuströmenden  poliklinischen  Kranken  und  dem  Unterricht  mit  einem  Eifer 

und  einer  Strenge  widmete,  die  er  auch  von  Untergebenen  und  Schülern  verlangte. 

Sein  diagnostischer  Scharfblick  hatte   bisweilen    etwas  Divinatorisches ;    gleichwohl 

berficksichtigte    er    mit    grösster  Sorgfalt   alle   aus   der  Anamnese    oder  aus   der 

(ibjectiven  Untersuchung  zu  entnehmenden   einzelnen   Umstände,    welche  ihn    auf 

die  richtige  Diagnose  führen  oder  dieselbe  sichern  konnten  und  suchte  sich  durch 

sehr  präcise   an    den   Kranken   gerichtete   und   von   diesem   ebenso   bestimmt   zu 

beantwortende   Fragen    weitere  Aufklärung  zu  verschaffen.     Sein   grösstes  Talent 

aber  war   das  des  Vortrages,    der   durch  seine  Klarheit,    die  tiefe  Kenntniss   des 

Gegenstandes    und    die   Methodik    seiner    Anordnung   die  Zuhörer   hinriss.     Sein 

operatives  Talent  kam  erst  an  zweiter  Stelle.    Er  unternahm  keine  Operation,  die 

er  nicht  für  dringend   oder   unumgänglich    hielt,    und  erst  nachdem   alle   anderen 

Eventualitäten  der  Heilung  erschöpft  waren.  Hatte  er  aber  die  Operation  beschlossen, 

so  traf  er  alle  Vorbereitungen  zu  derselben   mit   der  grössten  Sorgfalt,  Ruhe  und 

Vdranssicht  und  bewahrte  bei    derselben,   allen   unvorhergesehenen  Vorkommnissen 

gregenüber,    die  unerschütterlichste   Kaltblütigkeit.     Die  Ausführung  der  Operation 

>elb8t  geschah  mit  mehr  Sicherheit  als  Eleganz ,    auch   legte   er  auf  erstere  mehr 

Werth   als   auf  Schnelligkeit.     Während   er   in    seinem  Hospital    die  ausführliche 

Registrirung  der  vorgekommenen  Beobachtungen  überwachte,  widmete  er  auch  sonst 

noch  einen  grossen  Theil  seiner  Zeit  seinem  Amte,  nämlich  den  Sitzungen  in  den 

Akademien,  den  Berathungen  in  der  Universität,    so    dass   für   seine  Privatpraxis 

blos    seine    Consultationsstunde    und    die   Pausen    zwischen    seinen    verschiedenen 

officiellen  Greschäften  übrig  blieben;  die  armen  und  die  Hospital-Kranken  genossen 

bei  ihm  einen  entschiedenen  Vorzug  vor  den  Privat-Patienten.  —  Sehen  wir  jetzt, 

welche  Förderung  die  Anatomie,  Physiologie,  Pathologie,  namentlich  aber  die  Chirurgie 

ihm  zu  danken  hat ,  so  ist  zunächst  anzuführen ,   dass  sehr  Viel  davon  nicht  durch 

ihn  selbst,  sondern  durch  seine  Schüler  publicirt  worden  ist.     Dahin    gehören  für 

die   frühere   Zeit:    Marandel's  „Essai  sur  les  irritations"   (Paris  1807,  4.)   und 

Jean  Cruveilhier's  „Essai  sur  Tanatomie  pathologie  en  g6n6ral"  (Paris  1?16,  4.), 

sowie  für  die  darauf  folgende  Zeit :  L.  J.  Sanson  und  L.  J.  Begin  „De  la  mfedecine 

operatoire  par  R.  B.  Sabatier"  (4  Bde.,  Paris   1822 — 24),  6.  Guärix  in  seiner 

Uebereetzung  von  J.  Thomson*s    „De  la  taille  laterale   suivant   W.  Cbeselden" 

Taris    1818)    [Beschreibung    von    D.'s    Steinschnittmethode],    dann    Breschet's 

„Repertoire   g^nöral  d'anatomie    et   de   physiologie    pathologiques    et   de   clinique 

chirurgicale"    (1826  —  29),    vor    Allem    aber    die    „Legons    orales    de    clinique 

chirurgicale  faites  h  V Hotel- Dieu  de  Paria ;   rec.   et  pubL  par  une  societd  de 

inedecins"    (4  Bde.,  Paris   1830 — 34;  zwei  belgische  Nachdrücke  Brüssel  1834; 

deutsche  Uebersetzungen  von  E>r.  Beck  und  Rüd.  Leonitardi,  Leipzig  1832 — 35 

und  von  G.  Weyland,  Paris  1832,  34 ;  englische  Uebersetzungen  von  A.  Sidney 

DOAXE,   New  York  1833  und  Boston  1833;  Italien.  Uebers.  Venedig  1834,  35; 

dänische  Uebers.  von  J.  Rörbye,  Kopenhagen  1835);  davon:  „Deuxihne  Edition 

enti^reinent    refondue    par    Brierre    de    B oismont    H    Marx"    (6   Bde., 

Paris  1839;   deutsche  Uebers.  von  H.  E.  Flies,  Quedlinburg  1840 — 46);  endlich 

der  „  Traiti  theorique  et  pratique  des  hlessures  par  annes  de  guerre,  HSdige  .... 

H  publik  saus    sa    direction   par    A,    Faillard    et    Marx'^     (Paris    1834; 

BioRT  Lexikon  II.  16 


242  DÜPÜYTEEN. 

deutsche  Uebers.  von  M.  Kalisch,  Berlin  1836),  sowie  in  Betreff  seiner  Operations- 
methoden :  Roche  et  Sanson  „Nouveaux  ölömens  de  pathologie  mMico-ehimrgicale" 
(4  Bde.,  Paris  1825 — 28).  Die  hauptsächlichsten  seiner  eigenen  Abhandlungen 
aus  der  Chirurgie  waren,  ausser  den  schon  genannten,  über  die  Fracturen  bei 
Kindern  (1811),  Aber  die  Amputation  des  Unterkiefers  (1814),  über  die  Arterien- 
Ligatur  an  Stelle  der  Amputation  bei  mit  Aneurysmen  complicirteo  Fracturen  (1815), 
über  die  Ligatur  der  Haupt-Arterienstämme  (1816),  über  die  Fractur  der  Fibula 
(1819),  Bericht  über  die  Ermordung  des  Herzogs  von  Berry  (1820),  über  eine 
neue  Methode  des  Steinschnittes  (1824),  über  eine  neue  Behandlungsweise  des 
künstlichen  Afters  (1825),  über  die  angeborenen  Oberscheukel-Luxationen  (1827), 
über  den  Yaginalkatarrh  junger  Mädchen  (1827),  über  Erweiterung  der  Harnröhre 
(1827),  über  Arterien  -  Ligatur  nach  Anel  bei  gewissen  Schussverletzungen  der 
Arterien  (1828),  über  die  varicösen  Aneurysmen  (1829).  Vor  Allem  sind  es  die 
^Le^ons  orales"  in  ihrer  2.  Ausgabe,  denen  (als  Tome  VI)  auch  die  „Blessures 
par  armes  de  guerre"  angeschlossen  sind,  welche  eine  Fundgrube 'für  Dupuytrex's 
Doctrinen  enthalten,  unter  denen*  wir  die  hauptsächlichsten  andeutungsweise 
liervorheben  wollen.  Was  zunächst  die  Schusswunden  anlangt,  so  hatte  D.,  ausser 
1814,  auch  während  der  Juli-Revolution  1830  eine  reiche  Oeiegenheit  gehabt 
neue  Erfahrungen  über  dieselben  zu  sammeln.  Die  von  ihm  herrührende  Eio- 
theilung  der  Verbrennungen  ist  vielfach  auch  von  Anderen  angenommen  worden. 
Seine  Behandlung  der  Narben  hatte  zu  einer  Polemik  zwischen  ihm  und  Delpech 
Anlass  gegeben.  Die  Oangraena  senilis  beschrieb  er  unter  dem  Namen  „gangr^ne 
S3rmptomatique  de  Tart^rite".  Unter  den  Geschwülsten  hat  er  auf  die  im  Knochen 
vorkommenden  Echinococcuscysten  aufmerksam  gemacht  und  die  Entstehung  der 
Keiskörper  in  den  ausgedehnten  Sehnenschleimbeuteln  zu  deuten  gesucht,  auch  mit 
den  gefftssreichen  Krebsgeschwülsten  unter  dem  Namen  Fungus  haematodes  sich 
näher  beschäftigt,  sowie  den  Carbunkel  genau  von  der  Pustula  maligna  des  Mibs- 
brandes  unterschieden.  Er  war  in  Frankreich  einer  der  Ersten,  welcher  Ligaturen 
der  grossen  Arterien  (Subclavia,  Carotis,  Iliaca  exi.)  ausführte  und  seine  Auf- 
merksamkeit den  traumatischen  Aneurysmen,  besonders  dem  falschen  Aneurysma 
der  Ellenbeuge  und  dem  Aneurysma  varicosum  zuwendete,  auch  den  Mechanis- 
mus des  Lufteintrittes  in  die  Venen  zu  erforschen  suchte  und  sich  die  Be- 
handlung der  Erkrankungen  der  Venen,  wie  der  Varicocele  und  der  Hämorrhoiden 
besonders  angelegen  sein  Hess.  Das  Delirium  nervosum  unterschied  er  zuerst 
vom  Delirium  tremens.  Bei  der  Lehre  von  den  Fracturen  sind  seine  Unter- 
suchungen über  die  Caliusbildung  bekannt,  femer  die  Specialarbeiten  über  die 
Fracturen  des  unteren  Radius-  und  Fibulaendes,  sowie  über  die  dififerentielle 
Diagnose  der  Fracturen  und  Luxationen  des  Humerus;  auch  war  er  einer  der 
Ersten,  die  sich  mit  der  Einrenkung  veralteter  Luxationen  beschäftigten.  Nicht 
minder  sind  mit  seinem  Namen  verknüpft  die  Verkrümmungen  der  Finger,  die 
Exostose  der  grossen  Zehe,  der  eingewachsene  Nagel  an  derselben.  Auch  mit 
den  Augenkrankheiten  hat  er  sich  vielfach  beschäftigt,  namentlich  der  Behandlung 
der  Thränenfistel ;  er  gab  femer  die  beste  Beschreibung  von  der  blennorrhoischen 
Ophthalmie.  Ueber  die  Herzverletzungen  sich  auszulassen  bot  ihm  der  Tod  des 
Herzogs  von  Berry  Anlass;  dazu  kamen  die  Betrachtungen  über  das  traumatische 
Emphysem.  Auch  die  Wirbel-Caries  und  die  von  derselben  abhängigen  Abscesae 
beschäftigten  ihn;  ebenso  die  Incarceratio  interna.  Bei  den  Hernien  zeigte  er  das 
häufige  Vorkommen  der  Einklemmung  im  Bruchsackhalse;  bekannt  ist  seine  Be- 
handlungsweise des  künstlichen  Afters  mit  dem  von  ihm  erfundenen  Ent^rotom. 
Auch  bei  den  Erkrankungen  der  männlichen  und  weiblichen  Genitalien  und  Ham- 
organe  ist  ihm  manches  zu  besserer  Erkenntniss  und  zweckmässigerer  Behandlung 
Beitragende  zu  danken.  —  Unter  den  von  D.  ausgeführten  Operationen  sind  die 
Resectionen  am  Unterkiefer  (seit  1812)  von  ihm  als  einem  der  Ersten  gemacht 
worden,  auch  interessirte  er  sich  für  den  vorzugsweise  von  ihm  ausgeführten 
bilateralen   Steinschnitt   so,   dass    er,    da   er   am   Ende   seines  Lebens  eine  Aber 


DUPUYTREN.  —  DÜRANDE.  -  243 

denselben  von  ihm  begonneno  Schrift  nicht  mehr  zu  Ende  zu  führen  vermochte, 
testamentarisch  deren  Vollendung  seinen  Schttlern  und  Freunden  Sanson  und  B£:aiN 
tibertrug,  die  denn  auch  das  j^MSm,  aur  une  manüre  nouvelle  de  pratiquer 
fopiration  de  la  pierre"  (Paris  1836,  foL;  2  Nachdrücke,  Brüssel  1836;  deutsche 
üebersetzungen  von  F.  Reichsieister  ,  Leipzig  1837  und  Weimar  1837)  nach 
seinem  Tode  herausgaben.  —  Fügen  wir  hinzu,  um  D.'s  Vielseitigkeit  anzudeuten, 
dass  er  früher  filoges  de  Coävisart,  de  Richard  (1821),  de  Pinel  (1826), 
einen  „Rapport  sur  la  fövre  jaune"  (1826)  und  später  „Lettre  et  legons  sur 
le  siige,  la  natura  et  le  traitement  du  choUra  -  morbiM ;  rec,  et  pübL  par 
Ä,  Palliar d  et  Marx"  (1832)  hatte  erscheinen  lassen,  so  ist  damit  nur  eine 
schwache  Andeutung  von  seiner  Thätigkeit  auf  dem  Gebiete  der  Gesammt-Medicin 
gegeben.  —  Der  rastlos  thfttige  Mann,  welcher  die  höchste  Staffel  des  Ruhmes 
erklommen  hatte,  der  neben  seinem  Lehramte  Leibchirurg  der  Könige  Ludwig  XVIU. 
und  Karl  X.,  Baron,  Mitglied  des  Conseil  de  salubrit6,  Inspecteur  g^neral  der 
üniversitÄt  gewcfrden  war,  wurde  im  November  1833  von  einem  leichten  Schlag- 
anfalle getroffen ,  suchte  noch  einige  Monate  dagegen  anzukämpfen,  musste  aber  im 
Frühjahr  1834,  nach  mehr  als  30jähriger  ununterbrochener  Thätigkeit  im  Hötel-Dieu, 
diese  zum  ersten  Male  unterbrechen.  Er  machte  eine  Reise  nach  Italien,  die  einem 
fortgesetzten  Triumphzuge  glich,  kehrte  von  dort  nach  nicht  langer  Zeit  zurück, 
nabm  seine  Lehrthätigkeit  wieder  auf,  aber  es  ging  bald  mehr  und  mehr  mit 
seiner  Gesundheit  abwärts  und  am  8.  Februar  1835  erfolgte  sein  Tod,  nachdem 
er  (neben* den  4  Millionen  Franken,  die  er  seiner  Tochter  hinterliess,  und  neben 
anderen  Legaten)  testamentarisch  der  medicinischen  Facultät  200.000  Franken  zur 
Gründung  eines  Lehrstuhles  der  pathologischen  Anatomie  vermacht  hatte.  Da 
indessen  der  Staat  diese  Pflicht  übernahm,  konnte  die  genannte  Summe  zur  Grün- 
dung des  Mus6e  Dupuytren  verwendet  werden.  —  34  Jahre  später  (im  October 
1869)  wurde  eine  ihm  in  seinem  Geburtsorte  errichtete  Statue  eingeweiht. 

E.  Pariset,  äloge  du  baron  G.  Dapuytrcn.  Paris  18)6  uad  Histoire  des  msmbres  etc. 
T.  II.  pag.  105.  —  Notice  historique  sur  Dupuytrea.  LeQoas  or.iles  etc.  2.  edit.  18 59,  T.  I, 
pag.  V.  —  Baron  Larrey,  Discours  ,  .  .  .  k  l'iniugaratiou  di  la  statue  de  Guill.  Dupuytren 
....  Paris  1869,  4.  --  Callisen,  V,  pag.  458-5L;  XXVII,  pag.  373-92.  Gurlt. 

*Duraild-Pardel,  Ch.-L. -Maxime  D.-F. ,  Inspeateur  der  Quellen  von 
Haute-Rive  in  Vichy,  lebt  zu  Paris,  wo  er  am  13.  August  1840  nach  dort  vollen- 
detem Studium  seine  Wirksamkeit  begann.  Die  früheste  Serie  seiner  Schriften  (1839 
bis  1848)  war  der  Physiologie  und  Pathologie  des  Gehirns  gewidmet;  seine  späteren 
Arbeiten  beschäftigen  sich  hauptsächlich  mit  der  Wirkung  der  Thermalwässer  von 
Vichy  und  erschienen  unter  entsprechenden  Titeln  1849  bis  1872.  Hervorzuheben 
sind  unter  diesen  „Des  eaux  de  Vieh/  etc."  (Paris  1861)  und  „TrailS  thera- 
peutique  des  eaux  minSraUs  de  France  et  de  Vetranger  etc,"  (Daselbst  1857, 
mit  colorirter  Karte).  Daneben  wrfl*  D.-P.  jedoch  auch  im  klinischen  Fache'  her- 
vorragend schriftstellerisch  thätig;  „Trait4  pratique  des  maladies  chronique^" 
(Paris  1868)  —  „Trait6  pratiques  des  maladies  des  vieillards"  (Daselbst  1873), 
hatte  Gelegenheit,  „Une  mi<tsion  midicale  en  Chine"  (Bericht  an  den  Handels- 
and Ackerbauminister  mit  einer  Darstellung  der  ostasiatischen  Quarautäneu,  Paris 
1877)  zu  schreiben  und  gab  mit  Le  Beet,  Lefort  und  FRAxgors  1860  das 
^Dictionnaire  gönöral  des  eaux  minörales  et  d'hydrologie  medicale"  heraus.      Red. 

Durande,  Jean-Pran^ois  D. ,  aus  Dijon,  welcher  (bei  unbekanntem 
Geburtsjahre)  am  23.  Januar  1791  starb,  verdient  P^i-wähnung  als  Erfinder  des  nach 
ihm  benannten  Mittels,  niedergelegt  in  der  Schrift:  „Obseroations  sur  VefficacitS  du 
mSlange  d'dtker  sulfurique  et  d'huile  volatile  de  thSrebintkine  dans  les  coliques 
hipatiquei  produites  par  des  pierres  biUaires"  (Paris  1770).  Im  üebrigen  war  D. 
Botaniker  und  zeichnete  sich,  seit  1774  Mitglied  der  Akademie  in  Dijon,  auf  diesem 
Gebiete  und  dem  der  Chemie  aus.  Von  hygienischem  Interesse  ist  seine  Monographie  : 
yf Memoire  sur  Vabus  de  V ensevelissemeat  des  morts"  (Strassburg  1789). 

Biogr.  m6d.  III.  Red. 

16* 


^ 


244  DURANTE.  —  DüROI. 

^Durante,  Castor  D.,  ans  Goaldo  (Umbrien),  war  Dichter  und  Arzt  und 
studirte  in  der  zweiten  Hälfte  des  16.  Jahrhunderts  an  der  Sapienza  in  Rom.  Die 
Ueberlieferung,  dass  er  Arzt  des  Papstes  Sixtus  V.  gewesen  sei,  wird  durch 
keine  authentische  Notiz  beglaubigt.  Wegen  seines  botanischen  Werkes  ^  Herbario 
nuovo^  widmete  ihm  Plumier  die  Pflanzengattung  „Ca«torea"  (von  Linke  aus 
demselben  Grunde  „Duranta"  benannt).  Mehr  mit  der  Medicin  hat  sich  D. ,  der 
1590  in  Viterbo  starb,  durch  folgende  Schriften  in  Berithrung  gebracht:  pDe 
bonitate  et  vitto  alinientorum  centuria"  (Pesaro  1565,  1594;  Rom  1585;  ital, 
als  „Tesoro  della  samtate^  [Venedig  1586,  1629;  Rom  1632])  und  „De  usii 
radicis  et  foUorum  mechoacanae^  (Antwerpen  1587).  Auf  den  Tabak  hatte  er 
ein  lateinisches  Epigramma  gedichtet  (posthum  Utrecht  1644). 

Biogr.  ro^d.  III.  Red. 

Duret.  Zwei  französische  Aerzte,  Vater  und  Sohn.  Der  Erstere,  Louis  D., 
in  Baug6-la-Ville  1527  geboren,  hatte  bereits  gründliche  Sprachstudien  gemacht 
und  war  Licentiat  der  Philosophie,  als  er  1552  in  Paris  das  Studium  der  Medicin 
mit  vollem  Eifer  ergriff.  Er  wurde  Leibarzt  bei  Karl  IX.,  sowie  bei  Heinrich III., 
Professor  am  College  de  France  1568 — 1586  und  starb  in  dieser  Stellung  am 
22.  Januar  des  letztgenannten  Jahres.  D.  galt  als  ein  eminentes  Sprachtalent,  soll 
den  HiPPOKRATES  vollständig  auswendig  gewusst  haben  und  ein  Arabist  ersten 
Ranges  gewesen  sein.  Er  hat  daneben  allerdings  auch  den  Ruf,  in  die  Alten 
manche  Feinheit  erst  hineininterpretirt  zu  haben,  ein  Bestreben,  welches  die 
Sympathie  seines  Zeitalters  für  sich  hatte.  Seine  Arbeitsrichtung  wird  durch  die 
folgenden  Schriften  gekennzeichnet :  „  Commentaire  sur  les  six  premihres  sections 
des  aphorisnies  d^ Hippocrate"  und  „  TrattS  des  maladies  des  feimnes^  (diese 
beiden  wurden  nicht  in  Dnick  gegeben)  —  y,  Adver sarie  in  Jac.  Hallerit  libr, 
de  morbis  intemis^  —  „Interpretationes  et  enarrattones  in  magni  Hippocratis 
Coacas  praenotiones^  —  „In  magni  Hippocratis  Itbrum  de  himorOms  purgan- 
dis  etc.  commentarii"  (diese  erschienen  sämmtlich  posthum,  das  erste  Paris  1587; 
die  Interpretationes  Daselbst  1588  und  später  in  Strassburg  1633,  Genf  1665, 
Leyden  1737,  Lyon  1784;  die  Commentarien  Paris  1631,  Leipzig  1745).  Glaub- 
haft wird  erzählt,  dass  D.,  der  Vater,  an  seinen  HiPFOKRATES-Ausgaben  30  Jahre 
gearbeitet  habe.  —  Die  Besorgung  der  Ausgaben  fiel  dem  Sohne,  Jean  D. ,  zu, 
der  in  Paris  1563  geboren  wurde  und  seinem  Vater  auf  den  Lehrstuhl  am  College  de 
France  1586  folgte.  1600  resignirte  er  zu  Gunsten  P.  Següin's,  wurde  1610  zum 
Leibarzt  der  Königin  Maria  von  Medicis  ernannt  und  starb  am  31.  August 
1629.  An  eigenen  Arbeiten  publicirte  er:  „Commentaire  sur  les  58  dertii^res 
prSjiotions  coaques"  (Ergänzung  des  obengenannten  väterlichen  Werkes,  Heinrich  III. 
gewidmet)  und  „Advis  sur  la  maladie  regnante^  (Pestschrift,  Paris  1619,  1623). 

Dict.  hist.  II.  Red, 

*DTirham,  Arthur  Edward  D.,  studirte  von  1853  bis  1857,  bildete 
sich  speciell  am  Guy 's  Hospital  praktisch  aus  und  wurde  F.  R.  C.  S.  Eng.  1860. 
Er  lehrte  dann  am  Guy's  Hospital  zunächst  Anatomie  und  Mikroskopie,  später 
auch  Chirurgie,  gab  eine  Zeit  lang  die  Guy's  Hospital  Reports  heraus  und  wirkt 
gegenwärtig  als  Consulting  surgeon  am  St.  Alban's  Hospital.  Seine  zahlreichen 
Publicationen  erschienen  zum  Theil  in  den  Guy's  Hosp.  Reports  und  betrafen  zuerst 
physiologische  Themata.  Später  folgten  ebenda:  „Gases  of  Operations  on  tke 
hirynx^  (1866)  —  „Mollities  ossium  and  osteoporosis^  (1864);  dann  verschiedene 
Hauptartikel  in  Holmes'  „System  of  surgery" ;  endlich  casuistische  Mittheilungen 
chirurgischen  Inhaltes  in  den  Transact.  of  the  R.  med.-chir.  soc.  (1872)  und  im 
Brit.  med.  Jouru.  (1878).  Red 

Dnroi,  Job.  Ph>l.  D.  (DöRoi),  geboren  am  2.  Juni  1741  zu  Braun- 
schweig, studirte  zu  Helmstadt  Medicin,  promovirte  1764,  wurde  1765  Auf- 
seher der  Veltheim'schen  Baumschulen   zu    Harbke  bei  Helmstadt,    1777  Arzt    in 


DÜROI.  —  DüSSE.  245 

Br&unschweig,  dann  Garnisonsarzt,  Stadtphysicus,  Hofmedicas,  Assessor  beim  Ober- 
sanitJits-OoUegium  und  starb  am  8.  Deeember  1785.  Er  gab  heraus:  „Observationes 
hotanicae*'  (1771)—  ^2>iV  Harbke^ sehe  wilde  Baumzucht''  (1771,  1772,  2  Bde., 
2.  Aufl.  1795,  1800). 

Biogr.  univ.  —  Deutsche  Biogr.  W.  Stricker. 

Dnrsy,  Emil  D.,  zu  Tübingen,  war  am  5.  April  1828  zu  Grünstadt  in 
der  Rheinpfalz  geboren,  erlangte  1852  zu  Heidelberg,  wo  er  in  der  Anatomie 
Hbxle's  Schüler  gewesen  war,  mit  der  Dissert.  „Beiträge  zur  Kenntniss  der 
Muskeln,  Bänder  und  Fascien  der  Hand''  die  Doctor würde ,  wurde  1854  zu 
Tübingen  Prosector  unter  Luschka  und  Privatdocent ,  1861  Prof.  e.  o.  Seine 
Arbeiten  betrafen  an  erster  Stelle  das  Gebiet  der  menschlichen  Anatomie  und  Ent- 
wicklungsgeschichte, wie :  „lieber  die  Fascien  und  Schleimbeutel  der  Fusssohle'' 
(Henle's  Zeitschr.  1855)  —  „Die  Muskellehre  in  Abbildungen,  zum  Gebrauche 
bei  Präparirübungen  u.  s.  w.''  (Tübingen  1860,  4.,  60  Taff.)  —  „Ueber  den 
Wol  ff  sehen  Körper  und  seinen  Ausfuhrungsgang'*  (Naturforscher- Versamml. 
1864)  —  „  Ueber  das  genetische  Verhältniss  der  Harnleiter  zur  Harnblase" 
(Ebendas.)  —  „Messungen  an  Hühnerembryonen  u.  s,  w,'*  (Zeitschr.  für  rat. 
Med.  1867)  —  „Der  Primitivstreif  des  Hühnchens"  (Lahr  1867,  m.  3  Taff.)  — 
„Abweichungen  in  der  Musculatur  der  oberen  Extremität  des  Zwerchfells  und 
des  Nackens"  (Daselbst  1868)  —  „Zur  Em^twicklungsgeschichte  des  Kopfes 
des  Menschen  und  der  höheren  Wtrbelthiere"  (Tübingen  1869 ,  mit  Atlas  von 
9  Taff.,  4.)  —  „  Gi/psmodelle  des  menschlichen  Gehirns  7iach  Abgüssen  frischer 
oder  erhärteter  Präparate,  nebst  lithogr,  Zeichnungen  und  erläuterndem  Texte'* 
(Daselbst  1878,  mit  2  Taff.)  Auch  eine  zoologische  Arbeit:  „Naturgeschichte  der 
deutschen  Schlangen"  (1853)   hat   er  verfasst.    Er  starb  am  16.  März  1878. 

*  Dusch,  Theodor  Freih.  v.  D.,  geboren  in  Karlsruhe  am  17.  September 
1824,  studirte  auf  der  Universität  Heidelberg,  später  in  Paris ;  seine  Lehrer  waren 
vorzugsweise  Henle,  Pfeuffkb,  Cheltüs.  1847  promovirt,  begann gV.  D.  seine 
Thätigkeit  im  Frühjahr  1854  in  Heidelberg ;  daselbst  habilitirt  im  Sommersemester 
1854,  wurde  er  Extraordinarius  für  Pathologie  im  October  1856  und  Director  der 
medicinischen  Poliklinik  und  ordentlicher  Professor  seit  October  1870.  Seine 
wesentlichsten  Arbeiten  sind :  ,;  Ueber  die  Filtration  der  Luft  durch  Baumwolle'* , 
mit  Schröder  (Ltebig's  Ann.  1852)  —  „Beiträge  zur  Pathogenese  des  Icterus" 
(Habilitationsschrift  1854)  —  ;,  Ueber  Hirnsinusthrombose'*  (Zeitschr.  für  rat. 
Medicin)  —  ^^ Lehrbuch  der  Herzkrankheiten'*  (Leipzig  1868)  —  »Die  Krank- 
heiten des  Endo-  und  Myocardium'*  (in  Gerhardt'ö  Handb.  der  Kinderkrank- 
heiten 1870).  Ausserdem  eine  Anzahl  von  kleinen  Journalaufsätzen  über  Diabetes 
mellitus,  Ovariotomie,  Störungen  des  Kreislaufs  bei  Herzkrankheiten,  plötzlichen 
Tod  bei  Ausspülungen  des  Thorax  nach  der  Operation  von  Empyema  etc.  ß  ^  ^ 

Dnssi.  Die  Geschichte  der  Zange  nennt  den  Namen  dieses  Pariser  Geburts- 
helfers aus  dem  18.  Jahrhunderte  deshalb,  weil  er  derjenige  war,  der  die  PALFYN'sche 
Zange  erst  zu  einem  brauchbaren  geburtshilflichen  Extractionsinstmmente  schuf. 
Die  PALFyN'sehe  Zange  hatte  bekanntlich  kurze ,  parallel  laufende  Löffel ,  deren 
Griffe  mittelst  eines  Kettchens  und  umschlungenen  Tuches  aneinander  fixirt  wurden. 
In  dieser  Form  konnte  das  Instrument  seinen  Zweck,  den  Kopf  zu  fjässen  und  zu 
extrahiren,  nicht  gehörig  erfüllen.  D.  verlängerte  die  Löffel,  wodurch  das  Schloss 
weiter  von  den  Genitalien  entfernt  wurde.  Ferner  kreuzte  er  die  Löffel  und  höhlte 
sie  an  ihren  Enden  aus,  damit  sie  den  Kopf  besser  fassten.  Zur  Befestigung  beider 
Anne  aufeinander  diente  ein  Schraubenstift.  Durch  diese  Verbesserungen,  welche  D. 
um  das  Jahr  1734  an  der  PALFVN'schen  Zange  vornahm,  wurde  der  Geheimniss- 
krämerei  mit  der  CHAMBERLEN'schen  Zange  naturgemäss  ein  Ende  gemacht,  da 
»ich  nun  beide  Zangen  nicht  mehr  wesentlich  von  einander  unterschieden.  Auf- 
fallend  ist  es,  dass  die  Beschreibung  und  Abbildung  und  dadurch  die  Verbreitung 


246  DUSSB.  —  DüTROÜLAü. 

dieser  Zaoge  nicht  von  Frankreich,  sondern,  von  England  ausging,  indem 
Alexander  Butter  in  Edinbnrg  in  den  Mcdical  Essays  seines  Wohnortes  1735 
die  erste  Mittheilung  darüber  veröffentlichte.  Kurze  Zeit  danach  veröffentlichte 
CiiAPMAN  das  CHAUBERLEN'sche  Gcheimniss.  (S.  den  Artikel  Crapmak.)  Alexander 
Bütter's  Mittheilung  erschien  unter  dem  Titel :  „The  description  of  a  forceps  for 
extracting  children  by  the  head,  when  lodgcd  low  in  the  pelvis  of  the  mother*' 
(in  Medic.  Essays  and  Observat.  by  the  Society  in  Edinb.  Vol.  VII,  Edinb.  1735, 
8.,  pag.  320).  D.  selbst  publicirte  nichts  tlber  seine  verbesserte  Zange.  Er  legte 
der  Akademie  eine  Arbeit  vor,  in  welcher  er  bei  heftigen  Blutflüssen  aus  der 
Gebärmutter  nach  der  Geburt  die  kreisförmigen  Reibungen  des  Uterus  durch  die 
Bauchdecken  auf  das  Wärmste  als  blutstillendes  Mittel  empfahl.  Er  starb  am 
Ende  des  Jahres   1734. 

Vergl.  Siebold's  Gesch.  der  Geburtsh.  Bd.  II,  pag.  289.  Kleinwächter. 

*Dutrleux,  ein  Arzt  belgischer  Abstammung,  dessen  Lebensschicksale  — 
sonst  unbekannt  —  durch  folgende  Arbeiten  einigermassen  gekennzeichnet  werden, 
ist  der  Verfasser  von  „Consid&ration-s  ghiSralea  sur  V Ophthalmie  comtnunement 
appellie  Ophthalmie  d  lEgypte  suivie  d'une  note  sur  lest  opSrations  pratiqvdes  ä 
r^cole  Ixhidiviale  des  aveugles  an  Caire  avec  vne  prSface  en  forme  de  lettre 
a  Hiaz-Pascha^  (Cairo  1878)  und  „Contribution  h  Vdtude  des  maladies  et  de 
V acclimatement  des  Europ6ens  dans  VAfnque  intertropicale"  (Gent  1880). 
(Ob  identisch  mit  L6on  D. ,  welcher  tiber  Urethralstricturen  1866  in  Paris 
disserirte,  war  nicht  festzustellen.)  U^^ 

Dutrocliet,  Ren6-Joachim-Henri  D.,  1776  zu  Kenaud  bei  Vcndöme 
geboren,  wurde  1806  zu  Paris  promovirt,  wirkte  zunächst  als  Militärarzt  und 
lebte  später  privatisirend,  aber  Correspondent  des  Institijt  de  France  und  Memhre 
associ6  der  Acad^mie  de  m6d.  zu  Chareau  bei  Chateau-Hegnault,  wo  er  1847 
starb.  An  seinen  Namen  knüpfen  sich  viele,  für  seine  Zeit  hochbedeutende  physio- 
logische Arbeiten,  aus  deren  Reihe  vielleicht  die  in  j^Recherches  anatomiques  et 
physiologiques  etc."  (Paris  1824,  1837)  niedergelegten  Untersuchungen  über  die 
Leberzellen  die  nachhaltigste  Bedeutung  gehabt  haben  dürften.  Nächstdem  seien 
genannt:  „Uagent  immidiat  du  mouvement  vital  d(fvotle  dans  sa  nature  et  dans 
son  mode  d^action  chez  les  vdgctaux  et  chez  les  animaux"  (Daselbst  1828)  — 
^Nouvelles  recherches  sur  Vendosmose  et  Vexosmose^  (Daselbst  gleichzeitig)  — 
„Btchei'ches  sur  la  formation  de  la  fibre  mut^culaire"  (Daselbst  1831)  und 
viele  vergleichend  zootomischc  Aufsätze,  besonders  in  der  M6m.  de  la  soc.  d*emu- 
lation,  LiKOUx's  Journ.  de  mM.,  M^m.  du  mus.  d*hist.  nat,  auch  Arch.  g6n.  de 
ni^d.,  deren  vollständiges  Verzeichniss  die  sogleich  zu  nennende  Quelle  bringt. 

Callisen,  V,  XXVII.  Red. 

Dutroulau,  August e- Fr 6d6ric  D.,  Chefarzt  der  französischen  Marine 
im  Hafen  zu  Brest,  war  zu  Brest  am  31.  März  1808  geboren,  trait  mit  19  Jahren 
in  die  Marine  ein,  wurde  1839  Arzt  1.  Cl. ,  erlangte  1842  za  Paris  die  Doctor- 
würde,  wurde  1848  zweiter  Chefarzt  auf  Martinique  und  1851  erster  Chefarzt  auf 
Guadeloupe.  Er  hat  sich  durch  seine  zahlreichen  Arbeiten  über  die  Krankheiten 
der  heissen  Länder  einen  berühmten  Namen  gemacht.  Es  befinden  sich  darunter  die 
„Etudes  sur  les  maladies  maritimes**  (Gaz.  mM.  de  Paris  1850)  —  „Sptcißciti 
ttiologique  et  symptomatique  de  la  fihrre  jaune**  (Arch.  gönör.  de  m6d.  1853)  — 
„MSm.  sur  Vhipatite  des  pays  chavds  et  les  abcbs  du  foie**  (M6m.  de  TAcad. 
de  m^d.  1856)  —  „  Topographie  mMicale  des  climats  intertropicaux"  (Annales 
d'hyg.  publ.  1858)  —  „Mim,  sur  la  ßhjre  bilieuse  grave  des  pays  chauds*' 
(Arch.  gen6r.  de  m6d.  1858);  vor  Allem  aber  ist.  sein  mit  Preisen,  sowohl  der 
Akademie  der  Wissenschaften,  als  der  Akademie  der  Medicin  gekröntes  Werk: 
„Traite  des  maladies  des  Europiens  dans  les  pays  chauds,  rigions  tropicalesj 
climatologie,    maladies   endemiques^    (Paris    1861;    2.  Aufl.    1868)    anzuführen. 


DUTROULAÜ.  —  DUVAL.  247 

Nachdem  er  den  Dienat  der  Marine  yerlassen,  wurde  er  1857  Mödecin-inspectear 
der  Seebäder  von  Dieppe  und  schrieb  nunmehr  auch  wiederholt  über  Seebäder, 
wie:  »Note  sur  les  bains  de  mer  de  Dieppe y  saiaon  de  1867^  (Annales  de  la 
Soc.  de  mfed.  d'hydrologie  de  Paris  1857)  —  „Sdjour  des  plages  maritimes,  etc." 
(Revue  m6d.  fran^.  et  ötrang.  1859)  —  „De  Vhygihne  au  bord  de  la  mer^  und 
^Hydrotherapie  h  Veaii  de  mer"  (6az.  hebdomad.  1862,  63).  Eine  bedeutende 
Arbeit  aus  dieser  Zeit  ist  noch  der  Aufsatz:  „Des  modifications  introduites  dans 
Vhygiene  navale  par  Vapplication  de  la  vapeur  ä  la  navigation"  (Bullet,  de 
l'Aead.  de  m^d.  1863—64;  Gaz.  hebdomad.  1864).  Von  1866  an  aber  erkrankte  er 
nnd  hat  in  der  folgenden  Zeit  bis  zu  seinem  am  28.  Januar  1872  in  seiner  Heimat 
erfolgten  Tode  nur  noch  einige  Artikel  für  das  Dict.  enoyclop.  des  sc.  m6d.  geliefert. 

Archives  de  m6d.  navale.  T.  XVII,  1872,  pag.  230.  —  Berger  et  Rey ,  pag.  84. 

G. 

Duval.  Unter  den  vier  älteren  französischen  Aerzten  des  Namens  D.  ist 
der  älteste,  Jaques  D.,  aus  Evreux,  der  in  Ronen  Anfangs  des  17.  Jahrhunderts 
prakticirte,  nicht  unbedeutend,  da  er  in  seiner  „Methode  nouvelle  de  guSrir 
les  catarrhes"  (Ronen  1611)  Grundsätze  niedergelegt,  die  seiner  Zeit  entschieden 
voraus  waren.  Eine  gewisse  Berühmtheit  erlangte  wegen  der  darin  niedergelegten 
Behauptung :  „Adam  sei  Hermaphrodit  gewesen"  und  der  Ehrenrettung  eines  zum 
Tode  verurtheilten  Hermaphroditen  seine  Schrift:  „Les  hermaphrodites  etc." 
(Daselbst  1612,  später  —  1615  —  eine  Vertheidigung  derselben  gegen  Riolan). 
Auch  beschrieb  D.  die  in  der  Nähe  von  Ronen  gelegenen  Heilquellen.  —  Eben 
erwähnenswerth  sind:  Jean  D.,  der,  in  Paris  wirkend,  Wecker's  Antidotaire  in 
französischer  Sprache  (Genf  1609)  edirte  und  selbständig  verschiedene  medicinische 
Zeitfragen  behandelte  und  Henri- Auguste  D.  zu  AleuQon,  1777 — 1814,  der 
neben  botanischen  Studien  eine  Arbeit:  „Sur  le  pyrosis  ou  fer  chaud"  (Paris 
1809)  veröffentlichte.  —  Der  in  der  älteren  Literatur  am  bedeutendsten  dastehende 
D.  ist  Guillaume  D.,  ein  Vetter  des  berühmten  Theologen  Andr6  D.,  der 
in  Paris  Theologie,  Jurisprudenz,  Philosophie  und  Medicin  studirte  und  1606 
Professor  der  Philosophie  wurde,  von  1613  ab  zwei  Lehrstühle  derselben  gleich- 
zeitig inne  hatte.  Daneben  wusste  er  sein  Doctorat  der  Medicin  so  geltend  zu 
machen,  dass  man  ihn  1640  zum  Decan  dieser  Facultät  ernannte.  Von  seinen  der 
Medicin  augehörigen  Werken  genügt  es,  die  Lobreden  auf  Pariser  Aerzte  (Paris 
1612)  und  das  medicinische  Geschichtswerk  „Historia  monogramvia"  (Daselbst 
1643)  zu  erwähnen.  ^^^ 

Dnval,  Jacques-Ren6  D.,  zu  Paris,  war  am  12.  November  1758  zu 
Argentan  geboren,  studirte  Chirurgie  zu  Paris,  wurde  Magister  derselben  1786 
und  Mitglied  der  Acad6mie  de  Chirurgie.  Er  widmete  sich  darauf  der  Zahnheil- 
kunde, über  die,  sowie  über  einige  geschichtlich  -  medicinische  Gegenstände  er  eine 
sehr  grosse  Zahl  von  Schriften  und  Aufsätzen  verfasst  hat.  Die  hauptsächlichsten 
Schriften  über  Zahnheilkunde  sind :  ^Reckerches  historiques  sur  Vart  du  dentiste 
chez  les  anciens"  (1791 ;  1808)  —  „Des  accidens  de  Veoctraction  des  dents" 
(Paris  1802;  1808)  —  „Riflexions  sur  VodorUalgie,  etc."  (Paris  1803;  deutsche 
üebers.,  Hannover' 1805)  —  „Le  dentiste  de  la  Jeunesse,  ou  moyens  d'avoir 
les  dents  belles  et  bonnes"  (Paris  1804;  neue  Ausgabe  1817;  engl.  Uebers.  1820; 
translat.  and  supplied  with  notes  by  J.  Atkinson,  Baltimore  1848)  —  „Gonseils  des 
po'äes  anciens  sur  la  conservation  des  dents"  (1805)  —  „Propositions  sur  les 
ßstules  dentaires;  etc."  (1812)  —  „Observations  sur  quelques  affections  dou- 
loureuses  de  la  face  etc."  (1814)  —  „De  V arrangement  des  secondes  dents" 
(1820),  Ausserdem  eine  sehr  grosse  Anzahl  von  Aufsätzen  im  Recueil  p^riodique, 
Journal  gön^ral  u.  s.  w.  (von  1800  an).  Zu  seinen  historischen  Arbeiten  gehören, 
abgesehen  von  den  schon  genannten,  u.  A. :  „Sur  la  mMecine  eispnoique  des 
anciens"  (1800)  —  „Notice  sur  les  Fran^ais  qui  se  sont  occup4s  h  perfec- 
tionner  V Operation  de  la  cataracte"  (1806)    —    „Notice  historique^   sur   la  vie 


248  DÜVAL. 

et  les  ouorages  de  M,  Jourdairty  dentiste*^  (Paris  1816)  —  „Serment  d^Hippo- 
crate;  etc,^  (1818)  —  „Notice  historico-mSdiccde  sur  les  Nomiands"  (1835). 
Er  war  ein  hochgeehrtes  Mitglied  der  Aead.  de  mödecine  und  starb  in  sehr  hohem 
Alter  1854. 

Lebreton,  1,  pag.  537.  —  Callisen,  V,  pag.  465;  XXVII,  pag.  397.  ü. 

Duval,  Frangois-Louis  D.,  zu  Rennes,  war  am  21.  September  1790 
zu  La  Teurtrais,  Gemeinde  Saint-Germain-en-Coglais  bei  Foug^res,  geboren,  begann 
1782  zu  Rennes  das  Studium  der  Chirurgie,  ging  1784  nach  Paris,  wurde  daselbst 
1788  Magister  der  Chirurgie  und  1789,  nach  Rennes  zurückgekehrt,  \m  dem 
dortigen  CoUegium  der  Chirurgie  als  Docent  der  Anatomie  und  Chirurgie  angestellt 
1803  gründete  er  mit  einigen  Collegen,  unter  dem  Namen  Soci6t6  llbre  d'enseig- 
nement  medical ,  eine  medicinisehe  Schule ,  bei  welcher  •  er  der  Vertreter  der 
Chirurgie  bis  zu  seinem  Tode  war.  Als  Hospital-Chirurg  durch  seine  operative 
Geschicklichkeit  ausgezeichnet,  wurde  er  in  der  Revolutionszeit  Chef-Chirurg  der 
Avant-Garde  der  republikanischen  Armee,  welche  die  Vend6er  bekämpfte,  war  seit 
1794  auch  Chef-Chirurg  der  Gefängnisse  und  des  Hospitals  de  TUnitö  zu  Rennes. 
Er  hat  keine  Schriften  hinterlassen ,  aber  durch  seinen  36  Jahre  lang  ertbeilten 
Unterricht  eine  Menge  vorzüglicher  Schüler,  die  sich  namentlich  in  der  Militär- 
Chirurgie  ausgezeichnet  haben,  gebildet.    Er  starb  am  11.  Juli  1825. 

Levot,  I,  pag.  655.  G. 

Duval,  Vincent  D.,  zu  Paris,  Orthopäde,  war  zu  Saint-Maclou  bei 
Pont-Audemer  (Eure)  1796  geboren,  machte  seine  Studien  in  Paris,  wo  er  1820 
Doctor  wurde  imd  sehr  bald  sich  der  Orthopädie  unter  den  Anspielen  und  in  der 
Anstalt  seines  Schwiegervaters  Jalade-Lafond  zu  widmen  begann.  Von  Beiden 
zusammen  wurde  ein  „Apergu  des  prtndpales  difformitis  du  corps  humain** 
(Paris  1833)  herausgegeben.  Während  aber  das  von  ihnen  verfolgte  System,  bei 
den  Streckbetten  statt  der  permanenten  Extension  die  intermittirende  oder  oscillirende 
anzuwenden,  keine  bedeutenderen  Erfolge  erzielte,  als  jene,  erlangte  1).  bei  der 
Behandlung  der  Klumpfüsse,  auf  die  er  sich  nunmehr  mit  ganzem  Eifer  warf, 
sehr  viel  bessere  Resultate,  namentlich  seitdem  er,  von  1835  an,  als  der  Erste  in 
Frankreich,  die  von  Stromeyer  erfundene  subcutane  Tenotoraie  der  Achillessehne  aus- 
führte. Er  veröffentlichte  einen  „Traüd  du  pted-bot"  (1839),  der  in  den  folgenden 
Auflagen  den  Titel  „  TraitS  pratique  du  pied-hot ,  de  la  fausse  ankylose  du 
genou  et  du  torticollis^  (2.  Ausg.  1843;  3.  Ausg.  1859)  führte  und  für  welchen 
er  von  der  Akademie  der  Wissenschaften  1839  den  MONTHVON-Preis  von  3000  Frcs. 
erhielt.  In  der  zweiten  Auflage  konnte  er  bereits  über  mehr  als  1000  von  ihm 
ausgeführte  Klumpfussoperationen,  über  150  von  ihm  behandelte  Enieankylosen  und 
über  60  Fälle  von  Torticollis  berichten.  Er  hatte  1830  die  Anstalt  seines  Schwieger- 
vaters übernommen  und  wurde  1831  bei  dem  Central- Aufnahme-Bureau  der  Hospitäler 
und  dem  Waisenhause  angestellt,  mit  dem  Titel  eines  Directors  der  orthopädischen 
Behandlung  in  den  Hospitälern.  Seit  1839  gab  er  auch  eine  Monatschrift  unter 
dem  Titel:  „Reime  des  sp^cialites  et  des  innovations  medicales  et  chirurgicales^ 
heraus.  Mehrere  seiner  späteren  Schriften  (1849,  50)  beziehen  sich  auf  die  Bäder 
von  Plombi6res ,  auch  betheiligte  er  sich  an  einer  Polemik ,  die  sich  unter  den 
dortigen  Aerzten  entsponnen  hatte.  Er  schrieb  femer  noch  einen  „  Tratte  thioriqn^ 
et  pratique  de  la  maladte  scrofuleuse^    (1852)    und  starb  am  29.  April  1876. 

^^achaile,  pag.  273.  —  V  apere  au,  5.  edit.,  pag.  644.  g. 

Duval,  Marceil  in  D.,  zu  Quimper  (Finist^re)  geboren,  wurde  1806  zu 
Paris  Doctor  mit  der  These:  „Essai  sur  la  toxicologie ,  suivi  d'observations  et 
d^experiences  sur  VeTnploi  du  sucre  dans  les  empoisonnements  par  quelques  oxides 
minSraux^ ,  war  später  Professor  an  der  Schule  für  Schiffsmedicin  in  Antwerpen 
und  starb  zu  Brest  im  Jahre  1824.  Es  rühren  von  ihm  einige  Aufsätze  her,  wie: 
„Observation  d^nne  aplionie  catarrhale^  (Bull,  de  la  Soc.  med.  6mulat.  1807)  — 


i 


DUVAL.  —  DU  VERNEY.  249 

^Observations  et  rSflexions  sur  le  croup^  (Ebenda  1808)  —  „Nottee  aur  les  moyens 
de  produire  le  croup  artißctel^  cPapr^s  des  exp&riences  faites  h  Brest  en  1808^ 
(Ebenda  1809)  —  „Olservations  sur  quelques  cos  de  fövres  intermtttentes  .... 
avec  des  considSrattons  sur  les  maladies  de  ce  genre  qui  ont  rSgne  h  Anvers, 
en  1812  et  1813*"  (Journ.  de  COEVISART,  1813)  u.  s.  w. 

Berger  et  Rey,  ptig.  87.  G. 

*Dllval,  Jean-Charles-Marcellin  D.,  Director  des  Gesundheits- 
dienstes der  französischen  Marine,  ist  zu  Brest  geboren,  wahrscheinlich  als  Sohn 
des  Vorigen,  wurde  1836  zu  Montpellier  Doctor.  Von  seinen  Arbeiten  sind  anzu- 
führen :  „  MSm.  sur  le  cholira-morbus  asiatique^  description  du  bagne  de  Brest 
....  relation  d'une  dpidSmie  de  choUra  qui  a  r4gni  en  1849  dans  cet  ita- 
Uissement ;  comparatson  avec  d^autres  4pid4mies  .  .  .  .  en  France  sott  en  1832, 
mt  en  1849  ....*'  (Brest  1853)  —  „Atlas  gSn^al  d'anatomie  descriptive  de 
mSdedne  opSratoire,  etc,"  (Paris  1853 — 60,  Atlas  de  28  pl.  4.)  —  „Des  ampu- 
tattons.  De  la  conservatton  des  viembres,  .  .  .  .  ä  la  suite  des  fractures  .... 
par  des  caups  de  feu^  (Gaz.  de  höp.  1861)  —  „Physiologie  des  appareils 
digestif,  circulatoire  et  respiratoire,  etc,  Exp^riences  faües  sur  des  supplid^s 
en  1850^  1851  et  1866  h  VEcole  de  mtdedne  navale  de  Brest  ^  (Congi'fes 
mtemational  de  m6d.  1868).  Als  langjähriger  Professor  der  Medicin  an  der  Schule 
fflr  Schiffsmcdicin  in  Brest,  erfand  und  beschrieb  er  eine  Anzahl  von  Apparaten 
und  Vorrichtungen,  z.  B.  für  den  Bruch  des  Vorderarms,  ein  Planum  inclinatum 
fflr  Fracturen  des  Oberschenkels ,  Arterien-Compressorien ,  Zangen  zur  Wundver- 
einigung,  lieferte  Abhandlungen  über  die  Durchsichtigkeit  der  Hydrocele  (1862), 
die  Behandlung  der  Epiplocele  (1863)  und  erfand  ein  elliptisches  Amputations- 
Terfabren,  das  für  die  einzelnen  Gliedmassen  mehrfach  (1869 — 72)  von  Anderen 
beschrieben  worden  ist. 

Berger  et  Rey,  pag.  86.  (r. 

Dnval,  Ange-Eug6ne  I).,  Chefarzt  der  französischen  Marine  zu  ferest, 
war  am  23.  September  1816  daselbst  geboren,  trat  mit  18  Jahren  in  den  Dienst 
der  Marine,  wurde  1841  zu  Montpellier  Doctor,  war  von  1848  an  Professor  bei 
den  Schulen  für  8ee-Medicin  und  diente  nacheinander  in  Toulon,  Lorient,  Brest. 
Eine  selbständige  Schrift  ist  von  ihm  nicht  bekannt;  er  hat  blos  eine  Anzahl  von 
AufeÄtzen  in  Zeitschriften  verfasst,  wie:  „Mim,  sur  la  Statist ique  chirurgicale  de 
Vhopital  maritime  de  Brest*^  (Bullet,  de  la  Soc.  de  chirurg.  1863)  —  „Notice 
sur  un  cos  de  phocamSlie  pelmenne  unique,  observe  sur  un  ad  alte  .  .  .  appa- 
reil  prothAfque"  (Ebenda)  —  „Observations  d'aph&mie  pour  servir  ä  la  dS- 
termination  du  siige  de  la  facultS  du  langage^  (Ebenda  1865;  Gaz.  des  hopit. 
1864)  u.  s.  w.    Er  starb  am  20.  December  1867. 

Archives  de  med.  nav.  T.  IX,  1868,  pag.  69.  —  Berger  et  Rey,  pag.  85.        G. 

*Duval,  Mathias  D. ,  zu  Paris,  Professeur  agr6g6  der  dortigen  medi- 
einischen  Facultät,  wurde  1869J)octor,  verfasste  für  einen  Concurs  in  der  Anatomie 
nnd  Physiologie  1872  die  These:  „Structure  et  usages  de  la  rStine" ,  gab 
zusammen  mit  Leon  Lereboullbt  heraus  ein  „Manuel  du  microscope  dans  se^ 
appli'cations  au  diagnostic  et  ä  la  clinique^  (Paris  1873;  2.  Aufl.  1876)  und 
allein  einen  „PrScis  de  technique  microscopiq'ue  et  histologique,  ou  introduction 
pratique  a  V anatornie  gindrale ;  etc/^  (Paris  1878),  veröffentlichte  Untersuchungen 
über  die  „Spermatog6n6se"  bei  verschiedenen  Amphibien  (1879,  80),  eine  Biographie 
Ton  Claude  Bernard  (1878)  u.  s.  w. 

Index-Catalogue.  III,  pag.  974.  G. 

Dn  Vemey,  Guichard  Joseph  du  V.,  geboren  am  5.  August  1648, 
gestorben  am  10.  September  1730,  hervorragender  Anatom,  Otologe  und  wegen 
seiner  ungewöhnlichen  Beredtsamkeit  weit  berühmter  Lehrer  der  Anatomie,  studirte 
in  Avignon  Medicin   und   ging   als  junger    Doctor  1667  nach  Paris,    wo    er   mit 


250  DU  VERNEY.  —  DÜVERNOY. 

Denys,  dem  Leibarzte  von  Louis  XIV.,  bekannt  wurde  und  dureh  seine  Vorträge 
über  Anatomie  schnell  einen  grossen  Ruf  erlangte.  Bereits  im  Jahre  1674  in  die 
Acadömie  royale  des  sciences  aufgenommen,  wurde  er  von  derselben  dem  Dauphin 
als  Jjehrer  in  den  Naturwissenschaften  empfohlen  und  im  Jahre  1679  zum  Professor 
der  Anatomie  am  Jardin  royal  ernannt,  wo  er  viele  Jahre  wirkte  und  zahlreiche 
fremde  Zuhörer  an  sich  zog.  Eine  besondere  Vorliebe  hegte  er  für  das  Gehörorgan, 
über  das  er  sein  erstes  selbständiges  Werk  veröffentlichte:  „Tratte  de  Vorgane 
de  Vouiej  contenant  la  structure,  les  tcsages  et  lea  maladies  de  toutea  lea  partm 
de  For etile"  (Paris  1683,  1718;  Leyden  1731),  welches  in  verschiedene  Sprachen 
übersetzt  wurde.  Klein,  aber  inhaltreich,  ist  dieses  Buch  überhaupt  als  erster  Versuch 
einer  wissenschaftlichen  Abhandlung  über  die  gesammte  Ohrenheilkunde  anzusehen. 
Was  den  anatomischen  Theil  betrifft,  so  zeichnete  D  u  V.  sich  vor  allen  Anatomen, 
die  sich  im  17.  Jahrhundert  mit  dem  Ohre  beschäftigten,  dadurch  aus,  dass  er 
durch  neue  und  sorgfältige  Untersuchungen  die  Angaben  seiner  Vorgänger  berichtigte 
und  auch  manches  Neue  hinzufügte.  Er  war  der  Erste,  der  den  Zusammenhang 
der  Warzenzellen  mit  der  Trommelhöhle  nachwies,  der  von  den  Ohrenschmak- 
drüsen,  der  Tuba  Eu stach ii  und  den  Bogengängen  mit  ihren  fünf  Oeffnungen 
in  dem  Vorhofe  genaue  Abbildungen  gab.  Der  physiologische  Theil  erhält  dadurch 
ein  ganz  besonderes  Interesse,  dass  er  in  Gemeinschaft  mit  dem  berühmten  Physiker 
Mariotte  bearbeitet  ist.  Besonders  hervorzuheben  ist  hier  die  Ansicht  über  die 
Function  der  Schnecke,  deren  Lamina  spiralis  je  nach  der  Breite  der  einzelnen 
Abschnitte  auf  verschieden  hohe  Töne  resoniren  soll,  eine  Theorie,  die  als  ein 
würdiger  Vorläufer  der  von  v.  Helmholtz  aufgestellten  berühmten  Lehre  zu 
betrachten  ist.  Von  geringei-er  Bedeutung  ist  der  pathologische  Theil,  obwohl  auch 
hier  manches  Originelle  zu  verzeichnen  ist.  Bei  den  Fremdkörpern  empfiehlt  er 
bei  Einkeilung  derselben  einen  Einschnitt  hinter  dem  Ohre  in  den  Gehörgang  zu 
machen,  jedoch  am  oberen  Theile,  weil  hier  die  kleinsten  GefUsse  verlaufen.  Bei 
den  Krankheiten  des  inneren  Ohres  erwähnt  er  bereits  die  Entzündung  und  fand 
in  einigen  Leichen  das  Labyrinth  voll  Eiter  und  von  Garies  angegriffen.  Er 
sehliesst  mit  einer  guten  Abhandlung  über  die  subjectiven  Gehörsempfindungen, 
die  er  als  keine  selbständige  Krankheit,  sondern  nur  als  Symptom  von  Gehim- 
und  Ohrenkrankheiten  auffasst.  Ausser  zahlreichen  Arbeiten  anatomischen,  ver- 
gleichend anatomischen ,  physiologischen  und  pathologischen  Inhalts,  welche  d  u  V. 
besonders  in  den  Mömoires  d'acad^mie  royale  des  sciences  veröffentlichte,  erschienen 
nach  seinem  Tode:  „TraitS  des  maladies  des  os*"  (2  Bde.,  Paris  1751)  und 
„Oeuvres  anatomiques"  (2  Bde.,  Daselbst  1761). 

Lincke's  Handb.  der  Ohrenheilk.  —  Rattel,  Sur  la  vie.  l'^poque  et  les  travanx 
de  nos  vienx  maitres  en  otologie.  Annal.  des  malad,  de  l'oreille  etc.  Tom.  IX,  pag.  18. 

A.  Lucae. 

Duvemoy,  Johann  D.,  berühmter  Anatom,  geboren  in  Mümpelgard  1691, 
studirte  in  Paris  und  in  Tübingen,  woselbst  er  1716  Dr.  med.  wurde  (Diss. :  „De 
colenda  cito,  tuto  et  jucunde  Lucima  in  puerpero**).  In  der  Folge  wurde  er 
Professor  der  Anatomie  in  Tübingen,  als  solcher  der  Lehrer  Haller's;  er  hatte 
in  Tübingen  mit  Armuth  und  Missgeschick  zu  kämpfen ;  aus  Mangel  an  menschlichen 
Leichen  machte  er  seine  anatomischen  Studien  an  Hunden.  1725  ging  er  nach  Peters- 
burg an  die  Akademie  der  Wissenschaften  für  das  Fach  der  Anatomie  und  Physio- 
logie. Hier  bot  sich  ihm  ein  reiches  Beobachtungsmaterial  dar:  die  Leichen  aller 
auf  der  Strasse  plötzlich  verstorbenen,  aller  durch  Trunk,  Kohlendunst  umgekommenen 
Menschen  konnte  er  seciren.  Ausserdem  secirte  er  seltene  Thiere,  £lephanten, 
Löwen,  Leoparden.  D.  stellte  fest,  dass  die  bisher  den  Elephanten  zugeschriebenen 
sibirischen  Knochen  dem  Mammuth  zugehörten.  D.  kehrte  1741  nach  Tübingen 
zurück  und  wandte  sich  später  an  die  württembergische  Stadt  Amstädt,  woselbst 
er  als  praktischer  Arzt  1769  starb.  D.  war  ein  sehr  fleissiger  und  befähigte 
Anatom,  der  eine  gi'osse  Reihe  wissenschaftlicher  Beobachtungen  angestellt  und 
veröffentlicht  hat.   Der  grösste  Theil    seiner  Abhandlungen  ist  lateinisch  in  den 


J 


DÜVEKNOY.  —  DYBEK.  251 

Commentarien  der  Petersburger  Akademie  Bd.  I — XIV  gedruckt ;  ein  kleiner  Theil 
deutsch  in  den  3  Bänden  der  physikalischen  und  medicinischen  Abhandlungen  der 
AkÄdemie  der  Wissenschaften  in  8t.  Petersburg  (Riga  1782,  1783,  1785). 

PekarskyP.,  Geschichte  der  Akad.  der  Wissensch.  zu  Petersburg.  Tbl.  I,  Petersb. 
1870,  pag.  174— 180;  daselbst  ein  vollständiges  Yerzeichniss  aller  Abbandinngen  D.'s.  •» 
Tschistowitscb,  CLXIII.  —  Allgem.  Dentscbe  Biogr.  V,  pag.  501.  j    g  +  jeA 

Duvlvier,  P.-H.-N.  D.,  wurde  zu  Paris  im  10.  Jahre  der  Republik  (1802) 
mit  einer  These  über  die  Syphilis  promovirt  und  wii^t  daselbst  als  Arzt.  An 
Bcbriilstellerischen  Leistungen  sind  noch  von  ihm  bekannt:  „De  la  mSdecine 
conndfrSe  comme  scitnce  et  comme  art"  (Paris  1826)  und  „Traiti philoaophique 
des  maladies  ipidSmiquea^  (Daselbst  1836).  Red 

*Dwigllt,  Thomas  D.,  zu  Cambridge  ausgebildet  und  1867  daselbst  mit 
einer  These  über  die  intracranielle  Circulation  promovirt,  hat  nach  seiner  üeber- 
siedlung  nach  Amerika  die  Literatur  mit  kleineren  und  grösseren  anatomischen 
Arbeiten  bereichert.  Die  ersteren  handeln  über  die  Muskeln,  Skeleteigenthümlich- 
keiten  etc. ;  unter  den  letzteren  sind  zu  erwähnen :  ;,  The  anatomy  of  the  head 
wäk  plates  representing  frozen  sections"  (4  Taf. ,  Boston  1876)  und  „Frozen 
secttons  of  a  child"  (15  Zeichnungen,  New- York  1881).  D.  ist  Mitherausgeber 
des  „Boston  med.  and  surg.  Joum.^'  und  Hess  selbständig  halbjährige  Berichtß 
über  Anatomie  in  Boston  (1871 — 1875)  erscheinen.  r^^ 

Dwlgnbskl,  Johann  D. ,  geboren  am  24.  Februar  1772,  erzogen  im 
CTiarkower  Seminar,  woselbst  er  eine  kurze  Zeit  Lehrer  der  Rhetorik  war;  1794 
bezog  er  die  Universität  Moskau,  studirte  Medicin  und  wurde  am  16.  Juni  1802 
Dr.  med.  Dann  reiste  er  nach  Göttingen,  Wien,  Paris,  um  seine  Studien  fortzu- 
setzen. Nach  seiner  Rückkehr  las  er  als  ausserordentlicher  Professor  an  der 
Universität  über  Technologie  seit  1804;  1808  wurde  er  ordentlicher  Professor  der 
Technologie ,  Physik  und  Botanik.  1830  erhielt  er  den  Titel  eines  Prof.  emerit., 
wurde  1833  verabschiedet  und  starb  1839.  Er  war  ein  fleissiger  Schriftsteller, 
gab  1820 — 1829  ein  Journal  heraus:  „Neues  Magazin  für  Naturgeschichte, 
Physik,  Chemie  und  Oekonomie^  und  verfasste  eine  grosse  Anzahl  von  medici- 
nischen, botanischen,  techniologischen  und  zoologischen  Werken,  ausserdem  über- 
setzte er  viel  aus  anderen  Sprachen  in's  Russische. 

Richter,  Gesch.  der  Med.  Ill,  389;  daselbst  ein  Verzeichniss  der  Schriften  D.'s.  — 
Berestin,  Rnss  Encyclopädie,  II.  Abtb. ,  Bd.  I,  146  (rnssiscb)  giebt  ebenfalls  ein  ausfuhr^ 
liebes  Verzeichniss.  t    mi^A» 

Dybtk.  Der  Vater,  Andreas  Franz  D.,  geboren  am  30.  November 
1783  in  Posen,  woselbst  sein  Vater  Arzt  beim  7.  polnischen  Infanterie-Regim^t 
war,  studirte  in  der  Berliner  Pepini^re  und  wui'de  1 803  Unterarzt  beim  3.  preussi« 
sehen  Fussartillerie-Regiment.  In  der  Schlacht  bei  Jena  gefangen  genommen,  erhielt; 
er  bald  die  Erlaubniss,  nach  der  Heimat  zurückzukehren,  trat  als  Oberchirurg 
beim  3.  polnischen  Ühlanen-Regiment  in  Dienst  und  machte  als  solcher  die  FeldztSge 
von  1807  und  1809  mit.  Am  28.  Januar  1811  würde  er  zu  Frankfurt  an  der 
Oder  zum  Dr.  med.    und   am  5.  März  zu  Wittenberg  zum  Dr.  philos.    promovirt. 

1812  wurde  er  Divisionsarzt  und  nach  Gefangennahme  Lafontainr's  oberster 
Generalarzt  der  polnischen  Armee,    als   solcher   nahm   er  an   den  Feldzflgen  von 

1813  und  1814  Theil;  im  Jahre  1817  wurde  er  in  Warschau  Professor  der 
Chirurgie  und  Director  der  chirurgischen  Klinik,  im  Jahre  1820  war  er  einer  der 
Stifter  der  Warschauer  ärztlichen  Gesellschaft;  er  starb  am  5.  Februar  1826.  — 
Wlodz im ierz  Alexander  D.,  der  Sohn,  welcher  zu  Warschau  im  December 
1824  geboren  wurde,  studirte  in  Berlin  bis  zur  Promotion  1847.  Nach  der  Heimat 
zurückgekehrt,  prakticirte  er  in  Warschau  und  wurde  1858  zum  Professor  der 
allgemeinen  Pathologie  und  Therapie  daselbst  berufen.  1864  wurde  er  jedoch 
nach  dem  östlichen  Russland  verbannt.    Znrtlekgekehrt  im  Jahre  1870,  lebte  er  iu 


252  DYBEK.  —  DYCKMAN. 

der  Ziirückgezogenheit  auf  seinem  Gute  Topola  bei  Leczyca,  wo  er  1883  starb. 
Er  schrieb:  „Terapia  ogölna*^  (Warschau  1876,  8.,  205  S.);  ausserdem  ver- 
schiedene Aufsätze  im  Pami^tnik  Tow.  lek.  warszawskiego.  K.  &  P. 

*Dybowski,  Benedict  D. ,  geboren  am  29.  April  1835  zu  Adamczyn 
im  ^Gouvernement  Minsk,  studirte  seit  1853  Medicin  und  Naturwissenschaften  in 
Dorpat,  1857  bezog  er  die  Universität  Breslau  und  1858  Berlin,  wo  er  am 
18.  Januar  1860  promovirt  wurde.  1862  wurde  er  zum  ausserordentlichen  Pro- 
fessor für  Zoologie  und  Paläontologie  an  der  Warschauer  Hochschule  ernannt,  wo 
er  sich  bald  die  grösste  Liebe  und  Achtung  seiner  Schüler  zu  erwerben  verstand; 
1864  wurde  er  seiner  patriotischen  Gesinnung  wegen  verhaftet  und,  zu  15  Jahren 
Zwangsarbeit  verurtheilt,  nach  Sibirien  verbannt.  In  Daurien,  wo  er  intemirt  war, 
gewann  er  «ich  die  Gunst  der  dortigen  Behörden,  so  dass  ihm  gestattet  wurde, 
sich  seinen  Studien  hinzugeben;  er  durchforschte  den  Bajkalsee  und  das  Amur- 
gebiet und  bereicherte  die  Zoologie  durch  viele  neue  Entdeckungen.  1877  gestattete 
man  ihm,  nach  der  Heimat  zurückzukehren,  wo  er  jedoch  nur  kurze  Zeit  verblieb. 
Da  er  noch  Kamtschatka  erforschen  wollte,  nahm  er  die  Stelle  eines  Kreisphysicus 
in  Petropawlowsk  an  und  reiste  im  December  1878  dorthin  ab;  im  Jahre  1882 
wurde  ihm  der  Lehrstuhl  der  Zoologie  in  Lemberg  angetragen,  den  er  auch  im 
laufenden  Jahre  angetreten  hat.  Seine  zoologischen  Monographien  sind  in  polnischen, 
russischen  und  deutschen  Archiven  und  Journalen  veröffentlicht  worden.  Einen 
Theil  seiner  überaus  reichen  Sammlung,  welcher  einen  möglichst  vollständigen 
Ueberblick  der  Fauna  Sibiriens  darbietet ,  schenkte  D.  dem  zoologischen  Museum 
der  Warschauer  Universität.  K.  &  P. 

Dybvad,  Christopher  Jörgensen  D. ,  dänischer  Arzt,  namentlich 
berühmt  als  Mathematiker  und  übrigens  bekannt  durch  sein  unglückliches  Schicksal, 
ist  geboren  1577  zu  Kopenhagen,  wo  sein  Vater  Professor  an  der  Universität 
war.  Er  zeigte  frühzeitig  hervorragende  Begabung,  wurde  1598  als  Magister 
creirt  und  erhielt  ein  königliches  Stipendium,  mittelst  welchem  er  eine  mehrjährige 
Studienreise,  zunächst  nach  den  Niederlanden,  unternahm.  In  Leyden  scheint  er 
in  der  Medicin  doctorirt  zu  haben ,  während  er  gleichzeitig  mathematische  Werke 
publicirte.  Seine  in  den  Niederlanden  erworbenen  liberalen  und  demokratischen 
Ideen,  die  mit  der  extrem  aristokratischen  Verfassung  Dänemarks  schlecht  passten, 
nebst  seiner  Neigung  für  die  arminianische  Lehre ,  machten  nach  seiner  Rückkehr 
seine  Stellung  in  Dänemark  prekär  und  der  mächtige  Kanzler  Chr.  Friis  ver- 
folgte ihn  ununterbrochen.  Vergebens  suchte  er  eine  Professur,  musste  wiederum 
nach  dem  Auslande  ziehen,  erwarb  sich  hier  grossen  wissenschaftlichen  Kuhm  als 
Mathematiker,  suchte  wiederum  vergebens  eine  Professur  in  Kopenhagen  —  Caspab 
Baetholtn  wurde  ihm  diesmal  vorgezogen  — ,  lebte  doch  wieder  einige  Jahre  in 
Kopenhagen,  wahrscheinlich  als  praktischer  Arzt,  wurde  endlich  1618  zum  „könig- 
lichen Mathematicus^'  ernannt  und  erhielt  in  Verbindung  damit  ein  Canonicat  m 
Lund.  Die  veralteten  astrologischen  Künste  und  Nativitätsberechnungen ,  die  von 
dem  königlichen  Mathematicus  erfordert  wurden,  waren  indessen  Gegenstand  der 
tiefsten  Verachtung  und  Unwillens  des  scharfsinnigen  und  geistesüberiegenen 
Gelehrten,  und  als  er  zudem  bald  in  heftigen  Streit  mit  den  adeligen  Mitgliedern 
des  Capitels  zu  Lund  gorieth,  verliess  er  sein  Amt,  ging  nach  Norwegen,  wo  er 
mit  ungezügelter  Heftigkeit  gegen  die  religiösen  und  politischen  Verhältnisse 
Dänemarks  auftrat  und  seine  Hofinung  auf  eine  gewaltsame  Staatsumwälzung  setzte. 
Nach  Dänemark  zurückgekehrt,  wurde  er  1620  verhaftet,  nach  einer  weit8chwei%en 
Procedur  zu  lebenslänglicher  Gefängnissstrafe  verurtheilt  und  seiner  akademischen 
Rechte  beraubt.  Im  strengen  Gefängniss  auf  dem  Schlosse  zu  Kallundborg  starb 
der  revolutionäre  Gelehrte  1622,  von  Kohlendampf  erstickt. 

Ausführliche  Biographie  und  Literaturverzeichniss  in  Ingerslev.       Petersen. 

Dyckman,  Jakob  D.,  zu  New  York,  war  am  1.  December  1788  m 
Yonkers,  Westchester  County,  New  York,  geboren,  studirte  Medicin  unter  Dr.  HosaCK 


j 


DYCKMAN.  —  DYTE.  253 

und  erlangte  1813  die  Doctorwürde  mit  der  später  (182'2)  von  Neuem  heraus- 
gegebenen Dissert. ;  „On  the  pathology  of  the  human  fluids^.  Er  wurde  darauf 
Arzt  am  City  Dispensary,  1819  Surgeon  des  New  York  Alms  Honse  und  erhielt 
in  demselben  Jahre  von  dem  Board  of  Health  den  Auftrag,  sich  nach  Philadelphia 
zu  begeben  und  über  die  dort  herrschende  pestartige  Krankheit  zu  berichten. 
1821  wurde  ihm  das  Amt  eines  Health  Oommissioner  übertragen  und  1822  wurde 
er  zum  Trustee  des  College  of  Physicians  and  Surgeons  gewählt.  Während  der 
Gelbfieberepidemie  in  New  York  1822,  die  ihn  als  Mitglied  des  Board  of  Health 
in  hohem  Grade  in  Anspruch  nahm,  erkrankt,  starb  er  phthisisch  am  5.  December 
1822.  Abgesehen  von  einigen  Aufsätzen  in  Zeitschriften,  darunter  einer  über 
Adipocire  (Transact.  of  the  New  York  Lyceum  of  Natural  History),  gab  er  1818 
eine  verbesserte  Ausgabe  von  Duncan's  Dispensatory  heraus,  veröffentlichte  monat- 
liche Berichte  über  die  im  City  Dispensary  vorgekommenen  Erkrankungen  (Monthly 
Magazine,  später  im  Literary  Journal),  auch  war  er  einer  der  Herausgeber  des 
New  York  Medical  and  Physical  Journal. 

Thacher,  I,  pag.  5>57.  0. 

*Dyke,  Thomas  jones  D.,  erhielt  seine  medicinische  Ausbildung  Ende 
der  Dreissiger-Jahre,  wurde  F.  R.  C.  S.  Eng.  aber  erst  1866  und  wirkt  als  Medical 
officer  zu  Merthyr-Tydvil.  lieber  diese  Thätigkeit  in  Form  von  „Samtary- 
Beports  etc.  1865 — 1882"  handeln  seine  umfangreichsten  Veröffentlichungen. 
Ausser  diesen  sind  jedoch  zu  nennen :  „  The  downward  intermütent  ßltratton  of 
sewage**  (1872)  —  „Misstng  links  in  the  sanitary  administration  Service" 
(Leamington  congress  1877)  —  „On  treatment  of  cholera  and  diarrhoea"  (Med. 
times  and  gaz.  zuerst  1832,  dann  1849  und  1854),  sowie  formale  Verbesserungen 
im  Rapportwesen  etc.  des  öffentlichen  Gesundheitswesens  (Brit.  med.  joum.  1872 
und  monographisch  gleichzeitig).  r^^j 

Dyrsen.  Zwei  Aerzte  aus  Riga.  Der  Vater,  Johann  Heinrich  D., 
geboren  am  29.  September  1770  als  Sohn  eines  Kaufmannes,  studirte  seit  1788 
in  Berlin,  seit  1790  in  Göttingen  und  wurde  am  12.  September  1791  zum  Dr. 
med.  creirt  („Diss.  inaug,  medica,  exhibens  primas  linea  systematis  morbo/um 
aetiologia",  60pp.,  8.),  durchreiste  Deutschland,  Frankreich  und  Italien,  wurde 
am  23.  Mai  1793  in  Petersburg  examinirt  und  prakticirte  in  Riga  bis  zu  seinem 
Tode  am  6.  April  1804.  Er  verfasste:  „Noth-  und  Hilfstafeln,  enthaltend  die 
Bettungs mittel  in  plötzlicher  Lebensgefahr"  (Abhandl.  der  biol.-gen.  und  ökon. 
Societät,  n,  161 — 177);  ferner  gemeinschaftlich  mit  Grindel:  „Bemerkungen 
über  das  Schwefelwassei Stoff- Ammoniak"  (Rnss.  Jahrb.  der  Pharm.  1803).  — 
Der  Sohn,  Ludwig  D.,  ebenfalls  in  Riga,  am  24.  August  1797  geboren,  studirte 
seit  1814  in  Dorpat,  dann  in  Göttingen,  Würzburg  und  Wien,  wurde  1821  in 
Moskau  Dr.  med.  („De  scahie  imprimis  vero  de  ejus  curatione"),  prakticirte  in  Riga 
seit  1821  und  wurde  1830  Chef  der  Medicinal Verwaltung  des  Gouvernement  Liv- 
land  (Med.-Inspeetor).  Er  starb  am  15.  Mai  1835  und  hinterliess  eine  Anzahl 
Abhandlungen  über  die  Cholera  und  ausserdem  eine  Reihe  populär-medicinischer 
Aufsätze  in  den  Riga*schen  Tagesblättem. 

Ein  genaues  Verzeichniss  derselben  bei  Recke-Napiersky,  I,  467.  —  B e i s e, 
I,  167.  —  Vergl.  auch  Riga'sche  Biogr.  II,  Riga  1883,  pag.  50—51.  j^   Stieda 

*Dyte,  David  Hyman  D.,  studirte  Ende  der  Fünfziger- Jahre ,  wurde 
M.  R.  C.  S.  Eng.  1861,  L.  M.  1862,  L.  R.  C.  P.  Lond.  1875.  Er  hielt  Vorlesungen 
ober  Anatomie  und  Physiologie  am  Ladies  med.  College,  wirkt  an  der  St.  Pancras* 
Infirmary  und  ist  zur  Zeit  an  verschiedenen  jüdischen  Stiftungen  und  Ilospitäleru 
zu  London  als  Arzt  thätig.  Seine  Publicationen  beziehen  sich  auf  chirurgische 
Beobachtungen,  speciell  aus  dem  Gebiete  der  Verletzungen  und  sind  in  der  Laucet 
und  in  Med.  times  and  gaz.  publicirt.  ^^^j 


' 


254  DZONDI. 

Dzondii  Karl  Heinrich  D. ,  aus  Oberwinkel  bei  Waidenberg,  wurde 
am  25.  September  1770  geboren.  Von  1790  ab  studirte  er  in  Wittenberg  Theo- 
logie, abdicirte  sich  jedoch  von  derselben  bereits  durch  die  Erlangung  des  Doctorats 
der  Philosophie  1799.  Später  wandte  er  sich  mit  aller  Entschiedenheit  den  Natar- 
Wissenschaften  imd  der  Medicin  zu  und  wurde  als  Doctor  der  letzteren  promovirt 
zu  Würzburg  1806.  Zunächst  in  den  französischen  Feldspitälern  chirurgisch  thätig, 
erhielt  er  1811  eine  Berufung  als  Chirurgie-Professor  und  Director  der  Klinik 
nach  Halle,  wurde  jedoch  dieser  Stelle  wegen  seiner  französischen  Sympathien 
1817  entsetzt  und  lebte  nun  der  Leitung  eines  von  ihm  eingerichteten  Privat- 
hospitals (einen  1820  an  ihn  von  Greifswald  ergangenen  Ruf  lehnte  er  ab)  und 
seinen  wissenschaftlichen  Neigungen.  Diese  letzteren  —  wenn  hier  von  seiner  Schrift 
Über  Ossi  an  abgesehen  wird  —  waren  auch  in  der  Medicin  ziemlich  variabel,  wie 
die  Titel  folgender  Schriften  zeigen:  „Supplementa  ad  ancUomiam  potissimum 
comparatum^  (Leipzig  1806)  —  „De  vi  corporum  organica^  (Daselbst  1808)  — 
„Ueher  die  Verbrennungen^  (Halle  1816)  —  „Anfänge  zwr  Vervollkommnung 
der  Heilkunde^  (Daselbst  gleichzeitig)  —  „Die  Dampfmaschinen,  ein  neues  Heil- 
mittel" (Leipzig  1821)  —  „Die  HatUscklacke  oder  der  skorische  Entzündungs- 
reiz, Quell  der  meisten  Störungen  des  Organismus"  (Daselbst  1821)  —  „Neue 
zuverlässige  Heilart  der  Lustseuche"  (1816,  1832)  —  „Lehrbuch  der  Chirurgie*' 
(Halle  1821).  Ausserdem  Schriften  über  die  Temperamente,  über  die  Entzündung  ete. 
D.  begründete  die.  Zeitschrift  „Aesculap*'  (Leipzig  1821)  und  war  Mitredacteur 
des  PiBBEB^schen  Realwörterbuches.  Er  starb  am  1.  Juni  1835  an  Apoplexie. 

Biogr.  m6d.  HI.  —  AUgem.  Deutsche  Biogr.  V.  Bed. 


E. 


Bei  allen  mit  „d'E"  und  „de  l'E"  anhebenden  Namen ,  die  auf  Grund  grösserer  Correctheit 
unter  „De"  eingereiht  wurden ,  ist  hierauf  zurückverwiesen  worden.  —  Der  CoUectiv- Artikel 
^Egyptische  Aerzte''  bot  znr  Hervorhebung  der  in  ihm  vorkommenden  Namen  unter  besonderen 

Spitzmarken  keinen  Anlass. 
Mit  *  sind  die  Namen  der  im  Herbst  1884  noch  Lebenden  markirt. 


*Eale8,  Henri  E.,  zu  Birmingham,  am  dortigen  üniversity  College 
ausgebildet  und  M.  R.  G.  S.  Eng.  1873,  widmete  sich  der  Augenheilkunde  und 
wu-kt  als  Hon.  Surgeon  an  mehreren  Augenabtheilungen  zu  Birmingham.  Ausser 
seiner  ersten  grösseren  Arbeit:  „State  of  the  retina  in  100  cases  of  granulär 
kidney''  hat  er  über  Netzhauthämorrhagien ,  Strabismus  in  den  verschiedenen 
Wochenschriften,  besonders  aber  über  acutes  Glaucom  (Birmingham  med.  Rev.  1880, 
Lancet  1881)  Mehreres  geschrieben.  Ked 

♦Eames,  James  Alexander  E.,  welcher  gegenwärtig  zu  Cork  am  Dist. 
Lunatic  Asyl  in  Thätigkeit  ist,  wurde  Dr.  med.  St.  And.  1856,  F.  R.  C.  S.  J. 
1865  und  genoss  seine  medicinische  Ausbildung  wesentlich  am  Rot.-Hospital  zu 
Dublin.  Er  machte  als  Militärarzt  den  Krimmfeldzug  mit  und  widmete  sich  neben 
seiner  oben  gekennzeichneten  Thätigkeit  hauptsächlich  der  Chirurgie.  Glückliche 
Operationsresultate  sind  von  ihm  in  Dub.  Med.  Press  1861,  1869,  Brit.  Med. 
Joum.  1871  und  anderweitig  publicirt.  Ked. 

Earle,  Sir  James  E.,  1755  geboren  und  unter  den  Anspielen  seines 
Verwandten  P.  Pott  (s.  diesen)  medicinisch  speciell  für  Chirurgie  vorgebildet, 
fungirte  25  Jahre  als  ausserordentlicher  königlicher  Leibchirurg  und  Doyen  der 
Chirurgen  des  St.  Bartholomäus-Hospitals ,  sowie  als  Director  des  CoUegiums  der 
Londoner  Chirurgen  und  starb  1817.  —  unter  seinen  Schriften  war  die  weitaus 
bekanntest«  und  nachhaltigste  der  „Treatise  on  hydrocde  etc.^  (Rothweininjection ; 
London  1791,  Anhang  1793;  3.  Aufl.  1805).  Weniger  genannt,  aber  nicht 
unwichtig  waren  noch:  „Practical  ohservations  on  the  Operation  for  the  stone^ 
(London  1793,  1796)  —  ^Observations  on  the  pure  of  the  curved  spine  etc." 
(London  1799)  —  „Obaervations  on  haemorrhoidal  excrescences*^  (London  1807 
und  später).  —  Auch  eine  Methode  der  Katarakt-Operation  (1801),  eine  Zu- 
sanunenstellung  von  Unterschenkelbrüchen ,  eine  besonders  merkwürdige  Stein- 
operation (Philos.  Transact.  1809)  veröflentlichte  E.  des  Weiteren  und  gab  (1790 
und  1808)  zwei  Auflagen  der  chirurgischen  Werke  P.  Pott's  heraus. 

Dict.  bist.  II.  Red. 


256  EARLE. 

Earle,  Henry  £.,  zu  London,  am  28.  Juni  1789  als  dritter  Sohn  von 
Sir  James  E.  geboren,  war  seit  dem  16.  Jahre  Schiller  seines  Vaters,  wurde 
1808  House  Surgeon  im  Bartholoroäns-Hospital ,  begann  1811  selbständig  zu 
prakticiren,  erhielt  1812  von  der  Society  of  Arts  für  die  Erfindung  eines  Fractur- 
bettes  eine  Belohnung  und  1821  einen  grösseren  Preis,  auch  1813  den  Jacksox- 
schen  Preis  vom  College  of  Surgeons  für  eine  Abhandlung  über  die  Krankheiten  und 
Verletzungen  der  Nerven.  Er  wurde  darauf  Surgeon  am  Foundling  Hospital, 
war  von  1815 — 27  Assistant  Surgeon  und  wurde  dann  (nach  Abernethy's  Reei- 
gnation)  Surgeon  am  Bartholomäus-Hospital,  wo  er  die  ersten  klinischen  Vor- 
träge hielt  und  sie  mit  grossem  Erfolge  bis  zu  seinem  Tode  fortsetzte.  Die  Zahl 
seiner  literarischen  Arbeiten  ist  ziemlich  beträchtlich,  wenn  sich  darunter  auch 
nur  wenige  selbständige  Schriften  befinden,  wie:  „Practical  observations  in  sur- 
gery^  (London  1823 ;  deutsche  Uebers.  in  der  Chirurg.  Handbibliothek,  Bd.  VII, 
1824)  —  „  Two  lectures  on  theprimary  and  secondary  treatment  of  burns^  (London 
1832).  Die  verschiedenen  Aufsätze  sind  namentlich  in  den  Medico-Chirurg.  Transact. 
(1812,  14,  15,  16,  19,  22,  23,  24)  veröffentlicht  und  betreffen  die  Contraction  von 
Brandnarben,  die  Anwendung  des  Nicotins  bei  Harnverhaltung,  das  Zerbrechen 
grosser,  nicht  durch  die  Wunde  bei  Steinschnitt  auszuziehender  Steine,  Nieren- 
steine, die  Behandlung  von  Pseudarthrosen,  den  Schornsteinfegerkrebs,  sind  aber 
zum  Theil  auch  in  den  Philosoph.  Transact.  (1821)  enthalten  (Wiederherstellung  des 
Canals  der  Harnröhre  an  einer  Stelle,  wo  letztere  verloren  gegangen  war),  sowie 
im  London  Medical  Repository,  im  London  Med.  and  Phys.  Journal  u.  s.  w. 
und  sind  fast  durchweg  chirurgischen  Inhalts  der  verschiedensten  Art.  —  18^3 
hielt  er  beim  College  of  Surgeons  als  dessen  Professor  der  Anatomie  und 
Chirurgie  Vorlesungen,  war  auch  mehrere  Jahre  Präsident  der  Med.  and  Chir. 
Society.  Er  war  einer  der  bedeutendsten  Londoner  Chirurgen  seiner  Zeit  und  starb 
am   18.  Januar  1838. 

British  and  Foreign  Med.  Review.  Vol.  V,  1838,  pag.  627.  —  Callisen.  V, 
pag.  491;  XXVII,  pag.  405.  Gurlt. 

Earle ,  James  Lumley  E,  zu  Birmingham,  erhielt  seine  medicinisehe 
Erziehung  im  King's  College  zu  London,  war  Resident  Physician  Accoucheur- 
Assistant  am  King*«  College  Hospital  und  Resident  Surgeon-Accoucheur  beim 
Birmingham  General  Dispensary,  indem  er  sich  seit  Beginn  seiner  ärztlichen  Lauf- 
bahn der  Geburtshilfe  zugewandt  hatte.  Auch  war  er  einige  Zeit  Surgeon-Aecou- 
chenr  am  Queen 's  Hospital  und  einer  der  Acting  Physicians  am  Kinder-Hospital 
daselbst;  er  gehörte  femer  zum  Council  der  Obstetrical  Society  in  London.  — 
E.  war  der  Verfasser  verschiedener  werthvoUer  geburtshilflicher  Monographien  und 
der  Erfinder  einiger  geburtshilflicher  Instrumente,  wie  eines  neuen  Beckenmessers 
und  einer  Uterussonde  mit  beweglichem'  Kopfe.  Seine  literarischen  Leistungen,  ^t 
ihm  die  erwähnte  angesehene  Stellung  im  Schosse  der  Obstetrical  Society  verschafft 
hatten,  waren  seine  Schriften:  „The  mammary  signs  of  pregnancy  and  of 
recent  delivery^  (London  1862)  —  „Onflooding  after  deUvery  and  its  scientific 
treatment,  etc.**  (London  1865)  —  „A  new  method  of  inducing  premature  la- 
bour**  und  andere  Aufsätze.  Er  starb  am  23.  November  1870,  erst  30  Jahre  alt, 
an  Schwindsucht. 

British  Medical  Journal.  1870,  II,  pag.  645.  G. 

*  Earle,  PlinyE.,  amerikanischer  Irrcuarzt,  ist  1809  geboren,  hat  eioe 
beträchtliche  Anzahl  von  Schriften  über  Gegenstände  aus  der  Psychiatrie  verfasst, 
darunter  namentlich  mehrere  Berichte  über  europäische  Irren-Anstalten,  die  er 
besuchte;  so:  „A  visit  to  thirteen  asylums  for  the  insanej  in  Europe,  with 
statiatics"  (Philadelphia  1839)  und  noch  zwei  Schriften  mit  demselben  Titel  (1841, 
1845);  femer:  „Institutions  for  the  insajie,  in  Piussia^  Austria  and  Germany" 
rUtica  1853).  Ausserdem:  „History,  description  and  statistics  of  iJie  Bloomintj- 
ton  Asylinn  for    the  insane**  (New  York   1848)    —    „An    examination   of  tJie 


1 


r 


EARLE.  —  EBEL.  257 

practice  of  blood-letting   in  mental  disorders^  (New  York  1854),    mehrere  6e- 
legenheitsschrifleii    und  Aufsätze  im  American  Journal  of  losanity  u.  s.  w. 

Index-Catalogue.  IV,  pag.  37.  G. 

Easley,  TandyEdwardE.,  zu  Little  Rock,  Pulaski  County,  Arkansas, 
war  am  29,  Oetober  1842  in  Perry  County,  Alabama,  geboren  als  Sohn  eines 
Arztes,  machte  den  amerikanischen  Krieg  als  Freiwilliger  mit,  studirte  später  im 
Louisville  Medical  College,  wo  er  1874  Doctor  wurde,  Hess  sich  1875  in  Little 
Rock  nieder  und  wurde  in  den  Jahren  1875 — 78  zum  Secretär  der  chirurgischen 
Seetion  der  American  Medical  Association  erwählt.  Als  1878  in  Memphis,  Tennessee, 
das  Gelbfieber  ausbrach,  bot  er  freiwillig  seine  Dienste  zur  Behandlung  der 
Kranken  an,  wurde  aber  selbst  davon  ergriffen   und  starb  daran  am  29.  Oetober 

1878.  Er  hat  eine  beträchtliche  Reihe  von  Aufsätzen,  meist  chirurgischen  Inhalts, 
hinterlassen,  die  namentlich  im  Richmond  and  Louisville  Medical  Journal  erschienen 
waren,  z.  B. :  „Ctrcumstances  modifying  the  mortality  of  ampidations"  — 
j^Four  cases  of  abscess  of  the penis^  —  „Sanitär y  condttion  of  the  negro"  — 
^Aspiration  of  the  hladder"  —  „Septicaemia  from  purulent  vaginal  dis- 
charges^  —  „Successful  abdominal  seetion  for  the  removal  of  extra-uterine 
foetm**  —  yjTumors  of  the  eocternal  ear"  —  „Surgery  of  the  hand"  —  ^^^ 
itfudy  of  shock"  u.  s.  w. 

R.    G.   Jennings    im    Transact.    of   the    American   Medic.    Association.    Vol.  30, 

1879,  pag.  813.  G. 

Easton,  J.  A.  E.,  zu  Glasgow,  war  um  1807  in  Indien  geboren,  erhielt 
seine  Erziehung  in  Glasgow,  studirte  daselbst  auch  Medicin,  begann  1828  ebenda 
zu  prakticiren,  wurde  District-Chirurg ,  1836  Doctor,  1840  Polizei-Chirurg.  Er 
war  einige  Jahre  Docent  der  Materia  medica  an  der  Andersoniau  Institution  gewesen, 
als  er  die  Professur  derselben  an  der  Universität  1855  erhielt.  Seine  Arbeiten 
bewegen  sich  auf  dem  Gebiete  der  klinischen  und  gerichtlichen  Medicin  und  der 
Materia  medica,  bestehen  aber,  ausser  einigen  „Introductory  Lectures^^  und  „Ad- 
dresses'',  nur  in  Journalaufsätzen,  die  namentlich  im  Lond.  and  Edinb.  Monthly 
Joum.  of  Med.  sc.  (1849 — 51)  und  im  Glasgow  Medical  Journal  (1858  u.  s.  w.) 
publicirt  sind.  Es  befindet  sich  darunter  ein  eigenthümlicher  Fall  von  Darmver- 
schliessung, verschiedene  „Contributions  to  legal  medicine" ;  ferner  „General 
observations  on  the  elimination ,  catalysis  and  counter-action  of  poisons,  etc.^ 
(1858)  —  „On  the  use  of  the  so-called  expectorants  in  diseases  of  the  mucous 
membrane  of  the  lungs,  etc,^  (1863);  endlich:  „Hints  on  medical  ethics  an 
address"  (Glasgow  1862)  u.  s.  w.    Er  starb  am  12.  November  1865. 

Lancet  1865,  II,  pag.  609.  —  Med.  Times  and  Gaz.  1865,  II,  pag.  588.  G. 

♦Eastwood,  J.  William  E. ,  zu  Darlington,  M.  D.  Edin.  1851 ,  M.  R. 
C.  P.  Lond.  1871,  hat  sich  besonders  durch  seine  Schriften  gegen  den  Alkoholismus 
einen  Namen  erworben.  1863  veröffentlichte  er  im  Joum.  of  ment.  sc.  eine  Arbeit 
„On  private  asylunis" ;  1869  daselbst  eine  solche:  „On  medico-legal  uncertain- 
lies*'.  Von  der  Jahresversammlung  der  Brit.  med.  soc.  wurde  er  1872  mit  der 
Adresse:  „The  use  of  alcohol  in  health  and  disease",  1881  mit  der  „On  public 
health,  intemperance  and  insanity"  beauftragt.  K^d. 

Ebel,  Johann  Gottfried  E.,  geboren  am  6.  Oetober  1764  zu  ZüUichau, 
gestorben  am  8.  Oetober  1830  zu  Zttrich,  promovirte  als  Dr.  med.  zu  Prankfurt 
an  der  Oder  1789,  hielt  sich  bis  Frühjahr  1790  in  Wien  auf,  reiste  dann  in  die 
Schweiz  mit  zweijährigem  Aufenthalte  in  Zttrich  und  Fussreisen  durch  die  Alpen 
und  siedelte  im  September  1792  nach  Prankfurt  am  Main  über,  wo  er  prakticirte 
und  seine  „  Anleitung y  die  Schweiz  zu  bereisen"  verfasste.  Er  kam  dort  in  Verbindung 
mit  8.  T.  SÖMMEBRING  und  Oelsner,  verfasste  seine  „Schilderung  der  Gebirgs- 
Völker"  und  übersetzte  die  Schriften  von  Sieyes.  Vom  September  1796  bis  Frühjahr 
1801  lebte  E.  unter  dem  Namen  eines  Angestellten  bei  der  Frankfurter  Deputation 
Biogr.  Lexikon,  ir.  17 


258  EBEL.  —  EBERLE. 

in  Paris  im  Hause  des  Abgeordneten  der  Stadt  Frankfurt  (Dettmar  Bosse). 
Er  war  politisch  thätig  und  wirkte  für  Frankfurt  und  die  Schweiz,  beschAftigto 
sich  aber  auch  mit  Naturwissenschaften,  besonders  mit  physiologischen  Forschungen. 
1801  erhielt  er  das  helvetische  Bürgerrecht  und  reiste  nach  der  Schweiz,  kehrte 
auf  kurze  Zeit  nach  Paris  zurück  und  nahm  1802  zum  zweiten  Mal  seinen  Auf- 
enthalt in  Frankfurt  am  Main.  Dort  lebte  er  bis  1810,  machte  mehrere  Reisen 
in  die  Schweiz ,  arbeitete  an  seinem  Werke :  ;,  Ueber  den  Bau  der  Erde  im 
Älpengehirge"  (1808)  und  an  der  zweiten  und  dritten  Auflage  seiner  „Ardeitung  etc.'^ 
(1805,  1809).  Charakteristisch  für  jene  Zeit  ist,  dass  1803  Goethe  sich  zur 
Wiederbesetzung  von  Lodkr's  Professur  der  Anatomie  und  Chirurgie  in  Jena 
auf  Sömhebsing's  Empfehlung  an  E.  wenden  konnte,  der  nie  praktische  Chirurgie 
geübt  hatte.  Im  Frühjahr  1810  siedelte  E.  nach  Zürich  über  und  lebte  dort  in 
unabhängiger  Stellung  seinen  Studien  über  die  allseitigen  Verhältnisse  seines 
geliebten  Adoptivvaterlandes,  auch  über  den  Cretinismus,  rastlos  sammelnd  für  die 
vierte  Auflage  der  „Ardeitung** ,  durch  seine  Verbindung  auch  wirksam  für  das 
politische  Wohl  der  Schweiz. 

Ebel,  geschildert  von  Dr.  H.  Escher,  Trogen  1835.  —  Nekrolog  in  den  Verhandl. 
der  Schweizer  natnrf.  Gesellsch.  1834.  —  Briefe  von  Sömmerring  an  Ebel  1813  in 
B.  "Wagner,  S.'s  Leben  und  Verkehr  mit  seinen  Zeitgenossen.  Leipzig  1844,  II. 

W.  Stricker. 

Ebellng,  Johann  Dietrich  Philipp  Christian  E.,  geboren  zu 
Lüneburg  am  31.  December  1753,  studirte  seit  1773  in  Göttingen,  1774 — 76  ta 
Strassburg,  seit  1777  zu  Edinburg,  promovirte  1779  zu  Glasgow,  wurde  1779- 
Arzt  in  Hamburg,  1780  Stadtphysicus  inParchim,  1782  Kreisphysicus  und  starb 
am  12.  Januar  1795.  Er  tibersetzte  viele  englische  Werke  medicinischen ,  histo- 
rischen und  geographischen  Inhalts. 

Blanck.  W.  Stricker. 

Ebelsfeld  (oder  auch  Erlsfeld),  s.  Low  v.  Erlsfeld. 

Eberhard,  Johann  Peter  E.,  zu  Altona  am  2.  December  1727  geboren, 
studirte  als  einer  der  namhaftesten  Schüler  Fr.  Hoffmann's  in  Halle  und  wurde 
daselbst  1753  Extraordinarius,  1766  ordentlicher  Professor  der  Medicin,  1769  d« 
Physik,  1776  der  Mathematik.  E.  war  bestrebt,  der  Medicin  setner  Zeit  in  gewissen 
Dogmen  angeblich  mathematisch  begründete  Wahrheiten  zu  sichern,  brachte  es 
jedoch  nur  zu  Sammlungen  ziemlich  kritikloser  Speculationen,  die  er  in  einer  grossen 
Reihe  Dissertationen  über  alle  möglichen  Themata  niederzulegen  beflissen  war. 
Neben  seiner  Ausgabe  einiger  Comnientare  Haller*s  und  der  BOERHAAVE'schen 
Physiologie,  verdienen  noch  am  ehesten  Erwähnung:  „Conspectus  physiologtae 
et  diaeteticae  etc,^  (Halle  1753)  —  „Conspectus  medictnae  theoreticae^  (Daselbst 
1757 — 61)  —  „DisserL  de  nucis  vomicae  et  corticis  hypocostani  vir  tute  medioa*^ 
(Daselbst  1770)  —  „Abhandlungen  vom  physikalischen  Aberglauben  und  der 
Magie*"  (Daselbst  1778).    Er  starb  am  17.  December  1779. 

Dict.  hist.  IL  Red. 

Eberle,  J  0  h  n  B.^  amerikanischer  Arzt,  war  im  Januar  1788  in  Lancaster 
County,  Pennsylvania,  geboren,  von  deutscher  Abkunft,  wurde  1809  Doctor  bei 
der  Universität  von  Pennsylvanien ,  beschäftigte  sich  anfänglich  mehr  mit  Politik 
imd  politischer  Schriftstellerei,  als  mit  Medicin,  gründete  1818  aber  den  „American 
Medical  Recorder*^,  den  er  bis  1823  herausgab  und  seit  1824  in  Gemeinschaft 
mit  6.  M.  Clellan  „  The  Medical  Review  and  Analectic  Journal^.  Bald  darauf 
erschien  sein  bestes  Werk :  „A  treatise  of  the  materia  medica  and  therapeutics^ 
(2  Bde.,  Philadelphia  1822,  23;  5.  Ausg.  1841),  das  ausserordentlichen  BeifaU  fand. 
Es  folgte,  nicht  minder  gut  aufgenommen,  „A  treatise  on  the  practice  of  medi- 
eine**  (2  Bde.,  Philadelphia  1830;  3.  Ausg.  1835)  und  ein  unter  dem  Titel  „Eberie's 
Notes"  bekanntes  Vademeoum  für  Studenten:  „Notes  on  the  lectures  an  the 
theory  and  practice  of  medicine,    delivered  in  the  Jefferson  Med.  College,    ai 


EBERLE.  —  EBERMAIER.  259 

Philadelphia*^  (2.  Ausg.  1834;  3.  Ausg.  1840).  1830  wurde'  er  veranlasst,  seine 
Stellnng  am  genannten  College,  an  welchem  er  bis  dabin  gelehrt  hatte,  aufzugeben 
and  einen  Lehrstuhl  in  Gincinnati  am  Ohio  Medical  College  anzunehmen.  Daselbst 
erschien  von  ihm:  „A  tredtise  on  the  diseases  and  physical  education  of  chü- 
dren"  (Cincinnati  1833;  3.  Ausg.  1845)  und  gründete  er  zusammen  mit  Stoughton 
und  Mitchell  die  „Western  Medical  Gazette**,  die  er  von  1832 — 35  heraus- 
gab; derselben  folgte  1837  das  „Western  Quarterly  Journal  of  Practical 
Medicine*^.  1837  wechselte  er  von  Neuem  seine  Lehrstellung,  indem  er  ;qjni 
Professor  der  theoretischen  und  praktischen  Medicin  an  der  medicinischen  Schule 
von  Levington,  Kentucky,  ernannt  wurde;  er  starb  jedoch  bereits  am  2.  Februar 
1838  mit  einem  durch  unmässigen  Gebrauch  narcotischer  Mittel  gänzlich  zerrütteten 
Nervensystem. 

Thom.  D.  Mitchell  bei  Gross,  pag.  460.  —  Callisen,  V,  pag.  502; 
XXVII,  pag.  409.  G. 

Ebennaler,  Vater  und  Sohn,  zu  Düsseldorf.  Der  Vater,  Johann  Erdwin 
Christoph  E.,  war  zu  Melle  im  Osnabrück'schen  am  19.  April  1769  geboren 
und  wurde,  als  Sohn  eines  Apothekers,  für  denselben  Beruf  bestimmt.  Nachdem 
er  bereits  Provisor  geworden,  begann  er  jedoch  in  Göttingen  Medicin  zu  studiren, 
gab  ein  „Herbarium  vivum  plantarum  officinalium  etc.**  (Heft  I — XIV,  Brun- 
svigae  1790 — 92)  und  eine  ;,  Vergleichende  Beschreibung  derjenigen  Pflanzen^ 
loelche  in  den  Apotheken  leicht  mit  einander  verwechselt  werden,  u.  s.  w.  Mit 
Vorrede  von  J,  P,  Pott**  (Braunschweig  1794)  heraus,  ging  1794  als  Chirurg 
mit  den  hannoverischen  Truppen  nach  Brabant,  lebte  sodann  einige  Zeit  in  Leyden, 
wo  er  sich  namentlich  des  Unterrichtes  von  Brugmans  zu  erfreuen  hatte,  nahm, 
in  die  Heimat  zurückgekehrt,  seine  medicinischen  Studien  in  Göttingen  wieder 
auf  und  wurde  daselbst  1797  Doetor,  nachdem  er  ipehrere  Preisschriften  verfasst 
hatte,  darunter  eine  „Gommentatio  de  luds  in  corpus  humanum  praeter  visum 
efficada**  (Göttingen  1797,  4.,  auch  deutsch  u.  d.  T. :  „Physikal. -chemische 
Geschichte  des  Lichtes  und  dessen  Einfluss  auf  den  menschlichen  Körper** 
Osnabrück  1799;  2.  Aufl.  Leipzig  1819).  Er  Hess  sich  1797  in  Rheda  und 
darauf  in  Osnabrück  nieder  und  gab  ausser  einigen  botanischen  (1802)  und  pharma- 
kologischen Schriften  (1804 — 1819)  zusammen  mit  G.  Wilh.  Chr.  Consbruch  ein 
grosses  Werk  „Allgemeine  Encyclopädie  für  jyr aktische  Aerzte  und  Wund- 
ärzte** (9  Tbl,  1802 — 1819,  einzelne  Theile  bis  zu  6  Aufl.  erlebend  und  theilweise 
in's  Polnische  und  Französische  übersetzt)  heraus;  femer:  „Museum  ßir  Aerzte 
und  Wundärzte,  u.  s,  w.**  (Leipzig  1805)  —  „Pharmaceutische  Bibliothek  für 
Aerzte  und  Apotheker**  (2  Bde.,  Lemgo  1805 — 10).  1805  wurde  er  zum  Tecklen- 
burg'schen  Hof-  und  Medicinalrath  ernannt,  1810  zum  Physicus  des  Ruhr-Depar- 
tements nach  Dortmund  berufen,  1816  zum  Regierungs-  und  Medicinalrath  in 
Cleve  ernannt  und  1821  nach  Düsseldorf  versetzt,  wo  er  am  21.  Februar  1825  starb. 

Neuer  Nekrolog  der  Deutschen.  Jahrg.  3,  1825,  II,  pag.  1349.  G 

Ebennaler,  Karl  Heinrich  E.,  der  Sohn,  war  am  4.  Februar  1802 
zu  Cleve  geboren,  wurde  1824  zu  Berlin  Doetor  mit  einer  botanischen  Dissertation, 
war  später  Ereisphysicus  des  Land-  und  Stadtkreises  und  darauf  Regierungs-  und 
Medicinalrath  bei  der  Regierung  zu  Düsseldorf.  Als  solcher,  mit  dem  Charakter 
als  Geh.  Medicinalrath ,  starb  er  (in  der  Zeit  vom  October  1869  bis  ebendahin 
1870).  Von  seinen  Arbeiten  führen  wir  an :  „  Ueber  den  Schwamm  der  Schädel- 
knochen und  die  schwammartigen  Auswüchse  der  harten  Hirnhaut**  (Düssel- 
dorf 1829,  m.  lOTaff.,  4.);  ein  Nachtrag  dazu  ist  in  Rüst's  Magazin  (1831); 
femer:  „Erfahrungen  und  Ansichten  über  die  Erkenntniss  und  Behandlung 
des  asiatischen  Brechdurchfalles**  (Düsseldorf  1832)  —  „Klinisches  Taschen- 
buch für  angehende  Aerzte  und  Wundärzte**  (2  Bde. ,  1838).  Ausserdem  eine 
Anzahl  von  Aufsätzen  in  den  Heidelberg,  klin.  Annalen,  in  Rust's  Magazin,  Rüst's 
Handb.  der  Chirurgie,  Caspek's  Repertor.   Casper's  Wochenschrift  u.  s.  w.    Auch 

17* 


260  EBERMAIER.  —  EBERS. 

hatte  er   zusammen   mit  Nees  v.  Esenbece  ein  „Handbuch  der  medio-pharma- 
ceutiscken  Botanik^  (Bd.  I,   1829)  herausgegeben. 

.    Callisen,  V,  pag.  503;  XXVII,  pag.  142.  G 

*Eberinann,  Alexander  E. ,  geboren  im  Dorf  Bakaldy  (Gouv.  Nishüi 
Nowgorod  am  15.  (27.)  August  1830,  studirte  theils  in  Kasan,  theils  an  der 
medico-chirurgischen  Akademie  zu  St.  Petersburg  als  Schüler  von  Zdekaukr  und 
PiROGOFF;  beendigte  die  Curse  der  Mediein  im  März  1857,  Dr.  med.  (Diss.  „De 
cancro  puhnanum^),  —  Director  des  philanthropischen  Ambulatoriums,  Speeialist 
in  St.  Petersburg  für  Krankheiten  der  Harnwerkzeuge  und  für  Chirurgie  ist  E.  Ver- 
fasser einer  grossen  Anzahl  kleinerer  Abhandlungen,  welche  die  Krankheiten  der 
Harnröhre  betreffen,  und  zwar:  „Handbuch  der  mechanischen  und  physikalischen 
Diagnostik  der  Harnröhrenkrankheiten"  (St.  Petersburg  1864)  —  „Beobachtungen 
über  den  Gebrauch  der  prolongirten  warmen  Bäder  in  der  Chirurgie"  (Militär- 
medic.  Joum.  Bd.  LXXXIII,  1862,  pag.  225,  russisch)  —  „üeber  Echynococcm- 
cysten"  (Daselbst  Bd.  LXXXVI,  1863,  russisch)  —  „Statistik  der  Steinoperationen 
in  Sussland  fdr  1866—1859''  (St.  Petersburger  med.  Zeitschr.  1863,  Bd.  III, 
pag.  35)  —  „Eoctraction  von  Fremdkörpern  aus  der  Blase  eines  Mannes'* 
(Verhandl.  der  Deutschen  Gesellsch.  für  Chir.  U.  Congr.   1873).  Red. 

Ebers,  Johann  Jakob  Heinrich  E.,  zu  Breslau,  war  am  18.  Aprü  1781 
zu  Flensburg  im  Herzogthume  Schleswig  geboren,  erhielt  seine  Erziehung  in  den 
Anstalten  der  evangelischen  Brudergemeinde  zu  Christiansfeld  und  Niesky,  studirte 
in  Berlin  auf  der  medico-chirurgischen  Akademie,  war  1803 — 4  Arzt  in  Kleineelle 
bei  Bautzen,  wurde  1806  zu  Frankfurt  a.  0.  Doctor,  Hess  sich  darauf  in  Breslau 
als  Arzt  nieder,  war  1807  und  1808  Arzt  der  daselbst  etablirten  französischen 
Feldspitäler,  sowie  1813,  1814  dirigirender  Arzt  in  den  dortigen  preussisehen 
Lazarethen,  nachdem  er  berdts  1810  dirigirender  Arzt  des  städtischen  Hospitals 
zu  Allerheiligen  geworden  war.  In  dieser  Zeit  schrieb  er  Verschiedenes  über 
HospitÄler  und  deren  Leitung ,  z.  B. :  „  Ueber  die  Erfordernisse  einer  zweck- 
mässigen Hospitalverfassung"  (1810),-  femer  die  fast  sein  ganzes  Leben  lang 
fortgesetzten  Jahresberichte  über  die  von  ihm  geleitete  Anstalt  und  die  denselben 
beigegebenen  Programme:  „Darstellung  aller  bei  der  neuen  Organisation  der 
Anstalt  unternommenen  Verbesserungen"  (1811)  —  „Einiges  über  die  Sterb- 
lichkeit in  den  Hospitälern"  (1812)  —  „  Von  der  Krankendiät  in  den 
Hospitälern"  (1818)  —  „Ueber  Vorbauungs-  und  Verhaltungsregeln  bei  an- 
steckenden Fiebern"  (1814)  —  „Ideen  über  den  Zweck  und  die  Abfassung 
einer  Armenpharmacopoe"  (1815)  —  „Einige  Gedanken  über  die  Seelsorge  in 
öffentlichen  Krankenhäusern"  (1816)  —  „Leber  Frauenvereine  für  die  öffent- 
liche Krankenpflege  u.  s.  w."  (1818).  In  dieselbe  Zeit  (1814)  ikut  ein  Bericht 
von  ihm  über  die  Leistungen  des  Frauenvereins  zur  Verpflegung  verwundeter  und 
kranker  Krieger.  Obgleich  er  fast  jedem  wohlthätigen  und  gemeinnützigen  Institute 
in  Breslau  angehörte,  so  widmete  er  seine  "Hauptkraft  doch  dem  Allerheiligen- 
Hospital,  in  welchem  er  auch  eine  Abtheilung  für  Geisteskranke  gründete,  und 
nachdem  er  1828  Mitglied  des  Medicinal-CoUegiums  und  Medicinalrath  geworden, 
auch  diesem ,  indem  er  eine  Reihe  von  General-Sanitätsberichten  von  Schlesien 
(1830 — 36)  und  meistentheils  die  Superarbitrien  über  zweifelhafte  Gemüthszustände 
verfasste.  Ausser  einer  Reihe  von  Aufsätzen  in  medicinischen  Zeitschriften,  wie 
Hüfeland's  Journal  (1813,  19,  28,  29),  Marcus'  Ephemeriden  (1813),  Neuen 
Breslauer  Sammlungen  (Bd.  I),  Casper's  Woohenschr.  (1833,  35),  Preuss.  Vereins- 
Zeitung  (1834,  35)  u.  s.  w.  über  Arsenik  bei  Wechselfieber,  die  Mineralquellen 
von  Ober  Salzbrunn ,  Behandlung  des  Bandwurms  mit  Extr.  Filicis  und  des  Ileus 
mit  Mercur  vivns,  ferner  über  Variola  und  Variolois,  Delirium  tremens,  Anwen- 
dung des  Veratrins  u.  s.  w. ,  verfasste  er  noch  folgende  Schriften :  „Armentcesen*^ 
(Breslau  1830)  —  „Die  Ehe  und  die  Ehegesetze,  vom  naturwissenschaftlichen 
und  ärztlichen  Standpunkte  beleuchtet  und  beurtheilt"  (Erlangen  1844)  —  „Die 


\ 


EBERS.  —  EBNER.  2t>l 

Haemaiidrosis  oder  der  blutige  Schweisa  u.  s,  w."  (Breslau  1856)',  ausserdem 
uUreiclie  niehtmedicinisehe  Aufsätze,  namentlich  naturwisBenschaftliche,  da  er  auch 
ein  grosser  Kunstliebhaber  und  Kunstkenner  war;  1846  erhielt  er  den  Titel  al» 
Geh.  Medicinalrath,  beging  1856  unter  mancherlei  Ehrenbezeugungen  sein  50jähriges 
Doctor-Jubiläum  und  starb  am  22.  December  1858.  Nach  seinem  Tode  erschien 
noch :  „Die  Zurechnung,  Für  Aerzte  und  Juristen,  erläutert  durch  Mittheihing 
einer  Reihe  wichtiger  Fälle  u.  s.  w,**  (Glogau  1860). 

Nowack,  l.Hft.,  pag.  37.  —  Callisen,  V,  pag.  504;  XXVU,  pag.  411.      G. 

Ebert,  H.  F.  L.  E.,  zu  Berlin  am  1.  Juni  1814  geboren,  daselbst  1838 
promovirt,  am  5.  Februar  1844  habilitirt,  leitete  die  Abtheilung  für  Kinder  an 
der  Charit^  und  starb  in  Ragatz  auf  einer  Erholungsreise  1872  als  ausserordent- 
licher Professor  und  Geh.  Medicinalrath.  Seine  wenig  bedeutenden  vorwiegend  pädia- 
trischen Arbeiten  sind  in  den  Charit^-Annalen  (ältere  Folge)  erschienen.       r^jj 

*Ebertll,  Karl  J.  E.,  zu  Wtirzburg  am  21.  September  1836  geboren, 
studirte  daselbst  unter  Köllikeb,  Virchow,  Leydig,  Heinb.  Mülleb  und  wurde 
am  5.  August  1859  promovirt.  Bereits  1865  wurde  er  Professor  der  pathologischen 
Anatomie  in  Zürich  und  war  1874 — 1881  ausserdem  Professor  für  Pathologie, 
Histologie  und  Entwicklungsgeschichte  an  der  Thierarzneischule  in.Ztfrich.  Seit  1881 
wirkt  er  als  Professor  der  Histologie  und  vergleichenden  Anatomie  in  Halle  a.  S. 
Unter  seinen  (meistens  in  Vibchow*s  Archiv  publicirten)  Schriften  hebt  E.  selbst 
hervor:  „Ueber  den  Peitachenwurm"  —  „lieber  das  Lungenepithel*^  —  „Ueber 
Netnatoden^  —  Ueber  die  Froschhaut"  —  pZur  Kenntniss  der  bacteritischen 
Mycosen**,  Femer  „Untersuchungen  aus  dem  pathologischen  Institut  in  Zürich" 
(2  Bände)  —  „  Untersuchungen  über  verschiedene  Mycosen"  —  ;,  Ueber  den 
Typhuspilz"  —   „Kretifiismus  beim  Kalbe".  Red. 

Eble,  Burkard  E.,  geboren  am  6.  November  1799  zu  Weil  der  Stadt 
(Würtemberg),  gestorben  am  .3.  August  1839  zu  Wien,  österreichischer  Militärarzt, 
ist  bekannt  durch  die  von  ihm  herausgegebene  Fortsetzung  von  Spbengel's  '„Ge- 
schichte der  Medidn" ,  eine  Arbeit,  welche  wegen  ihrer  Vollständigkeit  und 
Zuverlässigkeit  der  des  grossen  Halle'schen  Historikers  durchaus  ebenbürtig  ist.  — 
Femer:  Fortsetzung  von  K.  Spbengel's  „  Versuch  einer  pragmatischen  Geschichte 
der  Heilkunde"  (Wien  1837,  8.,  2  Bde.).  —  Ausserdem  gab  E.,  dessen  unermüdlicher 
Fleiss  um  so  grössere  Bewunderung  verdient,  als  er  bei  fortwährender  Kränklichkeit 
nur  das  Alter  von  40  Jahren  erreichte,  mehrere  Schriften  über  die  ägyptische 
Ophthalmie,  über  Gastein,  ein  grosses  Werk  „  Ueber  die  Haare"  (Wien  1831,  8., 
2  Bde.  mit  zahlreichen  Abbildungen)  und  eine  Reihe  hodegetischer  Sc)iriftea  heraus. 

Eine  Biographie  E.'s  verfasste  B.  Stotz,  Tübingen  1841,  8.  (46  S.) 

H.  Ha  es  er. 
Ebn-Beitar,  falsch  für  Ibn-Beitar,  s.  Araber  (XKUI). 

*  Ebner,  Victor  E.  (Ritter  von  Rosenstein),  geboren  zu  Bregenz  am 
4.  Februar  1842,  studirte  in  Innsbruck,  Göttingen,  Wien,  Graz,  hauptsächlich 
unter  Brücke  und  A.  Rollett  jind  wurde  zu  Wien  1866  promovirt.  1868—70 
Assistent  am  physiologischen  Laboratorium  zu  Graz,  1870 — 73  Privatdocent  der 
Histologie  und  Entwicklungsgeschichte  in  Innsbruck,  wirkte  E.  seit  1873  als 
Professor  derselben  Fächer  an  der  Universität  Graz.  Seine  wesentlichsten  Publicationen 
«nd:  „Untersuchungen  über  den  Bau  der  Samencanälchen  und  die  Entwicklung 
der  Spermatozoiden"  (Leipzig  1871)  —  „Die  acinösen  Drüsen  der  Zunge" 
(Graz  1873)  —  ;,  Ueber  den  feineren  Bau  der  Knochensubstanz"  (Sitzungsber. 
der  k.  Akademie  1875)  —  „Mikroskopische  Studien  über  Wachsthum  und  Wechsel 
der  Heiare"  (Daselbst  1876)  —  „  Untersuchungen  über  die  Ursachen  der  Ani- 
sotropie organisirter  Substanzen"  (Leipzig  1882).  Ausserdem  eine  Reihe  kleinerer 
Abhandlongen  theils  zoologischen,  theils  histologischen  Inhaltes  in  verschiedenen 
Zeitschriften.  Red. 


262  EBSTEIN.  —  ECKER. 

*  Ebstein,  Wilhelm  E.,  am  27.  November  1836  in  Jauer  (Schlesien) 
geborcD,  studirte  in  Breslau  und  Berlin  (Freeichs,  Virchow)  bis  zum  11.  Juli  1859, 
dem  Datum  seiner  Promotion,  und  übernahm  in  Breslau  zunächst  eine  Stelle  am 
Allerheiligen-Hospital  (9  Jahre),  dann  die  des  dirigirenden  Arztes  des  städtischen 
Armenhauses.  Seit  1874  wirkte  E.  als  o.  ö.  Professor  der  Medicin  und  Director 
der  medicinischen  Poliklinik,  seit  1877  als  Director  der  medicinischen  Klinik  und 
Poliklinik  an  der  Universität  Göttingen  und  verfasste  folgende  grössere  Schriften; 
„Recfdive  des  Typkics"  (Breslau  1869)  —  „Nterenkrankheiten*'  (in  v.  Zibmssen's 
Sammelwerk,  IX.  Bd.,  2.  Hälfte;  2.  Auflage  Leipzig  1878)  —  „Die  Fettleßigkeä 
(Corpulenz)  und  ihre  Behandlung^  (4.  Aufl.  Wiesbaden  1883)  —  „Die  Natur 
und  Behandlung  der  Gicht^  (Wiesbaden  1882)  —  „lieber  den  Magenkrebs'^ 
(Volkmann's  Sammlung  klin.  Vorträge)  —  ;,  JJeber  die  Nichtschlussfähigkeä 
(Insvfficienz)  des  Pylorus"  (Ebenda).  Ausserdem  zahlreiche  Aufsätze  (in  Reichert's 
und  Du  Bois'  Archiv,  ViRCHOW*s  Archiv,  Deutsches  Archiv  f.  klin.  Medicin,  Zeit- 
schrift f.  klin.  Medicin,  Archiv  für  experimentelle  Pathologie,  Berl.  klin.  W^ochenschr., 
Deutsche  med.  Wochenschr,,  Wiener  med.  Presse  etc.),  unter  denen  noch  henor- 
zuheben:  „Leber  Pylorusdrüsen^  (zum  Theil  in  Gemeinschaft  mit  v.  Braun  und 
P.  Grützner)  in  M.  Schultzens  und  in  Pflüger's  Archiv;  ferner:  „DU 
Entdeckung  dßs  Brenzkatechins  im  menschlichen  Harn"  (ViRCHOW's  Archiv, 
Bd.  LXII,  gemeinsam  mit  J.  Müller)  —  „lieber  Diabetes"  (im  deutsch.  Archiv 
f.  klin.  Medicin).  Red. 

* Echeverria,  Manuel  Gonzalez  E.,  hat  in  Paris  1860  seine  Studien 
beendet  (Dissert.:  „Bar  la  nature  des  aßectio7is  dites  tuber cules  des  vert^bres*^), 
siedelte  dann  nach  Amerika  tlber  und  publicirte:  „Reflex  paralysis"  (New-York  1866), 
„On  epilepsy  etc,"  (Daselbst  1876)  und  „Criminal  responsibility  of  epUeptics^ 
(Amer.  Joum.  Insan.  1873).  Die  Schrift:  „De  la  trSpanatimi  dans  lipüepsie  par 
traumatisme  du  ordne"  erschien  wiederum  (1878)  in  Paris,  ohne  dass  jedoch  E. 
unter  den  Pariser  Aerzten   aufgeführt  wäre.  Bed. 

'Echt,  Johann  E.  (Echtius),  aus  den  Niederlanden  gebürtig  (1515?), 
lebte  Mitte  des  16.  Jahrhunderts,  studirte  in  Wittenberg  und  Italien,  war  Arzt  in 
Köln,  gab  mit  Dessen  (s.  diesen)  das  „Dispensatorium  coloniense"  heraus  und 
schrieb  ausserdem  „De  scorbuio  vel  scorbutico  passione  epitome"  (Wittenberg 
1624,  zusammen  mit  Sennert*s  gleichnamigem  Werke).  Er  war  Botaniker,  legte 
auf  eigene  Kosten  einen  Kräutergarten  an  und  soll  gegen  gewisse  Gerüche  eine 
derartige  Idiosyncrasie  gehabt  haben,  dass  er  in  Folge  einer  solchen  in  eine  tödt- 
liche  Krankheit  fiel. 

■Jöcher.  van  den  Corpnt.  —  W.  Stricker. 

Der  Annahme,  dass  E.  mit  Dessenius  v.  Krooneuburg  (s.  diesen)  an  dem 
„Dispensatorium  coloniense'^  mitgearbeitet  haben  soll,  fehlt  jede  vertrauenswürdige  Begriindung. 

C.  E.  Daniels. 

*Ecker,  Alexander  E.,  geboren  zu  Freiburg  am  10.  Juli  1816,  studirte 
zunächst  daselbst  unter  F.  S.  Leuceart,  Büchegger,  Baumgärtner,  Beck,  dann 
in  Heidelberg,  wo  ihn  Tiedemann,  Bischoff,  Chelius,  Pöchelt,  Nägele  besonders 
anregten.  Promo virt  in  Freiburg  1837,  bewirkte  er  bald  daselbst  seine  Habilitation 
(1839),  wurde  Prosector  und  Privatdocent  in  Heidelberg  1841,  dann  1844  ordent- 
licher Professor  der  Anatomie  und  Physiologie  in  Basel  und  1850  in  Freiburg, 
wo  er  zur  Zeit  noch  in  voller  Thätigkeit  ist.  Seine  zahlreichen  kleineren  Abhand- 
lungen im  Archiv  für  phys.  Heilkunde  (H.  und  folgende  Jahrg.),  in  der  Zeitschr. 
für  rat.  Med.  (Bd.  HI,  VI  und  spätere),  in  Müller's  Archiv  (1845  ff.),  in  den 
Berichten  der  naturforschenden  Gesellschaften  in  Basel,  resp.  in  Freiburg,  über- 
gehend, heben  wir  als  monographische  Arbeiten  von  nachhaltiger  Bedeutung  hervor: 
„Beschreibung  einiger  Fälle  von  anomaler  Communication  der  Herzvorhöfe  etc." 
(Freiburg  1839,  mit  2  Tafeln)  —  „Physiologische  Untersuchungen  über  die 
Bewegungen  des  Gehirns  und  Rückenmarks"    (Stuttgart  1843)    —    „Veber  die 


ECKER.  —  ECKNER.  263 

unter  dem  Namen  Lippenhrehs  zusammengefaasten  Geschwülste^  (Archiv  für 
phys.  Heilkunde  1844)  —  n^^^  feinere  Bau  der  Nebennieren"  (Brannschweig 
1846,  mit  2  Tafeln)  —  „Zur  Lehre  vom  Bau  und  Leben  de7*  contractilen  Sub- 
stanz der  niedersten  Thiere*"  (Basel  1848)  —  „Blutgefässdrüsm*'  (ftir  L.  Wagner's 
Handwörterbuch  der  Physiologie  1849  verfasst)  —  „Icones  physiologicae*^  (Er- 
Iflaterungstafeln  zur  Physiologie  und  Entwicklnngsgeschichte,  Leipzig  1851 — 59)  — 
^Die  Anatomie  des  Frosches,  ein  Handbuch  für  Physiologen,  Aerzte  und 
ikudirende*^  (Braunschweig  1864 — 83)  —  „Crania  Oermaniae  meridional.  ocdd,** 
(Freiburg  1865,  4.,  mit  38  Tafeln)  —  „Die  Himvnndungen  des  Menschen" 
(Braanschweig  1869;  2.  Aufl.  1883)  —  „Lorenz  Oken,  eine  biogr,  Skizze" 
(Stuttgart  1880;  englisch  1883).  Von  1865  ab  war  E.  Redacteur  des  „Archivs 
Ar  Anthropologie ^^  ftlr  dessen  1 5  Bände  er  zahlreiche  Aufsätze  selbst  geliefert  hat. 
Ein  vollständiges  Verzeichniss  von  E.'s  Schriften  ist  bei  C.  A.  Wagner,  Frei- 
burg  i.  B.  1883,  erschienen.  Wernich 

*  Eckhard ,  Karl  E.,  Professor  der  Anatomie  und  Physiologie  in  Giessen, 
habilitirte  sich  daselbst  1860  mit  der  Habilitationsschrift:  „Veber  die  Einunrkung 
der  Temperaturen  des  Wassers  auf  die  motorischen  Nerven  des  Frosches" 
(Heidelberg  1850).  Seine  Lebensdaten  waren  nicht  zu  erlangen.  Unter  seinen 
Schriften  (in  denen  er  besonders  fruchtbringend  die  Themata  der  Gehirn-,  Nerven-, 
und  Mufikelreizung ,  die  Physiologie  der  Speichelabsonderung  und  die  Erection 
behandelte)  sind  zu  nennen :  „Beiträge  zur  Anatomie  und  Physiologie"  (Giessen 
1858 — 1881 ;  9  Bände)  —  „Lehrbuch  der  Anatomie  des  Menschen"  (Daselbst 
1862)  —  „Experimentalphysiologie  des  Nervensystems"  (1867)  —  „Die  Bildung 
und  Prüfung  des  Arztes"  (1869). 

Landois,  Physiologie.  —  Ind.-Cat.  Red. 

Eekhoff,  Väter  und  Sohn.  Job.  Heinrich  v.  E.,  geboren  in  Goldingen 
(Kurland)  am  3.  November  1750  als  Sohn  eines  Apothekers,  bezog,  18  Jahre  alt, 
die  Universität  Halle,  später  Berlin  und  wurde  1773  in  Halle  zum  Dr.  med.  pro- 
movirt  („Diss,  de  causis  sterilitatis  non  absolutis  in  utroque  sexu"J.  E.  prakticirte 
zuerst  in  Goldingeu,  dann  in  Mitau,  woselbst  er  Stadt-  und  Landphysicus  und 
Leibarzt  des  Herzogs  Peter  von  Kurland  wurde,  zuletzt  bekleidete  er  ein  Amt 
bei  der  knrländischen  Medicinalbehörde.  Ausser  seiner  Dissertation  hat  E.  eine 
Beschreibung  des  Baldohn 'sehen  und  Barbern'schen  Mineralwassers  nebst  einer 
Anweisung  zum  innerlichen  und  äusserlichen  Gebrauch  desselben  (Mitau  1795, 
64  S.,  8.)  drucken  lassen,  daneben  noch  einige  kleine  in  die  medicinische  Polizei 
schlagende  Aufsätze  in  der  Mitau'schen  Zeitung.  E.,  der  Vater,  starb  am  21.  Juli 
1810.  —  Johann  Otto  E.,  der  Sohn,  zu  Mitau  am  10.  October  1793  geboren, 
begann  1807  das  Studium  der  Medicin  in  Moskau,  ging  dann  1809  nach  Peters- 
burg und  1811  nach  Dorpat.  Mit  Rücksicht  auf  die  damaligen  kriegerischen  Ver- 
hältnisse trat  er  1813  in  die  russische  Armee  (Grodno'sche  Husaren),  machte  die 
Feldzüge  in  Deutschland  und  Frankreich  mit  und  wurde  1817  als  Rittmeister 
verabschiedet.  Er  setzte  dann  seine  medicinischen  Studien  1817 — 1821  in  Berlin 
fort  und  wurde  1822  in  Dorpat  zum  Dr.  med.  creirt  (Diss.  „Ileus  symptomxi" , 
39  S.,  8.).  Er  prakticirte  anfangs  in  Mitau ,  später  im  Innern  des  russischen 
Reiches,   wurde    1824  Badearzt   in   Baldohn   und   starb   am   4.  November  1826. 

Recke-Napiersky,  I,  474,  476.  —  Heise,  I,  159.  l.  Stieda. 

Eckmann,  Peter  Johann  E.,  geboren  zu  Rodenpois  (Livland)  am 
19.  April  1747,  wurde  in  Dorpat  erzogen,  trat  1770  als  Chirurg  in  die  russische 
Armee,  war  1771  Stabschirurg  und  wurde  1785  in  Königsberg  Dr.  med.  („Sche- 
diasma  de  inßammatione  uteri  post  partum" y  8  S.,  4.). 

Recke-Napiersky,  I,  477.  L.  Stieda. 

Eckner,  Karl  Christoph  E.,  1743  geboren,  Schwarzburg-Rudol- 
siädt'seher  Leibarzt  und  Garnisonarzt  in  Rudolstadl^  starb  daselbst  am  13.  Mai  1807. 


264  ECKNER.  —  EDMUNDS. 

Er  ist  zu  nennen  als  Autor  des  Beitrages  „Zur  OescMchte  epidemischer  Gallen- 
fieher^  (Leipzig  1790),  eines  Beitrages  „Zur  Geschichte  der  Ruhr  im  Jahre 
1800  etc,^  (Gothu  1801)  und  einer  Abhandlung  über  die  Melancholie  (in  den 
Acten  der  Akademie  der  Naturforscher,  T.  VIII). 

Dict.  hist.  II.  Red. 

Eckoldt,  Johann  Gottlieb  E.,  1746 — 1809,  erfand  als  renommirter 
Chirurg  zu  Leipzig  mehrere  Instrumente  zur  Polypen-  und  Hasenschartenoperation 
und  schrieb :  „  Ueber  das  Ausziehen  fremder  Körper  aus  dem  Speisecanal  und 
der  Luftröhre*^  (Leipzig  1799),  eine  Monographie,  der  wegen  der  darin  publicirten 
Methode  der  Oesophagotomie  viele  Anerkennung  zu  Theil  wurde. 

Dict.  hist.  II.  Red. 

Eckoldt  von  Eckoldtstein ,  Christian  Gottlob  Baron  E.,  war  am 
29.  April  1774  zu  Leipzig  als  Sohn  von  Johann  Gottlieb  E.  geboren,  studirte 
daselbst  von  1790  an  Medicin,  wurde  1800  Doctor  und  in  demselben  Jahre  Leib- 
arzt der  Herzogin  Dorothea  von  Kurland,  ging  1801  nach  Schweden,  wurde 
vom  König  Gustav  4V.  zum  Hofrath  ernannt,  errichtete  1806  zu  Mitan  ein 
Spital,  wurde  vom  Kaiser  Alexander  I.  in  den  Freihermstand  erhoben,  liess 
sich  1812,  ohne  die  Dienste  der  Herzogin  von  Kurland  zu  verlassen,  in  Leipzig 
nieder,  machte  sich  1813  um  die  Behandlung  französischer  Verwundeter  verdient, 
war  von  1816 — 28  wieder  in  Kurland  und  starb,  nach  Leipzig  zurückgekehrt, 
am  21.  Juli  1828.  Er  soll  die  unter  dem  Namen  seines  Vaters  1799  heraas- 
gekommene  Abhandlung  „  Ueber  das  Ausziehen  fremder  Körper  aus  dem  Speise- 
canal  und  der  Luftröhre^  verfasst  haben. 

Neuer  Nekrolog  der  Deutschen.  Jahrg.  6,  1828,  II,  pag.  579.  G. 

*Edgr6n,  Peter  Adolph  E.,  zu  Ämäl,  am  7.  Februar  1802  geboren, 
wurde  zu  Upsala  1835  Dr.  med.,  nachdem  er  eine  Zeit  lang' Privatlehrer  gewesea 
und  von  1823  ab  studirt  hatte  (THTNBERa).  Nach  einer  40jährigen  militärärztUehen 
Carriöre  Hess  er  sich  in  Skaraborg  nieder.  Er  schrieb  ausser  der  Dissertation 
„Piper  nignim^  eine  Reihe  für  seine  Zeit  werth voller  Aufsätze  in  Sv.  Läk,  Sällsk. 
Ärsberätt.  und  in  der  Tidsskr.  för  Läk.  och  Phannaceuter. 

Wistrand,  Bruzelius,  Edling,  Neue  Folge,  I,  pag.  178.         Hedeniu?. 

*Edholm,  Edward  Martin  E.,  wurde  geboren  in  Frascati  (bei  Stockholm) 
am  19.  Juli  1831.  Er  besuchte  die  Universität  in  Upsala  und  das  medicinisch- 
chirurgische  Karolinische  Institut  in  Stockholm  (Huasser,  Huss,  Malm6TEN, 
Santesson);  1859  erfolgte  in  Upsala  seine  Promotion.  Nach  Wahrnehmung  der 
erforderlichen  Zwischenstellungen  und  Reisen  in  Deutschland,  Frankreich,  Oester- 
reich ,  Italien  wurde  E.  1874  Oberfeldarzt  der  schwedischen  Armee  und  Marine- 
Director  des  militär-ärztlichen  Cursus,  Präses  des  Comit6  für  Militär-Gesundheitspflege. 
Schon  früher  war  er  als  R^dacteur  der  „Hygiea"  (1863 — 71)  eingetreten  und 
fungirte  als  Secretär  der  Schwed.  ärztl.  Gesellschaft  1864 — 73,  als  Redacteor  der 
Zeitschr.  für  Militär-Gesundheitspflege  seit  1876.  Ausser  einer  Reihe  von  Aufsäugen 
und  Monographien  in  militär-medicinischen  Zeitschriften  nennen  wir:  „Hetso-och 
f&rbandslära  för  Underbefölsskoler*'  (Stockholm  1875)  —  „Handbok  i  militär 
helsavdrd  och  Sjukvärd  för  armSns  beföl*^  (Daselbst  1878)  —  „Svenska  härens 
hdsovärd  och  de  militär a  etablissementen*"  (Daselbst  1880).  g^^j 

*Edlefseil,  Gustav  E. ,  aus  Friedrichstadt  (Schlesien),  geboren  am 
24.  Februar  1842,  studirte  in  Kiel  und  Berlin  (K.  Bartels,  Th.  Jürgensbn).  1868 
am  10.  August  erfolgte  seine  Promotion.  Seit  1873  als  ausserordentlicher  Professor 
und  Director  der  medicinischen  Poliklinik  in  Kiel  wirkend,  bearbeitete  er  eine 
Reihe  klinischer  Themata  vorwiegend  im  Deutschen  Archiv   für  klinische  Medicin. 

Bed. 

*  Edmunds,  James  E.,  genoss  seine  medicinische  Ausbildung  bis  1860 
in  Edinburg,  wurde  M.  D.  St.  Aid.  1862,  M.  R.  C.  P.  Lond.  1874.  Als  Polizeiarzt 


J 


EDMUNDS.  —  VAN  DER  EEM.  265 

in  London  wirkte  er  zunächst  7  Jahre,  war  von  1876 — 1879  Präsident  der  eng- 
lischen T^nperenc-Geßellschaften  and  verfasste  mehrere  Schriften  gerichtlich-medi- 
einischen  Inhalts  und  den  Alkoholismus  betreffend.  Auch  machte  er  sich  durch 
den  Artikel  „On  a  parabolöid  Illuminator  for  high  power  objectives^  (Microsc. 
Jonm.  1877)  bemerkbar.  ^^^ 

Edwards.  Unter  einer  stattlichen  Anzahl  britischer  und  belgischer  Gelehrten 
dieses  Namens  benöthigen  an  dieser  Stelle  der  Hervorhebung:  W.  Frederic  E., 
welcher  1777  auf  Jamaica  geboren  wurde,  mit  seinen  Eltern  während  der  Revolution 
nach  Paris  kam  und  hier  1815  doctorirte,  und  zwar  mit  einer  These  über  Iris- 
entzündung,  wie  er  denn  auch  1813  bereits  der  Akademie  ein  Memoire  über 
die  Anatomie  des  Auges  eingereicht  hatte.  1824  schrieb  er  „De  Vhifluence  des 
agens  physiques  sur  la  vie^  (Paris)  —  1829  „Des  caracthres  physiologiques 
des  races  humaines  eic."  Mit  Dumas  beschrieb  er  das  Eisen  als  Gegengift  gegen 
Knpfersalze  und  gab  die  M6m.  de  la  soc.  d'hist.  de  Paris  mit  heraus.  —  Henri 
Milne  E. ,  geboren  am  23.  October  1800  zu  Brügge,  studirte  Medicin  in  Paris, 
wurde  zuerst  Professor  der  Naturgeschichte  am  Lyc6e  Henri  IV.,  1841  am  Museum, 
1862  Professor  der  Zoologie  an  dieser  Anstalt  und  1864  Vicedirector.  In  seinen: 
„Recherches  anatoniiques  sur  les  criistacds"  (Paris  1828)  —  „  Histoire  naturelle 
des  corallaires^  (Daselbst  1858 — 60,  3  Bde.)  —  „Legons  surla  physiologie  et 
Vanatomie  comparie  de  Vhomme  et  des  animaux"  (Daselbst  1857 — 1868,  10  Bde.) 
lieferte  er  zahlreiche  (besonders  auch  für  die  menschliche  Physiologie  wichtige) 
Untersuchungen.  —  Femer  bedürfen  der  Erwähnung  sein  mit  P.  Vaclasseur 
verfaastes  „Manuel  de  matihre  midicale*^  (2.  Ausg.  1828,  auch  deutsch  und 
englisch)  —  das  „Manuel  d^anotomie  chirurglcale  etc.^  (Paris  1826 — 1827, 
auch  englisch)  —  die  Arbeiten  über  den  Einfluss  des  Nervensystems  auf  die 
Magen  Verdauung ,  über  die  Action  des  Vagus,  die  Exhalation,  den  Einfluss  der 
Temperatur  auf  die  Neugeborenen  (theils  mit  Breschet,  theils  mit  Audoin,  meistens 
in  den  Arch.  g6n  de  m6d.  publicirt.  —  William  Frederic  E.  ist  zu  nennen 
wegen  seiner  (vielfach  übersetzten)  Werke:  „Influence  sur  la  vie^  und  yjLes 
Races  humaines** ;  —  von  den  jüngeren  E. :  Alexander  Milne  E. ,  der,  in 
Edinburg  lebend,  mehrere  kleinere ,  aber  nicht  unbedeutende  chirurgische  Arbeiten 
1856 — 1862  erscheinen  Hess  und  *Alphonse  Milne  E.,  1835  geboren,  1856 
mit  einer  These  über  die  Kalkphosphate  promovirt  und  Verfasser  von  „Stades 
chimiques  et  physiologiques  sur  les  os**  (Paris  1860).  Red. 

van  der  Eem,  Nicolaas  van  der  E. ,  in  s^Hage  1757  geboren, 
studirte  in  Leyden  bis  1783,  Hess  sich  in  Amsterdam  nieder  und  starb  1796. 
Seme  unter  Ed.  Sandifort  vertheidigte  Dissertation:  „De  artis  obstetriciae  kodier- 
norum  prae  veterum  praestantia  ratione  partus  naturcdis"  war  eine  so  vor- 
treffliche Arbeit,  dass  E.  C.  J.  v.  Siebold  ihr  (und  der  gleichzeitig  in  Leyden 
vertheidigten  „De  artis  obstetriciae  hodiernorum  prae  veterum  praestantia  ratione 
partus  difficüis  et  priaetematuralis^)  einen  eigenen  Parapraphen  (§.  194)  in  seiner 
„Geschichte  der  Geburtshilfe"  gewidmet  hat  und  unter  Anderem  sagt :  „Diese  Schriften, 
auf  echte  Untersuchungen  der  Quellen  gegründet,  verdienen  mit  vollem  Rechte  die 
Bezeichnung  von  classischen . . .,  so  dass  sie  beide  als  leuchtende  Vorbilder  gelten 
können  und  ihr  hoher  Werth  für  alle  kommende  Zeiten  ein  durchaus  gesicherter 
ist"  Eine  deutsche  Uebersetzung  erschien  in  Traugott  Schlegel's  „SyUoge 
operum  minorum  praestantiorum  ad  rem  obstetriciam  spectantium"  (Vol.  I).  Später 
hat  van  der  E.  mit  seinem  Freunde  L.  v.  Leeüwen  den  Preis  erworben  für  die 
Beantworteng  der  Preisfrage:  „Wat  is  voor  het  menschdyk  lichaam  vergiff  En 
welke  vergiften  kunnen  in  der  Oeneeskunde  zoo  uit-  als  inwendig  onder  de 
tereischte  voarzorgen,  een  nuttig  gebruik  hebben?*^ ,  welche  in  den  Verhandlungen 
der  gelehrten  Gesellschaft  „Servandis  civibus"  (Amsterdam  1785)  publicirt  ist. 
Kftheres  über  sein  Leben  und  Wirken  war  nicht  zu  ermitteln.         q   g  Daniels 


266  EGBERTSZOON.  —  EGYPTISCHE  AERZTE. 

Egbertszoon,  Sebastiaan  E.,  Sohn  des  reichen,  im  Jahre  1568  um 
des  Glaubens  willen  zur  Enthauptung  verurtheilten,  Amsterdamer  Kaufinannes 
Egbert  Meindertszoon,  wurde  1581  als  Student  in  Leyden  eingeschrieben. 
Nachdem  er  die  Doctorwtirde  bekommen  hatte,  übte  er  die  ärztliche  Praxis  in 
seinem  Geburtsorte  aus.  Im  November  1595  wurde  er,  auf  die  Bitte  der  Glieder 
der  „Chirurgyns  Gilde"  zum  „Professor  vel  Praelector  chirurgiae"  ernannt ;  wahr- 
scheinlich hat  er  schon  früher,  als  Maabten  Jansz.  Koster,  der  erste  Lector 
anatomiae  in  Amsterdam,  seine  Vorlesungen  eingestellt  hatte,  auch  Anatomie  docirt. 
Im  Jahre  1606  zum  Bürgermeister  erwählt,  legte  er  im  Jahre  1612  seine  Professur 
nieder,  doch  wurde  er  bald  darauf  aufs  Neue  ernannt  und  functionirte  darnach 
bis  zu  seinem  Tode  im  Jahre  1621.  Er  soll  ein  tüchtiger  Gelehrter  gewesen  sein, 
„vir  profundae  eruditionis"  sagt  Tülp  ,  und  van  der  Linden  einzahlt ,  dass  er 
„Medicus  erat  tantae  eruditionis,  ut  nesciam  an  parem  urbs  Amstelaedamensis 
habuerit".  Er  publicirte  im  Jahre  1616  unter  dem  Titel:  „Remberti  Dodonaei 
Mechlmtensü ,  praxis  medica'^ ,  die  durch  diesen,  seinen  Lehrer,  in  Leyden 
gehaltenen  Vorlesungen  und  fügte  sehr  interessante  Anmerkungen,  vorzüglich  über 
die  damals  in  Amsterdam  epidemisch  herrschenden  Krankheiten,  in  denen  er  specieü 
die  Scarlatina  sehr  deutlich  beschreibt,  hinzu.  (HoU.  üebersetzung  durch  Nie.  van 
Wassbnaer,  Amsterdam  1624;  lateinische  Ausgabe  „cum  auctorio  annotationam 
Nie.  FONTANl",  Daselbst  1640.)  q   E.  Daniels. 

*Egeling,  Lucas  Jacob  E.,  geboren  am  11.  August  1824,  studirte 
zu  Leyden  (G.  Sandifort,  C.  Prüys  van  der  Hoeven,  G.  C.  B.  Suringar).  Von 
1850—1863  war  er  praktischer  Arzt  in  Haarlem,  von  1863—1865  Chef  der 
Abtheilung  für  Medicinal-Polizei  im  Ministerium  des  Innern;  seit  1865  fungirt  er 
als  Medicinal-Inspector  für  die  Provinz  Süd-Holland  imd  wohnt  im  Haag.  E.  ist 
Mitredacteur  der  „Nederl.  Tijdschrift  voor  geneeskunde"  und  war  Redacteur  einer 
hygienischen  Zeitschrift:  „Sckat  der  gezondheid",  die  1858 — 1864  erschien. 

C.  E.  Daniels. 

Eggert.  Unter  sechs  theils  deutschen,  theils  amerikanischen  Aerzten, 
welche  ihr  Andenken  nur  durch  Dissertationen  oder  kleine  Schriften  erhalten  haben, 
ragt  hervor  Franz  Friedrich  Gottlob  E.,  zu  Eisleben  am  15.  August  1778 
geboren  und  am  23.  August  1836  gestorben,  welcher  von  1798  ab  in  Jena 
studirte,  von  1802  zu  Querfurt  praktisch  in  Thätigkeit  trat  und  1805  Physieus 
der  Kreise  Querfurt  und  Dittchenbach  wurde.  Neben  seiner  Dissertation:  f,De 
variis  variolas  inserendi  modis^  (Leipzig  1802)  schrieb  er  ein  umfangreiches 
Werk  „Natur  des  Menschen'^  (Daselbst  1828 — 1829);  auch  „Ueber  die  Wasser- 
sucht" (Daselbst  1817),  ein  gerichtsärztliches  Handbuch:  „Der  gewaltsame  Tod 
ohne  Verletzung"  (Berlin  1832)  und  zahlreiche  casuistische  Aufsätze  in  Heckkb*s 
Aunalen  der  Heilkunde,  Graefe  und  Walther's  Joum.  d.  Chir.  u.  A. 

Callisen,  XXVn.  —  Ind.-Cat.  Bed. 

Egyptische  Aerzte,  Egyptische  Medlcin.  —  So  anregend  und  unter- 
haltend die  von  mehreren  Seiten  (s.  auch  die  unten  zuerst  genannte  Quelle)  sorg- 
fältig zusammengetragenen  Notizen  griechischer  und  römischer  Schriftsteller  über 
das  medicinische  Wissen  der  alten  Egypter  sind,  so  unfruchtbar  erweist  sich  ilur 
Studium  für  die  Zwecke  eines  geschichtlichen  Werkes,  welches  sich  lediglich  an 
bestimmte  Persönlichkeiten  und  deren  durch  die  historische  Kritik  im  strengerea 
Sinne  beglaubigte  Hinterlassenschaften  zu  halten  hat.  Die  wenigen,  durch  das 
Hieroglyphenstudium  einigermassen  beglaubigten  Bezeichnungen  der  Aerztegötter, 
der  Eintührer  der  Künste  und  Wissenschaften,  der  medicinischen  Hierophanten, 
die  Namen  eines  Imhotep,  Misraim,  Chümsa,  Menes  sind  für  biographische 
Zwecke  absolut  unergiebig,  und  selbst  die  AeusseruDgen ,  welche  dem  angeblich 
um  304  a.  Chi\  n.  thätigen  Arzt  und  Priester  Manethon  in  den  Mund  gelegt 
werden,  klingen  mythenhaft  und  erreichen  den  hippokratischen  Standpunkt  bei 
weitem  nicht.  Die  griechischen  Aerzte,  welche  unter  der  Herrschaft  der  Ptolemäer 


EGYPTISGHE  AERZTE.  —  EHKENBEBG.  267 

ihrer  heimischen  Kunst  in  Egypten  eine  Stätte  gründeten ,  hatten  leichte  Arbeit 
mit  der  Beisetzung  der  traditionellen  autochthonen  Heilkunde,  und  Galknos, 
welchem  man  unwidersprochen  eine  genaue  Bekanntschaft  mit  der  heiligen  Literatur 
der  egyptischen  Priesterärzte  nachgerühmt  hat,  ging  so  weit  zu  erklären ;  „Tcicai 
).^i  tlaw^.  Ob  sich  der  abfällige  Ausspruch  auch  auf  die  16  über  Heilkunde 
speciell  handelnden  Theile  des  42bändigen,  dem  Menes  zugeschriebenen  Werkes 
„Embre^  bezieht,  oder  welche  Fächer  der  egyptischen  Medicin  Galenos  speciell 
als  „eitel  Possen^'  bezeichnete,  geht  aus  der  betreffenden  Stelle  allerdings  nicht  hervor. 

Jedenfalls  sind  nicht  selten  von  Aelteren  und  Neueren  Versuche  gemacht 
worden,  jenes  Urtheil  abzuschwächen.  Man  hat  darauf  hingewiesen,  dass  das  Aus- 
nehmen der  Eingeweide  zum  Zweck  des  Einbalsamirens  nothwendig  den  Egyptem 
einen  richtigeren  Begriff  von  der  Lage  und  dem  Zusammenhang  menschlicher  Organe 
und  Organtheile  geben  musste,  als  ein  solcher  bei  Völkern  erdenklich  war,  die 
nur  Thiere  schlachteten,  dass  also  eine  Kenntniss  der  Anatomie  sieh  den  Erstereu 
nothwendig  aufdrängen  musste.  Man  hat  (auf  das  Zeugniss  des  Manethon  hin) 
die  physiologischen  Auffassungen  der  Priesterärzte  als  sehr  nahe  verwandt  tnit  denen 
desSeneca  erklärt:  die  greif  baren  Erfolge  des  Einbalsamirens  selbst  mussten  in 
erster  Linie  die  Meinung  stützen,  dass  eine  nicht  zu  verachtende  Kenntniss  der 
Einwirkung  gewisser  Droguen  auf  thierische  Gewebe  den  Einbalsamirern  eigen 
war.  Aufsehen  erregend  musste  femer  gerade  bezüglich  des  Theilgebietes  der 
Matcria  medica,  der  Pharmacologie  oder  Pharmacognosie  der  Papyrus  Ebers 
wirken.  Zur  Zeit  des  Re-ser-ka  (Amen op bis),  also  um  3500  entstanden  (und 
zwar  nicht  als  Original,  sondern  damals  bereits  von  einer  älteren  Schrift  copirt), 
enthält  es  als  „Buch  von  der  Zubereitung  der  Arzneien  etc."  nicht  nur  Recepte 
gegen  Behinderung  der  Ausleerungen,  gegen  Eingeweidewürmer,  Krankheiten  des 
Kopfes,  der  Adern  etc.,  sondern  auch  jene  so  berühmt  gewordene  Stelle,  welche 
Ebers  als  auf  das  Verfahren  der  Staaroperationen  bezüglich  gedeutet  hat.  Von 
egyptischen  Augenärzten  am  persischen  Hofe  berichtet  ausserdem  Herodot,  von 
der  Pflege  der  Thierheilkunde  zeugen  alte  bildliche  Darstellungen,  und  dass  ge- 
wisse Nachbildungen  auf  Obelisken  und  Tempelbildern,  dass  ganz  besonders  eine 
Reihe  von  Lancetten,  Pincetten,  katheterförmigen  Röhren,  Scheidenspeculis,  Brenn- 
eisen etc.  nicht  anders,  denn  als  mit  den  entsprechenden  Operationen  in  Beziehung 
zu  denken  sind,  dafür  tritt  die  Mehrzahl  auch  der  vorurtheilsfreiesten  Egyptologen  ein. 
Schliesslich  seien  als  wohl  schlechterdings  nicht  angreifbare  Quellen  die  vor  dem 
EBERs'schen  entzifferten  Papyrus  des  Berliner  Museums  genannt,  welche  hinsichtlich 
der  Beschreibung  der  Arzneien  und  inneren  Krankheiten  jenem  nahestehen,  ausser- 
dem aber  noch  über  Beförderung  der  Conception,  Erkenntniss  der  Schwangerschaft, 
Krankheiten  der  Frauen  etc.  Bemerkungen  enthalten. 

Eloy,  II.  —  Haeser,  Gesch.  d.  Med.  Th.  I.  Red. 

Ehrenberg,  Christian  Gottfried  E.,  wurde  am  19.  April  1795  zu 
Delitzsch  geboren  und  starb  am  27.  Juni  1876  zu  Berlin  als  Geheimer  Medicinal- 
Rath  und  ordentlicher  Professor  der  dortigen  medicinischen  Facultät.  Er  ist  den 
bedeutendsten  Naturforschem  unseres  Jahrhunderts  zuzurechnen,  wenn  auch  noch 
bei  seinen  Lebzeiten  so  manche  seiner  Forschungen  theils  angegriffen,  theils  über- 
holt worden  sind.  Gerade  in  unserer  Zeit,  wo,  Dank  der  Vervollkommnung  der 
Instrumente,  die  für  den  Mediciner  hochbedeutsame  Untersuchung  „des  kleinsten 
Lebens"  unschätzbare  Errungenschaften  erzielt,  ist  es  wichtig  hervorzuheben, 
dass  stets  die  Geschichte  derartiger  Forschungen,  wenn  auch  nicht  von  E.  zu 
datiren,  doch  bei  seinem  Namen  längere  Zeit  zu  verweilen  haben  wird ;  hat  er  doch 
zahlreiche  Bausteine  zur  Fundirung  der  mikroskopischen  Zoologie  und  Botanik 
herbeigetragen.  Sein  besonderes  Interesse  hat  sich  den  Infusorien  zugewandt,  denen 
eines  seiner  Hauptwerke  bereits  im  Jahre  1838  gewidmet  ist.  („Die  Infusions- 
thierchen  als  vollkommene  Organismen*^ ^  mit  64  Kupfertafeln).  Er  bewies  dann, 
dass   80  manche  der  jüngeren  Erdschichten  aus  Panzern  von  Infusorien  bestehen, 


268  EHRENBERG.  —  EHRHART. 

er  fand  sie  später  auch  im  Torfmoor;  er  deckte  mikroskopisches  Leben  im  Meere 
{„Das  Leuchten  des  Meeres^,  Berlin  1835)  und  in  der  Luft  (Passat-,  Staub- 
und Gluthregen)  auf.  Es  ist  dann  hier  sein  anderes  Hauptwerk:  ^Mikrogeologte^ 
(Leipzig  1854),  hei*vorzuheben,  in  welchem  er  eine  übersichtliche  geographische  Zu- 
sammenfassung der  kleinen  Lebensfonnen  zur  Darstellung  brachte.  Daneben  sind, 
wesentlich  dem  nämlichen  Gegenstande  gewidmet,  zahlreiche  kleinere  Monographien 
und  mannigfaltige  Abhandlungen  in  den  Schriften  der  Berliner  Akademie  der  Wissen- 
schaft zu  nennen,  in  welcher  Körperschaft  er  seit  1827  Mitglied  und  dann  lang« 
Jahre  hindurch  ständiger  Secretär  gewesen  ist.  —  E.  hatte  das  Gymnasium  von  Scbul- 
pforta  besucht,  darnach  von  1815 — 1818  in  Leipzig  erst  Zoologie,  dann  hier  und 
in.  Berlin  Medicin  und  Naturwissenschaft  studirt.  Auf  Kosten  der  Berliner  Aka- 
demie machte  er  darauf  eine  sechsjährige  Reise  nach  Egypten  und  den  Nachbar- 
ländern, im  Jahre  1829  mit  Al.  v.  Humboldt  eine  Reise  nach  Asien.  Nachdem 
er  1826  zum  ausserordentlichen  Professor  ernannt  wurde,  erhielt  er  im  Jahre  1847 
das  Ordinariat  der  Geschichte  der  Heilkunde.  In  diesem  seinem  nominellen  Lehr 
fache  hat  er  weder  als  Forscher,  noch  als  Lehrer  gewirkt,  wie  er  übrigens  auch 
auf  seinem  eigentlichen  Arbeits-Gebiete  didactisch  wenig  leistete.  Hingegen  hat  er 
in   akademischen  Reden   auch   mehrfache  allgemeinere  Fragen  geistvoll  behandelt. 

Falk. 

*Ehrenliail8,  SalomonE.,  aus  Friedrichswille  (Oberschlesien),  geboren 
am  8.  Januar  1835,  studirte  in  Berlin  bis  1860.  Als  praktischer  Arzt  und  später 
als  Assistent  an  der  pädiatrischen  Poliklinik  in  der  Charit^  (bis  zum  1.  Juli  1879) 
thätig,  publicirte  er  (mit  A.  Eülenburg):  „Etnimrkung  der  Metallsalzlösnngm 
auf  den  N,  ischiadtcus  des  Frosches ;  —  eine  deutsche  Ausgabe  von  D'Espixe 
und  PiCOT*s  Handbuch  der  Kinderkrankheiten  und  verschiedene  Artikel  aus  der 
Pädiatrik  in  EüLENBüßG*s  Real-Encyclopädie.  r^^ 

Ehrhart)  Vater  und  Sohn,  Aerzte  in  Memmingen.  Der  Erstere,  Bal- 
thasar E.,  gestorben  1 757,  war  fürstlicher  Leibarzt,  schrieb  indess  nur  Botanisches, 
femer  über  Belemniten,  Versteinerungen  u.  dgl. ;  —  der  Sohn,  Jodocus  E., 
1740 — 1808,  Stadtarzt  von  Memmingen,  publicirte  eine  „Sammlung  von  Be- 
obachtungen zur  Geburtshilfe^  (Frankfurt  und  Leipzig  1773)  und  wurde  1800 
nebst  seiner  ganzen  Descendenz  geadelt.  ^^^ 

von  Ehrhart,  Gottlieb  vonE.,  des  Jodocus  E.  Sohn,  1763  (1764?) 
geboren  (dem  einige  Quellen  einen  Bruder  mit  gleichem  Vornamen  —  aber  wahr- 
scheinlich irrthümlich  —  an  die  Seite  stellen),  wirkte  als  ausserordentlicher  Physicus 
und  geschworener  Geburtshelfer  in  Memmingen  (seit  1805),  nachdem  er  1785  zu 
Erlangen  promovirt  worden  war.  Er  schriftstellerte  mit  grossem  Fleiss,  besonders 
über  die  Schutzimpfung  (Memmingen  1789,  1801),  über  Asphyxie  der  Neuge- 
bomen (Erlangen  1785;  Memmingen  1789)  und  über  Standesangelegenheiten 
(Daselbst  1800,  1810).  Seine  „Sammlung  von  Beobachtungen  etc.**  erschien 
1803  —  eine  „Phystkalisch-topographtsche  Topographie  von  Mertimingen*'  1813 
—  der  „Entwurf  eines  physikal.-medic,  PoUzeigesetzea**  (4  Bde.  und  Tafeln)  zu 
Nürnberg  1816.  Auch  gab  von  E.  —  Ulm  1805  —  das  „Magazin  für  technische 
Heilkunde"  heraus. 

Biogr.  m6d.  IV.   —  Cal Ilsen  V.  Bei 

Ehrhart,  Friedrich  E.,  wurde  1742  im  Canton  Bern  geboren,  erweckte 
durch  seine  Lust  zu  botanischen  Studien  die  Aufmerksamkeit  Haller's  ,  fing  an 
1765  die  Pharmacie  in  Nürnberg  zu  studiren,  diente  nachher  als  Apotheker  in 
Erlangen,  Hannover  und  Stockholm,  woselbst  er  auch  Botanik  unter  Bebgius  studirte. 
In  Upsala  1773  angelangt,  wurde  er  einer  der  ausgezeichnetsten  Jünger  Linnk's. 
Er  studirte  hier  Naturgeschichte,  Oekonomie,  Chemie  und  Medicin  unter  LmNE 
dem  Vater  und  Linne  dem  Sohne,  welche  ihn  zu  ihrem  vertraulicheren  Umgang 
rechneten,    und  unter  dem  berühmten  Chemiker  Thorbern  Bergman,    dessen 


EHRHART.  —  EHRMANN.'  269 

Vorlesungen  er  fleissig  besuchte,  üxirch  fleissige  Excursionen  in  die  Umgegend  Upsalas 
bereicherte  er  nicht  blos  die  schwedische  Flora,  sondern  auch  die  Wissenschaft 
mit  vielen  neuen  Gewächsarten.  Nachdem  er  1776  nach  Hannover  wieder  zurück- 
gekommen war  und  sich  dort  theils  mit  dem  Ordnen  botanischer  Sammlungen, 
theils  mit  Schriftstellerei  beschäftigt  hatte,  wurde  ihm  1780  von  der  Regierung 
in  Hannover  aufgetragen,  während  drei  Jahren  das  Churftlrstenthum  Braunschweig- 
Lüneburg  botanisch  zu  bereisen  und  die  Flora  dieses  Landes  zu  beschreiben ;  auch 
die  Stelle  eines  Directors  des  botanischen  Gartens  in  Heuenhausen  bei  Hannover 
wurde  ihm  angetragen.  Um  hier  seine  dürftigen  ökonomischen  Verhältnisse  etwas 
zu  verbessern,  gab  er  mehrere  nützliche  und  sehr  gesuchte  Exsiccatwerke  heraus 
und  starb  1795. 

Kekrolog  in  Hoppe's  bot.  Taschenbuch  f.  d.  Jahr  1796,  pag.  219;  Selbstbiographische 
Xachricliten  in  Annalfn  der  Botanik  von  Usteri,  19.  Stück,  Leipzig  1796.  Ein  vollständiges 
Yerzeichniss  seiner  Arbeiten,  unter  welchen :  „Beiträge  zur  Naturkunde  und  den  damit  ver- 
tcandtm  Wissenschaf ten^ j  Bd.  J— VII,  Hannover  und  Osnabrück  1787—92  das  hervorragendste 
ist,  findet  sich  bei  J.  E.  Wik ström:  „Conspectus  litteraturae  botanicae  in  Svecia**, 
Holmiae  1831.  Hedenius. 

Ebrlicli.  Drei  ältere  Aerzte  dieses  Namens  sind  hervorzuheben:  Johann 
Martin  E.,  der  in  der  zweiten  Hälfte  des  17.  Jahrhunderts  zu  Jena  in  Thätigkeit, 
daselbst  eine  Schrift  über  eine  merkwürdige  Hernie  (1684)  und  eine  über  Ischurie 
erscheinen  liess  (1686).  —  Johann  Christianus  E.,  der  Verfasser  von  „De 
noxts  ex  aepultura  in  templis  facta  oriundts^  (Halle  und  Magdeburg  1728)  — 
^Mors  ex  sepulchris  etc.**  (Daselbst  1729)  —  „De  damnis  ex  empiria  medica 
onundis*"  (Daselbst  1728)  —  und  Johann  August  E.,  1760—1733,  Sohn 
eines  Dorfchirurgen,  in  Leipzig  und  später  auf  Reisen,  besonders  in  England,  aus- 
gebildet, Wundarzt  der  Spitäler  St.  Georg  und  St.  Johann  in  Leipzig,  beschrieb  in 
einem  zweibändigen  Werke  (Leipzig,  Th.  I,  1795;  Th.  H,  1805)  die  chirurgischen 
und  operativen  Beobachtungen,  die  er  in  Londoner  Hospitälern  gemacht  hatte. 

Biogr.  med.  IV.  —  Callisen,  XXVII.  Red. 

Ehrmann ,  Johann  Christian  E.,  geboren  1710  zu  Strassburg, 
promovirte  daselbst  1732;  1749  Arzt  des  Arbeitshauses  daselbst,  gestorben  1797. 
Er  gab  1742  des  Mappus  „Histoire  des  plantes  de  VAhace*'  heraus. 

Börner,  Nachrichten,  I,  pag.  765.  —  Biogr.  univ.  W.  Stricker. 

Ehrmann,  Joh.  Christian  E.,  geboren  1749  zu  Strassburg,  promovirte 
am  8.  December  1772  zu  Basel  („Dias,  de  colchico  autumnali**)  und  wurde  1779 
in  Folge  seiner  Verheiratung  mit  einer  Frankfurter  Bürgerstochter ,  Schwester  des 
Grammatikers  Buttmann,  als  Arzt  aufgenommen.  1796  wurde  er  Gamisonsarzt 
und  1804  Arzt  am  Rochushospital  für  Unreine  (Krätzige,  Syphilitische,  Blattern- 
kranke).  Unter  der  fürstlichen  Regierung  wurde  er  1808  als  Medicinalrath  emeritirt, 
zog  1821  nach  Speier  und  starb  daselbst  am  31.  August  1827.  —  E.  hat  drei  kleine 
thierärztliche  Scluiften  über  Darmgicht,  Maulsperre  und  Dampf  der  Pferde  (1778, 
1779)  herausgegeben.  Was  sein  Specialfach  betrifit,  so  schrieb  er  1780  und  1808 
über  den  Tripper  und  erklärte  sich  1802  in  drei  Heften  „  Ueber  den  Kuhpocken- 
schwindd**  gegen  die  Einführung  der  Vaccination  durch  Sömmebrixg  und  Lehr. 
Ausserdem  veröffentlichte  er  „Rychologtsche  Fragmente  zur  Mahrobiotik^  (1794) 
und  (mit  JOH.  Val.  Müller  1756 — 1813)  „Rhapsodien  in  Bezug  auf  technische 
Eeilkunde  etc."  (Frankfurt  1805)  —  Wichtiger  denn  als  Verfasser  dieser  ziemlich 
unbedeutenden  Schriften  ist  E.  als  Satiriker.  Seine  Schriftep,  welche  die  Stellung 
des  ärztlichen  und  wundärztlichen  Standes  zeichnen,  sind  von  culturhistorischer 
Bedeutung  und  gehören  zu  den  gelungensten  Leistungen,  zumal,  da  sie  der  Seele 
des  Witzes,  der  Kürze,  nicht  entbehren.  Die  vortrefflichste  dieser  Schriften: 
„  Geheime  Instruction  für  Wundärzte  bei  Leichen ,  Leichenöffnungen ,  Sterb- 
fällen  etc.**  (1799),  welche  äusserst  selten  geworden  war,  habe  ich  in  meinen 
yf Beiträgen  zur  ärztlichen  Cultur geschieht e"  (Frankfurt,    Auffarth  1865)  wieder 


270  ÖHRMANN.  —  EICHHORST. 

abdrucken  lassen.  Eben  da  habe  ich  eine  Analyse  gegeben  von  einer  Satire 
E.'s  auf  die  Aerzte  seiner  Zeit  unter  dem  Titel:  „Die  Nachtmenschen^  und 
von  der  angeblichen  Gegenschrift;  „Die  entlarvten  Nacktmenschen*',  beides  1795. 
Aller  Wahrscheinlichkeit  nach  ist  E.  auch  Verfasser  der  beiden  Schriften:  „Briefe 
über  die  Galanterien  von  Frankfurt  a.  M.**  (Leipzig,  Wienbrack  1791^  1798),  über 
welche  ich  im  LXXX.  Bande  von  ViRCHOw's  Archiv  berichtet  habe  (S.  188).  Endlich 
ist  er  bekannt  durch  seine  Beziehungen  zu  Goethe,  mit  dem  er  gleichalterig  war,  und 
durch  die  Stiftung  des  „Ordens  der  verrückten  Hofräthe".  Das  Archiv  dieses  Ordens, 
sowie  der  übrige  literarische  Nachlass  von  E.  befindet  sich  in  der  Frankfurter 
Stadtbibliothek.  —  Wahrscheinlich  ist  er  auch  Verfasser  der  Schrift:  „Medicinische 
Böcke,  pragmatisch  dargestellt*'  für  angehende  Aerzte  (Frankfurt  1801). 

W.   Stricker. 

*Eicllbaiim,  Karl  Friedrich  E.,  am  4.  October  1851  zu  Schwetz 
(West-Preussen)  geboren,  auf  der  Thierarzneischule  und  Universität  Berlin  ausge- 
bildet, 1874  promovirt,  wirkt  seit  Mai  1879  als  ausserordentlicher  Professor  fiir 
Veterinär-Anatomie  und  Histologie  an  der  Universität  Giessen.  Schriften:  „Topo- 
graphische Anatomie  der  Brusthöhle  des  Pferdes**  (1872)  —  „  Untersuchungen 
über  den  Bau  der  vesiculae  seminales  der  Hausthiere**  (1877)  —  „lieber  die 
Ampullen  der  vasa  deferentia  (1878)  —  „Craniometrische  Untersuchungen  am 
Pferdeschädel**  (1882)  und  Aehnliches.  Red. 

Eicillieimer ,  G.  Friedrich  E. ,  deutscher  Militärarzt ,  geboren  am 
18.  August  1764  zu  Bensheim 'in  Baden,  trat  am  21.  August  1786  in  das 
bayerische  Heer  als  Feldscheer  ein  und  begleitete  dasselbe  in  allen  Feldzügen  gegen 
Frankreich,  Oesterreich,  Preussen  und  Russland.  Nach  den  Kriegsjahren  widmete  er 
sich  mit  nachhaltigem  Erfolge  dem  Ausbaue  der  bayerischen  Militärsanitätsverfassung. 
Im  Jahr  1826  wurde  er  zum  bayerischen  Generalstabsarzt  befördert,  in  welcher 
Stellung  er  bis  zu  seinem  Ausscheiden  (1847)  verblieb.  Er  starb  am  13.  October 
1854  zu  München.  Literarisch  machte  sich  E.  bekannt  zunächst  durch  seine  treff- 
liche Dissertation  „De  utäitate  methodi  medendi  secundum  incitationis  principia  in 
nosocomiis  castrensibus**  (Würzburg  1804)  und  besonders  durch  seine  „Umfas- 
sende Darstellung  des  Militär  -  Med,  -  Wesens  etc.  dermaligen  Armeeverfas- 
sungen ^c.**  (I.  Bd.  Augsburg  1824,  8.;  H.  Bd.  München  1825,  8.). 

Mittheilungen  auf  Grund  amtlicher  etc.  Unterlagen.  H.  Frölich. 

Eichhorn,  Heinrich  E.,  zu  Nürnberg  im  letzten  Jahrzehnt  des  vorigen 
Jahrhunderts  geboren  und  1832  in  Göttingen,  wo  er  Privatdocent  war,  gestort^en. 
Schon  seine  Dissertation  „  Von  der  Zurückbeugung  der  nicht  schwangeren  und 
schwangeren  Gebärmutter^*'  (Nürnberg  1822)  galt  als  eine  originelle  Monographie, 
und  noch  mehr  erwarb  sich  E.  den  Ruf  eines  scharfsinnigen,  eigenartigen  Denkere 
durch  seine  Schriften :  „  Ueber  das  primäre  Fieber  ....  bei  den  Kuhpocken*" 
(Horn's  Archiv  1826)  —  „  Ueber  medicinische  Erfahrung  und  über  praktische 
Medidn  im  Allgemeinen**  (Daselbst  1827)  —  „Neue  Entdeckung  über  die 
praktische  Verhütung  der  Menschenblattem  etc.**  (Leipzig  1829 ;  dazu  praktische 
Vorschläge  an  die  Regierungen  Berlin,  gleichzeitig)  —  „Handbuch  über  die  Be- 
handlung und  Verhütung  der  contagiös-ßeberhaßen  Exantheme**  (Berlin  1831)  — 
„Ueber  die  Atissonderungen  durch  die  Haut  etc.**  (Meckel*S  Archiv  1826: 
dazu  Anatomisches  und  Physiologisches  ebenda  1827). 

Dict.  bist.  n.  Red. 

*  Eichhorst,  Hermann  E. ,  geboren  am  3.  März  1849  zu  Königsberg 
in  Preussen,  studirte  dort  und  in  Berlin  (als  Assistent  von  Leyden,  NArSYS, 
Frerichs).  Promovirt  1873,  erlangte  er  die  Anstellung  als  Professor  e.  o.  an  der 
Universität  Jena  1876;  1877  die  gleiche  in  Göttingen;  1884  wurde  E.  ord. 
Professor  in  Zürich  und  Director  der  dortigen  med.  Klinik.  —  Er  bearbeitete 
monographisch:  „Pet-niciöse  Anämie**  (Leipzig  1878)  —  „Trophische  Beziehungen 
der  Nn,  vagi  zum  Herzmuskel**  (Berlin  1879)  —  „Lehrbuch  der  physikalischen 


j 


EICHHORST.  —  EICHWALD.  271 

Untersuchungsinethoden  innerer  Krankheiten"  (2Bde. ,  Braunschweig  1881)  — 
„Handbuch  der  speciellen  Pathologie"  (2  Bde. ,  Wien  1883)  neben  mehreren, 
klinische  Gregenstilnde  behandelnden  Einzelartikeln.  j^^^ 

EichmaiUl,  Johann  E.  (bekannter  als  Joi^ann  Dryander),  gegen  Ende 
des  15.  Jahrhunderts  in  der  Wetterau  geboren,  hatte  in  Deutschland  Mathematik 
stndirt,  wandte  sich  dann  aber  in  Paris  der  Medicin  zu  und  erlangte  die  Doctor- 
wflrde  in  Mainz.  Nach  Marburg  1536  auf  den  Lehrstuhl  für  Mathematik  berufen, 
wirkte  er  hier  bis  zu  seinem  am  20.  December  1560  erfolgten  Tode.  Obwohl  die 
Zahl  der  von  E.  zergliederten  Leichname  sich  nur  auf  zwei  belauft,  griflf  er  in 
seiner  „Anatomiae  pars  prior,  in  qtia  membra  ad  caput  spectantia  recensentur 
et  delineantur"  (viele  Tafeln,  Marburg  1537,  4.)  den  vorher  mit  ihm  befreundeten 
Vesal  heftig  an  und  wurde  von  diesem  in  der  ,,Epistola  de  china"  (s.  Vesal) 
znrflckgewiesen.  Doch  bleibt  E.  ein  gewisses  Verdienst  um  die  praktische  Anatomie, 
speciell  auch  noch  durch  die  Herausgabe  der  Anatomie  Monbini's  und  verschiedener 
anatomischer  Schriften. 

Yollständiges  Verzeichniss  dieser,  sowie  der  nnbedeutenden  praktisch-medicinischeu 
Elaborate  E.'s  siehe  bei  Hai  1er,  Bibl.  anat.  I,  174,  resp.  Bibl.  med-pract.  II,  33.  —  Biogr. 
m^d.  ni.  —  Allgenu  Deutsche  Biogr.  V.  p     , 

*EicIlstedt,  Karl  Ferdinand  E.,  in  Greifswald  am  17.  September 
1816  geboren,  studirte  daselbst  und  in  Berlin.  Nachdem  er  am  19.  December  1839 
promovirt  worden  war,  begann  er  seine  Thätigkeit  als  praktischer  Arzt  (seit  1841) 
und  Prof.  extraord.  (seit  1852)  in  Greifswald.  Er  schrieb:  ;,  Veber  Krätzmilben  etc," 
(Feorikp's  Notizen  1846)  —  „PityricLsis  versicolor"  (Ebenda  1846)  —  „Veber 
Durchfall  der  Kinder"  (1852)  —  „Zeugung  und  Oeburtsmechanismus  etc."  (1859). 

Red. 

Eiehwald,  Karl  Eduard  E. ,  wurde  geboren  in  Mitau  (Kurland)  am 
4./16.  Juli  1795 ,  absolvirte  das  Gymnasium  in  Mitau  und  studirte  Naturwissen- 
schaften und  Medicin  von  1814 — 1817  in  Berlin,  dann  machte  er  Reisen  durch 
die  Schweiz,  Deutschland,  England,  Frankreich  und  hielt  sich  längere  Zeit  in  Paris 
auf.  Hierauf  kehrte  er  nach  Russland  zurück,  bestand  an  der  damals  noch  blühenden 
Universitfit  zu  Wilna  das  Doctorexamen  und  wurde  am  18./ 30.  Mai  1819  zum 
Dr.  med.  promovirt  (Diss. :  „De  Selachia  Aristotelia").  Nachdem  er  kurze  Zeit 
in  Mitau  und  Tuckum  prakticirt  und  Landarzt  in  Schrunden  gewesen  war,  begab 
er  sich  1821  nach  Dorpat;  als  Hauslehrer  in  der  Familie  Liphardt-Raths- 
hof  fungirend,  habilitirte  er  sich  an  der  Universität  für  Zoologie  am  4./ 16.  October 
1821  (Habilitationsschrift:  „De  regni  animalis  limitibus  atque  evolutionis  gra- 
dibus")  und  las  über  Zoologie,  Mineralogie,  fossile  Thiere.  Im  Jahre  1823  folgte 
er  einem  Rufe  nach  Kasan  als  Professor  der  vergleichenden  Anatomie  und  Geburts- 
hilfe; von  Kasan  aus  machte  er  1826  und  1827  eine  Reise  nach  dem  Ejispischen 
Meere  und  Kaukasien,  wobei  er  viel  Material  zu  späteren  Veröffentlichungen 
sammelte.  Nach  der  Rückkehr  von  dieser  denkwürdigen  Reise  zog  E.  als  Nach- 
folger von  BOJANDS  nach  Wüna  in  der  Eigenschaft  eines  Professors  der  Zoologie, 
vergleichenden  Anatomie  und  Geburtshilfe.  Als  die  Universität  zu  Wilna  1831 
aufgehoben  wurde,  übernahm  E.  an  der  in  Wilna  errichteten  medico-chirurgischen 
Akademie  die  Stelle  eines  Conferenz-Secretärs  und  las  zugleich  über  Mineralogie, 
Zoologie  und  vergleichende  Anatomie.  Von  Wilna  aus  machte  er  1829  eine  Reise 
durch  das  westliche  und  südwestliche  Russland,  später  unternahm  er  Reisen  nach 
Schweden,  Deutschland  und  in's  Innere  des  russischen  Reiches.  Im  Jahre  1838 
vertauschte  E.  seine  bisherige  Stellung  in  Wilna  mit  der  eines  Secretärs  und  Pro- 
fessors an  der  medico-chirurgischen  Akademie  in  St.  Petersburg,  gleichzeitig  wurde 
er  Professor  der  Paläontologie  am  Berginstitut  und  hielt  Vorträge  in  den  Oflficiers- 
elassen  der  Hauptingenieurschule.  Im  Jahre  1851  erbat  er  sich  seine  Entlassung 
ans  dem  Staatsdienst,  feierte  am  18./ 30.  Mai  1869  sein  50jähriges  DoctorJubilänm 
und  starb  1876.     E.    war    ein   überaus   fleissiger   und  thätiger  Forscher   und  hat 


272  EICHWALD.  —  EISENMANN. 

eine  sehr  bedeutende  literarische  Thätigkeit  entwickelt.  Sein  Name  ist  dnreh  die 
Arbeiten,  welche  in  Folge  der  kaukasischen  und  kaspischen  Reisen  erschienen,  in  selir 
weiten  Kreisen  bekannt  geworden;  das  wissenschaftliche  Verdienst  E.'s  besteht  in  dem 
Ausbau  und  der  Pflege  der  Paläontologie  in  Russland.  Hierhergehören:  „Lethaea 
Rossica  ou  Falaeontologie  de  la  Russie^  (Stuttgart  1853 — 1868,  5  Bde.)  — 
„Die  Urwelt  Russlands^  (Mit  Kupfertafeln ,  4.  Aufl.,  St.  Petersburg  und  Moskau 
1846—1847)  —  „Zoologia  specialis''  (3  Bde.,  Wilna  1829—1831  u.  s.  w.).  Als 
Resultat  seiner  Reise:  „Reise  nach  dem  Kaspischen  Meere  und  in  den  Kaukasiis^ 
(Stuttgart  1834 — 1837)  —  „Alte  Geographie  des  Kaspischen  Meeres,  des 
Kaukasus  und  Süd-Russlands"  (Berlin  1838). 

Ein  ziemlich  vollständiges  Verzeichniss  von  E.'s  Schriften  bringt  R eck e-Napiersky 
undBeise,  I,  160. —  Recke-Napiersky,  I,  48H.  —  Beise,  I,  160.  —  Verhandl.  der 
k.  ni88.  mineral.  Ges.  Bd.  V,  pag.  278—358,  St.  Petersburg  1870:  Das  50jährige  Doclor- 
Jubiläum,    geschildert  von  Lindemann.  —  Rnss.  Encycl.  Beresin,  Bd.  XVI,  pag.  324. 

L.  Stieda. 

* Eigenbrodt ,  Karl  E. ,  in  Darmstadt  am  7.  Februar  1826  geboren, 
studirte  in  Giessen,  Heidelberg  und  Würzburg  bis  1849,  dem  Jahre  seiner  Pro- 
motion. Seit  Januar  1849  ist  er  als  praktischer  Arzt,  seit  1877  als  grossherzogl 
Leibarzt,  seit  1879  mit  dem  Titel  Geh.  Medicinalrath  in  Darmstadt  tbätig  nnd 
publicirte:  „lieber  die  Leitungsgesetze  im  Rückenmark**  (Giessen  1849)  — 
„Ueber  die  Diagnose  der  partiellen  Empfindungslähmung,  insbesondere  der 
Tastsinnlähmung  (ÄpselaphesieJ'*  (ViRCHOw's  Archiv,  Bd.  XXIII)  —  „Die  apo- 
plectische  Destruction  der  Uterinschleimhaut'*  (in  Gemeinschaft  mit  A.  Hegab, 
Monatschr.  für  Geburtsk.  1863)  —  „Die  Städtereinigung,  die  wichtigste  Auf- 
gabe der  Sanitätspolizei'*  (Darmstadt  und  Leipzig  1868)  —  „Beiträge  zur 
näheren  Kenntniss  der  Typhusepidemie  in  Friedberg  im  Sommer  1867 ,  ins- 
besondere in  ätiologischer  Beziehung"  (Zeitschr.  für  Epidemiologie  und  öffentL 
Gesundheitspflege  von  Pfeiffer  und  Schüchardt,  1869)  —  „Report  of  the 
medical  history  of  the  attack  of  diphtheria  in  the  Grand  Ducal  famüy  of 
Hesse'*  (British  Med.  Joum.   1879).  r^^ 

*  Eimer,  Gustav  Heinrich  Theodor  E.,  geboren  am  22.  Februar  1843 
zu  Stäfa  bei  Zürich.  Als  Flüchtlingskind  (väterl.  Heimat :  Deutschland)  studirte  er 
in  Tübingen,  Freiburg,  Heidelberg,  Berlin  (Schüler  Leydig's,  Virchow's,  Wkis- 
MANN*s).  Promovirt  zum  Dr.  med.  1867  in  Berlin,  zum  Dr.  phil.  1870  in  Würzburg, 
ist  er  seit  1875  als  Professor  der  Zoologie  und  vergleichenden  Anatomie  an  der 
Universität  Tübingen  thfttig  und  verfasste  folgende  Arbeiten :  „  Ueber  die  ei-  oder 
kugelförmigen  Psorospermien  der  Wirbelthiere"  (Würzburg  1870)  —  „Ceber 
Beroe  ovatus,  ein  Beitrag  zur  Anatomie  der  Rippenquallen"  (Leipzig  1873)  — 
„Lacerta  muralis  coerulea,  ein  Beitrag  zur  Darunn' sehen  Lehre**  (Dasidhst 
1874)  —  „Die  Medusen,  anatomisch  und  physiologisch  auf  ihr  Nervensystem 
untersuchte  (Tübingen  1878)  —  „Untersuchungen  über  das  Variiren  der 
Mauereidechse  etc."  (Berlin  1881);  Abhandlungen  in  Virchow's  Archiv,  Archiv 
für  mikroskopische  Anatomie,  Zoolog.  Anzeiger,  Biolog.  Centralblatt ,  Wflrttemb. 
naturw.  Jahreshefte.  Red. 

Elsenmann,  GeorgHeinrichE.,  geboren  zu  Strassburg  1693,  gestorben 
daselbst  1768 ;  Arzt  in  Strassburg  und  seit  1733  Professor  der  Physik  daselbst, 
1756  Professor  der  Pathologie,  vielseitig  gebildeter  Gelehrter,  gab  heraus :  „Tabtdae 
anatomicae  IV  uteri  duplicis"  (Strassburg  1752,   gr.  Fol.;    auch  französisch). 

Biogr.  univ.  W.  Stricker. 

Elsenmann,  Gottfried  E.,  als  Sohn  eines  Handwerkers  in  sehr  dürftigen 
Umständen  zu  Würzburg  am  20.  Mai  1795  geboren,  studirte  von  1810  ab  Jura, 
machte  1813 — 1815  den  Befreiungskrieg  mit,  wandte  sich  alsdann  der  Mediein 
zu,  wurde  1819  promovirt  und  begann  1822  in  seiner  Vaterstadt  zu  prakticiren. 
Seine    im  Jahre  1818    sehr   lebhaft   gewesene   Betheiligung   an   der   Stiftung   der 


EISENMANN.  —  EISSEN.  273 

Wflrzbnrger  Burschenschaft  mit  den  weiteren  Folgen  eines  deutlich  an  den  Tag 
^legten  politischen  Enthusiasmus  fahrten  1823  zu  seiner  Verhaftung  und  einer 
Anklage  auf  Hochverrath.  1825  freigesprochen  widmete  sich  E.  nunmehr  einer 
energischen  publicistischen  Thätigkeit  auf  politischem  Gebiet,  die  1832  zu  seiner 
abermaligen  Verhaftung,  zu  einer  Zuchthausverurtheilung  auf  unbestimmte  Zeit; 
von  1841  ab  zu  einer  milderen  Festungshaft  auf  der  Veste  Rosenberg  den  Anlass 
gab.  Erst  1847  —  nach  fünfzehnjähriger  Gefangenhaltung  —  erlangte  E.  durch 
Begnadigung  die  Freiheit.  Das  Jahr  1848  brachte  ihm  Entschädigungen  aller  Art 
för  die  erlittene  Unbill ;  un^er  Anderem  wählten  ihn  sechs  fränkische  Wahlbezirke 
in  das  Frankfurter  Parlament;  die  Stadt  Nürnberg,  in  welcher  er  sich  nieder- 
gelassen, und  deren  Mandat  er  auch  annahm,  verlieh  ihm  das  Ehrenbttrgerrecht. 
Bei  aller  Thätigkeit,  die  er  im  Parlament  an  den  Tag  legte,  konnte  es  E.  jedoch 
zu  grösserer  Bedeutung  nicht  bringen,  —  wohl  weil  er  sich  zu  sehr  auf  eigenen 
FnsB  stellte  und  sich  keiner  Partei  einzuordnen  verstand.  —  Nach  der  Rückkehr 
von  Frankfurt  nahm  E.  in  Würzburg  wieder  seinen  Wohnsitz  und  setzte  die  in 
seiner  Festungszeit  begonnene  medicinische  Schriftstellerei  fort.  Wir  heben  weiter 
nnten  diejenigen  Erzeugnisse  derselben  hervor,  welche  weniger  der  systematisirenden 
Richtung  der  naturhistorischen  Schule  eignen  und  eine  gewisse  praktische  Bedeutung 
haben;  in  den  übrigen  hat  E.  eine  monographische  Bearbeitung  verschiedener 
Familien  des  von  ihm  aufgestellten  natürlichen  Systems  der  Krankheiten  {„Die 
vegetativen  Krankheiten  und  die  entgißende  .Heilmethode",  1835)  monographisch 
zn  bearbeiten  versucht,  so  das  Kindbettfieber  (1834),  die  Krankheitsfamilien:  Pyra 
(gleichzeitig),  Typhus  (1835),  Cholosis  (1836),  Typosis  (1839),  Rheuma  (1841).  — 
Weniger  theoretisirend  waren:  „Der  Tripper  in  allen  seinen  Formen  und  Folgen" 
(Erlangen  1830)  —  „Sichere  und  gefahrlose  Methode,  die  Syphilis  zu  heilen" 
fMed.-chir.  Zeitschr.  1829)  —  „Behandlung  der  Hamröhrenverengerungen  durch 
innerliche  Mittel  etc."  (Ebenda  1830)  -^  „Die  Heilquellen  des  Kissinger  Saal- 
thales"  (1857)  —  „Die  Prüfung  der  Homöopathie"  (Erlangen  1836)  —  eine 
Abhandlung  über  Himerweichung  (1842) ;  —  und  hervorzuheben  sind  endlich  auch 
seine  Uebersetzungen  der  Werke  von  RicoRD,  Becqüerel,  Rodier  und  Dürand- 
Fabdel.  —  Im  letzten  Jahrzehnte  vor  seinem  Tode  trat  E.  noch  mit  den  Mono- 
graphien „Pathologie  und  Therapie  der  Rheumatosen"  (1861)  —  Die  Be- 
wegungsataxie"  (1863)  und  über  das  Friedrichshaller  Bitterwasser  hervor.  Sein 
bleibendstes  Verdienst  beruht  jedoch  in  der  Redaction  des  von  Canstatt  gegrün- 
deten (jetzt  noch  als  Vjrchow-Hirsch 'sehen  fortexistirenden)  „Jahresberichtes  über 
die  Leistungen  und  Fortschritte  der  Medicin^^,  den  er  zuerst  mit  Jenem,  dann  von 
1851  ab  mit  ViRCHOW,  Scherer  und  den  namhaftesten  Fachgelehrten  herausgab. 

Nach  Hu se mann  in  Allg.  Deutsche  Biographie.  V.  —  Verzeichniss  der  Schriften 
E.'s  bei  Engelmann,  Bibl.  chir.  44  und  Jahresber.  f.  d.  ges.  Med  1865  (Anhang);  sehr 
nnvoUständig  bei  Callisen  VI  und  XXVII.  Red. 

Eisfeld,  Johann  Friedrich  August  E.,  aus  Heldrungen,  1767—1822, 
war  zuerst  Theologe,  dann  ausserordentlicher  Professor  der  Medicin  und  hatte 
letztere  in  Wittenberg  und  Leipzig  (Kapp)  studirt.  Schriften:  „Specimen physico- 
medicum  meletamata  quaedam  ad  historiam  naturalem  typhi  acuti  Lnpsiae 
aestivo  tempore  a,  1799  grassantis,  pertinentia"  (Leipzig  1800)  —  „Beytrag 
zur  Geschichte  des  Gallensteins"  (bei  ISENFLAMM  und  ROSENMÜLLER,  1800)  — 
^Platner's  Leben"  (1819). 

Dict.  bist.  II.  Red. 

Bissen,  fidouard-Fr^deric  E.,  geboren  1805,  gestorben  1876,  promovirtd 
zu  Strassburg  (1828)  mit  der  These:  „La  contagion  consid6r4e  sous  quelquesuns 
de  seft  rapports".  Er  machte  sich  durch  eine  ziemlich  umfangreiche  Schrift  „La 
docfrine  rialiste  et  la  doctrine  fnntaisibte  du  choUra  indien"  (Strassburg  1868) 
bekannt  und  gab  die  Gaz.  ra^d.  de  Strassbourg  von  1841 — 1869  heraus. 

(Nicht  zugängliche)  Biographie  in  Gaz.  m6d.  de  Strassbourg  1876.  Red. 

Biofcr.  Lexikon.  II.  18 


274  EKELUND.  —  ELAM. 

Ekelund,  Daniel  E.,  1793—1879,  wurde  1817  in  Upsala  Doctor  der 
Medicin,  Adjunct  der  Mediein  am  Carolinischen  Institute  1823,  im  selben  Jahre 
Oberarzt  am  allgemeinen  Gamisonskrankenhause  und  1841  Medicinalrath.  Von 
seinen  Schriften  sind  folgende  zu  merken.  In  den  Jahresberichten  des  schwedischen 
ärztlichen  Vereins:  „Erfarenhet  om  Porta  brunna  verksamhet  emot  ätskilliga 
sjukdomar^  (1822)  —  „(Jf versigt  af  en  pericarditis,  gängse  bland  Stockhclma 
gamison"'  (1826);  in  den  Verhandlungen  desselben  Vereins:  „Anteckningar 
r'&rande  nasaloperation"  (T.  VII)  —  „Beakrifmng  pä  den  ä  Oamtsonssjui- 
huset  gängbar a  akuta  hröstinflammationen^  (T.  IX);  in  der  Hygiea:  „Om  revacci- 
nation"  (T.  XI)  —  „Om  kopporna  och  vaccinationen  i  Sverige  1850^  (T.  XIV j. 

Wistrand,  pag.  93.  Hedenins. 

Ekl,  Anton  E.,  zu  Landshut  in  Bayern,  war  1781  in  Freising  geboren, 
studirte  in  Landshut,  wo  er  1809  Doctor  wurde,  ging  auf  Reisen,  wurde  dann 
Gerichtsarzt  in  Pfarrkirchen.  1824  wurde  er  zum  Professor  an  der  Universität  zn 
Landshnt  ernannt,  blieb  aber  bei  der  Verlegung  derselben  nach  München  in  Lands- 
hut als  Professor  an  der  dortigen  chirurgischen  Schule.  Er  gab  heraus  zusammen 
mit  J.  A.  SCHULTES:  „Ratio  medendi  in  schola  clinica  Land/ishuthana*^  (Sulz- 
bach 1826,  4.  deutsch:  „Jahresbericht  über  die  chir. -klinische  Schule  der  Univ. 
zu  Landshut  ^  vom  .  .  .  1824  bis  .  ,  .  1825^  in  Textor's  Neuer  Chiron  1827), 
ferner :  ;,  Bericht  über  die  Ergebnisse  in  dem  chirurg,  Clinicum  der  kgl.  Ludwig- 
MaxtmüianS'  Universität  zu  Landshut  während  .  . .  1825  bis  .  ,  .  1826^  (Landshut 
1827,  4.).  Er  starb  am  13.  September  1830.  —  Von  einem  jüngeren  Max  August  E. 
ist  nur  die  Schrift    ^  Von  der  Thränensackfistel^  (München  1852)  bekannt. 

Prantl,  II,  pap.  522,  Nr.  275.  —  Oaliisen,  VT,  pag.  21.  G. 

* Ekström,  Fredrik  August  E.,  geboren  in  Linköping  1816,  wurde 
Med.  Doctor  in  Upsala  1841,  Districtsarzt  in  Motala  und  Intendent  zu  Medvi 
1847 — 60;  1857  siedelte  er  nach  Gothenburg  über,  woselbst  er  als  Augenarzt 
eine  weitverbreitete  Praxis  gewann.  Schriften:  „Om  bruket  och  missbrukf't  af 
glasögon  jemte  nägra  ord  om  ögats  värd"  (Linköping  1855)  —  „Prakttska 
skizzer  synnerligen  med  afseende  pä  användningen  af  ögonspegeln  i  oftalmia- 
triken^  (Göteborg  1857)  und  in  der  Zeitschrift  „Hygiea"  verschiedene  ophthal- 
miatrische  und  praktisch-mcdicinische  Aufsätze. 

Wistrand,  IJruzelius,  Edling,  Neue  Folge.  I,  pag.  202.  Hedenius. 

Ekströmer,  Karl  Johann  E. ,  geboren  in  Dalsland  1793,  nahm  als 
Arzt  an  den  Feldzügen  in  Deutschland  1813 — 14  Theil  und  wurde  1817  Med. 
Doctor  in  Upsala.  Nachdem  er  sich  theils  in  Paris  unter  Uüpüytren  und  Labet, 
theils  in  London  unter  Astley  Cooper  noch  mehr  als  Chirurge  ausgebildet  hatte, 
wurde  er  1821  Oberchirurg  des  Serafimerlazarethes  und  1836  Professor  der 
Chirurgie  am  Karolinischen  Institut  in  Stockholm.  Im  letztgenannten  Jahre  wurde 
er  in  den  Adelsstand  erhoben.  E.  war  nicht  nur  ein  hervorragender  Chirurg, 
sondern  machte  sich  auch  als  Chef  der  schwedischen  Medibinalverwaltnng  von  184i» 
an  sehr  verdient  um  das  Medicinalwesen  Schwedens  bis  zu  seinem  Tode  1860. 
Er  gab  die  „Medicinsk  tidning"  (1818 — 19)  heraus  und  ist  der  Verfasser  ver- 
schiedener Aufsätze  in  den  Verhandlungen  und  Jahresberichten  des  schwedischen 
ärztlichen  Vereines.  ^  Hedeniu». 

♦Elam,  Charles  E.,  zu  London,  gewann  bereits  1846  eine  erste  goldene 
Medaille,  wurde  1850  zu  London  Med.  Dr.  und  F.  R.  C.  P.  London  1870.  Nachdem 
er  längere  Zeit  am  Nat.  Hospital  für  Epileptische  thätig  gewesen  war,  fungirte  er 
später  als  Hon.  Physician  an  der  Sheffield  General  Infirmary  und  der  gleichnamigen 
Medicinschule.  Neben  mehr  allgemeineren  Gegenständen  („Civilization"  —  „Moral 
and  criminal  epidemics"  —  „Degenerations  in  man"  —  „Man  and  science" ) 
behamdelte  er  besonders  psychologische  und  psychiatrische  Themen  in  den  Schriften : 
„Essai  on  natural  heritage"  (London  1860)  —  „On  illusions  and  hallucinations'^ 


ELAM.  —  ELIE.  5^75 

(1861)  —  „On  cerebria  and  other  diseases  of  the  brain"  (1872)  und  die  Epilepsie, 
die  Monomanie,  das  Puerperalfieber  im  Journ.  of  psych,  med.  1855 — 1859.     g^jj 

Eiben,  Ernst  E. ,  aus  Stuttgart,  Dr.  Berol.  1821,  wurde  russischer 
Militärarzt  und  beschäftigte  sich  eifrigst  mit  Peststudien,  als  ihn  in  Silistria  ein 
Typhus  dahinraffte  und  die  Hoffnungen  zerstörte,  die  seine  vorzügliche  Dissertation 
allgemein  erweckt  hatte.  Dieses  Werk  führt  den  Titel:  „De  acephalis  sive  mon- 
Stria  corde  carentibus*^  (mit  22  Tafeln  in  besonderer  Lieferung ;  Berlin  1821,  4.; 
62  gesammelte  und  10  eigenbeobachtete  Fälle).  ^^^ 

Eldik,  Gornelis  van  E.,  zu  Nymwegen,  war  daselbst  am  5.  März  1791 
geboren,  stndirte  in  Harderwijk  und  Leyden,  wurde  1812  an  letztgenanntem  Orte 
Doctor  und  1821  Stadtarzt  in  seinem  Geburtsorte,  welche  Stelle  er  1853  wegen 
Kränklichkeit  aufgab.  Besondere  Verdienste  hatte  er  sich  1832  während  der 
Cholera-Epidemie  erworben.  1822  begann  er  mit  A.  Moll  die  Herausgabe  der 
„Practisch  Tijdschrift  voor  de  Geneeskunde  in  al  hären  omvang^,  die  er  nach 
des  Letzteren  Tode  von  1844 — 49  allein  redigirte.  1825  wurde  er  zum  Provinzial- 
lebrer  der  Geburtshilfe  in  Gelderland  ernannt  und  behielt  dieses  Amt  bis  1852; 
er  war  auch  Mitglied  mehrerer  Medicinalbehörden.  Ausser  einer  grossen  Zahl  von 
Uebersetzungen  aus  dem  Deutschen  gab  er  heraus :  „  Verhandeling  over  de  Verlos- 
kundige tang]  etc,**  (Amsterdam  1824)  —  „Receptboek  voor  Genees-  en  Heel- 
kundigen,  etc,^  (Nimwegen  1825)  —  „  Verloskundige  Verhandelingen,  qrootendeels 
met  betrekking  tot  het  werk  van  Dr,  J,  H,  Wieg  an d,  de  geboorte  van  den  mensch" 
(3  Theile,  Amsterdam  1832)  —  „Behandeling  van  den  Aziatinchen  Braakloop 
in  de  ziekenhuizen  te  Berhjn"  (Nimwegen  1832).   Erstarb  am  29.  October  1857. 

Van  der  Aa,  V,  pag.  82.  G. 

Elfiuger,  Anton  E.,  zu  Wien,  war  daselbst  im  Jahre  1822  geboren, 
wurde  dort  auch  Doctor  und  war  als  praktischer  Arzt  und  als  Zeichner  thätig. 
Zum  grössten  Ruhme  gereicht  ihm  der  einzig  in  seiner  Art  dastehende  „Aflat 
der  Hautkrankheiten*'  von  Ferd.  Hebea  (Wien  1856 — 66,  fol.),  für  welchen  er  die 
seit  einer  Reihe  von  Jahren  im  Allgemeinen  Krankenhause  zu  Wien  vorgekommenen 
charakteristischsten  Fälle  von  Hautkrankheiten  mit  staunenswerther  TrcJue  in  Aquarell 
abgebildet  hatte,  welche  Blätter  dann  mit  ebensolcher  Treue  in  der  Staatsdruckerei 
vervielfiütigt  wurden.  Er  gab  ferner  zum  Behufe  des  Zeichnen-Unterrichts  heraus : 
„Anatomie  des  Menschen  die  Knochen-,  Mu^tkel-  und  Bänderlehre  enthaltend^ 
(Wien,  2.  Aufl.  1854,  27  Taff.,  fol.).  Auch  modellirte  er  anatomische  Objecte  sehr 
geschickt  in  Wachs  und  hat  unter  dem  Pseudonym  „Cajetan"  eine  beträchtliche 
Menge  von  Caricatnren,  Rebus  und  Tausende  von  Illustrationen  für  Zeitunocen, 
Kalender  und  andere  Schriften  gezeichnet.  Er  starb  im  schönsten  Mannesalter  am 
le.  Januar  1864. 

V.  Wurzbach,  XI,  pag.  401.  G. 

Elfving,  Peter  E.,  Professor  der-Medicin  in  Abo  (Finnland),  geboren  den 
12.  April  1677.  Er  studirte  in  Upsala  unter  Leitung  von  Prof.  Ol.  Rüdbeck  d.  J. 
und  wurde  Doctor  der  Medicin  in  Utrecht  1702.  Provinzialarzt  in  Westmanland 
1704,  zugleich  Brunnenarzt  (1705 — 1719)  in  Sätra.  Professor  der  Medicin  1722 
in  Abo,  wie  die  Universität  nach  dem  grossen  und  langwierigen  Kriege  KarT«  XII. 
mit  Peter  I.  wieder  eröflfhet  wurde.  Gestorben  den  20.  Juni  1726,  Hess  E.  eine 
r Anleitung  für  Landwirthe  bei  Krankheitsfällen^  (Stockholm  1716,  schwedisch) 
und  Abhandlungen  „üeber  Trifolium  aquaticum"  (Aboe  1724)  —  „De  vulnere 
ventriculi  letfiali"  (1725)  und  „De  Panacea  horeali"  (1725)  zurück.       q   Hielt. 

Elle  de  la  Poterie,  Jean-Antoine  E.  de  la  P.,  Docteur-Regent  der 
Faenltät  von  Paris,  geboren  1732,  gestorben  1794  in  Brest  als  erster  Arzt  der 
Marine,  zeichnete  sich  durch  vielseitige  Kenntnisse  in  allen  Zweigen  der  Natur- 
wiaseuschaften  und  der  Medicin  aus  und  publieirte  eine  Menge  von  Abhandlungen 

18* 


Hl 


27e 


ELIE.  —  ELLIOT. 


t' 


über  inediciniHclie  und  chemische  Fragen,  Eines  seiner  bedeutenderen  Werke  k 
f,L'examen  de  la  doctrine  d* Ih'ppocrate  mir  la  nature  des  ^tres  anim^s ^  ^ 
les  principe.^  des  mouvemens  et  de  la  vie^  mir  les  piriodes  de  la  vie  humnin 
pour  Hermr  a  VIuHtoirp  du  magnetüme  animal'^  (Brest  1784).  In  diesem  Werk 
welches  eine  sehr  wohlwollende  Anerkennung  seitens  Büffon's  fand,  führte  i 
das  System  MEEtuvlN  auf  seinen  wahren  Werth  zurück,  Tucer 

ElisiOj  J.  E,  (ElysiusJ,  italieniReher  Arzt,  geboren  um  die  Mitte  d 
15,  Jahrhunderts  im  Neapolitanischen,  beschäftigte  sich  viel  mit  Naturwissenacbaftt 
und  war  Arzt  des  Köui^  Ferdinand  von  Aragon.  —  Schriften:  y^Breve  cot^ 
peiidium  de  hülneis  toh'us  Catupamae"  (Neapel  1590,  publieirt  durch  SciP 
Mazella)  —  ,^De  curat lone  morbi  gaUici  contra  barharos  et  vulgares  empyrieoi 
Beide  Werke  sind  selten.  Übe  er 

Eller,  Johann  Theodor  E.,  geboren  ara  29.  November  1689  : 
Plötzkau  im  Herzagthnm  Anhalt,  studirte  in  Quedlinburg  und  Jena  die  Eecii 
nud  in  Halle  j  LeydeQ,  Amsterdam  und  Paris  Medicin  und  Naturwissensehafte 
1721  wurde  er  anhalt-bernbur^i scher  Leiharzt  und  drei  Jalire  darauf  erhiolt 
einen  Ruf  nach  PreusjJien,  wo  er  Feldinedieus  und  Professor  an  dem  1724  geLrrü 
dcten  Co  l  legi  um  medico-chirurgienni  wurde-  Das  iledtcinalediet  vom  27.  Septeuib 
1725,  welches  den  Ausgangspunkt  der  jetzigen  Satiitätseinriehtungeu  Preusse 
bildet,  ist  das  \Yerk  K/s  und  des  halliseheu  Professors  .Stahl,  Mit  dem  Profo^^ii 
ehirurit^iae  und  Kegiments-Feidschcer  Gabriel  iSKNFF  theilte  sich  E.  in  die  Dirtctii 
des  1727  ernffiieteji  Charite-Krankenhauses.  Diese  letztere  Stellung  gab  ihm  G 
legenheit,  sich  neben  seinen  tüchtigen  ehemischen  Arbeiten  auch  mit  t^rfo 
m  e  d  i  c  i  n  i  s  c  h  -  literarisch  zu  beschilft  igen.  So  sehrieb  er  1730  „KätelicJi^  ui 
auserlesene  medtci'nische  und  chirurgische  Anmerkungen  sowohl  von  üuierUchi 
als  auch  äusserlichen  Krankheiten^  und  etc.  Welche  hwhero  in  etc.  der  Chan 
zu  Berlin  vorgefallen^.  —  Er  starb  am  13.  September  1760  als  Geh,  Ra 
und  Director  des  Collegium  medieo-chirurgicnru  etc, 

El&ge  ^Ic  M.  Ell  er,  precedti  d'un  discours  proiione^  dans  Ta^semblee  piibHqtn?  i 
rAeademie  le  ii9.  Jimv.  17lil  par  Je  aecreUire  perpituel.  Berlin  ITtiL  8.  ^  AUgemei 
deutficlie  Biographie.  '  jj    Frft|i|.it 

Ellinger.  Andreas  E.,  ans  Thüringen  gchflrtig,  lebte  von  1526—158 
Er  wurde  Dr.  med.  zu  Leipzig  1557  und  wurde  auf  erneu  Lehrstuhl  der  Med ic 
1569  nach  Jena  berufen,  wo  er  dreimal  das  Re ctorat  bekleidete.  Ausser  d( 
^CormUa  medica^  ^1604  in  Leipzig  von  Witticr  herausgegeben),  haben  w 
von  E,  r  rr^^^ppocratis  aphorismonim  .  .  .  .  paraphrasin  po'etica'*  (Frankfurt  KvT^ 
und  f,Hipjpocratds  jwognosticontrn  paraphrasis  pmllica  eum  0.  Celsi  aliqu 
Hipjjocratw  prognosticoram  verstone  lafina*^  (Daselbst  gleichzeitig;. 

Eloy  II.  —  Dicit.  T.  IL  K^d. 

Elliot,  Josef  E.j  1799—1^55,  studirte  in  Upsala,  wurde  dort  Docit^ 
der  Philosophie  1821  und  Doctor  der  Medicin  1827,  Arat  am  allgemeinen  GarnisoD 
krankenhause  fu  Stockholm  1830,  darauf  Provinzialchirurge  im  Distriet  Stockholr 
1838  Adjuuct  der  Entbinduugskunst  am  Caroliniseheu  Institute  in  Stockholm  ur 
1841*  Professor  am  Hebammen-Institute  daselbst.  Von  seinen  Schriften  sind  au2i 
führen  (ausser  mehreren  Jahresberichten  tlber  das  allgemeine  Entbindungskrauke^ 
haus  i n  S toe k lio Im ) :  j,  Om  pue rpera  i fehe rep idem ier  a  ha m h ord^^h  u  <■,  dera^  orj^ak* 
och  rtiedlen  oft  dem  forekonwia^'  (Stockhohn  1844)  —  ,,Bidrag  tili  modei 
polyper naa  kännedoui"  (Daselbst  1846)  —  ^Aterhlkk  pä  förhallandet  i  St  tl 
holms  aÜmänna  harnhordshns  ttnder  de  senare  tS  Aren  1S35 — 1847,  sfati^ti'^ 
koinparati^t-  och  kritisld  hehandladt''  (DastlljRt  1848),  Ausserdem  bestehen  m\ 
Arbeiten  aus  einer  grossen  Atizahl  obstetrischer  und  praktiseh-medieinisi.*her  Aufs^tJ 
in  folgenden  mcdicini sehen  schwedischen  Zeitschriften  ;  Jrihresbenchte  des  gchwedi^^bt 
ärztliehen  Vereins  (1830,32,38—41),    Zeitschrift  mr.Aerzte    und  Pharmaeeott 


ELLIOT.  —  ELLIOTT.  277 

(T.  I — VII) ;    Neue   Verhandlungen   des   schwedischen   ärztlichen    Vereins   (T.  III, 
Vin)  und  Hygiea  (T.  III— V,  VII,  VIII,  X— XIV). 

Wistrand,  pag.   lOo.  Hedenius. 

EUiot.  Aus  der  grossen  Zahl  von  jüngeren  Aerzten  dieses  Namens  sind 
besonders  hervorzuheben :  Robert  E. ,  der  sich  um  die  sanitären  Einrichtungen 
in  seinem  Wohnorte  Carlisle  vielfach  verdient  gemacht  hat.  Er  trat  1864  mit 
einem  „Appeal  to  the  public  m  behalf  of  the  Carlisle  fever  hospital  or  house 
of  recovery*^  auf,  schrieb  mehrere  Schriften  über  die  Wasserversorgung  der  Stadt, 
sowie  yfOn  the^sewage  question",  wurde  Medieal  officer  in  Carlisle  und  veröffentlichte 
als  solcher  die  „Reports  on  health^  von  1875  ab  (Carlisle  1876 — 1881).  Auch 
im  engeren  Sinne  medicinische  Publicationen,  jedoch  nur  casuistischen  Inhalts,  rühren 
von  ihm  her.  —  George  Thomson  E.,  amerikanischer  Arzt,  auf  geburtshilflichem 
Oeblet  thätig,  edirte  neben  kleinen  Schriften  —  über  eine  neue  Zange,  über  Be- 
schädigungen des  Kindskopfes  (Neu- York  1854)  —  ein  grösseres  Werk:  „Obstetric 
dinic  etc.^  (Daselbst  1868).    Sein  Geburtsjahr  ist  nicht  bekannt.   1871  starb  er. 

(Nicht  zugängliche)  Biogr.  G.  Th.  E.'s  N.  Y.  Med.  Reo.  1871.  Red. 

Elliotson,  John  E.  (fUlschlich  ganz  vereinzelt  auch  Ellioston)  ,  1788 
geboren,  1868  gestorben,  doctorirte  zu  Edinburg  am  25.  Juni  1810  (Diss.:  „De 
inßammatione  coinrnuni  etc,^),  wurde  Arzt  am  St.  Thomas-Hospital  und  wirkte 
ausserdem  als  Lector  der  Medicin  am  University  Coli.  med.  school  und  Arzt  am 
Univ.  Coli.  Hosp. ,  sowie  als  Professor  der  Medicin  an  der  Londoner  Universität 
bis  zu  seiner  durch  Mesmeristische  Schriften  und  die  praktische  Anwendung  des 
Mesmerismus  bedingten  Resignation  am  28.  December  1838.  Seine  Publicationen 
waren  fast  ausnahmslos  von  Aufsehen  begleitet  und  beanspruchen  eine  etwas  aus- 
fflhrliehere  Erwähnung:  y^Numerous  cases  illustrative  of  the  efficacy  of  the 
hydrocyanic  or  prussic  acid  in  affections  of  the  stomach^  (Anbang  über  den 
Gebrauch  des  Opiums  bei  Diabetes,  London  1820)  —  „On  the  recent  improve- 
tnents  in  the  ort  of  distinguishing  the  various  diseases  of  the  heart^  (Daselbst 
1838)  —  „Human  physiology^  (sehr  voluminös,  Daselbst  1840)  —  „Numerous 
cases  of  surgical  Operations  without  pain  in  the  mesmeric  State"  (London  und 
gleichzeitig  auch  Philadelphia  1843)  —  „  The  principles  and  practice  of  mede- 
cine"  (von  N.  Rogers  und  A.  Cooper  Lee,  London  1846,  herausgegeben)  Die 
Schrift:  „Mesmerism  in  India",  in  welcher  E.  den  mit  „  Voyage  of  Miss  Brackett 
vnth  Colonel  Stone**  (betreffend  die  segensreichen  Phänomene  des  Hypnotismus 
und  Mesmerismus)  begonnenen  Kampf  gegen  die  medicinische  Journalistik  aufs 
Aeusserste  trieb,  erschien  in  London  1850  und  wurde  in  demselben  Jahre  noch 
einmal  aufgelegt.    Sehr  viel  Casuistisches  hatte  E.  in  den  Jahren  1820 — 38  publicirt. 

Lond  med.  circ.  1854.  —  Med.  times  and  gaz.  1868.  —  Ind.-Cat.  —  Callisen, 
VI,  XXVn.  Red. 

Elliotti  John  E.  (Elliot),  zu  Chard  (Somerset)  1747  geboren,  bildete 
«ich  zuerst  zum  Apotheker  aus  und  hielt  seit  1777  eine  eigene  Apotheke,  verschaffte 
«ich  aber  —  ermuthigt  durch  Heilerfolge,  die  er  mit  einem  besonders  zubereiteten 
Magnesiasalz  hatte  —  selbst  ein  Doctordiplom  und  trieb  neben  seiner  Praxis  Schrift- 
«tellerei.  Er  machte  in  unerwiderter  Liebe  1787  einen  Mordversuch  auf  die  betreffende 
Prauensperson  und  tödtete  sich  im  OefUngniss  selbst  durch  Nahrungsenthaltung.  Von 
seinen  zahlreichen  Schriften  verdienen  Erwähnung:  „Essays  oa  physiological  sub- 
Jects'*  (London  1780)  —  „Observations  on  the  treatment  of  fever"  (Daselbst  1782)  — 
„Experiments  and  observations  on  light  and  colours  etc."  —  „Observations  on 
the  affinütes  of  substances  in  spirit  of  vrine"  (Philos.  transact.  1786).  —  Auch 
«dirte  E.  Fothergill*s  Werke  mit  dessen  Biographie,  schrieb  Taschenbücher  und  mehr 
«Ugemein-philosophirende  Abhandlungen  und  ist  endlich  der  Verfasser  eines  grösseren 
Boches  über  die  englischen  Mineralwässer  (London  1781),  zu  welchem  Priestley 
«oe  Vorrede   über   die  Bereitung  künstlich  moussirender  Wässer  geschrieben  hat. 

Dict.  bist.  II.  Red. 


^78 


ELLIOTT.  —  ELLIS. 


Elliott.  AuB  der  Reihe  der  nur  durch  einzelne  oder  ganz  kleine  Pul 
cationen  bekannten  Aerzte  dieses  Namens  sind  femer  noch  zu  erwähnen :  J  am  es 
der  als  Militärarzt  zu  Barbadoes  verschiedene  interessfinte  Fälle  (Milzschwellung 
Erkrankungen  des  Kniegelenks,  Gicht  etc.)  1822  ff.  publicirt  hat;  *Ezeki 
Brown  E.,  amerikanischer  Arzt,  medicinischer  Statistiker,  der  Kvmer  „Deductk 
frora  Prussian  vital  statistics^  einen  vorläufigen  Bericht  über  die  Wehrkraft  ( 
Vereinigten  Staaten  speciell  mit  Bezug  auf  Morbidität  und  Mortalität  (New-Yc 
18G2)  herausgab  und  vor  dem  internationalen  statistischen  Congress  zu  Bei 
«auftrat  mit:  „On  the  militari/  statistica  of  the  Lnited  states  of  Amerik 
(Berlin  1863)  und  *  Thomas  E.,  Arzt  zu  Tunbridge- Wells,  ausgebildet  zu  Dut 
und  daselbst  M.  D.  1877,  früher  Demonstrator  an  der  Bristol  med.  School,  da 
House  Surgeon  am  dortigen  Gen.  Hosp.  und  Surgeon  am  Mansfield-woodhoi 
Dist.  Hosp.,  Verfasser  eines  „Essay  on  alkohol*^  und  klinisch-casuistischer  \ 
theilungen  in  der  Laucet  1874  und   1876.  j^^j 

Ellis,  William  E.,  englischer  Chirurg,  Schüler  der  Universität  Cambrid, 
begleitete  als  Marinechirurg  Capitän  Cook  auf  seiner  dritten  Reise  und  beschr 
dieselbe  ausführlich.  —  Von  Kaiser  Josef  II.  aufgefordert,  auf  einem  kais 
liehen  Schiffe  eine  Expeditions-  und  Entdeckungsreise  mitzumachen,  nahm  er  dies  j 
starb  aber ,  im  Begriffe ,  sich  nach  Wien  zu  begeben ,  in  Ostende  in  Folge  eii 
unglücklichen  Sturzes  1785.  —  E.  war  der  erste  Forscher,  welcher  durch  Ino« 
lationsversuche  erwies,  dass  das  Secret  der  Gonorrhoe,  auf  verletzte  Stellen  ( 
äusseren  Haut  übertragen,  keinen  Schanker  hervorbringe,  wohl  aber  die  klein 
Hautabschürfung  (minutest  excoriation ,  thouchtd  with  the  pocky  virus) ,  berül 
mit  dem  syphilitischen  Gifte ,  solche  erzeuge.  Auch  seine  therapeutischen.  Ma 
nahmen  sind  für  seine  Zeit  und  seinen  Staud  geradezu  überraschend.  Ihn  nei 
keine  Geschichte  der  Medicin,  der  Chirurgie,  ja  nicht  einmal  der  Syphilis;  e 
gelegentlich  des  Contagienstreites  wird  sein  Name  angeführt  und  werden  die  Pa 
Worte  citirt,  welche  Girtanner  (III,  pag.  570)  von  ihm  sagt.  —  Schrift:  „An  ess 
on  the  eure  of  the  venereal  genorrhoea,  in  a  new  method;  with  some  observatic 
on  (jleets"  (London   1771,  8.,  pag.  35). 

Vgl.  J.  K.  Proksch,  Lehre  von  den  vener.  Coutagien  im  18.  Jahrhundert.  —  Vieri 
jahrschr.  f.  Deimat.  u.  Syph.  Wien  1883,  X,  pag.  63-86.       ^nger.  —  J.  K.  Proksch. 

Ellis.  Vier  etwas  ältere  englische,  respective  amerikanische  Aerzt 
Benjamin  E.,  der  1822  zu  Philadelphia  Dr.  Med.  wurde  und  1831  stai 
erhielt  meinen  Namen  durch  „  The  medical  formidary'* ,  welches  er  als  Lect 
der  Pharmacie  an  genannter  Universität  erseheinen  Hess  (Philadelphia  1829;  d 
Buch  erlebte  bis  zum  Jahre  1864  nicht  weniger  als  11  Auflagen).  Von  18! 
bis  zu  Keinem  Tode  gab  E.  auch  das  „Journ.  of  the  Phil.  CJoll.  of  Pharmac] 
heraus.  —  Daniel  E.,  zu  Edinburg  Mitglied  der  Royal  Society,  schriftstellei 
daselbst  in  den  ersten  Jahrzehnten  des  gegenwärtigen  Jahrhunderts;  er^ähuei 
werth  sind:  „An  inquiry  into  the  charges  induced  on  atmospheric  air,  by  t 
germination  of  seeds,  the  Vegetation  of  plants  and  the  respiration  of  animal 
(Edinburg  1807;  hierzu  eine  Fortsetzung  1811)  —  „Memoirs  of  the  life  ai 
writings  of  John  Gordon"  (Daselbst  1823)  —  „Considerations  relating 
nui>ance  in  coal  gas  icorks  e(c,"  (Daselbst  1828).  —  Sir  William  Charles! 
begann  seine  öffentliche  Laufbahn  mit  einem  Brief  an  Th.  Thompson  über  d 
Umgestaltung  der  bisherigen  Tollhäuser,  speciell  die  Unterbringung  ruhiger  Geiste 
kranken  in  besonderen  Asylen  (London  1815),  wirkte  zuerst  am  Asyl  zu  Wak 
field ,  dann  als  Resident  med.  Superintendent  am  Pauper  Lunatic  Asylum  for  tl 
county  of  Middlesex.  Sein  Hauptwerk  ist;  „On  the  nature  canse^  and  treatme 
of  insanity"  (mit  besonderer  Rücksicht  auf  die  in  Middlesex  geübte  Behandlung 
weise;  London  1838).  —  George  Viner  E.,  Anatom  in  London,  zu  nenn« 
wefieri  seiner  „Demonstrations  of  anatomy  etc,^,  welche  in  8  Auflagen  (6.  An 
fiOiidoii    18G1I,    8.    Aufl.    1871))    erschienen    und    der   mit    G.    H.    FORP   herau 


ELLIS.  —  ELSÄSSER.  279 

ge^benen  „lllmtrations  of  dtsaections  etc.^  (2  Bde.,  58  Tafeln,  London  1867; 
New-York  1882).  Red. 

'^'Ellis,  Robert  £. ,  aus  London,  genoss  seine  Ausbildung  auf  der 
London  University  und  wurde  1844  M.  R.  C.  S.  Eng.  Er  wirkte  früher  als 
Surgeon  an  der  Chelsea,  Bromp.  und  Belgr.  Dispensary  und  verfasste  zunächst 
mehrere  auf  Kinder-  und  Frauenkrankheiten  bezügliche  Werke,  so:  ^Disease  in 
Mdhood*^  (London  1852)  —  „A  new  method  of  treating  diseases  of  the  cervix 
uteri'*  (Daselbst  gleichzeitig)  —  „*S'a/i?  abolition  of  pain  in  labour"  (1866). 
Von  Einzelaufsätzen  erschienen  mehrere  allgemein-naturwissenschaftlichen  Inhalts, 
ausserdem  noch  gynäkologische  in  Obstet,  transact. ,  Bd.  III — IV,  Lancet  1861, 
1862,  1864,  1869.    '  r^^. 

*Elli8,  Edward  E.,  abwechselnd  in  Tavistock  (Devonshire)  und  in  Rom 
praktieirend,  Dr.  med.  And.  1862,  M.  R.  C.  S.  Eng.  1863,  war  längere  ^eit  am 
Samariter-Hospital  für  Frauen  und  Kinder,  sowie  am  Victoria-Kinderhospital  thätig 
und  wirkt  z.  Z.  als  Arzt  am  Londoner  Hospital  für  Schwindsüchtige.  Sein  „  Practical 
inanual  of  the  diseases  of  children"  erschien  (London  1881)  bereits  in  4.  Auflage, 
gleichzeitig  „  A  manual  of  what  every  mother  should  know^  vorher  und  nachher 
Einzelaufsätze  über  die  einzelnen  Wirkungskreise  in  verschiedenen  raedicinischen 
Journalen.  j^g^j 

Ellissen,  Friedrich  Wilhelm  E.,  geboren  1778,  gestorben  1838, 
wirkte  zu  Gartow  bei  Lenzen  an  der  Ellbe  als  Landphysicus  der  Aemter  Dannen- 
berg,  Hitzacker  und  Schnackenburg  und  hatte  den  Charakter  Hofmedicus  seit 
1820.  Seine  Schriften  sind:  „üeber  die  heutige  Praxis  der  Aerzte'^  (Hanno v. 
Magaz.  1821)  und  „Die  Anwendung  des  Brechweinsteins  in  Kinderlcrank- 
heiten*'  (Hdfeländ's  Journ.  der  Heilk.   1823). 

(Nicht  zugängliche)  Bipgr.  in  Hanno v.  Ann.  der  ges.  Heilk.  1838.  Red. 

Eloy,  Nicolas-Francois-Joseph  E.,  ist  zu  Mons  am  20.  September 
1741  geboren  und  studirte  zu  Löwen  Philosophie  und  Medicin.  1736  wurde  er 
Licentiat  der  Medicin,  ging  dann  zur  weiteren  Ausbildung  nach  Paris  und  wurde, 
nach  Mons  zurückgekehrt,  1752  dort  Stadtarzt,  1754  auch  consultirender  Arzt 
bei  der  herzoglich  lothringischen  Familie.  Sein  Tod  erfolgte  1788.  —  E.  hat  neben 
mehreren  kleinen  Schriften  —  so  über  den  Gebrauch  des  Thees  (Mons  1750  und 
Zusatz  1751),  40  Vorlesungen  über  Geburtshilfe  (Daselbst  1753),  über  Ruhr 
(Daselbst  1780)  und  über  Kaffee  (1781)  —  die  beiden  biographischen  Lexika 
verfasst,  deren  vollständige  Titel  die  Nummern  149  und  150  imseres  Quellen- 
verzeichnisses angeben,  und  welche  seinen  Namen  eigentlich  erhalten  haben. 

Dict.  hist.  n.  Ked. 

Elpidius  war  der  Leibarzt  des  Ostgothenkönigs  Theodorich  (493  bis 
526  n.  Chr.).  Helmreich. 

Elsässer,  Johann  Adam  E.,  der  Vater,  zu  Vaihingen  1784  geboren, 
Dr.  med.  zu  Tübingen  1809,  wurde  1827  am  Katharinen-Hospital  zu  Stuttgart 
als  Geburtshelfer  angestellt,  später  auch  an  demselben  Director ;  vorher  Unteramts- 
arzt zu  Möhringen.  Er  hat  sich  durch  epidemiologische  und  gynäkologische  fleissige 
Mittheilungen  ein  Verdienst  erworben ;  besondere  Nennung  verdienen  indessen  nur: 

„Beschreibung   der   Menschenpochenseuche 1814 — 1817   im   Königreich 

Württemberg**  (Stuttgart  1820)  —  „Bemerkungen  über  ein  bösartiges  Scharlach- 
ßeber  ,  ,  .  .  1812".  Femer:  j^Geschichte  einer  Familie  von  Blutern"  (HüFE- 
laxd's  Journ.  1824).  -—  Carl  Ludwig  v.  E.,  der  Sohn,  1808—1874,  ist 
bekannt  durch  seine  im  Auftrage  der  württembergischen  Regierung  in  Wien  und 
Brunn  ausgeftthrten  Cholerauntersuchungen  (Stuttgart  1832)  und  „Theorie  der 
Lebenserscheinungen  in  comprimirter  Luft"  (Stuttgart  1866). 

Württemb.  Correspondenzbl.  1874.  Red 


tl^f 


280 


ELSBERG,  —  ELWERT. 


*  Eisberg,  Louis  E.,  ameriknniacher  Specialarzt  für  KehlkopHtrankbeikii 
veröffentlichte  ^haryngoscopical  niedication^  (New-York  18641  —  y,Lariinp 
,sco/ncal  Btirg^riß"^  (rait  4  Tafeln,  Philadelpliia  1B66J  —  kleinere  AufjsätKe  tiber  di 
Beziehung  der  Rnistkraakhelten  zu  andere u ,  ayphüitUcho  Pücudomemhranen  h 
Kehlkopf,  tlher  Pneumatometrie ,  Au^eultation  des  Oesopba^s  etc.  in  den  Jahre 
1870—1875,  —   1880—1883  gab  er  das  New-Yorker  Archiv    für  Laryngoiogi 


mit  heraus. 


Red. 


Else,  Joseph  E. ,  1780  zu  London  geatorbeu ,  hatte  lange  Zeit  di 
Stellung  deB  dirigirenden  Chirurgeu  am  dortigen  St.  Thomas-Hospital  inne.  Sein 
Sebriftcn  siud  :  ^^  Essay  on  the  eure  of  the  hydrocele  ele."  ('London  177^^  - 
„Of  tumoin-ji  formed  by  rupiured  veins  mmetlmes  miafakf'n  for  aneurmn% 
(Med.  observ-.  L767)  —  ^Aji  account  of  a  succesuful  metkod  of  treathig  sore  Iftjs 
(Ebenda  1768)  und  noeh  mehrere«  CasuiH tische.  Gesammelt  kamen  E.'s  Schrifte 
zu  London   1782  heraus. 

Dic:t.   hisit.  IL  RfMl 

Elsholtz ,  Johann  Sigismund  E.,  geboren  1623  zu  Frankfurt  a 
der  Oder,  studirtc  hier,  in  Wittenberg  und  iu  Krinigeberg.  You  Reisen,  die  e 
nach  Holland,  Frankreich  und  Italien  untemummcn  hatte,  zurückkehrend,  doetorin 
er  1653  zu  Padua,  nahm  sei  neu  Wohnsitz  in  Berlin,  wo  er  als  Hot>irzt  de*>  grosse 
Kurfürsten  angeRtellt  wurde  und  1688  starb.  Seine  ihrerzeit  sehr  berühmte 
Schriften  sind  folgende:  ^Atithropometrm  HcJ'  (Padua  1654;  Frankfurt  a,  d.  t 
1663;  Stade  1672)  —  ^Ctyffmatica  novn"  [Injeetionen  von  Arzneimitteln  iu  di 
Yenen]  (Berlin  1667;  rorher  Daselbst  deutseh  1665)  —  „DestfUtitoria  cttrio^a  elc. 
(Daselbst  1674j  —  y^IIhtona  steafomafL^  reM^cti  et  feh'citer  ,^ajtafi*'  fDa^elb?^ 
1666}  —  „  f  h  phoftphoris  obsenmtwnes  quatnor^  (Daselbst  1676)  uud  ^Diatidkm 
das  üt  Neues  Twehhuch  eic.^  (in  6  Büchern,  Daselbst.  1682).  Ausserdem  eio 
ff  Flora  Mürehiea^  (Berlin   1663)  und  Mehr  er  es  über  Gartenbau. 

Ditl.  bist   IL  Bcd. 

Elsner,  Christoph  Friedrich  E.,  aus  Kiinigsberg,  1749— 182C 
Dr.  med.  Daselbst  1773,  Professor  der  Mediciu  1785,  selirieb  zwei  Abhaudluug*! 
über  die  Prüfung  von  Medicamenteu  (1774),  eine  „Abhandlting  liber  die  Bf*mi 
bräune'*  (Königsberg  1778)  —  ^Beiträge  zur  Fieberlehre"  (Daselbst  17Ö2j  - 
„Medk'miseh  -  fferichtUche  Bibliothek''  (Daselbst  1784 — 1786)  —  „Op^iscuh 
acadejnica"  (Daselbst  1800),  einen  „Bericht  über  den  Gesundfieitszustand  dt 
königlichen  Provijiz  O^preussen  im  Jahre  1801^  (1802)  und  viele  Prograiiuue 
Dissertationen    und  Gelegenheitssehriften. 


Dict.  htat,  TL 


Bed. 


Elwert,  Yater  und  Sohn.  —  Der  Erstere,  Johann  Caspar  Ph  ilipp  E. 
ebenfalls  ak  Sohn  eines  Arztes  zu  Speyer  am  5,  November  1760  geboren,  wurdi 
1787  Stadtphysicns  in  Bokenem  im  Hlldesheimisehen  und  Amtspbysicns  der  Aeuite 
Wohlenberg  und  Bilderlahe,  naehdem  er  1786  zu  Erlangen  promovirt  worden  war 
1790  zog  er  nach  llildesheim,  wurde  hier  1815  Leibmedicus  und  starb  1827 
You  seineu  Schriften  sind  die  meisten  Jubiläums-,  Denk-  und  Gelegen  hei  tsschrifteo 
doch  verdient  er  als  Autor  eines  noeh  jetzt  benutzten  biographischen  Werken 
(s,  Nr,  152  unseres  Qnellenverzeichmssos) ,  sowie  als  Herausgeber  des  „Magaiiu! 
für  Apotheker  etc.",  welches  Nürnberg  1785 — 1787  und  das  „Hepertorium  fii: 
Chemie,  Pharmacic  und  Arzneinüttelkunde",  welches  Hannover  1790 — 96  erscbien 
Erwähnung,  —  Der  Sohn,  Wilhelm  E.,  zu  llildesheim  am  14,  Oetober  17&*: 
geboren,  seit  1832  Landphysieus  daselbst  und  von  1837,  wie  sein  Vater ,  Hof 
medicus,  schrieb  die  „QescMchte  einer  merkwürdigen  Krankheit^  (tödt liehe  Cosal^if 
Braunschweig  und  Hannover  1818)  —  f^Bie  Blausäure^  das  teirksamste  Heil 
mittel  in  Limge^nbeschicerden^  (Hildesheim  1821)  —  „Medtcinische  Bwbacli 
iangen  etc,"^  (Daselbst  1828).    Mehreres  über  Scharlachfieber,  Poeken,  Staar  ete. 


ELWERT.  —  EMMERICH.  281 

auch  Popal&re8;  zu  erwjUiiien  sind  noch  „Medicimsch-chtrurgische  Beobachtungen" 
(RcsT'ß   Magazin  1829,    1830)    und  „Das  Blutlassen''    (Hildesheim  1838). 

Red. 

Emangard,  F.-P.  E.  (oder  E.-P.  E.),  Arzt  zu  L'Aigle,  Med.  Dr.  zu 
Paris  1815  mit  einer  These  über  den  Aderlass,  hat  schriftstellerischen  Ruf  durch 
seinen  »Tratte  pratique  du  Croup  etc.*^  (Paris  1827;  Zusätze  dazu  Daselbst  1828) 
und  das  kurze  „Memoire  s^ir  V angine  ^pid^mtqite  ou  diphthdrique'^  (Daselbst  1829). 
In  späteren  Jahren  beschrieb  er  die  Pest  nach  eigenen  Beobachtungen  in  Damiette 
1836  (Paris  1837;  100  Pestkranke,  sämmtlich  geheilt)  und  publicirte  einen  „Gours 
de  nosologie  cUnique'*  (Daselbst  1843;  in*s  Arabische  übersetzt).  Ausserdem 
schrieb  er  viele  Aufsätze  im  Joum.  hebd.  des  progrös  des  sc.  m^d.  ya^A. 

Emden,  Jakob  E.,  geboren  1796  zu  Frankfurt  a.  M.,  promovirte  1818 
m  Göttingen  mit  der  Dissertation  „De  raphiardstro,  novo  instrumento  ad  core- 
morphoseos  methodum  perficiendam"  (das  Instrument  ist  abgebildet  bei  Blasius, 
Akinrgische  Abbildungen,  Berlin  1833,  Tafel  17,  Fig.  72—77).  E.  wurde  1823 
unter  die  Frankfurter  Aerzte  aufgenommen,  war  Arzt  an  dem  jüdischen  Hospital 
und  den  jüdischen  Krankencassen  und  starb  am  13.  April  1860.        ^   Stricker 

Emerson.  Unter  den  zahlreichen  Amerikanern  dieses  Namens,  welche 
naturwissenschaftliche  Schriften  hinterliesseu,  kommt  an  dieser  Stelle  in  Betracht: 
Gouverneur  E.,  der  „Medical  statistics**  (die  Mortalität  Philadelphias  betreffend, 
Daselbst  1827  und  1831),  sowie'R.  Oarmichael's  „An  essay  on  venereal  diseases" 
(Philadelphia  1825)  herausgab.  ße^ 

Emery.  Nur  Edouard-F61ix-Etienne  E.  ist  hervorragend.  1788 
zu  Lemps  (Is6re)  geboren,  doctorirte  er  zu  Paris  1810  mit  einem  „Essai  sur  les 
difft.entes  esphces  de  phthisie  pulmo naire" .  Er  wirkte  als  Arzt  am  Hospice  de 
St.  Louis  und  als  Professor  der  Anatomie  an  der  Ii^cole  R.  des  beaux  arts,  nach- 
dem er  vorher  Chirurgien-aide-major  der  Kaisergarden  gewesen  war.  Seine  selbst- 
ständige schriftstellerische  Thätigkeit  begann  mit  „BSßexions  sur  la  ßhvre  janne" 
(Paris  1828).  Später  folgte  eine  Reihe  kleinerer  Schriften  über  verschiedene  Haut- 
krankheiten (1840,  Eczem  1842,  Finne  gleichzeitig,  Lupus  1848,  Psoriasis  1849); 
Arbeiten  über  Vaccination  und  Vaccine  (Arch.  g6n.  de  m6d.  1829  und  Transact. 
m^d.  1830).  Dazwischen  chirurgische  und  casuistische  Mittheilungen  in  den  genannten 
Zeitschriften,  in  Leeoux'  Journ.  de  mM.,  Broüssais'  Ann.  de  m6d.,  Revue  m6d.  u.  A. 
.  Red. 

^Emiliano,   J.  E.,  italienischer  Arzt   aus   dem    16.  Jahrhundert,  gebürtig 
aus  Ferrara.  Verfasser  von:  „Naturalis  de  ruminantibus  historia''  (Venedig  1584). 

ü  n  g  e  r. 

EmmereZi  Vater  und  Sohn,  welche  beide  die  Stelle  eines  Pr6v6t  de  la 
communite  des  chirurgiens  de  Paris  inne  hatten.  Der  Vater,  Paul  E.,  stammte 
aas  St.  Quentin  und  starb  am  7.  September  1690.  Sein  Ruhm  gründete  sich 
ausser  auf  den  vorzüglichen  Unterricht,  den  er  ertheilte,  auf  das  ungewöhnliche 
Aufsehen,  welches  die  von  ihm  ausgeübte  Bluttransfusion  hervorrief.  Er  galt  lange 
ab  einer  der  besten  Chirurgen  Frankreichs.  —  Der  Sohn,  Antoine-Fran^ois, 
sowie  zwei  spätere  Aerzte  des  Namens,  von  denen  GuyErasmusE.  Doyen  der 
genannten  Körperschaft  1720 — 1721  war,  und  Louis-Simon  E.  1720  den 
Doctorhut  empfing,  sind  nur  der  Unterscheidung  wegen  zu  erwähnen. 

Eloy,  IL  --  Dict.  bist.  IL  Red. 

EmmericlL ,  Georg  E. ,  geboren  am  5.  Mai  1672  zu  Königsberg  in 
Preussen,  gestorben  daselbst  am  10.  Mai  1727,  wurde  Dr.  med.  1692  zu  Leyden, 
im  selben  Jahre  ausserord.  Professor  zu  Königsberg,  1710  ordentl.  Professor,  1724 
BOrgermeister  von  Königsberg. 

Jöcher.  W.  Stricker. 


282 


EMMERICH. 


EMMERT. 


*Elimierich,  Rudolf  E.,  1852  geboren,  unter  PteTTENKOFEB  speciell  fi 
Hygiene  ausgebildet,  war  von  1880 — 1883  Assistent  am  Leipziger  hygienische 
Institut  bei  F.  Hoffmann  und  unternahm  im  letztgenannten  Jahre  eine  Forschung 
reise  nach  Spanien  etc.  Unter  seinen  meistens  in  der  Zeitschrift  für  Biologie  ui 
der  aus  derselben  abgezweigten  hygienischen  Zeitschrift  publicirten  Arbeiten  sin 
die  „Zur  Münchener  Ganaltsationsfrage^  (München  1879)  und  ryDie  Verui 
reinigungen  der  Zwischendecken  unserer  Wohnungen*^  (die  genannte  Zeitsch 
Jahrg.  1883)  besonders  hervorzuheben.  —  Neuerdings  (1884)  arbeitete  er  äb( 
Diphtherie.  ^^^ 

EiUmert.  Familie ,  aus  welcher  eine  Reihe  von  Aerzten  hervorgegangc 
ist,  die  in  der  Schweiz,  wie  in  Süd-Deutschland  mehrfach  an  Universitäten,  w 
in  der  Praxis  erfolgreich  wirkten.  Von  den  verstorbenen  E.  kommen  zunäch 
in  Betracht:  August  Gottfried  Ferdinand  E. ,  welcher  im  Jahre  1800  i 
Tübingen  den  Doctorgrad  erhielt  (Diss. :  „De  incombuMibiltum  nonnullorum 
in  aerem  athmophaertcum  etc.")y  als  Giftforscher,  wie  literarisch  im  Allgemeinei 
sich  sehr  bekannt  machte  und  als  Professor  der  Physiologie  in  Tübingen  wirkt 
Eine  ausführliche  Analyse  seiner  nicht  sehr  voluminösen ,  aber  gehaltreiche 
Schriften  über  die  Eigenschaften  der  Gifte  enthält  das  Dict.  bist.  (II,  pag.  20 
welches  gleichwohl  ihn  mit  Carl  Friedrich  E.  vollkommen  confundirt).  Es  i 
von  diesen  toxikologischen  Schriften  vor  Allem  zu  erwähnen :  „  Ueber  Gifte,  ai 
einem  Brief e^^  (Med.-chir.  Zeitung  1813);  demnächst:  „Bemerkungen  über  d 
Wirkungsart  und  chemische  Zusammensetzung  der  Gifte^  (Meckel's  Deutseh' 
Archiv  für  Physiologie,  Th.  1  und  Tübinger  Blätter,  Jahrg.  II).  Demnächst  sii 
Resultate  der  Experimentalforschungen  E.'s  mehrfach  publiciii;  im  Reil's  Arch 
für  Physiologie  (Bd.  V,  IX),  sowie  in  Hufeland*s  Journ.  der  prakt.  Heilk.  ( 
über  die  Angosturarinde  1815,  über  andere  Gifte  1817).  Noch  1818  verörtei 
lichte  E.  in  Meckel's  Archiv  (Bd.  IV)  Experimente  über  das  Upasgift  und  „  Ueb< 
die  Veränderungen,  welche  einige  Sfoffe  in  dem  Körper  sowohl  heruorbringi 
als  erleiden  y  wenn  sie  in  die  Bauchhöhle  lebender  Thiere  gebracht  werden 
Bereits  im  folgenden  Jahre  —  1819  —  starb  er,  —  Sein  jüngerer  Brude 
Carl  Friedrich  E.,  zu  Göttingen  geboren,  Dr.  med.  zu  Tübingen  1805  mit  d 
Dissertation:  „De  venenatis  acidi  boi^ssiei  in  animalia  effectibus^ ^  wurde  Fi 
fessor  der  Chirurgie  und  Geburtshilfe  an  der  Akademie  Bern  und  Director  d 
Thierarzneischule  daselbst  1812.  Seine  Arbeiten  früherer  Periode  bezogen  si< 
zunächst  auf  physiologische  und  entwicklungsgeschichtliche  Themata:  „Ueber  d 
Entwicklung  der  Eidechsen  in  ihren  Eiern^^  (mit  Hochstetter,  Reil's  Archi 
Bd.  X  [1807  ?]j  —  „Beobachtungen  über  einige  anatomische  Eigenheiten  d 
Vögel"  (Ebenda).  Dann  folgten :  „  Ueber  die  Unterbindung  der  Gekrösblutade 
(Ebenda,  Bd.  XII)  und  später  eine  Reihe  in  seine  Lehrfächer  einschlagender  klemer 
Mittheilungen,  meistens  in  der  Medicinisch-chirurgischen  Zeitung,  den  Allgem.  rae 
Annalen,  Hufeland's  Journ.  und  Meckel's  Archiv.  Er  starb  zu  Interlaken  a 
14.  Mai  1834  und  hinterliess  zwei  dem  ärztlichen  Stande  angehörende  Söhne.  —  V< 
diesen  war  der  ältere,  Wilhelm  E.,  im  November  1810  zu  Bern  geboren,  wur 
in  Berlin  (gleichzeitig  mit  seinem  jüngeren  Bruder,  Carl  B.,  nämlich  183 
promovirt  (Diss. :  „De  inflammatione,  turgore  et  erectione")  und  war  thätig  J 
Vorstand  einer  chirurgischen  Abtheilung  des  Cantonspitals  des  Bemer  Cantons,  so¥ 
als  Docent  an  der  Universität  Bern.  Er  edirte  eine  „Praktische  Verbandlehre",  i 
zwei  Auflagen  erlebte,  ein  gleichsinniges  „Bepetitorium"  (1875),  eine  „Prakt isc 
Anleitung  zur  Krankenpflege"    (1872)  und  starb  am  4.  Juli  1880.  ß^j 

*Enmiert,  zwei  lebende  Schweizer  Aerzte,  Vater  und  Sohn.  Der  Erst« 
jüngerer  Bruder  des  eben  besprochenen  Wil  heim  E.  und  Sohn  CarlFrie 
rieh  E.'s:  *Carl  E.,  o.  ö.  Professor  der  Staatsmedicin  an  der  Universität  Bei 
ist  geboren  am  18.  April  1813  in  Bern.  Daselbst,  sowie  in  Berlin  und  Pai 
ausgebildet     und    (gleichzeitig    mit    Wilhelm     E.)     promovirt     in     Berlin     a 


EMMERT.  -  EMONNOT.  283 

15.  September  1835  (Diss. :  „Observationea  quaedam  microscopicae  in  partibus 
anxmalium  pellucidia  institutae  de  tnltammatione"),  machte  er  sich  in  Bern  ansässig 
and  wirkt  als  ordentlicher  Professor  der  dortigen  Universität  seit  1863.  Seine 
bekannteste  Leistung  ist  das  „Lehrbuch  der  Chirurgie"  (Mit  in  dßn  Text  gedruckten 
Holzschnitten,  I.  Bd.,  Stuttgart  1850;  2.  Aufl.,  4  Bde.,  Daselbst  1859;  3.  Aufl. : 
„Lehrbuch  der  speciellen  Chirurgie**  [2  Bde.,  Leipzig  1870])  —  ,f  Beiträge  zur 
Pathologie  und  Therapie  mit  besonderer  Berücksichtigung  der  Chirurgie"  (1.  Hft. 
Bern  1842;  2.  Hft.  Daselbst  1846)  —  „Die  Unterleibsbrüche,  Mit  einem  Anhange 
über  die  I.ageveränderungen  der  Eingeweide  in  der  Bauchhöhle"  (Stuttgart  1857). 
Aufsätze  aus  dem  Gebiete  der  Chirurgie,  gerichtlichen  Medicin  und  Hygiene  in 
verschiedenen  Zeitschriften,  darunter  separat  erschienen:  „Der  Criminal- Process 
Demme'Trümpy  y  vom  gerichtsärztlichen  Standpunkte  aus  dar  gebellt"  (Wien 
1866).  —  Der  Sohn,  *Emil  E.,  geboren  zu  Bern  am  1.  December  1844  und 
daselbst  medicinisch  ausgebildet,  machte  das  Promotions-  und  Staatsexamen  1868, 
trat  darauf  Reisen  nach  Berlin,  Wien,  London,  Utrecht  an,  um  sich  bei  A.  v.  Graepr, 
Arlt,  Bader,  Critchett  und  Bowman,  sowie  beziehungsweise  bei  Donders 
und  Snellen  auszubilden  und  wirkt  seit  1870  als  Augenarzt  und  Docent  der 
Ophthalmologie  in  seiner  Vaterstadt.  Schriften:  „Refractions-  und  Accommo- 
datiansverhältnisse  des  menschlichen  Auges"  —  „Schuluntersuchungen  unl 
Hchxdhygiene"  —  ^Auge  und  Schädel",  Ausserdem  circa  35  Aufsätze,  Vorträge, 
Jahresberichte  seiner  Privatpoliklinik.  Red. 

Eminet.  Der  älteste ,  bibliographisch  verzeichnete  E.  ist  Thomas 
Addison  1  E. ,  geboren  1764  (?),  der  mit  der  Diss.  „De  oere  fixo  seu  acido 
alreo"  zu  Edinburg  1784  Doctor  wurde,  im  gleichen  Jahre  dort  vor  der  physi- 
kalischen Gesellschaft  eine  Antrittsrede  hielt  und  —  unbekannt  nach  welchen 
weiteren  Leistungen  und  Thätigkeiten  —  1827  starb.  — .  Von  einem  John 
Fetter.  E.,  dessen  Diss.  „On  the  chemistry  of  animated  matter"  (New- York 
1822)  ihrerzeit  eine  gewisse  Aufmerksamkeit  erregte,  ist  gleichwohl  des  Weiteren 
Dur  eonstatirt,  dass  er  zu  Charlottesville  lebte  und  Professor  der  Chemie  und 
Materia  medica  an  der  Universität  von  Virginien  war.  —  Im  verwandtschaftlichen 
Verhältniss  (als  Enkel?)  zu  dem  oben  zuerst  Genannten  steht  wohl  *  Thomas 
Addison  2  E. ,  hervorragender  Gynäkologe  zu  New- York ,  der  zu  Philadelphia 
(„Oedema  glottidis  resulting  from  typhus  fever")  1856  promovirt  wurde.  Seine 
gynäkologische  Wirksamkeit  fand  ihren  publicistischen  Ausdruck  nicht  nur  in  einer 
Reihe  casuistischer  und  therapeutischer  kleinerer  Abhandlungen:  ^^Dysmenorrhoe 
und  Sterilität  nach  Anteßtxionen"  (1865)  —  „Uteruschirurgie"  (1869)  — 
„Gebärmuttervorfall"  (1871)  —  „Zerrdssung  des  Gebärmutterhalses"  (1874, 
1877)  —  n^^  philosophy  of  uterine  disease"  (gleichzeitig)  —  „A  radical 
Operation  of  procidentia"  (1865)  —  „Reduction  of  inverted  uteri  öy  a  new 
meihod"  und  „Accidental  and  congenital  atresia  of  the  vagina"  (Beide  1866), 
welche  grösstentheils  in  New- York  erschienen,  sondern  auch  in  zwei  umfangreichen 
Monographien:  „Vesico-vaginal  fistula  from  parturition  and  other  causes  etc," 
(New- York  1868)  und  „The  principles  and  practice  of  gynaecology"  (Phiha- 
delphia  1879  und  in  2.  Aufl.  bereits  1880;  deutsch  nach  der  2.  Aufl.  von  Rothe, 
Leipzig  1881).  Ked. 

♦Emmingliaus,  Hermann  E.,  zu  Weimar  am  20.  Mai  1845  geboren, 
studirte  in  Göttingen,  Jena,  Wien,  Leipzig  (F.  Siebert,  C.  Gerhardt,  0.  Leübe, 
C.  Ludwig)  und  gelangte  am  7.  Juni  1870  zur  Promotion.  Seit  April  1880  wirkt 
er  als  ordentlicher  Professor  der  Psychiatrie  und  Director  der  psychiatrische  ü 
Klinik  zu  Dorpat  und  gab  neben  zahlreichen,  auf  das  Fach  beztlglichen  casuistischeu 
Mittheilungen  eine  „Allgemeine  Psychopathologie  zur  Einführung  in  das  Studium 
der  Geiste,Hstörungen"  (Leipzig  1878)   heraus.  Red. 

Emonnot,  J.  B.  E.,  französischer  Arzt,  geboren  1761  in  St.  Loup  de  la 
8alle,  gestorben  1823  in  Paris,  studirte  und  promovirte  in  Caen,  kam  nach  Paris 


284 


EMONNOT.  —  ENDLICHER. 


und  trat  hier  in  nähere  Beziehungen  zu  Vicq-d'Azyr,  der  ihn  vielfach  unterstützte: 
er  wurde  1800  Präsident  der  Freien  Gesellschaft  der  Medicin  in  Paris  und  Mit 
glied  der  königlichen  Akademie  der  Wissenschaften,  publicirte  zwei  Abhandlnngeii 
über  Vaccine  in  Sedillot's  Journal  und  übersetzte  Guarini's  Buch  „  De  febribu^ 
et  inflammationibus^   (Paris   1800).  ünger. 

Empedokles,  aus  Agrigent,  um  490 — 430  v.  Chr.,  der  als  Philosoph, 
Arzt ,  Sühnpriester  und  Wunderthäter  ein  ungewöhnliches  Ausehen  genoss ,  hal 
ausser  seinem  Hauptgedicht  „^rspl  9u<7£a);" ,  das  dem  Arzte  Pacsanias  gewidmel 
war,  und  den  „xaä-apjxot"  (asketisch-diätetischen  Inhalts)  auch  ein  ärztliches  Lehr 
gedieht  („tarptsto;  Xoyo;")  in  600  Versen  geschrieben.  Von  diesen  drei  Gedichtei 
sind  nur  Fragmente  (gesammelt  von  Karsten  ,  Empedoclis  fragm. ,  Amst.  1838 
auf  uns  gekommen.  Von  seiner  hervorragenden  Wirksamkeit  als  Arzt  zeugt  die 
Sage,  er  habe  ein  schon  30  Tage  scheintodtes  Weib  (ätuvouv)  wiedererweckt  odei 
eine  von  den  Aerzten  aufgegebene  Kranke  geheilt.  Er  ist  der  Eotdecker  dcj 
Labyrinthes  (xo/XuoStj;  j^ovSpo;)  im  Ohre ;  wird  der  trompetenartige  Gehörgang  voi 
den  Luftwellen  erschüttert,  so  entstehen  nach  ihm  die  Töne  (Gal.  XIX,  309} 
Die  Sinueswahrnehmungen  überhaupt  sind  ermöglicht  durch  die  Gleichartigkeit  dei 
wahrgenommenen  Objecte  mit  den  Sinneswerkzeugen  und  durch  die  von  den  Dingei 
ausgehenden  und  in  die  Tuopoi  des  wahrnehmenden  Subjectes  eindringenden  „Aus 
flüsse"  (ÄTroppotat).  Der  Fötus  entsteht  aus  dem  männlichen  und  weiblichen  Samei 
und  das  Geschlecht  desselben  wird  durch  die  grössere  oder  geringere  Wärme  dei 
Gebärmutter  oder  des  Samens  bestimmt  (Arist.,  De  gen.  aniro.  IV,  1;  Gal. 
XIX,  324).  Aus  Mangel  oder  Ueberfülle  von  Samen  entstehen  Missgeburten,  am 
der  Theiluug  desselben  Zwillinge  und  Drillinge  (Gal.,  XIX,  325,  326).  Die  dei 
Embryo  umgebende  Haut  nannte  er  ajxvtov.  Den  Athmungsprocess  erklärte  ei 
durch  die  Annahme,  dass  beim  Einathmen  das  Blut  in  den  Venen  nach  Innei 
zurücktrete  und  die  Luft  nachfolge ;  beim  Ausatbmen  das  Blut,  nach  oben  gedrängt 
die  Luft  wieder  zurücktreibe  (Arist.,  De  respir.  7;  Gal.,  XIX,  317). 

Diog.,  L.  VIII,  2.  —  Arist.,  De  sensu.  2.  Helmreich. 

*Empi8,  Georges-Simonis  E. ,  Agr6g6  libre  der  Facultät  zu  Paris 
Mitglied  der  Akademie  der  Medicin,  wurde  zu  Paris  1850  mit  „Constderatiom 
8ur  la  paralysie  du  membre  supMeur  ä  la  suüe  de  la  luxation  du  bras'' 
promovirt,  wirkte  eine  Zeit  lang  am  Höpital  de  la  piti6,  worüber  er  einen  Beriehl 
speciell  hinsichtlich  der  gegen  das  Puerperalfieber  ergriffenen  Massregeln  erscheinei 
Hess  (Paris  1867)  und  publicirte  neben  einigen  kleineren  Sachen  (über  Kranken 
examen,  Incubation  etc.)  noch  ein  grösseres  Werk  über  granulöse  Meningitis  unc 
Hydrocephalus  acutus  (Daselbst  1865).  ^^^ 

Enaux,  Josep  h  E.,  französischer  Chirurg,  geboren  1726  in  Dijon,  gestorbei 
daselbst  1798,  bildete  sieh  nach  Vollendung  seiner  Studien  in  Paris  unter  Winslo^ 
und  an  der  Charit^  aus  und  übte  nachher  Praxis  in  seiner  Vaterstadt,  wo  ci 
Chefchirurg  am  Hotel-Dieu  wurde  und  sich  grossen  Ruf  erwarb.  In  den  Memoirec 
der  Akademie  von  Dijon,  deren  Mitglied  er  gewesen,  finden  sich  mehrere  Abhand 
lungen  E.'s  aus  verschiedenen  Capiteln  der  Chirurgie.  Ausserdem  publicirte  ei 
auf  die  directe  Aufforderung  seiner  Wähler :  „  Methode  de  traiter  les  morsures  dei 
animaux  enragSs  et  de  la  viplre,  suivie  d^un  prdcis  sur  la  pustule  maligne*" 
(Dijon   1785),    eine  Abhandlung,    die    zu    den  besten   auf  diesem  Gebiete  gehört 

ünger. 

Endlicher.  Von  den  zwei  Aerzten  dieses  Namens  wirkte  Ignaz  E.  zt 
Pressburg  als  erster  Stadtphysicus.  Er  wurde  Ehrenbürger  dieser  Stadt  und  starl 
1838.  Von  Schriften  ist  nur  eine  „Eficacia  dei  calamo  aromattco  nelle  äffe- 
ziane  gottoae  crontche^  (Giorn.  della  soc.  med.  chir.  di  Parma,  Bd.  VII)  bekannt.  — 
Stephan  E.,  1804 — 1849  (aller  Wahrscheinlichkeit  nach  der  Sohn),  wirkte 
zu  Wien,    schrieb    jedoch    ausser    „Die    Medicinalpflanzen    dei-    österreichischen 


ENDLICHER.  —  ENGEL.  285 

Pkarmacopoe*^  (Wien  1842)  nur  Botanisches:  „Grundzüge  einer  neuen  Theorie 
der  Pßanzenzeugung*^  (Wien  1822)  u.  AehnL  ^g^ 

Endter,  Christian  Ernst  E.,  zu  Altona,  wahrscheinlich  aus  Nürnberg 
gebürtig,  war  anfänglich  Arzt  in  Hamburg  (um  das  Jahr  1733),  siedelte  später 
nach  Altona  über,  wo  er  1783  starb.  Er  bezeichnet  sich  1763  als  „Prakticus 
der  Medicin'^,  1756  als  „Senior  der  wahren  innerlichen  und  äusserlichen  Heilkunst 
Beflissener".  Seine  Schriften  sind :  „Ausführlicher  Bericht  von  den  schmerzlichen 
Gliederkrankheiten,  Podagra ,  Chiraga,  Malo  ischiatico  etc."  (Frankfurt  a.  M. 
1741;  mehrere  Auflagen;  1753  in's  Schwedische  übersetzt)  —  „Sammlung  vom 
verborgenen  und  offenen  Krebs,  Noli  m.e  tangere ,  Wolf,  Fisteln,  u.  s.  w." 
(Hamburg  1745;  2.  Aufl,  1754)  —  „Kurzer  Begriff  von  der  uralten  und  aller- 
neuesten  innerlichen  und  äusserlichen  wahren  Heilkunst  u.  s  w."  (Hamburg 
1753)  —  tyDie  hellsehende  Brille  für  diejenigen,  welche  solche  bei  gesunden 
und  kranken  Tagen  nöthig  haben,  sonderlich  durch  dieselbe  die  tcahren  Äerzte, 

zu   erkennen"  (Hamburg  1756)  —  „Die   längst  gewünschte  Our   des   so 

fürchterlichen  und  von  Vielen  für  unJieilbar  gehaltenen  Scharbocks ,  u.  s.  w." 
(1764)  —  „Das  hundertjährige  Älter,  welche>s  etliche  Männer  und  Frauen^ 
die  noch  am  Leben  sind,  glücklich  zurückgelegt  haben*^  (Hamburg  1764)  — 
„Die  hohe  Würde  wahrer  Aerzte"  (1768)  —  „Nachklang  in  die  Arzneischule 
wegen  gifiiger  Mittel""  (1770). 

Mensel,  HI,  pag.  117.  —  Hans  Schröder,  H,  pag.  183.  G. 

Engberg.  Er l and  Gabriel  E.,  geboren  in  Stockholm  1794,  gestorben 
daselbst  nach  50jähriger  verdienstvoller  Wirksamkeit  1871,  studirte  zuerst  die 
Chirurgie  als  Eleve  am  Carolinischen  Institute,  wurde  nachher  Student  und  darauf 
Med.  Dr.  in  Upsala  1822.  1823  wurde  er  zum  Regimentsarzt  ernannt,  1844  zum 
Feldarzt,  1848  zum  Medicinalrath  im  Sanitätscollegium  und  wurde  1863  pensionirt. 
Unter  seinen  Schriften  sind  zu  nennen  Aufsätze  in  den  Jahresberichten  des 
schwedischen  ärztlichen  Vereins:  „Jahtagelse  angäende  frossan"  (1816)  — 
„Angdende  ymjming  med  vaccin"*  (1826);  in  der  Zeitschrift  für  Aerzte  und 
Pharmaceuten :  „Berättelse  om  komparativa  ympningsförsök  tili  utrönandet  af 
företrndet  mellan  olikd  metoder  af  vnccinmateriens  förvarande"^  (Taf.  VI)  und 
„Vpplysningar   om  sjukligheten   inom   en    arme  pä  fältfot"^    (Stockholm   1854). 

Wistrand,  pag.  109.  Hedenius. 

Engel I  Heinr.  Gottlieb  E.,  erhielt  seine  medicinische  Bildung  im 
Petersburger  Landhospital  und  wurde  1743  als  Chirurg  zum  Astrachan'schen 
Regiment  entlassen,  1753  dem  Kronstädter  Seehospital  zucommandirt,  um  daselbst 
den  Unterricht  in  der  Anatomie  und  Chirurgie  zu  leiten.  Am  12.  Juli  1781 
meldete  er  dem  medicinischen  Collegium,  dass  er  bei  der  Section  einer  weiblichen 
Leiche  weder  äussere,  noch  innere  Geschlechtsorgane  gefunden  habe.  E.  liess 
darüber  eine  Schrift  drucken  und  sandte  sie  an  die  medicinische  Facultät  der 
Universität  Königsberg,  welche  ihm  den  Doctortitel  ertheilte.  Das  medicinische 
Colleginm  in  Petersburg  gestattete  ihm,  sich  in  der  Folge  Dr.  med.  zu  nennen. 
Er  starb  am  11.  Februar  1785  in  Moskau. 

Tschistowitsch,  CCCLIV.  L.  Stieda. 

*  Engel,  Josef  E.,  pathologischer  und  topographischer  Anatom,  1816  zu 
Wien  geboren,  vollendete  daselbst  seine  Studien,  ward  1840  Assistent  an  der  Wiener 
pathologisch-anatomischen  Lehrkanzel,  1844  Professor  der  Anatomie  in  Zürich, 
1849  Professor  der  pathologischen  Anatomie  in  Prag,  1854  Professor  an  der 
medicinisch-chirurgischen  Josefs- Akademie  in  Wien  und  trat  bei  deren  Aujöösung 
1874  in  den  Ruhestand.  Ausser  zahlreichen  Aufsätzen  in  Fach  blättern,  Arbeiten  über 
die  Entwicklang  von  Knochen,  Haaren,  Federn,  schrieb  er  folgende  Werke :  „Ent- 
ycurf  einer  pathologisch- anatomischen  Propädeutik"^   (Wien  1845)  —  „Aideitung 


286 


ENGEL. 


ENGELHARDT. 


zur  Beurtheilung  des  Leichenbefundes^  (Daselbst  1846)  —  „Das  Knochengerm 
des  menschlichen  Antlitzes**  (Daselbst  1850)  —  »^«e  Leichenerscheinungei 
(Daselbst  1854)  —  „Specielle  pathologische  Anatomie^  (Daselbst  1856}  - 
„Cornpendium  der  topographischen  Anatomie^  (Daselbst  1860)  —  „Seclion 
beschreibungen^  (Daselbst  1861)  —  „Lehrbuch  der  pathologischen  Anatomu 
(Wien  1865,  I.  Bd.).  —  Seio  Cornpendium  der  topographischen  Anatomie  zei 
den  tüchtigen  Anatomen,  es  war  für  jene  Zeit  eines  der  besten  Lehrbücher  dies 
Faches.  Für  sein  geistreichstes  Werk  möchten  wir  das  „Knochengerüste  des  raeusc 
liehen  Antlitzes"  halten ,  denn  obwohl  nicht  ohne  Paradoxien  und  einseitig 
Uebertreibungen,  ist  doch  der  Grundgedanke  desselben,  dass  die  Knochen  d 
Antlitzes  durch  den  Entwicklungsgrad  der  Kaumuskeln  in  ihrer  Fonn  beeinflus 
werden,  ein  glücklicher  zu  nennen.  E.'s  Leistungen  in  der  pathologischen  Anatom 
sind  weniger  schöpferischer  als  didaktischer  und  rationalistisch-kritischer  Natu 
Er  hat  durch  seinen  eleganten  und  anregenden  Vortrag  viel  zur  Verbreituii 
der  pathologischen  Anatomie  beigetragen,  ihre  Ergebnisse  mit  Glück  auf  d 
gerichtliche  Medicin  übei^tragen,  und  viele  Behauptungen  Rokitaxsky's  ,  die 
ihrer  zu  positiven,  zu  allgemeinen  oder  zu  wenig  prücisen  Fassung  weniger  vc 
den  Fachleuten  als  vom  Gros  der  Aerzte  missdeutet  werden  konnten ,  auf  ihn 
richtigen  Werth  zurückgeführt,  freilich  dabei  manches  Berechtigte  klügelnd  ang^ 
>  griffen  und  Irriges  aufgestellt  (man  denke  an  seine  Theorie  der  Entwicklung  d( 
Haare  aus  Blutcapillaren  und  Aehnlichcs);  er  ward,  nachdem  er  Anfangs  d 
Crasenlehre  noch  weit  über  Rokitansky  hinaus  im  naturphilosophischen  Sim 
ausgesponnen,  nach  Virchow's  Vorgange  deren  eifrigster  Bekämpfer  und  hat  schlies 
lieh,  wenn  auch  manchmal  das  Ziel  überschiessend,  eine  grössere  Genauigkeit  d< 
pathologisch-anatomischen  Beschreibung  mit  Erfolg  angestrebt.  Scheuthauer. 

Engelhardt,  Andreas  E.,  geboren  in  Aschersleben  als  Sohn  des  dortige 
Stadtarztes  Dr.  Mathias  E.,  studirte  Medicin  in  Leyden,  Königsberg  und  Franeb 
und  erhielt  an  letzter  Universität  den  Doctorgrad  (Diss. :  „De  epilepsia"*  [Franek« 
1644]).  Eine  Zeit  lang  war  E.  Stadtarzt  von  Aschersleben,  bis  er  durch  de 
Lübecker  Kaufmann  Jakob  Hörn  die  Einladung  erhielt,  nach  Moskau  zu  konimei 
Im  December  1657  traf  E.  mit  seinem  Begleiter  Hörn  in  Moskau  ein  und  wurd 
als  Leibarzt  des  Zaren  Alex  ei  Michailowitsch  angestellt.  E.  war  ein  Man 
von    ungewöhnlich   gelehrter   Bildung   und   grossen    Sprachkenntnissen.     Im  Jahi 

1664  wurde  ihm  der  Befehl  zu  Theil,  im  astrologischen  Kalender  nachzuforschei 
ob  nicht  etwa  —  mit  Rücksicht  auf  einen  Kometen  —  für  Russland  eine  Pe 
bevorstehe.  PI  antwortete  am  23.  December  1664  in  zwei  lateinischen  Schreib« 
welche  bei  Richter,  Geschichte  der  Medicin,  abgedruckt  sind;  dem  ungünstige 
Stande  etlicher  Gestirne  und  den  ungewöhnlichen  Witterungsverhältnissen  des  Jahre 
entnahm  er  die  Anzeichen  einer  Pest  für  den  künftigen  Herbst,  indessen  seie 
andere  Länder  mehr  als  Russland    bedroht.     Die  Prophezeiung  traf  ein,  im  Jahr 

1665  wüthete  die  Pest  aufs  Fürchterlichste  in  London.  In  Folge  eines  Schreibeii 
des  Churfürsten  Friedrich  Wilhelm  von  Brandenburg  kehrte  E.  1666  nac 
Deutschland  zurück.  Allein  sein  Andenken  in  Moskau  war  ein  so  gutes,  dass  de 
Zar  Fedor  Alexejewitsch  durch  den  Apotheker  G a n z  1  a n d  ihn  wieder  aul 
suchen  und  zur  Rückkehr  nach  Moskau  überreden  Hess.  Im  Jahre  1676  kam  E.  mi 
Familie  abermals  nach  Moskau,  starb  jedoch  schon  am  12.  Februar  1682. 

RichVer,  Gesch.  der  Med.  II,  pag.  265—275  und  Beilage,  pag.  98—121. 

L.  Stieda 

Engelhardt,  Johann  Henrik  E.,  Universitäfslehrer,  Arzt  und  Priestei 
geboren  in  Gothenburg  1759,  wurde  Phil.  Doctor  in  Lund  1778  imd  Med.  Docto 
1780.  Während  seiner  Studien  im  Auslande  war  er  drei  Jahre  bei  Güllen  i 
Edinburg  und  auch  lange  in  Paris ;  er  wurde  nachher  zum  Anatomie-Prosector  un 
1788  zum  Professor  der  praktischen  Medicin  in  Lund  ernannt.  E.  war  ein  >*iel 
scitig  begabter  Mann  und  ein  hervorragender  Lehrer,  und  war  sehr  eifrig  bestrebl 


ENaELHARDT.  —  ENGELMANN.  287 

den  priesterlicheD  und  ärztlichen  Beruf  zu  vereinigen.  Nach  Herausgabe  einer 
theologischen  Abhandlung  wurde  er  1815  zum  Priester  geweiht  und  starb  als 
Probst  auf  dem  Lande  1832.  Seine  Schriften  bestehen  zum  grössten  Theil  aus 
akademischen  Dissertationen.  Heden ius. 

Engelken,  mehrere  Psychiater,  die  in  der  Nähe  von  Bremen  ihre  Thätig- 
keit  ausübten.  Der  älteste  ist  Hermann  1  E. ,  am  13.  Februar  1771  geboren, 
der  1793  zu  Rinteln  promovirte  und  zu  Rockwinkel  ärztliche  Praxis  ausübte.  Er 
überlebte  seinen  jüngeren  Bruder  Friedrich  1  E. ,  den  Begründer  der  Privat- 
lirenanstalt  Hodenberg,  welcher  1777  geboren  war,  seine  Anstalt  1829  eröffnete, 
ausser  seiner  Dissertation  (über  Rheumatismus,  Oöttingen  1799)  nur  auf  seine 
Aostalt  Bezügliches  schrieb  und  am  11.  October  1829  starb.  —  Friedrich  2  E., 
des  Letzteren  Sohn,  übernahm  die  Anstalt  Hodenberg  1829.  Er  beschrieb  die 
Privat-Irrenanstalt  zu  Obemeuland  bei  Bremen  und  übersetzte  P.  Stade's  Ursachen, 
Symptome  und  Behandlung  des  Irreseins  (Cöln  1829).  —  Noch  gegenwärtig  besteht 
die  Anstalt  zu  Rockwinkel  unter  *  Johann  Ludwig  Hermann  E. ,  Verfasser 
von  ^Beitrag  zur  Pathologie  der  acuten  Myelitis^  (Zürich  1867)  und  einer  aus- 
führlichen Schrift  über  seine  Anstalt  (Bremen  1875).  —  Endlich  lebt  ein  1879 
proraovirter,  wahrscheinlich  verwandter  *Ludwig  E.  zu  Gettorf  (im  Regierungs- 
Bezirk  Schleswig). 

Calllsen,  VI,  XXVII.  —  Ind.-Catal.  Red. 

Engellert,  Nikolaus  Friedrich  E.  aus  Russland,  studirte  in  Halle, 
woselbst  er  Dr.  med.  wurde  (Dissert.:  „Observattones  luculentae  medicae^  [1713]). 
Er  kehrte  nach  Russland  zurück,  war  1720  in  Astrachan  als  Militärarzt,  bereiste 
das  caspische  Meer  und  Dagestan,  wurde  1724  wegen  Krankheit  nach  Petersburg 
versetzt  und  daselbst  am  Landhospital  angestellt.  Er  genoss  den  Ruf  eines  sehr 
tüchtigen  Arztes  und  wurde  am  18.  Februar  1731  nach  Moskau  zur  Behandlung 
der  erkrankten  Zarewna  Proskowja  Iwanow  na  berufen.  Im  Jahre  1742 
wurde  er  wegen  Alters  aus  dem  Dienst  entlassen  und  starb  in  Petersburg  am 
15.  November  1755. 

Richter,  G.  d.  Med.  III,  146    —  Tschistowitsch,  CCCLIII.     l    Stieda. 

Engelmann.  Zwei  ältere,  dem  vorigen  Jahrhundert  noch  angehörende 
Aerzte,  von  denen  Friedrich  Gottlob  E.  zu  Hainichen  bei  Meissen  am 
13.  Juni  1763  als  Sohn  eines  gleichnamigen  Arztes  geboren  wurde.  Er  studirte 
von  1783  ab  in  Leipzig  Philosophie  und  Medicin,  promovirte  als  Dr.  med.  daselbst 
1787  (mit  einer  These  über  Wiederbelebung  Ertrunkener  und  Erhängter)  und 
erhielt  eine  besondere  Biographie  bei  Gehler.  —  Sie  gm  undRaphael  Joh  a  nn  E., 
aus  Posen,  1791  geboren,  entfaltete  nach  der  Promotion  in  Berlin  1818  (Diss. : 
„Hydropü  ovarii  adumhratio'^)  seine  ärztliche  Wirksamkeit  in  Königsberg  in 
Preussen.  Er  machte  sich  später  noch  bekannt  durch  die  Schrift :  „  Ueber  die 
Wirkungsweise  und  den  diätetischen  Werth  der  ....  russischen  Dampfbäder^ 
(Königsberg    1825).  E^d. 

Engelmann,  Georg  E.,  geboren  1809  zu  Frankfurt  a.  M.,  promovirte 
1832  zu  Würzburg  mit  der  Dissertation:  „De  antholysi"^  (mit  93  Figuren  auf 
5  Tafeln),  welche  Schrift  Goethe's  höchstes  Lob  davontrug  (Didascalia  1832, 
Nr.  116).  E.  wurde  1832  unter  die  Aerzte  seiner  Vaterstadt  aufgenommen, 
siedelte  aber  bald  nach  Nordamerika  über,  wo  er  1837  Mitherausgeber  der  nord- 
amerikanischen Zeitschrift  für  Deutschland  „Das  Westland"  war.  Er  erlangte  eine 
hervorragende  Stellung  alsj  Arzt  in  St.  Louis  und  wurde  Präsident  der  dortigen 
Akademie  der  Wissenschaften.  Nach  einer  fruchtbaren  schriftstellerischen  Thätigkeit 
{„Flora  der   Vereinigten  Staaten  etc/*)  starb  E.  am  4.  Febniar  1884. 

W.  Stricker. 

^Engelmann}  George  J.  E.,  des  Vorigen  Sohn,  genoss  seine  medicinische 
Ausbildung  in  Europa,    speciell   in  Berlin,    wo  er  1871  eine  Beschreibung  eines 


288 


ENGELMANN.  —  ENGELSTED. 


„Alveolären  Tumors^,  und  in  Wien,  wo  er  1873  mit  H.  Kündrat  histologl^c 
Untersuchungen  publicirte.  Nach  Aroerika  zurückgekehrt,  widmete  er  sich  ganz  ( 
Gynäkologie  und  Hess  (bis  1875  in  New- York,  von  1877  in  St.  Louis)  ei 
grössere  Reihe  Untersuchungen  über  Structurverbältuisse  des  Uterus,  klinische  u 
operative  Gegenstände  aus  diesem  Fachgebiete  erscheinen.  Umfangreich  ist:  „Lal 
among  primitive  peoples*^  (St.  Louis  1882),  wovon  C.  Hennig  (Wien  1884)  ei 
deutsche  Uebersetzung  veranstaltete.  g^^ 

^Engelmanil)  Theodor  Wilhelm  E. ,  zu  Leipzig  am  14.  Noveml 
1843  geboren,  studirte  von  1861  bis  1863  in  Jena,  dann  in  Leipzig,  Heidelbei 
Göttingen  je  ein  Jahr,  um  1866  nach  Leipzig  zurückzukehren  und  dort  j 
3.  Januar  1867  promovirt  zu  werden  („Ueher  die  Hornhaut  des  Auges**). 
Unmittelbar  darnach  siedelte  E.  nach  Utrecht  über,  um  Assistent  am  dortig 
physiologischen  Laboratorium  zu  werden;  seit  dem  20.  März  1871  gehört  er  di 
Lehrkörper  der  Utrechter  Universität  an.  Von  seinen  Lehrern  hebt  E.  seil 
V.  Brzold  und  Gegenbaür  als  für  ihn  am  massgebendsten  hervor.  —  Un 
selbstständigen  Titeln  hat  er  publicirt :  „Zur  Naturgeschichte  der  Infusionsthier 
(4  Taff.,  Leipzig  1862;  Weiteres  über  dasselbe  Thema  Utrecht  1875)  —  „Vel 
den  Zusammenhang  von  Nerv  und  Muskelfaser"  (4  Taff.,  Leipzig  1863) 
;,  Ueher  die  Flimmerbewegung"  (Daselbst  1868)  —  „Een  blik  op  de  ontwikkeli 
der  leer  van  den  houw  en  het  leven  der  Organismen"  (Daselbst  1871) 
„Onderzoekingen  gedaan  in  het  physiologisch  laboratorium  der  Utrecht  sc 
Hoogeschool"  (Derde  Heeks.  Deel  1 — IX,  1872 — 1884,  zusammen  mit  F. 
Donders  [s.  diesen]),  Aufsätze  und  Einzelarbeiten  besonders  zahlreich  in :  Pflügej 
Archiv,  der  Jenaischen  Zeitschrift  für  Medic.  u.  Naturw. ,  in  der  Zeitschr.  f 
wiss.  Zoologie  von  Bd.  9  ab,  im  Morphol.  Jahrbuch  von  Gegenbaük  und  in  d 
Botanischen  Zeitung  von  A.  de  Bary  (Jahrg.  1879 — 1884).  In  Strickeb 
Handbuch  der  Lehre  von  den  Geweben  bearbeitete  E.  das  Kapitel  „Die  Geschmacl 
Organe";  in  Hermann's  Handbuch  der  Physiologie,  Bd.  I,  die  „Physiologie  d 
Protoplasma-  und  der  Flimmerbewegung".  q   £   Daniels 

Engelmann.  Neben  den  Obigen  sind  —  der  Unterscheidung  wegen  —  ii 
Namen  hervorzuheben:  Karl  E. ,  1807 — 1861,  der*  in  Kreuznach  lebte  m 
Mehreres,  aber  nur  auf  dortige  Thermen  Bezügliches  schrieb;  —  und  Wilhelm  I 
der  Herausgeber,  resp.  Mitbearbeiter  der  unter  Nr.  156  und  Nr.  109  unser 
Quellen  Verzeichnisses  aufgeführten  bibliographischen  Werke,  der  jedoch  nicl 
Arzt,  sondern  Buchhändler  (in  Leipzig)  war.  Red. 

*Engel8ted,  Karl  Sophus  Marius  Neergaard  E.,  ist  zu  Kope 
hageu  am  8.  März  1823  geboren,  studirte  an  der  Kopenhagener  UniversitI 
absolvirte  das  Staatsexamen  1847,  promovirte  1854.  Reserve-Medicus  am  Almiüdel 
Hospital,  fungirte  er  als  Cholera-Arzt  während  der  grossen  Epidemie  1853.  ^ 
die  Krankheit  eben  im  genannten  grossen  Spital  und  in  der  damit  verbunden( 
grossen  Armenanstalt  besonders  mörderisch  auftrat,  widmete  sich  übrigens  vorzügli< 
phthisiologischen  Studien  und  publicirte  1853  „Om  Phthisis"  —  1854  ^,0 
Tubercidosens  Helbredelighed"  (Dissertation).  1856  wurde  er  erster  Assistea 
arzt  der  von  Hassing  dirigirten,  neu  errichteten  Abtheilung  für  Syphilis  ui 
Hautkrankheiten  am  Almindelig  Hospital  und  widmete  nachher  dieser  Specialiti 
seine  Kräfte.  Als  Hassing  sich  wegen  zunehmender  Kränklichkeit  1862  zuräcl 
ziehen  musste,  wurde  E.  sein  Nachfolger,  und  bei  der  Verlegung  der  Abtheilnn 
nach  dem  neuen  Commune-Hospital  im  Jahre  1863  setzte  er  hier  bis  1882  r«d 
umfassendes  klinisches  Wirken  fort,  von  1872  zugleich  in  Verbindung  mit  eine 
Universitätsdoccntur  in  der  Specialität.  Er  sehrieb  „Om  veneriske  Sygdonivie 
(1877)  —  „Om  Heulens  Sygdomme"  (1879).  Von  1869  an  ist  er  Mitglied  d( 
königlichen  Gesundheits-Collegiums.  Durch  seine  Bestrebungen  wurde  ein  Küstei 
spital  für  scrophulöse  Kinder  am  Refsnäs  (Seeland)  errichtet. 

Smith  und  C.  Bladt,  pag.  22.  Petersen. 


ENGESSER.  —  ENNEMOSER.  289 

*£llges86r,  Hermann  £. ,  geboren  in  Karlsruhe  am  19.  April  1846, 
bildete  sich  in  Freiburg  i«  B.  besonders  als  Kussmaul's  Schüler  aus  und  gelangte 
xur  Promotion  1870.  Seit  diesem  Jahre,  resp.  nach  Ueberstehung  des  Feldzuges 
gegen  Frankreich,  wirkt  er  als  Assistent  der  medicinischen  Klinik,  sowie  als  Arzt 
und  Privatdocent  in  Freiburg  i.  B.  und  publicirte:  „Das  Pankreas  als  diäte- 
tisches Heilmittel**  (Stuttgart  1877)  —  „Beiträge  zur  therapeutischen  Verwendung 
des  Pankreas'^  CDeutsches  Archiv  für  klin.  Med.  XXIV,  1879)  —  „Beitrag  zur 
Casuistik  der  multiplen  Sklerose  des  Gehirns  und  Rückenmarks^  (Ebenda 
XMI).    E.  lehrt  speciell  Elektrotherapie  und  physikalische  Diagnostik.  Red. 

*  Englisch,  Josef  E*.,  am  11.  Jänner  1835  zu  Wien  geboren,  studirte 
dort  als  Schüler  Dumreicher's  und  Dittel's  bis  zum  22.  März  1 863,  dem  Datum 
seiner  Promotion.  Er  wirkt  als  Primararzt  der  chirurgischen  Abtheilung  am  Rudolf- 
spital seit  1876,  als  Privatdocent  der  Chirurgie  an  der  Universität  seit  Februar 
1871  und  publicirte  an  grösseren  Arbeiten:  „Ueber  Hemmnisse  der  Harnent- 
leerung bei  Kindern^  —  „  Ueber  multiple  recidivirende  Knochenentzündung 
und  ihre  Beziehung  zur  Arteria  nutriens"  (1870)  —  „Ueber  Ovarialhernien" 
(1873)  —  „  Veber  jRetentionscysten  der  weiblichen  Harnröhre  bei  Neugeborenen^ 
(1873)  —  „Ueber  Cysten  an  der  hinteren  Blasenwand  bei  Männern^  (1873)  — 
^ Ueber  d<is  bösartige  Geschvmr  der  Fitsssohle  (Mal  perforant  du  pied)^ 
''1877)  —  „Ueber  primäre  Hydronephrose^  (1878)  —  „Von  dem  Mastdarm- 
brach"  (1882)  —  „Ueber  angeborene  Verengerungen  und  Erweiterungen  der 
männlichen  Harnröhre"  (1881) —  „Ueber  Obliteration  und  Erweiterungen  der' 
Ausführungsgänge  der  Cowper^ sehen  Drüsen"  (1883)  —  „Ueber  Albuminurie 
hei  eingeklemmten  Eingeweidebrüchen"  (1883).  Ausserdem  die  Artikel:  Brüche, 
Blasensteine,  Catheterismus ,  Hoden,  Mastdarm,  Prostata,  Varicocele  u.  s.  w.  in 
Eülenbürg's  Encyclopädie.  Red. 

Ennemoser,  Joseph  E.,  Arzt  und  philosophischer  Schriftsteller,  geboren  zu 
Schönau  im  Bezirke  Passeyr  in  Tirol  am  15.  November  1787,  Sohn  eines  Bauern, 
studirte  von  1808  an  in  Innsbruck,  betheiligte  sich  1809  an  dem  Aufstande  in  Tirol, 
studirte  weiter  in  Erlangen  und  Wien,  später  in  Berlin,  trat  1813  in  das  Lützow'sche 
Freicorps   und    führte   in    demselben    mit  Auszeichnung  1813/14    eine  Compagnie 
Tiroler  Jäger,    setzte  nach    dem  Kriege  in  Berlin    seine  Studien    fort   und  wurde 
daselbst  1816    mit  der  Diss.    „De   montium  influxu   in    valetudinem   hominum, 
vitae  genus  et  morbos"  Doctor,  legte  den  Grund  zu  seinen  späteren  Studien  über 
den  Magnetismus     unter    Prof.    Wolf  ART    in    Berlin     und    gab    heraus:     „Der 
Magnetismus^  nach  der  allgemeinen  Beziehung  seines  Wesens  ....  dargestellt^ 
(Leipzig    1819);     später    in    2.     ganz    umgearbeiteter    Auflage    als    „Geschichte 
des  thierischen   Magnetismus" ,    der    1.  Theil   auch  u.  d.  T. :    „Geschichte   der 
Magie"  (Leipzig  1844).    1819  wurde  er  Prof.  e.  o.  zu  Bonn,    1828  Prof.  ord., 
trug    daselbst    Anthropologie,     physische    Heilkunde    und    Pathologie     vor     und 
verfasste    während     seiner     dortigen    17jährigen    Thätigkeit    folgende    Schriften: 
„Historisch-psychologische   Untersuchungen  über  den  Ursprung  und  das  Wesen 
der  menschlichen  Seele  überhaupt    und   über   die  -  Beseelung    des  Kindes    ins- 
besondere" (Bonn  1824;    2.  Aufl.  Stuttgart  ,1862 ,    mit   einem  Anhange  über  die 
Unsterblichkeit  vermehrt ,  davon  eine  italienische  Uebersetzung  u.  d.  T. :  „  IHsqui- 
sizioni  storico-psicolfjgiche  intorno  l'origine  ed  essenza  delV  anima  umana  etc." 
[Venezia  1853])    —    „  Ueber    die   nähere   Wechsehcirkung    des  Leibes  und  der 
Seele  f    mit    anthropologischen   Untersuchungen    über    den   Mörder   Ad,    Moll" 
(Bonn  1825)  —  „Anthropologische  Ansichten,  oder  Beiträge  zur  bessern  Kennt- 
niss   des  Menschen"    (1.  Tbl.    Bonn  1828);    ausserdem   Aufsätze   in   Wolfart's 
Jahrb.  ftir  Lebensmagnetismus  (1818),  Nasse's  Zeitschr.  fttr  psych.  Aerzte  (1820, 
21,  24),  FßiEDßEiCH^s  Magazin  (1829)  u.  s.  w.  —  1837,  nachdem  er  seine  Ent- 
lassung  genommen,    kehrte   er  in  sein  Vaterland  zurück,   Hess  sich  in  Innsbruck 
nieder,    siedelt;   aber  1841  nach  München  über,    wo  er  als  praktischer  Arzt  das 
Biogr.  Lexikon.  II.  19 


IM     J 


290  EKNEMOSEB.  —  EPHOBiNr^. 

System  dm  Ha^netibsmuH    weiter  ausbildete    und    danaeli  Kranke  behandelte.  Sc 

in  dieR6  Zeit    fallenden    medle in L8eh-philoaophj Beben  Hchtilten    n^ind:    „I^er  Mmj 
tismust  im  V'erhähnisai  zur  Natur  und  Religion^   (Stuttgart   und  Tübingen  18 
2.  Aufl.   1853)   —    „  Was  ut  die  Cholera  und  wie  kann  man  sich  vor  ihr 
•      sichersten  verwahren'^''  {Stuttgart  1848;  hoUänd,    Uebers.  Utrecht  1848;  IUI 
Ueberw.    Neapel   1854)    —    n^^^  Geist   des  Menschen    in    der  Natur   oder 
Psychologie  in   Ufbereiiisiimmung    mit    der  Naturkunde**   (Stuttgart  1849) 
^Anleitung  sur  Mesmerisch&n  Praxi s""   (Ebenda  1852).     1848  und  1849  redi^ 
ex  die  von  ihm  in^s  Leben  gerufene  j,  lunsbrucker  Zeituufr"^  welche  aber  bald 
I  B  eraeheiuen  aufhörte.    Zur  Zeit  »eines  am  19.  September  1S54  zu  Egem  bei  Tegi 

•  11  Bee    erfolgten  Todes    hatte    er   die    Herausgabe    von    „Erinnerungen    auß    seii 

"  W  Leben"  begunnen.    Er  war  einer  der  cxtreniHteu  Anhänger  jener  mysstischen  Richti 

\|  in  den  Natu  nft'irtfien  HC  Imfton,  die  in  der  praktischen  Mcdiein  unter  dem  Namen 

^  n  Mesnierismus  ikUt  thiert^ihen  Matrnetismns  sich  Geltung  2U  veraeliatfeii  bestrebt  ^ 

selbst  dn8  ^,TiHchr(ieken^^    hat   er  als  Anhang   in  einer  1863   crRchienenen  Seh 
wigJieuiiehaftlieh  zu  erklären  versucht, 

w  W II  r  ab  steh,  IV,  p»g:.  51.  —  A,  Hirrich  in  der  Atlg^m.  Deutschen  Biogra|] 
^  XI,  paff.  IhJÜ.  -   i^ilMf**.Mi,  VI,  pag,  8;^;  XX VIT,  pag.  463.  t 

Vt  Ennlas  Meccius,  s,  Aklian*U8  MEccirs, 


i 


Ens,  Abram  E,,  Solm  eines  gleich  n  am  ige  u  Arxti'?*,  geboren  in  Russla 
,  etudirte  in  rtrecht  und  wurde  dort  l)f.  med.  Im  November  1747  trat  er  in  rusj^is 
Dienste^  naehdem  er  in  Königsberg  1745  eine  Abhandlung  hatte  drucken  lass 
„Disquisitio  unatoinico-püthologica  de  rnorho  ijoitm  ostert^idensium  pro  p* 
non  habendo^  (mit  2  Kupfertafeln ,  1764  in  .S.  Anfl,  crBehienen).  E.  starb 
August    1770. 

Töchij^towitKL^h.  CCCIjV.  L.  Stiedi 

Eosliolm,  Elias  Gustav  E.,  geboren  in  Norkjöping  [Schweden),  stud 
in  UpHala  mid  wurde  nm  8.  Januar  1786  in  Peteri^burg  examinirt  und  als  I 
angestellt.  Am  13,  November  1788  schickte  man  ihn  zur  finnlfindisehen  Am 
17H9  war  er  in  T*etersburg  tm  einem  llos[>ital  tbfttig;  später  war  er  Chef 
Medieinalbehörde  des  Gouvernements  Wiba  und  xu letzt  Inspector  der  medicinii 
chirürgiKchen  Akademie,    E.  Btarb  182  .,  , 

Tschistv witsch,  Ca.^XV.  L.  Stiedi 

Ent*  George  E,  .^  deJ^sen  Vater  vor  dem  Herzog  Alba  aus  Fland 
nach  England  geflüehtet  war,  wurde  %u  Smidwich  (Keutj  1603  geboren,  stud 
in  Cambridge,  d.mu  in  Padua,  wo  er  Doetor  wurde  und  wirkt*^  dann  in  Lond 
Er  war  ü  Jahre  I 'resident  des  College  of  physicbmö,  Chevalier  Karl's  IL  i 
Verfasser  der  Scbrifleu  :  ^Apologta  pro  eirctiitione  sa7iguiuis  etc."*  (London  16 
1685)  —  tfÄrUidiatrihe  sive  auimadvvrsioneä  ijt  Malachiae  Trustoni  .  .  ,  d 
triham''  (London  1670,  1679,  1682;  Leyden  1671),  welche  zusanamen 
.^Georgü  Enlii  t/pera  ot/tuia^  zu  Leyden  16B7  erHChienen.  E.y  welcher  wa 
aber  nicht  ganz  eindeutig  für  Harvey's  Eutdeekungen  eiugi^treten  war,  starb 
13,  Oetober  1689. 

Dict.  bist.  n.  Be( 

Eplioriliua.  A  ose  Im  E»,  geboren  zu  Freiburg  in  Scblcrtien ,  bezog  8 
früh  die  Univeröitilt  Kniltau,  wo  er  in  den  Jahren  1522  und  1527  die  philc 
phischen  Grade  erlangte.  22  Jahre  alt ,  Übernahm  er  daaelbBt  den  Lehrstuhl 
Dialeetik  und  L(*gik ,  verließt*  ihn  aber  bald,  da  ihm  der  Cat^tellan  Sevei 
Bonar  die  Erziehung  seiner  Silhne  anvertraute.  Mit  diesen  unternahm  er  c 
lange  Reise  nach  Italien  und  Iieutj*ehland,  wo  er  unter  Anderen  auch  mit  EraS] 
ein  frcnndachaftliehes  Vorhültniss  anknUptte.  Er  wurde  in  Padua  zum  Dr.  m 
promovirt  und  von  Kaiser  Karl  V.  in  den  Adels tand  erhoben.    Von  seinen  Rei 


EPHORINÜS.  —  ERASIöTRATÜS.  5>l)l 

zurtickgekehrt,  lebte  er  in  Krakau  als  Stadtphysicus  und  Rathsherr.  Er  gab  heraus : 
^C.  Plinii  secundi  naturalis  htstoriae  Hb.  VII"  (Krakau  1526,  4.)  —  „G.  Pliaii 
Hcandi  in  libros  historia^e  naturalis  praefatio,  quae  primum  librum  occupat 
dütgenter  doctissimorum  virorum  judicio  recognita  et  in  verum  ac  plane  pH- 
nianam  lectionem  restituta^  (Daselbst  1527,  4.)  —  „C.  Plinii  secundi  naturalis 
hütoriae  librum  XXIX  medico  suo  commentario  distinctum  et  illustratum 
ed  .  .  .  ,"  (Daselbst  1530,  4.)  —  „De  utilüate  artis  medicae  s.  l.  et  a,^  (1538)  — 
„Medicinale  compendium  ad  amplissimum  ac  prvderUissimum  Senatum  Regiae 
urbis  Cracoviensis"  (Krakau  1542,  8.).  In  Basel  soll  sich  noch  ein  von  ihm 
verfasstes  Werk:  „Remedium  contra  pestem*^  befinden.  K   &  P 

Epicliarmas  von  Kos,  Sohn  des  Hklothales,  pythagoreischer  Philosoph 
und  Arzt,  von  welchem  PuNius  unter  Anderem  eine  (echte?)  Schrift  über  den 
Kohl,  den  er  als  üniversalmittel  gegen  verschiedene  Krankheiten  empfahl,  kannte. 
Nach  COLUMELLA  (VII,  3)  hat  er  auch  über  Thierheilkunde  geschrieben. 

Diog.  Laert.  VlII,  3.  —  Plin.,  XX,  §  89,  94.  Helmreich. 

de  r^pine,  6.  J.  de  Tfi. ,  französischer  Arzt,  promovirte  1724  in  Paris 
und  ist  hauptsächlich  bekannt  durch  die  Opposition ,  die '  er  der  Einführung  der 
Vaccination  machte.  Seine  diesbezüglichen  Ansichten  sind  niedergelegt  in  „  Rapport 
i>ur  le  faite  de  Vinoculati in  de  la  petlie  vSroh^  fParis  1765)  und  „Supplement 
au  rapport**  (Daselbst  1767).  A.  Petit  war  es,  der  ihn  speciell  in  dieser 
Sache   bekämpfte.  Un^er 

*Eppillger,  Haus  E.,  geboren  zu  Karolinenthal  bei  Prag  am  17.  Februar 
1846,  studirte  in  Prag  (Treitz,  Klebs)  und  wurde  1868  promovirt.  Zuerst 
thätig  als  Assistent  der  pathologischen  Anatomie  in  Prag  1867 — 1872,  vom 
October  1872  als  Privatdocent,  vom  Mai  1875  als  ausserordentlicher  Professor  dei' 
pathologischen  Anatomie  in  Prag,  vom  October  1882  als  o.  ö.  Professor  der  patho- 
logischen Anatomie  in  Graz,  schrieb  er  eine  Reihe  pathologisch-anatomischer  Arbeiten, 
nnd  zwar  in  der  Prager  Vierteljahrschrift,  Bd.  C VIII,  CXII,  CXIII,  CIV,  CXV, 
CXVI,  CXVII,  CXVIII,  CXIX,  CXX,  CXXV,  CXXVI,  CXXXII  (Eraphysema  pulmon.); 
Zcitschr.  für  prakt.  Heilk.,  1880,  81,  82  (Beitrag  zur  pathologischen  Anatomie  der 
menschlichen  Vagina,  1.  und  2.  Heft)  Pathologische  Anatomie  des  Larynx  und  der 
Trachea,  (fUr  Klebs'  Handbuch,  VII.  Abtheilung,  1881);  sowie  endlich  in  der 
Prager  med.  Wochenschr.  1876  -  82.  P^^ 

*  Epstein,  Alois  E. ,  geboren  in  Kamenitz  an  der  Linde  (Böhmen)  am 
1.  Januar  1849,  bezog  er  die  Universität  Prag,  studirte  hier  als  Schüler  v.  Ritter*s 
und  Steiner's  und  gelangte  am  17.  Mai  1873  zur  Promotion.  Seit  1880  ist  er 
Privatdocent  ftlr  Kinderheilkunde  an  der  Universität  und  Primarius  der  königlichen 
böhmischen  Landes-Findelanstalt  in  Prag  und  verfasste  neben  Abhandlungen  aus 
dem  Gebiete  der  Kinderheilkunde  in  verschiedenen  Zeitschriften  folgende  Monogra- 
phien: „Beitrag  zur  Kenntniss  des  systolischen  Schädelgeräusches  der  Kinder" 
(Prag  1879)  —  „  Heber  die  Gelbsucht  bei  neugeborenen  Kindern"  (Leipzig 
1880)  —  „Studien  zur  Frage  der  Findelanstalten^  (Prag  1883).  Von  den 
grösseren  Aufsätzen  seien  genannt:  yjUeber  Blutungen  im  frühesten  Kindesalter" 
(Oesterr.  Jahrb.  für  Päd.  1875)  —  „  Ueber  septische  Erkrankungen  der  Schleim- 
häute bei  Kindern^  (Archiv  für  Kinderheilk.  Bd.  I)  —  „  Ueber  Epithelperlen 
in  der  Mundhöhle  neugeborener  Kinder'^  (Zeitschr.  für  Heilk.  Bd.  I)  —  „  Ueber 
Tuberculose  im  Säuglingsalter**  (Zeitschr.  für  prakt.  Heilk.   1879).  ^^^ 

Erasistratos  aus  Julis  auf  Keos,  Sohn  des  Kleombrotus  und  der 
Eretoxena,  der  Schwester  des  Arztes  Mkdiüs,  Schüler  des  Metbodorus,  nimmt 
unter  den  griechischen  Aerzten  nach  Hippokrates  als  Stifter  einer  zahlreichen 
medleinlBchen  Seete  eine  hervorragende  Stelle  ein.  Er  lebti*.  eine  Zeit  lang  am 
Hofe   des   8e leukos  Nikator  (gestorben  280),    dessen  Sohn  Antiochos    er 

19* 


292 


ERA8ISTRATUS.  —  ERASTUS. 


von  einer  Abzehrung  heilte,  indem  er  als  Grund  des  Leidens  eine  unglflckliel 
Liebe  zu  seiner  Stiefmutter  Stratonike  erkannte  und  den  Vater  beweg,  ih 
dieselbe  zur  Gemahlin  zu  geben.  Er  schrieb  folgende  Werke :  1 .  „Kaö*'  oXou  ioyo 
(mindestens  2  Bücher,  scheinen  das  ganze  Gebiet  der  Medicin  umfasst  zu  haben)  - 
2.  „I  Ispi  7:up£T(ov"  (mindestens  3  Bücher),  Fieberlehre  —  3.  „Hepi  tc5v  Siatpiciö)^ 
(Anatomiea,  Cakl.  Aürel.),  enthielt  auch  Krankengeschichten  —  4.  „VYtiiv: 
(salufaria  pi-aecepta ,  mindestens  2  Bücher)  —  5.  „Hepi  t(5v  xara  ttjv  xoiav 
Tradoiv"  (mindesteas  3  Bücher)  —  6.  „Ilepi  ai[j!.aTo;  avaYWYr^;"  (mehrere  Bücher)  - 
7.  „Hrpl  Tü)v  Trapicrscüv"  (über  Lähmungen)  —  8.  „Ilepl  TuoSaypa;"  —  9.  „Hi 
S'jvaaewv  xal  ^ava'jtjxtov"  (über  Arzneimittel  und  Gifte)  —  10.  „'Oiapivnxo 
(Kochbuch)  —  11.  „De  hydrope^.  Die  meisten  Krankheiten  entstehen  nach 
aus  einem  Uebermass  von  Nahrung,  die  nicht  verdaut  wird  und  deshalb  in  Fäi 
niss  übergeht  (Gal.,  XIX,  344).  Die  „Plethora"  bewirkt,  dass  das  Blut  ans  di 
Venen  in  die  Arterien,  die  das  Pneuma  enthalten,  durch  die  „Synanastomosei 
übergeht  und  Entzündung  und  Fieber  hervorruft  (Gal.,  VIII,  537;  XI,  15: 
XIV,  728).  Gegen  die  Plethora  wird  aber  nicht  der  Aderlass,  sondern  Fasten  m 
das  schon  von  Chrysippüs  geübte  Binden  der  Extremitäten  empfohlen  (Gal.,  5 
230).  Die  Anatomie  hat  E.  durch  selbstständige  Untersuchungen  gefördert.  D 
Gehirn,  dessen  Höhlen  und  Windungen  er  sorgfältig  beschrieb,  ist  ihm  der  Si 
der  Seele  und  der  Ausgangspunkt  der  Nerven,  die  er  in  Bewegung«-  und  Empfi 
dungsnerven  eintheilt.  Die  Klappen  des  Herzens,  das  der  Ursprung  der  Veu 
und  Arterien  ist,  beschrieb  er  genauer  als  Herophilus  (Gal.,  V,  602,  60 
206 ,  552).  Er  entdeckte  ferner  die  ChylusgefUsse  im  Gekröse  junger  Böcl 
TGal.,  IV,  718).  Gegen  Plato  u.  A.  bewies  er,  dass  die  Epiglottis  das  Eindriug 
von  Getränken  in  die  Lunge  verhindere  (Gell.  ,  XVII,  1 1 ).  Die  Verdauung  d 
Speisen  wird  nach  ihm  durch  eine  mechanische  Zerreibung  derselben  im  Mag 
Ijewirkt  (Gal.,  XIX,  372,  Gels,  praef.).  In  der  Therapie  verwarf  er  die  zusamrac 
gesetzten  Arzneien  ;  gj^mnastische  Uebungen,  Diät  und  Bäder  hielt  er  für  wirksanw 
Suid.  s.  h.  V.  Sext.  Emp.  adv.  Math.  I,  §.258.  —  Plut.  Demetr.,  38.  —  Ga 
XI,  192  u.  a.  a.  0.  Helm  reich. 

Erasmus,  Johann  Heinrich  E.,  geboren  in  Strassburg,  studirte  Medic 
in  Strassburg  und  Jena,  woselbst  er  1747  Dr.  med.  wurde  (Diss. :  y^De  par 
(iifficili  ej'  capiti  infantts  praevia^)]  er  wurde  dann  nach  Pernau  (Livlan 
berufen,  in  Riga  und  später  in  Petersburg  examinirt.  Im  August  1756  erhi< 
er  das  Recht  zur  ärztlichen  Praxis  und  ging  als  Professor  der  Hebammenschu 
nach  Moskau  am  25.  Juli  1757.  Im  Jahre  1765  wurde  er  zum  Professor  d< 
Anatomie,  Chirurgie  und  Geburtshilfe  an  der  Universität  zu  Moskau  ernani] 
E.  starb  in  Moskau  am  I.Juni  1777.  Ueber  E.'s  literarische  Leistungen  ist  m 
nichts  bekannt. 

Richter,  Gesch.  der  Med.  III,  344.  —  Tschistowitsch,  CCCLVI— LXl. 

L.  Stieda. 

/Erastns,  Thomas  E.  (unter  seinem  eigentlichen  Namen  „Lieber^  gai 
unbekannt),  aus  Badenweiler,  1525 — 1583,  wurde  in  seinem  Studium  in  Bas 
durch  einen  schweren  Anfall  von  Pest  unterbrochen.  Er  verdarb  fast  aus  Armut 
als  ein  edler  Beschützer  ihn  nach  Bologna  sandte,  wo  er  bald  Doctor  sowohl  d 
Medicin  als  der  Philosophie  wurde.  Den  ihm  zugewandten  Lehrstuhl  der  Medic 
in  Basel  hatte  er  nur  zwei  Jahre,  von  1581 — 1583,  inne.  Von  ihm  stammei 
yyDtsputationum  de  medtcina  nova  Phttippi  Paracelsi^  (I.  Tbl.  Basel  1571 
II.  und  IIL  Tbl.  Daselbst  1572;  IV.  Tbl.  Daselbst  1573;  gegen  Paracelsus)  - 
„De  causa  morboruvi  continente^  (Basel  1572)  —  „De  occultis  pharmacoru 
potestatibus''  (Daselbst  1574,  Frankfurt  1611)  —  „De  putredine  Über*"  (Bas 
1580,  Leipzig  1590,  4.;  dazu  Duplik  Basel  1583)  —  „De  ptnguedinis  i 
ammalibus  (jeneratione  et  concretione^  (Heidelberg  1580,  8.)  —  „Comit 
Montani\  Vicentim  ,  ...  V  librorum  de  morbis  nuper  editorum  viva  anatonn 
(Basel   1581,  4.)  —    „Varia  opuscula  medica^    (posthum    Frankfurt  1590)   - 


r 


ERASTUS.  —  ERCOLANI  293 

^Di^putatianum  et  epistolarum  medicinalium  volumen  dostissimum^  (ebenfalls 
posthnm,  Zürich  1595).  Ausserdem  melireres  Astrologische,  Schriften  über  den 
Theriak  und  die  ;,  Universae  medtanae  Synopsis**  (Venedig,  Fol.),  die  später  von 
6.  CüNBUS  beendigt  wurde. 

Eloy,  II.  —  Dict.  bist.  II.  Red. 

*Erb,  Wilhelm  Heinrich  E. ,  geboren  am  30.  November  1840  in 
Winnweiler  (bayerische  Pfalz),  studirte  in  Heidelberg,  Erlangen,  München  unter 
Buhl,  resp.  Friedreich.  IraOctober  1864  erfolgte  zu  München  seine  Promotion. 
1865—1880  Märkte  E.  als  Docent  und  Prof.  extraord.  zu  Heidelberg,  1880  bis 
1883  als  Prof.  ord.  und  Director  der  medicinischen  Poliklinik  in  Leipzig,  seit 
Ostern  1883  in  Heidelberg  in  gleicher  Stellung.  Von  ihm  rühren  her:  „Hand- 
buch der  Krankheiten  der  cerebrospinalen  Nerven^  (1.  und  2.  Aufl.  1874,  1876)  — 
^Eandduch  der  Krankheiten  des  Rückenmarks  und  verlängerten  Marks^  (1.  und 
2  Aufl.  1876—78)  —  „Handbuch  der  Elektrotherapie*'  (1SS2! SS).  Zahlreiche 
Aufsätze  elektrotherapeutischen  und  neuropathologischen  Inhalts  im  Deutschen  Archiv 
fär  klin.  Medicin,  Virchow's  Archiv,  Archiv  für  Psych,  und  Nervenkrankheiten, 
Archiv  für  Augen-  und  Ohrenheilk.,  Berliner  klin.  Wochenschr.,  Neurolog.  Central- 
blatt,  Oentralbl.  für  Nervenheilkunde,  Brain  etc.  Ausserdem  ist  noch  die  Habili- 
tationsschrift:   r,Zur  Enturicklungsgeschichte  der  rothen  Blutkörperchen^  (1865) 


zu  nennen. 


Red. 


Ercolani,  Giovanni  E.,  s.  unter  Arcolani. 


Ercolani,  Conte  Giovanni  Battista  E. ,  geboren  in  Bologna  am 
27.  December  1817,  gestorben  ebendaselbst  am  16.  November  1883,  zeigte  früh 
ausserordentliche  Zuneigung  für  die  Naturwissenschaften;  im  Alter  von  13  Jahren 
besuchte  er  bereits  Vorlesungen  Ranzoni's,  mit  17  Jahren  begann  er  seine  Uni- 
versitätsatudien  in  Bologna,  1840  wurde  er  promovirt.  Die  Gunst  Alessand Rrxi's 
erlaubte  ihm,  im  anatomischen  Museum  von  Bologna  ausgedehnte  Studien  über 
comparative  Anatomie  und  Pathologie  zu  machen,  worauf  er  bald  Prosector  an  der 
Lehrkanzel  für  comparative  Anatomie  und  dann  Supplent  auf  der  Klinik  für  Thier- 
krankheiten  wnirde.  In  dieser  Stellung  verblieb  er  bis  1848,  in  welchem  Jahre  er 
zunächst,  als  von  Jugend  auf  liberal  erzogen,  die  ersten  freiheitlichen  Reformen 
P  i  u  8  IX.  mit  grossem  Enthusiasmus  begrüsste,  sich  der  liberalen  Politik  widmete, 
Mitarbeiter  des  von  Marco  Minghetti  gegründeten  liberalen  Journals  „Felsiuco" 
und  im  December  Mitglied  des  obersten  Sanitätsrathes  in  Rom  wurde.  Im  Jahre 
1849  wurde  er  Mitglied  der  Costituente  Romana,  war  aber  einer  der  Wenigen,  die 
gegen  die  Proclamation  der  Republik  stimmten.  Obwohl  deshalb  vom  Pöbel  bedroht 
und  seiner  Gesinnung  treu  bleibend,  verliess  er  doch  nicht  Rom  und  beschränkte 
sich  darauf,  als  Arzt  in  der  republikanischen  Vertheidigungsarmoe  durch  die  ganze 
Zeit  der  Belagerung  Roms  zu  dienen.  Bei  der  Restauration  der  päpstlichen  Hcrr- 
sehaft  war  er  einer  Derjenigen,  die  von  der  Amnestie  ausgeschlossen,  von  der 
Polizei  verfolgt  wurden.  Er  floh  in  die  Bologneser  Appenninen  und  nach  längerem 
Umherirren  gelang  es  ihm,  mit  Frau  und  Tochter  Toscana  zu  erreichen,  wo  er 
früher  in  Pistoja,  dann  in  Florenz  lebte  und  seine  Zeit  mit  Forschungen  in  den 
Bibliotheken,  bezüglich  der  Geschichte  der  Thierarzneikunde ,  zubrachte,  oft  mit 
Noth  kämpfend,  bis  er  von  der  grossherzoglichen  Regierung,  welche  im  Februar 
1851  auf  Oesterreichs  Drängen  alle  emigrirten  Romagnolen  aus  Toscana  binnen 
24  Stunden  verbannte,  vertrieben,  nach  Piemont  flüchtete.  Hier  wurde  er  nach 
wenigen  Monaten  zum  supplirenden  Professor  an  der  Veterinärschnlc  in  Turin 
ernannt.  Nun  folgte  eine  Periode  der  Ruhe,  welche  für  E.'s  Studien  sehr  frucht- 
bar ward.  Er  wurde  inzwischen  zum  ordentlichen  Professor  an  der  Turiner 
Thierarzneischule,  1859  zum  Director  derselben  ernannt  und  gründete  die  dortigen 
veteriaftrisehen ,  anatomischen  und  pathologischen  Museen.  Aber  die  politischen 
Umwälzangen  dieses  Jahres  trieben  ihn  wieder  in  die  politische  Laufbahn.    Nach 


294 


ERCOLANI. 


der  Befreiung  Italiens  wurde  er  für  Bologna  zum  Deputirten  gewählt  und  begai 
eben,  da  der  Traum  seiner  Jugend,  die  Einheit  Italiens,  in  Erfüllung  gegang« 
glücklich  und  zufrieden  zu  leben,  als  ihn  kurz  darauf  der  plötzliche  Verlust  sein 
einzigen,  seit  kurzem  verheirateten  Tochter  in  die  grösste  Trauer  stUrzte.  Er  gi 
Feine  Demission  und  zog  sich  nach  Bologna  zu  seinem  Bruder  zurück;  aber  d 
Ministers  Mamiani  dringendes  Ersuchen  veranlasste  ihn,  im  Jahre  1863  ^ 
Lehrkanzel  der  Thierarzneikunde  an  der  UniversitÄt  Bologna  zu  übernehmen,  ^ 
CT  die  Veterinärschule  von  Grund  aus  reorganisirte ,  mehrmals  Decan  der  mc( 
ciLiischen  Facultät,  auch  Rector  der  Universität  wurde  und  als  Secretär  des  Istitü 
delle  Science  Bologna  fungirte.  Er  war  ein  unermüdlicher  Arbeiter,  thätig  in  d 
Wissenschaft  als  Schriftsteller  und  Lehrer,  wie  auch  im  politischen  Leben  j 
Deputirter  und  in  der  Administration  Bolognas  als  Gemeiuderath  und  als  Sanitä 
rath  der  Provinz.  Gegen  das  Ende  des  Jahres  1882  begann  er  an  den  erst 
Symptomen  des  Kehlkopfkrebses  zu  leiden,  welcher  Krankheit  er  nach  etwa  eim 
Jahre  erlag,  noch  während  der  Krankheit  wissenschaftlich  fortarbeitend.  Seine 
historisch  wichtigen  und  werthvollen  Werken  reiche  Bibliothek  vermachte  er  sehi 
Vaterstadt.  —  Von  seinen  äusserst  zahlreichen  Schriften  seien  erwähnt:  „Dd 
(rasmüstone  del  cimurro  dai  brutt  all  uomo^  (Memoire  delf  Academia  de 
Scienze  1842)  —  „Rtcer che  storico- analitiche  sygli  scrittori  di  veterinarii 
(Turin,  2Bde. ,  bei  Ferrero  e  Franco,  1851 — 1854)  —  „Osservaztoni  sui 
spüoptero  megaStoma  del  cavallo^  (Mit  Abbild.,  Gazzetta  di  med.  veteriiiai 
della  scuola  di  Torino  1852)  —  „Storia  genetica  e  metamorfosi  della  strc 
gillo  armato  del  cavallo^  (Mit  Taf.,  Ebenda  1852)  —  „Bicerche  comparat 
stdV  innesto  dei  morbi  contagtosi^  (Ebenda  1852 — 1853)  —  „Osservazii 
medico-zoologiche  sulV  echinococco**  (Ebenda  1854)  —  „Osservaztoni  compan 
suVo  strongylus  trigono-cephahis  Rud.  e  Vanchilostoma  duodenale  Dubii 
(Mailand  1854)  —  „Novvelles  observations  sur  le  diveloppement  et  la  vie  i 
nematodes^  (Compte  rend.  de  l'Acad.  des  sciences,  Paris  1854)  —  „Swr  Vembr\ 
gerne  et  la  propagation  des  vers  intestmaux^  (Ebenda  1854)  —  „ßei parai 
e  dei  morhi  parasitarii  degli  animali  domesttci^  (ein  Band,  Bologna)  —  ,J 
residui  del  corpo  di  Wolf  nel  testicolo  dei  solipedi  ecc,^  (Giorn.  di  med.  v 
1860)  —  „Delle  malattie  degli  nuelli  domestici''  (Ebenda  1860—1861) 
„Osservaztoni  anatomo'fisiol,  intorno  alV  organo  cheratogeno  ecc,  dei  mammij 
domestici"  (Ebenda  1861)  —  „Ricerche  storiche  intorno  a  Mastro  Mau 
veterinario  del  XIV  secolo^  (Ebenda  1862)  —  „Intorno  all'  efficacia  de 
salicino  nella  cura  delle  affezioni  tifoidee  negli  animali  domestid**  (Ebei 
1864)  —  „Osservazioni  sulle  giovani  larve  appena  sovcciate  d/ilV  novo  d* 
Acstrus  eqvi  Z."  (Memorie  deir  Acad.  dell'  Istituto  delle  Scienze,  Bologna  1864) 
„Sulla  trasformazione  degli  ehmenti  istologue  nelV  organipuo  animale  ec 
f Ebenda  1865)  —  „Delle  glandole  otricolari  dell'  utero  ecc.*^  (10  Tafi 
Ebenda  1867;  englisch  von  Henry  0.  Mkrey,  Boston  1880)  —  „Dei  tess 
e  degli  organi  erettili"  (10  Tafeln,  Ebenda  1868)  —  „Sulla  plucenta  e  su 
nutn'zione  dei  feti  nelV  utero"  (1  Tafel,  Ebenda  1869)  —  „Sul  processofort 
tivo  della  porzione  glanduläre  o  materna  della  placenta**  (Momorie  dell'  Acad.  < 
1869)  —  „Delle  malattie  della  placenta""  (mit  7  Tafeln,  Ebenda  1870;  £r 
zösisch  von  Andrkini,  Paris  1876)  —  „Sidla  parte  ehe  hanno  le  glandole  o( 
colari  delV  utero  nella  formazione  ecc,  della  placenta  ecc."  (4  Tafeln,  Dasei 
1873)  —  „Sulla  dimorfobiosi  ecc.**  (Memorie  dell'  Acad.  ee«.  1874)  —  „Dt 
struttura  anat,  della  caduca  uterina  nei  casi  dl  gravidanze  estra-tUeria  m 
donna"  (1  Tafel,  Ebenda  1874)  —  „Osservaztoni  elmintol.  sullo  dimorfobic 
(Ebenda  1875)  —  „Della  placenta  nei  mostri  ecc,"*  (Ebenda  1875)  und  n 
mehrere  Arbeiten  über  die  Placenta,  unter  denen  noch  genannt  sei :  „Sulle  alu 
ilone  pathol,  portate  dalla  sißlide  nella  placenta  timana"  (Bull,  delle  sc.  n 
Bologna  1883).  Sämmtliche  Arbeiten  über  die  Placenta  E.'s  gab  H.  0.  Mai 
(Boston   1884)    als  „The  reproductiv  process  etc."   in   englischer  Sprache    her 

Cantan 


r 


ERDL.  —  ERDMANN.  295 

Erdl,  Michael  E.,  zu  München  am  5  Mai  1815  geboren,  widmete  sich 
an  der  Hochschule  daselbst  dem  Stadium  der  Medicin.  Im  Jahre  18  .  .  daselbst 
zum  Dr.  promovirt,  bildete  er  sich  vorzflglich  unter  Doellinger  für  vergleichende 
Anatomie  und  Entwicklungsgeschichte  aus.  Nach  seines  Lehrers  Tod  gab  er  dessen 
h'mterlassenes  Manuscript  seiner  Vorlesungen  über  Physiologie  heraus.'  Wie 
Doellinger's ,  war  er  auch  8chubert*s  Lieblingsschüler,  mit  dem  er  im  Jahre 
1836  37  eine  Reise  nach  dem  Oriente  unternahm.  Bei  reicher  geistiger  Begabung 
und  Fertigkeit  im  Zeichnen  und  der  Darstellung  des  von  ihm  Beobachteten  that 
er  sieh  schon  früh  durch  selbstständige  Leistungen ,  so  eine  Schrift  „  lieber  die 
Entwicklung  des  Hummereies**  (München  1843,  4.)  und  ;,  üeber  die  Entwick- 
lung  des  Menschen  und  des  Hühnchens  im  Ei**  (Leipzig  1845,  4.)  hervor.  Im 
nämlichen  Jahre  erschien  von  ihm  Oestreicheb's  „Anatomischer  Atlas"  in  neuer 
Auppbe.  1840  habilitirte  er  sich  als  Docent  und  ward  schon  ein  Jahr  später,  1841, 
zuw  ausserordentlichen  und  1844  zum  ordentlichen  Professor  ernannt.  Er  erlag  im 
32.  Lebensjahre,  am  25.  November  1848,  einem  langwierigen  Lungenleiden. 

Neuer  Nekrolog  der  Deutschen.  26.  Jahrg.  1848,  I.  Thl,  pag.  1028.       F.  Seitz. 

Erdmann,  Johann  Friedrich  v.  E. ,  geboren  zu  Wittenberg  1778, 
studirte  seit  1795  ebenda  zuerst  Theologie,  dann  Medicin,  wurde  1802  zum  Dr.  med. 
promovirt  („  Utrum  aqua  per  electricitatem  columnae  a  cel,  Volta  inventae  in 
ekmenta  sua  dissolvatur  ?**  jMit  Kupfern,  Wittenberg  1802,  4.]).  Nach  weiteren 
medieinischen  Studien  in  Wien  wurde  E.  1804  ausserordentlicher  und  1808  ordent- 
licher Professor  der  Pathologie  und  Therapie  in  Wittenberg,  zugleich  Kreisamts- 
und  Landphysicus.  1809  unternahm  er  eine  Reise  nach  Frankreich,  Oberitalien 
und  der  Schweiz.  Im  Jahre  1810  folgte  er  einem  Ruf  als  Professor  der  Therapie 
und  Klinik  nach  Kasan,  bekleidete  hier  zugleich  die  Stelle  eines  Arztes  am  Gym- 
nasium und  bereiste  als  Schulvisitator  die  Gouvernements  Saratow,  Simbirsk, 
Astrachan,  Perm  und  Tobolsk.  Im  Juli  1817  zum  Professor  der  Therapie  und 
Klinik  in  Dorpat  gewählt,  siedelte  er  1818  nach  Dorpat  über.  Aber  schon  1822 
gab  er  das  Dorpater  Amt  auf  und  zog  als  Hof-  und  Medicinalrath  und  als  köuigl. 
sachsischer  Leibarzt  nach  Dresden.  Kasan  ehrte  ihn,  indem  die  Universität  ihn 
zum  Ehrenmitglied  ernannte;  Dorpat  ertheilte  ihm  das  Diplom  eines  „Corre- 
spondenten";  die  Dorpater  Studenten  Hessen  E.*s  Bild  malen  und  in  einem  Saal 
der  medieinischen  Klinik  aufhängen.  Schon  im  August  1826  erging  aufs  Neue 
von  Dorpat  aus  der  Ruf  an  E.,  er  möge  nach  Dorpat  zurückkehren  als  Professor 
äer  Physiologie  und  Pathologie.  E.  lehnte  ab.  Nachdem  der  nun  Gewählte 
^K.  E.  Baer)  ebenfalls  ablehnte,  fragte  die  Universität  Dorpat  abermals  bei  E. 
an.  Unterdessen  war  der  bisherige  König  von  Sachsen  gestorben  und  E.  zog  nun 
im  Herbst  1827,  dem  wiederholten  Rufe  folgend,  nach  Dorpat  zurück  als  Professor 
der  Physiologie,  Semiotik  und  Pathologie.  Im  nächsten  Jahre  1828  vertauschte 
er  den  Lehrstuhl  der  Physiologie  mit  dem  Lehrstuhl  der  Arzneimittellehre,  Diätetik 
und  Geschichte  der  Medicin  und  behielt  diesen  bis  zu  seiner  Entlassung  aus  dem 
russischen  Staatsdienst  am  14.  Juli  1843.  Er  verliess  Dorpat  und  starb  in  Wies- 
baden am  16. /28.  Januar  1846.  In  Dorpat  hat  E.  eine  segensreiche  und  nach- 
haltige Thätigkeit  als  Lehrer,  als  Mitglied  des  Schulrathes,  als  Decan,  als  Censor 
entwickelt ;  daneben  war  er  überaus  fleissig  als  Schriftsteller,  nicht  allein  auf  niedi- 
cinisehem  Gebiet.  Eine  ausführliche  Aufzählung  aller  seiner  Schriften  gibt  die 
untenangeführte  Quelle.  Wir  führen  folgende  hier  an:  ^  Annales  scholae  clinicae 
Dorpatensis  annorum  1818 — 1820^  (Dorpat  1821);  ferner:  ^^ Beiträge  zur 
Kenntniss  des  Innern  von  Russland,  I.  Thl, :  Med.  Topographie  des  Gouver- 
nements und,  der  Stadt  Kasan**  (Riga  und  Dorpat  1822);  „IL  Thl,:  Reise  in's 
Innere  Russlands**  (Leipzig  1825).  Bemerken swerth  ist  die  „Schreibekunst  in 
ihrer  höchsten  Vereinfachung",  Dingler's  Polytechnisches  Journ.,  Bd.  XXI,  St.  3, 
in  welchem,  um  Zeit  und  Raum  zu  sparen,  statt  der  Buchstaben  Punkte  uud  Striche 
empfohlen  werden. 

Rccke-Napiersky,  I,  510-513.  —  Beise,  I,  l(j9— 172.  L.  Stieda. 


296 


ERDMANN. 


ERHARD. 


Erdmann,  Vincenz  E.,  ordentlicher  Professor  der  Medicin  zu  Lüttic 
vorher  Proseetor  zu  Heidelberg,  machte  sich  durch  seine  Schriften :  „  Anatomtsc 
Untersuchungen  über  die  Verbindung  der  Saugadern  mit  den  Venen"  (1821)  - 
„Das  Saugader  System  der  Wirbelthiere^  rühmlich  bekannt.  —  Er  starb  am  24.  S« 
teraber  1837  im  44.  Lebensjahre. 

Neuer  Nekrolog  der  Deutscheu.  Jahrg.  XV,   1837,  II,  pag.  1265.  G. 

Erdmann ,  Johann  Julius  Friedrich  E. ,  geboren  in  Wolm 
(Livland)  als  Sohn  des  dortigen  Predigers  am  20.  Juni  1809,  besuchte  das  6y 
nasium  in  Dorpat  bis  1828,  studirte  daselbst  Medicin  von  1828 — 1833,  wui 
am  6.  October  1833  zum  Dr.  med.  promovirt  (Diss.  inaug. :  „De  tnrtute  et 
medtca  extracti  filids'maris  resinost  ad  taenias  expellandas"  (Dorpat  39  pp.  8 
Nachdem  er  den  Winter  1833/34  in  Berlin  verbracht  hatt«,  wurde  er  in  Wolii 
als  Stadtarzt  angestellt;  1835 — 1836  war  er  abermals  in  Berlin,  um  die  Sem" 
LEiN*8che  Klinik  zu  besuchen  und  pathologisch-anatomische  Studien  zu  mache 
Am  10.  April  1847  wurde  er  zum  ordentlichen  Professor  der  Therapie  und  Dire<*i 
der  medicinischen  Klinik  an  der  Universität  Dorpat  gewählt  und  trat  im  Septeml 
1847  das  Amt  an.  Er  starb  am  29.  August  1858.  E.  war  ein  scharfblickend! 
einsichtsvoller  und  gewandter  Praktiker,  ein  Schüler  Schönlein's,  dabei  e 
angenehmer  und  witziger  Gesellschafter.  Seine  literarische  Thätigkeit  war  unl 
deutend;  es  ist  nur  zu  nennen:  „Aus  der  ärztlichen  Praxis,  Beobachtungen  ui 
Ansichten  etc, "   (Halle  1847).  L.  Stieda. 

Erhard,  Johann  Benjamin  E. ,  zu  Nürnberg  1766  geboren,  trc 
einer  guten  Schulbildung  in  seiner  Jugend  Drahtzieher  (wie  sein  Vater)  und  Gravei 
begann  mit  2 1  Jahren  in  Würzburg  Mathematik ,  Sprachen ,  Naturwissenschaft 
und  Medicin  zu  studiren  und  interessirte  sich  besonders  für  KANT'sche  Philosoph 
deren  Studium  er  1790 — 1791  in  Jena  fortsetzte.  Auf  einer  Reise  von  Kopenhag 
lernte  er  Kant  in  Königsberg  persönlich  kenneu  und  hatte  mit  ihm  später  ein 
Briefwechsel.  Ueber  Wien  und  Oberitalien  zurückkehrend,  doctorirte  er  1792 
Altorf  und  Hng  in  Nürnberg  an  zu  prakticiren.  Doch  lag  seine  Befähigung  a 
schriftstellerischem  Gebiet.  Ausser  mehreren  politischen  und  literarästhetisch 
Arbeiten  publicirte  er :  „  Versuch  einer  systematischen  Eintheilung  der  GemiiÜ 
kräfte'^  —  „  Ueber  Narrheit  und  ihre  ersten  Anfänge'*  —  „  Ueber  die  Melancholi 
(Wagner's  Beitr.  zur  phil.  Anthropologie,  Wien  1794 — 1796)  —  auch  Mehrei 
in  Schiller's  Hören  und  monographisch  ;,  Ueber  das  Recht  des  Volkes  zu  ein 
Revolution**  (JensL  1794).  1797  durch  Hardenberg  nach  Anspach,  1799  na 
Berlin  gezogen,  schuf  er  sich  hier  eine  glänzende  Praxis ;  schrieb  noch :  .,  Theai 
der  Gesetze,  die  sich  auf  das  körperliche  Wohl  der  Bürger  beziehen**  (Her! 
1800)  —  „Benutzung  der  Heilkunde  zum  Dienst  der  Gesetzgebung**  (1802) 
„  Ueber  Einricfitung  und  Ztoeck  der  höheren  Lehranstalten**  (Gleichzeitii 
1817  Mitglied  der  Oberexaminations-Commission,  1822  Obermedicinalrath,  starb 
am  28.  November  1827. 

Allg.  Deutsche  Biogr.  VI.  Bed 

Erhard,  Julius  E. ,  Berliner  Ohrenarzt,  geboren  1827,  gestorben  s 
4.  März  1873,  habilitirte  sich  als  Docent  für  Ohrenheilkunde  an  der  Berlii 
Universität  im  Jahre  1861.  Selbst  ohrenleidend,  entdeckte  er,  unabhängig  v 
Yearsley  in  London,  an  seinem  eigenen  Ohre  die  eigenthümliche  Heilkraft  c 
bis  zum  Trommelfell  vorgeschobenen  angefeuchteten  Wattekügelchens,  einer  Abj 
des  sogenannten  künstlichen  Trommelfells.  Er  berichtete  hierüber  in  seiner  Dissertatic 
„De  auditu  quodam  diffidli,  nondum  observato**  (Berlin  1^49)  und  später 
einer  besonderen  Schrift :  ;,  Ueber  Schwerhörigkeit^  heilbar  durch  Druck**  (Leipi 
1856).  Von  seinen  grösseren  Werken  sind  zu  erwähnen:  „Klinische  Otiatn 
(Berlin  1863)  und  die  nach  seinem  Tode  erschienenen  „  Vorträge  über  die  Kra% 
heiten  des  Ohres,  gehalten  an  der  Friedrich  Wilhelms- Universität  zu  Berit 
(Leipzig   1875).  A.  Lucae 


ERHARDT  — .  ERISMANN.  297 

*Erhardt,  Wolfgang  E.,  geboren  zu  Freiburg  im  Breißgau  am 
14.  Februar  1819,  machte  seine  Studien  in  Heidelberg  (Cheltüs,  Pdchelt,  Nakgele) 
nnd  wurde  1841  promovirt.  Seit  1845  wirkt  er  als  Arzt  des  deutschen  Spitals  in 
Kom  und  Arzt  der  preussischen  Gesandtschaft  (später,  seit  1871,  der  deutschen 
Botschaft)  und  schrieb  über  „  Winterklima  in  Rom**  fBerl.  med.  Wochenschr. 
1877)  —  „Die  Krankheiten  in  Rom  etc.**  (D.  med.  Wochenschr.  1883).  Ein 
Verdunstungsmesser  (Atmometer)  wurde  von  ihm  angegeben  1876  und  auf  den 
Naturforscher- Versammlungen  demonstrirt.  Red. 

Erhardt,  Erhart  —  Andere  ftllschlich  so  geschriebene,  s.  unter  Ehehart. 

*Erich8en,  John  Eric  E.,  F.  R.  C.  T.  Eng.  1845,  zu  London  lebend, 
berühmter  Chirurg  und  ausserordentlicher  Leibarzt  der  Königin,  w^ar  früher  als 
Professor  am  University  College,  sowie  als  Vorsitzender  des  R.  C.  S.  in  Thätigkeit 
und  hat  schriftstellerischen  Ruf  besonders  als  Verfasser  der  „Science  and  art  of 
mrgery"^  (8  Aufl.).  Die  goldene  Fothergill-Medaille  erhielt  er  für  die  (in  2.  Aufl. 
erschienene)  „Pathology  and  treatment  of  a^phyria**.  Neben  anderen  Arbeiten 
über  ehirargische  Krankheiten  des  Schädels  und  der  Wirbelsäule  (letztere  in  2.  Aufl. 
1882),  verdienen  dann  noch  besondere  Erwähnung:  „Railway  injuriea  of  the 
nervous  System**  (London  18661  und  „  Hospitalism ,  and  the  causes  of  death 
öfter  Operations  and  surgical  injuries"  (Daselbst  1874).  Seine  kleineren  und 
esj^uistischen  Arbeiten  brachten  die  Med.-chir.  Transact. ,  das  Edinb.  Med.  and 
Surg.  Journ.,  die  Med.  Gaz.  und  Lancet.  Ut^. 

Erikson,  Gustav  E. ,  geboren  in  Marstrand  1789,  gestorben  in  Norr- 
köping  1865;  studirte  zuerst  in  Äbo,  nachher  in  Upsala,  woselbst  er  Doctor  der 
Philosophie  1812  und  der  Medicin  1817  wurde.  1819  wurde  er  zum  Stadtarzt 
in  Norrköping  ernannt  und  erhielt  1824  die  Würde  eines  Professors.  E.  hat  sich 
auch  als  fleissiger,  conservativ  politischer  Schriftsteller  einen  Namen  gemacht. 
Unter  seinen  Schriften  sind  zu  nennen:  „Om  bränvinet  och  dess  missbruk**  (Norr- 
köping 1831)  —  „Läkemedlens  igenkännande  och  pröfning  vid  apoteksvisi- 
tationer**  (Wexiö  1838)  —  „Anmärkningar  rörande  det  medicinska  studiet  i 
Sverige*"  (Norrköping  1841)  —  „Om  kallt  vattens  dietetiska  användande  och 
den  Friessnitz^ska  kurmetoden"  (Daselbst  1842)  —  „IdSer  i  allmän  politik 
rörande  statsstyrelse,  representation  och  laqstiftning"  (Daselbst  1844)  —  „Om 
menniskan  betraktad  i  sitt  förhällande  tili  Oud**  (Örebro  1861).  E.  war  selbst 
Zeitnngsherausgeber  und  ausserdem  ein  fleissiger  Schriftsteller  in  anderen  politischen 
Zeitungen;  auch  übersetzte  er  mehrere  Werke:  Friedländkr's  Geschichte  der 
Medicin,  Neander's  Kirchengeschichte  u.  a. 

Wistrand,  pag.  115.  —  AVistrand,  Bruzelius,  Edling,  N.  F.  I,  pag.  230- 

Heden  iuH. 

^ErismaiUl,  Friedrich  E.,  doctorirte  mit  einer  These  y^Ueber  Intoxi- 
cations-Amblyopien**  zu  Zürich  im  Jahre  1867.  In  München,  wo  er  eine  Reihe 
von  Jahren  hindurch  unter  Pettenkofbr  sich  speciell  mit  Hygiene  beschäftigte, 
schrieb  er  verschiedene  Arbeiten  experimentellen  Inhalts  für  die  Zeitschrift  für 
Biologie :  „  Untersuchungen  über  die  Verunreinigungen  der  Luft  durch  Abtritts' 
gruben  etc.**  (Bd.  XI)  —  „Zur  Physiologie  der  Wasserverdunstung  von  der 
Haut**  (Ebenda)  —  ;,  Untersuchungen  über  die  Verunreinigungen  der  Luß  durch 
künstliche  Releuchtung  etc.**  (Bd.  XII),  sowie  für  die  Vierteljahrschrift  f.  öffentl. 
Gesundheitspflege :  „Das  Project  eines  Atusterschtdzimmers**  (Bd.  VIII).  Auch  gab 
er  eine  „Gesundheitslehre  für  Gebildete  aller  Stände**  (München  1878)  heraus, 
welche  bereits  im  folgenden  Jahre  (besorgt  durch  Schoster)  in  2.  Auflage  erschien. 
Während  der  Jahre  1877 — 1878  wirkte  E.  als  Mitglied  der  russischen  Commission 
zur  Assainirung  der  von  der  Donauarmee  besetzt  gewesenen  Theile  der  europäischen 
Türkei  und  hat  über  diese  Thätigkeit  in  der  Schrift  „  Die  Desinfectionsarbeiten  auf 
dem  Kriegsschauplatze  etc.**  (München  1879)  Bericht  erstattet.  r^j 


^m 


ERLEN-MEYEH.  —  ERMERINS, 


Erlenmeyer,  Adolf  Albrecht  E-,  der  Vater,  geboren  zu  Wiesbadei 
am  11,  Juli  1822,  gestorben  zu  Hendorf  bei  Cnblenz  am  ^.  Au^ui^t  1877,  stnditt 
iti  MarburjüT,  Boim  uud  Berlin.  In  Bonn  wandte  er  Hieb  von  der  zuerst  besonder 
t'tilti Villen  Chinirgie  (Wützkh)  ab  und  trat  als  AöHij^t^nt  in  dio  Siegburger  Irret] 
austalt  (jArOBiJ  ein.  Hier  sehrieb  er  die  Dies,:  f^De  nrina  maniacorum*^ ^  gini 
dann  behufs  weiterer  Ausbildung  nach  Prag  (RrEDEL)  und  grllndete  bald  nach  de 
Rückkehr  neine  ztierRt  kleine  Privat-Irrenanstalt  in  Bendorf  ^1848),  die  er  186< 
durch  eine  Abtheiluug  für  Nervenkranke,  1867  durch  die  laudwirthschaftlifli 
(.'olonie  Albrecbtsbßhe  etc,  erweiterte.  Neben  diefier  Thlltigkeit  war  er  schriftstellerijic 
sehr  fruchtbar:  y^Die  Oekirnuirophie  der  Erwachsenen^  erseluen  in  3  —  „Wi 
ftind  Seelenstöritngen  in  ihrevi  Beginne  zu  behandelnd ^"^  (Preisgekrönt  und  i 
7  Öpraeheu  übersetzt)  in  5  —  ,^Die  Ernhol/e  der  Hirnarlerien^^  in  2  —  „Dt 
snbcutfinen  htjectwnen^  in  3  ^ —  r^I^ic  Inetvichf^n  Ps^ckosen'^  in  2  Aufläget 
Mehrfach  aufgelegt  wurden  auch  steine  Ue hersichten  der  deutschen,  österreichische 
resp,  schweizerischen  Irreuiui stalten.  —  iJie  Leitung  des  1853  ^nit  BERGMANTi 
EULENBEHG,  Mannsfeld  gt gründeten  „Oorrei!*pondenÄbi:*tt  uud  Archiv  der  1).  Ge* 
für  Psych,  und  ger.  l*sychologie'*  fiel  iu  den  letzten  Jahren  dieser  Zeitschrift  ihr 
fast  allein  zu.  Red. 

*  Erlenmeyer ,  F  r  i  e  d  r  i  e  h  A  1  b  r  e  c  h  t ,  wurde  ah  Sohn  des  Vori|re 
am  9,  März  1849  zu  TJeudorf  bei  Coblenz  gebnrcn,  studirte  in  Bonn,  Halle  a.  S, 
Wttrzburg  (RrENECKER),  Greifswald ,  Wien  und  Berlin  und  gelangte  1872  zu 
Promotion.  Seit  IST*-!  wirkt  er  iils  dingirender  Arzt  dfr  Efir.EXMEyKK'scheu  Anstalt  i 
Bendurf  und  Beb  neb  ausser  der  Dissertation  ( ^^Vtlmr  das  üieatncielle  Neurom^ 
noeh:  ^Die  Kopröphagie  der  In^eu*^  (Torr,  für  Psych ♦  1873)  —  ^Ueber  Reße^ 
Schwindel  uns  bisher  nicht  he^'tehnehener  Vrsnche^*  (Deuteehc  med.  Wochensch 
1878^  44j  45)  —  jj'eher  Tabe^  dorsalis  incipiens*'  (Corr.  ftSr  Schweizer  Aerzi 
187^*)  —  t^Die  Schrift f  Grundzüge  ihrer  Phy^niologie  und  Pathologie^  (Stuttgar 
Bonsi  &  Cie.  1879)  —  f,Ih'e  Morphium  sucht  und  ihre  Behandlung"  (Neuwie 
1883,  im  gleichen  .lahre  in  2.  Auflage)  und  über  eine  Reibe  psych iatrisrh^ 
neobaehtungeu  (pftradoxe  Muskeleuntrfleti<m ,  Schwangerschaft  und  Psychose,  trai 
matiscbe  Brücbiidlahniung,  Piiralysis  agitant^  etc,;i  im  „Ceutralbbtt  für  Nenei 
beilkiiude,  Psyehiatrie  und  ger.  Psych opathologie^^  welcluH  tr  1878  begründt^i 
und  dessen   Herausgabe  er  seitdem  leitet.  RerL 

Erlsfeld  faueh  Ehelsfeld),  s.  Lüw  v.  Ekl^feld. 

i*  Ermengaud  (ABMEirAtfDus,  auch  Asmikgaudüb  Blasius),  war  Leibar 
Philipp'e  des  8eb(Jnen  und  lebte  in  Montpellier  um  die  zweite  Hälfte  di 
13.  und  im  Anfange  des  14.  Jahrhunderts.  Er  war  berühmt  wegen  Reines  Scharf8inB< 
in  der  Diagnostik,  vertraut  mit  der  Sprache  der  Araber  uud  Hebräer  und  fll)e 
setzte  in's  Lateinische  den  Traetat  über  den  Theriak  des  Avjcexna,  sow^ie  d: 
WtTk  des  Moses  Maimokidfs:   ,^iJe  regmiine  t-anitatifs  ad  Sultanum  Babyloniae 

ünger. 

Ermerins,  Jan  Willem  E. ,  171^8  in  Zierikzee  geboren,  studirte  sc 
I8lti  in  Leyden  und  promovirte  da  zum  Dr.  med.  (Dias.:  „/>e  rattone  inf* 
formam  osslnm  aliarumqiie  partium  corporis  hu7nant*^]  und  zum  Dr.  math. 
pbilos.  natur.  (Diss. :  ^^De  refractione  asirmiontica^^y  Kr  etablirte  sich  als  pral 
tineber  Arzt  in  K'Hage,  doch  wurde  er  bald  Prof,  math.  et  pbil.  natur.  in  Franek 
(Antrittsrede :  ^Oratio  de  studio  matheseos  ad  jiluriruorum  hominum  ingeih 
accoractdata^).  Nachdem  er  10  Jahre  diese  Professur  wargenommen  hatte',  wart 
er  nach  Groningen  gerufen  ( Antrittsrede:  f^Oratio  de  matheMOat  vi  ad  acuetid» 
veri  sensu/n'')^  w^o  er  bis  zum  Jahre   1860  thatig  war.    Er  starb  im  März  186 

C.  E.  Dani&ls. 

Ennerins,  F  r  a  n  z  Z  a  e  h  a r  i  a  s  E,,  1808  in  Middelburg  geboren,  studir 
in  Leyden  unter  SANniFORT,  MACt^rELYN,  Broehs  und  Phdts  van  der  Hoev! 
und    promovirte    1832    zum    Dr.   med.    (Dissertation:    „/>e  Bippocratis   doctrit 


ERMERINS.  —  ERYTHROPEL.  299 

a  prognosUce  oriunda^).  Er  übte  die  ärztliche  Praxis  in  seinem  Geburtsorte  aus, 
doch  beschäftigte  er  sich  ausserdem  stets  mit  dem  Studium  der  Geschichte  der  älteren 
Medicin,  so  dass  er  im  Jahre  1840  „Anecdota  medica  graeca**  und  im  folgenden 
Jahre,  nach  einer  Reise  nach  Paris,  eine  ausgezeichnete  Abhandlung  Ober  „  Hippo- 
cratis  liber  de  victua  rattone  in  morbis  acutis,  una  cum  observaidonibus  criHcis 
in  Soranum  Ephesium  de  morbis  mulierum  et  arte  obstetricia^  veröffentlichte. 
1844  als  Prof.  med.  nach  Groningen  gerufen,  trat  er  dieses  Amt  an  mit  einer 
j,Ora(io  de  veterum  medicorum  interpretis  munere  a  medicis  non  recusando" , 
£.  lehrte  ausser  Klinik,  Pathologie  und  allgemeiner  Therapie  noch  pathologische 
Anatomie  und  Histologie.  Obgleich  er  Geschichte  der  Medicin  (weil  damals  nicht  auf 
dem  Unterrichtsprogramme)  nicht  lehrte,  publicirte  er  1847  f,Aretaei  Capadocis 
quae  mpersunt  (graeca  et  latina)  recens,  et  illustrata"  und  später  (1859 — 65) 
rfEippocratia  et  aliorum  medicorum  veterum  reliquiae"  (3  Theile,  eine  sehr 
gesehätzte  kritische  Arbeit).    Er  starb  im  Mai  1871  am  Typhus. 

C.  E.  Danii^ls. 

Emdl,  Christian  Heinrich  E.  (Erndtel),  aus  Dresden,  gestorben 
daselbst  am  17.  März  1734  als  Leibarzt  des  Kurfürsten  von  Sachsen  und  Königs 
von  Polen,  Botaniker;  schrieb  1700:  „De  usu  historiae  naturalis  exotico-geo- 
grapkicae  in  medicina".  lieber  seine  Reisen  berichtete  er  1710:  „De  itinere 
svo  Anglico  et  Batavo  1706 — 7^.  E.  schrieb  1723  ttber  die  Pflanzen  bei  Sedlitz 
und  1733  über  die  bei  Teplitz,  1730  „Varsavia  physice  illustrata  sive  de  ai^e, 
nquiSf  locis  et  incolis  V,  ac  cum  catahgo  plantanim  circa  Varsaviam  crescentum^ , 

Biogr.  univ.  W.  Stricker 

Emsting,  Arthur  Kon r ad  E.,  geboren  1709  in  Bachsenhagen  (Schaum- 
bnrg),  gestorben  am  11.  September  1768;  Arzt  in  Braunschweig,  dann  in  Sachsen- 
hagen, Bchiieh :  „Pkellandrologia^  (Braunschweig  1739)  —  „Anfangsgründe 
der  Botanik*^  (Wolfenbüttel  1749)  —  „Der  vollkommene  Apotheker*^  (Helmstädt 
1741)  —   „Beschreibung  der  Geschlechter  der  Pflanzen"    (Lemgo   1762). 

Biogr.  univ.  W.  Stricker. 

Erotlanus  (*Epo>Ttxvo;),  ein  Grammatiker  aus  der  zweiten  Hälfte  des  ersten 
Jahrhunderts,  schrieb  ein  Lexikon  zur  Erklärung  veralteter  Ausdrücke  (yXö'7<jai) 
bei  HiPPOKRATES,  das  für  die  Geschichte  der  Medicin  wegen  seiner  vielen  Citate 
aus  den  Werken  älterer  Aerzte  von  Bedeutung  ist.  Es  ist  dem  Archiater  Andro- 
MACHUS  gewidmet.  (Neueste  Ausgabe  von  Jos.  Klein,  Leipzig  1^65.) 

Helmreich. 

Erzleben ,  Mutter  und  Sohn.  Die  Erstere ,  Dorothea  Christine  E. 
geborene  Leporin,  stammte  aus  Quedlinburg,  kam  am  13.  November  1715  zur 
Welt,  zeigte  schon  früh  den  ausgesprochensten  Sinn  für  ernste  Studien  und  bildete 
sich  in  der  Philosophie  und  Medicin  aus.  1742  heiratete  sie  den  Geistlichen 
Johann  Christian  E.,  Hess  12  Jahre  vom  Studium  ab,  erlangte  aber  dann  — 
1754  —  das  Doctorat  in  Halle  unter  J.  Junker  (Diss. :  „Quod  nimis  cito  ac 
jucunde  curare  saepius  fiat  causa  minus  tutae  curat ionis**).  Ausserdem  schrieb 
sie  noch  eine  „Untersuchung  der  Ursachen,  die  das  weibliche  Geschlecht  vom 
Studiren  abhalten**  (Berlin  1742),  hatte  eine  grosse  Praxis  in  Quedlinburg  und 
starb  am  13.  Juni  1762.  —  Der  Sohn,  Johann  Christian  Polycarpus  E., 
am  22.  Juni  1744  geboren,  bezog  1763  die  Universität  Göttingen,  wurde  dort 
Dt.  phil.  1767,  schrieb  mehrere  Werke  über  Thierheilkunde  —  1769,  1771  — 
nnd  widmete  sich  später  ganz  der  Chemie  und  Physik.  Als  Mitglied  der  Göttingcr 
Akademie  starb  er  am  18.  August  1777. 

Biet.  hisi.  II.  Red. 

Erythropel,  August  Christian  P].,  zu  Stade,  war  am  28.  April  1774 
als  Sohn  des  Regiments-Chirurgus  Jon.  Friede.  Jakob  E.  zu  Barbeck  im  Herzogthura 
Bremen  geboren,  ging  schon  als  Knabe  seinem  Vater  vielfach  bei  chirurgischen 
Verrichtungen    zur  Hand,    kam  nach  vollendetem  15.  Jahre    auf  die  chirurgische 


300 


ERYTHROPEL  —  ESCHENBACH. 


Lehranstalt  zu  Celle,  kehrte  1791  zu  seinem  Vater  zurück,  wurde  aber  schon  im 
folgenden  Jahre  als  Assistenzwundarzt  bei  der  Hannoverischen  Armee  ang:estellt^ 
mit  der  er  1794/95  die  Feldzüge  in  den  Niederlanden  mitmachte.  1802  verliess  er 
den  Militärdienst,  studirte  noch  drei  Jahre  in  Berlin  und  Göttingen,  wo  er  1805 
Doctor  wurde.  Er  Hess  sich  1806  in  Drochtersen  in  der  Kehdinger  Marsch  als 
Arzt  nieder,  erlangte  als  solcher  einen  bedeutenden  Ruf,  kam  im  Winter  1813/14 
nach  Stade,  wo  er  1814  Landphysikus  und  Garnisonsmedicus  wurde,  1820  aber 
den  Titel  Hofmedicus,  1833  den  als  Medicinalrath  erhielt.  Er  erfreute  sich  in  sein« 
sehr  ausgebreiteten  Praxis  des  ungetheiltesten  Vertrauens,  erwarb  sich  Verdienste 
um  seine  CoUegen  im  Herzogthum  Bremen  durch  Begründung  einer  medicinischen  Lese- 
gesellschaft (1819),  deren  beständiger  Director  er  war,  ferner  um  die  Allgemeinheil 
durch  Errichtung  eines  Badehauses  auf  Actien ,  Anschaflfung  eines  Rettungsbooten 
für  auf  dem  Eise  Verunglückte  u.  s.  w.  Ausser  einer  Schrift:  „Bemerkungen  übe/ 
das  endemische  Sommerfieber  in  besonderer  Beziehung  auf  die  Nordsee- Küsten 
Endemie  d.  J.  1826^  (Stade  1828)  schrieb  er  noch  Aufsätze  für  das  Hannoverische 
Magazin.  In  Folge  eines  Sturzes  mit  dem  Pferde  starb  er  am  17.  September  1837, 

H.innover'sche  Aunalen  für  die  ^es.  Heilkunde.  1838,  III.  pap.  184,  Heft  I.  —  Neuer 
Nekrolog  der  Deutschen.  Jahrgr.  15,  18H7,  H,  pag.  832.  —  Sachs,  Medio.  Alnianach  füii 
1839,  pag.  12.  G. 

Eschen bach ,  Christian  Ehrenfried  E.,  am  21.  August  1712  iu 
Rostock  geboren,  daselbst  ausgebildet  und  in  absentia  (während  er  sich  auf  einei 
Reise  in  Rusaland  befand)  1735  zu  Dr.  med.  promovirt,  prakticirte  in  Dorpat  bis 
1737,  in  Rostock  bis  1740,  bildete  sich  dann  in  Paris  für  Chirurgie  aus  und 
wurde  1742  Professor  dieses  und  noch  einiger  anderer  Fächer  in  Rostock.  1756 
übertrug  man  ihm  auch  den  Lehrstuhl  der  Mathematik  daselbst  und  1766  di( 
Stelle  eines  Stadtarztes.  Bei  seinem  Tode  am  23.  Mai  1788  hiuterliess  er  eine 
Reihe  von  Schriften,  aus  welchen  hervorzuheben  sind:  „Anfangsgründe  der 
Chirurgie"  (Rostock  1745)  —  „Medicina  legalis  etc,"  (Daselbst  1746,  1775)  — 
eine  Preisarbeit:  „De  supjmratione  et  pus  moventibus"  (mit  französischer  üeber 
Setzung,  an  die  Acad.  roy.  de  chir.  1744  gesandt)  —  „Commentatio  vulnerum 
ut  plurimum  lethalium  dictorum  mdlitatem  demonstrans"  (Rostock  1748)  — 
„Anatomische  Beschreibung  des  menschlichen  Körpers"  (Daselbst  1750)  — 
„Chirurgie,  mit  Kupfern"  (78  Blätter,  1754)  —  „Novae  pnthologiae  delineatio'' 
(1755);  ausserdem  eine  Schrift  über  Taylor^s  Augenoperation,  ein  Hebammen- 
buch, gemeinnützige  Aufsätze  über  Mutterkorn,  die  Behandlung  der  Ertrunkenen  etc. 
Eine  Sammlung  vermischter  Schriften  erschien  Rostock  1779,  Chirurgische  Curiosa 
aus  E.'s  Praxis  „Observata  quaedam  anatomico-chirurgico-medico  variora"  bereife 
1753,  Fortsetzungen  dazu  1769. 

Dict.  hist.  II.  Red. 

Eschenbacll,  Christian  Gotthold  E.,  geboren  am  14.  November  1753 
zu  Leipzig,  erwarb  daselbst  1783  die  medicinische  Doctorwürde  und  wurde  1785 
zum  ordentlichen  Professor  der  Chemie  ernannt,  welche  Stelle  er  bis  zu  seinem  am 

10.  November  1831  erfolgten  Tode  behielt,  obschon  er  gegen  Ende  seines  Lebenü 
von  der  regelmässigen  Verwaltnng  seiner  Professur  entbunden  wurde.  Zum  Mit 
gliede  der  medicinischen  Facultät  war  er  1797  ernannt  worden  und  hat  sich  durch 
eine  Stiftung  für  Studirende  der  Medicin  ein  ehrendes  Andenken  bewahrt.  E.'g 
sehr  ausgedehnte  schriftstellerische  Thätigkeit  war  zum  grossen  Theile  der  üeber 
setzung  ausländischer  (namentlich  englischer)  Werke  gewidmet,  unter  denen  Päiest- 
ley's  Versuche  über  verschiedene  Theile  der  Naturlehre,  Püsta's  Untersuchungen 
über  das  Blut,  Foürcroy's  System  der  Chemie ,  Duncan's  Neues  Apothekerbucli 
genannt  zu  werden  verdienen.  Seine  eigenen  Arbeiten  betreffen  namentlich  Gegen- 
stände aus  dem  Gebiete  der  Anatomie,  der  pharmaceutischen  Chemie  und  der  Diabetik. 

Neuer  Nekrolog  der  Deutschen.  9.  Jahrg.,  11,  pag.  956.  —  Leipziger  Tageblatt  vom 

11.  November  1831.  Winter. 


ESCHENMAYER.  ~  ESCHRICHT.  301 

Escheumayer,  Karl  August  von  £.,  Arzt  und  Philosoph,  war  in  der 
Württembergischen  Oberamtsstadt  Neuenburg  am  4.  Juli  1768  geboren,  kam  in 
die  Earls-Akademie  zu  Stuttgart ,  begann  daselbst  das  Studium  der  Medicin ,  das 
er,  nach  Auf hebuDg  der  Akademie,  in  Tttbingen  fortsetzte,  wo  er  1794  Doctor 
wurde.  Er  Hess  sich  nach  der  Rückkehr  von  einer  wissenschaftlichen  Reise  zu 
Kirchheim  u.  T.  als  Arzt  nieder,  wurde  Oberamtsarzt  in  Sulz,  1800  in  Kirchheim, 
1811  in  TDbingen  Prof.  e.  o.  der  Medicin  und  Philosophie  und  1818  Professor 
Ordinarius  der  praktischen  Philosophie.  In  dieser  Zeit  hatte  er  bereits  folgende 
Schriften  verfasst:  „lieber  die  Enthauptung,  gegen  die  Soemm  er  Ingusche 
Meinung"  (Tübingen  1797)  —  „Sätze  aus  der  Natunaietaphysik  auf  chemische 
und  medicinische  Gegenstände  angewandt"  (Ebenda  1797)  —  „  Versuch,  die 
Gesetze  magnetischer  Erscheinungen  aus  Sätzen  der  Naturmetaphysik,  mithin 
a  priori  zu  entwickeln"  (Ebenda  1797  ;  2.  Aufl.  1798)  —  „Die  Epidemie  des 
Croups  zu  KircJJieim  .  .  .  1807—1810"  (Stuttgart  1812;  2.  Aufl.  1815)  — 
j,  Versuch,  die  scheinbare  Magie  des  thierischen  Magnetismus  aus  physiologischen 
und  psychischen  Gesetzen  zu  erklären"  (Stuttgart  und  Tübingen  1816)  —  nP^V' 
chologie,  in  drei  Theilen,  als  empirische,  .reine  und  angewandte"  (Ebenda  1817). 
Er  war  auch  Mitherausgeber  des  „Archiv  für  den  thierischen  Magnetismus"  (1817 
bis  1822)  und  schrieb  in  dieser  Zeitschrift,  wie  in  anderen,  verschiedene  Aufsätze 
über  thierischen  Magnetismus,  Somnambulismus,  aber  auch  (Tübinger  Blätter  für 
Naturw.  u.  Arzneik.  1815)  über  ein  monströses  lOjähr.  Fettmädchen  von  5  Fuss 
3  Zoll  Höhe  und  219  Pfd.  Gewicht.  Als  akademischer  Lehrer  wirkte  er  anregend, 
ja  begeisternd,  dabei  war  er  ein  scharfblickender,  tüchtiger  Arzt,  fasste  die 
magnetischen  Erscheinungen  auch  in  ärztlicher  Hinsicht  auf  und  begründete 
zusaramen  mit  KiESEB  und  Nees  von  Esenbece  das  genannte  Archiv,  welches  über 
dieses  dunkle  Gebiet  der  Natur  Licht  verbreiten  sollte.  Mit  grossem  Eifer  nahm 
er  sieh  der  Erscheinungen  bei  den  Somnambulen,  besonders  der  Seherin  von  Prevorst, 
an  und  schrieb  darüber:  „Mysterien  des  inneren  Lebens,  Erläutert  aus  der 
Geschichte  der  Seherin  von  Prevorst  u.  s.  w."  (Tübingen  1830);  femer  verfasste 
er:  „Grtindriss  der  Naturphilosophie"  (1832)  —  „Die  All öopathie  und  Homöo- 
pathie, verglichen  in  ihren  Principien"  (1834)  —  „Conflict  zwischen  Himmel 
und  Hölle^  an  dem  Dämon  eines  besessenen  Mädchens  beobachtet"  (1837).  — 
Seine  zahlreichen  philosophischen  Schriften  übergehen  wir  und  auf  seine  heftige 
Polemik  gegen  die  HEGEL^che  Philosophie  und  gegen  Stbaüss'  „Leben  Jesu"  und 
seine  in  späteren  Zeiten  immer  mehr  hervortretende  Hinneigung  zu  religiösem  und 
naturphilosophischem  Mysticismus  wollen  wir  nur  hindeuten.  —  1836  wurde  er  mit 
auszeichnender  Anerkennung,  seinem  Wunsche  gemäss,  in  den  Ruhestand  versetzt 
undichte  noch  friedlich  16  Jahre  bis  zu  seinem  am  17.  November  1852  erfolgten 
Tode  in  Kirchheim  u.  T.  Noch  in  demselben  Jahre  hatte  er  „Betrachtungen  über 
den  physischen  Weltbau"  herausgegeben.  —  Er  war  einer  der  Ersten,  die  Vor- 
lesungen über  Psychiatrie  hielten,  und  in  Nasse's  Jahrbüchern  der  Anthropologie 
(1830)  findet  sich  von  ihm  ein  „Grundriss  der  Psychiatrie  in  ihrem  theoretischen 
und  praktischen    Theil". 

Neuer  Nekrolog  der  Deutschen.  Jahrg.  XXX,  1852,  II,  pag.  785.  —  Roller  in  AUgem. 
Zeitschr.  für  Psychiatrie,  Bd.  X,  1853,  pag.  142.  —  Alberti  in  der  AUgem.  Deutschen 
Biographie,  VI,  pag.  349.  —  Callisen,  VJ,  pag.  111;  XXVlI,  pag.  474.  g. 

Eschricht,  Daniel  Frederik  E. ,  physiologischer  Professor  an  der 
Kopenhagener  Universität  von  1829 — 1863,  ist  am  18.  März  1798  zu  Kopenhagen 
geboren,  wurde  1817  an  der  Universität  immatriculirt,  absolvirte  chirurgische  und 
medicinische  Examen  1822,  war  bis  1825  Landphysicus  auf  Bornholm,  doctorirte 
1825  („De  functionibus  nervorum  faciei  et  olfactus  organi") ,  studirte  einige 
Jahre  im  Auslande,  besonders  bei  Magendie,  wurde  ein  persönlicher  Freund 
Johannes  Müller's,  wie  auch  v.  Baer*s,  welchen  beiden  genialen  Männern  er 
»ich  fiberhaupt  in  seinen  Forschungen  anschloss.  Während  er  die  neue  stringent 
chemisch -physische    Entwicklung     der    Physiologie    sich    anzueignen    nicht    recht 


302 


ESCHRICHT.  —  DE  L'ESCLUSE. 


vermochte,  was  er  übrigens  selbst  in  späteren  Jahren  bedauerte,  war  er  ein  genialer 
und  sehr  verdienter  eomparativer  Anatom.  Die  Entwicklungslehre,  die  genetische 
Aufbauung  der  Morphologie  war  der  Centralpunkt  in  seinen  Forschungen.  In  dieser 
Beziehung  wichtige  Schriften  sind :  „Zoologisch-anatomisch-physiologische  Unter- 
suchungen über  die  nordischen  Walthiere^  (Leipzig  1849);  über  die  RelatioDen 
dieses  Werkes  zu  den  analogen  Untersuchungen  v.  Baeb's  siehe  Nachrichten  über 
Leben  und  Schriften  des  Herrn  Geheimrathes  Dr.  K.  E.  V.  Baeb,  St.  Petersbiwg 
1865,  pag.  389 — 90)  —  „Anatomisch-physiologische  Untersuchungen  über  die 
Bothryocephalen"  (Berlin  1840)  —  „Om  haarenes  Retning  paa  det  menneskelige 
Legenie^  (über  die  Richtung  der  Haare  auf  dem  menschlichen  Körper),  deutsch 
in  JOH.  Mjller's  Archiv,  1837.  Diese  interessante  Abhandlung  ist  besondere 
von  Seite  der  neuen  Evolutionstheorie  (Darwin,  Descent  of  man)  beachtet  worden. 
„  Ueber  die  arteriösen  und  venösen  Wundernetze  an  der  Leber  des  Thunfisches 
und  einen  merkwürdigen  Bau  dieses  Organes^  von  Dr.  F.  EsCHRiCHT  und 
JOH.  MÜLLER  (Berlin  lb36).  Sein  „Haandbog  i  Physiologien^  erschien  Kopeu- 
hagen  1834 — 41.  Vollständiges  Verzeichniss  seiner  zahlreichen  Schriften  (die 
grösstentheils  unter  „Videnskabernes  Selskabs  naturvidenskabelige  Afhandliuger^ 
gedruckt  sind),  findet  sich  in  Ebslew  und  Erslew's  Supplement.  Seine  zootomisch- 
physiologischen  Sammlungen,  die  er  1841  der  üniversitM  übergab,  sind  ausser- 
ordentlich umfassend  und  von  besonderem  Werth.  E.  besass  eine  eigenthümlieh 
fesselnde  und  spielende  Beredtsamkeit ,  mittelst  welcher  sein  ideeller  Vitaliamus, 
seine  innige  Begeisterung  für  die  Wunder  des  Organismus  immer  einen  schwung- 
vollen Ausdruck  fand  und  die  seine  Zuhörer  einnahm.  Besonders  in  popularisireuden 
physiologischen  Vorträgen  war  er  ein  unübertroffener  Meister  und  riss  Alle  hin, 
auch  in  Deutschland,  wo  er,  namentlich  in  Hamburg  und  Berlin,  wiederholt  der- 
gleichen Vorträge  hielt.    Er  starb  plötzlich  am  22.  Februar  1863.     Peterseu. 

Eschsclioltz,  Johann  Friedrich  E.,  geboren  als  Sohn  eines  Notars  in 
Dorpat  am  1.  November  alten  St  vis  1793,  studirte  ebendaselbst  Mediciii  von 
1812 — 1815  und  wurde  am  7.  Juli  1815  zum  Dr.  med.  promovirt.  (Seine  Disser- 
tation „i>e  hydropum  differentiis'^ ,  24  pp.,  8.  wurde  erst  1817  gedruckt.)  Un- 
mittelbar nach  seiner  Promotion  trat  er  als  Schiffsarzt  der  Brigg  „Rurik"  unter 
Kotzebue  eine  Reise  um  die  Welt  an,  von  welcher  er  im  Jahre  1818  heimkehrte; 
diese  Reise  machte  auch  Chamisso  mit.  Nach  der  Rückkehr  wurde  E.  im  Deceraber 
1819  als  Prosector  und  ausserordentlicher  Professor  in  Dorpat  angestellt,  1822 
übernahm  er  ausserdem  die  Direction  des  zoologischen  Cabinets  und  hielt  zoologische 
Vorlesungen.  Vom  Juli  1823  bis  zum  August  1824  war  er  beurlaubt,  um  als 
erster  Schiffsarzt  eine  zweite  Reise  mit  Kotzebue  auf  dem  Schiffe  „Predpri- 
jatel"  um  die  Welt  zu  machen.  Seit  1828  ordentlicher  Professor  der  Anatomie, 
war  er  als  Lehrer  und  Schriftsteller  eifrig  thätig,  bis  am  7.  19.  Mai  1831  ein 
Nervenfieber  seinem  Leben  ein  frühes  Ende  setzte.  Aus  der  grossen  Menge  seiner 
schriftstellerischen  Arbeiten,  welche  in  den  unten  citirten  Quellen  ausführlich  ange- 
geben sind,  seien  hier  genannt:  „Ideen  zu  Aneinanderreihung  der  rUckgratigen 
Thiere  auf  vergleichende  Anatomie  gegründet^  (Dorpat  1819,  8.)  —  „System 
de  Acalephen"  (mit  16  Taf.,  Berlin  1829,  4.)  —  „Zoologischer  Atlas,  Abbildungeti 
und  Beschreibungen  neuer  Thierarten,  während  des  Flottencapitäns  v.  Kotzeinte 
zweiter  Reise  beobachtet,  Heft  1—4"  (Berlin  1829— 183 J,  Fol.)  u.  s.  w.  — 
Kotzebue  benannte  E.  zu  Ehren  eine  Bai  an  der  amerikanischen  Seite  des 
Behringshafen  Eschscholtzbai;  ebenso  erhielt  bei  Gelegenheit  der  zweiten 
Reise  eine  in  der  Nähe  der  Peskadoren  entdeckte  Koralleninsel  seinen  Namen ; 
A.  Chamisso  benannte  nach  ihm  eine  neue  Pflanzengattung  Eschscholtzia 
califomica. 

Recke-Napiersky,  I.  523—528.  —  Beise,  I,  173.  L.  Stieda. 

'^de  TEscluse,  Charles  de  l'E.    (Carolus  Clusiüs,    mehrfach   auch  de 
l'Ecluse  und  im  Dict.  bist,  als  Fban^ois  de  L'ficLüSE  aufgeführt,  richtig  jedoch 


r 


DE  L'ESCLUSE.  —  ESMARCH.  H{>3 

wie  oben,  weil  seine  Familie  aus  Sluis  in  Flandern  stammt),  wurde  am  18.  Februar 
1526  zu  Arras  geboren,  studirte  in  Löwen  Jurisprudenz  und  reiste  nach  Deutsch- 
land ;  dort  studirte  er  Philosophie  an  der  Universität  Marburg  und  kam  dann  im 
Jahre  1550  nach  Montpellier.  Hier  machte  er  die  Bekanntschaft  von  G.  Rondelet 
und  fing  an  Medicin,  jedoch  hauptsächlich  Botanik  zu  studiren.  Nach  einem  drei- 
jährigen Aufenthalte  in  Montpellier,  wo  er  die  Doctorwürde  erhielt,  reiste  er  in 
die  Heimat  zurück  und  kam  1554  nach  Antwerpen.  Im  Jahi*e  1560  reiste  er 
wied^  nach  Frankreich,  Spanien,  Portugal  und  England  ab,  kam  dann  1571 
wieder  nach  Arras  und  wurde  1573  durch  Kaiser  Maximilian  H.  als  Director 
des  botanischen  Gartens  nach  Wien  gerufen.  Dieses  Amt  bekleidete  er  bis  1587, 
in  welchem  Jahre  er  nach  Frankfurt  a.  M.  ging,  wo  er  6  Jahre  lang  fast  ganz 
vergessen  lebte.  Im  Jahre  1592  wurde  er,  weil  Bebnardüs  Paludancs  das  ihm 
angebotene  Professorat  nicht  angenommen  hatte,  durch  das  Curatorium  der  Uni- 
versität Leyden  dorthin  gerufen,  um  unter  dem  Titel  eines  Professor  honorarius  die 
Verwaltung  des  botanischen  Gartens  zu  führen,  ohne  jedoch  Botanik  zu  dociren. 
Da  man  ihn  schon  früher  für  dieses  Amt  bestimmt  hatte  (wie  aus  seinem  Briefe 
an  LiFSirs,  ddo.  25.  Juli  1587,  erhellt),  nahm  de  TE.  diesen  Auftrag  au  und 
kam  noch  im  selben  Jahre  nach  Leyden.  6  Jahre  lang  widmete  er  sich  seinem 
Amte  und  liess  viele  bisher  unbekannte  Pflanzen,  besonders  Siliaceen,  nach  Holland 
iniportiren.  Dies  war  eigentlich  auch  der  Fall  mit  der  Kartoffelpflanze,  welche  er 
in  seine  „Rariorum  plantarum  histona^  (ein  bis  jetzt  unübertroffenes  Muster 
gründlicher,  bündiger  Beschreibungen  und  vortrefflicher  wohlfeiler  Abbildungen, 
wie  K.  Spk'ekgel  sagt)  abgebildet  und  beschrieben  hat  und  als  eine  Radix  escu- 
lenta  empfahl,  obgleich  man  sie  erst  ein  Jahrhundert  später  in  Holland  als  solche 
ZQ  achten  angefangen  hat.  Da  de  TE.  bei  seiner  Ankunft  in  Leyden  schon 
67  Jahre  alt  und  sehr  kränklich  war  (er  ging  nach  einer  in  Frankfurt  erlittenen 
Fractura  colli  femoris  stets  mit  Krücken),  legte  er  1599  sein  Amt  nieder  und  starb 
1609  im  Alter  von  83  Jahren.  Del'E.  war  ein  sehr  grosser,  vielseitig  gebildeter 
Gelehrter  und  wird  von  Boerhaave  der  grösste  Botaniker  seines  Jahrhunderts 
genannt.  Wilden ows  sagte  im  Jahre  1810  von  ihm:  „Er  war  das  grösste  Genie 
seiner  Zeit  und  trieb  wie  keiner  seiner  Vorgänger  mit  einem  Enthusiasmus  und 
einer  Beharrlichkeit  das  botanische  Studium,  wie  weder  vor  noch  nach  ihm  seines 
Gleichen  gehabt  hat."  Vobstius  hielt  nach  seinem  Tode  eine  Leichenrede  auf  ihn 
und  preist  darin  die  grosse  Genauigkeit  und  Selbstständigkeit,  welche  aus  seinen 
vielen  Schriften  hervorleuchten.  Ausser  seinen  eigenen  verdienstvollen  Arbeiten  gab 
er  auch  einige  üebersetzungen  der  Werke  von  Dodoneus,  Gabcia  ab  Horto, 
MoxARDKS,  Belon  u.  A.  hcraus.  q   E   Daniöls. 

Esculapius,  „De  morborum,  inßrmüatum  pasaionumque  corporis  humam 
causis,  descriptionibiLS  et  cura^  ist  der  Titel  einer  Schrift  aus  dem  Mittelalter 
über  chronische  Krankheiten,  gleichsam  eine  Fortsetzung  des  Aurelius,  der  die 
acuten  behandelt.  Es  ist  keine  selbstständige  Arbeit,  sondern  eine  Gompilation  aus 
methodischer  und  dogmatischer  Quelle  von  einem  christlichen  Arzte,  etwa  des 
7.  Jahrhunderts.  Am  meisten  hat  der  Compilator  die  verlorenen  medieinales  respon- 
siones  des  Caeliüs  Aürelianus  ausgebeutet;  vgl.  V.  Rose,  Anecdota  II,  pag.  175 ff. 
Gedruckt  ist  diese  Schrift  in  der  Physica  S.  Hildegardis,  Argent.  apud.  Joann. 
Schottum  1533,  Fol.  und  im  Experimentarius  medicinae,  Argent.   1544,  Fol. 

Helmreich. 

d'Eslon,  8.  Deslox. 

♦Esmarch,  Johann  Friedrich  August  E.,  Professor  der  Chirurgie, 
Geh.  Medieinalrath ,  Generalarzt  I.  Cl. ,  geboren  am  9.  Januar  1823  in  Tönning 
(Schleswig-Holstein),  genoss  seine  medicinische  Ausbildung  zu  Kiel  und  Göttingen, 
wo  er  sich  besonders  an  v.  Langknbeck,  resp.  Stromeyer  anschloss  und  wurde 
am  7.  October  1848  promovirt.  Seit  1854  als  Director  der  chirurgischen  Klinik 
in  Bael  in  Wirksamkeit,  veröffentlichte  er  von  grösseren  Arbeiten  folgende :  „  Ueber 


ao4 


ESMARCH.  —   I)  KSPINE. 


la- 


Resecfimun  nach  Schus&tminden^  ~  ^^ Beitrage  zur  praktischen  Chirurgtf"'  — 
Die  Anwendung  der  Kälte  in  der  Ghtrurgie*'  ~  ^  Ueber  chronische  Gefenk- 
erUzündujigen^  —  ^^  Verbandplatz  und  Feldlazareth^  --  „Leiter  den  Kamjt} 
der  Humanität  gegen  die  Schrecken  des  Kriegen"  ~  fr  Der  erst^  Verband  atij 
dein  Schlachtfeld e^^  —  „Itber  Vorbereitung  von  Reserve- Lazarethen** —  „If^^^f 
Gelenkneurose fi^*  — -  ^^Die  Kranlc/teiten  des  Mastdarmes  und  des  Aftern"*  — 
n  Ueber  künstliche  Blutleere  hei  Operationen^  - —  ^Die  erste  Hilfe  bei  Ver^ 
ietzungen^  —  Die  antiseptische  Wundbehandlung  in  der  Krtegschirurgit^  — 
^Aphorismen  über  Krebs ^  —  ^Handbuch  der  kriegte hiriirgischen  Technik^  — 
rflJie  erste  Hilfe  bei  plotzltrhen  Unglücksfällen^.  Im  Anfniig  der  Achtziger 
Jahre  gab  E»  die  Aure^nug  zur  Verbreitung  deg  „SamarittTweiieiiB^  in  DetitHcJi 
land^  welche  er  öeitdein  durch  Wort  und  Schrift  pifrig  gefördert  hat.  fied, 

*E8pagBe*  Adolphe  E.,  zu  Moiitjiellter  als  Agr^gr^  funetionirend,  k 
1857  daBeibyt  mit  der  Thefie:  ^He  riypertrophie  du  coeur^  promovirt.  Seim 
weiteren  Arbeiten  «iud ;  „Ooinpnrer  l^efat  de  la  mddecine  clin/gue  ä  la  ßn  dt 
m'ecle  deruier  et  pendant  V^poque  actitellc^  ^Montpellier  glorchzeitig)  —  „De  U 
diphtheriti  etc.^  (Dasclbet  1860);  OifiuLstiRches  über  KbeumatiHTniis  des  Zwerch 
felis  CMüutp,  m6d,   1861)  und  Aebnliebcn  <an  gleicher  Stelle,  Red. 

Espenberg,  Kfirl  von  K.,  gebnrm  nm  15.  August  iTtU  auf  dem  Gut( 
Höbbet  (R»f  laudj  ^  erzogen  auf  dem  Gymnasmiu  zu  Rcval ,  studirte  auf  deutsche] 
U niversi täten ,  nach  Ti^cHisTOWiTSrn  S^/^  Jahre  m  Halle  und  3  Jahre  in  Jena 
uaeh  ReckK'Näpikrsky  in  Erlangen,  woselbst  er  Dr.  med-  wurde  (Dirts. :'  „Defehri 
mercuTtalis  efficuda  in  sananda  lue  veneria  dubia"  [Erlangen  1796,  8.]).  Nacl 
Rnssland  zurückgekehrt^  erhicU  er  am  4,  Mai  17*1?  daß  Reebt  der  ärztlichei 
1  Va  X i H  und  mach t e  m i t  K  r  u  h  e  u  b  t  e  r  n  a ii f  der  „ N  adesb da  "  ah  $e h i ffsarzt  die  Rei» 
um  die  Welt  1802^ — 1806;  dann  Ückh  er  »ieh  als  praktischer  Är/.t  in  Reval  nieder 
Er  starb  auf  dem  Gute  Hukaü  in  E^^tland  am  U).  Juli  1822.  Otto  v.  Kotzebu( 
benannte  nach  ihm  du  V'orgebir^e  in  der  Bai  der  guten  Hoftnunff  i66®31'n.  Br. 
164"45'w.L.  von  Grt'euwirhj  Vi\\}  Espenberg.  Er  verfagi^te:  „Nachricker^ 
über  den  Gesundheitszustand  der  Mannschaften  auf  df*r  ^Xadcifhda*'  unihrenf 
der  Eeise  1802 — IS 06"  (in  Krusenstern'ft  Reige) ;  ferner:  ^X achrichten  rot 
seinem  Auf  tnthalte  auf  der  Ivsel  Nukakiwa^  (im  „FretmHthigen"   1805). 

Reokp-Napier.'iky,  I,  535.  —  B  ei  se,  1   174,  —  Tüvhi^if  owi  tsch,  CCCLXIII 

L.  Stieda. 

D'Esplne*  Die  mdi  durchgeliendg  oder  hJtnfiger  ».ItEsrmE"  schreibender 
Autoreu  sind  dort  aufgeführt,  —  Unter  der  obigen  Äpitzraarke  sind  zu  nennen 
Jacob-Marc  D'E.,  zu  Genf,  war  daselbst  1806  geboren  und  stammte  aus  einei 
profestantiHcheu  Famili*^,  die  aus  Savoyen  um  1780  nach  Genf  geflüchtet  war 
Er  ging  1810  nach  Odesi^a  mit  seinem  Vater,  der  daselbst  ein  Handlungsban.« 
gnindctc,  kehrte  aber  nach  sechs  Jahren  zuriiek,  begann  1826  in  Paris  Medicii 
zu  Studiren,  geh<1rte  zu  den  bevorzugten  Schülern  von  Choiiel,  Andral  unc 
LOül!^,  veröffentlichte  bereits  als  Student  einige  Abhandinngen  und  that  siel 
während  der  Cholera  -  Epidemie  von  1832  besonders  benor.  Er  besuchte  daraui 
London,  wurde  1833  in  Paris  Doctor  und  in  Genf  Agr^g^  des  C^jll^ge  de  m^decine 
widmete  sieh  der  Armen -Fr  a:5Lis  und  wurde  nacheinander  zum  Arzt  der  Gefängnisse 
der  Taubstummen -AnstJilt  und  zum  Mitgliede  des  Conseil  de  sant^  ernannt.  Seine 
ersten  Arbeiten  ftind  in  den  Archives  generales  (1831,  1835,  1836)  publieirt  und  be 
trafen  die  Diagnose  der  HcrKkrankheiteu,  den  Eintritt  der  PnbertÄt,  die  Leukorrhoe 
ferner  die  Orchitiji  blenmirrhagica  (Mtm.  de  la  8oc.  m^d,  d' Observation  1837/ 
Seine  Neigung  fUr  die  cxacten  Wissenschaften  ftlhrte  ihn  bald  auf  statistisch« 
Arbeiten,  die  seinen  Ruhm  begründet  haben.  Dieselben  wurden  mit  einem  „Essai 
sur  la  mortalit^  ghi^rule  et  nosologitjue  du  cunton  de  Genh^e  en  1838 '^  (Ann. 
d'hygi^ne  publique  1840)  erdflhet;  auch  nahm  er  1841  tbätigeu  Antheil  an  dei 
im   Jahre   1841   den  Cauton  Genf   bewegenden  politischen  und  religiösen  Polemik. 


D'ESPINE.  —  ESQÜIROL.  305 

obgleich  seine  Hanptthätigkeit  der  Statistik  in  ihrer  Anwendung  auf  medicinische 
Dinge  gewidmet  war.  Er  richtete  in  dem  Oanton  eine  organisirte  Todtenschau 
ein  nnd  yeröffentlichte  tlber  die  Todes-Statistik  1843  und  1844  ein  „Tableau 
general  des  d^c^  du  canton  de  Oen^ve  pour  1842,  paar  1843**  —  „Ännuaire 
de  la  mortalü^  gnäuoüe  en  1844  et  1845"  (6en6ve  1846)  —  „Becherches  sur 
Finfluence  de  Vaisance  et  de  la  mish'e  sur  la  mortalüe"  (Ann.  d'hyg.  publ.  1847), 
sowie  eine  „Notice  statistique  sur  la  loi  de  mortalüd  et  de  suruivance,  la  vie 
moyenne  et  la  vie  probable  h  Oenkve"  (Annuaire  d'hygiöne  1848).  Gleiche  oder 
ähnliche  Gegenstände  betrafen  von  seinen  späteren  Publicationen :  „  Gtrculaire  relative 
a  une  enquUe  sur  les  causes  immSdiates  de  la  mort  (avec  tableau)^  (Genöve 
1857,  4.)  —  „Essai  analytique  et  critigrue  de  statistique  marttcaire  comparie  etc,** 
(Genfeve  1858)  —  „Essai  analytique  et  critique  de  statistique  mortuaire  et 
comparde'^  (Paris  1868)  —  „De  la  mortalitS  relative  des  dges  de  20  ä  25  ans 
et  de  25  a  30  ans  en  France*"  (Paris  1869).  Er  beschäftigte  sich  ausserdem 
vielfach  mit  Untersuchungen  Aber  die  Verbreitung  epidemischer  Krankheiten, 
namentlich  der  Cholera,  und  schrieb  dartlber  Folgendes :  „Parallele  entre  les  deux 
inmaions  du  cholera  en  Europe;  inßuence  pr^ervatrice  des  Alpes  sur  la  Suisse 
et  les  cantrees  environnaivtes**  (Joum.  de  Genöve,  1849)  —  „Parallele  entre  le 
tt/phus  et  Vaffection  typhoide^  (M6ra.  de  la  Soc.  mödic.  de  Genfeve,  1858)  — 
^ Notice  statistique  sur  la  premih'e  invasion  du  cholera  en  Suisse"  (Joum.  de 
6en6ve  1855)  —  „Esgtnsse  giographique  des  invasions  du  choUra  en  Europe^ 
(6en6ve  1857)  —  „Etüde  sur  la  variole,  la  Vaccine  et  les  revaccinattons^ 
fNeuchätel  1859).  Von  seinen  Arbeiten  auf  anderen  Gebieten  nennen  wir  noch:. 
„Recherches  pratiques  sur  le  traitement  de  la  surditd"  (Arch.  g6n6r.  de  möd. 
1846)  und  „Nouvelles  recherches  pratiques  sur  les  causes,  le  pronostic  et  le 
traitement  de  la  surditd"  (Ibid.  1852),  femer  „Rapport  h  la  8oci4tS  mSdicale 
de  Oenhoe  sur  la  fissure  de  Qroux"  (ficho  m6dical  1859),  sowie  anderwärtige 
Berichte  an  dieselbe  Gesellschaft;  u.  s.  w.  Auf  der  Höhe  seines  Ruhmes  als  medi- 
cinischer  Statistiker  stehend,  wurde  er  am  15.  März  1860  eine  Beute  des  Todes. 
A.  Dureaa  bei  Dechambre,  1.  Serie,  T.  XXVIII,  pag.  425.  G. 

*D*E8pine,  Jean-Henri-Adolphe  D'E.,  zu  Genf,  wurde  1872  zu  Paris 
Doctor  mit  der  These  „Contributions  h  Vetude  de  la  septic^iie  puerp4rale". 
Er  gab  heraus  zusammen  mit  C.  PicoT:  „Manuel  pratique  des  maladies  de 
Venfance*^  (Paris  1877;  2.  6dit.  1880;  deutsche  Uebers.  von  S.  Ehbknhaus, 
Leipzig  1878). 

Index-Catalogue,  IIT,  pag.  705.  G. 

Esquirol ,  Jean-fitienne-Dominique  E. ,  geboren  zu  Toulouse 
am  3.  Februar  1772 ,  wo  sein  Vater  Präsident  eines  Handelsgerichts  war,  wollte 
sich  anfangs  dem  geistlichen  Stande  widmen  und  studirte  Zwecks  dessen  zu  Paris 
Theologie.  Er  war  gerade  auf  dem  Sörainaire  St.  Sulpice,  als  dasselbe  von  der 
Revolution  mit  allen  ähnlichen  Anstalten  geschlossen  wurde,  und  so  der  Möglichkeit 
beraubt,  sein  Studium  fortsetzen  zu  können,  kehrte  er  zunächst  nach  Toulouse  in 
das  Vaterhaus  zurück.  In  Anbetracht  der  gesammten  Verhältnisse  musste  ein  anderer 
Beruf  erwählt  werden.  E.  entschied  sich  für  die  Medicin  und,  um  dem  Studium 
derselben  obzuliegen,  kehrte  er  nach  Paris  zurück.  —  Nach  glücklich  beendigtem 
Studium  wurde  er  von  der  Regierung  als  Arzt  zur  Annee  der  Ost-Pyrenäen  geschickt. 
Er  kam  nach  Narbonne  und  hatte  von  dort  aus  Gelegenheit,  sich  dem  bekannten 
Naturforscher  Lapeyrouse  und  dem  gefeierten  Mediciner  Barth Ez  enger  anzu- 
i^chliessen.  Vielleicht  in  Folgt.»  davon  wurde  er  nach  Verlauf  zweier  Jahre  als 
Elfeve  du  gouvernement  zu  seiner  weiteren  Ausbildung  nach  Montpellier  gesandt, 
wo  er  vier  Jahre  verblieb  und  in  diesen  neben  seinen  ärztlichen  Studien  sich  der 
Naturwissenschaften  so  befleissigte,  dass  er  zweimal  sich  an  die  Bearbeitung  ent- 
Kprechender  Preisaufgaben  machen  konnte  und  den  ausgesetzten  Preis  auch  wirklich 
errang.  Von  Montpellier  kehrte  er  nach  Paris  zurück,  einmal,  um  seinen  Studien 
Biogr.  Lexikon.  II.  20 


306  ESQÜIROL. 

erst  noch  eine  gewisse  Vollendung  zu  geben,  sodann  aber  auch,  um  sich  durc 
die  Praxis  seinen  Lebensunterhalt  zu  erwerben ,  da  das  \  äterliche  Erbtheil  nicl 
mehr  dazu  ausreichte.  Hier  lernte  er  Pinel  kennen  und  wurde  bald  sein  erklärt« 
Liebling,  so  dass  ihm  derselbe  nicht  nur  die  Redaction  seiner  „M6decine  elinique 
übertrug,  sondern  auch  mit  seinem  ganzen  reichen  und  tiefen  Wissen  überall  zi 
Seite  stand.  Pinel  war  es  auch,  der  ihn  mit  der  Psychiatrie  bekannt  machte  m 
in  sie  einführte,  in  der  er  selbst  später  so  Vieles  und  Bedeutendes,  sowohl  ws 
die  wissenschaftliche  als  auch  die  praktische  Seite  derselben  anlangt,  leisten  soUt 
Um  das  Jahr  1 800  errichtete  er  die  erste  Privatirrenanstalt,  und  zwar  für  Reich« 
die  bald  eines  bedeutenden  Rufes  sich  zu  erfreuen  hatte  und  wesentlich  zur  Ve 
breitung  seines  Namens  im  Publicum  beitrug.  Schon  weit  und  breit  vortheilha 
bekannt,  war  er  doch  noch  nicht  promovirt  und  hatte  davon  manche  Unannehii 
lichkeiten  zu  bestehen.  Im  Jahre  1805  suchte  er  dem  abzuhelfen  und  doctorirl 
mit  der  Dissertation  „Des  passions  considMes  comme  causes,  Symptoms  et  moyer 
curatifs  de  ValiSnation  mentale^  (Paris  1805).  Das  kleine  Werk  erregte  Aufeehei 
und  zwar  nicht  blos  in  Fachkreisen,  sondern  in  der  ganzen  gebildeten  Gesellschaf 
Von  einer  für  die  Psychiatrie  begeisterten  englischen  Dame  wurde  e«  alsbald  i 
das  Englische  übersetzt;  einige  Zeit  nachher  erschien  es  auch  deutsch.  Der  bidi< 
blos  bekannte  E.  war  eine  Berühmtheit  geworden.  Im  Jahre  1810  wurde  er  m 
der  bisherigen  Stellung  Pinel^s  betraut.  1814  wandte  er  vorübergehend  seil 
Thätigkeit  der  Armee  zu ,  die  in  den  letzten  Feldzügen  von  Krankheiten  sehr  i 
leiden  gehabt  hatte  und  den  Flecktyphus  nebst  dem  Brande  in  ihren  Lazareth( 
wüthen  sah.  Von  1810 — 1814  erschienen  auch  nach  seiner  Dissertation  seine  erstei 
insbeßondere  psychiatrische  Gegenstände  behandelnden  Arbeiten  in  dem  Dictionnaii 
des  Sciences  medicales,  die  er  später  gesammeJt  und  wieder  verarbeitet  in  sein« 
„Maladies  mentales"  von  Neuem  herausgab.  1817  errichtete  er  die  erste  Klinik  fl 
Geisteskranke  und  hielt  Vorlesungen  und  Curse  in  derselben ,  die  von  Jüngern  d( 
Wissenschaft  aus  allen  Nationen  reich  besucht  wurden.  Um  das  Studium  der  Psychiatr 
noch  mehr  zu  fördern,  stiftete  er  einen  Preis  von  300  Fr.,  der  alljährlich  für  d 
beste  Arbeit  aus  dem  Gebiete  der  Geisteskrankheiten  zur  Vertheilung  gelangr« 
sollte.  Im  Jahre  1823  wurde  E.  Inspecteur  de  l'uuiversitö  und  verwaltete  die?« 
nicht  leichte  Amt  bis  1830,  wo  er,  nach  der  Julirevolution  durch  Intriguen  all( 
Art  so  weit  gebracht,  desselben  enthoben  wurde,  doch  ohne  dass  ihn  der  Vornan 
gerade  mit  viel  Schmerzen  erfüllt  hätte.  1825  oder  26  —  die  einzelnen  Angabt 
lassen  das  im  Zweifel  —  war  er  nach  dem  Tode  von  Royer-Collard  Director  d( 
grossen  ött'entlichen  Irrenanstalt  Charenton  bei  Paris  geworden.  Er  hatte  bald  nar 
seinem  Amtsantritte  seine  reformirende  Hand  an  dieselbe  gelegt;  von  1830  a 
widmete  er  ihr  alle  seine  Kräfte  und  erhob  sie  geradezu  zu  der  Must^ranstalt  fi 
die  ganze  übrige  Welt.  Dazu  machte  er  grosse  Reisen  nach  Holland,  Deutscblam 
der  Schweiz,  Italien,  sorgte  für  Verbesserung  des  Irrenwesens,  wo  die  Gelegenhe 
sich  dazu  bot,  natürlich  besonders  in  seinem  Heimatlande  Frankreich,  wo  er  d 
Errichtung  der  Iri'enanstalten  zu  Marseille,  Montpellier,  AuriUac,  Rouen,  Naot« 
bewirkte,  und  war  schriftstellerisch  in  hohem  Masse  thätig.  Abgesehen  von  seine 
schon  früher  erschienenen  W^erken,  der  genannten  Dissertation,  den  Abhandlongc 
im  Dictionnaire  des  sciences  medicales,  den  Schriften  „Des  Etablissements  des  aliSu 
en  France  et  des  moyens  d^amSliorer  le  sort  de  ces  infortun^,  mSmair  prSsen 
au  ministre  de  Vint&rieur  en  Septembre  1818"  (Paris  1819)  und  „Note  sur  l 
monomanie  homicide"  (Paris  1827)  entstanden  in  dieser  Zeit  neben  andere 
kleinen  Arbeiten  die  beiden  Hauptwerke:  „Ali^nation  mentale.  Des  tllusioi 
chez  alien^s,  Question  mSdwo-legale  sur  isolements  des  alidnis"  (Paris  183: 
und  „Des  maladies  mentales  consid4rSes  sous  le  rappoi't  mSdicale,  hygihiiqh 
et  mMico'Ugal"  (Paris  1838),  die  wohl  in  die  Zungen  aller  gebildeten  Vöi( 
übersetzt  worden  sind. 

Ist  Pinel  der  Schöpfer    und  Begründer  des  modernen  Irrenwesens  übe 
haupt,  das  auf  Wissenschaft  und  Erfahnmg  in  Verbindung  mit  wahrer  Humaniti 


ESQÜIROL.  —  ESSICH. 


307 


ruht,  so  ist  E.  der  Schöpfer  und  Begründer  der  eigentlichen  IiTenheilkunde. 
■  ist  deshalb  nicht  nur  der  würdige  Nachfolger  seines  grossen  Lehrers  Pixel, 
adem,  wie  Pariset  in  seinem  filoge  auf  ihn  sich  ausdrückt,  gewissermassen 
B  Fortsetzung  desselben.  E.  ist  nicht  frei  von  Irrthümern  und  Verirrungen 
meher  Art,  wie  sie  bei  Jedwedem  vorkommen  und  vorkommen  müssen,  der  es 
Igt,  ein  fremdes,  unerschlossenes  Gebiet  zu  betreten  und  der  allgemeinen  Er- 
nntniss  näher  zu  führen.  Seine  Lehre  von  den  Monomanien  kann  dafür  als 
ugniss  dienen.  Aber  wenn  man  bedenkt^  was  unter  seiner  Führung  seit  seinem 
iftreten  aus  der  Psychiatrie  geworden,  und  was  sie  noch  zu  werden  verspricht, 

sind  dieselben  doch  nur  als  geringfügige,  für  das  Ganze  höchst  unwesentliche 
zusehen.  Für  E.  waren  die  Geisteskrankheiten  wirkliche  Krankheiten,  nicht 
»ralisehe  Verkommenheiten  in  Folge  von  Sünde  und  der  Herrschaft  böser  Lciden- 
laften  oder  unheimlich  wh-kender  Kräfte.  Die  Erkrankung  der  Sinne  uod  daher 
f  Sinnestäuschungen,  die  er  als  Hallucinationen  und  Illusionen  unterscheiden  lehrt, 
den  nach  ihm  einen  wesentlichen  Bestandtheil  derselben,  und  so  schlagend  und 
erzeugend  weiss  er  das  darzuthun,  dass  die  weitere  Erforschung  dieser  Vorgänge 
i  Lieblingsthema  der  französischen  Irrenärzte  wird,  und  überhaupt  noch  heut- 
tage  Viele  glauben,  dass  Sinnestäuschungen  das  Cardinalsymptom  geistiger 
krankung  seien.  Einer  rationellen  Behandlung  redet  er  allenthalben  das  Wort 
i  sucht  dem  Unfuge  zu  steuern ,  der  noch  aus  der  Nacht  de«  Mittelalters  tiber- 
mmen,  von  animistischen  und  vitalistischen  Rhapsoden  in  geistvoller  und  gcist- 
er  Weise  besungen  und  empfohlen  ward.  Er  schafft  die  DARWiN-Cox'sche  Schaukel 
;  er  schafft  die  Drehstühle  ab,  schafft  die  ganze  grobe  Einschüchterungsmethode 
.  Die  massenhaften  Blutentziehungen,  die  man  in  der  Idee  vornahm ,  die  über- 
nschliche  Kraft  insbesondere  der  Tobsüchtigen  zu  brechen,  werden  von  ihm 
■worfen;  aber  eine  richtige  Hygiene,  allerdings  den  Anschauungen  der  Zeit 
sprechend,  wird  warm  empfohlen.  Alles  in  Allem:  E.  arbeitet  einer  durchaus 
ionellen  Auffassung,  Beurtheilung  und  Behandlung  der  Geisteskrankheiten  entgegen 
1  damit  auch  dem  sogenannten  No-restraint  vor,  das  freilich  in  seiner  ganzen  Be- 
itung  zu  erkennen  und  durchzuführen  erst  Conolly  beschieden  war.  —  Ende  der 
eissiger-Jahre  fing  E.  an  zu  kränkeln.  Eine  schliesslich  zu  seiner  Wiederherstellung 
;h  Italien  unternommene  Reise  und  ein  längerer  Aufenthalt  daselbst  hatten  nicht 

gewünschte  und  erhoffte  Erholung  zur  Folge.  Das  Leben  neigte  sich  zu  Ende, 
hig  sah  er  den  Tod  langsam  näher  kommen ,  sein  Tagewerk ,  so  lange  er 
mte,  treu  wie  immer  bestellend.  Er  starb  am  12.  December  1840  in  beinahe 
lendetem  69.  Lebensjahre ,  einer  der  bedeutendsten  Aerzte,  die  je  der  Mensch- 
t  beschieden  waren.  —  Im  Jahre  1862  Hess  ihm  das  dankbare  Vaterland  am 
:e  seiner  hauptsächlichsten  Thätigkeit,  in  Charenton,  ein  Denkmal  errichten,  wo 
im  Vorhofe  der  Anstalt,  am  Fusse  der  grossen  Treppe,  die  in  das  Innere 
■selben  führt,  in  einfacher  doch  höchst  würdiger  Weise  als  Standbild  sich  erhebt. 

Arndt. 

Van  Essen,  Theodoms  van  E. ,  1657  in  Meurs  bei  Cleve  geboren, 
rde  1678  in  Leyden  als  Medicinae  Studiosus  eingeschrieben;  wo  und  wann 
promovirte,  ist  jedoch  unbekannt.  Er  war  praktischer  Arzt  in  Colham 
ov.  Groningen),  als  er  im  Jahre  1695  zum  Prof.  med.  pract.  in  Groningen 
annt  wurde.  Dieses  Amt  trat  er  im  Februar  1696  an,  hatte  es  aber  nur  ein 
IT  inne,  da  er  1697  starb.  C.  E.  Daniels. 

Essich,  Johann  Gottfried  E. ,  aus  Augsburg,  1744 — 1806  dort 
kend  und  schreibend,  hat  populäre  Handbücher,  Anleitungen,  Lexica,  Taschen- 
jher  etc.  in  grosser  Zahl  herausgegeben  und  eine  grosse  Anzahl  fremdsprachiger 
sher  in's  Deutsche  übersetzt.  Alles  ist  lediglich  Compilation,  so  dass  er  eben  noch 
nennen  ist,  bezüglich  der  Titel  seiner  Bücher  jedoch  auf  die  älteren  Quellen 
wiesen  werden  muss. 

Dict.  hist.  n.  Red. 

20* 


308 


ESTERLE. 


EiSTLANUER. 


Esterle j  Carlo  E,,  zuNovara,  war  1818  zu  Cavalese  \m  Trientinij^cli 
geboFun,  Htudirtc  in  PaduSj  war  daselbst  zwot  Jahru  Assistent  der  chirurgiscli 
Klinik ,  vertrat  ein  Jahr  laug ,  nach  dem  Tode  voii  Signorjni  ,  dessen  Leürtiti 
der  operativeu  Chirurf^ie,  tuachte  darauf  eiDe  wieaenseliafüiche  Rei^e  durch  Itdii 
Frankreich,  Deutsehlaod  und  England,  liess  sieh  als  Arzt  in  Beiner  Vaterstadt  nie( 
und  wurde  von  dic&^r  1H48  in  das  dentriche  Parlament  zu  Frankfurt  gewäl 
woselbst  er  mit  «einen  Landsleuteu  ftlr  dir  Abtrrniiutjg  des  Trentino  von  Deutsch lai 
jediieh  erfüJjarlos,  zu  wirken  guehte.  In  die  Heiinath  zurückgekehrt,  gab  er  zugauini 
mit  LriGi  Pastuuello  die  „Gazzetta  medica  del  Trentino^^  die  nur  eine  Leben sdai 
von  zwei  Jahren  hatte,  heraus  und  wirkte  als  vielbeschäftigter  Arzt  und  Opernte! 
1857  wurde  er  Professor  der  Geburt!*hilfe  an  dem  Hebammen-Institut  zu  Alle  La 
bei  Trient,  aus  welcher  Zeit  eine  Reihe  von  medicinischen  Aufsätzen,  klinii^el] 
Berichten  u.  h,  w.  ^  namentlich  in  den  Aunali  uni versah  di  medicina  sieb  timl 
Nach  dem  Frieden  von  Villafrauca  165^3  ging  er  nach  Italien,  Hess  sich  in  Nov^ 
nieder,  wurde  Mitglied  des  Provinzial-Sanitätsrathea ,  Chef-Chirurg  nnd  Proftjy 
der  Geburtshilfe  am  dortigen  Ospedale  Maggiore,  In  Folge  einer  septisch 
liifection,  die  er  sieh  daselbst  angezogen,  verstarb  er  am  G,  September  186 
erst  -14  Jahre  alt, 

R.  Griffiiii  in   Annali  uiiivciß:iTi  di  metlicina.  Ti>L  CLXXXI,   1862,  pag.  686. 

G. 

Eatöve,  Pp  J.  Em  spanischer  Arzt,  gebtlrtig  au>i  Torlosa ,  war  Profesa 
in  Valencia  und  hatte  grossen  Ruf.  Er  lebte  um  die  Mitte  des  16.  Jahrbunder 
Übersetxte  das  Werk  des  Hipfokkates  über  die  Epidemien  in^s  Lateinische  u 
commentirte  es  sehr  auBfiihrlich,  Dieses  Werk  galt  wegen  seines  reichen  Inhalt 
lange  Zeit    hindurch    f^dureh    mehrere  Jahrhunderte)    für  ein  Werk   von  Galknc 

Cnger 

Est^ve,  Louis  E,,  französischer  Arzt,  geboren  in  Montpellier  im  18.  Jal 
hundert  und  praktischer  Arat  daselbst.  Seine  Schriften  sind  von  wenig  Werth. 

Ungcr. 

Eathj  Vater  und  Sohn  (EsTHlus);  Beide  tragen  den  Vornamen  Lubei 
Der  Erstere,  aus  Geldern  stammeud,  prakticirtr  in  Htrasshurg  uud  ntarb  1569.  - 
Der  Sohn,  1561) — 1606,  reiste  vieL  stndirte  Medizin  in  Strassburg  und  Bas» 
trieb  Praxis  zuerst  in  Kreuznach ,  dann  in  Heidelberg ,  wo  er  vermöge  sein 
iHitauisehfU  und  anatomischen  Kenntnisse  15i*8  Professor  und  1601  sogar  Rect 
wurde.  An  Sehrifteu  ist  nichts  von  ihm  bekannt  als  „Biluctda^  brevis  et  methodi 
fonuidarum  tmetafm^   (Hanau   1604j. 

Ela:^,  II.  —  DJct  T.  II.  *  Red. 

^  Estienne,  Charles  E.  (Stepiianus),  wurde  zu  Beginn  des  16.  Jah 
huudert>i  in  Paris  geboren  nnd  stammt  aus  der  berühmten  Bnehdruckerfamilie  I 
die  früh  zum  LutheriBmus  übergetreten  w\ir.  I54*i  i)r,  med.  geworden,  sah  8i( 
E,j  als  seine  Brüder  verfolgt  wurden  und  ausser  Landes  flohen,  veranlasst,  di 
BuehdruckergesehSft  ku  übernehmen  (1551  j,  wurde  indest»  gefangen  gesetzt  ui 
starb  15G4  nach  mehrj übriger  Kerkerhaft,  unter  den  zahlreichen  Werken  E. 
sind  viele  literarhistorischen,  botanigehen,  horticnltunstischen  und  agriculturistischi 
Inhalts.  Unter  den  medieinisehen  Diseiplinen  seheint  er  am  meisten  die  Anatom 
sehrifisteileriseh  cnUivirt  zu  haben,  so  in  den  ^,Z/e  dlssecttone  partium  carpor 
iiumiuii  Itl/ri  m*'  ['Paris  1545,  Fol.,  Holzsehnitte;  französisch  daselbst  1546 
viele  überrasehend  treifeude  Besehreibnngen  abweiehend  von  Galexos).  Die  Nal 
ruofrsmittel  wflldte  E.  zum  Gegenstände  in  dem  Werke:  fjDe  nutrimentis  a 
Bft^l^inm,   llhrl  IIP'    (Paris   1550;* 

Diel.  hkL  II.  Bed. 

Estlander,  Jakob  August  E.,  Professor  der  Chirurgie  in  Helsingfor 
geboren  am  24.  December  1Ö31  ,  stndirte  in  Helsingfors ,  wurde  Licentiat  d< 
iledicin    18-'>8    und    promovirte    als    Doctor    der    Medicin    nnd    Chirurgie    18 6( 


ESTLANDER.  —  ETHERIDGE. 


309 


Er  besuchte  Paris  und  London  1858 — 1859  und  erhielt  eine  Berufung  als  Professor 
der  Chirurgie  in  Helsingfors  am  22.  Februar  1860.  Ausser  sonstigen  Reisen  in's 
Ausland  nahm  er  an  dem  internationalen  medicinischen  Oongresse  in  Paris  1867 
und  Philadelphia  1876  Theil.  In  Messina,  wohin  er  sich  seiner  Gesundheit  wegen 
begeben  hatte,  starb  er  am  4.  März  1881.  E.  hat  mehrere  Aufsätze  chirurgischen 
Inhalts  in  Finska  Läkare  SöUskapets  Handlingar  (1869—1880)  und  Nordiskt 
Medieinskt  Arkiv  (1870 — 1879),  wie  auch  in  einigen  ausländischen  Zeitschriften 
veröffentlicht,  unter  welchen  hier  erwähnt  seien :  ;,  Ueber  Chorioiditis  nach  fehris 
t^hosa  recurrens**  (v.  Graefb's  Archiv,  XV,  1869)  —  ;,  Veber  Brand  in  den 
unteren  Extremitäten  bei  exanthematischem  Typhus**  (Laxgenbeck's  Archiv  für 
kÜE.  Chirurgie,  Xu,  1870)  —  „MSthode  d* autoplastic  de  la  joue  ou  d^une 
Ihre  par  un  lambeau  empruntS  ä  Vautre  Ihrre**  (Revue  de  m6d.  et  de  chir. 
1877)  —  „Etüde  clinique  sur  les  tumeurs  malignes  du  sein  chez  la  femme** 
(Ebenda  1880)  und  „Resection  des  cotes  dans  Vempy^me  chromque**  (Ebenda  1879). 

0.  Hjelt. 

Estor,  zwei  Aerzte  in  Montpellier.  Der  Aeltere  (der  Vater?),  J.-L.- 
Eugfene  E. ,  1796 — 1856,  hinterliess  einen  Plan  zu  einer  „Traumatologie 
mithodique**  (Montpellier  1823).  Seine  unten  angegebene  Biographie  war  nicht 
Zugänglich.  —  Der  Jüngere,  *Alfred  E. ,  ist  Professor  an  der  Universität  in 
Montpellier  und  leitete  sein  öffentliches  Auftreten  durch  eine  These  über  die  modernen 
Principien  in  der  Chirurgie  (Montpellier  1850)  ein.  Später  publicirte  er:  „De  la 
»knplißcation  en  Chirurgie**  (Daselbst  1854)  —  „De  la  Chirurgie  expectante** 
(1856)  —  »Des  causes,  des  symptomes  et  du  traitement  des  diviations  de 
Putirus**  (1857)  —  „De  la  valeur  respective  des  divers  moyens  de  dierkse** 
(1860)  —  „Physiologie  de  Vinflammation  diffuse  et  de  Vinfection  purulente^*' 
(1863)  —  „Des  lisions  diffuses**  (1862)  und  mit  Bechamp  und  Saixtpirrre 
r,Du  rSle  des  o^'ganismes  microscopiques  de  la  bouche**  (1867). 

Biogr.  von  J.-L-Eug6iie  E.  in  den  Ann.  clin.  de  Moutp.   1856 — 57.  Red. 

Estrejcher,  Aloysius  Raphael  E.,  ist  geboren  zu  Krakau  am  21.  Juni 
1786,  woselbst  er  auch  studirte  und  1807  promovirt  wurde;  doch  befasste  er  sich 
nicht  mit  Medicin,  sondern  widmete  sich  ganz  den  Naturwissenschaften.  Von  1809  bis 
1843  lebte  er  als  Professor  der  Zoologie,  Botanik  und  Mineralogie  in  Krakau. 
Im  Jahre  1826  wurde  er  zum  Mitgliede  des  regierenden  Senates  der  freien  Stadt 
Krakau  erwählt,  von  1831 — 33  war  er  üniversitätsrector  und  Präsident  der  Gesell- 
schaft der  Wissenschaften  und  starb  am  1.  August  1852.  Er  unternahm  sehr  viele 
wissenschaftliche  Reisen  im  In-  und  Auslande  und  war  ein  unei-müdlicher  Sammler. 
Im  Jahre  1850  erwarb  von  ihm  das  Naturaliencabinet  in  Warschau  eine  Collection 
von  über  3 1 .000  Insecten,  5000  Mineralien  und  8000  Pflanzen,  die  er  alle  selbst 
gesammelt  hatte.  Eine  zweite  Sammlung,  aus  15.000  Insecten  bestehend,  erbte  nach 
seinem  Tode  die  Universität  Krakau.  Als  medicinisoher  Schriftsteller  war  er  nicht 
thätig ;  seine  Schriften  naturgeschichtlichen  Inhalts  wurden  in  verschiedenen  polnischen 
Faehblättern  publicirt;  ausserdem  lieferte  er  ausführliche  Berichte  über  die  Flora 
Polens  an  Brignotti  in  Modena,  Mejer  in  Königsberg,  de  Candolle  in  Genf; 
in  WiELOGLOWSKi's  „ Historisch-topogr.  Beschreibung  der  Wojwodschaft  Krakau" 
bearbeitete  er  den  botanischen  Theil;  in  H.  Kollataj's  „ßadania  o  pocz^tkach 
rodu  ludzkiego"  1842  (Untersuchungen  über  den  Ursprung  des  Menschengeschlechtes) 
finden  sich  auch  zahlreiche  Anmerkungen  E.'s.  K.  &  P. 

/Etheridge,  George  E.,  zu  Oxford,  war  1518  zu  Thame  in  Oxfordshire 
geboren,  studirte  in  Oxford,  wurde  1553  daselbst  Regius  professor  der  griechischen 
Sprache ,  wurde  jedoch ,  weil  er  am  katholiseheo  Glauben  festhielt ,  seiner  Stelle 
entsetzt  und  prakticirte  als  Arzt  in  Oxford  und  Umgegend.  Ausser  Mcdicln  trieb 
er  auch  Mathematik,  Hebräisch,  Musik,  Poesie  und  schrieb,  abgesehen  von  ver- 
schiedenen Uebersetzungen  und  poetischen  Werken:  „Hypomnemata  quaedam  in 
aliquot   libros  Pauli  Aeginetae,    seu   observationes   viedicamentorum    quae  hac 


310 


ETHEEIDGE,  ^  ETTMCLLKfi. 


aetate  in  nsu  sunt^  (liOndon  1588).  Auch  bespradi  er  darin  die  Schweisskraukh 
die  zur  Zeit  E  d  u  a  r  d'a  11,  herrsehte  (siidor  anglicus),  und  aa  der  auch  ia  Osf 
einige  Personen  Htarheu,  Die  Zelt  feines  Todes  ist  unbekannt, 

Aikin,  ]>ag.   158.  (i 

Etlinger,  Johann  Leonhard  E.,  zu  Cnimbaeh,  war  am  21.  Miln  11 
7M  Fürth  hei  Nürnberg  geboren,  studirte  iit  Jenfi,  wurde  1736  zu  Altdorf  Hoc ' 
iua<'hte  eine  wissenscljaftliehe  Reise  nach  Holland  und  wurde  17^i9  in  Hof,  11 
aber  in  Onlmbach  zum  »Stadtphysikus  ernannt.  In  dem  Connnerieum  littT,  ^Y 
teebn-  med.  (1738.  40,  4!,  43,  45)  finden  sit^h  von  ihm  etwa  15  Abhaiuiluuj 
über  versehiedeuc  (JegeuHtände  aus  der  praktischen  Mcdiein ;  aneh  gab  er  hera 
„Bericld  von  dem  Gehalt^  Wirkung  und  Nutzen  des  Lan genauer  Sauerbronnt\ 
(175G).   Er  starb  am   12,  October   1756, 

Will,  1,  pa^.  3(12;  Will-Nopitüch,   V,  pag.  i^M  C 

EtOC'Demazy,  G  u s  t  a  v  c  -  F  r a  n  q o  i s  K. ,  zu  Le  Mans,  T^ar  daselbst 
30.  Juli  1806  geboren  ,  wurde  zu  PariH  1833  mit  der  Tbese  ;,  De  la  »tupk 
comsidSrSe  ehez  les  alihi^s,  recher  dies  faites  h  BicUre  et  h  la  SalpHrih 
Doetor  und  war  später  Arzt  des  Irrenhauses  dea  D^p,  de  la  Sarthe,  über  welc 
er  mehrere  stntis^tiöche  Mittheilüngen  (1839,  40j  machte.  Auss^erdem  finden  g 
von  ihm  Aufsätze  in  der  Gaz.  des  höpitaux  (1831)  ^Oh^iervations  sur  Vidioti 
der  Gaz,  modle,  de  Paris  (1833J  ^Ohservations  pour  ^ervir  h  Vhistoire  i 
maludies  du  simis  veineux  de  la  dure-mh't^ ^  den  Annales  d'hyg.  publ.  (1841,  ^ 
Übor  Brandstiftungs-  und  Mord-Monoinanie ,  aueh  in  anderen  Zeitschriften;  fer 
eine  grössere  Schrift:  f^Becherches  sf^tiMiqites  .mr  le  suicidef  appliquie^ 
Vhygi^ne  publique  et  h  la  mtdecine  legale"   (he  Maus  1844}* 

Desportfw^  Biiili()p:raphie  du  Maine,  pag.  205.  G 

Ettmüller,  Michael  E.,  geboren  am  26.  Mai  1644  zu  Leipzig,  studi 
dai^elbst  und  ^^.u  Wittenberg  Mcdicin,  machte  daun  eine  grössere  Reise  dureb  Itali 
Fraukreicb,  England  und  die  Niederlande  und  erwarb  sich  1668  die  DoctoriÄ'tlr 
Er  babiiitirte  sich  l*i70  ala  Privatdoeeut  an  der  medieinif^ehen  Eaeultät,  wurde  16 
zum  Profcs?^or  der  Uotanik,  bald  darauf  zum  a,  o.  Prt^fessor  der  Chirurgie  emaB 
j^tarb  aber  schon  am  l^  Mitrz  1683  an  einem  chronii^ehen  Lungenieiden,  nach  aodei 
Angabeu  in  Folge  elncB  von  ihm  untornommenen  ehemischen  Yersuches.  E.  v 
einigte  mit  einer  umfasseoden  Gelehrsamkeit  eine  groBse  praktische  Befthigi 
und  wurde  ein  eifriger  Vertreter  der  durch  SvLVrrs  DE  LA  BOK  begründe! 
C  h  emia  tr  i  e,  deren  Grundfiätze  er  mit  grosser  Gewandtheit  auf  Physiologie  r 
Pathologie  auzuw enden  verstand,  so  dass  Hein  Ruf  als  Lehrer  eine  grosse  Z 
von  i^itudirendeu  nach  Leijizig  zog.  Er  selbst  bat  wenig  gesehrieben,  der  gröti 
Theil  der  unter  seinem  Namen  ersehieneuen  Schrift en  ist  von  seinen  Schülern  o\ 
Bein  Zuthun  ver(itlVutlrcbt  worden.  Als  besonders  bemerkenswerth  sind  herv 
zuliebcn  die  ^Dimeriatio  de  chirurgia  infasoria^^  (Lipsiae  lfi6H}^  in  welcher 
das  Ergebniss  seiner  Versuche  mit  Infusion  verschiedener  Arzneimittel  in  die  Vei 
*  \i  \  n  Tli  l eren  o i  i  tl  heilt,  und  die  ^  Ckem m  expirim enta Us  a tq ue  ra t io nalts  curioi 
ri684  herausgegeben  von  Al-^^feld),  welche  lauge  Zeit  hindurch  als  Lehrbuch  < 
Chemie  und  Pharm aeie  sehr  beliebt  gewiesen  ist.  Die  beste  Ausgabe  der  unter  I 
Naoun  er^chieuenen  Schriften,  besorgt  durch  K/s  Sobn,  ist  in  3  Bänden  17 
zu  Frankfurt  a.  M.  trschieiieu.  —  Ernst  Michael  E,,  Sohn  de^  Vorgenannt 
gelioren  au»  26.  August  1673  zu  Leipzig,  erwarb  nach  Vollendung  seiner  mc 
cimsehen  Studien  zu  Leipzig ,  sowie  in  Holland  und  England,  1699  die  Doct 
würde  in  Leipzig.  Bereits  1702  zum  a.  o*  FrofcsHor  in  der  medieinischen  Facul 
ernannt,  wurde  er  1709  zum  ordentliehen  Proft*ssor  der  Physiologie  befördert  i 
tibernahm  1724  die  ordcDtliohe  Professur  dvr  l*athologie,  welche  er  bis  zu  sein 
am  25,  Seidember  1732  (Tfo Igten  Tode  mit  grossem  Beifall  venvaltete.  Abgesel 
vtm  der  Herausgabe  der  Werke  seines  Vaters,  beschränkte  sieh  seine  literaris< 


ETTMÜLLER.  —  EUDOKÜS. 


311 


"hätigkeit  auf  Abfassung  einer  grossen  Anzahl  akademischer  Gelegenheitsschriften, 
.  h.  zum  grossen  Theile  unter  seiner  Leitung  geschriebener  Inaugural-Dissertationen. 
Verzeichnisse  der   Arbeiten   beider   E.    finden   sich    in   Haller's   Bibl.  med.  pract. 
I,  pag.  173;  IV,  pag.  183.  —  Allgem.  Deutsche  Biographie.    VI,  pag.  400.  Winter 

EttmüUer,  Gustav  E.,  geboren  am  7.  April  1808  zu  Gerosdorf  in  der 
iehsischen  Oberlausitz,  studirte  zu  Leipzig  Medicin  und  erwarb  daselbst  am  4.  No- 
emberl831  die  Doctorwürde  nach  Vertheidigung  seiner  Dissertation  y^De  utroque 
rare  per  sphacelum  a  corpore  ultro  sejundo".  Er  war  darauf  bei  der  gegen 
ie  Cholera  in  der  Umgebung  von  Leipzig  errichteten  Contumazanstalt  angestellt, 
ing  1833  als  Gerichtsarzt  nach  Oberwiesenthal,  wo  er  gleichfalls  gegen  die  von 
►Ohmen  aus  einbrechende  Cholera  eine  sehr  erfolgreiche  Thätigkeit  entwickelte, 
nd  wurde  1838  zum  Bezirksarzt  in  Freiburg  befördert,  in  welcher  Stellung  er, 
879  zum  Medicinal-Rath  ernannt,  verblieben  ist.  Er  starb  am  14.  November 
881,    nachdem   er  kurz   zuvor    sein   goldenes  Doctor Jubiläum  gefeiert  hatte.    E. 

ar  ein  feingebildeter,  sehr  gesuchter  Arzt  und  hat  sich  um  die  hygienischen 
erhältni8.se  der  Bergarbeiter  vielfache  Verdienste  erworben,  ausserdem  auch  leb- 
aften  Antheil  an  der  Neugestaltung  der  Standes  Verhältnisse  der  Aerzte  Sachsens 
enommen.  In  früherer  Zeit  hatte  er  femer  vielfache  Journalartikel  aus  dem  Gebiete 
er  inneren  Medicin  verfasst,  die  jedoch  von  keiner  Bedeutung  sind,  während  seine 
irbeiten  „  Ueber  die  Anlegung  von  Flammenöfen  zu  Halsbrücke"  (N.  D.  Ztschr. 

Staatsarzneik.  1850)  und  „  Ueber  die  Krankheiten  der  Silherhüttenarbeüer  in 
en  Freiberger  Hättentoerken"  (Arch.  d.  deutschen  Med. - Gesetzg.  1858)  von 
leibendem   Werthe  sind.  Winter 

Ettner  (E.  von  Eiteritz  [Eutritzsch  bei  Leipzig?]),  ein  culturhistorisch 
3br  interessanter  ärztlicher  Schriftsteller,  über  dessen  Lebensumstände  wir  wenig 
isseu..  Er  war  aus  Glogau  gebürtig  und  nennt  sich  Römisch  Kaiserlicher  und 
lönigl.  Polnischer  Rath  und  Leibmedicus.  Er  war  Verfasser  folgender  medicinischer 
'omane,  welche  im  Grimm 'sehen  deutschen  Wörterbuch  für  den  W^ortvorrath  aus- 
ezogen  sind:  y^Des  getreuen  Eckhart' s  medicinischer  Maulaffe,  oder  der  ent- 
irvte  Marktschreier"  (Frankfurt  und  Leipzig  1694;  Neue  Ausgabe  1719)  — 
Des  getr,  Eckh.^s  unvnirdiger  Doctor"  (Augsburg  und  Leipzig  1697)  —  „Des 
etr.  Eckh,'s  entlaufener  Chymicus"  (1697)  —  „Des  getr.  EckhJs  verwogener 
Viirurgus"  (Augsburg  und  Leipzig  1698)  —  „Des  getr,  Eckh/s  ungeunssen- 
aßer  Apotheker"  (1700)  —  „Des  getr,  EckhJs  unvorsichtige  Hebamme" 
Leipzig  1715)  —  „Des  getr,  EckhJs  eröffnete  Patienten  st  üb  e" ,  Diese  dickleibigen 
Jücher,  welche  zu  ihrer  Zeit  sehr  beliebt  gewesen  sein  müssen,  geben  in  Form 
ines  Reiseromanes  eine  noch  heute  interessante  Daretellung  des  Zustandes  aller 
weige  der  Medicin  in  verschiedenen  Ländern.  Ausser  den  oben  angeführten 
chriften  hat  Yj,  noch  verfasst:  „Rosetum  chymicum"  —  „Höllisches  Ekron"  — 
Vorsichtiger  und  schneller  Feld-Medicus"  —  „Gründliche  Beschreibung  des 
tJgerschen  Sauerbrunnens"  (Eger  1699). 

Jöcher.  —  W.  Stricker  in  Virohow's  Archiv.   Bd.  XXXVII,  pag.  131. 

W.  Stricker. 

Eudeinus.  Mehrere  Aerzte  des  Alterthuras.  —  1.  E.,  der  Zeitgenosse 
es  HerophilüS,  hat  wie  dieser  als  Anatom  Bedeutendes  geleistet.  Gerühmt 
werden  seine  Verdienste  um  die  Nerven  ,  Knochen-  und  Drüsenlehre.  —  2.  Der 
lethodiker  E.  war  Leibarzt  der  L  i  v  i  a ,  der  Gemahlin  des  D  r  u  s  u  s ,  zu  der  er 
1  unerlaubten  Beziehungen  stand.  Nach  den  Anführungen  des  Cael.  Aurel.  hat  er 
ber  die  Wasserscheu  geschrieben. 

PJin.  nat.  bist.  XIX,  §.  20.    —   Tacit. 
He  Imreich. 


Galen,  II,  890;  IV.  646;  VIII,  212. 
an.  IV,  .3,  11.  —  Cael.  Aur.  acut.  III,  11,  105. 


Eudcxus  von  Knidus,  Astronom,    Mathematiker,  Gesetzgeber    und  Arzt. 
n  der  Medicin  war  er  ein  Schüler  des  Philistion  von  Lokri,  in  der  Mathematik 


312  EUpOXÜS.  —  EULENBERG. 

des  Archytas,  in  der  Philosophie  des  Plato.  Mit  dem  Arzte  Chrysippi 
bereiste  er  Egypten,  wo  er  in  die  Lehren  der  Priester  eingeweiht  wurde.  Seil 
Schriften  bezogen  sieh  auf  Politik,  Astronomie  und  Mathemathik,  die  Medicin  schei 
er  nur  als  Nebensache  betrieben  zu  haben. 

Diog.  Laert.,  VUI,  8.  He  Im  reich. 

Euelpides  war  der  hervorragendste  Augenarzt  in  Rom  zur  Zeit  des  Celsl' 
der  fünf  Collyrien  von  ihm  mittheilt. 

Gels.,  VI,  6,  8,  17,  20,  25.  Helmreich. 

Enelpistus  war  ein  bedeutender  Chirurg  in  Rom  zur  Zeit  des  Celsc 
Auch  Scribonius  Largus  c.  215  erwähnt  ihn. 

Gels.,  VII  praef.  He  Im  reich. 

Euenor,  ein  Arzt  aus  Argos,  war  um  388  v.  Chr.  in  Athen  thätig,  ^ 
man  ihn  für  seine  Verdienste  mit  einem  Ehrenkranz  und  dem  Bürgerrechte  belohnl 
Nach  Cael.  Aurel.  chron.  III,  8,  schrieb  er  ein  Werk  über  Pathologie,  „  Curatxonu 
libi'i",  das  mindestens  5  Bücher  umfasste. 

Ran  gab  6,  Antiq.  hellen,  vol.  JI.  Inscr.  377,  378.  He  Im  reich. 

/Engalenus,  Severinus  E.,  wahrscheinlich  im  Jahre  1535  in  Dokkii 
(Friesland)  aus  einer  reichen  Familie  geboren ,  studirte  in  Italien  und  Frankrei 
(in  Paris  unter  Ferneliüs)  und  muss  1560  (wo  ist  unbekannt)  zunn  Dr.  Mc 
promovirt  sein.  Nach  langen  Reisen  durch  England  und  Deutschland  begann 
1570  in  seinem  Geburteorte  die  Pi'axis  auszuüben,  ging  später  nach  Hamburg  ui 
wohnte  darnach  in  Emden  (1586).  Er  schrieb  eine  Abhandlung:  „De  scarbu 
über  cum  observationibus ,  quo  omnia  quae  de  stgnw  eju^  diagnosticts  d\ 
possunt  contmentur  animadversa^  (Bremen  1588,  Leipzig  1604,  Jena  1624,  163 
Haag  1658,  Leipzig  1662,  Amsterdam  1720),  durch  Haller  ausführlich  erwähl 
durch  VAN  SwiETEN  („E.  optime  de  scorbuto  scripsit")  gelobt  und  auch  no 
in  unserem  Jahrhundert  durch  Dolleman  („Disquit,  hiMor,  de  morbis  endemü 
apud  Beigas"  [Amsterdam  1824])  als  verdienstliche  Arbeit  geschätzt,  weil  dara 
hervorgeht ,  dass  der  Verfasser  ein  besserer  Diagnostiker  war  und  weit  einfacl 
in  der  Therapie  vorging  als  die  meisten  seiner  Zeitgenossen,  und  dass  er  den  M« 
hatte,  die  damals  herrschenden  galenischen  Lehrsätze  offen  zu  bestreiten. 

C.  E.  Daniels, 
d'Eugenianus ,  s.  Baier,  Johann  Jakob  B. 

d'Eugenio,  s.  Augenio. 

Engubinus,  Geronimo  E.,  und  Felix  E.,  s.  unter  Accoramboxi,  y 
der  Nebenname  „Eugubinus"  versehentlich •  weggeblieben  ist. 

*Eulenberg,  Hermann  E.,  geboren  am  20.  Juli  1814  zu  Mülheim  i 
Rhein,  studirte  in  Bonn  und  Berlin,  später  durch  längeren  Aufenthalt  in  Wi( 
London  und  Paris.  In  Berlin  hat  E.  unter  Johannes  Müller  und  Theod.  Schwa 
gearbeitet  und  die  Monographie  „  Ueber  Tela  elastica"  geliefert,  welche  als  Dispert 
anatomica  1836  in  Berlin  erschienen  ist.  Seine  Promotion  erfolgte  am  20.  Augi 
1836.  Später  wirkte  er  10  Jahre  in  Lennep  als  praktischer  Arzt  und  wurde  18 
nach  Bonn  als  Kreisphysicus  versetzt.  Gleichzeitig  war  er  als  Privatdocent  c 
gerichtlichen  Medicin  und  Arzneimittellehre  an  der  Universität  Bonn  thätig.  18 
übernahm  er  in  Koblenz  die  Stelle  des  Kreisphysicus  und  eines  Medicinal-Ratl 
am  rheinischen  Provinzial-Medicinal-Collegium,  1860  wurde  er  in  Cöln  Regierunj 
Medicinal-Rath  und  1870  vortragender  Rath  im  Cultus  -  Ministerium ,  wo  er  nc 
jetzt  in  Thätigkeit  ist.  Im  Jahre  1853  begründete  E.  im  Vereine  mit  A.  Erli 
MEYER  sen.,  Mannsfeld  und  Bergmann  (s.  diese)  das  „Correspondenzblatt  1 
Psychiatrie  und  gerichtliche  Psychologie",  welches  später  mit  dem  „Archiv  \ 
Psychiatrie  und  gerichtliche  Psychologie '^  verbunden  wurde.  —  Schriften:  „Ar 
tomisch'pathologische  Untersuchungen  über  die  Schilddrüse"  (Göttingen  1856) 


EÜLENBERG.  —  EÜPHORBUS. 


313 


^Zur  pathologischen  Anatomie  des  Cretinismus*^  (Wetzlar  1857),  gleichzeitig 
y,IHe  Heilung  des  QebärmuUervor falls  nebst  Beschreibung  eines  neuen  Eystero- 
phora*^  (Wetzlar  1857)  —  „Lehre  von  den  schädlichen  und  .gißigen  Gasen" 
(mit  Vohl,  Brannschweig  1865)  —  „Da^  Medicinalwesen  in  Preussen**  (Berlin 
1874)  —  „Handbuch  der  Gewerbe- Hygiene  xiuf  experimenteller  Grundlage" 
(Daselbst  1876)  —  „Handbuch  des  öffentlichen  Gesundheitswesens  im  Vereine 
mit  Fachmännern  bearbeitet"  (Daselbst  1881).  Seit  1871  ist  er  Redacteur  der 
von  Caspkr  (s.  diesen)  begründeten  und  von  v.  HORN  fortgesetzten  „Viertel- 
jahrsBchrift  für  gerichtliche  Medicin  und  öffentliches  Sanitätswesen".  Für  dieses 
Organ,  wie  für  die  Zeitschrift  vom  ärztlichen  Verein  in  Preussen  und  für  die  Berliner 
klinische  Wochenschrift  hat  er  zahlreiche  Abhandlungen  geliefeiiic  'Re^. 

*Ellleilburg,  zwei  Mediciner  in  Berlin.  *Moritz  Michael  E.,  der 
Vater,  ist  geboren  am  15.  Juli  1811  zu  Letschin,  studirte  in  Berlin  von  1828 
bis  1832  und  promovirte  daselbst  am  24.  Juli  1832,  nachdem  er  bereits  zuvor 
bei  der  ersten  Cholera- Epidemie  1831  in  Schwedt  und  Angermünde  seitens  der 
Regierupg  commissarisch  als  Arzt  angestellt  worden  war;  seit  1833  prakticirte 
ei  in  München  und  seit  1840  in  Berlin.  Hier  begründete  er  im  Jahre  1851, 
nachdem  er  sich  durch  einen  längeren  Reiseaufenthalt  in  Stockholm  mit  den  Prin- 
eipien  und  der  Technik  *der  LiNo'schen  sog.  schwedischen  Gymnastik  vertraut 
gemacht  hatte,  das  seinen  Namen  tragende  Institut  für  Orthopädie  und  Heil- 
gymnastik, in  welchem  die  Heilgymnastik  und  Massage  auf  deutschem  Boden  zuerst 
zn  wissenschaftlicher  Geltung  gebracht  wurden.  1879  zog  er  sich,  nachdem  er 
1869  mit  dem  Titel  Geh.  Sanitätsrath  ausgezeichnet  worden  war,  von  dieser 
Thätigkeit  zurück  und  lebt  seitdem  meist  auf  Reisen  im  Auslande.  —  Unter  E.'s 
zahlreichen  Schriften  ist  ein  älteres,  seiner  Zeit  sehr  geschätztes  „Kurzgefasstes 
Bandbuch  der  Akiurgie"  (1834)  zu  erwähnen;  die  späteren  beziehen  sich  meist 
auf  meehanische  und  operative  Orthopädie  und  Heilgymnastik  und  erschienen  sämmt- 
lich  in  Berlin.  Es  seien  genannt  die  Monographien:  „Die  schwedische  Heilgymnastik, 
Versuch  einer  wissenschaftlichen  Begründung  derselben"  (1853)  —  „Die  Be- 
handlung der  chronischen  ünterleibsbeschwerden  durch  schwedische  Heilgym- 
rkastik"  (1856)  —  Klinische  Mittheilungen  aus  dem  Gebiete  der  Orthopädie" 
(1860)  —  „Die  seitlichen  Rückgratsverkrümmungen"  (1876).  Ausserdem  zahlreiche 
kleinere  Journalaufsätze  in  der  Deutschen  Klinik,  in  Virchow*s  Archiv  und  in 
der  Berliner  klinischen  Wochenschrift.  —  *  Albert  E.,  der  Sohn,  zu  Berlin  am 
10.  August  1840  geboren,  vollendete  seine  medicinische  Ausbildung  in  Berlin,  Bern, 
Zürich  und  wurde  am  31.  Mai  1861  promoviii;.  Bis  1874  war  er  als  Privatdocent 
in  Berlin,  bis  1882  als  ordentlicher  Professor  in  Greifswald  thätig;  gab  diese 
Stellung  jedoch  1882  auf  und  lebt  seitdem  wieder  in  Berlin,  wo  er  eine  Poliklinik 
für  Nervenkrankheiten  errichtete.  Wir  verdanken  ihm  folgende  (grössere)  Arbeiten : 
nDie  hypodennatische  Injection  der  Arzneimittel"  (gekrönte  Preisschrift,  Berlin, 
1.  Aufl.  1864 ;  3.  Aufl.  1875)  —  „Lehrbuch  der  NervenJcrankheiten"  (Berlin  1.  Aufl. 
1871 ;  2.  Aufl.  1878)  —  „Pathologie  des  Sympathicus"  (Preisschrift,  zusammen 
mit  P.  GüTTMAKN  [s.  diesen],  Berlin  1873)  —  „Die  hydroelektrischen  Bäder"  (Wien 
1883).  E.  hat  seine  schriftstellerische  Thätigkeit  besonders  der  physiologischen 
Richtung  auf  dem  Gebiete  der  Nervenkrankheiten  dienstbar  gemacht  und  dieselbe 
auch  durch  eigene  Versuche ,  z.  B.  über  die  thermischen  (vasomotorischen)  Centren 
der  Grosshimrinde ,  gefördert.  —  Ein  hervorragendes  Verdienst  erwarb  er  sich 
ausserdem  durch  die  Herausgabe  der  „Real-Encyclopädie  der  gesammten  HeiU 
künde",  die  er  mit  den  Wiener  Verlegern  ürban  und  Schwarzenberg  plante, 
1880  begann  und  1883  in  erster  Auflage  zum  Abschluss  brachte.  B,ed, 

Enphorbus ,  der  Bruder  .des  Antonius  Müsa,  war  Leibarzt  des  numi- 
dischen  Königs  Juba-II.,  der  eine  von  ihm  gefundene  und  beschriebene  Pflanze 
seinem  Arzte  zu  Ehren  Euphorbia  genannt  haben  soll. 

Plin.  nat.  hist.  XXV,  §.77.  Helmreich. 


314  EURYPflON.  —  EUSTACHI. 

Euryphon,  einer  der  berühmtesten  von  der  Enidisehen  Schule  herv 
gegangenen  Aerzte  des  Alterthums,  wahrscheinlich  ein  etwas  älterer  Zeitgeno 
des  HiPPOKRATES.  E.  war  vielleicht  Verfasser  mehrerer  in  der  Hippokratiscl 
Sammlung  befindlichen  Schriften,  z.  B.  von  „Trept  StatTTj;  Oytetv^  (de  victu  scUubri 
vielleicht  auch  Bearbeiter  von  der  zweiten  Ausgabe  der  „Knidischen  Sentenzei 
Hervorzuheben  ist,  dass  E.  Blutungen  aus  Arterien  und  Venen  unterschied,  i 
das»  er  die  Phthisis  mit  der  Milch  von  Frauen,  Eselinnen  und  mit  dem  Gl 
eisen   behandelte.  g   Ha  es  er 

Eustaclli,  Bartolommeo  E.,  wurde  gegen  Anfang  des  16.  Jahrhunde 
geboren.  Ueber  das  Leben  des  grossen  Anatomen  ist  wenig  bekannt.  Man  wei 
dass  er  in  San  Severino  das  Licht  der  Welt  erblickte,  jedoch  ist  es  zweifelhj 
ob  es  das  San  Severino  in  Calabrien  oder  das  in  der  Mark  Ancona  ist.  Er  ¥ 
Leibarzt  beim  Herzog  von  Urbino,  ging  dann  mit  Cardinal  della  Rovere  m 
Rom  und  ward  hier  Stadtarzt  und  Professor  der  Anatomie  am  Studio  della  Sapien 
Nach  langer  Lehrthätigkeit  legte  er  bei  herannahendem  Alter,  auch  durch  Kräi 
lichkeit  (er  litt  an  gichtischen  Beschwerden)  bewogen,  sein  Amt  nieder  und  st 
im  August  1574  auf  einer  Reise  nach  Fossombrone,  wohin  er  wegen  einer  Krai 
heit  des  Cardinais  della  Rovere  gerufen  war.  Na^h  Aeusserungen  in  seh 
Schriften  niuss  er  in  dürftigen  Verhältnissen  gelebt  haben.  —  E.  war  ein  gros 
Anhänger  des  Galexos  und  suchte  diesen  gegen  die  vielen  Angriffe  der  neuei 
Anatomen,  besonders  Vesal's,  in  Schutz  zu  nehmen.  Aber  unähnlich  dem  Jacoi 
Syi.vjus,  der  in  seiner  Erregtheit  alles  Neuere  oft  mit  den  lächerlichsten  Grüne 
zu  widferlegen  suchte ,  waren  es  bei  E.  die  eingehendsten ,  sorgfältigsten  Inl 
suchungen,  auf  deren  Basis  er  nicht  allein  Galen's  Vertheidigung  gründete,  sond 
auch  im  Allgemeinen  Vesal's  Ungenauigkeiten  zu  verbessern  suchte.  Freilich  tr 
auch  ihn  sein  galenischer  Eifer  zu  weit,  und  im  Alter  gestand  er  selbst  ein  („Lih 
de  multitudine"  [Leyden  1746]),  jetzt  von  manchen  Irrthümern  Galen's  üb 
zeugt  zu  sein.  Dies  nimmt  ihm  aber  nichts  von  dem  Ruhme,  einer  der  gross 
Anatomen  gewesen  zu  sein,  die  je  gelebt  haben.  Dieser  Ruhm  gebührt  ihm  wegen  sei 
mit  minutiöser  Sorgfalt  vorgenommenen  Zergliederungen,  wegen  der  vielen  Ricbl 
Stellungen  und  Entdeckungen,  gebührt  ihm  als  erstem  vergleichenden  Anatom 
Denn  in  den  kleineren  Abhandlungen  über  die  Nieren  und  die  Zähne  bringt 
nicht  allein  entwicklungsgeschiehtliche  Forschungen  über  die  verschiedenen  Lebe 
alter  vom  Fötus  an,  sondern  zieht  auch,  als  der  Erste,  die  anatomischen  Verb 
nisse  im  Thierreiche  zum  Vergleiche  und  zur  Erläuterung  herbei.  Anch  den 
Sectionen  gefundenen  pathologischen  Veränderungen  wandte  er  seine  Auf  merk« 
keit  zu.  Bei  Lebzeiten  E.'s  erschienen  nur  einige  kleinere  Werke:  „lAbellui< 
renihus^  (Venedig  1663,  4.)  —  ^Libellus  de  dentibus^  (Daselbst  1563,  4.)  i 
.yOpuscula  anntomica^  (Daselbst  1564,  4.),  worin,  ausser  den  beiden  el 
genannten  Abhandlungen,  die  Libelli  „De  motu  capitis^  —  „De  vena  sine  pari** 
„De  vena  communi  profunda  brachii^  und  „De  organo  audilMs"  enthaJ 
sind.  Hervorzuheben  ist,  dass  E.  in  der  Schrift  über  die  Nieren  schon  Vm 
gebracht  hat,  was  Bellini  in  seiner  gerade  100  Jahre  später  erschienenen  Abha 
lung  als  seine  Entdeckungen  ankündigte.  Dieser  entschuldigte  sich  später  freil 
damit,  ihm  sei  das  schon  damals  seltene  EuSTACHi'sche  Buch  unbekannt  gewes 
Den  „Opusc.  anatom,"  hatte  E.  acht  vortrefflich  gezeichnete  Kupfertafeln  1 
gefügt.  Sie  bilden  nur  einen  kleinen  Theil  einer  grossen  Anzahl  (47),  die 
grosses  anatomisches  Werk ,  das  den  Titel :  „  De  dissensionibus  de  contraver. 
anatomicis^  führen  sollte,  zu  illustriren  bestimmt  waren,  und  die  E.  nach  sei 
Angabe  (De  renibus  cap.  XVI)  schon  1552  vollendet  hatte.  Vor  Ausführung  sei 
Absieht  ward  E.  vom  Tode  überrascht  und  die  Kupferplatteu  gingen,  da  E.  kinde: 
war,  in  den  Besitz  eines  Verwandten,  Pier  Mattco  Pini  aus  Urbino,  über  i 
blieben  versehollen  bis  zum  Anfange  des  18.  Jahrhunderts,  wo  der  päpstliche  L 
arzt  Lancisi  sie  bei  Pini's  Erben,  der  Familie  Rossi,    auffand    und  zusami 


EUSTACHI.  -    EVE. 


315 


nit  den  schon  veröffentlichten  Tafeln  und  eigenen  Commentaren  herausgab  („  Tabulae 
matomtcae  Barth,  Eustachü,  quas  e  tenehris  tandem  vindicatas  praefatione 
wtisque  tllustravit  ac  publici  Juris  fecü  J.  M,  Lanctsi"  [Rom  1714,  Fol.]).  Der 
Kommentar  des  E.  wurde  nicht  aufgefunden  und  ist  auch  bis  jetzt  verschwunden. 
Jon  jenen  Tafeln  sind  eine  Anzahl  Ausgaben  erschienen,  deren  beste  von  Bernh. 
;iEGF.  Albin  (s.  diesen)  herrührt.  MaxSalomon. 

Eustathius ,  der  Sohn  des  Oribasiüs,  ist  vielleicht  identisch  mit  dem 
Irzt  E.,  an  welchem  der  heil.  Basilius  zwei  Briefe  (80,  81)  richtete. 

Helm  reich. 

Eutropius,  ein  Arzt  aus  Burdigala  (Bordeaux),  dessen  Schriften  sein 
iandsmann  Marcellus  benützte. 

Marcell. ,  Empir.  de  medicam.  praef.  Helmreich. 

*  Evans,  Thomas  W.  E.,  amerikanischer,  in  Paris  lebender  Zahnarzt, 
at  sich  besonders  dadurch  verdient  gemacht,  dass  er  die  während  des  amerikanischen 
lOr^erkrieges  geübte  Sanitätspflege  theils  durch  Schriften,  noch  mehr  aber  durch 
ine  während  der  Weltausstellung  von  1867  zu  Paris  von  ihm  veranstaltete  Special- 
usstellung  von  Sanitätsmaterial  in  Europa  bekannt  werden  liess.  Zu  den  erst- 
enannten  gehören:  „La  commission  sanitaire  des  Etats- Unis,  son  arigine^  son 
rganisatton,  etc.^  (Paris  1865;  5.  6dit.  1867)  —  „Essais  d'hygiine  et  de 
[erapeutique  milttaires  prisentds  h  la  commission  sanitaire  des  Etats-  Unis  etc. " 
Paris  1865).  Nach  eigenen  Anschauungen  gab  er  über  den  deutsch- österreichischen 
^rieg  1866  einen  mit  der  Beschreibung  eines  Ambulanzwagens  und  dem  Katalog 
?iner  Ausstellung  im  J.  1867  verbundenen  Bericht  in  französischer  und  englischer 
prache  heraus:  „Les  institvtions  sanitaires  pendant  le  conflit  nystro-pruftsien- 
alien,  suim  etc.**  (Paris  1867)  —  „Sanitary  institutions  during  the  Aut^tro- 
\ussian-Italian  conflicts;  etc."  (3.  edit.  1868)  —  femer:  „History  and  description 
f  an  ambulance-wagon  constructed  in  accordance  mth  plans  furnished  by  the 
riter"  (Paris  1868)  —  ^j Report  on  instruments  and  apparatus  qf  medicine 
irgery  and  hygiene,  ....  and  sanitary  institutions  in  Europe"  (Washington 
868)  —  „Dental  surgery  and  the  material  which  it  employs,  forming  part 
^  a  report  on  class  XI,  group  II,  Paris  Exposition  1867,  pr epared  for  the 
^perial  commission"  (Paris  1868).  Endlich  erschien  von  ihm  nach  der  Belagerung 
)n  Paris:  „History  of  the  American  ambulance  established  in  Paris  during 
e  siege  of  1870— 71  etc."  (London   1873). 

Indcx-Cataloguc.  IV,  pag.  389.  G. 

*Evatt,  Georg  Joseph  Hamilton  E. ,  Surgeon-major  in  der  eng- 
jchen  Armee,  studirte  in  Dublin,  wurde  M.  D.  Qu.  Univ.  Irel.  (hon.)  1863  und 
it  eine  umfangreiche  schriftstellerische  Thätigkeit  auf  dem  Gebiete  des  Militär- 
nitätswesens  entfaltet ;  so  erschienen  von  ihm:  „On  the  intellectual  development 
'^  the  British  saldier"  (1872)  —  n^'f*^  medico-military  topography  of  the 
ersian  gulf  etc."  (Blaubuch  der  Armee,  1874)  —  n^^he  cause  and  eure  of 
nmy  drunkenness"  (Preisarbeit,  1876)  —  „On  the  interior  economy  of  ai-my 
^spitals  in  India"  (Ind.  med.  gaz.   1877)  u.  Aehnl.  j^^^l 

Eve,  Paul  Fitzsimmons  E.,  zu  Nashville,  Tenn.,  war  in  Richmond 
Dunty,  bei  Augusta,  Ga.,  am  26.  Juni  1806  geboren,  studirte  Medicin  in  Philadelphia 
iter  Charles  D.  Meios,  wurde  1828  daselbst  Doctor,  hielt  sich  von  1829 — 31 
Grossbritannien  und  Frankreich  auf,  leistete  1831  Dienste  in  den  Spitälern  zu 
Warschau  während  der  polnischen  Revolution  und  wurde,  in  sein  Vaterland  zurück- 
Bkehrt,  1832  Professor  der  Chirurgie  in  dem  zu  Augusta  eben  errichteten  Medical 
öllege  of  Georgia.  1850  wurde  er  zum  Nachfolger  von  Professor  Gross  an  der 
niversität  von  Lousville,  Ky.,  ernannt,  nahm  aber  bereits  1851  den  neu  errichteten 
ehrstuhl  ^er  Chirurgie  bei  der  Universität  von  Nashville  au,  woselbst  er  dauernd^ 


316  EVE.  —  EVERS. 

mit  Ausnahme  der  Zeit  des  Kriegeis,  bis  zu  seinem  Tode  verblieb,  indem  er  ei 
Reihe  anderweitiger  Berufungen  ausschlug.  Er  stand  1846  während  des  mexika 
sehen  Krieges  an  der  Spitze  der  in  die  Ünions-Armee  berufenen  freiwilligen  Chirurg! 
war  1859  während  des  italienischen  Feldzuges  daselbst  anwesend,  wurde  18 
Surgeon  General  von  Tennessee  und  verlor  bei  der  Einnahme  von  Nashville 
sein  Eigenthum.  —  Als  Lehrer  hatte  er  ausserordentliche  Erfolge;  als  Chin 
konnte  er  der  American  Medical  Association  1870  zu  San  Francisco  yylTie  synof 
and  analysis  of  100  cases  of  liihoixymy,  chießy  by  the  bilateral  method"  v 
legen  und  war  auch  anderweitig  ein  sehr  glücklicher  Operateur.  Sehr  bekannt  i 
nützlich  ist  seine  „Collection  of  remarkable  cases  in  surgery"  (Philadelphia  185 
eine  Sammlung  von  sehr  bemerkenswerthen  chirurgischen  Fällen  aus  allen  Literatur 
namentlich  der  amerikanischen,  geworden.  Die  Zahl  der  von  ihm  in  der  Zeit  i 
1827 — 1877  veröffentlichten  niedicinischen  Aufsätze  beläuft  sich  auf  nicht  weni 
als  625,  darunter  mehr  als  200  Biographien  hervorragender  Aerzte  des  Südweste 
für  Johnson's  Encyclopedia.  Bei  dem  hundertjährigen  medicinisehen  internationa 
Congress  1876  wurde  ihm  die  Ehre  zu  Theil,  die  Adresse  über  Chirurgie  zu  halt 
Er  war  eine  Reihe  von  Jahren  (1845 — 53)  Mitherausgeber  des  „Southern  Medi 
and  Surgical  Journal*",  später  (1851—58,  1866—67,  1870—71)  des  „Nashv\ 
Journal  of  Medicine  and  Surgery^  und  war  einer  der  ersten  Präsidenten  (18; 
der  American  Medical  Association.  Am  3.  November  1877  starb  er  beim  Besii 
eines  Kranken. 

T.  Chalniers  D  ow  in  Transactioiis  of  the  American  Medical  Association,  Vol.  XX 
1878.  pag.  641.  e„,„ 

Everaerts.  Ausser  dem  Naturphilosophen  Anton  E.  in  Äüddelburg,  i 
aber  auch  gleichzeitig  Arzt  und  Anatom  war  und  1661  über  die  Ursachen  i 
Syphilis  schrieb,'  sind  zu  nennen:  AegidiusE.,  in  Berg-op-Zoom,  Verfasserei 
Buches    über  den  Tabak  als  Panacee  (Antwerpen   1583),    und  Martin  E.  we; 

Hder  von  ihm  begründeten  „Ephemeridae  meteorologicae^ j  die  von  1582  ab  zw 
in  Antwerpen,  dann  in  Heidelberg,  und  zwar  bis  1615,  publicirt  wurden. 

van  den  Corput.  —  Bec 

Evers,  Otto  Justus  E. ,  aus  der  Gegend  von  Eimbock,   1728 — 18 

■  war  Militär-  und  Hospitalarzt  zu  Hannover  und  besuchte  nach  dem  siebenjährij 

I  Kriege  ausländische  Hospitäler,  hielt  sich  dabei  7  Jahre  in  Paris  auf  und  widn 

[1  sich    unter  Legat    mit  Eifer    der   pathologischen  Anatomie.    Ausser    einer  gros 

Anzahl    von    Beobachtungen,     die    er    in     den    chirurgischen    Fach  -  Zeitschrii 

publicirte,  gab  er  monographisch  heraus:    „Zur  Bereicherung  der    Wundarzt 

kunst  und  Arzneigelehrsamkeit^  (Göttingen   1787),  eine  Anleitung  für  Chirurj 

in  Fällen  criminnler  Verletzungen   (Stendal   1791)     und    „Ueber   den   Infarct 

(Daselbst   1794). 

Dict.  bist.  II.  Re< 

*Evers,  Johannes  Christian  Gottlob  E.,  1818  im  Haag  geboi 
studirte  1836 — 40  in  Lcyden  und  promovirte  mit  einer  „Dissert.  continens  brei 
conspectum  n^orbomim  hoc  anno  in  clinico  GL  G,  Pruys  van  der  Hoez 
observatorum** .  Damach  studirte  er  in  Paris  unter  Andbal,  Chomel,  Cküveilh 
und  Velpealt,  hörte  in  Wien  Skoda  und  Rokitansky  und  in  Berlin  Schönl 
und  Simon.  Im  Haag  als  praktischer  Arzt  bis  1864 ,  nach  dem  Tode  von  P 
J.  M.  SCHRANT  in  Lcyden  als  Prof.  med.  clin.  thätig,  wirkte  er  daselbst  biß  18 
wo  er  einer  Magenkrankheit  wegen  seine  Entlassung  nahm  und  sich  wieder 
Haag  als  consultirender  Arzt  niedcrliess.  Er  war  1842 — 44  Mitredacteur  von 
Zeitschriften  „Boerhaave"  und  „Journal  mödical",  welche  beide  bald  darauf  aufhör 
lieferte  eine  statistische  Arbeit:  „De  sterfte  der  kraamvrouwen  voor  eene  et 
en  Üians^  (1864)  und  publicirte  (1882)  eine  sehr  ausführliche  Arbeit:  „Bydr 
tot  de  levolkingsleer  in  Nederland^ ,  q   E,  Daniel 


EVERSBÜSCH.  —  EWALD.  317 

* Eversbusch,  Oscar  E.,  aus  Haspe  in  Westpbalen,  am  26.  Mai  1853 
boren,  studirte  in  Bonn  und  München  (Koester,  V,  Röthmund,  SAEmsCH); 
77  erfolgte  seine  Promotion.  Seit  1882  ist  er  als  Docent  der  Augenheilkunde 
München  thätig  und  publicirte:  „Beiträge  zur  Genese  der  serösen  Iriscysten^  — 
Beiträge  zur  Embryologie  und  Teratologie  des  Glaskörpers"  —  ;,  Bemerkungen 
w  die  Anwendung  der  Antiseptica**  (sämmtlich  in  den  Mittheilungen  der 
nchner  Üniversitäts- Augenklinik ,  Bd.  1).  Auch  in  der  von  Bkrlin  (s.  diesen) 
i  E.  herausgegebenen  „Zeitschrift  für  vergleichende  Augenheilkunde"  (Jahrg.  I) 
chienen  von  dem  Letzteren  mehrere  Arbeiten.  Die  jüngste  ist  eine  Monographie 
'eher  einige  Veränderungen  der  Plica  semüunaris"  (München  1883),     ^^^ 

Eversmanil,  Eduard  E.,  geboren  1794  in  Berlin,  wurde  1814  in  Halle 
.  phil.  und  Magister  der  freien  Künste,  kam  dann  nach  Russland,  woselbst  sein 
ter  Director  der  Gewehrfabrik  Slatoust  am  Ural  war.  Nach  abgelegtem  Examen 
rde  E.  am  31.  August  1816  in  Dorpat  zum  Dr.  med.  promovirt  (Diss. :  „De 
temate  gangliorum  et  cerebrali**)^  dann  erhielt  er  eine  Anstellung  als  Arzt  in 
tonst,  nahm  1820 — 1821  Theil  an  einer  russischen  Gesandtschaft  nach  Buchara, 
ehdem  er  eine  Zeit  lang  in  Orenburg  als  praktischer  Arzt  gelehrt  hatte,  betheiligte 
sich  1825 — 1826  an  einer  kriegerischen  Expedition  auf  dem  Kaspischen  Meere 
I  wurde  endlich  1828  ordentlicher  Professor  der  Zoologie  und  Botanik  an  der 
iversität  zu  Kasan,  machte  von  hier  aus  wiederholt  Reisen  nach  Orenburg, 
rachan,  Saratow,  Kaukasien,  war  einige  Male  in  Deutschland,  Frankreich  und 
ieo  und  starb  als  Prof.  emerit.  1860.  E.  hat  sich  stets  nur  mit  Zoologie 
ehäftigt  und  eine  grosse  Anzahl  zoologischer  Abhandlungen  verfasst,  welche 
ist  im  Bulletin  der  Moskauer  Naturforscher-Gesellschaft  abgedruckt  sind.  Be- 
ders  zu  nennen  ist  seine  „Fauna  lepidopterologica  Volga- Uralensis"  (Casan 
14)  und  „Reise  von  Orenburg  nach  Buchara"  (Berlin  1823). 

Recke-Napiersky,  I,  534.  —  Beise,  I,  176  (woselbst  die  einzelnen  Abhand- 
;en  E.*s  speciell  aufgeführt  sind).    —    Russ.  Encycl.  von  Beresin.    Bd.  XVI,    pag.  309. 

L.  Stieda. 

Everts,  Bernardus  HenricusE.,  1810  in  Arnhem  geboren,  studirte 
J6 — 30  am  Athenäum  in  Deventer,  darnach  an  der  Leydener  Universität ,  wo 
1834  promovirte  {„De  haematosi").  Er  etablirte  sich  als  Arzt  in  Deventer 
[  war  daselbst  1839 — 47  Arzt  an  der  Irrenanstalt.  Da  er  zum  Primararzt  der 
en  zu  eröffnenden  Irrenanstalt  Meerenberg,  bei  Haarlem,  ernannt  wurde,  machte 
eine   grössere  Reise   durch  Europa,    bis    er  im  Juni  1849    dieses  Amt  antrat. 

Einrichtung  der  Anstalt  war  nicht  der  Art,  dass  E.  das  no-restraint-System 
aittelbar  einführen  konnte.  Als  jedoch  1852  die  Anstalt  vergrössert  werden 
iste,  machte  E.  die  dafür  geeigneten  Pläne  und  so  wurde  durch  seine  eifrigen 
Qühungen  Meerenberg  die  erste  Anstalt  auf  dem  Festlande  Europas,  in  welcher 
Zwangsmittel  fast  ganz  nachgelassen  wurden,  ein  Vorbild  für  viele  Irrenhäuser 
Deutschland  und  Frankreich.  Bis  1874  war  E.  in  dieser  Richtung  auf  Meereu- 
%  vorzugsweise  als  Director  (mehr  denn  als  Arzt)  wirksam,  da  er,  obgleich 
senschaftlich  so  geschätzt,  dass  ihm  eine  Professur  in  Amsterdam  angeboten 
rde,    die  Behandlung   der  Kranken    grösstentheils   seinen  Assistenten    überliess. 

ihm  durch  die  Regierung  1865  aufgetragene  Organisation  des  Irrenwesens  in 
derländisch-Ostindien  lehnte  er  ab,  tibte  vielmehr  von  1874  bis  zu  seinem 
^3  erfolgten  Tode  die  consultative  Praxis  in  Arnhem  aus.  Ausser  den  drei 
en  Jahresberichten    über  die  Anstalt  Meerenberg  und  einigen  kleineren  Artikeln 

er  Schriften  nicht   geliefert.  q   E   Daniels. 

Ewald,  Benjamin  E. ,  geboren  am  28.  October  1674  zu  Danzig, 
lirte  Medicin  in  Königsberg,  Erfurt  und  Halle,  wo  er  unter  Stahl  1697  pro- 
rirte  (Diss. :  „De  impotentia  virili^)  und  Hess  sich  1 701  in  Königsberg  als 
ktischer  Arzt  nieder.  1707  ward  er  daselbst  zum  ausserordentlichen  und  1718 
1  ordentlichen  Professor  in  der  medieiniseben  Facultät  ernannt,  starb  aber  schon 


318 


EWALD.  —  EWICH. 


am  24.  October  1719.  Er  hat  eine  Menge  kleinerer  Abhandlungen  geschrieb 
die  von  geringem  Werthe  sind  und  die  man  vollständig  in  Hallbr's  Bibliothi 
medicinae  praeticae  und  Bibl.  anatomica  verzeichnet  findet.  j£ax  Salomoi 

*  Ewald,  zwei  lebende  Mediciner,  Brüder.  —  Der  Aeltere,  *Karl  Anton 
geboren  zu  Berlin  am  30.  October  1845,    studirte  hier,   dann  in  Heidelberg  i 
Bonn  unter  Pflüger,    Frbrichs,  Virchow.     Am  25.  März  1870   erfolgte  se 
Promotion  („Zur   Histiologie   der    Speicheldrüsen^),     Nach    einer    mehrjäbri| 
Thätigkeit  als  Assistent  der  FRERTCHs'schen  Klinik  habilitirte  er  sich    als  Doc 
1874,  wurde  1882  ausserordentlicher  Professor  und  übernahm  im  gleichen  Ja' 
die  Redaction  der  „Berliner  klinischen  Wochenschrift".    Von  ihm  rühren  zahlreii 
Arbeiten ,   theils   physiologischen ,    theils   klinischen    Inhaltes   her.    In    ersteren 
wesentlich  die  physiologisch-chemische  Richtung,  in  letzteren  sind  die  Rrankbei 
der  Brust-  und  Verdauungsorgane  vertreten.    Von  grösseren  Publicationen  sind 
nennen  die  Abhandlung:    „lieber  die  operative  Behandlung  pleuritischer  Ex 
date"  —   „Die  Lehre  von  der   Verdauung^  (12  Vorlesungen,    Berlin   1880) 
yjZur  Ga^ometrie  der   Transsudate^*  (2  Abhandlungen)   —   „Zur   Transpirat 
des  Blutes^    —    „lieber  das   Verhalten  der  Gefässe  bei  Morbus  Brightii^ 
„Die  Arzneiverordnungslehre^  (nach  der  neuen  Pharmacopoe  herausgegeben,  Bei 
1883)    und   kleinere    Arbeiten   zur  Physiologie    der  Verdauung    und  über  Krai 
heiteu  des  Verdauungssystems.  —  Der  jüngere  Bruder,  *Juliu8  Richard 
geboren  zu  Berlin  am  14.  Februar  1856,  studirte  in  Heidelberg,  Leipzig  und  8tra 
bürg.  Seit  1881  Assistent  des  physiologischen  Laboratoriums,  seit  1883  Docent 
der  Universität  zu  Strassburg,  hat  er  sich  besonders  mit  der  physikaliscb-mechaniscl 
Seite    der    Physiologie    beschäftigt:     „Der   normale    Äthmungsdruch   und  se 
Curven^   —  „Eine  neue  Methode,    den  Druck  in  den  Lungen   zu  messen'^ 
„Lst    die    Lunge    luftdicht?^    (mit  R.  Kobert)    —    „lieber    das   Verhalten  ( 
SäugethierherzenSf   wenn  Luft  in  dasselbe  geblasen  wird^  etc.  ßgj| 

*Ewart,  Joseph  E.,  in  Brighton,  wurde  M.  D.  St.  And.  1853,  war 
Assistent  vornehmlich  am  Guy's  Hospital  thätig  und  erlangte  die  Mitgliedsch 
des  Hoyal  Coli,  of  Phys.  zu  London  1881.  Er  war  längere  Zeit  in  der  Bengaliscl 
Armee  wirksam  und  fungirte  als  Professor  der  Physiologie  am  medicinischen  Collegi 
zu  Calcutta;  daselbst  auch  als  Präsident  der  dortigen  medicinischen  Vereini^ui 
als  consultir ender  Arzt  an  den  namhaftesten  Hospitälern  und  als  Herausgeber  i 
Eigentbümer  der  „Indian  annals  of  med.  sc."  In  diesen  publicirte  er  seine  st 
stischen  Armee-  und  G^efängnissberichte,  den  Katalog  der  medicinischen  Sammlung 
zu  Calcutta,  die  Revuen  über  die  Krankheiten  in  Indien ,  die  Giftschlangen  i 
die  durch  sie  verursachten  Todesfälle,  die  Phthisis  in  der  indischen  Armee  c 
In  die  gelesensten  englischen  Wochenjournalc  der  Jahre  1879 — 1883  gingen  se 
zahlreichen  Aufsätze  über  den  Typhus  in  Indien  über.  Noch  neuerdings  erschiei 
Arbeiten :  „  On  the  excessive  mortality  among  wonien  and  children  on 
European  äriny  et  India^  (Trans,  of  the  epid.  soc.   1883).  ^^^ 

* Ewart,  J.  Co  s  s ar  E.,  Professor  und  Director  der  sc*hotti8chen  zoologiscl 
Station  zu  Edinburg,  daselbst  CM.  (hon.)  1874,  reiste  auf  dem  Continent  i 
hielt  sich  besonders  in  Strassburg  auf.  Er  bereicherte  die  Mediciu  durch 
Arbeit  „The  minvte  structure  of  the  retina  and  vitreous  humar^  (Joum. 
anat.  and  phys.  1874)  und  „Life  history  of  bacillus  anthracis^  (Quart.  Jou 
microsc.  sc.  1878).  Seine  sonstigen  Schriften  sind  vergleichend-zootomischen  Inha 

Red 

Ewich,  Johann  von  E.,  in  Bremen,  war  1525  zu  Cleve  gebor 
bereiste  Deutschland  und  Frankreich,  studirte  Medicin  in  Venedig  und  Padua  i 
wurde  1559  an  letztgenannter  Universität  Doctor.  In  jener  Zeit  der  Religio 
Zwiste  Hess  er  sich  in  Bremen  als  Arzt  nieder,  beschäftigte  sich  aber  ai 
mit  theologischen   Forschungen,    als    deren    Frucbt   mehrere    Schriften    erschien 


EWICH.  -  FA'SELEIN. 


319 


12  erhielt  er  das  Amt  eines  Stadtphysicus,  wirkte  mit  Eifer  während  der  1564 — 1 566 
Deutschland  wüthenden  Pestepidemie,  schrieb  später  ein  seiner  Zeit  classisches 
rk,  namentlich  in  sanitätspolizeilicher  Beziehung:  „De  officio  ßdelis  et  pru- 
tis  magistratus  tempore  pestilentiae  rernpubltcam  a  contagio  praeservandi 
randique  libri  duo"  (Neustad  1582;  Bremen  1656;  deutsche  üebersetzung 
JuSTUS  MOLLERüS,  Mühlhauscn  1584)  und  gab  eine  andere  auf  die  Pest 
Qgliche  Schrift:  nDte  Pestilenz,  ob  sie  eine  anfällige  Seuche  sei,  und  in- 
fem  ein  Christenmensch  ihr  weichen  möge**  (Basel  1582)  heraus.  1582  begann 
mit  grossem  Erfolge  öffentliche  Lehrvorträge  zu  halten  und  machte  sich  durch 
j  gegen  Hexen  und  Hexenprocesse  gerichtete  Schrift:  „De  sagarum  quds  vulgo 
eficas  appellant,  natura  etc,"  (Bremen  1583),  die  nicht  ohne  nachhaltige 
■kung  blieb,  verdient.  Als  1584  das  Gymnasium  illustre  in  Bremen  gegründet 
'de,  erhielt  er  die  Professur  der  Medicin;  er  starb  aber  bereits  am  7.  Februar^ 
18,  nachdem  er  sich  um  das  wissenschaftliche  Leben  und  Studium  in  Bremen 
sse  Verdiense   erworben   hatte. 

Bremische  Aerzte,  pag.  36.  <». 

*Exiier,  Siegmund  E.,  geboren  am  5.  April  1846  zu  Wien,  studirte 
r  und  in  Heidelberg  (Brücke;  Helmholtz).  Promovirt  am  23.  Deoember  1870, 
er  1871  als  Assistent  und  seit  1875  als  Prof.  extraord.  am  physiologischen 
itute  der  Universität  in  Wien  in  Thätigkeit.  Ausser  der  grösseren  Arbeit: 
le  Localisatiun  der  Functionen  in  der  Orosshimrinde  des  Menschen^  (Wien 
II)  sind  zahlreiche  Abhandlungen,  insbesondere  auf  nervenphysioiogischem  und 
siologisch-optischem  Gebiete,  von  ihm  veröflentlicht.  ^e^ 

Eyerel,  Schüler  Stoll's  und  fleissiger  Compilator,  ans  Kaiserheim  in 
waben,  1740  geboren,  gab  die  unter  Stoll's  Leitung  gesammelten  „Obser- 
iones  medicae"  (Wien  und  Leipzig  1786);  sowie  „Commentaria  in  Maximi- 
li  Stall  aphorismos"  (Wien  1788 — 1793),  die  nach  Vorlesungen  desselben 
fassten  Dissertationen  (Daselbst  1788  und  1792),  einen  „Commentar  zu  StolVs 
herlehre**  (Wien  1793 — 1794),  eine  ^Medichiische  Chronik**  (Daselbst  gleich- 
ig) —  nDie  Pfuscherei  in  der  Arzneikunst**  (Breslau  und  Leipzig  1801)  und 
5  Compilation  über  Syphilis  nach  Swediaür  (Wien  1802)  heraus. 

Dict.  bist    II.  Red. 

Eyrini  d'Eyrinis,  gebürtig  aus  Russiand,  lebte  im  17.  Jahrhundert  in 
ichätel  (Schweiz).  Er  entdeckte  eine  Asphaltmine  und  beschäftigte  sich  mit 
«neben  über  die  Anwendung  eines  aus  Asphalt  dargestellten  Oeles  in  ver- 
ledenen  Krankheiten  der  Haut,  vgl.  Diss. :  „Sur  V Asphalt  ou  ciment  naturel 
c  la  manih-e  de  Vemployer  et  les  utilitds  de  Vhuile  qu'on  en  tire**  (Paris 
fl).  E.  publicirte  auch  mehrere  deutsche  Abhandlungen  über  denselben  Gegenstand. 

U  n  g  e  r. 

Eysel  (der  Aeltere),  Johann  Philipp  E.  (Eyssel),  geboren  zu  Erfurt 
►2,  gestorben  am  30.  Juli  1717,  studirte  zu  Erfurt  und  Jena,  promovirte  1680 
Erfurt,  wurde  gleichzeitig  auch  Poeta  laureatus;  er  war  Physicus  in  Borken 
jstphalen),  seit  1684  Arzt  in  Erfurt,  1687  Prof.  extraord.  der  Medicin  daselbst, 
►3  ordentl.  Professor  der  Pathologie,  1694  der  Anatomie,  Chirurgie  und  Botanik, 
L5  auch  Mitglied  der  kaiserlichen  Akademie  der  Naturforscher.  —  Andreas  E., 
jüngere  Bruder,  wurde  Dr.  med.  zu  Erfurt  1693. 

BiogT.  univ.  W.  »Stricke  r. 

*Ey8elein,  Oscar  E.,  geboren  zu  Castell  in  Unterfranken  am  13.  November 
17,  studirte  in  Würzburg,  Erlangen,  Tübingen,  Leipzig  und  Wien,  wurde  1871 
movirt,  1872  zu  München  approbirt  und  wirkt  seit  1876  in  Blankenburg  am 
rz  als  Director  einer  Heilanstalt  für  Nervenleidende.  Neben  kleineren  Schriften 
►licirte  er:  „Zur  Organisation  der  öffentlichen  Gesundheitspflege  im  Uerzog- 
m  Braunschweig**  (Berlin  1880)  —  yj  Tisch  für  Nervenkranke**  (Karlsbad  1883), 


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320 


EYSELEIN.  —  EZLER. 


hygienische  und  statistische  Aufsätze  im  Monatsblatt  für  öffentliche  Gesundheit 
pflege  für  Braunschweig,  desgleichen  medic.  Aufsätze  in  Wochenschriften  etc.  ■ 
„üeber  Nervosität"  (Vortrag.  1884)  —  „Ueber  Erinnerungstäuschungen**  (Arcli 
für  Psychiatrie).  ^^^ 

Eyssonius,  Vater  und  Sohn.  —  Der  Erstere,  Henricus  E. ,  1620 
Groningen  geboren,  studirte  daselbst  1639 — 1649  (wovon  einige  Jahre  Theologi 
und  promovirte  unter  A.  DeüSING  zum  Dr.  med.  mit  der  „DisptUcUio  de  ap 
plexia".  Er  wurde  dann  praktischer  Arzt  in  Groningen  und  1654,  als  DsusD 
den  anatomischen  Unterricht  völlig  vernachlässigte,  zum  extraord.  Prof.  anatomi 
ernannt.  1665  wurde  er  Prof.  med.,  nachdem  ihm  ein  Jahr  früher  das  Doctor 
der  Philosophie  honoris  causa  verliehen  ward.  Dass  er  ein  tüchtiger  Anatom  wa 
erhellt  unter  Anderem  aus  einer  streng  wissenschaftlichen  Abhandlung :  „  Tractai\ 
anatomicus  et  medicus  de  ossibus  infantis  cognoscendis^  conservandi^  et  curandu 
(Groningen  1659)  und  aus  seinem  „Collegium  anatomicum,  sive  omnium  huma 
corporis  partium  kistoria".  Welche  Unterrichtsmethode  ihm  als  die  beste  vorkai 
legt  sein  „Sj/ntagma  medicum  minus,  solidiora  medicinae  generalis  ßindamem 
exhibens"  (Groningen  1672)  dar,  eine  sehr  lesenswürdige  Arbeit.  E  starb  1690.- 
Rudolph  E. ,  der  Sohn,  wurde  im  Jahre  1655  in  Groningen  geboren  ni 
promovirte  daselbst  im  März  1679  (Diss. :  „De  febre  aquosa").  Da  er  ad 
gute  literarische  Studien  gemacht  hatte,  wurde  er  bald  Docent  an  der  lateinisch! 
Schule,  1695  Prof.  bot.  an  der  Universität,  1696  Prof.  ehem.  et.  anat.  und  17( 
auch  Prof.  ord.  med. ,  welches  letztere  Amt  er  jedoch  nur  ein  halbes  Jahr  an 
füllte,  da  er  schon  im  November  1705  starb.  Er  schrieb  nur  botanische  Abhan 
lungen,  wovon  „Sylvae  mrgüianae  prodromus,  sive  specimina  phHologica-botani. 
de  arboribus  glandiferis**  (Groningen  1695)  und  zwei  Dissertationen :  „Defagc 
und  „De  castaneis"  die  am  meisten  bekannten  sind.  q  g  Danißls. 

Ezler,  August  E.,  Arzt  zu  Wittenberg  am  Anfange  des  17.  Jahrhundert 
verdient  Nennung  als  Vertreter  der  iatro-mathematisehen  Richtung,  wie  sie  i 
seinem  „Introductorium  iatro-mathematieum**  (Halle  1622)  und  „Isagoge  physid 
magico-medica"  (Strassburg  1631)  niedergelegt  ist.  Seine  Promotion  scheint  - 
laut  einer  gleichsinnigen  Dissertation    —    zu  Halle  1613  stattgefunden    zu  habei 

Biogr.  m6d.  IV.  Bei 


l  '  1 


F. 


»leiijenigen  Namen,   welche  bald  mit  F.  bald  mit  Ph  oder  mit  V  geschrieben  werden,  ist 
dies  ausdrücklich  vermerkt. 
Die  Namen  der  Ende  1884  noch  Lebenden  sind  durch  *  markirt. 


Fabbra ,  Arztfamilie  iu  Ferrara ,  deren  ältestes  Mitglied ,  Francesco 
[  I  a  F.,  Schriften  nicht  hinterlassen  hat.  L  u  i  g  i  d  e  1 1  a  F.,  des  Vorgenannten 
bn,  ara  25.  November  1655  geboren,  wurde  1678  durch  H.  Nigrisoli  pro- 
rirt,  wirkte  6  Jahre  als  Leibarzt  eines  Marquis  von  Bentivoglio  und  nahm 
n  einen  Lehrstuhl  in  Ferrara  an.  Mit  Erfolg  lehrend,  hat  er  nur  ^Düsertt. 
'jftco-medicae'^  (Ferrara  1712)  hinterlassen.  —  Ein  späterer  Träger  dieses 
nens  ist  Ange  della  F.,  Anhänger  Bellini's  und  Verfasser  von:  „Lettera 
yrno  alle  febri  in  generale^  (Ferrara  1752).  j^^^l 

■^Paber.  Aus  älterer  Zeit  sind  schriftstellerisch  bekannt  folgende  F. : 
h  e  r  t  F. ,  ein  1515  geborener  Niederländer ,  der  nach  Paris  und  später  nach 
1  ging,  um  hier  am  „Dispensatorium  Coloniense*^  mitzuarbeiten;  — 
ludius  F.,  Verfasser  einer  „Paraphrasis  in  Clnvdii  Oaleni  libnmi  tic," 
on  1550)  und  eines  „De  peste  curanda  liber^  (Paris  1568).  —  George  F. 
i  mehrmals  in  den  Werken  des  Fabriciüs  Hildanüs  erwähnt,  dessen  Freundschaft 
jich  in  jungen  Jahren  erworben  hatte;  er  studirte  als  Schüler  von  Casserio 
Padua.  Von  seinen  Briefen  über  medicinisehe  Fragen  finden  sich  einige  in 
Iorndng's  Sammlung  (Nürnberg  1625)  abgedruckt.  ^^^ 

Faber,  Johann  1.  F.,  wurde  1566  in  Nürnberg  geboren  und  studirte 
ücin  in  Basel.  1597  in  seine  Vaterstadt  zurückgekehrt,  prakticirte  er  dort  und 
fo  am  7.  Februar  1619.  Literarisch  ist  er  wenig  hervorgetreten;  ausser  einer 
^istola  de  calculis  in  corporis  humani  partibus  inventis^  (abgedruckt  in 
Observationes  medicinales  von  G.  Horst  [Ulm  1628 ,  4.])  schreibt  man  ihm 
I  „Oratio  funebins  de  Andro  Planero^  (Tübingen   1607,  4.)  zu. 

Max  Salomon. 

Paber,  Johann  2.  F.,  ward  1570  zu  Bamberg  geboren,  liess  sich  dort 
ii  als  Arzt  nieder  und  beschäftigte  sich  mit  Vorliebe  mit  Botanik  und  Anatomie, 
st  Urban  VUL  berief  ihn  als  Professor  der  Medicin  und  Botanik  nach  Rom, 
F.  1640  starb.  Er  war  ein  kenntnissreicher  und  gelehrter  Arzt.  Er  schrieb : 
ymmentarius  in  imagines  illustrium  virorum  Fulvii  Ursini"  (Antwerpen 
»6,  4.)  —  „Disputatio  de  nardo  et  epithymo  ad  versus  Josepfiutn  Scaldgerum^ 
n  1606,  4.)  —  „ Annotat iones  in  Hernandez  thesaurum  rerum  medicarum 
Uogr.  Lexikon.  II.  21 


3se 


FABER.  —  FÄBRICE. 


1^ 


JSoüae  iiwpanifte*^  (Rom   1648 — 1651,    fal.)  —   „L^c  ammalibus    mdicis  ap\ 
M€xkum-  (Rom  1628,  folj.  Max  S^Iobioil 

Faber,  Albort  Otto  F,,  gelioren  in  der  engten  Hillfr«  des  17.  Jahrliunde: 
zu  Lübe*;k,  prakticirte  zuerwt  iu  öciiier  Vaterstadt,  midaiui  in  Hamburg,  Niiehdi 
er  darauf  ktirzere  Zeit  Leibarzt  des  Forsten  von  S  u  l  z  b  a  c  h  gewesen  j  fidgtt* 
einem  Rufe  Köoig  KarTs  IL  von  Hnjafland  als  Armeearzt  nach  London  nud  %U 
dort  im  Jabre  1666.  Man  bat  von  ihm  folgende  Werke:  ^y Paradoxa  de  mar 
galUco^  (Alton»  1660,  4.J  und  ^Praciica  receiiJifftio  de  auro  potabili  medicinü 
ejusque  virlule''   (Amsterdam   1672,  S.).  ^ax  Salomon 

Paber ,  J  o  h  a  u  n  Äf  a  t  tb  i  a  s  F. »  gehon^n  zn  Augsburg ,  ward  Leiba 
des  Herzog«  von  Württemberg,  Stijdtarait  zn  IIeflbn>nn  und  MatI)  am  21.  Septenil 
1702,  AuRfier  eiuer  jjiei^rhreihunij  de^  Wild-  oder  Ileifhrunven  zu  Engheu 
(Frankfurt   16 61^  4j  haben  wir  von  ihm  noeh  einige  pbarmakologische  Schrift 

Max  SalomoD 

Faberi,  s-  Araber  VlII, 

Fabre  .  1*  i  e  r  r  e  -  J  e  a  u  F.  ^  Ende  det^  1 6 .  Jahrhunderts  geboren , 
Müntpetlier  ansgetnhiet ,  übte  seine  Kunut  in  seiner  Vaten^tadt  Castelnaudanr  a 
Er  sorgte  dnreb  Frablerei  mit  allerlei  myrttiseben  Mitteln  dafür,  sich  unter  seil 
Zeitgeuot^wn  berühmt  zu  maeben  und  schrieb  viele,  zum  Theil  mehrfach  aufgele 
Werke  nuter  ithnliebeu  Titeln,  wie  das  ^Pid/aduim  j^pagi/ncum"  (Toulouse  16' 
Strassiburg  1632)  —  ^Chtrurgh  spafjifnca^  in  qua  de  morhis  cutaneis  omnil 
melhodivt  affitur  ett\"  (Toulouse  1626;  Stra^isburg  1632j  — •  „Myrothecium  sj 
{jyricum^  (Toulouse  1628,  1646;  Leipzig  1632J  -^  ^Hercules pio-chemicus  ei 
(Toulouse  1634)  —  ,,Iieim<jnuculum  olt-himi^te*'  (Oa«eibst  1645)  —  „De  m 
potahili  vedichiali'^  (Frankfurt  1628)  und  ülinlichc.  Endlich  sind  als  „Op 
mtdico-rliymicii^  (2  Bde.,  Frankfurt  1652,  1656;  deutsch  Hamburg  1713,  17. 
die  meisten  seiner  Sebriften  vereiuigt.  j^^^ 

Fabre,  I^ierre  F.,  aus  Tarar^cou.  uubekaunteu  Geburtsjahres,  stud 
in  Pari«  und  war  8  Jabre  laug  SpeoialsebüU*r  J.-L,  Petit  s.  Nachdem  er  sei 
in  den  Jahren  1746—1717  die  Autnierksamkeit  der  Aeademie  royale  de  ehirui 
auf  sich  gelenkt  hatte,  erregte  er  durch  seinen  1758  in  Paris  zuerst  erschiene 
„Esgat  sitr  If.t  mniffdies  vSn^riennes  oh  l^on  expose  la  mSthode  de  M.  Peti 
der  in  der  Folge  viele  Ergänzungen,  Zuslltze,  Streitschriften  etc.  (1765,  17 
1780,  lT8:i,  1786)  hervorrief ^  allgemeines  Atift^eben.  Er  wurde  1765  Prevot 
Chirurgen  ,  1770  Professor  am  Oollego  royale  de  <-birurgie  und  darf  nicht  1 
als  ein  erfahrener  Syphilidülog,  sondern  aueb  als  ein  liöebsl  physiologisch  denken 
Kojif  bezeiebnet  werden.  Weitere  bemerken swertbe  Sebriften  von  ihm  sind:  „Est 
i^ur  dijf{'reiitH  poinls  de  phymolo<p'e ,  de  pathoI^gie  et  dt-  thSrapeutiqve*^  fP 
1770,  1783)  —  fiReßejyions  mr  la  chaltur  animah^  (Daselbst  1784) 
j^Eecherc/tes  itur  la  nature  de  rh&inmfi  etc.^  (Daselbst  1776)  —  „Recherc 
des  vraifi  prinvipea  de  Vart  de  gut^n'r''  flJaselbst  1790),  In  dem  Recoeil 
oben  genannten  Akademie  findeu  sieh  ausHcrdem  von  F, :  Untersuchungen  fi 
scbioerzstillende  und  andeiT  Mittel,  über  nesebwürsheilung  etc. 

IHct.  bist.  IL  Re( 

Fabrice ,  C  b  r  i  s  t  i  a  n  E  r  i  e  h  v  o  n  F. ,  zu  Altdc^rf  im  Rezatkreise ,  ' 
am  13,  August  1773  zn  Wien  geboren,  studirte  auf  der  Universität  zu  Alt< 
und  erhielt  daselbst  1706  die  iJoetorwUrde  mit  der  Diss,  ^Df'  empyemate  wedioft 
anterioris,  t^/t/sr/ue  curafiotie  opt*  irepnni  eif\".  Er  wnrde  1797  ordentlic 
I'rofcssor  der  Anatomie,  Chirurgie  und  Gelnirtsbilfe  an  derselben  Universität 
war  seit  IHOl  auch  l*Jreet(^r  des  klinischen  lustitutes  und  Amts-Physicus.  Er  se 
fort:  C.  G.  HnFMA^*^;'s  und  C,  G.  AckermaknV  ^Nachrirht  von  der  Anstalt 
arme  Kranke   zu   Altdorf  für  du'  Jahre   1800—1804''   (Altdorf  1802—18 


FABRICE.  —  FABRICIÜS.  323 

d  schrieb  eine  „Prolusio  de  cyatocele  vagtnali*^  (Norimb.  1802,  4.).  Nach 
r  Aufhebung  der  gedachten  Universität  wurde  er  1809  königlich  bayerischer 
mdgerichts-Physicus  und  verfasste  noch:  „Medic, -chirurgische  Bemerkungen 
\d  Erfahrtmgen''  (Nürnberg  1816).  Er  starb  am  9.  September  1833. 

V.  Wurzbach,  Bd.  IV,  pag.  129.  —  Callisen,  Bd.  VI,  pag.  152;  XXVIIf,  pag.  3. 

'  Fabricias,  Hieronymus  F.,  nach  seiner  Oeburtsstadt  gewöhnlich 
iB  Aqüapbndknte"  genannt,  oder  Girolamo  Fabrizj  (Fabrizi,  Fabrizio), 
irde  im  Jahre  1537  in  Acquapendente  (Aquila  Tuscia)  bei  Orvieto  in  dea 
dliehen  Ausläufern  des  Apennin  als  Sohn  armer  Eltern  geboren.  Seine  humanistische 
ishildung  (alte  Sprachen  und  Philosophie)  erhielt  F.  in  Padua.  Gerühmt  wird 
in  scharfer  Verstand,  der,  was  bekanntlich  selten,  mit  einem  ausgezeichneten 
adächtnisse  sich  verband.  Auf  der  Universität  Padua  wurde  F.  Schüler  des 
rühmten  Anatomen  Falloppio,  mit  dem  er  auch  bald  in  innige  persönliche 
Ziehungen  trat.  Die  Früchte  des  häuslichen  familiären  Verkehrs  mit  Falloppio 
U  F.  in  „Ck)mmentaren^  gesammelt  haben,  die  uns  verloren  gegangen  zu  sein 
heioen.  Ausserdem  assistirte  er  seinem  Lehrer  bei  chirurgischen  Opera- 
inen  und  sonstigen  praktisch-medicinischeu  Hilfeleistungen,  .vor  Allem  aber 
i  den  damals  noch  selten  vorkommenden  anatomischen  Sectionen.  Nachdem  F. 
Padua  den  Doctorhut  erworben,  prakticirte  er  einige  Jahre  dort  als  Arzt  und 
sonders  als  Wundarzt,  behielt  aber  sein  Hauptaugenmerk  auf  die  Anatomie 
richtet.  Nach  dem  Tode  seines  Lehrers  Falloppio  (1565)  wurde  er,  zunächst 
)  Dissector,  sein  Nachfolger  im  anatomischen  Lehrai^te,  während  anfangs 
lERONYMUS  Cappivaccius  als  Lector  fnngirte.  Später  erbaute  F.  auf  seilte  Kosten 
1  grosses  anatomisches  Theater,  in  dem  er  unter  gewaltigem  Zulauf  von  Stndirenden 
8  Italien  und  dem  Auslande,  besonders  aus  Deutschland,  seine  Sectionen  anstellte. 
\  wurde  ihm  von  der  Republik  Venedig  ausser  dem  Lehrstuhl  der  Anat^omie 
ch  noch  der  der  Chirurgie  übertragen,  welche  beiden  Aemter  er,  gleichzeitig 
\  praktischer  Wundarzt  mit  grossem  Erfolge  thätig,  lange  Jahre  verwaltete. 
104  wurde  F.'s  Schüler  Casserio  auf  des  Ersteren  Wunsch  sein  Nachfolger  im 
shramte.  F.  scheint  indess  bis  zu  seinem  Tode  noch  praktisch  und  literarisch  thätig 
iwesen  zu  sein.  Er  starb  am  20.  Mai  1619.  —  Besonders  gegen  Ende  seines 
jbens,  von  der  Wende  des  16.  Jahrhunderts  an,  hat  F.  eine  grosse  Anzahl  von 
atomischen,  embryologischen,  physiologischen  und  chirurgischen  Arbeiten  ver- 
entlicht,  in  denen  theilweise  Entdeckungen  ersten  Ranges  mitgetheilt  wurden, 
e  bis  in  die  neuere  Zeit  ihm  meist  zugeschriebene  und  merkwürdigerweise  von 
m  selbst  in  Anspruch  genommene  Entdeckung  der  V en e  nk  1  a p p e  n  ist  allerdings, 
e  eine  unparteiische  Durchforschung  der  älteren  Anatomen  aus  der  Mitte  des 
>.  Jahrhunderts  ergiebt,  nicht  sein  Verdienst.  Sehen  wir  ganz  von  Erasistratos 
,  so  sahen  die  Venenklappen  vor  F. :  Charles  Estiennes  in  der  Azygos, 
OVAN  Battista  Cannani  an  derselben  und  einigen  anderen  Venen.  Ferner 
ben  die  Venenklappen  vor  F.  noch  gesehen  und  zum  Theile  beschriehen :  Sylviüs, 
2SAI.IÜS,  EosTACHius,  Amatus  Lusitanus  uud  Paulus  Carpi  (Cerpa,  Paulus 
snetus),  dessen  Anregung  F.  vielleicht  die  erneute  und  gründliche  Untersuchung 
»er  Frage  verdankte.  Dagegen  soll  F.  das  Verdienst  ungeschmälert  bleiben,  die 
inenklappen  zuerst  monographisch  behandelt  und  vor  Allem  ziemlich  richtig 
gebildet  zu  haben.  Dass  er  trotzdem  das  Blut  in  den  Venen  nach  der  Peripherie 
Omen  lässt,  erscheint  heute  sonderbar.  Harvey  war  ein  Schüler  F. 's.  —  Die 
sterblichen  Verdienste  F.'s  liegen  auf  dem  Gebiete  der  Entwicklung s- 
^schichte.  Er  ist  der  Erste- gewesen,  der  hier  vergleichen d-anatomisch  resp. 
rgleichend-embryologisch  verfuhr.  In  seinem  auftallenderweise  wenig  im  Original 
kannten ,  oft  falsch  citirten ,  oft  auch  mit  einem  anderen  Werke  verwechselten 
ms  „De  formato  foetu^  (vgl.  unten)  hat  F.  die  Entwicklung  des  Embryo  und 
r  Eihäute  bei  einer  grossen  Reihe  von  Säugethieren  (Mensch,  Kaninchen, 
jerschweinchen,  Maus,  Hund,  Katze,  Schaf,  Schwein,  Pferd,  Rind,  Ziege,  Hirsch, 

21* 


:^24  h\4BRICIUS. 

Reh  u,  »♦),  bei  Vög-eln^  Sehlangcn  und  Haien  (Galeurt  laeviö)  beschrieben  ui 
gTCis^seiitlieilrt  abgebildet.  Von  hfteUj^teni  luteresse  ist,  dass  F.  die  Deeidii 
11 1 1'  r  i  Q  H  btniii  Weibe  abbildet  (i,  c.  Tab.  II,  Fig.  V,  0.)  und  in  der  Erklärui 
tiagt :  j^MembrunoHu  placentae  ftuhstantia  quaedam  j  caeterU  viembranü  crnmo 
quae  utero  atinectitur ,  lacerata ;  ut  chorton  ei  aqua  appareant.*'  —  Au< 
die  üraflchlinguTjg  des  Halses  mit  der  Nabelschnur  {Tab.  V,  Fig.  XI;  T;ib.  T 
Fig.  Xll)  bildet  F.  ab.  Die  Befichreibungcn  und  Abbildungen  über  die  EntwrekJui 
des  Haie»,  der  Schlange  und  der  Vögel  sind,  ho  weit  dem  Verf.  bekannt,  die  en^t 
ihrer  Art  Allen  sieht  man  die  Natnrtreue  an.  Femer  hat  F.  zuerst  (1604)  a 
die  Verschiedenheiten  der  Form  und  des  sonstigen  Verhaltens  der  Placenta  hei  di 
verschiedenen  Thierclassen  hingewiesen.  Sehr  genau  studirte  F,  die  Bildnnj;  d 
Eies  und  Beine  weitere  Entwicklung  beim  Huhne  in  seinem  Werke  „De  farmatm 
om  pennotorttni  ptnnati  uUrorum  histüriQ^^  gewöhnlich  j^De  formatione  ori 
ptilti^  genannt ,  oft  auch  mit  dem  oben  citirten  verwecheelt.  —  Die  Gebiel 
welche  F.  tiOTo^i  noeh  vom  anatomischen  und  physiologiä^chen  Gosichtsp unkte  a 
bearbeitet  hat ,  sind  die  lioheren  l^inncBorgane ,  Kehlk(>pf ,  Lunge ,  Zungt^  Mage 
Eingeweide,  Bauehfell ,  Haut,  Muskeln,  Gelenke,  Mechanik  der  Athmnng,  d 
Ortnbewegung  (Gehen,  Fliegen,  i^chwimmen,  Kriechen),  —  Hat  Fsomit  F.  in  seint 
langen  Leben  theoretisch  und  praktisch  die  descriptive  mensehliyhe  Anatomie  mächt 
gefördert,  m  mues  er  gleieii  zeitig  als  einer  der  Begründer  einer  wissensi-haftlicbi 
vergleichenden  Methode  filr  die  Anatomie  und  die  Entwicktungf^gescbichte  genan 
werden.  Scharfe  Beobachtung  der  Details  und  geistvolle  Vergleich ung  der  Befuni 
smd  ihm  gleich  eigen.  Die  Werke  von  F.  sind  (vgl,  a.  o.):  „Pentaft^u^^h 
vMyurgicuvi  puhlicis  in  academm  Jatavina  Uctitmibus  ob  auvtore  propositum  . 
luüique  datum  opera  Joh.  Hartm.  Bei/eri.^  (Frankfurt  am  Main  1582,  i 
pag-554;  1608,  8.),  - —  „Op^^^  chtmrgicaf  quorum  pars  prior  librQ^  quitt f 
rhirurgiae  suh  novrine  Pentateuchi  ckirurgici  conti nH .  posterior  Operation 
cMrimjica»^  (Paris  1613  f.;  Frankfurt  1620,  8. ;  1647,  ^^. ;  Leyden  162.^,  S 
Padua  1641  f , ;  1647  f.;  deutsch  von  Scültetü;^  („Wnndartznei")  (Niirnbe 
1672,  8.)  —  „De  visione,  voce  ei  auditu''  (Venedig  1600  f,;  Padaa  1600  f.)  ■ 
Besteht  aus  folgenden  Theilen:  a)  „De  octdo,  msns  orgnno^  oculi  dis^ei 
historia''  (P,  Ij  4  Taf.)  — -  y,De  actimie  oailorum''  (P,  IV)  —  „De  nec^sm'tti 
H  praestantm  oculorum"  (P.  HI)  —  „/>e  utilitalibus  tum  tot  ins  oculi  tu 
partium  ipsiuH^  fmit  vielen  Holzschnitten  im  Text);  — -  b)  „De  larynge^  vih 
instrumenio''  (P.  H,  6  Taf.)  —  ^De  larf/ngit  actione*^  (P,  IHj  —  ^fDe  inrynt^ 
uiililatihua"  i  —  c}  ^^Iße  aure,  auditus  org^nOj  de  dimectione  'f  hiatoria^  fP, 
1  Taf,)  —  fjDe  actione  aurta,  A,  e.  de  avditu^  (P,  U)  —  „Z?e  utilitfttibus,  htm  tidi 
auriSj  tum  partium  ilHus^  (F.  HI)  —  ^^De  cenarum  ostiolis^  (Padua  1603  i\\  8Ta 

—  „De  locutione  et  ejus  instrumentis'*  (Venedig  1601;  Padua  1603  f.;    1   Ta 

—  „De  hrutorum  loqu^la''  (Daselbst  1603  f.)  —  „I^e  formato  foetu**  *  Dasei t 
1604  f.;  Venedig  1620  f,;  R  I,  33  Taf.)  —  „/>e  actione  et  utilüate  purttu 
foetftit^  (P-  H)  —  ^J)e  respiratione  et  ejus  iTtstruntentist^  Itbri  duo"^  (Padi 
1615,  4.)  —  y^fh  musculi  artificioj  de  ossium  (tTticulutionihu^*'  (Vicenza  1614,  A 
Enthält:  A.  „De  mueeulis."  L  „De  musculi  fabrica."  H,  „De  moseoli  actione 
Hl,  „De  muHCuli  utilitatibus."  —  B.  „De  articulis.*'  I.  ^De  artienlorum  stmctura 
IL  „De  artienlorum  actione/' HI,  „De  articuli  partium  utilitatibus."  —  j^lh  mo 
locali  ajitmalium  secundum  (otum  (de  gres8^fJ  de  volatit^  de  natatu,  de  rtptatu^ 
(Padua  1618,  4,)  —  y^De  ventriado^  inteMinis  et  gula  fDaselbst  1618,  4.)  f„l 
gula,  de  ventriculo,  de  omento,  de  varietate  ventrieulonim,  de  intt^tinis,  de  mese 
terio")  —  „/>ff  totiuH  animalis  luteguuienfts^^  (Daselbst  1618  j  4.).  —  Nai 
DOiTtLAS  ist  F,  ferner  Verfasser  des  unter  dem  fingirten  Namen  des  HiEKOKV: 
Henis  erschienenen  Werkes:  ^De  tuttculu,  nee  non  de  cute,  ptnguedine 
memhrana  camosa,^  —  Einige  der  oben  genannten  Schriften  sind,  zu  rachrer 
vereinigt,  später  nochmalSj  tlieil weise  wiederholt  herausgegeben  worden.  Vor  Alle 
wichtig  ist  die  Gesammtausgabe    aller   (ausser  der  Pseudonymen,    zuletzt   citirte 


FABRICrUS.  325 

itomischen  und  physiologischen  Abhandlungen:  y^O-pera  omnia  anatomica  et 
ystologica"  (Padua  1625  f.;  Leipzig  1657  f.,  1687  f.,  452  pag.  (ed.  JOH.  Bohn); 
fden  1738  f.  (cur.  B.  8.  Albinüs). 

Douglas.  —  Romiti,  II  merito  anatomico  di  Girolaxno  Fabrizi  d'Acqaapendente. 

sperimentalei  Aprile  1883.  xr      i  t»      j    i    i. 

*^  i'        X     V  Karl  Bardeleben. 

'  Pabricins  Hildanus ,  Wilhelm  F. ,  aus  Hilden  bei  Düsseldorf  (eigent- 
1  Wilhelm  Fabry  genannt)  gebürtig,  erblickte  das  Licht  der  Welt  als  Kind 
bemittelter  Eltern  am  25.  Juni  1560.  Seinen  ersten  Unterricht  genoss  er  an 
er  höheren  Schule  (wie  er  sagt,  „Akademie" )  zu  Cöln.  Der  frühzeitige  Tod  seines 
ters,  eines  Gerichtsschreibers,  der  damals  in  den  Niederlanden  wüthende  Bürgef- 
eg sowie  späterhin  das  Ableben  seines  Stiefvaters  nöthigten  ihn,  die  Schule  zu 
In  schon  im  13.  Lebensjahre  zu  verlassen  und  seinen  Wunsch,  sich  die  medici- 
che  Bildung  auf  einer  Universität  anzueignen,  aufzugeben.  Ueber  die  nächsten 
fahre  seines  Lebens  schwebt  ein  unerhelltes  Dunkel.  Er  scheint  diese  Zeit  sich 
bst  überlassen  geblieben  zu  sein.  Die  Kenntniss  der  Sprachen  des  classischen 
erthums  sowie  der  nicht  gewöhnliche  Grad  von  classischer  Bildung,  die  F. 
lass,  spricht  aber  dafür,  dass  er  diese  Zeit  zu  seiner  Ausbildung  benützte.  Schliess- 
1  fand  er  in  einem  Freunde  seiner  Familie,  dem  niederländischen  Dichter  Karl 
enhov,  einen  Protector,  der  es  ihm  ermöglichte,  sich  im  16.  Lebensjahre  der 
andarzneikunst  zuzuwenden.  Er  kam  zum  Wundarzte  Dümgens  in  Neuss  in  die 
hre,  bei  dem  er  4  Jahre,  bis  1580,  verblieb.  Darnach  trat  er  als  Gehilfe  bei 
n  tüchtigen  Wundarzte  CosMOS  Slotanüs  (Slot),  Leibbarbier  und  Leibwundarzt 
I  Herzogs  Wilhelm  zu  Jülich-Cle ve-Berg,  zu  Düsseldorf  ein.  Bei  diesem 
inte  er  5  Jahre  (bis  1585).  Nach  einem  kurzen  Aufenthalte  in  Metz  wechselte 
diesen  Dienst  mit  jenem  bei  dem  berühmten  Chirurgen  Jean  Griffon  zu  Genf, 
er  blieb  er  3  Jahre  (1585 — 1588)  und  verehelichte  sich  während  der  Zeit  mit 
•  Genferin  Maria  Colinetia.  Theoretisch  und  praktisch  in  der  Chirurgie 
de  in  den  anderen  medicinischen  Disciplinen  gehörig  ausgebildet,  machte  F. 
nächst  eine  Reise  durch  Frankreich  und  liess  sich  dann  in  seinem  Heimatnorte 
Iden  nieder.  Hier  litt  es  ihn  jedoch  nur  drei  Jahre,  worauf  er  nach  Cöln 
ersiedelte  (1591),  um  Gelegenheit  zu  haben,  sich  an  der  dortigen  Hochschule 
iter  ausbilden  zu  können.  In  Cöln  beschäftigte  er  sich  auf  dem  anatomischen 
leater,  besuchte  die  Vorlesungen  des  berühmten  Professor  Manlius  und  verfjisste 
ine  Erstliugsschrift :  „De  gangraena  et  sphaceW%  die  ihn  rasch  bekannt  machte, 
iese  Schrift  erlebte  11  Auflagen  und  wurde  in  das  Lateinische  sowie  iu  das 
anzösische  übersetzt.)  Trotzdem  sich  ihm  dort  die  besten  Aussichten  in  der 
axis  eröffneten,  verliess  er  dennoch  Cöln  nach  5jährigem  Aufenthalte  (1596)  und 
^b  sich,  nach  einem  kurzen  Besuche  seines  Lehrers  und  Freunde  Griffon  in 
ruf,  nach  Lausanne.  Aber  auch  in  Lausanne  hielt  er  es  nicht  lange  aus.  Nach- 
m  er  ein  günstiges  Anerbieten  zur  Uebersiedlung  nach  Polen  ausgeschlagen, 
ndete  er  sich  wiederum  nach  Cöln,  wo  er  zwei  Jahre  prakticirto  und  dann  aber- 
ilfi  nach  Lausanne  ging.  Zwei  Jahre  später  übersiedelte  er  1602  nach  Payeme 
eterlingen  im  Canton  Waadt),  wohin  ihn  der  Rath  der  Stadt  zum  Stadtarzte 
rief.  In  Payerue  lebte  F.  9  Jahre.  1611  kam  er  zum  dritten  Male  nach 
lusanne.  1614  zog  er  nach  Bern,  wohin  ihn  der  Rath  der  Republik  als  Stadt- 
zt  berufen  hatte.  Er  nahm  diesen  Ruf  an  und  wurde  im  folgenden  Jahre  zum 
Jurgcr  und  Stadtsessen"  aufgenommen.  Am  6.  April  1617  wurde  F.  als  „Meister" 
i  der  Schmiedenzunft  aufgenommen.  Er  starb,  von  Gicht  und  Asthma  geplagt, 
1  14.  Februar  1634.  Der  so  häufige  Wechsel  seines  Berufsortos  darf  weniger 
8  der  Unstctigkeit  seines  Charakters  erklärt  werden,  als  mehr  aus  der  Gepflogen- 
it  der  berühmten  Aerzte  sowie  Lehrer  der  Hochschulen  der  damaligen  Zeit, 
jlche  viel  häufiger,  als  dies  jetzt  der  Fall  ist,  ihren  Aufenthaltsort  wechselten. 
'r  Rnf  als  berühmter  Arzt  und  Chirurg,  durch  seine  Publicationen  noch  erhöht, 
ir  ein    so    grosser,    dass   er  nach  allen  Richtungen    hin   zu  Consultationen  und 


326  FABKICIÜS. 

Operationen  berufen  wurde,  er  daher  fast  stets  auf  ärztlichen  Wanderungen  begrif 

war.    Selbst  als  Berner  Stadtarzt  gab  er  seine  Wanderungen  nicht  auf  und  gescl 

dies  erst  vom  Jahre  1628  an,  nachdem  schwere  Unglücksfälle  in  der  Familie  i 

tief  gebeugt  hatten.    F.  war  unbestritten  der  Erste  unter  den  deutschen  Chirurg 

des    17.  Jahrhunderts    und    der  grosse  Ruhm,  den   er    bei   Lebzeiten  genoss, 

vollkommen   gerechtfertigter.    Er   war   es    zuerst,    der  die    deutsche  Chirurgie 

Ehren  gebracht  und  wird  er  daher  mit  Recht  der  deutsche  Par6  genannt.  Er  verei 

die  Eigenschaften    eines    grtindlich    gebildeten  Chirurgen    mit  jenen   eines  ebei 

tüchtigen  Arztes    bei    gleichzeitiger   allgemeiner  Bildung  und  humanem  Sinne. 

beanstrebte  die  Heranbildung    von  in  allen  Disciplinen  gleichmässig  unterrichte 

Aerzten,    um  dem  grossen  Schaden,    welchen  die  damaligen  Medicaster  und  C 

pfuscher  bereiteten,  ein  Ende  zu  machen.    Leider  war  die  damalige  Zeit  noch  ni 

reif  für  die  Durchführung  eines  so  schönen  Planes,  ganz  abgesehen  davon,    d 

die  zu  seiner  Zeit  aufblühende  Cultur  des  deutschen  Volkes  bald  darauf  durch  c 

so  furchtbaren  dreissigjährigen  Krieg  wieder  um  Jahrhunderte  zurückgeworfen  wur 

Grosse  Verdienste  erwarb  er  sich  um  die  Erfindung  und  Verbesserung  so  mand 

chirurgischer   Operationen.    Er    war   es,    der   in  seiner  Erstlingsschrift  „De  gc 

graena  et  sphacelo^  zuerst  anempfahl,  die  Amputation,    statt   wie   bis  dahin 

Kranken,    innerhalb  des  Gesunden   auszuführen.    Ausgezeichnet  sind  seine  Wei 

über    die  Schusswunden ,     yyDe   vulnere   quodam   gravtssimo   et   periculoso    i 

sclopefi  {nßicto   observatio    et   curatio   »ingularia^    (Oppenheim).    Nicht   min( 

bemerkenswerth  ist  sein  Werk  „De  combustionibus  etc,"  (Basel  1607,  4.;  Opp< 

beim  1614,  8.;  deutsche  Uebersetzung  Basel  1607,  8.),    in  dem  er  die  verscl 

denen  Grade    der   Verbrennung    scharf   trennt    und    besonders    auch    die    Folj 

zustände  der  Verbrennung,    die  Narben   und  Contractionen    auseinanderhält.   V 

trefflich    ist    seine    kleine   Schrift:    „Kurze   Beschreibung    der   Fuertrefflichki 

Nutz  und  Nothwendigkeit  der  Ana'omey^^  (Bern  1624,  8.),  in  welchem  er  ei 

grosse  Reihe  von  Krankengeschichten  anführt,  deren  Verlauf  nur  deshalb  ein  v 

hau gniss voller  wurde,  weil  die  behandelnden  Chirurgen  keine  anatomischen  Ken 

nisse  besassen.    In  der  „Lithotomia  vemcae"  (Basel  1626,8.;    in  das  Lateini8< 

übersetzt,  Basel  1628,  8.)    legt    er   seine    einschlägige    40jährige  Erfahrung  ül 

den  Steinschnitt  nieder.     Dass   er  auch  in  der  Geburtshilfe   erfahren  war,   da^ 

geben  viele  geburtshilfliche  Fälle,  die  er  mittheilt ,  Beweis  und  ebenso  die  Sehri 

„Epistola  de  nova  cara  et  admiranda  herniae  uterinae.  historia"  von  DoBBi 

mit  F.'s  Antwort:  „Besponsio  epistolica^  (abgedruckt  in  seinen  Centurien,  III,  Lon^ 

1641,  4.,  pag.  521).    Wie  hoch  er  diesen  Zweig  der  Medicin  schätzte,  lässt  s 

daraus  entnehmen,    dass  er  sich  nicht  nur  selbst  mit  der  Ausübung  der  Gebui 

liilfe  beschäftigte,  sondern  seine  eigene  Frau  in  der  Hebammenkunst  unterrichte 

deren    Geschicklichkeit    er   an    verschiedenen   Stellen    seines  Werkes   rühmt.    S 

vorzüglichstes  Werk,  von  dauerndem  Werthe,  ist  die  Sammlung  seiner  Beobachtung 

die  er  in  6  Centurien  herausgab    —    zumeist  chirurgischen  Inhaltes    —    ,,Obs 

vationum  et  curatwnvnt  chirurgicarum  centuride*^   (I.  Basel   1606,  8.;  ü.  G 

1611,  8.;    m.  Basel  1614,  8.;    IV.  Basel  1619,  4.;    V.  Frankfurt  1627, 

VI.  London  1641,  4.).  Die  Zahl  der  F.'schen  Publicationen  ist  eine  sehr  grosse.  1 

Berner  Stadtbibliothek  soll,  nach  Haller's  Mittheilungen,  noch  drei  Bände  F.'scl 

Manuscripte  medicinischen  Inhaltes  besitzen.    F. 's  Leben  und  Wirken  be8chrieb< 

Leporin,  „Leben  W.  Fabricii  von  Hilden"    (Quedlinburg  1722;    schwac: 

Benedict,  „Comraentatio  de  Guilelmo  Fabricio  Hildano"    (Breslau  184 

deutsch  und  erweitert  in  „Janus"  (Zeitschr.  für  Geschichte  und  Literatur  der  Medi( 

1848,  III,  pag.  225);  Meyer-Ahrens ,  Archiv  für  klin.  Chir.   1864,  VI,  pag 

und  pag.  233 ;  P.  Müller,  „Des  Berner  Stadtarztes  W.  F.  H.  Leben  und  Wirk« 

Rede  etc.  (Deutsches  Archiv  für  Geschichte  der  Medicin,   1883,  Bd.  III,  pag. 

sehr  gründlich). 

Vgl.  auch  Biogr.  univ.  B<1.  XIV,  pag.  41,   1614,  8.  und  „Tractatus  sciopetariae  ci 
tionis  etc."  Biogr.  med.  Bd.  IV,  pag.  90.  —  AUgem.  Deutsche  Biogr.  Bd.  VI,  pag.  526. 

Kleinw  achtel 


FABRICIÜS. 


327 


Fabricins.  Ausser  den  vorgeuannten  berühmtesten  Trägern  des  Namens  F. 
erdienen  erwähnt  zu  werden/^ ranz  F.,  1510 — 1572,  geboren  in  Ruhrmnnd  ^ 
ad  lange  Zeit  Arzt  in  Aachen,  über  dessen  Thermen  er  eine  Beschreibung  ver- 
lentlichte  (Daselbst  1546,  1564).  Er  übersetzte  neugriechische  Tragödien  und 
ihrieb  noch  über  Gicht  (Frankfurt  posthum  1592).  —  Heinrich  F.,  1547—1612, 
118  Bergzabern  gebürtig,  in  Hombach,  Wittenberg  und  Strassburg  ausgebildet, 
•r.  med.  in  Basel  1574,  machte  sich  als  Arzt,  Dichter  und  Philosoph  bekannt.  — 
Jeronymus  2.  F.,  ein  Augsburgischer  Arzt,  1567 — 1631,  hatte  in  Padua,  Bologna 
nd  Basel  studirt  und  an  letzterem  Orte  das  Doctorat  erlangt  (1595).  Er  trat 
as  der  Praxis  in  Windsheim,  resp.  Neustadt  in  den  Dienst  Christian's  von 
randeuburg,  durfte  mit  Erlauhniss  desselben  eine  Apotheke  etabliren,  starb  aber 
ereits  1632,  ohne  Schriften  zu  hinterlassen.  —  Jakob  F.,  in  Rostock  amr^ 
8.  August  1577  gieboren,  hatte  sich  neben  der  Medicin  noch  besonders  in  der 
[atheroatik  ausgebildet,  und  zwar  unter  Tycho  deBrahe.  Nach  langen  Reisen 
af  dem  Continent  und  in  England  doctorirte  er  in  Jena,  wurde  Professor  der 
edicin  und  Mathematik  in  Rostock,  dann  Leibarzt  Friedrich 's  III.  von  Däne- 
ark.  Bei  seinem  Tode  hinterliess  er  zahlreiche  Schriften,  darunter:  „Tericulum 
edicum  etc,*^  (Halle  1600)  —  „Uroscopia  etc.^  (Rostock  1605)  —  „De  cephal- 
Igia  autumnali"  (Daselbst  1607)  —  „Institutio  medici practicam  ingredientis*^ 
)aselbst  1619)  und  mehrere  Reden  und  Dissertationen.  j^ej 

Fabricius,  Nürnberger  Arztfamilie,  Vater  und  zwei  Söhne.  —  Der  Erstere, 
ohann  G  eorg  F.,  am  23.  September  1593  geboren,  war  lahm  vom  9.  Lebens- 
ihre  ab;  mit  ungemeinem  Fleiss  studirte  er  in  Altdorf,  Wittenberg,  Jena  und 
at  hier  1619  in  die  philosophische  Facultät  ein.  Später  jedoch  begab  er  sich 
ich  Basel  und  wurde  hier  Dr.  med.  1620.  In  sein  Vaterland  heimgekehrt,  mit 
iteln  ausgezeichnet,  vom  Kaiser  Leopold  sogar  zum  Pfalzgrafen  gemacht,  starb 
'  1668.  Seine  (unbedeutenden)  Schriften  sind  in  Biogr.  m6d.  IV  angegeben.  — 
er  ältere  seiner  beiden  Söhne,  Wolfgang  Ambrosius  F.,  unbekannten 
eburtsjahres  und  bald  nach  seiner  Promotion  und  Rückkehr  aus  Strassburg, 
übingen,  Ingolstadt  und  Padua  (1653)  gestorben,  hinterliess  „De  lucernis  veterum^ 
od  „De  Signatur a  plantarum*^ ,  Schriften ,  welche  beide  durch  seinen  Vater  — 
ümberg  1653  —  herausgegeben  wurden.  —  Bedeutend  jünger  war  der  andere 
ohn,  Septimius  Andreas  F.,  zu  Nürnberg  am  4.  December  1641  geboren. 
i  Basel  medicinisch  ausgebildet  und  promovirt,  begab  er  sich  später  nach  Italien, 
m  wo  er  1659  zurückkehrte,  um  der  Praxis  ganz  zu  leben.  Denn  sowohl  seine 
Disquisitio  medica  de  catulis  hydrophoborum*^  (Padua  1665),  als  „De  viedicina 
nivtrsali^  (Venedig  1666)  und  der  „Discursus  medicus  de  termino  vitae 
\imanae"  (Rom  gleichzeitig)  fallen  in  seine  Jugendzeit.  ^^^ 

Fabricius.  Zwei  Aerzte  aus  dem  Anfange  des  17.  Jahrhunderts,  deren 
amen  in  etwas  unklarer  Weise  an  Hamburg  geknüpft  sind.  Von  Ernst  Fried- 
ich F.  wird  erwähnt,  dass  er  zuerst  in  Wien  ärztlich  thätig  gewesen  sei  und 
eh  1626    nach  Hamburg   begeben   habe.     Eine  „Medidnae  utriusque  galenicae 

heimeticae  anatome  philoaophica^  (Frankfurt  1633)  trägt  seinen  Namen.  — 
in  Cent  F.  wurde  in  Hamburg  am  25.  September  1612  geboren,  studirte  bis  zu 
iner  Promotion  (1634)  in  Leyden,  widmete  sich  dann  dem  Jus  und  wurde  vom 
ischof  von  Lübeck  1644  zum  Rath  ernannt.    Später  wurde  er  in  Danzig,  wohin 

übersiedelte,  zum  Syndicus  und  zum  Bürgermeister  erwählt,  oft  nach  Warschau 
i  den  polnischen  Reichstagen  gesandt,  wo  er  1667  plötzlich  starb.  Neben  seinen 
pstigen  umfangreichen  schriftstellerischen  Leistungen  sind  die  „Posüiones  medicae 
iscellaneae^  (Leyden  1634)  sehr  unbedeutend.  —  Der  Unterscheidung  wegen 
idarf  endlich  neben  dem  sogleich  näher  zu  erwähnenden  berühmtesten  F.  de^ 
?.  Jahrhunderts  noch  Johann  Christian  F.  der  Nennung,  welcher  indcss  die 
edicin  vollkommen  hintansetzte,  um  als  Entomolog  sich  einen  Namen  zu  machen. 


328 


FABRICIUS.  —  FACCHINI. 


Seine  Leistungen  auf  diesem  Gebiete  finden    sich  neben  den  sonstigen  nicht  me 
cinischen  Arbeiten  specifieirt  wiedergegeben  in  Biogr.  m6d.  IV.  ^^^ 

Pabriclus,  Philipp  Conrad  F.,  wurde  am  2.  October  1714  in  Bu 
baeh  geboren  als  Sohn  des  dortigen  Stadtarztes.  Er  studirte  zuerst  in  ßies» 
dann  von  1733  ab  in  Strassburg.  Nachdem  er  inzwischen  seinem  Vater  meh« 
Jahre  assistirt  hatte,  kehrte  er  1737  nochmals  nach  Strassburg  zurück  (sei 
Dissertation  über  Epilepsie  ist  jedoch  Giessen  1737  datirt)  und  wurde  hierauf 
Butzbach  angestellt.  Im  Jahre  1748  erhielt  er  Seitens  der  Universität  Helmstl 
einen  Ruf  als  Professor  der  Anatomie,  Physiologie  und  Pharmacie,  wurde  2  Jal 
später  vom  Herzog  von  Braunschweig  zum  Rath  ernannt  und  starb  nach  ein 
sehr  fruchtbaren  schriftstellerischen  Thätigkeit  am  19.  Juli  1774.  Unter  sein 
Arbeiten  betreffen  mehrere  (in  Wetzlar  1743,  1746  erschienene)  die  naturhistorisch 
Verhältnisse  seines  Heimatsorte« ;  andere  sind  Reden,  Proömia,  Dissertationen  na 
dem  damaligen  Zeitgeschmack,  ohne  bleibenden  Werth.  Der  namentlichen  Erwähn u 
bedürfen:  „Idea  anßtomicae  practicae  exhibens  modum  cadavera  humana  r 
secanda''  (Wetzlar  1741,  Halle  1774 ;  deutsch  von  Schröder,  Kopenhagen  1776) 
„Singularta  qtiaedam  in  tribus  cadaveribus  infantüibus  nuper  CLdnotaU 
(Helmstädt  1749)  —  „Sammlung  emiger  medicmischer Eesponsorum  undSecttoi 
bef^chte"  (Helmstädt  1754—1760;  Halle  und  Helmstädt  1772). 

Biogr.  med.   IV.  Red. 

Fabricius,  Friedrich  Wilhelm  F.,  geboren  zu  Frankfurt  a.  M.  i 
12.  December  1810,  studirte  Medicin  in  Heidelberg  und  GcVttingen,  promovirte 
Göttingen  im  December  1831,  wurde  unter  die  Frankfurter  Aerzte  aufgenomm 
1832,  Mitstifter  der  Armenklinik  1834,  Wundarzt  am  Krankenhaus  „zum  heilig 
Geist"  am  1.  Jänner  1845  und  starb  am  4.  December  1872.  Ausser  seiner  „Bisse 
de  luxatione  femoris  in  ramum  descendentem  ossis  ischii^y  schrieb  er  nur  no 
„Zur  Behandlung  der  Contracturen  und  Anchylosen  des  Kniegelenkes"^ 
Haeser's  Archiv,  H.  ^    Stricker, 

Fabritius,  s.  Schmidt. 

Fabrizio,  s.  Fabricius  ab  Aquapendente. 

Fabroni  (Fabbroni),  Giovanni  Valentino  Mattia  F.,  zu  Florei 
war  daselbst  am  13.  Februar  1752  geboren,  wurde  1780  zum  zweiten  Direcl 
des  Cabiuets  für  Physik  und  Naturwissenschaften  ernannt,  erhielt  1790  den  A 
trag,  die  Bergwerke  des  Grossherz^gthums  Toscana  und  1797  die  Salineo  ( 
Landes  zu  untersuchen,  nahm  1798  zu  Paris  an  der  Coniraission  zur  Verbesseru 
der  Maasse  und  Gewichte  Theil,  erhielt  1805  den  Auftrag,  Untersuchungen  ül 
den  Charakter  einer  in  Livoruo  ausgebrochenen  Krankheit  anzustellen,  wurde  weg 
mannigfacher  anderer  Verdienste  1811  zum  Baron  des  Kaiserreiches  und  18 
zum  Honorar-Professor  der  Universität  Pisa  ernannt  und  starb  am  17.  Decenil 
1822.  Abgesehen  von  seinen  sehr  zahlreichen  Arbeiten  auf  den  Gebieten  c 
Agricultur,  Botanik,  National-Oekonomie ,  Technologie,  Naturgeschichte,  Chem 
Physik,  Archaeologieu.  s.w.,  liegen  von  ihm  auch  folgende  medicinische  Schriften  vc 
„Tributo  d'amicizia  a  Pierce  Smith  ossia  lettere  sopra  alcune  nomfä  ßjf 
logichey  e  specialmente  suyli  ysi  ed  efficacia  del  sugo  gastrico  .  .  .  .^  (Nea] 
1796,  1798)  —  „ Letter a  di  Giov,  Warm  sopra  alcune  novith  fisioi 
giche  etc,^  —  „Ossewaztoni  circa  un  nuovo  specifico  confro  la  peste^  (Flow 
1800)  —  „Rapporto  all'  Accademia  dei  Georgofili  ,  .  .  sid  preservcUivo  .  . 
confro  il  morso  della  vipera  e  del  cane  rnbbioso^    (Florenz   1802). 

de  T i p a  1  d 0 ,  I,  pag.  337.  <^. 

Facchini,  Francesco  F.,  hervorragender  Botaniker,  wirkte  als  Arzt 
Vigo  di  Fassa  (Südtirol);  geboren  in  Forno  im  Fleimser  Thal  1788  und  starb  18^ 
Sein  botanisches  Hauptwerk,    die   ,j Flora   Tiroliae  Cisalpinoe^  (Innsbruck  185 


FACCHINI.  —  FAGGE.  3i>9 

ekieo  nach  seinem  Tode.  Eine  medicinische  Studie:  „II  tifo  corUagwso"  (Triest 
18)  TeröftVjntlichte  er  in  Reimen  und  in  Prosa. 

Ambroai  Francesco,  Scrittori  ed  Artist!  trent.  Trient  1883.        Loebisch. 

*Pacien.  Hippolyte-Eug^ne  F.,  zu  Gaillac,  ist  zu  Montans  (Tarn) 

3,  0(*tober   1826    geboren,    wurde    1851    in  Paris   mit    der   „Dis8ert,  sur  le 

*rom€  mnvif'    de    devx  observattons  recueülies   dans    les  hopitaux   de  Parin^ 

ct<>T*    IJegß  jHiicli  zuerst   in  Montans,    später  in  Gaillac  nieder,    wo  er  Arzt  des 

p.  Saint-Andre    und    1860  Cantonalarzt    wurde    und    5  Jahre  lang,    bis  1874, 

lire  war.    Äu^^i^er   einer  Anzahl    von  Artikeln    in    der  Gaz.  des  hopitaux ,    z.  B. 

5r  Neuronie,  penetrirende  Wunden  der  Sinus  frontales,    über    die  Februar- Ver- 

ndeteu,  über  die  Lithotripsie  bei  Kindern  u.  s.  w.,  schrieb  er  einige  Broschüren  : 

W  vaccination'i    et    de    leur    opportunitS   durant    les    Sptdtmies    de   variofe^ 

Ihl)  —  ^Hf/dropisie  de  Vamnios^  (1865),  eine  biographische  Notiz  über  Rigal 

GaiUacT    mehrere    Mittheilungen    an    die  Soc.    de   Chirurgie    zu   Paris    tlber 

euoidhimorea  der  Mamma,  penetrirende  Kniegelenkswunden,  multiple  Fracturen  der 

U' res tren  11  täten,  Coutinuitäts-Resection  am  Femur  mit  Heilung  ohne  Hinken  u.  s.  w. 

ch  gab  er  eine  üebersetzung  der  Werke  von  Silvio  Pkllico  (1869)   heraus. 

G  I  a  e  s  c  r ,  pag.  234.  G . 

Faes*  Anton  F.,  aus  Trient,  wo  er  als  Arzt  und  Schriftsteller  bis  zu 
aem  Tf^de  1880  wirkte.  Von  seinen  mediciuischen  Schriften  erwähnen  wir: 
vn^idernzfOfii  topograßclie  e  mediche  sid  Trentino"  (Trient  1851)  —  ^.Gia'da 
dtca  {dla  fönte  semitermale  di  Comano^  (Trient   1862). 

Aml>rr>i*i  F.,  Scrittori  ed  Artisti  trentini.  Trient   1883.  Loebisch. 

*  Paget ,  J  e  a  n  -  C  h  a  r  1  e  s  F. ,  zu  New  Orleans ,  wurde  1 844  zu  Paris 
etor  mit  dor  These:  „Quelques  fnits  anatomiques  en  faveur  de  la  cystotomte 
-publetine  vhf'z  les  trh-jeunes  enfants ;  etc.".  Er  schrieb  weiter:   „Etudes  sur 

6€t»e9  de  la  science  m^dicale  et  exposition  sommaire  de  la  doctrine  tradi- 
^ndle^  rPnris  1856).     Nach  seiner  Uebersiedlung    nach  New  Orleans  verfasste 

ineljrfach  St*briften  über  das  gelbe  Fieber  und  verwandte  Krankheiten,  so: 
^tud*"  mtdicah'  de  quelques  questions  xmportantes  pour  la  Louisiane ,  et 
yosi  succmcf  fi^une  eiidemie  paludienne  de  forme  catarrhale  qui  a  sSvi  h  la 
mpdle-Orl Safts,  particulihrement  sur  les  enfants,  pendant  VSpid^nie  de  fih)re 
ine.  de  lSfj6'^  (New  Orleans  1859)  —  „Memoires  et  letires  sur  la ß^vre  jaune 
la  ßh^re  paludienne"  (Daselbst  1864)  —  „Monographie  sur  le  type  et  la 
kißcit^  de  la  fih)re  jaune  dtablie  avec  Vaide  de  la  montre  et  du  thermo- 
tre^  (Dast^IbHt  1875;  auch  eine  englische  Ausgabe).  Seine  Schriften  veranlassten 
brere  Geginii^cLriften,  namentlich  von  S.  Martin,  Ch.  Franc;.  Delery  und  Pierre 
BFX.  Bpüt^-r  sehrieb  er  noch:  „Uart  d^apaiser  les  douleurs  de  V enfonteinent'^ 
™  1880). 

lüdenc-Catalogue.  IV,  pag.  581.  fJ. 

Fagge,  Charles  Hilton  F.,    zu  London,    war  am  30.  Juni  1838  zu 

the  in  Kent  {geboren,  wo  sein  Vater  und  Grossvater  als  Aerzte  prakticirt  hatten, 

t  1856  iils  Student  in  das  Guy's  Hospitnl,  woselbst  sein  Oheim,  John  Hiltox, 

Cbirurg  tblitig  war,  erwarb  die  verschiedenen  Grade  der  Londoner  Universität 

Auszcichiniiii^,    darunter  den  Doctorgrad   1862,     beschäftigte    sich  darauf  mit 

Henschaftlirbcn  Arbeiten,  und  zwar  zunächst  auf  dem  Gebiete  der  gerichtlichen 

Jiein,  indem  tr,  veranlasst  durch  den  Giftmordprocess  gegen  den  französischen  Arzt 

LA  PoMKHAYE,    zusammen    mit    seinem   Freunde   Thomas  Stevenson    experi- 

atelle  rntiTsuehungen  über  die  Entdeckung  organischer  Gifte  anstellte  und  diese 

der  Ahbaiidliing   „On   the  appllcation  of  physiological  tests  for  certain  organic 

mns,  and  es^pecinlly  digitaline^   (Guy's  Hospital  Repc^rts  1866)  veröffentlichte, 

l  naebdeiki  vr  drei  Jahre  Prosector  gewesen,  wurde  er  1866  Medical  Registrar, 


330  FAGGE.  —  FAHNER. 

im  folgenden  Jahre  Assistant  Physieian  in  jenem  Hospital,  übersetzte  Ferd.  Hebi 
„Ort  düecbses  of  the  skin^  (2  voll.,  London  1866 — 68)  für  die  New  Sydenham  8oc 
und  trat  1867  in  die  Redaction  der  Gay 's  Hospital  Reports,  der  er  bis  11 
angehörte.  Für  dieselben  schrieb  er  (1868):  „On  certainrare  ciUaneous  diseases^ 
yyOn  keloid  f  scleriasis ,  morphoea  and  some  allied  affectlons^ ,  während  er 
1875  die  Klinik  für  Hautkrankheiten  abhielt.  Es  folgten  weiter  Aufsätze  in 
Guy's  Hosp.  Reports  (1868,  1870):  „Intestinal  obstructton^  —  „Murmurs  ati 
dant  on  mitral  contractton^ .  Von  1870 — 74  hielt  er  Vorlesungen  über  HygL 
später  auch  über  pathologische  Anatomie  und  wurde  Curator  des  Museums, 
folgten  einige  pathologisch-anatomische  und  andere  Aufsätze  in  der  genani 
Zeitschrift,  wie:  „Acute  dilatation  of  the  stomach"  (1873) —  „Case^  of  abs 
ioithin  the  upper  part  of  the  abdomen^  (1874)  —  „Observations  on  s 
points  connected  with  diseases  of  the  liver  or  of  the  peritoneum"  (1875) 
„^rhe  different  modes  of  dying^  (1879)  —  „On  purpura  haemorrhaj^ 
accompanying  the  growth  of  multiple  satcomata^  (1881),  sämmtlich  Arbe 
von  hervorragender  Bedeutung.  Ausserdem  verfasste  er  für  Reynold's  Systen 
medicine  den  Artikel :  „Diseases  of  the  valves  of  the  heart**,  veröffentlichte  a 
in  den  Medico  Chirurg.  Transact.  einige  Aufsätze  über  sporadischen  Cretiuisi 
über  Bleivergiftung  u.  s.  w.  Ausser  seiner  Stellung  am  Guy's  Hospital,  w( 
sich  des  klinischen  Unterrichtes  sehr  warm  annahm,  hatte  er  früher  noch 
schiedene  Anstellungen  bei  einigen  Frauen-  und  Kinder-Hospitälern  gehabt.  In 
letzten  10  Jahren  seines  Lebens  arbeitete  er  an  einem  Werke  über  Medlcin. 
aber  unvollendet  geblieben  ist.  Trotz  eines  fortschreitenden  Herztibels  bis  : 
letzten  Tage  thätig,  starb  er  plötzlich  in  der  Nacht  vom  18.  zum  19.  November  18 
Lancet  1883,  II,  pag  973.  —  Medical  Times  and  Gaz.  1883,  II,  pag.  6  4.      < 

Fagon,  Guy-Crescent  F.,  dessen  Mutter  eine  Nichte  de  LA  Brosi 
(Arztes  Louis  XIII.  und  Begründer  des  Jardin  des  plantes)  war,  wurde  zu  P 
am  11.  März  1638  geboren.  Promo virt  1664,  widmete  er  sich  der  Botanik 
sammelte  auf  Reisen  Material  für  seinen  Arbeitstheil  des  1665  erschienenen  Rata 
„Hortus  regius"^ ;  1668  von  Ludwig  XIV.  zum  Titular-Leibarzt,  1693  an  Sl 
des  in  Ungnade  gefallenen  Doqüin  zum  persönlichen  Leibarzt  gewählt,  erfri 
er  sich  gleichzeitig  aller  Ehren  Seitens  der  Pariser  Facultät,  schrieb  —  gross 
theils  kleinere  —  Arbeiten  über  therapeutische  und  physiologische  Fragen, 
über  Schädlichkeiten  des  Tabaks  (1699),  über  Ergotismus  (1710)  und  stnrb 
11.  AprU  1717. 

ChereaubelDechambre.  Re 

Faguer.  Zwei  Brüder,  von  denen  der  ältere,  Pierre  F.,  zu  Maas  1 
geboren,  1752  an  der  Salp6tri6re  zu  Paris  seine  Studien  begann  und  1769  io 
College  de  Chirurgie  zugelassen  wurde.  Er  bearbeitete  speciell  die  Gawkins'j 
Steinschnittmethode  (Paris  1769),  die  Operation  des  eingeklemmten  Bruches  (>! 
de  Tacad.  de  chir.  T.  IV) ,  die  Wirkungen  des  Tabaks  auf  den  Darm  und  sl 
1787.  —  Der  jüngere  Bruder,  R^n6- Alexandre  F.,  1740—1785,  fo 
Jenem  nach  Paris  1765,  bildete  sich  ebenfalls  zuerst  an  der  Salp6tri6re,  dam 
Bicetre  aus,  trat  1782  in  das  College  de  Chirurgie  ein  und  legte  sich  besoni 
auf  die  Behandlung  der  Syphilis  an  Schwangeren  und  Ammen.  Sein  Beobaehtui 
material  ist  nicht  publicirt  worden. 

Hahn  bei  Dechambre.  Re« 

Fahner,  Johann  Christoph  F.,  zu  Buttstadt  am  8.  November  Vi 
geboren  und  in  llfeld  am  7.  Januar  1802  gestorben,  hatte  in  Jena  zuerst  Tlieolc 
studirt,  war  aus  Vorliebe  zur  Medicin  tibergegangen  und  1780  Doctor  dersel 
geworden.  Er  wirkte  als  Amtsarzt  in  verschiedenen  kleinen  Orten  des  Herzogthi 
Weimar  und  hinterliess  neben  kleineren  Schriften  ein  ^  Vollständiges  System 
gerichtlichen  Arznelkunde''  (Th.  1,  Stendal  1795;  Th.  II  und  III,  Daselbst  17 


FAHNER.  —  DE  LA  FAILLE.  331 

sp.  1800)  —  „Beiträge  zur  praktischen  und  gerichtlichen  Arzneikunde*' 
^a3elb«t  1799),  Auch  bearbeitete  er  P.  Fäank's  „Sanitätspolizei"  (Berlin  1792), 
%  Laxcisi  ^^Plötzliche  Todesarten"  (Leipzig  1791,  IL  Th.  1792)  und  gab  in 
Thoilfu  um  „Magazin  für  die  gesammte  Populär- Ar zneikunde^  (Hausmittel, 
■ankeDhaüsen   1785—1787;  Erfurt  1785—1786)  heraus. 

ßin^r.  mM.  IV.  —  Dict.  bist.  U.  Red. 

Fälmestock,  William  M.  F.,  zu  Philadelphia,  wurde  1828  daselbst 
letor  mit  der  Diss.  yyOn  myrica^  und  verfasste  eine  Reihe  von  Aufsätzen, 
mentlich  auB  der  Materia  medica,  sämmtlieh  im  American  Journ.  of  the  med.  sc. 
B28—30):  j^On  the  medicinal  pioperties  of  the  Mynca  pennsylvanica^  — 
hl  prussiftte  of  iron  in  intermittent  fevers^  —  „On  the  use  of  iodine  in 
jej-al  di^eaA-e^^  —  „On  the  Rhus  glabrum  oä  a  remedy  for  ptyalism*'  — 
Mphiirle  eihtr  in  a  case  of  poisoning  with  laudanum^  —  „Datura  stra- 
mium  in  retention  of  urine" ;  ausserdem  noch:  „G<zse  of  deformed  pelvis,  in 
\ich  delivery  was  successfully  effected,  embryulcia  having  been  performed  in 
0  preceeding  pregnancies**  u.  s.  w.  Wie  anzunehmen  ist,  ist  er  der  Erfinder 
i  bekannteü ,  so  vielfach  modificirteu  guillotineartigen  Tonsillotoms,  jedoch  sind 
r  darübrr,  wie  tiber  seine  sonstigen  Lebensumstände  nichts  Näheres  aufzufinden 
Stande  i^ewesen. 

CaUilien,  VI,  pag.  160.  G. 

Pahrenhorst ,  Alexander  F.,  1780 — 1836,  Physicus  in  Insterburg, 
arbeitete  in  Hüfeland's  Journal,  Henke's  Zeitschrift,  Rust's  Magazin  eine 
ihe  geriebtr^ärztlich  interessanter  Themata.  Seine  ausftthrlichste  Arbeit  tlber  die 
ilkraft  des  rathen  Präcipitats  findet  sich  in  erstgenannter  Zeitschrift,  Bd.  LXIL 

I>  u r e  a  a  bei  i) e c h a ffl b r  e.  Red. 

He  la  Faule,  Jacob  Baart  de  la  F.,  am  25.  Juni  1795  in  Groningen, 
sein  Vater  Prof.  math.  et  bist,  natur.  war,  geboren,  studirte  daselbst,  promovirte 
12  zum  Ur,  phil.  („Dissert.  in  qua  Hutschesonii  germana  sententia  de 
isit  mondi  fxplicaiur"*)  und  1817  zum  Dr.  med.  („Dissert,  de  asphyxia  in 
hfu's  neonatorum**).  Nachdem  er  einige  Jahre  die  Praxis  in  seinem  Geburtsorte 
igt'übt  batte,  wurde  er  1832  als  Prof.  med.  an  die  Universität  Groningen  berufen 
itrittörede :  ^De  noxis  quae  recentiori  praesertim  tempore  varia  systemata 
dkinap  fecerunt**)  und  wirkte  hier  bis  1866.  Er  starb  am  19.  Mai  1867. 
F.,  dem  kurz  vor  seinem  Tode  eine  goldene  Ehrenmedaille  überreicht  wurde, 
trieb  wiMiig;  ausser  kleinen  Zeitschriftartikeln,  meist  tlber  Hygiene  und  Diätetik, 
iitaen  wir  von  ihm  nur  eine,  doch  sehr  epochemachende  Abhandlung:  „Eenige 
nerkingen  betreffende  de  Rapporten  over  de  geneeskundige  Staatsregeling, 
fedfend  door  de  Commissie  ad  hoc^  (Groningen  1842),  worin  er  die  geplante 
fbebuDg  der  Groninger  Universität  am  kräftigsten  bekämpfte.  —  Sein  Bruder, 
han  Marcus  Baart  de  la  F.,  im  Jahre  1800  in  Groningen  geboren,  studirte 
seinem  Gelnirtsorte  unter  G.  Bakker  und  TflOMASSEN  ä  Thüessink  und  promo- 
te  1821  (Dissert. :  „De  animalibus  phosphorescentibus*^)  und  1823  auf  eine 
Hssert.  quaenam  sunt  methodi  qq,  nostris  temporibus  calculus  vesicae  secari 
H  tri  r/w.",  welche  mit  Gold  gekrönt  wurde.  Von  1824  bis  wenige  Jahre 
'  fieiDem  Tode,  im  Jahre  1882,  übte  er  die  ärztliche  Praxis  in  Leeuwarden  aus, 
i  war  um  seine  ausgezeichnete  wissenschaftliche  Bildung  und  grosse  Humanität 
reh  die  ganze  Provinz  Friesland  sehr  gesucht.  Eine  Abhandlung:  „De  myelitide^ 
d  einige  kleinere  Arbeiten  rühren  ausser  der  oben  genannten  von  ihm  her. 

C.  E.  Daniels. 

*de  la  Faille,  Jacob  Baart  de  la  F.,  Sohn  des  oben  genannten 
cob,  im  Juli  1822  in  Groningen  geboren  und  seit  seiner  Promotion  (December 
i6}  in  GroDiDgen  praktisch  wu-ksam,  hat  sich  hauptsächlich  mit  Geburtshilfe  und 
näkologie    be«chäftigt    und    schrieb    verschiedene    Abhandlungen:     „Ueber    das 


"•I 


332 


DE  LA  FAILLE.  —  FALCK. 


verengte  Becken^  —   „Collapsus  post  partum^  —  „Tetanus  poat  abortum^ 
„Anomalien  im  letzten  Stadium  des  Partus^  —  „Phlebothrombosis puerperalis'^ 
yyGravidibas  tubo-uterina'*  —  „Fehris puerperalis*^  —  „Eclampsia parturientiu 
und  einen  tetrologischen  Beitrag   „Ueber  den  Epignathus'^ .  C.  E.  Daniel i 

Pairbairn,  Peter  F.,  zu  Edinburg,  war  am  8.  Juni  1792  zu  Galasch 
in  Schottland  geboren,  studirte  in  Edinburg,  trat  1812  in  die  Marine,  machte 
derselben  mehrere  Kriegszüge  mit,  wurde  1819  in  Edinburg  Doetor,  trat  aus  c 
Dienste  aus,  Hess  sich  daselbst  nieder,  wurde  Arzt  des  House  of  Refuge  und  \i 
Fellow  des  Royal  College  of  Physicians.  Er  beschrieb :  „  Case  of  purpura  haem 
rhagica  lerminafing  fatally,  with  the  appearences  on  dissection*"  (Eidinb.  M( 
Chir.  Transact.  1826)  —  „Case  of  extra-uterine  conception^  (Edmb.  Med. 
Surg.  Journ.  1842)  —  „Case  of  hydrocephalus^  (Johnston's  Journal)  u.  s. 
Er  starb  am  16.  October  1862.' 

Edinburgh  Med.  Journ.  Vol.  VITI,  1863,  pag.  486.  l 

Falck,  Johann  Petter  F.,  Professor  der  Medicin  und  Botanik 
St.  Petersburg,  geboren  1733  in  Westergöthland  (Schweden),  Student  in  Upi 
1751,  wo  er  sich  mit  Naturgeschichte  beschäftigte  und  wurde  Lehrer  des  Sol 
von  Linke.  1763  reiste  er  nach  St.  Petersburg,  wo  er  zum  Professor  der  Bofe 
und  Medicin  und  Director  des  botanischen  Gartens  1765  ernannt  wurde.  Zusam 
mit  Pallas,  Gkorgii,  Gmelin  u.  A.  nahm  er  1768  Theil  an  der  Expedition 
Erforschung  des  russischen  Reiches,  die  auf  Kosten  der  Kaiserin  Katharina 
stattfand.  Promovirt  wurde  er  in  Upsala  1772.  Nach  seinem  am  21.  März  1 
erfolgten  Tode  gab  sein  Freund,  Prof.  Gkorgii  F.'s  hinterlassene  BeobachtuD 
heraus  unter  dem  Titel:  „Joli,  Pet,  Faicks  Beyträge  zur  Kenntniss  des  russisc 
Beiches''  (St.  Petersburg  1786,   3  Vol.,  4.).  *  q^  ^j^, 

Falck,  N.  D.  F.,  Londoner  Arzt  aus  der  zweiten  Hälfte  des  vori 
Jahrhundert«,  über  welchen  sonstige  Lebensdaten  nicht  überliefert  sind,  erwarb 
besonders  durch  einige  Publicationen  aus  dem  Gebiete  des  Marinewesens  ei 
Namen:  „The  seemans  medical  instructor  etc,^^  (London  1774)  —  „The  re 
ohservator^  (London  1771).  Originellen  Inhaltes  ist  „Treatise  on  the  venei 
disease^  (3  Thle.,  London  1772).  Nächstdem  gab  er  den  WiLKE'schen  „Histor 
efisay  on  dropsy"  (London  1777)  und  zuletzt  einen  „Guardian  of  healfh"  (Dasc 
1779)  heraus. 

Dict.  hist.   II.  Re 

Falck,  Vater  und  Sohn;  der  Erstere,  Karl  Philipp  F.,  zu  Marbi 
war  daselbst  am  2.  März  1816  geboren,  studirte  auch  dort,  wurde  1843  mit 
Diss.  „De  thyreopkymate  ewlemico  per  Nassomam  atqiie  Hassiam  electoral 
Doetor  und  1845  Privat  Docent.  Er  las  über  Arzneimittellehre  Diätetik,  Enc) 
pädie  der  Medicin,  allgemeine  Therapie,  pathologische  Chemie  (1846— 
medicinische  Polizei,  Staatsarzneikunde  und  gerichtliche  Medicin  (1847 — 61)  u.  8. 
und  war  auch  eine  Reihe  von  Jahren  in  praktischer  Thätigkeit,  die  er  aber  n 
und  mehr  einschränkte,  je  mehr  ihn  seine  wissenschaftliche  Thätigkeit,  nach 
er  1856  zum  Professor  e.  o.  und  1863  zum  Professor  ord.  der  Phamiakol 
ernannt  worden  war,  in  Anspruch  nahm;  jedoch  gelang  es  ihm  erst  1867, 
eigenes  Institut  für  seine  Arbeiten  zu  erhalten.  Seine  zahlreichen  Publicati«)! 
deren  an  der  untenstehenden  Quelle  angeführtes  Verzeichniss  54  Nummern  umfj 
nebst  noch  46  Arbeiten  seiner  Schüler,  meistens  Marburger  Dissertationen,  bewc 
sich  vorzugsweise  auf  dem  Gebiete  der  pathologischen  Chemie,  Physiologie, 
experimentellen  Pharmakologie  und  Toxikologie,  jedoch  gehören  zu  denselben  a 
einige  eudemiologische  Untersuchungen,  namentlich  über  die  Verbreitung  de«  Kro] 
in  einigen  Ländern  Europas.    Wir  führen  von  seinen  Arbeiten  nur  die  selbststän 


FALCK.  —  FALCONER.  333 

cbii Denen  Sehr il'ten  an:  „Handbvch  der  diätetischen  Heilmitlellelue^  (Marburg 
48—50)  —  ^Handbuch  der  klinischen  Toxikologie  (Erlangen  1854,  Separat- 
drack  aus  ViR€HOW*s  Handbuch  der  spec.  Patb.  und  Ther.)  —  „Phiirmakoyoe 
-  this  Kliff ihstenthum  Hessen*^  (Marburg  1862)  —  „Compendiöses  Wörter- 
'h  der  »peciellen  Arznei'  Verordnung slehre^  (Erlangen  1864)  —  „  Uebersicht 
*  Xormai gaben  der  Arzneimittel  u,  s,  w.**  (Marburg  1875)  —  „Das  Fleisch, 
meiaverstt Endliches  Handbuch  der  wissenschaftlichen  und  praktischen  Fleisch- 
Mit*^  (Marburg  1880,  mit  12  Taff.).  Zusammen  mit  seinem  Sohne  Ferdinand 
gust  F,.  gab  er  heraus:  „Beiträge  zur  Physiologie y  Hygiene,  Pharmakologie 
i  lonrikoiogif^*'  (Bd.  I,  Stuttgart  1875);  ausserdem  referirte  er  über  die  Fort- 
ritte der  Pharmakologie  und  Toxikologie  in  FrORIBp's  Tagesberichten  (1851,  52) 

1  iü  Cäxstatt's  Jahresbericht  (1853 — 57).  Dieser  unermüdlich  thätige  Forscher 
rb  am  30.  Juni  1880. 

EomiiLur^h  in  Berliner  klinische  Wochenschrift.  1880,  paj?.  590.  G. 

*Falek,  Ferdinand  August  F.,  wurde  als  Sohn  des  Vorgenannten 
4)reii  in  Marburg  am  28.  Mai  1848.  Nach  Vollendung  seiner  Studien  in 
'bürg  11  ud  Birlin    wurde    er    am   ersteren  Orte  1872  promovirt.    Seit  Sommer 

2  A^aiutent  am  pharmakologischen  Institut  in  Marburg,  seit  1874   Privatdocent 
Pharma kolo^ni^    in  Marburg,    arbeitete  F.   1875    in  Leipzig  (Ludwig).     1875 

ilitirte  er  mh  als  Privatdocent  für  Pharmakologie  in  Kiel  und  Assistent  des 
'sif>logiH(*hi'n  Instituts;  1878  wurde  er  zum  Prof.  extraord.  für  Pharmakologie 
Hb,st  ernannt.  Schriften:  „Pharmakologisch-toxikologische Arbeiten  überiletall- 
V*  (VlRCHO^'s  Archiv,  LI)  —  „Hydrocotarnin,  Strychnin,  Bruzin^  (Viertel- 
jahr, für  gcriehtl.  Med.  etc.  18,  20,  21,  23)  —  „Phosphor""  (Archiv  für 
mm,  Path.  VU)  —  „Laudanosin^  (Archiv  des  physiol.  Inst.  Leipzig.  XI)  etc.  — 
tj/Htidogi'^ch- Chemisches  üLer  Inanition"  (Falck^s  Beiträge  zur  Physiologie  etc. 
1^75)  ^  ^Chlor-  und  Harnstoff bestiinmung^ .  Monographisch:  „Uebersicht 
»peciAhn  Drogenkunde''  (Kiel*  1877;  2.  Aufl.  Berlin  1883)  —  „Lehrbuch 
praktischf'H    Toxikologie^  (Stuttgart   1880).  P^j 

FalcbeBthal,  Tobias  Friedrich  F.,  war  in  Schnabach  (Pommern) 
4  geboren,  kam,  18  Jahre  alt,  nach  Kopenhagen  nnd  studirte  hier  durch  Hilfe 
Lis^EX'i*  Anntoniie  und  Chirurgie,  absolvirte  1780  Examen  anatomico-chirurgicuni 
Amphitheater  und  erhielt  1882  dänisches  Indigenat.  Wurde  1 784  an  der  Uni- 
itüt  imiiiatrit*ulirt ,  absolvirte  F.  1785  das  Examen  medicum  und  wurde  1795 
Primareh  im  rp:  in  der  Marine  angestellt.  1805  wurde  er  Mitglied  des  Gesundheits- 
^giuniB  und  Dr.  med.  honor.  in  Kiel.  Er  war  ein  tüchtiger  Organisator  des 
icioalwenenp^  zur  See,  ein  sehr  angesehener  Arzt  und  habiler  praktischer  Chirurge, 
jnete  rtieh  besonders  als  solcher  in  der  Schlacht  auf  der  Kopenhagener  Rhede 
2.  April  1801  aus.  Seine  literarische  Production  ist  unbedeutend.  Er  starb 
0.  Äusführlielie  Biographie  in  Ingerslew.  Petersen. 

Falcoburgus,  s.  v.  Valkenburg. 

Palconer,  William  F.,  unbekannten  Geburtsjahres,  zu  Edinborg  1766 
med.,  dann  in  Bath  Director  des  dortigen  General-Hospital,  hat  diese  Stellung 
fahre  iniie  ^rehabt.  Seine  Schriftstellerei  erstreckte  sich  auf  viele  Gebiete.  Neben 
ifteii  über  Ilith  (1770,  1772,  1775,  1776,  1777,  1790,  1795,  alle  in  London 
lieneu)  und  einer  Reihe  von  Streit-  und  Gelegenheitsschriften  sind  zu  nennen: 
marks  Ott  ihe  inßuence  of  climate  etc.**  (London  1781)  —  „Account  ofthe 
etnical  catarrhal  fever  . . .  at  Bath  1782**  (Influenza,  Daselbst  1782,  1803)  — 
wrvations  respecting  the  pulse  etc.**  (Daselbst  1796)  —  „An  essay  on  the 
ue  etc.''  (Bath  1801).  —  Mehrere  seiner  kleineren  Arbeiten  sind  in  den 
.  of  the  London  med.  soc.  von  1789 — 1805  veröffentlicht. 

Dict,  hiat,  IL  Red. 


334  FALCONET.  —  FALGER. 

Falconet.  Französische  Arztfamilie  in  vielen  Generationeu,  d^^reu  ältei 
in  den  biographischen  Werken  hervorgehobenes  Mitglied  Charles  F.  war.  ^ 
Rouane,  seiner  Vaterstadt  in  Bas-Forez,  verzog  er  1614,  um  Leibarzt  bei  Mar 
rethe  von  Valois  zu  werden.  Bei  seinem  1641  erfolgten  Tode  hinteriiea.'S 
den  Sohn  Andr6  F.,  der  am  12.  November  1612  geboren  war  und  io  M< 
pellier  ausgebildet,  sowie  —  1634  —  promovirt  wurde.  1656  bei  Heinrich  ] 
1663  bei  dessen  Tochter  Christine  Leibarzt  geworden,  wurde  er  von  Letzt« 
nach  Turin  gerufen  und  erhielt  vom  Herzog  Karl  Immanuel  IK  dt^n  Änüi 
die  Bäder  von  Aix  zu  restituiren.  Von  Lyon,  sowie  von  seinen  fürstlichen  Gojie 
mit  Ehrenbezeugungen  tiberhäuft,  starb  er  1691  mit  Hinterlassung  einer  *Seorl 
Schrift  (Lyon  1642,  1684).  —  Sein  Sohn,  Noel  F.,  am  16,  Niivember  U 
geboren,  wurde  früh  nach  Paris  geschickt  und  an  Guy  Patix,  der  mit  And rt 
eng  befreundet  war,  empfohlen.  Er  wurde  1660  Dr.  phil.,  dann  zu  nächst  in  Pi 
Mediciner  und  als  solcher  zu  Montpellier  1663  promovirt.  In  Lyon  habilti 
wurde  er  1666  in  das  dortige  CoUegium  der  Aerzte  aufgenommen,  IGiS  al«  j 
beim  königlichen  Hofstaat  in  Paris  angestellt.  Hier  starb  er  aru  H.  Mai  li 
mit  Hinterlassung  eines  „Systeme  de  fi^vres  et  des  crises  etc,^  (llippokratis 
Doctrinen,  etwas  modernisirt,  Paris  1723)  und  einiger  Streitschriften.  —  C  am  i  I U' 
Sohn  des  soeben  Abgehandelten,  am  1.  (nicht  am  29.)  März  1671  in  L 
geboren,  genoss,  als  er  in  Paris  Medicin  studirte,  den  Unterricht  ('hicovxe^ 
und  Chirac's,  doctorirte  jedoch  in  Avignon  und  Hess  sich  später  in  Lyon  nie 
1709  gab  er  dem  Drängen  seiner  Eltern,  in  Paris  wirksam  zu  werden,  tu 
siedelte  dorthin  über,  entfremdete  sich  jedoch  dann  durch  eine  auf  viele  Wi*^ 
gebiete  hinüberspielende  Schriftstellerei  mehr  und,  mehr  der  Medieiiu  Als  er  1 
starb,  hinterliess  er  eine  sehr  grosse  Bibliothek  und  auch  mehrere  (1709—1* 
in  Paris  erschienene  medicinische  Schriften,  von  denen  jedoch  keiner  ein  m 
haltiges  Interesse  zukommt. 

Biogr.  m6d.  IV.  Re 

de  Falconüs  Nicolo,  s.  Falcücci. 

Falcncct  Nicolo  F,,  (Falcütius,  auch  unter  dem  Namen  „deFalcon 
bekannt),  ist  in  Florenz  geboren;  er  lebte  zu  Zeiten  der  Kaifler  VTenzel 
Ruprecht  und  ist  im  Jahre  1412  gestorben.  F.  ist  Verfasser  rmen  der  he 
medicinischen  Compendien  des  Mittelalters,  das  unter  dem  Titel  „Sf^rmo?te^  ui 
cinales  VIP^  eine  sehr  ausführliche  Darstellung  der  gesammten  Medicin  entl 
zumeist  nach  arabischen  Quellen  bearbeitet ,  aber  auch  mit  zahlreichen  eig« 
Beobachtungen  des  Verfassers  ausgestattet.  Die  Schrift  ist  zueret  1424  in  Veoi 
im  Druck  erschienen;  spätere  Auflagen  1491,  1507  und  1533.  BesfiiderH  beacht 
werth  ist  die  Sermo  II  de  febribus  (in  der  Collectio  de  febribu^,  Venedig  1' 
pag.  285,  abgedruckt)  und  die  Mittheilungen  über  gynäkologische  und  ^ebnria 
liehe  Gegenstände  in  Senno  III  und  VI,  eine  der  vollständigsten  Danitelluii 
über  diese  Gebiete  aus  jener  Zeit  (vgl.  hiezu  Davidson  in  Monataclir.  füf  G^bi 
künde,  1864,  XXII,  338).  Ausserdem  hat  F.  „Commentaria  sup*'r  aphoris 
Hippocratis^  verfasst,  welche  vervollständigt  von  J.  B.  Theodorics  (Bonn  1^ 
herausgegeben  sind.  Das  ihm  fälschlich  zugeschriebene  „Antidotarntm^  ,  da. 
Strassburg  (s.  1.  e.  a.  Fol.  per  Jo  Prijs)  gedruckt  erschienen,  ist  wabn^ch ein  lieh 
erweiterte  Ausgabe  der  gleichnamigen  Schrift  des  SalemitanersNiCOLAus  PttAEH>sr 

A.  Hir*t 

Falger,  Franz  F.,  zu  Münster,  war  daselbst  am  31.  Mai  1814  gebe 
studirte  in  Bonn  und  Berlin  von  1832 — 1836,  wurde  1837  Dr.etor,  liess 
darauf  als  Arzt  in  Münster  nieder,  wurde  1849  Med icinal- Assessor  und  1852  Mediel 
Rath  beim  dortigen  Provinzial-Medicinal-Collegium  und  starb  am  16.  October  1^ 
Seine  Arbeiten  betreffen  vorzugsweise  die  Gebiete  der  Medicinal -Polizei^  Hyg 
und  Diätetik ,  so  die  populäre  Belehrung :  y,  Die  sichere  VerhiltUiuj  der  Chol 
Ansteckung''    (Münster  1865;   3.  Aufl.   1867)    —    „Ueber  Badet  inrkkungei 


FALGER.  —  FALLOPPIO.  335 

■mtUchen  ÄthHtalten^  —  „Veber  die  Kost  der  Gefangenen^  —  „lieber 
mfflation*'  M'asper's  Vierteljahresschrift  1864)  —  y,Der  Ansteckunga-Process 
r  Cliotertt' Filze  mittelst  der  Luft  Ms  Klare  gestellt  u,  s,  w,"  (Münster  1867)  — 
)er  Priester  um  Krankenbette,  Eine  fassliche  Belehrung  über  die  wichtigsten 
-ankheilen  tt,  w,  w,''  (Daselbst  1867;  3.  Aufl.  1873)  —  „Die  künstliche  Er- 
hrung  der  Kinder  mit  pilzfreier  Milch  u.  s.  w.^  (mit  Abbild.,  Daselbst  1867). 
tflm.Tdera  kleiuere  Aufsätze  in  ViRCHOw's  Archiv  (1865). 

Em 3t  Rassmann,  1866.  pag.  107;  Neue  Folge  1881,  pag.  64.  G. 

^Falimierz,  Stephan  F.  (auch  Phaumirüs  und  Phalinürus  genannt), 
bftren  zu  Porcb,  wahrscheinlich  gegen  Ende  des  XV.  Jahrhunderts,  war  Leibarzt  *- 
s  CagtelfaiiH  von  Krakau  J.  Tarnowski  und  Herausgeber  des  ältesten  in 
lai&cher  Sprache  gedruckten  Kräuterbuches;  es  ist  dies  znm  grossen  Theil  eine  , 
bor^etzunor,  rt^sp.  Umarbeitung  des  „Ortus  sanitatis"  von  Joannes  Cüba  (Mainz 
85,  n.  dteei'ui  und  erschien  1534  bei  ün  gl  er  ins  in  Krakau  in  4.  Das  Werk 
bort  zu  den  grössten  bibliographischen  Seltenheiten.  ^  ^  p 

Falke,  FriedrichAugust  F.,  geboren  zu  Magdeburg  177^,  woselbst 
ü  \'ater  K^iilmann  war;  nachdem  er  in  Magdeburg  die  Schule  besucht  hatte, 
dnjBtt^  er  muh  in  Braunschweig  der  Chirurgie,  bestand  daselbst  ein  Examen  und 
akticirte.  1801  zog  er  nach  Helnistädt  und  später  nach  Erfurt,  woselbst  er 
07  den  Dcictfirtitel  erwarb.  In  demselben  Jahre  kam  er  nach  Russland,  absolvirte 
Petersburg  t«.  August  das  Examen,  um  das  Recht  der  ärztlichen  Praxis  zu  er- 
Iten  und  wurde  in  Petersburg  am  Kalinkin-Hospital  angestellt.  Später  war  er 
^isarzt  in  Kaläsin  und  wurde  von  der  Universität  Dorpat  auf  Grundlage  einer 
h'sst^t  tio  de  htfdrope'^  (62  pp.,  8.,  Dorpat  1818)  in  absentia  zum  Doctor  med. 
jirt.  Gestarbt '11  ? 

Eet'kft-Napiersky,  550.  L    Stieda. 

*Palk,   Friedrich    F.,    geboren    zu    Berlin    am    8.  Juli    1840,    theils    * 
Tselbat,    theils   in  Leipzig   und  Würzburg   ausgebildet,    wurde  1862  promovirt 
1  wirkt  fieithtT  als  Arzt,  seit  1876  als  Kreis-Physicus,  und  als  Docent  in  Berlin, 
ine  [iicbriftt?t(*Ilerischen  Arbeiten  bewegen  sich  auf  dem  Gebiete  der  gerichtlichen 
idicin,  (^iffeiitlicben  Gesundheitspflege  und  Geschichte  der  Heilkunde.  ^^^ 

Falkner,  Thomas  F.,  Arzt  in  Süd-Amerika,  war  1710  als  Sohn  eines 
irnrgen  zu  Manchester  geboren,  machte  seine  Studien  in  London,  besuchte  Afrika 
d  Ämerikaj  tTkrankte  in  Buenos-Ayres  und  wurde  daselbst  von  Jesuiten-Missionären 
pdegt,  die  ihn  veranlassten,  in  ihren  Orden  einzutreten.  Als  geschickter  Arzt  und 
«rateur  leistete  er  sehr  gute  Dienste  auf  den  ihm  anvertrauten  Missionen, 
isser  vielen  zerstreuten  Aufsätzen  liess  er  eine  sehr  vollständige  Monographie 
er  Patngouicu  und  dessen  Bewohner  erscheinen,  die  in  verschiedene  europäische 
rächen  übers^'tzt  worden  ist:  „A  descripton  of  Patagonia  and  the  adjoining 
rts  of  South  America^  (Hereford  und  London  1774,  4.;  deutsche. Uebersetzung 
Q  ä/h,  Ewald,  Gotha  1775  in  Hirsfkld's  Geschichte  der  Menschheit,  Bd.  IIl). 
^Jahre  früher  hatte  er:  „De  anatome  corporis  humani^^  (2  voll.,  London  1754) 
rau8g<!gelH."n.  Auch  um  die  Klimatologie  hat  er  sich  Verdienste  erworben  und 
jbrere  Arbeiteu  über  Krankheitsverhältnisse  in  Amerika  veröffentlicht,  darunter: 
rreatim  on  American  distempers  cured  by  American  driigs"  (London  1775). 
ßoü   1780  gestorben  sein. 

Dechambre,  4.  Serie,  I,  pag.  167.  G. 

^Palloppio,  Gabriele  F.,  aus  Modena,   1523  bis  9.  October  1562,  einer 

T   bedeutendsten   und  vielseitigsten  Aerzte  des   sechzehnten  Jahrhunderts,    unter 

ssen  Verdiensten    die    um    die  Anatomie   in  erster  Linie  stehen ,    hatte  während 

iner  Studienzeit  mit  dem .  bittersten  Mangel  zu  kämpfen.   Im  Jahre  1548  erhielt 

die  Professur  der  Anatomie  zu  Ferrara ,  gleieh  darauf  die  zu  Pisa ;    im  Jahre 


336 


FALLOPPIO.  —  FALRET. 


i 


* 


1551  die  der  Anatomie  und  Botanik  zu  Padua.  .  In  seinen  Selinfleo  vercioigt 
sieh  wissenschaftliche  Vorzüge  mit  seltener  Bescheidenheit  und  aufrichtiger  Verchmi 
gegen  seine  Vorgänger,  hauptsächlich  gegen  Vesaliüs.  Die  anatomi:*chen  Arbt^ht 
F.'s  betreffen  alle  Theile  des  menschlichen  Körpers  und  sind  durch  miistt^rhaf 
Genauigkeit  ausgezeichnet.  Am  werthvollsten  sind  die  Beschreibungi^n  dts  Rnfjche: 
Systems,  der  Entwicklung  der  Knochen  und  die  des  Gehörorgane«,  —  Vah 
den  übrigen  sind  die,  welche  die  Chirurgie,  namentlich  die  Syphiltit,  betreffe 
hervorzuheben,  in  denen  sich  eine  reiche  Erfahrung  und  ein  gediegenes  Urth? 
offenbaren.  F.  selbst  veröffentlichte  nur  eine  einzige  Schrift:  „Observtt tonen  «a* 
tomicae^  (Venedig  1561,  8.;  zuletzt  Daselbst  1606  und  in  Vesal:^  Opera  L.  1 
1725  f.)  —  Die  ryLectionei  de  partibus  similaribus  —  et  sceletorum  rxplic€dwrm 
(Nürnberg  1575  f.)  wurden  von  Koyteb  herausgegeben,  von  dem  auch  die  Ztic' 
Mungen  herrühren.  —  „Opeta  omnta^  (Venedig  1584  f.;  zuletzt  1606  i.,  mit  dt 
Abhandlungen  über  praktische  Medicin  nach  den  Aufzeichnungen  vini  Mahcollsj 

11.  Haeser. 

Fallot,  Salomon-Loü  is  F.,  zu  Brüssel,  war  im  Haajij^  um  II,  MAi 
1783  geboren,  stammte  aus  einer  französischen  Emigranten-Familie ^  war  Subn  m. 
Enkel  eines  Arztes,  machte  als  französischer  Militärarzt,  nachdem  er  in  den  ^ 
ländischen  Lazarethen  thätig  gewesen,  von  1809 — 14  die  Feldztige  in  OesterreiH 
Portugal,  Deutschland  und  Frankreich  mit,  war  später  holländisehor,  utjd  seit  di 
Trennung  Belgiens  von  Holland,  belgischer  Militärarzt,  stand  lange  Zeit  in  Xaini 
und  verliess  1848  den  Dienst  mit  dem  Titel  als  M6decin  en  chef  honnrairr.  \ 
lebte  darauf  in  Brüssel  und  beschäftigte  sich  mit  Erfolg  mit  der  AugenheilkuDd 
Von  seinen  überaus  zahlreichen  Arbeiten  aus  allen  Theilen  der  Gert.inimt-Mi*die 
sind  die  ersten  von  1821 — 29  im  Journal  compl6ment.  du  Dict.  des  siüences  m»?^ 
cales,  die  folgenden  in  der  Gaz.  mödicale  beige  (1832),  dem  Bulletin  niedic; 
(1835,  1837,  1838),  den  Annales  d'oculistique  (1841,  1843,  1844  lu  %.  w.),  de 
Bulletin  de  l'Acad.  roy.  de  medecine  de  Belgique  (1842 — 50,  1855—58),  di 
Memoires  derselben  (1848),  dem  Journ.  de  mMecine  de  Bruxelles  (1846^  185: 
u.  s.  w.  publicirt.  Auch  übersetzte  er  aus  dem  Holländischen  G.  Vbolik,  „Memoin 
sur  quelques  sujets  interessants  d^ anatomie  et  de  physiologie^  (Amstord-iin  182^,4. 
An  besonderen  Schriften  rühren  von  ihm  her:  .^ Essai  sur  V expectation  en  mti^ 
cine^  (Li^ge  1828)  —  mit  L.  J.  Varlez:  „Recherches  sur  les  cau$e&  i 
V Ophthalmie  qui  rdgne  dans  quelques  gamisons  de  Varm^  des  Ptn/s-  BaSf  etc. 
(Brüssel  1829)  —  „Coup  d'oeil  sur  le  cholSra''  (1832)  —  „De  h  ^imul^Ok 
et  de  la  dissimulation  des  maladies  dan^^  Iturs  rapports  avec  le  seraice  md^airt 
(Brüssel  1836)  —  „MSmorial  de  Vexpert  dans  la  visite  sanitaire  de^  homm* 
de  guerre,  etc.^^  (Daselbst  1837)  —  „^tudes  cliniques''  (Daeelb^^t  1843}  - 
„Apergu  de  la  mMecine  dans  ses  rapports  avec  les  maladies  infern%,H**  (Dsädh 
1854)  —  „Coup  d^oeil  sur  la  Situation  des  offiders  de  sante  milüartru 
(Daselbst  1856).  Im   Alter   von    fast  90  Jahren   starb  er  am  11,  Fibrnar  L8I^ 

Bulletin  de  l'Acad.  roy.  de  medecine  de  Belgique.  1873,  3.  S6r.,  T,  VII .  pag,  1%  - 
Dechambre,   4.  Serie,  T.  VI,  pag.  168.   —    Callisen,   VI,    pag.  166;  XXVJIl .  \^.  I 

Falot,  Aime-Michel  F.,  französischer  Marinearzt  1,  OL,  war  a 
29.  September  1835  zu  Montpellier  geboren,  wurde  daselbst  1863  mit  der  These 
„Relation  midicale  d^une  campagne  en  Chine ,  ann^s  1859 — 60**  iJocto 
verfasste  noch  folgende  Arbeiten :  „Relation  d^une  eplddmie  de  colique  nervem 
observde  sur  la  rade  du  Gahon,  etc,^  (Montpellier  m6dical  1865)  —  »De  ^ 
n^ralgie  du  nerf  phrdnique^  (Daselbst  1866)  —  „Du  lisird  gengwal  dans  h 
maladies  saturnines ;  quelle  est  sa  valeur  pathognomonique  ? ^  (Arcb,  de  m^di* 
nav.   1868)    und  starb  am  18.  Juni  1869  zu  Plessis-Lalande  (VilIier?i-8iir-MarDf 

Berger  et  Rey,  pag.  91.  G. 

Palret,  Vater  und  zwei  Söhne.  Der  Erste,  Jean-Pierre  I'\^  geboren  i 
Marsillac  im  Departement  Lot  den  26.  April  1794,  widmete  sich  schon  mit  17  Jalir« 


FALRET.  —  FANO.  337 

m  Studium  der  Medicin,  dem  er  seit  1811  zu  Paris  oblag.  Durch  PiNEL  und 
st^rmOL  angeregt»  pflegte  er  mit  besonderer  Vorliebe  die  Irrenheilkunde,  deren 
Der  der  bedeutendsten  Vertreter  er  im  Laufe  der  Zeit  wurde.  Im  Jahre  1819 
-wBih  er  üich  mit  der  These:  „ObservatioTis  et proposithns  mSdico-chirurgicales^ 
e  Doctorwürde,  Im  Jahre  1822  gründete  er  mit  VoisiN  die  noch  bestehende  und 
m  detu  einen  seiner  Söhne  fortgeführte  Privatirrenanstalt  zu  Vanvres  bei  Paris, 
?Ieho  durch  melir  als  vier  Jahrzehnte  die  berühmteste  des  europäischen  Continents 
ELT  und  auch  beute  noch  nicht,  obgleich  seitdem  manche  ebenfalls  ganz  vorzügliche 
itfitandeu  sidcI,  in  den  Schatten  gestellt  ist.  Nachdem  er  schon  im  Jahre  1822 
m  Arbeit:  jjhi  suicide  et  de  V hypochondrie ;  considSrations  sur  ces  mala- 
i?j,  leuT  si7ge,  hur 8  symptomes  et  les  moyens  d/en  arreter  les  progres^  ver- 
'entlicht  und  allgemeine  Beachtang  gefunden  hatte,  wurde  ihm  sowohl  mit  für 
?ge  als  au**b  insbesondere  seine  folgenden  „  Recherchen  statistiques  sur  les  alitnSs, 
I  suicides  ft  hs  morts  subites"  —  „MemoW  prSsentS  h  VacadSmie  des 
\tnces  1S2S  ff   1829"    von  dieser  der  krönende  Preis    und   von  der  Academie 

niedeciuo  die  Mitgliedschaft  zu  Theil.  Im  Jahre  1831  wurde  er  Chef  de  Thospice 

h  SalpttriiMv  und  verwaltete  dies  Amt  bis  1867,  wo  er  es  aus  Altersrücksichten 
sderlegtu.  hi  ilicser  Zeit  von  36  Jahreu  entstanden  seine  Hauptarbeiten,  von 
neu  j,De  ralUnation  mentale''  (1838)  —  ,yDu  däire!*  (1839)  —  „De  la 
Ue  circulaire  ou  forme  de  maladie  mentale  caracteris^e  pt^^  alternative 
pdiere    de  hi  manie  et  de  la  milanchoHe''   (1851)  —   „De  la  non-existance 

la  monomanfe"  (1854)  —  „Du  traltement  g^nt^ral  de.s  altt^nes  (1854)  die 
kanntesten  ^^eworden  sind,  und  die  er  1864  iu  einem  grösseren  Werke  unter 
m  Titel:  j,Maladies  mentales  et  des  asiles  d\ditnes,  Lec^ons  cliniques  et 
nsideratwHs  tjenerales  avec  un  jdan  de  Vasile  d' lllenau'^  zusammenfasste. 
i^leieh  trertlicher  Beobachter,  ist  F.  doch  stark  mystisch  angehaucht.  Er  ist 
h/tuger  der  dualistischen  Natur  des  Menschen  und  erklärt  aus  der  Zusammen- 
rkung  de?t  Leibes  und  der  Seele  zwar  sowohl  die  gesunden  als  auch  die  kranken 
elenzustände :  beide  haben  aber  nichts  miteinander  gemein.  Aus  der  Zusamnien- 
rkiiiig  der  Sirle  und  des  kranken  Leibes  entstehe  etwas  ganz  Besonderes,  ein 
Ynm  organon  und  die  Aeusserungen  dieses  Novum  organou  seien  die  Seelen- 
rungen beziehungsweise  Geisteskrankheiten.  Dieselben  seien  demgemäss  auch  nicht 
►3  rein  8om«ti>ich  zu  behandeln,  wie  von  mancher  Seite  verlangt  werde,  sondern 
r^iegend  auch  psychisch,  wodurch  der  hochwichtige  Traitement  moral  bedingt 
rde.  —  Im  Jahre  1870  zog  F.  sich  von  Paris  nach  seinem  Geburtsorte 
rsillac,  in  dem  er  76  Jahre  vorher  das  Lieht  erblickt  hatte,  zurück,  und  am 
,  Oetober  demselben  Jahres  starb  er  daselbst  fem  von  den  Seineu.  —  Von  F. 's 
bneu  ist  *Henri-Lois  F.  der  ältere.  Er  wurde  ebenfalls  Arzt,  hat  aber 
icheinend  nur  eine  Doctordissertation :  „De  la  construction  et  de  V Organisation 
r  etahlisement,^  d'alienes''  (Paris  1852)  bekannt  gemacht.  —  Der  Jüngere, 
ules-Pb.-J,  F.  j  geboren  zu  Vanvres  bei  Paris  den  17.  April  1824,  einer  der 
leutendsten  Irrenärzte  der  Gegenwart,   lebt  an  seinem  Geburtsorte  zu  Vanvres, 

er  die  von  seinem  Vater  gegründete  Irrenanstalt  fortfiihrt.  Ausserdem  ist  er  Arzt 
der  Salpetriere,  nachdem  er  lange  als  solcher  am  Bicetre  thätig  gewesen  war. 
Jahre  1853  proraovirte  er  mit  der  These:  „Becherches  sur  la  folie  paralytique 
les  diverse.s  paralysies  generales''  und  verfasste  seitdem  eine  grössere  Anzahl 
i  Sehrii'teu ,  von  denen  die  „Dp-  Vetat  mental  des  ejnUptiques"  (1862)  — 
^eg  troubles  du  langage  et  de  la  mhnoire  des  mots  dans  les  affections  cc'rS- 
f/f**"'  (Apkt^Ttiiej  Aphasie^  Älalie,  Amnesie  verbale)  (1864)  —  „De  la  con- 
itfumiiif**  (1865)  —  „Des  alit'nes  dangt reux  et  des  asifs  speciaux  pour  les 
ines  diis  criminels  (1869)  wohl  die  meiste  Verbreitung  gefunden  haben. 

A  rndt. 

*Fail0,  Salvador  F.,    welcher    1873 — 82    das    „Jourual    d'oculistique 

de  Chirurgie^'  herausgab,   wurde  1851  zu  Paris  mit  der  These:    „Becherches 

la  contuiiioii  du  cerveah''  promovirt  und  hat  neben  einer  Reihe  pathologisch - 

Biögt,  Lexikon.  II.  2'^ 


338 


FANO. 


FARNESI. 


anatomißcher  Beschreibungen  und  Zusammenstellungen  noch  geliefert:  „Tr 
pratique  des  maladies  des  yeux^  (Paris  1866)  und  den  sehr  umfangreic 
„TraiU  ätmentiare  de  'cMrurgie"  (2  Bde.,  Daselbst  1869 — 72).  Im  jung 
Almanach   de  m^decin  ist  er  als  „Agr6g6  ä  la  facull6"  aufgeführt. 

Index- Catalogu^.  R  e 

Pantonetti,  Giovanni  Battista  Bernardo  F.,  geboren  zu  P; 
am  13.  März  1791,  Doctor  der  Facultäten  von  Tuidn  und  Pavia  1802,  war 
Leiter  der  medicinischen  Klinik  und  an  den  Zeitschriften  „Giomale  per  sei 
ai  progressi  della  patologia"  und  ;,Effemeride  delle  sc.  med.",  welches  letzter 
begründet  hatte,  thätig.  Als  er  am  13.  Juni  1861  starb,  hinterliess  er  zahlre 
Abhandlungen  über  interessante  Fälle  und  therapeutische  Fragen  (Chinin-, 
Anwendung),  auch  eine  Monographie  „Del  cholera  vagante  nella  Ligvrta  e 
(Mailand  1835). 

Hahn  bei  Dechambre.  Re 

Pantoni,  Giovanni  F.,  wurde  am  22.  März  1675  in  Turin  gebe 
wo  sein  Vater  Giovanni  Battista  Professor  und  Leibarzt  des  Herzogs 
Den  ersten  Unterricht  empfing  er  von  seinem  Vater  und  bereits  in  seinem  22.  Lei 
jähr  wurde  er  zum  Professor  der  Anatomie  ernannt.  Im  Jahre  1717  erfolgte  « 
Ernennung  zum  Leibarzt  des  Herzogs  Carl  Emanuel,  und  als  im  Jahre  1720 
Restauration  der  Universität  Turin  erfolgte,  wurde  F.  zum  ersten  Professor 
Medicin  und  1727  zum  Präsidenten  der  medicinischen  Facultät  ernannt.  S 
literarische  Thätigkeit  war  eine  grosse  und  von  besonderer  Bedeutung  auf 
Gebiete  der  Anatomie. 

Man  vgl.  Biografia  medica  piemontese.  Bd.  2,  Torino  1825,  pag.  83.         Magm 

PanzagO,  Francesco  Luigi  F.,  1770 — 1832,  aus  Padua,  wi 
daselbst  als  Professor  der  Pathologie  und  Hygiene  und  beschäftigte  sich  besoD 
mit  Erforschung  der  Pellagra  (Padua  1789,  1792,  1815,  1816).  „Saggio  & 
differenze  essenziali  delle  malattie  universalis  (Padua  1809}  und  ^Instituti 
pathologicae^  (Leipzig  1815)  sind  seine  umfangreichsten  Monographien. 


Dureau  bei  Dechambre. 


Be 


*Parabeuf,  L.-H.  F.,  Agr6g6  ä  la  faculte  de  m6d.  de  Paris,  trat  zi 
mit  einer  Schrift:  „De  la  confection  des  moignons  et  de  quelques  motynorii 
particulier^  (Paris  1871)  hervor  und  verfasste  später  theils  anatomische  Ui 
suchungen:  „Refonnes  a  apporter  dans  V enseignement  pratique  de  Vanalor 
(Daselbst  1876)  —  „De  V4piderme  et  des  Spitheliums^  (1872)  —  „Le  sysi 
s^reux"  (Concursthese  1876),  —  theils  einen  „Pr^cis  de  munuel  op^ato 
(getrennte  Theile,   1872,  resp.   1881).  Re 

Pario,  Leovigildo  Paolo  F.,  zu  Brescia,  war  am  16.  November  1 

zu    Asola   im   Mantuanischen   geboren,  studirte  in  Padua,    Pisa,   Florenz,  Pa 

Bologna,  leitete  in  Venedig  ein  Cholera-Hospital  und  schrieb  zusammen  mit  As 

CoBTESi  und  Pancbazio:   „Intomo  alla  prima  invasione  del  Gholera-morbu. 

Venezia^  (Mailand  1836).     Er  widmete    sich   mit  Vorliebe   der  Augenheilkui 

die  von  ihm  begonnenen    „Annali  ottalmologici"    bestanden  jedoch  nur  ein 

(1835).     Von  1838  an  gab  er  zusammen  mit  Benvenüti  das  „Memoriale  o 

niedicina    Chutemporanea^    heraus.     Es    finden    sich    in    diesem,    sowie    in 

Annali  univcrsali  di  medicina  verschiedene  Arbeiten  von  ihm.     Er  starb  186: 

Cantü,  pag.  201.  —  Giorn.  veneto  di  sc.  med.  1863,  2.  Ser.,  Vol.  22,  pag. 
(nicht  zugänglich). 

Farnesi,  Tömmaso  F.  (Fabnese),  aus  der  Familie  As  coli  in  Per 
stammend,  wurde  am  7.  October  1780  geboren  und  starb  in  Moskau  1829. 
studirte  von  1802  ab  in  Florenz,  erlangte  1807  das  Diplom  der  Chirurgie,  w 
1810   Prosector   zu   Bologna,    wirkte    von  1823  ab  in  Mailand    und   begab 


FARNESI.  —  FARR 


339 


B2S  nach  Wien,  d&nn  nach  Russland,  um  einen  Lehrstuhl  für  Anatomie  und 
Iiirnr^ie  zu  tiberuehraen.  Ausser  seiner  (henorzuhebenden)  These  „Sur  Vorgani- 
lUon  et  les  fonch'ons  du  foetus  etc,'*  (Florenz  1808)  schrieb  er  über  Blasen- 
me  (1820)  und  ^-ab  Mascagni's  Anatomie  (Mailand  1821 — 1824)  und  Scabpa*s 
"(Tk  über  den  Steiuschnitt  (Daselbst  1823,   1826)  heraus. 

KaliiL  bt$i  Dechambre.  Red. 

Farquharson,  William  F.,  zu  Edinburg,  war  daselbst  1760  geboren, 
üdirte  auch  dort  imd  wurde  Fellow  des  College  of  Surgeons.  Er  schrieb: 
AcvAnmt  of  a  ^intjular  case  in  midwifery^  (DoNCAN*S  Medic.  Comment.  1788)  — 
Oast  of  sci'rrhous  Oesophagus^  (Memoirs  of  the  Medical  Soc.  of  London,  1789)  — 
Üüm  of  alfscess  nf  the  breast  successfally  treated^  (Daselbst  1792).  Er  that 
?h  durch  seinen  Eifer  für  die  Verbreitung  der  Vaccine  hervor  und  starb   1822. 

Dtichainbre,  4.  Serie,  I,  pag.  254.  G. 

*  Farquharson,  Robert  F.,  wurde,  nachdem  er  sich  in  Edinburg,  Paris, 
srlk  und  Wien  .i usgebildet  hatte,  Med.  Dr.  zu  Edinburg  1858;  nach  einer' 
nfTtren  Thiitigkeit  in  der  Hauptstadt  F.  R.  C.  P.  Lond.  1877.  Er  las  am  Mary's 
rjgpital,  w«»  VT  aut  h  als  Arzt  thätig  war,  über  Materia  medica,  war  Arzt  an  der 
>8tiTu  ^eneral  imd  später  an  der  Bromp.  und  Belgr.  Dispensary.  Seine  Schriften 
id:  ^Ä  giihh  to  (herapeuticH^  (kürzlich  in  2.  Aufl.)  —  „On  the  past,  present 
ul  fufure  *$f  thtrapeutics^  (London  1874)  und  neben  einigen  klinischen  Arbeiten 
der  Laneet  (1H7<>)  „The  various  forms  of  skin  eruption  produced  by  drugs" 
dt.  med.  JouriK  1879).  B,^^. 

Farr,  Samuel  F.,  zu  Taunton  1741  geboren,  studirte  Medicin  in 
iinhuriif  und  ii:i  Lnyden ,  wo  er  1765  proraovirt  wurde.  In  seiner  Vaterstadt 
iblirt,  erwarb  er  sich  grossen  Ruf  als  Praktiker  und  hinterliess  ausserdem  bei 
inem  1795  erinJglen  Tode  viele  Schriften,  unter  denen  einige  von  nachhaltigerem 
erthe  sich  iiüdt-n  ,  so:  „An  essay  on  the  medical  virtues  of  acids"  (London 
'6t*)  ~  ^Aphonsnn  de  marasmo^  (Daselbst  1772)  —  „The  elernents  of 
eJimlJiirüprinit>tice^^  (Daselbst  1788, 1812).  — Auseinanderzuhalten  von  Samuel 
i  einerseits  Richard  F.,  der  Verfasser  meteorologischer  Arbeiten  in  den  Philos. 
■ausÄCt.  fl7B7 — 1779)  und  andererseits  William  1.  F.,  Beschreiber  von  Fällen 
m  der  chirurgischen  Praxis  (so  Opisthotonus  durch  Opium  geheilt  [Med.  observ. 
■71])  ü,   A. 

Dict.  bist.  IL  Red. 

Farr,  William  2.  F.  (auch  Fare  und  Farre),  über  den  nähere  Lebens- 
gtben  fehlen ,  machte  sich  schon  in  einer  frühen  Zeit  seines  Wirkens  berühmt 
K'li  die  Arbeit :  y,A  treatise  on  the  nature  of  scrofula^  (London  1818,  1820; 
Qti^ch  von  Becker,  Leipzig  1820).  —  Bald  darauf  erschien  „Essay  on  the 
^€cts  of  the  fncus  helmintho chorton  vpon  Cancer^  (London  1822 ;  unter  ver- 
fiertem  Titef  1855:  Ergänzungen  dazu  1829).  —  Späteres  Werk:  „On  the 
itiüiks  of  Engli^h  lunatic  asylums^  (Daselbst  1838).  Von  1837  ab  redigirte 
den  Brit,  med.  Almanach,  von  1839  die  Med.  annals. 

Iiidex-Catalogüu.  Red. 

Farr,  William  3.  F.,  geboren  1807,  gestorben  im  April  1883,  hatte 
sb  bereits  in  der  itiedicinischen  Journalistik  einen  Namen  gemacht,  als  er  1833 
die  Regißtrar  Goiierars  Office  eintrat,  um  nunmehr  über  40  Jahre  seines  fleissigen 
;Wns  der  St^itistik  zu  widmen.  Seine  Berichte  und  erläuternden  Briefe  in  den 
lÄanimelteu  „Reports"  der  genannten  Behörde  gelten  als  Arbeiten  von  epoche- 
icbender  Bedeutung*  Die  Schemata  und  Fragebogen,  welche  er  für  alle  Gebiete 
T  Lebe-  und  8teri>e«tatistik  aufstellte,  wurden  vielfach  nachgeahmt.  Sein  Leben 
irtlös»,  der  Hiugalie  an  diese  Arbeiten  entsprechend,  sehr  still ;  doch  wurden  ihm 
tf  atatis^tischen  Conuressen  etc.  auch  äussere  Auszeichnungen  zu  Theil.  Wir  nennen 

22* 


340  FAHR.  —  FASCH. 

neben  einem  älteren  ^Medical  guide  to  Nice^*  (London  1841):     ^Report  on 
mortality  of  Cholera  in  England  1848—1849'*  (Daselbst  1852)  und  „Eng 

life-table with  on  introduction^  (Daselbst  1864). 

Brit.  med.  Journ.  1883,  Nr.  1164,  1165.  —  Index-Catalogue.  Re 

Parradesclie-Cliaurasse,  Jean-Baptiste  F. -Gh.,  fragliehen  Gebi 
Jahres,  promovirt  zn  Montpellier  1809,  und  vorher  dort  an  verschiedenen  klinis( 
Abtheilungen  tbätig,  prakticirte  in  seiner  Vaterstadt  Allanches  und  veröffentli 
gute  Beobachtungen  über  chronischen  Rheumatismus,  über  Herzkrankheiten,  i 
Heilung  von  Flechten,  Epispadie  etc.     Er  starb  1850. 

Hahu  bei  Decbambre.  Re 

Farradsch  ben  Salem,  s.  Ferragüth. 
,    Parraguth,  s.  Ferbaguth. 

Parre,  John  Richard  F.,  als  Sohn  eines  Arztes  1774  auf  Barba 
geboren,  studirte  in  London  am  Guy 's  und  St.  Thomas-Hospital.  Durch  A.  Co( 
schon  damals '  ausgezeichnet,  begab  er  sich  noch  einmal  nach  den  Antillen  zur 
um  dann  sich  in  Grossbritannien  ganz  anzusiedeln.  Er  übte  Praxis  in  Glasj 
Aberdeen  und  London  aus,  hier  von  1804  ab,  gründete  mit  J.  C.  Sauxders 
London  Ophthalmie  Hospital,  wurde  Arzt  der  London  Dispensary  und  zog 
von  der  praktischen  Thätigkeit  nicht  vor  1850,  aus  dem  Royal  LonH.on  ophtha 
Hospital  sogar  erst  1856  zurück.  Er  starb  am  7.  Mai  1862,  88  Jahre  alt, 
Ein  Hauptantbeil  von  F. 's  unermüdlicher  Thätigkeit  war  dem  Zusammenbri] 
der  grossen  pathologisch- anatomischen  Sammlung  gewidmet,  welche  später  an 
St.  Bartholomäus-Hospital  tiberging.  Von  Schriften  sind  besonders  hervorzuhd 
„The  morbid  anatomy  of  liver  etc,^  (I.  Th. :  Tumoren,  mit  4  Taf.,  Loi 
1812 — 1815)  —  „Pathological  researches  in  medicine^  (I.  Th. :  Herz, 
5  Taf.,  London  1814)  —  „Journal  of  morbid  anatomy,  or  researches  phyi 
pathol.  and  therapeutical"  (1828).  Bemerkenswerth  ist  auch  seine  Ausgabe 
J.  C.  Saunders'  Augenkrankheiten  (London  1811,   1812). 

Hahn  bei  Dechambre.  R« 

*Fa8beilder,  Heinrich  F.,  geboren  am  29.  März  1843  zu  Capellen 
Kreise  Grevenbroich,  Regierungsbezirk  Düsseldorf)  studirte  von  1861  ab  Me< 
in  Bonn,  Wtirzburg  und  Berlin  und  promovirte  1865.  1866  als  Arzt  appro 
fungirte  er  als  Assistenzarzt  an  der  geburtshilflichen  Universitäts-Klinik  zu  B 
von  1867  —  1869.  Seine  Habilitation  als  Privatdocent  für  Geburtshilfe 
Gynäkologie  an  der  Universität  zu  Berlin  vollzog  sich  1871,  seine  Emeni 
zum  ausserordentlichen  Professor  1878.  Publicationen :  „Beobachtungen  über  S 
und  Positionswechsel  der  Kinder**  (Beiträge  zur  Geb.  u.  Gyn.,  Berlin  I,  l] 
„  Ueber  GesicJitslagen^^  (Ebenda)  —  „  Leber  eine  bimanuelle  Compressi 
methode  zur  Stillung  von  Metrorrhagien  aus  Atonie  des  Uterus  bei  - 
entbundenen"  (Ebenda)  —  ;,  Wendung  nach  der  Braxton  Bicks* sehen  Meth 
(Ebenda)  —  „Zur  Aetiologie  der  Qesichtslagen"  (Ebenda,  Bd.  H)  —  ;, 
Becken  des  lebenden  Neugeborenen**  (Zeitschr.  für  Geb.  u.  Gyn.  III,  2)  —  , 
einseitige  erworbene  Oberschenkel  -  Luxation  nach  hinten  und  oben  in  i 
Einwirkung  auf  das  Beclcen**  (Charit6-Annalen  1876)  —  „Ueber  Verletz 
und  Schutz  des  Dammes**  (Zeitschr.  für  Geb.  und  Gyn.  II.)  Be 

Fasch,  Augustin  Heinrich  F.,  am  19.  Februar  1639  zu  Am: 
geboren,  schloss  sich  in  Jena,  wo  er  studirte,  hauptsächlich  an  Rolfink  an, 
ihn  1667  auch  promovirte.  Vier  Jahre  später  erhielt  er  den  Lehrstuhl  der  Bot 
bald  darauf  auch  den  für  Chirurgie  und  Anatomie.  Diese  vielseitige  Fun 
neben  dem  Amt  eines  kurfürstlich  sächsischen  Leibarztes  mag  verhindert  h: 
dass  eine  grössere  zusammenhängende  Schrift  von  ihm  verfasst  wurde.  G 
50  Dissertationen  über  alle  möglichen  klinischen  Fragen  tragen  seinen  Name 

Biogr.  m6d.  IV.  R 


FASEL.  —  FAÜCHIER.  341 

Fasel,  Johann  Friedrich  F.  (Fasbliüs),  aus  einem  weimarischen 
rtehea  Berka  gebürtig,  1721 — 1767,  von  1758 — 1761  zu  Jena  Extraordinarius, 
1  da  ab  Ordiimrius,  hat  etwa  20  Dissertationen  und  Programme  über  klinische 
eumta  g:e?«cbriuben.  Erwähnung  verdient  hier  lediglieh  die  posthum  (Jena  1767) 
ehienene  „E/mtenta  medictnae  forensis** ,  von  denen  später  Auflagen  deutsch 
Leipzig  (1768;,  Würzburg  (1770)  herauskamen. 

Dicf.  hist    IL  —  Biogr.  m6d.  IV.  Red.' 

Fassetta,  Valentine  F.,  zu  Venedig,  war  daselbst  am  30.  Deceraber 
!)6  geboren ,  f^tudirte  vier  Jahre  in  Padua ,  ein  Jahr  in  Wien ,  bereiste  Nord- 
atschland,  war  darauf  noch  in  Pavia  ein  Schüler  von  Scarpa,  Panizza,  Hilden- 
kXD  und  wurde  daselbst  1830  Doctor.  Er  trat  in  das  Civil-  und  Provinzial- 
»pttal  zu  Venedig  ein,  anfänglich  als  Secundararzt,  dann  als  Directions-Secretär 
t34),  war  Primararzt  der  Irrenabtheilung  von  1835 — 1843  und  darauf  der 
men-Abtheihüig-  Als  zuerst  (1831)  die  Cholera  in  Europa  erschien,  wurde  er 
a  Studimn  derselben  nach  Polen  geschickt  und  berichtete  über  seine  Mission 
anirnen  mit  V.  Tommada  in :  „Estratto  dei  rapporti  tnviatial  govemo  di  Venezia" 
'Mdig  183 Ij  4.).  1835 — 1836  war  er  dirigirender  und  Primararzt  des  Central- 
)lera-HospitalHi  in  Venedig.  Er  hatte  Gelegenheit,  die  meisten  Sanitäts-Anstalten 
ropa'fi  zu  besuchen  und  war  zweimal  (1836,  1840)  Provinzialarzt  von  Venedig, 
sser  zahlrci^'lien  von  ihm  verfassten  Journal- Aufsätzen  hat  er  sich  besonders 
eb  eine  Anziibl  von  mit  Anmerkungen  herausgegebenen  Uebersetzungen  aus 
Fl  DeutÄt'heu  bekannt  und  verdient  gemacht,  namentlich  von  J.  F.  C.  Hecker's 
toriseben  Schriften:  „La  peste  nel  sesto  aecolo^  (Venedig  1834)  —  „Eccita- 
niQ  allo  fitwJio  delV  epidemie  e  Cenni  sul  sudore  tnglese  del  1485^  (1835)  — 
U'^orso  sulh  malattie  popolari^  (1837)  —  „La  danzimania  etc,^  (Florenz 
38)  —  »JJiscorso  nelle  diatesi-morbose  che  sucoesstvamente  dommarono  i 
mli  d^ Europa^*  (1839)  —  „La  peste  antoniana*'  (1839)  —  „II  sudore 
glicano''  (1842). 

Caötii,    pag.  202.  G. 

Fattori,  Santo  F.,  Professor  in  Pävia,  von  welchem  nur  das  Todesjahr 
m  bekannt  h%  hat  ein  dauerndes  Verdienst  als  Verfasser  folgender  anatomischer 
;rke:  y^l/iscofsü  sulla  natura  dei  nervi^  (Pavia  1791)  —  „Guido  allo  studio 
\hi  anatomia  amana'^  (Daselbst   1807,   1812). 

Dict,  hist,  11.  Red. 

Fancbard,  Pierre  F.,  berühmter  Pariser  Zahnarzt,  der  1761  starb,  hat 

len  Namen  durch  „Le  Chirurgien  dentiste"^  (2  Bde.,  Paris  1728,  1746; 
itseh  Berliü   1733)  erhalten. 

DicL  hirft  II.  —  Biogr.  mfed.  IV.  Red. 

Fanchiert  J.-F.  F. ,  zu  Lorgues  (Var) ,  hat  daselbst  eine  lange  Reihe 
1  Jahren  prakticui;  und  eine  beträchtliche  Menge  von  Arbeiten  geliefert,  unter 
len  wir  die  f^ulgenden  hervorheben:  Die  Preisschrift  »Des  indications  de  la 
gnce  etc.*'  (Paris  und  Montpellier  1810),  mit  der  ein  von  der  Gesellschaft 
iwäbiÄcber  Aer^te  und  Naturforscher  ausgesetzter  Preis  gewonnen  wurde;  femer: 
h.  d'un  fitns  double""  (Sedillot,  Joum.  g6n.  de  mMic.  1803)  —  „MSm, 
'  V^ryf^ipele  des  nouveaux-nes"'  (Daselbst  1805)  —  „Ohservations-  sur  la 
^xine  saus  fh-uption""  (Daselbst  1808)  —  „Histoire  des  fih^res  aigues  graves 
. .  guiries  par  les  purgatifs  etc,"^  (Daselbst  1813)  —  „Hist.  d'un  abc^s  au 
e**  (Daselbst j  —  „Riflexions  sur  la  coutume  barbare  d^Houffer  les  hydro- 
lies^  (Daselbst  1814)  —  „Obs.  d/un  rhumatisme  aigu,  terminS  par  la 
rpurathn'^  (Daselbst  1817)  —  „Essai  sur  les  modißcations  que  Vetat  puer- 
'ül  am^ne  dims  le  cours  et  le  traitement  des  fi^vres  idiopathiques  et  sympto- 
tiques**  (Bull,  des  sc.  m6d.  T.  VII)  —  „Mem.  sur  la  Vaccine  et  son  inoculation"" 
stea  de  la  Sne.  de  m6d.  prat.    de   Montpellier,    An  1804)    —    ^^Mem.   sur   le 


342  FAUCHIER.  —  FAUKEN 

Croup  etc."  (Annales  de  la  Soc.  de  m6d.  de  MontpelL  1805)  —  „M4m,  sur 
composttion  ,  .  ,  de  la  poudre  antimoniale  connue  sous  le  nom  de  poudre 
James"  (Daselbst  1806)  —  „Obs.  sur  Vusage  du  nitrate  d^argent  dans  Ve^ 
lepsie  etc,"  (Daselbst)  —  „Bist,  de  la  maladie  qui  a  regnd  h  Valeml 
et  ä  Taradeau  (Var)  pendant  .  .  .  1807"  (Daselbst  1807)  —  „Obs,  d't 
maladie  rare  et  non  decrite  qui  attaque  les  enfants  ä  la  mamelle"  (Dasei 
iSlO)  —  „Hist,  d^ excroissances  verruqueuses .  ....  autaur  de  Vanus,  $i 
aucun  Symptome  de  syphilis,  etc."  (Daselbst  1811)  —  „M^m.  sur  les  hydropü 
ddpendantes  de  toute  autre  cause  que  de  Vatonie  des  solides"  (Journ.  de  m 
de  Leroux  1812)  —  „Eist,  de  V Epidemie  de  scarlatine  qui  a  regtu' a  Ent 
casteaux  en  1809"  (Daselbst  1812)  u.  s.  w.  Die  Zeit  seines  Todes  ist  unbekan 
Callisen,  VI,  pag.   187.  —  Dechambre,  4.  Serie.  I,  pag.  263.  G 

^Faucon,  Jean  F.  (Joannes  F  a  1  c  o),  zu  Montpellier,  war  aus  Sarint 
ira  Königreich  Arragonien  gebürtig,  studirte  gegen  Ende  des  15.  Jahrhunderts 
Montpellier,  proraovirte  daselbst,  wurde  1502  Professor,  1529  Decan  und  st 
1532.  Er  hat  zwei  Werke  hinterlassen,  einen  Commentar  zu  einer  Schrift 
Antonio  Güaineri,  Professors  in  Padua  1430:  „Additiones  ad  practtc 
Antonii  Güaineri"  (Pavia  1518,  4.;  Lyon  1525,  4.)  und  ein  erst  nach  sein 
Tode  von  seiner  Witwe  herausgegebenes  Werk:  „Notabilia  supra  Guidon^ 
scripta,  aucta,  recognita  etc."  (Lyon  1559,  4.)  über  Güi  de  Chauliac,  h 
lateinisch,  halb  französisch  geschrieben. 

Ast  nie,  M6moires  etc.  pag.  232.  G 

Fauconneau-Dufresne,  Victor- AI  bans  F.-D.,  war  1798  zu  Chateaun 
geboren,  wurde  1824  zu  Paris  Doctor  mit  der  These  „Observations  et  propositu 
sur  quelques  points  de  mSdecine  et  de  Chirurgie",  war  Arzt  eines  Wohlthätigke 
Bureaus  und  eines  Dispensaire.  Er  verfasste  folgende  grössere  Schriften  über 
Krankheiten  der  Leber  und  der  Galle:  „La  bile  et  ses  maladies  (Ouort 
couronni  par  VAcad.  roy.  de  m^dec.)"  (Paris  1848)  —  „TraitS  de  Vaffect 
calculeuse  du  foie  et  du  pancrSas"  (Paris  1851)  —  „Precis  des  maladies 
foie  et  du  pancreas"  (Paris  1856).  Ausserdem  liegt  eine  Reihe  anderer  Arbei 
von  ihm  vor,  darunter:  „M^m,  sur  les  calculs  biliaires  ....  suim  d^un  au 
mS77i,  sur  Vinflammation  du  Systeme  veineiix  abdominal"  (Revue  med.  fran^. 
Strang.  1841)  —  „ConsidSrations  physiologiques,  pathologiques  et  therapeutiq 
sur  le  foie  et  ses  depeiidances  etc,"  (Daselbst  1852)  —  „De  Vinfluence 
Systeme  nerveux  dans  la  production  du  diabete;  etc."  (Gaz.  hebdom.  de  m 
1860)  —  „Nouvelles  observations  sur  la  colique  hepatique"  (Daselbst) 
j^Considerations  tMrapeutiques  sur  les  pn^parations  de  quinquina"  (Paris  1866) 
„De  Veviiploi  de  Vapiol  dans  le  traitement  de  Vamenori'hie  et  de  la  d 
mdnorrMe"  (Paris  1876)  u.  s.  w. 

Sachaile,  pag.  286.  —  Index- Catalogue ,  IV,  pag.  601.  G 

Faudacq,  Charles  F.,    aus  Namur  gebürtig,    studirte   am    Anfang 
18.  Jahrhunderts  als  Schüler  Petit^s  und  Moraüd's  zu  Paris,  kehrte  dann  m 
seiner  Geburtsstadt  zurück   und  zeichnete  sich  als  Operateur   aus.     Er  publicii 
„Reflexions    sur    les  plaies   ou   mithode   de  proceder  h  leur  curatian"  (Nai 
1735)  —   „Traite  sur  les  plaies  d^ armes  h  feu"  (Daselbst   1746). 

van  den  Corput.  —  Ret 

Fauken,  Johann  Peter  Franz  Xaver  F.,  1740 — 1794,  Spit 
und  Findelhausarzt  in  Wien,  erhielt  seinen  Namen  durch  einen  epidemiologisc! 
Essay  (Wien  1772),  in  dem  er  eine  Epidemie  von  Kindbettfieber  mit  einem  „i 
fallenden  epidemisch  verbreiteten  Faulfieber"  in  Verbindung  bringt.  —  Ausser^ 
rühren  von  ihm  her  „Reformvorschläge^^  (Wien  1784,  resp.  Göttingen  1794)  i 
„Lebensart  der  Einwohner  in  grossen  Städte» "*  (Wien   1779). 

Biogr.  med.  IV.  Bec 


FAÜLKNER.  —  FAURE-VILLAR. 


343 


Fanlkner*  Unter  den  drei  grossbritannischen  Aerzten  dieses  Namens, 
alehe  in  den  Qudlen  aufgeführt  werden,  ragt  nur  Sir  Arthur  Brooke  F., 
1  IrilDder,  hervor,  der  1803  zu  Edlnburg  promovirt  wurde,  1814  als  Militärarzt 
1  Pe^thoÄpitiile  auf  Malta  fungirte  und  über  diese  Thätigkeit  auch  sein  grösstes 
:hriftwerk:  „j4  treatise  on  the  plague  etc."  (London  1820)  verfasste,  welchem 
Ibservah'ons  on  fhe  plague"  (Edinb.  med.  Journ.  1814)  voraufgegangen  waren, 
ine  sonstigen  Schriften  sind  unbedeutend. 

Callisen,   M,  XXVIII.  Red. 

Faure .  Jean-Fran^ois  F. ,  zu  Lyon ,  war  in  den  letzten  Tagen  des 
nnar  1701  zu  Avignon  geboren,  kam  mit  16  Jahren  bei  einem  Chirurgen  in  die 
hre ,  hielt  sieh  dann  4  Jahre  lang  in  Nimes  und  3  Jahre  lang  in  Montpellier 
r,  WH  er  den  Unterricht  von  Soulier  in  der  Anatomie  und  Chirurgie  genoss, 
brte  1725  nach  Lyon  zurück,  wurde  daselbst  1733  Magister  der  Chirurgie 
d  gehdrte  bald  zu  den  angesehensten  Chirurgen  der  Stadt.  Für  eine  von  ihm 
52  der  Acad.  de  Chirurgie  eingereichte  Denkschrift:  „Sur  le  caraxithre  des 
fii'vrs  sfrofulenses,  leurs  esp^ces,  leurs  signes  et  leur  eure"  erhielt  er  den  Preis 
wimnien  mit  DE  BORDEü.  Er  schickte  in  demselben  Jahre  der  Akademie  noch 
dere  Abharidliiügtin  ttber  sublinguale  Tumoren  u.  s.  w.  Nachdem  er  sich  vom  Jahre 
G4  an  der  auHi^chliesslichen  Sorge  für  die  Armen  gewidmet  hatte,  kehrte  er  1769 
ft^ine  Vaterstadt  Avignon  zurück,  wo  er  seine  Werke  der  Barmherzigkeit  und 
tphsten liebe  fortsetzte.  Noch  als  Greis  betheiligte  er  sich  an  einer  im  Jahre 
74  zum  3,  Male  erfolgten,  bisher  nur  ungenügend  beantworteten  Preisausschrei- 
Dg  der  Acad.  de  chir. :  „Quels  sont  les  inconvdments  qui  r^sulteiU  de  Vabus 
s  onguenis  et  des  empldtres ,  et  de  quelle  riforme  la  pratique  vulgaire  est- 
e  susceptible  h  cet  ^gard  dans  le  traitement  des  ulcbres?"  (M6m.  de  TAcad. 
eliir.  T.  Vj,  indem  er  in  dieser  preisgekrönten  Arbeit  gänzlich  die  Anwendung 
1  Salben  und  Pflastern  bei  Geschwüren  verwarf  und  dafür  dieselben  künstlich 
erwämien  empfahl.    Er  starb  am  13.  December  1785. 

Louis,  ]iag.  357.  Gurlt. 

Panre-VÜlar,  Anselme-Claude- Nicolas  F.,  französischer  Militärarzt, 
r  am  17<  December  1801  zu  Marseille  geboren;  seine  Mutter  war  die  Tochter 
t  Arztes  und  Botanikers  Dominique  Villar  zu  Strassburg.  Er  trat  mit  17  Jahren 

den  Militilr-SaiiitÄtsdienst  im  Militär-Hospital  zu  Strassburg,  beendigte  seine 
nVim  in  den  Instnictions-Hospitälem  Val-de  Gräce  und  Gros-Caillou  zu  Paris  und 
rde  1823  in  Strassburg  Doctor.  F.-V.  befand  sich  darauf  in  verschiedenen  militär- 
tlichen  Stell uQgeii  und  schrieb  über  eine  derselben  einen  ^Compte  rendu  des 
indies  observ^j^  au  camp  de  Glomel"  (Rec.  de  m6m.  de  m6dec.  etc.  milit.  1830), 
g  1830  nach  Algerien,  wo  er  2  Jahre  blieb,  um  dann  als  Lehrer  im  Strassburger 
itär'Hof=ipital  die  Hygiene  vorzutragen.  Er  war  darauf  Chefarzt  in  den  Hospitälern 
i  la  Koehelle  und  Versailles  (1836),  wo  er  ein  y,M4in,  pour  servir  h  l  Uistoire 
\  mmplication^  de  la  rougeole"  (Rec.  de  m6m.  de  m6d.  milit.  T.  XL  VI,  1 839 ; 
XLVIII,  1B40;  nouv.  Mit.  Lons-le-Saunier  1844)  verfasste,  sowie  eine  zweite 
tlhnit  gewordene  Arbeit:  „Uistoire  de  VSpidSmie  de  miningite  c^rShro-spinale 
erwfe  a  Fhop,  mUitaire  de  Versailles"  (Daselbst,  T.  XLVIII).  1843  ging  er 
sdemra  nach  Afrika  als  Chefarzt  des  Hospitals  zu  Oran,  wurde,  nachdem  er  als 
lecin  prlncipal  de  2.  classe  mehrere  Stellungen   bekleidet  hatte,   zum  Chefarzt 

Expcditions-Corps  des  Mittelmeeres  (1849)  ernannt,  hielt  sich  als  solcher  ein 
bes  Jahr  in  Rom  auf  und  warde  darauf  Chefarzt  des  Hotel  des  Invalides  zu 
'is,  in  wdeber  Stellung  er  bis  zu  seiner  Verabschiedung  1863  .verblieb.  Er 
öftentlichte  in  dieser  Zeit  noch:   y^Recherches  de  statistique  mSdicale  sur  Fhotel 

Invalides*^  (Hec*  de  mem.  de  mM.  milit.   1853).    Er  starb  am  17.  April  1870. 
LerebouUet    in  Rec.  de  memoires   de  inedec.  etc.  militaires.  3.  S6rie,    T.  XXV, 
Op  i»g.  17q.  —  Dechambre,  4.  Serie,  I,  pag.  266.  ,, 


344  FAUST. 

Faust,  Bernhard  Christoph  F.,   zu  Bückeburg,    war  am  23.3 

1755  zu  Rotenburg  in  Hessen  als  Sohn  des  Arztes  Otto  Christoph  F.  gebor 

studirte  in  Göttingen  und  Rinteln  und  wurde  daselbst  1777  Doctor  mit  derD 

„De&cnptionem   anat.    dvorum   vitulorum    bicipitum   et    canjecturae    de   cau 

monstrorum  exhibens^^  (4.),  die  er  in  vermehrter  Uebersetzung  als  „Anatomisi 

Beschreibung  zweier  Missgeburten,  u,  s.  w.^    (Gotha  1780)    später  noch  eini 

herausgab.  Er  prakticirte  seit  1777  in  Rotenburg,  seit  1785  in  Alt-Morschen,  ein 

Dorf  im  hessischen  Amte  Spangenberg,   wurde  1787  Landphysicus  ttber  Stadt  i 

Amt  Vach  und  Umgegend  und  ging  1788,  als  Leibarzt  nach  Bückeburg  beruf 

dorthin,    wo    er   bis   zu  seinem  Tode   gewirkt  hat.    Seine   ersten  Arbeiten   w* 

geburtshilflichen  Inhalts:   ^Untersuchung  des  Werthes  der  Trennung  der  Schoc 

beine  bei  schweren  Geburten^    (Gotha  1780)    —     „Ueber   die   Tödilichkeit  ( 

Fussgeburten  und  ihre    Verminderung^   (Frankfurter  med.  Wochenbl.   1780) 

^Gedanken  über  Hebammen  und  Hebammenanstalten  auf  dem  Land^  u.  s.  t 

(Frankfurt  a.  M.   1784).    Ganz    besonders    aber   begann   er   seine  Aufmerksami 

hygienischen    und    diätetischen    Dingen,    die   ihn    Lebenslang    interessirt    hab 

zuzuwenden    und    so    schrieb    er  gegen    die   nicht    durch    Hosenträger,    sond 

nur  um  die  Taille  festgehaltenen  Beinkleider,    welche  nicht  nur   den  Geschkel 

trieb  frühzeitig  erregen,    sondern    auch   die  Entstehung   von  Brüchen  begOnsti) 

sollen,  eine  Schrift:    „  TtVe  der  Geschlechtstrieb   der  Menschen   in  Ordnung 

bHngen    und    toie   die   Menschen    besser   und  glücklicher    zu  machen*^   (Bra 

schweig  1791),    die   er    in   zwei  französischen  Bearbeitungen    „Sur    un  vetem 

libre,  uniforme  et  national  h  Vusage  des  enfans"^  (Strassburg  1792)    der   fr 

zösischen  National- Versamndung   überreichte  und  die  auch   in's  Englische  (Lon( 

1792)  und  Holländische  (Amsterdam  1793)  übersetzt  wurde.    Ganz  besondere  \ 

breitung   aber   fanden   zwei   populär-medicinische  Schriften:    y^ Entwurf  zu  ein 

GesundheitS' Katechismus y  u,  s.  iv.^  (Bückeburg  1792;  4.  Aufl.   1.794;  über8< 

in's  Holländische  von  G.  van  Bosweld,  Utrecht  1793 ;  zwei  dänische  Uebersetzuni 

Kopenhagen  1794  und  Flensburg  1794)  und  yjDer  Gesundheits- Katechismus  z 

Gebrauche    in   den  Schulen    vnd  beim  häuslichen   Unterricht**   (Bückeburg   i 

Leipzig  1794;    11.  Aufl.   1830;    Uebersetzungen  in's  Englische  von  J.  H.  Bos 

London  1794,  neue  Ausg.  1832;  in's  Dänische  von  J.  C.  Tode,  Kopenhagen  17 

neue  Aufl.  1803;  in's  Böhmische  von  F.  J.  Tomsa,  Prag  1794;   in's  Lateinis 

von  CoxR.  Meiner,  Leipzig  17116;    in's  Slavonische  von  G.  Ribay,    Pest   171 

zweimal  in's  Ungarische,    Otdenburg  1796,  Klausenburg  1797;    in's   Isländisc 

Kopenhagen  1 803 ;  ausserdem  in's  Mährische,  Polnische,  Lettische),  welche  Seh 

in  mehr    als    150.000    Exemplaten   verkauft   sein   soll.   Nach   mehreren  Schrif 

über    die    Rinderpest    und    deren    Verhütung    (1797,    99)    verfasste    er    weit 

Schriften,  welche    die    Ausrottung  der  Blattemkrankheit  bezweckten,    wie:    „i 

Perioden  des  menschlichen  Lebens^  (Berlin  1794)  —  yy  Versuch  über  die  Pß\ 

der    Menschen ,    jeden  Blatternkranken    von  der  Gemeinschaft   der    Gesum 

abzusondern,  und  dadurch  .  .  .  die  Ausrottung   der  Blatternpest   zu   bewirkt 

(Bückeburg  1794)  —  „G esundheits regeln  jür  junge  Leute,  nebst  der  Geschic 

der  Blatternpest  w.  s.  w.^  (Nürnberg  1795)  —  „An  den  Congress  zu  Rastadt  ü 

die  Ausrottung  der  Blattern''  (Bückeburg  uud  Leipzig  1798,  Fol;  6.  Aufl.  18C 

Nach  der  Einführung  der  Kubpockenimpfung  war  er  einer  der  Ersten,  der  diese 

seit  1801    ausübte,    und  schrieb  er  darüber:    „Ueber  die  Kuhpocken  und  de\ 

Impfung"  (Bückeburg  1801)  —  „An  den  Herrn  Dr,  Eduard  J enner j   ü 

einige  Versuche  zur  weiteren  Untersuchung  der  Wirkungen,  .  .  .  der  Kuhpoch 

materie"  (Hannover  1802)  —  „Oeffentliche  Anstalten^  die  Blattern  durch  E 

impfung  der   Kuhpocken    auszurotten;    u,  s,  w,^    (Daselbst  1804).     Auch    d 

Feld-8anltätswesen  wandte    er   in  jener  Epoche    der  Kriege   seine  Aufmerksami 

und  sein  Nachdenken  zu  und  verfasste  iu  viel  gelesenen  Tagesblättern  (z.  B.  d 

Reichsanzeiger  1805,  1806)  mehrere  auch  heute  noch  lesens-  und  beachtenswer 

AufscHtze:    y,  Leier  die  Anwf  ndung    und  deyi  Nutzen  des  Oels  bei  chirurg^isa 


FAUST.  —  FAUVEL. 


345 


)perat{onen"  —  „Ueber  die  Eeiligkeit  der  Feldlazarethe^  —  „Beschreibung 
iixer  Beinhruchmaachine^  —  „  Wie  das  Lebendig- Begrabenwerden  auf  Wahl- 
\latzen  zu  verhüten^  (diese  Aufsätze  erschienen,  herausgegeben  von  ihm  und 
*fl,  Hi^OLD,  gesammelt  in  einer  Schrift,  Leipzig  1806)  —  „Z><w  Gesetz  der 
[/kiff  für  die  l*'rwundeten^  —  ^  Ueber  den  Branntwein  in  der  Schlacht^  u.  s.  w. 
i€iae  weitere  Stvrge  war  demnächst  den  Gebärenden  gewidmet  und  belehrte  er 
ieaelben  in  folgenden  Schriften:  „Guter  Rath  an  Frauen  über  die  beste  Art 
ks  Gehfirens  tnid  über  den  besten  Gebrauch  der  Geburtsbetten  u.  s.  w,^ 
Bückeburg  1807)  —  „Guter  Rath  an  Frauen  über  das  Gebären,  nebst  Be- 
ckmhung  und  Abbildung  des  Geburtsbettes  und  der  JViegefür  Säuglinge  u,  s,  w,^ 
Hannover  1811  }•  Früher  schon  (Salzburger  med-chir.  Ztg.  1803)  hatte  er  über 
lie  vier  \  on  ihm  gemachten  Erfindungen :  Das  Geburtslager,  die  Wiege,  die  Bein- 
fmebmaschine  (üüterschenkelschwebe)  und  das  Krankenbett  berichtet.  Seine  philan- 
linjpischen  Bestrebungen  aber  beschränkten  sich  nicht  auf  das  Angeführte,  er 
ehrieb  Doeh  über  „Komhäuser  und  Kornpapier",  „über  den  heiligen  Frieden"  u.  s.  w. 
od  beschäftigte  ihn  auch  die  Ausführung  des  Häuserbaues  in  rationeller  Weise. 
827  feierte  er  im  Kreise  zahlreicher  Freunde  auf  dem  durch  ihn  zu  Stande 
«kommeoen  Turnplätze  sein  Doctor-Jubiläum ,  erlebte  ein  fröhliches,  durch  keine 
lesehwerdeti  getrübtes  Greisenalter  und  starb  am  25.  Januar  1842. 

EI  weit,  pag.  141.  —  Neuer  Nekrolog  der  Deutschen.  Jahrg.  20,  1842,  pag.  117. — 
all i seil,  VI,  pJig.  193;  XXVIII,  pag.  14.  Gurlt. 

Paustmann,  Adam  F.,  geboren  am  16.  Januar  1786  in  Fürth  im  Oden- 
wald ,  woselbst  sein  Vater ,  Joseph  Adam  F. ,  Rector  der  öffentlichen  Schule 
rar.  Er  genoss  erst  häuslichen  Unterricht,  dann  kam  er  nach  Mainz  zu  seinem 
^okel  MäNG,  Professor  der  Philosophie,  und  besuchte  das  Gymnasium  in  Mainz  bis 
a  semem  17.  Jahre.  Er  studirte  Medicin  in  Heidelberg,  Würzburg,  später  in 
Filna,  woselbst  er  JosEF  Fbank  hörte,  kam  1811  nach  Dorpat  und  wurde 
ier  am  7.  Mälrz  1812  zum  Dr.  med.  proraovirt  ('„Diss.  inaug,  med,  de  indole 
y^teriae  et  praecipua,  qua  differt  ab  hypochondriaco  malo^  ratione^).  Er  trat 
1  die  musische  Armee,  war  1815  Arzt  des  Murom'schen  Infanterie-Regimentes, 
ann  Arzt  der  19,  Division  und  starb   1846  in  Morschansk. 

Eecke-Napiersky ,  550.  L.  Stieda. 

Fauvel,  Sulpice-Antoine  F.,  zu  Paris,  war  daselbst  1813  geboren, 
urdo  dort  auch  1840  Doctor  mit  der  These:  „Recherches  sur  la  bronchite 
ipiilairej  purulente  et'pseudomembraneuse  (catarrhe  suffocant ,  croup  bron- 
\iqae)  chez  les  enfants^,  verfasste  mehrere  Aufsätze,  wie:  „Sur  les  signes 
ithoscoptques  du  rkricissernent  auriculo-ventriculaire  gauche^  und  „MSm.  sur 
'  scorhut  ohherv4  h  la  Salpitrihre  en  1847  et  sur  la  camposition  du  sang 
am  cette  maladie"  (Arch.  g6n6r.  1847),  sowie  einige  Concurs-Thesen :  „De 
mfiuence  de  la  connaissance  des  causes  sur  le  traitement  des  maladies^ 
.844)  —  f,Doit-on  admettre  dans  la  pratique  une  maladie  particuli^re  sous 
:  nom  de  fihvre  typhoide'i^  (1847).  Er  erhielt  darauf  die  Stelle  eines  Chef  de 
iflique  am  Ilotul-Dieu  und  wurde  bald  danach  Arzt  des  Bureau  central.  In  Folge  der 
?47  stattgebüijten  Creirung  des  Instituts  der  Sanitätsbeamten  in  der  Levante,  wurde 
'  zu  eLiiem  dieser  wichtigen  Posten  in  Constantinopel  berufen.  1848  zum  Mitgliede 
^  kaiserlich  üttomanischen  Reichs-Sanitätsrathes  ernannt,  führte  er  1854,  während 
*8  K  Orient  kriege  3,  die  Inspection  über  die  Militärlazarethe  in  Bulgarien  und  wurde, 
I*  die  Cholera  in  der  französischen  Armee  ausbrach,  zu  dieser  nach  Varna  geschickt. 
356  gründete  er,  in  Gemeinschaft  mit  Militärärzten  der  verbündeten  Armeen,  die 
ueerliche  mediiiiDische  Gesellschaft  in  Constantinopel,  deren  Präsident  er  bald 
ürde,  ebenso  wie  er  die  „Gazette  m^dicale  d^ Orient"^  in  welcher  wichtige  Discus- 
[intti  flber  Tvijbus  und  Cholera  von  ihm  enthalten  sind,  in's  Leben  rief.  Inzwischen 
Ute  er  eine  bedeutungsvolle  Arbeit  über  die  Enderaicität  der  Pest  im  Orient  publicirt, 
e  auf   der  Pariser    internationalen  Sanitäts-Conferenz    1851   zu  einer  Reform  des 


( 


346 


FAUVEL.  —  FAVELET. 


enropäischen  Quarantainewesens  führte.  1852 — 53  war  er  mit  Verli^ndlüugen  m 
sanitäts-polizeilichen  Verwaltungsarbeiten  beschäftigt,  um  die  türkische  Hegiemi: 
zur  Annahme  der  Beschlüsse  der  Conferenz  geneigt  zu  machen.,  18.i4  und  1856  vt 
öfFentlichte  er  einen  Bericht  über  seine  Mission  nach  Bulgarien,  BcjnerkuQgrei]  üb 
die  Krankheiten  in  den  von  den  kriegführenden  Armeen  besetzten  Provinzen,  eii 
medicinische  Geschichte  des  Orientkrieges,  eine  Arbeit  über  den  Arnicetyphui?,  Stud» 
über  den  Scorbut  in  der  französischen  Armee,  einen  Bericht  über  die  in  Bulgari( 
beobachtete  Pestepidemie,  während  er  zugleich  zahlreiche  Mittlji'ihiugen  an  d 
Soc.  m6dicale  des  höpitaux  zu  Paris  über  die  medicinischen  Zustünde  von  Ccmstani 
nopel  machte.  1866  ernannte  ihn  die  französische  Regierung  zu  ihrem  Vertreti 
bei  der  neuen  internationalen  Sanitäts-Conferenz  zu  Constantinopel  und  verfa^st*^ 
bei  dieser  Gelegenheit  zwei  neue  wichtige  Arbeiten :  Den  Bericht  der  To  ufere  dz  ilb 
die  Frage  des  Programmes  bezüglich  des  Ursprunges  der  Eudemrcität  und  d 
Verbreitung  der  Cholera  und  den  „Rajjport  siir  les  mesures  h  prendre  en  Om 
pour  prdüenir  de  nouvelles  invasions  du  cholera  en  Europa^  fConstantinoi: 
1866,  4.).  —  Nach  lOjährigem  Aufenthalt  in  Constantinopel  kehrte  er  1866  nai 
Paris  zurück  und  wurde,  als  Nachfolger  von  Melier,  zum  Inspeeteur  g^neral  d 
Services  sanitaires  de  France,  einer  Stelluüg,  für  welche  er  ein^timnüg  von  de 
ärztlichen  Stande  als  der  Würdigste  erachtet  wurde,  ernannt.  Er  war  ausaerde 
seit  jenem  Jahre  Mitglied  des  Comit6  consultatif  d'hygi6ne  beim  Haudelsmiül^terin: 
nahm  als  eines  der  bedeutendsten  Mitglieder  der  Akademie  der  M^^diciu  an  d 
Wiener  Conferenz  von  1874  Theil,  von  welcher  die  bis  auf  die  neueste  Zeit  a 
Allgemeinsten  angenommenen  Doctrinen  über  die  Cholera  und  die  ^re^enwärtig  ßo^ 
in  Kraft  befindlichen  Sanitätsreglements  datiren.  Für  die  Akademie  lieferte 
zahlreiche  Berichte  und  Mittheilungen  und  nahm  lebhaften  Antbtril  an  den  Dis^cx 
sionen  daselbst,  nicht  nur  über  die  grossen  epidemischen  Kranklieitca,  wie  Choln 
Pest,  Gelbfieber  und  Typhus ,  sondern  auch  über  Gegenstände^  der  ötTentlieh 
Gesundheitspflege,  wie  das  Impfen,  die  Ernährung  der  Säuglin^ire,  die  Triehint 
krankheit  u.  s.  w.  —  Seine  Hauptarbeiten,  namentlich  die  über  die  Cholera,  tiud' 
sich  vereinigt  in  dem  Werke:  „Ae  choUra;  Stiologie  et  prophylaa-ie  etc.''  ("ISfi 
und  die  über  Cholera,  Gelbfieber  und  Pest  in  den  von  dem  genannten  Cooii 
consultatif  herausgegebenen  „Rai^parts  sur  V Organisation  du  set-vice  des  quarü 
taines  en  Turquie  etc.^  (187.3)  und  dem  „B^glement  ghiSral  de  police  mnitai 
maritime^  (1876).  Dieser  um  die  Epidemiologie  hochverdiente  Manu  ^tarb  t 
Vicepräsident  der  Akademie  der  Medicin  am  5.  November  1884. 

Sa ch alle,  pag.  286.  •—  Gaz.  des  liöpitaiix.   1884,  pag.  1041-  G, 

Pavart,  Jean-Pierre  F.,  1777—1842,  aus  S^rignan  >  H^ranltj,  Doei 
Montpellier  1798,  gestorben  1842,  verdient  Erwähnung  wegen  der  Preis#chrii 
„Ddterminei* y  d'aprts  C Observation ,  si  les  fievres  catarrhales  tptneM  dtffhrt 
esse?if teilen} ent  des  fievres  remittentes^  (Annal.  clin.  de  Montp.  und  nioutigraphis 
Daselbst  1814).  Auch  beschrieb  er  Epidemien  in  Marseille  (182s  l  über  Pri« 
vation  des  Vaccinestofifes  (Ann.  de  la  soc.  de  m6d.  de  Montpellier,  T,  11}  n 
Aehnliches. 

Dureau  bei  Dechambre.  Red 

Favelet,  Je  an -Fl.  F.,  am  18.  April  1674  in  der  Uni^egend  von  Ai 
werpen  geboren,  absolvirte  seine  Studien  in  Löwen  (Verheyen).  Znerst  aJg  Militt 
arzt  in  Malines,  dann  in  Löwen  Professor  der  Botanik  von  1705  ab.  und  Kai' 
folger  Verheyen's  bei  dessen  Tode  als  Professor  der  Anatomie,  erhielt  er  spät 
auch  den  Lehrstuhl  der  Medicin  und  eine  praktische  Thätigkeit  am  Loweü 
Hospital.  Seine  Doctorpromotion  fand  erst  1718  statt.  —  Seine  Hanptbedentm 
lag  auf  praktischem  Gebiet  und  wurde  besonders  auch  durch  die  Ernennung  zu 
Leibarzt  der  Erzherzogin  Marie  Elisabeth  anerkannt.  Von  seiuen  SehriHc 
in  denen  er  den  Theorien  van  Helmoxt's  huldigte,  seien  erwähnt:  ^Prodrom 
apologiae  fennentationis  in  animantihns^    (gegen   Hecquet;    Löwen    1721  i    - 


FAVELET. 


DE  LA  FAYE. 


347 


S'omrnmy  quae  m  medicina  a  paucis  omnia  repullularunt,  Hypotheseon  Lydius 
fk^  (Äqubgram   1737;.  ^^^  d,^  Corpnt.  -  Red. 

^FaventiiLTis,  Leon  eil  us  F.,  um  1530,   ist  zu  nennen  wegen  seiner  oft 
fgelcgten  Bflcher;     ^De   aegritudinibus   infantium   tractatus ,    ofera    Georgii 
upier i  lucidattis^  (lug'olstadt  1544)  und  „Practica  medidnalia**  (Daselbst  1545). 
Ohere&ti  bei  Dechambre.  Red. 

FawdiDgton.  Thomas  F.,  1795—1843,  zuerst  als  Arzt  in  Manchester, 
QU  als  Anatom  ieprot'i^^sor  in  Marden-Street,  am  dortigen  Lying-in-Hospital,  sowie 
der  Royal  Infirmary  thätig,  siedelte  1836  als  Chirurg  von  Ruf  und  M.  R.  C.  8. 
^b  London  über.  Er  hinterliess  neben  dem  Katalog  seiner  sehr  reichhaltigen 
thoiogL^ch -anatomischen  Sammlung  folgende  Schriften:  yyA  caae  of  melanosis^ 
lit  Taf. :  London  1826)  —  „Cure  of  subcutaneous  naevus  by  the  seton^ 
aneet  1830 1,  sowie  Mittheilungen  glllcklich  geheilter  schwieriger  Fälle  in  London 
^.  Gaz.  u.  a. 

Haha  bei  Dechambre.  Red. 

*Faye,  F,  C.  F.,  bedeutender  norwegischer  Arzt,  wurde  1841  mit  der 
issertation  ^^De  ve^tculis  semmalibus^  promovirt.  Er  widmete  sich  dann  zunächst 
'  und  zwar  Rpeciell  auoh  auf  Reisen  —  dem  Studium  der  Hospitaleinrichtungen, 
r  GL'biirts-  und  Kintlerheilkunde,  zog  aber  auch  andere  Themata  in  sein  Gebiet 
id  hat  u.  A.  eine  Roihe  epidemiologischer  und  praktisch  -  hygienischer  Fragen 
handelt  und  seine  Ri'.siiltate  in  seinen  mehrfachen  Stellungen  als  Hospitaldirigent 
Chrifltiania  erprobt.  Ausser  den  Abhandlungen  im  Norsk.  Mag.  f.  Laegevidensk. 
855—1851»),  in  Vidensk.  Selsk.  Forh.  (1869—1871),  im  Nord.  med.  Ark  (1871) 
ien  erwähnt:  ..ßetraf^tninger  angäe7ide  Sygdomme ,  der  hunne  udbrede  stg 
iflnnwk  efc,*^  (heiionders  Puerperalfieber ;  Stockholm  1872)  und  „Orn  Forholdene 
d  flere  af  Utt anders  Hospitalshidretninger  etc,"  (Christiania  1850).  —  (Ein 
leb  ober  Kindernahni Dtrsmittel  [Christiania  1874]  ist  von  einem  jüngeren  A.  L.  F.) 

Red. 

de  la  Faye,  Georges  de  la  F.,  zu  Paris,  war  daselbst  im  Faubourg 
.  Raule,  wij  mm  Vnter  Chirurg  war,  am  10.  October  1699  geboren,  wurde  nach 
m  Tode  Dess^elbtm,  im  Alter  von  15 — 16  Jahren,  von  einem  Oheim,  der  Chirurgien- 
ijor  im  Militnr-Hospital  von  Berg-Saint-Vinox  war,  unter  die  Zahl  seiner  Schtller 
fgeuommen^  blieb  daselbst  3  Jahre,  kam  nach  Paris  zurück,  wurde  ein  Schüler 
2  LA  P£yBOXiE's  111  dec  Charitö,  trat  darauf  in  das  Hötel-Dieu,  wo  er  10  Jahre 
agj  big  1730,  ?ib  Interne  blieb  und  wurde  1731  Magister  der  Chirurgie.  Er 
tiidt  darauf  eine  Stelle  als  Aide-major  in  der  Armee,  wohnte  als  solcher  1733 
r  Belagerung  von  Kebl  bei  und  erfand  bei  dieser  Gelegenheit  einen  Apparat 
r  Stehening  der  zerschmetterten  Gliedmassen  beim  Transport  (M6m.  de  TAcad. 
y.  de  chir.,  T,  11).  Nach  Paris  zurückgekehrt,  kam  er  als  Schwiegersohn  eines 
rtlhmten  PhlebotouÜHten  in  dessen  Praxis  und  publicirte  DiONis'  „  Cours  d'opSrations 

ch'rurgtej  revm  et  augment^''  (Paris  1736;  1740;  1751;  1757;  1765), 
»durch  dieseii  beliebte  Lehrbuch  auf  die  Höhe  der  Zeit  gebracht  wurde.  Es 
schienen  femer  von  ihm:  „Observations  sur  les  becs  de  Uh)re  de  naissance^ 
^m,  de  TAcad  roy,  de  chir.,  T.  I,  1748)  und  „Principes  de  chirurgie^^  (Paris 
39  ;  1744;  1747  ;  1757;  1761 ;  Berlin  1758  ;  Paris  1811 ;  deutsche  Uebersetzung 
D  SCBERJJNG,  8traH8bnrg  1751;  in's  Italienische,  Venedig  1751;  in*s  Spanische, 
idrid  1761;  in'«  Hcbwedische,  Stockholm  1763),  ein  elementares  Handbuch  der 
irurgie,  das  er  urs^prflD glich  für  seine  Schüler,  die  seine  Privat-Curse  besuchten, 
rfaset  hatte.     Es  fidgton  mehrere  Abhandlungen  (M6m.  de  TAcad.  roy.  de  chir., 

II)  Aber  emc  Htffinn  der  Instrumente  zur  Extraction  der  Cataract,  über  ein 
nes  Veri^tbreu  der  l^xarticulation  des  Annes  im  Schultergelenk  und  die  Geschichte 
r  LappeD-AnipiitatitMi  nach  Vkrdüin  (Amsterdam)  und  Saboürin  (Genf).  Auch 
den  Memoires  de  TAcad  roy.  des  sciences  finden  sich  von  ihm  einige  Mittheilungen, 


348  DE  LA  FAYE.  —  FECHNER. 

z.  B.  über  Herzpalpationen,  tiberzählige  Muskeln  an  einem  menschlichen  Cadaver.  • 
Das  Ansehen,  welches  er  bei  seinen  Collegen  genoss,  bewirkte,  dass  er  1742  zi 
D^monstrateur  royal  für  die  Operationen,  als  Substitut  von  de  Garengkot  emaii 
und  1757  dessen  Nachfolger  wurde.  1751  hatte  ihn  die  Acad6mie  roy.  de  chirurj 
zu  ihrem  Vice-Director  erwählt.  Mehrere  Jahre  vor  seinem  am  17.  August  17i 
erfolgten  Tode  zog  er  sich  vollständig  von  den  Geschäften  zurück.  Seine  Sam 
lungen  von  Instrumenten,  Apparaten  u.  s.  w.,  für  die  er  stets  eine  besondc 
Vorliebe  gehabt  hatte,  vermachte  er  der  Akademie. 

Biogr.  m6d.  IV,  pag.  121.  —  Louis,  pag.  319.  Gurlt. 

*Fayrer,  Sir  Joseph  F.,  zu  London,  ist  seit  1847  Member,  seit  18 
Fellow  des  Royal  College  of  Surgeons,  wurde  1859  in  Edinburg  Doctor,  ist  Felh 
der  Royal  Societies  von  London  und  Edinburg,  Hon.  Physician  der  Königiu  u 
des  Prinzen    von  Wales  u.  s.  w. ,    war   lange   Zeit   in    Indien   als   Präsident  (] 
Med.  Board  India  Office,  Surgeon-General  de«  Bengal  Med.  Service,  Professor  d 
Medical  College  and  Senior  Surgeon  des  Hospitals  desselben  zu  Calcutta  u.  s. 
Ausser  zahlreichen  Aufsätzen  in  Zeitschriften,   wie  Med.  Times  and  Gaz.,  Lan© 
Edinb.  Med.  Journ.,  Indian  Annais,  Indian  Med.  Gaz.  etc.  hat  er  folgende  Schrift 
verfasst:    „Glmical  surgery  in  India^  (London  1866)   —    ;,^^ö  thanatophia 
of  India ,  being  a  description  of  the  venomous  »nakes  of  the  Indian  Peninsui 
icith  an  account  of  the   influence   of  their  paison    on   lifes   and   a   serits 
experiments''  (Daselbst  1872,  mit  31  Taf.,  Fol.;  2.  Ausg.   1873)    —    ^Clinii 
and  2>^thoIogical  observations  in  India**  (Daselbst  1873)  —    „European  chii 
life  in  Bengal^    (Daselbst  1873)    —    ^Malarial   splenic    cachexia^   (1873) 
ryThe  royal  tiger  of  Bengal,  his  life  and  death^  (Daselbst  1875)  —  „DestrticH 
of'  life  by  wild  animals  and  venomous  snakes  in  India^  (1878)    —    ffOn  i 
relation  of  flaria  sanguinis  hominis  to  the  endemic  diseases  of  India**  (1879) 
„On  preservation    of  Health    in    India**    (1880)    —    „Tropical  dysentery  a 
chronic  diarrhoea ;  liver  abscess ;  malarial  cachexia;  insolation  etc.**  (1881) 
„On  insolation  or  sunstroke**  (1881).    Zusammen  mit  L.  Brüxton  gab  er  herai 
„On    the.  physwlogical    action   of  the  poison   of  Naja    tripudians,    and  oti 
V(nomous  snakes**  und  mit  D'AßCY  Power:   „Elephantiasis  Arabum**  (1879). 

Medical  Directory.  —  Index-Catalogue.  IV,  pag.  608.  G 

Pearn,  Richard-Lee  F.,  amerikanischer  Arzt,  aus  Alabama,  in  Phl 
delphia  ausgebildet  und  1827  promovirt,  später  in  Mobile  prakticirend,  ist  herv 
zuheben  wegen  seiner  Untersuchungen  über  die  Sehnen  i(Philadelphia  1827),  ül 
die  örtliche  Anwendung  des  Chinins  (New -Orleans  med.  and.  surg.  Journ.  18^ 
und  der  Schrift  „On  removing  athwospheric  pressure  in  making  minute  p 
parations"*  (North  Americ,  med.  and.  Surg.  Journ.   1829). 

Hahn  bei  De  Cham  bre."  Red 

Fearn,  Samuel  Wright  F.,  Neffe  John  Wright's  aus  Derby,  etabli 
sich  daselbst,  nachdem  er  seine  Ausbildung  in  London,  Edinburg  und  Dul 
empfangen  hatte.  Er  fungirte  später  als  Nachfolger  von  Douglas  Fox  als  Honor 
Chirurg  an  der  Derbyshire  general  Infirmary  bis  1870,  seinem  Todesjahr.  Ans 
seinen  berühmt  gewordenen  Operationen  „Ca^se  of  aneurysm  of  the  ait^< 
innominata  and  of  the  origin  of  the  subclavia  artery  treated  by  the  ligatx 
of  the  common  carotid**  (Lancet  1836,  resp.  1838)  hat  er  noch  Mehreres  fll 
Arterienunterbindung  und  Aneurysmen  (1841,  resp.  1847),  sowie  (bereits  18^ 
über  Chloroformanwendung    und  noch  sonstige  chirurgische  Erfahrungen  public 

Hahn  bei  De  Cham  bre.  Red 

*FecllIier,  Gustav  Theodor  F.,  geboren  am  19.  April  1801  zu  Gn 
Lärchen,  studirte  in  Leipzig  Medicin  und  habilitirte  sich  daselbst  1826  in  < 
medicinisehen  Facultät.    Er  widmete  sich  jedoch  von  Anfang  an,  wottir  auch 


FECHNER. 


FEIGEL. 


349 


imais  von  ihm  b erausgegebenen  Schriften  („Beperforium  der  Expertmental' 
hymk  und  der  organischen  Chemie^  —  „üebersetzung  des  Lehrbuches  der 
hv^ik  von  BroTj  des  Lehrbuches  der  Chemie  von  Thenard  u.  s.  w.  sprechen, 
on^ie^end  dem  Studium  der  Physik  und  Chemie.  Im  Jahre  1835  wurde  er  zum 
rdentliclien  Professor  der  Physik  in  der  philosophischen  Facultät  ernannt,  in 
ek^ier  St£41ung  er  bis  zum  Jahre  1843  verblieb,  wo  er  durch  Krankheit  genöthigt 
rurde,  soiiic  TMtigkeit  einzustellen.  Nach  seiner  Genesung  hat  er  vom  Jahre  1846 
b  bifl  ztini  Jahre  1675,  wo  er  von  der  Regierung  seiner  akademischen  Thät ig- 
elt entbunden  wurde,  Vorlesungen  tlber  verschiedene  Gegenstände  der  Natur- 
hilosophie  und  PsveUologie  gehalten.  Er  ist  Doctor  der  Philosophie  und  Ehrendoetor 
er  M<?dieiii.  Von  din  zahlreichen  von  ihm  verfassten  Schriften  aus  dem  genannten 
Gebiete  im  weitesten  Sinne  des  Wortes  sind  jedoch  vom  medicinischen  Standpunkte 
m  nur  seine  rntersuchungen  auf  dem  Gebiete  der  Anthropologie  und  vor  Allem 

cIdc  bahnbrechenden  Arbeiten  über  Psychophysik  namhaft  zu  machen.    ,„.    , 

•^'^'^  Winter. 

Fedelissimi.  Von  Gerard  F.,  dem  Vater,  sind  Schriften  nicht  bekannt. 
Hovauiii  Battista  F.  trat  mit  vielen  nichtmedicinischen  Schriften  und  mit 
OptmcMln  nonnuUn  de  fehri^  (Ristoja  1627)  auf  und  prakticirte  in  genannter  Stadt 
iDj^ere  Zeit,  —  Gleichzeitig  trieb  zu  Bologna  sein  Bruder  Regnier  F.  Praxis 
od  Yeröffeutliehte  em  „Enchiridion  pharmaceuticum'  etc.^   (Bologna  1617). 

Biogr.  med.  IV.  Red. 

Felir,  Joliaun  Michel  F.,  1610 — 1688,  nach  seiner  Ausbildung  in 
ieijizig,  Wittenberg,  Dresden  und  Altdorf  Doctor  Padueusis  1641,  Arzt  in  Schwein- 
irth,  bat  seinen  Nachruf  besonders  als  Präsident  der  naturforschenden  Akademie 
66fi — 1086  bejrrUiidet  Seine  Schriften  „Anchora  sacro  vel  scorzoncra^  (Jena 
66(>)  —  f^IHera  picra  seu  de  absynthio  analecta"  (Leipzig  1667)  etc.  bedürfen 
ben  noch  der  Erwiibnung. 

Diit.  List.  J],  Red. 

*Fe]irj  Johann  Martin  F.,  Privatdocent,  zu  Lahr  am  15.  Juni  1837 
eboren.  studirtc  in  Heidelberg  und  Hess  sich  1863  als  Privatdocent  und  praktischer 
Tzt  d<^rt  nieder,  Siiiie  Schriften  behandeln:  „Die  Ocariotomie"  —  „Die  Schiiss- 
erletzungen^  — -  ^^Den  Bau  des  Knochens  und  sein  Lehen  im  gesunden  und 
ranken  Znntwnde^'  —  „Die  Resection  im  Kniegelenk^  —  „Ueber  das  Wesen 
m  Mmnpji*"    —    pEin  Bild  der  Lyssa, ^  j^^^ 

PeigeL  Johann  Theodor  Anton  F.,  zu  Wttrzburg,  war  1804  zu 
.nkum  itn  CM rmbrück sehen  geboren,  besuchte  die  medic.-chirurg.  Lehranstalt  in 
fün^tt-r  und  von  T823  an  die  Universität  Würzburg,  wo  er  1829  Doctor,  1830 
rcjBeetor  wnrdOj  ein  Amt,  das  er  bis  zu  seinem  Tode  innehatte.  Obgleich  er  ein 
esehickter  PrJiparator  war,  verlor  er  mehr  und  mehr  die  Lust  an  der  verglei- 
benden  Anatomie  und  an  der  Ueberwachung  der  Präparirübungen  der  Studircnden, 
ab  sich  violmcbr  k^öz  seiner  Neigung  für  die  Zeichnenkunst,  für  welche  er  ein 
UBge^proebenefi  Talent  besass,  hin,  indem  er  Präparate  auf  Stein  zu  verschiedenen 
bhaudlungen  in  Zeitschriften,  Programmen,  Dissertationen  u.  s.  w.  zeichnete, 
anebeu  aljer  aucli  porträtirte  u.  s.  w.  Demnächst  gab  er  heraus  ein :  „  Vollstän- 
iges  Handbuch  drr  Anatomie  auf  ihrem  jetzigen  Standpunkte  und  umfassende 
\hbildungen  auf  Stein.  Nebst  Anhang  enthaltend  die  Erklärung  der  Äbbil- 
ungen''  (^"flrzbur^  1837,  mit  Atlas  von  56  Taff. ,  theilweise  colorirt,  fol.),  in 
elchem  die  Tafeln  von  ihm  auf  Stein  gezeichnet  waren,  ebenso  wie  in  seinen 
ferken  „  UmfaMende  Abbildungen  aus  der  Geburtshilfe  mit  erklärendem  Texte^^ 
rtirzbnrg  14^41  ,  mit  45  Taff.,  fol.)  und  „Chirurgische  Bilder,  XII  Collec- 
men*"  (Leipzig  1^45,  1846  mit  60  Taff.;  2.  unveränderte  Aufl.  unter  dem  Titel: 
Chirurgische  Bilder  zur  Lnstrumenten-  und  Operationslehre  auf  83  Steintafeln 
*  s.  %a.  Nach  des  Verf  Tode  vollendet  von  Textor  d.  J,^  (Würzburg  1853). 
1ä  iät    dieses   Werk   besonders    interessant   für   die   Geschichte   des    HEiNE'schen 


r 


350 


FEIGEL.  —  FELIX. 


Osteotoms,  indem  alle  Phasen,  welche  dasselbe  durchlief,  dargeKtellt  sind,  eha 
wie  die  von  Heine  bei  seinen  Experimenten  über  Knochen-Regeneration  gewonnei 
Präparate.  F.  starb  am  26.  November  1848  an  Tuberculose. 

K.  Textor  d.  J.,  Vorrede  za  letztgenanntem  ^Verke,  pag.  jll.  Gnrli 

Peiler,  Johann  Nepomuk  F.,  zu  Landshut  in  Bayern,  war  1768 
Passau  geboren,  studirte  in  Altdorf,  war  auch  Docent  daselbst,  wurde  uaeli  Aufhebii 
der  dortigen  Universität  1809  Professor  der  Geburtshilfe  und  Patholog:ie  m^ 
Director  der  Entbindungs-Anstalt  in  Landshut.  Bereits  früher  hatte  er  Fe,  IIili 
brandt's  „Grundriss  der  allgemeinen  Krankheitslehre  u.  s.  w?,*^  (Nürnherg  171 
aus  dem  Lateinischen  übersetzt  und  ein  Archiv  über  die  Verortluungen  ge^ea 
Rinderpest  (1797)  herausgegeben.  Er  erliess  femer  einen  „Aufruf  an  die  Mm 
liehen  Regierungen,  Polizeibehörden  und  Aerzte  Teutschlands ^  in  Hin^l 
auf  die  gelbe  Pest  zu  treffenden  Vorkehrungen ,  u.  s.  w,''  (Nürnberg  18^ 
und  gab  eine  „Kurz  gefasste  Belehrung  für  Bruchlcranke  ifber  den  richtii 
Gebrauch  der  Bruchbänder  u,  s.  w.*^  (Altdorf  1808,  mit  1  Kpft)  heraus. 
schrieb  noch:  „De  Spinae  dorsi  incurvationibus  earumque  ciiraiione'^  (^orii 
1807,  c.  tab.)  —  „lieber  den  Bruch  des  Olekranums  nebst  ein^r  neuen  Methc 
denselben  zu  heilen^  (Sulzbach  1811,  mit  2  Kpft.)  —  „Pädialn'k  oder  Anleki 
....  Kinderkrankheiten"  (Sulzbach  1814,  mit  1  Kpft.)  —  „lieber  angebor 
menschliche  Missbildungen  im  Allgemeinen  und  Hermaphrofh'ten  insbeson*lf 
(Landshut  1820,  mit  2  Kpft.)  —  „HandbucJi  der  Diätetik''  (Da.^elbst  W: 
Ausserdem  Aufsätze  im  Reichsanzeiger  (1804,   1805).  Er  starb  am  2L  März  1*< 

Mensel,  IX,  pag.  330;  XIII,  366;  XVII,  pag.  5*.6;  XXII.  pag.    |I9.  C 

Feldmann,  Bernhard  F.,  zu  Colin  an  der  Spree  am  11,  Novem 
1701  geboren,  studirte  in  Halle  und  machte  eine  Ausbildungsreisc  nach  Htilla 
wo  er  Seba  und  Vilhoobn  in  Amsterdam,  Boerhaave  und  Gaubiüs  in  Ley 
hörte.  Zurückgekehrt  und  in  Berlin  approbirt,  wurde  er  Stadtarzfe  iß  Neu-Rap 
bis  1733.  Ein  Anerbieten,  in  die  preussische  Armee  einzutreten,  schlug  er  li 
ab,  gab  sich  neben  seiner  Praxis  ganz  den  naturforscheudeu  Sttidieu  hin  und  st 
im  Januar  1777.  Seine  Schriften  im  Commercium  litterarium  Noriiiibergiense  i 
im  Berliner  Magazin  haben  medicinisch  wenig  Interesse. 

Biogr.  med.  IV.  Be( 

Pelice,  Giuseppe  M.  diF.  (Felici),  Professor  in  Padua  und  Coniervj 
des  dortigen  Museums  für  pathologische  und  vergleichende  An.itoDiie,  ^ab  1^ 
und  1805  dort  gesammelte  pathologische  und  klinisch-therapeutisi^htj  BeobachtiiUi 
heraus,  sowie:  „Osservazioni  ßsiologiche  sopra  le  funzioni  Jella  milz^y  dt 
Vena  porta  etc,"  (3.  Ausg.,  Mailand  1818).  Eine  neue  Theorie  ühtr  die  Bedeiiti 
des  Bindegewebes  erschien  von  ihm  in  den  Ann.  univ.  di  med.  T,  10  (181Tj 

Hahn  bei  Dechambre.  %t\ 

Felix,  zwei  ältere  französische  Mediciner,  Vater  und  Sohu,  Per  Er*t 
Fran^oisF.  de  Tassy,  war  erster  Chirurg  Ludwig'sXlV.  und  imterrteli 
in  seiner  Kunst  den  Sohn  Charles-Fran^ois  F.,  der  um  üin  Mittt! 
17.  Jahrhunderts  in  Paris  geboren  ward.  Dieser  hat  seine  Berühmtheit  ledig 
durch  die  glückliche  Fisteloperation,  welche  er  (als  Nachfolger  seiues  Vater*) 
Ludwig  XIV.  ausführte  (1687).  Am  25.  Mai  1703  starb  er. 

Biogr.  m^d.  IV.  Re 

*  Felix,   J.    F.,    geboren    am  6.  Januar  1832,    studirte    in  Wien  ui 
Rokitansky,  Oppolzeb,  Skoda,  Hebba.    1858  promovirt,  erhitzt  er  den  Huf 
Professor  in  Bukarest  1861,    wurde  1863  Mitglied  des  Obermedidnal-Rathes 
Rumänien,   1865  Vorstand  des  Gesundheitsamtes    der  Stadt  Biikarei^t   und   Id 
während  des  Krieges  von    1877 — 78    die  Militärspitäler    an    der  Donau    uad 
Verwundeten-Transporte  im  Inlande.  Zum  grösseren  Theile  sind  öeiue  bygienUc 


FELIX.  —  FENGER. 


351 


ind  medicb inch-^ tatist ischen  Arbeiten  in  rumänischer  Sprache  erschienen.  So  1861 
ib«r  die  Eriinhruiig  des  Bauern,  1862  über  Pellagra,  1864  über  das  Trinkwasser 
im  Bukarest,  1870  Handbuch  der  Hygiene  und  Sanitätspolizei ^  1880  hygienische 
>Udien  über  die  Bewegung  der  Bevölkerung  von  Rumänien ,  1868 — 82  amtliche 
ahresberit'hte  des  Sanitätsamtes  von  Bukarest.  —  In  deutscher  Sprache  hat  er 
•mh^  Jiihresberiehte  des  Gesundheitsamtes  von  Bukarest  und  kleinere  Arbeiten 
Iber  Scorbut  und  über  die  Wirkung  der  flüchtigen  Bestandtheile  des  Petroleums 
sammtLich  id  der  Deutschen  Vierteljahrschrift  für  öffentliche  Gesundheitspflege),  in 
ranzOsischer  Spraehe :  Auszüge  aus  den  amtlichen  Jahresberichten  des  Gesundheits- 
imtt^  von  Bukarest  in  der  Revue  d'hygiöne  und  im  Journal  d'hygiene  publicirt. 
dünugraphiöch  den  „Rapport  sur  iStiologie  et  prophylaxie  de  la  Fellagre^ 
Genf  1Ö82).  r,^ 

Fellowes,  Sir  James  F.,  englischer  Militärarzt,  war  zu  Edinburg  als 
lohn  eines  laujs^e  Zeit  mit  Auszeichnung  in  Lincoln  und  Bath  praktioirenden  Arztes 
eboren,  besuchte,  nachdem  er  in  Cambridge  erzogen,  in  London  die  Vorlesungen 
on  GEoaGE  FoRoycE  und  Andrew  Mabshall,  brachte  einige  Zeit  in  Edinburg 
ü,  wurde  179?  jq  Cambridge  Doctor  und  1803  Mitglied  des  College  of  Physicians 
1  London.  Yurher  schon  war  er  als  Hospital-Assistent  in  die  Armee  eingetreten 
od  171)4  in  dcü  Hospitälern  in  Flandern  thätig  gewesen.  Nach  Beendigung  dieses 
eld^iigei»  giog  er  als  Physician  to  the  Forces  mit  der  Flotte  nach  St.  Domingo 
u(I  wurde  1804,  nach  Ausbruch  der  Pest  in  Gibraltar,  dorthin  geschickt.  Als 
nerkennung  seiner  Thätigkeit  erhielt  er  1809  von  Georg  HL  die  Ritterwürde 
ad  wurde  bald  darauf  Chef  des  Medicinalwesens  der  britischen  Armee  in  Cadiz. 
laehdem  er  al?^  Ijispector-General  of  Military  Hospitals  1815  den  Dienst  ver- 
isscu  hatte,  puldicirte  er  die  folgende  Schrift:  „Reports  of  the  pestilential  dis- 
rdtr  of  Andidfisia  .  .  .  1800,  1804,  1810  and  1818 ;  icith  a  detailed  account 
f  fhat  faixil  epid^mic  .  .  ,  ,  at  Gibraltar  .  .  .  1804 ;  also  observations  on  the 
mmtting  and  intennitting  fever,  made  .  .  .  after  the  return  of  the  troops  frora 
m  expedttwn  to  Zealand  in  1809"  (London  1815).  Er  starb  am  30.  Deceraber 
857  zu  Langi^tone  Cottage  bei  Havant,  der  Besitzung  seines  Sohnes. 

M unk.  111.  pag.  24.  G. 

^Feltss.  Victor-Thimoth6e  F.,  1860  mit  der  These  „Des  grossesses 
r^dongee^""  zu  Strassburg  promovirt  und  in  den  Folgejahren  bis  1870  Mitglied 
;r  dortigen  Faeiiltat,  siedelte  nach  dem  deutsch-französischen  Kriege  nach  Nancy 
>er,  wo  er  z.  Z.  die  Professur  für  Anatomie  und  pathologische  Physiologie 
ne  hat.  Aiiaser  kleineren  Schriften  über  primäre  und  secundäre  Amputation, 
)er  LuujyreuphthiHe,  über  Diathesen  und  Cachexien  (Strassburg  1863 — 1865), 
ier  dn  gefürnitea  Typhusferment  (1878?),  besitzen  wir  von  ihm:  „Etüde  cliniques 
ej-pdrimentide  des  eniboltes  capülaires^  (Paris  1868),  ferner  (mit  Rittee): 
De  turemte  exptrlmentale"  (Daselbst  1881)  und  mit  CozE  (s.  diesen):  „Die 
itersuehungeu  iiher  Infusorien  im  Blute"  (Strassburg  1869)  und  „Ueber  Infections- 
ankheiten-^   (Paris  1872).  Bed. 

Pend,  M  e  1  e  h  i  0  r  F.  (bekannter  als  Fendiüs),  zu  Nördlingen  1486  geboren 
d  zu  Wittenberg  1564  gestorben,  wurde  Dr.  med.  zu  Leipzig  1543  und  lehrte 
I  Jahre  in  Wittenberg.  Sein  „De  dignitate  et  utüitate  artis  medicae"  und 
>  fippellationlhis  panum"  (in  Melanchthon's  Declamationen,  Wittenberg  1548) 
gründen  kaum  seine  Weiterführung  in  biographischen  Werken. 

Biogr,  m*d.  IV.  Red. 

Penger*  Christian  F.,  geboren  zu  Kopenhagen  1773,  deponirte  1791, 
äolvirte  Exameu  chirurgicum  1798,  wurde  1810  ausserordentlicher  Professor  an 
r  Akademie  nebst  königlicher  Leibchirurge,  1813  Professor  Ordinarius  und  Mit- 
ed  den  Gesnudheits-CoUegiums ,  1826  Etatsrath,  1830  General-Director  der 
imrgie    und    ernter  Professor   Ordinarius    an    der   Akademie.    Gestorben    1845. 


352 


FENGER. 


Einzelne  Abhandlungen    aus   seiner  Feder    in    Acta  Reg.    soc.    med.    Hafn. ,   do 
ohne  grössere  Bedeutung;   dieselben  sind  specificirt  in  Erslew.  Petersen 

PeDger,  Carl  Emil  F.  (Neffe  Christian  F.'s),  ist  am  9.  Februar  18 
zu  Kopenhagen  geboren,  studirte  zuerst  hier,  wo  er  ein  glänzendes  chimrgiscl 
Examen  absolvirte,  dann  in  mehreren  Jahren  im  Auslande,  besonders  in  Par 
Seine  umfassenden  Studien  bezogen  sieh  nicht  allein  auf  die  eigentliche  Chirurg 
und  Medicin,  sondern  auch  auf  medicinische  Statistik  (die  eben  in  Gavarei 
„Numerischer  Methode"  in  exacter  Weise  aufgetreten  war),  Statistik  in  weiten 
Sinne,  National-Oekonomie  und  Finanzwesen  —  ein  Anzeichen  seines  späteren  vi 
seitigen  und  eingreifenden  Wirkens.  Nach  Dänemark  zurückgekehrt,  beschäftig 
er  sich  fortwährend  mit  Chirurgie,  habilitirte  sich  jedoch  zugleich  in  mediciniscl 
Richtung  durch  seine  auch  vom  Auslande  beachtete  Lioentiat-Dissertation :  „Qu 
faciant  aetas  annique  tempus  ad  frequentiam  et  diuturnitateni  morbon 
hominis  adulti?"  1842  promovirte  er  mit  der  Abhandlung  „De  erympeh 
ambulante^ .  Nach  einer  siegreichen  Concurrenz  mit  dem  schon  damals  berühmt 
Histo logen  Hannover  erhielt  er  1843  das  neu  errichtete  Lectorat  in  pathologiscl 
Anatomie  und  allgemeiner  Pathologie  an  der  Facultät  und  inaugurirte  durch  sei 
epochemachende  Concurrcuz-Abhandlung :  „Plan  til  en  Foreläsnings-Cyclus  oi 
almindelig  Pathologie" ,  sowie  durch  seine  meisterhaften  Vorlesungen  die  ne 
pathologisch-anatomische  und  physiologische  Aera  an  der  Kopenhagener  Universit 
die  Emancipation  der  Medicin  von  der  bisherigen,  von  0.  Bang  vertrct€n( 
wesentlich  dogmatisch  humoralcu  Pathologie.  Zu  gleicher  Zeit  publicirte  er  in  d 
Schriften  der  königlich  medicinischen  Gesellschaft  mehrere  bahnbrechende  me 
ciuisch- statistische  Arbeiten,  besonders  die  Mortalitätsstatistik  betreffend  (y,C 
dödelighedsforholdene  i  Danmark**  —  „Om  koldfeberepidemiernes  {ndßyde\ 
paa  dödeligheds-  og  befolkningsforlioldene"  —  „Om  influenzaepidemien 
paa  dödelighedsforholdene" ) .  Seine  Bedeutung  für  die  Förderung  der  medi 
nischen  Ausbildung  wurde  noch  grösser,  als  er  1852  den  klinischen  ünterric 
als  Obermedicus  an  einer  für  diesen  Zweck  errichteten  Abtheiluug  des  Friedric 
Hospital  übernahm.  Die  seltenen  Eigenschaften,  die  den  grossen,  den  classisch 
Kliniker  hervorbringen ,  besass  er  im  vorzüglichen  Grade ,  und  er  schuf  eine  v 
seinem  echt  naturwissenschaftlichen  Geiste,  seinem  streng  exacten  Streben  diire 
drungene  Schule,  dessen  erstes  literarisches  Monument  ein  umfassender  Bai 
„Bospitalsmeddelelser"  ist.  Der  Inhalt  dieses  Werkes  bildet  eine  Reihe  wert 
voller  Abhandlungen,  theils  von  seinen  Schülern,  theils  von  F.  selbst,  unter  welch 
letzteren  besonders  zu  nennen  ist  die  stethoskopische,  auch  in  fremde  Sprach 
übersetzte  Abhandlung:  „Om  gjenlydene  (Ecchogeräusche)  i  det  menneskeli 
bryst".  Besonders  wichtig  in  allgemein-therapeutischer  Beziehung,  wie  überhau 
für  eine  rationellere  Praktik  ist  seine  umfassende,  in  „Hospitalstidende"  li>i 
gedruckte  Abhandlung:  „Ih'drag  til  oplysning  om  vor  tids  therapeuttske  B 
vägelse"  (Beitrag  zur  Beleuchtung  der  therapeutischen  Bewegung  unserer  Zci 
Diese  Abhandlung,  die  übrigens  gelegentlich  eines  Angriffes  A.  Büntzen^s  auf  t 
Skepsis  der  von  F.  vertretenen  neuen  naturwissenschaftlichen  Medicin  zum  Vc 
schein  kam,  ist  in  Petersen's  „Hauptmomente  in  der  geschichtlichen  Entwickle 
der  medicinischen  Therapie",  Kopenhagen  1877,  pag.  320 — 37,  ausführlii 
besprochen.  In  demselben  Jahre  schloss  F.  leider  sein  glänzende«  klinisches  ui 
ärztliches  Wirken  ab,  indem  er  als  Finanzminister  in  das  Ministerium  H  a  1 1  eintr 
und  fernerhin  seine  beste  Kraft  in  die  Politik  einsetzte.  Unter  seinen  vielen  hc 
vorragenden  öffentlichen  Stellungen  in  der  Folgezeit  sind  doch  mehrere,  ^ 
wesentliche  Berührungspunkte  mit  der  Medicin  abgeben  —  er  war  eine  lange  Ta 
Mitglied  des  königlichen  Gcsundheits-Collegiums,  Director  der  dänischen  VeteriDl 
schule  (dessen  Erweiterung  und  bessere  Organisation  auch  hauptsächlich  sein  Ve 
dienst  ist),  communaler  Rath  und  Bürgermeister  in  Kopenhagen  und  als  solcher  d- 
Vorstand  der  Communal  Spitäler.    Auch  literarisch  beschäftigte  er  sich  fortwährei 


FENGER.  —  FENWICK. 


353 


mit  der  Medicin  und  publicirte  1867  in  Hobnemann''s  „Hygieiniske  meddelelser" 
eine  umfassende  und  gründliche  üebereichtsabhandlung:  „Om  gjäring,  foraad- 
nelse  og  visse  arter  af  sygdomssmitte**  (über  Gährung,  Fäulniss  und  Krankheits- 
infection).    Nach  langdauernder  Kränklichkeit  starb  er  am  21,  September  1884. 

Petersen. 

Fenuer.  Zwei  amerikanische  Aerzte,  von  welchen  der  ältere,  Erasmus 
Darwin  F.,  1807 — 1866  in  New-Orleans  wirkte  und  eine  Reihe  dortiger  Zeit- 
schriften theils  begründen  half,  theils  mitherausgab  (1844 — 1866).  Seine  eigenen 
Arbeiten  waren  zum  Theil  statistischen  Inhalts ,  so:  „Southern  medical  reporta^^ 
(New-Orleans  1850 — 1851),  theils  auf  dem  Gebiete  der  Epidemiologie  sich  bewegend : 
zwei  Gelbfieberschriften  (New-Orleans  1853,  1855;  New-York  1854);  „Report 
on  the  epideinics  of  Louisiana,  Missisippi,  Arcansas  etc,"  (Philadelphia  1856). 

(Nicht  zugängliche)  Biographie  in  South.  J.  M.  Sc,  New-Orleans  1866,  Red. 

Christopher  Smith  F.,  1823 — 1879,  war  Augenarzt  in  Louisville 
und  schrieb  über  Refraction  und  Accomraodation  (Daselbst  1873);  Glaucom  (1874), 
sowie  als  umfangreichstes  seiner  Werke:  „Vision,  its  optical  defects  etc,^ 
(Philadelphia  1875). 

(Nicht  zugängliche)  Biographie  in  Am,  M.  Bi-weekly.  Louisville  1879.  Red. 

Fenner  von  Penneberg,  Johann  Heinrich  Christoph  Matthäus  F., 
zu  Schwalbach,  war  am  25.  December  1774  zu  Kirchhain  bei  Marburg  in  Hessen 
geboren,  studirte  auf  letztgenannter  Universität  und  wurde  1791  daselbst  Doctor, 
liess  sich  dann  in  dem  damals  kurhessischen  Badeorte  Schwalbach  nieder,  wurde 
darauf  Physicus  in  Nastätten,  aber  bald  nach  Schwalbach  zurückversetzt,  mit  dem 
er  im  Laufe  der  Jahre  fast  verwuchs,  indem  er  dasselbe  durch  geistige  und 
materielle  Mittel  auf  eine  beträchtliche  Höhe  zu  heben  verstand.  Unter  seinen 
früheren  Arbeiten  nennen  wir:  Zusammen  mit  Vetter  „Zwo  Abhandlungen  aus 
der  Geburtshilfe  über  die  Wehen  vor  und  nach  der  Geburt^  (Leipzig  1796)  — 
„Gemeinnützigeff  Journal  über  die  Bäder  und  Gesundbrunnen  in  Deutschland^ 
(2  Hefte,  Dannstadt  1799,  1801)  —  „Taschenbuch  für  Gesundbrunnen  und 
Bäder  auf  das  Jahr  1816 ;  für  1817 ;  für  1818^  (Daselbst).  Ausserdem  eine 
Reihe  von  Schriften  über  die  Heilquellen  von  Schwalbach,  aber  auch  von  Schlangenbad 
und  Selters  aus  der  Zeit  von  1800 — 1834  und  einige  Aufsätze  über  Kinderkrank- 
heiten (Harless,  Neue  Jahrbb.  1822).  Nachdem  1845  sein  50j ähriges  Dienstjubiläum 
mit  grosser  Feierlichkeit  begangen  worden,  verstarb  er  als  herzogl.  nassauischer 
Geh.  Rath,  Badearzt  zu  Schwalbach  und  Schlangenbad,  am  16.  December  1849. 

Allgem.  Medicinische  Central-Zeitung.  1849,  pag.  54.  —  Neuer  Nekrolog  der  Deutschen. 
Jahrg.  27,  1849,  II,  pag.  1019.  —  Callisen.  VI,  pag.  227,  XXVIH,  pag.  23.  g. 

Fenoglio,  Giuseppe-Cesare  F.,  1790  in  Rivoli  geboren,  promovirt 
1820,  wirkte  als  Chirurg  an  den  bedeutendsten  Spitälern  in  Turin.  Er  war  mit 
Rossi  sehr  befreundet  und  cultivirte  als  Specialgebiet  die  venerischen  Krankheiten  ; 
„Trattato  completo  sulle  ulceri  sifilitiche  e  veneree  etc."  (Turin  1834),  seine 
Hauptarbeit,  neben  welcher  er  in  den  Jahren  1821  — 1835  eine  zahlreiche 
Casuistik,  ein  philosophisches  Gedicht:  „De  febbri"  (Florenz  1822)  und  thera- 
peutische Beobachtungen  über  Kalisalze,  Crotonöl,  Digitalis  etc.  publicirt  hat. 


Hahn  bei  Dechambre. 


Red. 


Penwick.  Aus  der  Zahl  der  verstorbenen  F.  ist  hervorzuheben :  George  E.  F., 
der  —  zu  Montreal  wirkend  —  mehrere  canadische  Zeitschriften  begründen  und 
herausgeben  half,  auch  schriftstellerisch  selbstthätig  auftrat  mit  „Medical  statistics 
of  the  city  of  Montreal"  (Daselbst  1862)  und  mit  chirurgischer  Casuistik.  — 
♦Samuel  F.,'  M.  D.  St.  And.  1846,  M.  D.  Durh.  1859,  F.  R.  C.  P.  Lond.  1870, 
war  als  Arzt  an  verschiedenen  Londoner  Hospitälern,  später  als  Lecturer  der 
pathologischen  Anatomie  auch  an  der  Newcastle-on-Tyne-Medicinalschule  thätig. 
Unter  seinen  Büchern  erlebten  einige  mehrere  Auflagen,  so :  „  The  students  guide 

Biogr.  Lexikon.  II.  23 


354 


FENWICK.  —  FERGÜSSON. 


to  medical  diagnosis^  (1880  die  5.)  —  „OtUlines  of  med.  treatment**  (gleic 
zeitig  die  2.  Aufl.).  Ausserdem  rührte  von  ihm  her:  „Atrophy  of  the  stomadi 
(London  gleichzeitig)  und  eine  Reihe  von  Aufsätzen  in  den  R.  med.-chir.  transac 
(1864—1866)  und  in  der  Lancet  1877.  g^^ 

*Per6ol,  F.  F.,  Hospitalarzt  in  Paris,  hat  in  den  Jahren  1868 — 187 
mehrere  nicht  sehr  umfangreiche  Arbeiten  verfasst,  so  tlber  Jodoform  (Paris  1868 
über  Gicht  und  Rheumatismus  (1869),  tuberculose  Neubildung  der  Zunge  (1872 
Wasserscheu  (1878). 

Index-Catalogue.  Red. 

*Pergn8,  Andrew  F.,  studirte  Anfangs  der  Fünfzigernjahre  zu  Olasgoi 
nachdem  er  bereits  1845  M.  R.  C.  S.  Eng.  geworden  war  und  erlangte  das  Glasgow! 
Doctordiplom  1866.  Er  wurde  dann  an  dieser  Universität  Examinator  ui 
beschäftigte  sich  wissenschaftlich  speciell  mit  Infectionskrankheiten ,  wie  seil 
Arbeiten:  „The  curable  stage  of  Cholera"  (1866)  —  „Notes  on  Cholera 
(Glasgow  med.  Journ,  1866)  und  eine  Reihe  von  Abhandlungen  über  Typhi 
bezeugen.  In  der  „Sewage  Questton"  (1866)  nimmt  F.  einen  den  modernen  £n 
Wässerungsbestrebungen  widerstrebenden  Standpunkt  ein.  -^^^ 

Fergusson,  William  F.,  englischer  Militärarzt,  war  um  1772  geborei 
wurde  Principal  Medical  Oflficier  auf  den  Leeward  and  Windward  Islands  und  schrieb 
„  On  the  mercurial  plan  of  treatment  in  dysentery ;  with  observcUtons  on  tl. 
same  practtce  as  applied  to  yelloiv  fever,  and  to  remüting  fever s,  whxch  ofte 
occur  in  Europe,  as  well  as  in  the  East  and  West  Indies*'  (Lond.  Med.-Chi 
Transact.  Vol.  U,  1811).  Er  war  dann  während  des  Krieges  in  Portugal  Inspect« 
of  Hospitals  zu  Lissabon  und  Evora  (1810 — 12)  und  verfasste:  „Ohservatioi 
on  the  malignant  venereal  disease  in  Portugal ^  as  affecting  the  constittUions  c 
British  soldiers  and  natives"  (Daselbst  1813)  —  „An  inquiry  into  the  origi 
and  natura  of  the  yellow  fever,  as  it  has  lately  oppeared  in  the  West  Indien 
(Daselbst  1817)  —  „On  the  nature  and  history  of  the  marsh  miasmaia 
(Transact.  of  the  Roy.  Soc.  of  Edinb.  1823).  Von  1823  bis  1846  diente  er  a 
der  afrikanischen  Küste  in  Sierra  Leone,  anfänglich  als  Surgeon  des  Royal  Africa 
Colonial  Corps,  seit  1839  als  Staflf  Surgeon  I.  Cl.,  seit  1845  als  General-Capitii 
und  Gouverneur  der  Colonie,  nachdem  er  nur  1830  und  1839  einen  kurzen  Au 
enthalt  in  Europa  genommen.  Er  schrieb  noch:  „Beplies  and  queries  on  vacc 
nation,  on  small-pox*^  (London  Med.  and  Phys.  Joum.  1828).  Wegen  angegriffene 
Gesundheit  musste  er  nach  England  zurückkehren  und  starb  auf  See  am  19.  Janiu 
1846.  —  (L.  Hahn  (bei  Dechambre,  s.  unten)  hat  zwei  englische  Militärärei 
gleichen  Namens  angeführt,  von  denen  der  eine,  der  1772  geboren,  ai 
2.  Januar  1846  zu  Windsor  gestorben  sein  soll.  Ob  wirklich  zwei  zu  unterscheidf 
sind,  war  uns  zu  ermitteln  nicht  möglich.) 

Dechambre,  4.  Serie,  I,  pag.  541.  —  Callisen,  VI,  pag.  236;  XXVIII,  pag.  2 

G. 

Fergusson,  Robert  F.,  in  London,  war  am  15.  November  1799  inlndi< 
als  Sohn  eines  Arztes  im  indischen  Civildienst  geboren,  begann  seine  Studien  i 
London,  indem  er  Vorlesungen  in  der  Hunterian  School  in  Great  Windmill-Stre« 
hörte,  hielt  sich  einige  Zeit  in  Heidelberg  auf  und  erhielt  1823  in  Edinbarg  de 
Doctorgrad.  Nach  London  zurückgekehrt,  wurde  er  Resident  Medical  Officer  i 
der  Marylebone  Infimiary,  1824  Mitglied  des  College  of  Physicians,  dann  Physicij 
am  Westminster  Lying-in  Hospital  und  1831,  bei  Eröffnung  der  medicinischc 
Abtheilung  des  King's  College,  zum  Professor  der  Geburtshilfe  bei  demsellx 
ernannt.  Nachdem  er  1825  „A  letter  to  Sir  Henry  Haiford ,  Bart:  pri 
jjosing  a  method  of  inoculating  the  small-pox ,  which  deprives  it  of  all  i 
danger"  veröffentlicht  hatte,  gab  er  heraus:  „Essays  on  the  niost  importa\ 
diseases  of  icomen,  P,  I,  Puerperal  fec^r"  (London  1839;  deutsehe  Uebers.  v( 


FERGUSSON.  355 

KOLB,  Stuttgart  1840),  wurde  1840  zum  Physiciaa  aceoucheur  der  Königin  ernannt 
und  theilte  sich  einige  Jahre  lang  mit  Sir  Charles  Locock  in  die  Londoner  geburts- 
hilfliche Praxis.  1857  zog  er  sich  aus  derselben  zurück,  wurde  zum  Physician 
extraordinary  der  Königin  ernannt  und  starb  am  25.  Juni  1865  auf  seinem  Land- 
Bitxe  Ascot  Ck)ttage,  Winkfield,  bei  Windsor.  Er  soll  die  .London  Medical  Gazette 
(1828)  in's  Leben  gerufen  haben,  schrieb  einige  treffliche  Artikel  über  die  Krank- 
heiten des  Uterus  in  der  Library  of  Medicine ,  gab  Dr.  Robert  Gooch's  Werke 
für  die  NewSydenham  Society  (1859)  heraus,  verfasste  im  Laufe  von  20  Jahren  eine 
Reihe  von  Artikeln  und  Recensionen  für  die  Quarterly  Review  und  war  der  Ver- 
fasser der  Greschichte  der  Insecten  in  der  Family  Library. 

Munk,  III,  pag.  295.  G. 

Fergnsson,  Sir  William  F.,  Baronet,  zu  London,  sehr  berühmter  Chirurg,  war 
am  20.  März  1808  zu  Preston  Paus,  East  Lothian  in  Schottla|fd  geboren,  studirte  in 
Edinbnrg,    war  besonders   fleissig   und   geschickt  in  der  Anatomie  unter  Robert 
Ekox,   wurde   1826   Assistent   von.  John  Turner,   des  Professors  der  Chirurgie 
am  Royal  College  of  Surgeons,  dessen  Fellow  er  bereits  1829  wurde,  während  er 
in  demselben  Jahre  „  A  probationary  esaay  on  the  arch  of  the  aorta,  and  great 
Uood  vessels  arising  from  ü"  verfasste.    1831  wurde  er  Surgeon  an  der  Royal 
Dispensary   zu  Edinburg  und  begann   damit  seine  Lehrthätigkeit  in  der  Anatomie 
und  Chirurgie.  Auch  that  er  sich  bereits  als  Operateur  hervor,  unterband  z.  B.  die 
Art.  subclavia,  die  erst  zweimal  vor  ihm  in  Schottland  unterbunden  worden  war.    Er 
machte  darüber  folgende  Mittheilung :  „  Gase  of  axillary  aneurism  cured  by  tying 
the  subclavian  arter y^  (Edinb.  Med.  and  Surg.  Joum.  1 831)  und  publicirte  ausserdem : 
r^Ceue  of  imperforate  anua,  wkere  the  chüd  ivas  saved  by  an  opening  made  into 
the  bladder**  (Daselbst).  1839  wurde  er  zum  Surgeon  der  Royal  Infirmary  ernannt, 
aber  bereits  1840  wurde  ihm  eine  ehrenvolle  Berufung  nach  London,  als  Professor  der 
Chirurgie  am  King's  College  und  an  dessen  neu  errichtetem  Hospital  zu  Theil.  Man 
sah  ihn  nur  ungern  aus  Edinburg  scheiden,  wo  er  sich  bereits  einen  grossen  Ruf 
als  Chirurg  und  viele  Anhänglichkeit  bei  Collegen  und  Schülern  erworben  hatte.  Er 
verstand  es  jedoch,  sich  auch  in  London  bald  Geltung  zu  verschaffen,  wurde  zum 
Fellow  des  Royal  College  of  Surgeons  und  der  Royal  Society  erwählt,  wurde  nach 
dem  Tode   Aston   Key's    Surgeon-in-Ordinary    des   Prinzen   Albert    und    1855 
Surgeon-Extraordinary  der  Königin.  1866  erhielt  er  die  Baronetwürde  und  1867, 
nach  dem  Tode  von  Sir  W.  Lawrence,  wurde  er  dessen  Nachfolger  als  Sergeant- 
Snrgeon  der  Königin.    Bald  nach  seiner  Uebersiedlung  von  Edinburg  nach  London 
publicirte   er  (London    and   Edinb.  Monthly  Joum.    of  Med.  Sc.  1841)   die   nach- 
stehenden  zwei  Arbeiten:    „Case   of  aneurism   of  the   innominata,    treated   by 
Ugature    of  the   right  carotic  arter y ;   ivith  observations**    —    „Account  of  the 
dmection  of  a  patient  in  whom  the  subclavian  artery  had  been  tied  for  axillary 
aneurisTft" ,  welchen  bald  darauf  „A  system  of  praticäl  surgery**  (London  1842; 
5.  Aufl.  1870;  2.  amerik.  Ausg.  mit  Anmerkungen  etc.  von  G.  W.  Norris,  Philad. 
1845;  deutsche  Bearbeitung  von  Sigm.  Frankenberg,  2  Bde.,  Leipzig  1845,  46) 
folgte,  eine  Schrift,  die,  wie  angeführt,  eine  Anzahl  von  Auflagen  erlebte.  Die  Theile 
der  Chirurgie  und  die  Operationen ,  um  welche  er  sich  besondere  Verdienste  erwarb, 
sind  die  Hasenscharte,  die  Staphylorrhaphie  (1845),    bei  welcher  er,    ausser  der 
Vereinigung  der  Spalte,    auch  noch  eine  Durchschneidung  gewisser  Muskeln,    die 
jene  erleichtem  sollten,  vornahm ;  ferner  die  Resectionen,  von  denen  er  die  fast  in 
Vergessenheit  gerathenen  Resectionen  des  Hüftgelenkes  (1845,  46)  und  Kniegelenkes 
(1850)  wieder  in  Aufnahme  brachte,  während  er  1847  die  ganze  Scapula  exstirpirte; 
ausserdem  die  Steinoperationen,  bei  denen  er  verschiedene  Verbesserungen  (z.  B.  1834 
die  Anwendung  von  Instrumenten,  die  mit  Zahn  imd  Trieb  versehen  sind,  bei  der 
Lithotripsie)  einführte;    endlich    eine   besondere  Behandlungsweise    einzelner  Aneu- 
rysmen, bei  denen  eine  centrale  Unterbindung    nicht  möglich  ist,  indem  er  durch 
Manipulationen  an  denselben  eine  künstliche  Erabolie  und  Thrombose  de«  peripherisch 

;^3* 


356 


FERGÜSSON.  —  FEENANDEZ. 


gelegenen  Arterienstammes  herbeizuführen  suchte  (1857).  Ueber  alle  diese  Arbeit« 
von  denen  die  früheren  sich  im  Edinburgh  Med.  and  Surg.  Journal,  die  späteren  in  d 
Medico-Chirurg.  Transact.  veröffentlicht  finden,  konnte  er  in  seinen  1864  und  181 
als  Professor  der  Anatomie  und  Chirurgie  am  Royal  College  of  Surgeons  gehalten 
Vorlesungen  „Lectures  du  the  progress  of  anotomy  and  surgery  during  t 
present  Century^  (London  1867)  Näheres  berichten.  1871  hielt  er  die  Hunteri 
Oration.  Als  ein  Operateur  von  ausnehmender  Geschicklichkeit  bediente  er  si 
der  einfachsten  Instrumente  und  hat  er  daher  nur  wenig  zur  Yergrösserung  c 
chirurgischen  Arsenals,  von  welchem  jedoch  seine  ^Bulldog-forceps"  bei  Resectioo 
in  den  Händen  Aller  sich  befindet,  beigetragen.  In  seinen  Qualitäten  als  pra 
tischer  Chirurg  und  Operateur  lag  übrigens  seine  Hauptbedeutung,  so  dass  v 
ihm  gesagt  wurde,  er  habe  „the  eagle's  eye,  the  lion's  heart  and  the  lady's  han 
gehabt.  Weder  als  Lehrer,  noch  als  Schriftsteller  besass  er  hervorragende  Eige 
Schäften,  wenigstens  so  weit  es  sich  nicht  um  rein  praktische  Dinge  handelte, 
dass  er  sich  bei  einigen  Gelegenheiten  nicht  zu  verkennende  Blossen  gab,  ( 
jedoch  bei  seinem  liebenswürdigen,  humanen  und  rechtschaffenen  Charakter  u 
bei  dem  Ansehen,  das  er  überall  genoss,  ihm  nachgesehen  wurden.  Er  starb  : 
10.  Februar  1877. 

Medical  Times  and  Gaz.    1877,    I,   pag.  186.    —   Lancet    1877,    I,  pag.  255; 
pag.  525.  —  British  Medical  Journ.  1877,  II,  pag.  240.  (iarlt 

Perinin,  Philipp  F.,  zu  Berlin  1730  geboren,  war  zuerst  Schauspiel 
ging  in  ärztlicher  Thätigkeit  nach  Surinam  und  Hess  sich  später  in  Mastricht  niedi 
Seine  yyHistoire  naturelle  de  la  Hollande  dqurnoctiale^  (Amsterdam  1765)  u 
seine  drei  Schriften  über  Surinam  (Amsterdam  1769,  Mastricht  1778),  besond( 
aber  der  yjTraiU  des  maladies  les  plus  friquentes  h  Surinam^  (Mastricht  176 
Amsterdam  1765)  sind  weitaus  inhaltsvoller  als  einige  spätere  medicinische  Sehrift< 

Dict.  hist.  II.  Red, 

Femandez.  Aus  der  sehr  grossen  Reihe  von  spanischen  Aerzten  di« 
iNamens  bedürfen  der  Hervorhebung:  Thomas  F,  Leibarzt  des  Königs,  welcl 
über  Antimon  und  eine  „Defensa  de  la  chtna-china  etc.^  (Madrid  1698)  schrii 
—  Francisco  Bruno  E. ,  Anfangs  des  18.  Jahrhunderts  geboren  zu  AI« 
de  Henares  Medicin  und  Theologie  studirend.  Er  bildete  sich  später  auf  Reis 
in  Deutschland,  Italien  und  England  aus,  kehrte  nach  Spanien  zurück  und  wirl 
in  den  Städten  Pozuelo  del  Rey  und  Valdacaracete  gleichzeitig  als  Cure  u 
Titular-Amtsarzt.  Nach  seiner  Uebersiedlung  nach  Madrid  erreichte  er  hier  d 
Directorat  des  königlichen  Hospitals  und  andere  Ehren,  zog  sich  aber  gegen  En 
seines  Lebens  in  ein  Kloster  zurilck.  Die  Armeekrankheiten  nebst  Militär-  u 
Schiffshygiene  bildeten  sein  Hauptarbeitsgebiet :  „  Tratado  de  las  eptdemias  maltgn 
y  enfermedades  particulares  de  los  ejercitos  etc.^  (Madrid  1725  ,  1776) 
„El  juicio  de  Paris,  verdadei'o  desengano  del  agua  etc,^  (Daselbst  1755) 
yylnstruccion  para  el  hien  publico  y  comun  de  la  conservacion  y  auinento 
las  problaciones  etc,^  (Daselbst  1769).  Ein  letztes  Werk  über  Begräbnisshygie 
erschien  von  ihm  1783.  Sein  Todesjahr  ist  nicht  bekannt.  —  Von  diesen  Beid 
ist  unterschieden  Andres  F.,  der  zu  Karthagena  lebte  und  ein  berühmtes  Bd 
über  die  Ansteckungsülhigkeit  der  Pest  (Murcia  1676)  drucken  Hess. 

Hahn  bei  Dechambre.  Red, 

Femandez-Bejarano ,  Francisco  Mateo  F.-B. ,  aus  Badajoz,  stndii 
gegen  Ende  des  16.  Jahrhunderts  in  Granada,  wirkte  in  Merida  und  machte  si 
berühmt  durch  die  in  drei  Tractate  getbeilten  „De  facultatibus  naturalibus  dtsp 
tationes  medicae  et  philosophicae'^  (Granada  1610 — 16).  —  Auch  ein  eucykl 
pädisches  Werk  tiber  alle  Künste  und  Wissenschaften  (1625),  sowie  „Quaestim 
in  lihros  quatuor  AHsiotelis  de  meteoris^  (London  1643)  wird  ihm  von  Einzeln« 
zugeschrieben. 

Hahn  bei  Dechambre.  B^d. 


FERNEL.  —  FERRARA. 


357 


/, 


Pernel,  Jean  F.,  wurde  1497  in  der  Pieardie  geboren  und  kam  im 
19.  Lebensjahre  nach  Paris ,  wo  er  zuerst  Philosophie  und  alte  Sprachen  studirte. 
Seine  Studien  betrieb  er  mit  solchem  Erfolg,  dass  man  ihm  in  Paris  eine  Professur 
der  Logik  antrug,  welche  er  aber  ausschlug,  um  Medicin  und  Mathematik  zu  studiren. 
Er  promovirte  in  Paris,  woselbst  er  auch  1534  an  der  medicinischen  Schule  Professor 
Würde.  Er  gewann  schnell  eine  sehr  ausgedehnte  Praxis  und  wurde  auch  Leibarzt 
de«  Königs  Heinrich  IL,  dessen  Gemahlin  Katharina  von  Medicis  er  von  ihrer 
Sterilität  befreit  haben  soll.  Diese  ihm  zugeschriebene  Leistung  gewann  ihm  das 
Vertrauen  des  Königs  in  so  hohem  Grade,  dass  er  denselben  auf  allen  seinen 
Reisen  begleiten  musste.  Auf  einer  dieser  Reisen,  die  bei  heftiger  Winterkälte  aus- 
geführt wurde,  verlor  F.  seine  Frau  durch  den  Tod,  ein  Ereigniss,  welches  ihn  so 
erschütterte,  dass  er  am  26.  April  1558,  wenige  Wochen  nach  ihrem  Tode,  ihr  nach- 
folgte. Seine  wissenschaftlichen  Arbeiten  haben  eine  sehr  getheilte  Beurtheiliing 
^funden;  die  Nouvelle  Biographie  g^n^rale  giebt  ein  Verzeichniss,  sowie  eine 
Analyse  derselben. 

Grosses  Universal-Lexikon.  Bd.  IX,  Halle  und  Leipzig  1735.  Magnua. 

^Ferraguth  feigentlich  Farradsch  ben  Salem,  latinisirt  Ferragiüs  — 
anch  Farraguth),  den  unsichere  Ueberlieferungen  theils  zum  Arzt  KarTs  des 
Grossen,  theils  zum  Angehörigen  der  Salernitanischen  Schule  machten,  hat  sicher 
nicht  zu  Anfang  des  neunten,  sondern  um  die  Mitte  des  13.  Jahrhunderts  gelebt. 
Der  Carolus,  welcher  auf  dem  Titel  des  „Takutn  aegritudinum  et  morborum^ 
erwähnt  ist,  war  Karl  von  Frankreich,  der  1266  den  sicilianischen  Thron 
bestieg.  Jedenfalls  lebte  Bühüalyha  (Bexgezla,  s.  Araber,  Bd.  I,  S.  175),  der 
Originalautor,  dessen  Werk  F.  übersetzte,  selbst  erst  um  die  Mitte  des  11.  Jahr- 
hunderts.   Zur  Veröffentlichung  gelangte  das  Werk  erst  1533. 

Biogr.  med.  IV.  Red. 

Ferrand,  Jean-Baptiste-Guillaume  F.,  zu  Paris,  war  zu  Bolbec  in 
der  Normandie  am  13.  August  1733,  geboren  als  Sohn  eines  Chirurgen,  studirte 
die  Anatomie  zu  Paris,  im  Hospitale  der  Invaliden,  widmete  sich  auch  der  praktischen 
Medicin  und  wurde  1768  Doctor  derselben.  In  demselben  Jahre  zum  Adjoint  und 
dann  zum  Conseiller  im  Comit6  der  Acad^mie  de  Chirurgie  ernannt,  wurde  er  auf  den 
Vorschlag  von  Mobeau,  des  ersten  Chirurgen  des  Hötel-Dieu,  1771  zu  dessen 
Nachfolger  berufen.  Ausser  verschiedenen  Thesen,  wie:  „De  variis  kaemorrhagiae 
»istendae  methodis*^  —  „De  labro  leponno**  —  „De  labiorum  cancero*' ,  rühren 
von  ihm  her  ein  „Mim.  sur  Venciphaloc^Je"  —  „Lettre  h  M,  Lumy,  sur 
la  sensibilite  du  corps  animal"  (1760)  —  „Essai  sur  les  contre-coups  de 
iete**  —  „Les  abchs  du  foie  apr^s  les  Idsions  de  la  tele^  und  mehrere  Aufsätze 
in  den  Abhandlungen  der  Academie  de  Chirurgie.  Zusammen  mit  Süe  übersetzte  er 
auch  den  6.  und  7.  Band  von  Boerhaave's  chirurgischen  Aphorismen.  Er  starb 
am  10.  Februar  1785. 

Lehr  et  on,  II,  pag.  41.  G. 

iFerrara,  Gabriele  (eigentlich  Camillo)  F.,  Chirurg  des  16.  Jahr- 
hunderts in  Mailand,  hatte  nach  dem  Eintritt  in  ein  Kloster  die  obige  Namens- 
veränderung vorgenommen.  Er  hat  folgendes  Werk  verfasst:  „Nuova  selva  di 
cirurgia*'  (Venedig  1596;  1627;  lateinische  Uebersetzung  von  Peter  Uffenbach, 
Frankfurt  1625;  1629;  1644). 

Biogr.  in6d.  IV,  pag.  135.  O. 

Ferrara,  P  a  s  q  u  a  l  e  F.,  zu  Neapel,  seinem  Leben  nach  sonst  unbekannt, 
hat  folgendes  Werk  hinterlassen:  „Delle  morti  e  malattie  subitanee  ove  speztal- 
mente  de  poh'pi  del  cuore  e  del  male  terribile  delV  apoplessia  etc.  etc," 
(2.  Aufl.  Neapel  1767,  4.);  es  enthält  einige  interessante  Beobachtungen  von 
Gcfilssrupturen  u.  s.  w. 

Dict.  hist.  II,  pag.  296.  G. 


358  FERRARA.  —  FERRARIUS. 

Ferrara,  Francesco  F.,  italienischer  Arzt,  war  Dr.  med.  et  philoi 
erster  Professor  der  Naturgeschichte  und  Physik  an  der  Universität  zu  Catan 
und  Intendant  der  sicilianischen  Alterthttmer.  Ausser  einigen  naturwissenschaftlie 
historischen  Arbeiten,  z.  B.  über  den  Honig  des  Berges  Hybla  und  die  alte  Sta 
Hybla  Megara  (1805),  sowie  über  den  sicilianischen  Bernstein  (1820)  hat 
noch  folgende  Abhandlungen  geschrieben:  „Mestruazione  per  le  mammell 
(Osservatore  medicö  di  Napoli  1830)  —  „DelV  uso  della  tpecacuanha  nd 
epüessia*^  (Daselbst  1831).  Nachdem  er  lange  in  Palermo  gelebt,  ging  er  na 
Neapel  und  starb  daselbst  um  1840. 

Callisen,  VI,  pag,  242;  XXVIII,  pag.  27.  —  Dechambre.  4.  Serie,  I,  pag.  7] 

G. 

Ferrario,  Giuseppe  F.,  zu  Mailand,  war  daselbst  am  19.  Januar  18< 
geboren,  studirte  in  Pavia,  wo  er  1825  Doctor  wurde  nnd  schrieb  über  „Influen 
fisiologica  e  patologica  del  suono,  del  Carito ,  e  della  declamaztone  sulF  uamo 
Er  trat  als  Chirurg  beim  Ospedale  maggiore  ein,  war  dann  Vice -Chirurg  l 
Santa  Corona  und  Medico-Chirurg  der  Akademie  der  Philodramatiker.  Zu  dies 
Zeit  begann  er  seine  Publicationen  mit  einer  Pallktta  dedicirten  Schril 
„Nuovo  metodo  d'^operare  con  sicurezza  la  cistotomia^  (1829),  erzählte  die  G 
schichte  einer  Frauensperson,  die  aus  ihrem  Körper  Nadeln  entleerte:  „La  don\ 
degli  aijhi^  (1829),  schrieb  beim  Herannahen  der  Cholera  ein  mehrmals  ai 
gelegtes  y^Avvertimento  al  popolo  std  mezzi  sicuri  dt  distruggere  i  cantai 
nozioni  e  cura  del  cliolera  -  morbus"  (1831),  gab  nach  dem  Tode  von  Gj 
Batt.  PAhLETTA  hcraus :  „Nota  ed  estratti  delle  opere  del  jyrof.  cav,G,B,I 
(1838)  und  in  Folge  einer  Aufforderung  des  Lombardischen  Instituts:  ^Stattsh 
delle  morti  improvoise  e  particolarmente  delle  morti  per  apoplessia^  nella  cü 
....  di  Milano  dal  1750  al  1834"  (1834),  ein  Werk,  das  im  Annuario  asd 
nomico  ri837)  fortgesetzt  wurde.  Es  folgte  nun  „Statistica  medica  ^iornalie 
del  cholera-morbus  asiattco  dt  Milano  e  del  regno  Lombardo-  Veiieto",  anfUngli 
in  den  Effemeridi  mediche  (1838)  publicirt,  dann  als  „Statistica  medica  di  MHa 
dal  secolo  XV ßno  ai  gio)ni  nostri",  das  1844  bereits  bis  zum  21.  Heft  n 
der  330.  Tabelle  gediehen  war.  Ueber  den  Nutzen  der  medicinischen  Statist 
schrieb  er:  „Ragionamento  ttidV  utilitä  e  necessitä  della  statistica  patologk 
terapeutica  e  clinica ,  etc."  (Mailand  1839)  —  „Sforia  documentale  della  » 
tiMica  clinica  j  uni^orne ,  pubblica  degli  spedali  Italiani,  in  risposta  .  ,  ,  al . 
prof,  Bufalini  etc."  (Daselbst  1842)  —  „Bisposta  a  sette  quesiti  sulla  pe. 
bubonica  Orientale,  etc."  (Daselbst   1843). 

Cantü,  pag.  20'».  G, 

Ferrarius,  Giovanni  Matteo  F.,   von    seinem   Geburtsort   Grade 
Mailändischen  auch  mit  dem  Beinamen  DE  Gradibus  bezeichnet,  war  in  der  Mi 
des  15.  Jahrhunderts  Professor  der  Medicin  in  Pavia   und  Leibarzt  der  Herzog 
Bianca  Maria  von  Mailand.     Sein  Tod  erfolgte  1460. 

Ein  Verzeichniss  seiner  Arbeiten  findet  man:  Grosses  Universal- Lexikon.  Bd.  J 
Halle  und  Leipzig  1735,  pag.  6*^3.  Marnus 

Ferrarius.  Die  sämmtlichen  übrigen  F.  sind  unbedeutend  oder  auf  andei 
Wissensgebieten  tbätig  gewesen,  so  Giovanni  Battista  F.  (FEBRAKit 
Botaniker,  1584 — 1655; —  Omnabonus  F.,  Verfasser  der  Bttcher:  „De  regu 
^  medicinae  ex  Hippocrate  etc."  —  „De  arte  medica  infantium,"  —  „De  saniU 
et  morbis"  (sämnitlich  Brescia  1566,  1577,  resp.  1598  erschienen);  —  Jacques 
der  ein  Manuscript  des  Flaminiüs  Evoli  s  „Idea  theriacae  et  Mithridati"  (Veno 
1606)  publicirte;  —  sowie  endlieh  Giacomo  F.,  Verfasser  der  Beschreibv 
einer  Petechialfieber  -  Epidemie  (Mantua  1622),  —  welche  unterscheidungshall 
aufzuführen  waren. 

Chereau  bei  Dechambre.  Red 


FEBREIN.  ~  FERRI. 


359 


Ferrein,  Antoine  F.,  wurde  am  25.  October  1692  zu  Frespech  in 
Argenois  geboren  und  starb  am  28.  Februar  1769  in  Paris.  Er  begann  seine 
Stadien  bei  den  Jesuiten  in  Agen,  woselbst  er  Theologie,  Mathematik  und  Jura 
trieb.  Doch  wurde  er  durch  die  Leetüre  von  Boreelli's  Werk  „De  mortu  ani- 
malium'^  diesen  seinen  Bestrebungen  untreu  gemacht  und  der  Medicin  zugeführt, 
deren  ausschliesslichem  Studium  er  in  Montpellier  sich  widmete.  1716  wurde  er 
Baccalaureus  und  nachdem  er  in  Marseille  noch  eingehend  Chirurgie  studirt  hatte, 
machte  er  in  Montpellier  das  Doctorexamen.  Im  Jahre  1732  wurde  er  zum  Professor 
der  Anatomie  in  Montpellier  vorgeschlagen,  da  er  von  der  Regierung  aber  nicht 
gewählt  wurde,  so  ging  er  nach  Paris,  wo  er  die  Stelle  des  Ober-Feldmedicus  der 
nach  Italien  ziehenden  französischen  Armee  tibernahm.  Bis  zum  Jahre  1735 
bekleidete  er  diesen  ärztlichen  Posten  in  dem  Heere,  um  dann  nach  Paris  zurück- 
zukehren. Da  aber  gerade  in  Vexin  eine  heftige  Epidemie  ausbrach,  so  verliess 
er  bald  wieder  Paris,  um  gegen  die  Seuche  an  Ort  und  Stelle  zu  wirken.  Nach 
Erlöschen  der  Epidemie  ging  er  nach  Paris  zurück,  woselbst  er  1738  Licentiat 
der  medicinischen  Facultät  und  1741  Anatom  bei  der  Akademie  der  Wissenschaften 
wurde.  1742  wurde  er  zum  Professor  der  Medicin  und  Chirurgie  an  dem  könig- 
lichen CoUegium  in  Paris  ernannt.  Von  seinen  Arbeiten  ist  besonders  ein  Handbuch 
der  praktischen  Chirurgie  und  der  praktischen  Medicin  zu  nennen.  In  der  Augen- 
heilkunde machte  er  sich  besonders  bekannt  durch  einen  Aufsatz  über  Anatomie 
und  Therapie  der  Thränenorgane,  eine  Arbeit,  welche  auch  von  Halleb  in  seinen 
Dissert.  Chirurg.  IV  veröffentlicht  wui-de. 

Man  vergleiche  Nouvelle  Biographie  g6ii6rale  und  Adelung  Fortsetzung  und  Er- 
gänzungen zu  Christ.  Gottl.  Jöcher's  Allg.  Gelehrten-Lexikon,  Bd.  U,  pag.  1063. 

Magnus. 

Perreira,  zwei  Portugiesen.  Von  dem  Jüngeren,  Josephus  F.,  besitzen 
wir  lediglich  eine  ^Chtrurgia  medico  - pharmaceutica  etc,*^  (Lissabon  1740).  — 
Der  Aelt^re,  Antonius  F.,  war  Hofchirurg  des  Königs  Johann  IV.,  begleitete 
dessen  Tochter  (Braut  Earl's  U.)  Katharina  nach  England  und  starb  1677 
mit  Hinterlassung  von  „Luz  verdadera  e  recupelada,  examen  de  toda  a  cirurgia^ 
(Lissabon  1670). 

Biogr.  m6d.  IV.  Red. 

Perrer  y  Garces,  Ramon  F.  y  6.,  1800 — 1872,  ist  zu  nennen  als 
Verfasser  der  Werke:  „Clinica  quirürjca"  (Barcelona  1839)  und  ,f7ratado  de 
medicina  legal  efc.^  (Daselbst  1867). 

(Nicht  zugängliche)  Biographie  in  Independ.  ni6d.  Barcelona  1871 — 1872.      Red. 

Perret,  Laurent  F.,  aus  Paris,  Dr.  med.  daselbst  1738,  wurde  1743 
Professor  der  Chirurgie  an  den  dortigen  Facultätsschnlen  und  sicherte  sich,  nachdem' 
ihn  Krankheit  genöthigt  hatte,  von  dem  praktischen  Wirken  zurückzutreten,  einen 
Nachruhm  durch  die  Schriften:  „An  senium  afibrarum  rigiditate^  (Paris  1739)  — 
„An  dolor  a  soluta  unitate  morbus?"  (1741)  —  „An  in  acutis  diaeta  e  solia 
vegetantibusf"  (1751),  besonders  aber  durch  das  historische  Werk:  „An  ckirurgia 
recens  Instrumentalis  antiqua  perfectior?"  (1764). 


Hahn  bei  Dechambre, 


Red. 


^erri,  Alfonso  F.,  aus  Neapel  oder  Faenza,  geboren  um  1500, 
Leibarzt  Papst  Paul  III.,  ist  bekannt  als  Verfasser  einer  Schrift  über  Schuss- 
wunden, in  welcher  er  dieselben  im  Sinne  der  Galenischen  Theorie  als  verbrannte 
und  vergiftete  Wunden  bezeichnet  und  demgemäss  behandelt.  Ein  von  ihm  ange- 
gebener, einer  Schieber-Pincette  ähnlicher  Kugelzieher:  „Alphonsinum"  gelangte 
zu  grosser  Verbreitung.  F.  ist  auch  der  Erste,  welcher  Verletzungen  durch  grobes 
Geschütz  und  Luftstreifschüsse  erwähnt,  deren  Wirkungen  er  gleichfalls  von  dem 
den  Verletzten  treffenden  „giftigen  Spiritus"  ableitet.  Bemerkenswerth  ist  auch  die 
beigefügte  Abhandlung    über   Harnröhren  -  Verengerungen    („De    caruncula    sive 


360 


FERRI.  -^  FERRÜS. 


callo  quae  cervtci  vesicae  mnascitur^).  Eine  frühere  Schrift  F. 's  handelt  vo 
den  Heilkräften  des  Guajak. :  „De  ligni  sancti  multiplici  medicina  et  vin 
exhibitione^  (libri  IV,  Basel  1538,  8.;  zuletzt  in  dem  „Aphrodisiacus'*  de 
Luislnus  L.  B.  1728,  f.)  —  „De  sclopetorum  sive  arcMbusorum  vulneribus  Itbi 
tres  etc^  (Rom  1552,  4.)  —  „Opera''  (Venedig  1566,  8.).  h.  Haeser. 

Ferriar,  John  F.,  aus  ehester,  1763— 1815^  Doctor  Edinburg.  178J 
war  Irrenarzt  und  Vorstand  poliklinischer  Institute  zu  Manchester.  Sein  literarische 
Ruf  beruht  hauptsächlich  auf  seinen  „Medtcal  histories  and  reßections^  (Bd.  I — II 
London  1792—1798;  2.  Aufl.  in  4  Bdn. ,  Daselbst  1810—1813).  Daneben  is 
noch  der  „Essay  on  tlie  medical  properties  of  digüalis  purpurea^  (Mancheste 
1799)  hervorzuheben. 

Dict.  hist.  II.  Red. 

Ferrier,  Auger  F.,  als  Sohn  eines  Chirurgen  bei  Toulouse  1513  geborei 
studirte  in  Montpellier  und  gelangte  hier  1540  zur  Promotion.  In  Paris  wurde  e 
sehr  bald  darnach  Leibarzt  der  Königin  Katharina  von  Medicis,  machte  di 
Expedition  nach  Rom  mit  und  Hess  sich  nach  der  Rückkehr  in  Toulouse  niedei 
Die  Schriften,  welche  er  bei  seinem  1538  erfolgten  Tode  hinterliess,  sind  zui 
Theile  astrologischen  und  mystischen  Inhalts ;  am  ehesten  verdienen  noch  Erwähnun« 
„De  pudendagra  lue  hispanica  Uhr,  duo^  (Toulouse  1553;  Antwerpen  1564;  Pari 
1577)  und  „  Vera  methodus  medendi**  (2  Bde.,  Toulouse  1557;  Lyon  1574,  1602 

Biogr.  m6d.  IV.  Red. 

*  Ferrier,  David  F.,  der  seine  Studien  in  Aberdeen  (M.  A.  1863 
Edinburg  (Med.  Dr.  1870),  London  und  Heidelberg  absolvirte,  Professor  am  Kingi 
College,  Lecturer  der  Physiologie  am  Middlesex-Hospital  wurde  und  mit  der  sein 
SpecialrichtuDg  bereits  klar  aussprechenden  These:  ^The  coniparatton  anatom 
of  the  Corpora  quadrtge7ntna^  (1870)  die  goldene  Medaille  gewann,  verbreitet 
seinen  Ruf  hauptsächlich  durch  öIq  „Expen'mental  researches  in  cerebral  phystologi 
and  pathology^  (W.  R.  Asyl.  med.  reports  1873 ;  auch  französisch  und  russisch 
sowie  sonstige  experimentelle  Gehimarbeiten  (Croon.  Lect.  of  the  R.  soc.  1874 
1875),  welche  besonders  die  Localisation  zum  Thema  hatten.  Seine  „  ZÄe /i/wc^/ew 
of  the  brain^  (1876),  sowie  die  Gulstonian  Lecture  „On  localisation  of  cerebra 
diseases*^  (1878)  wurden  in*s  Deutsche  und  Französische  tibersetzt.  Zu  Bd.  I— P 
des  „Brain"  hat  F.  als  Mitherausgeber  zahlreiche  Beiträge  geliefert.  ^^^ 

Ferro,  Pascal-Joseph  de  F.,  wurde  in  Bonn  1753  geboren.  Er  kai 
einige  20  Jahre  alt  nach  Wien,  liess  sich  hier  nieder  und  machte  eine  schnell 
Carri^re,  so  dass  er  1793  Staatsrath  ftir  medicinalpolizeiliche  Angelegenheiten  nni 
1800  erster  Stadtphysikus  von  Wien  wurde.  1805  geadelt,  wurde  er  bald  zan 
Director  des  medicinischen  höheren  Unterrichtswesens  ernannt  und  starb  1 809  iiii 
Hinterlassung  der  Schriften :  „  Von  der  Ansteckung  der  epidemischen  Krank 
heiten  und  besonders  der  Pest*'  (Leipzig  1782)  —  „Vom  Gebrauch  der  kaltei 
Bäder ^  (Wien  1781 ,  1790)  —  „Einrichtung  der  medicinischen  Facultät  v 
Wien^  (Daselbst  1785)  —  „Nähere  Untersuchung  der  Pestansteckung  etc.' 
(L787)  —  „Anzeige  der  Mittel,  die  Ungesundheit  der  überschwemmt  gewesene) 
Wohnungen  zu  vermindern^  (Gleichzeitig)  —  „Ephemerides  medicae**  (1792)  — 
„Sammlungen  aller  Sanitätsverordnungen  etc,^  (I.  Bd.  bis  1797;  IL  Bd.  bü 
1806)  —   „Ueber  den  Nutzen  der  Kuhpockenimpfung"  (1802). 

Dict.  hist.  II.  Red. 

Ferrus,  Guillaume-Marie-Andr6F.,  zu  Paris,  berühmter  Irrenarzt, 
war  zu  Chäteau  -  Queyras  bei  Brian^on  (Hautes  -  Alpes)  am  2.  September  17b4 
geboren,  begann  bereits  mit  14  Jahren  unter  Leitung  seines  Oheims,  der  Cbef- 
Chirurg  des  Hospitals  zu  Brian^on  war,  medicinische  Studien,  die  er  1800  in  Paris 
fortsetzte,  wo  er  einer  der  Prosectoren  von  Boyee  wurde.  Im  Jahre  XII  erlangte 


FERRUS. 


FEÜCHTERSLEBEN. 


361 


er  den  Doctorgrad  mit  der  These  „Essai  svr  Vemploi  de  la  suture".  Als  Militär- 
Ghirnrg  machte  er  die  Feldztige  des  ersten  Kaiserreiches  mit,  trat  nach  dem  Sturze 
desselben  definitiv  in  den  Civildienst  über,  gewann  eine  Neigung  für  die  Behandlung 
der  Geisteskranken   und  wurde,    nachdem    er  Pinel  in  der  Salpetriöre  vertreten, 
an  die  Spitze  der  Abtheilung  für  Geisteskranke  im  Bicetre  gestellt,  wo  er  klinische 
Vorträge  über  dieselben  mit  grossem  Erfolge  hielt,    während    er  gleichzeitig  eine 
wichtige  Verbesserung  in  der  Behandlung  derselben  einführte,  indem  er  sie  dadurch, 
dafls  er  sie  zur  Arbeit  anhielt,  von  ihren  Wahnvorstellungen  abzuziehen  versuchte. 
So  erzielte  er  auf  der  von  ihm  errichteten  Ferme  Sainte-Anne  durch  die  Verwendung 
der  Geisteskranken  bei  landwirthschaftlichen  Arbeiten  die  schönsten  Erfolge.  Seine 
Arbeiten   aus    der   ersten   Zeit   seines   Wirkens   waren :     „  Notice  sur    P.-J,-  B, 
Eiparron**    (Nouv.  Joum.  de  m^ec.   1818)  —   „Notice    hi^torique  sur  J.N. 
Corvisart*'    (Paris  1821)  —  „Obs.    de  Perforation    de    Vorigine   de   Vaorte, 
avec   ipanchement   de  sang    dans  le  pMcarde^  (Areh.  g6n6r.   1823)  —  „Obs, 
sur  ttne  asphyxie  produite  par  le  dSveloppement  d^une  tuineur  dans  le  larynx^ 
(Daselbst  1824)  —  „Blessure  du  coeur ,  avec  sijour  du  corps  vulnirant  dans 
cet  Organe*^  (R6pert.  gön^r.  d'anat.  et  de  phys.  1826);  zusammen  mit  Esqüirol: 
„Rapport   sur   deux   homiddes   commin  par   un   komme  atteint  de  monomanie 
avec   halludnations^  (Ann.    d'hyg.    publ.   1829)   —  „Fhlebite   chez   un    ali^.ne" 
(Journ.  des  progr^s  des  sc,  m6d.   1830)  —  „Bappoit  mSdicoUgal  sur  quelques 
cas    douteux    de  folie^    (Gaz.  mM.   1831)    —    „Des    ali^nis,  ConsidSrations : 
1,  Sur  VUat  des  maisons  qui  leur  sont  desiindes,  taut  en  France  qvUtn  Angle- 
terre:   sur  la   nScessitd   de   er  der   de    nouvelles  en  France   et   sur   le  mode  de 
constructian    ä  prSf^er   pour    ces   maisons,     2.    Sur    le   regime  hygihiique  et 
moral,  auquel  ces  malades  doivent  iire  soumis,     3.   Sur  quelques  questions  de 
mSdtcine  legale  ou  de  Ugislation  relatives  h  leur  itat  civil"  (Paris  1834;   mit 
2  Tafeln  und  5  Tabellen)  —   „Bapport  sur  la  police  saiiitaire  des  maisons  de 
force  et  de  correction**  (Arch.  g6n.  1834).   1830  war  er  zum  M6decin  Consultant  des 
Königs  ernannt  worden,  erhielt  1835  die  Functionen  eines  Inspecteur  g6n6ral  der 
Irrenhäuser  und  wurde,  in  Folge  der  bei  seinen  Inspectionen  gemachten  Beobachtungen 
und  Bemerkungen,  1838  ein  Gesetz  erlassen,  von  welchem  in  Frankreich  eine  neue 
Aera  ftlr  die  Geisteskranken  datirte.  1840  wurde  er  auch  Inspecteur  des  Gesundheits- 
dienstes in  den  Gefängnissen ;  auch  war  er  Mitglied  des  Conseil  supörieur  de  sant6. 
Zu   seinen    späteren  Arbeiten   gehören:    In  Gemeinschaft  mit  Lionet  und  Petit: 
„Histoire    d'une    ipidemie   de    nihiingite   c^r^bro- spinale"    (Ann.    mM.- psych. 
1850)  —  „JD^  prisonniers,  de  V empnsonnement  et  des  prisons"  (Paris  1850)  — 
„M4m.  sur    le   goitre    et   le   cräinisme"    (Bullet,  de  l'Acad.  de  m6dec.  1851)  — 
„De    r expatriation  pSnitentiaire  pour  faire   suite  a  Vouvrnge  des  prisonniers, 
de  V emprisonnement  et  des  prisons"  (Paris  1853).    Ausserdem   eine  Reihe    von 
Artikeln  im  Dict.  de  mödcc.    Der   um    das  Irren-  und  Gefangenen wesen  hochver- 
diente Mann  starb  am  23.  März  1861. 

Üubois  (d'Amiens)  im  Bulletin  de  l'Acad.  imp.  de  medec.  T.  26,  1860—1861, 
pag.  493.  —  Motet  in  Annales  m^dico-psychologiques.  5.  S6rie,  T.  20,  1878,  pag.  )^40.  — 
Dechambre,  4.  S6rie,  I,  pag.  727.  —  Callisen,  VI,  pag.  246;  XXVIII,  pag.  29.         ^ 

Festler,  Francesco  Saverio  F.,  aus  Friaul,  erhielt  den  Paduensischen 
Doetorhut  1825.  Nach  achtjähriger  Thätigkeit  als  Communalarzt  in  Albignasego 
and  MaserJi,  übernahm  er  in  Padua  die  Leitung  des  Civilspitals  und  schriftstellerte 
sehr  ^eissig  bis  zum  Jahre  1836.  Ob  er  dann  starb,  ist  nicht  bekannt.  Seine 
Pnblicationen  erschienen  theils  in  den  Omodei  Ann.  univ.  di  med. ,  T.  55 ,  56, 
theils  monographisch  in  Padua  und  behandelten  klinische  und  geburtshilfliche  Fragen. 
Eine  Choleraarbeit  findet  sich  in  obigen  Annalen,  T.  78  (1836). 

Hahn  bei  Dechambre.  Red. 

Feucllterslebeil,  Ernst  Freiherr  von  F.,  zu  Wien,  medicinischer  und  philo- 
sophischer Schriftsteller,    Dichter   und  Kritiker,    war   daselbst  am  29.  April  1806 


362 


FEÜCHTERSLEBEN.  —  FEYENS. 


geboren,  aus  einer  thüringischen  Familie  stammend,  erlangte  1834  in  Wien  d 
Doctorwttrde,  gab  neben  „Gedichten"  (1836)  heraus:  „Ueber  das  erste  Hipp 
cratische  Buch  von  der  IXät"  (Wien  1835)  —  „Beiträge  zur  LüsrcUur^  Kum 
vnd  Lebenstheorie*'  (Daselbst  1837)  —  „Zur  Diätetik  der  Seele*"  (1838;  19.  Au 
1858)  —  „Die  Gewissheit  und  Würde  der  Heilkunst**  (1839;  2.  Aufl.  n.  d.T 
^Aerzte  und  Publicum**  1848).  Als  im  Jahre  1840  die  k.  k.  Oesellschafl  d 
Aerzte  in  Wien  sich  bildete,  fiel  die  Wahl  eines  Secretärs  der  Gesellschaft  a 
ihn  und  gab  er  die  „Verhandlungen"  derselben  von  1842 — 44  heraus.  Auch  hat 
er  in  den  medicinischen  Jahrbüchern  des  österreichischen  Staates  mehrere  Abhan 
lungen:  ^Die  Richtungen  der  jetzigen  Medicin**  (1841)  —  n^^^  gerichtlia 
Frage  über  den  Irrsinn**  (1845)  veröffentlicht  und  den  2.  Band  von  Ebli 
„Geschichte  der  Arzneikunde  von  1800 — 1825"  herausgegeben.  Um  gegen  d 
herrschende  realistische  Richtung  in  der  Medicin  anzukämpfen,  eröfluete  er  18^ 
in  der  Universität  Vorträge  über  ärztliche  Seelenkimde,  die  als  „Lehrbuch  d 
ärztlichen  Seelenkunde**  (Wien  1845 ;  englische  üebersetzung  „The  principles  ^ 
medical  psychology**  von  H.  Evans  Lloyd,  London  1847,  herausgegeben  v( 
der  Sydenham  Society)  erschienen.  1847  wurde  er  zum  Vice-Director  des  medi( 
Chirurg.  Studiums,  1848  aber,  nach  der  Revolution,  zum  Unter-Staatssecretär 
das  Unterrichts-Ministerium  berufen ;  er  gab  jedoch  bereits  zu  Ende  dieses  Jahi 
jene  Stellung  auf,  zog  sich  ganz  in  das  Privatleben  zurück  und  starb  sehen  i 
3.  September  1849.  Seine  poetischen,  kritischen  und  philosophischen  Schriften,  ö 
in  einer  Gesammtausgabe  (7.  Bde. ,  Wien  1851 — 53)  erschienen  sind,  übergeh 
wir.  Er  war  nicht  nur  ein  gebildeter  denkender  Arzt,  sondern  auch  ein  d 
lebensfrischem  Humor  begabter  Dichter.  Seine  Bemühungen,  ein  Reformator  d 
öffentlichen  Unterrichts  in  Oesterreich  zu  werden,  wofür  er  nicht  nur  begeiste 
sondern  auch  befähigt  war,  sind  leider  nicht  von  Erfolg  gekrönt  gewesen. 

V.  Wurzbach,  n^,  pag.  210  —  J.  Franckin  der  Allgem.  Deutschen  Biograpli 
Bd.  VI,  pag.  730.  —  Callisen,  XXVIII,  pag.  31.  G. 

*  Feuer,  NathanielF.,  geboren  am  1 8.  August  1 844  in  Szobotist  (üngan 
studirte  an  der  Wiener  Universität  als  Schüler  Arlt's  und  gelangte  1872  z 
Promotion.  Von  1873  bis  1875  war  er  als  Docent  und  suppl.  Professor  an  d 
Uni versitäts- Augenklinik  in  Klausenburg,  dann  als  Docent  in  Wien  thätig,  war 
aber  1882  wegen  starker  Ausbreitung  des  Trachoms  in  den  ungarischen  Niederung 
zur  Uebemahme  eines  Augenspitales  als  Regimentsarzt  nach  Maria  Theresio[ 
entsendet.  Unter  seinen  grösstentheils  ophthalmologischen  Schriften  sind  besond( 
zu  erwähnen :  „  Ueber  seröse  Irischsten**  (Klin.  Monatsbl.  für  Augenheilk.  18' 
und  Wiener  med.  Presse  1875)  —  „  Untersuchungen  über  die  Keratitis  na 
Ti-tqeminusdurchschneidung**  (Sitzungsber.  der  Akad.  der  Wissensch.  in  Wi 
1876)  —  „  Ueber  die  klinische  Bedeutung  der  Keratis  xerotica**  (Wiener  mc 
Presse  1877).  j^.^ 

Peuerlein,  Georg  Christoph  F.,  aus  Nürnberg,  geboren  am  15.  J 
1694,  zuerst  Theologe,  dann  Mediciner  in  Halle,  wo  ihn  besonders  Hofma: 
begeisterte,  prakticirte  von  1722  in  Nördlingen;  später  wurde  er  Stadtarzt 
Anspach,  dann  in  Heilbronn.  Nach  Anspach  zurückberufen,  starb  er  als  Leibai 
des  Markgrafen  und  Hofarzt  1756.  Neben  nicht  nennenswerthen  Dissertation 
schrieb  er  Mehreres  zu  Gunsten  der  Heilbronner  Wässer  (Nürnberg  1730). 

Biogr.  m6d.  IV.  Red 

'  Feyens,  Johannes  F.,  der  Vater  (mehr  bekannt  als  FiENUS),  wm 
im  Anfange  des  16.  Jahrhunderts  in  Antwerpen  (wie  Andere  meinen  in  s'Hertogi 
bosch)  geboren  und  übte  daselbst  (Antwerpen)  längere  Zeit  eine  sehr  ausgedehi 
Praxis  aus,  bis  er  im  Jahre  1584  nach  Dortrecht  übersiedelte,  wo  er  im  folgend 
Jahre  starb.  Foppens  nennt  ihn  auch  „Musicus  insignis".  Er  schrieb :  „De  ßatih 
humanuni  corpus  molestantibus  commentarius  novus ac  singularis**  (Antwerpen  15€ 


FEYENS.  —  FICINÜS. 


363 


eidelberg  1589,  Frankfurt  1592,  1642,  Hamburg  1644;  holländisch  Amsterdam 
568).  —  Thomas  F.  (FiENUS),  der  Sohn,  1567  in  Antwerpen  geboren, 
adirte  in  Italien,  wurde  Leibarzt  des  Herzogs  Maximilian  von  Bayern  und 
j93  Prof.  med.  an  der  Universität  Löwen.  Einige  Jahre  später  wurde  er  Leib- 
•zt  des  Erzherzogs  Albert  von  Oesterreich  und  starb  1631.  Er  schrieb  unter 
Dderem  einige  Abhandlungen  über  die  Formation  des  Fötus,  ein  Handbuch  der 
liirurgie,  welches  nach  seinem  Tode  durch  H.  Conring  unter  dem  Titel:  „Libri 
lirurgici  XII  de  praecipuis  artis  chirurgicae  controversiis^  (Frankfurt  1649, 
ondon  1733)  veröffentlicht  ist  und  „Semiottce  sive  de  sigms  medteis  tractatus^ 
icyden  1664). 

G.  A.  Mercklin,  „Lindenius  renovatus*^  etc.,  pag,  1017.  C.  E.  Daniels. 

Feyjoo  y  Montenegro,  Fr.  Benito  Geronimo  F.  yM.,  in  Cosdemiro, 
n  8.  October  1676  geboren ,  lehrte  eigentlich  Theologie  an  der  Universität  von 
riedo  und  hat  seine  medicinische  Berühmtheit  nur  durch  die  imponirend  rück- 
chtslose  Kritik  erlangt,  die  er  an  den  Aerzten  und  der  Medicin  seiner  Zeit,  aber 
ich  an  HiPPUKBATES  ausübte  (derselbe  habe  den  Tod  von  über  100  Millionen 
enschen  Verschuldet).  Gleichzeitig  ging  er  aber  in  ähnlicher  Weise  auch  gegen 
18  Mönchswesen,  die  lächerlichen  Privilegien  des  Clerus,  den  Wunderunfug,  die 
Igerreisen  etc.  vor.  Die  in  Betracht  kommenden  Schriften  des  muthigen  Mannes, 
T  als  Leibarzt  Ferdinand*s  VL  starb,  sind:  ^^Teatro  critico  universal  etc," 
ladrid  1726—1739,  später  daselbst  1765;  französisch  Paris  1742)  —  „Cartas 
liditas  y  curiosas  etc,^  (Madrid  1742 — 1760)  und  zum  ersteren  Werk  mehrere 
pologien,  Repliken  etc.,  die  1730,  1740,   1749,   1765  erschienen. 

Hahn  bei  Dechambre.  Hed. 

/Peynes,  aus  ßöziers,  Doctor  in  Montpellier  1556,  verdient  Erwähnung 
s  Nachfolger  J.  Schyron's,  dessen  Lehrstuhl  in  Montpellier  er  1558  erhielt  und 
s  1573  ausfüllte.  Seine  längere  Zeit  nur  als  Manuscript  vorhanden  gewesene 
Medicma  practica  in  quatuor  lihros  digesta^  gab  erst  R.  MOREAü  (Lyon 
150)  heraus. 

Biogr.  med.  IV.  Red. 

Fialkowski,  Step  an  F.,  erhielt  die  erste  medicinische  Bildimg  am  Haupt- 
ital  in  Petersburg,  von  wo  er  1761  als  Chirurgus  entlassen  wurde;  er  zog  nach 
3jden  und  Strassburg  und  kehrte  als  Dr.  med.  1766  nach  Russland  zurück. 
ICHTER  meldet,  er  sei  in  Leyden  auf  Grund  einer  „Di'ss.  de  methodo  studii 
edici^  zum  Dr.  med.  promovirt  worden.  Tschisto witsch  nennt  die  „Diss.  de 
Hiane  ventriculi  in  ingesta ",  giebt  aber  nicht  an,  wo  dieselbe  gedruckt  worden 
t.   F.  wurde  am  27.  Februar  1766  in  St.  Petersburg  examinirt. 

Richter,  Geschichte  der  Med.  III,  485.  —  Tschistowitsch,  CCCXV. 

L.  Stieda. 

Fiard,  Thomas-Maria-Louis  F.,  1793—1853,  zu  erwähnen  als 
friger  Iropfarzt,  dessen  Abhandlungen  über  die  Degenerescenz  der  Vaccine,  über 
Bvaccination  und  die  nächstliegenden  Themata  (Paris  1828,  1831,  1835,  1838) 
rerzeit  preisgekrönt  wurden  und  noch  jetzt  Beachtung  verdienen. 

Chereau  bei  Dechambre.  Red. 

Ficinns,  Heinrich  Robert  F.,  zu  Dresden,  war  am  3.  Juli  1809 
oberen,  erwarb  sich  durch  das  Studium  auf  mehreren  Universitäten,  durch  mehr- 
hrige  Reisen  und  einen  damit  verbundenen  längeren  Aufenthalt  in  Wien,  Rom 
id  Paris  nicht  nur  ausgedehnte  Sprachkenntnisse,  sondern  auch  einen  Schatz  von 
ztlichen  und  naturwissenschaftlichen  Kenntnissen  und  Geschicklichkeiten,  wie  man 
Q  «elten  bei  einem  Arzte  vereinigt  findet.  Er  war  unausgesetzt,  bis  zu  seinem 
)de,  mit  selbstständigen  Untersuchungen  über  verschiedene  naturwissenschaftliche 
id   medicinische  Gegenstände   beschäftigt.     Seine    wenigen   Publicationen    sichern 


364  FICINÜS.  —  FIEBER. 

ihm  den  Ruhm  eines  zuverlässigen  und  exaeten  Beobachters,  so  seine  Diss.:  „D 
ßbrae  muscularis  forma  et  structura^  (Leipzig  1836)  —  ^-DiV  Hämospasii 
Geschichte,  Beschreibung^  Anwendung  und  Wirkungen  der  grossen  Ventouse 
Junod\s  oder  des  Schröpf stief eis  u,  s.  w,^  (Leipzig  1848,  mit  1  Taf.)  un 
seine  Abhandlung  „Ueber  das  Ausfallen  der  Zähne  und  das  Wesen  der  Zah 
caries*"  (v.  Walther's  und  V.  Ammon's  Journ.  1846,  mit  1  Taf.).  Das  dari 
beschriebene  Zahninfusorium  ist  von  H.  E.  Richter  mit  dem  Namen  „Denticol 
Fieini"  belegt  worden.    Er  starb  am  10.  September  1852. 

H.  Eberh.  Richter  im  Neuen  Nekrolog  der  Deutschen.  Jahrg.  30,  1852,  pag.  63' 

G. 

Fick.  Zwei  ältere  F.,  von  denen  Johann  Jakob  F.,  1662 — 173C 
promovirt  1689  zu  Jena,  daselbst  1715  ausserordentlicher  Professor  für  Botanil 
Chirurgie  und  Anatomie  und  1721  Ordinarius  für  theoretische  Medicin  wurde.  Sein 
Schriften  bestehen  in  einer  grossen  Reihe  gebräuchlicher  Dissertationen  über  phj 
siologische  und  klinische  Fragen.  —  Christian  Heinrich  v.  F. ,  geboren  i 
Reval  am  18.  März  1771,  lernte  zuerst  im  chirurgischen  Institut  des  KalinkiE 
Hospitals  in  Petersburg  von  1789 — 1781,  ging  dann  nach  Jena,  woselbst  er  ai 
29.  August  1794  zum  Dr.  med.  creirt  wurde  {„Diss.  med.  de  lienteria^y  30  pp.,  8. 
Er  war  nacheinander  Divisionsarzt  in  Grodno,  Mitglied  der  Medicinalverwaltun 
von  Pleskau  und  Reval  und  starb  daselbst  am  6.  Februar  1845. 

Recke-Napiersky,  I,  558.  —  Tschis towitsch,  CCCXV.         l    Stieda. 

Fick,  Franz  Ludwig  F.,  geboren  zu  Erlangen  am  18.  März  181i 
studirte  in  Göttingen,  vorher  in  Marburg,  wo  er  1835  auch  promovirt  wurde 
Privatdocent  daselbst  wurde  er  1837,  ordin.  Professor  der  Anatomie  1843.  Nac 
hervorragenden  und  verdienstvollen  Leistungen  auf  diesem  Gebiete  und  dem  de 
Physiologie,  starb  er  am  31.  December  1858.  Sein  „Abn'ss  der  pathologische 
Anatomie"  (Cassel  1839)  —  „Physiologische  ^  Anatomie  des  Menschen"  - 
(Leipzig  1842 — 1845)  —  „Phantom  des  Mehschenhims"  (3.  Aufl.  Marbui 
1857)  —  „Ueber  die  Ursachen  der  Knochen  formen"  (Göttingen  1857)  sind  i 
erster  Reihe,  daneben  viele  Abhandlungen  in  Müller's  Archiv  zu  nennen. 

Hahn  bei  Dechambre.  Red. 

*Fick,  Adolf  F.,  geboren  am  3.  September  1824  zu  Cassel,  studirte  i 
Marburg  und  Berlin,  wurde  1851  in  Marburg  promovirt  und  erhielt  die  Profe^i 
der  Physiologie  in  Erlaogen  und  Würzburg,    wo  er  jetzt  noch  thätig  ist,    187: 

Red. 

Picker,  Wilhelm  Anton  F.,  zu  Paderborn  am  28.  October  176 
geboren,  fing  1788  zu  Osnabrück  an,  Medicin  zu  studiren.  In  Münster,  Götting« 
und  Erfurt  wurde  er  weiter  ausgebildet  und  an  letzterer  Universität  1792  promi 
virt.  Nach  einem  bewegten  Leben  als  Militärarzt  Hess  er  sich  in  Paderborn  niede 
fungirte  zugleich  als  Badearzt  in  Driburg  und  starb,  nachdem  er  sich  durch  Gründui 
eines  Hospitals  in  Paderborn  und  durch  einige  Schriften  ein  Andenken  geschaffen  hatt 
1822.  Von  den  letzteren  verdienen  erwähnt  zu  werden:  „Diss,  de  tracheotom\ 
et  laryngotoviia"  (Erfurt  1792)  —  „Unterricht  für  die  Hebammen  des  Itocl 
Stiftes  Paderborn"  (Paderborn  1796,  4.  Ausg.  1806)  —  „Beiträge  zur  Arzne 
Wissenschaft"  (Münster  1796)  und  eine  recht  reiche  Casuistik  in  den  dama 
gelesensten  medicinischen  Journalen  (Loder,  Hüfeland,  Graefe  etc.). 

Dict.  bist.  II.  Red. 

*  Fieber,  Karl  F.,  wurde  geboren  zu  Prag  am  10.  Mai  1837.  In  Pra 
und  Wien  speciell  durch  Schuh  und  Dittel  medicinisch  ausgebildet,  wurde  < 
1861  zu  Wien  promovirt.  Seit  Januar  1872  ist  er  als  Privatdocent  der  Chirurg 
an  der  Wiener  Universität  thätig  und  verfasste:  „Beiträge  zur  Pathologie  un 
Tlierapie  der  incarcerirten  Hernien"  (Wiener  med.  Wochenschr.  1868)  —  ^U^ 
den    sogenannten    schnellenden    Finger"    (Wiener    med.    Blätter    1880).     Seh 


FIEBER.  —  FILEHNE. 


365 


klemeren  Schriften  beziehen  sich  auf  chirurgische  Casuistik  und  sind  theils  in 
Wiener  Wochenjoumalen,  theils  in  der  Deutschen  Zeitschrift  für  Chirurgie,  theils 
im  medicinisch-chirurgischen  Centralblatt  zur  Publication  gelangt.  ^^^ 

Fiedler,  Kaspar  F.,  geboren  zu  Königsberg  1555,  Sohn  des  Stadt- 
pbysicus  Valerian  F.,  Doctor  der  Medicin,  diente  dem  deutschen  Kaiser  und 
der  Königin  von  Frankreich  (in  welcher  Stellung?),  war  6  Jahre  lang  Hofarzt 
des  Herzogs  von  Preussen  und  4  Jahre  Arzt  des  Herzogs  Friedrich  von  Kurland;  * 
prakticirte  dann  eine  Zeit  lang  in  Riga,  damals  der  beliebteste  und  vorzüglichste 
Arzt  Rigas.  Als  solcher  wurde  er  durch  Reinhold  Beckmann  dem  Zaren  von 
Rossland  empfohlen  und  trat  1601  als  Hofarzt  in  die  Dienste  des  Zaren  Boris 
Godunow,  später  war  er  Leibarzt  des  Zaren  Wassily  Schuisky.  Seine 
ferneren  Schicksale  sind  unbekannt;  er  soll  nach  Sibirien  verbannt  worden  sein. 
(Warum?) 

Recke-Napiersky,  I,  558.  —  Richter,  Geschichte  der  Med.  I,  377.  —  Russ. 
Enevcl.  von  Beresin.  Bd.  XV,  pag.  1 97.  t     o  x  •    j 

Pielitz,  Gottfried  Heinrich  F.  (Fieliz),  zu  Barby  1749  geboren, 
zu  Luckau  1820  gestorben,  wurde  zuerst  von  seinem  Vater,  der  Chirurg  des 
Herzog  Albrecht  war,  in  der  Chirurgie  unterrichtet,  bezog  dann  aber  die  Uni- 
versitäten Dresden  und  Wittenberg.  Stadtchirurg  und  Armenarzt  in  Luckau  wurde 
er  1773  und  verfasste  als  solcher  eine  sehr  grosse  Reihe  von  Schriften,  haupt- 
sächlich Verbesserungsvorschläge  auf  dem  Gebiete  des  Aerzte-  und  Hebammenwesens 
(Leipzig  1786)  der  Kinderaufziehung  (Daselbst  1798,  resp.  1799  und  1800),  des 
Obductionswesens  (Wittenberg  1811).  Zu  nennen  ist  ausserdem  sein  „Archiv  der 
gerichtlichen  Arznei  tcissenschaft  für  Rechts  gelehrte  und  Aerzte"  (Leipzig  1811, 
das  indess  beim  1.  Heft  stehen  blieb).  In  RrcHTEE*s  chirurgischer  Bibliothek ,  in 
Starkes  Archiv,  in  Baldinger's  Neuem  Magazin  veröffentlichte  er  ausserdem  eine 
grosse  Zahl  gleichsinniger  Aufsätze. 

Dict.  hist.  U.  Red. 

Fienus,  s.  Feyens,  Vafer  und  Sohn. 

Fievee  de  Jenmont,  Fulgence  F.,  zu  Paris,  war  1794  zu  Givry  in 
Belgien  geboren,  wurde  1816  in  Leyden  Doctor  und  erhielt  1820  in  Frankreich 
die  Erlaubniss  zur  Praxis.  Er  war  Arzt  der  National- Garde,  der  niederländischen 
Gesandtschaft,  der  königlichen  Theater,  namentlich  der  Oper  und  schrieb:  „Phar- 
macologie  magistrale ,  etc."  (Paris  1822)  —  „Consid^rations  sur  la  rage" 
(1824)  —  „Mhnoires  de  midecine  pratique"  (1845)  -—  „Traitement  du  chol^ra" 
(1854)  —  „Des  altSrations  de  la  luette  et  de  V angine  coiienneuse"  (1855), 
sowie   verschiedene  Artikel  in    der  Gazette  de  sant6.     Er  starb  im  Januar  1858. 

Vapereau,  2.  ^dit.,  pag.  651;  5.  edit.,  II,  pag.  XXV.  G. 

Pife,  John  F.,  renommirter  Chirurg,  aus  einer  englischen  Arztfamilie 
F.  der  Hervorragendste,  wurde  1795  geboren,  studirte  in  Durham  und  Hess 
sich  zu  Newcastle  on-Tyne  nieder.  Er  gründete  dort  ein  „College  of  medecine", 
die  später  mit  der  Durhamer  Universität  in  Verbindung  gesetzt  wurde  und  lehrte 
hier  Chirurgie  bis  1865.  Als  sehr  kühner  Cbirurge  und  Freund  Fergusson's 
wurde  er  öffentlich  ausgezeichnet,  starb  aber  1871,  ohne  irgendwie  erwähnens- 
werthe  Schriften  hinterlassen  zu  haben. 

Hahn  bei  Dechambre.  Red. 

*Pllelme,  Wilhelm  F.,  zu  Posen  am  12.  Februar  1844  geboren, 
besachte  die  Universitäten  Berlin  und  Heidelberg,  wo  er  Du  Bois-Reymond, 
H.  MuNK,  Fberichs,  Traube,  Fbiedreich,  Virchow  vorzugsweise  hörte.  1866 
promovirt,  begann  er  seine  Thätigkeit  als  Arzt  in  Berlin  und  siedelte  1874  als 
poliklinischer  Assistent  nach  Erlangen  über,  wo  er  gleichzeitig  Privatdocent  und 
1876  ausserordentlicher  Professor  der  Arzneimittellehre  wurde.    Von  ihm  rührt  eine 


366 


FILEHNE.  —  FINKELNBÜRG. 


Reihe  theoretisch-elektrotherapeutischer,  experimentell-pathologischer,  toxikologische; 
und  phannakologischer  Arbeiten  her.  ^^^ 

Filippi,  Joseph  de  F.,  1781  in  einem  Städtchen  Piemonts  geboren 
1856  gestorben,  bildete  sich  in  Pavia  aus  und  wurde  in  Folge  seiner  Leistungei 
in  den  napoleonischen  Feldzügen  1814  Chefarzt  der  italienischen  Armee.  Voi 
1848  ab  functionirte  er  als  Präsident  des  Gesundheitsrathes  und  zog  sich  185^ 
•  zurück.  Erwähnung  verdient  er  nicht  nur  wegen  seiner  Schriften :  über  Entzündonj 
(Mailand  1821),  die  Lebeni^raft  (1830),  Praktische  Notizen  (1845),  sondern  and 
als  y  a  t  e  r  des  hervorragenden  naturwissenschaftlichen  Schriftstellers  FilippodeF 
Che  r  eau  bei  Dechamb  r  e.  Red. 

'^^Flncke,  Thomas  F.,  war  am  6.  Januar  1561  zu  Flensburg  geboren 
studirte  mehrere  Jahre  an  der  Strassburger  Universität  und  später  in  Basel  um 
Padua,  wo  er  „Procurator"  und  nachher  „Consiliarius  der  deutschen  Nation"  wurd 
und  sich  durch  seine  Gelehrsamkeit  (besonders  in  Mathematik)  auszeichnete.  Nac! 
einem  Aufenthalt  an  den  meisten  Universitäten  Italiens  kehrte  er  nach  Basel  zurficl 
und  wurde  hier  1587  creirt.  Nach  Dänemark  zurückgekehrt,  wurde  er  Leiban 
des  Herzogs  P  h  i  1  i  p  p  in  Schleswig  und  1591  Professor  mathemat.  an  der  Eopei 
hagener  Universität.  Als  solcher  war  er  ein  wichtiges  Milglied  des  Tribunals  fB 
Beurthellung  des  Wirkens  Tycho  Bbahb's  in  Uranienborg  —  und  sein  ürtheü  wa 
hier  leider  ein  kurzsichtiges,  verdammendes.  1603  erhielt  er  die  vacante  erst 
medicinische  Professur  und  wurde  gleichzeitig  Decanus  perpetuus  der  Facoltäi 
65  Jahre  wirkte  er  als  Professor  an  der  Universität  und  starb,  über  95  Jahre  all 
^  am  24.  April  1656.  Seine  Schwiegersöhne  waren  die  berühmten  medicinische 
^i  Professoren  Ole  Worm  und  Caspab  Bartholin,  Er  war  ein  sehr  gelehrter  Man 
und  berühmt  auch  als  Mathematiker.  Verzeichniss  seiner  zahlreichen  medicinische 
und  mathematischen  Schriften  findet  sich  nebst  ausführlicher  Biographie  in  Ingebsle^ 
sein  Porträt  in  Mülleb's  Pinacotheca  danica.  Petersen. 

Finckenau,  J  a  k  0  b  F.,  1674 — 1717,  aus  Marienburg,  Doctor  Regiomon 
1706,  Professor  der  Medicin  in  Königsberg  171 3,  schrieb  eine  Anzahl  Disse: 
tationen,  darunter  auch  eine  „De  fonticulorum  usu  tempore  pestis^  (König; 
berg  1710). 

Hahn  bei  Dechambre.  Bed. 

*Fillkelnblirg ,  Karl  Maria  F.,  geboren  zu  Marialinden  (Regienmgi 
bezirk  Köln)  am  16.  Juni  1832,  bildete  sich  zu  Bonn,  Würzburg  (Kölltke 
ViRCHOw)  und  Berlin  (Schönlein,  Bosch,  Langenbeck)  medicinisch  aus,  wurd 
1853  zu  Berlin  promovirt  und  wirkte  als  Irrenarzt  (Schüler  und  Assistent  Jacobi' 
zu  Siegburg)  1857 — 1861,  seit  1863  als  Docent,  seit  1872  als  ausserordentlich« 
Professor  an  der  Universität  zu  Bonn.  Von  1876 — 1880  war  er  Mitglied  de 
kaiserlichen  Gesundheitsamtes  zu  Berlin,  kehrte  jedoch  wieder  in  seine  früher 
Stellung  in  Bonn  (Godesberg)  zuiilck,  Schriften:  „lieber  Wülensst'&rungen  ohn 
IntelUgenzstörung^  (gekrönte  Preisschrift,  1862)  —  „  Ueber  den  Eüifluss  dt 
Nachahmungstriebes  auf  die  Entstehung  des  Irreseins**  (1863)  —  „Erfahrunge 
über  'Kaltbadekuren  bei  Seeleng estörten^  (1864)  —  ^  Ueber  den  Einflui 
der  Volkserziehung  auf  die  Volksgesundheit"  (1873)  —  y^Die  öffendidi 
Gesundheitspflege  Englands"  (1874)  —  „Ueber  den  Einfluss  der  heutige 
UnterricJitsg  rund  Sätze  auf  die  Gesundheit  des  heranwachsenden  Geschlechts 
(1878)  —  „Zur  Naturgeschichte  der  städtischen  Brunnenwässer  im  Rheinthale 
(1873)  —  „Ueber  den  Schvtz  der  geistigen  Gesundheit"  (1879)  —  „U^ 
den  hygienischen  Gegensatz  von  Stadt  und  Land"  (1882).  —  F.  bearbeitet 
ausserdem  1879  den  Gesetzentwurf,  betreffend  den  Verkehr  mit  Nahrungsmitteil 
wozu  (von  ihm  und  Meyer,  Berlin  1880)  ein  Commentar  herausgegeben  wurd 
und  gründete  mit  Dr.  Lent  1882  das  Centralblatt  für  allgemeine  Gesundheit 
pflege  (Bonn).  ^^^ 


FINKLER.  —  FINSEN. 


367 


*Pinkler,  Dittmar  F.,  geboren  zu  Wiesbaden  am  25.  Juli  1852,  wurde 
aofl^bildet  zu  Bonn,  speciell  als  Schüler  von  Pflügeb  (dessen  Assistent  er  1875 
bis  1879)  und  von  Rühlk  (dessen  klinischer  Assistent  er  von  1879 — 1882  war). 
1875  promovirt,  liess  er  sich  in  Bonn  nieder,  wirkte  als  Privatdocent  1877 — 1881 
nnd  als  Prof.  extr.  der  Medicin  von  1881  ab.  Er  bearbeitete  folgende  Themata :  „Ein" 
flüss  der  Energie  des  Kreislau fes  auf  die  Grösse  der  Verbrennung sprocesse^  — 
„Einfluss  der  Lungenventilation  auf  die  Verbrennung^  (mit  Oertmann)  —  „  lieber 
Wärmeregtdation*'  —  „Oxydatiansprocesse  während  des  Heizens**  —  „Pepsin- 
Wirkungen*'  —  „Casuistische  Mittheilungen  über  Melanin  und  Tuberculose"  — 
„Diabetes*^  —  „Färbbarheit  der  Tuberkelbadllen*'  —  r^Ueber  da^  Fieber**  und 
wurde  Mitredacteur  des  Centralblattes  fUr  klin.  Medicin.  —  1884  machte  er 
Aufeehen  durch  einen  (mit  Prior  im  Verein  erhobenen)  Protest  gegen  die  Bedeutung 
der  Eommabacillen  (R.  Koch)  bei  Cholera  asiatica,  j^^^ 

Fine,  Pierre  F.,  zu  Genf  im  Jahre  1760  geboren,  wurde  während 
seiner  Studienzeit  zu  Paris  (1778)  ein  bevorzugter  Schüler  Dksaült's,  Bei  seiner 
Rflekkehr  nach  Genf  1782  wurde  ihm  eine  Stelle  als  Regimentsarzt  bei  einem 
neu  zu  formirenden  Tmppenkörper,  wie  auch  die  Direction  des  Allgemeinen  Hospitals 
anvertraut.  Bis  zu  seinem  Tode,  der  bereits  1814  in  Folge  von  Flecktyphus  ein- 
trat, hatte  er  diese  Functionen  inne  und  publicirte  —  unter  vielem  sonstigen 
easuistiscben  Material  ans  seiner  Operationserfahrung  —  besonders  einige  damals 
Aufsehen  erregende  Fälle  von  Enterotomie  (Annales  de  la  soc.  de  m6d.  pratique 
de  Montpellier,  T.  VI,  resp.  VII).  Auch  seine  Erfolge  auf  dem  Gebiete  der  Blasen- 
und  Rectalchirurgie  wurden  viel  bewundert.  Monographie:  „De  la  submersion 
ou  recherches  sur  Vasphyxie  des  noySs*'  (Paris  1800). 

Dict.  liist.  II.  Red. 

*Pilllay,  David  W.  F.,  vorwiegend  in  Glasgow  medicinisch  ausgebildet, 
M.  D.  1864,  M.  R.  C.  P.  Lond.  1876,  Assistent  und  Lecturer  am  Middlesex-Hospital, 
redigirte  dessen  Berichte  in  den  Jahren  1877,  1878,  1879.  Seine  Publicationen, 
die  er  in  den  Transactions  of  the  clinical,  resp.  of  the  med.-chir.  und  path.  soc, 
sowie  in  der  Lancet  erscheinen  liess,  betreffen  grösstenheils  Fälle.  Doch  ist  die 
Salicylbehandlung  des  Rheumatismus  (Lancet  1879)  und  „Pneumonia  treated  by 
cold  bcUk*'  (Brit.  med.  Joum.  1882)  hervorzuheben.  ned, 

♦Pinlayson,  James  F.,  zu  Glasgow,  L.  R.  C.  S.  Edinb.  1867  ,  M.  D. 
Glasgow  1869,  hat  sich  besonders  mit  Kinderheilkunde  beschäftigt  und  ist  an  den 
betreffenden  Anstalten  seines  Wohnortes  in  Thätigkeit.  Bezügliche  Schriften  sind : 
„On  the  temperature  of  children  in  health,  in  phthisis,  in  pleurisy*'  (Glasg. 
med.  joum.  1869—1870)  —  „Dangers  of  dentition**  (Obst.  Joum.  1873). 
Ausserdem  klinische  Mittheilungen,  sowie  ein  ;,  Clinical  manual  for  the  study  of 
medical  cases"  (1878)  und  „Daily  periodicity  in  the  vital  functions  of  man** 
(Proc.  of  the  phil.  soc.  Glasgow  1873—1874).  ^^^ 

*PillDy,  John  Magee  F.,  welcher  in  Dublin  Anfangs  der  Sechziger- 
Jahre  ausgebildet  wurde  und  als  Arzt  dort  wirkt,  wurde  F.  K.  Q.  C.  P.  Irel.  1868, 
M.  D.  Dub.  1873.  Eine  ausgiebige  Lehrthätigkeit  entfaltet  F.  besonders  an  Sir 
P.  Dün's  Hospital ,  aber  auch  an  der  Med.  schol  of  Physicians.  Er  veröffentlichte 
sehr  detaillirte  klinische  Berichte,  speciell  über  Hautkrankheiten  im  Dubl.  Joum. 
of  med.  sc.  1875 — 1883 ;  ausserdem  die  grösseren  Arbeiten  „Lymphadenoma**  — 
„Cirrhosis  of  the  lung**  —  „Moniliform  hairs**  in  den  Transact.  Acad.  med. 
Irel.  (Bd.  I  u.  ff.)  und  viele  Joumalbeiträge.  Ke^ 

*Pillseil,  Jon  Constant  F.,  ist  am  24.  November  1826  in  Reykjavik 
(Island)  geboren,  studirte  in  Kopenhagen,  wurde  1856  Districtsarzt  in  Island, 
1867  in  Jütland,  1875  Stiftsphysicus  für  LoUand-Falster.  1874  wurde  er  pro- 
movirt.    Er  hat  sich  mit  nosologischen  Untersuchungen  Islands  und  ganz  besonders 


368 


FINSEN. 


FISCHER. 


mit  der  dort  enderaischen  Echinococcenkrankheit  und  der  Behandlnng  der  Leb 
Cysten  sehr  beschäftigt  und  seine  Erfahrungen  in  mehrere  grössere  und  kleine: 
zum  Theil  auch  in  fremde  Sprachen  übersetzte  Abhandlungen  niedergelegt  („l 
drag  til  kjendskab  om  de  i  Island  endemishe  echinoJcokker^  [1867]  — „ffl<^i 
tagelser  angaaende  sygdomsforholdene  i  Island^  [1^74,  Dissertation]  —  „Afsnin 
methodens  värd ,  kritisk  imdersögelse  af  nogle  af  de  vigtigste  methoder 
operativ  behandling  af  echinokokksvulster  i  underlivet^  [1880]).      Petersen 

Fioechetto,  GianfrancescoF. ,  zu  Turin,  war  zu  Vigone  in  ( 
Provinz  Pinerolo  geboren,  studirte  in  Paris  und  wurde  1590  zu  Turin  Dr.  phil 
et  med.,  später  Professor  an  der  dortigen  Universitiät,  1598  Leibarzt  des  Hera 
Karl  Emanuel,  1613  Protomedicus.  Er  beschrieb  die  Pestepidemie,  die  16 
in  Turin  geherrscht  hatte,  in  einem  „Trattato  della  peste,  e  pestifero  contat 
di  Torino''  (Turin  1631)  und  starb  am  2.  October  1642,  78  Jahre  alt. 

Biografia  medica  Piemontese.   I,  pag.  372.  G 

Fioravanti,  Leonardo  F.,  aus  Bologna,  ein  in  der  Mitte  des  16.  Ja 

hunderts  lebender  Arzt   und   einer  von  den  wenigen  Anhängern   des  Pabacels 

'in  Italien ,   hat    das    meiste  Interesse   durch    seinen  auf  unmittelbarer  Anschaun 

^beruhenden  Bericht  über  die  plastischen  Operationen,  welche  im  Jahre  1549  ^ 

Mitgliedern  der  Familie  Vianeo  (wahrscheinlich  den  Brüdern  Paolo  und  Pibtro 

in  Calabrien  ausgeführt  wurden.    Das  von  ihnen  angewendete  Verfahren  war  ni 

z'     der  Beschreibung  F.'s  im  Wesentlichen  das    fast  hundert  Jahre  früher  von  PF( 

SPEüNDT   geschilderte  (vergl.  den  Artikel  Pfolspeündt).  g   flaesei 

Piorentini,  Francesco  Maria  F.,  aus  Lucca,  um  1610  gebor 
1673  gestorben,  schrieb  ihrerzeit  sehr  geschätzte  historische  Bücher  und  zeichn 
sich  medicinisch  durch  seine  Beschreibung  „De  genuino  puerorum  lacte,  mamülan 
UHU  et  in  viro  lactifero  structura^  (Lucca  1653),  die  sehr  originelle  Fragepunl 
vorbringt,  aus. 

Hahn  bei  Decbambre.  Rec 

*Pischel,  Jakob  F.,  zu  Lochowitz  in  Böhmen  am  19.  April  1813  gebor 
wurde  in  Prag  bis  zu  seiner  1841  erfolgten  Promotion  ausgebildet  und  wirkte 
Privatdocent  seit  1848,    als  Professor  extraordinarius    seit  1874  und  als  Direc 
der  Prager  Irrenanstalt    seit  1869.    Er  gab  heraus:    „Die  Prager  Irrenansta 
(Erlangen  1853).  Ee< 

*Fischel,  Wilhelm  F.,  geboren  zu  Prag  am  24.  September  1852,  d 
auch   (speciell  unter  Klebs  und  BaEiSKv)    ausgebildet,   1876    promovirt   und 
1883    in   verschiedenen   Assistentenstellen    thätig,   ist   seit    1883    als  Docent 
Geburtshilfe  in  Prag  habilitirt  und  schrieb :  „  lieber  die  Beziehungen  zwischen  Cn 
und  Pneumonie''^   (Prager    med.   Woch,   1877)    —  „Ueber    das    Vorkommen 
Micrococcen  in  einigen  Organen  bei    Typhus  abdominalis   "(Daselbst  1878) 
yyEin  Beitrag  zur  Histologie  der  Erosionen  der  Portio  vaginalis  uteri^  (An 
Gyn.,  XV)  —  ;,  (Jeher  den  Bau  und  die  pathologische  Bedeutung  der  Erosic 
der    Portio    vaginalis    uteri"^  (Zeitschrift    f.    Heilkunde  1881)  —  „Beiträge 
Morphologie  der   Portio  vaginalis  uteri^    (Archiv    f.   Gyn.,  XVI  und  XVIII) 
„  Ueber  das  Vorkommen  von  Hyphomgceten  bei  einem  Falle  von  Enteromyo 
haemorrhagica^  (Archiv  f.  exp.  Pathologie    und   Pharmakologie,    XVI)    —  „. 
Iherapie  der  puerperalen  S^psis^^  (Archiv  f.  Gyn.,  XX)  und  mehrere  casuistii 
Mittheilungen  pathologisch-anatomischen  und  geburtshilflichen  Inhaltes  in  der  Pri 
med.  Wochenschrift.  ße 

Fischer,  Benjamin  F.,  geboren  zu  Lübeck  am  3.  October  1653,  stud 
seit  1673  zu  Leipzig,  Altdorf  und  Leyden,  woselbst  er  1680  Dr.  med.  wi 
(„Lemma  med,  in,  de  scorbuto^)  ^  war  Arzt   in  Lübeck,    dann  Garnlsonsan 


FISCHER. 


369 


\gSLj  legte  daselbst  eine  Apotheke  an,  war  Provinzialarjst  des  lettischen  Kreises 
[Tlands  und  starb  in  Riga  am  30.  October  1695. 

Recke-Napiersky,  I,  pag.  564.  L.  Stieda. 

Fischer,  Johann  Andreas  F.,  zu  Erfurt,  war  daselbst  am  28.  November 
)67  als  Sohn  eines  Apothekers  geboren,  studirte  anf^glich  drei  Jahre  lang  Juris- 
udenz,  von  1687  an  aber  Medicin  in  Erfurt  und  Leipzig,  woselbst  er  1691 
jctor  und  bald  darauf  auch  Landphyaicus  in  Eisenach  wurde.  1695  wurde  er 
eh  Erfurt  als  Professor  e.  o.  der  Medicin  berufen,  wurde  1715  Assessor  der  Facultät, 
19  Senior  derselben,  kurmainzischer  Rath  und  Leibmedicus.  1717  hatte  er  Vesti's 
jhretuhl  der  Pathologie  und  praktischen  Medicin  übernommen.  Er  starb  am 
1.  Februar  1729.  Von  seinen  Schriften  nennen  wir:  „Prtncipia  philosophiae 
ituralis  gento  sacrae  scripturae  et  expertmentis  neotericorum  accommodata 
:.**  (Frankfurt  a.  M.  1702)  —  „Consilta  medtca,  guae  in  tisum  practicum  et 
rensem  pro  acopo  curandi  et  renuntiandi  adornata  sunt**  (Frankfurt  a,  M. 
04)  —  „Consilta  medica  continuata  etc.**  (Daselbst  1707)  —  ,fConsilia  medica 
Tum  continuata  etc.**  (Daselbst  1712)  —  .,L.  M.  Cril gneri  materia perlata^ 
3  istj  edle  und  bewehrte  Artzney  wieder  malum  hypochondriacum ,  Mütz- 
rankheit    oder  windige  Melancholey  genannt"   (Daselbst  1712)  —   „Bespon^a 

actica    et   forensia    selecta    ab    a.    1706  usque    ad   a.    1719,   guibus 

cessit  Crügnerus  redimvus,  etc.**  (Frankfurt  und  Leipzig  1719);  ausserdem 
ira  75  Erfurter  Dissertationen  über  die  verschiedensten  Gegenstände,  aus  den 
hren   1716—28. 

Joch  er,  II,  pag.  624.  G. 

Fischer,  JohannBemardvonF.,  Sohn  des  Vorhergehenden,  berühmter 
isischer  Leibarzt  und  Archiater,  wurde  geboren  in  Lübeck  am  28.  Juli  1685,  kam 
87  mit  seinem  Vater  nach  Riga,  wurde  bis  1703  von  feinem  Stiefvater  Herz, 
em  Chirurgen  in  Riga,  erzogen,  studirte  seit  1704  in  Halle,  Jena,  Amsterdam 
dLeyden,  machte  Reisen  und  wurde  1709  Doctor  („Diss.  med.  de  mania  trajecfi 

Bhenum  1769"*,  20  S.,  8.).  Nach  Riga  kehrte  F.  im  Jahre  1710  zurück, 
jchäftigte  sich  mit  der  freien  Praxis,  wurde  1733  zweiter  Stadtphysicus  und  am 
Juü  1734  Leibarzt  der  Kaiserin  von  Russland  Anna  Iwanowa,  am  l.December 
35  Archiater,  dann  Chef  des  Medicinalwesens  in  Russland.  Als  Archiater  entfaltete 
—  ein  energischer  Administrator  —  eine  grossartige  Thätigkeit ;  richtete  neue 
dicinische  Schulen  in  Russland  ein,  verbesserte  die  alten  Schulen,  Hess  Hand- 
eher  zum  Unterricht  schreiben  u.  s.  w.  1740  wurde  er  Leibarzt  Iwan  III.,  legte 
och  schon  1742  sein  Amt  nieder  und  wurde  von  Karl  VI.  in  den  Adelstand 
loben.  F.  zog  sich  dann  nach  Riga  zurück,  woselbst  er  auf  einem  Gütchen  Hiuter- 
gen  noch  30  Jahre  lebte  und  hochbetagt,  86  Jahre  alt,  am  8.  Juli  1772 
rb.  —  F.  war  ein  sehr  fleissiger  Schriftsteller ,  hat  ausser  rein  medicinischen 
handlungen  noch  manche  andere,  z.  B.  ein  livl  indisches  Landwirthschaftsbuch, 
fasst.  Ein  vollständiges  Verzeichniss  seiner  Scki-ifteu  findet  sich  bei  Recke- 
ipiersky,  I,  pag.  578.  Es  seien  hier  genannt:  „Befebre  miliari**  (Riga  1767, 
7  S.,  8).  Ferner  eine  Anzahl  kleinerer  Mittheilungen  in  den  Acta  physico-med. 
ademiae Naturae  Curiosor.,  Vol.  IX — XIV  („Observatio  de  scorbutOy  de  karakatiza, 

munere    Archiatri   a   Bussia,    de   rhabarbaro  ^    de   thea^    de   melancholiä, 

vagitu  uterina**)  u.  A. 

Recko-Napiersky,  I,  pag.  576.  —  Beise,  I,  pag.  150.  •*-  Richter,  Geschichte 

Med.  III,  pag.  270—279.  —  Tschistowitsch,  CCCXV.  ^    Stieda 

Fischer,  Daniel  F.,  zu  Käsmark  in  Ungarn,  war  daselbst  am  9.  November 
95  geboren,  wurde  1718  zu  Wittenberg  Doctor,  war  dann  Physicus  in  seiner 
terstadt,  später  aber  des  Liptauer  Comitats  und  Arzt  des  Bischofs  von  Gross - 
rdein.  Er  starb  1745  an  der  von  den  Ungarn  csömör  genannten  Krankheit, 
er  Art  von  Typhus.  Er  erfand  eine  Menge  von  Pulvern  und  Elixiren  unter 
Biogr.  Lexikon.  IT.  24 


370 


FISCHER. 


pomphaften  Namen  nnd  schrieb,  aasser  einer  grossen  Zahl  von  Aufsätzen  in  de 
Ephemerides  Acad.  Nat.  Curios.  nnd  den  Breslaner  Samminngen,  folgende  Schrifteii 
„TerUamen  pneumatologico-physicum  de  mancipüs  dtaboli  seu  aagis*'  (Wittei 
berg  1716,  4.)  —  „Commentationes  physicae  de  calore  atmosphaerico  nan 
sole,  sed  a  pyrtte  fervente  deducendo^  (Bautzen  1722,  4.)  —  „De  tert 
medicinali  Tokajiensif  a  chymtcis  qutbusdam  pro  solari  habita  etc."  (Bresla 
1732,  4.)  —  „De  remedio  msticano,  variolas  per  balneum  prtmo  aquae  duixd 
post  vero  seri  l actis ,  felidter  curandi  in  comitata  Hungariae  Arvensi  cu\ 
optimo  successu  adhihito  etc."  (Erfurt,  4.)  u.  s.  w. 

Jöcher-Adelung,  II,  pag.  1112.  G. 

Flscber,  Johann  Benjamin  F.  (Sohn  des  Leibarztes  Jo h.  B ernh.  F. 
geboren  in  Riga  1720,  besuchte  Anfangs  das  Lyceum  daselbst,  zog  1737  nac 
Petersburg  zu  seinem  Vater  und  wurde  daselbst  mit '  dem  kurländischen  Prinzc 
erzogen ,  studirte  dann  Medicin  in  Halle ,  Strassburg ,  Leyden ,  Paris ,  erwai 
sich  in  Leyden  den  Doctorgrad  1743  {„Dias,  osteologica  de  modo  quo  ou 
de  vidnis  accomodant  partibus"),  kehrte  1746  nach  Riga  zurück;  gab  d 
Medicin  auf  und  wurde  Secretär  des  Hofgerichts.  Er  starb  am  30.  April  175 
(oder  1760). 

Recke-Napiersky,   I,    pag.    576.  —  Richter,    Geschichte    der    Medicin.  II 

pag.  279.  —  Tschistowitsch,  CCCXXI.  t    o*-    j 

"^  L.  btieda. 

Fischer,  Philipp  F.,  wurde  im  Jahre  1744  zu  Hörpertshansen  i 
Niederbayern  geboren.  Er  studirte  die  Philosophie  zu  Salzburg  und  die  Arznc 
künde  zu  Ingolstadt.  Zur  weiteren  Ausbildung  in  derselben,  und  zwar  besonde 
in  der  Chirurgie,  ging  er  nach  Strassburg,  Paris,  London  nnd  Edinburg  und  wai 
im  Jahre  1777 ,  nachdem  er  in  Ingolstadt  zum  Doctor  promovirt  worden  wa 
Leibarzt  des  Kurfttrsten«Maximilian  III.  und  Medicinalrath  in  München.  Ungewök 
lieh  begabt  und  reich  an  Kenntnissen,  genoes  er  in  hohem  Grade  die  Gunst  seim 
Landesherm,  der  ihn  zum  Mitglied  seiner  neuerrichteten  Akademie  der  Wisse 
Schäften  und  im  Jahre  1782  zum  Professor  der  Chirurgie  an  der  üniversit 
Ingolstadt  ernannte.  Er  starb  dort  am  2.  August  1800  im  60.  Lebensjahr 
Er  war  mehr  als  praktischer  Arzt  und  Chirurg  als  mit  der  Feder  beschäftig 
Ausser  einer  „Dissertatto  medtco-forensia" ^  die  er  1777  für  das  Doctorat  v€ 
f asste,  schrieb  er  nur  einige  Abhandlungen :  ;,  Von  dem  Geiste  der  Beob<ichtufi 
in  natürlichen  Dingen"  (München  1788)  —  „  Von  der  Gebrechlichkeit  d 
menschlichen  Verstandes"  (Daselbst  1790,  4.)  —  „Eine  neue  Art,  die  Salpete> 
naphtha  zu  bereiten"  in  den  neuen  philosophischen  Abhandlungen  der  Bayerischf 
Akademie  der  Wissenschaften,  Bd.  I,  pag.  389.  Sein  College,  Dr.  Jos.  Nikdk 
HUBEB,  hielt  ihm  die  Leichenrede,  welche  1800  zu  Landshut  im  Druck  erschie 

Baders,  Das  gelehrte  Bayern.  Bd.  I,  pag.  330.  —  Permaneder,  AnnaL  univei 
Ingolstadadensis.  Pars  V,  pag.  28,  112,  207.  o«-*. 

Fischer,  Johann  Heinrich  v.  F.,  Geburtshelfer,  geboren  zu  Eobiu 
am  11.  Juli  1759,  gestorben  zu  München  am  2.  März  1814,  Tmrde,  nachde 
er  in  Würzburg,  Erlangen  und  Göttingen  studirt  und  an  letzterem  Orte  1781  pr 
movirt,  Schüler  Stein 's  in  Cassel  und  erhielt  auf  einer  grösseren  wissenschaftlich 
Heise  nach  Holland  and  Frankreich  eine  ausserordentliche  Professur  in  Göttinge 
welche  er  jedoch  erst  1785  autrat.  Er  übernahm  hier  die  Direction  der  Hebamme 
schule  und  wurde  1796  ordentlicher  Professor,  gab  jedoch,  als  er  1792  bei  G 
legenheit  der  Entbindung  der  Fürstin  von  Nassau- Weilburg  zum  Leibarzt  dersellx 
ernannt  wurde,  die  akademische  und  literarische  Thätigkeit  auf.  1803  wurde 
Leibarzt  und  Geburtshelfer  zu  München  und  1808  Ritter  des  bayrischen  Civi 
Verdienstordens  und  geheimer  Rath. 

Yerzeichniss   seiner    wenig    zahlreichen    Schriften    bei    Pütt  er,    H,  pag.  150.  • 

'Saalfeld,  Allg.  Deutsche  Biographie.  VII,  pag.  74.  m,    xx 

x.  Ji.  xi  11  s  c  ni  a  II D. 


FISCHER. 


371 


Fischer,  Johann  Melehior  F.,  Sohn  des  General-Snperintendenten  in 
Iii?land,  Johann  F.  (eines  Bruders  Benjamin  F.),  wnrde  geboren  zn  Riga, 
Btadirte  Medicin  in  Harderwyk,  woselbst  er  1785  Dr.  med.  wnrde  („Diss.  inaug, 
wntmens  varias  ex  singulis  medicinae  partibus  desumptas  positiones*' ) ,  lebte 
eine  Zeit  lang  in  Liban  nnd  starb  bereits  1710  an  der  Pest. 

Becke-Napiersky,  I,  pag.  580.  L.  Stieda. 

Fischer,  Gotthelf  F.  (später  nach  Aufnahme  in  den  russischen  Adels- 
stand Fischer  v.  Waldheim),  geboren  am  15.  October  1771  zu  Waldheim  in  Hessen, 
besnehte  die  Schule  zu  Mainz  und  bezog  1792  die  Universität  Leipzig,  um  Medicin 
zu  studiren,  wurde  am  20.  September  1794  Baccalaureus  med.  und  absolvirte  im 
Februar  1797  das  Examen  rigororum;  1798  wurde  er  Dr.  med.  {„Disa.  inaug. 
de  resptratiane  animalium*' ) .  Nachdem  F.  zu  Ende  August  des  Jahres  1797  sich 
mit  den  Gebrüdem  Hdicboldt  über  Basel  nach  Paris  begeben  hatte,  woselbst  er  ein- 
gehend naturhistorische  Studien  trieb,  wurde  er  am  30.  November  1799  als  Professor 
der  Naturgeschichte  und  Bibliothekar  an  der  Centralschule  nach  Mainz  berufen 
und  von  hier  1803  als  ordentlicher  Professor  nach  Moskau.  Von  1804  an  wirkte 
er  bis  zu  semem  am  6./18.  October  1853  erfolgten  Tode  in  Moskau  als  Univer- 
sitätslehrer und  als  Professor.  Er  entwickelte  eine  äusserst  energische  und  erfolg- 
reiche Thätigkeit,  ordnete  und  vermehrte  das  Naturaliencabiuet,  und  als  dasselbe 
beim  grossen  Brande  von  1812  verloren  ging,  machte  er  sich  zum  zweiten  Male 
an  die  Arbeit  des  Sammeins.  F.  gründete  die  Moskauer  naturforschende  Gesellschaft. 
Er  war  ein  vielseitig  gebildeter  Mann ,  der  über  sehr  verschiedene  Gegenstände 
gearbeitet  und  geschrieben  hat:  über  Galvanismus,  Ernährung  der  Pflanzen,  über 
einen  Wurm  in  der  Schwimmblase  der  Fische ,  über  die  Anatomie  der  Maki  und 
der  ihnen  verwandten  Thiere  (Frankfurt  a.  M.  1 804).  Auch  über  seltene  Druck- 
werke, über  Polyautographie  und  Steindruckerei  hat  F.  geschrieben.  Am  ver- 
dientesten aber  hat  sich  F.  als  geologischer  Forscher  um  die  Greologle  Russlands 
gemacht.  Hierher  gehört  das  folgende  Werk:  „Oryctographie  du  Gouv.  de 
Moscou  1830 — 1837^ y  eine  geognostische  Karte,  zahlreiche  Profile  und  gute 
Abbildungen  und  Versteinerungen;  ausserdem  verfasste  er  eine  grosse  Anzahl  von 
Abhandlungen  über  fossile  Thiere  und  212  gelehrte  Abhandlungen.  Ein  Theil 
seiner  Schriften  bis  1817  finden  sich  bei  Richtee,  Geschichte  der  Med.  Bd.  III. 
Hebmakn  benannte  nach  F.  ein  Mineral  Fi  sc  her  it. 


Ei  cht  er,    Geschichte  der  Med.  III,  375  u,  s.  f. 
Bd,  VII,  pag.  84. 


AUgem.  Deutsche  Biographie. 
L.  Stieda. 


Fischer,  Christian  Ernst  F.,  wurde  zu  Lüneburg  1772  geboren, 
stndirte  in  Göttingen,  wo  er  auch  1793  proraovirte  und  machte  dann  eine  längere 
Studienreise  nach  England.  Nach  seiner  Rückkehr  prakticirte  er  zuerst  in  Braun- 
schweig,  dann  in  Lüneburg,  ward  1804  zum  ordentlichen  Professor  der  Medicin 
in  Jena  ernannt,  gab  aber  nach  zwei  Jahren  die  Stellung  auf  und  ging  wieder 
nach  Lüneburg  als  praktischer  Arzt,  wo  er  noch  1840  thätig  war.  Sein  Todes- 
jahr igt  unbekannt.  Von  seinen  selbstständigen  Schriften  sind  von  Interesse: 
„Medicinische  und  chirurgische  Bemerkungen  über  London  und  die  englische 
Heilkunde  überhaupt"  (Göttingen  1796,  kl.  8.)  und  „Bemerkungen  über  die 
englische  Geburtshilfe"  (mit  einer  Kupfertafel,  Göttingen  1797,  kl.  8.).  Ausser- 
dem veröffentlichte  F.  eine  grosse  Anzahl  von  Artikeln  in  Hufeland's  Journal 
der  Heilkunde.  Max  Salomon. 

Flsclier,  Johann  Friedrich  Christoph  F.,  zu  Erfurt,  war  daselbst  am 
9.  April  1772  geboren,  lernte  die  Apothekerkunst  seit  1785  in  Dresden,  hielt  sich 
als  Apotheker  in  Wetzlar,  Mainz,  Blankenhain  und  Erfurt  auf,  studirte  darauf  dort 
und  in  Jena  Medicin,  promovirte  in  Erfurt,  setzte  in  Wtirzburg  unter  Siebold 
seine  Studien  fort,  wurde  auf  dessen  Empfehlung  1800  zum  Bataillonsarzt  des 
damals  bei  Augsburg  errichteten,    im  englischen  Solde    stehenden  Schweizer-Corps 

24* 


372 


FISCHER. 


ernannt,  trat  jedoch  nach  dem  Frieden  von  Luneville  aus  demselben  wieder  ai 
besuchte  Wien,  um  dessen  medicinische  Anstalten  kennen  zu  lernen  und  mu» 
nach  dem  1802  erfolgten  Tode  seines  Vaters  die  bis  dahin  von  diesem  geleit( 
Eedaction  des  Erfurter  Wochenblattes  übernehmen.  In  demselben  Jahre  grfindi 
er,  zusammen  mit  einem  Prediger,  ein  Institut  für  arme  Augenkranke  und  I 
blindete,  welchem  er  bis  wenige  Jahre  vor  seinem  Tode  mit  Aufopferung  n 
Treue  vorstand.  Er  war  besonders  geschickt  und  glücklich  als  Staaroperateur  u 
hatte  bis  zu  seinem  66.  Jahre  bereits  über  400  solche  Operationen  gemacht,  ^ 
denen  ^/e  als  gelungen  zu  bezeichnen  waren.  1805  erhielt  er  das  Stadtphysii 
und  benutzte  er  diese  Stellung  auch  dazu,  um  der  Schutzpockenimpfung  Eingang 
verschaffen.  1806,  nach  der  Schlacht  bei  Jena,  leitete  er  die  in  Erfurt  erricbtd 
preussischen  Militär-Lazarethe,  wirkte  später  3  Jahre  in  den  dortigen  französiscl 
Spitälern  und  übernahm,  nach  der  Einnahme  Erfurts  durch  die  Preussen  18: 
als  Dirigent  die  von  diesen  errichteten  Lazarethe.  1816,  bei  der  Reorganisati 
der  Landesbehörden,  wurde  er  zum  Regierungs-Medicinaliath  ernannt  und  wir) 
auch  in  diesem  Amte  mit  dem  lebendigsten  Eifer  bis  zu  seiner  1840  erbetei 
Entlassung  mit  dem  Charakter  als  Geh.  Medicinalrath  und  dem  Titel  eines  Ehr 
mitgliedes  der  königlichen  Regierung.  Von  seinen  zahlreichen  Arbeiten  se 
angeführt:  ,j Beobachtung  und  Heilung  einer  Geschwulst  am  Halse*'  (Allg^ 
med.  Annalen  1811)  —  „Einige  Bemerkungen  über  das  Verhältmss  der  1 
traction  des  grauen  Staares  zur  Keratonyxis  hinsichtlich  der  Gefährlichl 
dieser  Operation  u.  s.  w,^  (Langenbeck's  Neue  Bibliothek  1819):  Aufsätze 
Hufeland's  Journal  (1827,  28),  Henke's  Zeitschrift  (1827),  Froriep's  Notii 
Preuss.  Vereins-Zeitung  u.  s.  w.  Ausser  den  kleinen  Schriften:  „Noth-  und  Hill 
tafely  welche  lehrt,  was  vor  Ankunft  eines  Arztes  mit  einem  Cholerahranl 
vorzunehmen  sey  ',  u.  s.  w,^  (Erfurt  1831,  Fol.)  und  „Der  Dorfbarbier  in  sei] 
veredelten  Form,  als  nothtcendiges  Bedarf niss  des  platten  Landes  im  Reg.-l 
Erfurt  dargestellt^  (Erfurt  1834)  schrieb  er  eine  erhebliche  Zahl  von  Aufsäti 
die  sich  über  das  homöopathische  Heilverfahren,  das  Institut  der  Chirurgen  I. 
in  Preussen,  über  Quacksalberei,  über  die  kosmischen  Ursachen  religiöser  Vo 
krankheiteu  (1841),  über  die  Sterblichkeit  der  Soldaten  in  Friedenszeiten,  fl 
die  Anlegung  von  Wasserheilanstalten  durch  Nichtärzte,  die  Reform  des  Apothel 
Wesens  und  der  Medicinal- Verfassung  und  zahlreiche  andere  Gegenstände  verwanc 
Art  ausliessen.  Am  14.  September  1849  erreichte  sein  arbeitsames  Leben  sein  Ei 

Neuer  Nekrolog  der  Deutschen.  Jahrg.  27,  1849,  II,  pag.  757.    —    Callisen. 
pag.  300;  XXVIII,  pag.  52.  ^ 

Fischer,  Johann  Leonhard  F.,  zu  Kiel,  war  am  19.  Mai  1760 
Culmbach  im  Bayreuthischen  geboren,  wurde  1785  zu  Leipzig  Dr.  phil.,  Pros» 
der  anatomischen  Anstalt,  1789  Dr.  med.  mit  der  Diss. :  „Taeniae  hydatige 
in  plexu  choroideo  nuper  inventae  historia^  (mit  Tafl*.  4.)  und  Professor  e. 
nachdem  er  vorher  bereits  einige  zoologisch-veterinärwissenschaftUche  Arbeit 
„P.  6\  F,  W erneri  vermium  intestinalium  brevis  expositio,  Continw 
secunda  etc,^  (Leizzig  1786,  mit  Taff.)  —  „Continuatio  tertia"*  (1788,  mit  Taff. 
„Observationes  de  Oestro  ovino  atque  bovino  factae  dissert,^  (Leipzig  1787,  4. 
4  Tafl*.)  —  „  Heber  die  Finnen  im  Schweinefleisch^  (Deutsches  gemeinnfitz 
Magazm.  1788)  herausgegeben  hatte.  Er  verfasste  ferner  noch  die  anatomis( 
Schriften:  ,, Anweisung  zur  praktischen  Zergliederungskunst  nach  Anteil 
des  T ho 7)1.  Pole  Anatomical  Instructar"  (Leipzig  1791,  m.  Kpf.)  —  „Dassi 
Die  Zubereitung  der  Sinnes  Werkzeuge  und  Eingeweide*^  (Leipzig  1733) 
^Neurologiae  generalis  tractahis,  descriptio  anatomica  nervorum  lumbalium  € 
(Leipzig  1791,  Fol.,  mit  Taff.).  1793  wurde  er  als  Prof.  ord.  der  Anatomie 
Chirurgie  nach  Kiel  berufen,  wurde  1802  Archiater  und  Direktor  des  ak 
mischen  Krankenhauses,  war  Mitglied  des  Schleswig-Holstein'schen  Sanitäts-Collegi 
seit  dessen  Errichtung  1804  und  der  Direction  der  Hebammenanstalt,  wurde  1 


FISCHER. 


373 


Etatsrath.  In  Kiel  verfasste  er  noch  eine  „Praefatto  ad  L  F.  Seidel  index 
musei  anatomici  Küiensis**  (1818)  und  mehrere  Aufsätze  in  verschiedenen  Jour- 
nalen. Sein  Vortrag  war  lebhaft  und  anziehend,  sein  Haus  der  Sammelplatz  für 
die  Sehätze  mehrerer  Reiche  der  Natur.  Nach  längerer  Kränklichkeit  starb  er 
am  8.  März  1833. 

Neuer  Nekrolog  der  Deutschen.  Jahrg.  11,  1833,  I,  pag.  167.  —  Callisen,  VI, 
pag.  295:  XXVHI,  pag.  53.  (. 

Fischer,  Johann  NepomukF.,  wurde  geboren  zu  Rumburg  am 
29.  Mai  1777  (nicht  1787,  wie  von  einigen  Autoren  irrthümlich  angegeben  wird) 
und  starb  am  17.  October  1847  als  ordentlicher  Professor  der  Augenheilkunde  an 
der  Universität  zu  Prag.  Er  ist  als  der  Begründer  der  modernen  Augenheilkunde 
in  Böhmen  anzusehen,  insofern  er  als  erster  Leiter  der  in  Prag  im  Jahre  1814 
errichteten  Augenheilanstalt  fungirte.  Als  im  Jahre  1830  alsdann  an  der  Prager 
Universität  ein  ordentlicher  Lehrstuhl  für  OJ)hthalmologie  errichtet  wurde,  erhielt 
F.  denselben.  Von  seinen  wissenschaftlichen  Arbeiten  ist  besonders  sein  „Lehr- 
huck  der  gesammten  Entzündungen  und  organischen  Krankheiten  des  mensch- 
lichen Auges  y  seiner  Schutz-  und  Hilfsorgane''  (Prag  1846)  hervorzuheben. 
£me  Zusammenstellung  seiner  Arbeiten  findet  man  in: 

V.  Wurzbach,   Biographisches  Lexikon   des    Kaiserthums  Oesterreichs.  Theil  IV, 

Wien  1858,  pag.  239.   —  Libussa,    Almanach  auf  das  Jahr  1846  und  auf  das  Jahr  1851, 

herausgegeben  von  Alois  Klar.  ,, 

Magnus. 

Fischer,  Anton  Friedrich  F.,  zu  Dresden,  war  daselbst  am  12.  Mai 
1778  geboren,  wurde  1802  in  Wittenberg  Doctor  und  war  in  Dresden  Arzt  am 
kdnigl.  Josephinen-Stifte.  Ausser  einer  Anzahl  von  wissenschaftlichen  Arbeiten  rührt 
von  ihm  eine  wahre  Fluth  populär-medicinischer  Schriften  über  die  allerver- 
schiedensten ,  das  grosse  Publikum  interessirenden  und  zur  Belehrung  desselben 
dienenden  Gegenstände  her,  die  von  ihm  in  der  Zeit  von  1829 — 1838  heraus- 
gegeben wurden  und  deren  blosse  Erwähnung  hier  wegbleiben  muss.  Von  seinen 
wissenschaftlichen  Arbeiten  führen  wir  an ;  „Darstellung  der  Medicinal-  Verfassung 
Sachsens,  nebst  Vorschlägen  zu  ihrer  Verbesserung*'  (Leipzig  1814)  —  „Ge- 
rechte Besorgnisse  wegen  eines  wahrnehmbaren  Bückschreitens  der  neueren 
Beilkunde  in  Deutschland''  (Leipzig  1828)  —  „  Ueber  den  Vortheil  und  Nach- 
theil, welche  Blutentziehungen  in  Krankheiten  gewähren'^  (Daselbst  1828). 
Ausserdem  Aufsätze  in  Hufeland's  Journal  (1804,  1824,  26,  27,  28),  den 
Allgem.  medicin.  Aunalen  (1814,  15),  Eust's  Magazin  (1820—24),  darunter 
namentlich  „Aerztliche  Beobachtungen'^  (1823,  24),  Graefe's  und  Walther's 
Journal  (1823).  Er  starb  am  15.  Februar  1839. 

Neuer  Nekrolog  der  Deutschen.  Jahrg.  XVII,  1839,  II,  pag.  1124.  —  Callisen,  VI, 
pag.  277;  XXVIII,  pag.  48.  ^ 

Fisclier  von  Waldheün,  Alexander  F.  v.  W. ,  Sohn  des  ebenso  bei- 
benannten älteren  F.,  wurde  geboren  zu  Mainz  1803 ,  kam  einjährig  mit  seinem 
Vater  nach  Moskau  und  wurde  hier  erzogen.  Mit  14  Jahren  trat  er  bereits  in  die 
physico-mathematische  Facultät  der  Universität  zu  Moskau  und  betrieb  zunächst 
das  Studium  der  Botanik,  erhielt  auch  eine  goldene  Medaille  für  eine  gelöste 
Preisfrage  („De  interna  plantarum  fabrica") ,  später  ging  er  zum  Studium  der 
Medicin  über  und  wurde  am  3./1Ö.  October  1825  Dr.  med.  (»Tractatus  de  auditu 
hominis'^).  Im  Jahre  1826  wurde  F.  Professorsadjunct  für  Botanik  an  der  medi- 
einischen  Akademie  zu  Moskau,  1830  ordentlicher  Professor  der  Botanik  daselbst, 
eine  Zeit  lang  hielt  er  interimistisch  Vorlesungen  über  allgemeine  Therapie  und 
Arzneimittellehre;  am  3./15.  October  1875  feierte  er  sein  öOjähriges  Doctor- 
Jnbiläum.  Er  war  Secretär  und  später  Präsident  der  von  seinem  Vater  gegründeten 
Moskauer  Naturforscher  -  Gesellschaft.  F.  beschäftigte  sich  vorherrschend  mit 
bo t an is c  hen- Arbeiten.     Besonders    genannt    zu    werden   verdient    sein  Werk: 


374  FISCHER.  —  FISCHL. 

„Le  microacopique  Pancratique  Moscou^  (^041,  8.,  228  pp.  mit  2  Taff.;  m 
deutsch  von  Merz). 

Theod.   Weschniakoff    im    Bulletin    de  la   Soci^t^   imp.    des    naturalistes 
Moscou.  Ann.  1875,  T.  XLIX,  24,  pag.  275—285,  mit  einem  Porträt  F.V  l,  Stieda, 

Fischer,  Franz  F.,  zu  Pforzheim,  Psychiater,  war  am  26.  Aug^ost  18 
zu  Singen  als  Sohn  eines  Arztes  gehören,  studirte  in  Freiburg  und  Heidelbei 
prakticirte  von  1841  an  in  Singen,  wurde  1842  Assistenzarzt  von  Roller  in  c 
Irrenanstalt  zu  Heidelberg  und  siedelte  mit  demselben  in  die  neuerrichtete  Anst 
zu  lUenau  über.  1844  erwarb  er  in  Freiburg  den  Doctorgrad,  schrieb  18 
(Allgem.  Zeitschr.  f.  Psychiatrie)  eine  werthvoUe  Abhandlung:  „Die  Ohrhh 
geschwuht  der  SeelengestöHen^ y  erhielt  1858  den  Titel  eines  Medicinalrathes  n 
wurde  1859  zum  Director  der  Heil-  und  Pflegeanstalt  in  Pforzheim  ernannt, 
günstig  die  äusseren  Verhältnisse  in  lUenau,  wo  sich  alle  Mittel  der  Wissenschi 
vereinigt  fanden,  für  die  Beobachtung  der  Geisteskranken  für  ihn  gewesen  wan 
so  ungünstig  fand  er  Alles  in  Pforzheim  und  musste  er  seine  ganze  Kraft  n 
sein  ganzes  Wissen  einsetzen,  um  eine  praktische  Lösung  der  dortigen  Missstäo 
herbeizuführen,  was  ihm  aber  bis  an  sein  Lebensende  nicht  gelungen  ist,  trotz  ( 
unzähligen  Verbesserungen,  welche  die  Anstalt  durch  ihn  erfuhr.  Es  war  daher  ] 
ihn,  der  1864  den  Titel  als  Geh.  Hofrath  erhalten  hatte,  die  Feier  des  550jähri§ 
Bestehens  der  Anstalt  1872  kein  freudiges  Ereigniss.  Eine  von  ihm  hierfür  bearbeit 
Festschrift  erschien  in  der  Allgem.  Zeitschr.  für  Psychiatrie  in  zwei  Abhandlung( 
„Die  Anstalt  zu  Pforzheim  bis  zum  Jahre  1804"  und  ;,^wr  Geschichte  c 
Heil-  und  Pßege-Anstalt  zu  Pforzheim  vom  Jahre  1803  bis  jetzt*^.  Durch 
Gründung  eines  Hilfsvereines  für  arme,  aus  den  Anstalten  Illenau  und  Pfurzh€ 
Entlassene  erwarb  er  sich  ein  weiteres  grosses  Verdienst.  Er  starb  am  1.  Juni  181 

Allgem.  Zeitschrift  für  Psychiatrie.  Bd.  XXXIX,  1883,  pag.  332.  G 

*  Fischer,  Herrmann  F.,  geboren  am  14.  October  1831,  studirte 
Berlin  als  v.  Langenbeck's  Schüler,  wurde  1855  promovirt  und  wirkte  seit  d 

1.  October  1868  als  Professor  der  Chirurgie  und  Director  der  chirurgischen  Klii 
in  Breslau.  —  Schriften:  „Zur  Theorie  des  Wundfiebers"  (Berliner  klini« 
Wochenschr.  1866)  —  „Allgemeine  Kriegschirurgie"  (1.  Auflage   Erlangen  186 

2.  Auflage  Stuttgart  1882)  —  „Die  septische  Nephritis"  (Breslau  1868,  Hafc 
tationsschrift)  —  „  Ueber  den  heutigen  Stand  der  Pyämieforschung"  (Erlang 
1866)  —  „  Ueber  den  Einfluss  der  Rückenmarkslämonen  auf  die  Körpencärn 
(Akad.  der  med.  Wissensch.  1869)  —  „  Trophische  Störungen  nach  Nerve m 
letzungen"  (Berl.  klin.  Wochenschr.  1871)  —  „ Krieg schirurgisvhe  Erfahrungt 
(Erlangen  1872)  und  mehrere  Vorträge  in  Volkmann's  Sammlung,  darunter  besonde 
„Ueber  den  Shock"  (Nr.  10)   —    „Ueber  die  Commotio  cerebn*^    (Nr.  27)   i 

Red 

*Pischer,  Friedrich  Ernst  F.,  geboren  am  31.  October  1848 
Euskirchen  (Reg.  Bezirk  Cöln  a.  K.),  genoss  seine  medicinische  Ausbildung 
den  Universitäten  Bonn  und  Würzburg.  In  der  Chirurgie  bildete  er  sich  sp« 
aus  in  Strassburg  als  Schüler  von  Lücke.  Wirkt  seit  1873 — 1875  als  Assistenz^ 
am  Bürgerhospital  zu  Cöln  a.  R.,  seit  1875  als  Assistent  der  chirurgischen  Klinik 
Strassburg,  als  Privatdocent  der  Chirurgie  daselbst  seit  1877;  seit  1883  als  aus 
ordentlicher  Professor  thätig,  schrieb  er  verschiedene  Aufsätze  in  der  deutschen  Z 
Schrift  für  Chirurgie,  in  der  Berliner  klinischen  Wochenschrift,  in  dem  Archiv  f.  k 
Chirurgie  von  Lanöenbeck.  Femer  die  „  Verbandlehre"  in  dem  Pitha-Billroth'sc: 
Werke  der  allgem.  und  spec.  Chirurgie  (1878,  2.  Aufl.  1884)  und  über  ^J 
Naphthalin  in  der  Heilkunde  und  in  der  Landwirthschaft'^  (Strassburg   18^ 

Rec 

*Pi8Chl,  Joseph  F.,  aus  Netolic  (Böhmen),  1829  geboren,  studirte 
Prag  unter  Halla,  Jaksch,  Pitha  und  wurde  1858  promovirt.  Seit  1875 
Privatdocent,  seit  1883  als  ausserordentlicher  Professor  in  Prag  thätig,  hat  er  folge 


r^T^ 


FISCHL.  —  FLACHSLANB. 


375 


Arbeiten  publieirt:  „Beiti'äffe  zur  Pathologie  des  Morbus  Brightii"  -7-  „Ueber 
einige  Ursachen  transüorischer  Albuminurie^  —  „Ein  Beitrag  zur  Aetiologie  der 
Milzschufellung^  —  „Zur  Harnuntersuchung  hei  Katarrh  des  Darmcanals^  — 
„Complication  des  Puerperium  mit  acuter  Pleuritis**  —  t^Zur  Diagnose  der 
Lungenphthise^  —  „Ueber  Allorhythmie**  —  n^'^'"'  Auscultation  der  Crural- 
gefässe"  —  „Studien  über  verschiedene  Formen  von  Nephritis^  —  »Zur  Histo- 
logie der  Scharlachniere^  —  »Zur  Persistenz  der  Albuminurie  nach  acuter 
Nephritis^  und  Aehnliehes.  j^^j 

Fitz-Gerald,  Görard  F.-G.,  aus  Lemerick  in  Irland,  wurde  1719  Doctor 
med.  in  Montpellier,  wurde  zur  Unterstützung  P.  Chibac's  1726  zum  Professor 
ernannt  und  erhielt  dessen  Lehrstuhl  ganz  im  Jahre  1748.  Ausser  mehreren  Disser- 
tationen (Montpellier  1731,  1741,  1742)  rührt  aus  seiner  Feder  ein  „Traiti  des 
maladies  des  femmes^  (posthum  Avignon  1758)  her,  dessen  Werth  jedoch  von 
AsTBUC  scharf  bestritten  wurde. 

Biogr.  mM.  IV.  Red. 

Flzeau,  Louis-Aimö  F.,  kam  bei  dem  grossen  Professorenschub  zu 
Paris  1825  plötzlich  zu  der  Ehre,  in  die  Pariser  Facultät  berufen,  oder  vielmehr 
durch  königliche  Ordre  hineinversetzt  zu  werden.  1775  geboren,  1864  gestorben, 
hat  er  ausser  Denkreden  auf  PiNEii  und  Bichat  nur  seine  These  über  Intermittenten 
(Paris  1803)  zur  Publication  gebracht. 

Ch^rean  bei  Dechambre.  Red. 

Fizes,  Antoine  F.,  zu  Montpellier  1690  geboren,  schloss  sich  bei  seinen 
Studien  zuerst  an  Barbeyrac  und  Deidibr,  später  in  Paris  an  Düvrrney, 
Lbmert  und  Jüssieü  an.  Er  concurrirte,  nach  Montpellier  zurückgekehrt,  um  den 
Lehrstuhl  Deidier's  mit  keinem  GerlDgeren  als  Ferrein  (s.  diesen)  und  gewann. 
Während  seine  Theorien  vielfach  fehlgriffen,  erwarb  er  sich  den  Ruf  eines  eminenten 
Beobachters  und  eines  urtheilsvollen  und  erfolgreichen  Heilkünstlera  mit  Recht. 
Seine  leicht  errungene  Stellung  als  Leibarzt  des  Herzogs  von  Orleans  gab  er  bald 
wieder  auf  und  siedelte  nach  einem  kurzen  Aufenthalt  in  Montpellier  nach  Paris 
über.  Eine  Gesammtausgabe  seiner  Schriften  wurde  in  Montpellier  1742  veranstaltet; 
hervorgehoben  seien:  „De  hominis  liene  sano"  (Montpellier  1716)  —  „De  naturali 
secretione  büis  in  jecore**  (Daselbst  gleichzeitig)  —  „Corporis  humani  partium 
solidarum  conspectus  anatomico-medicus"  (Daselbst  1729)  und  als  besonders 
geschätzt:  „De  Cataracta"  (1731)  —  „De  tumoribus  in  genere"  wnräß  zweimal 
(Montpellier  1738  und  Paris  1751)  aufgelegt. 

Biogr.  m6d.  IV.  Red. 

Flacius,  Mathias  F.  (eigentlich  Frankowitz),  wurde  in  Braunschweig 
geboren  und  studirte  in  Strassburg  und  Rostock,  wo  er  auch  1581  promovirte. 
Er  erhielt  bald  darauf  an  der  Universität  Rostock  den  Lehrstuhl  der  Physik,  den 
er  1590  mit  dem  der  praktischen  Medicin  vertauschte.  F.  war  ein  gelehrter  Mann, 
der  aber,  allerdings  nach  der  Mode  seines  Zeitalters,  seine  Gelehrsamkeit  nur 
verwandte,  um  in  weitschweifig  gehaltenen  Abhandlungen  in  sophistischer,  unklarer 
und  compilatorißcher  Weise  ebenso  unbestimmt  gehaltene,  von  der  Sophistik  auf- 
gestellte, metaphysische  Fragen  zu  beantworten.  Wir  haben  folgende  Schriften  von 
ihm:  „Commentariorum  de  vita  et  morte  libri  quatuor*^  (Frankfurt  1584,  4.; 
Lübeck  1616,  8.)  —  „Disputationes  XV HI,  partim  physicae,  partim  medicae^ 
in  Äcademia  Rostochiana  propositae"  (Rostock  1594,  8.  und  öfter)  —  „Themata 
de  concoctione  et  cruditate"  (Rostock  1594,  8.)  —  „Compendium  logicae  ex  Ari- 
stotele«  (Rostock   1596,   12.).  Max  Salomon. 

Flachsland,  Jakob  Eonrad  F.,  zu  Karlsruhe,  war  am  31,  Juli  1758 
zu  Pforzheim  geboren,  studirte  von  1770  an  zu  Strassburg  Medicin,  wurde  daselbst 
1780   Doctor,    machte   eine   wissenschaftliche  Reise  nach  Wien,    Paris,   London, 


376 


FLACHSLAND.  —  FLANDRIN. 


prakticirte  von  1779  an  anfänglich  in  Pforzheim,  seit  1783  als  Physicus  : 
Kirchherg  in  der  vorderen,  seit  1785  zu  Birkenfeld  in  der  hinteren  Grafschi 
Sponheim,  wurde  1790  als  Assistenzarzt  nach  Karlsruhe  berufen  und  1794  zu 
Landphysicus  beim  dortigen  Oberamte  ernannt.  1807  wurde  er  Medicinal-Refere 
bei  der  damaligen  grossherzoglichen  Provinzial-Regierung  des  Mittelrheins  und  d 
General-Sanitäts-Commission  mit  dem  Charakter  eines  Geheimen  Hofrathes  (180 
und  erhielt  1810,  bei  der  neuen  Ereiseintheilung  des  Landes,  die  Stellung  ein 
Medicinalreferenten  im  Ministerium  des  Innern,  die  er  bis  zu  seinem  Tode  bekleidel 
Auch  blieb  er  Mitglied  der  Sanitäts-Commission ,  wurde  1819  Direetor  derselb 
und  besorgte  grösstentheils  die  Redaction  der  von  der  Regierung  erlassenen  Me( 
cinal-Verordnungen.  Es  rühren  von  ihm  ferner  her  mehrere  deutsch  und  lateinis- 
geschriebene  Abhandlungen:  ;,  Ueher  eine  gallicht  faule  Epidemie"  (Frankfurt  a. ] 
1792)  —  „Observationes  pathologico-anatomicae^  (Rastatt  1800,  m.  2  Taff.)  - 
„Fragmente  übe7'  einige  Ansteckungsstoffe ,  vorzüglich  über  diese  der  Pocket 
(Karlsruhe  1806)  —  „  Ueber  die  Behandlung  der  Scheintodten"  (Daselbst  1806)- 
„Veber  Kopfverletzungen  und  deren  Folgen"  (Siebold's  Chiron  1806).  Er  wj 
auch  der  Redacteur  der  von  der  gedachten  Sanitäts-Commission  herausgegebeiii 
„Annalen",     Hochgeachtet  starb  er  am  16.  März  1825. 

Maler  in  Grossherzoglich  Badischen  Annalen  fdr  die  ges.  Heilkunde.  Jahrg. 
1826,  pag.  145.  —  Salzbnrger  med.-chir.  Zeitung,  1827.  Bd.  DI,  pag.  159.  •  q. 

Piajana,  Joseph  F.,  wurde  1741  in  der  Nähe  von  Ascoli  geboren, 
welcher  Stadt  er  auch  seine  erste  Erziehung  erhielt.     Seine  Studien  absolvirte 
in   Rom,    woselbst   er   auch   den  Grad  eines  Doctor  der  Philosophie  und  Medic 
erwarb.      Am  Hospital  San  Spirito   in  Rom   begann  F.    alsdann   seine  praktisc) 
Thätigkeit.     Von  besonderer  Vorliebe   für   die   Anatomie    beseelt   gründete   er 
Rom  ein  anatomisches  Cabinet,    dessen  Direction    er   übernahm.     Das  Jahr  171 
fand  ihn  als  Operateur  en  chef  des  Heilige-Geist-Hospitals,  und  1775  wurde  er  Lei 
arzt  des  Papstes  Pius  VI.    Er  starb  mit  Hinterlassung  zweier  Söhne,  die  \m\ 
Medicin  studirten  und  von  denen  der  eine  sein  Nachfolger  wurde,  am  1.  August  180; 
Die  wissenschaftliche  Bedeutung  F.*s  liegt  vornehmlich  auf  dem  chirurgischen  Gebic 
seine  „Collezioni  di  osservazioni  e  riflessioni  di  chirurgia"  (Rom  1798 — ISOi 
haben  seinen  Namen  hauptsächlich  bekannt  gemacht.  Auch  in  der  ophthalmologischc 
Chirurgie    hat  er  sich  durch  seine  Arbeit  über  Pupillenbildung  und  Behan< 
lung  der  Thränensackentzündungen  versucht. 

Man  vergleiche  Biographie  universelle.   Supplement-Bd.  LXIV.  Magnus. 

Flamant,  R.-P.  F.,  unbekannten  Geburtsjahres,  1833  gestorben,  zuer 
Militärchirurg,  dann  Professor  der  Geburtshilfe  in  Nancy  und  später  desselbc 
Faches  und  der  chirurgischen  Klinik  in  Strassburg,  concurrirte  1811  vergebet 
um  den  Lehrstuhl  Baüdelocqüe's.  Er  war  Schüler  Desaült's  gewesen  üd 
galt  als  ein  scharfer  Denker  und  kecker  Geist.  Seine  Ideen  sind  in  den  unU 
ihm  verfassten  Thesen,  von  denen  die  Eckard's  und  Labbe's  die  bedeutendste 
sind,  nicht  immer  treu  wiedergegeben.  Er  selbst  behielt  zum  Schreiben  nicht  viel  Zei 
doch  sind  zu  nennen:  „Memoire  pratique  sur  le  forceps"  (Strassburg  1816)- 
jjMSmoire  sur  la  versi&n  du  foetus"  (1827)  und  mehrere  deutsche  Artikel  ii 
Joum.  compl.  du  dict.  des  sc.  m6d.  (1827). 

Dict.  hist.  II.  Bei 

Flandrln,  Pierre  F.,  als  Neffe  Chabbrt*s  zu  Lyon  am  12.  Septembe 
1752  geboren,  that  sich  auf  dem  Gebiete  der  Veterinärkunde  hervor.  Durch  Vei 
mittlung  Boürgelat's  schon  früh  auf  den  Lehrstuhl  der  Anatomie  an  der  Ecol 
d'Alfort  berufen,  bereicherte  er  das  Museum  der  Anstalt  mit  immensem  Fleis8€ 
trat  1786  als  supplirender  Generaldirector  des  Thierarznei  -  Schulwesens  ein  nm 
machte  wissenschaftliche  Reisen  in  Spanien  und  England.  F.  starb  vorzeitig 
bereits  1796.  Aus  seinen  Schriften  ragen  zwei  Arbeiten   über   die   Anatomie  de 


FLANDRIN.  -  FLECHSIG. 


377 


Pferdes  (Paris  1787),  ein  „PnScts  splanchnologique^  (Daselbst  gleichzeitig)  und 
mehrere  in  dem  von  ihm  mitredigirten  Almanach  v6t6rinaire  (Paris  1783 — 1793) 
publicirte  Instructionen  hervor. 

Biogr.  mfed.  IV.  Red. 

Plarer,  Francesco  F.,  ein  Vertreter  der  ophthalmologischen  Schule 
Beer's  wirkte  im  Anfang  dieses  Jahrhunderts  und  zwar  in  Pavia,  woselbst  er  seit  1819 
Professor  der  Augenheilkunde  und  Director  der  ^ersten  dort  eingerichteten  ophthal- 
miatrischen  Klinik  war.  Einen  hervorragenden  und  unter  den  modernen  augen- 
Irztlichen  Operateuren  noch  jetzt  bekannten  Namen  hat  er  sich  durch  seine 
3perationsmethode  der  Abtragung  des  Cilienbodens  gemacht.  Er  verbesserte  das 
Bertisch- JäG£r' sehe  Verfahren  erheblich  durch  seine  „Riflessioni  sulla  trichiasi 
mlle  dtstichiasi  e  sulV  entropio ,  acuto  particolare  riguardo  ai  metodi  di 
Taeger  e  di  Vacca^  (Mailand  1828). 

Man  vergleiche  Callisen,  Medicinisches  Schriftsteller-Lexikon,  Bd.  VI,  pag.  313, 

Magnus. 

Plaubert,  Achille-C16ophane  F.,  zu  Ronen,  berühmter  Chirurg,  war 
im  15.  November  1784  zu  M6zi6res  (Aube)  geboren,  studirte  in  Paris  mit  grossem 
Erfolge,  wurde  1810  daselbst  Doctor  mit  der  „Diss.  sur  la  manüre  de  conduire 
es  maiadies  avant  et  apr^s  les  Operations  chirurgicales^  (4.),  ging  darauf  nach 
Jouen,  hielt  chirurgische  und  geburtshilfliche  Vorlesungen  und  wurde  bald  darauf, 
m  Lbmmonier's  Stelle,  Chirurg  des  dortigen  Hötel-Dieu,  Professor  der  chirurgischen 
Dinik  und  Director  der  medicinischen  Schule.  Durch  seine  Kenntnisse ,  seine 
jeschicklichkeit ,  seine  vorzüglichen  Eigenschaften  des  Geistes  und  Herzens  ver- 
icbaffte  er  sich  ein  solches  Ansehen  und  einen  solchen  Ruf,  weit  über  die  Grenzen 
ler  Normandie  hinaus,  dass  er  der  Dupuytren  der  Provinz  genannt  werden 
sonnt«,  ohne  dass  er  die  Übeln  Eigenschaften  besass,  die  man  Diesem  vorwarf. 
Er  hat  sehr  wenig  geschrieben.  Man  findet  von  ihm  nur  f,Observation  sur  un 
mfant  mal-conform^**  (Nouv.  Journ.  de  m^d.  1818);  sehr  bekannt  aber  und 
lorch  die  Aufrichtigkeit,  mit  der  die  ihm  zugestossenen  Unglücksfillle  erzählt  werden, 
lehr  anerkennenswerth  ist  der  folgende  Aufsatz  geworden:  „Mim,  sur  plusieurs 
as  de  luxation,  dans  hsquels  les  efforts  pour  la  r4duction  ont  iti  suivis 
Vacddens  graves^  (Report.  g6n.  d'anat.  et  de  physiol.  pathologiques  1827).  Sein 
!^ame  ist  in  der  Chirurgie  auch  noch  bekannt  durch  ein  besonderes  Verfahren  bei 
ler  Operation  der  Nasen-Rachenpolypen,  indem  er  sich  durch  Resection  des  ganzen 
)berkiefer8  einen  freien  Zugang  zum  Operationsfelde  verschafile,  ferner  durch  die 
Vnwendung  der  Knochennaht,  z.  B.  bei  Psoudarthrosen.  Hochverehrt  und  innig 
»eklagt  von  allen  Erlassen  der  Gesellschaft  starb  er  am   15.  Januar  1846. 

V 6 d i e ,  Notice  biographiqne  sur . . . Ronen,  1847  (nicht  zugänglich).  —  Dechambre, 
.  Serie,  T.  H,  pag.  374.  —  Callisen,  VI,  pag.  316.  Gnrlt. 

FleccMa,  Giuseppe  Maria  F.,  zu  Vercelli,  war  in  Ponderano,  Provinz 
Hella,  1793  geboren,  studirte  in  Turin,  wurde  daselbst  1819  Doctor,  nachdem 
r  eine  Abhandlung  „Saggio  sidV  estrazione  della  placenta  ed  osservazioni  d'una 
letfite  puerperale^  (Biella  1817)  geschrieben.  Er  Hess  sich  in  Vercelli  nieder, 
rar  später  daselbst  Chirurgo  aggiunto  ordinario  des  Spedale  maggiore  und  schrieb 
och  verschiedene  Abhandlungen,  z.  B.  über  Nekrose  u.  s.  w.  (Omodei  Annali 
niv.  1821),  über  einen  ungewöhnlichen  Tumor  des  Oberschenkels,  über  Tetanus 
raumat.,  ein  grosses  Kniekehlen- Aneurysma  (Repertorio  medico-chirurgico  di  Torino 
821,  1824,  1828),  ferner  einen  Nekrolog  auf  GiüS.  Isnard  (Biografia  medica 
iemontese). 

C  an  tu,  pag.  212.  —  Callisen,  VI,  pag.  319.  G. 

*Flechsig,  Robert  Ferdinand  F.,  der  Vater,  geboren  am  8.  Januar 
817  zu  Oelsnitz  im  Schönburgischen,  studirte  in  Würzburg  Medicin,  promovirte 
aselbst  im  August  1839    und    ist,    nachdem    er    längere  Zeit    an    verschiedenen 


378  FLECHSia.  —  FLECK. 

Orten  die  Praxis  ansgeflbt  hatte,  seit  1847  als  königl.  Brunnenarzt  nnd  Badear 

zu  Elster  im  königl.  Sachs.  Voigtlande  thätig.    1860  wurde  er  zum  Hofrath,  187 

zum  Geh.  Hofrath  ernannt.    F. 's  literarische  Thätigkeit  ist  fast  ausschliesslieh  d( 

Balneologie  gewidmet  gewesen.    Er   hat  seit  1853   zahlreiche  Abhandlungen  flb( 

Bad   Elster  veröffentlicht,    seit    1855    den    balneologischen  Bericht  für  Schmidt 

Jahrbücher  der  Medicin  geliefert  und  ein  Baderlexikon :  Darstellung  der  bekannte 

Bäder,  Heilquellen,  Wasserheilanstalten  und  klimatische  Curorte  Europas  nnd  di 

nördlichen  Afrikas    fttr  Aerzte    und  Curbedürftige   (Leipzig  1883)   herausgegebei 

Ausserdem    hat  F.  eine  Abhandlung   unter   dem  Titel:  „Die  Frauenkranlcheite\ 

ihre  Erkennung   und    Heilung*^    (2.  Aufl.    Leipzig  1878)    verfasst.    —     *Pai 

Emil  F.,  der  Sohn,  geboren  am  7.  September  1847  zu  Zwickau,    studirte  v( 

Ostern  1865  ab  zu  Leipzig  Medicin.    Er  promovirte  daselbst  im  Mai  1870,  ¥run 

nach  der  Rückkehr  ans  dem  Kriege  1872  zu  Ostern  Assistent  am  pathologische 

1873  aber  zu  Michaelis  Assistent  für  Histologie  am  physiologischen  Institute.   I 

Jahre  1877    wurde   er   zum    ausserordentlichen  Professor   für  Psychiatrie  emani 

leitete,  nachdem  er  die  Einrichtungen  der  wichtigsten  Irrenanstalten  in  und  ausse 

halb  Deutschlands  studirt  hatte,  die  Einrichtung  der  neubegründeten  Universität 

Irrenanstalt  zu  Leipzig  und  ist  seit  Eröffnung  derselben  im  Jahre  1882  als  Vorstai 

der  Irrenklinik  thätig.    Im  Sommer  1884  wurde  er  zum  ordentlichen  Professor  d 

Psychiatrie  ernannt.    Von  F.*s  literarischen  Arbeiten  sind  ausser  seiner  Inaugun 

Dissertation    ^yDe  Menmgitide  luetica**    zu    erwähnen    das   unter  dem  Titel:  D 

Leitungsbahnen    im  Gehirn    und  Bückenmark    des  Menschen  auf  Grund  en 

Wicklung sgeschichtlicher    Untersuchungen  dargestellt^    (Leipzig  1876)    veröffei 

lichte  Werk,  femer  die  bei  Antritt  des  Amtes  als  Director  der  Irrenklinik  gehaltei 

Rede  über  tfDie  körpei-lichen  Grundlagen  der  Geistesstörungen**  (Leipzig  188: 

und   ein  „Plan  des  menschlichen  Gehirns"*  (Daselbst  1883).  ^. 

^  ^  Winter. 

Fleck,  Johann  Christoph  F.,  zu  Rudolstadt,  war  am  27.  April  17€ 
in  Erfurt  geboren,  studirte  von  1801  an  auf  der  dortigen  Universität  und  s« 
1803  in  Jena  Medicin,  musste  aber  aus  Mangel  an  Mitteln  eine  Hauslehrerstel 
annehmen,  wurde  1807  zu  Erfurt  Dr.  philos.  und  sah  sich  noch  einmal  genöthig 
seine  in  Jena  wieder  begonnenen  Studien  zu  unterbrechen,  indem  er  1810  Page 
hofmeister  am  fürstlich  schwarzenburgischen  Hofe  zu  Rudolstadt  wurde.  181 
konnte  er  in  Jena  den  Doctorgrad  erwerben  und  wirkte  von  da  an  als  Arzt 
Rudolstadt,  namentlich  mit  grosser  Aufopferung  während  der  schweren  Typhu 
epidemien  von  1813,  14  in  den  Heilanstalten  des  Fürstenthums.  Seine  NeiguE 
zu  wissenschaftlicher  Beschäftigung,  neben  der  Praxis,  führte  ihn  dahin,  eine  gam 
Reihe  von  französischen  Werken  in's  Deutsche  zu  übersetzen,  so  von  Dorssi 
DuBREülL,  „  Verrichtungen  der  Haut  und  .  .  .  Krankheiten,  Nebst  einem  Ar 
hange  über  Dampfbäder,  Mit  Zusätzen  und  Anmerkungen^  (Ilmenau  1828)  - 
M.  Beadmont,  yt  Abhandlung  über  die  Brüche  ....  »icher  und  ohne  Operatio 
zu  heilen"*  (Daselbst  1828;  3.  Aufl.  1839)  —  Broussais,  „Vorlesungen  übt 
die  gastrischen  Entzündungen ,  nach  der  2.  Ausgabe^  (Rudolstadt  1829)  - 
M.  P.  Martin,  „Abhandlung  über  die  Migräne  u.  s.w.**  (Daselbst  1830)  - 
L.  Fallot  ,  „  Untersuchung  und  Enthüllung  der  simulirten  Krankheüen 
(Weimar  1841)  —  PlORRY,  „Ueber  die  Erblichkeit  der  Krankheiten^*  (Daselb^ 
1841)  —  PiGEAiRE,  „Ueber  den  Nutzen  der  Hydrotherapie  u.  s.  w.^  (DaseÜM 
1848).  An  eigenen  Schriften  sind  von  ihm  zu  nennen:  „Hie  Verirrung  de 
Geschlechtstriebes  u.  s.  w.**  (Ilmenau  1829)  —  „Spiegel  für  Aerzte,  oder  Lichi 
und  Schattenseiten  des  ärztlichen  Berufes  u.  s.  w.**  (Rudolstadt  1831)  — 
„Kurzgefasstes  pathologisch-therapeutisches  Taschenbuch  für  angehende  prak 
tische  Aerzte**  (Neustadt  a.  0.  1833)  —  „Der  Croup  und  die  ihm  ähnlichem 
Krankheitsformen  u.  s.  w.**  (Daselbst  1838)  —  „Der  Arzt  für  Wurmkrank 
jeden  Alters,  u.  s.  w.**  (Weimar  1840)  und  andere  halb  und  halb  oder  ganz  ii 
das  Gebiet  der  populären  Medicin  schlagende  Schriften.    Derselben  war  auch  ein< 


FLECK.  —  FLEISCHER. 


379 


1835,  36  von  ihm  herausgegebene  Vierteljahrschrift  „Der  Qesundkeüstempel  der 
Deutschen"  gewidmet.  Nachdem  er  1831  zum  Bataillonsarzt  des  schwarzbarg- 
radolstädtischen  Militärs  bestellt  worden  war,  wurde  er  1848  zum  fflrstl.  Hofrajfch 
nnd  Leibarzt  ernannt,  verstarb  jedoch  bereits  am  14.  Juli  1849. 

Neuer  Nekrolog  der  Deutschen.  Jahrg.  27,  1849,  pag.  533,  —  Callisen,  VT, 
pa|r.3l9;   XXVHI.  pag.  60.  G. 

Fleckles,  Vater  und  Sohn,  zu  Karlsbad  in  Böhmen.  —  Leopold  F., 
der  Vater,  war  in  Wien  am  14.  October  1802  geboren,  studirte  daselbst  und 
erlangte  1831  die  medicinische  Doctorwürde,  nachdem  er  bereits  einige  schön- 
wissenschaftliche Schriften  (1826,  28,  29)  und  Poesien  herausgegeben  hatte. 
Seme  sehr  zahlreichen  fachwissenschaftlichen  Schriften  waren:  „Der  Schlaf  in 
setner  Beziehung  auf  die  geistige  und  physische  Gesundheit  des  Menschen*^ 
(Pest  1831)  —  „Die  Schlaflosigkeit ,  ihre  Ursachen  und  Folgen  u.  «.  w.**  (Wien 
1831)  —  „Die  herrschenden  Krankheiten  des  schönen  Geschlechts  in  der  BlUthe 
des  Lebens  in  grossen  Städten  u.  s,  «?."  (Daselbst  1832)  —  „Die  Kunst,  Krank- 
heiten vorzubeugen  u,  s,  w."  (Daselbst  1833)  —  „Der  ärztliche  Eathgeber  u,  s,  w.*^ 
(Daselbst  1834)  —  „Die  Krankheiten  der  Reichen"  (Daselbst  1834)  —  ^Die 
Krämpfe  in  allen  ihren  Formen  u.  s.  w."  (Daselbst  1834^  —  „Der  ärztliche 
Wegweiser  nach  den  vorzüglichsten  Heilquellen  und  Gesundbrunnen  des  österr, 
Kaiserstaates**  (Daselbst  1834)  —  „Prüfende  Blicke  auf  die  vorzüglichsten 
Krankheitsanlagen  zu  langwierigen  Leiden,  u.  s,  w.^  (Stuttgart  1835)  —  „Karls- 
bad, seine  Gesundbrunnen  und  Mineralbäder  u,  s.  w,"  (Daselbst  1838)  — 
„Die  Gesundbrunnen  und  Mineralbäder,  Allfjemeine  und  besondere  Vorschriften 
beim  Gebrauche  derselben  für  das  weibliche  Geschlecht^  (Daselbst  1841 ;  2.  Aufl. 
1876).  Von  dieser  Zeit  an  verfasste  er  noch  eine  Reihe  von  baineologischen  Schriften 
fiber  den  Cnrort  Karlsbad,  in  welchem  er  bis  an  sein  Lebensende  als  Brannenarzt 
mit  grossem  Erfolge  thätig  war.  Es  ist  indessen  noch  einiger  anderen  Schriften,  und 
namentlich  solcher  über  Krankheiten  zu  gedenken,  über  die  er  in  seinem  Wirkungs- 
kreise besondere  Erfahrungen  zu  machen  Gelegenheit  hatte :  „Ztir  Balneotherapie 
chronischer  Krankheiten"  (Leipzig  1857)  und  „Neue  Beiträge**  dazu  (Daselbst 
1859)  —  „Ueber  Diabetes  mellitus  u.  s,  w."  (Prag  1865)  —  „Balneothera- 
peutische  Mitthtilvngen  über  ....  chronische  Leiden  der  üamorgane"  (Daselbst 
1867)  —  „Die  chronische  Diarrhoe"  (Daselbst  1868)  —  „Zur  Pathogenese  .  .  . 
des  Diabetes  mellitus"  (Daselbst  1871).    Er  starb  am  31.  November  1879. 

V.  Wurzbach,  IV,  pag.  265.  —  Dechambre,  4.  S6rie ,  T.  VI,  pag.  405.  — 
Callisen.  VI,  pag.  319;  XXVII,  pag.  61.  G. 

♦Ferdinand  F. ,  der  Sohn,  ist  der  Verfasser  folgender  Schriften: 
„Karlsbad,  Bistor, -topogr.-naturhistor.-medic.  Handbuch  u,  s.  lo,"  (Dresden 
1864)  —  „Diätetik  für  Trink-,  Bade-  und  Molken-,  Trauben-  und  klimatische 
Curen  u.  s.  w."  (Erlangen  1865)  —  r,Die  Trichinen  und  die  Trichinenlcrank- 
heit.  Populär  dargestellt"  (Prag  1866),  u.  s.  w.  ' 

Engelmann,  Supplement-Heft,  pag.  66.  G. 

Fleisch^  Karl  Bernhard  F.,  in  Cassel  am  20.  Januar  1778  geboren, 
Dr.  med.  zu  Marburg  1799,  siedelte  sich  zuerst  *in  seiner  Geburtsstadt  an,  wurde 
dann  aber  Amtsarzt  zu  Nenterhausen.  Obgleich  bereits  1814  gestorben,  hatte  er  eine 
Reihe  von  nützlichen  Schriften  verfasst,  die  besonders  die  Prüfung  der  Arzneimittel 
und  Apotheken-Visitation  zum  Gegenstande  hatten  (Marburg  1801,  Leipzig  1803). 
Aueh  rührt  neben  casuistischen  MittheiluDgen  noch  ein  sehr  gross  angelegtes 
„Handbuch,  über  die  Krankheiten  der  Kinder"  (Leipzig  1803 — 1812,  4  Bde.) 
von  ihm  her.    Der  vierte  Band  erschien  unter  Mithilfe  Jos.  Schneidkr's. 

Dict.  bist.   IL  Red. 

Fleischer,  Johann  Gottlieb  F.,  bekannt  durch  seine  die  deutsch- 
russischen    Ostseeprovinzen    betreffenden    botanischen    Arbeiten,     geboren    zu 


'380 


FLEISCHER.  —  FLEISCHMANN. 


Mitau  am  15.  October  1797,  besuchte  daselbst  das  Gymnasium,  studirte  Medicin 
io  Dorpat  von  1817 — 1822,  Dr.  med.  („Diss.  aneurysmatis  varicoai  complicaJti 
historia^,  44  pp.,  8.),  praktischer  Arzt  in  Mitau,  gestorben  am  22.  April  1838. 
Verfasste:  „Systematisches  Verzeichniss  der  in  den  Ostseeprovinzen  bekannt 
gewordenen  Phanerogamen^  mit  Angabe  der  gebräuchlichsten  deutschen,  lettischen 
und  estnischen  Benennungen^   (Mitau). 


Recke-Napiersky,  I,  58L  —  Beise,  I,  289. 


L.  Stieda. 


*  Fleischer,  Richard  F.,  geboren  zu  Cleve  am  29.  September  1848, 
studirte  in  Berlin,  Jena  und  Wttrzburg.  Er  schloss  sich  zuerst  an  Gerhardt, 
später  als  klinischer  Assistent  und  Schüler  an  Leübe  an  und  wurde  1872  pro- 
movirt.  1874 — 1876  war  er  Assistenzarzt  am  städtischen  Krankenhause,  dann 
Assistent  von  Friedreich  in  Heidelberg  und  habilitirte  sich  1877  als  Docent  für 
innere  Medicin  in  Erlangen.  Schriften ;  ;,  Ueber  das  Resorptionsvermögen  der 
normalen  menschlichen  Haut"  (Erlangen).  Femer  Joumalartikel  auf  anatomisch- 
pathologisch  und  physiologisch-chemischem  Gebiet,  den  Gebieten  der  inneren  Medicin 
und  der  Stoffwechsellehre.  ^^^ 

*Plei8Chl  von  Marxow,  Ernst  F.  v.  M.,  zu  Wien  am  5.  August  1846 
geboren ,  betrieb  seine  Studien  in  Wien  und  Leipzig  als  Schüler  von  Brücke, 
Rokitansky  und  C.  Ludwig.  1870  promovirt,  trat  er  1871  als  Prosector  bei 
Rokitansky,  1873  als  Assistent  der  physiologischen  Lehrkanzel  in  Wien  ein.  Er 
verfasste  Abhandlungen  über  normale  und  pathologische  Histologie,  allgemeine 
Venenphysiologie  und  physiologische  Optik,  grösstentheils  in  den  Wiener  akade- 
mischen Berichten;  eine  üebersetzung  von  C.  Maxwell's:  „Matter  and  Motion**, 
„  Ausstellung sbericht  aus  Philadelphia*^.  ^^^ 

Fleischmann,  Gottfried  F.,  zu  Erlangen,  wai-  daselbst  am  23.  Februar 
1777  geboren,  studirte  auch  daselbst  und  wurde  1800  Doctor  mit  der  Diss.: 
„Historia  pestis  bovillae"  (deutsche  Uebers.  von  J.  A.  Schmidtmüller  u.  d.  T.: 
yyGeschdchte  der  Rindviehpest  u.  s,  w."  Nlimberg  1801).  Er  widmete  sich 
darauf  der  ärztlichen  Praxis,  die  er  auch  nicht  völlig  aufgab,  als  er  1804  Viee- 
Prosector,  dann  Prosector  und  Privatdocent  wurde.  1818  wurde  er  zum  Prof.  e.  o. 
und  1824  zum  Prof.  ord.  ernannt  und  ihm  der  Lehrstuhl  der  Anatomie  über- 
tragen, den  er  bis  an  sein  Lebensende  innegehabt  hat.  Von  seinen  grösstentheils 
der  normalen  und  pathologischen  Anatomie  gewidmeten  Arbeiten  fflhren  wir  an: 
„Anatomische  Wahrnehmungen"  (Abhandl,  der  phys.-med.  Societät  zu  Erlangen, 
1810,  1812)  —  „De  vitiis  congenitis  circa  thoracem  et  ahdomen"  (Erlangen 
1810,  4.,  mit  5  Taff.)  —  „Anweisung  zur  Zergliederung  der  Muskeln  des 
menschlichen  Körpers"  (Daselbst  1810)  —  „Anleitung  zur  forensischen  und 
polizeilichen  Untersuchung  der  Menschen-  und  Tliierleichname  u.  s,  w"  (Daselbst 
1811)  —  „Leichenöffnungen"  (Daselbst  1815),  sein  Hauptwerk,  67  einzelne 
Beobachtungen  enthaltend  —  „De  chondrogenesi  asperae  arteriae  et  de  situ 
oesophagi  abnormi  nonnulla"  (Daselbst  1820,  4.,  mit  2  Taff.)  —  „Geschichtlicher 
U eberblick  der  anatomischen  Anstalt  zu  Erlangen,  oon  Errichtung  der  Uni- 
versität bis  auf  gegenwärtige  Zeit"  (Gratulationsschrift  für  F.  H.  Loschge, 
Erlangen  1830,  4.,  m.  2  Kpft.).  Ausserdem  liegen  von  ihm  mehrere  Aufsätze 
in  Zeitschriften  vor,  z.  B.  in  Horn's  Archiv  (1817,  18),  praktische  Erfahrungen 
aus  der  Medicin ,  die  Formverschiedenheiten  des  Körpers  mit  Beziehung  auf  die 
Chirurgie;  in  Hüfeland's  Journal  (1818)  über  Somnambulismus;  in  Henke's 
Zeitschrift  (1822,  23)  die  verschiedenen  Todesarten  der  Strangulirten,  die  Lebens- 
fähigkeit vorzeitig  geborener  Kinder;  ferner  in  Meckel's  Archiv  (1823),  dessen 
Mitredacteur  er  war.  Er  starb  am  22.  August  1850. 

Neuer  Nekrolog  der  Deutschen.  Jahrg.  28,  1850,  pag.  1.  —  Callisen,  VI,  pag.  323; 
XXVIIT,  pag.  63.  ^^ 


FLEISCHMANN.  —  FLEMING. 


381 


*FleiscIlinaim,  Friedrich  Ludwig  F.,  zu  Dillingen,  Pflegesohn  des 
Vorigen,  war  zu  Nürnberg  geboren,  wurde  1832  in  Erlangen  Dr.  med,  et  philos. 
mit  der  Diss.  „Balmatiae  novae  serpentum  genera*^ ,  gab  heraus:  „Bildungs- 
hemmungen  der  Menschen  und  Thiere^  (Nürnberg  1833,  m.  2  Taflf.)  —  „De 
systematis  vasorum  sanguiferorum  varietatibus  congenitü  nonnullis^  (Erlangen 
1834,  4.,  mit  2  TafF.)  —  „Scenographta  arteriarum  corporis  humani  usui  aca- 
demico  adcommodata*'  (Daselbst  1837,  Fol.)  —  „Scenographia  nervorum  c.  k.  etc." 
(Daselbst)  —  „Leitfaden  für  Cur  gaste  in  Wasserheilanstalten*^  (Nürnberg  1840)  — 
Gratulationsschrift  an  Gottfried  Fleischmann:  „Munus  natalicium  anatomicum 
de  novis  sub  lingua  bursisy  in  hominibus  et  mammalibus  nuperrime  observatis, 
juae  ad  ranulas  et  lyssas  pertinere  videntur"  (Daselbst  1841,  4.,  mit  Tafl^.)  — 
„Der  Fötus  im  Fötus ,  eine  anatomisch-pathologische  Mittheüung"  (Daselbst 
1845,  Kl.-Fol.,  m.  1  Taf.).  Er  lebt  als  Medicinalrath  und  Bezirksarzt  I.  Classe 
zu  Dillingen  (Reg.- Bez.  Schwaben)  in  Bayern. 

Callisen,  XXVUI,  pag.  63.  G. 

Fleisclimaim,  Ludwig  F.,  zu  Wien,  war  1841  daselbst  geboren,  nach 
Erlangung  des  Doctorgrades  daselbst  vier  Jahre  lang  Secundararzt  des  St.  Joseph- 
Kinderspitales  und  machte  sich  schon  in  dieser  Stellung  durch  zahlreiche  kleinere 
und  grössere  Arbeiten  auf  dem  Gebiete  der  Pädiatrik  bekannt.  Er  wurde  auch 
Mitherausgeber  des  Oesterreich.  Jahrbuch  für  Pädiatrik,  in  dessen  Redaction  er  1874 
eintrat.  Nachdem  er  das  Hospital  verlassen,  habilitirte  er  sich  bei  der  Wiener 
L^aiversität  als  Docent  der  Kinderheilkunde  und  trat  zugleich  als  Abtheilungg- 
Forstand  in  den  Verband  der  von  einer  Reihe  medicinischer  Docenten  begründeten 
lUgemeinen  Poliklinik,  wo  es  ihm  weder  an  reichlichem  Zuspruch  von  Hilfesuchenden, 
loch  an  Schülern  fehlte.  Seine  bis  zum  2.  Heft  gediehene  „Klinik  der  Pädiatrik" 
Wien  1875 — 77,  m.  Tafl".)  enthält  zum  Theil  sehr  wichtige  Arbeiten,  z.  B.  die 
von  scharfer  Beobachtungsgabe  zeugenden  Forschungen  über  die  Formveränderungen 
ies  Ober-  und  Unterkiefers  durch  Rachitis.  Sein  Tod  erfolgte  am  9.  Januar  1878. 

Prager  med.  Wochenschr.  1878,  pag.  30.  G. 

Fleming,  Paul  F.  (auch  Fleming  oder  Fläming),  berühmter  Dichter, 
geboren  zu  Hartenstein  a.  d.  Mulde  am  5.  October  1609 ,  besuchte  die  Thomas- 
schule  in  Leipzig,  studirte  von  1628  an  Medicin,  beschäftigte  sich  aber  mit  anderen 
^tndien,  wozu  vor  Allem  der  Verein  schlesischer  Studirender  Anlass  bot.  Am 
10.  März  1632  wurde  F.  Baccal aureus  der  freien  Künste,  am  2.  Mai  1633 
tfagister  der  freien  Künste  (Dr.  phil.?).  Durch  einen  Stud.  med.  J.  Kretzsch- 
tfAB  erfuhr  F.  von  einer  bevorstehenden  Gesandtschaft  nach  Persien,  meldete 
dch  hei  einem  Mitglied  der  Gesandtschaft  Olearius  und  wurde  als  „Hofjunker 
md  Truchsess"  angenommen.  Olearius  hat  bekanntlich  ein  ausgezeichnetes  Buch 
iber  diese  Gesandtschaft,  welche  Herzog  Friedrich  von  Schleswig-Holstein  aus- 
rüstete, verfasst.  Am  6.  November  1633  verliessen  die  }  t^lieder  und  Theilnehmer 
ier  Expedition  Lübeck,  um  zu  Schiff  zunächst  nach  Riga  zu  reisen ;  nach  mannig- 
fachen Schicksalen  in  Moskau  und  Astrachan,  kehrte  F.  endlich  im  April  1639  nach 
Eleval  zurück  und  sollte  Stadtphysicus  von  RevaJ  werden.  Deshalb  begab  sich  F. 
loch  einmal  in  seine  Heimat,  vorher  aber  zog  er  nach  Rotterdam  und  Leyden, 
^roselbster  am  23.  Januar  1640  zum  Dr.  med.  creirt  wurde  (Diss.  „De  lud  venerea" 
Leyden  1670]).  Von  hier  reiste  F.  nach  Hamburg,  traf  am  20.  März  hier  ein, 
^krankte  am  27.  März  und  starb  am  2.  April  1640.  Eine  Aufzählung  der  Ge- 
lichte F.'s,  sowie  eine  Würdigung  F.'s  als  deutscher  Dichter  gehört  nicht  hierher. 

Biographisches:  Tillmann  J.,  Gedichte  von  Paul  F.  Leipzig  1870,  V — XXX.  — 
jappenberg,  F.'s  deutsche  Gedichte.  Stuttgart  1865,  Bd.  II,  pag.  851 — 900.  —  Allgem. 
)eutsche  Biogr.  Vn,  pag.  115.  L.  Sticda. 

Fleming,  John  GibsonF.,  zu  Glasgow,  war  daselbst  am  2.  December 
809  geboren,  studirte  auf  der  dortigen  Universität,  wo  er  1830  Doctor  wurde. 
Cr   hielt  sich  ein   halbes  Jahr   in  Paris    auf  und   besuchte   die  hauptsächlichsten 


382 


FLEMING. 


Städte  des  Continents.  1833  wurde  er  Fellow  der  Faculty  of  Physicians  and  Surgeonc 
zu  Glasgow,  und  war  1865  sowie  noch  einige  weitere  Male  Präsident  derselben.  Er  hatU 
yf  The  pathology  and  treatmerU  of  ramolltssement  of  the  brain.  A  probationari 
essay^  (Glasgow  1833)  verfasst.  1862  wurde  er  zum  Vertreter  der  Facoltät  in 
General  Medical  Council  ernannt  und  blieb  in  dieser  Stellung  15  Jahre.  Er  sehriel 
noch,  ausser  Artikeln  in  verschiedenen  medicinischen  Journalen :  „Medical  statütia 
of  life  assurance;  heing  an  inquiry  tnto  the  causes  of  death  among  the  memben 
of  the  Scottish  Amtcahle  Life  Assurance  Society^  from  1826  tili  lo60^  (Glasgon 
1862).  Als  Mitglied  des  Yerwaltungsrathes  der  Royal  Infirmary  machte  er  siel 
um  deren  bessere  Einrichtung  und  um  den  daselbst  ertheilten  klinischen  Unterrichi 
verdient,  den  er  als  Professor  der  Chirurgie  auf  der  chirurgischen  Abtheilun^ 
leitete.  Gleiche  Verdienste  erwarb  er  sich  als  Director  der  Old  Man's  Institution 
der  Eye  Infirmary  und  des  Matemity  Hospital  um  diese  Institute.  Er  starb  an 
2.  October  1879. 

Glasgow  Medical  Joum.  Vol.  XII,  1879,  pag,  369. 
—  Medical  Times  and  Gaz.  1879,  II,  pag.  462. 


Lancet.  1879,  II,  pag.  595 
G. 


Fleming,  Christopher  F.,  ein  renommirter  irischer  Chirurg,  war  xi 
Dublin  1838  zum  Doctor  med.  promovirt  und  hatte  später  die  Stellung  eine 
Chirurgen  am  Richmond-Hospital  erlangt.  Nachdem  er  hier  eine  Reihe  von  Jahrei 
gewirkt  hatte,  wurde  er  dirigirender  Arzt  des  Dr.  Stkeven's  Hospital  und  starl 
am  31.  December  1880.  Den  Krankheiten  des  Urogenitalapparates  hatte  er  gan; 
besonders  seine  Aufmerksamkeit  zugewendet  und  seine  Erfahrungen  in  dem  1871 
erschienenen  Buche:  „Glintcal  records  of  injuries  and  diseases  of  the  genito 
urinary  organs"  niedergelegt.  Von  seinen  anderen  Schriften  nennen  wir  folgende 
^Remarks  on  the  appUcation  of  Chloroform  to  surgtcal  purposes"  —  „Abscessei 
occurring  hetween  the  pharynxon  chtld,  adult  and  infantile  life*'  —  „Affectiom 
of  septum  of  the  nose^  of  the  throat^  and  of  the  tongue*^,  j^^^j 

Fleming,  Alexander  F.,  zu  Birmingham,  war  1824  in  Edinbnri 
geboren,  machte  seine  Studien  daselbst  und  wurde  1844  Doctor,  besuchte  die 
hauptsächlichsten  Hospitäler  des  Continents  und  gab  nach  seiner  Rückkehr  nacl 
Edinburg,  einige  Jahre  lang,  in  Verbindung  mit  Day  und  W.  T.  Gairdner 
das  Edinburgh  Monthly  Journal  of  Medical  Sciences  heraus.  Es  erschien  von  ihn 
eine  pharmakologische  Arbeit,  die  ihm  grossen  Ruf  verschafft  hat,  eine  erweiterte 
Bearbeitung  seiner  Inaugural-Dissertation :  „An  inquiry  into  the  physiological  anc 
medical  properiies  of  Aconitum  Napellus^  to  which  are  added  observatiotis  or 
several  other  species  of  Aconitum^  (London  1845).  Er  wurde  darauf  als  Professoi 
der  Materia  medica  an  das  Queen's  College  zu  Cork  berufen  und  wurde  bald  daraoJ 
Decan  und  Examinator  der  Queen's  University  of  Ireland.  Er  schrieb  ferner:  „On 
the  Classification  of  medicines  according  to  their  action  on  the  healthy  body^ 
(Dublin  Quart.  Joum.  1852)  und  „On  the  measle  of  thepig^  and  on  the  wholesomenest 
as  food  for  man  of  measly  porc^  (Daselbst).  Er  hatte  früher  auch  „Glinical  notes 
in  therapeuticSj  taken  in  the  hospitals  of  Vienna^  Paris  and  Prague^  —  „  Treatmeni 
of  the  habit  of  opium-eating^  —  „Leadpoisoning  and  its  treatment**  verfasst. 
1858  verliess  er  Cork,  um  zu  Birmingham  dieselbe  Professur  am  Queen's  CoUege 
und  die  Stellung  eines  Physician  am  Queen's  Hospital  zu  übernehmen.  Er  war 
längere  Zeit  auch  Consulting  Physician  am  Women's  Hospital  und  der  Ear  and 
Throat  Infirmary.  Seine  Hospitalstellung  gab  er  wegen  geschwächter  (xesundheit 
1873  auf,  blieb  noch  einige  Zeit  Consulting  Physician  und  starb  am  21.  August 
1875  zu  Brixton. 

British  Medical  Journal.  1875,  II,  pag.  286.  G. 

*  Fleming,  William  James  F.,  zu  Glasjgow,  studirte  daselbst  bis  1872, 
Dr.  med.  1879,  las  später  an  der  R.  Infirmary  School  Physiologie  und  wirkte  theils 
an  der  mit  jener  verbundenen  Dispensary,  theils  am  dortigen  Kinderhospital.  Seine 


FLEMING.  —  FLEMMING. 


383 


größseren  Arbeiten  sind:  „The  motiona  of  the  brain^  (mit  Bildern;  Glasg.  med. 
Journ.  1877)  —  „FhyMology  of  the  turküh  bath*^  (Jonm.  of  anat.  and  pbys., 
Bd.  Xin.)  —  „Pulse  dicrotisme^  (Daselbst,  Bd.  XV)  und  experimentelle  Beiträge 
MF  Erwärmung  der  Inspirationsluft  mit  Bezug  zur  Tracbeotomiefrage  (Glasg.  med. 
Journ.  1882).  ^^^ 

Flemming,  Jobann  Gottfried  F.,  war  am  23.  September  1750  zu 
Oberröblingen  bei  Sangerbausen  geboren,  stadirte  in  Leipzig,  Hess  sieb  in  Artem 
in  der  Grafscbaft  Mansfeld  als  Arzt  nieder  und  praktieirte  später  naeb  einander  in 
Göttingen,  Scbwerin  und  Jena.  Von  Scbriften  desselben  sind  zu  nennen :  „  Unterricht 
fär  angehende  Hebammen,  in  Frage  und  Antwort^  nebst  einem  Anhang  .... 
Krankheiten  und  übele  Zufälle  der  Schwangeren^  Gebärenden  und  Kindbettertnnen" 
, . .  .  (Leipzig  1778)  —  „Ideen  zu  einer  künßigen  Beurtheüung  der  Gallischen 
Beobachtungen  über  die   Verrichtungen  des  Gehirns  u.  s,  w?."  (Berlin  1805). 


Dechambre,  4.  Serie,  II,  pag.  395. 


G. 


Flemming,  Karl  August  F.,  war  am  17.  Deeember  1775  zu  Kötzseben- 
)roda  bei  Dresden  geboren,  wurde  1798  zu  Wittenberg  Doctor  mit  der  Diss.  : 
fDe  inoculatione  variolarum  epidemico  contagio  varioloso  longe  vraeferenda^ ^ 
rar  später  Stabsmedicus  und  scbrieb  nocb:  „Einige  Beobachtungen  und  Erfahrungen 
Iber  die  schätzende  Kraft  der  Kuhpocken  gegen  die  Menschenpocken"  (Dresdener 
pd.  Anzeiger  1802)  —  ^Eine  kurze  Beschreibung  des  Verlaufes  der  sogenannten 
^aUchen  Spitzpocken  u.  s,  w,"  (Daselbst  1805)  u.  s.  w.  Ferner  eine  kleine  Scbrift: 
,Än  Beitrag  zur  genaueren  Diagnose  grösserer  in  den  Gallengängen  einge- 
iemmter  Gallensteine  u.  s.  w,"  (Leipzig  1832).  Er  starb  am  16.  September  1832. 

Gallige n,  VI,  pag.  328;  XXVIII,  pag.  64.  G. 

Flemming,  Karl  Friedrieb  F.,  zu  Scbwerin,  war  am  27.  Deeember 
799  zu  Jüterbog  (Prov.  Brandenburg)  als  Sobn  des  Arztes  und  Apotbekers  Karl 
'riedrieb  Wilbelm  F.  geboren,    erlernte   die  Apotbekerkunst   im   elterlicben 
[anse,  studirte  seit  1818  in  Berlin  Medicin  und  wurde  daselbst  1821  Doetor  mit 
er  Diss.  „De  noctis  circa  morbus  eßicacia*^.    Naeb  eiujäbrigem  Aufentbalt   als 
JBsistenzarzt   in   der  Irrenbeilanstalt   auf  dem   Sonnenstein    bei   Pirna    1823 — 24 
ing  er  naeb  Scbwerin,    war  Arzt   bei   der   dortigen  In*enanstalt  seit  1825  und 
Tirde  dirigirender  Arzt  der  Irrenbeilanstalt  Sacbsenberg   bei  Scbwerin  seit  deren 
röflfnung   im   Jabre  1830,    Obermedicinalratb    1831.     Nacbdem    er   bereits  eine 
Jhrift  „Beiträge   zur  Philosophie  der  Seele"    (2  Tble. ,    Berlin  1830)    verfasst, 
ib  er  beraus :  „Die  Irrenheilanstalt  Sachsenberg  bei  Schwerin"  (Scbwerin  1833, 
it  4  Taff. ;    neue ,    durcb  einen  Nacbtrag  vervollständigte  Ausgabe   mit  5  Taff., 
jbwerin    1851).    Von   anderen    in   diese   Zeit   fallenden    Arbeiten   erwäbnen    wir 
[ORn's  Arebiv  1830):   „Die  Gelüste  der  Schwangeren  in  Bezug  auf  die  Frage 
?r   Zurechnungsfähigkeit"    —    „Ueber    die    Emstenz    eines    Brandstiftung s- 
iebes  u.  s.  w."  —  „Erörterungen  über  die  Frage  der  Zurechnungsfähigkeit"  ; 
mer  (Med.  Ztg.   des  Vereins  f.  Heilk.    in    Preussen);    „Ueber   die   Mittel   zur 
uf hellung  der  Lehre  von  den  Seelenstörungen"  (1833)  —  „  Voyi  der  Analgesie 
8  Symptom  der  Krankheiten  mit  Irresein"   (1833)  —   „Einige  Bemerkungen 
►er  den   muthmasslichen   Antheil   des    Ganglien- Systems   an   der   Erzeugung 
s  Irreseins"  (1838);  sodann  (Schmidt*s  Jabrbb.  d.  ges.  Med.,  Bd.  34,  1834): 
^gebnisse  klinischer  Beobachtungen  über  Hydrocephalus  chronicus  adultorum" — 
Bericht   über   die  Irrenheilanstalt  Sachsenberg   von    den   Jahren  1830 — 39" 
d  (Hennemann's  Beiträge  mecklenb.  Aerzte,  Bd.  II):    „Ueber  einige  in  Bezug 
f  Seelenstörungen  herrschende   Vorurtheile" .   Er  war  femer  Mit-Redacteur  der 
itscbrift  für  die  Beurtbeilung    und  Heilung  der  krankbaften  Seelenzustände  seit 
37,  Redacteur  des  Medicin.  Conversationsblattes  des  wissenscbaftlicben  Vereines  für 
rzte  und  Apotheker  Mecklenburgs  von  1840—43,  Mit-Herausgeber  der  Allgem. 
itschr.    für  Psychiatrie  und  psycbiscb-gericbtlicbe  Medicin  seit  1844.    Zu  seinen 


384 


FLEMMING.  —  FLES. 


^  H 


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späteren  Arbeiten  gehört  eine  Schrift:  „Pathologie  und  Therapie  der  Psychosen^ 
(Berlin  1859)  und  ein  Aufsatz:  „üeher  Geistesstörungen  und  Geisteskranke** 
(ViRCHOw's  und  V.  Holtzendorff's  Sammlung  wissenschaftlicher  Vorträge,  Nr.  155, 
1872).  Ausserdem  ist  er  der  Verfasser  von  vier  Dramen  (1859 ,  1865)  und  einei 
humoristischen  Schrift:  „Luftblasen  von  Veratrinus  Leuchtkäfer"  (I,  U,  1851 
1853).  Er  lebte,  nachdem  er  1846  Geh.  Med.-Rath  geworden  und  1854  dli 
nachgesuchte  Entlassung  erhalten  hatte,  in  Schwerin  und  starb  am  27.  Janaar  188( 
zu  Wiesbaden.  —  Za  seinen  Ehrentiteln  gehört,  dass  er  den  ersten  Neubau  einei 
Irrenanstalt  in  Deutschland  ausgeführt,  die  erwähnte  Zeitschrift  und  den  Vereh 
deutscher  Irrenärzte,  dessen  langjähriger  Präsident  er  war,  mitbegründet  hat  un< 
dass  er  durch  die  Vielseitigkeit  seiner  Geistesgaben,  seinen  unermttdlichen  Schafiens 
drang  wohl  am  hervorragendsten  zum  Ausbau  der  deutschen  Psychiatrie  in  ihrei 
Eigenart  mitgewirkt  hat  und  als  der  letzte  Pionnier  des  deutschen  Irrenwesens  in* 
Grab  gesenkt  wurde.  —  1883  wurde  ihm  am  Eingange  der  von  ihm  gegrandetei 
und  so  viele  Jahre  geleiteten  Anstalt  ein  Denkmal  gesetzt. 

Blanck,  pag.  149.  —  Allgem.  Zeitschr.  f.  Psychiatrie.  Bd.  XXXVI,  1880,  pag.  77( 

G. 

Plemming,  Ludwig  Ferdinand  Fürchtegott  F.,  zu  Dresden^  wa 
aus  Lausigk  gebürtig,  wurde  1820  in  Leipzig  Doctor  mit  der  Diss.  „De  signorui 
graviditatis  et  morborum  quorundam  graviditatem  mentientium,  differentia^  (4.^ 
Eine  seinem  Schwiegervater  Ch.  Gotth.  Pienitz  gewidmete  Gratulationsscbrii 
war:  „De  vita  et  meritis  beati  Joh,  Gott  f.  Leonhardii**  (Dresden  1823).  E 
war  in  Dresden  öffentlich  angestellter  Geburtshelfer  und  schrieb:  „Der  Accouc/ieur^  al 
rathender  und  tcarnender  Freund,   hin  Versuch*^  (Dresden  1830;  2.  Aufl.  1839^ 

Callisen,  VI,  pag.  329;  XXVin,  pag.  65.  G. 

*Flemmilig,  Walter  F.,  geboren  am  21.  April  1843  in  Schwerii 
in  Tübingen,  Rostock  und  Berlin  medicinisch  ausgebildet  unter  F.  E.  SCHULZl 
W.  Henke,  W.  Kühne  ,  C.  Semper.  Assistent  der  drei  Letzteren  war  er  wäiiren 
der  Jahre  1868  (in  welchem  seine  Promotion  stattfand)  bis  1872.  Von  1871  wa 
er  als  Privatdocent  der  Anatomie  und  Entwicklungsgeschichte  in  Rostock  und  187 
als  Privatdocent  in  Prag  habilitirt;  1873  wurde  er  dort  Prof.  extraord;  187 
Prof.  ord.  fiir  Anatomie  in  Kiel.  Habilitations-Schrift  (Rostock  1871) :  „Bindesubstan 
der  Mollusken'^ .  Zum  Jahresbericht,  Seh walbe-Hoffmann,  1873 — 1876,  zoi 
Archiv  f.  mikr.  Anatomie,  Band  V  bis  XX,  zur  Zeitschr.  f.  wissenscii.  Zoologie 
zum  Archiv  f.  Anat.  und  Entwickl.  u.  A.  lieferte  er  mehrfach  Beiträge.  Monographisc 
beschfieb  er:  „Studien  in  der  Entwicklungsgeschichte  der  Najaden*^  (Wien  1875)- 
„ Zellsubstanz,  Kern-  und  Zelltheilung^  (Leipzig  1882).  Red. 

Plemyng,  Malcolm  F.,  ein  geistvoller  Physiolog,  verfasste  ausser  einei 
Gedichte  „Neuropathia"  unter  Anderem :  „Tlie  nature  of  animal  spirits  demoz 
strated^  (Miliar?  1751).  Er  lässt  die  „Lebensgeister"  aus  einer  feinen  Mischan 
von  Wasser,  Gel,  thierischen  Salzen  und  Erde  bestehen.  Wichtiger  ist,  dass  € 
die  Geschwindigkeit  der  Bewegung  des  Nervensaftes  für  ungefähr  300mal  langsame 
erklärt,  als  die  des  Schalles.  H.  Ha  es  er. 

*Fle8,  Joseph  Alexander  F.,  im  Jahre  1819  zu  Breda  geborei 
studirte  in  Utrecht  an  der  Militärärztlichen  Schule  bis  1841 ,  wo  er  zum  Militib 
arzt  ernannt  wurde.  1843  promovirte  er  zum  Doctor  med.  an  der  üniversiti 
Utrecht.  1851  wurde  er  Docent  für  beschreibende  und  pathologische  Anatomie  a 
der  genannten  Schule  und  veröffentlichte  zu  diesem  Zwecke  eine  „Handleidin 
tot  de  stelselmatige  beschrijvende  ontleedkunde  van  den  Mensch*'  (Utrecht  1855 

1862  wurde  ihm  der  Unterricht  in  der  Ophthalmologie  aufgetragen,  welchen  i 
bis  zur  Aufhebung  der  Militarärztlichen  Schule  (1868)  ertheilte.  Er  quittirte  dann  de 
Militärdienst  und  übt  seitdem  die  ophthalmologische  Praxis  in  Utrecht  aus ;  eine  ihi 

1863  angebotene  Professur  in  der  Anatomie  an  das  damalige  Athenaeum  illusti 
zu  Amsterdam  schlug  er  aus.  C.  E.  Daniel  s. 


n 


FLESCH.  —  FLEURY. 


385 


* Flesoh ,  Jacob  Gustav  Adam  F. ,  geboren  zu  Frankfurt  am  Main 
den  2.  Juni  1819,  studirte  seit  1836  in  Heidelberg  und  Berlin,  promovirte  in 
Berlin  am  3.  August  1839  mit  der  Dissertation  ^De  glaucomate"* ,  bestand  das  Frank- 
furter Staatsexamen  am  2.  Januar  1841  und  wurde  Arzt  in  Frankfurt.  Schriften 
(mit  Friedleben)  :  „Bettrag  zu  der  pathologischen  Anatomie  der  Darmachleimhavt 
im  Säuglingsaher*^  (in  Zeitschr.  f.  ration.  Medicin,  V,  1844).  —  Im  Archiv  fttr 
physiologische  Heilkunde  1850  (anknüpfend  an  Reid's  Arbeit  über  Laryngismus) 
eine  Abhandlung  „Ueber  Stimmritzenkravipf^.  Dasselbe  Thema  in  den  Verhand- 
lungen der  Versammlung  deutscher  Naturforscher  und  Aerzte  zu  Innsbruck  (1868). 
In  Geehärdt's  Handbuch  der  Kinderkrankheiten  bearbeitete  er  den  Spasmus  glottidis. 

W.  Stricker. 

^Plesselle,  Philippe  de  F.,  1528  Dr.  Paris,  gestorben  1562,  war 
Leibarzt  der  Könige  Franz  L,  Heinrich  IL,  Franz  IL  und  Karl  IX.,  soll 
aber  ein  gewissenloser  Streber  und  nichtsnutziger  Intriguant  gewesen  sein.  Ob  sein 
Buch  zuerst  als  „Introductwn  pour  parvenir  h  la  vraye  cognoissance  de  la 
Chirurgie  rationelle^  (Paris  1547)  oder  als  „/>e  chirurgia^  (wie  es  daselbst  1553 
ewchien)  geschrieben  wurde,  scheint  nicht  festgestellt. 

Biogr.  m6d.  IV.  Red. 

Pletcher.  Unter  der  sehr  bedeutenden  Zahl  englischer  Aerzte  dieses  Namens 
ra^ren  herv^or:  In  erster  Linie  John  F.,  zu  London  1792  geboren,  Schüler  Ch.  Bbll's 
und  Abernethy's.  1816  promovirt,  hielt  er  zuerst  Curse  in  Edinburg,  und  hier 
war  es,  wo  er  die  von  Geist  sprühenden  yyRuhi  Epistolae  Edinburgenses"  herausgab; 
ihnen  folgte  1822  die  rjSorae  subsecivae^,  1828  wurde  er.  als  Lehrer  der 
Physiologie  an  die  Medicinschule  zu  Argylc-Square  berufen  und  inaugirte  noch  in 
seinem  Todesjahre  1836  populäre  Vorlesungen  über  diesen  Wissenszweig.  —  Unter 
geinen  medicinischen  PubÜcationen  sind  ausser  mehreren  geistreichen  Gelegenheits- 
schriften  zu  erwähnen:  „Rudiments  of  physiologie^  (Edinburg  1835 — 1836)  — 
^Course  of  study"*  (Edinb.  surg.  Joum.  1836 — 1837).  —  James  Ogden  F., 
der  die  Vornamen  von  seinem  Onkel  Ogden  erhielt,  war  1824  in  Prestwich 
(Lancaahire)  geboren,  beschäftigte  sich  vorwiegend  mit  Chemie  und  Botanik,  war 
dann  als  Arzt  bei  einer  grossen  Typhus-Epidemie  in  Manchester  thätig  und  übernahm, 
selbst  vom  Typhus  genesen,  mit  seinem  Bruder  Shepherd  F.  in  Manchester 
den  Unterricht  in  der  Anatomie.  Später  wurde  er  consultirender  Eisenbahnchirurg, 
schrieb,  über  mehrere  klinische  Themata  und  starb  1874.  —  Frederick 
Dicker  F.,  1827 — 1866,  studirte  in  London  und  bildete  sich  dann  an  der  Royal 
Infirmar>'  zu  Liverpool  weiter  aus.  Später  trat  er  in  mehrere  consultirende  Stellungen 
ein  und  schrieb  eine  „Medical  history  of  Liverpool^  (um  1849).  —  1864  unter- 
nahm er  eine  Reise  nach  Australien,  über  die  er  in  der  Med.  Times  and  Gaz. 
1866  berichtete. 

Hahn  bei  Dechambre.  Red. 

Fleury,  Louis-Joseph-D6sir6  F.,  zu  Paris,  war  in  St.  Petersburg 
von  französischen  Eltern  geboren,  veröflfentlichte  bereits,  ehe  er  1839  Doctor  wurde, 
eine  Reihe  von  geschätzten  Arbeiten :  „Memoires  et  observations  sur  les  affections 
cutantes,  dScrites  par  Willan  sous  les  norns  de  psoriasis  et  de  lepra  vulgaris^ 
(Arch.  g^nör.  de  m^dec.  1836)  —  „MSm.  sur  la  suture  intestinale^  (Ebenda 
1837)  —  „De  Vhydrosudopathie"  (Ebenda)  — »  „Ohs.  de  grossesse  tubaire^ 
^Ebenda  1838)  —  „De  Vemploi  des  mSches  dans  le  traitevient  de  la  consti- 
patian**  (Ebenda  1838).  In  der  Akademie  der  Medicin  wurden  folgende  Abhand- 
langen gelesen:  „MSm,  sur  un  cas  de  torticolis  permanent^  (1838)  —  „Obs, 
et  rifiexions  sur  l'opSration  de  renipyeme"  (1838)  —  „Obs,  sur  une  tumeur 
anivrysmale  du  pied^  (1839)  —  „Des  tumeurs  enkystees  du  cou^  disign^es 
itous  le  nom  de  Struma  aquosa"  (1839);  auch  erschien  die  Schrift:  „Vhomoeo- 
pathie  d^oilSe^  ou  Examen  th^ique  et  pratique  d'une  prStendue  doctrine 
midicale^  ^Paris  1839).  Er  wurde  zumM^decin  des  höpitaux  und  des  Bureau  central 
Biogr.  Lexikon.  II.  25 


386 


FLEURY. 


ernannt,  hielt  in  der  fieole  pratique  Curse  über  Hygiene,  allgemeine  und  speciel 
Pathologie  und  medieinisehe  Klinik  und  wurde  1844  mit  der  These  „De  Vinfectü 
purulente  saus  le  rap-port  de  la  pathologie  et  de  la  tkSrapeiUiqtce*'  zum  Agrej 
ernannt.  In  dem  von  ihm  gegründeten  und  redigirten  „Journal  de  midecitu 
erschienen  von  ihm:  „Refiexions  povr  sermr  au  diagnostic  des  n^vralgi 
visc^rales^  (1843)  —  „Des  causes,  de  la  nuture  et  du  traüement  de  Vangi 
laryngi^e  oed^ateuse^  (1844)  —  „Quelle  pla^e  doit  occuper  dans  les  cadr 
nosologiques  Valt^ration  dScrtte  sous  les  noms  d'apoplexie  capillatref"  (184^ 
sowie  eine  Schrift :  „  Quelques  mots  sur  r Organisation  de  la  mMecine  en  Frana 
(Paris  1844).  Auch  gab  er  in  Gemeinschaft  mit  Monneret  und  Delaberge  d 
„Gompendium  de  mddecine  pratique^  heraus,  das  sich  grossen  Beifalles  erfreul 
Seine  folgenden  Arbeiten  sind  grösstentheils  der  Hydrotherapie,  mit  der  er  si 
eingehend  beschäftigte,  gewidmet.  Es  erschienen  zunächst:  „M^otres  sur  Vhydr 
th4frapie^  (2  Bde.,  Paris  1848 — 55),  femer  „Mein,  sur  les  douches  froidss  .  . 
appliqudes  au  traüement  des  engorgements  et  des  deplacements  de  la  matric^ 
(Daselbst  1849)  —  „Des  douches  froides  ei  de  la  sudation  appltquSes  au  trait^mf 
des  rhumatismes  musculaires^  (Daselbst  1850)  —  „De  Vemploi  des  douches  froid 
excttantes  contre  le  temj^^ament  lymphatique^  la  chhrose  et  VanSmie^  (Pai 
1851)  —  „TrattS pratique  et  raisonnd  de  Phydroiherapie^  (Daselbst  1852;  185 
1866;  1875)  —  „Recherches  expMmentales  sur  la  sudation*^  (Daselbst  1854)  ■ 
„Gliniqtie  hydroth&rapeutique  de  Bellevue^  (Daselbst  1855)  —  „Du  traitenu 
hydrotherapeutique  des  fih)res  intermütentes^  (Daselbst  1858)  —  „L'hydrotherai 
justifiee  et  vulgaris^e^  (Rennes  1863)  —  „Climque  hydrotherapeutique  de  Hej^ 
Lalande"  (Paris  1867).  Von  anderweitigen  Arbeiten  sind  noch  zu  erwähnen:  r,i 
ß^vre puerperale  ä  VacadSmie  de  midecine^  (Daselbst  1858)  —  „Etüde  sur  les  ecoi 
de  midecine  modernes^  (Daselbst  1860)  —  „Cours  d'hygüne  fait  h  la  FacuUe 
mddecme  de  Paris"  (3  Bde.,  1861 — 72)  —  „Conferences  sur  les  fihures  tnterm 
tentes  et  leur  traüement"  (Brüssel  1865)  u.  s.  w.  Das  vorstehende  Verzeicbn 
ist  nur  ein  geringer  Theil  der  Arbeiten  F.'s.  Er  starb  am  15.  December  18^ 
Sachaile,  pag.  295.  —  Dechambre,  4.  Serie,  II,  pag.  40ü.  G 

FJeury,  Je  an -Andre  F.,  Chefarzt  der  Marine  zu  Toulon,  war  : 
30.  November  1758  zu  Cherbourg  geboren,  wurde  1803  zu  Paris  Doctor  mit  ( 
These :  „Essai  sur  la  dysenteriCy  avec  quelques  considih'ations  gendrales  sur 
frSquence  h  bord  des  navires".  Er  schrieb  später:  „Obs.  sur  deux  an^vrysn 
aux  arth^es  f&morales  d^un  meme  sujet^  guirtes  Vun  spontan^ment  et  Vau 
par  r Operation"  (Sedillot,  Jouru.  g6n6r.  1807)  —  „Observations  gen4ra 
sur  les  maladies  qui  ont  rdgnd  dans  les  hopüaux  milüaires  de  la  marine  et 
la  ville  d' Alivers  j  pendant  ....  1814  ,  ,  ,  ,  h  Vdpoque  du  hlocus  de  a 
place"  (CORVISART,  Journ.  de  m6d.  1814)  —  „Obs.  sur  une  pneumonie  ini 
mitteilte  iierce ,  fait  recueilli  ä  Vhopüal  du  bagne  de  Rochefort"  (Lance 
frangaise  1829;  Journ.  univ  des  sc.  med.  1829)  —  „Des  effets  de  la  compress 
dans  le  traüement  de  plusieurs  maladies  externes  y  et  surtout  dans  le^sfractu 
et  les  fausses  articulaiions  etc."  (Memorial  du  midi  et  de  la  clinique  de  Montpel 
1830)  —  „Exemple  de  rndningo-ciphalite  etc."  (Annales  de  la  m^dec.  physiol.  18 
—  „Histoire  medicale  de  la  maladie  qui  a  rSgn4  parmi  les  condamn^ 
bagne  de  Toulon,  i)endant  ....  1829  ....  1830"  (M6m.  de  TAcad.  de  m 
1833).  Er  war  anfänglich  Professor  der  Anatomie  und  Physiologie  an  der  medicinLsel 
Schule  zu  Toulon,  später  Chefarzt  daselbst  und  starb  am  10.  Juli  1835  an  der  ChoU 

Graal  in  Annales  marit.  et  colon.  1835,  T.  LVIII,  pag.  816.  —  Obet.  Dasei 
T.  LXIir,  1837,  pag.  154.  —  Berger  et  Key,  pag.  93.  —  Calliseu,  VI,  pag.  '.^ 
XXVIIl,  pag   67.  (: 

Fleury,   Joseph  F.,    Medecin    principal    der   französischen  Marine, 
Querqueville  (Manche)  gebürtig,   schrieb  einen  „Rapport  au  Conseil  de  santi 
port  de  Brest  sur  Vh^meralopie,  maladie  commune  sous  les  tropiques"  (Ann; 


FLEÜRY.  —  FLINT. 


387 


mtrit.  et  Colon.  1839)  und  „JSote  sur  Vhhn^ralopie  etc.*^  (Annales  d'oculist.  1839  ; 
Gm.  m6d.  de  Paris  1840)  —  „Observation  üun  cos  mSdico-chirurgical  dans 
le  combat  de  Mogador*^  (Cliniqne  de  Montpellier  1845)  —  „Mhn.  sur  lesfi^vres 
intermittentes ,  avec  gudqties  mots  sur  V Ätiologie  du  typhus  Sjndimique^ 
(Toulon  1847)  —  „Quelques  observations  et  considdrations  d'hygüne  et  de  mSdecine 
nnvales*'  (Th^se  de  Montpellier  1847)  —  „Maladtes  speciales  aux  picheurs  de 
SairU'Flerre  et  Miquelon^  (Gaz.  m^d.  de  Montpell.  1854,  1855)  —  „Quelques 
Souvenirs  mSdicaux  et  courtes  observations  faites  de  1848  ä  1859  ä  Saint- 
Pierre  et  Miquelon,  RisumS  d)un  manuscrit  sur  VSpidimie  cholSrique  de  Toulon^ 
en  1865.  Traüement  rationnd  du  cholSra  morbus*^  (Toulon  1866)  —  „Quelques- 
vnes  de  nos  conversations  mSdicales^  (Toulon  1869)  —  „  UnitS  midicale*^  (Toulon 
1873)  u.  8.  w. 

Berger  et  Rey,  pag.  94.  G. 

*Fleury,  Charles-Alfred  F.,  zu  Constantinopel ,  MMecin  principal 
und  Professor  der  Chemie  und  Geologie  an  der  kaiserlich  ottomanischen  Schule 
ftir  Militärmedicin ,  ist  geboren  zu  Senlis  (Oise),  wurde  1840  zu  Paris  Doctor, 
sehrieb  über  „Amputation  du  bras  dans  V articulation  scapulo-humdrale,  d^ajyr^s 
la  mdthode  ovalaire  modifiAe"  (Bulletin  de  la  Soc.  de  Chirurgie,  1851)  —  „Corps 
itranger  (morceau  de  verre)  dans  Vdpaisseur  de  la  viain,  Amputation  du  bras 
dans  V articulation  scapulo  -  humifrale,  Calcul  salivaire"  (Daselbst  1852)  und 
„Nouveau  proc^d  pour  la  disarticulation  scapulo  -  kumdrale"  (Malgaigne, 
Journal  de  Chirurgie.  1856).  In  türkischer  Sprache  verfasste  er  für  die  Eleven 
der  oben  genannten  Schule  Lehrbücher  der  anorganischen  und  organischen  Chemie 
und  Geologie.  Später  erschien  noch  von  ihm :  „  Un  roi/age  au  Caucase  et  le 
„Traitd  des  airs,  des  eaux  et  des  lieux^^  (Courrier  mödical.  1873). 

Berger  et  Rey,  pag.  93,  257.  G. 

♦Flindt,  Nicolai  F.,  ist  am  3.  Mai  1843  in  Norre-Sundby  (Jütland) 
geboren,  studirte  in  Kopenhagen,  ist  seit  1871  thätig  als  praktischer  Arzt  und 
Districtsarzt  zuerst  auf  der  Insel  Samsöe  und  jetzt  in  Holbäk  (Seeland).  Er  pro- 
movirte  1878  mit  der  Dissertation:  ^Den  congenite  syphilis  med  särligt  henfiyn 
til  det  supponerede  hereditetsforhold."  Ausserdem  schrieb  er:  „Den  almindehge 
croupöse  pneumonies  stilling  blandt  Infectionssygdommene*^  (1882)  und  mehrere 
Joumalartikel.  Peterseu. 

*Pllnt,  Austin  F.,  Vater  und  Sohn  zu  New  York.  —  Der  Vater  ist 
zu  Petersham,  Massachusetts,  am  20.  October  1812  geboren,  studirte  auf  der 
Harward  Universität,  wurde  1833  Doctor  und  liess  sich  zu  Buüalo,  New  York, 
als  Arzt  nieder,  woselbst  er  sich  einen  sehr  grossen  Ruf  erwarb  und  einer  der 
Gründer  des  Buffalo  Medical  College  wurde.  1861  wurde  er  Professor  der  theo- 
retischen und  praktischen  Medicin  bei  der  medicinischen  Schule  des  Bellevue  Hospital 
zu  New  York,  später  bei  derselben  Anstalt  des  Long  Island  Hospitals  zu  Brooklyn. 
Er  hat  eine  grosse  Menge  von  Arbeiten  publicirt,  darunter:  „Prize  Rssay.  On 
the  variations  of  pitch  in  percussion  and  respiratory  sounds ,  etc. "  (Buffalo 
1852)  —  „Clinical  report  on  chronic  pleuresy,  etc,"  (Daselbst  1853)  —  „CUnical 
report  on  continued  fever,  etc."  (Buftalo  1852;  Philadelphia  1855)  —  „Clinical 
report  on  dysentery,  etc,*^  (Buffalo  1853)  —  „Physicnl  exploration  and  diagnosis 
of  diseases  affecting  the  respiratory  organs"  (Philadelphia  1856)  —  „Compendium 
of  percussion  and  auscultation  etc."  (New  York,  4.  Ausg.  1869).  Diese  Abhand- 
inngen erschienen  auch  französisch  u.  d.  T. :  „Resunu^  de  recherches  cliniques 
sur  la  fih^re  continue^  la  dysenterie,  etc,"  (Paris  1854).  Auf  Veranlassung  der 
Sanitäts-Commission  der  Vereinigten  Staaten  gab  er  heraus :  „  Contributions  relating 
to  the  causation  and  ])revention  of  disease ,  and  to  camp-diseases ;  etc."  (New 
York  1867).  Seine  Hauptwerke  jedoch  sind:  „A practical  treatise  on  the  diagnosis 
pathology^  and  treatment  of  diseases  of  the  heart"  (Philadelphia  1859;  2.  Ausg. 

25* 


388 


FLINT. 


FLOÜRENS. 


1879)  —  „A  treatise  on  prfnciples  and  practice  of  viedtcine^  etc.*^  (Dasell 
1866;  5.  Ausg.  1881),  ein  in  Amerika  klassisch  gewordenes  Werk.  Zu  sein 
neueren  Schriften  gehören :  ^Essays  an  conservative  medtcine  and  kindred  topic 
(Philadelphia  1874)  —  „Phthisis ;  its  morbid  anatomy,  etiology,  etc.*'  (Dasell 
1875)  —  „Glinical  medicine ;  a  systematic  treatise  on  ihe  diagnosis  and  treatme 
of  diseases"  (Daselbst  1879)  —  „Medical  ethics  and  entiquette.  The  code 
ethics  adopted  by  the  American  Medical  Association  etc."  (New  York  188^ 
Er  ist  auch  Mitarbeiter  an  der  „American  Cyclopaedia".  1872  wurde  er  tx 
Präsidenten  der  New  Yorker  Akademie   der  Medicin  erwählt. 

*Austin  F.  jun.  wurde  am  28.  März  1836  zu  Northarapton,  Ma« 
chusetts,  geboren,  wurde  Professor  der  Physiologie  am  Medical  College  zu  N( 
York,  machte  eine  Studienreise  nach  Europa  und  wurde  1861  Professor  d 
Physiologie  der  medicinischen  Schule  des  Bellevue  Hospital.  1869  erhielt  er  v 
der  französischen  Akademie  den  Monthyon-Preis  von  1500  Fr.  Ausser  ander 
Arbeiten,  wie:  „Experimental  researches  into  a  new  excretory  function  of  i 
liver"  (American  Journal  1862;  französisch  Paris  1868)  und  y^On  the physiologic 
effects  of  severe  and  protracted  muscular  exercise ;  etc."  (New  York  Medi< 
Journal  1871),  hat  er  ein  grosses  Werk  über  die  Physiologie  des  Menschen:  .,7 
physiology  of  man  etc."  (5  Bde.,  New  York  1866 — 74)  und  ein  Handbue 
^A  text-book  of  human  physiology"  (Daselbst  1876)  verfasst.  Wie  sein  Vat 
ist  er  Mitarbeiter  an  der  American  Cyclopaedia. 

Bitard,  pag.  473.  G 

Flor,  Franz  F.,  zu  Pest,  war  1809  zu  Grosswardein  geboren,  studi 
Medicin  in  Pest,  wurde  daselbst  1833  Professor  der  Medicin,  später  der  Chirurg 
1840  war  er  ärztlicher  Sectionschef  im  Kriegs-Ministerium.  Seine  (ungarisch  geschi 
benen)  Werke  sind:  Lehre  über  die  Belebung  der  Scheintodten  (Pest  1835) 
lieber  die  namhafteren  chirurgischen  Operationen.  Nach  Dr.  Fritze  in  Gemeinseb 
mit  Paul  Bügat  (1835)  —  Schematismus  der  Doctoren  Ungarns  (1840).  Seit  18 
war  er,  in  Gemeinschaft  mit  Bügat,  Redacteur  des  yjOrvosi  Fdr" ,  d.  i.  Me 
cinische«  Magazin.  Er  sammelte  auch  medicinische  Kunstausdrticke  und  Überset 
Choclant's  Specielle  Pathologie  und  Therapie  in's  Ungarische. 

V.  Wurzbach,  IV,  pag.  267.  G 

Flores.  Zwei  spanische  Aerzte.  Salvador  de  F.,  der  um  die  Mitte  ( 
17.  Jahrhunderts  in  Sevilla  studirte,  hat  Ruf  durch  seine  umfangreiche  Arbe 
^Desempeiio  al  mUodo  vacional  en  la  cura  de  la  tertianos  notas"  (1698,  m 
MOREJON;  Chinin  neben  Brechmitteln  und  Purgantien).  —  Jos 6  F.,  aus  Guatem^i 
wurde  später  Professor  an  dieser  Universität  und  erwarb  sich  wesentliche  Verdien 
nicht  nur  durch  die  Popularisirung  der  Vaccination  und  die  thatsächlich  erfc 
reiche  Bekämpfung  mörderischer  Pockenepidemien,  sondern  auch  durch  verschiedt 
klinische  Arbeiten.  Eine  Schrift  von  ihm  über  die  Behandlung  der  Krebsgeschwül 
(Madrid  1782)  wurde  in's  Französische  (Lausanne  1784;  Bordeaux  gleichzeit 
Paris  1785);  Italienische  (Turin  1784);  Holländische  (Amsterdam  1787}  i 
Deutsche  (Magdeburg  1787;  Leipzig  1788)  tibersetzt. 

Hahn  bei  Dechambre.  Red 

Flourens,  Marie  Jean  Pierre  F.,  aus  Mauveilhon  bei  Böziers  (D 
Herault),  geboren  am  24.  April  1794,  gestorben  am  5.  December  1867,  Profes 
der  vergleichenden  Anatomie  an  der  Universität  Paris,  später  beständiger  Secre 
der  Akademie  der  Wissenschaften  und  Pair  von  Frankreich,  lebte  seit  dem  Ja! 
1848  als  Privatmann.  F.  nimmt  unter  den  französischen  Naturforschem  ( 
neueren  Zeit,  durch  seine  Arbeiten  über  die  Entwicklungsgeschichte,  die  Emähri 
der  Knochen,  das  Gehirn  und  das  von  ihm  im  Jahre  1837  entdeckte  respiratonsi 
Centrum,  den  „Point  vital",  eine  sehr  ehrenvolle  Stelle  ein.  Zugleich  galt  derse 
für  einen  hervorragenden  Redner  und  Stylisten.    Seine  wichtigsten  Schriften  sii 


FLOüRENS.  -   FLÜGGE. 


389 


j,Gours  sfUT  la  gSn&ration,  Vovologie  et  V embryologie  faxt  en  1836,  publik  par 
Deschamps"  (Paris  1836,  8.;  deutsch:  Leipzig  1838,  8.)  —  „Becherches  exjySri- 
mentales  sur  les  propriSt^  et  les  fonctions  du  Systeme  nerveux  dans  les  animaux 
vertihris*'  (2.  Ausg.,  Paris  1842,  8.)  —  „Thiorie  expSrimentale  de  la  formation 
des  OS*'  (Pans  1847,  8.).  —  Am  bekanntesten  wurde  F.  durch  seine  Schriften: 
„Eistoire  de  la  dicouverte  de  la  ctrculation  du  sang,^  (2.  Ausg.,  Paris  1857,  8.) 
und  „De  la  longMti  humaine^  (Paris  1855,  12.,  4.  Ausg.  1860).        jj   Haeser 

*Plower,  William  Henry  F.,  begann  seine  Studien  in  Dublin,  siedelte 
dann  nach  London  über,  wurde  F.  R.  C.  S.  Eng.  1857  und  bildete  sich  im 
CniversitÄts-College  und  Middlesex-Hospital  weiter  aus.  Am  letzteren  wirkt«  er  als 
Demonstrator  der  Anatomie  und  publicirte  „Diagrams  of  the  nerves  of  the  human 
hody*'  (London  1861)  —  „Introduction  to  the  osteology  mannualia"  (1870)  — 
j^Fashion  in  deformity"  (1881).  Ausserdem  zootomische  Untersuchungen,  die  sich 
besonders  auf  die  Beutelthiere  beziehen  und  viele  Artikel  in  Encyklopädien  und 
Journalen.  ^ej 

Ployer,  Sir  John  F.,  zu  Hintes  (Staffordshire)  1G49  geboren, 
philosophisch  wie  medicinisch  zu  Oxford  ausgebildet,  hier  auch  1680  promovirt, 
wirkte  als  Arzt  zu  Lichfield  bis  zu  seinem  Tode:  1734.  —  Haller  hielt  seine 
Schriften  für  werth,  bekannter  zu  werden,  als  sie  es  waren ;  die  strengeren  Sinnes 
medicinischen  mögen  daher  hier  vollständig  aufgeführt  sein:  ^Phannacobasanos'^ 
(mit  chemischen  Analysen  und  physiologischen  Versuchen,  London  1687)  — 
„Praetemafural  State  of  ajumal  bodies^  (Daselbst  1696)  —  j^An  tnquiry  into  the 
right  use  of  the  hot,  cold  and  temjyerate  baths  in  England^^  (Daselbst  1697, 
1702,  1706,  1709,  1715,  1722;  lateinisch  Leyden  1699)  —  „A  treatise  of  the 
asthma''  (London  1698,  1717,  1726:  Paris  1761,  1785)  —  „The  physicians 
pulse-ioatch"  (London  1707,  1710)  —  „A  letter  concerriing  the  rupture  of  the 
lungs^  (Daselbst  1710)  —   ^Tractatvs   de  aquis  medicatis^  (Amsterdam  1718). 

Dict.  hist.   n.  Red. 

Pludd,  Robert  F.  (de  Flüctibüs),  Theosoph,  Mystiker,  Rosenkreuzer, 
Dr.  med.  wahrscheinlich  zu  Oxford,  später  in  London  aucli  ärztlich  thätig  und 
1637  gestorben,  war  ein  langweiliger  Vielschreiber,  dessen  Bücher  nach  Titeln  in 
der  unten  angegebenen  Quelle  genannt  sind.  Auch  die  nach  medicinischen  Beziehungen 
aussehenden  Titel,  wie:  „De  anatomia  triplici'^  (Frankfurt  1623)  —  „Medicina 
catholica"  (Daselbst  1629)  —  „Integrum  morbo-um  mysterium^  (Daselbst  1631) 
enthalten  lediglich  abstruses  Zeug. 

Dict.  hist.  II.  Red. 

^lueganss,  Georg,  Wundarzt  in  Strassburg,  dem  16.  Jahrhunderte 
angehörend,  ist  Verfasser  eines  chirurgischen  Lehrbuches,  das  als  Anhang  zu  der 
von  Otto  Brünfels  besorgten  deutschen  üebersetzung  der  chirurgischen  Schrift 
von  Lanfranchi  unter  dem  Titel  „  Von  chirurgischen  Experimenten  und  Halben^ 
(zuerst  Strassburg  1518,  später  Erfurt  1529  u.  A.)  erschienen  ist.     ^   Hirsch. 

*Flugge,  Karl  F.,  dessen  Lebensdaten  nicht  zu  erlangen  waren,  absolvirte 
seine  Staatsprüfung  1870  und  trat  bald  darauf  bei  F.  Hofmann  in  Leipzig  als 
Assistent  ein.  Er  beschäftigte  sich  bald  ausschliesslich  mit  experimenteller  Hygiene, 
zog  durch  mehrere  werthvolle  Arbeiten  in  der  PETTENKOFER-VoiT'schen  Zeitschrift 
ftir  Biologie  (Trinkwasser-Untersuchungen  u.  a.)  die  Aufmerksamkeit  auf  sich  und 
siedelte  1878  nach  Berlin  über.  Hier  lehrte  er  in  einem  Privatlaboratoriuni  sein 
Fach  und  verfasste  —  neben  anderen  Publicationen  experimentellen  Inhaltes  — 
sein  „Handbuch  der  hygienischen  Unter suchingsmethodeii"  (Leipzig  1881).  In 
demselben  Jahre  ging  er  nach  Göttingen,  wo  ihm  tou  Meissner  eine  Abtheilung 
des  physiologischen  Laboratoriums  fftr  chemische  und  hygienische  Zwecke  ein- 
gerichtet wurde,  und  1883  wurde  er,  indem  diese  Abtheilung  selbstständig  wurde, 


390 


FLÜGGE.  —  FODERA. 


zum  Prof.  extraord.  der  Hygiene   ernannt.   —    In   der  jüngsten  Zeit   hat  F.  8i( 
besonders  auch  mit  Bakteriologie  mehrfach  beschäftigt.  ^^^ 

Plurant,  Claude  F.,  zu  Lyon,  war  daselbst  am  18.  Juli  1721  gebore 
begann  mit  16  Jahren  in  dem  Hospital  der  Charit^  unter  der  Leitung  von  Charmettc 
die  Chirurgie  zu  erlernen,  ging  mit  20  Jahren  nach  Paris  und  wurde  Schüler  ?( 
FOUBERT,  1743  diente  er  in  Savoyen  ein  Jahr  lang  in  der  Armee,  wurde  dai 
in  Lyon  zum  Chirurgien  ordinaire  des  grossen  Hötel-Dieu  und  bald  darauf  zu 
Chirurgien  en  chef  des  Hopital  g^n^ral  de  la  Charit^  ernannt  1748  wurde  < 
Maitre  6s  arts  bei  der  Universität  in  Valence,  erhielt  1749  von  der  Acad6mie  ( 
Chirurgie  einen  Preis  für  seinen  „Tratte  des  midicaments  diters'^fs^  (Rec.  di 
pieces  qui  ont  concoiiru  pour  le  prix  de  TAcad.  roy.  de  chir.,  T.  II,  1757)  mi 
publicirte  einige  Jahre  später  ein  Werk:  „Splanchnohgie  raisonn^e  etc.*^  (2  Bde 
Paris  1752).  Auch  weiterhin  (1757)  veröffentlichte  er  noch  einige  Abhandlungc 
über  den  Blasenstich,  den  Steinschnitt,  die  Nephrotomie  u.  s.  w.  in  den  „Melang 
de  Chirurgie"  von  Pouteau  (Lyon  1760).  Er  beschäftigte  sich  mit  besondere 
Glücke  mit  der  Geburtshilfe,  wurde  auch  1768  zum  Professor  derselben  emanD 
kam  aber  in  Folge  von  Intriguen,  denen  er  mehrfach  ausgesetzt  war,  nicht  daz 
dieselbe  zu  lehren  und  starb  am  16.  Januar  1779.  Sein  Name  knüpft  sich  in  d( 
Chirurgie   an   den  von    ihm    angegebenen    gebogenen  Trokar   zur  Punctio  vesica 

Dict.  bist.  II,  pag.  331.  —  Louis,  pag.  283.  .  Gnrlt 

Fock,  Karl  F.,  zu  Magdeburg,  war  zu  Schwarbe  auf  der  Insel  ROgc 
am  20.  October  1828  geboren,  studirte  von  1848  an  in  Bonn,  Würzburg  ui 
Berlin,  wo  er  1852  Doctor  wurde.  Er  besuchte  hierauf  Prag  und  Wien,  war  sodai 
vier  Jahre  lang  Assistent  in  VON  Langenbeck's  Klinik  und  schrieb  in  dieser  Zc 
eine  Reihe  von  nicht  unwichtigen  Aufsätzen,  und  zwar  in  der  Deutschen  Klini 
(1855 — 56 j:  „Zur  Diagnose  der  schmerzhaften  Geschwülste^  —  „JExstirpai 
et  resectio  scapulae  w.  s,  w,"  —  »Zur  Anwendung  des  permanenten  wärmt 
Wasserbad es*^  —  „Ueber  das  Ecrasement  Imiaire  u,  s.  w.*^  —  „Ueber  d 
ResfCtion  von  Knochengeschwülsten  mit  Hülfe  des  von  Langenb  eck  z\ 
subcutanen  Osteotomie  angegebenen  Knocheribohrers^  —  „Zur  Aetiologie  d 
Bospitalbrandes^ ;  ferner  in  der  Monatschrift  für  Geburtskunde  (1856)  „Ueber  d 
operative  Behandlung  der  Ocarifncysten^  insbesondere  über  den  Nutzen  di 
Jodinjectionen  u.  s  w,"^  —  1856  wurde  er  nach  Magdeburg  als  Arzt  der  aussen 
Station  des  städtischen  Krankenhauses  berufen  und  verfasste  hier  noch  dn< 
^Bericht  über  24  im  letzten  Stadium  des  Croups  ausgeführte  Luftröhrenschnitt^ 
(Deutsche  Klinik  1859)  und  im  Archiv  für  klinische  Chirurgie  (Bd.  I,  II 
„Bemerkungen  und  Erfahrungen  über  die  Besection  im  Hüßgelenk^"  - 
„Bemerkungen  über  Entstehung  und  Operation  der  Gelenkkörper^.  Erst  35  Jahi 
alt,  ging  dieser  zu  grossen  Erwartungen  berechtigende  Chirurg  am  22.  October  186 
an  einem  Leberechinococcus  zu  Grunde. 

Andreae,  pag    62.  —  Th.  Billroth  im  Archiv  f.  klin.  Chir.  Bd.  VI,  pap.  22 

^  Gnrlt 

Fod^ra,  Michele  F.,  aus  Sicilien,  promovirt  zu  Catania,  siedelte 
jungen  Jahren  nach  Paris  über  und  machte  sich  durch  seine  Kritik  der  Biu)USSAis'8c1m 
Schriften  (Paris  1822),  sowie  durch  physiologische  Untersuchungen  einen  Namen ;  seu 
„Becherches  experimentales  sur  Vabsorption  et  exhalation"  (Paris  1824)  ward« 
von  der  Akademie  preisgekrönt.  F. 's  Geburts-  und  Todesjahr  giebt  die  Quelle  nie 
an.  Von  seinen  sonstigen  Schriften  bedürfen  der  Hervorhebung :  „Discours  sur  i 
biologie^  (Paris  1826 ;  mehrere  Arbeiten  im  Arch,  g6n.  de  m6d.  1823)  - 
„Becherches  expMmentales  sur  le  systhne  nerveux^  (Joum.  compl^m.  du  di< 
des  sc.  med.  1823,  1824),  zahlreiche  experimentelle  Resultate  in  den  ph7siolog]ficb( 
Journalen  von  Magendie,  Lametherie  u.  A. 

Hahn  hei  Dechambre.  Red, 


FODERE. 


391 


Podere,  Fran^ois-Emanuel  F.,  ist  am  8.  Januar  1764  in  Saint-Jean- 
le-Maurienne  in  ärmlichen  Verhältnissen  geboren.  Mit  ungewöhnlichen  Geistesgaben 
md  von  dem  regsten  Wissenseifer  erfüllt,  erfreute  er  sich  auf  der  Schule  von 
Tiambery  einer  gründlichen  wissenschaftlichen  Vorbildung  und  bezog  sodann,  um 
ich  dem  Studium  der  Medicin  zu  widmen,  die  Universität  zu  Turin,  wo  ihm 
lurch  die  Protection  seines  Gönners  des  Chevalier  de  Saint-Röal,  Intendanten 
[er  Maurienne,  eine  Freistelle  verschafft  worden  war.  Hier  zeichnete  er  sich  durch 
mermüdlichen  Fleiss  und  einen  wissenschaftlichen  Eifer  ans,  der  ihn  selbst  die  der 
^'orschung  gesetzlich  gezogenen  Schranken  vergessen  Hess.  Ein  besonderes  Interesse 
latte  er  dem  Studium  des  Cretinismus  zugewendet,  und  von  dem  Wunsche  beseelt, 
inatomische  Untersuchungen  über  diese  Krankheit  anzustellen,  veranlasste  er,  da 
»ection  menschlicher  Leichen  daselbst  noch  als  eine  Profanation  augesehen  wurde, 
üe  heimliche  Ausgrabung  der  Leiche  eines  Cretins,  welche  er  für  seinen  Zweck 
»enutzte.  Die  Resultate  seiner  Studien  über  diesen  Gegenstand  hat  er  in  seiner 
loch  heute  in  Ansehen  stehenden  Schrift:  ^yTraitS  du  goitre  et  du  crStmisme, 
yricedd  d'un  discours  sur  Vinfluence  de  Vair  humide  sur  V entendement  humain^ 
liedergelegt,  welche  er  jedoch  erst  einige  Jahre  (1790)  nach  seiner  am  12.  April 
[787  erfolgten  Doctorpromotion  veröffentlicht  hat  und  die  in  2.  Auflage,  Paris 
[800  (in  deutscher  üebersetzung,  Berlin  1796)  erschienen  ist.  —  Die  glänzenden 
Zeugnisse,  welche  ihm  während  seiner  akademischen  Studien  ertheilt  worden  waren, 
latten  die  Aufmerksamkeit  des  Königs  Victor  Amadeus  III.  auf  ihn  gelenkt; 
lerselbe  bewilligte  ihm  ein  Stipendium  zu  seiner  weiteren  Ausbildung  auf  wissen- 
chaftlichen  Reisen  fttr  drei  Jahre,  welche  er  theils  in  Paris,  theils  in  London 
ubrachte.  In  die  Heimat  zurückgekehrt,  wandte  er  seine  Aufmerksamkeit  dem  damals 
Q  Italien  besonders  vernachlässigten  Gebiete  der  gerichtlichen  Arzneikunde  zu 
md  wurde  denn  auch  alsbald  zum  vereidigten  Gerichtsarzte  des  Herzogthums 
iosta  ernannt.  Nach  der  zwei  Jahre  später  erfolgten  Occupation  Savoyens  durch 
iie  Franzosen  trat  er  als  Arzt  in  die  französische  Armee  und  machte  als  solcher 
len  italienischen  Krieg  mit;  einen  Theil  der  in  dieser  Campagne  gemachten  Er- 
ahrnngen  hat  er  in  der  kleinen,  interessanten  Schrift  „M&inoire  sur  une  affection 
le  la  bouche  et  des  gengives,  endSmtque  a  VarmSe  des  Alpes^  (Embrun  1795) 
md  mit  anderen  Arbeiten  in  dem  später  erschienenen  Sammelwerke:  „Mt^moires 
le  mSdectne  pratique  sur  le  cltma  et  les  maladies  du  Mantouan;  sur  le  quin- 
mina;  sur  la  cause  frequente  des  diarrhies  ckromques  des  jeunes  soldats,  et  sur 
^^pidSmie  actuelle  de  Ntce"  (Paris  1800)  niedergelegt.  Im  Jahre  1793  mit 
ien  Truppen  nach  Marseille  zurtickgekehrt ,  wurde  er  für  kurze  Zeit  zur  Alpen- 
irmee  commandirt,  alsdann  aber  in  Marseille  zum  Arzte  in  dem  Hospice  d*humanit6 
md  an  der  Irrenheilanstalt  ernannt.  Hier  nahm  er  seine  Arbeiten  auf  dem  Gebiete 
er  Medicina .  forensis  und  der  öfl^entlichen  Gesundheitspflege  von  Neuem  auf,  indem 
r  in  das  Chaos,  welches  über  diese  Materie  schwebte,  Licht  und  Klarheit  zu 
ringen  bemüht  war.  Schon  1795  hatte  er  eine  Schrift  über  diesen  Gegenstand 
erfasst,  die  jedoch  weder  von  dem  Comit6  des  öffentlichen  Unterrichtes  der 
Republik,  noch  von  dem  Institut  de  France,  denen  er  die  Arbeit  vorgelegt  hatte, 
1  gerechter  Weise  gewürdigt  wurde;  er  Hess  sich  dadurch  jedoch  nicht  entmuthigen, 
rbeitete  den  Gegenstand  noch  einmal  vollständig  um  und  veröffentlichte  sein  Werk 
nter  dem  Titel:  „Les  lots  dclairdes  par  les  sciences  physiques^  ou  Traiti  de 
iSdedne  Ugale  et  ä^hygihie  publique**  (Paris  1798,  in  drei  Bänden)  alsdann 
rweitert  in  zweiter  Ausgabe  (Bourges  1812)  und  endlich  in  dritter  Bearbeitung  in 
•  Bänden  (Paris  1815).  Diese  bedeutende  Arbeit  wurde  von  den  französischen 
Lerzten  mit  ungetheiltem  Beifall  aufgenommen  und  hat  ihm  den  Titel  des  „Nestor 
ler  gerichtlichen  Medicin  in  Frankreich"  verschafft.  Neben  seiner  amtlichen  und 
iterarischen  Thätigkeit  widmete  er  sich  mit  Eifer  der  ärztlichen  Praxis  und  dem 
iehramte ,  welches  ihm  in  der  Professur  für  Physik  und  Chemie  an  der  Central- 
chule  in  Nizza  übertragen  worden  war.  Nach  Aufbebung  dieses  Instituts  wurde 
r  zum  Director  und  Professor  der  Philosophie  an  der  daselbst  begründeten  Secundär- 


392 


FODERE.  —  FODOR. 


schule  und  zum  Arzte  an  dem  dortigen  Civil-  und  Militär-Hospital  ernannt,  wo  ei 
Vorlesungen  über  Anatomie  und  Physiologie  eröffnete.  Im  Jahre  1803  wurde  F. 
von  der  Regierung  mit  der  Bearbeitung  einer  Statistik  des  Departement  des  Alpes 
maritimes  beauftragt,  welcher  schwierigen  Arbeit  er  sich  mit  grosser  Selbstver 
leugnung  und  bedeutenden  Opfern  unterzog,  im  Jahre  darauf  zum  Mit^liede  dei 
Jury  für  das  öffentliche  Unterrichtswesen  und  des  Medicinal-Collegiums  des  genannten 
Departements  und  bald  darnach  zum  Arzte  am  Hötel-Dieu  und  an  der  Irrenheil 
anstalt  in  Marseille  ernannt.  Diese  Aemter  hat  er  zehn  Jahre  lang  bekleidet  und 
gleichzeitig  ist  er  als  Secretär  der  medicinischen  Gesellschaft  daselbst  thfitig 
gewesen.  Im  Jahre  1814  erhielt  er,  nach  glänzend  bestandenem  Concurs,  eineB 
Ruf  als  Professor  der  Medicina  forensis  an  die  Facultät  in  Strassburg,  bald  dar 
nach  wurde  er  durch  die  Ernennung  zum  Präsidenten  der  medicinischen  Jur}"  de 
Arrondissements ,  zum  Vicepräsidenten  des  Conseil  de  salubrite  publique  und  zun 
Arzte  am  königlichen  CoUegium  ausgezeichnet  und  1819,  nach  Erledigung  de« 
betreffenden  Lehrstuhles,  mit  den  Vorlesungen  über  Seucheugeschichte  (epidenii.«4ch« 
Krankheiten  und  Hygiene)  betraut,  welche  er  in  dem  noch  heute  hochgeschätzten 
an  interessanten  Mittheilungen  reichen  Werke  ^Lec^ons  sur  les  epidendes  e 
Vhygihfie  puhlique,  faites  a  Ja  FaculU  de  m^decine  de  Strasbourg^  (Strassburg 
1822 — 24,  in  4  Bdn.)  veröffeutlicht  hat.  Bei  treuer  Pflichterfüllung  in  allen  diesei 
ihm  übertragenen  amtlichen  Geschäften ,  hat  F.  innerhalb  der  20  Jahre ,  welcb 
ihm  noch  ä.u  leben  vergönnt  waren,  nicht  nur  eine  Thätigkeit  als  praktischer  Arz 
entfaltet ,  sondern  sich  auch  mit  literarischen  Arbeiten  auf  verschiedenen  Gebietei 
der  Medicin  und  des  Volkswohles  (darunter  eine  Schrift  ^y Essai  historique  e 
moral  sur  la  pauuretS  des  nat'ons,  la  poptdation,  la  mendicite,  les  hopitavx  e 
les  enfanfs  trouvh'^  (Paris  1825)  beschäftigt  und  in  der  Ernennung  zum  Mitglied! 
zahlreicher  französischer  und  ausländischer  wissenschaftlichen  Gesellschaften  dii 
vollste  Anerkennung  seiner  Bestrebungen  und  Leistungen  erhalten.  —  In  dei 
letzten  Jahren  seines  Lebens  w^ar  er  durch  ein  schweres  Augenleiden  am  Lesei 
und  Schreiben  behindert,  trotzdem  gab  er  seine  Thätigkeit  nicht  auf;  seine  Tochte 
schrieb  nach  seinem  Dictat ;  die  S  ö  h  n  e  ,  von  welchen  der  ältere  später  als  Cantonal 
arzt  im  Departement  du  Haut-Rhin,  der  jüngere  als  praktischer  Arzt  in  Pari 
lebten,  gaben  seine  Vorleser  ab.  In  den  letzten  Monaten  seines  Lebens  tratei 
Erscheinungen  eines  scbweren  Leidens  ein,  über  deren  Bedeutung  er  selbst  siel 
nicht  täuschte  und  am  4.  Februar  1835  erfolgte  sein  Tod.  Von  seinen  Schriflei 
verdienen  ausser  den  obengenannten  und  mehreren  Artikeln  in  wissenschaftlich« 
Zeitschriften  und  im  Dictionnaire  des  sciences  m6dicales  (in  66  Bdn.)  besonder 
„Essai  de  physiologie  positive^  appliquSe  specialeinent  ä  la  midecine  jyrattque* 
(Avignon  1806,  3  Bde.)  —  „TraitS  du  dSlire  applique  h  la  m^decine,  a  h 
morale  et  a  la  legislation^  (Paris  1817,  2  Bde.)  —  „Voyage  aux  Alpes  niari 
timeSj  ou  histoire  naturelle  y  agraire^  civile  et  iiUdicale  du  comte  de  Xice  e 
pays  Umitrophes  etc,^  (Daselbst  1822,  2  Bde.)  —  „Eeckerches  hiMortques  t 
critiques  sur  le  choUra-morbus  etc.^  (Daselbst  1831);  femer  „Recherches  et  obser 
vations  critiques  sur  V&ruption  et  la  fievre  coimues  sous  le  nom  de  miliaires  etc.' 
(Daselbst  1828,  eine  der  besten  Schriften  über  diesen  Gegenstand)  und  ^Essa 
mSdico-legal  sur  les  diverses  esp^ces  de  folte  vrai ,  simulde  et  raisonnee  etc.' 
(Strassburg  1832)  genannt  zu  werden.  In  seinem  Nachlasse  fanden  sich  nocl 
zwei  seiner  Arbeiten  in  Manuscript:  „Traitd  des  maladies  nerveuses^  (2  Bde. 
und  „Philosophie  sociale^  ou  du  jyrincipe  de  vie  de  ^ komme  en  societS^  (4  Bde.'i 

Ueber  F.'s  Leben  und  ►Schriften  vergleiche  eine  Mittheüung  in  Archives  medicale 
de  Strasbourg.  1835,  Tom.  1,  Nr.  1  und  eine  Biographie  von  Ducros  Xotice  liistoriqn«?  sb 
la  vie  et  les  travaux  etc.  Paris  IS-IS  (im  Auszuge  in  Annal.  med.-psycholog.  J846,  All,  iW. 

A.  Hirsch. 

*FodÖr,  Josef  von  F.,  geboren  1843  zu  Lakocsa  (Ungarn),  ausgebilde 
auf  den  Universitäten  Budapest,  Wien,  München,  wurde  1865  promovirt  und  tni 
die  Professur  für  Hygiene  an  der  Universität  zu  Budapest  an.  Seine  umfangreichst 


FODOR.  —  FOERSTER.  393 

deutsche  Monographie  in  diesem  Fache  sind  die  „  Hygienischen  Untersuchungen  über 
Luft,  Boden  und  Wasser^  (Braunschweig  1881);  daneben  hat  von  F.  au  den 
Diflcusaionen  über  alle  Fragen  der  Epidemiologie  und  öffentlichen  Gesundheitspflege 
lebhaft  Antheil  genommen  und  seine  (deutschen)  Arbeiten  besonders  in  der  Viertel- 
iahrschrift  für  öffentliche  Gresundheitspflege  publicirt.  ^e^j 

Förg,  Anton  F.,  war  geboren  am  25.  März  1809  zu  Söflingen 
Württemberg).  1827  bezog  er  die  Universität  in  München,  an  welcher  er  1834  zum 
\)r,  med.  promovirt  wurde.  Er  hatte  sieh  auf  ihr  mit  Vorliebe  dem  Studium  der 
Philosophie,  der  Naturwissenschaft  und  Anatomie  zugewendet.  J.  Döllinger 
Keichnete  ihn  vor  allen  seinen  Schülern  aus  und  veranlasste  ihn,  nachdem  er  kurze 
ieit  als  praktischer  Arzt  sein  Glück  zu  Hiltpoltstein  in  Mittelfranken  versucht  hatte, 
iich  an  seiner  Seite  ganz  der  Anatomie  und  Physiologie  zu  widmen.  Vom  Jahre  1835 
)is  zum  Jahre  1844  beschäftigte  er  sich  zuerst  hier  und  dann  während  eines 
ängeren  Aufenthaltes  zu  Paris  mit  anatomischen  Arbeiten,  die  hauptsächlich  die 
Untersuchung  des  Gehirns  und  Rückenmarks  betrafen.  Im  Jahre  1844  wurde  er 
ram  ausserordentlichen  Professor  und  Prosector  an  der  Mtlnchener  anatomischen 
Anstalt  ernannt.  Er  las  hier  nun  abwechselnd  Physiologie,  vergleichende  und 
)athologische  Anatomie  und  Entwicklungsgeschichte.  Im  Jahre  1848  wurde  er  zum 
)rdentlichen  Professor  befördert,  1854  quiescirt.  Am  26.  December  1859  ereilte 
lin  auf  der  Rückreise  aus  Tirol  in  Oberaudorf  nach  kurzer  Krankheit  der  Tod. 
k]&  Lehrer  fand  er  wegen  seines  klaren  Vortrages  vielen  Beifall.  Als  Frucht  seiner 
luatomischen  Untersuchungen  veröffentlichte  er:  „Grundlinien  zu  einer  morpho- 
logischen Betrachtung  des  Gehirns^  (8.,  München  1839)  —  „Das  Rückenmark 
ies  Menschen  mit  den  Ursprüngen  seiner  Nerven^  (mit  Holzschnitten,  8.,  Daselbst 
1839)  —  „Beiträge  zur  Kenntniss  vom  inneren  Bau  des  menschlichen 
Gehirns*^  (mit  3  Tafeln,  Stuttgart  1844)  —  „Die  Bedeutung  des  Balkens  im 
nenschlichen  Hirn  in  anatomischer  und  pathologischer  Beziehung^  (mit  6  lith. 
Pafeln  Abbildungen,  Fol.,  München  1855). 

Dr.  Fr.  S eit z ,  Rectoratsrede  zum  Üniversitäts-Stiftungstage  am  26.  Juni  1 F61,  pag. 29. 

F.  Seitz. 

Foerster,  August  F.,  Professor  der  pathologischen  Anatomie ,  geboren 
u  Weimar  am  S.Juli  1822,  gestorben  zu  Würzburg  am  10.  März  1865.  Von 
einem  Vater,  welcher  Geschäftsführer  des  weimarischen  Landesindustrie-Comptoirs 
rar,  wegen  des  sich  frühzeitig  entwickelnden  Zeichentalents  ursprünglich  zum 
Kupferstecher  bestimmt,  bezog  F.,  der  schon  auf  der  Schule  in  Weimar  sich  viel 
lit  Naturwissenschaft,  besonders  Entomologie  und  Botanik,  beschäftigt  hatte,  1841 
um  Studium  der  Medicin  die  Universität  Jena,  wo  er  1845  promovirte,  nach 
inem  halbjährigen  Aufenthalte  in  Halle  Assistent  der  medicinischen  Klinik  wurde 
nd  sich  1849  als  Privatdocent  habilitirte.  Von  dort  ging  er  1852  als  ausserordent- 
cher  Professor  der  pathologischen  Anatomie  nach  Göttingen,  von  hier  als  Ordinarius 
ach  Würzburg,  wo  er  den  bis  dahin  von  Virchow  bekleideten  Lehrstuhl  bis  zu 
?inem  in  der  Reconvalescenz  von  einer  Pleuritis  erfolgten  Tode  innehatte.  F.  besitzt 
rosse  Verdienste  um  die  Entwicklung  der  pathologischen  Anatomie  und  in  specie 
er  Histologie  und  hat  durch  selbstständige  Untersuchungen  und  Arbeiten  zur 
usbildung  dieser  wesentlich  beigetragen.  Seine  zahlreichen,  meist  im  Archiv  für 
athologische  Anatomie,  in  der  Wiener  med.  Wochenschrift  und  in  der  Würzburger 
led.  Zeitung  veröffentlichten  Einzeluntersuchungen  betreffen  vor  Allem  die  Ge- 
;hwülßle  (z.  B.  Beiträge  zur  Entwicklung  und  Histologie  der  Geschwülste  in  den 
ihrgängen  1852  und  1853  der  Illustrirten  med.  Zeitung;  Bau  und  secundäre 
erbreitung  der  Enchondrome  in  Nr.  22  und  27  der  Wiener  med.  Wochenschr. 
m  1857;  die  weichen  Warzen  und  molluskenartigen  Geschwülste  der  Haut, 
aselbst  1858,  Nr.  8  und  9) ;  aber  auch  viele  andere  zu  der  Zeit  seiner  Wirk- 
imkeit  viel  ventilirte  Fragen  der  normalen  und  pathologischen  Histologie  und 
natomie,  z.  B.  über  Bindegewebe    (Ueber  die  Bildung  von  Fett   und  Pigment  in 


394 


FOERSTER. 


FOES. 


den  Bindegewebszellen  im  Archiv  f.  pathol.  Anat.  XII,  197),  acute  Leberatropli 
(daselbst  XII,  353),  Peritonitis  in  Folge  pumlenter  Entzündung  der  Eileiter  (Wiem 
med.  Wochenschr.  1859,  Nr.  44,  45),  congenitale  Syphilis  (Beitrage  zur  pathoh 
gischen  Anatomie  der  congenitalen  Syphilis  in  der  Würzburger  med.  Zeitschr.  IV,  ■ 
1863)  u.  V.  A.  F.  vertritt  im  Wesentlichen  die  Richtung  Virchow's,  der  die  Gleicl 
artigkeit  der  Bestrebungen  des  von  ihm  völlig  unabhängigen  Forschens  bereits  185 
bei  der  Besprechung  des  ersten  grösseren  Werkes  von  F.,  welches  diesen  in  weiter« 
Kreisen  bekannt  machte,  in  dem  1855  in  F.'s  Hände  tibergegangenen  Referate  flb( 
die  Leistungen  in  der  pathologischen  Anatomie  in  Canstatt's  Jahresberichte  ausspracl 
Dieses  Werk,  das  „Lehrbuch  der  pathologischen  Anatomie" ,  lange  Zeit  di 
Lieblingsbuch  der  deutschen  Mediciner,  das  bis  1864  nicht  weniger  als  sieln 
Auflagen  erlebte,  bereitete  sein  wissenschaftlich  weit  werthvolleres,  durch  völlig 
Beherrschung  der  Literatur  und  reiche  eigene  Erfahrungen  ausgezeichnete  „Ham 
buch  der  pathologischen  Anatomie**  (in  zwei  Bänden)  vor,  von  welchem  eii 
zweite  Auflage  vollständig  erst  nach  F.'s  Tode  im  Buchhandel  ausgegeben  wurd 
Zu  dem  nach  dem  speciellen  erschienenen  allgemeinen  Theile  des  Handbuches  bild 
ein  auf  F.'s  eigenen  Zeichnungen  beruhender  „Atlas  der  mikroskopischen  path 
logischen  Anatomie"  (Leipzig  1854 — 1859)  eine  vorzügliche  Ergänzung.  V( 
bleibendem  Werthe  ist  auch  die  von  ausgedehnten  teratologischen  Studien  Zengni 
ablegende  Schrift:  „Die  Missbildungen  des  Menschen,  systematisch  dargestell 
(Leipzig  1871)  —  Ein  „Grundriss  der  Encyclopädie  und  Methodologie  d 
Medicin"  (1857)  bildet  eine  weitere  Ausführung  seiner  in  Jena  über  diest 
Gegenstand  gehaltenen  Vorlesungen.  Das  in  F.'s  Nachlasse  unvollendet  vorgefundei 
Werk  über  Geschichte  der  Medicin  (vergl.  die  Gedächtnissrede  Friedrich  Böhmeb 
in  den  Verhandlungen  der  mediciuisch-physikalischen  Gesellschaft  zu  Würzburg,  186 
ist  nicht  gedruckt  worden.  Th.  Husemann. 

*  Förster,  Richard  F.,  geboren  am  15.  November  1825  in  Lissa,  studir 
Medicin  in  Breslau,  Heidelberg,  Berlin,  und  zwar  speciell  bei  Henle,  Traub 
ViRCHOW,  JOH.  MÜLLER.  1849  promovirt,  habilitirte  er  sich  in  Breslau  für  Auge 
heilkunde  im  Jahre  1857.  Seine  wesentlichsten  Arbeiten,  die  er  theils  als  Docei 
theils  als  Prof.  ordiu.  —  seit  1873  —  publicirte,  sind:  „Ophthalmologisc 
Beiträge"  (Berlin  1862)  —  „Beziehungen  der  Allgemeinleiden  zu  den  Erkrankung^ 
des  Sehorgam"  (in  Gräfe-Sämisch'  Handbuch  der  Ophthalmologie,  Bd.  V,  1877)  - 
„Künstliche  Reifung  des  Catarocts"  (Knapp's  Archiv  f.  Augenheilk.  1883).  - 
Die  Einführung  des  Photometers  in  die  Ophthalmologie  bewirkte  F.  durch  i 
Arbeiten :  ;,  lieber  Hemeralopie"  (Breslau  1857  und  Klinische  Monatsblätter  v( 
Zehender  1871).  Die  Einführung  des  Perimeters  durch  Arbeiten  in  Anna! 
d'oculistique  (1868,  Bd.  LIX)  und  Zehender's  klinische  Monatsblätter  (1869).  - 
Neben  einigen  Publicationen  auf  anderem  Gebiete,  nämlich :  ;,  Verbreitung  d 
Cholera  durch  die  Brunnen"  (Daselbst  1873)  und  ^yDas  Wasser  als  Träger  d 
Choleragiftes"  (Küchenmeister's  Zeitschrift  für  Epidemiologie  1874),  ist  endlich  no< 
der  wichtige  Aufsatz:  „Einflvss  der  Concavgläser  auf  die  Weiterentwicklw 
der  Myopie"  (Knapp's  Archiv  für  Augenheilk.  Bd.  XIV)  hervorzuheben.       g^^ 

^Foes,  Anuce  F.  (Anütius  Foesius)  aus  Metz  (1528 — 1591),  se 
beschäftigter  Arzt  in  seiner  Vaterstadt,  gehört  zu  den  wichtigsten  Urhebern  d 
Umgestaltung  der  Heilkunde,  welche  sich  im  16.  Jahrhunderte  vollzog.  Eine  d 
wichtigsten  Ursachen  dieser  Umgestaltung  war  die  Wiederbelebung  der  classisch 
Studien,  namentlich  der  Werke  des  Hippokrates.  Unter  den  zahlreichen  Aerzt 
jener  Zeit,  welche  der  Herausgabe,  Uebersetzung  und  Erklärung  der  Werke  d 
grossen  Koers  ihr  Leben  widmeten,  nimmt  F.  die  erste  Stelle  ein.  Die  vollständij 
kritische,  von  einer  lateinischen  Uebersetzung  begleitete  Ausgabe  des  Hippokratb 
die  Frucht  einer  vierzigjährigen  Arbeit,  erschien  Frankfurt  a.  M.  1591  f.  u.  öfte 
Beste  Ausgabe:  Genf  1657  f.  Vorher  erschien:  „Oeconomia  Hippocratis  alphabt 
Serie  distincta"   (Frankfurt  a.  M.   1588  f.,    Genf  1662   f.)  h.  Haeser. 


FOGLIA.  ~  FOLINEA. 


395 


Foglia,  Giovanni  Antonio  F.,  Anfangs  des  17.  Jahrhunderts  Professor 
der  theoretischen  Medicin  zu  Neapel,  beschrieb  dieselbe  Diphtherie-Epidemie  daselbst 
wie  Th.  Bartholin  und  M.-A.  Seveeino  unter  dem  Titel :  „De  anginosa  passione 
crustosia  mcUtgnisque  tonsillarum  et  faucium  ulcertbus,  per  inclytam  Neapoli- 
tanam  cicitatem,  multaque  regni  loca  vagantibus^  (Neapel  1620). 

Dict.  hist.  II.  Red. 

Fohmanni  Vincent  F.,  geboren  1794  zu  Assmannstedt  und  zu  Heidel- 
berg ausgebildet  als  Schüler  Tiedemann's,  wurde  Professor  am  anatomischen  Theater 
daselbst,  übernahm  jedoch  1827  eine  ordentliche  Professur  der  Anatomie  in  Lüttich, 
die  er  bis  zu  seinem  1837  erfolgten  Tode  inne  hatte.  Erwähnung  verdienen  von 
seinen  Arbeiten  in  erster  Reihe;  „Anatomische  Untersuchungen  über  die  Ver- 
bindung der  Saugadern  mit  den  Venen^  (Heidelberg  1821)  —  „Das  Saugader - 
System  der  Wirbelthiere;  der  Fische**  (Heidelberg  und  Leipzig  1826,  1827)  und 
wichtige  Ergänzungen  zu  dem  Thema  des  Lymphgefässsystems ,  die  von  Lüttich 
aus  unter  verschiedenen  französischen  Titeln  (1832,  1833),  auch  im  Journ.  compl. 
du  dict.  des  sc.  m6d.   1820,  1827  veröffentlicht  wurden. 

Hahn  bei  Dechambre.  Red. 

Fokker,    Adriaan  Abraham  F.,    der  Vater,  1810  in  Middelburg 
geboren,    studirte   in  Leyden    und   promovirte   daselbst  October   1833    mit   einer 
Dissertation    „De   inorbts  endemicis  patriae".     Er    war    einige   Jahre    praktisch 
wirksam    in  Rotterdam,    darnach    1837 — 1865   in    Middelburg.     1854    wurde   er 
Lector  therapiae    an   der   klinischen  Schule  und  functionirte  als  solcher  bis  1865, 
wo  er  zum  Inspector  der  „Geneeskundig  Staatstoezicht"  für  Zeeland  ernannt  wurde. 
Er  starb  im  December  1878.    F.    war    ein    sehr  gewissenhafter,    objectiver  Mann 
und  tüchtiger  Historiker.    Er  publicirte  hauptsächlich :  „  Geschiedenis  der  Syphilis 
in  de  Nederlanden"  (1860 — 61)    —     „Onderzoek  naar  den  aard  van  de   epi- 
demische en   contagieuse   ziehten,    die  vroeger   in  Zeeland  geheerscht   hehben" 
(Middelburg  1860)  —  „De  leekenbehandeling  der  angina"  (1862)  —  „Philippus 
Lansbergen  en  zyne  zonen  Pieter  en  Jacob"  (1864)  —  j^Louis  de  Bils  en 
zyn  tyd"  (1865)  —  „De  scherpregter-ledenzetter"  (1870)  —  „Lasse  bladen  uit  de 
geschiedenis  van  het  chirurgyus-gild  te  Middelburg"  (1877)  und  auch  (mit  de  Man 
und  VAN  Beblekom)  eine  „Natuurkundige  plaatsbeschryving  van  Zeeland".  — 
*Abraham  Pieter  F.,  Sohn  des  Vorigen,  geboren  1844,  studirte  in  Leyden 
unter  Schrant,  Krieger,  Simon  Thomas  und  promovirte  1863   mit  einer  Diss.  : 
ijOver  de  temperatuur  van  den  mensch  in  zieken  en  gezonden  toestand".  Darauf 
ging  er  nach  Wien,  hörte  Brücke  ,  Hebra  ,   Oppolzer  ,  war  später  Assistenzarzt 
im  Krankenhaus  zu  Amsterdam  und  etablirte  sich  in  Goes  (Zeeland),  wo  er  wirksam 
war  bis  zur  Ernennung  zum  Professor  der  Hygiene  in  Groningen,  welche  Professur 
er  im  December  1877  antrat  mit  einer  Rede:   „De  experimentele  opvatting    etne 
levensquaestie    voor    de    hygieine".     Er    liefert    eine   grössere   Anzahl   kleinerer 
Beiträge   in  ViRCHOw's  Archiv,    Pflüger's  Archiv   und   Nederl.  Tijdschrift   voor 
Geneeskunde   und   schrieb,    da   er  die  gesetzliche  Ordnung   der  Prostitution   sehr 
eifrig  betreibt,  „De  prostitutie-kwestie"  (Haarlem  1879)  —  „Open  brief  aan  Ds. 
B.  Pierson"  (IV)  —   „De  proatitutie-kwestie  in  de   Tweede  Kamer  en  voor  de 
openbare  meening"  (Haarlem  1880).  —  Neuerdings  veröffentlichte  er  auch  einige 
mikrobiologische  Beiträge,  speciell  über  Milzbrandbacillen  (Centralbl.  für  die  med. 
Wissensch.   1881).  C.  E.  Daniels. 

Folinea.  Beide  F.,  Francesco  wie  Raphaele  F.,  waren  Professoren 
der  Physiologie  am  medicinisch-chirurgischen  Collegium  zu  Neapel;  der  Erstere, 
geboren  1774,  von  1824  bis  1833,  hinterliess  Schriften  nicht.  —  Rafaele  F., 
der  neben  der  obigen  Stellung  noch  die  eines  Arztes  am  Ospedale  degli  Incurabili 
innehatte,  veröffentlichte  in  Omod.  ann.  univ.  di  med.  T.  LXXIV,  LXXVIH, 
LXXXVII  interessante  Fälle  und  starb  1849. 

Hahn  bei  Dechambre.  Red. 


396 


FOLIÜS.  —  FOLLI. 


FoliUS,   8.   FOLLI. 


FolKersma,  Wigerus  F.,  zu  Leeuwarden,  war  am  19.  December  1757 
zu  Veeuwouden  iu  Friesland  geboren,  war  anfänglich  Apotheker,  studirte  dann  in 
Groningen  Medicin,  wurde  1783  daselbst  Doetor  und  Hess  sich  in  Leeuwarden  als 
Arzt  nieder,  wo  er  am  18.  Juli  1837  starb.  Seine  Arbeiten  sind:  „Verhandding 
over  de  vraag:  In  hoeverre  zou  men  bij  gebrek  van  den  apotheek,  uü  kelder 
en  keuken  de  ver  ei  sehte  geneesmiddelen,  ....  kunnen  bekomen  ;  itc,^  (VerhandL 
van  het  Genootschap :  Servandis  Civibus,  1788)  —  „Genees-  en  natuurkimdige 
verhandeling  van  de  hedera  arborea  of  klimop,  etc.**  (Leeuwarden  1802)  —  „Kori 
verßlag  der  ziekten,  welke  in  Julij  .  ,  ,  en  October  tn  de  provincie  Vrlesland 
gewoed  hebben**  (Daselbst  1827)  —  y^lets  over  de  geneeskunde^  tot  mit  en  ander- 
rigting  van  jonge  genees-  en  heelmeesters ,  alsmede  voor  het  algemeen*^  (Da- 
selbst 1830). 

van  der  Aa,  VI.  pag.  152.  —  Callisen,  VI,  pag.  364;  XXVIII,  pag.  80.     G. 

Füllet,  Armand-Nicolas  F.,  Chefchirurg  der  französischen  Marme, 
war  am  15.  März  1789  zu  Saintes  (Charente-Införieure)  geboren,  wurde  1815  zu 
Paris  mit  der  These  „ Recher ches  sur  Vichthyose  comee**  Doetor,  veröffentlichte: 
„Obset^vations  S7ir  les  fractures  de  la  colonne  vertSrale  et  de  la  base  da 
cräne**  (Joum.  univers.  des  sc.  m6d.  1823)  —  „Absence  de  v^sicule  bäiaire*' 
(Acad.  de  m6d.  1828)  —  „Rapport  sur  le  traitement  adoptS  dans  la  dysenterie 
par  les  mSdecins  anglais  de  Vile  Mauince**  (Ebenda  1838)  —  „MSin.  sur  Ic 
fövre  Spidtviique  qui  a  regne  ä  Saint- Denis  (ile  BourbonJ"  (Ebenda  1839)  — 
„Sur  un  cas  d' andvrysme  de  Vaorte  descendante  observS  h  Vhdp,  St,- Denis  etc.*' 
(Ebenda  1841 — 42)  —  „Rapport  sur  V^pidhyiie  particuliere  qui  a  rSgni  l 
St.'Denis  ....  1828"  (Joum.  des  connaiss.  m6d.-chirurg.  1846).  Er  starb  an 
10.  October  1861  zu  Rochefort. 

Berg  er  et  Rey,  pag.  95.  G. 

Follet,  L.-A.-H.  F.,  zu  Canton  d'Estr^es-Saint-Denis  (Oise),  ist  nur  durel 
die  folgenden  Arbeiten  bekannt:  „Obs.  sur  une  affection  convulsive  guMe  pai 
rtisage  de  la  teinture  thSa'ique**  (Leroüx's  Journ.  de  m6d.  1803)  —  „Obs 
d^une  rdtention  d'urine**  (Ebenda  1804)  —  ,yObs,  sur  un  hSniatocUe*'  (Ebendi 
1807)  —  yyObs.  sur  une  piricardite  aigue,  terminSe  par  la  guerison**  (Ebend; 
1809)  —  „Obs.  sur  une  luxation  de  Vhumdrus**  (Ebenda  1810)  —  „31(ht.  sui 
la  fievre  ataxique  qui  a  rSgnd  a  Estr^es-Saint- Denis y  depuis  .  .  .jusqu  ,  .  .  1811'' 
(febenda  1812).    Andere  Aufsätze  iu  den  Arch.  g^u6rales,  der  Revue  med.  u.  s.  w, 

C  allisen,  VI,  pag.  364:  XXVIII,  pag.  80.  G. 

FoUi,  zwei  fast  gleichalterige  italienische  Aerzte.  —  Der  etwas  alte« 
Cecilio  F.  (FOLius),  wurde  1615  in  Modeua  geboren,  kam  früh  nach  Venedig 
wohin  er  auch,  nachdem  er  sein  Medicinstudium  in  Padua  beendigt  hatte,  zunick 
kehrte  und  erlangte  in  Venedig  einen  Lehrstuhl  der  Anatomie.  Bei  seinem  un 
1650  erfolgten  Tode  hinterliess  er  neben  einem  (Venedig  1639  zuerst  und  in 
Syntagma  anatomicum  des  Vesaliüs,  1641,  abgedruckten)  Essay  über  den  Kreis 
lauf,  die  berühmt  gewordene  „Nova  auris  internae  delineatio**  (6  Taff.,  Venedig 
1645,  1647;  Frankfurt  1641).  —  Francesco  F.,  auf  einem  Schloss  Poppi  h 
Toscana  am  3.  Mai  1624  geboren,  war  acht  Jahre  Praktiker,  als  die  Medie 
ihn  an  ihren  Hof  in  Florenz  zogen.  Er  konnte  sich  jedoch  in  die  Verhältoiasi 
nicht  schicken ,  nahm  seinen  Abschied  und  zog  sich  nach  einer  kleinen  Stad 
Citernal,  ausserhalb  des  Herzogthums  Toscana  zurück,  wo  er  1685  starb.  Aussei 
der  „Recreatio  physica  in  qua  de  sanguinis  et  omniuni  viventium  universal 
analogica  circu/atione  disseritur**  (Florenz  1665),  erschien  von  ihm  ein  Werk 
„Stadera  medica'*  (Daselbst  1680),  iu  welchem  F.  sich  rühmt,  am  13.  Anguä 
1654  vor  Ferdinand  IL  zuerst  die  Bluttransfusion  ausgeführt  zu  haben. 

Biogr.  med.  IV.  Bed. 


FOLLIN. 


397 


Follin ,  FranQois-ADthime-  Eugene  F. ,  zu  Paris  ,  war  am 
25.  November  1823  zu  Harfleur  geboren,  machte  von  1842  an  seine  Studien  in 
Paris  mit  Auszeichnung,  so  dass  er  mittelst  des  Concurses  die  verschiedenen  Stadien 
in  der  medicinischen  Laut'bahn  schnell  erreichte  und  durchlief,  1845  Interne,  1847 
Aide  d^anatomie,  1850  Prosector  der  FacultHt,  1853  Chirurg  des  Bureau  central 
(später  der  Hospitäler  Salpetri^re,  du  Midi,  Cochin)  und  in  demselben  Jahre  mit 
der  These:  „J9^ä  r 4tr Weissem ents  de  Voesophage^  auch  Agr6g6  der  Facultät  für 
das  Fach  der  Chirurgie  wurde.  —  Nachdem  er  von  1847  an  schon  Verschiedenes 
in  den  Bulletins  de  la  Soc.  anat.  (1847,  49),  der  Gaz.  m6dic.  (1849),  Gaz.  des 
höpit.  (1849),  den  Comptes  rendus  de  la  Soc.  de  biologie  (1849,  50),  den  M6m. 
de  la  Soc.  de  chir.  (T.  II),  den  Bulletins  de  TAcad.  de  m^dec.  (1850)  veröffent- 
licht hatte,  z.  B.  über  Erkrankungen  der  grossen  Geßtesstämme,  Uebergang  der 
Farbstoffe  in  die  L\Tnphdrüsen  nach  dem  Tätowiren,  Vegetationen  auf  Narben  und 
Geschwüren,  mikroskopische  Untersuchung  des  Blutes  und  der  Ausleerungen  von 
Cholerakranken,  Communication  von  Arterie  und  Venen  in  der  Ellenbeuge,  Fall 
von  Ectopie  des  Herzens ,  über  Hämatozoen,  Untersuchung  eines  Auges ,  an  dem 
?or  14  Jahren  eine  Katarakt  extrahirt  worden  war,  wurde  er  1850  Doctor 
Qiit  der  These:  „Müdes  sur  les  corps  de  Wolf"^.  Seine  demnächst  folgenden 
Untersuchungen,  hauptsächlich  der  pathologischen  Anatomie  und  vergleichenden 
Pathologie  gewidmet,  finden  sich  vorzugsweise  in  den  Bulletins  de  la  Soc.  anat. 
^1850,  Ol)  und  den  Comptes  rendus  de  la  Soc.  de  biol.  (1850,  51)  und  betrafen 
hiauptsächlich  die  abnorme  Lagerung  des  Hodens  und  sonstige  Veränderungen  des 
Bodens  und  Nebenhodens,  zusammengefasst  in  einer  in  Gemeinschaft  mit  Armand 
GrOUBAüX  herausgegebenen  Arbeit:  yyDe  la  cryptorchidie  chez  V komme  et  les 
jDnncipavx  animaux  domestiqiies"  (M6m.  de  la  Soc.  de  biologie,  1855).  Auch 
ireiterhin  veröffentlichte  er  zwar  noch  einige  ähnliche  Aufsätze  (über  Hermaphro- 
litismus,  angeborenen  Mangel  von  drei  Extremitäten) ,  aber  seine  Arbeiten  waren 
letzt  im  Ganzen  mehr  auf  Gegenstände  aus  der  praktischen  Chirurgie  gerichtet, 
5U  deren  Publication  er  theils  die  Archives  g6n6rales  de  mödec.  (1851,  52,  53), 
leren  Leitung  für  den  chirurgischen  Theil  er  1852  übernommen  hatte,  theils  die 
Bulletins  de  la  Soc.  de  chir.  (T.  III,  IV,  VI)  benutzte.  Es  befinden  sich  darunter 
jinige  vx)n  ihm  gegebene  Revuen  und  Kritiken  der  Leistungen  des  Auslandes, 
:.  B.  über  die  Behandlung  der  Aneurysmen  mittelst  Compression,  über  die  äussere 
Jrethrotomie  nach  Syme,  ferner  über  Tod  durch  Chloroform,  die  Classification 
)ö8artiger  Geschwülste,  die  Injection  von  Eisenchlorid  in  die  Varices,  die  Extraction 
on  Gelenkkörpern,  die  Operation  der  Varicocele.  In  derselben  Zeit  begann  er 
eine  besondere  Aufmerksamkeit  der  Ophthalmologie  und  den  neuen  in  dieselbe 
ingeführten  Exploration smethoden ,  die  er  als  einer  der  Ersten  in  Frankreich  an- 
wandte, zu  widmen.  Es  wurde  ihm  auch  der  bei  der  Facultät  errichtete  Ergänzungs- 
'ortrag  über  klinische  Augenheilkunde  übertragen,  den  er  drei  Jahre  lang  (1862 — 65) 
ibhielt.  Ausser  einigen  entsprechenden  Aufsätzen  veröffentlichte  er  darüber  seine 
^Legons  sur  V ajypUcation  de  V ophthalmoscope  au  diagnostic  des  maladies  de 
'oeil*^  (Paris  1859;  deutsche  Uebers.  Weimar  1859,  mit  3  Taff.),  daneben  aber 
uch,  ausser  einigen  ophthalmologischen  Arbeiten  über  das  Glaucom  und  seine 
Behandlung,  über  Beleuchtung,  die  Accommodationsftlhigkeit  des  Auges,  Hämor- 
hagieu  der  Retina,  Iridectomie,  die  Behandlung  der  Krankheiten  der  Thränenwege, 
amentlich  in  den  Archives  g6n6r.  (1854 — 1864),  den  Bulletins  de  la  Soc.  de 
hir.  u.  8.  w.,  eine  Reihe  von  Aufsätzen  über  den  Krebs,  Epithelial-Cancroid  u.  s.  w., 
ie  Therapie  derselben  durch  Caustica,  die  locale  Anästhesie  mittelst  Kohlensäure, 
ber  uterine  Pathologie  in  England,  über  Ausschläge  bei  den  mit  Schweinfurter  Grün 
irbeitenden,  über  Kniegelenks-Resectionen,  die  Beschälseuche  der  Pferde,  die  Be- 
andlung  der  Aneurysmen  mit  Digitalcompression,  Anwendung  des  Curare  bei 
*etanu8,  die  amerikanische  Behandlungsweise  derBlasenscheidenfisteln,  Mercurialismus 
od  Syphilis,  Operation  der  Epispadie  nach  Nelaton  u.  s.  w.  Alle  seine  Arbeiten 
sichnen  sich  durch  Klarheit,  Unabhängigkeit.  Unparteilichkeit   und  Gelehrsamkeit 


398 


FOLLIN. 


FOLWARCZNY. 


aus.  Es  gilt  dies  sowohl  von  seinen  Original- Aufsätzen ,  seinen  kritischen  Revuen, 
seinen  Artikeln  in  Dechambbe's  Dictionnaire  encyclopödique  (Plaies  de  Tab- 
dornen^,  „Amaurose^) ,  wie  von  dem  durch  ihn  begonnenen  grossen  Werke: 
„Traiti  ilhnentaire  de  pathologie  externe^  (1862),  von  dem  er  selbst  nur  zwe 
Bände  zu  vollenden  im  Stande  war  und  das  von  seinem  Freunde  Simon  Düplah 
fortgesetzt  wird  (T.  VI,  1883;  T.  VII,  Fase.  1.  1884).  Zu  seinen  letzten  Arbeite! 
gehört  eine  „Conference  sur  Guy  de  Chauliac^  (1865),  in  den  zu  jener  Zeil 
gehaltenen  historischen  Vorlesungen  mehrerer  Facultäts-Mitglieder  veröffentlicht.  — 
Er  war  einer  der  unterrichtetsten  und  arbeitsamsten  Chirurgen  von  Paris;  voi 
encyclopädischem  Wissen,  erfreute  er  sich  der  allgemeinsten  Liebe  und  Anerkennung 
bei  Collegen  und  Schülern.  Erst  44  Jahre  alt,  musste  er  am  21.  Mai  l.s67  aus 
dem  Leben  scheiden. 

Ch.  Lasfegue  in  Archives  generales  de  medecine.  1867,  Vol.  I,  pag.  641  (euthäll 
ein  66  Nummern  umfassendes  Verzeichniss  von  FoUin's  sämmtlichen  Publicationeu).  — 
Ar.  Verneuil  in  Gaz.  hebdomad.  de  m6d.  et  de  chir.  1868,  pag.  142,  158,  189.  —  Dechambre 
4.  S6rie,  T.  III.  pag.  353.  Gurlt 

Follinus .  HermanusJanszoonF. ,  am  Ende  des  16.  Jahrhunderte 
in  Stavoren  (Friesland)  geboren,  studirte  in  Leyden,  Franeker  und  Cöln,  wo  ei 
zum  Dr.  med.  et  phil.  befördert  zu  sein  scheint.  Er  war  praktischer  Arzt  ii 
s' Hertogenbosch  und  wurde  von  da  als  Prof.  med.  nach  Cöln  gerufen,  wo  er  ai 
der  Pest  gestorben  sein  muss,  wann  ist  mir  unbekannt  geblieben.  Er  schrieb  untei 
Anderem:  y^Simomdes  ofte  die  memorironst"  (Haarlem  1612)  —  „Phystognomk 
ofte  menschenkenner"  (Daselbst  1613)  —  „Amuletum  Antonianum  seu  Lui 
pestiferae  fuga^  (Antwerpen  1618)  —  „De  cauteriis  ad  Thomas  Fienum* 
(Daselbst  1618)  —  „Orationes  de  natura  j-ebris  peticularis  ejusque  cautione, 
deque  studiis  chemicis  conjungendis  cum  Hippocraticis**  (Cöln  1622).  —  Seil 
Sohn,  Johannes  F. ,  der  auch  Arzt  in  s'Hertogenbosch  war ,  veröffentlichte 
wahrscheinlich  nach  dem  Tode  seines  Vaters  und  ex  Belgico  idiomat«  in  latinun 
versum  dessen  „Speculum  naturae  liumanae ,  sive  mores  et  temperamentc 
hominum"   (Cöln    1649).  C.  E.  Daniels. 

Foltz,  Jean-Charles-Eugöne  F.,  geboren  zu  Nancy  am  28.  Januai 
1822,  studirte  zuerst  auf  der  Strassburger  Ecole  militaire,  dann  von  1844  an 
Val  de  Gräce  und  Hess  sich  darauf  in  Lyon  nieder,  wo  sein  Onkel  Richard  F 
Anatomieprofessor  an  der  ficole  de  m6d.  war.  1854  wurde  er  zum  supplirendei 
Professor  der  Anatomie  und  Physiologie  daselbst  berufen  und  1865  als  Nachfolgö 
seines  Onkels  designirt.  Er  machte  sich  besonders  durch  Einrichtung  und  Ordnung 
der  anatomischen  Sammlungen  einen  Namen  und  hinterliess  ausserdem  bei  seinem 
Tode  (18.  November  1876)  zahlreiche  Studien  und  Untersuchungen,  unter  denen 
die:  „Etudes  sur  le  liquide  cephalo-rachidien'^  (Gaz.  med.  de  Paris  1855)  — 
„Expiriences  sur  la  physiologie  du  coeur^  (Ann.  de  la  soc.  de  m6d.  de  Lyon, 
Gleichzeitig)  —  „Sur  le  traitenient  m4chanique  de  la  myopie^  (Daselbst  1859)  — 
„Anatomie  et  physiologie  des  canduits  lacrymaux^  (Daselbst  und  später  mehi 
ausgeführt  Daselbst  1862  und  im  Joum.  de  physiol.  1862)  —  „Sur  les  fonctions 
de  la  rate"  (Ann.  de  la  soc.  de  med.  de  Lyon  1861)  der  Hervorhebung  bedürfen. 
Seine  letzte  in  derselben  Zeitschrift  (1874)  veröffentlichte  Arbeit  behandelte  di« 
Anwendung  der  kalten  Klystiere  im  Abdominaltyphus. 


Hahn  bei  Dechambre. 


BedL 


Folwarczny,  Karl  F.,  studirte  in  Wien  und  war  Assistent  an  verschiedenen 
dortigen  Krankenanstalten  bis  1858 ,  wo  er  eine  ausserordentliche  Professor  dci 
physiologischen  Chemie  in  Graz  erhielt.  Später  tibernahm  er  die  Leitang  ein« 
Heilanstalt  in  Gries  und  starb  hier  1875,  erst  44  Jahre  alt.  —  Schriften: 
„Handbuch  der  physiologischen  Chemie  etc."  (Wien  1863)  —  „Chemische  Unter- 
suchung des  leukämischen  Blutes"  (Zeitschr.  d.  Wiener  Aerzte  1858)  —  „Beitragt 
zur    acuten  Leberatrophie"    (mit    Fleischl;    Daselbst)  —   „Chemische  Beiträgt 


I 


FOLWARCZNY.  —  FONSSAGRIVES. 


399 


mr  Theorie  des  Icterus^  (Daselbst  1859)  und  mehrere  auf  einzelne  Fälle  bezügliche 
[Jntersnchungen  in  derselben  Zeitschrift. 

Bei  Dechambre.  Rod. 

Fonseca ,  Antonio  de  F. ,  portugiesischer  Arzt ,  zu  Lissabon  in  der 
Bweiten  Hälfte  des  16.  Jahrhunderts  geboren,  über  dessen  Lebensschicksale  nichts 
Nähere«  bekannt  ist,  hat  einen  Bericht  über  eine  Heeresseuche  während  des 
Jüjährigen  Krieges  veröffentlicht,  der  aber  fast  ausschliesslich  theoretische  Er- 
irteningen  enthält :  yyDe  epidenna  fehrili  grassante  in  exercitu  regis  catholici 
In  inferiori  palattnatu  anno  1620  et  1621^  (Mecheln  1623,  4.). 

Max  Salomon. 

Fonseca,  Gabriel  de  F.,  aus  Portugal  gebtlrtig,  docirte  in  Pisa  Philo- 
jophie,  erhielt  dann  einen  Ruf  nach  Rom  als  Professor  der  Medicin,  ward  Leibarzt 
leg  Papstes  Innocenz  X.  imd    starb  1668.     Er  schrieb:    „Medici  Oeconomia^ 

'ß<>™)   ^')'  Max  Salomon. 

/  Fonseca ,  Roderigo  de  F. ,  wurde  zu  Lissabon  in  der  Mitte  des 
16.  Jahrhunderts  geboren,  prakticirte  daselbst  anfangs  und  erhielt  darauf  einen  Ruf 
il«  Professor  der  Medicin  nach  Pisa,  wo  er  bis  zum  Jahre  1615  lehrte.  Alsdann 
PHU'de  ihm  der  erste  Lehrstuhl  für  Medicin  an  der  Universität  Padua  tlbertrageu, 
ien  er  bis  zu  seinem  Tode,  1622,  inne  hatte.  F.  gehörte  zu  jenen  tüchtigeren 
Praktikern,  welche  in  der  zweiten  Hälfte  des  16.  Jahrhunderts  an  dem  wieder- 
srwachten  Studium  der  medicinischen  Classiker  des  Alterthums,  besonders  des 
HiPPOKRATES,  sich  herangebildet  hatten  und  statt  auf  scholastische  Spitzfindigkeiten 
wieder  auf  selbstständige  Beobachtungen  Gewicht  legten.  Ein  Beweis  hierfür  sind 
seine  „Consultationen",  in  denen  sich  manche  überraschend  richtige  Bemerkungen, 
Ansichten  und  Erfahrungen  finden.  Sein  Commentar  zu  den  Aphorismen  des  Hippo- 
5RATES  ist  ein  gelehrtes  Werk.  Auch  als  Epidemieschriftsteller  ist  er  durch  seine 
Schrift  „De  tuenda  valetudine  et  producenda  vita"  (Florenz  1602,  4.;  Frankfurt 
1603,  4.),  welche  sieh  hauptsächlich  mit  der  Pest  beschäftigt,  nicht  ohne  Werth. 
F.  hat  eine  Menge  Schriften  hinterlassen,  von  denen  wir,  ausser  der  eben  genannten, 
loch  anführen:  „In  Septem  libros  aphortsmomm  Hippocratis  cammenta ria" 
Tlorenz  1591,  4;  Venedig  1594,4.;  1596,  4.;  1608,  4.;  1621,  4.;  1628,  4.; 
Padua  1678,  4.;  1708,  4.)  —  „In  Hippocratis  prognostica  cominentaria^ 
Padua  1597,  4.)  —  „Consultationes  medicae  singularibus  remediis  refertae^ 
Venedig  1618,  fol.;  1619,  fol. :  1620,  foL;  1022,  fol.;  1628,  fol. ;  Frankfurt 
L625,  8.)  —  „Tractatus  defehrium  acutarum  et  pestilentium  remediis  diaeteticis, 
^hirurgicis  et  pharmaceuticis^  (Venedig  1621,    4.).  ^^^^  Salomon 

* Fonssagrives ,  Jean-Baptiste  F. ,  zu  Montpellier ,  ist  am  12.  März 
1823  zu  Limoges  geboren,  trat  1839  in  die  Schule  für  Schiftsmedicin  zu  Rochefort, 
irurde  1841  zum  Chirurgen  3.,  1844  2.  Cl.  ernannt,  machte  weite  Seereisen  und 
irlangte  1852  zu  Paris  die  Doctorwürde  mit  der  These:  „Histoire  mSdicale  de 
a  frigate  h  vapeur  VEldorado.  (Station  des  cötes  occidentales  d^Afrique 
\850 — 51)".  Er  wurde  darauf  Professor  der  Materia  medica  und  Therapie  an 
[er  medicinischen  Schule  zu  Brest,  leitete  von  1856  an  als  zweiter  Chefarzt  der 
farine  die  medicinische  Abtheilung  und  Klinik  im  Marine-Hospital  zu  Cherbourg, 
:ehrte  1860  nach  Brest  zurück,  um  den  Lehrstuhl  der  inneren  und  exotischen 
iedicin  zu  übernehmen  und  wurde  1864  zum  Professor  der  Hygiene  bei  der 
aedicinischen  Facultät  in  Montpellier  und  zugleich  zum  ersten  Chefarzt  der  Marine 
bors  cadre)  ernannt.  1876  wnirde  ihm  auf  seinem  Wunsch  der  Lehrstuhl  der 
l'herapie  und  Materia  medica  übertragen.  Von  seinen  überaus  zahlreichen  Arbeiten, 
m  vollständigsten  von  Berger  et  Rey  (s.  unten)  verzeichnet,  führen  wir  zunächst 
>lgende  selbstständige- Schriften  an:  „TraitS  dliygihne  navale,  ....  Ouvrage 
auranne  par  V Institut  y  et  adopte  par  ,  .  ,  le  ministre  de  la  marine  et  des 
olonies  pour  les  hiblioth^qnes  des  navires  et  des  p>orts"  (Paris  1856)  —    „De 


400 


FONSSAGRIVES.  —  FONTANA. 


la  nature  et  du  traitement  de  la  colique  nerveuse  des  pays  chauds^  (1857)  - 
ryHygihie  alimentaire  des  malades,  des  convalescents  et  des  vaUtudinaires  eic. 
(Paris  1861;  2.  Ausg.  1867)  —  „TherapetUique  de  la  phthisie  pulmonai) 
bas(^  sur  les  mdications  etc,^  (1866)  —  „Entrettens  familiers  sur  Vhygünt 
(1866)  —  „De  la  rdg4n4ration  physique  de  Vesp^ce  humaine  par  Vhygihie  fl 
la  famille  etc,^  (Montpellier  1867)  —  „Dti  role  des  mhres  dans  les  maladü 
des  enfants  etc,"  (Paris  1868)  —  „Education  physique  des  jeunes  fiUes  etc. 
(Daselbst  1869)  —  „Livret  maternel  pour  prendre  des  notes  sur  la  sante  dt 
enfants  (sexe  feminin  et  sexe  mascuUn)^'  (Daselbst  1869)  —  „LUducatio 
physique  des  gargons  etc.^  (Montpellier  1870)  —  „La  maison.  Müde  d'hygün 
et  de  bten-itre  domestigues"  (Paris  1871)  —  „Hygihfie  et  assainissemerU  dt 
villes^  (Paris  1874).  Ausserdem  zahlreiche  Artikel  in  fast  allen  französischen  Zeil 
Schriften  über  die  allerverschiedensten  Gegenstände;  namentlich  vom  Jahre  1856  a 
eine  grosse  Menge  Artikel  im  Dictionnaire  encyclop6dique  des  sc.  m6d.,  hauptsächlic 
pharmakologischen  Inhalts,  eine  Uebersetzung  von  Walter  H.  Walshe's  „  Traii 
clvüque  des  maladies  de  la  poitrine^  (Paris  1870)  und  mehrere  Arbeiter 
die  zusammen  mit  Gobley,  Besnoü,  Le  Roy  de  Mericoürt,  Ad.  Vjxcek 
publicirt  wurden. 


Bitard,  pag.  475.  —  Glaeser,  pag.  254. 


Berger  et  Rev,  pag.  96,  257. 

G. 


Fontaine,  zwei  französische  Aerzte,  deren  älterer  Jacques  F.,  de 
Vater,  aus  der  Provence  stammte,  sich  zuerst  in  Avignon,  dann  in  Aix  aufbiel 
später  Leibarzt  und  Professor  an  der  Pariser  Facultät  wurde.  Seine  Schriften  sin 
ausser  einem  „Discours prohl&matique  de  la  nature,  usnge  et  action  du  dtaphragma 
(Aix  1611)  nicht  nennenswerth.  —  Der  Sohn,  Gabriel  F.,  erwarb  sich  i 
Paris  grossen  Ruf.  Ausser  einem  „Tractatus  de  febrtbus^  (Lyon  1657)  rührt  vo 
ihm  her:  „De  veritate  medtcmae  Hippocraticae  firmissimis  rationis  et  expen 
mentorum  momentis  stahüita,  seu  medicina  antihermetica"  (Daselbst  gleichzeitig^ 
ein  Werk,  das  F.'s  widerstrebende  Gesinnungen  gegen  die  chemischen  Neuere 
klar  darlegt. 

Dict.  hist.  II.  Red. 

Fontan,  Jean-Pierre-Andr6  F.,  aus  Izaourt  (Hautes - Pyr^nnes^ 
unbekannten  Geburtsjahres,  Dr.  med.  zu  Paris  1838,  gestorben  am  17.  April  ISCl 
hat  sich  in  verschiedei^n  Wissenschaften  bewegt  und  neben  seiner  Stellung  al 
consultirender  Arzt  zu  Bagni6res-de-Suchon  verschiedene  Wirkungskreise  ausgefalll 
Unter  seinen  zahlreichen  Schriften  sind  die  über  Suchon  und  die  Pyrenäenbäde 
(1837 — 1843)  am  meisten  bekannt  geworden. 

Chereau  bei  Dechambre.  Red. 

Fontana,  Feiice  F.,  berühmter  Naturforscher  und  Physiologe,  geborei 
zu  Pomarolo  bei  Rovereto,  den  15.  April  1720,  machte  seine  Studien  zu  Padua 
Bologna  und  Rom.  Er  hatte  anfangs  das  Lehrfach  der  Philosophie  in  Pisa  inne  un 
erhielt  später  vom  Grossherzog  von  Toscana  den  Auftrag,  in  Florenz  ein  natui 
historisches  Cabinet  einzurichten,  schaffte  die  Wachspräparate  an,  welche  noch  derzei 
die  Hauptzierde  jenes  naturhistorischen  Museums  bilden.  —  F.  schrieb  zahlreich 
Abhandlungen  physikalischen,  chemischen  und  physiologischen  Inhaltes,  veröffenl 
lichte  eine  Methode,  die  Salubrität  der  Luft  mittelst  salpetriger  Säure  zu  messei 
Von  seinen  zahlreichen  Schriften  seien  erwähnt:  „Sui  motz  delV  iride**  (Xucc 
1765)  —  „Ricerche  sopra  la  ßsica  animale^^  (Florenz  1775)  —  „Sopra  \ 
veleno  della  viper^  (Lucca  1777)  —  „Experiences  chimiques  sur  la  bile  d 
hoeuf^  (Florenz  1781).  Ferner  „Memoire  intorno  ai  globetti  rQssi  del  sangue 
(Daselbst  1776).  Er  starb  zu  Florenz  den  9.  März  1805,  wo  seine  Leiche  in  de 
Kirche  Santa  Croce  ruht. 


Ambrosi  F.  Scrittorie  ed  artisti  trentini.  Trento  1883. 


Loebisch. 


FONTANA.  —  FONTEYN. 


401 


Fontana,  Giuseppe  F.  (Bruder  Felice's  F.?),  wurde  1729  zu  Pomarolo 
in  Tirol  geboren.  Er  studirte  in  Bologna  Medicin  und  liess  sich  in  Roveredo  als 
Arzt  nieder,  wo  er  lange  Zeit  mit  dem  grössten  Erfolge  prakticirte.  Uebrigens 
beschränkte  er  seine  wissenschaftliche  Thätigkeit  keineswegs  nur  auf  die  Medicin, 
sondern  beschäftigte  sich  sehr  viel  auch  mit  anderen  Zweigen  der  Naturwissen- 
schaften.   Seine   wissenschaftlichen  Arbeiten   legte    er  vornehmlich   nieder  in  dem 


Griomale  medicale  de  Venise.    Er  starb  am  29.  März  1788. 


Magnus. 


Fontanelles,  Frangois-Philibert  F.,  geboren  zu  Milhau  (Aveyron) 
im  20.  November  1775,  Doctor  zu  Montpellier  1799,  wirkte  als  chirurgischer 
Chefarzt  am  Hospital  St.  Eloi  daselbst,  ging  dann  nach  Paris,  um  ftlr  Yaccination, 
^mmenwesen  etc.  einzutreten  und  sehr  fleissig  zu  schriftsteilem.  Ausser  einer 
imfangreichen  Casuistik  publicirte  er:  „Description  de  la  vartcelle,  qui  a  regne 
.  ,  .  ä  Milhau  en  16 17"^  (Montpellier  1818)  —  „Memoire  sur  les  bona  effeta 
iu  Sulfate  de  quinine  etc,"  (Nouveau  joum.  de  m6d.  1822)  —  „R^flexions 
mr  quelques  potnts  de  la  mMode  ectrotique^  (Revue  m6d.  1826)  —  „Brulüres 
'rauhes  par  Vapplication  du  coton  ecru^  (Joum.  des  progrös  des  sc.  m6d.  1830)  — 
Mistoire  de  la  filme  pStScMale  de  Genes"  (nach  Rasori,  Paris  1822). 


Chereau  "bei  Dechambre. 


Red. 


-^ontanon,  Denys  F.,  Professor  in  Montpellier,  wo  er  auch  doctorirt 
latte.  Er  folgte  1502  auf  J.  Garcin  und  dictirte  einen  „TraM  de  mddecine", 
reichen  als  „Practica  medica"  J.  Reinier  nach  F.'s  Tode  zu  Lyon  1550  erscheinen 
iesfi  (später  aufgelegt,  daselbst  1556,  1605,  1607,  1658;  Frankfurt  1600,  1601). 
Jeher  das  Todesjahr  F.'s  ist  Streit,  richtiger  als  15^38  (AsTRüC)  dürfte  1544  sein. 
Biogr.  m6d.  IV.  Red. 

Fönte,  Laelius  a.  F.  (D'Eügübio),  welcher  Ausgangs  des  16.  und 
Lnfangs  des  17.  Jahrhunderts  in  Rom  und  Venedig  prakticirte,  hat  seinen  Ruf 
lurch  Stahl,  der  des  F.'s  Werk:  „Consultationes  medicinales  etc,"  (Venedig 
608)  lebhaft  bewunderte. 

Dict.  bist.  II.  Red. 

Fontenelle,  Julia  de  F.,  zu  Narbonne  am  20.  October'1790  geboren, 
)octor  zu  Montpellier  1802  (Diss. :  „Sur  Vair  atmospherique  etc.**),  wo  er  sich 
urz  als  „Julia"  bezeichnet),  widmete  seine  Thätigkeit  der  Popularisirung  der 
Naturwissenschaften  in  der  Weise,  dass  die  von  ihm  bearbeiteten  Bibliotheken, 
levuen ,  Journale  über  ein  Menschenalter  in  hohem  Ansehen  standen.  Medicinischen 
ihaltes  sind  jedoch  nur  „lieckerches  sur  V antisepticit^  de  quelques  vegetaux^ 
tfontpellier  1814)  —  „Recherches  medico-Ugales  sur  Vtncertitude  des  signes 
e  la  mort**  (Paris  1833)  —  „Recherches  cliimiques  et  medtcales  sur  les  com- 
usttons  humaines  spontanees"*  (Daselbst  1828)  und  einige  Handbücher. 

Chereau  bei  Dechambre.  Red. 

Fontejni,  Johannes  F.,  der  Vater  (meist  FontanüS  genannt),  wurde 
tt  Jahre  1574  im  Amsterdam  geboren,  übte  in  seiner  Vaterstadt  die  ärztliche 
raxis  aus  und  hatte  so  grossen  Ruf,  dass  Prinz  Maurits  von  Oranien  ihn 
.623),  nach  dem  Tode  des  R.  Bontiüs,  zum  Leibarzt  erwählte.  Als  1621 
.  Egbertszoon  gestorben  war,  wurde  F.  an  dessen  Stelle  zum  Praelector  ana- 
•miae  et  chirurgiae  der  „Chirurgijnsgilde"  mit  dem  Titel  von  Professer  ernannt, 
elches  Amt  er  bis  zu  seinem  Tode  1628  innegehabt  hat.  Er  soll  nach  H aller 
IT  Verfasser  sein  von  „Lessen  betreffende  de  konst  der  chtrurgie",  posthum 
ireh  Anth.  Fonteyn  veröffentlicht  (Amsterdam  1641).  Mir  sind  sie  jedoch  nie  zu 
esicht  gekommen,  was  auch  nicht  befremdet,  da  Ulhoorn  (der  den  Inhalt  theil- 
eise  mittheilt  und  nachdruckt)  sie  schon  im  Jahre  1732  als  sehr  selten  anführt.  — 
ernard  F.,  älterer  Sohn  des  Job.  F.,  1603  iu  Amsterdam  geboren,  studirte 
Leyden  seit  1622  und  wurde  1625  in  Padua  promovirt.    Darnach  lebte  er  als 

Biogr.  Lexikon.  IL  '26 


402 


FONTEYN.  —  FOOT. 


praktischer  Arzt  in  Amsterdam,  hat  sich  jedoch  viel  mehr  mit  der  Dichtkunst  ui 
dem  Theater  beschäftigt  als  mit  der  Medicin  und  verfasste  viele,  darunter  anc 
gute  Theaterstücke.  Er  starb  1645. 

Dr.  Bernard  Fonteyn  door  Dr.  J.  A.  Worp.  Amst.  1884. 

C.  E.  Daniels. 

Fonteyn,  Nicolaas  F.  (Fontanus),  jüngerer  Sohn  des  Johannes  F.,  i 
Amsterdam  geboren,  wurde  September  1622  in  Leyden  als  Student  eingeschrielx 
und  1631  zu  Keims  zum  Doctor  promovirt.  In  Amsterdam  praktisch  thätig,  wnri 
er  1640  zum  Inspector  coUegii  medici  ernannt  und  1644  Leibarzt  des  ChurfürsU 
Ferdinand,  Erzbischof  von  Cölu.  ( Anatomiae  Professor,  wie  Haller  ihn  nenn 
ist  er  gewiss  nicht  gewesen,  doch  hat  er  sich  ebenso  wie  sein  Vater,  viel  mit  di 
Dichtkunst  beschäftigt  und  einige  Theaterstücke  verfertigt.)  Im  Uebrigen  rülm 
von  ihm  her:  „Instüuttones  pharmaceuttcae^  (Amsterdam  1683),  eine  Abhandlni 
^De  extr actione  foetus  mortui  per  uncam^.  In  einer  dui'ch  ihn  besorgten  Ao 
gäbe  der  Aphorismen  des  Hippokrates  findet  sich  ein  „CoTnmentarius  de  morh 
puerovum^  (1642);  ferner:  „Fona  sive  origo  febrium  earumque  remedia'^  ni 
„Syntagrha  medicum  de  morhis  mulierum"  (1644).  Auch  besorgte  er  d 
„Praxis  medica  Dodonaeii"  und  Vesalius'  ;,Epitome  de  humani  corporis  fabrica 
mit  Anmerkungen  (in  welche  er  Sylvius'  Recht  auf  die  Entdeckung  des  Ossiculu 
lenticulare  gegen  Morgagni*s  Meinung  verflieidigt).  Wann  er  starb,  ist  unbekaM 

C.  E.  Daniels. 

Foot.  Zwei  ältere  englische  Aerzte.  Der  Vater,  Jesse  1.  F.,  u 
1750  geboren  und  1820  gestorben,  suchte  seinen  Ruhm  besonders  in  einer  brüski 
und  offenbar  nach  AuflßlUigkeit  strebenden  Polemik  gegen  J.  Hunter,  vermoch 
jedoch  mit  der  ganzen  Fluth  von  Schriften,  die  er  in  diesem  Sinne  schrieb,  kao 
etwas  Bleibendes  zu  leisten.  In  der  unten  genannten  Quelle  finden  sich  die 
Publicationen  aufgezählt;  grösseres  Aufsehen  machten  ihrerzeit:  „A  crüici 
inquiry  tnto  ihe  accient  and  modern  manners  of  treating  diseases  of  ti 
Urethra  etc.**  (London  1744;  3.  Aufl.  1785)  —  „A  complete  treatise  on  tl 
origm,  theory  and  eure  of  the  lues  venerea  etc,**  (Vorlesungen,  London  179: 
posthum  1821,  1823,  1829;  deutsch  von  Reiche,  Leipzig  1793—1794)  - 
„Life  of  John  Hunter**  (London  1794,  1797)  —  ^Review  on  Hume 
observations  on  the  diseases  of  the  prostate  gland**  (Daselbst  1812).  —  Jesse  2.  F 
der  Sohn,  ebenfalls  als  Chirurg  in  der  englischen  Hauptstadt  thätig,  Arzt  a 
Westminster  Ophthalmie  -  Hospital ,  edirte  seines  Vaters  Werke  und  gründete  dj 
Medical  Pocket  book.  Ausserdem  veröffentlichte  er  neben  „Ophthalmie  memoranda 
(London  1838)  ophthalmiatrisch-casuistische  Beobachtungen.     1840  lebte  er  nocl 


Hahn  bei  Dechambre. 


Red. 


Foot,  Von  den  beiden  Genannten  ist  der  Amerikaner  MalaehiF.,  Ar 
zu  New- York,  Verfasser  von  „Observations  on  the  functions  of  the  liver**  (New-Yoi 
med.  Repository,  1803)  —  „Inquiry  into  the  cause  of  the  premature  deca 
of  the  human  teeth  in  America*"  (Daselbst  1804)  und  eines  (Daselbst  180^ 
publieirten  Aufsatzes  über  Fasciuation  zu  unterscheiden. 

Hahn  bei  Dechambre.  BedL 

*Foot,  Arthur  Wynne  F.,  wirkt  in  Dublin,  wo  er  1865  promovi 
und  1866  F.  K.  0.  C.  P.  Irel.  wurde.  Neben  einer  ärztlichen  Thätigkeit  am  Meal 
Hospital,  lehrte  er  als  Professor  am  R.  Med.  College.  Er  erhielt  für  die  Mow 
gi'aphie:  „Diseases  of  testis** ,  die  er  während  seiner  Wirksamkeit  als  Demoj 
strator  an  der  anatomischen  Schule  des  soeben  genannten  Institutes  bearbeitet 
einen  Preis  und  publicirte  noch  —  vorwiegend  im  Dubl.  quarterly  Joum.  - 
mehrere  Arbeiten,  unter  denen  „On  Chromidrosis**  (1866,  1869)  —  „On  Bron 
idrosis**  (1866)  —  „On  Xanthelasma**  (1876)  zu  nennen  sind.  Auch  ist  F.  dt 
Autor  der  „Select  cUnical   reports**    im  Dublin   monthly  Joum.    of  med.  (187: 


FOOT.  —  FORDYCE. 


403 


1873,  1874,  1875,  1881)   und    einer  Arbeit   über   antiseptische  Behandlung   der 
Pocken  und  über  Wanderniere  (Daselbst  1872,  resp.  1881).  ^g^ 

Portes,  Esq.  John  F.,  war  im  zweiten  Decennium  dieses  Jahrhunderts 
als  Schiffsarzt  in  der  englischen  Marine  tbätig,  1815  war  er  auf  dem  Schiffe 
Venerable  angestellt.  Bekannt  gemacht  hat  er  sich  durch  eine  Arbeit:  „Observations 
on  tropical  nyctalopta^  (Edinburgh  med.  and  surg.  joum.   1811).       Magnus. 

*Forbe8,  Arthur  Litton  Armitage  F.,  in  Oxford,  Dublin,  London 
und  Paris  ausgebildet,  L.  R.  C.  P.  Edin.  1870,  Specialist  für  Otiatrie  und  Ophthal- 
mologie, hat  längere  Zeit  im  Auslande  und  auf  Expeditionen  zugebracht,  sich 
nnter  Anderem  in  türkischen  Diensten  an  dem  serbischen  Feldzuge  1876 — 1877 
betheiligt  und  fungirt  zur  Zeit  am  Westminster  Hospital  und  am  R.  ophthalm. 
Hosp.  Moorfields.  Seine  wesentlichsten  Schriften  sind:  „Ocular  therapeutics*^^  — 
jfOn  the  therapeuttc  value  of  myrisdectomy  in  certain  diseases  of  deafness  etc.^  — 
„Keratoscopy"  und  Einzelaufsätze  im  London  med.  Reports  und  Brit.  med.  Joum. 
Als  Ausbeute  seiner  Reisen  publicirte  er:  „Two  years  in  Fidji"  —  rf'^^^ 
Navigator  Islands^.  ^ed. 

Ford,  Edward  F.,  wirkte  als  chirurgischer  Consulent  an  der  Westminster 
Dispensary  zu  London  im  letzten  Drittel  des  vorigen  und  starb  in  den  Anfangs- 
jahreo  des  gegenwärtigen  Säculums.  Ausser  zwei  grösseren  Schriften:  „Observations 
on  the  spontaneous  eures  of  anevrisme  with  reinarks**  (Lond.  med.  Joum.  1788) 
nnd  „Observations  on  the  diseases  of  the  hipjoint;  to  which  are  added  some 
remarfc^  on  ichite  swellings  of  the  hnee^  (London  1794,  posthum  von  Copeland, 
daselbst  1810),  hat  F.  noch  eine  Reihe  interessanter  Fälle  publicirt. 

Dict.  bist.  IL  Red. 

Fordyce,  William  F.  (welcher  beiweitem  an  den  Ruf  seines  Bmders, 
les  David  F.,  Philosophie-Professors  zu  Aberdeen,  und  auch  an  den  des  Neffen 
Oeorge  F.  nicht  heranreicht),  wurde  zu  Aberdeen  1724  geboren,  war  eine  Zeit 
lang  Militärarzt,  wirkte  dann  in  London  als  geschickter  Praktiker  und  wurde  vom 
König  zum  Chevalier  erhoben.  Als  er  1794  starb,  hinterliess  er  eine  Lobschrift 
luf  die  Sarsaparilla  (London  1757),  „A  revlew  of  the  venereal  diseases  and  its 
remedies"*  (Daselbst  1767,  1772,  1777,  1785);  eine  Schrift  über  die  putriden 
ind  entzündlichen  Fieber  (Daselbst  1773,  1777)  und  „Fragmenta  chirurgica  et 
nedica""  (Daselbst  1784).  Ked. 

Fordyce,  George  F.,  wurde  am  18.  November  1736  zu  Aberdeen  als 
^ohn  des  Professors  der  Philosophie  David  F.  geboren.  Seine  hervorragenden 
geistigen  Anlagen  erhielten  so  sorgsame  Ausbildung,  dass  er  schon  mit  14  Jahren 
ich  den  Titel  eines  Magister  artium  erwerben  konnte.  Er  studirte  später  Medicin 
Q  Edinburg,  wo  er  sich  die  besondere  Zuneigung  des  berühmten  Collen  erwarb, 
nachte  1758  seinen  Doctor  (Diss.  „De  catarrho^)  und  reiste  dann  nach  Holland, 
im  auf  der  Universität  Leyden  seine  Ausbildung  zu  vervoUkominnen.  1759  kehrte 
\  zurück,  liess  sich  in  London  als  Arzt  nieder  und  hielt  hier  Vorlesungen 
nd  Curse  über  Chemie,  Materia  medica,  Therapie  und  pathologische  Anatomie, 
ie  trotz  der  Ungewandtheit  des  Vortrages  [wegen  ihrer  Klarheit,  wegen  der 
^äcision  des  Ausdruckes  allmälig  steigenden  Beifall  fanden  und  ihm  ein 
Tosses  Auditorium  zuführten.  Damit  zugleich  wuchs  auch  sein  Ruf  als  Praktiker ; 
770  wurde  er  Arzt  am  St.  Thomas-Hospital,  1776  Mitglied  der  Royal  Society, 
787  F.  R.  C.  P.  Er  starb  am  25.  Mai  1802.  F.'s  Bedeutung  beniht  auf  seinen 
hysiologischen  Arbeiten,  besonders  derjenigen  über  die  Verdauung,  in  der  er  nach 
urtickweisung  der  rein  mechanischen  und  chemischen  Theorien  mit  Zuhilfenahme 
er  neueren  Experimente  eine  unstreitig  richtigere ,  den  Gesetzen  des  Leben sprocesses 
esser  entsprechende  Theorie  aufstellte.  Vortrefflich  sind  auch  die  schönen 
•eobachtungen    über    die    Teniperatur   des   Mensehen    und   der   Thiere,    worin    er 

26* 


404 


PORDYCE.  —  FORGET. 


experimentell  nachweist,  dass  die  organisirten  Körper  das  Vermögen  besitzen,  ihre 
Eigentemperatur  so  zu  reguliren,  dass  dieselbe  stets  ungefähr  auf  derselben  Höhe 
bleibt.  „Elements  of  agriculture  and  Vegetation^  (Edinburg  1765,  8.;  London 
1771 ,  8.)  —  „Elements  of  the  prattce  of  physic^  (London  1768,  8.  und 
häufiger)  —  yjA  dissertatwn  on  fever^  (Daselbst  1795,  8.  und  noch  vier  Disser- 
tationen über  denselben  Gegenstand  bis  1802)  —  „A  treatise  on  the  digestion  of 
food^  (London  1791,  8.).  Alle  vier  Arbeiten  sind  auch  in's  Deutsche  übersetzt  worden. 
Noch  sind  zu  nennen:  „Tlie  croonian  lecture  on  niuscular  motion*^  (Philos. 
transact.  T.  XVI)  —  „Observations  on  the  small-pox  and  the  course  of  fever" 
(Transact.  med.  and  chir.  1792)  —  „An  attemjH  to  approve  the  evidence  in 
medictne^  (Daselbst)  —  „On  simple  fever  or  on  fever  consiMing  of  one  paroxysm 
only''   (London   1794,   1800).  Max  Salomon. 

Foreest,  Pieter  van  F.  (fast  ausschliesslich  als  Petrus  Forestus 
wissenschaftlich  bekannt),  wurde  1522  in  Alkmaar  geboren.  Er  studirte  1539 — 1542 
in  Löwen,  später  in  Bologna,  wo  er  den  Doctorshut  bekam ,  in  Rom ,  Padua  nnd 
Paris.  Zuerst  etablirte  er  sich  in  Bordeaux,  nach  Anderen  in  Pluviers,  kehrte  jedoch 
1545  schon  nach  Alkmaar  zurück,  wo  er  12  Jahre  praktisch  thätig  war  und  ging 
darnach  (auf  Bitte  der  Stadtregierung)  nach  Delft,  wo  die  Pest  sehr  heftig  aus- 
gebrochen war.  Hier  bekam  er  bald  einen  so  grossen  Ruf,  dass  man  ihn  den 
holländischen  Hippokrates  nannte  und  bei  der  Stiftung  der  Leydener  Universität 
(1575)  die  medicinische  Professur  anbot.  Er  lehnte  dieselbe  jedoch  aus  Liebe  zui 
Praxis  ab,  hielt  aber  bei  der  feierlichen  Eröffnung  der  Universität  „Primam  in 
medicina  lectionem  et  orationem  pro  laude  ejus",  wie  Meürsius  erzählt.  Nach 
einer  40jährigen  Thätigkeit  in  Delft  kehrte  er  nach  Alkmaar  zurück,  wo  er  1597 
starb  und  die  Grabschrift  erhielt;  Evictus  fato  cubat  hoc  sub  mole  Forestns, 
Hyppokrate«  Batavus  si  fuit,  ille  fuit.  Er  schrieb  hauptsächlich:  „De  inc^rto, 
fallaci  urinarum  judicio'^  (Antwerpen  1583,  Leyden  1589)  —  „Observationum 
et  curationum  medicinalium  lihri  XXXII ^  (Leyden  1587 — 1610,  durch  KüBl 
Sprengel  als  „nicht  blos  für  sein  Jahrhundert,  sondern  für  alle  folgende  Zeitaltei 
classisch**  genannt)  —  „Observationum  et  curatiomim  chirurgicorum,  lihri  XP 
(Daselbst  1610,  Frankfurt  1611).  Seine  „Opera  omnia^  wurden  Francofurti  1623. 
1660 — 1661,  Rothomagi  1654  herausgegeben.  ^  E.  Daniels. 

*Forel,  Auguste  F.,  geboren  in  Morges  (Canton  Waadt),  Schweiz,  an 
1.  September  1848,  studirte  in  Lausanne,  Zürich  und  München  und  war  als  Irren 
arzt  Schüler  von  GuDDEN.  1872  promovirt,  wirkt  er  seit  1879  als  Director  dei 
Irrenheilanstalt  und  ordentl.  Professor  der  Psychiatrie  in  Zürich.  Wie  der  Onke 
Alexis  F.  und  der  Vetter  F.A.F.  hat  sich  auch  August  F.  mehrfach  mii 
zootomischen  Untersuchungen  beschäftigt.  Seine  Schriften:  „Les  founnis  de  h 
suisse^  (1874)  —  „Untersuchungen  über  die  Haubenregion  etc,  im  Gehirn  dei 
Menschen  und  einiger  Säuger^^  (1877)  —  »Der  Giftnpparat  und  die  Anal 
drüsen  der  Amei^en^  (1878)  mögen  nicht  wenig  dazu  beigetragen  haben,  das 
er  zuweilen  mit  beiden  renommirteu  Zoologen  confundirt  wird.  j^^^ 

Forestier,  Claude-Vital-Apollinaire  F.,  Sohn  eines  Arztes  ii 
Langogne  (Cozfere),  1755 — 1812,  unter  BrüNYER  besonders  für  pathologische 
Anatomie  ausgebildet,  ging  mit  der  Armee  Roch  am  beau's  nach  Amerika,  wurde 
Arzt  des  Herzogs  von  Artois  und  begleitete  denselben  in's  Exil.  Unter  den 
Kaiserreich  zurückgekehrt,  übernahm  er  das  Directorat  der  Militärschule  voi 
St.  Cyr  und  der  Lycöen  zu  Versailles. 

Hahn  bei  Dechanibre.  Red. 

Forget,  Charles-Polydore  F.,  zu  Strassburg,  war  am  17.  Juli  180< 
zu  Saintes  (Charente-Inf6rieure)  geboren,  wurde  Chirurg  der  Marine  im  Hafen  » 
Rochefort,    1828  zu  Paris  Doctor  mit  der  These:    „Pr^cis   des    inßuences  de  h 


FORGET. 


405 


navigattan  sur  le  physique  et  le  moral  de  Vhomvie^.  1829  concurrirte  er  in 
Paris  um  eine  Stelle  als  Agr6g6  der  FaeultHt  mit  der  These:  ,^An  hepatis 
tnßammationts  certa  signa  f  An  post  morbum  laesiones  propriae  f"  wurde  jedoch 
erst  nach  einem  zweiten  Concurse  (1832),  bei  welchem  er  die  These  „JDe  Vinfluence 
que  les  maladtes  exercent  sur  la  chaleur  animale**  zu  verfassen  hatte,  zu  jener 
Stellung  ernannt.  Er  gab  in  demselben  Jahre  heraus :  „  MSdecine  navale ,  ou 
noiiveaux  el^ments  d^hygihie,  de  pathologie  et  de  thirapeutique  mSdico-chtrurgicale 
h  Tusage  des  officiers  de  aantS  de  la  marine  de  l  4tat  et  da  commerce^  (Paris 
1832),  war  Redacteur  der  Transactions  mMicales'  seit  1832  und  Mit-Redacteur 
des  Joum.  hebdom.  des  progr^s  des  sc.  m6d.  seit  1824,  für  welches  er  in  demselben 
Jahre  ryDe  Vhumorisme  des  anctens  comparS  ä  Vhumoi-isme  des  modernes** 
schrieb,  welcher  Aufsatz  mehrere  Fortsetzungen  unter  verschiedenen  Titeln  hatte. 
1836  erhielt  er  durch  Concurs  mit  der  These  y^Des  indicaiions  thSrapeutiques 
tiries  des  sdcrdtions  et  des  exhalattons^  den  durch  Lobstein's  Tod  erledigten 
Lehrstulil  der  medicinischen  Klinik  in  Strassburg  und  war  jetzt  in  der  Lage,  seine 
von  dem  Herkömmlichen  abweichenden  Ideen  nach  allen  Richtungen  geltend  zu 
machen.  Von  seinen  sehr  zahlreichen  Arbeiten  auf  dem  Gebiete  der  philosophischen 
Medicin,  der  allgemeinen  und  speciellen  Pathologie  und  Therapie  führen  wir  nach- 
stehend nur  die  selbstständigen  Schriften  an:  „Inßuence  de  la  mSdecine  sur  le 
dheloppement  et  le  bienetre  de  Vhumanitd'*  (Paris  1836,  4.)  —  „Recherches 
cUniques  sur  le  degrS  de  certitude  du  diagnostic  dans  les  maladies  de  Vappareil 
cir^ro-spinal'*  (Paris  1839)  —  „De  la  rSaliti  de  la  midecine  et  de  ses  dogmes 
fondamentaujc"  (Strassburg  1839)  —  „Statistique  m^dicale  de  Strasbourg** 
(Paris  1839,  4.)  —  „Traiti  de  V entSrite  follicnleuse**  (Paris  1840)  —  „Prodrome 
de  midecine  positive**  (Strassburg  1841)  —  „Relation  de  VSpidSmie  de  mSningite 
encSphalo-rachidienne  observSe  ä  la  clinique  mSdicale  de  la  FacultA  de  Strasbourg 
en  1841,  1842**  (Paris  1843)  —  „Des  obstacles  avx  progres  de  la  thirapeuttque 
positive**  (Strassburg  1842)  —  „Clinique  midicale  de  la  FacultS  de  Strasbourg^ 
du  ....  1841  au  ....  1842**  (Paris  1843)  —  „Examen  de  la  doctrine  des 
constüutions  epidimiques**  (Daselbst  1843)  —  „J^tudes  cliniques  des  maladies  du 
coeur**  (Paris  1844)  —  „Du  mouvement  mddical  au  19,  si^cle**  (Strassburg  1847) 

—  „Precis  th(fortque  et  pratique  des  maladies    du  coeur  etc,**    (Daselbst    1851) 

—  „Journie  de  Vdtudiant**  (Paris  1852)  —  „Doctrine  des  Mdments^  bastle  sur 
les  txigences  de  la  pratique**  (Daselbst  1852)  —  „Une  epidemie  de  pneumonie** 
(Strassburg  1856)  und  das  letzte  und  Hauptwerk  seines  Lebens:  „Principes  de 
th^apeutique  generale  et  speciale,  ou  Nouveaux  eltments  de  Vart  de  guSrir** 
(Paris  1860).  Seine  Aufsätze  in  Zeitschriften,  deren  Zahl  auf  198  angegeben 
wird,  finden  sich  theils  in  dem  letztgenannten  Werke  (pag.  7 — 16),  theils  in  dem 
unten  angeführten  ersten  Schriftchen  von  Fleüry  näher  verzeichnet  und  sind 
hauptsächlich  in  folgenden  Journalen  enthalten:  Archives  g6n6r.  (1828,  1834), 
Transact.  m^dicales  (1830—32),  Joum.  hebd.  de  m6d.  (1834—36),  Bullet,  de 
therapeut.  (1834—59),  Gaz.  m6d.  de  Paris  (1837—59),  Gaz.  des  höpit.  (1843—59), 
Gaz.  med.  de  Strasbourg  (1841 — 60),  Union  m6dic.  (1847 — 60),  Gaz.  hebdomad. 
fl8ö5— 57)  u.  s.  w.  Er  starb  am  19.  März  1861.  —  Er  war  ein  sehr  geschickter 
Schriftsteller  und  Polemiker;  jedoch  da  seine  Lehren,  wie  bei  der  Schule  von 
Montpellier,  mit  der  sie  viele  Aehnlichkeit  haben,  mehr  auf  Speculation  als  auf 
nflchterner  Beobachtung  beruhen,  konnte  er  auf  den  Fortschritt  der  Medicin  von 
keinem  dauernden  Einfiuss  sein. 

Fleury   (de  Grezac),   Notice  biographique  sur  le   prof,  Forget.  Saintes.    1858.  — 

Fleury,    Essai    historique    sur  la  vie    et  les    ouvrages    de    ....    St.    Etienne    1863    (beide 

Schriften  nicht  zugänglich).  —  Ed.  Cruveilhier  in  Bulletins  de  la  Soc  anat.  de  Paris.  1860, 

pag.  512.  —   Dechanibre,  4.  S^rie,  T.  III,  pag.  619.  —  Berger  et  Rey,  pag.  102. 

G. 

Forget,  Am6dee  F.,  zu  Paris,  war  am  28.  Mai  1811  zu  Chartres 
Eure-et-Loir)  geboren,  studirte  in  Paris,  war  fünf  Jahre  bei  Lisfranc  Chef  de 
sliniqae   im  Hup.    de    la  Piti6,    ertheilte    in    dieser   Zeit  Curse   in    der    operativen 


406  •  FORGET.  —  FORMT. 

Chirurgie,  trat  in  die  Redaction  der  Gazette  des  höpitaux  und  des  Bulletin  gfenferal 
de  th6rapeutique  und  wurde  1845  Mitarbeiter  der  Union  m6dieale,  1849  Doctor. 
Er  war  der  Verfasser  zahlreicher  chirurgischer  Arbeiten,  namentlich  von:  f,Le 
galactocUe  mammaire  et  son  traitement^  —  „Remarques  sur  les  polypes  de 
r Urethra  chez  la  femme^  —  nDes  corps  fibretix  de  Vut^rus  avant,  pendant  et 
apr^  la  grossesse^  —  „Reckerches  sur  les  kystes  des  os  maxillaires  eic,^ 
(Th^se,  1840)  —  „De  Vamputaiion  de  la  mdchoire"  —  „De  lots  g^n^rales  des 
amputations^  —  „De  la  nature  et  du  stige  de  la  grenouillette ;  de  son  traüement 
par  autoplastie^  —  »Des  rdsecttons  sous-pdriostees  et  de  leur  valeur  chtrurgi- 
cale^  —  „De  la  trdpanation  de  Vapophyse  mastoide^  —  „De  Vemploi  du 
ckloroforme  et  de  Vdther  en  Chirurgie^  (1853)  —  „Des  tumeurs  fibroplastiques^  — 
„Des  anomalies  dentaires  et  de  leur  influence  sur  la  production  des  maladies 
des  OS  maxillaires"  (Paris  1859,  4.,  mit  9  Tafeln;  engl,  üebers.  Philadelphia 
1860)  —  „Etüde  htstologique  d'une  tumeur  fibreuse  non  ddcrite  de  la  mdchoire 
inferieure  etc."  (Paris  1861,  mit  Tafeln).  1859  hatte  er  vom  Institut  den 
Monthyon-Preis  erhalten.    Er  starb  am  14.  Mai  1869. 

Glaeser,  pag.  256.  G. 

Forlenze,  Joseph-Nicolas-Blaise  F.,  zu  Ricemo  1769  geboren, 
besuchte  die  vornehmsten  Städte  Italiens  und  Griechenlands  und  bildete  sich  speciell 
auch  unter  Desaült  und  Loüis  in  Paris,  sowie  auch  unter  J.  Hdnter  in  Loudon 
nus.  Sein  Ruf  als  Oculist  trug  ihm  nach  seiner  Rückkehr  nach  Frankreich  bald 
die  entsprechenden  consultativen  Stellungen  an  den  vornehmsten  Hospitälern  ein. 
Viel  consultirt  hinterliess  er  bei  seinem  Tode  —  1833  —  nur:  „Considerations  sur 
f  Operation  de  la  pupille  artificielle"  (Strassburg  und  Paris  1804)  —  ^Ohser- 
vaiions  et  rdfiexions  sur  plusieurs  cataractes  etc,"  (Annuaire  de  la  soc.  de  med.  du 
departement  de  TEure  1809)  und  einen  Bericht  über  Operationen  (Daselbst  1810/. 

Dureau  bei  Dechambre.  Red. 

Formey ,  Johann  Ludwig  F. ,  geboren  zu  Berlin  1766,  mediciniseh 
ausgebildet  in  Halle  und  Göttingen,  zu  Halle  1788  promovirt  und  später  anf 
Reisen  in  Strassburg,  Paris  und  Wien,  trat  als  Militärarzt  ein  und  machte  1794 
den  Feldzug    nach  Polen    mit.     1796  wurde    er    königlicher  Leibarzt  in  Potsdam, 

1798  Professor  am  Berliner  CoUegium  med.-chir. ,  1809  an  der  neugebildeten 
Tiiedicinisch-chirurgischen  Akademie.  Geh.  Med.-Rath  seit  1801 ,  trat  er  1817  in 
das  Ministerium  des  Innern  als  vortragender  Rath  der  Medicinalabtheilung  ein. 
Am  23.  Juui  1823  starb  er.  Sein  „Versuch  einer  medicinischea  Topographie 
lierlins"  (Daselbst  1796)  —  „Medicinische  Ephemeriden  von  Berlin^   (4  Hefte, 

1799  ,  1800)  —  sowie  die  Arbeit  über  „  Wassersucht  der  Hirnhöhlen"  (Sep.- 
Abdr.  aus  Horn's  Archiv  1810)  und  die  mit  Klaproth  geleisteten  Bearbeitungen 
der  Pharmacopoea  Borussica  sind  seine  hervorragendsten  Arbeiten,  die  sämmtlieh 
mehr  administratives  Talent  als  wissenschaftliche  Leistungsfilhigkeit  bekunden. 

Schrifteii-Verzeichniss  bei  E  n  g  e  1  m  a  n  n.  —  Allg.  deutsche  Biographie.  VII. 

Red, 

Forml,  Pierre  F.,  zu  Nimes,  daselbst  zu  Anfang  des  17.  Jahrhundeits 
geboren,  studirte  in  Montpellier  und  prakticirte  mit  solchem  Erfolge  in  Nime«,  das» 
Gustav  Adolph,  König  von  Schweden,  als  er  Süd-Frankreich  besuchte,  iha 
zum  Begleiter  nach  den  Bädern  de  la  Mausson  wählte  und  ihn  mit  nach  Scbwedea 
nehmen  wollte,  was  er  aber  ablehnte.  Er  schrieb:  „De  Vadianton  ou  cheveu  de 
Venus,  contenant  la  description,  les  utilites  et  les  diverses  prdparations  gaUniques 
et  spagyrlque^  de  cette plante"  (Montpellier  1644)  —  „Ide'e  de  laßevre  dpid4miqu€ 
qui  depuis  le  cmnmencement  de  ceite  annee  a  paru  et  continue  ä  paraitre  h 
Nlmes  et  äux  Ueux  circonvoisins"  (Nimes  1666).  Er  cultivirte  ausser  der  Medicin 
ntich  die  Poesie,  Literatur,  Rhetorik  und  hat  tiber  dieselben  verschiedene  Schriften 
verfasat.  Er  starb  am  5.  Juli  1679. 

Dechambre,  4.  Serie,  III,  pag.  632.  G. 


FORMY.  —  FORSTER. 


407 


Formy,  Samuel  F.,  zu  Montpellier,  diente  als  Chirurg  in  den  Kriegen 
ron  Henri  IV.  gegen  die  Ligue  und  wohnte  seiner  Belagerung  von  Paris  1590 
t)ei.  Nach  dem  Frieden  sammelte  er  seine  in  etwa  60jähriger  Praxis  gemachten 
Beobachtungen,  von  denen  51  in  des  berühmten  Lazabb  Riviere  „Observationes 
nedicae  et  curationes  insignes,  quibus  accesserunt  observationes  ab  aliis  commnni- 
satae"  (Paris  1646  etc.)  sich  finden.  Ausserdem  gab  er  heraus  einen:  „TrattS 
:h{rurgical  des  Bandes,  lacs,  einplätres,  attelles  et  bandages^  (Montpellier  1651), 
ier  viele  kritische  Bemerkungen  über  die  Chirurgie  seiner  Zeit  enthält,  in  welchem 
über  auch  den  Salben  und  complicirten  Bandagen  ein  ungebührlicher  Vorzug 
fegeben  wird. 

Hai  Ier,  Biblioth.  cliinirgica.  I,  pag.  345,  352.  —  Biogr.  mM.  IV,  pag.  193.  — 
Dict.  hist.  n,  pag.  351.  '  (j^ 

Fornes,  Jos^  F. ,  aus  Hostalrich  (Spanien),  zu  Barcelona  ausgebildet, 
^urde  von  dem  dortigen  Gouvernement  zwecks  Erforschung  der.  1720er  Pest 
Dach  Marseille  gesandt  und  lieferte  hierüber  den  „Tractattis  de  peste  praedpue 
fjallo-provinctalt  et  occinatica  grctssanti,  in  qutnque  partes  divisus^  (Barcelona 
1725),  wohl  auch  noch  mehrere  kleine  —  nicht  gedruckte  —  Arbeiten  über  Fieber. 

Hahn  bei  Dechambre.  Red. 

Forsteu,  Rudolph  F.,  1751  zu  Wildervank  (Prov.  Groningen)  geboren, 
rar  für  die  Militär-Carri^re  bestimmt,  verliess  diese  jedoch  bald,  um  in  Groningen 
inter  P.  Camper  und  van  Doeveren  Medicin  zu  studiren.  Als  der  Letztere  nach 
Leyden  gerufen  war,  zog  F.  auch  dahin  und  vertheidigte  dort  1774  eine  „Disser- 
Otto  acad.  quaestiones  selectas  physiologicas  exhibens*^  (worin  er  schon  die  durch 
Vlbinüs  u.  A.  vertheidigte  Gefäss- Anastomose  zwischen  Placenta  und  Uterus  gravidus 
)e8tritt)  und  im  folgenden  Jahre  eine  „Dissertatto  cantharidum  historiam  naturalem, 
*hemtcam  et  medicam  exliibens^y  wofür  er  „honorificentissime"  zum  Doctor  medic. 
)romovirt  wurde.  Bald  darauf  als  Prof.  anatom.,  medic.  et  chirurg.  nach  Harderwyk 
rerufen,  hielt  er  da  eine  Antrittsrede:  y^De  Belgarum  merüis  in  oeconomia 
vrporis  humam  extricanda^.  1783  trug  man  ihn  auch  den  Unterricht  in  der  gericht- 
ichen  Medicin  auf  und  1791  wurde  er  Prof.  primarius  medicinae  et  Archiater  Gelriae. 
Ir  starb  im  Jahre  1807.  Ausser  einer  „Oratio  pro  legum  providentia  in  homine 
xondum  nato,  etiam  exstincta  matre,  servando^  (Harderwyk  1788),  haben  wir 
lur  zwei  Abhandlungen  von  F.:  „De  veepest  onderzogt  en  eene  geneeswyze  tegen 
hzelve  voorgedragen^  und  „Kort  verslag  nopens  den  uitslag .  der  ingeente 
ergeleken  met  de  natuurlyke  Kinderziekte^ ,  C.  E.  Daniöls. 

Forster.  Der  englische  Arzt  Thomas  F.,  geboren  1790,  gestorben  1845, 
erdient  weniger  wegen  seiner  Parteigängerschaft  für  Gall's  System,  als  wegen 
olgender  Arbeiten  aufgeführt  zu  werden :  „  Physiological  reflexions  on  the  destructive 
perations  of  spirituous  and  fermented  liquors  etc,^  (London  1812)  —  „Obser- 
ations  on  the  casual  and  periodical  influence  of  particular  states  of  the 
limosphere  on  human  health  and  diseases  etc.^  (Daselbst  1813,  1815,  1817; 
ieutsch  Leipzig  1819,  1822)  —  „Observations  on  the  phenomena  of  insanity^ 
London  1817)  —  „On  smallpox^  (Lond.  med.  Repository  1820)  —  „Illustr ations 
f  the  atmospheric  origin  of  epidemic  disorders^  (London  1829)  und  im  gleichen 
inne  gehaltene  ätiologische  Untersuchungen  über  Cholera  (1832)  und  andere 
Epidemien  (gleichzeitig).  Seine  Schriften  über  Gall  erschienen  London  1814,  1815. 

Durean  bei  Dechambre.  Red. 

*  Forster,  Joseph  F.,  \\Tirde  April  1844  zu  Nonnenhorn  am  Bodensee 
eboren,  studirte  in  München  und  Leipzig,  besonders  unter  v.  Pettenkofer  und 
'^OiT,  und  promovirte  am  27.  Juli  1868  zum  Doctor  medic.  zu  München,  wo  er 
ich  1874  als  Privatdocent  für  Hygiene  habilitirte.  Seit  Ende  1878  wirkt  er  als 
tofessor  der  Hygiene  und  Director  des  neaerrichteten  hygienischen  Institutes  in 
jnsterdam.     Er    hat    eine   grössere   Anzahl    von    experimentellen   Abhandlungen, 


408 


FORSTER.  —  FOSSATI. 


besonders  aus  dem  Gebiete  der  Ernährung  des  Menschen,  der  Wohnungshygienc 
u.  s.  w.  geschrieben,  die  hauptsächlich  in  der  von  v.  Pettenkofkr  und  Von 
herausgegebenen  „Zeitschrift  für  Biologie"  publieirt  wurden.  Als  grössere  literarisch« 
Arbeiten  nennen  wir  seine  Habilitationsschrift :  ;,  Versuche  über  die  BedeiUunj^ 
der  Aschenlestandtheüe  in  der  Nahrung^  (München  1873)  und  besonders  „Er 
nährung  und  Nahrungsmittel"  (I.  Bd.  des  von  v.  Pettenkofer  und  Ziemsses 
herausgegebenen  „Handbuches  der  Hygiene",  Leipzig  1882).  Seit  1883  giebt  ei 
im  Vereine  mit  von  Pettenkofer  und  F.  Hofmann  das  „Archiv  für  Hygiene' 
heraus,  worin  bereits  auch  mehrere  Arbeiten  von  ihm  und  seinen  Schülern  ver 
öffentlicht  sind.  C.  E.  Daniels. 

Forsten- Verschuir ,  Wolter  F.-V. ,  1739  zu  Sleen  (Drenthe)  geboren 
studirte  1752 — 66  in  Groningen,  machte  grosse  Reisen  nach  Frankreich  ul( 
England,  studirte  in  Edinburg  unter  Cüllen,  und  etablirte  sich  1769  in  Amsterdam 
1780  als  Prof.  medic.  nach  Groningen  gerufen ,  trat  er  dieses  Amt  an  mit  einei 
„Oratio  de  recentiorum  medicorum,  inprimis  Belgarum,  meritis  in  phaenomeni 
et  effectibus  principü,  quod  vitam  animalem  constituit,  indagandis  ei  ac 
statum  corporis  humani  sanum  et  morbosum  applicandis**  und  blieb  dort  wirksan 
bis  an  seinen  Tod  1793.  Ausser  zwei  rectoralen  Reden  über  eine  Epidemie  von  Febri: 
maligna  und  über  den  Nutzen  der  Experimente  und  Wahrnehmungen  für  die  Medicii 
haben  wir  von  ihm  keine  Schriften  als  eine  Abhandlung  über  die  Inoculation  de 
Blattern  und  eine  holländische  üebersetzung  von  Watson's  Arbeit  über  denselbei 
Gegenstand  (Amsterdam  1769).  C.  E.  Daniels. 

*Le  Fort,  Leon  le  F.,  am  5.  December  1829  zu  Lille  geboren  unc 
hauptsächlich  in  Paris  unter  Maloaigne,  Lauoier  etc.  ausgebildet,  gelangte  185^ 
zur  Promotion.  Seit  dem  nämlichen  Jahre  ist  er  als  Professeur  de  chirurgi( 
op6ratoire  an  der  Pariser  Facultät  und  als  Chirurgien  de  THötel-Dieu  th&tig.  — 
Schriften :  „De  la  risection  de  genou"  (1859)  —  „De  la  risection  de  le  hanche' 
(1861)  —  „Des  vices  de  conformation  de  Vutirus  et  de  vagin  et  des  mayetu 
dWem4dier"  (1863)  —  „Des  anevrysmes  en  gSnSral"  (1866)  —  „Des  indication. 
du  trSpan  dans  les  fractures  du  crdne"  (1867)  —  „Rechtrehes  sur  Vanatomi 
des  poumons  chez  Vhomme"  (1858)  —  „Note  sur  Vhygihne  hospitali^re  en  Franc* 
et  en  Angleterre"  (1862)  —  „Des  maternitis"  (1866)  —  „La  Chirurgie  militairi 
et  les  sodetis  de  legons  en  France  et  V Stranger"  (1872)  —  „Manuel  de  mddecin^ 
opdratoire"  (8.  Edition  du  manuel  de  Malgaigne  1876)  etc.  Wemich. 

Forti,  Raimondo  Giovanni  F.  („Zanfortis") ,  aus  armer  Familie 
durch  einen  reichen  Protector  zum  Studium  und  zum  Doctor  Paduensis  gebracht 
liess  sich  in  Venedig  nieder,  wo  man  ihm  1658  den  ersten  Lehrstuhl  der  Medicii 
übertrug.  Nach  Consultationen  durch  höchste  Personen  (Kaiser  Leopold)  uni 
von  Ehrenbezeugungen  durch  die  Behörden  Venedigs  überhäuft,  kehrte  F.  nad 
Padua  zurück,  um  dort  1678  im  75.  Lebensjahre  zu  sterben.  „Cansilia  d 
febribus  et  mar  bis  mulier  um"  (Padua  1668)  und  „Consultationum  et  respon 
sionum  medicinalium  centuriae  quatuor"  (Daselbst  1669;  Genf  1677)  sind  di 
Titel  seiner  Schriften. 

Dict.  bist.  II.  Bei 

Fossati,  Giovanni  Antonio  Lorenzo  F.,  zu  Paris,  war  am  30.  Apri 
1786  zu  Novara  in  der  Lombardei  geboren,  studirte  von  1803  an  die  Chiruigi 
in  seinem  Geburtsorte,  ging  1804  nach  Pavia  und  wurde  daselbst  1807  Docto 
der  Chirurgie,  1809  der  Medicin.  Er  war  später  Assistent  von  Sacco  in  Mailand 
wurde  1812  Assistent  von  Rasori  und  allmälig  dessen  Freund  und  Mitarbeite! 
1820  ging  er  nach  Paris,  wo  er  den  RASORi'schen  Lehren  Anhänger  zu  vci 
schaffen  und  als  Mit-Redacteur  der  Revue  encyclopedique  (bis  1830)  die  Kejm 
niss  der  italienischen  Literatur  in  Frankreich  zu  vermitteln  suchte.  Ein  Zusammei 
treten  mit  Gall  führte  aber  ein  so  inniges  Verhältniss  zwischen  beiden  Männ^ 


FOSSATI.  —  FOSSION. 


409 


herbei,  dass  er  ein  begeisterter  Anhänger  von  Jenem  wnrde  und  seine  Lehren 
»owohl  in  Italien  während  einer  durch  dasselbe  gemachten  Reise,  namentlich 
iber,  nachdem  er  sich  1825  dauernd  in  Paris  niedergelassen  hatte,  auch  in 
Frankreich  auf  das  Eifrigste  zu  verbreiten  bestrebt  war.  Es  geschah  dies  durch 
mehrere  Artikel  in  Coürtin^s  Encyclop6die  moderne,  im  Dictionnaire  de  la 
Bonversation  und  besonders  im  Journal  de  la  Soci6t6  phr6nologique ,  zu  deren 
Srflndung  ei  wesentlich  beigetragen  hatte  und  deren  Vorsitzender  er  mehrere 
Fahre  lang  war;  femer  durch  folgende  Schriften:  „De  la  nicessiU  d/ Studier 
me  nouvelle  doctrine  avant  de  la  juger;  application  de  ce  principe  h  la 
Physiologie  intellectuelle^  (Paris  1827)  —  „De  Vinßuence  de  la  physiologie 
Intellectuelle  sur  les  sciences,  la  litt^rature  et  les  arts^  (Daselbst  1828)  —  „De 
!a  mission  du  pkilosophe  au  XIX*  stiele  et  du  caract^re  qui  lui  est  necessaire^ 
Paselbst  1828)  —  „FrScis  analytique  du  Systeme  de  M,  le  Dr.  Oall  sur  les 
facultas  de  l' komme  et  sur  les  fonctions  du  cerveau,  vulgairement  cranioscopie^* 
[2.  Ausg.  1828;  deutsche  Uebersetzung  Leipzig  1830)  —  „Manuel  pratigue  de 
ohrinologie,  ou  physiologie  du  cerveau  d*aprhs  les  doctrines  de  Gall,  de 
Spurzheim,  de  Combe  et  des  autres pkr^nologistes^  (Paris  1845,  mit  36  Por- 
Täts  und  6  anatomischen  Zeichnungen),  Bereits  früher  hatte  er  George  Combe's 
[)hreBologisches  Werk  u.  d.  T. :  „Nouveau  manuel  de  phrenologie  etc."*  (Paris  1835) 
ins  dem  Englischen  übersetzt,  viel  früher  auch  noch  eine  Arbeit  „DelV  epilepsia^' 
CoUezione  di  opuscoli  scientific!  di  Bologna,  1826)  herausgegeben.  Er  blieb  auch 
len  politischen  Bewegungen  seines  Vaterlandes  nicht  fremd,  bildete  namentlich  die 
k)ci6t6  des  patriotes  Italiens  1830,  jedoch  beschränkte  er  sich  von  1831  an  ganz 
luf  seine  wissenschaftliche  und  praktische  Thätigkeit.  Seine  zahlreichen,  in  ver- 
ichiedenen  Zeitschriften  zerstreuten  Aufsätze  gab  er  gesammelt  u.  d.  T. :  „  Questions 
jhilosophiques,  sociales  et  politiques,  traitees  d*apr^s  les  principes  de  la  physio- 
logie du  cerveau^  (Paris  1869)  heraus.    Er  starb  am  20.  December  1874. 

V.  Wurzbach,  IV,  pag.  307.  —  Dechambre,  4.  Serie,  III,  pag.  672.  — 
Jallisen,  VI,  pag.  397;  XXVIIl,  pag.  89.  G. 

Fossion,  Nicolas-GisbertF.,  zu  Brüssel,  war  am  29.  November  1811 
!U  Hannut  geboren,  studirte  in  Lüttich,  wurde  1836  daselbst  Doctor,  ging  1837 
lach  Paris  und  beschäftigte  sich,  nach  Lüttich  zurückgekehrt,  neben  der  Praxis, 
nit  Studien  über  menschliche  und  vergleichende  Physiologie.  1845  wurde  er  zum 
igreg6  bei  dieser  Universität  und  zum  Conservator  des  Cabinets  fflr  vergleichende 
Uatomie  ernannt,  zwei  Jahre  später  aber  ihm  der  Lehrstuhl  der  menschlichen 
ind  vergleichenden  Physiologie  übertragen.  In  der  belgischen  Akademie  der 
Jedicin,  in  die  er  1841  aufgenommen  war,  wurde  er  1863  zweiter,  1864  erster 
rice-Präsident  und  war  bis  zu  seinem  am  27.  Februar  1879  erfolgten  Tode 
^äsident  derselben.  Von  1842 — 1849  waren  er  und  die  Akademie  eng 
aiteinander  verschmolzen.  Er  war  der  Verfasser  zahlreicher  Berichte  und  nahm 
in  allen  die  Akademie  beschäftigenden  wichtigen  Fragen  den  lebhaftesten  Antheil. 
teine  Arbeiten  lassen  sich  in  zwei  Abtheilungen  scheiden ,  von  denen  die  erste 
liejenigen  auf  dem  Gebiete  der  Physiologie,  Hygiene  und  klinischen  Medicin,  die 
weite  die  Arbeiten  über  die  Pathologie  der  Steinkohlen arbeiter  betrifft,  mit 
reicher  Industrie  er  sich  in  den  letzten  15  Jahren  so  eiugehend  beschäftigt  hatte, 
las«  er  für  mehrere  Gesellschaften  deren  Verwaltung  übernehmen  konnte.  Zu 
ien  ersteren  gehören,  sämmtlich  der  Akademie  vorgelegt,  seine  „Recherches 
ur  les  mouvements  du  coeur^  (1848)  —  „Du  role  de  Vinnervation  dans  la 
mngrhie  spontan^e^  (1852)  —  „Sur  les  causes  et  la  nature  de  la  phthisie 
mlmonaire*^  (1856)  —  „De  la  dt^rivation  du  sang**  (1867)  —  „Pathogdnie 
t  prophylaxie  du  cholera^  (1871)  —  „Ohlit^ration  compUte  du  canal 
ystique;  etc,**  (1877)  —  „Note  sur  les  fonctions  du  pancrSas^  (1877). 
iUr  zweiten  Abtheilung  seiner  Arbeiten  gehört  der  1845  erstattete  „Rapport  sur 
a  condition  des  ouvriers  et  sur  le  travail  des  enfants  dans  les  manufactureSy 
nines  et  vsines  de  la  province   de  Liege^    und    noch  zwei  weitere  Berichte  an 


410 


FOSSION. 


FOTHERGILL. 


die  xVkademie  über  die  ErkrankuDgen  der  Steinkohlenarbeiter.  Alle  diese  Arbeiten 
sichern  ihm  ein  ehrenvolles  Andenken. 

Barella  im  Bulletin  de  l'Acad.  royale  de  m6dec.  de  Belgique.  1883.  3.  S4rie. 
T.  XII,  pag.  276.  '  G. 

Poster.  Der  Unterscheidung  wegen  ist  Edward  F.  zu  nennen,  Professoi 
der  Geburtshilfe  zu  Dublin,  der  eine  von  James  Sims  1781  herausgegebene  Schrift 
„The  princtple  and  practice  of  widwifery  etc.^  in  Form  von  Aphorismen  hinte^ 
Hess.  —  Michael  F.,  1810 — 1880),  war  in  London  am  Middlesex  Hospital  und 
am  üniversity- College  ausgebildet  (RiCH,  Qüain,  Ch.  Bell,  Elliotson),  um 
später  am  Hospital  zu  Huntingdon  zu  fungiren.  Seine  Schriften  beziehen  sich 
ausser  casuistischen  Mittheilungen  über  Arsenikvergiftung  (Lancet  1837),  von 
Hautaffection  (Association  Journ.  1852),  auf  die  Heilkraft  einiger  neuerer  Droguen, 
so  dass  er  hauptsächlich  nur  als  Vater  des  folgenden  F.  zu  nennen  ist. 

Diireau,  resp.  Hahn  bei  Dechambre.  Red. 

*  Fester ,  Balthazar  F. ,  zu  Birmingham ,  erwarb  sich  nach  längerem 
Studienaufenthalt  in  Deutschland  zu  Erlangen  1864  das  Doctordiplom ;  F.  R.  C.  P. 
Loud.  wurde  er  1873,  M.  K.  Q.  C.  P.  Irel.  1880.  Er  wirkt  in  Birmingham  als 
Lehrer  am  Queen's  College  und  als  Hospitalarzt  am  General  Hospital  und  an  der 
Kidderminster  Dispensary,  sowie  an  der  Poliklinik  für  Brust-  und  Ohrenkrank- 
heiteu.  Hauptsächliche  Schriften :  „On  the  use  of  the  sphy^mograph*'  (1868)  — 
„Method  and  medicine^  (1870)  —  „Digitalis  and  heart  disease*'  und  „The 
therapeutics  of  diabetes  mellitus"  (Beide  1872)  —  „Clinical  medicine;  lectures 
and  essays"  (1874)  —  „On  the  comparative  mortality  of  Birmingham  and 
other  large  tovms"  (1875)  —  „On  the  political  powerlessness  of  the  medical 
profession*^  (1883).  Ausserdem  klinische  Beiträge  in  Med.  Press  (1866),  Med. 
times  and  gaz.  (1866 — 1868),   Birmingham  med.  Review  (1881)  u.  A.        -^^^ 

Fothergill,  JohnF.,  geboren  am  8.  März  1712  zu  Carrend  bei  Richmond 
in  Yorkshire,  erlangte  1736  die  Doctorwflrde  in  Edinburg  und  Hess  sich  nach 
einer  wissenschaftlichen  Reise  durch  Holland,  Deutschland  und  Frankreich  in 
London  nieder.  Er  erwarb  daselbst  während  einer  schweren  Epidemie  von  Angina 
diphtheritica  1746 — 48  dadurch  sehr  grossen  Ruf,  dass  er  unter  Verwerfung  von 
Aderlässen,  Abführmitteln  und  anderer  Entziehungscuren ,  die  bis  dahin  üblich 
waren,  die  Krankheit  nach  einem  Vorschlag  von  Leatherland  mit  Wein,  ver- 
dünnten Mineralsäuren  und  Brechmitteln  in  massigen  Dosen  behandelte.  Nunmehi 
der  gesuchteste  Arzt  Londons  geworden,  verwandte  er  seine  glänzenden  Einnahmen 
zu  Wohlthätigkeitszwecken  und  zur  Förderung  der  Naturwissenschaften.  Zn 
letzterem  Zwecke  kaufte  er  1762  eine  grosse  Besitzung  zu  üpton  in  Essex  zui 
Herstellung  eines  Gartens,  in  welchem  exotische,  besonders  medicinisch  nützliche 
Pflanzen  cultivirt  wurden.  Er  konnte  so  die  Naturgeschichte  mancher  Droguen 
aufklären,  wie  Gummi  Kino,  Scammonium,  Katechu.  Der  jüngere  Linne  hat  des- 
halb ihm  zu  Ehren  einen  in  Carolina  wachsenden  Strauch,  der  der  natürlichen 
Familie  der  Hamamelideen  angehört,  „Fothergillia"  genannt ;  Lettsom  hat  einer 
Katalog  der  Pflanzen  von  F.'s  Garten  unter  dem  Titel  veröffentlicht:  „Hortns 
Uptonensis,  or  a  catalogue  of  the  plants  in  the  Dr.  Fothergill's  garden  at  üpton, 
at  the  time  of  bis  decease  anno  1780".  Weniger  seine  grösseren  unten  citirten  Fach- 
werke, als  seine  sehr  geschätzten  Journalartikel  haben  ihm  ausserhalb  Englands  Rui 
verschafft.  Dauernd  verknüpft  die  Wissenschaft  nur  seinen  Namen  mit  dem  Gesichtfr 
schmerz  (Prosopalgie,  Neuralgia  Quinti).  Bedenkt  man  jedoch,  dass,  von  Aretaecs 
abgesehen,  bei  dem  sich  schon  Andeutungen  über  die  Sonderung  dieses  Krankheite 
zustandes  vorfinden,  Wepfer  1727  ihn  beschrieben  und  Andrä  1756  ihn  als  tie 
douloureux  bezeichnet  hat  und  liest  man  nun  den  F.'schen  Aufsatz  über  die  painfnl 
affection  of  the  face  (eine  schmerzhafte  Krankheit  des  Gesichtes)  1773  durch,  sc 
erstaunt  man  doch,  dass  diese  Krankheit  nach  F.  genannt  wird.    Er  unterscheidel 


FOTHERGILL.  —  FOÜCART. 


411 


illerdings  diesen  Schmerz  vom  Zahnschmerz  und  vom  ^periodischen  rheumatischen 
Schmerz  im  Gesichte,  einer  so  schmerzhaften  als  häufigen  Krankheit",  aber  im 
[Jebrigen  vermisst-  man  doch  jede  klarere  Anschauung.  Kein  Wort  davon,  dass 
ier  Schmerz  im  Nerven  seinen  Sitz  hat,  sondern  rege  Zweifel  darüber,  ob  nicht 
„eine  krebsartige  Schärfe  die  Ursache  der  hartnäckigen  Schmerzen  im  Gesichte 
gewesen".  F.  war  ein  Mann  von  vielseitigen  Interessen  und  veröffentlichte  auch  über 
ien  nordamerikanischen  ünabhängigkeitskampf  Aufsätze,  die  in  seinen  gesammelten 
Schriften  Aufnahme  gefunden  haben.  Er  starb,  an  Ehren  reich,  am  26.  September 
1780.  —  Schriften:  „An  accaunt  of  tke  skore-throat  attended  tdth  ulcers^  (London 
1748,  1754)  —  „Rulesfor  the  preservatton  of  health*'  (London  1762).  Eine  voll- 
ständige Sammlung  seiner  Schriften,  inclusive  seiner  in  den  Edinburgh  med.  Essays, 
Philosophical  transactions,  Medical  observations  and  Inquiries  veröffentlichten  Auf- 
sätze wurden  von  Lettsom  1783 — 84  in  3  Bänden  (London)  veranstaltet.  Deutsch: 
f.  F.'s  sämmliche  medicinische  und  philosophische  Schriften  nach  der  neuesten 
Ausgabe  aus  dem  Englischen  und  Lateinischen  übersetzt  (Altenburg  1785,  2  Bde.). 

Samael. 

*Pothergill,  John  Milner  F.,  welcher  zu  Edinburg  1865  promovirt 
md  1872  M.  R.  C.  F.  Lond.  wurde,  hatte  seine  Ausbildung  ausser  in  Edinburg, 
)esonder8  auch  in  Berlin  und  Wien  genossen.  Zuerst  assistirender  Arzt  am  Western 
Liondon  Hospital,  trat  er  später  in  das  Spital  für  Brustkranke  ein  und  erwarb 
s'ährend  dieser  Zeit  mit  einer  Arbeit  über  Digitalis  den  Hastiugs-Preis  (1870). 
i'on  seinen  späteren  Schriften  sind  zu  nennen:  „Tlie  heart  and  its  diseases*^ 
2.  Aufl.  1879)  —  „The  practüioner's  handbook  of  treatment''  (2.  Aufl.  1880)  — 
,Tlie  antagonism  of  therapeutic  agents^  (Preisgekrönt  1878)  und  neben  mehr 
illgemein  gehalteneu  Abhandlungen  über  Themata  der  Therapie,  eine  Monographie 
Iber  chronische  Bronchitis  1882  und  eine  „Animal  physiologie"  (1881).     Si^di, 

Foubert,  Pierre  F.,  zu  Paris,  war  am  14.  Juni  1696  zu  Gien-sur-Loire, 
ila  Sohn  eines  geschätzten  Chirurgen,  Fran^ois  F.,  geboren,  setzte,  nachdem 
T  mit  1 8  Jahren  seinen  Vater  verloren ,  im  Hotel-Dieu  zu  Orleans ,  unter  der 
jcitung  von  NOEL ,  seine  Studien  fort,  wurde  darauf  Assistent  und  später 
jchwiegersohn  von  Malavel,  einem  berühmten  Pariser  Chirurgen,  und  1725 
klagister  der  Chirurgie.  In  der  Wissenschaft  machte  er  sich  durch  eine  zuerst 
.727  versuchte  neue  Methode  des  Seitensteinschnittes  bekannt  und  publicirte 
1736)  darüber:  „Nouvelle  mdthode  de  tirer  la  pierre  de  la  vessie^  (M6m.  de 
'Acad.  de  chir.  T.  I,  1743,  av.  pl.),  ausführlich  auch  von  einem  seiner  Schüler, 
lern  preussischen  Chirurgen  Kesselring,  in  einer  Baseler  Dissertation  (1738) 
»eschrieben.  1735  wurde  er  vom  König  zum  Substituten  des  Chef-Chirurgen  der 
^arit6  und  1740  zu  dieser  letzteren  Stellung  selbst  ernannt,  die  er  bis  1745 
behielt,  indem  er  mit  bestem  Erfolge  bei  der  Schule  des  Hospitals  Vorlesungen 
md  Demonstrationen  über  die  Anatomie  und  Chirurgie  hielt  und  klinischen 
Jnterricht  ertheilte.  In  den  Memoires  de  l'Acad.  de  chir.  finden  sich  von  ihm 
loch  folgende  weitere  Arbeiten:  „Observation  d^un  abces  au  poumon^  (T.  I)  — 
,Sur  diverses  esp^ces  d^anevrtsmes  faux^  (T.  II)  —  „M^n.  sur  les  grands 
ichs  du  fondement^  (T.  III);  in  demselben  Bande,  der  erst  nach  seinem 
Pode  publicirt  wurde,  findet  sich  von  ihm  die  Beschreibung  eines  besonderen 
Verfahrens  der  Tonsillen  -  Exstirpatiou.  Als  Nachfolger  seines  Schwiegervaters 
Ialavel  wurde  er  nach  dessen  Tode  1758  „Lieutenant  de  M.  le  premier 
hirurgien  du  Roi",  mit  welcher  Stelle  die  eines  Sehatzmeisters  der  Akademie 
erbunden  war.  1754,  55  war  er  Vice-Director,  1756,  57  Director  der  letzteren, 
^r  starb  am  16.  August  1766. 

Louis,  pag.  111.  —  Dechambre,   4.  Serie,  III,  pag.  712.  Gurlt. 

Foucart,  Vater  und  Sohn.  Jean-Baptiste  F.,  1768  geboren,  Doctor 
u  Paris  1804,  zeichnete  sich  als  Militärarzt  aus  und  trat  1816  in  den  Ruhe- 
tand.   Er  schrieb  über  Anusfisteln  (Paris  1804),  Milchdiät  (1826),  antiphlogistische 


412 


FOUCART.  —  FOUILLIOY. 


I  m 


Wundbehandlung(1824  und  1830).—  DerSohn,  Alfred-MarieF.,  1817—1862 
zeichnete  sieh  durch  seine  Dissert.  „Des  effets  des  v^aicants*^  (1839  preisgekrönt 
aber  nicht  gedruckt)  aus.  Neben  einer  zweiten  These:  „De  la  bronchüe  cajnl 
laire  chez  Vadulte^  (Paris  1842),  verfasste  er  noch  ein  Werk  über  Tripperrheu 
niatismus  (Bordeaux  1846)  und  als  Frucht  eines  officiellen  Auftrages:  „De  U 
suette  miliQire  et  de  son  traüementj  rdlatton  dÜune  Epidemie  observ^e  dam 
plusieuTs  communes  des  dipartements  de  la  Somme,  de  VÄisne  et  de  VOise  ei 
mal,  jiiin  et  juillet  1849"  (Acad.  de  med.  1849;  dartlber  später  eine  Mono 
graphie:  Paris  1854). 

Hahn  bei  Dechambre.  Red. 

Foncher,  Jean-Thimoth^e-Emile  F.,  1823—1867,  schlug  siel 
mühsam  zum  Prosector  der  Pariser  Facultät  durch,  widmete  sich  dann  nnte 
Velpeau  und  Laugier  ganz  der  Chirurgie  und  erhielt  seitens  der  Pariser  FaculU 
den  Auftrag  zur  Abhaltung  der  ophthalmologischen  Supplementäreurse.  141  Arbeite] 
von  ihm  zählt  der  unten  genannte  Bearbeiter  dieser  Biographie  bei  Dechambbj 
auf;  es  handelt  sich  durchwegs  bei  der  Mehrzahl  um  Mittheilungen  interessante 
Fälle  aus  jedem  Gebiet  der  speciellen  Chirurgie.  Grössere  von  F.  bearbeitet 
Themata  waren :  „Etudes  cliniques  sur  les  maladies  v^n^tennes  chez  la  femme* 
(Paris  1849)  ' —  „Notes  sur  les  polypes  du  larynx"  (Union  m6d.  1849)  - 
„De  Vanus  corUre  nature"  (Paris  1857)  —  „Recherckes  expertmentales  sur  U 
anistMiiques^  (mit  BONNET,  Compt.  rend.  1857)  —  „Du  glaucome^  de  sa  naiun 
de  son  traitement"  (Rev.  th6r.  m6dico-chir.).  Ausserdem  übersetzte  er  Wabtho] 
Jones,  „Augenkrankheiten"  (Paris  1866). 

Dureau  bei  Dechambre.  Red. 

Pongeroni  de  Bondaroy,  Auguste-Denis  F.  de  B.,  zum  Paris  an 
10.  October  1732  geboren,  Neffe  DüHAMEl's,  hat  mehr  über  Geologie  und  Agri 
cultur  als  über  Medicin  geschrieben.  Jedoch  sind  die  „M^oi'res  sur  la  forma 
tion  des  os"  (Paris  1763)  bemerkenswerth  und  mehrere  physiologische  Artikel 
die  er  in  der  „Encyclop^die  du  XVIII.  siöcle"  und  in  den  „Kecueils  de  TAcad 
des  sc."  bearbeitete. 

Hahn  bei  Dechambre.  Red. 

Fouillioy,  Louis-Mathurin  F.,  französischer  Marinearzt,  war  ri 
Landerneau  am  23.  Dccember  1790  geboren  als  Sohn  eines  Arztes,  der  später  ii 
Paris  lebte.  1808  trat  er  zu  Brest  in  die  ficole  de  sant6,  wurde  1813  mit  d« 
These  „De  V etranglement  de  Vintestin  et  de  Vdpiploon  dans  les  hernies  ingvi 
nales"  Doctor  und  Chirurgien  2.  Classe,  machte  mehrere  Expeditionen  mit,  wurdi 
1821  Professor  an  der  Schule  in  Brest,  bald  darauf  aber  zur  Leitung  de 
Dienstes  nach  Lorient  gesandt  und  1826  zum  zweiten  Chef-Chirurgen  in  Bres 
ernannt.  Er  leistete  während  der  Cholera-Epidemie  1832  durch  seine  vortrefflich« 
Anordnungen  der  Stadt  ausserordentliche  Dienste.  Nicht  minder  war  er  als  Chirurg 
und  Operateur  ausgezeichnet.  Es  ist  namentlich  von  ihm  ein  Verfahren  do 
Amputation  mit  vorderer  Lappenbildung  (besehrieben  in  der  These  von  J.  M.  HELLO 
Paris  1829) ,  ferner  ein  Verfahren  der  Hüftgelenks-Exarticulation  und  die  Con 
struction  eines  prothesischen  Apparates  nach  derselben  bekannt.  1843  wurde  e 
als  Adjunct  des  General-Inspecteurs  des  Marine-Sanitätswesens  nach  Paris  beruf« 
und  er  selbst  1845  zu  dieser  letzteren  Stelle  ernannt,  in  welcher  er  bis  » 
seinem  am  15.  November  1848  erfolgten  Tode  verblieb.  Es  finden  sich  von  ihm« 
Arbeiten,  ausser  einem  Katalog  der  naturwissenschaftlichen  Sammlungen  zu  Bre« 
(Annal.  marit.  et  colon.  1819)  und  verschiedenen  „Discours"  eine  der  Akademk 
der  Medicin  (1828)  gemachte  Mittheilung:  „Ligature  de  Varthre  carotide'^  — 
yjNotice  sur  un  proc4de  de  tdnotomie  oculaire,  ddmontr^  et  pratiqud  h  rh6pilai 
de  la  marine  de  Brest"  (Annal.  marit.  et  colon.  1841 ;  Gaz.  des  höpit.  1841;  — 
„Mem,  sur  Vamputation  de  la  cuisse,  presenie  h  VAcad,  des  sciences  en  1843" 


FOUILLIOY.  —  FOURCROY. 


413 


und  zusammen  mit  Ollivier  (d' Angers)  ^  Consultation  sur  un  cos  de  mort  subitd'^ 
(Annales  d'hyg.   publ.   1844). 

Gallerand  in  Archives  de  mMec.  navale.  T.  XVIII,  1872,  pag.  401.  —  Berger  et 
Rcy,   pag.  104.  ^ 

Foaquet,  Henri  F.,  zu  Montpellier  am  31.  Juli  1727  geboren,  hatte 
für  verschiedene  andere  Berufe  Vorliebe  empfunden,  als  er  durch  eine  Beziehung 
mit  BORDEU  sich  angeregt  fühlte,  noch  im  Alter  von  32  Jahren  Medicin  zu  studiren. 
Seine  Promotion  erfolgte  1760.  Zuerst  in  Marseille  praktisch  thätig,  concurrirte 
er  später  mehrfach  um  Lehrstühle  in  Montpellier.  Er  galt  als  seinen  Mitbewerbern 
aberlegen,  erhielt  jedoch  nicht  die  Bestätigung  der  Regierung.  Erst  im  Alter  von 
50  Jahren  errang  er  den  Lehrstuhl  6rimaüd*s  und  lehrte  nun  Semiotik  und  Klinik, 
bis  er  1793  zum  Chef  der  medicinischen  Commission  in  den  Ost-Pyrenäen  ernannt 
!7urde,  welche  die  hier  grassirenden  Epidemien  aufklären  sollte.  In  ähnlichem 
auftrage  ging  er  1800  nach  Andalusien,  1804  trat  er  noch  in  den  höheren 
nilitärärztlichen  Dienst  ein,  starb  jedoch  bereits  am  10.  October  1806  (als  einer 
ler  ersten  Ritter  der  Ehrenlegion  und  vielfach  anderweitig  ausgezeichnet).  — 
^eine  zahlreichen  Schriften  beschäftigen  sich  naturgemäss  mit  den  vielfachen 
)bjecten,  zu  denen  sein  bewegtes  Leben  ihn  in  Beziehung  gebracht  hatte.  Es 
leien  hervorgehoben:  ^yDe  fibrae  natura"^  (Montpellier  1759)  —  „Essai  sur  le 
oouls  par  rapiwrt  aux  afections  des  principaux  organes^  (Paris  1767 ;  Mont- 
)ellier  1768)  —  „Trattement  des  petites-veroles  des  enfans^  (Amsterdam  und 
Montpellier  1772)  —  „De  corpore  cribroso  Hippocratis  seu  de  textu  mucoso 
Bardevit"  (Montpellier  1774)  —  „Praelectiones  medicae  decem  etc.^  (Daselbst 
1777)  —  „De  nonnullis  morbis  convulsivis  oesophagt*^  (Daselbst  1778)  — 
.Observations  sur  la  Constitution  des  »ix  premiers  mois  de  Van  V  (1798).  — 
üncyklopädische  Artikel  und  Uebersetzungen  von  J.  Linde's  „On  fevers  and  con- 
agion"  und  W.  Fordyce'ö  „Review  of  the  venereal  diseases"  (s.  diese). 

Dict.  bist.  II.  Red. 

Pouquier,  Pierre-Eloi  F.,  1776 — 1850,  aus  der  Nähe  von  St.  Quentin 
:ebürtig,  in  Paris  gestorben,  war  erster  Leibarzt  Löuis-Philipp*s  und  Professor  an 
er  Pariser  Facultät.  Seine  Verdienste  liegen  mehr  auf  praktischem  Gebiete,  da  unter 
einen  meist  casuistischen,  im  Uebrigeu  zuweilen  stark  paradoxen  eigenen  Schriften 
ur  ein  „Memoire  sur  Vusage  de  la  noix  vomique  dans  la  paralysie^  (Bull, 
e  la  facult6  de  med.  1816  und  1817)  und  „R^flexions  sur  la  matibre  medicale^ 
Daselbst  1819)  hervorzuheben  sind.  Als  Uebersetzer  trat  er  mit  J.  Brownes 
Elementa  raedicinae"  (Paris  1804)  hervor  und  veranstaltete  eine  Ausgabe  von 
!elsüs'  „De  re  medica  libr.  VIII"  (Paris  1823,  1824). 

Chereau  bei  Decliamhre.  Red. 


Pourcroy,  Antoine-Fran^oisF.,  wurde  zu  Paris  am  15.  Juni  1755 
eboren  und  erhielt  seinen  Unterricht  im  College  d'Harcourt,  wo  er  sich  durch 
eine  Aufgewecktheit  und  sein  vorzügliches  Gedächtniss  auszeichnete.  Der  berühmte 
icq-d'Azyr,  welcher  mit  F.'s  Vater  bekannt  war,  tiberredete  ihn  dazu,  Medicin 
1  studiren,  und  F.  folgte  diesem  Rathe,  obgleich  er  während  des  Studiums  mit 
ßn  grössten  Entbehrungen  zu  kämpfen  hatte  und  sich  kärglich  durch  Stunden- 
eben und  Uebersetzungen  sein  Dasein  fristete.  Nach  Beendigung  der  Universitäts- 
ihre  suchte  er  1780,  da  die  Promotionskosteu  sich  damals  auf  über  6000  Frcs. 
Bliefen,  im  Concurs  eine  Freipromotion  zu  gewinnen,  die  Dr.  Diest  für  arme 
tndirende  gestiftet  hatte.  Allein,  da  die  medicinische  Facultät,  welcher  hierüber  die 
erfflgung  zustand,  in  heftiger  Feindschaft  mit  der  Soci6t6  royale  de  mMecine,  deren 
3cretär  Vicq-d*Azyr  war,  lebte,  so  erreichte  F.,  der  Günstling  des  Letzteren,  sein 
iel  nicht  und  hätte  überhaupt  auf  die  Promotion  verzichten  müssen ,  wenn  nicht 
e  Soci^tö  royale  durch  eine  Collecte  ihm  die  Mittel  dazu  verschafft  hätte.  — 
.  beschäftigte  sich  nun  anfangs  mit  zoologischen  und  anatomischen  Arbeiten,  und 


414 


FOURCROY. 


seine  „AbrSgS  de  VHistoire  des  msectes"^ ,  -m^  die  „Description  des  lonrsi 
muqueiLses  des  tendons^  erwarben  ihm  die  Aufnahme  in  die  anatomische  Sectic 
der  Acadömie  des  sciences.  Allein  mit  Vorliebe  fühlte  F.  sich  zur  Chemie  hii 
gezogen,  die  damals  in  Paris  einen  so  glänzenden  Vertreter  in  BüCQüet  besä« 
Diesem  schloss  er  sich  auf's  Engste  an  und  wurde  auch  von  ihm,  der  seil 
bedeutenden  Anlagen  erkannte,  auf's  Liebevollste  aufgenommen  und  als  Liebling 
Schüler,  als  einstiger  Nachfolger,  in  jeder  Weise,  durch  Ueberlassung  seines  Lab 
ratoriums,  durch  Einrichtung  von  Cursen  begünstigt.  Als  BüCQüET  einst  kran] 
heitshalber  sein  Colleg  nicht  abhalten  konnte,  bestimmte  er  F.,  trotz  des« 
Widerstreben,  da  er  noch  nie  öffentlich  vor  grosser  Corona  gesprochen,  dazu,  il 
zu  vertreten.  Der  Versuch  gelang  über  Erwarten  gut,  denn  F.  sprach  zwei  Stundi 
lang  mit  grosser  Geläufigkeit,  schönem  Vortrage  und  in  wohlgeordneter  Rede  n 
allgemeinem  Beifalle.  Dieser  Beredtsamkeit  verdankte  er  es,  dass  ihn  Büttc 
1784  zum  Nachfolger  für  den  verstorbenen  Macqüer  auf  dem  Lehrstuhle  fi 
Chemie  am  Jardin  du  roi  ernannte,  eine  Ernennung,  die  Bütfon  nicht  zu  beren« 
hatte,  denn  F.  lehrte  hier  über  25  Jahre  lang  mit  grösstem  Ruhme,  der  von  Fei 
her  Schaaren  von  Schülern  herbeirief.  1792  ward  F.  als  stellvertretender  Deputirt 
für  Paris  in  den  Nationalconvent  gewählt,  spielte  jedoch  in  der  Politik  keine  Roll 
1799  ernannte  ihn  der  erste  Consul  zum  Mitgliede  des  Staatsrathea ,  1801  wai 
er  General-Director  des  öffentlichen  Unterrichtes.  Als  solcher  entwickelte  er  eii 
aufreibende,  aber  segensreiche  Thätigkeit,  besonders  in  Gründung  zahlreich^ 
höherer  und  Communalschulen  nach  dem  Plane  N  a  p  o  l  e  o  n's.  So  verdanken  ih 
die  medicinischen  Schulen  von  Paris,  Montpellier  und  Strassburg,  12  Rechtsschale 
30  Gymnasien  und  mehr  als  300  Communalschulen  ihre  Errichtung.  Aber  die 
Stellung  untergrub  auch  seine  Gesundheit.  Von  Napoleon  mit  der  Ausarbeitui 
der  Decrete  über  die  Universitäts-Organisation  beauftragt,  vermochte  er  es  nicli 
dem  Gewaltigen,  trotz  25maliger  Umarbeitung,  Genüge  zu  leisten.  Er  fiel  i 
Ungnade,  nahm  sich  diese  sehr  zu  Herzen,  siechte  dahin  und  starb  am  16.  Decemb 
1809  in  Folge  eines  Schlaganfalles.  —  Es  kann  hier  nicht  unsere  Aufgabe  sei 
die  hohen  Verdienste  F. 's  um  die  Chemie  im  Allgemeinen  einer  ausführlichen 
Betrachtung  zu  unterziehen.  Die  Bemerkung  genüge,  dass  es  kein  Gebiet  seiiK 
Wissenschaft  giebt,  dessen  Kenntniss  er  nicht  durch  vorzügliche  ingeniöse  Arbeite 
gefördert  hätte,  mag  es  sich  um  Analysen  zusammengesetzter  Körper,  um  Ed 
deckung  neuer  Elemente,  um  Auffindung  wichtiger  Zusammensetzungen  handel 
Wir  müssen  uns  darauf  beschränken,  kurz  auf  diejenigen  Beziehungen  hinzuweü« 
in  welchen  er  mit  der  Medicin  gestanden,  und  auf  die  Förderung,  welche  letztei 
seinen  Forschungen  verdankt.  Und  da  muss  vor  Allem  darauf  hingewiesen  werdei 
dass  F.,  so  begeistert  er  auch  die  Entdeckungen  der  Chemie  als  höchst  wichti 
für  Erkennung  und  Behandlung  der  Krankeitsprocesse  empfahl,  in  weiser  B 
schränkung,  ungleich  manchen  unkritischen,  vom  Enthusiasmus  für  das  Neue  vc 
führten  Aerzteu,  die  mit  mehr  weniger  ausgebildeten  chemischen  Systemen  aa 
traten,  eindringlich  davor  warnte,  den  Lebensprocess  nunmehr  auch  nur  emseiti 
chemisch  erklären  zu  wollen.  Er  stellte  in  manchen  Krankheiten  Versuche  mit  de 
Anwendung  des  Sauerstoffes  an ,  beschränkte  seine  Empfehlung  aber ,  nachdem  < 
ungünstige  Erfolge  bei  Phthisikern  erhalten,  auf  adynamische  Krankheiten,  ^ 
Scorbut  und  Chlorose.  Von  grösster  Wichtigkeit  für  die  Entwicklung  der  Medici 
sind  seine  Arbeiten  in  der  organischen  Chemie,  die  Analysen  des  Harns  (Eni 
deckung  des  Harnstoffes),  des  Chylus,  der  Milch,  der  Galle,  des  Blutes,  des  Spemu 
seine  Untersuchungen  über  das  Albumin,  das  Fibrin.  Er  begründete  durch  ans 
gedehnte  Experimente  die  Lehre  von  den  Blasensteinen,  zu  welchem  Zwecke  < 
die  Aerzte  einlud ,  ihm  solche  zuzusenden.  Er  erhielt  deren  über  öOO ,  die  c 
sorgfältig  analysirto  und  darnach  5  Hauptcombinationen  aufstellte,  die  er  auch  nac 
ihren  äusseren  Charakteren  zu  unterscheiden  lehrte.  Auch  der  Analyse  der  Hei 
quellen  widmete  F.  seine  Thätigkeit,  und  die  Analyse  der  salinischen  Schwefe 
quellen  zu  Enghien  wird  zu  den  Musterarbeiten  dieser  Gattung  gerechnet.  F.  hat  ein 


FOURCROY.  —  FOÜRNIER. 


415 


grosse  Zahl  seiner  vorzüglichsten  Monographien  in  den  verschiedensten  französischen 
Zeitschriften,  wie  den  Mömoires  de  TAcadömie  des  sciences,  der  Soci6t6  de  mödecine 
et  de  rinstitnt,  den  Annales  de  chemie  n.  s.  w.  veröffentlicht,  von  selbstständigen 
Werken  führen  wir  folgende  an:  „Systeme  des  connaissances  chimiques ,  et  de 
leur  application  aux  phSnom^nes  de  la  nature  et  de  Vart^  (Paris  1801,  8., 
8  voll.)  —  „L'art  de  reconnaitre  et  d^employer  lea  mddicamens  dans  les 
maladies  qui  attaquens  le  corps  humain"  (Daselbst  1785,  8.,  2  voll.)  — 
„Analyse  de  Veau  sulfureuse  d'Enghien^  (Daselbst  1788,  8.)  —  „M4decine 
tdairie  par  les  sciences  physiques^  (Paris  1791,  8.,  4  voll.)  —  „Philosophie 
chirnique*"  (Daselbst  1792,  8.;  1795,  8.;  1806,  8.  Berühmtes  Hauptwerk,  in 
fast  alle  europäischen  Sprachen  übersetzt)  —  „M^^motre  sur  r application  de  la 
chimie  ä  Part  de  guirir"  (Daselbst  1798,  8.).  ^ax  Salomon. 

Foure,  Jean  F.,  um  1770  in  Nantes  geboren,  ging  nach  hauptsächlich 
mathematischen  Studien  nach  San  Domingo,  wurde  dort  Arzt  der  Admiralität  und 
wandte  sich  der  Bearbeitung  der  intermittirenden  Fieber  zu.  Erst  nach  seiner 
Rückkehr  machte  er  ein  regelrechtes  Studium  in  Paris  bis  zur  Promotion  (1802) 
durch,  etablirte  sich  in  Nantes,  machte  1831 — 1835  als  Epidemienarzt  umfangreiche 
Studien  über  Cholera  und  starb  bald  nachdem  man  ihn  in  Nantes  sehr  ausgezeichnet 
hatte:  1855.  Seine  Dissertation  handelt  über  intermittirende  Fieber.  Aus  seinen 
hygienischen  Berichten  (1818,  1827)  ist  besonders  einer  über  eine  Ruhrepidemie 
in  Nantes  (1834)  hervorzuheben. 

Hahn  bei  Dechambre.  Red. 

Ponrnier,  Denis  F.,  zu  Paris,  war  aus  Lagny  gebürtig.  Er  erfand  einige 
Instrumente  und  vervollkommnete  eine  Anzahl  anderer ;  auch  schrieb  er  die 
folgenden,  wenig  bedeutenden  Schriften:  „Explication  des  bandages  etc.^  (Paris 
1668,  4.,  mit  9  Taf.)  —  „Trait(^  de  la  gangr^ne  et  particulihrement  de  celle 
qui  survient  en  la  peste^  (Daselbst  1670)  —  f^Uantiloimotechnie,  ou  Hart  qui 
chasse  la  peste  etc,^  (Daselbst  1671,  4.)  —  „L^oeconomie  chirurgicale,  pour  le 
rihabillement  des  os  du  corps  humain,  contenant  VostMogie^  la  nosost^ologie  et 
Vapocatastost^logie"  (Daselbst  1671,  4.),  grossentheils  Auszüge  aus  dem  Oribasiüs 
nnd  Pake  —  „Uoeconomie  chirurgicale ,  pour  le  restablissement  des  parties 
molles  du  corps  humain  etc.^  (Daselbst  1671,  4.)  —  „Les principes  de  Chirurgie^ 
(1671,  4.)  —  „Trait^  methodique  des  bandages"*  (1671,  4.;  1678,  8.)  — 
nVaccoucheur  methodique,  qui  enseigne  la  mani^re  d^opSrer  dans  tous  les 
accouchetnens  naturels  et  artificiels,  tot,  süremeiit  et  sans  douleur^  (1677).  — 
Es  wird  ihm  eine  besondere  Geschicklichkeit  bei  Prothesen  nachgerühmt.  Er  starb 
am  15.  November  1683. 

Index  faner.  Chirurg.  Paria.  —  Biogr.  m6d.  IV,  pag.  232.  —  Dechambre 
L  S^rie,  III,  pag.  767.  G. 

Fonrnier,  Nicolas  F.,  war  Doctor  der  Facultät  zu  Montpellier  und 
lange  Zeit  Arzt  der  Charite  und  des  Hötel-Dieu  daselbst  und  gehörte  zu  denjenigen 
Merzten,  welche  die  Regierung  1720  nach  Marseille  schickte,  als  eine  Pest-Epidemie 
iaselbst  herrschte.  Es  wurden  ihm  noch  weitere  Missionen  in  die  Provinz  Languedoc, 
^enn  Epidemien  daselbst  vorhanden  waren,  übertragen.  Er  war  später  Stadtarzt 
n  Dijon,  Arzt  der  General-Staaten  von  Bourgogne  und  Inspecteur  der  Mineral- 
md  Medicinalwässer  in  Frankreich  und  im  Auslande.  Noch  1781,  als  er  fast  ein 
Neunziger  war,  war  er  noch  als  Schriftsteller  thätig.  Seine  Schriften  sind:  „Diss. 
^hysiah-mechanica  de  naturali  catameniorum  fluxu^  (Montpellier  1731)  — 
jMdm,  sur  les  verüables  symptomes  de  la  petite-verole^  (Paris  1757)  — 
jHistoire  d'une  pSripneumonie  putride  qui  a  regnS  ä  Dijon  en  1753^  —  „Rist, 
tune  filvre  maligne  qui  a  r4gn6  ä  Mdcon  en  1758^  —  „Observations  sur  la 
lature,  les  causes  et  le  traitement  de  la  maladie  des  chiens"  (Dijon  1764; 
L775) —  „Observations  et  expSriences  sur  le  charbon  malin  etc,^  (Daselbst  1769)  — 


416 


FOURNIER. 


„Observattons  sur  les ßbvres  putrides  et  malignes  etc,^  (Daselbst  1775)  —  „Obser 
vations  sur  la  nature,  les  causes  et  le  traitement  de  la  fih)re  lente  ou  hectique' 
(Daselbst  1781).  Auch  das  Journal  de  m^decine  enthält  mehrere  Beobachtungei 
von  ihm,  namentlich  über  Hemeralopie  (IV,  V). 

Dict.  hist.  II,  pag.  375.  G. 

Fournier,  Fran^ois  F.,  genannt  de  Lempdes,  war  an  diesem  Ort< 
(Puy-de-Döme)  1783  geboren,  begann  seine  Studien  in  Clermont-Ferraud  und  setzti 
sie  zu  Paris  und  Montpellier  fort,  wo  er  1806  mit  der  „Diss,  sur  divers  point 
de  Chirurgie,  suivie  d'une  nouvelle  th^orie  sur  le  mdcanisme  de  la  vision' 
Doctor  wurde.  Er  Hess  sich  darauf  in  Clermont-Ferraud  nieder  und  machte  von  1811 
an  Versuche  über  Lithotripsie ,  als  deren  Erfinder  er  betrachtet  wurde.  Er  ginj 
1817  nach  Paris,  versuchte  seine  Instrumente  im  H6p.  Saint-Louis,  machte  si 
aber  erst  1826  durch  ein  in  der  Akademie  der  Wissenschaften  gelesenes  „M^m 
sur  le  broiement  de  la  pierre  dans  la  ve^sie,  les  sondes  droites  etc.*'  bekannt 
Er  schrieb  darauf:  „Lithotritie  perfectionnSe,  Sondes  droites  et  injections  forceet 
ExposS  de  nouveaux  procSdds  et  bandages  pour  le  traitement  et  la  guSrisa 
des  hemies^  (Paris  1829)  —  „MSm,  sur  V avortement^  (Annales  de  la  See.  d 
m6d.  prat.  de  Montpellier,  T.  XXVI).  Er  prakticirte  später  in  Paris  und  beschäftigt 
sich  hauptsächlich  mit  der  Behandlung  der  Steinkrankheit  und  der  Hernien,  erfen 
verschiedene  Instrumente  und  starb  nach  1845. 

Sachaile,  pag.  305.  —  Dechambre,  4.  S6rie,  III,  pag.  768.  G. 

*Pouriiier,  Alfred  F.,  geboren  zu  Paris  1832,  Dr.  med.  1860,  wirt 
als  Professor  der  Pariser  Facultät,  als  Arzt  des  Hospital  St.  Louis  und  ist  Mii 
glied  der  Akademie  der  Medicin.  Seine  auch  zum  Theil  in's  Deutsche  übersetzte 
Schriften  sind:  yyDe  Vur4mie^  —  „Le<^ons  sur  la  syphilis^  —  „La  syphüis  d 
cerveau^  —  „Syphilis  et  mariage^  —  „De  Vataxie  locomotrice  d^origine  sypk 
litique^    —  „Syphilis  hdreditaire   tardive^.  ^^^ 

Fournier  de  Pescay,  FrauQois  F.,  zu  Pau,  war  am  7.  September  177 
zu  Bordeaux  als  Sohn  von  Fran^ois  de  P.,  eines  Pflanzers  auf  S.  Dominge 
geboren,  studirte  Medicin  in  Paris,  trat  1792  als  Chirurgien  aide-major  in  di 
Armee,  wurde  1794  Adjoint  von  Saucerotte,  dem  Chefarzt  der  Nord- Armee,  wa 
1796  bei  der  Armee  der  Sambre-et-Meuse,  Hess  sich  nach  dem  Frieden  in  Brfls« 
nieder,  wurde  bei  der  dortigen  Secundäi^schule  Professor  der  Pathologie  und  Mii 
gründer  der  Soc.  de  möd.,  chir.  et  pharm,  und  redigirte  als  ihr  General-Seeretl 
die  vier  ersten  Bände  der  von  derselben  herausgegebenen  Actes,  in  welchen  sie 
auch  einige  Abhandlungen  von  ihm:  „Obs.  mM.-chir.  sur  une  maladie  vener ienn 
invdtSrde^  ....  guerie  par  .  .  .  rob,  .  .  de  Lnffecteur^  (1798)  und  „Obs,  su 
un  placenta  renferme  dans  un  kiste^  adkerent  ä  la  matrice  etc.^  (Ebendi 
befinden.  Auch  gründete  er  in  Brüssel  eine  literarische  und  wissenschaftlich 
Zeitschrift,  den  „Nouvel  esprit  des  journaux" ,  die  Fortsetzung  des  während  de 
Krieges  eingegangenen  „Esprit  des  journaux"  und  schrieb  einen  „Essai  historiqu 
et  pratique  sur  Vinoculation  de  la  Vaccine^  (Brüssel  1801)  —  „Du  täane 
traumatique^  (Daselbst  1803)  —  „Propositions  mMicales  sur  les  scrofalu 
suivies  de  quelques  observations  sur  les  bons  effets  du  muriate  de  baryt^  dan 
les  affections  scrofuleuses^  (Thöse  de  Strasbourg  1803).  Er  wurde  daran 
Chirurgien-major  des  1806  errichteten  Corps  der  Gendarmes  d'ordonnance ,  verlies 
Brüssel  und  Hess  sich  in  Paris  nieder.  Der  König  von  Spanien  ernannte  ih] 
während  seines  Aufenthaltes  in  Valencay  zum  Leibarzt  und  verlieh  ihm  späte 
eine  Pension.  1813  wurde  er  zum  Secretär  des  Conseil  de  santö  des  arm^e 
ernannt  und  redigirte  mit  BiRON  zusammen  das  Journ.  de  m6d.,  chir.  et  pharm 
militaires  seit  1815  und  das  Recueil  de  mem.  de  m^dec. ,  de  chir.  et  de  pharm 
railit.  seit  dem  3.  Bande  und  nach  Biron's  Tode  allein  bis  zum  12.  Bande.  E 
verfasste    noch:     „Nouveau   projet    de   reorganisation   de   la   m^decine,    de  U 


FOURNIER.  —  FÖWLER. 


417 


ckirurgte.et  de  la pharmacie  en  France ;  etc,^  (Paris  1817);  übersetzte,  zusammen 
mit  Begin,  Scabpa's  „Traue  des  principales  maladies  des  yeux^  (2  voll.,  Daselbst 
1821),  las  im  Institut  einige  Abhandlungen,  z.B.  über  das  Schnarchen,  über  den 
Eintluss  der  Musik  auf  gesunde  und  kranke  Menschen,  publicirte  eine  Anzahl  von 
Aufeätzen  in  den  Annal.  de  la  Soc.  de  m6d.  de  Montpellier,  im  Journ,  univ.  des 
sc.  med.  und  im  Journ.  compl^ment.  du  Dict.  des  sc.  m6d.  und  verfasete  eine 
sehr  grosse  Menge  von  Artikeln  für  das  Dictionnaire  des  sciences  m^dicales,  für 
die  Biographie  universelle  und  für  die  meisten  literarischen  und  wissenschaftlichen 
Zeitschriften  von  Paris.  Ausserdem  liegen  einige  schönwissenschaftliche  Werke  von 
ihm  vor,  darunter  die  Biographie  seines  Vaters  (1822).  Später  war  er  noch  zu 
Port-au-Prince  Director  des  Lyceums  für  den  Unterricht  der  Aerzte  und  luspecteur 
g^n^ral  du  service  de  santö  der  Republik  HaYti ,  bis  er  nach  Frankreich  zurückkehrte 
und  seinen  Aufenthalt  in  Pau  nahm.  Die  Zeit  seines  Todes  ist  nicht  bekannt. 


Biogr.  m6d.  IV,  pag.  230.  —  Querard,  III,  pag.  186.  —  Calli 
XXVIII.  pag.  91. 


i  s  e  n ,  VI,  pag.  409 ; 
G. 


Foumier-Descliamps ,  Jean-Adrien  F.-D.,  zu  Paris,  war  1796  zu 
Savignac  (Dordogne)  geboren,  kam  1815  nach  Paris  und  wurde  1819  daselbst 
Doctor  mit  der  These:  „Recherches  physiologiqties  et pathologiques  sur  Vinfiuence 
des  passions  dans  les  divers  sysi^mes  ou  appareils  d'organes  de  Vdconomie 
anmale".  Er  widmete  sich  der  Praxis  in  Paris  und  hielt  einige  Jahre  lang  auch 
Curse  über  Anatomie  und  Geburtshilfe.  Bemerkenswerth  ist  das  folgende,  zusammen 
mit  ROGNETTA  herausgegebene  „Mim,  sur  V exstirpation  de  Vastragale"  (1843), 
in  welchem  er  diese  gegen  die  Ansicht  der  berühmtesten  Pariser  Chirurgen  unter- 
nommene Operation  beschreibt,  die  er  bei  einem  bei  der  Eisenbahn-Katastrophe 
k'on  Versailles  1842  schwer  verletzten  höheren  Eisenbahnbeamten  mit  Erhaltung 
les  Fusses  ausgeführt  hatte.    Er  starb  1866. 

Sachaile,  pag.  306.  —  Dechambre,  4.  S6rie,  III,  pag.  768.  G, 

Foville,  Achille-Louis  F.,  1799  zu  Pontoise  (Seine-et-Oise)  geboren, 
latte  Pariset,  Rostan  und  Esqüirol  zu  Lehrern.  Schon  vor  seiner  Promotion 
1824)  hatte  er  sich  erfolgreich  mit  Gehirnphysiologie  und  Geisteskrankheiten 
)egchäftigt  und  wurde  bereits  1825  zum  Chefarzt  des  Asyls  Saint- Yon  in  Ronen 
Tnannt.  1836 — 1837  unternahm  er  mit  dem  Prinzen  von  Joinville  eine  Reise 
lach  Afrika  und  Amerika  und  wurde,  zurückgekehrt  ,  als  Esqüirol  1840  starb, 
lessen  Nachfolger  in  Charenton.  Seinen  berühmten  „  Trait4  complet  de  Vanafomie^ 
ie  la  Physiologie  et  de  la  pathologie  dit  Systeme  nerveux  cirSro-spinal"  gab 
r  1844  (mit  Atlas,  Paris)  heraus.  Mit  Delaye  hatte  er  seine  Erstlingsarbeit 
,Sur  les  caiLses  et  le  sihge  des  maladies  mentales"  (1820)  mit  Pjnel-Grand- 
iHAMP  die  Untersuchungen  über  Hirnfunctionen  (1822),  ausserdem  einschlägige 
ü^ikel  im  Dict.  de  med.  et  de  chir.  (1829 — 1836)  und  viel  Casuistisches  publicirt. 

Ritti  bei  Dechambre.  W. 

Fowler,  Thomas  F.,  wurde  am  22.  Januar  1736  zu  York  geboren, 
rlemte  die  Pharmacie  und  stand  15  Jahre  in  seinem  Heimath  sorte  einer  Apotheke 
or,  begab  sich  dann  aber  1774  nach  Edinburg,  um  Medicin  zu  studiren.  Nach 
ier  Jahren  promovirte  er  mit  der  Dissertation  über  die  Behandlung  der  Pocken 
ermittelst  de«  Queeksilbers,  Hess  sich  in  Strafford  als  Arzt  nieder,  übernahm  die 
eitUDg  des  städtischen  Hospitals  und  erwarb  sich  eine  ausgedehnte  Praxis.  1791 
ehrte  er  nach  York  zurück,  prakticirte  auch  hier,  nach  Befreiung  von  einem 
^hma  convulsivum,  mit  grossem  Erfolge  und  wurde  zum  Chefarzt  des  Quäker- 
iospitals  ernannt,  eine  Stellung,  die  er  bis  zu  seinem  am  22.  Juli  1801  erfolgten 
ode  inne  hatte.  F.  war  ein  tüchtiger,  gut  beobachtender  Arzt ;  in  der  Geschichte 
er  Medicin  wird  sein  Name  stets  um  desswillen  einen  Platz  behaupten,  weil 
arch  sein  Wirken  der  Arsenik,  der  allerdings  schon  früher,  besonders  aber  von 
Tiacksalbem,  angewandt  war,  das  Bürgerrecht  in  dem  Arzneischatze  erhielt,  trotz 
Biogr.  Lexikon.  II.  27 


418 


FOWLER.  —  FOX. 


der  Warnungen  hervorragender  Aerzte,  für  die  es  Axiom  war,  dass  der  Araeni 
auch  in  kleinen  Dosen  gegeben,  stets  Siechthum  und  Tod,  wenn  auch  erst  na 
längerer  Zeit,  zur  Folge  habe.  Die  Solutio  arsenicalis  Fowleri  ist  auch  jetzt  m 
das  am  meisten  angewandte  Arsenikpräparat.  Seine  Hauptschriften  sind:  „Medic 
reports  on  the  effects  of  tobacco,  principally  vrith  regard  to  its  dturetic  qualiu 
in  the. eure  of  dropsies  and  dysurtes^  (London  1785,  8.) —  „Medtcal  repoi 
on  the  effects  of  arsenic  in  the  eure  of  agues,  remittent  fever s  y  and  perioa 
headaehe"  (London  1786,  8.)  —  „Medical  reports  on  the  effects  of  blood-lettin 
sudorifics  and  blistering  in  the  eure  of  the  acute  and  chronic  rheumat'sn 
(London   1795;  deutsch  Breslau  1795).  ^^^  Salomon. 

*Fowler.  Reihe  von  lebenden  englischen  Aerzten,  aus  welcher  herv( 
zuheben  sind:  *  Robert  F.,  M.  R.  C.  8.  Eng.  1850,  M.  D.  Edin.  1851,  früh 
Armen-  und  Feuerwehrarzt  in  London,  Verfasser  von  „The  medical  vocalulan 
(1875)  —  „Extensive  medical  evidence  House  of  Commons  Select  Commütee  i 
poor-law  relief  in  England^  (1861 — 1862 ,  in  Poor-Law  Medical  Reform)  n 
Casuistik.  —  *James  Kington  F.,  auf  dem  Kings  College  in  London  ai 
gebildet  und  M.  R.  C.  P.  Lond.  1880,  später  im  Londoner  Middlesex  Hospit 
hat  die  pathologischen  Berichte  über  dasselbe  1880 — 1882  herausgegeben, 
fungirte  vorher  (1874 — 1876)  am  Kings  College  Hospital  und  hat  ausser  ül 
Muskelhypertrophie  (Clin.  Soc.  Transact.  1882 — 1883)  noch  über  verschiede 
andere  klinische  Themata  geschrieben.  —  *  James  F.,  in  Wakefield  als  Ai 
wirkend,  M.  R.  C.  S.  Eng.  1861,  vorwiegend  im  Londoner  St.  Thomas  Hospi 
ausgebildet,  später  kurze  Zeit  Militärarzt,  hat  sich  neben  der  Medicin  auch  i 
Fragen  der  Industrie  und  des  Kunstgewerbes  beschäftigt.  Nennenswerth  sind  a 
dem  ersteren  Gebiet  zwei  Arbeiten  über  Wunden  der  Hohlhand  (Med.  Tim^  a 
Gaz.  1867,  resp.  Brit.  Med.  Journ.  1880)  und  eine  Abhandlung  über  Dammri 
(Lancet  1873).  w 

Fox,  Tilbury  F.,  wurde  als  Sohn  des  Dr.  L.-O.  F.  in  Broaght 
1836  geboren,  studirte  1853—1858  auf  dem  Univeraity  College  in  London  u 
gewann  bereits  während  dieser  Zeit  die  goldene  Medaille.  Zuerst  zum  Hou 
Surgcon  beim  Lyiug-in  Hospital,  später  zum  Physician-Accoucheur  an  der  Farringfi 
General  Dispensary  ernannt,  widmete  er  sich  später  dem  Specialstudium  der  Ha 
krankheiten  und  associirte  sich  alsdann  in  der  Praxis  mit  seinem  Brud 
Thomas  F.  Von  einer  Reise  nach  Indien  recht  leidend  zurückgekehrt,  Hbema 
er  1867  die  Stelle  am  üniversity  College  Hospital  imd  betheiligte  sich  an  < 
Herausgabe  der  Lancet.  Sein  frtlher  Tod  im  Jahre  1879  unterbrach  eine  Re 
beachtenswerther  Arbeiten,  von  welchen  specicUe  Nennung  verdienen:  „On  phl 
masia  dolens^  (in  den  Obst.  Transact.)  —  „Skin  diseases  of  parasitic  origi 
(London  1863)  —  „Treatise  on  skin- diseases**  (Daselbst  1864;  auch  italienr 
und  französisch)  —  „On  eezema^  (Lettsomian  lecture  1869).  Endlich  gab  er 
seiner  Rückkehr  aus  Indien  eine  Schrift  über  Cholera  heraus  und  veranstalt 
1875  eine  Ausgabe  von  Will  an 's  Atlas  der  Hautkrankheiten. 

Brit.  med.  Journ.  und  die  anderen  Wochenschriften.  Jahrg.  1879.  ^ 

Fox,  weitere  grössere  Anzahl  englischer  Aerzte,  von  denen  noch  folgei 
Erwähnung  verdienen:  SimeonF.,  1568 — 1642,  ausser  in  Eton  und  Cambrii 
auch  in  Padua  medicinisch  ausgebildet  und  hier  promovirt,  diente  als  Militän 
in  den  irischen  und  niederländischen  Kriegen,  lehrte  später  in  London  Anata 
und  war  mehrere  Jahre  Präsident  des  Collegs  der  Aerzte.  —  Joseph  1.  F.,  berfihn 
Zahnarzt,  schrieb  über  sein  Fach  ein  zweibändiges  Werk  (London  1803,  2.  A 
1813)  und  mehrere  Ergänzungen  dazu  (1806,  1814,  1821,  1836).  —  Char 
J  a m  e  s  F.,  1799 — 1874,  Arzt  in  Margate  und  an  verschiedenen  Londouer  Hospitäk 
war  berühmt  als  consultirender  Arzt,  war  der  Sohn  von  Joseph  2.  F.,  1759 
Cornwall  geboren,  der  von  der  Pharmacie  zur  Medicin  übertrat,  1783 — 1789 


FOX. 


FRACASSINI. 


419 


jondon  Hospital  functionirte  und  später  das  seinerzeit  berühmte  „New  medical 
^ictionary^  (London,  spätere  Ausgabe  1808)  herausgab.  —  Der  Unterscheidung 
re^en  sei  noch  James  F.  namhaft  gemacht ,  welcher  als  Arzt  in  Plymouth 
.814 — 1820  mehrere  meteorologische  Arbeiten  veröffentlicht  hat. 

Hahn  bei  De  Cham  bre.  ^V. 

*Fox,  Cornelius  Benjamin  F.,  in  Ilfracombe  (Devonshire) ,  wurde 
a  Edinburg  als  Ehrendoctor  1864  promovirt,  besuchte  neben  den  dortigen  klinischen 
instalten  die  zu  Paris  und  das  Kings  College  in  London  und  wurde  M.  R.  C.  S. 
log.  bereits  1863 ,  F.  R.  C.  P.  Lond.  1880.  Seine  anfänglich  auf  Laryngologie 
nd  Athmungskrankheiten  gerichtete  schriftstellerische  Thätigkeit  wandte  sich  später 
er  Hygiene  zu.  Er  hat  über  Wasseranalysen,  Flussverunreinigung,  Typhusverbrei- 
BDg  (1875),  Krankheitsstatistik  (1877),  Nahrungsraitteluntersuchung  (1878)  Arbeiten 
lüblicirt,  unter  denen  noch  „False  diphtheria  or  spreading  quinsy**  (Brit.  Med. 
oum.  1878)  anzuführen  ist.  ^^y 

Foy,  Franko is  F.,  zu  Paris,  war  1793  zu  Fontaine-sous-Montaiguillon 
Seine-et-Mame)  geboren,  wurde  1817  bei  der  Pariser  Facultät  Magister  der 
harmacie  und  1830  Doctor  der  Medicin.  Er  ging  im  Auftrage  des  polnischen 
Somites  in  Warschau  zum  Studium  der  Cholera  und  zur  Behandlung  der  Cholera- 
ranken nach  Polen  und  that  sich  daselbst  durch  sein  muthiges  Verhalten  hervor, 
lach  Paris  zurückgekehrt,  wurde  er  Ober- Apotheker  des  Hop.  du  Midi  und  später 
es  Hop.  Saint- Louis  bis  1858;  auch  hielt  er  lange  Zeit  Vorträge  über  Materia 
ledica  und  Pharmakologie.  Er  veröffentlichte :  „Cours  de  pharmacologie^  (2  voll., 
830)  —  „flistoire  mddicale  du  choUra-morbus  de  Paris  etc.**  (1832)  —  „Du 
hoUra-morbus  de  Fologne  etc.^  (1832),  eine  von  der  Akademie  der  Wissen- 
xhaften  gekrönte  Schrift;  femer,  ausser  einem  Handbuch  der  Pharmacie  (1838): 
Fonnulatre  du  mSdecin  praticien^  (1843)  —  „Iraite  de  matikre  midicale  et 
e  thdrapeutique"  (2  voll.,  1843)  —  „Manuel  dliygüne^  (1845),  sowie  Artikel 
a  Censeur  m6dical  und  anderen  Zeitschriften.  Er  starb  am  20.  April  1867. 

Sachaile,  pag.  308.  —  Vapereau,  2.  edit.,  pag.  675:    5.  6dit.,  pag.  XXA'I. 
.  G. 

'^Pracanzano,  Antonio  F.  (Fracantiancs),  aus  Vicenza,  in  Padua  aus- 
ebildet  und  dort  von  1529  ab  Professor  der  Logik,  wurde  1539  Professor  der 
Medicin  (1546  Ordinarius)  und  nahm  1562  einen  Ruf  nach  Bologna  an.  Jedoch 
ehrte  er  bereits  zwei  Jahre  später  nach  Padua  zurück  und  starb  1569.  Unter 
inen  Büchern  ist  neunenswerth  nur  f^De  mirbo  gallico  liber^  (Padua  1563; 
ölogna  1564). 

Biogr.  m6d.  IV.  ^  W. 

Fracassati,  Carlo  F.,  Professor  der  Medicin,  zuerst  in  seiner  Vaterstadt 
ologna,  dann  in  Pisa,  trieb  Anatomie  und  schrieb;  „Dissert.  eputolica  respon- 
^ria  de  cerebro  ad  M,  Malpigfitum^^  und  „Exereitatio  epistoUca  de  lingua 
l  A.  Borellium^ ,  welche  beide  mit  Briefen  Malpighi's  zusammen  (Bologna 
565)  herausgekommen  sind.  Ausserdem  rührt  eine  „Praelectio  medica  in  apho- 
8mo8  Hippocratis"  (Bologna  1659)  von  ihm  her. 

Biogr.  m6d.  IV.  W. 

Pracassini,  Antonio  F.,  zu  Verona,  war  daselbst  am  18.  October  1709 
boren,  war  einer  der  Hauptvertreter  der  iatro-mechanischen  Schule  in  Italien  und 
rfasste  folgende  Schriften:  „Tractatus  theoretico-practicus  de  febribus^  (Venedig 
'50,  4. ;  Verona  1766,  4.)  —  „Naturae  morbi  hypochondriaci  ejusque  cura- 
mis  meckanica  investigatio^  (Verona  1756,  4.)  —  „Opuscida  physiologico- 
ihologica  y  dissertationes  tres  exhibentia,  L  De  afiectionibus  infantiae  et 
\eritiae,  IL  De  affectionibua  senectutis,  III,  De  visionis  sensorio^  (Daselbst 
63,   4.).    Er  starb  am  5.  Juni  1777. 

Dict.  bist.  IT,  pag.  379.  —  v.  Wiirzbach,  R',  pag.  310.  0. 

27-^ 


420  FRACASTORI.  —  FRANKEL. 

/Tracastori,  Girolamo  F.,  aus  Verona  (1483  bis  8.  August  155 
gleich  berühmt  als  Physiker,  Astronom  und  Dichter,  machte  sich  in  den  bei^ 
letzteren  Beziehungen  hauptsächlich  durch  zwei  Werke  bekannt:  sein  Gredicht  ül 
die  Syphilis  und  die  Schrift  über  die  ansteckenden  Krankheiten.  Das  erst 
schildert  die  Erscheinungen  der  Krankheit,  welche  F.  von  einem  Hirten,  „Syphilu 
herleitet  und  deren  Behandlung  in  Versen,  die  eines  poetischeren  Gegenstant 
Würdig  wären.  Die  Schrift  von  den  contagiösen  Krankheiten  bezeichnet  eine  nc 
Periode  der  Epidemiologie:  die  Trennung  der  typhösen  Erkrankungen,  zunäe: 
des  exanthematischen  Typhus,  von  der  bis  dahin  fast  alle  „bösartigen"  Seucli 
in  sich  schliessenden  „Pest",  Hier.  Fracastoriüs,  „Syphilis,  s,  Morbus  gallicu 
(zuerst  Venedig  1530,  4.;  dann  noch  sehr  häufig,  zuletzt  Leipzig  1830,  16.  < 
Choülant).  Ferner  mehrere  italienische  und  französische  Uebersetzungen.  Deutsc 
metrische  üebersetzung  sämmtlicher  poetischen  Werke  F.*s  von  Chennevili 
Hamburg  1858,  8.  (216  SS.).  „De  contagione  et  contagiosis  morbis  eorumq 
curatione  libri  III^  (Venedig  1546,  4.)  —  „Opera^  (Daselbst  1555,  4.;  zule 
Leyden  1591,  8.).  H^  Haeser 

Praenkel  (oder  Fraenckel)  Johann  Caspar  F.,  geboren  in  Für 
studirte  Medicin  in  Basel,  Dr.  med.,  wurde  examinirt  in  Petersburg  am  11.  Jam 
1778;  Militärarzt  in  Nishni  -  Nowgorod  und  anderen  Städten;  war  sehr  gelel 
und  sprachkundig,  konnte  russisch,  französisch,  deutsch,  lateinisch,  griechisch  n 
chaldäisch  und  hebräisch;  wurde  am  23.  September  1782  aus  dem  russiscli 
Dienst  entlassen. 

Tschistowitsch,  CCCXXV.  Stieda 

Fränkel,  Ludwig  F.,  geboren  am  23.  Mai  1806  zu  Berlin,  stodi 
daselbst  und  promovirte  am  8.  April  1830  (Diss.  inaug.  „De  aquae  frigidae  t 
extertto  in  morbis  internis^  Berlin  1830).  Das  nächstfolgende  Jahrzehnt  ^ 
lebte  er,  mit  der  praktischen  Ausübung  seines  Berufes,  sowie  mit  literariscl 
Arbeiten  beschäftigt  (theilweise  Uebersetzungen  medicinischer  Werke  aus  dem  Fr 
zösischen  und  Englischen,  z.  B.  Magendie,  „Vorlesungen  über  die  organun 
Physik^  —  Latham,  ;,  Vorlesungen  über  die  Symptome  als  Zeichen^ ;  theilwe 
selbstständige  Werke,  wie;  „Die  specielle  Physiologie"*  (Berlin  1839  i 
mehrere  Auflagen)"  —  „Aerztliche  Bemerkungen  über  die  Anwendung  ( 
kalten  Wassers  in  chronischen  Krankheiten^  Berlin  1840),  in  seiner  Vatersti 
mit  Vorliebe  das  therapeutische  Gebiet  cultivirend,  dem  schon  seine  Dissertat 
gegolten,  die  Wasserheilkunde.  1840  nahm  F.  einen  Ruf  des  Fürsten  y 
Reuss  als  Director  der  Wasserheilanstalt  zu  Ebersdorf  an,  ging  1844  n; 
Magdebm'g  zur  Wahrnehmung  der  hydropathischen  Praxis  in  dem  Kreise 
dortigen  zahlreichen  Anhänger  dieses  Kurverfahrens  und  wurde  1848  zum  dir 
rendeu  Arzte  an  der  Heilanstalt  des  Vereins  der  Wasserfreunde  zu  Berlin  gewä 
Hier  entwickelte  er  nun  fast  zwei  Jahrzehnte  hindurch  sowohl  in  der  Leitung 
Anstalt ,  wie  in  der  Pflege  einer  ausgedehnten  Stadtpraxis ,  aber  auch  literan 
eine  höchst  intensive  Thätigkeit,  war  überhaupt  sowohl  durch  Rührigkeit  i 
Energie,  wie  durch  hervon'agende  geistige  Befähigung  unstreitig  der  beruf 
Vertreter  der  Hydropathie.  Als  solcher  ward  er  auch  1841  von  dem  Minister  v 
Ladenberg  zu  der  behufs  einer  Reorganisation  des  gesammten  Medicinalwce 
des  preussischen  Staates  veranstalteten  Couferenz  hervorragender  Aerzte  hinzugezog 
Die  Anträge,  welche  er  hier  stellte,  und  welche  unter  Anderem  die  Erbebung 
Hydropathie  zu  einem  Lehrgegenstande  der  Universitäten,  sowie  die  Einriebt 
hydropathincher  Kliniken  betrafen,  fanden  eine  allseitige  Unterstützung,  fuhi 
aber  freilich,  wie  die  Berathungen  der  Couferenz  überhaupt,  zu  keinem  praktiM* 
Ergebniss.  1867  zog  er  sich  kränklichkeitshalber  aus  der  Stellung  an  der  Waa 
heilanstalt  zurück,  widmete  sich  ausschliesslich  der  Privatpraxis  und  starb 
6.  Juli  1872.  Seine  wissenschaftliche  Thätigkeit  war  eine  sehr  ausgedehnte. 
selhstständigen  Werken    verfasste  F.    ausser   oben    genannten:    „Das   Wesen  \ 


FBANKEL.  —  FBAENTZEL. 


421 


ite  Heilung  der  Hypochondrie^  (Berlin  1842)  —  „Arznei  oder  Wasser?^ 
'Magdeburg  1848)  —  „Behandlung  der  Fieber,  fieberhaften  Hautausschläge 
ind  der  primären  Syphilis  mit  Wasser*^  (Berlin  1853) ,  schrieb  zahlreiche 
Aufsätze  und  Kritiken  in  dem  vom  Juli  1856  bis  Ende  1857  von  ihm  redigirten 
^Journal  für  naturgemässe  Gesundheitspflege  und  Heilkunde.  Mit  besonderer 
Beziehung  zur  Wasserheilkunde*^  (Berlin),  sowie  in  den  Jahresberichten  des 
i^ereins  der  Wasserfreunde  zu  Berlin  und  in  der  „Medicinischen  Centralzeitung" 
lod  wirkte  auch  popularisirend  und  propagandirend  durch  öffentliche  Vorträge. 
?,  war  ein  sehr  tüchtiger,  klar  blickender  Arzt,  der  die  Grenzen  seiner  Specialität 
»rohl  kannte,  aber  auch  ihrer  Vorzüge  sich  voll  bewusst  und  diese  an's  Licht 
:u  stellen  mit  grosser  agitatorischer  Kraft  bestrebt.     Vieles,  wofür  er  wirkte,  ist 

etzt  fast  selbstverständliches  Gemeingut  der  Medicin  geworden.    ,,       ^   , 

^  ^  Max  Salomon. 

*  Franke],  Bernhard  F.,  zu  Elberfeld  am  17.  November  1836  geboren, 
tudirte  in  Wtirzburg  und  Berlin  bis  1859,  dem  Jahre  seiner  Promotion.  Als 
►Faktischer  Arzt  und  Privatdocent  (seit  1872)  in  Berlin  thätig,  erhielt  er  1884 
[en  Titel  Professor  und  veröffentlichte  eine  Reihe  von  Mittheilungen  laryngo- 
hiDOskopischen  Inhaltes,  sowie  Mittheilungen  über  Tuberculose,  darunter  „Tuber- 
ulose  der  Chorioidea^  (Jahrb.  für  Kinderheilk.  N.  F.,  II,  und  Berliner  klinische 
V'ochenschr.  1872,  Nr.  1);  auch  Arbeiten  über  Milzbrand  beim  Menschen,  erbliche 
Hfformität,  multiple  Himnervenlähmung  in  der  Berliner  klin.  Wochenschrift.  Sein 
literesse  füi*  ärztliche  Siandesangelegenheiten  bekundete  sich  in  einer  Reihe  von 
Luföätzen  und  in  der  Mitbegrüudung  des  Deutschen  Aerzte-Vereinsverbandes.  In 
en  Jahren   1877 — 1878  war  F.  Redacteur  der  Zeitschrift  für  praktische  Medicin. 

W. 

*Fraeilkel,  Ernst  F.,  zu  Breslau  am  5.  Mai  1844  geboren  und  daselbst, 
Dw\e  in  Berlin  und  Wien  ausgebildet,  hatte  in  der  Geburtshilfe  und  Gynäkologie 
esonders  Spiegelberg  als  Lehrer.  1866  promovirt,  Hess  er  sich  in  Breslau 
ieder  und  wirkt  dort  seit  1868  als  praktischer  Arzt,  speciell  Frauenarzt  und 
eburtehelfer;  seit  1873  als  Privatdocent.  Schriften:  „lieber  Flacentarsyphilis^ 
labilitationsschrift ,  Breslau  1873)  —  „Diagnose  und  ojyerative  Behandlung 
er  Exlrauterinschwangerschaft^  (Volkmann's  Sammlung  klin.  Vorträge,  1882). 
emer  zahlreiche  kleinere  Aufsätze  geburtshilflichen  und  gynäkologischen  Inhalts 
i  diversen  medicinischen  Zeitschriften.  W. 

*Fraenkel,  Albert  F.,  geboren  am  10.  März  1848  in  Frankfurt  an  der 
der,  studirte  in  Berlin,  promovirte  daselbst  1870,  war  speciell  Schüler  seines  Onkels 
ßAüBE;  1872 — 73  Assistent  von  Kussmaul;  seit  1876  ist  er  Assistent  der  zweiten 
ledicinischen  Klinik  der  Charit^  zu  Berlin  (Leyden).  1877  als  Docent  an  der 
erliner  Universität  habilitirt,  erhielt  F.  1884  den  Titel  Professor,  Seine 
•össeren  Arbeiten  sind  folgende :  „  lieber  den  Einfluss  der  vermindei-ten  Sauer- 
offzufuhr  zu  den  Geweben  auf  den  Eiweisszerfall  im  Thierkörper^  (ViRCHOw's 
rchiv ,  Bd.  LXVII)  —  in  Verbindung  mit  Leyden  :  „  Ueber  die  Grösse  der 
ohlensäurevertheilung  im  Fieber^  (Daselbst  Bd.  LXXVI)  —  in  Verbindung  mit 

Geppert:  „Ueber  die  Wirkungen  der  verdünnten  Luft  auf  den  Organismus, 
ne  Experimentaluntersuchung^  (Berlin  1883,  monographisch);  verschiedene 
einere  Untersuchungen  über  die  Pathologie  des  Stofl^wechsels ,  sowie  klinische 
bhandlungen  aus  dem  Gebiete  der  Krankheiten  des  Circulationsapparates,  publicirt 

der  Berliner  med.  Wochenschrift,  Zeitschrift  für  klin.  Medicin  und  Charit6- 
[malen.  Nach  TßAüBE*s  Tode  gab  F.  den  vierten  Band  von  dessen  „Gesammelte 
jiträge  zur  Pathologie  und  Physiologie"  (Berlin  1878)  heraus.  W. 

*Fraeiltzel,  Oscar  F.,  zu  Meseritz  am  4.  März  1838  geboren,  wurde 
f  der  Berliner  Universität  als  Zögling  des  Friedrich- Wilhelms -Instituts  medi- 
lißch  ausgebildet,  war  wesentlich  Schüler  von  Traube  und  dessen  Assistent  von 
J67  — 1869.  Promovirt  am  15.  März  1860,  fungirte  F.  vom  Jahre  1861—1865  als 


422 


FRAENTZEL.  —  FßANCHIMONT. 


Militärarzt  am  Ehein,  an  der  russisch-polnischen  Grenze  und  im  Feldzage  geg« 
Dänemark  1864.  Seit  1865  war  er  in  Berlin  als  Stabsarzt  und  praktischer  Ai 
thätig.  Von  1869 — 1873  war  er  dirigirender  Arzt  am  Augusta-Hospital ;  von  18 < 
bis  jetzt  dirigirender  Arzt  einer  inneren  Abtheilung  an  der  Charit^.  Seit  1870  Privi 
docent,  wurde  er  1875  ausserordentlicher  Professor  (für  Auscultation,  Percussion  eU 
Laryngoskopie,  Lungenkrankheiten).  Gleichzeitig  ist  er  Ober-Stabsarzt  und  Regimenl 
arzt.  Von  ihm  erschienen:  „Die  Krankketten  der  Pleura^  (in  zwei  Auflagen) - 
yyStructur  der  spinalen  vnd  sympathischen  Ganglienzellen"  (Entdeckung  der  d 
Ganglien  umkleidenden  Endothelien).  Verschiedene  Aufsätze  über  idiopathisel 
Herz vergrösseruD gen.  In  der  letzten  Zeit  umfangreiche  klinische  Feststellungi 
tiber  das  Vorkommen  der  Tuberkelbacillen  im  Auswurf  und  ihre  diagnostiscl 
Bedeutung  (1883).  >v. 

^FragOSO,  Juan  F.,  zu  Toledo,  übte  mit  solchem  Erfolge  die  Medic 
nnd  Chinkrgiü  aus,  dass  er  vom  Könige  Philipp  II.  den  Titel  seines  ersti 
Arztes  und  ersten  Chirurgen  erhielt.  Seine  Schriften  sind;  y^De  la  chirurgia;  < 
las  evaciiaciones 'j  antidotario"  (Madrid  1581,  fol.)  —  „Chirurgia  universi 
emendada  y  ahadida**  (Alcala  de  Henares  1601,  fol.;  italienische  üebersetzm 
von  Bald.  Gbasso,  Palermo  1639,  fol.)  —  „Erotemas  chintrgicos ,  en  que 
ensena    lo    mas  principal  de   la   chirurgia,  con    su   glosa"  (Madrid   1570)  - 

„De  succedaneis  medicamentis ;    quortim  est  usus  in  hispanis  ofßdnü 

(Daselbst  1575;  1583)  —  „Demedicamentorum  compositione**  (Daselbst  1575,4.)- 

„Discursos  de  las  cosas  aroviaticas,  arboles,  ff  Utas que  se   traen  i 

la  India  oriental,  y  serven  al  uso  de  medicina"  (Daselbst  1572;  lateiniscl 
tFebersetzung  von  ISR.  Spachius,  Strassburg  1601)   u.  s.  w. 

Dict.  bist.  II,  pag.  381.  G. 

Tramboisiere ,  Nicolas-Abraham  de  laF.  (bekannter  als  Fra] 
BESABiüS),  erhielt  in  Paris  eine  Professur  am  College  royal  und  wurde  Leibtr 
Ludwig's  XIII.  Er  gilt  als  grosser  Ignorant,  besonders  bezüglich  der  Auatoroi 
und  soll  A.  Pake  in  servilster  Weise  copirt  haben.  Unter  Anderem  werden  fol^en( 
Schriften  von  ihm  aufgeführt:  „Canonum  et  consultationum  Hör,  III  etc,**  (Par 
1595,  1619;  französisch  Lyon  1669)  — -  „Opera  medica''  (Frankfurt  1621 
französisch  Ronen  1631;  Lyon  1664;  1669)  und  Einiges  über  Bereitung  v( 
Arzneien  (Paris  1613,  resp.  1622). 

Biogr.  med.  IV.  W. 

/Francesco  de  Piedimonte,  aus  San  Germano  (Terra  di  Lavoro),  na« 
Anderen  aus  Verona,  wahrscheinlich  in  der  Schule  von  Salerno  gebildet,  lebte  a 
Leibarzt  des  Königs  Robert  und  Professor  an  der  medicinischen  Facultät  i 
Neapel,  wo  er  am  1.  Juni  1319  (?)  gestorben  ist.  —  Bekannt  ist  F.  durch  ei 
sehr  umfangreiches,  zumeist  nach  Hippokrates,  Galen  und  Serapion  bearbeitet 
Werk  über  die  gesammte  Heilkunde,  welches  als  „Complementum"  zur  Practica  d 
Arabers  ALesue  im  Anhange  dieses  Werkes  (Venedig  1562;  1576;  1584)  erschieiK 
ist  und  nächst  den  Sermones  medicinales  (Bd.  III  und  VI)  von  FalcüCCI  nnd  d^ 
Practica  von  Savonarola  eine  der  vollständigsten  Darstellungen  von  dem  Zustanc 
der  Gynäkologie  und  Geburtshilfe  zur  Zeit  der  zweiten  Hälfte  des  Mittelalte] 
glebt.  —  Das  in  diesem  Werke  enthaltene  Capitel  über  Bäder  ist  als  „Tractati 
de  balneis"  in   der  Collectio  de  balneis  (Venedig  1553,   pag.  427)  abgedrückt 

A.  Hirsch. 

Franchimont  de  Frankenfeld,  Nicolas  F.  d  e  F.,  unbekannten  Geburt 
Jahres,  Professorin  Prag,  1684  gestorben,  wurde  Leibarzt  F  erdin  an  d's  III.  «i 
Leopold's  I.  und  Inhaber  vieler  Ehrentitel,  hat  aber  um  die  Wissenschati  am 
durch  seine  Schriften  „Nexus  galeno'hip^.ocraticuit  de  passione  hypochondriacc 
(Prag  1675)  und  „Lithotomia  medica'^  (Daselbst  1683)  nur  sehr  massige  Verdienst 

Biogr.  med.  IV.  W. 


FBANCIA.  —  FBANCK. 


423 


Francia,  Alphonsus  F.,  soll  seiner  Abstammung  nach  ein  Schwede  (?) 
gewesen  sein,  stndirte  in  Bonn  1761 — 1767,  Dr.  med.,  erhielt  am  20.  Februar  1769 
nach  bestandenem  Examen  das  Recht  zur  ärztlichen  Praxis  in  Russland;  war 
MilitHrarzt  in  Charkow,  machte  den  Feldzug  in  der  Krim  mit,  war  später  General- 
sUbsdoctor  und  Divisionsarzt,  den  20.  Mai  1790  Stadtphysikus  in  Moskau  und 
älterer  Arzt  des  Generalhospitals  daselbst;  er  starb  am  8.  Januar  1797. 

Tschistowitsch,  CCCXXIII.  Stieda. 

Francis.  Von  älteren  Aerzten  dieses  Namens  wurde  Thomas  F.  zu 
ehester  geboren,  zu  Oxford  ausgebildet  und  erlangte  hier  1554  den  Doctorgrad. 
Er  fanctionirte  von  1561  ab  als  Professor  in  Oxford,  wurde  nach  Hcgh  Hodson 
Prevost  des  Queens  College    und  endlich  auch  Leibarzt  der  Königin  Elisabeth. 

—  John  William  F.,  aus  New  York,  1782—1840,  wurde  daselbst  1811  Doctor 
und  1833  Professor  der  Materia  medica,  später  noch  —  als  Nachfolger  Rütger's 

—  Professor  der  Geburtshilfe  und  gerichtliehen  Medicin.  Schon  seine  Dissertation 
„On  mercury,  embracing  kts  medtcal  history^  (New  York  1811)  erregte  Aufsehen 
und  wurde  1816  nochmals  aufgelegt.  Viele  Fälle  interessanter  pathologisch- 
anatomischer Funde  publicirte  er  in  den  Transact  of  the  Litt,  and  Phil.  Soc.  of 
New  York  (1820),  sowie  im  Med.  Recorder  (1821). 

Hahn,  resp.  Dnreau  bei  Dechambre.  W. 

Francis,  Charles  Richard  F.,  M.  B.  Lond.  1843  und  gleichzeitig 
M.  R.  C.  S.  Eng.,  wurde  M.  R.  C.  P.  London  1878.  Er  war  längere  Zeit  Militär- 
arzt, auch  in  Bengalen  als  solcher  und  als  Mitglied  der  Universität  in  Calcutta 
thätig  (Ende  der  Sechsziger-Jahre) ,  wo  er  speciell  die  Lehrfächer  der  inneren 
Klinik  und  der  Geburtshilfe  vertrat.  Auch  gab  er  die  ludian  Med.  Gazette  mehrere 
Jahre  heraus.  Neben  Instructionen  fllr  die  Aerzte  in  Indien  und  mehr  populär 
gehaltenen  Skizzen  veröffentlichte  F.:  yy Endemie  plague  in  India^  —  „Enteric 
fever  in  India*^  —  „Medical  icovien  for  India"  in  der  obgenannten  Zeitschrift. 
Ausserdem  brachte  die  Lancet  von  ihm  Aufsätze  über  Hitzschlag,  Neuralgie  u.  A. 

W. 

/Francisci,  Johann  F.,  zu  Ripen  (Jtitland)  1532  geboren,  studirte  in 
Kopenhagen,  Frankfurt  a.  d.  Oder,  Rostock  und  Heidelberg,  erwarb  in  Frankreich 
den  Doctortitel  und,  nach  Kopenhagen  zurückgekehrt,  eine  Professur  der  Medicin 
1551.  Später  wurde  er  Generalinspecteur  des  öffentlichen  Unterrichts  und  starb  1584. 
Abgesehen  von  einigen  Uebersetzungen  des  Hippokrates  und  Galenüs,  gipfelt 
seine  medicinisch  -  schriftstellerische  Tbätigkeit  in  dem  „De  oculorum  fabrica  et 
coloribus  Carmen^  (Wittenberg  1551),  einem  seiner  zahlreichen  lateinischen  Gedichte. 
Biogr.  med.  IV.  W. 

Franciscus  de  Accoltis,  Fr.  de  Arezzo,  Franciscüs  Aretinüs,  s.  Accolti. 

Franck,  Johann  Ludwig  F.,  geboren  am  7.  März  1834  im  Herzog- 
thum  Meiniugen,  siedelte  mit  seinen  Eltern  nach  Bayern  über,  absolvirte  die 
Mflnchener  Thierarzneisohule  und  wurde  nach  verschiedenen  Civil-  und  Militär- 
anstellungen als  Thierarzt  1864  als  Professor  an  die  eben  genannte  Anstalt  berufen, 
an  welcher  er  bis  zu  seinem  am  4.  April  1884  erfolgten  Tode  thätig  war.  Rufe  nach 
Giessen  (1868),  nach  Proskau  (1873),  nach  Halle  (1876)  hatte  er  abgelehnt.  Ausser 
seinem  in's  Russische,  Italienische  und  Französische  übersetzten  „Handbuch  der 
Anatomie  der  Hausthiere*^  (Stuttgart  1871 ;  1883)  hat  er  besonders  in  der  „Wochen- 
schrift für  Thierheilkunde"  und  in  der  „Deutschen  Zeitschrift  für  Thiermedicin"  (die 
er  mit  Bollinger  1874  begründete)  eine  grosse  Anzahl  Arbeiten  zur  Anatomie, 
Pathologie  und  pathologischen  Anatomie  der  Hausthiere  geliefert.  Als  Specialgebiet 
^ab  er  durch  sein  „Handbuch  der  thierärztlichen  Geburtshilfe^  dieser  Disciplin 
eine  ganz  neue  Begründung  und  cultivirte  aufs  Eifrigste  auch  die  Lehre  von  den 
Fhierseuchen  vom  Standpunkte  der  Mikrobiologie  aus. 

Bollinj^er  in  der  Deutsch.  Zeitschr.  f.  Thienned.,  Bd.  X.,  1884  W. 


424 


FRANCK.  —  .FRANCO. 


Franck  de  Franckenau,  Vater  und  Sohn,  Georg  F.,  der  Vater»  wurde  z 
Naumburg  am  3.  Mai  1643  geboren,  studirte  in  Leipzig  Philosophie  und  die  schöne 
Wissenschaften,  begab  sich  1661  nach  Jena  und  ward  dort  als  Poet  gekrönt  fil 
seine  bedeutenden  dichterischen  Fähigkeiten  in  der  deutschen,  lateinischen,  griechische 
und  hebräischen  Sprache.  Er  wandte  sich  nun  dem  Studium  der  Medicin  zu  an 
machte  in  kurzer  Zeit  darin  so  rapide  Fortschritte,  dass  seine  Lehrer  ihm  bald  de 
Unterricht  in  der  Anatomie,  Chemie  und  Botanik  anvertrauten.  In  Strassbnrg,  wo  I 
sein  Studium  beendigte,  ward  er  1666  zum  Doctor  promovirt  und  folgte  1671  einei 
Rufe  als  Pi'ofessor  nach  Heidelberg ;  bald  darauf  wurde  er  zum  Leibarzt  des  Chui 
forsten  ernannt.  Die  Kriegsunruhen  veranlassten  ihn,  1688  Heidelberg  zu  verlassen  un 
nach  Frankfurt  a.  M.  zu  gehen,  von  wo  ihn  der  Churfürst  von  Sachsen  als  Professc 
an  die  Universität  Wittenberg  zog.  Doch  verliess  er  nach  einigen  Jahren  auc 
diesen  Aufenthaltsort,  um,  den  glänzenden  Anerbietungen  des  Königs  von  Dänemar 
folgend,  als  dessen  Leibarzt  in  Kopenhagen  seinen  Wohnsitz  zu  nehmen  und  star 
dort,  inzwischen  vom  Kaiser  geadelt,  am  16.  Juni  1704.  F.  war  ein  Mann  vo 
vielseitigem  Wissen  und  grosser  Belesenheit,  aber  ohne  bedeutendes  Urtheil.  Die* 
Kriterien  kennzeichnen  auch  seine  medicinischen  Schriften,  deren  er  eine  gross 
Menge,  besonders  in  Form  von  Dissertationen,  hinterlassen  hat,  die  in  der  Biograph! 
medicale  verzeichnet  sind.  Sie  haben  wenig  wissenschaftlichen  Werth. 

31  a  X  S  a  1 0  m  0  n. 

Georg  Friedrich  Franck  de  F.,  der  Sohn,  war  1669  zu  Strassbur 
geboren,  stadirte  in  Heidelberg,  wo  sein  Vater  damals  eine  Professur  bekleidett 
Nach  einem  Aufenthalte  in  Holland  und  England  doctorirte  er  1692  in  Jena  un 
war  nachher  eine  kurze  Zeit  Prof.  extraord.  in  Wittenberg,  bis  er  1695  zusamme 
mit  seinem  Vater,  der  als  königlicher  Leibarzt  angestellt  wurde,  nach  Kopenhage 
kam  und  hier  1701  eine  mcdieinische  Professur  erhielt.  Er  war  ein  fleissigc 
Universitätslehrer.  Seine  Biographie  und  Verzeichniss  seiner  nicht  zahlreiche 
und  auch  nicht  besonders  wichtigen  Schriften  in  IXGEBSLEV.     Er  starb  1732. 

Pet  ersen. 

Francke,  Karl  Gottlob  F.,  geboren  am  10.  Mai  1807  zu  Leipzii 
studirte  vom  October  1826  ab  daselbst  Medicin  und  ging  1831  als  Arzt  zu  d( 
polnischen  Armee  nach  Warschau,  nach  dessen  Erstürmung  durch  die  Russen  < 
noch  längere  Zeit  in  den  dortigen  Hospitälern  thätig  war.  Er  liess  sich  später  i 
Leipzig  nieder,  wo  er  als  praktischer  Arzt,  namentlich  im  Gebiete  der  Chirurgi« 
schnell  in  weitesten  Kreisen  gesucht  und  geschätzt  wurde.  Seine  akademisct 
Thätigkeit  begann  F.  als  Docent  für  Chirargie  im  Jahre  1840,  zum  Profess< 
wurde  er  1847  ernannt,  nachdem  er  schon  seit  1845  die  Leitung  der  chirurgisch« 
Poliklinik  übernommen  hatte,  in  welcher  Stellung  er  bis  zu  seinem  am  22.  Decemb< 
1861  an  chronischer  Pneumonie  erfolgten  Tode  verblieben  ist.  F.  hat  in  Folge  sein< 
ausgedehnten  praktischen  Thätigkeit,  ausser  seiner  Inaugural-Dissertation  („  Histon 
femorts  exarticulati^ ,  Leipzig  1835)  und  mehreren  chirurgischen  Artikeln  in  Enc] 
klopädien  keine  Arbeiten  veröffentlicht,  er  war  aber  wegen  seines  klaren,  namentlic 
ausserordentlich  praktischen  Vortrages  ein  vortrefflicher  und  sehr  geschätzter  Lehre 

Winter. 

Francke,  Johann  F.,  geboren  1648,  war  berühmter  Arzt  in  Ulm,  ^ 
er  auch  1728  starb.  Er  beschäftigte  sich  mit  Vorliebe  mit  der  Materia  medie 
welcher  auch  seine  mit  Gelehrsamkeit,  aber  geringem  Judicium  gearbeiteten  SchrifU 
gewidmet  sind,  deren  Titel  die  Biographie  medicale  verzeichnet.       ^^^  Salomon 

j 
Franco,  Pierre  F.  Ueber  dieses  berühmten  französischen  Chirurg« 
Lebenslauf  weiss  man  nur  so  viel ,  als  sich  aus  seinen  beiden  Traites  entnehme 
lässt.  Sein  Greburtsort  war  Turriers  bei  Sisteron  in  der  Provence.  Wie  Albbb 
wahrscheinlich  richtig  vermuthet,  dürfte  F. 's  Geburt  in  die  Zeit  um  das  Jahr  15C 
fallen.  Er  ging  aus  dem  Stande  der  herumziehenden  Bruch-  und  Steinschneid< 
hervor,  denn  er  zählte  sich  zu  diesem,    wie    sich    aus    zahlreichen  Stellen    sein< 


FRANCO.  —  FRAN(?(>IS. 


425 


8chrifteQ  entnehmen  lässt.  Eine  Zeit  lang  zog  er  auch  als  Operateur  herum,  denn 
er  erwähnt ,  dass  er  in  der  Provence ,  in  Burgund  und  in  der  Schweiz  operirt 
habe.  Eine  geraume  Zeit  seines  Lebens  brachte  er  in  fixer  Stellung  zu,  denn  er 
nennt  sich  auf  dem  Titel  des  Petit  Trait^  „Chirurgien  de  Lausanne".  Er  war 
damals  (1561),  wie  dies  auch  FabriciüS  HildanüS  in  seiner  „Anatomiae  prae- 
stantia  et  utilitas  etc."  sagt,  bei  der  hohen  Schule  zu  Lausanne  bestellter  Chirurgus. 
Er  soll  auch  den  Städten  Lausanne  und  Freiburg  Skelete,  die  er  mit  kunstreicher 
Hand  verfertigt,  geschenkt  und  überhaupt  in  der  Anatomie  vortrefflichen  Unterricht 
gegeben  haben.  Da  Lausanne  um  die  Zeit,  als  F.  dort  wirkte,  den  Bemer  Herren 
unterthänig  war,  so  ist  sein  Petit  Trait6  auch  diesen  dedicirt.  Späterhin  lebte  er 
in  seinem  Heimatlande  in  Orenge,  denn  in  seinem  grossen  Trait6,  der  1561  in 
Lyon  erschien,  führt  er  sich  an  als  „Pierro  Franco  de  Turriers  en  Provence, 
demeurant  a  present  ä  Orenge".  Wie  schon  Malgaigne  vermuthet  und  auch 
Albert  annimmt,  war  F.  Protestant.  Sein  Todesjahr  ist  unbekannt.  Ohne  Zweifel 
starb  er  im  letzten  Drittel  des  16.  Jahrhunderts.  —  Gehörte  auch  F.  nur  der  Gilde 
der  ihrer  Zeit  nicht  hochgeachten  herumwandemden  Bruch-  und  Steinschneider 
an,  war  demzufolge,  wie  sich  dies  aus  der  Schreibweise  und  dem  Inhalte  seiner 
Schriften  entnehmen  lässt,  seine  allgemeine  wissenschaftliche  Bildung  auch  nur  eine 
mangelhafte,  so  zählt  er  dennoch  zu  den  ingeniösesten  Chirurgen  des  16.  Jahr- 
hunderts. Er  ist  der  Erste,  der  über  die  Hemiotomie  bei  incarcerirten  Brüchen 
gpricht  und  der  den  hohen  Steinschnitt,  den  „Apparatus  altus",  erfand.  Seine 
Schriften,  die  von  einer  ungewöhnlich  praktischen  Bildung  sprechen,  haben  längst 
in  den  Annalen  der  Chirurgie  ihre  hohe  Würdigung  gefunden.  Sie  verdanken 
ihren  Ursprung  der  Absicht,  der  Cliarlatanerie  seiner  Zeit  einen  Damm  entgegen- 
zusetzen und  angehenden  Wundärzten  die  wichtigsten  Heilmethoden  auf  eine  leicht 
fassliche  Weise  vorzuführen.  Dabei  schlägt  F.  den  lobenswerthen  Weg  ein,  jedem 
einzelnen  Abschnitte  das  Anatomische  der  betreffenden  Theile  vorauszuschicken 
und  in  der  Darstellung  des  Heilverfahrens  selbst  nur  auf  Dasjenige  hinzuweisen, 
was  er  selbst  in  seiner  33jährigen  Erfahrung  bewährt  kernten  gelernt  hatte. 
Während  sein  kleiner,  1561  erschienener  Trait^  nur  chirurgischen  Inhaltes  ist  und 
hauptsächlichst  blos  die  operative  Behandlung  der  Hernien  und  des  Blasensteines 
umfasst,  stellt  sein  grosser  Trait^  von  1561  gleichsam  ein  Hand-  und  Lehrbuch 
vor,  das  die  ganze  Chirurgie,  Geburtshilfe  und  Augenheilkunde  im  Umfange  der 
damaligen  Zeit  bespricht.  F.  war,  wie  sich  aus  diesem  Werke  entnehmen  lässt, 
der  Erfindung  der  Geburtszange  nicht  ferne,  denn  im  86.  Capitel  erwähnt  er  einen 
dreiblätterigen  Spiegel  (abgebildet  auf  pag.  399) ,  in  den  der  Kopf  der  Frucht 
hineingeleitet  werden  soll,  um  dann  durch  Anziehen  des  Speculums  den  Kopf  und 
damit  die  ganze  Frucht  zu  extrahiren.  Welchen  Werth  seine  zwei  Schriften  (mehr 
als  diese  verfasste  er  nicht)  ihrer  Zeit  besassen,  lässt  sich  daraus  entnehmen,  dass 
selbst  der  hochangesehene,  berühmte  Ambrosius  Pake  sich  nicht  scheute,  hier  und 
ia  aus  F.  zu  schöpfen,  allerdings  ohne  den  tiefstehenden,  geringe  geachteten  Stein- 
imd  Bruchschneider  zu  nennen.  F. 's  Werke  sind  heutzutage  sehr  selten,  namentlich 
?ilt  dies  vom  y,  Petit  TraüS*^  und  erwarb  sich  Albert  durch  die  Wiederherausgabe 
dieses  Werkes  (Deutsches  Archiv  für  Geschichte  der  Medicin ,  Bd.  IV  und  V, 
1881 ,  1882)  grosse  Verdienste  um  die  Geschichte  der  Medicin.  Welchen  hohen 
dssenschaftlichen  und  historischen  Werth  die  F. 'sehen  Werke  besitzen,  erhellt 
iarans,  dass  sie  schon  von  RoüSSET,  Paul  Portal,  später  von  Halleb,  in  neuer 
ind  neuester  Zeit  von  Malgaigne,  Gyergyai  (Deutsches  Archiv  für  Geschichte 
ler  Medicin,  Bd.  HI ,  1880)  und  Albert  entsprechend  gewürdigt  werden.  (Die 
Biographien  in  der  Biogr.  univers.  und  Biogr.  m6d.,  Bd.  XV,  pag.  449,  und  Bd.  IV, 
)ag.  242,  sind  sehr  oberflächlich  gearbeitet.)  Klein  wacht  er. 

Frangois,  Andr6  F.,  zu  Paris,  war  um  1775  geboren,  wurde  1804  in 
Paris  Doctor,  nachdem  er  als  Militärarzt  sich  1802  und  1803  in  San  Domingo 
lufgehalten  und  daselbst  sich  mit  dem  gelben  Fieber  näher  bekannt  gemacht  hatte. 


426 


FRANgOIS.  —  FRANK. 


Er  schrieb  tiber  dasselbe  „Observattons  et  riflextona  sur  lafiHrejaune^  (Leröuj 
Joarn.  de  m6d.  1803);  femer  seine  „Diss.  inaug,  sur  la  fi^vre  jaune,  ohaerci 
h  Saint 'Domingue  pendant  ha  annSes  XI  et  Xil^  (1804)  und  später  noch  eii 
mal,  nachdem  er  es  1821  in  Barcelona  von  Neuem  zu  beobachten  Gelegenhe 
gehabt  hatte,  zusammen  mit  Bally  und  Pariset:  „Histoire  midicale  de  l 
fih're  jaune  etc.^  (Paris  1823),  wie  er  auch  aus  dem  Spanischen  die  Meinunge 
einiger  spanischen  Behörden  und  hervorragenden  Aerzte  über  die  Contagiositi 
desselben  (Nouv.  Journ.  de  m6d.  1822)  tibersetzte.  In  Paris  wurde  er  Arzt  d( 
Hospice  des  Incurables  und  des  Höp.  Saint-Louis.  Von  andei*weitigen  Schrifte 
und  Arbeiten  sind  zu  nennen:  yyObservcUions  sur  Vemploi  de  Vextraü  de  laüui 
f altes  ä  Vhöpital  de  la  Pitie  etc."  (Paris  1825)  —  „Notice  sur  Vipidhnie  ri(^ 
nante  h  Parts,  depuis  le  mois  de  juin  1828"  (Daselbst  1828)  —  „Observaim 
de  gangrhie  des  cxtrSmüSs  inf^teures,  cau$4e  pnr  Vusage  du  seigle  ergoü 
(Sedillot,  Rec.  p6riod.  de  la  Soc.  de  m6d.  de  Paris,  T.  LVIII)  —  y^l^e  l 
thridace"  (M6m.  lu  ä  TAcad.  roy.  de  m6d.  1825)  —  mit  Caventoü  etc. :  „Lea 
de  Selters"  (Paris  1826)  —  mit  Caventoü  und  Pelletier:  „Recherches  su 
les  propinMs  chimiques  et  medicales  de  la  racine  de  cainca"  (Journ.  de  chimi 
m6d.  1830).  Ausserdem  Artikel  in  den  Arch.  g6n6r.  de  möd. ,  Journ.  de  m6< 
prat.  de  Bordeaux,  Journ.  de  pharm.,  Revue  m^dic,  den  Transact.  m6dic.  u.  s.  v 
Er  starb  1840. 

Dechambre,  4.  Ser.,  T.  VI,  pag.  8.  — Callisen,  VI,  pag.430;  XXVIII,  pag.  10( 

G. 

Frangois,  Victor- Joseph  F.,  zu  Mons  in  Belgien,  war  1790  zu  Lill 
geboren,  wurde  1813  zu  Paris  Doctor,  prakticirte  lange  Zeit  mit  Auszeichnung  a 
dem  angegebenen  Ort  und  ist  der  Verfasser  der  folgenden  classisch  gewordene 
PreisRchrift :  „Essai  sur  les  gangr^nes  spontan^es.  Ouvrage  couronne  en  183 
par  la  SocieU  royale  de  medecine  de  Bordeaux"  (Paris  et  Mons  1832).  Er  lu 
sich  auch  als  Dichter  versucht. 

Dechambre,  4.  Ser,  T.  VI,  pag.  8.  —  Callisen,  XXVIII,  pag.  100.  G. 

Frangois,  Henri-Auguste  F.,  zu  Robertsau  bei  Strassburg,  war  181 
in  Hannover  von  französischen  Eltern  geboren ,  erhielt  seine  Ausbildung  ii 
Instructions-Militär-Hospital  zu  Strassburg,  erlangte  daselbst  1837  auch  die  Docto; 
würde  mit  der  These  „Essai  sur  les  ßh^res  intermittentes"  und  wurde  einig 
Jahre  später  Communalarzt  in  dem  genannten  Orte,  wo  er  durch  seine  ThStigke 
und  seine  Rathschläge  es  dahin  brachte,  die  Umgegend  wesentlich  gesunder  i 
machen  und  den  seit  undenklichen  Zeiten  daselbst  herrschenden  endemü;ch€ 
Cretinismus  zu  verringern.  Er  schrieb  noch  die  folgende  interessant«  und  ve 
dienstliche  Abhandlung  tiber  die  Wirkung  der  comprimirien  Luft  auf  den  Organismui 
^Dts  effets  de  Vair  comprimi  sur  les  ouvriers  traicaillant  dans  les  cafssot 
servant  de  hase  aux  piles  du  pont  du  Grand- Rhin"  (Annal.  d'hyg.  publ.  1860 
Er  starb   1873. 

Dechambre,  4.  Ser.,  T.  VI,  pag.  9.  0. 

Frank,  Johann  Peter  F.,  wurde  am  19.  März  1745  zu  Rotalben  i 
^  der  Nähe  von  Zweibrttcken  geboren ,  besuchte  die  Schule  in  Rastatt  und  Bocke 
heim,  studirte  1761  Philosophie  in  Metz,  im  nächsten  Jahre  in  Pont-ä-Mousst 
und  erhielt  hier  auch  1763  die  Doctorwürde  der  Philosophie.  Von  seinen  Eltci 
zum  Theologen  bestimmt,  setzte  er  es  doch  durch,  sich  dem  Studium  der  Medic 
widmen  zu  dttrfen  und  bezog  zu  dem  Ende  die  Universität  Heidelberg.  1785  v« 
tauschte  F.  Heidelberg  mit  Strassburg,  kehrte  aber  im  nächsten  Jahre  nach  Heid< 
berg  zurück,  machte  seinen  Doctor  (Diss.:  „De  cunis  ivfantum"  [von  Profess 
Gattenhof  geschrieben])  und  begab  sich  in  seine  Heimath,  um  sich  der  Praxis  \ 
widmen,  ging  aber  bald  nach  Bitsch.  Da  diese  Stadt  französisch  war,  so  sah 
sich  gezwungen,  auf  der  französischen  Universität  Pont-ä-Mousson  sich  noch  einm 
einem  Examen  zu  unterwerfen.    Nach  Verlauf   von  zwei  Jahren    siedelte  er  nai 


FRANK. 


427 


Baden-Baden  über,  das  ihm  einen  grösseren  Wirkungskreis  bot,  und  nach  weiteren 
zwei  Jahren,  1769,  nach  Rastatt,  wohin  er  als  Garnisons-  und  Stadtarzt  versetzt 
war.  1772  folgte  er  einem  Rufe  des  Fürstbischofs  von  Speier  als  Stadt-  und 
Landphysicns  nach  Bruchsal  und  ward  bald  darauf  zum  Leibarzte  des  Fürstbischofs 
ernannt  In  Bruchsal  hielt  F.  anatomische  und  chirurgische  Vorlesungen  für  Wund- 
ärzte und  gründete  ein  Institut  zur  Bildung  von  Hebammen,  an  dem  er  neun 
Jahre  als  Lehrer  fungirte.  Im  Jahre  1779  erschien  der  erste  Band  seiner  „Medi- 
emscken  Polizei^  ,  das  Hauptwerk  seines  Lebens ,  das  er  schon  bald  nach  dem 
Examen  in  Angriff  genommen  hatte;  1780  folgte  der  zweite,  1783  der  dritte 
Band.  1784  erhielt  und  nahm  F.  eine  Berufung  als  Professor  der  medicinischen 
Klinik  nach  Gröttingen  an,  konnte  jedoch  das  Klima  nicht  vertragen  und  begab 
sich  nach  Pavia,  wo  er  1786  als  Kliniker  TissoT  ersetzte  und  zum  Director  des 
Hospitals,  sowie  zum  General-Director  des  Medicinalwesens  in  der  Lombardei  und 
zum  Protophysicus  gewählt  wurde.  1788  erhielt  er  die  Aufsicht  über  sämmtliche 
Krankenhäuser  in  der  Lombardei  und  dem  Herzogthum  Mantua ,  entwarf  im 
Regierungsaufträge  einen  neuen  Studienplan  für  die  Universitäten,  inspicirte,  hielt 
Vorlesungen,  g^b  den  vierten  Band  der  „Medicinischen  Polizei"  heraus,  kurz 
entwickelte  eine  enorme  Thätigkeit  und  erwarb  sich  einen  Ruf,  der  zahlreiche 
Schüler  nach  Pavia  zog.  Im  Jahre  1792  erschien  der  erste  Band  seiner  „Epitome", 
jenes  berühmten,  das  ganze  damalige  klinische  Wissen  umfassenden,  mit  Kritik  und 
Gelehrtheit  abgefassten  Buches.  1795  wurde  F.  nach  Wien  zur  Regelung  des 
Militär-Sanitätsdienstes  berufen  und  zum  Director  des  allgemeinen  Krankenhauses 
and  klinischen  Professor  mit  dem  für  jene  Zeit  ausserordentlich  hohen  Gehalte 
von  5000  Gulden  ernannt.  Seine  Wirksamkeit  ward  eine  fruchtbare,  segensreiche. 
Er  sorgte  für  Verbesserung  der  ganz  unzulänglichen  klinischen  Anstalten,  traf  in 
Betreff  der  Verwaltung  des  allgemeinen  Krankenhauses  die  vortheilhaftesten  Ver- 
änderungen, gründete  ein  pathologisch-anatomisches  Museum  und  setzte  die  Er- 
nennung eines  pathologischen  Prosectors  am  Krankenhause  (Vetter)  durch,  führte 
somit  die  pathologische  Anatomie  an  der  Universität  ein.  Daneben  wirkte  er 
mit  Hingabe  und  grossem  Erfolge  als  Lehrer.  Sein  unterhaltender,  lichtvoller  und 
lehrreicher  Vortrag,  seine  ausgezeichnete  Lehrmethode  führten  nicht  allein  zahl- 
reiche Studenten,  sondern  auch  viele  junge  Aerzte  des  Auslandes  nach  Wien,  um 
hier  ihr  Wissen  und  Können  unter  F. 's  Leitung  heranreifen  zu  lassen.  Schliesslich 
ist  noch  seiner  unermüdlichen  Thätigkeit  als  Arzt  zu  gedenken,  die  von  der  mit 
dem  grössten  Vertrauen  auf  ihn  blickenden  Bevölkerung  Wiens  in  ausgedehntestem 
Maasse  in  Anspruch  genommen  wurde.  AU'  die  grossen  Verdienste  verhinderten 
jedoch  nicht,  dass  F.  offen  und  geheim  angefeindet  wurde,  theils  von  der  Geist- 
lichkeit, die  ihn  verfolgte,  weil  er  in  der  „Medicinischen  Polizei"  gegen  das 
Priester- Cölibat  aufgetreten  war,  theils  (selbstverständlich)  von  neidischen  Collegen. 
Kam  es  doch  sogar  so  weit,  dass  man  ihn  anklagte,  durch  Duldung  der  Brown 'sehen 
Heilmethode  den  Procentsatz  der  Sterblichkeit  im  allgemeinen  Krankenhause  erheb- 
lich vermehrt  zu  haben.  F.  sehnte  sich  daher  fort  von  Wien  und  folgte  1804 
gerne  einem  Rufe  als  Professor  der  Klinik  nach  Wilna,  zugleich  mit  seinem  Sohne 
Joseph,  der  dort  die  Professur  für  Pathologie  erhielt.  Ob  übrigens  die  Anfein- 
dungen das  allein  Bewegende  zum  Fortgange  von  Wien  waren,  möchte  vielleicht 
nicht  so  apodiktisch  zu  behaupten  sein.  Durch  das  ganze  Leben  F.'s  geht  ein 
Zug  von  Veränderungslust,  von  Unstätheit  und  Unruhe.  Nirgends  hält  er  es 
lange  aus ;  bald  ist  der  Grund  des  Wegzuges  da ,  bald  jener.  Es  scheint  uns, 
dass  man  diesen  C^arakterzug  F.'s  bei  Betrachtung  seines  Lebensweges  durchaus 
nicht  ausser  Acht  lassen  darf.  Zehn  Monate  nach  seiner  Installirung  in  Wihia 
zog  F.  schon  fort  nach  St.  Petersburg,  wohin  er  vom  Kaiser  Alexander  als 
Leibarzt  und  Professor  an  der  medicinisch-chirurgischen  Akademie  berufen  wurde. 
Doch  Kränklichkeit  bewog  ihn,  2^3  Jahre  später,  seinen  Abschied  zu  nehmen  und 
1808  mit  einer  russischen  Pension  von  3000  Rubeln  nach  Wien  zurückzukehren, 
wo   ihn    im   folgenden  Jahre  Napoleon    consultirte.    Die    von    diesem    intendirte 


428 


FRANK. 


Berufung  F. 's  nach  Paris  als  Leibarzt  scheiterte  an  Intriguen ,  an  den  politische! 
Ereignissen  und  vielleicht  auch  an  dem  Widerstreben  F.'s.  Letzterer  begab  sich  nad 
Freiburg ,  wohin  sich  seine  Tochter  verheirathet  hatte ,  vertauschte  aber  bereit 
1811  diesen  Aufenthalt  mit  Wien,  bewogen  wohl  durch  den  Tod  der  Tochter  und  di 
seinem  praktischen  Thätigkeitsdrange  keinen  Spielraum  bietende  Kleinstadt.  In  Wiei 
widmete  F.  sich  seinen  literarischen  Werken,  der  „ Medicmischen  Polizei^  uq( 
der  „Epitome^^  und  vor  Allem  einer  ausgedehnten,  die  höchsten  Üesellschaftsclassei 
umfassenden  consultativen  Praxis.  Er  starb  am  24.  April  1821,  tief  betrauert  voi 
der  ganzen  Bevölkerung.  —  F.  gehört  unstreitig  zu  den  hervorragendsten  Aerztei 
aller  Zeiten.  Er  war  ein  mit  bedeutender  Geisteskraft,  Kritik  und  glücklichste 
Beobachtungsgabe  ausgertisteter  Forscher,  durchaus  vertraut  mit  dem  Wissen  seine 
Zeit,  erfüllt  von  Liebe  zu  seiner  Wissenschaft  und  Kunst,  von  Liebe  zu  seine 
Mitmenschen ;  daher  auch  ein  Verkündiger  der  erhabenen  Grösse  der  Medicin,  de 
ethischen  Medicin.  F.  war  der  Mann  der  Praxis,  der  wissenschaftlichen  Empirie 
die,"  mit  allen  Hilfsmitteln  der  Kunst  vertraut,  das  Verderbliche  der  theoretische] 
Einseitigkeit  der  Schulsysteme  erkannt  hat  und  mehr  Werth  auf  das  Heilen  eine 
Krankheit  als  auf  sophistische  Hypothesen  über  das  Wesen  der  Krankheiten  ii 
Allgemeinen  legt.  Alle  diese  seine  Vorzüge  finden  sich  in  seinem  medicinischei 
Hauptwerke,  der  „Epitome"  vereinigt,  die,  ein  unstreitig  classisches  Werk  nac 
Inhalt  und  Form,  noch  Jetzt  die  Aufmerksamkeit  der  Aerzte  in  Anspruch  z 
nehmen  berechtigt  ist.  Nur  in  einem  Falle  ward  er,  der  nüchterne  Beobachtei 
der  Verächter  aller  Dogmenmedicin,  seinem  Principe,  freilich  auch  nur  theoretiscl 
ungetreu,  nämlich  dem  Brownianismus  gegenüber.  In  der  Vorrede  nämlich,  die  c 
zu  dem  Buche  seines  dem  Brownianismus  ergebenen  Sohnes  Joseph  „Rati 
instituti  clinici  Ticinensis"  schrieb,  urtheilt  er  sehr  milde  und  nicht  gerad 
ablehnend  über  diese  Schule.  Eine  Erklärung  findet  diese  Thatsache  darin,  das 
F.  als  Eklektiker  das  Gute  nahm,  wo  er  es  fand,  es  auch  nicht  verschmäht« 
wenn  es  in  sophistischer  Einkleidung  ihm  geboten  wurde.  Wenn  sein  Urthe 
über  den  Brownianismus  vielleicht  etwas  günstiger  ausfiel,  als  ein  unbefangene 
Abwägen  ihm  wohl  dictirt  hätte,  so  möge  man  bedenken,  dass  die  Liebe  z 
seinem  Sohne  ihn  etwas  befangen  gemacht  hatte,  wie  J  o  s  e  p  h  F.  in  seiner  Praxi 
medica  selbst  zugiebt  („amore  paterno  ergo  nos  ducto").  Dass  er  aber  auch  prai 
tisch  in  seiner  Klinik  sich  gänzlich  dem  BiiOWN*schen  Systeme  unterworfen  hätte 
ist  eine  Verleumdung  seiner  Widersacher.  Um  die  öffentliche  Gesundheitspileg< 
von  ihm  „medicinische  Polizei"  genannt,  hat  F.  sich  unvergängliche  Verdienst 
erworben.  Während  dieselbe  bisher  stets  mit  der  gerichtlichen  Medicin  vereinig 
gewesen  und  abgehandelt  war,  suchte  er  zuerst  sie  als  selbstständige  Disciplin  davo 
zu  trennen  und  ihre  Grenzen  festzustellen.  Sein  „System  der  medicinischen  Polizei 
gehört  an  Umfang  und  Inhalt  zu  den  bedeutendsten  derartigen  Werken,  die  j 
erschienen;  es  ist  die  Grundlage  für  alle  künftigen  Arbeiten  auf  diesem  Gebid 
geworden.  Freilich  muss  mau  auch  zugeben,  dass  selbstverständlich  noch  manch 
Mängel  ihm  anhaften,  so  z.  B.  die  unvollkommene  Trennung  der  beiden  Spartei 
die  ungenügende  Unterscheidung  zwischen  privater  und  öffentlicher  Hygiene,  sei 
bureaukratischer,  absoluter  Standpunkt,  welcher  der  Polizei  eine  fast  nnumschränkl 
Macht  einräumte.  Aus  der  grossen  Zahl  der  Schriften  F.'s  heben  wir  die  wicl 
tigsten  hervor;  „System  einer  vollständigen  medicinischen  Polizey*^  (Bd.  I — 1\ 
Mannheim  1779—1788;  2.  Aufl.  1783—1804;  Bd.  V,  Stuttgart  1813;  Bd.  \ 
in  3  Abtheilungen ,  Wien  1817 — 1819,  8.)  —  „De  curandis  haminum  morb\ 
epitome,  praelectimiibvs  academicis  dicata^  (Mannheim,  Stuttgart  und  Wie 
1792 — 1821,  8.,  6  Bde.;  daneben  deutsche,  französische,  italienische  Uebe 
Setzungen  und  mehrfache  Auflagen)  —  „Delectics  opusculorum  medtcorui 
antehac  in  Germaniae  diversis  academiis  editorxim^  (Pavia  1785 — 171>3,  8 
12  Bde.)  —  „Opuscida  medici  argumenti  antehac  seorsim  edita^  nunc  coUectQ 
(Leipzig  1790,  8.)  —  „Interpretationes  clinicae  observationum  selectarum 
(Tübingen    und    Stuttgart    1812,  8.)    —    .jOpuscula  posthuma,    a   Josepho    fili 


FRANK. 


429 


nunc  primiim  edita^  (Wien  1824,  8.)  —  „Biographie^ y  von  ihm  selbst  geschrieben 
(Wien  1802,  8.). 

Max  Salomon,  Geschichte  der  Glycosiirie  von  Hippokrates  bis  zum  Anfange  des 
19.  Jahrhunderts.  Leipzig  1871,  8.,  pag.  85  ff.  *—  Heinrich  Rohlfs,  Geschichte  der 
deutschen  Medicin.  2- Abthl,  Stuttgart  1880,  8.,  pag.  127  ff.  Max  Salomon. 

Frank,  Joseph  F.,  Sohn  des  Johann  Peter  F.,  geboren  zu  Rastatt 
am  23.  December  1771,  studirte  in  Pavia  und  Mailand  Medicin  und  machte  1791 
seinen  Doctor  in  Pavia.  1794  ward  er  als  Repetitor  und  Assistent  seines  Vaters 
an  der  medicinischen  Klinik  zu  Pavia  angestellt  und  leitete  dieselbe,  als  1795 
Jener  einen  Ruf  nach  Wien  erhielt,  ungefähr  ein  Jahr,  worauf  er  (1796)  seinem 
Vater  nach  Wien  folgte  und  dort  als  Primararzt  in  das  allgemeine  Krankenhaus 
eintrat.  Im  Jahre  1803  machte  F.  eine  Studienreise  durch  Frankreich,  England 
und  Schottland ,  wortlber  er  später  einen  gehaltvollen  Bericht  veröffentlichte ,  und 
erhielt  im  folgenden  Jahre  die  Professur  für  Pathologie  an  der  medicinisch-chirur- 
gischen  Schule  zu  Wilna,  die  er  im  nächsten  Jahre,  nach  dem  Fortgange  seines 
Vaters  nach  St.  Petersburg,  mit  der  klinischen  Professur  und  Direction  des  Kranken- 
hauses vertauschte.  In  dieser  Stellung  wirkte  er  18  Jahre,  bis  zum  Jahre  1824, 
wo  Kränklichkeit,  besonders  auch  eii^e  grosse  Augenschwäche,  ihn  seine  Pensionirung 
nachsuchen  Hessen.  Den  Rest  seiner  Tage  verlebte  er  in  seiner  Villa  am  Como- 
See,  nach  Kräftigung  seiner  Gesundheit  mit  medicinischen  und  allgemein  wissen- 
schaftlichen Arbeiten  beschäftigt  und  starb  am  18.  December  1842.  —  Ungleich 
seinem  durch  nüchternste  Beobachtung  sich  auszeichnenden  Vater,  war  Joseph  F., 
besonders  im  Beginne  seiner  Laufbahn,  ein  mehr  excentrischer,  sich  dem  ersten 
Enthusiasmus  überlassender  Charakter.  Es  ist  daher  nicht  zu  verwundern,  dass 
er,  nachdem  er  die  verführerische,  vornehmlich  die  jüngere  medicinische  Welt  durch 
ihre  scheinbare  logische  Entwicklung  und  wahrheitsähnliche  Einfachheit  umstrickende 
Lehre  Brownes  kennen  gelernt,  auch  sofort  zu  ihrer  Fahne  schwur  und  literarisch 
für  sie  kämpfte;  und  nicht  ohne  Erfolg,  denn  der  grosse,  allgemein  verehrte 
Name  seines  Vaters  war  ihm  die  beste  Empfehlung.  Noch  nicht  23  Jahre  alt, 
veröffentlichte  er  1794  einen  Brief  im  Giorn.  fisico-med.  di  BRnONATELLT,  Vol.  IV: 
^Lettera  sulla  dottrina  die  Broten  al  Sign.  Brugnatelli" ,  worin  er  als 
schwärmerischer  Vertheidiger  des  Brownianismus  auftritt;  1795  folgte  die  Ueber- 
setzung  von  R.  Jones*  „An  inquiry  into  the  State  of  medecine^  (Ricerche  sullo 
State  della  medicina  etc.,  Pavia  1795)  und  1796:  „Lettera  ad  un  amico  sopra 
(liver.n  punti  dt  medicina,  interessanti  anche  i  non  medici^  (Daselbst  1796), 
aus  diesem  letzteren  Briefe  spricht  allerdings  nicht  mehr  der  fi'ühere  unbedingte 
Lobredner ;  es  kommen  doch  auch  Einwendungen  zur  Geltung.  Das  grösste  Auf- 
sehen und  die  hauptsächlichste  Propaganda  für  das  BROWN'sche  System  machte 
aber  seine  „Ratio  instituti  clinici  Ticinensis  an,  1795,  praefatus  est  J.  Peter 
Frnnk^  (Wien  1797,  8.;  Venedig  1799.  Deutsch:  j^Heilari  der  klinischen 
Lehranstalt  zu  Pavia"  Wien  1797),  und  zwar  vornehmlich  wegen  der  Vor- 
rede seines  Vaters.  Dieser,  augenscheinlich  verführt  durch  übergrosse  Liebe  zu 
seinem  Sohne,  die  sich  auch  in  den  Lobpreisungen  auf  denselben  offenbart,  trat 
in  der  Vorrede,  freilich  mit  einer  gewissen  Reserve  und  Zweideutigkeit  im  Aus- 
dnicke,  zu  Gunsten  des  BROWN^schen  Systems  in  die  Schranken  und  erregte 
dadurch  einen  grossen  Jubel  unter  den  Brownianern.  Solche  Parteinahme  kam  denn 
auch  dem  Inhalte  des  Buches  von  Joseph  F.  zu  Gute  und  verlieh  ihm  Autorität. 
In  dieser  Arbeit  finden  sich  aber  ebenfalls  manche  Abweichungen  vom  Meister,  wie 
denn  offenbar  mit  der  zunehmenden  Erfahrung  auch  die  medicinische  Einsicht  des  F. 
wuchs.  Das  zeigt  sich  in  den  im  folgenden  Jahre  erschienenen  „Erläuterungen 
dfT  Brownischen  Arzneylehre"  (Wien  1798),  in  dem  „Handbuche  der  Toxi- 
kologie*"  (Wien  1800,  1803,  1816;  in's  Französische  und  Italienische  über- 
setzt) und  vor  Allem  in  der  zweiten,  vollständig  umgearbeiteten  Auflage  der 
„Erläuterungen"  unter  dem  Titel:  „Erläuterungen  der  Erregungstheorie'*  (Heil- 
bronn 1803),    in  der    er    sich    auf   Röschlaub's    „Pathogenie"   stützt,    in    nicht 


430  FRANK.  —  FHANKENAU. 

wenigen  Sätzen  aber  wieder  einen  Schritt  mehr  sich  der  hippokratischen  Medicii 
nähert  und  frühere  Irrthtimer  offen  eingesteht.  Die  Reise  nach  Frankreich  iin< 
England  im  Jahre  1803  führte  ihn  weiter  auf  den  richtigen  Weg  der  Erkenntnis 
und  offen  gesteht  er  in  dem  Berichte  über  dieselbe  {„Reise  nach  Paris,  Lond&i 
vnd  einem  grossen  Theile  des  übrigen  Englands  vnd  Schottlands  in  Beziehun 
auf  Spitäler,  Versorgungshäuser  u,  s,  to,"  [Wien  1804 — 1805,  2  Theile 
2.  Aufl.  1816),  „wahrlich  nichts  ist  schädlicher,  als  wenn  man  in  einem  wa 
immer  für  einen  Schlendrian  fällt,  und,  indem  man  dieses  oder  jenes  Systei 
treu  befolgt,  nicht  besser  thun  zu  können  wähnet^  (2.  Thl.,  pag.  233)  am 
„die  Meinung,  der  Typhus  habe  seinen  Ursprung  blos  einer  asthenischen  Be 
schaffenheit  des  Körpers  zu  verdanken,  muss  denn  doch  als  eine  blosse  Hypothek 
betrachtet  werden"  (ebd.).  Nichts  konnte  überhaupt  für  die  wissenschaftlich 
Gesundung  F. 's  fordernder  sein,  als  eine  Reise  in  das  Land  der  nüchtern  beoli 
achtenden,  den  sophistischen  Systemen  abholden  Engländer  und  Schotten ,  auf  dl 
der  eigene  Landsmann  Bijown  nie  erheblich  Einfluss  gewinnen  konnte.  Ui 
so  fördernder  musste  die  Reise  sein,  da  sie  im  Gegensatze  zu  den  gewöhnliche 
sogenannten  wissenschaftlichen  Touren,  die  sich  meistens  an*s  Examen  anschliesse 
und  deren  Ergebnisse  somit  nur  auf  einen  der  Erfahrung  völlig  baren  Bode 
fallen,  da  sie,  sage  ich,  in  diesem  Falle  von  einem  schon  seit  Jahren  praktisc 
wie  literarisch  wirkenden  Manne  unternommen  wurde.  Seine  BEOWN'sche  Period 
schloss  F.  endlich  völlig  ab  in  seinen  ,jActa  instituti  clinici  Caesar eae  üniver 
>itatis  Vilnensis""  (Leipzig  1808—1812;  deutsch  Berlin  1810),  worin  F.  i 
liebenswürdigster  OflTenheit  eingesteht,  dass  er  sich  von  dem  Augenblicke  ai 
als  er  das  ewige  Licht  der  Natur  erblickt,  der  Fesseln  schämte,  an  welche  ihr 
doch  nicht  unauflöslich,  die  Liebe  zum  System  geschmiedet  hatte.  Und  soin: 
empfahl  er,  völlig  bekehrt,  das  Studium  des  Hippokrates  und  des  Sydenhah 
F.*s  Hauptwerk,  schon  1811  begonnen  und  bis  zu  seinem  Tode  fortgeführt  (de 
letzte  Band  1843  von  Pochelt  gearbeitet)  sind  seine  ^^Praxe^js  medicae  unioersa 
praecepta^  (Leipzig  1811 — 1843,  11  Bde.;  deutsche  und  französische  Uebo 
Setzung).  Es  wird  durch  die  Fülle  des  kritisch  gesichteten  Materials  und  de 
bibliographischen  Angaben  stets  seinen  Werth  behalten.  —  Der  Charakter  F.'s  wir 
als  ein  liebenswürdiger,  humaner  geschildert.  Seinem  grossen  Wohlthätigkeitftsinn 
verdankt  Wilna  die  Gründung  mehrerer  poliklinischer  Institute  für  arme  Krank 
und  die  Stiftung  von  Stipendien  für  arme  Studirende.  Der  Universität  Pavi 
liinterliess  er  den  grössten  Theil  seines  Vermögens. 

Bernhard  Hirschel,  Geschichte  des  Brown'schen  Systems  und  der  Erregungi 
theorie.  Dresden  und  Leipzig  1846,  8.  MaxSalomon. 

Franke,  Friedrich  F.,  zu  Laudsberg  in  Ober- Schlesien,  war  zu  WohU 
in  Schlesien  geboren,  wurde  1812  zu  Berlin  Doctor  mit  der  Diss.  „De  aviut 
encephali  anaMne^.  Er  war  später  Stadt-  und  Kreis-Physicus  an  dem  genannte 
Orte  und  verfasste  folgende  Abhandlungen :  „Eine  Hungercur  von  grossem  Er 
folge  (beim  offenen  Krebs) ,  obgleich  mit  endlichem  glücklichen  Ausgang 
(Kaüsch  ,  Memorabilien  der  Heilk.  1819)  —  „Hunger-  und  Inunctianscnr  ht 
Verhärtung  des  Uterus  und  bei  veralteten  syphilitischen  Leiden  mit  Zehrfieber 
(RüSt's  Magazin  1824)  —  „Ztveijährige  Lähmung  des  Rückenmarks  dura 
Phosphor  geheilt^  (Hüfeland's  Journal  1824)  —  „Eine  Lähmung  der  uiUere 
Extremitäten"^  (Froriep's  Notizen  1823)  u.  s.  w.  Er  starb  am  12.  December  183C 

Callisen,  VI,  pag.  444;  XXVIII,  pag.  105.  G. 

Frankenau,  Rasmus  F.,  in  Slagelse  auf  Seeland,  war  am  6.  Janna 
1767  zu  Kopenhagen  geboren,  studirte  auch  daselbst,  machte  1795 — 1797  ein 
Reise  nach  Deutschland  und  Oesterreich  mit  einem  Stipendium,  wurde  1797  Doctoi 
darauf  Districtsarzt  in  Kopenhagen  und  1798  Landphysicus  zu  Arendal  in  Koi 
wegen,  kehrte  1801  nach  Kopenhagen  zurtlck,  erhielt  1803  seinen  Abschied 
und  wurde  Secretär  der  in  Kopenhagen  eingesetzten  Commission  für  Sanitäispolii« 


FRANKENAU.  —  FRANTZ. 


431 


1810  wurde  er  zum  Hospitalarzt  in  Slagelse  ernannt  und  am  12.  Oetober  1814 
erfolgte  sein  Tod.  An  literarischen  Arbeiten  sind  von  ihm  vorhanden:  „Det 
of endige  Sundhedspoltti,  isaer  med  Hensyn  paa  de  danshe  Stater  og  Hoved- 
itaden**  (Kopenhagen  1801 ;  in's  Deutsche  übersetzt  von  B.  Fangel,  1804)  —  ^O^n 
Pesten,  Bidrag  til  denne  Sygd^ms  naermere  S/cildring^  (Iris  og  Hebe  1800)  — 
„Om  den  kjoebenhavnske Pest  17 11 — 72**  (Daselbst  1801) —  „Gall's  Physiognomik- 
theorie^  (Daselbst).  Ausserdem  gab  er  heraus:  „Sundheds-  og  Morskabstidende** 
(1808 — 1809),  übersetzte  eine  Anzahl  medicinischer  Werke  und  war  der  Verfasser 
einer  Menge  von  Reisebeschreibungen,  Gedichten,  Schauspieleu  u.  s.  w. 

Ingerslev,  II,  pag.  602.  —  Kiaer,  pag.  126.  G. 

Frankenius,  Johann  F.,  1590 — 1661,  kam  aus  der  Provinz  Wester- 
mannland nach  Upsala,  wo  er  sich  auf  eifrigste  mit  Naturwissenschaften  beschäftigte 
und  als  Professor  der  Physik  auch  eine  Menge  medicinischer  Dissertationen  im  Sinne 
paracelsistischer  Speculation  schrieb:  „De cerebro^  (1625)  —  „De  corde^  (1638)  — 
r,De  febribus""  (1643)  —  „De  scorbuto''  (1643)  —  „De  oculo  (1651).  —  Eine 
Pflanzengattung  aus  der  Familie  der  Caryophylleen  heisst  nach  ihm  „Frankenia". 

Biogr.  med.  IV.  W. 

Frankowitz,  s.  Flacius. 

*  Franks,  Ken  dal  F.,  zu  Dublin  ausgebildet,  dortselbst  (nach  einem 
Aufenthalte  in  Leipzig)  1876  promovirt  und  F.  R.  C.  S.  I.  1878,  wirkt  als  Surgeon 
am  Hospital  für  Brust-  und  Ohrenkrankheiten,  früher  als  Clinical  Clerk  am  Meath 
Hospital  (1873 — 1874).  Für  die  Arbeit:  „Injuries  and  diseases  of  articular 
cartilage^  (1875)  erhielt  er  die  Goldmedaille  der  Dubl.  Pathological  Soc.  Des 
Weiteren  publicirte  er  laryngologische  und  chirurgische  Casuistik  in  Dubl.  Med. 
Joum.  (1879),  Med.  Press  and  Circ.  (1882),  in  der  Transact.  Acad.  Med.  Irel.  (1883) 
und  in  den  Berichten  der  Pathological  Society).  ^y 

Frantz,  Johan  Godfried  F.,  wurde  am  20.  November  1833  in  Amsterdam, 
wo  sein  Vater  praktischer  Arzt  war,  geboren.  Er  studirte  4n  Amsterdam  und 
auch  in  Utrecht,  wo  er  1858  promovirte  mit  einer  ausgezeichneten  historisch- 
kritischen Dissertation  „Exhibens  notiones  anatomicas  et  physiologicas  de  vasorum 
nystemate  apud  veter  es,  ad  Galenum  usque^^  worin,  ausser  einer  ausführlichen 
historischen  und  genetischen  Uebersicht  der  ganzen  Lehre  vom  Pulse,  auch  das 
folgende  merkwürdige,  mittelst  mathematischer  Abbildungen  erläuterte  „Schema 
mechanismorum  motus  sanguinis  apud  veter  es"*  gegeben  wird: 


Mechanis- 
mus 


homogeneus 


allogeneus 


linearis 
circularis 
bilineana 

lineari-circul.  | 
bicircularis    I 


parallelas 
radialis 

parallelas 
radialis 


circul.secant. 
circul.tangent. 


Homerus 

Plato,  Aristoteles 

Lib    de  ossium  nat. 

Enipedocles,  Polybus 

Alcmacon,  Diogenes, 

Erasistratus 

Galenns 

Lib.  de  locis  in  honi. 

Harv'aeus 


900  A  C. 
H70-350 
350 
444-87 '> 

525,429,310 
160  P.  C. 
500  A.  C. 
1628  F.  C, 


»reiches  wirklich  Zeugniss  ablegt  von  der  genialen  Schöpfungskraft  des  Verfassers. 
^Is  praktischer  Arzt  in  Nieuwer-Amstel  (bei  Amsterdam)  wirksam ,  schrieb  er 
inter  dem  Motto:  „'IijTpo;  ^'Joco^o;  iioftfio;"  ein  tiefsinniges  philosophisches  Buch 
,De  opvoeding  van  den  geneesheer  als  mensch  en  als  geleerde^  (Amsterdam 
1861),  worin  er  sich  als  ein  sehr  gebildeter  Gelehrter  zeigte.  Danach  etablirte 
T  sich  als  Specialarzt  för  Elektrotherapie  in  Amsterdam  und  publicirte  „Een 
Woord  aan  ^^eerlands  genee^kundigen  by  myne  vestig'mg  als  Electrotherapeut^ 
Amsterdam  1862).  Später  (1863)  ging  er  als  solcher  nach  Batavia  (Insel  Java), 
FC  er  viel  Success  hatte.  1873  erkrankt,  kehrte  er  nach  der  Heimath  zurück 
nd  starb  bald  nach  seiner  Rtickhehr  in  Amsterdam  am  29.  Oetober  dieses  Jahres. 

C.  E.  Daniels. 


432 


FRANTZIUS.   —  FRÄSER. 


PrantzittS,  Alexander  von  F.,  zu  Danzig  im  Juni  1821  gebore 
bildete  sich  zuerst  hier  unter  C.  Th.  von  Siebold  (damals  Director  der  Hebamme 
schule)  aus  und  begab  sich  1842  nach  Heidelberg,  dann  nach  Berlin,  um  hie 
1846,  promovirt  zu  werden.  1847  arbeitete  er  mit  v.  Siebold  und  EcKi 
zoologisch  in  Triest,  1848 — 1850  war  er  viel  durch  die  politischen  Verhältniss 
besonders  aber  auch  durch  Krankheiten  behindert.  Erst  1851  habilitirt«  er  8i( 
in  Breslau,  begab  sich  indess  1853  nach  Paris,  wo  er  prakticirte  und  Natu 
Wissenschaften  trieb,  und  Hess  sich  bei  seiner  Rückkehr,  1868,  zuerst 
Heidelberg,  dann  1875  zu  Freiburg  i.  B.  nieder.  Von  1871  bis  zu  seinera  a 
18.  Juli  1877  erfolgten  Tode  fungirte  er  als  Generalsecretär  der  deutschen  anthr 
pologischen  Gesellschaft.  Seine  zoologischen,  zootomischen  und  rein  anthropologische 
Publicationen  finden  sich  aufgezählt  in  der  unten  genannten  Quelle.  Die  „Beiträge  zi 
Entvncklungsgeschichte  des  peripherischen  Nervensystems^  (Zeitschr.  f.  wissenscl 
Zool.,  Bd.  111)  und  „  lieber  die  Eingeborenen  Costa-Ricas"^  (Arch.  f.  Anthropol 
Bd.  IV)   seien  hier  hervorgehoben. 

Hahn  bei  Dechambre.  W. 

Franz.  Drei  deutsche  Aerzte.  Johann  Georg  Friedrich  F.,  2 
Leipzig  am  8.  Mai  1737  geboren,  studirte  dort  zuerst  Theologie,  dann  Medicii 
wurde  in  letzterer  1778  Doctor,  nachdem  er  bereits  1761  Dr.  philos.  geworden  wa 
Er  brachte  es  zum  Extraordinarius  1781  und  lehrte  als  solcher  bis  zu  seine 
Tode,  14.  April  1789.  Er  schrieb  als  Polyhistor,  der  er  auch  blieb  während  mm 
medicinischeu  Carrifere,  viel,  jedoch  nichts  von  nachhaltiger  Bedeutung  (s.  Quelle 
Erwähnung  verdient  er  hauptsächlich  als  Nachfolger  Leske's  in  der  Redactioo  d( 
„Commentarii  de  rebus  iü  scientia  naturali  et  medicina  gestis"  (vom  XXIX.  B 
ab)  und  als  Uebersetzer  einiger  TissOT'scher  Schriften.  —  Nur  der  Unterscheidui 
wegen  sei  als  einer  der  ersten  Schüler  Hahnemann*s  Carl  Gottlob  F.  erwähn 
—  John  Charles  Augustus  F.  endlich,  in  Leipzig  medicinisch  ausgebilde 
ging  früh  nach  England,  war  in  Brighton  thätig  von  Mitte  der  Dreissiger-Jahi 
ab  und  schrieb  ausser  casuistischen  und  Badeschriften:  „The  eye,  a  treatise  c 
the  ait  of  preserving  this  organ  etc,^  (London  1839). 

Hahn  bei  Dechambre.  W. 

Frapolli ,  Francesco  F. ,  zu  Mailand ,  wurde  in  Pavia  Doctor  un 
1769,  zwölf  Jahre  nach  seiner  Promotion,  zusammen  mit  Fbancesco  Biü) 
ordinirender  Arzt  am  Ospitale  maggiore.  Seine  Berühmtheit  verdankt  er  einzi 
einem  Schriftchen :  „Animadversiones  in  morbum,  vulgo  pelagram^  (Mailand  1771 
das  zum  ersten  Male  in  ernstlicher  Weise  diese  Krankheit  abhandelte  und  d( 
Vorläufer  der  Arbeiten  von  Ghebardini  und  Strambio  gewesen  ist.  Einige  Jab 
später,   1773,  starb  er  bereits. 

Andrea  Verga  in  Gazz.  medica  italiana-Lombardia  1871,  pag.  361.  <^». 

Fräser.  Unter  den  zahlreichen  verstorbenen  englischen  Aerzten  diese 
Namens  verdienen  hier  Aufnahme:  Henry  F.,  als  Verfasser  geschätzter  Schrifte 
über  die  Inoculation  (London  1805)  und  eines  „Treatise  an  epilepsy"^.  - 
William  W  e  m  y  s  s  F. ,  Militärarzt ,  von  1825  ab  Superintendent  der  Militäi 
hospitäler  in  Gibraltar,  später  in  Liverpool,  wo  er  1832  starb.  —  James  F 
1820 — 1870,  der  mehrere  Jahre  Professor  der  medicinischeu  Klinik  in  Glasgow 
war  und  später  als  medicinischer  Inspecteur  der  Clydehäfen  fungirte. 


Hahn  bei  Dechambre. 


W. 


*  Fräser,  Thomas  Richard  F.,  renommirter  Pharmakolog  in  Edinburg 
wurde  daselbst  mit  einer  goldgekrönten  Dissertation  1862  Doctor,  F.  R.  C.  P 
Edin.  1869,  dann  Professor  der  Materia  medica  an  der  Universität  zu  Edinbnri 
und  Mitglied  amerikanischer  und  coutinentaler  Gesellschaften.  Sowohl  seine  Arbei 
„On  the  physiological  action  of  the  Calabar-bean^  Fhysostigma  venenasum^ 
(Transact.  of  the  R.  Soc.  Edin.,  Bd.  XXIV),   als  die  „On  the  cannexion  bettceei 


FRÄSER.  —  FREIND. 


438 


chemical  Constitution  and  physiological  action**  (Daselbst,  Bd.  XXV)  erhielten  Preise 
(Barbier  und  Macdougall-Brisbanej.  Besonders  hervorzuheben  ist  aus  den 
zahlreichen  Fachaufsätzen,  welche  er  in  den  Zeitschriften  erscheinen  Hess,  noch 
y,An  investtgatian  into  some  previoualy  undescribed  tetanic  Symptoms  produced 
hy  alropia  in  cold-blooded  aninials^  (Daselbst).  W. 

Franendoerffer,  P  h  i  1  i  p  p  F.,  aus  Königswiesen  in  Oberösterreich  gebürtig, 
lange  Jahre  Provinzialarzt  in  Brunn,  wo  er  auch  1702  starb,  schrieb  viel,  besonders 
in  den  Denkwürdigkeiten  der  Akademie  der  Naturforscher,  der  er  als  Herodicus 
angehörte,  jedoch  ausser  „Spolia  lUppocratica^  (Brunn  1699)  und  „Opusculum 
de  morbls  mulierum'^  (Nürnberg  1696)  nichts  Nennenswerthes. 

Biogr.  mW.  IV.  W. 

Fr^bault,  J.-F.  F.,  zu  Nevers,  wurde  1806  zu  Paris  Doctor  mit  der 
rhese  „Sur  les  heniies  abdominales^,  über  welch*  letztere  er,  wie  er  darin 
»agt,  seit  langer  Zeit  als  Chirurg  eines  bedeutenden  Hospitals  und  Hospizes 
nichtige  Erfahrungen  zu  sammeln  Gelegenheit  gehabt  hatte.  Er  publicirte 
msserdem  noch  folgende  Beobachtungen:  „Observation  sur  un  cristallin  qui  a 
TüssS  par  la  pupille  dans  la  chambre  antSrieure  de  Voeil  droit,  h  la  suite  de 
evhalalgies  violentes  et  ckroniques  etc,"  (Joum.  g6n6r.  de  m6dec.  1817)  — 
,Sur  un  coup  de  feu  extrhnement  yrave  a  la  rSgion  iliaque  droits^  (Daselbst) 
^Observation  d!un  squirrhe  volumineux  de  Vestomac  etc.^  (Daselbst  1819)  — 
,Extratt  dlune  Observation  sur  la  sortie  spontanie  d^un  calcul  urinaire,  chez 
m  enfant  par  la  plaie  faite  au  perinSe  trois  mois  auparavent*^  (Daselbst). 

De  chambre,  4.  S6rie,  T.  VI,  pag.  37.  —  Callisen,  VI,  pag.  453.  G. 

Freilas,  A  Ion  so  de  F.,  gegen  Ende  des  16.  Jahrhunderts  zu  Granada 
romovirt,  bekämpfte  in  Andalusien  von  1603  ab  die  Pest  und  stand  in  solchem 
[ufe,  dass  sein  Werk:  „Conocimiento,  curacion  y  preservacion  de  la  peate^ 
uf  Kosten  Philipp's  HI.  (Jaen  1606)  herausgegeben  wurde. 

Hahn  bei  Dechambre.  W. 

Freind,  John  F.,  wurde  1675  zu  Croton  in  der  Grafschaft  Northampton 
eboren,  wo  sein  Vater  ein  angesehener  Geistlicher  war.  Er  besuchte  das  West- 
linster  College  und  von  1740  an  die  Universität  Oxford,  wo  er  sich  mit  grösstem 
ifer  dem  Studium  der  schönen  Wissenschaften  widmete.  Für  seine  grossen  geistigen 
nlagen  und  seine  erlangten  sprachlichen  Kenntnisse  zeugen  die  üebersetzungen 
reier  griechischen  Reden  („Aeschini  contra  Gtesiphontem  et  Deniosthenis  de 
rrona  orationes"*  Oxford  1696;  1715)  und  die  unter  seiner  Aufsicht  heraus- 
?gebenen  Metamorphosen  des  Ovid  („Ovidii  metam^orphoseon  libri  XV ^  Daselbst 
596).  Grosses  Aufsehen  erregte  1700  auch  eine  lateinische  Ode  auf  den  Tod 
;8  Herzogs  von  Glocester.  Inzwischen  hatte  F.  sich  dem  Studium  der  Medicin 
igewandt  und  1699  eine  Abhandlung  über  einen  Fall  von  Hydrocephalus, 
rOl  über  eine  eigenthümliche  Krampfkrankheit  in  Form  von  Briefen  an  den 
Tühmten  Sloane  verfasst,  die  beide  in  den  Philos.  Transact.  veröffentlicht 
irden.  1701  erhielt  er  das  Baccalaureat  und  1703  erschien  ein  grösseres  Werk  : 
Emmenologia ,  in  qua  ßuxus  muliebris  menstrui  phaenomena ,  periodi,  vitia, 
m  medendi  methodo^  ad  rationes  mechanica^  exiguntur^  (Oxford  1703,  4.; 
►tterdam  1711,  8.  und  öfter;  französisch,  Paris  1730,  12.).  Diese  Schrift 
ganz  im  Geiste  der  latromechanik  geschrieben  und  eine  schai-fe  Verurtheilung 
r  Chemiatrie.  F.  hält  die  Structur  und  Zahl  der  Blutgeßlsse,  die  nach  ihm 
i  Frauen  grössere  Weite  der  Bauchaorta  für  die  Ursache  der  periodischen 
Qtung.  Im  folgenden  Jahre  ernannte  ihn  die  Universität  Oxford  zum  Lehrer  der 
emie,  er  verliess  aber  schon  nach  einem  Jahre,  1705,  diese  Stellung,  obgleich 
ne  Vorlesungen  grossen  Beifall  fanden ,  um  den  Grafen  Peterborough  als 
litärarzt  nach  Spanien  zu  begleiten.  Hier  diente  er  zwei  Jahre,  folgte  seinem 
ef  dann  nach  Italien,  wo  er  mit  Baglivi  und  Lancisi  in  nähere  Verbindung 
Biogr.  Lexikon.  IL  ^Ö 


434 


FREIND.  —  FREITAG. 


trat,  und  kehrte  hierauf  nach  England  zurück,  wo  er  zur  Vertheidigung  sei 
G()nner8,  des  Grafen  Peterborough,  dem  das  Misslingen  des  Feldzuges 
Königreich  Valencia  Schuld  gegeben  wurde,  einen  Bericht  über  den  Feldzug  > 
öffentlichte  (1706).  F.  wurde  nun  Doctor  und  Hess  seine  Vorlesungen  ü 
Chemie  auf  Wunsch  seiner  ehemaligen  Zuhörer  im  Druck  erscheinen:  „Prm 
tiones  chymicae^  in  quihus  omnes  fere  operationes  chymicae  ad  vera  principia 
ipaius  natutae  leges  rediguvtur**  (London  1709,  8.;  Amsterdam  1710,  8.,  1718, 
Paris  1727,  12.  und  öfter).  1712  wurde  er  Mitglied  der  Royal  Society  und  begleit 
bald  darnach  den  Herzog  von  Ormond  als  Leibarzt  in's  Feld  nach  Flandern.  Ni 
geschlossenem  Frieden  suchte  F.  im  nächsten  Jahre  wieder  London  auf  und  widm 
sich  der  Praxis,  und  zwar  mit  solchem  Erfolge,  dass  er  bald  zu  den  angesehens 
und  beschäftigtsten  Aerzten  zählte.  1716  ward  er  Mitglied  des  Royal  College 
Physicians,  1718  dessen  Vorsitzender  und  hielt  als  solcher  1720  die  Harvey-Re 
„Oratio  anniversaria  .  ,  ,  .  in  eorum  commemoratiofiej  qui  aua  in  hoc  coUegi 
beneßcientia  claruerunt^  (London  1720,  4.),  oratorisch  und  vom  historiscl 
Standpunkte  aus  ein  Meisterwerk.  F.  hatte  nämlich  inzwischen,  besonders  bcfäl 
dazu  durch  seine  gediegenen  philologischen  Kenntnisse,  der  Geschichte  sei 
Wissenschaft  und  deren  Hauptvertreter,  dem  Hippokrates,  seine  Studien  zu 
wandt,  denen  so  herrliche  Früchte  noch  erwachsen  sollten.  Als  erstes  Resu 
derselben  veröffentlichte  er:  „Hippocratis  de  viorbis  populairibus  liber  pm 
et  tertius ,  graeco-latinus.  His  accommodavit  n^oveni  de  fehribus  commentar 
(London  1717,  4.).  Beweise  seiner  vortrefflichen  Beobachtungsgabe  sind  sc 
beiden  Schriften  über  die  Blattern:  „De  purgtintibus  in  secunda  variolarum  c 
fluentium  febri  adhibendis  epistola**  (London  1719,  4.;  Amsterdam  1720, 
und  „De  quibusdam  variolarum  generibus  epistola^  (London  1723,  4.),  bc 
an  seinen  wissenschaftlichen  Freund  Mead  gerichtet.  Das  Ansehen,  das  F.  i 
in  der  wissenschaftlichen  Welt  durch  seine  Werke  und  sein  praktisches  Wirl 
in  der  politischen  und  gesellschaftlichen  durch  seinen  unantastbaren,  selbstständi 
Charakter  erworben,  veranlasste  den  Flecken  Launceston,  ihn  1722  in*s  Parlam 
zu  wählen.  Hier  schloss  F.  sich  der  Opposition  an  und  ward  am  15.  März  11 
wegen  seiner  energischen  Gegnerschaft  auf  Betreiben  des  Ministers  Robi 
Wal  pole  in  den  Tower  geworfen,  aber  dm*ch  Vermittlung  seines  politisc 
Gegners,  wenn  auch  wissenschaftlichen  Freundes  Richard  Mead,  der  dem  Mini 
Walpole  nur  unter  der  Bedingung  der  Freilassung  F.'s  in  einer  schwc 
ELrankheit  seinen  Beistand  zugesagt  haben  soll  und  auch  Caution  fftr  F.  leisl 
am  28.  November  desselben  Jahres  aus  dem  Kerker  wieder  befreit.  Seine  Gefan« 
Schaft  benutzte  F.,  um  den  obengenannten  zweiten  Brief  über  die.  Pocken  zu 
fassen  und  den  Plan  seiner  Geschichte  der  Medicin  zu  entwerfen  und  mit  Abfags 
derselben  zu  beginnen.  Letzteres  Werk  erschien  zwei  Jahre  später :  „  The  hi^ 
of  physic  front  the  time  of  Galen  to  the  beginnin g  of  the  16.  Century*^  (Lob 
2  voll.  1725 — 1726,  und  öfter  in's  Lateinische  und  Französische  fiberse 
eine  classische,  auf  gründlichen  Quellenstudien  beruhende  Arbeit,  in  pragmati» 
Art,  d.  h.  immer  im  Hinblick  auf  den  Nutzen,  welchen  die  Geschichte  der  Wis 
Schaft  leisten  soll,  geschrieben,  eine  Fortsetzung  des  Le  CLEEc'schen  Werkes, 
F.  ist  unstreitig  der  grösste ,  leider  auch  der  letzte  medicinische  Historiker , 
Englands  Boden  erzeugt.  Gefeiert  als  Politiker  und  Arzt,  1727  zum  Leibarzte 
Königin  Karoline  ernannt,  verlebte  F.  seine  letzten  Lebensjahre  und  starb 
26.  Juli  1728.  Seine  „Opera  medica  omnia^  erschienen,  von  Wigan  gesam 
und  in's  Lateinische  übersetzt  (London  1733,  Fol.;  Venedig  1733,  4.;  Amstei 
1734,  4.,  3.  Ausg.;  Paris  1735,  4.)  mit  einer  Biographie  F.*s  von  Wigand  v«rf 
Biogr.  m6d.  IV,  pag.  263.  —  Dict.  bist.  II,  pag.  394. [t-,  Max  sTT^mo 

Freitag,  Johann  1.  F.,  am  30.  October  1581  zu  Niederwesel  (bei  Ol 
geboren,  wurde  in  seiner  Jugendausbildung  durch  die  vielen  Umzüge  seiner  i 
testantischen)  Eltern  sehr  gehemmt,  studirte  zuerst  Philosophie  in  Rostock,  dai 


FREITAG. 


4.35 


Helmstädt;  hierauf  erst  —  durch  Meibom  angeregt  —  Mediein.  Bereits  im  Alter 
Ton  23  Jahren  erhielt  er  ein  Extraordinariat,  wurde  dann  Leibarzt  bei  Philipp 
Sigism und  von  Braunschweig  und  bei  dessen  NefFcii  Friedrich  Ulrich  (1623). 
Religionsschwierigkeiten  uöthigten  ihn  jedoch  1631,  nach  Groningen  überzusiedeln, 
wo  er  seine  Professur  bis  zu  seinem  Tode,  1641,  ausfüllte.  Seine  Arbeiten  bewegen 
ßicb  im  Gesichtskreise  der  iatrochemischen  Schule,  so :  „Noctes  medicae^  (Frankfurt 
1616)  —  „Disputatio  medtca  de  morbis  substantiae^  (Groningen  1632)  — 
,jDe  opii  natura"  (Groningen  1632;  Leipzig  1633)  und  die  ebenfalls  zweimal 
aufgelegte  „Detectio  et  solida  refutatio  novae  sectae  Sennerto  - Paracsltncae" 
(Amsterdam  1636;  Groningen  1637).  —  Johann  2.  F.,  am  25.  März  1587  zu 
Perleberg  geboren,  studirte  in  Frankfurt,  Wittenberg,  Wien,  Basel  und  Padua,  wo 
er  1617  doctorirte.  Er  wirkte  mit  grossem  Rufe  in  Regensburg.  Weniger  seiner 
abstrusen  Schriften,  als  der  Unterscheidung  wegen  ist  er  hier  zu  nennen  und 
Doch  zu  betonen,  dass  den  „Catalogi  testium  veritatis  chymiatricae  prodromus" 
(Quedlinburg  1635,  1636)  weder  er,  noch  Johann  1.  F.  verfasst  hat,  sondern 
ein  sonst  nach  seinen  Lebensdaten  ganz  unbekannter  Johann  Heinrich  F. 
Eloy,  IL  —  Biogr.  m6d    IV,  pag.  267.  —  Dict.  bist.  IV,  pag.  397.  W. 

Freitag,  Johann  Conrad  F.  (Vater),  wurde  in  Höngg,  einem  unweit 
Zürich  gelegenen  Dorfe,  geboren.  Das  Jahr  seiner  Geburt,  sowie  seine  früheren 
Scbicksale  sind  nicht  bekannt,  nur  so  viel  scheint  sicher  zu  sein,  dass  er  schon 
vor  dem  Jahre  1699  in  Zürich  eine  ausgedehnte  Praxis  betrieben  hat,  da  ihm 
diese  Stadt  im  Jahre  1699  das  Bürgerrecht  schenkte.  Einen  wie  bedeutenden 
Umfang  seine  praktische  Thätigkeit  gehabt  haben  muss,  beweist  folgende  That- 
saebe.  Im  Jahre  1704  wurde  die  Stelle  des  Züricher  Stadtschnittarztes  frei  und 
als  Bewerber  um  dieselbe  traten  auf  Dr.  Steinfels,  welcher  bereits  seit  34  Jahren 
in  Zürich  prakticirte  und  10  Jahre  lang  auch  schon  stellvertretender  Stadtschnittarzt 
gewesen  war,  sowie  F.  Bei  der  Wahl  erhielt  nun  Dr.  Steinfels  nur  eine  einzige 
Stimme  mehr,  wie  sein  Mitbewerber  F.  Diese  Niederlage  mit  einer  einzigen  Stimme 
giebt  für  die  ehrenvolle  Anerkennung,  welcher  sich  F.  erfreute,  das  beredteste 
Zeugniss.  1705  wurde  F.  stellvertretender  und  1708  wirklicher  Stadtschnittarzt. 
Sein  Tod  erfolgte  im  Jahre  1738.  Eine  hervorragende  Rolle  spielt  F.  in  der 
Ophtbalmochirurgie ,  speciell  in  der  Operation  des  grauen  Staares.  Allerdings  ist 
seine  pathologische  Anschauung  von  der  Natur  des  Staares  noch  vollständig  die 
antike,  insofern  er  den  Sitz  des  Staares  nicht  in  der  Linse  suchte;  aber  die  von 
F.  geübte  Technik  der  Operation  zeigt  einen  entschiedenen  Fortschritt.  Mit  einer 
eigens  von  ihm  construirten  Nadel  übte  er  nämlich  die  Depression  und  versuchte 
alsdann  eine  Extraction  der  Kapsel ,  und  zwar  immer  durch  die  Sclerotica ,  nie- 
mals durch  die  Cornea.  Eine  Beschreibung  dieser  Methode  giebt  der  Sohn  F. 's 
in  seiner  Dissertation:  „De  Cataracta"  (Strassburg  1721)  und  von  Müralt  in 
„Schrißen  von  der  Wund-Arztney"  (Basel  1711).  Uebrigens  machte  F.  unter 
Umständen  auch  einen  ausgiebigen  Hornhautschnitt.  So  entfernte  er  z.  B.  einem 
Arbeiter  ein  Sttick  Draht  aus  der  vorderen  Kammer,  welches  drei  Jahre  daselbst  . 
gelegen  hatte,  in  der  Weise,  dass  er  die  Cornea  am  Rande  der  Iris  dreist  ein- 
schnitt.   Wir  müssen  also  ohne  Zweifel  in  F.  einen  Vorläufer  Daviel's  erblicken. 

Johann  Heinrich  F.  (der  Sohn);  sein  Geburtsjahr  ist  uns  nicht  bekannt 
and  wissen  wir  tlber  seinen  Bildungsgrad  nur  so  viel,  dass  er  bei  seinem  Vater  J.  C.  F. 
iie  erste  Anleitung  und  die  völlige  Ausbildung  zum  Chirurgen  erhielt.  In  Strass- 
burg vollendete  er  seine  Studien  und  promovirte  daselbst  auch;  er  publicirte  bei 
lieser  Gelegenheit  mit  der  oben  genannten  Dissert.  ,jDe  Cataracta"  und  „De  oscheo-, 
mtero'  et  bubonocele  Belvetiae  incolis  frequentibas"  (Strassburg  1721).  Die  erstere 
Arbeit  enthält  eine  Beschreibung  der  Staarextractionsmethode  seines  Vaters  und 
liat  in  Folge  dessen  einen  nicht  unbedeutenden  historischen  Werth.  Er  starb  schon 
jehr  zeitig  im  Jahre  1725,  so  dass  sein  Vater  ihn  um  13  Jahre  überlebte. 

Meyer-Ahrens,  Joh.  Conrad  F.  und  sein  Sohn  Joh.  Heinr.  F.  von  Zürich.  — 
r.  Langenbeck's,  Archiv  für  klin.  Chirurgie.  III,  Heft   1  u.  2,   pag.  57.     Ein  Porträt  F., 

28* 


436 


FREITAG.  —  FRENZEL. 


sowie   eine  Abbildung    seiner   Staarnadel  findet  man  in   „Die  Aerzte  Zürichs^,  NenjahrabU 
zum  Besten  des  Waisenhauses  in  Zürich  für  1871.  Stück  34.  Magnus. 

de  Premery,  Nicolaas  Cornelia  F.,  der  Vater,  im  Jahre  1770  i 
Overschie  geboren,  studirte  in  Leyden,  wo  er  1790  zum  Dr.  philos.  (Diss.:  „L 
fulmine^)  und  1793  zum  Dr.  med.  (Diss. :  „De  mtUcUionibns  figurae  pdvi 
praesertim  ns ,  quae  ex  ossium  emollüione  oriuntur^)  promovirt  wurde.  I 
war  bis  1795  in  Haarlem  praktisch  wirksam,  als  er  nach  Utrecht  gemff 
wurde  als  Prof.  ehem. ,  pharm,  et  histor.  naturalis.  1815  wurde  er  auch  zu 
Prof.  med.  ernannt.  Nach  4  5j  ähriger  Amtserfüllung  nahm  er  1840  seine  En 
iassung  und  starb  1844.  Ausser  zwei  Abhandlungen:  „lets  over  den  invlot 
van  de  meuwei'e  schetkundige  theorie  ook  op  de  beoefening  der  geneeskund 
en  eene  daarop  gegronde  geneeswyze  van  den  diabetes  mellitus*'  und  „  Waa 
neming  van  eene  zeer  aanmerkelyhe  ontaarding  van  het  regier  ovarium*',  hat  ( 
nur  naturhistorische  Schriften  nachgelassen,  meist  über  chemische  und  zoologiscl 
Gegenstände.  —  Petrus  Johannes  Isaac  de  F.,  der  Sohn,  1797 
Utrecht  geboren,  wurde  daselbst  nach  beendigtem  Studium  im  Mai  1819  zo 
Doctor  promovirt  mit  einer  „Dissert,  de  hydrope  Ugamentorum  läeri",  S( 
1829  in  Utrecht  als  Prof.  extraord.  chemiae  angestellt  (Antrittsrede:  „De  ratwi 
qua  chemia  artibus  adhibita  in  commune  patriae  emolumentum  optime  tradatur^ 
übte  er  doch  seine  sehr  ausgedehnte  ärztliche  Praxis  weiter  aus  und  starb  185 
Er  schrieb:  „Archief  voor  den  aziatischen  brakloop  en  al  wat  daartoe  betrekkii 
heejt*^  (Utrecht  1832 — 1834)  und  einige  chemische  und  biographische  Abhandlunge 

C.  E.  Daniels. 

* Frömineau ,  Henri-Fortunö  F.,  zu  Paris,  ist  daselbst  am  20.  M 
1828  geboren,  studirte  von  1848  an,  wurde  nacheinander  Doctor  der  Medic 
(1856),  der  Chirurgie  (1862),  der  Naturwissenschaften  (1868),  sowie  Apothek 
I.  Cl.  (1868)  und  hielt  in  der  ficole  pratique  von  1859  bis  1861  Curse  üb 
mikroskopische  Anatomie,  Therapie  und  Pathologie.  Er  publicirte  eine  Denkschri 
über  die  Anwendung  des  Chloroforms  bei  Augenoperationen  (1852)  und  ei 
These  unter  dem  Titel:  „Propositions  m^dicales**  (1856),  enthaltend  drei  vc 
Bchiedene  Abhandlungen,  ferner  einige  Abhandlungen  in  Zeitschriften  über  e 
Mastdarm-Pessarium,  über  Amaurose,  die  Anwendung  des  Sonnenspectrums  bei  d 
Beleuchtung  des  Mikroskops,  über  den  Kaiserschnitt  u.  s.  w. ;  ausserdem:  „D 
devoirs  et  des  qualit^s  du  mMecin"*  (1855)  —  „Faradisatians  ä^drtqtu 
nouveaux  appareils^  (1860)  —  „Deplacements  de  VutSruSy  leur  traüement  pi 
la  mSthode  diorthostSnosique**  (1860)  —  „Chütes  du  rectum  etc.*'  (1860)  - 
„  Traüement  curatif  des  maladies  des  voies  respiratoires^  et  de  la  phthisie  pt 
monaire  en  particulier,  par  le  phosphate  acide  de  chaux**  (1872).  Dazu  eini| 
naturwissenschaftliche  Arbeiten,  wie  Färbung  der  Vogelfedern  (1868),  Anwendui 
der  Liliaceen  und  ihrer  Producte  in  der  Phamiacie  (1869),  das  Gefässsystem  d 
europäischen  Geföss-Kryptogamen  (1868). 

Glaeser,  pag.  266.  ti. 

Frenzel.  Der  älteste  deutsche  Arzt  dieses  Namens  ist  Joachim  F.,  a 
Kamenz,  1611 — 1669.  Er  studirte  in  Franeker,  reiste  als  Hauslehrer  mit  sein 
Zöglingen  in  Frankreich  und  beendete  seine  Studien  erst  später  mit  der  Promoti 
zu  Padua.  Er  erhielt  den  anatomischen  Lehrstuhl  in  Franeker,  refusirte  d 
gleichnamigen  der  Leydener  Universität  und  schrieb :  „Exercitaitones  anaiomic 
in  historiam^  (Franeker  1660).  —  Daniel  Gottfried  F.,  sowie  die  Brfid 
Johann  Samuel  Traugott  F.  und  Johann  Theodor  Gott  lieb  F.,  mflss 
von  Jenem  und  untereinander  unterschieden  werden.  Einigen  Ruf  hat  der  Letzt« 
durch  seine  Arbeiten  über  Veterinärkunde,  die  er  als  Professor  in  Dresden,  r« 
Leipzig,  erscheinen  Hess,  so:  „Praktisches  Handbuch  für  Thierärzte  u; 
Oekonomen^  (Leipzig,  3  Thle.  in  den  Jahren  1794 — 1797;  Zusätze  hierzu  Dasell 
1800 — 1801) —  ;,  Ueber  die  Franzosenkrankheit  des  Rindviehes*^  (Daselbst  1791 

D  u  r  e  a  u  bei  D  e  c  h  a  m  b  r  e.  W 


FRÄßE.  —  FRESE. 


437 


Fröre  Gdme,  Fröre  Jean  de  SaintGöme,  s.  Baseilhac,  Jean  B.,  Bd.  I, 
pag.  320. 

Fröre  Jacques,  s.  Baulot,  Jacques  B.,  Bd.  I,  pag.  331. 

*Frerichs,  Friedrich  Theodor  F.  (seit  1884  v.  Frerichs),  wurde  am 
24.  März  1819  zu  Aurich  geboren,  studirte  in  Göttingen,  wo  er  1841  promovirt 
^urde  und  Hess  sich  zunächst  auf  kurze  Zeit  in  seiner  Vaterstadt  als  Arzt  nieder. 
5ald  jedoch  kehrte  er  nach  Göttingen  zurück ,  wo  er  sich  habilitirte  und  Extra- 
)rdinarius  wurde,  auch  mehrfach  wissenschaftliche  Ausbildungsreisen  unternahm. 
1849  erfolgte  seine  Berufung  nach  Kiel  als  Director  der  inneren  Klinik,  1851  eine 
Prüfung  in  gleicher  Eigenschaft  nach  Breslau.  Hier  trat  er  in  vieler  Beziehung 
efonnirend  auf,  verwerthete  die  pathologische  Anatomie  in  ganz  origineller  Weise, 
ndem  er  600 — 700  Sectionen  pr.  a.  selbst  anstellte  und  brachte  die  Breslauer  Klinik 
;u  einer  vorher  ungekannten  Blüthe.  Seine  Berufung  als  Nachfolger  Schobnlein's 
lach  Berlin  erfolgte  1859,  so  dass  er  daselbst  1884  sein  fünfundzwanzigjfthriges 
fabilänm  als  Kliniker  feiern  konnte.  F.  war  lange  Jahre  Mitglied  der  preussischen 
rissenschaftlichen  Deputation  filr  das  Medicinalwesen  und  fungirt  noch  jetzt  als 
'ortragender  Rath  im  Cultusministerium.  —  Schriften:  „De polyporum  structura 
)enitiort"  (Göttingen  1843)  —  „  Untersuchungen  über  Galle  in  physiologischer 
tnd  pathologischer  Beziehung^  (Daselbst  1845)  —  „Commentatio  de  natura 
niasmatis palustris**  (Habilitationsschrift,  Dasdbst  1846)  —  f^Ueler  Gallert-  und 
JoUoidgeschumlste**  (1847)  —  f,Ueber  das  Mass  des  Stoffwechsels,  sotvie 
Iber  die  Verwendung  der  stickstoffhaltigen  und  stickstofffreien  Nahrung sstoffe^ 
Mülleb's  Archiv  1849)  —  „Die  BrigMsche  Nierenkrankheit  und  deren  Be- 
andlung*'  (Braunschweig  1851)  —  „Klinik  der  Leberkrankheiten**  (Daselbst 
858)  —   „lieber  den  Diabetes**  (Beriin   1884).  W. 

FrescM,  Francesco  F.,  über  dessen  Lebensdaten  unsere  Quelle  schweigt, 
rirkte  als  Arzt  in  Piacenza  (Parma)  und  hat  seinen  Namen  erhalten  als  Weiter- 
«arbeiter  von  Sprengeles  pragmatischer  Geschichte,  sowie  als  Schüler  Rasori*s 
nd  warmer  Vertheidiger  von  dessen  Lehren.  Die  zweite  Ausgabe  von  Sprengel 
rschien  Florenz  1840 — 1846;  die  Titel  der  in  zweitgenannter  Richtung  von  ihm 
ublicirten  Schriften,  welche  theils  zu  Mailand  (1836 — 1846),  theils  in  den 
omali  universali  und  anderen  Journalen  erschienen,  zählt  Hahn  auf. 

Hahn  bei  Dechambre.  W. 

Frese,  Heinivich  von  F.,  geboren  am  2.  März  1748  zu  Reval,  Sohn  des 
Bürgermeisters  daselbst,  besuchte  das  Gymnasium  seiner  Vaterstadt  und  studirte 
[edicm  in  Berlin,  Leipzig,  Paris  und  Leyden  und  wurde  am  letzten  Orte  am 
6.  Juni  1772  Dr.  med.  („Spec.  inaug,  obstetriciomed,  de  capite  in  partu 
raetematurali  excutiendo** ^  VIII  u.  32  pp.  4.).  Nach  einer  Reise  durch  Frank- 
nch  und  längerem  Aufenthalte  in  Paris,  kehrte  er  nach  Russland  zurttck  und 
Tirde  in  Petersburg  am  26.  Februar  1774  examinirt.  F.  war  zuerst  Militärarzt, 
ann  praktischer  Arzt  in  Mohüew,  später  Lehrarzt  am  Moskauer  Hospital; 
ier  unterrichtete  er  in  Physiologie,  Pathologie,  Therapie  und  Materia  medica. 
r  sandte  dem  medicinischen  CoUegium  zwei  gelehrte  Abhandlungen  ein;  „De 
imore  cystico  notabilis  magnitudinis  cum  successu  exstirpato**  und  „De 
laoctllae  inferioris  fractura  alia,  quam  a  plerisque  chirurgiae  scriptoribus 
>mmend,  methodo  sanata**)  und  erbat  sich  den  Titel  ein  Professors,  welchen 
*  im  August  1783  erhielt.  Im  Jahre  1797  schickte  er  an  das  medicinische 
oUegium  das  Project  zur  genauen  Feststellung  der  Geburten  und  Sterbefälle  in 
oskan  (Plan  zu  einetn  statistischen  Institut).  Das  Collegium  billigte  das  Project  und 
nannte  den  Verfasser  zum  Ehrenmitgliede  am  20.  August  1797.  Er  starb  in 
oskau  am  14.  Januar  1809.  —  Sein  Bruder  Jakob  F.,  geboren  in  Reval  (?)  war 
:ab»-Chirurg  in  St.  Petersburg,  dann  Chef  der  Medicinalverwaltung  des  Gouver- 
smeots  Wologda,  beschäftigte  sich  wie  sein  Bruder  mit  medicinischer  Statistik 
id  wurde  am  22.  October  1797  zum  Ehrenmitgliede  des  medicinischen  Collegiums 


438 


FRESE.  —  FREUND. 


in  Moskau  ernannt.  Er  tibersandte  im  November  1799  dem  medieinischen  Collegii 
eine  statistische  Arbeit  und  1800  Tabellen ,  die  Bevölkerung  des  Gouvememei 
Wologda  betreffend ,  nebst  Angaben  über  mittlere  Jahrestemperatur,  Aufgehen  d 
Flüsse  u.  8.  w.  Das  medieinische  Collegium  sprach  dem  Verfasser  seinen  Dank  a 
und  beförderte  Copien  der  Tabellen  zur  Nachahmung  an  die  Medicinalverwaltnng 
der  anderen  Gouvernements.  Im  September  1808  tiberreichte  F.  dem  medicinisch 
Collegium  eine  medicinisch-physikalische  Karte  des  Gouvernements  Wologda. 

Recke-Napiersky,  I,  601.  —  Tschistowitsch,  CCCXXIV.      j^    stieda 

Fresenius,  Johann  Baptist  Georg  Wolfgang  F.,  geboren 
Frankfurt  a.  M.  am  25.  September  1808,  studirte  seit  1826  Medicin  in  Heidelbe 
und  Giessen,  promovirte  1829  zu  Giessen  und  wurde  1829  unter  die  Frankfurt 
Aerzte  aufgenominen.  Er  war  Armenarzt  und  praktischer  Arzt  zu  Frankfurt,  wur 
1831  Lehrer  der  Botanik  am  Senckenbergischen  medieinischen  Institut,  dasei! 
seit  1863  (gelegentlich  der  100jährigen  Jubelfeier  der  Senckenbergischen  StiftüD 
mit  dem  Titel  Professor.  Er  starb  am  1.  December  1866.  Ausser  seiner  Dissertatioi 
,,  lieber  die  traumatische  Amblyopie  und  Amaurose"  sind  seine  sämmtliehi 
Schriften  botanischen   Inhalts. 

Nekrolog  von  seinem  Schüler  Prof.  Anton  de  Bary  in  der  Botanischen  Zeitui 
186'-  Nr.  1-  W.  Stricter. 

Freteau,  Jean-Marie-Nicolas  F.,  zu  Nantes,  war  zu  Messai  in  d 
Diöcese  Rennes  1755  geboren,  machte  seine  ersten  medieinischen  Stadien  in  Renni 
daraut  in  Paris,  von  1788  an.  1793  wurde  er  zum  Chirurgien-major  bei  d 
ambulanten  Hospitälern  der  Kflsten-Armee  von  Brest  ernannt  und,  nachdem  er  si 
im  Jahre  XI  in  Nantes  niedergelassen  hatte,  zum  Chirurgien-major  der  Freiwillig 
der  Loire- Inf 6rieure  erwählt.  Er  verfasste  ein  „MSm.  sur  les  moyens  de  guh 
facil^ment  et  sans  danger  les  mevx  niedres  des  jambes,  menie  chez  les  vieiUard 
(Paris  1803)  und  wurde  im  folgenden  Jahre  zu  Paris  Doctor  mit  der  Theo 
„Essai  sur  Vasphyxie  de  Venfant  nouveau-n^"  (Paris,  An  XII,  1804).  Späl 
gab  er  noch  heraus :  „  Considdrations  pratiques  sur  le  traitement  de  la  gonorrh 
virulente y  et  sur  celui  de  la  vdrole;  etc.**  (Paris  1813)  —  „Considiratio 
sur  Vasphyxie  de  Venfant  nouieounS"  (1816)  —  „TraitS  elAnentaire  s 
Vemploi  Ugitime  et  m^thodique  des  Emissions  sanguines  dans  Vart  de  guSrt'r,  eti 
(Paris  1816).  Ausserdem  hatte  er  in  verschiedenen  Zeitschriften  eine  Reihe  t 
Aufsätzen  veröffentlicht,  z.  B.  über  die  Durchschneidung'  des  Nabelstranges  1 
asphyktischen  Neugeborenen  (Recueil  p6riod.  de  la  Soc.  de  m^dec.  1799),  fen 
über  Hydrothorax,  eine  Empyem- Operation  mit  Entleerung  von  Hydatiden,  kün 
liehe  Ernährung  der  Kinder,  Exstirpation  eines  grossen  Tumors  der  Genital! 
bei  einem  jungen  Mädchen,  Ligatur  eines  Uterus-Poljrpen,  über  Necrose,  über  ei 
bedeutende  Zungenanschwellung  u.  s.  w.  (Journal  g6n6ral  de  m6d.  T.  XLII,  XLl 
XLIV,  XL VII,  XLVIH,  LI,  LDI,  LVII).  1819  wurde  er  Präsident  der  Sod< 
royale  acad6mique  zu  Nantes,  auch  Mitglied  des  Conseil  g6n6ral  des  Dep.  Lei 
Inf^rieure  und  Hess  sich  als  solches  mit  sehr  grossem  Eifer  die  Verbreitung  < 
Elementar-Unterrichtes  angelegen  sein.  Er  starb  am  9.  August  1823. 

Dict.  hist.  II,  pag.  400.  —  Levot,  I,  pag.  744.  G 

*  Freund,  WilhelmAlexanderF.,  geboren  in  Krappitz  (Ober-Schleai^ 
am  26.  August  1833,  studirte  in  Breslau,  wo  ihn  Middeldorpf,  Frerici 
Betschler  besonders  interessirten.  1855  promovirt,  wirkte  er  lange  als  Pri^ 
docent  und  Frauenarzt  m  Breslau,  seit  Ostern  1879  als  ordentlicher  Profea 
und  Director  der  geburtshilflich-gynäkologischen  Klinik  zu  Strassburg  i.  E.  \ 
ihm  rühren  her:  „Beiträge  zur  Histologie  der  Rippenknorpel  etc,"  (Eres 
1858)  —  ffl^^f  Zusammenhang  gewisser  Lungenhrankheiten  mit  primm 
Rippenknorpelanomalien"  (Erlangen  1859)  —  Die  „Klinischen  Beiträge  x 
Gynäkologie"  (1862 — 1865  mit  B.  Betschler  und  M.  B.  Freuxd  herausgeg^b« 


FREUND.  —  FREYTAO. 


439 


enthalten  mehrere  Arbeiten  von  F.  —  Sein  Bruder,  *MaximilianBernhardF., 
ebenfalls  in  Erappitz  geboren  am  27.  April  1835,  besuchte  gleichfalls  die  üni- 
vereitÄt  Breslau  und  hörte  die  gleichen  Lehrer.  Promovirt  1857,  begann  er  seine 
praktische  Thätigkeit  als  Assistent  an  der  gynäkologischen  Klinik  zu  Breslau  zu 
Ostern  1858.  In  Breslau  als  Gynäkologe  prakticirend,  gab  er  die  schon  erwähnten 
Beiträge  mit  heraus,  in  welchen  er  publicirte:  „Ein  Schwangerschaf tsabscess  in 
der  Scheide  der  geraden  Bauchmuskeln'*  —  „Die  Lageentwicklung  der  Becken- 
Organe^  (auch  selbstständig  erschienen)  —  „Drei  Fälle  von  Hydrocephalu^  in- 
ternus congenitus^  (letztere  Arbeit  mit  L.  Joseph).  Im  Jahre  1880  habilitirte 
er  sich  als  Privatdocent  in  Breslau  (Habilitationsschrift:  „Zur  Prophylaxe  der 
Impf  Syphilis  und  des  Impferysipels'^),  y^ 

*Prey,  Heinrich  F.,  geboren  zn  Frankfurt  a.  M.  am  15.  Juni  1822 
begann  sein  medicinisches  Studium  in  Bonn,  war  dann  in  Berlin  Schoenlein*s,  in 
Göttingen  R.  Wagner*s  Schüler,  und  wurde  1845  in  Göttingen  promovirt.  Zuerst 
entfaltete  er  seine  Thätigkeit  als  Privatdocent  vorher  und  mit  ersterer  Stellung 
1\  2  Jahre  als  Assistent  am  Göttinger  .physiologischen  Institute.  Im  Herbst  1848 
wurde  er  als  Professor  an  die  medicinische  Facultät  Zürich  berufen.  Seine  vor- 
nehmlichsten  Arbeiten  sind :  „  Vergleichende  Anatomie  der  wirbellosen  Thiere^ 
(in  Wagner*s  Handbuch  der  Zootomie,  mit  LeüCKAHT,  1847)  —  „Beiträge  zur 
Kenntnis^  wirbelloser  Thiere^  (mit  LeüCKART,  1846)  —  „Studien  aus  Helgo- 
land^, Sein  „Lehrbuch  der  Histologie  und  Histochemie"  erschien  zuerst  1859 
(Leipzig),  seither  in  5  Auflagen;  auch  englisch,  französisch  und  russisch.  —  „Das 
Mikroskop  und  die  mikroskopische  Technik'*  (Daselbst  7  Auflagen,  mehrere 
üebersetznngen)  —  „Grrundziige  der  Histologie'*  (Leipzig,  2  Auflagen,  englisch, 
französich  und  spanisch).  Ausserdem  zahlreiche  Aufsätze,  Dissertationen,  mehrere 
Bficber  und  viele  Monographien  über  Lepidopteren.  —  Zoologie,  vergleichende 
Anatomie,  Embryologie  und  Histologie,  dabei  histologisches  Laboratorium  sind  die 
Lehrfächer,  welche  F.  in  Zürich  mit  voller  Kraft  ausfüllt.  ^y 

Freyer,  Johannes  Bogumil  JerzyslawF.,  geboren  am  S.Februar 
1778  in  Siedice,  wo  sein  Vater  Apotheker  war ;  er  studirte  in  Königsberg  und  in 
Göttingen,  wo  er  1802  promovirt  wurde.  Im  Jahre  1807  wurde  er  Leibarzt  des 
Fürst^fu  Constantin  Czartoryski  auf  Mi^dzyrzecz,  seit  1809  lebte  er  in 
Warschau,  wo  er  seit  dem  Jahre  1811  als  Professor  zuerst  Materia  medica,  dann 
specielle  Pathologie  lehrte;  1825  übernahm  er  die  Leitung  der  inneren  Klinik 
ttnd  den  Lehrstuhl  der  speciellen  Therapie,  ausserdem  war  er  Präsident  des  Medi- 
sinal-Conseils.  Er  starb  am  18.  November  1828.  Seine  Schriften  sind:  „Formularz 
czyli  nauka  o  sztuczn^  pzepisywaniu  lekarstw'*  (Arznei Verordnungslehre, 
Warschau  1816;  2.  Aufl.  1829)  —  „Materyja  medyczna  czyli  nauka  o  sposobie 
skutkowania  srzodköw  lekarskich'^    (Pharmakologie,  Warschau  1817,    2  Bände). 

K.  &  P. 

♦Freymntb,  Isidor  Johannes  F.,  in  Labiau  am  1.  April  1844  geboren, 
nedicinisch  ausgebildet  in  Königsberg  und  Tübingen  (Leyden  und  Niemeter, 
>hne  Assistent  gewesen  zu  sein),  promovirte  1867,  war  praktischer  Arzt  in 
Itfehlanken  und  wirkt  seit  1877  als  Kreis-Physicus ,  seit  1879  als  Oberarzt  der 
nneren  Station  und  der  Irren- Abtheilnng  des  städtischen  Krankenhauses  in  Danzig. 
Schriften:  „Giebt  es  ein  sicheres  Schutzmittel  gegen  Cholera?  Versuch  zur 
Rettung  der  Haus-zu- Haus-Besuche'*  (Berlin  1875)  —  „Die  Milch  als  Gegenstand 
ier  ößentlichen  Gegundheitspßege"  (Schriften  der  Naturforschenden  Gesellschaft 
:u  Danzig  1878).  Femer  erschienen  in  der  Deutschen  med.  Wochenschrift  die 
foumal-Artikel :  „Die  Stellung  des  Geric/Usarztes  in  der  Zurechnungsfrage'* 
1881)  —  „Katrin  und  Recurrens"  (1883,  mit  Poelchen).  ^ 

Freytag,  Adam  F.,  geboren  1608,  war  Doctor  der  Medicin  und 
i^hilosophie,  er  nahm  in  seiner  Jugend  an  den  Kriegen,  welche  in  den  Niederlanden 


440 


FREYTAG. 


FRICK. 


in  der  ersten  Hälfte  des  17.  Jahrhunderts  wtJtheten ,  als  Ingenieur  persönlichen 
Antheil,  später  war  er  Professor  der  Mathematik  in  Eaejdany  (Samogitien)  ud 
Leibarzt  des  Fürsten  Janusz  Radziwill,  den  er  auch  auf  allen  seinen  Reisen 
begleitete ;  er  starb  1650  zu  Kiejdany.  Er  schrieb  das  zu  seiner  Zeit  siehr  geschätzt! 
Werk:  „Architectura  militaris  nova  et  aucta,  oder  Newe  vermehrte  Fortißcation 
von  Begular-Vestungen  etc."  (Leyden,  1631,  Fol.,  mit  35  Taff.;  Leyden  1635 
1642;  Amsterdam  1654  uüd  1665;  in  französischer  üebersetzung  Leyden  1635 
Paris  1640;  1668)  —  „Prognosticon  astrologicum  abo  rozsqdekgioiazd  niehies 
kick  na  rok  panski  1635"  (in  16  s.  1.  et  a.).  ^  k  P. 

Frick,  Melchior  F.  (Friccius),  dessen  sonstige  Lebensdaten  nirgend« 
überliefert  sind,  war  Arzt  zu  Ulm,  seinen  Werken  nach  ein  feiner  Kopf,  der  viel  An 
regung  gegeben  hat.  Die  neue  Richtung,  welcher  er  in  der  Medicin  Verbreitung  i\ 
geben  suchte,  spricht  sich  aus  in  seinem  „  Tractatus  medicus  de  virtute  venenorun 
medica"  (Ulm  1693,  1701 ;  Wien  1710).  Daneben  ist  nennenswerth  eine:  „Düseri 
med.  de  peste"  (Ulm  1684)  —  „De  colica  scorbutica"  (Daselbst  1696)  — 
„Paradooca  medica"  (1699)  und  einige  Schriften  über  Podagra  (1684,  resp.  1693; 

Biogr.  m6d.  IV,  pag.  271.  W. 

Frick,  George  F.,  zu  Baltimore,  ein  geborener  Deutscher,  war  daselbs 
Augenarzt  am  General  Dispensary  und  verfasste :  „A  treatise  on  tke  diseases  ofthe  eye 
including  the  doctrine  and  practice  ....  and particularly  tliose  ofProf,  Beer* 
(Baltimore  1823,  mit  TafF. ;  neu  herausgegeben  mit  Anmerknngen  von  Richar] 
Welbank,  London  1826,  mit  Taff.).  Auch  findet  sich  von  ihm  in  der  Med.-chir.  Zte 
(1822)  ein  Auszug  aus  einem  Schreiben:   „MenscJierihlattern  in  Baltimore*^. 

Call is CD,  VI,  pag.  465;  XXVIII,  pag.  113.  G. 

Frick,  Charles  F.,  zu  Baltimore,  war  daselbst  am  8.  August  182: 
geboren,  begann  1843  das  Studium  der  Medicin  auf  der  Universität  von  Mar}iand 
wurde  Assistent  in  City  and  County  Almshouse  zu  Baltimore,  welche  er  zu  eine 
reichen  Quelle  des  Lerneos  und  Wissens  für  sich  zu  machen  verstand,  erlangt 
1845  bei  der  genannten  Universität  den  Doctorgrad  und  bald  darauf  erschiene 
von  ihm  (American  Joum.  of  the  Med.  Sc.  1846)  Berichte  über  das  remittirend 
Fieber.  Er  errichtete  zusammen  mit  drei  Freunden  1847  das  Maryland  Medi« 
Institute,  eine  medicinische  Vorbereitungsschule,  in  welcher  er  das  Fach  de 
praktischen  Medicin  übernahm.  Er  wendete  sein  Interresse  besonders  der  Thiei 
Chemie  zu  und  publicirte  1848  (American  Journal)  sehr  sorgfältige  Blut- Analyse 
und  einige  Fälle  von  Oxalurie.  1849  wurde  er  zum  Attending  Physician  de 
Maryland  Penitentiary  erwählt,  blieb  in  dieser  Stellung  sieben  Jahre  und  benutxt 
dieselbe  zu  Untersuchungen  über  Zu-  oder  Abnahme  des  Gewichtes  der  Sträflinge  to 
verschiedenen  Rassen  (weisse  und  schwarze)  bei  verschiedener  Kost  und  Beschäftigung 
ebenso  wie  er  dem  hygienischen  Zustande  des  Gefängnisses  seine  vollste  Aufmerksamkei 
zuwandte.  Als  die  Frucht  seiner  Studien  über  die  Pathologie  des  Harns  erschiene 
ein  Werk  von  ihm  über  „Benal  affeottons ;  thetr  dtagnosts  and  pathology 
(Philadelphia  1850),  ein  Aufsatz  über  einige  Fälle  von  Diabetes  (American  Joumi 
1852),  femer  1855  und  später  (Virginia  Medical  Journal,  American  Medics 
Monthly)  Studien  über  die  BRiGHT'sche  Krankheit.  1856  erhielt  er  bei  dem  ne 
errichteten  Maryland  College  of  Pharmacy  den  Lehrstuhl  der  Materia  medica  un 
1858  den  der  Materia  medica  und  Therapie  bei  der  Universität  von  Marylan( 
zugleich  mit  der  Stellung  als  Visiting  Physician  bei  der  Baltimore  Infirmary.  1 
dieser  Zeit  erschien  eine  seiner  hervorragendsten  Arbeiten  über  die  „Forynation  i 
urinary  calculi"  (American  Medical  Monthly  1858),  in  welcher  er  sieh  zu  ve 
schiedenen  Irrthümem  in  seinen  früheren  Arbeiten  bekannte.  Erst  37  Jahre  alt,  ve 
starb  dieser  wissenschaftlich  hochgebildete  Arzt  am  25.  März  1860  an  Diphtheri 
die  er  sich  bei  einer  Tracheotomie  zugezogen  hatte. 

F.  Donaldson  bei  Gross,  pag.  815.  G. 


FRICKE. 


441 


Fricke,  Johann  Karl  Georg  F.,  zn  Hamburg,  war  am  28.  Jannar 
1790  zu  Braunschweig  als  Sohn  des  Arztes  und  Professors  der  Chemie  und  Physik 
am  Collegium  Carolinum  Dr.  Joh.  Heinr.  Gott  fr.  F.  geboren,  besuchte  bereits 
im  14.  Lebensjahre  die  anatomische  Lehranstalt  in  Braunschweig  und  begann  mit 
18  Jahren  das  Studium  der  Medicin  in  Göttingen,  wo  er  1810  von  Himly  zum 
Doctor  promovirt  wurde.  Im  folgenden  Jahre  begab  er  sich  nach  Berlin,  um  die 
berühmten  Lehrer  der  dortigen,  neu  begründeten  Universität  zu  hören  und  verdankt 
seine  Ausbildung  zum  Operateur  vorzugsweise  K.  F.  Graefe.  Daselbst  erschien 
auch  seine  erste  Arbeit :  „  Geschichte  einer  durch  den  Lebensmagnetismus  geheilten 
Epilepsie;  mit  Bemerkungen  von  C,  Wolfart^  (Asklepieion  1812).  Als  Bataillonsarzt 
der  hanseatischen  Legion  machte  er  mit  dieser  den  Feldzug  von  1813 — 14  mit, 
war  kurze  Zeit  Oberstabsarzt  in  braunschweigischen  Diensten,  Hess  sich  aber  schon 
Ende  1814  in  Hamburg  als  Arzt  nieder,  wo  er  zunächst  in  den  dort  befindlichen 
russischen  Hospitälern  als  Chirurg  thätig  war.  Bald  aber  erhielt  er  eine  Reihe 
von  anderweitigen  Anstellungen,  indem  er  1815  zum  Wundarzt  an  den  Freimaurer- 
Krankenhäusern,  1817  zum  Arzt  bei  der  allgemeinen  Armenanstalt  und  zum  Annen- 
wundarzt bei  der  israelitischen  Gömeinde,  1818  zum  chirurgischen  Mitgliede  des 
neu  errichteten  Gesundheitsrathes,  1823  aber  zum  zweiten  Arzte  und  dirigirenden 
Wundarzte  am  allgemeinen  Krankenhause  ernannt  wurde.  Nach  langer  Pause 
erschienen  von  ihm  1826  folgende  literarische  Arbeiten :  „In  memoriam  defuncti 
Jens  Inim,  Baggesen,  Relatio  de  sectione,  iisque  vitiis,  guae  in  obducto 
defuncti  corpore  reperta  sunt*^  (Hamburg,  4.,  m.  Taff.)  —  zusammen  mit  JOH. 
Sandtmann:  ^Bericht  über  das  allg.  Krankenhaus  in  Hamburg  1825^.  Als 
Früchte  einer  im  Auftrage  der  Behörden,  zusammen  mit  Beere,  nach  Holland 
zur  näheren  Erforschung  dort  ausgebrochener  Krankheiten  unternommenen  Reise 
erschienen,  von  dem  Hamburgischen  Gesundheitsrathe  herausgegeben,  sein :  „Bericht 
über  seine  Beise  nach  Holland  und  den  angrenzenden  Gegenden  zur  Erforschung 
der  .  .  ,  ,  geherrschten  Krankheiten^  (Hamburg  1826;  holländische  Uebers.  von 
R.  J.  Berntrop,  Amsterdam  1827;  französische  üebers.  von  J..  B.  Monfalcon, 
Paris  1828)  und  sein:  „Zweiter  Bericht  ....  nebst  Dr.  N,  L.  Hachmann's 
Bemerkungen  über  die  Endemie  im  Amte  Ritzebüttel  ....  1826"  (Daselbst 
1827).  Sein  Hauptwerk  aber  waren  die:  „Annalen  der  chirurgischen  Abtheilung 
des  allg,  Krankenhauses  in  Hamburg"  (Bd.  I,  1828;  Bd.  H,  1833),  in  welchen 
«ich  eine  grosse  Reihe  höchst  bedeutungsvoller  casuistischer  Mittheilungen,  sowie 
theilweise  auch  die  Wiedergabe  von  wichtigen  Arbeiten  befindet,  welche  F.  in 
ler  Zwischenzeit  in  Zeitschriften  oder  anderweitig  hatte  erscheinen  lassen;  so: 
jDie  Bildung  neuer  Augenlider  (Blepharoplastik) ,  nach  Zerstörungen  u,  s,  w," 
Hamburg  1829,  m.  4  Taff.)  —  ;,  Versuche,  die  Syphilis  ohne  Mercur  zu  behandeln" 
Günther  in  v.  Graefe  und  v.  Walther's  Journal  1826)  —  „  Ueber  die  Torsion" 
Rüst's  Magazin  1830)  —  „Die  Krankheiten  der  Schleimbeutel  der  Mutter- 
Scheide ;  ein  Beitrag  zur  Begründung  der  Diagnose  zunschen  venerischen  und 
licht  venerischen  Geschwüren"  (Daselbst).  —  Weitere  Publicationen  von  ihm  in 
lieser  Zeit  waren  sein  von  ihm  zusammen  mit  J.  H.  Bartels  herausgegebener 
Amtlicher  Bericht  über  die  Versammlung  deutscher  Naturforscher  und  Aerzte 
n  Hamburg,  im  September  1830"  (Hamburg  1831),  seine  „GeschicMliche 
Darstellung  des  Ausbruches  der  asiatischen  Cholera  in  Hamburg"  (1831) 
emer :  ;,  Üeber  die  Errichtung  einer  anatomisch-chirurgischen  Lehranstalt  in 
Hamburg"  (1833),  die  seinen  und  einiger  seiner  CoUegen  Bemühungen  zu  danken 
rar.  1836  verband  er  sich  mit  Dieffenbach  und  Oppenheim  zur  Herausgabe 
er  „Zeitschrift  für  die  gesammte  Medicin",  von  der  er  zwar  nur  nomineller 
^acteur  blieb,  die  aber  von  ihm  mehrere  höchst  werthvolle  Arbeiten,  wie  die 
teriehte  über  die  chirurgische  Abtheilung  des  allgem.  Bj-ankenhauses,  den  Aufsatz 
her  die  Compression  des  Hodens  bei  Orchitis  u.  s.  w.  enthält.  Seine  seit  Jahren  durch 
in  Lungenleiden  geschwächte  Gesundheit  veranlasste  ihn,  Anfangs  Sommer  1841 
[amburg   zu   verlassen;    im    Süden,    zu  Neapel,    erfolgte   am  4.  December  1841 


442  FRICKE.  —  FETED. 

sein  Tod.  —  Die  deutsche  Chirurgie  hat  F.  Viel  zu  danken.  Abgesehen  vo 
den  ihm  eigenen  Erfindungen,  wie  seinem  Verfahren  der  Blepharoplastik ,  d( 
Episiorrhaphie,  der  Behandlung  der  Orchitis,  der  Behandlung  der  Verbrennungen  in 
Höllenstein  (Casper's  Wochenschrift  1834)  u.  s.  w.,  hat  er  sich  durch  die  Bekann 
machung  der  nicht- mercuriellen  Behandlung  der  Syphilis  und  der  Arterien-Torgi( 
in  Deutschland  verdient  gemacht  und  manche  von  ihm  in  die  Praxis  eingeftlhr 
Instrumente  (z.  B.  Speculum  vaginae,  Torsions-Pincette)  haben  die  weiteste  Ve 
breitung  gefunden.  Als  Arzt  besass  er  das  unbedingteste  Vertrauen  seiner  Patient« 
und  galt  als  erste  Autorität.  Die  grössten  Verdienste  aber  hat  er  sich  um  d 
Hamburger  allgem.  Krankenhaus  erworben,  dessen  ärztliche  Einrichtungen,  seit  d 
Uebersiedelung  aus  dem  alten  in  das  neue  Krankenhaus  (1^23),  s&ramtlich  v< 
ihm  berühren. 

D.  R.  Warburg  in  Neuer  Nekrolog  der  Deutschen.  Jahrg.  XIX,  1841,  II,  pag.  115 
—  Callisen,  VI,  pag.  467;  XVni,  pag.  113.  Gnrlt. 

Fried,  Johann  Jakob  F.,  wurde  1689  zu  Strassburg  geboren  ui 
studirte  daselbst  die  Medicin.  Im  Jahre  1710  promovirte  er  an  seiner  heimatlich 
Universität,  nach  Vorlegunj^  seiner  Dissertation  j^De  cordis  palpitattone** ,  Als  d 
Prätor  von  Strassburg,  Franz  Josef  von  Kltnglin  (1725 — 1752)  im  Jah 
172«  eine  Gebäranstalt  begründete,  die  nicht  nur  für  den  Hebammenunterric 
bestimmt  war,  sondern  an  der  auch  die  Studirenden  der  Medicin  Zutritt  hatte 
wurde  F.  zum  ersten  Lehrer  dieser  Anstalt  ernannt.  Gleichzeitig  bekleidet«  F.  i 
Stelle  eines  geschworenen  Hebammenmeisters  der  Stadt  Strassburg.  Nach  vieljährig 
fruchtbarer  Thätigkeit  starb  F.,  80  Jahre  alt,  Anfangs  September  1769  in  sein 
Vaterstadt.  Y,  führte  den  Titel  eines  Hochfürstl.  Hessen  -  Darmstädtischen  Rath 
und  Leibarztes  und  war  Mitglied  der  kaiserl.  Naturforschenden  Gesellscha 
Literarisch  war  er  wenig  thätig,  denn  ausser  seiner  Inaugural-Dissertation  veröffei 
lichte  er  nur  einen  kleinen  Aufsatz  über  „Harnbeschwerden  bei  Sckicangerei 
(Act.  Acad.  Leopold.  1 742,  VI,  pag.  422)  und  einen  Artikel  über  seine  Lehrmethc^ 
(in  Commerc.  litter.  Norimb.  1731,  pag.  321).  Desto  thätiger  war  er  als  kliniscli 
Lehrer.  Durch  seine  ausgezeichneten  Vorträge  zog  er  zahlreiche  Studenten  aus  all 
Gauen  Deutschlands  heran  und  begründete  den  Glanz,  den  die  Strassburger  geburl 
hilflicho  Schule  im  18.  Jahrhunderte  besass.  Wie  fruchtbar  er  nach  dieser  Richte 
wirkte,  lässt  sich  daraus  entnehmen,  dass  in  den  Jahren  1711 — 1749  in  Strassbn 
85  gebartshilfliche  Dissertationen  erschienen  (die  fast  ausschliesslich  von  deutsch 
Verfassern  herrührten).  Er  bildete  eine  Reihe  ausgezeichneter  Schüler.  Die  von 
80  ausgezeichnet  geleitete  Anstalt  wirkte  als  aufmunterndes  Beispiel  und  veranlasi 
die  Errichtung  gleicher  Anstalten  in  den  benachbarten  deutschen  Ländern.  F 
Anstalt,  die  sich  im  städtischen  Hospitale  befand,  stand  in  keiner  Verbindung  n 
der  Universität.  Sie  blieb  auch  nach  der  im  Jahre  1789  erfolgten  Aufhebung  d 
Universität  bestehen  und  wurde  erst  im  Jahre  1847  mit  der  medicinischen  Facnlt 
in  Verbmdung  gesetzt.  —  Georg  Albrecht  F.,  der  Sohn,  geboren  zu  Strai 
bürg  um  das  Jahr  1736,  wurde  im  Jahre  1760  an  der  Universität  seiner  Vatersta 
zum  Doctor  promovirt.  Nächst  Röderer  und  Thebksius  war  er  der  bedentendf 
Schüler  seines  Vaters,  obwohl  er  nie  dessen  Bedeutung  erreichte.  Als  sein  Vit 
im  Jahre  1769  starb,  folgte  Letzterem  als  Lehrer  der  bisherige  zweite  Lehi 
Weizhn  und  Georg  Albrecht  F.  erhielt  die  frei  gewordene  zweite  Lehrerete 
an  der  Strassburger  Gebäranstalt.  Ein  langes  Wirken  war  ihm  leider  nicht  bestimn 
denn  er  starb  bereits  im  October  1773.  Die  Verdienste,  die  er  sich  um  die  Gebur 
hilfe  erwarb,  bestehen  darin,  dass  er  die  Vorträge  seines  Vaters  sammelte,  soi 
ordnete  und  sie  als  „Anfangsgründe  der  Geburtshilfe,  ein  Lehrbuch''  (mit  Kup< 
Strassburg  1769;  neuer  Abdruck  Strassburg  1787)  herausgab.  Da  Thebesii 
bereits  früher,  im  Jahre  1756,  die  geburtshilflichen  CoUegienhefte  seiner  Strai 
burger  Studienzeit  unter  dem  Titel  „Hebarrnnenkunst"  (Hirschberg  und  Liegni^ 
veröffentlicht  hatte,  so  war  der  eigentliche  Zweck  des  G.  A.  F.'schen  Buch 
bereits  vor  dessen  Veröffentlichung  erfüllt.  Das  Buch  hatte  aber  insofeme  Wert 


FRIED.  -  FRIEDERICH. 


448 


als  es  dag  THEBESiüS'sche  nach  mehreren  Richtungen  hin  ergänzte.  Beide  Bücher 
waren  ihrer  Zeit  die  hesten  geburtshilflichen  Lehrbücher.  Ausser  dem  genannten 
Werke  veröffentlichte  G.  A.  F.  nur  noch  zwei  Dissertationen. 

V.  Siebold's  Geschichte  der  Geburtshilfe.  Bd.  11,  pag.  423,  und  Allgem.  Deutsche 
Biographie.  Bd.  VII,  pag.  387.  Kleinwächter. 

Priedberg,  Hermann  F.,  geboren  zu  Rosenberg  (Schlesien)  am  5.  Juli 
1817,  studirte  in  Breslau,  Berlin,  Prag,  Wien  und  Paris.  1840  in  Breslau  promovirt, 
war  er  von  1849  bis  1852  Assistent  der  chirurgischen  Universitätsklinik  in  Berlin 
unter  B.  v.  Langenbeck,  habilitirte  sich  1852  an  der  Berliner  Universität  für 
Chirurgie  und  Staatsarzneikunde  und  leitete  eine  chirurgische  und  augenärztliche 
Privatklinik  in  Berlin.  Seit  1866  war  er  in  Breslau  als  Professor  der  Staatsarznei- 
knnde  und  Bj-eisphysicus  thätig.  —  F.  hat  auf  dem  Gebiete  der  chirurgischen  Klinik 
eine  grosse  Fruchtbarkeit  entfaltet,  ohne  durchzudringen,  obwohl  einige  seiner  Bücher, 
wie  die  „Pathologie  und  Therapie  der  Muskellähmung"  (Wien  1858,  m.  4  Taff. ; 
2.  Aufl.  Leipzig  1862),  sehr  fleissig  gearbeitet  waren.  Noch  zahlreicher  wurden 
seine  Publicationen ,  nachdem  er  sich  der  gerichtlichen  Medicin  zugewandt  hatte. 
Monographisch  erschienen:  „Die  Vergiftung  durch  Kohlendunst"  (Berlin  1866)  — 
„Gerichtsärztliches  Gutachten;  erste  Reihe"  (Braunschweig  1875)  —  „Gerichte- 
ärztliche  Praxis;  vierzig  Gutachten"  (Wien  und  Leipzig  1881).  —  Bezüglich 
seiner  Publicationen  in  Zeitschriften  sei  auf  ViRCHOw's  Archiv  (Bd.  XXX,  LXIX, 
LXXIV,  LXXIX,  LXXXIU,  XC)  und  auf  die  Vierteljahrsschr.  für  gerichtl. 
Med.  und  öffentl.  Sanitätswesen  verwiesen.  Auch  an  EüLENBERIt's  Handbuch 
des  öffentl.  Sanitätswesens  arbeitete  F.  mit.    Erstarb  am  2.  März  1884.  AV. 

*Friedel,  Carl  G.  A.  F.,  geboren  am  13.  December  1833  in  Berlin, 
studirte  daselbst  auf  der  Medic.-chirurg.  Akademie.  Im  April  1856  wurde  er 
promovirt,  nachdem  er  bereits  seit  dem  1.  October  1853  in  den  Staatsdienst 
getreten  war.  Von  1857 — 1872  machte  F.  als  Marinearzt  die  preussische  Expedition 
nach  Ostasien  unter  dem  Grafen  Eulenburg  mit;  zur  Zeit  steht  er  als  Ob.-Stabsarzt 
1.  Ol.  und  Regimentsarzt  des  L  Garde-Reg.  in  Potsdam.  Seine  Schriften  beziehen  sich 
auf  jene  Thätigkeit,  so:  „Klima  und  Krankheiten  Ostasiens"  (Berlin  1863)  — 
„Krankheiten  in  der  Marine"  (Daselbst  1866)  —  „Studien  über  den  Aussatz" 
rV^iRCHOw's  Archiv  1861  und  1863).  —  In  Neumayer's  „Anleitung  zu  wissensch. 
Beobachtungen  auf  Reisen"  (Berlin  1875)  bearbeitete  er  den  medicinischen  Theil. 

W. 

*  Friedenreich,  Alexander  F.,  ist  am  5.  Juni  1849  zu  Kopenhagen 
geboren,  absolvirte  das  Staatsexamen  1874,  promovirte  1879,  war  1878 — 81  erster 
Assistenzarzt  an  der  Abtheilung  für  psychische  und  Nervenkrankheiten  am  Kopen- 
bagener  Communehospital,  ist  seitdem  thätig  als  Specialarzt  für  Nervenkrankheiten, 
als  Privatdocent  und  Mitglied  der  Redaction  der  „Hospitalstidende".  Ausser 
verschiedenen  neurologischen  Journalartikeln  publicirte  er :  „  Bidrag  til  den  nosologiske 
Opfaitelse  af  Athetosen"  (Dissertation)  und  „Kliniske  Foredrag  over  Nerve- 
sygdamme"   (1882).  Petersen. 

*Friederich,  Adolf  Sigismund  Christian  F.,  zu  Wernigerode,  ist 
daselbst  am  12.  Januar  1812  geboren,  studirte  in  Göttingen  und  Berlin,  war  hier 
ein  Jahr  lang  Assistent  bei  Johannes  Müllek  und  wurde  daselbst  1837  mit  der 
Diss. ;  „De  tetano  traumatico"  Doctor;  über  denselben  Gegenstand:  „Zur  Lehre 
vom  Wundstarrkrampf " f  erschien  später  in  Caspeb's  Wochenschrift  (1838)  von 
ihm  ein  Aufsatz.  Er  liess  sich  zunächst  in  Dereuburg  und  1841  in  seiner  Vater- 
stadt nieder,  wo  er  Stadt-  und  1858  Kreisphysikus  und  Sanitätsrath  wurde.  Ausser 
mehreren  auf  die  Localgeschichte  bezüglichen  Schriften  verfasste  er  folgende  zwei 
Gratulationsschriften  an  die  DDr.  Siegert  (Halberstadt)  und  Ludw.  Gottl. 
Hildebband:  „Morbihistoria  pueri  a  vipera  commorsi"  (1855,  4.)  —  „Comment, 
de  lipomate  icone  ülustrata"  (1856,  4.). 

Andreae,  II,  pag.  41.  O. 


444 


FRIEDLAENDER.  —  FRIEDLEBEN. 


Friedlaender.  Unter  den  bedeutenderen  F.  müssen  vor  Allem  nicht, 
wie  vielfach  geschehen,  D.  Joachim  F.  und  Michel  F.  verwechselt  werden. 
Letzterer,  unzweifelhaft  der  bedeutendere  beider  Zeitgenossen ,  wurde  zu  Königs- 
berg in  Preussen  1761  geboren,  doctorirte  in  Halle  1791  und  starb  bereits  im 
April  1824.  Er  lebte  in  Berlin,  ging  1804  jedoch  nach  Parisund  Hess  sich  dort 
nieder,  um  vornehmlich  seinen  Landsleuten  nützlich  zu  sein.  Trotz  grögserei 
Reisen  in  England  und  Holland  etc.  war  es  ihm  möglich,  eine  Anzahl  von  Arheiteo 
in  den  M^langes  de  litterature  fran^aise,  im  Neuen  Journal  der  ausländischen 
medicinisch-chirurgischen  Literatui'  etc.  zu  publiciren.  Mehrere  derselben  handeb 
über  die  thierische  Wärme.  —  Von  D.Joachim  F.,  der  in  Galizien  prakticirte 
und  1840  noch  lebte,  besitzen  wir  neben  speculativen  Schriften  über  STOLL'sche  Pro- 
bleme die  ;,  Versuche  in  der  Arzneikimde^  (2  Bde.,  Leipzig  1802 — 1 804,  1810)  und 
eine  „Medicinische  Topographie  der  Stadt  Brody^  (Beob.  österr.  Aerzte  1828).  — 
Der  Unterscheidung  wegen  sei  noch  Bernhard  Nathan  F.,  1798 — 1870, 
erwähnt,  in  Berlin  1823  promovirt  und  später  Arzt  in  seiner  Vaterstadt  Oppeln 
H  a  h  n  bei  D  e  c  h  a  m  b  r  e.  AV. 

Friedlaender,  Ludwig  Hermann  F.,  den  20.  April  1790  in  Königsberg 
in  Preussen  geboren,  hatte  an  der  Universität  seiner  Vaterstadt  Mediein  studir 
und  war  nach  erlangter  Doctorwürde  1812  nach  Berlin  übergesiedelt,  um  hiei 
seine  Studien  fortzusetzen.  Im  Jahre  darauf  trat  er  als  Arzt  in  die  Armee  unc 
machte  den  Feldzug  nach  Frankreich  mit.  Im  Herbst  1814  nahm  er  seinei 
Abschied,  ging  für  einige  Zeit  nach  Karlsruhe,  wo  er  mit  Frau  v.  Krüdener 
Jung-Stilling  u.  A.  pietistisch-katholisirenden  Mystikern  verkehrte,  sodann  nacl 
Wien  und  Italien  und  kehrte  von  hier  1817  zurück.  In  diesem  Jahre  habilitirt< 
er  sich,  unter  Einreichung  einer  kleinen  Denkschrift  über  die  Augenheilkunde  de; 
griechischen  Aerzte  („De  medicina  oculorum  apud  Celsum  c&inmentatio^ )  ali 
Privatdocent  der  Mediein  in  Halle;  1819  wurde  er  daselbst  zum  Prof.  extraord 
und  1823  zum  Prof.  ord.  der  theoretischen  Mediein  ernannt;  er  ist  1851 
gestorben.  —  Ausser  der  oben  genannten  Habilitationsschrift  hat  er  gelegentücl 
seiner  Ernennung  zum  Prof.  ord.  eine  medicinische  Hodegetik  („De  instüuticrm 
ad  medicinam  lihrill,^,  1823),  später  „Fund amen ta  doctrinae pathologicae  etc.' 
(1818),  sodann  seine  ;,  Vorlesungen  über  Oeschichte  der  Heilkunde^  (1839)  un( 
„Historiae  ordinis  medicorum  Halensis  ante  hos  centum  annos  brems  expositio' 
(deutsch  in  Häser's  Archiv  für  die  ges.  Med.,  III,  pag.  1)  veröffentlicht.  Di( 
bedeutendste  seiner  literarischen  Leistungen,  die  Vorlesungen  über  Geschichte  de 
Mediein,  charakterisirt  die  Richtung  ihres  Verfassers;  in  eleganter  Form  schilder 
derselbe  den  Entwickelungsgang ,  den  die  Mediein  genommen ,  um  den  Beweis  zi 
führen,  dass  das  Heil  dieser  Wissenschaft  lediglich  auf  ihrer  innigen  Verbindung 
mit  der  idealistischen  Naturphilosophie  und  der  Religion  beruht.         ^   Hirsch. 

*  Friedlaender,  Carl  F.,  ist  in  Brieg  am  19.  Nov.  1847  geboren  un( 
fungirte  1874 — 1879  als  Assistent  von  v.  Recklinghausen  in  Strassburg.  Dam 
liess  er  sich  als  pathologischer  Anatom  am  städtischen  Krankenhause  (Friedrichs 
hain)  und  Privatdocent  in  Berlin  nieder.  Von  ihm  rühren  her:  „Anatomisch 
Untersuchungen  über  den  Uterus^  (1870)  —  „  lieber  locale  Thiberculose^  (1873)  — 
„Anatomische  Untersuchungen  über  Lupus^  (1874)  —  „Epithelwucherung  um 
Krebs^  (1877)  —  „Ueber  Herzhypertrophie"  (1881)  —  „Die  mikroskopisch 
Technik  zum  Gebrauche  hei  pathologisch- anatomischen  Untersuchungen*^  (2.  Auf 
1884)  —  „Die  Mikrococcen  der  Pneumonie"  (1883).  —  F.  ist  Begründer  nn 
Herausgeber  der  „Fortschritte  der  Mediein"  (seit  1883).  w. 

Friedleben,  Alexander  Engelhardt  Theodor  F.,  geboren  kl 
19.  März  1819  zu  Frankfurt  a.  M.,  studirte  Mediein  seit  1838  zu  Bonn  nn 
Würzburg,  promovirte  zu  Würzburg  1842  mit  der  Dissertation:  „Hippocratis  Ck 
hiologiae  explicatio  nova".  Er  gab  ferner  heraus  eine  Uebersetzung  von  A.  DONOT 


FBIEDLEBEN.  —  FRIEDREICH. 


445/ 


r,D{e  physische  Pflege  der  Kinder  in  der  ersten  Lebenszeit^  (Frankfurt  1842 
und  veröffentlichte,  nachdem  er  die  unter  Flesch  verzeichnete  Arbeit  mit  dem- 
selben geliefert,  noch  mehrere  Untersuchungen  ttber  pathologische  Anatomie  der 
Kinderkrankheiten,  so  y,Die  Beobachtungsresultate  über  Pneumonie  der  Kinder*^ 
(Archiv  für  physiologische  Heilkunde,  1847)  —  ;,  lieber  Atelectasis  pulmonum 
m  Kindesalter**  (Daselbst)  —  „Beiträge  zur  Lehre  vom  Typhus  der  Kinder'* 
(Daselbst  1848)  —  n^ur  Lehre  vom  sogenannten  Wackelkopf**  (Daselbst)  — 
„Beitrag  zur  Lehre  von  den  Krankheiten  der  Leber  im  Föttis^  (1849).  Sein 
Hauptwerk  ist  die  „Histologie  der  Thymusdrüse  in  Gesundheit  und  Krankheit^ 
(Frankfurt  1858).  Im  Jahre  1870  trat  er  in  den  Vorstand  des  Vereins  zur  Pflege 
verwundeter  und  kranker  Krieger ;  er  veröffentlichte  für  denselben :  „Aufgabe  und 
Ziele  für  den  Bund  der  Deutschen  Vereine  zur  Pflege  im  Felde  vervmndeter 
und  kranker  Krieger"*  (Frankfurt   1872).      F.  starb  am   11.  April   1878. 

W.  Stricker. 

Priedlieb,  Thomas  F.,  zu  Oldensworth  (Schleswig)  am  21.  März  1778 
geboren,  zu  Kiel  1803  promovirt  und  als  Arzt  und  Amtsarzt  in  Husum,  wo  er 
1838  starb,  thätig,  hat  mehrere  verdienstvolle  epidemiologische  Schriften  über 
Schafräude  (Friedrichstadt  1811),  über  Uundswuth  (Husum  1813),  Typhusepidemie 
in  Husum  (Pfaff's  Mitth.,  1832),  Cholera  (Daselbst  1833)  verfasst.  Auch  strebte 
er  in  seinen  Physicatsberichten  und  Vorschlägen  zur  Wasserverbesserung  bereits 
modernen  Zielen,  und  nicht  ohne  Glück,  nach. 

Hahn  bei  Dechambre.  W. 

Priedreich.  Von  der  Vererbung  der  Neigung  und  des  Talents  zur  Medicin 
zeugt  die  Würzburger  Arztfamilie  F.  Sie  haben  sich  durch  drei  Generationen  der- 
selben forterhalten.  NikolausAnton  F.  war  am  24.  Februar  1761  zu  Würz- 
burg geboren.  Er  habilitirte  sich  dort  nach  erlangter  Doctor würde  als  Privatdocent 
in  der  medicinischen  Facultät  und  wurde  in  derselben  im  Jahre  1795  zum  Prof. 
extraord.  der  allgemeinen  Therapie  und  1796  zum  Prof  ord.  der  praktischen 
Heilkunde  ernannt.  Im  Jahre  1798  trat  er  als  Generalstabsarzt  der  fürstlich 
Würzburgischen  Truppen  in  die  Armee  ein  und  fungirte  kurze  Zeit  als  Director 
des  Hauptlazareths  in  München.  Nach  seiner  Rückkehr  nach  Würzburg  erhielt  er 
daselbst  die  Stelle  eines  zweiten  Arztes  und  Professors  der  medicinischen  Klinik 
Im  Juliusspital.  Wegen  fortdauernder  Kränklichkeit  ward  er  1824  in  Ruhestand 
versetzt  und  starb  im  Jahre  1836.  Seine  literarische  Thätigkeit  beschränkte  sich 
auf  die  Veröffentlichung  von  Abhandlungen ,  welche  gesammelt  als  „Medicinische 
Programme^  (1824)  erschienen  sind  und  wovon  zwei  den  Typhus  zum  Gegen- 
stände haben.  Er  trat  bezüglich  der  Behandlung  desselben  der  Lehre  des  älteren 
Marcus,  der  im  Typhus  eine  Hirnentzündung  sah,  entgegen. 

A.  Hirsch  in  der  Allgem.  Deutschen  Biogr.  Bd.  \'II.  ^  Seitz. 

Priedreich,  Johannes  Baptist  F. ,  des  Vorigen  Sohn,  Professor  der 
tfedicin  zu  Würzburg,  wurde  im  Jahre  1796  dort  geboren.  Seine  wissenschaftliche 
Befähigung  zeigte  er  schon  während  der  akademischen  Jahre  durch  Lösung  von 
Preisfragen ;  seine  praktische  Tüchtigkeit  bewies  er  im  Jahre  1825  bei  Gelegenheit 
?iner  in  Halle  ausgebrochenen  Seuche.  So  geschah  es,  dass  er  im  24.  Lebensjahre 
jchon  ausserordentlicher  und  10  Jahre  später  ordentlicher  Lehrer  der  Heilkunde 
m  der  Hochschule  seiner  Vaterstadt  wurde.  Auch  ihn  hat  die  Strömung  jener 
)ewegten  Zeit  mit  fortgerissen.  Der  junge,  bei  den  Studenten  sehr  beliebte  Lehrer 
schien  den  Regierenden  ein  zu  .gefährliches  Ferment  für  die  gährenden  Massen  der 
ikademischen  Jugend.  Er  wurde  1832,  mit  Belassung  seines  bisherigen  Ranges, 
5um  Gerichtsarzte  in  Weissenburg  ernannt.  In  den  Jahren  1838  und  1843  erhielt 
jr  die  Physicate  Straubing  und  Ansbach.  Vom  Jahre  1850 — 1855  wirkte  er  als 
■rerichtsarzt  und  Professor  conorarius  zu  Erlangen,  wo  seine  Vorträge  über 
,8taats-Physik"  von  Juristen  und  Medicinern  mit  grösstem  Beifall  aufgenommen 
lurden.    Die    letzten    sechs  Jahre    seines  Lebens    verbrachte    er  in  fortwährender 


1 


446 


FRIEDREICH. 


literarischer  Thätigkeit  in  Würzburg,  woselbst  er  auch  am  29.  Jauuar  1862  starb. 
Von  den  35  Schriften,  welche  er  veröffentlicht  hat,  gehört  der  grösste  Theil  in 
das  Gebiet  der  Psychologie  und  gerichtlichen  Medicin,  darunter  sind  zu  nennen: 
„  Versuch  einer  Literaturgeschichte  der  Pathologie  und  Therapie  der  psychischen 
Krankheiten^  (Würzburg  1830)  —  „Handbuch  der  allgemeinen  Paäiohgie  der 
psychischen  Krankheiten^  (Erlangen  1839)  und  „System  der  gerichtlichen 
Psychologie"  (Regenburg  1835;  3.  Aufl.  1852),  Er  war  Redacteur  mehrerer 
Zeitschriften,  so  der  „Blätter  für  gerichtliche  Anthropologie",  welche  nach  seinem 
Tode  als  F/s  Blätter  für  gerichtliche  Medicin  von  Ernst  Büchner  in  München 
fortgesetzt  worden  sind.  Im  Jahre  1843  gab  F.  ein  „Handbuch  der  gerichtet- 
ärztlichen  Praxis"  (Hegensburg,  in  zwei  Bänden)  heraus.  1851  erschien  von  ihm 
in  zweiter  Auflage  zu  Ansbach  sein  ^  Handbuch  der  Qesundheitspolizei  der 
Speisen,  Getränke  und  der  zu  ihrer  Bereitung  gebräuchlichen  Ingredienzen'', 
In  den  Schriften  über  Psychiatrie  hat  F.  der  somatischen  Richtung  sich  zugewendet, 
in  denen  über  gerichtliche  Medicin  seine  reiche  praktische  Erfahrung  als  lang- 
jähriger Gerichtsarzt  verwerthet. 

Bayerisches  ärztliches  Intelligenzblatt.  Jahrg.  1862,  pag.  2*29. 


Öeitz. 


Friedreich,  N  i  k  o  1  a  u  s  F.,  zu  Heidelberg,  berühmter  mediciuischer  Kliniker, 
war  am  31.  Juli  1825  zu  Würzburg  als  Sohn  des  Vorigen  geboren,  studirte  von 
1844  an  daselbst  und  1847  ein  halbes  Jahr  auch  in  Heidelberg,  absolvirte  1849 
und  1850  seine  Examina  und  die  Promotion,  wurde  Assistent  des  erblindeten 
Klinikers  Marcus  und  habilitirte  sich  1853  als  Privatdocent  für  specielle  Path<h 
logie  und  Therapie  mit  der  Schrift:  „Beiträge  zur  Lehre  von  den  Geschwülsten 
innerhalb  der  Schädelhöhle" .  Ehe  ViRCHOW  1849  nach  Würzburg  kam,  war  er 
ein  sehr  eifriger  Schüler  von  Kölliker  gewesen  und  hatte  unter  Anderem  in 
Gemeinschaft  mit  seinem  Freunde  Karl  Gegrnbaür  eine  Abhandlung  über  den 
Schädel  des  Axolotl  verfasst.  Von  jener  Zeit  ab  wurde  er  ein  ebenso  eifriger 
Zuhörer  und  Arbeiter  in  Virchow's  Vorlesungen  und  Cursen,  und  obgleich  er 
gleichzeitig  klinischer  Assistent  war,  dachte  er  eine  Zeit  lang  daran,  sich  ganx 
der  pathologischen  Anatomie  zu  widmen.  So  erklärt  es  sich,  dass  auch  seine 
späteren  Arbeiten  als  Kliniker  sich  grossentheils  auf  dem  Gebiete  der  patho- 
logisch-anatomischen Diagnostik  bewegt  haben.  Als  Virchow  1857  einem  Rufe 
nach  Berlin  folgte,  wurde  F.  zum  Prof.  e.  o.  der  pathologischen  Anatomie 
ernannt,  indessen  schon  1858  erfolgte  seine  Berufung  als  Prof.  ord.  der  Pathologie 
und  Therapie  und  Director  der  medicinischen  Klinik  in  Heidelberg,  welcher  er 
24  Jahre  lang,  bis  zu  seinem  Tode,  vorgestanden  hat.  —  Von  seinen  zahlreichen 
(8  grössere  Werke  und  51  grössere  und  kleinere  Abhandlungen  umfassendeui 
literarischen  Leistungen  fallen  einige  kleinere  Abhandlungen  klinischen  und  patho- 
logisch-anatomischen Inhalts  noch  in  seine  Würzburger  Docentenzeit ,  z.  B.  über 
33  Fälle  von  Abdominaltyphus,  über  die  diagnostische  Bedeutung  der  Höhlen- 
symptome ,  über  Corpora  amylacea ,  Leukämie  u.  s.  w. ,  sämmtlich  theils  in  den 
Würzburger  Verhandlungen,  theils  in  Virchow's  Archiv  publicirte.  Von  Heidel- 
berg aus  veröffentlichte  er  in  Virchow's  Handbuch  der  spec.  Pathol.  und  Therapie 
die  Monographie  über  „Die  Krankheiten  der  Nase,  des  Kehlkopfes,  der  Trachea, 
der  Schild-  und  Thymusdrüse"  (1858)  und  die  seinen  Ruf  als  Diagnostiker 
begründende  Arbeit  „Bie  Krankheiten  des  Herzens"  (1861;  2.  Aufl.  1867;. 
Mit  besonderer  Vorliebe  bearbeitete  er  Fragen  aus  dem  Grebiete  der  Diagnostik;  so 
finden  sich  von  ihm,  ausser  der  schon  angeführten,  Abhandlungen  über  den  VenenpuK 
die  Diagnose  der  Herzbeutelverwachsungen,  den  Doppelton  an  der  Crural-Arterie, 
die  Percussion  des  Kehlkopfes  und  der  Trachea,  die  physikalische  üntersuehung 
der  Blutgefässe  (1881)  u.  s.  w.,  veröffentlicht  in  verschiedenen  Zeitschriften  (^^iBCHOv's 
Archiv,  Deutsches  Archiv  für  klin.  Med.,  Deutsche  Zeitschr.  für  prakt.  Med.. 
Morphol.  Jahrbücher).  Zu  seinen  bedeutendsten  Arbeiten  gehören  auch  die  auf  dem 
Gebiete     der    Nervenkrankheiten ,    nämlich :     ;,  Ueber    degenerative   Atrophie  der 


FBIEDREICH. 


FRIGIMELICA. 


447 


spinalen  Einter stränge**  (VmcHOw's  Archiv,  1863)  —  ;,  Ueber  Ataxie  mit  beson- 
derer Berücksichtigung  der  hereditären  Farmen,**  (Ebenda)  und  seine  umfang- 
reiehe  Monographie  „Ueber progressive  Muskelatrophie,  über  wahre  und  falsche 
Musktlatrophie**  (^Berlin  1873).  Daran  schliesst  sich  eine  beträchtliche  Anzahl 
fon  Aufsätzen  pathologisch-anatomisch-diagnostischen  Inhalts  (in  Yirchow's  Archiv 
und  im  Deutschen  Archiv  für  klin.  Medicin),  sowie  einige  kleinere  Schriften:  „IHe 
Heidelberger  Baracken  ßir  Krieghepidemien  während  des  Feldzuges  1870  und 
187 P  (Heidelberg  1871,  4.,  m.  7  Taff.)  —  »Der  acute  Milztunior  und  seine 
Beziehungen  zu  den  acuten  Infectionskrankheiten**  (VOLKMANN*S  Sammlung  klin. 
Vorträge,  1874).  —  Der  Schwerpunkt  bei  allen  Arbeiten  P.'s,  grossen  und  kleben, 
liegt  in  der  fleissigsten  Sammlung  des  vorhandenen  Materials,  der  klinischen 
Sichtung  und  Yerwerthung  desselben  durch  eigene  klinische  und  pathologisch- 
anatomische  Beobachtungen  und  der  scharfsinnigen  und  gedankenreichen  Beurtheilung 
des  oft  den  schwierigsten  Gebieten  der  Physiologie  und  Pathologie  angehörenden 
abgehandelten  Gegenstandes.  Alle  seine  Arbeiten  legen  beredtes  Zeugniss  von 
seiner  auf  der  festen  Grundlage  der  pathologischen  Anatomie  ruhenden  allseitigen 
medicinischen  Durchbildung  und  seiner  vollständigen  Beherrschung  des  Stoffes  ab ; 
sie  smd  alle  durch  Gründlichkeit  und  Klarheit  der  Darstellung  ausgezeichnet.  — 
Als  klinischer  Lehrer  war  er  hervorragend  durch  die  minutiöse  Sorgfalt,  mit 
welcher  er  die  Anamnesen  erhob  und  die  objective  Untersuchung,  namentlich 
mittelst  der  physikalischen  Methoden  vornahm,  die  Klarheit  und  Präcison,  mit 
welcher  er  die  Diagnose  festzustellen  suchte  und  durch  seine  Bemühungen,  diese 
Grundsätze  auch  seinen  Schülern  einzuimpfen.  Er  gehörte  daher  zu  den  vorzüg- 
lichsten medicinischen  Klinikern  der  Neuzeit  und  genoss  in  Folge  dessen  und  bei 
seiner  liebenswürdigen  Persönlichkeit  als  Arzt  des  ausgedehntesten  Rufes  und  des 
unbeschränktesten  Vertrauens,  welches  ihm  eine  enorme  consultative  Praxis  zuführte. 
Sein  rastloser  Drang  zur  Arbeit  erlitt  kaum  eine  Einschränkung,  als  sich  ein  qual- 
volles und  unheilbares  Leiden  (Aneurysma  der  Brust-Aorta)  bei  ihm  einzustellen 
begann;  er  ertrug  dasselbe  heldenmüthig  drei  Jahre  lang,  bis  zu  seinem  am 
6.  Juli  1882  erfolgten  Tode. 

A.  Weil,  Berliner  klin.  Wochenschr.  1882,  pag.  454.  —  E.  Virchow  in  dessen 
Archiv.  Bd,  XC,  pag.  J^  13.  —  A.  Kussmaul,  Deutsches  Archiv  für  klin.  Med.  Bd.  XXXII, 
pag.   191.  G. 

Fries,  Philipp  Adolf  F.,  in  Nassau-Siegen  geboren  am  22.  October 
1741,  starb  am  12.  November  1790  zu  Münster,  wo  er  Professor  der  Anatomie, 
Chirurgie  und  Geburtshilfe  gewesen  war.  Seine  Dissertation :  „De  genesi  materiarum 
fehres  ....  excüantium**  (Harderwyk  1779)  wurde  in  den  „Opuscula  latina" 
C.  L.  Hoffmann's  nochmals  abgedruckt.  Daneben  figuriren  zwei  in  Münster  1780 
erschienene  Pockenschriften. 


Biogr.  m6d.  IV,  pag.  273. 


W. 


Friese,  Friedrich  Gotthilf  F.,.  geboren  in  Münsterberg  1763,  später 
Arzt  zu  Breslau,  sehr  i^chtbarer  medicinischer  Schriftsteller,  daneben  auch  mit 
ökonomisch-technischen  Studien  beschäftigt,  verdient  Erwähnung  als  Herausgeber  des 
„Archivs  der  praktischen  Heilkunde  für  Schlesien  und  Südpreussen**  (Breslau 
1799 — 1800,  mit  Klose  und  Zadig)  und  der  „Annalen  der  neuesten  britischen 
Arzneykunde  etc.**  (Daselbst  1801 — 1802).  Auch  schrieb  er  eine  „Antisyphilitische 
Pharmakologie**  (Daselbst  1791)  und  gab  eine  sehr  grosse  Anzahl  englischer  und 
französischer  Werke  in  deutschen  üebersetzungen  heraus.    Er  starb  1827. 

Biogr.  m6d.  IV,  pag.  274.  W. 

Frigimellca.  Familie,  die  viele  Aerzte  hervorgebracht,  unter  denen  zwei 
genannt  zu  werden  pflegen:  France  sco  F.,  1491 — 1559,  war  in  Padua  geboren, 
wurde  dort  Professor  und  lehrte  40  Jahre,  nur  unterbrochen  durch  einen  Ruf  des  Papstes 
Julius  III.,  den  er  in  Behandlung  nahm  (Julius  III.  starb  1555).  Sein  grosser 
Ruf  erscheint  durch  seine  wenig  bedeutenden  Schriften:    „De  balneis  metallicis** 


448 


FRIOIMELICA. 


FRITSCH. 


(Padua  1659;  Nürnberg  1679)  —  „Pathologia  parva""  (Jena  1640;  Paris  1647; 
Nürnberg  1679)  wenig  aufgeklärt.  —  Jeronimo  F.,  1611—1683,  wurde  Dr. 
med.  mit  19 ,  Professor  in  Padaa  mit  22  Jahren.  Er  füllte  seinen  Lehrstuhl  — 
vom  Kaiser  Leopold  mit  Ehren  überschüttet  —  nahezu  50  Jahre  aus. 

Biogr.  med.  IV,  pag.  274—75.  W, 

Priis,  Christian  Lodberg  F.,  p:eboren  1699  in  Virby  (Jütland), 
deponirte  1716  an  der  Kopenhagener  Universität,  studirte  in  Medicin  hier  und 
später  im  Auslande,  doctorirte  1725  in  Kopenhagen  („De  morbis  infantum'^ )^ 
war  einige  Jahre  praktischer  Arzt  und  wurde  1746  Prof.  med.  ord.  Er  starb  1773. 

Ingerslev,  II,  pag.  311.  Petersen. 

Frisius,  Lorenz  F.  (auch  Phrisiüs),  aus  Strassburg  gebürtig,  eine  Zeit 
lang  Stadtarzt  von  Metz,  siedelte  nach  Deutschland  über,  um  kräftiger  die  Ver- 
theidigung  der  von  ihm  hochverehrten  Araber  den  deutschen  Angriffen  gegenüber 
führen  zu  können:  j^Defensio  Avtcennae,  medicortim principis,  ad  Germamae 
medicos"  (Strassburg  1530;  Lyon  1533)  Ausser  einer  Schrift  über  den  englischen 
Seh  weiss  (Strassburg  1529)  und  über  die  Heilung  der  Syphilis  (Basel  1532) 
stammt    demnächst  noch  von  ihm  ein  „Speculum  medictnae''    (Strassburg  1535). 

Biogr.  med.  IV,  pag.  276.  W. 

*Fri8tedt,  Robert  Fredrick  F.,  geboren  in  Stockholm  am  19.  Juni 
1832,  wurde  in  den  philosophischen  und  medicinischen  Facultäten  Upsalas  ans- 
gebildet  und  zum  Dr.  phil.  1857,  zum  Dr.  med.  1862  promovirt.  Seit  1862 
wirkte  er  als  Adjunct  an  der  medicinischen  Facultät  Upsalas,  seit  November  1877 
als  Prof.  extraord.  für  Pharmakologie  und  medicinische  Naturgeschichte.  Haupt- 
schrift: „Lärobok  i  organisk  pharmakologi^  (mit  Karte ,  Upsala  1872 — 1873). 
Monographien:  „Joannis  Franckenii  Botanologia'"  (Jubelschrift  1877)  — 
^Sveriges  pharmaceutiska  väkter^  (I — VIII,  Upsala  1863 — 1872).  Ausserdem 
verschiedene  kleinere,  theoretisch  pharmakologische  und  botanische  Abhandlungen 
in  schwedischen  Zeitschriften.  —  Seit  1865  redigirt  F.  die  Zeitschrift:  „Ipsal^ 
Läkareforenmgs  Förhandlingar"  (I — VIII,  IX — XVIII).  ^^ 

*Frit8Ch,  Gustav  Theodor  F.,  zu  Cottbus  am  5.  März  1838  geboren 
und  in  Berlin,  Breslau,  Heidelberg  durch  v.  Heläiboltz,  Arnold,  Nuhn,  Bakkow, 
Peters,  Traube,  v.  Frerichs  und  v.  Langenbeck  medicinisch  ausgebildet,  gelangte 
F.  1862  zur  Promotion.  Er  machte  grosse  Reisen  und  habilitirte  sich  bei  seiner 
Rückkehr  1869  als  Docent  an  der  Universität  Berlin.  1874  wurde  er  Extra- 
ordinarius. Seine  Schriften  sind,  wie:  „Drei  Jahre  in  Süd- Afrika*"  —  ,/>iV 
Eingeborenen  Süd- Afrikas*"  zum  Theil  ethnologischen,  zum  anderen  Theil,  wie: 
„Der  anatomische  Bau  des  Fischgehirns*"  —  „Zur  vergleichenden  Anatomie 
der  Amphibienherzen*"  —  „Die  elelctrische  Erregbarkeit  des  Grosshirns**  (mit 
Hitzig)  —  „  Verschiedene  Abhandlungen  über  elektrische  Fische**  (theils  in 
Dr.  Sachs'  Untersuchungen  am  Zitteraal ,  theils  in  den  Berichten  der  Akademie) 
anatomischen  und  physiologischen  Inhalts.  Auch  arbeitete  er  über  Mikrophoto^ 
graphie  und  hat  eine  Reihe  anthropologischer  Abhandlungen  veröffentlicht.      „, 

*|Pritscll,  Heinrich  F.,  zu  Halle  a.  d.  Saale  am  5.  December  1844 
geboren,  in  Tübingen,  Würzburg,  Halle,  hier  speciell  als  Schüler  Olshauskx's, 
ausgebildet,  wurde  er  1868  promovirt  und  Hess  sich  in  Halle  nieder,  um  sich 
demnächst  an  der  dortigen  Facultät  auch  zu  habilitiren.  1882  wurde  er  als 
Prof.  ord.  und  Director  der  geburtshilflichen  Klinik  nach  Breslau  berufen  und  hat 
herausgegeben :  „Klinik  der  geburtshilflichen  Operationen**  (3.  Aufl.)  —  ^Dif 
Krankheiten  der  Frauen*"  —  „Die  Lageveränderungen  der  Gebärmutter*"  (BlLL- 
roth's  Sammelwerk)  —  „  Ueber  das  Puerperalfieber  und  seine  locale  Behand- 
lung*".   Im  Medicinal-CoUegiura  der  Provinz  Schlesien  fungirt  er  als  Medicinalratb. 

W. 


J 


FRITSCH. 


FRITZE. 


449 


*Prit8Ch,  Johann  F.,  zu  Tepl  (Böhmen)  am  2.  October  1849  geboren^ 
bildete  sich  auf  der  Universität  Wien  besonders  als  Schüler  Meynkrt's  aus, 
1874  promovirt,  1876 — 1880  Assistent  der  psychiatrischen  Klinik,  seither  Privat- 
doeent  für  Psychiatrie  an  der  Wiener  Universität  und  Landesgerichtsarzt.  Mit- 
redacteur  der  Jahrbücher  für  Psychiatrie,  hat  er  grösstentheils  psychiatrische 
Casuistik  publicirt,  aber  auch  wie  „Ueber  primäre  Verrückfheü^  —  „Aphasie 
mit  Beziehung  zu  den  Geistesstörungen**  —  »Die  Verwirrtheit*^  —  „Allgemeine 
Diagnostik  des  Irreseins**  —  „  Ueber  den  Einfluss  ßeberhaßer  Krankheiten 
auf  die  Heilung  von  Psychosen*'  umfangreichere  Themen  seines  Faches  bearbeitet 
and  zumeist  in  den  Jahrbüchern  für  Psychiatrie  (Wien),  aber  auch  in  der  Wiener 
medicinischen  Presse  veröffentlicht.  ^ 

*  Pritsche,  Gustav  von  F.,  geboren  1838  in  Warschau,  war  in 
Heidelberg  Schüler  von  Cheliüs  und  Friedreich;  1869  promovirt  und  praktisch 
ärztlich  thätig,  übernahm  er  später  die  Redaction  der  polnischen  medicinischen 
Wochenschrift  „Medycyna"  und  wirkt  als  dirigirender  Arzt  des  Reserve  Hospitals 
in  Warschau.  Seine  Publicationen  sind  vorwiegend  casuistischen  Inhalts,  so:  „Situs 
mcerum  iinersus**  (Berl.  klin.  Wochenschr.  1876)  —  „Pachydermatocele** 
(Medycyna  1873,  Nr.  38)  —  „Angioma  lipomatodes  faciei**  (Medycyna,  „Two 
cases  of  dermatolysis"  und  1875,  Nr.  2)  —  „On  a  case  of  ßbroma  weighing 
3ö  U  successfiilly  removed**  (Transactions  of  the  Clinical  Society  of  London, 
Bd.  VI,  resp.  VIII  etc.).  Ausserdem  sehr  viele  Monographien  und  Schriften 
hygienischen  und  kritischen  Inhalts  in  polnischer  Sprache,  gedruckt  in  den  letzten 
13  Jahren,    in  polnischen  medicinischen  Zeitschriften.  ^ 

Fritz,  Ignaz  Franz  F.,  war  zu  Carlstadt  in  Croatien  1778  geboren, 
war  in  Wien  ein  Schüler  von  P.  Frank  und  Kern  und  Assistent  des  Letzteren. 
1808  wurde  er  als  Primär- Wundarzt  im  Allgemeinen  Krankenhause  und  Professor 
der  Chirurgie  nach  Prag  berufen.  Er  war  ein  trefflicher  Operateur  und  ausgezeichneter 
Lehrer  und  that  sich  auch  in  den  Jahren  1813 — 1814  bei  der  Behandlung  der 
in  Prag  befindlichen  verwundeten  Krieger  besonders  hervor.  Er  gründete  für  die 
Prager  chirurgische  Klinik  eine  namhafte  Bibliothek.  Seine  Arbeiten  publicirte  er 
grösstentheils  in  der  „Medicinisch-chu'urgischen  Zeitung"  von  1811 — 1829.  Zwei 
Fälle  von  Kaiserschnitt,  von  ihm  ausgeführt,  finden  sich  im  London  Med.  and 
Surg.  Joum.   1827  veröflbntlicht.  Er  starb  am  22.  Februar  1841. 

Sachs,  Medicinischer  Almanach  fftr  1842,  pag.  »j53.  —  Callisen,  VI,  pag.  490; 
XXVin,  pag.  124.  W. 

Fritz,  Wilhelm  Ernst  F.,  aus  Schiltigheim,  geboren  am  19.  Juli  1833, 
gestorben  (an  Cholera)  am  19.  August  1866,  hat  sich  trotz  seiner  kurzen  Lebens- 
dauer ein  schriftstellerisches  Andenken  gesichert  und  erwarb  1855  zu  Strassburg, 
1862  zu  Paris  goldene  Medaillen.  Schon  seine  These  „Etüde  clinique  sur  divers 
symptomes  spinaux  observ^s  dans  la  fi^vre  typhoide**  (Paris  1863)  forderte  dieses 
Thema,  noch  mehr  erregten  die  Aufmerksamkeit  seine  Forschungen  über  den 
Zusammenhang  der  Himerweichung  mit  Arterien-Obliteration,  über  Icterus  gravis, 
über  Asystolie  bei  Larynx-Suffbcation,  über  Muskelhypertrophie,  Diabetes,  Wander- 
niere, Hämophilie,  welche  theils  in  den  Archives  g6n6rales  de  m6d.  (1858 — 1863), 
theils  in  der  Gazette  hebdomadaire  (1856 — 1865)  zur  Publication  gelangten. 

Wernich. 

Fritze,  Johann  Friedrich  F.,  zu  Berlin,  war  am  3.  October  1735 
XU  Magdeburg  geboren,  studirte  in  Halle  und  wurde  1756  daselbst  Doctor.  Er 
erhielt  die  Professur  der  Therapie  am  CoUegium  medico  -  chirurgicum  in  Berlin, 
wurde  Arzt  der  Charit^  und  zum  Geheimen  Rath  ernannt.  Er  verfasste;  „Nachricht 
ton  einem  neu  errichteten  klinischen  Institut  beim  königl,  Collegio  medico- 
ekirurgico  zu  Berlin**  (Berlin  1789)  —  „Handbuch  über  die  venerischen 
Krankheiten**  (Berlin  1790;  umgearbeitet  von  F.  W.  FfiiTZE  1797;  italienische 
Biogp.  Lexikon.  IF.  29 


450 


FRITZE. 


üebersetznng  von  Monteggia,  Paris  1792).  Ferner  Hess  er  erscheinen :  „Annalen 
des  klinischen  Institutes  zu  Bei-liii^  (Berlin  1791 — 95).  Nach  seinem  am 
9.  April  1807  erfolgten  Tode  erschienen  noch  aus  seinem  Nachlasse;  „Klinische 
Miscellen^^  (Horn's  Archiv   1808). 

Andre ae,  pag.  66.  G. 

Fritze ,  Aerzte  in  drei  Generationen.  —  Johann  Gottlieb  F. ,  zu 
Halberstadt,  war  am  9.  Januar  1740  zu  Magdeburg  geboren,  studirte  seit  1760 
in  Halle  zuerst  Theologie,  dann  Medicin,  wurde  daselbst  1764  Doctor,  maebte 
einige  Reisen,  Hess  sich  darauf  in  Magdeburg,  1771  aber  in  Halberstadt  nieder, 
wo  er  1776  zum  Hofrath  ernannt  wurde.  Er  gab  heraus:  „Eine  geheime  Hand- 
schrift des  Herrn  Sutton's  und  räsonnirende  Erläuterung  der  Mittel,  welcher 
man  sich  bei  der  Einimpfung  der  Blattern  bedient,  von  Villiers.  Aus  dem 
Französischen  übersetzt  und  mit  einem  Anhange  ....  von  den  Einimpfunga- 
versuchen  .  .  .  . ,  welche  an  24  Kindern  in  dem  grossen  Friedrichshospital  ui 
Berlin  sind  angestellt  worden^'  (Frankfurt  und  Leipzig  1776).  —  1778  wurde 
er  zum  Regimentsarzt  ernannt  und  leistete  als  solcher  während  des  bayerlsehen 
Erbfolgckrieges  theils  in  den  Magdeburger  Militärlazarethen,  theils  bei  der  Armee  des 
Prinzen  Heinrich  in  Böhmen,  Sachsen  und  besonders  in  Dresden  gut«  Dienste. 
Nach  Beendigung  des  Krieges  1779  kehrte  er  nach  Halberstadt  zurück  und  wurde 
daselbst  adjungirter,  sodann  1785  wirklicher  Physicus  des  Domcapitels  und 
Garnisonarzt.  Eine  von  ihm  anonym  herausgegebene  Schrift:  „Das  königlich 
preussische  Feldlazar^thj  nach  seiner  Medicinal-  und  ökonomischen  Verfassung  der 
zweiten  Armee  im  Kriege  vmi  1778  und  1779,  und  dessen  Mängel  aus  Documenien 
bewiesen.  Nebst  dem  Dispens atario  u.  s.  w,^  (Leipzig  1780),  in  welcher  er  mit 
schonungsloser  Freimtlthigkeit  und  in  eindringlichen  Worten  die  in  jenem  Kriege 
zu  Tage  getretenen  grossen  Mängel  des  preussi  sehen  Feldlazarelhwesens,  sowie  die 
bei  der  Verwaltung  desselben  stattgehabten  groben  Missbräuche  aufdeckte,  welehcm 
Allem  er  die,  trotz  der  geringen  Zahl  von  Verwundungen,  vorgekommene  enonue 
Menge  von  Todesfällen  zuschrieb,  hatte  die  Aufmerksamkeit  des  Königs  Friedrich  11. 
auf  ihn  gelenkt,  der  ihn,  noch  kurz  vor  seinem  Tode,  zum  Dirigenten  sämmtlicher 
preussischen  Feldlazarethe  ernannte.  Er  verblieb  jedoch  nur  kurze  Zeit  in  die^ier 
Stellung,  war  von  1787 — 89  Leibarzt  in  Wernigerode,  kehrte  dann  aber  nach 
Halberstadt  zurttck,  wo  er,  neben  dem  Amte  des  Physicus,  auch  das  eines  Hebammen- 
lehrers und  Mitgliedes  des  Medicinal-Collegiums  bekleidete.  Er  gab  in  dieser  Zeit 
noch  heraus:  „Medicinische  Annalen  für  Aerzte  und  Gesuiidheitsliebende*^  (Bd.  L 
Leipzig  1781)  und  gegen  einen  sich  breit  machenden  Charlatan,  Namens  Lehnhabi>t 
in  Quedlinburg,  der  es  nicht  an  Gegenschriften  fehlen  Hess:  „Charlatanerie  und 
Menschenopfer;  Beitrag  zur  Geschichte  der  Todtschläge  in  den  medicinisdien 
Annalen  auf  das  Jahr  1780^  (Leipzig  1782).  Der  vielseitig  gebildete  Mann, 
dessen  reger  Sinn  für  schöne  Wissenschaften  in  dem  bekannten  damaligen  Halber- 
ßtädter  Kreise  von  Dichtem  und  Gelehrten  die  erwünschte  Nahrung  fand  und  der 
mehrfach  auch  populär-medicinische  Aufsätze  (Halberstädter  gemeinnützige  Blätter 
1785 — 86)  und  bibliographische  Artikel  für  die  Allgem.  Literatur-Zeitung  verfiwst 
hatte,  erblindete  1791  und  starb  am   11.  August  1793. 

Friedrich  August  Ferdinand  F.,  zu  Magdeburg,  war  als  Sohn 
des  Vorigen  in  Halberstadt  am  26.  Mai  1776  geboren,  lernte  zuerst  die  Apothekor- 
kunst  in  seiner  Vaterstadt,  studirte  darauf  in  Halle  Medicin  und  wurde  1806 
daselbst  Doctor,  Hess  sich  in  Magdeburg  nieder,  wurde  1814,  während  ^^ 
westfälischen  Zwischenherrschaft,  Stadt-,  1817  Kreisphysicus,  1823  Medicinalrath 
und  Mitglied  des  Medicinal-Collegiums  der  Provinz,  1827  Lehrer  der  Matern 
medica  an  der  med.-chir.  Lehranstalt.  Er  schrieb  fttr  die  Programme  dieser 
Anstalt:  „lieber  die  Awcendung  der  alkalischen  Schwefelleber  beim  Group 
( Angina  polyposa)^  (1829)  —  ^  Ueber  die  Schwierigkeiten  und  Annehndichheiten 
des  med.'chirurg,  Studiums''  (1833,  4.)    Er  starb  1846. 


J 


FRITZE.  —  FRÖHLICH.  451 

Hermann  Eduard  F.,  zu  Neustadt-Eberswalde,  war  als  Sohn  des  Vorigen 
in  Magdeburg  im  Februar  1811  geboren,  studirte  von  1831  in  Heidelberg  und 
BerliD,  wo  er  1835  mit  der  Dissertation  fjDe  conditura  s,  de  balsamatione  viortuortim^ 
Doctor  wurde.  Er  prakticirte  zuerst  in  Berlin,  und  in  Folge  seiner  freundschaftlichen 
VerbiDdungen  mit  dortigen  chirurgischen  Celebritäten  (Dieffenbach,  Kluge)  und 
mit  Untersttltzung  durch  Dieselben  erschienen  von  ihm  die  nachstehenden  chirurgischen 
Schriften  und  Abbildungswerke:  „Miniitur-Armamentarium  oder  Abbildungen 
der  wichtigsten  ahturgischen  Instrumente.  Mit  Vorrede  von  J.  F,  Dieffe nbach^ 
(Berlin  1836,  16.;  2.  Aufl.  1843)  —  „Miniatur- Abbildungen  der  wichtigsten 
akiurgischen  Operationen  .  .  .  .;  eingeführt  von  J.  F,  Dieffenbach,  Mit 
30  zum  Tlieil  ülum.  Taff,**  (Daselbst  1838,  16.)  —  „Lehre  von  den  wichtigsten 
in  der  Chirurgie  und  Medicin  gebräuchlichsten  Bandagen  und  Maachinen^ 
nebst  Beschreibung  ....  besonders  der  Fracturen  und  Jjuxationen^  (Daselbst 
1839;  2.  Aufl.  1846;  3.  Aufl.  1854,  mit  34.  Kpft.)  —  „  Arthropla^tik  oder  die 
sämmtlichen  bisher  bekannt  gewordenen  künstlichen  Hände  und  Füsse  u,  s.  w, 
nach  Manuscripten  von  C.  A,  F,  Kluge.  Mit  26  Steintaff,''  (Lemgo  1842, 
4.)  —  zusammen  mit  0.  F.  G.  Reich  :  „Die  plastische  Chirurgie  in  ihrem  weitesten 
Umfange  dargestellt.  Mit  48  Kpft."  (Berlin  1845,  4.).  Er  siedelte  später  nach 
Neu«tadt-Eberswalde  über,  wo  er  Vorsteher  einer  Privat-Irrenanstalt  war.  Einige 
Zeit  vor  seinem  am  29.  April  1866  erfolgten  Tode  hatte  er  das  Unglück,  wie 
sein  Grossvater,  zu  erblinden. 

Andreae,  pag.  67—70.  — -  Dechambre,  VI,  pag.  119,  120.  Gurlt. 

Fritze,  Friedrich  August  F.,  zu  Herborn  in  Nassau,  war  am 
27.  Februar  1754  zu  Mengeringhausen  geboren,  wurde  1779  zu  Strassburg  Doctor 
mit  der  Diss. :  „Observat.  de  conceptione  tuharia ,  cum  epicrisi  conceptionis 
iubariae  in  genere  et  hujus  casus  in  specie"^  abgedruckt  in;  Sylloge  op.  ad  art. 
obstetr.  Vol.  I,  1795;  deutsch  in:  N.  Samml.  für  Wundärzte,  1789,  St.  23  und 
in:  Beitr.  für  Entbindungsk.,  1789,  St.  2.  In  Schmücker's  Vermischten  chirurgischen 
Schriften  (Tbl.  3,  1782)  findet  sich  von  ihm  die  Beschreibung  eines  durch  das 
Hom  eines  Ochsen  gemachten  Kaiserschnittes:  „Geschichte  der  Heilung  einer 
von  einem  Ochsen  verwundeten  schicangeren  Frau".  1785  wurde  er  Prof.  ord. 
der  Medicin  an  der  Universität  zu  Herborn  und  dem  von  ihm  1788  herausgege- 
benen Prorectorats-Programm  ist  angeschlossen:  „Descriptio  instituti  obstet ricii 
atquae  anatomici  Herbornae  fiorentis" .  1798  wurde  er  zum  Hofrath  ernannt, 
war  später  Obermedicinalrath  und  Landphysicus,  schrieb  noch  eine  populäre  Schrift 
über  das  Verhalten  bei  der  Rinderpest  (1796)  und  in  Loder's  Journal  (1798) 
j,Zwei  Beobachtungen  glücklich  ausgerotteter  Nasenpolypen" . 

Callisen,  XXVm,  pag.  124.  G. 

*Froebelitt8,  Wilhelm  F.,  zu  St.  Petersburg  am  5.  Februar  1812  geboren, 
suchte  die  Universität  Dorpat  auf,  um  besonders  Pirogoff  zu  hören  und  begab 
sich  von  1838  an  auf  Studienreisen  nach  Paris,  Zürich,  Wien,  Prag,  Berlin.  Seit  dem 
17.  April  1842  ist  er  als  Augen-  und  Kinderarzt  im  St.  Petersburger  Augenspital 
und  später  im  Findelhause  thätig,  seit  1863  Oberarzt.  Ausserdem  berathendes 
Mitglied  des  letzteren,  auch  Mitglied  des  Medicinalrathes,  sowie  anderer  gelehrter 
und  administrativer  Körperschaften,  hat  F.  viele  Aufsätze,  Mittheilungen  und  Be- 
richte in  verschiedenen  Journalen  des  In-  und  Auslandes  veröffentlicht.  Unter 
denselben  möge  Erwähnung  finden  die  erste  Mittheilung  über  die  zuerst  in 
Russland  1857  vom  Verfasser  ausgeübte  glückliche  Glaucomoperation ,  über  die 
ersten  ophthalmoskopischen  Beobachtungen  in  Russland  1851,  auch  die  Mittheilung 
über  die  Eröffnung  des  ersten  Institutes  für  die  Kälberimpfung  im  St.  Peters- 
burger Findelhause  durch  ihn   1868.  ^ 

Fröhlich,  J.  B.  F.,  zu  Weilheim,  prakticirte  anfänglich  zu  Schöngau,  war 
später  Landgerichtsarzt  zu  Weilheim.  Er  publicirte:  „Einigem  über  Hunds-  (Toll-) 

29* 


L 


452  FRÖHLICH.  —  FROHBEEN. 

Wiith  und  eine  derselben  analoge  Krankheit  der  Füchse,  Katzen  .  ...  mit 
Einsicht  auf  eine  Hornvieh- Epizootie  vom  Jahre  1819^  (Henke's  Zeitschr., 
1825)  —  „Erfahrungen  aus  dem  Oesammtgebiet  der  Areneikunde,  mit  beson- 
derer Beziehung  auf  praktische  und  gerichtliche  Medicin*^  (Ebenda  1826)  — 
;,  Leber  Varioloiden  und  deren  Verhältniss  zu  den  übrigen  Blattemarten  u.  s.  w.* 
(Ebenda  1829)  —  „  lieber  Begriff  und  Eintheilung  der  psychischen  Krank- 
heitszu stände  u.  s.  w.**  (Ebenda,  Ergänzungsband  X)  —  „Noch  Einiges  über 
den  Werth  der  Kuhpockenimpfung  u.  s.  w,^  (Ebenda,  Ergänzungsband  XIII,  1830) 
Ca  1  Ilsen,  VI,  pag,  493;  XXVIII,  pag.  126.  G. 

Fröhlich,  Edler  von  Fröhlichsthai,  Anton  F.,  zu  Wien,  war  am 
16.  Februar  1760  in  Graz  geboren,  studirte  in  Wien,  wurde  1783  daselbst  Doctor, 
'war  später  Leibarzt  des  Erzherzogs  Karl  Ambrosius,  Primas  von  Ungarn, 
seit  1803  Decan  der  Wiener  medieinischen  Facultät  und  nahm  in  demselben  Jahre 
die  ihm  von  der  Hofcommission  in  Wohlthätigkeitssachen  übertragene  Stelle  eines 
Armenvaters  ein.  Seine  ersten  Schriften  waren:  „Aufmunterung  zur  Blattern- 
Inoculation  für  alle  Stände  geschrieben^  (Wien  1799)  —  „Lehre  über  die 
erste  Grundlage  des  menschlichen  Glücks  durch  physische  Erziehung  und 
Bildung"  (Ebenda  1802)  —  „Darstellung  der  Wesenheit  der  Arzneiunssen- 
Schaft  und  der  Eigenschaft  wahrer  Aerzte"  (Ebenda  1811).  1818  erhielt  er 
die  Ernennung  als  Hofarzt  und  1824  wurde  er  mit  dem  oben  erwähnten  Prädieat 
geadelt.  Besoi^ere  Verdienste  erwarb  er  sich  um  die  EiofÜhrung  der  Kaltwasser- 
behandlung bei  acuten  Krankheiten,  die  er  mehr  als  30  Jahre  praktisch  ausgeflbt 
hat.  Er  schrieb  darüber:  „Abhandlung  von  dem  auffallenden  Nutzen  des  kalten  und 
lauen  Wassers  in  einigen  Fieberkrankheiten  und  dem  Scharlach  u.  s,  w."  (Wien 
1818)  —  „Abhandlung  über  die  kräftige,  sichere  und  schnelle  Wirkung  der 
Uebergiessungen  und  Bäder  von  kaltem  und  lauwarmem  Wasser  in  Faul-^ 
Nerven-,  Gallen-^  Brenn-  und  Scharlacltßebern^  den  Masern  u.  s.  w."  (Ebenda 

1820;  2.  Aufl.  1842)    —     „Gründliche  Darstellung   des  Beil  Verfahrens 

mittelst  der  Anwendung  des  ....  ]Vassers  u.  s.  w."  (Ebenda  1824)  —  ,, Merk- 
würdiges Fortschreiten  der  Heilwissenschaft  ....  des  kalten  Wassers  als  Heil- 
mittel in  vielen  Krankheitsf armen"  (Ebenda  1845).  lieber  dasselbe  Verfahrai 
erschienen  von  ihm  auch  Mittheilungen  in  Hüfeland's  Journal  (1822),  in  den 
Beobachtungen  und  Abhandlungen  Oesterr.  Aerzte  (1828),  den  Oesterr.  medie. 
Jahrbüchern  (1830).  Anderweitige  Schriften  von  ihm  sind  noch:  „Berichtigung  der 
Meinungen  über  die  Verdienste  der  ordinirenden  Heilärzte  und  der  Constdenten 
an  Krankenbetten"  (Wien  1827)  —  „Skizzirtes  Gemälde  des  Medicinalwesens 
in  wohlgeordneten  Staaten  u,  s.  w."  (Ebenda  1833).  Er  starb  am  27.  Januar 
1846  als  Senior  der  medieinischen  Facultät. 

V.  Wurzbach,  IV,  pag.  374.   —    Callisen,  VI,  pag.  495;    XXVIH,  pag.  126. 

G. 

*FrÖlich,  F.  Hermann  F.,  zu  Nossen  (Königreich  Sachsen),  am  21.  Ajtfil 
1839  geboren,  besuchte  die  chirurgisch-medicinische  Akademie  in  Dresden  von 
1858—1862,  dann  die  Universität  Leipzig  von  1862—1865.  Seit  1862  Militär- 
arzt, wurde  er  1867  zum  Stabsarzt,  1876  zum  Oberstabsarzt  II.  Classe,  1883 
zum  Oberstabsarzt  I.  Classe  ernannt  und  wohnt  in  Möckem  bei  Leipzig.  Seine  bis 
1883  erschienenen  literarischen  Arbeiten  finden  sich  in  der  Wiener  Medieinischen 
Presse  1884,  Nr.  31,  33  und  34  zusammengestellt  und  behandeln  vorwi^end 
Literatur,  Geschichte,  amtliche  Verfassung  etc.  der  Militärmedicin.  Für  die-Re^n- 
tirungskunde  hat  F.  jahrelange  Untersuchungen  zur  Auffindung  des  zweck- 
mässigsten  Brustmessungsverfahrens  unternommen;  das  von  ihm 
dann  in  ViRCHOw's  Archiv  1872 ,  3.  Heft  vorgeschlagene  ist  in  der  Dienst- 
anweisung vom  8.  April  1877  abgedruckt  und  allgemein  vorgeschrieben.        ^f 

Frohbeen,  Eduard  Friedrieh  F.,  geboren  in  Mitau  am  16.  Mai  1796, 
absolvirte  das  Gymnasium  zu  Mitau  1811,  studirte  Medioin  in  Dorpat  von  1814 


V "  r'^ 


FROHBEEN.  —  FRORIEP. 


453 


an  und  wurde  1819  Dr.  med.  (y^Oeneralia  quaedam  de  climatis  vi  in  organismum 
humanuni  exserta^J.  F.  machte  ReiBen  in  Deutschland,  Frankreich,  Italien  und 
der  Schweiz,  kam  1821  nach  Dorpat  und  Hess  sich  daselbst  als  praktischer  Arzt 
nieder.  1823  wurde  er  Kreisarzt,  zog  aber  bald  nach  St.  Petersburg,  woselbst  er 
Oberarzt  im  Seecadettencorps  wurde.  Er  verfasste :  „  Ueber  die  Ursachen  der  grossen 
Sterblichkeit  der  Kinder  in  ihrem  ersten  Lebensjahre  und  die  Mittel,  derselben 
vorzubeugen^  (Dorpat  1827),  eine  gekrönte  Preisschrift. 

Recke-Napiersky,  I,  618.  —  Beise,  I,  203.  L.  Stieda. 

Frohbeen,  Leonhard  F.,  studirte  Medicin  in  Dorpat  von  1832 — 1839, 
wurde  Dr.  med.  1843  („Biss,  nonnulla  de  Syphilide^),  war  nacheinander 
Assistent  an  der  Dorpater  Universitätsklinik,  Arzt  des  finnländ.  Leibgarde-Regiments, 
Oberarzt  am  Institut  des  Corps  der  Bergingenieure ,  Oberarzt  des  Marien-Hospitals 
in  Petersburg,  zuletzt  Chef  des  Medicinalwesens  der  Anstalten  der  Kaiserin  Marie, 
und  starb  am  26.  November  1883.  Er  war  ein  bekannter  und  beliebter  Arzt  in 
Petersburg,  ausgezeichnet  durch  Eifer,  Pflichttreue  und  humane  Gesinnung. 

L.  Stieda. 

Fromann,  Conrad  F.,  1616  zu  Nordhausen  geboren,  studirte  Medicin 
za  Jena,  Helmstädt  und  Strassburg.  1651  erhielt  er,  durch  den  Markgrafen  Fried- 
rich von  Baden  die  Stelle  als  Cantonalarzt  in  Hochberg,  Sausenberg,  Roeteln 
und  Badenweiler.  Erst  ein  Jahr  später  erwarb  er  in  Basel  den  Doctorhut,  wurde  der 
dortigen  Facultät  aggregirt  und  erlangte  1655  das  Stadtphysicat  in  Nordhausen, 
wo  er  später  nicht  nur  als  Bürgermeister,  sondern  auch  als  Director  des  Hospitals 
fungirte.  Bei  seinem  Tode  (1706)  hinterliess  er  einen  „Tractatus  medicochirur- 
gicus  de  gangraena  et  sphacelo^  (Strassburg  1654)  und  „Medicinalisches  Be- 
denken von  der  Fest^  (Nordhausen  1681). 

Biogr.  m^.  IV,  pag.  279.  W. 

Frommailll,  Stephan  Samuel  Benno  F.,  geboren  in  Koburg,  studirte 
in  Jena,  wurde  1779  Dr.  med.,  erhielt  nach  bestandenem  Examen  das  Recht  zur 
ärztlichen  Praxis  in  Russland  1780  und  war  von  1797  an  Arzt  in  der  Stadt 
Duchowschina  (Gouvernement  Smolensk). 


Tschistowitsch,  CCCXXV. 


L.  Stieda. 


*  Frommailll,  Carl  F.,  geboren  zu  Jena  am  22.  Mai  1831,  genoss  seine 
medicinische  Ausbildung  in  Jena,  Göttingen,  Prag  und  Wien  und  wurde  1854 
promovirt.  Von  1856 — 1858  war  er  Assistent  an  der  medicinischen  Klinik  zu 
Jena,  1858 — 1860  Hausarzt  am  deutschen  Hospital  zu  London,  1861 — 1870  Arzt 
in  Weimar.  Von  1870 — 1872  war  er  Privatdocent  in  Heidelberg,  von  1872 — 1875 
in  Jena  und  wurde  1875  daselbst  Professor.  Von  ihm  rühren  her:  „  Untersuchungen 
über  die  normale  und  pathologische  Anatomie  des  Rückenmarks^  (Jena,  I,  Thl. 
1864,  n.  Thl.  1867)  —  ;,  Untersuchungen  über  die  normale  und  pathologische 
Histologie  des  centralen  Nervensystems"  (Daselbst  1876)  —  „  Untersuchungen 
über  die  Gewebsveränderungen  bei  der  multiplen  Sclerose"  (Daselbst  1878)  — 
„Beobachtungen  über  Structur  und  Bewegungserschei^iungen  des  Protoplasma 
der  Pßanzemellen^  (Daselbst  1880)  —  ^y Färbung  der  Binde-  und  Nervensub- 
stanz durch  Hydrarg,  nitric,  und  Structur  der  Nervenzellen*^  (VlRcnow*s  Archiv, 
Bd.  XXXI  u.  XXXH)  —  „Fall  van  Hydrargyria""  (Daselbst,  Bd.  XVII)  —  „  Ueber 
Zellstructuren"  (Sitzungsber.  der  Jenaischen  Gesellsch.  für  Medicin  und  Naturw. 
lt^76-^— 1883)  —  „Untersuchungen  über  Structur y  Lebenserscheinuiigen  und 
Reactionen  thierischer  und  pflanzlicher  Zellen"  (Jeuaische  Zeitschr.  für  Naturw. 
Bd.  XVH).  ^V. 

Froriep,  Aerzte  in  drei  Generationen.  —  Ludwig  Friedrich  F. 
(später  VON  Fboriep),  geboren  zu  Erfurt  am  15.  Januar  1779,  war  der  Sohn  des 
wegen  Religionsstreitigkeiten  seines  Amtes  entsetzten  Erfurter  Professors  der 
Theologie  und  Orientalisten,    Justus    Friedrich   F.  (geboren  1745,  gestorben 


454 


FRORIEP. 


1800)  und  der  schriftstellerisch  thätigen  Amelie  Henriette  Sophie  F.  (geboren 
1752,  gestorben  1784).  Er  studirte  zu  Jena,  wo  er  schon  damals  durch  seiDen 
älteren  Freund,  den  Frivatdocenten  und  Unteraufseher  der  Entbindungsanstaltf 
Dr.  V.  Eckhart  (gestorben  1800),  in  das  Studium  der  Geburtshilfe  eingeführt 
wurde.  Am  6.  April  1799  erlangte  er  in  Jena  den  Doctorgrad  nach  Vorlegung  semer 
Dissertation  „De  recto  emeticorum  usu**  (Jena,  4.).  Darauf  begab  er  sich  zur 
weiteren  Ausbildung  in  der  Geburtshilfe  nach  Wien.  Nach  seiner  Rückkehr  wurde 
er  nach  v.  Eckhart's  Tode  im  Jahre  1800  Sub-Director  der  Entbindungsanstalt, 
nachdem  er  sich  zum  Docenteu  habilitirt  hatte.  Im  Jahre  1801  wurde  er  zum 
Extraordinarius  ernannt,  wirkte  1804 — 1806  zu  Halle  als  Ordinarius  der  Geburts- 
hilfe, ging  aber  dann  zur  Anatomie  und  Chirurgie  über,  indem  er  1808 — 1^14 
Professor  dieser  beiden  Fächer  in  Tübingen  war.  1814  folgt«  er  einem  Bofe 
als  Leibarzt  des  Königs  von  Württemberg,  welche  Stelle  er  nahezu  zwei  Jahre 
inne  hatte.  Im  Frühjahre  1816  siedelte  er  nach  Weimar  über,  wo  er  die 
Leitung  des  Landes-Industrie-Comptoirs  seines  Schwiegervaters  Bertüch  übernahm, 
ohne  sich  aber  ganz  der  literarischen  Thätigkeit  zu  entziehen.  Er  starb  am 
28.  Juli  1847  als  Director  des  Weimarischen  Medicinalwesens.  F.  war  der  Ver- 
fasser eines  seiner  Zeit  sehr  verbreiteten  Lehrbuches  der  Geburtshilfe:  „Iho- 
retisch '  praktisches  Handbuch  der  Geburtshilfe  zum  Gebrauche  bei  aka- 
demischen Vorlesungen  und  für  angehende  Geburtshelfer^  (Weimar  1802; 
2.  Aufl.  1804;  3.  Aufl.  1806;  4.  Aufl.  1810;  5.  Aufl.  1814;  6.  Aufl.  1818; 
7.  Aufl.  1822;  8.  Aufl.  1827 ;  9.  Aufl.  1832).  Als  geburtshilflicher  Schriftsteller 
war  F.  ein  geschickter  Compilator,  der  das  für  den  praktischen  Arzt  Nothwendige 
in  kurzer  und  fasslicher  Weise  zu  bieten  im  Stande  war.  Diesem  Umstände  ist 
auch  die  Beliebtheit,  die  sich  sein  Lehrbuch  so  viele  Jahre  hindurch  zu  erhalten 
wusste,  zuzuschreiben,  wenn  er  auch  in  den  späteren  Auflagen,  als  er  seine 
geburtshilfliche  Kanzel  aufgegeben,  mit  den  Fortschritten  des  Faches  nicht  mehr 
gleichen  Schritt  halten  konnte.  Als  selbstständiger  geburtshilflicher  Forscher  trat 
F.  nicht  auf.  Den  gleichen  Charakter,  wie  sein  Lehrbuch,  trägt  seine  Sammlung 
von  geburtshilflichen  Abbildungen,  meist  nach  ausländischen  Werken:  „Geburts- 
hilfliche Demonstraiionen^  (XI  Hefte,  Weimar  1824 — 1832,  Fol.).  Auch  seine 
anatomischen  und  chirurgischen  Publicationen  sind  analog  seinen  geburtshilflichen. 
F.  schrieb  auch  über  populäre  Medicin  und  Zoologie.  Die  Zahl  seiner  Publicationen 
ist  eine  beträchtliche. 

V.  Siebold's  Geschichte  der  Geburtshilfe.  Bd.  IV,  pag.  654  —  Biogr.  med,  IV, 
pag.  280.  —  Allgemeine  deutsche  Biographie.  Bd.  II,  pag.  ö52.  irii»-       ••    \.* 

Froriep,  R  o  b  e  r  t  F. ,  war  als  Sohn  des  Vorigen  zu  Weimar  am  2 1 .  Februar 
geboren,  wurde  1828  in  Bonn  Doctor  mit  der  Diss. :  „De  lingua  anatomica 
quaedam  et  semiotica"  (4.;  französ.  üebers.  Brüssel  1836,  av.  8  pL),  hielt  sich 
im  folgenden  Winter  in  Paris  auf,  gab  heraus:  Th.  Bateman's  ^^Abbildungen 
der  Hautkronlcheiten  u.  s,  w.^  (Lief.  1 — 4,  Weimar  1829,  30,  4.),  ging  dann 
nach  Jena,  wo  er  sich  mit  der  Diss.  „De  corneitide  scrofulosa^  (1830,  c.  tab.) 
nostrifcirte,  eine  Schrift:  „Chirurgische  Anatomie  der  Ligatur  stellen*^ ,  auch  u.  d.  T. 
„Anatontia  chirurgica  locorum  c.  h,  ligandis  arteriis  peridoneorum*^  (Weimar 
1830,  Fol.)  herausgab  und  1832  zum  Prof.  e.  o.  ernannt  wurde.  In  demselben  Jahre 
jedoch  noch  habilitirte  er  sich  mit  der  Comment.  anat.  „De  funiculi  umbilicalU 
defectu"  (c.  tab.)  bei  der  mediciuischen  Facultät  der  Berliner  Universität,  wurde 
daselbst  1833  zum  Professor  e.  o.  für  chirurgische  Anatomie,  zum  Prosector 
und  Conservator  des  pathologischen  Museums  des  Charitö-Krankenhauses ,  zum 
Lehrer  der  Anatomie  bei  der  Akademie  der  Künste  und  1836  auch  zum  Medicinal- 
rath  und  Mitglied  des  Medicinal-Collegiums  der  Provinz  Brandenburg  ernannt 
Sein  vorzügliches  Zeichnen-  und  Maltalent,  das  er  schon  bei  seinen  bisher  publi- 
cirten  Arbeiten  bewährt  hatte,  hatte  vorzugsweise  auf  ihn  die  Wahl  bei  der 
Berufung  an  die  Akademie  der  Künste  gelenkt  und  kam  weiterhin  auch  noch  bei 


i 


FRCmiEP. 


455 


allen  seinen  nachfolgenden  Publicationen ,  die  fast  sämmtlich  mit  Abbildungen  ver- 
seben sind,    zur  Geltung,    indem  er  zu  jenen  Werken    tbeils  Originalzeichnungen 
lieferte,  theils  bei  der  Einführung  ausländischer  kostbarer  Kupferwerke  in  die  deutsche 
Literatur  ftlr  die  angemessene  Reproduction  ihrer  Abbildungen  Sorge  trug.    Seine 
anderweitigen  Schriften  waren :   „  Die  Symptome  der  asiatischen  Cholera,  im  Nov, 
und  Dec,  1831  zu  Berlin  abgebildet  und  beschrieben^  (Weimar  1832,  m.  8  Taff.)  — 
„De  ossis  metatarsi primi  exostosi^  (Berlin  1834, 4.,  Gratulations-Commentatiuncula 
zu  J.  V.  Wiebel's  Jubiläum)  —  „Pathologisch- anatomische  Abbildungen  aus  der 
Sammlung  der  kgl,  Chariti- Heilanstalt  zu  Berlin^  (Lief.  1,  2,  Weimar  1836,  4.). 
Die  Abbildungen    aus    allen    diesen  Schriften   erschienen    auch  in  den  von  seinem 
Vater  b^onnenen  ^ Klinischen  Kupfertafel n^  (1820 — 1837,  4.)  oder  den  „Chirur- 
gischen Kupfertafeln"  (1820—1848,  487  Taff.,  4.),  deren  Leitung  er  von  1833 
an  selbst  übernahm,    ebenso   wie    er  auch  seit  1830  Mitredacteur   und  Hauptmit- 
arbeiter der  gleichfalls  von  seinem  Vater  in's  Leben  gerufenen  „Notizen  aus  der 
Natur-  und  Heilkunde"  wurde.    Es    erschienen    ferner    von    ihm  üebersetzungen 
von  Sir  Astley  Cooper's  „Unterleibsbrüchen"  (Weimar  1833)  und  „Krankheiten 
der  weiblichen  Brust"  (Ebenda  1836),   sowie  von  Düpüytren's  Abhandlung  über 
den  Steinschnitt,    herausg.   von  Sansox   und  Begin   (Ebenda  1837).    Als  weitere 
Arbeiten  von  ihm  sind  anzuführen :   „Bemerkungen  über  den  Einfluss  der  Schulen 
auf  die  Gesundheit"  (Berlin  1836,  m.  1  Taf.)  —  „Atlas  der  Hautkrankheiten  oder 
Sammlung  sorgfältig  col.  Abbildungen  ....  nach  Th,  B  ateman,  P.  Ray  er, 
M.  N,  üevergie.    Durch  viele  Originalzeichnungen  ergänzt  u,  s.  w."  (Weimar 
1837,  4.,  m.  68  col.  Taff.).    Nachdem  er  eine  Reihe  von  Aufsätzen  in  verschiedenen 
Zeitschriften,  wie  Frorfep's  Notizen,  Casper*s  Wochenschr. ,  Kleinert*s  Reper- 
toriura,  der  Preuss.  Vereins-Zeitung,  Schmidt's  Jahrbb.,  sowie  in  dem  Encyclopäd. 
Wörterbuch    der  Berliner   med.  Facultät  u.  s.  w.    veröffentlicht  hatte,    erschienen 
später    von    ihm    noch :    „  Beobachtungen    über    die   Heilwirkung    der  Elektri- 
cität  u,  s.   w."  j   1.  Heft.    A.  u.  d.  T. :    „Die   rheumatische    Schwiele   u.    s,    w." 
(Berlin  1843)    —    „Die  Charakteristik    des  Kopfes    nach    dem    Entwicklungs- 
gesetze desselben"  (Daselbst  1845,  4.,  m.  1  Taf.).  —  1846  schied  er  aus  seinen 
Stellungen  an  der  Berliner  Universität  und  Akademie  aus  und  ging  nach  Weimar, 
um  von  seinem  Vater  die  Leitung  des  Landes -Industrie-Comptoirs   zu   übernehmen 
und  gab  die  folgenden  anatomischen  Werke  heraus:  „Icon  synoptica  arteriarum 
c.  h.    in   uno   sceleto    conjunctim    descriptorum"    (Jena  1850,  Fol.)    —     „Icon 
synoptica  nervorum  etc."  (Ibid.)  —    „Memoranda  der  speciellen  Anatomie  des 
Menschen"  (2.  Aufl.,  Weimar  1854,  m.  12  Taff.)  —  „Atlas  anatomicus  partium 
c.  h,  per  strata  dispositorum  imagines  in  tabulis  XXX  ....  exhibens"  (Weimar 
1850,  Fol.;   1852;  1856;   1861;  5.  Ausg.  Leipzig  1865).     Von   1851  an  hatte 
er  sich  wieder  der  ärztlichen  Praxis  zugewandt  und  schrieb  noch:    „Die  Rettung 
der  Cretinen*'  (Bern  1857,  mit  1  Taf.).    Nach  Beendigung  des  100.  Bandes  der 
„Notizen  aus  dem  Gebiete  der  Natur-  und  Heilkunde"   hatte   er   diesen  den  Titel 
„Tagesberichte    über    die    Fortschritte    der   Natur-    und    Heilkunde"    gegeben 
(1850 — 52);    dieselben   erschienen   später  jedoch   wieder  (1856 — 61)   imter  dem 
ursprünglichen  Titel.    Seit  1857  gab  er  auch  eine  populäre  Zeitschrift  „Der  ärzt- 
liche Hausfreund"  heraus;  endlich  war  von  ihm  auch  eine  Schrift  „Dir  Pf  erde- 
racen"    (4.  Aufl.   1857)    erschienen.    Sein  Tod    erfolgte   in  Weimar    am   14.  Juni 
1861.  —    Obgleich  er  in  den  von  ihm  besonders  cultivirten  Wissenschaften,    der 
beschreibenden  und  pathologischen  Anatomie,  keine  hervorragenden  Entdeckungen 
gemacht  hat,  hat  er  durch  seine  zahlreichen  Unternehmungen,  welche  den  Zweck 
hatten,  die  Kenntniss  der  Leistungen   des  Auslandes  auch  in  Deutschland  zu  ver- 
breiten, die  Wissenschaft    wesentlich  gefördert  und  namentlich  zur  Popularisirung 
von    kostspieligen    ausländischen   Abbilduugswerken ,    die    ohne    ihn   daselbst   nur 
wenig  bekannt  geworden  wären,  wesentlich  beigetragen. 

Callisen,  XXVIII,  pag.  130.  —  Engel  mann,  pag.  181;  Nachtrag,  pag.  75. 

Gurlt. 


456  FRORIEP.  —  FUCHS. 

*Proriep,  August  F.,  Sohn  des  Vorigeo,  geboren  in  Weimar  am 
10.  September  1849,  genoss  in  Göttingen,  Ttibingen  und  speciell  in  Leipzig  den 
Unterricht  Henle's,  C.  Ludwig's,  Bäaüne's,  His'.  1874  promovirt,  habilitirte  er 
sich  bald  in  Tübingen,  wo  er  seit  October  1878  als  Prosector  und  Privatdoeent  in 
Thätigkeit  ist  uud  im  Februar  1884  zum  Extraordinarius  ernannt  wurde.  Schriften: 
„Ueber  den  Hautmuskel  des  Halses  und  seine  Beziehungen  zu  den  unteren 
Oesichtsmuskeln^  (Archiv  für  Anat.  und  Phys.  1877)  —  „Ueber  d^zs  Sarcolemm 
und  die  Muskelkerne**  (Daselbst  1878)  —  „Anatomie  für  Künstler^  (Leipzig 
1880)  —  „Zwei  Typen  des  normalen  Beckens^  (Festschrift  für  Crede,  1881}  — 
„Kopßheil  der  chorda  dorsalis^  (Festschrift  für  Henle,  1882)  —  „Ueber  ein 
Ganglion  des  Hypoglossus  etc.^  (Archiv  für  Anat.  und  Phys.  1882)  —  „Zar 
Entioicklungsgeschichte  der   Wirbelsäule  etc.^  (Daselbst  1883).  ^ 

Protscher ,  Georg  Christian  F. ,  zu  Culmbach ,  war  zu  Melkendorf 
am  4.  Januar  1765  geboren,  studirte  in  Erlangen  und  wurde  1788  mit  der  DLw. 
„De  medulla  spinali,  ejusque  nervis"  (Fol. ,  8  pl.)  Doctor.  Diese  Abhandlung 
erschien  noch  besonders  u.  d.  T. :  „Descriptio  medullae  spinalis  ejusque  nervorum 
iconibus  illustratae^  (Erlangen  1788,  Fol.;    abgedruckt  auch  in  C.  F.  Ludwig 's 

„Scriptores   neurologici   minores    selecti   s.    opera  minora    ad  anatomiam 

nervorum  spectantia"  Vol.  IV,  1795).  Er  wurde  darauf  in  Melkendorf  und  bald 
danach  in  Culmbach  Arzt,  1793  Stadtphysicus,  starb  aber  schon  am  26.  October  1796. 

Fi  kenscher,  I,  pag.  252.  G. 

Prundeck,  JohannLudwigvonF.,  geboren  in  Ostfriesland,  wurde  Dr.  mei 

mit  der  Diss.   „De  elixirio  arboris  vitae,   seu  medicina  mea  universalis  i^^ 

1660),   machte   viele   Reisen,    war   in  Neustadt   an    der   Weser   und    in    Norden 

Physicus,    dann  Leibarzt  des  Herzogs  Jacob  von  Kurland ,    prakticirte  in  Mitau, 

nahm    in  Folge    einer   unaugenehmen  Angelegenheit  seinen  Abschied,    ging  nach 

Holland  und  prakticirte  in  Amsterdam  und  im  Haag.   Im  Jahre  1665  liess  F.  sich 

bewegen,  als  Leibarzt   des  Czaren  Alexis  Michailowitsch  nach  Moskau  zn 

ziehen;    1666    gelangte   er  unter  vielen  Beschwerden  nach  Moskau.    Er   glaubte, 

eine  Universalmedicin   erfunden   zu  haben,    lieber  seine  ferneren  Lebensschicksale 

ist  nichts  bekannt. 

Kecke-Napiersky,  I,  619.  —  Richter,  Geschichte  der  Medicin.  II.  285. 

L.  Stieda. 

*PubÜli,  Simone  F.,  1841  im  Piemontesischen  geboren,  studirte  in 
Turin  und  Paris.  Nach  der  Promotiou ,  1862 ,  assistirte  er  zunächst  auf  der 
elektrotherapeutischen  Klinik  Hiffelsheim's  in  Paris,  dann  im  Laboratorium 
Moleschott's  in  Turin  und  wurde  als  Professor  der  Physiologie  (seine  gegen- 
wärtige Stellung)  nach  Palermo  berufen.  Mit  Moleschott  gab  er  die  Monographie 
„Sulla  condrina"  (Turin  1872)  heraus.  Seine  darauf  folgenden  Arbeiten,  theib 
histochemischen  und  histogenetischen,  theils  physiologischen  und  pharmakologiseben 
Inhalts  publicirte  F.  grösstentheils  in  Moleschott's  Untersuchungen  (Bd.  XI — XlDj. 
Noch  sind  besonders  zu  erwähnen :  ;,  Gemelli  xiphoide  juncti"  (mit  Mosso,  Turin 
1878)  —  „Passaggio  del  chloroformio  per  le  urine"  (Daselbst  1881)  —  „In- 
fluenza della  luce  sulla  respirazione  del  tessuio  nervosa**  (Daselbst  1879)  — 
„Esperienze  comparative  fra  il  grado  di  velenositä  delV  acido  fenico,  dd 
timol,  del  resorcina**  (Daselbst  1882)  etc.  ^ 

/  Fuchs,  Leonhard  F.,  wurde  am  17.  Januar  1501  zu  Membdingen  in 
Bayern  geboren.  Im  Jahre  1519  bezog  er  die  Universität  Ingolstadt,  beschäftigte 
sich  hier  besonders  mit  den  schönen  Wissenschaften,  der  Philosophie,  der  griechischcB 
Sprache,  erhielt  1521  die  Würde  des  Magister  artium,  wandte  sich  jetzt  dem 
Studium  der  Medicin  zu  und  ward  1524  zum  Doctor  promovirt.  Er  liess  sieh 
in  München  als  praktischer  Arzt  nieder,  folgte  aber  schon  nach  zwei  Jahren, 
1526,    einem   Rufe    als   Professor    der   Medicin    nach    Ingolstadt,   eine   Stellung, 


FUCHS. 


557 


die  er  nach   wieder   zwei   Jahren,    1528,   mit    derjenigen    eines   Leibarztes   des 
Mtrkgrafen    Georg    von  Brandenburg   in   Anspach   vertauschte.    Hier  blieb    er 
f^Df  Jahre,  erwarb    sich   durch  glückliche  Behandlung    in   der  1529  Deutschland 
flbendehenden  Epidemie   des  eoglischen  Schweisses  grossen  Ruf  und  begann  seine 
literarische   Thfttigkeit   mit   dem  Werke:    j, Errata   recentiorum   medtcorum  LX 
numeroy  adjectis  eorum  confutationibus^  (Hagenau  1530,  4.;  später  umgearbeitet 
unter  dem  Titel:  „Paradoxorum  medicortim  libri  tres,  in  qutbtca  multa  e  nemine 
hactenus prodita,  Arabum,  aetatianostrae  medtcorum  errata  non  tandem  indicantur, 
sed  et  probatissimorum  avihorum  scriptum  firmissimüque  rationibus  ac  argumentü 
cmifutantur"  Basel   1533,   foL;    Ztlrich  1540,  8.;    Paris  1555,  8.;    Frankfurt 
1567,  fol.).  Es  folgte  „Comarius  furens"  (Basel  1533,  8.).  Beide  Schriften  sind 
kennzeichnend   für  F.'s    roedicinische  Richtung    und  für  seihen  Charakter.    In  der 
ersteren    zeigt  er   sich    als   glühender  Verehrer  der  Griechen,    als  Verächter  der 
Araber,    deren  Autorität  er  aufs  eifrigste  und  gewandteste  bekämpft,    die  zweite 
ist  eine  heftige  Streitschrift,  der  Ausfluss  seiner  sehr  grossen  Zanksucht  und  höchsten 
Selbstgefälligkeit.   1533  ging  F.  in  Folge  eines  Rufes  wiederum  als  Professor  nach 
Ingolstadt,    musste   aber,    nachdem  er  kaum  seine  Functionen  übernommen,    den 
Machinationen  der  in  ihm  den*  Protestanten  verfolgenden  Jesuiten  weichen  und  ward 
nochmals  von  dem  Markgrafen  Georg  mit  Freuden  aufgenommen.   iSeine  Unruhe 
liess  ihn  aber  hier  nur  kaum  zwei  Jahre  verweilen,  denn  1535  folgte  er  einem  Rufe  des 
Herzogs  Albrecht  von  Württemberg  zur  Uebemahme  einer  medicihischen  Professur 
nach   der  jungen  Universität  Tübingen.,    der  er  bis  zu  seinem  am  10.  Mai  1566 
erfolgten  Tode  treu  blieb.    Kaiser  Karl  V.  erhob  ihn  in  den  Adelstaud.    F.,  der 
durch  den  Glanz  seines  wissenschaftlichen,  weit  über  Deutschland  hinaus  bekannten 
Namens,  durch  eleganten  und  präcisen  Vortrag  viel  zur  Blüthe  Tübingen's  beitrug, 
hat  besonders  auf  zwei  Gebieten   grosse  Verdienste    sich    erworben,    nämlich    als 
Verfechter  der  griechischen  Medicin  und  als  Botaniker,  während  seine  literarischen 
Leistungen   in   der   praktischen  Medicin    sich   nicht   über   das  Niveau    seiner  Zeit 
erheben,  ja  auch  in  der  Praxis  selbst  ihm  das  Glück  nicht  besonders  hold  gewesen 
sein  soll.  —  F.  war  durch    seine  classische  Bildung  so  recht  geeignet  zum  Vor- 
kämpfer für  die  medicinischen,  besonders  die  griechischen  Classiker  des  Alterthums. 
Mit  dem  16.  Jahrhundert,  der  Zeit  des  höchsten  Aufschwunges  der  humanistischen 
Bestrebungen,  der  eifrigsten  Pflege  der  griechischen  Literatur,  vollzog  sich  auch  in  der 
Medicin  ein  gewaltiger  Umschwung.  Zu  denjenigen  Aerzten  nun,  die  mit  Enthusiasmus 
zur  Fahne  des  Hippokr\tes  schworen,  gehört  in  erster  Reihe  Leonhard  Fuchs. 
£r  wirkte  sowohl   durch    allgemeine  Anregungen,    wie   in   den  oben  angeführten 
Abhandlungen,    als   auch   durch    concretes  Beispiel  in  seinen  Uebersetzungen  und 
Commentarien.    Hierher  gehören:   „Hippocratia  epidemwn  Über  sextus  latinüate 
donatus  et  luculentisaima  commentation^  illustrcUus^  (Basel  1537,  fol.)  —  ^Hippo- 
cratis    aphorismoi'um   sectiones   Septem   latinüate  donatae  etc.**  (Basel  1544,  4. 
und  mehrfach)    —   „Clattdii    Galeni  aliquot   opera^   (Paris  1549 — 1554,    fol., 
3  voll.).  —  Ausserdem   besorgte  F.  zusammen  mit  Camerabiüs  und  Gemüsaeus 
die  Ausgabe  des  Galen  (Basel  15:^8,  fol.,  5  voll.)  und  eine  gute  üebersetzung 
mit  Commentar   des  Myeepsüs  (Basel  1549,    fol.).    Diese   literarische  Thätigkeit 
verwickelte    F.  in    heftige  Fehden    mit    verschiedenen  Mitarbeitern    auf   gleichem 
Gebiete,    die   von   ihm  in  nicht  gerade  sehr  urbanem  Tone  ausgefochten  wurden. 
Auch  muss  man  dem  Amatüs  Lcsitanüs  recht  geben,  der  darüber  klagt,  dass  F. 
in    seiner  Verachtung   und  Verwerfung   der  Araber   denn   doch   zu  weit  geht.  — 
Von    seineu,    die  praktische   Medicin   betreffenden    Schriften    ist   das    bekannteste 
Werk:     „Ivstitudonea    medicinae^    (Venedig    1556;    Lyon    1558     und    öfter); 
es    bietet    nichts    irgendwie   Hervorragendes.     Die    „Opera"    (raedica)    erschienen 
gesammelt  Frankfurt  1566,  fol.    Am  unbestrittensten  sind  F.'s  Verdienste  um  die 
Pflanzenkunde.     Schon    1531    veröffentlichte   er   im  2.  Theil  des  BRüNFELs'schen 
„Novum    herbanum*^   (Strassburg    1531,  fol.)    unter   dem  Titel:    „Annotationes 
aliquot    herbarum    et    »mplicium    a   medicis  hactenus  non  recte  intellectaruvi^ 


458  FUCHS. 

eine  Reihe  scharfsinniger  und  gelehrten  kritischen  Abhandlungen  über  zweifelhafte 
Pflanzen,  und  11  Jahre  später  erschien  sein,  schon  1538  beendigtes,  grosses  und 
berühmtes  botanisches  Werk:  „De  historia  stirpium  commenfarü  insignes^ 
(Basel  1542,  fol. ;  1545,  ausserdem  eine  Reihe  Nachdrücke,  sowie  üebersetzungen 
derselben  in's  Niederländische,  Französische  und  Spanische,  die  an  verschiedenen 
Orten  herauskamen,  ohne  dass  F.  Antheil  daran  nahm) ;  deutsche,  von  F.  besorgte 
Ausgabe:  ^New  Kreuterbuch  etc.^  (Basel  1543,  fol.).  Später  beschäftigte  F. 
sich  mit  der  Umarbeitung  und  Erweiterung  dieses  Werkes,  starb  aber  du 
Jahr  darauf. 

Ernst  H.  F.  Meyer,  Geschichte  der  Botanik.  Königsberg  1857,  8.,  IV.  Bd., 
pag.  309  flgd.  Max  Salomon. 

/ 
Fuchs,  zwei  Brüder.    —    Gilbert  F.,   auch   Gilbert   de  DImborch, 

Gilbert  Philaretüs  genannt,    war    1504    zu  Limburg   geboren    und   übte  die 

Medicin  in  Ltittich  aus,    wo  er  Arzt  von  drei  Fürstbischöfen    war  und  Ganonicug 

des  Stiftes   St.  Paul   wurde.     Er   hat    einige    unbedeutende  Werke   veröffentlicht: 

„Concüiatio  Avicennae  cum  Hippocrate  et  Galeno"  (Lyon  1541,  4.)  —  „Gero- 

comia,   hoc  est  senes  rite  educandi  modus  et  ratio^  (Cöln  1545;  1551)  —  j,De 

acidis  fontibus  sylvae  Ardennae  et  praeserttm  eo  qui  in  Spa   visitur  libeUiis' 

(Antwerpen  1559,  4.;    französ.  Uebers.    Antwerpen  1550,  4.).     Ausserdem  eine 

lateinische,  mit  Commentaren  versehene  Uebersetzung  einer  angeblichen  Schrift  des 

POLYBüS  von  Cos  (Antwerpen  1543).    Er  starb  am  8.  Februar  1567. 

/Remacle  F.  (Fcchsius,' Remacle  de  Limboürg)  war  als  Bruder  de« 
Vorigen  um  1510  in  Limburg  geboren,  studirte  in  Lüttich,  machte  Reisen  in 
Deutschland,  widmete  sieh  daselbst  sowohl  der  Medicin,  als  den  Naturwissen- 
schaften, kehrte  1533  nach  Lüttich  zurück,  wo  sein  Bruder  ihm  sein  Canonicat 
abtrat  und  starb  daselbst  am  21.  December  1587.  Seine  Schriften,  die  zum  Theil 
der  Botanik  und  Pharmakologie ,  aber  auch  der  Biographie ,  der  Lehre  von  der 
Syphilis  angehören,  sind  folgende:  „lllustrium  medicorum  qui  superiari  saecuk 
floruerunt  ac  scn'pserunt,  vitae  etc.^  (Paris  1541)  —  „Morbi  hispanici,  quem 
alii  gallicam,  alii  neapolitanam ,  appellant ,  curandi,  per  ligni  indid  quod 
guaiacum  vulgo  dicitur,  decoctum,  exquisitissima  methodus"  (Daselbst  1541,  4.)  — 
„Nomenclatura  plantarum  omniam,    quarum  hodie    apud  pharmacopolas  usus 

est   magis  frequens ordine  alphabetico^  (Daselbst  1541 ;    Venedig  1542; 

Antwerpen  1544)  —  ^De  herbarum  notitia,  natura  atque  viribus  etc,**  (Ant- 
werpen 1544)  —  „Historia  omnium  aquarum  quae  in  communi  hodie  pradi- 
cantium  sunt  usu  etc,"  (Venedig  1542)  —  „Pharmacorum  omnium,  quae  t« 
communi  sunt  practicantium  usu  tabulae  decem^ ,  zusammen  mit  Bkrxabd 
Gordon  „Lilium  medicinae"^  (Paris  1569;  Lyon  1574;  Venedig  1598,  Fol.). 
Biogr.  m^d.  IV,  pag.  285.  —  Dict.  hist.  II,  pag.  413.  0. 

Fuchs,  Georg  Friedrich  Christian  F.,  zu  Jena,  war  daselbst  am 
9.  August  1760  geboren,  studirte  dort,  in  Leipzig  und  in  Wittenberg  und  warde 
1781  in  Jena  Doctor.  Er  wurde  in  demselben  Jahre  Arzt  in  Capellendorf,  1782 
in  Bürgel,  erhielt  bereits  1783  eine  Professur  der  Medicin  in  Jena  und  wnrde 
später  zum  Director  des  dortigen  Kranken-  und  Irrenhauses  ernannt.  Ausser  ein«" 
Reihe  von  chemischen  Arbeiten,  über  das  Ricinusöl,  den  Borax,  Spiessglanz,  Zink, 
Braunstein,  Quecksilber,  über  bleifreio  Glasuren  u.  s.  w.,  sowie  ein  Repertorium 
der  chemischen  Literatur  vou  494  v.  Chr.  an  bis  1806,  sowie  abgesehen  von 
seinen  Aufsätzen  in  chemischen  Journalen,  die  hier  sämmtlich  unerwähnt  bleiben, 
führen  wir  von  medicinischen  Arbeiten  nur  folgende  an:  „Gomment,  histortco- 
med,  de  dracunculo  Ptrsarum  sive  vena  medinensi  Arabum^  (Jena  1781,  4.)  — 
„Comment,  hist,-m€d.  sistens  quaedam,  de  doctrina  atrae  bilis  ex  monumentts 
veterum  eruta"  (Ebenda  1784)  —  „Skizze  einer  populären  Gesundheitslehrey 
für  Juristen   und  Gottesgelehrte  entworfen^   (Weimar  1785)   —   „Systematische 


FUCHS. 


459 


Beschreibung  aller  Gesundbi-unnen  und  Bäder  der  bekannten  Länder,  vorzüg- 
lieh  Deutschlands*'  (2  Bde.,  Jena  1797—1801).    Er  starb  am  22.  August  1813. 

Elwert,  pag.  159.  —  Biogr.  mR  IV,  pag.  281.  —  Dict.  bist.  U,  pag  414. 

G. 

Fnclis,  Johann  Friedrich  F.,  zu  Jena,  war  1774  zu  Themar  in  der 
gefürsteten  Grafschaft  Henneberg  geboren,  war  Rath  des  Herzogs  von  Sachsen- 
Weimar  und  wurde  1804  Prof.  ord.  der  Anatomie  in  Jena,  woselbst  er  am 
8.  August  1828  starb.  Er  hat  nur  einige  kleine  anatomisch-chirurgische  Schriften 
Tcröffentlieht :  „Diss.  anat.-chirur.  disquüitiones  de  perforatiojie  membranae 
ipnpaniy  praecipue  vera  hvjus  operatwms  tndicatwne,  exhibens^  (Jena  1809,  4.), 
worin  ein  besonderes  Instrument  zur  Perforation  des  Trommelfells  vorgeschlagen 
wird;  ferner:  „Programma  de  strumae  exstirpatione  per  Itgaturam**  (Jena 
1810,  4.)  —  „Frogr,  historiae  anat,  prolapsus  nattvi  vesicae  urinariae  inver- 
swne   in   corpore  femtneo  observata^  ^    Partie.  I — VIT    (Ebenda  1810 — 24,  4.). 

Dict.  bist  II,  pag.  410.  G. 

Fuchs,  Conrad  Heinrich  F.,  aus  Bamberg  (1803 — 1855),  Professor 
zu  Würzburg  und  Göttingen,  ist  einer  der  namhaftesten  Schiller  Schönlein's  ans 
dessen  erster  Periode.  Das  umfangreiche  Werk  von  F.  über  die  Hautkrankheiten 
steht  mit  seiner  Eintheilung  in  ^Familien,  Gattungen  und  Arten^^  durchaus  unter 
dem  Einflüsse  des  Schematismus  der  „naturhistorischen^^  Schule.  Diese  Einseitig- 
keit hat  bewirkt,  dass  dem  Werke  nicht  die  Beachtung  zu  Theil  geworden  ist, 
welche  es  nach  dem  Urtheile  competenter  Dermatologen  wegen  der  Fülle  der  in 
ihm  niedergelegten  Thatsachen  verdient.  Auch  das  klinische  Lehrbuch  von  F. 
gelangte  nur  zu  geringer  Verbreitung.  Von  bleibendem  Werthe  ^ind  die  von  F. 
gelieferten  Beiträge  zur  historischen  Pathologie,  ein  Fach,  um  dessen  Wieder- 
belebung sich  SCHÖXLEIN  und  mehrere  seiner  Schüler  grosse  Verdienste  erwarben. 
^Die  krankhaften  Veränderungen  der  Haut  und  ihrer  Anhänge  in  nosolo- 
gischer und  therapeutischer  Beziehung**  (Göttingen  1840,  1841,  8.  2  Bde.)  — 
„Lehrbuch  der  speciellen  Pathologie  und  Therapie**  (Daselbst  1845 — 1848,  8., 
2  Bde.)  —  „Diss.  de  Lepra  Arabum  in  maris  mediterranei  litore  septentrionali 
observata"  (Würzb.  1831,  8.)  —  „Bas  heilige  Feuer  im  Mittelalter**  (Heckee's 
Annalen,  Bd.  XX VIII,  pag.  1  flf.)  —  „Die  ältesten  Schrißsteller  über  die  Lust- 
Seuche  in  Deutschland  von  1495 — 1510  u.  s.  w.**  (Göttingen  1853,  8.)  — 
f,Theodorxci  Llsenii  Phrisü  Vaticinium  in  epidemicam  scabiem,  qicae  passim 
toto  orbe  grassatur]  nebst  einigen  anderen  Nachträgen  zur  Sammlung  der 
ältesten  Schriftsteller  über  die  Lustseuche**  (herausgegeben  von  C.  H.  FüCHS, 
Daselbst  1850,  8.).  H.  Haeser. 

Fuchs ,  Christian  Joseph  F. ,  auch  nm  die  Menschenheilkunde  ver- 
dienter Thierarzt,  war  1801  in  der  preussischen  Rheinprovinz  geboren,  studirte 
1821,  22  in  Bonn  Medicin  und  später  Thierarzneikunde  in  Berlin,  war  nacheinander 
Thierarzt  in  Zülpich,  Kreis-Thierarzt  in  Schieiden,  1843  Departements-Thierarzt  in 
Bromberg  und  wurde  noch  in  demselben  Jahre  als  Lehrer  an  die  Thierarzneischule 
in  Karlsruhe  berufen.  Abgesehen  von  seinen  auf  die  eigentliche  Thierarzneikunde 
bezüglichen  Arbeiten,  die  wir  übergehen,  führen  wir  von  ihm  an:  „Der  Chlor  als 

desinßdrendes  Mittel zur  Zerstörung    von  Ansteckung  ssioffen  u.  s,  w.** 

(Cöln  1831)  —  „lieber  die  Fehler  der  Milch**  (Güblt  und  Hertwig*s  Magaz. 
für  die  ges.  Thierheilk.)  —  „Religion  und  Phrenologie*"  (Karlsruhe  1855)  — 
Da^  Pferdefleischessen  u.  s.  w.**  (Leipzig  1859).  —  Nach  Aufhebung  der  Karls- 
ruher Thierarzneischule  wurde  er  pensionirt,  Hess  sich  in  Heidelberg  nieder  und 
veröffentlichte,  auf  Veranlassung  des  badischen  Handels-Ministeriuras,  einen  „  Bericht 
über  die  Trichinen  frage  betreffende  Untersuchungen**  (Heidelberg  1865)  und 
gab  zusammen  mit  H.  Alex.  Pagenstecher  eine  Schrift  heraus :  „Die  Trichinen, 
Nach    Verbuchen  im  Auftrage  ....  ausgeführt  am   zoolog.  Institut  zu  Heidel- 


460  FÜCHS.  —  FÜHRER.. 

berg""  (Leipzig  1865 ;  2.  Aufl.  1866,  m.  2  Kpft).    Er  starb  am  10.  November  1871 
zu  Karlsruhe. 

Schrader-Hering,  pag.  141.  —  Engelmann,  pag.  181;  Suppl.-Heft,  pag.  70. 

G. 

PucllS,  Caspar  Friedrich  F.,  zu  Scbmalkalden  in  Thüringen,  war 
1803  zu  Brotterode  geboren  und  gab  folgende  Schriften  heraus,  unter  denen 
namentlich  die  epidemiologischen  und  geographisch-medicinischen  hervorzuheben 
sind :  „Abhandlung  über  das  Emphysem  der  Lunge"  (Leipzig  1845,  m.  1  Taf.)  — 
„Die  Bronchitis  der  Kinder  u,  s,  w,*^  (Leipzig  1849)  —  „Medicinische  Geo- 
graphie" (Berlin  1853,  m.  11  Taflf.)  —  „Lehensverkürzungen.  Eine  Aufzählung 
....  derjenigen  Laster  und  Gewohnheiten,  welche  Gesundheit  und  Ld>en 
gefährden  und  zerstören  u,  s,  w."  (Weimar  1854)  —  „lieber  den  Einfluss  dn 
eiweissartigen,  stärkemehlhaltigen  und  fetten  Nahrungsmittel  auf  d^n  mensch- 
lichen Körper"  (Neuhaldensleben  1855)  —  „Die  epidemischen  Krankheiten  in 
Europa  in  ihrem  Zusammenhange  mit  .  .  .  des  Erdmagnetismus  u.  s.  w. "  (Weiniar 
1860).  —  Zusammen  mit  C.  F.  Danz  hatte  er  eine  Preisschrift  „Physisch-medi- 
cinische  Topographie  des  Kreises  Schmalkalden"  (Schriften  der  Marburger 
Gesellsch.  zur  Beförd.  u.  s.  w.  1848)  verfasst.  Er  starb  am  2.  Juli  1866. 

Engelmann,  Supplem.,  pag.  75.  G. 

*  Fuchs.  Fritz  F.,  am  10.  Februar  1840  geboren,  studirte  in  Heidelberg, 
Berlin,  Greifswald,  Göttingen,  Bonn,  Paris,  Florenz  und  wurde  1864  in  der  philo- 
sophischen Facultät  in  Heidelberg,  1867  in  der  medicinischen  Facultät  in  Bonn 
promovirt.  Seit  1877  Doceut  für  latrophysik  in  Bonn,  hat  er  eine  Reihe  klinischer 
und  physiologischer  Arbeiten  veröffentlicht,  darunter:  „Ueber  die  Regel  der 
Muskelzuckungen  in  der  offenen  galvanischen  Kette"  (Zeitschr.  für  Biolo^ 
1872)  —  „  lieber  die  Gleichgewiehtsbedingung  für  den  erregten  und  den 
unerregten  Muskel"  (Pflüger's  Archiv  für  Physiol. ,  Bd.  VH)  —  „  lieber  ein 
Verfahren  zur  Nachweisung  der  Extraströme  auf  elektroskopischem  Wege"^ 
(Poggendorff's  Annalen,  Bd.  CLV)  —  ;,  Ueber  die  Nachweisung  von  AÜema- 
tionen  der  Elektricität  mittelst  der  Flamme"  (Daselbst,  Bd.  CLV)  —  „Ueber 
da^  Leben  und  die  Werke  GalileCs"  (Bonn,  1878)  —  ;,  Ueber  die  Anwendung 
der  mechanischen  Wärmetheorie  auf  den  Muskel"  (PFLtJGER's  Archiv,  Bd.  XY)  — 
;,  Vorschlag  zur  Construction  eines  Augenspiegels  mit  neuer  Beflexions-  und 
Polarisationsvorrichtung"  (Zeitschr.  für  Instrumentenk .  1882)  —  „Ueber  die 
günstigsten  physikalischen  Bedingungen  bei  der  Beobachtung  der  Netzhaut 
im  umgekehrten  Bilde"  (Verhandl.  des  naturhistor.  Vereines  für  Rheinl.  und 
Westph!,  40.  Jahrg.).  ^ 

Fudakowski,  Boleslaw  Hermann  F.,  geboren  am  25.  October  1834 
zu  Swietynie  auf  der  Ukraine ,  studirte  in  Dorpat  und  wurde  dort  1859  lum 
Doctor  promovirt.  Zwei  Jahre  hindurch  arbeitete  er  nachträglich  unter  Leitung 
von  Brücke,  Moleschott,  Cl.  Brrnard  und  Kühne,  im  Jahre  1864  wurde  ihm 
von  der  Warschauer  Hochschule  der  Lehrstuhl  der  physiologischen  Chemie  ange 
boten  mit  dem  Auftrage,  das  dazu  nöthige  Laboratorium  einzurichten.  F.  nahm 
diese  Stellung  an  und  verblieb  auf  ihr  bis  zu  seinem  Tode,  welcher  am  1 0.  November 
1878  erfolgte.  F.  war  nicht  nur  ein  tüchtiger  und  beliebter  Lehrer,  sonden 
auch  ein  fleissiger  imd  gründlicher  Forscher;  er  veröffentlichte  56  grössere  und 
kleinere  Arbeiten  in  pohlischen,  russischen  und  deutschen  Fachblättern,  seine  leht 
in  deutscher  Sprache  geschriebenen  Aufsätze  sind  im  Oentralblatt  für  die  medic 
Wissenschaft,  in  Hoppe-Seyler's  Med.-chem.  Untersuchungen  und  in  den  Berichtei 
der  Deutschen  ehem.  Gesellsch.  abgedruckt  worden;  sein  Hauptwerk  ist:  „Chemia 
zastosou:ana  do  fizyologii  i  patologii  czyli  chemia  lekarska"  (Warschau  1878/. 

K  &  P- 

Führer,  Friedrich  Theodor  F.,  zu  Hamburg,  daselbst  am  7,  Mai 
1821   geboren,    kam  mit  B.  v.  Langenbeck   bei    dessen  Uebersiedlung   von   Kiei 


J 


FÜHRER.  —  FÜRSTENAU. 


•161 


nach  Berlin  1849  dorthin  und  war  in  dessen  Klinik  thätig,  ohne  die  Stelle  eines 
Assistenten  zu  bekleiden.  Er  beschäftigte  sich  namentlich  mit  pathologischen  Unter- 
suchungen ,  die  er  in  der  Deutschen  Klinik  publicirte ,  so :  „Zar  Diagnose  der 
Geschtüülste  und  zur  Morphologie  der  Hautdrüsen*'  (I80O)  —  „Umrisse  und 
Bemerkungen  zur  pathologischen  Anatomie  der  Geschwülste'^  (1852).  Auch  gab  er 
heraus:  „Beiträge  zur  chirurgischen  Myo/ogie"  (Berlin  1850).  1852  habilitirte 
er  sieh  in  Jena  als  Privatdocent  der  pathologischen  Anatomie  und  erstattete  über 
die  von  ihm  in  den  ersten  zwei  Jahren  gemachten  Leichenöffnungen  1854  in  der 
Deutschen  Klinik  Bericht.  Er  verliess  aber  Jena,  ging  für  längere  Zeit  nach 
Paris,  mit  den  Vorarbeiten  für  das  folgende  Werk,  nämlich  sein  „Handbuch  der 
chirurgischen  Anatomie,  2  Abtheilungen*'  (Berlin  1857.  Nebst  1  Atlas  von 
22  Kpft.),  beschäftigt.  Er  nahm  seine  Lehrthätigkeit  jedoch  nicht  wieder  auf,  war 
praktischer  Arzt  in  Hamburg,  wählte  wegen  zunehmender  Kränklichkeit  aber 
Cannstadt  bei  Stuttgart  zu  seinem  Wohnort,  wo  er  an  Phthisis  pulmonum  am 
27.  Mai  1870  starb. 


Deutsche  Klinik  1870,  pag.  H08. 


G. 


*Pürbringer,  Max  F.,  am  30.  Januar  1846  zu  Wittenberg  geboren, 
stndirte  in  Jena  und  Berlin  unter  Gkgexbaur,  Häckel  und  Peters,  promovirte 
1869  als  Dr.  phil.  und  1874  zum  Dr.  med.  1879  nach  Amsterdam  gerufen  als 
Prof.  ord.  der  menschlichen  Anatomie,  Entwicklungsgeschichte  und  vergleichenden 
Morphologie  der  Vertebraten,  publicirte  er  in  dieser  Stellung:  „Extremitäten  der 
schlangenähnlichen  Saurier**  (1869)  —  „Vergleichende  Anatomie  der  Schulter- 
muskeln**  (1871 — 1875)  —  „Kehlkopfmuskulatur**  (1871)  —  „Entwicklungs- 
geschichte der  Amphibienniere**  (1877)  —  „  Vergleichende  Anatomie  und 
Entvncklungsgeschichte  der  Vertebraten**  (1878)  —  „Variirungen  des  Nerven- 
plexus** (1879).  C.  E.  Daniels. 

*Pürbrillger,  Panl  F.,  zu  Delitzsch  am  7.  August  1849  geboren,  absol- 
yirte  sein  Medicinstudium  in  Jena  und  Heidelberg,  wo  er  speciell  Friedreich's 
Schüler  war.  1874  promovirt  und  mehrfach  Assistent  gewesen,  ist  er  Professor  e.  0. 
in  Jena  und  fungirt  seit  1879  als  Vorstand  der  Klinik  für  Kinder-,  Hautkrankheiten 
und  Syphilis,  seit  1881  ausserdem  als  Amtsphysicus  ebendaselbst.  Seine  klinischen 
und  experimentellen  Publicationen  beziehen  sich  besonders  auf  Krankheiten  des 
ürogenitalsystems  und  Quecksilberwirkung.  ^f 

Fürst,  Ludwig  F.,  starb,  37  Jahre  alt,  als  Brunnenarzt  in  Franzensbad 
am  21.  Angust  1871.  Er  war  neben  der  obenerwähnten  Thätigkeit  geschätzt  als 
Gynäkologe  wegen  mehrerer  Arbeiten,  die  er  im  „Archiv  für  Gynäkologie"  und 
anderweitig  (;,  Wirkung  des  Glycerin  in  der  gynäkologischen  Praxis^  in  der 
Wiener  med.  Presse  1868  etc.)  publicirt  hatte.  ^ 

*  Fürst,  Li  vi  US  F.,  geboren  aln  27.  Mai  1840  zu  Leipzig,  zu  Jena  nnd 
Leipzig,  später  zu  Prag  nnd  Wien  als  specieller  Schüler  von  Crede,  Hennig, 
Steiner  ,  Widerhofer  ausgebildet ,  wurde  1864  promovirt  und  wirkte  seit 
Januar  187*1  als  Privatdocent  zu  Leipzig  und  seit  October  1868  als  Director  der 
' pädiatrischen  Poliklinik  daselbst.  Wir  haben  von  ihm:  „Die  Bildungshemmungen 
d^s  Utero- VoginalcanaL/**  (Berlin)  —  „Das  Kind  und  seine  Pflege**  (Leipzig) 
nnd  zahlreiche  Einzelarbeiten  gynäkologischen,  pädiatrischen  und  teratologischen 
Inhalts.   1877  begründete  F.  die  „Anstalt  für  animale  Impfung^'  zu  Leipzig. 

W. 

Pfirstenau,  Johann  Hermann  F.,  wurde  am  1.  Juni  1688  zn  Herford 
in  Westphalen  als  Sohn  eines  Geistlichen  geboren.  Nach  sorgsamer  Vorbildung 
bezog  er  1706  die  Universität  Wittenberg,  um  Medicin  zu  studiren,  ging  1707 
nach  Jena  nnd  1708  nach  Halle,  damals  durch  die  beiden  berühmten  Lehrer 
Friedrich  Hoffmann  und  Georg  Ernst  Stahl   die  erste  medicinische  Facnltät 


462 


FÜRSTENAÜ  —  FÜRSTNER. 


Deutschlands.  Hier  promovirte  er  1709  mit  der  „Dissertatio  sistens  destderata 
anatomtco-physiologica^  (Halle  1709,  4.),  welche  die  erste  einer  ganzen  Reihe 
von  ähnlichen  Schriften  war,  worin  die  „Desiderata  medica",  das,  woran  es  ic 
den  einzelnen  Sparten  der  Medicin  noch  fehlt,  auseinandergesetzt  waren.  Gesaramelt 
erschienen  sie  unter  dem  Titel:  yy Desiderata  Ttiedica ,  variis  in  locis  et  vana 
forma,  iandem  junctim  edita^  (Leipzig  1727,  8.).  F.  liess  sich  nun  in  Herford 
als  Arzt  nieder,  machte  1711  und  1716  grössere  wissenschaftliche  Reisen  durch 
Deutschland,  Holland  und  England,  auf  welchen  er  mit  den  bedeutendsten  ärzt- 
lichen Autoritäten  in  Verbindung  trat,  und  ward  1720  vom  Landgrafen  zu  Hessen- 
Cassel  zum  Professor  der  Medicin  an  der  Universität  Rinteln  ernannt,  wozu  ihm 
1730  noch  der  neuerrichtete  Lehrstuhl  für  Oekonomie  übertragen  wurde.  Im  Jahre 
1752  erhielt  er  von  der  Universität  Göttingen  den  Ehrendoctor  der  Philosophie 
und  starb  am  7.  April  1756.  Seine  zahlreichen  Schriften  (s.  Biogr.  m^dic.)  sind 
fleissige  Compilationen.  Max  Salomon. 

Pürstenau,  Johann  Friedrich  F.,  Sohn  von  Johann  Hermann  F., 
geboren  zu  Rinteln  am  31-  October  1724,  zeigte  auf  der  Schule  so  ausserordent- 
liche geistige  Anlagen,  dass  er  schon  mit  14  Jahren  sich  dem  Universitätsstadium 
zuwenden  konnte  und  mit  16  Jahren  zweimal  medicinische  Thesen  öffentlich  ver- 
theidigte.  1744  machte  er  eine  wissenschaftliche  Reise  durch  Deutsehland  und 
Holland,  auf  der  er  sämmtliche  berühmteren  Universitäten  besuchte  und  kehrte 
1745  nach  Rinteln  zurück,  wo  er  unter  seinem  Vater  im  selben  Jahre  promovirte. 
Mit  23  Jahren,  1747,  erhielt  er  in  Rinteln  die  Professur  für  Anatomie  und 
Chirurgie,  doch  entriss  ihn  ein  frühzeitiger  Tod  am  22.  März  1751  dieser  unter 
so  glänzenden  Auspicien  begonnenen  Carriöre.  Er  hat  einige  Dissertationen  ohne 
Bedeutung  geschrieben.  Max  Salomon. 

Fiirstenberg,  Moritz  F.,  zu  Eldena  bei  Greifswald,  sehr  hervorragender, 
um  die  Pathologie  der  Menschen  und  Thiere  verdienter  Thierarzt,  war  1818  in 
Berlin  geboren,  trat  1840  in  die  dortige  Thierarzneischule ,  war  von  1843—48 
Kreis-Thierarzt  in  Soldin,  1848  Repetitor  an  der  Thierarzneischule,  1850  Depar- 
tements-Thierarzt  in  Liegnitz ,  wurde  1853  an  die  landwirthschaftliche  Akademie 
zu  Eldena  berufen,  der  er  19  Jahre  lang,  bis  zu  seinem  am  15.  September  1872 
erfolgten  Tode,  als  Lehrer,  seit  1867  mit  dem  Titel  Professor,  angehörte,  nach- 
dem ihn  die  Greifswalder  medicinische  Facultät  1865  zum  Dr.  med.  honoris  causa 
ernannt  hatte.  Abgesehen  von  zahlreichen  Arbeiten  auf  dem  Gebiet«  der  Thier- 
heilkunde  und  seinen,  zusammen  mit  Leisering,  gelieferten  Referaten  über  Thier- 
heilkunde  in  ViRCHOW-HrRSCH's  Jahresbericht,  sind  von  ihm  hier  folgende  wichtige 
Aufsätze  und  Monographien  anzuführen,  von  denen  die  an  dritter  Stelle  genannte 
geradezu  als  klassisch  bezeichnet  werden  muss:  „Ueher  die  Steine  und  Concre- 
mente  im  Körper  der  Thiere*^  (GüRLT  und  Hertwig*s  Magazin  für  die  gesammte 
Thierheilk.,  Bd.  X ,  XII ,  XIII ,  XXI)  —  „  lieber  Fettgeschxmllste*'  (Ebendaselbst 
Bd.  XVII)  —  „Die  Krätzmilben  der  Menschen  und  Thiere''  (Leipzig  1861, 
Kl.-Fol.,  mit  15  Taff.,  10  Umriss-Figg.,  3  Holzschn.)  —  „Die  Milchdrüsen  dtr 
Kuh""  (Daselbst  1868)  —  „Die  Anatomie  und  Physiologie  desRindes""  (Berlin  1868). 

Virchow's  Archiv.  Bd.  LVI,  pag.  27P.  G. 

*Pür8teilliemi,  Ernst  F.,  aus  Cöthen  in  Anhalt,  am  18.  August  1836 
geboren  und  medicinisch  ausgebildet  in  Berlin,  Würzburg,  Paris,  London  (B.  VON 
Längenbeck,  Civiale,  Caüdmont),  wurde  1861  promovirt,  liess  sich  1863  in 
Berlin  nieder  und  ist  hier  als  Arzt  für  Krankheiten  der  Hamwege  thätig.  Seine 
literarische  Thätigkeit  umfasst  verschiedene  Aufsätze  über  Krankheiten  der  mftnn- 
lichen  Geschlechtsorgane  und  der  Harnwege,  besonders  über  Endoskopie  der  Ham- 
wege (zumeist  nach  Vorträgen  in  ärztlichen  Gesellschaften).  ^^ 

*Pürstlier,  Karl  F.,  geboren  am  7.  Juni  1848  zu  Strassburg  a.  M., 
hat   in  Würzburg   und  Berlin   bis    1872,    dem   Jahre    seiner  Promotion,  studirt. 


FÜRSTNER.  —  FülREN. 


463 


Demnächst  als  Assistent  bei  Westphal  thätig,  erhielt  er  1878  einen  Ruf  als  Prof.  ord. 
der  Psychiatrie  und  Director  der  üniversitäts-Irrenklinik  nach  Heidelberg  und  hat 
diese  Stellung  zur  Zeit  inne,  Schriften:  „Zur  Streitfrage  über  das  Othämatom^  — 
„Ueber  Puerperalpsychosen^  —  „Zur  elektrischen  Reizung  der  Hirnrinde^  — 
gUeber  Pachymeningitis  haemorrhagicus  —  „Ueber  eine  eigenthümliche  Seh- 
gtcrung  bei  der  Paralyse^  —  »Zur  Behandlung  der  Alkoholisten^  —  ;,  Weitere 
Mütheilung  über  Sehstörung  der  Paralytiker" .  Sonstige  Aufsätze  finden  sich  im 
Archiv  für  Psychiatrie,  ViRCHOW*s  Archiv,  Archiv  für  klin.  Medicin  und  Berliner 
klm.  Wochenschr.  ^ 

Füsslin,  Julius  F.,  welcher,  kaum  50  Jahre  alt,  zu  Baden  im  Mai  lb6G 
gtarb,  verdient  Erwähnung  wegen  der  grossen  Verdienste,  die  er  sich  als  ärzt- 
licher Director  des  grossen  Zellen geföngnisses  zu  Bruchsal  von  1858  ab  erwarb. 
Er  wirkte  ausserdem  als  Amtsarzt  des  Districts  und  hat  die  von  ihm  gewählte 
Materie  im  Württemb.  Correspoudenzblatt  fleissig  bearbeitet. 

Hahn  bei  De  Cham  bre.  W. 

*Pfirtll,  Ludwig  F.,  zu  Amschelberg  in  Böhmen  am  25.  Juli  18.35 
geboren,  besuchte  die  Universität  Wien  und  gelangte  dort  1863  zur  Promotion; 
seit  1863  ist  er  in  Wien  als  Secundärarzt  der  niederösterreichischen  Findelanstalt, 
von  1867  als  praktischer  Arzt  in  Wien  thätig,  wurde  1866  Docent  der  Kinder- 
heilkunde an  der  Universität  und  Vorstand  der  Abtheilung  für  Kinderkrankheiten 
an  der  allgemeinen  Poliklinik  daselbst  und  publicirte:  „Pathologie  und  Therajne 
der  hereditären  Syphilis"  (1879 j  —  „Pathologie  und  Hierapie  der  Rachitis" 
(1882),  auch  zahlreiche  Artikel  aus  dem  Gebiete  der  Kinderkrankheiten  in  der 
Wiener  medieinischen  Presse  und  im  Jahrbuch  für  Kinderheilkunde.  ^y 

PuhnnanB,  Johann  F  ,  geboren  zu  Riga  am  12.  October  1628,  studirte 
Medicin  in  Leyden,  bereiste  dann  Holland,  England,  Frankreich  und  Italien  und 
erwarb  sich  in  Padua  den  Doctorgrad.  Im  Jahre  1658  war  F.  wieder  in  Riga, 
wurde  1682  zweiter  und  1689  erster  Stadtphysicus  und  starb  am  23.  April  1704. 
Er  verfasste  eine  Diss. :  „De  Iribus  ohtinendi  in  affectihus  et  actionibus  humanis 
medii  mediis  er  L  II  Ethic.  Nicom.  c.  ult"  (Riga  1651). 

V.  Recke-Napiersky,  I,  624.  L.  Stieda. 

Puiren,  Georg  F.,  geboren  am  31.  Mai  1581  zu  Kopenhagen,  studii-te 
in  seiner  Vaterstadt,  in  Wittenberg  und  Rostock  Mathematik  und  Philosophie, 
wandte  sich  dann  der  Medicin  zu,  besuchte  die  Universitäten  Leyden,  Padua  und 
Basel  und  wurde  hier  1 606  zum  Doetor  promovirt.  Nach  weiteren  vierjährigen  , 
Reisen  kehrte  er  1610  nach  Kopenhagen  zurück,  wo  er  sich  als  praktischer  Arzt 
niederliess,  folgte  dann  aber  einem  Auftrage  König  Christian's  V.,  Dänemark 
und  Norwegen  zu  bereisen,  um  eine  Sammlung  der  wildwachsenden  heimischen 
Pflanzen  zu  veranstalten.  Ein  Bericht  hierüber  findet  sich  in  Thomas  Bartholin's 
„Cista  medica".    Er  starb  am  25.  November  1628,  erst  47  Jahre  alt. 

Max  Salomon. 

Puiren,  Heinrich  F.,  Sohn  des  Georg  F.,  wurde  zu  Kopenhagen  am 
28.  Mai  1614  geboren  und  hatte  von  seinem  Vater,  den  er  schon  im  Alter  von 
14  Jahren  verloren,  die  Liebe  zur  Medicin  und  den  Naturwissenschaften,  aber  auch 
die  Lust  zum  Reisen  geerbt.  Mit  1 8  Jahren  begab  er  sich  nach  Leyden ,  um 
Medicin  zu  studiren,  ging  von  da  nach  Verlauf  von  vier  Jahren  über  Paris  und 
Montpellier  nach  Padua,  wo  er  einen  sechsjährigen  Aufenthalt  nahm,  durchreiste 
die  Schweiz ,  promovirte  am  14.  October  1645  nach  dreitägigen  Vorlesungen 
( „Praelectiones  medicae  de  ascite"  Basel  1645)  in  Basel  und  kehrte  über 
Frankreich  nach  ISjähriger  Abwesenheit  in  sein  Vaterland  zurück.  Hier  lebte  er 
in  stiller  Zurückgezogenheit,  da  seine  schwächliehe  Gesundheit  ihm  eine  ausgedehnte 
Praxis  und  selbst  ernstere  literarische  Thätigkeit  verbot,  beschäftigt  mit  seiner 
reichhaltigen  Bibliothek  und  seinen  schönen  naturhistorischen  Sammlungen,  die  er  auf 


1 


?  4G4  FUIREN.  —  FUNKE. 

seinen  Reisen  erworben  und  welche  er  testamentarisch  der  Universität  Kopenhagen 
vermachte.  Er  starb  am  8.  Januar  1659 ,  nachdem  er  längere  Zeit  an  schweren 
asthmatischen  Beschwerden  gelitten.  Sein  Bruder  Thomas  gab  sowohl  von  der 
Bibliothek,  wie  vom  naturhistorischen  Museum  Kataloge  heraus :  „  Catalogus  bAlio- 
thecae  Henrici  Fuirerij  Hafniensl  academtae  donatae^  (Kopenhagen  1660,  4.) 
und  „Rartora  mtisaei  Henrici  Fuiren  qicae  academtae  Hafniensi  legavit^ 
(Kopenhagen  1663,  4.). 

Henning   Witten,    Memoriae  medicomm  nostri   secuii    clarissimomm    renovatae. 

Decas  If.  Frankfurt  1676  8.  >f        o    i 

Max  Salomon. 

Füller.  Oft  miteinander  confundirt,  müssen  die  folgenden  beiden  älteren 
Aerzte  dieses  Namens  auseinandergehalten  werden :  Francis  F. ,  der  Verfasser 
der  sehr  beifilllig  aufgenommenen  und  viel  aufgelegten  ^Medidna  gymnastica  of 
treatise  on  the  power  of  exercise  vdth  respect  to  ihe  animal  oeconomy**  (London 
1704;  1718;  1740;  deutsch  Lemgo  1750),  —  und  Thomas  F.,  1654—1734, 
Arzt  zu  Sevenoak  (Kent),  der  eine  Reihe  von  Pharmakopoen  schrieb,  unter  denen 
die  „Pkarmacopoea  exttmporanea"  19  Auflagen  erlebte,  und  zwar  nicht  blos  in 
London,  Amsterdam  etc.,  sondern  auch  eine  deutsche,  Basel  1750. 

Biogr.  med.  IV.  W 

Füück,  Johann  Friedrich  F.,  geboren  am  19.  Mai  1823  in  Frank- 
furt am  Main,  studirte  1841 — 45  in  Heidelberg  Medicin,  proraovirte  daselbst  am 
15.  November  1845  mit  der  „Diss,  sistens  casum  morbi  organict  cordü  ex  rkeu- 
mati»mo  acuto  articulorum  orti^  und  wurde  1846  unter  die  Frankfurter  Aerzte 
aufgenommen.  Von  1849 — 51  lebte  er  in  England  und  Schottland  als  Leibarzt 
des  Lord  Douglas.  Ende  1851  kehrte  er  nach  Frankfurt  zurück  und  nahm 
Theil  an  der  Armenklinik,  vorwaltend  als  Chirurg.  Er  starb  am  8.  März  1867 
in  Karlsbad.  —  F.  hat  das  Buch  von  Conqüest  übersetzt  unter  dem  Titel :  „Briefe 
an  eine  Mutter  über  Behandlung  und  Pflege  der  Kinder"  (Frankfurt  1854). 

W.  Stricker. 

Funk.  Eine  besondere  Bedeutung  hat  von  den  vier  verstorbeuen  F.  keiner. 
Doch  sind  zu  unterscheiden;  ChristliebBenedictF.,  Professor  der  Physik  in 
Leipzig,  der  von  1736 — 1786  lebte;  von  den  Medicinem:  Michael  F.,  geboren 
1790,  Amtsarzt  und  Medicinal-Assessor  in  Bamberg,  dessen  „Rückenmarksent- 
zündung"  (Dissert.  Bamberg  1819)  noch  zweimal  (1825  und  1832)  aufgelegt 
wurde;  —  Adolph  Friedrich  F.,  aus  Minden  in  Westphalen,  1802 — 1830, 
Doctor  zu  Berlin  1826 ,  später  Regimentsarzt  und  Verfasser  einiger  Arbeiteu  in 
Hüfeland's  Journal  (1825);  —  und  endlich  Richard  F.,  bekannt  durch  seinen 
mehrfach  aufgelegten  „Katechismus  der  Chirurgie"  (Leipzig  1824;  vergrössert  zum 
„Systematischen  Handbuch  der  gesammten  Chirurgie^  durch  W.  A.  Th.  Richteb, 
Daselbst  1834). 

Hahn  bei  Dechambre.  W. 

Funke,  Otto  F.,  geboren  zu  Chemnitz  am  27.  October  1828,  studirte 
in  Leipzig  von  1846  ab  Medicin,  erwarb  im  Jahre  1851  durch  seine  Inaug.-Dis^ 
„De  sanguine  lienis"  die  Doctorwürde,  wurde  1853  zum  a.  o.  Professor  der 
Medicin  an  der  Universität  Leipzig  ernannt,  1860  aber  als  ordentl.  Professor  der 
Physiologie  an  die  Universität  zu  Freiburg  berufen,  in  welcher  Stellung  er  bis  ru 
seinem  am  16.  August  1879  in  Folge  eines  Krebsleidens  erfolgten  Tode  verblieben 
ist.  F.  hat  seine  Studien  namentlich  unter  der  Leitung  von  E.  H.  Webbr  und 
C.  G.  Lehmann  gemacht  und,  unterstützt  durch  eine  seltene  Begabung ,  auf  dem 
Gebiete  der  Physiologie  und  physiologischen  Chemie  einen  hochgeachteten  Namea 
erworben,  sowie  er  auch  als  Lehrer  durch  seinen  klaren,  anregenden  Vortrag 
höchst  vortheilhaft  gewirkt  hat.  Unter  den  mehrfachen  von  ihm  herausgegeb^Den 
Schriften  sind  namentlich  zu  erwähnen  der  „Atlas  der  physiologischen  Chemie'^ 
(Leipzig  1853;    2.  Aufl.  1858)   und  das  „Lehrbuch   der   Physiologie*",    welches 


J 


FUNKE.  —  FYFE.  465 

luerst  als  neue  Auflage  des  Lehrbuches  der  Physiologie  von  Rud.  Wagner, 
sodann  aber  unter  F.*s  eigenem  Namen  in  vier  Auflagen  (Leipzig  1858 — 1863) 
erschienen  ist.  Winter. 

Furnari,  Salvatore  F. ,  ein  Sicilianer,  1830  zu  Palermo  promovirt, 
erlangte  1834  das  Recht  der  Praxis  in  Frankreich  und  gründete  (mit  Cabron 
DU  ViLLARDs)  eine  Augenpoliklinik.  Im  Auftrage  der  französischen  Regierung 
begab  er  sieh  1841  nach  Afrika,  kehrte  jedoch  1848  nach  Palermo  zurflck,  um 
als  Professor  der  Ophthalmologie  dort  bis  zu  seinem  Tode  —  1866  —  thätig  zu 
sein.  Unter  seinen  ophthalmologischen  Arbeiten  seien  der  „Essai  sur  les  catises, 
la  nature  et  le  traitement  des  ophthalmies  en  Afrique*^  (Paris  1841),  ausserdem 
die  ffNouvelles  recherches  sur  la  rcye^  (Arch.  g6n6r.  1834)  und  die  hygienischen 
Artikel  über  Gewerbekrankheiten  (Dict.  de  möd.  nouv.  1837)  und  gegen  Kinder- 
arbeit (rEsculape  1839)  hervorgehoben. 

Hahn  bei  Bechambre.  W. 

Fuster ,  Joseph-Jean-Nicolas  F.,  war,  aus  einer  Familie  von  Aerzten 
stammend,  zu  Perpignan  am  19.  Januar  1801  geboren,  wurde  1826  in  Montpellier 
Doctor,  assistirte  in  den  Kliniken  daselbst  unter  Leitung  von  Broussonnet  und 
Caizergdes,  wurde  1828  Agr6g6  und  begab  sich  im  folgenden  Jahre  nach  Paris, 
am  als  Mitarbeiter  der  Gazette  möd.  neben  Güerin,  und  des  Bulletin  de  th6ra- 
peutique  neben  MiQüEL  thätig  zu  sein.  Daneben  fungirte  er  seit  1832  an  der 
Püliklinik,  verliess  jedoch  diesen  Wirkungskreis,  um  von  1848  ab  in  Montpellier 
als  Nachfolger  Broüssonnet's  zu  fungiren.  Nach  vielen  Ehrenbezeugungen  und 
nachdem  er  hier  1850  die  Revue  thörapeutique  du  midi  gegründet  und  geleitet 
hatte,  starb  F.,  lange  kränkelnd,  am  17.  October  1876  in  Ogeu  (seinem  eigenen 
Landsitz  im  Depai*tement  Basses-Pyr6n6es).  —  In  vielen  seiner  Schriften  vertrat 
er  mit  Eifer  die  älteren  Grundsätze  der  Schule  zu  Montpellier.  Am  bekanntesten 
ist  wohl:  „Des  antagonismes  morbides*'  (Thtee  de  concours,  Montpellier  1848), 
sowie  die  zweite  gleichzeitige  These:  „Du  pronosttc  mSdtcal*'.  Durch  BLrönung 
mit  dem  Preise  erkannte  das  Institut  seine  „Maladies  de  la  France**  (Paris  1840) 
an.  Vorangegangen  war  die  grössere  Monographie:  „Anatomia^e  pathologicae 
pkäosophia  explanatur  etc**  (Montpellier  1829).  „Des  ckangements  dans  lecCimat 
de  la  France**  (Paris  1845)  verdient  ebenfalls  genannt  zu  werden. 

Hahn  bei  Dechambre.  W. 

Pyfe,  Vater  und  Sohn,  beide  mit  dem  Vornamen  Andrew.  Der  Erstere, 
Assistent  von  MONRO,  später  Professor  der  Anatomie  in  Edinburg,  starb  um  1825. 
Seine  Compendien  und  Atlanten  der  Anatomie  worden  sehr  viel  gebraucht  und 
erlebten  viele  Auflagen  (Edinburg  1786;  1787;  Edinburg  und  London  1800; 
1802;  Edinburg  1813;  London  1815;  auch  posthum  Edinburg  1830;  1837).  — 
Der  Sohn,  Andrew  IL  F.,  1792 — 1861,  wirkte  ebenfalls  in  seiner  Vaterstadt 
Edinburg,  vornehmlich  als  Professor  der  Chemie;  später  für  dieses  Fach  und  für 
Medicin  in  Aberdeen.  Seine  bezüglichen  Schriften  giebt  die  unten  genannte  Quelle 
an;  grösseren  Umfanges  sind:  „A  manual  of  chemistry**  (Edinburg  1826)  und 
„Elements  of  chemistry**  (Daselbst  1827). 

Hahn  bei  Dechambre.  W. 


Biogr.  Lexikon.  II. 


1 


G. 


Gaal,  Gustav  von  G.,  war  zu  Eisenstadi  in  Ungarn  1818  oder  1819 
geboren,  studirte  in  Wien  Medicin,  wurde  Assistent  an  der  Klinik  von  Lippich 
nnd  verfasste  folgende  Schriften:  „Das  Nöthigste  über  Au^cvltatton  und  Per- 
cussion  und  ihre  Anwendung  in  der  Medicin,  Chirurgie  und  Geburtshilfe  u,  ä.  «•/ 
(Wien  1842)  —  „Die  Krankheiten  des  Ohres  und  deren  Behandlung,  nach  den 
neuesten,  und  bewährtesten  Erfahrungen  ,  .  .  mit  Benützung  eines  englisdien 
Aufsatzes  von  T,  Wharton  Jones  systematisch  dargestellt*^  (Ebenda  1844)  — 
^Physikalische  Diagnostik  und  deren  Anwendung  in  der  Medicin,  Chirurgie, 
Oculistik,  Otiatrik  und  Geburtshilfe  u,  s.  w,^  Anhang:  „Die  mikroskopisch- 
chemisch-pathologische Untersuchung  von  Joh,  FL  Heller**  (Wien  1846, 
m.  2  Taff. ;  2.  Aufl.  1849).  Im  Jahre  1848  schloss  er  sich  der  politischen  Bewegung 
in  Wien  an ,  flüchtete  bei  der  Eiunahme  Wiens  nach  Ungarn ,  wurde  daeelbst 
Honved-Stabsarzt  und  flüchtete  nach  Beendigung  der  Revolution  mit  dem  General 
Bem  in  die  Türkei,  trat  dort  zum  Islam  über,  wurde  türkischer  Stabsarzt  untö" 
dem  Namen  Veli-Bey  und  war  in  Serajewo  in  Bosnien  stationirt.  Er  gab  tob 
port  her  noch  eine  ;,  Taschenencyclopädie  der  praktischen  Medicin  .  . .  Mit 
besonderer  Berücksichtigung  der  Wiener  Schule  u,  s,  w.**  (Wien  1861)  heraas 
und  starb  in  vollständiger  geistiger  und  körperlicher  Zerrüttung  Anfangs  der 
1870er  Jahre.  Bed. 

Gabelchover,  Gabelkover,  s.  Gaebelkhouer. 

Gaber,  Giovanni  Battista  G.,  zu  Turin,  war  am  16.  Juli  1730 
zu  Saorgio  geboren,  übte  in  Turin  die  Praxis  aus,  war  Arzt  am  dortigen  Hofe 
und  hat  in  den  Miscell.  Taurin.  (T.  I,  II,  III,  1759 — 65)  unter  Anderem  publicirt: 
j^Specimen  experimentorum  circa putrefactionem  humorum  animalium."  Erstarb 
am   17.  Juli  1781. 

Dechambre,  4.  S^rie,  T.  VI,  pag.  409.  G, 

Gabillot,  Joseph-Damien  G. ,  zu  Lyon,  war  1792  geboren,  wurde 
1815  in  Paris  Doctor  und  verfasste,  ausser  Aufsätzen  in  den  Archives  gintoües 
de  m6d.,  dem  Compte  rendu  de  Lyon  u.  s.  w. ,  die  folgende  grössere  Schrift : 
„Etüde  nouvelle  des  phdnomhies  g6n4raux  de  la  vie ,  ou  recherches  sur  la 
vitaläS,  r Organisation  j  les  races  humaines  et  animales^  ....  pour  servir  a 
Vhistoire  du  r^gne  animal  et  de  prolSgomhtes  aux  lots  physiologiques  qui  U 
gouvement  (Paris  et  Lyon  1841).    Er  starb  1847. 

Gubian  in  Gaz.  m6d.  de  Lyon.  1849,  I,  pag.  173,  185  (nicht  zngänglicli).    G, 


i 


GABRIELLI.  —  GADALBINI. 


467 


Oabrielli,  Pirro  Maria  G.,  zu  Siena,  war  daselbst  am  1.  April  1643 
geboren,  wnrde,  nachdem  er  sieh  vorzugsweise  mit  anatomischen,  botanischen, 
chemischen  Studien  beschäjftigt  hatte,  Professor  der  Botanik  und  theoretischen 
Medicin  in  seiner  Vaterstadt,  woselbst  er  1691  unter  den  Anspielen  des  Cardinais 
Fr.  Medici,  unter  dem  Namen  Colonia  arcadica  fisiocritica  eine  Akademie  für 
Physik  begründete,  die  von  dem  Kaiser  Franzi,  später  wieder  hergestellt  wurde. 
Ausser  der  Beschreibung  einer  Meridian-Linie,  die  er  durch  den  Sitzungs-Saal 
jener  Akademie  gezogen  hatte  (Siena  1703,  4.)  finden  sich  von  ihm  Veröffent 
lichungen  in  der  Galeria  di  Minerva  und  Aufsätze  medicinischen  Inhalts  in  den 
Ephemerides  Naturae  Curios!,  indem  er  unter  dem  Namen  Straton  Mitglied  der 
Leopold.-Carolin.  Akademie  war.  Er  starb  am  19.  December  1705. 

BiogT.  m6d.  IV,  pag.  295.  G. 

Gabrielli,  Salvadore  G.,  zu  Siena,  war  am  25.  December  1809  daselbst 
geboren,  wurde  1829  Doctor,  war  10  Jahre  lang  in  ärztlichen  Stellungen  zu 
Palazzone  und  San  Gemignano  thätig,  wurde  1844  zum  Prosector  und  1851  zum 
Professor  der  Materia  medica  und  experimentellen  Therapie  an  der  Universität 
Siena  ernannt.  Ausser  einigen  in  besonderen  Brochuren  veröffentlichten  Krankheits- 
gesehichten  (1853)  schrieb  er  eine  Biographie  seines  Collegen,  des  Professors  der 
Anatomie  Giov.  Batt.  Vaselli  (1861-62)  und  gab  heraus:  „Prelezione  al  corao 
dl  materia  medica  e  dt  terapeutica  delV  anno  1861-1862"  —  „StudJ  micro- 
scopici  ^  €  sperimentali  sulla  circolazione ,  e  aulla  flussione  sanguigna  conai- 
derata  scome  elemento  dellaßogosi"  (Florenz  1861).  Ausserdem  eine  Universitäts- 
Inaugural-Rede  für  die  Session  1866-67,  Schriften  über  die  Bäder  Galleraie 
(1868)  und  Querciolaja  (zusammen  mit  G.  Campana,  1875)  und  zahlreiche  tbera- 
peutische  Artikel    im  Dizionario  italiano   di  scienze.    Er  starb  am  24.  Juni  1S80. 

Annal  universali  di  med.    Vol.  251,   1880,  pag.  540.  G. 

'  Qabnccini,  Geronimo  G.,  italienischer  Arzt  aus  der  Mitte  des  16.  Jahr- 
hunderts, aus  Franc  gebürtig,  schrieb  „De  lubncis  alvum  occupantibus  ac  de 
ratione  curandis  eos^  gut  ab  Ulis  infestantur,  commentarius"  (Venedig  1547),  — 
„De  comitiali  morbo  librt  tres"  (Ebenda  1561,  4.)  u.  a.  Werke,  die  beraerkens- 
werth  sind  durch  zahlreiche  pathologisch-anatomische  Beobachtungen.  So  theilt  G. 
u.  A.  die  ihm  von  seinem  Lehrer  A.  Theodosio  überkommene  Beobachtung  mit, 
dass  die  Drehkrankheit  bei  den  Schafen  durch  Blaseuwürmer  im  Gehirn  hervor- 
gerufen wird. 

Dict.  hist.  II,  pag.  424.  Pgl. 

*  GhwL,  Johannes  G.,  am  30.  Juni  1842  zu  Posen  geboren,  trat  in  den 
preussischen  Militärdienst  ein  und  war  Premier-Lieutenant  in  der  Artillerie,  als  er 
(1869)  das  Studium  der  Medicin  begann.  Er  beendete  dasselbe ,  nachdem  er  in 
Berlin  besonders  Schüler  E.  du  Bois-Reymond's  ,  in  Würzburg  Schüler  FiCK's 
gewesen  war,  wurde  zunächst  bei  Ersterem  Assistent  und  habilitirte  sich  dann 
später  1880  in  Würzburg.  Seine  im  Archiv  f.  Anat.  u.  Phys.  zum  grösseren  Theil 
publicirten  Arbeiten  nahmen  besonders  die  Athmungs-Physiologie  zum  Gegenstande. 
Zu  Anfang  des  Jahres  1884  wurde  er  von  Würzburg  nach  Berlin  zur  Leitung 
der   experimentalen   Abtheilung    des    dortigen   physiologischen   Institutes   berufen. 

Wernich. 

ohtdaldini,  Agosto  G. ,  hervorragender  italienischer  Arzt  im  16.  Jahr- 
hundert, stammte  aus  Modena  und  erwarb  sich  ein  gewisses  Verdienst  durch  Ver- 
besserung der  von  anderen  Aerzten  herrührenden  lateinischen  Uebersetzungen  der 
meisten  Werke  Galen's  in  den  Venediger  Ausgaben  von  1559  und  1609.  G.  lebte 
in  Venedig  und  schrieb  noch:  „Stepham  Atheniensis  explanathnes  m  Galeni 
Itbrum  therapeuticum  primum  ad  Glauconem,  lattne  cum  scholiis*'  (Venedig 
1553). 

Biogr.  m6d.  IV,  pag.  296.  PgU 

30» 


468  GADALDINI.  —  GADBN. 

Gkidaldini,  Belisario  G. ,  Sohn  des  Vorigen,  geboren  zu  Modena  and 
gleichfalls  Arzt  in  Venedig,  und  zwar  zu  Ende  des  16.  Jahrhunderts,  veröffentlichte: 
^Praelectionea  de  rattone  curandi  particulares  corporis  humani  affectua^ ,  sowie 
„Explanationes  in  Galeni  libros  de  differentiia  febrium^  (Venedig  1575,  Fol.). 

Biogr.  med.  IV,  pag.  296.  Pgl. 

/Gaddesden,  John  G.,  gewöhnlich  unter  dem  Namen  Johannes  Anglicls 
bekannt,  hat  gegen  Ende  des  13.  und  Anfang  des  14.  Jahrhunderts  gelebt.  Er 
war  Lehrer  an  dem  Morton  College  in  Oxford  und  später  Leibarzt  am  Hofe  in 
London,  und  zwar  war  er  der  erste  Engländer,  d^  diese  Stelle  bekleidet  hat. 
Er  ist  Verfasser  eines  Compendiums  der  praktischen  Medicin,  welches  zwischen 
1305 — 1317  unter  dem  Titel:  „Rosa  cnglica  s.  Fracticae  medicinae  a  capite 
ad  pedes"  (Pavia  1492  u.  a.  A. ,  zuletzt  Augsburg  1595)  erschienen  und  seiner 
Zeit  sehr  beliebt  gewesen  ist.  Guido  v.  Chaüliac  (in  der  Vorrede  zu  peiner 
Chirurgie)  äussert  sich  über  diese  Schrift  mit  den  Worten :  „ultimo  insurrexit  un* 
fatua  rosa  Anglicana,  quae  mihi  mandata  fait,  et  visa:  credidi  in  ea  invenire 
odorem  suavitatis ,  et  inveni  fabulas  Hispani ,  Gilberti  et  Theodorici" ;  ein  nicht 
weniger  ungünstiges  ürtheil  wird  auch  über  seinen  Charakter  gefilllt,  indem  er 
als  ein  miserabler  Empiriker  und  Charlatan  bezeichnet  wird ,  der  den  Hof  und 
das  Publicum  in  der  gröbsten  Weise  getäuscht  und  sich  durch  den  Verkauf  kost- 
barer Geheimmittel  ein  grosses  Vermögen  erworben  hat.  üebrigens  stand  die 
„Rosa  anglica"  zu  jener  Zeit  in  so  hohem  Ansehen,  dass  Chaucer  ihren  Ver- 
fasser unter  den  ausgezeichnetsten  medicinischen  Gelehrten  gepriesen  hat. 

Freind,  Historia  medicinae.  Lugd.  Batav.  1734,  pag.  359 — 369. 

A.  Hirsch. 

Gaddi,  Paolo  G. ,  Professor  an  der  Universität  zu  Modena,  schrieb 
eine  Reihe  von  histologischen,  vergleichend-anatomischen  und  pathologisch-anato- 
mischen Abhandlungen,  von  denen  wir  anführen:  ,, Sülle  pareti  dei  vasi  neW 
uomo  e  specialmente  sulla  loro  interna  membrana**  (Modena  1842)  —  „Cenno 
intorno  alV  istologia  del  fegato  nelV  uomo"  (1862)  —  „Sülle  injezioni  piro- 
metalliche  nelle  cavitä  ossee  delV  apparato  uditivo  nelV  uomo  ed  in  alcuui 
animali*^  (1862)  —  „Iperosto.n  scrofolosa  cefalo-vertebrale  e  cefalo-sderosi 
rachitica^  (1863)  —  „Le  sale  anatomiche  nei  loro  rapporti  colla  scienza  e 
colV  igiene"  (1864).  —  In  den  Memorie  della  R.  Accad.  di  Sc,  Lett  ed  Arti 
di  Modena  (T.  VIII)  erschienen:  „Dimostrazione  anatomica  intorno  alla  maggiore 
perfezione  della  mano  delV  uomo  confrontaia  con  quella  delle  scimte"  (1866)  — 
„Cranio  ed  encefalo  di  un  idiota^  (c.  6  tavv.  1867).  Ausserdem  gab  er  heraus: 
„11  museo  etnografico-antropologlco  della  B.  Univeraith  di  Modena*^  (1870}. 
Er  starb  1872. 

A.  Carruccio  in  Lo  Spallaiizani.  1872,  pag.  4iH.  —  E.  Griovannardi,  Ebenda 
1873,  pag.  247  '.nicht  zugänglich).  —  Index-Catalogue.  V,  pag.  235.  G. 

Gadelius,  Eric  G. ,  zu  Stockholm,  war  daselbst  1778  geboren,  stndirte 
von  1795  an  in  Upsala  und  von  1798  an  in  Abo.  1801  wurde  er  zum  Arzte 
der  Kriegs-Akademie  in  Carlberg  ernannt,  wurde  1805  Prosector  in  Stockholm 
und  erhielt  den  Titel  als  Professor  der  Medicin.  1823  wurde  er  zum  Präsidenten 
der  Akademie  der  Wissenschaften  ernannt.  Ausser  einer  Anzahl  von  Abhandlangen 
publicirt  in  den  K.  Vetenskaps-Akademiens  Handlingar  (1815),  den  Svenska 
Läkare-Sällspakets  Handlingar  (Bd.  I,  IV,  V),  den  Ärs-Berättelser  derselben  Gesell- 
schaft, verfasste  er:  „Handboh  i  Medicinal-Lagfarenheten"  (Stockholm  1804) 
und  gab  in  Gemeinschaft  mit  Berzelius  von  1806 — 1810  heraus  das  „Journal 
für  Läkare  och  Fältshärer".    Er  starb  am  2.  Februnr  1827. 

Sacklen,  I,  pag.  753;  IV,  pag.  138.  —  Wistrand,  pag.  133.  G. 

Gaden  (Haden?),  Stephan  oder  Daniel,  von  Geburt  ein  polnischer 
Jude,    kam   im   Jahre  1657    aus   Kiew   nach    Moskau,    begann    seine   Laufbahn 


1 


GADEN.  —  GAEDEKEN.  469 

als  Feldscherer,  trat  1659  als  Chirurg  in  den  Dienst  der  sogenannten  Apotheker- 
behörde nnd  wurde  am  25.  März  1672  vom  Czaren  Alexei  Michailowitsch 
zum  Doctor  der  Mediein  ernannt.  Abgesehen  davon,  dass  6.  ursprünglich  Jude, 
znerst  zur  katholischen,  dann  zur  lutherischen  und  schliesslich  zur  griechischen 
Kirche  tibertrat ,  genoss  er  am  czarischen  Hofe  wegen  seiner  ärztlichen  Kunst  ein 
^osses  Ansehen  und  übte  grossen  Einfluss.  Nach  dem  Tode  des  Czaren  F  e  o  d  o  r 
Älexejewitsch  (27.  April  1682)  fand  ein  Strelitzen  -  Aufruhr  statt;  hierbei 
wurden  sowohl  G.  als  ein  anderer  deutscher  Arzt  Gütmknsch  und  dessen  Sohn  durch 
Strelitzen  ermordet,  weil  man  sie  verdächtigt  hatte,  den  Tod  des  Czaren  herbei- 
geführt zu  haben. 

Richter,  Gesch.  'd.  Med.  in  Russland,  II,  pag.  32^.  L.  Stieda. 

Gadermami,  Joseph  G.,  war  am  22.  Februar  1796  in  Passau  geboren, 
wurde  1818  in  Landshut  Doctor,  1819  Prosector,  1822  Privat-Docent  an  der 
dortigen  Universität.  Er  schrieb :  „  Ueher  den  Bruch  durch  das  Hilftbeinloch^ 
nebst  einem  seltenen  Falle  hierüber**  (Landsbut  1823),  ferner  in  den  Bayerischen 
Annalen  (Bd.  I):  „Einige  Ideen  über  die  Art  Gebvrtshilfe  zu  lehren**,  1825 
wurde  er  Gerichtsarzt  in  Lauenstein  und  1827  zu  Tischcnreuth  im  Ober-Mainkreise 
und  verfasste  eine  Anzahl  von  gerichtlich-medicinischen  Aufsätzen  und  Schriften ; 
darunter  in  v.  Graefe's  und  v.  Wai.ther's  Journal  (1833,  1837):  „Zwei  Fälle 
von  glücklich  geheilten  Gehirmvundtn^  —  „lieber  Ge'iirnerftchütterungen" ; 
ferner  in  Henkb's  Zeitschrift  (1833,  41,  43,  46,  49):  „Medic,  Gutachten  über 
eine  unzeitige  Geburt"  —  ;,  Ueber  die  Zurechnungsfähigkeit  einer  schwangeren 
Brandstifterin"  —  „Ein  Fall  von  verheimlichter  Schwangerschaft"  —  „Prüfung 
der  Mittel  .  .  .  um  vorsätzliche  Fruchtabtreibung  zu  verhüten"  —  „Prüfung  der 
strafrechtlichen  Bestimmungen,  welche  in  Betreff  verheimlichter  Schwangerschaft 
gelten"  u.  s.  w.  Eine  besondere  Schrift  von  ibm  war  noch :  „Prakt,  Anweisung 
zu  solchen  gerichtl.-med,  Untersuchungen,  vjelche  lebende  Personen  betreffen" 
(Erlangen  1840;  2.  Aufl.   1849).    Er  starb  am  2.  Mai  1857. 

Prantl,  II,  pag.  522.  G. 

Miaebelkhouer  (Gabelchovkr,  Gabelkover,  Gabelkhoüer),  Os  wald  G., 
geboren  zu  Tübingen  im  Jahre  1538 ,  bekleidete  37  Jahre  lang  hintereinander 
bei  vier  Herzögen  von  Württemberg  in  Stuttgart  die  Stellung  eines  Leibarztes 
und  ist  ausserdem  als  Geschichtsschreiber  berühmt.  G.  starb  am  31.  December 
1616,  Er  schrieb  ein  in  vielen  Auflagen  erschienenes,  auch  in's  Englische  und 
Holländische  übersetztes,  nach  Haller's  Urtheil  übrigens  nur  mittelmässiges, 
/populftr-medicinisches  Buch:  „Nützlich  Artzneybuch  für  alle  des  menschlichen 
Leibes  Anliegen  und  Gebrechen"  (Tübingen  1589,  4.,  viele  weitere  Auflagen 
bis  1680).  Ein  von  G.  im  Auftrage  Herzogs  Friedrich  begonnenes  grösseres 
Geschichtswerk:  „Allgemeine  Geschichte  Württembergs"  blieb  unvollendet. 

Biogr.  med.  IV.  pag.  294.  —  A.  Moll,  Württemberg.  Corresp.-Bl.  1856,  XXVl, 
pag.  97—103.  Pgl. 

Gaebelkhouer ,  WolfgangG.,  Sohn  des  Vorigen,  geboren  zu  Stuttgart 
um*s  Jahr  1570,  studirte  Mediein  in  Tübingen,  machte  dann  eine  Reise  nach 
Italien  und  verblieb  einigt  Jahre  in  Padua.  Nach  seiner  Rückkehr  wurde  er  in 
Calw  in  Württemberg  zum  Stadtarzt  und  später  zum  Hofarzt  von  Württemberg 
ernannt.  Sein  Todesjahr  ist  unbekannt.  Er  schrieb :  „Curationum  et  observationuni 
medicinalium  centuriae  sex"  (Frankfurt  und  Tübingen  1611 — 1627). 

Biogr.  m6d.  IV,  pag.  294.  Pgl. 

*  Gaedeken,  Karl  Georg  G.,  ist  am  10.  October  1832  zu  Kopen- 
hagen geboren,  studirte  daselbst,  absolvirte  das  Staatsexamen  1856,  promovirte  1863, 
wirkt  seit  1869  als  Professor  der  Medicina  forensis,  Hygiene  und  Psychiatrie  an  der 
Eopenhagener  Universität,  seit  1873  auch  als  dirigireuder  Arzt  der  Nervenabtheilung 
an    dem    Commune -Hospital.     Er   scbrieb:    „Om    Oreblodsvulster   hos   Sindsyge  J; 


470  GAEDEKEN.  —  GAERTNEB. 

(Haematoma  aurisj"  (Dissertation,  1863)  —  „Hvilken  IndßydeUe  har 
Physiologiens  Fremskridt  havt  paa  den  medico-forenstske  Beaoemmelse  af 
Dödsmaadernei" .  (Concurreoz- Abhandlung  1868.  Ausserdem  mehrere  Abhand- 
lungen in  der  Zeitschrift  „Hygieiniske  Meddelelser^' ,  deren  Mitredacteur  er  seit 
1873   ist.  Petersen. 

*  Gaehtgens,  Karl  G. ,  zu  Giessen,  ist  in  Livland  am  22.  April  1839 
geboren ,  studirte  in  Dorpat ,  Berlin,  Tübingen,  München  unter  Bidder,  C.  Schmidt, 
R.  BüCHBEiM,  Hoppe-Seyler  ,  wurde  1866  Doctor,  1868  Privatdoeent  in  der 
niedicinischen  Facultät  zu  Dorpat,  1870  etatmässiger  Docent  daselbst,  1874  ausser- 
ordentlicher Professor  für  Pharmakologie  und  physiologische  Chemie  in  Rostock, 
1875  ordentlicher  Professor  daselbst,  1880  ordentlicher  Professor  der  Pharmako- 
logie und  Pharmakognosie,  Director  des  pharmakologischen  Institutes  in  Giessen. 
—  Schriften:  „Ueber  den  Stoffwechsel  eines  Diabetikers  verglichen  mit  dem 
eines  Gesunden**  (Inaug.-Diss.  1866)  —  »^"^  Lehre  der  Blattsäure- Vergiftung'^ 
(1868)  —  „lieber  die  physiologischen  Wirkungen  des  salzsauren  Neurins*^ 
(1870)  —  „Zur  Kenntniss  der  Arsenwirkungen*'  (1875)  —  „Zur  KenrUniss 
der  Äntimonwirkungen**  (1876)  —  „Zur  Kenntniss  der  Zersetzungsproducte  des 
Leims  (1878).  '  r^^ 

Gaertner,  Vater  und  Sohn,  zwei  Doctoren  der  Medicin,  die  ihre  Be- 
deutung nur  auf  dem  Gebiete  der  Botanik  haben.  —  Der  Vater,  Joseph  6., 
war  am  12.  März  1732  zu  Calw  bei  Stuttgart  geboren,  studirte  Medicin  in 
Tübingen  und  Göttingen,  wurde  auf  der  erstgenannten  Universität  Dr.  med., 
besuchte  Frankreich  und  England,  wurde  1768  Professor  der  Botanik,  Director 
des  botanischen  Gartens  und  des  naturhistorischen  Museums,  kehrte  aber  bereits 
1770  in  seinen  Geburtsort  zurück  und  starb,  als  der  bedeutendste  Carpologe  seiocr 
Zeit,  zu  Tübingen  am  l4.  Juli  1791.  ^ 

Sein  Sohn ,  Karl  Friedrich  von  G.  (nicht  zu  verwechseln  mit  dem 
gleichnamigen  Folgenden)  war  am  1.  Mai  1772  in  Calw  geboren,  studirte  in 
Jena,  Göttingen  und  Tübingen  Medicin  und  wurde  am  letztgenannten  Ort  1796 
Dr.  med.  mit  der  Dissertation  „Observata  quaedam  circa  urinae  naturam*'.  Er 
war  bis  zu  seinem  am  1.  September  1850  erfolgten  Tode  Arzt  in  Calw.  Von 
nicht-botanischen  Arbeiten  sind  nur  anzuführen:  „Bemerkungen  und  Versuche 
über  den  menschlichen  Urin,  besonders  in  Rücksicht  auf  seinen  Gehalt  an 
Phosphorsäure"  (Denkwürdigkeiten  der  Naturforscher  Schwabens,  Bd.  I)  —  „  Ueber 
die   Urinniederschläge^  (Scherer's  Allgcm.  Journal  der  Chemie,  1799). 

Pritzel,  pag.  116.  —  Callisen,  VIT,  pa^.  6.  G. 

Gaertner,  Karl  Friedrich  von  G.,  zu  Tübingen,  war  am  16.  November 
1786  zu  Backnang  in  Württemberg  geboren,  widmete  sich  der  Chirurgie  bei 
einem  Barbier,  trat  dann  als  Unterarzt  in  das  Militär  und  machte  von  1806  bis 
1814  alle  Feldzüge  mit  den  württembergischen  Truppen  mit,  rückte  während 
dieser  Zeit  bis  zum  Regiments  Chirurgus  auf,  machte  nach  dem  Kriege  von  Neuem 
in  Tübingen  medicinische  Studien,  wurde  1816  Uni versitäts- Operateur,  1817 
Dr.  chir.  honoris  causa  und  Lehrer  an  der  wundärztlichen  und  Hebeammenschule, 
1818  Professor  e.  o.  Zum  Antritt  seines  Lehramtes  schrieb  er:  „De  respiciendu 
primaria  causa  in  rnorbis  chirurgicis ,  observationibus  illustrata"  (Tübingen 
1819,  4.)  und  darauf  verschiedene  Aufsätze  in  Graefe'  und  Walther*s  Jonmal 
(1821,  1822,  U.S.W.)  über  Kopfverletzungen,  Hasenscharten,  Milzbrandinfection, 
Starrkrampf  u.  s.  w.  Es  wird  von  ihm  angeführt,  dass  er  500  Staarkranke  mit 
Erfolg  operirt  haben  soll.  Er  starb  am  17.  October  1833.  Lange  nach  seinem 
Tode  erschien  eine :  ;,  Tabellarische  Darstellung  der  theoret.'prakt,  Geburtshilfe^ 
nach  dem  Tode  des  Verfassers  herausgegeben  und  .  .  .  vermehrt  van  emem 
seiner  Schüler**  (2  Blätter  Fol.,  Rottenburg  a.  N.   1810). 

Callisen,  XXVill,  pag.  142.  G. 


GAGATKIEWICZ.  —  GAIDE. 


471 


Gagatkiewicz ,  Valentin  G.,  geboren  zu  Warschau  am  16.  Februar 
1750,  wo  sein  Vater  als  Chirurg  lebte,  studirte  in  Paris  und  Reims,  woselbst 
er  promovirt  wurde.  Nach  einer  längeren  Studienreise  durch  Frankreich,  Deutsch- 
land und  Italien  nach  der  Heimat  zurückgekehrt,  erwarb  er  sich  schnell  den  Ruf 
eines  ttichtigen  Arztes.  Im  Jahre  1784  ernannte  ihn  der  König  zu  seinem  Leib- 
ärzte, 1786  erhielt  er  die  grosse  Medaille  „Bene  merentibus"  und  1788  wurde 
er  in  den  erblichen  Adelstand  erhoben.  Im  Jahre  1789  war  er  einer  der  Stifter 
der  Chirurgensehule  in  Warschau.    Er  starb  am  10.  Januar  1805.  b-    «,  i> 

^^  Gagllardi.    Von  vier  in  der  Literatur  erwähnten  Aerzten  dieses  Namens 

ist  der  bedeutendste  Domenico  6.,  der  zu  Ende  des  17.  und  Anfang  des 
18.  Jahrhunderts  als  Protomedicus  des  Kirchenstaates  und  Professor  der  Mediciu 
ain  CoUegio  di  Sapienza  zu  Rom  lebte.  Seine  Schriften  sind:  „Anatome  ossium 
mvis  inventis  ülustrata"  (Rom  1689);  femer  Geschichte  der  epidemischen  Peri- 
pneumonie  und  einige  populäre  medicinische  Schriften  über  die  Mittel,  sich  ein 
langes  Leben  zu  erhalten  u.  dcrgl. 

Biogr.  m6d.  IV,  pag.  301.  —  Dict.  hist.  II,  pag.  426.  Pgl. 

Gähn,  Henri c  G. ,  zu  Stockholm,  war  in  Fahlun  am  1.  Januar  1747 
geboren,  studirte  von  1762  an  in  Upsala,  Göttingen  und  Leyden,  besuchte  auch 
London,  wurde  1772  in  Upsala  Doctor,  dann  Stadtphysicus  in  Gefle,  darauf  erster 
Adrairalitätsarzt  in  Stockholm,  1777  Assessor  des  Collegium  medicum,  1793  Mit- 
glied und  1794  Präsident  der  Akademie  der  Wissenschaften,  1808  Oberarzt  der 
Kriegsmarine  in  Carlberg  und  starb  am  6.  Februar  1816  als  einer  der  zu  seiner 
Zeit  berühmtesten  Aerzte  Schwedens.  Seine  Arbeiten,  Aufsätze  über  den  Wasser- 
bruch, Arsenikvergiftung,  pathologisch-anatomische  Mittheilungen  u.  s.  w.  sind 
enthalten  in  Vet.  Akad.  Hand.  (1778,  1800),  in  Läkar.  och  Naturf.  (T.  IV,  V), 
in  Berzelios'  und  Gadelius'  Joum.  (Bd.  I)  und  in  den  Sv.  Läk.  Sällskapets 
Handl.  (Bd.  II)  u.  s.  w. 

Sacklen,  I,   pag.  144.  G. 

Gahrliep  van  der  Müllen,  GustavKasimirG.,  geboren  am  24.  December 
1630  in  Grymsholm  bei  Stockholm,  studirte  Anfangs,  auf  Wunsch  seines  Vaters, 
Jurisprudenz  in  Frankfurt  a.  0. ,  ging  nach  dessen  Tode  zur  Medicin  über  und 
erwarb  die  Doctorwtirde  in  Leyden  im  Jahre  1662.  G.  bekleidete  dann  vorüber- 
gehend eine  eigens  für  ihn  gebildete  ausserordentliche  Professur  der  Anatomie  und 
praktischen  Medicin  an  der  Frankfurter  Universität,  ging  im  Jahre  1668  als  Garnison- 
arzt nach  Colberg  und  erwarb  sich  im  Jahre  1680,  nach  Berlin  übergesiedelt,  das 
Vertrauen  des  Grossen  Kurfürsten,  der  ihn  bei  der  Gründung  des  Collegium  medi- 
corum  im  Jahre  1685  einen  hervorragenden  Antheil  nehmen  Hess.  G. ,  der  im 
Jahre  1717  in  Alt-Landsberg  bei  Berlin  starb,  ist  bekannt  durch  seine  vorzüg- 
lichen Schilderungen  der  von  ihm  erlebten,  mehrfachen  grösseren  Epidemien, 
namentlich  von  Friesel,  Ruhr  und  verschiedenen  Kinderkrankheiten  in  und  bei 
Berlin.  Der  grössere  Theil  der  werthvollen  Berichte  in  den  Acta  medicor.  Berolinens. 
rührt  wahrscheinlich  von  ihm  her.  Erwähnenswerth  ist,  dass  G.  damals  schon  die 
vielen  Misserfolge  in  der  Behandlung  der  Ruhr  mehr  auf  die  verkehrte  Therapie, 
namentlich  den  Missbrauch  von  Adstringentien  und  Opium,  als  auf  die  Stärke 
der  Epidemie  selbst  zurückführt. 

Biogr.  med.  IV,  pag.  302.  —  Haeser,  Historisch-pathol.  Untersuchungen.  Theil  II, 


pag.  273  nnd  284. 


Pgl. 


(jaide,  Armand  G. ,  zu  Paris,  war  1802  zu  Vassy  (Haute-Mame) 
geboren,  wurde  1829  in  Paris  mit  der  These:  „Propoaitions  et  observations  sur 
quelques  maladies  de  la  peau^  Doctor,  betheiligte  eich  in  demselben  Jahre  an 
einem  medicinischen  Concurse  mit  der  These:  „An  a  laesionibus  organicis 
vesaniae^,  nachdem    er   bereits   als  Interne   aus    der  Abtheilung   von  Rayeb  im 


472  GAIDE.  —  GAILLARDOT. 

Hdp.  Saint-Antoine  mehrere  Veröffentlichungen  über  Extrauterin-Schwangerschaft, 
Elephantiasis  der  Araber,  über  Pemphigus  und  andere  Hautkrankheiten  u.  s.  w. 
(Archives  g6n6rales  1828)  gemacht  hatte.  Er  Hess  sich  in  Paris  als  Arzt  nieder, 
war  25  Jahre  bei  dem  Bureau  de  bienfaisance  und  dem  Dispensaire  phiianthropique 
thätig  und  war  Mitglied  mehrerer  medicinischen  Gesellschaften,  für  die  er  eine 
Anzahl  von  Rapports  erstattete.    Er  starb  am  13.  September  1872. 

Dechainbre,4.  Ser.,  T.VI,  pag.  428.  —  Callisen,  VII,  pag  10;  XXVIII, pag  Ul 

G. 

Gaillard,  zwei  Aerzte  in  Poitiers.  —  Der  ältere  derselben,  L.-A.  6.,  war 
Professor  der  Medicin  am  Hdtel  des  Incurables  daselbst  und  ist  bekannt  durch 
eine  von  der  Akademie  zu  Dijon  1804  gekrönte  Preisschrift,  welche  u.  d.  T.: 
„Des  causes  qui  ont  modifiS  la  Constitution  physique  et  mddicale  chez  les 
2)euples  anciens  et  modernes:  etc."  (Paris  et  Poitiers  1807)  erschien.  Ausserdem 
schrieb  er  über  die  Wirksamkeit  der  verschiedenen  Metalle  beim  Galvanismus 
(1800),  über  ein  bösartiges  Wechselfieber  (1802)  u.  s.  w. 

Der  Jüngere,  Fran9ois-Lucien  G. ,  war  daselbst  1805  geboren, 
doctorirte  1829  in  Paris  mit  der  These:  „Considdrations  sur  Vutilite  et  Vahus 
des  thSories  en  medecine,  suivies  de  propositions  cliirurgicnles" .  Nachdem  er 
sich  in  seiner  Vaterstadt  als  Arzt  niedergelassen  hatte,  wurde  er  einer  der 
rcnommirtesten  Aerzte  der  Provinz  und  stand  viele  Jahre  mit  Auszeichnung  dem 
dortigen  Hötel-Dieu  als  Chirurgien  en  chef  vor.  Von  seinen  literarischen  Arbeiten 
sind  anzuführen:  „Gonsidihrations  sur  Vdpid^mie  de  suette  miliaire  qui  a  regne 
ä  Poitiers"  (Paris  et  Poitiers  1846)  —  „  Un  seul  appareil  pour  toutes  les  frac- 
tures  du  membre  inf^rietir"  (Paris  1857)  —  „Dupuytren"  (1865)  —  „Etüde 
sur  les  coxalgies"  (Bulletin  de  TAcad.  de  m6d.  1864 — 65)  —  „Formule^  et 
ruhrtques"  (Poitiers  1866)  —  „Essai  sur  les  familles  pathologiques"  (Paris 
1868).  Er  starb  im  Januar  1869. 

Dechambre,  4.  Ser.,  T.VI,  pag.  428  G. 

*Graillard,  Edwin  Samuel  G. ,  am  16.  Januar  1837  in  Charleftton. 
S.  C,  geboren,  war  1854  an  der  Universität  von  Süd- Carolina  graduirt  worden 
und  prakticirte  zuerst  als  Arzt  in  Florida;  1857  machte  er  eine  wissenschaflliclie 
Reise  nach  Europa,  dann  lebte  er  einige  Jahre  in  New  York,  siedelte  1861  nach 
Baltimore  und  1865,  nach  Beendigung  des  Bürgerkrieges,  an  welchem  er  als  Arzt 
in  der  Armee  der  Conföderiiien  sich  betheiligt  hatte^  nach  Richraond,  Va.,  endlieh 
1868  nach  Louis ville,  Ky.,  über,  wo  or  jetzt  lebt.  —  Im  Jahre  1867  ist  er  znm 
Professor  der  allgemeinen  Pathologie  und  pathologischen  Anatomie  an  dem  Medieal 
College  von  Virginien,  1868  in  gleicher  Eigenschaft  an  der  medicinischen  Schule 
in  Louisville  und  ein  Jahr  darauf  zum  Professor  der  praktischen  Medicin  an  dem 
Louisville  Med.  College  ernannt  worden,  an  welchem  er  seit  dem  ersten  Jahre  der 
Begründung  des  Institutes  die  Decanatswürde  bekleidet  hat.  Von  seinen  literarischen 
Leistungen  sind  „Essay  on  intermittent  and  biliou^  refnittent  fecers  etc." 
(Charleston  1 856) ,  ferner  zwei  Preisschriften  für  den  Fisky  Fund  „Ozon^,  üs  relatiom 
to  health  and  disease"  (1861 ;  auch  abgedr.  im  Boston  Med.  and  Surg.  Jonrn. 
1864—65,  Vol.  LXXI)  und  „Diphtheria"  (Richmond  1867;  abgedr.  im  Richmond 
Med.  Joum.  1866,  Vol.  II)  zu  nennen.  —  Im  Jahre  1866  hat  G.  das  „Richnmd 
Medical  Journal"  begründet  und  dasselbe  später,  nach  seiner  Uebersiedlung  nach 
Louisville;  unter  dem  Titel  „Richmond  and  Louisville  Med.  Journal"  bis  1879 
fortgeführt.  Ausserdem  redigirt  er  die  noch  jetzt  erscheinenden  Zeitschriften 
„Medical  Weekly"  (Louisville  und  New  York  seit  1874)  und  „Gaillard's  Med. 
Journal",  das  seit  1879  in  New  York  erscheint. 

Atkinson,  271.  —  Index-Catal.,  V,  238.  A  .  .  t. 

Oaillardot,  Claude-AntoineG. ,  zu  Lun6ville,  war  daselbst  1774 
geboren,   wurde  Militär-Chirurg,  1804    zu  Paris  Doctor,    schrieb   in  Folge  einer 


J 


GAILLAEDOT.  —  GAIRDNER. 


473 


Expedition  nach  San  Domingo  ein  ^M4m,  sur  In  fövre  jaune*^^  nahm  1810,  nach 
20jähriger  Dienstzeit,  seinen  Abschied  und  liess  sich  in  seiner  Vaterstadt  nieder, 
wo  er  bis  zu  seinem  am  10.  September  1833  erfolgten  Tode  mit  naturwissen- 
schaftlichen Studien,  namentlich  auf  dem  Gebiete  der  Palaeontologie,  über  welche 
er  zahlreiche,  hier  nicht  anzuführende  Publicationen  gemacht  hat,  beschäftigt  war. 
Dechambre,  4  S6r.,  T.  VI    pag.  429.  G. 

Craimard,  Joseph-Paul  G.,  geboren  zu  Saint-Zacharie  (Var)  am  31.  Januar 
1796,  war  Marine-Chirurg  I.  Cl.  und  Naturforscher  und  publicirte  als  Frucht  seiner 
weiten  Seereisen  unter  Anderem  ein  ^Mdm.  sur  uue  race  (Thommes  connus  soua 
le  nom  de  PapouSy  etc.^  (Bullet,  seient.  de  la  Soc.  philom.  1823)  und  mehrere 
zoologische  Abhandluneen.  In  die  Heimat  zurückgekehrt,  erhielt  er  den  Auftrag, 
sich  über  den  Lauf  der  Cholera  in  Russland,  Preussen  und  Oesterreich  zu  unter- 
richten und  schrieb  in  Folge  dessen  mehrere  Aufsätze  über  jene  Krankheit  in  den 
Annales  marit.  et  coloniales  (1831):  „Extrai't  d^une  lettre  adressde  de  Berlin  .... 
h  M.  K4r andren^  au  sujet  du  cholera"  —  „Signes  auxquels  on  peut 
reconnaitre  st  un  individu  est  mort  du  chol^ra^  —  „Traitement  du  choUra- 
morbus*'  und  zusammen  mit  Gerardin:  „Lettre  sur  le  choUra  morbus"  (Gaz. 
med.  de  Paris  1831)  und  „Du  cholera-morbus  en  Russie ,  en  Prusse  et  en 
Autriche^  pendant  les  anndes  1831  et  1832"  (Paris  1832).  Er  wurde  1834 
zum  Präsidenten  einer  Commission  zu  wissenschaftlicher  Erforschung  des  Nordens 
ernannt  und  besuchte  als  solcher  auf  zwei  Reisen  von  1835  — 1840  Island,  Grön- 
land einer-  und  Lappland,  Spitzbergen  und  die  Färör-Inseln  anderseits.  Er  nahm 
darauf  seinen  Wohnsitz  in  Paris  und  beschäftigte  sich  mit  der  Herausgabe  seiner 
Reisewerke  und  mit  zoologischen  Arbeiten ,  die  hier  nicht  anzuführen  sind.  Er 
8t;irb  am   10.  December  1858. 


Dechambre,  4.  S6r.    T.  VI,  pag.  430.   —  Berger  et  Rey,  pag.  i07. 


G. 


Gairdner,  mehrere  schottische  Aerzte.  —  John  G.  war  am  18.  September 
170O  zuMount  Charles  in  Ayrshire  geboren,  wurde  1811  in  Edinburg  Doctor,  studirte 
dann  noch  in  London  unter  Charles  Bell  und  liess  sich  1813  in  Edinburg  nieder, 
wo  er  1830  und  1832  Präsident  des  Royal  College  of  Surgeons  war.  Er  ver- 
öffentlichte eine  Reihe  von  Aufsätzen  im  Edinb.  Med.  and  Surg.  Journ.  (1818, 
1820,  23,  28  u.  s.  w.)  über  Anasarca  nach  Scharlach,  die  Durchschneidung  von 
Trachea  und  Oesophagus  ohne  tödtlichen  Verlauf,  über  einen  Dämpfe-Inhalations- 
apparat  u.  s.  w.  und  in  den  Edinb.  Transact.  of  the  Med.-Chir.  Soc.  (1824)  über 
Perforation  des  Nahrungscanais  bei  Kindern  u.  s.  w.  Die  letzte  unter  seinen  zahl- 
reichen, im  Laufe  von  60  Jahren  veröffentlichten  Arbeiten  betraf  die  Verwüstungen, 
welche  die  Pocken  vor  Entdeckung  der  Vaccination  in  den  europäischen  Königs- 
häusern angerichtet  haben  (Edinb.  Med.  Journ.  1871).  Zur  Geschichte  der  Medicin 
in  Schottland  hatte  er  geschrieben:  „A  histoHcal  sketch  of  the  Royal  College 
of  Surgeons  of  Edinburgh"  (Edinburg  1860)  und  „A  sketch  of  the  early 
history  of  the  medical  profession  of  Edinbunjh"  (Edinb.  Med.  Journ.  1864). 
Zusammen  mit  Thom.  M.  Lee  veröffentlichte  er:  „Cases  and  observations  illw 
strattng  the  history  and  pathological  relations  of  tico  kinds  of  hydatids^ 
hitherto  undescribed,  with  microscopical  observations  by  H.  Goodsir"  (Edinb. 
Med.  and  Surg.  Journ.  1844,  w.  2  pl.).  Er  starb  am  12.  December  1876.  Er 
gehörte  zu  den  einffussreichsten  und  geachtetsten  Männern  in  Edinburg,  sein  Bio- 
graph bezeichnet  ihn  als  einen  ,Justum  ac  tenacem  propositi  virum". 

Lancet  1876,  Vol.  II,  pag.  913.  —  Edinb.  Med.  Journ.   1877,  Vol.  XXII,   pag.  670. 

G. 

William  G.,  zu  London,  war  als  Bruder  des  Vorigen  am  11.  November 
1793  geboren,  studirte  von  1810  an  in  Edinburg,  wurde  1813  daselbst 
Doctor,  besuchte  darauf  die  Londoner  Hospitäler  und  den  Continent,  war  von 
1817  bis  1822  der  Begleiter  einer  englischen  Adelsfamilie,  liess  sich  im  letzt- 
genannten Jahr   in  London   nieder  und  prakticirte  in  den  folgenden  5 — 6  Jahren 


^ 


474  GAIRDNER. 

während  der  Bade-Saison  in  8pa.  Er  schrieb  eine  Abhandlung  über  den  Oebraach 
des  damals  noch  sehr  wenig  bekannten  Jods:  „Essay  on  the  ejfects  of  lodtne  on 
the  human  constitiäions ;  etc."  (London  1824)  und  später  eine  Monographie  über 
die  Gicht:  „On  gout;  its  history,  its  causes  and  üs  eure**  (London  1849;  4*  edit 
1860),  die  lange  als  ein  Hauptwerk  über  dieselbe  gegolten  und  ihm  einen  weit- 
verbreiteten Ruf  in  der  Behandlung  dieser  Krankheit  verschaflEt  hat.  —  Im  Jahre 
1867  auf  dem  Wege  von  Mentone  nach  Lausanne  befindlich,  erkrankte  er  in 
Avignon  und  starb  daselbst. 

Lancet  1867,  I,  pag.  555.  —  Callisen,  VII,  pag.  14.  G. 

Ebenezer  G. ,  zu  Edinburg,  wurde  1819  daselbst  Doctor,  praktieirte 
1820  zu  Dunfermline  und  war  der  Verfasser  einer  Anzahl  von  Aufsätzen  im 
Edinb.  Med.  and  Surg.  Journ.  (1820,  28,  29)  über  Herzerweiterung,  Paraplegie, 
einen  Abdominaltumor,  Fuugus  haematodes  der  Nieren  und  in  den  Edinb.  Transact. 
of  the  Med.-Chir.  Society  (1824,  26)  über  Purpura  haemorrhag.,  über  Missbildung  der 
Harn-  und  Genitalorgane  bei  einem  männlichen  Kinde.  Zusammen  mit  ROB.  Allan 
beschrieb  er  (Ebenda  1827)  einen  rsGase  of  hydrocephalus  wüh  arachnoid 
tumour**.  Auch  in  der  London  Med.  Gaz.  finden  sich  Aufsätze  von  ihm. 

Callisen,  VII,  pag.  12;  XXVIII,  pag.  144.  G. 

Meredith  G.  wurde  1830  in  Edinburg  Doctor,  gab  eine  „Analysis  of 
Prof.  Ehrenberg^s  researches  on  the  infusoria**  (Edinb.  New  Philosoph.  Jonm. 
1831 -32)  heraus  und  veröffentlichte  einen  j^Essay  on  the  natural  history,  origiuy 
compositions  and  medidnal  effects  of  miner al  and  thermal  Springs*'  (E^dinburg 
1832).  Er  machte  als  Naturforscher  und  Arzt  eine  grosse  Reise  durch  Nord- Amerika 
bis  nach  Fort  Vancouver  am  Columbia  River  und  beschrieb  dieselbe  (1834), 
ebenso  wie  das  dortige  Klima  (1836)  in  der  zuerst  angeführten  Zeitschrift.  Auf 
einer  Reise,  die  er  angetreten  hatte,  um  sich  nach  den  Sandwich-Inseln  zu  begeben, 
starb  er  am  26.  März  1837. 

Callisen  a.  a.  0.  G. 

*WilliamTennantG. ,  zu  Glasgow ,  ist  als  Sohn  von  John  G. 
(s.  oben)  in  Edinburg  am  8.  November  1824  geboren,  studirte  daselbst  von  1840 
bis  1845,  wurde  1845  Doctor,  1846  Resident  Physician  in  der  Infirmary,  1848 
pathologischer  Proscctor  und  1853  Physician  derselben.  Seine  ersten  Arbeiten,  publicirt 
im  Monthly  Journ.  of  Med.  Sc.  (1847-48,  1850,  1852),  waren:  „CantribtUions  to 
the  pathology  of  the  hidney**  —  „On  the  pathological  anatomy  of  bron- 
chitis,  and  the  diseases  of  the  lung  connected  vnth  bronchial  obstruction*^  — 
„On  the  registration  of  causes  of  death  in  public  institutions  and  in  private 
pratice**.  Er  praktieirte  von  1848  in  Edinburg,  las  über  Medicin  bei  der  extrt- 
akademischen  Schule  von  1853 — 1862,  wo  er  als  Professor  der  Medicin  an  die 
Universität  Glasgow  berufen  wurde.  Er  publicirte  in  dieser  Zeit:  „On  medidne 
and  medical  education;  three  lectures  ^tc.**  (Edinburg  1858)  —  „dinical 
and  pathological  notes  on  pericarditis**  (Edinb.  Med.  Journ.  1859)  —  „On 
infantile  mortality,  as  illustrated  by  private  practice;  etc.**  (Ebenda  1860)  — 
„Public  health  in  relation  to  air  and  water**  (Ebenda  1862)  —  „Clinical 
medidne.  Observations  recorded  at  the  heddde,  vnth  commentaries**  (Ebenda  1862). 
Von  1863—1872  war  er  in  Glasgow  Officer  of  Health  und  veröffentlichte  in 
dieser  Eigenschaft  eine  Reihe  von  Berichten  (1864,  67,  69,  71,  72)  Aber  den 
Gesundheitszustand,  die  Sterblichkeit  u.  s.  w.  in  Glasgow,  zum  Theil  auch  im 
Vergleich  mit  denselben  Zuständen  in  anderen  Städten,  sowie  AnMtie  in 
verschiedenen  Journalen ,  wie  dem  Glasgow  Med.  Journ. ,  Brit.  and  Foreign 
Med.-Chir.  Review,  Lancet  u.  s.  w.  und  einen  in  der  philosophischen  GreseUsehaft 
zu  Glasgow  gehaltenen  Vortrag:  „On  the  function  of  ariiculate  speech,  and  on 
its  connection  vnth  the  mind  and  the  bodily  organs;  etc.**  (Glasgow  1866); 
ausserdem    Vorlesungen     („The     Glasgow   health    lectures**,    1877,    78,  81), 


GAIRDNER 


GALABIN. 


475 


Festreden  u.  s.  w.,  endlich:  „Medical  educatton,  char acter  and  canduct^  (Glasgow 
1883).  —  Von  1848 — 49  war  er  in  Edinburg  Mit  -  Redacteur  des  „MorUhly 
Retrospect  of  Medical  Sciences*^  und  von  1848 — 55  des  „MorUfdy  Journ,  of 
Med,  Sc,*'  —  Nach  dem  Tode  von  Laycook  wurde  er  zum  Physician  in  Ordinary 
der  Königin,  1882  von  der  Universität  Edinburg  zum  Ehren-Doctor  der  Rechte 
ernannt.  In  Glasgow  ist  er  Physician  der  Western  Infirmary  und  besitzt  daselbst 
eine  medicinische  Klinik.  Red. 

Gaitskell,  zwei  englische  Aerzte.  —  William  G. ,  in  London ,  prak- 
ticirte  in  Rotherhithe  zu  Ende  des  vorigen  und  im  Anfange  dieses  Jahrhunderts 
und  war  ein  fruchtbarer  Schriftsteller.  Von  seinen  Publicationen  führen  wir  an: 
„Observations  on  the  pathology  and  mode  of  treatment  of  calculi  in  gener al, 
hut  more  pnrticularly  of  intestinal  calculi;  with  a  description  and  chemical 
analysis  of  the  intestinal  calculi  of  horses^  (SiMMONS ,  Med.  Facts  and  Obser- 
yations,  1793).  Unter  seinen  sonstigen  Mittheilungen,  die  aus  allen  Theilen  der 
GeKammt-Medicin  entnommen  sind  und  anfänglich  iu  den  Memoirs  of  the  Med.  Soc. 
of  London  (1795,  99),  später  aber,  während  einer  Reihe  von  Jahren,  im  London 
Medical  Repository  (1815 — 24)  veröffentlicht  wurden,  sind  die  wichtigsten  folgende: 
„Observations  and  experiments  on  the  extemal  absorption  of  emetic  tartar  and 
arsenic^  (1795)  —  „Small-pox  cases,  subsequent  to  vaccination"  (1819)  — 
y^Case  of  luxated  cervical  vertebra"  (1821)  —  „Description  of  an  instrument 
for  counteracting  morbid  contractions  of  the  flexor  muscles  of  the  leg^ 
(1821)  —  „Singular  case  of  rupture  of  the  uterus  and  intestinum  recttun, 
followed  by  parturition  through  the  anus*'  (1823)  —  „A  case  of  laceration 
of  the  perinaeum,  urinary  bladder,  and  rectum  ;  vrith  observations  on  the  use 
and  abäse  of  the  vectis^  (1823). 

Joseph  Ashley  G.  studirte  in  Edinburg  und  London  (Guy's  und 
St.  Thomas'  Hosp.),  wurde  1805  Member  des  R.  C.  S.  und  1813  in  Aberdeen 
Doctor.  Er  war  in  Bath  Arzt  am  Lock  Hospital,  prakticirte  in  Monmouth  und 
schrieb  unter  Anderem :  „An  essay  on  catarrhal  fever  and  inflammation  of  the 
intestines  from  colds^  (Bath  1819)  —  „On  mental  derangement^  its  causes^ 
Symptoms  arid  treatment]  vnth  some  observations  relating  to  lunatic  asylums^ 
(Ebenda  1835;  deutsche  Uebersetzung  von  Wilhelm  Harnisch,  Weimar  1837; 
2.  Aufl.  1841),  eine  Schrift,  die  sich,  wie  aus  dem  letztgenannten  Umstände  her- 
vorgeht, einiger  Anerkennung  erfreute.  Ausserdem  Aufsätze  im  London  Med.  and 
Physiol.  Journ.,  z.  B.  Heilung  des  Deliriums  durch  Opium  in  grossen  Dosen  (1830). 

Callisen,  VII,  pag.  15;  XXVIII,  pag.  144.  G. 

Gakenholz ,  Alexander  Christian  G. ,  Professor  der  Anatomie  in 
HelmstMt,  erwarb  in  Utrecht  den  Doctorgrad  und  hinterliess  nach  seinem  Tode, 
im  Jahre  1717,  der  Universität  zu  Helmstädt  ein  Legat  von  4000  Francs  zur 
Einrichtung  eines  botanischen  Gartens.  G.  veröffentlichte  eine  ganze  Reihe,  circa 
18  Schriften,  Dissertationen  und  Programme  theils  über  Gegenstände  der  Anatomie, 
Botanik,  praktischen  Medicin  in  streng  wissenschaftlicher,  theils  in  populärer 
Darstellung. 

Biogr.  m6d.  IV,  pag.  303.  Pgl. 

*Gtalabln,  Alfred  Lewis  G. ,  zu  London,  studirte  in  Cambridge  und 
m  Guy's  Hosp.  zu  London,  war  Assistant  Physician  am  Kinder-Hospital  in  Great 
Ormond-Street  und  Herausgeber  des  „Obstetrical  Journal".  Er  wurde  1873  in 
Cambridge  Dr.  med.,  1878  Fellow  des  College  of  Physicians  und  ist  zur  Zeit 
Obstetric  Physician  und  Docent  der  Geburtshilfe  am  Guy*s  Hospital.  Er  schrieb: 
y,On  the  connection  of  Brighis  disease  with  changes  in  the  vascular  System" 
(London  1873)  —  n'^^  Student' s  guide  to  the  diseases  of  women"  (2.  edit. 
1880)  —  „Cause  of  secondary  waves  of  pulse"  (Journ.  of  Anat.  and  Phys. 
1873);  femer  in  den  Guy's  Hosp.  Reports  (1874,  75,  76):   „State  of  circulation 


476  GALABIN.  —  GALE. 

in  acute  diseases^  —  „  Caiisati'tn  af  murmurs  attendant  upon  mitral  Stenosis^  — 
„Report  for  12  yeara  of  Guys  Hospital  Lying-in  Gharity"  :  in  den  Obstetrieal 
Transact.  (1875,  76,  77);  ^Lateral  ohliquity  of  foetal  kead"  —  „Caaes  of 
caesarian  section*^  —  „Ghoice  of  leg  in  version** ;  in  den  Med.-Chir.  Transact 
(1876):  „Causation  of  water-hammer  pulse^ ;  in  den  Transact.  of  the  Roy.  Med.- 
Chir.  See.  (1875):  ^Construction  and  use  of  a  new  form  of  cardiograph** ;  im 
Brit.  Med.  Journ.  (1877,  80 j :  „Mechanical  and  operative  treatment  of  pro- 
lapsus  uteri^  —  „Ovariotomy  performed  during  sixth  month  of  pregnnncy 
witliout  interruption  to  gestation^  u.  8.  w. 

Medical  Directory.  Red. 

Galama,  Sipke  Jans  G.,  am  24.  Januar  1800  in  Harderwijk  geboreo, 
studirte  in  Franeker  und  Groningen  und  promovirte  daselbst  1821  mit  eiuer 
„Diss.  medico'botanica  de  plantarum  quarundum  nostrarum  iisu  medico  et 
oecononiico" .  Er  übte  die  ärztliche  Praxis  aus  in  Dokkum ,  Rinsuma^eest,  Texel 
und  von  1831  bis  18 j8,  seinem  Sterbensjahre,  in  Sneek.  Er  schrieb  unter  Anderem: 
„  Verhandeling  over  de  eigenaarJige  kenmerken  of  verschynselen  waardoor  df 
kourtsziekte ,  die  in  1826  in  Vriesland  en  Groningen  geheerscht  heeft,  zieh 
heeft  onder scheid en^^  (1830)  —  „In  welke  verschillende  graden  en  tydperken 
der  koortsziekte  van  1826  is  het  quinine-zout  gebleken  allgemeen  nuttig  te  zyn 
geweest ,  in  welke  daarentegen  overtollig"  (1830)  —  „Verhandeling  over  hei 
gehruik  der  Kina^  (gekrönte  Preisschrift,  1832)  —  „Verhandeling  over  de 
Levertraan*^  (1832)  —  „Geschiedkundige  verhandeling  over  de  griep  of  epi- 
demische zinkingkoorts"  (1847).  Auch  besorgte  er  sehr  geschätzte  Uebersetzungeo 
von  V.  Siebold's  Bearbeitung  von  Maygrier's  „Abbildungen  der  theoretischen 
und  praktischen  Geburtshilfe"  (1838),  von  RrCHTER's  „Magazin  der  Anatomie** 
(1835 — 39)  und  von  1847—48  war  er  Rcdacteur  des  bekannten  „Praktijtrh 
Tydschrift  voor  Geneeskunde^,  nach  ihm  durch  Ali  Cohen  (s.  diesen)  fortgesetzt. 

C.  E.  Daniels 

Galbiati,  Gennaro  G.,  zu  Neapel,  war  1776  geboren,  wurde  daselbst 
Doctor  und  Chirurg  I.  Cl.  am  Hospital  der  königlichen  Marine,  sowie  des  HospitaU 
der  Unheilbaren.  Er  verfasste  folgende  Schriften:  „Operazione  del  taglio  della 
sinfisi  del  pube"  (Neapel  1819)  —  „Saggio  sulle  piu  pericolose  perdite  di 
sangue  dalV  utero  delle  donne  gravide"  (Ebenda  1826)  —  „Memorie  chirurgiclie*" 
(Ebenda  1835).  Ausserdem  Aufsätze  im  Filiatre  Sebezio,  dem  Giom.  di  ehimrgia 
di  Napoli  und  im  Osservatore  medico.  Er  starb  1844. 

S.  Sogliano  im  Rendiconto  dell'  Accad.  med.-chir.  di  Napoli  1867  Vol.  XXI. 
pag.  5  (nicht  zug«anglich*.  —  Callisen,  VIT,  pag.  19;  XXVIll,  pag.  145  g. 

^6ale,  Thomas  G.,  geboren  1507,  Schaler  von  Rfchard  Ferris,  dem 
ersten  Wundarzt  der  Königin  Elisabeth,  diente  als  Wundarzt  in  der  Armee 
Heinrich*s  VIII.  in  der  Schlacht  von  Montreuil  im  Jahre  1544  und  im  Heere 
Philipp's  in  der  Schlacht  bei  St.  Quentin  1557.  Später  Hess  er  sich  in  London 
nieder,  wo  er  den  Ruf  eines  geschickten  Wundarztes  genoss.  Sein  Todesjahr  ist 
nicht  genau  bekannt,  vielleicht  um  1586.  G.  heisst  nicht  mit  Unrecht  der  Pake 
Englands,  insofern  als  er  in  seinen  Werken,  deren  er  eine  ganze  Reihe  über  ver- 
schiedene Abschnitte  der  Chirurgie,  Wundverband,  Fracturen  etc.  veröffentlicht  hat 
gegen  die  Ansicht  der  älteren  Autoren  Brunswick,  Vigo,  Ferri  u.  A.  ,  daas  die 
Schuss wunden  „vergiftete^  Wunden  seien ,  Front  macht  und  für  die  Wundbehand- 
lung im  reformatorischen  Sinne  Pare's  plaidirt.  Ausserdem  betont  G.  in  allen 
Beinen  Werken  die  Wichtigkeit  wissenschaftlicher  Studien  für  die  Chirurgie,  die 
durchaus  in  enger  Verbindung  mit  allen  übrigen  Zweigen  der  Heilkunde  stehe. 
Zugleich  bekämpft  G.  energisch  die  crasse  Empirie,  wie  die  Ausübung  der  Kunst 
Seitens  curpfuschender  Laien.  Seine  hauptsächlichsten  Schriften  sind:  „An  excellent 
treatise  of  woimds  made  nith  gun-shot;  etc,*^  (London  1563)  —  „An  enchi- 
ridion  of  chiinirgerie;  etc.*^  (Ebenda  1563)    —    „Certain  works  in  chirurgerie 


GALE.  —  GALENÜS. 


477 


neu'ly  compüed  and  published  etc."  (Ebenda  1563)  —  „The  office  of  a  chirur- 
geon**  —  „Certain  works  of  Galen,  called  methodus  medendi;  etc."  (Ebenda 
1586,  4.)  —  »^TÄc  whole  works  of  that  famous  chirurgeon  M,  John  Vigo; 
newly  corrected .  .  .  and  published"  (Ebenda  15Ö6). 

Hutchinson,  I,  pag.  325.  —  Aikin,  Biogr.  memoire,  pag.  93 — 103.  —  Biet, 
hist.  IJ,  pag.  A)IS,  p  g  1. 

Qale,  Benjamin  6.,  weniger  wiobtig  als  der  Vorhergehende,  lebte  von 
1715 — 90;  er  war  amerikanischer  Arzt;  es  rühren  von  ihm  nur  casuistische  Mit- 
theilongen  her  über  Anwendung  von  Salz  beim  Schlangenbiss  mit  glücklichem 
Erfolge,  über  Aneurysma  carotidis ,   über  spontane  Knoohenfractur  bei  einer  Frau. 

Hall  er,  fiibliotheca  chirorg.  und  im  Boston  Med.  and  Surg.  Journ.  1840t  XXIJ,  125. 

Pgl. 

Galeano,  OiuseppeG.,  geboren  zu  Palermo  1605,  prakticirte  in  seiner 
Vaterstadt  50  Jahre  lang  mit  grossem  Erfolge.  Seine  LandJsIeute  hielten  ihn  für 
einen  der  grössten  Männer,  den  Italien  im  17.  Jahrhundert  hervorgebracht  hat 
und  glaubten  in  ihm  einen  zweiten  Galkn  zu  sehen.  Doch  rechtfertigt  der  Inhalt 
der  von  6.  hinterlassenen  medicin.schen  Schriften,  etwa  10  an  der  Zahl,  keines- 
wegs die  hohe  Meinung  von  seinem  Talent.  G.,  der  übrigens  auch  mit  Philosophie, 
Mathematik,  Poesie  und  theologischen  Studien  sich  befasste,  starb  am  28.  Juni  1675. 
Von  seinen  Schriften  sind  anzuführen:  „Polütca  medtca  pro  leprosis  etc."  (Palermo 
1637,  4.)  —  „Eippocrates  redivivua  paraphrastbua  illustratus"  (Ebenda  1650; 
1663;  1701)  —  „La  lepra  unita  col  mal  francese,  o  altro  contagioso  male^ 
(Ebenda  1656)  —  „Dd  conservar  la  sanüä  lihri  sei  di  Galeno"  (Ebenda  1650). 

Biogi\  m6d.  IV,  pag.  427.  —  Pescetto,  Blogr.  med.  Ligure.  pag.  259.       Pgi, 

Galeazzi  (Galeati),  Dom.  Mar.  Gusman  G. ,  Arzt  in  Bologna,  lebte 
von  1686 — 1775.  Ceber  eine  von  ihm  herrührende  casuistische  Mittheilung 
berichtete  Haller  in  Bibliotheca  Chirurg.  „  De  calculo  in  ureterein  impacto ;  ren 
deletVrSy  jisiulosus,  Ren  in  alio  in  saccum  mutaius  urina  plenum".  pgi 

Gfaleazzo  di  Santa  Sofia,  s.  Saj^ta  Sofia. 

Galenus,  Claudius  G.,  der  grösste  Arzt  und  gleichzeitig  der  literarisch 
fruchtbarste  Schriftsteller  des  Alterthums,  wurde  in  der  durch  ihre  kunstsinnigen 
Fürsten  wohlbekannten,  durch  ihn  noch  zu  besonderem  Ruhme  gelangten  Stadt 
Pergamus  im  Jahre  131  n.  Chr.  geboren,  lieber  seine  Lebensschicksale  geben 
seine  eigenen  Schriften  wichtige  Aufschlüsse.  Seine  erste,  von  Beginn  an  sorg- 
fältige Erziehung  und  wissenschaftliche  Vorbildung  wurde  von  seinem  Vater,  dem 
Architekten  Nikon,  geleitet;  schon  im  15.  Lebensjahre  hörte  er  in  seiner  Heimat 
Philosophen  verschiedener  Schulen,  pflegte  aber  gleichzeitig  das  Studium  älterer 
Weltweiser,  wie  vor  Allen  de«  Aristoteles.  Zwei  Jahre  hernach  wandte  er  sich, 
angeblich  in  Folge  eines  Traumes  seines  Vaters,  der  Heilkunde  zu;  auch  hierin 
wurde  er  zunächst  durch  Gelehrte  seiner  Vaterstadt,  namentlich  in  der  Anatomie  und 
Materia  medica,  unterwiesen,  setzte  aber  seine  Studien  hernach  in  Smyma  fort, 
wo  er  mit  besonderer  Vorliebe  Anatomie  trieb,  um  dann  in  Corinth  und  in 
Alexandrien  weiter  zu  studiren.  In  seinem  28.  Jahre  kehrte  er  nach  Pergamus 
zurück  und  wurde  daselbst  als  Arzt  an  der  Gladiatorenschule  angestellt;  er  hatte 
hierdurch  sofort  Gelegenheit  zu  praktisch-ärztlicher  Thätigkeit,  natürlich  besonders 
auf  chirurgischem  Gebiete.  Nach  weiteren  sechs  Jahren  finden  wir  ihn  in  Rom, 
wo  er  bald  ebenso  als  Lehrer  wie  als  glücklicher  Praktiker  bedeutendes  Ansehen 
gewinnt.  Streitigkeiten  mit  den  dortigen  Aerzten  bewogen  ihn,  zunächst  sich  von 
der  Praxis  zurückzuziehen,  später  aber  auch,  die  Stadt  zu  verlassen  und  auf 
Umwegen,  die  ebenfalls  wissenschaftlichen  Forschungen  dienten,  geht  er  nach 
Pergamus  zurück.  Bald  darauf  wurde  er  in  ehrenvollster  Weise  von  dem  Kaiser 
Marc  Aurel  nach  Rom  zurückberufen  und  blieb  nun  dort  als  Arzt  des  kaiser- 
lichen Sohnes   und  späteren  Kaisers  Commodus,    nachdem  er  eine  Berufung  in 


478  GALENUS. 

das  Feldlager    des    Marc    Aurel    abgelehnt    hatte.    Er   lebte   noch   unter   dem 
Nachfolger  von  Commodus   und  ist  im  Anfange  des  3.  Jahrhunderts  gestorben. 
Genaueres    hierüber     sowie    über    den    Ort   des    Todes     ist    nicht    bekannt.     Bei 
massiger  und  geregelter  Lebensweise  war  er  von  ernsten  Krankheiten  kaum  heim- 
gesucht worden.    Als  Charakter  erscheint  er  vornehm,  edel,  menschenfreundlich,  so 
dass    sein  Bild    auch   durch   seine  Eitelkeit  wenig  getrübt    wird.    —    Die  schrift- 
stellerische Thätigkeit  G.'s    war  eine  ganz  erstaunliche.    Die  Gesammtzahl    seiner 
Werke  übersteigt  nach  seiner  eigenen  Angabe  weit  100,  und  obwohl  eine  grössere 
Anzahl,  namentlich  seiner  philosophischen  Schriften,   durch  einen  Tempel-Brand  zu 
Rom    verloren    gegangen  ist,     so    ist   doch   noch  immer  seine   literarische  Hinter- 
lassenschaft  eine    beträchtliche.    Unter   der  Gesammtausgabe   seiner   medicinischen 
Schriften  ist  die  von  Kühn   (Leipzig  1821 — 33  in  20Bdn. ,  mit  einem  von  Ass- 
mann bearbeiteten  Registerbande)  besorgte  am  verbreitetsten.  Zu  seinen  bedeutendsten 
Schriften  gehören:  „Tkpl  aEps(je(i)v  toI^  ewayouiivot;"  —  nOcpi  xpiurrfi  SiXa'TxaXCa;"  — 
j^Ti/Yf^    iaxpüon"    —    j/  Oti   apwTO^  taTpöc   5tal   yt^6^o^o^"  (Ethisch  -  hodegetische 
Schriften)  —  «nspl  avaTOULtxöv  eyj^eipT^^rswv  ßtßXta"  —  wnspl  ve'jpwv  avaTOjjLv;;"  — 
;,nspl  |jLuc5v  avaTOf;.^"  (anatomische  Hauptwerke)  —  „Ilspl  yptixq  twv  sv  dv^p<o7roi> 
(7ci|y.aTt  [iLopicjv  Wyot"   —  ^^nepl  (Jioöv  xiv)^(7£w;  ßißXla"  —  n^spt  Suvi'jLCwv  ouatxöv 
ßtßXia"  (physiologische  Hauptwerke)  —  „ITepl  t6^v  tcst^ovO-ötwv  tottwv  ßtßXtz"  — 
„riepl  ^la^opo^  vo(77][AaTcov"  —  j^nepl  '7U[jL'7rTW(ji.aTO)v  Sta(popa;"  (Haaptschriften  zur 
Pathologie)    —  „llept  au^dinzio^  oapjjiaxwv  töv  /.xtx  totcoo;"  —   »^nepl  <JiJV^icE<j>? 
9ap(/.azci)v  TÖV  x.aTa  yevTj"  —  „Uepl  xpaeisox;  xal  SuvauLeco;  töv  a-Xöv  ^apjxixcov" 
(wichtigste  Schriften  zur  Pharmakologie)    —    „©spaTüSUTw^;  [xe^o&ou"    —    «Hs^^l 
9XeßoTou.(a;   dspaTreoTtxöv    ßißXCov"    (Hauptschriften    zur   Therapie)    —    „Tysc^vcüv 
ioyot"  (Gesundheitspflege).     G.'s  Bedeutung  für  die  Geschichte   der  Heilkunde  ist 
eine  ganz  ausserordentliche  gewesen;    kein  zweiter  Arzt  hat  eine  solche  Autorität 
und  auf  so  lange  Zeit  hin  auf  die  Gestaltung   der  Mediein  ausgeübt.    Diese  seine 
Herrschaft  begann  bald  nach  seinem  Tode  und  gerieth  in  Wanken  eigentlich  erst, 
als  mit  dem  Aufblühen  der  Anatomie  durch  Untersuchungen  menschlicher  Leichen 
Irrthtimer   in    that8«*lehlichen  Darstellungen  G.'s    auf  dessen  Hauptfelde  aufgedeckt 
worden   und    auch,   unter   dem  Einflüsse  Harvky*s  grosser  Entdeckungen,  rüstige 
Arbeiter  auf  dem  experimentellen  physiologischen  Gebiete  erstanden  waren.    Hatte 
doch  G.  die  werthvollen  Kenntnisse,  welche  er  fast  ausschliesslich  durch  Sectionen 
von  Thieren,   namentlich  von  menschenähnlichen  Affen,  erworben,  ohne  Weiteres 
auf  Bau  und  Functionen  des  menschlichen  Organismus  übertragen  und  zur  Grund- 
lage weitgehender  Schlussfolgerungen  genommen.     G.'s  Herrschaft    über   die  Heil- 
wissenschaft von  Jahrhunderten    wurzelte  einerseits  in  der  Hochachtung    vor    dem 
Gesammtmaasse  seiner  Kenntnisse  und  der  Emsigkeit  seiner  Forschungsweise,  der. 
sein  Wissen  entsprossen,  andererseits  gerade  auch  in  der  Darstellung  seiner  Lehren, 
indem   er   nämlich    das  vor   ihm   beobachtete  und  aus    eigener  Untersuchung  und 
Beobachtung  gewonnene  Material  mit  Scharfsinn  und  Gewandtheit  vortrug,  philo- 
sophisch   zusammenfasste    und    es,    durch    Hypothesen,    Theorien    und   Phantasie 
ergänzend,  im  Tone  vollster  Sicherheit,  „von  keinen  Scrupeln  noch  Zweifeln  geplagt", 
entwickelte.     Dazu  kam,    dass  die  unleugbare  Weitschweiflgkeit   seiner  Schreibart 
die    kritische    Sonderung    des    Thatsächlichen     vom    Speculativen    den    Epigonen 
erschwerte.    G.  fand  bei  seinem  Eintritt  in  die  Praxis  und  namentlich  bei  seinem 
Auftreten  in  Rom   eine  ganze  Anzahl  von  „ärztlichen  Schulen",  da  namentlich  die 
medicinischen    Lehrer   und  Autoren   damals   ihr  Augenmerk   viel  weniger  der  Er- 
weiterung praktischen,    positiven  Wissens   und  Könnens,    als    einer  dogmatischen 
Ausbildung  und  systematisirenden  Theorie  zuwandten;   es  sind  unter  Anderen  die 
episynthetische  Schale,  dann  die  der  Erasistrateer  und  namentlich  die  der  Methodiker 
zu  nennen.     G.  nahm  den  Kampf  mit  ihnen   allen  auf  und   führte   als    siegreiche 
Waffen :  ausserordentlichen  Fleiss,  scharfsinnige  Beobachtung,  überlegene  Dialektik, 
erstaunliche   Belesenheit.     Er  beherrschte    gleichsam    das    gesammte    medicinisohe 
Wissen  jener  Zeit   und   hatte   die  Lehren    grosser  Meister   so   vollständig  in  sich 


GALENÜS.  479 

aufgenommen,  dass  es  nicht  immer  leicht  ist,  zu  erkennen,  was  von  ihm  selbst  der 
Wissenschaft  errungen  und  was  ihm  als  geistiges  Erbgut  von  seinen  Lehrern,  deren 
er  unter  Anderen  den  Anatomen  Marinus  mit  hoher  Verehrung  nennt,  über- 
kommen ist.  G.  wies  nun  mit  Nachdruck  die  Aerzte  wieder  auf  den  Weg  hin, 
welchen  Hippokrates  als  den  allein  aussichtsvollen  in  der  Medicin  gewandelt  war : 
die  Naturbeobachtung ;  mit  Begeisterung  war  er  dem  Altmeister  von  Kos  zugethan, 
zu  dessen  Werken  er  Commentarien  verfasste;  er  erkannte  aber  auch  die  hohe 
Bedeutung  des  Experimentes  für  die  Ergründung  physiologischer  Probleme  und 
auch  für  die  Klarstellung  pathologischer  Vorkommnisse.  So  ist  er  den  bedeutendsten 
Vivisectoren  zuzurechnen  und  es  zeugen  seine  Experimente  ebensowohl  von  der 
Schärfe  seiner  Fragestellung  wie  von  technischer  Geschicklichkeit.  Anatom  und 
Physiologe  höchsten  Ranges,  hat  er  namentlich  die  Lehre  vom  Nervensystem 
in  weitem  Umfange  ausgebildet.  In  diesem  wie  auf  anderen  Gebieten  war  er  dann 
unablässig  bestrebt,  das  durch  anatomische  und  physiologische  Forschungen  für 
den  normalen  Organismus  Festgestellte  für  die  Pathologie  und  auch  zu  Schluss- 
folgerungen in  Bezug  auf  pathologische  Anatomie  zu  verwerthen,  was  für  das 
letztgenannte  Gebiet  um  so  schätzbarer,  als  hier  ein  directes  Naturerkennen 
durch  ZergliederuDg  menschlicher  Leichen  nicht  ermöglicht  war.  Indessen,  dem 
Zuge  seiner  Zeit  konnte  und  mochte  sich  auch  ein  G.  nicht  entziehen  und,  wohl 
namentlich  den  grossen  Stagyriten  im  Auge,  unternahm  er  es,  Naturwissenschaft 
und  Philosophie  zu  verschmelzen ,  und  zwar  hat  man  seine  Philosophie  als  eine 
Verknüpfung  Aristotelischer  und  Platonischer  Lehren  bezeichnet  und  seinen  teleo- 
logischen Standpunkt  stets  hervorgehoben.  Was  seine  Leistungen  in  den  einzelnen 
medicinischen  Disciplinen  anlangt,  so  war,  wie  erwähnt,  die  Anatomie  sein  Lieb- 
lingsfach. Die  Osteologie  erweiterte  er  zwar  nicht  erheblich,  aber  die  Myologie  hat 
er  durch  Beschreibung  einer  ganzen  Reihe  von  Muskeln  der  verschiedensten 
Körper-Regionen  bereichert;  das  Herz  lässt  er  dabei  nicht  als  Muskel  gelten. 
Weniger  Früchte  trug  seine  Thätigkeit  für  Splanchnologie  uud  Angiologie;  die 
Venen  lässt  er  von  der  Leber,  die  Arterien  vom  Herzen  entspringen.  Gehirn  und 
periphere  Nerven  beschreibt  er  besonders  genau,  er  unterscheidet  (7)  Cerebral- 
und  Spinalnerven;  im  Chiasma  nerv,  optic.  findet  nur  eine  Anlagerung,  keine 
Kreuzung  der  Nerven  statt.  Die  Elementen-  und  Krasenlehre  seines  berühmten 
Vorgängers  bildete  er  noch  weiter  aus;  das  Tz^zu^ß^y.  ist  es,  durch  welches  die  im 
Organismus  wirksamen  Kräfte  in  Action  treten.  Im  Speciellen  wird  Tn^eOji.a  ^j^oj^ixöv, 
^wTücov  und  <puT.x6v  unterschieden,  wozu  noch  eine  Reihe  untergeordneter  Kräfte 
hinzutritt.  Vom  Kreislaufe  des  Blutes  hat  er  noch  keine  Vorahnung ;  seine  Lehre  von 
den  Athmungsvorgängen  ist  leidlich  übersichtlich.  Natürlich  spielt  namentlich  in 
der  Pathologie  die  Krasenlehre  eine  besondere  Rolle  und  es  treten  in  seiner  Patho- 
logie die  Verirrungeu  einseitigster  Humoral- Pathologie  auf  vermeintlich  physiolo- 
gischem Grunde  hervor.  In  der  Krankheit  wird  die  Disposition,  Xtad-sat;,  vom 
Leiden,  ttoc^o^,  unterschieden.  Mit  besonderer  Spitzfindigkeit  wird  die  Pulslehre 
erörtert.  Auf  Prognostik  legt  G.  hervorragenden  Werth  und  will  gerade  hierin  als 
Praktiker  besonders  reussirt  haben.  In  der  Therapie  werden  die  Indicationen  und 
Contra-Indicationen  eingehend  erwogen;  dem  Hippokrates  getreu  will  er  im 
Wesentlichen  den  natürlichen  Heilvorgang  überwachen.  Seine  Therapie  ist  im 
Allgemeinen  keine  eingreifende;  dem  Aderlass  gönnte  er  einen  ziemlich  weiten 
Spielraum ;  der  diätetischen  Behandlung  misst  er  grosses  Gewicht  bei.  Die  Arznei- 
mittellehre suchte  er  roher  Empirie  zu  entrücken,  wandte  sich  aber  hier  von 
Hippokratischen  Principien  am  schrofisten  ab  und  kam  zu  ganz  wunderlichen 
Präparaten.  Der  Chirurgie  hat  er  gleichfalls  ein  freundliches  Antlitz  zugewandt: 
er  behandelte  nicht  bloss  Wunden,  sondern  förderte  auch  die  Lehre  von  den  Luxa- 
tionen und  Fracturen,  beschäftigte  sich  eingehend  mit  Theorie  und  Praxis  der 
Blutstillung,  der  Behandlung  der  Aneurysmen,  der  phlegmonösen  Entzündungen, 
der  Lithothrypsie,  der  Cystotomie,  den  Amputationen,  der  Entfernung  bösartiger 
Neubildungen.    Das   scharfe  Auge   und  die   geschickte  Hand,    die   ihn  bei  seinen 


480  GALENUS.  -  GALEZOWSKI. 

Thierversuchen  und  Thierzergliederungen  leiteten,  Hessen  ihn  auch  das  chirurgische 
Messer  zu  rechter  Zeit  und  mit  Sicherheit  des  Meisters  führen ;  indessen  scheint  er 
dieser  praktischen  Thätigkeit  am  frühesten  entsagt  zu  haben.  Augenheilkunde  und 
Geburtshilfe  kommen,  namentlich  letztere,  welche  er  selbst  wohl  kaum  ausgeübt 
hat,  am  dürftigsten  weg.  Hingegen  hat  er  auch  der  Hygiene  ihr  Recht  zu  Theil 
werden  lassen  und  es  verdient  namentlich  der  Werth  hervorgehoben  zu  werden, 
welchen  er  der  gesundheitlichen  Bedeutung  der  freien  Künste,  der  üebung  und 
massigen  Diät  zuertheilte.  Jedenfalls  hat  er  eine  Fülle  von  Bausteinen  zusammen- 
getragen, die  als  kostbarer  wissenschaftlicher  Besitz  gelten  müssen,  auch  wenn  der 
von  ihm  selbst  daraus  gefügte  Bau  verlassen  und  zu  bewundernswerther  Ruine 
geworden  ist.  Falk. 

Galeottt  Pio  ürbano  G.,  lebte  als  Geburtshelfer  zu  Neapel  im  letzten 
Drittel  des  18.  Jahrhunderts.  Er  verfasste  ein  Lehrbuch  „Uostetricia  practica  etc." 
(Neapel  1787),  worin  er  sich  im  Wesentlichen  als  Anhänger  der  Lehren  von 
Smellie  und  Levret  documentirt. 

Dict.  bist.  II,  pag.  430.  Pgl. 

Gal6s,  Jean-ChrysantheG.,  zu  Paris,  1783  geboren,  war  ursprüng- 
lich Apotheker  und  beschäftigte  sich  als  Ober- Apotheker  im  Höp.  Saint-Louis,  in 
welches  sehr  viele  Hautkranke  kommen,  mit  Untersuchungen  über  die  Krätze  und 
fand  angeblich  auch  die  seit  langer  Zeit  verloren  gegangene  Krätzmilbe  nieder 
auf,  wofär  er  einen  Akademie  -  Preis  erhielt.  Von  den  semer  Doctorats-These : 
„8ur  le  diagnostic  de  la  gale,  sur  ses  causes,  et  sur  les  consiquences  midi- 
cales  pratiques  h  dMuire  des  vraies  notions  de  cette  maladi*-^  (1812,  av.  1  pl.) 
beigegebenen  Abbildungen  der  Milbe  behauptete  jedoch  später  Raspail  (1829), 
.  sie  stellten  nicht  die  Kratz-,  sondern  die  Käsemilbe  dar.  Zur  Behandlung  der  Krätze 
empfahl  er  einen  Räucherkasten,  den  er  in  seinen  „Mdmoires ,  rapparts  H 
observations  sur '  les  fumiyations  sulfureases  appliquSes  au  traitetnent  des 
affections  cutanees  et  de  plusteurs  autres  maladies^  (Paris  1816,  av.  6  pL; 
2.  6dit.  1824;  engl,  üebers.  von  Rees  Price,  London  1817)  beschrieb  und 
empfahl.    Er  starb   1854. 

Callisen,  VII,  pag.  21;  XXVIII,  pag.  145.  G. 

Ga}§ZOWSki,  Severin  G.  (der  Oheim),  geboren  am  25.  Januar  IfciOl 
in  Kniaia  Krynica  bei  Lipowiec  in  der  Ukraine,  studirte  in  Wilna,  wurde 
am  30.  Juli  1825  promovirt  und  bald  darauf  zum  Professor  der  Chirurgie  ernannt. 
Im  Jahre  1828  begab  er  sich  auf  Kosten  der  Universität  auf  eine  zweijährige 
Studienreise,  auf  welcher  er  die  vornehmsten  Kliniken  Deutschlands,  Frankreicl« 
und  Englands  besuchte.  Im  Jahre  1831  trat  er  als  Militärarzt  in  die  polnische 
Armee  und  wurde  auf  dem  Schlachtfelde  mit  dem  goldenen  Kreuze  „virtuti 
militari"  decorirt.  Nach  dem  unglücklichen  Ende  des  Aufstandes  muaste  er  sein 
Vaterland  verlassen  und  hielt  sich  längere  Zeit  in  Göttingen  und  Berlin  auf,  wo  er 
emsig  seine  Studien  weiter  fortsetzte.  1834  begab  er  sich  nach  Mexico,  wo  er  schnell 
zu  hohem  Rufe  und  zu  bedeutender  Praxis  gelangte.  1848  nach  Europa  zurück- 
gekehrt, nahm  er  seinen  Wohnsitz  zu  Paris,  wo  er  auch  am  31.  März  1878  starb. 
Er  war  ein  eifriger  Protector  der  polnischen  Schule  zu  BatignoUes,  fttr  welche  er 
bedeutende  Summen  verwendete;  der  Akademie  der  Wissenschaften  in  Krakau 
schenkte  er  12.000  Frcs.,  stiftete  Stipendien  und  war  ein  wahrer  Wohlthäter  und 
Beschützer  seiner  in  der  Fremde  weilenden  armen  Landsleute.  —  In  deutscher 
Sprache  veröffentlichte  er  einige  Aufsätze  chirurgischen  Inhaltes  in  Graefe^s  und 
Walther's  Journal  für  Chirurgie  in  Band  XII  und  XIII. 

♦Xaver  G.  (der  Neffe),  geboren  zu  Lipowiec  1832,  studirte  in  Peters- 
burg und  wurde  1858  promovirt,  wonach  er  nach  Paris  reiste  und  dort  1865 
zum  zweiten  Male  die  Doctorwürde  erlangte.  In  sehr  kurzer  Zeit  gewann  er  den 
Ruf   eines  Augenarztes    ersten  Ranges    und    gehört    heute    zu    den    gesuchtesten 


J 


GALEZOWSKI.  —  GALL.  481 

Praktikern  von  Paris,  ausserdem  ist  er  auch  als  Schriftsteller  sehr  thätig.  Seine 
zahlreichen,  meistens  französisch  geschriebenen  Aufsätze  findet  man  in  den  Jour- 
nalen: Archives  g6n6rales  de  m6decine,  Gazette  des  hdpitaux,  Le  mouvement 
m^dical,  Union  mödicale,  Revue  d'hygiöne,  Annales  d'oculistique  und  in  dem  von 
ihm  herausgegebenen  Recueil  d'ophthalmologie  (seit  1871).  K.  &  P. 

Galinsoga,  Marlano  Martine z  de  G. ,  spanischer  Arzt,  geboren  zu 
Lorca  im  October  1766,  studirte  in  Madrid,  wurde  1789  zum  Chirurgen  der 
Provinz  Yalladolid  ernannt  und  erlangte  auch  das  Protomedicat  daselbst.  Nachdem 
er  an  dem  Feldzuge  von  Gibraltar  Theil  genommen ,  wurde  er  zum  Chefarzt  der 
spanischen  Armeen,  auch  zum  Leibarzt  der  Königin,  Director  des  botanischen 
Gartens  und  des  chemischen  Laboratoriums,  sowie  zum  Inspecteur  der  Mineral- 
quellen des  Königreiches  ernannt.  Sein  Hauptverdienst  besteht  in  der  Errichtung 
einer  Schule  für  praktische  Medicin  in  Madrid,  der  er  mehrere  Jahre  lang  vor- 
stand. Das  einzige  von  ihm  bekannte  Werk  ist:  „ Demonstracian  mecdmca  de 
las  enfermedades  que  produce  el  uso  de  las  cotillaa^  [Schntirbrüste]  (Madrid 
1784,  4.).    Er  starb  noch  sehr  jung  zu  Toledo  am  24.  November  1797. 

Dechambre,  4.  Sferie,  T.  VI,  pag.  515.  G. 

Gall,  Franz  Joseph  G.,    wurde  am  9.  März  1758    zu  Tiefenbronn  in 
Baden   geboren.    Nachdem   er   den    ersten   Unterricht    von    einem    Onkel,    einem 
katholischen  Pfarrer,  den  späteren  in  Bruchsal  erhalten  hatte,   begab  er  sich  mit 
1 9  Jahren  nach  Strassburg ,    um  Medicin  zu  stndiren    und  beschäftigte  sich  unter 
HfiEMANN  vorzugsweise  mit  Natur tvissenschaften  und  Anatomie.     1781  verliess  er 
Strassburg  und  setzte  seine  Studien  in  Wien,  namentlich  unter  van  Swieten,  fort ; 
dort  erwarb  er  1785  den  Doctorgrad   und  liess  sich  als  praktischer  Arzt  nieder. 
Nebenbei    beschäftigte    er    sich   mit    anatomischen  Untersuchungen   und   mit   den 
Grundlagen   und  dem  Ausbau  der  nach  ihm    genannten  Schädellehre.     Zu  diesem 
Zwecke   legte   er   eine  Sammlung   von  Schädeln  nebst  Gypsabgüssen   und  Wachs- 
abdrücken  an,    welche   nach   seinem  Tode   in   den  Besitz   des  Jardin  des  plantes 
m  Paris  überging.    Die   neue  Lehre  wurde    allgemeiner  bekannt  durch  Privatvor- 
lesnngen,  welche  G.  von  1786  an  darüber  in  Wien  hielt,  imd  durch  „Des  Herrn 
Dr,  F,  J,   Gall    Schreiben   über   seinen   bereits    geendtgten   Prodromus   über 
die   Verrichtungen   des    Oehims    der   Menschen    und    Thiere    an   Herrn  Jos, 
Fr.  V.  Betzer**  (Neuer  deutscher  Mercur  von  Wieland,  1798,  Stück  12;  eine 
französ.  Uebersetzung   davon   erschien   im  Journal    de   la   soc.    phrenologique    de 
Paris  1835).     Die   Vorlesungen    wurden    durch    ein    eigenes   Handschreiben    des 
Kaisers  vom  24.  December  1801  als  religionsgefährlich  verboten  und  trotz  allseitig 
günstiger  Berichte    nur   in    beschränkter  Weise   wieder   gestattet.     Zum    Theil   in 
Folge   dessen  verliess  G.   im  März  180 5. Wien   und   bereiste   mit   seinem  Schüler 
und  Mitarbeiter  Spurzheim  Deutschland,  Dänemark,  Holland  und  die  Schweiz,  an 
zahlreichen  Orten  Vorlesungen  über  seine  neue  Lehre  haltend,   welche  dadurch  in 
die  weitesten  Kreise  drang,    aber  neben  zahlreichen  Zeugnissen  der  Anerkennung 
(in  Berlin  z.  B.  Hufeland  ;    auch  wurden  hier  zwei  Medaillen  auf  ihn  geschlagen) 
auch    mancherlei  Angriffe   erfuhr   (Kotzebue  z.  B.  persiflirte    die  Schädellehre  in 
einem  Lustspiel).     Ueber    diese   Reise    veröffentlichte    G. :    ;,  Meine    Heise    durch 
Deutschland^  nebst  pathognomischen  Bemerkungen**  (1806).    Im  November  1807 
ging  G.  nach  Paris,   wo    er   sich  als  praktischer  Arzt  niederliess,    mit   der  Ein- 
ladnngsschrift :    „Discours   d^auverture   lu  par  M,  le  docteur  Gall  h    la  2^^^- 
mih-e  de  concours  public  sur  la  physiologie  du  cerveau  le  15  janvier  1808^, 
auch  m.  d.  Titel:  „Introduction    au    cours   de  physiologie   du   cerveau^  (Paris 
1808)  Vorlesungen  im  Athenäum   eröffnete   und   mit  Spübzheim  zusammen  durch 
äiQ  Schrift:    „Becherches   sur   le   systhme   ne^^eux   en   gSn^ral  et  sur   celui  du 
cerveau   en  particulier  ^   memoire  pr^sentS   ä  V Institut   de  France   le  14  mars 
18  OS,  suivi  d'observations  sur  le  rapport  qui  en  a  4ti  fait  ä  cette  compagnie 
par  ses  commissaires,  avec  planches^  (Paris  1809 ;  dasselbe  auch  deutsch,  Paris 
Biogr.  Lexikon.  II.  31 


1 


48i  GALL. 

und  Strassburg  1809)  die  französischen  Gelehrten  zu  überzeugen  suchte.  Indessen 
blieben  deren  Ansichten  im  Allgemeinen  G.'s  Lehre  abgeneigt,  so  dass,  als  er  sich 
nach  seiner  1819  erfolgten  Naturalisation  1821  um  einen  Platz  in  der  Akademie 
auf  Geoffroy  Saint-Hilaire's  Rath  bewarb,  er  dessen  Stimme  allein  erbielt. 
Auch  sah  er  sich  genöthigt,  durch  einen  Separatabdruck  aus  seinem  Hauptwerke 
unter  dem  Titel:  „Des  dispositions  tnnees  de  Vdme  et  de  Uesprüy  du.  matiria- 
h'sme,  du  fatalisme  et  de  la  Uberte  morale  avec  des  rifiexions  sur  VSducation 
et  sur  la  Ugislation  criminelle^  (Paris  1811)  sich  gegen  den  Vorwurf  des 
Materialismus  u.  s.  w.  zu  vertheidigen.  Sein  Hauptwerk  hat  den  Titel:  „Anatomie 
et  Physiologie  du  systhme  nerveux  en  gSnSral  et  du  cerveau  en  particulier 
avec  des  observations  sur  la  possibiliti  de  reconnaitre  plusieurs  dispositiom 
intellectuelles  et  morales  de  V komme  et  des  animaux  par  la  configuration  de 
leur  tUe"  (Paris  1810 — 18,  4  Bde.);  es  erschien  zugleich  in  4.  und  Fol.,  den 
ersten  Band  und  die  erste  Hälfte  des  zweiten  gab  er  mit  SPaRZHBiM  zusammen 
heraus,  die  übrigen  unter  seinem  Namen  allein.  Vom  ersten  Bande  erschien 
zugleich  eine  deutsche  üebersetzung  (Paris  1810)  und  unter  dem  Titel:  „Sur  Us 
fohcfions  du  ceroeau  et  sur  celles  de  chacune  de  ses  partiss*"  (Tom.  I— VI, 
Paris  1822 — 26)  eine  neue  kürzere  Ausgabe  dieses  Werkes,  welche  im  sechsten 
Bande  G.'s  Erwiderungen  auf  die  seiner  Lehre  gemachten  Einwendungen  eothilt. 
1823  machte  G. ,  aufgefordert  von  seinen  zahlreichen  englischen  AnhAngem, 
namentlich  Crook,  noch  eine  Reise  nach  England,  erzielte  dort  aber  nur  äusserst 
geringe  Erfolge.  Von  1826  an  kränkelte  er  und  starb  am  22.  August  182d  anf 
seinem  Landsitze  Montrouge  bei  Paris.  Sein  Schädel  befindet  sich  in  der  oben 
erwähnten  Sammlung.  Ausser  den  bereits  erwähnten  Schriften  existirt  nur  noch 
seine  Erstlingsschrift:  „Philosophisck-medicinische  Untersuchungen  über  Natur 
und  Kunst  im  kravken  und  gesunden  Zustande  des  Menschen"  (Bd,  I,  Wien 
1791,  das  fertige  Manuscript  des  zw^eiten  Bandes  wurde  nie  gedruckt),  welche 
mit  G.'s  Schädellehre  in  gar  keinem  Zusammenhange  steht.  In  seinem  Hauptwerke 
giebt  G.  die  Resultate  seiner  anatomischen  Untersuchungen  des  Nervensystems, 
namentlich  des  Gehirns,  indem  er  den  Faserverlauf  der  weissen  Nervensub-iUnz 
vom  Rückenmark  aus  in's  Gehirn  verfolgte  und  die  Punkte  zu  bezeichnen  suchte, 
wo  jeder  Nerv  im  Gehirn  verläuft.  Die  graue  Substanz  ist  ihm  die  Matrix  dw 
weissen,  sowohl  des  Gehirns,  wie  des  Rtlckenmarks  und  der  Ganglienzellen.  Die* 
Untersuchungen  bilden  für  seine  Zeit  einen  bedeutenden  Fortschritt  und  fanden 
die  verdiente  Anerkennung.  Ausserdem  aber,  und  darin  besteht  namentlich  die 
sogenannte  Schädellehre,  statuirte  er  einen  genauen  Zusammenhang  zwischen  des 
einzelnen  Geistesthätigkeiten  und  ihrem  Sitz  in  bestimmten  Theilen  des  Gehirie 
mit  der  äusseren  Schädelform;  er  wandte  daher  seine  besondere  Aufmerksamkeit 
auf  die  äussere  Gestaltung  des  Schädels  und  suchte  rückwärts  von  dieser  auf  die 
Anlagen  und  Fähigkeiten  des  Objectes  zu  schliessen.  Dieser  Theil  seiner  Lehre 
bildet  also  eine  völlige  Parallele  zu  Lavater's  Physiognomik ;  was  dieser  aus  den 
beweglichen  Zügen  des  Gesichtes  heraussehen  wollte,  das  wollte  jener  aus  den 
festeren  Formen  des  Schädels  herausfühlen.  Es  ist  daher  begreiflich,  das»  eine 
Lehre,  welche  der  Wahrsagekunst  nahe  kam,  das  Interesse  und  die  Neugierde  d« 
Publikums  in  hohem  Grade  auf  sich  zog  und  da  sie  durch  G.'s  Vorträge  ia 
populärer  Form  namentlich  auch  den  Laien  zugänglich  gemacht  wurde,  so  erkliit 
dies  die  allgemeine  Verbreitung  und  die  grosse  Literatur,  welche  sie  hervorrief. 
Daher  aber  theilte  G.'s  Lehre  auch  das  gleiche  Schicksal  mit  d^  Lavateb's: 
sie  wurde  zum  Theil  direct  als  eine  Art  Wahrsagekunst  gemissbraucht  und  am 
gewinnsüchtiger  Absicht  auch  von  Solchen  angepriesen,  welche  nicht  an  die  Wahr- 
heit derselben  glaubten.  Grosses  Unrecht  aber  thnt  man,  wenn  man  G.  selbst 
dieser  Sorte  von  Oharlatanen  und  Betrügern  zuzählt;  er  glaubte  bis  zum  letiten 
Augenblick  an  die  Richtigkeit  seiner  Ansichten  und  vertheidigte  dieselben  in  den 
1826  erschienenen  Objections  noch  mit  Wärme  und  Ueberzeugung. 

Fossati  in  Nonvelle  biographie  gönönile.  —  Ersch  und  Grub  er.  T. 


r 


GALLANDAT.  —  GALLATIN.  493 


Gfallandat,  David  Henry  G. ,  am. 15.  Juni  1732  in  Yvonaud  (Grau- 
bflndten)  geboren,  wurde  durch  seinen  Oheim,  den  Chirurgen  de  Bruas,  in 
Yliflsingen  (Seeland)  erzogen  und  1751  als  Schiffsarzt  auf  einem  Kriegsschiff  an- 
gestellt. So  reiste  er  nach  West-Indien  und  Afrika  bis  1757 ,  als  er  nach  Paris 
zog,  wo  er  1760  zum  Doetor  promovirte.  Nach  Vlissingen  zurückgekehrt,  übte 
er  da  die  ärztliche  Praxis  aus  und  stiftete  1761  eine  Schule  für  Chirurgen  und 
Sehiffsärzte,  während  er  selbst  durch  die  städtische  Regierung  dabei  als  Lector 
der  Anatomie,  Chirurgie  und  Geburtshilfe  ernannt  wurde,  welches  Amt  er  bis 
1770  wahrgenommen  hat.  1772  durch  die  Provinzialregierung  zum  Steinoperateur 
ernannt,  wurde  er  1771  unter  dem  Namen  Medeüs  Mitglied  der  Acad.  Caes. 
Natur.  Curios.  und  1775  in  Harderwyk  honoris  causa  zum  Dr.  med.  promovirt, 
wobei  er  eine  Dissertation  „De  sectione  caesarea**  vertheidigte.  1769  entstand 
durch  seine  Bemühungen  das  „Zeeuwsch  Genootschap  der  Wetenschappen  te 
Vlissingen",  was  später  nach  Middelburg  tibersiedelte  und  noch  heute  florirt. 
G.  starb  1782.  Er  schrieb  u.  A. :  Körte  Verhandeimg  genaamd  vena  medi- 
nensü  of  Vleeschworm  en  van  het  inwendig  gebruik  van  den  Merc.  sublim, 
corros.  in  deze  ziekte"  (Vlissingen  1760)  —  „Aanmerkingen  over  de  genezing 
van  eenige  langdurige  kwaalen  door  eene  onbekende  heelkundige  operatie  by 
sommige  Ouineesche  Negers  in  gebruik"  (1761)  —  „Grondbeg inseien  der 
Vroedkunde  volgens  de  bespiegeling ,  en  oefening  der  hedendaagsche  Vroed- 
kundigen^  (1764,  1772)  —  „Bericht  omtrent  het  goed  gevolg  der  operatie 
van  het  Emphysema  artifidale^  (1767)  —  ;,  Waarneming  van  een  etterborst 
(Empyema)  door  eene  operatie  genezen"  (1768)  und  verschiedene  sehr  gute 
geburtshilfliche  Abhandlungen. 

Mr.  J.  Winckelman,  Lofrede  op  D.  H.  G.allandat.  C.  E.  Daniels. 

*  Gallard.  T. ,  zu  Paris,  Arzt  des  Hötel-Dieu  und  Chef- Arzt  bei  der 
Orleans-Eisenbahn-Gesellschaft ,  wurde  1855  zu  Paris  Doetor  mit  der  These:  „De 
rinßammation  du  tissu  cellulaire  qul  environne  la  matrice,  ou  du  phlegmon 
p&iiUMn  et  de  son  traitement" ,  Von  seinen  sonstigen  zahlreichen  Arbeiten  auf 
dem  Gebiete  der  Gynäkologie,  Medicin,  Hygiene,  gerichtlichen  Medicin  u.  s.  w., 
Aihren  wir  an:  „M4m,  sur  les  MmatocUes  pdri-utSrines  spontandes"  (Arch.  g6n6r. 
1860)  —  „De  Vinfluence  exercde  par  les  chemins  de  fer  sur  Vhygilne  publique" 
(Paris  1862)  —  „La  pustule  maligne^  peiU-elle  se  ddvelopper  spontaniment 
dans  Vesp^ce  humaine?"  (Rec.  de  m6d.  v6t6r.  1864)  —  „Ghemin  de  fer  d^Orldans, 
Compte  rendu  du  Service  m^dical,  pendant  Vexercice  1863 ,  4-5"  (Paris 
1864 — 6)  —  „Adration,  Ventilation  et  chauffage  des  salles  de  malades  dans 
les  hopitaux"  (Ebenda  1865)  —  „De  V empoisonnement  par  la  strychnine" 
(1865)  —  „Applications  hygidniques  des  diffSrents  procddds  de  chauffage  et 
de  Ventilation"  (1868)  —  „Mesures  h  prendre  pour  diminuer  la  mortalitd  parmi 
les  ftmmes  en  couches"  (Union  m6d.  1870)  —  „Malades  et  blessds  de  Varmde 
de  la  Loire.  Services  mSdicaux  .  .  .  rapport  au  ministre"  (1871)  —  „Legons 
de  clinique  mSdicale"  (Paris  1872)  —  „De  Vaphasie  etc."  (Union  m6d.  1875)  — 
„Notes  et  observations  de  mSdecine  Ugale  et  d^hygihie"  (Paris  1875)  — 
„Clinique  mddicale  de  la  PitiS"  (1877)  —  „Deux  faits  de  mSdecine  iSgale, 
relatifs  ä  Vexercice  de  la  mddecine.  Rapports"  (1877)  —  „De  Vavortement 
au  poinl  de  vue  mddico-Ugal"  (1878)  —  „Legons  cliniques  sur  les  maladies 
des  femmes"  (2.  6dit.  Paris  1879)  —  „La  cuivre  et  les  conserves  de  Ugumes" 
(1883).    Er  ist  Mit-Herausgeber  der  Annales  de  gyn6eologie  seit  1874. 

Index-Catalogue.  V,  pag.  248.  Red. 

Gallatin,  JeanLouis  G. ,  zu  Genf  1751  geboren,  Schüler  des  berühmten 
Tronchin,  studirte  in  Montpellier  und  war  Arzt  des  Herzogs  von  Orleans,  wie 
am  Hospital  Necker.  Er  schrieb  „Diss.  de  aqua"  (Montpellier  1770)  und  „Obser- 
vations sur  les  fihvres  aigues"  (Paris  1781)  und  starb  zu  Paris  im  Jahre  1783. 

Biogr.  m^d.  IV,  pag.  329.  — -  Dict.  hist.  II,  pag.  475.  Pgl. 

31* 


484  GALLEE.  —  GALLESKY. 

Gall6e,  Vater  und  Sohn.  —  Pierre-Fran9oi8  6.,  Milit&rarzt,  war 
1783  zu  Angers  Doctor  geworden ,  hatte  in  Deutschland,  Oesterreich,  Spanien 
die  Feldzage  mitgemacht,  wurde  1810  von  Madrid  nach  Paris  zurückherufen, 
erwies  sich  1815  als  ein  warmer  Yertheidiger  der  Instructions-Militärhospitftler 
und  starb  am  14.  März  1831  als  Chirurgien  inspecteur  g6n6ral  und  Mitglied  des 
Conseil  de  sant6  des  arm6es.  —  Der  Sohn,  Anne-Fran9oi8  O.,  diente  eben- 
falls in  der  Armee,  wurde  1817  Doctor  mit  der  These:  „Essai  sur  l'^püepste 
idiopctthique^  und  schrieb  im  folgenden  Jahre  noch  eine  „Dtssert.  sur  Vipistaxis 
ou  himorrhagie  nasale^,  £s  rührt  von  ihm  auch  her:  f,Observatton  diniquei 
pricid^e  et  suivie  de  quelques  rdflexions  sur  la  vSritable  Situation  de  la  midecine, 
ou  nouvel  examen  des  doctrines  mddicales^  (Paris  1826). 

Dechambre,  4.  S6rie,  T.  VI,  pag.  523.  —  Callisen,  VIT,  pag.  23.  G. 

Galleen,  Olof  G.,  zu  Eskilstuna,  geboren  am  21.  December  1765  im 
Kirchspiel  Färila  in  Helsingland,  studirte  von  1782  an  in  üpsala ,  wurde  1788 
Chirurg  auf  der  königlichen  Flotte,  später  Regimentsarzt,  1793  Doctor,  war  von 
1793 — 1808  Provinzialarzt  und  leitete  in  Eskilstuna  ein  Hospital.  Er  schrieb  eine 
Dissertation:  „In  vulnera  sclopetaria  observatlones"  (Upsala  1791,  4.)  — 
Berättelse  om  Qvacksalvaren  Magnus  i  Juleta  Socken  af  Södermanland  och 
Veneriska  smittan  (Läk.  och  Naturforsk.,  T.  XV)  —  ;,  Utdrag  af  SJuk-Joumalen 
ved  Rekarne-Häraders  Lasaret  i  Södermanland,  för  är  1813"  (Sv.  Läk.  Sälsk. 
Handl.  1813,  15,  16);  ausserdem  über  eine  Mineralquelle  im  Kirchspiel  Gillberga. 
1815  erhielt  er  den  Titel  Commercienrath  und  starb  am  4.  December  1838  zu 
Stockholm. 

SackUn,  II,  1,  pag.  615.  —  Wistrand,  pag.  133.  —  Callisen,  Vn,  pag. 24. 

G. 

Oallego,  Benito  Matamoros  Yaquez  G. ,  war  1591  geboren, 
studirte  in  Salamanca,  wurde  daselbst  1610  Doctor  und  nahm  sehr  bald  daranf 
nach  einander  den  Lehrstuhl  der  Philosophie  und  die  erste  Professur  der  Medidn 
an  der  Universität  zu  Osuna  ein.  Er  hinterliess:  „Selectorum  medicinae  disputa- 
tionum  tomus  I,  quae  de  febrium  theoria,  coctione  et  putredine  et  aliis  ex 
professo  disputantur;  plura  etiam  alia  difficillima  ad  utramque  medidnae 
partium  spectantia  obiter  disquiruntur^  (Osuna  1622,  Fol.), 

Dechambre,  4.  S6rie,  T,  VI,  pag.  523.  G. 

Gallerati,  Giuseppe  G.,  zu  Novara,  lebte  daselbst  in  der  zweiten 
Hälfte  des  17.  Jahrhunderts  und  schrieb  ein  „Systema  renovatum  physiologiae 
medicae  juxta  veter  um  philosophorura  hypothesim"  (Novara  1676 ;  2.  edit, 
Bologna  1684)  —  „Accedit  liber  tertius  de  anima  sensitiva**,  femer  in  den 
Ephemer.  Nat.  Cur.  (Dec.  2,  Ann.  VII)  „De  alcali  et  addo  dissertatio" , 

Dechambre,  4.-S6rie,  T.  VI,  pag.  524.  G. 

Gallereux,  Alex.-Cyr.-Ambroise-Martin  G. ,  zu  Tonnerre,  ans 
Chich^e  (Yonne)  gebürtig,  wurde  1812  in  Paris  Doctor  und  schrieb  Folgendes: 
„MSm.  sur  les  soins  h  donner  aux  personnes  qui  ont  dtS  op4.r4es  de  la  cataracU^ 
(Paris  1816)  —  „Avis  au  peuple  sur  la  caJtaracte^  (1826).  In  Sedillot's 
Rec.  p6riod.  de  la  Soc.  de  med.  de  Paris  (T.  L,  LUI,  LV,  LVII,  LVIÜJ  vei^ 
öffentlichte  er ;  ^Observations  rdatives  ä  deux  modes  d^alt4ration  da  nerf  optiqtit^, 
et  qui  paraissent  avoir  itd  jusqu^h  present  confondus  avec  Vamxiurose  ou  goutU 
sereine^  —  „Observations  relatives  ....  „„Peuton  avec  Stall  admetire  des 
p6ripneumomes  hilieuses?""  etc,"  —  „Observations  de  chol^a-morbus  etc.^  — 
„Sur  Vapplication  topique  des  dissolutions  d^opium  dans  les  ophtlialmies"  u.  s.  w. 

Ca'llisen;,  VII,  pag.  25.  CL 

Gallesky,  Johann  Gottfried  G.,  Stadt-  und  Regierungsarzt  zu  Tilsit 
in  Ostpreussen,  gestorben  am  12.  Juni  1776,  hinterliess  ausser  einer  Veterinär- 
medicinischen  Schrift  noch  eine  „Abhandlung  vom  Miserere  oder  der  Darmgicht 


GALLESKY.  —  GALLIGO.  485 

nebst  einigen  Bemerkungen   von  den  heilsamen  Kräften   des  Leinöls  in  dieser 
Krankheit"  (Mitau  und  Riga  1767). 

Dict.  bist  n,  pag.  475.  Pgl. 

(Ballette,  Jean-Frangois  G.,  zu  Mainz,  war  zu  Metz  am  9.  Mai  1774 
geboren,  wurde  1789  chirurgischer  Eleve  am  dortigen  H6p.  milit.  d'instruction, 
trat  als  Unter-Chirurg  1791  bei  der  Mosel-Armee  ein,  studirte  von  1797 — 99 
noch  in  Strassburg  und  Paris,  wurde  1800  Divisions-Chirurg  zuerst  bei  der  Rhein-, 
dann  bei  der  Gallo  -  Batavischen  Armee  und  1801  Oberchirurg  am  Militär- 
hospital zu  Mainz,  nahm  in  demselben  Jahre  seinen  Abschied  aus  dem  Armee- 
verbande, um  in  Mainz  zu  prakticiren,  war  daselbst  aber  nochmals  von  1805 — 09 
Oberchirurg  des  Militärhospitals,  wurde  1812  Zahnarzt  des  kaiserlichen  Lyceums 
daselbst  und  fungirte  1813  unter  der  französischen  Regierung  noch  als  Secretär 
der  Epidemien  -  Commission.  Schon  vor  dieser  Zeit  hatte  er  Verschiedenes  über 
Zahnheilkunde  geschrieben:  „Äwr  Värt  dentaire^  (Mainz  1803)  —  „Blicke  in 
das  Gebiet  der  Zahnarzneikunde "^  (Ebenda  1810)  —  „Anatomische,  physio- 
logische und  chirurgische  Betrachtungen  über  die  Zähne"  (Ebenda  1813).  Später 
verfasste  er  noch:  „Der  Zahnarzt  für  das  schöne  Geschlecht"  (Ebenda  1816; 
2.  Aufl.  1834;  Nachdruck  1837)  —  „Zahnspiegel,  besonders  für  das  weibliche 
Geschlecht"  (1823;  2.  Aufl.  1826)  —  „Einige  Betrachtungen  über  den  Schmelz 
der  Zähne  und  über  den  Gebrauch  der  Feile"  (1824)  —  „Animadversiones 
quaedam  de  secunda  dentitione  seu  de  derUibus  permanentibus"  (1827).  Dazu 
einige  Streitschriften  gegen  Ringel^iann  in  Würzburg  (1828,  1829),  den  er  als 
Plagiarius  bezeichnete,  eine  „Kurzgefasste  Belehrung  über  das  erste  und  zweite 
Zahnen  u,  s,  w."  (1830),  ferner  „Notizen  aus  dem  Gebiet  des  Charlatanismus 
und  medicinische  Erklärung  über  die  Natur  des  Zahnens  und  die  Bedeutung 
der  Amulette"  (2  Thle.,  Mainz  1835)  und  eine  bereits  viel  früher  erschienene 
üranzösische  Abhandlung:  „Notice  sur  une  nouvelle  mani^re  de  place r  les  dents 
artißdels^^  (SAdillot,  Rec.  p6riod.  de  la  Soc.  de  m6d.  de  Paris,  T.  XL VII).  Von 
seinen  Lebensschicksalen  ist  noch  anzuführen ,  dass,  nachdem  er  bereits  seit  1 805 
zum  Hofzahnarzt  verschiedener  Fürstlichkeiten  ernannt  worden  war,  er  1813  Stadt- 
zabnarzt  in  Mainz,  1818  Oberwundarzt  der  Escadron  der  grossherzoglich  hessischen 
Ehrengarde,  1825  in  Giessen  Dr.  chir.  hon.  und  1827  hessischer  Hofrath  wurde. 
Er  starb  am  30.  Januar  1838. 

Scriba,  I,  pag.  114;  II,  pag.  248.  -  Callisen,  VII,  pag.  27;  XXVIII,  pag.  147. 

G. 

Gallig  Leonardo  G. ,  zu  Madrid,  war  1751  zu  Tarragona  geboren, 
wurde  Leibchirurg  des  Königs,  Mitglied  der  Akademie  der  Medicin  u.  s.  w. 
und  starb  1830.  Seine  Schriften  sind:  „Observ,  de  una  niüa  que  naciö  viva  sin 
cerebro ,  cerebelo  y  mSdula  oblongada,  Illustrada  con  una  memoria  sobre  los 
principios  de  la  animalidad,  etc"  (Barcelona  1786,  4.)  —  „Nuevas  indagaciones 
sobre  las  fra^sturas  de  la  rötula  y  de  las  enfermedades  que  con  ella  tienen 
relacion,  espectalmente  la  transversal"  (Madrid  1795,  4.)  —  „Contestacion  . .  ., 
o  sea  justa  vindtcadon  de  los  autores  dd  reglamento  del  estudio  reunido  de 
medicina  y  cirurjta"  (Madrid  1822,  4.). 

Dechambre,  4.  S6rie,  T.  VI,  pag.  528.  G. 

GalligO,  Isaco  G.,  zu  Florenz,  war  1822  in  Pisa  geboren,  wo  er  auch 
den  Doctorgrad  erlangte.  Er  Hess  sich  darauf  in  Florenz  nieder  und  gründete  1861 
die  medieinische  Zeitschrift  „U  Imparziale",  die  er  bis  zu  seinem  1869  erfolgten 
Tode  redigirte.  Er  gab  auch  den  Anstoss  zur  Gründung  des  italienischen  Aerzte- 
vereins.  Unter  seinen  Schriften  befindet  sich  eine  theoretisch-praktische  Abhandlung 
der  syphilitischen  Krankheiten  (Florenz  1847  und  folgende  Auflagen),  eine  üeber- 
setzung  von  Ricord's  Iconographie  des  maladies  syphilitiques,  eine  Abhandlung: 
pSu  Vigiene  e  le  malattie  dei  bambini;  trattato  elementare"  (Florenz  1856)  u.  s.  w. 

P.  Sonsino  im  Imparziale,  1869,  Vol.  IX,  pag.  385  (nicht  zugänglich).  — 
Dechambre,  4.  S6rie,  T.  VI,  pag.  528.  G; 


J 


.  486  GALLINI.  —  GALTON. 

GaUini,  Stefano  G. ,  zu  Padua,  war  zu  Venedig  am  22.  Marz  1756 
geboren,  studirte  zu  Padua,  erhielt  1776  daselbst  den  Doctorgrad,  bereiste  Frank- 
reich und  England  und  wurde  1786  Professor  der  theoretischen  Medicin  in  Padna. 
In  Folge  des  Krieges  musste  er  1798  seinen  Lehrstuhl  verlassen,  kehrte  erst 
1806  nach  Padua  zurück  und  übernahm  die  Professur  der  Physiologie  und  ver- 
gleichenden Anatomie.  Auch  in  dieser  Lchrthätigkeit  trat  eine  drei  Jahre  dauernde 
Unterbrechung  (1813 — 1816)  ein  und  erst  von  da  an  blieb  er  im  ungestörten  Besitz 
seiner  Professur.  Seine  Schriften  betreffen  fast  ausschliesslich  die  Physiologie,  211 
deren  bedeutendsten  Vertretern  er  zu  seiner  Zeit  gehörte.  Er  verfasste;  „Safjgio 
d'osservaziont  concernenti  i  nuovi  progresai  della  fisica  del  corpo  wnano'* 
(Padua  1792;  deutsche  Uebersetzung  von  D.  G.  H.  F.,  Berlin  1794)  —  „Intro- 
duiione  alla  fisica  del  corpo  umano  sano  e  ammalato"  (Padua  1802)  —  ^Nuovo 
saggio  üi  osservnziom  fisiologtche"  (Ebenda  1807)  —  „Sopra  la  legge  ddt 
organiftmo  ammale"  (Mem.  della  Soc.  Ital.  1813)  —  „Nuovi  elementi  della  jUica 
del  corpo  umano  etc^  (Ebenda  1818,  2  voU. ;  2.  ed.  1820;  3.  ed.  1825)  — 
„/Sc  e  quano  il  fluido  elettrico  o  gahanico  influisca  nella  produzione  dei 
fcnomeni  della  vita**  (Ebenda  1820)  —  „Elementi  di  fi^iologia  del  corpo 
umano^  (Ebenda  1817)  —  „Summa  obseriaiionum  anatomicarum  ac  physico- 
chymicaruTa  quae  usque  ab  anno  1792  ejpositae  praecumrerunt  Nova  elementa 
physicae  corporis  Jiumani"  (Ebenda  1824)  —  „Compendium  operis  pro  tertia 
vi(e  editiy  cui  titiüus  Nova  elementa  physicae  corporis  humani**  (Ebenda  1827). 
Ausserdem    eine  weitere  Reihe    von  Abhandlungen.    Er   starb  am    26.  Mai  18^J6. 

de  Tipaldo,  IIJ,  pag.  183.  —  v.  Wurzbach,  V.  pag.  72.  —  M.  Asson,  Di 
Stephaiio  (lallini  e  della  sua  tisi«.logia  in  Giorn.  veneto  di  sc.  med.  1863.  Vol.  XXI,  pag.  TiSO 
[nicht  zugänglich].  —  Callisen,  YII,  pag.  29;  XXVIII,  pag    148.  G. 

Gallo,  Pietro  Anselmo  G.,  zu  Turin,  war  1743  zu  Casanova  bei 
Vercelli  geboren,  wurde  1771  zu  Turin  Doctor  und  starb  daselbst  1813.  Er 
war  der  Verfasser  folgender  Schriften:  „De  stagnantium  aquarum  indole.  De 
musculis  ahdominis.  Musculorum  abdominis  functio  etc.**  (Turin  1771)  — 
„Introduzione  alla  vtedicina  pratica"  (Vercelli  1779)  —  „Blflessiani  teartco- 
pratiche  sopra  le  malattie  veneree^  (1784)  —  „Osservazioni  sopra  gli  errori 
pratici  della  viedicina'*  (1800)  —  gössen:,  sopra  gli  errori  prat.  nella  cura 
delle  febbri''  (1802). 

Dechanibre,  4.  S6rie,  T.  VI,  pag.  542.  0. 

Gallot,  Jean  Gabriel  G. ,  lebte  gegen  Ende  des  vorigen  Jahr- 
hunderts, erwarb  die  mediciuische  Doctorwürde  in  Montpellier  und  prakticirte  in 
Saint-Maurice-le-Girard  bei  la  Chätaigneraye  (Bas-Poitou) ,  war  correspondirendes 
Mitglied  der  Soci^te  royale  de  medecine.  In  der  Literatur  werden  von  ihm  an- 
geführt 11  Arbeiten  über  balncologische ,  epidemiologische  u.  a.  praktisch-medi- 
cinische  Matten. 

Dict.  bist.  II,  pag.  476.'  Pgl. 

*Galloupe,  Isaac  Francis  G. ,  den  27.  Juni  1823  in  Beverly  (Mas«.} 
geboren,  liess  sich,  nach  seiner  im  Jahre  1849  am  Harward  Med.  College  erfolgten 
Graduation ,  als  praktischer  Arzt  in  Lynü ,  Essex  Co. ,  Mass. ,  nieder ,  wo  er  mit 
Ausnahme  der  Zeit,  in  welcher  er  als  Arzt  in  der  Armee  der  Föderalisten  den 
Bürgerkrieg  mitgemacht,  bis  jetzt  (1878)  gelebt  und  sich  namentlich  als  Cbirnrf 
eines  besonderen  Rufes  erfreut  hat.  Er  hat  zahlreiche  Artikel  in  dem  Boston  Med. 
and  Surgical  Journal,  und  in  dem  von  dem  Generalarzte  der  nordamerikaniscben 
Armee  herausgegebenen  Circular  Nr.  6  des  Kriegsberichtes  eine  Mittheilang  übw 
primftrc  Amputation  bei  Schusswunden  veröffentlicht. 

Atkinson,    68.  A  .  .  .  t 

*Galtoii,  John  Charles  G. ,  in  London,  ist  daselbst  am  26.  Januar 
1840  geboren,    studirte  in  Oxford,    im    St.  Bartholom.  Hosp.    in  London   und  in 


GALTON.  —  GALVANI. 


487 


Wien,  wurde  1866  Member  des  R.  C.  8.  of  Engl.,  war  Assistent  im  Victoria  Park 
Hospital  für  Brustkrankheiten  und  im  West  Riding  Lunatic  Asylum.  Während  des 
deutsch-französischen  Krieges  war  er  als  Chirurg  des  englischen  Hilfsvereins  im 
Alice-Hospital  zu  Darmstadt,  sodann  als  niederländischer  Sanitäts-Officier  1.  Cl.  in 
Atchin  (1873 — 74)  und  im  türkisch-serbischen  Kriege  (1876)  im  Hospital  zu  Belgrad 
thätig.  Er  prakticirt  seit  1877  in  London.  Er  übersetzte  W.  Roser's  Chirurgisch- 
anatomisches  Vademecum  (1873)  und  Ecker's  „Die  Hirnwindungen  des  Menschen" 
in's  Englische ,  schrieb  einen  Aufsatz :  „  The  condition  of  the  tympanic  membrane 
in  the  tnsane^  (West  Riding  Lunatic  Asylum  Reports  1873)  und  verschiedene 
vergleichend-anatomische  und  zoologische  Aufsätze  in  folgenden  Journalen :  Transact. 
of  the  Linnean  Soc.  (Vol.  XXVI),  Annais  and  Magazine  of  Natural  History  (1869), 
Popalar  Science  Review,  Journal  of  Anat.  and  Phys.,  Nature,  London  Medical 
Record,  Lancet  u.  s.  w.  ^e^ 

ßallns,  Antonius  G.,  s.  Lecoq,  Antoine. 

Gallus,  Paschalis  G.,   s.  Lecoq,  Pascal. 

^&allU8,  Andreas  G.,  zu  Ti'ient,  Leibarzt  des  Kaisers  Ferdinand  L, 
in  der  ersten  Hälfte  des  16.  Jahrhunderts  ,  schrieb  u.  A.  die  nach  seinem  Tode 
Ton  seinem  Sohne  herausgegebene  Schrift  über  die  Pest:  „Fasces  de  peste  et 
feripneumonia  pestilentiali'^  (Brescia  1564,  Fol.). 

Dechambre,  4.  Serie,  T.  VI,  pag.  543.  G. 

*&alvagni,  Ercole  G,  aus  Bologna,  geboren  am  5.  September  1836, 
besuchte  die  Universität  daselbst,  besonders  als  Schüler  Concato's,  bis  zum  Jahre 
seiner  Promotion  1860  und  prakticirte  dann  in  verschiedenen  Städten,  bis  er  1875 
zuerst  Professor  in  Cagliari,  1880  Leiter  der  Klinik  in  Modena  wurde.  Unter 
seinen  seit  1863  zahlreich  erschienenen  und  in  der  Rivista  clinica  vorwiegend 
veröffentlichten  Piiblicationen  sind  mehrere,  welche  seltenere  Themata  der  Symptomato- 
logie (Scapularkrachen,  durch  Auscultation  der  Mundhöhle  wahrnehmbare  Geräusche, 
localisirte  Spasmen  etc.)  betreffen,  hervorzuheben.  Wem  ich. 

(ralvani,  Luigi  (Aloysius)  G.,  wurde  am  9.  September  1737  zu 
Bologna  geboren.  Er  begann  seine  Studien,  in  der  Absicht  Geistlicher  zu  werden, 
mit  dem  der  Theologie,  •  doch  wandte  er  sich  bald,  auf  Wunsch  seiner  Familie,  der 
Medicin  zu.  Er  studirte  in  Bologna  unter  Galli  und  Galkazzi  vorzugsweise 
Anatomie  und  Physiologie  und  wurde  1762  daselbst  auf  Grund  der  Schrift 
„Tkeses  physico-medico-chirurgicae'*  (Bologna  1762)  Professor  der  Anatomie. 
Nebenbei  beschäftigte  er  sich  auch  eifrig  mit  Chirurgie  und  Geburtskunde.  Als 
Resultat  seiner  anatomischen  Studien  erschien  1767  in  den  Comm.  Acad. 
ßonon.,  Tom.  V,  Part.  2,  eine  für  die  vergleichende  Anatomie  sehr  werthvoUe 
Abhandlung  „De  renibus  atque  Ureter  ihm  volatilium^ ;  femer  las  er  in  der 
Akademie  in  den  Jahren  1768,  1769,  1770  drei  Abhandlungen  „De  volatilium 
aure'' ,  von  denen  jedoch  in  den  Comm.  Acad.  Bonon. ,  Tom.  VI,  1783  nur  ein 
kurzer  Auszug  erschien ,  da  inzwischen  Scarpa  seine  denselben  Gegenstand 
behandelnden  Arbeiten  veröffentlicht  hatte.  Durch  Zufall  machte  G.  (6.  Nov.  1789) 
seine  bekannten  elektrischen  Beobachtungen  an  den  Cruralnerven  des  Frosches; 
mit  eingehendster  Sorgfalt  setzte  er  die  Versuche  darüber  fort  und  publicirte  seine 
Resultate  in  den  Comm.  Acad.  Bonon.  1791  unter  dem  Titel:  „De  viribus 
electridtatis  in  motu  musculari  commentariv^^ ,  Diese  Abhandlung  erschien  zu 
gleicher  Zeit  separat;  eine  2.  Aufl.  cum  J.  Aldini  „dissertatione  et  notis^  nebst 
„Lettera  a  Galvani  di  Don  Bassano  Garminati"  und  „Lettera  di  ris- 
posta  di  Galvani"  1 792  zu  Bologna ;  eine  deutsche  Uebersetzung :  „Abhandlung 
über  die  Kräfte  der  thierischen  Elektricität  auf  die  Bewegung  der  Muskelny 
übers,  von  J,  Mayer"  (Prag  1793),  welcher  das  Schreiben  EüS.  Valli's,  BasS. 
Car\iinati's  an  G.  und  Volta's  an  Baronio  angefügt  ist.   1841  gab  die  Akademie 


488  GALVANI.  —  GAMA. 

zu  Bologna  „Opere  edite  ed  inedüe"  heraus,  welche  ausser  den  angeführten 
Schriften  noch  zwei  bisher  unedirte  „Disquisitiones  anatomicae  circa  membranam 
pituitariam  Acad.  Bonon.  1767  tradüae^  und  f^De  consensu  et  differentiis  irUer 
respirationem  et  flammam  penicillumque  electricum  prodiens  ex  acununato 
conductore  Leydensis  pMalae  de  tndustria  oneratae  letta  nelV  Acad.  1783^ 
enthalten.  Femer  ist  in  diesen  Werken  noch  eine  Abhandlung:  „Bell'  uso  ddV 
attivüä  deW  arco  condvttore  nelle  contrazioni  dei  muscoU"  abgedruckt,  welche 
1794  zu  Bologna  anonym  erschien,  doch  bleibt  es  fraglich,  ob  dieselbe  wirklieh 
Galvani  oder  nicht  vielmehr  Aldini  zuzuschreiben  ist.  —  Nach  Gründung  der 
cisalpinischen  Republik  weigerte  sich  G. ,  derselben  den  Beamteneid  zu  leisten; 
er  wurde  in  Folge  dessen  seines  Amtes  enthoben  und  starb  bald  darauf,  am 
4.  December  1798.  —  G.'s  Untersuchungen  betreffs  der  Zuckungen  des  Frosch- 
Bchenkels  bezogen  sich  auf  die  Erklärung  der  Ursache  dieser  elektrischen  Erscheinung ; 
er  glaubte  sie  im  Frosch  selbst  suchen  zu  müssen.  Jedes  Thier  besitze  eine  besondere 
Art  von  Elektricität  in  den  Nerven,  welche  nach  ihm  kleine  Röhren  sind,  die  das 
Nervenfluidum  enthalten;  dieses  entspricht  der  inneren  Belegung  einer  Leydener 
Flasche,  die  Muskeln  der  äusseren  und  die  Wandungen  der  Nervenröhren  der 
trennenden  Glasschicht.  Jede  Muskelcontraction  entstehe  nun  durch  den  Ausgleich 
der  Elektricität  beim  Entladen  dieser  Art  Leydener  Flasche  durch  den  metaUischen 
Bogen.  Alle  späteren  Versuche  G.'s  hatten  nur  den  Zweck,  dies  zu  erweisen  und 
seine  Hypothese  von  einer  den  Thieren  eigenthümlichen  Elektricität  zu  stütien. 
G.'s  Versuche  erregten  in  der  gesammten  gebildeten  Welt  das  grösste  Aufsehen 
und  alle  bedeutenderen  Physiker,  wie  A.  v.  Hfmboldt,  Aldini,  Volta,  schlössen 
sich  seiner  Erklärung  an.  Erst  allmälig  kam  Ijctzterer  zu  der  üeberzeugung,  das 
die  Quelle  der  Elektricität  bei  G.'s  Versuchen  allein  in  dem  Metallbogen  liegt, 
eine  Ansicht,  welche,  wie  wir  heute  wissen,  auch  tiber's  Ziel  schiesst,  G.'s  Verdienst 
bleibt,  trotz  seiner  falschen  Erklärung,  ungeschmälert,  da  er  die  Wichtigkeit  der 
Beobachtung  sogleich  erkannte  und  sie  zur  Geltung  brachte.  Volta  selbst  hat 
dasselbe  dadurch  anerkannt,  dass  von  ihm  zuerst  der.  Name  „Galvanismus''  f%ir 
diese  Art  der  Elektricitätsquelle  gebraucht  worden  ist. 

Medici,  Elogio  di  L.  Galvani.  Bolog:na  1844.  —  Venturoli,  Elogio  di.  L.  GaUanl 
Bologna  18"2.  —  Alibert,  Eloge  de  L.  Galvani.  Paris,  An  IX.  y 

ßama,  Jean-Pierre  G. ,  französischer  Militärarzt,  war  zu  Fontoy 
(Moselle)  1775  oder  1776  geboren,  wurde  bei  Beginn  der  Revolutionszeit  Unter- 
Chirurg  in  der  Mosel-Armee,  machte  später  die  Feldzüge  in  Preussen,  Polen, 
Spanien  mit,  wo  er  Chef-Chirurg  eines  Armee-Corps  in  Andalusien  war,  wurde  1814 
in  Montpellier  Doctor  mit  der  These:  „Be  la  dilatation  des  plates  d' armes  a 
feu  et  de  Vextraction  des  corps  dtrangers  quJelles  peuvent  contenir,  cansidMes 
dans  la  n^cessüS  de  les  pr atiquer  sur  le  champ  de  bataille^.  Im  Jahre  1816 
wurde  er  von  der  Regierung  berufen,  eines  der  eben  errichteten  Instructions- 
Militär-Hospitäler  zu  leiten;  1822  war  er  Chef-Chirurg  des  Militäi^Hospitals  in 
Strassburg,  kam  dann  an  das  Val-de-Gräce ,  dessen  erster  Professor  er  wurde. 
Von  seinen  Schriften  sind  anzuführen:  „TraM  des  plates  de  tUe  et  d^  Fence- 
phalite,  principalement  de  celle  qui  leur  est  consdcutive,  etc,"  (Paris  1830; 
2.  6dit.  1835)  —  „Esquisse  historique  du  Service  de  sant4  müitaire  en  gitUraly 
et  spSdalement  du  service  chirurgical  depuis  V Etablissement  des  hopäaux 
müitaires  en  France^  (Daselbst  1841)  —  „Proposition  d^un  projet  de  loi  pour 
la  er  Sation  P  d*un  directdre  des  hdpitaux  militaires  .  .  .  ./  2®  d^un  nauvean 
corps  de  mSdecins  müitaires^  (1846)  —  „Service  de  santS  dans  Varmie,  MSm. 
justificatif  du  dScret  du  3  mai  1848,  riorganisant  ce  Service  etc.**  (1848)  — 
j  „Be  VviilitS   des   citernes   dans    les    Etablissements   militaires   ou  ciüils   et   les 

\  maisons  particulihres^  (1856;  2.  Mit.  1858)  —  „Lettre  sur  le  service  de  santi 

I  müitaire^  (1859)  —  „Seconde  lettre  etc."  (1860).  Ausser  verschiedenen  in  den 

oben  genannten  Unterrichts-Hospitälem  gehaltenen  Festreden  veröffentlichte  er  auch 
noch  mehrere  Aufsätze  in  dem  Rec.  de  m6m.  de  mMec.  milit.,  z.  B.  eine  „Observation 


1 


r 


GAMA.  —  GAMGEE.  489 

relative  ä  un  andvrüme  de  Part^re  poplttde,  gudrie  par  la  ligaturee  de  la 
crurale"  (Vol.  XVIII)  u.  s,  w.  1836  nahm  er  seinen  Abschied  und  wohnte  bis 
fXL  seinem  1861  erfolgten  Tode  in  Paris,  indem  er,  wie  aus  seinen  obigen  Schriften 
zn  ersehen  ist,  unablässig  für  die  Verbesserung  des  Militär- Medicinalwesens  und 
der  Stellung  der  Militärärzte  bemüht  war,  nachdem  er  bereits  während  seiner 
Dienstzeit  wichtige  Reformen  im  Hospitaldienst  eingeführt  hatte. 

Bfegin,  IX,  pag.  215    —  Callisen,  VII,  pag.  33;  XXVIII,  pag.  150.     Gnrlt. 

Oambarini,  Alessandro  G.,  zu  Mailand,  war  daselbst  zu  Anfang  des 
19.  Jahrhunderts  geboren,  studirte  in  Pavia,  wo  er  mit  Enthusiasmus  die  RASORi'sche 
Lehre  in  sich  aufnahm,  wurde  mit  einer  Diss.  „Observationes  in  nuperam  myopiae 
aetiologiam  dynamicam^  (wieder  abgedruckt  in:  Rä.diüs,  Script,  ophthalm. 
minor,  in,  1830)  Doctor ,  Hess  sich  dann  in  Mailand  nieder,  übte  daselbst  37  Jahre 
lang  die  Praxis  mit  grossem  Beifall  aus  und  wurde  Arzt  des  Istituto  pio  di  Santa 
Corona  und  des  Ospitale  Maggiore.  Von  seinen  in  den  Annali  universali  di  medic. 
enthaltenen  literarischen  Arbeiten  führen  wir  an:  „Osservazioni  e  rifleasioni  sul 
morbo  varioliforme  dominante  nella  provincia  müanese"  (1832)  —  „Di  una 
fisica  alterazione  del  cuore^  (1838)  —  „SulV  ulceretta  al  frenulo  della  Ungua" 
(1854)  —  „Suir  uso  delV  olio  di  fegato  di  merluzzo  nel  rachitismo"  (1856)  — 
jfl}i  alcuni  uai  terapeutici  del  clorato  di  potassa^  (1858),  ferner:  „Azione 
vicaria  al  salasso  spiegata  dal  fluido  elettrico"  (Gazz.  med.  1842)  —  „Caso 
dl  paraplegia  in  un  bambino"  (Ebenda  1861).  —  Er  starb  am  23.  Januar  1866 
im  Alter  von  64  Jahren. 

PI.  Schivardi  in  Annali  univers.  di  medic.  Vol.  CXCV,  1866,  pag.  219.       G. 

*  Gamberinl,  Pietro  G.,  am  28.  Juni  1815  zu  Bologna  geboren,  studirte 
daselbst  bis  1 835 ,  begann  1 839  zu  prakticiren  und  war  zunächst  am  Ursulinerinnen- 
spital,  dann  —  seit  1860  —  als  Professor  der  Syphilidologie  und  Dermatologie 
thätig.  G.  dirigirte  das  Giorn.  delle  mal.  ven.  ^  della  pelle  di  Milano  und  schrieb : 
„Idrologia  minerale  medica^  (Bologna  1850)  —  „Trattato  delle  malattie  vener ee" 
(3.  Aufl.  Mailand  1870)  —  j^Manuale  delle  malattie  cutanee"  (2.  Aufl.  Daselbst 
1871)  —  „Trattato  delle  malattie  della  lingua^  (Bologna  1879)  —  „Trattato 
delle  malattie  dei  pili  e  delle  unghie"  (Daselbst  1882).  Wernich. 

*(}amgee,  Joseph  Sampson  G.,  zu  Birmingham,  ist  zu  Livorno  am 
17.  April  1828  geboren,  studirte  auf  dem  üniversity  College  in  London,  in  Paris, 
Brüssel,  Wien,  Florenz  und  Pavia,  wurde  1854  Member  des  R.  C.  S.  of  Engl., 
war  Assistant  Surgeon  am  Royal  Free  Hosp.  u.  s.  w.,  schrieb  zunächst  einige 
vetOTnär-medicinische  Aufsätze  (über  den  verkalkten  Hoden  eines  Schafbockes  — 
ein  ossificirtes  Enchondrom  des  Hodens  eines  Hengstes,  1850),  dann :  „On  pyaemia^ 
(London  1853)  —  ryOn  the  advantages  of  the  starched  apparatus  in  the  treatment 
of  fractures  and  diseases  of  joints*^  (Ebenda  1853)  —  „Reflections  on  Petiis 
Operation y  and  on  purgatives  after  hemiotomy"  (Ebenda  1854)  —  „The  cattle 
plagtie  and  diseased  meat,  in  their  relations  with  the  public  healih  etc,^ 
(1857)  —  „Osservazioni  sul  regime  dietetico  dei  malati  chirurgid"  (Gazz. 
med.  ital.  tose.  1854)  —  „Pensieri  sulle  cose  medico-chirurgiche  italiane^ 
(Turin  1856)  —  „Researches  in  pathological  anatomy  and  clinical  surgery" 
(London  1856)  —  „History  of  a  successful  case  of  amputation  at  the  hip- 
joint*'  (Ebenda  1865,  w.  4  phot.)  —  „On  the  treatment  of  fractures  of  the 
limbs"  (Ebenda  1871,  w.  7  pl.)  —  „On  the  treatment  of  wounds  and  fractures ; 
clintcal  lectures"  (Ebenda  1878;  2.  edit.  1883)  —  „The  influence  of  vivisection 
on  human  surgery^  (Ebenda  1882;  2.  edit.)  —  „Sir  Charles  Bell  and  Sir 
James  Simpson;  a  biographical  study"  (Birmingham  Med.  Review  1875)  — 
„Harvey  and  Caesalpinus"  (Lancet  1877)  und  zahlreiche  Aufsätze  und 
Vorlesungen  über  vergleichende  und  pathologische  Anatomie,  Physiologie  und 
klinische  Chirurgie. 

Medical  Directory.  —  Index-Catalogue.  V,  pag.  260.  Red. 


1 


490  GAMGEE.  —  GANDOLFI. 

*Gaillgee,  Arthur  G. ,  zu  Manchester,  jüngerer  Bruder  des  Vorigen, 
wurde  1862  zu  Edinburg  Doctor  mit  der  preisgekrönten  Diss.  „ContribiUions  to 
ihe  chemütry  and  physiology  of  foetal  nutrttion;  etc."  (Brit.  and  For.  Med.- 
Chir.  Rev.  1864).  Er  ist  gegenwärtig  Brackenbury-Professor  der  Physiologie  und 
Histologie  und  '  Decan  des  medicinischen  Departements  am  Owens  Collie  zu 
Manchester  und  Physician  des  Royal  Hosp.  für  kranke  Kinder.  Er  sehrieb  u.  A. : 
„On  the  characters  of  the  expectoration  in  cases  of  foetid  bronchitis  and 
qangrene  of  the  lung*^  (Edinb.  1865)  —  „Studies  from  the  physiological 
laboratory  of  Owens  College'^  (Jonm.  of  Anat.  and  Phys.  1876-7)  —  „A  text- 
booh  of  the  physiological  chemistry  of  the  animal  body,  etc.  (London  1880). 
Er  übersetzte  L.  Hermann's  „Elements  of  human  physiology*'  (London  1875-78). 
Dazu  zahlreiche  Aufsätze  in  verschiedenen  Journalen  und  Transactions. 

Medical  Directory.  —  Index-Catalogue.  V,  pag.  260.  Red. 

Ganderax,  Charles- Marie-Joseph-Henri-Jeröme  G. ,  franzö- 
sischer Militärarzt,  war  geboren  am  30.  September  1810  zu  Plaisance  (Gers),  als 
Sohn  eines  ehemaligen  Militärarztes,  der  später  Inspecteur  der  Quellen  von  Bagn^res- 
de-Bigorre  war  und  seiner  Zeit  darüber  eine  der  bedeutendsten  Schriften  (1827) 
geschrieben  hat.  Der  Sohn  trat  1831  in  das  Instructions-Militär-Hospital  des  Val- 
de-Gräce  zu  Paris  als  Eleve  ein,  wurde  1832  Doctor  mit  der  These:  ^ Essai  sur 
les  eaux  minerales  de  Bagn^res-de-Bigorre,  Climatologie  etc.",  war  von  1845 
an  in  den  Feldlazarethen  in  Algier  und  18j55  im  Krim-Feldzuge  thätig,  ebenso 
im  italienischen  Kriege  1859.  1861  erhielt  er  den  lange  von  ihm  erstrebten 
Posten  eines  Directors  des  Militär-Badehauses  in  Bar^ges,  wurde  daselbst  1865 
M^decin  principal  1.  CK,  starb  jedoch  bereits  Anfangs  des  Jahres  1866,  als  ein 
namentlich  in  allen  Zweigen  der  Hydrologie  sehr  erfahrener  Arzt. 

E.  Grellois  in  Rec.  de  mem.  de  m^d.  etc.  militairea.  3.  Ser.,  T.  XVI,  1866, 
pag.  189.  G. 

Gandini,  Carlo  G. ,  lebte  als  Arzt  in  Genua  in  der  zweiten  Hälfte  des 
18.  Jahrhunderts  und  trieb  mit  Vorliebe  nebenbei  physikalische  Studien.  Dem 
Ruf,  den  G.  bei  seinen  Zeitgenossen  hatte,  entsprechen  keinesweges  die  von  ihm 
hjnterlassenen  Werke,  unter  denen  seine  „Ossei-vas^oni,  rifiessioni,  ntiove  scoperte 
sulle  leggi  dt  movimenti  animali"  (Genua  1769,  4.)  und  ein  Werk  über  die 
Semiotik  des  Pulses  „Gli  elementi  deW  artes  fygmica"  (Ebenda  1769)  ein 
gewisses  Interesse  beanspruchen  dürften. 

Dict.  bist.  II,  pag.  478.  —  Annali  universi  di    med.    Vol.  CXXIX.  1849,  pag.  224. 

PgL 

(Jandoger  de  Foigny ,  Pierre-Louis  G. ,  geboren  am  6.  August  1732 
in  Lyon,  studirte  anfangs  Mathematik,  später  in  Paris  Medicin,  wo  er  bis  1763, 
zugleich  mit  chemischen  Studien  eifrig  beschäftigt,  verblieb.  Dann  bekleidete  er 
in  Nancy  die  Lehrstühle  der  Anatomie,  Chirurgie  und  Botanik.  Er  starb  am 
5.  August  1770  in  Malzeville.  Von  seinen  Werken  ist  bemerkenswerth  eine  Ver- 
theidigung  der  Pockenimpfung:  „Traitd pratigue  de  Vinocvlation"  (Nancy  1768). 

Biogr.  m6d.  IV,  pag.  332.  —  Dict.  bist.  II,  pag.  479.  Pgl. 

Gfandolfi,  Giovanni  G.,  zu  Pavia,  war  am  26.  März  1806  zu  Modena 
geboren,  studirte  daselbst,  in  Florenz  und  Padua,  wurde  1846  zum  Professor 
der  Anatomie  bei  der  Akademie  der  Künste  und  1848  der  geriehtlichea 
Medicin  bei  der  Universität  in  Modena  ernannt,  zu  welchem  Lehrstuhl  er  1863 
auch  den  der  Hygiene  übernahm.  1865  wurde  er  für  dieselben  Fächer  an  die 
Universität  Pavia  berufen.  Von  seinen  zahlreichen  Schriften  führen  wir  folgende 
an:  „8ul  metodo  degli  stndii  medici^  e  svlla  dottrina  analitica  delle  tdropl*" 
(Florenz  1837)  —  „Ricerche  analitiche  teorico-pratiche  intorno  ai  fondamenti 
ßlosqfid  della  dottrina  medica  razionale  empirtca"  (3  voll. ,  Mailand  1841,  42)  — 
„Sulla  genesi  e  cura  dello  scirro  e  del  cancro  e  relativa  cura"  (Mailand  1845)  — 


i 


r 


GANDOLFI.  —  GANT.  491 

„SuW  ordinamento  ßlosoßco  della  materia  della  medicina  legale^  und 
^SuUa  monomama  omicida,  dtscussioni  medtco-legali"  (Beides  im  Bulletino 
delle  8C.  med.  di  Bologna  1849,  51)  —  „Regolarnento  pratico  sulla  visüa  del 
cmacrüto^  (Modena  1852)  —  „Fondavienti  dt  medicina  forenae  analüica  ad 
U80  del  medico  e  del  legale^  (2  voll.,  Bologna  u.  Modena  1851 — 4)  —  Das- 
selbe „Colla  comparazione  delle  principali  legülaztani  atmto  speciale  riguardo 
al  nuovo  codtce  penale  italtano  e(c,^  (3  voll.,  Mailand  1862 — 65)  —  „Intomo 
ad  una  causa  del  cholera  e  del  relatico  rimedio"  (Bologna  1855).  —  Ausser- 
dem eine  weitere  Anzahl  von  kleinen  Schriften  und  Aufsätzen.  Er  starb  am 
21.  Juni  1875  zu  Carlo  in  der  Nähe  von  Modena. 

Pavia,  Universiti  di,  I,  pag.  290.  G. 

Gannal,  Jean-Nicolas  6.,  zu  Paris,  Chemiker  und  Pharmaceut, 
geboren  am  28.  Juli  1791  zu  Sarrelouis,  gestorben  1852  zu  Paris,  ist  hier  nur 
wegen  seiner  Arbeiten  auf  dem  Gebiete  der  Hygiene  und  der  von  ihm  angegebenen 
Conservirungsmethoden  animalischer  Theile  zu  erwähnen.  Auch  empfahl  er 
Chlor-Inhalationen  gegen  Phthisis  in  mehreren  Arbeiten,  von  denen  zwei  durch 
Wm.  Horazio  Potter  in's  Englische  übersetzt  wurden,  als :  „  Two  memoirs  .  .  . 
on  the  successful  inhalation  of  diluted  chlorine,  in  tke  early  stages  of  con- 
sumjptwn  etc.**  (London  1830);  eine  andere  erschien  u.  d.  T. :  „Du  chlore  employe 
comme  rem^de  contre  la  phthisie  pulmonaire^  (Paris  183^).  lieber  denselben 
Gegenstand  waren  auch  Aufsätze  im  Journ.  compl6ment  du  Dict.  de  sc.  m6d. 
(1828)  erschienen.  In  Betreff  seiner  Conservirungsmethoden  schrieb  er;  „AfSm. 
8ur  la  conservation  des  matteres  anomales ;  suivi  des  rapports  faits  ä  V Institut 
et  h  VÄcad,  roy  de  mSd.^  (Paris  1836)  —  „Histoir^^  des  embaumements  et  de 
la  pr^paration  des  pilces  d'anatomie  normale,  d^anatomie  pathologique  et 
d^histoire  naturelle;  suioie  de  procidds  nouveaux^  (Ebenda  1838;  2.  6d.  1841; 
engl,  üebers.  v.  R.  Harlan,  Philadelphia  1840).  Er  erhielt  für  die  Erfindung 
seines  Verfahres  von  der  Akademie  der  Medicin  eine  National-Belohnung  von 
8000  fr.  und  vom  Institut  einen  Monthyon-Preis  und  schrieb  darüber,  ausser 
mehreren  offenen  Briefen  an  berühmte  Persönlichkeiten  und  an  das  Institut  (1843, 
44),  auch  eine:  „Lettre  aux  mSdecins  sur  la  question  des  embaumements^ 
(Paris  1845),  indem  auf  ärztlicher  Seite  seine  Methode  mehrfach  Widerstand 
gefunden  hatte.  Auch  bei  der  Ueberführung  der  Asche  N  a  p  o  1  e  o  n's  nach  Paris 
(1840)  machte  er  sich  durch  einen  offenen  Brief  bemerklich.  Endlich  verfasste 
er  noch  ein  „MSm,.  adressS  ä  M,  le  prefet  de  la  Seine  .  .  .  pour  Vapplication 
d^un  nouveau  Systeme  d'inhumation  dans  les  cimeti^res  de  Paris^  (1842,  4.)  und 
ein  Schriftchen:  „Du  rdle  de  Vazote  atmosph&ique  dans  l'alimentatwn"  (IS •^2). 

Dechambre,  4.  Serie,  T.  VI,  pag.  699.  —  Callisen,  VII,  pag.  36;  XXVIII, 
pag.   131.  G. 

*&ant,  Frederick  James  G.,  in  London,  ist  ein  Zögling  des  Uni- 
versity  College,  wurde  1849  Member,  1861  Fellow  des  R.  C.  8.  Engl.,  diente 
als  Civil  Staff-Surgeon  in  den  Militärhospitälem  der  Krim  und  in  Scutari ,  ist  zur 
Zeit  Senior  Surgeon  des  Royal  Free  Hospital.  Er  verfasste :  „  The  irritable 
bladder;  its  causes  and  curative  treatment"  (London  1859;  2.  edit.  1867)  — 
„The  principles  of  surgery,  clinical,  medical  and  operative"  (1864)  —  ^The 
science  and  practice  of  surgery"  (1871;  2.  edit.  1878,  2  voll.)  — '  „Modern 
surgery  as  a  science  and.  art,  Oration  etc.  (1872)  —  „Diseases  of  the  bladder^ 
prostate  and  Urethra;  etc."  (4.  edit.)  —  „A  guide  to  the  examinations  at  the 
R.  C.  S,  of  Enql.  for  the  diplomas  of  member  and  fellow"  (1874 ;  3.  edit). 
Ausserdem  Aufsätze  in  der  Med.-Chir.  Transact.  (Vol.  LllI,  LVI,  LXIIl):  „Ec- 
cisions  of  the  joints ,  especially  knee,  hip,  and  elbow;  20  typical  cases  and 
results**  —  „Excision  of  knee  at  53  years  of  age^  tmth  successful  result"  — 
„Compound  fracture  of  femur  »20  years  öfter  excision  ofknee,  one  inch  above 
bany  union" ;   in  der  Lancet  (1871)  die  Lettsomian  Lectures   über    „Excisional 


1 


492  GANT.  —  DI  GARBO. 

surgery  of  the  joints" ;    im  Brit.  Med.  Joum.    (1879):    „Acupreaaurey  ligature 

and  forsion  of  arteries^  u.  s.  w.    Ausserdem  Aufsätze  in  yerschiedenen  anderen 
Londoner  Zeitschriften. 

Medical  Directory.  Red. 

Garate  y  Gasabona,  Babil  de  G. ,  spanischer  Arzt  des  18.  Jahrhunderte, 
studirte  in  Saragossa,  wurde  Chirurg  des  königlichen  Hospitals  in  Santiago  in 
Galizien  und  später  der  Stadt  Pamplona.  Er  schrieb  das  folgende  gute  Handbuch 
der  Geburtshilfe:  „lAbro  nuevo,  cuyo  tüulo:  Nuevo  y  natural  modo  de  aitsiliar 
d  las  mugeres  en  los  lames  peligrosos  fle  los  partos ,  sin  operacion  de  manos 
ni  instrumentos"  (Panplona  1756,  4.). 

Dechambre,  4.  Serie,  T.  VI,  pag.  718.  G. 

Garaye,  Glaude-Toussaint-Marot,  Comte  delaG.,  bretagnischer 
Edelmann,  geboren  den  26.  October  1675,  studirte  aus  reiner  Menschenliebe 
Medicin  und  hat  sich  durch  Gründung  zahlreicher  Wohlthätigkeitsanstalten,  Agvle 
für  Greise,  Kranke  imd  Schwache  aus  eigenen  Mitteln  den  Ruf  eines  grossen 
Philanthropen  erworben.  Als  das  Product  seiner  chemischen  und  pharmakologischen 
Studien  sind  zu  nennen:  die  Darstellung  eines  zu  seiner  Zeit  imter  dem  Namen 
Sal  essen tiale  de  la  Garaye  bekannten  trockenen  China-Extracts ,  femer  eine 
Methode  zur  schnelleren  Bereitung  des  Ferrum  oxydulatum  nigr.  (Aethiops  mar- 
tialis),  endlich  die  Darstellung  eines  Sal  ammoniaco-mercuriale ,  welches  bei  den 
Zeitgenossen  als  Tinctura  mercurialis  sich  eines  grossen  Rufes  als  Heilmittel  gegen 
Syphilis,  Scrophulosis,  Hautausschläge  erfreute.    G.  starb  am  2.  Juli  1755. 

Biogr.  m6d.  IV,  pag.  333.  '  Pgl. 

Garbiglietti ,  Antonio  Andrea  G. ,  zu  Turin,  war  zu  BieUa  um 
1808  geboren,  wurde  1833  zu  Turin  Doctor,  war  Mitglied  des  Colleg.  Chirurg, 
der  königlichen  Universität,  Leibarzt  der  Königin  Maria  Christina  von  Sardinien. 
Er  verfasste  folgende  Arbeiten:  „In  humanum  diaphragma  ejusque  genesim 
illustrationes  quaedam^  (Repertorio  med.-chir.  del  Piemonte  1834)  —  „Sdla 
natura  contagiosa  del  colera  Orientale"  (Bulletino  delle  sc.  med.  di  Bologna 
1836)  —  „Cenm  ßstologict  intomo  ad  alcune  analogie  (Repert.  med.-chir.  1831) 
—  „Cenm  sulC  ibridismo^  (Eflfemeridi  fisico-med.  del  Piemonte  1836)  —  „Osser- 
vazioni  pratiche  sulV  efficax^ia  delV  acido  arsenicoso  nella  cura  delle  febbri 
intermittenti*^  (Giorn.  delle  sc.  med.  di  Torino  1843)  und  eine  Reihe  weiterer 
Aufsätze  in  den  genannten  und  in  anderen  Zeitschriften.  Seine  späteren  Arbeiten 
waren  grösstentheils  anthropologischer  Natur;  wir  führen  von  ihnen  an:  „Sopra 
oleum  scritti  di  craniologia ,  etnografia  e  di  jisiologia  sperimentale  del  Carlo 
Maggtorani"  (Turin  1862),  femer  in  dem  Giomale  della  Reale  Accademia  di  medie. 
di  Torino  (1862,  65,  66)  u.  s.  w.  eine  Anzahl  von  Aufsätzen,  darunter:  „Intomo 
alV  opera  del  ...  Carlo  Gustav  o  Carus  sulla  simbologia  comparaiatra 
lo  sckeletro  umano  e  quello  delle  scimie  etc,'^  —  „Intomo  alV  opusctdo  del 
dott.  Oius.  Bern.  Davis  sul  cranio  umano  subfossile  di  Neanderthal^  — 
„Di  una  singolare  e  rara  anomalia  delV  osso  jugale  ossia  zigomcUico"  und 
zusammen  mit  A.  MORIGGIA  (Ebenda  1870):  „Descrizione  di  celosomo  dirino 
con  exencefalia  idrocefalica" . 

Cäntü,  pag.  225.  —  Index-Catalogiie.  V,  pag.  282.  G. 

di  Garbo  ist  der  Name  einer  Florentiner  Familie  aus  dem  14.  Jahrhundert, 
aus  welcher  drei  bedeutende  Aerzte  jener  Zeit  hervorgegangen  sind. 

Buono  (oder  Bruno)  di  Garbo,  Schwager  des  Begründers  der 
scholastischen  Medicin ,  Taddeo  Alderotti  ,  und  Professor  in  Bologna,  lebte  später 
als  hochgeschätzter  Chirurg  in  Florenz. 

Sein  Sohnl)ino  (Abkürzung  von  Aldobrandino,  Hildebrand)  di 
Garbo,    im   letzten  Drittel   des    13.   Jahrhunderts   geboren,    war   unter  seinein 


DI  GABBO.  ~  GAEDANE,  493 

Onkel  Taddeo  in  Bologna  ärztlich  gebildet  worden,  hatte  hier  1300  den  Doctor- 
grad  erlangt,  lehrte  zuerst  einige  Jahre  in  Bologna,  folgte  später  einem  Rufe 
als  Professor  an  die  medicinische  Schule  von  Siena ,  ging  dann  in  gleicher  Eigen- 
sehaft  nach  Padua  und  kehrte  endlich  nach  seiner  Vaterstadt  zurück,  wo  er  am 
30.  September  1327  gestorben  ist.  Als  Arzt  und  Gelehrter  nicht  weniger,  wie 
wegen  seiner  Leutseligkeit  geschätzt,  hat  er  sich  allgemeiner  Achtung  und  Liebe 
erfreut  und  ist  namentlich  vom  König  Robert  von  Sicilien,  dem  Mäcen  aller 
Gelehrten ,  mit  Auszeichnung  beehrt  worden.  Als  Schriftsteller  ist  er  am  be- 
kanntesten durch  sein:  y,Dilucidarium  Avicennae",  zuerst  1429  in  Ferrara, 
später  in  zahlreichen  Auflagen  gedruckt ,  und  durch  die  „Expositio  super  canones 
generales  de  virtutibus  medicamentorum  simplicium  Canon,  II  Atncennae" 
(Venedig  1514).  Ausser  einigen  anderen,  meist  commentirenden  Schriften  hat 
er  eine  „Chtrurgta  cum  tractatu  de  ponderibus  et  mensurts,  nee  non  de 
emplastris  et  tinguentts^  (zuerst  Ferrara  1425,  zuletzt  Florenz  1544  gedruckt) 
zumeist  nach  Avicenna  bearbeitet,  und  „Enarratio  in  Guidonem  de  caval- 
cantibics,  de  natura  venerei  amorts"  (Venedig  1498)  verfasst,  in  welcher  er  seinen 
Nebenbuhler  Cecco  di  Ascülo  angriff  und  sich  denselben  zum  Feinde  machte; 
nicht  ohne  Grund  wird  DiNO  beschuldigt,  dazu  beigetragen  zu  haben,  dass  CfiCCO 
wegen  seines  „Tractatus  de  sphaera**  als  Häretiker  zum  Feuertode  verurtheilt 
worden  ist. 

Er  hinterliess  einen  Sohn ,  Tommaso  diGarbo,  der  zuerst  in  Perugia, 
später  in  Bologna  den  Lehrstuhl  der  Medicm  inne  gehabt  hat  und  hier  (oder  in 
Florenz)  im  Jahre  1370  gestorben  ist.  Er  war  ein  Freund  von  Petrarca,  der 
mit  der  höchsten  Anerkennung  von  ihm  als  Gesellschafter  und  Arzt  spricht;  wie 
Villani  erzählt^  hat  er  sich  eines  solchen  Ruhmes  erfreut,  dass  die  Fürsten 
Italiens  selbst  in  geringfügigen  Erkrankungsfällen  niemals  unterliessen ,  seinen  ärzt- 
lichen Rath  einzuholen.  Von  seinen  Schriften  sind  „Expositio  super  capitulo  de 
generatione  embryonis,  tertii  canonis,  fen  XXV  Ävicennae*'  (Venedig  1502) 
und  die  nicht  beendete  „Summa  medicinalis"  (mit  einigen  kleineren  Schriften 
Venedig  1506;  1521;  Lyon  1529)  zu  nennen. 

V.  d.  Linden-Mercklin,  pag.  245,  1018.  —  Eloy,  Dict.  hist.  T.  II,  pag. 
302.—  Biogr.  in6d.  IV,  pag.  334,  335.  —  Henschel,  Janus,  N.  F.  II,  pag.  396,  405. 

A.  Hirsch. 

Gkurcia,  mehrere  spanische  Aerzte.  —  Marcos  G.,  im  17.  Jahrhundert, 
schrieb  das  folgende  Werk  über  Chirurgie  in  spanischer,  statt  in  der  sonst  üblichen 
lateinischen  Sprache:  „Honor  de  la  medecina  y  aplauso  de  la  cirujia  castellana" 
(Madrid  1638,  4.). 

Matias  G.  war  in  Villa  de  Agreda  bei  Tarragona  geboren,  studirte  in 
Valencia,  wurde  später  daselbst  nacheinander  Professor  der  theoretischen  Medicin 
und  der  Anatomie,  welche  Lehrstühle  er  31  Jahre  lang  inne  hatte.  Er  war  einer 
der  berühmtesten  Aerzte  seiner  Zeit  und  wurde  aus  allen  Theilen  des  Landes 
eonsultirt.  Seine  Werke,  in  welchen  er  u.  A.  die  HARVEY'sche  Entdeckung  des 
Kreislaufes  zu  bekämpfen  versuchte,  sind:  „Disputationes  medicae  selectae:  in 
duas  partes  distributae"  (Lyon  1677,  Fol.)  —  „Disput,  apologetica  adver sus 
quosdam  doctissimos  medicos  male  sentientes  de  curatione  vertiginis  per  con- 
sensum  ventriculi  etc."  (Ebenda  1677,  Fol.)  —  „Disputationes  physiologicae 
antiquorum  et  neotericorum  placita  novo  acumine  exprimentes  etc."  (Valencia 
1680,  Fol.).    Er  starb  in  den  ersten  Tagen  des  Januar  1691. 

Morejon.  —  Dechambre,  4.  S6rie,  T.  VI,  pag.  720.  G. 

Gardane,  Joseph-Jacques  de  G. ,  geboren  in  la  Ciotat  (Provence), 
promovirte  in  Montpellier  um  1760  und  Hess  sich  als  Arzt  in  Paris  nieder,  wo 
er  das  Amt  eines  königlichen  Censors  bekleidete.  Er  war  Mitglied  der  Akademien 
von  Montpellier,  Nancy,  Marseille  und  Dijon.  Die  von  G.  hinterlassenen  Schriften 
beziehen    sich   zum  Theil   auf  die  Behandlung   von  Syphilis,    mit  der  er  sich  als 


494  GAEDANE.  —  GARDIEN. 

Arzt  speciell  beschäftigte,  zum  Theil  auf  die  Behandlung  von  Scheintodten,  durch 
Eoülendunst  oder  andere  Ursachen  asphyktisch  gewordenen  Personen. 

Biogr.  mdd.  IV,  pag.  336.  —  Dict.  bist.  U,  pag.  480.  Pgl 

ftardane-Duport,  Charles  G.-D. ,  geboren  am  12.  November  1746  in 
Toulouse,  erhielt  in  Paris  1782 -den  Titel  eines  Maitre  en  Chirurgie  und  starb 
am  9.  April  1815.  Seine  Schriften  beziehen  sich  auf  die  Behandlung  der  Syphilis; 
„MSthode  süre  de  guirir  les  maladies  vSniriennes  par  le  traitement  mixte" 
(Paris  1787;  1803). 

Biogr.  m6d.  IV,  pag.  336.  Pgl. 

Gardanne,  Charles-Pierre-Louis  de  G.,  geboren  in  Paris  am 
12.  November  1788,  promovirte  daselbst  zum  Dr.  med.  im  Juli  1812.  Er  schrieb: 
„Avis  aux  femme^  qui  entrent  dans  Vage  critique*'  (Paris  1812)  und  „De  la 
m&nespatme**  (Paris  1816). 

Biogr.  m6d.  IV,  pag.  336.  Pgl. 

CFardanne,  Joseph-Jacques  de  G.,  s.  Gardane. 

Gardeil,  Jean-Baptiste  G.,  1726  zu  Toulouse  geboren,  ging  nach 
Paris ,  beschäftigte  sich  dort  Anfangs  mit  verschiedenen  Studien  und  erlernte  Latein, 
Griechisch,  Hebräisch,  Englisch,  Italienisch  und  Spanisch.  Mit  DroEROT  und 
d'Alkmbbrt  befreundet,  war  er  eine  Zeit  lang  mit  der  Redaction  der  Gazette 
de  France  betraut  und  hatte  dabei  Müsse  genug,  die  Sammlung  griechischer 
Manuscripte  der  königlichen  Bibliothek  zu  durchforschen.  Nachdem  er  dann  im 
späteren  Alter  sich  ausschliesslich  der  Medicin  und  den  Naturwissenschaften  zu- 
gewendet hatte  und  correspondirendes  Mitglied  der  Acadömie  royale  des  sciences 
für  Botanik  geworden  war ,  machte  er  einige  Reisen  nach  dem  Süden  Frankreichs 
und  Hess  sich  zuletzt  in  Toulouse  nieder,  wo  er  sich  um  die  Lehrstühle  für 
Mathematik  und  Medicin  an  der  Universität  erfolgreich  bewarb.  6.  edirte  als 
Pröduct  dreissigjähriger  Studien  eine  französische  üebersetzung  de«  Hippukrates 
(nach  der  Ausgabe  des  Foesiüs),  erschienen  Toulouse  1801  und  starb,  82  Jahre 
alt,  am  19.  April  1808. 

Dict.  hist.  II,  pag.  483.  Pgl. 

Gardien,  Claude-Martin  G.,  zu  Paris,  am  14.  Juli  1767  zu  Tarjet  (Berrvi 
geboren,  war  anfänglich  Lehrer  der  Physik  und  Mathematik  am  College  ra 
Bourges,  studirte  darauf  Medicin  im  Hospital  zu  Clermont  von  1791 — 93  und 
kam  dann  nach  Paris,  wo  er  1799  mit  der  These:  „Examen  des  efftU  que 
produisent,  sur  VSconomie  animale,  les  qualMs  physiques  de  Fair  etc.**  Doctor 
wurde.  Er  beschäftigte  sich  vorzugsweise  mit  Geburtshilfe  und  hielt  Vorlesungen 
über  dieselbe ,  sowie  über  Frauen-  und  Kinderkrankheiten.  Nachdem  er  eine  Reihe 
von  geburtshilflichen  Arbeiten  veröffentlicht  hatte,  namentlich  in  Leroox'  Joum. 
de  m6d.  (1804,  5,  6),  wie:  „Considdration  tendant  h  fixer  les  caa^ou  le  tatnpon 
peut  Ure  de  quelqu'utiliti  dans  les  h^orrhagies  ut^ines^  —  „Mim.  sur  h 
section  de  la  Symphyse  des  os  pubis"  —  „Examen  crüique  des  prSceptes 
donnSs  par  les  accoucheurs  sur  la  rupture  de  la  poche  des  eaux  etc.*'  u.  s.  w., 
im  Bulletin  des  sc.  m6dic.  (T.  V):  „Operation  de  la  Symphyse,  prcUiqv^  avec 
succ^  pour  la  m^e  et  pour  Venfant  etc.^,  betheiligte  er  sich  1811,  nach  dem 
Tode  von  Baudelocqüe,  an  dem  Concurse  wegen  der  Besetzung  von  dessen  Stelle 
mit  der  These:  „Du  toucher"  (4.),  jedoch  ohne  Erfolg.  Er  gab  in  Folge  des-sen 
seine  Lehrthätigkeit  auf,  widmete  sich  bloss  der  Praxis  und  verfasste  u.  A.  folgende 
Schrift:  „Traitd  des  accouchemens ,  des  maladies  des  femmes ,  de  V^ucation 
medtcale  des  enfans,  et  des  maladies  propres  h  cet  dge"  (4  voll.  Paris  1807; 
2.  ed.  1816;  3.  M.  1824;  italienische  Üebersetzung,  Mailand  1820).  Dazu  zahl- 
reiche Artikel  im  Dict.  des  sciences  mödicales.     Er  starb  im  Juni  1838. 

Dechamhre,  4.  S6rie,  T.  VI,  pag.  728.  —  Callisen,  VII,  pag.  44;  XXVIII, 
pag.  153.  G. 


GARDIN.  -   GARENCIERES.  495 

(rardin,  Louis  du  G.  (Gardjnius,  Hortbnsiüs),  Arzt  in  der  ersten 
HAlfte  des  17.  Jahrhunderts,  stammte  aus  Valeneiennes  und  war  der  Sohn  von 
J6rome  du  6.,  der  gleichfalls  Arzt  und  Herausgeber  eines  Commentars  zu 
HiPPOKRATKs'  de  aquis,  aere  et  locis  war.  Er  promovirte  zu  Douai,  wo  er  an 
d(n  Schulen  der  Universität  25  Jahre  lang  lehrte.  Er  starb  etwa  um's  Jahr 
1637.  Er  hatte  einen  wissenschaftlichen  Streit  mit  Thomas  F?£NS,  dem  Lehrer 
VAX  Helmont's  in  Löwen  tiber  die  Frage,  zu  welcher  Zeit  die  Seele  in  den 
Körper  des  Fötus  geht:  „Dt  animation  efoetus,  in  qua  ostenditur,  quod  anima 
raU'analis  ante  organisationem  non  tnfundaiur"  (Douai  1623).  Der  letzte  Theil 
der  von  G.  geschriebenem  „Institutionum  medicinae  Über  III**  ist  1638  nach 
seinem  Tode  von  Briffault  in  Douai  veröffentlicht  worden. 

Biogr.  m6d.  IV,  pag.  3  8.  Pgl. 

Gardiner,  John  G.,  lebte  als  Arzt  zu  Edinburg  gegen  Ende  des  vorigen 
Jahrhunderts.  Er  war  Mitglied  des  Royal  College  of  Physicians  und  der  Royal 
Society  in  Edinburg  und  verdient  Erwähnung  als  einer  derjenigen  hervorragenden 
Aerzte,  die  sich  mehr  oder  weniger  dem  neuropathologischen  Systeme  seines  Lands- 
mannes CüLLEN  anschlössen.  Seine  Hauptschriften  sind:  „Ohsercations  on  the 
antmal  oeconomy  and  on  the  causes  and  eures  of  diseases^  (Edinburg  1784; 
deutsch  von  E.  B.  G.  Hebexstrbit,  Leipzig  1786)  und  „An  inquiry  into  the 
nature,  cause  and  eure  of  the  gout  and  some  of  the  diseaseJi  with  which  it  is 
connected^  (Edinburg  1792). 

Dict.  hist.  II,  pag.  483.  Pgl. 

Gardlnl,  Francisco  Giuseppe  G.,  in  Vascagliana  bei  San  Damiano 
(Asti)  am  22.  Januar  1740  geboren,  studirte  Philosophie,  Physik  und  Medicin 
in  Turin  und  prakticirte  nach  seiner  Promotion  (1762)  in  seiner  Geburtsstadt, 
wo  er  nebenbisr  auch  physikalischen  Studien  oblag.  Von  1783 — 1800  Professor 
der  Philosophie  in  Alba,  dann  Professor  in  Asti  fünf  Jahre  lang,  dann  wiederum 
Professor  der  Philosophie  in  Alba  bis  1813,  verbrachte  er  die  letzten  drei  Lebens- 
jahre bis  1816  in  Damiano,  wo  er  am  15.  Mai  starb.  Gaedini  nimmt  als  Vor- 
läufer von  Galvani  im  Studium  der  thierischen  Elektricität  und  als  Verfasser 
verschiedener  von  vielen  Akademien  preisgekrönter  Werke  über  medicinische 
Physik  eine  hervorragende  Stellung  unter  den  Aerzten  Italiens  ein.  Uebrigens 
ist  G.  auch  einer  der  eifrigsten  Vertheidiger  der  Euhpocken-Impfung.  Von  seinen 
Schriften  führen  wir  an:  „L'appltcazione  delle  nuove  scoperte  delßutdo  dlettrico 
agli  usi  della  ragionevole  medicina*^  (Genua  1774)  —  „Esperimenti  fatti  nel 
mese  dt  Marzo  1789  sopra  Velettrtcith  spontanea  degli  uomini"  (1789). 

Dict.  hist.  n,  pag.  484.  Pgl. 

Garelliy  NicoloPiodeG.,  1670  in  Bologna  geboren  als  Sohn  des  Arztes 
Giovanni  Battjsta  de  G.,  studirte  in  seiner  Vaterstadt  als  Schüler  von  Sbabaglia 
und  in  Wien,  wohin  sein  Vater  vom  Kaiser  Leopold  berufen  war^  und  hatte, 
zum  Reisebegleiter  des  Erzherzogs  Karl  1706  ernannt,  Gelegenheit  den  König 
von  Portugal  von  einer  schweren  Ej-ankheit  zu  heilen.  Nach  Deutschland  zurück- 
gekehrt, wurde  er  Leibarzt  des  Kaisers  und  starb  am  21.  Juli  1739.  Er 
schrieb  u.  A. :  „Hieronymt  Sbaragli  scepsis  de  vtmpara  generatione^ 
(Wien    1696). 

Biogr,  m6d.  IV,  pag.  338.  Pgl. 

Gfarenclöres,  Thöophile  de  G. ,  geboren  1615  zu  Paris,  wurde  mit 
20  Jahren  Dr.  med.  in  Caen^  ging  dann  nach  England,  wo  er  sich  später,  etwa 
um  1657,  nach  ktirzerem  Aufenthalte  in  Oxford,  zu  London  niederliess  und  Arzt 
der  französischen  Gesandtschaft  war.  Er  starb  hier  um's  Jahr  1670  in  grosser 
Dürftigkeit.  -Von  seinen  Schriften  sei  genannt:  „Angliae  flagellum^  sive  tabes 
anglica  numeris  omnibus  absoluta"  (London  1647). 

Biogr.  m6d.  IV,  pag.  339.  Pgl. 


496  GARENGEOT.  —  GARGILIUS. 

ftarengeot,  Ren^-Jacques-Croissant  de  G.,  berühmter  französischer 
Chirurg,  war  am  30.  Juli  1688  zu  Vitr6  in  der  Bretagne  geboren,  wo  sein  Vater 
Chirurg  des  dortigen  Hospitals  war.  Nachdem  er  den  ersten  chirurgischen  Unter- 
richt von  seinem  Vater  erhalten  ,  war  er  5  Jahre  lang  im  Hospital  zu  Angers, 
darauf  in  den  grossen  Marinespitälern  der  Bretagne  thätig,  machte  einige  Seezfige 
mit  und  kam  1711  nach  Paris.  Er  trat  daselbst  in  den  Dienst  eines  in  der  £coie 
de  m6decine  wohnenden  und  von  derselben  beschäftigten  Barbier-Chirurgen,  besuchte 
zugleich  die  Vorlesungen  in  jener  Schule;  es  waren  der  Anatom  V^inslow,  im 
Hötel-Dieu  Meey  und  Thibaüt  und  ausserdem  Arnaüd  und  J.  L.  Petit  seine 
Lehrer.  Schon  ehe  er  1725  in  die  Genossenschaft  der  Chirurgen  aufgenommen 
wurde,  hatte  er  bedeutende  Werke  verfasst,  nämlich:  „TraiU  des  opiraiions  de 
Chirurgie  y  fondS  sur  la  micanique  des  organes  de  V komme ,  et  sur  la  thSorie 
et  la  pratique  la  plus  autorisSe"  (2  voll.  Paris  1720;  2.  6dit.  3  voll.  1731; 
dasselbe:  „Enrichi  de  eures  tr^  singuli^res ,  et  de  figures  en  taiUe  douce, 
representant  les  attitudes  des  Operations"  2.  6dit.  1738 — 41;  englische  üebers. 
London  1723),  worin  die  Lehren  der  bedeutendsten  Chirurgen  jener  Zeit 
enthalten  sind,  femer:  „Nouveau  traiti  des  instruments  de  Chirurgie  hs  plwt 
utiles;  et  de  plusieurs  nouvelles  machines  propres  pour  les  maladies  des  os.  etc.^ 
(2  voll.  Paris  1723;  nouv.  6dit.  1725)  —  „Miotomie  humaine  et  canine,  ou 
la  manih'e  de  dissdquer  les  muscles  de  Vhomme  et  des  chiens"  (Paris  1724 ; 
2.  6dit.  „suivi  d'une  miologie  ou  histoire  ahrigie  des  muscles"  1728;  3.  6dit 
1750;  deutsche  Uebers.  von  Joe.  Alex.  MiscHEL,  1744).  Zu  der  genannten  Zeit 
hielt  er  mit  grossem  Beifall  anatomische  Vorlesungen  in  der  £cole  de  m6decine 
und  wurde  1728  zum  königlichen  Demonstrator ,  anfänglich  der  Materia  mediea, 
dann  der  Operationen  bei  der  £cole  de  Chirurgie  ernannt ;  auch  wurde  er  Mitglied 
der  Acad.  de  Chirurgie  und  der  Londoner  Royal  Society.  Er  gab  in  dieser  Zeit 
noch  heraus:  „Splanchnologie,  ou  Fanatomie  des  visc^res;  avec  des  figures  ori- 
ginales   ;   suivie  d'une  dissertation   sur  Vorigine  de  la    Chirurgie"  (Paris 

1728;  deutsche  üebers.  von  Jon.  Alex.  Mischel,  Berlin  1733)  —  „L^opiration 
de  la  taille  par  Vappareil  latSral,  ou  la  mSthode  de  frh'e  J a c qu e s ,  corrigk 
de  Ums  ses  d^fauts"  (Paris  1730);  ausserdem  verschiedene  M6moires  in  den  Mem. 
de  TAcad.  des  sciences  und  den  M6m.  de  l'Acad.  de  Chirurgie.  —  1742  wurde 
er  zum  Chirurgien-major  eines  Infanterie-Regimentes  ernannt,  mit  dem  er  mehrere 
Feldzflge  mitmachte.  Während  eines  derselben  starb  er  am  10.  Deeemb^  1759 
zu  Cöln  an  Apoplexie.  —  Er  gehörte  zu  den  angesehensten  Chirurgen  seiner 
Zeit,  wenn  er  auch  mancherlei  Angriffe  erfuhr,  um  die  er  sich  jedoch  wenig 
kümmerte.  Fremde  Erfahrungen  mit  den  seinigen  vereinigend,  hat  er  fast  alle 
Theile  der  operativen  Chirurgie  gefördert.  Ohne  auf  Details  näher  einzugehen, 
wollen  wir  nur  anführen,  dass  bei  der  Operation  der  Thränenfistel ,  der  Nasen- 
polypen ,  der  Hasenscharte ,  des  eingeklemmten  Bruches ,  der  Hydrocele  u.  s.  w. 
Modificationen  von  ihm  angegeben  worden  sind.  Die  von  ihm  herrührende  Ver- 
vollkommnung des  Zahnschlüssels  ist  noch  heute  unter  seinem  Namen  bekannt.  Er 
hat  es  ausserdem  verstanden ,  dem  ganzen  Stande  der  Chirurgen ,  gegenüber  den 
Aerzten,  eine  grössere  Geltung  zu  verschaffen. 

Morand,  Opuscnles  de  Chirurgie.  Paris  1768,  I,  pag.  69.  —  P.  J.  Cabaret  im 
Jonrn.  des  connaiss.  med.-chir.  1846,  pag.  )^17.  Gurlt. 

/Garet,  Henri  G. ,  aus  Löwen,  studirte  daselbst  Medicin,  promovirte  in 
Padua  und  prakticirte  einige  Zeit  in  Brüssel ,  später  als  Leibarzt  d«s  Kurfürsten, 
resp.  Erzbischofs  in  Mainz  bis  zu  dessen  Tode  1601,  worauf  er  nach  seiner 
Vaterstadt  zurückkehrte.  Hier  starb  er  am  5.  April  1602  unter  Hinterlassung  einer 
Schrift:  „De  arthritidis  prapservatione  et  curationey  clarorum  doctissimorumque 
nostrae  aetatis  viedicorum  consilia"  (Frankfurt  1592). 

Biogr.  m6d.  IV,  pag.  341.  PgL 

(Jargilius  Martialis,  s.  Martialis. 


GARIN.  —  GARMANN.  497 

Gfarin,  mehrere  Aerste  französischer  Nationalität.  —  Einer  derselben  war 
2a  Anfang  des  19.  Jahrhunderts  Arzt  zu  Tournay  in  Belgien,  daselbst  auch  Chirurg 
deB  Waisenhanses  nnd  Mitglied  des  Vacoine-Comitös.  Es  rühren  Yon  ihm  folgende, 
in  Lerodx'  Jonm.  de  mM.  (1801,  2,  3,  4,  8,  10)  erschienene  Aufsätze  her: 
^Obs,  8ur  Phydrocipkale  interne*^  —  „Obs,  sur  Voaaificatton  contre  nature  de 
la  face  utSrine  dünn  placenta*'  —  „Riflexums  sur  les  fauasea  dauleurs  de 
Vaccouchement*'  —  „Deacription  d'un  bec-de-lüvre  naturell  mata  d'une  figure 
particulüre*'  —  „Obs.  d^une  kernte  crurale  itrangUe  par  inßammcUum  etc,^  — 
y,Obs,  d^une  plate  de  tete,  suivt  d^un  grand  ahc^  dans  Vun  des  ventricules 
du  cerveaUf  etc,**  —  „Ri/lexions  physiologiques  sur  le  systhne  sanguin  dufoettis**. 

Callisen,  VII,  pag.  49.  G. 

Garin,  J.  G.,  zu  Lyon,  wurde  1844  mit  der  These  „Becherckes  htstoriqttes 
ei  crtttques  sur  VopportunitS  de  la  trachSotomie  dans  le  croup,  ProcSdSs  et 
vMtruments  nouveaux  d^opiration^  in  Paris  Doctor  und  verfasste  später:  „Le 
Service  sanitaire  de  Lyon^  son  Organisation  mSdicale  et  ses  rSsultats  pratiques^ 
(Paris  1878).  Er  war  Herausgeber  der  „Oaz.  mSdicale  de  Lyon**  und  publicirte 
eine  zweite  und  vermehrte  Auflage  von  Am.  Bonnet's  ^,Nouvelles  möthodes  de 
traitement  des  maladies  articulaires^  (1860). 

P.  Diday  in  Lyon  medical.  1883,  pag.  496,  533,  604  [nicht  zugänglich].       G. 

GariopontHB  (auch  unter  dem  von  unwissenden  Abschreibern  entstellten 
Namen  Warmipotus,  Raikpotus,  Garnipolus  u.  A.  bekannt)  isti  einer  der  ältesten 
der  namhaft  bekannt  gewordenen  Meister  und  Schriftsteller  der  medicinischen 
Schule  von  Salemo.  Er  stammte  wahrscheinlich  aus  der  Lombardei,  wie  de  Rbnzi 
glaubt  aus  Neapel,  und  lebte  zu  Salemo  gegen  Ende  des  10.  und  in  der  ersten 
Hälfte  des  11.  Jahrhunderts;  jedenfalls  ist  er  schon  vor  dem  Jahre  1059  gestorben. 
Von  seinen  Schriften,  deren  er  selbst  mehrere  erwähnt,  sind  nur  der  „Passionariits^, 
ein  Compendium  der  praktischen  Heilkunde  (zuerst  als  „  Oaleni  Pergameni  Passio- 
narius"  Lyon  1516;  1526;  später  unter  dem  Titel:  „Ad  totius  corporis  aegri- 
tudines  remediorum  Tcpa^ewv  libri  V"  BaseF  1531  im  Druck  erschienen)  und  ein 
„Tractatus  de  febrlhus*'  der,  als  lib.  VI  und  VII  der  späteren  Ausgabe  des 
Pasaionarius  angehängt,  auch  in  der  Collect,  de  febribus.  Venedig  1576,  pag.  187 
abgedruckt  ist)  noch  erhalten.  Wahrscheinlich  ist  6.  auch  Verfasser  mehrerer  der 
Pseudo-Galenischen  Schriften.  Der  Passionarius  ist  eine  Compilation  aus  den  Werken 
von  HiPPOKBATES,  Galen,  Alexander,  auch  aus  den  Schriften  der  methodischen 
Aerzte,  besonders  des  Caelius  Aurblianus  ;  am  meisten  folgt  er  dem  Theodorus 
Priscianus.  üebrigens  werden  von  ihm  wenige  Autoren  und  dieselben  nur  selten  citirt. 

de  Benzi,  Collectio  Salernitana.  Kapol.  1852,  I,  pag.  137.  A.  Hirsch, 

GaJlot,  Jean-Baptiste  G.,  berühmter  Zahnarzt,  lebte  zu  Ende  des 
vorigen  und  Anfang  dieses  Jahrhunderts  als  Zahnarzt  des  Königs  von  Spanien  in 
Madrid  und  ist  Verfasser  eines  in  der  Geschichte  der  Zahnheilkunde  einen  wichtigen 
Abschnitt  bildenden  dentistischen  Werkes:  ^Traiti  des  maladies  de  la  bouche" 
(Paris  1805). 

Dict.  hist.  n,  pag.  488.  Pgl. 

Garlich,  Thomas  G.,  englischer  Chirurg  des  vorigen  Jahrhunderts,  ist 
erwähnenswerth  als  Verfasser  zweier,  übrigens  in  den  zusammenfassenden  Literatur- 
angaben von  AsTRüC  und  Girtanner  vergessenen  Abhandlungen  über  den  viru- 
lenten Tripper  (London  1719)  und  seine  Behandlung  mittelst  Injectionen. 

Dict.  bist.  II,  pag.  489.  Pgl. 

Oarmann,  Christian  Friedrich  G.,  am  19.  Januar  1640  in  Merse- 
burg geboren,  hatte  in  Leipzig  Medicin  studirt  und  war  daselbst  nach  Vertheidigung 
9einer  Diss.   „De  nutritione  infantum  ad  vitam  longam"  (1667)  zum  Licentiaten 
befördert   worden.     Er   habilitirte    sich  als  praktischer  Arzt   in  Chemnitz,    wurde 
Biogr.  Lexikon.  II.  32 


498  GARMANN.  —  GARNIER. 

später  zum  StadtphysikuB  ernannt  und  ist  hier  am  15.  Jali  1708  ge8torbeD.  — 
G.  war  ein  Polyhistor  nicht  im  besten  Wortverstande.  Die  grosse  Beleaenheit, 
deren  er  sich  rtihmen  durfte,  hatte  er  nicht  verdaut,  es  fehlte  ihm  an  Urtheil  und 
Geschmack  und  alle  seine  literarischen  Arbeiten,  besonders  seine  Schrift:  „De 
miracvlis  mortuorum  lihri  III  quibus  praemwsa  est  dissertatio  de  cadavare  et 
miraculis  in  gener e"  (Leipzig  1670),  später  in  sehr  erweitertem  Umfange  von  seinem 
Sohne  EmanuelHeinrichG.  (Dresden  1709)  herausgegeben,  sowie  eine  „Epi- 
Stolarum  centuria" ,  welche  erst  nach  seinem  Tode  ebenfalls  von  seinem  Sohne 
(Rostock  1714)  veröffentlicht  worden  ist,  tragen  das  Gepräge  änsserster  Leicht- 
gläubigkeit. G.  war  Mitglied  der  Leopoldinischen  Akademie,  in  deren  Acten  er 
mehrere  Aufsätze  veröffentlicht  hat. 

Vgl.  die  von  Dan.  Müller  (Chemnitz  17IH)  verfasste  Vita ;  ein  Verzeichniss  seiner 
Schriften  findet  sich  in  H alleres  Bibl.  anat.  I,  pag.  571,  und  Bibl.  med.-pract.  III,  pag.  213. 

A.  H 

Oaxn,  Johann  Andreas  G.,  geboren  unweit  Magdeburg  im  Jahre  1755, 
erhielt  1778  in  Leipzig  die  Doctorwtlrde  und  war  Arzt  in  Dahme  (Regierungsbez. 
Potsdam)  und  in  Schlieben  (Regierungsbez.  Merseburg).  Er  starb  1829.  G.  hat 
11  grössere  Schriften  und  verschiedene  kleinere  Journal- Artikel  verfasst,  über 
Pflanzengifte,  Hundswuth,  casuistische  Betrachtungen  etc.j 

Dict.  bist.  II,  pag.  489.  Pgl. 

Gameri,  Orazio  G.,  zu  Turin,  Professor  der  Medicin  daselbst,  publieirte: 
„Budimenta  kygienes,  pathologiae,  therapeuttces ,  epitome  nosologiae  ad  insii- 
tuendos  chirurgiae  studtosos  in  regio  Taurinensi  Ahenaeo"  (Turin  1821),  ferner 
ein  ;,.3f^.  9ur  un  Cancer,  gtciri  par  la  suite  de  gangr^ne^  (Bullet,  de  sc.  möd. 
T.  VI)  —  „Obs,  d^une  tumeur  stiatomateuse ,  (Tun  an£vrisfne  enkisti  etc." 
(Ebenda,  T.  VIII)  —  „Sur  detix  foetus  nSs  d'un  seul  oeuf  etc.*'  (Mem.  de 
Turin  1805 — 8)  —  jfOhs.  sur  une  espkce  particulihre  d' entSrocUe*^  (LerOUX' 
Journ.  de  m6d.  1813)  u.  s.  w. 

Callisen,  VII,  pag.  54.  6. 

Gameri,  Giovanni  G-,  in  Savigliano  (Piemont),  war  am  10.  September 
1800  geboren,  bezog  1817  die  Universität  Turin,  wo  er  sich  der  Unterstützung 
seines  vorstehend  angeführten  Verwandten  zu  erfreuen  hatte  und  wurde  daselbst 
mit  der  Diss.  „De  artium  organicorum  degenerafione ;  De  ammoniaco  etc.^ 
Doctor ,  darauf  Repetent  der  Chemie  an  dem  königl.  Provinzial-CoUegium  und 
Assistenzarzt  am  Ospedale  maggiore  di  San  Giovanni  zu  Turin.  Er  wurde  ein 
Mitarbeiter  des  Prof.  Lorenzo  Martini  und  betheiligte  sich  an  der  Publicatioa 
der  „Annali  clinici'%  später  der  „Annali  di  medicina,  chirurgia  e  farmacia^T 
schrieb  auch  einige  Monographien,  daninter  über  die  Cholera,  als  sie  zuerst  in 
Italien  auftrat. 

Cantü,  pag.  226.  G. 

Gariiett,  Thomas  G. ,  englischer  Arzt,  geboren  1766  in  der  Provini 
Westmoreland,  war  auf  der  Universität  zu  Edinburg  Schüler  Brownes,  dessen  Lehren 
er  mit  Begeisterung  anhing.  Dr.  med.  im  Jahre  1787  geworden,  frequentirte  är 
die  Hospitäler  in  London ,  prakticirte  in  Bradford ,  analysirte  die  QueUeo  von 
Harrowgate,  war  1796 — 1799  Professor  in  Glasgow,  kurze  Zeit  Professor  der 
Physik  und  Chemie  in  London  und  starb  daselbst  an  einem  typhoiden  Fieber  am 
28.  Juni  1802.  Seine  Abhandlungen  beziehen  sich  meist  auf  Gegenstände  der  Chemie. 

Biogr.  med.  IV,  pag.  344.  —  Dict.  hist.  II,  pag.  490.  Pgl. 

Garnier,  Vater  und  Sohn,  zu  Lyon.  —  Pierre  G.  war  daselbst  gebQitig, 
studirte  in  Montpellier  und  wurde  dort  Doctor,  kehrte  nach  Lyon  zorfick  oad 
wurde  1695  Arzt  des  Hdtel-Dieu,  in  welchem  er  bedeutende  Yerbesseningea  ein- 
führte. Er  hatte  bereits  früher  geschrieben :  „Forrntdes  nouvelles  de  mSdecüte, 
latines  et  frangaises^  ä  Viisage  de  V Hotel-Dieu  de  Lyon**  (Lyon  1693 ;  2.  6dit 


i 


GARNIER.  —  GARROD.  499. 

verbunden  mit  eiaem  „Traüi  de  la  viroU^  1699;  1726;  1730).  Weiter  von 
ihm  1691 — 95  herausgegebene  kleine  Schriften  sind  von  geringem  Belang.  1710, 
bei  einer  pestartigen  Epidemie  im  Beanjolais  zu  Hilfe  gerufen ,  wurde  er,  nachdem 
^  treffliche  Dienste  geleistet  hatte ,  selbst  von  der  Krankheit  befallen  und  starb 
an  derselben  am  .4.  Juli  1719. 

Biogr.  m6d.  IV,  pag.  345.  —  Dict.  hist.  II,  pag.  493.  G. 

Laurent  G.,  der  Sohn,  war  am  27.  November  1704  geboren,  wurde 
1722  in  Montpellier  Doctor  und  1730  Arzt  des  H6tel-Dieu  in  Lyon,  musste  jedoch 
1735  wegen  ungünstiger  Gesundheit  diese  Stellung  wieder  niederlegen.  Er  gab 
heraus:  „Observattons  pratlques  sur  les  fihores  intermittentea  gudries  par  la 
graine  de  panais**  (Lyon  1744)  und  im  Journal  de  mödecine  (1756,  1781): 
gObservations  sur  une  hydropiste-ascite  compUquSe  avec  une  grossesse  etc,"  — 
^Lettre  .  .  .  relative  au  mSmoire  de  M.  Baumes  sur  le  dicAetes" ,  ausserdem 
eine  sehr  vermehrte  Ausgabe  des  „Formulaire^  seines  Vaters  (Paris  1764 — 1785). 
Er  starb  zu  Paris  am  7.  August  1784. 

Dict.  bist.  II,  pag.  494.  —  Breghot  du  Lut  et  Pericaud,  pag.  121,  22. 

G. 

Gamet,  ProsperG.,  französischer  Marinearzt,  war  am  13.  Januar  1794 
zu  Brest  geboren,  machte  zahlreiche  Seereisen,  bei  welchen  er  auch  als  Natur- 
forscher sehr  thätig  war,  wurde  1822  zu  Paris  mit  einem  „Essai  sur  le  cholSra- 
morbus^  Doctor,  später  Chefarzt  der  Marine  und  gab  eine  beträchtliche  Menge  von 
Mittheilungen  über  seine  Reisen,  und  Arbeiten  zoologischen,  ethnologischen,  anthro- 
pologischen Inhaltes,  die  wir  sämmtlich  hier  übergehen,  heraus.  Wir  führen  nur 
seine  wenigen  rein  medicinischen  Arbeiten  an:  „Lettre  sur  les  prSparations 
anatomiques  artificielles  du  docteur  Äuzoux**  (Annales  marit.  et  colon.  1827)  — 
„Legons  ilementaires  mr  Vart  des  accouchements ,  suivies  d'un  traitd  sur  la 
iaignie  et  sur  la  Vaccine^  (Paris  et  Saint-Pierre-Martinique  1832;  2.  6dit.  1834)  — 
„De  V komme  considSri  sous  le  rapport  de  ses  caracthres  physiques^  (Paris 
1836)  u.  s.  w.   Er  starb  zu  Paris  am  8.  August  1838. 

Berger  et  Key,  pag.  109.  G. 

*Garrig0U,  Joseph-Louis- F61ix  G. ,  zu  Toulouse,  ist  zu  Tarascon 
(Ari6ge)  am  16.  September  1835  geboren,  begann  seine  Studien  1S54  in  Toulouse 
und  beendigte  sie  in  Paris,  wo  er  1860  mit  der  These  „De  Ventiro-mhentdrtte 
typhoide*'  Doctor  wurde.  Nachdem  er  sich  in  Toulouse  niedergelassen,  wurde  er 
daselbst  Cantonalarzt  und  Arzt  des  Wohlthätigkeits-Bureaus ,  auch  Arzt  bei  den 
Quellen  von  Ax  (Ari6ge)  u.  s.  w.  Von  seinen  Arbeiten,  die  sich  tlber  die  Gebiete  der 
Medicin,  Geologie,  Anthropologie,  Balneologie  u.  s.  w.  erstrecken,  gegen  70  an  Zahl 
betragen  und  in  den  Comptes  rendus  de  TAcad.  des  sc,  den  M6m.  de  l'Acad.  des 
sc.  de  Toulouse,  der  Union  mM.,  Gaz.  hebdomad.,  Gaz.  des  höpit.,  Annales  de  la 
8oc.  d'hydrologie  de  Paris  u.  s.  w.  veröffentlicht  sind,  führen  wir  nur  folgende 
medicinische  an:  „Piqüres  anatomiques  et  leur  traitement  par  Veau  chlor4e^^ 
(1859)  —  „Monographie  chimique  et  medicale  des  eaux  d^Ax^  (1862)  — 
„La  svLfhydromitrie  et  ses  diverses  applications ;  rSponse  ä  M.  le  prof. 
E.  Filhol"  (1868)  —  „Monographie  mSdicale  de  Bagnh'es  -  de  -  Luchon" 
(1870,  av.  pl.)    —    „Etüde  sur  Veau   des  fontaines  et  sur  les  filtres  naturels 

de  Toulouse*^   (1873)    —   „Etüde   chimique   sur    la  source   sulfurSe de 

Challes  (Savoie)"  (Chambery  1875)  —  „Le  mercure  dan^  Veau  minirale  de 
Saint -Nectaire"  (Paris  1880).  Eine  Monographie  über  die  Mineralquellen  der 
Pyrenäen  (6  voll.)  war  in  der  Publieation  begriffen. 

Glaeser,  pag.  280.  Red. 

*  GkuTod,  Vater  und  Sohn  zu  London.  —  Der  Erstere,  AlfredBaringG., 
wurde  1843  Doctor  bei  der  Londoner  Universität,  war  Professor  der  Materia 
medica ,   Therapie  und  klinischen  Medicin  am  King's  College  Hospital ,    zu  dessen 


50Ö  GAEROD.  —  GASC. 

Consulting  Physicians  er  gegenwärtig  gehört.  Schrifteir:  „The  esserUials  ofmateria 
medtca  and  therapeutics**  (3.  edit.  London  1868)  —  »7%e  nature  and  treuU- 
ment  of  gout  and  rheumatic  gotd**  (Ebenda  1859)  und  n.  A.  folgende  Arbeiten: 
„Condition  of  blood  in  cholera"  (London  Jonm.  of  Med.)  —  „Scurvy^  (Edinb. 
Monthly  Jonm.  1848)  —  „New  and  successful  mode  of  treattng  acute  rheu- 
mattsm^  (Med.-Chir.  Transaet.  1855)  —  „Besearches  on  gout^  (Ebenda  1858)  — 
j,On  the  influence  of  liquor  potassae,  and  other  causttc  alkaline  »olutums, 
upon  the  therapeiitic  propertiea  of  henbane,  belladonna  and  stramonium*' 
(Ebenda)  u.  s.  w. 

Medical  Directory.  Red. 

Alfred  Henry  G.,  der  Sohn,  der  am  17.  October  1879,  erst  33  Jahre 
alt,  starb,  studirte  von  1864  an  im  Eing's  College,  widmete  sich  in  Cambridge 
der  Zoologie  nnd  vergleichenden  Anatomie  und  wurde  1874  Professor  der  letzteren 
am  Eing's  College  in  London  und  im  folgenden  Jahre  Fullerian  Professor  der 
Physiologie  an  der  Royal  Institution.  Mit  üebergehung  seiner  zahlreicben  und 
bedeutenden  zoologischen  und  vergleichend-anatomischen  Arbeiten  f&hren  wir  nur 
die  folgenden,  welche  für  die  Physiologie  des  Menschen  von  Bedeutung  sind,  ans 
dem  Journal  of  Anatomy  and  Physiol.  (1872,  73)  an:  „On  sphygmography*^  — 
„On  the  source  of  nerve  force"  —  „On  the  law  which  regulates  the  frequency 
of  the  pulse", 

Dechambre,  4.  S^rie,  T.  VI,  pag.  755.  G. 

Garth,  Samuel  G.,  geboren  1661,  studirte  Medicin  in  Cambridge,  wo 
er  1691  Dr.  med.  wurde.  Seit  1692  in  London,  wirkte  er  mit  allen  Kräften  im 
Vereine  mit  anderen  Aerzten  fUr  die  Gründung  eines  Dispensary  und  gcässelte 
die  Gegner  des  Instituts  in  einem,  mit  Enthusiasmus  aufgenommenen  kemisehen 
Gedicht  („The  dispensary").  G.,  der  noch  mehrere  poetische  Arbeiten  liierte, 
starb  am  18.  Januar  1718. 

Biogi^  m6d.  fv,  pag.  346.  Pgl 

Gärtner,  Benjamin  G. ,  zu  Kopenhagen,  war  am  5.  December  1790 
auf  der  dänischen  Antillen-Insel  St.  Thomas  geboren,  studirte  von  1808  an  in 
Kopenhagen  Medicin,  machte  1813  sein  Examen,  prakticirte  mehrere  Jahre  anf 
St.  Thomas  und  schrieb :  „Broussais'  System  i  Westindien"  (Otto's  Nye  Hygaea 
1823)  —  „Nogle  praktiske  Bemaerkninger  om  den  saakaldte  gute  Feber'^ 
(Bibl.  for  Laeger  1825)  —  „Fractur  af  11.  og  12.  Byg-  og  1.  Laende-Hvir- 
velbeen  etc."  (Ebenda  1829)  —  „Om  Nytten  af  Anvendelsen  af  oleum  rictni 
i  Puerperal- Feberen"  (Ebenda).  Seit  1831  war  er  in  Kopenhagen  Regiments- 
Chimrgus  und  Arzt  und  gab  daselbst  noch  heraus:  „Practiske  Jagttagelser^ 
(Bibl.  for  Laeger  1832).    Er  starb  am  15.  Januar  1834. 

Callisen,  VIT,  pag.  59;  XXVIH,  pag.  156.  G. 

Gartshore ,  M  a  x  w  e  1 1  G. ,  geboren  1732,  berühmter  Geburtshelfer  in 
London,  schrieb  werthvoUe  casuistische  Abhandlungen  über  Retroversio  uteri, 
Ruptura  uteri,  Erysipelas  Infant,  etc.  und  starb  1812. 

London  Med.  and  Phys.  Jonmal.  1812,  Vol.  XXVni,  pag.  42  -  49.  —  Dict.  bist.  II, 
pag.  494.  Pgl, 

Gase,  Jean-BaptisteG. ,  Magister  chirurgiae ,  zuerst  Hospitals-Chinu^ 
in  Cahors,  dann  Geburtshelfer  in  Tonneins,  Mitglied  mehrerer  gelehrter  Geset 
Schäften,  war  ein  geschickter  Practicus  und  gelehrter  Schriftsteller.  Es  rflhrea 
von  ihm  her  etwa  9  Abhandlungen :  über  abscedirte  Hernie,  über  Exstirpation  von 
Uteruspolypen,  über  Blutverluste  bei  Placenta  praevia,  über,  bösartiges  Catarrhal- 
fieber,  über  einen  Fall  von  geheiltem  Tetanus  traumaticus  u.  A. 

Dict.  bist.  II,  pag.  495.  PgL 


GASC.  —  GASIOROWSKI.  501 

Gase,  Jean-Gharles  6.,  fratizdaischer  Militärarzt,  war  am  31.  August 
1780  zu  Gabors  geboren,    als  Sobii  eines  Gbi:rargien-Lietttenant  für    die  Provinz 
Qnercy,    und   wurde  1802  in  Paris  Doctor    mit   der    wertbvoUen  Diss.    „Sur   la 
maladie  des  femnies  ä  la  auite  des  couchea,  connue  som  le  nom  de  fi^vre  puer- 
pirale^    (2.    6dit.    1804;    abgedruckt   in   der   üebersetzung    von   G.  W.  St^in's 
„L'art  d'aocoucbeur^',  1804).    Nachdem  er  sich  anfUnglicb  in  Paris  niedergelassen, 
trat  er  1808  in  den  Dienst  der  Armee  als  M^decin-adjoint ,  machte  die  Feldzüge 
in  Oesterreicb  (1809)  und  Russland  (1812)  mit,    wo    er  als  Kriegsgefangener  in 
Wilna  die  Leitung  der  in  einem  fttrchterlicben  Zustande  befindlichen  Lazarethe  der 
französischen  Gefangenen  fibemahm.   1814  aus  der  Gefangenschaft  zurückgekehrt, 
wnrde  er  nach  Waterloo  verabschiedet,   1820  aber  am  Hop.  Gros-Gaillou  zu  Paris 
in  einer  untergeordneten  Situation  wieder  angestellt,  in  der  er  bis  1831  verblieb, 
nm  dann  an  das  Yal-de-Gräce  überzugehen.    Er  wurde  endlich  Chefarzt  des  Gros- 
Gaillou,  Medecin  prinoipal    und  erster  Professor    am  Val-de-Gräce    1836 ,    sodann 
M6deein  inspectenr  und  Mil^lied  des  Gonseil  de  sante  1839.    1847  nahm  er  seinen 
Abschied   und   starb    im  April    1848.    —    Ausser   verschiedenen  geburtshilflichen 
Arbeiten  aus  seiner   früheren  Lebenszeit,  wie;    „Observattons   d'une  plaie  faite 
aux  parois  de  Vabdomen,  pendant  les  douleurs  de  V enfantement^  (Reo.  p6riod. 
de  la  Soc.  de  m6d.  1800)   —    „M^moires  sur   les  pertes  de  sang   du  dScolle- 
ment  du  placenta,  implantS  h  la  circonf^rence  de  Vorifice  interne  de  VutSrus^ 
(Ann.    de    la  Soc.    de    m6d.    de  Montpell.,    T.  VI)    —    „Becueü   de   plusieurs 
mimoires  et  observattons  sur  divers  points  de  doctrine^  deVart  et  science.des 
accouchemens^  (Paris  1810)  und  mehreren  anderen  Arbeiten,  unter  denen  wir  nur 
anführen:   ^Fragment  sur  les  diarrhSes  chroniques,  observ^^es  danft  les  hopitaux 
de  Danzig  .  .  .  18W  (Sedillot's  Joum.  gen.  de  m6d.,  T.  LVII),  steht  sein  Name 
in  inniger  Verbindung   mit   den   aus   jener  Kriegszeit   stammenden  Arbeiten  über 
Heeres-  und  Volkskrankheiten,  namentlich  den  exanthematischen  Typhus,  den  er 
auf  seinen  Kriegszügen  zur  Genüge  kennen  gelernt  hatte.    Zunächst  gab  er  eine 
üebersetzung   von  Val.  v.  Hildenbband's  Schrift  „Du  typhus  contagieux  etc,^ 
(Paris  1811),  später,  zusammen  mit  Breslau,  eine  ebensolche  von  Schnurrer's 
„Matertaux  pour  servir  h  une  doctrtne  gSnSrale    sur  les  ^pidSmis  et  l&i  con- 
tagtons"  (Ebenda  1816)  heraus,  welcher  Schrift  seine  eigenen  in  Wilna  gemachten 
Erfahrungen  beigefügt  waren.    —    1829  vom  Kriegsminister  mit  der  Leitung  des 
Militärbadehanses  in  Bar^ges  betraut ,  schrieb  er  über  diese  Quellen  seine  gediegenen 
„Nouvelles    observations    sur    les   propridtds  mSdicinales    des    eaux    mtnSrales 
naturelles  de  Bar^ges  etc.^    (Rec.  de  m6m.  de  m6d.  milit.   1832).    Dazu  kommt 
noch  eine  Anzahl  weiterer  Artikel,    theils    im  Dict.  des  sc.  mödic,    theils  in  den 
M^m.  de  la  Soc.  de  m6d.  de  Paris  (1847  u.  s.  w.),  z.  B.   „MSm,  sur  la  plique 
polonaise^y  oder  im  Joum.  univ.  des  sc.  m6d.  (1829):   „Mem.  sur  une  maladie 
observde  h    Vend&me  sur  les  soldaia  du  1er  rig,  de  dragons",  sowie  in  anderen 
medicinischen  Journalen.    Auch  war  er  seit  1820  Mit-Redacteur  der  Revue  m^dicale. 

F.  Dubois  et  B6gin  im  Bullet,  de  l'Acad.  de  m6d.  T.  XIII,  1847-48,  pag.  917. 
—  B^gin  im  Rec.  de  m6m.  de  m6d.  milit.  2.  S6rie,  T.  IV.  1848,  pag.  340.  —  Larrey  in 
Gaz.  med.  de  Paris.  1848,  pag.  323.  —  Callisen,  VII,  pag.  60;  XXVIH,  pag.  156. 

Gurlt. 

Gasiorowski,  Ludwig  6.,  geboren  am  25.  August  1807  zu  Ruda  bei 
Wielnn,  studirte  zu  Breslau,  wo  er  1835  promovirt  wurde.  Seit  1836  lebte 
er  als  praktischer  Arzt  in  Posen,  1837 — 1846  war  er  Lehrer  an  der  dortigen 
Hebeammenschule  und  starb  daselbst  am  9.  December  1863.  G.  war  nicht  nur 
ein  geschätzter  Arzt  und  Philanthrop ,  sondern  auch  ein  gediegener  und  gelehrter 
Geschichtsforscher;  seine  Materialien  zu  einer  Geschichte  der  Medicin  in  Polen 
besitssen  einen  sehr  hohen  Werth ,  der  Titel  dieses  ausgezeichneten  Werkes  lautet : 
„Zbi6r  wiadomosci  do  historyt  sztuki  lekarshUj  w  Polsce  od  czasöw  naj-daw- 
niejszych  az  do  najnowszych''  (Posen,  Bd.  I,  1839;  Bd.  II,  1853;  Bd.  III,  1854; 
Bd.  IV,  1855).  K..&  P. 


502  GASPABD.  —  GASSER. 

Gaspard,  Marie- H um bert-Bemard  G.,  zu  6aiDt-£tieime-en-£r(8se, 
war  zu  Gigny  (Jura)  am  7.  October  1788  geboren,  wurde  1812  Doctor  in  Paris 
mit  der  „Btss.  inavg.  vhyaioL  svr  la  gazHfaction  vitale,  ou  d^gagemftU  de 
fluides  aeriformea  dans  (es  eties  vivants  etc.",  nachdem  er  schon  frflher  „Se- 
chirches  plysioL  et  pathol.  hur  les  jpl  thisies"  (Chftlons  1809)  veröffentlicht  hatte. 
Er  war  Cantonalarzt  und  von  1845 — 58  Friedensrichter  des  Cantons  von  Montret 
(Saöne  -  et  -  Loire)  und  schrieb  eite  Reihe  von  Abhandlungen  aus  der  Thier- 
und  Pflanzen-Physiologie,  der  Meteorologie,  Statistik,  Naturgeschichte, -Ägricultur, 
Medicin,  Chirurgie,  Toxikologie  u.  s.  w.,  von  denen  wir  nur  die  nachatehenden 
wenigen,  aus  Magendie,  Journal  de  phys.  exp^r.  (1821  ff.),  anfuhren:  ;,ifA». 
physiol.  sur  le  mtrcvrt*^  —  „Effets  des  alimens  vdgetaux  hetbacSes  sur  Vico- 
nomie  humaine"  —  „Observ.  sur  la  morsure  de  la  vip^re**  —  „ExpMencet 
physiol,  et  w^dic,  sur  Vacdtate  de  plomb"  —  „Mim.  physiol.  sur  les  maladia 
purulentes  et  putrides,  hur  la  Vaccine  etc.**  —  „Expdrience  sur  un  homwe 
hydrophobe**  u.  s.  w.  Er  war  einer  der  Ersten ,  der  Experimente  über  Pyämie 
u.  8.  w.  machte ,  indem  er  Thieren  putride  Flüssigkeiten  in  die  Venen  spritzte. 
Sein  Tod  erfolgte  am  17.  November  1871. 

Dechambie,  4.  S^rir,  T.  VI",  ppp.  762.  —  CaUiseB,  VII,  pag  63;  XXVIII, 
pag.  157.  G. 

Oassaud ,  Louis-Prosper-G^rard  G. ,  französischer  Militärarzt, 
war  am  14.  October  1796  zu  Toulouse  geboren,  macLte  seine  Studien  daselbst 
und*  war  nach  dem  in  der  Nähe  im  April  1814  stattfindenden  blutigen  Treffen 
beim  Verbinden  der  Verwundeten  thätig.  Er  beendigte  seine  Studien  in  Paris 
und  wurde  daEclbst  1819  mit  der  These:  „Essai  sur  Vair  atmoi^phMque,  con- 
sidtrd  comme  cause  de  maladies**  Doctor.  Er  nahm  als  Militärarzt  Theil  an  den 
Feldztigen  in  IFpanien ,  Moiea  und  Algerien ,  war  nacheinander  Chefarzt  der 
Militär- Hospitäler  von  Calvi,  Cambrai  und  Bordeaux  (1842 — 50),  war  dann  Arzt 
des  Succursal-Invalidenhauses  in  Avignon  und  kam  darauf  nach  Perpignau,  wo  er 
M^dccin  principal  wurde.  Ausser  einer  Schrift:  „Consideratiorismedicalessvrles 
corstts  dont  les  femmes  fönt  usac^e"  (Paris  1821)  schrieb  er  eine  Anzahl  von 
Abhandlungen  in  der  Nouv.  biblioth.  mödic.  (1826,  27),  wie  „M^.  ei  obser- 
vations  sur  la  wyelife**  —  „M^m.  sur  les  mtdications  lomitives*'  —  „Mtm.  tur  U 
carnau  des  enfants**  —  „Mtm.  sur  les  effets  perniciexix  de  Vtau  de  lautier- 
cerise**  —  „Mtm,  sur  les  föt^es  de  la  Corse  et  topographie  de  Calvi**;  femer 
im  Rec.  de  m6m.  de  m6d.  milit.  (T.  35,  40):  „Mem.  et  obs.  sur  les  ßhrres 
de  Napoli,  en  Bomanie,  avec  un  aye^t^u  topogrophique  de  dtte  ville**  —  „Mhn. 
sur  lis  ßevres  pernicieu^ses  observdes  h  Bordeaux**  u.  s.  w. 

Dechambre,  4.  Serie ,  Tom. » VI,  pag.  763.  G. 

Gassendus,  Petrus,  lebte  von  1592 — 1655,  ist  als  wichtigster  Ver- 
treter des  epicuräischen  Atomismus  im  17.  Jahrhundert  zu  nennen  ,  stammt  im 
der  Provence  und  ist  einer  der  bedeutendsten  Physiker  seiner  Zeit ;  G.  ist  Gegner 
der  Wirbeltheorie  von  Descartes.  In  seiner  Schrift  „De  septo  cordis  ptivio'* 
bekannte  er  sich  als  Gegner  Harvey's;  ebenso  im  dritten  Theil  seiner  Philoeo- 
phia  epicurea,  speciell  in  der  Abhandlung  „De  nutritione  animalium,  de  lenis 
lacieis,  de  pulsu,  de  respii atione ,  de  circulatione  sanguinis**.  Eine  Gesammt- 
ausgäbe  seiner  Werke  in  6  Bänden  ist  1658  zu  Leyden  erschienen.  Haller 
rühmt  von  G. :  Multae  vir  leetionis ,  potissimum  in  priscorum  philosophorum  striptis. 

/  Gasser,  AchiUes-Pirminius  G.,  als  Sohn  von  Ulrich  G.,  den 
Wundarzte  des  Kaisers  Maximilian  I.,  in  Lindau  am  3.  November  1505  geboren, 
hörte  1522  Luther  und  Melanchtbon  in  Wittenberg,  ging  dann  nach  Wien,  darasf 
im  Jahre  1527  nach  Montpellier,  wurde  1528  Dr.  med.  in  Avignon  und  prakti- 
cirte  später  in  Fddkirchen  bei  Augsburg,  wo  er  am  4.  December  1577  starb. 
Von  verschiedenen  Ftlrsten  wurde  G.    nicht    nur   in   seiner  Eigenschaft   als  Ant, 


GASSEE.  —  GASTELLIER.  503 

sondern  auch  in  Fragen  der  Theologie  und  Politik  zu  Rathe  gezogen.  Von  seinen 
zahlreichen  Schriften   beziehen   sich   etwa   sechs   speciell    auf  medicinisohejQ^egeU' 
stände,    darunter    „Curationes   et  observattones  medicae"  (Augsburg  (^öS',  4.). 
Biogr.  m6d.  lY,  pag.  348.;  Pgl. 

*  Gasser,  Emil  G. ,  zu  Idstein  (Nassau)  am  8.  December  1847  geboren 
und  in  Marburg  unter  Wagner  und  Lieberkühn  ausgebildet,  wurde  bei  Ersterem 
1871  Assistent  und  promovirte  1873.  1874  habilitirte  er  sich  für  Anatomie  und 
wurde  1884  Extraordinarius  und  Assistent  des  Marburger  anatomischen  Instituts. 
Ans  einer  Reihe  entwicklungsgeschichtlicher  Arbeiten  in  den  Marburger  Sitzungs- 
berichten und  verschiedenen  Archiven  seien  „Der  Primitivstreifen  der  Vogel- 
embryonen^,  die  „Entvncklung  der  Allantois,  der  Müll  erwachen  Oänge^  her- 
vorgehoben. W  e  rn  i  c  h. 

Grastaldl,  Gefonimo  6.,  Cardinal,  geboren  zu  Beginn  des  17.  Jahr- 
hunderts in  Genua  und  gestorben  in  Bologna  im  Jahre  1685,  ist  erwähnenswerth 
durch  seine  berühmt  gewordene  Schrift  über  die  Pest:  „Tractatus  de  avertenda 
et  profiiganda  peste  politico-legalis**  (Bologna  1684,  Fol.).  In  dieser  Schrift, 
dem  Resultate  zahlreicher  Beobachtungen  und  eingehender  Erfahrungen ,  documentirt 
sich  G.  als  Hauptvertreter  der  Partei   der  Contagionisten. 

Biogr.fm6d.  IVfpag.  351.  Pgl. 

Gastaldy .  Jean-BaptisteG. ,  geboren  1 6 74  zu  Sisteron ,  war  40  Jahre 
lang  Professor  der  Medicin  in  Avignon  und  starb  daselbst  1747.  Seine  Schiiften 
haben  nur  geringen  Werth.  In  den  „ Institut iones  medicinae  physico-anatomicae^ 
(Avignon  1713)  bekennt  er  sich  als  Anhänger  der  Cartesianischen  Philosophie. 

Biogr.  m6d.  IV,  pag.  353.  —  Dict.  hist.  II,  pag.  496.  Pgl. 

Gaste,  L6onard-Fulcrand  G. ,  französischer  Militärarzt,  war  am 
3.  Mai  1791  zu  Tours  geboren,  machte  seine  Studien  daselbst  und  trat  mit 
20  Jahren  in  die  Armee,  mit  welcher  er  die  Feldztige  in  Spanien  (l8ll — 13),  in 
Frankreich  (1814)  und  in  Belgien  (1815)  mitmachte.  Nach  dem  Kriege  wechselte 
er  wiederholt  die  Hospitäler,  war  in  Strassburg,  Paris,  1819  in  Calvi  und  Neu- 
Breisaeh,  nahm  Theil  an  dem  Feldzuge  in  Spanien  1823,  24,  war  wiederum  in 
Neu-Breisach ,  La  Rochelle,  Calais,  Belle-Isle-en-Mer  und  Montpellier  (1832)  und 
schrieb,  abgesehen  von  einer  Reihe  von  Aufsätzen  im  Journal  univ.  des  sc.  m6d. 
(1821,  22),  einen  „Essai sur  les  bains  de  Mane-ThSr^e""  (La  Rochelle  1829)  — 
yfAbrdge  de  Ihistoire  de  la  mddecine  considSrSe  comme  science  et  comme  art 
dans  ses  progrh  et  son  exercice  depuis  son  origine  juaqyi  au  19.  si^cle*^ 
(Paris  1835)  und  eine  wichtige  Arbeit:  „Du  calcul  appliquS  ä  la  medecine 
comme  complement  de  la  thSorie ,  des  faüs  et  des  raisonnements  sur  lesquels 
doivent  etre  fondies  la  pathologie,  la  th^apeutique  et  la  clinique^  (Paris  1838), 
sowie  „Mdlanges  de  mMecIne"  (Metz  1841).  1839  war  er  zum  Medecin  principal, 
Chefarzt  des  Instructions-Hospitals  zu  Metz,  und  ersten  Professor  für  den  Unterricht 
in  der  inneren  Medicin  ernannt  worden.  1845  wurde  er  als  Chefarzt  der  afri- 
kanischen Armee  nach  Algier  versetzt  und  bald  darauf  mit  der  Inspection  in 
allen  französischen  Besitzungen  im  Norden  von  Afrika  beauftragt.  Auf  einer  dieser 
sehr  anstrengenden  Reisen  zog  er  sich  die  Krankheit  zu,  an  welcher  am  21.  Juli 
1846  sein  Tod  erfolgte.  —  Die  von  ihm  zahlreich  hinterlassenen  Arbeiten  finden 
sich  in  einer  Reihe  von  Zeitschriften,  wie  den  Arch.  g6n6r.  de  m6d. ,  den  Annal. 
de  la  med.  physiol.,  dem  Joum.  compl6ment.,  den  Rec.  de  m6m.  de  m6d.  milit.  u.  s.  w. 
zerstreut;  darunter  auch  eine  „Notice  historique  sur  le  baron  Larrey" 
(Metz   1845). 

Halle  im  Rec.  de  mem.  de  in6d.  etc.  milit.  1847,  2.  S6rie,  T.  III,  pag.  393.  — 
Cal Ilsen,  VII,  pag.  67;  XXVIII,  pag.  1.58.  G 

Gastellier,  Ren6-Georges  G. ,  geboren  am  1.  October  1741  zu 
Ferneres  (Gatinais),  bekleidete  mehrere  politische  Aemter,  wobei  er  in  eine  Anklage 


« 


504  GASTELLIER.  —  GATTENHOFF. 

wegen  Hoeliyerraths  verwickelt  wnrde.  Der  Yerurtheilung  entgangen,  mosste  er 
sich  zwei  Jahre  lang  vor  seinen  Feinden  verborgen  halten.  Er  starb  in  Paris  am 
20.  November  1821.  G.  war  ein  tüchtiger  Praktiker  und  hat  ausserdem  eine 
ganze  Reihe  von  zum  Theil  preisgekrönten  Schriften  hinterlassen:  über  acate 
Krankheiten  im  Wochenbett,  über  Specifica  in  der  Medicin  etc.  Von  denselben 
jPtthren  wir  an:  „Traüd  de  la  ßkvre  müiatre  SpidSmique^  (Paris  1784)  -— 
„Traitd  de  la  fi^vre  müiaire  chez  les  femmes  en  couches"  (Montargis  1779)  — 
„Des  maladies  aigues  des  femmes  en  couches^  (Paris  1812)  u.  s.  w. 

Biogr.  m6d.  IV,  pag.  353.  —  Biet.  bist.  II,  pag.  498.  Pgl. 

Gastier,  Andrö-Fran^ois  6,,  war  zu  Thoisey  (Ain)  1787  geboren, 
wurde  1816  in  Paris  Doctor  mit  der  These:  „Sur  la  doctrine  des  tempSramens'^ 
und  verfasste  noch  folgende  weitere  geschätzte  Schriften:  „Essai  sur  la  nature 
ou  le  caracthre  essenttel  des  maladies  en  gSniral  et  sur  le  mode  d^action  des 
mddtcamens ;  etc.^  (Paris  1816)  —  „Pricts  de  la  methode  prophylactique, 
appUqu^e  atix  maladies  chroniques  et  h^riditaires^  (Lyon  1843 ;  2.  6dit.  unter 
dem  Titel:  „De  la  prophylaode  en  gdn^al,  de  son  application  aux  maladies 
epid^iques  et  atcx  affections  chroniques  h4rdditaires"  (Paris  1852).  Er  starb  1868. 

Dechambre,  4.  S6rie,  T. Vn,  pag.  1.  G. 

Gataker,  Thomas  G. ,  war  Chirurg  des  Königs  von  England,  sowie 
am  St.  George's  Hospital  in  London.  Geschickter  Praktiker,  starb  er  1769  unter 
Hinterlassung  der  folgenden  Schriften :  ;,  Observations  on  venereal  complaints  and 
on  the  methods  recommended  for  their  cure^  (London  1754,  55)  —  „Obser- 
vations on  internal  use  of  the  Solanum,  or  nigktshade*^  (2.  edit.  London  1757)  — 
„An  account  of  the  structure  of  the  eye;  loith  occasional  remarks  on  söme 
disorders  of  that  organ^  (Ebenda  1761)  —  n^^^V  <^  medical  subjects;  ort- 
ginally  printed  separately  etc.^   (Ebenda  1764). 

Dict.  hist,  n,  pag.  500.  Ppl- 

Gratinaria,  Marco  G. ,  einer  der  bekanntesten  medicinischen  Arabisten 
des  15.  Jahrhunderts  und  Verfasser  eines  kleinen ,  seiner  Zeit  sehr  geschätzten 
Oompendiums  der  Heilkunde,  das  unter  dem  Titel  „De  curis  aegritudinum  par- 
ticidariuni"  einen  Commentar  zu  dem  9.  Buche  des  Liber  medicinalis  Almansoria 
des  Rhazes  bildet,  lebte  in  Pavia.  üeber  seine  Heimath,  sowie  über  sein  Gebnrts- 
und  Todesjahr  ist  nichts  Sicheres  bekannt,  nur  so  viel  steht  fest,  dass  er  die 
A  genannte  Schrift  im  Jahre  1462  verfasst  und  noch  im  Jahre  1481  gelebt  hat,  da  er 
in  derselben  einer  von  ihm  in  diesem  Jahre  ausgeführten  Cur  gedenkt.  G.  folgt 
vorzugsweise  den  arabischen  Aerzten,  als  Praktiker  aber  tritt  er  mit  einiger 
Selbstständigkeit  auf.  Beweis  fdr  die  Beliebtheit,  deren  sich  diese  kleine  Schrift 
erfreut  hat,  gibt  der  Umstand,  dass  sie  vom  Jahre  1506,  in  welchem  sie  som 
ersten  Male  in  Lyon  gedruckt  erschienen  ist,  bis  zum  Jahre  1575  acht  Auflagen 
erlebt  hat  und  auch  noch  im  17.  Jahrhundert  zwei  Mal  (Frankfurt  1604  und 
Lyon  1639)  aufgelegt  worden  ist.  ^   Hirsch. 

Gattenhoff,  Georg  Matthias  G. ,  geboren  1722  zu  Mttnnerstadt  m 
Franken,  studirte  in  Göttingen  und  Würzburg  Medicin,  wurde  hier  1748  Dr.  med., 
dann  Physikus  in  Bruchsal  und  später  in  Gemsheim.  Im  Jahre  1750  zum  Pro- 
fessor in  Heidelberg  ernannt,  hatte  er  nacheinander  die  Lehrstühle  der  Anatomie, 
Physiologie,  Pathologie,  praktischen  Medicin,  Mat.  med.  und  Botanik  inne.  Er  war 
zugleich  Vicekanzler,  Comes  palatinus  und  Archiater  des  Erzbischofs  von  Speyer.  G.  starb 
am  16.  Januar  1788.  Er  hat  eine  grosse  Zahl  von  Dissertationen  und  Programmoi 
thcils  selbst  verfasst,  theils  unter  seinem  Präsidium  verfassen  lassen.  In  gutem 
Latein  geschrieben,  betreffen  diese  zum  grössten  Theil  Gegenstände  aus  der  prak- 
tischen Medicin. 

Biogr.  mW.  IV,  pag.  356.  —  Dict.  hist.  II,  pag.  501.  —  Baader,  Gelehitai 
Bayern.  Th.  I,  pag.  180.  pgl. 


GATTI.  —  GAUBIÜS.  505 

Oatti,  Angelo  6.,  aus  Mugello  in  Toscana,  war  um  die  Mitte  des 
vorigen  Jahrhunderts  Professor  der  Medicin  in  Pisa,  ging  im  Jahre  1761  nach 
Paris  und  hat  das  Verdienst,  die  Menschenpockenimpfung  in  Frankreich  verbreitet 
imd  populär  gemacht  zu  haben.  Nachdem  er  die  Kinder  seines  Freundes  Baron 
von  H  0 1  b  a  c  h  geimpft  hatte,  wurde  er  von  mehreren  anderen  vornehmen  Kreisen 
nm  denselben  Dienst  angegangen;  er  erhielt  auch  die  Ermächtigung,  die  Schüler 
der  ]i)cole  miiitaire  zu  impfen  und  so  wurde  die  Pockenimpfung  bald  allgemein. 
Die  Schriften  G.'s  handeln  von  dem  Nutzen  der  Impfung. 

Dict.  bist,  ir,  pag.  503.  Pgl. 

Gaubert,  Pierre-Marcel  6.,  zu  Paris,  war  zu  Blandainville  (Calvados) 
am  2.  November  1796  geboren,  wurde  1824  in  Paris  Doctor  und  that  sich 
besonders  durch  den  Enthusiasmus  hervor,  mit  welchem  er  die  BROUSSAis'schen 
Lehren  aufnahm  und  fttr  deren  Verbreitung  er  in  den  von  ihm  geleiteten  „Annales 
de  la  medecine  physiologtque"  zu  wirken  suchte.  Hierher  gehört  auch  eine 
„Reponse  ä  une  lettre  inttttiUe:  L.-J,  Bdgin  et  F,'J,-V,  Broussais" 
(Paris  1825).  Auch  war  er  es,  der  die  von  BäoüSSAIS  bei  der  medicinischen 
Facultät  gehaltenen  und  stenographirten  Vorlesungen:  „Cours  de  pathologie  et  de 
th6rapeutique  gönörales  ,  professö  ä  la  Fac.  de  m6d.  de  Paris"  (3  voll.,  Paris 
1834—35)  redigirte.    Er  starb  am  21.  Mai  1839. 

Dechambre,  4.  S6rie,  T.  VII,  pag.  74,  G. 

Gaubert,  Paul-Marie-L6onG.,  zu  Paris,  war  zu  Ermenonville  (Eure-et- 
Loir)  geboren,  wurde  1828  in  Paris  Doctor,  später  Arzt  des  Ministeriums  des  Innern 
und  des  Gefängnisses  SainteP61agie.  Seine  vorzugsweise  der  Hygiene  gewidmeten 
Arbeiten  waren  folgende,  zusammen  mit  Barrier:  „Za  mddecine  des  accidents, 
Manuel  popvlaire"  (Paris  1838)  —  „Analyse  des  lettre^  dcrües  du  Val-de- 
Grdce,  par  M.  le  prof,  Desruelles"  (Ebenda  1842)  —  „Hygiene  de  la 
digestion*^  (1845)  —  „Nouveau  dictionnaire  des  alwients^  (Ebenda  1844). 
Ausserdem  noch  andere,  nicht  zur  Medicin  gehörige  Schriften.  Er  starb  am 
24.  Januar  1866. 

Dechambre  1.  c.   —  Vapereau,  2.  6dit.,  pag.  712;    5    6dit.,  pag.  XXVIII. 

G. 

Gaubius  oder  Gaub,  Joan  G. ,  aus  Heidelberg,  studirte  im  Jahre  1695 
in  Amsterdam  und  später  in  Harderwyk,  wo  er  am  10.  September  1698  zum 
Dr.  med.  promovirt  wurde.  Darauf  nach  Amsterdam  zm-tickgekehrt ,  übte  er  die 
ärztliche  Praxis  aus  und  wurde  zum  Stadtphysikus  ernannt,  functionirte  wenigstens 
als  solcher  im  Jahre  1720.  Er  schrieb  als  Student  drei  verdienstvolle  „Epistolae 
problematicae  ad  Vir,  Cl,  Fred,  Ruyschium*'  (über  verschiedene  anatomische 
Gegenstände),  welche  mit  dessen  Antworten  (Amsterdam  1696)  veröffentlicht  sind. 
Wann  er  starb,  ist  mir  unbekannt  geblieben.  q  E  Daniels. 

Gaubius,  Hieronymus  DavidesG.,  am  24.  Februar  1705  in  Heidel- 
berg geboren,  empfing  den  ersten  Unterricht  in  der  berühmten  Francke*schen 
Erziehungsanstalt  zu  Halle,  doch  wurde  er  von  da  aus  Mangel  an  Anlagen  zum 
Studium  entfernt!  Zu  seinem  Oheim  Joan  G.  in  Amsterdam  gekommen,  sandte  dieser 
ihn  im  Juni  1722  nach  der  Universität  in. Harderwyk,  wo  er  den  Vorlesungen 
von  B.  DK  Moor  folgte,  und  im  folgenden  Jahre  nach  Leyden,  wo  er  im  Jahre 
1725,  praes.  H.  Bokrhaave,  zum  Dr.  med.  promovirte  mit  einer  ausgezeichneten 
„Dissert,  qua  idea  generalis  solidarum  corporis  humani  partium  exhibetur*^, 
welche  später  in  einer  zweiten  Ausgabe  erschien.  Darauf  zog  er  nach  Paris  und 
etablirte  sich  1726  in  Deventer.  Schon  im  folgenden  Jahre  kehrte  er  nach 
Amsterdam  zurück  und  war  da  praktisch  wirksam  bis  1731,  als  er,  auf 
BOERHAAVfi's  Verlangen,  in  Leyden  zum  Lector  chemiae  ernannt  wurde  (Antritts« 
rede:  „Oratio  qua  ostenditur  chemiam  artibus  academicis  Jure  esse  inserendam*' ) . 
1734  wurde  er  Prof.  ord.  med,  („Oratio  de  vana  vitae  longae  a  chemicis promissa 


5Ö6  GAÜBIÜS.  —  GAUKES. 

eicspectotione^),  welche  Professur  er  bis  1776,  dem  zweiten  Säcolarfeste  der 
Universität  (wobei  er  als  Rector  eine  sehr  gelobte  „Oratio  de  admirandis  divinae 
providentiae  documentis  in  condenda^  tuenda  et  amplificanda  Acad,  Lugd, 
Bat.^  hielt),  wahrgenommen  hat.  G.  starb  am  29.  November  1780.  —  Obgleich  6., 
ebenso  wie  sein  grosser  Lehrer  und  Freund  Boerhaavb,  ohne  Zweifel  mehr  Chemiker 
als  Mediciner  war  und  sich  um  die  chemische  Wissenschaft  grosse  Verdieoste 
erworben  hat  der  praktischen  Richtung  wegen,  in  welcher  er  diese  docirte,  so  erhellt 
doch  aus  seiner  grossen  Vorliebe  für  die  organische  Chemie,  dass  er  stets  die 
Verwandtschaft  zwischen  Chemie  und  Medicin  im  Auge  behalten  hat.  Einen  zweitea 
Beweis  dafür  liefert  sein  1739  veröflfentlichter  „Libellus  de  methodo  concinnandi 
formulas  medtcamentorum^  (vier  holländ.,  eine  deutsche  und  französ.  Ausgabe),  der 
stets  als  musterhaft  classische  Arbeit  gelten  soll.  Nicht  weniger  berühmt  machte 
G.  sich  durch  seine  „Instituttones  pathologiae  medicinalts"  (Leyden  1750  und 
viele  holl.,  deutsche  und  französ.  Ausgaben),  worin  er  sich  sowohl  als  tüchtiger 
Physiolog  wie  als  Mediciner  zeigte,  da  er  sich  nicht  auf  den  einseitigen  Stand- 
punkt seiner  meistberühmten  Vorgänger  Boerhaave,  Hoffmann  und  Stabl 
stellte,  doch  alle  Erscheinungen  des  kranken  Lebens  wirklich  auf  eine  der  physiolo- 
gischen Kenntniss  seines  Zeitalters  vollkommen  entsprechende  Weise  zu  erklären 
versucht  hat.  Dass  G.  übrigens  ein  vielseitig  entwickelter  Gelehrter  war,  beweist 
seine  berühmte  lateinische  Uebersetzung  von  Boerhaave's  Ausgabe  der  vortreff- 
lichen Biblia  naturae  von  Jan  Swammbbdam.  Eine  vollständige  Angabe  seiner 
Schriften  findet  man  in  der  Biogr.  m6d.,  T.  IV,  pag.  367. 

Suringar,   1866.  C.  E.  Daniels. 

ßaudet)  M.-A.-M.  G.,  war  zu  Laignes  1800  geboren,  studirte  in  Paris 
und  wurde  1825  daselbst  Doctor  mit  der  These:  „ Recher ches  sur  Vendurcüse- 
ment  gSnSral  de  VencAphale,  considird  eomrae  Vune  des  caicses  mat^rtelUs  des 
fi^vres  dites  ataxtques^.  1834  wurde  er  zum  M6decin  inspecteur  der  Seebäder 
in  Dieppe  ernannt  und  schrieb  über  dieselben:  „Recher ches  sur  Cusage  et  les 
effets  hygi^niques  et  thirapeutiques  des  hains  de  mer,  comprenant  Vhistoir€ 
abregie  des  faits  principaitx  qui  ont  kd  observSes  ä  Dieppe  pendant  Pannee 
1834^  (Paris  1835;  2.  6dit.  u.  d.  T. :  „Nouvelles  recherches  ....  pendant  les 
annies  1834  et  1836"  Ebenda  1836).  Seinen  Bemühungen  gelang  es,  in  d^ 
22  Jahren,  während  welcher  er  jene  Stellung  innehatte,  den  genannten  Badeort 
ausserordentlich  zu  heben.  Er  zog  sich  darauf  nach  Laignes  zurück  und  wurde, 
als  1859  die  Aerzte  des  Arrondissements  Chätillon-sur-Seine  einen  Unterstfitzungs- 
verein  bildeten,  zum  Vorsitzenden  desselben  von  ihnen  gewählt.  Ausser  obigen 
Schriften  finden  sich  von  ihm  noch  einige  Aufsätze  in  der  Gaz.  mödicale.  Er 
starb  am  6.  October  1865. 

Boutequoy  in  Union  medicale.  1865,  T.  XXVIII,  pag.  157.  G. 

*Gaujot,  Gustave  G.,  zu  Paris,  wurde  daselbst  1856  Doetor  mit  der 
These:  ^jDm  refoulement  uni  h  PdlSvation  du  bras,  consid&S  comme  methode 
gSn^ale  pour  la  rdduction  des  Itixations  rScentes  de  VSpavle",  Später  schrieb 
er:  „De  l'ur4throtomie  interne;  observations  recueillies  ä  la  cUnique  du  pnf. 
S^dillot"  (Rec.  de  m6m.  de  m6d.  etc.  milit.  1860).  Zusammen  mit  P.-H.-P.-E.  Spill- 
idANN  gab  er  heraus:  „Arsenal  de  Va  Chirurgie  contemporaine,  cUscription  .  .. 
des  appareils  et  instruments  en  usage  pour  le  diagnostic  et  le  traitement  etc^ 
(2  voll.,  Paris   1867—72). 

Index-Catalogue,  V,  pag.  308.  Red. 

Gaukes,  Yves  G. ,  Arzt  des  vorigen  Jahrhunderts  zu  Emden  in  Ost- 
Friesland,  war  Anhänger  der  Cartesischen  Richtung  und  hat  meist  nur  caanistisehe 
Mittheilungen  hinterlassen ,  darunter :  „Praxis  chirurgico-medica ,  experimentis 
propriis,  iisque  infinitis  XXIll  annorum  spatio,  et  quod  pxcurrit  .  •  .  coUecta* 
(Groningen  1700;  Emden  1708;  Amsterdam  1708;  Neapel  1727)  —  „Geneesm 


GAUKES.  —  GAULTIEB.  507 

httlkcnstige  redenvoertng  van  den  Scheurbock**  (Utrecht  1701)  —  „Introductio 
in  praxim  medicinae  et  chirurgiae  universalem^  (Groniogen  1721). 

Biogr.  med.  IV,  pag.  360.    —   Biet.  Mst.  II,  pag.  506.  —  Banga,  II,  pag.  770. 

Gaultier  de  Clanbry,  Vater  und  zwei  Söhne,  zu  Paris.  —  Charles- 
Daniel  6.  war  1757  in  der  Diöcese  Blois  geboren,  widmete  sieh  in  Paris  der 
Chirurgie  und  wurde  1782  Magister  derselben  mit  der  These:  „De  maxillae 
inferiaris  luxatione*^.  Es  ist  von  ihm  nur  eine  Anzahl  Yon  Artikeln  in  dem 
Joum.  gen^ral  de  m6deolne  (An  VIII,  IX,  X,  1808,  9,  10)  bekannt,  darunter: 
„Obs.  sur  Vusage  des  alcalis  cantre  les  accidents  causds  par  le  tonnerre"  — 
^Obs,  sur  la  gonorrh^e  causde  par  Vhumeur  arthritique^  —  „Obs,  sur  les 
effets  de  Vdther  phosphore  dans  la  paralysie  etVatonie  de  laßhn-e**  —  „Obs, 
sur  une  maladie  de  la  colonne  vert^brale^  —  „Obs,  sur  un  os  engagd  dans 
Voesophage  pendant  Vespace  de  14  ans,  et  rendu  ensuite  par  le  vomissement^ 
—  „Obs,  sur  une  tumtur  squirrheuse  dans  le  tissu  cavernevx  de  la  matrice*' 
u.  8.  w.    Er  starb  am  23.  October  1821. 

Charles-Emmanuel-Simon  6.,  ältester  Sohn  des  Vorigen  ,  war  zu 
Paris  am  25.  December  1785  geboren,  diente  als  Chirurg  in  verschiedenen  Regi- 
mentern,  machte  von  1808 — 14  die  Feldzüge  in  Spanien,  Deutschland,  Frank- 
reich mit  und  erwarb  1814  den  Doctorgrad  in  Paris  mit  der  These:  „Profo- 
sittons  de  Chirurgie  et  de  m^decine*^,  indem  er  gleichzeitig  den  Militärdienst  verliess. 
Er  hat  von  da  an  reichliche  Beiträge  zur  medicinischen  Literatur  geliefert.  Von 
seinen  zahlreichen  Arbeiten,  zunächst  im  Joum.  g6n6ral  de  m^decine  (1813 — 17), 
fahren  wir  nur  folgende  an:  „Obs.  d\ne  tumeur  de  nature  inconnue  situ^e 
aU'dessus  de  Varcade  crurale"  —  „Essai  sur  le  stotcisme  avec  lequel  certains 
malades  bvppoitent  la  douleur  des  Operations  chirurgicales^  —  „Relation  d\n 
empoisonnement  de  180  personnes,  i)roduit  par  les  baies  de  Patropa  bella^ 
donna"  —  „Obs,  d'une  luxation  de  C humer us  produite,  ä  trois  fois  diff^i  enteSy 
sur  le  meme  individu  par  une  violente  retraction  du  bras*^  —  „Note  sur  une 
esp^ce  rare  d^hypospadias^  —  „Obs,  d'une  suppression  totale  de  la  s^crStion 
de  Purine  dans  les  reins^  —  „De  la  prif^ence  h  accorder  ^  dans  quelques 
cas,  h  Vamputation  des  membres ,  sur  leur  conservction  reconnue  possible*^ , 
In  den  Jahren  1828 ,  29  hatte  er  die  Leitung  einer  Abtheilung  im  Hotel-Dieu 
und  in  dem  temporären  Hospital  Saint-Sulpice.  Er  schrieb  fei:ner  noch  in  den 
Archives  g^n^rales  (1827,  29,  30,  32,  39):  „Obs,  de  medecine  protique,  rela- 
tives ä  des  maladies  du  Systeme  nerveux  ctrSro-spinal*^  —  „Obs,  de  rage 
communiqude"  —  „Les  faits  observes  dans  P^pidtfmie  de  cholera-morbus  de 
Paris^  en  1832,  tendentils  ä  faire  croire  qüe  Uextension  de  la  maladie  ait 
eu  Heu  par  contagion?**  —  „Quelques  reflexions  sur  la  question  de  la  con- 
tagion  de  la  ßhre  typhoide".  Im  Jahre  1831  betheiligte  er  sich  an  einem 
Concurse  mit  der  These:  „Sur  les  g<fneralites^  le  plan  et  la  m^hode  du  c  urs 
de  clinique*^  und  veröffentlichte  später  in  den  M6m.  de  TAcad.  de  med.  (1838) 
ein  „M^,  en  r^ponse  h  cette  question:  Faire  connaitre  les  analogies  et  les 
diff4^rences  qui  existent  entre  le  typhus  et  la  fi^vre  typhoide  dans  Väat  actuel 
de  la  science^ ;  femer:  „De  Valt&ation  du  viius  voccin  et  de  Copportunite  des 
revaccinaiions"  (Paris  1838).  Nachdem  er  selbst  1839  Mitglied  Jtjr  Akademie 
der  Medicin  geworden  war,  erstattete  er  derselben  eine  Reihe  von  Jahren  hin- 
durch (Mem.  de  TAcad.  de  m6d.  1841 — 53)  „Rapports  , .  .  sur  les  Spidt'tnies 
qui  ont  r^gn^  en  France",     Sein  Tod  ^erfolgte  am  22.  December  1855. 

Henri- Fran^ois  6.,  der  Bruder  des  Vorigen,  geboren  am  21.  Juli  1792 
in  Paris,  wurde  Chirurg  der  kaiserlichen  Garde,  widmete  sich  ganz  der  Chemie  und 
Physik,  war  Professor  der  ersteren  an  der  polytechnischen  Schule  und  Professor 
der  Toxikologie  an  der  £cole  de  pharmacie.  Er  starb  um  das  Jahr  1868. 

Vapereau,  2.  Wit,  pag.  714.  —  Dechambre,  4.  S6rie,  T.  VIT,  pag.  8^. 

Red. 


508  GAUSSAIL.  —  GAüTHIEE. 

Gaussail,  Adrien-Joseph  G.,  zu  Toulouse,  war  1808  zu  Verdun- 
sur-Oaronne  geboren,  wurde  1832  in  Paris  Doctor  mit  der  These:  „Cantidera- 
tians  et  proposüions  sur  quelques  sujets  de  mddecine  et  de  chirugte  pratiques'^^ 
nachdem  er  sich  in  der  Cholera- Epidemie  desselben  Jahres  verdient  gemacht  und 
eine  von  der  8oc.  de  m6d.  in  Toulouse  gekrönte  Schrift  „De  Vorchite  hlennor- 
rhagique^  (1831)  verfasst  hatte.  Er  liess  sich  zuerst  in  seiner  Vaterstadt,  1840 
aber  in  Toulouse  nieder ,  nachdem  er  von  derselben  Cresellschaft  einen  neuen  Preis 
erhalten  hatte  für  ein  „Mdm.  sur  40  cos  de  phlegmaste  aigue  de  Vorgane  pid- 
monaire^  (1Ö37),  sowie  von  der  dortigen  Akademie  einen  weiteren  Preis  für  seine 
Arbeit:  „De  la  fihrre  typhoide,  de  sa  nature  et  de  son  traüement"  (1838), 
welcher  noch  eine  gekrönte  Arbeit:  „Des  progrhs  de  Vanatomie  pcUkologtque, 
considf^res  dans  leurs  rapports  avec  .  .  ,  le  diaghostic,  le  prognostic  et  le  traue- 
ment  des  maladies  nerveuses^  (1839)  folgte.  Von  der  Akademie  der  Medidn 
erhielt  er  in  demselben  Jahre  den  Preis  CiVRifiUX  fttr  die  Abhandlung:  De  Vin- 
fluence  de  VhdrMitd  sur  la  production  de  la  surexcüation  nerveuse,  sur  les 
maladies  qui  en  r^ultent  et  les  moyens  de  les  gudrir*'.  Seit  1844  Mitglied 
der  Acad.  des  sciences  in  Toulouse,  wurde  er  1853  deren  Director,  1854  Pri- 
sident,  während  er  bereits  1852  zum  Professor  der  inneren  Medicin  bei  der  medi- 
cinischen  Schule  daselbst  ernannt  worden  war.  Von  seinen  zahlreichen  in  den 
Compt.  rend.  de  la  Soc.  de  m^d.  de  Toulouse,  den  M^m.  de  TAoad.  des  sc.  de 
Toulouse  und  dem  Journal  de  m^deo.  de  Toulouse,  dessen  Redacteur  er  von  1842 
bis  '186&  war,  veröffentlichten  Arbeiten  führen  wir  folgende  an:  „Resumi  d^obs. 
clin,^  propres  h  dSmontrer  Vefficacitd  du  tartre  stibi^  h  dose  vomütve  dans  la 
Periode  d^invasion  du  croup"  (1845)  —  „De  Vtnfluence  de  VMrddüd  sur  la 
production  de  la  surexcitation  nerveuse  etc,"  (1845)  —  „NSvralgte  dorso- 
intercostale"  (1846)  —  „Foetus  humain  monstrueu^x^  (1847)  —  „H4m%pUgie 
et  c^citS  hystiriques  gu^ries  spontandment**  (1847)  —  „Fragmetit  d'^udes  sur 
Vhdrdditd  paihologique**  (1847)  —  „Eiudes  sur  Valüna^ion  mentale*'  (1848, 
50,  5-1)  —  r^  Quelques  observattons  sur  les  ndi^roses^  (1852)  —  „De  VaUdie^ 
ou  perte  de  parole^  (1863)  u.  s.  w. ;  femer  biographische  Arbeiten  über  Frax<?. 
DU  Port  ,  Fran?.  Bayle  und  Aufsätze  in  den  Archives  g6n6r.,  der  Gaz.  hebdomad. 
u.  s.  w.    Er  starb  im  Jahre  1876. 

Dechambre,   4.  S6rie,  T.  VIF,  pag.  82.  G. 

Gauteron,  Antoine  G. ,  geboren  1660  in  Montpellier,  war  daselbst 
Arzt  und  beständiger  Secretär  der  Soci6t6  royale  des  sciences  bis  zu  seinem  1737 
erfolgten  Tode.  In  seiner  letztgenannten  Eigenschaft  hat  er  eine  grosse  Anzahl 
filoges  historiques  bedeutender  Männer  veröffentlicht;  femer  rühren  von  ihm  her: 
„Quaestiones  medico-chymico-practicae  duodecim"  (Montpellier   1697). 

Biogr.  in6d.  IV,  pag.  361. —  Desgenet tes,  Eloges,  pag.  56.  Pgl. 

Gauthier,  H u gu e s  6.,  geboren  zu  Riceys  bei  Langres  in  Burgund,  studirte 
und  wurde  Dr.  med.  in  Montpellier.  Er  ging  dann  nach  Paris,  wo  er  zuletzt  Arzt 
des  Königs  war  und  1778  starb.  Er  schrieb:  „Gatalogue  des  plantes  usuelles 
de  France**  (Avignon  und  Paris  1760).  —  „Manuel  des  bandages  de  Chirurgie*^ 
(Paris  1760)  —  „^iSmens  de  Chirurgie  pratique^  (Ebenda  1711).  G.  war  mit 
dem  berühmten  Fekrkin  befreundet. 

Biogr.  mM.  IV,  pag.  362.  —  Dict.  hist.   II,  pag.  507.  Pgl. 

Gauthier,  Louis-Philibert-Auguste  G.,  zu  Lyon,  war  zu  Sainl- 
Amour  i^Jura)  am  24.  Mai  1792  geboren,  studirte  in  Lyon  und  Paris,  wo  er 
1819  Doctor  wurde.  In  Lyon  war  er  Arzt  des  Höp.  de  l'Antiquaille.  Er  Aber- 
setzte  V.  Hildenbrand's  Ratio  medendi  u.  d.  T.  „Mddedne  pratique**  (2  voll., 
Paris  1824j  und  Hecker's  Geschichte  der  Thierheilkunde  im  Alterthum  (Paris 
1835)  und  verfasste  mehrere  Schriften  und  Abhandlungen  historisch-mediciniachea 
Inhalts,    wie:    „Influence  que   la    medecine   a  exercie  sur'la   mddedne  et  /es 


1 


GAUTHIER.  —  GAVARBET.  509 

progrla  des  sctences^  (Lyon  1836)  —  „Recherches  hütoriques  sur  Vorigine  de 
Ja  m^decine  et  sur  le$  guiriaons  des  maladtes  opMes  par  lea  prUrea  d'Esculape 
dans  les  temples  de  ce  dieu**  (Möm.  de  rAcadömie  des  sc.  etc.  de  Dijon  1836) 
—  üecherches  nouvellea  sur  Vhiatoire  de  la  aypküis"  (Lyon  1842)  —  „Recherches 
hütoriques  sur  Vexercice  de  la  mSdecine  dans  les  temples  chez  les  peuples  de 
VantiquiU*' ;  ansserdem  einige  Schriften  über  Syphilis:  „Examen  hislorique  et 
critique  des  nouvelles  doctrines  mddicales  sur  le  traäement  de  la  ayphiiis" 
(Ebenda  1843)  —  „Observations  pratiques  sur  le  traitement  des  maladtes  syphi- 
Itiiquespar  Tiodure  de potassium**  (Ebenda  1845).  Er  starb  am  22.  November  1850. 

Diday  in  Gaz.  m^d.  de  Lyon.  1852,  pag.  161;  1854,  pag.  41  and  in  Ann.  de  la 
Soc  de  mM.  de  Lyon.  1854,  2.  S^rie,  II,  pag.  1  [nicht zugänglich].  —  Dechambre,  4.  S^rie, 
T.  VI,  pag.  84.  G. 

Gautier  d'Agoty,  Jacques  6.,  Maler  und  Kupferstecher,  geboren  in 
Marseille  zu  Anfang  des  vorigen  Jahrhunderts,  gestorben  1785  in  Paris,  verdient 
Erwähnung  als  seibstständiger  Verfertiger,  respective  Herausgeber  in  vier  Farben 
gedruckter  anatomischer  Abbildungen ;  so  erschienen :  „Essai  d'anatomie  en  tableaux 
imprimis"  (Paris  1745,  Fol.)  —  „Myologie  compUte  etc,"  (Paris  1746,  fol.)  a.  s.  w. 

Biogr.  mM.  IV,    pag.  362.  —  Dict.  Mst.  II,  pag.  508.  Pgl. 

Oautier  d'Agoty,  Amaud-filoy  G.,  Sohn  des  Vorigen,  gestorben  1771, 
gab  heraus:  „Planches  dhistoire  naturelle  gravSes  en  couleur"  (Paris  1757,  4.)  — 
„Observations  pSriodiques  sur  Vkistoire  naturelle  etc."  (Ebenda  1771,  4.) 

Biogr.  m6d.  IV,  pag.  364.  Pgl. 

Gautieri,  Giusepp  e  G. ,  war  zu  Novara  am  5.  Jnli  1769  geboren,  wurde 
1791  in  Pavia  Doctor,  bereiste  Deutschland  und  Ungarn  und  beschäftigte  sich  daselbst 
mit  Naturwissenschaften.  Er  kehrte  erst  1800  nach  Italien  zurttck ,  lies»  sich  in 
Mailand  nieder,  vrurde  daselbst  1808  General  -  Inspector  der  Forste  und  starb 
am  23.  Februar  1833.  Er  veröffentlichte  eine  Abhandlung  über  Struma  (1794), 
mehrere  Werke  Aber  Mineralogie,  Oekonomie  und  eine  Anzahl  von  botanischen 
Abhandlungen. 

Biogr.  mM.  IV,  pag.  364.  —  Dechambre,  4.  S6rie,  VI,  pag.  85.  Pgl. 

Gravard,  Hyacinthe  G. ,  berühmter  Anatom,  geboren  1753  in  Mont- 
mölian,  studirte  in  Paris  unter  Desaült,  von  dem  er  wegen  seines  Fleisses  und 
seiner  Fähigkeiten  ausgezeichnet  und  in  den  Stand  gesetzt  wurde,  selbst  Curse 
abzuhalten,  die  eines  grossen  Zulaufs  sich  erfreuten.  Im  Auftrage  der  Regierung 
unterrichtete  er  auch  an  der  Kriegsschule ;  später  wurde  er  Mitglied  der  Soci6t6  de 
mödecine.  Er  starb  im  Jahre  1802,  in  Folge  seiner  grossen  Bescheidenheit  in 
Armuth  und  fast  in  Vergessenheit  gerathen.  Das  Verdienst  G.'s  besteht  darin, 
zuerst  eine  klare  Ordnung  und  genaue  Methode  in  der  Anatomie  geschaffen  zu 
haben.  Er  schrieb:  ^Trait^  d'ostMogie**  (2  voll.  Paris  1791;  1795)—  „Traitd 
de  myologie""  (1791;  1802)  —  „Traiti  de  splancknologie""  (1800;  1802; 
1809)  u.  s.  w. 

Biegt,  med.  IV,  pag.  364.  —  Dict.  hist.  II,  pag.  509.  Pgl. 

*6avarret,  Jules  G. ,  zu  Paris,  Inspecteur  g6n6ral  de  la  m6deeine, 
Professor  der  medicinischen  Physik  bei  der  dortigen  Facultät,  wurde  1843  Doctor 
mit  der  These:  „De  Vemphys^me  des  poumons,  et  de  ses  rapports  avec  les 
diffirentes  maladies  du  coeur  et  des  bronches" ,  nachdem  er  bereits  früher  eine 
^össere  Arbeit  „Principes  g^n^raux  de  statistique  m4dicale,  ou  d^eloppement 
des  r^les  qui  doivent  prSsider  ä  son  emploi"  (Paris  1840)  und  zusammen  mit 
6.  Andkal  und  Delafond  die  berühmten  Untersuchungen  über  die  Zusammen- 
setzung des  Blutes  (1842,  43)  herausgegeben  hatte.  Von  weiteren  Arbeiten  sind 
anzuführen :  „Pkysique  medicale.  De  la  chaleur  produite  par  les  itres  vivants" 
(Paris  1855)  —    „Des  images  par  rifiexion  et  par  refraction"  (Revue  des  cours 


1 


510  GAVARRET.  —  GAZIO. 

scientif.  1866);  zusammen  mit  £mileJaval:  „De  V astig mcUisme*'  (Paris  1867); 
ferner:  „Physique  hiologique,  Les  phSnomhnes  physiques  de  la  vie**  (Ebenda 
1869)  —  „Premier  rapport  sur  V Organisation  de  la  Faculti  de  mSdedne^ 
(1871)  —  „Acoustigue  biologique.  Ph^om^nes  phyaiques  de  la  phonation  et 
de  Vaudition**   (Paris  1877). 

Index-Catalogue.  V,  pag.  312.  Red. 

^  Gavasseti ,  M  i  e  h  e  1  e  G. ,  geboren  zu  Novellara  bei  Parma ,  prakticirte 
gegen  Ende  des  16.  Jahrhunderts  in  Padua  und  schrieb  einen  Auszug  aus  Galen: 
„Exercitatio  methodi  anatomicae"  (Padua  1584,  4.),  worin  er  die  Meinung  aus- 
spricht, dass  man  erst  die  Anatomie  theoretisch  kennen  müsse,  bevor  man  snm 
Studium  am  Cadaver  übergehe.    Weitere  Schriften  1586,  87. 

Biogr.  m6d.  ^^  pag.  365.  'P?l. 

Gay,  Jean-Antoine  G. ,  ATzt  in  Paris  zu  Ende  des  vorigen  und 
Anfang  dieses  Jahrhunderts,  hat  sich  durch  seinen  wissenschaftlichen  Streit  mit 
PORTi^L  über  die  Behandlung  der  Apoplexie  einen  Namen  gemacht.  G.  war  Gegner 
des  Aderlasses  bei  derselben.    Die  betreffenden  Schriften  fallen  in  die  Jahre  1807,  8. 

Biogr.  in6d.  IV,  pag.  366.  Pgl. 

*Gay,  John  G.,  zu  London,  studirte  im  St.  Bartholom.-Hosp.  daselbst, 
wurde  1834  Member,  1843  Fellow  des  R.  C.  S.  of  Engl.,  ist  Surgeon  am  Great 
Northern  Hosp.  und  Consulting  Surgeon  einer  Anzahl  von  Instituten  und  Eisenbahnen. 
Er  ist  der  Verfasser  von  folgenden  Schriften  und  Aufsätzen:  „On  femoral  rupture; 
its  anatomyj  pathology  and  surgery  etc."  (London  1848)  —  „Indolent  vicers^ 

—  „On  varicose  diseases  of  the  loiver  extremities  and  its  allied  disorders: .  .  . 
heing  the  Lettsomian  lectures"  (Ebenda  1868)  —  „On  kaemorrhoidal  disorder^ 
(Ebenda  1882).  Monographien:  „On  obstruction  of  intestine  by  a  soliiary  band^ 

—  „Intusstisception"  —  „On  treatment  of  nasal  lupus  by  excision  (Proceedings 
of  the  Roy.  Med.-Chir.  Soc.)  —  „Excision  of  stricture  of  rectum"  (Ebenda)  — 
„ Biliar y  fistula"  —  „Gangrene  of  penis"  und  „Blood  cysts"  in  den  Patho- 
logical  Transact.  In  der  Lancet  (1876,  77)  finden  sich  von  ihm:  „On  fracture 
of  spine"  —  „On  fhe  anatomy  and  physiology  of  the  venous  System  in  lower 
limb,  in  relation  to  some  of  its  diseases  u.  s.  w.  u.  s.  w. 

Medical  Circular.  1853,  II,  pag.  U9;  1864,  IV,  pag.  119  [nicht  zugänglich]. - 
Medical  Directory.  Red. 

*Qay,  Alexander  Heinrich  6.,  am  26.  October  1842  zu  Kasan 
geboren,  studirte  zunächst  an  dortiger  Universität,  wo  er  auch  1868  promoTirte, 
begab  sich  aber  alsdann  nach  Wien  zu  Heb  RA  und  Zbissl.  1873  in  seine  Ge- 
burtsstadt zurückgekehrt,  habilitirte  er  sich  an  der  Universität  zu  Bilisan  and 
schrieb,  neben  Aufsätzen  über  Syphilis:  „Die  Oircumanaldrüsen  des  Menschen'^ 
(Sitzungsber.  der  Wiener  Akad.,  1871)  —  „Beiträge  zur  Anatomie  der  prurigi- 
nösen Haut"  (Archiv  für  Dermat.  und  Syph.,  1871)  —  ^-Z'wr  Pathologie  der 
Schiceissdrüsen"  (Ebenda)  und  ein  „Lehrbuch  der  venerischen  KrankheiUn*^ 
(russisch;  Kasan  1883,  in  2.  Aufl.).  .    Wernich. 

Gayant,  Louis  G.,  aus  Clermont,  in  der  Nähe  von  Beauvais,  galt  ftr 
einen  geschickten  Anatomen  bei  seinen  Zeitgenossen.  Er  assistirte  P£CQUET,  dem 
Entdecker  des  Ductus  thoracicus,  bei  seinen  Untersuchungen  und  beschäftigte  ddi 
mit  Experimenten  über  die  Transfusion,  worüber  er  in  den  Philosophical  Trana- 
actions  1667  berichtete.  Er  starb  am  19.  October  1673  in  Maestricht,  wo  er  sich 
als  Wundarzt  bei  der  französischen  Armee  befand. 

Biogr.  m6d.  IV,  pag.  366.  Pgl. 

^Gazio,  Antonio  G.,  1469  in  Padua  geboren,  hatte  sich  daselbst  naeh 
Erlangung   der   medicinischen  Doctorwttrde   als   praktischer  Arzt   habilitirt,    diese 


GAZIO.  —  GEBAÜER.  511 

Stellung  jedoeh  —  wie  es  scheint,  wegen  ungenügender  Beschäftigung  —  alshald 
aufgegeben  und  sich  in  der  Folgezeit  in  mehreren  Städten  Italiens  aufgehalten, 
wo  es  ihm  gelang,  sich  einen  grossen  Ruf  als  Arzt  und  Reichthfimer  zu  erwerben. 
In  höherem  Alter  kehrte  er  in  seine  Heimath  zurück,  gab  sieh  nun  ausschliesslich 
einer  schriflstellerischen  Thätigkeit  hin  und  ist  hier  am  3.  September  1530  gestorben. : 
Seine  Schriften  „Florida  Corona,  quae  ad  sanüatta  hominum  conservaiionem  ac 
longaevam  vitam  producendam  sunt  neceasaria**  (Venedig  1491  u.  v.  a.  Aufl., 
später  auch  unter  dem  Titel:  „Aerarium  sanitatü"  Augsburg  1546  erschienen) 
und  „De  somno  et  vigüta  lilellvs*'  (Basel  1519,  auch  im  Anhange  zu  den  Opp. 
Constantini  Africani,  Vol.  II,  Basel  1539  erschienen)  tragen  durchweg  das  Gepräge 
der  arabistischen  Medicin  des  Mittelalters. 

Vedova,  Scritt.  Padovani,  I,  444.  A.  Hirsch. 

Gazola,  Giuseppe  G.,  1661  in  Verona  geboren,  hatte  in  Padua  Medicin 
stndirt,  1623  den  Doctorgrad  erlangt,  aber  noch  drei  Jahre  zu  seiner  weiteren 
Ausbildung  daselbst  zugebracht.  Nach  seiner  Vaterstadt  zurückgekehrt,  begründete 
er  eme  wissenschaftliche  Gesellschaft,  welche  den  Namen  „Academia  degli  ale- 
tofili"  führte,  deren  Aufgabe  vorzugsweise  in  der  Förderung  der  mathematischen 
und  physikalischen  Wissenschaften  bestehen  sollte  und  die  am  21.  December  1686 
eröffnet  wurde.  Bald  darnach  wurde  G.  auf  Veranlassung  des  venetianischen  Gesandten 
am  spanischen  Hofe  nach  Madrid  berufen,  wo  er  sich  das  Wohlwollen  der  Königin 
erwarb  und  auf  ihre  Empfehlung  1692  zum  Leibarzte  des  Kaisers  Leopold 
ernannt  wurde.  Nach  mehrjährigem  Aufenthalte  in  Madrid  machte  G.  eine  grössere 
wissenschaftliche  Reise  durch  Frankreich  und  Italien  und  kehrte  endlich  1697 
nach  Verona  zurück,  wo  er  die  ärztliche  Praxis  von  Neuem  aufnahm  und  bis  zu 
seinem  am  14.  Februar  1715  erfolgten  Tode  gewirkt  hat.  Unter  seinen  literarischen 
Arbeiten  nimmt  die  unter  dem  Titel  „E  mondo  ingannato  da  falsi  medici" 
(Perugia  1716  u.  v.  a.  Aufl.,  auch  in  französischer  und  spanischer  Uebersetzung 
erschienen)  die  erste  Stelle  ein.  G.  unterwirft  in  derselben  das  Studium  der  Heil- 
kunde und  die  Thätigkeit  der  praktischen  Aerzte  einer  scharfen  Kritik,  indem  er 
unter  Anderem  erklärt,  dass  ein  gut  gebildeter  Arzt  selten  angetroffen  wird  und 
fast  ebenso  viele  Kranke  an  den  Heilmitteln  und  Heilmethoden,  wie  an  Krank- 
heiten sterben ;  mit  aller  Entschiedenheit  spricht  er  sich  gegen  jeden  Dogmatismus 
in  der  Heilkunde  aus,  namentlich  bekämpft  er  den  damals  noch  herrschenden 
Galenismus,  an  dessen  Stelle  er  die  neuere  (iatrophysische)  Richtung  gesetzt  wissen 
will  u.  8.  f.  Ausserdem  hat  er  eine  kleine,  der  Königin  von  Spanien  gewidmete 
Schrift,  ebenfalls  medicinisch-ethischen  Inhaltes  „Entusiasmos  medicoa ^  politicos 
y  oMronomicos**  (Madrid  1689)  und  einen  Bericht  über  die  1711  in  Italien  epi- 
zootisch  herrschende  Rinderpest  „Origine  preaervativo  e  rimedio  del  contagio 
pestilenziale  del  hue^  (Verona  1712),  eine  in  medicinisch-polizeilicher  Beziehung 
wichtige  Arbeit,  veröffentlicht. 

Eloy,  Dict.  bist.  Vol.  II,  pag.  319.  A.  Hirsch. 

Geach,  Francis  G.,  geboren  1724,  Dr.  med.,  Wundarzt,  später  Chef- 
arzt am  Hospital  von  Plymouth,  Mitglied  der  Royal  Society,  schrieb:  „Medical 
and  chirurgical  observations  on  inflammations  of  the  eyes  5  an  venereal  diseaae ; 
on  tdcera,  and  gunahot  wounda*^  (London  1766,  ^8)  —  „Some  obaervattona  on 
D.  JBaker^a  eaaay  on  the  endemtcal  colic  of  Devonahire  etc,"  (Ebenda  1767)  — 
„Some  obaervattona  on  the  preaent  epidemtc  dyaentery*'  (Ebenda  1781),  über  einen 
Fall  von  Gallensteinen  n.  s.  w.    G.  starb  1798. 

Dict.  bist.  T.  n,  pag  511.  Pgl. 

(}ebaner,  Christian  Samuel  G.,  geboren  am  I.November  1716  zu 
€U)ldberg  in  Schlesien,  wo  sein  Vater  Arzt  war,  studirte  Medicin  in  Halle  unter 
HOFFHANN  und  JuNCKEB.  1739  Dr.  med.  unter  dem  Präsidium  von  Michel 
AI4BEBTI,  war  er  bis  1743  Arzt  in  Liegnitz,  folgte  dann  einem  Rufe  als  Professor 


512  GEBAUER.  —  GEBER. 

nach  ErlaDgen,  wo  er  1746  von  der  philosophischen  Facuität  zum  Magister  artimn 
ernannt  wurde.  1749  ging  er,  als  markgräflicher  Leibarzt  berufen,  nach  Bayreuth, 
wo  er  am  18.  September  1764  starb.  Seine  Arbeiten,  zum  Theil  in  den  Erlanger 
Gelehrten  Anzeigen  veröffentlicht,  beziehen  sich  auf  Wochenbetterkrankungen,  üteroa- 
blutung  und  verschiedene  Capitel  der  inneren  Medicin. 

Blogr.  m6d.  IV,  pag.  368.  Pgl. 

Grebauer,  Johann  Christian  Ehrenfried  G.,  geboren  am  11.  April 
1742  zu  Probsthayn,  war  Mitglied  des  Collegium  medicum  zu  Gr.-Glogau,  Arit 
in  Liegnitz,  hat  mehrere  populäre  Schriften  hinterlassen :  „  Von  dem  grossen  Ein- 
flüsse der  Religion  auf  die  Ar zney gelahrtheit"  (Liegnitz  1778)  —  „  Von  dem 
JEinfluss  einiger  Leidenschaften  auf  das  Vergnügen  und  Glück  des  ehelichen 
Lebens*"   (Ebenda  1790). 

Biogr.  m6d.  IV,  pag.  368.  —  Dict.  bist.  II,  pag.  512.  Pgl 

Gebel,  Joseph  Bernhard  August  G. ,  war  am  19.  März  1772  zu 
Reichenbaoh  in  Schlesien  geboren,  wurde  1794  zu  Frankfurt  a.  0.  Doctor,  w&r 
seit  1797  Ereisphysicus,  seit  1803  Medicinalrath,  seit  1809  Landrath  des  Jauer'sehen 
Kreises  und  schrieb;  „Actenstücke,  die  Möglichkeit  der  gänzlichen  Blattern- 
Ausrottung  und  Verbesserung  der  Medicinal-Anstahen  in  den  Preuss.  Staaten 
betreffend"  (Breslau  1802)  —  „Bemerkungen  über  die  Blattemepidemie  zu 
Frankenstein  im  Jahre  1799"  (Zadig  und  Friese's  Archiv  der  Heilk.  Ar  Schlesien. 
1801);  femer  eine  Anzahl  von  Aufsätzen  in  Hufeland's  Joum.  (1799,  1800,  1803) 
tlber  die  Wirkung  verschiedener  Medicamente  und  in  Loder's  Jonmal  (1806): 
„Lähmung  der  TJrinblase,  durch  Oalvanisunus  geheilt",  1814  war  er  Landes- 
Director  des  dritten  Elbe- Departements,  wurde  1816  Regierungs-Director  in  Erfurt, 
nahm  aber  1826  seinen  Abschied  und  lebte  von  da  an  auf  seinem  Gute  Peterwhi 
bei  Jauer  in  Schlesien.  Ausser  anderen,  nicht  auf  die  Medicin  bezüglichen  Schriften, 
verfasste  er  noch:  „Aphorismen  über  die  Brechruhr;  ....  Vorbeugung  und 
sonstige  polizeiliche  Massregeln"  (Liegnitz  1831)  —  „lieber  Theorie  und 
Praods  u,  s.  t<?."  (Breslau  1834). 

C  a  1 1 i  8  e  n ,  VII,  pag.  101 ;  XXVHI,  pag.  164.  G. 

Geber.  Unter  diesem  (aus  Dschafer  oder  Dschabir  corrumpirten)  Namen 
sind  bis  auf  die  neueste  Zeit  zwei  arabische  Gelehrte  confundirt  worden: 

1.  Abu  Abdallah  Dschafer  el-Sadik  (d.  h.  der  Wahrhafte),  im 
Jahre  699  geboren,  der  sechste  Imam  (geistlicher  Oberherr)  der  Aliden,  765  in 
Medina  gestorben ,  ist  bei  den  Arabem  wegen  seiner  Kenntnisse  in  der  Alchemie, 
Astrologie  und  Wahrsagekunst  hoch  berühmt  gewesen.  (Ein  Yerzeichniss  seiner 
meist  astrologischen  und  die  Wahrsagekunst  behandelnden  Schriften  findet  sieh 
bei  WÜSTENFELD  1.  c.)    Er  war  der  Lehrer  von 

2.  Abu  Musa  Dschabir  Ben  Hajjan  el-Tarsufi;  dieser  ist  im 
Anfange  des  8.  Jahrhunderts  zu  Tarsus  geboren,  hat,  wie  es  scheint,  an  vei^ 
schiedenen  Orten,  vorzugsweise  aber  in  Eufa  gelebt  und  ist  hier  im  letzten  Drittel 
des  Jahrhunderts  (wahrscheinlich  776)  gestorben.  Er  gilt  als  der  bedeutendste 
Chemiker  unter  den  Arabem  und  hat  sich  als  solcher  bis  in's  17.  Jahrhundert 
eine«  hohen  Rufes  erfreut,  so  'dass  Leo  Africanüs  ihn  unter  den  gelehrten  Alcbe- 
misten  als  denjenigen  bezeichnet,  der  die  erste  Stelle  (potiorem  locum)  eingenommen 
habe,  die  späteren  Lateiner  ihn  „philosophum  perspicacissimnm^  nannten,  Roger 
Baco  von  ihm  als  dem  „magister  magistromm"  spricht.  Ein  Theil  seiner  chemischen 
Schriften  (vergl.  das  Verzeichniss  derselben  bei  Wüstenfeld  1.  c),  von  denen 
übrigens  mehrere  apokryphisch  sind,  ist  in  zahlreichen  lateinischen  und  deutschen 
Üebersetzungen  (die  letztere  als  „  Geberi  curieuse  vollständige  chymische  Schriften^, 
Frankfurt  1710;  Wien  1751  erschienen)  bekannt  geworden.  G.*s  Arbeiten  zeugen 
von  einem  hohen  Grade  praktischer  Kenntnisse,  die  er  sich  zu  eigen  gemacht 
hat,  wenn  man  auch    Ober  den  Umfang   seiner  Entdeckungen    in   der  Chemie  im 


i 


GEBER.  —  GEBLEE.  513 

Unklaren   bleibt,    da   er   dieselben    in   seinen  Schriften   von  den  von  ihm  anfge- 
genommenen  Leistungen  früherer  arabisoher  Alchemisten  nicht  trennt. 

Wüstenfeld,  Geschichte  der  arabischen  Aerzte  etc.  Gott.  1840,  pag.  12.  — 
EopPf   Geschichte    der   Chemie.    Braunschweig   1843,    Bd.   I,    pag.   51 — 56.   —    Ledere, 

Histoire  de  la  mödecine  arabe.  Paris  1876,  T.  I,  pag.  69 — 77.  i    tt  •        -^ 

*"  A.  Hirsen. 

*  Geber,  Eduard  G. ,  in  Könnend  (Ungarn)  am  19.  November  1841 
geboren,  war  in  Wien  Schüler  Hebra's,  Sigmünd's,  Zeissl's  und  wurde  1866 
promovirt.  Er  wirkte  dann  an  den  entsprechenden  Kliniken  im  Wiener  allgemeinen 
Krankenhause,  habilitirte  sich  für  Dermatologie  und  Syphilis  1873,  erhielt  ein 
Stipendium  zu  einer  Reise  nach  dem  Orient  und  wurde  1874  ausserordentlicher, 
1879  ordentlicher  Professor  dieser  Fächer  zu  Klausenburg.  Im  Archiv  für  Derma- 
tologie und  Syphilis  publicirte  er,  ausser  seinen  Reiseerfahrungen,  casuistische  Mit- 
theilungen (später  auch  im  Archiv  für  klin.  Med.,  in  der  Wiener  Med.  Presse,  in 
der  Vierteljahrschr. 'f.  Dermat.  und  Syph.  etc.)  aus  dem  Gebiete  der  Hautkrankheiten. 

Wernich. 

Gebhard,  Jacob  Ludwig  G. ,  geboren  zu  Marienbom  am  22.  August 
1752,  studirte  die  Wundarzneikunde  in  Hermhut,  Zürich  und  Dresden,  wurde 
Dr.  med.  et  chir.  zu  Jena  1781  und  prakticirte  dann  in  Ebersdorf  im  Voigtlande, 
wo  er  am  17.  December  1793  starb.  Er  schrieb:  „Ueber  einen  Fall  von  Osteo- 
steatom  des  Kiefers  mit  Ausgang  in  Heilung^  —  „Allgemeine  Gesundheitsregeln , 
eine  Wochenschrift  auf  das  Jahr  1790**  und  „  Vom  Gebrauche  der  spanischen 
Fliegen**  (Leipzig  1793). 

Biogr.  med.  IV,  pag.  370.  —  Dict.  hist.  II,  pag.  513.  Pgl. 

Grebhard  (Gebhakdt),  Franz  G.,  Professor  der  Anatomie  und  Geburts- 
hilfe in  Freiburg  i.  Br.,  lebte  gegen  Ende  des  18.  Jahrhunderts  und  ist  erwähnens- 
werth  wegen  seiner  Schrift  über  syphilitische  Hyperostose,  enthalten  in  den  ;,Ad- 
versaria  medica^  (Basel  1777,  c.  tab.),  in  denen  auch  noch  über  mehrere  andere 
casuistische  Beobachtungen,  so  über  das  Vorhandensein  nur  einer  Niere  bei  einem 
einjährigen  Mädchen,  berichtet  wird. 

Dict.  hist.  II,  pag.  513.  Pgl. 

'^ Grebhardt y  Ludwig  G.,  in  Budapest,  Sohn  des  Pester  Professors  der 
inneren  Klinik,  Franz  6.,  geboren  in  Pest  am  28.  Juli  1836,  wurde  1860  Doctor 
der  Medicin  und*  Assistent  an  der  inneren  Klinik,  1861  Doctor  der  Chirurgie, 
besuchte  1862  ausser  anderen  hervorragenden  Universitäten  die  Wiener,  Pariser, 
Londoner,  wurde  1863  Docent  der  Brustkrankheiten  an  der  Pester  Universität, 
1864  Primararzt  des  Rochus-Spitals  und  stellvertretender  Professor  der  inneren 
Klinik,  1867  der  theoretischen  Medicin,  1868  Prof.  e.  o.  der  Diagnostik  und 
Therapie,  1874  Director  des  Rochus-Spitals.  Von  seinen  ungarisch  geschriebenen 
Werken  erwähnen  wir:  „Ueber  Endo-  und  Pericarditis"  —  „Bemerkungen 
über  Aetiologie  und  Therapie  des  Wechselßebers**  —  „Ueber  Diagnostik  und 
Therapie  des  Pneumothorax**  —  „Grundzüge  der  Biologie  des  Menschen**  — 
„Besdireibung  der  Budapester  Krankenhäuser  und  Heilanstalten**, 

G.  Schenthauer. 

Gebier,  Friedrich  August  von  G.,  Entomolog,  wurde  geboren  in 
Zeulenroda  (Fürstenthum  Reuss)  am  4./15.  December  1782,  bezog  1799  die 
Universität  Jena,  wurde  1802  zum  Dr.  promovirt  („Diss,  de  asthenia  indirecta**) 
und  liess  sich  Anfangs  in  Zeulenroda,  später  in  Greiz  als  praktischer  Arzt  nieder. 
Einem  Aufrufe  der  russischen  Regierung  folgend,  meldete  er  sich  im  Herbste  1808 
bei  der  russischen  Gesandtschaft  in  Dresden,  reiste  1809  nach  Petersburg,  wurde 
als  Arzt  in  den  Bergwerken  von  Kolywan  Wosskressensk  (im  Altai,  Gouvernement 
Tomsk)  angestellt  und  trat  seinen  Dienst  1809  in  Bamaul  an,  welcher  Ort  von 
nun  ab  mit  geringen  Unterbrechungen  ihm  zum  Aufenthalte  dienen  sollte.  Im 
Juli  1820  wurde  G.  zum  Chef  des  Medicinalwesens  der  Bergwerke  von  Kolywan 
Bio^T-  Lexikon.  II.  33 


514  GEBLEE.  —  GEDDING8. 

WoBskressensk  ernannt  und  blieb  in  dieser  Stellung  bis  zum  20.  Juli  (1.  Angngt) 
1849.  6.  starb  in  Bamaul  am  9./21.  März  1850.  Wie  viel  6.  für  die  Entomologie, 
speeiell  Sibiriens,  gethan  hat,  geht  aus  der  grossen  Menge  der  von  ihm  verfassten 
entomologisehen  Arbeiten,  deren  Aufzählung  wir  hier  unterlassen  müssen,  indem 
wir  auf  die  untenstehenden  Quellen  verweisen,  hervor. 

M.  le  Comte  Mannerheim,  Notice  snr  M.  le  Dr.  F.  Gebier,  woselbst  ein  Theil 
seiner  Schriften  angegeben.  —  Bulletin  der  Moskauer  Gesellscb.  der  Naturf.  1850*  T.  XXIII, 
Seconde  Part ,  pag.  580 — 591.  j^   Stieda 

Geddings,  Ely  G. ,  1799  im  Newbury-District ,  S.-C,  geboren,  hatte 
sich  nach  Beendigung  seiner  medicinischen  Studien  in  Charleston  als  Arzt  nied»- 
gelassen  und  wurde  hier  bald  nach  seiner  Habilitirung  mit  dem  praktischen  ünte^ 
richte  in  der  Anatomie  an  dem  Medical  College  von  Süd-Carolina  betraut.  Im 
Jahre  1831  erhielt  er  einen  Ruf  als  Professor  der  Anatomie  und  Physiologie  an 
die  Universität  in  Baltimore,  wo  er  bis  zum  Jahre  1 837  verweilte  und  die  Redactioa 
der  von  ihm  begründeten  Zeitschrift  „Baltimore  Medical  and  Surgical  Journal 
and  Review,  1833 — 34**  und  der  sich  daran  sohliessenden  „North  American 
Archiven  of  Medical  and  Surgical  Science,  1834 — 55"  leitete.  In  dem  genannten 
Jahre  kehrte  er  auf  dringenden  Wunsch  des  Directoriums  des  Medical  College  in 
Charleston  dahin  zurück  und  übernahm  hier  die  Professur  für  pathologisebe 
Anatomie  und  Medicina  forensis^  1841  die  der  Chirurgie.  Im  Jahre  1849  folgte 
er  einem  Rufe  als  Professor  der  praktischen  Medicin  an  dem  Medical  College  voa 
New  York,  ging  aber  schon  drei  Jahre  später  wieder  nach  seiner  Yaterstadt  als 
Professor  der  Chirurgie  zurück  und  trat  dann  1858,  nach  Erledigung  des  Lelu^ 
Stuhles  für  praktische  Medicin  durch  den  Tod  von  Gaillard,  in  diese  Stellmig 
ein.  Im  Beginne  des  Bürgerkrieges  übernahm  er  die  ärztlichen  Functionen  bei 
den  in  der  Stadt  stehenden  Truppentheilen  der  Conft^derirten ,  blieb  aber  nach 
Uebergabe  von  Charleston  an  die  Armee  der  Staatstruppen  daselbst  zurück  und 
trug  wesentlich  dazu  bei,  dass  die  Unterrichts-Institute  des  College  und  das 
Museum  vor  Zerstörung  möglichst  bewahrt  blieben.  Er  selbst  verlor  im  Kriege  aan 
mühsam  erworbenes  Vermögen,  sowie  seine  äusserst  kostbare  Bibliothek  und  seinen 
Instrumentenschatz,  welche  nach  Columbia  gerettet  worden  waren  und  hier,  bei  der 
Erstürmung  der  Stadt,  durch  Feuer  zu  Grunde  gingen.  Im  Jahre  1871  trat  er 
von  seinem  bis  dahin  gewissenhaft  gepflegten  Lehramte  als  Professor  emeritns 
zurück,  hielt  aber  noch,  auf  Wunsch  der  Unterrichtsbehörde,  zwei  Jahre  lang 
klinische  Vorlesungen  an  dem  Krankenhause  in  Charleston.  Datin  zog  er  sieh  in 
das  Privatleben  zurück  und  ist,  von  seinen  Mitbürgern  und  Collegen  hoehgeehrt 
am  9.  October  1878  gestorben.  Mit  seiner  literarischen  Thätigkeit  hat  «ich  G. 
lediglich  auf  die  Veröffentlichung  einer  Reihe  zum  Theil  werthvoller  Arbeilen  in 
den  beiden  obengenannten,  von  ihm  redigirten  Journalen  und  später  in  dem  Ameriean 
Journal  of  Medical  Sciences  beschränkt.  Seine  Vorlesungen  über  Chirurgie  sind  mit 
seiner  Zustimmung  und  unter  seiner  Aufsicht  von  den  DDr.  Wa&ikg  und  LoeA5 
unter  dem  Titel:  „Outlines  ofa  course  of  lectures  on  the  principles  and  practice 
of  surgery^  (Charleston  1858)  veröffentlicht  worden. 

(Anonym).  In  Memoriam  of  E.  G.,  Charleston  1878,  ond  Toner  im  Transaet.  cf 
the  American  Med.  Association.  1879,  Vol.  XXX,  pag.  819.  a    n  -        k 

*(Jeddlng8,  John  Frederic  G. ,  Sohn  von  Ely  G.,  ist  am  14.  Sep- 
tember 1829  in  Charleston,  S.-C,  geboren.  Nach  Beendigung  seiner  mediciniacbä 
Studien  in  seiner  Heimat,  sowie  an  den  Universitäten  zu  Berlin,  Paris  und  WwtL 
liess  er  sich  1852  in  seiner  Vaterstadt  als  praktischer  Arzt  nieder  und  bekleidet 
daselbst  seitdem  den  Lehrstuhl  für  praktische  Medicin  an  dem  Medieal  College 
des  Staates  Süd-Carolina.  Von  seinen  in  verschiedenen  medicinischen  Zeitsehrifteii 
veröffentlichten  Arbeiten  verdienen  die  Artikel  über  Urämie  und  über  Moibv^ 
Brightii  in  den  Transaet.  of  the  South  Carolina  State  Med.  Soc.  (1871  und  18751 
sowie   über   katarrhalische   Pneumonie    und    über  Rheumatismus   gonorrhoiena  ia 


1 


i 


QEDDINGS.  —  GEHLER.  515 

Charleston   Med.    and   Sorg.   Journal  (1873 — 74    und  1876)   besonders    genannt 
Stt  werden. 

Atkinson,  360.  A  .  .  t. 

*OegeilbailT,  Karl  G.,  zu  Heidelberg,  ist  am  21.  August  1826  in  Würz- 
bnrg  geboren,  studirte  daselbst  von  1845  an,  besonders  unter  Rölliker  und  ViaCHOw, 
war  Yon  1850  -  52  Assistent  im  Julius-Spital ,  hielt  sich  aber ,  da  er  sich  gänzlich 
der i^natomie  und  yergleichenden  Anatomie  zu  widmen  beabsichtigte,  1852-53  an 
der  sicilianischen  Küste  auf,  um  sich  mit  der  Organisation  der  niederen  Seethiere 
des  Mittelmeeres  bekannt  zu  machen.  1854  habilitirte  er  sich  in  Wttrzburg  als 
Doeent  ftlr  Anatomie  und  Physiologie,  wurde  1855  in  Jena  Prof.  e.  o. ,  1858 
Prof.  ord.  der  Anatomie  und  Director  der  anatomischen  Anstalt.  In  derselben 
Eigenschaft  wurde  er  1873  nach  Heidelberg  berufen,  wo  er  die  Anatomie  des  Menschen 
und  die  yergleichende  Anatomie  vertritt.  Von  seinen  Schriften  sind  anzuführen: 
„Untersuchungen  über  Pteropoden  und  Heteropoden*'  (Leipzig  1855)  —  „Unter- 
suchungen der  vergleichenden  Anatomie  der  Wirbelthiere^  (Heft  1 — 3,  1864-72)  — 
ffßrundzüge  der  vergleichenden  Anatomie"  (Leipzig  1870;  2,  Aufl.  1878;  engl. 
Uebersetzung  von  P.  Jbffray  Bell,  London  1878)  —  „Lehrbuch  der  Anatomie 
des  Menschen*^  (Ebenda  1883).  Ausserdem  giebt  er  seit  1875  das  „Morpho- 
logische Jahrbuch.  Zeitschrift  für  Anatomie  und  Enticicklungsgeschichte"  heraus. 

Bed. 

Grehema,  Janus  Abraham  von  G.,  ein  Arzt  der  letzten  Decennien  des 
17.  Jahrhunderts,  von  dessen  persönlichen  Verhältnissen  nur  bekannt  ist,  dass  er 
zuerst  Rittmeister,  dann  polnischer  und  zuletzt  brandenburgischer  Leibarzt  war. 
Wichtiger  als  seine  Parteinahme  für  die  Lehren  der  iatrochemischen  Schule,  seine 
Empfehlung  einer  einfachen  Lebensweise  und  des  ausgedehnten  Genusses  von 
warmem  Wasser  und  Thee,  seine  Angriffe  auf  den  Missbrauch  von  Blutentziehungen, 
Abführmitteln  u.  s.  w.,  sind  die  unermüdlichen  Bemühuagen  dieses  Ehrenmannes  um 
die  Verbesserung  des  brandenburgischen  Militär-Sanitätsweseus,  dessen  grosse  Mängel 
er  in  seiner  früheren  Soldatenlaufbahn  sehr  genau  kennen  gelernt  hatte.  Als  die 
Hauptquelle  jener  Uebelstände  bezeichnet  G.  die  schlechte  Beschaffenheit  der  Feld- 
firzte  jind  der  „Feld-Arzneikasten",  deren  Inhalt  von  den  Compagnie-Chefs  geliefert 
wurde,  wofür  sie  von  den  Mannschaften  den  „Medicin-Groschen"  erhoben.  Aber 
freilich  hatten  solche  Mahnungen  bei  dem  heiTschenden  Schlendrian  und  der  tief 
eiogewurzelten  Corruption  der  Militär-Beamten  nur  sehr  geringen  Erfolg.  Von  den 
hierher  gehörigen  Schriften  G.'s  sind  hervorzuheben:  Diaetetica  rattonalis. 
Wohlgegründete  Lebensordnung  (Bremen,  1690)  —  Wohlversehener  Feld-Medicus 
(Hamburg  1684;  1690);    hauptsächlich  Der  kranke  Soldat  (1690). 

H.  Haeser. 

Gehewe,  Karl  Wilfried  G.,  geboren  am  16.  August  1826  zu  Ringen 
in  Livland,  studirte  in  Dorpat  und  nach  absolvirtem  Examen  im  Auslande,  wurde  er 
zuerst  Assistent  an  der  geburtshilflichen  Klinik  in  Dorpat,  dann  Arzt  in  St.  Peters- 
burg und  erhielt  hier  eine  Anstellung  als  Director  einer  Staats-Irrenanstalt.  Die 
Regierung  entsetzte  ihn  (1872)  derselben,  nachdem  er  in  einem  Aufsatze  (Allgem. 
ZeitBchr.  für  Psych.,  Bd.  XXVIII)  die  Mängel  der  Einrichtung  und  Verwaltung  der 
Anstalt  dargelegt  hatte.  G.  übernahm  dann  die  Leitung  der  Irrenanstalt  Alexanders- 
höhe bei  Riga,  der  er  in  segensreichem  Wirken  bis  zu  seinem  Tode  am 
26.  November  1878  vorstand. 

St.  Petersb.  med.  Wochenschr.  1878,  pag.  H98.  —  Allgeni.  Zeitschr.  für  Psvch. 
Bd.  XXXVI,  pag.  127.  ,...„„  /^ 

Gehler,  Johann  Karl  G.,  der  Vater,  geboren  am  17.  Mai  1732  zu 
Görlitz,  widmete  sich  in  Leipzig  dev  Studium  der  Medicin  und  erwarb  daselbst 
die  medieinische  Doctorwürde.  Nach  Beendigung  seiner  Universitätsstudien  ging  G. 
zur  weiteren  Ausbildung  in  der  Mineralogie,  für  welche  er  eine  grosse  Neigung 
besass,  nach  Freiberg,  machte  dann  eine  wissenschaftliche  Reise  durch  Deutschland 

33* 


516  GEHLEB.  —  GEIGER. 

und  die  Schweiz  und  besuchte  schliesslich  Strassburg,  wo  er  in  der  FKiED'sebeD 
Klinik  sich  in  der  Geburtshilfe  ausbildete.  Nach  Leipzig  zurOckgekehrt,  habilitirte 
er  sich  für  Mineralogie,  war  aber  daneben  auch  als  praktischer  Arzt,  und  zwar 
init  besonders  grossem  Erfolge  als  Geburtshelfer  thätig,  so  dass  er  1759  zum 
städtischen  Geburtshelfer  ernannt  wurde.  Er  starb,  1762  zum  Professor  der  Botanik, 
1773  zu  solchem  der  Physiologie  ernannt  und  seit  1789  Professor  der  praktisehen 
Medicin,  als  Arzt  und  als  Gelehrter  in  hohem  Ansehen  stehend,  am  6.  Mai  1796. 
G.  hat  nur  eine  grosse  Anzahl  kleiner  akademischer  Schriften  verfasst,  von  deneii 
ein  Yerzeicbniss  sich  in  Biogr.  m6d.  IV,  pag.  374  findet.  Von  grösserer  Bedeu- 
tung sind  unter  denselben  die  auf  die  Geburtshilfe  bezüglichen  (1760 — 1792  ver- 
öffentlicht). Dieselben  sind  in's  Deutsche  übersetzt  und  unter  dem  Titel  ^Klems 
Schriften,  die  Entbindungskunst  betreffend,  von  C,  G.  Kühn*'  (2  Bde.,  Leipzig 
1798)  herausgegeben  worden.  Seine  geburtshilflichen  Publicationen  gehören  mit 
zu  den  besten  dieses  Faches,  die  das  18.  Jahrhundert  hervorbrachte.  Grosse  Ver- 
dienste erwarb  er  sich  um  die  Geburtshilfe  dadurch,  dass  er  zu  einer  Zeit ,  da  iv 
Leipzig  noch  keine  Entbindungsanstalt  bestand,  Vorlesungen  über  Grebnrtshilfe 
hielt  und  auf  die  Weise  den  Studirenden  wenigstens  theilweise  Gelegenheit  bot, 
sich  in  diesem  Fache  auszubilden.  Eine  Zeit  lang  (von  1782 — 1784)  betheiligte 
sich  G.  auch  an  der  Redaction  der  „Leipziger  Gelehrte  Zeitung^. 

Allgem.  Deutsche  Biogr.  Bd.  VIII,  pag.  498.  —  v.  Siebold,  Geschichte  der  Ge- 
burtshilfe, II,  pag.  464.  ^.^^^^   _  Kleinwächter. 

Geiler,  Johann  Karl  G. ,  der  Sohn,  geboren  am  23.  Februar  1783 
zu  Leipzig,  studirte  daselbst  Medicin,  erwarb  sich  1807  durch  eine  Abhandlung 
„De  adsuetudine"  die  Wflrde  eines  Magister  der  Philosophie  und  in  demselben 
Jahre  die  medicinische  Doctorwürde  durch  Vertheidigung  einer  Schrift  unter  dem 
Titel:  „Apparatus  alti  in  extrahendis  calculis  virorum  methodus  emendaiior*^ 
(mit  2  Tafeln  Abbildungen  von  Instrumenten).  G,  hat  ausser  den  genannten  keine 
Schrift  veröffentlicht,  war  aber  als  Docent  für  Chirurgie  an  der  Universität  thitig 
und  der  Erste,  welcher  (seit  1810)  als  chirurgischer  Demonstrator  an  dem 
königl.  klinischen.  Institute  angestellt  war.  Er  starb  am  S.März  1813  am  Typhus 
und  hat  sich  ein  ehrenvolles  Denkmal  dadurch  gestiftet,  dass  er  seine* reiche 
Bibliothek  der  medicinischcn  Facultät  vermachte,  welche  jetzt  unter  dem  Namen  der 
„GRHLER'schen  Bibliothek"  einen  werthvollen  Theil  der  Universitätsbibliothek  bildet. 

Leipziger  gelehrtes  Tagebnch  für  1805,  pag.  14  und  für  1807,  pag.  46  und  53. 

Winter. 

*  Oeigel ,  Alois  G. ,  zu  Würzburg ,  daselbst  1829  geboren,  studirte  in 
Mttnchen  und  Wtirzburg,  war  Assistenzarzt  auf  den  Kliniken  von  v.  Mabcüs  nnd 
V.  Bamberger,  wurde  1855  Privat-Docent ,  1863  Prof.  e.  o.  und  1870  Prof. 
ord.  der  Medicin  für  die  Poliklinik,  ambulante  Kinderklinik  und  Hygiene.  — 
Schriften:  „Beitrag  zur  physiologischen  Diagnostik,  mit  besonderer  Bezugnahme 
auf  die  Formen  und  Bewegungen  der  Brust*'  (Würzburg  1855)  —  „  Geschichte, 
Pathologie  und  Therapie  der  Syphilis'^  (Ebenda  1867)  —  „Oefentliche  Gesund- 
heitspflege** (in  V.  Ziemssen's  Handb.  1874;  3.  Aufl.  1882)  zusammen  mit 
A.  Mayr:  „Das  Schöpfradgebläse  angewendet  auf  Pneumatotherapie"  (Leipzig 
1877).  Er  war  Mit-Herausgeber  der  ^^Medicinisch- chirurgischen  Monatshefte^ 
(Erlangen  1863)  und  Mitarbeiter  an  v.  Ziemssen's  Handb.  der  spec.  Pathologie 
(1874,  I).  Red. 

Geiger,  Malachias  G. ,  Arzt  in  München  am  churbayerischen  Hofe, 
geboren  zu  Rosenheim  am  7.  Januar  1606,  schrieb:  „Kelegraphia  sive  descriptM 
herniarum  cum  eorundem  curationibus  tarn  medicts  quam  chirurgicis^  (München 
1631  ;  deutsche  TJebersetzung  Stuttgart  166»1)  —  „Fontigraphia ,  oder  Brunnen- 
Beschreibung  des  miraculosen  Heilbronnens  bey  Benedictbeuren*'  (Ebenda  1636/ 
—  „Margaritologia,  .  .  .  in  qua,  ,  .  ,  demonstratur  j  margaritas  bavaricas,  in 
usu  medicinalij  viHbus  et  effectibus  aequivalere  orientalibus  et  occidentaltbus  tt^-^ 


GEIGER.  —  GELEE.  517 

(Ebenda  1637)  —  „Kurzer  Unterricht^  vne  man  sich  hey  Sterbensläufen 
präsermren  und  die  Inficirten  sich  kuriren  sollen^  (£benda  1649,  4.)  — 
„Uicrocosmus  hypochondriacus ,  sive  de  melanchoUa  hypochondriaca  tractatus 
äc."  (Ebenda  1652,  4.,  c.  fig.)  u.  s.  w.     1656  war  er  noch  am  Leben. 

Kobolt,  pag.  259;  Gandershofer,  pag.  106,  108.  G. 

Geiger,  Philipp  Lorenz  G. ,  zu  Heidelberg,  war  zu  Freinsheim  bei 
Frankenthal  (Bayerische  Pfalz)  am  30.  August  1785  geboren,  erlernte  die  Phar- 
maeie,  war  Apothekenbesitzer  in  Karlsruhe  seit  1811  und  in  Heidelberg  seit  1814, 
hielt  daselbst  von  1816  an  Pri vat Vorlesungen ,  wurde  1818  Privat-Doeent  und 
1824  Prof.  e.  o.  der  Pharmacie,  um  die  er  durch  überaus  zahlreiche  und  gediegene 
Arbeiten  grosse  Verdienste  sich  erworben  hat.  Von  denselben  führen  wir  nur  an  sein : 
„Handbuch  der  Pharmacie''  (Heidelberg  1824;  1827;  1830;  5.  Aufl.  bearb. 
von  J.  Liebig  1837;  auch  in's  Holländische  übersetzt)  —  „Da^  Schwefelbad  zu 
Langenbrücken"  (Karlsruhe  1827)  —  ^^^^  Stahlquellen  zu  Weinheim  an  der 
Bergstra^se**  (Ebenda  1827)  —  „Pharmacopoea  universalis"  (Heidelberg  1835). 
Er  war  auch  Mit-ßedaoteur  der  Annalen  der  Pharmacie  und  starb  am  19.  Januar  1836. 

Callisen,   VH,    pag.    109;  XXVIII,  pag.  166.  G. 

Geissei,  Richard,  geboren  1841  in  Witten,  studirte  in  Berlin  und 
Würzburg ,  war  kurze  Zeit  Assistent  an  der  geburtshilflichen  Klinik  in  Halle,  Hess 
sich  dann  als  Arzt  in  Essen  nieder.  Er  war  wegen  seiner  vortrefflichen  mensch- 
lichen Eigenschaften  und  wegen  seiner  hervorragenden  ärztlichen  Tüchtigkeit  all- 
gemein beliebt,  besonders  als  Chirurg  gesucht  und  wurde  Oberarzt  des  evangelischen 
Spitals  in  Essen.  Von  seinen  Aufsätzen  chirurgischen  Inhalts  sind  anzuführen,  in 
der  Deutschen  Zeitschrift  für  Chirurgie  (1872,  74):  „Zur  chirurgischen  Gasuistik" 
(Tracheotoraien,  Amputationen)  —  „Kriegschirurgische  Reminiscenzen  von  1870 
bis  1871" ;  in  der  Deutschen  med.  Wochenschrift  (1877)  „Operative  Gasuistik" 
(Ovariotomie  u.  s.  w.)  —  „  Ghirurgische  Krankheiten  der  männlichen  Harn- , 
röhre" ;  Verhandlungen  der  deutschen  Gesellsch.  f.  Chir.  1877  u.  s.  w.  Er  starb 
am  31.  August  1880. 

Deutsche  med.  Wochenschr.  1880,  pag.  165.  Küssner. 

Geist,  Lorenz  G. ,  zu  Nürnberg,  war  daselbst  am  20.  Januar  1807 
geboren,  studirte  von  1826  an  in  Erlangen,  Würzburg  und  München  und  wurde 
1832  am  letztgenannten  Orte  Doctor  mit  der  Diss. :  „De  luxatione  processus 
odantoidei  cum  exemplis  hujus  luxationis  duobus".  Nachdem  er  seine  Studien 
m  Wien  fortgesetzt  hatte,  Hess  er  sich  1832  als  Arzt  in  Nürnberg  nieder,  wurde 
1834  Oberwundarzt  des  dortigen  Kranken-Instituts ,  1843  Hausarzt  der  Pfründner- 
Anstalt  zum  Heiligen  Geist,  1855  aber  Ordinarius  der  medicinischen  Abtheilung 
des  städtischen  allgemeinen  Krankenhauses.  Er  machte  sich  besonders  um  die 
Kenntniss  einer  neuen  Krankheit,  nämlich  der  Phosphor-Necrose ,  verdient,  durch 
die  zusammen  mit  dem  Chemiker  v.  Bibba  bewirkte  Herausgabe  der  Monographie : 
„Die  Krankheiten  der  Arbeiter  in  den  Phosphorzündholzfabriken  u,  s.  w" 
(Erlangen  1847,  m.  9  Taff.)  und  der  kleinen  Schrift  „Die  Regeneration  des 
Unterkiefers  nach  totaler  Necrose  durch  Phosphordämpfe"  (Ebenda  1852,  m. 
2  Taif.).  Eine  weitere  werthvolle  Arbeit  von  ihm ,  für  welche  er  das  Material 
in  der  Pfründner- Anstalt ,  welche  mehr  als  300  alte  Personen  beherbergt ,  gesammelt 
hatte,  war  seine  „Klinik  der  Qreisenkrankheiten"  (Ebenda  1857 — 60);  er  gab 
endlich  noch  heraus:  „Da^  allgemeine  Krankenhaus  der  Stadt  Nürnberg  in 
den  ersten  20  Jahren  seines  Bestehens  1845 — 6  mit  1864 — 5,  vom  statistischen 
Standpunkt"  (Nürnberg  1866).  Er  starb  am  20.  October  1867.  Seinem  ausser- 
ordentlich regen  Antheil  am  ärztlichen  Vereinsleben  ist  die  Gründung  des  noch 
jetzt  blühenden  Localvereines  in  Nürnberg  im  Jahre  1848  zu  danken.         ^^^ 

(    Gelee,  Theophile  G.,  geboren  in  Dieppe,  studirte  in  Montpellier ,  wo 
er  den  Doctorgrad    unter    dem  Präsidium    von    du  Laürens    erhielt,    zu   dessen 


1 


518  GELEE.  —  GELY. 

eifrigsten  Anhängern  er  zählte.  Er  sehrieb  ausser  einer  französischen  Uebersetsong 
der  Werke  seines  Meisters:  „Quelques  opuscules  recueiUts  des  le^ons  ie 
Dulaurens  en  les  annies  1687  et  1588**  (Paris  1613,  Pol.)  ein  in  Tiefen 
Auflagen  erschienenes  Compendium  der  französischen  Anatomie:  „IlanaUmit 
franqnise  en  f(yrme  cPabrigi*"  (Ronen  1635;  Paris  1656;  1664;  1683;  1742). 
Biogr.  mM   IV,  pag.  376.  Pgl. 

Geller,  Karl  Gottfried  G. ,  zu  Wittenburg  in  Mecklenburg,  war  in 
Danzig  als  Sohn  des  Stadtchirurgen  und  Lazareth-Inspectors  Joh.  Nicol.  6. 
geboren,  wurde  1737  in  Rostock  Doctor  und  schrieb  Folgendes:  „Nachricht  von 
der  Pretzir* sehen  Gesund- QueVe*'  (Mecklenb.  Nachrichten  1750)  —  „Pinaeani 
manes  sive  dilucidationes  uberiores  circa  signa  virginitatis  atque  perspicua 
hymenis  illibati  testimonia**  (Rostock  1763)  —  „Scrutinium  physico-medicum 
de  tussi  epidemica  infantum  convulsiva  anno  1767  in  ducatu  Megalopolitano 
furente^  raris  plane  et  singularibus  observata  symptomatibus**  (Ebenda  1763). 
Er  starb  Ende  Januar  1767. 

Blanck,  pag.  71.  G. 

Gellerstedt,  Pehr  Erik  G. ,  zu  Lund,  war  am  31.  August  1815  in 
Hernösand  geboren,  studirte  von  1832  an  in  Upsala,  war  anfänglich  Arzt  in  der 
Armee  und  Flotte,  wurde  1841  in  Upsala  Doctor,  war  Arzt  des  Serafimer-Laza- 
reths  und  des  allgemeinen  Gamisonhospitals  in  Stockholm,  wurde  1844  mit  der 
akademischen  Disputation :  y^Bidrag  til  den  tuberk,  Lungsotens  Nosografi  od 
Fatologi"  (Stockholm)  Docent  in  Upsala,  1845  Lehrer  der  gerichtliehen  Mediein 
am  Karolinischen  Institut  zu  Stockholm  und  1848  Professor  der  praktischen  Medids 
an  der  Universität  Lund.  Unter  seinen  Arbeiten  befinden  sich  in  der  Hygiea 
Berichte  über  die  medicinische  Abtheilung  des  Garnisonhospitals  für  1842,  43, 
und  Aufsätze  über  die  neuere  Wiener  Schule ,  über  den  Brandstiftungstrieb,  über 
•den  klinischen  Unterricht  in  Lund,  ausserdem  das  akademische  Programm:  „Nägra 
ord  om  mask.yukdom**  (Lund  1857).    Er  starb  1881. 

Wistrand,  pag.  135;  Wistrand,  Bruzelius,  Edling,  I,  pag.  261,  —  Hvpei, 
Vol.  XLIII,  1881.  pag.  161  (nicht  zugänglich).  G. 

Gellhaus,  Ferdinand  G.,  zu  Detmold,  war  zu  Schöttmar  im  Fttrstentfanm 
Lippe  geboren,  wurde  1817  in  Wtirzburg  Doctor  mit  der  „Inauguralahhandlung 
über  den  Nutzeii  der  Milz** ,  war  später  fürstlich  Lippe'scher  Hofrath,  Leibant 
und  Brunnenarzt  zu  Meinberg,  über  dessen  Quellen  er  (von  1820  an)  mehrere 
Abhandlungen  schrieb.  Er  übersetzte  aus  dem  Französischen:  „Instruction  des 
G enundheüsconseil  zu  Paris  über  die  Anfertigung  öffentlicher  Abtritte  und  über 
die  Gesunderhaltung  der  Abtritte  und  deren  Gruben**  (Lemgo  1826,  m.  5  Tiff.). 
Er  starb  auf  einer  Reise  nach  Italien  zu  Turin  im  August  1827. 

Callisen,  VJI,  pag.  122;    XXVIII,  pag.  104.  G. 

Gellhorn,  Arthur  von  G.,  geboren  am  6.  März  1835  in  Neusalz  a.  0., 
studirte  in  Berlin  und  Halle ,  war  unter  Damebow  Arzt  an  der  Irrenanstalt  Niet- 
leben bei  Halle,  wurde  1875  Director  der  Irrenanstalt  Ueckermünde  in  Pommcm. 
Ein  namhafter  Psychiater,  vortrefflicher  Mensch  und  College,  schrieb  er  eine  Reihe 
von  Aufsätzen  psychiatrischen  (meist  therapeutischen)  Inhalts  in  Lähr's  Allg. 
Ztschr.  f.  Psychiatr.  (Bd.  XXV,  XXX,  XXXVI):  „lebei-  Morphium- In jectionen 
bei  Chloroformirten**  —  „  Veber  Anwendung  von  Apomorphin  bei  Geistes- 
kranken*' —  „  Veber  Ernährung  Geisteskranker  nach  physiologisdien  Grund- 
sätzen.** Er  starb  am  6.  November  1882  an  Gumma  cerebri,  nachdem  er  1876 
das  Unglück  gehabt  hatte,  sich  bei  der  Section  eine«  syphilitischen  Paralytikers 
zu  inficiren. 

Allg.  Zeitschr.  f.  Psychiatrie,  Bd.  XXXIX,  1883,  pag.  693.  KüssBer. 

Gely ,  Jules-Aristide  G.,  zu  Nantes,  war  1806  geboren,  wurde  1831 
zu  Paris  Doctor  und  verfasste  folgende  Arbeiten ,  von  denen  besonders  die  iweile 


J 


GBLY.  —  GENDRm.  519 

einige  Anfmerksamkeit  erregt  hat:  „Essai  sur  les  altSrcUions  anatomtques  gui 
consittuent  spdcialement  V4tat  dyssentMque**  (Jonm.  de  la  sect.  de  m6d.  de  la 
Soc*  acad.  de  la  Loire-Inftr.  1838)  —  „Seckerches  sur  Vemfloi  d'un  nouveau 
procedi  de  suture  contre  les  divisians  de  Vintestin ,  et  sur  la  possibilitS  de  Vadosse- 
ment  de  cet  organe  avec  lui-mime  dans  certaines  hUssures"  (Paria  1844)  — 
y,  Hildes  sur  le  caihA&risme  curvätgne  et  sur  Pemploi  d^une  nouvelle  sonde 
dans  le  cath^tdrisme  doa/mattf**  (Paris  1861).     Er  starb  im  Jahre  1861. 

Blanchet  im  Jonrn.  de  la  section  de  mMec.  de  la  Soc.  acadöm.  de  la  Loire-Infi6r. 
Nouv.  S^rie.  T.  XXXVI,  1861,  pag.  19  (nicht  zugänglich).  G. 

'  G^mma,  RegnerusG. ,  im  Jahre  1508  in  Dokkum  (Friesland)  geboren, 
war  Prof.  der  Mediein  in  Löwen,  wo  er  am  26.  Mai  1555  starb.  Er  scheint  sich 
weniger  mit  der  Mediein  als  mit  der  Mathematik  beschäftigt  zu  haben,  wie  aus 
seinen  Schriften  „Methodus  arithmetica^  —  „De  usu  aemuli  astronomici"  — - 
„De  astrolabio**  etc.  hervorgeht. 

^Cornelis  G. ,  sein  Sohn,  1535  in  Löwen  geboren,  wurde  auch  Prof. 
der  Mediein  in  seinem  Geburtsorte  und  soll,  wie  Foppens  sagt,  „ad  miraculum 
usque  doctus'^  gewesen  sein.  Er  scheint  eben  wie  sein  Vater  neben  der  Mediein  die 
niathematischen  Wissenschaften  studirt  und  docirt  zu  haben,  und  hat  u.  A.  eine 
Arbeit  in  drei  Theilen  „De  arte  cyclognomica*'  geschrieben.  Als  Arzt  hat  er  sich 
sehr  verdienstlich  gemacht  durch  eine  genaue  Beschreibung  der  Pest-Epidemie, 
in  seiner  „Cosniocritice  sive  de  naturae  divinis  characterismis*'  (Antwerpen  1572). 
Am  12.  October  1579  ist  er  selbst  als  Opfer  der  Pest  gefallen. 

C.  £.  DaniSls. 

Gempak,  Sugita  G. ,  japanesischer  Arzt,  zu  Myako  geboren  in  der 
ersten  Hälfte  des  18.  Jahrhunderts,  veranstaltete,  nachdem  er  die  holländische 
Sprache  erlernt  hatte,  eine  japanesische  Uebersetzung  von  Joh.  Adam  Kulmus' 
^Anatomische  Tabellen'^  (Danzig  1725;  auch  in  Leipzig,  Augsburg,  Nürnberg, 
Amsterdam,  Utrecht  von  1731 — 55  wiederholt  gedruckt,  in's  Lateinische  und 
Französische  übersetzt,  mit  28  Tafeln)  unter  dem  Titel  „Kai-tei-Sin-syo^  (1773, 
5  Bde.,  8.,  davon  einer  die  Tafeln  enthaltend),  das  erste  in's  Japanesische  über- 
tragene europäische  anatomische  Werk;  auch  verfasste  er  u.  d.  T. :  „Kai-tei- 
Yak'dzau"  einen  Auszug  aus  jenem  Werke. 

Nouvelle  biographie  universelle.  T.  XIX,  pag.  85n.  Cf. 

*Geildrill,  Augustin-Nicolas  G.,  zu  Paris,  ist  am  6.  December 
1796  zu  Chäteaudun  (Eure-et-LoLr)  geboren,  wurde  1821  zu  Paris  mit  der  These: 
„Sur  le  traitement  de  la  blennorrhagie"  Doctor.  Er  war  1828  Berichterstatter 
der  Commission  zur  Reorganisation  der  Ausübung  der  medicinischen  Praxis,  war 
nacheinander  Arzt  des  Hötel-Dieu  (1831),  des  Hop.  Cochin  (1832),  der  Piti6 
(1836 — 1860)  und  Agr6g6  libre  der  medicinischen  Facultät.  Von  seinen  sehr 
zahlreichen  Arbeiten  führen  wir  nur  die  hauptsächlichsten  an:  ^Recherckes  phy- 
fdologiques  sur  la  motilitS*^  (Paris  1822)  —  „ Becher ches  sur  les  tuber cvles  du 
cerveau  et  de  la  mo'elle  Spinih-e**  (Ebenda  1823)  —  „Recher ches  sur  la  nature 
et  les  causes  prochaines  des  fi^vres**  (1823)  —  „Recher ches  hütoriques  sur  les 
ipidemies  de  fihyre  jaune  qui  ont  rSgne  h  Malaga  deputs  le  commencement  de 
ce  S'i^cle"  (1824)  —  „Histoire  anatomtque  des  inflammations^  (2  voll.,  1826, 
27;  nouv.  ^d.  1829;  deutsche  Uebersetzung  von  Jüst.  Radius  in  der  Biblioth. 
der  ausländ.  Litt,  für  prakt.  Medic,  Bd.  VIÜ,  IX,  Leipzig  1828),  mit  der  er  vom 
Institut  einen  MONTHYON-Preis  erhielt  —  „Consultation  mSdico-Ugale  sur  les 
circonstances  et  les  causes  de  la  mort  violente  du  prtnce  de  GondS  etc," 
(Transact.  medicales  1831).  Mit  der  Concurs-These :  „ConsidSrations  gSn^rales 
sur  renseignement  et  V4tude  de  la  mddedne  au  lit  des  malades^  (1831)  wurde 
er  M6decin  des  hopitaux  und  verfasste  weiter  eine:  „Monographie  du  cholera- 
morbus  ^pidemique  de  Paris,  redigde  sp^ialement  sur  les  observations  cliniques 
de  Vauteur  h  V Hötel-Dieu  de  Paris"  (1^32),  mit  einem  Preise  von  der  Akademie 


"1 


520  GENDEIN.  —  GENERSICH. 

der  Medicin  gekrönt  —  „Documenta  sur  U  choUra-morbics  iptdemique*^  (1832) 
—  „Mdm.  sur  lea  fih)res  corUinues^^  1837  mit  einem  Preise  von  1500  Pres, 
gekrönt  —  „Traüi  phüoaophique  de' midecine  prattque^  (3  voll.,  1838 — 41; 
deutsche  Uebers.  von  Kael  Neübert,  2  Bde.,  1839,  40)  —  „Legons  sur  les 
maladie^  du  coeur  et  des  gros  arth'es,  faües  h  Vhdp.  de  La  PütS  .  .  .  1840-41. 
Rec,  et  pubL  par  E,  Colson  et  Duhreuil-HSlion^  (1Ö41,  42;  deatsehe 
Uebers.  von  G.  Krupp,  Leipzig  1848)  —  „M4m,  sur  le  dtagnostic  des  anSvrymet 
des  grosses  arth'es^  (Revue  m6d.  frang.  et  Strang.,  1844).  Er  war  Mit-Redaeteor 
der  Revue  m6d.  seit  1824  und  redigirte  von  1827 — 1830  das  „Journal  g^nSrd 
de  mddec,  chir,  et  pharm,^  und  von  1830 — 32  dasselbe  u.  d.  T.  „Tran^actioru 
mSdicales^.  Ausserdem  zahlreiche  Aufsätze  in  den  Arch.  g^nör.,  Bullet,  des  sc.  m^, 
fincyclop.  des  sc.  m6d. ,  Journ.  compl6ment. ,  Jouru.  de  m6d.  prat. ,  Joum.  gen., 
Transact.  m6d. ,  Gaz.  möd.  u.  s.  w.  Auch  übersetzte  er  aus  dem  Englischen 
Abercrombie's  „Des  maladies  de  Venciphale  et  de  la  moelle  ipinüre"  (1835). 
Seit  längerer  Zeit  lebt  er  als  M^decin  honoraire  der  Hospitäler  in  Zurtickgesogen* 
heit  als  Nestor  der  Pariser  Aerzte. 

V  apere  au,  5.  6dit.  I,  pag.  792.  —  Sachaile,  pag.  318.  —  Callisen,  TU, 
pag.  126;  XXVIII,  pag.  175.  6. 

Gfendron.  Von  den  verschiedenen  Aerzten  dieses  Namens  sind  nur  folgende 
nennenswerth : 

1.  Claude-DeshaisG.,  geboren  in  der  Beauce,  studirte  in  Montpellier, 
war  Arzt  des  Bruders  von  Ludwig  XIV.,  später  Arzt  des  Herzogs  von  Orleans, 
eine  Stellung ,  der  er  nicht  nur  eine  grosse  Praxis ,  sondern  auch  freundschaftliche 
Beziehungen  zu  damaligen  Gelehrten  und  hervorragenden  Männern  der  Wissen- 
schaft verdankte  (Boileau  u.  A.).  Im  Alter  verliess  G.  Paris  und  ging  nack 
Auteuil,  wo  er  sich  mit  Philosophie  beschäftigte  und  87  Jahre  alt  am  3.  September 
1750  starb.  Er  hinterliess:  „Recher ches  sur  la  nature  et  la  guSrtson  des  Cancers'' 
(Paris  1700).  G.  empfiehlt  zur  Heilung  des  Carcinoms  einzig  und  allein  die 
Exstirpation  und  kämpft  gegen  den  Geheimmittelschwindel  bei  dieser  Krankheit 
Zur  Beruhigung  bei  den  Schmerzen  empfiehlt  er  nach  dem  Vorgange  seines  Oheims, 
des  Abb6  G.,  die  örtliche  Anwendung  der  Belladonna. 

Biogr.  m6d.  IV,  pag.  380.  —  Dict.  hist.  II,  pag.  517.  Pgl. 

2.  Louis-Florentin-Deshais  G. ,  Neffe  des  Vorigen,  geboren  in 
Orleans ,  studirte  in  Montpellier  und  Hess  sich  dann  in  Paris  nieder ,  wo  er  später 
(von  1762  ab)  an  der  ficole  de  Chirurgie  die  Stelle  eines  Professors  und  Deraonstraton 
der  Augenheilkunde  bekleidete.  Seine  Arbeiten  beziehen  sich  hauptsächlich  auf 
jenes  Gebiet  der  Medicin.  Sein:  „Traiti  des  maladies  des  yeux^  (Paris  1770) 
war  ein  in  vieler  Beziehung  mustergiltiges  Buch  und  noch  zu  Anfang  dieses  Jahr- 
hunderts galt  es  nicht  als  veraltet. 

Biogr.  m6d.  IV,  pag.  380.  —   Dict.  hLst.  II,  pag.  73. 

3.  Pierre-Andr6  G. ,  Grossneffe  von  1.,  geboren  1765  zu  Bueil  in 
der  Tourraine,  studirte  Anfangs  seinem  Vater  zu  Liebe  Jura,  später  Medicin  in 
Paris.  Im  Alter  von  22  Jahren  Dr.  med.,  prakticirte  er  später  mit  grossem  Erfolge 
in  La  Chartre-sur-Loir  (Sarthe),  wo  er  am  17.  April  1814  starb.  Drei  Söhne  von 
ihm  waren  gleichfalls  Aerzte.  G.  hat  nur  einige  Memoiren  geschrieben  (in  den 
Veröffentlichungen  der  Soci^te  de  mödecine  de  Paris  und  in  den  Annales  cliniqnes 
de  Montpellier). 

Biogr.  m6d.  IV,  pag.  380.  PgL 

*(ienersicli,  Anton  G.,  in  Klausenburg,  geboren  zu  Tymau  in  Ungarn 
am  4.  Februar  1842,  absolvirte  die  medicinischen  Studien  in  Budapest  1860  bis 
1865,  wurde  daselbst  1865  zum  Dr.  med.  und  1868  zum  Dr.  chir.,  Magister  der 
Geburtshilfe  und  Augenheilkunde  promovirt,  war  Assistent  bei  der  Lehrstelle  flr 
pathologische    Anatomie   unter   Professor    Dr.  L.  v.  Aeanyi,    1865 — 1868,    nnd 


6ENERSICH.  —  GENEST.  521 

zugleich  städtiBcher  Prosector  im  Rochusspital  und  im  Einderspital.  Auf  einer 
wissenschaftlichen  Reise  in  Deutschland  arbeitete  er  bei  Prof.  F.  v.  RECKLiNGh 
HAUSEN  in  Würzburg  (1868 — 69),  dann  bei  S.  Stbickfe  und  C.  v.  Rokitansky 
in  Wien,  bei  Ludwig  Hüppert  und  E.  Wagnee  in  Leipzig,  bei  R.  Virchow 
in  Berlin.  Seit  1870  war  er  Professor  der  pathologischen  Anatomie  und  gericht- 
licbeif  Medicin  an  der  Chirurgenschule  und  ist  seit  1872  Professor  der  patho- 
logischen Anatomie  an  der  k.  ungarischen  Universität  in  Klausenbnrg.  Er  war 
wiederholt  gewählter  Prodecan  und  Decan  der  medicinischen  Facultät  und  1877/78 
Rector  der  k."  Universität  daselbst,  Vicepräses  und  Präses  des  Vereins  der  Aerzte 
und  Naturforscher  in  Klausenburg.  Von  seinen  Arbeiten  erschienen  in  deutscher 
Sprache:  „Multiple  Neurome*'  (ViRCHOw's  Archiv,  XLIX)  —  „Zur  Lehre  von 
den  Saficanälchen  in  der  Cornea"  (Wien.  Med.  Jahrbücher,  1, 1)  —  „Die  Aufnahme 
der  Lymphe  durch  die  Sehnen  und  Fascien"  (Berichte  der  sächsischen  Akademie 
der  Wissenschaften  1870)  —  „Beitrag  zur  Anatomie  und  path,  Anatomie  der 
am  sympath,  Bauchgeflechte  des  Menschen  befindlichen  Tacini! sehen  Körperchen" 
(Wien.  Med.  Jahrbücher  1876).  In  ungarischer  Sprache:  j,Ein  Fall  von  Trichinosis 
beim  Menschen  mit  Fütterungsoersuchen"  (Orvosi  hetilap  1868)  —  „Antwort 
auf  Prof.  Scheuthauers  Kritik,  (Sectionsmethode  betreßendj"  (Orvosi  hetilap 
1874,  76,  7  7,  78)  —  „Akephalus parakephalus"  (1880)  —  „Beitrag  zur  Pathologie 
der  amyloiden  Degeneration  (Orvosi  hetilap  1884)  —  y^Berickt  ilber  die  auf  dem 
Streckenhau  Klausenburg  -  Kocsärd  vorgekommenen  Erkrankungen^  (Erd61yi 
Museum  Kolozsvär  1875)  —  „2>te  Lehr-  und  Lernfreiheit  auf  der  Universität 
und  die  Rigorosen-Ordnung"  (Rectorsrede  1877)  —  „Können  Frauen  Aerzte 
sein?"  (Klausenburg  1880)  —  „Anatomische  und  path. -anatomische  Demon- 
strationen und  Beschreibungen"  (Orvosi  hetilap  1866,  1867)  —  „Herzkrank- 
heit und  Lungenschwindsucht  f  Uterus  septus  und  Vagina  duplex"  (1868)  — 
,fEin  Fall  von  Leukämie,  Beschreibung  syphilitischer  Gebilde.  Geheilter  Schuss 
durch  den  Brusticorb,  necrotische  Knochensplitter  in  einer  Gaverne  und  Knochen- 
transplantation  in  das  Lungengeivebe"  (Kolozsväri  orv.  term^sz.  tärs.  firtesitöje 
1876)  —  „Herstellung  und  Cofisercirung  norm,  und  path.  Schnitt-Präparate 
von  gefrorenen  Leichen"  (Ebenda  1876)  —  „Cholesteatom  bei  Otitis  interna 
mit  Vaguspneumonie"  (Ebenda  1877)  —  „Plötzlicher  Tod  durch  Embolie 
der  Lungenarterie"  (Ebenda  1877)  —  „  Cover nöses  Lymphangiom  in  der  kleinen 
Magencurvatur"  (Ebenda  1877)  —  „Einfache  Nieren  und  angeborene  Lage- 
Veränderungen  der  Nieren"  (Ebenda  1878)  —  „Ein  uralter  Schädel"  (Ebenda 
1876)  —  „Hirnloses  Monstrum  mit  Gesichts-  und  Bauchspalte"  (Ebenda  1878)  — 
„Cavernöse  Geschvmlst  der  Leber  nach  Embolie  der  Pfortader"  (Ebenda  1880)  — 
„Gehimabscess  mit  Lähmung  der  gegenseitigen  Extremitäten^^  (Ebenda  1880)  — ► 
„Diprosopus  triotus"  (Ebenda  1881).  —  Medicinische  Referate  im  Erd^lyi  Museum 
1875,  76,  77  und  im  Orvosi  szemle  1882.  ^  Scheuthauer. 

Genest,  Jean-Louis  G. ,  zu  Paris,  war  in  Montrichard  (Loir-et-Cher) 
geboren,  wurde,  nachdem  er  Charles  Bbll's  „Etposition  du  Systeme  natural 
des  nerfs"  (Paris  1825)  tibersetzt  hatte,  1827  zu  Paris  mit  der  These  „Tableau 
des  maladies  observ4es  ä  la  clinique  de  M.  le  prof.  Rdcamier  pendant  le 
pr emier  trimestre  de  1826,  avec  des  rSflexions  sur  ces  maladies"  Doctor.  Als 
Chef  de  clinique  im  Hotel-Dieu  veröflfentlichte  er  in  den  folgenden  Jahren  ver- 
schiedene klinische  Mittheilungen,  z.  B.  in  den  Arch.  g6nör.  de  m6dec.  1829,  30,  31) : 
„Recherchea  sur  Vaffection  dpiddmique  qui  rSgne  maintenant  ä  Paris"  -^— 
„AnSvrysme  vrai  de  la  sou^-clavihre  droite  opSrS  d^aprhs  la  m^thode  de 
Wardrop,  mort  le  9.jour  apr^s  VopSration"  par  Düpüytrbn  —  „Recherches 
sur  le  rhumatisme  articulaire"  —  „Obs.  d'un  anSvrysme  du  tronc  brachio» 
cepkalique"  —  „Aortite"  (Revue  m6d.  und  Journ.  des  progrös  des  sc.  m6d. 
1829)  u.  s.  w.  Später  gab  er  heraus:  A.  P.  Chomel  „Legons  de  clinique  mMi- 
cale,  faites  h  V Hotel-Dieu  de  Paris"  (Paris  und  London  1834)  —  „Recherches 


522  GENEST.  —  GENSOüL. 

8ur  quelques  points  de  VStude  de  la  gangrh^  pulmonaire"  (Paris  1837).  V<m 
1832-38  war  er  bei  der  Redaction  der  Gazette  m6dieale  de  Paris  betheiligt  nnd  yfx- 
fasste  noch  eine  Anzahl  weiterer  Aufsätze,  theils  in  derselben,  theils  in  den  Areb. 
gen^r.  de  m6d.  und  der  Encyelographie  des  sc.  m6d. 

Callisen,  VII,  pag.  131;  XXVIII,  pag.  176.  G. 

Genga,  Bernardino  G.,  geboren  1655  zu  Mandolfi  (Urbino),  Dr.  phil. 
et  med. ,  war  Professor  der  Anatomie  und  Chirurgie  in  Rom  und  Wundarzt  am 
Hospital  Santo  Spirito.  Er  starb  1734.  In  seinem  Lehrbuch  „Anatamia  chirurgica'' 
(Rom  1672;  1675;  Bologna  1687)  betont  er  besonders  die  Bedeutung  und  Koth- 
wendigkeit  gediegener  anatomischer  Kenntnisse  für  die  Chirurgie ;  auch  lehrt  G. 
den  Werth  der  Anatomie  für  Künstler  schätzen  in  seiner  Schrift:  „AncUomia per 
uso  ed  intelligenza  del  dtsegno^  (Rom  1691).  Uebrigens  gehörte  G.  zu  Denjenigen, 
die  die  neue  Lehre  vom  Kreislaufe  des  Blutes  aceeptirten;  nur  wollte  er  die  Ent- 
deckung desselben  dem  Fra  Paolo  Sarpi  zuschreiben,  welcher  bei  Fabrizio 
Harvey's  Mitschüler  war  und  die  Venenklappen  kannte. 

Biogr.  in6d.  IV,  pag.  381.  —  Dict.  hißt.  II,  pag.  517.  Pgl. 

Geniates,  s.  Simon  von  Genua. 

Gensel,  Johann  Adam  G. ,  geboren  am  26.  October  1677  in  Oeden- 
burg  (Ungarn),  studirte  zuerst  Theologie,  später  aus  Gesundheitsrücksichten  Hedicin 
in  Jena,  wo  er  unter  dem  Präsidium  Wbokl's  1699  zum  Dr.  med.  ernannt  warde. 
G.  reiste  dann  nach  Italien,  hielt  sich  zwei  Jahre  in  Padua  auf,  kehrte  dann  naeh 
Ungarn  zurück,  wo  er  erst  in  Eisenburg,  später  in  Oedenburg  prakticirte  und  ab 
Arzt  des  Fürsten  Esterhazy,  Mitglied  und  von  1714  Präsident-Adjunct  der 
kais.  königl.  Akademie  der  Naturforscher  am  31.  August  1720  starb.  Seine 
Schriften  „Dtssert,  med,  aegrum  ischuria  laborante  exhibenti"  (Jena  1699),  sowie 
„  Thesen  pMlosophico-medicae*'  (1703,  Fol.)  sind  nicht  von  Bedeutung. 

Biogr.  m6d.  IV.  pag.  381.  Pgl. 

Gensoul,  Joseph  G. ,  zu  Lyon,  berühmter  Chirurg,  war  daselbst  am 
8.  Januar  1797  geboren,  trat  1814  in  das  dortige  Hötel-Dieu  unter  Boüchet  und 
Janson,  ging  1822  nach  Paris,  schloss  sich  besonders  Lisfranc  an  und  wurde 
1824  daselbst  Doctor  mit  der  These:  „8ur  la  rSunion  immddiate  des  plaies  aprh 
Vamputation  des  membres^.  Nach  Lyon  zurückgekehrt,  übernahm  er  1826  eine 
Hospital-Abtheilung,  wurde  später  Chef-Chirurg  des  Hötel-Dieu  und  flahrte  daselb^ 
als  der  Erste  (1826)  die  Totalresection  einer  Oberkieferhälfte  aus.  Als  Mann  der 
That  mehr  als  der  Feder,  *machte  er  sich  durch  diese  und  andere  kühne,  zu  jener 
Zeit  noch  wenig  oder  kaum  gemachte  Operationen,  wie  die  Exstirpation  der 
carcinomatösen  Parotis  (1827)  u.  s.  w.  bekannt.  Die  Verbesserungen,  die  von  ihm  ia 
die  chirurgische  Technik  eingeführt  wurden,  betrafen  insbesondere  die  Rhinoplastik, 
eine  Methode  der  Plastik  im  Gesicht,  die  Operation  der  doppelten  Hasenscharte,  den 
Katheterismus  des  Nasencanals,  des  Thränensackes,  die  Cauterisation  der  Varices,  die 
Cauterisation  der  Cornea,  die  Einführung  des  Verfahrens  par  embrochement  bei 
der  Exstirpation  von  Balggeschwülsten,  Lipomen  u.  s.  w.  Ueber  diese  und  andere 
Operationen  und  Beobachtungen  berichtete  er  in  folgenden  Mittheilungen  in  de& 
Archives  gen6rales  de  m6d.  (1829):  „Tumeur  carcinomateuse  trh-voluminfuse 
situ6e  ä  la  tete,  enlevSe  avec  succ^  par  la  Itgature*^  —  „Cancer  de  la  langni, 
h'gature  partielle  de  cet  organe,  suivie  de  gu^rison**.  Namentlich  in  dem  von  ihm 
zusammen  mit  Alphonse  Düpasqüier  von  1830  an  herausgegebenen  „Journal 
clinique  des  hopitavx  de  Lyon^  finden  sich  in  dem  ersten  Jahrgange  zahlreiche 
Publicationen  von  seiner  Hand:  „ExposS  de  quelques  Operations  pratiquSes  dans 
It  biU  de  corriger  certaines  dtff'ormitSs  de  la  face^  —  „Inßammation  de« 
muscles  de  la  rSgion  supSrieure  du  cou^^  —  „Note  sur  une  hemorrhagie  fyi- 
demtque"  —  „Nouveau  procedS  paar  extraire  les  corps  dtrangers  volumineux 
introduits  dans  Voesophage^    —    „Observations  et  rSfiexions  sur  les  aceoucht- 


GENSOUL.  —  GENZMER.  523 

ments  compUqtUa  par  la  pr4sence  des  tumeurs  develappies  dana  lea  partes 
molles  de  Pappareil  ginital  de  la  femme"  —  „Quelques  consid^ations  aur  la 
manüre  de  corrtger  les  difformüda  qui  risukent  des  odMrencee  vicieusea^  — 
„Tumeur  fibreuae  de  la  dure-m^e**  —  „Obs.  dune  tumeur  cancireuse  s'4le^ 
varU  ä  la  partie  supSrieure  de  V\um4ru8y  et  entourant  Vipaule  gauche**.  Von 
gpftteren  Arbeiten  sind  anzuführen:  „Lettre  chirurgicale  sur  quelques  maladies 
graves  du  sinus  maxülaire  et  de  Vos  maxülaire  infSneur'^  (Lyon  1833 ,  av. 
atlas  fol.)  —  „Mayen  h  employer  pour  arrSter  la  propagation  du  choldra 
Spiddmque"  (Monitenr  des  höpit.  1834)  —  „Nouveau  procSdd  pour  opSrer  les 
pdypes  de  la  matrtce*^  (Lyon  1851)  —  „Sur  le  mdcanisme  de  la  viaion. 
Beponse  ä  M,  Serre  (d^Vz^)*'  (Gaz.  des  höp.  1851)  —  „Prophylaxie  du  choUra^ 
(Monit,  des  höpit.  1854)  u.  s.  w.  Sein  Tod  erfolgte  nach  längerem  Leiden  am 
5.  November  1858.  —  Er  war  ein  sehr  glücklicher  Operateur;  seine  Stein-  und  Bruch- 
schnitte  waren  von  unerhörtem  Erfolge  begleitet,  seinem  erfindungsreichen  Geist  hat 
die  Chirurgie  Manches  zu  danken,  wenngleich  seine  chirurgischen  Leistungen,  da 
er  in  der  Provinz  lebte,  weniger  bekannt  geworden  sind,  als  wenn  Paris  der 
Schauplatz  seiner  Thätigkeit  gewesen  wäre. 

Bonnet,  P^trequin,  Desgranges,  Potton  in  Gaz.  m6d,  de  Lyon.  1858, 
pag.  449;  1861,  pag.  101,  132  (nicht  zugänglich).  —  Deutsche  Klinik.  1858,  pag.  471 
(Parequin).  —  Dechambre,  4.  S6rie,  T.  VII,  pag.  706.  Gurlt. 

''  Geiitile  da  Puligno  (Fülgineüs  ,  Fdlginas  ,  de  Gentilibus)  ,  Sohn 
eines  (später)  in  Bologna  ansässigen  Arztes  ,  ist  im  letzten  Drittel  des  13.  Jahr- 
hunderts in  Foligno  geboren.  Er  hatte  in  Bologna  unter  Taddko  Alderotti,  dem 
Begründer  der  scholastischen  Medicin,  studirt  und  war  hier  zum  Professor  der 
Medicin  ernannt  worden.  Im  Jahre  1337  folgte  er  einem  Rufe  als  Professor  und 
Leibarzt  des  Grafen  Ubertino  von  Carrara,  Gebieters  der  Stadt  Padua, 
dahin,  1345  siedelte  er  nach  Perugia  über  und  hier  ist  er  am  12.  Juni  1348  an 
der  Pest  (dem  schwarzen  Tode)  gestorben;  der  Leichnam  wurde  nach  Foligno 
gebracht  und  in  der  Eremitenkirche  daselbst  beigesetzt.  G.  war  einer  der  berühm- 
testen Aerzte  seiner  Zeit  und  Verfasser  zahlreicher  Schriften,  unter  welchen  seine 
„Consilta  peregregria  ad  quaevis  morborum  corporis  humani  genera"  (zuerst 
8.  1.  e.  a.,  später  Pavia  1492,  Venedig  1503  fol.  im  Druck  erschienen)  —  eines  der 
frühsten  derartigen  casuistischen  Sammelwerke  —  den  ersten  Platz  einnimmt. 
Ausserdem  hat  er  zahlreiche  Commentare,  namentlich  „Expositiones  in  Canonein 
Avicennae**  (Pavia  1477,  Venedig  1520  gedruckt),  eine  wegen  der  dem  Geschmacke 
jener  Zeit  besonders  zusagenden  subtilen  Auslegungen  mit  dem  Titel  „Anima 
Avicennae*^  geehrte  Schrift,  ferner  Commentare  zu  den  Schriften  des  Aeüidiüs 
CORBOLIENSIS  „De  urinis  et  pulsibus"  u.  v.  a.  verfasst,  —  Er  ist  nicht  mit  GilNTILE 
DA  CiNGüLO  (aus  Cingoli,  Prov.  Macerata)  zu  verwechseln,  welcher  1295  als 
Doctor  logices  in  Bologna  gelebt  hat. 

Giuseppe  Girolamo,  Sopra  Gentile  da  Fuligno,  medico  illustre  del  secolo  14. 
Xapoli  1844,  und  Henschel,  Janus,   J853,  N.  F.,  II,  pag.  410.  A.  Hirsch. 

Gentile»  Francesco  G.,  zu  Neapel,,  war  früher  Arzt  der  preussischen 
Legation  in  Constantinopel  und  diente  darauf  bei  der  französischen  Armee  zu 
Nizza,  wo  er  ein  „Description  succincte  historique,  physique  et  pratique  de  la 
eure  de  quelques  pestijeres^  (um  1800)  veröffentlichte.  In  Neapel  war  er  Ober- 
arzt am  Militär-Hospital  della  Cristalliera  und  Primararzt  am  Sped.  gen.  della 
Trinita.  Er  gab  daselbst  heraus:  „Sul  colera  asiatico  curato  nello  sped.  milit. 
della  Cristalliera  di  Napoli^  (Neapel  1837). 

Callisen,  VII;  pag.  136;  XXVII f,  pag.  179.  ü. 

*Genziner,  Alfred  G.,  in  Halle  a.  S.,  geboren  zu  Marienwerder  in  West- 
Preussen  am  19.  April  1851,  studirte  in  Halle,  Königsberg  und  Leipzig,  wurde 
1873  in  Halle  Doctor  und  war  daselbst  6  Jahre  Assistent  in  R.  Volkmann's 
Klinik.    Er  ist  seit  1878  Docent  der  Chirurgie,  seit  1884  Prof.  extraord.  in  Halle 


624  GENZMER..—  GEOFFROY  SAINT-HILAIRE. 

und  treibt  daselbst  chirurgische  Praxis.  Schriften:  „Die  Sinneswahrnehmungen 
des  Neugeborenen**  (Halle  1873)  -^  „Die  Hydrocele  und  ihre  Behandlung 
durch  den  Schnitt  bei  antiseptischer  Wundbehandlung"  (in  Volkmann's  SammL 
klin.  Vorträge,  1878)  —  „  Veber  septisches  und  aseptisches  Wundfieber**  (mit 
R,  Volkmann)  —  „Lehrbuch  der  speciellen  Chirurgie**  (Theil  I,  1884).     ^    . 

Geoffroy,  fitienne-Frangois  G.,  geboren  in  Paris  am  13.  Februar 
1672  als  Sohn  eines  Apothekers  und  mütterlicherseits  als  Enkel  des  bertthmten 
Chirurgen  Devaüx,  erhielt  eine  speciell  naturwissenschaftliche  Erziehung  und  wurde 
zuerst  Apotheker.  Nachdem  er  1693  seine  pharmaceutische  Prüfung  bestanden,  ging 
er  nach  Montpellier,  wo  er  nebenher  eifrig  Medicin  studirte.  Dann  machte  er  ver- 
schiedene Reisen  in  Sttdfrankreich,  nach  England  1698  als  ärztlicher  Reisebegleiter 
des  Grafen  von  Tallard,  nach  Holland  und  nach  Italien.  1700  entdeckte  er 
seinem  Vater  seine  ernstliche  Absicht,  sich  ausschliesslich  der  Medicin  zu  widmen, 
studirte  von  Neuem  in  Paris,  wo  er  am  26.  August  1704  Dr.  med.  wurde.  Später, 
1709,  wurde  er  zum  Professor  der  Materia  medica  in  Paris  an  Toürxefort's 
Stelle  ernannt,  sowie  zum  Mitgliede  der  Akademie  der  Wissenschaften.  Er  starb 
am  6.  Januar  1731  an  der  Phthisis ,  59  Jahre  alt.  Sein  Hauptwerk  Lst:  „Trac- 
tatus  de  materia  medica**  nach  seinem  Tode  von  DE  Coürcelles,  (3  voll.,  Paris 
1741;  französ.  Uebers.,  Ebenda  1741—43;  deutsch  Leipzig  1760 — 65;  englisch 
London  1736)  herausgegeben. 

Biogr.  m6d.  IV,  pag.  384.  —  Biet.  hist.  II,  pag.|520.  Pgl. 

Geoflfroy,  Etienne-Louis  G. ,  geboren  zu  Paris  am  2.  October  1725 
als  Sohn  des  Vorigen,  zeigte  schon  früh  einen  Sinn  für  Naturwissenschaften  und 
Medicin,  welcher  letzteren  er  sich  widmete.  Seit  1748  Dr.  med.,  besuchte  er 
Anfangs  noch  die  Hospitäler  unter  Bourdklin's  Leitung,  fing  dann  später  erst  zu 
prakticiren  an  und  beschäftigte  sich  in  seinen  Mussestunden  hauptsächlich  mit  Zoologie 
und  vergleichender  Anatomie,  wovon  auch  seine  Werke  handeln  (Naturgeschichte 
der  Insecten,  über  das  Gehörorgan  vom  Menschen,  Reptilien  und  Fischen).  Nadi 
40jähriger  Praxis  in  Paris  zog  er  sich  nach  Chartreuve  bei  Soissons  zurück,  wo 
er,  85  Jahre  alt,  am  11.  August  1810  starb.  Seine  medicinischen  Schriften 
beschränken  sich  auf  wenige  kleinere  Abhandlungen  über  den  Aderlass ,  über  den 
Nutzen  tiefer  Incisionen  bei  Quetschwunden,  über  Bruchbandagen  etc. 

Biogr.  m6d.  IV,  pag.  383.  —  Dict.  hist.  II,  pag.  521.  PgL 

Geoffroy  Saint-Hllaire ,  fitienne  G. ,  geboren  am  15.  April  1771  in 
Etampes  (Scine-et-Oise) ,  studirte,  obwohl  von  seinen  Angehörigen  für  den  geist- 
lichen Stand  bestimmt,  Naturwissenschaften,  Anfangs  speciell  Mineralogie,  wurde 
im  Jahre  1793  zum  Demonstrator  des  naturwissenschaftlichen  Cabinets  und  später 
zum  Professor  der  Zoologie  am  Jardin  des  plantes  in  Paris  ernannt.  1798  machte 
er  die  ägyptische  Expedition  mit  und  gründete  in  Cairo  das  Institut  ftir  Wissen- 
schaften und  Künste.  Am  14.  September  1807  wurde  er  Mitglied  des  Instituts 
und  am  20.  Juli  1809  Professor  der  Zoologie  an  der  medicinischen  Facultät.  Im 
Jahre  1810  wurde  er  mit  einer  wissenschaftliche^  Mission  nach  Portugal  betraut. 
1815  nahm  er  ein  Mandat  als  Mitglied  der  Deputirtenkammer  für  seine  Heimat 
an.  Er  starb  am  19.  Juni  1844.  G.  war  ein  Naturforscher  ersten  Ranges,  besonders 
auf  dem  Gebiete  der  vergleichenden  Anatomie.  Das  Studium  der  organischen  Miss- 
bildungen und  Missgeburten  erhob  er  unter  dem  Namen  Teratologie  zum  Range 
einer  Wissenschaft  f„Trait4  de  teratologie**  Paris  1832).  Berühmt  geworden 
ist  G.  durch  sein  Werk  ^^Philosophie  zoologique**  (Paris  1830)  und  den  sich 
daran  kntlpfenden  wissenschaftlichen  Streit  mit  Cdvibr,  in  dem  G.  als  das  Haupt 
der  französischen  Naturphilosophen  die  natürliche  Entwicklungstheorie  und  moni- 
stische Naturauflfassung  vertrat,  worüber  auch  G.*s  Ansichten  in  seiner  Schrift: 
„Sur  le  principe  de  Vuniti  de  composition  organique**  (Paris  1828)  naebzolesen 
sind.    G.  war  darin  ein  Vorgänger  von  Darwin.    Bekanntlich  blieb  in  dem  Streite^ 


J 


GEOFFROY  SAINT-HILAIRE.  —  GEOGHEGAN.  Ö2ö 

für  den  sich  auch  Goethe  lebhaft  zu  Gunsten  G.*'»  interessirte,  Od  vier  Sieger. 
Von  sonstigen  Schriften  G.'s,  dessen  Biographie  sein  Sohn  Isidore  1847  ver- 
öffentlichte, sind  zu  nennen:  „Philosophie  anatomtque^  (Paris  1818)  und  „Eistoirß 
naturelle  des  mammifh'es^,  p    j 

Geoflroy  Saint-Hilaire,  I  s  i  d  o  r  e  G.,  als  Sohn  des  Vorigen  am  1 6.  December 
1805  zu  Paris  geboren,  studirte  Medicin,  war  erst  Gehilfe  am  zoologischen  Museum, 
ging  dann  als  Professor  der  Zoologie  nach  Bordeaux,  wurde  1841  nach  dem 
Rflcktritt  seines  Vaters  an  dessen  Stelle  zum  Professor  der  Zoologie  am  Museum 
der  Naturgeschichte,  1844  zum  General-Director  der  Studien  ernannt  und  starb 
am  10.  November  1861.  G.'s  Schriften  beziehen  sich  fast  nur  auf  naturwissen- 
schaftliche Gegenstände  (Naturgeschichte  der  Insecten  und  Mollusken),  resp.  auf 
vergleichende  Anatomie  (über  den  Hermaphroditismus,  allgemeine  und  besondere 
Geschichte  der  Anomalien  in  der  Organisation  beim  Menschen  und  den  Thieren  u.  s.  w.). 

Pgl. 
Geoffroy  de  ViUeneuve,  Ren6-Claude  G. ,  zu  Paris,  war  als  Sohn 
des  £tienne  Louis  G.  daselbst  am  24.  März  1767  geboren,  wurde  1802  dort 
Doctor  mit  der  „Dias,  sur  Vemploi  des  exiUoires  dans  les  maladies  des  pournons**, 
nachdem  er  als  Naturforscher  sich  von  1785  an  zwei  Jahre  am  Senegal  aufgehalten 
und  als  Militärarzt  in  San  Domingo  gestanden  hatte.  Er  wurde  1806  zum  Arzt 
am  Hötel-Dieu  in  Paris  ernannt,  indem  er  sich  bei  der  Bekämpfung  mehrerer 
Epidemien,  die  unter  den  spanischen  und  deutschen  Kriegsgefangenen  ausgebrochen 
waren  (in  Autun  1805,  Troyes  1807,  Limoges,  Bayonne)  sehr  bewährt  hatte.  Er 
blieb  in  jener  Stellung  22  Jahre  und  verfasste  eine  beträchtliche  Zahl  von  Artikeln 
fflr  das  Dict.  des  sciences  mMicales  aus  der  medicinischen  Naturgeschichte  und 
der  Pathologie,  desgleichen  für  die  Encyclop6die  m6thodique.  Er  starb  zu  Nauroy 
bei  Neuilly-Saint-Front  (Aisne)  am  26.  Juli  1831. 

I  M6rat  in  Transactions  medicales  T.  VT,   1831,  pag.  139.  G. 

(}60ghegail|  Edward  G.,  zu  Dublin,  war  Surgeon  am  General  Dispen- 
sary  und  hat  sich  namentlich  um  die  Lehre  von  der  Syphilis  und  die  von  den 
Hernien  verdient  gemacht.  Er  schrieb  über  die  erstere:  „Practical  observattons 
an  the  nature  and  treatment  of  some  exasperated  symptonis  attending  the 
venereal  dtsea^e"  (London  1801)  —  „Appendix  containing  thoughts  on  the 
nature  and  management  of  venereal  bttbo,  particularly  in  its  obstinate  State" 
(Ebenda  1803)  —  „Commentaries  of  the  treatment  of  the  venereal  disease  .  .  . 
a  second  edition  of  a  former  publication  on  that  subject  etc.  With  an  appendix 
on  strictures  of  the  Urethra,  and  on  morbid  retention  of  urine"  (London  1814). 
In  Betreff  der  Hernien  finden  sich  von  ihm:  „A  commentary  on  the  treatment 
of  ruptures,  particularly  in  a  State  of  Strangulation"  (Ebenda  1810)  —  „Gases 
of  strangulated  hemia;  with  remarks  and  further  reflexions  on  that  disease" 
(Edinb.  Med.  and  Surg.  Joum.  1811)  —  „A  letter  to  John  Abernethy,  Esq,, 
on  the  subject  of  hemia"  (Ebenda  1824)  —  „Further  remarks  on  hemia,  .  .  . 
and  in  defence  of  views  and  suggestions  torpards  improvement  of  the  treat- 
ment;  in  a  letter  to  J,  Abernethy"  (Dublin  1826)  —  „On  strangulated 
hemia"  (Lond.  Med.  Repository,  1826).  Ausser  einigen  Aufsätzen  in  den  Transact, 
of  the  Associat.  of  the  King's  and  Queen's  College  of  Physic.  in  Ireland  (1817), 
wie:  „Gase  of  abscess  of  the  liver"  und  „Gase  of  enormous  distension  of  the 
Colon**,  gab  er  noch  heraus:  „Sucdnct  practical  observations  on  the  ejfect  of 
hloodletting  ,  .  ,  .  to  which  are  added  observations  on  visceral  inflammation 
after  parturition"  (London  1833). 

Oallisen,  VIT,  pag.  151;  XXVII F,  pag.  183.  G. 

Geoghegan,  Thomas  Grace  G. ,  zu  Dublin,  wurde  1830  Fellow  des 
Royal  College  of  Surgeons  of  Ireland,  1832  in  Glasgow  Doctor.  Er  war  in  Dublin 
Surgeon  des  City  of  Dublin  Hospital   und  des  Hospital  for  Incurables;   auch  war 


526  GEOGHEGAN.  ^  GEOBGIADES. 

er  25  Jahre  lang,  bis  zu  seinem  am  24.  December  1869  erfolgten  Tode,  Professor 
der  geriohtliehen  Medicin  bei  dem  College  of  Sargeons  and  war,  als  Autorität  in 
jenem  Zweige  des  Wissens,  viele  Jahre  lang  der  Rathgeber  der  Regierang  in 
gerichtlich-medicinischen  Fällen.  Ausser  zahlreichen  anderen  Aufsätzen  im  Dublin 
Quart.  Joum.,  Dublin  Med.  Press,  London  Med.  Gazette,  seien  von  seinen  Arbeiten 
hier  nur  erwähnt  aus  der  Dnblin  Med.  Press  (1847):  ^0»  ampiUatian  oftke 
foot"  —  „On  sudden  death  from  obstruction  of  the  windpipe^  und  aus  dem 
Dublin  Quart.  Joum.  (1851):  „On  arsenical  poisonmg^ ;  femer  die  kleine  Schrift: 
„Clinical  study ^  its  means  and  method;  a  lecture^  (Dnblin  1862). 

Lancet  1870,  I,  pag.  29.  G. 

Gsorge,  John  Durance  G. ,  zu  London,  war  1815  geboren,  studirte 
im  üniversity  College,  war  House-Surgeon  bei  LiSTON  und  veröffentliehte  einige 
physiologische  Abhandlungen  über  das  Nervensystem :  „  ContribiUtan  to  the  httt&ry 
of  the  nervoua  System"  (Lond.  Med.  Gaz.  1838)  und  „On  the  ^cctto-motory 
fwactions"^  Er  widmete  sich  später  der  Zahnheilkunde  und  wurde  Surgeon-Dentist 
des  üniversity  College  Hospital  und  Lehrer  der  ersteren,  die  er,  bei  seiner 
gründlichen  ärztlichen  Bildung,  auf  eine  gleiche  Stufe  mit  der  Medicin  und  Chirargie 
zu  bringen  versuchte.  Ein  Lehrbuch  derselben,  zu  welchem  er  bereits  die  Materialien 
gesammelt  hatte,  erschien,  in  Folge  seines  vorzeitig,  am  28.  November  1851, 
eingetretenen  Todes  nicht. 

Lancet.  1851,  II,  pag.  570.  G. 

(Jeorget,  fitienne-Jean  G. ,  geboren  in  Veraon  bei  Tours  am  9.  April 
1795,  studirte  von  1812  ab  in  Paris  MQ.dicin.  1816  an  der  Abtheilung  für  Geistes- 
kranke in  der  Salpetri^re  beschäftigt,  war  dieser  Umstand  fOr  die  ganze  kflnftige 
Richtung  der  Arbeiten  G.'s  entscheidend.  Er  widmete  sich  speciell  der  Psychiatrie 
und  gewann  noch  als  Schüler  den  EsQüiROL*schen  Preis  durch  seine  Arbeit :  „Si^r 
les  altSrations  que  Von  trouve  dans  les  cadavres  des  altSn^",  Bald  erschienen 
auch  seine  Schriften:  „De  la  folie"^  (Paris  1820)  —  „ConsidSrations  snr  cät^ 
malddie"  und  „De  la  physiologie  du  systhne  nerveux  et  spScialement  du  cerveau" 
(Paris  1821),  die  in  der  Geschichte  der  Psychiatrie  eine  gewisse  Bedeutung 
erlangt  haben.  G. ,  der  im  Alter  von  nur  33  Jahren  im  Mai  1828  an  Lungen- 
schwindsucht starb,  ist  Mitbegründer  der  Zeitschrift  Archives  gönerales  de  mMecine 
und  hat  etwa  21,  meist  in  sein  Specialfach  schlagende  Artikel  für  das  Dictionnaire 
de  mödecine  verfasst.  Ausserdem  rührt  von  ihm  ein  Werk  über  die  Psychiatrie  in 
Beziehung  zur  forensischen  Medicin  her. 

Dict.  bist.  II,  pag.  523.  Pgl. 

Georgi,  Christoph  Andreas  G.,  geboren  am  16.  November  1768  in 
Cölleda,  wo  sein  Vater  Chirurgus  war;  dieser  siedelte  bald  nach  des  Knaben 
Geburt  als  Leib-Chirurgus  nach  Weimar  über.  Er  studirte  in  Jena  (besonders  bei 
LoiifiR)  und  auf  der  medicinischen  Militär-Akademie  in  Dresden,  wurde  naeh 
Vollendung  seiner  Studienzeit  Compagnie-Chirurgus  in  Naumburg,  erwarb  sieh  hier 
eine  ausgedehnte  Praxis  und  in  .weiteren  Kreisen  einen  Namen  durch  EinflShrung 
der  Kuhpockenimpfung.  1804  wurde  er  nach  Dresden  versetzt,  machte  dann 
die  Napoleonisehen  Kriege  mit  und  leistete  auf  den  Schlachtfeldern,  namentlieh  bei 
Wagram,  Vorzügliches.  Er  wurde  Regiments-Chirurgus  und  dirigirender  Arzt  des  Gar- 
nisonsspitales  in  Dresden  und  starb  als  solcher  am  27.  November  1834.  Er  verfaaste 
eine  Schrift:  ;,  Ueber  weit  um  sich  greifende  und  tief  eindringende  Verbrennungen; 
ein  Beitrag  zur  Monographie  dieser  Verletzungen*'  (Dresden  und  Leipzig  1828). 

Callisen,  VII,  pag.  153;  XXVIII,  pag.  184.  —  Neuer  Nekrolog  der  Deutschen 
Jahrg.  12,  1834,  Thl.  2,  pag.  1012.   .  Küssner. 

Georgiades,  Anastasius  G. ,  griechischer  Arzt,  war  zu  Philippopd 
geboren,  wurde  1797  in  Jena  Doctor  mit  der  Diss.:  „De  morbis  uteri  secundum 
librum  Hippocratis  Tcepl  Yuvaxe(T];  (puaeo)?"  (4.).  Er  scheint  sich  in  Wien,  Paris  u.  8.  w. 


GEORGIA  D£S.  —  GERARDUS.  527 

aufgehalten  zu  haben.  Am  erstgenannten  Orte  sehrieb  er:  „Anttpanacea  8.  de 
causis  quae  morbos  dijftcües  curatu  vel  insanabües  ^  licet  per  se  non  tales 
gint,  plerumque  reddunt"  (aueh  grieohisch;  Wien  1810;  1814).  üeber  die  Pest, 
znm  Theil  naeh  eigenen,  von  ihm  in  der  Walachei  gemachten  Erfahnmgen  ver- 
üasste  er  folgende  Schrift:  „llupeToO  7re(i.9iYü)^oi>;  ?|  XoiaoO  a^pi9(U)l^'  (Paris,  London, 
Wien  1832)  —  „M^,  sur  la  contagion  des  maladtea  exotiquea,  telles  que  la 
peste  Orientale,  le  chol^a-morbiiSy  la  fihrre  jaune,  etc."    (Paris  1832). 

Callisen,  VII,  pag.  154;  XXVIII,  pag.  185.  G. 

'''Gepner,  Boleslaw  G. ,  geboren  zu  Warschau  am  1.  November  1836, 
studirte  in  Petersburg  und  wurde  1859  zu  Warschan  promovirt.  Von  1861 — 1864 
war  er  Secondararzt  am  ophthalmologischen  Institut  zu  Warschau,  1865 — 1867 
widmete  er  sich  in  Berlin  unter  v.  Grabfb's  Leitung  seinem  Fachstudium;  seit 
1878  ist  er  Primarius  am  Warschauer  ophthalmologischen  Institut,  seit  1882  Vice- 
prftses,  seit  1885  Präses  der  ärztlichen  Gesellschaft.  Seine  der  Augenheilkunde 
gewidmeten  Aufsätze  finden  sich  seit  1867  in  den  polnischen  Journalen:  Gazeta 
lekarska  und  Medycyna.  K.  &  P. 

Gerardin,  Nicolas- Vincent- Auguste  G.,  zu  Paris,  war  am 
13.  Februar  1790  in  Nancy  geboren,  wurde  1814  in  Paris  Doctor  mit  der  These 
„Reckerches  physiologiques  sur  les  gaz  intestinaux*' ^  umsegelte  mit  Paul  Gaimard 
zweimal  die  Erde  und  prakticirte  eine  Zeit  lang  in  New  Orleans,  wo  er  das  gelbe 
Fieber  näher  kennen  lernte,  über  das  er,  indem  er  sich  auf  das  Entschiedenste 
fttr  dessen  Contagiosität  aussprach,  folgende  Schriften  schrieb  (mit  AdriBN-Abmand 
Gbos)  :  „Rapport  fait  h  la  Soc,  mdd.  de  la  Nouvelle-OrUans ,  sur  la  fövre 
jaune  qui  a  r^gnS  Spid^iquement  dans  cette  vüle,  en  1817"  (New  Orleans 
1818)  —  „Mhnoires  sur  la  fihjre  jaune,  consid^rie  dans  sa  nature  et  dans 
ses  rapports  avec  les  gouvememens"  (Paris  1820).  1824  wurde  er  mit  der  These: 
„An  morbi  qui  e  fomite  quodam  nascuntur^  et  miasmata  intoxicatione  (gallice 
infection)  disseminantur,  a  contagio  legitime  distinguendif  Agr6gö  der  Facultät 
und  Arzt  am  Hospice  de  la  Matemitö.  Als  Commissar  der  französischen  Regierung 
wurde  er  1831  zum  Studium  der  Cholera  nach  Russland  gesandt  und  berichtete 
darober,  zusammen  mit  P.  Gaimard,  in  folgenden  Schriften:  „Lettres  adressdes 
h  M,  le  comte  d^Argout  du  cholSra  morbus  en  Russie^  en  Prusse  et  en  Autriche, 
pendant  les  annSes  1831  et  1832"  (Paris  1832 ;  2.  6dit.  1833)  —  „Documents 
officiels  sur  la  marche  du  choUra  et  sur  Vhistoire  des  cordons  sanitaires" 
(Ebenda  1832).  Auch  in  historischer  Beziehung  wurde  von  Beiden  die  für  Europa 
neue  Krankheit  erörtert  in  dem  „Pr^cis  historique  et  mddical  de  la  peste  de 
Moscou  enl771f  compar4e  h  VipidSmie  de  choUra  qui  a  r^gnS  dans  cette^ville, 
en  1830  et  en  1831"  (Ebenda  1832).  Später  gab  er  noch  eine  „Notice  sur  la 
peste  de  Moscou"  (Möm.  de  l'Acad.  de  m6d.  1836).  Er  war  Mitherausgeber  der 
Bibl.  classique  möd.  und  Mitarbeiter  an  der  Revue  m6d.  und  starb  am  17.  April  1868. 

Vapereau,  2.  6dit,  par.  727;  5.  6dit.  II,  pag.  XXVII.  —  Dechambre, 
4.  Serie,  T.  VIH,  pag.  523.  —  Callisen,  VII,  pag.  157,  222;   XXVIII,  pag.  186.  ^ 

Gerardns.  Diesen  Namen  führen  mehrere  zu  allgemeinerer  Kenntniss 
gelangte  Aerzte  des  Mittelalters,  von  welchen  am  bekanntesten  sind: 

l.'^erardus  Cremonensis,  1114  in  Cremona  geboren,  1187  ge- 
storben. Behufs  des  Studiums  der  arabischen  Sprache  hatte  er  sich  nach  Toledo 
begeben,  wo  er  auch  den  grössten  Theil  seines  Lebens  zugebracht  und  (wie  es 
heisst)  auf  Befehl  des  Kaisers  Friedrichl.  (Barbarossa)  die  meisten  Schriften  der 
arabischen  Aerzte  (Rhazes,  Sebapion,  Abül-Kasim,  Avicenna  u.  A.),  auch  einige 
Schriften  Oalbn's  in's  Lateinische  übersetzt  hat. 

Pipin  iD  Muratori  script.  vir.  Ital.,  IX,  pag.  587.  —  Ejd.  Antiqua  Italia,  III, 
pag.  937.  —  Buoncompagni,  Della  vita  e  delle  opere  dl  Gerardo  Cremonese  etc.,  Rom 
1851.  —  Robolotti,  Storia  e  stat.  econ.  e  med.  dell'  Ospidale  Maggiore  di  Cremona. 
Cremona  1851,  I<  Paste  storica. 


528  GERARDÜS. —  GEEDES. 

2.  Oerardus  Salernitanud  lebte  gegen  Ende  des  12.  Jahrhunderts 
als  bertthmter  Arzt  in  Salemo ,  wo  er  auch  Gelegenheit  hatte ,  den  Kaiser 
Heinrich  VI.  zu  behandeln.  Er  war  ein  eifriger Gäeist  und  Gegner  des  damals 
bereits  in  die  Schule  von  Salemo  eingedrungenen  Arabismus,  wahrscheinlich 
Verfasser  einer  oder  der  anderen  der  unter  dem  Namen  des  Gerakdus  erachienenea 
medicinischen  Schrifken. 

de  Renzi,  Collectio  Salemitana.  Napoli  1852,  I,  pag.  282. 

3.  Gerardus  de  Solo,  wahrscheinlich  im  südlichen  Frankreich  ge- 
boren ,  lebte  im  Anfange  des  14.  Jahrhunderts  (wie  ans  einem  Citate  in  der  Schrift 
von  JOH.  Gaddesden  hervorgeht)  und  war  Professor  und,  wie  behauptet  wird, 
auch  Kanzler  an  der  medicinischen  Facultät  von  Montpellier.  Von  seinen  zahlreichen 
Schriften  sind:  „Gommentarium  super  Vtatico**  (Oonstantini)  —  „Introductortum 

juvenum  s.  de  regimine  corporis  humani  in  morbis^ ,  „Libellus  de  febrihW 
und  „Tractatus  de  gradibus  medicinae^  (gesammelt  Venedig  1505  und  1520  Fol.) 
im  Druck  erschienen.  Wegen  seines  Commentars  zum  Viaticum  und  des  (nicht 
gedruckten)  Commentars  zum  IX.  Buche  Almansoris  (von  Rhazes),  eines  der 
beliebtesten  Lehrbücher  seiner  Zeit ,  war  ihm  der  Beiname  „Doctor  mansuetns" 
oder  „Expositor"  beigelegt  worden. 

Astmc,  M6m.  pour  servir  k  rhistoire  de  la  Faculte  de  Montpellier.  Paris  1767, 
pag-  169.  A.Hirsch. 

Gerber,  Traugott,  Botaniker,  wurde  in  der  Lausitz  geboren,  studirte 
in  Leipzig  Medicin  und  erhielt  am  29.  Juli  1735  unter  dem  Vorsitz  JOH.  Zacharias 
Platner*s  den  Doctorgrad  („Diss,  inaug,  de  thoradhus  von  Schnürbrüsten*^  4.). 
Er  kam  bald  darauf  nach  Moskau  und  wurde  1735  als  Aufseher  des  dortigen 
Apothekergartens  angestellt.  Als  im  Jahre  1738,  zur  Zeit  des  türkischen  Krieges, 
die  Pest  herrschte  und  aus  Moskau  fast  alle  Aerzte  zur  Armee  berufen  warea^ 
musste  G.  die  Stelle  eines  Hospitalarztes  versehen  und  sogar  in  der  Hospitalschule 
in  der  Anatomie  und  Chirurgie  unterrichten.  6.  unternahm  später,  um  Pflanzen  zu 
sammeln,  eine  Reise  an  die  Wolga  nach  Simbirsk,  Samara,  Saratow,  an  den  Don 
und  das  schwarze  Meer;  die  Frucht  dieser  Reise  sind  zwei  im  Manuseript 
vorhandene  Werke.  1742  wurde  die  Stelle  eines  Arztes  bei  dem  Apothekergarten 
aufgehoben  und  G.  aus  dem  Dienst  entlassen ;  seine  weiteren  Schicksale  sind  unbekannt 

Richter,  Gesch.  d.  Med.  III,  pag.  442—3.  —  Tschisto witsch,  CXXXVI. 

L.   Stieda. 

Gerberon,  Gabriel  G.,  von  dessen  Lebensumständen  fast  nichts  Näheres 
bekannt  ist  (er  war  wahrscheinlich  aus  Vendöme  gebtirtig),  ist  der  Curiosität  wegen 
anzuführen,  dass  er  die  Anatomie  in  Verse  gebracht  hat  in  der  folgenden,  ans 
2  Bttchem  und  16  „Fleurons"  (Vignetten)  bestehenden  Schrift:  „Le  bouquet 
anatomique,  oh  sont  d^ommSes  toutes  les  parties  du  corps  kumain  et  le  lüu 
de  leur  Situation,  soierU  os,  veines,  muscles,  tendons,  arth'es,  nerfs,  parties  nobles, 
parties  genitales,  m^e  le  coU  de  P komme  et  de  la  fernme"    (Paris  1629,  4.). 

Chöre  au,  Pamasse  mödical.  1874,  pag.  250.  —  Dechambre,  4.  Sörie,  T.  VTII, 
pag.  525.  G. 

Gerbesius  (Gerbeziüs),  Marcus  G. ,  Arzt  zu  Laibach  in  Krain ,  ge- 
storben 1718,  hat  eine  grosse  Anzahl  medicinischer  Beobachtungen  in  den  Epbe- 
meriden  der  Akademie  der  Naturforscher  veröffentlicht  und  ist  Verfasser  ein« 
Werkes :  ;,  Chronologia  medico-practica  exactam  temporum,  aurae  tempestatum  cfc. 
descriptionmi  continens^  (Frankfurt  1713,  4,),  worin  er  auf  die  Bedeutung 
meteorologischer  Einflüsse  fflr  die  Entstehung  und  den  Gang  von  Exankheiten  hinwei^. 

Biogr.  med.  IV,  pag.  392.  —  Dict.  bist.  II,  pag  525.  Pgl. 

Gerdes,  Johann  G. ,  geboren  in  Stockholm  1656,  studirte  in  Witten- 
berg Medicin,  prakticirte  Anfangs  in  Stettin,    war  seit  1687  Professor  in  Hostock 


J 


GERDES.  —  GEEDY.  529 

und  seit  1^91  in  Greifs wald,  starb  am  6.  Januar  1700  und  hinterliess  mehrere. 
Dissertationen  Aber  die  Pest ,  Ruhr ,  Krämpfe,  Angina,  Wasserscheu,  über  Krank- 
heiten durch  Einbildung  etq. 

Biogr.  m6d.  II,  pag.  393.  Pgl. 

Gterdessen,  Immanuel  Gt)ttIob  G. ,  zu  Glogau,  war  zu  Linda  bei 
Görlitz  am  2.  Januar  1754  geboren,  studirte  in  Leipzig  und  wurde  daselbst  1778 
Doctor  mit  der  Diss. :  „De  sanguinis  ex  parte  sideraia  per  venam  eductione**  (4.), 
nachdem  er  bereits  zwei  andere  Abhandlungen :  „  Conjecturae  quaedam  de  Uquore 
amnii^  (Leipzig  1776,  4.)  und  „Quaedam  de  animalium  albidiore  colore^ 
(1777)  verfasst  hatte.  Er  war  anfänglich  Arzt  in  Lauban,  wurde  1791  in  Gltfgau 
Professor  der  Gebu]:tshilfe ,  Assessor  des  Oollegium  medicum  et  sanitatis  und  Stadt - 
physicus  und  schrieb:  „Pr.  von  den  Ursachen  der  vridernatürlichen  Geburten" 
(Glogau  1791,  4.)  —  „Anleitung  zur  Oehurtshilfe  für  Hebeammen  und  Geburts- 
helfer'' (Glogau  1798)  u.  s.  w.    Er  starb  am  20.  April  1821. 

Otto,  Bd.  I,  Abth.  2,  pag.  443;  Supplem.,  pag.  113.  G. 

Gferdessen,  Immanuel  Gottlieb  August  G. ,  zu  Seidenberg  in  der 
Ober-Lausitz,  war  als  Neffe  des  Vorigen  daselbst  1793  geboren,  studirte  von 
1814  an  in  Leipzig  und  Berlin  und  wurde  am  letztgenannten  Orte  1818  mit  der 
Diss.:  De  proctotoreust"  (über  Atresia  ani  mit  Beschreibung  eines  Speculura  von 
Kohlrausch)  Doctor.  Er  liess  sich  in  seiner  Vaterstadt  als  Arzt  nieder,  starb 
aber  bereits  am  26.  December  1833.  Es  ist  von  ihm  nur  noch  eine  Abhandlung 
in  Hüfeland's  Journal  (1833)  „Paralysis  mu^culorum  faciei  hemiplectica"  bekannt. 

Callisen,  VII,  pag.  160;  XXVIII,  pag.  187.     .  G. 

Grerding,  Johann  Ulrich  G.  sen.,  wurde  geboren  am  5.  Februar 
1676  zu  Todinghaus^,  einem  Marktflecken  des  Herzogthums  Bremen,  besuchte 
die  Schule  in  Braunschweig,  studirte  dann  drei  Jahre  Rechtswissenschaft  in  Halle. 
Darauf  war  er  Auditeur  bei  der  kurbraunschweigischen  Leibwache  und  später 
Geheimsehreiber  des  Landgrafen  Philipp  von  Hessen-Philippsthal ,  in  dessen  Dienste 
er  fünf  Jahre  blieb.  Dann  widmete  er  sich  dem  Studium  der  Medicin  zu  Leyden 
und  Utrecht  und  erwarb  sich  zu  Harderwyk  den  Doctorgrad  (Diss.  inaug,  de 
vitriolo  martts).  Nachdem  er  25  Jahre  in  Utrecht  als  praktischer  Arzt  gelebt, 
ging  er  1732  als  Arzt  in  den  Dienst  der  russischen  Krone,  blieb  acht  Jahre  in 
Hussland  und  kehrte  dann  nach  Holland  zurück.  Auf  Veranlassung  einiger  liv- 
ländischer  Edelleute  zog  er  schliesslich  nach  Riga,  wurde  Arzt  der  livländischen 
Ritterschaft  und  starb  hochbetagt  im  Jahre  1764  in  Riga.  Er  hat  unter  Anderem 
verfasst:  „Ovidii  Briefe  der  Helden"  (Leipzig  1706)  —  „Sinn- und  lehrreiche 
Parabeln"  (Frankfurt  1711).  In  medicinischer  Hinsicht  ist  G.  bemerkenswerth 
wegen  seiner  „Tinctura  particularis,  oder  Chyl  verbessernden  Tinctur"  (Riga 
1753;  5.  Aufl.  Königsberg  1762),  worin  die  Kräfte  und  Wirkungen  der  Anfangs 
als  Geheimmittel  verkauften  Tinctur  geschildert  werden.  Im  Jahre  1762  theilte  G. 
die  Zubereitung  der  Tinctur ,  sowie  die  seiner  Essentia  Castorei  und  seines  natur- 
stärkenden Elixü^  dem  Apotheker  Rost  in  Riga  mit,  bei  welchem  von  nun  ab 
jene  Mittel  zu  haben  waren.  G.  soll  der  Besitzer  einer  Bernstein-Sammlung 
gewesen  sein ,   in   welcher   sich   ein    besonderes  Stück  in  Menschengestalt  befand. 

Gadebusch,  Livl.  Bibl.  I,  pag.  402—407.  —  Tschistowitsch,  CXXXIV. 

L.  S  t  i  e  d  a. 

Gerdy,  Pierre-Nicolas  G. ,  zu  Paris,  berühmter  Anatom,  Physiolog 
und  Chirurg,  war  am  1.  Mai  1797  zu  Loches  (Aube)  als  Sohn  eines  Bauers 
geboren,  kam  1813  zuerst  nach  Paris,  hatte  daselbst  mit  der  Noth  des  Lebens 
zu  kämpfen,  wurde  jedoch  1817  Aide  d'anatomie,  1821  Prosector,  1825  Chirurg 
des  Bureau  central  und  1828  der  Pitie.  Mit  kaum  20  Jahren  hatte  er  bereits 
eine  Lehrthätigkeit  begonnen,  die  sich  gleichmässig  über  die  Anatomie,  Physio- 
logie, operative  Chirurgie  und  Hygiene  erstreckte  und  zu  der  später  noch  ein 
Biogr.  Lexikon.  IT.  34 


530  6ERDT. 

Speoial-Unterrioht  für  Maler   und  Bildhauer  hinzutrat.    Seine   ersten   literarischen 
Arbeiten  und  ein  grosser  Theil  seiner  späteren,  Hberaus  zahlreichen  Arbeiten  waren 
der  Anatomie  und  Physiologie  gewidmet.     In  dem  Bullet,  de  la  Fac.  de  m6d.  de 
Paris  (1818)    erschienen   zunächst:      „MSm,  aur   V Organisation   du   coeur^   — 
yyMSm.  sur  la  circulation  veinetise  et  M4m.  aur  la  circulation  pulmonaire^  — 
„Description  ana>t.  d'un  foetua  nd  ä  terms  avec  un  apina  bifida*',  ferner:  j^De 
la  phyaiologie  et  de  la  moniere  de  prodder  h  Vi^ude  de  cette  acience"  (Jonm. 
Gompl6ment.  du  Dict.  des  sc.  möd.  1821).  —  „Eaaai  de  claaaißcation  naturelU 
et   d*analyae  dea  phänomhiea  de   la  vie"   (1823)    —    „Examen   des  notes  de 
M.  Magendie  aur  lea  recherchea phyaiol.  de  Bichat"  (1822).    Mit  der  These: 
„Beckerchea ,  diacuaaiona  et  propoatttona  d*anatomie,  de  phyaiologie,  de  patho- 
logie  etc.^,    welche   mehrere  seiner  frflheren  Arbeiten  resumirte,  wnnle  er  1823 
Doctor  und  nahm  im  folgenden  Jahre  an  dem  Concurse  um  die  Stelle  eines  Agr^ 
Theil  mit  der  These:  „Quid  medlcinae  profuerunt  vivorum  animalium  aectionest 
Quid   dtaquiaitiones   microacopii  ope  inatitutße?    Quid  chemica  experimentaP 
Seine  erste  chirurgische  Schrift  war  sein    ;,  Traitd  dea  bandagea  et  appareila  de 
pansement*'  (Paris  1826,  av.  atlas;    2.  6dit.  1837 — 39;  deutsche  üebersetzong, 
Weimar  1828).    Ausser  verschiedenen  kleineren  Aufsätzen  (z.  B.  Aber  die  Sprache^ 
das   Sehen ,   die   Aponeurosen   u.  s.  w.)   schrieb   er   eine   „Änalyae   dStaüUe  de 
Vhistoire  de  la  aantS,    dea  influencea    qui  la  mod\fient  etc.*'    (Paris  1827)  — 
„Mim.   aur    Vinfluence    du  froid   aur   Vdconomie   animale**    (Arch.  gönör.)  — 
„MSm,   sur  le  micaniame  de  la  marche   de  Vhomme**   (Magendie,  Joum.  de 
physiol.  1829).  —  „Note  sur  le  parallele  dea  oa  et  dea  articulations**  (Ferussac, 
Bulletin    1829).     Es   folgte   seine    „Anatomie   dea  formea   extdrieures  du  corpt 
humain,    appliqude  h  la  peinture^    ä    la  sculpture  et  ä  la  Chirurgie**  (1829, 
av.  atlas;   deutsche  üebers.    Weimar    1831)   und   die   „Anatomie    comparSe  dea 
forniea  du  corpa  humain**  (Joum.  des  artistes),  mit  denen  er  sich  den  Weg  ftr 
die  ihm  von  Rechtswegen  zukommende  Professur  der  Anatomie  bei  der  Akademie 
der  Künste  zu  bahnen  hoffte,    die   ihm   aber  nicht  zu  Theil  wurde.     Er  schrieb 
darüber  „Deux  lettrea  aur  VÜection  du  prof,  £anaJb,  h  Vecole  des  beaux-arts*' 
(1830).    Schon  früher  war  er  auch  bezüglich  der  Hospitäler  und  der  medicinischen 
Facultät  als  Reform-Schriftsteller  aufgetreten  mit  einer  „Lettre  ä  MM.  lea  membres 
du  conaeil  ginSral  dea   hopitaux   aur  la   queation   de   aavoir  a^il  convient  ou 
non  de  conaerver  dea  chirurgiena  en  chef  dana  lea  hopitaux  civila**  (1829)  und 
„B^organiaation  de  la  FacultS  de  midecine**.    1832  erschien  seine  „Phyaiologie 
medicale  didactique  et  critique**  und  1833  nahm  er  mit  der  These  „Dea  pclypea 
et  de  leur  traitement**  an  einem  von  Erfolg  gekrönten  Concurse  Theil ,  indem  er 
danach   zum  Professor    der  Pathologie   externe   ernannt   wurde.    Es   folgten  jetzt 
vielfach  untermischt ,  theiis  anatomisch-physiologische,  theils  chirurgische  Arbeiten : 
„De  Vinfluence   de   la  peaanteur   aur  la  circulation  et  lea  phSnom^nea  qui  en 
dSrivent**  (Arch.  g6n6r.  1833)   —    „Determination   dea   leviera  que  forment  la 
colonne    vertSbrale,    lea  fdmurs   et  lea  tibiaa   dana   Vattitude  verticale**  (Revue 
m^d.  1834)  —  „Obaervationa  et  rSflexiona  aur  le  d^lacement  du  fSmur  dam 
la  foase  iliaque  et  Vichancrure   aciatique**  (Arch.  g6n6r.   1884)  —    ^MSm.  aur 
la  structure  dea  oa**  (Bull.  clin.  1835)    —    „M^.  aur  PStat  matiriel  ou  ana- 
tomique  dea  os  maladea**  (Arch.  gön^r.  1836).    Im  Jahre  1837  wurde  er  endlich 
auch  zum   Professor    der    chirurgischen   Klinik   und   Mitglied   der  Akademie  der 
Medicin  ernannt,  Stellungen,  die  er  sich  mühsam  hatte  erkämpfen  müssen.   Seine 
schriftstellerische  Thätigkeit   aber   erlahmte  nicht,   viehnehr    finden   wir  von  ihm 
auch  nach  dieser  Zeit  noch  zahlreiche  Publicationen  in  verschiedenen  Richtongen, 
u.  A. :  „Becherchea  phyaiol.  aur  lea  aenaationa  en  gin^ral**  (Arch.  g6n^.  1837) 
—  Mim.  aur  quelques  faits  pratiquea   de  Chirurgie*^  (Ebenda)    —    y^Di^coura 
aur  Vintroduction  de  Vair  dana  lea  veinea**  (Bullet,  de  TAoad.  de  mM.  1838)  — 
„Becherchea  aur  Vanat,  pathol.  dea  tumeura  blanchea*'   (Arch.  g6n6r.  1840)  — 
„Expiriencea  aur  la  viaion**  (Exp6rience  1840)   —  „Becherches  sur  VuniU  de 


i 


QEBDT.  531 

la  pereeptiofi  vimteUe^  (Ebenda)  —  „HiHortque  mr  lea  travaux  sur  la  viaion" 
(Bdlet.  de  l'Acad.  de  mM.  1840)  —  „Remarques  sur  la  vision  des  somnam- 
bules" (Exp^rienee  1841;   deutsche   üebera.    Quedlinburg  1842)  —    „M4m.  sur 
Us  symptomes   et    la   marche    de   Vinflammation  des   os"    (Ebenda  1843)  — 
„locpSriences  sur  la  r^uction  des  luxattons  de  V^aule"  (Malgaigne,  Journal 
de  chir.  1843)  —  „Retracture  de  tissus  albuginds"  (Ballet,  de  TAead.  de  mM. 
1844)  —  „Sur  la  farmaHan   d'un  canal  artißciel  dans  les  cas  cCoblüdrcUion 
du  canal  nasal"   (Joum.  des  eonn.  ni6d.-chirurg.  1848)    —    „De  V influenae  de 
la  pesanteur  et  d'une  Situation  hasse  sur   la  circulation   et   sur   les   maladies 
ckirurgiccdes"    (Ballet,    de  TAcad.  de  m6d.  1847)    —    „Nouveau  procddS  pour 
Vop4raiion  de  la  staphyloraphie*'  (Ebenda  1848)  —  „Pathologie  gSn^ale  mmico- 
ckirurgicale,  etc,"  (Paris  1861)  —  „Chirurgie  pratique  compÜte"  (Paris  1862,  56, 
in  Terscbiedenen  Monographien ;  deutsche  Uebers.  von  Padl,  Asch,  Mbyeb,  Breslau 
1851,  52)    —    „De   la  piriostite   et  de  la  mMullite"    (Arch.   g6n6r.  1863)  — 
„RetÄerches  sur  la  carie*'  (Gaz.  hebdom.  1854)  —  „Recherches  sur  la  nScrose" 
(Ebenda)  —  „Remarques  sur  la  philosophie  m4dicale"  (Bullet,  de  TAcad.  1855) 
—  „De  la  eure  radicale  de  la  hernie  inguinale''  (Arch.  g6n6r.  1855)  —  „De 
la  gvirison   des  fistules  profondes   de   Vanus**    (Bullet,  de  thörap.  1855)    und 
viele    andere   Abhandlungen.     Nach  seinem    am    19.  März    1856    erfolgten   Tode 
erschienen  noch,  von  P.  Broca  und  E.  Bbaugramd  herausgegeben:    „Milanges 
ianatomie^    de  physiologie   et  de  Chirurgie**  (2  voll.  Paris  1875).  —  G.  war 
einer  der  originellsten  und  dabei  fleissigsten  und  wahrheitsliebendsten  Schriftsteller 
seiner  Zeit,    der   in   der  Anatomie,    Physiologie,    Chirurgie  eine  grosse  Zahl  der 
werthyollsten  Arbeiten    hinterlassen   hat.     Dabei  war   er   einer  der   glänzendsten 
und  gediegensten  Redner,  welche  die  Akademie  der  Medicin  zu  jener  Zeit  besass. 
Nimmt   man  dazu,   wie  schwer  er   hat  ringen  müssen,    um  sich  Geltung  zu  ver- 
schaffen, wie  ein  grosser  Theil  seiner  Zeit  durch  die  Goncurse ,  durch  seine  Thätig- 
keit  in  der  Facuität  und  Akademie,    durch  Polemik,   Politik,    seine  fortgesetzten 
Stadien  in  der  Geschichte,    Literatur,    den  Eflnsten  in  Anspruch  genommen  war, 
wie  häufig  er  mit  seinem  Brustleiden  zu  kämpfen  hatte,    so    ist   die  Wijllenskraft 
und   Energie,    mit  der   er   dies  Alles   geleistet   hat,   geradezu  bewundemswerth, 
zumal  er  sehr  wenig  dem  Glflck,  vielmehr  Alles  seinem  Verdienste  zu  verdanken 
hatte  und  seine  äussere  Erscheinung  fOr  den  Fernstehenden  wenig  Anziehung  besass. 
B6clard  in  M6m.  de  l'Acad.  de  med.  1867-8,  T.  XXVHI,  pag  XVII.  —  Idem, 
KoUce  et  portraits,  pag.  107.  —  P.  Broca  in  den  obigen  Melanges  d'anatomie  etc,  pag.  L 
—  Dechambre,  4.  S6rie,  T.  VIII,  pag.  532.  Gnrlt. 

Gerdy ,  Joseph-VulfrancG.,  zu  Uriage  bei  Grenoble  (Is^re),  jüngerer 
Bruder  des  Vorigen,  war  zu  Loches  am  20.  März  1809  geboren,  machte  seine 
Studien  in  Troyes  und  in  Paris,  unter  den  Auspicien  seines  Bruders,  wurde  1837 
mit  der  These:  „Recherches  et  propositions  d'anatomie,  de pathologie^  de  toco- 
logie  etc."  Doctor  und  bereits  1839  mit  der  These:  „Sur  la  question  suicante: 
de  la  rdsection  des  extrSmitSs  artlculaires  des  os^  Agregö  der  Facuität  für  das 
Fach  der  Chirurgie.  Indessen  hatte  er  schon  auf  die  Empfehlung  von  Alibebt  die 
Stelle  eines  Inspecteur-adjoint  der  Quellen  von  Uriage  übernommen  und  wurde 
bald  darauf,  nach  dem  Tode  seines  Vorgängers ,  Inspecteur  jenes  Badeortes ,  für 
welchen  er  Lebenslang,  bis  zu  seinem  am  16.  September  1873  erfolgten  Tode, 
auf  das  Vortheihafteste  gewirkt  hat.  Seine  weiteren  Schriften  beziehen  sich  daher 
nur  auf  balneologische  Dinge:  „Recherches  sur  les  eaux  d^ Uriage  et  sur  Vin- 
ßuence  physiologique  et  thdrapevtique  des  diverses  esp^ces  de  hains"  (Paris 
1839)  —  „Recherches  expMmentales  relatives  h  Vinfluence  des  bains  sur 
Forganisme"  (Arch.  g6n6r.  1838)  —  „Etudes  sur  les  eaux  minSrales  dl  Uriage  etc," 
(Paria  1849)  —  „De  la  libertS  ahsolue  donn^e  aux  maladem  dans  Fusage  des 
eausc  minirales,  et  de  Vinspection  Stahlie  prls  de  ces  eaux"  (Paris  1864). 

E.  Beangrand  in  P.-N.  Gerdy,    M§langes  d'anatomie   etc.    Paria  1875.    T.  IT, 
pag.  V.  —  Dechambre,  1.  c.  Gnrlt. 

34* 


532  GERHARO,  —  ,G3ERLACH. 

Gerhard,  Johann  G.,  Pi'ofeseor  in  Tübibgen,  lebte  um  di^  Mitte  dos 
17.  Jahrhunderts.  Seine  Werke  beschäftigen  sieh  mit  der  .Alchimie.  Er  schrieb: 
fiPanaceäe  hermetiöa6,  sive  meaicmae  umversalü  assettio  ac  defen»io  elc^ 
(Ulm  1640)  r—  „Gommentatio  .  .  ,  .  tn  Apertorium  Maymidnäi  LuUi^  de  lapide 
philosophorum ;  etc."  (Tübingen  1644). 

Biogr.  m6d.  IV/ pag    394.  .Pgl. 

Gerhard (t),  Karl  Abraham  6.,  in  Lerchenbotn  (Kreis  Ltiben)  in 
Schlesien  am  26.  Februar  1738  geboren,  1779  zum  Bergrath  ernannt,  seit  1786 
preussischer  Finanzrath ,  schrieb  über  Materia  medica ,  über  die  Bärentraube,  eine 
„Anweisung  zur  Heilung  der  vornehmsten  inneren  Krankheiten"  (Berlin  1765), 
sowie  eine  Reihe  von  naturwissenschaftlichen,  speciell  mineralogischen  Schriften. 
Er  starb  1821. 

Biogr.  in6d.  IV,  pag.  393.  Pgl. 

Gerhard,  William  W.  G. ,  zu  Philadelphia,  war  1809  geboren,  war 
oiu  Schüler. von  Loüis,  später  klinischer  Professor,  Arzt  des  Blackley  Hospital,  1 
Mit-Herausgeber  des  „Medical  Examiner",  Von  seinen  Arbeiten  sind  anznftihren: 
ffObservations  on  the  endermic  application  of  medidne^"  (North  American  Me4. 
and  Surg.  Joum.  1830;  zusammen  mit.  C.  W.  Pennock:  ^Observations  on  the, 
cholera  in  Paris"  (Philadelphia  1832),  femer:  „On  the  diagnosis  of  diseases 
qf  the  ehest ;  based  upan  the  comparison  of  their  physical  and  general  signs^ 
(Ebenda  1836 ;  2.  edit.  1846 ;  1860)  —  ^Clinical  guide,  and  syUalms  ofa  course 
of  lectures  on  clinicid  medicine  and  pathology"  (Ebenda  1837)  —  „A  System 
of  practical  medicine"  (Ebenda  1840—42).    Er  starb  1872. 

T.  StewardBon  in  Transact.  of  the  College  of  Physicians  of  Philadelphia.  18o3 
bis  74.  N.  S.,  Vol.  IV,  pag.  473  (nicht  zagänglich).  —  Index-Catalogae.  V,  pag.  382.     ^ 

*  Gerhardt,  Karl  Christian  Adolph  Jacob  G.,  aus  Speier,  geboren  am 
5.  Mai  1833,  hatte  in  Würzburg  Bambgrgek  und  Rinecker,  sowie  GRiEsrNOERzn 
Lehrern  und  wurde  1856  promovirt.  Im  November  1861  wurde  er  als  Professor 
und  Leiter  der  inneren  Klinik  nach  Jena,  im  October  1872  in  gleicher  Eigen- 
schaft nach  Wtirzburg  berufen,  wo  er  jetzt  noch  wirkt.  Schriften:  „Der  Kehl- 
Icopfscroup"  (Tübingen  1859)  —  „Der  Stand  des  Diaphragmas"  (Ebenda  1^60, 
Habilitationsschrift)  —  „Lehrbuch  der  AuscuÜation  und  Percussion"  (1876: 
3.  Aufl.)  —  „Lehrbuch  der  Kinderkrankheiten"  (1880;  4.  Aufl.)  In  dem  Toa 
ihm  herausgegebenen  „Handbuch  der  Kinderkrankheiten"  verfasste  G.  viele  Artikel 
aus  eigener  Erfahrung.  Auch  im  Archiv  f.  klin.  Med.  rührt  eine  Reihe  klinischer 
Aufsätze  aus  seiner  Feder  her.  Wem  ick 

Gerike,  Peter,  geboren  am  4.  April  1713  in  Stendal ,  studirte  Anfangs 
Theologie  in  Jena,  dann  Mcdicin  in  Halle,  Leipzig  und  Altdorf.  Hier  wurde  er 
1721  Doctor  med.  1723  wurde  er  als  Professor  extr.  der  Medicin  und  Philo- 
sophie nach  Halle  berufen  und  1730  als  ordentlicher  Professor  der  Anatomie, 
Pharmacie  und  Chemie  nach  Helmstädt.  Später  wurde  er  Mitglied  der  Berliner 
Akadei^ie  der  Wissenschaften  und  Leibarzt  des  Herzogs  von  Braunschweig-Lüne- 
bürg.  Er  starb  am  8.  October  1750.  Von  hinterlassen en  Schriften  G.'s  zählt 
die  Biogr.  m6d.  etwa  49 ,  theils  Dissertationen,  theils  Programme ,  akademische 
Reden  und  Abhandlungen  über  verschiedene  Gkjbiete  der  Medicin  auf;  die  meisten 
davon  sind  in  Helmstädt  erschienen. 

Biogr.  mM.  IV,  pag.  391.  —  Biet.  bist.  H,  pag.  526  Ppl. 

Gerlach,  Andreas  Christian  G.,  ein  auch  um  die  menschliche  Patho- 
logie sehr  verdienter  Thierarzt,  war  am  15.  Mai  1811  zu  Wedderstädt  bei  Quedlin- 
burg geboren,  besuchte  von  1830 — 33  die  Berliner  Thierarznei-Schnle,  war  3' j 
Jahre  lang  Militär-Thierarzt ,  dann  Thierarzt  in  Hettsiädt,  wurde  1845  Kreis- 
Thierarzt  in  Halberstadt,  1846  Repetitor,  1848  Lehrei*  an  der  Thierarznei-Schüle 
in   Berlin ,     1859    zur   Leitung   der   Thierarznei  -  Schule    in    Hannover    mit    dem 


GfiRLÄOH.  —  GEÄMÄNN.  :  533 

'Titel  Medioinalräth ,  1870  aber  in  die  gleiche  Stellung  nach  Berlin  mit  dein 
Charakter  als  G^h.  Medieinalrath  berufen,  starb  aber  bereits  am  29.  August  1877. 
Von  seinen  zahlreichen  ^Arbeiten  fuhren  wir  nur  einige  an,  die  sich  nicht  ledig- 
lieh auf  diiö  Thierheilkunde  beziehen :  ;,  üeber  das  HaiUathmen^  (Müllkr's  Archiv 
1851)  —  „Die  Flechte  des  Rindes*'  (GüRLT.und  Hertwjg,  Magazin  f.  d.  ges. 
Thierheük.  1857)  —  „Krätze  und  Räude  etymologisch  und  klinisch  bearl?eitdt^ 
(Berlin  1857)  —  „Einige  neue  Parasiten  bei  Ilausthieren"  (VlRCHOw's  Archiv 
1859)  —  „Die  Seelenthätigkeit  der  Thiere  an  sich  und  im  Vergleich  zu  denen 
der  Menschen"  (Berlin  1859)  —  »Die  Trichinen,  Eine  allgemeine  Belehrung 
zum  Schutz  gegen  die  Trichinenkrankheit"  (Hannover  1866,  m.  Abbild.)  — 
,„Dif  Trichinen^  eine  vnssenschaftliche  Abhandlung  u,  s,  w."  (Ebenda  1866, 
m.  6  Taff. ;  2.  Ausg.  1873)  —  »Die  Fleischkost  des  Menschen  vom  sanitären 
und  marktpolizeilichen  Standpunkte"  (Berlin  1815).  Er  begründete  mitLEiSERiNG 
1855  die  „Mittheilungen  aus  der  thierärztlichen  Praxis"  und  gab  von  1874  an 
.bis  ztt  seinem  Tode  das  „Archin  für  wissenschaftliche  und  praktische  Thier- 
heilkunde" heraus. 

Leisering  im  Archiv  f.  wissensch.  u.  prakt.  Thierheilkunde,  Bd.  IV.,   1878,  p»g.  1. 

G. 

*  Gerlach ,  Vater  und  Sohn.  —  Der  Erstere ,  Joseph  von  G. ,  zu 
Mainz  am  3.  April  1820  geboren,  stndirte  von  1837 — 46  in  Wtirzburg,  Mönchen, 
Berlin,  Wien,  Paris,  London,  promovirte  1846  in  München,  wirkte  von  da  bis 
1850  als  praktischer  Arzt  in  Mainz  und  dann  als  Professor  der  Anatomie  und 
Physiologie  in  Erlangen.  (Die  Physiologie  trat  er  1872  an  Rosknthal  ab.)  Eine 
gleichzeitige  Berufung  nach  Basel,  sowie  eine  spätere  nach  Giessen  hatte  v.  G. 
abgelehnt.  —  Schon  im  Jahre  1847  hatte  er  die  Füllung  der  Capillaren  mit  der 
dnrehflichtigen  Carmin  -  Ammonium  -  Gelatinmasse  ausgeführt  und  verschaffte  den 
färbenden  Methoden  1855  auch  in  die  Histologie  Eingang.  Seine  grösseren  Werke 
sind:  „Handbuch  der  allgemeinen  und  speciellen  Gewebelehre"  (1.  Aufl.,  Mainz 
184^)  —  „Der  Zottenkrebs  und  das  Osteoid"  (Daselbst  1852)  —  „Mikro- 
skopische Studien"  (Erlangen  1852)  —  „Die  Photographie  als  Hilfsmittel  mikro- 
skopischer Forschung"  (Leipzig  1863)  —  „Das  Verhältniss  der  Nerven  zu  den 
voillkürlichen  Muskeln  der  Wirbelthiere"  (Daselbst  1874)  —  „Beiträge  zur 
normalen  Anatomie  des  menschlichen  Auges"  (Daselbst  1880). 

Der  Sohn  *Leo  G.  wurde  zu  Mainz  am  23.  Januar  1851  geboren, 
studirte  in  Erlangen,  Leipzig  und  Heidelberg  (v.  Gkrlach,  Ludwig,  Schwalbe, 
Kühne,  Gegenbaur)  bis  1873,  dem  Jahre,  in  welchem  er  zu  Erlangen  promovirt 
wurde.  1874  wurde  er  Assistent  an  dem  von  seinem  Vater  geleiteten  anatomischen 
Institut,  1876  habilitirte  ersieh,  wurde  1879  Prosector,  1882  Extraordinarius. — 
Schriften  (ausser  der  über  die  Nerven  des  Froschherzens  handelnden  Dissertation) : 
„  Ueber  dus  Verhalten  des  indigschwefelsauren  Natrons  im  Knorpelgewebe 
lebender  Thiere"  (Erlangen  1876)  —  „^«'«ß  Entstehungsweise  der  Doppel- 
Tnissbildungen  bei  den  höheren    Wirbelthieren"  (Stuttgart  1882).        Wernich. 

Oermann,  Gottfried  Albert  G. ,  verdienter  Naturforscher,  geboren 
ZB  Riga  am  8./ 19.  December  1773  als  Sohn  des  dortigen  Subrectors,  studirte 
von  1792  in  Jena  Naturwissenschaft  und  Medicin,  stiftete  daselbst  die  natur- 
wissenschaftliche Gesellschaft,  war  1795  in  Würzburg  und  1796  in  Berlin,  um 
Bloch's  naturhistorisches  Cabinet  kennen  zu  lernen.  In  Kiel  erlangte  er  den  Grad 
eines  Doctors  der  Medicin.  (Diss,  de  influxu  aeris  frigidi  et  calidi  in  morbos 
et  sanitcUem  hominum^  1796).  Nach  Livland  zurückgekehrt,  prakticirte  er  zuerst 
anf  dem  Lande,  ging  dann  nach  Petersburg  und  war  zuletzt  zwei  Jahre  in  Wolmar 
(Liivland).  Im  Jahre  1802  wurde  er  als  Professor  der  Naturgeschichte  an  die 
neu  begründete  Universität  zu  Dorpat  berufen;  hier  beschäftigte  er  sich  nament- 
lich mit  Botanik;  sein  Verdienst  ist  die  Anlage  eines  botanischen  Gartens.  1804 
machte  er  in  Begleitung  einiger  Mediciner   eine  naturwissenschaftliche  Reise  nach 


534  GERMANN.  —  GEROLD. 

Finnland.     Er   starb   am   16./28.  November  1809.     Seine  botanisohen    Sehriftea 
sind  hier  nicht  anzuführen. 

Rigaer  Stodtbl&tter.  1820,  pag.  314,  —    Recke-Napiersky.  H,    pag.  25-26; 
Beiße,  I,  pag.  207.  j^  Stieda. 

Germaim,  Heinrich  Friedrich  G. ,  geboren  am  1.  April  1820  zo 
Wittgensdorf  in  Sachsen,  bezog  im  Jahre  1840  die  Universität  Leipzig,  wo  er 
zwei  Jahre  hindurch  Theologie  und  Philosophie  stndirte,  dann  aber  zum  Studium 
der  Medicin  überging,  welches  er,  nachdem  er  inzwischen  grosse  Reisen  nach 
Ungarn,  Serbien,  lllyrien ,  Böhmen,  Dänemark  und  Schweden  gemacht  hatte,  im 
Jahre  1848  vollendete  und  nach  AbfasBuug  einer  Abhandlung  unter  dem  Titel: 
„Commentarn  de  typhi  aliorumque  morborum  in  nosocomio  divi  Jacobi  cura- 
tione**  die  Doctorwürde  erwarb.  Im  Jahre  1849  habilitirte  er  sich  als  Dooeat 
für  Geburtshilfe  an  der  Universität,  errichtete  im  Jahre  1852  eine  Privat-Poliklinik 
für  Geburtshilfe,  welche  im  Jahre  1856  von  der  Universität  übernommen  wnrde, 
und  wurde  im  Jahre  1861  zum  a.  o.  Professor  ernannt.  G.'s  praktische  Thätig- 
keit  war  von  Anfaug  an  vorwiegend  den  Frauenkrankheiten  und  der  Geburtshilfe 
zugewendet,  in  welch'  letzterer  er  ein  mehr  eingreifendes  Verfahren  anempfahl 
und  namentlich  in  Bezug  auf  Einleitung  der  Frühgeburt  in  seiner  Poliklinik  zur 
AusführuDg  brachte,  weshalb  er  von  dem  damaligen  Professor  der  Geburtshilfe 
JöBG  auf  das  Heftigste,  aber  in  vielfacher  Hinsicht  Ungerechteste,  angegriffen 
wurde.  Trotzdem  erfreute  sich  G.  wegen  seiner  ebenso  gewissenhaften ,  als  geradem 
aufopfernden  Thätigkeit  als  Frauenarzt  und  Geburtshelfer  in  weiten  Kreisen,  nament- 
lich aus  den  unteren  Schichten  der  Bevölkerung,  eines  ausserordentlich  grossen 
Zutrauens  und  hat  sich  auch  als  Lehrer  durch  die  Einführung  des  poliklinischen 
Unterrichtes  in  der  Geburtshilfe  zu  Leipzig  ein  unverkennbares  Verdienst  erworben« 
Wenig  Beifall  dagegen  verdient  die  in  späteren  Jahren  seines  Lebens  von  G.  mit 
der  grössten,  einer  besseren  Sache  würdigen  Consequenz  und  unter  sehr  erheb- 
lichen materiellen  Opfern  entfaltete  Thätigkeit  gegen  die  Vaccination,  zu  weicher 
er  namentlich  durch  die  Annahme  veranlasst  worden  war ,  dass  mittelst  der  Impfnng 
die  Syphilis  übertragen  werde ,  für  welche  er  nach  seiner  ausgedehnten  praktischen 
Erfahrung  eine  geradezu  ungeheuerliche  Verbreitung  annehmen  zu  mtlssen  glaubte. 
G.  starb  geistig  und  körperlich  —  zum  Theil  durch  höchst  unglückliche  Familien- 
verhältnisse —  erschöpft  zu  Marienbad  am  9.  October  1878.  Als  von  ihm  ver- 
fasste  Schriften  sind  anzuführen:  „Die  geburtshilfliche  Poliklinik  zu  Leipzig 
in  ihrem  Vertheldigungskampfe  gegen  Ho  fr,  Prof.  Dr.  Jörg^  (Leipzig  1853)  — 
„23  Fälle  von  künstlicher  Erregung  der  Frühgeburt*^  (Ebenda  1859)  —  „  ^<w- 
schläge  zur  Abwehr  der  Syphilis  und  zur  Milderung  ihrer  Folgen*'  (3.  Anfl., 
Ebenda  1873)  —  »Fin  offenes  Wort  gegen  Impfung  und  Impfztcang*'  (Ebenda 
1873)  —  „Hist.'krit,  Studien  über  den  gegenwärtigen  Stand  der  Impffrage*' 
(3  Theile,  Leipzig  1875).  Winter. 

Gerold  (eigentlich  Geeson),  Jacob  Hugo  G.,  zu  Aken  an  der  Elbe, 
war  am  3.  August  1814  zu  Inowraclaw  geboren,  wurde  1835  in  Berlin  mit  der 
Diss.  „De  chymificatione  artificiosa**  Doctor,  Hess  sich  in  Aken  nieder,  wurde 
1849  Kreisphysieuß  in  Delitzsch,  gab  dieses  Amt  1852  aber  auf  und  zog  wieder 
nach  Aken.  Er  schrieb:  f,Die  Lehre  vom  schwarzen  Staar  und  dessen  Heilung^ 
(Magdeburg  1846)  —  „Be-  oder  empfohlener  Studienplan  für  Mediciner  u.  «.  «?.** 
(Ebenda  1846)  —  „Gmndlinien  zu  einem  Lichtmesser  behufs  der  Nachbehand- 
lung des  grauen  Staares  u.  s,  w.'*  auch  u.  d.  T. :  „Flementa  photomelri  ad 
curam  cataractae  secundariam  adhibendi  etc.''  (Ebenda  1848,  4.,  m.  1  Taf.)  — 
„De  amblyopia  nervosa  ejusque  cura  propria  et  nova**  —  »Di^  nervöse  AugeA- 
schicäche  und  ihre  Behandlung  u.  s.  w.^  (Halle  1860)  —  „Ophthalmologische 
Studien.  Der  Lichtmesser  für  Augen  kr  ankenzimmer  u,  ß.  w."  (Quedlinburg 
18G2)  —  „Ophthalmologisch'klinische  Studien.  Neue  lolge.  Zur  therapeutischen 
Würdigung  farbiger  Diopter''    (Giessen    1867)    —    „Dieselben,    Dritte  Folge. 


i 


GEROLD.  —  6EBSD0RF.  535 

Zw  Behandlung  der  ....  Netzhaut  ....  durch  farbiges  Licht**  (Bernburg 
1879)  —  „Die  ophthalmologische  Physik  und  ihre  Anwendung  auf  die  Praxis^ 
(Wien  1869,  70).  AiuaserdeiD  Schriften  über  die  Elanensenohe  der  Schafe  (1842), 
die  Lnngoiseuche  des  RindviehB  (1848)  und  Aufsätze  in  Blasiüs'  Klin.  Zeitschr, 
(Bd.  I):  „  lieber  monströse  DupUcität"  und  Caspbe's  Wochenschr.  (1845):  „  Ueber 
Periphakitis** . 

Andreae,  J,  pag.  76.  G. 

(Jeromini,  Feiice  Giuseppe  O.,  in  Cremona,  war  daselbst  1792 
geboren,  studirte  von  1808 — 1812  in  Pavia,  Hess  sich  in  Cremona  als  Arzt  nieder 
und  wurde,  nachdem  er  von  1820 — 1827  eine  klinische  Professur  in  Parma 
bekleidet  hatte,  Primararzt,  später  Director  des  Hospitals  zu  Cremona  und  blieb  in 
dieser  Stellung  bis  zu  seinem  Tode.  Von  seinen  wissenschaftlichen  Arbeiten  sind 
anzuführen:  „Sulla  genesi  e  cura  delP  idrope**  (Cremona  1816;  engl,  üebers. 
von  Edw.  L.  Sbymoüe,  London  1837)  —  „Saggio  d'una  analisi  de'  fonda- 
menti  delV  odiema  dottrina  medica  italiana  e  prolegomeni  di  patologia  empi- 
rico-anal'itica^  (Annali  di  med.  fisiolog.  1824)  —  „Ragguagli  clinici^  (1829).  — 
Mit  seiner  Schrift:  „Uontologismo  medico,  etc,^  (Cremona  1835),  in  welcher  er 
eigenthümliche  pathologische  Anschauungen  vorbrachte,  suchte  er  ein  eigenes  System 
zu  begründen  und  führte  dies  in  einer  folgenden  Schrift:  „Uontologismo  d(yniinatore 
perpetuo  della  medicina,  saggio  di  filosofia  della  storia  medica**  (Mailand  1840) 
weiter  aus.  Es  finden  sich  ferner  von  ihm:  „Saggi  clinici  riguardanti  forme  le 
piu  frequenti  ddV  umano  infermare,  etc."  (Ebenda  1837),  Auch  gab  er  heraus: 
„La  medicina  misontologica.  Opera  periodica.  In  appendice  alle  „Efemeridi 
mediche**  del  dott.  G.  B.  Fantonetti**  (Mailand  1840);  femer:  „DeW  umano 
fahricitare.  Nuovo  saggio  pratico  della  medicina  misontologica"  (Ebenda 
1841)  —  „DelV  odiemo  quesito  se  il  cholera-morbus  pestilenziale  ^  epidemicOj 
o  contagioso,  etc."  (Ebenda  1850)  —  „Del  come  formulare  la  nosostatistica 
delleinfermerie  etc,"  (Annali  universali  1852)  u.  s.  w.   Er  starb  am  20.  April  1850. 

Cantü,  pag.  236.  —  v.  Wnrzbach,  V,  pag.  158.  0. 

*0erri8h,  Frederic  Henry  6.,  am  21.  März  1845  in  Portland,  Me., 
geboren,  hatte  sich  1869  nach  Beendigung  seiner  medicinischen  Studien  in  seiner 
Vaterstadt  als  Arzt  habilitirt.  Im  Jahre  1873  wurde  er  zum  Professor  der  Phar- 
makologie und  der  Therapie  an  der  medicinischen  Schule  von  Maine,  1874  zum 
diriglrenden  Arzt  an  dem  Maine  General  Hospital  ernannt  und  seit  1876  bekleidet 
er  den  Lehrstuhl  für  öffentliche  Gesundheitspflege.  Ausser  mehreren  wissenschaft- 
lichen Mittheilungen  in  den  Verhandlungen  der  Maine  Medical  Association  (1874  bis 
lö79)  hat  er  ein  Lehrbuch  der  Receptirkunde  „Prescription  writing**  (Port- 
land 1877;  2.  Aufl.  1880)  und  „Cases  treated  by  the  Lister  method"  (Ibid.  1880) 
veröffentlicht. 

Atkinson,  pag.  191.  —  Index-Catalogue.  V,  pag.  394.  A  .  .  t. 

/  Gersdorf,  Hans  von  G.,  nach  seinen  eigenen  Worten  „genannt  Schylhans",  'XV 
nimmt  in  der  noch  immer  sehr  lückenhaften  Geschichte  der  deutschen  Chirurgie  des 
15.  Jahrhunderts  nächst  Heinbich  von  Pfolspkundt  und  Hieronymüs  Brunschwig 
eine  ehrenvolle  Stelle  ein.  Von  seinen  Lebensschicksalen  ist  wenig  bekannt,  v.  G. 
heisst  er  wahrscheinlich  nach  einem  der  besonders  in  Sachsen  und  der  Lausitz  mehrfach 
vorkommenden  Orte  dieses  Namens.  Seiner  eigenen  Angabe  nach  beruht  das  von  ihm 
verfasste  chirurgische  Werk  auf  seinen  in  einer  40jährigen  Thätigkeit,  namentlich  in 
den  Feldzügen  von  1476  und  1477  in  der  Schweiz,  dem  Elsass  und  Lothringen  (in 
den  Kämpfen  der  Schweizer  mit  Karl  dem  Kühnen)  gesammelten  Erfahrungen.  Seine 
Lebenszeit  fällt  deshalb  wahrscheinlich  in  die  zweite  Hälfte  des  15.  und  in  den 
Beginn  des  16.  Jahrhunderts.  G.  erscheint  in  seinem  Feldhuch  der  Wundarznei 
als  ein  seinen  bis  jetzt  bekannten  deutschen  Vorgängern  an  allgemeiner  und  ärztlicher 
Bildung  bei  Weitem  überlegener  Wundarzt.    Dasselbe  umfasst  den  ganzen  Umfang 


536  GBBSDORF.  -^  GEÄSO]!l. 

der  Chirurgie j  mit  Einschluss  der  in>  den  Bereich  des  Wundarztes  fallenden  Haut- 

P  affeetionen.    Dennoeh  ist  es,  weil  alles  Theoretische  ausgeschlossen  bleibt,  nur  von 

geringem  Umfange.    Aus  dem  Inhalte   der  Schrift   ist   besonders   das  Capitel  vot 

den  Schusswunden  hervorzuheben.    Von  einer  eigentlich  giftigen  Beschaffenheit  der- 

^ selben  ist  bei  G.  nicht  mehr  die  Rede,  demgemäss  ist  auch  die  Behandlung  weit  , 
emfacher  als  bei  Brünschwig:  Erweiterung  des  Schusskanals  durch  „Meiasel'*,:^ 
Eingiessen  warmen  (nicht  heissen)  Oeles,  Bedeckung  der  Wunde  mit  in  Oel  getränkt 
Baumwolle.  Ein  wesentlicher  Fortschritt  gibt  sich  in  dem  Verfahren  bei  der 
Amputation  zu  erkennen.  Der  Stumpf  wird  nicht  cauterisirt,  sondern  mit  einem 
aus  den  Weichtheilen  gebildeten  Lappen  bedeckt;  über  diesen  wird  die  „Blut- 
stillung" gelegt  und  das  Ganze  mit  einer  feuchten  Thierblase  bedeckt.  —  Die  erste 

^upgabe  des  Feldbuchs  der  PFwwrfarznei  erschien  Strassburg  1517,  foL,  bei  Schott, 
mit  zahlreichen,  grossen theils  sehr  guten,  Holzschnitten,  mit  denen  auch  die  ferneren 

/Ausgaben  ausgestattet  sind.    Die  letzte  erschien  Frankfurt  1551,  Fol.  Die  Schrift 

,  G.'s  wurde  auch  in 's  Lateinische  und  Holländische  tibersetzt.  g-  Haeser. 

Oerson,  Joseph  G.,  im  Juni  1751  in  Hamburg  geboren,  hatte  in  Kopen- 
hagen und  später  in  Göttingen  Medicin  studirt  und  an  der  letztgenannten  Unirer- 
sitätj  nach  Vertheidigung  seiner  Dissertation  „St/lloge  observationum  de  partu 
laborioso" ,  1776  den  Doctorgrad  erlangt.  Er  lebte  zuerst  in  Altena,  wo  er  ana- 
tomische Vorlesungen  hielt,  siedelte  1779  nach  Hamburg  über  und  ist  hier  am 
10.  März  1801  gestorben.  G.  hat  sich  vorzugsweise  mit  der  geburtshilflichen 
Praxis  beschäftigt  und  sich  mit  seiner  literarischen  Thätigkeit  auch  lediglich  auf 
dieses  Gebiet  beschränkt.  Ausser  der  oben  genannten  akademischen  Schrift,  in 
welcher  über  15  interessante  geburtshilfliche  Fälle  aus  der  SAXTORPH'schen  Klinik 
berichtet  wird,  und  einigen  in  Collect,  soc.  med.  Havn.  (1775,  H,  204)  und  in 
Tode's  med.-chir.  Bibl.  (Bd.  II,  199  und  Bd.  IH,  211)  mitgetheUten  geburtshilf- 
lichen Beobachtungen,  hat  G.  „Beobachtung  bei  einer  Frau,  die  eine  Frucht  in 
ihrer  Muttertrompete  drei  Jahre  und  einige  Monate  getragen,  welche  durch  den 
Hintern  entbunden  worden  etc."  (Hamb.   1784)  veröflentlicht. 

Schröder  und  Klose,  Lexikon  der  Hamb.  Schriftsteller.  Bd.  IL  A  .  .  t. 

Gerson,  Georg  Hartog  (Hirsch)  G.,  zu  Hamburg,  wurde  daselbst  am 
25.  August  1788  als  Sohn  des  Vorigen  geboren  und  ist  auch  am  3.  December  1844 
daselbst  gestorben.  Den  Beruf  als  Arzt  hatten  auch  die  beiden  älteren  Brüder  unseres 
G.  ergriffen.  Im  Jahre  1801  fand  er  Aufnahme  in  dem  akademischen  Gymnasiom 
in  Hamburg,  doch  verlor  er  noch  in  demselben  Jahre  seinen  Vater.  Eine  zweite 
Ehe,  welche  seine  Mütter  1803  einging,  führte  dieselbe  nach  Stralsund  und  so 
war  G.  jetzt  auf  sich  selbst  angewiesen.  1805  verliess  er  das  Gymnasium,  um 
in  Berlin  das  CoUegium  medico-chirurgicum  zu  besuchen.  Hier  in  Berlin  betrieb 
er,  neben  dem  Studium  der  Medicin,  auch  noch  Philosophie  und  Naturwissenschaften. 
1809  vertauschte  er  Berlin  mit  Göttingen,  woselbst  er  im  April  1810  promovirte. 
Das  Thema  seiner  Dissertation  lautete:  „De  forma  corneae  oculi  humani  deque 
singularis  visus  phaenomeno"  und  ist  insofern  bemerkenswerth ,  als  es  eine  der 
ersten  wissenschaftlichen  Bearbeitungen  des  Astigmatismus  bildete.  Uebrigens  war 
ein  Theil  der  von  G.  veröffentlichten  Beobachtungen  ihm  von  seinem  Lehrer  in 
Berlin,  Professor  Dr.  Fjscher,  mitgetheilt  worden.  Nach  zurückgelegtem  Examen 
hielt  er  sich  vorübergehend  in  Hamburg  und  Schweden  auf,  um  im  August  1811 
in  englische  Dienste  zu  treten.  Als  Militärarzt  der  sogenannten  Deutschen  L^on 
machte  er  nunmehr  die  Feldzüge  von  1811 — 1813  auf  der  p3n*enäischen  Halbinsel 
mit,  betheiligte  sich  auch  in  den  Jahren  1813  und  1814  an  den  Kämpfen  in 
Frankreich  und  nahm  schliesslich  noch  Theil  an  der  Schlacht  von  Waterloo.  Im 
Februar  1816  wurde  er  bei  Auflösung  der  Deutschen  Legion  pensionirt  und  kehrte 
nun  im  Alter  von  28  Jahren  nach  Hamburg  zurück.  Da  ihm  seine  sehr  geringe 
Praxis  die  zu  wissenschaftlichen  Arbeiten  nöthige  Zeit  in  reichlichem  Masse  gewährte^ 
so  begann  er  schriftstellerisch  thätig  zu  sein.    Er  verfasste  1817  eine  Arbeit  über 


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J 


GEBSON.  —  GESCHEIDT.  537 

den  Hoapitalbrand  und  begann  im  Jahre  1819  mit  der-  Herausgabe  eines  schnell 
Anerkennung  findenden  Journals :  „  Hamburg' sches  Magazin  für  die  ausländische 
Literatur  der  gesammt^  Heilkunde^  ^  an  dessen  Redacti^n  er  sieh  bis  1835 
betheiligte.  Ausserdem  beschäftigte  er  sich  viel  mit  Anatomie^  1822  verheiratete 
er  sieh  und  seine  Praxis  gewann  jetzt  ziemlich  schnell  so  an  Umfang,  dass  er 
sebliesslieh  zu  den  bedeutendsten  Aerzten  Hamburgs  gehörte.  Als  im  Jahre  1833 
die  anatomisch-chirurgische  Schule  in  Hamburg  eingerichtet  wurde ,  übernahm  er 
das  Lehramt  der  Anatomie.  So  hatten  sich  seine  Verhältnisse  in  jeder  Weise  vor- 
theilhaft  gestaltet,  als  er  1833  seine  Gattin  verlor.  Dieser  Schlag  scheint  auf 
sein  körperliches  Befinden  von  der  übelsten  Wirkung  gewesen  zu  sein,  insofern  er 
nämlich  Anfälle  von  Angina  pectoris  bekam,  die  sich  rasch  an  Intensität  steigerten 
und  1843  am  3.  December  plötzlich  seinem  Leben  ein  Ende  machten.  Er  starb 
immittelbar  nach  Ausführung  einer  Enterotomie  in  einem  heftigen  Anfall  von  Angina. 
Neuer  Nekrolog  der  Deutschen.  Jahrg.  22,  Thl.  2,  pag.  793.  Magnus. 

Gerstner,  Karl  Anton  G.,  erster  Professor  der  Mediciu  in  Innsbruck, 
geboren  in  Treisheim  bei  Burgau  in  Schwaben  am  1 1.  November  1712,  gestorben  gegen 
1790,  hat  mehrere  Dissertationen:  „De  podagra^  —  j,De  salubritate  aquae  fon- 
tanae^,  sowie ;,  Commentaria  theoretico-practica"  (2  voll.,  1771—8 1 ,  4.)  veröffentlicht. 

Biogr.  med.  IV,  pag.  398.  Pgl. 

Gervais,  Paul  G.,  zu  Paris,  berühmter  Zoologe  und  Paläontologe,  daselbst 
am  26.  September  1816  geboren,  wurde  1844  in  Paris  Docteur  ös  sciences,  1845 
Professor  der  Zoologie  in  Montpellier,  1856  daselbst  Dr.  med.  mit  der  These: 
j,Tk4orie  du  squelette  humain,  fondie  sur  la  comparaison  ost^ologique  de 
Vhonime  et  des  animaux  verUhrds^ ,  erhielt  1865  dieselbe  Professur  an  der  Sorbonne 
in  Paris,  übernahm  1868  den  Lehrstuhl  der  vergleichenden  Anatomie  am  natur- 
historiBchen  Museum  und  starb  bereits  am  10.  Februar  1879.  Ohne  auf  seine 
Verdienste  um  die  genannten  Wissenschaften  und  seine  sehr  zahlreichen  Arbeiten 
in  denselben  auch  nur  oberflächlich  einzugehen,  wollen  wir  nur  diejenigen  unter 
ihnen  anführen,  die  zu  der  Mediciu  in  Beziehung  stehen.  Er  war  Mitherausgeber 
(1838-39)  der  „Annales  frangaises  et  ^rang^res  d*anatomie  et  de  physiologie 
appliquis  h  la  midedne  et  h  Vhistoire  naturelle^  und  liess,  zusammen  mit 
P.-J.  Van  Beneden,  erscheinen:  y^ Zoologie  mddicale,  ExposS  mStJiodique  du  rlgne 
anlmaly  hasi  sur  PancUomie,  V embryogSnie  et  la  palSontologie ;  etc."  (2  voll., 
Paris  1859).  Mit  Ant.-Jean  Desormeaux  gab  er  die  „Description  d'un  foetus 
hutnain  manstrueux"  (1860)  heraus  u.  s.  w. 

France  medicale.  1879,  T.  XXVI,  pag.  109  (nicht  zugänglich).  —  Dechambre, 
4.S6rie.  T.  VJir,  pag.  622  G. 

Grervaise,  Nicolas  G.,  geboren  in  Paris  in  der  ersten  Hälfte  des  17.  Jahr- 
hunderts, Dr.  med.  in  Montpellier  und  seit  dem  1.  April  1658  Baccalaureus  der 
medicinischen  Facultät  in  Paris,  ist  auch  als  Dichter  bekannt.  Er  schrieb:  „De 
phlebotomia  Carmen  heroicum"  (Paris  1658,  4.)  —  „Hippopotamia,  sive  modus 
profligandi  morbos  per  sanguinis  missionem^  (1662,  4.)  —  „Catharsis,  sive 
ars  purgandi  etc."  (1666,  4.).    Er  starb  1672. 

Dict.  hist.  II,  pag.  530.  Pgl. 

Gescheidt,  Anton  G.,  in  Dresden,  wurde  1831  in  Leipzig  mit  der  Diss. 
„De  colobomate  iridis"  Doctor;  dieselbe  erschien  im  folgenden  Jahre  als  ^Gomment, 
ophthalm.^  mit  einem  Vorwort  von  Fß.  A.  v.  Ammon  in  Dresden  von  Neuem.  Er 
schrieb  femer:  „Beiträge  zur  Pathologie  und  Tlierapie  der  epidemischen  Cholera^ 
nach  eigenen  Beobachtungen  und  Untersuchungen"  (Dresden  1842)  —  rjDie 
Entozoen  des  Auges,  Eine  naiMrhistorisch  -  ophthalmo  -  nosologische  Skizze" 
(v.  Ammon's  Zeitschr.  f.  Ophthalm.  1833)  —  „Die  Irideremie,  das  Iridoschisma 
und  die  Corectopie,  die  drei  wesentlichen  Bildungsfehler  der  Iris"  (v.  GaAEFE 
und  V.  Walther's  Journ.  1835).  Ausserdem  Aufsätze  in  Radius'  Cholerazeitung, 
Frobiep's  Notizen,  v.  Ammon's  Zeitschr.,  Pjerer's  Med.  Zeitung  u.  s.  w. 

Callisen,  XXVIII,  pag.  194.  G. 


538  6ESGHER.  —  GESNEB. 

(Jescher,  David  van  G.,  1736  in  Amsterdam  geboren,  war  spfttor  Lector 
chirorgiae  in  Amsterdam,  wo  er  die  chirurgische  Praxis  ansflbte,  obgleioh  er  als 
Operateur  weniger  Verdienst  hat,  wie  als  Schriftsteller.  Er  war  mit  A.  Bosir 
einer  der  Aufrichter  (1790)  der  „Genootschap  ter  bevordering  der  Heelknnde'' 
und  war  der  Erfinder  der  Tabaks-Clystiere  (1767).  Ausser  einer  sehr  grosses 
Anzahl  Zeitschrift  -  Artikel  über  chirurgische  Gegenstände,  schrieb  er  hanpt^ 
sächlich  „Hedenda^sohe  oefenende  Heelkunde**  (Amst.  1781 — 1786,  3  Thle.)  — 
„Heelkunde  van  Htppocrates^  (Ebenda  1790 — 1792)  —  „Beginsden  der 
algemeene  oefenende  Heelkunde^  (1794)  —  „Schets  der  keelkundtge  2fiekUkund« 
(1803),  der  Heelmiddelen  (1803),  en  der  hedkundige  Oeneeswyze''  (1807), 
wirklich  sehr  gute  Büdier,  welche  Zeugniss  ablegen  von  des  VerfasserB  aus- 
gedehnter theoretischen  Entwicklung  und  tüchtigen  chirurgischen  Kenntniss.  ObwoU 
er  in  verschiedenen  Functionen  wirksam  und  im  Allgemeinen  sehr  gesehätzt  war^ 
ist  er  im  Mai  1810  sehr  arm  gestorben,  nachdem  er  schon  3  Jahre  früher  das 
Gesicht  völlig  verloren  hatte.    *  C.  E.  Daniels. 

Gesenins,  Otto  G. ,  geboren  1729  in  Zellerfeld,  promovirte  1752  in 
Göttingen  unter  dem  Präsidium  Halleb's,  prakticirte  dann  in  Hannover,  wo 
er  als  Hofarzt  am  11,  November  1779  starb.  Er  schrieb:  „Versuch  einer  all- 
gemeinen Betrachtung  der  Wechselfieber  u.  s.  w.^  (Helmstädt  1762);  ferne? 
über  vegetabilische  Heilmittel  u.  s.  w. 

Biogr.  m6d.  IV,  pag.  398.  Pgl. 

öesenius,  Wilhelm  G.,  Neffe  des  Vorigen,  geboren  1760  in  Schöningen 
(Braunschweig),  studirte  von  1780  an  in  Halle,  war  zuerst  Arzt  in  Nordhausen, 
später  in  Walkenried  (seit  1795)  und  starb  am  1.  April  1801.  Er  schrieb  (ausser 
einer  „Lepidopterologischen  Encyclopädie**  1786):  „Medicinisch-maralische 
Pathematotogie  u,  s,  w.^  (Erfurt  1786)  —  „Ueber  das  epidemische  faullchk 
Gallenfieber  in  den  Jahren  1785  und  86"  (Leipzig  1788)  —  „Tabellarisches 
Verzeichniss  der  einfachen  Arzneimittel  des  Oewächsreichs"  (Stendal  1790)  — 
„Handbuch  der  praktischen  Heilmittellehre"  (Ebenda  1791)  u.  A. 

Biogr.  ni6d.  IV,  pag.  398.  —  Dict.  hist.  H,  pag.  530.  PgL 

^Gesner,  Conrad  G. ,   der  Sohn  eines  unbemittelten  Kürschners,    wurde 
I  am  26.  März  1516  zu  Zürich  geboren.    Seine  Erziehung  leitete  anfangs  ein  Vetter 

!  seiner  Mutter,   der  Prediger  Job.  Friccius,   welcher   ihm   die    erste  Anregung 

und  Liebe   zu  den  Naturwissenschaften  eiuflösste ;   später  erfreute   er  sich  auf  der 
Schule  des  Unterrichtes  ausgezeichneter  Philologen,   welche  sich  des  ungewöhnlich 
begabten  Schülers  auf's  Freundlichste  annahmen.     Als  sein  Vater  in  der  Schlacht 
1  bei  Cappel  1531  gefallen  war,  giog  er,  aller  Mittel  entblösst,  als  Famulus  zu  dem 

'  Theologen  Fabriciüs  Capitq   nach  Strassburg,    wo  er  seine   freie  Zeit   mit   dem 

!  Studium  des  Lateinischen  und  Griechischen ,  besonders  aber  des  Hebräischen  auf- 

füllte. Doch  blieb  er  nicht  lange  dort;  durch  ein  Stipendium  der  Akademie 
Zürich  unterstützt,  ging  er  1533  nach  Frankreich,  und  zwar  zunächst  nach  Boui^es, 
wo  er  Lateinisch  und  Griechisch  trieb,  dann  nach  Paris,  wo  er  auf  den  Biblio- 
theken die  Schriften  der  Alten,  namentlich  griechischer  Mediciner  und  Botaniker 
emsig  durchforschte.  Im  Jahre  1535  erhielt  er  in  Zürich  eine  Anstellung  als 
Elementarlehrer,  da  aber  das  Einkommen  dieser  Stelle  ein  äusserst  geringes  war, 
cntschloss  er  sich,  Mcdiein  zu  studiren  und  ein  neues  Stipendium  ermöglichte  ihm, 
sich  in  Basel  diesem  Studium  zu  widmen.  Seine  Studien  wurden  durch  eiuen 
Ruf  als  Professor  der  griechischen  Sprache  nach  Genf  unterbrochen,  dem  er  Folge 
leistete ;  doch  vernachlässigte  er  während  seines  dreijährigen  Aufenthaltes  daselbst 
die  Medicin  so  wenig,  dass  er,  nach  kurzem  Studium  in  Montpellier,  1541  in  Basel 
promovirte.  Er  Hess  sich  darauf  in  Zürich  als  Arzt  nieder,  erhielt  zu  gleicher 
Zeit  eine  Professur  der  Philosophie,  wurde  1554  Oberstadtarzt  von  Zürich  und 
1558  Ganonicus;  er  ist  am  13.  December  1565  gestorben.    Mit  Unrecht  hat  man 


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6ESNER.  530 

G.y  um  ihn  zn  ehren,  den  ;,  deutschen  Plinius"  genannt,  er  war  diesem  Gelehrten 
in  allen  Stocken,  vor  Allem  in  dem  Umfange  nnd  in  der  Grflndliehkeit  aeines  Wissens, 
weit  überlegen.    Er  war  zugleich  Philolog,  Medioiner,  Botaniker  nnd  Zoolog  nnd 
in  all'  diesen  Fächern  hat  er  Bedeutendes  geleistet.    Einen  Beweis  seiner  stapenden 
philologischen  Gelehrsamkeit  hat  er  in  seiner  „Bibliotheca  univirstdis*^  gegeben, 
welche  eine  Bibliographie  simmtlicher  Wissenschaften  umfasst.    Das  20.  Heft  des 
zweiten  Bandes  sollte   die  Naturwissenschaften  enthalten;    dasselbe   ist   leider   nie 
erschienen ,  weil  G.   in  diesen  seinen  Lieblingsföchem   sich  selbst  nie  genug  thun 
konnte.    Als  Botaniker  und  Zoolog  war  G.  unermUdlich  im  Beobachten  und  Sammeln 
und   von  den  verschiedenen  Reisen,   welche   er  nach  1541  von  Zürich   &us  nach 
Augsburg,  Wien,  in  die  Alpen,  nach  Italien  unternahm,    brachte  er   ein  reiches 
botanisches  und  zoologisches  Material  zusammen.  Durch  seine  „Historia  animalium** 
ist  G.    der   eigentliche   Begründer   der  wissenschaftlichen   Zoologie  geworden  und 
wenn   ihm   auch    der    richtige    Artbegriff   fehlte,    so   zeigt   sich   doch   in    seinem 
Werke   eine   so  durchdachte  Gliederung  des  Thierreiches ,   dass  Coyieb  dasselbe 
noch  nach  250  Jahren  als  musterhaft   hinstellen  konnte.     Uebertroffen  werden  die 
in  diesem  Werke   gelieferten   naturgetreuen  Abbildangen    noch   von  den  Pflanzen- 
abbildungen, welche  er  theils  selbst  gezeichnet,  theils  von  einem  in  seinem  Dienste 
stehenden  Maler  hatte  zeichnen  lassen,  welche  aber  leider  nur  zum  Theil  auf  uns 
gekommen  sind.    G.  sammelte  dieselben  für  eine  grosse  Historia  plantarum.  Leider 
schied  er  aus  dem  Leben,   bevor   es   ihm  gegönnt  war,    dieses   grossartige  Werk 
selbst  zu  ediren.    Sämmtliche  1500  Abbildungen  gingen   in  den  Besitz  C.  Wolf's 
Aber;  auch  dieser   konnte  Krankheitshalber  sein  Versprechen  der  Herausgabe   des 
Werkes  nicht  halten  und  verkaufte  G.*8  botanischen  Nachlass  an  J.  Camera riöS, 
welcher  viele  der  Abbildungen  für  seine  Ausgabe  des  Matthiolus  benutzte.  Erst 
nachdem  der  Nachlass  in  den  Besitz  Chr.  Jac.  Trew's  übergegangen  war,  edirte 
C.  Chr.  Schmibel  die  „Opera  botanica^    mit  dem  Theile  der  noch  vorhandenen 
Abbildungen,    welche   die    bis  dahin  naturgetreuesten   und  schönsten  waren.    G/s 
Hauptverdienst   als  Botaniker  aber  besteht  darin,    dass   er  zum  ersten  Male  auch 
die  Blttthen  und  Frfichte   der  Pflanzen   einer   näheren  Analyse  unterzog   uqd   den 
Werth    dieser    Pflanzentheile   für   die   Classificirung   und   die  Verwandtschaft    der 
Pflanzen    untereinander   behauptete.    G.    war   übrigens    der  Erste ,    welcher    neue 
Pflanzengattungeu   nach    berühmten  Botanikern   benannte.  —  Als  Arzt  genoss  G. 
das  Zutrauen  seiner  Mitbürger  und  der  Behörden,  welche  bei  ausbrechenden  Epi- 
demien  ihn   damit   beauftragten,    geeignete  Massregeln   zur  Verhütung  einer  Ver- 
breitung   der  Krankheit    anzuordnen.     G.    war    ein    ausgezeichneter   Kenner    der 
Arzneimittellehre    der    Alten    und    war    bemüht,    neben    den    durch  Paracelsus 
empfohlenen  metallischen  Arzneimitteln,  deren  Werth  er  übrigens   nicht   verkannt 
und  zu  deren  Empfehlung  er  eine  kleine  Schrift  („Thesaurus  Evonymi  philiairi 
de  remediis   secretis   etc,^    Zürich    1552;    1558,    Über   secundus   von  C.  Wolf, 
Zürich  1569;  Frankfurt  1578  herausgegeben)  verfasst  hatte,  die  pflanzlichen  wieder 
mehr  in  Aufnahme  zu  bringen ;  auch  nahm  er  keinen  Anstand,  die  Wirkung  neuer 
Heilmittel,  darunter  auch  giftiger,  durch  Versuche  an  sich  selbst  zu  prüfen.    Die 
Behauptung,  dass  diese  Versuche  seinen  Tod  herbeigeführt  hätten,  ist  irrthümlich; 
er   erkrankte   am    9.  December  1565    an   der    in   Zürich   heiTSchenden  Pest   und 
erlag  am   13.  December  dieser  Krankheit,  nachdem  er,  seinen  Tod  voraussehend, 
in  den  letzten  Tagen  noch  über  seinen  wissenschaftlichen  Nachlass  Bestimmungen 
getroffen  hatte.    Dieser  befindet  sich  jetzt  auf  der  Erlanger  Universitätsbibliothek. 
G.  hat  sein  ganzes  Leben  hindurch  mit  Armuth  und  Krankheit  zu  kämpfen  gehabt ; 
seine  Werke  aber  zeigen,    wie  Sprengel  so  treftlich  sagt,    „in    glänzenden  Bei- 
spielen ,    was   bei  äusserem  Drucke   rastloser  Eifer ,  beharrlicher  Fleiss ,    redlicher 
Sinn  für  Wahrheit   und  trefl'liche  Naturanlagen    vermögen,    um  nicht    allein   neue 
Bahnen    zu    eröflhen,    sondern   auf  denselben    auch  kommenden  Geschlechtern  als 
Muster  voranzugehen".   Von  seinen  überaus  zahlreichen  philologischen,  zoologischen, 
botanischen   und  medicinischen  Schriften    (ein   vollständiges  Verzeichniss    derselben 


^640  GESNEB.  ~  GESSNER. 

-findet  sich  im  Anhange  zu  seiner  Vita  von  Simmler)  sind  besonders  hervorzahebeii:  ; 

,  „Bibliotheca    universaliä**    (Zttrich    1545)    —    „Htstoriae   animalmm  libri   F*  ! 

(Ebenda  1551 — 16S7) -^  „Opera  botanica  ed.  Schmtedel"  (Ebenda  1751  big  j 

-1771)    —    „Phyaicae  viedttationes  ed.    Wolf"    (Zürich    1586).     Die  botanische  | 

Cörrespondenz   G.*s    mit   ClusiüS    ist   unter   dem   Titel:    yyCor,    Clusii  et   Cmr.  I 

Gemeri    Epistolae    ineditae"    von    TbevihanüS    (Leipzig    1831)    veröffentlidit  | 

worden.    —    Von   seinen  medicinischen    Schriften   verdienen  „Epistolarum  medi-  | 

cinalium  libri  III,  ed.    C.    Wolf*  (Zürich    1577,    ein    viertes  Buch  ib.   1584)  i 
als    höchst   interessanter  Beitrag   zu   dem   wissenschaftlichen  Leben  jener  Zeit  and 

zur  Epidemiographie  genannt  zu  werden.    Sehr  geschätzt  ist  die  von  G.  besorgte  \ 
„Collectio  chirurgica.   De  chirurgia  scriptores  optimi  etc.^  (Ebenda  1555). 

Ueber  G.'s  Leben  vergl.  die  autobiographischen  Mittheilungen  in  seiner  Bibliothe« 
universalis  und  in  Epistol.  medicinales     Ferner  G. 's  Vita  von   Jos.    Simmler.   Zürich   1566 
und  Schmiedel  in  Opp.  botanica.  Tom.  L  —  Joh.  Hauhardt,  Leben  Conr.  G.'s.  Wintcr- 
thur   1F24  —  Lebert,  Conr.  G.  als  Arzt.  Zürich  1854.   —  Maehly,  Allg.  Deutsche  Biogr.       I 
TX.  pag    107.  V  :  . .  n. 

Gesner,  Johann  Albrecht  6.,  geboren  am  17.  September  1694  in 
Roth  bei  Ansbach,  Anfangs  Apotheker  in  Gunzenhausen,  studirte  nach  dem  Tode 
seiner  Frau  und  Kinder  Medicin  in  Altdorf,  wurde  hier  1723  Dr.  med.,  prakticirte 
dann  bis  1728  in  Gunzenhausen  und  erhielt  einen  Ruf  an  den  Würtembergischen 
Hof  nach  Stuttgart,  wo  er  183i  Leibarzt  des  Herzogs  und  ärztlicher  Reisebegleiter 
seiner  Söhne  wurde.  G.  starb  am  10.  Juni  1760.  Er  verfasste  unter  Anderem 
eine  „Pharmacopoea  Wirtembergica  etc."*  (Stuttgart  1741,  fol. ;  1750),  sowie 
eine  Anzahl  von  Badeschriften. 

Biogr.  m6d.  IV,  pag.  410.  Pgl 

Gesner,  Karl  Philipp  G.,  geboren  als  Sohn  des  berühmten  Humanisten 
Johann  Mathias  G.  in  Weimar  am  6.  September  1719,  studirte  in  Leipzii^ 
und  ging  dann  nach  Holland,  wo  er  Boerhave,  Albinüs,  Gaüb,  s^Gravesande 
hörte  und  mit  Lin.ne  und  Kramer  befreundet  wurde.  1737  ging  er  nach 
Göttingen,  wohin  sein  Vater  inzwischen  einen  Ruf  erhalten  hatte,  zur  feierliehen 
Inauguration  der  Universität  und  promovirte  daselbst  1739.  Dann  machte  er 
Studienreisen  nach  Stuttgart,  durch  ganz  Württemberg,  wo  er  speciell  die  Bei^- 
werke  besichtigte,  über  Tübingen,  Basel  und  Strassburg  nach  Paris.  1741  ging 
er  über  Deutschland  nach  Polen  und  bekleidete  bis  1754  die  Stellung  als  Arzt 
des  Grafen  Sapiöha,  Grosskanzlers  von  Litthauen.  Von  August  HL  nach 
Dresden  berufen,  blieb  G.  hier  bis  zu  seinem  Lebensende  (23.  Juli  1780).  — 
G.'s  Bedeutung  liegt  wesentlich  in  seiner  praktischen  Thätigkeit.  Seine  hinter- 
lassenen  Schriften  sind  nicht  nennenswerth. 

Biogr.  möd.  IV,  pag.  399.  Ppl. 

Gesner,  Johann  August  Philipp  G.,  geboren  am  22.  Februar  1738 
zu  Rothenburg  a.  T. ,  studirte  und  promovirte  in  Erlangen,  prakticirte  dann  in 
seiner  Vaterstadt,  wo  er  am  28.  Februar  1801  starb.  G.  war  ein  ziemlich  frucht- 
barer medicinischer  Schriftsteller.  Er  schrieb :  ;,  Versuch  einer  Erklärung  der 
Krystallisatwn  überhaupt^  (Erlangen  1759)  —  „Sammlung  von  Beobachtungen 
aus  der  Ärzneygelahrtheü  und  Naturkunde"  (Nördlingen  1769 — 76,  5  Bde.)  — 
„Die  Entdeckungen  der  neuesten  Zeit  in  der  Ärzneygelahrtheü.  Bd.  1 — IV' 
(Rothenburg  1777—1788)  u.  s.  w. 

Biogr.  iii6d.  IV,  pag.  411.  —  Dict.  bist.  II,  pag.  536.  Pgt 

Oessner,  Johann  G.,  Bruder  des  berühmten  Numismatikers  Joh.  Ja e.  Qt^ 
aus  der  Familie  Conrad  G's.  abstammend,  war  am  18.  März  1709  in  Zürich  geboreai. 
Schon  in  frühester  Jugend  zeigte  G.  das  lebhafteste  Interesse  für  die  Pflaoxen- 
künde,  welches  von  seinem  Lehrer  v.  Diessenhofen,  einem  Schüler  Scheuchzbr's, 
genährt  wurde.  Schon  in  einem  Alter  von  11  Jahren  begleitete  er  denselben  anf 
botanischen  Excursionen    und    gerne  willfahrte  der  Vater,  der  als  LandgetstUcbfr 

j 


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GESSNEB.  —  GETCHELL,  541. 

in  der  Nähe  von  Zürich  lebte,  seinem  Wunsche,  sich  dem  Stadium  .der  Natur-. 
Wissenschaften  und  der  Medicin  zu  widmen.  Unter  Esslingkb,  dCHEUCHZEB,  später 
auch,  unter  v.  Mubalt  studirte  er  Medicin ,  machte  während  seiner  Studienzeit 
wiederholt  botanische  AusflUge  in  die  Schweizer  Alpen,  so  dass  schon  im  Jahre 
1726  sein  Herbarium  gegen  3000  zum  Theil  seltene  Pflanzen  zählte:  Sodann 
begab  er  sich  in  Begleitung  seines  Bruders  Christoph,  der  sich  ebenfalls  dem 
Studium  der  Medicin  gewidmet  hatte,  nach  Leyden,  um  des  Unterrichtes  von 
BOERHAAVE  theilhaftig  zu  werden.  Bei  diesem  grossen  Gelehrten,  der  die  hervor- 
ragenden geistigen  Talente  des  jungen  Mannes  vollkommen  zu  schätzen  wusste, 
fand  er  die  liebevollste  Aufnahme  und  eben  hier  entwickelte  sich  zwischen  ihm 
und  seinem  Studiengenossen  Halleb  die  freundschaftliche  Beziehung,  welche  sie 
während  ihres  ganzen  späteren  Lebens  miteinander  verbunden  hat.  Von  Leyden 
ging  er  für  einige  Zeit  zu  Rüysch  nach  Amsterdam,  sodann  nach  Paris,  wo  er 
Ledban,  Jüssieü,  dIsnabd  u.  A.  hörte,  und  endlich  nach  Basel,  wo  er  mit  seinem, 
inzwischen  zum  Doctor  promovirten  Freunde  Halleb  zusammentraf,  gemeinschaft- 
lich mit  ihm  unter  Bernoulli  die  höhere  Mathematik  studirte,  den  erkrankten 
Professor  MiEG  für  kurze  Zeit  in  der  Praxis  vertrat  und  1729,  nach  Vertheidigung 
seiner  Dissertation  „De  exhalationum  cauMs  et  efectibus**  und  einer  öffentlichen 
Rede  „De  usu  matheseos  in  medicina" ,  die  medieinische  Doctorwürde  erlangte. 
Nach  Zürich  zurückgekehrt,  fand  er  in  der  medicinischen  Praxis,  die  er  auf- 
genommen hatte,  nicht  die  gewünschte  Befriedigung;  er  gab  dieselbe  g^nz  auf, 
widmete  sich  ausschliesslich  den  Naturwissenschaften  und  der  Mathematik,  machte 
in  den  folgenden  Jahren  wiederholte  wissenschaftliche  Reisen  in  die  Alpen  und  wurde, 
nachdem  er  einen  auf  Boebhaave's  Empfehlung  an  ihn  ergangenen  Ruf  als  Professor 
der  Botanik  nach  Petersburg  ausgeschlagen  hatte,  im  Jahre  1733  an  Stelle  des 
verstorbenen  Jon.  Jac.  Scheuchzeb  zum  Professor  der  Mathematik  und  1738,  nach 
dem  Tode  des  jüngeren  Scheüchzkb,  auch  zum  Professor  der  Physik  ernannt  und 
ihm  das  Canonicat  am  Münster-Stifte  übertragen.  Vierzig  Jahre  lang  hat  G.  diese 
Aemter  mit  unermüdlichem  Eifer  bekleidet;  ein  schwerer  Schlag  traf  ihn  mit  dem 
1777  erfolgten  Tode  seines  Freundes  Haller;  im  nächsten  Jahre  gab  er  seine 
amtliche  Stellung  auf  und  am  6.  Mai  1790  ist  er,  von  seinen  Mitbürgern  und  der 
ganzen  wissenschaftlichen  Welt  hochgeehrt,  gestorben.  Seine  bedeutenden  literarischen 
Arbeiten  betreifen  nur  naturwissenschaftliche  (besonders  botanische)  und  mathe- 
matische Gegenstände ;  ein  vollständiges  Verzeichniss  derselben  sowie  seine  Lebens- 
geschichte findet  sich  bei  RüD.  Wolf,  Biographien  zur  Culturgeschichte  der  Schweiz, 
Erster  Cyklus,  Zürich  1858. 

AUgem.  Deutsche  Biogr.  IX,  pag.  103—106.  A.  Hirsch. 

Gestricll,  Jonas  G. ,  schwedischer  Arzt,  war  in  Jemtland  am  27.  Juli 
1756  geboren,  erlernte  von  1776  an  die  Pharmacie ,  später  die  Chirurgie,  wurde 
1782  Regimentsarzt,  nahm  1822  seinen  Abschied,  nachdem  er  seit  1816  titulärer 
Oberfeldarzt  gewesen  war  und  starb  am  7.  Jqni  1834  auf  Flon  bei  Frösön  in 
Jemtland.  Er  schrieb:  „Rapport  tili  Kgl.  GoUegium  medicum,  om  Kgl.  Jemt- 
lands  Regemente^  (Läk.  och  Naturf.,  T.  X,  XIV)  —  „Berättelse  om  en  ifrän 
Norrige  tili  Jemtland  mkommen  smittosam  Feber^  (Ebenda,  T.  XV)  —  „Om 
Get-08ts  nyita  emot  Maghosta"  (Sv.  Läk.  Sällsk.  Ärsber.  1817).  Ausserdem 
mehrere  landwirthschaftliche  Aufsätze. 

SackUn,n,  1,  pag.  351;  IV,  pag.  2iO.  —  Callisen,  VII,  pag.  177;  XXVm, 
pag.  195.  G. 

*Getcliell,  Francis  Horace  G. ,  am  8.  December  1836  in  Waterville, 
Me. ,  geboren ,  hatte  sich ,  nach  Beendigung  seiner  medicinischen  Studien  am 
Dartmouth  College,  1859  in  Brooklyn  als  praktischer  Arzt  niedergelassen,  war 
sodann  nach  Philadelphia  übergesiedelt ,  um  die  medicinischen  Studien  am  Jefferson 
Medical  College  von  Neuem  aufzunehmen  und  ist  hier  1873  zum  Doctor  promovirt 
worden.    Er  ist  jetzt  vorzugsweise  als  Gynäkologe  und  Geburtshelfer  thätig,  fungirte 


542  GETCHEIiL.  —  GEUKS. 

als  Arzt  auf  der  gynäkologischen  Abtheilnng  des  Jefferson  College  Hospital  und 
als  klinischer  Lehrer  fttr  Gynäkologie  an  diesem  ünterrichtsJnstitute.  Aosser  xahl- 
reichen  Mittheilangen  in  medicinischen  Zeitschriften  hat  er  eine  Schrift  „Matemal 
management  of  infancy*^  (Philad.  1868)  veröflfentlicht,  welche  als  „Standard  woik^ 
bezeidbnet  wird. 

Atkinson,  pag.  79.  A  . . .  t. 

Gfeuder,  Melchior  Friedrich  G.,  geboren  in  Nördlingen ,  stndirte  in 
Altdorf  und  Tübingen  Medicin ,  war  dann  Arzt  in  Stuttgart ,  wo  er  in  der  Blttthe 
seiner  Jahre  (gegen  Ende  des  17.  Jahrhunderts)  starb.  G.  Hbersetzte  die  Ost«ologie 
von  Clopton  Havers  (1692)  und  die  Anatomie  von  Daniel  Taüvry  (1694)  in's 
Lateinische  und  schrieb  ein  seiner  Zeit  lesenswerthes  Buch:  „Diatribe  defermeniis 
vartarum  corporis  ammalis  partium  specißcis  etparticularibus*'  (Amsterdam  1689). 

Biogr.  mM.  IV,  pag.  412.  PgL 

Oeuns,  Matthias  van  G. ,  am  2«  September  1735  in  Groningen,  wo 
sein  Vater  Kaufmann  war,  geboren,  studirte  1751 — 58  in  Groningen  unter 
Lambergen,  van  Doeveren  und  danach  in  Leyden  unter  van  Royen,  Gaubiüs, 
F.  B.  Albinüs  und  Winter.  1759  zog  er  nach  Paris,  1760  nach  Amsterdam,  um 
Cauper  zu  hören,  und  promovirte  am  14.  Juni  dieses  Jahres  mit  einer  „Disaert, 
paikologica  de  morte  corporea  et  caiisis  moriendi**  (eine  neue  Bearbeitnng  der 
schon  1758  in  Groningen  vertheidigten  „Disqutsitio  pkysioL  de  eo,  qvod  viiam 
constituit  in  corpore  animali"),  welche  Sandifort  beide  in  seinen  „Thesaurus 
dissertationum^^  aufgenommen  hat.  —  In  Groningen  praktisch  wirksam,  wurde 
er  1771  zum  Stadtphysicus  und  Lehrer  der  Hebammen  und  1772  zum  Arehlater 
von  Groningen  ernannt,  als  er  sowohl  die  ihm  angebotene,  durch  van  Doevsren's 
Uebersiedlung  nach  Leyden  vacirende  Professur  in  Groningen,  wie  auch  eine  solche 
in  Harderwyk  ausgeschlagen  hatte.  1776  jedoch  wieder  nach  Harderwyk  berufen 
und  zum  Airchiater  Gelriae  ernannt,  acceptirte  er  und  trat  sein  Amt  als  Prof. 
medic,  chemiae,  botanices  et  art.  obstet,  im  Juni  an  mit  einer  „OrcUio,  qua  an 
expediat  rei  publicae  medicinam  facientium^  opera  expenditur^ ,  Nach  15jähriger 
Wirksamkeit  wurde  er  (1791)  nach  Utrecht  gerufen  als  Prof.  medic.  theoret  et 
practicae  (während  sein  Sohn  Steven  Jan  [s.  unten]  neben  ihm  zum  Prof. 
chemiae  et  botanices  ernannt  wurde),  welches  Amt  er  bis  zum  Jahre  1815,  als  er 
seine  Entlassung  nahm,  wahrgenommen  hat.  Er  'starb  am  1.  December  1817.  — 
V.  G.  war  ein  vortrefflicher  Arzt  („unser  grösster  Practicus  nach  Bobrelaavb'', 
sagt  einer  seiner  Biographen)  und  Geburtshelfer,  ein  ausgezeichneter  Doeent 
und  sehr  grosser  Gelehrter.  Er  schrieb  hauptsächlich:  „Eenige  aanmerkingen 
over  de  borstbreuk  der  ingewanden  of  Hemia  thoracica*'  (1766)  —  „Genees- 
kundige  verhandeling  over  de  belette  neerzu:elging*'  (1769),  gekrönte  Preis- 
schrift ,  eine  Abhandlung  „De  heerschende  perdoop ,  die  in  de  laatste  jaren 
vom-al  in  1783  de  provincie  Gelderland  getroffen  heeft'^  (1704),  (welche  durch 
die  Regierung  von  Gelderland  gratis  den  Aerzten  zugesandt  wurde  und  auch  in's 
Deutsche  übersetzt  wurde)  —  „Eenige  voorbehoedmiddelen ,  hoe  zieh  staande 
de  besmetting  der  persloop,  te  gedragen,  om  daartegen  op  de  best  mogelyhe 
toyze  beveiligd  te  worden'^  —  n^'^^^f  over  eene  verbeterde  toestel  tot  dam- 
pademing  (Inhalation)  en  de  nuttigkeid  daarvan  in  borst-en  keel-ziekten"  (1781), 
worin  er  die  Inhalationsmethode  bei  Lungenkrankheiten  anempfahl  —  rt^^' 
gelykende  afbeeldingen  en  beschryving  der  voomaamste  RoonhuyserCscht 
werktuigen  of  vroedkunstige  hefboomen"  (1783)  —  „Opgave  van  eenige  rn- 
landsche  voortbrengselen  des  velds ,  welke  zouden  kunnen  dienen  ter  vervuUing 
van  behoefte  aan  voedsel  vooral  voor  minvermogenden^  (1796)  —  „Oratio  de 
morbi  variolosi  per  operam  insitionis  exstirpandi  studio  recte  aestimando  ei 
prudenter  regendo^  (1796)  —  „Aanwyzing  aan  de  landlieden  hoe  zieh  by 
groote  kitte  best  te  gedragen"  (1798)  —  „Over  de  staatkundige  handkamng 
van  der  ingezetenen  gezondheid  en  leren"  (1801)  —  „Oratio  de  morbi  variolosi 


i 


6EÜNS.  513 

permcie  per  tnsüümem,  quam-  dicimus  vaoctnam  lange  eertxus  exsHrpanda*^ 
(1805)  —  „Overtoeging  van  de  waardy  der  koepckken  hyzonderlyh  ter 
beveüiging  voar  de  kinderpakken^  (1807)  und  „JPlantarum  indigenarum,  in  usum 
me  medicum  sive  oecanamicum,  selectarum  index  systematicus :  cui  accedit  pro 
mdncHonibua  ineiitutio  aliqua  batanica**  (1816).  q  ^  Daniels 

(Hirns,  Steven  Jan  yan  6.,  Sohn  des  Vorigen,  am  18.  November 
1767  in  Groningen  geboren,  atudirte  1782 — 88  in  Harderwyk,  in  welchem  Zeit- 
ranm  er  eine  Preisfrage  „Over  de  ondertoerpen  der  natuurlyke  historie,  van 
todke  de  verdere  naeporing  ten  nutte  van  het  vaderland  verstrekken  konde** 
beantwortete  nnd  sein  ^Plantarum  BdgH  canfoederati  indigenarum  apicüegium, 
quo  Davidis  Oorteri,  viri  cL,  ßora  VII  provinctarum  locupletatur" 
yeröffentlichte.  Hieranf  zog  er  nach  Leyden  nnd  im  Mai  1789  promovirte  er  in 
Harderwyk  znm  Philos.  Doctor  (Diasert.  de  corporum  habüudine  animae 
kujusgue  virium  indice  ac  modercUrice**),  Nnn  ging  er  auf  Reisen,  stadirte  in 
Göttingen  (wo  er  intime  Frenndsohaft  mit  Alex,  von  Huitboldt  schloss)  unter 
Blcm£nbach,  Gmbltn  nnd  Morbat,  danach  in  Leipzig,  Halle  und  Jena  und 
promovirte  nach  seiner  Rflckkehr  im  Juni  1790  zum  Med.  Doctor  mit  „Quaestianes 
academicae  medici  argumenti^.  Schon  ein  Jahr  nachdem  er  sich  als  praktischer 
Arzt  in  Amsterdam  etablirt  hatte,  wurde  ihm  eine  Professur  in  Harderwyk  an- 
geboten, weil  man  dadurch  auch  seinen  Vater  für  Harderwyk  zu  halten  hoffte. 
Er  verweigerte  diese,  nahm  jedoch  die  darauf  unmittelbar  erfolgte  Ernennung 
zum  Prof.  medic. ,  physiologiae  et  botanices  in  Utrecht  an,  welches  Amt  er  im 
September  1791  antrat  mit  einer:  „Oratio  de  instaurando  inter  Batavos  studio 
hotanico".  Im  folgenden  Jahre  wurde  er  Arzt  am  Provinzial  -  Erankenhause 
und  akademischer  Arzt,  wodurch  ihm  auch  für  einen  Theil  der  klinische  Unter- 
richt übergetragen  wurde.  1794,  nach  dem  Tode  des  Prof.  Nahuys,  auch  mit 
dem  Unterrichte  der  Chemie  belastet,  hielt  er  eine  „Oratio  de  physiologiae 
corporis  humani  cum  chemia  conjunctione  utili  ac  pemecessaria^ ,  worin  er  sich 
als  ein  wahrer  Gelehrter  zeigt.  Schon  im  Mai  des  folgenden  Jahres  (1795)  starb 
er,  nur  27  Jahre  alt.  C.  E.  Daniels. 

Gteuns,  Jan  van  G.,  Enkel  des  Matthias,  wurde  im  Juli  1808  in 
Amsterdam ,  wo  sein  Vater ,  obwohl  auch  Med.  Doctor ,  Director  eines  finanziellen 
Geschäftes  war,  geboren.  1825  Student  am  Athenaeum  illustre  geworden,  genoss 
er  den  Unterricht  von  G.  VhOlik,  H.  C.  van  der  Boon-Mesch  u.  A.  ,  zog  1827 
nach  Leyden,  wo  er  Reinwobdt,  Sandifobt,  Macqüeltn,  Pruys  van  der  Hoeven 
und  Beoees  hörte,  studirte  1832 — 33  wieder  in  Amsterdam  unter  G.  C.  B.  SöRmQAR 
und  C.  B.  TiLANüS  und  promovirte  mit  einer  „Dissert,  de  animi  habitu,  qualis 
in  variis  morbis  chronicis  observatur^.  Darauf  reiste  er  zwei  Jahre  durch  Deutsch- 
land, Frankreich,  Italien  und  England,  wo  er  die  vornehmsten  Universitäten 
besuchte.  Zehn  Jahre  war  er  in  Amsterdam  als  praktischer  Arzt  wirksam  als  er 
1846  zum  ausserordentl.  Prof.  pathologiae  et  medic.  forensis  am  Athenaeum  illustre 
ernannt  wurde,  (Antrittsrede:  „De  geneeskunde  als  eene  zelfstandige  natuur- 
teetenschap  besckoutod** )  und  auch  einen  Theil  de's  klinischen  Unterrichts  freiwillig 
auf  sich  nahm.  1857  ordentl.  Professor  geworden,  functionirte  er  als  solcher  bis  zum 
Jahre  1873,  wo  er  seine  Entlassung  nahm,  van  G.  war  ein  sehr  allgemein  gebildeter, 
wissenschaftlicher  Mann ,  der  erste  Kliniker  in  Holland ,  welcher  die  physikalische 
Untersuchungsmethode ,  die  mikroskopischen  und  chemischen  Untersuchungen  beim 
klinischen  Unterricht  benutzte,  die  pathologische  Anatomie  nach  ihrem  Werth  zu 
schätzen  lehrte,  der  Bahnbrecher  für  die  naturwissenschaftliche  Richtung  in  der 
Medicin,  obgleich  er  als  akademischer  Lehrer  sich  seinen  Schülern  nicht  so 
deutlich  und  begreiflich  zu  machen  verstand,  als  man  seiner  grossen  Gelehrsamkeit 
nach  hätte  vermuthen  sollen.  1866  war  er  Mitglied  der  internationalen  Cholera- 
Conferenz  in  Constantinopel  und  gab  über  diese  Wirksamkeit  eine  sehr  ausführliche 
und  verdienstliche  Uebersicht.    Er   starb   im   December  1880.    Seine  vornehmsten 


514  GEÜNS.  —  GHINI. 

Schriften  sind  yjNatuur-  en  genees-Jeundige  beschoutoingen ,  over  moerassen  en 
maeras'Ziekten"  (1839),^  eine  vortreffliche  Arbeit  —  „Verhandeling  over  dennard 
en  den  ooraprong  der  Jcoepokstof  en  haar  beveiligend  vermögen  tegen  menschen- 
pokken^  —  „Over  het  begrip  van  ziekte  als  eenkeid*^,  während  er  1842 — 45  einCT 
der  Yomehmsten  Redacteure  war  der  bekannten  nnd  damals  *  viel  Epoche  machenden 
Zeitschrift  „Bijdragen  tot  de  geneeskundige  staatsregeling  in  Nederland". 

C.  E.  Danifels. 

^ Gheeraerds ,  Diederich  6.,   Arzt  des  16.  Jahrhunderts ,    stammte  aus 
Holland.    Er    gab  lateinische  üebersetzungen   zweier  Werke   des  Galen   heraus: 
„De  simplicium  medtcamentorum  jacultatibus  libri  XI*^  (Paris  1543)  und  „Z)e 
curandi  ratione  per  sanguinis  missionem  Über"    (Paris  1530';    1539  ;   1543). 
Biogr.  m6d.  IV,  pag.  394.  Pgl, 

Gherardini,  Michele  6.,  hervorragender  italienischer  Arzt,  lebte  von 
1752  bis  etwa  gegen  1810,  war  Arzt  am  grossen  Hospital,  sowie  an  Santa  Corona 
in  Mailand.  Er  schrieb:  „Storia  della  pellagra*^  (Milano  1788  5  deutsche 
Uebers.  von  C.  H.  Spohb,  Lemgo  1792)  und*  einen  Joumalaufsatz  über  die  Cor 
der  ToUwuth  nach  Beobachtungen  am  grossen  Hospital  in  Mailand. 

Dict.  bist,  II,  pag.  542.  —  Andrea  Verga,  Gazz  med.  ital.  Lombardia.  1871, 
Nr.  37 — 49.  —  Sangiorgio,  pag.  645.  p    j 

/  Gherlng  (Gherin,  Gheeein,  Gheeuis),  Jacob  G. ,  praktischer  knx  in 
Antwerpen  in  der  zweiten  Hälfte  des  1 6.  Jahrhunderts,  ist  durch  seine  in  vlämischer 
Mundart  abgefasste  Abhandlung  über  die  im  Jahre  1555  zu  GU)rkum,  Workum 
und  Utrecht  herrschende  Pest  nebst  Vorschlägen  zur  Verwahrung  vor  derselben 
und  zu  ihrer  Heilung  (Antwerpen  1597)  bekannt. 

Broeckx,  Galerie  med.  anversoise.  I.Partie,   1866.  Pgl 

*  Gherini ,  A  m  b  r  0  g  1 0  6. ,  zu  Mailand ,  verfasste  folgende  Arbeiten : 
„Applicazioni  della  galvano-causttca  chimica  nella  cura  dei'tumori"  (Mailand 
1866)  —  „Vade  mecum  per  la  ferite  d'arma  da  facco**  (Ebenda  1866,  mit 
5  Taff.)  —  „Della  ferita  delV  arteria  vertebrale^  (Ebenda  1867);  ferner  in  der 
Gazz.  med.  italiana,  Lombardia  (1873,  74):  „Frattura  dt  gamba  complicata  . . . 
risecazioni  dei  due  frammenti  della  tibia  e  successiva  sutura  metallica  .  .  . .; 
guarigtone*'  —  „Sopra  un  caso  ,  ,  .  .  dt  varice  aneurysmatica  ....  consecutica 
a  salassi  del  cubito  etc.**  —  „Del  tetano  traumatica,  Reminiscenze*'  —  „Di 
una  deformith  congenita  per  accesso  alle  mani  e  ai  piedi*^ ;  femer:  „Contri- 
buzioni  alla  chirurgia  sui  bambini"  (Mailand  1876). 

Index-Catalogue.  V,  pag.  401.  Red. 

Ohert,  Johan  Maria  EduardvanG.,  am  28.  Juni  1813  in  Amsterdam 
geboren,  trat  im  December  1830  in  den  Militärdienst,  kam  im  folgenden  Jahre  in 
das  Reichs-Spital  in  Utrecht  (wo  er  auch  den  akademischen  Vorlesungen  folgte;  ab 
Zögling  und  genoss  da  den  Unterricht  von  Alexander,  Kerst,  van  Wyk  und 
WiLLEüMiER.  Im  October  1836  wurde  er  zum  Militärarzt  ernannt  und  1837 
promovirte  er  in  Utrecht  zum  Dr.  med.  Nachdem  er  in  verschiedenen  Militärspitälern 
wirksam  gewesen  war,  bekam  er  1853  Urlaub,  an  der  Expedition  der  französischen 
Armee  gegen  die  Kabylen  in  Afrika  Theil  zu  nehmen.  Nach  zweijähriger  Abwesenheit 
zurückgekehrt,  nahm  er  seine  Entlassung  aus  dem  Militärdienste,  doch  ging  er 
bald  darnach  in  den  russischen  Militärdienst.  Er  starb  schon  kurz  nach  seiner 
Etablirung  in  Petersburg  im  Jahre  1858 ,  wie  Einige  meinen ,  durch  Gift.  Er 
schrieb  eine  sehr  gute  Biographie  seines  vormaligen  Chefs,  des  Colonel-Inspeetor? 
Dr.  Beckers  (s.  diesen).  C.  E.  Daai^ls. 

^Ghini,  Luca  G.,  italienischer  Arzt  und  Botaniker,  geboren  um  1500 
auf  Schloss  Croara  bei  Imola,  war  der  erste  Professor  des  um's  Jahr  1534  creirten 
Lehrstuhles    für  Botanik    in  Bologna.     G.    bekleidete    diese  Stelle    bis    zu    seln^ 


j 


GHINI.  —  GIACOMINI.  545 

Berufung  nach  Pisa  (1544),  wo  er  einen  botanischen  Garten  gründete  und  der 
berühmte  Gelehrte  Ulysses  Aldrovandus  eine  Zeit  lang  sein  Schüler  und  Freund 
war.  G.  starb  um  1556.  Seine  Hauptschrift :  „Morbi  neapolitani  curandi  ratio 
perlrevis*'  (Speyer  1589)  bezieht  sich  auf  die  Syphilis. 

Blogr.  m6d.  IV,  pag.  414.  —  Angel i,  pag.  115   —  Fantuzzi.  Pgl. 

Ohisi,  Marti no  G.,  zu  Cremona,  über  dessen  Leben  sonst  nicht  Näheres 
bekannt  ist,  verdient  eine  Erwähnung  deswegen,  weil  er  einer  der  Ersten  ist,  die 
den  Croup  genau  beobachtet  und  beschrieben  haben,  in  einer  Epidemie,  die 
1747  48  nicht  nur  Italien,  sondern  auch  Frankreich,  Deutschland,  England  heim- 
gesucht hatte.  Das  Werk,  welches  nicht  nur  eine  sehr  genaue  Symptomatologie 
der  Krankheit,  sondern  auch  den  Leichenbefund  beschreibt,  heisst:  „Lettere  mediche 
del  ,  ,  .  ,  la  prima  tratta  di  varii  mali  col  mercurio  crudo ;  la  secunda  contiene 
tistoria  delle  angine  epidemiche  degV  anni  1747  e  1748"  (Cremona  1749,  4.) 

Dechambre,  4.  Serie.  T.  VIII,  pag.  265.  G. 

Giacomazzi,  Stefano  G.,  zu  Brescia,  war  zu  Bedizzole  bei  Brescia  am 
25.  Mai  1790  geboren,  studirte  in  Padua  und  Pavia,  wurde  1813  Doctor,  Hess 
sich  in  Brescia  nieder,  wo  er  dirigirender  Arzt  in  der  Gemeinde  von  S.  Alessandro 
wurde.  Als  Schriftsteller  war  er  ein  Verfechter  der  italienischen  Lehre  von  Rasori 
und  Tommasini.  Er  veröffentlichte  sein  Glaubensbekenntniss  in  den  „  Cenni  clinico- 
patologici  sidle  infiammazioni  occulte  del  corpo  umano  etc.**  und  den  „Questioni 
mediche".  In  der  „Bilancia  medica  sulla  quäle  pesava  le  ragioni  degli  oppo- 
sitori  e  dei  propugnatori  del  rimedio  e  delV  opera"  erklärt  er  sich  gegen  das 
System  des  Empirikers  Le  Roy  und  gab  femer  heraus :  „Descrizione  di  alcuni 
casi  patologici  di  forma  rarissima"  —  „Saggio  di  osservazioni  mediche  sopra 
iL  vestire  delle  donne"  und  endlich  seine  medicinisch-literarhistorischen  „Dialoghi 
sopra  gli  amori,  la  prigionia,  le  malattie  e  il  genio  di  Torquato  Tasso", 
Seit  langer  Zeit  brustleidend,  in  der  Sorge  um  die  Existenz  seiner  Familie,  zog  er 
sich  in  sein  väterliches  Haus  zu  Bedizzole  zurück  und  starb  daselbst  am 
24.  December  1830. 

Schivardi  in  Annali  univers.  di  med.  Vol.  87,  1838,  pag.  296.  —  Ideni, 
Medici  illustri  Bresciani.  I,  pag.  155-  —  v.  Wnrzbach,  V,  pag.  \TZ.  P 

Oiacomini,  Giacomo  Andrea  G.,  zu  Padua,  war  zu  Mocasina  (Provinz 
Brescia)  am  16.  April  1796  geboren,  wurde  in  Padua  1821  Doctor,  und  nach- 
dem er  seine  Studien  in  Wien  fortgesetzt  hatte,  1824  Professor  der  theoretischen 
Medicin,  indem  er  gleichzeitig  die  medicinische  Klinik  für  Chirurgen  erhielt.  Er 
war  einer  der  glühendsten  Vertheidiger  der  Lehren  von  Rasori  und  Tommasini 
und  wurde  seinem  „Trattato  filosofico-aperimentale  dei  soccorsi  terapeutici 
dimso  in  quattro  parte:  etc."  (4  voll.,  Padua  1833-38;  andere  Ausg.  1835-37  5 
französ.  üebers.  von  Mojon  und  Rognetta  in  Bayle's  Encyclop.  des  sc.  m6d. 
1«^39)  zu  jener  Zeit  von  seinen  Landsleuten  das  übertriebenste  Lob  gezollt  und 
noch  lange  Zeit  bildete  dieses  Werk  den  populärsten  und  entschiedensten  Ausdruck 
der  „Dottrina  medica  italiana";  jedoch  fand  dieselbe  auch  einen  gefährlichen 
Gegner  in  dem  berühmten  Kliniker  Büfalini.  Indem  er  den  unterschied  zwischen 
der  mechanischen  und  dynamischen  Wirkung  festzustellen  suchte,  gerieth  er  mit 
dem  berühmten  Toxikologen  Orfila  in  eine  literarische  Fehde.  G.  schrieb  femer: 
^Sulla  condizione  essenziale  del  cholera  morbus"  (1836;  2.  Ausg.  1836)  — 
„DelV  idealismo  in  medicina  e  del  segni  tolti  della  ispezione  della  lingua  etc,*' 
(Nuovi  saggi  deir  l.  R.  Accad.  di  scienze,  lett.  ed  arti  di  Padova,  Vol.  4;  3.  ediz. 
Xovara  1837);  zusammen  mit  G.  B.  Mugna:  „La  cUnica  medica  pei  chirurghl 
neir  7.  R,  Universith  di  Padova  etc."  (Padua  1836)  —  „Sulla  italiana 
riforma  della  medicina  e  sopra  alcuni  casi  di  awelenamento"  (Ebenda  1839)  — 
„Sulla  natura,  sulla  vita  e  sulle  malattie  del  sangue"  (Annali  univers.  1840)  — 
„Sui  criterii  per  distinguere  e  giustamente  interpretare  le  alterazioni  anaio- 
Biogr.  Lexikon.  If.  35 


546  GIACOMINI    —  GIA.NNINI. 

miche  dei  visceri  digerenti  nei  veneficü^  (Ebenda  1847).  Dazu  mehrere  Eroffaungs- 
und  andere  Reden  bei  Gelegenheit  von  Congressen  u.  s.  w.  Er  starb  am  29.  December 
1849.  Nach  seinem  Tode  erschienen  seine  „Opere  edite  ed  inedite  dt  , .  .  .  publicate 
per  cura  dt  G.  B.  Mugna  e  F.  Goletti''  (10  voll.,  Padaa  1853-55). 

Schivardi,  II,  pag.  63.  —  v.  Wurzbach,  V,  pag.  173.  G. 

*Giacoinini,  Carlo  G.,  zu  Turin,  verfasste  die  folgenden  Schriften: 
„Accidenti  hlennorragici,  infiammazione  ed  ascessi  der  follicoli  mucipari  ddt 
uretra,  della  ghiandola  del  Cowper  e  della  prostata^  (Turin  1869)  —  „Sip 
It'de  cerebrale,  afasia  ed  amnesia"  (1870)  —  „Sopra  di  uv!  ampia  commu- 
nicaztone  tra  la  vena  porta  e  le  vene  iUache  destre"  (1873)  —  „  Utul  micro- 
cefala"  (1876)  —  „Annotazioni  sopra  Vanaiomia  del  negro^  (1878)  —  „Quiia 
Mo  stvdio  delle  circonvoluzioni  cerebrali  delV  uomo^  —  „  Varieth  delle 
ctrconvoluztom  cerebrali  delV  u<ymo^  (1881).  Er  ist  seit  1873  Mitherausgeber 
des  Journals  yjL'Osservaiore^, 

Index-Catalogue.  V,  pag  402.  Bed. 

Gianella,  Carlo,  geboren  in  Legnano  zu  Anfang  des  18.  Jahrhunderts^ 
studirte  und  wurde  Dr.  med.  et  philos.  in  Padua.  Nach  20jähriger  ärztlicher 
Thätigkeit  in  seiner  Vaterstadt  wurde  G.  1752  Professor  der  theoretischen  Mediein 
an  der  Universität  zu  Padua.  G.  war  Anhänger  der  damals,  im  Zeitalter  Moegagki's^ 
in  der  italienischen  Heilkunde  vorherrschenden  exacten  Richtung.  Er  schrieb: 
„Saggio  di  medicina  teorico-pratica  etc.**  (Venedig  1732)  —  „De  successione 
morborum  libri  III**  (Padua  1742)  —  „Trattato  dt  medicina  preservativa*' 
(Verona  1751)  u.  A. 

Dict.  bist.  II,  pag.  543.  Pgl. 

Gianelli,  Giuseppe  Luigi  G.,  zu  Padua,  1799  in  Abano  geboren, 
war  seit  1821  Arzt  daselbst,  dann  beim  Spital  in  Padua,  von  1827—30 
Delegationsarzt  zu  Belluno,  wurde  1830  Professor  der  gerichtlichen  Mediein  und 
Medicinal-Polizei  an  der  Universität  Padua ,  1837  Protomedicus  und  Gubemiabath 
bei  dem  Mailänder  Gubernium.  Er  verfasste:  „Manuale  per  i  bagni  di  mare*' 
(Lucca  1833)  —  „Dei  soccorsi  reclamati  della  scienza  e  delV  umanith  a  salva- 
mento  dei  sommersi  in  Padova**  (Padua  1833,  4.)  —  „Trattato  di  medicifUi 
publica,  ditdso  in  tre  parti,  etc.**  (Ebenda  1836).  Ausserdem  eine  Anzahl  von 
Aufsätzen  in  den  Annali  universali  (1841,  43,  49,  50,  55),  Thier-Experimentc 
mit  Arsenik,  das  erneute  Erscheinen  der  Cholera,  das  Lehren  der  Mediein,  die 
Hundswuth  u.  s.  w.  betreffend;  femer  „Sulla  libertä  nello  studio  ed  insegnamento 
e  sui  professori  pubblici  e  privati  di  medicina**  (Mailand  1862)  —  „La  vacci- 
nazion**  e  le  sue  leggi  in  Italia**  (Ebenda  1864,  Fol.).  Auch  veröffentlichte  er 
Lobreden  auf  die  Paduaner  Professoren  GmoL.  Melandhi  (1833),  Oaldaxi  und 
Fanzago  und  machte  viele  Reisen  in's  Ausland.     Er  starb  1871. 

Cantü,  pag.  240.  —  L'Imparziale.  1872,  pag.  275,  305.  463,  496,  558  (nicht 
zagänglich).  G. 

Giannini,  Tommaso  G.,  zu  Ferrara,  geboren  etwa  1548,  wurde  bereits 
im  17.  Lebensjahre  Dr.  med.  et  philos.  und  begann  nach  weiterem  ftinfjährigea 
Studium  die  Philosophie  unter  so  grossem  Zudrang  von  Schülern  zu  lehren,  daas 
der  Magistrat  von  Ferrara  ihm  ein  öffentliches  Gebäude  für  seine  Vorlesungen 
nebst  einem  beträchtlichen  Gehalt  überwies.  G.  starb,  82  Jahre  alt,  um  1630. 
Eigentlich  medicinische  Schriften  hat  er  nicht  hinterlassen. 

Biogr.  m6d.  R^  pag.  416.  —  v.  Wurzbach,  V,  pag.  176.  —  Sangiorgio, 
pag.  407.  Pgl. 

Oiannini,  Giuseppe  G.,  geboren  1773  zu  Parabiego  bei  Mailand, 
studirte  Theologie,  später  Mediein  in  Pavia ,  wo  J.  P.  Feank,  Scarpa,  Spallan* 
ZANI,  VOLTA  seine  Lehrer  waren.  Nach  seiner  Promotion  1796  praktieirte  er 
in  Mailand,  wo  er  zu  grossem  Ruf  gelangte,  Arzt  am  grossen  Hospital  und  1810 


GIANNINI.  —  GIBBES.  547 

Hofarzt  wurde.  45  Jahre  alt,  starb  G.  (1818)  an  der  LungenschwindBucht.  In 
seiner  Schrift  „Della  natura  delle  fehbri  e  del  miglior  metodo  di  curarle^ 
(Mailand  1805;  1809,  2  voll.;  Neapel  1817;  franz.  üebers.  Paris  1808)  plaidirt 
er  lebhaft  für  die  kalten  Begiessnngen  bei  yerschiedenen  fieberhaften  Erkrankungen. 
Ausserdem  schrieb  G.  „Memorie  di  medicina^  (Mailand  1800 — 1802)  und  eine 
Abhandlung  Aber  Gicht  und  Rheumatismus. 

Biogr.  luM.  IV,  pag.  415.  —  Dict.  hist.  II,  pag.  544.  — v.  Würz b ach  V,  pag.  176 

Gibb,  Sir  George  DuncanG.,  in  London,  war  zu  Montreal  in  Oanada 
am  25.  December  1821  geboren,  studirte  im  Mac  Gill  College  seiner  Vaterstadt 
und  wurde  1846  daselbst  Doctor.  Er  setzte  seine  Studien  in  Dublin  und  in 
London  fort  und  trat  1855  in  die  Redaction  der  „Lancet",  für  welche  er  bis  1866 
den  „Mirror"  und  die  „Clinical  Records"  redigirte.  Er  war  mehrere  Jahre  lang 
Physician  an  der  St.  Pancras  Infirmary  und  Assistant  Physician  des  Westminster- 
Hospital.  Nachdem  er  in  früheren  Zeiten  „Ä  treatiae  ort  lohooping-cough,  etc." 
(London  1854),  sowie  einige  physiologische ,  naturhistorische  und  pharmaceutische 
Arbeiten,  z.  B.  über  Assimilation  des  Zuckers,  über  die  von  canadischen  Insecten 
erzeugten  Geräusche,  über  Sanguinaria  canadensis  (1855 — 61)  herausgegeben 
hatte,  machte  er  sich,  bereits  ehe  das  Laryngoskop  erfunden  war,  um  die 
Krankheiten  des  Kehlkopfes  verdient  und  veröffentlichte  über  dieselben,  sowie  über 
Verwandtes  das  Folgende:  „On  diseases  of  the  throat,  epiglottis  and  windpipe" 
(London  1860;  2.  edit.  1864,  unter  demselben  Titel  mit  der  Hinzufügung:  „as 
reflected  hy  the  laryngoscope ;  a  complete  manual  etc,"  Er  übersetzte  für  die 
New  Sydenham  Society :  J.  N.  Czbbmak's  „On  the  laryngoscope  and  tts  employ- 
ment  in  physiology  and  medidne"  (1862)  und  schrieb  weiter:  „On  the  diseases 
and  injuries  of  the  hyoid  or  tongue  hone"  (London  1862)  —  „The  laryngoscope; 
illustrations  of  its  practical  application,  etc."  (Ebenda  1863)  —  „Report  on  the 
physiological  effects  of  hromide  of  ammonium"  (Brit.  Assoc.  Rep.  1863)  —  „Tlie 
laryngoscope  in  diseases  of  de  throat;  with  a  chapter  on  rhinoscopy"  (London, 
3.  edit.  1868)  —  „On  the  tises  of  the  uvula"  (Brit.  Assoc.  Rep.  1871)  u  s.  w. 
Ausserdem  anthropologische  Arbeiten  über  verschiedene  Formen  der  Glottis,  den 
Larynx  des  Negers  und  dessen  Verschiedenheit  von  dem  des  Weissen,  extreme 
Hypertrophie  des  Schädels  (Anthropol.  Review  1864;  Anthropol.  Soc.  Journal 
1864-,  Anthropol.  Soc.  Memoirs  1866);  ferner;  „On  centenarian  longevity" 
(Brit.  Assoc.  Rep.  1871)  und  zahlreiche  Artikel  in  der  Lancet,  den  Transaction» 
der  Pathological  und  Obstetrical  Society,  den  Archives  of  medicine  etc.  Dieser 
äusserst  vielseitige  Mann ,  der  auch  noch  auf  dem  Felde  der  Geologie  und  Archäologie 
gearbeitet  hat,  nahm  in  der  späteren  Zeit  seines  Lebens  einen  seiner  Familie 
zukommenden  Adelstitel  wieder  an  und  starb  am   16.  Februar  1876. 

Med.  Times  and  Gaz.  1876,  X,  pag.  295.  G. 

Oibbes,  Sir  George  Smith  G.,  zu  Weymouth,  wurde  in  Oxford  Doctor 
und  darauf  Arzt  in  Bath.  Er  schrieb:  „On  the  conversion  of  animal  muscle 
ifUo  a  suhstance  much  resembling  spermaceti"  (Philos.  Transact.  1794,  95)  — 
„JL  feto  observations  on  the  component  parts  of  animal  matter,  and  their  con- 
version int^  a  substance  resembling  spermaceii"  (Bath  1796)  —  „A  treatise 
on  the  Bath  waters"  (London  1800)  —  „A  second  treatise  on  Bath  waters,  etc." 
(Ebenda  1808)  —  „On  life"  (Lond.  Med.  and  Phys.  Joum.  1827);  ferner  über 
die  ehemische  Zusammensetzung  der  Quellen  von  Bath  u.  s.  w. ;  auch  Abhandlungen 
in   der  Lond.  Med.  Gaz.,  sowie  in  anderen  Journalen. 

Callisen,  VII,  pag,  183;  XXVIII,  pag.  199.  G. 

OibbeSi  Robert  Wilson  G.,  zu  Columbia,  1809  zu  Charleston  geboren, 
studirte  auf  der  Universität  von  Süd  Carolina,  wo  er  1830  Doctor  wurde,  war 
später  Professor  der  Chemie  und  Geologie  zu  Columbia  und  ist  durch  seine  geo- 
logischen und  paläontologischen  Arbeiten,  die  hier  nicht  zu  verzeichnen  sind,  bekannt. 

35* 


548  GIBBES.  —  GIBERT. 

Von  seinen  der  Medicin  angehörigen  Leistungen  nennen  wir:  „Ä  lecture  on  the 
magnetismus  of  the  human  body^  (Columbia  1843)  —  „Cuha  for  tnvalids^ 
(New  York  1860j.  Ausserdem  veröffentlichte  er  mikroskopische  Untersuchungen 
über  die  Haare  verschiedener  ^Racen,  schrieb  über  Malaria  u.  s.  w.  Während  des 
Secessionskrieges  war  er  Surgeon-General  der  Truppen  von  Süd-Carolina  nnd  ist  ihm 
die  Einführung  des  Wayside  Hospital  System  zu  danken;  er  war  auch  zweimal 
Mayor  von  Columbia ,  Redacteur  eines  bedeutenden  politischen  Journals  und  histo- 
rischer Schriftsteller.    Er  starb  am  15.  October  1866. 

American  Joiim.  of  the  Med.  Sc,  Vol.  LIII,  1866,  pag.  286.  G. 

*Gibbes,  Heneage  G. ,  in  London,  studirte  in  Aberdeen  und  im 
St.  Bartholom.  Hosp.  in  London,  wurde  bei  erstgenannter  Universität  1881  Doctor, 
war  Curator  des  Museums  im  King's  College  und  ist  zur  Zeit  Physician  des  Metro- 
politan Dispensary  und  Docent  der  Physiologie  und  Histologie  am  Westminster 
Hospital.  Er  schrieb:  „Practtcal  histology  and  pathology^  (Philadelphia  1881; 
2.  edit.  1883);  ferner  im  Quart.  Joum.  of  Microsc.  Sc,  (1879,  80):  „On  the 
stmcture  ofthe  vertebrate  Spermatozoon^  —  „Structure  of  human  Spermatozoon*"  — 
„  Use  of  hinocular  wtth  high  power s^ ;  femer  im  Journ.  of  the  Roy.  Microsc. 
Soc.  (1880):  „Double  .and  treble  statning  of  animal  tissues^  ]  in  der  Laneet 
(1882,  83):  „Simple  method  of  detecting  bacillus  tubercidosus  for  diagnostk 
purpose^  —  „A  rapid  method  of  demonstrating  the  tuber  de  badllus  vMotU 
the  vse  of  nitric  acid,^ 

Medical  Directory.  Red. 

Gibbons,  Thomas  G.,  Arzt  in  Hadleigh  (Grafschaft  Suffolk)  zu  Ende 
des  vorigen  und  Anfang  dieses  Jahrhunderts,  schrieb  über  Heilung  von  Icterus 
bei  Gallensteinen  durch  Quecksilber  (in  Duncan,  Annais  of  Medecine  1796,  T.  I, 
pag.  279),  sowie  „Medical  cases  and  remarlcs"^  (Sudbury  1799;  2.  edit. 
London  1801). 

Dict   bist.  II,  pag.  545.  Pgl. 

ßibbs,  Harry  Leake  G.,  zu  St.  Petersburg,  war  Member  des  R.  C.  8.  of 
Engl.,  prakticirte  anfänglich  in  London  und  schrieb:  y, Account  of  a  case  of  axiilary 
aneurism,  in  which  the  Operation  of  tying  the  subclavian  arter y  was  success- 
fully  performed^  (London  Med.-Chir.  Transact.  1823,  mitgetheilt  vouB.Brodie)  — 
„  Ca^e  in  which  the  external  iliac  artery  was  tied  under  peculiar  circumstances* 
(London  Med.  and  Phys.  Joum.  Vol.  LVIII)  —  „Case  of  tumour  of  the  radial 
or  Spiral  nerve  of  the  right  arm  removed  by  him^  (Edinb.  Med.  and  Surg. 
Joum.,  1829).  Andere  Artikel  in  derselben  Zeitschrift  und  in  der  London  Med. 
Gazette.    In  St.  Petersburg  war  er  Chirurg  am  allgemeinen  See-Hospital. 

Callisen,  VII,  pag.  185;  XXVIII,  pag.  199.  G. 

Gibert,  Camille-Melchior  G.,  zu  Paris,  bekannter  Dermatologe,  war 
daselbst  1797  geboren,  promovirte  1822,  war  Arzt  am  Hospital  Saint -Louis 
in  Paris  seit  1834,  Mitglied  der  Akademie  seit  1847,  Generalsecretär  der 
Society  de  prövoyance  des  mödecins  de  Paris  und  starb  am  2.  August  1866.  Sein 
Hauptwerk  ist:  „Manuel  des  maladies  speciales  de  la peau"  (Paris  1834;  2.  edit. 
1839);  ferner  schrieb  er:  „Manuel  des  maladies  vthithiennes^  (Paris  1836). 
Beide  Werke  erschienen  vereinigt  als  „  Traite  pratique  des  maladies  de  la  peau 
et  de  la  syphilis"*  (Ebenda  1860).  Weitere  Schriften  von  G.  sind:  „Memoire 
sur  les  fitvres^  (1825)  —  „  Considerations  sur  V hippocratisme**  (1833;  — 
„Remarques  pratiques  sur  les  ulcerations  du  col  de  la  matrice"  (1837);  end- 
lich zahlreiche  Artikel  in  der  Revue  mfedicale,  im  Dictionnaire  de  m6decine  usuelle, 
in  der  Gazette  des  hopitaux,  Encyclopödie  des  sciences  m6dicales,  sowie  in  den 
Memoires  de  l'Acad.  de  medec. 

Vapereau,  pag.  761.  —  Hardv  etTardieu,  Union  med.  1866,  pag.  23S,  263. 

Pgl. 


GIBSON.  549 

Gibson,  Thomas  G. ,  englischer  Theologe  und  Arzt  aus  dem  16.  Jahr- 
hundert, geboren  in.Morpeth  (Nqrthumberland),  gestorben  1562  in  London,  schrieb 
ein  Buch  über  Prophylaxis  und  Behandlung  der  Pest  (1536,  4.). 

Aikin,  pag.  87.   —  Hutchinson,  I,  pag.  354  —  Biogr.  m6d.  IV,  pag.  417. 

Pgl. 

Gibson ,  John  G. ,  Dr.  med.  und  Chirurg  der  englischen  Marine ,  lebte 
im  vorigen  Jahrhundert  und  schrieb:  „Treatise  on  continual ,  .  .  .  fever s^  (London 
1769)  —  „A  treatise  on  bilious  diseases  and  Indigestion^  (Ebenda  1799)  u.  A. 

Dict.  bist.  II,  pag.  546.  Pgl, 

Gibson,  Benjamin  G.,  im  September  1774  in  Newcastle-upon-Tyne 
geboren,  hatte  zuerst  bei  einem  in  jener  Stadt  sehr  beschäftigten  Arzte  Ingham 
ärztlichen  Unterricht  genossen,  ging  später  nach  London,  um  namentlich  des 
anatomischen  Unterrichtes  von  Baillie  theilhaftig  zu  werden,  und  sodann  zur 
Vollendung  seiner  Studien  nach  Edinburg.  Seit  dem  Jahre  1799  fungirte  er  acht 
Jahre  lang  als  Assistent  in  der  Praxis  des  Arztes  White  in  Manchester,  habilitirte 
sich  alsdann  selbstständig  und  wurde  als  Chirurg  an  der  dortigen  Infirmary  ange- 
stellt. Sehr  bald  erlangte  er  einen  grossen  Ruf  als  Chirurg  und  Ophthalmiater, 
gleichzeitig  hielt  er  mit  vielem  Erfolge  Vorlesungen  über  Anatomie,  an  welchen 
sieh  viele  Studirende  betheiligten.  Sein  Eifer  für  das  Studium  und  die  praktische 
Thätigkeit  erschöpften  frühzeitig  seine  Kräfte,  es  stellten  sich  Erscheinungen  einer 
LungenafFection  ein  und  so  erlag  er  schon  in  einem  Alter  von  37  Jahren,  von 
seinen  Collegen  und  Mitbürgern  wegen  seiner  persönlichen  Liebenswürdigkeit,  der 
Offenheit  seines  Charakters,  der  Verachtung  von  Gemeinheit  und  Eigennutz,  hoch 
geschätzt,  am  3.  Februar  1812  der  Lungenschwindsucht.  Von  seinen  Schriften 
sind  namentlich  die  in  den  Memoiren  der  philosophischen  Gesellschaft  von  Manchester 
veröffentlichten  Arbeiten  „Observations  on  the  effect  of  madderroot  on  the  bones 
of  animals^  und  „On  the  vse  of  the  sutures  in  the  hones  of  animals** ,  vor 
Allem  „Practical  observations  on  the  formation  of  an  artificial  pupil  in  sevet*al 
deranged  states  of  the  eye,  to  which  are  annexed  remarks  on  the  extraction  (f 
the  soft  cataract  and  those  of  the  membranous  kind,  fhrough  a  puncture  in  the 
Cornea*^  (London  1811)  hervorzuheben;  in  der  letztgenannten  Schrift  giebt  er 
eine  Kritik  der  bisher  gebräuchlichen  Methoden  der  künstlichen  Pupillenbildung 
und  empfiehlt  vor  Allem  die  von  Beer  gelehrte  Iridectomie. 

Wardrop  im  Edinb.  Med.  and  Surg.  Journ.  1814,  Jan.  1.  A.  Hirsch. 

Gibson,  William  G.,  bertihmter  amerikanischer  Chirurg  zu  Philadelphia, 
war  1788  zu  Baltimore  geboren,  wurde  1809  in  Edinburg  Doctor,  war  später  Professor 
der  Chirurgie  an  der  Universität  von  Pennsylvanien  und  Chirurg  mehrerer  Kranken- 
anstalten. Er  schrieb:  „Strictures  on  Mr.  Pattison^s  reply  to  certain  oral 
and  written  criticisms^  (Philad.  1820;  2.  edit.,  1820)  nebst  folgenden  bedeutenden 
chirurgischen  Beobachtungen:  „Remarks  on  bronchocele  or  goitre"  (Chapman's 
Philad.  Journ.  of  Med.  and  Phys.  Sc.  1820)  —  „The  history  and  treatinent  of 
bony  tuviours"  (Ebenda  1821)  —  „Refleocions  on  the  treatment  of  fractures 
of  the  thigh;  with  an  account  of  a  new  apparatus"  (Ebenda  1822)  —  „Gase 
of  rtipture  of  the  axdllary  arter y  in  a  successful  attenipt  to  reduce  an  old 
luxation  of  the  shoulder-joint"  (Ebenda  1823);  femer  beschrieb  er  einen  Fall 
von  Verwundung  mit  Unterbindung  der  Art.  iliaca  communis  (Amer.  Med.  Record., 
Vol.  III)  und  ^Case  of  axillary  aneurism  (front  the  reduction  of  on  old  luxation 
of  the  shoulder-joint)  in  which  the  subclaman  artery  was  tied"  (Amer.  Journ. 
of  the  Med.  Sc.  1828).  Am  bekanntesten  und  verbreitetsten  aber  ist  sein  Lehrbuch 
geworden,  welches  eine  Reihe  von  Auflagen  erlebte :  ;,  The  instantes  and  practice 
of  surgery  betng  the  outlines  of  a  course  of  lectures"  (2  voll.,  Philadelphia 
1824;  1827;  7.  edit.  1845).  Später  erschienen  von  ihm  noch  u.  A.  „A  sketch  of 
Itthotripsy,  wüh  cases"  (Amer.  Journ.  of  the  Med.  Sc.  1836)  und  als  Frucht 
einer   nach  Europa  unternommenen  Reise   folgende   zwei  Schriften:    „Sketches  of 


1 


550  6IBS0N.  —  GIESLER. 

prominent  surgeons  of  London  and  Paris,  introductory  to  a  course  of  surgtoal 
lecturea*'  (Philad.  1839)  und  „Rambles  in  Europe  in  1839,  mth  skeickes  of 
prominent  surgeons, physicians,  medical  sckools,hospäalSj  literary  personage»  eic^ 
(Ebenda  1841).  Zu  seinen  späteren  Pnblicationen  gehören  noch  einige  „Intro- 
ductory lectures"  C1841 ,  43,  44),  eine  „Valedictory  address*'  (1846),  eine 
„Lecture,  correlative  to  a  course,  on  surgery ,  in  the  University  of  Pennsyl- 
vania, embracing  a  short  account  of  eminent  Belgian  surgeonSy  physicians  etc,^ 
(Ebenda  1848)  und  „Three  lectures  preliminary  to  a  course  an  the  principles 
and  practice  of  surgery"*  (Ebenda  1850).     Sein  Tod  erfolgte  am  2.  März  1868. 

Boston  Med.  and  Surg.  Journ.  Vol.  XL.  1849,  pag.  499.  518  und  S.  W.  Francis 
im  Philad.  Med.  and  Surg.  Report.  Vol.  XVJII,  1868,  pag.  271  (Beides  nicht  zugänglich).  — 
Callisen,  VII,  pag.  189;  XXVlIf,  pag.  200.  —  Index-Catalogue  V,  pag.  406.  ^.^^^ 

Oierl,  Matthias  G.,  zu  Lindau  am  Bodensee,  erlangte  1817  zu  Lands- 
hut  die  Doctorwürde,  prakticirte  anfänglich  in  Augsburg,  wurde  dann  Stadt-  und 
Landgerichtnpbysicus  in  Lindau  und  verfasste :  ;,  Das  Hypopyon  oder  Eiterauge  und 
seine  Behandlung  u.  s.  w.**  (Augsburg  1825;  ital.  Uebers.  von  J.  J.  Alb.  Schön- 
berg, Neapel  1826,  4.)  —  „Medicinisch-chirurgische  Beobachtungen,  gesammdt 
im  Augsburger  allgemeinen  Krankenhause;  u.  s,  w."  (Lindau  1827).  In  Textob's 
Neuem  Chiron  (1822, 27)  schrieb  er:  ^  Ueber  den  Fungus,  die  Struma testiculiu.  s,  ir." 
,,  Merkwürdige  Verletzung  des  rechten  Hypochondriums  und  14  Tage  nach  der 
Verletzuna  angestellte  Gastiotomie**  —  „Einige  Bemerkungen  über  die  Resec- 
tion  und  Exarticulation  des  Unterkiefers  beim  Carcinom  dieses  Theils  ;  u.  s,  ir.*  — 
„  Ueber  die  Resorption  der  cataractösen  Linse  in  der  vorderen  Augenkammer*' 
(Bayerische  Annalen,  Bd.  1) ;  weitere  Aufsätze  von  ihm  befinden  sich  in  Bcchxer's 
Repert.  f.  d.  Pharm.  (1823),  Hufelaxd's  Journal  (1827),  der  Deutschen  Zeitschr. 
ftlr  Qeburtsk.  (1829) ,  der  Salzburger  med.-chirur.  Zeitung  (1829) ,  v.  Ammox's 
Monatsschr.  (1833).    1832  wurde  er  temporär  quiescirt. 

Callisen,  VII,  pag.  193;  XXVIII,  pag.  201.  G. 

Gierse,  August  G.,  zu  Halle  a.  S.,  war  aus  Westfalen  gebürtig,  am 
25.  Januar  1817  geboren,  stndirte  von  1837  an  in  Halle  und  wurde  1842,  nach- 
dem er  sich  bereits  durch  die  glückliche  Lösung  philosophischer  und  theologischer 
Preisaufgabeu  hervorgethan  hatte,  mit  einer  Dissertation,  welche  die  erweiterte 
Bearbeitung  einer  gekrönten  medioin ischen  Preisaufgabe  war ,  nämlich :  „  Quaenam 
Sit  1  atio  caloris  organici  partium  inßammatione  laborantium  febrium  vaginae 
in  feminis  menstruis  et  non  menstruis  hominis  dormientis  et  non  dormtentts  et 
denique  plantarum  itivestigatur  experimentis  ab  aliis  et  a  memet  ipso  in- 
stltutis"*  (4.)  Doctor.  Er  gehört  mit  dieser  Arbeit  zu  Denjenigen,  durch  welche 
die  Kranken- Thermometrie ,  welche  später  eine  ungeahnte  Bedeutung  erlangte,  ein- 
geleitet wurde.  In  den  letzten  IV2  Jahren  seines  Lebens  war  er  Assistent  der 
geburtt^hilflichen  Klinik  in  Halle  und  von  seinen  daselbst  gemachten  Beobachtungen 
wurde  eine  Arbeit  ;,  Ueber  die  Kiankheiten  des  Eies  und  der  Hacenta**  erst  nach 
seinem  am  11.  Februar  1846  an  Lungentuberculose  erfolgten  Tode  durch  Heinrich 
Meckel  (Verhandlungen  der  Gesellschaft  für  Geburtshilfe  in  Berlin,  1847)  ver- 
öffentlicht. 

Neuer  Nekrolog  der  Deutschen.  Jahrg.  24.  1846,  pag.  1037.  —  Verhandlungen  der 
Gesellschaft  ftir  Geburtshilfe  in  Berlin,  Jahrg.  2,   1847,  pag.  4.  G. 

Giese,  Johann  Rudolf  G. ,  geboren  1748  in  Rheine  bei  Münster, 
war  Arzt  in  Münster  und  schrieb;  y,  Untersuchung ,  warum  eingeimpfte  Pocken 
eine  gelindere  Krankheit  verursachen ,  une  durch  die  natürlicfie  Ansteckung 
erregten"*   (Münster  u.   Osnabrück  1790).     G.  starb  am  31.  März  1819. 

Hiopr.  med.  IV,  pag.  417.  Pgl. 

Giesler  (Giesf.leb),  Lorenz  G. ,  geboren  in  Braunschweig  zu  Anfang 
des  17.  Jahrhunderts,  gestorben  daselbst  1685,    war  Mitglied  der  Akademie  da* 


GIESLEB.  —  GIGOT-SÜARD.  551 

Naturforscher  and  ist  bekannt  durch  sein  Buch :  „  Observationes  medicae  de  peste 
Brunstoicensi  annt   1657**  (Braunschweig  1663;    deutsch  1680),  worin  er  eine 
Beschreibung  der  von  ihm  in  Braunschweig  beobachteten  schweren  Pestepidemie  giebt. 
Biogr.  mW.  IV,  pag.  418.  Pgl. 

*Gietl,  Franz  Xaver  Ritter  von  G.,  zu  Höohstädt  an  der  Donau 
am  27.  August  1803  geboren,  in  Landshut,  Wttrzburg  und  München,  haupt- 
sächlich durch  SCHOENLKIN,  Textoe,  V.  Grossi,  Wilhelm,  v.  Walthee  aus- 
gebildet, 1827  promovirt,  wurde  1834  zum  Leibarzt  des  damaligen  Kronprinzen 
Maximilian  ausersehen  und  wirkte,  abgesehen  von  dieser  Stellung,  noch  seit  1838 
als  Professor  der  medicinischen  Klinik  in  München.  Von  1842  bis  1851  dirigirte 
er  das  städtische  Krankenhaus  l./I.  Seine  der  Dissertation  zunächst  folgenden 
Schriften  waren  sechs  Berichte  über  die  Cholera,  zu  deren  Beobachtung  in  Böhmen, 
Mähren  und  Schlesien  v.  G.  1831  Seitens  seiner  Regierung  ausgesandt  war.  In 
den  50er  Jahren,  wie  noch  neuerdings  fl875),  ist  er  mehrfach  auf  diese  Erfah- 
rungen publicistisch  zurückgekommen.  Später,  1865  und  1875,  veröffentlichte 
V.  G.  selbst  Mehreres  über  den  Typhus,  1849,  1857,  1870  speciell  über  Behand- 
lung desselben  und  Hess  sowohl  über  diese  Krankheit,  als  besonders  auch  über 
Erysipel  Abhandlungen  von  seinen  Schülern  und  Assistenten  vet öffentlichen  (1852, 
1862,  1872,  1879,  1880).  In  einer,  München  1870,  erschienenen  Abhandlung 
sind  die  Grundzüge  seiner  Fieberlehre,  1860  Beobachtungen  und  statistische  Mit- 
theilungen aus  der  medicinischen  Klinik  des  allgemeinen  Krankenhauses  publicirt. 

Wernich. 

Giffard ,  William  G. ,  berühmter  Chirurg  und  Geburtshelfer ,  lebte  zu 
London  gegen  Endo  des  17.  und  zu  Anfang  des  18.  Jahrhunderts  und  hat  sich 
besonders  durch  Einführung  der  Zange  in  England  verdient  gemacht,  die  er  in 
seiner  von  ihm  nachgelassenen  und  durch  Edward  Hody  veröffentlichten  Schrift 
yyCases  in  midvnfery^  (London  1734)  beschrieb.  In  den  Philosoph.  Transact. 
(1726,  1730)  finden  sich  von  ihm  noch  einige  bemerkenswerthe  Mittheilungen: 
„Of  a  preternatural  substance,  found  in  the  cavity  of  the  thorax"  —  „On 
the  delivery  of  a  foetus  at  fhe  anus,"* 

Dict.  bist.  II,  pag.  54«.  Pgl. 

* Oigot-Suard ,  Jacques-L6on  G.-S. ,  zu  Levroux  (Indre),  ist  daselbst 
am  10.  Februar  1826  geboren,  wurde  1850  in  Paris  Doctor,  Hess  sich  in  seinem 
Geburtsort  nieder,  wurde  Conseiller  d'arrondissement  und  M6decin-inspecteur  der 
Seebäder  von  Royan  1860.  Von  seinen  Schriften,  welche  theil weise  die  Balneo- 
logie und  Dermatologie,  aber  auch  andere  Gebiete  betreffen,  führen  wir  an: 
„Quelques  r4flexions  sur  le  diagnostic  des  fractures  de  la  base  du  ordne" 
(1852)  —  „Instruction  sur  le  cholSra-morbv^"  (1854)  —  „Secours  aux  malades 
pauvres  des  campagnes"  (1855)  —  „Etudes  cliniques  sur  le  traitement  de 
V angine  couenneuse  et  du  croup"  (1857)  —  „Recherches  experimentales  sur 
la  nature  des  ^manations  mar^cageuses  etc."  (1859)  —  „De  Vemploi  de  quelques 
eaux  mindrales  naturelles  pendant  les  bains  de  mer"  (1859)  —  „Les  mysth'es 
du  magnitisme  animal  et  de  la  magie  d6voildSj  ou  la  veritS  sur  le  mesmerisme, 
le  somnambulisme  dit  magn^tique,  .  .  .  dSmontr^e  par  Vhypnotisme"  (1860)  — 
„Guide  mSdical  du  baigneur  h  Royan^  (1860)  —  „Des  climats  sous  le  rapport 
hygünique  et  medical.  Guide  pratique  dans  les  rSgions  du  globe  les  plus 
propices  ä  la  guSrison  des  maladies  chroniques:  France^  Suisse,  Italie  etc." 
(Paris  1862,  av.  1  pl.)  —  „Rapports  riciproques  de  Vherpetisme  et  de  la 
tuberculisation"  (1866)  —  „Des  affections  cutanies  constitutimielles  et  de  leur 
traitement  par  les  eaux  sulfureuses"  (1868)  —  ^De  la  Jiecre  des  phthisiques 
dans  ses  rapports  avec  la  midication  hydro-sulfureuse"  (1869)  —  „Herpetisme, 
pathoginie^  manifestation ,  traitement  (1870).  Ausser  mehreren  Badeschriften 
über  die  Wirkungen  des  Curortes  Cauterets  (Hautes-Pyrenöes) ,  zu  dessen  Aerzten 
er  gehört,    auch  bei  Lungenschwindsucht  (lö64 — 74),  schrieb  er  noch:  „Action 


552  GIGOT-SUARD.  —  GILBERTÜS. 

pathogSnique  de  Uacide  urique^  (Ann.  de  la  Soc.  d'hydrol.  ni6d.  de  Paris  1872 
bis  1873)  —  „Pathologie  exp^rimentale.  Uuric4nvie,  affecttons  de  la  penu, 
des  muqueuses,  du  poumon,  etc,^  (Paris   1875)  u.  s.  w. 

Glaeser,  pag.  293.  Red. 

ßil,  Francisco  6. ,  zu  Madrid ,  Wundarzt  des  Klosters  San  Lorenzo 
delEscorial,  schrieb  die  folgende,  die  Ausrottung  der  Pocken  behandelnde  „Diser- 
tacion,  en  la  quäl  se  prescrive  un  metodo  seguro  para  preservar  d  los  pueUos 
de  viruelas^  hasta  la  completa  extindon  de  ellas*^  (Madrid  1784,  4. ;  itaUeniscbe 
üebers.  von  Ant.  L arber,  Venedig  1789  ;  deutsche  Uebers.  nach  dem  Italieniseben 
von  H.  G.  FÜRSTENAU:  „Anweisung  zu  einer  sicheren  Methode,  .  .  .;  nebst 
kritischen  Betrachtungen,  auf  Befehl  der  Regierung  zu  Quito  in  Peru  über 
diese  Materie  von  Dr.  Santa  Cruz  E.  Espejo,  Nebst  einer  Vorrede  von 
B.   Ghr,  Faust*"  (Leipzig  1795). 

Callisen,  YII,  pag.  197;  XXVni,  pag.  203.  G. 

Gilbert,  William  G. ,  geboren  1540  in  Colchester  (Grafschaft  Essex), 
studirte  Medicin  in  Cambridge  und  Hess  sich  nach  mehreren  Reisen  im  Auslande 
in  London  als  Arzt  nieder ,  wo  er  bald  durch  seine  physikalischen  und  chemischen 
Arbeiten  einen  solchen  Ruf  eriangte,  dass  die  Königin  Elisabeth  ihm  zur  Unter- 
stützung seiner  wissenschaftlichen  kostspieligen  Untersuchungen  eine  beträchtliche 
Pension  zuwandte.  G. ,  der  am  30.  November  1603  starb,  nimmt  durch  seine 
Arbeiten  auf  dem  Gebiete  des  Magnetismus  und  der  Elektricität  einen  hervor- 
ragenden Rang  unter  den  Physikern  ein.  Er  hat  u.  A.  zuerst  das  VerzeichnLss 
der  elektrischen  Körper  vermehrt. 

Biogr.  med  IV,  pag.  420.  — Aikin,  pag.  175.  — Hutchinson,  I,  pag.  356. — 
Munk,  I,  pag.  77—80.  Pgl. 

Gilbert,  Nicolas-Pierre  G.,  geboren  in  Brest  1751,  studirte  daselbst 
zunächst  Chirurgie,  machte  einen  Feldzug  in  Ostindien  1770  mit,  setzte  dann 
seine  medicinischen  Studien  in  Paris  und  Angers  fort  und  prakticirte  in  mehreren 
kleinen  Städten  (Landernau,  Morlaix,  Rennes).  1796  wurde  G.  Chefarzt  der 
Armee  und  Professor  in  Paris  und  machte  als  solcher  die  Feldzüge  von  1806  bis 
1812  mit.  Von  da  bis  zu  seinem  an  chronischer  Leberentztindung  am  19.  December 
1814  erfolgten  Tode  war  er  Arzt  am  Hospital  Val-de-Gräce.  Seine  Schriften 
geben  hauptsächlich  die  Erfahrungen  wieder,  die  G.  als  Militärarzt  während  der 
verschiedenen  Feldztlge  auf  dem  Gebiete  des  Sanitätswesens  der  Armee  gemacht 
hatte.  Am  bemerkenswerthesten  ist  seine  Abhandlung :  ;,  Histoire  mMicale  de 
Varmee  frangaise  h  Saint  Dorningue  en  Van  XI ,  ou  memoire  sur  la  fietre 
jaune  avec  un  aper<pi  de  la  topographie  mMicale  de  cette  colonie"  (Paris  1803, 
8.,  pp.  103;  deutsch  Berlin  1806);  ferner  sein:  ^Tableau  historique  des  maladiea 
internes  de  mauvais  caracth'e  qui  ont  afflig^  la  grande  armie  dans  la  cam- 
pagne  de  Prusse  et  de  Pologna  etc."  (Berlin  1808).  Dazu  verschiedene  Aufsätze 
und  Artikel  in  medicinischen  Journalen  und  im  Dict.  encyclopMique. 

Biogr.  med.  IV,  pag.  421.  —  Dict.  bist.  11,  pag.  548.  Pgl. 

milbertus,  Anglicus  G.,  der  erste  literarisch  beschäftigt  gewesene  englisehe 
Arzt,  lebte  gegen  Ende  des  13.  Jahrhunderts.  Er  nimmt  unter  seinen  ärzüicben 
5^itgeuossen  eine  achtungswerthe  Stellung  ein,  zeichnete  sich  vor  vielen  derselben 
durch  gründlichere  Bekanntschaft  mit  den  Schriften  der  griechischen  Aerzte, 
besonders  des  Hipfokrates  und  Alexander  von  Tralles,  aus,  theilte  übrigois 
als  Kind  seiner  Zeit  den  damals  allgemein  verbreiteten  Aberglauben  und  die 
Achtung  vor  der  arabischen  Medicin.  Interessant  ist  in  seinem  „Compendium 
medicinae  tarn  morborum  universalium  quam  particularium*^ ^  zuerst  (^ieyden 
1510),  später  unter  dem  Titel  „Laurea  anglicana,  s,  compendium  e^c.*'  (tjenf 
1608)  veröflfentlicht ,  das  Capitel  über  Lepra,  das  einigen  Anfsehlass  über  das 
Vorkommen  von  Syphilis  in  jener  Zeit  giebt.  A.  Hirsch. 


j 


GILCHRIST.  —  GILIBERT.  553 

öilelirist,  Ebenezer  G.,  geboren  1707  io  Dumfries  in  Schottland, 
prakticirte  in  seiner  Vaterstadt  bis  zu  seinem  Tode  (15.  Juni  1774).  G.  war  Mit- 
glied der  Edinburgh  Medical  Society,  zu  deren  Essays  er  verschiedene  Beiträge 
geliefert  hat,  unter  Anderem:  „An  essay  on  nervoita  fever"  (1734),  worin  sich 
die  frühesten  Spuren  der  Eenntniss  des  Abdominaltyphus  offenbaren.  G.  machte 
eine  bestimmte  Unterscheidung  der  „low  fevers"  oder  „slow  nervous  fevres"  von 
den  putriden  Fiebern  in  Betreff  ihrer  Symptome,  ihres  Verlaufs  und  ihrer  Behand- 
lung und  hebt  ausserdem  das  häufige  Vorkommen  jener  Fieber  bei  Kindern  hervor. 
Sonst  veröffentlichte  er  unter  Anderem  noch:  „On  the  use  of  sea  voyages  in 
medicine"  (London  1756;  französ.  üebers.  London  1770). 

Biogr.  m^d.  IV,  pag.  423.  —  Dict.  bist.  II,  pag.  549.  —  Med.  and  Phil.  Comment. 
2.  edit.  London  1784,  II,  pag.  433.  p    j 

Gilchrist»  William  G.,  zu  Torquay,  war  als  Sohn  eines  Arztes  in 
Polmont  geboren,  wurde  1857  in  Edinburg  Doctor,  ging  zu  weiteren  Studien  in 
der  Physiologie  auf  Reisen  und  hielt  sich  längere  Zeit  in  Berlin  auf.  Er  war 
darauf  kurze  Zeit  hindurch  Assistent  von  Bennett  in  Edinburg,  sah  sich  jedoch 
in  Folge  eines  Brustleidens  genöthigt,  den  Süden  von  England  aufzusuchen  und 
liess  sich  in  Torquay  nieder.  Er  verfasste  für  verschiedene  Journale  Aufsätze  und 
Besprechungen  über  physiologische  Gegenstände  und  bearbeitete  eine  Zeit  lang 
einen  vierteljährlichen  Bericht  über  Physiologie  für  das  Edinb.  Med.  Journal.  Seine 
hauptsächlichsten  Original-Untersuchungen  betrafen  den  Einfluss  des  N.  vagus  auf 
die  Athmung  und  wurden  in  der  Brit.  and  Foreign.  Med.-Chir.  Review  (1858) 
veröffentlicht.  Er  war  ein  eifriger  und  enthusiastischer  Forscher  und  starb  am 
12.  Februar  1867. 

Edinb.  Med.  Journ.  Vol.  XII,  P.  II,  1867,  p.  864.  G. 

* Gildemeester ,  Jean  Paul  G.,  am  15.  Januar  1825  in  Amsterdam 
geboren ,  studirte  daselbst  unter  C.  B.  Tilanüs  ,  P.  H.  Subingar  und  J.  van 
Geüns  und  promovirte  am  22.  Juni  1848.  Seitdem  ist  er  als  praktischer  Arzt  wirk- 
sam in  Amsterdam,  wo  ihm  1868  eine  Professur  angeboten  wurde,  welche  er 
jedoch  ausschlug.  Er  war  1851 — 1857  Mitredacteur  am  „Nederlandsch  Weekblad 
voor  Geneeskundigen"  und  von  1857  ab  ist  er  Mitarbeiter  am  „Nederlandsch 
Tijdschrift  voor  Geneeskunde" ,  in  welchen  beiden  Zeitschriften  er  eine  grosse 
Anzahl  Beiträge  lieferte,  wovon  wir  nur  eine  der  gewichtigsten  „Rapport  over 
de  waarde  van  het  mtcroscopisch  onderzoek  voor  de  diagnose  der  gezwellen^ 
(1857)  hervorheben.  C  E   Daniels. 

Gilewski,  Karl  G.,  geboren  in  Czerniowce  1832,  studirte  zu  Wien,  wo 
er  unter  Hyetl's  Leitung  sich  sehr  eifrig  mit  Anatomie  befasste.  1856  promovirt, 
war  er  zwei  Jahre  hindurch  Operationszögling  und  arbeitete  unter  Prof.  Schhh's 
Leitung.  Nachträglich  war  er  als  Arzt  im  allgemeinen  Krankenhause  thätig  und 
von  1859 — 1861  war  er  Oppolzer*s  Assistent.  Im  Jahre  1861  wurde  er  zu  Krakau 
Professor  der  gerichtlichen  Medicin  und  übernahm  daselbst  nach  Dietl's  Abgang 
im  Jahre  1865  die  Leitung  der  therapeutischen  Klinik.  Er  starb  am  15.  Juni 
1871  an  Flecktyphus.  G.  war  ein  gründlicher  und  gewissenhafter  Beobachter 
und  eifriger,  von  seinen  Schülern  hochgeschätzter  Lehrer;  durch  die  Offenheit  und 
Entschiedenheit,  mit  der  er  seine  Meinung  gegen  Andersdenkende  zu  vertreten 
pflegte,  zog  er  sich  manche  Feindseligkeiten  zu.  Seine  gründlichen  Arbeiten  sind 
theils  im  Krakauer  Przeglad  lekarski,  theils  auch  deutsch  in  der  Wiener  Med. 
Wochenschr.  abgedruckt  (1861 — 1869).  Ausserdem  veröffentlichte  er  den  litera- 
rischen Nachlass  seines  Schwiegervaters  Fr.  Schoh  unter  dem  Titel:  „Abhand- 
lungen aus  dem  Gebtete  der  Ghii-urgie  und  Operationslehre  von  Dr,  Franz 
Schuh''  etc."  (Wien  1867,  8.).  K.  &  P. 

Gilibert,  Jean-Emanuel  G. ,  am  21.  Juni  1741  in  Lyon  geboren, 
hatte  in  Montpellier  Medicin  studirt  und  daselbst  im  Jahre  1763  die  DoctorwUrde 


1 


554  GILIBERT.  —  GILLETTE. 

erlangt.  Als  eifriger  Anhänger  der  von  Sauvages  vertretenen  hippokratiBch-aDi« 
miBtisehen  Richtung  hatte  er  bei  dieser  Gelegenheit  in  einer  These:  „De  natura 
medicatrice**  die  expectative  Heilmethode  gegen  Fizes  vertheidigt ,  woraof  ihm 
dieser  mit  den  Worten:  „Juvenis,  tua  doetrina  non  promittit  opes,  plebs  amat 
remedia"  antwortete.  Nach  seiner  Promotion  habilitirte  er  sich  in  seiner  Vater- 
stadt als  Arzt,  siedelte  1766  aber  nach  einem  kleinen,  in  der  Nähe  von  Lyoa 
gelegenen  Orte  über,  wo  er  sich  mit  der  praktischen  Medicin,  daneben  aber  sehr 
eifrig  mit  botanischen  Arbeiten  beschäftigte.  Auf  Haller*s  Empfehlung  wurde  er 
1775  als  Professor  der  Botanik  nach  Grodno  berufen;  hier  hielt  er  gleichzeitig 
Vorlesungen  über  verschiedene  Gebiete  der  Heilkunde  und  setzte  diese  seine 
Thätigkeit,  nach  Verlegung  der  Universität  von  Grodno  nach  Wilna,  auch  hier 
fort,  namentlich  bekleidete  er  in  Wilna  den  Lehrstuhl  für  Naturwissenschaften  und 
Pharmakologie.  Das  ungünstige  Klima  in  diesem  Orte  veranlasste  ihn,  besonders 
da  in  Folge  anstrengender  Arbeiten  seine  Gesundheit  gelitten  hatte,  seine  Stellung 
daselbst  aufzugeben;  er  kehrte  1783  nach  Lyon  zurück  und  wurde  hier  zum 
dirigirenden  Arzt  am  Hötel-Dieu,  zum  Professor  an  dem  mediciniscben  CoUeg  und 
zum  Mitgliede  der  Akademie,  1793  auch  durch  das  Vertrauen  seiner  Mitbürger  zum 
Maire  von  Lyon  ernannt.  Durch  seine  Feinde  politisch  verdächtigt,  wurde  er  inhaftirt, 
alsbald  aber  der  Haft  entlassen  und  während  der  Belagerung  der  Stadt  zum  Prä- 
sidenten der  Departements- Commission  erwählt.  Nach  Uebergabe  der  Stadt  wurde 
er  flüchtig,  fand  während  der  nächsten  18  Monate  bald  hier,  bald  dort  ein  Asyl, 
kehrte  dann  nach  Lyon  zurück,  wurde  hier  in  Anerkennung  seiner  Verdienste  zum 
Professor  der  Naturgeschichte  an  der  Centralschule  ernannt  und  diese  Stelle  hat 
er  bis  zu  seinem  am  2.  September  1814  erfolgten  Tode  bekleidet.  Von  seinen 
literarischen  Arbeiten  sind,  ausser  zahlreichen  botanischen  Schriften,  zu  nennen: 
„Uanarchie  medicinale  ou  In  mddecirte  consideWe  comme  nuisible  a  la  80ciM* 
(3  voll.,  Neufchatel  1772),  eine  gegen  Unwissenheit,  Habsucht  und  Charlatanerie 
der  Aerzte  gerichtete  und  Vorschläge  für  eine  Reform  des  ärztlichen  Standes 
enthaltende  Schrift  und:  „Adversana  viedico -practica  p-rtma ,  seu  annotationes 
cUnicae  etc."  (Lyon  1791;  deutsch  von  Hebenstreit,  Leipzig  1792)  und  daran 
sich  schliessend:  „Le  m4decxn  naturalüte,  ou  obseivatwns  de  niedecine  et  d'htstoirt 
naturelle''  TLyon  1800;  deutsch  Nürnberg  1807),  in  beiden  Schriften  als  leb- 
hafter Verehrer  der  alten  Aerzte,  Anhänger  der  Lehren  von  der  „vis  medieatrix 
naturae"  und  Gegner  der  Polypharmacie  auftretend.  Ausserdem  hat  er  eine  Samm- 
lung der  kleinen  akademischen  Preis-Schriften  von  Sau  vages  (2  voll.,  Lyon  1770) 
und  die  Vorlesungen  von  DE  Haen  (2  voll.,  Lyon  1784)  herausgegeben. 

Sainte-Marie,  Elope  historique  de  J.  E.  G.  Lyon  1814.  —  Pointe,  Xotice 
liistor.  siir  les  medecins  du  grand  Hotel-Dieu  de  Lyon.  —  Biogr.  med.  IV,  pag.  428. 

A.  Hirsch. 

Gilles,  s.  Aegidiüs  Corboliensis,  I,  pag.  62. 

*6ille8pie,  James  Donald aon  G.,  zu  Edinburg,  wurde  daselbst  1845 
Doctor,  war  1869-71  Präsident  des  Royal  College  of  Surgeons,  auch  der  Royal 
Med.-Chir.  Society  daselbst,  ist  zur  Zeit  Consult.  Surgeon  der  Royal  Infirmaxy, 
Medical  Officer  des  Town  Dispensary,  Surgeon  von  Gillespie's  und  Donaldaons 
Hospitals.  Er  schrieb  u.  A. :  „Our  aged  poor,  a  plea  for  Oillespie^s  Hospital*'  — 
y,  Epidemie  of  scarlet  fever  at  Donaldson's  Hosp,  during  autumn  and  wifder 
lö'fil''  (Edinb.  Med.  Joum.  1862)  —  „On  resection  of  the  torist'jmnt**  (Ebenda 
1870j  —  „Medical  notes  about  Shakespeare  and  his  times"  (Ebenda  1875)  u.  s.  w. 

Medical  Directory.  Bed. 

Gillette,  Eug6ne-MathieuG. ,  zu  Paris,  war  daselbst  1800  geboren 
und  war  bereits  Professor  der  Rhetorik  in  Colmar  und  Familienvater ,  als  er  rar 
Medicin  tiberging  und  zu  deren  Studium  nach  Paris  sich  begab.  Er  wurde  daselbst 
1831  Doctor  mit  der  „Dissert,  sur  quelques  points  de  patkologie  gin^aU'^ 
nachdem  er  aus  Blandin's  Hospital- Abtheilung  bereits  mehrere  Beobachtungen  im 


GILLETTE.  -  GILPIN.  555 

Jonrnal  hebdom.  de  m6d.  (1829):  „Turneur  cancireuse  occupant  profonddment 
la  partie  interne  de  Porbite  ulcerde  ....  Extirpation^  Voeü  Acmt  laisai 
intact"  — ^  „Carte  du  atemum^  —  „Ädhirencea  accidentelles  rdunissant  trots 
doigts  entre  eux  et  avec  la  paume  de  la  main^  publicirt  hatte.  Er  coneurrirte 
1838  vergeblich  um  die  Stelle  eines  Agr6g6  mit  der  These:  „Des  circonstances 
qui  rSclament  les  tontque^ ,  et  des  rhgles  h  suivre  dans  hur  emploi" ,  erhielt 
aber  1842  den  klinischen  Preis  Coevisaet,  wurde  1844  Arzt  des  Bureau  central 
und  war  nacheinander  in  den  Hospitälern  Bon-Secours,  Salp^tri6re  (1849),  Enfants- 
Malades  (1852)  und  fast  gleichzeitig  beim  Lyceum  Saint-Louis,  später  beim  Lyceum 
Louis- le-6rand,  zu  deren  Arzt  er  gewählt  worden  war,  thätig.  Ausserdem  war  er 
Vorsitzender  mehrerer  ärztlicher  Vereine.  Er  schrieb  später  noch :  ;,  Vieillesse, 
maladies  de  la*'  (Supplement  au  Dict.  des  Dictionnaires  de  m6d.  1851)  und 
„Du  scUrhne  simple"  (Arch.  g6n6r.  1854).  Als  Opfer  einer  Ansteckung  durch 
Diphtherie  starb  er  am  13.  Oetober  1859. 

Dechambre,  4.  Serie,  T.  VIII,  pag,  689.  G. 

*Gillette,  Eugöne-Paulin  G. ,  zu  Paris,  wurde  1867  mit  der  These 
„Des  abc^  ritropharyngiens  idiopathiques"  Doctor.  Er  ist  zur  Zeit  Chirurg  des  Hop. 
Tenon  und  des  College  Rollin.  Er  schrieb:  „Remarques  sur  les  blessures  par 
armes  h  feu  observdes  pendant  le  siige  de  Metz  (1870)  et  celui  de  Paris 
(187])"  (Arch.  g6n6r.  1872)  —  „Chhnirgie  journalüre  des  hdpitattx  de  Paris; 
ripertoire  de  thdrapeutique  chirurgicale"  (Revue  de  th6rap.  m6d.-chir.  1874-76 
und  Paris  1876;  das  Gleiche,  Ebenda  1878)  —  „Clinique  chirurgicale  des 
hapitatix  de. Paris"  (1877)  u.  s.  w. 

Index-Catalogue.  V,  pag.  413.  Red. 

Gillot,  Joseph-Frangois-de-Paule  G. ,  zu  Metz,  war  am  I.April 
1792  zu  Robecourt  (Vosges)  geboren,  studirte  von  1807  an  in  Paris,  wurde  1809 
Militär-Chirurg,  machte  1810  den  Eriegszug  von  Walcheren,  1812  den  nach 
Russland  mit,  wurde  gefangen,  kehrte  erst  1814  nach  Frankreich  zurück,  nahm 
nach  der  Schlacht  von  Waterloo  seinen  Abschied,  wurde  1817  Doctor  und  Hess 
sich  zuerst  in  Medonville,  1823  in  Neufchäteau  und  1825  in  Metz  nieder.  Von 
1829  an  hielt  er  in  der  Soc.  des  sc.  m6d.  de  la  Moselle  eine  Anzahl  von  erwähuens- 
werthen  Vorträgen,  unter  denen  besonders  „Sur  le  choUra"  (1832)  —  „Sur  Vhima- 
tocUe  piri'Utdrine  spontanSe",  einer  der  ersten  über  diese  Krankheit  publicirten 
Fälle  —  nSur  les  affections  utirt'nes"  —  „Sur  les  aveugles  et  les  sourds-muets 
de  la  ville  de  Metz"  u.  s.  w.  hervorzuheben  sind.  1832  war  er  zum  Epidemien- 
arzt  des  Arrondissement  Metz    ernannt  worden.     Er   starb   am  18.  August  1868 

Eng.  Mar^chal  in  Expos6  des  travaiix  de  la  Soc.  des  sc.  med.  du  depart.  de  la 
Moselle.  1869,  pag.  39  (nicht  zugäoglich).    —    Dechambre,  4.  S6rie,  T.  VIU,  pag.  690. 

G. 

Gilpin,  SirJosephDacreAppleby  G. ,  Inspector  General  of  Hospitals, 
war  1745  zu  Carlisle  geboren,  studirte  in  Edinburg,  prakticirte  in  Carlisle,  trat 
mit  26  Jahren  in  den  Dienst  der  Armee  und  kam  nach  West-Indien,  wo  er  1793 
eine  furchtbare  Gelbfieber  -  Epidemie  durchmachte,  befand  sich  1794  in  Marti- 
nique, später  in  Gibraltar,  lieber  die  dort  beobachteten  Epidemieen  schrieb  er: 
„Account  of  an  epidemic  fever ,  whtch  occurred  at  Gibraltar,  in  tke  years  J804, 
1810  and  1813,  taken  from  official  documents,  viilitary  and  medical"  (Lond. 
Med.-Chir.  Transact.  1814);  ferner:  „Copy  of  letter  to  Colin  Ghisholm,  on 
the  yellow  fever"  (Edinb.  Med.  and  Surg.  Joum.  1814)  —  ^Remarks  on  the 
fever  which  occurred  at  Gibraltar  in  1813;  in  a  letter  to  Colin  Chisholm^^ 
(Ebenda).  Nach  England  zurückgekehrt,  erhielt  er  die  Eingangs  erwähnte  mili- 
tärische Charge,  zog  sich  nach  Carlisle  zurück,  wo  er  wiederholt  die  ersten 
städtischen  Aemter  bekleidete.  Er  starb  zu  Bath  am  30.  September  1834. 

Dechambre,  4.  Serie,  T.  VlIJ,  pag.  691.  —  Calllsen,  VJI,  pag.  207;  XXVJII, 
pag.  205.  G, 


556  GILTZHEIM.  —  GIMEL. 

^Giltzlieim,  Rhembertus  G. ,  war  au8  Braunschweig  gebürtig,  wurde 
1511  Professor  der  Medicin  in  Rostock,  1512  Leibarzt  der  Herzoge  Heinrich 
nnd  AI  brecht  von  Mecklenburg,  war  gleichzeitig  von  1515-21  Pfarrer,  und 
entsagte  in  diesem  Jahre  dem  geistlichen  Stande,  um  sich  zu  verheiraten.  Er 
schrieb:  „lAber  collectionum  aphorismorum  Hypocratis  de  unaquaque  egrüudine 
a  capite  usque  ad  volam  pedis  pertractans*^  (Rostock  1519)  —  „Tractatulus 
de  Vera  ethymologia  atgue  divina  admirahilique  Theriace  composittone^  (Ebenda 
1519).  1524  finden  wir  ihn  in  Lüneburg,  später  war  er  Stadtarzt  in  Lüneburg^ 
wo  er  um  1535  starb.  Ein  von  ihm  hinterlassener  j,  Bericht  vier  die  Schioeisamcht 
aus  dem  Jahre  1529"  wurde  von  Lisch  (Jahrbb.  des  Vereins  für  mecklenburgische 
Geschichte,  Bd.  XU)  publicirt. 

Blanck,  pag.  7.^  G. 

öimbernat,  Don  Antonio  de  G. ,  war  von  1762 — 1774  Professor  in 
Barcelona,  kam  dann  nach  Madrid,  wurde  Leibchirurg  des  Königs  Karl  HI.  und 
war  der  Gründer  (1787)  und  Direktor  des  CoUegiuras  der  Wundärzte  zu  San 
Carlos.  Er  bereiste  zusammen  mit  seinem  Collegen  Mamano  Rlvos  die  Schulen 
von  Paris,  London  und  Edinburg.  Sein  Name  ist  für  alle  Zeiten  in  Verbindmig. 
mit  dem  Lig.  Gimbernati,  das  er  in  seiner  „Nuevo  metodo  de  operar  en  h 
hernla  crural"^  (Madrid  1793;  engl.  Uebers.  von  Thom.  BEDDOEfc^,  London  1795: 
deutsche  Uebers.  von  B.  N.  G.  Schreger,  Nürnberg  1817;  französ.  Uebers.  von 
G.  Breschet  im  Journ.  des  progrös  des  sc.  m6d.  1827)  beschrieben  hatte.  Es  rührt 
auch  noch  eine  ^Disert.  sobre  el  recto  y  abusu  de  las  auturas*^  (Madrid  1801»  von 
ihm  her,  in  welcher  er  sich  gegen  den  Missbrauch  der  Nähte  erklärt.  Er  erörterte 
die  Symptomatologie,  Diagnose  und  Behandlung  der  Hornhautgeschwüre,  wendete 
zuerst  die  graduirte  Compression  der  Arterien  oberhalb  des  Aneurysmas  an  u.  s.  w. 

Morejon,  VI,  pag.  285.  —  F.  Llajrostera  y  Sala  in  Sentido  catöl.  Barcelona 
1881,  III,  pag.  240,  "^14  (nicht  zugänglich).  -   Callisen,  VII,  pag.  20^;  XXVIII,  pag.  205. 

Gurlt. 

öimbernat,  Don  Carlos  de  G.,  war  am  17.  September  1765  zu  Barcelona 
geboren,  machte  von  1802 — 1804  auf  Kosten  des  Königs  von  Spanien  Reisen 
in  verschiedenen  Ländern  Eiiropa's,  und  übersetzte  aus  dem  Englischen  Mkxzik>' 
„Relacion  de  los  experimentos  hechos  por  ....  en  el  2>^^^o  de  Sherne^ 
a  bordo  de  naino  hospital  la  Union ,  para  cortare  el  progresso  di  una 
calentura  maligna  y  contagiosa*^  (Madrid  1800)  und  schrieb  eine  „Instruction 
sur  les  moyens  propres  h  prevenir  la  contagion  des  fh^res  4p{d4niiques ;  puUiee 
par  ordre  du  prüfet  du  Dip.  du  Bas-Bhin"  (Strassburg  1814;  auch  deutsch. 
Ebenda  1814;  deutsche  Uebers.  von  C.  W.  Böckmann,  Karlsruhe  1814).  Nachdem 
er  sich  auch  in  der  Schweiz  und  in  Italien  längere  Zeit  aufgehalten  hatte,  kehrte  er 
nach  Madrid  zurück,  wo  er  Sub-Director  des  königl.  historischen  Museums  wurde, 
und  starb  zu  Bagnöres-de-Bigorre  am  12.  October  1834.  Er  hat  noch  eine  Reibe 
von  chemischen,  physikalischen,  archäologischen  Arbeiten  verfasst,  die  hier  nicht 
anzuführen  sind. 

J.  E.  Terrats  y  Font  in  Sentido  catöl  1881,  III,  pag.  41,  58,  74,  87,  102.  112 
(nicht  Zugänglich).  —  I)  e  c h  a  m  b  r  e ,  4.  Serie ,  T.  VIII ,  pag.  692.  —  Callisen,  VII, 
pag.  208;  XXVIII,  pag.  205.  G. 

Glmel,  Guilermo  G.,  zu  Malaga,  war  in  Barcelona  geboren,  als  Sohn 
eines  Professors  der  Chirurgie  und  wurde  selbst  Professor  in  Malaga.  Er  schrieb  eine 
geschätzte  Schrift  über  die  Syphilis,  die  er  mit  Quecksilbereinreibungen  behandelte. 
Der  Titel  derselben  ist :  „  Tratado  coinpleto  del  morbo  galico ,  en  que  se  traia 
de  SU  origen,  .  ,  .  .  de  las  enfermedades  mas  frecuentes  estemas  y  tntemas 
que  produce  y  conserva;  el  m4todo  mas  facti  y  seguro  de  curarlas  y  de 
administrar  las  fricciones  mercuriales  etc."  (Tomo  I,  Malaga  1772);  ferner 
„Querella  del  pueblo  cristiano  contra  los  m^icös  sobre  la  omision  en  mandar 
los  sacramentos  y  respuesta  de  estos", 

Dechambre,  4.  Serie,  T.  VITI,  pag.  Ö94.  G. 


GIMELLE.  —  GINE.  557 

Günelle,  Pierre -Louis  G.,  zu  Paris,  war  am  6.  November  1790  zu 
Saint-Bonnet-Alvert  (Corrfeze)  geboren,  machte  seine  ersten  Stadien  in  der  Secundär- 
schule  zu  Tülle,  trat  1808  als  Chirurgien  sous-aide  in  die  Armee,  wurde  1812 
Aide-major,  ging  nach  der  Schlacht  von  Waterloo  als  Chirurg  eines*  Marine- 
Regimentes  nach  den  Colonien  von  Martinique  und  Guadeloupe,  wurde,  1817  nach 
Frankreich  zurückgekehrt,  1818  in  Paris  Doctor  mit  der  These:  „ConsidSrations 
sur  Vinfluence  de  Vair  chaud  et  humide^  et  particulüremerit  du  climat  des 
Antiües,  sur  Viccmomie  animale".  Er  war  dann  bis  zum  Ende  seiner  Carrifere 
Chirurg  beim  MDitär-Hospital  Gros-Caillou.  Von  seinen  nicht  zahlreichen  Arbeiten 
sind  anzuführen  aus  dem  Joum.  univers.  des  sc.  m6d.  (1818,  20,  22):  „Notice 
sur  la  nature  et  le  traitement  de  V Iritis*^  —  „Mim,  sur  les  ossifications  mor- 
hides*'  —  „MSm,  sur  Vemploi  de  Viode  dans  la  leucorrMe"  —  „De  Vemploi 
de  Viode  contre  le  goitre  et  les  affections  scrofaleuses'*  (M6m.  de  la  Soc.  m6d. 
d'6mulat.  1821)  —  „De  Vemploi  de  Vdmitiqu^,  h  doses  dlevSes  et  croüsantes, 
contre  les  Spanchements  de  synovie  dans  les  articulations ,  ou  hydarthroses" 
(Bullet,  de  l'Acad.  de  m6d.  T.  V).  An  die  Akademie  der  Medicin,  deren  eifriges 
Mitglied  er  war,  hat  er  in  den  Jahren  1839 — 1860  eine  beträchtliche  Reihe  von 
Berichten  erstattet.    Er  starb  am  19.  Juni  1865. 

H.  Larrey  im  Bullet,  de  l'Acad.  de  med.  1864-65,  T.  XXX.  pag.  Q^i?.  — 
Callisen,   VII    pag  210;  XXVUI,  pag.  205.  G. 

'^Gimenez,  Geronimo  G.,  spanischer  Arzt  des  16.  Jahrhunderts,  dessen 
Geburtsort  und  Studienzeit  unbekannt  sind,  war  10  Jahre  lang  ein  berühmter  Pro- 
fessor der  medicinischen  Institutionen  an  der  Universität  Saragossa  und  schrieb  in  sehr 
reinem  Latein :  „Instiiutionum  medicorum  libri  quatuor,  nunc  primum  in  lucem 
editi*^  (Epila  1578;  1596,  4.;  Toledo  1578,  Fol.)  und:  „Hippocratis  de  natura 
humdna  Über**  (Saragossa  1589).  Er  war  dann  6  Jahre  lang  von  Saragossa  auf 
Reisen  abwesend. 

Dechambre,  4.  Serie,  T.  VIII,  pag.  695.  O. 

/ßimeno  (Jimeno),  Pedro  G. ,  ein  spanischer  Arzt  und  Anatom  des 
16.  Jahrhunderts,  aus  Valencia  gebürtig,  war  ein  Schüler  des  Vesal  in  Pavia 
und  des  SylviüS  in  Paris  und  war  später  mit  seinem  Freunde  Gemma  FßisrcS 
in  Löwen.  Nach  Valencia  zurückgekehrt,  wurde  er  Professor  der  Medicin  au  der 
dortigen  Universität,  dann  Prosector  an  der  Universität  von  Alcalä  de  Henares, 
wo  er  für  seinen  Freund  Francisco  Valles  pathologisch-anatomische  Präparate 
für  dessen  Commentar  des  Galenischen  Buches:  „De  locis  affectis^  anfertigte. 
In  seinem  in  Spanien  sehr  geschätzten  Werke:  „Dialogus  de  re  medica ,  com- 
pendiaria  ratione,  praeter  quaedam  alia,  universam  anatovien  humani  corporis 
peratringens^  summe  necessarius  omnibus  medicinae  candidatis**  (Valencia  1549) 
erwähnt  er  auch  unter  den  Gehörknöchelchen  den  Steigbügel,  dessen  Ent- 
deckung ihm  von  spanischen  Autoren  zugeschrieben  wird,  obgleich,  nach  Morgagni, 
der  italienische  Anatom  Ingrassias  diesen  Knochen  schon  1546  gefunden  haben  soll. 
Dechambre,  4.  S6rie,  T.  Vlll,  pag.  695.  G. 

*Gllie  y  Partagäs,  Juan  G. ,  zu  Barcelona,  Professor  der  Medicin  an 
der  dortigen  Universität,  schrieb:  „Lecciones  sobre  liistona  de  la  medicina'* 
fBareelona  1869)  —  „Gompendio  de  anatomia  raedico-quirtirgicaf  6  sea  extracto 
de  las  lecciones  .  .  .  durante  el  vevano  de  1871"  (Ebenda  1873)  —  „Curso 
efemental  de  higiene  privada  y  publica"  (2.,  3.  ed.  1874 — 76)  —  „Tratado 
teörico-prdctico  de  freno-patologia ,  6  estudio  de  las  enfermedades  rnentfdes 
fundado  en  la  clinica  y  en  la  ßsiologia  de  los  centros  nerviosos"  (Madrid 
1876,  7  pl. ,  2  plans)  —  „Tratado  clinico  iconogrdfico  de  dermatologia  qui- 
rurgica"  (Barcelona  1880,  20  pl.).  Zusammen  mit  P.  Serenana  y  Partagas 
schrieb  er:  „La  prostitucion  de  la  ciudad  Barcelona,  etc."  (Barcelona  1882). 
Er  ist  auch  Herausgeber  der  „Revista  frenopdtica", 

Index-Catalogue.  V,  pag.  414.  Red. 


Ä58  GINIEZ.  —  GINTRAC. 

Giniez,  Alexandre  G.,  zu  Paris,  war  1802  zu  Poussan  (Heniult) 
geboren ,  studirte  in  Montpellier ,  wo  er  Chef  de  clinique  und  Secretär  von  Dblpkch 
war.  Er  wurde  1828  in  Paris  Doctor  mit  der  These:  „Sur  la  taüle  hüatiraU*', 
indem  er  das  damals  noch  nicht  näher  bekannte  Verfahren  von  Dupuytren 
publicirte,  und  betheiligte  sich  1830,  jedoch  ohne  Erfolg,  an  einem  chirurgischea 
Concurse  mit  der  These:  „De  lithotritta.  De  casibus  in  quibus  celebranda,  vd 
non*^j  ebenso  wie  1839  mit  der  These:  „Du phlegmon".  Seine  Misserfolge  wurden 
der  zwischen  den  Zöglingen  der  Schule  von  Montpellier  und  Paris  herrschenden 
Rivalität  zugeschrieben.  Von  1840  an  widmete  er  sich,  als  Schwiegersohn  von 
CuLLERiER  Neffe,  ganz  der  Praxis  seines  Schwiegervaters  (syphilitische  Krank- 
heiten) und  sammelte  viele  Jahre  Material  zu  einem  „TraM  des  maladies  vSne- 
riennea" ,  der  aber  nicht  publicirt  worden  ist.  Er  schrieb  mehrere  Artikel  for 
das  Dictionnaire  de  conversation,  wie:  „Garde-malade",  „GimissemerUa",  „Rhino- 
plastie"  etc.  und  starb  am  19.  April  1861. 

Dechambre,  4.  S^rie,  T.  Vlir,  pag.  703.  G. 

Gintrac,  Vater  und  Sohn,  zu  Bordeaux.  —  filie  G.  war  am  9.  November 
1791  daselbst  geboren,  zeichnete  sich  schon  während  seiner  Studienzeit  in  Bordeaux 
und  Paris  aus  und  wurde  1814  am  letztgenannten  Orte  Doctor  mit  der  These: 
„Recherches  analytiques  sur  diverses  affections  dans  lesquelles  la  peau pr^ente 
une  eoloration  bleue,  et  en  particulier  sur  celle  que  Von  a  dSsignSes  sous  U 
nom  de  cyanose,  ou  malädie  bleue.**  Zehn  Jahre  später  erschien  von  ihm  eine 
sehr  vermehrte  Schrift  über  denselben  Gegenstand  u.  d.  T. :  „Observations  et 
recherches  sur  la  ci/anoie  ou  maladie  bleue**  (Paris  1824).  In  seine  Vaterstadt 
zurückgekehrt,  wurde  er  zum  Professor  der  Anatomie  an  der  dortigen  Secundär- 
schule  ernannt  und  lehrte  dieses  Fach  von  1813  bis  1838.  Seine  nächsten 
Arbeiten  waren:  „Mthn.  sur  le  diagnostic  des  maladies  aigues  et  chroniques 
des  organes  thoraciques**  (Löwen  1826;  von  der  dortigen  Soc.  de  m6d.  mit 
einem  Preise  gekrönt)  —  „Memoires  et  observations  de  mddedne  clinique  eL 
d'anatomie  pathologique**  (Bordeaux  1830,  av.  2  pL).  Im  Jahre  1834  trat  er 
als  Medecin  adjoint  in  das  Höp.  des  Enfants-Trouvös  und  blieb  in  dieser  Stellung: 
bis  1838,  wo  er  zum  Medicin  titulaire  des  Höp.  Saint- Andrö  ernannt  wurde  und 
den  erledigten  Lehrstuhl  der  medicinischen  Klinik  übernahm,  den  er  bis  1863 
behielt.  Seine  in  diese  Zeit  fallenden  Schriften  waren:  „Observations  sur  les 
principales  eaux  sulfureuses  des  Pyrindes ,  faites  dans  le  mois  d^ctoüt  184V" 
(Paris  1841)  —  „Fragments  de  midectne  clinique  et  d^anatomie  pathohgique** 
(Bordeaux  1841,  av.  2  pl.)  —  „Revue  des  maladies  observSes  dans  les  sattes 
de  clinique  interne  de  Vhdpital  Saint-Andr4 ,  de  Bordeaux,  pendant  VannSe 
1843**  (Ebenda)  —  „Clinique  mSdicale  de  Bordeaux,  Revue  des  maladies 
ohserv^es  .  .  .  1841 — 42"  —  „Idem  pour  Vann4e  1845**  —  „De  Vinßuence 
de  VhMditi  sur  la  production  de  la  surexdtation  nerveuse^  sur  les  maladies 
qui  en  r^sultent  et  des  moyens  de  les  guSrir**  (Paris  1845,  4.).  Mit  dieser 
Schrift  hatte  er  1843  von  der  Akademie  der  Medicin  den  Preis  CtVEiEüx  erhalten. 
1846  wurde  er  zum  Director  der  medicinischen  Schule  ernannt  und  ist  es  ihm 
gelungen,  durch  seine  langjährigen  und  unausgesetzten  Bemühungen  jene  Anstalt 
aus  ihrer  sehr  preoären  Stellung  zu  erheben  und  sie  zu  einer  solchen  Blüthe  zu 
bringen,  dass  dieselbe  unter  seinem  Sohne  und  Nachfolger  in  eine  medicinische 
Facultät  umgewandelt  werden  konnte.  Er  wurde  Mitglied  der  Commissionen  fftr 
i  Reform  des  medicinischen  Unterrichts  (1845,  1854,  1864),  Mitglied  verschiedener 

I  Akademien   und  Gesellschaften.     Das  Hauptwei'k    seines  Lebens   endlich   war  der 

i  umfangreiche    „  Cours  th^orique  et  clinique  de  pathologie  interne  et  de  therapie 

\  midicale"*  (9  voll.,  Paris  1853 — 72).     Nicht  minder  geschätzt  war  der  von  ihm 

I  ertheilte  klinische  Unterricht,    der  sich  durch  Sorgfalt,    Klarheit  und  Einfachheit 

auszeichnete.     Von  den  Schriften ,  die  noch  bis  zu  seinem  in  hohem  Alter,  in  der 
Nacht  vom    3.  zum  4.  December    1877,    erfolgten  Tode  erschienen,    fahren  wir 


GINTRAC.  —  GIOBGI,  559 

Bachstehende  an:  „Recherches  sur  VoblitSration  de  la  veine  porte,  et  sur  les 
rapports  de  cette  l^ston  avec  le  volume  du  foie  et  la  secrition  de  la  bile^ 
(Bordeaux  1856)  —  „Note  sur  un  monstre  exenciphalten  (PleurencSphale)** 
(Ebenda  1856)  —  „Constd4rations  sur  la  cyclociphalie'^  (Ebenda  1860)  — 
y^Obs.  d^ah*ence  cong^itale  de  VutSrus*^  (Journ.  de  m6d.  de  Bord,  1861)  —  „De 
la  mintngüe  rhumatismaU^  (Ebenda  1865)  —  „Rapport  sur  les  ti'avaux  de 
rScole  de  m^decine  et  de  pharmacie  pendant  VannSe  scolaire  1866 — 6'7"  — 
(Ebenda  1867)  —  „Quelqties  fatts  relatifs  ä  la  comcidence  dans  les  m^mes 
lieux,  des  ßhrres  tntermittentes  et  de  la  phthisie  pulmonaire^  (Ebenda). 

Gaz.  m^dic.  de  Bordeaux.  1877,  T.  VI,  pag.  615  (nicht  zugänglich).  —  Dechambre, 
4.  Serie,  T.  VÜI,  pag.  705.  q. 

J.-M.  Henri  6.,  der  Sohn,  war  1820  geboren,  wurde  1845  in  Paris 
Doetor  mit  der  These :  „Essai  sur  les  tumeurs  solides  intra-thoraciques^ ,  folgte 
den  väterliehen  Traditionen,  wurde  Lehrer  an  der  medicinischen  Schule  zu  Bordeaux 
und  später  Professor  an  der  medieinischen  Klinik  daselbst.  Er  besass  dieselbe 
nnermüdliehe  Thätigkeit,  wie  sein  Vater,  war  nicht  nur  ein  trefflicher  Kliniker, 
sondern  leitete  auch  mit  derselben  Sorgfalt,  wie  Jener,  die  ihm  anvertraute  medi- 
cinisehe  Schule.  Von  seinen  ziemlich  zahlreichen  Schriften  sind  anzuführen: 
„Etudes  sur  les  effets  thSrapeutiques  du  tartre  stibid  h  haute  dose^  (Bordeaux 
1851;  Paris  1856)  —  „Relation  de  Vipidimie  cholSrique  gui  a  rSgnd  dans 
Parrondissement  de  Bordeaux  pendent  Vannie  1864"  (Bordeaux  1855)  — 
„Etudes  cUniques  sur  les  injections  iodSes  dans  le  traitement  de  Vascite" 
(Ebenda  1855)  —  „Epid&mie  de  variole  arretde  dans  sa  marche  par  des  vacci- 
nations  et  des  revaccinations  gSnSrales"  (Ebenda  1857)  —  „Titanos  trauma- 
tique  traitd  sans  succ^  par  le  curare"  (Journ.  de  m6d.  de  Bord.  1859)  —  „Compte 
rendu  des  Services  mddicaux  et  chirurgicaux  de  Vhopital  Saint- Andrd,  pendant 
Vannee  1859"  (Ebenda  1860)  —  „Recherches  sur  les  dimensions  de  la  poitrine 
dans  leurs  rapports  avec  la  tuberculisation  pulmonaire"  (Ebenda  1862)  — 
„De  la  pellagre  dans  le  d^artement  de  la  Oironde"  (Ebenda  1862 ;  Paris 
1864)  —  „Rapport  gdnSral  sur  les  travaux  da  conseil  dliygihne  publique  et  de 
salubritd  du  dipartement  de  la  Oironde,  depuis  ,  .  ,  1859  jusqu'au  ....  1861" 
(Bordeaux  1864)  —  „Recueil  d'observations  et  de  mdmoires  de  clinique  mddicale 
et  d'hygihie publique  (Ebenda  1863)  * —  „Physiologie pathologique  du  rhunuUisme" 
(Ebenda  1865)  —  „Obs.  de  phthisie  syphüitique"  (Ebenda  1867)  —  „Des  indi- 
cations  de  thoracent^se"  (Ebenda  1868)  u.  s.  w.  Dazu  verschiedene  Artikel  im 
„Nouveau  Dict.  de  m6d.  et  de  Chirurgie",  „Ascite",  „Cyanose"  etc.  Er  war  zum 
Decan  der  so  lange  angestrebten,  neu  errichteten  „Facult6  mixte  de  m^decine  et 
de  pharmacie"  erwählt  worden,  als  am  1.  December  1878  eine  Gehim-Hämorrhagie 
seinem  Leben  ein  Ende  machte. 

C.  Levieux  im  Journ.  de  m6dec.  de  Bordeaux,  1879-80,  T.  IX,  pag.  142  (nicht 
zugänglich).  —  Dechambre,   1.  c.  (j 

Oioppi,  Giannantonio  G. ,  zu  Padua,  Professor  der  Augenheilkunde 
an  der  dortigen  Universität,  schrieb:  „Storia  di  un'  amaurosi"  (Padua  1853)  — 
„Resoconto  ed  osservazioni  pratiche  raccolte  nella  clinica  oculistica  delV  /.  JS. 
Universitä  di  Padova"  (Ebenda  1858)  —  „Cenni  nosologico-terapeutici  sulle 
congmntivüi  contagiose"  (Ebenda   1863)  u.  s.  w.     Er  starb  im  Januar  1872. 

Oesterr.  Zeitschr.  f.  prakt.  Heilk.  1872,  Nr.  4.  G. 

Giorgi ,  Giuseppe  de  G. ,  zu  Imola ,  war  Professor  der  Chirurgie  und 
schrieb:  „Letter a  al  Dottore  Vacca  sopra  due  operazioni  di  pietra"  (Imola 
1822)  —  „Mem.  sopra  un  nuovo  istromento  per  operare  le  cattaratte  e  per 
formare  la  pupüla  artificiale"  (Ebenda  1822)  —  „Ragguaglio  sulla  prepara- 
ztone,  proprietär  virtii,  prescrizione,  uso  medico  e  dose  di  diversi  nuovi  medica- 
fnenti  chimioo-farmaceutici**  (Turin  1822).     Er  beschrieb  auch  die  Exstirpation 


560  GIORGI.  -  GIRALDES. 

eines  bedeutenden  Knochenauswuebses  in  der  Kieferhöhle  (Omodei,  Annali  nni- 
versali  1827),  die  Operation  eines  veralteten  Mastdarm  Vorfalles  (Antologia  med. 
1834)  u.  8.  w.     Er  starb  1837. 

Ales  s.  Colla,  ßiografia  del  celebre  prof.  ...  18  8  (nicht  zugänglich).  —  Callisen, 
VII,  pag.  213;  XXVIII,  pag.  207.  G. 

'Giovanni  di  Procida,  aus  einer  vornehmen  Familie  in  Salemo  entsprossen, 
war  im  ersten  Drittel  des  13.  Jahrhunderts   (zwischen  1215   und  1220)    daselbst        j 
geboren.     Er    hatte    in    der  Schule  von  Salemo  Medicin   studirt    und  später  eine 
hervorragende  Stellung  als  Leibarzt  am  Hofe  Friedrich's  II.  eingenommen.  Am 
bekanntesten  ist  er  als  Politiker  und  Diplomat.    Als  treuer  Anhänger  des  Hauses 
Hohenstaufen,  verliess  er  1268  nach  dem  Siege  KarTs  von  Aujou  Neapel,  knöpfte 
weitreichende ,  gewichtige  Verbindungen  an ,  um  den  Sturz  dieses  seines  Todfeindes 
herbeizuführen ,  beschaffte  namentlich  bedeutende  Summen ,    um  eine  revolutionäre 
Bewegung   gegen    die   Fremdherrschaft   herbeizuführen,    wiegelte   auf  zahlreichen 
Reisen,  welche  er  durch  die  ganze  Insel  machte,  den  Adel  und  das  Volk  ge^*n        i 
den  französischen  Usurpator   auf  und  hat  so  nicht  wenig   zu  dem  Ausbruche  des        \ 
Aufstandes  bei  der  sogenannten  „sicilianischen  Vesper"  beigetragen.    Er  trat  dann 
in  den  Dienst  P  e  t  e  r's  III.  von  Aragonien  und  seiner  Söhne  Jakob  und  Friedrich.        ! 
unter  welchen  er  die  hervorragendsten  Staatsämter  bekleidete.    Sein  Tod  ist  gegen        | 
Ende  des  13.  oder  im  Anfange  des  14.  Jahrhunderts  (zwischen  1299  und  1302)        ! 
erfolgt,    lieber  seine  literarische  Thätigkeit   ist  wenig  bekannt;    er  soll  ein  Com- 
pendium  der  Heilkunde  „  Utiltssima  practica  brevis"  verfasst  haben ,    das  jedoch 
schon  lange  verloren  ist,  auch  wird  er  als  Verfasser  der  „Placka philosophomm 
moralium  antiquorum  ex  graeco  in  latinum  iranslata^  (abgedruckt  in  J>E  Renzt, 
Collect.  Salemit.,  Neapel  1854,  III,  69)  genannt. 

de  Renzi,  Collect.  Salernit.  I,  pag.  311.  A.  Hirsch. 

*  Giovanni,  Achille  de  6.,  geboren  am  29.  September  1838  zn 
Sabioneta  (Mantua)  studirte  einerseits  in  Pavia,  Pisa,  Bologna  und  Mantua  bis 
zur  Staatsprüfung  1862,  als  auch  andererseits  später  einige  Zeit  in  Berlin.  Von 
1862 — 1866  war  er  Assistent  am  Grossen  Hospital  zu  Mailand,  dann  zu  Pavia, 
wo  er  gleichzeitig  propädeutische  Klinik  hielt,  und  von  1878  ab  ordentlicher 
Professor  zu  Padua.  G.  vertritt  in  seiner  Unterrichtsmethode  und  in  seinen 
Schriften  das  Bestreben,  die  Constitution  des  Individuums  für  die  Specialisirung 
der  Krankheitsdiagnose  mit  zu  verwerthcn ,  etwa  wie  Beneke  und  Maggi  (s.  diesej. 
Seine  Hauptarbeiten  handeln  über  Auscultation  und  Percussion,  über  die  Pathologie 
des  Sympathicus  (nach  eigenen  Beobachtungen  1876),  über  die  Gicht  (ebenso 
1878),  cardiographische  Studien  (1878).  Wernich. 


ßiraldes,  Joachim-Albin-Cardozo-Cazado  G. ,  Anatora  und 
Chirurg  zu  Paris,  war  am  24.  April  1808  zu  Porto  (Portugal)  geboren,  erhielt 
seine  erste  Erziehung  auf  Madeira,  kam  mit  seinem  zum  Consul  im  Havre 
ernannten  Vater  frühzeitig  nach  Paris  und  wurde  1836  Doctor  mit  der  These: 
^tudes  anatomtques,  ou  recherches  sur  V Organisation  de  Voeil ,  consüM.  chez 
Vhomme  et  dans  quelques  animaux"  (av.  7  pl.,  4.)  Schon  früher  (1834)  zum 
l^rosector  der  anatomischen  Schule  der  Hospitäler  ernannt,  waren  seine  Arbeiten 
zunächst  der  Anatomie  gewidmet;  so  sein  :  „Mem,  sur  la  terniinaison  des  brondt^n'' 
(Bullet,  de  la  Soc.  anat.  1839)  —  „Rapport  a  la  Societe  d^anatomie  sur  U^ 
injections  du  prof.  Hyrtl^  (Ebenda  1840)  —  „Recherches  sur  rexistence  des 
glandes  tdgumentaires  chargees  de  secreter  la  sueur^  (Compt.  rend.  de  TAead.  des 
sc.  1841).  Seine  folgenden,  sehr  zahlreichen  Arbeiten  bezogen  sich  grösstentheils  auf  die 
chirurgische  Pathologie,  Wir  führen  von  denselben  zunächst  seine  Concurs-The«« 
für"  die  Stelle  eines  Agrege  libro  für  Chirurgie,  die  er  1844  erhielt,  an:  „7><w 
hixations    de    In  mdchoire^    (Paris   1844,    av.  1  pl.)    und  „Du   traitenient   df9 


I 


Giovani  de  Santa  Sofia,  s.  Santa  Sofia.  I 


GIRALDfiS.  561 

an^ysmea  poplitds  par  la  compression*^  (Malgaigne,  Jonrn.   de  chir.  1845). 
Es  folgen  wieder  einige  anatomische  nnd  vergleichend-anatomische  Aufsätze :  „Rech, 
mr  la  disposition   croisde  des  fibres   de  la   r4tine  chez  les  ctfphalopodes,  etc,^ 
(Bull,    de  la    8oc.  philos.  1845)    —  „Beck,    sur  la   disposüwn   des   captllaires 
lymphatiques*^  (Ebenda  1847);    femer  die  für   einen  Concurs    um  eine  Professur 
der  Anatomie  verfasste  These:   „Du  degrd  d'iUÜit^  de  ranatomie  comparde  dans 
rstude  de  Vanatomie    humaine**    (1846).     1848  wurde   er  Chirurg   des  Central- 
BareauB   der    Hospitäler    und   schrieb    weiterhin:    „Quelques   considSrations    sur 
Vanatomie  ckirurgicale  de  la  rdgion  mammaire"  (M6m.  de  la  Soc.  de  chir.  1851)  — 
jjDes  maladtes  du  sirms  maxillaire^  (1851,  Concurs-These)  —  „Reckerches  sur  les 
kystes  muqueux  du  sinus  maxülaire*^  (Paris  1853,  4.;  2.  6dit.  1860),  womit  er 
1853  einen  MoNTHYON-Preis  erhielt;  sodann  zusammen  mit  Goübaux:  „ExpSriences 
sur  les •injections  de  perchlorure  dej^er  dans  les  arth'es*'  (1854);  weiter  noch: 
^8ur  les  abc^  de  la  mamelle^  (Monit.  des  höp.  1854)  —  „Obs.  et  description 
d*un  an4vrysme  arterio-veineux  de  Varthre  carotide  interne  et  de  la  veine  jugulaire 
interne^   (Bullet,  de  la  Soc.  de  chir.  1855).    Ein  Ereigniss,  welches  1854  eintrat, 
flbte    einen    durchgreifenden  Einfluss   auf  seine  fernere  Laufbahn  aus.     Indem  er 
bei   einer  Autopsie    einen  verkalkten  Kehlkopf  durchschneiden  wollte,    sprang  ein 
Scheerenblatt  ab ,  fuhr  ihm  in  ein  Auge  und  zerstörte  dasselbe.    Trotz  dieses  Ver- 
lustes ,  der  ein  langes  Krankenlager  zur  Folge  hatte ,    und  trotzdem  sein  anderes 
Auge  mehr  und  mehr  schwachsichtig  wurde,  entsagte  er  nicht  der  Ausübung  der 
praktischen  Chirurgie   und  war  er  auch  noch  nach  dieser  Zeit ,  bei  seiner  grossen 
anatomischen  Kenntniss,  im  Stande,   schwierigere  Operationen  zu  Ende  zu  führen. 
Freilich  blieb  ihm  die  Privatpraxis  versagt   nnd  sah   er  sich  mehr  und  mehr  auf 
bibliographische  Arbeiten,  auf  die  Rolle  des  Kritikers  und  Gelehrten,  für  welche 
er  durch  seine  umfassenden  Kenntnisse,  namentlich  auch  der  ausländischen,  besonders 
der  englischen  und  amerikanischen  Literatur ,  durchaus  geschaffen  war ,  beschränkt. 
Er  war  auf  diese  Weise  in  den  verschiedenen  gelehrten  Gesellschaften,  denen  er 
angehörte,  bei  allen  Prioritätsfragen  eine  Autorität  und  seine  Anfährangen  waren 
stets  von  bewunderungswürdiger  Genauigkeit.     lieber   ein  zuerst  von  ihm  (Bullet. 
de  la  Soc.  anatom.  1857)  als  „Corps  innomin6''  beschriebenes  Anhangsgebilde  des 
Nebenhodens,  welches  Kölliker  nach  ihm  und  Henle  „Parepididymis^^  benannt 
hat,  schrieb  er  weiterhin  eine :  „Note  sur  un  nouvel  organe  glanduleux,  situS  dans 
le  cor  dem  spermatique,  etpouvant  donner  naissance  ä  des  kystes"  (M6m.  de  la 
Soc.    de  biol.  1859)    und   später  noch:    „Reckerches   anatomiques   si^r  le  corps 
tnnominS"  (Joum.  de  la  physiol.  de  Thomme  1861,  av.  5  pl.),  womit  er  von  der 
Aead.  des  sc.  einen  neuen  MoNTHYON-Preis  erhielt;  ferner:  „Note  sur  les  kystes 
congSnitauac  des  organes  de  la  gdnSration"  (Ebenda  1860)  —  „Obs,  et  description 
anat.'pcUhol.  des  kystes  cong4nitaux  du  cou"  (Bullet,  de  la  Soc.  de  chir.  1860)  — 
„Reckerches   cliniques   sur   VamyUne"  (Bull,  de  TAcad.  de  mM.,  T.  XXIT)  — 
„Obs.  d!une  inclusion  de  la  rSgion  fessibre  ckez  une  fille  de  2  ans"  (Bull,  de 
la   Soc.    de    chir.    1861)   —    „Obs,    et   description    anat,-patkol.    d'une   tumeur 
kystique  congenitale  de  la  rdgion  coccygienne"  (Ebenda  1862)  —  „Des  calculs 
urmaires  ckez  les  enfants"  (Gaz.  des  höp.  1862)  —  „De  la  position  de  l'  8  iliaque 
chez   les  enfants  nouveau-nSs"  (Bull,  de  la  Soc.  de  chir.  1863)  —  „Notice  sur 
la  vie   et  les  travaux   de  Sir  Benj.  G.  Brodie"    (Paris   1863)   —    „De    la 
f^ve  de  Calabar"  (Ebenda  1863)    —    „Sur    un    cas   de  cataracte  double  ckez 
une  Jeune  flle  de  15  ans"  (Ebenda  1865)  —  „Quelques  mots  sur  la  mddedne 
op^TOioire  du  bec-de-lihvre,  et  en  particulier  sur  un  nouveau  procddd,  dit  pro- 
cdd6  de  la  mortaise"  (Ebenda  1865)    —    „Des   tumeurs    dermoides  du  crdne" 
fMem.  de  la  Soc.  de  biol.   1866)  —  „Absence  de  dents  ckez  un  enfant  dgi  de 
16  mois"  (Ebenda  1869).     Sein  letztes   grösseres  Werk,    das  er  in  Folge  seiner 
Stellung   als  Chirurg    des  Höp.    des  Enfants-Assistös   und   des  Höp.  des  Enfants- 
Malades  herausgab,  waren  seine  „Legons  sur  les  maladies  chirurgicales  des  enfants, 
Mecueillies  et  publOes  par  Bourneville  et  JE.  Bourgeois"  (Paris  1869). 
Bioin*-  Lexikon.  II.  36 


562  GIEALDIBS.  —  GIBABD. 

Als  Chirurgieii  honoraire  der  Hospiüüer,  Chef- Chirurg  der  Nord-Eigenbalm- 
Gesellschaft,  starb  dieser  gelehrteste  aller  Pariser  Chirurgen,  nachdem  er  noch 
am  Tage  seines  Todes  einer  Sitzung  der  Soc.  anatomique  beigewohnt  und  am  Abend 
sich  nach  dem  Lesesaal  der  Bibliothek  der  medicinischen  Facultftt  begeben  hatte, 
am  27.  November  1875  im  Wagen,  in  welchem  ihn  einer  der  Bibliothekare  naeh 
Hause  begleiten  wollte. 

F61ix  Guyon  in  Bulletins  et  M^moires  de  la  Soc.  de  chimrgie.  1877,  pag.  35.  — 
Vapereau,  5.  6d.,  I,  pag.  808.  Gurlt. 

öirard,  Barth^lemy  G. ,  geboren  1731  in  Saint-Chely  (Lozöre;, 
Dr.  med.  und  consultirender  Arzt  des  Königs  in  Paris,  Intendant  der  Mineral- 
quellen von  Bagnols  und  Saint-Laurent,  später  Professor  der  Naturgeschichte  an 
der  Centralschule  de  la  Loz^re,  schrieb:  „Liipiologie  ou  Tratte  d^s  tumeurs 
connues  sous  le  nom  de  loupes^  (London  u.  Paris  1775),  femer  in  Joumaleii 
zerstreute  Aufsätze  über  verschiedene  Gebiete  der  Medicin. 

Biet.  hist.  II,  pag.  554.  Pgl. 

&irard,  GaspardG. ,  zu  Lyon,  war  daselbst  am  3.  October  1754 
geboren.  Er  ist  besonders  bekannt  durch  seine  sonderbaren  Ansichten  Aber  die 
Hundswuth ,  indem  er  die  Resorption  des  übertragenen  Wuthgiftes  in  Abrede  stellte 
und  die  ausgebrochene  Wasserscheu  für  eine  dem  Wundstarrkrämpfe  vergleichbare, 
durch  Entzündung  der  Wunde  entstandene  Aifection  erklärte.  Seine  Schriften  darfiber 
%\udL',  ^  „Essai  sur  le  tStanos  rabten,  ou  recher ches  et  riflexions  sur  la  cause  des 
accidens ....  par  les  animaux  dits  enragis ;  etc,^  (Lyon  1809)  —  „Rdflexions  sur 
la  non-existence  du  virus  rabique,  ou  ohjections  adressdes  a  M.  le  Dr,  Et.  Plain- 
doux,  etc,*^  (Ebenda  1827)  —  „Sur  le  titanos  rabien;  avec  rdflexions*'  (Sedillot, 
Joum.  g6n.,  T.  XXXVIII)  —  „Observations  critiques,  adressSes  ä  Busnout  eic.'^ 
(Ebenda,  T.  LII)  —  „Apergu  sur  les  causes  et  le  traitement  des  affections 
nerveuses  ckez  les  blessis"  (Ebenda,  T.  LXIII)  —  „Rdflexions  sur  la  rage  ou 
hydrophobie^  (Joum.  univ.  des  sc.  m6d.  1822).  In  seinen  „Observations  relatives 
ä  la  ligature  du  cordon  ombilical  /  .  .  .  On  y  a  Joint  quelques  notes  du  meme 
auteur,  sur  la  rage  etc.*^  (Lyon  1812)  erklärt  er  sich  gegen  das  Unterbinden 
der  Nabelschnur,  ehe  die  Nabel- Arterien  zu  pulsiren  aufgehört  haben  und  will 
von  einem  gegentheiligeu  Verfahren  die  Entstehung  verschiedener  Krankheiten, 
z.  B.  der  Gelbsucht,  ableiten.  Von  seinen  weiteren  Arbeiten  Hihren  wir  noch  an: 
„Fausse  grossesse  nerveuse^  (Leroux,  Joum.  de  m6d.  1801)  —  „Obs.  sur  une 
fracture  ä  la  jambe  causSe  par  la  seule  contraction  des  muscles^  (SÄDILLOT, 
Joum.  g6n.  1805)  —  „Mim.  sur  la  Hernie  ombilicale  des  enfans  etc."  (Ebenda, 
T.  XLI)  —  „Observations  physiologiques  et  pratiques  sur  les  accouckemens' 
(Ebenda,  T.  XL VIII)  —  „Observation^  sur  des  accidens,  suites  des  couches,  et 
rdflexions  h  ce  sujet^^  (Ebenda,  T.  LIV)  —  „Observations  sur  quelques  maladies 
des  voies  urinaires"  (Annales  de  la  Soc.  de  m6d.  de  Montpellier,  T.  V)  u.  8.  w. 
Ausserdem:  „Mdmoires  et  observations  de  mddecineet  de  Chirurgie"  (Lyon  1829). 
Er  war  1821  Präsident  der  dortigen  Soc.  de  m6d.  geworden  und  starb  am 
28.  Januar  1830. 

Callisen,  VII,  pag.  216;  XXVIII,  pag.  207.  G. 

&irard,  Vater  und  Sohn,  zu  Alfort  bei  Paris,  berühmte  französische 
Thierärzte.  —  Der  Erstere  ,  Jean  G. ,  geboren  am  29.  Mai  1770  zu  Fohet 
(Auvergne),  gestorben  zu  Paris  am  5.  April  1852,  war  Professor  der  Anatomie 
und  Director  (seit  1814)  der  Thierarzneischule.  Es  gebührt  ihm  das  Verdiauit, 
in  den  Unterricht  der  Thierarzneischulen  mit  seinem  „Tableau  comparatif  de 
Vahatomie  des  animaux  domestiques  les  plus  essentiels  h  VagricuUure,  «fc.* 
(Paris  1799)  und  seiner  „Anatomie  des  animaux  domestiques"  (Paris  1807; 
1819-20;  4.  edit.  1841;  in's  Deutsche,  Italienische,  Arabische  flbersetst)  die 
vergleichende  Anatomie  der  Hausthiere  eingeftlhrt  zu  haben.  Die  von  ihm 
angenommene   CHAUssiER'sche  Nomenclatur,    welche  in  die  menschliche  Anatomie 


GIKARD.  —  GIRARDI.  563 

keinoD  Eingang  fand,  blieb  in  der  französischen  Yeterinär-Medicin  die  herrschende. 
Seine  übrigen  veterinärwissenschaftlichen' Arbeiten  übergehen  wir. 

Fran9ois-Nareis8e  G. ,  der  Sohn,  geboren  zn  Paris  am  29.  März 
1796,  wurde,  nachdem  er,  ausser  thierärztlichen  Studien,  auch  medicinische 
gemacht  hatte,  1821  Professor  der  Anatomie  in  Alfort  und  föhrte  in  den  Unter- 
richt als  neues  Element  die  Entdeckungen  von  Bichat  ,  die  Anatomie  der  Gewebe 
ein.  1824  wurde  er  Redacteur  des  „Journal  de  m6decine  vöt6rinaire'',  das  seit 
einem  Jahre  ein  Annex  der  „Nouvelle  bibliothöque  m6dicale^  bildete.  Bis  zu  seinem 
in  Folge  einer  Leichen-Infection  am  22.  October  1825  erfolgten  Tode  hatte  er 
bereits  eine  beträchtliche  Reihe  von  wichtigen  veterinärwissenschaftlichen  Arbeiten 
verfasst  und  weitere  projectirt,  deren  Aufzählung  hier  unterbleiben  muss. 

Schrader-Hering,  pag.  158  ff.  —  Dechambre,  4.  Serie,  T.  VIII,  pag.  716  ff. 

G. 

Girard,  Pierre-Simon  G.,  zu  Paris,  Ingenieur,  geboren  zu  Caen  am 
4.  November  1765,  gestorben  am  21.  November  1826  als  Director  der  Pariser 
Wasserwerke,  ist  wegen  seiner  Verdienste  um  die  Städte-Hygiene  hier  kurz  an- 
zufahren. Es  sei  nur  seiner  Schriften  über  Wasserversorgung  (1804 — 34),  seiner 
Empfehlung  der  salzsaueren  Räucherungen  zur  Zerstörung  schädlicher  Gase  (1812), 
seiner  Arbeiten   über  Senkgruben  (1830)   und    öffentliche  Bäder  (1832)    gedacht. 

Dechambre,  4.  Serie,  T.JVIII,  pag.  719.  G. 

'''Girard  de  Gailleux,  Jacques-Henri  G.,  französischer  Irrenarzt,  ist  zu 
Lyon  am  9.  März  1814  geboren,  wurde  1836  zu  Paris  mit  der  These:  „Sur  une 
vari^S  de  Vamaurose'*  Doctor,  war  1838  Chef  de  clinique  in  der  medicinischen 
Schule  zu  Lyon,  wurde  1840  zum  Director  der  Irren- Anstalt  in  Auxerre  ernannt, 
1853  mit  einer  General-Inspection  aller  Irren- Anstalten  Frankreichs  betraut,  1860 
zum  General-Inspecteur  des  Irrenwesens  im  Seine-Departement  ernannt ,  durch  die 
Regierung  vom  4.  September  1870  jedoch  dieser  Stellung  enthoben.  Nach  seinen 
Plänen  wurden  folgende  Organisationen  geschaffen:  Die  Muster-Irrenanstalt  zu 
Auxerre  (Yonne),  das  Central-Bureau  für  die  Untersuchung,  Aufnahme  und  Ver- 
theilung  der  Geisteskranken  des  Seine  -  Departements ,  die  Asyle  Sainte-Anne, 
Ville-fivrard"  und  Vaucluse.  Seine  Schriften  sind:  „Essai  sur  quelques  points 
de  physiulogie  et  de  pathologie  de  la  moelle  epinüre  considSrde  dans  ses  rapports 
avec  l'orgamsme^  (1836)  —  „ConsidSrattons  physiologiques  et  paihologiques 
sur  les  affections  nerveuses ^  dites  hystSriques^  (Paris  1841)  —  „De  V Organi- 
sation et  de  V administration  des  Stablissements  d^aliSnSs^  (1843)  —  „Dipart, 
de  V  Yonne,  Compte  administratif^  statistique  et  maral  sur  le  service  des  aliSn^s, 
pour  Vexercice  1845^  etc  ^  (Ebenda  1846)  —  „De  la  construction  et  de  la 
direc^ion  des  asiles  d'aliSnis"  (1848)  —  „Specimfn  de  Budget  d^un  asile 
^aliinds  etc,"  (Ebenda  1855)  —  „Etudes  pratiques  sur  les  maladies  nerveuses 
et  mentales,  accompagnees  de  tableaux  statistiques  .  .  .  sur  les  ali^Ss ,  traitis 
dans  les  asiles  de  Bicetre  et  de  la  Salpetrihre,  etc."  (Ebenda  1863),  vom 
Institut  gekrönte  Schrift  —  „Fonctionnement  medical  et  adininistratif  du  service 
des  alienSs  de  la  Seine j  pendant  sa  pSriode  d^installationy  etc,^  (Ebenda  1878). 
Ausserdem  eine  Anzahl  von  Publicationen  in  den  Annales  m6dico-psychologiqaes  und 
anderen  Zeitschriften  u.s.  w. 

Glaeser,  pag.  295.  G. 

Girardi ,  M  i  c h  e  l  e  G. ,  aus  Limone  am  Garda  -  See ,  geboren  -  a  m 
30.  Kovember  1731,  hervorragender  Anatom  und  Schüler  Morgagni*s,  studirte  in 
Breseia  und  Padua  Medicin,  wurde  nach  Beendigung  seiner  Studien  zum  ProfdBsor 
der  Anatomie  in  Padua  neben  Morgagni  ernannt.  Später  nahm  er  einen  Ruf  in 
gleicher  Eigenschaft  nach  Parma  an,  wo  er  am  17.  Juni  1797  starb.  G. ,  der 
Mitglied  mehrerer  gelehrter  Körperschaften  war,  gehört  zu  den  tüchtigsten  Aerzten 
seiner  Zeit   und   war    speciell   als  Anatom   ausgezeichnet.    Die  Zahl  seiner  correct 

36  • 


564  GIBARDI.  —  GIBAüDEAü. 

und  elegant  geschriebenen  Arbeiten  ist  jedoch  gering.  Am  wichtigsten  ist  die  Her- 
ausgabe von  Santobini's  unvollendet  gebliebenem  Hauptwerk,  den  anatomisehea 
Tafeln:  „Septemdecin  tabufae,  quo 8  nunc  primum  edit  etc.  lisque  alias  addä 
de  stimctura  mammarum  et  de  tunica  testis  vaginalis  (Parma  1775).  Ferner: 
„Frolusio  de  origine  nervi  intercostalis"  (Florenz  1791);  femer  eine  Jugend- 
arbeit: „De  Uta  ursi"  (Padua  1764),  sowie  mehrere  zum  Theü  unvoDendet 
gebliebene  vergleichend  -  anatomische  Arbeiten  über  das  elektrische  Organ  des 
Torpedo  u.  A. 

Biogr.  m6d.  IV,  pag.  426.  -—  Dict.  bist.  II,  pag.  555.  —  Schivardi,  Annali  nni?. 
di  med.  Vol.  LXXV,  1835,  pag.  110—128.  p^, 

&iraud,  Claude-Marie  G.,  geboren  1711  in  Lons-le-Saulnier,  Arzt  in 
Paris,  woselbst  er  IT 80  starb,  ist  hauptsächlich  erwähnenswerth  als  Verfasser 
einer  Anzahl  komisch-heroischer  und  satyrischer  Gedichte  über  verschiedene,  die 
damalige  ärztliche  Welt  beschäftigende  Fragen. 

Biogr.  m6d.  IV,  pag.  4*^9.  —  Dict.  hist.  II,  pag.  557.  Pgl. 

Giraud,  Bruno  G. ,  bedeutender  Arzt  und  Chirurg,  Schüler  Desallt's, 
geboren  in  Dompierre  (Mayenne),  studirte  in  Paris  Chirurgie  aus  besonderer  Neigung, 
leitete  unter  Desault  den  Unterricht  in  der  Anatomie  und  Augenoperationen  und 
vertrat  nach  Desault's  Tode  diesen  eine  Zeit  lang,  ging  1806  als  ^ster 
Chirurg  des  Königs  Louis  Napol6on  nach  Holland  und  las  an  der  Akademie 
zu  Amsterdam  über  Chirurgie  und  Anatomie.  Nach  der  Abdankung  des  Königs 
von  Holland  kehrte  er  nach  Paris  zurück,  nahm  seine  Stellung  als  Arzt  am  Hötel- 
Dieu  wieder  ein  und  starb  am  15.  Januar  1811.  Er  hinterliess  „Mon  opinion 
8ur  les  Operations  cesarienne  et  de  la  Symphyse^  (Paris  1790)  —  „Description 
d'un  hermaphrodite'^  (Paris,  an  IV)  —  „Propositions  de  Chirurgie  cliniqus'^  (an  XI). 

Dum^ril,  Bullet  de  la  Fac.  de  m6d.  de  Paris.  1811,  II,  pag.  33.  —  Dict  hist. 
II,  pag.  556.  Pgl^ 

* Giraud-Tenlon,  Marc-Antoine-Louis-F61ix  G.-T.,  zu  Paris ,  ist 
am  30.  Mai  1816  zu  La  Rochelle  geboren,  war  Zögling  der  polytechnischen  Scholen 
von  Paris  und  Metz  (1836-39),  studirte  dann  Medicin  und  wurde  1848  in  Paris 
Doctor  derselben  mit  der  These:  „MScanique  humaine,  Reckerches  analytiques 
sur  le  m^canisme  de  la  rei^piration^ .  Durch  die  Februar-Revolution  in  die  Politik 
geworfen,  wurde  er  im  März  zum  Commissar  der  Republik  im  Ardfeche-Departement 
ernannt,  wurde  im  folgenden  Monat  Präfect  des  Departement  des  Hautes-Alpes  und 
verblieb  in  dieser  Stellung  bis  1851.  Er  kehrte  darauf  zur  Medicin  zurück  und 
schrieb,  indem  er  sich  nach  und  nach  mehr  der  Augenheilkunde  zuwendete,  u.  A. : 
^Mim.  sur  le  micanisme  des  battements  du  coeur^  (1855)  —  „Traiti  de 
micanique  animale^  (1856),  von  der  Acad.  des  sciences  mit  einem  Preise  gekrönt  — 
„Theorie  de  l'ophthalmoscope^  (1857)  —  „Principes  de  TnScanique  animale,  ou 
etude  de  la  locomotion  chez  Vhomme  et  les  animaux  vertibris^  (Paris  1868) ;  sodann 
zusammen  mit  J.-N.  Demarqüay  :  „Recherches  sur  Vhypnotisme*'  (1860);  femer: 
„De  Vinfluence  sur  la  fonction  binoculaire  des  verres  de  lunettes  etc.  Mim. 
pr^entS  ä  l'Acad,  des  sc.^  (1860)  —  „Physiologie  et  pathologie  fonctionndle 
de  la  vision  binoculaire  etc,"  (1861)  —  „Legons  sur  le  straiisme  et  la  diplopie, 
pathogSnie  et  tkSrapeutique^  (1863)  —  „La  vision  et  ses  anomalies.  Cours 
theorique  et  pratique  sur  la  physiologie  et  les  afections  fonctionndles  de 
Vappareil  de  la  vue"  (1881)  u.  s.  w. 

Vapereau,  5.  6dit.,  I,  pag.  814.  Red. 

Girandeau,  Jean  G.,  genannt  Giraüdbäü-dr- Saint -Gervais,  war  in 
letzterem  Orte  (Vienne)  am  5.  November  1802  geboren,  studirte  anflbiglieh  die 
Rechte,  dann  Medicin,  wurde  1825  i^  Paris  mit  der  These  „De  la  th^apeutique 
des  afecttons  syphilitiques  san^  Vemploi  du  mercure"  Doctor  der  letzteren.  Er 
wendete  sich  der  Specialität  der  Behandlung  der  Syphilis  um  so  mehr  zu,  als  « 


GIRAUDEAÜ.  —  GIRAULT.  565 

1828  das  ansschlieBsliche  Eigenthnmsreoht  an  dem  antisyphilitischen  Rob  Boyvean- 
Laffeetenr  erwarb  und  damit  die  denkbar  coiossalste  Reclame  machte.  Ausser  einer 
Schrift  über  Cholera:  „GholSra-morbus^  san  ongine,  sa  marche  etc.**  (Paris  1831) 
hat  er  nur  Schriften  über  die  Behandlung  der  Syphilis  und  der  Hautkrankheiten 
▼erfasfit,  darunter:  „Traitd  des  maladies  sypMlitiques ^  ou  Stude  de  toutes  les 
mithodes  ....  pcur  guirir  les  affections  vSn4riennes ,  suivi  de  riflexicms  pra- 
tiques  sur  les  dangers  du  mercure  et  sur  Vinsuffisance  des  anti-phlogistiques, 
terminS  par  des  considSrations  ....  sur  la  prostüution**  (Paris  1838;  deutsche 
Uebers.  nach  der  2.  Ausgabe,  2  Bde.,  Leipzig  und  Paris  1841)  —  „iraü^  des 
maladtes  vindriennes ,  des  affections  de  la  peau  et  des  maladtes  des  organes 
g^itO'Urinaires**  (2.  6dit.  Paris  1841)  —  ^ Etüde  et  traüement  des  maladtes 
de  la  peau ,  pricddh  d^une  notice  sur  la  m^hode  Boyoeau-Laffecteur^  du  poeme 
de  Barthäemy  sur  la  Syphilis,  et  terminApar  un  formulaire^  (Ebenda  1848)  u.  s.  w. 
Dazu  eine  Anzahl  von  der  Reclame  dienenden,  für  das  grosse  Publicum  bestimmten 
„Guides",  „Conseils",  „Manuels".  Auch  auf  anderen  Gebieten  der  Industrie  war 
er  ein  sehr  glflcklicher  Speculan t.    Er  starb  am  2.  Juni  1861. 

Vapereau,  1.  edit.,  pag.  758;  5.  edit ,  pag.  XXVIII.  —  Sachaile,  pag.  331. 

G. 

Giraudy,  Charles-FrauQois-Simon  G.,  zu  Charenton,  Irrenarzt, 
war  zu  Vaison  (Grafschaft  Venaissin)  1770  geboren,  wurde  1800  in  Paris  Doctor 
mit  der  Diss.  „Le  dSlire  causi  par  la  helladonne,  a-t-il  un  caract^re  qui  lux 
sott  propre'?**  und  tibersetzte  Fothergill's  ^Conseils  aux  femmes  de  45  a  50 
ans  sur  les  moyens  de  prSventr  ou  d'arrUer  les  sattes  fdcheuses  de  leur  temps 
criHque*'  (Paris  1802).  Mit  seinem  Freunde  Joseph  Gastaldy  auf  der  medicinischen 
Abtheilung  des  National-Irrenhauses  zu  Charenton  bei  Paris  angestellt,  schrieb  er 
ein  „Mim,  sur  la  maison  nationale  de  Charenton,  eocclusivement  destinde  au 
traüement  des  aliSnds**  (Ebenda  1804)  —  „La  morale  religieuse  ne  doit-elle 
pas  itre  employSe  dans  certdins  cas  comme  moyen  curatif  de  ValiSnation 
mentale  f"  (Ebenda  1804)  —  „Sur  un  moyen  de  contenir  lei  alidnes  furieux, 
employS  h  Vhospice  national  de  Charenton**  (Sedillot's  Journ.  g6n.  de  m6d. 
1804);  femer:  „Pricis  de  thdtapeuttque  des  maladtes  chroniques  etc.**  (Paris 
1805)  —  „Manuel  des  phthisiques  etc,^  (1805)  —  „Tableau  des  indications 
th^rapeutiques,  etc.**  (1807;  1818;  1827  fol.)  —  „De  Vangine  trachiale  connue 
SOU8  le  nom  de  croup**  (1811)  —  „TraitS  de  thdrapeutique  gdnSrale  ou  des 
r^les  h  suivre  dans  le  traitement  des  maladtes**  (18J6)  —  „De  Vobstinence 
des  aliments^  du  jeüne  du  carime  et  du  mariage  soüs  le  rapport  de  la  santd** 
(1821)  —  „De  la  filme*"  (1826).  Er  redigirte  von  1806— 180S  das  „Journal 
de  m6decine  pratique",  war  auch  von  1820  an  ein  Mitherausgeber  der  „Revue 
mödicale"  und  schrieb  in  diesen,  wie  in  anderen  Zeitschriften  eine  grosse  Zahl 
von  Artikeln.  Auch  veranstaltete  er  eine  neue,  mit  Anmerkungen  versehene  Aus- 
gabe der  1757  zuerst  erschienenen  Schrift  von  Domin.  Raymond:  „Traiti  des 
maladtes  qu^il  est  dangereux  de  guSrir**  (Paris  1808  ;  1816).  Er  starb  um  1848. 

Dechambre,  4.  S6rie,  T.  VIII,  pag.  721.  —  Callisen,  VII,  pag.  226;  XXVIII, 
pag.   210.  G. 

Oirault,  Benigne  O.,  geboren  1725  in  Auxonne,  studirte  in  Montpellier 
und  Paris,  war  Arzt  in  seiner  Vaterstadt,  zugleich  an  den  dortigen  Hospitälern  ange- 
stellt und  starb  daselbst  1795.  Er  veröffentlichte  im  Journ.  de  mM.,  chir.  et  pharm. 
1786  Beobachtungen  über  Febris  intennittens. 

Biogr.  m6d.  IV,  pag.  430.  ~  Dict.  hist.  II,  pag.  558.  Pgl. 

Oirault,  Jean  O. ,  lebte  in  den  ersten  Jahren  dieses  Jahrhunderts  in 
Brannschweig  als  churhannövrischer  und  braunschweigischer  Hofzahnarzt.  Seinen 
Namen  hat  er  bekannt  gemacht  durch  ein  Instrument,  welches  bei  der  Operation 
der  Thränenfistel  auf  bequeme  Weise  einen  Faden  durch  den  Thränennasencanal 
leiten  sollte.  Beschrieben  ist  dasselbe  in  der  Ophthalmologisehen  Bibliothek,  Bd.  II, 
Stflck   2,  pag.  208.  Magnus. 


566  GIBBAL.  —  GIBOD. 

*&irbal,  Auguste  6.,  Agr^ge  libre  der  medieiniflchen  Facultftt  zu 
Montpellier,  wurde  1851  Doctor  und  schrieb:  „J^tude  anatomo-patliologigue  sur 
lea  fihvres  graves,  dites  typhoides ,  observdes  ä  VHdteIrDieu  St.-Eloi  de  Mont- 
pellier depuü  ....  1849  jusqu'au  ....  1861^  (Montpellier  1851)  —  „^^tudes 
thirapeuttques  sur  les  eaux  mindrales  gazeuaes-aalinea-ferrugineusea  d'Andabre 
(Aveyron")  (Ebenda  1858)  —  „Coup  d'oeil  'sur  la  pyr^tologie"  j(Pari8  1863)  — 
„  Constderations  doctrinales  et  pratiques  sur  la  fihrre  en  g^niral.  etc.  *^  (Eböida 
1878;  spanische  üebers.  Madrid  1878). 

Index-Catalogüe.  V,  pag.  422.  Bei 

&irdlestone,  Thomas  O.,  zu  Yarmouth,  war  1758  geboren,  diente  als 
Militärarzt  in  Indien,  wurde  1787  in  Leyden  Doctor  mit  der  These:  „De  hepa- 
titide  Indiae  on'entalis*^  (4.)  und  schrieb  über  dieselbe  Krankheit:  „Essays  on 
the  hepatltis  and  fpasniodtc  aftctions  in  India;  founded  on  observatians  made 
whilst  on  Service  toith  His  Majesty^s  tioops  in  different  parts  of  that  country*' 
(London  1787;  ital.  üebers.  Pavia  1793);  femer:  „A  case  of  diabetes;  wäh 
an  historical  sketck  of  that  disease"  (Yarmouth  1799)  —  „Änswer  to  the  que- 
ries  of  the  Medical  Society  of  London  on  the  late  epidemical  disorder 
commonly  tenntd  the  influenzae  (Mem.  of  the  Med.  Soc.  of  London  1805)  — 
„Observation^  on  the  effects  of  Dr.  Fowler^s  m'meral  Solution  in  lepra  and 
cther  diseases"    (London  Med.    and  Phys.  Joum.  1807)  u.  s.  w.    Er  starb  1822. 

Callisen,  VII,  pag.  229;  XXVIII,  pag.  2»0.  G, 

Oirelli»  Giovanni  Francesco  6.,  zu  Brescia,  war  im  August  1798 
zu  Lonato  (im  Brescianischen)  geboren,  studirte  in  Padua,  wo  er  1821  Doctor 
wurde  und  machte  weitere  Studien  in  Bologna,  Florenz,  Mailand,  war  dann 
(1827  -  29)  Assistent  am  Spedale  maggiore  zu  Brescia ,  femer  7  Jahre  lang  Arzt 
der  dortigen  Vorstadt- Gemeinde  Sant'  Alessandro  und  von  1837-40  Prnnartrzt, 
Chirurg  und  Geburtshelfer  der  Spitäler.  Nach  Theilung  der  Stelle  blieb  &  bis 
1843  Arzt  der  Irren  und  wurde  darauf  Primararzt  in  der  Infirmerie  des  Frauen- 
Hospitals.  Er  verfasste:  „Memorie  mediche"  (Brescia  1833)  und  veröffentUchte 
in  den  Annali  universali  di  med.  eine  Abhandlung  über  den  epidemischen  Eatarrti 
oder  Grippe  (1837),  über  eine  Aphthen-Epidemie  im  Jahre  1842  und  einen 
„Prospetto  medico  scientifico  degli  spedali  dei  pazzi  e  pazze  in  Brescia  per 
gli  anni  1838-41". 

CantÄ,  pag.  244,  G. 

Girgensolin,  Otto  Gottlieb  Leonhard  von  G.,  praktischer  Arzt  und 
fleissiger  medicinischer  Schriftsteller,  wurde  am  18./ 29.  Juli  1784  auf  dem  Pastorat 
Erlaa  in  Livland  geboren,  besuchte  von  1800  ab  die  Domschule  in  Riga  und 
studirte  von  1803 — 1806  in  Dorpat  Medicin.  Als  Student  erhielt  er  eine  goldene 
Preismedaille.  Im  Jahre  1806  wurde  er  zum  Dr.  med.  promovirt  („Diss.  de 
methodo  specifica**  Riga  1806)  und  Hess  sich  1807  als  praktischer  Arzt  in 
Wolmar  (Livland)  nieder;  von  1809 — 1848  war  er  Kreisarzt,  von  1848  an  Stadtarzt; 
er  starb  am  15./27.  Juni  1851.  Von  seinen  zahlreichen  Schriften  sind  zu  nennen: 
„Das  Rückenmarkssystem  y  eine  anatomische  Abhandlung"  (Riga  1828)  — 
„Bildungsgeschichte  des  Riickenmarkssystems ,  mit  Benutzung  der  allgemeinen 
Bildungsgeschichte"  (Riga  und  Leipzig  1837)  —  „Anatomie  und  ütysiologie 
des  Fischnervensysteins"  (Memoires  des  savants  6trangers^  Petersburg,  Tom,  V. 
1846)  —  „Bemerkungen  über  die  Deiäu7ig  einiger  Thetle  des  Fötusgehims'^ 
(Meckel's  Archiv  für  Anatomie  und  Physiologie,  1827,  mit  1  Taf.). 

Beiträge  zur  Heilkunde.  Bd.  II,  Riga  1852.  Gedächtnissrede,  geh.  von  Br.  Baerens.— 
Recke-Napiersky,  II,  pag.  61.  —  Beise,  I,  pag.  215.  L.  Stieda. 

<Hrod,  Jean-Fran^ois-Xavier  G.,  geboren  1735  in  einem  Dorfe 
bei  Salins  (Jura),  studirte  und  promovirte  in  Besan^on.  Nachdem  er  in  einer 
kleineren  Stadt  eine  Zeit  lang  prakticirt   und  den  Ruf  eines   ebenso  wissenaehaft* 


GmOD.  —  GmOü.  567 

liehen,  wie  überaus  humanen  Arztes  erlangt  hatte,  wurde  er  1763  zam  Chefarzt  der 
Epidemien  ernannt  und  bekleidete  dies  Amt  bis  zu  seinem  1783  an  pemieiösem 
Febris  intermittens  erfolgten  Tode.  G.  hat  einige  interessante  Untersuchungen  über 
Pockenimpfung,  durch  deren  EinfOhmng  in  Besan^on  er  sich  speciell  verdient 
gemacht  hat,  sowie  Memoiren  über  die  von  ihm  beobachteten  Epidemien  hinterlassen. 
Vicq  d'Azyr,  Eloges,  n,  pag.  295.  —  Biogr,  m6d.  IV,  pag.  430,  Pgl. 

Girola,  Lorenzo  G.,  zu  Turin,  wurde  18'31  Professor  der  medicinischen 
Encyclopädie ,  später  der  allgemeinen  Pathologie  am  K.  Athenaeum ;  auch  war  er 
seit  1838  Mitredacteur  des  Giom.  delle  scienze  mediche.  Er  schrieb:  „Inatüutiones 
pathologiae  generalis ,  nosologiae  atque  therapeiUicae  medicae,  .  ...  ad  icsum 
praelectionum  acadeinicßrum.  Pars  I.  Prolegomena  medtcinae  atque  historia, 
nee  non  pathologia  generalis*'  (Turin  1836). 

Callisen,  XXVIU,  pag.  211.  G. 

Oirou  de  Buzareingues ,  Vater  und  Sohn.  —  Louis-Pran^ois- 
Charles  G.  de  B. ,  hervorragender  Physiolog,  war  am  1.  Mai  1773  zu  Saint- 
Geniez  geboren,  gerieth  während  seiner  Studienzeit  in  Paris  in  die  Stttrme  der 
Bevolution,  war  darauf  Landwirth  in  Buzareingues  und  wurde  bei  seinen  in  der 
Landwirthschaft  gemachten  Versuchen  auf  das  Studium  der  Anatomie  und  Physio- 
logie sowohl  des  Menschen  als  der  Thiere,  sowie  der  Chemie,  Physik,  Botanik  u.  s.  w. 
geführt.  Von  seinen  zahlreichen  Arbeiten  auf  den  genannten  Gebieten,  in  Folge 
deren  er  Mitglied  vieler  gelehrter  Gesellschaften,  auch  des  Instituts,  wurde,  heben 
wir  nur  die  folgenden,  auf  die  biologischen  Wissenschaften  sich  beziehenden  hervor : 
„Mem.  sur  les  poils*^  (Rodez  1821  ;  R6pert.  g6n.  d*anat.  etc.  1828)  —  „Mim. 
suT  les  attributions  des  principaux  organes  c&rShraux^  (Annales  des  sc.  natur. 
1828)  —  yfDe  la  ginSration**  (Paris  1828)  —  „Mdm.  sur  la  distribution  et 
les  rapports  des  deux  sexes  en  France^  (Ebenda  1828)  —  „Observations  sur 
Vorigine  et  les  circonvoltäions  du  cerveau  et  du  cervelet**  (MaGtENDIb's  Joum. 
de  physiol.  1829)  —  „Essai  sur  V enchainement  et  les  rapports  des  dioerses 
modifications  de  la  sensibiliti^  (Ebenda  1831)  —  „Distribution  naturelle  des 
mariages,  des  naissances  et  des  sexes"  (Rev.  encyclop.  1835)  —  „Sur  les 
rapports  num^riques  des  sexes  dans  les  naissances"  (Revue  m6d.  1836,  37)  — 
„MSm.  sur  les  changements  qu'a  4prouv^s  en  France  et  dans  quelques  dipar- 
tements  le  rapport  mögen  des  sexes  dans  les  naissances  provenant  de  inariages 
depuis  1834jusqu'en  1843"  (Paris  1846).  Seine  letzte  physiologische  Schrift  (1848), 
die  er  zusammen  mit  seinem  Sohne  herausgab,  führen  wir  bei  diesem  an.  Er  starb  1856. 

Dechambre,  4.  S6rie,  T.  VIII,  pag.  728.  G. 

♦Fran^ois-Louis-fidourd-Adrien  G.,  der  Sohn,  zu  Paris,  geboren 

am  12.  Februar  1805  zu  Buzareiugues  (Aveyron),  studirte  in  Montpellier  und  Paris 

und  wurde  1832  an  letztgenanntem  Orte  Doctor  mit  der  These:  „Sur  les  maladies 

cuianies   et    sur   L'emploi  du  goudron  dans  le  traitement  du  prurigo".    Schon 

£rtther  hatte  er  „  ConsidSrations  sur  Vanatomie  comparie  de  Vos  hyoiae"  (Annales 

des  sc.  natur.   1826)  verfasst.   Von  1835-38    lehrte  er  in  der  £cole  pratique  zu 

Paris  allgemeine  Anatomie  und  schrieb :  „  Considerations  sur  la  peau  et  en  par- 

ticulier   sur   le  derme"    (Revue  m6d.   1834)    —    „Quelques   reßeocions    sur   leä 

mithod.es  naturelles  appliquis  h  la  pathologie  cutande"  (Ebenda  1838).  —  Als 

Mitglied  des  Conseil  g6n6ral  fElr  den  Canton  Requista  wurde  er  1852  zum  Deputirten 

in  den  gesetzgebenden  Körper,  und  1863  und  1869  von  Neuem  gewählt.  Er  schrieb, 

zusammen  mit  seinem  Vater :  „  Essai  sur  le  micanisme  des  sensations,  des  iddes 

et   des  sentiments"  (Paris  1848);  femer:  „Note  sur  Vusage  des  canules  en  ivoire 

ramolli  dans   le   traitement   des   abc^  sinueux   ou  profonds"    (Gaz.  des  höpit. 

1869)  und  Aufsätze  in  der  Revue  mödicale,  den  Annales  des  sciences  naturelles, 

der  Revue  d'agrieulture  u.  s.  w. 

Sachaile,  pag.  333.  —  Vapereau,  I,  pag.  816.  —  Glaeser,  pag.  299. 

G. 


568  GIESZTOWT.  —  GIBTANNEK. 

Glrsztowt,  Polycarp  6.,  geboren  am  15.  Februar  1827  zu  Hrynkiuki 
bei  Rosienie  in  Lithauen,  studirte  in  St.  Petersburg,  wo  er  1852  promovirt  wurde. 
In  den  Jahren  1853 — 1856  war  er  während  des  Orientkrieges  als  MilitSrarzt  in 
der  Krim  thätig ,  nachher  wurde  er  Assistent  in  der  chirurgisehen  Klinik  Professor 
Nehkart's  in  St.  Petersburg.  Im  Jahre  1857  wurde  er  *  als  ausserordentlicher 
Professor  der  Dhirurgie  nach  Warschau  berufen,  seit  1860  war  er  ordentlicher 
Professor  und  seit  1871  Direetor  der  chirurgischen  Klinik  daselbst,  er  starb  am 
12.  November  1877  in  Folge  einer  schweren  Wunde,  welche  ihm  die  Hand  eines 
Meuchelmörders  einige  Tage  zuvor  beigebracht  hatte.  Wenn  auch  G.  als  Operateur 
nicht  zu  den  ersten  Grössen  gezählt  werden  kann,  so  hat  er  sich  doch  als  treff- 
licher Lehrer  die  grössten  Verdienste  erworben,  und  durch  seinen  Tod  hat  die 
Warschauer  Universität  einen  sehr  schweren ,  kaum  zu  ersetzenden  Verlust  erlitten. 
G.  war  der  beliebteste  Lehrer  der  Hochschule ,  trotzdem  er  oft  schroff  und  barsch 
auftrat,  aber  durch  seine  Herzensgflte  und  durch  sein  eifriges  Streben,  seine 
Wissenschaft  den  Schtilern  zugänglich  und  lieb  zu  machen,  gewann  er  alle  in  der 
kürzesten  Zeit.  Auch  um  die  polnische  medicinische  Literatur  hat  sich  G.  miver- 
gessliche  Verdienste  erworben,  er  schrieb  ziemlich  viel,  ausschliesslich  in  polnischer 
Sprache  and  veröffentlichte  seine  Aufsätze  in  der  „Gazeta  lekarska^  und  im 
„Pami§tnik  Towarzystwa  lekarskiego^.  Im  Jahre  1866  stiftete  er  ein  ärztliches 
Wochenblatt  „Gazeta  lekarska*'  und  leitete  es  bis  zu  seinem  Tode;  er  verstand 
es,  dafür  die  besten  Kräfte  zu  gewinnen.  Ein  anderes  grossartiges  Unternehmen 
war  die  Herausgabe  seiner  „Btblioteka  umtej^nosci  lekarsMch^  (Bibliothek  der 
ärztlichen  Wissenschaften),  einer  Reihe  von  guten  Handbüchern  (theils  Original- 
arbeiten, theils  Uebersetzungen) ,  welche  die  gesammte  Medicin  umfassen  sollten, 
bereits  waren  20  Bände  erschienen,  als  ihn  der  Tod  ereilte,  und  das  nützliche 
Unternehmen ,  welchem  er  viel  Arbeit  und  Geld  geopfert  hatte,  blieb  unvollendet. 

K.  &  P. 

Girtanuer,  Christoph,  den  7.  November  (oder  December)  1760  in 
St.  Gallen  geboren,  hatte  in  Göttingen  Medicin  studirt,  daselbst  1783  die  Doetor- 
würde  erlangt  und  sich  darnach  als  praktischer  Arzt  in  seiner  Vaterstadt  nieder- 
gelassen. Nach  einer  grösseren  wissenschaftlichen  Reise  durch  die  Schweiz,  Frank- 
reich und  England  ging  er  nach  Göttingen,  wo  er  Privatvorlesungen  hielt,  ohne 
jedoch  in  eine  amtliche  Beziehung  zur  Universität  zu  treten,  in  Anerkennung 
seiner  politischen  Schriften  vom  Herzog  von  Coburg-Gotha  zum  Geheimen  Hofrathe 
ernannt  wurde  und  daselbst  am  17.  Mai  1800  gestorben  ist.  G.  hat  sich  fast  nur 
literarisch  beschäftigt  und  dabei  eine  sehr  umfassende,  wenn  auch  wenig  firucht- 
bare  Thätigkeit,  und  zwar  nicht  bloss  in  verschiedenen  medicinischen  und  anderen 
wissenschaftlichen  Gebieten ,  sondern  auch  als  Politiker  entwickelt.  Dem  grösseren 
Publikum  machte  er  sich  durch  seine  zahlreichen  Arbeiten  über  die  französische 
Revolution  bekannt,  in  welchen  er  als  Legitimist  und  Gegner  der  revolutionären 
Bewegungen  auftrat,  in  der  medicinischen  Welt  debutirte  er  mit  einem  Plaget, 
welches  seine  Moralität  in  einem  wenig  günstigen  Lichte  erseheinen  liess.  Während 
seines  Aufenthaltes  in  Edinburg  war  er  mit  dem  BROWN'schen  System  der  Medicin 
bekannt  geworden,  und  unmittelbar  nach  seiner  Rückkehr  nach  Deutschland  trog 
er  diese  Lehre  (im  Journal  de  physique,  1790,  Vol.  XXXVI,  Tom.  I,  422  und 
Tom.  U,  134),  wenn  auch  einigermassen  modificirt ,  als  eigene  Erfindung  vor  und 
ohne  Bäown's  mit  einem  Worte  zu  gedenkeu ;  dass  er  damit  die  Absicht  verband, 
sich  dem  deutschen  Publikum  als  Autor  des  Systems  zu  präsentiren ,  geht  daraus 
hervor ,  dass  er  in  einer  Notiz  in  den  Göttinger  Nachrichten  erklärte ,  seine  Lehre 
hätte  in  Edinburg  Aufsehen  erregt  und  Beifall  gefunden.  Erst  im  Jahre  1795 
wurde  dieses  Falsum  durch  Weikasd  aufgedeckt  und  durch  die  Polemik ,  welche 
sich  nun  zwischen  Beiden  entwickelte,  wurde  das  deutsche  ärztliche  Publikum  zuerst 
genauer  mit  dem  Brownianismus  bekannt.  Nun  trat  G.  mit  seiner  „Äusßihrltchen 
Darstellung  des  BtowtC sehen  Systems  der  praktischen  Heilkunde  u,  s,  ic/ 
(2  Bde.,  Göttingen  1797,  1798)  auf,    in   welchem    er  eine  dasselbe  vernichtende 


GIBTAHNER.  —  GISSLER.  569 

Kritik  giebt,  die  er  mit  den  Worten  schliesst:  „Nunmehr,  da  ich  meinen 
mftchtigen  Gegner  durch  die  Waffen  der  Vernunft  bekämpft  und  ihn  so  zu  Boden 
geworfen  habe ,  dass  er  nicht  wieder  aufstehen  kann ,  trete  ich  mit  dem  angenehmen 
Gefühle  des  Siegers  vom  Kampfplätze  ab  und  hänge  gleich  den  Gladiatoren  des 
alten  Roms  meine  Waffenrüstung  auf/^  In  seiner  ersten  medicinischen  Arbeit: 
„Abhandlung  über  die  venerischen  Krankheiten^  (3  Bde.,  Göttingen  1783 — 89; 
2.  Aufl.  1793  ;  3.  Aufl.  nur  der  erste  Band  von  Capfbl  mit  Noten.  Göttingen 
1802  herausgegeben)  vertritt  er,  auf  fabelhafte  Gerüchte  gestützt,  die  Ansicht 
von  dem  amerikanischen  Ursprünge  der  Krankheit  und  erlaubt  sich  dabei  die 
unwürdigsten  Ausfälle  gegen  Hbnsler,  wegen  deren  er  sich  in  der  2.  Auflage 
der  Schrift  entschuldigt.  Später  hat  er  „Abhandlungen  über  die  Krankheiten 
der  Kinder**  (Göttingen  1794)  und  zuletzt  „Ausführliche  Darstellung  des 
Darwin' sehen  Systems  der  praläischen  Heilkunde,  nebst  einer  Krittle  des- 
selben^ (2  Bde.,  Göttingen  1799),  demnächst  auch  einige  Artikel  in  der  von 
Blumenbach  herausgegebenen  medicinischen  Bibliothek ,  in  Hüfbland's  Journal 
und  einigen  anderen  medicinischen  und  chemischen  Zeitschriften  veröffentlicht.  — 
G.  hatte  sich  eine,  wenn  auch  nicht  tiefgehende,  doch  viel  umfassende  Bildung 
angeeignet,  auch  zeichnete  er  sich  durch  ungewöhnlichen  Fleiss  aus,  aber  diese 
Eigenschaften  wurden  durch  Eitelkeit ,  welche  ihn  wiederholt  dazu  verführte,  sich 
fremde  Leistungen  anzueignen  und  fremde  Verdienst^  für  sich  auszubeuten,  durch 
Leichtsinn  in  der  Forschung  und  in  der  Aufstellung  mangelhaft  begründeter 
Hypothesen  und  durch  sein  stürmisches ,  rücksichtsloses ,  zumeist  ganz  unberechtigtes 
Auftreten  gegen  seine  wissenschaftlichen  Gegner  verdunkelt.  „Noch  nie,^'  äussert 
sich  ein  Kritiker  ironisirend  über  ihn,  „hat  ein  Mensch,  auch  in  der  längsten 
Lebensperiode,  so  viel  Neues  gesagt,  so  viel  erfunden  und  entdeckt  als  Herr 
Girtannerin  wenigen  Jahren."  —  Denselben  Charakter,  wie  seine  medicinischen, 
tragen  auch  seine  chemischen  Arbeiten,  die  ebenfalls  reich  an  willkürlichen  Be- 
hauptungen und  Hypothesen  sind.  Das  Verdienst  kann  ihm  allerdings  nicht  ab- 
gesprochen werden,  dass  er  nächst  Hbbmbststädt  der  Erste  gewesen  ist,  der  durch 
seine  „Anfavigsgründe  der  antiphlogistischen  Theorie**  (Göttingen  1792;  2.  Aufl. 
Ebenda  1795)  die  deutschen  Gelehrten  mit  dem  Systeme  Lavoisiee's  bekannt 
gemacht  hat. 

Allgemeine  Deutsche  Biographie^  IX,  pag.  190.  A.  Hirsch. 

Giseke,  Paul  Dietrich  G. ,  geboren  1745  in  Hamburg,  studirte  und 
promovirte  in  Göttingen  und  war  Arzt  seiner  Vaterstadt  bis  zu  seinem  Lebensende, 
am  26.  April  1796.  Seine  zahlreich  hinterlassenen  Schriften  betreflen  fast  nur 
Gegenstände  aus  dem  Gebiete  der  Botanik,  welche  sein  Lieblingsstudium  war. 
Ausserdem  gab  er  anonym  heraus:  „Abhandlungen  und  Beobachtungen  aus 
der  Arzneygelahrtheit ,  von  einer  Gesellschaft  von  Aerzten  in  Hamburg** 
(Hamburg  1776). 

Biogr.  m^d.  IV,  pag.  434.  Pgl. 

Gissler,  Nils  G. ,  Lehrer  der  Naturgeschichte  und  Logik  in  Hemösand 
(Schweden),  geboren  den  22.  Februar  1715,  studirte  in  Upsala  Chemie,  Pharmacie 
und  Medicin,  wurde  1744  Doctor  der  Medicin  und  1743  zum  Lehrer  am  oben- 
g^enannten  Gymnasium  ernannt.  Er  starb  den  19.  November  1771.  Bei  dem 
damaligen  Mangel  an  Aerzten  in  den  nördlichen  Theilen  Schwedens,  war  er  ein 
sehr  beschäftigter  und  gesuchter  Arzt.  Er  hat  über  die  landwirthschaftlichen  und 
natnrgeschichtlichen  Verhältnisse  des  nördlichen  Schwedens  zahlreiche  werthvolle 
Mittheilungen  in  den  Verhandlungen  der  schwedischen  Akademie  der  Wissenschaften 
gemacht  und  hat  genaue  meteorologische  Beobachtungen  mehrere  Jahre  lang  angestellt. 
Er  hegte  die  Hoffnuug,  das  Vorkommen  und  Auftreten  gewisser  Krankheiten  in 
Verbindung  mit  meteorologischen  Erscheinungen  finden  zu  können.  Zu  Hemösand 
(62^/j  Grad  n.  Br.)  hatte  er  einen  botanischen  Garten  angelegt.  q  Hielt 


670  GISTREN.  —  GIÜLIO. 

Oistrin,  Jonas  Henric  6.,  zu  Stockholm,  war  am  7.  Jani  1767  ni 
Carlshamn  als  Sohn  des  dortigen  Stadtphysious  Lars  G.  geboren,  stadirte  Ton 
1784  an  in  Lund,  befand  sich  seit  1787  in  verschiedenen  ftrztlichen  SteUnngen 
in  Stockholm,  war  namentlich  von  1793 — 1805  ordentlicher  Adjonct  der  Est- 
bindungsknnst ,  seit  1798  mit  dem  Titel  Professor,  nachdem  er  1794  in  Lund 
Doctor  gewcMrden  war.  Von  seinen  Arbeiten  führen  wir  folgende  an:  „BeräUeUe 
om  en  störra  hohesvulst  j  som  hängde  ur  moderaUdan  et  quarter  utom  kroppen, 
lyckligen  afknuten"  (Kgl.  Vetenskabs  Akad.  Nya  Handl.  1792)  —  „BeräUeUe 
om  den  Jebrü  puerperalia ,  som  dr  1793  och  94  vor  gängse  pä  PuUtka 
Bamsängshuset  i  Stockholm*'  (Läk.  och  Natorf. ,  T.  XI)  —  „Polypi  vJteri^ 
(Sv.  Sällsk.  Handl.  1813)  —  „ÄnmMrkningar  i  anledning  af  en  händdse  af 
hemia  cerebri  hos  ett  nyfödt  barn^  (Ebenda  1814)  —  „Liköppning  pä  ett 
fullgänget  Fltckebam,  14  dagar  gammaW  (Sv.  Läk.  Sällsk.  Arsberätt.  1817)  — 
„Sjukdomshändelse  j  med  pathologisk  ancUomi^  (Ebenda)  n.  s.  w.  Auss^em 
zahlreiche  Recensionen  und  Auszüge.  Er  hatte  bis  10  Jahre  vor  seinem  Tode 
eine  sehr  ausgedehnte  Praxis  in  Stockholm  und  starb  am  21.  Mai   1847. 

Sacklin,  I,  pag.  298;  IV,  pag.  40;  Wistrand,  pafc.  136.  —  Callisen,  VH 
pag.  234;  XXVIII.  pag.  212.  G. 

'^Gitler,  Balthasar  G.,  zu  Leipzig,  aus  Löwenberg  in  Schlesien  gebflrtig, 
wurde  1569  in  Leipzig  Doctor,  war  daselbst  Professor  der  Medicin  nnd  Deeao 
der  medicinischen  Facultät,  1566,  72,  88  auch  Rector  und  starb,  über  80  Jahre 
alt,  1617.  Er  verfasste:  „Aphorismus  HippocrcUis  25.  Sect.  II  resoltdus  in 
theses"'  (Leipzig  1578,  4.)  —  „De  apopleoda"  (1584,  4.)  —  „De  deßnitume  ä 
divisione  morbi^  (1599,  4.)  —  „Explicatio  eorum  quae  in  prooemio  artis  cura- 
tivae  ad  Olauconein  de  quatuor  in  medendo  scopis  traduntur**  (1608,  4.)  u.  8.  w. 
Henschel,  latrologia  Silesiae,  pag.  26.]  G- 

Grittermann,  Johann  Wilhelm  G.,  zu  Emden,  war  geboren  am  3.  Deoem- 
ber  1792  in  Resterhafe  (Ostfriesland),  studirte  in  Groningen  und  Berlin,  wurde  1815 
daselbst  Doctor  und  darauf  Arzt  in  Emden,  erfreute  sich  eines  ausgezeichneten, 
weitverbreiteten  Rufes  als  Praktiker^  schrieb  eine  grosse  Reihe  von  Arbeiten,  die  theOs 
einzeln,  theils  in  medicinischen  Journalen  (v.  Siebold*s  Journal  1816;  Hdfelaxd's 
Journal  1816,  18,  20,  21,  26,  27;  Hakrlbss'  Neue  Jahrbb..  1821—23,  26  n.  s.  w.) 
erschienen,  zum  Theil  in  holländischer  Sprache.  Von  denselben  führen  wir  nur  an: 
„Anleitung  zur  Erkenntniss  des  Croup  u,  s.  w,**  (Emden  1819)  —  „Verhan- 
deling  over  de  gewyzigde  Kinderpokken :  uitgeven  door  de  Hollandsche  Maat- 
schappy  de  Wetenschappen"  (Harlem  1824),  eine  gekrönte  Preisschrift;  fem« 
die  Uebersetzungen  aus  dem  Holländischen  von  E.  J.  Thomassen  a  Tbubssisk 
„Ueber  das  gelbe  Fieber**  (Bremen  und  Emden  1823)  und  „Beschreibung  der 
epidemischen  Krankheiten  zu  Groningen  im  Jahre  1826**  (Bremen  1827).  Er 
starb  am  12.  März  1831. 

Neuer  Nekrolog  der  Deutschen,  Jahrg.  9.  1831,  TW.  1,  pag.  226.  —  Callisen, 
VI,  pag.  236;  XXVIII,  pag.  213.  Küssner. 

&iuli,  Giuseppe  G. ,  zu  Siena,  war  Professor  der  Naturgeschichte  an 
der  dortigen  Universität ,  Arzt  und  Director  der  Bäder  zu  Montecatini ,  Mitglied 
des  Medicinal-Oollegiums  und  der  Akademie  der  Wissenschaften.  Er  schrieb  dne: 
„Storia  naturale  di  tutte  le  acque  minerali  di  Toscana  ed  uso  medico  ddU 
medesime^  (6  voll.,  Florenz  und  Siena  1833 — 35). 

Callisen,  XXVUI,  pag.  213.  G. 

Oinlio,  Carlo  Stefano  Giovanni  Niccolao  G.,  zu  Turin,  waria 
San  Giorgio  am  6.  December  1757  geboren,  wurde  1784  in  Turin  Doctor,  1789 
Prof.  e.  0.,  1791  Prof.  ord.  der  Anatomie,  1794  Mitglied  der  dortigen  Akademie 
der  Wissenschaften.  Er  beschäftigte  sich  mit  gleichem  Erfolge  mit  Physik,  Medim 
und  Literatur.    Besonders  zu  erwähnen    sind    seine   zusammen   mit  Franc.  Rossi 


GIULIO.  —  GJOKGJEVITJ.  571 

mit  Hilfe  des  Oalvanismus  unternommenen  Experimente,  um  Volta's  Ansicht, 
dass  die  dem  Willen  entzogenen  Organe,  wie  das  Herz,  die  Gefässe,  der  Magen, 
die  Därme,  die  Blase  n.  s.  w.  insensibel  seien,  zu  widerlegen.  Er  und  Rossi  waren 
auch  die  Ersten,  welche  die  Elektricit&t  und  den  Galvanismus  zu  therapeutischen 
Zwecken  verwendeten.  Von  seinen  Arbeiten  führen  wir  an:  „Estratto  di  alcune 
esperieme  le  quält  dimostrano  essere  i  movimenti  del  cuore  di  sangtie  caldo 
e  di  sangue  freddo,  eccttabili,  etc.^  (Comentarj  bibliograf.  1792);  mit  Rossi: 
„JDe  excitabüttate  contractiormm  in  partibtta  muscularibtis  involuntariis  ope 
animalis  dectricitatis^  (Möm.  de  TAcad.  roy.  des  sc.  de  Turin,  1801);  mit  Rossi: 
„Extrait  des  expiriences  sur  les  effets  de  quelques  rem^dea  disaous  par  la 
salive  ou  le  suc  gastrique  administrSs  extirieuTement^  (Turin  1798);  mit  Vasalli- 
EAin>i  und  Rossi:  „Bapport .  .  .  sur  les  expSriences  gcdvaniques  faites  .  .  . 
sur  la  tite  et  le  tronc  de  trois  hommes  peu  de  temps  aprhs  leur  dScapitation*^ 
(1802)  —  „Histoire  d'un  titanos  avec  symptomes  d' Hydrophobie  produü  par 
ie  poison  des  cantharides,  etc."  (M^m.  de  TAcad.  des  sc.  de  Turin  1804);  mit 
Rossi:  „Description  d*un  monstre,  avec  des  recher ches  physiologiques  sur  les 
monstres  concernarä  particulih'ement  la  question:  s'ü  faut  rapporter  tous  les 
monstres  ä  des  causes  acddentelles"  (Ebenda)  —  „PrScis  de  quelques  expS- 
riences  sur  les  efftts  meurtriers  du  phofphore**  (Biblioth.  ital.  1803);  mitRossi: 
„Pr^cis  de  quelques  exp4riences  faites  .  . .  dans  le  but  de  d^couvrir  si  le  fluide 
galvanique  se  charge  et  entraine  avec  lui  des  miasmes  putrides"  (Ebenda). 
Als  die  französischen  republikanischen  Heere  sich  seines  Landes  bemächtigten, 
schloss  er  sich  mit  Enthusiasmus  der  freiheitliehen  Bewegung  an,  musste  aber 
dann  vor  Suwarow's  Heer  nach  Nizza  flüchten,  wo  er  sich  bei  der  Behandlung 
der  jene  Gegend  heimsuchenden  Epidemien  auszeichnete.  Er  schrieb  darüber: 
„Hisf,  de  la  fihvre  contagieuse  qui  ddsola  la  commune  et  les  environa  de  Nice 
depuis  Van  VII  jv^qu*h  Van  VIII"  (Bibl.  ital.).  Bei  seiner  Rückkehr  nach 
Piemont  wurde  er  Mitglied  der  Regierungs-Commission  und  bei  Gründung  einer 
medicinischen  Specialschule  in  Turin  zum  Professor  der  Physiologie  ernannt. 
Napoleon  machte  ihn  1804  zum  Präfecten  des  Sesia-Departements  und  1809 
zum  Baron  des  Kaiserreiches.     Er  starb  zu  Mailand  1815. 

Biografia  med.  Piemontese.   II,  pag.  572.  G. 

Givre,  Pierre  le  G.,  geboren  1618  in  Ch&teau-Thierry,  studirte  Medidn 
in  Paris  und  prakticirte  zuletzt  in  Provins  bis  zu  seinem  Tode  (1684).  Er  schrieb 
über  die  eisenhaltigen  Quellen  von  Provins  (1654,  1659). 

Biogr.  med.  IV,  pag.  435.  Pgl. 

*Gjoer,  Herman  Frederik  Amberg  G. ,  zu  Ohristiania,  ist  in  Sta- 
▼anger  am  2.  November  1828  geboren,  studirte  von  1846  an  in  Ohristiania,  hatte 
später  daselbst  verschiedene  Hospitalsanstellungen  und  ist  seit  1861  Oberarzt  am 
dortigen  städtischen  Krankenhause.  Von  seinen  Arbeiten  sind  anzuführen  im  Norsk 
Magazin  for  Laegevid.  (2.  R.,  Bd.  XI,  XIH,  XV,  XVII,  XX;  3.  R.,  II),  ausser  Aus- 
zflgen  und  Recensionen:  j^Om  Callusdannelsen"  (eine  gekrönte  Preisschrift)  — 
„Syphilisation"  —  „Bidrag  til  Kundskah  om  de  Sygdomme  i  Nervesystemet, 
der  hunne  opstaa  som  Fodge  af  Syphilis"  —  „Beretning  om  en  med  Stipen- 
dium foretagen  videnskabelig  Beise^  —  „Aarsberetninger  for  Bigshospitalets 
medicinske  Afdelivg  for  1859-61"  —  „Meddelelser  fra  Ohristiania  Sygehus 
om  den  chroniske  Lungetuberculose^  —  „Beretning  fra  Hovedafdelingen  af 
Ohristiania  Kommunesygehus  for  de  sidste  5  Aar".  Im  Nord  med.  Arkiv  finden 
sieh  Auszüge  mehrerer  von  ihm  in  der  Norwegischen  medicinischen  Gesellschaft 
gehaltenen  Vorträge. 

Kiaer,  pag.  139,  488.  G. 

*  Gjorgjevlt]  ,  V 1  a  d  a  n  G. ,  Ober-Bürgermeister  der  königl.  serbischen 
Haupt-   und  Residenzstadt  Belgrad,    Sanitätsobrist   in    der   Reserve,    geboren   am 


572  GJORGJEVITJ.  ~  GLADBACH 

21.  November  1844  in  Belgrad,  gtadirte  daselbst  und  in  Wien,  wo  er  Assistenzarzt 
an  der  Klinik  des  Professor  Billboth  durch  2  Jahre  war,  wurde '1869  Doetor 
und  wirkt  seit  Juli  1871  in  Belgrad,  zuerst  als  Operateur  und  Militftrant,  im 
ersten  serbisch-tttrkischen  Kriege  (1876)  als  Chefarzt  der  Timok-Morava-Armee, 
im  zweiten  Kriege  (1877 — 1878)  als  Chefarzt  der  ganzen  Armee,  dann  als  Seetioofl- 
ehef  im  Ministerium  des  Innern  fttr  das  Sanitätswesen  (1879 — 1884).  Ausser 
200  Bogen  verschiedener  belletristtscher  und  publiciBtischer  Arbeiten  schrieb  er: 
„Lymphorrhoe  und  Lymphangiome^  (v.  Langbnbbck's  Archiv,  Bd.  XI)  —  „Ge- 
schickte des  serbischen  MiUtär-Sanitätswesens"  (2  Bde.,  8.,  Beri>iech)  —  „DU 
Entwicklung  der  öffentlichen  Gesundheitpßege  in  Serbien  seit  dem  12,  Jahr- 
hundert''  (Berlin  1883,  deutsch)  —  „Militärhygiene**  (serbisch)  —  „Die  Voth- 
medicin  der  Serben**  (serbisch)  —  „Militärärztliche  Briefe**  (serbisch)  —  „Hand- 
buch für  militärische  Krankenwärter  und  Blessirtenträger**  —  »  J5£ß  ersten  Jahre 
der  Prioatpraxis"  —  „Eine  serbische  üebersetzung  von  Billroth's  chirurgischer 
Pathologie  und  Therapie**  —  „Eine  serbische  Üebersetzung  von  Lands  bergers 
kriegschirurgischer  Technik**  —  „Das  rothe  Kreuz  auf  dem  weissen  Felde**  — 
(in  Folge  dieser  Arbeit  ist  das  serbische  Rothe  Kreuz  gegründet)  —  „Instruction 
für  den  Felddienst  des  serbischen  Militär- Sanitätswesens**  —  „Eine  serbische 
Bearbeitung  von  WheweV s  Geschichte  der  inductiven  Wissenschaften**  etc. 
Er  war  8  Jahre  lang  Leibarzt  des  Königs  Milan  von  Serbien  und  war  Redacteor 
des  „Serbischen  Archivs  für  die  gesammte  Heilkunde**  der  königl.  serbischen 
Gesellschaft  der  Aerzte,  welche  auf  seine  Initiative  gegründet  wurde.  r^^ 

Glacan,  Neil  0*  G.,  bekannt  unter  dem  Namen  Nellanüs  Glacancs 
geboren  in  der  Grafschaft  Donegall  in  Irland,  war  der  erste  Professor  an  der 
Universität  zu  Toulouse  zur  Zeit  der  heftigen  Pestepidemie,  die  dort  im  Anfang 
des  17.  Jahrhunderts  herrschte  imd  während  welcher  G.  sich  als  muthiger  und 
geschickter  Arzt  bewährte.  Später  war  er  Professor  in  Bologna,  wo  er  um  die 
Mitte  des  17.  Jahrhunderts  starb.  In  seinem  „Iractatus  de  2>^te  etc,**  (Toulonse 
1629)  berichtet  er  aus  eigener  Beobachtung  unter  Anderem  über  die  Epidemie  in 
Spanien  (Valencia  und  Salamanca).  Auch  schrieb  er  noch:  „Gursus  medicus,  libris 
tredecim  propositus**  (Bologna  1655,  4.). 

Biogr.  iii6d.  IV,  pag.  435.  —  Dict.  bist.  II,  pag.  56\  Pgl. 

Gladbach ,  ärztliche  Familie  von  sechs  Mitgliedern:  1)  Johann  Bern- 
hard G.,  geboren  zu  Trarbach,  Arzt  in  Frankfurt  a.  M.  1697,  gestorben  1728. 
2)  Dessen  Bruder  Johann  Adolf  G. ,  ebenfalls  aus  Trarbach,  Arzt  in  Frank- 
furt a.'M.  1720,  gestorben  1793.  3)  Cornelius  G.,  Sohn  des  Johann  Bern- 
hard, geboren  1706  in  Frankfurt,  Arzt  daselbst  1731,  Physicus  primarius  1755, 
gestorben  1781.  4)  Johann  Adolf  der  Jüngere,  Bruder  des  Vorigen,  geboren 
1716  in  Frankfurt,  Arzt  daselbst  1738,  Landphysicus  1745,  gestorben  1796. 
5)  Georg  Jacob,  Sohn  des  Cornelius,  geboren  1735,  Arzt  in  Frankfurt 
1759,  gestorben  1796  und  6)  Geqrg  Christoph  Wilhelm  G. ,  Sohn  des 
Georg  Jacob  G.,  geboren  1766,  Arzt  in  Frankfurt  1791,  gestorben  1802. 

Von  diesen  sind  als  Schriftsteller  aufgetreten:  1.  Johann  Bernhard  6., 
Sohn  eines  Kreuzuacher  Arztes  und  1692  zu  Leyden  promovirt;  er  verfasste  dne 
Schrift  über  das  Bad  Soden,  welche  1701  zu  Frankfurt  erschien  und  1725  neu  auf- 
gelegt wurde:  „Neice  Untersuchung  des  ....  Soder  warmen  Gesundbrunnens^  wie 
derselbe  in  vielen  Kranckheyten  heylsam  befanden  worden  etc.**  —  2.  Johann 
Adolf  der  Aeltere,  promovirt  1704,  schrieb  1735:  „De  mumiis  in  praxi  medica 
non  facile  adhibendis**  (Helmstädt).  —  3.  Georg  Jacob  G.,  promovirt  zu  Jena. 
1759,  gräflich  Schönburg*scher  Hofrath  und  Leibarzt,  Verfasser  von  „Disquisüw  de 
medicamentorum  absorbentium  in  febribus  continuis  acutis  praestantia**  (1759) 
und  „Tractatus  de  morbis  a  vestitu  contra  frigus  insuffxciente**  (1761);  er  war 
ausserdem  entomologischer  Schriftsteller  {\111^  1778)  und  Händler. 

Stricker,  Geschichte  der  Heilkunde  in  Frankfurt,  271,  272.       w    o^.-.v... 

w.öincKer. 


GLAEBENSTEDT.  —  GLASER.  573 

/  Olaedenstedt,  HelmoldG.  (Gledenstaedt,  Glodenstede,  Helmoldus'^ 
DE  ZoLDWSDBL,  Helmoldüs  DE  Gledenstedb  DB  Saltwedel),  ZU  Leipzig ,  war 
ans  8al2wedel  gebfirtig,  war  zuerst  Lehrer  der  Philosophie  in  Prag,  wo  er  1386 
Magister  derselben,  1394  Decan  der  philosophischen  Facnltät,  1399  Rector  der 
Universität  wurde.  Er  gehörte  einer  in  Angelegenheiten  der  Universität  1408 
naeh  Rom  geschickten  Gesandtschaft  an  und  machte  1409  den  Anszng  der 
2000  deutsehen  Studenten  aus  Prag  mit,  der  zur  Gründung  der  Universität  Leipzig 
fahrte^  .deren  zweiter  Rector  (1410)  und  Vice-Kanzler  er  wurde.  Um  diese  Zeit 
wurde  er  auch  Dr.  med.,  war  1416  zum  zweiten  Male  Rector  und  unter  seinem 
Decaiiate  (1431)  fanden  die  ersten  30  medicinischen  Doctor-Promotionen  statt.  Er 
commentirte  den  Avicenna,  schrieb  Regimen  sanitatis,  Practica  medicinalis  u.  A., 
wovon  aber,  wie  es  scheint,  nichts  im  Druck  erschienen  ist.  Er  starb  1441. 
Andreae,  I,  pag.  77.  G. 

Glandorp,  Matthias  Ludwig  G.,  geboren  1595  in  Cöln,  studirte  in 
Padna  nnter  Pabricius  ab  Acquapendente  und  Spigel.  Nach  seiner  Promotion 
1618  liess  er  sich  in  Bremen  nieder,  wo  er  als  Physicus  und  Stadtarzt,  wie  als 
Arzt  des  Erzbischofs  1640  starb.  G.  war  ein  ganz  tüchtiger  Chirurg  und  hat  in 
seinem  Hauptwerke:  „Speculum  chirurgicum  etc  "  (Bremen  1619)  eine  höchst 
interessante  chirurgische  Casuistik  veröffentlicht,  die  auch  heute  noch  lesenswerth 
ist.  Ferner  veröffentlichte  er  ein  gutes  Werk:  „TractcUvs  de  polypo  narium" 
(Bremen  1628,  4.)  und  „Methodus  medendae  paronychiae"  (Bremen  1623)  u.  A. 
Eine  Ausgabe  seiner  „Opera  omnia"  ist  zu  London  1729  (4.)  erschienen. 

Biogr.  med.  IV,  pag.  436.  —  Dict.  Tiist.  II,  pag.  562.  —  Bremische  Aerzte.  pag.  80. 

Pgl. 

Paul  G.,  Sohn  des  Vorigen,  geboren  in  Bremen  am  17.  December  1626, 
ging  1647  nach  Leyden,  promovirte  daselbst  1652,  wurde  1655  ordentlicher 
Professor  der  Medicin  in  Rinteln,  vertauschte  aber  diese  Stellung  1665  mit  der 
luerativeren  eines  Stadtarztes  in  Bremen,  wo  er  am  5.  November  1696  starb. 
Medicinische  Schriften,    ausser    seiner  Dissertation,    sind   von   ihm  nicht  bekannt. 

Biogr.  m6d.  IV,  pag.  4B7.  Pgl. 

Glas,  Olof  G.,  zu  Upsala,  war  am  14.  November  1813  zu  Ume4  geboren, 
studirte  von  1831  an  in  üpsala,  schrieb:  „Om  periodisk  Nevralgi  i  hjertaf* 
(Upsala  1837),  wurde  1838  Doctor  und  1839  Adjunct  der  theoretischen  und 
praktischen  Medicin  in  Upsala,  1848  Prof.  e.  o.  Von  1850  an  versah  er  den 
erledigten  Lehrstuhl  der  Chirurgie  und  Geburtshilfe  und  wurde  1856  zum  Pro- 
fessor der  theoretischen  und  praktischen  Medicin,  1867  zum  Oberarzt  des  neuen 
Krankenhauses  ernannt,  nachdem  er  von  1854  bis  dahin  Präfect  des  alten  akade- 
mischen Krankenhauses  gewesen  war.  Von  seinen  Arbeiten  sind  anzuführen:  „De 
tuberctdosi  pulmonum^  (Stockholm  1839),  femer  eine  Schrift  über  Reform  des 
medicinischen  Unterrichtes  (1863),  Aufsätze  in  der  Upsala  Läkare-fSren.  förhaudl. 
1865-71.    Er  starb  am  5.  März  1880.      • 

Wi Strand,  pag.  137;  Neue  Folge,  I.  pag.  265.  G. 

Olaser,  Johann  Heinrich  G.,  geboren  in  Basel  am  6.  October  1629, 
studirte  in  Genf,  Heidelberg  und  Paris,  wurde  in  seiner  Vaterstadt  nach  der  Pro- 
motion 1661  Arzt  und  von  1667  ab  Professor  der  Anatomie  und  Botanik.  Er 
starb  am  5.  Februar  1675.  G.  hat  mehrere  Dissertationen,  unter  Anderem  auch 
einen  Fall  von  Ohrenblntung  als  vicariirende  Menstruation   veröffentlicht. 

Athenae  Rauricae.  pag.  235.  —  Biogr.  m6d.  IV,  pag.  440.  Pgl. 

Olaser,  Johann  Friedrich  G. ,  geboren  am  3.  September  1707  in 
Wasungen  (in  der  Grafschaft  Henneberg  in  Franken),  studirte  von  1725  ab 
Medicin  in  Erfurt,  Altdorf,  Wittenberg  und  promovirte  1736  in  Harderwyk  in 
Holland.    Nach  kurzer  Praxis   in  seiner  Vaterstadt   liess   er    sich  in  Suhl   nieder 


574  GLASEE.  —  GLAÜKIAS. 

wo  er  1781  vom  Herzog  von  Sachsen-Gotha  zam  Bergrath  emannt  wurde  und 
am  7.  December  1783  starb.  Von  den  zahlreichen,  von  G.  hinterlassenen  Schriften 
sind  die  meisten  popnlär  gesehrieben  nnd  beschäftigen  sich  mit  G^enstftnden  der 
Sanitätspolizei,  unter  Anderem  auch  Abhandinngen  über  den  besten  Schutz  gegen 
grosse  Feuersbrünste,  über  Feuerlöschanstalten,  femer  über  Manl-  nnd  Klanoueuehe 
beim  Rinde  etc.;  die  eigentlich  medicinischen  Artikel  G.'s  sind  zerstreat  in  V0^ 
schiedenen  Zeitschriften  veröffentlicht,  in  den  Acten  der  Akademie  von  Mainz,  in 
den  Ephemeriden  der  Akademie  der  Naturforscher,  im  Hamburger  Magazin  n.  s.  w. 
Weiz,  pag.  76.  —  Biogr.  in6d.  IV,  pag.  438.  Pgl. 

Glass »  Thomas  G. ,  Arzt  in  Exeter,  lebte  um  die  Mitte  des  vorigen 
Jahrhunderts,  hat  mehrere  gelehrte  Schriften,  wie:  „Commentarn  dttadedm  de 
febribtts  ad  Htppocratts  disciplinam  accommodati*'  (Amsterdam  1743 ;  editio 
nova  curante  E.  G.  Baldinger,  Jena  1771)  —  „An  account  of  the  anctetU 
baths,  and  iheir  use  in  phystc^  (London  1752),  sowie  eine  Reihe  von  guten 
Beobachtungen  veröffentlicht  in  „A  leiter  to  Dr.  Baker  on  the  means  of  pro- 
curmq  a  diatinct  and  favourable  kind  of  small-pox ;  and  on  the  ujte  of  cold 
air  and  cold  water  in  putrid  fevers**  (London  1767)  —  „Second  letter  etc^ 
(Ebenda  1768)  —  „Account  of  the  influenza,  as  ü  appeared  at  Exeter  tu 
1776^  (Med.  Observ.  and  Inquir.  Vol.  VI). 

Dict.  liist.  II,  pag,  564.  Pgl- 

Glatter,  Eduard  G. ,  in  Wien,  Vorstand  des  statistischen  Commonal- 
Bureaus  und  Docent  an  der  Universität,  fungirte  früher  längere  Zeit  als  Kreis- 
physicus  in  Galizien  und  wurde  von  da  als  Landes-Medicinalrath  nach  Ungarn 
perufen.  Anfangs  der  Sechsziger-Jahre  siedelte  er  nach  Wien  über  und  übernahm 
die  Leitung  des  neu  creirten  statistischen  Bureaus  der  Residenzstadt,  habilitirte  sieh 
später  auch  als  Privatdoeent  und  wandte  sich  der  Praxis  auf  dem  Felde  der  Heil- 
gymnastik zu,  die  er  mit  vieler  Energie  betrieb.  Er  war  ein  äusserst  begabter, 
vielseitig  gebildeter  und  wissenschaftlich  eifriger  Mann,  auf  dem  Gebiete  der 
medicinischen  Statistik  (ja  der  Statistik  überhaupt)  aber  eine  anerkannte  CapacitM 
und  unermüdlich  thätig.  Er  starb  am  30.  Mai  1876  nach  längerem  schmerzhaften 
Leiden  im  63.  Lebensjahre. 

Prager  medic.  Wochenschr.  1867,  pag.  465.  6. 

Glauber,  Johann  Rudolf  G. ,  deutscher  Arzt  und  Chemiker,  geboren 
1603  zu  Karlsstadt  in  Franken,  lebte  in  Salzburg,  Wien,  Frankfurt  a.  M.,  Cohi 
und  etwa  seit  1648  in  Holland,  wo  er  1668  in  Amsterdam  starb.  G.  gehört  zu 
denjenigen  Alchemisten,  welche  sich  allmälig  von  dem  Bunde  mit  der  Goidmache^ 
kunst  emancipirten  und  anfingen,  sich  um  eine  bessere  Einsicht  in  die  Bedingungat 
der  bei  den  chemischen  Processen  beobachteten  Vorgänge  zu  bekümmern.  Man 
verdankt  G.  die  Abkürzung  mehrerer  chemischer  Arbeiten  und  die  Entdeckung 
des  schwefelsam'en  Natrons,  das  unter  dem  Namen  Sal  mirabile  Glauberi  s.  poly- 
chrestum  bekannt  ist.  Uebrigens  hat  «sich  G.  durch  eine  bessere  Einrichtung  der 
Oefen  verdient  gemacht.  Eine  Gesammtausgabe  seiner  Werke  erschien  als  „Opera 
omnia^  (Amsterdam  1661,  7  voll. ;  1651-56,  4  voll.;  engl.  Uebers.  von  Packe, 
London  1689,  fol.),  ein  Auszug  daraus  als  „Qlauberus  concentratus  oder  Kern  der 
Glaubertschen  Schriften  u,  /?.  w.^  (Leipzig  und  Breslau  1715,  4.).  Die  Zeit- 
genossen haben  G.  wegen  der  grossen  Zahl  der  von  ihm  veröffentlichten  Abhand- 
lungen mit  einem  gewissen  Recht  einen  zweiten  ParacelsüS  genannt. 

Biogr.  m6d.  IV,  pag.  440—446.  Pgl. 

&lauklas  aus  Tarent ,  bekannt  als  einer  der  bedeutendsten  Vertreter  der 
von  Philinus  begründeten  empirischen  Schule,  lebte  in  der  Mitte  des  3.  Jahr- 
hunderts V.  Chr. ;  Weiteres  über  seine  Lebensverhältnisse  ist  nicht  bekannt.  Seine 
von  Galenos  mehrfach  citirten  Commentare  zu  den  Schriften  des  Hippokbatks, 
besonders  zu  dem  sechsten  Buche  der  Seuchengeschichten,  sind  verloren  gegangen. 


I 


GLAUKIAS.  —  GLEDITSCH.  575 

VieUeicht  ist  er  der  Yerfasaer  eines  unter  dem  Namen  Olaukias  erschienenen 
Werkes  Aber  die  medicinischen  Krflfte  der  Arzneimittel,  das  "von  Plinius  vielfach 
benutzt  worden  ist.  ^   Hirsch. 

Glawnig,  Ernst  Gottiieb  G. ,  zu  Brieg  in  Schlesien,  war  1749 
geboren,  seit  1777  Arzt  am  dortigen  Zucht-  und  Arbeitshause,  errichtete  1784 
eine  Irrenanstalt  und  schrieb  hierüber,  sowie  Verwandtes:  „Nachricht  von  dem 
neu  erbauten  Irrenhause  zw  Brieg*^  i^^^f  Magaz.  für  gerichtl.  Arzneik.  1785)  — 
„Mord  aus  eingewurzeltem  WaJinsinne^  (Ebenda  1786)  —  „  lieber  den  Oemüths- 
zustand  eines  Soldaten,  der  aus  religiöser  Schwärmerei  wahnsinnig  und  endlich 
Kindermörder  u)ard^  (I^yl,  Aufsätze  und  Beobb.  der  gerichtl.  Arzneiwissensch. 
1793)  —  ^Der  Arzt  ist  nicht  fähig,  alle  Krankheiten  zu  heilen;  durch 
einige  Beispiele  erwiesen^  (Brieg  1789,  4.)  u.  s.  w.  Er  hielt  unentgeltliche  Vor- 
träge über  Chirurgie,  Physiologie  und  Diätetik,  stiftete  auch  1789  ein  Institut  fttr 
erkrankte  Handwerksgesellen  und  1793  eine  Mädchenschule.  Seit  1787  war  er 
Hofrath,  seit  1791  Magistratsrath ,  auch  Kreis-  und  Stadtphysicus.  Er  starb  am 
19.  August  1808. 

Callisen,  VII.  pag.  244;  XXVm,  pag.  215.  G. 

*Glebow,  Iwan  G.,  geboren  am  24.  Juni  1806  im  Dorf  Glebow  (Gouver- 
nement Bjäsan)  als  Sohn  eines  Geistlichen,  wurde  in  einem  geistlichen  Seminar 
erzogen.  Auf  eine  Forderung  des  Ministers  der  inneren  Angelegenheiten,  eine  Anzahl 
Seminaristen  in  die  Moskauer  medico-chirurgische  Akademie  zu  senden,  musste 
G.  sich  1826  dem  Studium  der  Medicin  widmen.  Während  des  Studiums  von 
1826  bis  1830  zeichnete  er  sich  durch  Eifer,  Fleiss  und  gute  Anlagen  aus, 
wurde  als  Arzt  erster  Abtheilung  aus  der  Akademie  entlassen  und  ging  als 
Kreisarzt  nach  Simbirsk.  1832  wurde  er  Adjunct-Professor  für  Anatomie  und 
Physiologie,  1833  för  allgemeine  Therapie  und  Klinik  an  der  medico-chirur- 
gischen  Akademie.  1834  erwarb  er  sich  nach  Vertheidigung  seiner  Diss.  y^De 
jHUhematibiLs"  den  Grad  eines  Dr.  med.  und  erhielt  1836  die  Stelle  eines 
Adjuncten  für  Zootomie  und  Zoophysiologie.  1837  begab  er  sich  auf  eine  Zeit 
lang  in's  Ausland,  studirte  in  Halle,  Berlin  und  an  anderen  Orten  und  kehrte 
erst  1840  nach  Moskau  zurück.  1841  zum  ordentlichen  Professor  der  Physiologie 
und  allgemeinen  Pathologie  ernannt,  wurde  er  nach  Aufhebung  der  medico- 
chirurgischen  Akademie  zum  Professor  der  Physiologie  und  vergleichenden  Anatomie 
(in  der  physico-mathematischen  Facultät)  an  der  Universität  ernannt  und  legte 
als  solcher  den  Grund  zum  vergleichend  -  anatomischen  Museum  der  Universität; 
schliesslich,  1849,  wurde  er  zum  Professor  der  Physiologie  an  der  medicinischen 
Facultät  erwählt,  und  musste  so  verschiedene  Fächer  in  rasch  wechselnder  Folge 
dociren,  dass  ihm  zu  speciellen  Facharbeiten  wenig  freie  Zeit  blieb.  Er  hat  die 
Physiologie  Magendie*s  in's  Russische  tibersetzt  und  später  Budgets  Physiologie 
des  gesunden  Menschen  gleichfalls  tibertragen.  Femer  hat  er  verfasst:  „Recher ches 
microscopiques  sur  les'  parties  molles  de  mammouth  (Eleph,  prim,  Bl.)" 
(Moscou  1846,  av.  4  pl.)  u.  A.  m. 

Blogr.  Lexikon  der  Professoren  der  Moskauer  Univ.  I,  209 — 225.       l    Stieda. 

Gleditsch,  Johann  Gottlieb  G. ,  Arzt  und  bedeutender  Botaniker, 
geboren  am  5.  Februar  1714  in  Leipzig,  studirte  daselbst  unter  Ettmüller  und 
Waltheb  Medicin  und  dabei  fleissig  Botanik  unter  Hebenstreit,  den  er  von 
1731  ab  in  der  Direction  des  botanischen  Gartens  vertrat.  Nach  Beendigung  seiner 
medicinischen  Studien  in  Berlin  promovirte  er  in  Frankfurt  a.  0.  und  prakticirte 
in  Lebus  und  später  in  Berlin.  Mit  der  lieber  wachung  des  botanischen  Gartens 
betraut ,  hielt  er  auf  besonderen  Wunsch  Friedrichs  d.  Gr.  die  ersten  öffent- 
lichen Vorlesungen  über  Forstwissenschaft.  Er  war  Mitglied  der  Akademie  der 
Wissenschaften  zu  Berlin,  in  deren  Verhandlungen  ein  grosser  Theil  seiner  sich 
auf  dem  Gebiete   der  Botanik  und  Forstwissenschaften    bewegenden  Schriften  und 


576  GLEDITSCH.  —  GLEIZE. 

Aufsätze  zuerst  veröffentlicht  ist.  Mit  Lixn£  war  er  eng  befreundet.  Er  starb  am 
5.  October  1786.  Von  mediciniscben  Schriften  sind  zu  nennen:  „Anweisung  zum 
Beceptschreiben"  (Berlin  1767;  1761)  —  „Anleitung  zu  einer  vemunßmämgen 
Erkenntniits  der  rohen  Arzneymittel^  (Ebenda  1767)  —  „Einleitung  in  die 
Wissenschaft  der  rohen  und  einfachen  Arzneimittel  u,  s,  w.^  (Ebenda  1778  bis 
1781)  —  „Botanica  medica  oder  Lehre  von  den  vorzüglich  wirksamen  ein- 
heimischen Arzneygewächsen"  (Ebenda  1788-1789,  2  Bde.).  Ausserdem  zahl- 
reiche ökonomische  und  botanische  Abhandlungen  und  Schriften.  Eine  Biographie 
von  G.  schrieben  Willdenow  und  üstem  (Zürich  1790). 

Boerner,  III,  pag.  586,  649.  —  Baidinger,  pag.  54.  —  Biogr.  m^d.  IT, 
pag.  446-450.  p^, 

ffleichen-Russwnrm ,  Friedrich  Wilhelm  von  G.-R. ,  geboren  in 
Bayreuth  am  14.  Januar  1717,  erhielt  eine  specifisch  militärische  Elrziehung  und 
machte  1741  als  markgräflich-bayreuthischer  M^^or  den  ersten  schlesischen  Krieg 
unter  Friedrich  d.  Gr.  mit.  Nachdem  er  1748  von  seiner  Grossmntter  mlitter- 
licherseits  unter  der  Bedingung,  ihren  Familiennamen  Russwurm  zu  adoptiren, 
ein  bedeutendes  Vermögen  geerbt,  nahm  er  1756  seine  Entlassung  und  beschäftigte 
sich  bis  zu  seinem  Tode  am  16.  Juni  1783  ausschliesslich  mit  den  Naturwissen- 
schaften, und  zwar  speciell  mit  mikroskopischen  Untersuchungen.  Er  veröffentlichte: 
„Das  Neueste  aus  dem  Reiche  der  Pflanzen  oder  mikroskopische  Vorstellungen 
und  Beobachtungen  der  geheimen  Zeugungstheile  der  Pflanzen  in  ihren 
Blüthen  etc,""  (2  Bde.,  Nürnberg  1762,  63  fol.;  1790;  französ.  Hebers.  Ebenda 
1770)  —  „Geschichte  der  gemeinen  Stubenfliege*^  (Ebenda  1764;  1790,  4.; 
französ.  üebers.  1766 ;  1790)  —  „  Versuch  einer  Geschichte  der  Blattläuse  u.  s.  ir/ 
(Ebenda  1770;  1787,  4.)  —  „Abhandlung  über  die  Saamen-  und  Inßisions- 
thierchen  u,  s.  w,^  (Ebenda  1778,  4.)  —  „Abhandlung  vom  Sonnenmikro- 
skopu.  s.  w."  (Ebenda  1781,  4.);  femer  eine  grosse  Zahl  von  Aufsätzen  in  den 
„Fränkischen  Sammlungen^' ,  „Neuesten  Mannigfaltigkeiten^ ,  „Beschäftigungen 
natnrforschender  Freunde^.  Endlich  hat  er  in  einem  Aufsatz  im  Archiv  der 
Natur  und  Physik  (Dessau  1782)  ^Von  Entstehung,  Bildung,  Umbildung  und 
Bestimmung  des  Erdkörpers**  eine  neue  kosmologische  Hypothese  aufgestellt. 

Biogr.  med.  IV,  pag.  450  PgL 

Oleitsmann,  Joseph  G.,  zu  Bamberg,  war  am  15.  Juli  1810  zu  Burg- 
grub (Bezirksamt  Ebermannstadt)  in  Bayern  geboren,  studirte  in  Würzburg  von 
1830-33,  wurde  daselbst  mit  der  Inaug.-Abhandl. :  „Einige  Untersuchungen 
über  den  sogenannten  Abdominaltt/phus**  (Würzburg  1834)  Doctor,  praktieirte 
darauf  in  Bamberg,  machte  1836  mit  einem  Staats-Stipendium  eine  wissenschaft- 
liche Reise  nach  Oesterreich  und  Sachsen,  wurde  in  demselben  Jahre  zum  Prosector 
an  der  neu  errichteten  Baderschule  in  Bamberg,  und  nach  Aufhebung  derselbeo 
1843  zum  G^richtsarzt  in  Monheim  ernannt.  1857  wurde  er  zum  dirigirenden 
Arzt  des  Allgemeinen  Krankenhauses  in  Bamberg  berufen  und  verblieb  in  dieser 
Stellung  bis  zu  seiner  im  Jahre  1881  wegen  Krankheit  und  Alter  gewünschten 
Quiescimng.  Er  verfasste  mehrere  gerichtlich-medicinische  Aufsätze  in  Zeitschriften 
und  war  langjähriger  Referent  in  Canstatt's  und  Eisenmann's  Jahresberichten, 
und  zwar  über  Orthopädie.    Er  starb  am  20.  Juni  1882. 

Jaeck,  Zweites  Pantheon.  Bamberg,  pag.  45,  151.  G. 

Oleize,  lebte  im  18.  Jahrhundert,  war  Magister  der  Chirurgie,  Augenarzt  am 
College  royal  de  Chirurgie  in  Orleans,  sowie  beim  Herzog  von  Orleans  und  Grafen 
von  Artois.  Er  gab  heraus:  „Nouvelles  observations  sur  les  pratiques  maladies  de 
Voeil  et  leur  traitement**  (Paris  1786;  Orleans  1811)  —  „MSm.  sur  Fophthal- 
mostate  de  M.  Demours  etc,**  (Joum.  de  m6d. ,  chir.  et  pharm.  1788)  — 
„MSm,    sur  les  avantages   du  seton  h  la  nuque  dans  les  ophüialmies  humides 


GLEIZE.  —  GLOVEB,  577 

ou  inv^iries^  (Ebenda  1789)  —  „Des  staphylomes  etc,^  (Ebenda)  —  „Riglement 
de  vie,  ou  comment  datvent  se  gouvemer  ceux  qui  sont  affligSa  de  jaiblesse 
de  vue  etc."  (Orl6an8  1787). 

Dict.  hist.  II,  pag.  564.  Pgl. 

dlisson,  Francis  G.    (1697 — 1677),    Professor  in  Cambridge,    später 
Arzt   in  London,    gehört   durch    seine  anatomischen   und  physiologischen  sowohl, 
wie  durch  seine  praktischen  Leistungen   zu   den  wichtigsten  Vertretern    der  Heil- 
kunde in  der  ersten  Hälfte   des  17.  Jahrhunderts.     Durch  die  grosse  Entdeckung 
Habyby's  wurde   die  Aufmerksamkeit   der  Zergliederer  naturgemäss  zunächst  auf 
das  Gentralorgan  der  Blutbewegung,    das  Herz,    und  auf  das   bis   dahin    als  die 
Quelle  des  Blutes  angesehene  Organ,  die  Leber,  hingelenkt.     Wie  Lower  u.  A. 
das  erstere,  so  machte  G.  die  Leber  und  den  Darmcanal  zum  Gegenstande  seiner 
anatomischen  Untersuchungen.  Die  von  ihm  zuerst  beschriebene  „Kapsel^'  am  Ein- 
tritt der  grossen  Gefässe  der  Leber  führt  fQr  alle  Zeit  seinen  Namen.  —  Wichtiger 
noch  sind  G.'s  Bemühungen  um  die  Feststellung  der  Elementarvorgänge  des  thierisohen 
Lebens,    namentlich  der  Bewegung.     Durch    seine    Lehre  von   der   „Irritabilität" 
erscheint  er  als  der  Vorgänger  Haller's.  In  seiner  berühmten  Schrift  ;,  Von  der 
ihätigen  Stcbstam  in  der  Natur*'  schildert  G.  die  „Irritabilität"  (eine  Bezeichnung, 
die   bei   ihm   zuerst   vorkommt),    d.   h.  die  Fähigkeit,    durch  „Reize"  afficirt  za 
werden,  als  eine  Grundeigenschaft   aller  Naturkörper.    Die  Abstufungen  der  Ent- 
wicklung,   in   denen  sie  sich   in  der  Keihe  der  letzteren  offenbart,    bezeichnet  er 
al^  die  „natürliche,  sensitive  und  animale".    Bei  den  höheren  Thieren  ist  dieselbe 
an    ein    besonderes    anatomisches  Substrat,    die    „Fibra"    (das  Grundgebilde    der 
Muskeln,  Nerven,  Gefässe  u.   s.   w.)   gebunden.    —   Die  Arbeiten    G.'s   über   die 
„Irritabilität"  werden  von  Hallee,    der  diese   wichtige  Lehre   experimentell 
begründete  und  den  Beweis  ftlhrte,  dass  nur  den  Muskeln  „Irritabilität"  zukommt, 
nach  Verdienst  gewürdigt.  (Bibl.  anat.  I,  425).  (Vergl.  H.  Meyee,  G.'s  „Irritahi- 
IttcUS'  und  Sensibüüätslehre^  in  H.  Haeser's  Archiv  för  die  Med.  V,  1.)  —  Auf 
dem  Gebiete  der  praktischen  Medicin  hat  sich  G.  ein  bleibendes  Denkmal  gesetzt 
darcb  seine  Schrift  über  die  Rhachitis  „De  rhachitide"  (London  1660  tmd  öfter). 
Allerdings  hatte  schon   vorher  Abnold  de  Boot,    ein   in  London   lebender  Arzt, 
eine  sehr  tüchtige  Schrift  über  diesen  Gegenstand  veröffentlicht  (London  1649.  12; 
Helmstädt,  1664.  4.),  aber  das  Ansehen  G.'s  bewirkte,    dass  sich  die  Beachtung 
der  Aerzte  nunmehr  nicht  blos  jener  Krankheit,    sondern  den  Erkrankungen   des 
kindlichen  Alters  überhaupt  in  erhöhtem  Masse  zuwendete.  g   Ha  es  er. 

ftlodenstede,  s.  Glaedenstetd,  pag  573. 

ftlover,  Robert  Mortimer  G. ,  zu  London,  war  1816  geboren, 
prakticirte  anfänglich  in  Newcastle-upon-Tyne,  siedelte  dann  nach  London  über  und 
war  einer  der  Physicians  des  Royal  Free  Hospital.  Abgesehen  von  einer  philo- 
sophischen Arbeit:  „On  certain  modified forms  assumed  hy  ihe  inductive  process 
in  different  sdences;  being  an  attempt  to  duddate  and  extend  some  doctrine 
of  ihe  novum  Organum**  (Edinb.  N.  Phil.  Joum.  1837)  beziehen  sich  seine 
übrigen  Arbeiten  grösstentheils  auf  die  Erforschung  der  Wirkung  einzelner  Medica- 
mente,  so:  „Ow  the  physiological  and  medicinal  propertiea  of  bromine  and 
its  Compounds]  etc,**  (Edinb.  Med.  and  Surg.  Joum.  1842)  —  „On  ihe  physio- 
logical and  medicinal  properties  of  iodoform**  (Edinb.  Monthly  Joum.  1847 
biß  48)  —  „On  ihe  physiological  properties  of  Picrotoxin**  (Ebenda  1851).  Von 
seinen  anderweitigen  Arbeiten  und  Schriften  nennen  wir:  „Substance  of  a  lecture 
on  ihe  applications  of  chemistry  to  medicine**  (Provinc.  Med.  and  Surg.  Joum. 
1841-42)  —  „On  the  pathology  and  treatment  of  scrof^la;  being  the  Fother- 
gUlian  prize  essay  for  1846**  (London  1846)  —  „On  the  philosophy  of  medicine, 
On  quackery  etc,**  (Lancet  1861)  —  „Acute  pneumonia  not  a  fatal  disease] 
BiogT.  Lexikon.  II.  37 


578  GLOVER   —  GMEINER. 

its  therapeutics^  (London  1862).     Er  starb  an  Vergiftung  durch  Chloroform  am 
9.  April  1859. 

Lancet.  1859,  I,  pag.  405.  —  Index-Catalogue.  V,  pag.  457.  G. 

Glüssing,  Johann  Melchior  G.,  geboren  in  der  Stadt  Altenburg  in 
Sachsen,  wurde  1692  in  Utrecht  Dr.  med.  („Diss,  de  dysenteria^)  und  hielt  sich 
einige  Zeit  in  Amsterdam  und  in  Danzig  auf.  Mit  dem  Titel  eines  polnisehen 
Hofarztes  kam  er  im  November  1702  nach  Russland,  wurde  in  St.  Petersbni?: 
geprüft  und  als  Arzt  in  der  russischen  Armee  angestellt.  Nach  8  Jahren  aus  dem 
Dienste  entlassen,  kehrte  er  nach  Deutschland  zurück.  Im  Jahre  1719  schrieb  er 
von  Hamburg  aus  ein  Gesuch  an  Peter  I.  um  erneute  Anstellung,  welche  aber 
nicht  erfolgte.  In  dieser  Bittschrift  sagte  er,  er  habe  vortreffliche  anatomische 
und  chirurgische  Gegenstände  in  Imperial-Folio  nach  dem  Leben  abgebildet  und 
in  Kupfer  stechen  lassen. 

Richter,   Geschichte  der  Medicin.  IIJ,  pag.  78.    —   Tschisto witscli,  CXLIIL 

L.  Stieda. 

*Gluge,  Gottlieb  G.,  zu  Brüssel,  ist  am  18.  Juni  1812  za  Brakel 
in  Westfalen  geboren,  studirte  von  1831  an  in  Berlin  und  wurde  1835  daselbst 
mit  der  Diss.  „Observationes  nonmdlae  microspicae  ßla  (quae prtmüiva  dicuntj 
in  tnßammatione  spectantes^  (c.  tab.)  Doctor,  nachdem  er  bereits  1833  eine 
von  der  Berliner  medicinischen  Facultät  gekrönte  Preisschrift:  „/^c  Infimma 
oder  Grippe,  nach  den  Quellen  historisch-pathologisch  dargestellt^  (Minden  1837) 
bearbeitet  hatte.  Er  liess  sich  in  Minden  als  Arzt  nieder,  begab  sich  dann  aber 
auf  Reisen,  war  1836  in  Paris  und  wurde  1838  Professor  an  der  Universitit 
Brüssel.  Er  gab  heraus:  „Anatomisch-mikroskopische  Unterstichungen  zur  all- 
gemeinen  und  speciellen  Pathologie"  (1.  Heft,  Minden  und  Leipzig  1839,  m. 
5  Taff.:  2.  Heft,  Jena  1841,  m.  5  Taff.)  —  „Abhandlungen  zur  Fhymlogit 
und  Pathologie^  (Jena  1841)  —  „Atlas  der  pathologischen  Anatomie  u.  s.  w.", 
2  Bände,  Jena  1843 — 50,  4.;  daraus  besonders:  „Pathologische  Histologie*'  (Jena 
1850,  m.  5  Taff.,  4. ;  englische  Uebers.  von  Joseph  Leidy,  Philadelphia  1853)  — 
„Encyclopddie  yopulaire,  Physiologie"  (Bruxelles  1850)  —  „La  nutrition,  o» 
la  vie  cansidSrde  dans  ses  rapports  avec  les  aliments  etc."  (Ebenda  1856); 
zusammen  mit  J.  d'üdekem:  „De  quelques  parasites  veg4taux  diceloppes  sur 
des  animaux  vivants"  (Bull,  de  TAcad.  roy.  des  sc.  de  Belg.  1856);  femer  im 
Bull,  de  TAcad.  roy.  de  mfedec.  de  ßelgique;  „Sur  la  coagulation  du  sang  aprh 
la  section  du  nerf  grand  sympathique"  (1856)  —  „De  Vinfluence  des  aca- 
dSmies  sur  les  progr^s  de  la  science"  (1857)  —  „Abc^s  de  la  rate;  guSrison'' 
(1870)  —  „Note  sur  un  kyste  dermo'ide  et  pileux  evacu4  spontanimeid  jwr 
Vur^thre"  (1870)  —  „Une  remarque  sur  Vadmission  d'une  force  vitalem 
Physiologie"  (1870)  —  „U7ie  terminaison  rare  de  lafihvre  typhxnde"  (1871  j — 
„De  V enseignement  de  la  biologie  dans  les  4coles"  (1874)  u.  s.  w.,  u.  s.  w. 

Callisen,  XXVm,  pag.  217.  —  Index-Catalogue.  V,  pag.  458.  Red. 

Grineilier,  Lorenz  G. ,  zu  München,  war  daselbst  am  4.  August  1790 
geboren,  besuchte  von  1809  an  die  Universität  Landshut,  erlangte  1814  daselbst 
den  Doctorgrad  mit  der  Inaugural-Abhandlung :  „Vom  Nervenfieber" ,  wurde  1817 
in  München  Armenarzt,  1823  Professor  der  physiologischen  Anatomie  an  der 
damaligen  chirurgischen  Schule  und  Mitglied  des  Medicinal-Comit^s.  Im  Jahre  1821^ 
wurde  er  zum  Professor  der  pathologischen  Anatomie  an  der  Ludwig-Maximiliani- 
Universität  ernannt  und  fungirte  seit  1833  als  Regimentsarzt  des  Münchener 
Landwehr-Regiments.  Auf  den  Landtagen  von  1831,  34,  37  war  er  Abgeordneter 
der  Haupt-  und  Residenzstadt  und  war  16  Jahre  lang  Mitglied,  13  Jahre  lang 
Vorstand  des  Collegiupas  der  Gemeinde-Bevollmächtigten.  Anderweitige  literanscbe 
Arbeiten  als  die  obige  Dissertation  sind  von  ihm  nicht  bekannt.  Er  starb  «n 
14.  November  1839. 

Neuer  Nekrolog  der  Deutschen.  Jahrg.  17,  1839,  II,  pag.  883.  G. 


GMELIN.  579 

Omelin,  berühmte  Familie  von  Aerzten  and  Naturforschern.  Zur  Orien- 
tirnng  über  die  verwandtschaftlichen  Verhältnisse  derselben  geben  wir  zunächst 
folgende  Stammtafel: 

Johann  Georg  Gmelin,  Apotheker  in  Tübingen  (1674—1728) 

Johann  Conrad  G.,  Johann  Georg  G.  Philipp  Friedrich  G. 

Arzt  u.  Apotheker  in  Tübingen  (1709-1755)  (1721— J788) 

(1707—1759)  8.  nachstehend  8.  nachstehend 


Sam.  Gottl.  G.    Christ.  Gottl.  G.  Eberhard  G.  Joh.  Friedr.  G. 
(1743—1774)    Arzt  u.  Apoth.    Christian  v.  G.,  (1751—1808)  in  Göttingen    Christ.  Gottl.  G., 
s.  nachstehend     zn  Tübingen           Jarist  s.  nachstehend  (1748—1804)  Jurist 
(1749-1^09) s.  nachstehend 

F  erd.  Gottl  v.G.  „  ^^    .^^  ^    Christ.  Gottl.  G.^        ^7Z77         Leopold  G.^     ^TT^l 
(1782-1848)    ^'''?„,i?-^-   (1792-1860)  ^^"^ZL    '    (1788-185:^)      3/?^°*^' 

8.  nachstehend  ^°"*^*  s.  nachstehend  J""«*         s.  nachstehend       ^""«*^" 

G. 

Gmelin,  Johann  Georg  G. ,  Botaniker,  geboren  am  12.  Juni  1709 
als  Sohn  des  Chemikers  Johann  Georg  G.  (geboren  1674,  gestorben  1728) 
in  Tübingen,  stndirte  hier  bereits  im  Alter  von  14  Jahren  Medicin  unter  Düvernoy 
und  Cammerer,  promovirte  1727  und  ging  dann  nach  Petersburg,  wo  er  die 
Gunst  des  Präsidenten  der  Akademie  Lorenz  Blumentrost  erwarb,  Mitglied 
der  Akademie  der  Wissenschaften  und  1731  ordentlicher  Professor  der  Chemie 
und  Naturgeschichte  wurde.  Auf  Veranlassung  des  Kaisers  unternahm  er  1733 
in  Begleitung  des  Geographen  und  Astronomen  Dbltsle  de  la  Crot^ire,  des 
Historikers  Gerhard  Friedrich  Müller,  des  Capitäns  Bshring  und  mehrerer 
Anderer  eine  naturwissenschaftliche  Expedition  nach  Sibirien,  von  der  er  erst 
1743,  nachdem  er  die  Wissenschaft  mit  wichtigen  Beobachtungen  bereichert,  zurück- 
kelirte.  Er  beschäftigte  sich  dann  mit  der  Sichtung  des  gesammelten  Materials, 
ging  aber  1747  wieder  nach  Tübingen,  wo  er  1749  ordentlicher  Professor  der 
Botanik  und  Chemie  wurde  und  am  20.  Mai  1755  starb.  Er  schrieb  mehrere 
medicinische  Dissertationen  („De  rhabarbaro"  —  „De  febre  miliari"  —  „De 
tactu  jpulsus**  —  „De  viis  urinae^  —  „De  corticis  pei-uviani  in  febris  inter- 
tnülentibus  usu)  und  ausserdem  „Reisen  durch  Sibirien^  (4  Bde.,  Göttingen 
1751 — 1752),  sowie  die  botanisch  wichtige  „Flora  sibirica^  (4  Bde.,  Petersburg 
1747 — 1769),  durch  welche  die  Kenntniss  der  sibirischen  Pflanzen  bedeutend 
bereichert  wurde. 

Boerner,  II,  pag.  211,  780;  III,  pag.  425,  650.  —  Baidinger,  pag.  56.  — 
Biügr.  mfed.  IV,  pag.  4  6  -  460.  Pgl. 

Gmelin,  Philrpp  Friedrich  G. ,  geboren  in  Tübingen  1721,  Bruder 
des  Vorigen,  studirte  im  Alter  von  15  Jahren  Medicin,  unternahm  Reisen  nach 
Holland  und  England,  wurde  1750  ausserordentlicher  Professor,  1755  ordent- 
licher Professor  der  Botanik  und  Chemie  in  Tübingen.  Er  starb  am  9.  Mai  1768. 
Es  rühren  von  ihm  her  eine  Anzahl,  etwa  20,  Dissertationen,  Reden,  Programme, 
Bo :  „De  lumbrico  terete  in  ductu  pancreatico"  —  „De  hypopyo"  —  „De 
necessitate  docendae  in  academüs  botanices  et  chemiae,  de  cholelithis  humanis" 
nnd   viele  andere  botanischen,  chemischen  und  medicinischen  Inhalts. 

Biogr   in6d.  IV,  pag.  461.  Pgl. 

Gmelin,  Samuel  Gottlieb  G.,  Neffe  des  Botanikers  Johann  Georg  G., 
g-eboren  den  23.  Juni  1743  in  Tübingen,  studirte  daselbst  Medicin,  promovirte 
1763,  ging  dann  nach  Holland,  wo  er  in  Leyden  mit  Pallas  befreundet  wurde. 
1766  folgte  er  einem  Rufe  als  Professor  der  Botanik  nach  Petersburg  und  machte 
auf  Veranlassung  der  Kaiserin  Katharina  II.  von  1768 — 1773  in  Begleitung 
von  GÜLDENSTAEDT ,  Lapcchin  und  Pallas  eine  naturwissenschaftliche  Reise 
durch  Russland ,  auf  der  er  speciell  die  Gegv^den  westlich  vom  Don  und  die  um 
das  Kaspisehe  Meer  belegenen  persischen  Provinzen  besuchte.    Auf  der  Rückreise 

37* 


580  6M£LIN. 

1774  wurde  er  vom  Chan  der  Chaltaken  gefangen,  erkrankte  und  starb  am 
27.  Juni  1774  zu  Achmetkend  im  Kaukasus.  Er  schrieb:  „Historia  fucorum^ 
(Petersburg  1768,  4.),  ferner:  „Reisen  durch  Riissland  zur  Untersuchung  der 
drei  Naturreiche"  (Petersburg  1771 — 84  ff.). 

Biogr.  m^d.  IV,  pag.  462.  Pgl. 

Gmelin,  Eberhard  6.,  geboren  in  Tübingen  am  1.  Mai  1751,  Arzt 
in  Heilbronn  ^  gestorben  1808,  verdient  Erwähnung,  weil  er  zur  Verpflanzung  der 
MESMER'schen  Lehre  vom  thierischen  Magnetismus  nach  Deutschland,  zugleich  aber 
zur  wissenschaftlichen  Erklärung  und  Kritik  derselben  erheblich  beigetragen  durch 
seine  Schriften :  „  Ueber  thierischen  Magnetismus,  in  einem  Brief  an  Herrn 
geheimen  Math  Hoff  mann  in  Mainz"  (Tübingen  1787)  —  „Neue  Unter- 
suchungen über  den  thierischen  Magnetismus"  (Ebenda  1789)  —  „Materialien 
für  die  Anthropologie"  (Ebenda,  2  Bde.,   1791—1793). 

Biogr.  med.  IV,  pag.  454.  Pgl. 

Grmelin,  Johann  Friedrich  G.,  geboren  zu  Tübingen  den  8.  Augast 
1748,  gestorben  zu  Göttingen  den  1.  November  1804,  ältester  Sohn  von  Philipp 
Friedrich  G. ,  studirte  von  seinem  15.  Lebensjahr  ab  in  Tübingen  Medidn 
und  die  von  seinem  Vater  vertretenen  naturwissenschaftlichen  Fächer  und  wurde 
daselbst  1769  Doctor  der  Medicin.  Nach  längerem  Aufenthalte  in  Holland,  Eng- 
land und  an  verschiedenen  deutschen  Universitäten  kehrte  er  nach  Tübingen  zurück, 
wo  er  -Vorlesungen  über  Naturgeschichte  und  Kräuterkunde  hielt  und  1772 
ausserordentlicher  Professor  der  Medicin  und  1775  auch  Ordinarius  in  der  philo- 
sophischen Facultät  wurde.  1780  kam  er  als  ordentlicher  Professor  der  Medicin 
nach  Göttingen,  wo  er  1779  das  Doctordiplom  der  philosophischen  Facultät  uod 
1790  den  Hofrathstitel  erhielt.  Seine  Verdienste  um  die  Medicin  sind  zum  grOssten 
Theile  indirecte ,  indem  seine  Specialstudien  und  Vorlesungen  ausschliesslich  nator- 
historische,  insbesondere  chemische,  botanische  und  mineralogische  war^i.  AU 
Chemiker  war  er  Anhänger  der  Phlogistontheorie  und  Gegner  Lavotsier's.  Sdne 
Arbeiten  sind  ausserordentlich  zahlreich ;  die  Abhandlungen  der  Göttinger  Soeietit 
der  V^issenschaften  enthalten  nicht  weniger  als  21  Untersuchungen  G's. ;  aussei 
dem  hat  er  eine  grosse  Anzahl  von  Lehr-  und  Handbüchern,  unter  denen  die 
„Grundsätze  der  technischen  Chemie"  (Halle  1786;  2.  Aufl.  1796)  eines  der 
besseren  Lehrbücher  aus  jener  Zeit  darstellt,  eine  „Onomatologia  botanica"  u.  a.ni. 
geschrieben.  Mehrere  seiner  Bücher  dienten,  wie  z.  B.  seine  Grundrisse  der  Phar- 
macie  (1792),  Mineralogie  (1790),  als  Grundlage  seiner  Vorlesungen.  Einen 
Beweis  seiner  grossen  Gelehrsamkeit  und  seines  Fleisses  bilden  besonders  die 
1797 — 1798  von  ihm  in  3  Bänden  herausgegebene  „Geschichte  der  Chemie"  toA. 
seine  für  den  Arzt  noch  wichtigere  „Geschichte  der  Gifte" ^  1776  und  1777  in 
drei  Bänden  erschienen,  von  denen  der  zweite,  die  „Geschichte  der  Pßanzair 
gifte" ^  1801  eine  zweite  Auflage  erlebte.  Von  sonstigen  Werken  sind  eine  Aus- 
gabe von  Linne's  Systema  naturae  (Leipzig  1788 — 93)  und  mehrere  von  ihm 
besorgte  Auflagen  von  Löskcke's  Materia  medica  (1785 — 1800)  zu  nennen. 

Pütter,  II,  pag.  146;  Saalfeld,  pag.  75.  —  Gradmann,  pag.  178.— 
Hayne,  Comment.  Soe.  Reg.  Gotting.,  Vol.  IV,  pag.  631.  xh.  Hnsemann. 

Gmelin,  Ferdinand  Gottlieb  von  G.,  Neffe  von  Samuel  Gott- 
lieb G. ,  zu  Tübingen,  war  daselbst  am  10.  März  1782  geboren,  wnrde  1802 
(praes.  Kielmayer)  mit  der  „Diss,  inaug,  sistens  observationes  physioas  et 
chemicas  de  electricitate  et  galvanismo"  Doctor,  bereiste  sodann  Deutsehland, 
Ungarn,  Italien  und  Frankreich,  wurde  1805  zu  Tübingen  Professor  e.  o.  der 
Medioin,  1806  Arzt  am  theologischen  Seminar,  1810  Prof.  ord.  der  Hedida 
und  Naturgeschichte,  erhielt  1823  durch  den  württembergischen  Kronenorden  den 
Adel  und  starb  am  21.  December  1848.  Er  schrieb:  „Allgemeine  Pathoiogit 
des  menschlichen  Körpers"  (Stuttgart   und    Tübingen  1813 ;    2.  Aufl.  1821)  — 


GMELIN.  —  GNUSCHKE.  581 

„AUgmieine  Therapie  der  Krankheiten  des  Menschen'^  (Tübingen  1830).  Er 
flbersetrte  mit  Zusätzen  John  Masox  Good:  „Die  ostindische  Cholera  des 
Menschen''  (Ebenda  1831;  2.  Aufl.  1832)  und  schrieb:  „Die  Behandlung 
der  ostindischen  Cholera  nach  ihren  verschiedenen  Graden,  Formen  und 
Stadien  .  .  .  Mit  Zusätzen  von  Köstlin  u.  s.  w,^  (Ebenda  1832)  —  „Kritik 
der  Principien  der  Homöopathie"  (Ebenda  1835).  Er  tibersetzte  John  Baron: 
„Bericht .  .  .  des  gegenwärtigen  Zustandes  der  Vaccination  w.  «.  w,"  (Ebenda 
1840).  Auch  hatte  er  Antheil  an  einer  Anzahl  Dissertationen  seiner  Schüler  und  schrieb 
Vorreden  zu  G.  Clkss's  „Geschichte  der  Schleimfieber-Epidemien  Stuttgarts"  (1837) 
und  zu  C.  A.  Wunderlich:  ^Die  Nosologie  des  Typhus"  (1839). 

Neuer  Nekrolog  der  Deutschen.  Jahrg.  26,  1848,  II,  pag.  1118.  —  Callisea, 
Vn.  pag.  250;  XXVIII,  pag.  219.  G. 

Gmelin ,  ChristianGottlobG.,  zu  Tübingen ,  war  daselbst  als  Bruder 
des  Vorigen  am  12.  October  1792  geboren,  wurde  dort  auch  1814  (praes.  Ferd. 
GOTTL.  Gmelin)  mit  der  „Diss,  inaug,  sistens  analysin  chemicam  renum  hominis, 
vaccae  et  felis"  Dr.  med.,  bereiste  sodann  zusammen  mit  seinem  Vetter  Leopold 
Gmelin  (s.  nachstehend)  Frankreich,  England,  Schweden  und  Norwegen,  war 
ein  Schfller  von  Bbrzbliüs,  wurde  bei  seiner  Rückkehr  1817  zum  Prof.  ord. 
der  Chemie  und  Pharmacie  ernannt.  Seine  Arbeiten  waren  lediglich  chemischer 
Katar  und  sind  deshalb  hier  nicht  anzuführen.    Er  starb  am  13.  Mai  1860. 

V.  Martins,  pag.  441.  —  Callisen,  VII,  pag.  249;  XXVIII.  pag.  219.      (/. 

Gmelin,  Leopold  G. ,  zu  Heidelberg,  war  als  Sohn  von  Johann 
Friedrich  G.  (s.  diesen)  zu  Göttingen  am  2.  August  1788  geboren,  wurde 
daselbst  1812  mit  der  „Diss.  inaug.  chem.-physiol.  sistens  indagationem  chemi- 
cam pigmenti  nigri  oculorum  taurinorum  et  vitidinorum,  adnexis  quibusdam 
in  id  animadversionibus  physiologicis"  (Edit.  nova,  Heidelberg  1814;  deutsch 
in  Täommsdorff's  Joum.  der  Pharm.  1814)  Doctor,  1813  in  Heidelberg  Privat- 
docent,  1814  Prof.  e.  o.,  1817  Prof.  ord.  der  Medicin  und  Chemie.  Ausser  seinen 
höchst  bedeutenden,  rein  chemischen  Werken  und  Arbeiten,  die  wir  nicht  anführen, 
sind  besonders  seine  zusammen  mit  Fe.  Tibdbmann  unternommenen  berühmten 
UnterBUchungen  hervorzuheben ,  nämlich  :  ^  Versuche  über  die  Wege,  auf  welchen 
Substanzen  aus  dem  Magen  und  Daf-mcanale  in's  Blut  gegangen,  über  die 
Verrichtung  der  Milz  und  die  geheimen  Bamwege"  (Heidelberg  1820;  —  „Die 
Verdauung  nach  Versuchen"  (Ebenda  1826)  —  „Einige  neue  Bestandtheile 
der  Oalle  des  Ochsen"  (Poggbndorff*s  Annalen  1827).  Anderweitige  medicinisch- 
chemische,  allein  von  ihm  ausgeführte  Arbeiten  waren :  ;,  Ueber  einige  im  Gehirn 
der  Menschen  und  Thiere  vorkommende  Fettarten"  (Zeitschr.  f.  Physiol.  1824)  ^— 
„Bemerkungen  über  Wiesbader! s  Heilquellen"  (Pogqendorff's  Annalen  1826) 
B.  8.  w.  Zu  Th.  L.  W.  BisCHOFF'a  Comment.  de  respiratione  (1837)  schrieb  er 
ein  Vorwort.    1851  legte  er  seine  Professur  nieder  und  starb  am  13.  April  1853. 

Allgem.  medic.  Central-Zeitung.  1853,  pag.  404.  G. 

Gnuschke,  Johann  EduardG.,  zu  Danzig,  war  daselbst  am  11 .  November 
1804  geboren,  studirte  von  1823  an  in  Göttingen,  anfänglich  Jurisprudenz,  später 
Medicin,  auch  in  Berlin ,  wo  er  1827  mit  der  Diss. :  „De  hydrargyri  in  sanguinem 
receptione"  Doctor  wurde.  Nach  einer  wissenschaftlichen  Reise  versah  er  einige 
Monate  lang  den  Dienst  des  Oberarztes  im  städtischen  Lazareth  zu  Danzig,  diente 
während  des  polnischen  Krieges  in  der  russischen  Armee,  erkrankte  aber,  kehrte 
1831  nach  Danzig  zurück  und  schrieb:  ^Die  Cholera  in  Polen ,  auf  einer  B eise 
durch  einen  Theil  dieses  Landes  beobachtet"  (Berlin  1831).  Er  fungirte  während 
der  Badezeit  in  dem  Seebade  Zoppot  als  Arzt  und  sehriet  einen  Aufsatz:  „Zur 
Vertheidigung  des  Seebades  Zoppot  bei  Danzig"  ('Hüfeland's  Journal  1833), 
starb  aber  bereits  am  24.  October  1834. 

Callisen,  VIT,  pag.  254;  XXVin.  pag.  221.  G. 


582  GOBEE.  —  GÜCLENIÜS. 

Gobee,  Carl  G.,  1804  in  Bruchsal  (Baden)  geboren ,  stadirte  1822— 26 
in  Heidelberg  und  bekam  im  November  des  letzteren  Jahres  in  Carlsruhe  das 
Diplom  als  praktischer  Arzt.  Darauf  ging  er  nach  Holland  und  trat  1827 
in  militärärztlichen  Dienst;  1828 — 30  zur  Marine  detachirt,  machte  er  eine 
Reise  nach  dem  Mittelländischen  Meere  und  Klein-Asien.  Im  November  1831  pro- 
movirte  er  in  Bonn  zum  Med.  und  Chir.  Doctor  und  October  1832  in  Lejden 
zum  Doctor  medicinae.  Abwechselnd  in  verschiedenen  Garnisonen  wirksam,  u.  A. 
1844 — 51  in  Leyden,  wo  er  für  die  Studenten  ein  sehr  besuchtes  Privatissimam 
tiher  Mikroskopie  gab,  bekam  er  schliesslich  eine  Stelle  am  Mililärspitale  in 
Amsterdam,  wo  seine  consultative  Praxis  solche  Dimensionen  annahm,  dass  er 
1859  als  Oberstlieutenant  seine  Entlassung  aus  dem  MilitHrdienste  nahm,  um  sich 
in  Amsterdam  als  praktigcher  Arzt  zu  etabliren.  In  demselben  Jahre  ernannte  ihn 
die  Universität  Groningen  honoris  causa  zum  Doctor  der  Chirurgie.  Bis  1867  in 
Amsterdam  wirksam,  war  er  durch  Krankheit  genöthigt,  sich  nach  Brummen 
zurückzuziehen,  von  wo  er  zwei  Jahre  später  nach  Arnheim  übersiedelte,  wo  er 
bis  zu  seinem  am  20.  Juni  1875  erfolgten  Tode  als  consultirender  Arzt  wirksam 
war.  G.  war  ein  scharfsinniger  Gelehrter,  der  verschiedene  vortreffliche  Schriften 
hinterlassen  hat.  In  seiner  ersten  Arbeit:  ^Kltmscfie  Bydragen  tot  de  Üuorie 
en  prakttfk  der  Qenees-  en  Heelkunde^  (Utrecht  1839)  lehrt  er  den  Einflnas 
der  kosmisch-tellurischen  Verhältnisse  auf  den  kranken  Organismus  nach  ihrem 
Werthe  schätzen ,  warnt  gegen  einseitige  Auffassung  der  medicinischen  Praxis  und 
stellt  HüFELANü  zum  Vorbild  zwischen  Sydenham  und  Boerhaave  einerseits  und 
die  neueste  französische  Richtung  (Chomel  ,  LoüiS ,  Bocillaüd)  auf  der  anderen 
Seite.  1852 — 55  veröffentlichte  er  2  Theile  „Brieven  cver  G enee^kunde" ,  worin 
er  auf  sehr  scharfe,  oft  humoristische  Weise  die  neuen  Forderungen  der  Wissen- 
schaft kritisirte,  die  Uebertreibung  der  jungen  Aerzte  tadelte,  und  bewies,  dass  er  die 
ganze  Wissenschaft  mit  einem  Meisterblick  übersah.  „Pathologische  Studien*" 
(Utrecht  1843 — 44),  wobei  er  stets  auf  die  Nothwendigkeit  für  die  praktische 
Medicin,  sich  genau  an  die  Physiologie  anzuschliessen ,  hinweist  —  „Klinische 
Aanteektningen  en  Verhandelingen"  (Amsterdam  1853).  Er  besorgte  hoUändisehe 
Uebersetzungen  vpn  Richter's  „Bandb.  der physioL  Therapie**  (1851)  und  von 
Rombebg's  „Klinische  Wahnthmungen"  (1853).  — Als  einziger  Redacteur  gab 
er  1844 — 1849  heraus :  „Kliniek,  Tydschrift  voor  wetenschappelyke  gtneeskunde'^ , 
von  1847 — 54  war  er  Mitarbeiter  am  „Repertorium,  Tydschrift  voor  de  Geneeskunde 
in  al  hären  omvang"  und  von  1857 — 75  der  „Nederl.  Tydschrift  voor  Geneeskunde^, 
worin  er  eine  grosse  Zahl  sehr  geschätzter  Beiträge,  Recensionen  und  vortrefflich 
redigirter  Analecta  aus  ausländischen  Zeitschriften  geliefert  hat. 

C.  E.  Daniels. 

Gockel,  Eberhard  G.,  geboren  in  Ulm  am  13.  Juni  1636,  Dr.  med., 
praktischer  Arzt  und  Physicus  zu  Geisslingen  und  Giengen,  von  1675  ab  Stadt- 
physicus  zu  Ulm  und  Arzt  des  Herzogs  von  Württemberg,  war  Mitglied  der 
kaiserlich  Lcopoldinischen  Akademie  der  Naturforscher;  starb  zu  Ulm  am  14.  Februar 
1703.  G.  war  Chemiatriker  und  schrieb,  ausser  einer  chemischen  Arbeit:  ^De 
vini  acidi  per  acetum  lithargyrii  dulc^ficatione"  (Miscell.  Acad.  Nat.  Cur.  1697) 
noch  mehrere  medicinische  Abhandlungen,  darunter :  „Enchiridion  medico-practicum 
de pesie,  ejusque  origine,  causis  etc."  (Wien  1669;  1682);  „De  venenis  eorumque 
causis  et  antidotis  libri  II",  als  Anhang  zum  vorigen ;  ferner:  „Epit&me  theoriae 
pract.  de  odontalgia"  (Nördlingen  1668)  —  „Consiliomm  et  observationum 
medicinalium  decades  IV"  (Wien  1682)  —  „Gallicinium  medico-pi acticum  etc.^ 
(Um  1702;   1722). 

Biogr.  med.  IV,  pag.  46-1.  —  Dict.  hist.  II,  pag.  i69.  Pgl. 

Goclenlus,  Rudolf  G.,  Sohn  des  gleichnamigen  Professors  der  Rhetorik 
in  Marburg  und  zum  Unterschied  von  diesem  gewöhnlich  ^der  Jüngere"  g^^aant 
war  am  22.  August    1572  in  Wittenberg   geboren,    studirte  in  Marburg  Mediem 


GOCLENIÜS.  —  GODAKD.  583 

und  promovirte  daselbst  1601.  Im  Jahre  1608  erhielt  er  daselbst  den  Lehrstuhl 
der  Physik ;  1611  wurde  er  Professor  der  Mediein  und  1612  der  Mathematik  an 
der  Universität  zu  Marburg,  in  welcher  Stellung  er  bis  zu  seinem  Tode  (1621 
den  2.  März)  verblieb.  6.  war  Anhänger  des  Paracelsus;  seine  sehr  zahlreichen 
Schriften,  zum  Theil  von  einer  guten  Beobachtungsgabe  des  Verfassers  zeugend, 
sind  meistens  mystischen  Inhalts.  Unter  Anderem  ist  G.  Verfasser  eines  Tractats 
über  die  magnetische  Behandlung  der  Wunden,  der  zu  Streitigkeiten  führte,  in 
welche  auch  Helmont  verwickelt  wurde  fs.  Haeser,  Gesch.  d.  Med.,  Bd.  II, 
pag.  346).  G.  schrieb  femer:  „De  peate^  febrüqiLe  pestilentialis  causis,  suhjecto, 
dijferenttia^  signis**  (Marburg  1607)  —  „Loemographia  et  quid  in  specie  in 
peste  Marpurgensi  anno  1611  evenerit^  (Frankfurt  1613)  —  „De  vita  proro- 
ganda  etc,^  (Frankfurt  und  Mainz  1608)  —  „Tractatua  physicus  et  medicus 
de  sanorum  diaeta"  (Frankfurt  1621 ;   1645)  u.  A. 

Biogr.  med.  IV,  pag.  465.  —  Dict.  hist.  II,  pag.  570.  Pgl. 

Godard,  Guillaume-Larabert  G. ,  Arzt  in  der  zweiten  Hälfte  des 
vorigen  Jahrhunderts,  Dr.  med.  zu  Verviers,  Mitglied  der  Akademien  von  Dijon 
und  Brüssel,  ist  Verfasser  mehrerer  preisgekrönter  Memoiren  und  zahlreicher 
kleinerer  Aufsätze  im  Journal  de  mödecine,  so  z.  B. :  „Observation  sur  une 
ßevre  urticaire  ou  4rysipelate%i8e  de  la  rare  esp^ce"*  (Journal  de  medec., 
chir.  et  pharm.  1759,  X),  ferner:  „Marque  singidihre  de  la  grossesse  du  sexe" 
(Ebenda  XI)  —  „Obs.  sur  une  excroissance  h  la  racine  de  la  langue^  extirpSe 
par  la  ligature^  (Ebenda  1760,  XIII)  —  „Quirison  d'une  epilepsie"  (Ebenda) 
„Dissert,  sur  les  antiseptiques^  (Dijon  1769)  u.  a. 

Dict.  hist.  II,  pag.  572.  Pgl. 

Oodard,  Jean-Ernest  G. ,  zu  Paris,  war  am  18.  August  1827  zu 
Gognac  geboren ,  studirte  in  Paris ,  beschäftigte  sich  fast  ausschliesslich  mit  Anatomie 
und  Physiologie  und  machte  bereits  ehe  er  Doctor  wurde,  der  dortigen  Soci6t6 
anatomique  in  deren  Bulletins  (1854,  1855  veröffentlichte)  nicht  unwichtige  Mit- 
theilungen, wie:  „Sur  une  valvule  du  canal  de  VurUhre^  —  „Testicule  tuber- 
culeux  etc.**  —  „Femme  ayant  deux  vagins  sdpards  par  une  cloison  verticale 
complhte  etc,"  —  ;,  Vice  de  conformation  des  organes  gdnitO'Urinaires  etc,*'  — 
„Testicule  Cancer eux**  —  „Tumeur  irectile  cutanSe  .  .  .  Note  sur  Vanatomie, 
le  mode  de  ddveloppement  et  le  traitement  des  naeoi  cutanes** .  Aehnliche  Mit- 
theilnngen  machte  er  auch  der  Soc.  de  biologie  (Comptes  rcudus  de  la  Soe.  de 
biol.  1855,  56,  57):  „Trois  cos  d'a^rdsie  du  rectum**  —  „Sur  la  structure 
des  tumeurs  drectiles**  —  „Obs,  d* dpididymite  aigu'e**  —  „Recherckes  sur  la 
monorchidie  chez  Vhomme**  —  „Etudes  sur  la  monorchidie  et  la  cryptorchidie 
chez  rhomme**,  seine  bedeutendste,  mehrere  Jahre  in  Anspruch  nehmende  Arbeit, 
fär  welche  ihm  vom  Institut  eine  Belohnung  zu  Theil  wurde.  Nachdem  er  1858 
Doctor  mit  der  These:  „£tudes  sur  Vabsence  congdnitale  du  testicule*^  geworden 
war,  publicirte  er  noch  eine  Arbeit:  „Recherches  sur  la  Substitution  graisseuse 
du  rein**  (Paris  1859,  av.  3  pl.),  machte  eine  Reise  in  den  Orient  und  gab 
darnach  heraus:  „Recherckes  t&ratologiques  sur  Vappareil  aSminal  de  V komme** 
(Paris  1860),  denen  ein  ähnliches  Werk  über  die  gleichen  Zustände  beim  weib- 
lichen Geschlecht  und  bei  den  Thieren  folgen  sollte.  Auf  einer  neuen ,  nach  dem 
Orient  (Ober-Egypten,  Palästina,  Syrien)  unternommenen  Reise  wurde  er  von  dem 
gefährlichen  Bouton  du  Nil  befallen,  setzte  aber  trotzdem  die  Reise  fort  und  starb, 
zu  früh  für  die  Wissenschaft,  die  noch  viel  von  ihm  zu  erwarten  hatte,  in  Jaffa 
am  21.  September  1862.  Testamentarisch  hatte  er  seine  Sammlungen  der  Stadt 
Bordeaux  zur  Begründung  eines  Museums  vermacht  und  durch  Legate  beim  Institut, 
der  Acad.  de  medec,  der  Soc.  anatomique ,  Soc.  anthropologique ,  Soc.  de  biologie 
wissenschaftliehe  Preise  gestiftet.  Seinen  literarischen  Nachlass  hatte  er  für  seine 
Freunde  Robin  und  Gosselin  bestimmt  und  fünf  Jahre  nach  seinem  Tode  erschien  ein 
aus  demselben  hervorgegangenes  Reisewerk:    „Egypte  et  Palestine.  Observations 


584  GODABD.  —  GODIEB. 

mddicales  et  scientißques,  Avec    une  preface  par  C  h.  Mob  in"    (Paris  1867;         ' 
av.  atlas,  4.). 

Duchaassoy  im  Bullet,  de  la  Soc.  a&at.  de  Paris.  1862,   pag.  581.  —  B.  Ball 
in  Comptes  rendus  de  la  Soc.  de  biologie  de  Paris.  1863,  pag.  V.  —  Magnon  im  M6m.  de  i 

la  Soc.  d'anthropol.  de  Paris.  1865,  pag.  LXIII.  G.  ! 

Ooddard,  Jonathan  O.,  engliBcher  Arzt  nnd  Chemiker,  gehören  1617 
in  Green  wich,  studirte  im  Alter  von  15  Jahren  Medicin  in  Oxford  nnd  wurde  im  i 
Jahre  1642  Dr.  med.  zu  Cambridge.  1646  iä  das  Golleginm  der  Aerzte  zu  London 
aufgenommen ,  lehrte  er  dort  Anatomie  nnd  wurde  später  Oher-Feldarzt  bei  der 
CromwelTschen  Armee  in  Irland  und  Schottland.  1651  kehrte  6.  nach  London 
zurück  und  wurde  Vorsteher  des  Morton  College.  Von  Karl  U.  dieses  Amte» 
entsetzt ,  erhielt  er  1655  die  Stelle  eines  Professors  der  Medicin  am  Gresham 
College  und  wurde  Mitglied  der  Royal  Society.  Er  starh  am  24.  März  1674. 
Nach  dem  Zeugniss  von  Ward,  Bischof  von  Salishury,  soll  G.  der  Erste 
gewesen  sein,  der  in  England  ein  Teleskop  verfertigte.  Von  Schriften  hinteriiesä 
er  Aufsätze  in  den  Philosophical  Transactions ,  femer:  „A  discourse  concerning 
phvsic  and  the  many  abuses  there  of  hy  the  apothecariea"  (London  1668)  — 
„Ärcana  Goddardiana"^  als  Anhang  der  2.  Ausgabe  der  Pharmacopoeia  Bateana 
(London  1681)  —  „The  College  of  Physicians  vindicated"  (London   1676)  u.  A.        ^ 

Biogr.  m6d.  IV,  pag.  466.  PgL 

Oodefroy,  A mahle  G. ,  zu  Ronen,    daselbst  gebürtig,    war    anfänglich        | 
Militärarzt,  Hess  sich  dann  in  seiner  Vaterstadt  nieder,  wurde  1804  Mitglied  der 
dortigen  Akademie,  an  deren  Arbeiten  er  durch  Berichte  und  Abhandlungen  einen        . 
nicht  unbedeutenden  Antheil  nahm.    An  solchen  sind  zu  nennen:  „Essai historique 
et  critigue   sur  M.  David,   docteur   en    mSdecine   et    Chirurgien   en  chef  de 
VHötel'Dieu  de  Bouen"  (1805)  —  „Dissertations  sur  les  maladtes  de  Voreäh'^ 

(1805)  —  „Observations  midicales"  (1806)  —  „Essai  sur  la  mddecine  morcie^ 

(1806)  —  „De  Vinfluence  des passions  sur  la  production  des  maladies"  (1808)  — 
„Notice  sur  M.  Bernard,  D.  M.  ä  Bouen"  (1810).  Von  der  Akademie  der 
Medicin  in  Brüssel  und  der  Soc.  de  med.  in  Lyon  erhielt  er  Preise  fiir  seine 
Abhandlungen :  „  Quelles  sont  les  maladies  dont  la  gouUe  irrigulih^e  peut  prendre 
le  caracth'e?"  und  „Sur  les  brouillards  consid4rSs  comme  causes  de  maladies'^. 
Er  starb  am  16.  December  1833. 

Lebreton,  II,  pag.  139.  G. 

Godefroy,  Auguste-Cösar-Fran^ois  G.,  zu  Rennes,  war  daselbst       , 
am  26.  April  1805  geboren,    wurde    1828    zu  Paris  Doctor,   Hess   sich    dann  in 
seiner  Vaterstadt   nieder,    erwarb    sich    einen   bedeutenden  Ruf  als  Gebnrtsheifer, 
wurde  1837  zum  Professor  an  der  Hebammen-Lehranstalt  und  1840  zum  Professor 
der  Geburtshilfe  an  der  medicinischen  Schule  daselbst  ernannt  und  war  seit  1868       , 
auch  Arzt    der  dortigen  Civil-Hospitäler.    Besondere  Schriften  sind  nicht  von  ihm 
bekannt,  wohl  aber  eine   grosse  Reihe  von  Aufsätzen,  durchweg  geburtshilfliehai       | 
Inhalts,  grösstentheils  in  der  Revue  de  th^rapeutique  m6dico-chirurgicale  (1841  bis       I 
1875),  aber  auch  in    den  Annales  d'obst^trique ,    dem  Jonm.  des  connaiss.  ntiles       I 
m6dico-chirurg.  u.  s.  w.  publicirt.  Dieselben  betreffen  die  Wendung,  die  Behandlung       i 
der  Ante-    und  Retroversio  uteri   in  der  Schwangerschaft,    den  Thrombus  vulvae,       | 
die  Behandlung   der  üterinblutungen ,     die   künstliche   Frühgeburt,    den    Vaginal-       I 
Kaiserschnitt,   die  Zangenapplication ,    das  persistirende  Hymen,    Erweichung  und       | 
Ruptur  der  Beckensymphysen ,    Kaiserschnitt  verbunden  mit  Ovariotomie  u.  s.  w.       ' 
Er  starb  am  3.  Juli  1875  bei  einer  Entbindung.  | 

Glaeser,  pag.  301.  —  Decliambre,  4.  S^rie,  T.  IX,  pag.  476.  G.  ' 

Godier,  Fr6d6ric  G.,  zu  Paris,  war  1800  zu  Angers  geboren,  wnrde      ; 
1825  in  Paris  Doctor,   schrieb  im  Journ.  g6n.  de  m6d.  (1827,  28,  29):   „MStn. 
sur  Vemploi  de  chlorures    a  Vintirieur^   —    „Mini,  sur  Vempl<n    de  Fhydrate      i 


GODIER.  —  GODMAN.  5S5 

de  potasse  ä  FintSrieur  dans  le  traüement  de  la  gotUte^  —  „Ghlorure  d^oxyde 
de  sodium  ....  contre  les  maladies  scrofuleuses"  u.  s.  w.  Er  beschäftigte  sich 
mit  der  Behandlung  von  Rttckgratsverkrttmmungen ,  errichtete  eines  der  ersten 
orthopädischen  Institute  und  verfasste  mit  J.  N.  Chailly  die  Schrift:  „Prdcts  de 
rachidtarthosie ,  nouvelle  mithode  pour  le  redressement  de  la  taille  aans  lits 
mScantques  ni  opdratums  chirurgicales^  (Paris  1842). 

Dechambre,  4.  S6rie,  T.  IX,  pag.  478.  G. 

Godin,  Nicolas  6.,  Arzt  zu  Anfang  des  16.  Jahrhunderts  in  Arras, 
wo  er  auch  yermuthlich  geboren  ist,  verfasste  eine  französische  Uebersetzung  der 
Practica  in  chirurgica  des  italienischen  Chirurgen  Giovanni  de  ViGO  (Paris  1531; 
Lyon  1537),  femer  eine  kleine  lateinische  Abhandlung  über  Kriegschirurgie  (von 
JSAN  Blondel  aus  Lille  in*s  Französische  übersetzt,  Gand  1553;  Anvers  1558), 
in  der  sich  der  Verfasser  zu  Galenischen  Principien  bekennt  und  über  die  Unver- 
schämtheit der  rohen  Emphriker  seiner  Zeit  bitter  klagt. 

Biogr.  m6(i.  IV,  pag.  467.  Pgl. 

*Godineau,  Stanislas-Xavier  G. ,  französischer  Marinearzt,  wurde 
1844  zu  Montpellier  Doctor  mit  der  These:  „De  V Hygiene  des  troupes  aux 
Antüles  frangaises^  und  schrieb  weiter  noch:  „Rapport  mddical  sur  la  campagne 
du  brick  „?e  Lapirouse^  de  1844  h  1848  dans  le  golfe  du  Mexique**  (Nouv. 
ann.  de  la  mar.  1855)  —  „Bulletin  sanitaire  de  Karlkal,  pour  les  mois  de 
fivrier  h,  acut  1856^  (Moniteur  des  6tabliss.  fran9.  dans  Tlnde  1856)  — 
„JBtudes  mSdico-hygikmques  sur  V itablissement  frangais  de  Karikal  (cote  de 
Coromandel).  Topographie,  climatj  popithtion ,  maladies,  mortalitS,  hygihie^ 
(Rev.  Colon.  1857). 

Berger  et  Key,  pag.  116.  G. 

*GodIee,  RickmanJohuG.,  in  London,  studirte  im  üniversity  College 
daselbst,  wurde  Assistant  Surgcon  am  Charing  Gross  Hosp.  und  Prosector  von 
dessen  anatomischer  Schule.  Er  ist  zur  Zeit  Assistant  Surgeon  am  Üniversity 
College  Hosp.,  Assist.  Professor  der  klinischen  Chirurgie  und  Prosector  desselben, 
ferner  Surgeon  des  North  Eastern  Hosp.  für  Kinder  und  des  Hosp.  für  Paralyse 
und  Epilepsie  am  Regent's  Park.  Er  gab  heraus:  „An  alias  ofkuman  anatamy, 
illustraiing  most  of  the  ordinary  dissections  etc,"  (London  1877-78,  20  pl.) 
und  schrieb :  ;,  The  nature  of  the  contagium  of  vaccinia^  (Patholog.  Transact. 
Vol.  XXVIU)  —  „Cases  of  intussusception  treated  by  abdominal  section" 
(Clin.  Transact.  Vol.  XVI)  —  ;,  Cases  of  stretching  the  facial  nerve^  (Ebenda)  u.  s.  w. 

Medical  Directory.  Red. 

GodmaUi  JohnD.  G.,  amerikanischer  Arzt,  war  am  30.  December  1794 
zu  Annapolis  (Maryland)  geboren,  war  zuerst  Buchdruckerlehrling,  machte  dann 
1813  als  Matrose  den  Krieg  gegen  die  Engländer  mit,  begann  bereits  mit  15  Jahren 
der  Medicin  sich  zu  widmen,  zuerst  in  Lancaster,  dann  auf  der  Universität  von 
Maryland  zu  Baltimore,  unter  Leitung  des  Professors  der  Anatomie  Davidgk, 
dessen  Vorlesungen  er  noch  als  Student,  als  Jener  durch  einen  Beinbruch  verhindert 
war,  zu  übernehmen  und  glänzend  durchzuführen  im  Stande  war.  Nachdem  er 
Doctor  geworden,  übte  er  die  Praxis  kurze  Zeit  in  einem  kleinen  Orte  aus,  kehrte 
dann  aber  nach  Baltimore  zurück,  um  sich  ganz  der  Anatomie  zu  widmen.  1821 
erhielt  er  diesen  Lehrstuhl  an  dem  neu  errichteten  Ohio  Medical  College  zu 
Cincinnati,  ging  aber  bereits  1822  nach  Philadelphia,  wo  er  mit  grossem  Erfolge 
private  anatomische  Vorlesungen  hielt.  Er  schrieb :  Neurological  table,  exhibiting 
a  view  of  the  head"  (Philadelphia  1823)  —  „Anahjtic  anatc/iny ;  a  lecture 
introductory  .  .  ,  in  the  Philadeljjhia  Anatomical  Booms,  Session  of  1823  etc,^ 
(Ebenda  1824)  —  „Anatomical  investigations ,  comprehending  a  description 
of  various  fasciae  of  the  hvman  body  etc,^  (Ebenda  1824)  —  „Contributions 
to  phy»iological  and  pathological  anntomy  efc.^   (Ebenda  1825)    —    ^Anatomy 


586  GODMAN.  —  GOECKEL. 

tought  by  analysis,  A  lecture  introductory^  (Ebenda  1826).  Auch  gründete  er 
1822  den  yy  Western  Quarterly  Reporter  of  Medical,  Surgical  and  Natural 
Science^ f  war  1824  Herausgeber  des  „Journal  of  Foreign  Medical  Science  and 
Literature"  und  von  1826-27  Mitherausgeber  des  „Philadelphia  Joum,  of  tke 
Medical  and  Physical  Sciences ^\  1826  wurde  er  an  das  Rutgers  Medical  College 
in  New  York  berufen  und  veröffentlichte  zwei  in  demselben  gehaltene  „Intro- 
ductory  lectures^  (New  York  1827;  1828).  Auch  veranstaltete  er  amerikanische 
Ausgaben  von  Sir  Astley  Cooper's  „Dislocations  and  fractures  of  the  joints" 
(Philadelphia  1825;  2.  edit.  1831)  und  von  John  und  Charles  Bell's  „The 
anatomy  and  physiology  of  the  human  body"  (2  voll.,  5.  Amer.  edit.)  und  über- 
setzte R.  Richerand's  „Elements  of  physiology"  (Philad.  1823),  J.  Costkr's 
„Manual  of  surgical  Operations"  (Ebenda  1825)  und  J.  Cloqüet's  „Manual  of 
descriptive  anatomy  of  the  human  body"  (Boston  1827 ,  4.).  Ausserdem  gab  er 
eine  amerikanische  Naturgeschichte  (3  voll.,  Philad.  1826-28;  2.  edit.  1831), 
sowie  eine  Aua^ahl  von  Gelegenheitsscl triften,  Festreden  u.  s.  w.  heraus  und  schrieb 
eine  Reihe  von  Aufsätzen  und  Artikeln  medicinischen  und  naturhistorischen  Inhalts 
(auch  populäre  und  schönwissenschaftliche)  in  verschiedenen  Journalen,  namentlich 
dem  Philadelphia  Journal,  American  Journal  u.  s.  w.  und  der  „Encyclopaedia 
Americana"  bis  zum  Buchstaben  D.  Seine  durch  angestrengtes  Arbeiten  schwer 
geschädigte  Gesundheit  nöthigte  ihn,  New-York  zu  verlassen  und  ein  milderes 
Klima  aufzusuchen.  Er  ging  nach  den  Antillen,  später  nach  Germantown,  wo  er, 
wie  auch  in  Philadelphia,  bis  zu  seinem  am  17.  April  1830  erfolgten  Tode  lebte. 
T.  G.  Richardßon  bei  Gross,  pag.  247.  —  Call isen,  VII,  pag.  )»60;  XXVHI, 
pag-  223.  Q 

Godoy,  JuanGuitierrez  deG.,  Dr.  med.  et  phil.  der  einst  bertlhmten 
Universität  von  Alcala  de  Henares ,  Professor  der  Theologie ,  prakticirte  mehrere 
Jahre  in  Jaen,  später  in  Madrid,  wo  er  auch  Hofarzt  war.  G.  lebte  zu  Ende  d« 
16.  und  Anfang  des  17.  Jahrhunderts.  Seine  Schriften:  „Quaestio  medica  non 
vulgaris,  an  possibile  sit  rabientium  urinis  canes  parvos  generari"  —  „De 
ministranda  aqua  nive  refrigerata  aegroto  die  expurgationis"  —  „Disputationes 
philosoph.  et  med,  super  libros  Aristotelis*^  (zusammen  1629  in  Jaen  erschienen)  u.  A. 
sind  unbedeutend. 

Biogr.  m^d.  IV,  pag.  467.  Pgl. 

*6od80n,  Clement  G.,  in  London,  studirte  im  Bartholom.  Hospital  in 
London  und  in  Aberdeen,  war  nacheinander  in  geburtshilflichen  Stellungen  im 
City  of  London  Lying-in  Hosp.,  im  St.  Bartholom.  Hosp.  (1868 — 73),  dann  Physician 
Accoucheur  im  St.  George's  Hannover  Sq.  Dispensary,  Physician  des  Samaritan 
Free  Hosp.  für  Frauen  und  Kinder.  Er  ist  zur  Zeit  Consult.  Physician  des  City 
of  London  Lying-in  Hosp.,  Assist.  Physic.  Accouch,  am  St.  Bartholom.  Hosp., 
Consult.  Physic.  der  St.  Paul's  Infant  Nursery.  1874  wurde  er  in  Aberdeen  Doctor. 
Er  schrieb  in  den  St.  Bartholom.  Hosp.  Reports  (1869,  1875):  „Tlie  hospitd 
unidvnfery  stntistics^  —  „  The  induction  of  premaMire  labour**;  in  den  Obste- 
trical  Trjinsactions  (Vol.  XXIII):  „The  treatment  of  spasmodic  dysmenorrhoea 
and  t^terility" ;  im  Brit.  Med.  Journ.  (1883):  „On  Porro^s  Operation"  und 
zahlreiche  Mittheilungen  tlber  geburtshilfliche  Gegenstände  in  verschiedenen  medi- 
cinischen Journalen. 

Med.  Directory.  Red. 

Goeckel,  Philipp  Caspar  G. ,  geboren  zu  Ntimberg  am  31.  Augost 
1720,  studirte  Medicin  in  Jena  und  Helmstädt.  Hier  promovirte  er  unter  HeiSTBR's 
Präsidium,  machte  dann  mehrere  Eeisen  und  liess  sich  zuletzt  in  Nürnberg  nieder, 
wo  er  1752  auch  Garnisonarzt  wurde  und  am  4.  Februar  1759  starb.  Seine 
Schriften  sind  botanischen  und  zoologischen  Inhalts. 

Biogr.  med.  IV,  pag.  468.  Pgl. 


GOEDEN.  —  GOEPPERT.  587 

Gtoeden,  Hans  Adolf  6.,  geboren  am  14.  Mai  1785,  praktischer  Arzt 
in  Bnnzlau,  Oumbinnen,  Löwenberg  in  Schlesien,  zuletzt  in  Friedland  (Mecklenbnrg- 
Strelitz),  wo  er  am  14.  November  1826  starb,  war  Anhänger  der  Naturphilosophie, 
in  welchem  Sinne  auch  seine  zahlreichen  Werke  geschrieben  sind,  von  denen  wir 
nennen:  „Andeutung  der  Idee  des  Lebens"  (Berlin  1808)  —  „Ein  Fragment  zum 
System  der  Krankheiten  des  Menschen"  (Berlin  1806)  —  „  Theorie  der  Entzündvnif" 
(Berlin  1811)  —  „lieber  die  Natur  und  Behandlung  des  Typhus"  (mit 
Vorrede  von  HORN,  Berlin  1811)  —  „Bemerkungen  über  die  Natur  und 
Behandlung  der  Gicht"  (in  Hokn's  Archiv,  1811)  —  „Ueber  Febris  nervosa 
epigasfrica"  (Ebenda  1812)  —  „Die  Geschichte  des  ansteckenden  Typhus  etc," 
(Bd.  I,  Breslau  1816 ,  unvollständig)  —  „  Von  der  Arzneykraft  der  Phoffphor- 
säure  gegen  den  ansteckenden  Typhus"  (Berlin  1815)  —  „  Von  dem  Delirium 
tremens"  (Berlin  1826)  u.  A. 

Biogr.  in6d.  IV,  pag.  572.  —  Blanck,  pag.  124.  —  Neuer  Nekrolog  der  Deatschen 
Jahrg.  4,  182Ü,  II,  pag.  e58  p    , 

Goelicke,  Andreas  Ottomar  6.,  geboren  am  2.  Februar'  1671  in 
Nienburg  an  der  Saale  (Anhalt),  war  2  Jahre  lang  Hauslehrer  beim  Leibarzt  des 
grossen  Kurfürsten  Krug  von  Nidda  in  Berlin,  studirte  Medicin  in  Frank- 
furt a.  0.,  promovirte  in  Halle  und  ging  dann  nach  Amsterdam  und  Leyden. 
Nach  einer  kürzeren  praktischen  Thätigkeit  in  Zerbst  wurde  er  1709  Prof.  extr. 
ord.  in  Halle,  später  ord.  Prof.  der  Medicin  in  Duisburg,  ging  aber  1718  wieder 
nach  Frankfurt  a.  0. ,  wo  er  bis  zu  seinem  Tode,  am  12.  Juni  1744,  verblieb. 
Von  seinen  zahlreichen  Schriften,  etwa  75  an  der  Zahl,  darunter  allerdings  52 
kleinere  Dissertationen,  sind  erwähnenswerth  nur  die  grösseren,  meist  literar- 
historischen Arbeiten:  „Historia  anatomiae  nova  aeque  ac  antiqua"  (Halle  1713; 
Frankfurt  a.  0.  1738)  —  „Historia  chirurgiae  antiqua"  (Halle  1713)  — 
„Historia  medicinae  universalis"  (3  voll.,  Halle  1717 — 20)  —  „Specimina  medi- 
cinae  forensis"  (Frankfurt  1719  und  1721)  —  „lutroductio  in  historiam  litte- 
rariam  scriptorum,  qui  medicinam  forensem  commentariis  suis  illustrarunt" 
(Frankfurt  1723;  1735)  etc. 

Biogr.  med.  IV,  pag.  4«i9— 473.  —  Dict.  bist.  II,  pag.  574—577.  Pg^ 

Groells,  LeopoldAntonG.,  geboren  1765,  Dr.  med.,  dirigirender  Arzt 
am  Hospital  für  arme  Kinder  in  Wien,  war  Professor  an  der  medicinischen  Facultät, 
sowie  Mitglied  des  k.  k.  Gesundheitsraths  zu  Wien  und  erlangte  einen  grossen 
Küf  als  Kinderarzt.  Er  starb  am  20.  Februar  1827.  Seine  Schriften  beziehen 
sich  speciell  auf  Kanderkrankheiten :  „Praktische  Abhandlungen  über  die  vorzüg- 
licheren Krankheiten  des  kindlichen  Alters"  (2  Bde.,  Wien  1815—1818)  — 
„  Tractatus  de  rite  coynoscenda  et  sananda  angina  membranacea"  (Wien  1817)  u.  A. 

Dict.  liist.  II,  pag.  585.  '  Pgl. 

♦Goenner,  Alfred  6.,  zu  Mailand  am  29.  August  1854  geboren,  in 
Basel  (durch  Bischoff),  Wien  und  Leipzig  ausgebildet  und  1880  promovirt, 
habilitirte  sich  1881  in  Basel  und  sehrieb,  ausser  kleineren  Aufsätzen  in  der  Zeit- 
schrift für  Gynäkologie,  über  Reeection  des  Handgelenks.  Wernich. 

Ooeppert,  Heinrich  Robert  G.,  Sohn  des  Apothekers  G.  in  Sprottau, 
wurde  daselbst  am  25.  Juli  1800  geboren.  Die  Liebe  zu  den  Naturwissenschaften 
veranlasste  ihn,  nachdem  er  1812 — 13  das  Gymnasium  zu  Glogau,  1813 — 16 
das  zu  Breslau  besucht  hatte,  Apotheker  zu  werden,  doch  beschloss  er,  nach  fast 
5jähriger  Thätigkeit  in  diesem,  ihm  wenig  zusagenden  Berufe  Medicin  zu  studiren 
und  bezog  1821  die  Universität  Breslau.  1824  ging  er  nach  Berlin,  promovirte 
dort  1825  auf  Grund  der  Diss.:  „Nonnulla  de  plantarum  nviritione"  zum  Doctor 
der  Medicin  uud  Hess  sich  in  Breslau  als  praktischer  Arzt,  Operateur  und  Augen- 
arzt nieder.   1827  ha;bilitirte    er  sich    an  der   dortigen  Universität   als  Docent  für 


683  GOEPPERT.  —  GOERCKE. 

Medicin  und  Botanik  mit  der  Schrift:  „De  acidi  hydrocyanici  vi  in  flanias 
commentatio^  und  ttbernabm  1830  das  Lehramt  für  allgemeine  Pathologie  und 
Therapie  und  das  fOr  Arzneimittellehre  an  der  medicinisch  -  chirurgischen  Lehr- 
anstalt daselbst.  1831  wurde  er  ausserordentlicher  Professor,  1839  OrdinarioB 
in  der  medicinischen  und  1852  Ordinarius  für  Botanik  in  der  philosophisehen 
Facultät  und  übernahm  zugleich  die  Leitung  des  botanischen  Gartens.  Während 
der  Cholera  -  Epidemie  in  Breslau  1831  war  er  als  Lazaretharzt  an  einem 
Cholera-Hospital  thätig  und  gab  als  solcher  mit  den  anderen  Lazarethärzten  ^2)i« 
asiatische  Cholera  in  Breslau  während  der  Monate  October,  November,  December 
183 1*^  (Breslau  1832)  heraus,  redigirte  auch  die  damals  zu  Breslau  erscheinende 
Cholera-Zeitung.  Seiner  Ansicht  von  dem  innigen  Zusammenhange  der  Natur- 
wissenschaften mit  der  Medicin  gab  er  durch  die  Schrift:  „lieber  die  Wichtig- 
keit der  naturwissenschaftlichen  Studien  für  die  zukünftige  Ausbildung  des 
Arztes^  (Breslau  1831)  Ausdruck  und  wandte  sich  selbst  immer  mehr  und  mehr 
der  Botanik  zu;  zahlreiche  Schriften,  die  landwirthschaftliche ,  gärtnerische  und 
forstliche  Botanik  betreffend,  geben  davon  Zeugniss,  nicht  minder  seine  Arbeiten 
über  die  Beziehungen  zwischen  Pflanzenleben  und  Wärme.  6.*8  eigentliche  Bedeu- 
tung beruht  jedoch  in  seinen  phytopaläontologischen  Arbeiten  über  die  Vergleichung 
fossiler  Pflanzen  mit  noch  lebenden  und  in  seinen  Untersuchungen  über  die  Flora 
der  Tertiärzeit,  namentlich  Schlesiens,  welche  auch  nur  in  den  wichtigsten  hier 
anzuführen  wir  unterlassen  müssen.  G.  starb  am  18.  Mai  1884.  Ausser  den 
schon  angeführten  Schriften  seien  noch  erwähnt:  „lieber  die  chemischen  Gegen- 
gifte^  (2.  Aufl.,  Breslau  1843)  —  n^^^  ofh'cinellen  und  technisch  wichtigen 
Pflanzen  unserer  Oärten^  (Görlitz  1857)  —  „Die  in  Schlesien  wildwachseräen 
offidnellen  Pflanzen**  (Breslau  1835). 

N  0  w  a  c  k .  Schlesisches  ^chriftsteller-L3xikoii.  I,  52.  — *  W  o  r  t  m  a  n  n ,  Botaniscbe 
Zeitechr.  1884,  Nr.  31.  Y 

Goercke,  Johann,  geboren  den  3.  Mai  1750  im  Dorfe  Sorquitten  in 
Ostpreussen,  ging  im  13.  Lebensjahre  mit  seinem  Oheim,  einem  Regimenta- 
chirurgen,  nach  Tilsit,  wo  er  sprachwissenschaftlich  unterrichtet  wurde.  Nachdem 
G..  weiterhin  in  Königsberg  seinen  Studien  obgelegen,  wurde  er  1767  Oompagnie* 
Chimrgus  und  1784  Pensionär  Chirurgus  in  Berlin.  1787  begab  sich  er  auf 
wissenschaftliche  Reisen  nach  Wien ,  wo  er  mit  Bbambilla  bekannt  wurde ,  nach 
Italien,  dann  nach  Paris,  wo  er  1788  seine  Ernennung  zum  Regiments-Chirurgos 
erfuhr  und  Desaült  kennen  lernte,  endlich  nach  London,  wo  er  die  Bekannt- 
schaft von  John  und  William  Hunter  und  Cooper  machte.  Im  März  1789 
dem  General-Ohimrgus  Theden  adjungirt,  trat  er,  nachdem  er  noch  in  Schottland 
Bell  und  Hamilton  aufgesucht,  1790  in  diese  neue  Stellung.  1792  wurde  er 
Mit-Director  der  Feldlazarethe  in  Frankreich  und  1797  folgte  er,  Mürsinna  über- 
springend, dem  General- Chirurgus  Theden  im  Amte.  1817  hatte  G.  das  Glflek, 
seine  allgemein  festlich  begangene  fünfzigjährige  Dienstjubelfeier  zu  erleben.  Ffinf 
Jahre  später  zog  er  sich  vom  Schauplatze  seiner  öffentlichen  Thätigkeit  znrflek, 
starb  am  30.  Juni  1822  in  Sans-Souci  und  wurde  in  Bomstedt  bei  Potsdam 
beerdigt.  Seine  viel  mehr  sanitäts-organisatorischen  als  literarischen  Verdienste  sind 
folgende:  1793  wurde  auf  seinen  Vorschlag  ein  sogenanntes  Feldlazareth  ambulant 
(„fliegendes"  im  Gegensatz  zu  „stehend")  für  1000  Kranke  errichtet,  femer 
wurden  auf  seine  Empfehlung  1795  bei  den  Lazarethen  auf  Federn  ruhende  ELranken- 
wagen  nach  dem  Muster  eines  von  den  Engländern  auf  ihrem  Rückzuge  in  Holland 
zurückgelassenen  verwendet.  1 807  vermittelte  er  es ,  dass  den  Compagnie-Chirnrgen 
das  Monatsgehalt  auf  10  Thaler  erhöht  und  den  oberen  Militärärzten  ein  höherer 
und  bestimmter  Rang  (vom  Obersten  abwärts)  und  ebenfalls  Gehaltserhöhung 
gewährt  wurde.  Endlich  ist  auch  die  Errichtung  von  Veliten-Compagnien  (d.  i. 
Krankenträger- Abtheilungen)  im  Jahre  1814  G. 's  mittelbares  Werk.  G.'s  gr^tes 
Verdienst  besteht  vielleicht  darin,  dass  er  1795  die  medicinisch-ehirurgische  Pepinito 


GOERCKB.  —  60ESCHEN.  589 

(von  1818  an  „Friedrich- Wilhelm-Institut"  genannt)  gründete  und  das  1724  durch 
Holtzbndorff's  Verwendung  errichtete  CoUegium  medico-chirurgicum ,  welches 
1809  hei  Gelegeuheit  der  Stiftung  der  Berliner  Universität  aufgelöst  wurde,  als 
medieinisch-chirurgische  Akademie  für  das  Militär  1811  wieder  in's  Leben  rief. — 
Schriften:  „Kurze  Beschreibung  der  bei  der  k.  preussischen  Armee  stattfindenden 
Krankentransportmittel  für  die  auf  dem  Schlachtfelde  etc.^  (mit  4  Kupfern, 
Berlin  1814)  —  „Pharmacopoea  castrensis  Bomssica^  (Berlin  1806),  im  Verein 
mit  Hbrmbstädt  verfasst. 

J.  D.  E.  Prenss,  Görcke's  Leben  and  Wirken.  Berlin  1817;  2.  Aufl.  1818.  — 
Joh.  Görcke's  fünfzigjährige  Dienstjubelfeier  am  16.  October  1817.  Berlin  1818.  — 
fl.  Frölich  in  AUg.  Deutsch.  Biographie.  —  Dict.  bist.  U,  pag.  877.  o    Frölich 

♦Goericke,  Adolph  Wilhelm  Theodor  G.,  ist  am  1.  Februar  1798 
zu  Paris  geboren,  studirte  in  Kopenhagen,  doctorirte  in  Kiel  1824  mit  der  Ab- 
handlung: „Semiotica  morborum  pectoris  a  thorace  hausta" ,  war  einige  Jahre 
praktischer  Arzt  in  Odense  (Fünen)  und  zugleich  dirigirender  Arzt  an  einer  kleinen 
Armenanstalt  daselbst.  Von  1831  bis  1863  wirkte  er  als  dirigirender  Arzt  an  der 
grossen  Ropenhagener  Irrenanstalt  St.  JHans  Hospital  und  nahm  wirksamen  Theil 
an  den  Erweiterungen  und  Verbesserungen  dieses  Spitals.  Seit  1863  lebt  er  im 
Ruhestand  zu  Kopenhagen.  Petersen. 

Ooertz,  Johann  Friedrich,  geboren  zu  Tucknm  (Kurland)  am 
6./ 17.  Februar  1755,  besuchte  das  Gymnasium  zu  Mitau,  studirte  in  Berlin  und 
Göttingeu,  wurde  in  Göttingen  Dr.  med.  („  Diss,  in  qua  novum  ad  ligaturam polyporum 
uteri  instrumentum  proponit  et  describit  autor^,  Göttingen  1783,  m.  1  Kupfrt.). 
1784  nach  Mitau  zurückgekehrt,  prakticirte  er  daselbst  bis  zu  seinem  Tode 
17.;'29.  März  1808.  Ausser  seiner  Dissertation  schrieb  er  über  den  „Nutzen  des 
Galvanismus  bei  Amaurosis"  —  „Thränenfistel*^  (Hüfeland*s  Journal  der 
praktischen  Heilkunde,  Bd.  XVI). 

Becke-Napiersky,  II,  pag.  75.  L.  Stieda. 

Ooeschen,  Alexander  G.,  zu  Berlin,  war  daselbst  am  12.  März  1813 
geboren,  studirte  von  1831  an  in  Göttingen,  wurde  1836  daselbst  Doctor  mit 
der  Diss. :  De  forcipe  obstetricia" ^  machte  das  Staats-Examen  zuerst  in  Hannover, 
dann  auch  in  Berlin,  prakticirte  kurze  Zeit  in  Dardesheim  bei  Halberstadt,  unternahm 
1838  eine  wissenschaftliche  Reise  durch  Deutschland  und  Oesterreich,  Hess  sich 
in  demselben  Jahre  in  Magdeburg  nieder  und  wurde  1843  Medicinal- Assessor 
honorarius  bei  dem  Provinzial-Medicinal-Collegium  daselbst.  Von  1842  an  lieferte 
er  eine  Anzahl  Artikel  für  das  Encydopädische  Wörterbuch  der  medic.  Wissen- 
schaften, herausgegeben  von  der  Berliner  medic.  Facultät,  femer  für  C.  C.  Schmidt's 
Encyclopädie  der  gesammten  Medicin ,  siedelte  1843  nach  Leipzig  über  und  fahrte 
bis  1849  die  Redaction  von  „Schmidts  Jahrbücher  der  in-  und  ausländischen 
gesammten  Medicin**  (Bd.  XLI — LXIV),  gab  1844 — 46  auch  einen  „Jahres- 
bericht über  die  Fortschritte  der  gesammten  in-  und  ausländischen  Medicin" 
(auch  u.  d.  T. :  C.  C.  Schmidt's  Encyclopädie  der  ges.  Medicin,  2.  Supplement- 
Band)  heraus  und  schrieb:  „Die  Pflege  des  menschlichen  Körpers,  eine  allge- 
meine Diätetik  für  Laien"  (Leipzig  1847).  Im  Jahre  1848  spielte  er  in  Leipzig 
aaeh  eine  politische  Rolle  und  auch  später  gehörte  er  in  politischen  Versamm- 
lungen durch  seine  Beredtsamkeit  und.  sein  festes  Auftreten  zu  den  anerkannten 
Führern.  —  1849  siedelte  er  nach  Berlin  über  und  begründete  daselbst  die 
yyDeutsche  Klinik"^  die  er  bis  zu  seinem  am  2.  März  1875  erfolgten  Tode 
redigirte.  Die  von  ihm  1866  in's  Leben  gerufenen  „Kritischen  Blätter  für 
wtsaenschaftliche  und  praktische  Medicin"  erschienen  nur  in  zwei  Jahrgängen 
(1866,  67).  Unter  seinen  sehr  zahlreich  in  der  Deutschen  Klinik  enthaltenen 
Artikeln  sind  namentlich  die  (auch  separat  erschienenen)  Biographien  von  Hufeland 
(1863),  Hohl,  Schönlein  u.  s.w.,   sowie   die  Badeskizzen  über  Achselmannstein 


690  GOESCHEN.  —  GOETZ. 

(1865)  und  Vichy  (1865)  hervorzuheben.    Er   war  einer  der  gewandtesten  medi- 
einischen  Publicisten. 

Andreae,  pag.  79.  —  Berl.  klin.  Wochenschr.  1875,  pag.  131.  Gurlt. 

Groethals  (Bonicolli,  Eücolus,  Panagathüs)  Aegidius,  war  zu  Gent 
am  25.  Juli  1500  geboren  und  starb  im  April  1570.  Dass  und  zu  welcher  Zeit 
er  sich  in  verschiedenen  Ländern  aufhielt,  ergiebt  sich  aus  seinen  nachstehenden 
Schriften  :  „Commentaria  in  Avicennae practicam"  (Bologna  1534,  4.).  —  „Obser- 
vattonum  medicinahum  liber^  (Pisa  1535,  4.)  —  „Commentaria  in  G.  Cauliaci 
chirurgiam"  (Montpellier  1536)  —  „Traü^  des  plantes  mMioinaUs^  ^ILoiüti^V^ei 
1537)  —  „De  peste  über"  (Löwen  1539)  —  n-Der  siechen  schat,  inhaudende 
seer  vele  costelicke  ende  seckere  remedien  teghen  allerlye  crancheden  ende 
siechten  etc.^  (Brügge  1573)  —  „Remedien  teghen  pestilentiele  sieden^  {Brhg^ 
1574).  Er  hinterliess  auch  noch  eine  lateinisch  und  zwei  flamändisch  geschriebene 
anonyme  Abhandlungen  über  die  Mittel ,  die  im  Bereiche  der  Armen  sich  befinden, 
über  die  putriden  Fieber  und  die  Mittel  sich  vor  denselben  zu  schützen. 

Broeckx,  Essai  Bur  l'hist.  de  la  m^dec.  beige,  pag.  282.  G. 

Goettliug,  Johann  Friedricji  August  G.,  geboren  zu  Derenbnrg 
bei  Halberstadt  am  5.  Januar  1755  von  armen  Eltern,  wurde  durch  Gleim*s  Be- 
mühungen zu  einem  Pharmaceuten  in  die  Lehre  gebracht,  studirte  dann  Medicin 
in  Göttingen,  wo  er  mit  Lichtenberg  befreundet  wurde.  Von  einer  Reise  nach 
England  und  Holland  zurückgekehrt,  wurde  G.  1789  Prof.  extraord.  der  Chemie, 
Pharmacie  und  Technologie  in  Jena,  wo  er  am  1.  September  1809  starb.  Er 
hinterliess  zahlreiche  Schriften ,  die  sich  speciell  auf  die  von  ihm  gelehrten  Fächer 
beziehen,  von  denen  hier  erwähnt  werden  mögen  die  von  ihm  zusammen  mit 
Höfeland  herausgegebenen:  „Aufklärungen  der  Arzneiicissenschaft  aus  (fcn 
neuesten  Entdeckungen  der  Physik,  Chemie  und  anderen  Hilfswissenschaften'' 
(.Weimar  1793—1794). 

Biogr.  m6d.  IV,  pa^.  473.  —  Andreae,  II,  pag.  46.  Pgl. 

Goetz,  Georg  G. ,  geboren  in  Nürnberg  am  11.  Oetober  1703,  Dr.  med. 
zu  Altdorf  im  Jahre  1726,  machte  eine  Reise  nach  Holland  und  Hess  sich  dann 
als  praktischer  Arzt  in  seiner  Vaterstadt  nieder,  wo  er  am  24.  März  1746  starb. 
Er  schrieb:  „Dissert,  de  polyposis  concretionibus  variorum  in pectore  morboram 
causis"  (Altdorf  1746,  4.)  u.  A.  ohne  besondere  Bedeutung. 

Biogr.  m6d.  IV,  pag.  475.  Pgl. 

Goetz ,  Fl-anz  Ignaz  G. ,  geboren  in  Gebweiler  (im  Elsass)  «n 
26.  December  1728,  gestorben  als  Arzt  in  Paris  am  28.  Juni  1818,  ist  bekannt 
durch  seine  lebhafte  Vertheidigung  der  Pockenimpfung,  sowie  durch  seine  Erfolge 
auf  diesem  Gebiete.  G.  impfte  1780  die  Schwester  von  Ludwig  XVI.  und  1782 
sämmtliche  Prinzen  und  Prinzessinnen  am  Hofe  zu  Turin.  Er  schrieb:  „TraiU 
complet  de  la  pdtite  veröle  et  de  Vinoculalion^  (Paris  1790). 

Biogr.  ni6d.  IV,  pag.  474.  —  Dict.  liist.  II,  pag.  580.  Pgl. 

Goetz,  Emil  Friedrich  G.,  zu  Kiel,  war  am  26.  Juli  1806inDan2ig 
geboren,  studirte  in  Heidelberg  und  Halle  und  wurde  auf  letztgenannter  Universität 
1831  Doctor  mit  der  Diss. :  „De  distorsionum  spina^  dorsi  aetiologia".  Er 
war  daselbst  Assistent  in  der  Poliklinik,  kehrte  1833  nach  Danzig  zurück,  wurde 
1842  Director  des  Stadtkrankenhauses  daselbst  und  verfasste:  „Berichte  über  die 
Wirksamkeit  des  Danziger  Stadtkrankenhauses ^  (z.  B.  1843).  1853  wurde  er 
als  Professor  der  speciellen  Pathologie  und  Therapie  und  als  Director  der  mcdi- 
cinischen  Klinik  nach  Kiel  berufen,  wo  er  1855  Vorsitzender  im  Holstdniscben 
SanitÄts-Collegium,  1857  Etatsrath  wurde.  Er  starb  aber  bereits  am  8.  Juli  1858, 
nachdem  er  verschiedene  Berichte  über  die  medicinische  Klinik  (Chronik  der 
Universität  seit  1854)  erstattet  hatte. 

Alberti,  I,  pag.  262.  0. 


GOETZE.  —  GOFFBES.  591 

Goetze,  Johann  Christoph  G. ,  geboren  1688  in  Nürnberg,  pro- 
movirte  zum  Dr.  med.  1711  in  Altdorf  und  prakticirte  dann  von  1713  ab  in 
seiner  Vaterstadt ,  wo  er  im  Rufe  eines  gelehrten  und  tüchtigen  Arztes  stand  und 
1733  starb.  G.  war  Mitglied  der  k.  k.  Leopoldinischen  Akademie  der  Natur- 
forscher und  bedeutender  Anhänger  der  STAHL'schen  Lehren.  Mit  Trew,  Stock, 
Preislee  u.  A.  gab  er  das  „Commercium  Utterarium  Norimbergense**  heraus; 
sonst  schrieb  er  noch:  „Tractatus  de  O,  E.  Stahlii  altanimque  ad  ejus 
mentem  dtsserentium  scriptts^  (Nürnberg  1722,  4.). 

Biogr.  mhä.  IV,  pag.  475.  Pgl. 

Ck)etze,  Adam  Julius  6.,  geboren  in  Frauenbreitungen  bei  Meiningen, 
praktischer  Arzt  zuerst  in  Meiningen,  später  in  Minden,  starb  1772  und  schrieb: 
„Dias,  de  dysenteria  analecta  practica^  (Göttingen  1768)  und:  „Kurzer  Beitrag 
zur  Geschichte  der  hysterischen  Krankheiten^  (Meiningen  1771). 

Biogr.  mfed.  IV,  pag.  475  Pgl. 

Goeze.  Johann  August  Ephraim  G.,  wurde  den  28.  Mai  1731 
zu  Aschersleben  geboren,  studirte  1747 — 51  in  Halle  Theologie,  wurde  1755 
Hospitalprediger  und  1762  Prediger  zu  St.  Blasii  in  Quedlinburg.  In  dieser 
Stellung  kam  er  durch  Zufall  in  den  Besitz  eines  Mikroskopes  und  nun  wandte 
er  sich  eifrig  den  Naturwissenschaften  zu.  Mit  rastlosem  Fleisse  studirte  er 
zoologische  Werke  und  veröffentlichte,  ausser  verschiedenen  Uebersetzungen  Bonnet- 
scher  und  anderer  Schriften,  zunächst:  „Entomolog Ische  Beyträge  zu  des  Rittei- 
Linnd  12.  Ausgabe  des  Natursystems**  (4  Bde.,  Leipzig  1777 — 83).  Am 
werthvoUsten  aber  sind  seine  helminthologischen  Untersuchungen,  welche  er  in 
zwei  Schriften :  „  Versuch  einer  Naturgeschichte  der  Eingeweidewlirmer**  (Blanken- 
burg  1782,  nebst  Nachtrag  von  ihm  selbst,  herausgegeben  von  Zeder  1800)  und 
„Neueste  Entdeckungen j  dass  die  Finnen  im  Schweinefleisch  keine  Drilsen- 
krankheity  sondern  wahre  Blasenwürmer  sind"  (Halle  1784)  veröffentlichte. 
Ausserdem  publicirte  er  noch,  abgesehen  von  theologischen  Werken  und  natur- 
wissenschaftlichen Kinder8chriften  :  „Europäische  Fauna"  (Bd.  I — III,  Leipzig 
1791 — 93;  Säugethiere,  die  Fortsetzung,  d.  h.  Bd.  IV — IX  besorgte  Donndorf). 
Im  Jahre  1786  wurde  er  Diacon  an  der  Stiftskirche  in  Quedlinburg  und  starb 
daselbst  am  27.  Juni  1793. 

Biogr.  med.  IV,  pag.  477.  —  Carus,  Allgem.  Deutsche  Biogr.,  IX,  pag.  530.  — 
AUgem.  Nekrolog  der  Deutschen.  1793,  pag.  182  ff.  ^ 

GoffreSy  Joseph-Marie  G. ,  französischer  Militärarzt,  war  am  17 .  Januar 
1808  zu  Toulouse  geboren,  wurde  1828  Eleve  im  Instructions-Militär-Hospital 
zu  Strassburg,  ging  1830  als  Souis-aide  mit  nach  Algier,  kehrte  1831  zurück, 
war  in  den  Hospitälern  von  Calais  und  Lille  thätig,  wohnte  der  Belagerung  der 
Citadelle  von  Antwerpen  bei,  wurde  1835  in  Montpellier  Doctor,  stand  daselbst 
als  Aide-major  in  Garnison  und  wurde  1839  durch  Concurs  Agr6g6  der  dortigen 
Facultät  für  das  Fach  der  Chirurgie.  Er  schrieb  in  dieser  Zeit  im  Journ.  möd. 
de  Toulouse  (1839-40,  1842):  „Sur  la  ligature  des  art^res"  —  „De  Vemphyshme 
traumatique  et  principalement  de  Vemphyshne  compliquant  les  plaies  de  poi- 
trine".  Nach  einem  glänzenden  Concurse  erhielt  er  1841  den  Lehrstuhl  der 
Chirurgie  bei  dem  Instructions-Militär- Hospital  zu  Metz,  woselbst  er,  ebenso  wie 
in  den  Schulen  zu  Strassburg  und  im  Val-de-Gräce,  bis  1850  mit  grossem  Erfolge 
im  Lehrfache  thätig  war.  Zu  der  Zeit,  wo  er  in  Strassburg  wirkte  (1845  ff.), 
bearbeitete  er  für  Sedillot's  „Trait6  de  m6dec.  op6ratoire"  die  Operationen  an 
den  Hamorganen  des  Mannes  und  Weibes.  1858  wurde  er  zum  Chef-Chirurgen 
des  H6p.  du  Gros-Caillou  in  Paris  ernannt  und  publicirte:  „Sur  le  traitement 
des  fractures  des  membres  infirieurs  par  Vappareil  de  Baudens"  (Bullet. 
de  thörap.).  1852  ging  er  als  M^decin  principal  nach  Algier,  kehrte  1855  zurück, 
leitete  Spitäler  in  Montpellier,  Toulon  und  von  1853  an  in  Yincennes,    nachdem 


592  GOFFRES.  —  GOLDBECK, 

er  sein  bekanntestes  Werk ,  den  „PrMs  iconographique  de  bandages,  panse- 
ments  et  appareih"  (Paris  1854,  av.  81  pl. ;  1858)  herausgegeben  hatte.  Er 
war  dann  noch  dreimal  (1864,  65,  66)  im  Lager  zu  Chälons  thätig  und  sehrieb 
darüber:  „Considdrations  hiatoriques ^  hygi^niquea  et  midicales^  sur  le  camp 
de  Ghdlons^  (Paris  1865)  und  eine  Reihe  von  Beobachtungen,  die  er  im  Rec. 
de  m6m.  de  m^d.  etc.  militaires  (T.  XIII,  XIV)  veröffentlichte.  Er  starb  zu  Toulouse 
am  4.  Juli  1869. 

Langloisin  Bec.  de  m^m.  de  medec.  etc.  militaires.  1867,  3.  S^rie,  T. XIX, pag. 339. 

Gurlt. 

6oM,  Daniel  G.,  geboren  in  Berlin  1675,  studirte  in  Halle  und  pro- 
movirte  daselbst  1698,  worauf  er  in  Berlin  prakticirte.  1711  übernahm  er  die 
Inspection  des  Bades  Freienwalde  in  der  Mark  und  wurde  1721  Physicus  d» 
Oberbamimer  Kreises  in  Wriezena.  0. ,  wo  er  1731  starb.  6.  war  Schüler 
Stahl's  und  gehörte  zu  den  eifrigsten  Anhängern  seiner  Lehre  vom  Animismns. 
Er  schrieb :  ;,  Versuch  patriotischer  Gedanken  über  den  verwirrten  kranken  Ver- 
stand, besonders  in  der  Therapie*^  (Berlin  1729)  —  „Aufrichtige  Gedanken 
über  den  von  Vorurtheilen  kranken  Verstand"  (Halle  1738)  —  „Histaria 
pestis"  (Berlin  1709  ;  1719)  —  ,,Compendium  oder  Einleitung  zur  Praxi  clinica*' 
(Frankfurt  1715;  Leipzig  1733;  Berlin  1739;  1755)  —  „Medicina  practica 
clinica  et  forensis*^  (Leipzig  1735);  ferner  begann  er  1717  die  Publication  einer 
periodischen  Zeitschrift:  „Acta  medicorum  Barolinensium  in  incrementum  artU 
et  scientiarum  collecta  et  digesta"  (Berlin  1717 — 1731,  2  voll.).  Bemerkenswerth 
ist  G.,  dessen  Schriften  zum  Theil  unter  dem  Namen  ÜRSINUS  Wahrmund  ver- 
öffentlicht sind,  dadurch,  dass  er  ganz  im  Sinne  seines  Lehrers  Stahl  auch  den 
Seelenstörungen  seine  Beachtung  zuwandte  und  die  Lehre  von  denselben  wissen- 
schaftlich zu  bearbeiten  suchte. 

Biogr.  m6d.  IV,  pag.  478.  —  Dict.  hist.  H,  pag.  580.  Pgl. 

Golffon,  Jean-Baptiste  G. ,  geboren  1658  in  Cerdon  (im  Bugey), 
studirte  in  Lyon  und  Montpellier  Medicin,  mit  besonderem  Eifer  nebenher  Botanik 
unter  JüSSiEU,  machte  einen  italienischen  Feldzug  als  Militärarzt  mit,  praktidrte 
dann  in  Lyon  bis  1705,  wo  er  den  Marschall  Tess6  nach  Spanien  begleitete. 
Den  Ruf  als  Leibarzt  an  den  Hof  von  Spanien  lehnte  er  ab,  Hess  sich  vielmehr 
wieder  in  Lyon  nieder,  wo  er  am  30.  September  1730  starb.  Bemerkenswerth  ist  von 
ihm  nur  die  Pestschrift,  betitelt:  „Reponse  atix  observations  de  Chicoyneau, 
Verny  et  Soullier  sur  la  nature,  les  ivSnements  et  le  traitement  de  la peste 
de  Marseille"  (Lyon  1721). 

Biogr.  med.  IV,  pag.  '479.  Pgl. 

Goldbeck,  Johann  Christian  G. ,  zu  Altena,  war  zu  Rendsburg  am 
11.  April  1775  geboren,  studirte  in  Kopenhagen,  wo  er  1795  bei  der  chirurgischen 
Akademie  sein  Examen  ablegte.  In  Jena  wurde  er  1796  Dr.  med.  honor.  Er 
diente  zuerst  als  Chirurg  in  der  dänischen  Flotte  und  wurde  1826  Arzt  und  Vor- 
steher der  Taubstummenanstalt  in  Altena.  Von  seinen  Schriften  sind  anzuftiiren: 
„  Theorie,  loie  die  Kuhpocken  die  ordentlichen  Blattern  unschädlich  zu  machen 
vermögend  sind"  (Altona,  4.)  —  „Metaphysik  des  Menschen"  (Ebenda  1803, 
Tbl.  1)  —  ;;-öi'(ß  Metaphysik  des  Menschen,  oder  reiner  Theil  der  Naturlehre 
des  Menschen  u,  s.  w."  (Ebenda  1806;  2.  Aufl.,  2  Thle.  1808;  englische  üebers. 
von  Sam.  Feärand  Waddington,  London  1806)  —  „Nachricht  wegen  Tauh- 
stummheit  und  andere  ihr  verwandten  Gebrechen"  (Altona  1825)  —  „Geist  und 
Kritik  des  Mangelnden  in  der  Mathematik,  Naturkunde  und  Medicin  u.  ä.  v.* 
(Hamburg  1827)  —  „Om  Dövstumhed  og  den  i  Altona  oprettede  Anstalt  for 
Doostummes  Helbredelse"  (Otto,  Nye  Hygea  1826).  Ausserdem  mehrere  kleine 
Schriften,  Aufsätze  in  Oken's  Isis  (1819—26)  u.  s.  w.  Er  starb  am  9.  October  183L 

Lübker  und  Schröder,  pag.  192.  —  Neuer  Nekrolog  der  Deutschen.  Jahrg.  9« 
1831,  n,  pag.  893.  —  Alberti,  I,  pag.  263.  —  Callisen,  VH,  pag.  285;  XXVIH,  pag.  234. 


GOLDHAGEN.  —  GOLDSCHMIDT.  593 

Goldhagen,  Johann  Friedrich  Oottlieb  G. ,  geboren  1742  in 
Nordhausen,  wurde  1765  Magister  artium  und  Dr.  med.  in  Haue.  1769  zum 
Prof.  extr.  der  Philosophie  und  Naturgeschichte  in  Halle  ernannt,  erhielt  er  1778 
die  ausserordentliche  Professur  in  der  Medicin,  sowie  den  Titel  eines  Stadtph3r8icus. 
Der  König  von  Preussen  ehrte  6.  1787  durch  den  Titel  eines  Oberbergrathes. 
Er  starb  am  10.  Januar  1788  an  einer  Krankheit,  deren  besondere  Geschichte 
von  RsiL  (Halle  1788)  veröffentlicht  worden  ist.  Die  Schriften,  die  G.  hinter- 
lassen, meist  Dissertationen,  sind  unbedeutend:  „Dubüatianes  de  guadam  motus 
muscularü  explicatione^  (Halle  1765)  —  „De  aympathia  partium  corporis 
humant"  (Ebenda  1767)  —  ^De  tensione  nervorum^    (Ebenda  1769)  etc. 

Biogr.  m6d.  IV,  pag.  479.  —  Dict.  hist.  H,  pag.  582.  Pgl. 

* Golding-Bird ,  Cuthbert  Hilton  G.,  in  London,  studirte  im  Guy's 
Hospital  daselbst  und  in  Paris,  ist  Assistant  Surgeon  am  erstgenannten  Hospital 
und  Demonstrator  der  praktischen  Physiologie  bei  demselben.  Er  schrieb :  ;,  TVeat- 
ment  of  scrofulous  glands  by  the  etectrolytic  caitstic"  (Lancet  1878)  —  „Cli- 
nical  lecture  on  Sayre^s  treatment  of  spinal  disease"  (Brit.  Med.  Journ.  1878); 
femer  in  den  Guy's  Hosp.  Reports  (1879,  81,  82):  „Constructive  inflammation 
and  ulcers"  —  „Chronic  nasal  obstruction^  —  „Acquired ßat  foot**}  femer:  „The 
mechanical  treatment  of  coupous  memhrane  öfter  tracheotomy^  (Lancet  1881)  — 
;,  Oastrotomy  in  Cancer  aus  stricture  of  the  Oesophagus"  (Clinical  IVansact.  1882)  — 
„Transpatellar  excision  of  the  knee"  (Ebenda  1883). 

Medical  Directory.  G. 

Golding  Bird,  s.  a.  Bird,  Golding,  Bd.  I,  pag.  466. 

*Goldkuhl,  August  Edvard  G. ,  zu  Vexiö  in  Schweden,  ist  am 
24.  August  1830  zu  Önne  in  Dalsland  geboren,  studirte  von  1849  an  in  üpsala, 
war  als  Militär-  und  Flottenarzt  verschiedentlich  thätig,  wurde  1860  Stadtarzt  in 
Wisby,  1865  Hospitalarzt  in  der  Festung  Karlsborg,  1865  Provinzialai'zt  in  Häley 
rOdtaborg  und  Bohus  län),  1869  Hospital-  und  Gurhausarzt  in  Vexiö  und  1871 
Stadtarzt  in  Gothenburg;  gegenwärtig  ist  er  Stadt-  und  Gefängnissarzt  in  Texiö. 
£r  schrieb:  „Allmän  helso-  och  sjukvärdslära ,  med  serskildt  afseende  pä 
Bohuslänska  förhällanden''  (üdevalla  1868)  und  die  gekrönte  Preisschrift :  „Om 
vil/coren  för  menniskans  heisa"    (Gothenburg  1869). 

Wistrand,  Bruzelius,  Edling,  I,  pag.  268.  G. 

Goldschmidt,  s.  Aübifabeb,  Bd.  I,  pag.  230. 

Goldschmidt,  Johann  Baptista  (Heymann  Joseph)  G.,  zu  Frank- 
furt a.M.,    war  1761    zu   Bayersdorf   im    Culmbachischen    geboren,    studirte    in 
Königsberg   in  Preussen   und    wurde    daselbst  Dr.  med.  mit  der  Diss.  „Momenta 
giiaedam  ad  comparcUionem  pathologiae  humoralis  cum  nervosa"  (4.).  'Er  setzte 
seine  Studien  in  Berlin  unter  Walt£R,  F&itze,  Selle,  M.  Herz  fort  und  liess 
sieh  1792  als  Arzt  in  Frankfurt  nieder,  wurde  Armenarzt  und  Arzt  am  israelitischen 
Krankenhause.    Er  gehörte  zu  den  Ersten,  welche  durch  Wort  und  That  die  Kuh- 
pockenimpfiing   in  Frankfurt    einzuführen    strebten    und    schrieb    dazu    eine    dem 
Senate  gewidmete  Schrift:  „Allgemeine  Uebersicht  der  Geschichte  der  Kuhpocken 
und  deren  Einimpfung  als  das  sicherste  und  heilsamste  Mittel  zur  gänzlichen 
Ausrottung  der  Menschenblattem  u,  s.  w,"  (Frankfurt  a.  M.  1801 ;  holländische 
Uebers.  Amsterdam  1802).    Er  ging  später  zum  Katholicismus  über,   nahm  dabei 
die     beiden    zuerst    genannten  Vornamen    an   und   war   von  1817    an   städtischer 
Armenarzt.    Eine  halbseitige  Lähmung  nöthigte  ihn  1831  seine  praktische  Thätig- 
keit  einzustellen;  er  starb  am  19.  November  1835. 

Sachs,    Medicinlscher    Almanach   für   das    Jahr    1837,    pag.    7.    —    Stricker, 
pag.  273.  -  C all i Ben,  VII,  pag.  290;  XXVm,  pag.  236.  q. 

Biogr.  Lexikon.  II.  38 


594  GOLDSCflMlDT.  —  GOLFIN. 

*  (Joldschinidt,  JohannesAdolph  G.,  ist  geboren  za  Kopenhagen  am 
25.  Augußt  1845,  studirte  daselbst,  promovirte  1879,  ist  schon  von  1873  als 
praktischer  Arzt  in  Lyngby  bei  Kopenhagen  thätig.  Er  schrieb:  „Om  nogle  | 
akute  Infecttonssygdamme  hos  Svangre  og  deres  Indßydelse  par  Svanger- 
skabe^.  Ansserdem  eine  von  der  Faonltät  gekrönte  Preisschrift  über  Ursachen  der 
Kopflage  und  über  Stellungs-  und  Lagewechsel  des  Fötus,  zum  Theil  im  „NordUkt 
medicinskt  Archiv",   1871,  gedruckt.  Petersen. 

Goldson,  William  G.,  Wundarzt  in  London  zu  Ende  des  vorigen  und 
Anfang  dieses  Jahrhunderts,  Mitglied  des  Royal  College  of  Surgeons,  schrieb  über 
„An  extraordtnary  case  of  lacerated  vagtna  at  the  füll  period  of  gestation'^ 
(London  1787)  —  „Gases  of  small-pox  subsequent  to  vaccination^  (Portsmouth 
1804);  femer  über  geographische  Entdeckungen  in  Nordamerika. 

Dict.  bist.  II,  pag.  584.  Pgl. 

Goldwitz,  Sebastian  G. ,  geboren  zu  Bamberg  am  24.  Juni  1758. 
Dr.  med.  et  phil. ,  Arzt  und  seit  1786  Brunnenarzt  zu  Kissingen  und  Boeklet. 
auch  Amtsphysicns,  beschäftigte  sich  aus  Veranlassung  einer  zu  Wien  1778  herr-  , 
sehenden  Epidemie  von  biliösem  Fieber  besonders  mit  Versuchen  über  Physiologie  \ 
und  Pathologie  der  Galle  und  veröffentlichte ;  „Neue  Versuche  zu  einer  wahren  j 
Physiologie  der  Galle"  (Bamberg  1785)  —  „Neue  Versuche  über  die  Pathologie  \ 
der  Galle"  (Ebenda  1789),  Arbeiten,  die  einen  historischen  Werth  haben.  | 

Dict.  bist.  II,  pag.  584.  Pgl-  j 

*Goldzieher,  Wilhelm  G.,  zu  Kitsee  (Ungarn)  am  1.  Januar  1849  geboren, 
studirte  in  Wien  und  Heidelberg  und  wurde  an  ersterer  Universität  1871  promovirt 
(„Zur  Kenntniss  des  Elektrotonus"    Pflüger's  Archiv,    1870).    Von    1872  ab       1 
widmete    er    sich    der    Ophthalmologie,    war    zuerst    bei  Becker    in    Heidelberg       ' 
Assistent,   machte  eine  grössere  Studienreise,  Hess  sich  in  Budapest  als  Augenarzt       | 
(1875)    nieder    und    habilitirte    sich    daselbst    1878.    Schon    vorher   hatte  er  die 
„Geschwülste  des  Sehnerven"  (Graefe's  Archiv,   1873)  bearbeitet  und  durch  die 
Arbeit  „  Ueber  Implantationen  in  die  vordere  Augenkammer"  (Archiv  flir  exper. 
Path.,  1874)  dieses  Verfahren  als  Methode  eingeführt.   Auch  eine  Glaucomtheorie, 
die  Verknöcherungen  des  Bulbus,    wurden  von  ihm  bearbeitet,    sowie  eine  Mono-      i 
graphie:    „Therapie  der  Augenheilkunde"   (Stuttgart  1881).  Wernich. 

Golfin,  Prosper-Hippolyte  G.,  zu  Montpellier,  war  am  25.  Juni  1780 
zu  B6ziers  geboren,  kam  1797  nach  Montpellier,  wandte  sich  zuerst  der  Pharmade 
zu,  erlangte  1800  die  Approbation  als  Apotheker,  studirte  dann  die  Mediein,  war 
unter  FoüQUET  und  de  Broussoxnet  Chef  de  clinique  interne,  wurde  180.3  Doctor, 
prakticirte  dann  daselbst   und  schrieb  einen  „Essai  sur  l'asphyxie"    (Sedillot's 
Joum.  g6n.,  1804).    1806  errichtete  er  auf  Verlangen  des  Präfecten  des  Depait 
H6rault  ein  Rettungsasyl  für  Erstickte  und  Ertrunkene  und  stand  demselben  lang« 
Zeit  vor.    1825    wurde   er  zum  Agr6g6  der  Facultät   ernannt,    erhielt    1827  den 
Lehrstuhl  der  Hygiene   und   im    folgenden  Jahre   den    der  Therapie    und  Materia 
medica,    den  er   bis  zu  seinem  Anfangs  Februar  1863    erfolgten  Tode  beibehielt 
Von  seinen  Schriften,  welche  die  Doctrinen  der  Schule  von  Montpellier  mit  grosser 
Mässigung  und^  streng    wissenschaftlichen  Gründen  vertheidigen ,    sind  anzuführeo, 
ausser  einer  ^Notice  biographique   sur  M.  Baumhs"    (Montpellier  1828),   eia 
„M6m,  sur  Vexanth^me  orti4e  ou  l'urticaire,  et  Observation  sur  la  fthrre  tfUer- 
mittente  pernicieuse  ortiee  etc"  (Ebenda  1829)  —  „Discours  sur  rhomme  «m- 
sidSrd  comme  sujet  de  la  thSrapeutique"    (Ebenda  1836)   —  „Etudes  thSrapeu- 
tiques  sur  la  pharmacodynainie  etc,"  (Paris  1845)    —    „Essai  sur  la  mithod4 
de  vdrificaiion   scientifigue  appUquie   aux  sciences   en  geniral,    h  la  mükcim 
et  h  la  thdrapeutique  en  particulier"    (Ebenda  1846)  —  „De    la  pr4^inenc$ 
de  la  me7'curia  lisation  ....  dans  la  thSrapeutique  de  VhydrocSphale  aigue  ete^ 


GOLFIN.  —  GOLTZ.  595 

(Montpellier  1847)    —    y,De  Pexistence   des  affections   spicifiqu.es   de   VagrSgat 
humain,  dimontrSe par  la  mithode.de  virtficattan  scüntifique^  (Ebenda  1848)  u.  s.  w. 

Bouisson  in  Gaz.  möd.  de  Paris.  1863,  pag.  101.  —  Callisen,  VII,  pag.  293  ; 
XXVin,  pag  237.  —  Index-Catalogue.  V,  pag.  491.  G. 

*6olgi,  Camillo  G. ,  geboren  am  7.  Juli  1844  zu  Corteno,  wurde, 
nachdem  er  seine  Stadien  in  Pavia  bereits  1865  vollendet  hatte,  daselbst  1875 
zum  ausserordentlichen  Professor  für  Histologie,  im  nämlichen  Jahre  aber  noch 
zum  Ordinarius  für  Anatomie  in  Siena  berufen.  Er  zog  es  vor,  eine  ordentliche 
Professur  für  Histologie  1876  in  Pavia  anzunehmen  und  wurde  1^81  Seitens  dieser 
Universität  zum  ordentlichen  Professor  der  allgemeinen  Pathologie  ernannt.  Der 
grössere  Theil  seiner  Arbeiten,  so  über  die  Veränderungen  der  Lympbgefässe  des 
Gehirns,  über  die  feinere  Anatomie  der  C'entralnervenorgane ,  die  Veränderungen 
des  Knochenmarks  bei  den  Pocken  und  kleinere,  finden  sich  in  der  Rivista  diu. 
di  Bologna  (1870 — 1874) ;  andere  Publicationen,  ähnliche  Themata  behandelnd,  sind 
in  der  ßiv.  spec.  di  freniatria  etc.  enthalten.  Monographisch  erschienen:  „Sulla  fina 
struttura  dei  bulbi  olfattorii'^  (1875)  —  „Sulla  tra^fasione  del  sanyue  nel 
peritoneo  etc,"  (1881)  —  „Studü  sulla  fina  anatomia  degli  organi  centrali 
del  sistema  nercoso"    (preisgekrönt   1883).  Wernich 

*6oll,  Friedrich  G.,  zu  Zürich  am  1.  März  182'J  geboren,  ausgebildet 
durch  Ludwig  in  Zürich,  Köllikkä  und  Virchow  in  Würzburg,  Claude  Bernaud 
in  Paris,  wurde  1853  promovirt  und  habilitirte  sich  1855  in  seiner  Vaterstadt 
als  Arzt,  1862  als  Docent.  Er  las  hauptsächlich  Pharmakologie,  war  aber  mehr- 
fach als  Examinator  auch  in  anderen  Fächern  thätig  und  publicirte :  „  Ueber  den 
Einfluss  des  Blutes  auf  die  Nierensecretion'^  (Würzburg  1853)  —  „Ueber  die 
feinere  Anatomie  des  Rückenmarks"  (Zürich  1868)  —  „Die  VerÜieilung  der 
Blutgefässe  auf  die  Rückenmarksquer  schnitte^'  (1864).  Wernich 

* Goltdammer,  Eduard  G.,  zu  Berlin,  ist  daselbst  am  10.  April  1842 
geboren,  studirte  von  1860 — 65  in  Berlin  und  Heidelberg,  dann  in  Wien,  Paris 
und  England.  Promovirt  zu  Berlin  1865 ,  war  er  Assistenzarzt  im  Erankenhause 
Bethanien  daselbst  1866 — 69  und  ist  seit  1873  dirigirender  Arzt  der  inneren 
Abtheilnng  desselben.  Literarische  Arbeiten:  „Bericht  über  die  Resultate  der 
Kaltwasserbehandlung  des  Ileotyphus  im  Krankenhause  Bethanien  in  Berlin** 
(Archiv  für  klin.  Med.,  1877)  —  „Ueber.  Darmblutungen  bei  Ileotyphus  und  ihr 
Verhältniss  zur  Kaltwasserbehandlung"  (Berliner  klin.  Woehenschr.,  1877)  — 
„Ein  Beitrag  zur  Lehre  vjn  der  Spinalapoplexie"  (ViRCHOW*s  Archiv,  Bd.  LXVIj  — 
„Zur  inneren  Anwendung  der  Salicylsäure"  (Berliner  klin.  Woehenschr.,  1876)  — 
„Ueber  einige  Fälle  von  subacuter  Spinalparalyse"  (Ebenda)  —  ^Casuistische 
Mittheilungen  zur  Pathologie  der  Grosshimrinde"  (Ebenda  1879)  —  „  Utber  die 
Function  von  Pleiira-Ergüssen"  (Ebenda  1880)  —  »^ur  Aspiration  jyleuritischer 
Ergüsse"  (Ebenda  1881)  —  „Ueber  die  Kost  und  Logishäuser  für  die  ärmeren 
Volksdassen"  (Eülenberg's  Viertel)' ahrschr.  für  gerichtliche  Medicin,  1878)  — 
ffZuT  Tnedicinischen  Klimatologie  von  Aegypten^  (Deutsche  med.  Woehenschr., 
1881)  —  „Krankenhäuser*"  (Artikel  in  dem  Handb.  des  öffentl.  Gesundheits- 
wesens von  Eülenberg,  Bd.  11,   1882).  ße^ 

*  Goltz,  Friedrich  Leopold  G.,  wurde  in  Posen  am  14.  August  1834 
g-eboren,  machte  seine  Studien  zu  Künigs])erg  in  Preussen,  wo  er  besonders  Helm- 
HOr.TZ  als  Physiologen,  hörte  und  wirkte  zunächst  während  der  Sechsziger-Jahre  an 
der  Anatomie  in  Königsberg  als  Prosector,  nachdem  er  einige  Zeit  Assistent  an 
der  chirurgischen  Klinik  gewesen  war.  1869  wurde  er  als  Professor  der  Physiologie 
nach  Halle  a.  S.,  1872  nach  Strassburg  für  das  nämliche  Fach  berufen.  Neben 
seinen  Arbeiten  aus  der  Königsberger  Zeit,  vornehmlich  die  Hcrzfunction ,  den 
Venentonus  und  ähnliche  Themata  betreffend,  hat  G.  später  in  Pflüger's  Archiv 
^anz     besondCTs    fruchtbar    die    Physiologie    der    Nervoncentren    behandelt.     Als 

38* 


593  GOLTZ.  —  GOMEZ. 

Monographien  sind  hervorzuheben ;  „Beiträge  zur  Lehre  von  den  Functionen  der 
Nervencentren  des  Frosches*'  (Berlin  1869)  —  „Gesammelte  Abhandlungen 
über  die    Verrichtungen  des  Orosshims"'   (Bonn   1881).  Wernich. 

Gomes,  Bernardino  Antonio  6.,  zu  Lissabon,  war  1769  zu  Areos 
(Provinz  Minho)  geboren  als  Sohn  eines  Arztes,  studirte  in  Cotmbra,  wurde  1793 
Doctor,  prakticirte  in  Lissabon,  ging  1797  als  Marinearzt  naeh  Brasilien,  beschäftigte 
sich  namentlich  mit  botanisch-pharmakologischen  Studien  und  schrieb  zusammen 
mit  Beotero  nach  seiner  Rückkehr  ein  j^M^m,  sur  PipScaouanha  gris  du 
BrSsü  etc,^  (Lissabon  1801,  av.  2  pl.),  so  wie,  nachdem  er  1801  auf  der  Rhede 
von  Gibraltar  eine  auf  der  portugiesischen  Flotte  ausgebroohene  Typhusepidemie 
durch  Anwendung  des  kalten  Wassers,  nach  der  Methode  von  GüR&i£,  bekämpft 
hatte:  „Methode  de  tratter  letyphus,  ou  les  fi^vres  malignes  contagieuses,  par 
Vaffasion  de  Veau  froide,  ....  lettre  au  Dr.  James  Gurrie,  contenani 
des  observations  et  des  rdflexions  sur  cette  mAhode*'  (Lissabon  1806).  1805 
wurde  er  Arzt  des  Hospitals  des  königlichen  Hauses  und  beschäftigte  sich  weiterilin 
noch  mit  botanisch-pharmakologischen  Arbeiten,  wie  seine  ;,  Observationes  botantco- 
medicae  de  nonnullis  Brasüiae  plantis*'  (Lisboa  Acad.  Sc.  Med.,  T.  HI)  and 
seine  Bemühungen  um  die  Alkaloide  der  Chinarinde,  über  die  er  ^Ensaio  scbre 
o  cinchonino  e  sobre  sua  inßuencia  na  virtude  da  quina^  (Ebenda)  schrieb, 
zeigen.  Auch  ist  ihm  die  Initiative  zur  Einführung  der  Vaccination  in  Portugal 
zu  danken.  1817  erhielt  er  die  Leitung  des  Hospitals  San  Lazaro,  beschäftigte 
sich  namentlich  mit  der  Behandlung  von  Hautkrankheiten  und  machte  Versuche 
zur  Verminderung  der  Elephantiasis.  Er  schrieb  darüber:  „Essai  der  mosograpkique, 
ou  description  succinct  des  maladies  cutanSes^  d*apr^  .  .  Will  an  etBateman, 
renfermant  Vindication  de  midicaments  recommandSs  dans  ces  maladies  etc.*' 
(Lissabon  1820,  4.,  av.  2  pl.)  —  „M4m,  sur  Us  moyens  de  diminuer  PSlSphan- 
tiasis  en  Portugal  etc.**  (Ebenda  1821)  —  „Lettre  aux  m4decins  portugai» 
sur  V  Sliphantiasis ,  dans  laquelle  on  leur  annonce  un  nouveau  remhde  pour 
guirir  cette  maladie"  (Ebenda  1821).  Nachdem  er  eine  Prinzessin  nach  Brasfllea 
begleitet  hatte,  schrieb  er  über  dortige  Eingeweidewürmer:  „Ging  nouvelUs 
esphces  de  t4nia"  (Bull,  des  sc.  nat.  de  Febüssac,  1824)  und  empfahl  die 
Granatwurzelrinde  als  ein  wirksames  Mittel  gegen  dieselben.  Er  starb  in  Lissabon 
am  13.  Januar  1824. 

Dechambre,  4.  S6rie,  T.  IX,  pag.  635.  G. 

^  Gk)mez  Miedes,  Bernardino  G.,  geboren  in  Aleaüiz  (Arragonien)  im 
16.  Jahrhundert,  liess  sich  nach  Gjährigem  Aufenthalte  zu  Rom,  sowie  nach  mehreren 
Reisen  durch  Italien,  Frankreich,  Belgien  und  Deutschland  in  Valencia  nieder  und 
starb  1589.  Er  schrieb:  „Enchiridion,  6  manual  instrumenta  de  salttd  contra 
el  morbo  articular  gue  llaman  gota,  y  la^  demas  enfermedades  que  par 
catarro  etc."  (Madrid  1571). 

/Qomez,  A  Ion  so  G.,  Dr.  med.  der  Universität  von  Aloala  de  Henarw, 
Arzt  zu  Sevilla,  sehrieb:  „De  humorum  praepara^ione  adversus  Arabos  irac- 
tatus"   (Sevilla  1546). 

Gomez  de  la  Parra  y  Arevalo,  Alonso  G.,  Arzt  aus  la  TremUeqne 
bei  Toledo,  schrieb :  „Folianthea  medicis  speciosa^  chirurgis  mirißca,  mtrepsidt 
valde  utilis  et  necessaria"  (Madrid  1625). 

Biogr.  m6d.  IV,  pag.  480.  PgL 

Gk)mez,  Manuel  G.,  portugiesischer  Arzt,  muthmaaslioh  in  Antwerpen 
von  portugiesischen  Eltern  geboren,  schrieb:  „De  pestilentiae  curatione  methodica 
tractatio^  (Antwerpen  1603;  Löwen  1637). 

^  Gomez,  Jorge  G.,  Arzt  zu  Toledo  im  1 6.  Jahrhundert ,  schrieb:  ,De 
ratione  minuendi  sanguinem  in  morbo  laterali"  (Toledo  1539). 


GOMEZ  DE  LAMPLONA.  —  GONDRET.  597 

^Gomez  de  Lamplona,  Martin o  0.,  verfasste  ein  Werk,  in  dem  sich 
mehrere  Pestschriften  vereinigt  finden,  von  Marsiliüs  Ficinüs,  Thomas  Garbo, 
Nicolas  Monabdes  n.  A.  (Pampelona  1598). 

BiogT.  mM.  IV,  pag.  480.  Pgl. 

Ck)inez,  Bonnardino  Antonio  0.,  zn  Lissabon,  war  1806  geboren, 
wurde  zn  Paris  1831  mit  der  These:  „8ur  les  vers  plat8  articulSs  qui  existent 
chez  Vhomme  etc."  Doctor  und  schrieb  später  n.  A. :  „Noticia  de  alguns  casos 
da  moleatia  de  Bright  observados  no  Hospital  8,  Josi  e  resumo  das  doutrinas 
tnais  modemas  dcerca  (Testa  doenga"  (Lissabon  1854). 

J.  E.  G.  Qomez  im  Conreio  med.  de  Lisboa.  1876-78,  pag.  236  etc.;  1878,  pag.  4 
(nicht  zugänglich).  —  Index-Catalogue.  V,  pag.  491.  q^ 

(Jondinet,  Pierre  6.,  zu  Saint- Yrieix  (Haute- Vienne) ,  war  daselbst 
1756  geboren,  wurde  1775  in  Toulouse  Doctor,  erlangte  grosses  Ansehen  in 
seinem  Geburtsorte  und  wurde  selbst  ünterpräfect  des  Arrondissements.  Von  seinen 
in  den  Annales  de  laSoo.  de  m6d.  prat.  de  Montpellier  von  1804  an  (T.  III — XXVII) 
veröffentlichten  Abhandlungen,  die  sich  über  die  verschiedensten  Gegenstände  aus 
der  praktischen  Medicin  erstrecken,  fahren  wir  nur  die  folgenden  an:  „Obser- 
vations  sur  les  convulsions  imitatives*'  —  „PrScis  de  la  Constitution  dmosphi- 
rtque  et  mddicale  observSe  dans  ....  de  la  Haute-  Vienne ,  pendant  Van  XI, 
et  ....  jusqyl  .  ,  .  .  de  1807"  —  „Mim.  contenant  des  observations  et  remar- 
ques sur  le  melaena  des  anciens,  et  le  melaena  hämorrhagica  des  modernes"  — 
„Notice  historique  et  raisonnSe  sur  la  maladie  contagieuse  qui  s'est  ripandue, 
sur  la  fin  de  1808  y  dans  les  villes  de  Ldmoges,  de  Chalus,  ....  oh  avaient 
pa3s6  les  prisonniers  espagnols"  u.  s.  w. 

Dechambre,  4.  S6rie,  T.  IX,  pag.  702.  —  Callisen,  VIT,  pag.  295.  G. 

Gondret,  Louis-Frangois  G. ,  zu  Paris,  war  am  12.  Juli  1776  zu 
Anteuil  bei  Paris  geboren,  studirte  daselbst,  war  1793  Oesault's  Schttler,  diente 
1794,  95  im  Militär- Hospital  zu  Ruel  und  in  den  Feldlazarethen  der  Armee  der 
östliehen  Pyrenäen  und  wurde  1803  in  Paris  Doctor.  Er  war  Arzt  am  3.  Dispen- 
saire  der  Soci^t^  philanthropique,  Arzt  des  Tribunals  erster  Instanz  und  beschäftigte 
sich  viel  mit  d^r  Anwendung  der  Derivation,  besonders  bei  Augenkrankheiten  und 
selbst  zur  Beseitigung  des  Cataract  und  schrieb  hierüber,  sowie  über  Verwandtes 
unter  Anderem  Folgendes:  „Gonsidirations  sur  Vemploi  du  feu  en  mSdecine ; 
Buivies  de  Vexposi  d^un  moyen  Spispastique  propre  h  supplier  la  cautßrisation, 
et  ä  rdmplacer  Vusage  des  cantharides.  Avec  le  rapport  de  MM.  Portal, 
Percy,  TkSnard"  (Paris  1818;  2.  6dit.  1819;  3.  Mit.  1820)  —  „M^,m. 
concemant  les  eßets  de  la  pression  atmosphSrique  sur  le  corps  humain  et 
Vapplication  de  la  ventouse  dans  dißSrens  ordres  de  maladies"  (Ebenda  1819). 
1819  und  20  bereiste  er  Russland  von  der  Ukraine  bis  Petersburg  und  schrieb 
weiter  noch:  „Observations  d'amaurose"  (1821)  —  „Observations  sur  les 
maladies  des  yeux"  (Ebenda  1823)  —  „Mim,  sur  le  traitement  de  la  cataracte" 
(1825;  1826;  4.  Mit.  1829;  engl.  Uebers.  „On  the  treatment  of  cataract,  vnt- 
haut   Operation   etc,"    London  1838)  —   ^Tableau  analytique  des  modifications 

£ue  le  Dr,  Gondret  s^est  efforcS  düintroduire  dans  la  physiologie,  la  patko- 
7gie  et  la  thSrapeutique"  (1828)  —  „Appendice  ä  mes  observations  sur  les 
maladies  cirSbro-oculaires"  (1831)  —  „Des  effets  de  la  diriiatian  et  2"  appen- 
dice h  mes  observations  sur  les  affections  cSrdbro-oculaires"  (1832;  2.6dit.  1833). 
Femer  ähnliche  Schriften  1834,  1835,  1837;  ausserdem:  „Z>w  traitement  de  In 
cataracte  sans  opSration"  (1839)  —  „Rdclamation  contre  une  erreur  prt^ju- 
diciable  h  la  santi  publique  et  qui  n'a  profiti  depuis  huit  ans  qu^  h  des 
intirUs  de  Corporation"  (1841).  1831,  32,  33  hatte  er  temporär  eine  Klinik  im 
H5tel-Dieu  für  die  „maladies  c^röbro-oculaiies"  gehabt  und  schrieb  darüber  1841 
eine  Reclamation,  sowie  später  noch  :  „De  la  flamme  h  petites  dimensions  employSe 
contre  les  douleurs,  la  d^bilit^,  la  torpeur  etc,^   (Paris  1843;   1847)    —    „Du 


598  GONDRET.  —  GONZALEZ. 

tr altem ent  des  ßh^ies  intermittentes  par  le  woyen  du  mde  ou  ventouses"  (1850). 
Dazu  mehrere  gegen  die  Mitglieder  der  Aead^mie  de  m6d.,  gegen  Lisfbanc, 
Sichel  u.  A.  gerichtete  Antikritiken.  Trotz  seiner  vielen  Reclamationen  ißt  die 
von  ihm  erfundene  ableitende  Salbe  unter  dem  Namen  „pommade  oder  graiflse 
ammoniacale^^  „caustique  ammoniacal^^  „liparol^  ammoniacal^  nicht  im  Stande 
gewesen,  sich  allgemein  Geltung  zu  verschaffen,  jedenfalls  nicht,  Cataracten  oiine 
Operation  zu  zertheilen.    Er  starb  im  September  1855. 

Dechambre,  4.  Serie,  T.  IX,  pag.  703.  —  Callisen,  VII,  pag.  297;  XXTin, 
pag.  238.  (j 

Gonthier  d'Andernach,  s.  Günther. 

Gonzalez,  Don  Pedro  Maria  6. ,  spanischer  Marinearzt  und  Professor 
an  der  medicinischen  Schule  zu  Cadix,  war  1763  zu  Ossuna  (Provinz  Sevilla) 
geboren,  trat  in  die  gedachte  medicinische  Schule  als  Zögling,  und,  nachdem  er 
dieselbe  durchgemacht^  als  Medico-Chirurg  1.  Ol.  in  die  Marine,  construirte  einen 
zweckmässigen ,  später  bei  der  Marine  eingeführten  Apparat ,  das  Seewasser  trink- 
bar zu  machen,  verfasste  bei  Gelegenheit  einer  5  Jahre  3  Monate  dauernden 
Weltumsegelung  seinen  „  Tratado .  de  las  enfermedades  de  la  gente  de  mar,  en 
que  se  esponen  eus  causas ,  y  los  medios  de  precaverlas^  (Madrid  1805),  nach- 
dem er  bereits  über  eine  1800  in  Cadix  ausgebrochene  öelbfieber-Epidemie  eine 
„Disertacton  medica  sobre  la  calentura  maligna  que  regno  en  Cadix  el  ano 
de  1800,  etc,""  (Cadix  1801,  4.;  deutsche  Uebers.  u.  s.  w.  von  W.  H.  L.  Borges, 
Berlin  1805)  geschrieben  hatte.  1802  war  er  zum  Protomedico  y  cirujano-mayor 
eines  Mittelmeer-Geschwaders  ernannt  worden,  1804  wurde  er  supplirender,  1805 
wirklicher  Professor  an  der  oben  genannten  Schule,  woselbst  er  Physiologie  und 
Hygiene  vorzutragen  hatte.  Während  seiner  32jährigen  Thätigkeit  daselbst  war 
er  bei  hervorragenden  Gelegenheiten  auch  praktisch  thätig,  z.  B.  nach  der  See- 
schlacht von  Trafalgar,  bei  Epidemiecn,  die  auf  Schiffen  ausgebrochen  waren.  Er 
übersetzte  1819  die  Werke  von  Cabanis,  1828  das  Werk  von  Labarraqüe  über 
die  Chlortire,  hielt  1806,  14,  23,  35  glänzende  Eröffnungsreden,  nahm  1836 
seinen  Abschied  und  starb  am  23.  Juni  1838.  Er  war  einer  der  kenntnissreichsten 
und  gelehrtesten  Professoren  seiner  Zeit  in  Spanien. 

Antonio  Ruiz  de  Valdivia  in  Archives  de  medec.  navale  T.  XIV,  1870, 
pag.  128  (Uebersetzung).  q 

Gonzalez  y  Centeno,  Don  Valentin  G.,  zu  Sevilla,  war  Vice-Präsident 
der  dortigen  Real  Soc.  de  Med.,  deren  Memor.  aead.  er  seit  1788  publicirte.  Es  finden 
sich  in  denselben  von  ihm  (1772 — 92)  verschiedene  Abhandlungen,  darunter: 
„Leccion  medico-legal  de  las  enfermedades  simulables"  —  »^^^  mecanismo^ 
que  o^serva  la  naturaleza  en  la  eoacuacion  de  las  catamenias**  —  »^« 
enferniedadfs  son  mas  frecuentes  en  Sevilla,  y  si  hai  med  o  para  precaverlasf'^ 
und  viele  andere. 

Dechambre,  4.  Serie,  T.  IX,  pag.  707.  —  Callisen,  VII,  pag.  30  i;  XXVllI, 
P«g.    238.  G. 

Gonzalez  de  Sämano,  Don  Mari  ano  G.,  Professor  der  Medicin,  war  am 
2.  Juli  1806  zu  Valladolid  geboren,  als  Sohn  des  Arztes  Don  Bonifacio  G., 
wurde  1841  daselbst  Doctor,  nachdem  er  bereits  an  verschiedenen  Orten  praktieirt 
Er  wurde  1 849  zum  Professor  der  Geburtshilfe  und  Chirurgia  legalis  in  Barcelona 
ernannt,  ging  von  da  aber  zu  den  Universitäten  Salamanca,  Santiago  und  Valla- 
dolid über,  woselbst  er  die  innere  Pathologie  lehrte.  Seine  hauptsächlichsten 
Schriften  sind:  „Solre  el  contagio  del  cölera"  —  „Monografia  del  colera^  — 
^Refutacion  d  la  doctrina  que  acerca  de  las  fiebres  escribiö.  Mr,  Broussats'*  — 
Uebersetzung  von  Virey's  „Tratado  de  la  generacion"  —  „Monografia  de  la 
erisipela*^  —  „Montepio  mMico"  —  „Tratamiento  de  las  kemias*^  —  „A^iento 
y  naturaleza  del  hititerismo^  —  ^Beorganizacion  m^dica*^  —  „Cimipendio 
historico  de  la  medicina  espahola"  (Barcelona   1850),    Anhang  zu  der  von  ihm 


GONZALEZ.  —  GOOCH.  599 

seit  1849  herausgegebenen,  allein  die  spanische  Medicin  berücksichtigenden  Zeit- 
schrift: „El  Divino  ValUs**  —  „Memoria  historica  del  cölera-morbo  asiatico 
en  Espana"*  (Madrid  1858)  u.  s.  w. 

Ovilo  y  Otero,  pag.  266.  G. 

*  Gonzalez  y  Horillas,  Don  Jos6  Maria  0.,  in  der  Havanna,  schrieb: 
„Monografia  optalmolögica  6  descripcion  de  todas  las  enfermedades  que  pueden 
padecer  loa  drganos  de  la  Vision  y  partes  anexas*'  (2  voll.,  Habana  1848 — 50, 
w.  20  pl.)    —    „Lecctones  elementales   de  patologia   generale    (Ebenda  1860). 

Index-Catalogae.  V,  pag.  509.  Red. 

*  Gonzalez  del  Valle,  Don  Ambrosio  G.,  Arzt  in  der  Havanna,  sehrieb, 
ausser  einem  „Manual  de  obstetricia  para  el  uso  de  nuestras  parteras"  (Havanna 
1854)  und  einem  „Manual  de  flebo-tomianos  6  sangradores  y  dentistas"  (4.  edit., 
Paris  1865)  .eine  Reihe  von  Aufsätzen ,  welche  sich  auf  die  Hygiene  der  genannten 
Stadt  beziehen;  so  über  einen  neuen  Friedhof  daselbst  (1868,  71),  das  Regen- 
wasser (1869,  70),  Canalisation  (1870)  u.  s.  w. ;  ferner  über  die  Meteorologie  der 
Stadt  (1865,  69),  über:  „Cölera.  Avisos  para  precaverse  6  salvarse  de  M,  etc.'' 
(1870)  und  „Tablas  obiturias  de  la  Habana  etc.*"  (1870—73)  u.  s.  w. 

Index-Catalogue.  V,  pag.  510.  ö, 

Gooch,  Benjamin  G. ,  zu  Shottisham  in  Norfolk,  ein  verdienter 
praktischer  Chirurg ,  über  dessen  Lebensumstände  nur  wenig  bekannt  ist ,  schrieb : 
„Cases  and  practical  remarks  in  surgery ;  toit-h  shetches  of  machines  of  simple 
constructiony  easy  application,  and  approved  itse"  (London  1756)  —  „A  practical 
treatise  on  wounds  and  other  chirurgical  subjects ;  to  whick  is  prefixed  a  short 
historical  account  of  the  rise  and  progress  of  surgery  and  anatomy,  addressed 
to  young  surgeons"  (Norwich  1767)  —  „Medical  and  surglcal  observations^ 
as  an  appendix  to  a  former  publication"  (London  1775).  In  den  Philosophical 
Transactions  (1769,  1775)  publicirte  er:  „Morbid  Separation  of  the  cuticle  from 
the  cutis"  und:  „Remarks  and  considerations  relative  to  the  performance  of 
amputation  above  the  knee,  by  the  Single  circular  incision"  —  „Concerning 
aneurisms  of  the  thigh".  Er  starb  um  1780  und  erschien  nach  seinem  Tode 
eine  Sammlung  seiner  Schriften  u.  d.  T. :  ;,  27ie  chirurgical  works  of .  ,  ,  A  new 
edition,  with  his  last  corrections  and  addiiions"  (3  voll.,  London  1792). 

Biogr.  m^d.  IV,  pag.  484.  —  Dict.  hist.  II,  pag.  589.  Gnrlt. 

Gooch,  Robert  G. ,  zu  London,  war  1784  zu  Yarmouth  in  Norfolk 
geboren,  kam  zuerst  bei  einem  Chirurgen  und  Apotheker  daselbst  in  die  Lehre, 
studirte  dann  in  Edinburg,  wurde  1807  daselbst  Doctor,  prakticirte  anfänglich  in 
Croydon,  wurde  1812  in  das  College  of  Physicians  in  London  aufgenommen, 
wurde  Physician  am  Westminster  Lying-in  Hospital,  war  Docent  der  Geburtshilfe, 
der  Frauen-  und  Kinderkrankheiten  bei  der  medicinischen  ScTiule  des  Bartholomew*s 
Hospital  und  erlangte  eine  ausgebreitete  geburtshilfliche  Praxis.  Er  publicirte  in 
den  Medical  Transact.  of  the  Royal  College  of  Physicians  (1820,  1822):  „Obser- 
vations  on  puerperal  insanity"  —  „A  contribution  .  .  . ,  what  is  the  nature  of 
the  process  called  the  spontaneous  evolution  of  the  foetusf"  und  in  den  Lond. 
Med.-Chir.  Transact.  (1822):  „An  account  on  some  circumstances  under  which 
a  haemorrhage  may  occur,  .  .  .  thovgh  the  Uterus  feel  contracted  etc."  und  gab 
eine  Uebersetzung  von  Leop.  Ant.  Gölis:  „A  treatise  on  the  hydrocephalus 
acutus  etc."  (London  1821)  heraus.  Er  schrieb  ferner:  „An  account  of  some 
of  the  most  important  diseases  to  women"  (Ebenda  1829;  2.  edit  1831 ;  American 
edit.  Philadelphia  1832;  1836;  deutsche  uebersetzung  in  Bd.  III  der  Klin. 
Handbibliothek ,  Weimar  1830).  Nach  seinem  am  16.  Februar  1830  erfolgten 
Tode  erschien  noch:  „A  practical  compendium  for  widwifery ;  etc.  prfpared 
for  pubVcafion  hy  (reo.  Sk inner"  (London  1831)  und  sehr  viel  später 
wurden  die    „Diseases   of  women"    noch  einmal  von  der  New  Sydenham  Society: 


600  GOOCH.  —  GOODALL. 

„Wüh  other  papers.  Prefaiory  easay  by  Rob.  Ferguson*^  (London  1869) 
heransgegeben.  —  Er  gehörte  zu  den  glflcklichsten  und  beUebteston  Praktikera 
und  war  gleichzeitig  ein  sehr  anziehender  Lehrer ;  sein  Werk  Aber  Franenkrank- 
heiten  gehört  zu  den  besten  der  damaligen  Zeit. 

Munk,  III,  pag.  100.  —  Callisen,  XXVUI,  pag.  239.  ü. 

Gk>od)  John  Mason  G»,  in  London,  Arzt  und  Literat,  war  zu  Epping 
(in  Sussex)  am  25.  Mai  1764  geboren,  kam  zu  einem  Chirurgen  in  Gosport  in 
die  Lehre,  studirte  dann  im  Guy's  Hospital  in  London  und  begann  1784  za 
Sudbury  (Suffolk)  mit  massigem  Erfolge  eine  Praxis.  Er  ging  darauf  nach  London^ 
in  der  Hoffnung,  sich  bei  der  Schriftstellerei ,  der  er  sich  ebenfalls  zugewandt 
hatte,  besser  zu  stehen,  als  bei  der  Medicin  und  erlangte  in  der  That  dnrch 
jene  später  auch  eine  bedeutende  Praxis.  Wir  führen  im  Folgenden  jedoch  nur 
seine  Schriften  medicinischen  Inhalts  an.  Er  verfasste,  von  der  Londoner 
Medical  Society  preisgekrönt:  „Ä  dissertation  on  the  diseases  of  prisons  and 
poorhouses^  (London  1795;  deutsche  Uebersetzung  von  C.  Graf  v.  Habrach, 
Wien  1799)  und  im  Auftrage  des  Comit^  der  General  Pharmaceutic  Association 
of  Great  Britain:  „Ä  history  of  medicine^  so  far  as  ü  relates  to  the  profession 
of  the  apothecary;  from  the  earliest  accounts  to  the  present  period:  ekJ 
(Ebenda  1795;  2.  edit.,  „^  which  are  prefixed  observations  on  a  tract,  entüUd: 
Murepsologia ;  etc.^  (1796),  femer:  ^A  dissert.  on  the  be^  means  on  fnatn- 
taining  and  employing  the  poor  in  the  parish  workhouses"  (London  1798; 
1805)  —  „A  second  address  to  the  members  of  the  corporations  of  surgems 
of  London,  respecting  the  proceedings  of  the  court  of  assistants"  (Ebenda 
1798)  —  „Anniversary  oration  before  the  Medical  Soc,  of  London,  on  Ae 
general  structure  and  physiology  of  plants ,  compared  with  those  of  animahj 
and  the  mutual  convertibility  of  their  organic  elements^  (Ebenda  1808).  Nach 
der  von  ihm  verfassten  Schrift:  „A  physiological  System  of  nosology;  with  a 
corrected  an  simplified  nomenclature"  (Ebenda  1817 ;  Amer.  edit.  Boston  1823} 
und  nachdem  er  1820  im  Marischal  College,  Aberdeen,  Doctor  med.  geworden, 
gab  er  sein  bedeutendstes  medicinisches  Werk,  das  eine  Reihe  von  Auflagen  erlebte, 
heraus,  nämlich:  „The  study  of  medicine"  (4  voll.,  London  1822;  2.  edit. 
1825;  ö  voll.;  Boston  1823;  4.  Amer.  edit.  „With  a  physiological  System 
of  nosology*^,  Philadelphia  1825;  Dasselbe,  „Improved  by  Sam.  Cooper. 
tf.  Amer.  from  the  last  English  ed.,  with  notes  by  A.  Sidney  Doane,  To 
which  is  prefixed  a  sketch  of  the  history  of  medicine,  from  its  origin  to  the 
commencem^nt  of  the  19th  Century,  by  J.  Bostock,  2  voll,  New  York  1835,  4. ; 
deutsche  Uebersetzung  nach  der  4.  Auflage  von  Lüdw.  Calmann,  4  Bde.,  Leipag 
1837 — 40).  Lange  ehe  die  ostindische  Cholera  nach  Europa  kam,  schrieb  er 
über  dieselbe  eine  später  von  F.  G.  Gmelin  übersetzte  Schrift  (Tübingen  1831; 
2.  Aufl.  1832).  Eine  seiner  interessantesten  Schriften  ist  auch:  „The  hook 
of  nature**  (2  voll.  1826;  „Amer.  edit.  from  the  last  London  edit.  Tb  ir ÄtcA 
M  prefixed  a  sketch  of  the  authors  life^^  New  York  1831),  nach  Vorlesungen, 
die  von  ihm  in  der  Surrey  Institution  gehalten  worden  waren.  Ausserdem  ist  von 
ihm  anzuführen,  dass  er  in  hohem  Grade  sprachkundig  war,  in  Folge  dessen 
eine  Menge  fremdländischer  Werke  übersetzte  und  ein  eifriger  Mitarbeiter  der 
Zeitschriften  „World",  „Analytical  and  Critical  Review",  ^jBritish  Magazine", 
„Monthly  Magazine"  und  an  der  „Pantologia,  or  universal  dictionary  of  arts, 
Sciences  and  words",  12  voll.,  war,  und  manche  bedeutende,  hier  nicht  näher 
anzuführende  literarische  Erscheinungen  an's  Tageslicht  förderte.  Er  starb  zn 
Shepperton  (Middlesex)  am  2.  Januar  1827. 

0.  Gregory,  Memoirs  of  the  life.  writings  and  character,  .  .  .  of  the  late  J.  3LG. 
London  1828  (nicht  zugänglich).  —  Munk,  III,  pag.  2-48.  (j 

Goodall,  Charles  G. ,  zu  London,    war  in  Suffolk  geboren,   wurde  in 
Cambridge    1670  Doctor,    ebenso    wahrscheinlich  in  Leyden,    trat    1676    in  das 


GOODALL.  —  GOODEVE.  601 

College  of  Physicians  ein,  wurde  in  demselben  Fellow,  hielt  die  Oulstonian  und 
Harveian  Leotures ,  war  Präsident  desselben  1708  und  erwies  sich  als  besonders 
eifrig  in  der  Yertheidigung  der  Rechte  des  College,  indem  er  folgende  zwei 
Schriften  verfasste:  „Tke  College  of  Physicians  vindicated  against  a  pamphlet 
enüded  the  Corner  Stone  etc, ;  and  the  true  State  of  physio  in  the  naiion  faith- 
fully  represerUed*'  (London  1674)  und  „The  Royal  College  of  Physicians  of 
London  founded  and  established  by  law  .  .  .  and  an  historical  account  of  the 
College' s  proceedings  against  empiricks  and  unlicensed  practisers  etc,"  (Ebenda 
1684).  Er  war  ein  intimer  Freund  von  Sydenham  und  ein  von  Demselben  und 
dem  Publicum  hochgeschätzter  Arzt ,  der  dem  Sutton  Hospital  vorstand.  Er  starb 
zu  Kensington  am  23.  August  1712. 

Munk,  I,  pag.  402.  G. 

*Goodell,  William  G. ,  Sohn  eines  Missionärs,  ist  am  17.  October 
1829  auf  Malta  geboren.  Nach  Beendigung  seiner  medicinisehen  Studien  im  Jahre 
1854  am  Jefferson  College  prakticirte  er  bis  zum  Jahre  1861  in  Constantinopel 
und  siedelte  dann  nach  WestChester,  Pa.,  1865  nach  Philadelphia  über,  wo  er 
seitdem,  vorzugsweise  als  Gynäkologe  und  Geburtshelfer  beschäftigt,  lebt.  Ausser 
zahlreichen,  die  genannten  Gebiete  betreffenden  Journal-Artikeln  in  verschiedenen 
amerikanischen  Zeitschriften  und  einigen  kleineren  Gelegenheitsschriften  (vergl.  ein 
Verzeichniss  derselben  im  Index-Catalogue,  V,  pag.  511)  hat  er  „Lessons  in 
gynaecology^  (Philadelphia  1879)  veröffentlicht. 

Atklnson,  pag.  321.  A  .  .  t. 

Goodeve ,  Edward  G. ,  geboren  zu  Bury  Hall  (AI verston ,  Hants)  am 
27.  Januar  1816 ,  studirte  Medicin,  Anfangs  in  Bristol  unter  Leitung  seines  Bruders 
W  i.l  1  i  a  m  G. ,  Chirurg  und  Lehrer  der  Anatomie  daselbst,  später  in  London  unter 
Sir  W.  Lawrence  ,  speciell  am  St.  Bartholomew'd  Hospital.  Auf  Verwendung  des 
Letzteren  erhielt  G.  eine  Stelle  als  Assistant  Surgeon  in  Bengalen,  die  er  1841  in 
Calcutta  antrat,  wo  er  zugleich,  vom  Bischof  Dr.  Wilson  als  Arzt  engagirt, 
Gelegenheit  zu  langen  wissenschaftlichen  Expeditionen  in  Begleitung  mit  diesem 
fand.  1843  ging  G.  nach  Cawnpore  als  Civilchirurg  und  blieb  daselbst  bis  zu 
seiner  1850  erfolgten  Ernennung  zum  Assistant  Apothecary  General  und  Professor 
der  Materia  medica  in  Calcutta  und  später  zum  I^ofessor  der  Medicin  und  Physik 
am  College  Hospital  daselbst.  1864  gab  er  diese  Aemter  und  die  bedeutende 
Privatprazis  auf,  ging  nach  England  zurück,  vertrat  1866  officiell  die  englische 
Regierung  bei  der  internationalen  Cholera-Comnüssion  in  Constantinopel,  zog  sich 
dann,  nach  der  Heimath  zurückgekehrt  und  nach  kurzer  praktischer  Thätigkeit  als 
Consulting  Physician,  auf  seinen  Landsitz  Drinagh  Stoke  Bishop  (2  Meilen  von 
Glifton  an  den  Ufern  des  Avon)  zurück,  wo  er  am  27.  October  1880  starb.  — 
G.  ist  hauptsächlich  durch  seine  verdienstvolle  praktische  und  amtliche  Thätigkeit 
als  Arzt  und  Lehrer  in  Indien  erwähnenswerth.  Literarisch  ist  derselbe  durch 
einige  werthvolle  Aufsätze  über  „Diarrhoe"  und  „Cholera"  in  „Reynold's  System 
of  Medecine",  sowie  durch  Untersuchungen  über  Dysenterie,  Diarrhoe,  „Enteric 
fever",  Cholera  und  das  sogenannte  Red  fever  von  Bengalen  (veröffentlicht  in 
verschiedenen  Journalen)  hervorzuheben. 

Lancet.  1880,  II,  pag.  752.  —  Med.  Times  and  Gaz.   1880,  II,  pag.  578.     Pgl. 

Goodeve,  Henry  Hurry  6.,  studirte  in  London,  Dublin  und  Edin- 
burg,  wurde  1829  bei  letztgenannter  Universität  Doctor,  trat  in  den  Dienst  der 
ostindischen  Compagnie  (Bengalen),  wurde  Professor  der  Anatomie  und  Geburts- 
hilfe an  der  Universität  und  Physician  des  Lying-in  Hospital  zu  Calcutta  und 
Insp.-Physic.  des  Renkioi  Hosp.  Er  schrieb:  „Domestic  management  of  children 
in  India"  und  viele  Aufsätze  in  medicinisehen  Journalen,  darunter:  ^Account 
of  a  human  (twin)  monstrosity"  (Calcutta  Transactions  1836).  Er  war  1837 
bis  38  Mit-Redacteur  des    „Quarterly   Journal    of  tke    Calcutta    Medical    and 


602  GOODEVE.  —  GOODSIR. 

Physical  Society^.    Nach  England  zurückgekehrt,  lebte  er  in  Cook's  FoUy,  Stoke- 
Bishop,  Bristol  und  starb  zu  Anfang  der  achtziger  Jahre. 

Medical  Directory.  Red. 

*6oodhart,  James  Frederic  G. ,  zu  London,  studirte  im  Guys 
Hosp.  in  London,  war  pathologischer  Assistent  am  HuNTEB'schen  Museum  und 
als  solcher  an  der  Bearbeitung  der  2.  edit.  des  Museums-Kataloges  (1882)  be- 
theiligt, ferner  Registrar  im  Guy's  Hosp.,  wurde  1873  in  Aberdeen  Dr.  med.  und 
ist  zur  Zeit  Assistant  Physician  und  Demonstrator  für  pathologische  Anatomie  am 
Ouy's  Hosp.  und  Physician  am  Evelina  Hosp.  ffXx  Kinder.  Er  schrieb  in  den 
Guy's  Hosp.  Reports :  ;,  Thermometric  observationa  in  clinical  medicine^  (1869)  — 
„Erysipelas  of  the  kidney^  (1873)  —  „On  the  presence  of  bacteria  in  Oie 
blood  and  infiammatory  producta  of  aeptic  fever*^^  (1875)  —  „On  Cancer^ 
(1875)  —  „Meningeal  haemorrhage^  —  „Empyema*^  (1876 — 77)  —  ^DicLStolie 
bruits  at  apex  of  heart*^  (1878)  —  „Acute  dilcUcUion  of  heart  in  scarlatinal 
dropsy^  (1879)  —  „Etiology  of  acarlatina  in  aurgical  caaea"  (1879)  — 
„Rheumatiam  in  childhood"  (1881);  ferner  im  Edinb.  Med.  Journal  (1871 — 72): 
„On  artificial  tuber culof*is,  etc.";  bearbeitete  die  Artikel  „Spleen",  „Suprarenal 
capsules"  und  „Liver"  für  den  von  der  New  Sydenham  Society  herausgegebenen 
„Atlas  of  Pathol."  (1879 — 81);  ausserdem:  „The  trecUment  of  acute  chorea  hy 
maaaage  and  the  free  adminiatration  of  nouriahment"  (1882)  —  „Anaemia  as 
a  caiiae  of  heart  diaeaae"  (Lancet  1880)  —  „Sporadic  cretiniam  and  myxoedema*^ 
(Med.  Times  and  Gaz.   1880). 

Medical  Directory.  Red. 

Goodlad,  William  G.,  zu  Bury  (Lancashire) ,  war  vorher  in  Bolsaver 
(Derbyshire)  und  hat  sich  namentlich  durch  die  folgende  Schrift  über  die  Krank- 
heiten der  Lymphgefässe  und  Lymphdrüsen,  die  1812  den  jACKSON'schen  Preis 
erhielt,  bekannt  gemacht:  „A  practical  eaaay  on  the  diaeaaes  of  the  veaaeU 
and  glanda  of  the  abaorbent  ayatem ;  .  .  .  To  which  are  added  aurgical  cases 
with  practical  remarka"  (London  1814;  deutsch  zusammen  mit  Garmichabl  uod 
Henning  u.  d.  T.  :  „  lieber  die  Scrophelkrankheit"  übersetzt  von  J.  L.  Choülaxt, 
Leipzig  1818).  Er  schrieb  noch  im  Edinb.  Med.  and  Surg.  Journ.  (1809,  10, 
12,  15):  „Obaervationa  on  Mr.  Barlow^a  theory  on  the  origin  of  urinarg 
calculi^  —  Obaerv,  on  purulent  Ophthalmia*^  —  ;,  Caae  of  inguinal  aneurysm^ 
cured  by  tying  the  external  iliac  artery^  —  „Additiöhal  obaervationa  on  the 
treatment  of  hcrofula*^ ;  femer:  „Obaervationa  on  diseaaea  which  are  produced 
by  irritation  in  the  Urethra*"  (London  Med.  Repository  1814)  —  „Hisiory  of 
a  tumour  aucceaafully  removed  from  the  face  and  neck ,  by  previoualy  tying 
the  carotid  artery*"  (London  Med.-Chir.  Transact.  1816,  1817)  —  „A  letter  to 
Sir  B,  C.  Brodie  .  .  ,  containing  a  critical  inquiry  inJto  hia  lecturea  illustrative 
of  certain  local  nenoua  aßectiona"  (London  1840). 

Qallisen.  VII,  pag.  302;  XXVIIT,  pag.  240.  G. 

Goodslr,  John  G. ,  geboren  1814  zu  Anstruther  (in  Fifeshire),  wo  sein 
Vater  und  Grossvater  renommirte  Praktiker  waren,  studirte  in  Edinburg  Mediein, 
und  zwar  spcciell  Anatomie  bei  Knox  und  Naturwissenschaften  bei  Jamesox.  Er 
war  als  Student  befreundet  mit  den  nachmals  so  berühmt  gewordenen  Edward 
FoRBES,  Samuel  Brown,  George  Wilson,  Sir  James  Y.  Simpson,  Spenceu.  A. 
Nachdem  er  die  Licenz  zur  Praxis  erhalten,  assistirte  er  seinem  Vater  und  ver- 
öffentlichte 1839  einen  in  der  wissenschaftlichen  Welt  Aufsehen  erregenden  Aufsati 
„On  the  developement  of  the  teeth*^  (im  Edinb.  Med.  and  Surg.  Journal),  machte 
zugleich  mit  seinem  talentvollen  Bruder  Harry  D.  S.  Goodsir,  der  als  Con- 
servator  des  College  of  Surgeons  Museum  sein  Nachfolger  geworden  und  später 
mit  John  Franklin  die  Nordpol- Expedition  mitmachte,  sowie  mit  seinem  Freund 
E.  FoRBES    vergleichend-anatomische    Untersuchungen   und    entdeckte    die  Sarciaa 


GOODSIR.  —  GOBDON.  603 

ventriculi.  Im  Sommer  1842  und  Winter  42  zu  43  hielt  0.  vor  dem  Royal 
College  of  Surgeons  Vorlesungen,  in  denen  er  eine  Menge  von  ihm  gemachter 
werthvoller  neuer  Entdeckungen  und  Beobachtungen  auf  dem  Gebiet  der  Anatomie, 
Physiologie  und  Pathologie  vortrug,  von  denen  der  wichtigste  TheU  in  den 
Transactions  of  the  Royal  Society  of  Edinb.  gedruckt  und  später  ausführlicher  in 
den  „Anatomical  and  physiological  observations^  erschienen  ist ,  die  er  in  Ver- 
bindung mit  seinem  Bruder  Harry  herausgab.  1844  wurde  G.  als  Nachfolger 
Mackenzie's  Prosector  an  der  Universität  zu  Edinburg  und  1846  Professor  der 
Anatomie  an  Monbo's  Stelle.  In  dieser  Stellung  zeichnete  sich  G.  durch  sein 
vorzflgliches  Lehrtalent  aus ,  so  dass  er  unbestritten  zu  den  bertthmtesten  Lehrern 
der  Anatomie  an  der  Hochschule  zu  Edinburg  gezählt  wird  und  John  Hunt  er 
fast  gleichkommt.  G.  bereicherte  das  anatomische  Museum  mit  einer  sehr  be- 
deutenden Zahl  von  Präparaten.  —  1853  begann  seine  Gesundheit  zu  leiden, 
was  ihn  zu  mehreren  Reisen  nach  dem  Festlande  veranlasste.  —  Schriftstellerisch 
ist  6.,  der  am  11.  März  1867  in  Edinburg  starb,  im  Ganzen  nur  wenig  hervor- 
getreten; seine  Aufsätze:  „On pcUhology  of  bone"  —  „On  animal  electrictty"  — 
.,0n  the  morphology  of  vertebrate  and  invertebrate^,  zum  Theil  Vorträge  in  der 
Royal  Medical  und  der  Medico-Chirurgical  Society,  sind  in  verschiedenen  oben 
erwähnten  Journalen  veröffentlicht. 

Lancet.  1867,  I,  pag.  346.  —  Edinburgh  Med.  Journal.  1867,  XII,  pag.  959-962.  — 
British  Med.  Jonrn.  1867,  I,  pag.  8u7.  Pgl. 

Goodwyn,  Edmund  G. ,  Dr.  med.  zu  Edinburg  1786,  ist  bekannt 
durch  seine  Untersuchungen  über  die  Asphyxie.  Einen  von  der  Society  of  Humanity 
in  London  ausgesetzten  Preis  über  die  beste  Wiederbelebungsmethode  Asphyktischer 
gewann  G.,  der  die  damaligen  Entdeckungen  der  Chemie  für  seine  Theorie  über 
den  Ertrinkungstod  verwerthete.  G.  starb  etwa  1830.  Er  schrieb  ausser  seiner 
Inaugm*al-Dissertation.:  „De  morbo  et  morte  subinersorum  mvestigandts"  (Edin- 
burg 1786)  noch;  „The  connection  oflife  vnth  respiration,  or  an  experimental 
inquiry  i'nto  the  efects  of  submeraion^  stangulation  etc,^  (London  1788 ;  französische 
üebersetzung  Paris  1798). 

Dict.  bist.  II,  pag.  591.  Pgl. 

Gorcy,  Pierre-Christophe  G. ,  französischer  Militärarzt ,  war  am 
.19.  März  1758  zu  Pont-ä-Mousson  geboren,  als  Sohn  eines  Apothekers,  studirte 
in  Nancy  und  Metz,  trat  1791  in  die  Armee  ein  und  wurde  später  Chef- Arzt 
der  vereinigten  Sambre-et-Meuse-  und  Rhein- Armeen ,  mit  welchen  er  die  Feldzüge 
in  Holland,  Italien,  Steiermark,  Deutschland  und  Spanien  mitmachte.  Schon 
früher  hatte  er  eine  „Topographie  mMicale  de  Longwy"  (1787),  mehrere  Auf- 
sätze im  Joum.  gön.  de  mödic.  (1788,  89,  92),  darunter  ein  „M4m,  sur  les 
dtff^enU  moyens  de  rappeler  ä  la  vie  les  aaphyxiques^  und  ein  „M4m.  extrait 
d^un  Journal  d'observattons  faites  pendant  l'annde  1792  dans  les  armSes 
frangaises  du  Nord,  du  Centre  et  des  Ardennes**  (Metz  1800)  verfasst.  Nach- 
dem er  aus  der  Armee  ausgetreten  war,  Hess  er  sich  in  Metz  nieder  und  wurde 
erster  Professor  des  Instructions-Militär-Hospitals  daselbst.  Es  rührt  von  ihm  die 
Erfindung  eines  neuen  Kugelziehers  und  eines  Blasebalges  zur  Wiederbelebung 
Erstickter  her  und  schrieb  er  eine  von  dem  Cercle  medical  zu  Paris  1816  mit 
einem  Preise  gekrönte  Monographie:  „Redvrches  historiques  et  pratiques  sur 
V Hydrophobie^  (Paris  1821).  Er  interessirte  sich  für  Naturwissenschaften,  Malerei, 
Sculptur  und  nahm  lebhaften  Antheil  an  der  Befreiung  der  Hellenen  von  der 
Türkenherrschaft.     Er  starb  am   16.  December  1826. 

Chaumas  im  Conipte  rendu  de  la  Soc.  des  sciences  me<I.  du  dep.  de  la  Moselle. 
1827,  pag.  71  und  Hecker's  Literar.  Annalen  der  ges.  Heilkunde,  Bd.  XIII,   1829,  pag.  117. 

Cr. 

öordon,  Bernard,  s.  Bernard  de  Gordon,  Bd.  I,  png.  416. 


604  GOBDON.  —  GORE. 

Gordon,  John  0.,  ausgezeichneter  englischer  Anatom,  gehören  1786 
am  19.  April  in  Forres  (Grafschaft  Mnrray  in  Schottland),  stndirte  Chirurgie  in 
Edinhnrg  seit  1801  unter  Leitung  von  Thomson,  promovirte  daselhst  1805, 
ging  hierauf  nach  London,  wo  er  unter  Wilson  speciell  noch  anatomische 
Studien  trieb.  Nach  seiner  Rückkehr  wurde  er  in  Edinburg  Präsident  d^ 
Society  of  Medecine,  hielt  1807  osteologische  Vorlesungen,  Anfangs  vor  einem 
engeren  Kreise  von  Freunden,  später  öffentlich  unter  einem  grossen  Andrang  von 
Schülern.  Er  starb  am  14.  Juni  1818  im  noch  jugendlichen  Alter  von  32  Jahren. 
Er  schrieb:  ^Esaay  ort  dislocaiion  ofthigh  bone^  (1808)  —  „On  the  extrication 
of  caloric  during  the  coagulation  of  the  blood"  (in  Thomson,  Annais  of  Phüo- 
sophy  1814,  T.  IV)  —  „A  system  of  human  anatomy"  (T.  I,  Edinburg  1815)  — 
„Engravings  illustrating  the  anatomy  of  the  skeleton^in  22  plcUes^  (Edin- 
burg 1817,  1818)  —  „Observattons  on  the  structure  of  the  brain  etc." 
(Edinburg  1817). 

Dict.  hist.  II,  pag.  594.  Pgl. 

*Gordon,  Charles  Alexander  G.,  englischer  Militärarzt,  zur  Zeit 
Surgeon-General  auf  Halbsold,  wurde  1840  in  St.  Andrews  Doctor  und  verfasste 
während  seiner  Dienstzeit  in  China ,  Indien  u.  s.  w.  mehrere  Schriften,  sowie  eine 
Reihe  von  Aufsätzen,  unter  denen  wir  von  den  ersteren  zunächst  folgende  anführen  : 
„China,  from  a  medical  potnt  in  1860  and  1861,  to  which  is  added  a 
chapter  on  Nagasaki  as  a  sanitarium^  (London  1863)  —  „Army  hygiene*" 
(Ebenda  1866)  —  „Bemarks  on  army  surgeona  and  thetr  toorks"  (Ebenda 
1870)  —  „A  lecture  on  some  points  for  comparison  between  the  French  and 
British  soldier"  (Ebenda  1872)  —  ^^^TA«  soldier's  manual  of  sanitation  and 
of  first  help,  in  sickness ,  and  tohen  toounded^  (1873)  —  „Notes  on  hygiene 
of  cholera  fcyr  ready  reference"  (1877)  —  „Lessons  on  hygiene  and  surgery 
from  the  Franco-Prussian  war"  (1873).  Von  einzelnen  Aufsätzen  erwähnen  wir, 
aus  Colburn's  United  Service  Magaz. ;  „  The  army  in  relation  to  public  health. 
Introductory,  Venereal  diseases,  Food"  —  „  The  administrative  Services  during 
the  Franco-Prussian  war^ ;  femer:  „Remarks  on  the  Prussian  siege  of  Paris 
in  some  of  its  relations  to  hygiene  and  surgery"  (Brit.  Med.  Joum.  1871; 
französische  üebersetzung  von  Gaston  Decaisne,  Paris  1871)  —  j^Experiencts 
of  an  army  surgeon   in  India"    (Med.  Press    and  Circular,     1868-71)  u.  s.  w. 

Index-Catalogue.  V,  pag.  514.  Bed. 

*Gk)rdon,  Alexander  G. ,  zu  Belfast  in  Irland,  studirte  daselbst  und 
in  Edinburg,  wurde  1841  an  letztgenannter  Universität  Doctor  und  ist  zur 
Zeit  Professor  der  Chirurgie  am  Queen's  College  und  Consult.  Surgeon  des  Belfast 
General  Hospital.  Er  schrieb:  „On  a  peculiar  and  unique  dislocation  of  the 
femur  upon  the  pubes"  (Dublin  Hosp.  Gaz.)  —  „Treatment  of  fracture  of 
lower  end  of  radius"  (Edinb.  Monthly  Journ.  1861)  —  „Fracture  of  davide 
between  coraco-clavicular  ligaments ,  and  extra-capsular  fracture  of  certfix 
femoris"  (Dublin  Hosp.  Gaz.)  —  „A  treatise  on  the  fractures  of  the  lower 
end  of  the  radius ,  on  fractures  of  the  clavicle  .  .  .  and  on  the  reduction  of 
the  recent  inward  dislocations  of  the  Shoulder- Joint  (by  manipiUation)^ 
(London  1875). 

Medical  Directory.  Bed. 

Gore,  Richard  Thomas  6.,  zu  Bath,  war  1799  in  Dublin  geboren, 
studirte  im  St.  Bartholom.  Hosp.  in  London,  übersetzte  JoH.  FfiiBDR.  Blümek- 
BACH's  „A  manual  of  the  elements  of  natural  history"  (London  1825)  und 
Carl  Güst.  Cards*  „An  introduction  to  the  comparative  anatomy  of  animals'^ 
(London  1827),  nachdem  er  „Abstract  of  the  history  of  a  case  of  strangiäated 
exomphalos  successfully  operated  on,  fifty  hours  after  parturition"  (London 
Med.-Chir.  Transact.  1823)  beschrieben  hatte.    Er  Hess  sich  1831  in  Bath  nieder, 


GORE.  —  GORRIS.  605 

wurde  1844  Surgeon  des  United  Hospital,  war  von  1838 — 58  Mitglied  des  Mnoi- 
cipal  Coancil  und  wurde  bald  darauf  zum  Alderman  erwählt.  Einen  ihm  ange- 
botenen Lehrstuhl  der  vergleichenden  Anatomie  am  University  College  hatte  er 
abgelehnt.  Es  ist  noch  eine  „Notice  of  a  ctzse  of  microcephaly"  (Anthropologe 
Review,  1863)  von  ihm  bekannt.    Er  starb  Anfangs  December  1881. 

Lancet.  1881,  H,  pag.  1023.  —  British  Med.  Journ.  1881,  U,  pag.  920.  G, 

Gorgoli,  Sa  was  6.,  seiner  Abstammung  nach  ein  Grieche,  geboren  in 
Neshin  (Oouv.  Tschemigow  in  Russland),  studirte  Medicin  in  Halle  von  1755  an, 
machte  Reisen  in  Oesterreich  und  Italien,  wurde  Doctor  der  Medicin  in  Halle  1763 
(„Dias,  de  generali  recidivorum  pathologicopractica  consideraiione ,  4.)  und 
erhielt  in  Petersburg  nach  bestandenem  Examen  1763  das  Recht  der  Praxis.  Er 
war  in  verschiedenen  Stellungen  thätig  und  wurde  1791  aus  dem  Dienst  entlassen. 

Iwan  O.,  Bruder  des  Vorhergehenden,  studirte  von  1759  an  in  Halle, 
Strassburg  und  Berlin,  wurde  Dr.  med.  in  Halle  am  10.  August  1768  („Dias, 
qua  propost'ta  a  clariss,  Machride  putredinis  theoria  examini  Aubjicttur^,  4.), 
G.  prakticirte  in  Neshin  und  war  insbesondere  während  der  Pest  thätig;  in 
Rücksicht  hierauf  erhielt  er  im  September  1784  nach  dem  Examen  das  Recht  der 
freien  Praxis. 

Tschistowitsch,  CXLIV.  L.  Stieda. 

*(}ori,  Marinus  Willem  Clement  G. ,  am  7.  September  1834  in 
Amsterdam  geboren,  studirte  an  der  militärärztlichen  Schule  in  Utrecht,  wurde  1855 
zum  Militärarzt  ernannt  und  1869  in  Utrecht  zum  Dr.  med.  promovirt  („Diss. 
Eene  bydrage  voor  nieuwere  hospitaaJrhygiene*').  Nach  Quittirung  des  Militär- 
dienstes etablirte  er  sich  in  Amsterdam  als  Augenarzt  und  ist  seit  1875  Lector 
in  der  Militärmediein  und  Chirurgie  an  der  Universität.  Er  schrieb  hauptsächlich : 
„Onze  Kazernen"  —  „De  voeding  van  den  soldaM^  —  „Hei  leven  van  den 
soldaat"  —  „Des  ASpitaux,  tentes  et  baraqties"  —  „La  Chirurgie  militaire  et 
les  socütSs  de  secours  ä  Vexposition  universelle  de  Vienne*^  (1873)  —  ^De 
militaire  Chirurgie,  de  legerverpleging^  de  militaire  en  vryvjillige  gezondheids- 
dienst  op  de  intemat.  tentoonstellingen  te  Philadelphia  et  te  Brüssel  in  1876"  — 
„De  militaire  Chirurgie  en  de  geneeskundige  dienst  te  velde"  —  n^^  vervoer 
van  zieken  en  gewonden"  —  „De  militaire  geneeskundige  organisatie  en  de 
geneeskundige  dienst  te  veide  hij  het  Engeische  leger.  Parallellen  en  critieken,*^ 
(1878)  —  „Het  vervoer  van  zieken  en  gewonden  längs  spoorwegen,  ambulante 
of  rollende  hosjntalen"  —  „Een  nieuw  gasthuis  te  Amsterdam*^  —  „Een 
ziekendorp  in  het  midden  van  Amsterdam"  —  „Asepticisme  en  evacueeren"  — 
„Sur  le  transport  des  malades  et  blessds  par  les  voies  ferrdes  dans  les  climats 
tropicaux,  communication  au  Oongr^  international  des  mSdecins  des  colonies 
h  Amsterdam"  (1884).  C.  E.  Daniöls. 

Gorp,  Jan  de  G.,  bekannt  unter  dem  Namen  Gobopius  Becanüs,  geboren 
am  23.  Juni  1518  in  Hilverenbeck  (Brabant),  studirte  in  Löwen,  wo  er  1539 
Magister  art.  wurde.  Dann  begann  G.  Medicin  und  Mathematik  zu  studiren, 
machte  Reisen  nach  Spanien,  Italien  und  Frankreich,  war  vorübergehend  Arzt  der 
Schwestern  von  Karl  V.  und  liess  sich  nach  seiner  Rückkehr  in  die  Heimath  in 
Antwerpen  nieder,  wo  er  mit  Erfolg  prakticirte  und  nebenher  in  seinen  Müsse- 
stunden  sich  viel  mit  philologischer  Literatur  und  Archäologie  beschäftigte.  Einen 
Ruf  als  Leibarzt  Philipp's  H.  lehnte  G.  ab,  liess  sich  vielmehr  später  in  Lüttich 
nieder  und  starb  zu  Mastricht  am  28.  Juni,  1572.  Eigentlich  medieinische  Werke 
hat  G.  nicht  hinterlassen. 

Biogr.  m6d.  IV,  pag.  485.  Pgl. 

^Gorris  (Gobraeus),  Pierre  de  G. ,  geboren  zu  Bourges,  Mitglied  der 
Pariser  Facultät  um  1511,   gelehrter  Praktiker,  schrieb:    „Praxis  medicinae  in 


606  GORBIS.  —  GOETEE. 

communem  vsum  iotius  Europae  etc."  (Paria  1555)  —  „Farmulae  remediorum, 
quibus  vulgo  medici  läuntur**  (^aris  1560;  Lyon  1584;  Genf  1612;  mit  dea 
Werken  seines  Sohnes  Jean  G.  wieder  abgedrückt  Paris  1564;  Frankfurt  1578 
und  1601;  Paris  1622).  —  Sein  Sohn:  q 

/Jean  de  G. ,  gehört  zu  den  berühmt^n^/ philologischen  Medicinem 
des  16.  Jahrhunderts.  Er  war  geboren  zu  Paris  U505,  promovirte  1541  und 
war  etwa  seit  1548  Professor  an  der  medicimsdfen  Facultflt  der  Pariser 
Universität.  G.  ist  bekannt  durch  seine  Bearbeitung  des  Nikandee:  „Nicandri 
thertaca  et  alextpharmaca ,  cum  interpretatione  et  sckolüs"  (Paris  1549  und 
1557)  und  einiger  Hippokratischer  Schriften:  „In  Htppocratü  Itbrum  de 
medico  annotationes  et  acholia"  (Paris  1543)  —  „Hippocrates  de  genitura  et 
natura  pueri*^  (Paris  1545),  besonders  aber  durch  sein  Werk:  „Definüwnum 
medicarum  Ubri  XXIV"  (Paris  1564;  Frankfurt  1578  und  1661,  fol;  Paris 
1622,  fol.),  eine  alphabetisch  geordnete  Erklärung  der  griechischen  medicinischen 
Terminologie,  auf  der  alle  späteren  derartigen  Arbeiten  basirten.  G.  war  Cakioist 
und  machte  alle  Schrecken  der  Bartholomäusnacht  durch,  an  deren  indirectea 
Folgen  er  1577,  im  Alter  von  72  Jahren  starb. 

Biogr.  mM.  lY,  pag.  485.  —  Dict.  bist.  II,  pag.  595.  Pgl. 

Gorris,  Jean  de  G. ,  Sohn  des  Vorigen,  ist  bekannt  durch  den  Wider- 
stand, den  er  bei  seiner  1572  erfolgten  Präsentation  zur  Aufnahme  in  die  Pariser 
medicinische  Facultät  der  vorgeschriebenen  Eidesleistung  in  ihrer  höchst  orthodox- 
katholischen Formel  entgegensetzte  nnd  durch  die  daran  sich  knüpfenden  Streitig- 
keiteö.  Nachdem  G.  nachgegeben,  wurde  er  Mitglied  der  Facultät  und  Leibsrzt 
von  Ludwig  XIII.,  veröffentlichte  1622  eine  Ausgabe  der  Werke  seines  Vaters 
und  die  „Formulae  remediorum^^  seines  Grossvaters.  Sonst  schrieb  er  noch  einige 
unbedeutende  Dissertationen,  wie:  „A  putride  sanguine  biliosa  febris"  (Paris 
1607)  —   j,ln  *acutis  sudores  optimi"  (Paris  1615)  u.  A. 

Biogr.  mW.  IV,  pag.  486.  Pgl. 

Gorter,  Johannes  de  G.,  am  19.  Februar  1689  in  Enkhuizen  geboren, 
studirte  in  Haarlem  an  der  klinischen  Schule  und  in  Leyden ,  wo  er  1712  pro- 
movirte („Diss,  de  obstructione"* ) ,  Nach  13jähriger  Praxis  in  seinem  Geburtsorte, 
wurde  er  1725  in  Harderwyk  zum  Prof.  med.  ernannt  („Oratio  inaugur.  de 
dirigendo  studio  in  medicinae  praxi"),  während  ihm  auch  der  Unterricht  in  der 
Chemie  und  Botanik  aufgetragen  war.  1754  wurde  er  mit  seinem  Sohne  David 
(s.  unten)  als  Leibarzt  der  Kaiserin  Elisabeth  nach  Petersburg  gerufen,  wo 
er  vier  Jahre  wirksam  war.  Nach  der  Heimath  zurückgekehrt,  starb  er  1762  in 
Wyk  by  Duurstede.  Ausser  seiner  ,, Praxis  medicae  systema"  (Harderw.  1750)  — 
„Methodus  dirigendi  Studium  medicum"  (Ebenda  1753)  und  einigen  kleineren 
Schriften  (worunter  ein  „Gompendium  medicinae  in  usum  excercit,  domestic. 
digestum")  haben  wir  als  sein  Hauptwerk  die  „Medicina  Bippocratica,  exponms 
aphorismos  Hippocratis"  (Amst.  1741;  Padua  1747;  1753;  Amst.  1754) 
zu  erwähnen.  C.  E.  Daniels. 

Gorter,  David  de  G.,  ältester  Sohn  des  Vorigen,  wurde  am  30.  April 
1717  in  Enkhuizen  geboren,  studirte  an  der  Universität  Harderwyk  und  promo- 
virte daselbst  1734  in  der  Medicin  („Diss.  de  aphorismis  Hippocratis" J  nnd 
1737  in  der  Philosophie  („Diss,  de  necessitudine  physices  in  medicina").  Er 
war  nicht  praktisch  wirksam,  doch  wurde  er  1742  Lector  medicinae,  1743  Prof. 
extraord.  botan.  („Oratio  de  dicto  Hippocratis:  vita  brems,  ars  longa")  und 
1746,  nachdem  er  eine  Professur  in  Herbom  (Nassau)  ausgeschlagen  hatte,  zum 
Prof.  ord.  med.  botan.  an  der  Universität  Harderwyk  ernannt.  1754  zog  er,  eben 
wie  sein  Vater,  als  Leibarzt  der  Kaiserin  Elisabeth  nach  Petersburg  und  blieb 
da  bis  1761,  wo  er  durch  Erkrankung  gcnöthigt  war  nach  Holland  zurückzukehren. 
Nachdem  er  im  folgenden  Jahre  wieder  nach  Russland  gegangen  war,  kam  er  1 764 


GORTEB.  —  GOSSE.  607 

znrttek  und  starb  1783  in  Zutphen.  Sein  mehr  als  2000  Pflanzen  zählendes 
Herbarium  schenkte  er  der  Universität  Harderwyk.  Er  schrieb:  ,y Materies  medica, 
exhibens  virtum  medicamentorum  simplicium  catalogua^  (Amsterdam  1740; 
Padna  1765)  —  „Flora  Oelro-ZtUphanica  (Harderw.  1746)  cum  appendice** 
(1757)  —  ^Elementa  botanica  methodo  Linnaet  accommodata'*  (Hard.  1749)  — 
„Flora  Ingrica  etc,''  (Petersburg  1761)  —  „Flora  Belgtca*"  (Utrecht  1767)  — 
„Flora  Zutpkanica^  (1781)  —  „Flora  VII  provinciarum  Belgii  foederati 
indigena*'  (1781)  —  „Leer  der  plantkunde"   (1782).  q  g  Daniels 

Gorter,  Herm^anus  Boerhaave  de  G.,  jüngster  Sohn  des  Johannes, 
1732  in  Harderwyk  geboren,  studirte  daselbst,  promovirte  ebenda  1751  auf  eine 
„Di8s,  de  lacte  et  lactatione"  und  wurde  praktischer  Arzt  in  Amsterdam,  wo  er 
im  Jahre  1792  starb,  ohne  literarische  Arbeiten  zu  hinterlassen.         q  e.  Daniels. 

Gomp-Besanez,  Eugen  Franz  von  Gr.,  wurde  am  15.  Januar  1817  zu 
Graz  geboren,  ging  1837  nach  Wien,  um  Medicin  zu  studiren,  von  dort  nach 
Padua  und  1839  nach  München,  wo  er  1842  mit  einer  Diss.  „De  prosopalgia^ 
promovirte.  Nachdem  er  sich  in  München  und  Göttingen  mit  Chemie  beschllitigt 
hatte,  habilitirte  er  sich  1846  auf  Grund  der  Schrift:  „Untersuchungen  über 
Galle"  (Erlangen  1846)  in  Erlangen,  wurde  1849  ausserordentlicher  Professor 
und  1855  Ordinarius  für  Chemie  an  derselben  Universität.  Seine  Arbeiten,  wie 
z.  B.  seine  Untersuchungen  über  Gallenbestandtheile ,  über  verdauende  Fermente 
in  Pflanzen ,  über  die  Entstehung  des  Ozons  und  seine  Einwirkung  auf  die  ver- 
schiedenen organischen  Stoffe  u.  A. ,  bewegen  sich  mit  Vorliebe  auf  dem  Gebiete 
der  physiologischen  Chemie.  Er  veröffentlichte  als  selbstständige  Werke:  „Anlei- 
tung zur  qualitativen  und  quantitativen  zoochemischen  Analyse**  (Nürnberg  1850 ; 
2.  Aufl.  1854;  3.  umgearb.  Aufl.  Braunschweig  1871)  —  „üeber  die  chemischen 
JSestandtheile  einiger  Drüsen  safte**  (Erlangen  1856)  —  „Lehrbuch  der  Chemie** 
(Braunschweig  1859—62,  3  Bde.;  2.  Aufl.  1863—67;  3.  Aufl.  1868—75; 
4.  Aufl.  1871—78;  Bd.  U,  5.  Aufl.  1876;  6.  Aufl.  1881).  Er  starb  am 
24.  November  1878. 

Zeitschr.  für  physiol.  Chemie.  1878,  II,  pag.  363.  —  Aerztl.  Intelligenzbl.  Mönchen 
1878,  Nr.  49,  pag.  b2h  V. 

^Goski,  Kaspar  G.,  in  der  ersten  Hfilfte  des  16.  Jahrhunderts  in  Posen 
geboren,  studirte  Mathematik  und  Medicin  in  Krakau  und  in  Padua.  In  die  Heimath 
zurückgekehrt,  lebte  er  in  seiner  Vaterstadt,  wo  er  sich  eines  grossen  Ansehens 
erfreute;  in  den  Jahren  1555 — 1557,  1563,  1568,  1574,  1575  verwaltete  er  das 
Bflrgerroeisteramt,  im  Jahre  1567  lohnte  die  Stadt  seine  Verdienste  durch  Schenkung 
eines  bedeutenden  Grundstückes  in  der  Vorstadt  Glinki.  Einige  Jahre  vor  seinem 
Tode  zog  er  nach  Venedig,  wo  ihm  der  Senat  der  Republik  für  geleistete  Dienste, 
besonders  aber  für  die  Vorhersagung  eines  eingetroffenen  Sieges,  durch  Beeret  vom 
15.  October  1571,  die  Aufnahme  in  die  Zahl  der  Patricier,  sowie  eine  lebens- 
längliche Pension  von  300  Ducaten  zuerkannt  hatte;  ausserdem  wurde  ihm  dort 
ein  Bronzedenkmal  errichtet.  Er  starb  1578.  Seine  Werke,  astrologischen  Inhaltes, 
sind  in  polnischer  Sprache  theils  in  Krakau,    theils  in  Breslau  gedruckt  worden. 

K.  &  P. 

Oosse,  Henri -Albert  G. ,  geboren  am  25.  Mai  1753  zu  Genf,  wurde 
1780  Pharmaceut  in  Paris  und  gewann  zwei  von  der  Akademie  ausgesetzte  Preise 
über  die  Mittel,  Vergolder  und  Hutmacher  gegen  die  aus  der  Benutzung  des 
Quecksilbers  entspringenden  Krankheiten  zu  schützen.  In  seine  Heimath  zurück- 
gekehrt, widmete  er  sich  ganz  dem  Studium  der  Chemie  und  Naturwissenschaften, 
war  Mitstifter  der  Soci6t6  de  physique  et  d'hist.  naturelle  in  Genf  und  Gründer 
der  Schweizer  Naturforscher- Versammlungen,  deren  erste  1815  auf  seinem  Landsitze 
in  Minnex  bei  (Jenf  abgehalten  wurde.    Er  starb  1.  Februar  1816. 

Biogr.  m6d.  IV,  pag.  490.  —  Dict.  hist.  II,  pag.  599.  —  Poggendorff,  I,  pag.  929. 

Pgl. 


V 


608  GOSSE.  —  GOSSELIN. 

Gbsse,  Andr^-Louis  G.,  zu  Qenf,  war  daselbst  als  Sohn  des  Vorige 
am  18.  Juni  1791  geboren,  studirte  in  Paris  und  wurde  hier  1816  Doctor  mit 
der  Diss. :  „Propositions  gSnärales  sur  les  maladies  causSes  par  l'exercice  des 
professions*^ ,  schrieb  weiter:  „Sur  Vhygüne  des  profesaiona  tnacdubres*^  (Bibl. 
univ.  de  Genfeve,  1817)  —  „Des  maladies  rhumcUotdes*^  (Genf  1826)  und  gab 
heraus  über  das  Dispensaire,  dessen  Arzt  er  geworden  war,  zusammen  mit 
Pbevost,  Dupin  und  Lombard:  „Rapports  du  dispensaire  de  Oeneve  etc." 
(1821)  —  „Troisüme  rapport"  (1830),  In  demselben  Jahre  ging  er  als  Phil- 
hellene und  Arzt  nach  Griechenland,  machte  sich  besonders  um  den  Sanitiltszustand 
der  griechischen  Flotte  verdient  und  kehrte  1829  zurück.  Er  schrieb:  „Sur  la 
nature  et  le  traitement  du  cholSra  sporadique  et  ipidSmique"  (Bibi.  univ.  1831; 
deutsche  Uebers.  von  A.  Clemens,  Frankfurt  a.  M.  1831;  italienische  üebers. 
Venedig  1831)  —  „Rapport  sur  V^dSmie  du  cJiolira  en  Prusse,  en  Busste 
et  en  Pologne"  (1833)  —  „Relation  de  la  peste  qui  a  rSgnd  en  Orhce  en  1827 
et  1828 ;  contenant  des  vues  nouvelles  sur  la  marche  et  le  traitement  de  cette 
maladie^  (Paris  1838)  —  „Examen  mddical  et  philosopkique  du  systhne 
pSnitentiaire*'  (Genf  1837 ;  deutsche  üebers.  von  Adolph  Martiny,  Weimar  1839)  — 
„De  la  rdforme  des  quarantaines^  (Bibl.  univ.  1842).  Er  schrieb  d«raiif 
Mehreres  über  Cretinismus:  „Rapport  sur  le  traitement  du  critinisme*'  (Genf 
1848)  —  Dasselbe:  „Extraü  des  lettres  du  Dr.  Ouggenbühl,  h  Zürich 
1846*'  (Arch,  des  sc.  phys.  et  nat. ,  1848)  —  „De  V Ätiologie  du  goitre  et  du 
crStinisme*'  (Genf  1854);  femer:  „Essai  sur  les  dSformations  artißcielles  du 
crdne"  (Annales  d'hyg.  publ.,  1855)  und  anthropologische  Aufsätze  über  die  alten 
Rassen  von  Peru  (Bulletins  de  la  Soc.  d'anthrop.  de  Paris  1860  und  in  den  Mömoirea 
derselben  1863),  sowie  „Monographie  de  V Erythroxylon  coca*'  (M6m.  couronn. 
de  l'Acad.  de  Brux.  1861);  endlich:  „-Dm  bain  turc,  modifid  par  Vemploi  du 
calorique  rayonnant  et  de  son  introduction  en  Suisse"  (Genf  1865)  —  „Dei 
trichines  spirales,  des  accidents  maladifs  qu'elles  engendrent  etc,**  (Ebenda  1866), 

Dechambre,  4.  S6rie,  T.  IX,  pag.  757.  —  Callisen,  VII.  pag.  H09; 
XXyra,  pag.  242.  Q 

Oosselet,  Auguste-Napolöon  G.,  zu  Lille,  war  1810  in  Antwerpen 
geboren,  wurde  1837  in  Paris  Doctor,  war  später  Öhefarzt  der  Irrenanstalt  za 
Lille,  die  er  zu  einer  Musteranstalt  zu  machen  verstand.  Ausser  als  Irrenant 
erwarb  er  sich  auch  einen  Ruf  als  Philosoph,  Philanthrop  u.  s.  w.,  veröffentlichte 
verschiedene  wichtige  Arbeiten  über  Nerven-  und  Geisteskrankheiten  und  schrieb 
ausserdem:  „Statistiqtie  des  malcLdies  ^pidSmiques  dans  V arrondissement  de 
Lille  de  1832  h  1843''  (Lille  1844),  ferner  die  „Rapports  sur  les  travaux 
du  Conseil  central  de  saluhritS  et  des  Conseils  d'arrondissement  du  dip,  du 
Nord....  1849 — 53*^  (Ebenda  1849 — 54)  und  zusammen  mit  l'Hbrboc  de 
LUSSATS:  „Statistique  administrative  et  mSdicale  de  Vasile  public  des  alienSs 
de  Lüle,  pour  les  ann4es  1847—51*^  (Ebenda  1852).  Er  starb  im  Sommer  1859. 

Teilleux  in  Annales  m6d.-p8ycliol.  3.  S^rie,  T.  V,  1859»  pag.  643.  6. 

^Gtosselill,  Athanase  L6on  G.,  wurde  am  16.  Juni  1815  in  Paris 
geboren,  studirte  daselbst,  speciell  unter  ROüX,  Blandin  und  Yelpkau  und 
gelangte  1843  zur  Promotion.  Von  1847  ab  wirkte  er  als  Chirurgien  des  hdpitaux 
an  verschiedenen  kleineren  Pariser  Spitälern,  von  1867  ab  an  der  Charit^.  Bereits 
1858  war  er  zum  Professor,  1860  zum  Mitglied  der  Akademie  der  Medicin  er- 
nannt worden;  1874  wurde  er  Membre  de  Tlnstitut.  Aus  seinen  z&hlreicheii 
Arbeiten  sind  hervorzuheben : ;,  Gompendium  de  Chirurgie**  (mit  Dbnonyilliebs)  — 
„Leqons  sur  les  hemies"  —  „Legons  sur  les  hAnorrhotdes*'  —  „dinique 
chirurgicale"  (3  Bde.  in  3.  Auflage).  Viele  Themata  aus  der  Chirurgie  der 
Hoden  und  des  Rectums  bearbeitete  G.  in  Originalaufsfttzen  und  lieferte  auaserdem 
eine  XJebersetzung  von  Cürling's  Hodenkrankheiten.  Wemicli 


GOTTHAED.  —  GOUBELLY.  609 

Gtotthard,  Joseph  Friedrich  G.,  zu  Bamberg,  war  zu  Liehtenfels 
bei  Bamberg  am  21.  Deeember  1757  geboren,  widmete  sich,  nachdem  er  zuerst 
Kaufmann  gewesen,  der  Chirurgie,  studirte  in  Bamberg,  von  1784 — 89  in  Wien, 
dann  zu  Wttrzburg  und  Mainz,  wurde  1791  Professor  der  Anatomie  und  Thier- 
heilkunde  zu  Bamberg,  wie  auch  Hof-  und  Ober-Landesthierarzt  der  ganzen  Provinz. 
Er  sehrieb  einen:  „Leitfaden  für  angehende  Aerzte,  Kranke  zu  prüfen  und 
Krankheiten  zu  erforschen;  u,  s.  w."  (Erlangen  1793)  —  „Entwurf  eines  Lehr- 
planes  zu  thterärztltchen  Lehranstalten,  u,  s,  w.^  (Ebenda  1796),  sowie  eine 
Schrift  über  die  Hornviehseuche  (1796)  und,  nachdem  er  1802  Assessor  der 
medicinischen  Facultät  und  Beisitzer  des  Med.-Collegiums ,  1803  aber  Professor 
der  Anatomie,  Thierheilkunde  und  gerichtlichen  Medicin  an  der  landärztlichen 
Schule  zu  Bamberg  geworden  war,  ein  Programm  über  Seuchen  überhaupt  (1803). 
1813 — 15  fungirte  er  als  Armenarzt,  wurde  1823,  als  die  landärztliche  Schule 
einging,  in  den  Ruhestand  versetzt,  fungirte  aber  noch  als  Privatdocent  der 
Naturkunde  und  als  Arzt  weiter  in  Bamberg  bis  zu  seinem  am  23.  Februar  1834 
erfolgten  Tode. 

Callisen,  YII,  pag.  313;  XXVIII,  pag.  243.  G. 

Gottsched,  Johann  G. ,  geboren  im  Juli  1668  zu  Königsberg  i.  Pr., 
studirte  hier  Medicin,  machte  Reisen  durch  Deutschland,  Holland  und  Italien  und 
wurde  1691  Physicus  in  Bartenstein  in  Ostpreussen.  1694  erhielt  er  die  ausser- 
ordentliche, 1701  die  ordentliche  Professur  für  Physik  und  Medicin  zu  Königs- 
berg, wo  er  am  10.  April  1704  starb.  Er  gab  „Meteorologische  Jahresberichte^ 
in  deutscher  Sprache  für  die  Jahre  1 702  und  1 703 ,  ferner  eine  mit  Bemerkungen 
und  Zusätzen  vermehrte  neue  Auflage  der  Johann  LoESEL'schen  „Flora  Preussens^ 
(Königsberg  1703  und  1704),  sowie  eine  Anzahl  in  das  Gebiet  der  Physiologie 
einschlägiger  Dissertationen  heraus. 

Biogr.  m6d.  IV,  pag.  491.  Pgl. 

*  Gottstein,  Jacob  G.,  zu  Lissa  am  7.  November  1832  geboren  und 
in  Breslau  speciell  unter  Frerichs  und  Middeldorpf  ausgebildet ,  1866  promovirt, 
wirkt  seit  1864  in  Breslau  als  Specialarzt  ftlr  Hals-  und  Kehlkopfkrankheiten, 
seit  1867  auch  für  Ohrenkrankheiten  und  habilitirte  sich  1872.  Schriften: 
„  Ueber  den  feineren  Bau  der  Gehörschnecke  bei  Menschen  und  Säugethieren"  — 
^ NasenkranJeheiten"  und  ganz  neuerdings:  „Die  Krankheiten  des  Kehlkopfes 
und  der  Luftröhre",  Wem  ich. 

GtottwaJdt,  Christoph  G.,  gelehrter  Arzt  und  Naturforscher  aus  Danzig, 
hier  1636  geboren,  promovirte  zu  Leyden  1662  mit  der  Schrift:  „De  melancholia 
hypochondriaca" ,  war  Mitglied  der  k.  Leopoldinischen  Akademie  der  Naturforscher, 
zu  deren  Acta  er  erhebliche  Beiträge  lieferte.  Seine  naturwisseuBchaftlichen  Samm- 
lungen, an  deren  Beschreibung  er  durch  seinen  Tod,  am  1.  Januar  1700,  ver- 
hindert wurde,  kamen  durch  Schenkung  (nach  Anderen  durch  Verkauf)  in  die 
Hände  von  Peter  dem  Gr.,  der  sie  seinerseits  der  Akademie  der  Wissenschaften 
zu  Petersburg  überwies.  Die  Schriften  G.'s  sind  zum  grösseren  Theil  verloren 
g'egangen,  nur  seine  Abbildungen  sind  uns  erhalten  (Nürnberg  1782  im  1.  Theil 
ersehienen,  mit  erklärenden  Zusätzen  von  J.  S.  Schroeter  und  Porträt  G.'s). 
Sonst  sind  von  G.  noch  seine:  „Physischen  und  anatomischen  Beobachtungen 
über  den  Biber"  (Nürnberg  1782,  4.,  mit  7  Abbildungen)  und:  „Ueber  die 
Schildkröten"  (Ebenda  1781,  mit  10  Abbildungen)  auf  uns  gekommen.  —  Sein 
Sohn,  Johann  Christoph  G. ,  gleichfalls  Arzt  in  Danzig,  ist  verdienstvoll 
dnreh  Unterstützung  seines  Vaters  bei  den  Sammlungen  für  sein  naturhistorisches 
Museum  wie  bei  der  Herausgabe  seiner  Werke. 

Biogr.  m6d.  IV,  pag.  492.  Pgl. 

Goubelly,  Claude-AndröG.,  Docteur  rögent  der  medicinischen  Facultät 
und  Professor  der  Geburtshilfe  zu  Paris,   war   ein  geschickter  Geburtshelfer  und 
Biogr.  Lexikon.  II.  39 


610  GOUBELLY.  -   GOÜLD. 

/ 
schrieb:    „An    capite  foetua   mcuneaio  rectia  forcipibua  anteponendus?^  (Paris 
1772,  4.)  5  ferner:  „Nouvelle  mithode  de  tailler^  (Journal  de  m6d.  1777,  T.  IV)  — 
„Connaissances  necessatres  aur  la  groaaeaae  et  aur  lea  maladtea  laüeuaea  ete.^ 
(Paris  1785,  2  voll.),  mehrere  lateinische  Dissertationen  etc. 

Dict.  hist.  II,  pag.  600.  Pgl. 

*(}oudoever,  Louis  Christiaan  van  G.,  am  6.  August  1820  in 
Utrecht  geboren ,  studirte  in  seinem  Geburtsort  unter  Soermann,  Schroedeb  vak 
DER  Kolk,  Loncq  und  J.  A.  Mülder,  promovirte  1845  zum  Dr.  med.  und  wurde 
im  Juli  1848  honoris  causa  zum  Doct.  chirurgiae  ernannt.  1846 — 1849  in 
Utrecht  praktisch  wirksam,  wurde  er  zum  Prof.  chir.  et  art.  obstetr.  an  der 
Universität  Utrecht  ernannt,  welche  letztere  Professur  er  1866  an  GusSEROW  übe^ 
trug,  um  sich  allein  der  Chirurgie  zu  widmen.  1849 — 1865  war  er  mit  Broebs, 
Kedacteur  der  „Nederlandsch  Tydschrtft  voor  Heel-  en  Verloakunde,  ziehten 
der  Vroutcen  en  der  Kinder en^.  Er  besorgte  eine  holländische  Uebersetzung  von 
SCANZONi's  „Krankheiten  der  weiblichen  Sexualer gane^ ,  bewirkte  wichtige  Anno- 
tationen zu  der  holländischen  Uebersetzung  von  Druitt's  „Chirurg.  Vademecum^ 
und  schrieb  u.  A. :  Veralag  der  chirurg.  Kliniek  aan  de  Hoogeachool  te  Utrecht 
1849-53"  (Utrecht  1858).  C.  E.  D.nüls 

Gouey,  Louis-Leger  de  G. ,  Magister  chirurg.  der  Pariser  Facultät, 
lebte  zu  Ronen  Ende  des  17.  und  Anfang  des  18.  Jahrhunderts,  verfasste  ein 
Compendium  der  Anatomie ,  Chirurgie  und  Geburtshilfe ,  an  dessen  YeröffentlichuDg 
er  durch  eine  nothwendig  gewordene  Reise  nach  Polen  verhindert  wurde,  wo  er 
von  1710 — 1716  verblieb.  Sonst  veröffentlichte  G.  ein  durch  eine  interessante 
Casuistik  bemerkenswerthes  Buch:  „La  vSritable  Chirurgie  itablie  aur  Vexpdrieno? 
et  la  raiaon,  avec  dea  nouvellea  dScouvertea  aur  Voatiologie  et  aur  la  myologie  e/c* 
(Ronen  1716). 

Dict.  hist.  II,  pag.  601.  PgL 

Ooulard,  Thomas  G. ,  war  zu  Saint-Nicolas-de-laGrave  bei  Montauban 
geboren ,  wurde  Demonstrateur  royal  der  Chirurgie  und  Anatomie  und  Chirurgien- 
major  des  Militär-Hospitals  zu  Montpellier.  Er  machte  sich  zunächst  durch  ein 
den  Anschein  der  Charlatanerie  an  sich  tragendes  „M6m.  aur  lea  maladiea  de 
VurUre  et  aur  un  reniede  ap^cifique  pour  lea  guSrir ^  etc."  (Montpellier  1746} 
bekannt,  worin  jedoch  dieses  Specificum  nicht  näher  angegeben  war.  Erst  später 
in  einer:  „Lettre  de  M.  Goulard ,  conaeiller ,  etc,  ä  M»  de  la  Martinier e 
aur  lea  bougiea  pour  lea  cai-noaitda"  (Ebenda  1751),  einem  Sohriftchen:  „De  la 
compoaition  dea  bougiea*'  (Ebenda  1751)  und  dem  „TraitS  dea  maladiea  de 
VurUre,  avec  la  compoaition  dea  diffirentea  eap^cea  de  bougiea  proprea  h  lea 
gu^ir  radicalement"  (Ebenda  1752)  enthüllte  er  die  Zusammensetzung  seiner 
Bongies  und  die  Anwendung  des  seinen  Namen  tragenden  Bleipräparates  n^** 
v^g6to-min6rale".  Es  folgten  seine  „liemarquea  et  obaervationa  praiiquea  aur  lea 
maladiea  v4niriennea,  avec  une  aeconde  Edition  dea  maladiea  de  Furore,  e«c.' 
(Montpellier  und  P6z6nas  1760),  der  „Trait^  aur  lea  effeta  dea  prSparations  de 
plomb,  et  principalement  de  Vextrait  de  aatume,  employd  aoua  diffSrentea 
formea,  et  pour  diffSi-entea  maladiea  chirurgicalea^  (Ebenda  1760;  englisefae 
Uebersetzung  London  1769;  1775  „  with  remarka ,  by  G.  Arn  au  d,  etc.  •  ; 
6.  ed.  Dublin  1777);  endlich:  „Oeuvrea  de  Chirurgie"  (2  voll.,  Paris  1763:  1767: 
Li6ge  1779).  Ausserdem  findet  sich  in  der  Hist.  de  TAcad.  des  sc.  de  Paris 
(1740)  die  Beschreibung  verschiedener  von  ihm  erfundener  Instrumente.  Die  Zeit 
seines  Todes,  der  wahrscheinlich  nach  1784  erfolgte,  ist  nicht  genauer  bekannt. 

Dict.  hist.  II,  pag.  601.  —  Dechambre,  4.  S6rie,  T.  IX,  pag.  763.      Gnrlt 

*  Gtould,  A 1  f  r  e  d  P  e  a  r  e  e  6.,  in  London,  studirte  im  University  College 
daselbst,  war  später  in  verschiedenen  Stellungen  am  Univ.  College  Hosp.  und 
Westminster  Hosp.  thätig,  ist  seit  1877  Fellow  des  R.  C.  S.  und  zur  Zeit  Asdstaiit 


GOÜLD.  -  GOULSTON.  611 

Surgeon  am  Hiddlesez  Hosp. ,  Snrgeon  des  LfOndon  Temperance  Hosp.  u.  s.  w. 
Er  schrieb :  „On  the  rapid  mode  of  eure  of  extemal  aneurism  hy  means  of 
the  elastic  bandage,  with  a  table  of  72  caaes^  (London  1882),  und  in  ver- 
schiedenen Zeitschriften,  wie  der  Lanoet  (1877,  78,  80):  „  Why  is  organtc  stricture 
mo8t  common  in  the  bulbous  portton  of  the  Urethra f^  —  „Cure  of  extemal 
aneurism  by  EamaroKa  elagtic  bandage**  — ■  »0»  the  radical  eure  of  varico- 
cele  by  the  galvanic  Scraseur** ;  in  den  Clinical  8oc.  Transact.  (1877,  78,  81,  82); 
^Case  of  Spina  bifida  cured  by  injection  of  iodine"  —  „Amputation  of  hip- 
joint:  use  ofDavy^s  lever** ;  dizn  Mittheiiungen  in  den  Pathol.  Transact.  (Vol.  27, 
28,  32,  33)  nnd  Med.  8oc.  Transact.  (Vol.  5,  6). 

Kedical  Directory.  Red. 

*Qonley,  John  William  Severin  G. ,  am  11.  März  1832  in  Kew 
Orleans,  La.,  geboren,  hatte  im  elterlichen  Hanse  eine  classische  Bildung  genossen, 
alsdann  in  dem  New  York  College  of  Physicians  Medicin  studirt,  war  1853  nach 
Beendigung  seiner  Studien  in  das  Bellevue  Hospital  eingetreten  und  hat  sich  dann 
ein  Jahr  später  als  praktischer  Arzt  in  New  York  habilitirt.  Für  kurze  Zeit 
bekleidete  er  die  Professur  für  Anatomie  an  dem  Vermont  Med.  College  in  Wood- 
stock, und  später  (1869 — 61  und  1864 — 66)  fungirte  er  in  gleicher  Eigenschaft 
an  der  Universität  in  New  York,  von  1866 — 71  nahm  er  den  Lehrstuhl  für 
Chirurgie  an  derselben  Universität  ein  und  ist  während  der  ganzen  Zeit  und,  wie 
es  scheint,  bis  auf  den  heutigen  Tag  als  dirigirender  Chirurg  am  Bellevue  Hospital 
thätig  gewesen.  Er  hat  sich  speciell  mit  Chirurgie,  und  zwar  vorzugsweise  mit 
den  Krankheiten  des  Urogenitalsystems,  beschäftigt.  Ausser  zahlreichen,  diese 
Gebiete  behandelnden  Journal-Artikeln  in  verschiedenen  amerikanischen  Zeitschriften, 
hat  er  „Diseases  of  the  urinary  organs ,  including  strictures  of  the  Urethra, 
affectians  of  the  prostate  and  stone  in  the  bladder**  (New  York  1873)  veröffentlicht. 

Atkinson,  413.  A  .  .  .  t. 

Ooulin,  Jean  G. ,  geboren  in  Reims  am  10.  Februar  1728,  bekleidete 
eine  Zeit  lang  die  Stelle  eines  Repetitors  in  einer  Pensionsanstalt,  stadirte  dann 
Medicin  von  1752  ab,  musste  aber  in  Folge  vieler  Widerwärtigkeiten,  die  ihm 
theils  durch  Krankheit,  theils  durch  Mangel  an  Subsisteuzmitteln  erwuchsen,  das 
Stadium  mehrmals  unterbrechen  und  beschäftigte  sich  abwechselnd  mit  schrift- 
stellerischen Arbeiten  und  Ertheilung  von  Unterricht,  trieb  dabei  fleissig  literarische, 
philologische,  auch  medicinisch-historische  Studien,  bis  er  1795  eine  Professur  für 
Geschichte  der  Medicin  an  der  Pariser  Facultät  erlangte,  die  er  aber  im  Ganzen 
nur  vier  Jahre,  bis  zu  seinem  Tode  am  30.  April  1799  bekleiden  konnte.  Die 
Zahl  der  Artikel  und  Schriften,  die  G.  theils  selbst  verfasste,  theils  herausgegeben  und 
mitbearbeitet  hat,  ist  gross,  sie  beträgt  etwa  68;  P.  SüE  hat  die  Titel  der  Werke 
in  exacter  Weise  zusammengestellt ;  ein  Theil  derselben,  und  gerade  der  wichtigere, 
ist  Manuscript  geblieben.  Nennenswerth  sind :  „Lettres  ä  un  m^decin  de  province 
sur  Vhistoire  de  la  m^ecine"  (Paris  1769)  —  „M^oires  litt^aires^  critiques, 
philohygiques  etc,  pour  servtr  ä  Vhistoire  ancienne  et  moderne  de  la  m^dedne** 
(Ebenda  1775/1776,  2  voll.). 

Biogr.  in6d.  IV,  pag.  497.  —  Dict.  bist.  IT.  pap.  603.  Pgl. 

Gonlston,  Theodore  G.,  in  London,  war  in  Northamptonshire  geboren, 
stadirte  in  Oxford,  prakticirte  anfänglich  in  Wymondham  (Leicesterahire) ,  wurde 
1610  in  Oxford  Doctor,  siedelte  nach  London  über,  wo  er  Member  und  Fellow  des 
Royal  College  of  Physicians  wurde.  An  medicinischen  Schriften  ist  von  ihm  bloss  eine 
„  Versio ,  variae  lectiones  et  annotationes  criticae  in  opuscula  varia  Galeni" 
(London  1640,  4.)  vorhanden;  er  beschäftigte  sich  sonst  noch  literarisch  und 
selbst  mit  Theologie.  Es  verdient  sein  Gedächtniss  nur  erhalten  zu  werden  wegen 
der  von  ihm  testamentarisch  gestifteten,  noch  heutigen  Tages  bei  dem  gedachten 
College  gehaltenen  „Gulstonian  Lectures".    Er  starb  am  4.  Mai  1632. 

Aikin,  pag,  229.  —  Hutchinson,  I,  pag.  367.  —  Mnnk,  I,  pag.  157.      G. 

39* 


612  GOUPIL. 

Goupil,  Jean-Martin- Auguste  G.,  zu  Strassburg,  war  am  8.  April 
1800  zu  Yliessingen  in  Belgien  geboren,  erhielt  seinen  ersten  Unterricht  in  der 
Medicin  im  Hospital  zu  Argentan,  trat  1819  in  das  Val-de-QrAoe  zu  Paris,  wo 
BroüSSAIS  lehrte  und  wurde  einer  der  eifrigsten  Anhänger  desselben.  Er  setzte 
seine  Studien  in  Strassburg  fort,  kam  wieder  nach  Paris  zurück,  wurde  1822 
Sous-aide  im  Hospital  der  königUchen  Garde  und  in  demselben  Jahre  Doctor  mit 
der  sehr  beif^g  aufgenommenen  These :  „Essai  sur  la  r^ulston".  1823  wurde 
er  mit  dem  Range  als  Aide-major  zum  D6monstrateur  im  provisorischen  Instructionfl- 
Militär-Hospital  zu  Toulouse  ernannt,  kam  aber  noch  in  demselben  Jahre  in  eine 
ähnliche  Stellung  nach  Strassburg  und  schrieb:  „Ea^osüion  de  la  doctrine  de 
Broussais"  (Arch.  g6n6r.,  1823)  —  „Exposition  des  principes  de  la  neu- 
velle  doctrine  m4dicale  du  Dr,  F.-J.-V.  Broussais;  avec  un prScis  des  Aises 
soutenues  sur  ses  difSrentes  parties"  (Paris  1824;  engl,  üebers.  von  Josiah 
C.  NOTT,  Columbia,  South  Carolina  1831)  —  „Consultation  m4d,-Ugale  pour  U 
sergent-major  .  .  •  .,  accus4  de  crime  de  voies-de-fait  envers  ses  superieun^ 
(Strassburg  1825,  4.).  Er  wurde  1829  daselbzt  zum  Agrögö  ernannt,  hielt  Vor- 
lesungen über  gerichtliche  Medioin,  Chemie,  Physiologie,  seit  1832  auch  über 
Anatomie  und  Physiologie  und  concurrirte  um  den  Lehrstuhl  der  Physiologie  in  zwei 
aufeinander  folgenden  Jahren  mit  den  Concurs-Thesen :  „La  contractilitS  musculaire 
^tant  donnde,  considSrer  les  nvuscles  en  action,  particuli^rement  dans  la  Station, 
dans  la  Progression,  etc,"  (1833)  —  „Plan  raisonnd  d!un  cours  de  physiologie'^ 
(1834)  und  erhielt  im  letztgenannten  Jahre  diese  Professur,  vertauschte  dieselbe 
aber  nach  einigen  Jahren  mit  Alex.  Laute  gegen  die  der  gerichtlichen  Medicin. 
Er  schrieb  noch  eine  „Note  sur  une  plaie  p6ndtranta  de  Vabdomen"  (Annal.  de  U 
m^d.  physiol. ,  T.  IH)  —  „M4m,  sur  les  sympathiques  de  la  peau  et  de  la 
mugueuse  digestive^  (Joum.  de  la  Soc.  acad.  du  Bas-Rhin),  ausserdem  weitere 
Abhandlungen  in  verschiedenen  Zeitschriften,  war  Mitglied  des  Conseil  de  salubritö 
du  Bas-Rhin,  seit  1836  Chirurgien-major  und  Vorsitzender  der  mediciniscben  Jury 
für  die  Aufnahme  der  OfQciers  de  sant6.  Auf  einer  in  letzterer  Eigenschaft  ge- 
machten Reise  starb  er  zu  Saint-Didier  bei  Lons-le-Saulnier  am  19.  September  1837. 

Dechambre,  4.  S6rie,  T.  IX,  pag.  768.  G. 

Goupil,  Jean-Ernest  G.,  zu  Paris,  war  daselbst  als  Sohn  des-  Arztes 
Auguste  G.  am  29.  Januar  1829  geboren,  studirte  auch  daselbst,  war  von 
1849  an  Interne,  schrieb  zusammen  mit  Bbiquet,  in  dessen  Hospital-Abtheilnng 
(Charit^)  er  sich  zu  jener  Zeit  befand,  ein  „M4m,  sur  VSpidhnie  de  cholSra*^ 
(Bullet,  de  th6rap. ,  1854),  wurde  1855  mit  der  These:  „De  Vanivrysme  arti- 
riosO'Veineux  spontan^  de  Vaorte  et  de  la  veine  cave  supirieure*^  Doctor  und 
bereits  zwei  Jahre  später ,  erst  28  Jahre  alt ,  durch  Concurs  zum  Mödecin  des 
höpitaux  ernannt.  In  Folge  seines  Internats  im  H6p.  de  Louroine,  in  der  Abtheilung 
von  Bernutz,  hatte  er  eine  Vorliebe  für  Gynäkologie  gewonnen  und  publieirte  er, 
in  Gemeinschaft  mit  Diesem:  „Recherches  cliniques  sur  les  phlegmons  pirt- 
utirins*'  (Arch.  g6n6r.,  1857)  und  ein  grösseres  Werk:  „Clinique  midicale  sur 
les  maladies  des  femmes**  (2  voll.,  Paris  1860 — 62;  engl.  Uebers.  von  Alfred 
Mbadüws,  London  1867),  in  welchem  mehrere  Abschnitte  allein  von  ihm  verfasst 
sind.  Ausserdem  findet  sich  von  ihm  eine  grosse  Zahl  von  Beobachtungen  und 
Artikeln  in  den  Bulletins  de  la  Soc.  anatomique  und  den  Actes  de  la  Soc.  m^. 
des  höpitaux.  Nachdem  er  Arzt  im  Höp.  Saint-Antoine  geworden,  ereilte  ihn  der 
Tod,  erst  35  Jahre  alt,  am  11.  September  1864  auf  dem  Schlosse  de  la  Ban- 
dronnifere  bei  Drou6  (Loir-et-Cher)  in  Folge  eines  Eopf-Erysipelas. 

E.  Besnier  in  Bulletins  de  la  Soc.  anatom.  de  Paris.  2.  S6rie,  T.  IX,  1864. 
pag.  621.  —  Boncher  de  la  Ville-Jossy  in  Union  m6d.  T.  XXIII,  1864,  pag.  526.     ^ 

Goupil  des  Palliares,  Claude-Antoine  O.,  zu  Nemours,  war  Ant 
der  Facultät  von  Caen,  wurde  Doctor  in  Paris  an  XII,  machte  sieh  einen  Namen 
besonders  als  politischer  Schriftsteller,  z.  B.  mit  seinem  „Dialogue  sur  la  Charte^ 


GOUPIL.  —  GOUEAUD.  613 

(1810),  seinen  ^Hommes  du  jour  etc."  (1820),  „Lettres  d*un  pöre  k  son  fils" 
(1823-24).  Er  war  Maire  der  genannten  Stadt  und  verfasste  an  medicinisohen 
Arbeiten:  „Obs,  sur  une  Ringle  arritie  dans  Poesophage"  (Lbroüx,  Jonm.  de 
m^.,  an  ü)  —  „ExpSriences  thermomStriques  sur  V augmewtation  de  la  chaleur 
animale  dans  rinflammatton"  (Rec.  p6riod.  de  la  Soo.  de  m6d.  de  Paris,  an  VII)  — 
„ExpMences  au  sujet  des  accidents  causis  par  le  poison  pris  avec  la  coque 
du  Levant*'  (Leroux,  Joum.  de  m6d.,  1807)  —  „MSm,  sur  la  viph'e  de  ForUai- 
nebleau''  (Ebenda  1809).    Er  starb  1825. 

Dechambre,  4.  S6rie,  T.  IX,  pag.  770.  G. 

Gk)np7l,  Jacques  G. ,  auch  Jacobus  ÖOüpylüs  genannt,  gelehrter 
Hellenist  und  ausgezeichneter  Arzt  des  16.  Jahrhunderts,  stammt  aus  der  Diöcese 
Ln^on  (Poiton)  und  machte  seine  ersten  Studien  in  Poitiers.  1548  promovirte  er 
in  Paris  und  gewann  bald  einen  so  grossen  Ruf  als  Arzt,  dass  ihm  Heinrieh  II. 
den  durch  den  Tod  von  Jacob  Stlviüs  erledigten  Lehrstuhl  der  Mediciu  am 
Coline  royal  in  Paris  übertrug.  O.  besass  eine  grosse  Bibliothek  mit  vielen  Hand- 
schrifiken  und  seltenen  Werken,  die  1563  bei  den  Unruhen  des  Bürgerkrieges  vom 
Pöbel  geraubt  wurde.  Aus  Schmerz  hierüber  starb  6.  bald  darnach.  G.*s  Verdienst 
besteht  hauptsächlich  darin,  gute  Ausgaben  der  griechischen  Ciassiker  der  Medicin, 
voo  ALKXANDEa  Trallks  ,  RüFüs  Ephesiüs,  Aretaeüs  Cappadox,  Johannes 
ACTüARiüS  etc.  veranstaltet  zu  haben.  Ein  Commentar  zu  den  Gesammtwerken 
des  HiPPOKRATES  blieb  unvollendet. 

Biogr.  m6d.  IV,  pag.  499.  Pgl. 

Gk)urand,  Vater  und  Sohn.  —  Der  Erstere,  Vincent-Olivier  G.,  war 
zu  Cholet  (Vendöe)  1772  geboren,  war  in  seiner  Jugend  Militärarzt,  1802  Lehrer 
der  Anatomie  am  Instructions-Militär-Hospital  zu  Mailand,  wurde  1803  in  Paris 
mit  der  These  „Essai  sur  la  formati'on  et  V accroissement  des  os^  Doctor  und 
1804  zum  Chef-Chirurgen  des  Hospice  gönöral  in  Tours  ernannt,  wo  er  eine  her- 
vorragende Lehrthätigkeit  entwickelte.  Von  seinen  Arbeiten  sind  anzuführen : 
„DSmonstrations  des  princtpales  Operations  de  Chirurgie"  (Tours  1815)  — 
„R^exions  sur  la  nature,  la  contagion  et  le  traitement  du  choUra-morbus*^ 
(Revue  europ^nne,  1831)  —  „Coup  d^oeil  philos,  sur  la  Chirurgie  hippocra- 
tique"  (Revue  mM. ,  1831,  32)  —  „  IVaitement  du  cholera-morbus  algide  h 
Vhopital  militaire  de  la  rue  Blanche"  (Bullet,  de  th6rap.,  1832)  —  „De  Vesprit 
de  la  m^decine  opSratoire"  (Ebenda  1836)  —  „Indication  de  la  saign4e  du 
hras  dans  les  maladies  aigu'es"  (Joum,  des  connaiss.  m6d.-chir.,  1833)  —  „Müdes 
sur  la  fk^vre  intermittente  pernicieuse  dans  les  contr^es  mdridionales"  (Avignon 
1842).    1822  nahm  er  seinen  Abschied  und  lebte  noch  bis  zum  31.  December  1848. 

Henri  G.,  der  Sohn,  war  zu  Tours  am  4.  April  1807  geboren,  wurde 
ein  Schüler  von  Bretonneau,  erlangte  in  Paris  1832  den  Doctorgrad  mit  der 
These:  „Propositions  de  mddecine",  schrieb  einen  Aufsatz:  „Idee  fondamentale 
de  la  m4decine"  (Bullet,  de  th^rap.,  1833)  und  wurde  1835  mit  der  These:  „La 
doctrine  des  crises  est- eile  fondSe?"  Prof.  agr6g6  der  Medicin.  Von  1833 — 48 
war  er  Redacteur  des  „Joum.  de^  connaissances  viddico-chirurgicales"  und 
verfasste  sehr  viele  kritische,  biblio-  und  biographische  Artikel  und  klinische 
Revuen  für  dasselbe,  darunter:  „Essai  critique  sur  Broussais,  sa  doctrine 
m^dicale  et  ses  opinions  philosophiques"  (1840),  Studien  über  John  Hünter, 
„£loge  de  M,  Ricaviier^  (1853).  Aus  den  durch  ihn,  in  Stellvertretung  von 
FoüQUiER,  in  der  Charit^  abgehaltenen  klinischen  Vorträgen  (1842)  veröffentlichte 
er  die  Eröffnungsrede.  Endlich  schrieb  er  noch:  „De  Vaction  des  diff^vents 
cltmats  dans  le  traitement  de  la  phthisle  pulmonaire"  (Union  m6d.,  1872).  Er 
starb  am  15.  April  1874. 

Dechambre,  4.  Serie,  T,  IX,  pag.  773.  —  Callisen,  VH,  pag.  321;  XXVIII, 
pag.  246.  ., 


614  GOÜRLAY.  —  GOWERS. 

Oourlay,  William  Q. ,  zn  Fancbal  auf  der  Insel  Madeira,  war  ans 
Schottland  gebürtig,  wurde  1782  zu  Edinburg  Doctor  und  schrieb  in  DCNCAN'g 
Med.  Oommentaries  (1785,  ^1):  „Ctue  of  encysted  sarcocele  cured"  —  „Acccunt 
of  the  mineral  watera  in  the  Portugese  islanda  of  St,  Miguel^ ;  femer:  „Oh-  \ 
servations  on  the  natural  hiatory,  climate  and  dtaeaaea  of  Madeira;  firom  the  i 
year  1783  to  ISOS""  (London  1811). 

Callisen,  yn,  pag.  321;  XXVIII,  pag.  247.  G. 

Ajourmel^n,  Etienne  6.,  geboren  in  der  Landschaft  Comouailles  (Bretagne^ 
studirte  in  Paris  Medicin  und  speciell  Chirurgie,  wurde  1558  Baccalanreos  und 
1561  Dr.  med.  Er  bekleidete  1574  nnd  1575  das  Decanat  der  mediciniaehen 
Facultät  zu  Paris  und  wurde  1 588  Professor  der  Chirurgie  daselbst.  Er  starb  £a  | 
Melun  am  12.  August  1593.  G.,  der  übrigens  Gegner  von  Park  war  und  gegen 
diesen  Schmähschriften  veröffentlichte,  schrieb  mehrere  chirurgische  Werke  (nadi 
Hippokratischen  und  Galenischen  Lehrsätzen):  „Le  guide  des  chirurgiena**  (Paris 
1634),  einen  unvollendet  gebliebenen  „Traitd  de  pharmacie^  (Manuscript  in  der 
königl.  Bibliothek)  —  „Synopseos  chirurgiae  libri  Fi"  (Paris  1566,  1580; 
franz.  Uebers.  Paris  1571;  deutsch   1634)  etc. 

Biogr.  med.  IV,  pag.  500.   —  Dict.  bist.  II,  pag.  606.  Pgl. 

Gouroff,  P.  d  e  G.,  zu  St.  Petersburg,  hiess  eigentlich  A.  Jeudy  do  Gour, 
war  im  Januar  1766  zu  Clermont-Ferrand  geboren,  wurde  Pere  de  la  doctrine 
chr^tieune  und  Professor  am  College  von  La  Flfeche,  war  nach  der  Revolution 
Buchhändler  in  Paris,  ging  zu  Anfang  dieses  Jahrhunderts  nach  Russland,  wo  er 
den  obigen  Namen  annahm  und  Professor  und  Bibliothekar  an  der  Universität  zn 
Charkow  wurde.  1812  wurde  er  in  Russland  naturalisirt  und  wurde  Staatsrath, 
Professor  und  Rector  der  Universität  zu  St.  Petersburg.  Von  seinen  medicinischen 
Schriften  sind  anzuführen:  „Mim.  aur  VStat  actuel  de  Vhdpital  imperial  des 
paxivrea  malades  de  Saint-Peterabourg,  Ävec  dea  ddtaila  aur  la  nouveüe  Insti- 
tution des  veuvea  de  la  chariti**  (St.  Petersburg  1817)  —  „De  la  direction 
donnde  a  V enseignement  dans  les  universitSa"  (Ebenda  1823)  —  „Essai  sur 
Vhistoire  des  enfanta  trouvSa  depuia  lea  tempa  lea  plua  anciena  Jusqu*  ä  nos 
jours^  (Paris  1829)  —  „Recher chea  aur  lea  enfanta  trouvia  et  lea  enfanta 
illegitimes  en  Rusaie ,  dana  le  reate  de  VEurope ,  en  Aaie  et  en  AmSrique*^ 
(Ebenda  1839).  Er  verfasste  ausserdem  noch  eine  grosse  Menge  von  Werken  und 
Abhandlungen,  namentlich  auf  die  Geschichte  Frankreichs  bezüglich,  u.  s.  w.  und  j 
starb  um   1840.  j 

Dechambre,    4.  S6rie,    T.  X,  pag.  5.   —   Callisen,  VH,  pag.  322;   XXVIII,        | 
pag   247.  G.  i 

Gourraigue ,  H  u  g  u  e  s  G. ,  geboren  in  der  Gascogne  gegen  Ende  des 
17.  Jahrhunderts,  studirte  und  promovirte  in  Orange  und  bekleidete  in  MontpeUier 
eine  Professur.  Er  war  Schüler  und  Anhänger  des  berümten  Aktoinb  Fizes  nnd 
verfasste  zahlreiche  medicinische  Dissertationen.  Er  starb  1753.  Von  anderen 
Schriften  G.'s  sind  nepnenswerth :  „Phyaiologiae  conspectus'^  (Montpellier  1741)  — 
„Pathologiae  conapectua**  (Nfmes  1743)  —  „De  aanguinia  miaaione"  (Ebenda  1743). 

Biogr.  m6d.  IV,  pag.  501.  -—  Dict.  bist.  II,  pag.  607.  Pgl. 

Goursaud,  Wandarzt  in  Paris  um  die  Mitte  des  18.  Jahrhunderts,  ver 
fasste  mehrere  Arbeiten,  die  von  der  königlichen  Akademie  für  Chirurgie,  deren 
Mitglied  er  später  wurde,  preisgekrönt  wurden ;  so  „  Remarquea  aur  la  diffirence 
des  causes  de  V dtranglement  dans  les  hemies"  (M6m.  de  TAcad.  roy.  de  chir., 
T.  IV),  femer  eine  Arbeit  über  Metastasen  in  chirurgischen  Krankheiten  (Ebenda, 
T.  III;,  sowie  über  scrophulöse  Geschwülste  (Ebenda)  etc. 

Dict.  hist.  II,  pag.  608.  PgL 

*  Gowers,  William  Richard'  G. ,  in  London ,  studirte  im  Univerpity 
Colle^^e,  wurde  1870  iu  London  Doctor,  ist  zur  Zeit  Assist.  Professor  der  klinl<^heB 


GOWBRS.  —  fiOYRAiID.  615 

Medicin  am  Uniyersity  College,  Physician  an  dessen  Hospital  und  dem  Nat.  Hosp. 
ftlr  Epilepsie  und  Paralyse.  Ei'  gab  heraus:  Quain's  „Anatomy  of  the  brain 
and  of  the  spinal  cord"  (8.  edit.)  —  „A  manual  and  atlaa  of  medical  oph- 
ihalmo8Copy^  (London  1879;  2.  edit,  1882)  —  »The  diagnosis  of  diseases  of 
spinal  cord;  etc.^  (Ebenda  1880;  3.  edit.  1883;  in's  Französische  und  Russische 
übersetzt)  —  „Epilepsy  and  other  convulsive  diseases;  their  catises  etc,^ 
(Ebenda  1881;  in's  Französische  übersetzt).  Ausserdem  schrieb  er  über:  „Pseudo- 
hypertrophic  muscular  paralysis*'  (1879)  —  „Syphilitic  diseases  of  the  nervous 
System''  (Hill  and  Coopkr's  Syphilis)  —  „Athetosis  and  posthemip legte  disorders 
of  movement*"  (Med.-Chir.  Transact.,  1876);  ferner  für  Reyxold's  System  ofmed. 
(Vol.  IV,  V)  verschiedene  Artikel,  wie :  „Hypertrophy" ,  „Dilatation  and  fatty  de- 
generation.  of  the  heart",  „Leucocythaemia",  „Hodgkin's  disease" ;  endlich  in  den 
Pathol.  Transact.  (1877  etc.):  „The  changes  in  the  nerve  centres  in  hydro- 
phobia"  —  „Syphilitic  neuroses"  (Brit.  Med.  Journ.,  1879)  u.  s.  w. 

Medical  Directory.  Red. 

Goyrand,  Jean-Gaspard-Blaise  6.,  zu  Aix  (Bouches- du -Rhone), 
sehr  verdienter  französischer  Chirurg,  war  daselbst  1803  geboren,  begann  seine 
Studien  daselbst,  kam  dann  nach  Paris  und  wurde  dort  1828  Doctor  mit  der 
These:  „Gystotomie  suspubienne" ,  In  seine  Vaterstadt  zurückgekehrt,  wurde  er 
bald  zum  Chef-Chirurgen  des  Hotel-Dieu  ernannt  und  machte  seinen  Namen  durch 
eine  Reihe  sehr  gediegener  Arbeiten  bekannt,  unter  denen,  wir  folgende  anführen : 
„Obs.  sur  un  foetus  monstrueux^  (Lancette  fran9.  1830)  —  „De  Vamputation 
de  la  Jambe  pratiquie  loin  du  genau,  nouvel  appareil  de  sustention^  (Paris 
1835)  -*-  „Mem.,  sur  la  fracture  par  contre-coup  ,de  VextremitS  inf4rieuTe  du 
radius"  (Ebenda  1836)  —  „Sur  la  hemie  inguino-interatitielle**  (Ebenda)  — 
„Sur  la  ritraction  permanente  des  doigts"  (Ebenda  1837)  —  „Nouvelles  iiudes 
sur  les  luxations  de  l'fiumSrus^  (Gaz.  mM.  de  Parisi  1848)  —  „Note  sur  deux 
cos  remarquables  de  kystes  hydatiques  de  Vabdamen**  (Ebenda  1855)  —  „Etudes 
sur  V oblitSration  du  sac  hemiaire,  et  sur  .  .  .  par  le  bouchon  ^piploique  comme 
Ttioyens  de  guSrison  radicale  des  hernies ;  etc.^  (1858)  —  ^yDe  Vemploi  du  - 
coUodium  comme  moyen  de  rSunion  des  plaies^  (Ebenda)  —  „Etudes  sur  les 
adenoides  du  sein^  (1859)  —  ^^Mdm,  sur  une  esp^ce  de  luxation  mSconnue 
jusqyCh  ce  jour  :  Luxation  de  Vextr^mitS  inferieure  du  cubitus  sur  le  fibro- 
cartilage  interarticulaire  du  poignet^  (Ebenda)  —  „Travaux  et  doctrines  de 
Fr  an  CO  sur  la  taille"  (Bullet,  de  TAcad.  de  m6d.  1860)  —  „De  la  kdlofomie 
dans  les  cas  de  gravitd  extreme  des  acddents  gtfnSraux  de  V Stranglement 
herniaire"  (Ebenda  1863)  —  „Note  sur  trois  cas  dileus  ayant  leur  cause 
mat&rielle  dans  les  hemies ,  etc.*"  Ausserdem  noch  weitere  Aufsätze  in  der 
Encydogr.  des  sc.  möd.,  der  Lan^.  frauQ. ,  Revue  mMicale,  Journ.  univ.  et  hebdom., 
Journ.  hebdom.  des  progrfes  des  sc.  m6d.  u.  s.  w.  Fast  eine  jede  der  vorstehenden 
Arbeiten  war  epochemachend  und  von  hervorragender  Bedeutung  für  den  Fort- 
schritt der  Chirurgie,  wenn  auch  der  Urheber  derselben  als  ein  Chirurg  in  der 
Provinz  nicht  in  dem  Maasse  bekannt  wurde  und  hervortrat,  als  dies  unzweifelhaft 
der  Fall  gewesen  wäre,  wenn  er  in  Paris  den  Schaaplatz  seiner  Thätigkeit' 
gehabt  hätte.  Zu  seinen  Ruhmestiteln  gehört,  die  supramalleoläre  Amputation  des 
Unterschenkels  an  Stelle  der  Amputation  an  der  Wahlstelle  aufs  Neue  dringend 
empfohlen  und,  neben  seiner  gediegenen  Arbeit  über  die  Brüche  am  unteren  Ende 
des  Radius  und  die  Absprengung  seiner  unteren  Epipbyse,  auf  die  Luxation  des 
Interarticularknorpels  am  Handgelenk  zum  ersten  Male  aufmerksam  gemacht  zu 
haben.  Epochemachend  war  für  die  vor-antiseptische  Zeit  sein  Verfahren  Gelenk- 
mäuse  en  deux  temps  zu  excidiren.  Bei  vielen  anderen  Operationen  (der  Ilarn- 
röhrenfisteln  ^  des  Median-Steinschnittes,  der  Zungen- Exstirpation,  der  Atresia  ani) 
hat  er  wichtige  Verbesserungen  eingeführt.  Er  starb  im  August  186Ö.  Nach  seinem 
Tode  erschienen  noch  seine  Werke  gesammelt  u.  d.  T. :    ,,  CHnique  chirurgicale ; 


616  GOYEAND,  —  GRABA. 

m^motres  et  observattona  de  Chirurgie^  recueilles  et  annotds  par  le  Dr.  Silbert^ 
(Paris  1870). 

Tillaux  imBuU.g6n6r.de  tWrapeut.,  T.  LXXXI,  1871,  pag.448.  — Dechambre, 
4.  S6rie,  T.  X,  pag.  262.  ^^^j^ 

Gozzi,  Giuseppe  Fulvio  6.,  zu  Bologna,  batte  daselbst  studirt,  wurde 
Professor  der  Hygiene,  Therapie  und  Materia  medica  und  starb  am  20.  März  1852. 
Er  schrieb:  „Sopra  Puso  dt  oleum  remedü  aurifid  nelle  malattie  veneree  .  .  . 
indirtzzato  al  cel.  pro  f.  Giacomo  Tommaßini  (Opuscoli  scientif.  di  Bologna 
1817)  —  „Delle  azioni  generali  dei  remedi  e  particolare  delV  irritattva^ 
(Bologna  1822)  —  f,Fondamenti  di  terapeutica  generale  e  di  materia  medica^ 
(Ebenda  1831)  —  „Leggi  ßsiologico-patologiche  .  .  .  Puso  appropriato  degli 
eccitamentif  dei  descrimenti  positivi  e  negatim  e  degli  irritamenti"  (Ebenda  1835). 

Dechambre,  4.  S6rie,  T.  X,  pag.  263.  —  Callisen,  VII,  pag.  326;  XXVIII, 
pag.  248.  G. 

Graaf,  Reinier  de  G. ,  am  30.  Juli  1641  in  Sehoonhoven  geboren, 
studirte  (1660)  in  Utrecht  unter  Diemerbroeck,  danach  unter  de  le  Boe  Sylvius 
und  VAN  HORNE  in  Leyden,  wo  er  als  Student  seine  berühmte  anatom.-physiol. 
Abhandlung  „Diaputatio  msdica  de  natura  et  usu  aucci  pancreatici^  (1664; 
französisch  Paris  1666;  Leyden  1671;  1674;  in  Manget's  Biblioth.  anatom., 
Genfeve  1685)  schrieb,  in  Paris  und  in  Angers,  wo  er  1665  zum  Doctor  med. 
promovirte.  Im  folgenden  Jahre  etablirte  er  sich  in  Delft  (war  jedoch  fast  das 
ganze  Jahr  1667  wieder  in  Paris)  und  war  da  nicht  allein  praktisch,  doch 
vornehmlich  wissenschaftlich  wirksam,  bis  zu  seinem  frühzeitigen  Tode  1673. 
de  G.  hat  sich  ausserordentljich  grosse  Verdienste  erworben,  um  die  Anatomie  der 
Geschlechtsorgane  des  Menschen,  die  er  besser  und  genauer  wie  Keiner  vor  ihm 
kennen  gelehrt  hat  und  in  deren  Beschreibung  sein  Name  auch  noch  stets  fort- 
lebt (Folliculi  Graafiani  ov|irii).  Bekannt  ist  sein  Streit  mit  Jan  Swamvebdam 
über  die  Priorität  der  durch  ihn  veröffentlichten  anatomischen  Entdeckungoi 
und  Gefäss-Injectionsmethoden ,  welcher  die  Ausgabe  seiner  „Defenaio  partium 
genitaltum  adversus  Swammerdammum^  (L.  B.  1673)  zur  Folge  hatte.  Er 
schrieb  ausserdem:  „Epiatolae  ad  L,  Schacht  de  nonnullis  circa  partes  geni- 
tales inventis  novis*^  (Leyden  1668)  —  „De  virorum  organis  generationi  inser- 
vientibus"  (Ebenda  1668;  1670;  1672)  —  „De  clysterihus*"  (Ebenda  1668;  1672; 
französisch  1878  unter  dem  Titel :  „Uinstrument  de  Molikre^  Traduction  du 
Traitd  de  cli/steribus^ ,  wo  beigefügt  ist  die:  „Epistola  ad  Vop^  FortutL 
Plempium^,  Ai.  1669)  —  „De  usu  syphonis  in  anatoinia^  (Leyden  1668j  — 
„De  mulierum  organis  generationi  inservientibus,  tractatus  novus"  (Ebenda  1672) 
und  „Observafio  de  arter iis  carotidibus  induratis,  et  de  utero  monsiroso*^ 
(Ephemerid.  Acad.  nat.  curios.,  Jahrg.  I,  Nr.  127  und  128).  Seine  sfimmtlichen 
Werke  haben  wir  lateinisch  Leyden  1674;  London  1678;  Amsterd.  1705;  hol- 
ländisch Amsterd.   1686;  französisch  Basel  1679  und  Lyon  1679. 

A.  Portal  ,  Eist,  de  l'anat.  et  de  la  Chirurgie,  T.  III,  pag.  214—235. 

C.  E.  Daniels. 

Graba,  Johann  Andreas  G. ,  geboren  in  Erfurt  oder  in  Mühlhauseo, 
studirte  sechs  Jahre  lang  Medicin  in  Königsberg  und  Hess  sich  dann  als  praktischer 
Arzt  in  Erfurt  nieder,  ohne  vorher  promovirt  zu  haben.  Streitigkeiten  mit  der 
Erfurter  medicinischen  Facultät  veranlassten  G. .  nachträglich  im  Jahre  1658  den 
Doctorgrad  in  Giessen  zu  erwerben ;  er  wurde  in  demselben  Jahre  Phyaicus  in 
Erfurt  und  1664  zu  Mühlhausen,  wo  er  1669  am  13.  Mai  starb.  G.  war  Mit- 
glied der  Leopoldinischen  Akademie  der  Naturforscher  und  veröffentlichte  mehrere 
epidemiologische  Arbeiten,  so:  „Beschreibung  der  unaufhörlichen  giftbösen 
anfälligen  Landfieber"  (Erfurt  1660)  —  „Kurze  Erinnerung  von  der  hin  und 
wieder  grassirenden  Seuche  der  Blattern  und  Magern"  (Ebenda  1661)  — 
„Kurzer     Unterricht     von     Scharbock^      (Ebenda    1661)     —     „Medicinalische 


GRABA.  —  GEAEBNEE.  617 

Erinnerung^  tote  man  sich  bei  jetziger  gefährlichen  bösen  Seuche  von  der  Pest 
verhalten  möge^  (Ebenda  1666)  etc. 

Biogr.  m6d.  IV,  pag.  503.  —  Dict.  bist.  II,  pag.  609.  Pgl. 

Grabau,  Johann  Heinrich  Wilhelm  G.,  war  1812  zu  Itzehoe 
geboren,  wurde  1835  in  Kiel  Doctor,  1836  daselbst  Privatdocent  und  1839  interi- 
mistischer Physicus  für  Itzehoe  und  die  Wilstermarsoh,  nachdem  er  ein  „  Chemisch- 
physiologisches  System  der  PharmacodynamHc  oder  Parallelismv^  des  chemischen 
und  dynamischen  Charakters  der  anorganischen  und  organischen  Stoffe*'  (2  Thle-, 
Kiel  1837)  geschrieben  hatte,  später  aber:  „Die  vitale  Theorie  des  Bhukreis- 
laufes.  Eine  physiologische  Abhandlung"  (Altona  1841).  Er  zog  1843  nach 
Jena,  wo  er  Prof.  e.  o.  der  Medicin  wurde,  gab  daselbst  von  dem  „Repertorium 
für  die  gesammte  Medicin**  den  Jahrgang  1844  heraus  und  verfasste:  „^^ 
Schlag  und  die  Töne  des  Herzens  und  der  Arterien  im  gesunden  und  kranken 
Zustande**  (Jena  1846).  1848  gab  er  seine  Professur  auf,  liess  sich  als  Arzt  in 
Hamburg  nieder,  legte  1852  zu  Eidelstedt  auf  seinem  Besitze  Solabona  eine 
Wasserheilanstalt  an  und  schrieb:  „Diätetische  Betrachtungen  mit  besonderer 
Bücksicht  auf  die  Wassercur**  (Hamburg  1851;  1854;  1858)  —  „Die  Wasser- 
heilanstalt zu  Solabona  bei  Hamburg**  (1852)  —  „Prospectes  und  Hausord- 
nung u.  s,  w,**  (1857).  Später  war  er  Inhaber  einer  SCHBOTH'schen  Heilanstalt 
in  Wandsbeck  und  gab  eine  Schrift  heraus :  ;,  Warum  ich  Homöopath  umrde  f 
Musterung  der  gangbaren  Heilkunst,  Wassercur  und  Homöopathie**  (1861).  In 
Pfatp's  Mittheilungen  (Bd.  V)  findet  sich  noch  von  ihm  ein  Aufsatz :  „Polarität 
im  menschlichen  Organismus** .    Er  starb  am  4.*  März  1870. 

Hans  Schröder,  II,  pag.  549.  —  Alberti,  I,  pag.  267.  G. 

Grabner  (Graebner)  David  vonG.,  geboren  1655  in  Breslau,  studirte 
fünf  Jahre  lang  Medicin  in  Königsberg  und  promovirte  nach  einer  Reise  durch 
Holland,  England  und  Frankreich  in  Padua,  worauf  er  Physicus  in  Fraustadt 
wurde,  sich  dann  später  aber  in  seiner  Vaterstadt  Breslau  bis  zu  seinem  Lebens- 
ende, am  21.  Januar  1737,  aufhielt.  Die  Entdeckung  einiger  seltener  Münzen 
verschaffte  G.  vom  Kaiser  Leopold  den  böhmischen  Adel,  sowie  den  Titel  eines 
Hofarztes.  Von  seinen  Schriften  sind  zu  nennen:  „Medicina  vetus  restituta** 
(Leipzig  1695)  —  „Diarium  medicum  Vratislaviense**  (Breslau  1703,  enthält 
meteorologische  Beobachtungen)  —  „Tractatus philologico-physico-medici  Septem** 
(Breslau  1707,  enthält  unter  Anderem  die  Geschichte  der  in  Breslau  von  1692  bis 
1702  vorgekommenen  Krankheiten). 

Biogr.  m6d,  IV,  pag.  503.  —  Dict.  bist.  II,  pag.  610.  Pgl. 

Oradibus,  Giovanni  Matteo  Ferrario  de  G. ,  nach  seiner  Vater- 
stadt Grado  (im  Mailändischen)  benannt,  ist  gegen  Ende  des  14.  Jahrhunderts 
geboren;  er  lebte  als  Arzt  in  Mailand,  fimgirte  eine  Zeit  lang  als  Leibarzt  am 
Hofe  der  Herzogin  Maria  Visconti  und  ist  gegen  Ende  des  15.  Jahrhunderts 
(nicht  vor  dem  Jahre  1480)  gestorben.  Von  seinen  literarischen  Arbeiten  sind 
durch  den  Druck  veröffentlicht:  „Practica,  vel  comment,  textual,  cum  amplia- 
ttonibus  et  additionibus  materiarum  in  nonum  Rhazis  ad  Almansoreni** 
(Part.  I,  II,  Pavia  1497  fol.  U.A.;  Part.  III,  Mailand  1471);  femer  ^Expo- 
»itiones  super  vigesimum  secundum  fen  tertii  canonis  Avicennae**  (Mailand  1494) 
und  „Consilia  medica  secundum  vias  Avicennae**  (Pavia  1501  u.  A.)  Die  letzt- 
genannte Schrift  war  seinerzeit  hoch  geschätzt  und  enthält  manche  interessante  Mit- 
theilungen. —  Er  ist  nicht  zu  verw'echseln  mit  seinem  Zeitgenossen  Antonio  deG., 
von  dessen  Lebensverhältnissen  übrigens  nichts  weiter  bekannt  ist  und  der  als 
Verfasser  einer  Schrift  „De  febribus  Über"  genannt  wird,  die  im  Anhange  zu 
der  Practica  des  de  G.  (Basil.  1515)  und  zu  den  Lucubrationes  des  Clementiüs 
Clementinus  (Basil.   1575)  erschienen   ist.  p^        Hirsch 

Graebner,  s.  Grabner. 


618  GEAEFE. 

Oraefe,  Carl  Ferdinand  von  G.,  geboren  am  8.  Mftrz  1787  zu 
Warschau  als  Sohn  des  Geschäftsträgers  des  Grafen  Mosczynski,  studirtc  die 
Heilkunde  zunächst  am  CoUegium  medioo-chirurgicnm  in  Dresden,  seit  1805  za 
Halle  und  seit  1807  in  Leipzig.  Hierselbst  wurde  er  1807  zum  Dr.  med.  et  chir. 
promovirt.  Im  Jahre  1808  wurde  er  Hofrath  und  Leibarzt  des  regierenden 
Herzogs  von  Anhalt-Bernburg  Alexius,  in  Ballenstedt,  wo  er  ein  Krankenhans 
errichtete  und  das  Alexisbad  in  Aufnahme  brachte.  1810  wurde  er  nach  Berlin 
an  die  neubegründete  Universität  als  ordentlicher  Professor  und  Director  des 
klinisch-chirurgisch-augenärztlichen  Instituts  berufen.  1813  wurde  ihm  als  Division»- 
General -Chirurgus  die  Verwaltung  der  Militär-Heilanstalten  Berlins  fibertragen, 
einige  Monate  später  die  Leitung  des  Lazarethwesens  beim  4.  Armee-Corps,  die 
Errichtung  eines  Haupt-Reserve-Feldlazareths  für  das  auf  180.000  Mann  ver- 
grösserte  Heer  und  die  Aufsicht  über  sämmtliche  Provinzial-  (Reserve-)  Lazarethe 
in  den  drei  Gouvernements  (und  zwar  an  38  Orten)  zwischen  Weichsel  und  Weser. 
1815  leitete  er  die  Lazarethe  des  Kriegsschauplatzes  und  der  nächstgelegenen 
Landestheile  zwischen  Weser  und  Rhein,  in  Holland  und  Belgien,  und  rief  alle 
Reservelazarethe  des  Heeres  in 's  Leben.  Nach  1815  wurde  er  zum  Geheimen 
Medicinalrath  und  1822  zum  dritten  General- Stabsarzt  und  Mitdirector  der  militär- 
ärztlichen Bildungsanstalten  ernannt,  in  welcher  Eigenschaft  er  den  Unt^richt  nnd 
die  wissenschaftliche  Ausbildung  bei  dem  gesammten  Militär-Sanitätswesen  unter 
dem  Chef  des  letzteren ,  dem  ersten  General-Stabsarzt  Wiebel  ,    zu   leiten  hatte. 

1825  wurde   er  auch    mit  der  Vertretung   des  ersten  und  zweiten  General-Stabs- 
arztes (WiEBEL  und  Büttner)    in   Fällen    der  Verhinderung    betraut.    Im  Jahre 

1826  wurde  ihm  vom  Kaiser  Nico  laus  von  Russland  der  Adel  verliehen  und 
dieser  vom  Könige  von  Preussen  anerkannt.  1830  bereiste  er  Italien  und  Sicilien 
und  besuchte  im  Herbst  1833  London,  um  dem  Prinzen  Georg  von  Curaber- 
land  in  einer  Augenkrankheit  Beistand  zu  leisten.  An  dem  Kronprinzen  von 
Hannover  eine  Augenoperation  vorzunehmen,  begab  er  sich  nach  Hannover  und 
starb  daselbst  am  4.  Juli  1840.  —  Wie  G.'s  klarer  und  praktischer  Blick  die  Auf- 
gaben des  militärärztlichen  Berufs  ohne  Mühe  und  ohne  Irrthum  erkannte,  ao 
bewährte  sich  dieser  Blick  auch  auf  anderen  und  solchen  Gebieten  der  Medicin 
(z.  B.  der  Bäderkunde),  welchen  G.  seine  Aufmerksamkeit  nicht  vorzugsweise 
zuwendete.  Seine  eigentliche  Schaffenskraft  entfaltete  er  in  der  Augenheilkunde 
und  in  der  operativen  Chirurgie.  Die  massenhaften  Erfahrungen,  welche  die  Be- 
freiungskriege in  Bezug  auf  die  ansteckende  ägyptische  Augenkrankheit  boten, 
verarbeitete  G.  zu  einer  Darstellung,  wekhe  allein  ihn  als  bedeutenden  Augenarzt 
erkennen  lässt  und  noch  heute  als  grundlegend  für  die  Erkenntniss  und  Bekämpfung 
dieses  Leidens  angesehen  werden  muss.  In  der  Chirurgie  hat  G.  —  und  das  war 
seine  Erstlingsarbeit  —  das  Wesen  der  krankhaften  Gefässausdehnungen  (Angi- 
ektasien)  untersucht  und  festgestellt.  Ferner  hat  er  die  Gaumennaht  zur  Heilung 
angeborener  Gaumenspalten  1816  zuerst  in  Deutschland  ausgeführt;  kurz  darauf 
die  Rhinoplastik  —  eine  damals  fast  vergessene  Operation  —  wieder  aufgegriffen, 
die  Eigenheiten  des  bezüglichen  indischen  und  italienischen  Operationsverfahrens 
wissenschaftlich  geprüft  und  aus  beiden  die  „Deutsche  Rhinoplastik"  geschaffen. 
Für  die  Ausführung  von  Amputationen  gab  er  leitende  Gesichtspunkte,  welche 
theilweiae  neu  waren  und  ihre  Bedeutung  bis  auf  den  heutigen  Tag  behalten 
haben.  Unter  den  Chirurgen,  welche  den  Unterkiefer  partiell  reseeirten,  war  er 
einer  derjenigen,  welche  diese  Operation  zuerst  ausführten  (1821);  auch  bürgerte 
er  die  Lithotripsie ,  die  er  bei  Civiale  in  Paris  kennen  gelernt,  in  Deutschland 
ein,  vervollkommnete  den  Kaiserschnitt  und  unterband  als  Erster  in  Deutschland 
die  Artcria  anonyma  (1822).  Obendrein  erfand  G.  unter  Anderem  das  Compressorinm 
der  Meningeal-Arterieu  1810,  die  Ligaturstäbchen,  einen  Operationstisch  1821,  die 
Wafieuhahre  1824  imd  das  Coreoncion  1828.  —  Wie  seine  Umgebung  ihn  einsfc 
als  hervorragenden  Meister  in  der  ungewöhnlichen  Beherrschung  seines  Faches 
bewunderte,   so  wird  die  Nachwelt   ihn    zu  allen  Zeiten   in    die  Reihe  Derjenigen 


GEAEjTE.  619 

steUeii,  welche  zur  VervollkommnaDg  der  deutschen  Chirurgie  das  Meiste  bei- 
getragen haben.  Aus  seinen  Schriften  seien  folgende  hervorgehoben :  „Ängiektaaie, 
ein  Beitrag  zur  rationellen  Cur  und  EfrJcenntniss  der  Qefässatisdehnungen** 
(Leipzig  1808,  4.)  —  „Normen  für  die  Ablösung  grösserer  Gliedmassen  nach 
Erfahrungsgrundsätzen  entworfen"  (Berlin  1812,  4.,  mit  7  Taff.)  —  „Rhino- 
plastik  oder  die  Kunst,  den  Verlust  der  Nase  organisch  zu  ersetzen*^  (Ebenda 
1818,  4.,  mit  6  Taff.)  —  „Die  Oaumennaht,  ein  neuentdecHes  Mittel^  (Journ. 
ftr  Chir.  u.  Augenh.,  1820)  —  „Die  epidemisch- contagiöse  Aitgenblennorrhu6 
Aegyptens  in  den  europäischen  Befreiungsheeren"   (Berlin  1823,  gr.  fol.). 

H.  S  Michaelis,  C.  F.  v.  Graefe  in  seinem  30jährigen  Wirken  für  Staat  und 
Wissenschaft.  Berlin  1840,  8.—  Sachs,  Med.  Almanach.  1841,  pag.  110—128  —  E.  Gurlt 
in  Allgem.  Denteche  Biographie.  Bd.  IX.  —  Bohlfs,  Archiv  für  Geschichte  der  Med.  VI, 
1883,  pag.  305.  —  Callisen,  VII,  pag.  329;  XXVIII,  pag.  250.  h.  Frölich. 

Oraefe,  Albrecht  von  G. ,  Professor  der  Augenheilkunde  an  der 
Universität  Beflin,  geboren  den  22.  Mai  1828  in  Berlin  als  Sohn  des  Vorigen, 
erhielt  seine  Schulbildung  auf  dem  dortigen  französischen  Gymnasium.  Noch  nicht 
16  Jahre  alt,  absolvirte  er  in  glänzender  Weise  das  Abiturienten-Examen  und 
bezog  im  Herbst  1843  die  Universität  Berlin ,  um  sich  dem  Studium  der  Medicin 
zu  widmen.  Er  fühlte  sich  besonders  von  Johannes  Müller,  Schön  lein,  Rom- 
BERG,  DiEFFENBACH  uud  WoLFF  angezogen.  Am  21.  August  1847  wurde  er 
auf  Grund  einer  Dissertation:  „De  bromo  ejusque  praeparatis^  zum  Doctor 
promovirt.  Im  Winter  1847/8  erhielt  er  in  der  medicinischen  Staatsprüfung  daö 
Zeugniss  „vorzüglich  gut"  und  als  „Operateur"  und  begab  sich  im  Herbst  1848 
nach  Prag,  noch  unentschieden,  welcher  Seite  der  Medicin  er  sich  zuwenden 
sollt«.  Der  besonderen  Anregung  von  Ferdinand  Arlt,  welcher  dort  als  Pro- 
fessor der  Ophthalmologie  wirkte,  ist  es  zu  danken,  dass  sich  G.  von  jetzt  ab 
der  Augenheilkunde  vorzugsweise  widmete.  Von  dieser  Zeit  ab  verband  beide  eine 
auf  gegenseitiger  Hochachtung  und  Liebe  beruhende  Freundschaft.  Die  beiden 
nächsten  Jahre  verbrachte  G.  in  Paris  und  war  ein  regelmässiger  Besucher  der 
Kliniken  von  Sichel  und  Desmarres  ;  von  da  ging  er  nach  Wien ,  wo  die  beiden 
Jaeger  ,  Vater  und  Sohn ,  ihm  vielfach  Gelegenheit  gaben ,  sich  in  der  augen- 
ärztlichen Praxis  weiter  auszubilden.  Bei  einem  Aufenthalt  in  London  trat  er 
noit  W.  BowMAN  und  G.  Critchett  in  nähere  Beziehung.  Ein  glücklicher  Zufall 
brachte  ihn  dort  mit  dem  Utrechter  Physiologen  Donders  zusammen,  welcher  in 
G.  einen  einsichtsvollen  Zuhörer  fand,  der  seinen  Forschungen  nach  allen  Rich- 
tungen hin  folgen  und  dieselben  ergänzen  konnte.  Im  Herbst  1850  kehrte  er 
nach  Berlin  zurück,  begann  seine  Thätigkeit  als  Augenarzt  und  fand  sowohl 
beim  Publikum,  wie  in  ärztlichen  Kreisen  überraschend  schnell  Anerkennung.  In 
diese  Zeit  fällt  die  epochemachende  Entdeckung  des  Augenspiegels  durch  Helm- 
HOLTZ,  welchen  G.  mit  den  dankbaren  Worten:  „Helmholtz  hat  uns  eine  neue 
Welt  erschlossen"  als  Erster  in  die  praktische  Augenheilkunde  einführte.  1852 
erfolgte  seine  Habilitation  als  Privatdocent  mit  der  Abhandlung ;  „  Ueber  die 
Wirkung  der  Augenmuskeln" ,  Kurz  darauf  machte  ein  von  ihm  in  der  Berliner 
Gesellschaft  für  wissenschaftliche  Medicin  gehaltener  Vortrag  über  die  Schiel- 
operation gerechtes  Aufsehen;  es  gelang  ihm,  das  bestehende  Misstrauen  gegen 
diese  Operation  zu  beseitigen,  1854  gründete  er  das  „Archiv  für  Ophthalmo- 
logie", dessen  erster  Band  fast  nur  seine  eigenen  Arbeiten:  „Beiträge  zur  Physio- 
logie und  Pathologie  der  schiefen  Augenmuskeln'*  —  „  Ueber  Doppelsehen 
nach  Schieloperationen  und  Incongruenz  der  Netzhäute^  und  „  l  eher  die 
diphthrische  Conjunctivitis  und  die  Anwendung  des  Causticum  bei  acuten 
Entzündungen*'  enthält.  Sehr  bald  traten  der  Redaction  Arlt  und  Donders  bei. 
In  das  Gebiet  der  Amblyopien  brachte  G.  durch  die  genaue  methodische  Unter- 
suchung des  Gesichtsfeldes  grössere  Klarheit.  Auch  widmete  er  nicht  einseitig 
alle  seine  Kräfte  der  Augenheilkunde ,  er  verfolgte  die  Fortschritte  auf  den  übrigen 
Gebieten    der  Medicin    mit    dem  regsten  Interesse.     Er    war  der  Erste,    der  den 


620  6RAEFE. 

Nachweis  lieferte,  dass  die  Schwachsichtigkeiten  und  Erblindungen  in  Folge  von 
Oehimleiden,  welche  man  früher  als  Lähmung  des  Sehnerven  aufgefasst  hatte, 
grösstentheils  auf  einer  Neuritis  optica  beruhten ;  auch  stellte  er  die  Beziehungen 
zwischen  Hirntumoren  und  der  sogenannten  Stauungspapille  klar.  Ein  glänzender 
Beweis  für  seinen  diagnostischen  Scharfblick  war  das  Erkennen  der  Embolie  der 
Arteria  centralis  retinae,  welche  eine  plötzlich  auftretende  einseitige  Erblindung 
veranlasst.  Unsterblich  sind  die  Verdienste,  welche  er  sich  auf  dem  Gebiete  der 
glaucomatösen  Erkrankungen  erworben  hat.  Die  durch  ihn  geschaffene  Möglieh- 
keit,  durch  die  Iridectomie  eine  grosse  Anzahl  zum  sicheren  Untergang  verurtheilter 
Augen  zu  erhalten,  ist  eine  der  ganzen  Menschheit  erwiesene  Wohlthat.  Die 
jetzt  fast  allgemein  übliche  Methode  der  Staaroperation ,  die  modificirte  Linear- 
Extraction,  wodurch  die  Verluste,  welche  früher  etwa  lO^/o  betrugen ,  auf  2  bis 
3^/0  herabgemindert  wurden,  verdanken  wir  ihm  ebenfalls.  Der  Ruf  v.  G.'s, 
welcher  1857  zum  ausserordentlichen  und  1866  zum  ordentlichen 'Professor  ernannt 
wurde ,  hatte  sich  immer  weiter  verbreitet ,  Augenleidende  aus  den  fernsten  Ländern 
suchten  bei  ihm  Rath  und  Hilfe.  Aerzte  kamen  selbst  über  den  Ooean  her,  am 
sich  durch  ihn  in  das  Gebiet  der  Ophthalmologie  einführen  zu  lassen.  Nicht  nnr 
der  gediegene  wissenschaftliche  Inhalt  seiner  Rede,  auch  die  Form  und  Art  und 
Weise  seines  Vortrags  fesselten  seine  Hörer ,  welche  nur  zum  geringsten  Theil  ans 
Studenten,  zum  grössten  aber  ans  Aerzten  bestanden,  welche  specialistisch  sich 
auszubilden  die  Absicht  hatten.  Durch  seine  fesselnden  klinischen  Vorträge,  mehr 
aber  noch  durch  seinen  persönlichen  Umgang  regte  er  seine  Schüler  im  höchsten 
Masse  an,  durch  kurze  flüchtig  hingeworfene  Gedankenblitze  beleuchtete  er  die 
dunkelsten  Punkte  der  Wissenschaft  und  gab  dadurch  Veranlassung  zu  weiterem 
Forschen.  —  Leider  war  der  Körper  v.  G.'s  nicht  der  kräftigste ,  er  konnte  diese 
nie  ruhende  Thätigkeit  auf  die  Dauer  nicht  ertragen.  Schon  in  seinem  30.  Lebens- 
jahre stellten  sich  vereinzelte  Anfälle  von  Hämoptoe  ein,  zu  welchen  sich  später 
öfters  auftretende  Pleuritiden  hinzugesellten.  Im  Herbste  1861  erkrankte  er  an 
einer  derartigen  sehr  heftigen  Affection  in  Baden-Baden ,  von  welcher  er  sich  nur 
sehr  langsam  wieder  erholte,  aber  nie  die  frühere  körperliche  Frische  wieder 
erlangte.  Sein  unbezwinglicher  Trieb  zur  Thätigkeit  Hess  ihm  dennoch  keine 
Ruhe ,  seine  Kräfte  nahmen  langsam  immer  mehr  ab ,  bis  ihn  der  Tod  am  20.  Juli 
1870,  nach  kaum  vollendetem  42.  Lebensjahre,  aus  seinem  Wirkungskreise 
herausriss.  —  G.  war  neben  Donders  und  Arlt  ohne  Zweifel  der  bedeutendste 
Augenarzt  des  19.  Jahrhunderts;  ihm  verdanken  wir  in  erster  Linie  den  jetzigen 
hohen  Standpunkt  der  Ophthalmologie;  die  meisten  der  hervorragendsten  nodi 
lebenden  Ophthalmologen  rühmen  sich  seine  Schüler  zu  sein.  Die  Mehrzahl 
seiner  Arbeiten  findet  sich  in  dem  von  ihm  herausgegebenen  Archiv  fftr  Ophthalmo- 
logie. Die  besonders  erwähnenswerthen,  ausser  den  bereits  genannten,  sind  folgende: 
„Ueher  lineare  Extraction*^  —  „lieber  den  Werth  einseitiger  CataracteoUractton'" 
—  ;,  Ueler  die  Lndectomie  bei  Iritis*^  —  Ueber  das  Gesichtsfeld  bei  Amblyopie"  — 
,f Schielen  und  Schieloperation*'  —  „  Ueber  Morbus  Basedowii**  —  „Die  Iri- 
dectomie bei  Glaucom**  —  „  Ueber  Embolie  der  Arteria  ceJitralis  retinae**  — 
„Neuritis  optica  nach  Cerebralkrankheiten**  —  „Ueber  Glaucom  und  Iri- 
dectomie** —  „  Ueber  Calabar- Bohne**  —  „  Ueber  mtishuläre  Asthenopie*"  — 
„Ueber  die  modificirte  Linear  extraction**  —  „Beiträge  zur  Pathologie  und 
Therapie  des  Glaucoms*'  —  „  Ueber  die  Operation  des  dynamischen  Auswärts- 
schielens  j  besonders  in  Bücksicht  avf  progressive  Myopie*^* 

Eduard  Michaelis,  Albrecht  von  Graefe,  sein  Leben  und  Wirken.  Berlin  1877.— 
Alfred  Graefe,  Ein  Wort  zur  Erinnerniip:  an  Albrecht  von  Graefe.  Halle  1870.  — 
C.  Schweigger,  Rede  zur  Enthüllungsfeier  des  Graefe-Denknials  am  22. Mai  1882.  Berlin  1882. 

Horstmann. 

Graefe,  Eduard  Adolph  G. ,  jüngerer  Bruder  von  Carl  Ferdinand 
von  G. ,  war  am  10.  Mai  1704  zu  Pulsiiitz  im  Königreiche  Sachsen  geWren, 
wurde    bis    zum    14.  Jahre  in  Volhynien    in    Süd-Russland   erzogen,    machte  den 


GRAEFE.  621 

Feldzug  von  1813/14  im  York'schen  Corps  mit,  studirte  in  Halle  nnd  Berlin 
und  wurde  1817  bei  letztgenannter  Universität  mit  der  Diss. :  „De  nova  infusionis 
meihodo"  (4.)  Doetor,  Hess  sich  1820  als  Arzt  in  Spremberg  nieder  und  siedelte 
1825  nach  Berlin  über,  wo  er  1826  Bataillonsarzt  des  Berliner  Garde-Landwehr- 
Bataillons  und  Arzt  der  Kriegsschule  wurde.  Er  übersetzte  aus  dem  Französischen : 
J.  B.  Sarlakdiere:  „Beschreibung  eines  neuen  Blutsaugers"  (Berlin  1819)  — 
RiCHELMT:  ;,  Versuch  einer  Abhandlung  über  die  Apoplexie  u,  s.  w."  (1821)  — 
J.Civiale:  „Ueber  die  Lithotritie  u.s.w."  (1827), gab  iuGRAEFR's  undWALTHEs's 
Journal,  von  dessen  Begründung  (1820)  an,  eine  Menge  von  Uebersetzungen  und 
Auszügen  aus  der  fremden  Literatur  und  aus  amtlichen  Berichten,  sowie  drei 
General-Register  zu  den  Bänden  I— XXX  (1828,  1834,  1843).  Von  seinen 
Original  -  Aufsätzen  in  jenem  Journal  seien  erwähnt:  „Erfahrungen  über  das 
Lichtstrahlen  brechende  Vermögen  der  durchsichtigen  Gebilde  im  msnschlichen 
Auge"  (1820)  —  „Medicinisch- chirurgische  Beobachtungen"  (1824)  —  „Mis- 
cellen"  (1825)  —  ^Bemerkungen  über  einige  pathologische  Erscheinungen  bei 
Verletzungen  der  Nerven  und  ihrer  Wiedervereinigung"  (1825)  —  „Beschreibung 
der  Magenspritze  von  Weiss"  (1826)  u.  s.  w.  Für  das  Berliner  encydopädische 
Wörterbuch  der  medicinischen  Wissenschaften  lieferte  er  seit  1828  eine  sehr  grosse 
Reihe  von  Artikeln  (von  A — Ca  allein  80) ,  übersetzte  später  noch  Ch.  8earle*s 
„Natur  der  Cholera"  (1831)  und  Civiale's  „Therapeutik  der  Steinkrankheit" 
(1837),  gab  heraus:  „Neues  prakt,  Formular-  und  Recepttaschenbuch.  Nach  .  .  . 
Milne  Edwards  und  Vavasseur  frei  bearbeitet"  (1834)  —  „Cholera- 
DiätzeUel"  (1837).  Er  war  1831  Privatdocent  an  der  Universität ,  1832  herzog- 
lieb Anhalt-Bemburgischer  Medicinalrath  geworden,  wurde  1848  zum  Garnison- 
Stabsarzt  in  Posen  ernannt,  nahm  1856  seinen  Abschied  und  starb  am  16.  Juni 
1859  zu  ünruhstadt  (Provinz  Posen). 

Callisen,  VH,  pag.  338;  XXVID,  pag.  252.  Gurlt. 

*6raefe,  Alfred  Karl  G. ,  zu  Halle,  Vetter  von  Albrecht  von  G. 
ist  am  23.  November  1830  zu  Martinskirchen  bei  Mühlberg  a.  d.  Elbe  geboren, 
besuchte  von  1850  an  die  Universitäten  Halle,  Heidelberg,  Würzburg,  Leipzig, 
Prag,  wurde  1854  in  Halle  Doetor  mit  der  Diss. :  „De  canaliculorum  lacrymalium 
natura",  war  von  1855 — 58  Assistent  bei  Albrecht  von  Graefe,  bei  welchem 
er  fast  ausschliesslich  seine  ophthalmologischen  Studien  machte.  Indessen  war  er 
während  dieser  Periode  auch  eine  Zeit  lang  in  Paris,  um  bei  Sichel  imd  Desmarres 
zu  arbeiten.  1858  habilitirte  er  sich  in  Halle  als  Privatdocent,  gründete  gleichzeitig 
eine  Klinik  für  Augenkranke ,  die  anf^glich  einen  rein  privaten  Charakter  hatte, 
indessen  für  Lehrzwecke  zu  dienen  bestimmt  war  und  später  vom  Staate  subventionirt 
wurde,  bis  1864  die  neu  errichtete  üniversitäts  -  Augenklinik  ihre  Thätigkeit 
beginnen  konnte.  Zu  derselben  Zeit  hatte  er  seine  erste  Schrift:  „Klinische 
Analyse  der  Motilitätsstörungen  des  Auges"  (Berlin  1858)  herausgegeben.  Er 
wurde  1864  zum  Prof.  e.  o. ,  1873  zum  ord.  ernannt  und  gab  von  1874 — 80 
zusammen  mit  Saemisch  das  grosse  Sammelwerk:  „Handbuch  der  gesammten 
Augenheilkunde"  heraus,  in  welchem  er  selbst  die  Bearbeitung  der  Bewegungs- 
störungen des  Auges  übernommen  hatte.  Ausserdem  zahlreiche  ophthalmologische 
Abhandlungen  in  verschiedenen  Zeitschriften,  besonders  in  y.  Graefe's  Archiv 
für  Ophthalmologie  und  in  Zehender's  klinischen  Monatsblättem ;  von  denselben 
seien  erwähnt:  „Ueber  Ischaemia  retinae"  —  „Ueber  das  Binocularsehen  bei 
Schielenden"  —  ;,  Ueber  Cysticercus- Extraction  aus  den  tiefsten  Theilen  des 
Auges,  mit  Construction  eines  Localisations-Ophthalmoskops"  —  „Ueber  Wund- 
behandlung bei  Augenoperationen"  —  „Ueber  Extraction  unreifer  Staare"  — 
„  Ueber  Enucleatio  bulbi"  ;  femer :  ;,  Ueber  caustische  und  antiseptische  Behand- 
lung der  Conjunctivae  Entzündungen,  mit  besonderer  Berücksichtigung  der  Blen- 
narrhoea  neonatorum"  (Volkmann's  Sammlung  klinischer  Vorträge,  1881)  u.  s.  w. 
Er   ist    zur  Zeit  Director   der   ophthalmiatrischen  Klinik    und  Geh.  Medicinalrath. 

Red. 


622  GRAEHS.  —  GRAESER. 

Glraehs,  Karl  Gustaf  G.,  zu  Stockholm,  war  am  19.  März  1814  in 
Helsingborg  geboren,  studirte  von  1830  an  in  Lund,  trat  1837  in  das  feld- 
ärztliche Corps  ein,  diente  in  diesem  bei  verschiedenen  Regimentern,  wurde  1841 
in  Lund  Doctor,  war  Stadtarzt  daselbst  1842-43,  wurde  1845  zum  Arzt  der 
Eriegs-Akademie  in  Carlborg  ernannt,  machte  1847  im  Auftrage  des  Königs, 
zusammen  mit  P.  0.  Ltljevalce,  eine  Reise  nach  Russland  zn  Studien  Aber 
die  Cholera,  hatte  1850  die  Cholera-Hospitäler  in  Malmö  einzurichten  und  erhielt 
die  Aufsicht  ttber  diese  und  die  im  ganzen  Malmöhus  län.  Er  schrieb  in  der 
Folge:  „Statistik  berättelse  om  Koleran  i  Malmö  är  1850"  (Stockholm  1851, 
m.  Kart  u.  Diagr.).  1851 — 52  machte  er  mit  Staatsunterstützung  eine  wissen- 
schaftliche Reise  nach  Holland,  Frankreich,  England  und  berichtete  darflber  in 
das  kgl.  Gesundheits-CoUegium  (Sv.  Läk.-sällsk.  N.  Handl.,  Bd..Vm),  nahm  Theil 
an  den  internationalen  Wohlthätigkeits-Congressen  in  Brüssel  (1856),  in  Frankfurt  a.M. 
(1857)  und  an  dem  mit  der  Pariser  Welt-Ausstellung  (1864)  verbundenen  Congress 
der  Vereine  zur  freiwilligen  Pflege  im  Felde  verwundeter  Krieger,  desgleichen  an 
der  Wiener  Welt-Ausstellung  und  dem  dortigen  analogen  Congresse  und  erstattete 
über  diese  Sendungen  eine  Reihe  von  Berichten :  „  VälgÖrenJiefs-kongressen  i  BriUsd 
är  1856.  Rapport  etc."  (1857)  —  „Internationella  Välgörenhets-kongressen 
i  Frankfurt  am- Main  är  1857,  Rapport  etc."  (1859).  Femer  publicirte  er  als 
erster  Stadtarzt  von  Stockholm:  „Embetsberättdse  för  äret  1870 — 77"  (Stock- 
holm 1871 — 8,  4.)  —  „Statistik  Öfversigt  af  dödsorsakerna  i  Stockholm  drei 
1870—78.  Rapports  tili  kongL  medicinalsty reisen"  (1S7 2—7 9)  —  „Berättelse 
tili  medicinalstyr eisen  om  allmänna  helso-  och  sjukwarden  i  Stockholm  far  dr 
1878 ,  af  helsovärdensnämden"  (1879).  In  den  Zeitschriften  (Sv.  Läk.-sällsk. 
N.  Handl.  und  Hygiea)  findet  sich  von  ihm  eine  sehr  grosse  Menge  von  Be- 
sprechungen ausländischer  Schriften,  nebst  einer  Anzahl  von  Original-Aufsätzen, 
unter  denen  wir  folgende  hervorheben,  zusammen  mit  K.  F.  Levin:  „Forsdag 
tili  Nosologisk  Nomenklatur  för  Morhilitets-statistik"  (1861)  —  Nägra  ord  om 
den  allmänna  helsovärden ,  betraktad  frän  legislativ  och  administrativ  syn- 
punkt  etc."  (1867)  —  „De  frivilliga  Sjukvärdsföreningames  intemationeUa 
exposition  och  kbnferens  i  Paris  1867.  Rapport  etc."  In  der  Hygiea:  „Nägra 
ord  om  inre  bräck"  —  „Koleran  i  Moskwa"  (1847)  —  „Om  kolera  et^." 
(1850)  —  „Om  den  Sanitär a  frägan"  (1851)  —  „Statistik  berättelse  om  koleran 
i  Stockholm  är  1856"  —  „Statistik  öfoersigt  af  1856 — 57  ärenskopp-epidemi 
i  hufoudstaden"  —  „Ovanligt  fall  af  Hypertrophia  Mammarum"  —  j,Om 
Pylephlebitis"  —  „Om  transport  af  särede  och  sjuke  tili  sjös  och  pä  jernväg.^ 
Er  starb  am  19.  März  1880. 

Wistrand,  pag    143;  Neue  Folge,  pag.  279.  G. 

Graeser,  Karl  G. ,  Medicinah-ath  und  Director  der  Irren-Heil-  und 
Pfiegeanstalt  Eichberg  in  Nassau,  war  am  15.  April  1819  geboren,  studirte  von 
1837 — 41  in  Göttingen,  wo  er  auch  die  Doctorwürde  erlangte,  war  seit  1842 
Medicinal-Assessor  in  Camp  bei  Boppard  und  von  1843 — 46  in  Haehenberg. 
1846  erhielt  er  von  der  Regierung  den  Auftrag,  in  der  damaligen  Landes-Irren- 
anstalt  Eberbach  im  Rheingau  und  auf  Reisen  Studien  über  Psychiatrie  zu  machen, 
was  während  der  Dauer  von  13  Monaten  geschah.  Er  wurde  darauf  Medidnal- 
Assistent  in  Montabaur,  setzte  seine  psychiatrischen  Studien,  namentlich  nach  der 
pathologisch-anatomischen  Seite  hin,  fort  und  wurde  1856  als  Director  nach  Eich- 
berg berufen.  Er  schrieb  1859  eine  mustergiltige  Statistik  über  diese  Anstalt, 
führte  in  derselben  wesentliche  Verbesserungen  ein  und  beschäftigte  sich  mit  dem 
Irrenhausbauwesen,  als  seinem  Lieblingsstudium.  Durch  die  Annexion  von  Nassau 
1866  trat  eine  furchtbare  üeberftillung  der  Anstalt  ein,  jedoch  gelang  es  ihm  nicht, 
bis  zu  seinem  am  28.  November  1871,  an  einer  schon  seit  1867  entwickelten  Neu- 
bildung im  Mund  und  Rachen,  erfolgten  Tode,  einen  Erweiterungsbau  zu  erlangen. 

Allgem.  Zeitschr.  für  Psychiatrie.  Bd.  XXIX,  1873,  pag.  145.  G. 


GRAETZER,  —  GRAF.  623 

'^'Graetzer,  Jonas  0.,  Greheimer  Sanitätsrath  und  dirigirender  Hospitalarzt 
in  Breslau,  ist  am  19.  October  1806  zn  Tost  in  Oberschlesien  geboren,  wurde 
1832  in  Breslau  Doctor  und  ist  seit  1833  Arzt  daselbst.  Schriften:  „Die  Krank- 
heiten des  Foetus"  (Breslau  1837)  —  ^Geschichte  der  israelitischen  Kranken- 
verpflegungsanstah  .  ...  zu  Breslau"  (Ebenda  1841)  —  „Ueber  die  Organi- 
sation der  Armen- Krankenpflege  in  grösseren  Städten*'  (1851)  —  „Gedanken 
über  die  Zukunft  der  Armen- Krankenpflege  Breslaus"  (1852)  und  mehrere 
weitere  Schriften  zur  Bevölkerungs-,  Armen-,  EJrankheits-  und  Sterblichkeitsstatistik 
derselben  Stadt  (1864,  1871,  1882),  mit  besonderer  Berücksichtigung  der  Epidemien 
von  Febris  recurrens  (1869),  Typhus  exanthematicus  (1870),  Cholera  (1874); 
femer:  „Edmund  Halley  und  Caspar  Neumann,  Zur  Geschichte  der 
Bevölkerungsstatistik"  (Breslau  1883)  —  „Daniel  Gohl  und  Christian 
Kollmann,  Zur  Geschichte  der  Medicinalstatistik"  (Ebenda  1884).     j^^^ 

Graevell,  Friedrich  G.,  zu  Berlin,  war  am  2.  September  1819  in 
Breslau  geboren,  wurde  1843  in  Berlin  mit  der  Diss. :  „Quo  tendat  medicina 
nostra  hodiemaf"  Doctor,  schrieb  folgende  reformatorische  Schriften:  „Ueber  die 
Reform  der  Medicinalverfassung  Preunsens.  Ein  kritischer  Ueberblick  über 
sämmtliche  mit  dem  Medidnalwesen  in  Verbindung  stehende  Einrichtungen" 
(Leipzig  1847)  —  „Zwölf  Gebote  der  Medicinalreform"  (Berlin  1848)  —  „Die 
^nedicinischen  Zustände  der  Gegenwart  und  das  Mittel  ihrer  Hülfe,  ein  Wort 
an  die  Aerzte  und  Studirenden  der  Medicin"  (1849);  mit  M.  B.  Lbssing: 
„Entwurf  einer  Wahlordnung  für  den  ....  beantragten  Congress  der  preuss, 
Aerzte  ....  dem  Ministerium  ....  überreicht"  (1848).  Mit  P.  GüMBiNNER  gab 
er  heraus :  „  Verhandlungen  des  Vereins  der  Aerzte  und  Wundärzte  in  Berlin 
in  den  Jahren  1848  .und  1849"  (Berlin  1850).  Am  bekanntesten  aber  ist  sein 
Name  durch  die  von  ihm  1848  begründeten  „Notizen  für  praktische  Aerzte 
über  die  neuesten  Beobachtungen  in  der  Medicin"  geworden,  welche  bis  1856 
von  ihm,  später  von  H.  Hblfft  redigirt  wurden  und  jetzt,  bei  verändertem  Titel, 
unter  P.  Güttmann's  Redaction  stehen.  Er  war  auch  ein  eifriger  Anhänger  der 
G oe the'schen  Farbenlehre  und  suchte  dieselbe  in  zwei  Schriften :  „Goethe  im  Recht 
gegen  Newton"  (Berlin  1857)  und  „Noch  eine  Schrift  gegen  die  N ewton'sche 
Farbenlehre"  (1858)  zu  vertheidigen.   Er  starb  am  25.  August  1878, 

Engelmann,  pag.  200;  Suppl.-Heft,  pag.  83.  G. 

Graf,  Münchener  Aerzte  in  drei  Generationen.  —  Johann  Baptist  G., 
geboren  am  10.  Februar  1763  zu  Neunaigen  in  der  Oberpfalz,  wurde  1790  in 
Ingolstadt  zum  Dr.  med.  promovirt.  Später  zum  Medicinalrath  und  Oberstabsarzt . 
ernannt,  hat  er  sich  vorzüglich  um  die  Untersuchung  und  Beschreibung  der 
bayerischen  Gesundbrunnen  verdient  gemacht.  Ausser  der  Beschreibung  .einzelner 
Mineralquellen,  erschien  von  ihm  zu  München  im  Jahre  1805  in  zwei  Theilen: 
„  Versuch  einer  pragmatischen  Geschichte  der  bayerischen  und  oberpfälzischen 
Mineralwässer",  Im  Jahre  1814  gab  er  „Chemisch-pharmaceutisch  klinische 
Tabellen"  heraus.  Er  beschäftigte  sich  mit  Vorliebe  mit  chemischen  Arbeiten,  für 
die  er  sich  ein  Privat-Laboratorium  eingerichtet  hatte.  Professor  an  dem  chirurgischen 
Institut  zur  Ausbildung  von  Landärzten,  war  er  zugleich  ordinirender  Arzt  im 
Militär-EJrankenhause  und  in  der  Privatpraxis  viel  beschäftigt.  Er  starb  zu  München 
am  14.  August  1819. 

Karl  von  G.,  Sohn  des  Vorigen,  war  am  15.  Mai  1801  in  München 
geboren,  wo  er  auch  seine  Gymnasialstudien  machte.  Die  Naturwissenschaften  und 
Medicin  stndirte  er  in  Landshut,  wo  er  im  Jahre  1823  zum  Doctor  promovirt 
wurde.  Seine  praktische  Ausbildung  erlangte  er  im  Krankenhause  seiner  Vater- 
stadt, in  welchem  er  eine  Assistentenstelle  unter  Gäossi  bekleidete.  Später  wurde 
er  Leibarzt  der  im  Jahre  1841  verstorbenen  Königin  Karoline  und  Mitglied 
des  Obermedicinal- Ausschusses,  in  welchem  er  bis  zu  seinem  am  9.  November 
1883 ,    im   83  Lebensjahre   erfolgten  Tode   für  die  Entwickelung  des  bayerischen 


624  GRAF.  —  GRAFF. 

Medicinalwesens  und  die  Förderung  der  ärztlichen  Interessen  thätig  war.  Um 
die  ärztliche  Vereinshildung  und  die  Vertretung  des  Standes  im  Staate  durch 
Bildung  der  Ereisvereine  und  der  Aerztekammem ,  wie  um  die  OrOndimg  des 
Pensionsvereines  für  die  Wittwen  und  Waisen  bayerischer  Aerzte,  dessen  Yer- 
waltungsrathe  er  auch  bis  an  sein  Lebensende  vorstand,  hat  er  sich  groäse 
Verdienste  erworben.  Ein  Mitbegründer  des  ärztlichen  Vereins  in  München,  nahm 
er  an  den  wissenschaftlichen  Verhandlungen  desselben,  namentlich  über  Cholera  und 
Typhus,  lebhaften  Antheil.  Ueber  diese  Krankheiten  schrieb  er  auch  eine  Mono- 
graphie: „Versuch  einer  Darstellung  des  Cholera  morbus"  (München  1832) 
und  eine  Abhandlimg:  „Ueber  das  im  Jahre  18 40 i 41  in  München  herrschende 
Schleimfieber  (Febris  typhosa)"  (Salzburger  Neue  med.-chirurg.  Zeitung,  4.  Jahrg.). 
Ein  scharfer  Beobachter,  reich  an  medicinischen  Kenntnissen  und  aUseitiger  Bildung, 
erwarb  er  sich  schon  früh  grosses  Vertrauen  in  weiten  Kreisen  der  hauptstädtischen 
Bevölkerung  und  blieb  bis  in  sein  hohes  Alter  ein  gesuchter,  von  seinen  Bemfk- 
genossen  wegen  seiner  Collegialität  hochgeschätzter  Arzt. 

*Leopold  G.,  Sohn  des  Vorigen,  im  Jahre  1838  in  München  geboren, 
wo  er  das  Oyinnasium  besuchte  und  darnach  an  der  Ludwig-Maxmilians-Universiiit 
dem  Studium  der  Naturwissenschaften  und  der  Medicin  oblag,  ist  seit  dem  Jahre 
1863  dort  als  praktischer  Arzt  thätig.  Als  mehrjähriger  Assistent  der  medicinischen 
Üniversitäts-Poliklinik  daselbst  veröffentlichte  er  über  dieselbe  einen  die  Jahre  1864 
bis  1867  inclusive  umfassenden  Bericht  (Deutsche  Klinik,  1868).  Seit  dem  Jahre 
1872  ist  er  Redacteur  des  „Aerztlichen  Intelligenzblattes",  welche  Wochenschrift 
durch  ihn  an  Oehalt,  Ausstattung  und  Verbreitung  sehr  gewonnen  hat. 

Graf,  Benjamin  Theophil  von  6.,  geboreii  zu  Gross-Glogau  in 
Niederschlesien  am  30.  August  1700,  studirte  Medicin  in  Halle,  promovirte  da- 
selbst zum  Doctor  der  Medicin  1734  (Diss,  innug.  med,  de  paralysi),  kam  nach 
Riga,  wurde  daselbst  Oamisonsarzt  und  später  Stadtphysicus ;  er  starb  am  11. April 
1767.  Er  verklagte  den  Dr.  Gerding  (s.  diesen)  wegen  unerlaubter  Praxis  in 
Riga;  es  hätten  die  Rigaer  Aerzte  das  Privilegium,  dass  nur  diejenigen  in  Riga 
prakticiren  dürften,  welche  zur  Körperschaft  der  Riga'schen  Aerzte  gehörten. 
G.  hinterliess  handschriftlich  einen  ausführlichen  „Bericht  von  dem  Bar  herrschen 
Heilbrunnen"  (in  Kurland)  „wie  seihige  anno  1739  approbirt  und  bestätigt 
worden"  (3^/9  Bogen),  die  erste  einigermassen  wissenschaftlich  angestellte  Unter- 
suchung der  Heilquelle. 

v.  Recke-Napiersky,  II,  pag,  84.  —  Beise,  I,  pag.  223.  —  Tschistowitseh, 
CXXXIII.  G.  Sticda. 

*6raf,  Eduard  G.,  Sanitätsrath  in  Elberfeld,  ist  am  11.  März  1829 
geboren,  studirte  in  Halle,  Greifswald  und  Berlin,  wurde  1851  Doctor,  war 
1853-54  Assistenzarzt  am  städtischen  Lazareth  zu  Danzig,  praktischer  Arzt  in 
Imgenbroich  (Eifel),  Ronsdorf,  Elberfeld  (1860),  dirigirender  Arzt  des  St.  Josephs- 
Hospitals  daselbst  (1861 — 80).  Den  Feldzug  1866  machte  er  als  Stabsarzt  eines 
Feldlazareths  mit;  nach  dem  Kriege  von  1870-71  schrieb  er:  „Die  königlichen 
Reserve- Lazarethe  in  Düsseldorf  während  des  Krieges  von  1870-71"  ("Elber- 
feld 1872),  die  er  als  dirigirender  Arzt  in  dieser  Zeit  geleitet  hatte.  Seit  1867 
ist  er  Vorsitzender  des  Vereins  der  Aerzte  des  Reg.-Bez.  Düsseldorf,  seit  1869 
des  Niederrheinischen  Vereins  für  öffentliche  G^undheitspflege,  seit  1873  des 
Deutschen  Aerztevereinsbundes ,  seit  1880  ausserordentliches  Mitglied  des  kaiseri. 
Reichs-Gesundheitsamtes,  seit  1883  Mitglied  des  preussischen  Abgeordnetenhauses. 

Rad. 

Graff,  Johann  Adam  G.,  zu  Darmstadt,  war  zu  Friedberg  in  der 
Wetterau  am  4.  Angust  1784  geboren,  studirte  zu  Jena,  Würzburg  und  Giesseut 
wo  er  1804  Doctor  wurde,  prakticirte  von  da  an  zwei  Jahre  in  Friedb^g,  dann 
in  Ortenburg,  wurde  1809  Physicus  zu  Nidda,  1821  erster  Physicus  des  Landratiö- 


GRAFF.  —  GRAHAM.  625 

besirks  Nidda,  erhielt  1829  den  Ruf  als  erster  Medicinalrath  und  Vorstand  des 
Medicinal-Collegiums  nach  Darmstadt,  wurde  auch  erster  Hospitalarzt  und  1832 
Director  des  Medicinal-Collegiums.  Er  schrieb :  „Etwas  über  die  bisherigen  Dar- 
stellungen der  Geburtshiilfe ;  u.  s.  w."  (Siebold's  Lucina,  1805)  —  „lieber 
das  Wechsdfieber  u,  s,  w.**  (Horn's  Archiv,  1807)  —  „Einige  Notizen  über 
die  Mineralquelle  zu  Salzhausen  u.  s.  w."  (Darmstadt  1825);  femer  zahlreiche 
Beiträge  zu  Hknke*s  Zeitschrift  für  Staatsarzneikunde  (1830 — 1842);  zusammen 
mit  Stegmeyeb:  „Einige  Worte  zur  Beurtheilung  des  Wahnsinns  überhaupt 
und  des  Säuferwahnsinns  insbesondere  u,  s,  w."  (Wiesbaden  1844).  Dazu  Auf- 
sätze in  Caspeu's  Repertorium,  Hufbland's  Journal,  den  Badischen  Annalen, 
Schmibt's  Jahrbb.  u.  s.  w.  In  späterer  Zeit  schrieb  er  noch:  „Die  Todesart  der 
halbverbrannt  gefundenen  Gräfin  von  Görlitz*^  (8ep.-Abdruck  aus  Henke's. 
Zeitschrift,  1850). 

S  c  r  i  b  a ,  II,  pag.  267.  -  C  a  1  i  s  e  n ,  VH,  pag.  349,  350 ;  XXVIII,  pag.  254.        G. 

Graff,  Karl  O. ,  zu  Trarbach  an  der  Mosel,  aus  St.  Goar  gebürtig, 
wurde  1815  zu  Würzburg  mit  der  Diss.  „©TjXeCa  voOcxo;,  seu  morbus  foemineus 
Scytharum**  Doctor  und  schrieb  in  Nassb's  Zeitschr.  (1820):  „Fieberloses  Irre- 
reden mit  Zittern"  ]  femer:  „Der  Moselwein  als  Getränk  und  als  Heil- 
mittel u,  s.  w."  (Bonn  1821)  —  „Die  Metamorphose  der  Schädelknochen  in 
Markschwamm**  (Oraefe  und  Walther's  Journal,  1827)  —  „Zwei  glücklich 
geheilte  Fälle  von  Verletzung  des  Rückgrats*^  (1830)  —  „Merkwürdige  Hei- 
lung von  Croup  bei  Erwachsenen"  (1830);  femer  Aufsätze  in  Caspee's  Krit. 
Repertor.  und  Desselben  Wochenschrift  u.  s.  w.  Später  schrieb  er  noch  einmal: 
„Der  Moselwein  gegenüber  der  pestilentiellen  Cholera;  u,  s.  w,"    (Bonn  1848). 

Callisen,  VII,  pag.  349;  XXVIH,  pag.  254.  G. 

Graffenauer,  Jean -Philippe  G.,  zu  Strassburg,  daselbst  am  27.  Juni 
1775  geboren,  war  Arzt  bei  der  grossen  französischen  Armee.  Er  schrieb:  „Traitd 
sur  le  camphre,  connder4  dans  les  rapports  avec  .  .  ,  »  et  la  mddecine"  (Strass- 
burg 1803)  —  „Essai  dune  min4ralogie  alsacienne  Sconomico-technique,  ....  des 
applications  ....  dans  ....  la  mSdecine,  etc."  (Ebenda  1806)  —  „Lettres 
ecrites  en  Allemagne,  en  Prusse  et  en  Pologne  dans  les  annSes  1806,  6,  7  et  8 ; 
contenant  des  recherches  statistiques ,  .  .  .  ,  et  mSdicales;  ....  ainsi  que  des 
notices  sur  divers  hdpitaux  militaires  de  Varm4e^  ....  pour  servir  ä  Phistoire 
de  la  dernikre  campagne"  (Paris  und  Strassburg  1809 ;  deutsch  Chemnitz  1811)  — 
„Topographie  physique  et  mSdicale  de  la  ville  de  Strasbourg;  etc."  (Strass- 
burg 1816).  Er  verfasste  auch  eine  Anzahl  von  Aufsätzen  in  verschiedenen  Zeit- 
sehriften,  wie  un  Joum.  de  pharm.  (1799),  Sädillot's  Joura.  gön.  (1804,  1819), 
Tabtra,  Bullet,  des  sc.  m6d.  (1819)  u.  s.  w. ,  schrieb  eine  Naturgeschichte  des 
Bernsteins  (1821)  imd  andere  nichtmedicinische  Schriften  und  übersetzte  die  Bade- 
schrifiten  von  Peez  (1823, 30)  und  Rülmann  (1826)  über  die  Thermen  von  Wiesbaden. 

Callisen,  vn,  pag.  351;  XXVIII,  pag.  254.  G. 

Graham,  James  G. ,  Arzt  in  London,  gestorben  1830  in  einem  sehr 
vorgerückten  Alter,  verfasste :  „  Thoughts  on  the  present  State  of  the  practice  in 
disorders  of  the  eye  and  ear  etc."  (London  1775)  —  „The  general  state  of 
medical  and  chirurgicai  practice"  (Bath  1778;  London  1779)  etc. 

Dict.  hist.  n,  pag.  612.  Pgl. 

Graham,  eine  Anzahl  schottischer  und  englischer  Aerzte,  unter  denen  wir 
folgende  anführen:  Robert  6.,  zu  Edinburg,  erlangte  1808  daselbst  die  Doctor- 
würde,  wurde  Fellow  des  R.  C.  S.,  Professor  der  Botanik  an  der  dortigen  Univer- 
sität, war  mit  der  Diss.  „De  frigoris  effectibus  in  corpus  humanum"  Physician 
der  Royal  Dispensary  und  am  Vaccine  Board.  Er  sehrieb  von  1822  an  mehrere 
Aufsätze  im  Edinb.  Med.  and  Surg.  Joum. 

BlogT.  Lexikon.  II.  40 


626  GRAHAM   —  GRAHL. 

Ein  zweiter  Robert  G.,  in  Glasgow,  war  Physician  der  dortigen  Royal 
Infirmary  und  gab  heraus:  „Practical  ohservations  on  continued  fever,  etc.* 
(Glasgow,  Edinburg,  London  1818)  und  besehrieb  einen  „Gase  of  obstrucUd 
aorta^.    Communtcated  ly  Sir  G.  Blane  (London  Med.-Chir.  Transaet.,  1814l 

Thomas  John  G.,  zu  Glasgow,  gab  folgende,  grossentheils  in  mehreren 
Auflagen  erschienene  Schriften  heraus :  „  The  results  of  expertence  in  the  succes- 
ful  treatment  of  epilepsy,  and  other  nervous  disorders^  (London  1823 ;  3.  edit. 
1827)  —  „Ohservations  illustrative  of  the  nature  and  treatment  of  the  pre- 
vailing  disorders  of  the  stomach  and  liver^  (Ebenda  1824)  —  „Observation^ 
on  Cancer ;  comprising  numerous  cases  of  Cancer  .  .  .  ,  cured  by  a  mild  method 
of  practice,  etc."  (London  1825)  —  „Modem  domestic  medicine,  etc,^  (Ebenda 
1826;    deutsche  üebers.  nach  der  5.  Originalausgabe  von  Naubkrt,  Pest  1845: 

1847)  —  „Practical  observations  on  the  eure  of  Cancer"  (Ebenda  1827;  deutsche 
Uebers.  von  LüDW.  Goldspiegel,  Ilmenau  1832)  —  „A  treatise  on  indigestion, 
mth  the  ohsercations  on  some  painful  complaints  originating  in  indigestion,  as 
tic  douloureuxy  etc,"  (Ebenda,  2.  edit.  1828;  4.  edit.  J828;  1.  Amer.  edit. 
Philadelphia  1831)  —  „On  diseases  peculiar  to  females ;  etc,*^  (Ebenda  1834: 
3.  edit.  1841;  7.  edit.  1861)  —  „The  cold  water  System,  etc."  (Ebendi, 
2.  edit.  1843)  —  „Ohservations  on  disorders  of  the  mind  and  nerves"  (Ebendi 

1848)  —  „On  the  management  and  disorders  of  infancy  and  childhnod" 
(Ebenda,  2.  edit.  1865).  —  Dieser  Thomas  John  G.  ist  nicht  zu  verwechseln 
mit  dem  berühmten  Chemiker  Thomas  G.  (geboren  am  21.  December  1805  lu 
Glasgow,  seit  1837  Professor  am  University  College  in  London  und  daselbst  am 
16.  September  1869  gestorben). 

Callisen,  VII,  pag.  355;   XXVIII,  pag.  25B.    —   Index-Catalogue.   V,  pag.  546. 

3 

Charles  William  Montagu  Scott  G.,  zu  Dalkeith  bei  Edinburg, 
der  jüngste  von  vier  Brüdern,  die  alle  Aerzte  waren,  Sohn  des  Chirurgen  Andrew  6., 
wurde  1822  Licentiat  des  R.  C.  S.  zu  Edinburg,  ging  nach  Westindien,  kehrte 
nach  kurzem  Aufenthalt  auf  der  Insel  Tabago  zurück,  um  1827  in  Dalkeith  die 
Praxis  seines  Vaters  und  seines  verstorbenen  Bruders  W  a  1 1  e  r  G.  zu  übemebmeD. 
Er  wurde  1830  in  Edinburg  Doctor,  1859  Fellow  des  R.  C.  S. ,  war  mehren? 
Jahre  lang  Surgeon  beim  Edinburgh  Regiment  of  Militia.  Es  finden  sich  von  ihm 
Aufsätze  im  Edinb.  Med.  and  Surg.  Journ.  (Vol.  XXVI,  XXXVUI,  XLIV,  LVl): 
„On  the  internal  use  of  sulphate  of  zinc  in  gleet  and  leucorrhoea"  —  „Oh 
eholera  asphycticn"  —  „On  haematemesis"  —  „On  hydrocephaloid  disease"  u.s.  w. 
Er  war  später  Mitglied  des  Council  der  Universität  und  einer  der  eifrigsten 
Förderer  der  Medical  Missionary  Society.  Sein  Tod  erfolgte  am  17.  Mai  1877, 
im  Alter  von  80  Jahren. 

Dechambre,  4.  Serie,  T.  X,  pag.  279.  G. 

Grahl,  Gustav  Adolph  (oder  Dietrich  Christian)  G.,  zu  Hamburg, 
war  am  28.  Juli  1796  zu  Bremen  geboren,  besuchte  seit  1811  die  französischeo 
Hospitäler  seiner  Vaterstadt,  wurde  1812  Chirurgien  Bous-aide  major  bei  der 
Armee,  machte  als  solcher  den  Feldzug  gegen  Russland  mit,  wurde  gefangen, 
nach  Sibirien  gebracht,  trat  1813  in  die  russisch-deutsche  Legion,  gorieth  in 
französische  Gefangenschaft,  setzte  dann  in  Paris  seine  Studien  fort,  wurde  1815. 
nach  Napoleon's  Rückkehr,  im  Süden  von  Frankreich  intemirt,  studirte  von 
1817  an  noch  zwei  Jahre  lang  in  Berlin  und  wurde  daselbst  1819  mit  der  Diss. 
„De  venenorum  natura,  effectihus  atque  antidotis"  Doctor.  Er  Hess  sich  1822 
in  Hamburg  nieder  und  schrieb  einige  Aufsätze  in  Hufeland's  Journ.  (1827,  30) 
über  die  DzoNDi*sche  Behandlung  der  Syphilis,  über  Vergiftung  durch  die  Tabab- 
kly stiere ;  femer  über  Krankheiten  der  Lnngen  und  ihre  Heilung,  über  Croup  und  scioe 
Heilung  (Berlin  und  Hamburg),  über  Cholera,  Natur  und  Bedeutung  (St.  Petersburg), 
über  Pocken ,    über  Stichwunden ,  namentlich ,  ausser  in  Hufelakd's  Journal,  ii 


GRAHL.  —  GRAINGER.  627 

Wolfarth's  Asklepieioo,  der  Medicinischen  Zeitung  des  Vereins  für  Heilkunde  in 
Preusaen,  der  Hamburger  Zeitschrift  für  die  gesaramte  Medicin;  auch  betheiligte 
er  sieh  (1847,  48)  an  mehreren  medicinischen  Preisausschreibungen.  Ausserdem 
eine  Anzahl  von  nicht-medicinischen  Schriften,  darunter  Tragödien,  Schauspiele 
unter  dem  Pseudonym  L.  v.  Starkenfels;  femer  musikalische  Conipositionen. 
Er  «tarb  am  22.  Januar  1858. 

Hans  Schröder,  II,  pag.  556.  —  Callisen,  VII,  pag.  357.  G. 

Oraindorge,  Andr6  6.,  geboren  1616  in  Caen,  promovirte  in  Mont- 
pellier, war  Arzt  und  Philosoph  in  seiner  Vaterstadt,  wo  er  1676  starb.  G.  schrieb : 
y,De  Vorigine  des  macreusea"  (Caen  1680)  —  „De  principiis  generationis" ; 
femer  eine  polemische  Schrift  gegen  die  Abhandlung  von  Fioulüs  (Raymond 
Restauband)  „De  principiis  fottm*^  (Narbonne  1658). 

Biogr.  m6d.  IV,  pag.  504.  Pgl; 

Grainger  (Granger),  James  G.,  schottischer  Arzt  und  Dichter,  geboren 
1723  (nach  Anderen  1721)  in  Dimse  in  Schottland,  studirte  Chirurgie  in  Edin- 
burg,  machte  dann  als  Wundarzt  in  der  britischen  Armee  den  Feldzug  gegen 
Frankreich  mit,  in  welcher  Eigenschaft  er  den  Kriegsschauplatz  in  Flandern  im 
Jahre  1746  mit  den  neu  eintreffenden  schottischen  Hilfstruppen  betrat  und  seine 
classischen  Beobachtungen  über  Malaria  und  Ruhr  machte,  die  er  nachher  in  dem 
in  der  Epidemiologie  berühmt  gewordenen  Werke  „Historia  febris  anomalae 
Batavae  annoriim  1746,  1747 ,  1748  etc.''  (Edinburg  1753;  Altenburg  1770; 
deutsch  Leipzig  1785)  niederlegte.  Durch  dieses  Werk  erwarb  sich  G.  neben 
Prinole  die  meisten  Verdienste  um  die  Kenntniss  von  den  Ursachen  der  Malaria- 
Krankheiten.  Nach  dem  Friedensschlüsse  von  Aachen,  1768,  prakticirte  G.  kurze 
Zeit  in  London,  wo  er  die  Aufmerksamkeit  der  literarischen  Kreise  durch  eine 
elegante  poetische  Uebersetzung  des  Tibull  auf  sich  lenkte,  und  ging  dann  als 
Arzt  nach  St.  Christoph,  einer  britischen  Insel  in  Westindien,  in  deren  Hauptstadt 
Basse-Terre  er  am  24.  December  1767  (nach  Anderen  1766)  einem  klimatischen 
Fieber  erlag.  G.  ist  noch  Verfasser  eines  grösseren  Gedichtes  über  das  Zuckerrohr 
(1764  in  London  bei  Gelegenheit  einer  vorübergehenden  Anwesenheit  daselbst  von 
ihm  veröffentlicht). 

Hutchinson,  I,  päg.  369.  —  Bio^r.  med.  IV,  pag.  5  »7.  —  Dict.  bist.  II, 
pag.  612.  —  Munk,  II,  pag.  219.  p    j 

Grainger,  RichardDugardG.,  in  London,  war  1801  zu  Birmingham 
als  Sohn  des  Chirurgen  Edward  G.  geboren,  trat,  um  Soldat  zu  werden,  in  die 
Militllr- Akademie  zu  Woolwich,  wendete  sich  indessen  sehr  bÄld  der  Medicin  zu, 
indem  er  sich  an  seinen  älteren  Bruder  Edward  G.  anschloss,  der  mit  grossem 
Erfolge  in  London  ein  privates  Theatre  of  Anatomy  and  Medicine  in  Webb  Street 
(Borough)  leitete  und  übernahm  sogar  selbst,  erst  22  Jahre  alt,  die  Leitung  dieser 
Anstalt,  indem  er  sich  den  Unterricht  der  Anatomie  vorbehielt.  Gegen  20  Jahre  stand 
er  derselben  vor,  welche  1842  mit  dem  St.  Thomas  Hospital  verschmolzen  warde, 
wobei  er  Docent  der  Anatomie  und  Physiologie  bei  diesem  wurde  und  in  derselben 
Stellung  bis  1860  verblieb.  Von  seinen  Schriften  sind  zunächst  anzuführen: 
„Elements  of  gener al  anatomy,  containing  an  outline  of  the  Organization  of 
the  human  hody'^  (London  1829)  —  „Observat'ons  on  the  structure  and  ftmc- 
tion  of  the  spinal  chord*^  (Ebenda  1837).  Ausser  für  die  Anatomie  war  er  auch 
ein  eifriger  Förderer  socialer  Reformen;  so  wurde  er  1841  einer  der  Inspectoren 
der  „Children's  Employment  Commission" ,  1849  als  einer  der  Inspectoren  des 
General  Board  of  Health  beauftragt,  der  Entstehung  und  Verbreitung  der  Cholera 
naebzuforschen  und  1853  in  einer  ähnlichen  Stellung,  die  er  bis  zu  seinem  Tode 
beibehielt,  mit  der  Ausführung  der  Begräbnissacte  beauftragt.  Auch  gründete  er 
einen  Verein  zum  Schutze  jugendlicher  Arbeiterinnen.  Von  den  Berichten,  die  er 
an  den  General  Board  of  Health  erstattete,  seien  die  über  Cholera  (1850,  51,  52), 

40* 


628  GBAINGER.  — .  GRAMM. 

über  den  Transport  mit  ansteckenden  Krankheiten  Behafteter  in  öfientliehen  Fuhr- 
werken (1852),  über  Arbeitshäuser  (1850)  u.  s.  w.  erwähnt.  Seit  1837  war  er 
Fellow  der  Royal  Society  und  1845  war  er  zum  Mitgliede  des  Council  des  Royal 
College  of  Surgeons  erwählt  worden  und  hielt  1848  bei  demselben  die  Hunterian 
Oration,  deren  Thema:  „Observations  on  tke  cultivcUion  of  organic  science  etc,^ 
(London  1848)  waren.  Am  1.  Februar  1865  erreichte  sein  arbeitsreiches  Leben 
ein  Ende. 

Medical  Times  and  Gaz.  1865, 1,  pag.  157.  —  British  Med.  Joum.  1865, 1,  pag.  176.  — 
Lancet.  1865,  I,  pag.  190.  G. 

'^'Grain,  Hans  Christian  Joachim  O. ,  ist  am  18.  September  1853 
zu  Kopenhagen  geboren,  studirte  daselbst,  absolvirte  das  Staatsexamen  1878,  pro- 
movirte  1883  mit  der  Dissertation  „Om  stoerr eisen  af  de  roede  BlodUgemer*' , 
Er  hat  einige  Zeit  in  Verbindung  mit  FfiiEDLÄNDER  im  städtischen  Krankenhanse  in 
Berlin  gearbeitet  und  sich  namentlich  mit  der  isolirten  Färbung  der  Mikroben 
beschäftigt;  seine  Resultate  sind  in  „Fortschritte  der  Medicin^  (1884)  mitgetheilt 

^  Petersen. 

Gramann,  Johann  G. ,  Arzt  in  Erfurt  zu  Ende  des  16.  und  Anfang 
des  17.  Jahrhunderts,  gehörte  zum  Orden  der  Rosenkreuzer  und  bekannte  sieh 
zu  den  Grundsätzen  des  Paracblsüs.  Er  empfahl  als  Panacee  gegen  Phthigis 
eine  aus  Zinksulfat  und  Rosenzucker  bestehende  Tinctura  antiphthisiea.  Seine 
Schriften  enthalten  viel  mystisches  und  unverständliches  Zeug;  erwähnenswerth  ist: 
„Kurzer  Bericht,  vne  man  sich  von  der  Dysenterie,  gifftigen  Blutruhr  und 
messenden  Pestilenz  verwahren  solle^  (Erfurt  1598). 

Biogr.  in6d.  IV,  pag,  505.  Pgl. 

Gramberg)  Gerhard  Anton  G.,  geboren  im  Jeverlande  am  5.  November 
1744,  gestorben  am  10.  März  1817,  Hess  sich,  nach  Beendigung  seiner  Studiea 
in  Göttingen,  als  Arzt  in  Oldenburg  nieder.  G.  war  ein  bedeutender  Mflnzkundiger  und 
Freund  der  deutschen  Literatur  und  Poesie,  schrieb  selbst  poetische  Beiträge  zu  den 
Almanachen  von  Voss  und  v.  Gk)ECKiNGK,  unter  Anderem  ein  Stück  „Kosmotheoros". 
Vor  Allem  aber  zeichnete  sich  G.  durch  seine  heftige  Feindschaft  gegen  deo 
Mysticismus  und  Aberglauben  in  der  Medicin  aus.  Alle  Artikel  g^en  Lavateb 
und  die  Anhänger  des  Mesmerismus  in  der  „Allgemeinen  Deutschen  Bibliothek*^ 
rühren  von  ihm  her.  Ferner  verfasste  G.  verschiedene  Artikel  für  das  ,,Hambarger 
Magazin",  „Deutsche  Museum",  lieferte  Beiträge  zu  den  Acta  der  Leopoldinischen 
Akademie  der  Naturforscher  und  schrieb  eine.  „Pharmacopoea  0ldenburgic4i^ 
(Oldenburg  1801). 

Biogr.  m6d.  IV,  pag.  505.    —  Dict.  bist.  II,  pag.  613.  Pgl. 

Grambs,  Johann  Jacob  G. ,  geboren  am  10.  Januar  1688  zu  Frank- 
furt a.  M. ,  promovirte  zu  Altdorf  am  5.  Mai  1719,  wurde  in  demselben  Jahre 
Arzt  in  seiner  Vaterstadt,  1728  Landphysicus ,  1735  Stadtphysicus,  kam  in  den 
Rath  1734  und  wurde  1745  jüngerer  Bürgermeister.  Er  starb  den  15.  Mai  1759: 
Ausser  mehreren  kleinen  Schriften  hat  er  verfasst:  „Anatomische  Beschreibung 
eines  Gewächses ,  welches  in  dem  Leib  einer  53jährigen  Frau,  18  Pfund 
schvyer  y  gefunden  worden.**  (1730,  4.,  mit  2  Taff.)  —  „Anweisung  zur  Ana- 
tomie für  Chirurgen  in  Tabellen,  1.  Abth.i  Osteologie  (1740);  2.  Abtk: 
Myologie  (1741);  S.Abth.:  Angiologie  (1741);  4.  Abth.:  Neurologie''  (1741> 

Stricker,  Geschichte  der  Heilknnde  etc.    Frankfurt  1847.  w,  Stricker. 

Gramm  (Grammiüs),  Caeso  G.,  zu  Kiel,  war  1640  zu  Toenningen 
geboren,  studirte  in  Altdorf  und  Basel,  wurde  Dr.  med.  in  Leyden  und  erhielt 
1665  in  Kiel  einen  Lehrstuhl  der  Physiologie  und  grieohischen  Sprache.  Ausser 
mehreren  in  Basel,  Leyden,  Kiel  (1660,  62,  70)  verfassten  Dissertationen  and 
mehreren  Beobachtungen  in  den  Miscell.  Aoad.  Nat.  Curios. ,  deren  Mi^tied  er 
war,    schrieb    er    ein   „Examen  problematicis  Hippocratici :    An  de  lignido  in 


GRAMM.  —  GRANGIEB.  629 

fistulam  spirüalem  aliquid  ülahatur  secundum  naturam?"  (Kiel  1665,  4.).  Er 
starb  am  21.  September  1673. 

Mollerns,  I,  pag.  214.  G. 

Grandi,  Jacob  G.,  geboren  1646  in  Oajato  (Herzogthum  Modena), 
8tadirte  in  Bologna,  Venedig  imd  Padaa,  Hess  sich  dann  in  Venedig  nieder,  wo 
er  sechs  Jahre  lang  Prosector  war  nnd  später  Professor  der  Anatomie  wurde. 
Berafangen  nach  Padua  und  Pisa  lehnte  er  ab  und  starb,  noch  jung,  am  11.  Februar 
1691.  Von  ihm  rühren  her:  „Orazione  nel  aperirsi  il  niwvo  teatro  danatomia 
m  Venezia**  (Venedig  1671,  4.)  —  „JDissertatio  epistolaris  de  stibio  ejtcaque 
U8U  in  re  cosmetica"  (Ebenda  1687,  4.);  femer  ist  erwähnenswerth  ein  lateinisches 
Gedieht,  worin  G.  die  Befreiung  Wiens  und  den  Sieg  Sobieski's  über  die  Türken 
besingt  (Venedig  1683).  G.  war  Begründer  der  Accademia  Dodonea,  Mitglied  der 
Leopoldinisehen  Akademie  der  Naturforscher,  sowie  der  Accademia  de'  Gelati  in 
Bologna.  Aus  der  Existenz  von  fossilen  Muscheln  an  weit  vom  Strande  entfernt 
belegenen  Orten  suchte  G.  in  einer  zu  Venedig  1676  erschienenen  Abhandlung  den 
Beweis  für  eine  früher  stattgehabte  allgemeine  Sintfluth  herzuleiten. 

Biogr.  m6d.  IV,  pag.  506.  Pgl. 

Grandidier,  drei  Aerzte  in  Cassel,  aus  einer  Familie  stammend,  die 
daselbst  zwisclien  1660 — 70  aus  Sedan  eingewandert  war.  —  Paul  Franz  G. 
war  daselbst  am  27.  September  1749  geboren,  studirte  in  Göttingen,  wurde  1772 
in  Rinteln  Doctor,  liess  sich  als  Arzt  in  Cassel  nieder,  wo  er  Stadtphysicus,  seit 
1786  Hofrath  und  Mitglied  des  Collegium  medicum,  seit  1791  Vice-Director  und 
seit  1803  wirklicher  Director,  seit  1799  mit  dem  Titel  Oberhofrath  war.  Später 
war  er  kurfürstl.  Geheimer  Rath  und  Director  des  Ober-Sanitäts-Collegiums,  trat 
1821  in  den  Ruhestand  und  starb  am  28.  März  1833. 

Callisen,  VII,  pag.  362.  G. 

Cornelius  G.,  Vetter  des  Vorigen,  war  in  Cassel  am  20.  Februar  1757 
geboren,  studirte  von  1778  an  zu  Göttingen  und  Rinteln  und  wurde  hier  im  Jahre 
1784  Doctor.  Er  prakticirte  seit  1784  in  Cassel,  wurde  1787  Amts-Landphysicus, 
1801  Hofrath  und  Mitglied  des  Collegium  medicum,  1821  Director  des  Ober- 
Medicinal-CoUegiums,  trat  1824  in  den  Ruhestand  und  starb  am  25.  October  1826. 
Er  gab  heraus:  „Repertorium  über  die  Ckurhessischen  Medidnal- Gesetze^ 
(Cassel  1814)  und  hatte  Antheil  am  P.  J.  Piderit  Dispensat.  Elector.  Hassiacum. 

Callisen,  VH,  pag.  361.  G. 

Johann  Ludwig  G. ,  Sohn  des  Vorigen,  war  in  Cassel  am  22.  März 
1810  geboren,  war  seit  1834  als  Arzt  approbirt,  wurde  erster  Brunnenarzt  in 
Nenndorf,  1864  Ober-Medicinalrath  und  starb  am  23.  Juli  1878.  Es  rührt  von 
ihm  her  die  Schrift:  ^ Die  Hämophilie  oder  Bluterkrankheit,  Nach  eigenen  und 
fremden  Erfahrungen  monographisch  bearbeitet"  (Leipzig  1855),  nachdem  er 
über  denselben  Gegenstand  bereits  in  Zeitschriften  (AUgem.  med.  Zeitung,  1837; 
Holschbe's  Annalen,  Bd.  IV)  Mittheilungen  gemacht;  ferner  eine  Schrift  über  das 
Bad  Nenndorf  (1851;  2.  Aufl.  1868).  Er  schrieb  später  noch:  „Ueber  die  frei- 
willigen oder  secundären  Nabelblutungen  der  Kinder"  (Journ.  für  Einderkrankh., 
1859)  und  gab  einen  „Bericht  über  die  neueren  Beobachtungen  und  Leistungen 
im  Gebiete  der  Hämophilie  seit  1854"  (Schmidt's  Jahrbb.  der  gesammten  Med., 
Bd.  CXVn,  1863).  Red. 

Granger,  s.  Graikgeb. 

'^ Grangier  (Grangee),  BonaventureG.,  zu  Paris,  wurde  daselbst 
1572  Doctor,  bekleidete  von  1582 — 84  das  Decanat  der  Facultät  und  starb  1589, 
Er  benutzte  sein  poetisches  Talent  zur  Vortbeidigung  dieser  Genossenschaft  in  den 
erbitterten  Kämpfen  der  Aerzte  gegen  die  Chirurgen.  So  schrieb  er  zwei  anonyme 
Gedichte:  „Satyra  in  perfidam  chirurgorum  quorundam  amedicis  defectionem" 


630  GBANGIEE.  —  GRANT. 

(Paris  1587)  —  „In  ckirurgos  emendtcato  mendicaiis  versUms  auxtlio  medi- 
corum  famae  oblafrantea*'  (Ebenda  1677).  Auch  Ambe.  Pa££  griff  er  bei 
Gelegenheit  von  dessen  ^Discours  sur  la  mumie,  les  venins,  la  lieorne  et  la  peste" 
(Paris  1582,  4.)  an,  indem  er  ihn  in  seiner  „B^ponse  au  discours  d'Ambroise 
Pard  sur  Vuaage  de  la  lieorne'^  (Paris  1583)  gehörig  hermit ermachte.  Seine 
einzige,  wirklich  medicinische,  Leonardo  Botalli  gewidmete  Schrift  heisst:  „De 
cauttonibus  in  sangumia  vnsaione  adhibendü*^   (Paris  1578). 

Decbambre,  4.  S^rie,  T.  X,  pag.  295.  G. 

Granty  William  6,,  Arzt  in  London,  gestorben  am  30.  November  1786, 
ist  wichtig  durch  seine  Schriften  über  die  von  ihm  gemachten  36jährigen  Beob- 
achtungen der  in  London  herrschenden  besonderen  epidemischen  Erankheitsconsti- 
tutlon:  „An  inquiry  into  the  nature^  use  and progress  of  ihe  fever  most  ctrmmon 
in  London  'etc,"*  (London  1771),  in  der  zehnten  Auflage  erschienen  unter  dem 
Titel:  „Observations  on  the  nature  and  eure  of  fevers"  (Ebenda  1773,  2  volL; 
französ.  Uebers.  Paris  1773 — 76;  3  voll.)  —  »^say  on  the  pesliUntial  fever 
of  Sydenham  commonly  called  the  gaol,  hospital,  ahip  y  and  camp  feter*^ 
(Ebenda  1775)  —  „Same  obseriations  on  the  ongin,  progress,  and  method  of 
treating  the  atrabiUous  teniperameyit  and  gout^  (Ebenda  1780)  —  „Observations 
on  the  late  influenzae  febris  cata^  rhalis  epideinica  of  Hippocrates  as  it  appeared 
in  1775  and  1.82''  (Ebenda  1782)  etc. 

Dict.  hist.  II,  pag.  614—617.  Pgl. 

Grant,  Robert  Edmond  6.,  zu  London,  berühmter  vergleichender 
Anatom,  war  am  11.  November  1793  in  Edinburg  geboren,  begann  1809  daselbst 
zu  studiren,  wurde  1814  mit  der  Diss.  „De  circuitu  sanguinis  in  foetu"  Doctor, 
besuchte  zu  weiteren  Studien  von  1815 — 20  den  Continent,  hielt  sich  von  da  an 
mehrere  Jahre  an  den  Küsten  Schottlands,  Irlands  und  der  benachbarten  Inseln 
zur  Erforschung  der  Meeres-Fauna  auf  und  wurde  1827  zum  Professor  der  ver- 
gleichenden Anatomie,  Zoologie  und  Physiologie  beim  University  College  in  London 
ernannt.  Er  entwickelte  daselbst  eine  ganz  ausserordentliche  Lehrthätigkeit,  nicht  nur 
im  genannten  College,  sondern  auch  in  der  Royal  Institution,  der  Aldersgate  und 
Windmill  Street  School  of  Medicine,  dem  Sydenham  Medical  College,  der  London 
Institution.  Jedes  Jahr  fast  machte  er  eine  Reise  nach  dem  Continent,  besonders 
nach  Paris,  um  die  dortigen  Fachgenossen  zu  besuchen.  1847  wurde  er  Decan 
der  medicinischen  F.acultät  des  University  College  und  Mitglied  des  Council  des 
University  College  Hosp.  Die  grösste  Menge  seiner  Arbeiten  ist  den  wirbellosen 
Thieren  gewidmet  und  kommt  für  uns  hier  nicht  in  Betracht,  ebensowenig  wie 
wir  seine  Verdienste  ufti  die  Zoologie  und  vergleichende  Anatomie  hier  zu  beurtheilen 
haben.  Wir  führen  nur  einige  seiner  Hauptwerke  und  einige  mit  der  Medidn  in 
näherem  Zusammenhange  stehende  Arbeiten  an:  „Extracts  from  a  correspondence 
on  the  Filaria  medinensis  among  some  of  the  medical  oficers  in  the  Bon. 
East  India  Companys  Service  at  Bombay;  ^^c."*(Edinb.  Med.  and  Sorg.  Jouro., 
1831)  —  nLectuns  on  comparative  anatomy  and  animal  physiology,  delivered 
during  the  session  1833 j  34^  (Lancet,  1833,  34)  —  „Outlines  of  comparative 
anatomy^  (London  und  Paris  1835 — 37;  deutsche  Uebers.  von  ELarl  Chr. 
Schmidt,  Leipzig  1838)  —  ^  Introductory  address  on  the  study  of  medicine;  etc.^ 
(London  1833)  —  „A  populär  mew  of  homoeopafhy :  exhibiting  the  present 
State  of  that  science""  (Ebenda,  2.  edit.   1836)  u.  s.  w.   Er  starb  1874. 

Lancet.  I85'\  II,  pag,  686.  —  Med.  Times  and  Gaz.  1874,  II,  pag.  277.  —  Callisen, 
VJI,  pag.  367;   XXVJII,  pog.  259.  *  q 

Graut,  Klein  G.,  in  London,  studirte  daselbst  und  in  Edinburg,  wurde 
1826  bei  letztgenannter  Universität  Doctor  mit  der  Diss.:  „De  inflammatione 
meduUae  spinalis" ,  war  Docent  der  Therapie  an  der  North  London  School  of 
Medicine    und    sodann    am  Aldersgate  College   of  Medicine.     Er  schrieb:    „Obser- 


GBANT.  —  GRANVILLE.  631 

vations  on  tke  existing  distinction  between  physic  and  surgery;  with  remarks 
on  tke  general  State  of  the  medical  professipn"  (London  1830).  Auch  gab  er 
die  7.  edit.  von  ROB.  Hooper's  „Medical  dictionary^  (Ebenda  1839)  heraus, 
verfasste  Artikel  Aber  die  medicinische  Topographie  von  London  (Medical  Times) 
und  verschiedene  Aufsätze  in  der  Brit.  and  Foreign  Med.-Chir.  Review. 

Dechambre,  4.  Serie,  T.  X,  pag.  296.    —    Callisen,  VII,  pag.  366;  XXVIII, 
pag.  258.  Q 

Granvüle,  AugustusBozziG. ,  zu  London,  hiess  eigentlich  Bozzi 
und  war  in  Mailand  1783  geboren,  studirte  in  Pavia,  wurde  1802  daselbst  Doctor, 
trat  nach  Reisen  in  den  Ländern  am  Mittelländischen  Meere  1807  in  die  englische 
Flotte,  verliess  1813  dieselbe  auf  Halbsold,  Hess  sich  in  London  nieder,  nahm 
den  mätterlichen  Namen  Granville  an,  besuchte  1816  Paris,  um  sich  noch 
weiter  in  der  Geburtshilfe  auszubilden  und  erlangte  in  London,  wo  er  von  1817 
an  dauernd  blieb,  bald  eine  bedeutende  geburtshilfliche  Praxis,  indem  er  1819  zum 
Physician  Accoucbeur  am  Westminster  General  Dispensary,  1824  zum  Physician 
der  Royal  Metropolitan  Infirmary  for  Sick  Children  und  zum  Accoucheur  der 
Benevolent  Lying-in  Institution  ernannt  wurde.  Auch  war  er  Leibarzt  des  Herzogs 
von  Clarence.  Er  schrieb  zunächst  mehrfach  Ober  Gegenstände  aus  der  Materia 
medica,  dann  über  Pest  und  Quarantainen,  wie:  „Some  observationa  on  the  action 
of  prussic  acid"*  (London  Med.  Reposit.,  1815)  —  nAn  accounl  of  the  physical 
and  chemical  properttes  of  the  Malambo-bark ,  a  species  of  Wintera,  lately 
tntroduced  tnto  the  materta  medxco.,  from  America*^  (London  1816)  —  „An 
account  of  some  experiments  on  the  eri^ot  of  rye^  (Ebenda  1817);  ferner:  „An 
account  of  tke  life  and  m^itings  of  Baron  Guy  ton  de  Morveau;  etc,^ 
(Ebenda  1817)  —  „On  a  new  Compound  gas,  resulting  from  animal  decompo- 
Bxtion  tdken  place  in  tke  living  body ;  with  some  general  remarks  on  tympa- 
nitis"^  (Ebenda  1818;  new  edit.  1822)  —  „On  a  malconformation  of  the  uterine 
System  in  warnen;  etc."  (Philos.  Transact. ,  1818)  —  „Practical  and  political 
observations  on  tke  plague  and  contagion,  witk  reference  to  quarantaine  laws ; 
including  tke  kibtory  of  plague y  etc,"  (1819)  —  „Further  observations  on  tke 
internal  use  of  kydro-cyanic  acid  in  pulmonary  complaints,  etc,"  (1819;  new 
edit.  u.  d.  T. :  „An  kistorical  and  practical  treatiae  on  tke  internal  use  of 
the  kydro-cyanic  (prussic)  acid  ttc",  1820;  deutsche  Uebers.  von  L.  Cerütti, 
Leipzig  1820)  —  „A  letter  to  tke  Bt.  Hon.  F,  Bobinson  on  the  plague  and 
contagion,  tcitk  reference  to  tke  quarantaine  laws.  With  a  plan  of  the  laza- 
retto  at  Leghorn'^  (1819).  Seine  späteren  Schriften  sind  der  Geburtshilfe,  dem 
Impfwesen  und  Balneologie  gewidmet,  zum  Theil  aber  auch  der  Geschichte  der 
Medicin.  Wir  führen  davon  an:  „Beport  of  the  practice  of  midwifery,  at  the 
Westminster  General  Dispensary,  during  1818;  etc.*^  (1819) —  „Memoirs  on 
the  present  State  of  science  and  scientific  institutio7is  in  Francs;  etc,"  (1820)  — 
„Pharmacopoea  pauperum,  quam  in  usum  nosocomii  regalis  metropolitani  .  .  . 
anno  .  .  1820  fundati  ....  medici  et  ckirurgi  statuerunt"  (1820)  —  „A  case 
of  a  kuman  foetus  found  in  tke  ovarium ,  of  tke  size  it  usuaUy  acquires  at 
the  end  of  tke  fourtk  montk"  (Philos.  Transact. ,  1820)  —  „An  essay  on 
Egyptian  mumies ;  with  observations  on  tke  art  of  embalming  among  the  ancient 
^yptians*'  (Ebenda  1825)  —  „A  letter  to  the  Bt.  Hon.  Mr.  Huskis^son 
on  the  danger  of  altering  tke  quarantine  laws  of  tkis  country ,  in  reference 
to  plague*'  (1825)  —  „Boyal  Metropolitan  Infirmary  for  Sick  Children.  Vacci- 
nation.  Documenis  exhibiting  tke  actual  State  of  vaccination  among  30.117 
children  of  tke  poor  in  tke  Metropolis,  etc.^  (1826)  —  „O/i  the  ckemical  com- 
po^ition  of  tico  liquids,  lately  proposed  as  desinfectants  of  great  power;  etc." 
(1827).  Als  Fellow  der  Royal  Society  seit  1817  schrieb  er:  „Beform  in  science; 
or,  science  witkout  a  ktad ^  etc.  By  one  of  tke  687  Fellows  of  tke  B.  S." 
(1830)  und  später:  „Tke  Boyal  Society  in  tke  19tk  Century;  being  a  Statistical 


632  GRANVILLE.  —  GRAPHEÜS. 

summary  of  its  labours  during  the  last  36  years;  etc,^  (1836)  —  „The 
catechism  of  health  etc."  (1831;  deutsche  Uebers.  nach  der  3.  Aufl.,  Stottgait 
1834)  —  „A  catechism  of  facts,  or  piain  and  simple  rules  respecting .... 
of  cholera"  (Baltimore  1832)  —  'y,Oraphic  ülustrations  of  abortion  and  the 
diseases  of  menstruation,  consisting  of  12  plates  ....  The  whole  representing 
45  specimens  of  alorted  ova  etc.**  (1834,  4.)  —  „TTie  spas  of  Germany" 
(2  voll.,  1837)  —  „Counter-irritation ;  its  principles  andpractice;  etc.''  (London 
1838;  Philadelphia  1838,  in  der  American  Medical  Library) —  „Mediccd  reform, 
being  the  subject  of  the  first  annual  oration  at  the  Brit.  Med.  Association  etc.*' 
(1838)  —  „Guide  to  the  spas  of  Germany ,  etc."  (1838)  —  »The  spas  of 
England  and  principal  sea-bathing  places"  (3  voll.,  1841)  —  „On  sudden 
death"  (1854)  —  ^The  mineral  Springs  of  Vichy ,  etc."  (1859)  —  „The 
sumbul;  a  new  Asiatic  remedy  of  great  power  against  nervous  disorders  etc." 
(1850;  2.  edit.  1859).  Er  war  auch  Redacteur  des  „Medical  Intelligencer"  (1821) 
und  des  „London  Med.  and  Phys.  Journal"  (Vol.  47,  48)  und  hat  noch  eine 
Reihe  von  Aufsätzen  in  der  London  Med.  Oaz.,  der  Lancet  und  anderen  Journalen, 
sowie  in  einem  Reisewerke  (2  voll.,  1828)  auch  über  den  Zustand  der  Heilkunde 
in  St.  Petersburg  veröffentlicht.  Nach  seinem  am  3.  März  1871  zu  Dover  erfolgten 
Tode  erschien,  von  seiner  Tochter  Paulina  B.  6.  herausgegeben,  eine  Autobio- 
graphie von  ihm  (2  edit.,  London  1874).  — '-  Wie  aus  dem  vorstehenden  unvoll- 
ständigen Verzeichniss  seiner  Arbeiten  hervorgeht,  war  O.  ein  sehr  vielseitig  gebildeter 
Mann,  welcher  der  Pharmakologie,  der  Epidemiologie,  der  Gynäkologie,  wie  der 
medicinischen  Reform  seine  Bestrebungen  zugewendet  hatte.  Dabei  war  er  ein 
wegen  seiner  Gewandtheit  und  Vielseitigkeit  sehr  geschätzter  Arzt. 

Lancet,  1872,  I,  pag.  49Ö.  —  Med.  Times  and  Gaz.  1872,  I,  pag.  327.  —  Muak. 
ni,  pag.  174.  ~  Callisen,  VII,  pag.  368;  XXVIII,  pag.  261.  g. 

Grape  (Gbapiüs),  Johann  Samuel  G.,  geboren  zu  Rostock  am  24.  Juni 
1701,  studirte  Medicin  daselbst,  in  Helmstädt,  Jena  und  Leyden,  promovirte  in 
Rostock  1727,  prakticirte  einige  Zeit  in  Braunschweig,  nahm  1732  eine  Stelle  als 
Physious  in  Hoya  (Hannover)  an,  wo  er  1750  starb.  Er  schrieb:  „Diss.  de 
tumoräms  scirrhosü"  (Rostock  1727)  und  verschiedene  casuistische  Beobachtungen 
im  Commercium  litterarium  von  Nflmberg  (Bd.  V,  VI,  X). 

Boerner,  I,  pag.  364;  11,  pag.  441.  —  Biogr.  m6d.  IV,  pag.  508.  —  BUnck, 
pag.   67.  Pgl. 

Grapengiesser »  Karl  Johann  Christian  G. ,  geboren  in  Parchim 
(Mecklenburg-Schwerin)  1773,  promovirte  in  Göttingen  1795,  war  Mitglied  de« 
Collegium  medico-chirurg.  in  Berlin  seit  1803,  Physicus  daselbst,  sowie  Leibtnt 
des  Kronprinzen  und  eonsultirender  Arzt  des  Königs  von  Preussen,  war  1813 
Chefarzt  eines  Kriegslazareths  und  starb  am  13.  October  desselben  Jahres  am 
Typhus,  den  er  sich  durch  Ansteckung  daselbst  zugezogen  hatte.  Er  ist  Verfasser, 
ausser  einer  Dissertation:  „De  hydrope  plethorico"  (Göttingen  1795),  noch  eines 
Werkes,  betitelt :  „  Versuche,  den  Galvanismus  zur  Htilung  einiger  Krankheiten 
anzuwenden,  angestellt  und  beschrieben  u.  s.  w."  (mit  2  Kupfern,  Berlin  1801; 
2.  Aufl.   1802). 

Dict.  bist.  II,  pag.  617.  —  Blanck,  pag.  HO.  PgL 

/  Grapheus ,  Benvenutus  G. ,  oder  Benvengut,  von  einzelnen  Forschem 
auch  Benvenutus  Grassus  genannt,  lieber  seinen  Geburtsort  und  den  Schau- 
platz seiner  Thätigkeit  liegen  sichere  Mittheilungen  nicht  vor.  Während  HiESCH 
die  Heimath  dieses  Arztes  im  Orient  sucht,  giebt  Hasser  speciell  Jerusalem  als 
Geburtsort  an.  Im  südlichen  Italien  scheint  er  bestimmt  seine  Praxis  ausgefibt  zn 
haben.  Während  des  15.  Jahrhunderts  war  6.  ein  sellr  berühmter  Oculist  und 
seme  „Practica  oculorum"  ein  viel  benutztes  Buch. 

Berger  u.  Auracher,  Des  Benvenutus  Graplieus  Practica  qculorum.  Manchen  1884. 

Magnus. 


GRASET.  —  GRASSET.  633 

Graset,  s.  Orassbt. 

GrashuySi  Jan  G. ,  holländischer  Arzt  ans  der  Mitte  des  18.  Jahr- 
hunderts ,  promovirte  1720  in  Leyden  mit  der  Diss.:  „De  phlebotamta",  praktieirte 
in  Amsterdam,  war  Mitglied  der  k.  Leopoldinischen  Akademie  der  Naturforscher, 
der  Akademie  der  Wissenschaften  za  Harlem  und  schrieb  mehrere  Werke,  die 
von  guter  Beobachtungsgabe  des  Verfassers  zeugen,  so:  „Exercitatio  medtco- 
Chirurg,  de  scirrho  et  carctnomate  etc.^  (Amsterdam  1741)  —  „Diss.  de  generatiane 
puris^  (Ebenda  1747),  von  der  Acad6mie  royale  de  Chirurgie  in  Paris  preisgekrönt  — 
„De  facäi  luem  veneream  curandi  methodo*^  (Joum.  britannique  1754,  pag.  388)  — 
„Gangraenosa  excrescentia  in  capite  wembri  virilis  per  ligaturam  hujits partis 
curata*^  (Verhandl.  der  Akad.  der  Wissensch.  zu  Harlem  1760,  Th.  V.). 

Biogr.  in6d.  IV,  pag.  508.  —  Dict.  bist,  n,  pag.  618.  p    j 

Orasmeyer,  Paul  Friedrich  Hermann  G.,  geboren  im  Hamburg, 
studirte  Medicin  in  Oöttingen  und  Hess  sich  daselbst  nach  seiner  1789  erfolgten 
Promotion  als  praktischer  Arzt  nieder.  Er  schrieb:  „Diss.  de  conceptione  et 
foecundatione  humana^  (Göttingen  1789),  worin  er  eine  besondere  Theorie 
der  Zeugung  aufstellt,  ferner:  „Abhandlung  vom  Eiter  und  den  Mitteln y  ihn 
von  allen  ihm  ähnlichen  Feuchtigkeiten  zu  unterscheiden*'  (Göttingen  1790). 
Später  ging  G.  nach  Hamburg,  wo  bei  einer  von  ihm  in  Gegenwart  von  RedcarüS 
1796  ausgeführten  Staarextraction  zum  ersten  Male  die  ^  Belladonna  praktische 
Anwendung  in  der  Augenheilkunde  fand. 

Dict.  hist.  ir,  pag.  619.  Pgl. 

OrasSf  Samuel  G.,  geboren  1653  in  Breslau,  studirte  und  promovirte 
in  Jena,  machte  Reisen  durch  Italien  und  liess  sich  dann  in  Breslau  nieder,  wo 
er  als  Physicus  am  29.  Juni  1730  starb.  Er  war  Mitglied  der  k.  Leopoldinischen 
Akademie  der  Naturforscher,  zu  deren  Acta  er  verschiedene  Beiträge  lieferte,  und 
Mitherausgeber  des  bemerkenswerthen  Buches:  „Historia  morborum  Wratis- 
laviensium.  ^ 

Biogr.  mW.  IV,  pag.  508.  Pgl. 

Grasset  (Graset),  zwei  Aerzte  in  Barcelona.  —  Don  Vicente  G.,  war 
Prof^sor  an  der  dortigen  Universität  und  schrieb  über  eine  schwere,  in  ver- 
schiedenen Orten  Cataloniens  ausgebrochene  Wechselfieber-Epidemie,  die  er  in 
Gemeinschaft  mit  seinem  CoUegen  Gaspar  Balaqueb  zu  erforschen  den  amtlichen 
Auftrag  erhalten  hatte,  folgende  Schrift:  „Noticia  de  la  epidemia  de  tercianos 
que  se  padeciö  en  varios  pueblos  del  Urgel  y  otros  parajes  del  principado 
de  Catalufia  en  el  aho  de  1786**  (Barcelona  1786,  4.).  Auch  gab  er  noch 
heraus:  „Disertacion  sobrela  utilidad  de  los,  vomitioos  en  algunas  de  las  en- 
fermedades  de  las  mugeres  prenadas**  (Madrid  1798,  4.). 

Dechambre,  4.  S6rie,  T.  X,  pag.  328.  G. 

Don  Lorenzo  G.,  Mitglied  der  Akademie  der  praktischen  Medicin,  stellte 
im  Auftrage  derselben,  in  Gemeinschaft  mit  eeinem  Collegen,  D.  Rafael  Nadal, 
das  Vorhandensein  der  Lepra  in  Catalonien  in  nachstehender  Schrift  fest :  „Relacion 
dada  al  gobierno  superior  polilico  de  la  antigua  provincia  de  Cataluna  acerca 
de  varios  leproses  existentes  en  la  villa  de  Reus  y  otros  pueblos  del  campo  de 
Tarragona"  (Barcelona  1820). 

Callisen,  VII,  pag.  374.  G. 

*  Grasset ,  Joseph  G. ,   Professor  der  Therapie  und  Materia  medica  an 
der  medicinischen  Facultät  zu  Montpellier,  wurde  bei  derselben  1873  Doctor  mit 
der  These:  „Etüde  clinique  sur  les  affections  chroniques  des  voies  respiratoires  ^ 
dorigine  palud^enne** ,    schrieb  noch  u.  A. :    „Des  phenom^nes  histologiques  de 
Pinfiammation  f  essai  d^une   nouvelle  thiorie  basde   sur  la  consid^n'ation  de  la 


634  GRASSET.  —  GRATELOüP. 

granulcUion  moUculaire^  (Gaz.  m6d.  de  Paris  1873)  —  „Cancer  de  la  rate. 
Müde  climque  et  anatomo-pathologique"  (Montpellier  mödieal.  1873,  74);  ferner 
die  Concurs-These :  y^De  la  m^dicatwn  vomüive^  (1875)  und:  „Observatiom 
d'tdchre  latent  de  Vestcmac,  ne  se  manifeatant  qyHau  moment  de  la  perforajt'on 
de  cet  Organe  et  pouvant  stmuler  un  tmpoisonnemerU"  (Ann.  d'hyg.,  1877)  — 
„Etudes  cliniques  et  anaiomo-pathologiques"  (Montpellier  1878)  —  »^c*  loca- 
lisations  dans  les  maladies  cSr^brales"  (Ebenda,  2.  6d.  1878)  —  „Maladies 
du  Systeme  nerveux;  legons  faitea  ä  la  Facult^  de  mSdec.  de  Montpellier^ 
(Ebenda  1878;  2  voll.  1879;  2.  6d.  u.  d.  T. :  „TraitS  pratique  des  maladies 
du  Systeme  nerveux"  (1881). 

Index-Catalogue.  Y,  pag.  554.  Red. 

Grassi,  Francesco  G. ,  zu  Pistoja,  bat  sich  viele  Jahre  mit  der  Pest 
zu  beschäftigen  Gelegenheit  gehabt,  als  Chefchirurg  des  General-Hospitals  der 
Kriegsmarine  und  Protomedicus  des  Gesundheits-Comitös  in  A^pten,  woselbst  er 
1824 — 25  im  Hospital  zu  Alexandrien  Pestkranke  zu  behandeln  hatte,  ebenso  wie 
viele  andere  in  Morea,  Aegina,  Beirut,  Damiette,  Cypern,  Jerusalem  und  ganz 
Palästina  u.  s.  w.  Eine  15jährige  Erfahrung  lehrte  ihn,  dass  die  Pest  contagiös, 
und  das  einzige  Yorbeugangsmittel  gegen  dieselbe  die  Isolirung  sei.  Auf  die 
von  dem  britischen  Consul  in  Aegypten  1839  an  ihn  gerichteten  Fragen  Aber 
die  Wichtigkeit  der  Quarantainen  antwortete  er  in  der  Schrift;  „Risposta  at  sette 
quesiti  concernenti  la  peste  bubonica  Orientale*^  (Pistoja  1843)  und  schrieb 
weiter  noch:  „Sulla  peste  e  sulle  quarantene;  fatti  e  pensieri^  (Genua  1852). 

Cantü,  pag.  250.  G. 

'  Grataroll,  Guglielmo  G. ,  einer  der  berühmteren  italienischen  Aerzte 
des  16.  Jahrhunderts,  geboren  1516  in  Bergamo,  studirte  in  Padua  Philosophie 
und  Medicin,  hielt  von  1537 — 1539  Vorlesungen  über  den  Avicenxa  und  liess 
sich  dann  als  Arzt  in  seiner  Geburtsstadt  nieder.  Später  machte  G.  Reisen  durch 
Italien ,  die  »Schweiz ,  Savoyen  und  Burgund ,  liess  sich ,  nachdem  er  das  protestan- 
tische Bekenntniss  angenommen  hatte,  in  Basel  nieder,  bekleidete  kurze  Zeit 
einen  Lehrstuhl  der  Medicin  in  Marburg,  um  schliesslich  wieder  nach  Basel  zarfick* 
zukehren,  wo  er  am  16.  April  1568  starb.  G.  verfasste  zahlreiche  Schriften, 
theils  über  philosophische,  theils  über  medicinische  Themata,  unter  letzten  sind 
bemerkenswerth  die  Abhandlungen:  „Pestis  descrtptio"  (Lyon  1555;  Paris  1561; 
Venedig  1576)  —  »De  peste  theses^  (Basel  1565),  femer  ein  mehrmals  auf- 
gelegtes Handbuch  für  Reisende  u.  A. 

Biogr..  m^d.  IV,  pag.  509.  — -  Dict.  bist.  II,  pag.  619.  Pgl. 

Grateloup,  Jean-Pierre-Sylvestre  de  G.,  zu  Bordeaux,  Arzt  und 
Naturforscher,  war  zu  Dax  (Landes)  am  31.  December  1782  geboren,  studirte 
in  Montpellier  Medicin ,  wurde  daselbst  1806  Doctor  mit  der  Diss. :  „Observations 
sur  la  Constitution  de  Vü^  de  1806  et  sur  les  maladies  ,  ,  ,  ä  l' Hotel-D  eu 
St,  Eloi  de  Montpellier ;  prScMSes  de  quelques  consid^ations  g^iroXes  sur 
Vinfluence  de  Vair  et  des  saisons  sur  Veconomie  des  ^res  vivans**  und  liess 
sich  in  seiner  Vaterstadt  als  Arzt  nieder ,  woselbst  er  Chefarzt  des  Militär-Hospitals, 
Mitglied  des  Municipalrathes  und  Director  des  naturhistorischen  Cabinets  wurde. 
Ueber  eine  daselbst  beobachtete  Epidemie  gab  er  eine:  „Description  histor,  de 
la  fi^vre  qui  a  sdm  ä  Dax  et  ses  environs  ....  1808 ,  jusqu'  ....  18 (W 
(Leroux'  Journal  de  med.  1810),  nachdem  er  vorher  schon:  „Tableaux  analy- 
tiques  ,du  diagnostic  des  maladies  de  poitrine"  (Paris  1808)  verfasst  hatte. 
1822  nahm  er  seinen  Aufenthalt  in  Bordeaux  und  widmete  sieb,  neben  einer  ans- 
gebreiteten  Praxisj  vorzugsweise  naturhistorischen  Forschungen,  so  dass,  abgesehen 
von  einigen  Aufsätzen  in  Zeitschriften  (Annal.  des  sc.  phys.  et  natur.  de  Bruxelleä 
1820;  Ann.  de  m6d.  1824;  Arch.  genör.)  über  Ruptur  des  Herzens,  Hydro- 
Pneumonie  und  Oedem  der  Lunge,    über  die  WERLHOF'sche  Blutfleckenkrankheit^ 


GRATELOUP.  —  ÖBAÜ,  635 

er  nur  noch  eine  grosse  Menge  von  zoologischen,  geologischen,  paläontologischea 
Abhandlungen  verfasst  und  zum  Theil  durch  eigenhändige  KupfeiBtielie  illustrirt 
hat.    Er  starb  im  Jahre  1862. 

Dechambre,  4.  S6rie,  T.  X,  pag.  331.  —  Callisen,  VH,  pag.  376.  G. 

Gratiolet,  Louis-Pierre  G.,  zu  Paris,  war  am  6.  Juli  1815  zu 
Sainte-Foy-la  Grande  (Gironde)  als  Sohn  eines  Arztes  geboren,  studirte  in  Paris 
Medicin ,  wobei  er  seine  besondere  Aufmerksamkeit  der  vergleichenden  Anatomie 
zuzuwenden  begann  und  ein  eifriger  Schüler  Blainville's  (1839)  wurde,  der  ihn 
(1842)  als  Aide-naturaliste  in  sein  Laboratorium  nahm ,  in  Folge  wovon  er  definitiv 
der  medicinischen  Laufbahn  entsagte.  Gleichwohl  erlangte  er  mit  der  These: 
ffSecherches  sur  Vorgane  de  J acobson"  1845  die  medicinische  Doctorwürde. 
1844  war  er  bereits  zum  Supplenten  von  Blainville's  Lehrstuhl  ernannt  worden. 
Trotz  des  glänzenden  Erfolges  seiner  Lehrthätigkeit  gelang  es  ihm  nicht,  als 
Blainville  (1850)  starb,  dessen  Professur  zu  erlangen,  und  er  musste  sich  noch 
viele  Jahre  mit  einer  bescheidenen  Stellung  begnügen,  indem  er  1853  nur  zum 
Chef  des  travaux  anatomiques  ernannt  worden  war.  Erst  1862  erhielt  er  die  Ver- 
tretung der  durch  Isidore  Geoffroy  Saint-Hilaire's  Tod  erledigten  Professur 
der  Zoolgie  bei  der  Faculte  des  sciences  und  ein  Jahr  später  jene  selbst.  Allein 
er  sollte  sich  nur  kurze  Zeit  dieser  günstigen  Stellung  erfreuen ,  denn  bereits  am 
16.  Februar  1865  raffte  ihn  der  Tod  dahin.  —  Die  vergleichende  Anatomie  und 
Physiologie,  die  allgemeine  Naturgeschichte,  die  Psychologie,  die  Anthropologie 
haben  ihm  Viel  zu  danken.  Namentlich  um  die  Gehirn-Anatomie  hat  er  sich 
grosse  Verdienste  erworben  durch  seine  Arbeiten:  „Anatomie  compar^  du  cerveau 
de  Vhomme  et  des  singes"  (in  der  von  ihm,  zusammen  mit  Fr.  Leuret,  heraus- 
gegebenen und  in  Folge  von  desBcn  frühzeitigem  Tode  unvollendet  gebliebenen: 
„Anatomie  compartfe  du  Systeme  verveux"  Paris  1839 — 57,  2  voll.  av.  atlas 
Fol.),  sein  grosses:  „M^m.  sur  les  plis  cMbraux  de  U komme  etdes  primates^* 
(Paris  1854,  4.,  av.  atlas  Fol.),  seine:  „Observations  sur  la  microcephahe,,  con- 
sidMe  dans  ses  rapports  avec  la  question  des  caracthres  du  genre  hnmain, 
et  du  parallele  des  races^  (Bull,  de  la  Soc.  d*anthrop.  18G0)  —  „Sur  la  r^gion 
du  front  chez  Vhomme  et  les  singes  anthropomorphes"  (Ebenda  1  864) ;  ferner  die 
hochinteressante,  erst  nach  seinem  Tode  erschienene  Schrift :  „De  la  physionomie 
et  des  mouvements  d^expresslon,  Suivi  d'un  notice  sur  sa  vie  et  ses  travaux, 
par  Louis  Grand eau^  (Paris  1865).  Ausserdem  eine  Reihe  von  auderen, 
hier  nicht  anzuführenden,  namentlich  anthropologischen  Arbeiten. 

P.  Broca  in  Mem.  de  la  Soc.  d'anthropol.  de  Paris,  ISGa,  11,  pag.  CXII.  — 
£.  Alis,  Ebenda  1868,  III,  pag.  LXXI.  —  Girald^s,  Bulletins  de  la  Soc.  anat.  de  Paris. 
6.  Serie,  T.  V,  1865,  pag  267  u.  s.  w.  G. 

/ftrau,  Ludwig  G. ,  geboren  in  Heidelberg,  promovirte  daselbst  1571, 
wurde  1573  Professor  der  Medicin  daselbst  und  starb  am  28.  September  1615. 
Er  schrieb:  „Theses  de  peste*^  (Heidelberg  1583)  —  „De  camphorae  qualita- 
tibus  epw^o/a«  (Ulm  1628).         '  Pgl. 

Grau,  Johann  G. ,  geboren  in  Spangenberg  in  Hessen,  studirte  in 
Marburg  und  Padua,  wurde  1587  an  ersterer  Universität  Magister  art. ,  1591 
Dr.  med.,  bekleidete  von  1599  bis  etwa  1605  die  E^rofessuren  der  Physik  und 
Medicin  am  Mauritianum  in  Cassel,  wo  er  später  Stadtphysicus  war.  Er  schrieb 
Abhandlungen :  „De  elementis"  (Cassel  1605)  —  „De  meteoris"  —  „De  metallis^  — 
„De  fossilibus**  etc.  .  Pgl. 

Grau,  Georg  G. ,  geboren  in  Coburg,  Arzt  in  Römhild  und  Bäringen 
zu  Ende  des  17.  Jahrhunderts,  verfasste:  „VTCvoXoyta,  d,  i.  Fragen  und  Ant- 
uorten vom  Schlaf  und  desseii  Nutzen^  (Jena  1688).  Pgl. 

Grau,  Johann  David  G. ,  geboren  1729  in  Volkstädt  bei  Rudolstadt, 
studirte   seit    1746    in  Jena,    promovirte  daselbst  1756,    hielt  Vorlesungen  über 


636  OBAÜ.  —  GRAVES. 

Medicin  in  Jena  und  später  von  1763  ab  in  Göttingen.  1767  ging  er  naeh  Nord- 
hansen und  starb  daselbst  1768  als  markgräflich  Anspachiseher  Sanitätsrath.  6.  yer- 
fasste  mehrere  Dissertationen  über  Gegenstände  der  gesanmiten  Mediein,  n.  A. 
auch  eine  „Abhandlung  von  der  lebendigen  Kraft  des  Taenschlichen  Körpers^ 
(Lemgo  1768). 

Biogr.  m6d   IV,  pag.  510.  —  Dict.  hist.  11,  pag.  621.  PgL 

Oraumann,  Peter  Benedict  Christian  G.,  geboren  am  23.  Novonber 
1732  zu  Waren  (Mecklenburg),  promovirte  1776  in  Btitzow,  wurde  hier  1777 
Prof.  e.  0.  der  Medicin  und  Prof.  ord.  im  Jahre  1784.  Später,  als  die  Btltzower 
Universität  mit  der  Rostocker  vereinigt  wurde ,  blieb  G.  als  Arzt  und  Kreisphjsicns 
in  Bützow,  wurde  Hof-  und  Leibmedicus  und  starb  daselbst  am  5.  October  1803. 
G.  verfasste  eine  Reihe  von  wenig  bedeutenden  Schriften,  darunter  eine  Anzahl 
von  Streitschriften  und  gab  ein  „Diätischea  Wochenblatt  fwr  alle  Stände*' 
(Rostock  1781—1783)  heraus. 

Biogr.  mW.  IV,  pag.  511.  —  Dict.  hist.  II,  pag.  622.  —  Blanck,  pag.  90. 

Pgl. 

Gravander,  Lars  Fredrie  G.,  geboren  1778  in  Sund  bei  Nora 
(Westmanland  in  Schweden),  gestorben  am  7.  März  1815,  hat  sich  um  sein 
Vaterland  durch  Einführung  der  Vaccination ,  sowie  um  die  schwedische  Literatur 
durch  dichterische  Arbeiten  verdient  gemacht.  G.  promovirte  1804  in  Upsala 
und  prakticirte  in  Fahlun  (Dalecarlien).  Er  hat  mehr  als  5000  Kinder  in  zehn 
Jahren  geimpft  und  die  sowohl  über  die  Impfung,  wie  über  andere  sanitätspolizei- 
liche Gegenstände  gemachten  Erfahrungen  in  Memoiren  von  1805 — 1809  ver- 
öffentlicht. 

Biogr.  m6d.  IV,  pag.  512.  Pgl. 

Graves,  Robert  G.,  englischer  Arzt,  geboren  um  1763  in  Lincolnshire, 
wurde  1788  in  Edinburg  Doctor,  später  Fellow  der  Royal  Society  und  prakticirte 
nacheinander  in  Northampton,  Sherbome,  Dorchester,  Weymouth,  Worcester,  Reading 
und  Bridport,  wo  er  in  hohem  Alter  am  9.  September  1849  starb.  Es  findet 
sich  von  ihm:  „Instance  of  a  disease,  to  which  Sauvages  has  given  tke 
name  of  meteorismus  ventnculi"  (SiMMONS'  Med.  Facts  and  Observations  1791)  — 
„An  experimental  enquiry  into  the  constitutional  principles  of  the  sulpkureous 
water  at  Nottingham  near  Weymouth;  etc,^  (London  1792)  —  „A  packet 
conspectus  of  the  Neto  London,  Edinburgh  and  Dublin  pharmacopoelas -^  etc.^ 
(Ebenda  1796;  2.  edit.  1799;  4.  edit.  1810;  Philadelphia  1803)  u.  s.  w. 

Dechambre,  4.  S6rie,'T.  X,  pag.  344.  —  Callisen,  VII,  pag.  380.  G. 

Graves,  Robert  James  G. ,  zu  Dublin,  sehr  berühmter  mediciniseher 
Kliniker,  war  1797  geboren,  studirte  daselbst  in  einer  Zeit,  wo  die  irländisehe 
Schule  sich  erst  zu  entwickeln  und  die  pathologische  Anatomie  zu  cultiviren  be- 
gann ,  besuchte  darauf  London,  dann  auch  Berlin ,  Göttingen ,  Hamburg,  Kopen- 
hagen, liess  sich  1821  in  Dublin  nieder  und  gründete  daselbst  mit  mehreren 
CoUegen  die  Park  Street  School ,  lehrte  bei  derselben  anfänglich  gerichtliche  Mediein, 
dann  pathologische  Anatomie,  endlich  innere  Medicin.  In  derselben  Zeit  war  er 
zum  Pbysician  am  Meath  Uosp.,  der  County  of  Dublin  Infirmary  und  dem  Hoep. 
for  Incurables  ernannt  worden  und  warde  Fellow  und  Censor  des  College  of 
Physicians.  Das  Meath  Hosp.  wurde  der  Schauplatz  seiner  ruhmvollen  klinischen 
Thätigkeit;  er  bildete  daselbst  berühmte  Schüler,  wie  RrCHARD  Townsbnd  und 
William  Stokes,  der  bald  darauf  sein  College  und  Mitarbeiter  wurde  und  mit 
dem  zusammen  er  die:  „Clinical  reports  of  the  medical  cases  in  the  Meath 
Hospital  and  County  of  Dublin  Infirmary  during  the  session  1826,  27,  P,  1* 
(Dublin  1827)  und:  „A  selection  of  cases  from  the  medical  wards  of  the  Meath 
Eospital,  P.  2^  herausgab.  1827  wurde  er  zum  Professor  der  Institutes  of 
medicine  am  King's   and  Queen' s    College   of  Physicians   ernannt   und  fuhr   fort, 


GRAVES.  —  GRAY.  637 

dem  klinisohen  Unterricht  nieht  nur  eine  von  der  bisherigen  ganz  abweichende 
Gestalt  zn  geben ,  indem  er  jenen  nicht  anf  Phantasiegebilde,  sondern  auf  genaue 
objective  Untersuchung  und  Beobachtung,  sowie  auf  die  Ergebnisse  der  pathologischen 
Anatomie  basirte,  sondern  er  führte  auch  bei  den  furchtbaren,  Irland  heim* 
suchenden  Epidemien  von  Typhoidfieber  eine  von  der  bisherigen  ganz  abweichende 
und  ungeahnt  glückliche  Resultate  gebende  Therapie  ein,  indem  er  dem  bis  dahin 
befolgten  Schwächungssystem  das  stimulirende  Verfahren,  vom  Anfange  der  Krank- 
heit an,  substituirte.  Man  sollte,  wie  er  wünschte,  auf  seinen  Grabstein  setzen: 
„He  fed  fevers."  Von  seinen  sich  durch  ihre  Einfachheit  und  gleichzeitige  Kraft  der 
Sprache  auszeichnenden  Arbeiten  führen  wir  noch  an:  „Lecture  on  the  functiona 
of  the  lymphatic  System**  (Dublin  1828)  —  „CHnical  lectures  delwered  during 
ihe  sessions  of  1834 — 5  and  1836—7''  (Philadelphia  1838,  in  Düngltnson, 
American  Medical  Library,  nachgedruckt  aus  London  Med.  and  Surg.  Journ.  und 
London  Med.  Gazette).  Er  gab  heraus:  John  Noble  Johnson,  „The  life  of 
Thomas  Linacre  etc.**  (London  1835),  femer:  „Ä  System  of  clinical 
medtctne**  (Dublin  1843 ;  3.  Amer.  edit.  with  notes  etc.  by  W.  Geehabd,  Phila- 
delphia 1848;  deutsche  üebers.  von  H.  Bressler,  Leipzig  1843)  —  „Clinical 
lectures  on  the  practice  of  medicine"  (2.  ed.  by  J.  MOORE  Neligan,  2  voll., 
Dublin'  1848;  französische  üebers.  von  Jaccoüd,  Paris  1862).  Zusanmien  mit 
Stokes  redigirte  er  von  1832  an  auch  das  in  Gemeinschaft  mit  Sir  Robert  Kanb 
gegründete:  „Dublin  Journal  of  Medical  and  Chemical  Science^  bis  zum  Jahre 
1842  und  publicirte  ausserdem  eine  beträchtliche  Zahl  von  Abhandlungen  in  vielen 
Journalen ,  und  zwar,  ausser  den  genannten ,  auch  in  den  Dublin  Hosp.  Reports, 
Transact.  of  the  King*s  and  Queen's  College  of  Physicians  in  Ireland ,  den  Transact. 
of  the  Irish  Academy,  Edinb.  Philosoph.  Journ.  u.  s.  w.  Seinen  Namen  trägt 
die  von  ihm  zuerst  beschriebene  Erkrankung  der  Struma  exophthalmica  (auch 
BASEDOw'sche  Krankheit  genannt).  Er  starb,  erst  56  Jahre  alt,  am  20.  März 
1853;  nach  seinem  Tode  erschienen  seine  zerstreuten  Aufsätze  gesammelt  und 
mit  einer  Biographie  versehen  von  Will.  Stokes  als:  „Studies  in  physiology 
and  medicine**  (London  1863).     1878  errichtete  man  ihm  in  Dublin  eine  Statue. 

Medic.  Times  and  Gaz.  1853,  VI,  pag.  351.  —  W.  Stokes,  Ebenda  1854,  VÜI, 
pag.  1.  —  J.  F.  Dnncan  in  Dublin.    Quart.  Journ.   of  Med.  Sc,    Vol.  LXV,  1878,  pag.  l. 

G. 

*Orawltz,  Paul  6.,  in  Berlin,  geboren  zu  Zerrin  bei  Bütow  (Pommern) 
am  1.  October  1850,  studirte  in  Berlin,  war  Schüler  von  Virchow,  wurde  1873 
daselbst  Doctor  mit  der  Diss. :  „Zwei  seltene  Geschumlstfälle  nebst  Beobach^ 
tungen  über  die  Contractilität  von  Geschwulstzellen" .  1876  wurde  er  Assistent 
am  pathologischen  Institut  und  Docent  an  der  Universität  zu  Berlin  und  hat  seit- 
dem namentlich  experimentelle  Untersuchungen  über  Schimmelpilze,  Nierenkrank- 
heiten etc.  gemacht,  veröffentlicht  in  Virchow's  Archiv,  v.  Langenbeck's 
Archiv  u.  s.  w.  ^^^ 

Gray,  Samuel  Frederic  G. ,  zu  London,  war  daselbst  Docent  der 
Materia  Medica  und  schrieb,  dieselbe  betreffend:  „Ä  Supplement  to  the  pharma- 
copoeias,  etc.''  (London  1818;  3.  edit.  1823;  6.  edit.  1836)  —  „Elements  of 
pharmacy,  and  chemicai  history  of  the  mcUeria  medica;  etc.**  (Ebenda  1823)  — 
„Operative  chemist,  etc,"  (2.  edit.  1831;  französische  Üebers.  von  T.  Richaed, 
Paris  1828 ,  29 ,  3  Bde. ;  deutsche  Üebers.,  Weimar  1829).  In  dem  durch  ihn 
1819 — 21  redigirten:  „London  Medical  Repository**  erschienen  U.A.:  „On  the 
untmals  of  the  class  vermes  in  general ,  and  on  the  intestinal  taorms  of  mankind 
in  particular*' ;  ferner:  „On  the  origin  of  the  name  of  calomel'*  (Thomson, 
Annais  of  Philos.  1820).  —  Seine  Söhne  waren  die  berühmten,  am  British  Museum 
angestellten  Naturforscher  John  Edward  (geboren  1800,  gestorben  7.  März 
1875)  und  George  Robert  (geb.  8.  Juli  1808,  gestorben  ö.  Mai  1872). 

Dechambre,  4.  S^rie,  T.  X,  pag.  359.  —  Callisen,  VII,  pag.  384;  XXVni, 
pag.  26S.  ö. 


638  GRAY   —  GREEN. 

Gray,  Henry  G.,  zu  London,  war  Professor  der  Anatomie  am  St.  George's 
Hospital  und  Assistant  Surgeon  desselben.  Er  starb,  erst  36  Jahre  alt,  im  Jani 
1861.  Er  erhielt  1849  den  dreijährigen  Preis  des  Royal  College  of  Snrgeons 
für  seine  Abhandlung:  yjOn  the  anatomy  and  physiology  of  the  nerves  of  tke 
human  eye'*  und  1853  den  Astley  COOPER-Preis  von  300  Guineen  für  seine 
Arbeit:  „On  the  structure  and  vse  of  the  spieen"  (London  1854).  Ausserordent- 
liche Verbreitung  aber  hat  sein  Werk  über  Anatomie  gefunden:  „  Anatomy j 
descriptive  and  mrgical"^  (Philadelphia  1859 ;  1862 ;  4.  edit.  by  T.  Holmes,  1866: 
8.  edit.  by  T.  Holmks,  1878,  „With  an  tntrodtiction  on  gener al  anatomy  and 
development** ;    10.  edit.  by  T.  Pickering  Pick,  1883;  Philadelphia  1883  et«.) 

Dechambre,  4.  S§rie,  T.  X,  pag.  360   —  Index-Catalogue.  V,  pag.  559.     G. 

*  Gream,  GeorgeThompsonG.,  englischer  Arzt,  studirte  im  St.  Geoi^e's 
Hosp.  in  London,  begann  seine  Praxis  in  London  um  1840,  wurde  Physician 
am  Queen  Charlotte's  Lying-in  Hosp.,  war  Docent  der  Geburtshilfe  und  Frauen- 
krankheiten bei  der  Grosvenor  Place  School  of  Medicine,  wurde  Physician 
Accoucheur  der  Princessin  von  Wales.  Er  publicirte:  „Remarks  on  the  diet  of 
chtldren^  and  on  the  distinctions  between  the  digestive  powers  of  the  infatU 
and  the  adult"  (London  1847)  —  »7^^^  misapplication  of  anaesthesia  in 
childbirthj  exemplißed  hy  facts**  (Ebenda  1849)  —  ^Employment  of  anaesthHic 
agents  of  midwifery"  —  „On  the  retention  of  mental  functions  during  tht 
employment  of  Chloroform  in  parturition"  (1853).  Von  JoamalaufdAtzen  (Lond. 
Med.  Gaz.,  Lancet,  Brit.  Med.  Jöum.)  sind  zu  erwähnan:  „On  some  of  the 
causes  of  steril ity  remediable  by  mechanical  treatment"  (1849)  —  „Use  ofnux 
vomica  in  hay  fever"  —  „Cure  of  vascular  tumours  of  female  Urethra  by 
nitric  acid,"  1850  wurde  er  Doctor  im  King's  College  zu  Aberdeen  und  1867 
Ehren-Mitglied  des  King's  and  Queen's  College  of  Physicians  in  Irland.  Er  hat 
die  Praxis  niedergelegt  und  lebt  zu  Mixbury,  Eastburne,  Sussex,  oder  in  Cannes. 

Red. 

Greaves,  Sir  Edward  G.,  geboren  zu  Anfang  des  17.  Jahrhunderts  b 
Croyden  (Grafschaft  Surrey).  studirte  seit  1 634  in  Oxford  und  promovirte  daselbst  1641. 
Seit  1643  Professor  der  Medicin  am  Merton  College,  verliess  er  Oxford  aus  poli- 
tischen Gründen  und  ging  als  Arzt  nach  London.  Von  Karl  IL  zum  Leibarzt 
ernannt  und  geadelt,  starb  G.  am  11.  November  1680.  Es  existiren  von  ihm 
nur  eine  kleinere  Abhandlung:  „Morbus  epidemicus  anni  1643"  (Oxford  1644), 
sowie  eine  zum  Andenken  Harvey's  im  Collegium  der  Londoner  Aerzte  am  25.  Jani 
1661  gehaltene  Festrede  (erschienen  London  1667). 

Biogr.  m6d.  IV,  pag.  514.  —  Munk,  I,  pag.  277.  Pgl. 

Grediug,  Johann  Ernst  G.,  geboren  zu  Weimar  am  22.  Juli  1718,  studirte 
von  1737  ab  in  Jena  Medicin ,  promovirte  1739  in  Leipzig,  prakticirte  dann  von  1742 
ab,  16  Jahre  lang,  als  Physicus  in  Zeitz  und  wurde  zuletzt  Arzt  an  der  Correctiona- 
anstalt  und  am  Armenhause  in  Waldheim  (Sachsen),  wo  er  am  27.  Februar  1775 
starb.  In  letzterer  Stellung  hatte  G.  Gelegenheit  zu  ausgiebigen  Beobachtungen, 
sowohl  therapeutisch-klinischen,  wie  pathologisch-anatomischen,  speciell  an  Epilep- 
tischen und  Geisteskranken.  Ein  Theil  der  Resultate  seiner  Untersuchungen  e^ 
schien  in  den  von  seinem  Lehrer  Ludwig  in  Leipzig  herausgegebenen  AdvCTsaria 
medica  practica,  ein  anderer  Theil  erschien  selbstständig  als:  „Medicinisch- 
chirurgische  Schriften  etc."  (Altenburg  1781),  ein  dritter  Theil  wurde  mit  seinoi 
sämmtlichen  Werken  (Greiz  1790 — 91)  herausgegeben  von  seinem  Neffen  Karl 
Wilhelm  G.,  geboren  in  Greiz  (Voigtland)  am  14.  Juli  1769,  praktischer  Arzt  zuerst 
in  Böhmen,  seit  1804  im  Eemnat  (Oberpfalz),  wo  er  am  3.  October  1819  stirb. 

Biogr.  m6d.  FV,  pag.  514,  515.  —  Dict.  hist.  II,  pag.  623.  Pgl 

Green,  Jonathan  G.,  zu  London,  prakticirte,  nachdem  er  Chirurg  auf 
der  königlichen  Flotte  gewesen ,    zu  Wenlock   in  Salop ,    ehe   er  sich    in  London 


GREEN.  639 

niederlioaa.  Er  schrieb  einige  Aufsätze  im  Edinb.  Med.  and  Surg.  Journ.  (1813, 16), 
danmter:  „Case  of  iorpcr  of  the  primae  viae,  terminating  fatally** ,  und  im 
Lond.  Med,  Repository  (1816);  ferner:  „Utility  and  importance  of  ßimigating 
batha  etc.**  (London  1823)  —  y,Än  essay  on  mercurial  fiimigations*'  (Lond. 
Med.  and  Phys.  Journ.  1829)  —  „Some  obaervationa  on  fumigaJdng  vapour  and 
other  batha  ^  with  a  aummary  of  92  important  caaea  treated  at  the  eatabliah- 
ment  in  Great  Marlborough  Street**  (Ebenda  1830)  —  „A  prnctical  compendium 
of  the  diaeaaea  of  the  akin,  vrith  caaea;  etc.**  (Ebenda  1836;  3.  edit.  1837; 
Philadelphia  1839;  deutsche  Hebers,  in  der  Klinischen  Handbibliothek,  Bd.  VI, 
Weimar  1836). 

Callisen.Vir,  pag.  389;  XXVin,  pag.  269.  G. 

Green,  Joseph  Henry  6.,  zu  London,  war  daselbst  um  1791  geboren, 
studirte  längere  Zeit  in  Berlin,  dann,  seit  1812,  im  8t.  Thomas'  Hospital  unter 
den  Auspieien  seines  Oheims  Henry  Cline,  wurde  bereits  1813  daselbst  Prosector, 
1815  Member  des  R.  C.  S. ,  1818,  nachdem  er  von  Neuem  den  Continent  zu 
wissenschaftlichen  Zwecken  bereist,  zusammen  mit  Sir  Astley  Coopeb  Docent 
der  Anatomie  und  Physiologie  bei  gedachtem  Hospital,  1820  Surgeon  bei  dem- 
selben und  lehrte  wiederum  zusammen  mit  dem  Genannten  Chirurgie  und  patho- 
logische Anatomie.  Seine  erste  Schrift  war:  „The  diaaectors  manual**  (London 
1820,  w.  17  pl.;  new  edit.  1836).  Er  beschrieb  femer  folgenden  merkwürdigen 
„  Cat^e  of  the  extraction  of  a  living  foetua  from  a  woman  killed  by  violence** 
(Lond.  Med.-Chir.  Transact.  1822)  und  veröffentlichte:  „A  lettei-  to  Sir  Aatley 
Cooper  on  certain  proceedinga  connected  vnth  the  eatabliahment  of  an  ana- 
tomical  and  aurgical  achool  at  Guy^a  Hoapital**  (London  1825),  in  welchem 
er  sich  gegen  die  von  Jenem  beanspruchte  Theilung  des  von  ihm  selbst  theilweise 
angelegten  Museums  des  St.  Thomas*  Hosp.  energisch  aussprach.  Bis  1827  hatte 
er  40  Steinschnitte  ausgeführt  und  dabei  das  unerhörte  Glück  gehabt,  nur  einen 
Patienten  zu  verlieren.  Gleichzeitig  wurden  in  der  Tagespresse  (Lancet  1824 — 26) 
die  von  ihm  gehaltenen  Vorlesungen :  „Lecturea  on  the  diaeaaea  of  the  eye** 
(9.  edit.  1836)  —  „Lecturea  on  aurgery**  —  „Introductory  anatomical  lecture**  — 
„Clinical  lecturea**  veröffentlicht;  er  gerieth  darüber  1831  mit  der  Lancet  in 
einen  Process,  verlor  jedoch  denselben.  Weiterhin  publicirte  er  mehrere  Aufsätze  ver- 
mischten Inhalts  (Lond.  Med.  an  Phys.  Journ.  1825,  26,  27),  über  Rftucherungen 
lind  Dampfbäder,  eingeklemmte  Hernien,  Zerreissung  der  Harnröhre,  üriniüfiltration 
11.  8.  w. ,  denen  „A  manuel  of  modern  aurgery**  (London  1828)  folgte.  1830 
wurde  er  zum  Professor  der  Chirurgie  am  neu  errichteten  King*s  College  ernannt 
und  blieb  in  dieser  Stellung  bis  1837,  zu  welcher  Zeit  er  seine  Lehrthätigkeit 
und  seine  Praxis  aufgab.  Auch  seine  Professur  der  Anatomie  an  der  Kunst- 
Akademie  hatte  er  zu  gleicher  Zeit  niedergelegt.  Dabei  blieb  er  aber  Surgeon 
am  St.  Thomas'  Hosp.  und  nahm  den  lebhaftesten  Antheil  an  den  Interessen  des 
ärztlichen  Standes.  1835  war  er  Mitglied  des  Council  des  College  of  Surgeons 
und  1837  des  King's  College  geworden  und  hatte  1831  eine  erste  Refonnschrift 
u.  d.  T. :  „Diatinction  without  aeparation:  in  a  letter  to  the  Preaident  of  the 
College  of  Surgeona,  on  the  preaent  atate  of  the  profesaion**  verfasst,  worin 
er  nachwies,  dass  die  Trennung  zwischen  Physicians  und  Surgeons  thatsächlich 
nicht  bestehe  und  die  Aufrechthaltung  einer  solchen  für  beide  nur  nachtheilig  sei. 
Seine  weiteren  Reformbestrebungen  gelangten  in  der  Schrift:  „Suggeationa 
reapecting  the  intended  plan  of  medical  reform ,  reapectfully  ofiered  to  the 
legislature  and  the  profeaaion**  (London  1834)  zum  Ausdruck,  worin  er  für  die 
Medieiner .  eine  bessere  Vorbildung  verlangte.  Eine  dritte  Reformschrift  endlich  war : 
„The  touchatone  of  medical  reform;  in  three  lettera,  addreaaed  to  Sir  Rob, 
Harry  Inglia^  (1841).  Inzwischen  hatte  er,  ausser  den  zahlreichen  Auflagen 
seiner:  „Lecturea  on  diaeaaea  of  the  eye^,  zusammen  mit  Benj.  Tbavbbs:  „The 
principlea  and  practica  of  Ophthalmie  aurgery**  (London  1838)  herausgegeben. 


640  QUEEN. 

1840  hielt  er  die  HuNTEB'sche  jährliche  Rede  u.  d.  T. :  „  Vital  dynamics*^  und 
1847  dieselbe,  welche:  „Mental  dynamics^  behandelte,  beide  erfüllt  mit  den 
metaphysischen  Ansichten  seines  intimen  Freundes  Ck)L£a]DGE  nnd  beide  deshalb 
sehr  wenig  populär  geworden.  1849  wurde  er  zum  ersten  und  1858  zum  zweiten 
Male  zum  Präsidenten  des  College  of  Surgeons  erwählt  und  von  der  Regierung,  nach- 
dem Sir  Benj.  Brodie  diese  Stellung  niedergelegt,  zum  Präsidenten  des  Gouneil 
of  Medical  £duoation  and  Registration  ernannt.  Sein  Tod  erfolgte  am  13.  Deoember 
1863  im  72.  Lebensjahre  auf  seinem  Landsitze  The  Mount,  Hadley,  bei  Bamet 
Nach  seinem  Tode  erschien  noch:  „Spirtttud  phüosophy ,  founded  an  the  teacking 
of  the  lote  8.  T.  Coleridge,  by  the  lote  J,  H,  Green,  edüed  w!th  a 
memoir  of  the  author'a  life  by  John  Simon"  (London  1864).  Er  gehörte  zu 
den  durch  sein  Wissen  und  Können  gediegensten  und  wegen  seines  Charakten 
geachtetsten  Londoner  Chirurgen  seiner  Zeit. 

Med.  Times  and  Gaz.  1863,  II,  pag.  650.  —  Lancet  1863,  II,  pag.  717.  —  Callisen, 
VII,  pag.  390;  XXVIII,  pag.  269.  Gurlt. 

Green,  Horace  G. ,  amerikanischer  Arzt,  geboren  zu  Chittendon 
(Vermont)  am  24.  December  1802,  wurde  Doctor  zu  Middelburg  (Vermont)  1824, 
prakticirte  von  1835  an  in  Rutland,  später  in  New  York.  Von  1840 — 43  lehrte 
er  die  theoretische  und  praktische  Medicin  am  Medical  College  zu  Castleton  (Vermont) 
und  übernahm  1850  einen  Lehrstuhl  beim  New  York  Medical  College,  von  dem  er 
einer  der  Gründer  war,  gab  denselben  aber  1860  wieder  auf.  Er  gründete  1854  mit 
einigen  CoUegen  das  „American  Medical  Monthly"  und  blieb  einer  der  Haapt- 
Redacteure  dieser  Zeitschrift.  Er  hat  sich  besonders  um  die  Pathologie  und 
Therapie  der  Krankheiten  der  Luftwege  verdient  gemacht  und  für  viele  Fälle 
örtliche  Applicationen  von  Argent.  nitric,  in  verschiedener  Form,  wie  aus  den  nach- 
stehend anzuführenden  Arbeiten  ersichtlich  ist ,  empfohlen.  Von  seinen  zahlreichen 
Publicationen  erwähnen  wir  folgende :  „Ä  treatise  on  diseases  ofthe  air  passages . . . 
bronchitis,  chronic  laryngitis ,  clergymaris  sore  throat"  (New  York  1846)  — 
„Observations  on  the  pathology  of  croup ;  etc.**  (Ebenda  1849;  2.  edit.  1859)  — 
„On  the  subject  of  priority  in  the  medication  in  the  larynx  and  trachea^ 
(1854)  —  „Remarlcs  on  croup  and  its  treatment**  (1854)  —  „On  injection  of 
the  bronchial  tubes,  and  tuber cular  cavities  of  the  lungs**  (Amer.  Med.  Monthly 
1855)  —  „Report  on  the  itse  and  effecb  of  applicaJtions  of  nitrate  of  süver 
to  the  throat,  either  in  local  or  general  disease**  (Transact.  of  the  Amer.  Med. 
Assoc.  18^6)  —  „Bronchial  injections;  a  report  with  a  Statistical  table  of  106 
cases  of  pulmonary  diseases  treated  by  bronchial  injections"  (1856);  im  Amer. 
Med.  Monthly  (1857,  60):  „Lesions  on  the  epiglottic  cartilage^  —  „On  the 
introduction  oj  the  sponge-armed  probang  into  the  larynx  and  trachea"  — 
„On  the  difficulties  and  advantages  of  catheterism  ofthe  air-passages  in  diseaset 
of  the  ehest".  Es  folgten  noch:  „On  the  surgical  treatment  of  polypi  ofthe 
larynx,  and  oedema  of  the  glottis"  (1859)  und:  „A  practical treatise  on  pul- 
monary tuierculosis"  (1864).  Sein  Tod  erfolgte  zu  Sing  Sing  (New  York)  am 
29.  November  1866. 

Boston  Med.  and  Snrg.  Joum.  1850,  Vol.  XLII,  pag.  433  (nicht  zngänglich).  •- 
Dechambre,  4.  S6rie,  T.  X,  pag.  583.  —  Index-Catalogue.  V,  pag.  596.  G. 

*  Green,  T.  Henry  6.,  in  London,  studirte  im  üniversity  College  da- 
selbst und  in  Berlin,  war  Assistent  im  Hosp.  für  Schwindsüchtige  in  Bronq^ton, 
Assistent  im  Üniversity  College  Hosp.,  Registrar  im  Kinder -Hosp.  von  Great 
Ormond  Street,  Physician  am  N.  W.  London  Free  Dispensary  für  kranke  Kinder, 
pathologisch-anatomischer  Prosector  im  Charing  Gross  Hosp.  und  ist  gegenwirtig 
Docent  der  pathologischen  Anatomie  und  Physician  bei  demselben  und  Senior 
Assist.  Physic.  beim  Consumption  Hosp.  in  Brompton  u.  s.  w.  Er  ist  Verfasser  von: 
„The  pathology  of  pulmonary  consumption^  und  von:  „-4«  introductum  to 
pathology   and   morbid   anatomy"    (5.   edit.);    auch    schrieb    er   den   Artikel: 


GKEEN.  —  GREENFIELD.  641 

„Inßammatian  of  the  lungs^  für  Qüain's  Dict.  of  medic.  und  weiter:  „Glinical 
lectvres  on  pkthisis^  (Lancet  1882)  —  „Notes  on  the  patJwlogy  of  pkthiais*^ 
(Med.  Times  and  Qaz.  1874 — 75)  verschiedene  Mittheilungen  im  Brit.  Med.  Joom. 
(1868),  den  Transact.  der  Clin.  Soe.  und  Pathol.  See.  u.  s.  w. 

Medical  Directory.  Red. 

*  Green,  John  6.,  am  2.  April  1835  in  Worcester,  Mass.,  geboren, 
hatte  an  der  Harward  üniversity  studirt  und  daselbst  1866  den  Doctorgrad  erlangt. 
Zuvor  hatte  er  Prof.  Jeffries  Wyman  im  Jahre  1857  auf  einer  wissenschaft- 
lichen Expedition  nach  Surinam  begleitet,  sich  sodann  in  den  Jahren  1858 — 60 
behufs  seiner  weiteren  wissenschaftlichen  Ausbildung  in  Europa  aufgehalten  und  war  im 
Jahre  1865  noch  einmal  dahin  zurückgekehrt,  um  sich  speciell  mit  dem  Studium 
der  Augenheilkunde  zu  beschäftigen.  Im  Jahre  1866  habilitirte  er  sich  in  St.  Louis, 
Mo.,  speciell  als  Augen-  und  Ohrenarzt ;  1863  wurde  er  zum  Professor  der  Ohren- 
und  Augenheilkunde  an  dem  St.  liOuis  College  of  Medicine,  1872  zum  consul- 
tirenden  Augenarzt  an  dem  City  Hospital  in  St.  Louis  und  1874  in  gleicher 
Eigenschaft  an  dem  S.  Luke's  Hospital  daselbst  ernannt.  —  6.  ist  der  Mitbegründer 
der  amerikanischen  ohrenärztlichen  Gesellschaft;  seine  wissenschaftlichen  Arbeiten 
ophthalmiatrischen  und  otiatrischen  Inhaltes  sind  in  verschiedenen  nordamerikani- 
schen  Zeit-  und  Oesellschaftsschriften  veröffentlicht. 

Atkinson,  pag,  372.  A  .  .  t. 

*  Green,  John  Ome  G.,  am  7.  Juni  1841  in  Lowell,  Mass.,  wo  sein 
Vater  als  sehr  angesehener  Arzt  lebt,  geboren,  hatte  an  der  Harward  Universität 
Medicin  studirt  und  daselbst  1866  den  Doctorgrad  erlangt.  In  den  nächstfolgenden 
Jahren  hielt  er  sich  Behufs  Vervollkommnung  seiner  wissenschaftlichen  Ausbildung 
in  Berlin,  Wien  und  Würzburg  auf  und  habilitirte  sich  1868  in  Boston,  wo  er 
sieh  vorzugsweise  mit  Augen-  und  Ohrenheilkunde  beschäftigt  und  als  Lehrer  der 
Ohrenheilkunde  an  der  Universität  und  als  Ohrenarzt  im  Stadthospitale  thätig 
ist.  Er  hat  mehrere  wissenschaftliche  Arbeiten,  meist  otiatrischen  Inhalts,  im  Boston 
Med.  and  Surg.  Journal  und  in  dem  Amer.  Journal  of  Otology  veröffentlicht,  auch 
eine  Uebersetzung  von  Schwartze's  Pathologischer  Anatomie  des  Ohres  (Boston 
1878)  geüefert. 

Atkinson,  pag.  616.  —  Index-Catalogue.  V,  pag.  597.  A  .  .  .  t.     ' 

Greene,  George  6.,  zu  Dublin,  war  daselbst  1800  geboren,  studirte 
im  Meath  Hospital  und  der  Schule  des  College  of  Surgeons  und  war  1817  ein 
Zögling  von  Hewson.  Nachdem  er  1823  Licentiat  des  College  of  Surgeons 
geworden,  wurde  er  zum  Prosector  der  medicinischen  Schule  in  Park  Street  ernannt ; 
er  musste  indessen  der  Anatomie  und  Chirurgie  entsagen,  als  er  1828  durch  einen 
Unfall  mit  einem  Gewehr  seine  rechte  Hand  einbüsste.  Er  wendete  sich  nunmehr 
der  inneren  Medicin  zu,  wurde  1830  Fellow  des  College  of  Physicians,  1832 
Physician  der  Talbot  Infirmary  und  bald  darauf  Docent  der  theoretischen  und 
praktischen  Medicin  an  der  medicinischen  Schule  des  Richmond  Hospital.  1841 
erhielt  er  den  Lehrstuhl  der  praktischen  Medicin  bei  der  School  of  Physic  in 
Ireland  und  wurde  Physician  der  Whitworth  und  Hardwicke  Hospitäler.  1839  hatte 
er  einen  bedeutenden  Antheil  an  der  Gründung  der  Dubliner  pathologischen  Ge- 
sellschaft gehabt,  zu  deren  Council  er  bis  zu  seinem  am  5.  April  1846  erfolgten 
Tode  gehörte.  Er  hat  eine  grosse  Zahl  von  Abhandlungen  im  Dublin  Joum.  of 
Med.  Sc.  (1835 — 43)  veröffentlicht;  darunter:  „On  the  diagnosü  of  aneurismal 
and  other  inthrathoracic  tumours^  (1835,  36)  —  „On  empyema"  (1840). 
Auch  in  den  Transact.  of  the  Patholog.  Soc.  findet  sich  eine  Reihe  interessanter 
Mittheilungen  von  ihm. 

Dublin  Qnart.  Joum.  of  Med.  Sc.  1846,  I,  pag.  565.  G. 

*  Greenfield,  William  Smith  G.,  zu  Edinburg,  studirte  im  üniversity 
CoUeg^e  in  London,  wurde  1874  in  Edinburg  Doctor,  war  Assistant  Physician  und 

BiosT.  Lexikon.  II.  41 


642  GBEENFIELD.  —  GBEENHOW. 

Docent  der  pathologischen  Anatomie  am  St.  Thomas'  Hosphal,  Physician  der  Royal 
Infirmary  fttr  Kinder  und  Frauen  in  Waterloo  Road,  Physician  des  Royal  Hospital 
fttr  Bmstkrankheiten  und  Medical  Registrar  am  St.  Thomas'  Hospital.  Zur  Zeit 
ist  er  Professor  der  allgemeinen  Pathologie  und  klinischen  Medicin  an  der  üai- 
versität  zu  Edinburg.  Er  übersetzte  Magnan  yyOn  alcoolüm*'  und  Lancereaüx 
ry Atlas  of  pathological  anatomy" ,  gab  heraus  die  Abtheilung  „Renal  pathology'' 
in  dem  New  Sydenham  Soc.  Atlas  of  Path.  und  war  Mitverfasser  des  „Report 
on  pyaemia  and  allied  diseases^  für  die  Pathol.  Soc.  und  Loc.  Govem.  Board 
tmd  schrieb  weiter:  „On  insanity  as  a  sequel  of  acute  disease**  (St.  Thomas' 
Hosp.  Rep.,  1873)  —  „Medical  report  on  8l  Thom,  Hosp,*"  (Ebenda  1874—75)  — 
„Simple  memngitis^  (Ebenda  1877);  auch  hatte  er  Antheil  an  den  „Lectures 
on  the  pathology  of  anthrax  and  allied  diseases^  (Lancet  und  Brit.  Med.  Joum. 
1880,  81);  ausserdem  verschiedene  Aufsätze  in  den  Transact.  der  Pathol.  Soc.  und 
Clin.  Soc.  u.  8.  w. 

Medical  Directory.  Red. 

* Greenhalgll,  Robert  G.,  in  London,  ist  daselbst  am  13.  Januar  1819 
geboren,  studirte  in  London,  München  und  Wien,  prakticirte  seit  1842  in  London 
als  Physician  Accoucheur,  wurde  1853  in  St.  Andrews  Doctor,  war  in  der  genannten 
Eigenschaft  seit  1860  am  Samaritan,  seit  1861  am  St.  Bartholom.  Hosp.,  woselbst 
er  auch  Vorlesungen  über  Geburtshilfe  und  Frauenkrankheiten  hielt,  und  seit  1862 
am  City  of  London  Lying-in  Hosp.  thätig.  Er  ist  gegenwärtig  Consulting  Physie. 
des  Samaritan  Hosp.  u.  s.  w.  Literarische  Arbeiten:  „On  difficuU  men^truafvm 
and  sterüity,  vnth  description  of  a  neio  metrotome"  (Obstetr.  TYansact.,  Vol.  Vj  — 
„  Tumours  of  the  pelvis  and  abdomen,  complicating  pregnancy  and  obstructing 
labour"  (St.  Barthol.  Hosp.  Rep.,  1865)  —  „EnucleaHon  of  fibroid  tumourft 
by  the  actual  cautery^  (Med.-Chir.  Transact.,  Vol.  LIX)  —  „On  the  diagnasia 
and  arrest  of  extra-uterine  pregnancy^^  (Lancet  1867)  —  „Cure  of  dysmenta, 
sterility  etc.  by  a  new  form  of  elastic  indio-rubber  stem^  (Brit.  Med.  Joum.,  1878). 
Ausser  den  bereits  angeführten  Instrumenten  (Metrotom,  Intrauterin  -  Pessarium^ 
erfand  er  auch  eine  neue  ütenissonde,  einen  Pelvimeter  u.  s.  w.  g^j 

Greenhow,  Thomas  Michael  G. ,  zu  Newcastle-upon-Tyne,  war  um 
1791  geboren  als  Sohn  eines  Arztes  zu  North  Shields,  studirte  in  Edinburgh  wo 
er  1814  Doctor  wurde,  diente  zwei  Jahre  in  der  Armee  als  Assistant  Surgeon, 
Hess  sich  dann  in  Newcastle  nieder,  wurde  bald  darauf  Surgeon  des  Lpng-in 
Hospital  und  1832  der  Newcastle  Infirmary,  in  welcher  Stellung  er  23  Jahre 
verblieb.  Vorher  hatte  er,  zusammen  mit  Sir  John  Fife,  eine  Eye  Infirmary  gegründet, 
die  ausserordentlichen  Nutzen  stiftete.  Seine  ersten  Arbeiten  befinden  sich  im 
Edinb.  Med.  and  Surg.  Journ.  (1821,  23,  24,  27);  es  gehört  dazu  auch  eine 
Schrift:  „An  eatlmate  of  the  true  value  of  vaccination;  aa  a  security  against 
small-pox**  (London  1825).  Zur  Zeit  der  Cholera- Epidemie  1822  schrieb  er: 
„Cholera,  its  non-contagious  nature  etc.^  (Newcastle  1832)  und  „Cholera,  a^ 
t't  haa  recently  appeared  in  the  towna  of  Newcastle  and  Gateshead :  including 
caaea  illustrative  of  ita  phyaiology  and  pathology,  etcj*  (London  1832 ;  Phila- 
delphia 1832).  Eine  Reihe  von  Jahren  später  machte  er  in  einem  Briefe  an  den 
Mayor  seine  Mitbürger  auf  die  Möglichkeit  der  Wiederkehr  der  Cholera  und  die 
dagegen  zu  treffenden  Massregeln  aufmerkam,  indem  er  „Hinta  tho  the  prohaUe 
approach  of  cholera;  a  letter  addreaaed  le  Stephen  Lowrey^  (Newcastle  1848 's 
schrieb.  Besonders  hervorragend  und  erfindungsreich  aber  war  er  in  der  Chirurgie ; 
er  erfand  einen  sehr  zweckmässigen  Beinbruchapparat:  „Deacription  of  an  appa- 
ratus  intended  to  facüitate  the  treatment  of  fracturea  of  the  lower  eostremities" 
(London  1833),  war  sehr  glücklich  in  Stein-  und  Augenoperationen  und  fährte 
als  einer  der  Ersten  (1848)  die  Total  Exstirpation  des  Calcaneus  ans.  1855  ver- 
lieh ihm  die  Universität  des  Durham  College  zu  Newcastle,  bei  dem  er  Docent 
gewesen    war,    den   medicinischen  Doctorgrad;    1860  zog  er  sich  aus  der  Praxis 


GREENHOW.  —  GREGORIUS.  643 

zurück,  verliess  Newcastle  und   starb   im  1^0.  Lebensjahre  am   25.  October  1881 
zn  Newton  Hall,  Patternetown,  bei  Leeds. 

Britisli  Medical  Journal.    1881,   II.  pag.  799.    —    Med.  Times  and  Gaz.  1881,  II» 
pag.  668.  —  Callisen,  VII,  pag.  393;  XXVIII,  pag.  270.  q. 

*Greeiihow,  Edward  Headlam  6.,  zu  Reigate,  Surrey,  ist  zu  Tyne- 
moutb,  Northumberland,  am  10.  December  1814  geboren,  studirte  in  Edinburg, 
Montpellier  und  im  Guy's  Hospital  zu  London,  begann  seine  Praxis  1836  Jn 
Tynemouth,  siedelte  1852  nach  London  über,  wurde  in  demselben  Jahre  Doctor  des 
King's  College  in  Aberdeen,  1869  Fellow  des  College,  of  Physicians,  1860  Physician 
des  Middlesex  Hospital.  Er  schrieb:  „Report  on  murrain  in  homed  cattle,  the 
public  aale  qf  dtseaaed  animals  etc,*^  (London  1857,  Bericht  an  den  General 
Board  of  Health)  —  ^On  the  different  prevalence  qf  certain  diseases  in  different 
districts  in  England  and  Wales"  (1858)  —  „On  the  prevalence  of  causes  of 
diarrhoea  in  certain  towrhs"  (1860)  —  „On  diphtheria"  (1860)  —  *0n  districts 
wi$h  excessive  mortality  from  lang  diseases"  (1861 — 62)  —  „On  the  excessice 
mortality  of  young  children  among  certain  manufactory  populaiions"  (1862)  — 
„On  Addisoris  disease;  clinical  lectures  etc,"  (1866)  —  „On  chronic  bron- 
chitisy  especially  as  connected  with  gout ^  emphysema  etc."  (1869)  —  „On 
Addison^s  disease,  being  the  Groonian  lectures  far  1875"  (1875).  Ausserdem 
eine  Beihe  von  Artikeln  in  Zeitschriften,  z.  B,  über  chronische  Brustkrankheiten 
(Lancet,  1867  -  68  ;  Pathol.  Transact.,  Vol.  XVI,  XVII,  XX,  XXI),  über  diphtheritische 
Kervenaffectionen  (Edinb.  Med.  Journ.,  1863),  intermittirende  und  paroxysmenweise 
auftretende  Hämaturie  (Ebenda  1868)  u.  s.  w.  Auch  war  er  Mitglied  mehrerer 
Hegierungs-Commissionen  in  Bergwerksangelegenheiten  (1861 — 64),  über  Gefängniss- 
wesen 1870  und   1879.  Seit  1881  hat  er  die  Praxis  niedergelegt.  ^^^ 

öreeve,  Gerard  G.,  zu  Utrecht,  wurde  1783  daselbst  Doctor  mit  der 
„Diss,  inaug.  sistens  Observationen  medico-chirurgicas  miscellaneas"  und  schrieb: 
„  Waa^-neeming  van  een  bijzonder  en  nooit  leschreven  ongemak  aan  de  onder- 
kaak"  (Utrecht  1778)  und  in  den  Verhandl.  van  het  Genootsch.  te  Vliessingen 
(1777,78,82):  „Wanrn,  van  een  zeer  aanmerkelijke  splijting  in  den  ruggp.- 
graat ,  verzeld  an  een  groot  icaterhoofd"  —  „  Waarn.  over  genezene  hoofd- 
wonden,  vergezeld  viet  fracturen  in  het  cranium"  —  „Waarn,  van  een  horn- 
achtig  uitwas,  gegrond  aan  de  binnenzijde  van  de  dije"  —  „De  waare  deugd 
van  het  stankweerend  vermoogen  der  teilte  willigen  bast  nitwendig  beproefdy 
in  vuile,  stinkende  en  kanker-verzweeringen" ;  mit  Paul  v.  Lanukom:  „Vier 
ontleed'  en  heelkundige  Waameemingen  van  bijsondere  ongeniakken  in  de 
hoUigheid  des  buiks"  (Verhandl.  van  het  Utregtsch.  Genootsch. ,  1785)  ^ 
„Waarn.  van  eene  spoedige  geneezing  eener  geweidige  beroerte"  (Ebenda); 
ferner:  „De  noodzaaklijgheit  van  het  spoedig  foetreden  tot  de  breuksnijding 
bij  beklemde  darmbreüktn  etc."  (Utrecht  1784)  —  „Beright  tcegens  eene  door 
hem  gedane  merkwaardige  verlossing"  (Ebenda  1799)  —  „  Vro^dkundige  xoaar- 
neemingen".  Er  übersetzte  auch  aus  dem  Deutschen :  G.  BabkaüSEn's  „  Waar- 
neemtngen  over  het  delirium  tremens  etc."  (Dordrecht  1829).  Die  Zeit  seines 
Todes  ist  nicht  bekannt. 

V.  d.  Aa,  VII,  pag.  392.  —  Callisen,  VII,  pag.  394;  XXVIII,  pag.  270.       G. 

'Gregoire,  Martin  G.,  Arzt  aus  Tours,  war  Professor  in  Paris  um  die 
Mitte  des  16.  Jahrhunderts  und  verfasste  lateinische  Uebersetzungen  einiger 
GALBN^schen  Abhandlungen :  „De  alimentorum  facultatibus  libri  tres.  De  atte- 
nuante  victus  ratione"  (Paris  1530;  1555;  1633)  —  „Oaleni  introductio  in 
pulm"   (Paris  1549). 

Biogr.  m6d.  IV,  pag.  515.  Pgl. 

öregorius,    Friedrich  von,  wurde   zu  Glogau    in  Schlesien   geboren 
und    besuchte  das  Gymnasium    daselbst.     Durch   den   Krieg   wurden    1807    seine 

41' 


644  GREGORlüS  —  GM»OBY. 

Studien  unterbrochen  und  6.  kam  zn  Dr.  Hancke,  um  praktisch  die  Medicin 
und  Chirurgie  zu  erlernen.  Nachdem  er  hier  eine  gründliche  Vorbildang  genosseo, 
ging  er  1809  nach  Wien  und  dann  nach  Olmtttz,  trat  1812  alB  Chirurg  in  den 
österreichischen  Militärdienst  und  zog  mit  der  Armee  nach  Russland.  In  dem- 
selben Jahre  wurde  er  am  Dnjepr  gefangen  genommen  und  in  das  Innere  des 
Reiches  transportirt.  In  Tambow  fand  er  bei  einem  Fürsten  Wjfisemski  eine 
Stellung  als  Hausarzt  und  blieb  daselbst  vier  Jahre.  Danach  begab  er  sich  1817 
nach  Berlin,  um  seine  medicinischen  Studien  fortzusetzen  nnd  wurde  1819 
daselbst  mit  der  „Diss,  de  sudattontbus  Bossicü"  (4.,  m.  1  Taf.),  die  auch  deutsch: 
„Die  Rits8i8chen  Dampfbäder,  ihre  Wirkung  und  Anwendung**  (Berlin  1820) 
erschien,  Doctor.  Hierauf  ging  er  nach  Dorpat,  liess  sich  noch  einmal  examiniren 
und  wurde  1819  auf  Grundlage  der  Berl.  Dissertation  zum  Doctor  promovirt.  Dann 
wandte  er  sich  in's  Innere  des  Reiches.  Wo  und  wann  er  gestorben,  ist  unbekannt. 
V.  Recke-Napiersky,  II,  pag.  100.  L.  Stieda. 

Gregory,  berühmte  schottische  Familie  von  Aerzten  und  Naturforschern 
in  vielen  Generationen.  —  John  G.  war  1724  in  Aberdeen  geboren  als  Sohn 
eines  dortigen  Universitätsprofessors  der  Medicin  und  Enkel  von  James  G.,  dem 
Erfinder  des  Spiegelteleskops,  studirte  seit  1742  in  Edinburg  und  Leyden,  pro- 
movirte  1745  in  Aberdeen,  war  bis  1749  daselbst  Professor  der  Philosophie, 
Mathematik  und  Experimentalphysik,  liess  sich  1754  als  praktischer  Arzt  in  London 
nieder,  wo  er  1755  Mitglied  der  Royal  Society  und  bald  darauf  an  Stelle  seines 
verstorbenen  Bruders  Professor  der  Medicin  wurde.  1765  ging  er  als  Professor 
nach  Edinburg  und  wurde  Leibarzt  des  Königs  für  Schottland;  er  starb  am 
9.  Februar  1773.  Er  schrieb  unter  Anderem:  „Comparative  view  ofthe  State,  and 
faculties  of  man  with  thoae  of  animal  loorld**  (London  1766;  1785);  seme 
sämmtlichen  Werke  erschienen  Edinburg  1788,  4  vol.  —  Wichtiger  als  John  6. 
ist  sein  Sohn  James  G. ,  hervorragender  englischer  Praktiker  zu  Ende  des  18., 
resp.  Anfang  des  19.  Jahrhunderts,  geboren  1758  in  Aberdeen,  studirte  in  Edin- 
burg und  am  St.  George's  Hospital  in  London  1773  und  promovirte  1774  in 
Edinburg.  1775  machte  James  G.  Reisen  durch  Holland ,  Frankreich  in  Italien, 
wurde  nach  seiner  Rückkehr  Professor  der  theoretischen  Medicin  in  Edinburg  nnd 
1790  an  Cullen's  Stelle  Professor  der  klinischen  Medicin,  in  welchem  Amt  er 
segensreich  bis  zu  seinem  Tode  1822  (im  Alter  von  64  Jahren)  wirkte.  G.  war 
ein  vorzüglicher  Lehrer  und  Schriftsteller.  Er  verfasste:  „Dtssert.  med,  de 
morbia  coeli  mutatione  medendis**  (Edinb.  1774;  1776)  —  „Conspectus  medi- 
cinae  theoret.  in  usum  academicum**  (Ebenda  1776;  1778  und  öfter;  6.  Aufl. 
1818,  2  voll.).  Zahlreiche  Manuscripte  befinden  sich  in  der  Bibliothek  der  Med.  | 
Chir.  Society  zu  London.  G.  schloss  sich  mehr  oder  weniger  den  Lehren  seines 
Vorgängers  Collen  au.  Unter  dem  ^^Genus  nervosum^  begreift  er  sowohl  das 
Nervensystem,  als  die  mit  eigener  Irritabilität  begabten  Muskeln.  Unter  seinen 
Bemerkungen  über  die  pathologischen  Zustände  des  Blutes  ist  hervorzuheben,  daiN 
er  die  Fäulniss  von  dem  durch  „Hyperanimalisation^  bewirkten  Uebennass  von 
Anmuoniak  ableitet  (Haeseb,  Geschichte  der  Medicin,  Bd.  H,  pag.  748).  —  Einer 
seiner  Söhne  war  der  berühmte  Edinburger  Professor  der.  Chemie,  William  G. 
(1803—1853). 

Med.  aad  Phil.  Comment.  2.  edit.  1774,  I,  pag.  210.  —  Biogr.  m6d.  IV,  pag.  515.  — 
Dict.  hist.  II,  pag.  625-627.  —  Edinb.  Med.  et  Sorg.  Joum.  1821,  Vol.  XVn,  pag.  475.  — 
Lond.  Med.  Repository.  1821,  XIV,  pag.  423.  —  Lond.  Med.  and  Phys.  Joum.  1821,  VoL  XLV, 
pag.  437.  —  Index-Catalogue.  V,  pag.  601.  PgL 

James  Crawford  G. ,  zu  Edinburg,  Sohn  von  James  nnd  ftltenr 
Bruder  von  William  6.,  dem  berühmten  Chemiker,  war  1800  daselbst  geboren, 
wurde  1824  auch  dort  Doctor,  Physician  der  Royal  Infirmary  und  starb  1832  an 
einem  Typhoid-Fieber^  das  er  sich  durch  Ansteckung  zugezogen  hatte.  Es  rflhrai 
von    ihm    her :  „First   lines   of  the  practice    of  physic.    A  new  edtHon,  .... 


6RE60BT.  —  GBEIG.  645 

commenced  by  the  late  William  Güllen^  and  oontinued  by  htm*'  (2  roll., 
Edlnbnrg  1829)  und  im  Edinb.  Med.  and  Surg.  Joorn.  (1830,  31):  „On  the 
diagnosü  of  the  diseases  of  the  lungs  and  fleura**  —  yjOn  diseased  states 
of  the  kidney  y  connected  during  Ufe  taith  albuminotis  urine;  illustrated  by 
c<ises" ;  aneh  noch  weitere  Aufsätze  daselbst,  sowie  im  Dublin  Journ.  of  Med., 
and  Chem.  Sc. 

London  Medical  Gm.  1833,  XI,  pag.  455.  —  Callisen,  VU»  pag.  403;  XXVUI, 
pag.  272.  G. 

Gregory,  George  G.,  zu  London,  war  am  16.  August  1790  zu  Canter- 
buiy  geboren,  studirte  unter  den  Anspielen  seines  Oheims  James  G.  in  Edinburg 
und  wurde  1811  daselbst  Doctor,  diente  drei  Jahre  bei  der  Armee  auf  verschiedenen 
Stationen  des  Mittelländischen  Meeres  und  in  Italien,  wurde  1816,  nach  London 
zurückgekehrt,  Licentiat  des  College  of  Physicians,  1824  Arzt  am  Blattern-  und 
Vacdne-Hospital  St.  Pancras,  an  dem  Dispensary  for  the  Parishes  of  St.  George 
und  am  St.  James  General  Dispensary,  hielt  Vorträge  über  Materia  medica  und 
Chirurgie  und  praktische  Medicin  am  Theatre  of  Anatomy  und  der  Little  W^nd- 
mill  Street  Medical  School  und  im  St.  Thomas'  Hospital.  Er  schrieb;  „A  lectxire 
on  dropsy^  (London  1819)  —  „Elements  of  the  theory  and  practtce  of  physic, 
designed  for  the  use  of  students*^  (2  voll..  Ebenda  1820;  3.  edit.  1828;  4.  edit. 
1835;  6,  edit.  1846;  „With  notes  and  additions  .  *  .  >  by  Nathan.  Pott  er 
and  S.  Colhoun",  Philadelphia  1825;  1829;  1831).  Eine  grosse  Zahl  von 
Mittheilungen  hat  er  über  Blattern,  Kuhpocken  und  Impfung  gemacht,  angefangen 
mit  dem  Jahre  1822,  darunter  „Table  of  admission  and  deaths  at  the  Small- 
Fax  Hospital  during  fifty  years,  viz,  from  1776  to  7825  inclusive,  toith  the 
rate  of  mortality  per  cent,  in  each  year"  und  „  Table  of  the  numbers  vacci- 
nated  at  the  Small-Pox  Hospital  during  twenty  years*^  —  „Observations  on 
vaccination  and  small-pox,  more  especially  with  reference  to  the  theory  of 
Vaccine  inßuence  etc.*'  (Med.-Chir.  Transact.,  1840 — 41).  Eine  grössere  Schrift 
von  ihm  waren  die  „Lectures  on  the  eruptive  fecers  ^  delivered  at  St,  Thomas^ 
Hosp.  in  January  1843"  (London  1843;  Amer.  edit.  with  notes  etc.  by 
H.  D.  BuLKLEY,  New  York  1851;  deutsche  Uebers.  von  H.  Hblfft,  Leipzig 
1845).  Weitere  Aufsätze  von  ihm  über  scrophulöse  Entzündungen  des  Peritoneums, 
über  Wasserscheu ,  Croup  u.  s.  w.  finden  sich  von  ihm  in  den  Med.-Chir.  Transact. 
(1 821 ,  23,  25),  London  Med.  Reposit.,  Lancet,  London  Med.  and  Phys.  Journ.  u.  s.  w. 
Er  starb  am  25.  Januar  1853. 

Munk,  in,  pag.  152.  —  Callisen,  VII,  pag.  399;  XXVIIF,  pag.  271.  —  Index- 
Catalogue.  V,  pag.  600.  G. 

Greiff,  Friedrich  G.,  als  Sohn  eines  Apothekers  in  Tübingen  am 
29.  October  1601  geboren,  studirte  Medicin,  gab  aber  auf  Wunsch  seines  Vaters 
noch  vor  der  Promotion  das  Studium  auf  und  blieb  Apotheker  in  Tübingen  bis 
zu  seinem  Tode  am  18.  November  1668.  G.  beschäftigte  sich  viel  mit  dem  sehr 
Inerativen  Verkauf  von  Düchesne's  Theriaca  coelestia,  das  er  als  Geheimmittel 
anfertigte.  Er  verfasste:  „Consignatio  medicamentorum  ortinium  quae  in  officina 
jffraestant*'  (Tübingen  1632 ;  1634)  —  „Kurze  Beschreibung  einer  sehr  ge^ 
schmeidigen  Feldapotheke"  (Ebenda  1642)  und  andere  chemisch  -  pharmako- 
logische Schriften. 

Biogr.  m6d.  IV,  pag.  516.  Pgl. 

*Greig,  David  G.,  zu  Dundee  in  Schottland,  studirte  auf  der  Univer- 
sität Edinburg,  wurde  1853  daselbst  Doctor,  war  Prosector  der  Universität, 
Assistent  in  der  Royal  Infirmary  und  im  Royal  Maternity  Hospital ,  Staff  Assist. 
Surgeon  und  pathologischer  Anatom  bei  der  britischen  Armee  in  der  Krim.  Zur 
Zeit  ist  er  Consult.  Surgeon  der  Dundee  Royal  Infirmary,  Physician  des  Baldovan 
Asylum  für  blödsinnige  Kinder,    Untersuchungsarzt   für   die  Recruteu   der  Armee, 


646  GREIG.  —  GREN. 

Chirurg  und  Agent  der  Admiralität.  Er  schrieb  über  „Treatment  of  gun-shoi 
p-actures  of  femur^  (Edinb.  Med.  Joum.,  1867)  —  „Ltgature  of  carottd  artery 
for  the  eure  of  intra-orbital  aneuriam^  (Ebenda  1862)  —  „On  insufflation  (u 
a  remedy  in  mtiismsception"  (Ebenda  1864)  —  „Gase  of  removal  of  a  large 
piece  of  sealing-wax  from  the  bladder  ofthe  male  hy  lühotrity*^  (Ebenda  1868  -  69). 
Medical  Birectorj'.  Red. 

Greiner,  Georg  Friedrich  Christian  6.,  zu  Eisenberg  im  Herzog- 
thume  Sachsen- Altenburg,  geboren  am  30.  October  1775  zu  Worms,  war  herzog- 
lich Sachsen  -  Altenburgischer  Hofmedicus,  Amts-  und  Stadtphysicus  seit  1825, 
Medicinalrath  seit  1838  und  schrieb  folgende,  theilweise  populär-medicinische 
Schriften:  „Die  Kunst y  gesunde  Kinder  zu  haben  w.  s,  w.**  (Eisenberg  1809, 
2.  Aufl.)  —  „Anleitung  zur  allgemeinen  Krankenpflege^  (Ebenda  1809)  — 
„Ueber  das  Säugni  der  Ammen^  (Altenburg  1811)  —  »Der  Traum  und  das 
fieberhafte  Irreseyn,  Ein  physioL-psychol.  Versuch^  (Leipzig  1817)  —  y,Der 
Arzt  im  Menschen  oder  die  Heilkraft  der  Natur"  (2  Bde.,  Altenburg  1827). 
Dazu  eine  Anzahl  von  Aufsätzen  über  verschiedene  Gegenstände  aus  der  Praxis 
in  den  Allgem.  medic.  Annalen  (1803 — 1822)  imd  eine  Reihe  von  Artikeln  ia 
Pjerer's  Anatomisch-physiolog.  Realwörterbuche ;  femer:  „Schule  und  Lehen 
oder  der  nachtheilige  Einfluss  unzweckmässiger  Schuleinrichtungen  auf  die  Ge- 
sundheit u,  s.  w."  (Altenburg  1838)  —  „Die  rheumatischen  Krankheiten  nach 
ihrem  Wesen  u.  s,  u\"  (Leipzig  1841)  —  „Die  narkotischen  Mittel,  Als  Bei- 
trag zur  Erkenntniss  ihrer  Bedeutung  u.  s,  w."  (Ebenda  1844)  —  „Der 
wohlberathene  Bausarzt  u,  s.  w."  (1844;  1855)  —  „Biosoterion  oder  Beils- 
lehre  für  das  leibliche  Leben  des  Menscheii  u.  s,  ic.*^  (Erlangen  1856).  Er 
starb  im  März  1858. 

Callisen,  YII,  pag.  409;  XXVIII.  pag.  273.  —  Engelmann,  pag.  200;  Supple- 
ment, pag.  84.  G. 

Greisel,  Johann  Georg  G. ,  österreichischer  Feldarzt,  dann  Professor 
der  Anatomie  an  der  Universität  zu  Wien  und  Assessor  des  Medicinal-Collegiums 
daselbst,  endlich  Physicus  zu  Znaim  in  Mähren,  wo  er  am  18.  Mai  1684  starb, 
war  Mitglied  der  Leopoldinischen  Akademie,  in  deren  Ephemeriden  er  eine  grosse 
Zahl  von  Aufsätzen  veröffentlichte.  Von  medicinischen  Schriften  G.*s  verdient  Beach- 
tung   der    „Tractatus    medicus  de  cura  lactis  in  arthritide,    in   quo   e^c 

diaeta  lacfaea  optima  arthritidem  curandi  methodus  proponitur"  (Wien  1670; 
Bautzen    1681). 

Biogr.  med.  IV,  pag.  517.  —  Poggendorff,  I,  pag.  950.  Pgl 

Gren,  Friedrich  Albrecht  Karl  G.,  einer  schwedischen  FamUie 
entstammend,  wurde  zu  Bernburg  am  1.  Mai  1760  geboren.  Seine  Absieht, 
Theologie  zu  studiren,  wurde  durch  den  Tod  des  Vaters  vereitelt;  er  trat  deshalb 
bei  einem  Apotheker  in  die  Lehre  und  erhielt  schon  1779  die  Leitung  emer 
Apotheke  in  Offenbach.  Durch  seine  daneben  betriebenen  Studien  in  der  Chemie 
und  Botanik  besonders  befähigt,  ging  er  1780  als  Provisor  zu  Tromsdorf  sen. 
nach  Erfurt,  welcher  ihm  gestattete,  seine  Vorlesungen  über  Mediein  zu  hören  und 
ihm  darin  sogar  Privatunterricht  ertheilte.  Um  seine  mediciuisehen  Studien  zo 
vollenden,  ging  er  zu  Grell  nach  Helmstedt,  bis  ihn  1783  Prof.  Karsten  nach 
Halle  kommen  Hess,  wo  er  seiner  tiefen  Kenntnisse  wegen  bereits  als  Student 
öffentliche  Vorlesungen  über  Chemie  halten  durfte.  1786  wurde  er  hier  auf  Grund 
der  Dissertation:  „Observat iones  et  experimenta  circa  genesin  aeris  fixt  et  phlo- 
g'sticati"  (Halle  1786)  zum  Doctor  der  Mediein  und  Philosophie  promovirt;  1787 
wurde  er  ausserordentlicher,  1788  ordentlicher  Professor  der  Mediein,  doch  las  «r 
nur  anfänglich  auch  medicinische  Collegia,  später  nur  Chemie,  Pharmakologie  nnd 
Physik.  Er  suchte  das  durch  Lavoisier's  Lehre  erschütterte  STAHL'sche  oder 
phlogi »tische  System  zu  retten,  indem  er  dasselbe  in  seinem  „Systematischen 
Handbuch  der  gesammten  Chemit"^  (Halle  1787 — 80;  vcrthcidigtc,  später  jedoch. 


GREN.  —  GRENSER.  647 

von  seiner  Unhaltbarkeit  überzeugt,  versuchte  er  in  der  2.  Auflage  1794  (3.  Aufl. 
1806 — 1807,  ed.  M.  H.  Klaproth)  eine  Vereinigung  beider  Lehren.  Er  starb 
zu  Halle  am  26.  November  1798.  Ausser  den  genannten  Schriften  veröffentlichte 
er:  „Grundrisa  der  Naturlehre''  (Halle  1788;  2.  Aufl.  1793;  3.  Aufl.  1801; 
6.  Aufl.  1820)  —  „Orundriss  der  Pharmakologie'*  (Halle  1790)  —  „Hand- 
buch der  Pharmakologie''  (Halle  1790—92;  2.  Aufl.  1798—1800;  3.  Aufl. 
ed.  Bernhardt,  1813)  —  „Orundriss  der  Chemie  nach  den  neuesten  Ent- 
deckungen'' (Halle  1796-97;  2.  Aufl.  1800;  3.  Aufl.  1809;  4.  Aufl.  1818). 
Endlich  seine  Erstlingsschrift:  „Betrachtungen  über  die  Gährung  und  die  dadurch 
erhaltenen  Producte"  (Halle  1784),  welche  unter  dem  Pseudonym  6.  F.  J.  v.  P. 
(Jaspbn  V.  Pirch)  erschien. 

Nouv.  Biogr.  T.  XXI,  pag.  908.  —  El  wert,  Bd.  I,  pag.  171.  —  Nekrolog  der 
Deutschen.  1798.  T.  U,  pag.  321.  —  Biogr.  m6d.  IV,  pag.517.  y 

*GreDet,  Alfred-Louis-Zacharie  Gr.,  französischeir  Marinearzt, 
geboren  zu  Carhaix  (Finistöre),  wurde  1866  zu  Montpellier  Doctor  mit  der  These: 
„Souvenirs  mSdicaux  de  quatre  annees  ä  Mayotte**  ^  einer  zur  Gruppe  der 
Comoren  gehörigen  Insel,  beschrieb  einen  daselbst  beobachteten  Fall  von  Ankylo- 
stomum  duodenale  beim  Menschen;  ferner  Entozoen  im  Magen  eines  Ochsen,  eine 
neue  Art  von  Taenia  (Alles  in  den  Archives  de  m6d.  nav.,  1867 — 70)  und  endlich 
eine  von  ihm  im  Fort  Bicetre  während  der  Belagerung  von  Paris  beobachtete 
Scorbut-Epidemie  (Annales  d'hyg.  publique,   1871). 

Berg  er  et  Key,  pag.  119.  O. 

Grenser,  Woldemar  Ludwig  G. ,  in  Dresden,  war  daselbst  am 
2.  Januar  1812  geboren,  studirte  von  1830  an  in  Leipzig,  wurde  1834  Assistent 
in  Jörg's  Entbindungs-Institut,  blieb  5  Jahre  in  dieser  Stellung  und  erhielt  1838 
bei  der  damaligen  Preisausschreibung  für  ein  in  Preussen  einzuführendes  Hebe- 
amraen-Lehrbuch  fltr  die  von  ihm  eingereichte  Arbeit  eine  goldene  Medaille.  1838 
promovirte  er  mit  der  Diss:  „De  vi  puerperii  lactandique  temporis  medicatrice" 
(später  auch  in  Büsch's  Zeitschr.  ftlr  Geburtsk.  erschienen).  Eine  1839  unter- 
nommene wissenschaftliche  Heise  führte  ihn  nach  Prag,  Wien,  Paris,  London, 
Würzburg  und  Heidelberg,  wo  er  die  Freundschaft  von  Naegele,  Vater  und  Sohn, 
gewann.  Nach  Leipzig  zurückgekehrt,  begann  er  1 834  geburtshilfliche  Vorlesungen 
zu  halten,  betheiligte  sich  durch  die  Bearbeitung  geburtshilflicher  Materien  an  der 
von  Chr.  Schmidt  herausgegebenen  Encydopädie  und  wurde  1843  zum  Prof.  e.  o. 
ernannt.  In  seiner  Inauguralrede:  „Corporis  positionem  in  genibus  ulnisque  in 
praxi  obstetricia  non  esse  negligendam^  (Leipzig  1843)  behandelte  er  den 
Nutzen  der  Knieellenbogenlage  bei  der  Geburt.  1845  wurde  er  als  Professor  der 
medicinisch-chirurgischen  Akademie  und  Director  des  Entbindungs-Instituts  nach 
Dresden  berufen,  welche  letztere  Stellung  er  in  ausgezeichneter  Weise  nahezu 
27  Jahre,  bis  zu  seinem  am  2.  Juni  1872  erfolgten  Tode,  ausfüllte,  indem  er 
auch  ausserhalb  seiner  Anstalt  sich  des  vollsten  Vertrauens  bis  in  die  höchsten 
Kreise  hinauf  erfreute.  Auf  die  Bitte  der  Hinterbliebenen  von  H.  F.  Naegele  jun. 
übernahm  er  gerne  die  neue  Herausgabe  von  dessen  bereits  in  zwei  Auflagen 
erschienenem  „Lphrbuch  der  Geburtshilfe"  und  so  erschien,  von  ihm  auf  der 
Höhe  der  Zeit  gehalten,  die  3. — 8.  Auflage  (1853 — 1872)  desselben,  auch  in's 
Französische  und  Ungarische  übersetzt.  Er  hatte  ausserdem  „  lieber  Aetherein- 
athmungen  während  der  Geburt"  (1847)  geschrieben  und  verfasste  im  Auftrage 
der  Regierung  das  für  das  Königreich  Sachsen  bestimmte  „Lehrbuch  der  Hebe- 
ammenkunst"  (1863;  neu  herausgegeben  von  Cbede  und  Winckel,  1875).  Auch 
hatte  er  von  F.  A.  v.  Ammon's  zuerst  1827  erschienenen  „Mutterpflichten"  im 
Laufe  von  10  Jahren  7  Auflagen  (bis  zur  16.,  1872)  besorgt.  1856  war  er  zum 
königl.  Sachs.  Hofrath,  1864  zum  Geheimen  Medicinalrath  ernannt  worden. 

Maennel  in  JahrcHbericht  der  Gesellsch.  für  Natur-  und  Heilkunde  in  Dresden. 
1873.  pag.  137.  G. 


648  GREVE.  —  GRIESINGER. 

Oreve,  Wilhelmus  G.,  holländischer  Arzt,  war  am  16.  März  1762  kb 
Berkel  geboren,  studirte  von  1780  an  in  Leyden,  ani^Uiglieh  Theologie,  seit  1782 
aber  Medicin,  wurde  1787  Doctor  mit  der  Diss. :  „De  rabie  canina** ,  liess  sich 
in  demselben  Jahre  in  Rotterdam  nieder,  vertanschte  diesen  Ort  aber  1800  mit 
Noordwijk  Binnen  und  1807  mit  Delft,  1816  wieder  mit  Noordwijk,  wo  er  am 
14.  Februar  1819  starb.  Seine  obige  Dissertation  gab  er  noch  einmal  n.  d.  T.: 
„  Verhandeimg  over  de  honds-dolheid"  (Rotterdam  1793)  heraus.  Er  schrieb 
femer:  „Jets  voor  de  liefhebbers  van  anatomie  en  natuurlijke  histarie  opzigte- 
Ujk  een  liquor  om  anatomische  praeparaten  te  bewaren^  (Algem.  Konst-  cn 
Letterb.  1813)  —  „Natuur-  en  geschiedkundige  Verhandeling  oper  de  reuzen 
en  dwergen"  (Amsterdam  1818,  m.  pl.)  —  „Verzameling  van  merkwaardigt 
droomen  en  gebeurtenissen*^  (Ebenda  1819). 

V.  d.  Aa,  VII,  pag.  401.  G. 

*Greve,  Mathias  Siegwardt  G.,  norwegischer  Arzt,  ist  am  17.  Sep- 
tember 1832  in  Bergen  geboren,  war  nach  Zurücklegung  der  Examina  1857—58 
Aufsichtsarzt  bei  der  Fischerei,  dann  Leiter  eines  Pflegestiftes  ftir  Spedalske  bis 
1864,  prakticirte  darauf  in  Kongsvinger  und  seit  1866  zu  Yang  in  Hedemarken, 
während  er  inzwischen  mehrere  Reisen  in's  Ausland  unternahm.  Er  schrieb  im 
Norsk  Magaz.  f.  Laegevid.  (2.  R.  XIH,  XVI— XX,  XXUI):  „Beskrivelse  over 
Forholdene  ved  Nordre  Fiske  i  1857 — 58^  —  „Om  Diphtherü-Epidemien  i 
Namdalen  1860 — 61^  —  „Mere  om  Behandlingen  af  Anthrax"  —  „Om 
Barselfeberen  og  dens  Smitsomhed"  —  „Laminaria  digitata  for  Spongia 
cerata^  —   „Defectus  uteri  et  vaginae"  u.  s.  w. 

Kiaer,  pag.  143.  G. 

Gr6vin,  Jacques  G. ,  geboren  zu  Clermont  (Beauvoisis)  1541,  talent- 
voller Dichter  und  Arzt,  schrieb  schon  im  14.  Lebensjahre  ein  Trauer-  und  zwei 
Lustspiele,  Hess  sich  1563  zu  Paris  nieder  und  war  Leibarzt  von  Margarethe 
von  Frankreich,  Gemahlin  des  Herzogs  von  Savoyen.  G. ,  der  1570  in  Turin 
starb,  nahm  lebhaften  Antheil  an  dem  im  16.  Jahrhundert  die  Pariser  medicinisehe 
Facultät  beschäftigenden  Antimonstreit,  verfasste  unter  Anderem  darauf  bezügliche 
Schriften,  wie:  „Biologie  sur  les  vertus  et  facultas  de  Pantimoine*'  (Paris  1567 j; 
femer  eine  anatomische  Arbeit :  „Partium  corporis  humani  tum  simplidum  tum 
compositarum y  brevis  elucidatio"  (Antwerpen  1565;  1572,  fol. ;  französisch 
u.  d.  T. :   „Les  portraits  anatomiques  du  corps  humain  etc.",  Paris  1569). 

Biogr.  m6d.  IV,  pag.  518.  —  Dict.  hist.  II,  pag.  627.  Pgl. 

Grew,  Nehemiah  G.,  zu  London,  war  zu  Coventry  um  1641  geboren, 
wurde  in  Cambridge  erzogen,  studirte  Medicin,  wahrscheinlich  in  Leyden,  und 
hat  sich  besondere  Verdienste  um  die  Anatomie  der  Pflanzen  erworben,  mit  d» 
er  sich  seit  1664  zu  beschäftigen  begann,  indem  er  bereits  den  Nachweis  zu  fahren 
suchte,  dass  die  Structur  der  Thiere  und  Pflanzen  verwandt  seien.  Seine  Schrift: 
„  The  anatomy  of  plants  vnth  an  idea  of  philosophical  history  of  plants" 
(London  1682,  Fol.)  wird  von  Sprengel  als  „opus  absolutum  et  immortale" 
bezeichnet.  AJs  Arzt  machte  er  auf  die  guten  Wirkungen  der  aus  dem  Epsom- 
Wasser  gewonnenen  Magnesia  sulfurica  aufmerksam  und  schrieb  darüber :  „A  trea- 
tise  on  the  nature  and  use  of  the  bitter  purging  salt^  (London  1697)  und: 
„Tractatus  de  salis  cathartici  amari  in  aquis  Ebeshamensibus  et  hujusmodi 
aliis  contentiy  natura  et  usu"  (Ebenda  1698).  Seine  botanischen  und  sonstigen 
naturwissenschaftlichen  Schriften    übergehen  wir.     Er   starb    am    25.  März  1712. 

Hutchinson,  I,  pag.  381.  —  3Iunk,  I,  pag.  407.  G. 

Griesinger,  Wilhelm  G. ,  geboren  am  29.  Juli  1817  zu  Stuttgart, 
Sohn  eines  dortigen  Spitalverwalters,  besuchte  gemeinschaftlich  mit  seinen  Alters- 
genossen Roser  und  Wunderlich  das  Gymnasium  seiner  Vaterstadt,  studirte 
seit    1834    in    Tübingen,     später    unter    Schoenlein's    Leitung    in    Zürich    und 


6RIESIN6ER.  649 

promovirte   am'  ersteren   Orte   mit   einer   Dissertation    über    Diphtheritis ,    worauf 
er  sieh  zunächst   in  Friedrichshafen   als  Arzt  niederliess.     Bald  jedoch  übernahm 
er  die  Stelle  eines  Assistenten  an  der   unter  Zeller's  Direction  stehenden  Irren- 
anstalt Winnenthal,   woselbst  er   zwei  Jahre   verharrte   und    trotz    seiner  Jugend 
und    der    yerhältnissmässigen    Kürze    der   Zeit   in    reichem   Masse   die  Eindrücke 
und  Erfahrungen   sammelte,    die   nachmals   in   der   ersten    Auflage  (1845)  seines 
berühmten  Lehrbuches   der   psychischen  Krankheiten   verwerthet  wurden. 
Nach  seinem  Austritt  (1842)  prakticirte  er  wieder  in  Stuttgart,  folgte  aber  schon 
im  nftchsten  Jahre  einer  Aufforderung  seines  Freundes  Wundeblich,  die  Assistenten- 
steile    an    der    unter   des   Letzteren    Leitung   stehenden   medicinischen   Klinik    in 
Tübingen  zu  übernehmen.    Hier  habilitirte  er  sich  1843  und  wurde  1847  Extra- 
ordinarius.    Als  Director   der  Poliklinik    1849   nach  Kiel  berufen,    gab  er  diese 
Stellung    der    unglücklichen   politischen   Verhältnisse    wegen    schon    im    nftchsten 
Jahre  freiwillig  auf  und  folgte  einer  vielyerheissenden  Einladung  nach  Cairo ,  um 
dort  die  Leitung    der  medicinischen  Schule   und   die  Präsidentschaft  der  Sanitftts- 
commission   unter  dem  Khedive  Abbas,    dessen  Leibarzt   er  gleichzeitig  wurde, 
zu  übernehmen.    Aber  auch  diese  Stellung  scheint  ihm  eine  nachhaltige  Befriedigung 
nicht  gewährt  zu  haben;  vieUeicbt  auch  waren  es  Gesundheitsrücksichten,  welche 
ihn  veranlassten,    derselben    schon  1852  zu  entsagen   und  nach  seiner  Vaterstadt 
Stuttgart  zurückzukehren.    Immerhin  verdanken  wir  jenem  ägyptischen  Aufenthalte 
wohl  hauptsächlich  die  Anregung  und  einen  Theil  des  Materials  zu  G.'s  zweitem 
Hauptwerke,  den  „Infectionskrankheiten^  (1867).     Nicht  lange  blieb  6. 
privatisirend  in  seiner  Heimat;   er  wurde  1864  der  Nachfolger  Wunderliches  in 
der  Direction  der  medicinischen  ELlinik  in  Tübingen,  ging  1860  in  gleicher  Stellung 
nach  Zürich    und    siedelte   endlich  1865    nach  Berlin  über,    um  die  Leitung  der 
psychiatrischen  Klinik  und  der  auf  seine  Anregung  begründeten  Nerven- Abtheilung 
des  Charit^-Krankenhauses ,  zugleich  die  Direction  der  medicinischen  Universitäts- 
Poliklinik    als    unmittelbarer    Nachfolger    Rombebg-s    zu     übernehmen.     Letztere 
Stellung   gab   er  jedoch    1867    wieder   auf,   um   sich  neben  einer  ausgebreiteten 
consultativen  nnd  Lehrthätigkeit  hauptsächlich  den  Bestrebungen  für  wissenschaft- 
liche Entwickelung  der  Psychiatrie  und  für  zeitgemässe  reformatorische  Umbildung 
des  Irrenwesens  zu  widmen.    Zur  Förderung   dieser  Bestrebungen   gründete  er  in 
Berlin  die  medicinisch-psychologische  Gesellschaft,    in  der  sich  — 
damals  ein  Unicum  —  Aerzte  und  gesinnungsverwandte  Männer  anderer  Disciplinen, 
z.  B.  der  Philosophie,    um  ihn  schaarten  und  das  „Archiv  für  Psychiatrie 
nnf)  Nervenkrankheite n^',  dessen  ersten  Band   (1868)  jedoch  nur  noch  ihm 
persönlich   herauszugeben  vergönnt  war.    Denn  seinen  Hoffnungen  und  Entwürfen, 
seinen  Arbeiten  und  Kämpfen  war  ein  unerwartet  frühes  Ende  beschieden.  Schon 
während  des  Sommers  1868  erkrankte  er  schwer,  unter  Erscheinungen  einer  Peri- 
typhlitis ;  auf  die  von  seinem  alten  Freunde  Roseb  vorgenommene  Eröffnung  eines 
Abscesses   im  rechten  Hypochondrium   folgten  Wunddiphtherie,  Kräfteverfall  und 
fortschreitende  Lähmung    und,    erst  öljährig,    starb    G.    am    26.  October  1868. 
Die  Section  bestätigte  die  angenommene  Perforation  des  Proc.  vermiformis.  Ein  wahr- 
haft tragischer  Tod  für  den,  der,  wie  G. ,  inmitten  der  reichsten,  ausgebreitetsten 
nnd  fruchtbarsten  Thätigkeit  stehend ,  die  Hauptziele  seines  Strebena  und  Wirkens 
erreichbar,    aber   noch  in  weiter  Entfernung,    vor  sich  erblickte.  —  G.'s  wissen- 
schaftliche Leistungen  culminiren   in    den  beiden  bereits  erwähnten  Hauptwerken, 
der    y,  Pathologie  und  Therapie   der  psychischen  Krankheiten^   (Stuttgart   1845; 
2.   Aufl.,  ebenda  1861;    zweiter  unveränderter  Abdruck    derselben,  ebenda  1867) 
and  den  „Infectionskrankheiten^ ^  erschienen  in  ViECHOw's  Handbuch  der  speciellen 
Pathologie   und  Therapie,    H.  Bd.,    2.  Abth.  (Erlangen  1857;    2.  Aufl.,    ebenda 
1864).    Ausserdem  erschienen  zahlreiche    kleinere  Abhandlungen    in  dem    längere 
Zeit    von   ihm   mit  herausgegebenen,    gewöhnlich   nach  Roser   und  Wunderlich 
bezeichneten    j, Archiv   für    Heilkunde"    (darunter    die   wichtigen   ^Bemerkungen 
über  die  Diagnostik   der  Gehirnkrankheiten" ,    1861)  und    im  ersten  Bande  des 


650  GRIESINGER. 

von  ihm  gegründeten  „Archiv  für  Psychiatrie  und  Nervenkrankheiten** ,  In 
letzterem  entstammten  seiner  Feder  besonders  mehrere  auf  Reform  des  Irrenwescns 
bezügliche  hochwichtige  Abhandlungen :  ;,  Ueher  Irrenanstalten  und  deren  Weiter- 
entwicklung in  Deutschland"'  —  „Die  freie  Behandlung** ,  die  Vorträge  nur 
Einleitung  der  psychiatrischen  Klinik  1867  und  1868  und  „  Weiteres  über 
psychiatrische  Kliniken**  ;  endlieh  zwei  Aufsätze  über  constitutionell-neuropathische 
und  psychopathische  Störungen,  beide  von  grundlegender  monographischer  Be- 
deutung: „Ueher  einige  epileptoide  Zustände**  und:  „Ueber  einen  wenig  bekannten 
psychopathischen  Zustand**  (die  sogenannte  Grübel-  oder  Fragesucht).  —  Am 
bedeutendsten  und  epochemachendsten  war  wohl  unzweifelhaft  O.'s  Einflnss  auf  dem 
von  ihm  während  seiner  ganzen  wissenschaftlichen  Laufbahn  mit  Vorliebe  gepflegten 
Gebiete  der  psychischen  Krankheiten,  und  zwar  giebt  sich  dieser  Einflnss  nach 
einer  doppelten  Richtung  hin  zu  erkennen.  Für  die  ganze  Auffassung  des 
Wesens  der  psychischen  Krankheiten  brach  6.  in  seinem  Lehrbache 
neue  Bahnen;  vornehmlich  indem  er  zum  ersten  Male  vom  rationell-psycho- 
logischen Standpunkte  aus  an  dieselben  herantrat.  War  er  doch  der  Erste,  der 
es  wagte  und  vermochte,  überhaupt  eine  Analyse  und  daran  geknüpfte  theoretische 
Betrachtung  des  psychopathischen  Geschehens  in  die  Medioin  einzuführen;  ein  bis 
dahin  von  Physiologen  und  Pathologen  mit  grtlndlicher  Missachtung  behandeltes 
Gebiet ,  dem  er  daher  auch  nothwendig  eine  Analyse  der  Vorgänge  des  normalen 
Seelenlebens  voraufschicken  musste,  wobei  ihm  freilich  die  Errungenschaften  der 
HERBART'schen  Schule,  ihre  Theorie  der  psychischen  Processe  als  Stützpunkt 
dienten.  Bis  dahin  hätte  die  mit  blossem  Wort-  und  Formelkram  um  sich  werfende 
Lehre  von  dem  „psychischen  Vermögen"  fast  unbestritten  geherrscht,  oder  man 
hatte  noch  einfacher  selbst  auf  jeden  Erklärungsversuch  der  Phänomene  des 
gesunden  und  kranken  Geisteslebens  verzichtet  und  das  letztere  bald  in  roh 
materialistischer,  bald  in  ebenso  einseitig  spiritualistischer  Weise  (Hbikroth!) 
gedeutet.  Dass  die  von  G.  auf  Grund  sorgfältiger  klinischer  Beobachtung,  sowie 
eindringlicher  psychologischer  Analyse  mit  seltenem  Scharfsinn  aufgestellten  psychi- 
schen Krankheitsbilder  und  Krankheitstypen  sachlich  sehr  wohl  berechtigt  und  fest 
begründet  waren,  bezeugt  der  Umstand,  dass  sie  mit  nur  wenigen  Abweichungen 
und  späteren  Modificationen  (wohin  z.  B.  die  Lehre  von  der  secnndären  Verrückt- 
heit gehört)  sich  im  Grossen  und  Ganzen  bis  zum  heutigen  Tage  als  massgebend 
zu  behaupten  vermochten.  Ein  zweites,  in  den  Augen  Vieler  gewiss  noch  grössere« 
Verdienst  übrigens  hat  G.  sich  durch  Einführung  der  pathologischen 
Anatomie  in  die  klinische  Psychiatrie  erworben ,  wobei  ihm  allerdings 
die  Zeitverhältnisse  besonders  zu  statten  kamen ;  eine  Richtung ,  welche  seitdem 
bekanntlich  zur  herrschenden  innerhalb  der  von  G.  selbst  inaugurirten  Schule 
herangereift  ist.  Nicht  minder  wurde  von  ihm  (schon  in  der  1.  Auflage  seines 
Lehrbuches)  der  Versuch  gewagt ,  auch  die  Therapie  der  psychischen  Zustände 
mit  deren  Pathologie  in  engerer  Weise ,  als  es  bisher  der  Fall  zu  sein  schien,  zu 
verknüpfen.  Liegen  hier  bereits  Keime  eines  unmittelbar  praktischen  Wirkens  und 
Eingreifens,  so  haben  sich  diese  späterhin  unter  seinen  Händen  zu  wahrhaft 
glänzender  Blüthe  entwickelt  durch  die  von  ihm  ausgehende  Befürwortung: 
und  Förderung  des  No-restra int- Systems.  Letzteres  hatte  er  in  der 
1.  Auflage  seines  Lehrbuchs  noch  bekämpft,  war  dann  aber  auf  Grund  gereifter 
Erfahrung ,  namentlich  nach  einem  Aufenthalte  in  England,  offen  zu  diesem  System 
übergegangen  und  suchte  nun  besonders  in  seiner  einflussreichen  Berliner  Stellung 
mit  enthusiastischer  Uebefzeugung  für  die  allgemeine  Anerkennung  und  Einführung 
derselben  in  Preussen  -  Deutschland  zu  wirken.  Es  konnte  nicht  fehlen,  dass 
er  dabei  unter  seinen  damaligen  Fachgenossen  vielen,  auch  durch  Autorität  und 
literarische  Betriebsamkeit  hervorragenden  Opponenten  begegnete,  und  die  ihm 
hierdurch  aufgenöthigten  Conflicte  trugen  nicht  wenig  dazu  bei,  seine  letzte  Lebend- 
zeit und  den  jähen  unvermittelten  Abschluss  im  Bilde  eines  glorreich,  aber  nicht 
bis    zu    Ende    geführten    Kampfes    (wie   es    ihm    selbst   erschien!),    bei  Mit-  und 


GRIESlNGER.  —  GRU'FIN.  651 

Nachwelt  fortleben  zu  lassen.  —  Liegt  somit  der  Schwerpunkt  von  G.'s  Leistungen 
unstreitig  auf  dem  Gebiete  der  Psychiatrie  und  der  van  ihm  mit  jener  in  engste, 
'unlösbare  Verbindung  gesetzten  Neuropathologie ,  so  muss  doch  auch  sein  zweites 
Hauptwerk ,  die  Darstellung  der  Infectionskrankheiten,  als  eine  sehr 
bedeutende,  für  ihre  Zeit  wahrhaft  hervorragende  Arbeit  erscheinen.  Wenn  von 
diesem  Werke  heutzutage  verhältnissmässig  seltener  die  Rede  ist,  so  ist  dabei 
der  Umstand  nicht  zu  übersehen,  dass  gerade  auf  diesem  Gebiete  der  Umschwung 
der  Anschauungen  —  Dank  den  staunenswerthen  Fortschritten  der  neueren  *  ätio- 
logischen Forschung  —  innerhalb  der  beiden  letzten  Decennien  sich  weit  rascher 
und  vollständiger  vollzogen  hat,  als  auf  irgend  einem  anderen  Specialgebiete  der 
Medicin.  Wie  nahe  jedoch  G. ,  ohne  sich  auf  ein  präexistirendes  experimentelles 
biologisches  Forschungsmaterial  stützen. zu  können,  lediglich  auf  dem  Wege  der 
klinischen  Beobachtung  und  scharfsinnigen  Analyse  der  Krankheitsvorgänge,  den 
heute  allgemein  giltigen  pathogenetischen  Anschauungen  bereits  gekommen  war, 
das  beweist  u.  A.  in  unvergleichlichem  Masse  seine  Aetiologie  der  Cholera, 
welche  von  ihm  (1857)  zum  ersten  Male  unter  dem  doppelten  Gesichtspunkte 
eines  reproductionsfähigen  specifischen  Giftes  und  gewisser  mitwirkender  Momente 
(Hilfsursachen)  umfassend  gewürdigt  und  dargestellt  wurde.  Dieser  auch  in 
praktischer  Beziehung  so  fruchtbringende  Standpunkt  wurde  nach  G.'s  Vorgange 
zu  einem  fast  allgemeinen  und  erledigte  somit  die  zwischen  den  reinen  „Contagio- 
nisten"  und  den  einseitigen  „Localisten"  geführte  Controverse  durch  Anerkennung 
der  relativen  Berechtigung  beider  Anschauungen  und  durch  Verschmelzung  der- 
selben —  ein  Ziel,  dem  wir  auch  jetzt  mit  den  Ergebnissen  und  Hilfsmitteln 
neuerer  Forschung  wieder  zuzustreben  scheinen.  Die  Febris  recurrens  wurde 
von  G.  zuerst  in  Deutschland  als  eigenthümliche  typhoide  Erankheitsform  anerkannt 
und  beschrieben ;  auch  die  Bezeichnung  rührt  von  ihm  her  („relapsing  fever"  der 
Engländer).  Das  biliöse  Typhoid  wurde  von  ihm  als  eine  schwerere  Form  der 
Recurrens-Erkrankung  betrachtet.  Auch  seine  Darstellung  des  Darm-  und  Fleck- 
typhus, sowie  der  Malariakrankheiten  ist  durch  die  Reichhaltigkeit  eigener 
Beobachtungen,  die  Schärfe  der  Kritik  und  die  Mannichfaltigkeit  der  Gesichts- 
punkte noch  jetzt  werthvoll  und  in  mancher  Beziehung  unübertroflfen. 

W e 8 1 p h a  1 ,  Archiv  für  Psychiatrie  u.  Nervenkrankheiten.  I,  pag.  760.  —  Lazarus, 
ebenda,  pag.  775  (vollständiger  im  Druck  bei  Aug.  Hirschwald,  Berlin  1869). 

A.  Eulenburg. 

Griffin,  William  G.,  zu  Limerick  in  Irland,  war  daselbst  am  25.  October 
1794  geboren,  ging  zunächst  zur  Flotte  und  machte  als  Midshipman  den  Eriegszug 
Ton  Walcheren  1809  mit,  begann  1810  in  London  Medicin  zu  studiren  als  Zög- 
ling von  WiGRAM  und  besuchte  dabei  das  dortige  St.  Bartholom.  Hosp.  Er  wurde 
1814  Assistent  eines  Chirurgen  in  East  Grimstead,  kehrte  dann  nach  Irland 
zurttck  und  hatte  Gelegenheit,  im  Süden  des  Landes  eine  Epidemie  von  Typhoid- 
fieber  zu  beobachten,  über  die  er:  „A  tr^atise  on  fever"  (1818)  schrieb.  Er 
wurde  Arzt  des  Currah  Dispensary,  liess  sieb  dann  in  dem  Dorfe  Pallaskenry 
nieder,  wo  er  Materialien  zu  seinem  berühmten  Werke  über  Spinal-Irritation 
Bammelte.  1826  begab  er  sich  nach  Edinburg,  um  daselbst  mit  der  Diss. :  „De 
dolore*^  zu  promoviren;  dieselbe  erschien  auch  englisch  u.  d.  T.:  „An  essay  on 
the  nature  of  pain  etc,"  (Edinburg  1826).  1830  liess  er  sich  definitiv  in 
Limerick  nieder,  erfreute  sich  einer  ausgebreiteten  Praxis  und  gründete  Dis- 
pensaries  für  arme  Kranke.  Zusammen  mit  seinem  Bruder  Daniel  G.  gab  er 
heraus:  „Observations  on  functtonal  affections  of  the  spinal  cord  and  ganglionic 
System  of  the  nerves ,  in  which  their  identity  with  sympathetiCf  nervouft ,  and 
irritative  diseases  is  illustrated"  (London  1834).  Er  schrieb  ferner:  „Obser- 
vations on  the  cholera,  as  it  appeared  in  Limerick  in  18 Hl — 52"  (1834)  — 
„jRecollections  of  cholera;  its  nature  and  treatment"  (London  Med.  Gaz.  1838); 
zusammen  mit  Daniel  G. :  „Medical  and psychological problems,  being  chießy 
researches  for  correct  principles    of  treatment   in  disputed   points  of  niedical 


652  GRIFFIN.  —  GRIFFITHS. 

practice'^  (London  1845).  Es  finden  sich  femer  von  ihm  Aufsätze  im  London 
Med.  and  Phys.  Joum.,  der  Lond.  Med.  Gaz. ,  besonders  aber  dem  Dublin  Med. 
Journal,  der  letzte  davon  über  Abortus  (1847).  Aueh  als  Belletrist  und  Dichter 
war  er  bekannt.     Sein  Tod  erfolgte  am  9.  Juli  1848. 

DubUn  Quart.  Journ.  of  Med.  Sc,  T.  VI,  1848,  pag.  485.  —  Call! Ben.  Vn, 
pag.  418;  XXVin,  pag.  277.  G. 

ßriffith,  Moses  G. ,  englischer  Arzt,  war  um  1720  geboren,  studirte 
in  Leyden  und  wurde  daselbst  1744  Doetor.  Er  prakticirte  eine  Reihe  von  Jahren 
in  London  und  liess  sieh  1768  in  Colchester  nieder.  Sein  Name  ist  besonders 
bekannt  durch  die  in  die  Pharmacopoea  Britann.  aufgenommene,  gegen  Lungen- 
blutungen empfohlene  Eisen-Mixtur  (Mixtura  antihectica).  Er  schrieb  Aber  diesen 
Oegenstand:  „Practtcal  ohservations  on  tTie  eure  of  hectic  or  slow  fevers:  and 
the  pulmonary  consumption:  to  which  is  added,  a  method  of  treating  several 
kinas  of  internal  haemorrhages^  (London  1776;   1795;   1799). 

Dechambre,  4.  S6rie,  T.  X,  pag.  693.  G. 

*GriflB[th,  Robert  Eglesfeld  G. ,  amerikanischer  Arzt,  war  Docent 
der  Materia  medica  und  gerichtlichen  Medicin  an  der  School  of  Medieine  in  Phila- 
delphia, später  Professor  der  Therapie,  Materia  medica  und  Staatsarzneikunde  an 
der  Universität  von  Maryland  zu  Baltimore.  Er  war  Redacteur  des  „Journal  ^ 
the  Philadelphia  College  of  Phaiifnacy^  (1831 — 35)  und  des  „American  Journal 
of  Pharmacif"  (1835—36)  und  übersetzte  A.  Cazenave  und  H.  E.  Schbdkl: 
„A  practical  Synopsis  of  cutaneous  diseases^  (Philadelphia  1829,31);  zusammen 
mit  Hays:  F.  J.  V.  Broussais'  „History  of  the  chronic  phlegmasia"  (Ebenda 
1831)  und  Desselben:  „Principles  of  physiological  medieine*^  (1832)  und  gab 
heraus:  M.  Ryan,  „A  manual  of  medicaLjurisprudence"  (1.  Amer.  edit.  with 
notes  and  additions,  Philadelphia  1832);  ferner  Edw.  Ballard  und  Alfr.  Babing 
Garrod,  „Elements  of  materia  medica  and  therapeutics^  (1846),  Robert 
Christison,  „A  dispensatory  or  commentary  on  the  pharmacopoeias  etc,^ 
(1848);  auch  war  er  Mitarbeiter  an  der  American  Cydop.  of  Pract-  Med.  and 
Surg,  seit  1833.  Er  schrieb  später:  „Medical  botany  etc.*^  (Philadelphia  1847)  — 
„A  universal  formulary  ;  containing  the  methods  of  preparing  and  administering 
oficinal  and  other  medicines^  (1850;  1859;  1874  enlarged  by  J.  M.  Maisch). 
Dazu  Aufsätze  im  Philadelphia  Journ.  of  Med.  and  Phys.  Sc.,  Americ.  Jonm.  of 
the  Med.  Sc.  u.  s.  w. 

Callisen,  VII,  pag.  419;   XXVIII.  pag.  278.    —    Index-Catalogue.  V.    pag.  60a 

G. 

örlffiths,  W.  Handsei  G.,  zu  Dublin,  studirte  im  Queen's  College  zn 
Cork ,  dann  beim  Royal  College  of  Surgeons  of  Ireland ,  zu  London  und  Edin- 
bürg,  wo  er  1871  Member  des  College  of  Surgeons  und  College  of  Physidans 
wurde.  Er  liess  sich  in  Dublin  nieder,  wurde  daselbst  Assistant-Librarian  des 
Royal  College  of  Surgeons  und  Docent  der  Chemie  bei  der  Ledwich  School 
of  Medieine  in  Peter  Street.  Trotz  seiner  kurzen  Lebenszeit  hat  er  eine  erhebliche 
Anzahl  von  Arbeiten  veröffentlicht,  wie:  „A  aystem  of  botanical  analysis*^  — 
„Synoptical  review  of  the  preparations  of  the  British  Pkarmacopoeia^  — 
„Posological  tables,  being  a  Classification  of  doses  of  all  officinal  substances'^ 
(Dublin  1873,  Fol.,  3  Auflagen)  —  „Notes  on  the  pkarmacopoeial preparations 
(B,  P,  1877)  etc.^  (London  1873)  —  „Notes  on  therapeutics*"  —  „Lessons  on 
prescriptions  and  the  art  of  prescribing"  (London  1875).  Von  anderen  Arbeiten 
sind  zu  erwähnen  die  Aufsätze  über  die  Hämodromometer  (Proceedings  of  the 
Royal  Irish  Academy),  über  Hämodynamik  (Brit.  and  For.  Med.-Chir.  Review)  und 
seine:  „Monthly  reports  on  the  j^^ogress  of  therapeutics" ,  die  mehrere  Jahre 
hintereinander  im  Edinburgh  Medical  Journal  erschienen.  Er  starb  am  Typhus 
am  16.  November  1877,  erst  31  Jahre  alt. 

Med.  Times  and  Gaz.  1877,  II,  pag.  583.  G, 


GBIFFON.  —  6BIM.  653 

Griffon,  Jean  6.,  ein  geschickter  Wandarzt  des  16.  Jahrhunderts,  in 
Lausanne  lebend,  ist  der  erste  Chirurg,  der  nächst  Tagliacozzi  eine  rhino- 
plastische  Operation  ausgeführt  hat.  —  Das  Nähere  hierüber  vergl.  in  Fabeicius 
VON  Hilden  Observ.  Chirurg.  Cent.  III,  obs.  31  (Opp.  Prankfurt  a.  M.  1646, 
P*&-  214).  ^...t. 

*6riffoil  de  Bellay,  Marie-Theophile  G. ,  französischer  Marinearzt, 
aus  Rochefort  (Charente-Infferieure)  gebürtig,  wurde  1856  in  Montpellier  mit  der 
These:  y^Essai  sur  le  tStanos**  Doctor  und  verfasste  ausser  mehreren  geographi- 
schen Artikeln,  z.  B.  über  den  Fluss  Ogo-Wai  in  Süd-Afrika  (1863,67),  die  Er- 
forschung des  Gabon  in  West- Afrika  (1864,65),  folgende  medicinische  Arbeiten  : 
„Rapport  8ur  le  Service  de  Vhöpital  flottant  „la  Caravane**,  mouillS  en  rade 
du  Qabon,  comj>renant  une  pdriode  de  deux  anndes  du  .  .  ,  1861  au  .  .  ,  1863 
(Arch.  de  m6d.  navale  1864)  —  „Revue  des  thhses  soutenues  par  les  chirurgiena 
de  la  marine^  (Ebenda  1865)  —  „£tude  sur  la  rdcente  dpidSmie  de  fövre 
jaune  gut  h  sSm  ä  la  Guadeloupe  (1868  -69)"  (Ebenda  1870). 

Berger  et  Bey,  pag.  119.  G. 

Grill,  Nicolaus  G.,  zu  München,  war  1755  zu  Altomünster,  Land- 
gericht Aichach  in  Oberbayem,  geboren ,  studirte  zu  München  und  Ingolstadt  und 
wurde  1782  in  München  Stadtphysicus :  Er  schrieb:  „Kurze  Oeschichte  des 
neuen  Flussfiebers ,  nder  der  sogenannten  Kryps  in  den  Monaten  May  und 
Juni**  (München  1788)  —  „Der  Bauerndoctor  für  Menschen  und  Vieh  u.  s.  w,** 
(Ebenda  1789)  —  „Gedanken  zur  Verbesserung  der  Krankenhäuser  in  München" 
(Ebenda  1799).     Er  starb  am  10.  März  1802. 

Cal Ilsen,  VH,  pag.  422;  XXVHI,  pag.  279.  G. 

Grill,  Johann  Daniel  G. ,  zu  Stockholm,  war  am  21.  Januar  1805 
zu  Garphytte  Bruk,  Kirchspiel  Tyslinge  imOerebro,  geboren,  studirte  von  1825 
an  in  üpsala ,  trat  1833  in  das  Militär-Sanitätscorps,  in  welchem  er  alle  Rang- 
stufen bis  zum  Bataillonsarzt  durchlief.  1835  hatte  er  die  Doctorwürde  erlangt, 
1852  wurde  er  Leibarzt  des  Königs.  Von  seinen  Arbeiten  sind  anzuführen  : 
^SJukförslag  frän  K.  Allm,  Garn.  Sjukh.  för  är  1834"  (Sv.  Läkare  Sällsk. 
N.  Handlingar,  Bd.  II;  ebenso  für  1835  in  Bd.  II)  —  „Primae  lineae  af  Aus- 
cultaiionsläran^  hufvvdsakligen  enligt  Louises  klin,  föreläsningar"  (Sv.  Läkare 
Sällsk.  Arsberättelse  1837)  —  „Rapport  'öfver  veneriska  Sjuke  ä  K,  Allm, 
Oamis.'Sjukh,  ären  1837 — 38"  (Hygiea,  Bd.  1)  —  „Om  veneriska  sjukdomen 
enligt  nyare  äsigter,  insynnerhet  dess  Behandling"  (Ebenda  I,  II,  III,  IV,  V)  — 
„Nägra  ord  om  speculum  uteri  et  vaginae"  (Ebenda  EI).  Er  machte  verschiedene 
Beisen  in's  Ausland  und  starb  am  28.  Januar  1862.  Er  hatte  eine  ausgedehnte 
Praxis  und  war  eine  lange  Reihe  von  Jahren  ein  fleissiger  Mitarbeiter  an  der 
Hygiea  seit  ihrer  Gründung. 

Sackl6n,  IV,  pag.  493;  Wistrand,  pag.  142,  437;  Wistrand,  Bruzelius, 
Edling,  I,  pag.  276.  —  Callisen,  XXVin,   pag.  279.  G. 

Grim,  Herman  Kiclas  G. ,  geboren  1641  als  Sohn  eines  Wund- 
arztes des  Königs  von  Schweden  in  Wisby  (Insel  Gothland),  studirte  Medicin  und 
Chirurgie,  machte  Reisen  nach  Nowaja-Semlja ,  1666  als  Wundarzt  eines  hollän- 
dischen Kriegsschiffes  nach  Batavia,  wo  damals  gerade  die  Pest  herrschte,  1671 
nach  Ostindien,  war  nach  seiner  Rückkehr  kurze  Zeit  Arzt  in  Nürnberg,  ging 
dann  wieder  für  einige  Zeit  nach  Ostindien,  prakticirte  später  in  der  Provinz 
Südermanland,  femer  in  Tönning  und  zuletzt  von  1706  ab  als  Stadtphysicus  und 
Leibarzt  des  Königs  in  Stockholm,  wo  er  1711  an  der  Pest  starb.  G.  schrieb: 
„  Tliesaurus  medicus  insulae  Ceylonixie"  (in  holländischer  Sprache,  Batavia  1677)  — 
„Compendium  medico-chymicum  etc,"  (Ebenda  1679;  Augsburg  1684)  — 
„Pharmacopoea  indica"  (1684);  ferner  eine  grosse  Zahl  von  Beiträgen  zu  den 
Epbemeriden    der  Leopoldinischen   Akademie  der   Naturforscher,    sowie    zu  den 


654  GEIM.  —  GRIMAÜD. 

Kopenhagener    Aota   medico-philosophica.     Durch   die   Herausgabe  der   indischen 
Pharmacopoe  hat  G.  die  pharmakologische  Wissenschaft  erheblich  bereichert. 

Dict.  hist.  II,  pag.  631.  —  Sackl6n,  I,  pag.  73;  IV,  pag.  11.  Pgl. 

Grima ,  Michele  Angele  G. ,  zu  Florenz ,  war  aus  La  Valetta  anf 
der  Insel  Malta  gebürtig,  studirte  Medicin  und  Chirurgie  in  den  Hospitälern  von 
Florenz  und  war  Professor  der  Chirurgie  und  Anatomie  und  Hospitalschinirg  in 
Florenz,  Chirurg  des  Malteser-Ordens,  dessen  Grossmeister  eine  seiner  Schriften 
dedicirt  ist.  Er  verfasste:  „M6m.  sur  la  sensUnliti  des  tevidons"  (Paris  1760) 
(Polemik  gegen  Hallek)  —  „Rtflessiom  sopra  ü  taglio  laterale  che  per  estrarre 
la  pietra  della  vesica  orinaria  pratica  il  aignor  Bromfield^  (1761,  4.)  — 
„Del  nuovo  e  sicuro  metodo  di  cucire  gVirUestini,  allora  quando  in  occasioM 
dl  ferite  o  di  altro  vengan!  offesi,  od  allontanati  dalla  h  ro  naturale  contiguith*^ 
(Paris  1760,  4.)  —  „Della  medidna  traumatica"  (Florenz  1773). 

Dict.  hist.  II,  pag.  627.  Pgl. 

Grimaud,  Jean-Charles-Margu6rite-Guillaume.de  G.,  1750 
in  Nantes  geboren,  hatte  in  Montpellier  unter  Barthez  Medicin  studirt  und  daselbst 
1776  nach  Vertheidigung  seiner  mit  grossem  Beifalle  aufgenommenen  These: 
„Essai  sur  lirritabiliti**  den  Doctorgrad  erlangt.  Nach  seiner  Promotion  gab  er 
sich  den  eifrigsten  Buch-Studien  hin,  ging  dann  zu  seinem  Gönner  Barthez 
nach  Paris  und  wurde  auf  Veranlassung  desselben  17^1  zum  Professor  der  Medicin 
in  Montpellier  ernannt.  Die  Vorlesungen  über  Physiologie,  welche  er  dort  unter 
lebhaftem  Beifalle  seiner  Zuhörer  hielt ,  verschaflFten  ihm  einen  über  die  Grenzen 
Frankreichs  hinausgehenden  Ruf  und  sein  erstes,  als  Preisschrift  erschienenes 
„Memoire  sur  la  'mUrition"  (Montpellipr^  1797)  wurde  von  der  Petersburger 
Akademie  mit  dem  Preise  gekrönt.  AHein  die  gi'osse  Anerkennung,  welche  seine 
wissenschaftlichen  Arbeiten  gefunden  hatten,  war  von  eben  so  kurzer  Dauer,  wie 
sein  Leben;  der  von  Natur  schwächliche  Mann  hatte  durch  die  anstrengenden 
Studien  und  Arbeiten  schnell  seine  Kräfte  erschöpft,  er  ftlhlte  sein  Ende  nahe, 
legte  seine  Stelle  nieder,  kehrte  nach  seiner  Vaterstadt  zurück  und  hier  ist  er 
am  5.  August  1789  gestorben.  —  In  den  vitalistischen  Theorien  der  Schule  von 
Montpellier  erzogen,  gleichzeitig  aber  für  die  alte  griechische  Medicin,  besond^ 
für  sein  Ideal,  Galenos,  begeistert  und  von  STAHi/schen  Anschauungen  ange- 
zogen, hat  er  aus  einer  Verschmelzung  alter  humoral-pathologischer,  animistischer 
imd  vitalistischer  Grundsätze  ein  wunderbar  construirtes  System  entwickelt,  da» 
um  so  ungeniessbarer  war,  als  G.  zu  wenig  Genie  besass,  um  neue  Ideen  zn 
schaffen,  und  das  in  der  Luft  schwebte,  da  ihm  der  Autor  bei  seiner  überaus 
geringen  praktischen  Ausbildung  eine  solide  Basis  nicht  zu  geben  vermochte. 
Schon  das  zweite  „MSmoire  sur  la  nutrition"^  das  1789  (dem  Todesjahre  des 
Autors)  erschien,  wurde  von  der  Petersburger  Akademie  desavouirt,  und  seine 
nach  dessen  Tode  veröffentlichten  Arbeiten:  „Cours  complet  de  physiologie'^ 
(2  voll.,  Paris  1814,  später  von  Lanthois,  ebenda  1814  herausgegeben)  nnd 
„Cours  de  fövre**  (3  voll.,  zuerst  von  seinem  Schüler  Dumas,  Montpellier  1795, 
später  von  Demorcy-Dk lettre  in  vermehrter  Ausgabe  in  4  voll. ,  Paris  1814, 
edirt)  sind  an  der  französischen  medicinischen  Welt  spurlos  vorübergegangen, 
ausserhalb  Frankreichs  kaum  dem  Namen  nach  bekannt  geworden. 

Einige  Notizen  über  G.'s  Leben  finden  sich  im  Eingange  zum  1.  Bande  der  2.  Auf- 
lage seiner  Schrift  über  das  Fieber.  —  Biogr.  m6d.  IV,  pag.  521.  ^  Hirsch. 

Grimaud,  Aim6  G. ,  zu  Paris,  war  in  Angers  1789  geboren,  wurde 
1818  zu  Paris  Doctor,  war  mehrere  Jahre  Arzt  der  Bureaus  de  bienfeisance, 
hielt  eine  Zeit  lang  Vorlesungen  über  innere  Medicin  und  trug  verschiedene  Ab- 
handlungen in  den  gelehrten  Körperschaften  von  Paris  vor.  Er  gab  1823  den 
„Indicateur  tn^dical**  heraus,  der  1824  unter  dem  Titel:  „Propagateur  des 
Sciences  m4dicales"  fortgesetzt  wurde.  Von  1834  an  war  er  der  Hauptredactenr 
des  „Censeur  m4dical".   Er  schrieb  ausser  Aufsätzen  in  verschiedenen  Zeitschriften: 


GEIMAUD.  -  GRIMBERG.  6t55 

„Des  phlegmasies  folliculatres  ou  phlegmaaies  Manches  des  membranes 
muqueuses*^  (1820)  —  „Anatomie  pathol,  des  fövres  putrides  et  des  gastro- 
entSrites*'  (1820)  —  „Des  phlegmasies  rouges  ou  dryth^mes  des  membranes 
muqueuses*^  (1828)  —  „Des  pneumonies  et  de  Vanatomie  morbide  qui  les 
distingne*'  nnd  yerfasste  einen*  „Precis  d'une  nouvelle  doctrine  midicale^  fondSe 
sur  Vanatomie  pathologique  et  modißant  celle  de  Pinel ,  Broussais, 
Tomassini  etc.^  (Paris  1829)  —  „Question  de  mSdecine  Ugale"  (Ebenda 
1833)  —  „Traiti  de  la  cataracte:  moyens'  nouveavx  de  la  gfuirir  sans  op^ra- 
tion  chtrurgicale^  (Ebenda  1842)  — '  „Dicouverte  de  caustiques  qui  excluent 
Vinstrument  tranchant  dans  la  curation  des  Cancers^  squirrhes,  scrofules,  etc.^ 
(1843 ;  2.  6dit.  1855  n.  d.  T. :  „  Traitd  des  caustiques  ou  agents  qui  excluent  etc,*^) 
—  „Moyens  de  guSrir  les  Cancers y  squirrhes ;  .  .  .  par  le  retour  des  organes  h 
leurs  formes  et  h  leurs  fonctions  naturellem;  mSm.  lu  ä  VAcad.  des  sc.  18ö9j 
suivi  du  traitS  des  caustiques*'  (Paris  1859).  Er  hatte  auch  Vorschläge  gemacht, 
den  medicinischen  Unterricht  zu  reformiren  und  den  Dienst  in  den  Pariser  Hospi- 
tälern zu  verbessern.  Femer  hat  er  sich  mit  der  Vervollkommnung  der  lateinischen 
Grammatik  und  der  Erfindung  eines  philosophischen  Alphabets  oder  der  Kunst 
nach  den  Lauten  zu  lesen  beschäftigt  und  ist  endlich  auch  als  politischer ,  belle- 
tristischer Schriftsteller  und  als  Dichter  aufgetreten.    Er  starb  am  10.  Januar  1866. 

Sachaile,  pag.  342.  —  Dechambre,  4.  Serie,  T.  X,  pag.  702.  ~  Callisen, 
VII,  pag.  423;  XXVIII,  pag.  280.  O. 

örimaud  de  Caux,  Gabriel  G.,  zu  Paris,  war  1800  zu  Caux  (H6rault) 
geboren,  schrieb  zusammen  mit  V.  Coüillard-Dürocher :  „Essai  sur  la  physio- 
fiomie  humaine^  (Paris  1825);  femer:  „Dictionnaire  de  la  santS  et  des  mala- 
dies,  ou  la  mddecine  domestique  etc.*'  (1835)  und  zusammen  mit  J.  Martin-G.- 
J.  Saint-Ange  :  „Physiologie  de  Pesphce,  histoire  de  la  generation  de  Vhomme  etc.^ 
(1837;  Bruxelles  1837);  ausserdem  u.  A.  folgende  auf  die  öffentliche  Hygiene, 
die  Cholera  u.  s.  w.  bezIlgUche  Schriften :  „  ConsidSrations  hygiSniques  sur  les 
eaux  en  g4n4ral  et  sur  les  eaux  de  Vienne  en  particulier^  (2.  6dit. ,  Paris 
1839)  —  „Essai  sur  les  eaux  publiques  et  sur  leur  application  aux  besoins 
des  grandes  villes**  (Paris  1841;  1863)  —  „M^.  sur  les  eaux  de  Paris^ 
(1860,  4.)  —  „Etudes  sur  le  choUra ,  faites  h  Marseille  en  sept.  et  oct.  1865" 
(Ebenda  1865)  —  „Du  cholSra  en  Egypte  dans  ses  rapports  avec  VSpid^mie 
de  Marseille**  (1866)  —  „Du  choUra;  du  moyen  de  s^en  prSserver  etc.*' 
(1866)  —  „Historique  des  recherches  entreprises  pour  ddcouvrir  Vorigine  de 
tinvasion  de  Marseille  par  le  choUra  de  1865  etc.**  —  „De  septembre  187 0 
h  f^vrier  1871.  UAcadSmie  des  soiences  pendant  le  si^.ge  de  Paris"  (1871). 
Er  war  Mit  Redacteur  der  alten  „Gazette  de  sarUi" ^  Gründer  und  Chef-Redacteur 
der  neuen  „Gaz.  de  santd  h  Vusage  des  gens  du  monde",  Redacteur  des  „Courier 
frangais,  partie  scientifique''  und  verfasste  eine  Anzahl  nicht-medicinischer  Schriften. 

Callisen,  VII,  pag.  424;  XXVm.  pag.  280.    —    Index-Catalogue.  V.  pag.  610. 

G. 

Grimberg,  Nicolaus  G. ,  geboren  in  Oldenburg  J649,  studirte  zuerst 
auf  dänischen  Universitäten,  dann  2  Jahre  in  Oxford  und  war  von  1689 — 1703 
Arzt  in  Asberg  und  später  in  Helsingör.  Im  Jahre  1703  vom  russischen  Vice- 
Admiral  Com.  Cruys  in  Amsterdam  in  den  Dienst  der  russischen  Regierung  auf- 
genommen, kam  er  am  29.  November  nach  Moskau  und  wurde  als  Arzt  bei  der 
Apothekerbehörde  angestellt.  Im  Jahre  1707  reiste  er  über  Archangel  nach  Kopen- 
hagen, kehrte  aber  1713  wieder  nach  Petersburg  zurück,  woselbst  er  hochbetagt 
im  Alter  von  97  Jahren  am  22.  Juni  1746  starb.  Ehe  er  in  russische  Dienste 
getreten  war,  hatte  er  verfasst:  „Observationes  medicae"  (Kopenhagen  und 
Amsterdam  1689)  —  „Observationes  anatomico  - practicae"  (Kopenhagen  1695 
ef.  Haller,  Bibliotheca  medico-practica,  IV,  pag.  61)  —  „Kurze  Beschreibung 
des  Nieren- Blasensteines"  (Ebenda  1695). 

Richter,  Geschichte  der  Medicin.  III,  pa?.  112.  L.  Stieda. 


656  OKIMELLI.  ~  GBDiM. 

Grimelli,  Oeminiano  6.,  zu  Modena,  war  zu  Garpi  am  31.  Januar 
1802  geboren,  studirte  daselbst,  wurde  1824  Doctor,  1829  Substitut  des  Lehr- 
stuhles der  allgemeinen  Pathologie  und  1833  Professor  derselben.  In  seinen  Lehren 
suchte  er  die  Medicin  der  Alten,  namentlich  der  Griechen,  mit  den,  Errungen- 
schaften der  Physik  und  Chemie ,  deren  begeisterter  Anhänger  er  war ,  zu  ve^ 
einigen.  Im  Jahre  1848  wurde  er  von  der  provisorischen  Regierung  der  Emilia 
mit  der  Leitung  des  Ministeriums  des  öffentlichen  Unterrichtes  betraut-,  nachdem 
die  Estensische  Herrschaft  von  den  Oesterreichern  wieder  hergestellt  war,  trat  er 
von  seinem  Lehrstuhle  zurück,  übernahm  1859  für  kurze  Zeit  wieder  das  genannte 
Ministerium ,  wurde  in  demselben  Jahre  aber  Rector  der  Universität  Modena,  Prä- 
sident der  Accad.  di  Scienze,  Lottere  ed  Arti,  1860  Deputirter  im  National- 
Parlament,  zog  sich  jedoch  1862  ganz  aus  dem  politischen  Leben  zurück.  Seine 
Hauptwerke  sind:  „La  patologia  dei  classici  anttchi  e  modemi  costituente  la 
dottrina  fondamentale  della  pratica  medica**  (1838)  —  „OsservcLztont  ed 
esperienze  elettro-ßstologiche  dirette  ad  tnstituire  Pelettricüä  medica**  (1839)  — - 
„Storta  scientifica  ed  artistica  delV  elettro-metallurgia  originale  italiana^ 
(1844)  —  „OsservaMioni  ed  esperienze  intomo  al  metodo  deW  assopimento 
animale  ed  umano^  (1847)  —  „Memoria  sul  galvanismo  prtmiata  dalt 
Accad.  delle  Scienze  delV  Istituto  di  Bologna**  (1849).  Ausser  Aufsätzen  auf 
dem  politischen ,  ökonomischen,  moralischen  Gebiete  u.  s.  w.  werden  auch  an  dem 
unten  angegebenen  Ort  noch  die  Titel  von  gegen  50,  in  den  Jahren  1833 — 1876 
von  G.  verfassten  medicinischen  Abhandlungen  über  die  verschiedensten  Gegen- 
stände angeführt.  Der  Tod  dieses  ausgezeichneten,  äusserst  vielseitigen  Mannes 
erfolgte  am  2.  Februar  1878. 

Annali  nniversali  di  med.  Vol.  243,  1878,  pag.  583.  G. 

Grimm,  Johann  Friedrich  Karl  G.,  wurde  1737  in  Eisenaeh  geboren 
und  widmete  sich  in  Göttingen  dem  Studium  der  Medicin.  1758  absolvirte  er  das 
Doctorexamen  und  liess  sich  alsdann  in  Eisenach  als  praktischer  Arzt  nieder.  Sein 
Leben  besehloss  er  am  21.  October  1821  in  Gotha  als  Geheimer  Hofrath  nnd 
Leibarzt  des  Herzogs  von  Sachsen-Goburg-Gotha.  Er  beschäftigte  sich  viel  mit 
Botanik  und  fungirte  auch  als  Inspector  der  Ronneburger  Mineralquellen.  Seine 
wissenschaftliche  Thätigkeit  ist  nicht  unbedeutend  und  ist  ganz  besonders  nennens- 
werth  seine  deutsche  Uebersetzung  der  Hippokratischen  Sammlung  (die  erste  Auflage 
erschien  1781 — 92,  die  zweite  1837 — 39  in  Glogau) ;  sodann  seine  1758  erschienene 
Diss.  inaug.  „De  visu^,  in  welcher  er  Beiträge  zur  Physiologie  des  Sehens  bringt. 

Biogr.  m6d.  IV,  pag.  524.  —  Dlct.  bist.  II,  pag.  632.  —  Allg.  Deutsche  Biographie. 
IX,  pag.  689.  Magnua. 

Grimm,  Heinrich  Gottfried  G.,  geboren  am  21.  Juni  1804  zu 
Sargstedt  bei  Halberstadt  als  Sohn  des  Wundarztes  Christian  Friedrich  G., 
trat  1821  in  das  Friedrich  -  Wilh.  -  Institut  zu  Berlin  ein.  1826  erfolgte  seine 
Promotion  zum  Dr.  med.  und  seine  Anstellung  als  Compagnie-Chirurg.  Während 
des  polnischen  Anfstandes  1830  leitete  er  ein  leichtes  Feldlazareth ;  1831  tarn 
Stabsarzt  befördert,  bereiste  er  1832  zum  Zwecke  militärärztlicher  Faehstadien 
England,  Schottland,  Frankreich  und  Italien,  wurde  1835  zum  Regimentsant 
ernannt  und  1838  als  Oberstabsarzt  mit  der  Subdirection  der  militärärztÜQhen 
Bildungsanstalten  in  Berlin  betraut.  1840  erfolgte  seine  Ernennung  zum  Leibarzt 
des  Königs  und  1844  diejenige  zum  Generalarzt.  1851  flbemahm  er  als 
Generalstabsarzt  die  Leitung  des  preussischen  Militär  -  Medicinalwesens  und  erhielt 
1857  den  persönlichen  Rang  eines  General-Majors  und  1873  den  eines  General- 
Lieutenants.  1875  feierte  er  sein  50jähriges  Diensljubiläum ,  trat  1879  in  den 
Ruhestand  und  endete  sein  segensreiches  Leben  am  24.  December  1884.  In  seine 
Dienstzeit  fallen  so  wesentliche  und  zahlreiche  Verbesserungen  der  Militär-Sanitftts- 
Verfassung,  wie  sie  bei  keinem  seiner  Vorgänger  beobachtet  worden  sind.  Die 
Aufhebung    des    Ghirurgenthums ,    die  Hebung    des    Lazarethgehilfenstandes,   die 


GRDOL  —  GRINDEL.  667 

Einftthrung  der  Krankenwärter  und  Krankenträger,  die  Einrichtung  einer  Militär- 
Medicinal-Abtheilung  im  Kriegsministerium  und  der  Chefärzte  ftir  die  Feld-  und 
Frledenslazarethe,  sowie  die  Bildung  eines  Sanitäts-Officierscorps  sind  Neuerungen, 
welche  sich,  so  weit  sie  in  Feldzflgen  geprflft  werden  konnten,  in  vortrefflicher 
Weise  bewährt  haben. 

Ca  111  Ben,  VII.  pag.  424;  XXVHI,  pag.  281.  —  MUitär- Wochenblatt.  1875, 
Nr.  82.  —  Deutsche  militärärztliche  Zeitschrift.  1875,  Heft  10 ;  1880,  Heft  1 ;  1685,  Heft  1. 

H.  Frölich. 

^OrÜDshaw,  Thomas  Wrigley  G.,  irischer  Arzt,  ist  am  16.  November 
1839  zu  Whitehouse  bei  Belfast  geboren,  studirte  auf  der  Dubliner  Universität 
und  in  den  dortigen  Hospitälern  (Steeven's,  Sir  P.  Dun's,  Jervis  Street),  prakticirte 
seit  1861  in  Dublin  als  Physician,  war  von  1861 — 79  Docent  der  Botanik, 
Materia  medica  und  praktischen  Medicin  bei  der  medicinischen  Schule  des  Steeven's 
Hospital  und  von  1869 — 1880  Physician  bei  letzterem,  sowie  von  1862 — 75  beim 
Cork  Street  Fever  Hosp.  und  1874 — 79  am  Coombe  Lying-in  und  am  Dublin 
Orthopaedic  Hosp. ;  1876  wurde  er  Doctor  der  Dubliner  Universität,  1879  Registrar 
General  für  Irland  und  1881  Vorsitzender  der  irischen  Census-Commission.  Er 
publicirte  verschiedene  Arbeiten  über  „Fever*',  Kranken-Thermometrie ,  Sphygmo- 
graphie  wie:  „Sphygmographic  observations  on  the  pulse  of  typhus"  (Dublin 
Quart.  Journ.  1867)  —  „Eemarks  on  tke  preoalence  and  diatribution  of  fever 
in  Dublin  etc.**  (Dublin  1872);  femer  über  öffentliche  Gesundheitspflege,  sowie 
eine  Anzahl  amtlicher  Berichte  über  Geburten,  Todesfälle,  Eheschliessungen,  Agri- 
cnltur-  und  Auswanderungs-Statistik,  den  Census  von  Irland  1881  und  war  Mit- 
Herausgeber  eines:  „Manual  of  public  health  for  Ireland"  (Dublin  1875).  Seit 
1879  hat  er  die  Praxis  niedergelegt,  ist  aber  als  Registrar  General  thätig  und 
wohnt  in  Dublin  oder  Priorsland,  Carrickmines ,  County  of  Dublin.  ^^^ 

Grindel,   David  Hieronymus  G. ,    Chemiker   und  Arzt,    wurde    am 
29.   September  1777    geboren    in    der  Nähe   von  Riga   als  Sohn  des  Kaufmannes 
Michael  G.,  erzogen  in  der  Domschule  zu  Riga  und  anfangs  durch  einen  Privat- 
lehrer  zur  Universität   vorbereitet.    Im  Jahre  1783  trat  er  in  die  Apotheke  von 
Stbüvb  in  Riga,  arbeitete  weiter  fort,  so  dass  er  nach  Ablauf  der  Lehrjahre  1796 
die    Universität  Jena   beziehen   konnte.     Hier   studirte    er    2  Jahre    Medicin   und 
Naturwissenschaft,  musste  aber,   auf  Befehl  des  Kaisers  Paul,  1798    nach  Riga 
zurückkehren,    gründete    hier   eine    chemische  Gesellschaft   und  hielt  Vorlesungen 
über  Chemie.    Er  Hess  sich  in  Petersburg  als  Apotheker  und  Chemiker  prüfen  und 
associirte  sich  mit  seinem  früheren  Lehrherrn  Struve  in  Riga ;  einen  in  Petersburg 
ihm    angetragenen  Lehrstuhl    schlug    er   aus.     Am  21.  October   1802    erhielt   er 
von  der  Universität  Jena   das  Diplom  eines  Doctors   der  Philosophie,    schlug  den 
Ruf  als  Professor  der  Chemie  und  Pharmacie  an  der  eben  gegründeten  Universität 
zu  Dorpat   aus,    übernahm    die  Leitung   der   Apotheke    auf   eigene   Kosten    und 
stiftete  in  Riga  die  noch  jetzt   existirende   pharmaceutisch-chemische  Gesellschaft. 
Im  Jahre    1804    folgte  G.    einem    zweiten   Rufe    als  Professor    der   Chemie   nach 
Dorpat   und    blieb  hier  bis  zum  Jabre  1814;    in  den  Jahren  1810 — 12    war   er 
Rector  der  Universität.    Im  Jahre  1814  legte  er,  in  Rücksicht  auf  die  sich  immer 
mehr  verschlimmernden  ökonomischen  Lage  der  Universität,  sein  Amt  nieder,  ging 
nach  Riga,  um  seiner  eigenen  Apotheke  vorzustehen.    1820  begab  er  sich  abermals 
nach  Dorpat  und  studirte   hier  von  1820   bis  1822  Medicin,  hielt   aber  daneben 
während   der    Krankheit   und   nach    dem   erfolgten   Tode    des   Prof.    GiESE   Vor- 
lesungen  über  Chemie.    Nach    absolvirtem  Examen   Hess   G.  sieh   als    praktischer 
Arzt    in  Riga   nieder,    wurde    1823   Kreisarzt    und   starb   am   8.  Januar    1836. 
Q.  war   ein  Mann   von  lebhaftem  Geist,    reichen  Kenntnissen    und  regem  wissen- 
schaftlichen Sinn,    ein   fleissiger   Schriftsteller   im    Gebiete   der    Botanik,   Chemie 
und  Pharmacie ,  sein  Leben  mühevoll  und  entbehrungsreich.  Unter  seinen  Schriften 
seien  genannt:  „Allgemeine   Uebersicht  der  neuen  Chemie,  zur  Einleitung  für 
Biogr.  Lexikon.  II.  42 


658  GRINDEL.  —  GRISOLLE. 

Anfänger  dargestellt^  (Biga  1799)  —  „Pharmaceutische  Botanik  zum  Selbst- 
Unterricht"  (Ebenda  1802;  verb.  Aufl.  1805,  m.  Kupfern)  —  „Botanisches 
Taschenbuch  für  Livland,  Kurland  und  Esthland"  (Ebenda  1803,  m.  Kupfern)  — 
„Fasslich  dargestellte  Anleitung  zur  Pflanzenkenntniss*'  ^Ebenda  180i,  mit 
Kupfern)  —  „Grundriss  der  Pharmacie  zu  Vorlesungen"  (Ebenda  1806)  — 
„Handbuch  der  theoretischen  Chemie  zu  akademischen  Vorlesungen"  (Ebenda 
1808)  —  „Taschenbuch  für  prüfende  Aerzte  und  Apotheker"  (Riga  und  Leipiig 
1808)  —  „Die  organischen  Körper  chemisch  betrachtet"  (2  Bde.,  Riga  1811)  — 
„Briefe  über  Chemie"  (Dorpat  und  Riga  1812 — 14).  Er  gab  heraus:  „Russischs 
Jahrbuch  der  Pharmacie"  (6  Bde.,  Riga  1803 — 180Ö)  und  die  Fortsetzung  unter 
dem  Titel:  „Russische  Jahrbücher  für  Chemie  und  Pharmacie  für  die  Jahre 
1809  und  1810",  Ferner  redigirte  er  in  den  Jahren  1818—21  die  Riga'schen 
Stadtblätter  und  die  Medicinisch-pharmaceutischen  Blätter,  4  Jahrg.,  Riga  1819 — 22. 
In  diesen  und  vielen  anderen  Zeitschriften  sind  viele  Abhandlungen  von  ihm  vorhanden. 
V.  Recke-Napiersky,  II,  pag.  102 -10 S.  --  Beise,  I,  pag.  227.  —  Riga'ßche 
Biographiea.  II.  Bd..  1883,  pag.  60— 62.  ^  Stieda 

*GllSCOm,  John  Hoskins  6.,  amerikanischer  Arzt,  geboren  1809. 
verfasste  seit  1833  eine  Anzahl  von  Arbeiten,  die  sich  auf  OegenstHnde  aus  der 
Materia  medica,  Pathologie,  namentlich  aber  der  Hygiene  beziehen,  darunter: 
„Observation^  on  the  Apocynum  cannabinum"  (American  Journal  1833)  — 
„Spinal  irritation;  its  history  diagnosis  etc."  (New  York  Jöurn.  1840)  —  „The 
sanitary  condition  of  the  labouring  population  of  New  York  etc. "  (New  York 
1845)  —  „The  uses  and  abuses  of  air ;  etc."  (3.  ed.,  New  York  1854)  — 
„A  history,  chronological  and  circumstantial ,  of  the  visitations  of  yellotc  fever 
at  New  York"  (Ebenda  1858)  —  „Sanitary  legislation,  past  and  future,  etc.*" 
(Ebenda  1861)  —  „An  improved  method  of  house  Ventilation  etc."  (Ebenda 
1862)  —  „The  physiological  and  dietetic  relations  of  phosphorus"  (Transact. 
of  the  Amer.  Med.  Assoc.  1865)  —  „Essay  on  the  therapeutic  valu^  of  certain 
articles  of  the  materia  medica  of  recent  introduction"  (Albany  1868). 

S.  W.  Francis  in  Philad.  Med.  an  Surg.  Reporter  1866.  XV,  pag.  118  (nicbt 
zugänglich).  —  Index-Catalogue,  V,  pag.  612.  Red. 

GrlsoUe,  Augustin  G. ,  zu  Paris,  berühmter  mediclnischer  Khniker, 
war  am  10.  Februar  1811  zu  Fr6jus  (Var)  geboren,  kam  mit  18  Jahren  nach 
Paris,  wurde  1835  daselbst  Doctor  mit  der  sehr  gediegenen,  auf  58  Beobach- 
tungen von  Bleivergiftung  basirten  These:  „Essai  sur  la  colique  de  plomb**, 
wurde  Chef  de  clinique  bei  Chomel  ,  Arzt  des  Bureau  central  (1838),  Arzt  des 
H6tel-Dieu' und  des  Lyc6e  Napoleon,  Agr6g6  der  Facultät  (1844),  Professor  der 
Therapie  (1853)  und  klinischer  Professor  im  Hotel  Dieu  an  Stelle  von  Rostan  (1864), 
während  er  seit  1860  auch  Mitglied  des  Conseil  de  surveillance  bei  der  Assistance 
publique  war.  Von  seinen  Arbeiten  führen  wir  folgende  an;  zunächst  seine: 
„Recherches  sur  quelques-uns  des  accidents  c4r4brav>x  produits  par  les  pri- 
parations  satumines"  (Joum.  hebdom.  des  progr^s  des  sc.  m6d.  1836),  im  An- 
schluss  an  seine  These,  dann  das  sehr  bemerkenswerthe :  „MSm.  sur  la  Pneu- 
monie" (Ebenda)  —  „De  Vinfection"  (1838,  Th6se  de  concours)  —  „Histoire 
des  tumeurs  phlegmoneuses  des  fosses  iliaques"  (Archives  g^n^rales  1839)  — 
„Traiti  pratique  des  de  la  pneumonie  aux  diff^ens  dges ,  etc."  (Paris  1841; 
2.  6dit.  1864)  —  „De  la  fövre  sous  les  rapports  s6m4iologique ,  pronostique 
et  th6rapeutique"  (1844,  Th6se  de  concours  pour  Tagrögation).  Sein  Hauptwerk 
aber  ist  der :  ;,  Traite  iUmentaire  et  pratique  de  pathologie  interne"  (2  voll., 
Paris  1844;  1846;  1850  etc.;  9.  Mit.  1869;  1875;  deutsche  üebers.  unter  Red. 
von  Fr.  J.  Beerend,  Leipzig  1845 — 48).  Für  einen  CJoncurs  um  einen  Lehr- 
stuhl der  medicinischen  Pathologie  erschien  noch  die  These:  '  „Des  diaJthh^s'* 
(1851).  —  Ein  Feind  aller  Systeme,  zum  Verallgemeinem  wenig  geneigt,  ohne 
Enthusiasmus  und  ohne  Vorurtheile ,  ohne  Sucht ,  durch  kühne  Hypothesen  glinacn 


GEISOLLE.  —  GROENEVELDT.  659 

zu  wollen ,  dagegen  überzeugt ,  dass  der  beste,  zum  Ziele  fflhrende  Weg  die  genaue 
Ermittelung  des  Thatsächlichen,  die  sicherste  Basis  für  Schlnssfolgemngen  die  genaue 
Analyse  zahlreicher  Beobachtungen,  unter  Zugrundelegung  der  numerischen  Methode 
sei,  wusste  0.  seinem  Unterricht  und  seinem  genannten  Lehrbuche  den  Stempel 
wissenschaftlicher  Sicherheit  zu  geben,  so  weit  eine  solche  überhaupt  möglich  ist  und 
trug  seine  Persönlichkeit ,  an  welcher  ein  grosser  medicinischer  Tact ,  eine  gewisse 
Zurückhaltung,  eine  anscheinende  Kälte  ^  ein  Widerwillen  gegen  alles  Olänzen  und 
Scheinen  hervortrat,  ebenfalls  dazu  bei,  den  Eindruck  der  grössten  Zuverlässig- 
keit zu  machen.  Leider  war  er  in  den  zwei,  seinem  am  9.  Februar  1869  erfolgten 
Tode  vorhergehenden  Jahren,  in  Folge  eines  Gehirnergusses,  ohne  dass  seine 
intellectuellen  Functionen  sehr  beeinträchtigt  waren,  vollständig  paralytisch. 

Union  m6dic.  1869,  8.  S6rie,  VII,  pag.  217  (A.  Latour);  pag.  251  (Chauffard); 
1873,  XV,    pag.  489,    500  (Böhfer).  -- Gaz.  hebdom.  de  med.  1873,   pag.  224  (B  6  hl  er). 

G. 

*6ri880m,  Eugene  G. ,  den  8.  Mai  1831  in  Granville  Co.,  N.  Car., 
geboren,  hatte  an  der  Pennsylvania  University  Medicin  studirt;  nach  seiner  1858 
erfolgten  Graduation  hatte  er  sich  in  seiner  Heimath  niedergelassen  und  als  Arzt 
in  der  Armee  der  Conföderirten  am  Kriege  theilgenommen ,  wobei  er  in  der 
Schlacht  bei  Richmond  schwer  verwundet  wurde.  Die  nach  seiner  Genesung  ihm 
angebotenen  höheren  ärztlichen  Stellungen  in  der  Armee  lehnte  er  ab;  seit  1868 
bekleidet  er  die  Stelle  des  Superintendent  Physician  in  der  Irrenheilanstalt  in 
Raleigh,  N.  Car.  —  Er  hat  eine  Reihe  kleinerer  psychiatrischer  Arbeiten,  theils 
als  Monographien,  theils  in  dem  American  Journal  of  Insanity  veröffentlicht. 

Atkinson,  pag.  98.  —  Index-Catalogue.  V,  pag.  613.  A  .  .  .  t. 

*Gritti,  Rocco  G. ,  zu  Mailand,  Chirurg  am  dortigen  Ospedale  maggiore, 
machte  seinen  Kamen  besonders  bekannt  durch  das  in  dem  folgenden  Aufsatze 
näher  beschriebene  neue  Amputationsverfahren  im  Kniegelenk:  „DelV  amputazione 
del  femore  al  terzo  inferiore  e  della  disarticolazione  del  ginocchto.  Valore 
relative  di  cadauna ,  colV  indicazione  di  un  nuooo  metodo  denominato  ampu- 
tazione del  femore  ai  condili  con  lembo  patellare^  (Annali  universal!  1857). 
Er  verfasste  femer  folgende  Schriften :  „  Del  ottalmoscopo  e  delle  malattie  endo- 
culari  per  esso  riconoscibili"  (Mailand  1862,  c.  6  pl.)  —  „Delle  fratture  del 
femore  per  arma  da  fuoco,  Studiate  sotto  il  punto  di  vista  della  chirurgia 
mtlitare**  (Ebenda  1866)  und  schrieb  u.  A.  nachstehende  Aufsätze:  „La  medi- 
cazione  solfttica  esterna;  studii  ed  osservazioni  cliniche  sulV  nso  esterno  dei 
solßti"  (Annali  universali  1864)  und  in  der  Gazz.  med.  ital.  Lombardia  (1866,  67): 
„Saggio  di  una  tavola  nosologica  statistica  e  tfrapeutica  per  uso  degli  oapitali 
in  tempo  di  guerra"  —  „Besezione  intrabucale  e  sottoperiostea  della  mandi- 
bola  inferiore  merch  un  nuovo  processo  operatico,  etc/^  u.  s.  w. 

Index-Catalogne.  V,  pag.  613.  Red. 

öroeneveldt ,  Jan  G. ,  Arzt  im  17.  Jahrhundert,  geboren  in  Deventer 
(Overyssel),  studirte,  promovirte  und  prakticirte  in  Utrecht,  war  Schaler  von 
Velthüysen,  dem  berühmten  Amsterdamer  Lithotomisten ,  von  dem  er  auch  die 
Instramente  zur  Operation  testamentarisch  vermacht  erhielt  und  gleich  diesem  ein 
geschickter  und  vielbeschäftigter  Lithotomist.  Mit  diesem  Theil  der  Chirurgie 
beschäftigen  sich  die  Schriften  von  G.  Aus  dem  Lateinischen  in's  Englische  übersetzt : 
^Ai^oXoY^.  A  treatise  of  the  stone  and  gravel,  etc,^  (London  1677)  —  „Diss. 
lithologica  variia  obaervatt.  et  figuria  illuatr,^  (London  1684;  1687).  Femer 
schrieb  G. :  „A  compleet  treatiae  on  the  atone  and  gravel,  etc.^  (London  1710; 
1712)  —  „Fundamenta  medicinae  etc."  (London  1715;  engl,  üebers.  *  London 
11  bS  unter  dem  Titel:  „Rudimenta  of  phyaic"  —  „Tractatua  de  tuto  cantha- 
rtdarum  in  medicina  usu  interno"  (London  1698;  1703 ;  engl,  üebers.  London  1706). 

Biogr.  m6d.  IV,  pag.  525.  —  Dict.  bist.  II,  pag.  632.  Pgl. 

42' 


660  GEOER.  —  GROHMANN. 

Groer,  Franz  6.,  geboren  zu  Nur  bei  Siedice  am  21.  Januar  1807, 
studirte  in.  Warschau  und  Wilna.  Von  1838 — 1858  leitete  er  ale  Primarius  die 
chirurgische  Abtheilung  des  jüdischen  Krankenhauses  in  Warschau,  im  Jahre  1858 
wurde  er  Director  des  Krankenhauses  zum  heil.  Geist  daselbst  und  Yerblieb  in 
dieser  Stellung  bis  zu  seinem  Tode,  welcher  am  20.  März  1876  erfolgte.  Seit 
1853  war  er  Ehrenmitglied  des  obersten  Medicinalrathes  für  Polen  und  Mitglied 
der  Examinations-Commission  für  Aerzte.  Seine  zahlreichen  Arbeiten  sind  im 
Pami^tnik  Towarzystwa  lekarskiego  in  Warschau  gedruckt  worden  (1845 — 1875). 

K.  &P. 

^ßrohe^  Friedrich  G. ,  stammt  aus  Speyer  und  wurde  daselbst  am 
12.  März  1830  geboren.  In  Würzburg  und  Giessen  bildete  er  sich  ans  und 
arbeitete  speciell  an  letzterer  Universität  unter  Libbig.  Am  13.  August  1856  in 
Würzburg  promovirt,  wurde  er  von  Virchow,  dem  er  bereits  mehrere  Jahre 
assistirt  hatte,  nach  Berlin  mitzugehen  veranlasst  und  wirkte  am  dortigen  patho- 
logischen Institut  zwei  weitere  Jahre  als  Assistent.  1858  wurde  G.  als  ausser 
ordentlicher  Professor  nach  Greifswald  berufen  und  erhielt  hier  1862  das  Ordi- 
nariat und  die  Stellung  als  Director  des  pathologischen  Instituts.  Von  ihm  rühren 
zahlreiche  Veröffentlichungen  über  Gegenstände  seines  Faches  in  Liebig's  aod 
Wöhler's  Annalen  der  Chemie  und  Pharmacie ,  Verhandl.  der  phys.-med.  Gesell- 
Schaft  in  Würzburg,  Verhandl.  der  geburtsh.  Gesellschaft  in  Berlin,  VmcHOw's 
Archiv,  Wiener  med.  Wochenschrift  u.  s.  w.  her.  Auch  war  er  langjähriger  Mitarbeiter 
an  Canstatt's,  resp.  Virchow-Hirsch's  Jahresbericht.  Wernich. 

(rrohmanii,  Johann  Christian  August  G.,  war  am  7.  August 
1769  zu  Gross-Corbetha  bei  Weissenfeis  geboren,  studirte  in  Leipzig  Theologie, 
wurde  daselbst  1790  Dr.  phil. ,  war  in  Wittenberg  seit  1792  Privatdocent  und 
seit  1803  Professor  ord.  der  Logik  und  Methaphysik,  ging  1810  nach  Hamburg 
an  das  akademische  Gymnasium,  wurde  1833  pensionirt,  lebte  darauf  inLdpzig 
und  Dresden  und  starb  am  letzgenannten  Orte  am  3.  Juli  1847.  Obgleich  nicht 
Arzt ,  hat  er  eine  grosse  Zahl  von  Abhandlungen  und  Schriften  über  psychologische 
und  philosophisch-medicinische  Gegenstände  verfasst  und  zum  Theil  in  medicinisehen 
Zeitschriften  publicirt.  An  besonderen  hierher  gehörigen  Schriften  führen  wir  ao : 
„Ideen  zu  einer  physiognomischen  Anthropologie^  (Leipzig  1791)  —  ^Philo- 
sophie der  Medictn"  (Berlin  1808)  —  „Mittheilungen  zur  Aufklärung  der 
Criminal- Psychologie  und  des  Strafrechts  u.  s,  w.*^  (Heidelberg  1833)  —  „Unter- 
suchungen über  Phrenologie  oder'  OalVsche  Schädellehre  u,  s,  w,"  (Grimma 
1842,  m.  5  Taff.).  Auch  war  er  Mit-Herausgeber  von  Nasse's  „Zeitschrift  fllr 
psychische  Aerzte"  seit  1819  und  Mit-Redacteur  des  „Archivs  fttr  Psychologie" 
seit  1834.  Seine  sehr  zahlreichen,  Themata  analoger  Art,  wie  die  obigen,  abhan- 
delnden Aufsätze  finden  sich  in  Nassk's  Zeitschrift  (von  1818  an),  Hüfeland's 
Journal  (1818,  21,  23  u.  s.  w.),  Nasse's  Zeitschr.  für  Anthropologie  (von  1823  an), 
Friedreich*s  Magazin,  Casper's  Wochenschrift  u.  s.  w. 

Schröder,  II,  pag.  604.  —  Callisen,  VII,  pag.  435;    XXVIH,   pag.  285. 

G. 

Qrohmann,  Johann  Friedrich  Reinhold  G.,  war  am  7.  Juni  1784 
zu  Querfurt  in  Thüringen  geboren ,  studirte  vier  Jahre  in  Leipzig ,  besuchte  von 
1807  an  die  Spitäler  in  Wien,  wurde  1808  in  Leipzig  Dr.  med.  et  philos.,  kehrte 
nach  Wien  zurück ,  kam  auf  einer  nach  Constantinopel  beabsichtigten  Reise  wegen 
des  zwischen  der  Pforte  und  Russland  ausgebrochenen  Krieges  nur  bis  Bukarest, 
wo  er  eine  Praxis  gründete  und  1813  eine  äusserst  heftige  Pest -Epidemie  zu 
beobachten  Gelegenheit  hatte,  über  die  er  später,  nachdem  er  sich  inzwischen 
acht  Monate  in  Constantinopel  aufgehalten  und  1815  nach  Sachsen  zurückgekehrt 
war:  „Beobachtungen  über  die  im  Jahre  1813  herrschende  Pest  in  Bukarest 
u.  s.  w."  (Wien  1816)  herausgab.  In  Folge  dieser  Arbeit  wurde  er  in  demselben 
Jahre  als  Arzt  der  preussischen  Gesandtschaft  nach  Constantinopel  berufen,  wurde 


GROHMANN.  —  GEOOS.  661 

aber  an  die  Küste  von  Epirus  verschlagen  und  befand  sieh  acht  Monate  lang 
(1817,  18)  unter  der  Botmässigkeit  des  berfichtigten  Ali-Pascha  von  Janina,  trat 
dann,  den  Anerbietungen  von  Jussnff- Pascha  zu  Seres  in  Macedonien  folgend, 
statt  nach  Gonstantinopel  zu  gehen ,  in  dessen  Dienst  und  blieb  daselbst  fünf  Jahre, 
bis  1823.  Er  konnte  sich  dieser  Stellung  nur  durch  die  Flucht  entjsiehen,  kam 
nach  Wien,  wurde  auch  hier  1825  Dr.  med.  mit  der  Diss.:  „ Ammadversiones 
in  homoepatkiam"  und  schrieb  etwas  später:  „Ueber  das  Eeilungsprincip  der 
Homöopathie  u,  8.  w^  (Wien  u.  Triest  1826).  Während  seiner  langjährigen  Praxis 
in  Wien  veröffentlichte  er,  abgesehen  von  kleineren  Arbeiten,  sein  Hauptwerk: 
„Da^  Peatcontagium  in  Aegypten  und  seine  Quelle,  nebst  einem  Beitrage  zum 
Absperr- System"  (Wien  1844).  Auch  war  er  von  1831  an  drei  Jahre  lang  als  Mit- 
glied eines  zur  Ausarbeitung  eines  neuen  Pest-Normativs  einberufenen  Oomit^'s  thätig. 
Noch  im  hohen  Aller  gelangte  er  von  seinem  Lieblingsstudium,  der  Botanik,  auf 
das  der  Philosophie  und  gab  noch  eine  philosophische  Schrift:  „Ueber  das  Sich 
Selbst  an  Menschen"  (Leipzig  1860)  heraus.  Er  starb  am  29.  September  1867. 
W.  Bedtenbacher  in  Wiener  Med.  Wochenschrift.  1867,  pag.  1355.  —  Calliaen, 
VII,  pag.  440;  XXVHI,  rag.  286.  G. 

Groos,  Friedrich  6.,  deutscher  Irrenarzt,  war  am  23.  April  1768  zu 
Karlsruhe  geboren,  studirte  von  1788  au  zu  Tübingen  und  auf  der  Karlsschule 
in  Stuttgart  die  Rechtswissenschaft,  ging  dann  zur  Medicin  über,  b^gaun  deren 
Studium  1792  in  Freiburg,  wo  er  später  auch  promovirte  und  setzte  dasselbe 
von  1793  an  drei  Jahre  lang  unter  J.  P.  Frank,  Scarpa,  Volta  und  Spallan- 
ZANI  in  Pavia  fort,  bis  ihn  die  Napoleonischen  Heere  von  dort  vertrieben.  Er 
prakticirte  darauf  eine  Zeit  lang  in  Karlsruhe,  verfiel  daselbst  in  eine  schwere 
Krankheit,  während  deren  Reconvalescenz  er  grandliche  phik)8ophische  Studien 
machte,  durch  welche  die  Grundlage  zu  seiner  späteren  psychiatrischen  und 
criminal-psychologischen  Wirksaemkeit  gelegt  wurde.  1805  wurde  er  Assistenzarzt 
des  Stadtphysicats  in  Karlsruhe,  im  folgenden  Jahre  Physicus  in  Stein,  1809  in 
den  Aemtem  Gochsheim  und  Odenheim,  1813  Amtsphysicus  und  Hofmedicus  in 
Sehwetzingen,  wo  er  den  verheerenden  Kriegstyphus  mit  besonderem  Glück  be- 
kämpfte. Obwohl  nicht  durch  specielle  Studien  zum  Irrenarzt  ausgebildet,  erhielt 
er  1814  als  Physicus  die  Leitung  der  damals  noch  vereinigten  Heil-  und  Pflege- 
anstalt für  Irre  und  Sieche  in  Pforzheim ;  kam  1826  mit  der  von  der  Siechen- 
anstalt getrennten  Irrenanstalt  nach  Heidelberg,  hielt  an  der  dortigen  Universität 
einige  Male  Vorträge  über  Psychiatrie  und  war  vielfach  literarisch  thätig.  Nachdem 
er  22  Jahre  rastlos  zum  Besten  der  ihm  anvertrauten  Anstalt  gewirkt  hatte,  trat 
er  1836  in  den  Ruhestand ,  war  aber  noch  16  Jahre,  bis  zu  seinem  Tode,  theil- 
weise  als  Schriftsteller  thätig.  Er  lebte  zuerst  in  Heidelberg,  dann  in  Odenheim 
bei  Bruchsal  in  Karlsruhe,  die  längste  Zeit  aber  zu  Eberbach  am  Neckar,  wo 
er,  hochbejahrt,  am  15.  Juni  1852  starb.  — Unter  seinen  Arbeiten ,  welche  sich 
durch  ELlarheit  und  dialektische  Schärfe  auszeichnen,  befinden  sich  Abhandlungen 
psychologischen ,  psychiatrischen  und  strafrechtlich  -  psychologischen  Inhalts  in 
Nassb's  Zeitschrift,  Fäiedreich^s  Magazin  und  dessen  Archiv  für  Psychologie, 
sowie  24  kleine  selbstständige  Schriften,  von  denen  wir  folgende  anführen :  ;,  Ueber 
das  homöopathische  Beilprincip.  Ein  hritisches  Wort"  (Heidelberg  1825)  — 
„  Untersuchungen  über  die  moralischen  und  organischen  Bedingungen  des 
Irrseins  und  der  Lasterhaftigkeit"  (Ebenda  1826)  —  „Ein  Nachwort  über 
Zurechnungsfähigkeit,  Als  Antikritik"  (1828)  —  „Ueber  das  Wesen  der 
Seelenstörungen  und  ein  daraus  hergeleitetes  Eintheilungsprincip"  (1827j  — 
yy  Entwurf  einer  philosophischen  Grundlage  für  die  Lehre  von  den  Geistes- 
Krankheiten"  (1828)  —  „Ideen  zur  Begründung  eines  obersten  Princips  für 
die  psychische  Legalmedicin"  (1829)  —  nDer  Skepticismus  in  der  Freiheits- 
lehre in  Beziehung  zur  strafrechtlichen  Theorie  der  Zurechnung"  (1830)  -7- 
„Dic  Lehre   von  der  Mania  sine  delirio  psychologisch  untersucht"  (1830)  — 


662  GROOS.  —  GROSCHKE. 

„Der  Geist  der  psychischen  Arzneiuissensckaft  in  nosologischer  und  gericht- 
licher Beziehung^  (1831)  und  eine  Reihe  philosophischer,  hier  nicht  zu  erwähoender 
Schriften.  —  Sein  Streben  ging  dahin,  die  verschiedenen  Theorien  der  Seelen- 
krankheiten ,  namentlich  die  einseitig  moralische  und  einseitig  somatische,  za  ver- 
mitteln; es  ergiebt  sich  aber  aus  seinen  S<^hriften,  dass  er  einen  Standpunkt 
über  den  beiden  entgegengesetzten  Theorien  zwar  gesucht ,  aber  nicht  gefunden  hat. 

J.  G  Witt  wer  in  Deutsche  Zeitschr.  f.  d.  Staatsarzneikonde.  Neue  Folge.  Bd.  I, 
1853,  pag.  220.  —  Roller  in  Ällgem.  Zeitschr.  f.  Psychiatrie.  Bd.  X,  1853.  pag.  137.  - 
Callisen,  VII,  pag.  444;  XXVIII,  pag.  287.  G. 

Gros,  L6on-JulienG.,  in  Strassburg,  geboren  1824,  wurde  1848  bei 
der  dortigen  medicinischen  Facultät  Doctor  mit  der  These:  „Sur  le  rheumatisme 
articulaire  chronique"  und  schrieb  weiter:  „De  la  maladie  de  Qraves  ou 
goitre  exophthalmique  et  de  son  traitement^  (Bull.  g6n.  de  th^rap.,  1862)  — 
„De  Vewploi  de  Valcool  dans  le  traitement  de  la  pneumonie  ,  .  ,  en  particidier 
chez  les  enfants^  (Union  med.,  1869)  —  „Du  prurit  gSnSral  de  la  grossesse, 
^ote  sur  la  ritroversion  ut4rine  pendant  la  grossesse"  (Bullet,  de  th^rap., 
1868 — 69)  —  „De  la  compression  de  Vaorte  dans  les  h4morrhagies  grate» 
aprhs  Vnccouchement"  (Ebenda  1875).    Er  starb  1875. 

0.  Marquez,  Gaz.  m^d.  de  Strasbourg.  1875,  pag.  138  [nicht  zuganglicli].  — 
Index-Catalogue,  V,  pag.  620.  ^^^ 

Groschke,  Johann  Theophil  von  G.,  wurde  am  30.  August  1760  in 
Tuckum  (Kurland)  geboren,  woselbst  sein  Vater  herzoglich  kurländischer  Leibchirurg, 
Arzt  und  Apotheker  war;  sein  Sinn  für  Naturgeschichte  wurde  früh  geweckt  Im 
Juni  1775  trat  er  in  das  akademische  Gymnasium  zu  Mitau;  im  Jahre  1778 
wurde  er  Student  der  Medicin  in  Berlin,  beschäftigte  sich  daneben  viel  mit 
Naturwissenschaften;  dann  wandte  er  sich  nach  Göttingen,  namentlich  um  die 
Kliniken  Baldinger's  und  Richter's  kennen  zu  lernen.  Bei  dieser  Gelegenheit 
schloss  er  Freundschaft  mit  Sömmeäing  und  Forster  in  Cassel.  1784  wurde 
G.  in  Göttiugen  zum  Dr.  med.  promovirt  („Di^s.  de  empyemate*',  4.J,  machte 
Reisen  durch  die  Niederlande,  England,  Frankreich,  hielt  sich  eine  Zeit  lang 
in  Paris  der  Hospitäler  wegen  auf.  Bei  seinem  Aufenthalte  in  Berlin  berief  ihn 
1786  der  Herzog  Peter  von  Kurland  zum  Professor  der  Naturgeschichte  und 
Physik  an  das  Gymnasium  zu  Mitau.  Mit  Rücksicht  hierauf  ging  G.  noch  auf 
zwei  Jahre  nach  Edinburg  und  kehrte  erst  zu  Anfang  1788  nach  Mitau  zurück, 
um  sein  Amt  anzutreten,  das  er  40  Jahre  lang,  bis  1828  bekleidete.  6.  hatte 
neben  seiner  Stellung  am  Gymnasium  noch  eine  Stelle  am  herzoglichen  Kranken- 
hause, wurde  1791  Hofarzt,  erhielt  mancherlei  Auszeichnungen  und  war  vieler 
gelehrter  Gesellschaften  Mitglied.  Er  stiftete  1819  einen  Preis  (eine  goldene 
Medaille)  für  die  beste  Arbeit  in  lateinischer  Sprache  am  Mitau'sehen  Gymnasium 
und  starb  am  20.  März  1828,  —  G.  hat  als  Schriftsteller  nicht  viel  geleistet, 
aber  immerhin  Nennenswerthes :  Der  naturhistorische  Abschnitt  in  der  Be- 
schreibung der  Provinz  Kurland,  Mitau  1805,  4.,  S.  55 — 176;  einige  Aufsätze 
in  Blumenbach's  raedicinischer  Bibliothek,  Bd.  II,  St.  3 :  Von  den  verschiedenen 
Arten  der  Chinarinde ;  in  der  Bergbaukunde :  Von  den  Basaltwänden  der 
schottischen  Insel  Mull;  von  einer  Mauer  im  nördlichen  Schottland,  deren  Steine 
durch  eine  feste  Schlacke  verbunden  zu  sein  scheinen;  eine  Anzahl  Recensionen 
und  Aufsätze  in  den  Mitauischen  Wöchentlichen  Unterhaltungen.  G.*8  Hauptberuf, 
seine  Lebensaufgabe ,  welche  er  in  ausgezeichneter  Weise  erfüllte ,  war  sein  Lehr- 
amt am  Mitauischen  Gymnasium.  Er  war  ein  durchaus  wissenschaftlicher  und 
vielseitig  gebildeter  Mann  mit  regem  Interesse  und  stand  mit  zahlreichen  hervor- 
ragenden Männern  in  lebhaftem  Briefwechsel. 

Neuer  Nekrolog  der  Deutschen.  I,  182^,  pag.  246— 248.  —  v.  Recke-Napiersk.v, 
11.  pag.  110—114.  —  Belse,  I,  pag.  228.  —  Daunenberg,  Zur  Geschichte  und  Statistik 
des  Gymnasiums  zu  Mitau.  1875,  pag.  12  und  13  und  1 9.  r    o*-    a^ 

Li.  OL  1  6Q« 


GROSHANS.  —  GROSS.  663 

Groshans,  George  Philip  Frederik  G. ,  am  26.  April  1814  zu 
Rotterdam  geboren,  studirte  1831 — 1837  in  Leyden,  wo  er  im  letztgenannten 
Jahre  promovirte  mit  einer  „Dtssert.  anat-physiol,  de  aystemate  uropoetico, 
quod  est  radiatorum,  articulatorum  et  molluacorum  acephalorum" .  In  Rotter- 
dam praktisch  wirksam,  wurde  er  1840  zum  Lector  pathol.  univers.  et  specialis 
et  therapiae  an  der  klinischen  Schule  daselbst  ernannt  und  nahm  dieses  Amt 
wahr  bis  zu  der  Aufhebung  der  Schule  im  Jahre  1865,  als  ihm  durch  den 
König  der  Titel  eines  Professors  verliehen  wurde.  Er  starb  am  12.  Mai  1874. 
G.  war  ein  ausgezeichneter  Kliniker,  tttchtiger  Historiker,  geübter  Zoolog  und  sehr 
gebildeter  Liierat.  Er  schrieb  hauptsächlich:  „Prodromus  faunae  Homer  i  et 
Hesiodi"*  (2  Thle.,  1839—43;  englisch  durch  W.  Bell  Mac  Donald)  —  „Be- 
denkingen  tegen  het  ontwerp  van  wet  op  de  uitoefemng  der  takken  var  de 
Geneeskunde^  (1845)  —  „Schets  der  algemeene  therapier  als  leiddraad  hy  het 
onderwys*^  (1846)  —  „  Veertien  dagen  in  Engeland  in  1849^  (Beschreibung 
der  durch  ihm  besuchten  Versammlung  [1849]  der  „British  Association  for 
Advancement  of  Science"  in  Birmingham,  unter  dem  Pseudonym  Dr.  E.  Troosting, 
1851)  —  ;,  Verslag  over  de  inwendige  Kliniek  van  de  Oeneesk,  School  te 
Rotterdam''  (1844;  1847;  1848;  letzteres  auch  französ.  durch  Dr.  Onghena, 
Gent  1849)  —  „Historisch  verslag  over  de  Geneesk,  School  te  Rotterdam^ 
(1853) —  „Abraham  Cyprianus"  (Ned.  Tijdschr.  voor  Heel- en  verlosk.)  — 
„Het  onderwys  in  de  Geneeskunde  te  Leyden  in  1663"  (Tijdschr.  der  Ned. 
IJaatsch.  voor  Geneesk.,  1856)  —  „Historische  mededeeling  omtrent  het  gelruik 
van  kina  hy  zwanger  en"  —  „Basilius  Magnus  als  Redenaar"  (1866)  — 
„Dante  en  de  divina  commedia"  (1867)  —  „Historische  Aanteekeningen" , 
über  verschiedene  Epidemien  (Tijdschr.  voor  Geneesk.,  1869),  „Levensbericht  van 
Ja 71  van  der  Hoeven" ,  ausgezeichnete  Biographie  des  berühmten  Zoologen 
(1870),  „Coenraad  Droste,  NederL  Dichter  1643—1734"  (1872)  und 
viele  Recensionen  und  kleinere  Zeitschriftartikel.  C.  E.  Daniels 

Gross,  Samuel  D.  G.,  geboren  am  8.  Juli  1805  zu  Easton  (Pa.),  machte 
seine  medicinischen  Studien  unter  der  Leitung  der  DDr.  J.  K.  Swift  zu  Easton  und 
Geo.  Mc  Clellan  zu  Philadelphia  und  erwarb  1828  beim  Jefferson  Med.  College 
zu  Philadelphia  die  Doctorwürde.  Nachdem  er  in  Philadelphia  und  Easton  prak- 
tisch thätig  gewesen  war ,  wurde  er  1833  zum  anatomischen  Demonstrator  am 
Medical  College  zu  Ohio,  1835  zum  Professor  der  pathologischen  Anatomie  an 
dem  Collegium  zu  Cincinnati  ernannt,  wo  er  den  ersten  Curs  über  pathologische 
Anatomie  in  den  Vereinigten  Staaten  hielt  und  das  erste  daselbst  erschienene 
Hjstematische  Lehrbuch  der  genannten  Wissenschaft  verfasste.  Im  October  1840 
erhielt  G.  die  Professur  der  Chirurgie  an  dem  medicinischen  Institute  zu  Louisville, 
welche  er,  mit  Ausnahme  des  Jahres  1850,  während  welches  er  in  der  gleichen 
Stellung  an  der  Universität  zu  New  York  thätig  war,  bis  zum  September  1856 
verwaltete,  wo  er  zum  Professor  der  Chirurgie  am  Jeflferson  Medical  College 
zu  Philadelphia  ernannt  wurde.  In  dieser  Stellung  verblieb  G.  bis  zu  seiner  im 
März  1882  erfolgten  Resiguation.  Er  starb,  bis  kurz  vor  seinem  Tode  geistig 
frisch,  am  6.  Mai  1884  an  Erschöpfung  in  Folge  von  mehrere  Wochen  hindurch 
vorausgegangenen  schweren  dyspeptlschen  Erscheinungen.  Die  Section  ergab 
chronischen  Magenkatarrh  mit  unregelmässiger  Verdickung  der  Schleimhaut  und 
Fettherz ;  das  Gehirn  wog  48  Unzen  (1440  Gr.).  Der  Leichnam  wurde  zu  Was- 
hington verbrannt.  G. ,  unterstützt  von  einer  ausserordentlich  kräftigen  Körper- 
beschaffenheit, führte  ein  überaus  thätiges  Leben ;  noch  im  74.  Lebensjahre  (1879) 
äusserte  er,  dass  ein  an  anstrengende  Thätigkeit  gewöhnter  Mann,  der  sich  einem 
ubthätigen  Leben  hingiebt,  als  ein  todter  Mann  zu  betrachten  sei.  Gleich  aus- 
gezeichnet als  Lehrer,  wie  als  wissenschaftlicher  Forscher  und  praktischer  Chirurg 
hat  er  sich  durch  vielfache  Arbeiten  auf  dem  Gebiete  der  pathologischen  Anatomie, 
sowie  durch  Angabe  von  zahlreichen   Operationsmethoden,    bez.  von  chirurgischen 


664  OEOSS.  —  GROSSER. 

loBtrumenten  die  allgemeine  Anerkennang  erworben ,  welche  ihm  auch  von  Seiten 
ausserordentlich  zahlreicher  Akademien  nnd  wissenschaftlicher  Gesellschaften,  sowohl 
in  Amerika  als  in  Europa,  zu  Theil  geworden  ist.  Hervorzuheben  ist  endlich  G/s 
ganz  ausserordentliche  literarische  Thfttigkeit.  Ausser  der  Uebersetzung  mehrerer 
deutscher  und  französischer  Werke  —  aus  den  ersten  Jahren  nach  der  Promotion  — 
und  einer  überaus  grossen  Anzahl  von  Joumalaufsätzen  sind  folgende  selbstständige 
Publicationen  (sämmtlich  in  Philadelphia  erschienen)  zu  erwähnen :  „  The  anatomy, 
phyaiology  and  diseases  of  the  bones  and  joints^  (1830)  —  „Elementes  of 
pathologtcal  anatomy**  (2  voll.,  1839 ;  2.  edit.  1845)  —  „An  expertmental  and 
critical  inquiry  intho  the  nature  and  treatment  of  toounds  of  the  intestineM^ 
(1843)  —  „A  practical  treatise  on  the  diseases,  injuries  and  nudformatums 
of  the  urinary  bladder ,  the  prostate  gland,  and  the  Urethra*^  (1851  ;  2.  edit. 
1855)  : —  ^On  the  result  of  surgical  Operations  in  malignant  diseases**  (1853)  — 
„A  practical  treatise  onforelgn  bodies  in  the  air-passages^  (1854)  —  „A  system 
of  surgery ;  pathologtcal,  diagnostic,  therapeutic,  and  operative^  (1859;  6.  edit. 
1882)  —  „Ldves  of  eminent  American  physicians  and  surgeons  of  the  nint- 
teenth  Century **  (1851)  —  „A  mannet  of  military  surgery,  or  hints  on  tlie 
emergencies  of  ßeld,  camp,  and  hospüal  practice"  (1861;  2.  edit.  1862)  — 
„History  of  American  medical  literature  from  1776  to  the  present  time**  (1876) 
—  „A  Century  of  American  surgery**  (1876), 

The  Medical  Record.  New  York  1884,  May  10.,  pag.  541.  —  American  Joam.  of  tbe 
Med.  Sciences.  Jnly  1844,  pag.  292.  Ausführliche  Biographie  von  dem  Heraasgeber  I.  Minis 
Hays,  mit  6. 's  Bildniss  und  ausführlicher  Angabe  der  Joumalaufsätze.  Vergl.  auch 
Catalogue  of  the  Library  of  the  Surgeon  Generals  Office,  United  States  Army.  Anthon 
vol.  I,  Washington  1873.  Winter. 

*  Gross,  Samuel  William  G.,  Sohn  des  Vorigen,  am  4.  Fehruar  1837 
in  Cineinnati  geboren,  hatte  zuerst  an  der  Universität  in  Louisville  und  später 
am  Jefferson  College  Medicin  studirt  und  war  daselbst  1857  graduirt  worden.  Er 
hat,  sich  in  Philadelphia  als  Arzt  habilitirt  und  beschäftigt  sich  vorzugsweise  mit 
der  Behandlung  von  Krankheiten  der  Harn-  und  männlichen  G^chlechtsorgane, 
auch  hält  er  über  diese  Gegenstände  Vorlesungen  an  dem  Jefferson  College  nnd 
fungirt  als  Chirurg  am  Hospital  der  Stadt.  Ausser  mehreren  Journal- Artikeln 
chirurgischen  Inhaltes  (theils  in  der  von  ihm  herausgegebenen  North  American 
Med.  and  Chir.  Review,  theils  in  dem  Amer.  Journ.  of  Med.  Sc.  abgedruckt)  hat 
er  „A  practical  treatise  on  tumours  ofthemammary  gland**  (New  York  1880} 
und  „A  practical  treatise  on  impotence,  sterility  and  disorders  of  the  sexual 
Organs**  (Philadelphia  1881;  in  2.  vermehrter  Aufl.  ibid.   1883)  veröffentlicht. 

Atkinson,  pag.  640.  —  Index-Catalogue.  V,  pag.  623.  A  .  .  .  t. 

*  Gross,  Fr6d6ric  G. ,  zu  Nancy,  Professor  der  chirurgischen  Klinik 
bei  der  dortigen  medieinischen  Facultät,  früher  bei  der  zu  Strassburg,  verfasste 
an  letzterem  Orte  die  folgende  Concurs- These:  „Valeur  dinique  des  ampiUatitm* 
tibio-tarsiennes  et  tarso-tarsiennes**  (1869)  und  schrieb  weiter  noch:  „Notice 
sur  l'hdpital  civil  de  Strasbourg  pendant  le  siSge  et  le  bombardement**  (Paria 
1872)  —  „Leg  monstres  doubles  parasitaires  hdtSrotypiens  ou  Spigastriques  et 
/a  separatton  des  monstres  doubles  en  gSndral**  (Nancy  1877)  —  „ia  mithode 
antiseptique  de  Li  st  er,  Histoire  et  rdsultats  obtenus  h  Vhdpital  Saint-Lion 
de  Nancy**  (Paris  1879)  —  „Legons  de  dinique  chirurgicale  professies  o 
Vhdpital  Saint-L^on**  (Ebenda  1880)  —  „Du  transport  des  Uesses  sur  Us 
voies  ferrees**  (Rev.  milit.  de  m6d.  et  de  chir.",  1881-82).  Er  war  von  1874 
bis  1876  Redacteur  der  „Revue  midicale  de  VEst**, 

Index-Catalogue.  V,  pag.  621.  •  G. 

*(Jros8er,  Julius  G.,  zu  Prenzlau  (Uckermark),  geboren  am  25.  October 
1835  zu  Freistadt  in  Niederschlesien,  studirte  in  Berlin  und  wurde  daselbst  1859 
Doctor.  Seit  1861  als  praktischer  Arzt  in  Prenzlau  thätig,  ist  er  seit  1880  Her- 
ausgeber der  von  ihm  begrüudeten  „Deutsche  Medisinal-Zeitung**,  Red. 


GROSSHEIM.  —  GROSSI.  665 

Orossheim,  Ernst  Leopold  6.,  zu  Berlin,  war  am  8.  Mai  1799  zu 
Rogasen  (Provinz  Posen)  geboren,  wurde  1815  Zögling  des  medieinisch-chirurgischen 
Friedrioh  Wilhelm -Instituts  zu  Berlin,  trat  1820  als  Compagnie-Chirurg  in  die 
Armee,  wurde  1821  in  Berlin  mit  der  Diss.  ,fDe  venarum  absorptione"  Doctor, 
1823  Ober-,  1825  Stabsarzt,  begleitete  als  solcher  mehrfach  die  Prinzen  Wilhelm 
und  Albreoht  von  Preussen  auf  Reisen,  besonders  nach  Russland,  befand  sich 
1828  während  des  Feldzuges  gegen  die  Türken  bei  der  russischen  Armee  und 
zeichnete  sich  bei  der  Behandlung  der  Verwundeten  und  Kranken  besonders  aus. 
Er  wurde  1830  zum  Regimentsarzt  in  Münster  ernannt  und  ihm  die  Leitung  der 
Operationsübungen  bei  der  dortigen  medicinisch-chirurgischen  Lehranstalt  über- 
tragen; auch  erschien  der  erste  Band  seines  Hauptwerkes:  Lehrbuch  der  opera- 
tiven Chirurgie^  (3  Bde.,  Berlin  1830 — 35).  Bereits  in  demselben  Jahre  wurde 
er  nach  Berlin  als  Regimentsarzt  des  Garde  -  Regimentes  Kaiser  Franz  zurück- 
versetzt, 1832  von  dem  Prinzen  Wilhelm  zu  seinem  Leibarzte,  1840  zum  Arzt 
der  Allgemeinen  Kriegsschule  ernannt,  später  auch  zum  Medicinalrath  bei  dem 
Provinzial-Medicinal-CoUegium.  Von  1836  an  war  er  Hauptredacteur  der  von  dem 
Verein  für  Heilkunde  in  Preussen  herausgegebenen  „Medicinischen  Zeitung".  In 
derselben,  wie  in  v.  Graefe's  und  v.  Walthee's  Journal  (von  1826  an)  findet  sich 
von  ihm  eine  Reihe  von  Aafsätzen;  auch  war  er  Mitarbeiter  an  dem  Berliner 
encyclopädischen  Wörterbuch  der  medicinischen  Wissenschaften  seit  1828 ,  an 
RüST*s  Handbuch  der  Chirurgie  seit  1830,  an  8chmidt*s  Jahrbüchern,  Behrendts 
Iconograph.  Encyclopädie  seit  1839  u.  s.  w.  Er  erlag  der  Lungenschwindsucht 
am  8.  Januar  1844. 

W.  Eck  in  Nener  Nekrolog  der  Deutschen.  Jahrg.  22,  1844,  I,  pag.  5^9.  —  Callisen 
Vn.  pag.  455 ;  XXVHI,  pag.  293.  ^  ^  ^  j  ^ 

Orossi,  Ernst  von  G.,  war  geboren  am  21.  Juli  1782  zu  Passau,  wo 
sein  Vater  als  Leibarzt  des  Fürstbischofs  lebte.  Schon  im  16.  Jahre  studirte  er 
Medicin  in  Wien.  1801  zum  Doctor  promovirt,  wurde  er  nach  seiner  Rückkehr 
nach  Passau  sogleich  zum  fürstbischöflichen  zweiten  Leibarzt  und  Hofrath  ernannt. 
Zwei  Jahre  später  folgte  er  dem  Rufe  als  ordentlicher  Professor  der  Anatomie, 
Physiologie,  Pathologie  und  Therapie  an  der  hohen  Schule  zu  Salzburg.  Als 
diese  Stadt  unter  österreichische  Herrschaft  kam,  erhielt  G.  seine  Entlassung 
als  Universitätslehrer  und  übte  einige  Zeit  ärztliche  Praxis  an  der  Seite  seines 
weisen  Vaters  in  Passau.  Nach  dessen  Tode,  im  Jahre  1808,  wurde  er  als 
Professor  der  Therapie  an  der  medicinisch-chirurgischen  Schule  zu  München  ange- 
stellt und  nach  der  Verlegung  der  liUdwig-Maxmilian-üniversität  von  Landshut 
nach  München  im  Jahre  1826  mit  der  Professur  der  allgemeinen  Pathologie  und 
Semiotik  an  derselben  betraut.  Dazu  wurde  ihm  die  allgemeine  Klinik  im  Kranken- 
hause,  der  er  schon  während  des  Bestehens  der  medicinisch- praktischen  Schule 
▼erstand,  übertragen.  Gross  war  sein  Erfolg  als  Lehrer  und  Arzt  am  Kranken- 
bette. Sein  Unterricht  an  demselben  war  ebenso  verständlich  als  erschöpfend.  Er 
besass  einen  seltenen  Scharfblick  in  der  Erkenntniss  der  Krankheiten.  Seine  Lehr- 
vorträge waren  streng  wissenschaftlich,  er  hielt  sich  bei  denselben  nur  an  die 
Ergebnisse  thatsächlicher  Beobachtung,  befolgte  die  rein  naturwissenschaftliche 
Methode.  Er  bezeichnete  seine  „Allgemeine  Krankheitslehre'^,  die  in  zwei  Bänden  im 
Jahre  1811  erschien,  als  einen  Versuch  auf  dem  Standpunkte  der  Naturgeschichte. 
Sie  legt  davon  Zeugniss  ab,  dass  zur  Zeit  der  noch  herrschenden  naturphilo- 
Bophischen  Richtung  in  der  Medicin  G.  schon  früh  erkannte,  was  dieser  Noth  that, 
um  zu  einer  mehr  befriedigenden  Begründung  der  Pathologie  im  Zusammenhange 
mit  der  Physiologie  zu  gelangen.  G.,  damals  Lehrer  an  der  medicinisch-cbiinirgischen 
Schule,  sollte  die  Pathologie  nicht  nach  seinen  Ansichten,  sondern  nach  Cört 
Sprengeles  Handbuch  der  allgemeinen  Pathologie  lesen.  Er  wurde  dadurch  ver- 
anlasst, eine  Beurtheilung  dieses  Handbuches  (München  1813)  herauszugeben. 
Neben  seiner  Lehrthätigkeit  nahm  er  auch  als  Obermedicinalrath  an  den  Arbeiten 


666  GROSS!.  —  GROTTANELLI. 

ftlr  Abfassung  der  neuen  bayerischen  Pharmakopoe  und  der  Feststellung  der 
Constitution  der  Würzburger  Universität  lebhaften  Antheil.  Ein  beliebter  praktischer 
Arzt,  hatte  er,  um  ganz  dem  Lehramte  seine  Zeit  widmen  zu  können,  der  Privat- 
praxis entsagt  und  fand  sieh  nur  noch  bei  Consultationen  ein.  Bei  einer  solchea 
hatte  er  sieh  zur  Nachtzeit  erkaltet  und  eine  Pleuritis  zugezogen,  die  am  29.  Deeember 
1829  seinem  Leben  ein  zu  kurzes  Ziel  setzte.  Auf  Anregung  seiner  Freunde  und 
Schüler  ward  ihm  im  Garten  des  Krankenhauses  ein  Denkmal  errichtet,  bei  dessea 
Enthüllung  am  21.  Juli  1831  sein  College  H.  Breslau  sein  Andenken  in  treff- 
licher Rede  ehrte.  Zwei  seiner  Schüler,  Sebastian  Fischer  und  Franz  Prüneb, 
gaben  seinen  schriftlichen  Nachlass  „Opera  medica  posthuma*'  (München  1831, 
3  Bde.)  heraus. 

Annales  Univ.  Ludovico-Maximilianeae  Monacensis  continuatae  a  M.  Permaneder. 
Pars  V,  pag.  435.  g^.^^ 

Grossin  du  Haume,  fitienne  G. ,  Docteur  rögent  der  medicinischen 
Facultät  in  Paris,  lebte  in  der  letzten  Hälfte  des  vorigen  Jahrhunderts  als  Professor 
der  Chirurgie  und  Arzt  am  Hötel-Dieu,  schrieK:  „MSm.  Bur  les  dissolvana  de 
la  pierre"  (Paris  1776)  —  „Traiti  de  la  petüe  vSrole^  (nach  VAN  SwiETEN, 
BOERHAAVE  uud  DK  Haen,  Ebenda  1776)  —  „Compendmm  physiologiae'* 
(Ebenda  1777)  u.  A. 

Dict.  hist.  II,  pag.  634.  Pgl. 

Grossmann,  Georg  Justus  Philipp  G.,  zu  Gladenbach  im  Hessen- 
DarmstAdtischen,  war  am  21.  October  1762  zu  Biedenkopf  als  Sohn  eines  Apothekers 
geboren,  wurde  zunächst  selbst  Apotheker,  studirte  dann  von  1781  an  in  GieE>seiL 
Medicin  und  wurde  1786  Doctor,  1790  Physicus  der  Aemter  Biedenkopf  und 
Gladenbach  und  Hess  sich  am  letztgenannten  Orte  nieder.  Es  erschienen  von  ihm 
mehrere  Abhandlungen  in  Baldinger's  Neuen  Magazin  (Bd.  X,  XI,  1788,  89), 
namentlich  über  die  KÄwpF'sche  Visceralcur,  über  die  WiCHMANN'sche  Aetiologie 
der  Krätze  u.  s.  w.  Die  von  ihm  begonnene  Bearbeitung  einer  medicinisch-physischen 
Topographie  der  Stadt  Biedenkopf  und  Umgegend  gelangte  in  Folge  seines  am 
8.  September  1794  stattgehabten  Todes  nicht  zum  Abschluss. 

Elwert,  pag.  185.  —  Strieder,  XVIII,  pag.  193.  G. 

*6roth,  Karl  Magnus  G.,  zu  Stockholm,  ist  am  6.  Februar  1831  zu 
Carlsfors  Bruk,  Nordmark-District,  Wermlands-Län^  geboren,  studirte  von  1849  an 
in  Upsala,    war  eine  Zeit  lang  Militärarzt,    1853    und    1865    in  Stockholm   und 

1857  in  Upsala  Choleraarzt  und  schrieb:   „Bidrag  tili  kolera-epidemiens  statisttk" 

1858  als  Doctor-Dissertation.  Seit  1869  war  er  Adjunct  der  Geburtshilfe  beim 
Karolinischen  Institut  und  seit  1861  Lehrer  an  der  Hebeammen-Lehranstalt,  in 
welcher  Stellung  er,  mit  dem  Titel  als  Professor,  sich  noch  befindet.  Ueber  eine 
1866  zu  wissenschaftlichen  Zwecken  unternommene  Reise  in's  Ausland  berichtete 
er  in  folgendem  Aufsatze:  „Om  barnmorskemidermsningen  i  Tyskland  och 
Frankrike.  Reseanteckniiigar  är  1866"  (Sv.  Läk.-sällsk.  N.  handl.  8er.  2,  II). 
Ausserdem  finden  sich  von  ihm  Aufsätze  in  der  Hygiea  und  den  Svenska  Lfikare- 
sällsk.  förhandl. 

Wistrand,  Bmzelius,  Edling,  I,  pag.  277.  G. 

Grotkow,  Johann  von  G.,  Baccalaureus  der  Medicin,  war  Rector 
der  Facultät'  der  freien  Künste  zu  Montpellier;  im  Jahre  1367  weilte  er  als 
Priester  in  Breslau,  1372  machte  ihn  Papst  Gregor  XI.  zum  Canouicus  in 
Gnesen,  und  zwar  auf  Wunsch  des  Königs  Waldemar  von  Dänemark,  dessen 
Vertrauter  und  Leibarzt  er  war.  K  &  P 

Grottanelli,  Stanislao  G. ,  zu  Florenz ,  war  vorher  Arzt  am  Hospital 
von  Pitigliano,  dann  Professor  der  medicinischen  Klinik  an  der  Universität  zu 
Siena   und    darauf  Professor   der  medicinischen   Institutionen    am   Archispedale    di 


GROTTANELLI.  —  GRUBER.  667 

Santa  Maria  nnova  in  Florenz.  Er  schrieb:  „Storia  ragionata  di  una  gravi- 
danza  della  tuba  Fallopiana  deatra"  (Pisa  1818,  4.,  c.  II  tabb.)  —  „Ad  acutae 
et  chronicae  spUnitidis  in  humilibus  praesertim  Italiae  locis  ....  morborum 
hiatorias,  animadveraianes^  (Florenz  1821)  —  „Ricercke  medico-forenai  aopra 
uno  atraordinario  genere  di  morte  violenta  etc.^  (Ebenda  1822).  Er  war  einer 
der  Mitheransgeber  der  „Anatomia  nniversa"  von  Paolo  Mascagni,  worüber  er 
1824  der  Pariser  Aead.  des  sc.  eine  mündliche  Mittheilung  machte. 

Callisen,  VH,  pag.  460;  XXVIII,  pag.  295.  G. 

Grube,  Hermann  G.,  zu  Hadersleben  in  Schleswig,  war  am  10.  October 
1637  zu  Lübeck  geboren,  studirte  in  Kiel,  Jeua  und  Leyden  und  wurde  daselbst 
1666  Doctor,  prakticirte  in  Kiel  und  Flensburg  und  liess  sich  dann  in  Hadersleben 
nieder,  wo  er  Stadt-  und  Amtsphysicus  wurde  und  im  Februar  1698  starb.  Ausser 
einer  Anzahl  von  lateinischen  Dissertationen  schrieb  ej:  „Analy.ns  malt  dtrei 
compendiosa,  ad  botanices  philosopliicae  juxta  et  medtcae  cynosuram  reducta** 
(Kopenhagen  1668)  —  „Commentariua  de  modo  aimplicium  medicamentorum 
facultatea  cognoacendi  etc.'*  (Ebenda  1669)  —  ^De  arcania  medicorum  non 
arcanis  commentatio,  etc.^  (Ebenda  1673)  —  ^De  tranaplantatione  morborum 
analyaia  nova  etc."  (Ebenda  1674)  u.  s.  w. 

Mollerus,  I,  pag.  220.  G. 

Gruber,  Ignaz  G.,  ausgezeichneter,  vielseitig  gebildeter  Arzt  und  Natur- 
forscher, geboren  zu  Wien  1803,  starb  daselbst  am  28.  September  1872.  Die 
Begründung  seiner  hervorragenden  Stellung  fällt  in  das  Jahr  1831,  wo  die  Cholera 
in  Wien  herrschte  und  er  seine  Kenntnisse  praktisch  verwerthen  konnte,  die  er 
sich  vorher  durch  das  Studium  dieser  Krankheit  im  Litschakof-Spitale  zu  Lemberg 
erworben  hatte.  In  den  Jahren  1833 — 35  beschäftigte  er  sich  in  Vertretung 
seines  Lehrers  Ja  quin  mit  der  Herausgabe  eines  Lehrbuches  der  medicinischen 
Chemie,  welches  mit  allgemeinem  Beifall  aufgenommen  und  12  Jahre  lang  als 
officielles  Lehrbuch  an  den  Universitäten  Wien  und  Prag  benutzt  wurde.  Noch 
während  dieser  schriftstellerischen  Thätigkeit  fasste  G.  den  Entschluss,  sich  dem 
Studium  der  Ohrenheilkunde  zu  widmen,  welche  damals  in  Oesterreich  vollkommen 
damiederlag.  Seine  rationelle  Behandiungsweise  der  Ohrenkrankheiteu  erwarb  ihm 
bald  einen  über  die  Grenzen  seiner  Heimath  hinausreichenden  Ruf  als  Ohrenarzt, 
60  dass  nicht  nur  inländische,  sondern  auch  ausländische  Aerzte  bei  ihm  Belehrung 
suchten.  Wenn  auch  nicht  productiv  als  Schriftsteller  in  seinem  Specialfache,  so 
hat  er  sich  schon  allein  durch  die  Erfindung  des  noch  heute  benutzten  unge- 
spaltenen Ohrtrichters  (1838),  der  die  Untersuchung  des  Ohres  wesentlich  verein- 
fachte, allgemein  verdient  gemacht.  Dabei  verfolgte  er  jedoch  mit  gleichem 
Interesse  die  Fortschritte  der  gesammten  Medicin  und  wurde  bis  zum  Anfang  der 
Fünfziger-Jahre,  wo  ein  schweres  Leiden  dieser  Thätigkeit  ein  Ziel  setzte,  auch 
bei  inneren  Krankheiten  vielfach  consultirt. 

Archiv  für  Ohrenheilkunde.  1873,  pag.  59.  A.  Lucae. 

*  Gruber,  Wenzel  G.,  in  St.  Petersburg,  wurde  1814  in  Krukanitz  in 
Deutsch-Böhmen  geboren ,  erhielt  seine  erste  Erziehung  im  geistlichen  Stifte  Tepl 
bei  Marienbad,  machte  seine  Gymnasial-  und  Universitätsstudien  in  Prag,  wurde, 
um  sogleich  die  Stelle  als  Prosector  antreten  zu  können,  zuerst  (1842)  zum  Dr. 
chir.  nnd  später  (1844)  zum  Dr.  med.  promovirt.  Er  war  Prosector  für  normale 
Anatomie  an  der  Prager  Universität  von  1842 — 1847,  vorzugsweise  unter  Hyrtl, 
isnletzt  unter  Bochdalek.  Trotz  aller  Berechtigung  konnte  er  in  seinem  Vater- 
lande eine  Professur  nicht  erreichen  und  so  nahm  er  1846  eine  durch  Vermittlung 
von  PmoGOFF  an  ihn  ergangene  Berufung  an  die  unter  des  Letzteren  Leitung 
stehende  medicinische  Akademie  in  St.  Petersburg  als  erster  Prosector  für  normale 
praktische  und  pathologische  Anatomie  mit  der  Bedingung  an,  nach  Verlauf  von 
3  Jahren  zugleich    das  Lehramt   der  deseriptiven  Anatomie   zu  erhalten.    Er   trat 


668  GBUBER.  —  GRÜELING. 

Beine  Stelle  in  St.  Petersburg  1847  an,  musste  sein  Fach  unter  anerhörten  Hindernissen 
betreiben  und  hatte,  da  ihm  die  erwähnte  Bedingung  nebst  anderen,  in  Folge  voa 
Intriguen,  nicht  gehalten  Wurde,  einen  Kampf  zu  bestehen,  in  dem  er  sich  allgememe 
Achtung  erwarb.  Als  nach  dem  Austritte  von  Pibogoff  aus  der  Akademie  eine 
eigene  Lehrkanzel  fttr  pathologische  Anatomie  creirt  worden  war,  erhielt  er,  von 
1855  an,  die  Direction  der  praktischen  Anatomie,^ die  er  bis  jetzt,  also  30  Jahre 
lang  geführt  hat.  Erst  1858  jedoch  wurde  er  zum  ordentlichen  Professor  des  Faches 
ernannt.  Nach  zurttckgelegter  25jahriger  Dienstzeit  wurde  er  1872,  1877  und 
1882  immer  auf  5  Jahre  wieder  gewählt  und  erhielt  bei  seinem  35jährigen 
Jubiläum  (1882)  Ovationen,  wie  solche  nicht  leicht  einem  Russen,  nie  einem  Aus- 
länder zu  Theil  geworden  sind.  Bei  der  Errichtung  des  neuen  anatomisch-physio- 
logischen Institutes  nahm  er  einen  wesentlichen  Antheil;  auch  grftndete  er  ein 
besonderes  reichhaltiges  Museum.  Er  ist  einer  der  erfahrensten  und  thätigsten 
Anatomen  und  hat  im  Vorlaufe  von  41  Jahren  gegen  500  anatomische  Arbeiten, 
die  sich  auf  Untersuchung  von  Massen-Material  stützen ,  veröffentlicht.  Die  Titel 
der  von  1844 — 1884  erschienenen  Schriften  sind  in  einer  besonderen  Brosehflre: 
„  Verzeichnüs  der  von  1844 — 1884  veröffentlichten  Schriften**  (St.  Petersburg 
1884,  4.)  enthalten.  Seine  verschiedenen  Abhandlungen  und  Schriften  betreffen 
zwar  vorzugsweise  die  menschliche  und  vergleichende  Anatomie  und  aus  ersterer 
vielfach  die  in  derselben  vorkommenden  Varietäten ;  indessen  auch  die  pathologische 
Anatomie,  wie  seine  über  Arbeiten  Monstra  und  Missbildungen,  Hermaphroditismus, 
Gynäcomastie  u.  s.  w.  beweisen,  ist  von  ihm  nicht  unberücksichtigt  gelassen  worden. 

Red. 

*  Gruber,  Josef  G.,  geboren  zu  Kosolup  (Böhmen)  am  4.  August  1827, 
studirte  in  Wien  und  wurde  daselbst  1855  promovirt.  Nach  5jähriger  praktischer 
Ausbildung  am  Allgemeinen  Krankenhause  trat  er  1860  als  Ohrenarzt,  1863  als 
Docent  für  Otiatrie  auf  und  wurde  1870  zum  Extraordinarius,  1873  zum  Vorstand 
der  neu  errichteten  otiatrischen  Klinik  ernannt.  Auf  seine  Specialität  beziehen  sich, 
neben  einer  Reihe  von  Einzelaufsätzen :  ^Anatomisch-physiologische  Studien  über 
das  Trommelfell  und  die  Gehörknöchelchen**  (Wien  1867)  —  „Lehrbuch  der 
Ohrenheilkunde  etc.**  (Daselbst  1870).  Seit  1861  werden  aus  der  G.'schen  Ab- 
theilung regelmässige  Berichte  über  das  grosse  Material  publicirt.  An  der  Monats- 
schrift für  Ohrenheilkunde  ist  G.  als  Herausgeber  betheiligt.  Wem  ich. 

*6ruby,  David  G.,  zu  Paris,  ist  um  1814  zu  Grosswardeio  in  Ungarn 
geboren,  studirte  Medicin  in  Wien,  wo  er  besonders  auf  die  Anatomie  unter  Bekres 
das  emsigste  Studium  verwendete.  Auch  wurde  er  nach  Beendigung  seiner  Studien, 
obgleich  damals  in  Oesterreich  ein  Jude  nicht  Operationszögling  werden  durfte^ 
auf  Wattmann's  Verwendung  ausnahmsweise  als  solcher  zugelassen.  Er  widmete 
sich  mit  allem  Eifer  der  zu  jener  Zeit  noch  wenig  cultivirten  Mikroskopie  und 
schrieb,  dieselbe  betreffend:  „Observationes  microscopicae ^  ad  morpholomam 
pathologicam  spectantes,  acced,  tabb.  IV**  (Wien  1839)  und  „Marphdogia 
fluidorum  pathologicorum.  1\  1 ,  P.  1,  Acced,  tabellae  VII  et  tabb,  V**  (Wien 
1840).  Da  es  ihm  in  Oesterreich  nicht  gelingen  wollte,  eine  ihm  convenireude 
Stellung  zu  finden,  ging  er  nach  Frankreich  und  hat  in  Paris  als  Arzt  und 
Mikroskopiker  sich  Geltung  zu  verschaffen  verstanden. 

V.  Wurzbach,  V,  pag.  388.  6. 

Grueling,  Philipp  Gerhard  G.,  1593  in  Stolberg  am  Harz  geboren, 
studirte  erst  im  höheren  Alter  Medicin,  nachdem  er  bereits  Conrector  in  Nordhausen 
gewesen  war,  und  leistete  dieser  Stadt  während  der  dort  1626  herrschenden  Pest- 
epidemie hervorragende  Dienste  als  Arzt.  1627  Hess  er  sich  in  seiner  Vaterstadt 
nieder,  wo  er  als  gräfl.  Stolberg'scher  Leibarzt  und  Bürgermeister  1667  im  Alter 
von  74  Jahren  starb.  Er  schrieb:  ^^Florilegiam  Hippocratico-chymicum  novum^ 
(Leipzig  1631,  1644,  1665)  —  „Von  der  Pest**  (Nordhausen  1659)  —  ^  Fi?n 
den  Kinderkrankheiten**  (Ebenda  1660)  —  „De  calculo  et  suppressione  urinae'' 


GEÜELING.  —  GBÜENWALDT.  669 

(Ebenda  1662,  1668)  „Medicinae  practtcae  Itbri  quinque  etc,""  (Ebenda  1668)  — 
„Obaervationum  et  curationum  medtcinalium  dogmatico-hermeticarum ,  .... 
centurtae  VII,  etc.^  (1668)  —  „De  tripUci  in  medicina  unive/salis,  evacua- 
tionis  genere  et  in  spede:  etc."  (1671)  —  „Tracta^us  nat/us,  von  Weiber^ 
Krankheiten  u.  a,  w."  (1675).  Nach  seinem  Tode  erschien:  „Deutsches  Artznei- 
Buch  u.  8,  w.**  (1676),  sowie  eine  Greeammtansgabe  seiner  Werke,  Leipzig  1680. 
Dict.  bist.  II,  pag.  635.  —  Biogr.  m6d.  IV,  pag.  528.  Pgl. 

Gmenbeck  (Geüenpeck),  s.  Geunpeck. 

Gmenbergy  Leo  Rapha^lowicz  O.,  war  am  I.März  1794  zu  Eorec 
in  Rassland  geboren,  studirle  seit  1812  zu  Wilna  und  seit  1814  in  Berlin,  wo- 
selbst er  1820  mit  der  Diss.:  „De  calore  animali,  praemissa  caloris  andum- 
bratione  generaliori"  Doctor  wurde.  Er  war  später  £j*eisarzt  in  Volhynien  und 
Inspector  der  medieinischen  Behörden  des  Oouvemements  Charkow  und  schrieb: 
„  Versuch  einer  Theorie  über  das  Wesen  des  Pestcontagiums  und  seine  Behand- 
lung" (St.  Petersburg  1833)  —  „Theorie  der  orientalischen  Cholera,  u.  s.  w." 
(Berlin  1836)  —  „  Universal -terminologisch-medicinisches  Lexikon  in  der 
lateinischen,  deutschen  und  russischen  Sprache,  u.  s.  w."  (3  Bde.,  Berlin  1840,  41 ; 
2.  Aufl.  St.  Petersburg  1864). 

Callisen,  Vn,  pag.  467;  XXVIII,  pag.  297.  G. 

* 

*6ruenfeld,  Frederik  G.,  geboren  in  Schleswig  am  29.  November  1845, 
studirte  in  Kopenhagen,  absolvirte  das  Staatsexamen  1870,  doctorirte  1883  mit 
der  Dissertation:  „Hernia  Joraminis  ovalis",  war  1873-7-1884  erster  Assistenz- 
arzt an  dem  „Almindelig  Hospital^'  zu  Kopenhagen  und  wirkt  jetzt  als  dirigirender 
Arzt  am  neuen  St.  Johannes-Spital  daselbst.  Petersen 

*Gruenfeld,  Josef  6.,  in  Györke  (Ungarn)  am  19.  November  1840 
geboren,  studirte  in  Pest  Und  Wien,  speciell  als  v.  Sigmund's  Schüler.  1867  pro- 
movirt,  wirkt  er  seit  1873  in  Wien  als  Arzt,  seit  1881  daselbst  als  Docent. 
Seine  Hauptarbeiten  sind:  „Der  Uamröhrenspiegel  (das  Endoskop)"  (Wiener 
Klinik,  1877)  —  „Die  Endoskopie  der  Harnröhre  und  Blase"  (Deutsche 
Chirurgie,   1881).  Wernich. 

*Gruenhageii,  William  Alfred  6.,  zu  Königsberg  i.  Fr.,  ist  daselbst 
am  28.  Februar  1842  geboren,  studirte  auch  daselbst  und  wurde  1864  zum 
Doctor  promovirt.  1868  habilitirte  er  sich  als  Privatdocent  und  wurde  1872 
Prof.  e.  0.  der  medieinischen  Physik  bei  der  dortigen  Universität.  Schriften: 
„Elektromotorische  Wirkungen  lebender  Gewebe"  (Berlin  1873)  —  „Lehrbuch 
der  Physiologie"  (6.  und  7.  Aufl.  1876/80,  1884,  Fortsetzung  des  von  R.  Wagnee 
begründeten,  von  0.  Funke  weitergeführten  Werkes).  r^^ 

Grnenwaldt  (eigentlich  Orein)  Franz  Josef  0.,  zu  München,  war 
1708  zu  Wolfertshausen  geboren,  studirte  in  Ingolstadt,  wo  er  besonders  dem 
Prof.  MOSASCH  nahe  trat  und  dessen  atomistische  Philosophie  in  seinem  „Medicus 
novitius  scrujpulosus"  noch  als  Student  zur  Geltung  zu  bringen  suchte.  Er  zog 
sieh  hierdurch  jedoch  Anfeindungen  zu,  verliess  Ingolstadt,  wurde  1732  in  Alt- 
dorf Doctor,  ging  dann  nach  München;  aber  auch  hier  setzte  sich  der  Streit  um 
jene  Schrift  und  die  darin  vertretene  Lehre  fort,  bis  die  noch  vorhandenen  Exem* 
plare  derselben  und  ihre  Gegenschriften  confiscirt  wurden.  Er  gab  dann  ein 
„Album  jatricum  Bavariae"  (1733)  heraus,  wurde  Leibarzt  des  Bischofs  von 
Freising,  Landschafts-Physicus  des  Münchener  Rentamtes  und  Mitglied  der  Acad. 
l^atur.  Curios. ,  in  deren  Actis  seine  „Nova  febris  miliaris  sub  exüum  anni 
1733  et  initium  a,  1734  in  celsissimo  alpium  Penninarum  Bavariae  jugo 
epidemice  grassantis"  erschien.  1733  gab  er  des  ehemaligen  churfÜrstHchen 
Leibarztes  Heinrich  Menrad  von  Verwaltner  „Methodus  resolvendi  puncto 
theorica  et  practica"  und  zwei  Jahre  später  dessen  „Sermones  academici'^  heraus 


670  GBUENWALDT.  —  GBÜITHUISEN. 

und  anonym ,  anf  Befehl  der  Landschaft ,  in  dentscher  Sprache  eine  Abhandlung 
von  den  Mitteln  gegen  die  Viehseuche.  Unter  seinen  sonstigen  Arbeiten,  die 
grossentheils  Biographien  sind,  findet  sich  noch:  „Beschreibung  einiger  in  Bayern 
hefindlichen  Heil-  und  Gesundbrunnen**  —  „Bericht  von  dem  Gasteiner 
Bad^  u.  s.  w..  Er  starb  1743  in  Folge  eines  Sturzes  mit  dem  Wagen. 

Abhandlungen  der  charfürstl.  bayerischen  Akademie  der  Wissenschaften.  Bd  II, 
1764,  pag.  18.  —  Prantl.  I,  pag.  534,  535.  G. 

*Gruenwaldt,  Otto  von  G.,  geboren  in  Koik  (Estland)  am  11.  April 
(30.  März  a.  St.)  1830,  besuchte  die  Dorpater  Universität  und  gelangte  1853  zur 
Promotion.  Er  besuchte  dann  noch  Prag,  Wien,  Paris,  Berlin,  diente  als  Militär- 
arzt bis  1856  und  trat  daon  als  Gynäkolog  auf.  1873  wurde  er  Professor  am 
Hebeammen-Institut,  187ft  Director  der  evangelischen  Frauenspitäler  in  St.  Peters- 
burg. Seine  Publicationen  veröffentlichte  er  hauptsächlich  in  der  St.  Petersburger 
med.  Zeitschrift  (1861—1876),  femer  in  Bd.  VIU  und  X  des  Archivs  fttr  Gynä- 
kologie, sowie  in  Volkmann's  Sammlung  klin.  Vorträge  (Nr.  173).      Vernich. 

*6ruetzner,  Paul  G. ,  in  Festenberg  (Kreis  Polnisch- Wartenberg)  am 
30.  April  1847  geboren,  genoss  seine  medicinische  Ausbildung  in  Breslau  (speciell 
als  Schüler  HßroENHAiN's),  Würzburg  und  Berlin.  Er  wirkte  am  Breslaner  physiolo- 
gischen Institut  als  Assistent  bis  1881,  wo  ihn  ein  Ruf  als  Ordinarius  nach  Bern 
zog.  1884  siedelte  er  von  hier  nach  Tübingen  in  gleicher  Eigenschaft  über. 
G.  hat  in  den  Mittheilungen  aus  dem  Breslauer  physiologischen  Institut,  sowie  in 
sonstigen  physiologischen  Fach-Zeitschriften  zahlreiche  Artikel  publicirt  und  ver- 
fasste  in  Hermann's  Handwörterbuch  das  Capitel  „Stimme  und  Sprache**, 

Wernich. 

Gruithuisen,  Franz  von  Paula  G.,  kam  am  19. März  1774  in  dem  alten 
adeligen  Schlosse  Haltenberg  am  Lech  zur  Welt,  als  der  Sohn  eines  Falkoniers, 
der  vom  Churfürsten  Maximilian  III.  nach  Bayern  berufen  worden  war.  Erst 
14  Jahre  alt,  trat  er  im  Jahre  1788,  nach  Ausbruch  des  Tttrkenkrieges,  als 
chirurgischer  Lazarethgehilfe  in  die  österreichische  Armee  und  später,  nach  dem 
Tode  seines  Vaters,  in  den  Hofdienst  des  Churfürsten  Karl  Theodor.  Mit 
Unterstützung  des  Hofes  studirte  er  mehrere  Jahre  Naturwissenschaften  und  Medidn 
zu  Landshut,  wo  er  im  Jahre  1808  den  Doctorgrad  erlangte.  Bald  nachher  wurde 
er  als  Professor  der  Physik,  Chemie,  Zootomie  und  Anthropologie  bei  der  medicinisch- 
chinirgischen  Schule  zu  München  angestellt.  An  derselben  lehrte  er,  ehrenvolle 
Berufungen  an  die  Universitäten  Freiburg  und  Breslau  ablehnend,  bis  zum  Jahre 
1824.  Nach  zweijährigen  wissenschaftlichen  Reisen  wurde  er  an  der  nach  München 
verlegten  Hochschule  1826  zum  ausserordentlichen  und  1830  zum  ordentlichen 
Professor  der  Astronomie  «mannt.  Früher  als  Lehrer  der  Medicin,  wie  später  als 
Professor  der  Astronomie,  war  er  in  beiden  Gebieten  ein  fruchtbarer  Schriftstdler. 
Unter  seinen  medicinischen  Veröffentlichungen  sind  die  bedeutendsten:  „Natur- 
historische  Untersuchungen  über  den  Unterschied  zwischen  Eiter  und  Schleim 
durch  das  Mikroskop**  (München  1809,  m.  1  Taf.)  —  „  Ueber  die  Existenz  der 
Empfindung  in  den  Köpfen  und  Rümpfen  der  Geköpften  und  von  der'  Art, 
sich  darüber  zu  belehren**  (Nürnberg  1809)  —  „Anthropologie  oder  von  der 
Natur  des  menschlichen  Lebens  und  Denkens  fdr  angehende  Philosophen  und 
Aerzte**  (München  1810)  —  „Die  Naturgeschichte  im  Kreise  der  Ursachen  und 
Wirkungen  oder  die  Physik  historisch  bearbeitet**  (Ebenda  1810)  —  ^Organa- 
zoonomie  oder  über  das  niedrige  Lebensverhältniss  als  Propädeutik  zur  Anthro- 
pologie** (Ebenda  1811)  —  ;,  Von  den  Beschaffenheiten  statt  einer  Metaphysik 
des  Sinnlichen**  (Ebenda  1811)  —  „Beiträge  zur  Physiognosie  und  Heautognasie 
für  Freunde  und  Naturforscher**  (Ebenda  1812)  —  „Einleitung  in  das  Sltudium 
der  Arzneikunde**  (Nürnberg  1824).  Im  Jahre  1814  erschien  von  ihm  zu  München: 
„Hippokrates  des  zweiten  ächte  medicinische  Schriften  in's  Deutsche  übersetzt**. 
Er  verfasste  ausserdem  zahlreiche  Artikel  in  der  Salzburger  medicinlsch-chirurgischen 


GRUITHUISEN.  —  GRÜNER.  671 

Zeitung  und  in  Oeen's  Isis.  Seine  Schriften  sind  voll  eigenthümlicher  neuer 
Beobachtungen  und  Gedanken.  So  hat  er  zuerst  erkannt,  dass  das  Leuchten  der 
Augen  nur  vom  äusseren  Lichte  stammt.  Auch  hat  er  die  Ausführung  der  Litho- 
tripsie  angeregt,  was  die  französische  Acadömie  des  sciences  durch  Ertheilung 
eines  Preises  anerkannte.  Nach  seiner  Ernennung  zum  Professor  der  Astronomie 
widmete  er  sich  bis  zu  seinem  Tode  am  21.  Jani  1852  ganz  dieser  Wissenschaft. 
Annales  ümv.  Ludovico-Maximilianeae  Monacensis  continuatae  a  M.  Permaneder. 
Pars  V,  pag.455.  ^^^^^ 

Gniiwardt,  Ferdinand  G.,  1628  in  Goes  geboren,  studirte  in  Utrecht 
unter  van  der  Straaten  und  de  Roy  (Regiüs)  und  wurde  1651  zum  Doctor 
promovirt.  Er  etablirte  sich  in  Middelburg  und  war  da  praktisch  wirksam  bis 
1668,  als  ein  heftiger  Streit  (über  die  Frage:  „An  puerperae  liceat  exhibere 
moschum?")  die  Aerzte  Middelburgs  auf  solche  Weise  vertheilte,  dass  G.  nach 
Goes  übersiedelte,  wo  er  bis  zu  seinem  Tode  1701  die  Praxis  ausgeübt  hat.  Er 
schrieb  u.  A. :  „  Van  de  dosen  der  purgatien,  vomitorien  en  opiaten"  (Middelburg 
1660)  —  „Medicinale  en  chirurgtcale  observatien"  (Amsterdam  1688)  und 
lieferte  eine  neue  Ausgabe  (1660)  von  Herl's  bekannten  „Examen  der  Chirurgie". 
Er  starb  1701. 

Banga,  II,  pag.  504.  —  v.  d.  Aä,  VII,  pag.  500,  C.  E.  Daniels. 

Grum-Grzymaüo ,  Konrad  G.,  geboren  am  21.  September  1794  zu 
Mohilew  am  Dniepr,  studirte  in  Wilna,  zuerst  Philosophie,  dann  Medicin.  Im 
Jahre  1820  trat  er  als  Medico-Chirarg  in  den  russischen  Militärdienst.  Seit  1833 
war  er  Mitglied  des  St.  Petersburger  Physicats,  1837 — 1847  war  er  Secretär  des 
Medicinal- Departements  im  Ministerium  des  Inneren.  Er  starb  zu  Zarskoje  Selo  am 
14.  September  1874.  Im  Jahre  1833  gründete  er  den  „Drag  zdrawja**  (Freund 
der  Gesundheit),  das  erste  medicinische  Journal  in  russischer  Sprache,  und  war 
37  Jahre  hindurch  sein  Redacteur;  ausserdem  veröffentlichte  er  noch  mehrere 
Werke  theils  populär-medieinischen,  theils  belletristischen  Inhaltes.  ||  k.  &  P. 

Grundmann,  Johann  Gottlieb  G.,  geboren  1756  in  Gera,  praktischer 
Arzt  in  Ronneburg  und  Hohenstein,  schrieb:  „Abriss  der  Scharlach fieber- Epi- 
demien, wie  solche  zu  Hohenstein  im  Schönburgischen  und  auf  den  umliegenden 
Dörfern  vom, Anfange  1786  bis  in  das  Jahr  1787  herrschte"  (Gera  1788)  — 
„Einige   Worte  über  Kuhpocken  und  KuhpocUenimpfung"  (1803). 

Biogr.  m6d.  IV,  pag.  529.  —  Dict.  bist.  II,  pag.  636.  PgL 

Grüner,  Christian  Gottfried  G.,  ausSagan  in  Schlesien, (8.  November 
1744  bis  4.  December  1815),  nimmt  unter  den  neueren  Begründern  der  medi- 
cinisch-historischen ,  namentlich  der  historisch-pathologischen  Studien,  durch  die 
Mannichfaltigkeit  und  Gediegenheit  seiner  Arbeiten  eine  der  ersten  Stellen  ein. 
Schon  sein  erstes  Werk:  „Gensura  librorum  Hippocraticorum"  verschaffte  ihm 
eine  Berufung  an  die  damals  in  hoher  Blüthe  stehende  medicinische  Fakultät  Jena. 
Hier  gewann  G.  bald  durch  seine  gründliche  Gelehrsamkeit,  seine  anziehenden 
Vorträge  (die  er  allerdings  auch  durch  eingestreute  Lascivitäten  zu  würzen  beflissen 
war)  und  seine  Gewandtheit  in  akademischen  Geschäften  einen  sehr  grossen  Ein- 
fluBS.  In  dieser  Hinsicht  ist  bekannt,  wie  er  hauptsächlich  die  Beseitigung  Fichte's 
betrieb.  —  Seine  wichtigsten  Schriften  sind  folgende:  „Gensura  librorum  Hippo- 
craticorum"  (Breslau  1772,  8.)  —  „Morborum  antiquüates"  (Ebenda  1774,  4.)  — 
„De  variolis  et  morbillis  fragmenta  medicorum  Arabistarum  etc,"  (Jena  1790,  4., 
wurde  auf  G.'s  Kosten  gedruckt  und  kam  nicht  in  den  Buchhandel;  der  grösste 
Theil  der  Auflage  gelangte  nach  G.'s  Tode  in  den  Besitz  des  Unterzeichneten  und 
ist  der  Schletter'schen  Buchhandlung  in  Breslau  zum  Vertriebe  übergeben 
worden)  —  „De  morbo  gallico  scriptores  medici  et  historici"  (Jena  1793). 
Das   Hauptwerk  G.'s,  die  Frucht  zwanzigjähriger  Arbeit,  sind  die  „Scriptores  de 


672  GEÜNEB.  —  GRÜTINIÜS. 

sudore  anglico  supersittes^ ,  viele  Jahre  nach  seinem  Tode  entdeckt,  aufgefunden 
und  herausgegeben  von  dem  Unterzeichneten  (Jena  1847).  Sehr  bekannt  ist 
auch  die  von  G.  besorgte  Ausgabe  von  LüisiNüS  „Scriptares  de  morbo  gaUico^ 
(Ebenda  1789,  foL).  H.  Hacser. 

^Grunpeck  (Grunpeckh,  Grunpeck,  Gbunbeck)  Josef  G.  de  Burck- 
hausen,  war  um  1470  zu  Burghausen  (in  Bayern)  geboren,  war  Secretir 
Maximilian's  I.  und  ist  der  wichtigste  unter  den  älteren  deutschen  Schriftstellern 
über  die  Syphilis.  Angeregt  durch  ein  Gedicht  Sebastian  Brant's,  in  welchem  von 
der  neu  erschienenen  Krankheit  die  Rede  ist,  schrieb  er  den  „Tractatus  de 
pestilentiali  scorba  atve  mala  de  Frames  oAginem  remedtaque  efitsdem  conti- 
nens"  (Jena  1487),  von  dem  eine  freie  Uebersetzung  zu  Augsburg  im  November  1496 
unter  dem  Titel :  „Ein  hübscher  Tractat  von  dem  Ursprung  des  Bösen  Franzos, 
das  man  nennet  die  Wylden  Wärtzen"  erschien.  Sieben  Jahre  später  kam 
heraus  der  „Libelltcs  ....  de  mentulagra,  morbo  rabido  et  incognito^  (1503), 
worin  G.  seine  eigene  Syphilis  sorgfältig  beschreibt.  Sein  Todesjahr  ist  unbekannt. 
Seine  16  anderen  Schriften  gehören  meistentheils  der  Astrologie  und  Gresehichte, 
zum  Theil  auch  der  Theologie  an. 

Biogr.  mM.  IV,  pag.  528.  —  C.  H.  Fuchs,  Die  ältesten  Schriftsteller  fiber  die 
Lnstsenche  in  Deutschland  von  1495  bis  1510  n.  s.  w.  Göttingen  1843,  pag.  1  fif.,  382.  — 
y.  Oefele  in  Allgem.  Deutsche  Biogr.  X,  pag.  56.  pg], 

Grusinow,  Ilja  G.,  Professor  der  Anatomie  und  Physiologie  an  der 
Universität  zu  Moskau,  wurde  1781  geboren  und  in  der  Moskauer  geistlichen 
Akademie  erzogen,  absolvirte  in  Moskau  den  ärztlichen  Cursus  1797,  zog  dann 
nach  Petersburg  an  die  medicinisch-chirurgische  Akademie  und  erwarb  sieh  hier 
den  Doctorgrad  („Diss.  de  galvanismo  ejusque  usu  in  praxi  medica*^).  In  der 
Folgezeit  hielt  er  sich,  um  seine  wissenschaftlichen  Studien ,  speciell  anatomiscfae, 
fortzusetzen,  in  England,  Frankreich  und  Deutschland  auf.  Nach  seiner  Rückkehr 
wurde  er  1809  Adjunct  und  1811  ordentlicher  Professor  der  Anatomie,  Physio- 
logie und  gerichtlichen  Medicin  an  der  Universität  zu  Moskau.  Um  sich  während 
des  Krieges  thätig  zu  erweisen,  ging  er  1812  als  Corpsarzt  zur  Armee  naeh 
Polen  und  starb  1813  daselbst  in  Baruni,  Grouvemement  Wilna,  32  Jahre  alt, 
am  Nervenfieber.  Er  war  ein  gebildeter  und  gelehrter  Forscher,  er  verfasste  ausser 
seiner  Dissertation  einige  russisch  geschriebene  Abhandlungen  und  gab  eine  „Eng- 
lische Grammatik^  (I.  Thl.,  Moskau  1812)  heraus;  er  war  auch  mit  Vorarbeiten 
zu  einem  en  glischen  Wörterbuche  beschäftigt,  der  Krieg  und  der  Tod'  hinderten 
die  Ausftthrung. 

Bleibt  er,  TU,  pag.  361.  —  Biogr.  Lexikon  der  Professoren  und  Lehrer  der  Moskauer 
Universität  von  J755-1855,  L  Bd.,  Moskau  1855,  pag.  273— 276  (rassisch).       j^  gtieda 

*6rut,  Edmund  Hansen  G.,  geboren  zu  Kopenhagen  am  15.  Jannar 
1831,  studirte  in  Kopenhagen,  wo  er  1854  das  Staatsexamen  absolvirte,  später 
in  Paris  und  Berlin  bei  verschiedenen  ophthalmologischen  Professoren,  besonders 
Desmarres  sen.  und  v.  Graefb.  Er  promovirte  1857  mit  einer  Abhandlung  Aber 
den  Augenspiegel,  war  1859 — 61  erster  Assistenzarzt  an  der  chirurgischen  Uni- 
versitätsklinik des  Friedrich -Hospitals,  errichtete  1863  die  erste  vollständige 
Augenklinik  in  Kopenhagen  und  lehrte  die  Ophthalmologie  als  Privatdocent ;  alte 
jüngeren  dänischen  Augenärzte  sind  seine  Schüler.  Seit  1882  bekleidet  er  den 
neu  errichteten  Lehrstuhl  der  Ophthalmologie  an  der  Facultät.  Besonders  in  der 
Zeitschrift  „Hospitals  Tidende^  hat  er  zahlreiche  ophthalmologische  Abhand- 
lungen publicirt.  Petersen. 

/Grutinius,  Andreas  G. ,  geboren  zu  Pilzno  im  heutigen  Galizien, 
1578 — 1581  studirte  zu  Krakau  Philosophie,  war  dann  eine  Zeit  lang  «1» 
Lehrer  im  Hause  des  Grafen  Andreas  v.  Tenczyn,  Wojwoden  von  Krakiu, 
thätig;    Medicin  studirte   er  wahrscheinlich    in  Padua.     1593  wurde  er  Professor 


r 


GRürmiUS.  —  GÜAINIBRIO.  673 

der  Medioin  in  Rrakau  und  starb  daselbst  am  29.  Ootober  1599  im  37.  Lebensr 
jähre.  Im  Jahre  1591  gab  er  in  Padna  bei  Petras  Marinelli  eine  Schrift 
gegen  die  Paraoelsisten  herans,  ausserdem  erschienen  von  ihm  noch  vier  Schriften 
medicinischen  Inhaltes  in  Krakau,  die  letzte  1598,  sie  sind  alle  lateinisch  geschrieben. 

K.  &  P. 
Grzymata,  Andreas  G.,  auch  Andreas  de  Posnania  genannt,  geboren 
zn  Posen  in  der  ersten  Hälfte  des  15.  Jahrhunderts,  studirte  seit  1442  zu  Rrakau, 
1445  und  1447  erhielt  er  die  philosophischen  Grade,  1454  und  1458  war  er 
Decan  der  philosophischen  Facultät  und  1465  und  1466  Rector  der  Universität, 
sowie  Probst  an  der  Nikolauskirche  in  Krakau.  Die  Universitätsbibliothek  zu 
Krakau  besitzt  zahlreiche  Handschriften,  welche  ihr  einst  von  G.  vermacht  worden 
sind;  er  starb  1466. 

Peter  G.,  vielleicht  ein  Bruder  des  Vorigen.  Die  Bibliothek  des  Grafen 
Thomas  Zamoyski  in  Warschau  besitzt  ein  von  ihm  herrührendes,  auf  Papier 
geschriebenes  Manusoript  vom  Jahre  1468;  von  besonderem  Interesse  ist  darin  em 
Verzeichniss  von  in  der  Medicin  gebräuchlichen  Pflanzen,  in  lateinischer  und 
polnischer  Sprache  verfasst.  K,  &  P 

'*' Oscheidlen ,  Richard  G.,  zu  Breslau,  ist  am  26.  Februar  1842  zu 
Augsburg  geboren,  bezog  die  Universitäten  München  und  Würzburg,  wurde  1865 
daselbst  am  physiologischen  Institute  unter  v.  Bezold  Assistent,  promovirte  1867 
zu  Würzburg  und  machte  im  Herbst  1868  das  bayerische  Staatsexamen  in  München. 
Unmittelbar  darauf  wurde  er  Assistent  am  chemischen  Laboratorium  der  medicinischen 
Klinik  zu  Breslau,  trat  1869  an  das  physiologische  Institut  zu  Professor  Heiden- 
hain als  erster  Assistent  über,  habilitirte  sich  1871  in  der  medicinischen  Facultät 
als  Privatdocent  für  Physiologie,  wurde  1875  Prof.  e.  o.  und  1881  zun^Director 
des  Gesundheitsamtes  in  Breslau  ernannt.  Er  gab  1869  den  II.  Bd.  der  „Physio- 
logischen Untersuchungen  aus  dem  Laboratorium  in  Würzburg  ^ ,  welche  auch 
einen  Nekrolog  seines  verstorbenen  Lehrers  v.  Bezold  enthalten,  heraus,  schrieb 
1871  eine  Schrift:  ^Ueber  den  Ursprung  des  Harnstoffs  im  Thierkörper^ . 
1875  erschien  die  erste  Lieferung  der  „Fhysiologischen  Methodik",  Seit  1879 
giebt  er  die  „ Breslauer  ärztliche  Zeitschrift"  heraus.  "Red. 

/Gnainierlo,  Antonio  G. ,  gegen  Ende  des  14.  Jahrhunderts  in  Pavia 
geboren,  hatte  unter  Giacomo  della  Tobee  (JacobusForoliviensis)  Medicin 
stndirt  und  sich  nach  einer  Reise  durch  die  Lombardei  in  seiner  Heimath  als 
Arzt  habilitirt.  Im  Jahre  1412  wurde  er  hier  zum  Professor  der  Medicin  ernannt 
und  im  Jahre  1428  folgte  er  einem  Rufe  in  gleicher  Eigenschaft  nach  Chieri. 
Später  fungirte  er  als  Archiater  am  Hofe  Amadeus  VHL,  bereiste  Savoyen  und 
einige  Provinzen  Frankreichs,  wo  er  überall  mit  grosser  Auszeichnung  empfangen 
wurde;  1435  begleitete  er  den  Marquis  von  Montferrat  in  die  Bäder  von  Acqui, 
über  deren  Heilkräfte  er,  und  zwar  als  der  Erste,  eine  wissenschaftliche  Abhand- 
lung verfasst  hat  und  begab  sich  gegen  Ende  des  Jahres ,  auf  Aufforderung  des 
Herzogs  Amadeus,  in  die  von  einer  schweren  Seuche  (Pest)  heimgesuchten 
Gegenden  Savoyens,  wo  er  sich  um  die  Bekämpfung  der  Krankheit  ein  grosses 
Verdienst  erwarb.  Im  Jahre  1441  kehrte  er  wieder  zu  dem  Grafen  von  Mont- 
ferrat zurück  und  begab  sich  nach  dem  Tode  desselben  (1445)  nach  Turin  an 
den  Hof  des  Herzogs  Ludwig  von  Savoyen.  Ueber  seine  letzten  Lebensjahre  und 
das  Datum  seines  Todes  ist  nichts  bekannt  geworden,  wahrscheinlich  hat  er  zuletzt 
wieder  in  seiner  Vaterstadt  gelebt,  wo  sich  auch  sein  Grab,  mit  einem  Epi^phium 
versehen,  findet.  Ausser  einer  grösseren  Zahl  nur  in  Manuscripten  vorhandener 
und  nach  den  Mittheilungen  von  Bononi,  in  der  Bibliothek  von  Turin  aufbewahrter 
Schriften  sind  von  seinen  literarischen  Arbeiten  bekannt:  „Practica  medicinae" 
(Pavia  1481,  fol.  und  6  weitere  Auflagen,  die  letzte  Lyon  1534);  femer:  „In 
nonuni  Almansoi-is  commentaria  etc."  (Venedig  1497;  1498)  und  ein  grosses 
Biogr.  Lexikon.  II.  .  43 


674  GUAINIERIO.  —  GUARINONIUS. 

Sammelwerk  „Opus  praeclarum  ad  praxim  non  medtocriter  necessarium*'  (Pavit 
1518;  Lyon  1525),  in  welchem  zahlreiche  Monographien  über  die  Erankhdten 
verschiedener  Organe,  femer  eine  Schilderung  der  Pest,  welche  1435 — 36  in 
Savoyen ,  der  Danphinö  und  Genf  geherrscht  hat ,  auch  die  oben  genannte  Ab- 
handlung „De  bcdneia  Äquae  civitatis  anttquisstmae*'  u.  A. ,  die  firüher  zum 
Theil  einzeln  gedruckt  erschienen  waren,  gesammelt  sind.  G.  war  einer  der 
bedeutenderen  und  aufgeklärteren  Aerzte  seiner  Zeit;  in  seiner  Practica  finden 
sich  viele  eigene  und  darunter  manche  interessante  Beobachtungen. 

Bonino,  Biografla  medica  Piemontese.  —  Dict.  bist.  II,  pag.  642. 

Aug.  Hirsch. 

Gualtierl,  Nicola  G. ,  geboren  1688  in  Toscana,  Professor  der  Median 
in  Pisa  und  seit  1775  Leibarzt  des  Grossherzogs  von  Toscana,  beschäftigte  sieh 
viel  mit  Conchyliologie  und  besass  eine  sehr  schöne  Muschelsammlung,  deren 
Katalog  theilweise  erschienen.  Er  veröffentlichte:  „Rißessioni  sopra  Vorigine 
delle  fontane**  (Lucca  1725),  eine  polemische  Schrift  gegen  Vallisniebi,  und 
starb  zu  Florenz  am  25.  Februar  1744. 

Biogr.  m6d.  IV,  pag.  533.  Pgl. 

*Guardia,  Joseph-Michel  G.,  zu  Paris,  ist  am  23.  Januar  1830  zu 
Alayor  auf  Minorca  (Balearische  Inseln)  als  Sohn  eines  Arztes  geboren,  kam  mit 
13  Jahren  nach  Frankreich,  studirte  fünf  Jahre  in  Montpellier  und  wurde  daselbst 

1853  Doctor  mit  der  These:  „Sur  Vhistoire  et  la  philosophie  de  Vart**,  Nachdem 
er  acht  Monate  lang  zusammen  mit  seinem  Vater  die  Praxis  ausgeübt,  kehrte  er 

1854  nach  Frankreich  zurück  und  wurde  1855  daselbst  Dooteur  ^-lettres  mit  der 
These:  „De  medtcinae  ortu  apud  Graecos  progressuqtte per  philosophiam" .  1864 
wurde  er  in  Frankreich  naturalisirt ,  war  8  Jahre  lang  Biblioth^cairc-adjoint  der 
Akademie  der  Medicin  und  unterrichtet  seit  1867  in  alten  Sprachen,  Humaniora, 
Literaturgeschichte  und  Philosophie  an  verschiedenen  Unterrichtsanstalten.  Schriften : 
„Essai sur  Vouvrage  de  Houarte  :  Examen  de  ingeniös  para  las  cieneias**  — 
„Sur  la  folie  de  Don  Quichotte"  —  „De  V^de  de  la  folie"  (1861)  —  y^La 
Prostitution  en  Espagne"  —  „La  ladrerie  du  porc  dans  Vantiquitd**  (1865)  — 
„La  mSdedne  ä  travers  les  si^les ;  histoire,  philosophie*'  (1865)  —  „L'etai 
enseignanty  dtude  de  mMecine  social^"  (Bruxelles  1868)  —  „Histoire  de  la 
mddecine  d'Bippocrate  h  Broussais  et  ses  successeurs"  (1884).  Ausserdem 
mehrere  Schriften  über  Literatur,  Geschichte,  Pädagogik,  Philosophie,  Philologie, 
z.  B.  eine  Ausgabe  der  Commentarien  des  Julius  Caesar:  „De  hello  gallico", 
literarische  Publicationen  im  Temps ,  4en  Revues  de  Instruction  publique,  nationale, 
germanique,  moderne,  des  Deux-Mondes  etc.  Er  war  10  Jahre  lang  auch  activer 
Mitarbeiter  der  Gaz.  mödicale  de  Paris  und  veröffentlichte  in  derselben  namentlieh 
die  Geschichte  der  Medicin  betreffende  Aufsätze.  Ue6L 

-^  Gnarinonius ,  Christophorus  G.,  aus  Verona,  lebte  gegen  Ende  des 
16.  Jahrhunderts,  studirte  Philosophie  und  Medicin  in  Padua,  lehrte  nach  seiner  ßflek- 
kehr  in  Verona  Philosophie  und  prakticirte  daselbst,  bis  er  von  Rudolphll.  eines 
Ruf  als  kaiserlicher  Rath  und  Leibarzt  nach  Prag  erhielt,  wo  er  eine  Akademie  der 
Medicin  gründete ,  die  wöchentlich  in  seiner  Wohnung  eine  Sitzung  abhielt.  G.  starb 
1602  im  vorgerückten  Alter.  Er  schrieb:  „Commentaria  in  prim.  libr.  Aristo- 
telis  de  historia  animalium"  (Frankfurt  1601)  —  „De  generatione  viventium 
etiam  nascentium  ex  piUredine"  (Ebenda  1601)  —  „De  principio  venartitn^ 
(Ebenda  1601)  —  „Gonsilia  medidnalia,  in  quihus  universa  praseis  medica 
exacte  pertractatur^  (Venedig  1610,  Fol.)  u.  A.  Die  Breslauer  Stadtbibliothek 
besitzt  das  Manuscript  eines  von  G.  an  Cbato  von  Kbafftheim  über  die  Pest 
zu  Prag,  1585,  gerichteten  Briefes  (Haeser,  Gesch.  der  Med.). 

Biogr.  m6d.  IV,  pag.  533.  —  Dict.  hiat.  II,  pag.  645.  PgL 

Guarinonius,  Hippolytus  G.,  Ai*zt  und  medicinischer  Schriftsteller  zu 
Anfang  des  17.  Jahrhunderts,    seinem  äusseren  Leben  nach  sehr  wenig  gdcaant. 


GUiBINONroS.  —  GÜBLRE.  675 

war  in  Prag  als  Sohn  des  kaiserlichen  Leibarztes  Bartholomaeus  (?)0.  geboren^ 
studirte  in  Padna  und  erhielt  später  eine  Anstellung  in  dem  königlichen  Stift  Hall 
im  Innthale.  Die  Zeit  seines  Todes  ist  unbekannt.  Er  ist  der  Verfasser  eines  Yolumi- 
ndsen  Werkes,  vorwiegend  populftr-medicinischer  Tendenz,  etwa  wie  Hüfeland's 
Makrobiotik,  das  besonders  ftlr  die  Sitten-  und  Culturgeschiehte  der  damaligen 
Zeit  von  Bedeutung  ist.  Es  führt  den  Titel:  ;;Z>ie  Qrewd  der  Verwilstung 
Menschlichen  Geschlechts,  In  sieben  vnterschiedliche  Bücher  vnd  vnvermeidliche 
Hauptstücken  sampt  einem  lustigen  Vortrab  abgetheilt  u.  s.  tv.^  (Ingolstadt' 
1610,  Fol.).  Auch  schrieb  er  noch:  „Discursus,  documentum  et  opinio  de  thermis 
Fabariensibus^  —  „Hydroenogamia  triumphans^,  sowie  eine:  „Ghylosophia 
academica**, 

J.  Franck  in  Allgem.  Deutsche  Biographie.  X,  pag.  81^  Cr. 

Gnastavini  (Güastavigno) ,  Giulio  G. ,  stammt  aus  einer  Genuenser 
Patricierfamilie  und  war  zu  Anfang  des  17.  Jahrhunderts  erster  Professor  der  Medicin 
in  Pisa.  G.  ist  Anhänger  Bbissot's  und  seiner  Lehre  vom  Aderlass.  Seine:  „Libri 
locorum  de  medicina  selectorum"  erschienen  Lyon  1616  und  Florenz  1625. 

Biogr.  m6d.  IV,  pag.  534.  Pgl. 

Ouattani,  Carlo  G.,  bedeutender  Chirurg  des  18.  Jahrhunderts,  geboren 
am  30.  April  1707  zu  San  Bartolomeo  Bagni  (Novara),  studirte  im  Alter  von 
16  Jahren  Medicin  in  Rom  und  besuchte  zu  seiner  speciellen  Ausbildung  in  der 
Chirurgie  das  Hospital  Santo  Spirito.  1738  erhielt  er  die  Erlaubniss,  chirurgische 
Praxis  zu  treiben  und  1742  wurde  er  als  Nachfolger  von  Giovanni  Pieteo  Gai 
dirigirender  Arzt  am  genannten  Hospital.  1745  veröffentlichte  er  seine  erste 
Arbeit  über  zwei  Fälle  von  Aneurysma  (Rom  1745),  ging  dann  nach  Paris, 
wo  er  18  Monate  blieb,  Mitglied  der  Acadömie  royale  de  Chirurgie  und 
correspondirendes  der  Acad^mie  des  sciences  wurde.  Dann  machte  er  Studien- 
reisen durch  Italien  und  befreundete  sich  mit  Bertrandi  in  Turin,  Molinelli 
in  Bologna  und  Morgagni  in  Padua.  Nach  segensreicher  Thätigkeit  als  Lehrer 
und  Operateur  in  Rom  starb  er  1771  im  Alter  von  64  Jahren  an  Leberleiden 
und  Ascites,  nachdem  er  wenige  Tage  vor  seinem  Tode  noch  punctirt  war. 
Das  bedeutendste  Werk  G.'s  ist  betitelt:  „De  externis  aneurysmatibus  manu 
chirurgica  methodice  pertractandis  etc.^  (Rom  1772,  4.),  worin  er  die  Therapie 
der  Aneurysmen  durch  Empfehlung  der  systematischen  Compression  sehr  wesentlich 
bereichert  hat.  Femer  hat  sich  G.  durch  Verbesserung  der  Oesophagotomie 
verdient  gemacht,  beschrieben  in :  „Mim,  sur  V oesophagotomie"  (M6m.  de  TAcad. 
roy.  de  chir.  UI,  pag.  351).  Er  beschrieb  auch  einen  Fall  von  Echinococcus 
'hepatis:  „Observation  anatomique  sur  une  grande  quantitd  d^hydatides  sorties 
d*une  tumeur  survenue  ä  la  r^gion  du  foie"  (Acad.  roy.  des  sciences  de  Paris 
1767,  pag.  44). 

Dict.  hist.  II,  pag.  646,  647.  Pgl. 

Gubler,  Adolphe  G. ,  hervorragender  Pharmakolog  und  Professor  der 
Therapie  in  Paris,  geboren  am  5.  April  1821  in  Metz,  beschäftigte  sich  schon 
als  JUngling  während  seines  Aufenthaltes  bei  einem  Oheim ,  einem  Militärpharma- 
ceuten  in  Rocroy,  viel  mit  Botanik,  studirte  von  1841  ab  Medicin  in  Paris, 
wurde  auf  TroüSSEAu's  Veranlassung  ärztlicher  Reisebegleiter  eines  in  Folge  einer 
Duellaffaire  melancholisch  gewordenen  jungen  Mannes ,  von  dem  er  in  einem  Anfall 
von  Manie  zu  Mailand  bdnahe  erschossen  worden  wäre.  Er  musste  an  den  er- 
littenen Verletzungen,  deren  Folgen  er  sein  übriges  Leben  hindurch  nie  ganz 
verwunden  hat,  im  Hospital  zu  Mailand  fast  ein  Jahr  lang  zubringen.  1849  pro- 
movirte  er  in  Paris  mit  der  These:  „Des  glandes  de  Mdry  (vulgairement  de 
Cooper)  et  de  leurs  maladies  chez  F komme" ,  wurde  dann  Arzt  am  Hospital 
Beaujon,  1850  Chef  de  clinique  bei  der  medicinischen  Facultät  und  Arzt  des 
Bureau  central  des  hopitaux;    1852    erhielt  er   den  Preis   von   der  Acadömie  des 

43* 


676  GUBLEE.  —  GÜDDEN. 

scieiiBes  und  wurde  Vioeprftsident  der  Sooiötö  de  biologie,  deren  Mitglied  er  seit 
ihrer  Begründung  1848/49  gewesen  war;  1853  vertheidigte  G.  seine  elassisebe 
Th^se  d'agr^gation  tiber  Cirrhose,  wurde  1865  Mitglied  der  Aesdtoiie  de 
mödeoine  und  1868  zum  Professor  der  Therapie  an  der  medidnisehen  Faenltilt 
zu  Paris  ernannt,  in  welcher  Stellung  er  bis  zu  seinem  Ableben  am  20.  April 
1879  verblieb.  Die  von  G.  veröffentlichten  Arbeiten  lassen  sich  in  drei  Gmppeh 
sondern:  1)  In  solche,  die  sich  auf  dem  Gebiet  der  Biologie  bewegen.  Dahin 
gehören  seine  in  der  Soci6tö  de  biologie  zuerst  vorgetragenen  Abhandinngen  Aber 
Pflanzen-Pathologie,  so:  „Mimoires  8ur  les  galles*'  —  i^^^^  l^  tumeurs  des 
pommiers"  —  „Sur  Vexistence  Sun  nauveau  Champignon  dans  les  olives 
malades"  —  „Sur  la  maladie  du  blS**  —  „Le  nanisme  v^gital  eic.^  (Paris 
1848  u.  49),  femer  die  eigentlich  anatomischen  und  physiologischen  Arbeiten,  wie 
seine  oben  citirte  Dissertation,  die  Abhandlungen  betitelt:  „Sur  Vexistence  des 
glandules  mudpares  dans  la  vSsicule  du  fiel"  —  w^Swr  la  contractüüe  des 
veines"  —  „Sur  la  pr4sence  du  sucre  dans  la  lymphe  etc,*^,  2)  In  die  Gruppe 
der  Arbeiten  auf  dem  Gebiete  der  klinischen  Medicin ,  von  denen  wir  folgende 
nennen:  „Mim,  sur  une  nouvelle  affection  du  foie  liie  h  la  Syphilis  hSriditaire 
chez  les  enfants  du  pr emier  dge"  (Paris  1852)  —  „Mim,  sur  Victhre  gut 
accampagne  guelquefois  les  iruptions  syphiliHques  pricoces*'  (Ebenda  1854)  — 
„De  Vhjimipligie  alterne"  (Ebenda  1856)  —  „Mim.  sur  Vangine  maligne  gangri- 
neuse"  (Ebenda  1857)  —  „Etudes  sur  Vorigine  etc.  de  la  muc^dinie  du  mvguet 
(oidium  albicans)"  (Paris  1858)  und  zahlreiche  andere  Abhandlungen  Aber  Para- 
lysen bei  acuten  Krankheiten,  tlber  Cholera,  über  Icterus  —  G.  unterscheidet 
zuerst  zwischen  hämotogenem  und  hepatogenem  Icterus  —  über  Epistaxis  uterina. 
Endlich  3)  in  die  Gruppe  der  pharmakologischen  Arbeiten,  welche  die  eigentiiche 
Bedeutung  G.'s  ausmachen.  Die  meisten  kleineren  über  Aconitin,  Bromkali,  Calabar, 
Chloral,  Curare,  Cinchonin  etc.  sind  in  dem  von  ihm  selbst  herausgegebenen 
Journal  de  th^rapeutique  veröffentlicht.  Die  Titel  der  grossen  Werke  sind: 
;,  Commentaires  thirapeutiques  du  codex  medicamentarius  au  histoire  de  Vaction 
physiologique  et  des  effets  thirapeutiques  des  midicaments  inscrits  dans  la 
pharmacopie  frangaise"  (Paris  1868;  2.  6d.  1873-74),  von  der  Acadömie 
des  Sciences  mit  dem  Chaüssier  -  Preise  gekrönt.  „Le^ons  de  thirapeutique 
faites  h  la  Faculti  de  midecine  de  Paris.  Becueilles  et  publiies  par  Dr. 
F.  Leb l an c"  (Ebenda  1879);  endlich  „Cours  de  thirapeutique  professi  a 
la  Faculti  de  midecine"  (Paris  1880,  herausgegeben  nach  G.'s  Tode  von 
Dr.  Bordier). 

Union  m6dic.  T.  XXVUI,  pag.  13—20.  —  Gaz.  m6d.  de  Paria  1879,  pag.  317. 
341.  —  Index-Catalogue  V,  pag.  640.  p   j 

Guckenberger,  Ludolf  G.,  geboren  1762  am  23.  Juli,  promovirte  1784 
in  Göttingen,  war  von  1787 — 93  Arzt  in  Taurien  (Südrussland)  und  dann  Gen«al- 
arzt  der  Haunover'schen  Armee,  trat  später  wieder  in  russische  Dienste  und  wurde 
Assessor  des  kaiserlichen  Mediciual-CoUegiums  in  Petersburg.  Nach  Deutschland 
zurückgekehrt,  starb  G.  in  Stuttgart  am  6.  Februar  1821  am  Zungenkrebs.  Er 
schrieb:  „De  ligatura  fisiularum  ani"  (Göttingen  1784)  —  „Sammlungen 
medicinischer  und  chii'urgischer  Original- Abhandlungen  aus  sämmtlichen  Jahr- 
gängen des  Hannoverschen  Magazins  von  1750 — 1786"  (3.  Theile,  Hannover 
1786—87). 

Biogr.  m6d.  IV,  pag.  534.  —  Dict.  hist.  II,  pag.  647.  Pgl. 

*Gudden,  Bernhard  von  G.,  in  Cleve  am  7.  Juni  1824  geboren, 
Studirtc  in  Bonn,  Berlin  und  in  Halle,  wo  er  1848  promovirt  wurde.  Nachdem 
er  von  1855  das  Directorat  der  unterfränkischen  Landes-Irrenanstalt  in  Wemeck 
bekleidet  hatte,  wurde  er  1869  als  Professor  der  Psychiatrie  nach  Zürich,  1872 
in  die  gleiche  Stellung  nach  München  berufen,  wo  er  als  Obermedicinalrath  und 
Director    der    Kreis-Irrenanstalt    noch   wirkt.      Schriften:    „Beiträge    zur    Lehre 


^  GÜDDEN.  —  GUENEAU.  677 

von  den  durch  Parasiten  bedingten  Hantkrankheiten"  (Stuttgart  1855)  —  „Bei- 
trag eur  Lehre  von  der  Scabies''  (Wtiraburg  1863)  —  „Eotyperimentelle  Unter- 
suchungen über  das  Schädelwacksthum"  (München  1874)  —  „Experimentell- 
anatomische Untersuchungen  über  das  periphere  und  centrale  Nervensystem" 
(Arohiv  f.  Psychiatrie).  Wernich. 

Gueldenstaedt ,  Anton  Johann  ö. ,  Dr.  med.  und  russischer  Arzt, 
berühmt  als  Naturforscher  und  Geograph,  geboren  am  29.  April  1745  in  Riga, 
promovirte  bereits  im  Alter  von  22  Jahren  an  der  Universität  zu  Frankfurt  a.  d.  0., 
wurde  dann  Professor  der  Naturgeschichte  und  Mitglied  der  Akademie  der  Wissen- 
schaften zu  Petersburg,  auf  deren  Empfehlung  er  die  durch  Kaiserin  Katharina  II. 
veranlasste  wissenschaftliche  Expedition  nach  dem  südlichen  Russland  in  Begleitung 
von  S.  G.  Gmklin  von  1768 — 75  mitmachte.  Leider  konnte  G.  die  Resultate 
seiner  Beobachtungen  nicht  mehr  selbst  veröfiFentlichen.  Er  starb,  erst  36  Jahre 
alt,  am  23.  März  1781  an  einem  bösartigen  Petechialtyphus.  Sein  Hauptwerk 
sind  die:  „Reisen  durch  Russland  und  im  kaukasischen  Gebirge"  (2  Bde., 
St.  Petersburg  1787,  1791,  herausgegeben  von  Peter  Simon  Pallas). 

Biogr.  m6d.  IV,  pag.  534—536.      ^  Pgl. 

öuteeau  de  Mussy,  Vater,  Sohn  und  Neffe,  zu  Paris.  —  Der  Erstere, 
Franko! s  G.  deM.,  war  am  11.  Juni  1774  zu  Semur  im  Auxois  geboren,  be- 
suchte vom  Jahre  IV  der  Republik  an  die  polytechnische  Schule,  wurde  darauf 
Mediciner  und  1803  mit  der  Diss. :  „8ur  la  premi^.re  Sruption  des  menstntes  etc." 
Doctor,  übte  eine  Zeit  lang  die  Praxis  in  der  Stadt  Chälon  aus,  wurde  1814 
zum  Leibarzt  des  damaligen  Prinzen,  späteren  Königs  Charles  X.  und  der 
Herzogin  von  Bourbon  und  1815  zum  Director  der  ficole  normale  ernannt,  die 
er  mit  grossem  Tact  bis  zu  ihrer  Auflösung  im  Jahre  1822  leitete.  Er  übernahm 
darauf  wieder  ärztliche  Praxis*  und  wurde  1826  Arzt  des  Hötel-Dieu,  nachdem  er 
bereits  1823  Ehrenmitglied  der  Akademie  der  Medicin  geworden  war.  Hier  war  es, 
wo  bei  wichtigen  Diacussionen  sein  gediegenes  Wort  zu  hören  war  und  er  von 
Beinen  langjährigen  Erfahrungen  Runde  gab.  Als  Schriftsteller  hat  er  sich  sonst 
nicht  bekannt  gemacht.    Sein  Tod  erfolgte  am  30.  April  1857. 

Fr6d.  Dubois  in  M^moires  de  l'Acad.  impör.  de  m6dec.  T.  XXIH,  1859,  pag.  I. 

G. 

*Henri  G.  de  M. ,  Sohn  des  Vorigen,  wurde  1844  in  Paris  Doctor 
mit  der  These:  „De  Vapoplexie  pulmonaire".  Er  ist  Hospitalarzt,  Mitglied  des 
College  of  Physicians  in  London  und  der  Akademie  der  Medicin  in  Paris.  Er 
schrieb :  „  The  history  of  the  case  of  poisoning  by  lead,  which  lately  occurred 
at  Claremont,  with  observations ^  in  a  letter  to  W,  R,  Wilde"  (Dublin  Quart. 
Joum.  1849)  —  „Äpergu  de  la  thSorie  du  germe  contage;  de  Vapplication  de 
cette  thdorie  ä  V Ätiologie  de  la  filvre  typholde  etc.."  (Paris  1877). 

*No6l-Fran9ois-Odon  G.  de  M.  ist  zu  Paris  am  6.  November 
1813  geboren,  war  daselbst  ein  Schüler  von  Chomel,  Dupüyteen,  Velpeau, 
wurde  1839  Doctor,  1842  M6decin  des  höpitaüx,  schrieb  1844  die  Concurs- 
These :  „Des  causes  de  la  fihrre  hectique^  et  de  son  traitement"  und  wurde 
1847  Prof.  agrög^  libre  der  Facultät  und  Mitglied  der  Akademie  der  Medicin. 
Von  seinen  Schriften  sind  anzuführen :  ;,  Traitd  de  V angine  glandtdeuse  et  obser- 
vations  sur  Vaction  des  Eaux-Bonnes  dans  cette  affection,  etc,"  (1857)  — 
„Legons  cliniques  sur  les  causes  et  le  traitement  de  la  tuberculisation  pul- 
monaire, faites  ä  VHotel-Dieu  (1859)^  etc,"  (1860)  —  „Deux  legons  de  patho- 
logie  g4n4ral€"  (1863)  —  „Glinique  mddicale"  (2  voll.,  1874 — 75)  —  Contribution 
h  Vhistoire  des  abc^  du  foifi"  (France  mödie.  1875)  —  „Recher ches  histnriques 
et  critiques  sur  VStiologie  et  la  prophylaxie  de  la  filvre  typhoide"  (1877). 
Dazu  zahlreiche  Aufsätze  in  Zeitschriften,  z.  B. :  „Sur  Vadt^nopathie  IracMo- 
bronchique"    —  „Sur  les  endeunoses  ou  offections  herpdtiques  internes"  u.  s.  w. 

Bed. 


678  GUfeUOT.  —  GÜENTHEB. 

*GiL6niot,  Alexandre  G.  ^  za  Paris ,  ist  am  8.  November  1832  zu 
Bign^court  (Yosges)  geboren,  stndirte  hauptsilchlich  in  Paris,  wo  er  1862  mit 
der  These:  rjDe  certames  ^ruptions  düea  mtliatres  et  scarlatiniformes  da 
femraes  en  cauche,  ou  de  la  scarlatinoide  putrp4rale^  Doctor  wnrde.  Er  ww 
ein  Schüler  von  Depaul,  wurde  Chef  de  clinique  obstetrioale,  nahm  an  mehreren 
Concursen  Theil,  für  welche  er  die  Thesen:  „Des  vomüsementa  incoerciUes 
ptndant  la  grossesse"  (1863)  —  „ParallUe  entre  la  c^phalotripste  et  Papdra- 
tion  cisarienne**  (1866)  schrieb  und  wurde  1869  zum  Professeur  agr6g6  för  du 
Fach  der  Geburtshilfe,  die  er,  ebenso  wie  die  Gynäkologie  und  Kinder-Chirurgie, 
seit  1862  ausübt,  ernannt.  Weitere  Arbeiten  von  ihm  sind:  „De  la  d^ivrance 
dans  V avortement"  (1867)  —  „Des  luxationa  coxo-f^orales,  sott  cong^italesj 
soit  spontandes,  au  point  de  vue  des  accouchements"  (1869)  —  „De  Vopita- 
tion  cdsarienne  h  Paris  et  des  modifications  gy!elle  comporte  dans  son  exS- 
cution"  (Bull.  g6n.  de  th6rap.  1870)  —  „De  Pallongement  oeddmaieux  avec 
prolapsus  du  col  utSrtn  pendant  la  grossesse  et  V accouchement^  (1872)  — 
„Sui-  les  fistules  urinaires  de  Vombüic  etc,"  (Bull.  g6n.  de  th6rap.)  —  „Clinique 
d^accouchements.  Legons  faites  ä  Vhop.  des  cliniques.  Recueillies  par  M,  le 
Di\  Chantreuil^  (Gaz.  des  höp.  1873)  —  ;,  Orossesse  et  traUmatisme  canstdem 
dans  leurs  rapports  mutuels^  (1876).  Ausserdem  mehrere  Aufsätze  über  Fibroide 
des  Uterus,  ein  neues  diagnostisches  Hilfsmittel  bei  denselben  und  ein  neueR 
Verfahren  ihrer  Entfernung ,  über  die  Behandlung  der  Oberschenkel-Fractoren  bd 
Neugeborenen  u.  s.  w.  j^^^ 

ßuensburg,  Friedrich  G. ,  zu  Breslau,  war  daselbst  am  13.  Juli  1820 
geboren,  studirte  auch  auf  dortiger  Universität  und  wurde  1841  Doctor  mit  der 
Diss. :  „Tentamen  physiognomicae  pathologicae  specialis".  Er  verfasste  die 
folgenden  gediegenen  und  geschätzten  Schriften:  „Studien  zur  Pathologie'^,  auch 
u.  d.  T. :  „Die  pathologische  Gewebelehre"  (2  Bde.,  Leipzig  1845,  48)  — 
„Mittheilungen  über  die  gegenwärtige  Epidemie  der  asiatischen  Cholera^ 
(Breslau  1848)  —  „Orundriss  der  pathologischen  Entwickelungsgeschichte^ 
(Leipzig  1848)  —  „  Untersuchungen  über  die  erste  JEntwickelung  verschiedener 
Oewebe  des  menschlichen  Körpers"  (Berlin  1854,  m.  4  Taff.)  —  „Die  Epithelial' 
gewebe  des  menschlichen  Körpers"  (Abhandl.  der  Leopold. -Carol  Akad.  d.  Naturf.^ 
1854,  m.  1  Taf.)  —  „Handbuch  der  spedellen  Pathologie  und  Therapie.  Thl,  2. 
Klinik  der  Kreislaufs-  und  Athmungsorgane"  (Breslau  1856).  Auch  begründete 
er  die  y^Zeitschrift  für  klinische  Medicin"  und  gab  davon  Jahrg.  I — X  (1850 — 59) 
heraus.  Er  habilitirte  sich  1859  als  Privatdocent  an  der  Universität;  jedoch 
schon  wenige  Monate  später,  am  29.  Juli  1859,  erfolgte  der  Tod  dieses  Forschers, 
dessen  Anfänge  so  viel  versprechend  gewesen  waren.  ^^^ 

/  Guenther,  Johann  G.  von  Andernach  (Guinterius,  Guinterus, 
Guintherius,  Guintherus  Andernacus,  Gonthier  d'Andernach),  hiess 
von  Hause  nur  Gu£NTH£R  und  legte  sich,  der  Sitte  seiner  Zeit  entsprechend,  den 
Zunamen  von  Andernach,  nach  seiner  Geburtsstadt,  bei.  Er  erblickte  das  Lieht  der 
Welt  im  Jahre  1487.  Mit  Glücksgütem  war  er  von  Hause  aus  nicht  gesegnet,  daf&r 
aber  mit  hervorragenden  Geistesfähigkeiten  und  eifrigem  Fleisse.  Im  12.  Lebensjahre, 
nachdem  er  die  Schulen  seiner  Vaterstadt  besucht  hatte,  begab  er  sich  nach  Utrecht, 
wo  er  humanistische  Studien  trieb  und  namentlich  das  Griechische  studirte.  Von  WoU- 
thätern  unterstützt,  begab  er  sich  nach  Deventer  imd  später  nach  Marburg,  um 
sich  in  der  Philosophie  und  Physik  auszubilden.  Durch  seine  Gelehrsamkeit  rasdi 
berühmt  geworden,  erhielt  er  einen  Ruf  nach  Goslar  als  Rector  der  dortiges 
Schulen.  Bald  darauf  berief  ihn  die  Stadt  Löwen  als  Professor  der  grieehischea 
Sprache.  Hier  lehrte  er  zahlreichen  Schülern ,  zu  denen  Vksal  und  Sturm  zählten. 
Aber  auch  in  dieser  Stellung  litt  es  ihn  nicht  lange,  denn  durch  ein  überwind- 
liches  Sehnen,  sich  dem  Studium  der  Medicin  zu  widmen,  begab  er  sieh  1525 
auf  die  Universität  nach  Paris.    Im  Jahre  1528  wurde  er  hier  Magister  und  1530 


GUENTHER.  679 

erhielt  er  die  Würde  eines  Pariser  Doctors.  Er  widmete  sich  hierauf  namentlich 
dem  Studium  der  Anatomie  und  waren  in  dem  Fache  Rondblbt,  sowie  Vssal 
seine  Schttler.  In  Paris  lächelte  G.  das  Glück.  König  Franz  I.  nahm  ihn  unter 
die  Zahl  seiner  Aerzte  auf,  seine  CoUegen  schätzten  und  achteten  ihn  und  zahl- 
reiche Kranke  suchten  seine  Hilfe  auf.  Er  gefiel  sich  so  gut  in  seiner  Stellung 
2U  Paris,  dass  er  einen  Antrag  des  Königs  Christian  Hl.  von  Dänemark,  der 
ihn  als  Arzt  an  seinen  Hof  ziehen  wollte ,  ablehnte.  Trotzdem  aber  sah  sich  G.  doch 
als  Lutheraner  gezwungen,  Paris  zu  verlassen.  Er  begab  sich  nach  Metz  und  bald 
darauf  nach  Strassburg.  Die  Vertretung  der  letztgenannten  Stadt  nahm  ihn  sofort 
in  die  Gilde  der  Bürger  auf  und  bekleidete  ihn  mit  der  Lehrstelle  des  Griechischen. 
Intriguen,  sowie  Widerwärtigkeiten  mannichfacher  Art  veranlassten  aber  G.,  diese 
Lehrstelle  niederzulegen  und  sich  vollständig  seiner  grossen  ärztlichen  Praxis  zu- 
zuwenden. In  den  Strassburger  Aufenthalt  fallen  mehrere  grosse  Reisen,  die  er 
nach  Deutschland  und  Italien  unternahm.  In  sein  neues  Heim  wieder  zurückgekehrt, 
nahm  er  von  Neuem  seine  ärztliche  Praxis  auf  sowie '  seine  literarische  Thätigkeit. 
Wie  hoch  G.  von  seiner  Zeit  geschätzt  und  geachtet  wurde,  lässt  sich  daraus 
entnehmen,  dass  er  von  Ferdinand  I.  geadelt  wurde.  Er  starb,  hochbetagt, 
am  4.  October  1574,  87  Jahre  alt,  zu  Strassburg.  G.  war  ein  sehr  tüchtiger 
Anatom,  wenn  er  auch  nicht  die  Bedeutung  erreichte  wie  Vesal.  Seine  anato- 
mischen Ergebnisse  veröffentlichte  er  in  den:  „Anatomicarum  institutwnum, 
secundum  Galent  sententium ,  libri  quatuor^  (Paris  1536;  Basel  1536;  Venedig 
1538;  Padua  1558).  Er  war  ein  sehr  guter  Osteolog  und  Myolog,  wenn  er  sich 
auch  zu  sehr  an  Galenus  lehnte.  Sehr  gut  sind  auch  seine  Beschreibungen  des 
weiblichen  Beckens  und  des  Uterus,  sowie  der  Scheide.  Von  G.  rührt  auch  ein 
„Gynaedcorum  commentartus,  de  gravidarum ,  parturienttum,  puerperarum  et 
tnfantium  cura  etc.*^  (Strassburg  1606)  her,  in  dem  er  als  ein  för  seine  Zeit 
erfahrener  Geburtshelfer  auftritt.  Er  schrieb  auch  über  die  Pest:  „Avis,  rigime 
et  ordonnance  pour  confiaitre  la  peste  etc.^  (Strassburg  1564,  4.  und  1610,  8.) 
und  über  Heilquellen :  „  Commentartus  de  balneis  et  aquts  medtcatis  in  tres 
dialogos  distinctus^  (Strassburg  1565).  Die  Zahl  der  von  ihm  veröffentlichten 
Werke  ist  eine  grosse.  Er  fand  nach  seinem  Tode  mehrere  Biographen,  so  in 
Melchior  Adam,  P.  Niceron,  Joecher,  Eloy,  George  Calamiüs  (Strassburg 
1575,  4.),  Louis  Antoine  Prosper,  Herissant  (filog.  bist,  de  Jean  Gonthier 
d'Andernach  m6decin  ordinaire  de  Fran^ois  I.  etc.,  Paris  1765). 

Biblioth.  univ.,  XVIII,  pag.  83.  —  Biogr.  m6d.  IV,  pag.  48 1.         Kleinwächter. 

ßuenther ,  Daniel  Erhard  G. ,  zu  Duisburg ,  war  in  Solingen  am 
11.  Juni  1752  geboren,  studirte  in  Duisburg  und  Göttingen,  wurde  am  erst- 
genannten Orte  1772  Doctor  mit  der  „Diss.  inaug,  sistens  signa  ex  lingua" 
(anch  in  Schlegel's  Thesaur.  semiot.  pathol..  Vol.  III,  1802),  machte  dann  Reisen 
nach  Wien,  Strassburg,  Berlin  und  London,  wurde  Doctor  legens  in  Duisburg, 
prakticirte  einige  Zeit  in  Frankfurt  a.  M.,  wurde  1778  Prof.  ord.  der  Medicin  in 
Duisburg  und  bekleidete  diese  Lehrstelle  über  40  Jahre,  bis  zu  der  im  Jahre  1818 
erfolgten  Aufhebung  jener  Universität.  Er  widmete  sich  von  da  an  mit  vollster 
Uneigennützigkeit  wieder  ganz  der  ärztlichen  Praxis.  Als  Schriftsteller  war  er  nur 
wenig  thätig,  indem  von  ihm  nur  herrührt:  „Cerebri  et  nervorum  distributionis 
expositio^  (Duisburg  1786),  zu  deren  deutscher  Uebersetzung  (Ebenda  und  Düssel- 
dorf 1789)  durch  H.  W.  Pottgiesser  er  Zusätze  lieferte.  Auch  hatte  er  Antheil 
an  der  Inaug.-Diss.  von  C.  W.  Krummacher  (1790)  und  war  Verfasser  der  Diss. 
von  C.  J.  Carstanjen  y^De  origine  bilis  cysticae"  (Duisburg  1785,  4.).  Er  hatte 
das  Glück,  sein  50-  und  ßOjähriges  Doctor-Jubiläum  zu  begehen  und  starb  am 
11.  August  1834.  Die  von  ihm  binterlassene  Sammlung  pathologischer  und  physio- 
logischer Präparate  kam  durch  Schenkung  der  Erben  in  den  Besitz  der  medic- 
chirurg.  Lehranstalt  zu  Münster. 

Neuer  Nekrolog  der  Deutschen.  Jahrg.  12,  1834,  II,  pag.  599.  —  Callisen,  Vll, 
pag.  485;  XXVIII,  pag.  303.  G. 


680  6ÜENTHEB. 

Guenther,  Johann  Jacob  G.,  zu  Cöln  am  Rhein,  war  am  19.  Februar 
1771  zu  Neviges  bei.Elberfeld  geboren  als  Sohn  emes  Wundanetes,  war  anfi&nglieh 
Elementarlehrer,  stndirte  von  1788  an  in  Marbnrg  unter  den  kümmerlichsten 
Verhältnissen  Theologie,  wurde  1794  Hilfsprediger  in  Oberkaasel,  entsohloss  sich 
aber  1797  zur  Medioin  ttberzugehen,  die  er  auf  der  kuroölnischen  UniYersitftt  Bonn 
und  von  1799  an  in  Marburg  studirte,  wo  er  1801  mit  der  Dias.  „Nunnullos 
aphorismos  de  a'erts  in  corpus  humanum  effectu  continena,  nee  nan  de  meAodo 
exinde  orta,  species  gastum  vartas  in  morbis  applicandi"  Dootor  wurde.  Der- 
selben folgte  sehr  bald  eine  „Darstellung  einiger  Resultat,  die  aus  der  An- 
Wendung  der  pneumatischen  Chemie  auf  die  praktische  Arzneikunst  hervor- 
gehen; u.  8.  w,"  (Marburg  1801).  Nach  Oberkassel  zurückgekehrt,  gab  er  der 
literarischen  Beschäftigung,  den  Vorzug  vor  der  Praxis  und  seine  „  Geschichte  der 
Vaccine  und  ihrer  Impfung,  u,  s.  w."  (Cöln  1802)  trug  viel  zur  aUgemeinen 
Einführung  derselben  bei.  Einen  vortheilhaften  Ruf,  als  Militärarzt  in  russische 
Dienste  zu  treten,  lehnte  er  ab  und  schrieb :  „Etwas  über  den  Werth  des  warmen 
Badens,  nebst  einigen  Bemerkungen  \über  das  Luftbad  u,  s.  w.  ^  (Frankfurt  a.  M. 
1804)  —  „Ueber  sogenannte  Vorbauungsmittel;  als  Beitrag  zur  Ausrottung 
diätetischer  Vorurtheäe"  (Cöln  1805)  —  „Kurze  Uebersicht  und  Würdigung 
der  vorzüglichsten,  bisher  in  der  Lustseuche  versuchten  Heilmittel;  u.  s.  tr.* 
(Frankfurt  a.  M.  1807).  Er  war  1805  nassauischer  Amtsphysicus  in  Deutz 
geworden;  indessen  auch  hier  blieben  wissenschaftliche  Arbeiten  in  verschiedenen 
Zeitschriften,  die  ihn  selbst  mit  Goethe  in  Verbindung  brachten  und  ihm  einen 
Besuch  desselben  verschafften,  seine  Hauptbeschäftigung  und  Hessen  ihn  seine 
drückende  finanzielle  Lage  weniger  fühlen.  Im  Jahre  1808  siedelte  er  nach  Cöln 
über,  kehi*te  aber  1814  nach  Deutz  zurück,  wo  er  während  der  provisorischen 
Verwaltung  des  Herzogthums  Berg  durch  die  alliirten  Mächte  Oantons-,  später 
Ereisphysicus  bis  1817  war,  um  dann  seinen  Wohnsitz  wieder  nach  Cöln  zu  ver- 
legen. Schriften,  die  in  diese  und  die  nächste  Zeit  fallen,  waren:  „Einige 
Bemerkungen  über  die  jetzt  herrschende  Fieherform"  (Cöln  1814)  —  „  Ueber 
die  medicinische  Anwendung  des  Zuckers**  (Ebenda  1816)  —  „Architektonischer 

Orundriss  der  medicinischen  Disciplinen; Zu    Vorlesungen  entworfen^ 

(Ebenda  1819)  —  ^Revision  der  Kriterien,  ....  zur  Entscheidung  der  Frage 
,  ...  ob  todtgefundene  Neugeborene  eines  natürlichen  oder  gewaltsamen  Tode* 
gestorben  seien?  u.  s.  w.^  (Ebenda  1820).  Im  Jahre  1821  wurde  er  in  Cöhi 
Medicinalrath  und  Mitglied  des  Medicinal-Collegiums  der  Herzogthttmer  Jülich, 
Cleve,  Berg,  nach  dessen  Auflösung  1823  auf  Wartegeld  gesetzt,  1825  aber  zum 
Regierungs-Medicinalrath  in  Trier  designirt,  auf  welche  Stelle  er  jedoch,  gegen 
Entschädigung,  Verzicht  leistete.  Von  seinen  überaus  zahlreichen  Arbeiten,  unter 
denen  sich  bis  zum  Jahre  1830  allein  gegen  70  Aufsätze  in  Zeitschriften  und 
zahlreiche  Artikel  in  dem,  Berliner  Encyclopädischen  Wörterbuche  der  medicinischen 
Wissenschaften  befinden,  führen  wir  nur  folgende  an:  „Einige  vorläufige  Be- 
merkungen über  Colin  und  seine  Bewohner  in  medic.  physischer  Hinsicht  u,  s.  tr.* 
(Cöln  1824)  —  „Ueber  Lußreinigung  in  Zimmern  und  Krankensälen**  (Aachen 
1826)  —  „  Versu^ch  einer  medic.  Topographie  von  Cöln  am  Rhein  u.  s.  «?.** 
(Berlin  1833)  —  „Natur  und  Kunst  in  Heilung  der  Krankheiten*'  (Frank- 
furt a.  M.  1834)  —  „Ueber  Vorzeichen  der  Witterung  u.  s.  w.''  (Cöln  1834)  — 
„Die  Atmosphäre  und  ihre  vorzüglichsten  Erscheinungen  u.  s.  w.**  (Frankfurt 
1836)  —  „Ueber  nachtheilige  Umänderung  und  Verfälschung  des  Cydersy 
Branntweins y  Thees^  Kaffees  u.  s.  w,^  (Cöln  1836)  —  „Ueber  Selbstentzün- 
dungen u.  s.  tc.^  (Frankfurt  a.  M.  1837)  —  „Kurzgefasste  Darstellung  einer 
allgemeinen  statistischen  Uebersicht  über  das  Verhähniss  der  Geburten  und 
Sterbefälle  zu  den  Lebenden"  (Cöln  1847).  Lebensmüde,  mit  sich  und  der  Welt 
zerfallen,  schied  er  aus  dieser  am  13.  Juli  1852,  nachdem  er  einer  der  frucht- 
barsten medicinischen  Schriftsteller  gewesen,  der  sich  fast  in  allen  Fächern  der 
Wissenschaft  und  Kunst  nicht  ohne  Erfolg  versucht  hatte. 


GÜENTHER.  681 

Merrem  in  Med.  Zeitung,  herausgeg.  von  dem  Verein  ftlr  HeDknnde  in  Prenssen. 
1852,  pag.  224  —  Callisen,  VII,  pag.  486;  XXVin,  pag.  305.  —  Engelmann,  pag.  207; 
Supplem.  pag.  88.  Gr. 

Günther,  Onstay  Biedermann  G.,  geboren  am  22.  Februar  1801 
SU  Schandau  a.  E.,  studirte,  in  der  Fürstenschule  zuPforta  vorgebildet,  von  1818 
ab  zu  Leipzig  Medioin  und  erwarb,  nachdem  er  vom  Juni  1819  bis  zum  October 
1820  mit  dem  Omithologen  Thiensmann  eine  naturhistorisohe  Reise  durch  Nor- 
wegen und  Island  gemacht  hatte,  1824  zu  Leipzig  die  Doctorwürde  nach  Ver- 
theidigung  seiner  Inaug.-Diss. :  „Analecta  ad  anatomiam  fangt  medullaris^.  Von 
1825  ab  war  er  Assistent  an  der  unter  Fbicke's  Leitung  stehenden  chirurgischen 
Abtheilung  des  allgemeinen  Ej-ankenhauses  zu  Hamburg.  Im  Jahre  1829  liess  er 
sich  als  praktischer  Arzt  in  Hamburg  nieder  und  begrtlndete  daselbst  1831  ein 
orthopädisches  Institut,  das  sich  bald  einen  guten  Ruf  erwarb,  aber  von  6.  wieder 
aufgegeben  wurde,  da  er  von  den  Erfolgen  der  orthopädischen  Thätigkeit  nicht 
befriedigt  wurde.  Vom  August  1837  an  war  er  als  Professor  der  Chirurgie  in 
Kiel  thätig,  vom  October  1841  ab  aber  bis  zu  seinem  am  8.  September  1866  an 
der  Cholera  erfolgten  Tode  als  solcher  an  der  Universität  zu  Leipzig.  G.  zeichnete 
sich  durch  Reinheit  des  Charakters,  Biederkeit  und  Liebenswürdigkeit  seines  Wesens, 
bei  grosser  Bescheidenheit,  Pflichttreue  und  echter  Menschenfreundlichkeit ,  nament- 
lich auch  seinen  Kranken  gegenüber,  in  hohem  Grade  aus.  Er  verband  mit  einem 
umfass^den  Wissen  ein  sehr  reges  Streben,  die  Fortschritte  der  Wissenschaft  sich 
anzueignen.  Ausserdem  war  er  höchst  freisinnig  und  trat  mit  grosser  Entschieden- 
heit fOr  Hebung,  des  ärztlichen  Standes  auf.  Zur  Erreichung  des  letztgenannten 
Zweckes  gab  er  im  Vereine  mit  den  DDr.  Millies,  Müller,  Sonnenkalb  und 
dem  Unterzeichneten  in  den  Jahren  1848 ,  49  und  50  das  ärztliche  Reformblatt 
für  Sachsen  heraus  und  stellte  sich  mit  den  Genannten  1850  an  die  Spitze  der 
Bestrebungen'  zur  Begründung  einer  Wittwen-,  Waisen-  und  Invalidencasse  ftlr 
Aerzte,  Wundärzte,  Thierärzte  und  Apotheker  im  Königreich  Sachsen  und  den 
angrenzenden  Herzog-  und  Fürstenthümem,  welche  zum  grossen  Theile  durch  G.'s 
persönliche  Thätigkeit  einen  überaus  günstigen  Erfolg  hatten,  so  dass  dieses 
segensreiche  Institut,  noch  jetzt  seine  Thätigkeit  in  erfreulichster  Weise  entfaltet. 
Endlich  ist  in  dieser  Hinsicht  noch  zu  erwähnen,  dass  G.  durch  die  von  ihm 
veranlasste  Verschärfung  der  Erfordernisse  für  das  Studium  der  niederen  Chirurgie 
znr  Verminderung  dieses  Heilpersonals  wesentlich  beigetragen  hat.  Als  Chirurg 
war  G.  mehr  durch  sehr  sorgfältige,  auf  eingehende  Berücksichtigung  der  anato- 
mischen Verhältnisse  sich  stützende  Untersuchung  und  eine  einfache  Therapie  aus- 
gezeichnet, als  durch  seine  Thätigkeit  als  Operateur.  Bezeichnend  für  G.'s  thera- 
peutische Richtung  ist  seine  Vorliebe  für  Anwendung  frischer  und  freier  Luft  bei 
Behandlung  von  Verwundeten  und  Operirten.  Er  liess  die  Kranken  in  ihren  Betten 
aus  den  zu  ebener  Erde  gelegenen  Krankensälen  in  einen  Schuppen  —  die  soge- 
nannte Luftbude  —  rollen,  wo  sie  vor  den  Unbilden  der  Witterung  geschützt, 
aber  dem  ungehinderten  Zutritt  der  Luft  ausgesetzt  waren.  G.'s  hauptsächliche 
Bedeutung  aber  liegt  in  seiner  Wirksamkeit  als  Lehrer,  bei  welcher  er  unermüd- 
liche Thätigkeit  mit  der  grössten  Gewissenhaftigkeit  verband  und  sowohl  in  der 
Klinik,  als  auch  bei  seinen  Operationscursen  bemüht  war,  seine  Schüler  zu  denkenden, 
vor  Allem  mit  den  häufigsten  Vorkommnissen  der  gewöhnlichen  Praxis  vertrauten 
Aerzten  auszubilden,  wobei  er  jedoch  den  Anforderungen  der  rationellen  Wissenschaft 
stets  gebührend  Rechnung  trug.  —  Die  literarische  Thätigkeit  G.'s  war  vorzugs- 
weise auf  die  chirurgische  Anatomie  und  die  Operationslehre  gerichtet.  Die  diesen 
Disciplinen  angehörenden,  von  ihm  veröffentlichten  Schriften  sind  sämmtlich  mit 
guten  Abbildungen  versehen  und  zeugen  von  ausserordentlichem  Fleisse,  leiden 
aber  zum  Theil  an  Mangel  einer  Kritik,  indem  veraltete  imd  unbrauchbare  Methoden 
neben  wirklich  brauchbaren  ohne  genauere  Bezeichnung  ihres  Werthes  aufgeführt 
werden.  Die  von  G.  veröffentlichten  Schriften,  von  denen  die  drei  ersten  in  Hamburg , 
die   übrigen,    mit    einer  Ausnahme,    in  Leipzig    erschienen    sind,    sind    folgende: 


682  6ÜENTHER. 

„Desruelles  über  die  Behandlung  ohne  Quecksilber  bei  venerischen  J^rank- 
heiten;  in  deutscher  üebersetmtng,  mit  einer  Vorrede  von  Fr  icke"  (1829)  — 
„  Chirurgische  Anatomie  in  Abbildungen  ;  'Heft  1  und  2 :  Knochen^  und  Muskel^ 
lehre"  (1838 — 1840)  —  „Das  Handgelenk  in  mechanischer,  anatomischer  und 
chirurgischer  Beziehung"  (1841)  —  „Bemerkungen  über  die  Verkrümmungen  des 
Bückgrats  und  besonders  über  die  Mittel,  denselben  vorzubeugen" ;  aus  Pfaff's 
praktisehen  und  kritischen  Mittheilangen  (Kiel  1839)  —  „Operationslehre  am 
Leichnam,  für  Studirende  u.  s,  w"  (1843,  44)  —  „Die  Verrenkung  des  ersten 
Daumengliedes  nach  der  Bückenseite"  (1844)  —  „Nonnulli  de  extemo  aquae 
in  morbis  chirurg,  usu  aphorismi"  (1844)  —  „De  indicatione  ad  trepanationem 
in  capitis  laesionibus  expositio"  (1846)  —  ^Nonnulla  de  rabie  canina  in 
hominihis"  (1848)  —  „De  difficultate,  qua  haemorrhagiae  traumaticae  interdum 
sistuntur"  (1850)  —  »-Der  hohe  Steinschnitt  seit  seinem  Urspruhge  bis  zu 
seiner  jetzigen  Ausbildung"  (1851)  —  „De  curando  aneurysmate  per  com" 
pressioneni  arteriae"  (1852)  —  »Die  Lehre  von  den  blutigen  Operationen  am 
menschlichen  Körper  in  Verbindung  mit  Bitterich,  Streubel,  B.  Schmidt, 
Berger,  Coccius,  Hennig,  J,  Kühn,  Wendt"  (7  Abthl.,  1853 — 66, 
unvollendet)  —  „Leitfaden  zu  den  Operationen  am  menschlichen  Körper" 
(3  Thle.,  1859 — 65)  —  ;,  Ueber  den  Bau  des  menschlichen  Fusses  und  dessen 
zweckmässigste  Bekleidung"  (1863). 

Allgemeine  Deutsche  Biographie.  Bd.  X.  Winter. 

Guenther,  August  Friedrich  G. ,  zu  Dresden,  daselbst  im  Jahre 
1806  geboren,  bereitete  sich  durch  Privatunterricht  auf  das  Studium  der  Heilkunde 
vor,  welchem  er  seit  1823  an  der  dortigen  chirurgisch-medicinischen  Akademie 
unter  Seiler,  v.  Ammon,  Choülant,  Pech  u.  A.  oblag.  1826  trat  er  als  Com- 
pagoiechirurg  in  das  sächsische  Militär  ein,  wurde  1836  Bataillonsarzt  II.  CL, 
1838  zu  Leipzig  Dr.  med.  mit  der  Diss. :  „De  cavttatis  tympani  et  panium 
adhaerentium  genest  in  hominibus"  (4.),  1840  Bataillonsarzt  I.  Cl.,  1844 
Regimentsarzt  und  in  demselben  Jahre  Professor  der  Anatomie  und  Physiologie 
an  der  obengedachten  Akademie,  welche  bis  zum  Jahre  1864  bestand.  Er 
schrieb  um  diese  Zeit  noch:  „Quaedam  de  hermaphroditismo"  (Dresden  1845, 
c.  tab.)  und  „Commentatio  de  hermaphroditismo  cui  adjectae  sunt  nunnullae 
observationes"  (Ebenda  1846,  c.  2  tabb.).  1850  wurde  er  zum  Generalstabsarzt 
der  kgl.  sächsischen  Armee  ernannt  und  nahm  1870  eines  Blasensteinleidens 
wegen,  welches  im  Jahre  1871  seinen  Tod  herbeiführte,  seinen  Abschied.  Sein  Leben 
ist  unermüdliche  und  erfolgreiche  Arbeit  gewesen.  In  weiteren  Kreisen  ist  er  durch  sein 
„Lehrbuch  der  allgemeinen  Physiologie  des  Menschen"  (2  Bde.,  Leipzig  1845 — 53), 
welches  von  ihm  1845  begonnen  und  von  Otto  Fdnke  im  Jahre  1855  vollendet 
wurde,  bekannt  geworden.  Um  die  Militär-Sanitätsverfassung  Sachsens  hat  er  sich 
seiner  Zeit  durch  die  Einführung  von  Fortbildungscursen  und  durch  die  Zusammen- 
fassung der  Militärärzte  in  ein  Sanitätscorps  (1851)  verdient  gemacht. 

Jahresbericht  der  Gesellsch.  für  Natur-  und  Heilk.  zu  Dresden.  1872.  —  H.  Frölich 

in  Allgem.  Deutscher  Biogr.  Bd.  X.  ir    i?    - 1  •    i 

rl.  rrolicu. 

*Guentlier,  Rudolf  Biedermann  6.,  zu  Dresden^  ist  daselbst  am 
18.  April  1828  geboren,  studirte  in  Leipzig  und  wurde  dort  1850  Doctor.  Er  war 
darauf  von  1852  an  Landgerichtsarzt  und  von  1847  an  Bezirksarzt  zu  Eibenstock 
im  Kgr.  Sachsen,  wurde  1859  Medicinalrath  und  Medicinalbeisitzer  der  könig- 
lichen Kreis-Direction  Zwickau,  1872  Geh.  Medicinalrath  und  Medicinalreferent 
im  königl.  sächs.  Ministerium  zu  Dresden  und  dirigirender  Oberarzt  am  Garolahanse. 
Schriften:  „Die  indische  Cholera  in  Sac/isen  im  Jahre  1865"  (Leipzig  1866, 
mit  Atlas)  —  »Die  indische  Cholera  im  Regierungsbezirke  Ztmckau  im  Jahre 
16'0'fj"  (Ebenda  1869,  4.,  mit  Karten)  —  „Die  Choleraepidemie  des  Jährest  1873 
im  Königreich  Sachsen"   (Berlin   1876,  4.,  mit  Atlas).  g^j 


GÜENTNER,  683 

Gaentner,  Franz  Xaver  Ritter  von  6.,  war  am  23.  September  1790  zu 
Trautmannsdorf  in  Nieder-Oesterreich  geboren,  widmete  sich  in  Wien  philosophischen 
und  medicinischen  Studien,  wurde  1819  Assistent  bei  der  Lehrkanzel  der  Philo- 
sophie, 1820  Doctor  der  Medicin,  1822  der  Lehrkanzel  der  praktischen  Heilkunde 
adjungirt,  leistete  Secundararztdienste  in  der  Wiener  Irrenanstalt,  supplirte  die 
Lehrkanzel  der  allgemeinen  Erziehungskunde  und  hielt  drei  Schuljahre  hindurch 
uiientgeltliche  Vorträge  über  Frauen-  und  Eanderkrankheiten.  1827  zum  Primar- 
arzt ernannt,  übernahm  er  die  Leitung  der  mit  Kranken  überfüllten  Irrenanstalt 
und  versah  daneben  eine  medicinische  Abtheilung  im  Allgemeinen  Erankenhause 
und  1830  auch  die  Lehrkanzel  der  praktischen  Medicin  für  Aerzte.  1831  wurde 
er  zum  Director  des  Allgemeinen  Ej-ankenhauses  und  des  damit  verbundenen 
Irren-,  Gebär-  und  Findelhauses,  mit  dem  Titel  Regierungsrath,  ernannt  und  führte 
die  Direction  bis  1857,  wo  er  neben  v.  Raimann  zum  zweiten  Leibarzte  des  Kaisers 
Ferdinand  berufen  wurde;  1847  rückte  er  in  die  Stelle  des  ersten  Leibarztes 
mit  dem  Charakter  als  Hofrath.  In  jene  Zeit  fallen,  ausser  anderen  Aufsätzen  in 
den  Med.  Jahrbb.  des  k.  k.  österr.  Staates,  ebenfalls  in  diesen  publicirt  (Bd.  XI,  XII) : 
„Beobachtungen  über  den  epidemischen  Brechdurchfall^  —  „Krankheits- 
geschichten  von  Cholerafällen**  u.  s.  w.  Im  Herbst  1848  folgte  er  dem 
Kaiser  Ferdinand  nach  Prag  und  verfasste  vor  und  nach  dieser  Zeit  folgende 
Schriften:  „Kindesmord  und  Fruchtabtreibung,  In  gerichtsärztlicher  Bezie- 
hung u.  s.  w.^  (Prag  1845)  —  „Gerichtsärztliche  Würdigung  der  Körperver^ 
leizungen  und  Narben"  (Ebenda  1848)  —  ^^ Handbuch  der  gerichtlichen  Medicin 
für  Mediciner^  Rechtsgelehrte  u,  s.  w,"  (Regensburg  1851).  Bald  nach  1848 
wurde  er  zum  Obcr-Medicinalrath  in  das  Ministerium  des  Innern  berufen  und  nach 
Auflösung  des  Ober-Medicinal-Gollegiums  zum  Sanitäts-Referenten  in  diesem  Mini- 
Bterium  ernannt,  1856  aber  in  den  bleibenden  Ruhestand  versetzt.  Trotz  seines 
vorgerückten  Alters  war  er  auch  weiterhin  noch  als  Schriftsteller  aaf  dem  Gebiete 
der  gerichtlichen  Medicin  thätig^  indem  er  noch  folgende  Schriften  verfasste: 
„Handbuch  der  Öffentlichen  Sanitätspfiege  ftir  Aerzte,  Juristen  u.  s.  w." 
(Prag  1865)  —  „Handbuch  der  gerichtlichen  Psychologie" .  Bas  Seelenleben 
des  Menschen  im  gesunden  und  kranken  Zustande  u.  s.  w,"  (Hamburg  und 
Leipzig  1868).  Er  feierte  sein  50-  und  eOjähriges  Doctor-Jubiläum  und  starb  zu 
Ischl  am  23.  August  1882  im  Alter  von  92  Jahren.  ^^^ 

*ßuentner,  Wenzel  G. ,  zu  Salzburg,  ist  zu  Neu  Losimthal  (Kr.  Eger) 
in  Böhmen  am  29.  December  1820  geboren,  studirte  in  Prag,  war  Schüler  von 
PiTHA  und  Oppolzee,  wurde  1847  Doctor,  in  demselben  Jahre  Assistent  an 
der  chirurgischen  Abtheilung  von  Pitha,  dann  Secundararzt ,  1850  Assistent 
an  der  chirurgischen  Klinik,  welche  Stelle  er  bis  1858  bekleidete.  Im  Jahre  1855 
wurde  ihm,  mit  Nachsicht  des  Habilitationsactes ,  die  Bewilligung  ertheilt ,  syste- 
matische Vorträge  über  theoretische  Chirurgie  zu  halten.  Im  Jahre  1858  supplirte 
er,  nach  der  Berufung  Pjtha's  nach  Wien,  die  Lehrkanzel  der  Chirurgie  und 
gleichzeitig  die  Primar-Chirurgenstelle  im  Allgemeinen  Krankenhause.  In  demselben 
Jahre  wurde  ihm  die  Lehrkanzel  der  Chirurgie  an  der  medicinisch-chirurgischen 
Lehranstalt  und  die  damit  verbundene  Primararztstelle  am  8t.  Johann-Spitale  in 
Salzburg  verliehen,  und  bekleidete  er  dieselbe  bis  zur  Aufhebung  dieser  Lehr- 
anstalt im  Jahre  1875.  Er  wirkte  in  den  Jahren  1876 — 78  nur  als  Primararzt  am 
8t.  Johann-Spitale  und  wurde  im  letzteren  Jahre  durch  Ernennung  zum  Regierungs- 
rath und  Sanitätsreferenten  an  die  Spitze  des  Sanitätswesens  im  Herzogthume 
Salzburg  gestellt,  welche  Stelle  er  noch  einnimmt.  In  den  Jahren  1859  und 
lt$66  leitete  er  die  chirurgische  Abtheilung  in  den  grösseren  Spitälern,  welche 
bei  dem  Transporte  von  Verwundeten  zur  Aufnahme  bestimmt  waren.  Während 
seiner  Thätigkeit  in  Prag  war  er  Mitarbeiter  an  der  Prager  Vierteljahrschrift, 
später  an  der  Zeitschrift  der  k.  k.  Gesellschaft  der  Aerzte  in  Wien  und  an  den 
„Memorabilien".  Im  Jahre  1864  erschienen  von  ihm  „GrundzUge  der  allgemeinen 


684  GUENTNER.  —  GÜENTZ. 

Chirurgie^,   vorzüglich  bestimmt   für   den  Kreis  der  Schüler   in  den  mediciniseh- 
ohirorgischen    Lehranstalten.  ^^^ 

Onentz,  Eduard  Wilhelm  G.,  geboren  am  I.April  1800  zn  Wunen 
(Königreich  Sachsen),  trat,  auf  dem  Lyceum  zu  Wittenberg  vorgebildet,  1817  in 
die  medicinisch-chirurgische  Akademie  zu  Dresden,  welche  er  1819  verliess,  um 
sich  in  Leipzig  dem  Studium  der  Medicin  zu  widmen,  nach  dessen  YoUendung  er 
1822  als  Protokollant  an  der  unter  Joerg  stehenden  geburtshilflichen  Klinik 
angestellt  wurde.  Im  Jahre  1827  erwarb  er  sich  die  medieinische  Doctorwürde 
nach  Vertheidigung  einer  Abhandlung:  „De  via  ac  rattane,  qua  in  instttuto 
Trieiiano  artw  obstetrtciae  usus  et  docetur  et  exercetur"  ,  in  welcher  er  die 
Mängel  des  Institutes  so  nachdrücklich  hervorgehoben  hatte,  dass  er  deshalb  zur 
Verantwortung  gezogen  wurde,  was  aber  doch  den  Erfolg  hatte,  dass  die  gerügten 
Uebelstände  nach  wenigen  Jahren  beseitigt  wurden.  Er  verbrachte  hierauf  fast  zwei 
Jahre  auf  Reisen,  namentlich  in  Italien,  wobei  er  sein  Hauptaugenmerk  auf  den 
Zustand  der  Irrenanstalten  in  den  verschiedenen  von  ihm  besuchten  Ländern 
richtete.  Ende  1829  Hess  er  sich  als  Docent  an  der  Universität  und  praktischer 
Arzt  in  Leipzig  nieder,  namentlich  auch  als  Geburtshelfer,  und  wurde  noch  in 
demselben  Jahre  zum  Stadthebearzt  ernannt;  von  1830 — 1850  aber  verwaltete  er 
das  Amt  eines  Stadtbezirks-  und  Gerichtsarztes  von  Leipzig,  sowie  mehrerer  benach- 
barter Patrimonialgerichte.  Schon  früh  hatte  sich  jedoch  G.,  wie  bereits  angedeutet, 
dem  Studium  der  Psychiatrie  zugewendet  und  die  zahlreichen  ungünstigen,  zum 
Theil  aber  auch  günstigen  Erfahrungen,  welche  er  bei  seinen  Reisen  in  Bezug  auf 
die  Behandlung  und  Verpflegung  der  Geisteskranken  gemacht  hatte,  reiften  in  ihm 
den  Entschluss ,  den  schon  von  anderer  Seite  her  erfolglos  gcfassten  Plau ,  eine 
Privat-Irrenanstalt  in  der  Nähe  von  Leipzig  zu  gründen,  zur  Ausführung  zu  bringen. 
Erst  im  Jahre  1836  gelang  es  ihm  indessen,  nach  Ueberwindung  zahlreicher  und 
sehr  grosser  Schwierigkeiten,  in  dem  Nachbardorfe  Möckern  ein  geeignetes  Loeal 
zu  ermiethen.  Der  Erfolg  dieser  „Irrenheil-  und  Pflegeanstalt^  war  ein  günstiger: 
bereits  nach  wenigen  Jahren  musste  eine  Erweiterung  in  Aussicht  genommen  werden 
und  im  Jahre  1839  wurde  die  Anstalt  in  ein  allen  Bedürfnissen  entsprechendes 
Gebäude  verlegt,  welches  auf  einem  von  G.  eigenthümlich  erworbenen  Platze,  dem 
sogenannten  „Thonberg"  bei  Leipzig  errichtet  worden  war.  G.  führte  die  Leitung 
dieser  Anstalt,  welche  im  Laufe  der  Jahre  wesentliche  Erweiterungen  erfahren  hat, 
bis  zum  Jahre  1863,  wo  er  dieselbe  seinem  Schwiegersohne  Dr.  Theob.  GCntz 
übertrug,  sich  selbst  aber  nach  Meissen  zurückzog,  woselbst  er  ein  ihm  gehörende« 
Grundstück  mit  den  erforderlichen  Einrichtungen  zur  zeitweiligen  Unterbringung 
von  Kranken  seiner  Anstalt  versehen  hatte.  Er  starb,  in  den  letzten  Jahren  seines 
Lebens  durch  körperliche  Leiden  mehrfach  heimgesucht,  in  seiner  Anstalt  Thonberg 
am  2.  März  1880,  nachdem  er  im  Jahre  1877  sein  50j ähriges  Doctor- Jubiläum 
gefeiert  hatte.  G.  ist  bis  zu  der  Zeit,  zu  welcher  er  seine  Stellung  als  Stadt- 
Bezirksarzt  aufgab,  als  praktischer  Arzt,  namentlich  als  Geburtshelfer  in  weiten 
Kreisen  thätig  gewesen.  Von  Anfang  an  aber  hat  er  sich  der  Psychiatrie  mit 
Vorliebe  gewidmet,  für  deren  Förderung  seine  Leistungen  von  hoher  Bedeutung 
sind.  Bei  aller  Beachtung  der  somatischen  Grundlage  der  Geistesstörungen  legte 
er  jedoch  den  höchsten  Werth  auf  den  psychischen  Einfluss  bei  Behandlung  der- 
selben. Ganz  bezeichnend  für  seine  Richtung  ist  der  Ausspruch,  der  sich  in  der 
Einleitung  zu  eidem  Berichte  über  seine  Anstalt  (S.  V.)  findet:  „Es  giebt  kein 
Musterbaus  für  Psychiatrie.  Einen  andern  Massstab  fordert  die  Nationalität,  einen 
andern  der  Stand,  einen  dritten  der  Himmelsstrich.  Alle  Widersprüche  jedoch  in 
Bau  und  Einrichtung  versöhnt  die  Leitung  des  Ganzen,  die  rechte  Leitung,  der 
Geist,  welcher  durch  die  Räume  weht,  die  Milde  nicht  des  Himmels,  sondern  des 
Herzens,  des  Herzens,  das  mit  dem  Leidenden  fühlt  und  weil  es  mitfühlt,  that- 
kräftig  gegen  fremdes  Leiden  ankämpft."  —  Von  literarischen  Pnblicationen  sind, 
abgesehen  von  mehrfachen  Uebersetzungen  englischer  und  italienischer  Werke,  «u 


GUENTZ.  —  GUEPIN.  685 

erwähnen:  „Der  Leichnam  des  Menschen  in  seinen  physischen  Verwandlungen, 
nach  Beobachtungen  und  Versuchen  dargestellt.  I,  Th.  Der  Leichnam  der 
Neugeborenen  u,  s,  w.^  (Leipzig  1827;  mehr  ist  nie  erschienen)  —  „Die  Irren- 
heil-  und  Pflegeanstalt  Thonberg  im  ersten  Viertel) ahrhundert  ihrer  Wirksam- 
keit** (Leipzig  1861)  —  „Don  Pietro  Baron  Pisani,  Gründer,  Director 
und  Administrator  des  königl.  Irrenhauses  in  Palermo,  der  Vorläufer  JoTin 
Gonoll'kfs^  (Leipzig  1878).  Diese  Abhandlung,  vorwiegend  nur  eine  Skizze  des 
Systems  von  Pisani  —  den  G.  als  seinen  Retter  aus  höchster  Lebensgefahr  bei 
seinem  Aufenthalte  in  Palermo  und  als  Lehrer  verehrte  —  enthaltend,  ist  auch 
fiar  die  Geschichte  der  Psychiatrie  im  Allgemeinen  von  Bedeutung.         Winter 

*Guentz,  Justus  Edmund  G.,  zu  Dresden,  ist  zu  Tharand  am  3.  April 
1838  geboren,  studirte  in  Leipzig  unter  Wunderlich,  Günther,  Wagner,  wurde 
1862  Doctor,  ist  seit  1868  Arzt  in  Dresden,  begründete  und  leitete  daselbst  die 
königl.  Poliklinik  für  Hautkrankheiten  und  Syphilis  und  ist  jetzt  Inhaber  einer 
gleichen  Privatklinik,  ausserdem  Chef-  und  Stabsarzt  a.  D.  Schriften:  ^lieber 
Alter  und  Ursprung  der  Syphilis"  (Leipzig  1868)  —  „Da^  syphilitische  Fieber^ 
(Ebenda  1873)  —  „Das  Vermögen  der  Schwefelwässer,  bei  der  latenten  Syphilis 
die  Erscheinungen  der  Krankheit  uneder  zum  Vorschein  zu  bringen**  (Dresden 
1877)  —  „Neue  Erfahrungen  über  die  Behandlung  der  Syphilis  und  Queck- 
silberkrankheit**  (Ebenda  1878)  —  „Ueber  den  Einfluss  der  russischen  Dampf- 
bäder auf  die  Ausscheidung  des  Quecksilbers  bei  Quecksilberkrankheüen^ 
(Ebenda  1880)  —  „Die  Syphilisbehandlung  ohne  Quecksilber,  Eine  neue 
abortive  Methode^  (Berlin  1882)  —  „Die  Chromwasserbehandlung  der  Syphilis. 
Eine  n,eue  Methode"  (Leipzig  1883)  —  „Diagnose  der  Lungensyphüis  am 
Lebenden  durch  gummöse  Sputa  bei  Hämoptyse^  (Memorabilien  1882).     ^ 

Guenz,  Justus  Gottfried  G.,  wurde  am  I.März  1714  im  Städtchen 
Königstein  am  Fusse  der  gleichnamigen  Bergfestung  geboren.  Bis  in  sein 
15,  Lebensjahr  erhielt  er  von  seinem  Vater,  welcher  Prediger  war,  Unterricht; 
dann  bezog  er  das  Gymnasium  in  Görlitz  und  1732  die  Universität  Leipzig,  wo- 
selbst er  mit  ganz  besonderem  Eifer  Medicin  studirte.  1738  machte  er  in  Leipzig 
das  Doctorexamen ,  nach  dessen  Absolvirung  er  eine  grössere  wissenschaftliche 
Reise  antrat.  1747  wurde  er  in  Leipzig  Professor  der  Physiologie  und  bald 
nachher  erhielt  er  auch  die  Professur  der  Anatomie  und  Chirurgie.  Im  Jahre  1751 
ernannte  ihn  der  Kurfürst  von  Sachsen  zu  seinem  Leibarzt ,  doch  erfreute  er  sich 
dieser  Auszeichnung  nur  kurze  Zeit,  da  er  bereits  1751  starb.  Er  war  ein  sehr 
fruchtbarer  medicinischer  Schriftsteller,  und  zwar  hat  er  sich  auf  den  verschiedensten 
Gebieten  der  Arzneiwissenschaft  bewegt.  In  der  Chirurgie  war  es  besonders  seine 
Arbeit  über  Behandlung  der  Steine,  welche  allgemeines  Aufsehen  erregte;  in  der 
Geburtshilfe  ist  namentlich  seine  Arbeit  über  die  Lage  der  Kreissenden;  in  der 
Ophthalmologie  seine  Publicationen  über  Staar ,  Staphylom ;  in  der  Geschichte  der 
Medicin  seine  Bearbeitung  einzelner  Werke  des  Hippokrates  u.  s.  w.  hervorzuheben. 

Börner,  Jetztlebende  berühmte  Aerzte,  Bd.  I,  pag.  621.  Magnus. 

Guöpln,  Ange  G. ,  zu  Nantes,  Arzt  und  Publicist,  war  am  30.  August 
1805  zu  Pontivy  (Morbihan)  geboren,  wendete  sich  neben  der  Medicin  frühzeitig 
der  Politik  zu,  wurde  1828  Doctor  der  ersteren,  Hess  sich  in  Nantes  nieder,  wo 
er  Professor  der  ökonomischen  und  industriellen  Chemie  wurde.  Nach  der  Juli- 
Revolution  von  1830,  nach  welcher  er  die  royalistischen  Bestrebungen  in  der  Vendöe 
niederzudrücken  bemüht  gewesen  war,  wurde  er  Professor  der  Medicin  an  der  medi- 
cinischen  Secundärschule  in  Nantes  und  1832  Chirurgien  suppl6ant  der  Hospitäler. 
1833  machte  er  sieh  um  die  Gründung  des  zum  ersten  Male  in  Frankreich  abge- 
haltenen Congrös  scientifique  et  philosophique  verdient,  begann  von  1835  an  sich 
speciell  mit  Augenheilkunde  zu  beschäftigen  und  gründete  eine  der  ersten  Augen- 
kliniken in  Europa.     1848  wendete   er  sich  wieder   ganz   der  Politik  zu,    wurde 


686  GÜEPIN.  —  GÜERARD. 

Commissar  der  Republik  in  verschiedenen  Departements,  1850  aber  seines  Lehr- 
stuhles entsetzt.  Im  September  1870  war  er  für  kurze  Zeit  Präfect  der  Loire- 
Inf6rieure,  wurde  1871  Gonseiller  gönöral  eines  Cantons  von  Nantes  und  starb 
am  21.  Mai  1873.  Ausser  meinen  Schriften  über  SooialismuB  (1850,  52),  einer 
Geschichte  von  Nantes  (1832)  u.  s.  w.,  sind  an  medicinischen  Schriften  von  ihm 
anzuführen:  ^Lettrea  h  Btbes,  de  Montpellier ^  sur  divers  sujets  de  m4d.,  de 
chir,  et  d^hygi^ne"  (Nantes  und  Paris  1836)  —  ^£tttde8  d^oculistique**  (Paris 
1844,  av.  2  pl.;  deutsche  Uebers.  von  J.  Nkühausen,  Crefeld  1847)  —  „NonvelUs 
Studes  ihioriques  et  cliniques  sur  les  maladies  des  yeux:  Voeü  et  la  vision^ 
(Paris  1857)  —  „Des  eatix  minSralisies"  (Ebenda  1857).  Er  war  einer  der 
Oründer  der  ,,Revue  philosophique  et  religieuse". 

Vapereau,  5.  edit,  I,  pag.  866.  G. 

6u6pratte,  Alphonse-Pierre-Prosper  O.,  französischer  Marine- 
Chirurg  I.  Gl. ,  war  zu  Brest  am  20.  Juli  1808  geboren,  wurde  1842  in  Mont- 
pellier Doctor,  nachdem  er  bereits  von  1832  an  schriftstellerisch  ihätig  gewesen 
war.  Von  seinen  Arbeiten  führen  wir  an  eine  „Monographie  du  mal  de  mer  ou 
gastroentSrite  nautique^  (Montpellier  1844)  —  „RSsection  des  extrdmitSs  articu- 
laires  des  os^  (Ebenda  1844)  an.  Diese  beiden  Arbeiten,  wie  eine  Reihe  anderer, 
über  Hydrocele,  Oarcinom,  Tetanus,  Amputation  des  Unterschenkels,  Dysenterie  etc. 
erschienen  in  der  Gaz.  mM.  de  Montpellier  (1843,  44).  Andere  Aufsätze  von 
ihm,  z.  B.  über  Fremdkörper  im  Mastdarm,  über  Knochenwunden,  sind  in  den 
Annales  de  la  chir.  frang.  et  Strang.  (1843,  45),  noch  andere  über  Luxationen, 
Hämophilie  u.  s.  w.  im  Journ.  des  connaiss.  m6d.-chir.  (1844)  enthalten.  Eine 
grössere  Arbeit  ist  betitelt:  „Medecine  navale**  (Journ.  des  connaiss.  m6d.  chir., 
1844,  45,  46,  47);  er  schrieb  endlich  noch:  „Les  loisirs  d'un  marin**  (Brest 
1847)  —  „Modifications  dans  la  confection  dei  moxas"  (Journ.  de  pharm,  et  de 
chimie,  1848)  —  „HSmeralopie  des  pays  chauds,  observations  recueillies  ä  bord 
de  la  frSgaie  V Armide ,  mission  de  Madaga^scar,  1846**  (Gaz.  m6d.  de  Mont- 
pellier, 1847).    Er  starb  am  17.  September  1847. 

Berger  et  Rey,  pag.  120.  G. 

Guärard,  Jacques-AlphonseG.,  verdienter  französischer  Hygieniker, 
geboren  am  25.  November  1796  in  Noyöres  (Yonne),  studirte  Anfangs  auf  Wunsch 
seines  Vaters  seit  1816  Naturwissenschaften,  speciell  Chemie,  Physik,  Mineralogie 
und  Geologie  unter  Thenabd,  Laugiee  und  namentlich  Vauquelin,  mit  welch' 
Letzterem  er  intim  befreundet  wurde  und  fast  ein  halbes  Jahrhundert  lang  blieb, 
machte  dann  Reisen  im  westlichen  Frankreich  zur  Besichtigung  der  dortigen  Beig- 
werke und  industriellen  Anlagen  und  begann  erst  im  Jahre  1821  das  Studium  der 
Mediciu,  wurde  1827  Doctor,  1828  zum  M6decin  des  höpitaux  und  1829  zum 
Agr6g6  hon.  der  Facultät  ernannt,  functionirte  1831  am  Hop.  Saint-Antoine 
und  seit  1845  als  Arzt  am  Hdtel-Dieu.  Zugleich  hielt  er  mit  Erfolg  Vorlesungen 
über  medicinische  Physik  und  Chemie,  Toxicologie  und  Hygiene,  über  letztere 
auch  eine  Zeitlang  offlciell  in  Stellvertretung  von  Desgenettes  an  der  Uni- 
versität. Seit  1837  war  er  Mitglied  des  Conseil  d'hygiöne  et  de  salubrit^  du 
d6partement  de  la  Seine,  seit  1855  Mitglied  der  Acad^mie  de  mMecine.  Im 
Jahre  1868  gründete  er  die  Soci6t6  de  mMecine  legale  in  Paris,  deren  Vor- 
sitzender er  bis  zu  seinem  am  19.  Juli  1874  erfolgten  Tode  war.  G.  war 
Verfasser  zahlreicher  Abhandlungen ,  speciell  auf  dem  Gebiete  der  Hygiene ;  die 
meisten  davon  sind  veröffentlicht  in  den]  Annales  d'hygiöne  et  de  medecine  legale, 
deren  Hauptredacteur  er  nach  dem  Tode  von  Leüeet  im  Jahre  1845  wurde. 
Bei  seiner  ersten  erfolglosen  Bewerbung  um  den  Lehrstuhl  für  Hygiene  1837 
veröffentlichte  G.  die  Concursschrift :  „Des  inkumations  et  des  exhumations  saus 
le  rapport  de  Vhygihie"  (Paris  1838),  worin  er  auf  die  Gefahr  der  von  den  sich 
zersetzenden  und  faulenden  thierischen  Organismen  ausgehenden  Ausdünstungen 
hinweist  und  für  die  Anlage  von  Begräbnissstätten  an  von  Wohnungen  der  Mensehen 


GUl^RARD.  —  GÜERBOIS.  687 

weit  entfernten  Orten  plaidirt.  1852  bei  seiner  wiederholten  erfolglosen  Bewerbung 
erschien  von  Ot,  eine  Sehrift:  „Du  choix  et  de  la  distribution  des  eavx  dans 
une  vüle"j  worin  er  einen  Plan  fttr  die  Anlage  von  Wasserleitungswerken  für  die 
Btiidt  Paris  entwarf.  Von  den  in  den  Annales  d'hygiöne,  sowie  im  £oho  da 
monde  savant ,  Monitenr  universel ,  Dictionnaire  de  mödeeine  veröffentlichten  zahl- 
reichen Anfsätzen  und  Artikeln  mögen  hier  folgende  genannt  werden:  „De  la 
ventücttion  et  du  chauffage  des  Sdtßces  puhlics  et  en  particulier  des  hßpüaux^ 
(Annales  1844)  —  „Sur  ce  mSphitisme  et  la  disinfection  des  fosses  d'aisances^ 
(Ibidem)  —  „Note  sur  les  effets  physiologtques  et  pathologiques  de  Vair  com- 
prtmd"  (Ibidem  1854)  —  „Note  sur  une  singulüre  altSration  du  pain**  (Ibidem 

1843)  —  y,8ur  le  transport  des  antmatix  destinds  h  la  bouckerie^  (Ibidem 
1846)  —  „Observations  sur  la  gSlatine  et  les  tissus  d'origtne  animale  qui 
peuvent  sermr  ä  la  prSparer^  (Ibidem  1871)  —  „Asphyxie  pendant  une 
exhumatton^  (Ibidem  1840)  —  „Note  sur  les  effets  physiques  des  bains^  (Ibidem 

1844)  —  „Causes  physiques  de  la  congäation  des  vdgStaux  et  des  ammaux" 
(Ibidem  1844)  —  „Sur  Vdpidimie  de  chol^a  qui  sSvit  en  ce  moment  ä  Paris*' 
(Ibidem  1854)  —  „De  la  statistique  nosologique  des  dSc^*'  (Ibidem  1858)  — 
„Sur  la  fabrication  et  Vemploi  des  p4rats  artißciels  et  des  houilles  agglo- 
fnMes  (Ibidem  1859)  —  „Hygüne  des  ouvriers  chargds  du  service  des  moteurs 
ä  vapeur"  —  flbidem  1873)  —  „Sur  V empoisonnement  par  le  phosphore^ 
(Ibidem  1859)  —  Artikel  „Professions**  im  Dict.  de  m6d. 

Annales  d'hygiöne  publique.  1874,  T.  XLII,  pag.  458 — 478.  Pgl. 

Gnerard,  Bernhard  G.,  Dr.  med,  et  chirg.,  General -Stabs- Wund-  und 
Gamisonsarzt  in  Düsseldorf,  Professor  der  Anatomie,  Chirurgie  und  Geburtshilfe 
an  der  vom  Kurfürsten  KarlTheodoj  von  der  Pfalz  in  Düsseldorf  gegründeten 
medicinischen  Lehranstalt,  lebte  in  der  letzten  Hälfte  des  vorigen  Jahrhunderts 
und  war  speciell  in  der  Geburtshilfe  Schüler  von  Fbied  ,  nach  dessen  Grundsätzen 
er  im  Allgemeinen  verfahr.  An  dem  von  Rooibb  van  Roonhuyse  erfundenen 
Instrumente  (Hebel)  zur  leichteren  Beendigung  schwieriger  Geburten  hat  G.  eine 
Modification  angebracht ,  die  nach  Osiandb&'s  Urtheil  zeigt ,  dass  G.  eine  confuse 
Auffassung  von  der  Anwendungsweise  des  betreffenden  Instruments  gehabt  hat. 
G.  veröffentlichte:  „Anfangsgründe  der  Geburtshilfe  etc.^  (Düsseldorf  1775; 
2.  Aufl.  Münster  u.  Osnabrück  1781);  femer  über  Symphysiotomie  bei  Kreissenden: 
„JSxposS  des  cos  pour  lesquels  la  section  de  la  Symphyse  des  os  pubis  fut 
faite  h  Dusseldorf  et  des  suites  de  cette  Operation"  (Düsseldorf  1778). 

Dict.  bist.  II,  pag  618.      .  Pgl. 

*(Juerault,  Jules-Henri  G.,  französischer  Marine-Chirurg,  aus  Orleans 
(Loiret)  gebürtig,  wurde  1857  in  Paris  Doctor  mit  der  These:  „Observations 
midicales  recueillies  pendant  le  voyage  scientlßque  de  S,  A,  le  prince  Napolion 
dans  les  mers  du  Nord. :  L  Essai  sur  P Elephantiasis  des  Orecs  ....  sov^s  le 
nom  de  spedalskhed.  2,  Note  sur  la  maladie  hydatique  des  Islandais,  3.  Ob- 
servations sur  la  syphilisation  en  Norvhge".  Er  schrieb  weiter  noch:  „Note 
sur  la  maladie  hydatique  du  foxe  en  Islande  et  Vemploi  de  V Slectropuncture 
h  la  destruction  des  a^dphalocystes*'  (filectricit6  m6dicale,  1857)  —  MSm,  sv/r 
les  caract^es  diffSrentiels  de  la  conformation  crdnienne  chez  les  Lapons  et 
les  Esquimaux*'  (M6m.  de  la  Soc.  d'anthrop.  de  Paris,  1861).  Zusammen  mit 
Bellkbon  gab  er  heraus:  „Les  Esquimavxc  du  Groenland,  considSrSs  sous  le 
j>oint  de  vue  de  leur  race,  .  ...  de  leur  hygihne  et  de  leurs  maladies  ordi- 
naires.  Voyages  dans  les  mers  du  Nord  ä  bord  de  la  corvetie  la  Reine- 
Sortense,  etc."*  (Paris  1857,  4.). 

Berger  et  Key,  pag.  121  G. 

•  Guerbois,    Denis-Fran^ois-Noel  G.,    zu  Paris,    war   am  17.  Juli 

1775  geboren,  wurde  zu  Paris  1803  Doctor  mit  der  These:    „Sur  la  nostalgie 


688  GUEEBOIS.  —  GUEEIN. 

appel4e  vulgairemerU  maladie  du  pays.^  Er  war  Chirurg  des  College  Louis-le- 
Grand,  deg  GoUöge  Charlemagne  and  des  Hospice  Cochin  und  Ehrenmitglied  der 
Akademie  der  Mediein.  Er  gab  eine  Uebersetzung  von  Baillie's:  „Anatomie 
pathologique  des  organes  les  plics  tmportarUs  du  Corps  kumain^  (1815)  hermiis 
und  las  in  der  Akademie  ein:  „Mim,  sur  les  luxations  et  particulürement  sur 
les  luxations  coxo-fSmorales"  (Revue  m^die.  1834),  coneurrirte  1834  und  1836 
am  klinisch-ehirargische  Lehrstühle  mit  den  Thesen :  „Des  fistules  reeto-vaginalee 
et  vSstcO'Vagtncdes^  und:  „Quelles  sont  les  affections  gut  compliguent  le  plus 
friguemment  les  plaies^  und  schrieb:  „La  Chirurgie  d^ HippocrcUCy  extraiie  de 
ses  aphorismes  .  .  .  avec  des  commentaires^  (1836)  —  „Des  compltcations  des 
plaies  apr^  les  Operations ,  contenant  le  titanosy  la  commotion  etc.**  (1836). 
Er  starb  am  22.  October  1838. 

NouveUe  biographie  jf6ii6r.  T.  XXII,  pag.  395.  —  Callisen,  VII,  pag.  497; 
XXVIII,  pag.  309.  ^ 

Gu6lin,  Pierre,  geboren  zu  Gouzon  bei  Lyon  am  26.  Mai  1740,  war 
Mitglied  des  College  royal  de  Chirurgie  von  Lyon,  dirigirender  Wundarzt  am 
Hötel-Dieu  daselbst,  Demonstrator  der  Chirurgie  und  correspondirendes  Mitglied 
der  königlichen  Akademie  der  Wissenschaften  zu  Montpellier  und  galt  als  geschickter 
Augenarzt.  Er  schrieb:  „Traitd  des  maladies  des  yeux"  (Paris  1770)  —  „Obser- 
vations  de  Chirurgie  sur  guelques  accidens  cons4cutifs  des  op^ations  etc^^ 
(Journ.  de  m6d.  chir.  et  pharm.  T.  XL VIII,  1777).  Er  starb  zu  Bordeaux  am 
13.  Februar  1827. 

Dict.  bist.  II,  p^g.  650.  —  Br6ghot  du  Lut  et  P^ricaud,  pag.  140     PgL 

(Juörin,  Joseph-Xavier-B6n6zet  6.,  Arzt,  Physiker  und  Natur- 
forscher, geboren  am  21.  August  1775  zu  Avignon  und  etwa  um  1850  daselbst 
gestorben,  studirte  und  promovirte  in  Montpellier,  prakticirte  dann  in  Avignon, 
wurde  nach  und  nach  Arzt  des  dortigen  Krankenhauses,  Lehrer  der  Physik  am 
Coll6ge  von  Avignon,  Lehrer  der  Physik  und  Botanik  an  der  £cole  centrale  de 
Vaucluse,  Secretär  und  Vicepräsident  der  Soci6t6  de  m^ecine  in  Avignon,  des 
Ath6n^  de  Vaucluse,  Conservator  des  Mus^e  Calvet  etc.  Durch  G.  wurde  der 
botanische  Garten  in  Avignon  eingerichtet.  Oemeinschaftlich  mit  Waton  gab  er 
seit  1798  in  Carpentras  ein  periodisches  Blatt:  „Essais  de  mSdecine  et  d'histoire 
naturelle^  heraus ,  von  dem  aber  nur  drei  Bändchen  erschienen  sind.  Die  übrigen 
medicinischen  Schriften  G.'s  sind :  „Discours  sur  l'Stude  de  la  mSdecine*'  (Mont- 
pellier, ohne  Jahreszahl,  8.)  —  „Ohservations  sur  la  Vaccine"  (1802)  — 
„Rapport  sur  la  vaccination  gindrale  de  Parrondissement  d' Orange*'  — 
„Bißexions  sur  Vinoculation  moderne  suivies  de  Vinstruction  du  Dr,  Ed. 
Jenner,  inventeur  de  cette  prddeuse  dicouvertd**  (Avignon  1803).  Ausserdem 
hat  G.  für  eine  lange  Reihe  von  Jahren  barometrische  und  andere  meteorologische 
Beobachtungen  in  Avignon  aufgezeichnet  und  zu  verschiedenen  Malen  bekannt 
gemacht.  Die  übrigen  Schriften  G.'s  sind  specieU  physikalischen  und  natiir- 
geschichtlichen  Inhalts. 

Ersch  xuid  Grub  er,  Allgem.  Encyclopädie.  —  Callisen,  VII,  pag.  501,  ▼« 
er  irrthümliclierweise  mit  dem  Vornamen  Jean  bezeichnet  wird.  Pgl 

Gu6rin,  Magist.  chir.  aus  Ronen,  Mitglied  des  College  de  Saint-Cdmc 
daselbst,  Stabschirurg  der  Marine  zu  Ende  des  18.  Jahrhunderts,  später  Arzt  in 
Paris,  schrieb;  „Dissert,  sur  les  mxiladies  de  VurUhre**  (Paris  1780)  —  „TraiU 
sur  les  gonorrhSes**  (Paris  1780)  —  „Extrait  des  maladies  de  VurWire  et  des 
gonorrMes**  (Paris  1805). 

Dict.  hißt.  II,  pag.  650.  Pgl. 

*Guerin,  Jules -Ren  6  G.,  zu  Paris,  ist  am  11.  März  1801  zu  Boussn 
in  Belgien  (im  ehemaligen  D6p.  Jemmapes)  geboren,  studirte  von  1821  an -in 
Paris   und    wurde   1826    daselbst  Doctor   mit  der  These:    „Sur  V Observation  m 


GUEBIN.  689 

midecine  ftc.^.  1828  Eigenthümer  und  Redacteur  der  „Oazette  de  sardi^  ge- 
worden, die  sich  1830  in  die  „Gazette  midicale  de  Paria^  umwandelte,  erörterte 
er  in  derselben  Standesfragen,  kämpfte  für  die  Wiederherstellnng  der  Coneurfte 
und  andere  Verbesserungen,  war  Berichterstatter  der  aus  der  Zahl  der  Pariser 
Aerzte  berufenen  Ministerial-Commission,  sowie  Mitglied  mehrerer  zur  Vorbereitung 
von  neuen  Gesetzen  über  den  Unterricht  und  die  Ausübung  der  Medicin  ernannten 
Commissionen  und  war  ein  erklärter  Anhänger  der  ünterrichtsfreiheit.  Nach- 
dem er  1832  und  1837  einige  Schriften  über  die  Cholera  verfasst,  folgte  von 
1838  die  grosse  Reihe  seiner  Arbeiten  über  Orthopädie  und  orthopädische  Chirurgie, 
zu  deren  Ausübung  er  das  orthopädische  Institut  de  la  Muette  zu  Passy  gegründet 
hatte.  1839  erhielt  er  auch  eine  orthopädische  ELlinik  im  Kinder-Hospital.  Von 
seinen  13  Mömoires  orthopädischen  Inhalts,  die  von  1838 — 1843,  mit  fort- 
laufenden Nummern  versehen,  erschienen,  führen  wir  folgende  kurz  an:  „M4m, 
sur  Vextension  sigmöide  et  la  fiexion  dana  le  traitement  des  dSviations  laterales 
de  V4pine**  (1838)  —  „Mim.  aur  les  diviations  simulies  de  la  colonne  vertd- 
brale,  etc."  (1838)  —  „Mim,  sur  une  nouvelle  mitkode  de  traitement  du  torti- 
colis  dkcien"  (1838)  —  „MSm.  sur  Vdtiologie  ginirale  des  pieds-bots  congdm- 
taux"  (1838)  —  „Mim.  sur  les  variitis  anatomiques  du  pied-bot  congSnital  etc." 
(1839)  —  „Mim,  sur  les  caractkres  ginSraux  du  rachitisme"  (1839;  deutsche 
TJebers.  von  Georg  Webee,  Nordhausen  1847)  —  „Mim.  sur  Vitiologie  ginirale 
des  diviations  latirales  de  Vipine,  etc."  (1840)  —  „Becherches  sur  les  luxatians 
conginitales"  (1841)  —  „Premier  mim.  sur  le  tratiement  des  dimaiicyns  de 
Vipine  par  la  section  des  muscles  du  dos"  (2.  6d.  1843)  —  „Mim.  sur 
Vitiologie  ginirale  du  strabisme"  (2.  6d.  1843).  Dazu  kommen  noch  in  der- 
selben Zeit :  „Mim.  ^sur  Vintervention  de  la  pression  atmosphirique  dans  le 
micanisme  des  txhalations  sireuses"  (1840)  —  „Essai  sur  la  mithode  sotis- 
cutanie  ....  sur  les  ploies  sous-cutanies  en  giniral,  et  sur  les  plaies  sous- 
cutanies  des  articulations ;  etc."  (1841)  —  „Essai  de  physiologie  ginirale, 
lu  h  VAcad.  des  sciences  etc."  (1843).  Er  erhielt  für  seine  physiologischen 
Arbeiten  von  der  Akademie  drei  Monthyon- Preise,  seine  pathologischen  und  thera- 
peutischen aber  erfuhren  zum  Theil  lebhafte  Angriffe,  namentlich  die  von  ihm 
vorgeschlagene  Myo-  und  Tenotomie  an  den  Rückenmuskeln  bei  Wirbelsäulen- 
verkrümmungen, die  zu  lange  fortgesetzten  Discussionen,  namentlich  mit  Malgaigne, 
VroAL  (de  Cassis)  und  Henroz  führte.  Von  seinen  späteren,  zum  Theil  ganz 
andere  Gebiete  betreffenden  Arbeiten  sind  noch  zu  nennen:  „Essai  cVune 
giniralisa^on  de  la  mithode  sous- cutanie"  (1856)  —  „Discours  sur  la  tuber - 
culose^  etc."  (1868)  —  y^De  la  mortaliti  des  nourrissons  et  des  moyens  d'y 
remidier"  (1870)  —  „Pansement  des  plaies  par  Vocclusion  pneumatiqye 
exposi,  etc."  (1878)  —  Etüde  sur  Vintoxication  purulente^  etc."  (1879).  Er 
veranstaltete  von  1880  an  eine  Sammlung  seiner  Schriften  u.  d.  T. :  „Oeuvres  du 
docteur  Jules  Guirin;  recherches  sur  les  difformitis  conginitales  chez  les 
monstres,  le  foetuSy  et  Venfant"  (Paris  1880—82;  av.  atlas,  28  pl.,  Fol.).  Die 
Leitung  der  Gaz.  m6dicale  de  Paris  hatte  er  von  1830 — 72. 

Glaeser,  pag,  320.  —  Index-Catalogue.  V,  pag.  648.  Red. 

*&uerin,  Alphonse- Fran^ois  -  Marie  G. ,  zu  Paris,  ist  am 
9.  August  1817  zu  Ploermel  (Morbihan)  geboren,  studirte  in  Paris,  wurde  Aide 
d'anatomie  1843,  Doctor  1847  mit  der  These:  „De  la  fi^vre  purulente",  Pro- 
sector  der  Amphitheater  1848  und  Chirurg  der  Hospitäler  1850,  durch  Concurs, 
nachdem  er  bereits  einmal  mit  der  These  :  „De  Vinfluence  de  la  pesanteur  sur 
le  diveloppement  et  sur  le  traitement  des  malad ies  chirurgicales"  (1847)  con- 
currirt  hatte.  Nacheinander  war  er  Chirurg  in  den  Hospitälern  Lourcine  (1857), 
Cochin  (1862),  bis  er  1863  im  Hop.  Saint-Louis  Chefchirurg  wurde;  1872  end- 
lich wurde  er  zum  Chirurgen  des  Hötel-Dieu  ernannt,  in  welcher  Stellung  er 
sich  noch  befindet.  Von  seinen  Schriften  sind  anzuführen :  „Sliments  de  Chirurgie 
opiratoire^  ou  traite  pratique  des  opirations"  (1855;  6.  edit.  1881)  —  „Ma- 
ladies  des  organes  genitaux  externes  de  la  femme.  Leqons  professis  h  Vh6p. 
Biogr.  Lexikon.  IL  44 


690  GÜEHIN.  —  GÜERSANT. 

de  Lourcine^  rSdigees  .  .  .  par  M.  Picard»*'  (Paris  1864)  —  „Legons  dinique» 
8ur  lea  maladies  des  organes  g^nitaux  tntemea  de  la  femme"  (Ebenda  1878). 
Er  hat  sich  femer  durch  Anwendung  des  Watteverbandes  als  eines  allgemeinen 
Wundverbandes  bekannt  gemacht  und  darüber  n.  A.  verdffentlieht :  „Disccur$ 
sur  le  traitement  des  plaies;  prononc^  ä  VAcad.  de  midec.*'  (1878),  ebenso  ein 
Verfahren  zu  nnmittelbarer  Blut-Transfusion  unter  der  Bezeichnung  „Communant^ 
de  la  circulation"  angegeben.  1859  wurde  er  von  den  Hospital-Chirurgen  zu  ihrem 
Vertreter  im  Conseil  de  surveillance  der  Assistance  publique  und  1864  in  den 
Conseil  gön^ral  des  Depart.  Morbihan  für  den  Canton  von  Mauron  gewShlt. 

Gl&eser,  pag.  319.  Bed. 

Gnärin  de  Mamers,  Honor6-Loui8-Fran9ois  G.,  geboren  am 
16.  Mai  1792  in  Mamers  (Sarthe),  studirte  in  Paris  und  promovirte  daselbst 
1821.  Er  habilitirte  sich  darauf  als  Privatdocent  fflr  Physiologie  und  Medicin, 
war  Mitübersetzer  des  chirurgischen  Wörterbuchs  von  Oooper  und  Mitglied  der 
Sociöt^  d*6mulation.  G. ,  der  1834  starb,  schrieb:  „Des  irritations  nerveuses 
sous  le  rapport  de  la  th^apeutique"  (Paris  1826)  —  „De  Vapplication  de  la 
Physiologie  h  la  pathologie  et  de  r indispensable  union  de  ces  deux  parties  de 
la  science"  (Ebenda  1826)  —  „Nouvelle  toxicologie*^  (Ebenda  1826)  —  „De 
la  nature  et  du  traitement  de  la  colique  de  plomh*'  (Annales  de  la  m6d.  physiol. 
1827)  —  „Physiologie  du  systhne  nerveuv^  (1^27),  sowie  verschiedene  Artikel 
in  den  Annales  de  la  möd.  physiolog. ,  im  Bulletin  des  sciences  mödicales ,  im 
Jonmal  compl6mentaire  du  Dict.  des  sc.  m6d.  und  anderen  Zeitschriften.  Ausser- 
dem besorgte  er  die  Uebersetzung  von  J.  Thomson:  „De  la  taille  IcUSrale  sui- 
vant  G.  Cheselden;  suivi  d*une  nouvelle  mMode  pour  la  taille  troiiv^e  par 
DupHytren""  (Paris  1818). 

Dict.  bist.  II,  pag.  649.  —  Desportes,  pag.  326.  —  Calllsen.  Vn,  pag.  499; 
XXVIir,  pag.  310.  ,  Pgl. 

Guersant,  Vater  und  Sohn ,  zu  Paris.  —  Der  Erstere,  Louis-BenoItG., 
war  am  29.  April  1777  zu  Dreux  als  Sohn  eines  Arztes  geboren,  studirte  in 
Rouen  unter  Laumonieb,  kam  1794  nach  Paris,  erhielt  1798  einen  Lehrstuhl 
der  Naturgeschichte  an  der  Centr^schule  in  Rouen,  ^urde  im  Jahre  XI  der 
Republik  zu  Paris  Doctor  mit  der  These:  „Quels  sont  les  caracthres  da 
propriStSs  vitales  dans  les  vdg4taux^ ,  1804  zum  Prozessor  der  Botanik  am 
Jardin-des-Plantes  zu  Rouen  ernannt,  führte  er  in  demselben  wichtige  Verände- 
rungen ein  und  bereitete  eine  Flora  von  Rouen  und  Umgegend  vor.  Um  sich 
indessen  der  praktischen  Medicin  zu  widmen,  ging  er  nach  Paris,  war  zuerst 
Arzt  eines  Bureau  de  bienfaisance,  wurde  aber,  nachdem  er  1813  sich  bei  der 
Tilgung  der  in  die  Departements  Yonne  und  Cote-d'Or  durch  die  spanischen 
Kriegsgefangenen  eingeschleppten  Typhus-Epidemie  ausgezeichnet  hatte,  unter  die 
Aerzte  der  Pariser  Hospitäler  aufgenommen,  war  anfänglich  Arzt  der  Maison 
de  sant6  des  Faubourg  Saint-Denis,  von  1818  an  aber  des  H6p.  des  Enfants 
malades,  des  Schauplatzes  seiner  künftigen  30jährigen  ruhmvollen  Thätigkeit 
Er  wurde  bei  der  Gründung  der  Akademie  der  Medicin  1820  Mitglied  derselben, 
1823  Agreg6  für  das  Fach  der  Therapie  und  blieb  später  Agr6g6  libre  der 
Facultät.  —  Ausser  seinen  botanischen  Arbeiten,  die  hier  unerwähnt  bleiben, 
theilte  er  der  Akademie  von  Rouen  1807  die  sehr  seltene:  „Observation  sur 
vne  rupture  de  Voesophage  h  la  suite  de  vomissement"  (Lkboüx*  Joum.  1807) 
mit,  nahm  in  Paris  später  lebhaften  Antheil  an  dem  Dict.  des  sc.  m6dle., 
für  welches  er  eine  Reihe  sehr  verschiedenartiger  Artikel  verfasste,  von  denen 
einer:  „Essai  sur  les  Spizooties^  (1815),  von  Neuem  gedruckt  wurde.  Er  betheiligte 
sich  darauf  an  dem  „Dict.  de  mödecine  en  21  volumes",  für  welches  er  79  Artikel, 
grösstentheils  aus  dem  Gebiet  der  Kinderheilkunde ,  aber  auch  aus  der  allgemeinea 
Therapie  verfasste.  In  der  2.  Auflage  des  „Dictionnaire"  (1837)  erschienen  diese 
Artikel  erweitert  und  berichtigt.  I83ö  schrieb  er,  nach  einem  Aufenthalt  in 
Plombiferes,  eine  wichtige  Arbeit  (Archives  g^n^r.)    über  diesen  Curort.    Er  lehrte 


GUERSANT.  —  GÜETfiRBOCK.  691 

ferner  die  Wichtigkeit  der  Seebftder  bei  Einderkrankheiten  kennen ;  auch  sammelte 
er  Materialien  zn  einem  umfassenden  Werk  über  solche,  das  ihm  aber  in  Folge 
seines  am  23.  Mai  1848  erfolgten  Todes  zusammenzustellen  und  herauszugeben 
nicht  vergönnt  war.  Durch  seine. langjfthrige  rastlose  Thätigkeit  am  Kinder-Hospital, 
bei  welcher  er  zahlreiche  Schüler  bildete,  hat  er  seinen  ^Nachfolgern  auf  dem 
Gebiete  der  Pathologie  und  Therapie  der  Einderkrankheiten  in  dankenswerthester 
Weise  den  Weg  gebahnt  und  viel  zur  Erlangung  richtiger  Anschauungen  über 
jene  beigetragen. 

Arcbives  gin^rales  de  mM.,  4,  SMe,  T.  XVII,  1848,  pag.  247.  ^  Fauconneau- 
Bnfresne  in  Union  mödicale.  1849,  pag.  225,  229.  —  Callisen,  YU,  pag.  504—6; 
XXVm,  pag.  313.  G. 

Paul-Louis-Benoit  G.,  der  Sohn,  war  im  Jahre  1800  zu  Paris 
geboren,  wurde  1828  mit  der  These:  „8ur  les  avantagea  et  les  inconviniences 
de  la  lithotomie,  compar^e  ä  cevx  de  la  lithotritie^  Doctor  und  nach 
einem  glänzenden  Concurse  1832  Chirurg  am  Einder  -  Hospital ,  zu.  dessen 
weiterer  Entwicklung  er  sehr  viel  beigetragen  hat,  schon  dadurch,  dass  er  daselbst 
eine  sehr  populär  gewordene  chirurgische  Poliklinik  einführte.  Auch  seine  Elinik 
wurde  bis  zum  Jahre  1860,  wo  er  sich  aus  dem  Hospital  zurückzog,  von  In-  und 
Ausländem  viel  besucht.  Er  war  einer  der  17  Chirurgen,  von  denen  die  Soci^tö 
de  Chirurgie  1843  begründet  wurde  und  war  1862,  53  Präsident  derselben.  Von 
seinen  zahlreichen  Arbeiten,  die  sich  fast  sämmtlich  auf  die  Chirurgie  der  Einder 
beziehen,  sind  die  hauptsächlichsten  in  der  folgenden  Schrift:  „Notices  sur 
la  Chirurgie  des  enfanta**  (Paris  1864 — 67 ;  engl,  üebersetzung  von  Rcchaed 
J.  DUKGLISON,  Philadelphia  1873)  vereinigt  worden.  Wir  führen  von  denselben 
folgende  an:  „De  la  m^decine  op4ratoire  chez  les  enfants"  —  n^^  adinites 
cervicales  chez  les  enfarUs*'  —  n^^^  calculs  visicaux^  de  la  taüle  et  de  la 
Itthotritte"  —  „Du  phimosis  et  de  son  traüement  chez  les  enfants^  —  „Des 
hystes  et  des  tumeurs  enkystSes"  —  „Des  fractures  chez  les  enfants^  —  „Des 
arthrites  chraniques  et  des  leur  traitement*^  —  „Quelques  riflexions  sur  les 
hrülures*'  —  „Traitement  du  bec-de-li^vre*^  —  „De  la  vulvite  chez  les  petites 
filles**  —  „De  VhydrocUe"  —  „De  la  chute  du  rec*um"  —  „De  Vhypospadte 
et  de  Vdpispadie*^  —  „Du  Cancer  du  testicule^  —  „De  V Ophthalmie  puru- 
lente  des  nouveaux-nds^  —  »^^  imperforations  cong^nitales  de  l'anus^  — 
„Des  vices  de  conformation  des  doigts^  —  „De  la  carte  vertibrale"  u.  s.  w. 
Dazu  kommen  zahlreiche  in  den  Zeitschriften  (von  1840 — 1869)  publicirte  Mit- 
theilungen.  Er  starb  am  1.  October  1869. 

Tr61at  in  Bullet,  de  la  Soc.  de  cMr.  de  Paris  1870,  2  S*rie,  X,  pag.  419.  — 
Felix  Gnyoa  in  M6m.  de  la  Soc.  de  chir.  1874,  VIT,  pag.  LVII.        a.  Lutaud.  Red. 

*Gueterbock,  Vater  und  Sohn,  in  Berlin.  —  Ludwig  G. ,  der  Vater, 
ist  daselbst  am  23.  October  1814  geboren,  studirte  in  Berlin  und  wurde  daselbst 
1837  Doctor  mit  der  Diss.  und  Preissehrift:  „De  pure  et  granulatiane^  (4.  c.  tab.). 
Seit  1840  in  Berlin  praktischer  Arzt,  gegenwärtig  mit  dem  Titel  als  Geh.  Sanitäts- 
rath,  gab  er  heraus:  „Schönlein's  klinische  Vorträge  in  dem  Charite- 
Krankenhause  zu  Berlin**  (Berlin,  3.  unveränderte  Aufl.  1843,  44),  zusammen 
mit  Lbhrs  und  Schaelau:  ^Dr,  Schönlein  als  Arzt  und  klinischer  Lehrer** 
(Ebenda  1842).  Ausserdem  etliche  Abhandlungen  über  Cholera  in  pathologischer 
und  chemischer  Hinsicht.  Auch  ist  er  Mitarbeiter  an  dem  Jahresbericht  über  die 
Fortschritte  der  Medicin  (Canstatt,  Virchow-Hiesch).  -^^^ 

*Paul  G. ,  der  Sohn,  am  2.  Juni  1844  geboren,  ausgebildet,  1865 
promovirt  und  ansässig  ebenfalls  in  Berlin.  Als  Schüler  Wilms'  habilitirte  er  sich 
in  der  Chirurgie,  wurde  1884  Assessor  des  Brandenburgischen  Medicinal-Collegiums 
und  schrieb  monographisch:  „Die  neueren  Methoden  der  Wundbehandlung  auf 
statistischer  Grundlage"  (Berlin  1876)  —  „Die  englischen  Krankenhäuser** 
(Ebenda  1881)  —  „Die  öffentliche  Reconvalescentenpflege"  (Leipzig  1882). 

Wernich. 
44* 


692  GUETTET,  —  GUGLIELlflNI. 

'''Gnettet,  Philibert^E.-V,  G.,  Hydrotherapent  zu  Saiat-Seme-rAbbaye 
(Cote-d'Or) ,  ist  am  30.  April  1813  eu  Parrecy-les-Forgw  (SaÖne-et-Loire)  geboren, 
studirte  unter  grossen  ökonomisohen  Schwierigkeiten  in  Paris,  war  in  dieser  Zeit 
ein  Mitarbeiter  bei  der  Anfertigung  von  Thibebt's  „Mus6e  d'anatomie  pathologiqne^ 
und  erlangte  1844  die  Doctorwürde  mit  der  These:  ^D^terminer  si  Van  peut 
fenter  la  eure  de  Vanivrysme  du  tronc  brachiO'cSphaliqtie  .  .  «  ♦  La  ligahtre 
est  eile  praticablef"  Er  wurde  darauf,  einw  Aufforderung  von  Gsoffboy,  einem 
Schüler  von  Priessnitz,  folgend,  Mit-Director  der  von  Jenem  geleiteten  Wasser^ 
Heilanstalt  in  Lyon,  trennte  sich  aber  von  demselben  und  gründete  1847  die 
oben  genannte  Anstalt,  ein  französisches  Gräfenbei^,  in  den  malerischen  Bergen 
der  C6te  d'Or,  in  einer  ehemaligen  Benedictiner-Abtei.  Eine  Anzahl  seiner  Arbeiten 
ist  enthalten  in  der  Gaz.  m^dec.  de  Paris,  Gaz.  des  hdpit. ,  Revue  m6dec.,  Gaz. 
des  eaux,  Annales  de  T^lectricitö  m^dicale  de  Bruxelles.  Er  schrieb  femer  ein: 
„M^.  8ur  quelques  appltcations  de  Vhydraulique  h  la  circulaium  du  sang'' 
(Comptes  rendus  de  TAcad.  des  sc.  1846)  —  „MSm.  sur  les  hemomhttes'^  (Ebenda 
1850)  —  „M(hn.  sur  le  traüement  du  rhumalisme  par  VhydrotkSrapie*'  (Ball* 
de  l'Acad.  de  m6d.  1851)  u.  s.  w. 

Glaeser,  pag.  223.  Bed. 

GuggenbüM,  J.,  Schweizer  Arzt,  der  seinen  Namen  durch  die  Behand- 
lung von  Cretinen  bekannt  gemacht  hat,  war  geboren  am  16.  August  1816  zu 
Mallen  am  Züricher  See,  studirte  zu  Zürich  unter  Sghönlein,  Oken  n.  s.  w.^ 
stellte  bereits  zu  Eleinthal  im  Cauton  Glarus  2  Jahre  lang,  und  1839  in  Hofwyl 
unter  Emanuel  v.  Fellbnbebg  Versuche  mit  der  Behandlung  von  Cretinen  an 
und  schrieb  1838:  „Der  Alpenstich  endemisch  im  Hochgebirge  der  Schweig 
und  seine  Verbreitungen.  Mit  einem  Vorwort  von  Troxler**  (Zürich  1838). 
Im  Jahre  1840  errichtete  er  auf  dem  Abendberge  bei  Interlaken  für  Cretinen 
eine  Erziehungs-  und  Unterrichts-Anstalt ,  über  die  er:  „Europas  erste  Colonie 
für  Heilung  des  Cretinismus  auf  dem  Abendberge  im  JBemer  Oberland  u.  s,  tc.** 
(Haeser's  Archiv  1840)  und  im  Laufe  der  Jahre  eine  Reihe  von  Berichten  in 
verschiedenen  Sprachen,  z.  B, :  „L'Aiendberg,  Etablissement  pour  la  gudriscn 
et  Vdducation  des  enfants  er ^  ins  .  .  .  Premier  rapport.  Traduit  de  Vattemand 
sur  le  manuscrit  inSdit  de  Vauieur  par  le  Dr,  Berchtold-Beaupri*' 
(Freiburg  i.  d.  Schweiz  1844)  —  „Briefe  über  den  Ahendberg  und  die  Heil- 
anstalt füf  Cretinismus**  (Zürich  1846)  veröffentlichte.  Auch  schrieb  er:  „Du 
cretinismcy  de  son  histoire  et  de  son  traitement  etc,"  (Bibl.  univ.  de  Gren^ve 
1850)  —  „Die  Heilung  und  Verhütung  des  Cretinismus  und  ihre  neuesten 
Fortschritte.  Mittheilungen  an  die  schweizerische  naturforschende  Gesellschaft"^ 
(Bern  und  St.  Gallen  1853 ,  4.).  Er  hatte  von  seinem  ersten  Auftreten  an  ver- 
standen, die  Aufmerksamkeit  zu  erregen  und  Theilnahme  als  reformatischer  Heil- 
bringer  zu  erwecken  und  wurden  seine  Bestrebungen  vielfach,  namentlich  von 
Laien,  in  überschwänglicher  Weise  gefeiert;  schliesslich  aber  sah  er  sich  des 
Ruhmes  der  Originalität  entkleidet,  der  schonungslosesten  Kritik  ausgesetzt  und 
ist  nicht  im  Stande  gewesen,  sich  gegen  die  ihm  von  sehr  berufener  Seite  ge- 
machten Vorwürfe  zu  rechtfertigen.  Nichtsdestoweniger  hat  er  das  Verdienst,  die 
Idioten-  und  Cretinenfrage  nachhaltig  angere^  und  derselben  eine  erhöhte  Aufmerk- 
samkeit zugewendet  zu  haben.    Er  starb  zu  Montreux  am  2.  Februar  1863. 

Bibliotli^que  univei-selle  de  Gen^ve.  T.  XIII,  1850,  pag.  147.  —  AUgeni.  Medic. 
Central-Zeitung  1858,  pag.  437,  470,  642.  —  Georgens  und  H.  Beinhard  in  der  Allg. 
Wien,  medic.  Zcitnng.  1863,  pag.  53.  G. 

Guglielmini,  Domenico  G.,  geboren  in  Bologna  am  27.  September 
1655,  studirte  Mathematik  und  Medicin  daselbst  und.  war  schon  im  Alter  von 
22  Jahren  Dr.  med.  —  1686  erhielt  er  das  sehr  wichtige  Amt  eines  General- 
Aufsehers  über  die  sehr  zahlreichen  Canäle  und  Gewässer  des  Bologneser  Gebieta. 
wurde  1690  zugleich  Professor  der  Mathematik  und  1694  der  „Hydrometrie"  an 
der  Universität  zu  Bologna.     1698    ging   er   als   Professor    der  Mathematik   nach 


GUGLIELMINI.  —  GUIDI.  693 

Padua,  wo  er  seit  1702  auch  den  Lehrstohl  der  theoretischen  Medicin  inne  hatte. 
Er  starb  an  den  Folgen  einer  profusen  Epistaxis  am  12.  Juli  1710.  G.  war 
Hitglied  Bahlreioher  gelehrter  Gesellschaften  zu  Paris ,  Berlin ,  London  und  Wien. 
Er  ist  weniger  als  Arzt,  wie  speoiell  durch  seine  mathematisch-physikalischen 
Arbeiten ,  namentlich  auf  dem  Gebiet^  der  Hydrostatik^  von  Bedeutung.  Von 
eigentlich  medioinischen  Schriften  G.^s  sind  zu  nennen:  y^De  sanguinis  natura 
et  constitutione^  (Venedig  1701;  Utrecht  1704)  —  ;,Pro  theoria  medica  ad" 
versus  tmpiricam  sectam  praelectio  etc."  (Venedig  1702).  Eine  Gesammtausgabe 
»einer  Werke  erschien  Genf  1719. 

Biogr.  m6d.  IV,  pag.  542-544.  —  Biet.  hist.  II,  pag.  651—653.  Pgl. 

Guglielmo  di  Bresoia,  s.  Coevi,  Guglielmo,  Bd.  II,  pag.  86. 

Guibert,  Nicolas  G.,  Arzt  und  Alchemist,  geboren  etwa  1547  in 
8t.  Nicolas  in  Lothringen,  verbrachte  viele  Jahre  auf  Reisen  in  Italien ,  Deutsch- 
land, Frankreich  und  Spanien.  Im  späteren  Alter  studirte'  er  Medicin,  prakticirte 
in  Gasteldurante  und  Rom,  wo  er  von  1578^1579  Provinzialarzt  des  Kirchen- 
staats war.  Von  Neuem  der  Alchemie  sich  widmend  und  mit  Cardinal  Otto  von 
Truchs  befreundet,  gab  er  auf  Kosten  dieses  eine  lateinische  Uebersetzung 
mehrerer  Abhandlungen  des  Paracelsus  heraus.  Zuletzt  wurde  G.  Gegner  der 
Aldiemie,  fing  wieder  an  als  Arzt  zu  prakticiren,  und  zwar  in  Vaucouleurs  (I)6p. 
Meuse),  wo  er  in  dürftigen  Verhältnissen  etwa  1620  gestorben  ist.  Seine  Schriften 
sind:  „Äesertio  de  murrkinis  etc."  (Frankfurt  1597)  —  „De  bcUsamo,  ejusque 
lacrymae  quod  opobalsamum  dicetu?-,  natura  etc,"  (Strassburg  1603)  —  ^,^4?- 
chymia,  ratione  et  experientia,  ....  impugnata"  (Ebenda  1603)  —  „De  interitu 
alchymiae"  (Toul.   J614), 

Biogr.  in6d.  IV,  pag.  544,  Pgl. 

*Guibout,  Eugene  G.,  zu  Paris,  ist  am  20.  December  1820  zu  Vielaines 
(Aube)  geboren,  studirte  in  Paris,  wurde  1850  daselbst  Doctor  mit  der  These: 
„Consid^ations  sur  la  nature  et  le  traitement  de  quelques  affections  nerveuses**. 
Seit  1862  ist  er  Arzt  des  H6p.  Saint-Louis  und  verfasste  folgende  vier  Schriften 
über  Hautkrankheiten :  „Legons  cliniques  sur  les  maladies  de  la  peau,  prqfessds 
h  l'hdpital  Saint-Louis"  (Paris  1876)  —  „Nouvelles  legom  cliniques  etc." 
(1879)  —  „Nosographie  et  th^apeutique  des  maladies  de  la  peau"  (1883)  — 
„Traitd  pratique  des  maladies  de  la  peau.  Diagnostic  et  traitement."  Unter 
dem  Titel:  „Les  vacances  d^un  mSdecin"  hat  er  ausserdem  5  Bände  Reisen  in 
Russland,  Lappland,  Deutschland,  Italien,  Sicilien,  den  Alpen  u.  s.  w.  herausgegeben. 

Reü. 

Guldettl,  Giovanni  Tommaso  G. ,  geboren  auf  Schloss  Strambino 
(Canavez),  wurde  1677  Dr.  med.  in  Turin  und  war  von  1702-^1721  in  Ivrea 
Arzt,  zugleich  stellvertretender  Protomedicus  der  Stadt  und  Provinz.  1724  j?ing 
er  nach  Turin,  wo  er  in  hohem  Alter  starb.  Er  schrieb:  „Dissertationes  pby- 
siologicae  et  medicae  in  duas  partes  divisae"  (Turin  1747),  worin  Abhandlungen 
tlber  die  Zeugung,  die  Entwicklungsgeschichte  des  Hühnchens,  über  Pocken  und 
Röthein,  über  Ernährung,  biliöse  Fieber  etc.  sich  finden^  ferner  findet  sich  in  dem 
von  RiCHA  1723  zu  Turin  veröffentlichten  Werke  „Constitutio  epidemiea  T.-iuri- 
nensis  anni  1722"  ein  von  G.  aus  Turin  1722  datirtes  Sehreiben  über  ein  dort 
herrschendes  epidemisches  Fieber. 

Dict.  hist.  II,  pag.  653.  P^K 

Guidi,  Guido  G.  (gewöhnlich  unter  dem  latinisirten  Namen  ViDis 
ViDius  bekannt),  ist  im  Anfange  des  16.  Jahrhunderts  in  Florenz  geboren.  Er 
hatte  zuerst  in  seiner  Vaterstadt  als  Arzt  praktieirt .  folgte  1542  einem  auf  Ver- 
anlassung des  Königs  Franz  I.  an  ihn  ergangenen  Rnfe  als  Professor  der  Medicin 
an  dem  College  de  France  nach  Paris  und  wurde  aueh  zum  ersten  Leibarzte  seines 
königlichen  Gönners  ernannt.  Im  Jahre  1547,  nach  dem  Tode  desselben,  wurde 
er  durch  den  Herzog  Cosmo  I.  von  Toscana    als  Professor  der  Philosophie    und 


694  QUIDI.  —  GUILANDINI. 

Medicin  nach  Pisa  bernfen,  von  dem  Fttrsten  mit  Ehren  und  Wohlthaten  Aber- 
häuft  und  hier  ist  er  am  26.  Mai  1569  gestorben.  Seine  Leiehe  wurde  nach 
Florenz  gebracht  und  ist  hier  in  der  Kirche  Annunziata  beigesetzt  worden.  G. 
ist  nicht  ohne  Verdienst  um  die  Förderung  der  Anatomie,  wiewohl  man  zu  keinem 
sicheren  UrtheUe  über  seine  selbständigen  Leistungen  auf  diesem  Gebiete  kommen 
kann,  da  die  von  ihm  verfasste  anatomische  Schrift  „De  anatomia  corporü 
humani  libri  VlI^  (mit  77  ziemlich  mangelhaft  ausgeführten  Eupferstichen), 
sowie  überhaupt  alle  seine  Schriften,  erst  nach  seinem  Tode  von  seinem  Neffen  Ouidi 
veröffentlicht  worden  ist  und  zahlreiche  anatomische  Entdeckungen  von  Vesal  und 
Fallopia  in  dieselbe  offenbar  übergegangen  sind.  Die  Schrift  erschien  Frankfurt 
1611,  foL,  gleichzeitig  auch  in  dem  dritten  Theile  des  von  G.  verfassten  grossen 
Compendiums  der  ganzen  Medicin  „Ars  medicinalü^  (3  voll.,  Venedig  1611,  fol. ; 
Frankfurt  1626;  1645;  1677);  ausserdem  hat  er  „De  febnbus  libri  VW 
(Florenz  1585,  4.;  Padua  1591 — 95,  4.);  femer:  „De  curatiane"  (pars  I  et  II, 
Florenz  1587,  1594)  und  eine  Uebersetzung  der  chirurgischen  Schriften  aus  der 
Hippokratischen  Sammlung,  mit  Galen 's  und  eigenen  Commentaren  versehen 
(„0/iirurgia  e  Oraeco  in  Latinum  a  se  conversa^  Paris  1544)  verfasst.  G. 
erfreute  sich  bei  seinen  Lebzeiten  eines  grossen  Rufes;  Benvenuto  Csllini,  der 
ihn  in  Paris  kennen  gelernt  hatte,  spricht  sich  über  ihn  mit  folgenden  Worten 
aus :  „Molto  prima  io  doveva  ricordare  dalla  guadagnata  amicizia  del  piü  virtuose, 
de]  piü  amorevole,  e  del  piü  domestico  uomo  dabbene,  ch'io  conoscessi  mai  al 
mondo.  Questo  si  fu  Messer  Guido  Guidi,  eccellente  medico  e  dottore  e  nobil 
cittadino  Fiorentino.^  Der  Name  G.*s  lebt  auch  noch  beute  im  „Canalls  und  Ner\'U8 
Vidianus"  in  der  Anatomie  fort.  ^„g  Hirsch. 

Guido  de  Canliaco,  s.  Chaüliac,  Guy  de,  Bd.  I,  pag.  710. 

Guidott  (Güidot),  Thomas  G.,  englischer  Arzt,  geboren  1638  in 
Lymington  (bei  Southampton),  studlrte  Medicin  in  Oxford,  wo  er  1666  promovirte  und 
war  bis  1679,  wo  er  sich  in  London  niederliess,  Badearzt  in  Bath.  G.  hat  sieh 
um  die  Kenntniss  der  Heilquellen  dieses  Ortes  hervorragende  Verdienste  erworben. 
Sämmtliche  von  G.  veröffentlichten  Schriften  beziehen  sich  auf  diesen  Gegenstand.  Ver- 
schiedene Berufungen  als  Professor  nach  Kopenhagen,  Venedig,  Leyden  lehnte  G.  ab. 

Biogr.  m6d.  IV,  pag.  546.  —  Dict.  bist  11,  pag.  656.  Pgl. 

Gnilandini,  Melchior  (Wieland?)G.,  wurde  im  ersten  Drittel  des  16.  Jahr- 
hunderts zu  Königsberg  geboren  und  als  einer  der  Ersten  auf  der  1544  gegründeten 
Universität  inscribirt.  Um  Medicin  zu  studiren,  ging  er  nach  Rom,  später  lebte 
er  in  Sicilien  vom  Verkauf  medicinischer  Kräuter,  bis  der  venetianisohe  Gesandte 
sich  seiner  annahm.  Durch  ihn  kam  G.  nach  Venedig  und  Padua ,  wo  er  seine 
Studien  beendete.  Auf  fremde  Kosten  machte  er  eine  Reise  nach  Syrien,  Palästina 
und  Aegypten,  doch  fiel  er  mit  der  ganzen  reichen  naturwissenschaftlichen  Aus- 
beute auf  der  Rückfahrt  in  die  Hände  von  Seeräubern,  in  deren  Gefangenschaft 
er  mehrere  Jahre  blieb.  Endlich  losgekauft,  kehrte  er  nach  Padua  zurück  und 
erhielt  dort  1561  die  Leitung  des  botanischen  Gartens,  später  die  Professur  der 
Botanik  und  Medicin.  Durch  seine  Schrift:  „De  stirpium  aliquot  nominibus,  quae 
aut  ignorarunt  medici,  vel  de  iis  dubitarunt  epistolae  11^  (Basel  1557)  gerieth 
er  in  eine  literarische  Fehde  mit  MatthiolüS,  welchem  er  erwiderte  mit 
„Äpologiae  adversus  Petr.  Andr.  Matthiolum  liber  primus ^  qui  inscri- 
bitur  l^heön;  praeterea  manucodiatae  descriptio*^  (Padua  1558).  Ausserdem  ver- 
öffentlichte er  noch  :  „Papyrus,  hoc  est  commentarius  in  tria  Caii  Plinii  majoris 
de  papyro  capita^  (Venedig  1572;  2.  edit.  Lausanne  1576;  3.  edit.  Amberg 
1613)  —  „Co7ijectanea  synonymica  plantar  um  cum  horti  Patavini  catalogo  s^ib 
nanum  lüDl"*  (Frankfurt  1600;  2,  edit.  ibid.  1608).  LiNNE  nannte  eine  Pflanzen- 
gattung nach  ihm  Guilandina.    Er  starb  am  25.  December  1589. 

Nouv.  biogr.  g6n.  T.  XXII,  pag.  583.  —  Mangel,  Bibl.  scriptor.  medicor.  T.  I,  2., 
pag.  539.  —  Moreri,  Grand  dict.  hist.  I,  pag.  446.  —  Biogr.  m6d.  IV,  pag.  546.  — 
Pisanski,  Nachr.  über  den  Konigsberger  M.  Guilandi.  1785.  V. 


/a, 


6ÜILELMUS.  —  GÜILLAUMET.  695 

Gnilelmns  Brixiensis,  s.  (Tobvi,  Guglielho,  Bd.  II,  pag.  86. 

MJuilielmo  Salloetti  (Oüilblhus  de  Saliceto)  ist  im  Anfange  des  13.  Jahr- 
hunderts (1210?)  in  Piacenza  geboren.  Er  war  unter  BuONO  Di  Oabbo  in  Bologna 
ärztlich  gebildet  worden,  hatte  zuerst  hier  einige  Jahre  gelebt,  war  sodann  nach 
Verona  übergesiedelt,  wo  er  eine  Stellung  als  Stadtarzt  und  Arzt  am  Kranken- 
hause einnahm  und  den  Lehrstuhl  der  Medicin  bekleidete  und  ist  daselbst  im  Mai 
1276  (oder  1280)  gestorben.  6.  ragt  als  Chirurg  über  alle  seine  Zeitgenossen 
weit  hervor.  Mit  gründlicher  Bildung  auf  allen  Gebieten  der  Heilkunde  verband 
er  eine  für  jene  Zeit  ungewöhnliche  Selbständigkeit  des  Urtheils;  seine  Schriften 
„Summa  conservationis  et  curationis^  (Piacenza  1476;  Venedig  1489;  Leipzig 
1495,  fol.)  und  „Cyrurgta"  (Piacenza  1476;  Venedig  1502;  1546;  in  französ. 
üebers.  Lyon  1492;  Paris  1505,  fol.)  legen  von  seiner  Grelehrsamkeit ,  seinem 
gesunden  Ürtheile,  seiner  reichen  Erfahrung  und  seiner  chirurgischen  Gewandtheit 
ein  glänzendes  Zeugniss  ab,  das  ihm  kein  Geringerer  als  Guido  von  Chauliac 
(in  der  Vorrede  zu  seiner  Chirurgia  magna)  mit  den  Worten  ausstellt:  „Gulielmus 
de  Saliceto  valens  homo  fuit,  et  in  physica  et  in  chirurgia  duas  summas  com- 
posuit  et  judicio  meo  quantum  ad  illa,  quae  tractavit,  satis  bene  dixit.^  —  Seine 
„Summa  conservationis'^  enthält  eine  Reihe  interessanter  Beobachtungen,  vorzugs- 
weise aus  dem  Gebiete  der  inneren  Medicin;  in  seiner  Chirurgie,  an  welcher  er 
5  Jahre  gearbeitet  und  die  er  erst  kurz  vor  seinem  Tode  (1275)  beendet  hatte, 
bekundet  er  das  Bestreben,  diesem  damals  einerseits  zu  roher  Empirie  entarteten 
und  von  wenig  gebildeten  Wundärzten  vertretenen,  andererseits  von  den  gelehrten 
Arabisten  in  dogmatisch-scholastischer  Form  bearbeiteten  Gebiete  der  Heilkunde 
einen  wissenschaffclichen  Charakter  zu  geben  und,  nach  dem  Vorbilde  eines  Paulus, 
Abulkasim  und  anderer  griechischer  und  arabischer  Aerzte,  die  Chirurgie  in  eine 
enge  Beziehung  zur  inneren  Medicin  zu  bringen.  Aus  seiner  Schule  ist  einer  der 
bedeutendsten  Chirurgen  der  Folgezeit,  Lanfranchi,  hervorgegangen,  der  den 
wissenschaftlichen  Geist  in  der  Chirurgie  nach  Frankreich  verpflanzt  hat. 

Sarti,  De  claris  archigymnasii  Bononiensis  professoribus  etc.  Bonon.  1769, 
pag.  466.  —  Preind,  Historia  medicinae.  Liigd.  Batav.  1734,  pag.  375.  —  Brambilla, 
Geschichte  etc.  pag.  39.  Aug.  Hirsch. 

*6uillaume,  Louis  G. ,  zu  Neuchätel  in  der  Schweiz,  wurde  1854  in 
Zürich  Doctor  mit  der  Diss. :  „Beiträge  zur  Lehre  der  Zuckerausscheidung  im 
Diabetes  mellitus*'.  Er  ist  zur  Zeit  Vice-Prftsident  der  Commission  d'£tat  de  8ant6 
und  verfasste  folgende  Schriften :  ;,  Consid^rations  sur  Viiai  hygiinique  des  dcoles 
publiques^  (2.  6dit.  Genöve  1865;  auch  deutsch  u.  d.  T. :  „Die  Gesundheits- 
pflege in  den  Schulen"  (Aarau  1865)  —  „Rapport  au  Conseil  d'Etat  de  la 
R4publique  et  Ganton  de  Neuchätel  sur  les  mesures  sanitaires  prises  h  Zürich 
pendant  Vipidhaie  de  choUra"  (Neuchätel  1867)  —  „Hygiene  des  ^coles ;  con- 
ditions  architecturales  et  4conomiques"  (Paris  1874)  —  „Goup  d^oeil  sur  la 
vie  sociale  dans  le  canton  de  Neuchätel;  etc."  (Neuchätel  1881)  —  „Le  vacdn 
JennSrien  et  le  vacdn  animal,  etc."  (Ebenda  1881)  —  „Uepidimie  de  variole 
dans  le  canton  de  Neuchätel  en  1880 ;  etc."  (Ebenda  1881). 

Index-Catalogue.  V,  pag.  657.  Red. 

Guillaumet,  Tannegui  G. ,  aus  Nimes,  lebte  zu  Ende  des  16.  und 
Anfang  des  17.  Jahrhunders  als  Wundarzt  des  Königs  Heinrich  IV.,  damals  erst 
Königs  von  Navarra,  und  hinterliess  ausser  einem  Tagebuehe  über  die  hervorragenden 
Ereignisse  aus  dem  heimathlichen  Bürger-  und  religiösen  Kriege  von  1575 — 1601 
noch  verschiedene  unbedeutende  medicinische  Schriften :  „  Questionnaire  des  tumeurs" 
(Lyon  1579)  —  „Traitd  de  la  maladie  nouvellement  appeUe  cristalline" ,  über 
die  Syphilis,  die  unter  den  Soldaten  bei  der  Belagerung  von  Neapel  herrschte 
(Lyon  1611)  —  „La  doctrine  des  arquebusades"  (1581)  —  „Le  questionnaii e 
des  principes  de  la  Chirurgie"  (1590)  —  „Uostiologie"  (1601)  etc. 

Biogr.  m6d.  IV,  pag.  548.  —  Dict.  hist.  II,  pag.  659.  Pgl. 


696  GUILLEMEAU. 

^OnillemeaiL ,  Jacques  G.,  wurde  im  Jahre  1550  zu  Orleans  geboren. 
Er  genoss  in  seiner  Jugend  eine  classische  Bildung,  die  ihm  späterhin,  als  er 
das  Studium  der  Chirurgie  ergriff,  sehr  zu  Gute  kam,  denn  sie  ermöglichte  es 
ihm,  gegenüber  Anderen,  die  Werke  des  Hippokrates,  Celsus  und  Galekus 
zu  Studiren  und  dadurch  seine  medicinischen  Kenntnisse  zu  erweitem.  Er  war  ein 
Schüler  Riolan's,  Courtin's  sowie  Ambroise  Pare's.  Letzterer  war  ihm 
besonders  gewogen  und  liess  sich  seine  medicinische  Ausbildung  ungemein  angelegen 
sein.  Er  nahm  ihn  auch  einige  Male  als  Gehilfen  mit  sich ,  wenn  er  als  Feldarzt 
in  den  Krieg  zog.  Auf  Befehl  Heinrich's  III.  begab  sich  G.  zum  Grafen 
von  Mansfeld  und  verweilte  vier  Jahre  hindurch  bei  der  spanischen  Armee 
in  Flandern.  Im  Jahre  1581,  nach  Paris  zurückgekehrt,  übte  er  seine  chirur- 
gische Kunst  am  H6tel-Dieu  aus.  Er  war  Chirurg  KarTs  IX.,  Heinrich's  HI. 
sowie  Heinrich's  IV.  Er  starb  als  hochgefeierter  Chirurg  den  13.  März  1613 
zu  Paris.  G.  zeichnete  sich  von  den  Chirurgen  seiner  Zeit  durch  einen  scharfen 
Geist  und  eine  gelehrte  Bildung  aus.  Er  wirkte  als  Oculist,  Chirurg  und  Geburts- 
helfer. Seine  literarischen  Leistungen  als  Oculist  sind  schwach.  Als  Chirurg 
dagegen  leistete  er  Vorzügliches.  Vor  Allem  verdankt  man  es  ihm,  dass  die 
Lehren  Pare*s  allgemeine  Verbreitung  fanden,  denn  er  ^ab  dessen  Werke 
heraus.  Als  Chirurg  wandte  er  seine  Aufmerksamkeit  und  sein  Studium  nament- 
lich den  Schusswunden,  der  Trepanation  und  den  Aneurysmen  zu.  Er  empfiehlt 
z.  B. ,  die  Schusswunde  sofort  zu  dilatiren  und  den  Fremdkörper  ohne  Verzug 
zu  extrahiren.  Er  beschränkt  sich  auf  die  primären  Amputationen,  während  er 
bei  Gangrän  das  Glüheisen  vorzieht.  Man  dankt  ihm  eine  Verbesserung  des 
Trepans,  die  gezähnte  Krone.  Er  war  der  Erste,  der  das  aneurysmatische  GefiUs- 
rohr  unterhalb  und  oberhalb  seiner  pathologischen  Dilation  unterband  und  hierauf 
den  ganzen  aneurysmatischen  Sack  exstirpirte.  Gebührt  G.  der  Ruhm  eines  be- 
deutenden Chirurgen  seiner  Zeit ,  so  gilt  dies  in  noch  höherem  Masse  vom  Geburts- 
helfer G.  Schon  in  seiner,  im  Jahre  1594  erschienenen  Chirurgie  widmete  er  der 
geburtshilflichen  Operationslehre  ein  eigenes  Capitel.  Späterhin  (1609)  schrieb  er 
ein  eigenes  der  Geburtshilfe  gewidmetes  Werk ,  welches  unstreitig  eines  der  besten 
seiner  Zeit  ist.  Nicht  nur,  dass  er  die  Lehren  Paee's,  seines  Lehrers,  vollkommen 
inne  hatte,  sondern  er  vervollkommnete  sie  auch  noch.  Er  war  ein  grosser  Freund 
der  Wendung  auf  die  Füsse ,  für  die  er  eifrigst  Propaganda  machte.  Die  Zeichen 
der  Schwangerschaft  beschreibt  er  sehr  gründlich  und  ausführlich ,  ebenso  die 
Molenschwangerschaft.  Bei  gefahrdrohenden  Zuständen  intra  partum  empfiehlt  er 
dringend  die  Wendung  auf  beide  Füsse  mit  sofort  nachfolgender  Extraction,  wie 
bei  Blutflüssen  und  Convulsionen.  Die  anatomischen  Verhältnisse  der  Placenta 
praevia  sind  ihm  zwar  noch  unbekannt,  doch  giebt  er  trotzdem  im  Allgemeinen 
eine  darauf  bezügliche  richtige  Therapie  an.  An  Todten  empfiehlt  er  den  Kaiser- 
schnitt zu  machen,  an  Lebenden  dagegen  verwirft  er  die  Vornahme  dieser  Ope- 
ration, den  Ansichten  seines  Meisters  Pare  folgend.  Seine  Werke  sind  folgende: 
„Tratte  des  maladies  de  Voeil"  (Paris  1585;  Lyon  1610)  —  „Tahles  anato- 
miques  etc,"  (Paris  1571 — 1586,  Fol.)  —  „La  Chirurgie  fram^aise  etc.*^  (Paris 
1595)  —  „Uhewreux  accouchement  des  femmes^  (Paris  1609;  1621).  Diese  wr 
W^erke  wurden  auch  unter  dem  Titel:  „Oeuvres  de  Chirurgie'^  (Paris  1598 — 1612: 
Ronen  1649 ;  auch  in  das  Englische  und  Vlämische  tibersetzt)  herausgegeben. 
Einen  Theil  seiner  Werke,  sowie  spätere  Ausgaben  gab  auch  G.'s  Sohn  Charles, 
ebeufallH  Chirurg,  doch  lange  nicht  die  Bedeutung  seines  Vaters  erreichend,  heraus. 
Biograph,  univers.,  T.  XIX.  paj^.  161.  —  Biogr.  med.  IV,  pag.  549.  —  v.  Siebold** 
Gesch.  der  Gebiuishilfe ,  Bd.  II,  pag.  84.  Klein  Wächter, 

Guillemeau,  Charles  G.,  1588  als  Sohn  des  Vorigen  in  Paris  geboren, 
studirte  Anfangs  Chirurgie  und  war  erster  Wundarzt  des  Königs  Ludwig  XIIl., 
widmete  sich  später  ausschliesslich  der  inneren  Medicin,  war  1634  Deean  der 
Pariser  medicinischen  Facultät  und  spielte  in  dem  Streite  derselben  gegen  die 
Schule  von  Montpellier  durch  Veröffentlichung  einer  Menge,  zum  Theil,  nach 
amaligem  Geschmacke,  recht  grober  polemischer  Schriften,  besonders  gegen  Jeax 


GUILLEMEAU.  ~  GÜILLON.  697 

CouBTAUT,  den  Vertreter  der  Faeultät  von  Montpellier,  eine  hervorragende  Rolle. 
Er  starb  am  21.  November  1656.  Seine  Schriften  beschäftigen  sich  meist  mit 
Chirurgie:  ^Aphorismea  de  cJnrurgte^  (Paris  1622)  —  „Histotre  des  muscles 
du  Corps  humain"  (Dissert.,  gedruckt  unter  den  Werken  seines  Vaters)  — 
„Ostomyologie^  ou  discours  mir  les  os  et  les  micscles^  (Paris  1615).  Die  Titel 
der  polemischen  Schriften  verdienen  nicht  angeführt  zu  werden. 

Biogr.  m6d.  IV,  pag.  549.  —  Biet.  hist.  H,  pag.  664.  Pgl. 

GhiillemeaiL,  Jean-Louis-Marie  6.,  zu  Niort,  war  daselbst  am 
6.  Juni  1766  geboren,  wurde  1789  zu  Montpellier  mit  derDiss. :  „Quod  cogitant 
auctores  de  hymene  et  de  stgnts  virginitatis  diver sis^  Doctor,  war  darauf  in 
seiner  Vaterstadt  Procureur  de  la  commune,  Conseiller  municipal  und  Hospitalarzt, 
wurde  1793  zur  Rhein- Armee  berufen  und  ging  nach  einem  halben  Jahre  zur 
West- Armee  über.  In  seine  Vaterstadt  zurückgekehrt,  war  er  der  Gründer 
und  Präsident  der  Soc.  de  m6d.  und  gab  18  Jahre  lang  das  „Journal  des  Deux- 
Sfevres"  heraus.  Er  schrieb  auch:  „Coup  d^oeil  historique,  topographique  et 
midical  de  la  ville  de  Niort''  (Niort  1793;  2.  6dit  1795  u.  d.  T.:  „Coup 
d^oeil  sur  Niort*'),  Abgesehen  von  seinen  zahlreichen  mineralogischen,  botanischen, 
zoologischen,  ökonomischen  und  anderen  Schriften,  finden  sich  an  solchen  medi- 
cinischen  Inhalts  noch  folgende :  „Les  aphorismes  d'Hippocrate  etc.**  (Niort  1807)  — 
„Constttutions  mddicales  et  mStSorologiques  de  la  ville  de  Niort  et  de  ses 
envirotts  durant  les  annSes  1804,  1805  et  1806"  (3  voll.)  —  „Stir  le  choUra- 
morbus"  (1831)  —  „Extrait  analytiqtce  de  V Essai  sur  les  dyssenteries  et 
particuli^rement  sur  celle  qui  a  rSgnd  ipidSmiquement  h  Niort  et  ...  .  dip. 
des  Deux-S^vres  durant  .  ,  .  de  Vannee  1804"  (Niort  1838)  —  n^^  incon- 
vSnients  de  la  saignde  dans  les  apoplexies"  (1843).    Er  starb  um  1850. 

Nouvelle  biographie  generale.  T.  XXII,  pag.  711.  G. 

GuiIli6,»S6bastien  G.,  zu  Paris,  war  am  24.  August  1780  zu  Bordeaux 
geboren,  studbrte  unter  Deseze  und  wurde  1807  in  Paris  Doctor.  1808  war  er 
als  Feldarzt  bei  der  Armee  thätig  und  erhielt  1811  die  Leitung  des  Blinden- 
Jnstituts,  indem  er  ein  Verfahren  erfunden  hatte,  dass  Blinde  sich  mit  Taubstummen 
verständigen  konnten.  1812  wurde  er,  in  Folge  einer  Verwechslung  mit  einem  in 
eine  Verschwörung  verwickelten  Namensvetter,  verhaftet  und  sass  ein  Jahr  lang 
gefangen.  Ausser  einigen  politischen  Schriften,  die  er  aus  dieser  Veranlassung 
nach  den  100  Tagen  erscheinen  Hess,  gab  er  heraus:  „Essai  sur  Vinstruction 
des  aveugles,  etc."  (Paris  1817;  B.  Mit!  1820)  —  „Rapport  fait  h  S.  F.  le 
Ministre  .  .  .  sur  Vitat  de  Vinsfitution  royale  des  jeunes  aveugles,  pendant  les 
exercices  de  1816  et  1817"  (1818).  Er  gründete  1818  auch  eine  Augenklinik 
und  schrieb:  „Nouvelles  r edier ches  sur  la  cataracte  et  la  goutte-sereine"  (1818)  — 
„Rapport  fait  a  MM.  les  membres  et  les  souscripteurs  de  la  clinique  oculaire 
de  Paris  ....  pendant  .  .  .  1820,  21"  (1821);  ferner:  „Bibliothbque  Ophthal 
mologique ,  ou  recueil  d^observations  sur  les  maladies  des  jeux  fait  es  ä  la 
clinique  de  V  Institution  royale  des  jeunes  aveugles  ;  avec  des  notes  de  Dupuytren" 
(1820,  21).  Ein  in  mehrere  Sprachen  übersetzter  „Traitd de  Vorigine  des  glaires'' 
hatte  bis  1854  31  Auflagen  erlebt.;  auch  war  G.  der  Erfinder  einer  Drogue  „anti- 
glaireuse",  mit  der  er  ein  Vermögen  erwarb.  Er  war  von  1818  an  Mitredacteur 
des  Dict.  des  sc.  m6d.,  schrieb  für  dasselbe  eine  Reihe  von  Artikeln  und  später  nocli 
einen  „TraiU  des  maladies  chroniques"  (1841).     Er  starb    im  November   1865. 

Yapereau,  2.  edit.,  pag.  802;  5.  edit ,  II,  pag.  XXX.  —  Sac halle,  pag.  351.  — 
C all i seil,  VII,  pag.  520;  XXVIII,  pag.  318.  G. 

Guillon,  F.-Gabriel  G.  pero,  zu  Paris,  war  1708  zu  Chau^ay  bei  Tours 
geboren,  wurde  1820  in  Paris  Doctor,  wurde  Militärarzt,  zeichnete  sich  1830  bei 
Behandlung  der  Juli-Verwuudetcn  aus,  war  Chirurgien  Consultant  des  Königs  und 
Chirurgien  honoraire  der  Dispeusaires  der  Soc.  philanthropique.  Er  beschäftifcte 
sich  besonders  mit  der  Verb(?sserung  der  Behandlung  der  Krankheiten  der  Ilarn- 
organe,  namentlich  der  Stricturen  der  Harnröhre,  für  welche  er  eine  in  der  Schrift 


698  6UILL0N.  —  6UILL0T. 

„Des  tnouchetures  urithrales  ou  saign^es  loccUes  prattqu4e8  sur  les  rdtrScüae- 
menta  etc.*'  (Paris  1839)  beschriebene  neue  Methode  der  Behandlung  erfand.  Er 
verbesserte  den  HfiUBTELOUP'schen  Steinbrecher  (MONTHYON-Preis  1847),  empfahl 
ein  neues  Verfahren  fOr  die  Behandlung  der  Hjpospadie  (Jonm.  des  eonnaiss. 
möd.-chir.  1843)  u.  s.  w.  und  schrieb  weiterhin  noch  folgende  Schriften:  „Mim. 
8UT  un  nouveau  brise-pterre-pulvinsateur  ä  preeston  intermittente  paar  enfant, 
au  moyen  duquel  la  lithotripaie  est  pratiquSe  avec  autant  de  süretS ....  dans 
le  jeune  dge  etc.'*  (Paris  1856)  —  „Sur  le  traüement  de  la  räention  d'urine 
produüe  par  certains  obstacles  intro-v4stcaux*'  (1853)  —  „De  la  stricturatomte 
intraurdtrale  etc,*'  (1867)  —  „De  la  lithotrüie  gSnSraltsee  ou  de  la  pulvdri- 
sation  rapide  des  calculs  visicaux  etc.**  (1862)  —  „Contributions  ä  la  Chirurgie 
des  votes  urinairesy  etc.*'  (1879)  n.  s.  w.  Dazu  verschiedene  Reclamationen  bei 
der  Akademie  der  Medicin.  £r  war  der  Erfinder  eines  orthopädischen  OOrtels  zur 
Geraderichtung  der  Wirbelsäule,  des  „Ephelcomötre^^  zur  Aufrichtung  des  Uterus; 
für  seine  Fischbein-Bougies  erhielt  er  1857  einen  MONTHYON-Preis  von  der  Acad« 
des  sc;  er  gab  ein  Speculum  uteri,  vesicae  et  urethrae  an,  auch  einen  Litho- 
triteur  für  Pferde.  Auch  war  er  einer  der  Ersten,  der  Einblasungen  von  Höllen- 
steinpulver bei  Halskrankheiten  anwendete. 

Sachaile,  pag.  852.  — -  Nouvelle  biographie  generale.  XXII,  pag.  742.  —  Callisen, 
XXVm,  pag.  319.  —  Index-Catalogue.  V,  pag.  659.  ^ 

GuiUot,  Natalis  6.,  zu  Paris,  war  daselbst  im  April  1804  geboren, 
studirte  auch  dort  und  erlangte  1829  mit  einem  „Essai  sur  le  cerveau**  die 
Doctorwflrde.  Er  begann  frühzeitig  sich  mit  mikroskopischen  Studien  zu  beschäftigen, 
wurde  Agrögö  der  Facultät  1831  und  publicirte,  ausser  einer  Coneurs-These : 
„Des  symptomes  des  maladies  consid&^es  dans  leurs  rapports  avec  les  lisions 
pathologiques**  (1832),  seine  „Recherches  anatomiques  sur  la  membrane  muqueuse 
digestive  dans  üitat  sain  et  pathologtque**  (1837)  und  „  Vaisseaux  particulitrs 
qui  naissent  dans  les  poumons  tubet  cuhux**  (1838),  sowie  ein  „M4m.  sur  les 
phinomhnee  anatomiques  que  produit  le  ddveloppement  de  la  matihre  iuber- 
culeuse  autour  des  ariiculations  des  membres  et  des  os**  (Exp^rience  1839), 
1837  war  er  zum  M6d€cin  des  höpitaux  ernannt. worden..  Seine  weiteren  Arbeiten 
waren,  nächst  einer  Coneurs-These:  „De  Vinfluence  de  Vanatomie  pathologiqut 
sur  la  thirapeutique**  (1840),  eine  von  der  Königl.  Gesellschaft  der  Wissen- 
schaften zu  Brüssel  gekrönte  Schrift :  „Exposition  anatomique  de  V organibation 
du  centre  nerveux  dans  les  qt^atre  classes  d^animaux  vertdbrts**  (Paris  1844, 
4.,  av.  18  pl.);  ferner  schrieb  er:  „Recherches  sur  la  structure  intime  du  foie 
des  animaux  mammifires  et  de  Vh.mme**  (1844),  nebst  verschiedenen  ver- 
gleichend-anatomischen Untersuchungen  über  den  Respiratlonsapparat  der  Vftgd 
(1846),  den  Circulationsapparat  der  Rochen  (1845)  und  „Recherches  anatomiques 
et  pathologiques  sur  les  amas  de  charbon  produits  pendant  la  vie  dans  les 
organes  respiratoires  de  rhomme**  (Arch.  g6n6r.,  1845),  in  welcher  er  mit  Hilfe 
des  Chemikers  Melsens  das  Vorkommen  einer  besonderen  Krankheit  der  Arbeiter 
in  den  Kohlenbergwerken  nachwies.  Weiterhin  verfasste  er  ein  „Mim.  sur  les 
tariations  de  la  matihre  grause  contenue  dans  les  poumons  malades**  (1847), 
schrieb:  „Sur  Vemploi  de  Viodure  de  potassiüm  dans  le  traitement  des  trem- 
blements  mercuriels  et  des  maladies  saturnines**  (1844)  —  rtSur  la  prisence 
de  la  casiine  en  dissolution  dans  le  sang  des  nourrices**  und  in  Gemein- 
Bchaft  mit  Leblanc  noch  drei  Abhandlungen  über  denselben  Gegenstand,  nebst 
klinischen  Arbeiten  über  Kinderkrankheiten,  über  die  Emphyseme,  die  Nöten- 
cephalie,  die  Hypertrophie  der  Schilddrüse.  Nachdem  er  1852  noch  einen  Concure 
durchgemacht,  wurde  er  1855  endlich  zum  Professor  der  inneren  Pathologie  bei 
der  medicinischen  Facultät  ernannt.  Er  gehörte  zu  den  beliebtesten  Lehrern  und 
war  ausserdem  einer  der  fleissigsten  Arbeiter,  der  sich  durch  keine  Schwierigkeit 
der  Untersuchung  abschrecken  liess  und  daher  auch  eine  Reihe  werthvoUer  Arbeiten 
geliefert  hat.    Er  starb  am  12.  November  1866. 

Monneret  in  Union  m^dicale.   1866,  Nouv.  Serie,   T.  XXXII,  pag.  318.  G. 


6UILL0TIN.  —  GÜISLAIN.  699 

Guillotin,  Joseph-Ignace  O.,  bekannt  als  Erfinder  der  nach  ihm 
benannten  Hinrichtnngsmaschine ,  geboren  in  Saintes  1738,  studirte  in  Paris 
Mediein,  promovirte  in  Reims,  prakticirte  dann  mit  grossem  Erfolge  in  Paris,  wo 
er  auch  als  Mitglied  der  medicinischen  Facultät  zu  der  Commission  gehörte,  welche 
ein  Gutachten  Aber  den  damals  auftauchenden  Mesmerismus  abgeben  sollte.  Vom 
Mai  1789  bis  ebendahin  1791  bekleidete  er  auch  ein  Mandat  als  Parlaments- 
mitglied, als  welches  er  eine  hervorragende  Thätigkeit  entwickelte  und  bei  der 
Assembl^  Constituante  den  Antrag  stellte,  alle  zum  Tod  Vernrtheilten  mit  dem  von 
ihm  erfundenen  Instrument  hinrichten  zu  lassen.  Louis,  als  Berichterstatter  der 
Acadömie  de  chir.,  dem  das  Instrument  zur  Begutachtung  unterbreitet  war  (März 
1792),  empfahl  dasselbe  mit  einer  Modification  (statt  des  geradlinigen  Beiles  ein 
convexes,  messerartiges  Instrument).  G.  ist  Stifter  der  gelehrten  G^ellschaft 
„Acad6mie  de  möd.^;  medioinische  Schriften  hat  er  nicht  veröffentlicht.  Er  starb 
am  26.  Mai  1814. 

Biogr.  m6d.  IV,  pag.  550.  Pgl. 

*Guinier,  Henri  G.,  zu  Cauterets  (Hautes-Pyr^nöes) ,  Agregö  libre  zu 
Montpellier,  verfasste  unter  Anderem  folgende  Schriften:  „De  la  füvre  {rUer- 
mitterUe pemicteicse,  vulgairement  appelde  acchs  malm,  etc.^  (Montpellier  1855)  — 
„Note  clinique  pour  servir  h  Vhistoire  de  la  fihyre  intermütente  pernicieuse,  etc.** 
(1856)  —  „Maladies  des  reina*^  (1857)  —  „Du  degr^  d'importance  des  Studes 
mitiorologiques  pour  la  connaissance  et  le  traitement  des  maladies'*  (Thtee 
de  concours,  Montpellier  1857)  —  „^bauche  d'un  plan  de  mdtdorologie  mddi- 
cale"  (Ebenda  1857)  —  „Des  condttions  sanitaires  de  la  ville  de  Montpellier*' 
(1863)  —  „Introduction  h  Vdtvde  de  Vhygihne,  ou  legons  sur  la  causalüd 
mSdicale  dans  ses  rapports  avec  la  science  hygi^nique**  (1864).  Seine  grösste 
Schrift  ist  der  „Essai  de  patkologie  et  de  clinique  midicales,  contenant  des 
recherches  speciales  sur  la  forme  pernicieuse  de  la  maladie  des  marais  ex,** 
(Paris  1866).  Auch  verfasste  er:  „Le  laryngoscope  h  Cauterets,  Etüde  du 
gargarisme  laryngien**  (Montpellier  1868)  u.  s.  w. 

Index- Catalogue.  V,  pag.  661.  Red. 

Gninterius,  Guinterus,  Guintherius,  Guintherus  Andemacus,  siehe 
GüNTHEB  von  Andernach. 

Guisard)  Pierre  G.,  geboren  1700  in  La  Salle  (in  den  Cevennen)  als  Sohn 
eines  geistvollen  und  geschickten  protestantischen  Arztes  Antoine  G. ,  studirte 
Medicin  in  Montpellier,  prakticirte  in  Saint-Hippolite  und  Lyon,  ging  dann  nach 
Montpellier  und  bewai'b  sich  hier  ohne  Erfolg  um  die  vacanten  Lehrstühle  von 
Deidier  und  Astrcc,  zu  welchem  Zwecke  er  eine  gediegene  Arbeit :  „  Quaeationes 
medico'chir.  duodecim  pro  cathedra  vacante**  (Montpellier  1731)  veröffentlichte. 
Später  vertrat  er  vorübergehend  Marcaut,  ging  1742,  nachdem  er  zur  katholischen 
Religion  übergetreten  war,  nach  Paris,  kehrte  aber  bald  wieder  nach  Montpellier 
zurück,  wo  er  Vorlesungen  über  Physik  hielt  und  1746  starb.  G,  veröffentlichte, 
ausser  seiner  oben  genannten  Th^se  de  concours,  noch:  „Pratique  de  Chirurgie 
ou  histoire  des  plaies  etc.**  (2  voll.,  Paris  1733;  Avignon  1735;  Paris  1747)  — 
„Essai  sur  les  maladies  vSnMennes**  (Paris  et  Avignon  1741;   1743). 

Biogr.  mkd,  IV,  pag.  552.  —  Dict.  hist  11,  pag.  666.  Pgl. 

Guislain,  Joseph  G. ,  zu  Gent,  berühmter  Irrenarzt,  war  daselbst  am 
2.  Februar  1797  geboren  und  wurde  1819  Doctor.  1828  zum  Chefarzt  der 
Irrenanstalten  in  Gent  ernannt,  nachdem  er  sich  durch  ein  von  der  „Commission 
de  surveillance  m6dicale"  der  Provinz  Nord-Holland  gekröntes  und  herausgegebenes 
Werk:  „Tratte  sur  Valienation  mentale y  et  sur  les  hospices  des  alien(fs** 
(2  voll.,  Amsterdam  1826,  27)  bekannt  gemacht  hatte,  erhielt  er  ein  weites  Beob- 
achtungs-  und  Studienfeld,  auf  welchem  er,  dem  Wege  Pjnel's  folgend,  nicht  nur 
werthvoUe  Bereicherungen  fllr  die  Wissenschaft  zu  erwerben,  sondern  auch  bei 
dem    belgischen    Irrenwesen    wichtige    Reformen    einzuführen    in    der  Lage    war. 


700  GÜISLAIN.  ^  GÜLDBEAND. 

1835  wurde  er  auf  einen  Lehrstuhl  der  Physiologie  bei  der  Universität  Gent 
berufen  und  vereinigte  damit  eine  Klinik  fUtr  Geisteskrankheiten,  in  wdeher  er 
eine  grosse  Zahl  von  Sohülem  bildete.  FrOher  war  bereits  sein  ^Traüd  mtr  U» 
phrinopaihies,  ou  doctrine  nouvdle  des  maladies  mentales,  etc,^  fBrüssel  1833; 
2.  6dit.  1838;  deutsehe  Uebersetzungen  von  Eabl  Canst^tt,  Nflmberg  1838 
und  von  Wundeblich,  mit  Vorwort  und  Zusätzen  von  ZHllbr,  Stuttgart  1838) 
erschienen.  Zu  weiteren  Specialstudien  unternahm  er  wissenschaftliche  Reian,  und 
zwar  1838  nach  Italien  und  der  Schweiz,  sowie  nach  Holland  und  veröffentBehte 
darüber:  ^Lettres  mSdicales  sur  VItalie,  avec  quelques  renseignemerUs  sur  la 
Suisse;  etc.*'  (Gent  1840)  und  „Lettres  midicales  sur  la  Hollande  etc,"  (Ebenda 
1842).  Nachdem  er  in  einem  „ExposS  sur  V4tat  actuel  des  alidnds  en  Belgique, 
ißt  notamment  dans  la  province  de  la  Flandre  occidentale  etc.'*  (Eb^ida  1838) 
gezeigt  hatte,  was  zur  Verbesserung  des  Looses  der  Geisteskranken  zn  thun 
nöthig  sei,  wurde  er  1841  von  der  belgischen  Regierung  in  eine  zu  diesem  Zwecke 
niedergesetzte  Commission  berufen.  Die  von  dieser  gemachten  Vorschläge  f&hrten 
zu  einem  von  den  Kammern  angenommenen  und  1 850  veröfifentlichten  neuen  Gesetz 
über  die  Regelung  des  Irrenwesens  in  Belgien.  Von  seinen  weiteren,  in  diese  Zeit 
fallenden  Arbeiten  sind  anzuführen :  ;,  La  nature  constdSrie  comme  force  instmc- 
tive  des  organes**  (Gent  1846)  —  „De  la  d^bilüi  considMe  dans  les  maladies 
nerveuses  en  gSn^al"  (1847)  —  „Rapport  sur  le  typhus  qui  rSgna  dans  les 
Flandres  en  1846 — 47  et  49"  (Ebenda  1848)  —  „Rapport  de  la  commission 
des  travaux  sur  une  propositton  des  hospices  civils  relative  ä  la  construction 
d!un  itablissement  pour  les  hommes  ali^ds'^  (Ebenda  1851).  Die  Stadt  Gent, 
zu  deren  „Administrateurs"  er  gehörte,  beschloss  1852  die  Errichtung  einer  Muster- 
Irrenanstalt  nach  seinen  Plänen  und  erhielt  dieses  Asyl  den  Namen  „Hospice  Guislain". 
In  derselben  Zeit  erschienen  auch  seine  „Legons  orales  sur  les  phr^napathieSj 
ou  trait(^  thSorique  et  pratique  des  maladies  mentales**  (3  voll,,  1852;  2.  edit 
par  B.-C.  iNGELS,  2  voll.,  Paris  1880),  denen  noch  einige  kleinere  Arbeiten,  wie: 
„ Recher ches  statistiques  faites  dans  les  Stablissements  d'aliSnSs  h  Gand,  etc," 
(Ann.  de  la  Soc.  de  m6d.  de  Gand  1853)  u.  s.  w.  folgten.  Auch  hatte  er,  ausser 
einer  Reihe  von  Aufsätzen  in  Zeitschriften,  einige  Biographien  veröffentlicht,  so 
über  J.  F.  Kluyskeks  (1843)  und  über  Wauters  (1855).  Er  gehörte  zu  den 
treuesten  Vorkämpfern  auf  dem  Felde  der  Verbesserung  des  Irrenwesens  und  blieb 
seine  Wirksamkeit  nicht  auf  sein  engeres  Vaterland  beschränkt,  sondern  er  regte 
durch  seine  gewandte  Rede  in  Wort  und  Schrift  die  Aerzte  der  ganzen  civilisirten 
Welt  an,  den  Geisteskranken  ihre  Theilnahme  zu  schenken.  Seine  Individualität 
und  sein  Wohnsitz  machten  ihn  ausserdem  zu  einen  Vermittler  der  französischen 
und  deutschen  Nationalität.  Schon  seit  langer  Zeit  kopfleidend,  obgleich  noch 
immer  frischen  Geistes  und  in  seinem  Berufe  thätig,  wovon  die  neue  Anstalt  in 
Gent  ein  glänzendes  Zeugniss  ablegte,  starb  er  am  1.  April  1860  nicht  an  diesem 
Leiden,  sondern  an  den  Folgen  eines  eingeklemmten  Bruches.  Auf  einem  der 
Plätze  von  Gent  ist  ihm  eine  bronzene  Statue  errichtet  worden. 

Bull,  de  la  Soc.  de  med.  de  Gand  1860,  Vol.  XXVII,  pag.  118.  —  Burggraeve 
in  Annales  de  la  Soc.  de  med.  de  Gand.  1867,  Vol.  XLV,  pag  13.  —  Brierre  de  Bois- 
mont,  Esquisse  de  medecine  mentale.  Joseph  Guislain,  sa  vie  et  ses  6crits.  Paris  1867. 

van  den  Curput.  —  Red. 

Guldbrand,  Johann  Wilhelm  G. ,  ist  1744  zu  Nykjöbing  (Insel 
Falster)  geboren,  stndirte  in  Kopenhagen,  wo  er  1771  das  medicinische  Examen 
vor  der  Facultät  absolvirte,  wurde  1774  promovirt  (j^Diss.  de  sangrifluxo  uterina^). 
1776  wurde  er  Hofmedicus  und  Mitglied  der  wichtigen  Commission  für  die  For- 
derung der  Chirurgie,  1781  königlicher  LiMbmedicus,  1782  Mitglied  der  Direction 
des  Friedriclis-Hospitals.  »  starb  1809.  In  Verbindung  mit  Aaskow  wirkte  er  ftlr 
die  Erweiterung  und  Verbesserung  der  königlichen  Entbindungs- Anstalt.  An&^er 
seiner  Inaugural-Dissertatiou  hat  er  nur  kleinere,  grösstenthcils  in  Acta  soc.  med. 
Ilavn.  gedruekte  Abhandlungen  publicirt. 

Inp;erslev,  II,  pajr.  531.  Petersen. 


GULDENEB.  —  GULLIVER.  701 

Güldener  von  Lobes,  Edmund  Vinoenz  Gr.,  geboren  am  18.  April 
1763  in  Pilsen  in  Böhmen,  Dr.  med.  der  Universität  Prag  und  praktiseher  Arzt 
zu  Wien,  ist  hauptsächlich  bekannt  durch  seine  „Beobachtungen  über  die  Krätze, 
gesammelt  in  dem  Arbeitshause  zu  Prag*^  (Prag  1791 ;  1795). 

Biogr.  m6d.  IV,  pag.  552.  Pgl. 

*(}ull,  Sir  William  Withey  G.,  Bart.,  zu  London,  ist  am  31.  December 
1816  zu  Thorpe-le-Soken  (Essex)  geboren,  studirte  im  Guy*8  Hospital  und  auf  der 
Londoner  Universität  und  wurde  bei  letzterer  1846  Doctor.  Er  war  20  Jahre 
lang  Physician  und  Docent  am  Guy's  Hospital,  war  FuUerian  Professor  der 
Physiologie  bei  der  Royal  Institution  von  Gross-Britannien  1847 — 49,  war  Mitglied 
des  General  Medical  Council,  wurde  Dr.  jur.  honor.  in  Oxford  1868,  in  Cam- 
bridge 1880,  in  Edinburg  1884,  erhielt  1872  die  Baronetwtlrde  und  ist  zur  Zeit 
Physician  Extraordinary  der  Königin  und  Physician  in  Ordinary  des  Prinzen  von 
Wales,  Consulting  Physician  des  Guy's  Hospital.  Literarische  Arbeiten:  „Goal- 
btonian  lectures  on  paralysis"  (Lond.  Med.  Gaz.,  1849)  —  „Report  on  cholera 
for  the  R.  Coli,  of  Phys,^  —  „Treatise  on  hypochondria»is*^  —  „Abscess  of 
brain**  (Reynold's  System  of  med.)  —  „Paraplegia^  (Guy's  Hosp.  Rep.,  1856, 
1858)  —  „On  paralysis  of  the  lower  extremities  consequent  upon  disease  of  the 
bladder  and  kidneys  (urinary  paraplegia)*^  (Ebenda  1861);  zusammen  mit  SüTTON: 
„Arterio'Capillary  fibrosis**  (Med.-Chir.  Transact.,  Vol.  LV)  —  „Anorexia  nervosa" 
(Transaet.  of  the  Clin.  Soc,  Vol.  VII)  —  „On  a  cretinoid  State"  (Ebenda).     ^^^ 

Gulliver,  George  G.,  verdienter  englischer  Anatom  und  Physiolog,  war 
am  4.  Juni  1804  zu  Banbury  (Oxfordshire)  geboren,  kam  bei  zwei  dortigen 
Chirurgen  in  die  Lehre  und  gab  bereits  in  dieser  Zeit  einen  Katalog  der  in 
dortiger  Umgegend  wachsenden  Pflanzen  heraus.  Er  studirte  darauf  im  St.  Bartho- 
lomäus Hospital  in  London,  wo  er  bald  von  Abebnetht  als  Curator  des  Museums 
und  zur  Anfertigung  von  I^äparaten  für  denselben  angestellt  wurde.  1826  wurde 
er,  nach  Ablegung  des  Examens  im  Royal  Coli,  of  Surg.,  zum  Hospital- Assistant 
to  the  Forces,  1828  zum  Assistant-Surgeon  ernannt,  diente  als  solcher  und  seit 
1843  als  Surgeon  in  verschiedenen  Regimentern  und  auch  in  Chatham  (1834),  wo 
er  die  Sorge  für  das  Museum  des  Army  Medical  Department  zu  Fort  Pitt  über- 
nahm und  dasselbe  mit  werthvollen  Erwerbungen  bereicherte,  und  in  Edinburg, 
wo  er  mit  Liston,  Syme,  Knox  näher  bekannt  wurde;  1853  verliess  er  den 
Dienst  in  der  Armee.  In  dieser  Zeit  hatte  er  unter  Anderem  folgende  Aufsätze 
und  Schriften  verfasst:  „Cases  of  shortening  of  the  neck  of  the  thigh-bone" 
(Edinb.  Med.  and  Surg.  Joum.,  1836)  —  „On  necrosis;  being  an  experimental 
inquiry  into  the  agency  ascribed  to  the  absorbents,  in  removal  of  the  sequestrum" 
(London  1838);  femer:  „Notes  and  additions"  zu  der  englischen  Uebersetzung 
von  Fk.  Gerber's  „Elements  of  the  gener al  and  miniUe  anatomy  of  man  and 
the  mammalia"  (London  1842),  sowie:  „Introduction  and  notes  to  Hewson's 
works"  (Sydenham  Society)  und  „Notes"  zu  Wagner's  Physiology.  In  den  von 
ihm  herausgegebenen  Schriften  sind  viele  ihm  eigenthflmliche  Untersuchungen 
enthalten,  namentlich  über  Blut,  Lymphe  und  Chylus  der  Wirbelthiere ,  die 
sich  in  einer  späteren  Publication  wiederfinden.  1852  wurde  er  zum  Mitgliede 
des  CouncD  des  College  of  Surgeons  erwählt ;  wurde  Vorsitzender  seines  Museums- 
imd  Bibliotheks-Comit^s,  1862 — 64  aber  Hunterian  Professor  der  vergleichenden 
Anatomie  und  Physiologie  bei  demselben  und  hielt  1863  die  „Hunterian  oration", 
in  welcher  er  an  mehrere  in  Vergessenheit  gerathene  Verdienste  Huntee*s,  unter 
Anderem  daran  erinnerte,  dass  der  moderne  Ausdruck  „Protoplasma"  mit  der 
„Coagulable  lymph"  Hunter's  zu  identificiren  sei.  Er  war  ausserdem  der  Verfasser 
zahlreicher  Arbeiten  in  den  Transactions  der  Royal  Zoological  und  Royal  Med.-Chir. 
Society,  sowie  im  Edinb.  Med.  and  Surg.  Joum.,  z.  B.  „On  the  blood"  —  yySoftening 
of  fibrin"  —  f,Fatty  degenerations" ;  ferner  im  Edinb.  Philos.  Magaz. ,  den 
Annais  of  Nat.  Eist,  und  dem  Quart.  Journ.  of  Microscop.  Sc.  „On  minute  ana- 
tomy" —   „Series  of  observations  on  anat,    and  physiol.   of  plant-cells  etc/^ ; 


702  GULLIVER.  —  ÖUNN. 

auch  gab  er  die  im  College  of  Snrgeons  gehaltenen  „Lectures  on  the  blood,  ckyle, 
and  lymph*^  (Med.  Times  and  Gaz,,  1862 — 68)  heraus.  Er  starb  zn  Canterbniy 
am  17.  November   1882. 

British  Med.  Journ.  1822,  II,  pag.  1124  --  Edinb.  Med.  Journ.  1882-83. 
XXVUI,  pag.  668.  G. 

Gully,  James  Manby  G. ,  zu  Malvem  (Worcester),  war  1808  zu 
Eangston  auf  Jamaica  geboren ,  studirte  in  Liverpool,  Paris  und  von  1825  an  in 
Edinburg,  wo  er  1829  Doctor  wurde.  Er  liess  sich  1831  in  London  nieder  und 
publicirte  verschiedene  Aufsätze  pathologischen  und  physiologischen  Inhalts  im 
„London  Medical  Joumal^^  und  in  der  „Liverpool  Medical  Gazette^,  die  er  beide 
von  1832 — 36  redigirte.  Er  übersetzte  zusammen  mit  J.  H.  Lane:  Tibdehann's 
„Treatise  on  comparattve  phyaiology*^  (London  1834),  Magendie's  „Afarmulary 
of  certain  new  remedies"  (Ebend!a  1835)  und  BeoüSSAIS*  y, Lectures  on  general 
pafhology^  und  schrieb:  „An  exposüton  of  the  Symptoms ^  essential  nature^ 
and  treatment  ofneuropathy^  or  nervousness^  (Ebenda  1837 ;  1841)  —  „Treatise 
on  nemopathia^  (1839)  —  „Simple  treatment  of  diseases  by  expectants  and 
revulsions"  (1842).  1842  liess  er  sich  in  Malvem  nieder,  wo  ersieh  der  Wasser- 
heilkunde  widmete  und  über  dieselbe  folgende  Schriften  schrieb :  ;,  The  water-cure 
in  chronic  diseases:  etc,^  (1846;  New  York,  12.  edit.  1849)  —  „A  guide  to 
domestic  hydrotherapeia :  The  water-cure  in  aciäe  disease*'  (1863),  femer 
zusammen  mit  James  Wilson:  ^yThe  practice  of  water-cure  etc^  (New  York 
1849).  Er  war  Mit-Redacteur  von:  „The  Water- Cure  Journal  and  Hygienic 
Magazine**  (London  1847 — 48).  Die  von  ihm  geleitete  Wasser-Heilanstalt  stand 
lange  Zeit  in  grosser  Blüthe.  Er  hatte  sich  schon  lange  aus  der  Praxis  zurück- 
gezogen, als  er  im  Jahre  1881  starb. 

Bitard,  pag.  619.  G. 

Gumprecht,  Joseph  Jacob  6.,  geboren  zu  Göttingen  am  7.  Juli  1772, 
seit  1799  Privatdocent  daselbst,  übte  vom  Jahre  1806  seine  geburtshilfliche  Praxis 
in  Hamburg  aus,  musste  aber,  von  einem  unheilbaren  Rückenmarksleiden  befallen, 
seinen  Bemf  bald  aufgeben.  Er  zog  sich  nach  Hannover  zurück,  wo  er  den  1.  Januar 
1838  starb.  Seine  schätzenswerthen  Arbeiten  finden  sich  im  I.  Bande  des  von  ihm 
gemeinschaftlich  mit  Wigand  redigirten  Hamburgischen  Magazin  für  die  Geburtshilfe. 

V.  Siebold's  Gesch.  der  Geburtshilfe,  II,  pag.  647.  —  Callisen,  VII,  pag.  531; 
XXMII,  pag.  322.  Kleinwächter. 

*Ounn,  Moses  G. ,  am  20.  April  1822  in  East  Bloomfield,  Ontario  Co., 
N.  Y.,  geboren ,  habilitirte  sich  1846 ,  nachdem  er  in  dem  Geneva  Med.  Coline 
graduirt  worden  war,  in  Ann  Born,  Mich.,  als  Arzt  und  Lehrer  der  Anatomie. 
Drei  Jahre  später  wurde  er,  in  Anerkennung  seiner  Leistungen,  auf  den  Lehrstuhl 
der  Anatomie  an  der  damals  neu  begründeten  medicinischen  Facultät  der  dortigen 
Universität  berufen  und  nach  drei  weiteren  Jahren  zum  Professor  der  Chirurgie 
ernannt;  in  dieser  Stellung  ist  er  15  Jahre  lang  verblieben,  auch  noch,  nachdem 
er  1853  nach  Detroit  übergesiedelt  war,  von  wo  er  wöchentlich  zweimal  nach 
Ann  Born  hinüberreiste,  um  seine  Vorlesungen  zu  halten.  Im  Jahre  1867  erhielt 
er  einen  ehrenvollen  Ruf  an  Stelle  des  verstorbenen  Professors  Brainard  an  das 
Bush  Medical  College  in  Chicago,  wo  er  noch  lebt  und  zu  dessen  augenblick- 
lichem Glänze  er  wesentlich  beigetragen  hat.  Seine  literarische  Thätigkeit  ist  eine 
sehr  beschränkte  geblieben ;  er  hat  nur  zwei  kleine  Monographien  über  Luxationen 
veröffentlicht:  „Luxations  ofthe  hip  and  Shoulder"  (Ann  Born  1855)  und:  „Luxa- 
tions  ofthe  hip  and  Shoulder  joints  and  the  agents  which  oppose  their  reduction*^ 
(Detroit  1859;  2.  Aufl.  Chicago  1869);  in  diesen  Arbeiten  hat  er  die  Resultate 
zweijähriger  Untersuchungen  über  die  anatomischen  Hindemisse,  welche  sich  der 
Reduction  entgegenstellen ,  mitgetheilt.  Vorläufige  Mittheilungen  hierüber  hatte  er 
schon  im  Peninsular  Med.  Journal  1853  niedergelegt.  Er  ist  Begründer  des  in 
den  Jahren  1857  und  58  erschienenen:  „Medical  Independent  and  Monthly 
Beview  of  Med,  and  Surgery"  und    des  sich  daran  schliessenden :    „Peninsular 


GÜNN.  —  GURLT.  703 

and  Independent  Medical  Journal*',   von   welchem  3  Jahrgänge  (1867 — 1860) 
erschienen  sind. 

Atkinson^  pag.  455.  —  Index-Catalogne.  V,  pag.  667.  A  .  .  .t. 

^Günning,  Willem  Marina  G.,  am  15.  Jali  1834  in  Hoorn  geboren, 
stndirte  in  Utrecht  nnter  Dondsbs  nnd  promoTirte  znm  Dr.  med.  am  11.  September 
1857.  Nachdem  er  einige  Jahre  Assistenzarzt  am  ^^Bniten-Gasthuis"  in  Amsterdam 
war,  etablirte  er  sich  da  als  praktischer  Arzt,  nnd  später  als  Augenarzt.  Seit  1877 
ist  er  als  Professor  ophthalmologiae  an  der  Universität  Amsterdam  wirksam.  Ausser 
vielen  Zeitschrift-Artikeln ,  meist  Aber  ophthalmologische  Gegenstände ,  hat  er  keine 
Schriften  verfasst.  C  E.  Daniels. 

Gurlt,  Ernst  Friedrich  G.,  zu  Berlin,  ein  alich  .um  die  menschliche 
Pathologie  verdienter  Veterinär-Anatom,  geboren  am  13.  October  1794  zu  Drentkan 
bei  Grünberg  in  Schlesien,  stndirte,  nachdem  er  von  1809 — 1813  die  Apotheker- 
kunst erlernt  nnd  die  Feldzflge  von  1813 — 15  als  Feldapotheker  und  Lazareth- 
Chimrg  mitgemacht  hatte ,  in  Breslau  Medicin ,  war  noch  während  seiner  Studien- 
zeit mehrere  Jahre  lang  Prosector  bei  dem  dortigen  Anatomen  A.  W.  Otto  ,  wurde 
1819  Doctor  mit  derDiss. :  yfDe  venarum  deformüatibua ;  adnexo  vitii  rarioris 
venne  cavae  inferioris  exemplo*^  (4.,  c.  tab.),  wurde  noch  in  demselben  Jahre  zum 
Lehrer  an  der  Thierarzneischnle  in  Berlin  fOr  das  Fach  der  Zootömie  ernannt 
und  war  in  dieser  Stellung  Aber  50  Jahre,  bis  zu  seiner  im  Jahre  1870  erfolgten 
Pensionirung ,  thätig,  indem  er  1827  Professor,  1849  Director  der  Anstalt  mit 
dem  Titel  als  Geh.  Medicinalrath  wurde.  Seine  Hauptwerke  waren:  „Handbuch 
der  vergleichenden  Anatomie  der  HatM-Säugethiere^  (2  Bde. ,  Berlin  1822 ; 
4.  Aufl.  1860,  mit  einem  Hand-Atla«,  22  Taff.  kl.  Fol.;  5.  Aufl.  von  Leisebing 
und  MüLLEE  bearbeitet  1873,  m.  Holzschn.)  —  „Anatomische  Abbildungen  der 
Haiis-Säugetkiere''  (BerHn  1824—1835,  150  Taff.  Fol.;  2.  Aufl.  1843,  44; 
Supplement  1848)  --  „Lehrbuch  der  pathologischen  Anatomie  der  Haus- Säuge- 
thiere"  (2  Thle.  1831,  32,  mit  25  Taff.  Fol).  In  demselben  ist  besonders  ein- 
gehend die  Classification ,  Beschreibung  und  Anatomie  der  Missgeburten ,  ftlr  welche 
er  ein  eigenes  System  aufgestellt  hat,  behandelt,  ebenso  die  Naturgeschichte  der 
Eingeweidewürmer.  Es  folgte:  „Lehrbuch  der  vergleichenden  Physiologie  der 
HauS'Säugethiere"  (1837;  2.  Aufl.  1847;  3.  Aufl.  1865).  Am  Abend  seines 
Lebens  erschien  noch ;  „  Ueber  thiertsche  Missgeburten.  Ein  Beitrag  zur  patho- 
logischen Anatomie  und  Entuncklungsgeschichte^  (1877,  mit  20  Taff.  kl.  Fol.). 
Dazu  eine  sehr  grosse  Menge  anderer  literarischer  Arbeiten  auf  verschiedenen 
Gebieten  der  biologischen  Wissenschaften,  so  dass  ein  Verzeichniss  derselben  147 
einzelne  Nummern  aufweist.  Auch  in  den  beschreibenden  Naturwissenschaften,  der 
Botanik  und  Zoologie,  die  er  neben  den  bereits  erwähnten  Fächern  zu  lehren 
hatte,  besass  er  gründliche  Kenntnisse,  mit  deren  Hilfe  nnd  des  von  ihm  in  die 
Veterinär-Medicin  eingeführten  Mikroskopes  viele  bis  dahin  in  derselben  dunkle 
Punkte  aufgehellt  wurden.  Namentlich  das  von  ihm  mit  seinem  Collegen  Hbrtwig 
von  1835 — 1874  in  40  Jahrgängen  herausgegebene  „Magazin  für  die  gesammte 
Thierheiikunde^  enthält  mancherlei  dahin  gehörige  wichtige  Arbeiten,  die  von 
ihm  allein  oder  zusammen  mit  Hbrtwig  ausgeführt  worden  waren ,  wie  z.  B.  die 
„  Vergleichenden  Untersuchungen  über  die  Haut  des  Menschen  und  der  Haus- 
Säugethiere'*  nnd  ^Ueber  die  Kratz-  oder  Bäudemilbe"  (1835;  2.  Aufl.  1844), 
an  welchen  G.  namentlich  der  von  ihm  bei  den  verschiedenen  Thieren  geführte 
Nachweis  der  Schweissdrüsen  und  ihrer  Ausführungsgänge  zukommt.  Ein  Denkmal 
seiner  rastlosen ,  mehr  als  50jährigen  Arbeit  ist  die  anatomische  und  pathologisch- 
anatomische Sammlung  der  Berliner  Thierarzneischnle,  welche  aus  den  kleinsten 
Anfängen,  wie  er  sie  1819  vorfand,  zu  einer  der  bedeutendsten ,  welche  die  Welt 
besitzt,  sich  gestaltet  hat,  und,  was  namentlich  den  Reichthnm  an  thierischen 
Missgeburten,  Entozoen  und  Epizoen  betrifit,  mit  denen  G.,  ebenso  wie  mit  der  ver- 
gleichenden Embryologie  und  Physiologie,  sein  Leben  lang  sich  mit  Vorliebe 
beschäftigt  hat,  wohl  ihres  Gleichen  sucht.    In  ein  näheres  Yerhältniss  zur  mensch- 


704  GUELT.  —  GUSSENBAUER. 

liehen  HeilkuBde  trat  6.,  abgesehen  von  seinem  Verkehr  in  den  Berliner  medieiniscben 
und  naturwigsenschaftliehen  Gesellschaften  und  den  freundschaftlichen  BeKiehungen, 
zu  hervorragenden  Universitätslehrern,  dadurch,  dasa  er  bei  der  1842  begonnenen 
neuen  Bearbeitung  der  preussischen  Pharmacopoe  zum  Referenten  und  Redactenr 
ernannt  wurde,  auch  eine  deutsche  Ausgabe  derselben  besorgte,  sowie  an  der 
nächstfolgenden  Ausgabe  der  Pharmacopoe  thätigen  Antheil  nahm.  Von  1844  an 
war  er  femer  15  Jahre  lang  Mitglied  der  medicinischen  Ober-Examinations-Commission, 
für  den  Prüfungsabschnitt  in  der  Anatomie.  Sein  Tod  erfolgte  in  hohem  Alter  am 
13.  August   1882. 

Archiv  for  wissenschaftliche  und  praktische  Thierheilkundo.  1882.  —  Beutaclie 
Zeitschr.  f.  Thiermedicin.  1883,  pag.  112.  G. 

^Olirlt,  Ernst  Julius  G. ,  zu  Berlin,  daselbst  als  Sohn  dee  Vorigen 
am  13.  September  1825  geboren,  studirte  dort  von  1844 — 48  Medicin  und  wurde 
im  letztgenannten  Jahre  mit  der  Diss. :  ^De  osaium  rnutationibus  rhachitide 
effectis^  (4.,  c.  tab.)  Doctor,  machte  eine  IV« jährige  wissenschaftliche  Reise 
nach  Oesterreich,  Frankreich,  Grossbritannien,  war  von  1852 — 56  Assistent  in 
B.  V.  Langenbegk's  Klinik,  habilitirte  sich  1853  als  Privatdooent  ftlr  das  Fach 
der  Chirurgie  an  der  Berliner  Universität  und  wurde  1862  Prof.  e.  o.  An  den 
Feldzügen  von  1848,  1864,  1866,  1870-71  nahm  er  in  verschiedenen  ärztlichen 
Stellungen  Antheil.  Schriften:  „Beiträge  zur  vergleichenden  pathologischen 
Anatomie  der  Gelenkkrankheiten^  (Berlin  1853)  —  ;,  Ueber  einige  durch  Er- 
krankung der  Gelenkverbindungen  verursachte  Missstaltungen  des  menschlichen 
Beckens*^  (Ebenda  1854,  Fol.)  —  „Ueber  die  Cystengeschvmlste  des  Halses*' 
(Ebenda  1855)  —  „Ueber  den  Transport  Schwerverwundeter  und  Kranker  im 
Kriege*'  (Ebenda  1859)  —  „Handbuch  der  Lehre  von  den  Knochenbrücken'' 
(Tbl.  1;  Tbl.  2,  1  und  2.  Lfg.  1860—65)  —  „Leitfaden  für  Operations- 
Übungen  am  Cadaver  u,  s.  w,^  (Berlin  1862;  6.  Aufl.  1885;  in*8  Polnische 
1874,  Italienische  1875,  Ungarische  1880  übersetzt)  —  „Militär-chirurgische 
Fragmente**  (Ebenda  1864)  —  „Abbildungen  zur  Krankenpflege  im  Felde 
u.  s.  w,**  (Berlin  1868,  16  Taff.  Fol.,  Text  deutsch  und  französisch)  —  „Zur 
Geschichte  der  internationalen  und  freiwilligen  Krankenpflege  im  Kriege*' 
(Leipzig  1873)  —  „Die  Kriegs-Chirurgie  dei^  letzten  150  Jahre  in  Preussen" 
(Berlin  1875)  —  „Die  Gelenk-Resedionen  nach  Schussoerletzungen  u.  s.  to.^ 
(Ebenda  1879).  Ausserdem  Aufsätze  in  der  Deutschen  Klinik  (1853,  57),  Monats- 
schrift für  Geburtskunde  (1857,  60,  62),  Preuss.  Militärärztliche  Zeitung  (1861), 
dem  Archiv  für  klin.  Chirurgie  (1862,  66,  80,  83;  darin  auch  für  1859—65: 
^Berichte  über  die  Fortschritte  und  Leistungen  auf  dem  Gebiete  der  Chirurgie*') : 
femer  zahlreiche  Artikel  in  Prosch  und  Ploss'  Medic.-chirurg.  Encyclopfidie 
(2.  Aufl.),  der  Allgemeinen  Deutschen  Biographie,  Eülenburg's  Real-Encyclopädie 
der  ges.  Medicin,  dem  vorliegenden  Biographischen  Lexikon,  dessen  Redaction  er 
(Anfangs  1885)  vom  Buchstaben  G  an  übernommen  hat.  Er  ist  femer  IGtbegrflnder 
und  Mitredacteur  des  „Archivs  für  klinische  Chirurgie"  seit  1860,  Redacteur 
der  Zeitschrift  „Kriegerheil,  Organ  der  deutschen  Vereine  vom  Bothen  Kreuz" 
(darin  eine  Reihe  von  Aufsätzen  von  ihm)  seit  1867,  Redacteur  der  „Verhandlungen 
der  deutschen  Gesellschaft  für  Chimrgie" ;  er  war  Mitredacteur  von  Virchow-Hirsch*s 
Jahresbericht  für  6  Jahrgänge  (1866 — 71)  und  ist  noch  jetzt  Mitarbeiter  an  demselben. 

Bed. 

* Gussenbauer ,  Carl  G. ,  zu  Prag,  ist  am  30.  October  1842  zu  Ober- 
Vellach  in  Kärnten  geboren,  wurde  in  Wien  1866  Dr.  med.,  1868  Dr.  chir., 
war  Schüler  und  Assistent  von  Billroth,  wurde  1875  Professor  der  CJhururgie  in 
Ltittich  und  bekleidet  seit  1878  dieselbe  Professur  in  Prag  (deutsche  Universität). 
Von  seinen  sehr  zahlreichen,  anatomischen  und  histologischen,  namentlich  aber 
chirurgischen  Arbeiten  führen  wir  im  Folgenden  nur  einige  an:  „Ueher  die 
Muskulatur  der  Atrioventricularklappen  des  Menschenherzens"  —  „Ueber  das 
Gefcisssy stein  der  äusseren  xüeihliclien  Genitalien" ;  sodann  aus  dem  Archiv  fiir 
klin.  Chinirgie:    „  Ueber  die  Heilung  per  primam  intentionein"  (1871)  —  ^^  Leier 


GUSSENBAUER.  -^  GUTPELD.  705 

die  Veränderungen  des  quergestreiften  Mufskelgeirehes  bei  der  traumatischen 
Entzündung'^  (1871)  —  „Ein  Beitrag  zur  Lehre  von  der  Verbreitung  des 
Epiihelialkrebses  auf  Lymphdrüsen^  {1^12)  —  „lieber  eine  lipomatöse  Sfuskel- 
und  Nervendegeneration  u,  s,  w.^  (1874)  —  „Ueber  die  erste  durch  Billroth 
ausgeführte  Kehlkopf exstirpation  u.  s.  w.^  (1874)  —  „Die  Methoden  der  künst- 
lichen Knochentrennung  u,  s,  tv,*^  (1875)  —  „JHe  Knochenentzvndungen  der 
Perlmutterdrechsler*^  (1876)  —  „Die  partielle  Magenresection^  (1876)  — 
„Ueber  .  .  .  Stomatoplastik  .  .  .  narbiger  Kieferklemme^  (1877)  —  „Ein  Fall 
von  partieller  Resection  des  Colon  deicendens  u,  «.  w,^  (1879)  —  „Ueber 
buccale  Eocstirpation  der  basilaren  Bachengeschurülste^  (1879)  —  „Zur  opera- 
tiven Behandlung  der  Pancreascysten^  (1883),  Dazu  eine  Anzahl  von  Aufsätzen 
in  der  Wiener  medic.  Wochenschrift  aus  den  Siebenziger-Jahren  und  der  Prager 
medic.  Wochenschrifl;  vom  Jahre  1878  an,  darunter  über  Gehirnerschütterung, 
Massage ,  Nervendehnung ,  Eehlkopf-Exstirpation ,  Fremdkörper  des  Magens,  Hemia 
epigastrica,  Jodoformbehandlung,  combinirte  Oesophagotomie ,  Scalpirung  durch 
Maschinengewalt,  Exstirpation  myelogener  Schädelgeschwtilste ,  operative  Behand- 
lung tiefliegender  traumatischer  Himabseesse  u.  s.  w.  An  grösseren  Schriflen  gab 
er  heraus  (mit  Th.  Plucker):  „Rapport  de  la  clinique  chirurgicale  de  VUni- 
versitz  de  Liige^  (Ltittich  1878)  —  „Die  traumatischen  Verletzungen^  (Deutsche 
Chirurgie,  Lfg.  16,  1880)  —  „Hephthaemie,  Pyohaemie  und  Pyo-Sephthaemie^ 
(Ebenda,  Lfg.  4,  1882).  Er  ist  seit  1880  Mitherausgeber  der  ^Zeitschrift  för 
Heilkunde"  in  Prag.  Red. 

*Ou8Serow,  Adolf  Ludwig  Sigismund  G. ,  ord.  Professor  der 
Geburtshilfe,  Geh.  Medicinalrath  zu  Berlin ,  ist  daselbst  am  8.  Juli  1836  als  Sohn 
des  ebenda  als  Geh.  Sanitäts-Rath  verstorbenen  Arztes  Dr.  C  a  r  1  A  u  g  u  s  t  G.  geboren, 
studirte  dort,  in  Prag  und  in  Würzbnrg,  wurde  1859  Doctor,  habilitirte  sieh  als 
Privatdocent  in  Berlin  1865 ,  war  nacheinander  ord.  Professor  der  Geburtshilfe 
in  Utrecht  1867,  in  Zürich  von  1867—72,  in  Strassburg  i.  E.  von  1872—78 
und  ist  seit  dieser  Zeit  in  Berlin.  Er  verfasste :  ;,  Oehurtshilfe  und  Gynäkologie 
in  Grossbritannien,  Ein  Reisebericht*^  (Monatschr.  für  Geburtsk.,  1864)  — 
„Universitäten  oder  Fachschulen'!  Rede  bei  Antritt  des  Rectorats"  (Zürich 
1870)  —  „Ueber  Carcinoma  uterü'^  (Volkmann's  Samml.  klin.  Vorträge,  1871)  — 
j^Zur  Erinnerung  an  Sir  James  Y,  Simpson,  Rede.**  (Berlin  1871)  — 
„Ueber  Menstruation  un^  Dysmenorrhöe"  (Volkmann's  Samml.  klin.  Vorträge 
1874)  —  „Die  Neubildungen  des  Uterus"  (Stuttgart  1878,  in  v.  Pitha-Billroth*s 
Handb.  der  allgem.  u.  spec.  Chirurgie)  —  „Zur  Geschichte  und  Methode  des 
klinischen  Unterrichts"  (Berlin  1879,  Festrede)  und  verschiedene  Aufsätze  in 
ViRCHOw's  Archiv,  der  Monatschrift  für  Geburtskunde  und  dem  Archiv  fflr  Gynä- 
kologie.    Seit  1884   ist  er  Mitherausgeber  des  Archivs  für  Gynäkologie.     ^^^ 

Oütermann,  Georg  Friedrich  G. ,  Arzt  in  Eaufbeuren  in  Bayern 
und  , später  in  Augsburg,  wo  er  1789  starb,  beschäftigte  sich  besonders  mit 
Geburtshilfe  und  war  Gegner  des  durch  sein  rohes,  blutiges  Verfahren  berüch- 
tigten Johann  Andreas  Deisch  ,  der  im  Volke  den  Namen  „Kinder-  und  Weiber- 
metzger" hatte.  G.  schrieb:  „Erklärte  Anatomie  für  Hebammen  etc,"  (Augsburg 
17Ö2)  -^  „  Vernünftige  und  ....  gegründete  Bedenken  über  ....  durch  Miss- 
brauck  stumpfer  und  scharfer  Instrumente  verunglückte  Geburten"  (2  Bde., 
Frankfurt  u.  Leipzig  1761)  —  „Echte  Entbindungskunst"  (2  Bde.,  Ebenda  1763). 

Biogr.  m6d.  IV,  pag.  553.  —  Biet.  hist.  II,  pag.  671.  Pgl. 

Outfeld,  Friedrich  Augustin  Philipp  G.,  geboren  1777  in  Holstein, 
promovirte  1801  in  Altena  und  prakticirte  hier  bis  zu  seinem  frühen  Tode 
(12.  September  1808).  G.  gehörte  zur  naturphilosophischen  Schule  und  ist  durch 
seine  epidemiologischen  Arbeiten  bemerkeuswerth ,  von  denen  mehrere  mit  einem 
Preise  gekrönt  wurden.  G.  schrieb:  „Abhandlung  über  den  Typhus  der  tropi- 
schen Regionen  oder  das  gelbe  Fieber"  (Göttingen  1801)  —  „Untersuchungen 
über  verschiedene  Sätze  der  herrschenden  medieinischen  Lehrgebäude"  (Hamburg 
Biogr.  Lexikon.  II.  45 


706  OUTFELB.  —  OÜTflBIB. 

1802)  —    yfUeber  das    Verhältnüs  der    Wechselerregung  ^  Xervenwirkmmg  und 
Jieicegung  m  t/nerischen  Organismus^  (GöttiDgen  1803)  —   „Eüäeüumg  im  du 
Lehre    von    den   ansteckenden  Krankheiten  und  Seuchen**    (Foseo   1804    i.  A. 
DJct.  hi«t.  IJ,  pag.  672.  Pgl. 

Ontbrie,  George  James  G.,  za  London,  berühmter  Chirorg  und  Fdd- 
arzt,  war  daiMelbftt  am  1.  Mai  1785  geboren,  wurde  mit  13  Jahren  Lehriing  bei 
einem  ('hirurgen,  bcHuchte  die  Marylebone  Infirmary  nnd  den  Unterrieht  in  dem 
(Militär-)  York  Hospital,  wo  er  bereits  als  Prosector  fangirte,  und  erlangte  1801, 
noeb  nicht  16  Jahre  alt,  das  Diplom  des  College  of  Snrgeons.  Er  wurde  dannf 
Assigtant-Hurgeon  bei  einem  Regiment,  ging  1802  mit  demselben  naeh  Nord- 
Amerika,  wo  er  bis  1807  verblieb,  und,  zum  Surgeon  avaneirt,  naeh  Enropi 
zurüekkebrend ,  in  der  Nähe  von  Gadix  landete.  1808  begannen  fÄr  die  unter 
Bir  Arthur  Wellesley  (Welli  ngton)  stehende  Armee  die  Kämpfe  in  Spanien 
und  Portugal,  in  denen  G.  gegen  22mal  sich  im  Feuer  befand  und  als  Chinirg 
sich  auszuzeichnen  Gelegenheit  hatte.  Er  erlangte  nacheinander  den  Rang  als 
Staff-Surgeon  und  Deputy-Inspector  und  verfasste  noch  vor  seiner  Heimkehr  einen 
von  HOOPEB  in  England  publicirten  Aufsatz  über  Arterienwunden  und  einen 
anderen:  yyOn  the  facility  of  performing  the  Operation  of  amputation  of  ike 
Shoulder -Joint**  und  legte  dort  den  Grund  zu  seinen :  „Observations  on  (he  treat- 
ment  of  venereal  disease,  without  mercury"  (Med.-Chir.  Transact-  1817).  Die 
Hehlacht  bei  Toulouse  machte  seiner  feldärztlichen  Laufbahn  ein  Ende ;  er  warde 
1814  auf  Halbsold  gesetzt  und  fand  jetzt  Gelegenheit,  seine  auf  dem  Gebiete  der 
Chirurgie  gemachten  Erfahrungen ,  die  in  vielen  Stflcken  von  den  Anschauungen, 
welche  die  berühmtesten  seiner  Zeitgenossen  hatten ,  abwichen ,  durch  den  Druck 
bekannt  zu  machen.  Während  des  Feldzuges  von  1815  hatte  er  es  abgelehnt, 
eine  officielle  Stellung  einzunehmen,  jedoch  war  er  als  Privatmann  auf  dem  Kriegs- 
schauplätze kurze  Zeit  anwesend  und  führte  u.  A.  eine  Exarticulation  im  Hüft- 
gelenk an  einem  französischen  Soldaten  mit  Erfolg  aus.  Seine  epochemachende 
Hcbrift  über  Kriegschirurgie  war:  „On  gun-shot  wounds  of  the  extremities, 
requiring  the  different  Operations  of  ampiUation,  and  their  aftertreatment ;  etc.** 
(Ijondon  1815;  3.  edit.  u.  d.  T. :  „A  treatise  on  gun-shot  icounds^  on  infiam- 
mation ,  erysipelas,  Being  a  record  of  the  opinions  and  practica  of  the  sur- 
gical  department  of  the  British  army,  at  the  terminadon  of  the  wars  in  Spain, 
Portugal,  France  and  the  Netherlands^  in  1814  und  1815**,  London  1827; 
5.  edit.:  „Commentaries  on  the  surgery  of  war  in  Portugal  ....  ßevised  to 
1853,  1853;  6.  edit.:  .  •  .  .,  with  additions  relating  to  those  in  the  Orimea, 
in  1854—5  .  .  .  Bevised  toOctober  1855**,  1855;  Philadelphia  1862;  deutsche 
Uebersetzung  von  G.  Span(3ENBERG,  Berlin  1821).  In  der  letzten  Auflage  semes 
berühmten  Werkes  konnte  er  noch  über  Erfahrungen  berichten,  die  von  seinen 
Hchülern  vor  Sebastopoi  gemacht  und  ihm  zur  Verfügung  gestellt  worden  waren. 
1816  begann  er  «eine  Vorlesungen  über  Chirurgie  zu  halten,  die  er  fast  30  Jahre 
lang  fortsetzte  und  die  von  fast  allen  Aerzten  der  Armee,  der  Flotte  und  der 
Ostiudischen  (-onipagnie  besucht  worden  sind.  In  demselben  Jahre  noch  gründete 
er  eine  Infirmary  for  Diseases  of  the  Eye,  die  seitdem  zu  dem  Royal  Westminster 
Ophthalmie  Hospital  bei  Oharing-Cross  sich  erweitert  hat.  Bald  darauf  schrieb  er: 
„A  treatise  on  ihe  Operation  for  the  forniation  of  an  artißcial  pupil;  etc.** 
(London  1819,  w.  2  pl.)  und  später:  „Lectures  on  the  operative  surgery  afthe 
eye  .  .  .  Containing  a  new  inethod  of  operating  for  cataract  by  extraction,  etc,*" 
(Ebenda  1823;  2.  edit  1827;  3.  edit.  1838).  Er  wurde  1823  zum  Assistant- 
Surgeon  und  1827  zum  Surgeon  am  Weatminstor  Hosp.  erwählt,  gab  seine  Stellang 
1843  aber  auf,  um  seinem  Sohne  für  eine  Stelle  als  Assistant-Surgeon  Platz  zu 
macheu  und  wurde  1848  zum  Consulting  Surgeon  ernannt.  Die  werthvollen  Schriften, 
die  er  noch,  neben  einer  Anzahl  von  Aufsätzen  in  Zeitschriften  (Lond.  Med.  and 
Phys.  Jouru. ,  Lond.  Med.  and  Surg.  Joum. ,  Lond.  Med.  Reposit. ,  Load.  Med. 
Gaz.,  Lancot,  Med.-Chir.  Review,  Transact  of  the  R.  C.  S.  in  London),  vwfasstei 
sind:   „On  the  diseases  and  injuries  of  arter ies ,    with  the  Operations  requirea 


GUTHRIE.  —  6UTIERREZ.  707 

for  their  eure"  (London  1830)  —  „On  the  anatomy  and  diseases  of  the  neck 
of  the  bladder  and  of  the  Urethra*"  (Ebenda  1834;  3.  edit.  1843;  Philadelphia 
1845)  —  „On  the  certainty  and  safety  toüh  which  the  Operation  for  the  ex- 
traction  of  a  cataract  from  the  human  eye  may  be  per  for  med  etc."  (Ebenda 
1834)  —  „Clinical  lectures  on  Compound  fractures  of  the  extremittes;  on 
excision  of  the  head  of  the  thtgh-bone,  the  arm-bone,  and  the  elbow-Joint  etc." 
(Ebenda  1838;  Philadelphia  1839)  —  „On  injuries  of  the  head  affecting  the 
brain"  (Ebenda  1842,  4.;  deutsche  Uebers.  von  Lüdw.  Pränkbl,  Leipzig  1845) 
—  Dasselbe  „And  on  some  potnts  connected  vnth  the  anatomy  and  surgery 
of  inguinal  and  femoral  herniae"  (1847)  —  „On  wounds  and  injuries  of  the 
arteries  of  the  human  body ;  vrith  the  treatment  and  Operations  required  for 
their  eure"  (1846)  —  „On  vyounds  and  injuries  ofthe  abdomen  and  thepelvis,  etc." 
(1847)  —  y^On  wounds  and  injuries  of  the  chest^  etc."  (1848).  Er  hatte  leb- 
haften und  thätigen  Antheil  an  der  neuen  gesetzlichen  Regelung  des  Armen- 
Kranken  wesens  genommen,  war,  nachdem  er  bereits  1824  Mitglied  des  Council 
des  College  of  Surgeons  geworden,  1833  und  1842  Präsident  und  fünf  Jahre  lang 
Professor  der  Anatomie  und  Chirurgie  desselben  gewesen  und  sind  die  fünf  in 
dieser  Zeit  von  ihm  gehaltenen  Vorlesungen  grösstentheils  in  seinen  vorstehend 
genannten  letzten  Publicationen  wiedergegeben.  Auch  führte  er  in  der  Leitung 
des  College  selbst  erhebliche  Verbesserungen  ein  und  machte  sich  um  das  dieser 
Corporation  übertragene  Examenwesen  und  damit  das  Unterrichtswesen  verdient. 
Sein  Tod  erfolgte  am  1.  Mai  1856.  —  G.  hat  sich  um  die  Chirurgie  sowohl 
als  um  die  Ophthalmologie  grosse  Verdienste  erworben,  indem  er  nicht  nur  ein 
unerschrockener,  allen  Schwierigkeiten  gewachsener  Operateur  war ,  sondern  mehr- 
fach auch  richtigere  Grundsätze  in  beiden  Fächern  einzufahren  bestrebt  war. 
Wir  erinnern  nur  an  die  von  ihm  bei  Arterienyerletzungen  unter  allen  Umständen, 
wenn  mGglich,  empfohlene  Aufsuchung  der  Verletzungsstelle  und  doppelte  Unter- 
bindung an  derselben,  statt  an  einer  entfernten  Stelle,  femer  bei  der  Operation 
des  Cataract  die  Anwendung  der  Extraction  mit  oberem  Lappen,  statt  des  damals 
viel  gebräuchlicheren  unteren  oder  der  Nadeloperationen.  Vor  Allem  war  aber  sein 
Sinnen  und  Trachten,  wie  sein  grosses,  bis  zu  seiner  letzten  Lebenszeit  fortgeführtes 
Werk  über  Kriegschirurgie  beweist,  dieser  zugewendet.  Bei  wenigen  Personen  fand 
sieh  übrigens  eine  glücklichere  Combination  von  Geisteskraft  und  Entschlossenheit, 
Schnelligkeit  der  Wahrnehmung  und  Fruchtbarkeit  der  Hilfsmittel,  verbunden  mit 
grosser  Körperkraft  und  Geschicklichkeit.  Er  konnte  eben  Alles.  Er  konnte  den  Lauf 
eines  Schiffes  berechnen  und  dasselbe  glücklich  in  den  Hafen  führen,  wie  er  es  in 
seiner  Jugend,  unter  den  schwierigsten  Umständen,  gethan  hatte;  er  hatte  einen 
Angriff  auf  eine  Kanone  geleitet  und  sie  genommen.  Er  protestirte  Lebenslang 
gegen  die  unwürdige  damalige  Stellung  der  Militärärzte,  die  wie  Civilisten  oder 
Verwaltungsbeamte  behandelt  wurden,  da  er  selbst  öfter  im  Feuer  gewesen  war, 
als  die  Hälfte  der  Generale  der  Armee. 

Lancet.  1850,  I,  pag.  726.  —  Med.  Times  and  Gaz.  1856.  New  Series.  Vol.  XII, 
pag.  466.  —  Callisen,  VII,  pag.  538;   XXVIII,  pag.  325.  Gurlt. 

Guthrie,  Charles  Gardiner  G. ,  zu  London,  Sohn  des  Vorigen, 
starb,  erst  42  Jahre  alt,  im  August  1859.  Er  besass  viele  von  den  hervorragenden 
Eigenschaften  seines  Vaters,  war  namentlich  ein  vortrefflicher  Operateur.  Er  war 
Chirurg  und  Docent  der  Chirurgie  am  Westminster  Hosp.  und  Chirurg  des  Royal 
Westminster  Ophthalmie  Hospital.  Er  verfasste  folgende  Arbeiten:  „On  the  eure 
of  squinting"  (2.  edit.  London  1840)  —  „Lectures  on  Ophthalmie  surgery"  — 
„On  cataract,    vrith  the  appropriate  Operation  in  each  particular  case". 

Lancet.  1859,  II,  pag.  203.  Gurlt. 

^    Outierrez  de  Toledo,  Juliane,  Arzt  des  Königs  Ferdinand  und  der       X>/ 
Königin  Isabella,    lebte  in  der  zweiten  Hälfte  des    15.  Jahrhunderts  und  ver- 
öffentlichte die  älteste  Schrift  in  der  spanischen  Literatur  über  Diphtherie :  „  Tra- 
dado    del   infermedad   del    Garrotillo"    (erwähnt    von  Moeejon   in    der    Hist. 

45^ 


708  (JÜTIERBEZ.  —  OÜTZEIT. 

bibliograf.  de  la  med.  espan.  II,  211),  ferner:    y^De  la  cura  de  piedra,   dolor 
de  hijada  y  colica  renal*'  (Toledo  1498). 

GütierreZy  Juan  Lazaro,  lehrte  PhilosopMe  an  der  Universität  zu 
Valladolid,  studirte  dann  Mediein  und  promovirte  daselbst.  Er  lebte  im  17.  Jahr- 
hundert und  schrieb  über  Fieber:  „Febrilogiae  lectiones'*  (Lyon  1668,  Fol.)  nebst 
einem:  „Appendix  ad  febnlogiam ,  doloris  diagnosim  ....  tncommunt,  tum 
artem  sphygmicam  continentem.** 

Biogr.  m6d.  IV,  pag.  553.  Pgl. 

*(}uttinaim,  Paul  6.,  zu  Ratibor  in  Schlesien  am  9.  September  1834 
geboren,  studirte  in  Berlin,  Wtirzburg,  Wien  und  wurde  1868  promovirt  Seit  1859 
wirkt  er  in  Berlin  als  Arzt,  seit  1867  als  Universitätsdocent,  seit  1879  als  Director 
des  dortigen  städtischen  Krankenhauses  Moabit.  Neben  circa  60  klinischen  Arbeiten 
in  den  verschiedenen  Berliner  Archiven  und  Zeitschriften  publicirte  6.  auch  eine 
Reihe  physiologischer  und  experimenteller  Arbeiten.  Die  „Physiologie  und  Patho- 
logie des  Sympathicus**  (Berlin  1873 ;  auch  italienisch),  welche  er  mit  A.  Edlen- 
BüRG  bearbeitet  hatte,  erhielt  unter  etwas  verändertem  Titel  (London  1879)  den 
ASTLEY  COOPER-Preis.  Das  „Lehrbuch  der  klinischen  Untersuchungsmethoden" 
erschien  1884  in  5.  Auflage  und  wurde  zehnmal  übersetzt.  Als  Redacteur  giebt 
6.  das  „Jahrbuch  für  praktische  Aerzte"  heraus.  Wem  ich. 

*0utt8tadt,  Albert  G. ,  zu  Berlin,  am  25.  Januar  1840  zu  Rastenburg 
in  Ostpreussen  geboren,  wurde  1866  in  Berlin  Dootor,  1874  Decement  för 
Medicinal-Statistik  beim  königl.  statistischen  Bureau  und  1875  Privatdocent  an 
dortiger  Universität.  Von  seinen  zahlreichen  Publicationen  fuhren  wir  zunächst 
an  besonderen  Schriften  an:  „Das  Reichs- Impf gesetz  vom  8,  April  1874 
u.  s.  w.**  (Berlin  1876)  —  „Flecktyphus  und  Bückfallfieber  in  Preussen  u.  s.  it.* 
(Ebenda  1882)  —  „Krankenhaus  -  Lexikmi  für  das  Königreich  Preussen** 
(Ebenda  1883).  Aufsätze:  (Deutsche  Klinik  1867,  70,  72):  „Der  anatomische 
Charakter  der  Cholera- Epidemie  zu  Berlin  im  Jahre  1866**  —  „Das  Chloral- 
hydrat  u.  s,  w,**  —  „Das  Barackenlazareth  auf  dem  Tempelhofer  Felde  als 
städtische  Pocken- Heilanstalt  ....  1871172  zu  Berlin** ;  femer  (Vierteljahres- 
Schrift  fttr  gerichtl.  Medic.  1873):  „Zur  Statistik  der  Irrenanstalten** ;  demnächst 
(Zeitschr.  des  königl.  Preuss.  statist.  Bureaus  1873,  74,  76,  80,  81)  über  die 
Pocken-Epidemie  von  1871-72,  die  Geisteskranken,  die  Selbstmorde,  das  Heil- 
personal, Bäder  und  Heilanstalten  iu  Preussen,  die  ärztliche  Gewerbefreiheit  im 
Deutschen  Reich;  endlich  in  der  „Prcussischen Statistik"  (1877 — 84)  über Medioinal- 
Statistik,  Sterbefälle,  Irren- Heilanstalten,  die  Gebrechlichen  in  Preussen  u.s.  w.,  u.s.  w. 

Bed. 

Outzelt,  Hugo  Leonard  vonG.,  geboren  in  Riga  am  3./15.  Deeember 
1811  als  Sohn  eines  Kaufmanns,  besuchte  das  Gymnasium  zu  Riga  bis  1831, 
studirte  Mediein  an  der  Universität  zu  Dorpat  von  1831 — 1838  und  wurde  im 
letztgenannten  Jahre  („  Diss,  de  prophylaxi  in  morbis  contagiosis  et  epidemicis*^) 
Doctor  med.  Er  wirkte  als  praktischer  Arzt  in  Orel  (Russland)  und  starb 
auf  seinem  Landgut  Pogoleretz  am  9./21.  März  1882.  Er  war  nacheinander 
Gymnasialarzt,  Mitglied  der  Mediciualbehörde,  zuletzt  Chef  der  Medicinalverwaltung 
des  Gouvernements  Orel.  Trotz  seiner  grossen  Praxis  fand  er  Müsse  und  Stoff  zu 
schriftstellerischen  Arbeiten.  Er  schrieb  unter  Anderem :  „Beiträge  zur  Lehre  von 
de7i  typhösen  Fiebern j  hauptsächlich  in  Bezug  auf  ihre  Behandlung**  (1842)  — 
„Die  Cholera  zu  Orel  im  Jahre  1847,**  In  vieler  Beziehung  interessant  ist  sein 
letztes  umfangreiches  Buch:  „Dreissig  Jahre  Praxis**  (Wien  1873 — 1875). 

Riga'sche  Biographien,  Bd   IIl,  Riga  1884,  pag.  184 — 187.  L.  Stieda. 

*  Gutzeit,  Waldemar  von  G. ,  am  4.  November  (25.  October  a.  St.), 
1816  geboren,  studirte  in  Dorpat  bis  1839,  dann  in  Berlin,  Wtirzburg,  Paris,  Wien 
und  wirkte  dann  von  1842  ab  in  Kursk,  von  wo  er  1851  nach  Riga  fibersiedelte. 
Nachdem  er  in  früheren  Jahren  viele  Aufsätze  in  der  KKEBEL-TniELMANN'sohen 
Mcdicinischcn  Zeitung  Russlandsj  1873 — 75  das  Werk  seia^  verstorbenen  Bmdert 


GUTZBIT.  —  GUYON.  709 

H.  L.  von  O. :  „Dreissig  Jahre  Praxis"  hatte  erscheinen  lassen,  entsagte  er  ganz 
der  Medioin  und  widmete  sich  historischen  und  linguistisohen  Untersuchungen. 

Wernich. 

Guy  de  Chauliac,  s.  Chaüliac,  Guy  de,  Bd.  I,  pag.  710. 

*Gliy,  William  Augustus  6.,  in  London,  studirte  im  Guy's  Hosp. 
daselbst,  wurde  1844  Fellow  des  Roy.  Coli,  of  Physicians,  war  Medical  Super- 
intendant  des  Millbank  Prison,  Professor  der  gerichtlichen  Medicin  und  Hygiene 
am  Eing's  College  und  ist  gegenwärtig  Consulting  Physician  bei  dem  Hospital 
des  letzteren.  Er  hat  eine  beträchtliche  Reihe  von  Arbeiten  aus  den  Gebieten  der 
Physiologie,  gerichtlichen  Medicin,  Hygiene  und  Socialwissenschaft  verfasst,  darunter 
an  grösseren  Schriften:  „Principles  offorermc  medicine^  (3.  edit.  London  1868; 
4.  edit.  mit  David  F£RBI£B,  1875;  Amer.  edit.  with  notes  and  additions,  by 
Charles  A.  Lee,  New  York  1845)  —  „Public  heaWi;  a  populär  tntroduction 
to  sanitary  sdence.  etc.^  (London  1870,  74).  Von  einzelnen  Aufsätzen  und 
kleineren  Schriften  erwähnen  wir  aus  dem  Joum.  of  the  Statist.  Soc.  (1839,  40): 
„On  the  value  of  the  numerical  method  as  applied  to  sdence,  but  especicUly 
to  phyMogy  and  medicine*'  —  „  Unhealthiness  of  tovma ,  its  causes  and 
remediee,  being  a  lecture^  (London  1845)  —  „ContribiUions  to  sanitary  sdence, 
L  The  case  of  the  joumeymen  bakers;  etc.^  (1848;  3.  edit.  1865)  —  „On 
the  health  of  towns  as  inßuenced  by  defective  cleansing  and  drainage  etc." 
(1846)  —  „On  medical  education;  bdng  a  lecture  etc."  (1846)  —  „On  the 
sanitary  condition  of  the  British  army ;  etc."  (Joum.  of  the  United  Service 
Inst.  U)  —  „On  the  microscopic  Sublimates;  and  espedally  on  the  Sublimates 
of  the  alkcdoids"  (1867)  und  mehrere  weitere  mikroskopische  und  chemische 
Arbeiten.  Er  hielt  1875  die  „Harveian  Oration"  und  veranstaltete  eine  neue 
Ausgabe  von  Ron.  Hoopeb's  „Physidan's  vade-mecum"  (1857)  u.  s.  w. 

Medical  Directory,  —  Index-Gatalogae.  V,  pag.  672.  Red. 

*Guye,  Ambroise  Arnold  Guillaume  G.,  am  17.  August  1839 
in  Maastricht  geboren,  studirte  in  Amsterdam,  promovirte  am  23.  Juni  1862 
(„Dissert.  over  de  Peyersche  en  Lieber  kühn^sche  klieren")  und  zog  nach 
Wien,  wo  er  hauptsächlich  Politzee  folgte,  Berlin  und  Paris.  Seit  1865  ist 
er  in  Amsterdam  wirksam  als  Otiater,  seit  1874  als  Privatdooent  an  der  Universität. 
Er  war  1879  allgemeiner  Secretär  des  periodischen  internationalen  Congresses  der 
medieinischen  Wissenschaften,  6.  Sitzung,  und  fungirt  seit  1873  auch  als  solcher 
an  der  „Nederl.  Maatschappy  tot  bevordering  der  Geneeskunde".  Er  schrieb  haupt- 
sächlich: „De  paracentese  van  het  trommelvlies"  (1874)  —  „Over  het  adem- 
halen  door  den  mond  en  over  de  middelen  daartegen"  (1874)  —  „Eenige 
gevallen  van  öntsteking  in  het  antrum  mastoideum"  (1877)  —  „Sur  la  maladie 
de  Meni^re"  (1879),  Mittheilung  an  den  medieinischen  Congress  und  „Over 
oorlijden  bij  acute  exanthemen^  (1885).  C.  E.  Daniels. 

Guyon,  Louis  G. ,  Wundarzt  in  Marseille,  lebte  daselbst  zur  Zeit  der 
schweren  Pestepidemie  im  Anfange  des  18.  Jahrhunderts,  starb  zwei  Tage  nach 
der  ersten  Section  eines  an  der  Pest  verstorbenen  Individuums  1742,  zu  der  er 
sich  freiwillig  erboten  hatte,  als  Opfer  seines  muthigen  Unternehmens. 

Biogr.  med.  IV,  pag.  555.  Pg  1. 

Ouyon,  Johann  G. ,  welcher  am  2.  Februar  1758  in  Kiel  den  Doctor- 
^rad  erhielt,  nach  St.  Petersburg  kam  und  vom  medieinischen  Collegium  auf 
Befehl  des  Archiater  Mounsey  ohne  Examen  1762  als  Doctor  der  Medicin  in 
Kussland  anerkannt  wurde,  wurde  darauf  von  Peter  III.  zum  Leibmedicus  mit  dem 
Rang  eines  wirklichen  Staatsrathes  und  einem  Gehalt  von  4000  Rubeln  ernannt. 
Er  starb  sehr  bald  am  31.  Mai  (11.  Juni)  1763  und  wurde  in  der  reformirten 
Kirche  in  Moskau  beerdigt;  1815  wurden  seine  Gebeine  aus  dem  Gewölbe  genommen 
und  feierlich  auf  dem  Gottesacker  in  Moskau  beigesetzt. 

Tschistowits  ch,  CLV.  —  Richter,  in,  pag.  479.  —  Fechner,  Chronik 
der  «vang,  Gemeinde  in  Moskau,  II,  Bd.,  MosJj^u  1875,  pag.  1  und  81,  Ji.  Stieda,. 


710  GÜYON.  —  GUYONGOSSI. 

Guyon,  Jean-Louis-Gönöviöve  G.,  französischer  Militärarzt,  war 
am  ö.  April  1794  zu  Albert  (Sorame)  geboren,  besuchte  von  1810  an  die  fecole 
de  m6('''eine  in  Paris,  war  von  1811  an  als  Chirurgien  sous-aide  drei  Jahre  lang 
in  den  Hospitälern  der  Insel  Walcheren  (Holland),  wo  endemisches  Wechselfieber 
nicht  ausgeht,  thätig,  wurde  1815  als  Aide-major  nach  Martinique  versetzt,  machte 
1822  als  Chirurgien  major  die  Expedition  nach  Samana  (San  Dommgo)  mit,  wo 
er  die  Schrecken  des  gelben  Fiebers  kennen  lernte  und  kehrte  1826  mit  seinem 
decimirten  Regiment  nach  Frankreich  zurück.  Er  schrieb  eine  „RSponse  h  un 
vn4m.  publik  ä  la  Martinique  par  M,  Lefort  ayant  pour  türe:  De  la  aatgnee 
et  du  kinkina  dans  le  traitement  de  la  fih)re  jaune"  (Paris  1827).  1827  wiorde 
ihm  die  Leitung  des  Hospitals  von  Ile-de-L^on  bei  Cadix  übertragen ;  er  hatte  aneh 
daselbst  mit  dem  gelben  Fieber  zu  thun  und  suchte  durch  Impfversuche  an  sieb 
selbst  dessen  Nicbtcontagiosität  zu  beweisen,  worüber  er  in  einem  Aufsatze  „  Fücre 
jaune"  (Joum.  compl6ment. ,  1830)  berichtete.  1829  nach  Frankreich  zurück- 
berufen, wurde  er  1831  zum  Mitgliede  einer  Commission  zur  Erforschung  der  Cholera 
ernannt,  machte  in  Warschau  an  sich  dieselben  gefährlichen  Experimente  wie  früher 
in  Betreff  des  gelben  Fiebers  und  schrieb,  nach  Paris  zurückgekehrt:  „Des  moyens 
prSservatifa  et  curatifd  du  ckolSra,  etc,^  (1832).  1833  wurde  er  nach  Algier 
geschickt,  wo  er  Chirurgien-principal  und  erster  Professor  am  dortigen  Instructions- 
Hospital  (1834)  und  1838  Chef-Chirurg  der  afrikanischen  Armee  wurde,  nachdem 
er  erst  jetzt  auch  das  Doctordiplom  in  Montpellier  erlangt  hatte  mit  der  These: 
„Des  acddents  produüs  dann  les  trois  premihres  classes  des  anifnaux  vertSbrSs 
par  le  venin  de  la  vip^re  jfer-de  lance  (Trigoncephalus  lanceolatus)  ,*^  Er  nahm 
an  allen  grossen  Expeditionen  Theil,  von  dem  unglücklichen  Feldzuge  von  Con- 
stantine  (1836)  an  bis  zu  den  Expeditionen  von  Cherchell  und  Medeah  (1840),  wurde 
1852  zu  MMecin-inspecteur  ernannt,  nahm  1857  seinen  Abschied  und  benatzte 
seine  Müsse,  um  noch  einmal  in  Lissabon  dem  gelben  Fieber,  das  er  seit  so 
vielen  Jahren  kannte,  gegenüberzutreten.  Er  sehrieb  in  dieser  Zeit:  „Voyage 
d'Alger  au  Ziban,  en  1847,  Vancienne  Zibd^  (1852,  av.  atlas)  —  „Histoire 
cftronologique  des  Spiddmies  du  nord  de  VAfrique,  depuis  les  temps  les  plus 
recuW  jusqu*  h  nos  jours^  (Algier  1855)  —  „TJn  mot  sur  la  fihvre  jaune  de 
Lisbonne  en  1857"  (Paris  1858) ;  später  noch :  „Du  haschts,  pr^paration  en  asage 
chez  les  Arabes  en  Alg^rie  et  da  Levani*^  (Gaz.  m6d.  de  Paris  1861)  —  „Müdes 
sur  les  eaux  thermales  de  la  Tunisie"  (1864).  Ausserdem  finden  sieh  von  ihm 
Abhandlungen  über  Gelbfieber,  Cholera,  die  Naturgeschichte  der  Antillen  und  Algeriens, 
die  Alterthümer  des  letzteren  in  verschiedenen  Zeitschriften,  wie  der  Revue  m^cale, 
den  Annales  maritimes  et  coloniales,  der  Oaz.  m6dic. ,  dem  Joum.  des  connaiss. 
med.-chir.,  den  Comptes  rendus  u.  s.  w.  Er  starb  zu  Paris  am  24.  August  1870. 

Vapereau,  2.  edit. ,  pag.  810.  —  Glaeser,  pag.  330.  —  Revue  acientif.  et 
adinin.  des  mödecins  des  arm^es  etc.,  1861,  pag.  286  (nicht  zugänglich).  Gar  lt. 

*6uyon,  Jean-Casimir-Fölix  G. ,  zu  Paris,  geboren  am  21.  Juli 
1831  auf  Ue-Bourbon,  studirte  in  Paris,  wo  er  1858  mit  der  These:  „Sur  les 
cavites  de  VuUrus  h  Vitat  de  vacuitd^  Doctor  wurde.  Er  ist  zur  Zeit  Professor 
der  chirurgischen  Pathologie  bei  der  medicinischen  Facultät,  Chirurg  des  Hdp. 
Necker  und  Mitglied  der  Akademie  der  Medicin.  Für  mehrere  Concnrse  schrieb 
er  die  Thesen:  „Des  tumeurs  fibreuses  de  VutSrus"  (1860)  —  »^««  vices  de 
conformation  de  Vurethre  chez  Vhomme  et  les  inoyens  d^y  remMier^  (1863) 
und  verfasste:  „El&nients  de  Chirurgie  clinique,  comprenant  le  dingnostic  chirur- 
gical,  les  Operations  etc."  (Paris  1873)  —  „Legons  cliniques  sur  les  maladies 
des  voies  urinaires"  (1881 ;  2.  6dit.  1885)  und  gab  zusammen  mit  P.  Bazy 
einen  ^. Atlas  des  maladies  de^  voies  urinaires"  (Livr.  1 — 4,  1881 — 83)  heraus. 
Früher  hatte  er  J.  F.  Maloaigne's  „Legons  d' orthopidie"  (Paris  1862)  publicirt. 

Bed. 

Guyongossi  a  Petteny ,  P  a  u  1  u  s  G. ,  wurde  in  Holland  geboren  und 
erhielt  daselbst  seine  medicinisehe  Ausbildung.    Wegen  seines  besonderen  Geschickes 


GUYONGOSSI.  —  GÜYOT.  711 

in  der  Medicin  und  den  damit  ziisammenbängenden  Wissenschaften  wurde  er  von 
Abraham  Käauw  Boekhaave  (dem  Tauben),  als  dieser  zur  Akademie  der  Wissen- 
schaften überging,  nach  Petersburg  berufen.  1753  wurde  G.  zum  Oberarzt  des 
Haupt-Admiralitäts-Hospitals  in  Petersburg  ernannt,  unterrichtete  von  1758  in 
zwei  Ilospitalschulen  in  der  Materia  medica,  Physiologie  nach  der  Methode  Albin's, 
Pathologie  nach  Gaubius.  Später  wurde  er  Oberarzt  beim  Marine-Cadetten- 
eorps  und  1766  zum  Hofmedicus  von  Katharina  ernannt.  Seiu  Todesjahr 
ist  unbekannt.  Seine  Zeitgenossen  bezeichnen  ihn  als  einen  sehr  gelehrten  und 
vielseitig  gebildeten  Arzt.  Er  hinterliess  neun  Bände  Manuscripte ,  welche  aus 
philologischen  Aufzeichnungen  und  Bemerkungen  über  orientalische  Sprachen  — 
Hebräisch,  Arabisch,  Syrisch  u.  A.  —  bestehen.  Nach  Urtbeil  der  Orientalisten 
ist  in  diesen  Manuscripten ,  welche  sich  in  der  k.  öffentlichen  Bibliothek  in  Peters- 
burg befinden  sollen,  viel  Interessantes  enthalten. 

Tschistowitsch,  Geschichte  der  ereten  med.  Schnlen  in  Rnssland  (OLIV).  — 
Tachistowitsch  lässt  G.  am  31.  Mai  (11.  Juni)  1763  in  Moskau  sterben;  das  ist  unmöglicli, 
da  G.  erst  im  Jahre  1766  zum  Hofmedicus  ernannt  wurde,  so  kann  er  nicht  1763  gestorben 
sein,  überdies  lebte  0.  gar  nicht  in  Moskau.  L    Stieda 

(ruyot,  Postmeister  zu  Versailles,  kam  zuerst  auf  die  Idee  des  Katheterismus 
der  Tuba  Eustachi].  Selbst  schwerhörig,  machte  er  sich  vermittelst  einer  zinnernen, 
knieförmig  gebogenen  Röhre,  welche  er  vom  Munde  aus  angeblich  in  die  Bachen^ 
mündung  der  Tuba  Eustachii  einführte,  Einspritzungen  und  befreite  sich  auf  diese 
Weise  von  einer  katarrhalischen  Schwerhörigkeit.  Er  berichtete  hierüber  1735  der 
Pariser  Akademie  der  Wissenschaften. 

Machines  et  inventions  appronv^es  par  TAcademie  etc.  Paris  1735,  T.  IV,  Nr.  243.  — 
Lincke,  Ohrenheilkunde.  IF,  pag  73.  j^^  Lucae. 

Guyot,  Jules  G.,  zu  Paris  1807  geboren,  wurde  1833  daselbst  Doctor, 
verfasste  eine  Reihe  von  Arbeiten,  unter  denen  wir  folgende  anführen :  „  Observations 
et  rSflexions  sur  la  morsure  des  animaux  enragds"*  (Sedillot,  Recueil  p6riod. 
de  la  Soc.  de  m^.d. ,  T.  XLVIII);  zusammen  mit  Admtrault:  „Mim.  mir  1e 
aUge  du  goüt  chez  Vhomme"  (Joum.  de  chimie  m6d.,  1830)  —  „Mem.  sur  la 
fracture  du  col  du  fimur ^  et  sur  un  nouvel  appareil  etc,"  (Paris  1833)  — 
„M4m,  sur  la  staphyloraphie^  —  „Premier  mSni.  sur  Vtnfluence  thSrapeutique 
de  la  chaleur  atmosph^rique*^  (Arch.  g6n6r.,  1833 ;  nouv.  6dit.  1836)  —  n^^es 
mauvemens  de  Vair  et  de  la  pression  de  Vair  en  mouvement^  (Paris  1835)  — 
„Du  goüt  et  ses  saveurs^  (1838)  —  „Traiii  de  Vincuhatlon  et  de  son  tnfluence 
thSrapeutique*'  (1840)  —  „TraM  de  rincubation,  oti  Vemploi  de  la  chaleur  dans 
lesptaieSy  les  maladies  de  lapeiv,  etc,^  (1842).  Ausserdem  Aufsätze  in  den  Annales 
de  la  m6d.  physiol.,  Archives  g6n6r.,  Gaz.  m6d.  de  Paris,  Joum.  des  progrfes  des  sc. 
m6d.,  Revue  m6dic.  u.  s.  w.  Er  machte  verschiedene  Erfindungen,  z.  B.  einer  Pumpe, 
um  den  Mund  auszuspritzen;  ferner  erfand  er  die  „Lampes  ä  hydrogöne  liquide". 

Sachaille,  pag.  354.  —  Callisen,  VIT,  pag.  547;  XXVIII,  pag.  329.  G. 

*Guyot,  Charles-Th.-Ph.-Timoth6e  G.,  zu  Tromarey  (Haute- 
Saöne),  ist  am  21.  August  1828  zu  Cugney  (Haute-Saöne)  geboren,  studirte  in 
Besan^on  imd  Paris,  woselbst  er  1854  mit  der  These:  „De  Vimportance  de 
VappMt  et  de  la  constdSratton  des  fonctions  digestives  dans  le  traitement  des 
maladies  chroniques^  Doctor  wurde.  Er  liess  sich  zuerst  in  Paris,  später  in  dem 
obgenannten  Orte  nieder,  überreichte  dem  Institut  (1856)  verschiedene  Arbeiten, 
wie:  „UanesthSsie  du  sens  du  goüt  par  les  r&frig4rants**  und  über  die:  „An- 
estysie  ilectrique",  für  welche  letztere  er  (1859)  die  Priorität  der  Idee  in  Anspruch 
nahm.  Ausserdem  findet  sich  von  ihm  eine  Reihe  von  Mittheil nngen  im  Courier 
des  familles,  Journal  de  sant^,'  der  Presse  mMicale,  dem  Journal  des  connaiss. 
m^dic.  pratiqnes,  dem  Repertoire  de  pharmacie;  dazu  eine  Anzahl  Artikel  in 
politischen  Blättern  über  National-Oekonomie,  Social-Politik,  Physik,  Medicin  u.  s.  w. 
Er  ist  Maire  von  Tromarey  seit  18^8. 

Glaeser,  pag.  330.  G. 


712  GUrTON-MOBVEAü.  —  GWINNE. 

Guyton - Morvean ,  Louis  Bernard  G.-M. ,  geboren  zu  Dijon  am 
4.  Januar  1737,  wandte  »ieh  der  juristischen  Laufbahn  zu  und  wurde  1755 
General-Staatsanwalt  zu  Dijon.  Daneben  aber  trieb  er  mit  Vorliebe  physikalische 
und  chemische  Studien  und  tibersetzte  unter  Anderem  die  Werke  von  Bergmann, 
Scheele  und  Black.  1773  entdeckte  er  die  desinficirende  Kraft  des  Chlor, 
wortiber  er  „Nouveau  moyen  de  purifier  ahsolumerU  et  en  trls-peu  de  temps 
une  masse  d'air  infect^e^  (Dijon  1775)  veröffentlichte;  später  fasste  er  seine 
ersten  und  weitere  Versuche  darüber  in  der  Schrift  ;,  Traüd  des  moyens  de  dis- 
infecter  Fair,  d'dmter  la  contagion  ou  d'en  arr^er  les  effeta**  (Paris  1801; 
3.  ödit.  1805;  deutsch  von  F.  H.  Martens,  1805)  zusammen.  Als  Kanzler  der 
Akademie  von  Dijon  richtete  er  1774  öffentliche  Vorlesungen  über  Mineralogie, 
Medicin  und  Chemie  ein  und  las  selbst  über  den  letzteren  Gegenstand.  Den  Boden 
dazu  ebnete  er  durch  die  Veröffeatlichungen :  „Digressions  acad^iques,  ou  essats 
8ur  quelques  sujets  de  physique^  de  chimie  et  d'histotre  naturelle*^  (Dyon  et 
Paris  1772)  und  „Defense  de  volatilüS  du  phlogistique^  (Dijon  1772),  doch  gab 
er  die  in  der  letzten  Schrift  vertheidigte  STAHL^sche  Theorie  schon  in  seinen 
„Elements  de  chimie  thSorique  et  prattque  rSdigds  dans  un  nouvel  ordre**  (Dijon 
1776 — 77)  auf.  1782  schlug  er  einen  Plan  zu  einer  methodischen  Nomenclatar 
der  Chemie  vor  und  Lavoisier  vereinigte  sich  mit  ihm  und  Anderen  (Laflace, 
Monge,  Bbrthollbt  und  Fourcroy)  zur  Herausgabe  der  „Mähode  d'une  nomen- 
clature  chimique**  (Paris  1787).  Nach  dem  Ausbniche  der  Revolution  betheiligte 
er  sich  eifrigst  am  politischen  Leben ,  vernachlässigte  aber  darüber  seine  Stadien 
nicht;  er  stellte  Versuche  über  die  Lenkbarkeit  des  Luftballons  an,  wandte  sie 
an,  um  Wasser  aus  Bergwerken  zu  heben  und  suchte  sie  im  Kriege  auszunützen; 
1794  vervollkommnete  er  die  Herstellung  von  Pulver  und  Salpeter,  schrieb  über 
die  Verbrennung  des  Diamanten,  stellte  Untersuchungen  über  den  Cement  an,  wie 
über  die  Krystallisation  im  Allgemeinen  und  über  die  der  Metalle  im  Besonderen  u.  a.  m. 
Er  wurde  Professor  und  Leiter  der  lilcole  polytechnique ,  bei  deren  Gründung  er 
wesentlich  betheiligt  war  und  war  von  1800 — 1814  Director  der  Münzen,  welches 
Amt  er  nach  der  Restauration  verlor.  Er  starb  am  2.  Januar  1816.  Ausser  den 
genannten  Schriften,  einem  grösseren  Gedicht  und  juristischen  Arbeiten  veröffentlichte 
er  noch  den  I.  Band  des  „Dictionnaire  de  chimie  de  V Encydopidie  par  ordre 
des  mati^res^  (1786)  und  eine  grosse  Reihe  in  Zeitschriften  erschienener  Artikel. 

Louvet  in  Nouv.  blogr.  T.  XXH,  pag.  968  ff.    —    Hoefer,  Hist.  de  la   chimie. 
pag.  123    —  Biogr.  med.  IV,  pag.  555.  y 

Gwinne,  Matthew  G.,  in  London,   war  daselbst  geboren,    studirte  in 

Oxford,  wo  er  1593  Doctor  und  bei  der  Gründung  des  Gresham  College  der  erste 

Professor  der  Medicin  wurde  und  von  1598  an  Vorlesungen  hielt.  Im  College  of 

Physicians  bekleidete  er  von  1600  an  verschiedene  Aemter,  wurde  1605  Physieian 

des   Tower.     1607    legte   er   seine  Professur   nieder   und    begann    in  London   zu 

prakticiren.    Er   starb   im  October   oder  November  1627.    Unter   seinen  Schriften 

gehört  kaum  eine  der  Medicin  an,  vielmehr  bestehen  dieselben  in  Festreden,  einer 

Tragödie,  Versen,  oder  sind  chemischen  und  magischen  Inhalts  u.  s.  w. ;  anzuführen 

von  denselben    wäre   vielleicht:  „Aurum  von  aurum,    sive  adver saria  in  asser- 

torein    chemiae     sed    verae    medicinae    desertorem,    Fr  an,    Anthonium'' 

(London  1611). 

Aikin,  pag.  218.   —  Hutchinson,  I,  pag.  391.   —  Munk,  I,  pag.  118. 

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